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German Pages 515 [516] Year 2022
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Udo Hartmann/Frank Schleicher/ Timo Stickler (Hrsg.)
Imperia sine fine? Der römisch-parthische Grenzraum als Konflikt- und Kontaktzone
Verlag W. Kohlhammer
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Umschlagabbildung: Römische Brücke in Pira Delal, Kurdistan, Foto: Moplayer (via Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0).
1. Auflage 2022 Alle Rechte vorbehalten © W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart Print: ISBN 978-3-17-041012-1 E-Book-Format: pdf: ISBN 978-3-17-041013-8
Inhalt Vorwort .....................................................................................................................
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Frank Schleicher Kontinuität und Wandel. Die wirtschaftliche Entwicklung der nabatäischen Gebiete als Phänomen des Grenzraumes ....................................
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Thomas Brüggemann Die Institutionalisierung eines tribalen Umfeldes? Überlegungen zum römischen Umgang mit den Steppenbewohnern der Provinz Arabia Petraea im 2. Jahrhundert . ..........................................................................
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Michael Sommer Inter duo imperia. The Palmyrenes between East and West ............................
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Rubina Raja The way you wear your hat. Palmyrene priests between local traditions and cross-regional trends ....................................................................
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Lucinda Dirven Religion in Hatra and the creation of a local Parthian identity ....................... 119 Margherita Facella Velut divisione orbis cum Romanis facta: Commagene between Rome and Parthia ................................................................................................................ 151 Michaela Konrad Die Klientelkönige von Emesa: Identität und identitärer Wandel im Spiegel der materiellen Quellen ............................................................................ 173 Julia Hoffmann-Salz Lysanias, Tetrarch der Ituräer, als Klientelherrscher Roms im römisch-parthischen Grenzraum .......................................................................... 221 Ernst Baltrusch Augustus, Herodes und Syllaios: Neue Ordnungsvorstellungen und ihre Umsetzung im Grenzraum zwischen zwei Imperien ................................. 243 Giorgi Ugulava Die geopolitische Bedeutung Iberiens zwischen Rom und Parthien (35–68 n. Chr.) ........................................................................................................... 269 Timo Stickler Das Epitaph für den iberischen Prinzen Amazaspos .......................................... 289
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Inhalt
Murtazali Gadjiev Nero’s Caspian Campaign: A Fresh Look .............................................................. 313 Stefan R. Hauser Imagined Communities: Die Mesene, ein Grenzfall im Spannungsfeld moderner Vorurteile ............................................................................................... 329 Marek Jan Olbrycht The Arsakid Empire and Its Internal Structure in the First Century .............. 357 Udo Hartmann Die parthische Niederlage bei Dura-Europos ...................................................... 371 Michał Marciak Roman Itineraries and Crossing Points of the Upper Tigris in Antiquity ................................................................................................................... 413 Kai Ruffing Die Grenze zwischen dem Imperium Romanum und dem Partherreich: ein Wirtschaftsraum? .............................................................................................. 421 Andreas Klingenberg Grenzüberschreitende Religionskontakte an der Ostgrenze des römischen Reiches (Juden, Christen, Zoroastrier) ............................................. 441 Julia Wilker A Group of Its Own. Eastern Client Kings and the Imperial Elite under the Early Empire ...................................................................................................... 463 Martin Joachim Kümmel (K)eine Sprachgrenze: Westmitteliranische Varietäten im Spiegel der Nachbarsprachen ..................................................................................................... 481
Anhang Verzeichnis der Abkürzungen (Gesamtband) ..................................................... 495 Index – Namen und Sachen .................................................................................... 499 Index – Quellenstellen ............................................................................................ 507
Vorwort Die Grenzregionen Roms im Nahen Osten haben in der Vergangenheit vielfach die Aufmerksamkeit der Forschung auf sich gezogen. Dabei war die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesem Thema bisher vor allem von drei Aspekten geprägt: Erstens stand der militärische Aspekt klar im Fokus; zweitens wurde das Thema nahezu ausschließlich aus römischer Perspektive betrachtet; drittens lag der Schwerpunkt militärhistorischer Forschungen eindeutig auf der Spätantike. Diesen Ansätzen will das seit 2018 in Jena am Lehrstuhl für Alte Geschichte der Friedrich-Schiller-Universität angesiedelte Projekt Imperia sine fine? Der römischparthische Grenzraum als Konflikt- und Kontaktzone vom späten 1. bis zum frühen 3. Jahrhundert n. Chr. ganz bewusst eine Reihe weiterer Perspektiven hinzufügen. Mit der zeitlichen Fokussierung auf die Periode von Vespasian bzw. Vologaises I. um 70 n. Chr. bis zu Severus Alexander bzw. dem Untergang der Arsakidenmonarchie um 230 n. Chr. sollen hierbei aus verschiedenen Perspektiven neben der Thematik römischer Grenzsicherung die politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Veränderungen in der durch das Aufeinandertreffen zweier Imperien zum Grenzraum gewordenen Region zwischen dem Zagros-Gebirge und dem Mittelmeer analysiert werden. Das Vorhaben will aufzeigen, dass die Region stärker durch friedliche Kontakte als durch die in der Forschung häufig behandelten kriegerischen Konflikte zwischen den beiden Imperien geprägt wurde. Der Grenzraum soll dabei – unter Loslösung von einer rein romzentrierten Perspektive – konsequent aus verschiedenen Blickwinkeln als eine in vielerlei Hinsicht eigenständige Handlungszone lokaler, regionaler und imperialer Akteure betrachtet werden. Diese Grenzzone war weit mehr als nur der Schauplatz militärischer Konfrontationen zwischen Rom und Parthien. Hier fanden auch vielfältige kulturelle und religiöse Kontakte, intensive wirtschaftliche Austauschprozesse und politische Beziehungen zwischen imperialen Beamten, regionalen Herrschern und städtischen Eliten statt. Diese wurden durch die spezielle geographische Situation im Fruchtbaren Halbmond und die Jahrtausende alten Verknüpfung der einzelnen Regionen als Bestandteile der nahöstlichen Großreiche von den Assyrern bis zu den Seleukiden begünstigt. Die regionalen Mächte wie die Kommagene, Hatra, Palmyra, Emesa oder das Nabatäerreich lassen sich dabei einerseits als Zentren einer eigenständigen Kultur beschreiben, sie waren andererseits aber auch Teil einer kulturellen und wirtschaftlichen eng verflochtenen Gemeinschaft, die den gesamten Fruchtbaren Halbmond umfasste und die die imperialen Grenzen zwischen Rom und Parthien nicht trennte. Schließlich traten diese regionalen Mächte auch als eigenständige Akteure in den Beziehungen der beiden Imperien auf. In Zusammenarbeit mit Kooperationspartner:innen aus verschiedenen Disziplinen werden hierfür die unterschiedlichen Quellengattungen, die griechisch-lateinische Überlieferung, die orientalischen literarischen Traditionen,
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Vorwort
dokumentarische Quellen und archäologische Zeugnisse der nahöstlichen Kulturzentren ausgewertet. Dabei können zwei gegenläufige Aspekte herausgearbeitet werden: Zum einen prägten die Imperien im Untersuchungszeitraum ihre Peripherien durch machtpolitische, militärische und rechtliche Parameter, zum anderen wurde der Raum auf beiden Seiten der Grenze von lokalen und regionalen Kräften als ein zusammengehöriger Kulturkreis sui generis verstanden und gestaltet. Die politischen Kräfte des imperialen Zentrums und die regionalen Akteure der Peripherie arbeiteten nicht stets auf das gleiche Ziel hin, doch übten sie maßgebende Einflüsse auf die Grenzregionen aus. Die Untersuchung der wechselseitigen Interaktionen dieser beiden Kräfte im Rahmen des Projektes wird zu einem tieferen Verständnis sowohl der besonderen historischen Entwicklungen als auch des imperialen Handelns in den Grenzregionen führen. Im Rahmen des Projektes fand vom 18. bis 20. September 2018 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena im altehrwürdigen, seit 1561 von der Universität genutzten Haus „Zur Rosen“ ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Ernst-Abbe-Stiftung geförderter Workshop einer interdisziplinären Arbeitsgruppe statt. Der vorliegende Band versammelt nun die Vorträge der Tagung und Untersuchungen Jenaer Forscher zum Themenfeld. Inhaltlich decken die Beiträge den Untersuchungsraum sowohl in zeitlicher als auch regionaler Hinsicht in seiner vollen Breite ab. Neben Forschungen zum römischen Nahen Osten war es uns wichtig, auch der parthischen Seite breiten Raum zu geben, um diesem Blickwinkel auf die Region stärkeres Gewicht zu geben. Zur Einordnung der Prozesse in einen breiteren historischen Kontext erschien es zudem sinnvoll, sowohl räumlich etwas weiter auszugreifen und etwa auch den Kaukasus miteinzubeziehen als auch inhaltlich über die historische Betrachtung hinauszugehen. So beschäftigen sich die hier präsentierten Beiträge mit kulturellen, archäologischen, religiösen und sprachlichen Aspekten in den Regionen vom Roten bis zum Kaspischen Meer. Frank Schleicher begegnet in seinem Beitrag der Auffassung, die Umwandlung des Klientelreiches der Nabatäer in die provincia Arabia im Jahr 106 habe eine maßgebliche Zäsur dargestellt, die das Ende einer eigenständigen nabatäischen Kultur einläutete. Archäologische Forschung zeigen eher Kontinuitäten und einen langsamen Wandel, als dessen Urheber nicht der Wechsel des politischen Systems, sondern vielmehr Prozesse der Sesshaftwerdung der vormals zu großen Teilen nomadisch lebenden Bevölkerungsgruppen zu erkennen sind. Thomas Brüggemann stellt die Frage nach der römischen Durchdringung des zwischen Syrien, den Nabatäern und Judaea liegenden Ḥaurān, in dem die Stammesgesellschaften traditionell immer eine bedeutende Rolle spielten. In der Untersuchung sowohl griechischer als auch safaïtischer epigraphischer Zeugnisse wird dazu ein Bild des römischen Umganges mit den Nomaden skizziert, in dem der στρατηγὸς νομάδων als ein über eine doppelte Identität verfügender „Verbindungsoffizier“ eine wesentliche Rolle einnimmt.
Vorwort
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Michael Sommer verteidigt in seinem Beitrag die bei Plinius (NH 5, 88) überlieferte und in der Forschung zumeist abgelehnte Vorstellung einer Sonderstellung Palmyras zwischen den beiden großen Imperien. Anhand dieses konkreten Falls warnt der Autor generell vor modernem Schubladendenken und betont den Umstand, dass moderne Konzepte von Nationalität bei der Untersuchung der Alten Welt wenig hilfreich sind. Rubina Raja zeigt in ihrem Beitrag anhand der bildlichen Zeugnisse aus Palmyra auf, dass auf religiöser Ebene sehr viel stärkere kulturelle Kontinuitäten bestanden als im privaten Umfeld. Anhand der konservativen Repräsentationsformen der Priester gelingt es ihr, die Bedeutung der lokalen Eliten herauszuarbeiten und sie so im religiösen Raum als Träger einer durch lokale Traditionen geprägten palmyrenischen Kultur zu charakterisieren. Lucinda Dirven begegnet dem forschungsgeschichtlichen Problem, dass der Begriff „Parthisch“ zunehmend rein deskriptiv gebraucht und die Existenz einer parthischen Kultur verneint wird. Am konkreten Beispiel Hatras zeigt sie auf, wie sehr die Peripherie des parthischen Imperiums vom Zentrum beeinflusst wurde. Ein Beispiel ist die Existenz des dynastischen Kultes der Arsakiden in der Stadt, der sich archäologisch in Form eines dynastischen Feuertempels durch den quadratischen Anbau hinter dem Iwankomplex fassen lässt. Margherita Facella untersucht in ihrem Beitrag kulturelle Austauschprozesse in der Kommagene und die spezielle Rolle des Euphrats als Grenzfluss. Besonders die Stadt Zeugma und ihre materielle Kultur verweisen auf einen intensiven Austausch in nordsüdlicher Richtung. Mesopotamische Einflüsse waren hier stark ausgeprägt. Auch Parthisches lässt sich erkennen, doch scheinen diese Einflüsse indirekt über angrenzende Lokalkulturen vermittelt worden zu sein. Michaela Konrad betrachtet die Herrscher von Emesa im Spannungsfeld der Großmächte und setzt hierbei am Ensemble um das Grabmal des C. Iulius Samsigeramus (78/79 n. Chr.), der Familiengrablege der emesischen Klientelfürsten, an, um einen Überblick zu deren Herrschaft und zum Aufstieg emesenischer Eliten bis in das römische Kaiserhaus zu geben. Die archäologischen Funde des Komplexes verweisen auf ganz unterschiedliche kulturelle Beeinflussungen bis hin zu den Kušan in Zentralasien, nicht jedoch auf eine „parthische Kunst“. Dies demonstriert den Zugriff der Eliten der Stadt auf diese weitreichenden kulturellen Ausdrucksformen, der durch deren Lage an der Kreuzung wichtiger Fernhandelswege bedingt war. Die lokale Elite Emesas, die zu einem besonders zuverlässigen Bündnispartner Roms wurde, war aktiv bestrebt, sich im römischen Gefüge fremdartig und anders zu geben, da gerade die durch die besondere Lage und die daraus resultierenden Kontakte gebildete Alterität die Grundlage der römischen Wertschätzung bildete. Ausgehend von der Beobachtung, dass die Herrscher von Chalkis in den antiken Quellen eine ausgesprochen negative Bewertung als arabische Räuber erfahren, stellt sich für Julia Hoffmann-Salz die Frage nach dem Selbstverständnis
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Vorwort
und der Selbstdarstellung der Ituräer. Sie zeigt, dass die Herrscher dank der Kontrolle wichtiger Handelsrouten für Rom attraktive Partner waren, sich durchaus hellenistisch gaben und sich durch Nutzung ihrer Optionen zusätzliche Handlungsspielräume zu verschafften wussten. Die Konkurrenz zu den benachbarten Herrschaften sorgte aber für das negative Bild in der Überlieferung, insbesondere bei Josephos. Die Lage zwischen Rom und Parthien ermöglichte die ituräische Selbstständigkeit, konnte im Konfliktfall aber auch zur Gefahr werden. Ernst Baltrusch widmet seinen Beitrag der Konkurrenz zwischen Juden und Nabatäern zur Zeit des Augustus. Dies umfasst die Betrachtung der rechtlichen Einbindung beider Staatswesen in die Struktur des Imperium Romanum, das diverse Bindungsformen überwölbte. Die Klientelfürsten nahmen ihre entscheidende Rolle innerhalb der durch ein gewissermaßen neues und von Augustus durchgesetztes Völkerrecht geprägten Strukturen an und wurden zuverlässige Stützen der römischen Herrschaft in der Region. Giorgi Ugulava beschäftigt sich mit der geopolitischen Rolle Iberiens und dessen Funktion als Pufferstaat zwischen Rom und Parthien. Das Reich war als Verbündeter Roms im Kaukasus besonders deshalb interessant, weil es über eine starke kulturelle und wirtschaftliche Orientierung in Richtung Parthien verfügte. Da sich die Iberer zumeist als treue Verbündete Roms erwiesen, konnte diese Orientierung von Rom wirksam zum eigenen Vorteil genutzt werden. Timo Stickler untersucht die (heute verlorene) Grabinschrift des iberischen Prinzen Amazaspos und beleuchtet die Bedeutung der kaukasischen Klientelfürsten für Rom wie umgekehrt den Einfluss des Imperiums auf die Eliten der peripheren Klientelstaaten. Die Persönlichkeit des Verstorbenen wird in einen griechisch-römischen Kontext gesetzt, seine Zugehörigkeit zum kaiserzeitlichen orbis Romanus durch die Auswahl entsprechender literarischer Bilder und Motive evoziert. Ebenfalls den Kaukasus nimmt Murtazali Gadjiev in den Blick. Hierbei wird besonders die Funktion der Region als Bollwerk gegen die nordkaukasischen Reiternomaden betont. Der Schutz der zivilisierten Welt vor den Übergriffen der mobilen ‚Barbaren‘ war für Römer und Parther gleichermaßen wichtig, bewirkte aber nur selten unmittelbare militärische Aktionen. Neros Plan eines Kriegszuges in den Kaukasus zur Sicherung dieses Grenzabschnittes und (nach dem faktischen Verlust Armeniens) der Etablierung direkter Herrschaft in diesem Gebiet ist ein Beispiel für große imperiale Pläne, deren Umsetzung letztlich scheiterte. Stefan Hauser zeigt am Beispiel der Mesene die Gefahr voreiliger Schlüsse in der Wissenschaft: In Anbetracht einer lückenhaften Quellenlage zum römischparthischen Grenzraum sollte man die hier wirkenden Loyalitäten stets differenziert betrachten. Im Zentrum steht die Frage, ob die Mesene in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts grundsätzlich vom arsakidischen König der Könige unabhängig war oder ob die Selbständigkeit der Region vom Zug Trajans bis ins Jahr 151 nur durch die Verbindung zum Imperium Romanum gesichert werden konnte. Hauser zeigt zunächst, dass es für die These, die Mesene sei in dieser
Vorwort
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Periode ein römisches Klientelreich gewesen, keine Belege gibt. Anhand von numismatischen Zeugnissen und der Inschrift am sogenannten Herakles von Mesene wird anschließend die Idee einer mesenischen Unabhängigkeit betrachtet und der Konflikt zwischen dem Arsakiden Vologaises III. und dem mesenischen König im Jahr 151 als innerarsakidischer Machtkampf gedeutet. Marek Jan Olbrycht beschäftigt sich dann mit den inneren Strukturen des Partherreiches und deren Konsequenzen für die Auseinandersetzungen mit dem Imperium Romanum. Grundsätzlich gab es im Parthischen Imperium stets innerarsakidische Machtkämpfe zwischen Indo- und Westparthien, die auf die Absetzung der westlichen Arsakiden zielten. Auch die Erhebung des Sāsāniden Ardaxšīr I. sei als Revolte gegen die westlichen Arsakiden zu verstehen. Die innerarsakidischen Konflikte müssen aufgrund ihrer Wirkmächtigkeit auch bei der Betrachtung der römisch-parthischen Kriege stärker berücksichtigt werden. Udo Hartmann betrachtet mit der Schlacht von Europos eine Episode des römisch-parthischen Krieges unter Lucius Verus. In Auseinandersetzung mit der in der neueren Forschung vertretenen Lokalisierung der Schlacht bei Karkemiš identifiziert er die Stadt Dura-Europos am Mittleren Euphrat als Ort des Ereignisses. Hier versuchte der König der Könige vergeblich, den römischen Vormarsch zu stoppen und seine Legitimität als Herrscher zu festigen. Der parthische Misserfolg, der mit dem Verlust der Festung Dura-Europos verbunden war, verhinderte schließlich auch eine weitere Konsolidierung parthischer Macht an der Westgrenze und führte hier zur Dominanz Roms. Der Beitrag zeigt zugleich die strukturellen Schwächen des arsakidischen Imperiums auf: Der König der Könige war stets auf die Treue und Heeresfolge seines Adels angewiesen. Michał Marciak beschäftigt sich mit den Aspekten der Infrastruktur und der lokalen Topographie der Region am Oberen Tigris. In Zentrum seines Beitrags steht vor allem der Übergang Trajans mit seinem Heer über den Oberen Tigris und die Frage, an welchem Punkt dieser am ehesten stattgefunden haben könnte. Kai Ruffing nimmt die wirtschaftlichen Aspekte des römisch-parthischen Grenzraumes in den Blick. Vor allem die Stationierung einer großen Zahl römischer Soldaten führte zu sozialen und ökonomischen Veränderungen. Größere Nachfrage nach lokalen Produkten und der stete Zustrom großer finanzieller Mittel in Form des Soldes stimulierte die Wirtschaft des Grenzraumes. Die Anwesenheit der Soldaten selbst sorgte für Sicherheit und erhielt so den Wohlstand, weswegen die periphere Lage besondere Möglichkeiten bot, die im Binnenraum nicht gegeben waren. Andreas Klingenberg widmet sich in seinem Beitrag den grenzübergreifenden Religionsgruppen: Juden, Christen und Zoroastriern. In der auf Routen und Regionen fokussierten Darstellung werden zahlreiche und vielfältige Kontakte über die imperialen Grenzen hinweg herausgestellt, die einmal mehr die Durchlässigkeit des Grenzraumes für den religiösen Austausch bezeugen. Julia Wilker untersucht die Epoche des sich abzeichnenden Endes der Klientelherrschaften als Instrument römischer Politik. Dabei werden die abhängigen
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Vorwort
Dynasten als eine eigene, klar definierte Gruppe betrachtet. Sie waren weder ausschließlich römische Spielfiguren noch freie Akteure. Besonders im Verlauf des 1. Jahrhunderts zeigt sich eine Gruppenidentität der Dynasten als bestimmend, die nicht etwa zu ständig stärker werdender Integration in die römische Oberschicht führte, sondern zu zunehmender Prominenz dynastischer Selbstdarstellung. Der Niedergang der Klientelherrschaften als Instrument römischer Politik lag auch am Verlust der besonderen Rolle der Dynasten als Mittler zwischen Römern und Parthern. Martin Joachim Kümmel untersucht schließlich Sprachkontakte im westmitteliranischen Raum. Dabei werden speziell der Einfluss der westmitteliranischen Varietäten (Mittelparthisch und Mittelpersisch) auf das Aramäische, Griechische, Armenische, Georgische und Alwanische betrachtet wie auch deren umgekehrter Einfluss und die Zeit der Kontakte thematisiert. Unter parthischer Herrschaft lässt sich in den früheren Kontakten eine gewisse Dominanz parthischer sowie eigentlich nordwestiranischer Sprachen erkennen. Die versammelten Forschungsbeiträge zeugen von den zahlreichen Verschränkungen imperialer Politik und regionaler Entwicklung in den kulturellen Zentren des Grenzraums zwischen Rom und Parthien. Sie zeigen die vielfältigen politischen, kulturellen, wirtschaftlichen und religiösen Mechanismen auf, die innerhalb der Konflikt- und Kontaktzonen zwischen dem Imperium Romanum und dem Parthischen Reich wirksam wurden. Die Beiträge erweisen zugleich auch die Fruchtbarkeit einer Abkehr vom bislang dominanten Forschungsparadigma einer römischen Perspektive auf die historischen Veränderungen im Nahen Osten in den ersten drei nachchristlichen Jahrhunderten: Neben der Sicht der römischen Kaiser sollten immer auch die Leitlinien parthischer imperialer Politik und die Handlungsoptionen und Ziele der Herrscher und Eliten regionaler Zentren in den Blick genommen werden, um die historischen Prozesse zu analysieren. Zahlreiche, in den Beiträgen angesprochene, aber letztlich nicht immer zu beantwortende Fragen zeigen, dass die intensive Untersuchung dieses Grenzraumes und seiner regionalen Zentren sowie seiner unterschiedlichen literarischen und epigraphischen Überlieferungen und archäologischen Zeugnisse auch in Zukunft großes Erkenntnispotential bietet. Weiter diskutiert werden sollten insbesondere Konzepte imperialer Grenzen sowie von direkter und indirekter Herrschaft, das Verhältnis von Nomaden und Sesshaften an den Steppengrenzen, das Verhältnis von regionaler und imperialer Kultur, also die Konzepte der Hellenisierung und Romanisierung sowie die kulturellen und politischen Beeinflussungen der Peripherien durch die Parther. Die Beiträge dieses Bandes sind also auch als Anregung zur weiteren Diskussion über diesen einzigartigen kulturellen Raum gedacht. Jena, am 1. Februar 2022 Udo Hartmann – Frank Schleicher – Timo Stickler
Kontinuität und Wandel. Die wirtschaftliche Entwicklung der nabatäischen Gebiete als Phänomen des Grenzraumes Frank Schleicher (Jena)
Imperia sine fine trifft wohl kaum an einer anderen Stelle des römischen Orients besser zu als im äußersten Südosten, der Provinz Arabia, deren Grenze in den Wüsten der arabischen Halbinsel und den Steppen Syriens auslief, ohne dass auf der anderen Seite ein Staatswesen Anrainer gewesen wäre. Zudem verbindet sich hier die Forschung zur Praxis der indirekten Herrschaft mit demjenigen Klientelreich, das länger als jedes andere ununterbrochen mit dem Imperium Romanum verbunden war. Dieser Beitrag soll folglich dazu dienen, die Nabatäer und deren Entwicklung vom ersten Jahrhundert v. Chr. bis zum zweiten Jahrhundert n. Chr. vorzustellen. Behält man den Begriff der ‚Grenze‘ im Blick, der das verbindende Element dieser Tagungsbandbeiträge ist, dann fällt in diese Epoche mit der Umwandlung des indirekt beherrschten Klientelreiches in eine direkt verwaltete Provinz ein Ereignis, das auf den ersten Blick die römische Grenzlinie hunderte Kilometer weiter nach Osten und Südosten zu verschieben scheint.
Einleitung In 106 CE, by order of Emperor Trajan, the territory that belonged to the Nabataeans was turned into a Roman province by the governor of Syria. The ancient lands of the Nabataeans were administrated by a legate and the capital was changed from Petra to Bosra. The area became a border occupied by the military and Nabataean civilization fell into gradual decline until it completely disappeared in the middle of the 4th century CE.1
Die hier jüngst von Francisco del Río Sánchez so negativ formulierte Aussage kann vielleicht auf die schriftlichen Zeugnisse der nabatäischen Kultur (Inschriften und Papyri) bezogen werden, gilt aber, das zeigen besonders die archäologischen Erkundungen der letzten Jahrzehnte, keinesfalls für die Zivilisation und die Kultur der Bevölkerung der Region selbst. Hier lässt sich nicht nur Kontinuität in der Besiedelung bis in die arabische Zeit, sondern auch eine wirtschaftliche Blüte seit dem ersten Jahrhundert n. Chr. erkennen, von der große Teile der Bevölkerung profitieren konnten. Sicherlich gingen mit der Etablierung direkter 1
Río Sánchez 2015, 31.
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römischer Herrschaft zahlreiche Veränderungen wie die Verbreitung der Rechtstradition und des Steuerwesens in den Gebieten des ehemaligen Nabatäerreichs einher, doch bedeutete dies keinen kulturellen Bruch an sich. Nabatäische ‚Identität‘, um diesen Begriff mit aller Vorsicht zu verwenden, nahmen die südarabischen Handelspartner noch im dritten Jahrhundert wahr, welche die Nabatäer nach wie vor als Stamm mit Herrschaftsrechten wahrnahmen.2 Ein arabischer Historiker erwähnt gar einen nabatäischen Markt in Medina im vierten Jahrhundert.3 Auch überlebten Teile der nabatäischen Rechtstradition bis in byzantinische und früharabische Zeit hinein.4 Kontinuität zeigt sich auch in religiösen Traditionen: In der wichtigen Handelsstadt Oboda (im Negev) zum Beispiel waren es Menschen mit typisch nabatäischen Namen, die im dritten Jahrhundert den Tempel des lokalen Gottes wieder aufbauten.5 Während man noch vor einigen Jahrzehnten glaubte, dass typisch nabatäische Kulturerscheinungen wie die hochwertige Keramik in der Mitte des zweiten Jahrhunderts verschwanden, kann man deren Spuren heute bis ins dritte Jahrhundert und sogar darüber hinaus verfolgen.6 Auch die nabatäische Sprache hielt sich in abgelegenen Regionen wie dem Sinai noch bis in diese Zeit.7 Zwar sind auch noch spätere nabatäische Inschriften erhalten wie jene in Madāʾin Ṣāliḥ, doch lässt der Kontext keine nabatäische Kultur mehr erkennen. Lediglich die Schrift, aus der später das Arabische hervorgehen sollte, war hier weiterverwendet worden.8
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So in der sabäischen Inschrift Riyām 2006–17. Siehe dazu Schiettecatte/Arbach 2016. In einer weiteren (wenngleich recht frühen) palmyrenischen Inschrift aus dem Jahr 132 bezeichnet sich der Verfasser als Nabatäer (CIS 2.3, 3973: nbṭyʼ). Auch Ammianus Marcellinus erwähnt noch die Nabatäer als Volksgruppe (Amm. Marc. 14, 8, 13). Ibn Saʼd 1, 1, 45 f. (dazu Abbot 1939, 9). Healey 1993, 210. Zur nabatäischen Rechtstradition: Cotton 2009. Negev 1983, 154 ff. Stephan Schmid (z. B. 2000, 38 f.; 1996) will die nabatäische Feinkeramik bis ins 3. und 4. Jhd. verbreitet wissen. Dem folgt Fiema 2003, 51. Keramik der sog. Phase 4 fand sich sogar in Zerstörungshorizonten des Erdbebens von 363 (Stucky 1992, 133–136). Negev 1983, 160; 1982. Die letzte bekannte nabatäische Inschrift stammt aus Madāʼin Ṣāliḥ und wurde 355 oder 356 n. Chr. gesetzt. Siehe dazu Altheim/Stiel 1968, 305–309. Hier wird zwar nabatäische Schrift verwendet, aus der später auch die früharabische Schrift hervorging, doch ist der Kontext der Inschrift sonst nicht nabatäisch (Healey 2009, 7).
Kontinuität und Wandel
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Die nabatäische Kultur verschwand also nach der Provinzialisierung nicht plötzlich, vielmehr müssen langfristige und tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen stattgefunden haben, die kaum durch einen Wechsel des politischen Systems zu erklären sind. Solche Veränderungen sind eher in einem grundsätzlichen Wandel der Lebensweise zu suchen. Genauer gesagt wird es sich um Prozesse gehandelt haben, die aus den zu großen Teilen nomadisch lebenden Bevölkerungsgruppen sesshafte Bewohner des Imperium Romanum machten. Dass solche tiefgreifenden Wandlungen innerhalb weniger Jahrzehnte vonstattengingen, ist ebenso unwahrscheinlich, wie die Vorstellung, dass sie durch den Akt römischer Provinzialisierung ausgelöst wurden. Ganz im Gegenteil: Nach
Abb. 1:
Das Reich der Nabatäer im 1. Jhd. n. Chr.
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Ansicht des Verfassers müssen diese Prozesse schon weit fortgeschritten gewesen sein, damit die Provinzialisierung für Rom überhaupt als interessantes und lohnendes Projekt erscheinen konnte. Urbanisierung und infrastrukturelle Entwicklung sind hier die entscheidenden Schlagworte. Es müssen freilich langfristige und vielschichtige Prozesse gewesen sein, die zu solch radikalen Ergebnissen führten. Wir wollen uns im Folgenden mit den wirtschaftlichen Aspekten beschäftigen, die als Grundlage der gesamten Entwicklung zu betrachten sind. An dieser Stelle sollen nicht die Gründe diskutiert werden, die Trajan zur Provinzialisierung der Nabatäer bewegten. Dennoch muss ein Aspekt herausgegriffen werden, um die folgende Argumentation daran zu binden. In der internationalen Forschung ist die Ansicht weit verbreitet, dass die Annexion des nabatäischen Klientelreiches nach dem Tod Königs Rabbʼīl II. zu Beginn des Jahres 106 n. Chr. erfolgte.9 Da der Prozess relativ friedlich verlief – es scheint nur kleinere lokale Widerstände gegeben zu haben –, geht man heute davon aus, dass große Teile der Bevölkerung mit der Annexion einverstanden waren.10 Der Grund für dieses Einvernehmen wird von der Forschung gern in einem breiten wirtschaftlichen Niedergang gesehen, der aus der Verlagerung der großen überregionalen Handelswege von den Landwegen Arabiens hin zum Seehandel über das Rote Meer resultiert hätte.11 Bereits seit Beginn der 1990er Jahre äußert Robert Wenning Kritik an dieser Ansicht. Er vertritt die These, dass es unter der Herrschaft Rabbʼīls II. keineswegs zu einem wirtschaftlichen Verfall kam, sondern im Gegenteil ein Aufschwung stattfand, der zu einer Intensivierung staatlicher Strukturen führte. Gewisse ‚Nationalisierungstendenzen‘, die mit dieser Entwicklung einhergingen, hätten
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Zu Rabbʼīl II. siehe z. B.: Шифман 2007, 35 f.; Machowski 2007, 42 u. 144; Taylor 2001, 73. Zu den wirtschaftlichen Gründen dieser ‚Zustimmung‘ siehe z. B. Funke 1989, 12 ff. Für eine kritische Diskussion der Strabo-Stelle (16, 4, 24), an der es um die Verlagerung des Handelsweges weg von Leuke Kome und den damit verbundenen postulierten wirtschaftlichen Niedergang geht, siehe Graf 1994, 266. Im Periplus Maris Erythraei (19) war Leuke Kome immerhin noch so wichtig, dass hier ein militärischer Posten unterhalten wurde. Petra blieb als städtisches Zentrum solange bedeutend, bis sich im 4. Jhd. die Handelswege entscheidend veränderten (Fiema 2003; 2002). Johnson 1987, 30 ff., hat zuerst die Idee entwickelt, dass die Reaktion der Nabatäer auf die erhöhte Konkurrenz der Seewege darin bestand, dass sie die Landhandelswege intensiver erschlossen und ausbauten (dazu Fiema 2003, 41). In dieses Bild fügt sich die Gründung von z. B. Hawara sehr gut ein. Gerade im 1. und 2. Jhd. stieg die Nachfrage nach Weihrauch im Imperium derartig an, dass eine zweite Ernte nötig wurde. Da die Monsunwinde nur im Herbst (Oktober) den Transport von Südarabien nach Ägypten über den Seeweg ermöglichten, eine ganzjährige Versorgung der Märkte des Reiches aber sichergestellt werden musste, behielten die Landwege in dieser Zeit ihre Bedeutung (Johnson 1987, 28 ff.). Durchaus wahrscheinlich ist es zudem, dass sich die Nabatäer auch an den Seehandelsrouten beteiligten: Peripl. m. Eryth. 21 nennt Massen arabischer Schiffsbesitzer im Hafen von Muza.
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nun zur stärkeren Entfremdung vom Imperium Romanum geführt. Um einer nabatäischen Erhebung zuvorzukommen, seien die Römer schließlich im Jahr 106 n. Chr. präventiv militärisch aktiv geworden.12 Ein präventives Eingreifen der Römer erscheint m. E. nicht sehr wahrscheinlich und ob man straffe staatliche oder religiöse Strukturen mit Nationalisierungstendenzen in Zusammenhang bringen kann, soll hier nicht diskutiert werden. Sicher ist aber, dass es innerhalb des Nabatäerreichs eine langfristige Entwicklung gab, die zu einem Aufschwung in der Landwirtschaft führte. Mit dem Wachstum des Agrarsektors stieg der Wohlstand für breitere Bevölkerungsschichten. Mit besseren Versorgungsmöglichkeiten ergaben sich natürlich auch für das Königtum neue Handlungsspielräume. Die wirtschaftliche Entwicklung regte seinerseits die Genese von zentralen Verwaltungsinstitutionen und Prozessen an. Nun entstanden im Grunde diejenigen Strukturen, welche die Region als Provinz erst interessant erscheinen ließen. Der Handel mag für die Nabatäer eine wichtige Rolle gespielt haben, aber wie für die antiken Verhältnisse generell muss auch für sie gelten: Die Landwirtschaft war die Grundlage des wirtschaftlichen Lebens. Sicherlich wurden wirtschaftliche und soziale Prozesse durch die Funktionsweise der neuen römischen Verwaltung beeinflusst, aber man sollte der Provinzialisierung vielleicht nicht die übermächtige Bedeutung beimessen, wie dies die Forschung in der Vergangenheit tat. War sie wirklich eine derart einschneidende Zäsur? Oder muss sie nicht eher als Phänomen eines langfristigen Prozesses angesehen werden, der die nabatäische Gesellschaft von innen heraus gestaltete? Ich möchte in dieser Untersuchung sich gegenseitig bedingende langfristige Entwicklungen aufzeigen. Die Provinzialisierung erscheint hierbei nicht als eine Zäsur, sondern lediglich als ein Schritt neben anderen auf dem Weg hin zu gesellschaftlicher Entfaltung. Diese Prozesse waren vor allem durch Kontinuitäten geprägt, die sich – dank der Ergebnisse neuerer archäologischer Forschungen – besonders gut auf wirtschaftlichem und siedlungshistorischem Gebiet erkennen lassen.
Wirtschaftliche Prosperität Eines der auffälligsten wirtschaftlichen Phänomene war die Intensivierung der Landwirtschaft. Diese macht sich besonders in der Zeit der römischen Provinz bemerkbar mit großer Blüte in byzantinischer Zeit. Der Prozess selbst begann aber schon im ersten Jahrhundert v. Chr., wurde aber besonders während der 12
Wenning 1993.
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Regierungszeit Rabbʼīls II. (70–106 n. Chr.) gefördert. Um die Entwicklung besser beschreiben zu können, muss hier ein wenig ausgeholt werden: Ursprünglich waren die Nabatäer Nomaden, die ihren Lebensunterhalt allerdings nicht nur mit Weidewirtschaft, sondern bereits auch früh mit Handel bestritten.13 Hieronymos von Kardia berichtet am Ende des vierten vorchristlichen Jahrhunderts: Einige züchten Kamele, andere Schafe, und weiden sie in der Wüste. Es gibt viele arabische Stämme, die die Wüste als Weideland nutzen; diese (die Nabatäer) aber übertreffen alle anderen bei weitem an Wohlstand. […] Denn nicht wenige von ihnen bringen Weihrauch und Myrrhe sowie die wertvollsten Gewürze hinunter ans Meer, die sie sich von denen beschaffen, die sie aus dem sogenannten ‚Glücklichen Arabien‘ bringen.14
Nur folgerichtig war es, dass die Nabatäer mit zunehmendem Wohlstand und wachsender Machtausdehnung versuchten, besonders die wichtigen Handelswege der Region zu kontrollieren und zu sichern. Wohlstand konnte man aus diesen Wegen nur gewinnen, wenn auf ihnen auch Waren transportiert wurden, die zum Beispiel Zolleinnahmen garantierten.15 Aber auch die Versorgung der Reisenden dürfte für die Bewohner ein lukratives Geschäft gewesen sein. Bereits im dritten Jahrhundert v. Chr. beherrschten die Nabatäer den südlichen Teil des Ḥaurān und kontrollierten mit dem Wādī Sirḥān einen wichtigen Karawanenweg nach Mesopotamien und an den Persischen Golf.16 Obwohl es heute als sicher gelten kann, dass ein Teil der nabatäischen Gesellschaft bereits im zweiten Jahrhundert v. Chr. dem Ackerbau nachging,17 13 14
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Zum Ursprung der Nabatäer siehe bes. Graf 1990, 45–75 u. Milik 1982, 261–265. Diod. 19, 94, 4 f. (Fischer 1906): τρέφουσι δ᾽ αὐτῶν οἱ μὲν καμήλους, οἱ δὲ πρόβατα, τὴν ἔρημον ἐπινέμοντες. οὐκ ὀλίγων δ᾽ ὄντων Ἀραβικῶν ἐθνῶν τῶν τὴν ἔρημον ἐπινεμόντων οὗτοι πολὺ τῶν ἄλλων προέχουσι ταῖς εὐπορίαις, τὸν ἀριθμὸν ὄντες οὐ πολὺ πλείους τῶν μυρίων: εἰώθασι γὰρ αὐτῶν οὐκ ὀλίγοι κατάγειν ἐπὶ θάλασσαν λιβανωτόν τε καὶ σμύρναν καὶ τὰ πολυτελέστατα τῶν ἀρωμάτων, διαδεχόμενοι παρὰ τῶν κομιζόντων ἐκ τῆς Εὐδαίμονος καλουμένης Ἀραβίας. Speidel 2019, 55. Funke 1989, 3; Bowersock 1983, 154–159; Wenning 1987, 114 f. Zur Präsenz im Ḥaurān siehe auch Peters 1977. Bemerkenswert erscheint, dass es in nabatäischer Zeit scheinbar keinen direkten Karawanenweg zwischen Bostra und Petra gab (Borstad 2008). Die Direktverbindung entstand erst mit der Via Nova Traiana. Die Warenströme im Nabatäerreich liefen also nicht zentral über die Hauptstadt Petra. Bouchaud 2015, 114. So spricht Diodor an einer anderen Stelle (3, 43, 4 [Vogel 1888]) von nabatäischen Dörfern: Παραπλεύσαντι δὲ ταύτην τὴν χώραν ἐκδέχεται κόλπος Λαιανίτης, περιοικούμενος πολλαῖς κώμαις Ἀράβων τῶν προσαγορευομένων Ναβαταίων. Der Text geht hier auf Agatharchides von Knidos zurück (siehe dazu Hackl/Jenni/Schneider 2003, 437). Zu allen Zeiten hat es in weiten Teilen des Nahen Ostens eine ‚gemischte Ökonomie‘ aus nomadischen und agrarischen Elementen gegeben (Hopkins 2003; Palmer 2001). Das gilt auch für die nabatäischen Gebiete. Auch im Periplus maris Erythraei (20) lautet es, dass die Bevölkerung des inneren Arabiens in Dörfern und Zeltlagern lebt, wenngleich auch hier ausdrücklich nicht von den Nabatäern, sondern von anderen Bevölkerungsgruppen gesprochen wird.
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scheint der Feldbau gegenüber der Weidewirtschaft und auch den Handelsinteressen zunächst zurückgestanden zu haben. Erst später rückte er in den Fokus eines breiteren Interesses.18 Ein frühes Bespiel für bewusste staatliche Erschließung potentiell nutzbarer Regionen ist die Wüstenstadt Hawara (mod. Humayma), die von Aretas III. oder IV. im ersten Jahrhundert v. Chr. gegründet wurde.19 Der Grund für die Einrichtung des neuen Ortes war die Kontrolle beziehungsweise Erschließung neuer Handelswege durch die Ḥismā-Wüste. Landwirtschaftliche Aspekte waren hier zunächst nur eine sekundäre Notwendigkeit, um die Versorgung des jungen Ortes zu sichern. Wie gering die Bedeutung der Landwirtschaft noch zur Zeitenwende war, zeigen Berichte über den Ḥaurān: Die Einkünfte aus dem herodianischen Teil des Ḥaurān betrugen beim Tod des Herodes im Jahr vier v. Chr. gerade einmal 100 Talente pro Jahr. Damit war dieses Teilreich, obgleich in der Fläche nicht kleiner, der wirtschaftlich schwächste der drei Erbteile des bedeutendsten römischen Klientelreichs.20 Mit aller gebotener Vorsicht glaube ich, diese Voraussetzung auch für die nabatäischen Teile der Region annehmen zu können.21 Für den südlichen Ḥaurān berichtet Flavius Josephus, dass im Jahr 30 v. Chr. z. B. die Auranitis (mod. Ǧabal ad-Durūz, Saceea und Nuqra) – mit dem Handelsposten Bostra – für lediglich 50 Talente von Zenodoros von Chalkis an die Nabatäer verkauft wurde.22 Bezeichnend ist hier das Urteil David Grafs: „The emphasis on the 18
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Die frühesten Belege für nabatäische Landwirtschaft in der Gegend von Petra stammen aus dem späten 2. u. frühen 3. Jhd. v. Chr. (Kolb/Keller 2001). Grundsätzlich muss man davon ausgehen, dass nicht alle Nabatäer im Handel tätig waren, sondern auch ein Teil Lebensmittel produzierte, um die Gemeinschaft zu versorgen. Zu diesem Zweck wurde bereits früh in der Umgebung von Petra Landwirtschaft betrieben (Tholbecq 2013). „Several results support the idea that farming was well developed in the centre of Petra from the early beginning of the Nabataean occupation” (Bouchaud u. a. 2017, 236). Zu Hawara siehe Oleson 2018; 2010. Ios. bell. Iud. 2, 6, 3. Zum Vergleich: Aus den anderen Erbteilen des Reiches betrug das Einkommen aus den transjordanischen Gebieten und Galiläa 200 Talente, der Gewinn aus Idumäa, Judäa und Samaria sogar 600. Für hohe Gewinne aus dem Ḥaurān, besonders auf dem Feld des Weinbaus, sprach sich Peters 1977, 168, aus. Zu den geographischen und klimatischen Bedingungen der verschiedenen Mikroregionen des Ḥaurān siehe Mazzilli 2018, 15. Herodes hatte in Ḥaurān gewisse Kolonisationsunternehmen gefördert (Mazzilli 2018, 17; Hartal 2006, 273; Kokkinos 2007, 294; Isaac 1990, 62–65 u. 329–331; Cohen 1972, 83–95), was die wirtschaftliche Grundlage der Region stärkte. Der nabatäische Teil könnte demnach aller Wahrscheinlichkeit nach noch weiter zurückgestanden haben. Wobei der Unterschied nicht so groß gewesen sein dürfte, da die jüdischen Kolonisten oft eine gewisse Befreiung von Abgaben genossen (Ios. ant. Iud. 17, 2, 1 f.). Ein verhältnismäßig geringer Teil der Nabatäer, die eine größere Zahl lokaler Bewohner beherrschten, vermutete Glück 1970, 50. Ios. ant. Iud. 15, 10, 2. Die Region wurde also in dieser Zeit von Nabatäern bewohnt, auch wenn sie (zumindest zeitweise) nicht die politische Herrschaft ausübten (Graf 1992, 461). Zum Verhältnis der Städte und der (nomadischen) nabatäischen Bevölkerung im Umland
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Abb. 2
Zeichnung eines für 5 Minen gekauften Pferdes mit umlaufender Inschrift Region: as–Suwaida (LSI 82) Zeichnung eines für 20 Minen gekauften Pferdes mit umlaufender Inschrift Region: Rif Dimašq (RQ. A 1)
Abb. 3
great increase in settlements in the 1st c. B.C.–1st c. A.D. leaves the impression that the Ḥaurān previously had been an uninhabited backwater.“23 Die Veränderungen, die sich im Ḥaurān besonders gut greifen lassen, begannen hier also um die Zeitenwende. Nun wurde die Infrastruktur stark ausgebaut und vor allem die Wasserversorgung der Region verbessert.24 In besonderem Maße geschah dies im Bereich des Westhanges des Berges Ḥaurān (mod. Ǧabal ad-Durūz). Der Prozess brauchte zwar seine Zeit, doch in der Folge entwickelte sich aus dem Landbau ein enormer Wohlstand, auf den die lokale Elite durchaus stolz war. Neue archäobotanische Studien belegen, dass im größeren Stil Getreide (v. a. Gerste und Weizen) angebaut wurde.25 Enorme wirtschaftliche Bedeutung erlangten aber auch der Wein- und Feigenanbau. Hierfür waren allerdings Bewässerungssysteme nötig, da der Niederschlag für diese Pflanzen allein nicht ausreichte.26 Mit der Entwicklung der Landwirtschaft ergaben sich für die nabatäischen Könige neue Handlungsspielräume. Es ist sicher kein Zufall, wenn seit augusteischer Zeit nabatäische Kavallerieeinheiten aufkamen.27 Der Ḥaurān wurde eine
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siehe beispielsweise den Beitrag von Graf 1986 zur Dekapolis. Auch im Ḥaurān war das pastorale Element stets integraler Bestandteil der Bevölkerung. Graf 1992, 459. Bauzou 1985, 152. Siehe dazu auch Hoffmann-Salz 2014, 294. Bouchaud 2013. Ähnliche Entwicklungen lassen sich auch in der Umgebung von Petra greifen (Bouchaud u. a. 2017). Bouchaud 2012; Willcox 2003. Der früheste Hinweis auf Kavallerie im nabatäischen Heer ist vielleicht die Beschreibung einer Gemme durch Posippos von Pella im 3. Jhd. v. Chr. Er behauptet auf dem Stein sei
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wichtige Region für die Pferdezucht, wie safaitische Inschriften bezeugen.28 (Abb. 2–3) Die Region könnte die Hauptquelle der Pferde für die nabatäische Kavallerie gewesen sein.29 Auch für diesen Bereich wurde die Landwirtschaft besonders seit der Zeitenwende immer wichtiger.30 Andere Regionen des Nabatäerreichs zogen nach, sodass sich seit dem ausgehenden ersten Jahrhundert auch der Negev in ein wichtiges Zentrum der Pferdewirtschaft wandelte.31 Die Provinzialisierung änderte an dieser Entwicklung nichts: Belieferte man zunächst das nabatäische Heer, so produzierte man nach dem Jahr 106 n. Chr. einfach für das römische Militär. In Anbetracht der großen Bedeutung der Kavallerie im frühen römischen Grenzkontrollsystem dürfte dies sogar deutlich lukrativer gewesen sein.32 Zahlreiche berittene Einheiten, die Patrouillendienste im Umfeld der römischen Militärposten leisteten, mussten schließlich mit geeigneten Pferden versorgt werden. In einem Stallgebäude in Mampsis wurden 10.500 römische Silbermünzen gefunden, die zeigen, wie einträglich das Geschäft zur Zeit der Provinz war.33
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ein nabatäischer König inmitten einer machtvollen Kavallerietruppe abgebildet gewesen (Graf 2006, 60 f.). WH 3049 bezeugt z. B. den Raub von Pferden im Ḥaurān durch einen safaitischen Stamm (l ʾrʿh[[]] bn wʿd h- dr w qyẓ ḥrt w ṭrd m- ḥwrn h- ḫl s¹nt s¹l/By ʾrʿh son of Wʿd was here and he spent the dry season in the ḥarra and he drove off (in a raid) the horses from the Ḥawrān the year [or time] of a flood). Eine aktuelle Datenbank listet ca. 28.000 safaitische Inschriften: (18.06.2020). An dieser Stelle sei ausdrücklich festgehalten, dass die Tierzucht nicht zwangsläufig nur von nomadischen Bevölkerungsteilen ausgeübt wurde. Auch für sesshafte Bauern war sie Teil der Lebensführung, wie einige Gehege in Dörfern aus der Zeit bezeugen. Siehe dazu Mazzilli 2018, 20; Villeneuve 1985, 117 f. SIJ 745; WH 1700; 2837; 1849; Graf 1989, 393 Anm. 193. Wie im Negev scheint auch im Ḥaurān die Futtergerste vor Ort angebaut worden zu sein. In Bostra wurden jedenfalls neben dem Theater Ablagerungen von Wurzelresten gefunden (Bouchaud 2012). Ähnliches gilt für den Negev, wo beispielsweise Mampsis, das als Handelsposten aus privaten Interessen heraus schon früher entstanden war, um 100 n. Chr. der Pferdezucht wegen stark ausgebaut wurde (Negev 1983, 97 ff.). Für die Entwicklung ausgedehnterer Agrarstrukturen im Negev erst in byzantinischer Zeit spricht sich dagegen Erickson-Gini 2012 aus. Eingesetzt wurden von den Römern auch Kamelreiter. In Hegra ist beispielsweise noch in der ersten Hälfte des 2. Jhds. durch ein Militärdiplom (AE 2004, 1925; Eck/Pangerl 2016) und Graffiti (Gatier 2017, 284 f.; Young 2001, 109 f.; Graf 1988, 192–196) eine ala Ulpia dromedariorum Palmyrenorum milliaria belegt (Speidel 2019, 59 f.). Wie der Name bezeugt, wurde die Einheit noch zur Zeit Trajans aufgestellt. Möglicherweise wurden auch gemischte Verbände eingesetzt (Gatier 2017, 282). Negev 1983, 103. Zum Hort selbst siehe Negev 1965/6; 1971 sowie Rosenthal-Heginbottom 1980.
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Da für die Schaffung größerer Bewässerungssysteme eine koordinierende Organisation notwendig war,34 half dem Prozess sicher nach, dass die Nabatäer über gut organisierte staatliche Strukturen verfügten.35 In der Zeit Rabbʼīls II. scheinen die Voraussetzungen in besonderem Maße erfüllt gewesen zu sein: So lässt sich der Bau von Bewässerungssystemen im Negev – an verschiedenen Orten in der gleichen Art ausgeführt – genau dieser Phase zuordnen.36 Es bleibt festzuhalten: Die Machtentfaltung des Nabatäerreichs scheint zunächst besonders auf dem Wohlstand basiert zu haben, der sich aus der Kontrolle der Fernhandelswege gewinnen ließ.37 Nun haben sicherlich schon einige nabatäische Stämme und Sippen im dritten Jahrhundert v. Chr. Landwirtschaft betrieben,38 doch der Aufstieg des Landbaus als ökonomische Säule der Region erfolgte erst sekundär seit der Mitte des ersten Jahrhunderts v. Chr.39 Im ersten Jahrhundert n. Chr. beschleunigte sich die Entwicklung und ergriff Ḥaurān wie Negev. Mit dem Erfolg der Handelsaktivitäten wuchs auch die Bevölkerung an 34
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Peters 1977, 274, sieht die Fähigkeit, Wasser zu sammeln und einer dauerhaft sesshaften Bevölkerung ausreichend zur Verfügung zu stellen, als eine der bedeutenden Errungenschaften der Nabatäer und ordnet gerade der Zeit Rabbʼīls II. große Anstrengungen in diesem Bereich zu. Dagegen Peters 1977, 267, der einen geringen Grad der Zentralisation annimmt. Peters 1977, 274; Negev 1963; 1961. Hierbei ist nicht so sehr der Bau der oft kleinteiligen ‚privaten‘ Bewässerungsanlagen gemeint, die auf persönliche oder lokale Initiative hin (die meisten waren dörflich organisiert [Braemer u. a. 2009, 49 f.] und mussten ja ohnehin immer speziell an die lokalen Gegebenheiten angepasst sein [Routledge 2013, 54]) errichtet wurden, sondern dass ein Umfeld der Rechtssicherheit geschaffen wurde, innerhalb dessen sich die Errichtung größerer Strukturen lohnten. Die ‚staatlich‘ organisierten Großprojekte beschränkten sich auf wenige größere Städte wie Bostra, Suweida und Deraa (Braemer u. a. 2009, 50). Die Erschließung neuer Regionen durch Investitionen der Autoritäten (zur Dursetzung von Herrschaft zum Beispiel) hat aber ebenso eine lange Tradition, wie die Mesha-Stele aus dem 9. Jhd. v. Chr. zeigt (siehe dazu Routledge 2013; Kaplan 2010). Funke 1989, 5. Wenning 1993, 85. Nabatäische Dörfer sind schon bei Diodor (3, 43 4 f.) bezeugt (siehe oben Anm. 17). Die Gesellschaft gliederte sich also wohl bereits früh in einen (zunächst vielleicht noch kleinen) sesshaften und einen nomadischen Teil. Zu dieser, bei Nomadenvölkern üblichen, ‚dimorphic society‘ siehe z. B. Rowton 1976 u. 1977. Im Normalfall werden die beiden Bevölkerungsgruppen zum gegenseitigen Vorteil miteinander ausgekommen sein, aber gelegentlich kam es zu Konflikten. Diese Konflikte bedingten das Bestreben, die Siedlungen schützen zu wollen (Parker 1987, 114). Gewisse landwirtschaftliche Produktionseinrichtungen werden wohl auch für die Kamelzucht nötig gewesen sein (Wenning 2013, 16), die zur Ausstattung der Karawanen bereits früh von zentraler Bedeutung war. Sie entwickelte sich parallel zum Ausbau des Handelsnetzwerkes und nicht nur in Phasen, in denen der Handel als ‚Lebensgrundlage‘ der Nabatäer schwächelte (Fiema 2003, 39). Eine Intensivierung der Handelskontakte lässt sich speziell zum Persischen Golf hin erkennen. Seit dem 1. Jhd. findet sich verstärkt aus dem Partherreich stammende ‚green ware‘ (Kolb 2000, 136 f.; Schmid 1996, 138 f.; 141 f.). Zum Handel mit den Parthern siehe auch Johnson 1987, 105.
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und mit ihr die Notwendigkeit, diese mit Lebensmitteln zu versorgen.40 Zwar lief die Entwicklung nicht überall synchron ab, doch die kontinuierliche Zunahme der landwirtschaftlichen Aktivitäten lässt sich im gesamten Nabatäerreich greifen. Das gilt für das Zentrum Petra ebenso wie für die Peripherie.41 Dabei war die Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion selbst anfangs kein Zweck, sondern vielmehr ein Resultat der Vorgänge: Zunächst wurden an den (potentiellen) Handelsrouten Posten gegründet – wie Hawara –, in denen nicht zuletzt zur Versorgung der großen Karawanen auch Feldbau betrieben werden musste. Je mehr Landwirtschaft nun aber im Umfeld der Posten existierte, desto mehr sesshafte Bauern mussten gegen die Übergriffe arabischer Räuberbanden gesichert werden.42 Nomadische Bevölkerungsteile blieben stets präsent und waren immer schwierig zu kontrollieren. Wichtig wurde darum die Etablierung eines festen Systems zur ‚Raumkontrolle‘, das die Nabatäer nun einrichteten.43 Da die Klientelreiche prinzipiell als Teile des Imperium Romanum galten (membra partesque imperii),44 waren es also die Nabatäer selbst, welche die ersten Schritte hin zu einer Grenze gegen die Wüstenbewohner gingen.45 Man wird in den im Periplus maris Erythraei erwähnten Araberkönigen, welche die räuberischen Nomaden des inneren Arabiens zu kontrollieren suchten, sicherlich auch die nabatäischen Herrscher sehen können.46 40 41 42
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Rey-Coquais 1989, 232 f. Zur zunehmenden Entwicklung der Landwirtschaft von der frühnabatäischen Phase bis zur spätrömischen in Petra siehe Bouchaud u. a. 2017, 239. Auffällig ist, dass in der Mitte des 1. Jhd. v. Chr. auch die Wasserversorgung der Stadt ausgebaut wurde. Wobei hier keineswegs behauptet werden soll, dass zwischen nomadischen und sesshaften Bevölkerungsgruppen ein grundsätzlicher Konflikt bestand. Ganz im Gegenteil dürften beide Gruppen in der Regel zum beiderseitigen Vorteil zusammengearbeitet haben. Mit ihren Herden konnten die Viehzüchter z. B. die abgeernteten Felder düngen und sich in den Dörfern mit den Waren des täglichen Bedarfs versorgen. Die Ackerbauern ihrerseits konnten von den Nomaden Fleisch und Tiere erwerben, wenn sie diese Waren benötigten. Auf diese Weise entstand eine Symbiose, die sich auch auf administrativer Ebene greifen lässt: So wird in einer Inschrift (AAES 3, 383) ein σύνδικος νομάδων namens Theodoros genannt, bei dem es sich um einen Dorfbewohner gehandelt haben könnte, der die Interessen der Nomaden gegenüber der römischen Verwaltung vertrat (Scharrer 2010, 296). Zu Beamten der Nomaden in Inschriften siehe auch Millar 1993, 430. Nach Funke 1989, 16, sei es die Hinwendung zur Landwirtschaft gewesen, die den Bau von militärischen Stützpunkten nötig machte. Zu den militärischen Posten der Nabatäer siehe Parker 1986, 115–120. Suet. Aug. 48. Siehe dazu Fascella 2007. So wurde von den Römern beispielsweise im wichtigen Hafen von Leuke Kome bereits im 1. Jhd. eine kleine römische Garnison unter einem Centurio eingerichtet, obwohl der Ort formal zum Nabatäerreich gehörte. Siehe dazu Speidel 2016, 159; Nappo 2015; Ast/Bagnal 2015; Jördens 2009, 364 f.; Young 1997. Die Idee, dass die Offiziere hier in nabatäischen Diensten standen, vertritt z. B. Bowersock 1983, 71. Zur älteren Forschung zu den nabatäischen Grenzsicherungen siehe die Bibliographie bei Wenning 1987, 397 ff. Peripl. m. Eryth. 20. Dass dies in römischem Auftrag erfolgte, glaubt Speidel 2019, 57.
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Siedlungskontinuität Kontinuität äußert sich bis ins zweite Jahrhundert hinein in einer steigenden Anzahl von Siedlungen. Der israelische Archäologe A. Negev, der intensiv im Negev forschte, hatte seinerzeit festgestellt, dass die Stadt Oboda in der Mitte des ersten Jahrhunderts zerstört wurde. Daraus schloss er auf eine militärische Bedrohung durch arabische Stämme.47 Die Forschung griff diese Theorie schnell auf und nahm eine allgemeine politische und militärische Instabilität des Nabatäerreichs in dieser Zeit an.48 Obwohl es regionale Brüche gab, ist eine solche negative Entwicklung in weiten Teilen des Nabatäerreichs keineswegs zu erkennen. Bereits Wenning hat festgestellt, dass sich keine großflächigen Schäden in der Landwirtschaft durch einfallende Ṯamūd beweisen lassen, wovon man zuvor ausgegangen war.49 Eine gewisse Bedrohung durch Räuberbanden wird es natürlich immer gegeben haben (sonst hätte man sich sicher nicht das differenzierte System der Raumkontrolle leisten müssen), doch zeigt sich eine klare Siedlungskontinuität im Negev,50 wie auch in den übrigen Regionen des Nabatäerreichs.51 Auch die Ergebnisse einiger Surveys in jüngerer Zeit unterstützen diese Ansicht: David Kennedy hat nachgewiesen, dass die Besiedelung der Steppenregionen östlich von Gerasa bereits in nabatäischer Zeit in vollem Gange war,52 und auch in der nördlichen Moabitis ist heute die Zunahme der Siedlungsaktivität im 47 48 49
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Negev 1967. Siehe dazu den Bericht über Oboda bei Wenning 1987, 161–163. Wenning 1993, 83. Die These der Zerstörungen stammt von A. Negev (z. B. Negev 1967, 46 f.; 1969, 10–14; 1983, 75 u. 92; Forschungsdiskussion bei Wenning 1987, 161–163) Auch territoriale Verluste im Süden im größeren Ausmaß sind eher unwahrscheinlich. Hegra (Madāʼin Salih) im Ḥiǧāz, von dem auch Wenning (1987, 119) annahm, es sei den Nabatäern 79/80 n. Chr. verlorengegangen, war in der Frühzeit der Provinz Arabia ein römischer Militärposten (Speidel 2007, 634 f.). Der Ort gehörte m. E. auch zwischen 80 und 106 zum Nabatäerreich, wenngleich sich gewisse Brüche hier, vielleicht durch den Abzug von Truppen bedingt, nicht leugnen lassen. Siehe dazu Healey 1993 b, 27 f. Eine Aufgabe durch die Nabatäer im 1. und eine Wiederbesetzung durch die Römer im 2. Jhd. ist möglich, aber wahrscheinlich muss man doch eher Kontinuität annehmen. Dagegen geht Hackel 2003, 54, vom Zusammenbruch der nabatäischen Herrschaft im Süden aus. Speidel 2007, 647 f., vermutet sogar noch eine Ausdehnung des nabatäischen Einflussbereiches bis nach Naǧrān, dessen Belagerung durch die Nabatäer inschriftlich bezeugt ist (Phylby/Tritton 1944, Nr. 103 u. 135 a), und zu den Farasan-Inseln im roten Meer. In diesem Fall müssten die Nabatäer auch über eine Flotte im roten Meer verfügt haben. Unwahrscheinlich ist das nicht, sollen sie doch nach Aussage Diodors (3, 43, 5) zeitweise auch der Piraterie nachgegangen sein. Zur nabatäischen Piraterie siehe Hackl/Jenni/Schneider 2003, 437 f. Wenning 1987, 131 f.; 148; 179. Einen Überblick über vier Surveys bietet Parker 1992. Der Einbruch der Siedlungsdichte erfolgte erst im ausgehenden 2. oder 3. Jhd. Kennedy 2000, 435. In der südlichen Auranitis finden sich Inschriften besonders seit der Regierung Rabbʼīls II. (Peters 1977, 274).
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ersten und zweiten Jahrhundert n. Chr. bezeugt.53 In diesen Kontext gehört sicher auch der Ausbau der nördlichen Regionen und des Ortes Bostra als neues Zentrum des Staates und vielleicht sogar als neue Hauptstadt unter Rabbʼīl II.54 Wir können also sicher davon ausgehen, dass es sich hier um eine kontinuierliche Entwicklung handelte, die weite Regionen des Nabatäerreichs erfasste.55 Da sowohl der Bestand als auch die Neugründung einzelner Siedlungen in der Regel eng an die Existenz von Handelswegen geknüpft waren, konnte es bei deren Verlagerung zu Brüchen kommen. Der Niedergang Obodas seit der Mitte des ersten Jahrhunderts und der darauffolgende Aufstieg des nördlich gelegenen Mampsis könnte beispielsweise schlicht durch die Verlagerung der Handelswege im Negev bedingt gewesen sein.56 Dass nun – wie gezeigt wurde – agrar- und siedlungsökonomische Entwicklungen als von den Nabatäern selbst initiiert und getragen anzusehen sind, bedeutet nicht, dass äußere Einflüsse fehlten. Im architektonischen Bereich lässt sich dabei eine ganz besonders interessante Entdeckung machen. Bereits in vorrömischer Zeit bauten die Nabatäer Hypokausten, vornehmlich um Baderäume zu beheizen. Offenbar hatte man die Technik zunächst aus den jüdischen Klientelreichen im Westen mitgebracht, wo sie den an die Häfen des Mittelmeeres ziehenden Händlern auffielen. Die im ersten Jahrhundert v. Chr. entstandenen nabatäischen Bauten orientierten sich jedenfalls an den jüdischen Vorbildern, wobei die Pfeiler in (Sand)Stein ausgeführt wurden. Dieses Material war zwar leicht verfügbar, aber nicht feuerbeständig. Bereits im ersten Jahrhundert n. Chr. wurden die bekannten Hypokausten dann mit Ziegeln erbaut, die dafür deutlich besser geeignet waren. Bemerkenswert ist dabei, dass die Ziegel sich an römischen Normmaßen orientierten.57 Das bedeutet, die Nabatäer näherten sich im Bereich der Bautechnik imperialen Standards an. Im Hinblick auf die Provinzialisierung zeigt sich also auch hier eine zunehmende ‚Reife‘ der Nabatäer. Man befand sich nicht außerhalb des Imperiums, sondern war spätestens nach der Integration der jüdischen Klientelreiche ein direkter Teil dessen Wirtschaftsund Kulturraumes. 53 54 55
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Siehe z. B. Lykke/Ladurner 2011. Negev 1977, 637; Bowersock 1983, 73. Wenngleich sie auch nicht alle Regionen gleichermaßen betraf. Der Süden der Nuqra z. B. im südlichen Ḥaurān wurde erst in der Zeit der Provinz systematisch erschlossen (Engels 2007, 76). Der Boom war aber nicht nur auf nabatäische Gebiete begrenzt. In der Leja in der Trachonitis lässt sich die Zunahme der Siedlungsaktivität seit dem 1. Jhd. ebenso greifen (Rohmer 2010, 128). Allerdings scheint Oboda (im Gegensatz zu Mampsis) nie wirklich eine bedeutende landwirtschaftliche Siedlung gewesen zu sein. Eine kleine agrarische Siedlung zur Versorgung ist aber durchaus wahrscheinlich (Negev 1961, 131–138: Inschriften zu Stiftungen landwirtschaftlicher Einrichtungen). Der Ort selbst bestand wohl nur aus Militärlager, Karawanserei und Zeltstadt (Wenning 1987, 161–172). Siehe dazu Reeves/Harvey 2016, 463. Jüdische Vorbilder: ebd., 455.
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So wie es im Jahr 106 n. Chr. nicht zu einem Bruch der nabatäischen Traditionen kam, waren diese zuvor nicht unabhängig von Einflüssen aus dem Imperium Romanum. Hier mischte sich im Grenzraum bereits in der Zeit des Klientelreiches Imperiales mit Lokalem. Die Provinzialisierung ist nicht als Zäsur zu sehen, aber die Mischungsprozesse verstärkten sich nun natürlich durch die unmittelbare römische Präsenz zusehends. Mit der Provinzialisierung des Nabatäerreichs wurden also bereits lange ablaufende Entwicklungen aufgegriffen und gefördert. Es ist kein Zufall, wenn die umfangreiche inschriftliche Überlieferung, die vom Wohlstand aus der Landwirtschaft im Ḥaurān kündet, gerade jetzt einsetzt.58 So lautet es in einem Epitaph des zweiten oder dritten Jahrhunderts aus dem südlichen Ḥaurān (GhariyeSharquie): Der kluge Diomedes hat mich an diesem Platz erbaut für sich und die Kinder und die ehrwürdige Gattin, einen Tempel für Pluto und die gepriesene Persephone, aus (den Erträgen) des wackeren Landbaus.59
Neben den Inschriften lässt sich der Aufschwung auch aus den architektonischen Hinterlassenschaften ableiten. So entstanden nun eindrucksvolle Villen, die vielleicht römisch angeregt waren, aber in nabatäischem Stil ausgeführt wurden.60 Sämtliche Befunde legen nahe, dass sich der wirtschaftliche Aufschwung seit dem zweiten Jahrhundert beschleunigte.61 Einige der Gründe waren die gleichen wie in nabatäischer Zeit: Die Sicherung der Handelswege und die damit verbundene Raumkontrolle durch den weiteren Ausbau der Infrastruktur. Die ganze Provinz wurde mit einem Straßensystem überzogen: redacta in formam provinciae lautet es seit dem Jahr 111 n. Chr. auf den Meilensteinen der neuen Trassen.62 Ob diese Straßen zu Handelszwecken eingerichtet wurden oder sie in erster Linie zur Versorgung und schnellen Verschiebung der Truppen dienten, ist
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Die Inschriftenpraxis wird natürlich auch aus der militärischen Tradition der Römer heraus geblüht haben. Viele der Verfasser waren wohl Veteranen (Stoll 2015, 85). SGO 4, 427 Nr. 22/44/01 = SEG 20, 395: Διομήδης πινυ[τ]ός με ἐδί|ματο τῷδʼ ἐνί χώρῳ αὐτῷ| κὲ πέδεσιν καὶ ἐδύ παρακύτι| νηὸν Πλουτῆει κὲ̣ ἐπε̣νῇ Πεσεφ|ονείῃ ἐσθ[λ]ῆς ἐγ γεωργείης νῦ δ’| οὐδενός εἰμι τάφος. εἰ δ’ ἄρα κὲ| δεῖ, δεξέμιν γηράσκοντας| εὐδέμονας τεκνώσαντας. Hier scheint es sich besonders um Veteranen gehandelt zu haben, die zu Landbesitz gekommen waren. Sie dazu auch Stoll 2015, 85 f. Z. B. bei Ḫirbet el-Mudēyine, wo die Ausbeutung eines Kalksteinbruchs zum Bau der Villa auf das 2. Jhd. datierbar ist (Lykke/Ladurner 2011, 167). Weitere Beispiele bei HoffmannSalz 2014, 295. Zur Zunahme der Siedlungstätigkeit im gesamten nabatäischen Raum bis in frührömische Zeit siehe die Zusammenstellung bei Parker 2006, 528 ff. Die Anbindung erfolgte zunächst an die Infrastruktur in Palästina. Erst 114 wurde die Straße von Bostra nach Philadelphia fertiggestellt und diese Stadt damit in das System
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nicht entscheidend.63 Sicher ist: Mit der neuen Infrastruktur wurden weitere, zuvor schlecht zugängliche Grenz- und Binnenregionen erschlossen.64 Von nicht zu unterschätzender Bedeutung war hierbei die Anbindung dieser Gebiete an die überregionalen Märkte. Die militärischen Posten, allen voran das Legionslager in Bostra, mussten schließlich mit einer Vielzahl an Waren versorgt werden. So wurde – um nur ein Beispiel zu nennen – in römischer Zeit in Hegra (sicherlich auf privatwirtschaftliche Initiative hin) Baumwolle angebaut, die dann im Imperium vermarktet wurde.65 Die Existenz einer Versorgungsgrundlage war essenziell, wenn man größere Truppenabteilungen dauerhaft in der Region stationieren wollte. Hierzu konnten bestehende Strukturen gefördert werden, aber sie mussten grundsätzlich vorhanden sein.66 Erst die Entwicklung der nabatäischen Landwirtschaft im ersten Jahrhundert schuf überhaupt die Grundlage einer ständigen Truppenpräsenz. Es ist kein Zufall, wenn gleich in trajanischer Zeit mit Hawara an einem Ort eine römische Abteilung stationiert wurde, an dem die Nabatäer zuvor mit großem Aufwand eine reichlich dimensionierte Wasserversorgung eingerichtet hatten.67 Es waren zunächst besonders die Transiträume, entlang derer die Stützpunkte verteilt waren, die von den wirtschaftlichen Möglichkeiten der Soldaten profitierten. Der Wüstengrenzraum selbst entwickelte sich dann eher seit
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eingebunden (Fiema 2003, 45). In der Dekapolis hatte schon seit flavischer Zeit ein Straßensystem bestanden, das nun der Zuständigkeit des Statthalters der Arabia unterstand und sogleich (z. B. von Claudius Severus zwischen Gerasa und Pella) instandgesetzt wurde. Das Straßensystem als integratives Herrschaftsinstrument vermutet Speidel 2019, 58. Die Straßen mit ihren lateinischen Meilensteinen seien Zeichen der Zugehörigkeit zum Imperium Romanum gewesen. Straßen in erster Linie zur Truppenverschiebung: Hoffmann-Salz 2014, 294; Dentzer 1985. Zum Ausbau der Handelswege zuletzt Speidel 2016, 163. Vermutlich auf dem Weg über das Rote Meer und Ägypten. Siehe dazu Bouchaud 2015, 120. Eine größere römische Bevölkerung ist in Hegra nicht anzunehmen und damit auch kein römischer politischer Wille (Villeneuve 2015). In Hawara/Humayma wurde sofort eine römische Garnison gegründet, was die Bedeutung des Handelsplatzes und den Erfolg der nabatäischen Wassererschließung unterstreicht. Siehe dazu zuletzt Reeves/Harvey 2016. Nach Meinung der Ausgräber sind die militärischen Strukturen in Hegra nach Hawara die zweitältesten römischen (Fiema 2016, 44). Zum römischen Stützpunkt und den Badeanlagen siehe Oleson u. a. 2008, 318–324. In Bezug auf die Frage nach wirtschaftlichen Brüchen und Kontinuitäten ist eine Veränderung der Bautechniken mit der Provinzialisierung zu erkennen. Die Nabatäer nutzten in ihren Hypokausten gern auf der Töpferscheibe angefertigte Tonröhren, die Römer dagegen bauten ihre ‚Röhren‘ lieber aus flachen Ziegeln. In Hawara wurde also das römische Bad zunächst mit Röhren aus Ziegeln ausgestattet, doch ging man bei der späteren Restaurierung zu lokal hergestellten Tonröhren über (Reeves/Harvey 2016, 461). Warum dieser Bruch auftrat, lässt sich nicht sicher sagen. Vermutlich war es in der Eile des Provinzialisierungsprogramms einfach nicht möglich, lokale Praktiken aufzugreifen, deren Vorteile man erst im Laufe der Zeit erkannte. Immerhin zeigt die Entwicklung aber auch, dass langfristig die lokale Wirtschaft von den Posten direkt profitierte.
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der zunehmenden Verteilung von Stützpunkten in der Fläche. Diese Entwicklung begann seit den späten Adoptivkaisern und nahm in diokletianischer Zeit Fahrt auf. Da sich römische Präsenz also – durchaus auch im Unterschied zur nabatäischen – zunächst weder in Form eines Limes-Walls noch flächendeckend durch ein Postensystem etablierte, sondern sich auf Zentren und die Transitwege beschränkte,68 profitierten zuerst Regionen an diesen Routen. So z. B. entlang der via nova Traiana, der Handelswege durch den Negev und der Ḥaurān.69 Vor allem auch im Umfeld der militärischen Stützpunkte entwickelte sich eine vielfältige Landwirtschaft. So wurden in der Umgebung von Bostra, überall an den Stellen, an denen Bewässerung möglich war, neben Wein und Feigen auch Koriander, Leinen und – in geringerem Maßstab – Oliven angebaut.70 Solche Plantagen bedurften hoher Startinvestitionen und waren damit nur bei langfristiger Stabilität rentabel. Der Schutz des Handels bedeutete gleichzeitig Sicherheit für die lokale Bevölkerung.71 Eine bei Khan Quseir (20 km nördlich von Damaskus) gefundene (heute verlorene) Bauinschrift behauptet, der Posten sei in securitatem publicam et Scaenitarum Arabum terrorem errichtet worden.72 Wenn schon dort die arabischen Marodeure ein Problem waren, dann gilt dies für die nabatäischen Wüstengebiete doch umso mehr.73 Fortwährende Anstrengungen waren nötig, um 68
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Zu militärischen Posten zur Kontrolle der Wege siehe Parker 1987, 115–120 u. 2006, 537. Zunächst wurden römische Truppenabteilungen in den bevölkerungsreichen Zentren stationiert, erst im 3. Jhd. verlegte man in größerem Stil auch Abteilungen in die Grenzregionen (Kennedy 1980, 885 f.). Parker 2006, 533. Mit dem Bau der via nova Traiana wurde z. B. auch ein Weg von Hebron nach Aila über Mampsis in der Negev besser angebunden, was zeitgleich zum Ausbau der lokalen Karawanserei führte (Negev 1983, 123 f. Straße belegt bei Eus. Onom. A Gen. 8 [Fol. 4rect.]). Bouchaud 2012. Das Gleiche gilt bereits für die Nabatäer (Peters 1977, 267). Schon Alois Musil konstatierte 1928 (44 f.): „If the government guarantees complete security of life and property to the inhabitants of the towns and villages, the herdsmen of goats and sheep are transformed into active farmers; on all sides they build cottages, hamlets come into existence, and the raʽv and swāja become peaceful settlers. “ Der Schutz der Brunnen scheint die Hauptaufgabe der in Hegra stationierten Einheiten gewesen zu sein, die durch ein großes Inschriftenkorpus bezeugt sind (Healey 1993 b; Negev 1983, 71). Nabatäische Militärpräsenz in den fernen Handelsstationen hatte durchaus System (Johnson 1987, 106 f.). CIL 3, 128. Siehe dazu Haensch 2016; Sartre 2007, 4; Young 2001, 101. Die Inschrift stammt aus dem späten 2. oder frühen 3. Jhd. Selbst ein Jahrhundert nach der Provinzialisierung war das Räuberwesen also noch ein fortwährendes Problem. Das große Interesse der Römer an der Sicherung der Handelswege zeigt sich auch darin, dass sie im Roten Meer auf den weit vorgelagerten Farasan-Archipel eine Präfektur unterhielten, die zunächst zu Beginn des 2. Jhds. der Provinz Arabia, später Ägypten zugeordnet war. Siehe dazu Speidel 2016. Eine Inschrift ähnlichen Inhalts fand sich im (syrischen) Ḥaurān (Sartre 2007). Natürlich hatten die römischen Wege nicht nur Vorteile. Mit ihnen konnten z. B. auch Belastungen
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die Wege sicher zu erhalten. Schon Strabo lobte die Sicherheit der nabatäischen Handelswege im ersten Jahrhundert v. Chr., denn Kaufleute könnten den Weg von Petra nach Leuke Kome am Roten Meer „mit einer großen Menge von Menschen sicher und bequem“ bereisen.74 Dass der Handel auch in römischer Zeit von entscheidender Bedeutung für die regionale Wirtschaft blieb, zeigt sich in Petra selbst. Bis ins dritte Jahrhundert hinein gab es hier eine Massenproduktion von unguentaria, die als Parfumbehälter genutzt wurden. Dies zeigt klar, dass es in Petra verarbeitendes Gewerbe für die über den Fernhandel eingeführten Rohprodukte gab.75 Auch in diesem Bereich lässt sich wieder Kontinuität seit der spätnabatäischen Zeit erkennen. Der Niedergang erfolgte auch hier erst im dritten Jahrhundert, wie sich an der veränderten Nutzung der Stationen der Hauptverbindung von Petra nach Gaza nachvollziehen lässt.76 Die wirtschaftlichen Entwicklungen erfassten aber nicht nur die Fernhandelswege an der vorgeschobenen Frontier. Genauso – oder vielleicht in noch stärkerem Maße – profitierten die Verbindungswege im Binnenland und zwischen den Provinzen. Die vormaligen Grenzräume wurden nun zu Transitzonen, was deren wirtschaftliche Entwicklung förderte. Im Falle der Provinz Arabia sind schon aus trajanischer Zeit große Investitionen in die (zuvor kleine) Stadt Suweida belegt, die nach der Provinzialisierung des Nabatäerreichs zu einem bedeutenden Verkehrsknotenpunkt ausgebaut wurde.77 Vor allem wurde sofort damit begonnen, ein Aquädukt zu errichten, um die Wasserversorgung der Stadt zu sichern und das zukünftige Wachstum zu ermöglichen. Der Ausbau solcher Verbindungswege war natürlich essenziell, um die neue Provinzverwaltung an die Strukturen des Imperiums anzubinden. Indem die Römer ihre Grenze weiterschoben, erschlossen sie eben nicht nur neues Gebiet, das vormals nicht zum Imperium Romanum gehörte. Gleichzeitig wurde auch vormaliges Grenzgebiet zur Binnenzone. Eine solche Entwicklung musste für die verschiedenen Regionen nicht in jedem Fall vorteilhaft sein.78
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durch den cursus publicus einhergehen (OGIS 609 = IGR 3, 1119). Siehe hierzu Gebhard 2002, 250. Die römische Raumkontrolle scheint sich (anders als die nabatäische) nicht auf das System der zahlreichen Türme gestützt zu haben, die nach der Annexion zum großen Teil aufgegeben wurden. Da es sich bei vielen römischen Einheiten um Kavallerieabteilungen handelte, dürfte die Kontrolle über regelmäßige Patrouillen erfolgt sein (Parker 2006, 537). Strab. 16, 4, 23. Die Lokalisierung des Ortes Leuke Kome („Weißes Dorf“) ist unsicher. Siehe hierzu zuletzt Nappo 2010. Johnson 1990, 238 f.; 1987, 53–67. Ende der Produktion in der Mitte des 3. Jhds. (Johnson 1987, 64). Cohen 1982, 240–247. Allerdings könnte es sich auch nur um eine Verschiebung der Handelswege gehandelt haben, denn der Weg über Mampsis scheint im 3. Jhd. sogar größere Bedeutung erlangt zu haben (Fiema 2003, 50). Braemer u. a. 2009, 52; Dumont-Maridat 2008. So scheint die Straße zwischen Petra und Oboda mit dem Bau der besseren Verbindung durch den Negev über Mampsis stark an Bedeutung verloren zu haben (Negev 1983, 124).
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Umfangreiche Veränderungen fanden auch innerhalb der neuen Provinz statt, wo die Infrastruktur für die Verwaltung geschaffen werden musste. Mit der römischen Verwaltung beginnt besonders auf diesem Gebiet eine neue Prosperität: Hier wurden nun in großem Stil imperiale Investitionen getätigt. In Petra wurde nahezu sofort mit dem Bau des Aphrodite-Tempels begonnen, den bereits Y. Yadin mit dem Qasr el-Bint Far’un (Palast der Pharaonentochter) identifizierte und der für die öffentlichen Aufgaben der Verwaltung (Klärung von Rechtsfragen etc.) genutzt wurde.79 Auch sonst ist in dieser Phase in der Stadt eine rege Bautätigkeit greifbar.80 Ob Petra Provinzhauptstadt war oder nicht, mag umstritten sein. Eine Metropole in einer neu eingerichteten Provinz – und metropolis war Petra bereits in trajanischer Zeit – musste sich zwangsläufig auch baulich weiterentwickeln, um ihren neuen Aufgaben gerecht werden zu können.81 Solche Vorgänge lassen sich auch in anderen Städten Palästinas und Syriens im zweiten Jahrhundert beobachten.82 In Bostra wurde neben der existierenden nabatäischen Siedlung praktisch eine neue Stadt gebaut; hauptsächlich für die Notwendigkeiten des stationierten Militärs. Das dürfte Arbeit und Brot für die lokale Bevölkerung gegeben haben. Der Prozess imperialer Investition war im Falle der Provinz Arabia ein recht langfristiger, der wohl erst in hadrianischer Zeit mit der wahrscheinlichen Verlegung der Provinzhauptstadt von Petra nach Bostra83 und der Durchführung eines Zensus zu einem gewissen Abschluss gekommen zu sein scheint.84 Infolge des Aufbaus der neuen Verwaltungsstrukturen und des Ausbaus als Grenzprovinz ist auf dem Gebiet des ehemaligen Nabatäerreichs also eine neue wirtschaftliche Blüte erkennbar. Besonders gilt das für Petra, das seit dem Jahr
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Damit ging sicher auch ein gewisser Niedergang der übrigen Siedlungen am alten Weg einher. Yadin 1963, 235 ff. Er erscheint als Ausstellungsort in den Papyri aus der Höhle der Briefe aus dem Naḥal Ḥever. Zur Datierung des Tempels gibt es eine lange Forschungsdiskussion. Nach Radiokarbondatierungen jüngerer Zeit ist ein Bau vor dem 1. Jhd. n. Chr. ausgeschlossen. Um 100 n. Chr. ist er aber durchaus möglich (Al-Bashaireh/Hodgins 2014 [mit Forschungsbericht]). Hier wurde auch eine fragmentarische Inschrift gefunden, die sich mit dem Kult der Venus Augustissima und damit dem Kaiserkult zuordnen lässt (Sartre 1993, 56 f. Nr. 24; Zayadine/Farajat 1991, 293). Zum Kaiserkult in Petra siehe auch Fiema 2003, 46 f. Ausbau des ‚Großen Tempels‘ (Joukowsky 1996, 180 f.; 1994, 309–311) und der Kolonnadenstraße usw. (Fiema 2003, 48 f.; 1998). Der Titel metropolis erscheint in einer Inschrift aus dem Jahr 114 (Bowersock 1983, 84 f. Anm. 28; 1982, 198) ebenso wie im Papyrus P. Yadin 14 aus dem Babatha Archiv (Lewis 1989, 54–56), der auf das Jahr 125 datiert wird. Siehe dazu auch Fiema 2003, 45–47. Fiema 2003, 49. Gegen die Verlegung und gegen eine Provinzhauptstadt generell ist Fiema 2003. Hier beginnt in den Datierungen eine neue Formel: ἡ νεα ἐπαρχεία Ἀραβία (Cotton 1997). Früher ging man davon aus, dass in dieser Zeit auch die Verbreitung der spätnabatäischen Keramik endete (Schmitt-Korte 1970, 62), heute muss man aber von einer Verbreitung bis ins 4. Jhd. ausgehen (siehe oben Anm. 6).
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114 n. Chr. mit dem Titel ‚Metropolis‘ ausgezeichnet war. Die Blüte ist dabei nicht nur auf architektonischem, sondern auch auf künstlerischem Gebiet und in der Bauplastik fassbar, sodass man mit Zbigniew Fiema durchaus von einer nabatäischen Renaissance sprechen kann.85 Wie lange diese Phase andauerte, ist wegen der schwierigen Quellenlage nicht genau zu bestimmen. Bereits seit severischer Zeit wird ein gewisser Niedergang greifbar und in Petra blieben zuvor besiedelte Regionen nun unbewohnt,86 eine Entwicklung, die nach den Zerstörungen des großen Erdbebens des Jahres 363 noch gefördert wurde. Einen großflächigen Niedergang scheint es seit dieser Zeit in großen Teilen des nabatäischen Gebietes gegeben zu haben, jedenfalls nahm die Siedlungsdichte nun generell ab. M. E. lag dies in besonderem Maße daran, dass die Römer während der Krise des dritten Jahrhunderts nicht mehr überall für die notwendige Sicherheit sorgen konnten.87 Zudem dürfte auch die Nachfrage nach den – für die Transitregionen besonders wichtigen – Handelsgütern im Imperium Romanum spürbar nachgelassen haben. Arabia bot aber mehr als nur Handel: Neben der Kontrolle der lukrativen Handelsrouten rückte auch die Möglichkeit der Ausbeutung von Bodenschätzen in den Fokus der römischen Verwaltung. Bereits den Nabatäern war an diesen gelegen, da sie als Tauschobjekte für den Handel mit Südarabien genutzt wurden.88 Von den Römern wurden sie nun aber, wie die Kupferlagerstätten im Wadi Faynan, auf halber Strecke zwischen Petra und dem Toten Meer infrastrukturell erschlossen und in großem Stil ausgebeutet.89 Auch in den Abbaugebieten mussten die Anbauflächen für die Lebensmittel des täglichen Bedarfs ausgeweitet werden, um eine große Zahl an Arbeitern versorgen zu können. Auf diese Weise profitierten auch Regionen, die nicht unmittelbar an den Transitrouten lagen, wirtschaftlich in hohem Maße.
Die Evidenz der Papyri Eine zentrale Quelle, um Informationen der Lebensumwelt der lokalen Bevölkerung des ausgehenden ersten und beginnenden zweiten Jahrhunderts zu gewinnen, sind die sogenannten Archive der Babatha und Salome. Diese bestehen aus 85 86 87 88 89
Fiema 2013, 49. Kolb/Gorgerat/Grawehr 1999; Kolb 1998, 262–267. In Hegra ist im 3. Jhd. keine römische Militärpräsenz mehr fassbar, während diese im 2. Jhd. sehr stark ausgeprägt war (Villeneuve 2015). Zum nabatäischen Kupferhandel siehe Johnson 1987, 84 ff. Während es im 1. Jhd. v. Chr. kaum Kupferabbau gab, entwickelte sich dieser parallel zur Expansion des Weihrauchhandels. Siehe dazu Barker u. a. 2005.
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Rechtsdokumenten, die verschiedene juristische Vorgänge aus unterschiedlichen Lebensbereichen bezeugen. Schon in nabatäischer Zeit muss es ein sicheres Rechtssystem gegeben haben. Strabo berichtet hierzu ausdrücklich: Ihre Verfassung ist eine sehr gute. Athenodoros, ein Weltweiser und mir befreundeter Mann, der bei den Peträern war, erzählt voller Bewunderung, er habe viele Römer und viele andere Fremde dort sich aufhaltend gefunden; die Fremden nun habe er zwar oft sowohl untereinander, als mit den Eingeborenen Rechtsstreite führen, die Eingeborenen einander aber nie verklagen, sondern alle in vollkommenem Frieden unter sich leben gesehen.90
Ohne Rechtssicherheit wäre Handel in großem Stil nicht möglich gewesen.91 Mit der Einführung des Römischen Rechtes wurde die juristische Basis aber dennoch noch einmal deutlich verstärkt. Die Papyri aus der Höhle der Briefe geben Einblick in die Aktivitäten einer jüdischen Bevölkerungsgruppe am südlichen Ende des Toten Meeres. Ursprünglich lebten in der dortigen, zum nabatäischen Königreich gehörenden Ortschaft Maḥoza vor allem Nabatäer. Diese waren aber keine Nomaden, sondern sie gingen dem Ackerbau nach. Das Land war besonders fruchtbar und auch königliche Gärten Rabbʼīls II. befanden sich hier. Der Jude Simeon, der vermutlich aus En-Gedi stammte, begann am Ende des ersten Jahrhunderts damit, größere Flächen von Nabatäern aufzukaufen, und ließ sich dauerhaft in Maḥoza nieder. Da später die Tochter Babatha in diesem Ort lebte und mit ihrem Mann Yeshua ein weiterer Jude hier bezeugt ist, deutet alles darauf hin, dass die Übersiedlung ins Nabatäerreich nicht unbedingt ein Einzelfall gewesen sein muss, sondern dass es sich wohl um eine Siedlungsbewegung handelte. In einem Papyrus aus den 120er Jahren, der die Überschreibung einiger Grundstücke von Simeon an seine Frau Miriam betrifft, erscheinen die Namen der Besitzer angrenzender Flächen. Auch diese tragen nun zum Teil jüdische Namen (obwohl der Vatersname oft nabatäisch ist).92 Ob zwischen den beiden großen jüdischen Aufständen allerdings in größerem Stil jüdische Expansion an die Süd- und Ostküste des Toten Meeres stattfand, vermag ich an dieser Stelle nicht zu klären.93 Die Papyri aus der Höhle der Briefe sind in vielerlei Hinsicht interessant, weil sie
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Strab. 16, 4, 21 (Übers. Forbiger/ed. Meineke 1877): σφόδρα δ᾽ εὐνομεῖται: γενόμενος γοῦν παρὰ τοῖς Πετραίοις Ἀθηνόδωρος, ἀνὴρ φιλόσοφος καὶ ἡμῖν ἑταῖρος, διηγεῖτο θαυμάζων: εὑρεῖν γὰρ ἐπιδημοῦντας ἔφη πολλοὺς μὲν Ῥωμαίων πολλοὺς δὲ καὶ τῶν ἄλλων ξένων: τοὺς μὲν οὖν ξένους ὁρᾶν κρινομένους πολλάκις καὶ πρὸς ἀλλήλους καὶ πρὸς τοὺς ἐπιχωρίους, τῶν δ᾽ ἐπιχωρίων οὐδένας ἀλλήλοις ἐγκαλοῦντας, ἀλλὰ τὴν πᾶσαν εἰρήνην ἄγοντας πρὸς ἑαυτούς. Speidel 2019, 56. P. Yadin 6. Siehe dazu Yadin 1963, 233. Zur Erschließung der Kupferlagerstätten im südlichen Sinai siehe Johnson 1987, 80 f. Zur Akquirierung besonders guten Landes siehe Yadin 1963, 231.
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einen direkten Einblick in die Lebensumwelt gewisser Bevölkerungsgruppen ermöglichen. Da sich viele Texte mit landwirtschaftlichem Besitz beschäftigen, spielen aber neben rechtlichen auch wirtschaftliche Aspekte eine ganz besondere Rolle. In einem der frühesten Dokumente geht es also darum, dass unser Simeon im Dorf Maḥoza eine Plantage Dattelpalmen von der nabatäischen Frau kauft. Diese Transaktion fand im Jahr 98 n. Chr. statt, also noch zu Zeiten des nabatäischen Klientelreiches.94 Hier kauft demnach ein auswärtiger Jude auf dem Gebiet des noch existierenden nabatäischen Königreiches (in unmittelbarer Nähe zu königlichem Gut) Land. Die in der Definition des Grundstückes genannten Nachbarn sind sämtlich Nabatäer. Gemeinsam mit dem Grundstück werden ganz genau festgelegte Rechte zur Bewässerung verkauft. Es gab – das halten wir fest – im nabatäischen Reich klar definierte administrative Systeme, mit denen die unter Rabbʼīl II. besonders geförderten Bewässerungssysteme organisiert waren.95 Bemerkenswert ist auch die Nähe der betreffenden Flächen zu königlichem Besitz. Wenn die Schaffung von Bewässerungssystemen im Negev und Ḥaurān von der Zentralverwaltung organisiert wurde, dann wird der König dort jeweils auch größere Ländereien besessen haben. In Hawara gab es beispielsweise ein großes Wasserbecken, das, wie der paradeisos-Teich in Petra, repräsentativen Zwecken diente. Diese Immobilien dürften mit der Provinzialisierung an den Kaiser gefallen sein.96 Bei einem späteren Text aus dem Jahr 120 n. Chr., mit dem Simeon all sein Gut seiner Frau Miriam vermacht,97 sind viele der Nachbarn Juden, teils mit nabatäischen Vorfahren. Hier zeigt sich, dass es eine gewisse Migrationsbewegung von finanzkräftigen Juden in das nabatäische Reich und später die Provinz Arabia gab und eine Mischung mit der einheimischen nabatäischen Bevölkerung. Das war nicht nur im Süden so, sondern auch an anderen Orten um das Tote Meer, so im Falle eines gewissen Besas, der – ebenfalls aus En-Gedi stammend – in Mazra’ah lebte. Die Bewohner aus En-Gedi verteilten sich scheinbar über weitere Teile der Provinz Arabia.98 Dass diese jüdische Migrationsbewegung auch die neu erschlossenen Gebiete des Ḥaurān oder Negev erfasste, lässt sich bestenfalls vermuten.99 Dass aber auch diese Regionen einen Schub erfuhren, zeigt sich beispielsweise darin, dass sich genau in dieser Zeit rund 30 nabatäische Familien
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P. Yadin 3. Gleiches wird für Petra vorausgesetzt: Al-Tell 2011, bes. 43. Wie im Falle des Herodes: Wilker 2007, 76 f. P. Yadin 7. Yadin 1963, 240. Auch die Schreiber der Texte sind jetzt zum Teil Juden. Vielleicht deuten die Begräbnissitten in Mampsis, wo auch nach jüdischen Traditionen (z. B. in Steinkisten ohne Boden) bestattet wurde, auf jüdische Siedler hin. Zur Nekropole von Mampsis siehe Negev 1971 b. Er hält die Toten in Mampsis trotz ihrer Sitten nicht für Juden (Negev 1983, 134 f.).
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gleichzeitig in Mampsis niederließen.100 Bezeugt ist aber bekanntlich schon im 2. Korintherbrief des Paulus eine jüdische Gemeinde in Damaskus, die über einigen Einfluss im Nabatäerreich verfügte.101 Die jüdischen Migranten werden aber in jedem Fall ein wirtschaftlicher Stimulus gewesen sein, der die Entwicklung vorantrieb und förderte. Das Gleiche gilt in besonderem Maße natürlich für die römischen Soldaten. Diese verfügten über denarii, die sie in die lokale Wirtschaft investieren konnten und wollten. Ein schönes Beispiel ist P. Yadin 11, wo Judah, der zweite Ehemann Babathas, 60 denarii von einem römischen Zenturio namens Magonius Valens leiht. Was er mit dem Geld anfing, wissen wir nicht, aber da der Vertrag lediglich auf acht Monate angelegt war und Judah seine Schuld rechtzeitig beglich, kann das Geld nur für eine kurzfristige Investition gebraucht worden sein. Im vorliegenden Fall fand das Geschäft in En-Gedi und damit nicht auf nabatäischem Gebiet statt, solche Transaktionen werden aber überall dort, wo römisches Militär präsent war, getätigt worden sein. Sie waren schließlich im Interesse beider Parteien: Die einheimische Wirtschaft profitierte von der Verfügbarkeit des Kapitals und der Soldat konnte seinen Sold gewinnbringend anlegen. Ein anderer Aspekt dürfte aber genauso anziehend gewesen sein: Da als Sicherheit für solcherlei Kreditgeschäfte – wie im Fall Judahs – Grundstücke hinterlegt wurden, bot sich hier die Möglichkeit, auf indirektem Weg dort Boden zu erwerben, wo der unmittelbare Erwerb unmöglich war.102 So heißt es im Gnomon des Idios Logos ausdrücklich: Denjenigen, die im Heere stehen, wurde versagt, Besitz zu erwerben in der Provinz, in der sie im Heere stehen.103
Die Allgemeingültigkeit dieser Aussage ist, obgleich der Text selbst aus Ägypten stammt, nicht anzuzweifeln. Kreditgeschäfte mit Besitz als Sicherheit waren ein guter Weg, dieses Verbot zu umgehen und dennoch an Land zu kommen. Riesige Ausmaße scheinen solche Geschäfte im Falle der Soldaten freilich nicht angenommen zu haben. Problematisch waren sie wohl aber im Falle von finanzkräftigeren Amtsträgern, die mit ihren Aktivitäten die lokale Wirtschaft stören konnten. Diesen wurde dann auch explizit die Beteiligung an Darlehensgeschäften verboten (auch über Mittelsmänner), um Aktivitäten in diesem Bereich zu unterbinden.104 Der Erfolg war wohl nicht immer gegeben, wie das imposante
100 Negev 1983, 104. 101 2 Korinth. 11, 32. In Damaskus lies der Statthalter Aretas (IV.) die Stadt der Damaszener bewachen, um mich festzunehmen. In Apg. 9, 23, sind es diese Juden, die in Damaskus auf die Ankunft des Paulus warten. 102 Goodman 1991, 170. 103 P. Gnomon 111 (Schubart 1919): Ο̣[ἱ] στρατευόμενοι ἐ̣κ̣ω̣λ̣ύ̣θ[ησαν καθ’ ἣ]ν̣ στ̣ρατεύονται ἐπα̣[ρ]χ[ί]α̣ ̣ ν̣ ἐ̣νκ̣[τ]ᾶ̣σθαι. 104 P. Gnomon 70.
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Grab des Statthalters Sextius Florentinus in Petra zeigt.105 Der Landerwerb von Soldaten – beziehungsweise dessen Konsequenzen – wird also selbst in den Grenzprovinzen kein bedeutender Wirtschaftsfaktor gewesen sein. Anders sah das natürlich im Falle von Veteranen aus, deren Ansiedlung die Wirtschaft der Regionen – wie man am Ḥaurān sieht – enorm stärken konnte. Ein Stimulus waren die jüdischen Aktivitäten, die z. B. den Handel mit den lokalen Erzeugnissen betrafen. Babatha, die Tochter des Simeon, verkaufte im Jahr 130 n. Chr. die Ernte dreier Dattelplantagen ihres verstorbenen zweiten Mannes jedenfalls ganz selbstverständlich an einen Simon, Sohn des Jesus.106 Bei ihm könnte es sich um einen Großhändler gehandelt haben. Jedenfalls übernahm er die Überwachung der Ernte und das Abmessen der Mengen nicht selbst, sondern betraute sein Personal mit dieser Aufgabe.107 Solche Händler werden nicht nur in Maḥoza aktiv gewesen sein. Sie zeugen von der unmittelbaren Anbindung der Grenzprovinz auch an überregionale Märkte, an denen die Waren der Bauern weiterverkauft wurden.108 Die Juden sollen hier keineswegs als wirtschaftspolitische Macht beschrieben werden, die den Aufschwung der nabatäischen Wirtschaft angetrieben hätten, ihre Beteiligung an den Entwicklungen ist jedoch Ausdruck der Existenz eines äußerst dynamischen Prozesses, der sich überregional auswirkte. Landwirtschaftliche Entwicklung, Handel und Märkte funktionierten natürlich nur, wenn es einen Münzstandard gab, den man seinen Transaktionen zugrunde legen konnte. Auch in diesem Bereich zeigt sich Kontinuität. Zwar wurden mit der Provinzialisierung denarii zum ‚offiziellen‘ Zahlungsmittel, doch preiste man in den Papyri ebenso auch in den vorrömischen μέλαιναι (den ‚Schwarzen‘) aus.109 Allerdings scheinen für die Bezahlung der Steuern selbst denarii nötig gewesen zu sein, sodass sich das System nach einer Übergangsphase praktisch von selbst umgestellt haben dürfte. Im Laufe der Zeit, allerdings erst nach dem Tod Trajans,110 eröffneten dann mehre Prägestätten in der Arabia (Petra, Bostra, Madaba, Rabbath-Moba), um den Markt mit neuen Münzen zu beliefern. 105 Grab Nr. 763 Domaszewski. Natürlich muss ein Grab nicht unbedingt großen Landbesitz in der Gegend bedeuten, aber das Grab selbst muss gekauft worden sein und hatte einen großen Wert. Siehe dazu die Inschriften der Gräber in Hegra, die stets auch den Handel regulieren: Healey 1993 b. 106 P. Yadin 21 u. 22. 107 Dagegen sieht Katzoff 2007, 552, in Simon nur einen Mann, der für die Ernte selbst engagiert wurde. 108 Dass es sich nicht um einen lokalen Händler handelte, wird m. E. daraus deutlich, dass die Modalitäten der Bewertung explizit festgelegt werden. Gewogen werden sollen die Datteln in Babathas Haus und vor allem nach den in Maḥoza geltenden Gewichtsstandards (P. Yadin 21 Z. 15 f./P. Yadin 22 Z. 15). Warum sollte man diese Standards explizit festlegen, wenn der Händler nicht auch andere kennen und nutzen würde? 109 Sie dazu Weiser/Cotton 1996. 110 Zajac 2017, 99.
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Resümee Wenn die Provinzialisierung des Nabatäerreichs für die Zeitgenossen ein wenig spektakulärer Akt war, dann wird das zu einem guten Stück an den hier beschriebenen langfristigen Entwicklungen gelegen haben. Die offizielle Grenze des Imperium Romanum hat lange vor der Gründung der Provinz dort gelegen, wo der Machtbereich der Nabatäer endete: vom Ḥaurān im Norden bis hin nach Hegra im Südosten und den Farasan-Inseln im Roten Meer. Die Wirkungen dieser Grenze waren für die Bevölkerung vor und nach dem Jahr 106 n. Chr. die gleichen (wenngleich auch mit unterschiedlicher Intensität): Der Handel (vor allem auf den Landwegen) war eine wichtige Quelle des Wohlstandes. Die Handelswege mussten stets vor marodierenden Räuberbanden geschützt werden. Der Schutz der Handelswege brachte Sicherheit für die sesshaften Bevölkerungsteile, die nun wachsen konnten. Mit der Zunahme der Bedeutung der Ackerbauern für den Wohlstand der Regionen wurde es nötig, diese wirksam zu schützen, woraus sich schließlich die Notwendigkeit der Postenketten und Limesanlagen ergab. Aber die Entwicklung kam erst nach einer Unterbrechung im dritten Jahrhundert zu einem gewissen Abschluss,111 als seit diokletianischer Zeit wieder in größerem Stil Befestigungsanlagen gebaut wurden. Das entscheidende Kriterium war die Existenz einer Zentralgewalt, die Sicherheit vor Räubergruppen gewährleisten konnte. Die Nabatäer waren dazu in der Lage, weil sie als Klientelreich ein Teil des Imperium Romanum waren und ihre Macht resultierte aus dem Zugang zu den römischen Märkten.112 Auch wenn die Römer nach 106 n. Chr. zunächst eine andere Form der Raumkontrolle etablierten, so änderten sich die Rahmenbedingungen nicht grundlegend. Erst als im dritten Jahrhundert die Zentralgewalt schwächelte und die sesshaften Bevölkerungsteile nicht überall wirksam geschützt werden konnten, traten diese gegenüber nomadischen Lebensformen zeitweise zurück.113 Die Reichskrise wirkte sich unmittelbar auf die Raumkontrolle der Region aus. Weniger Sicherheit bedeutete sogleich auch weniger Siedlungstätigkeit. Man sieht also, dass gerade in den Regionen der Wüstengrenze, in denen man es mit schwer zu kontrollierenden nomadischen Bevölkerungsgruppen zu tun hatte, starke staatliche (und militärische) Strukturen nötig waren, um wirtschaftliche Prosperität zu gewährleisten. 111 In dieser Zeit scheinen Siedlungen an der Wüstengrenze in großer Zahl aufgegeben worden zu sein (Parker 2006, 532). 112 Zu den Export- und Handelsgütern siehe Johnson 1987, 36 ff. 113 Die Schwächung der Zentralgewalt scheint dabei aber nicht zu nomadischen Invasionen in größerem Maßstab geführt zu haben (Graf 1989, 344 ff.). Die Entwicklungen müssen eher kleinteilig gewesen sein und sich auf regionaler Ebene abgespielt haben.
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Am Schluss bleibt noch der Ausblick auf die Spätwirkung der beschriebenen Ereignisse, die dem Zusammenhang zwischen staatlicher Raumkontrolle und florierender Landwirtschaft scheinbar entgegenstehen: Als die römische Expedition gegen die Vandalen im Jahr 468 am Kap Bon so kläglich scheiterte, gingen auch die daran beteiligten Truppen des limes Arabicus verloren. Zu Beginn des sechsten Jahrhunderts waren – das zeigen die archäologischen Untersuchungen – die Grenzbefestigungen darum weitgehend unbemannt.114 Dennoch florierte die lokale Landwirtschaft in großen Teilen weiter und erlebte neue Blüten. Möglicherweise hatten die langen Jahre der militärischen Präsenz nun dazu geführt, dass sich die Symbiose zwischen den sesshaften Bauern und den nomadischen Hirten verstetigt hatte.115 Räubertum und Bandenwesen scheinen sich jedenfalls – anders als in der Zeit der Reichskrise des dritten Jahrhunderts – nach dem Abzug der Truppen nicht sofort wieder extrem ausgebreitet zu haben.
114 Zur verheerenden Schlacht, bei der – wie ein Jahrhundert zuvor bei Adrianopel – wohl ⅔ der römischen Truppen verloren gingen siehe Treadgold 1995, 190 ff. Zu den Auswirkungen auf den limes Arabicus siehe Fischer 2004, 51 f. 115 De Vries 2007, 75. Neue Herrschaftsstrukturen unter den arabischen Verbänden (Stichwort: Jafniden) und deren leichtere Einbindung in die imperialen Strukturen dürften ihr Übriges zu dieser Stabilität beigetragen haben.
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Abbildungsverzeichnis Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3
Karte nach Nehmé/Villeneuve 1999, 164 OCIANA–Datenbank: [; 01.09.2021] OCIANA–Datenbank: [; 01.09.2021]
Die Institutionalisierung eines tribalen Umfeldes? Überlegungen zum römischen Umgang mit den Steppenbewohnern der Provinz Arabia Petraea im 2. Jahrhundert Thomas Brüggemann (Halle)
Einführung Im Zentrum der folgenden Überlegungen stehen epigraphische Zeugnisse aus Nordarabien, die beispielhaft das Herantasten der römischen Provinzverwaltung an eine tribale Gesellschaftsstruktur dokumentieren. Diese war hier zwar nur zu einem kleineren Teil durch vollständig nomadische Gruppen gekennzeichnet,1 unterschied sich aber dennoch signifikant von Sozialstrukturen, mit denen die Römer an den Rändern ihres Reiches üblicherweise einen modus vivendi suchten. Die wenigen Texte lassen sich ausnahmslos zwischen das späte 1. und späte 2. Jh. datieren und stammen aus einem abgelegenen Gebiet auf der Grenze der römischen Provinzen Syria und der unter Trajan neu eingerichteten Arabia Petraea, etwa 95 km südöstlich von Damaskus. Dieser Kleinraum wird Ḥaurān (Auranitis) gennant und ist naturräumlich als vulkanische Basaltwüste zu charakterisieren. Wenngleich der Anteil der im Ḥaurān ansässigen rein nomadischen Beduinenstämme im Untersuchungszeitraum kaum als dominant zu bezeichnen ist, erscheinen in dieser Handvoll Inschriften die drei Amtsbezeichnungen ἐθνάρχος, φύλαρχος und στρατηγὸς doch in einem zumindest mittelbaren Sinnzusammenhang mit dem unspezifisch verwendeten Begriff ‚Nomade‘.2 Das wirft Fragen nach dem (historischen) Kontext der Texte ebenso auf wie nach Intention und Profil der darin bezeichneten Ämter.
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Cf. MacDonald 1993, 313–322, der 313 unter diesen ḥaurānitische Räuberbanden charakterisiert, deren „‚migrations‘ appear to have been triggered not by seasonal rainfall but by the approach of punitive expeditions“, cf. zudem Brüggemann 2015 und id. 2012, 1028– 1031. Insgesamt existieren weniger als zehn griechische Inschriften, die explizit Nomaden erwähnen, zudem etwa ein Dutzend fragmentarische griechische Graffiti aus einem mutmaßlich nomadischen Kontext, v. a. im Umland von festen Ansiedlungen im Ḥaurān, cf. MacDonald 1993, 346 mit Anm. 277.
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Oftmals ausgehend vom Ḥaurān bestimmten im 1. Jh. fortwährende Überfälle auf die Landbevölkerung und deren Infrastruktur den Alltag zwischen Antilibanon, Hermon und Dschabal ad-Duruz (Dschabal al-Arab). Damit sind keineswegs nur gelegentliche Angriffe auf Händler und Reisende gemeint,3 sondern großflächige Plünderungszüge bis ins Umland von Damaskus, die mitunter mehr waren als eine bloße Landplage.4 Allerdings stellten diese Ereignisse die römische Herrschaft zu keinem Zeitpunkt existentiell infrage, weswegen die Zentralmacht wohl lange auch keine Veranlassung sah, direkt einzugreifen und den Umgang mit dem Bandenunwesen den lokalen Verbündeten überließ.5 So war Augustus der erste, der diese lästige Angelegenheit an die Herodianer delegierte, namentlich an Herodes den Großen, ohne dass er oder seine Nachfolger beim Umgang mit der Lage im Ḥaurān sonderlich erfolgreich gewesen wären.6 Tatsächlich muss man wohl zwischen zwei gleichermaßen mobilen Gruppen in der Region Ledja unterscheiden: Auf der einen Seite gab es die plündernd umherziehenden Briganten, Räuber und Wegelagerer, die in den Höhlen der Basaltwüste von Ledja lebten und wohl das größere Problem darstellten.7 Auf der anderen Seite finden sich die Schöpfer der sog. safaïtischen Inschriften, Beduinenstämme, die im Ḥaurān als Pastoralisten siedelten und ihren Lebensunterhalt hauptsächlich durch Viehzucht und/oder Trockenfeldbau erwirtschafteten. Ihr Anteil an den Überfällen auf die ḥaurānitische Landbevölkerung dürfte abgesehen von gelegentlichen Razzien eher marginal gewesen sein.8 Die Lebens- und Aufenthaltsräume beider Gruppen lassen sich bei genauerer Betrachtung durch das Auftreten jeweils spezifischer Inschriftengattungen voneinander abgrenzen.9 Aus diesem Befund ergibt sich die Hypothese, dass die hier zu besprechenden Texte in erster Linie das römische Bemühen abbilden könn-
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Cf. Strab. 16, 2, 20. Ios. ant. Iud. 14, 9, 2 und bell. Iud. 1, 10, 5. Die alarmistische Darstellung des Iosephos sollte vorsichtig bewertet werden, gibt es doch keine stichhaltigen Belege dafür, dass die Römer in der Region tatsächlich existentielle Sicherheitsprobleme hatten bzw. nomadische Razzien oder wiederkehrende Raubüberfälle als solche eingestuft hätten. Das halbherzige Vorgehen der Römer, also bspw. das Delegieren der Angelegenheit an die Herodianer, Ios. ant. Iud. 15, 10, 1 und Ios. bell. Iud. 1, 20, 4, scheint eher dafür zu sprechen, dass sie das Bandenunwesen zwar als durchaus lästig, in der Summe aber sicherheitspolitisch als harmlos und begrenzt einordneten, cf. unten Anm. 22. Cf. Gebhardt 2002, 247 mit Anm. 3 und 4. Ios. ant. Iud. 15, 10, 1 und bell. Iud. 1, 20, 4. Strab. 16, 2, 20 und Ios. ant. Iud. 14, 15, 5. Obwohl solche Razzien natürlich eskalieren konnten, bestand gegenüber der sesshaften Landbevölkerung keine Unterwerfungsabsicht, cf. Khazanov 1975, 251 ff., id. 1981, 156 f., id. 1994, 233–263 und Dandamaev 1993, 60 f. Cf. MacDonald 1993, 314 mit Anm. 70. Eine tribale Gesellschaftsstruktur wie im Ḥaurān bedeutet zudem keineswegs automatisch die Anwesenheit von Nomaden, cf. Mazzilli 2014, 129 f.
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ten, Konzepte zur Systemintegration der lokalen Stammesminderheit zu erproben, die dann erst in zweiter Hinsicht der Stabilisierung der angespannten Sicherheitslage gedient hätten. Auch als die Römer in antoninischer Zeit schließlich begannen, ihre Sicherheitstrategie für die Region grundlegend zu verändern, dürfte das kaum der Lage im Ḥaurān selbst geschuldet gewesen sein, als vielmehr der Notwendigkeit, ein robustes Militärregime als Drohkulisse gegenüber den im Osten erstarkenden Parthern zu errichten. Auch der Anlass für diesen Strategiewechsel ist wohl eher nicht im ḥaurānitischen Bandenunwesen zu sehen, sondern im Handlungsdruck, der auf römischer Seite eintrat, als zum ersten nachchristlichen Jahrhundertwechsel nahezu zeitgleich beide regionalen Klientelmächte ausfielen, die den Ḥaurān bis dahin zu grosso modo gleichen Teilen für die Römer kontrolliert hatten – die Herodianer im Westen und die Nabatäer im Osten. Damit trat eine Situation ein, die einen weiteren Aufschub der überfälligen administrativen wie strategischen Neuordnung der weiteren Großregion nicht mehr vertretbar werden ließ. Die zu diskutierenden Inschriften kommen parallel mit dem Beginn dieser konsequenteren römischen Militärstrategie im syrisch-arabischen Grenzraum und im Ḥaurān seit Ende des 1. Jhs. auf, waren jedoch hierin nur eine Randerscheinung. Ob die Texte Indikatoren dafür sein könnten, dass die Römer gleichsam in einem Aufwasch beabsichtigten, die Region bis auf die Mikroebene in ihr administratives System zu integrieren, indem sie Angehörige der örtlichen Stämme in die provinziale Sicherheitsarchitektur einzubinden suchten, also ein Schlaglicht auf römisches Verwaltungshandeln in progress werfen, wird zu erörtern sein. Es erscheint immerhin vertretbar anzunehmen, dass diese Texte Ausdruck einer Phase sein könnten, während der Rom bemüht war, das Sicherheitsproblem bei der Wurzel zu fassen: War die Loyalität einzelner tribaler Führungspersonen gewonnen, könnten innertribale Gefolgschaftsbeziehungen und genealogische Abhängigkeiten die Erwartung rechtfertigen, dass mit der persönlichen Loyalität dieser Stammesoberhäupter die ihrer jeweiligen Gefolgschaft akkompaniert wäre.10 Dazu werden die allesamt fragmentarischen und im
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Das Prinzip der Gewinnung von gestaffelter Loyalität mittels gezielter Ansprache von Repräsentanten lokaler Stammesverbände war jedoch keine Innovation der Römer, sondern bereits in achaimenidischer, cf. Briant 1979, 1375–1414, und hellenistischer Zeit, Brüggemann 2010, 22 mit Anm. 70, Mittel der Politik. Wir befinden uns hier noch nicht in der Zeit, in der quasi unabhängige arabische Stämme Vertragsbeziehungen zu den Römer unterhielten oder Anhaltspunkte dafür vorlägen, dass aus diesen rekrutierte Einheiten zum regulären römischen Militärdienst gehört hätten. Institutionalisierte Einheiten aus Angehörigen örtlicher tribaler Gruppen wie die equites Saraceni Thamudeni, Not. dign. or. 28, 17, am limes Aegypti sind erst gegen Ende des 4. Jhs. aufgekommen, nachdem die arabischen Saraceni offiziell zu foederati Ostroms geworden waren, cf. Shahîd 1984, 55 f. mit Anm. 20; 22–24 sowie Retsö 2003, 511 mit Anm. 40 u. 41.
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Einzelfall auch nicht eindeutigen Zeugnisse11 mit dem römischen Verwaltungshandeln im ḥaurānitischen Kleinraum nach dem Ende Agrippa II. und der Annexion des Nabatäerreiches rückgekoppelt. Die Ausführungen gliedern sich dabei in drei Abschnitte: Im ersten Teil werden wir die naturräumlichen, sozialen und administrativen Verhältnisse in unserer Region betrachten, im zweiten anhand einiger der aussagekräftigeren Beispiele zu zeigen versuchen, wie nützlich jeder der drei Titel im ‚nomadischen‘ Kontext sein könnte, und schließlich im dritten Teil der regionalen Einbettung, d. h. dem spezifisch sachlichen Bezug von zweien dieser Ämter im iudäischen Kontext nachgehen.
Region Unser Untersuchungsraum kann als ein Rechteck von etwa 5.000 km2 beschrieben werden, östlich von Derat und südöstlich von Damaskus im Südwesten Syriens gelegen.12 Das heute als Ḥaurān bezeichnete Hochplateau, das im Westen an Israel und den Libanon sowie im Süden an Jordanien grenzt, ist Teil eines bis zu 1.800 m hohen Gebirgszuges, dem Dschabal ad-Duruz. Durch ihre naturräumliche Beschaffenheit – der Ḥaurān ist durch Geröllfelder, Basaltbrocken und Vulkankuppen gekennzeichnet –13 ist die Region als Lebensraum nur über eine einschlägige ökonomische Spezialisierung urbar zu machen.14 In der Antike erhielt das Gebiet wohl aufgrund seiner markanten schwarzen Geröllfelder und Lavahalden den Namen Auranitis (Ḥaurān).15 Die markante, homogen erscheinende Gestalt der vulkanischen Landschaft hat dazu geführt,16 dass heute die gesamte
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Dennoch wäre es angesichts der generell dürftigen Quellenlage zu Untersuchungsraum und -zeit nicht zu rechtfertigen, das Material allein quellenpositivistisch zu beurteilen, cf. MacDonald 1993, 346–352. Cf. Huguet 1986, I/1, 5–18. Zur naturräumlichen und urbanen Gestalt der vulkanischen Basaltwüste der Ledja cf. Strab. 16, 2, 16–22 und Engels 2007, 76 mit Anm. 11–16 und weiterer Literatur. Auch wenn uns eindeutige Informationen fehlen, ist es plausibel, dass die örtlichen Stämme, die unter anderem Kamelzucht betrieben (Staubli 1991, 168; 184–201 und Klengel 1971, 148 f.) auch vom nabatäischen Karawanenhandel profitierten, dessen nördliche Handelsrouten im Ḥaurān endeten, cf. Engels 2007, 82 mit Anm. 79 u. 81. Engels 2007, 76 nimmt wohl zurecht an, dass diese Bezeichnung während der ptolemaiischen Herrschaft über das Gebiet offiziell eingeführt wurde, cf. auch Jones 1971, 239 ff., aber bereits zuvor von der semitischsprachigen endemischen Bevölkerung als Bezeichnung verwendet wurde, cf. Ez 47, 16–18 mit einer Beschreibung der Verhältnisse an der Nordostgrenze des israelitischen Königreiches. Cf. Dentzer 1986, I/2, 388.
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Lavaregion Südsyriens als Ḥaurān bezeichnet wird,17 also ein Gebiet von insgesamt mehr als 8.000 km2: Im Westen des eigentlichen Ḥaurān liegt die Batanaea,18 im Osten wird er nach einer Übergangszone zur Steinwüste (Harrah),19 im Norden und Nordwesten schließt sich die Trachonitis (Ledja)20 an und in Richtung des Sees Genezareth die Gaulanitis.21 In allen drei Unterregionen des Ḥaurān herrschen günstige Bedingungen für den Trockenfeldbau, was seit jeher die Ansiedlung auf diese Nischenökonomie spezialisierter beduinischer Nomadenstämme begünstigte.22 Schon in vorrömischer Zeit besaß die Ledja-Region allerdings den zweifelhaften Ruf, Rückzugsgebiet lokaler Räuberbanden und nicht ortsfester Wegelagerer zu sein, die die Karawanenrouten unsicher machten und die örtliche Landbevölkerung schikanierten.23 Verantwortlich für diesen schlechten Ruf dürften in der Tat insbesondere Briganten und Straßenräuber sein, die in den Höhlen um Ledja hausten, und nur zu einem geringen Teil Turbulenzen, die auf Razzien der beduinischen Stämme des Ḥaurān zurückgingen. Deren fehlende ökonomische Autarkie aufgrund ihrer an die Nutzung naturräumlicher Nischen angepassten pastoralnomadischen Wirtschaftsweise, bedingte ihre Abhängigkeit vom permanenten Zufluss landwirtschaftlicher Produkte und anderer Erzeugnisse aus angrenzenden Ackerbauzonen. Die Adaptation an Umweltbedingungen arider Marginalzonen wie denen des Ḥaurān sowie deren Wahl als Lebensraum ist dabei ein Strukturmerkmal der pastoralnomadischen Lebensweise. Obwohl der Warenaustausch mit den sesshaften Ackerbauern oftmals reibungsfrei durch (Tausch-)Handel verlief, verschafften sich manche Stämme Ackerbauund Handwerksprodukte gelegentlich auch über Raub- und Plünderungszüge (Razzien). Dies war ohne Frage lästig und mitunter auch existenzbedrohend für 17 18
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Zur administrativen Gliederung des Ḥaurān im heutigen Syrien cf. Engels 2007, 76 mit Anm. 15. Heute ist dies die syrische Nuqra-Ebene. Bereits in hellenistischer Zeit wurde das Basaltgebiet trotz geringer Niederschlagsmengen im Nordwesten und Westen durch geschickte Kanalisierung und Sammlung des Regenwassers fruchtbar gemacht, in der frühen Kaiserzeit wurde dann auch der Süden für die landwirtschaftliche Nutzung erschlossen, cf. Engels 2007, 76 f., Shahîd 2002, I/2 83; 106, Pahlitzsch 1997, 487 f. und Dentzer 1986, I/2, 388– 392. Engels 2007, 76. Cf. Bowersock 2003, 341–348, Graf 2003, 319–340 und MacDonald 2003, 303–318. Das entsprechende Gebiet wird heute als Golan bezeichnet, cf. zur Geschichte in der frühen römischen Kaiserzeit mit weiteren Angaben Shahîd 2002, I/2 76 f. mit Anm. 2 u. 3. Ptol. geogr. 5, 17, 3 bezeichnet im 2. Jh. die Wüstenregion im Norden der Sinaihalbinsel als Σαρακηνή, vermutlich nach der Stadt Σάρακα nordwestlich von Ἁdan in der Provinz Arabia Felix benannt. Ptol. geogr. 6, 7, 21 ist der erste, der eine im Nordwesten der arabischen Halbinsel (heute Ḥiğāz), in unmittelbarer Nachbarschaft zum Sinai, siedelnde Bevölkerungsgruppe Σαρακηνοί nennt, cf. Retsö 2003, 205 f. Cf. Strab. 16, 2, 20 und insbesondere die mitunter dramatisch überzeichneten Schilderungen bei Ios. ant. Iud. 14, 9, 2 und Ios. bell. Iud. 1, 10, 5; 1, 20, 4, cf. Strauß 2009, 58–71.
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die solcherart heimgesuchte Landbevölkerung, die öffentliche Ordnung war dadurch aber nie infragegestellt.24 Konnte die betroffene Landbevölkerung die Bedrohung also subjektiv als existentiell empfinden, dürfte sie auf der Ebene der römischen Provinzverwaltung verhältnisgemäßer und somit realistisch bewertet worden sein. Obwohl solche Razzien durchaus eskalieren konnten, bestand nämlich seitens der Stämme nie eine Eroberungs- oder Unterwerfungsabsicht. Nomaden überfielen nicht, um dauerhaft deren Land besitzen, sondern lediglich, um dessen Ressourcen bzw. Erzeugnisse abschöpfen. Die Politik des 1. Jhs. spricht hier eine klare Sprache: Die Römer haben die arabischen Stämme im Ḥaurān nicht als ernsthafte Bedrohung ihrer eigenen Position betrachtet.25 Bestes Beispiel für ihren pragmatischen Umgang mit den tribalen Gruppen und ihren erfolgreichen Bemühungen um die Systemintegration lokaler Minderheiten ist Iulius Marinus, Vater des späteren Kaisers Marcus Iulius Philippus, 244–249 (Philippus Arabs),26 der selbst im Jahre 204 in Shahbā (später Philippopolis) im Ḥaurān geboren wurde.27 Marinus dürfte nämlich als integrationswilliger (eventuell nomadischer) Stammesführer in römische Dienste gekommen und damit zu einem loyalen Bewohner des römischen Reiches geworden sein.28 Bis zum Tod des letzten Herodianers, Herodes Agrippa II. 92/93,29 hatten die Römer den westlichen Ḥaurān von diesen Klientelkönigen kontrollieren lassen. 24
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Für die römische Provinzverwaltung dürfte es sich bei diesen Vorkommnissen um minderschwere kriminelle Aktivitäten gehandelt haben, weshalb man auch lange keine allzu große Energie darauf verwandte, für Abhilfe zu sorgen, cf. Brüggemann 2007 b, 51 f. mit Anm. 23–25. Insofern stellt Isaak 1990, 237 zurecht fest, „that the provinces of Arabia and Iudaea were not, before the fourth century, faced with very intense pressure of nomads […]“. Marcus Iulius Philippus, von 245–249 römischer Kaiser, wurde als Sohn des Iulius Marinus in einfachsten Verhältnissen in Schahba geboren. Der Vater dürfte bereits über das römische Bürgerrecht verfügt und dieses an seinen Sohn weitergegeben haben, cf. unten Anm. 27. Etwa 90 km südlich von Damaskus gelegen war die Oasensiedlung Schahba vor ihrer Erhebung zur colonia und dem repräsentativen Ausbau als Philppopolis durch den hier geborenen Kaiser Philippus Arabs sicher keine Stadt. Dass Philippus seinen Geburtsort gänzlich neu errichtete, kann dabei als politische Maßnahme mit Symbolkraft in zwei Richtungen charakterisiert werden: Zum einen dürfte der Kaiser beabsichtigt haben, seine provinzielle, im Reich als minderwertig betrachtete Herkunft rückwirkend aufzuwerten, zum anderen sollte damit wohl auch ein Signal römischer Macht und kultureller Überlegenheit in der Grenzprovinz Arabia Petraea ausgesandt werden, das sowohl an die örtliche Bevölkerung als auch die benachbarten Sassaniden gerichtet gewesen sein dürfte, cf. Sommer 2010, 22 ff. und Körner 2002, 211–225. Behauptungen, so epit. Caes. 28, 4 und HA 29, 1, wonach er Anführer einer trachonitischen Räuberbande gewesen sein könnte, gehören sicher ins Reich der Legenden, cf. Southern 2001, 71 f., Ball 2000, 417 und Bowersock 1983, 122 f. Marcus Iulius Agrippa II. war Sohn Herodes Agrippa I. und seit dem Jahr 50 wie sein Vater von Rom eingesetzter König über Syrien und Palästina einschließlich der Gebiete des Untersuchungsraumes Batanaea, Trachonitis und Gaulanitis, cf. Ios. vita 359, Gebhardt 2002, 83–86 und Frankfort-Liebmann 1962, 659–672.
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In dessen östlichem Teil, den die Römer lange ihren nabatäischen Bundesgenossen überlassen hatten, war mit dem Bedeutungsverlust der Arabes Nabataei30 bereits einige Zeit zuvor ein gewisser Regelungsdruck eingetreten. Trajan leitete daher im Jahr 106 die Überführung des Nabatäerreiches in die Provinz Arabia Petraea ein.31 In der Regierungszeit Hadrians sind dann die Annexion und die dadurch erforderliche provinziale Neuzuordnung der Städte der zuvor rein syrischen Dekapolis vollzogen worden. Zudem wurde mit der Stationierung von zwei Legion in Bostra und Caparcotna auch das Militärregime in der Region neu aufgestellt.32 Die neue Provinz Arabia Petraea bildete nach Abschluss der Maßnahmen nun eine Grenze mit der Provinz Syria, die in ost-westlicher Richtung etwa 20 km nördlich von Bostra verlief. Diese Binnengrenze dürfte in der Nähe von Abila auf iudäisches Gebiet gestoßen sein, womit die Provinz Iudaea von einer Grenz- zu einer Binnenprovinz geworden war.33 Der Entschluss der Römer, Südsyrien am Ende des 1. Jhs. eine robuste militärische Infrastruktur zu geben, war allerdings nur ein Randaspekt der generellen Neuausrichtung der Sicherheitsstrategie an der Ostgrenze des Reiches: Stoßrichtung war nicht die sicherheitspolitische Ertüchtigung des südsyrischen Raums, sondern die militärische Entlastung des syrischen exercitus durch die neuen Legionen, damit dessen Schlagkraft gänzlich auf die Parthergrenze konzentriert werden konnte. Im Unterschied dazu galten der neue exercitus Arabicus ebenso wie der reorganisierte 30 31
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Diod. 2, 48 f.; 19, 94–100. Wohl gerade, weil die große Mehrheit der Bewohner der arabischen Halbinsel seit jeher sesshaft und damit nicht außergewöhnlich war, cf. Mazzilli 2014, 129 f., konnte eine Bevölkerungsminderheit als Alleinstellungsmerkmal wahrgenommen und daher namensgebend für Arabia werden: nicht ortsfest lebende Beduinenstämme, ῾arab. Auf Grund der klimatischen Gegebenheiten waren die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen begrenzt auf das südwestliche Hochland und Oasen wie Yaṯrib (im Ḥiğāz) und al-Yamāma. Zunächst unterschied man in republikanischer Zeit nur zwischen Arabia Deserta, dass das gesamte Gebiet vom südlichen Syrien bis zum nördlichen Ḥiğāz umfasste, und Arabia Felix, mit dem der südliche Teil der arabischen Halbinsel bezeichnet wurde. Bei der erst 106 unter Trajan mit der Eingliederung des Nabatäerreiches zusätzlich eingerichteten Provinz Arabia Petraea mit der Hauptstadt Petra handelte es sich demgegenüber um eine rein administrative Struktur, die in der öffentlichen Wahrnehmung des geographischen Arabien kaum eine Rolle spielte, cf. MacAdam 1989, 289–320 u. Pahlitzsch 1996, 945 f. Der moderne arabische Name Caparcotnas (Καπαρκοτνεί, Ptol. geogr. 5, 15, 3), Leǧgûn in Galilaea (Ledjûn, Kefar Otnay), geht auf das lateinische Wort legio zurück und belegt damit, dass der Ort Standlager einer römischen Legion war, im vorliegenden Fall vermutlich zunächst der Legio II Traiana, die unter Hadrian von der Legio VI Ferrata abgelöst wurde, cf. Gebhardt 2002, 93 mit Anm. 3. Caparcotna liegt in Sichtweite südöstlich von Megiddo. Schon der Erstausgräber konnte am Tell el-Mutesellim, einer zeitgenössischen Hügelaufschüttung nahe Leǧgûn, zeigen, dass sich das alttestamentliche Megiddo auf dem Tell befand, während Kefar Otnay-Leǧgûn unterhalb davon lag, beide Orte also nicht identisch waren, wie mitunter angenommen wurde, cf. Schumacher 1908. Der Verlauf der Grenze ist bei Sartre 1982 a, 42–54 mit Karten 1–3 dokumentiert. Cf. auch Freeman 1996, 104 mit weiteren Angaben.
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exercitus Iudaicus nun „ihrer wesentlichen Bestimmung [nach] der inneren Sicherheit“.34 Neben diesen Maßnahmen, die die infrastrukturelle Makroebene betrafen, gibt es Anhaltspunkte dafür, dass die Römer parallel auch auf der Mikroebene die innere Sicherheit im Ḥaurān in neue Bahnen lenken wollten. Epigraphische Belege in griechischer Amtssprache zeigen,35 dass seitens der Provinzialadministration offenbar nach Mitteln und Wegen gesucht wurde, die durch die Verwüstungen und Raubzüge mobiler Banden immer wieder gestörte öffentliche Ordnung im Südosten der Auranitis unter Einbeziehung der örtlichen Stammesgesellschaft langfristig zu befrieden. Allerdings lässt sich kaum mehr klären, wieviel Anteil die ḥaurānitischen Beduinenstämme an diesen Verhältnissen tatsächlich hatten und wieviel davon eher auf das Konto der ebenfalls ortstypischen Briganten, Räuber und Wegelagerer ging.36 Die Beduinenstämme des Ḥaurān jedenfalls sind auch räumlich identifizierbar anhand der Provenienz ihrer epigraphischen Handschrift in Form von Graffiti und Felszeichungen,37 den sogenannten ‚safaïtischen‘ Inschriften. Diese Textzeugnisse, die einen altarabischen Regionaldialekt in südsemitischer Schrift wiedergeben,38 gewähren zudem seltene Einblicke in die soziokulturellen Eigenarten der tribal-nomadischen Gesellschaft des Ḥaurān, die eine differenzierte Sozialordnung ebenso erkennen lassen wie eine mitunter auch originelle Selbstwahrnehmung. Als gesichert kann auch gelten, dass die safaïtischen Beduinen größtenteils vollnomadisch lebten39 und innerhalb ihrer Streif- und Siedlungsgebiete in Auranitis und Trachonitis über eine systematische, an der saisonalen Wechselweidewirtschaft orientierte Mobilität verfügten. Hierbei kam der Adaptation der naturräumlichen Gegebenheiten eine besondere Bedeutung zu, geschuldet vor allem dem dauerhaften Zugang zu Wasser in Form von Quellen oder Speichern. Durch den Austausch mit Sesshaften wie auch durch Zucht und Verwertung von Kleinvieh40 haben sich die Stämme über die Adaptation an die
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Gebhardt 2002, 107. Cf. MacDonald 1993, bes. 368–377. Cf. oben Anm. 1. Inzwischen sind etwa 25.000–30.000 Texte bekannt, deren große Mehrheit noch nicht erschlossen ist, cf. MacDonald 1993, 304. Cf. MacDonald 2004, 488–533 und MacDonald 2000, 28–79. Den spezifischen lokalen naturräumlichen und ökonomischen Gegebenheiten folgend handelte es sich bei ihnen vorwiegend um Kamelzuchtnomaden, cf. exemplarisch Staubli 1991, 120 f. mit Abb. 109. Der Verfasser dankt hier auch seinem Hallenser Kollegen Mohammad Ababneh für wertvolle Hinweise und stete Gesprächsbereitschaft, cf. Ababneh 2005. Bspw. Schafe, Ziegen und Esel, cf. Staubli 1991, 176–183 und Klengel 1971, 148–157.
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schwierigen Lebens- und Umweltbedingungen hinaus beständig weiterentwickelt und veränderte Bedingungen jeweils zunutze gemacht.41 Die tribale Anpassungsfähigkeit machte endlich durch die von den Römern eingeführte Technik zum Bau von Zisternen, die Regenwasser für die Trockenzeit zurückhielten, auch in der Basaltwüste der Ledja den Trockenfeldbau und die Anlage von Dörfern möglich. Die römischen Infrastrukturmaßnahmen führten vom 1. vorchristlichen bis zum 1. nachchristlichen Jh. insgesamt dazu, dass sich die ökonomischen Rahmenbedingungen im Ḥaurān verbesserten. Besonders wurden dadurch in zunehmendem Maße landwirtschaftliche Aktivitäten möglich. Die Aussicht, allein vom Feldbau leben zu können, begünstigte auch eine vermehrte Sesshaftigkeit bis dahin vorwiegend pastoralistisch mobiler Beduinenstämme im Ḥaurān.42 Die heute nach dem Zentrum der Inschriftenfundregion Es-Safa43 benannten ‚Safaïten‘44 lebten durch diese verbesserte wirtschaftliche Basis begünstigt in der Endphase des nabatäischen Reiches45 bereits als Halbnomaden, d. h., nicht mehr der ganze Stammesverband wirtschaftete ausschließlich pastoralistisch, sondern manche Klans betrieben neben der Viehzucht bereits Trockenfeldbau und Handel. Diese Stammesteile waren dann auch sesshaft und nicht mehr saisonal im Rahmen der Wechselweidewirtschaft mobil.46 Dies bedeutet, dass Bevölkerungsteile, die in antiken Quellen als ‚Stamm‘ bezeichnet werden, nicht automatisch auch nomadisch, also mobil gelebt haben. Auch die Annahme, die in den epigraphischen Zeugnissen aus dem Ḥaurān auftretenden Stammesverbände hätten sozial und/oder ökonomisch eine homogene Einheit gebildet, ist unrealistisch. Es gab innerhalb jedes größeren Stammesverbandes strukturbedingt sesshafte und mobile Klans, die damit auch unterschiedlichen, gewissermaßen komplementären Wirtschaftsweisen nachgehen konnten. Trockenfeldbau und Viehzucht innerhalb desselben Stammesverbandes zu betreiben, kennzeichnet dabei eine verbreitete tribale Lebensweise, den Agropastoralismus, bei dem sich die unterschiedlichen Wirtschaftsformen wechselseitig ergänzen.47 41 42 43 44 45 46 47
Zur archäologischen Sicht- und Nachweisbarkeit von Nomadismus in den arabischen Wüstenrandzonen der Antike cf. Uerpmann 2006, 87–103. Cf. Mazzilli 2014, 129–135 mit weiterer Literatur. Es-Safa liegt etwa 95 km südöstlich Damaskus, cf. MacDonald 1993, 305 f. ‚Safaïtisch‘ ist demnach kein Ethnikon, cf. MacDonald 1993, 307–310 mit Anm. 26. Zu den damit verbundenen ereignisgeschichtlichen Details cf. Gebhard 2002, 87–107. Es vollzog sich also eine ökonomische Spezialisierung innerhalb des tribalen Großverbandes, von dem die gesamte Stammesgemeinschaft profitierte, cf. MacDonald 1993, 303–413, Sartre 1982 a, 77–91, Jones 1971, 238 f. mit Anm. 78 und Dentzer 1986, I/2, 397. Cf. Sartre 1982 c, 86, der hervorhebt, dass „lors de la création des nouvelles cités dans le Hauran, certains tribus bien représentées dans la population de telle ou telle cité ont dû donner leur nom à une tribu civile“ und 87 „les φυλαὶ peuvent être des tribus indigènes, c’est-à-dire le type de groupement traditionnel des populations hauranaises“. Cf. auch MacDonald 1993, 310 mit Anm. 47.
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Die ḥaurānitischen Beduinenstämme verfügten jedoch anscheinend über keine permanenten überörtlichen Organisationseinheiten und den safaïtischen Texten zufolge auch über keinen Begriff, der die Existenz einer institutionellen Stammesführerschaft nahelegen könnte; dies macht die Deutung der im Folgenden diskutierten Texte insofern problematisch, als die darin genannten Titel mutmaßlich von römischer Seite auf tribaler Seite wahrgenommene Funktionen/Rollen hindeuten.
Inschriften Im Ḥaurān48 hat sich eine ungewöhnliche Gruppe knapper und mitunter fragmentarischer Inschriften in griechischer Sprache erhalten, die die an sich im Nahen Ost nicht unbekannten Ämter von Ethnarchen, Phylarchen und Strategen in einen seltenen Zusammenhang zu beduinischen Stämmen rückt. Wenngleich diese Ämter im hellenistischen und römischen Palästina auch in sehr unterschiedlichen Bereichen belegt sind, ist ihre explizite Verbindung mit Nomaden allerdings eine Ausnahme. Man darf wohl voraussetzen, dass die Titel kaum als griechische Übertragungen endemischer Ämter eingesetzt wurden, sondern als eher provisorische Annäherungen an tribale Rollen, in denen die Römer Führungspersonen der Stämme als potentielle Ansprechpartner zu fassen suchten. Als erstes Beispiel soll eine fragmentarische Inschrift aus Eitha Caesarea49 dienen, die einschlägiger Beleg zu sein scheint für eine typische ritterliche Karriere im römischen Militärdienst. Der Text vom Ende des 1. Jhs. zeigt einen ἔπαρχος σπείρης, d. h. einen praefectus cohortis, der jedoch zugleich als στρατηγὸς νομάδων bezeichnet wird: Ἐπὶ βασιλέω[ς μεγάλου Μάρκου Ἰου] | λίου Ἀγριππα | [ἔτους .., -- ὁ δεῖνα] | Χαρῆτος ἔπα[ρχος ---9] | σπείρη[ς] Αὐ[γούστης(?) καὶ στρατη] | ὸς Νομάδων [---11] | ης καὶ Χαλ[κιδηνῆς---4].50
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Da sich sämtliche im Folgenden angegebenen Fundorte von Inschriften auf dem Gebiet des modernen Syrien befinden, wird dies im Einzelfall nicht explizit erwähnt. Das heutige el-Hīt liegt etwa 10 km nördlich des syrischen Shahbā, cf. Sartre 2002, 225, Barrington Atlas 2000, Karte 69 E4 und Dussaud 1927, 257; 300; 325 mit Karte II. OGIS 321 = IGR 3, 1136 = Wadd 2112 aus Eitha Caesarea (el-Hīt) in der Region Trachonitis (heute Ausläufer des Dschabal ad-Duruz), wahrscheinlich Ende 1. Jh., gefunden in zwei 50 m voneinander entfernt liegenden Fragmenten, cf. Sartre 1982 a, 123–126, id. 1982 b, 123–125 und Gebhardt 2002, 249 mit Anm. 2.
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Der Rang eines ἔπαρχος σπείρης, den dieser Χαρῆς bekleidete, erlaubt die Annahme, dass er recht gut integriert gewesen sein dürfte, sodass ihm eine gewöhnliche Karriere im römischen Militärdienst offenstand.51 Dieser Umstand ist dann auch ein Alleinstellungsmerkmal, sein konventioneller militärischer Rang unterscheidet ihn von allen übrigen in den Texten dieses Konvoluts genannten Stammesvertretern. Die Aufgaben eines στρατηγὸς νομάδων werden in unserem Fragment leider nicht erwähnt. Man kann allerdings annehmen, dass es sich um ein offizielles Dokument handelt, das zu Ehren von König Agrippa II. höchstwahrscheinlich von Χαρῆς selbst oder seinem persönlichen Umfeld errichtet wurde.52 Wenn der Protagonist unserer ersten Inschrift mit wenigstens einem Fuß (als ἔπαρχος) den Übertritt in einen institutionalisierten römischen Kontext vollzogen zu haben scheint, kann das über den des folgenden Textes kaum gesagt werden. Die Grabinschrift des Hadrianos, der ursprünglich wohl Soaidos, Sohn des Malechos (?) war, nennt ihn einen ἐθνάρχος und στρατηγὸς νομάδων. Wie sein Name Hadrianos anzeigt, war auch er trotz Migrationshintergrund bereits in der ersten Generation im römischen Kulturraum angekommen. Die Tatsache, dass Hadrianos auch seinen indigenen Namen Soaidos nennen lässt, zeigt eine im Nahen Osten nicht ungebräuchliche Praxis der Indigenen im Umgang mit wechselnden Fremdherrschaften, öffentliche Amts- und herkunftliche Familiennamen nebeneinander zu führen und routiniert beide Identitäten zu unterscheiden:53 Ἁδριανοῦ τοῦ καὶ Σοαίδου | Μαλέχου, ἐθνάρχου, στρα|τηγοῦ νομάδων, τὸ | μνημ(ε)ῖον ἐτῶν λβ´. | ῎Αδδος ἀδελφὸς ἐτῶν κη´54
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Es dürfte sich hier allerdings nur um einen Einzelfall handeln, über eine militärische Kooperation von Römern und arabischen Stämmen ist in dieser Zeit nichts bekannt. Vereinzelte Kooperationsvereinbarungen gab es etwas später durchaus, wie bspw. Theoph. chron. 336 und Nik. opusc. hist. 23 berichten, cf. MacAdam 1994, 49 ff. und Mayerson 1991, 291 ff. Leider ist der Text so beschädigt, dass sich weitergehende Aussagen verbieten und Sartre 1982 b, 123 zuzustimmen ist, der den Aussagewert als „le contexte militaire (σπείρη) et la mention des nomades“ auf den Punkt bringt, cf. auch MacDonald 1993, 368. Diese von der achaimenidischen in die seleukidische Zeit reichende Praxis beleuchtet Boiy 2004, 213, 241 und bes. 288–303 mit einschlägigen Belegen aus Uruk und Babylon sowie weiterer Literatur. OGIS 616 = Wadd 2196 aus der Trachonitis (heute Malikiye bzw. Malka), 2. Hälfte 2. Jh. Sartres 1982 b,125 geäußerte Annahme, wonach die beiden genannten Titel auch von unterschiedlichen Personen getragen worden sein könnten und somit der Titel ἐθνάρχος ohne Bezug zu Nomaden stehen könnte, erscheint gleichermaßen plausibel.
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Der erste Herausgeber der Inschrift, William H. Waddington, hält den Ethnarchen in diesem Fall für einen nomadischen Häuptling,55 wobei die Häufigkeit des Namens ‚Hadrianos‘ hier keine genauere tribale Zuordnung erlaubt. Wenn sich hier das Adjektiv νομάδων auch auf ἐθνάρχος bezöge, damit also ein ἐθνάρχος νομάδων implizit und mit diesem Amt demnach ein Stammes- oder Klanführer angesprochen wäre, der durch diese Inschrift von Rom öffentlich in seiner endemischen Position anerkannt werden sollte, dann stellte der Verzicht auf die Nennung seines Stammes immerhin eine seltsam unvollständige Form dar, einen solchen Mann in seinem tribalen Umfeld zu charakterisieren. Es sei denn, als Adressaten des Textes wären von Vornherein eher die Römer betrachtet worden. Gegenüber seinesgleichen müsste man nämlich erwarten, dass der Name des konkreten Stammes genannt wäre, dessen Häuptling Hadrianos war – Nomaden würden sich jedenfalls kaum selbst als Nomaden bezeichnen oder ihren Anführer pauschal als Nomadenhäuptling. Dass der verstorbene Hadrianos Mitglied des römischen Militärapparates gewesen sein könnte, der στρατηγὸς νομάδων demnach ein militärischer Rang wäre, könnte immerhin durch die Angabe seines Alters angedeutet sein,56 die bei Soldatengräbern selbstverständlich, bei zivilen Bestattungen im 1. Jh. aber noch die Ausnahme war. Syntaktisch eindeutig handelte es sich nur beim στρατηγὸς νομάδων um ein römisches Amt mit Bezug zu ‚Nomaden‘, während demgegenüber der ἐθνάρχος zwar ebenfalls ‚nomadische‘ Verantwortlichkeiten gehabt haben könnte, aber keineswegs gehabt haben muss. Eine weitere Grabinschrift, ebenfalls aus Malka, erwähnt einen στρατηγὸς παρεμβολῶν νομάδων: [Ὁ δεῖνα] | στρατη | [γ]ὸς παρε | [μ]βολῶν | [ν]ομάδω[ν], ἐτῶν | κζ´. [Ἄ]ωρε ἄ | [λ]οιπε χ | αῖρε.57
Die zuweilen geäußerte Annahme, dieser Stratege könnte eine Art Vorsteher eines nomadischen (Sommer-)Lagers gewesen sein und Malka damit „a dû être sinon le centre unique des estivages nomades, du moins le site où s’installait traditionnellement le chefs des tribus passant l’été dans Nord du Djabal al-Drāz,
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Waddington 1870, 511 Nr. 2129 nimmt an, dass „cette inscription […] donne le nom et le titre d'un de ces chefs arabes […] régnant sur les tribus nomades, qui occupaient le grand désert de Syrie“. Der verstorbene Μαλέχος war λβ´= 32 Jahre alt, sein Bruder, der Stifter der Inschrift ῎Αδδος gibt als sein Alter κη´ = 28 Jahre an, cf. MacDonald 1993, 368 ff. PUAES 3. A 752 aus der Trachonitis (heute Malikiye bzw. Malka), etwa 2. Hälfte 2./Anfang 3. Jh., cf. MacDonald 1993, 374 f. παρεμβολή kann nach LSJ „aufgestelltes Heer“, aber auch „festes Lager“ bedeuten, wobei nicht zu entscheiden ist, welcher Bedeutung hier der Vorzug zu geben ist, da beide plausibel erscheinen. Sicher braucht man sich im vorliegenden Fall kein ‚Heer‘ vorzustellen, sondern eher eine ‚Einheit‘ oder einen ‚Trupp‘.
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chef désigne ici par le titre de stratège“,58 erscheint zu weitgehend, da der Text weder Angaben zu den Aufgaben dieses Mannes macht noch überhaupt erahnen lässt, was seine endemische Stellung gewesen sein könnte. Ob hier also tatsächlich ein indigener Stammeshäuptling gemeint ist, muss offenbleiben, da man für diesen Fall erneut den Namen seines Stammes und nicht nur den allgemeinen Begriff ‚Nomaden‘ erwarten würde.59 Dies legt letztlich auch der Befund nahe, dass die semitischen Texte der safaïtischen Inschriften zwar eine Fülle tribaler Selbstbezeichnungen in Form namentlicher genealogischer Zugehörigkeiten und verwandtschaftlicher, familiärer Verhältnisse aufweisen, bisher jedoch kein indigenes Wort für ‚Nomade‘. Für die Römer allerdings, von denen der Titel mutmaßlich vergeben wurde, wäre es dagegen in der Tat zuvorderst folgerichtig gewesen, sicher zu wissen, ob die Person, die in ihrem Sinne als Stratege agieren sollte, selbst als Nomade dem tribalen Milieu entstammte und damit auch in seiner ‚römischen‘ Funktion weiterhin über die endemisch begründete Gefolgschaft seines Stammes verfügte. Man sollte daher am ehesten annehmen, dass der στρατηγὸς παρεμβολῶν νομάδων nicht der Vorsteher eines Nomadenlagers, sondern eher Anführer eines nomadischen Trupps war. Dieser Trupp dürfte im Inneren der Provinz eher ein polizeiliches als ein militärisches Profil gehabt haben, da der Charakter der Bedrohungslage im Ḥaurān nach römischer Vorstellung nur minderschwer war, hervorgerufen durch Brigantentum und nomadische Razzien.60 Der in unserem Text genannte στρατηγός scheint somit der indigene Kommandant einer kleineren nomadischen Einheit gewesen zu sein.61 Obwohl nicht ausgeschlossen werden kann, dass einige solcher στρατηγοὶ in Personalunion Oberhäupter ihrer 58
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Sartre 1982 a, 124 f. unterscheidet prinzipiell zwischen den Titeln ἐθνάρχος und φύλαρχος einerseits und στρατηγὸς andererseits. In den ersten beiden Titeln sieht er jeweils „un chef de tribu ou de clan, reconnu par Rome comme tel“, woraus sich für ihn die Konsequenz Phylarch = Shaykh ergibt. Ein στρατηγὸς ist für ihn demnach der „chef de troupes auxiliaires recrutées chez les nomades“, und er schlägt somit vor, bei dem hier genannten στρατηγὸς παρεμβολῶν νομάδων könnte es sich um einen „chef des tribus passant l’été dans le Nord du Djabal al-Drûz, chef désigné ici par le titre de stratège“ gehandelt haben. MacDonald 1993, 368 nimmt demgegenüber an, dass ein sachlicher Zusammenhang zwischen den drei Titeln und Nomaden keineswegs zwingend sei. Cf. zur antiken Wahrnehmung tribaler Lebensformen und der damit einhergehenden Terminologie Scharrer 2002, 167–208. Cf. oben Anm. 1. Es handelte sich für die Römer wohl in erster Linie um Störungen der öffentlichen Ordnung, die unter die coërcitio fielen, cf. Brüggemann 2007 b, 51–54 mit weiteren Angaben. Selbst römische Patrouillen haben hier anscheinend nur eine Polizeifunktion wahrgenommen, um für innere Sicherheit zu sorgen, cf. Engels 2007, 97 und Sartre 2002/03, 318. Tatsächlich gibt es jedoch vor dem 4. Jh. bislang keine Belege, dass Führer arabischer Nomaden regulär in den römischen Militärdienst eingetreten wären, cf. Schmitt 2004, 859– 877. Der früheste Beleg in dieser Hinsicht ist eine nabatäisch verfasste Inschrift aus dem Jahr 328, die einen „Herrn der Araber“ aus Namara nennt, im nordöstlichen Dschabal ad-
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Stämme gewesen sein könnten, dürfte zumindest ein στρατηγὸς παρεμβολῶν νομάδων in römischen Diensten gestanden und klar definierte Aufgaben gehabt haben. Deswegen sollten wir davon ausgehen, dass er eher aufgrund einer gewissen Distanz zur unmittelbaren indigenen Hierarchie ausgewählt wurde und wahrscheinlich prinzipiell besser integrierte Stammesangehörige bevorzugt wurden.62 Näher am tribalen genealogischen Repräsentationsprinzip ist da der φύλαρχος Ἀουιδηνῶν aus unserem nächsten Beispiel. Hier wird der Stammesname mit dem Amt genannt, ganz so, wie man es bei der öffentlichen Repräsentation eines tribalen Anführers erwartet und es eine nach innen gerichtete Kommunikationsabsicht auch erfordert.63 Das Beispiel kann zudem als ungewöhnlich gelten, weil es einen der seltenen Fälle darstellt, in denen der Stifter persönliche Merkmale verbalisiert, indem seine Funktionen hier aktivisch als Tätigkeiten durch Verben angegeben werden und nicht nur passivisch-abstrakt in Form der Funktionstitel. Die Erwähnung individueller Merkmale, die über die Angabe der unmittelbaren persönlicher Herkunft mittels genealogischer Beziehungen hinausgingen – einschlägig ist hier neben der Nennung des Vaters wie im vorliegenden Fall mitunter auch die weiterer naher Verwandter –, ist in den nichtgriechischen safaïtischen Inschriften unüblich.64 Dass es auch hier seit dem 1. Jh.
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Duruz: Imru’l-quais stellte der römischen Zentralmacht zwar eigene Soldaten zur Verfügung, befehligte sie aber wohl dann nicht mehr persönlich, scheint aber ein loyaler Verbündeter der Römer gewesen zu sein, cf. Isaac 1990, 239 f. und Shahîd 1984, 46 ff. MacDonald 1993, 376 vertritt die Ansicht, dass „while we cannot exclude the possibility that commanders of these units may have been leaders of the ’ls [= Stamm, der Verf.] from which they were recruited, military discipline and effectiveness would surely have required them to be officered by professional soldiers.“ Wie wir oben bereits in OGIS 321 = IGR 3, 1136 = Wadd 2112 gesehen haben, konnten solche Kommandeure indigener Einheiten durchaus aus romanisierten Mitgliedern nomadischer Stämme rekrutiert werden, ohne dass sie dazu bereits das römische Bürgerrecht besessen haben müssen sein, wie Sartre 1982 a, 124 zeigt. Ohne die Nennung des eigenen Stammesnamens, also der eigenen Herkunftsbezeichnung, wäre die Errichtung der Inschrift zumindest mit einer an Seinesgleichen gerichteten Kommunikationsabsicht sinnlos gewesen. Ein solches Signal wäre von der Zielgruppe nicht goutiert, wenn überhaupt verstanden worden, cf. Brüggemann 2007 a, 279 und MacDonald 1993, 370–373. Eine der wenigen bisher bekannten safaïtischen Inschriften, in denen sich ihr Autor über seinen Beruf als Reiter und nicht über seinen Stamm identifiziert, ist Ms 64. Der Text wurde in Ruwayšid im äußersten Südosten den Ḥaurān gefunden und lautet in Anlehnung an die engliche Übersetzung von MacDonald 1993, 374: „Von ‘qrb Sohn des ‘bgr, Reiter in der Einheit des ‘l ‘mrt“. Das Beispiel scheint vergleichbar mit IGR 3, 1257 = Wadd 2271: Μεσαμάρος ἱππὲυς Κυρ(ηναικῆς) γένο[ς] Ναβὰς. MacAdam 1986, 111, 145, MacDonald 1993, 374 und id. 1991, 106 mit Anm. 38 dürften richtig liegen, wenn sie die naheliegende Übersetzung von γένος Ναβὰς als „nabatäische Rasse“ ablehnen und vorschlagen, der Inschriftensetzer habe so nicht sein ‚Volk‘, sondern nur seinen eigenen Klan nennen wollen. Die Zunahme von Berufsidentifikationen im indigenen Kontext im 2. Jh. könnte dabei
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zu Veränderungen kam, könnte einen Individualisierungsprozess symbolisieren, durch den die Selbstwahrnehmung einzelner Stammesangehöriger als Einzelpersönlichkeiten mitunter an die Stelle der kollektivistischen, über die Zugehörigkeit zu einem konkreten Stamm definierten Identität treten konnte. Unter äußerem Einfluss dürfte es sich auch hier um die Nachahmung eines römischen Usus handeln, der die Nähe des Stifters zur Hegemonialmacht andeutet. Darüber hinaus könnte daraus auch abzulesen sein, dass sich der Genannte zugleich durch seine bewusste Imitation römischer Gepflogenheiten auch gegenüber Seinesgleichen abheben und aufwerten wollte: Ὀδαινάθῳ Σαουάδου | στρατηγήσαντι Ἀοι | δηνῶν κ(αὶ) φ(υ)λ(αρχής)α(ν) | τι Θομαλέχη γυνὴ κ(αὶ) Σ | αουδός πατὴρ α[ὐτ]οῦ ἀνέστησαν.65
Darüber hinaus bietet auch dieser Text66 keinen zwingenden syntaktischen Bezug zwischen dem Stammesnamen, Ἀουιδῆνοι, und dem Titel φύλαρχος, da sich das Nomen im Genitiv Plural syntaktisch zweifelfrei nur auf das Amt des στρατηγὸς beziehen lässt, mehr bleibt erneut Spekulation. Ob der hier genannte στρατηγὸς Ἀουιδηνῶν Kommandant einer indigenen Einheit aus demselben Stamm war und diese Einheit eine von mehreren Unterabteilungen einer παρεμβολή νομάδων gewesen sein könnte, kann durchaus angenommen, aber kaum erhärtet werden. Auch unsere nächste Inschrift deutet die Anwesenheit von Stämmen im Ḥaurān lediglich diffus an, wenn sie abstrakt ἒθνους νομάδων nennt, ohne sich darüber hinaus auf einen konkreten Stamm oder Stammesführer zu beziehen: [Τὸν δεῖνα πρεσ]β(ευτὴν) Σεβ(αστοῦ) ἀντιστρά(τηγον) οἱ ἀπὸ ἔθνους | νομάδων, ἁγνείας χάριν.67
Mit der Floskel οἱ ἀπὸ ἒθνους νομάδων könnte durchaus ein konkreter Stammesverband gemeint gewesen sein, der den ansässigen Zeitgenossen am Aufstellungsort des Textes ganz selbstverständlich bekannt war. Dies lässt sich schließen, weil die Formulierung Teil einer Inschrift zu Ehren eines kaiserlichen
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wohlmöglich Anzeichen für das Einsickern römischen Einflusses in sozio-kulturelle Stammestradionen im Ḥaurān sein. OGIS 617 = Wadd 2236 aus Rāma, zwischen Mushannaf und Tharba in der Auranitis (nordöstlicher Ḥaurān) gelegen, frühes 3. Jh. Der Text war im Verlauf seiner komplexen Editionsgeschichte immer wieder sinnverändernden Eingriffen ausgesetzt, cf. MacDonald 1993, 368 mit Anm. 423. Cf. oben Anm. 54 zu OGIS 616 = Wadd 2196, wo eine ähnliche syntaktische Distanz für den Ethnarchentitel zu konstatieren ist. Wadd 2203 aus Tharba in der Auranitis (nordöstlicher Ḥaurān) gelegen, 1. Hälfte 2. Jh. Der Text auf einer kleinen Säule ehrt den Statthalter der Provinz. Cf. auch Anm. 16 u. 30. Mitunter wurde eine ähnliche Funktion für den σύνδικος νομάδων in AAES 383 angenommen, cf. Harper 1928, 139, wobei auch hier über die Amtsbezeichnung hinausreichende Angaben zum Aufgabenprofil fehlen. Cf. zudem MacDonald 1993, 372.
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Legaten ist,68 eines uns unbekannten ἀντιστράτεγος.69 Diejenigen, die eine solche Widmung stifteten, hätten sich gewiss selbst darin so eindeutig benannt, dass die Römer sie leicht und eindeutig identifizieren konnten, andernfalls wäre die Ehrung eines Repräsentaten der Besatzungsmacht unnötig gewesen. Demgegenüber ist hier jedoch die Rede von einer ‚Nation‘ (oder einem ‚Stamm‘) von Nomaden – eine maximal unklare Selbstbeschreibung,70 die in dieser Form sinnlos erscheint.71 Sinn ergäbe diese Bezeichnung nur dann, wenn man annähme, dass der Begriff innerhalb der römischen Provinzverwaltung ein technischer gewesen sein könnte, der sich vielleicht auf bestimmte Einheiten bezogen hätte, die aus der Mitte der Nomaden rekrutiert und für klar definierte Aufgaben bzw. befristete Projekte eingesetzt worden wären, die nur uns nicht mehr bekannt sind. So hätten die Kommandanten dieser indigenen Hilfseinheiten dem ἀντιστράτεγος in seiner Provinz unterstanden, von denen einer ihm dann die Inschrift stiftete. Diese einheimischen Hauptleute könnten dabei mit den στρατηγοὶ παρεμβολῶν νομάδων vergleichbar gewesen sein. Dafür könnte immerhin sprechen, dass der Begriff ἒθνος nicht nur in unserer Region bereits zuvor auch zur Bezeichnung von klar abgegrenzten, instututionalisierten Personengruppen wie Händlervereinigungen und Priesterkollegien verwendet wurde.72 Durch diese Verwendungspraxis erschiene es plausibel, seinen Einsatz auch im militärischen oder administrativen Kontext für eine ähnlich überschaubare Personengruppe anzunehmen. Im vorliegenden Fall könnte diese Einheit dann 68 69 70
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Dessen Name auf dem stark beschädigten Stein nicht erhalten ist, cf. Waddington 1870, 512 Nr. 2203. ἀντιστράτεγος ist die griechische Entsprechung von propraetor, cf. zum Amt in Arabien Brüggemann 2007 b, 61 mit Anm. 57 und allgemein Kierdorf 2001, 430. In tribal-segmentär verfassten Gesellschaften definiert die Identität des Individuums zuvorderst seine Zugehörigkeit zu einem konkreten Stamm und weniger seine individuelle Einzelexistenz. Das gilt nicht nur für das Stammesoberhaupt, sondern für jeden einzelnen Stammesangehörigen. Sich nur unspezifisch als ‚Häuptling eines Stammes von Nomaden‘ zu bezeichnen wie hier, entspräche also in etwa der von MacDonald 1993, 371 zugespitzten Selbstwahrnehmung als „So-and-so son of So-and-so, a bedouin chief“. Auch in den safaïtischen Inschriften des Ḥaurān finden sich unzählige Belege für solche tribal üblichen Selbstidentifikationen über genealogische und/oder soziale Gruppenzugehörigkeit, cf. Ababneh 2005. Der Befund, dass ein Begriff für ‚Nomade‘ in diesem Inschriftenkomplex demgegenüber bisher nicht nachgewiesen werden konnte, Ababneh 2005 und Jamme 1970, esp. 510, sollte durchaus als indirekter Beleg dafür betrachtet werden, dass dies tatsächlich keine gebräuchliche tribale Selbstwahrnehmung war. Diejenigen, die eine öffentlich rezipierbare Inschrift setzen lassen, hätten sich darin sicherlich so bezeichnet, dass sie identifizierbar gewesen wären, MacDonald 1993, 375. Es könnte sich daher in der Tat um einen terminus technicus innerhalb der römischen Provinzverwaltung im Ḥaurān gehandelt haben, der jene Einheiten bezeichnete, die aus nomadischen Bevölkerungsteilen rekrutiert und nur für bestimmte Zwecke eingesetzt wurden. Sartre 1982 a, 124 geht in dieselbe Richtung, wenn annimmt, dass „l’expression οἱ ἀπὸ ἒθνους νομάδων désigne sans doute des soldats recrutés parmi les nomades“. Entsprechende Verwendungszusammenhänge finden sich örtlich schon seit dem 3. und 2. Jh. v. Chr., cf. LSJ 1940, 480 s. v. ἒθνος.
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im Rahmen ihrer militärischen Aufgaben in Tharba gewesen sein, ohne dass die Inschrift allein ein Beweis für die ständige Anwesenheit von Nomaden in diesem Gebiet sein muss.73
Ämter Der Phylarch ist das einzige der drei Ämter, bei dem bereits vor unseren Dokumenten wenigstens regional ein impliziter, immerhin mittelbar nomadischer, tribaler Bezug mitschwang. Nachdem das Amt des φύλαρχος in klassischer und hellenistischer Zeit zunächst dem Vorsteher einer φυλή in griechischen πόλεις vorbehalten war,74 wurde sein Verwendungsspektrum bald erweitert und damit unschärfer, sobald der Terminus bspw. zur Bezeichnung arabischer Scheichs (Sayyids, Shaykhs) eingesetzt wurde. Als einer der ersten führte Strabon den Begriff in diesem Sinne ein, wenn er die Allianzen arabischer Stämme mit den Römern schilderte.75 Seitdem war er als griechischer terminus technicus für Anführer unterschiedlicher arabischer Nomadengruppen gebräuchlich, nicht nur für die der Σαρακηνοὶ,76 die Strabon meinte. In der Zeit unserer Inschriften gibt es keine Anhaltspunkte dafür, dass der Begriff über unseren engen Kontext hinaus Verwendung innerhalb der römischen Provinzadministration gefunden hätte. Sofern es sich in späterer Zeit bei φυλαρχοὶ realiter um arabische Stammeshäuptlinge handelte, waren sie natürlich nicht seitens der römischen Verwaltung in ihre Ämter eingesetzt worden, sondern durch genealogische Sukzession und/oder innertribale Aushandlungsprozesse bereits endemisch in ihre Position gelangt. War zur Sichtbarkeit dieser Stellung im tribalen Umfeld kein formaler Titel erforderlich, gab es diesen Bedarf als Wiedererkennungs- und Hierarchiemerkmal durchaus in sesshafter, römischer Perspektive. Es ist nicht plausibel anzunehmen, die römische Verwaltung könnte beabsichtigt haben, Stämme unter die Führung von ihr ausgewählter φυλαρχοὶ zu stellen, ohne das Einverständnis der betreffenden Stämme zu berücksichtigten. Ein Häuptling konnte natürlich nicht ohne das Einverständnis seines Stammes allein aufgrund eigenen Machtanspruchs oder gar einer Ernennung von außen das Recht auf eine 73 74 75 76
Cf. MacDonald 1993, 376. In klassischer und hellenistischer Zeit war dieses Amt in vielen griechischen πόλεις der Titel der Vorsteher der φυλαὶ, allein in Athen hatte dieses Amt bereits im 6. und 5. Jh. v. Chr. bereits militärische Implikationen. Strab. 16, 1, 28 spricht für das 1. Jh. dabei explizit von Σκηνῖται, οἰ νομάδες. Diese Bezeichnung ist natürlich nicht besonders aussagekräftig, da es sich um die häufigste römische Bezeichnung für arabische Beduinenstämme handelt. Seit dem 3. Jh. wurden diese daneben als Scenitae Arabes bezeichnet, gleichermaßen eine Sammelbezeichnung für arabische Beduinenstämme, cf. bspw. Amm. Marc. 22, 15, 2; Steph. Byz. Ethn. Μ 96; Soz. HE 6, 38.
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Stammesführerschaft ableiten und/oder darauf vertrauen, dass sich seine innertribale Gefolgschaft mit der Zeit schon einstellen würde, wäre er nur erst im Amt. Ein Scheich war/ist niemals mehr als ein primus inter pares und er beherrscht einen Stamm auch nicht, sondern überzeugt oder handelt aus, sein Stamm folgt ihm freiwillig oder er tut dies eben nicht.77 Die Römer dürften einen Stammeshäuptling demgegenüber eher als ἀρχός seiner jeweiligen φυλή78 angesehen haben, der nach ihrem Verständnis wohl eine Art Regent war. Dieses Missverständnis könnte durchaus eine Erklärung für die nur kurzzeitige Verwendung des Phylarchen-Titels sein, der wieder verworfen wurde, als er sich als ungeeignet erwies, weil er die tribale Realität nicht widerspiegelte.79 Der ἐθνάρχος war im jüdischen Kontext ein vertrautes Amt, das etwa dem eines Königs von Iudaea entsprach, dem religiösen wie weltlichen Oberhaupt der Juden. Die Seleukiden hatten diesen Titel jedoch bereits etwa 165 v. Chr. im Zusammenhang mit dem Makkabäeraufstand abgeschafft. Sie wollten damit verhindern, dass wegen der mit dem Titel verbundenen weltlichen wie religiösen Machtstellung in Iudaea ein institutionalisiertes und durch jüdische Tradition legitimiertes Machtzentrum entstehen kann. So reaktivierte erst nach dem Ende des Seleukidenreiches Caesar den Titel für Iohannes Hyrkanos II. und seine Söhne im Jahr 47 v. Chr.80 Bereits zuvor hatte Pompeius dem Hyrkanos II. als amtierendem jüdischen Hohepriester 63 v. Chr. wieder weltliche Befugnisse zugebilligt,81 indem er ihm „die Führung der Nation gestattete, ihm aber dennoch 77
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Cf. MacDonald 1993, 376, der darauf hinweist, dass „a tribal shaykh can only lead by persuasion, other than in exceptional circumstances; the chief is no more than primus inter pares and he does not ‘rule’ but can only persuade or inspire“. Cf. auch id. 1991, 104 f. und Lancaster 1981, 87–91. φυλή im Sinne von ‚Klan‘, ‚Familie‘ bzw. ‚Unterstamm‘ verstanden. Im örtlichen tribalen Kontext war der Titel φύλαρχος durchaus als griechische Übertragung des hebräischen Terminus für Stammeshäuptlinge gebräuchlich, cf. exemplarisch Dt 70, 31, 28. Die Verwendung des Begriffs in der Spätantike und in Byzantinischer Zeit ist nicht Gegenstand dieses Beitrages und zudem nicht hinreichend erforscht. So ist sich Sartre 1982 b, 150 ff. der Uneindeutigkeit dieses Begriffs bewusst, der eben nicht nur verwendet wurde, um Häuptlinge pauschaler arabischer Nomadenstämme, der Σαρακηνοὶ, sondern auch anderer Stammesverbände des Großraumes zu bezeichnen, wenn er darauf hinweist, dass „il est des cas où ce titre, reconnu par Rome, acquiert un valeur officiel et le phylarchat devient un titre romain“. Eine Übersicht über das Auftreten des Begriffs in der Überlieferung legt Gschnitzer (1968) 1067–1090 vor, ohne sich allerdings auf eine Diskussion über Verwendung und Bedeutung des Begriffs in der römischen Verwaltungssprache einzulassen. Anders Shahîd (1984) 31, der mutmaßt, dass die Transliteration „of the Greek word into Latin phylarchus reserved the use of the term to the Arab chief and this contributed to the emergence of the phylarchate as a distinctive military office“. Ios. ant. Iud. 14, 194. Ios. ant. Iud. 14, 73; 14, 194; 20, 244. Iohannes Hyrkanos II. war von 63–40 v. Chr. ἐθνάρχος in Iudaea. Er war der älteste Sohn des hasmonäischen Königs von Iudaea Alexander Iannaeus, cf. Schalit 2001, 14 f.; 223–256, Schäfer 1983, 97–116 und Schürer 1973–95, 1, 330– 335.
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verbot, das Diadem zu tragen“.82 Auch wenn der jüdische ἐθνάρχος als Medium römischer Machtausübung für die herodianische Dynastie von Caesar formal wieder in Tätigkeit gesetzt wurde,83 blieb seine machtpolitische Statur die eines Klientelkönigs und damit gegenüber der des ‚Jüdischen Führers‘ unverändert, den Pompeius zuvor als reines Prestigeamt kreiert hatte.84 Das Herunterbrechen eines Amtes mit dieser Tradition in der Region auf das tribale Milieu des Ḥaurān erscheint auf den ersten Blick unerklärlich. Es könnte vielleicht seitens der Römer von der Absicht getragen sein, eine Amtsbezeichnung mit hoher Reputation als Köder anzubieten, um durch dessen insinuierte Anschlussfähigkeit an tribale Sozialformen und die Aufwertung von deren Repräsentaten eine schnellere Akzeptanz der administrativen Maßnahmen über die Stabilisierung von Loyalität innerhalb der Stammesgesellschaft im Ḥaurān herbeizuführen. Allerdings gab es keinerlei Berührungspunkte zwischen den örtlichen Nomadenstämmen und den Bewohnern Iudaeas, weswegen sie mit dem Ethnarchentitel kaum etwas anzufangen gewusst haben dürften. Es überrascht daher wenig, dass auch die Halbwertzeit dieses Titels ähnlich kurz war wie die des Phylarchen: Er ist ab Mitte des 2. Jhs. nicht mehr nachzuweisen. Festzuhalten bleibt, dass es bei den beiden Titeln ἐθνάρχος und φύλαρχος im tribalen Umfeld nicht um römische Übertragungen endemischer Positionen oder Titel handelte, sondern eher um den etwas grobmaschigen Versuch einer mittelmeerweit agierenden Macht, für regionalspezifisch arriviert erachtete Ämter/Titel zur Lösung eines ebendort angesiedelten administrativen Problems zu verwenden. Aus der weiten Perspektive, aus der die Römer auf die Region schauten, mussten ihnen beide Titel mit ihren unzweifelthaften regionalen Bezügen und Traditionen für den beabsichtigten Zweck geeignet erscheinen. Sie sollten ihnen innerhalb der provinzialen Verwaltungshierarchie zur Integration, wenigstens aber zur losen Anbindung der tribalen Gesellschaft im Ḥaurān dienen.85 82 83
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Ios. ant. Iud. 14, 73. Die auf Schürer 1973–95, 1, 249 f. zurückgehende, heute allgemein gebräuchliche Übersetzung von ἐθνάρχος als ‚Prinz des Gottesvolkes‘, אל עם שד, wird nur vereinzelt infragegestellt, cf. Schalit 2001, 781–787. In unserer Diskussion ist die Übersetzung weniger wichtig als die Tatsache, dass die Römer sich offenbar gezielt eines traditionellen jüdischen Titels mit allen regionalen Konnotationen bedienten. Ios. ant. Iud. 14, 192 ff. Schon Mitteis 1871, 90 hat darauf hingewiesen, dass von den Römern „das Rechtsprinzip nie auf jene Spitze getrieben worden ist, wo es die nationale Existenzberechtigung negiert; vielmehr ist die tunlichste Schonung der Stammeseigentümlichkeiten einer der Grundsätze, in welchen die Römer ihren Frieden mit den unterworfenen Völkerschaften suchten. Bezeichnend ist hierfür die weitgehende Rücksichtnahme, welche den nationalen Ansprüchen der Juden entgegengebracht wurde“. Mit MacDonald 1993, 371 ist zu konstatieren, dass „the titles ethnarch and phylarch in these [indigenous] contexts are not ‚translations‘ of native titles but are specific offices within the Roman administrative hierarchy“. Kurze Bemerkungen zur kontroversen Debatte auch bei MacAdam 1994, 49–93 und Mayerson 1991, 291–295.
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Der στρατηγὸς νομάδων ist nicht nur das am häufigsten erscheinende Amt in unseren Texten, sondern auch das einzige wirklich innovative, nicht zuletzt, weil nur hier der syntaktische Bezug von ‚Stratege‘ und ‚Nomade‘ als unstrittig gelten kann. Dennoch hat es sich ebenfalls nicht durchgesetzt, und auch sein Profil bleibt weithin ungeklärt. Am plausibelsten erscheint es noch, dass der στρατηγὸς νομάδων kein regulärer Kommandant, sondern eher ein von den Römern ausgewählter, in seinem endemischen Milieu anerkannter und einflussreicher Stammesangehöriger gewesen sein könnte, der als eine Art Verbindungs-/ Kontaktperson zwischen der römischen Verwaltung und seinem Stamm fungieren sollte und zu dessen Hauptpflichten dann die Pflege guter Beziehungen gehört hätte. Möglicherweise könnte darüber hinaus auch die punktuelle, fallweise Bereitstellung von (polizeilichen) Hilfstruppen aus den Stämmen eine ganz praktische Erwartung an ihn gewesen sein.
Fazit Ausgehend vom Ḥaurān war durch das lange nur halbherzige Agieren der Römer die gesamte Region zwischen Antilibanon, Hermon und Dschabal ad-Duruz am Ende des 1. Jhs. insbesondere für ihre Einwohner zu einem Unruheherd geworden. Räumlich und zeitlich begrenzte, aber wiederkehrende Razzien der Stämme, vor allem aber wegen ausbleibender Eindämmungsmaßnahmen immer großflächigerer Raubzüge marodierender ḥaurānitischer Briganten hatten eine Situation herbeigeführt, in der es nicht mehr länger genügte, die Verantwortung allein den örtlichen Klientelmachthabern in Iudaea zu überlassen. In antoninischer Zeit endlich war der Handlungsdruck groß genug, die Bedrohung von Bewohnern des Ḥaurān zum Normalzustand und die öffentliche Ordnung so prekär geworden, dass die Römer kaum mehr anders konnten, als unseren Kleinraum in die großangelegte militärisch-administrative Reorganisation des syrisch-arabischen Grenzregimes mit einzubeziehen. Die im Rahmen dieser politischen Neuausrichtung im Osten im tribalen Milieu des Ḥaurān dokumentierten Amtsbezeichnungen waren dabei nur ein Randaspekt in dem viel größer gedachten Sicherheitskonzept, das hier unter Trajan und Hadrian mit Blick auf die Parther umgesetzt wurde. Dass mutmaßlich parallel verschiedene Amtsbezeichnungen für ähnliche Aufgabenprofile eingeführt wurden, deutet darauf hin, dass die römische Verwaltung zunächst eher informell mit örtlich vorhandenen Amtsbezeichnungen experimentierte, um gleichsam empirisch zu erkennen, welches die größte Akzeptanz haben würde und damit dem Ziel einer wenigstens losen Anbindung der tribalen Bevölkerung am nächsten käme. Dies könnte von den Römern auf dem Wege einer administrati-
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ven Systematisierung ihres endemisch nur informellen Netzes an sozialer Organisation gedacht gewesen sein, indem sie die von ihnen vorgefundenen Repräsentanten dieses Netztes über Ämter zu instutionalisieren gesucht hätten. In rechtlicher Hinsicht dürften die drei Ämter daher nur inoffiziellen Charakter besessen haben, sie dokumentieren intendierte, aber noch nicht verbindlich gewordene Positionen innerhalb der provinzialen Verwaltungshierarchie.86 Alles in allem zeigen die drei Titel Rollen innerhalb der römischen Provinzverwaltung, die sich noch im Planungsstadium befanden, den jeweiligen Titelträger aber bereits als einen Bestandteil der römischen Verwaltung auswies. Er betrat durch den Titel mithin die römische Seite der ḥaurānitischen Realität, in der er nunmehr selbstverständlich qua Amt und nicht mehr wie unter seinesgleichen qua Person definiert war. Folglich legten die Römer in den Texten auch keinen Wert darauf, neben den offiziellen Funktionen der von ihnen akquirierten Indigenen auch deren ethnische oder tribale Zugehörigkeit abzubilden. Dennoch sind die Texte einzigartige Zeugnisse auf der Grenze beider Sphären, sie dokumentieren in den Fällen, in denen Angehörige der ḥaurānitischen Stämme selbst die Inschriften setzten, dass ihre Subjekte in ihnen ihre beiden Identitäten darzustellen suchten und damit zumindest für eine Zeit die Erwartungen der Römer durchaus erfüllten: Ob das nun durch die parallele Nennung öffentlicher Amts- und privater Familiennamen, durch die Angabe des Vaters- und/oder des Stammesnamens geschah – die Inschriften belegen in einem räumlich begrenzten Gebiet für einen kurzen Zeitraum die Kombination safaïtisch-tribaler und römischer Konzepte der Identifikation von Individuen und werfen damit ein Schlaglicht auf eine transitorische Phase, auf das Entstehen einer römischen administrativen Praxis, wie sie anscheinend als regionaltypisch eingestufte soziale Organisationselemente aufgreift. Die in den Texten bezeichneten Personen lebten also parallel in zwei voneinander verschiedenen Zivilisationsformen mit differierenden sozialen Kategorien. Die Stämme verstanden zumindest in Teilen beide Systeme. Inwieweit das auch für die Römer gilt, lässt sich anhand des vorhandenen Materials nicht sicher erkennen. Zweifel daran, dass das tribale Sozialsystem die Römer überhaupt interessierte, sind allerdings angebracht. In römischer Perspektive dürften die indigenen Gruppierungen mutmaßlich als amorphe Zusammenballung einer sozial auch als deviant betrachteten Bevölkerungsgruppe wahrgenommen worden zu sein, die unterschiedslos mit dem Sammelbegriff ‚Nomaden‘ charakterisiert wurde, ohne sie überhaupt als Angehörige sozialer Verbände mit individuellen Persönlichkeiten wahrzunehmen. 86
Einen vergleichbaren administrativen Umgang mit Nomaden zeigen epigraphische Dokumente derselben Phase aus dem Umland von Palmyra, cf. Gebhardt 2002, 287 ff. mit Anm. 2, die die Beziehung zwischen Römern und Nomaden besser widerzuspiegeln scheinen als die hier diskutierten Texte: Der in diesen Inschriften dokumentierte modus operandi erscheint aus Sicht der Zentralmacht im Umgang mit tribalen Personenverbänden stringenter. Die gennannten στρατεγοί κατὰ τῶν νομάδων können hier jedoch nicht behandelt werden.
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Dass die Römer im Umgang mit nomadischen Bevölkerungsanteilen auf einer abstrakten Ebene durchaus flexibel waren, variable Methoden anwandten und spezifische Verwaltungstechniken entwickelten, lässt sich anhand unserer Beispiele aber durchaus erkennen. Denn der Blick auf die drei Ämter erweist immerhin, dass die Römer bestrebt waren, die Stammesverbände im Ḥaurān einvernehmlich in die Provinzverwaltung zu integrieren, ohne die Stämme zu nötigen, ihre traditionellen Lebensformen aufzugeben.87 Mit den Ämtern und der Auswahl ihrer Träger dürfte die Schaffung von Organisationsformen beabsichtigt gewesen sein, die mittelbar der Systemintegration dieser sozialen Minderheiten dienen sollten. Eine ähnliche Praxis pflegten später auch die europäischen Kolonialmächte, denen vergleichbar nominell wie den Römern die Wüsten(-rand-)gebiete des Nahen Ostens unterstanden, die aber auch in Nordafrika vor ähnlichen Herausforderungen standen, ohne dass die machtpolitische Durchdringung dieser Herrschaftsräume in der Neuzeit realistischer gewesen wäre als in der Antike.88 Sie leiteten daraus die Notwendigkeit ab, zumindest auf einer kommunikativen Ebene stabile Beziehungen zu den Stämmen ihres Herrschaftsraumes zu unterhalten. Das erfolgte in der Regel über einen beiderseits vertrauenswürdigen und resilienten Gesprächskanal. Institutionalisiert wurden solche Gesprächskanäle beispielsweise in den britischen Mandatsgebieten im Irak und in Transjordanien durch die Berufung von sogenannten ‚Liaison-Offizieren‘, die natürlich zwingend auf beiden Seiten in dieser Funktion akzeptiert sein mussten.89 Die gleichermaßen trümmerhafte wie erratische griechisch-epigraphische Befundlage ist zwar auf den ersten Blick Beleg für die Zufälligkeit unserer Überlieferung, wirft aber auf den zweiten Blick ein seltenes Schlaglicht auf das Experimentierfeld, das römisches Verwaltungshandeln in einem frühen Stadium wohl sein konnte: Unsere Ämter haben nie die Schwelle von informellem zu offiziellem Charakter überwunden und dokumentieren so für einen Augenblick im Übergang vom 1. zum 2. Jh. Randaspekte der Neuordnung des römischen Pro87
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Cf. Brüggemann 2004, 156–187. Vergleichbar in dieser Hinsicht ist die Situation im römischen Nordafrika während der Kaiserzeit, wo die Provinzverwaltung zu keinem Zeitpunkt versuchte, die mobilen Stämme zu sedentarisieren. Die Römer scheinen sogar die saisonalen Migrationsrouten dieser Pastoralisten im 3. und 4. Jh. bei der südlichen Expansion ihrer Agrarflächen berücksichtigt zu haben, wie Gutsfeld 1989, 166–176 zeigen kann. Cf. zudem Jesse 2006, 65–86 zur archäologischen Befundlage. Das gilt erneut für das römische Nordafrika und ist hier gut dokumentiert. Die Verantwortung des Stammeshäuptlings für das Verhältnis zwischen Zentralmacht und nomadischen Baquaten in der Provinz Mauretania Tingitana ist Beweis genug, cf. Kuhoff 1993, 55– 71, Weiß 2004, 1–20, id. 2006, 101–116 und Brüggemann 2004, 156–187. Solche Aufgaben wurden prinzipiell von Männern wahrgenommen, die selbst keine Nomaden waren, aber gute Beziehungen zu ihnen unterhielten. Einer von ihnen war J. B. Glubb, der seine Rolle in den britischen Mandatsgebieten im Irak und in Transjordanien schildert, als er „in charge of the Bedouin“ war (Glubb 1983, 63–105).
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vinzregimes in Syrien und Arabien. Abgesehen von den beiden in der Region bereits bekannten Ämtern, dem des Ethnarchen und dem des Phylarchen, die die Römer kurzzeitig aus ihren traditionellen Verwendungszusammenhängen zu lösen suchten, dürften sie mit der Einführung des στρατηγὸς νομάδων beabsichtigt haben, einzelne Angehörige der ḥaurānitischen Stammesgesellschaft durch individuelle Aufwertung zu integrieren, um damit deren tribale Gefolgschaft in die Befriedung der Trachonitis einzubinden. Am Beginn des 3. Jhs. ist von den drei Ämtern nur noch das des Phylarchen belegt, das sich jedoch von einem eher zivilen zu einem rein militärischen Amt gewandelt hatte und in dieser Form dann noch bis in byzantinische Zeit existierte.
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Inter duo imperia. The Palmyrenes between East and West Michael Sommer (Oldenburg)
Palmyra, urbs nobilis situ, divitiis soli et aquis amoenis, vasto undique ambitu haernis includit agros, wrote Pliny the Elder, and: velut terris exempta a rerum natura, privata sorte inter duo imperia summa Romanorum Parthorumque est, prima in discordia semper utrimque cura. According to Pliny, Palmyra was privileged because of its location (nobilis situ), and the availability of arable land (divitiis soli) and water (aquis amoenis); it was remote from the rest of the world (terris exempta) by means of the “nature of things” (rerum natura) and hence protected from the vicissitudes of conflict between the great powers. It was subject to its own fate (privata sors) and “between the two empires” (inter duo imperia) of the period: the Roman and the Parthian one.1 Pliny’s short sketch of Palmyra’s geographical and geo-political situation is sufficiently clear. The polyhistor draws a vivid picture of Palmyra as a wealthy city in a remote location; he also suggests that it was in a position of, at least approximate, political equidistance from the neighbouring imperial powers. This leaves the question open as to which chronological horizon is reflected by the passage. In the source section of his book 1, Pliny cites “[Cn.] Domitius Corbulo” and “[C.] Licinius Mucianus”,2 who are both cited as authorities for the upper Euphrates in book 5.3 Corbulo and Mucianus served as governors of the province of Syria from 60 to 63 and 67 to 69, respectively. Corbulo probably died in 66 or 67, and Pliny collected the sources for his NH in the late 60s and early 70s. As far as Palmyra was concerned, Pliny was certainly up to date.4 Yet the information he provides is usually discarded by modern scholars: as anachronistic at best or downright wrong.5 Most researchers are convinced that Palmyra had become “officially part of”6 or was “firmly within”7 the Roman Empire and its province of Syria by the time when Germanicus visited the oasis city 1 2 3 4 5 6 7
Plin. NH 5, 88. Ibid., 1, III auct. Cfr. Sallmann 1971, 44–47. Ibid., 5, 83. Thus also Edwell 2008, 44: “Pliny’s possible sources on Palmyra and its relationship to the Roman Empire could not have been more contemporary.” Bowersock 1973, 135–36; Dirven 1999, 20; Hartmann 2001, 49; Sartre/Sartre 2016, 37; Smith II 2013, 24; Starcky/Gawlikowski 1985, 37. Smith II 2013, 35–43; similarly Kaizer 2002, 37: “part of the empire”. Millar 1993, 34.
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or at least by the Flavian period. This view is supported by five pieces of epigraphic evidence, namely: 1. A boundary stone found ca. 75 km northwest of Palmyra at Khirbet el-Bilaas marking the limits of a regio Palmyrena. The stone is dated to the year 153, but refers to a boundary that had been established under the governor Q. Caecilius Metellus Creticus Silanus (AD 12–17).8 2. A milestone of AD 75 found at Erech, 27 km northeast of Palmyra, believed to belong to a Roman military road connecting Palmyra and Sura on the Euphrates. The stone is generally believed to be indicative of Palmyra being connected to the network of Roman military roads.9 3. The references to Germanicus, Corbulo and Mucianus in Palmyra’s so-called tax tariff of AD 137.10 4. The oldest of the so-called caravan inscriptions of AD 18/19, mentioning a Palmyrene named Alexandros, whom Germanicus sent on diplomatic missions to Spasinou Charax in Mesene and Emesa.11 5. A military tomb stone, discovered recently and published in 2010 that appears to indicate that Roman troops were garrisoned in Palmyra on a permanent basis as early as in the time of Tiberius, in AD 27 to be precise.12 Together, this evidence is thought to be conclusive inasmuch as it confirms a strong and permanent Roman presence in the oasis by the mid, if not early, 1st century AD. But is it really strong enough to disprove Pliny’s statement about Palmyra? Was the polyhistor wrong in assuming that the city was located inter duo imperia? Some of the arguments against Pliny can be dismissed without further ado. First, while the AD 137 tax tariff mentions earlier laws issued by Germanicus and the governors Corbulo and Mucianus, it is not explicitly said that such laws applied to Palmyra. Why should the council of Hadriane Palmyra, which in the meantime had been absorbed into the Roman sphere of power much further than previously, not make reference to any laws that had been issued for Syria earlier on? It is rather likely that such laws were put in effect in Palmyra by means of the decree of 137. Similarly, it is far from certain whether or not the original boundary created by Creticus Silanus early in the 1st century AD matched the one marked by the boundary stone set up in AD 153. There is no conclusive evidence that a regio Palmyrena had been in existence back in the days of Creticus Silanus. Even if this 8 9 10 11 12
Schlumberger 1939, 61–63: p.p., fines regionis Palmyrae/constitutos a Cretico Silano/leg. Aug. pr. pr. ex sententia Di/vi Hadriani patris sui restitu(i)t. Seyrig 1932, 276: [Imp Vespasia]/[nus Caesar Au]g/[pontif max]/[tribun pot]est VI/[Imperat..] cos VI/[de]sig VII/[ett] Caesar Aug/[Ve]spasian [p]on/[tr p VI Imp.. co]s IIII/[sub]/[M Ul]pio [Tr]aiano/leg Aug pro/pr/XVI. Matthews 1984, 179. PAT 2754. Gawlikowski 2010 b.
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had been the case, the inscription is no proof that direct Roman authority extended into the regio Palmyrena, especially since Emesa, whose territory would have been on the other side of the boundary, was an autonomous client kingdom throughout most of the 1st century AD and thus not subject to direct Roman rule. No more compelling is, thirdly, the argument that makes the Palmyrene man called Alexandros, who had reportedly been “sent” (wšdrh) by Germanicus to Spasinou Charax and Emesa, a key witness for Palmyra being “part of” the Roman Empire. The mission in itself does not imply any relationship of direct authority between Rome and Palmyra. On the contrary, the choice of a Palmyrene envoy instead of a Roman one could indicate that a native of the oasis was more qualified for the job, due to linguistic and cultural skills, but possibly also because he was not perceived, within the Parthian Empire, as a representative of Rome. The strongest case against Pliny – one that cannot be disputed away so easily – is provided by the milestone from Erech and the recently unearthed tomb inscription. The milestone was probably found prope situm, if not in situ. Its dating into the sixth year of Vespasian’s reign and hence the year 75 is all but certain. Despite its fragmentary state of preservation, the inscription seems to indicate the presence of some Roman military infrastructure in the region around Palmyra. Much earlier, in the time of Tiberius, Roman soldiers appear to have been deployed in Palmyra, as the tomb inscription confirms. However, this does not automatically prove direct Roman control of the Syrian Desert. Roman military infrastructure was in place in many parts of the Germania Magna well beyond the defeat of Varus in AD 9.13 Similarly, the Roman military was apparently committed to securing the desert to the north of Palmyra in some way or the other by the Flavian period. Pliny’s statement that Palmyra was located inter duo imperia is to be taken with a pinch of salt and not literally: therefore, privata sorte should not be confused with “equidistant from the two empires” or “no Roman presence at all”. The main problem with using the inscriptions under scrutiny here as evidence of Palmyra being “part of” the Roman Empire is an epistemological one: it lies precisely in the assumption that any city could become “part of” or even “officially part of” the empire at a given point in time, by means of a formal act of annexation. Such a binary proposition implicitly uses the modern nationstate as a heuristic model. In the nation-state, the intensity of governance is equally spread across the state’s surface, which is limited by ideally stationary borders, where the state’s authority abruptly ends. Any geographical coordinate 13
Corbulo, for instance, had a fort built in the territory of the Frisii in AD 47 (Tac. ann. 11, 19: ac ne iussa exuerent praesidium immunivit). According to Cass. Dio 72, 20, Roman garrisons were deployed deep in the territories of the Marcomanni and Quadi. Elton 1996, 36, remarks that little difference was made between provincial soil, client kingdoms and the territories of tribes and kingdoms with which the Romans merely had struck peace treaties.
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is therefore either within or outside the state’s borders. When the borders shift, anything may “become part” of the state. The opposite applies to empires: their intensity of governance is subject to changes and variations across space and time. Their power does not end at a certain point. It rather fades out little by little, across wide frontier zones with no neatly defined political and/or cultural affiliation. A city at the edge of an empire does not suddenly become “part of” that empire: it gradually grows into the imperial sphere of power, sometimes at a speed, which makes the process hardly noticeable for the contemporary observer. Such were the conditions in the Roman Near East. A good way of describing Palmyra’s status is probably that the city “had been put on a sort of ‘waiting list’”14 – in other words: that Palmyra, over the 1st and possibly early 2nd centuries AD, was in a very gradual process of being assimilated into Rome’s architecture of power in the East, no more and no less. Such a model reconciles Pliny’s statement fairly well with the epigraphic evidence. *** The story of Palmyra as a centre in its own right that was located in a twilight between the two empires, yet gradually moving towards Rome, can best be told through three different narratives: firstly, the history of Palmyra as a trading hub between the East and the West; secondly, the history of Palmyra’s symbolic world with its cults, deities and forms of artistic and architectural expression; and thirdly, the history of Palmyra’s institutions, structures and practices that shaped society in the oasis. None of these histories can be told in detail in the present chapter. But even brief sketches suffice to explain why and in which respects Palmyra differed from any other city in the Roman world: why it was a typological monolith whose history truly unfolded privata sorte.
Palmyra as a trading hub Thanks to the Syro-Austro-German excavations in the so-called Hellenistic City to the south of the imperial period’s city centre, we now have available substantial data on the city’s early history in the 2nd and 1st century BC. The record of imported pottery, patchy as it is, seems to suggest that Palmyra’s trade with Mesopotamia increased in volume towards the middle of the 2nd century BC and again in the second half of the 1st century BC. On the face of it, this is surprising, because the trade took an upturn each time the region was affected by warfare. Normally, war and unrest are the natural enemies of commerce, but in Palmyra’s 14
Yon 2010, 239.
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case things were different. The city obviously benefitted from political fissures tearing the region apart. Why the Palmyrenes were such wartime profiteers, can be understood from their activities as highlighted by the caravan inscriptions of the imperial period. Once a year, a caravan left the oasis for Spasinou Charax in Mesopotamia, the Persian Gulf port in which luxury items from India arrived. The logistics of the inter-imperial trade was not trivial though the Syrian Desert and the Euphrates valley allowed for relatively easy travel. But nomadic tribes and Parthian authorities had to be dealt with. Navigating through this political jungle required skills, connections and, in particular, trust. Unlike people who came from the Roman Empire, which, since Crassus’ abortive Parthian campaign in 53 BC, was in a latent state of war with its eastern neighbour, the Palmyrene traders were trusted by Parthian officials and the merchant communities in the Mesopotamian cities, where they traded and where some of them established themselves permanently. Mutual trust as a key resource repeatedly emerges from the epigraphic record: the Palmyrene Alexandros, whom Germanicus had sent to Spasinou Charax as an envoy, has already been mentioned. The Palmyrene Yarhai served as governor of the island of Thilouana (Bahrain) for the king of Charakene, who himself was a vassal of the Parthian king;15 another Palmyrene, Yarhibol, was sent to the kingdom of Elymais as an envoy.16 Several Palmyrenes sponsored the building of sanctuaries in Parthian cities: a certain Aqqayh paid for an altar and a temple in Vologesias;17 and one Shoadu, who was a very prominent figure in the mid2nd century AD, even established a temple for the imperial cult in the same city.18 Yarhai, Yarhibol and Shoadu were all representatives of a lofty elite, far above the rank and file of the army of merchants marching the caravan roads year by year. On Parthian soil, such high-ranking Palmyrenes provided various services for the caravan traders and the Palmyrenes of the Mestopotamian trading diaspora, such as declaring goods and paying duties.19 What transpires from this is the fact that at least the Parthians did not lump the Palmyrenes with their Roman adversaries. The caravan trade seems to have reached its peak in the 130s, 140s and 150s, and thus in a period when the relationship between the two powers was somewhat less hostile. Yet trust was the resource that guaranteed the Palmyrene merchants the leeway and legal security they required for their trade and which others would have lacked. And trust went incredibly far, considering that Yarhai, who came from Hadriane Palmyra, held office as the virtual Parthian governor of Thilouana. People like Yarhai were 15 16 17 18 19
PAT 1374 (AD 131). PAT 1414 (AD 138). PAT 0263 (AD 108). PAT 1062 (AD 145/46). E.g. PAT 2763 (paying duty); PAT 0263 (being helpful); PAT 1584 (help with the construction of a temple).
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well-networked inter-imperial commuters whose scope of action dwarfed anything we know from local elites in the Roman Empire. If nothing else, this should explain why Palmyra was different.
Palmyra’s symbolic patchwork The cosmopolitanism of Palmyra’s elite is mirrored by the iridescent equivocality of the symbolic universe inhabited by Palmyra’s motley population. Whether or not the obvious incongruities in Palmyra’s divine world are owing to a supposedly ethnically, culturally and linguistically diverse population, is subject to an ongoing debate.20 What is more tangible is Palmyra’s material culture which, at first glance, seems to be an amalgamation of ‘western’ and ‘non-western’ elements. The cities largest sanctuary, the Temple of Bel, dedicated in AD 32, was in every detail inspired by a sanctuary in Asia Minor that was 250 years older: Hermogenes’ Artemision of Magnesia on the Maeander. The Palmyrene temple, however, featured eye-catching oddities: instead of the pitched roof of the ‘ordinary’ classical temple, the Temple of Bel had a terrace on the rooftop, which was surrounded by a row of pinnacles and accessible via spiral staircases from the inside of the cella. The entrance to the cella was on the western long side. And on both the northern and the southern end lay thalamoi, which were elevated by several metres above the level of the central part. We know precious little about the rituals performed here, but it is evident that they differed considerably from ‘western’ religious practices. The sanctuary reveals the methodology applied by the Palmyrene builders: they borrowed the architectonic and artistic vocabulary from the Greeks and the Romans, but they adapted its semantics for their own purposes. The result is a temple that looks strikingly classical and non-classical at the same time. The Palmyrenes had hardly any choice. Their nascent urban society had an inventory of religious and social practices, of deities and possibly stories, and of myths available. But they lacked any tool that could have served at monumentalising this inventory. The only way forward was to borrow the tools from the undisputed masters of monumentalisation. Similarly, the Palmyrenes adopted the Tyche of Antioch as the divine symbol of their city. They constructed a colonnaded street, which represented the epitome of urbanism in the East, but was conspicuously absent from any ‘western’ city. Next to it, they built a theatre, the symbol of Greekness in Roman Syria, but in the Roman style. What dramas were performed on stage and in which language, we do not know. They carved stone portraits of their dead in the Hellenistic style, but it was less individuality that mattered to them, but 20
For an in-depth discussion Kaizer 2002, 35–66 and 261–62; Smith II 2013, 58–68.
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rather social rank and status. Finally, in the 2nd century AD, they decided to abandon the customary tower tombs in favour of structures that looked like Greco-Roman temples. In all such cases, the Palmyrenes borrowed ‘Western’ types, techniques and symbols, but put them to use in their very own ways. In Palmyra, Hellenisation and Romanisation came with a ‘twist’. The contact with the Roman world had a massive impact on local society and brought about numerous radical changes. The Greco-Roman look-and-feel of many monuments and works of art was far more than a façade, a veneer.21 It was a means of expression cautiously and consciously adopted and adapted by the Palmyrenes, whose oasis society was a newcomer in an environment of mostly long-established urban centres. The urge to be pari passu with them and possibly outcompete such lighthouses of the Hellenistic oecumene as Antioch and Apamea was a powerful driving force in early imperial Palmyra.22 Yet the canon of Hellenism into which the Palmyrenes integrated was modular and flexible: it was like a big warehouse they could explore and from which they could chose what served their needs and leave behind what did not. What emerged from this process is the idiosyncratic symbolic patchwork that was Palmyra, not quite inter duo imperia, but certainly privata sorte.
Palmyra’s institutions The third narrative of Palmyra’s history needs to be viewed backwards, beginning with the city’s demise as a trading hub and power centre, not as a city as such. When the emperor Aurelian captured Palmyra in AD 272, the oasis city had been rapidly rising to a veritable power factor between the empires of the West, Rome, and of the East, Persia, for a dozen years. Following Valerian’s defeat at Edessa in the summer of AD 260, the eastern Roman provinces were turned into a large-scale power vacuum with scattered Roman troops and intensified Persian raiding activity.23 In this desperate situation, one man, Odainat of Palmyra, assembled what forces were available and won a decisive victory over a retreating Persian army near the Euphrates. A few years later we find the same Odainat besieging the Persian capital of Ctesiphon twice before he suddenly died under mysterious cir-
21 22 23
This is the point of view of Ball 2000, 396: “Roman frills might be piled onto it, but the real architecture remained what it had always been: Near Eastern.” This is the convincing case made by Andrade 2013, 148–214. On the following Burgersdijk 2007; Gawlikowski 2010 a; Hartmann 2001; Hartmann 2016; Sommer 2008; Sommer 2018, 139–170.
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cumstances, probably in late 267. By that date, Odainat had become the undisputed political and military leader in the Near East, furnished with an array of pompous Roman titles. His death caused a major succession crisis exacerbated by two different interpretations of Odainat’s role in the Near East. From a Roman point of view, Odainat was just one Roman official whose prerogatives fell back to the emperor with the moment of his death; from the Palmyrene perspective, Odainat’s heirs – his minor son Waballat and his widow Zenobia – were not only entitled, but downright obliged to succeed him as ruler of Palmyra. In 270, this inextricable conflict prompted a civil war, which the Palmyrenes first escalated and then lost. What matters here, is the combination of military capability and dynastic tradition that becomes problematic if we follow the hypothesis that Palmyra had been just like any Greek city in the Roman Empire. In the crisis of AD 260, no ordinary Greek city would have had the resources and the manpower to fight back an entire Persian army, let alone pursue the enemy deep into his own territory and put his capital under siege. Some scholars have invented an ominous Palmyrene “militia”, which, however, is not attested by a single source.24 Palmyra’s unique selling point against all other cities in the Roman world, however, is its origin from, and proximity to, nomadic tribes. The people of the desert viewed themselves, and were viewed by the Palmyrenes, as kinsmen of the urban dwellers. It is hardly far-fetched to assume that Palmyra was in no short supply of military manpower because of the permanent availability of tribal warriors in its immediate neighbourhood. The tribal, as it were polymorphic, patterns of Palmyrene society also explain the vitality of the dynastic principle at the time of Odainat’s death. In this critical moment, the ruler’s next of kin had no choice but to assume power for themselves. As far as we can see, Odainat’s monarchic power as expressed in his Palmyrene title of rʾš (“head”) was a completely new feature in Palmyra’s political landscape. One scholar has hypothesised the “re-orientalisation” of Palmyra in the crisis caused by Romano-Persian conflicts since the 230s,25 but it seems more likely that Palmyra had never fully embraced the constitutional order of a Greek polis. To be sure, the nomenclature of a full-fledged polis is not absent from Palmyra’s epigraphic record. It appears in Greek and in Palmyrene transliteration: the dēmos as well as a boulē is mentioned,26 and among other magistrates a stratēgos held office.27 Finally, Palmyra is explicitly referred to as a polis.28 24 25 26 27 28
The extensive scholarship on the “militia” has been collected by Hartmann 2001, 54. Schmidt-Colinet 1997, 163–64; Schmidt-Colinet et al. 1992, 40–41. Similarly Hartmann 2001, 95. PAT 0197 (AD 132); PAT 1414 (AD 138); PAT 1062 (AD 145/46); PAT 1063 (AD 198); PAT 1378 (AD 199). PAT 1063. PAT 0269. The Greek nomenclature has been used by Sartre 1996 for making his case that Palmyra was a “Greek city” (cité grecque).
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Yet, the honorands of most of the honorific inscriptions do not seem to derive their lofty social status from any offices or magistracies. These men are rather identified by their ancestors, of whom usually two, in some cases three generations are mentioned. The only function frequently brought up by the inscriptions is that of caravan leader, synodiarchos. Services to Palmyra’s trade seem to outweigh the usual civic magistracies by several degrees. Only once, in the inscription for Aelius Bora (AD 198), the honorand is identified as stratēgos, and only in the Greek text. Here, to the noun στρατηγός, the genitive object τῆς εἰρήνης is added. This could be owing to an emergency situation in the light of of Septimius Severus’ Parthian War.29 Less than half of the inscriptions are marked as decrees of the dēmos and the boulē of Palmyra. Overall, the epigraphic record seems to reflect the outstanding importance of kinship as opposed to the ‘civic’ institutions of a Greek polis. *** To conclude, the Palmyra we know would have been unthinkable without the presence of the Roman Empire. Palmyrenes were sufficiently open-minded to perceive the opportunities that came with Rome: opportunities that improved the standard of living of the vast majority of the oasis dwellers and hugely enhanced options for upward social mobility and representation of social status. But the Palmyrenes’ open-mindedness towards what Rome had to offer did not lead them to importing Roman culture and its symbolic baggage wholesale into their oasis. The result was a hybrid civilisation in its own right where ‘local’ features cannot be distinguished from ‘imported’ ones. The importance of Palmyra transcends the oasis and even the Roman Near East by far. Ultimately, any study in Palmyra is a case study in Romanisation, in Hellenisation and, more generally, in acculturation, paradigms that have been popularised long ago by Francis Haverfield’s ground-breaking study in the Romanisation of Roman Britain.30 Such analytical prisms are now under heavy pressure in Anglo-Saxon academia, while they continue to flourish on the continent. Across the Atlantic and the British Channel, the anti-Haverfieldian zeal is nourished by the currently prevailing paradigm of post-colonial theory.31 The concepts are suspected to betray the colonial mindsets of their creators, from Mommsen through to the present. New, more fashionable analytical tools, such as ‘globalisation’, have been applied, with more or less success.32 However, concepts such as ‘Romanisation’ and ‘globalisation’ are mere labels, ideal types in the Weberian sense, that do not exist in any given reality, but 29 30 31 32
Ibid. Haverfield 1923. For a critique see Sommer 2011. See Hingley 2005 and the contributions to Pitts/Versluys 2015.
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only in the minds of the researchers. There is no such thing as Romanisation or Hellenisation in the real world, just rather chaotic events, processes and structures that need be arranged in proper order by scholars in order to make sense. What ultimately matters, is not how we call our concepts, but how we define them. Therefore, any academic occupation with society is also the constant defining and refining of ideal types. Studying the Palmyrenes and their interaction with Rome furthers a fine-tuned understanding of Hellenisation and Romanisation, an understanding that takes into account the agency of those who are Hellenising or Romanising themselves, causing often perplexing and sometimes contradictory outcomes. Such an understanding is not entirely novel: it was more present in Francis Haverfield’s work than his modern critics are inclined to accept.
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The way you wear your hat. Palmyrene priests between local traditions and cross-regional trends Rubina Raja (Aarhus)
Introduction Palmyra, the famous oasis city in the Syrian Desert, has for decades been a location that has received much attention in scholarship. The prominence of the city in the first three centuries CE was closely tied to its trade relations with both the Roman and the Parthian empires.1 The city was one of the major players in the caravan trade of the region and beyond, and its wealth grew from the trade which was organized by the city. It was the Palmyrene male elite who were deeply invested in the organization and financing of the caravan trade, and the city flourished throughout the Roman period until it was sacked by the Romans in respectively 272 CE and again in 273 CE.2 The archaeology and history of the city have been intensely researched and discussed, and overviews have been given by numerous scholars in the last years.3 However, while the trade relations of Palmyra have received much attention, aspects of the local culture have been neglected, sometimes leaving gaps in what could give a more holistic understanding of Palmyrene society and its development in the first three centuries CE. While the local religious life has received much attention, other aspects of local life remain understudied, such as the continuity and changes in the city’s portrait habit.4 Portraits, representations of individuals, were one of the prime media through which local identities were communicated in the Roman world and beyond. Therefore, the Palmyrene portraits, and in particular the vast amount of funerary limestone portraits, are an excellent group of material evidence through which we can begin to examine Palmyrene society’s attitude to their local world as well as their relations to the world beyond Palmyra. This 1 2 3 4
Edwell 2008; Edwell 2019. Hartmann 2008; Hartmann 2016; Raja et al. 2021; Seland 2015 a; Seland 2015 b; Seland 2016; Schörle 2017. Sartre-Fauriat/Sartre 2008; Smith 2013; Sartre/Sartre-Fauriat 2016. Also see the recent edited volume by Nielsen/Raja 2019, which holds a number of up to date contributions on various aspects of the city’s archaeology and history. Kaizer 2002; Raja 2019 e.
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article focuses on one particular element, namely the Palmyrene priestly hat in order to discuss local and non-local trajectories in the local representations of the Palmyrene priests, who belonged to the elite of the society. Since 2012 the Palmyra Portrait Project has under the author’s direction been collecting data on all known funerary sculpture from the city.5 When Palmyra was “rediscovered” by European travelers in the 17th century, a strong interest was taken in the city’s art and in particular its funerary portraits, which were abundant and could easily be exported to collections across Europe and later the US.6 Today we know that the Palmyrene funerary portraits make up the largest group of Roman period portraits stemming from one place in the ancient world, counting about 4,000 portraits at present (figs. 1–3).7 It is unique in the ancient world, outside Rome, that such a strong and continuous tradition of producing funerary portraits in the local limestone, which remained in place for almost 300 years from around the turn of the common era until the sack of Palmyra, can be traced. The rich corpus of visual material, testifying to the ways in which the Palmyrene elite had themselves represented in the funerary sphere, gives a unique possibility to track developments in a range of aspects, which relate closely to the Palmyrene society’s values as reflected in portrait styles, fashion trends, the choice and use of attributes and inscriptions, hereunder languages used in the funerary inscriptions. This article focuses on a specific aspect within the group of representations of Palmyrene priests, namely the various types of hats encountered in these representations. These have until now never been studied systematically, mostly because they have not been available in a comprehensive form until recently. The priestly hats were a core signifier of priestly status in Palmyra, and it is first and foremost through these that we can recognize the Palmyrene priests. Representations of Palmyrene priests make up a significant group within the corpus of the funerary sculpture (figs. 4–6).8 Apart from the funerary sphere, priestly representations are also found in the public and religious spheres, however, not in as large numbers as in the funerary sphere (fig. 3). Priestly representations make up about 13 percent of the entire funerary corpus and about 20 percent of all male representations in the funerary corpus (fig. 4). In total 468 representations of Palmyrene priests in the sculptural corpus exist. They were produced consistently across almost 300 years and seem to have been spread more or less evenly across the production span. In the iconography of the so-called banqueting
5 6 7 8
Kropp/Raja 2014; Kropp/Raja 2015; Raja 2019 a. Raja 2018 c; Raja 2019 c. Also see the introduction by Raja 2019 c, 11–60; Sartre-Fauriat 2019. The number comes from the Palmyra Portrait Project’s database and will appear in: Romanowska et al. 2021; Raja et al. 2021; Bobou et al. 2021. Raja 2017 f; Raja 2019 a; Raja 2019 e; Raja 2019 f.
The way you wear your hat
Fig. 1:
Fig. 2:
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The total number of objects in the Palmyra Portrait Project database and the number of objects with portraits of priests.
The different categories of objects recorded in the Palmyra Portrait Project database.
Fig. 3:
The division of Palmyrene portraits of priests according to context and time period.
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Fig. 4:
The division of Palmyrene portraits in the Palmyra Portrait Project database according to gender, age-group and role.
Fig. 5: The total number of portraits, the number of portraits securely identified as male and the number of male portraits, who can be identified securely as priests.
Fig. 6:
The division of Palmyrene portraits of priests according to the three commonly accepted periods of Palmyrene sculpture
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tesserae, priestly representations are very common.9 Due to the nature of their miniature iconography, which makes it impossible to detect any sub-types of priestly hats, they are not included in the study here, but are currently studied within the framework of a new research project.10 Over the last years I have contributed with studies on the priestly representations, which all point in the direction that rather than simply being representations of priests, the priestly portraits were in fact just as much meant to underline that the male persons represented as priests belonged to the very upper layers of Palmyra’s elite. Representations of priesthood therefore should be understood as status markers rather than necessarily just actual offices, although they also could and would have been that.11 Such a conclusion would explain that the representations of the priests make up a large and distinct segment within the funerary corpus as a whole and that they consistently were produced over almost 300 years. We do not know much about the structure of priesthoods in Palmyra from the written sources. The information we do have was most recently collected and published by Ted Kaizer in his monograph from 2002, which until now remains a standard work on the religious life of Palmyra.12 Concerning the visual representations of the Palmyrene priests, the publication by Stucky remains an important contribution on which the more recent publications have also based themselves.13 However, a comprehensive study of the Palmyrene priests is still lacking, despite the last years of focus on some aspects of their representations, such as this contribution.14
Palmyrene priestly representations – the significance of the hat Palmyrene priests were first and foremost distinguishable through their priestly hats.15 They would most often carry these on their clean-shaven heads, but a smaller number of representations also show men with hair and sometimes beards with their priestly hat located next to them or behind their shoulders on 9 10 11 12 13 14 15
The corpus of the tesserae was published by Ingholt et al. 1955. In recent years, they have been reconsidered within the framework of the Palmyra Portrait Project: Raja 2015 a; Raja 2015 c; Raja 2016 a; Raja 2019 d. Currently they are being studied within the framework of the project Circular Economy and Urban Sustainability in Antiquity: [; 18.11.2020]. Raja 2017 d; Raja 2017 e; Raja 2019 b. Kaizer 2002. The edited volume Raja 2019 e was intended as a supplement to the 2002 publication, and the contributions treated various topics in a state-of-the-art manner. Stucky 1973. A monograph is in preparation: Raja (forthcoming). Raja 2017 f; Raja 2018 b.
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pedestals.16 These representations, which all date to around the same period, are reflections of fashion phenomena. The bearded emperors with curly bushy hairstyles had an impact on the local portrait style. However, if we take these representations at face value, they also importantly underline the fact that Palmyrene priests did not always act as priests, but only at certain points in time, and that they might even have grown beards and elaborate hairstyles during these periods. Priests could also carry a small pitcher and bowl, most likely a libation pitcher and an incense bowl, which would signify the activities they undertook during sacrificial rituals. The priestly clothes were not distinctly ‘priestly’ in any way that can be firmly concluded, but often the tunics worn underneath the cloaks are more elaborately decorated than those seen on the other male representations, and the cloaks could also be shown as being of a high standard. Other attributes which often follow the priestly representations are brooches holding together the cloak on the right side of the upper body. Brooches are in general common in Palmyrene funerary art, but it is striking that priests wear them much more often than is seen in representations of other men. Most often, however, brooches occur in the funerary portraits of the Palmyrene women. Almost half of the female representations are shown with brooches.17 Often the brooches, in all types of representations, are large and lavishly decorated, underlining that this attribute was connected closely to social status. To sum up, the Palmyrene priests were distinguished first and foremost through the priestly hats, but a number of other traits, such as brooches, high quality garments and the pitcher and bowl attributes, would also be part of underlining the priestly status of these more than 400 representations. It needs to be mentioned that the representations of Palmyrene priests are not accompanied by inscriptions that identify them as priests. In general the funerary inscriptions only give importance to family names and connections and only very seldom are professions mentioned in the more than thousand funerary inscriptions which accompany many of the portraits.18 In fact the only funerary representations that have inscriptions which mention priestly offices are two in which the male individuals are not depicted in priestly clothes.19 While this at first sight might seem odd, it is not, since in this case it would in fact have been necessary to write it in the inscription because it could not be seen in the style of the portrait. In this particular case we may assume that the individual has chosen not to be depicted in the attire of a priest, but still wanted for some reason to include this title, since it would be an underlining of his social status, as much as anything else. 16 17 18 19
Raja 2018 d. Krag 2016; Krag 2018; Krag/Raja 2016; Krag/Raja 2017. Cussini 2017; Long/Sørensen 2017; Raja 2017 e. (1) Banqueting relief at the Louvre Museum, Paris, inv. no. AO 2000: Dentzer-Feydy/Teixidor 1993, 172–173, cat. 175; (2) Loculus relief from the hypogeum of Artaban: Sadurska/ Bounni 1994, 27, cat. 21, fig. 32.
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A first attempt at a typology of Palmyrene priestly hats While the first overview studies have been made of the Palmyrene priestly hat as a central attribute to the identification of the Palmyrene priests, until now no attempts have been made at presenting a typology of these hats or situating the hat types within their cross-cultural milieu.20 The hats, which accompanied the priests, could range from being plain to being highly decorated. On the one hand, this means that the hat was a status symbol and an entirely embedded part of the priestly attire. On the other hand, it also means that the hat as an attribute could be scaled in terms of details included or left out in the production process of the portraits and in that way became an expression of the value of the overall portrait. The representations of the hats do tell us that the priestly hats could be decorated in different ways. What exactly the different types meant apart from being expressions of different trends, fashions and choices is more complex. Did a plain hat mean that a priest was of a lower rank? Do the wreaths often seen tied around the hats carry a particular honorific or religious meaning? What do the busts of young men and priests inserted centrally on numerous hats signify? How do we get closer to understanding the dynamics of the production economy and the reality of how the priestly hats would have looked? These are all questions which relate to art historical and archaeological methods of interpretation. The Palmyrene priestly hats were always worn in the same way on the representations. They sit above the ears straight on the head of the individual. No hair is ever seen sticking out from beneath the hat and no priest wearing a hat is ever shown bearded, leading to the conclusion that Palmyrene priests were clean shaven, both on the head and in the face, when performing priestly duties. This is likely to have been connected with rituals of purification and cleansing. The hats are – like the rest of the attributes and the portraits in general – very diverse in their details, despite the fact that they adhere to an overall recognizable type across almost 300 years of production. The priestly hats can overall be divided into five categories: 1. 2.
20 21 22
Plain priestly hats with decorative elements (several subgroups) (figs. 7– 9).21 Priestly hats with bands around them and centrally placed decorative medallions (imitations of stones or metal) in the front (fig. 10).22
Raja, 2016 b; Raja 2017 a; Raja 2017 b; Raja 2017 d; Raja 2017 e; Raja 2017 f; Raja 2018 a; Raja 2018 b; Raja 2018 d; Raja 2019 b. Catalogue numbers: 1–3. Catalogue numbers: 4–5.
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3.
Priestly hats with wreaths around them and centrally placed decorative medallions in the front (imitations of stones or metal) (figs. 11–15).23 Priestly hats with wreaths around them and centrally placed armless busts, either of young males with curly hair or priests (figs. 16–26).24 Priestly hats with wreaths around them with other decoration (fig. 27).25
4. 5.
Groups 1 and 2 form distinct groups. Groups 3–5 can be viewed as subgroups of one overarching group, namely priestly hats with wreaths around them. The priestly hats in group 1 are characterized by showing the plain round hat with a flat top, sometimes with indications of vertical lines representing different sections. The representations give a clear impression of the hat being made of thick stiff felt-like textiles. These representations are the most basic representations of the Palmyrene priestly hats. But they can go together with elaborate portraits depicting priests in richly decorated garments, and therefore they are not to be interpreted as symbols of priests of a lesser status. The second group is characterized by hats that have bands around them and on the front of which an ovalshaped decoration is attached. This oval-shaped decoration imitates a precious or semi-precious stone often set in what most likely would originally have been a precious or semi-precious metal setting. The last three groups (3–5) are all characterized by hats encircled by wreaths. Group 3 holds hats with wreaths that carry an oval decoration on the front, like group 2. The wreaths are of very different character, and it is clear that several different plants were meant to be depicted. Some of these wreaths also include elements which were intended to represent textile or metal elements. Whether these wreaths in reality would have been made of fresh or dried plants or of metals cannot be concluded on the basis of the representations, and here we must rely on archaeological evidence from the Roman Empire in general where we know that both were used. Group 4 holds representations of hats with wreaths and a centrally placed armless bust that either depicts a young male without any attributes or a Palmyrene priest. It seems a likely conclusion that the depictions of priests would have either underlined the family heritage or the importance of the cult or religious group to which the priests belonged. However, the young male bust remains more enigmatic, since this bust type cannot be tied to any Palmyrene cult directly and since it is fairly common as a decorative element on the priestly hats, but is not seen in other religious iconography from the city. It has been suggested that it might relate to ancestral cults. However, the complete absence of attributes makes it hard to connect the bust to such cults. One suggestion made here is that the bust might be a representation of a mythical founder of Palmyra and not as such a depiction of a deity. The last group, group 5, holds hats with 23 24 25
Catalogue numbers: 6–11. Catalogue numbers: 12–24. Catalogue numbers: 25–27.
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wreaths and other kinds of central decorations, such as small floral motifs, rosettes or berries or even imitations of small stones. The priestly hats were determining attributes in order to identify the Palmyrene priests. Nevertheless, it must be kept in mind that other males, not represented as priests, might well have had such a function, but simply chose not to be depicted as such. Much attention has been paid to the representations and meanings of the priestly hats in my earlier publications. However, the representations must be seen in the context of the entire funerary portrait corpus, which spans a timeframe of almost 300 years. Within this period the priestly representations were constant and as in several other areas of the Palmyrene funerary sculpture, there seems to have been little development when it comes to changes in the overall make-up of the material evidence. Only the hats placed on pedestals, which all date to the late second century CE, are a recognizable fashion phenomenon in what otherwise seems to be a conservative iconography. The changes and developments otherwise lie in the more subtle details, such as the decoration of clothing textiles, certain features in the portrait styles and the style of the brooches.
The priestly hat and its iconography as a cultural and religious marker What does this consistency in the representations of priests in fact tell us about the continuity of the structure of religious life in Palmyra? And what does that in turn tell us about Palmyrene society’s relations to the world outside the city? There is an overall consistency and conservatism in the style of the Palmyrene funerary portraits in general, and the priestly representations are no exception. The funerary portraiture from Palmyra underlines strong local traditions, which focused on family genealogies and status, a fact supported by the almost exclusive use of Palmyrene Aramaic in the funerary inscriptions throughout the Roman period.26 While the funerary portraiture in many other groups display a wide variety in the use of attributes, the priestly representations seem somewhat conservative in comparison. There are several obvious reasons for this. Firstly, I have argued that holding a priesthood was a status symbol rather than simply an office. The priesthood underlined elite status. Belonging to this specific group made it possible to represent oneself as a priest with all the attributes that such a representation required. The fashion phenomenon encountered in the second century CE, where priests would be shown with their priestly hats next to them, 26
Raja 2019 c, 28.
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was a phenomenon that allowed them to show themselves with elaborate hairstyles but along with their priestly hat, which was the number one attribute that signified their priestly status. The consistent and non-changing iconography of the Palmyrene priests furthermore underline that the city’s religious life was in the hands of the elite. These priests are also the ones depicted on the so-called banqueting tesserae, a resourceful group of Palmyrene citizens, who also would have financed the religious banquets of the various cultic groups of which they were members.27 Palmyrene religious life was if anything extremely local, despite the fact that deities both from the Roman pantheon and the Eastern pantheon were incorporated into patterns of worship, and stayed so throughout the Roman period, not taking particular notice of outside flows and changes.28 Palmyrene society seems to have been able to span a field of strong trajectories and cope on the one hand with their relations to a number of foreign societies and power holders, while at the same time adhering to their own traditions. The priestly hat is just one marker of such continuity with its distinct shape, not found in other places in this period, neither in the East nor in Roman imperial contexts.
27 28
Al-As’ad et al. 2005; Raja 2015 a; Raja 2015 c; Raja 2016 a; Kaizer/Raja 2019; Raja 2019 e. Yon 2019; Kaizer 2019.
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Catalogue – Priestly Hats 1: Plain priestly hats with decorative elements a. Plain priestly hat Catalogue number: 1
Fig. 7. Loculus relief with bust of priest Date: 120–140 CE (Dentzer-Feydy/Teixidor 1993: 100–150 CE). Location: Paris, Musée du Louvre, inv. no. AO 4086. PS Number: 144. Context: Possibly from the West necropolis, Valley of the Tombs. Tower tomb no. 13, Tower of Elahbel (Henning 2013, 309, cat. S 54). References: Ingholt Archives, PS 144; Chabot 1922, 123, cat. 23, pl. 32.6; Ingholt 1928, 106; Ingholt 1935, 69, n. 55; Colledge 1976, 248; Parlasca 1985, 353; Dentzer-Feydy/Teixidor 1993, 195, cat. 196; Heyn 2010, 655, app. 5, cat. 19; Henning 2013, 309, cat. S 54. Inscription: Chabot 1922, 123, cat. 23; Milik 1972, 245; Parlasca 1985, 353; Dentzer-Feydy/Teixidor 1993, 195, cat. 196; Yon 2002, 133, fig. 38; Yon 2003, 158, cat. 1; Yon 2012, 322–323, cat. 413; Henning 2013, 309, cat. S 54. CIS: 4402. PAT: 0762. Inscription: 1, To the left of the head. BGDN son of Elahbêl, son of Malikû. Alas! Notes: Priestly hats without vertical lines are rare.
Inscription: 2, To the right of the head. Apollodôros, son of Elahbel, son of Malikû! Alas!
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b. Plain priestly hat with suggestion of liner Catalogue number: 2
Fig. 8. Loculus relief with bust of priest Date: 120–140 CE. Location: Copenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek, inv. no. IN 1032. PS Number: 142. Context: Unknown. References: Ingholt 1928, 105, PS 142; Colledge 1976, 248; Hvidberg-Hansen/Ploug 1993, 64, cat. 20; Ploug 1995, 84–85, cat. 20; Heyn 2010, app. 5, cat. 2; Raja 2019 c, 132–133, cat. 26. CIS: 4285. PAT: 0642. Inscription: Alas! [B]ôlḥâ, [son of] ʿAtênatan, (son of) [Bô]lhâ, (son of(?)) ʾAḥitôr. Notes: Indication of a liner is common in both plain and wreathed priestly hats.
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c. Plain priestly hat without indication of liner Catalogue number: 3
Fig. 9.
Loculus relief with bust of priest Date: 100–150 CE. Location: Istanbul, Arkeoloji Müzesi, inv. no. 3719/O.M.169. PS Number: 154. Context: Unknown. References: Musée Impérial Ottoman 1895, 169; Ingholt 1928, 107, PS 154; Colledge 1976, 248. CIS: 4347. PAT: 0705. Inscription: Alas! Moqîmu, son of Ḥalîphî. Notes: –
2: Priestly hats with bands around them and centrally placed decorative medallions (imitations of stones or metal) in the front a. Plain band with undecorated medallion Catalogue number: 4 Altar with two standing priests in full figure Date: 243/244 CE (dated by inscription). Location: Palmyra, Palmyra Museum, inv. no. A 1174. PS Number: – Context: Found by the Efqa spring. References: al-Hassani/Starcky 1953, 156–157, pl. 2.4–4bis; Degeorge 2002, 128. Inscription: alHassani/Starcky 1953, 158–159.
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CIS: – PAT: 1909. Inscription: No translation available. Notes: The medallion is placed vertically across a plain band: this is the most typical placement for the central medallion bezel.
b. Decorated band with undecorated medallion bezel Catalogue number: 5
Fig. 10. Banqueting relief with one standing and one reclining figure Date: 180–240 CE (Ingholt 1954: 200–273 CE; Brody/Hoffman 2011: 200–250 CE). Location: New Haven, Yale University Art Gallery, inv. no. 1931.38. PS Number: – Context: Unknown. References: Ingholt Archives, PS 1347; Ingholt 1954, cat. 11; Vermeule 1964, 107; Yale University Art gallery 1992, 267; Brody/Hoffman 2011, 376, cat. 75; Raja 2017 a, 219–222, 226, cat. 15, fig. 19.25; Raja 2017 c, 63–64, 73, cat. 15, fig. 9; Raja 2019 b, 97, 99, 111, cat. 24, fig. 19. CIS: – PAT: – Inscription: – Notes: The band holding the medallion bezel is decorated with two horizontal lines.
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3: Priestly hats with wreaths around them and centrally placed decorative medallions (imitations of stones or metal) in the front a. Wreaths with pointed leaves and decorated medallion Catalogue number: 6
Fig. 11. Head of priest Date: 200–273 CE. Location: Boston, MA, Museum of Fine Arts, inv. no. 10.74. PS Number: 314. Context: Unknown. References: Ingholt 1928, 126, PS 314; Colledge 1976, 252; Comstock/Vermeule 1976, 255, cat. 397; Albertson 2000, 160, n. 7. CIS: – PAT: – Inscription: – Notes: The medallion is placed vertically across the wreath: this is the most typical placement for the central medallion decoration. The beaded border decoration is unusual.
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b. Wreaths with serrated leaves and decorated medallion Catalogue number: 7
Fig. 12. Head of priest Date: 210–230 CE. Location: Copenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek, inv. no. IN 1112. PS Number: 315. Context: Unknown. References: Ingholt 1928, 126, PS 315; Colledge 1976, 252; Hvidberg-Hansen/Ploug 1993, 145, cat. 105; Ploug 1995, 237, cat. 105; Raja 2019 c, 281, cat. 95. CIS: – PAT: – Inscription: – Notes: The use of a wreath with serrated leaves is not common. The combination of serrated leaves and decorated medallion is also not common, but several heads and fragments of priestly hats from the Hypogeum of ʿAlaine (West necropolis, Valley of the Tombs) share this feature.
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c. Wreaths with pointed leaves with undecorated medallion Catalogue number: 8
Fig. 13. Head of priest Date: 230–250 CE. Location: Copenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek, inv. no. IN 1117. PS Number: 309. Context: Unknown. References: Ingholt 1928, 126, PS 309; Colledge 1976, 252; Hvidberg-Hansen/Ploug 1993, 146, cat. 107; Ploug 1995, 238–239, cat. 107; Raja 2019 c, 308, cat. 113. CIS: – PAT: – Inscription: – Notes: The presence of the two berries next to the medallion is not common.
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Catalogue number: 9
Fig. 14 Loculus with bust of priest Date: 100–150 CE. Location: Paris, Musée du Louvre, inv. no. AO 4085. PS Number: 146. Context: West Necropolis, Valley of the Tombs, Tower of Iamliku, Umm Belqîs, Tomb no. 51. References: Chabot 1922, 123, cat. 22, pl. XXXII,7; Ingholt 1928, 106, PS 146; Colledge 1976, 248; Dentzer-Feydy/Teixidor 1993, 194, cat. 195; Heyn 2010, app. 5, cat. 18. CIS: 4465. PAT: 0826. Inscription: Alas! Zabdibôl son of, Ḥairan Nûri. Notes: The undecorated medallion is unusual.
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Catalogue number: 10
Fig. 15. Loculus relief with bust of priest Date: 160–190 CE. Location: Paris, Musée du Louvre, inv. no. AO 6211. PS Number: 245. Context: Unknown. References: Chabot 1922, 124, n. 34; Ingholt 1928, 118–119, PS 245; Colledge 1976, 249; DentzerFeydy/Teixidor 1993, 216–217, cat. 213; Heyn 2010, app. 5, cat. 20. CIS: 4607. PAT: 0968. Inscription 1: Image of Yarḥai son of, Yarḥai. Alas!
Inscription 2: To Yarḥai, (son of) Yarḥai. Alas!
Notes: The placement of the central medallion horizontally is quite unusual. Catalogue number: 11 Banqueting relief with reclining priest Date: 240–273 CE (Balty 2010: 200–273 CE). Location: Toulouse, Musée Saint-Raymond, inv. no. 2003.2.1. PS Number: – Context: Unknown. References: Balty 2010, 25–26, fig. 2; Raja 2019 b, 98, 126, cat. 49. CIS: – PAT: – Inscription: – Notes: It is unclear if the medallion bezel was left unfinished or if it is weathered.
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4: Priestly hats with wreaths around them and centrally placed armless busts, either of young males with curly hair or priests a. Wreaths with pointed leaves and busts of short-haired, cleanshaven men in tunic and himation Catalogue number: 12
Fig. 16. Head of priest Date: 200–273 CE. Location: Paris, Musée du Louvre, inv. no. AO 5003. PS Number: 317. Context: Unknown. References: Ingholt 1928, 126, PS 317; Colledge 1976, 252; Dentzer-Feydy/Teixidor 1993, 207, cat. 205. CIS: – PAT: – Inscription: – Notes: –
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Catalogue number: 13
Fig. 17. Loculus with male bust and priestly hat Date: 190–210 CE. Location: Copenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek, inv. no. IN 1043. PS Number: 293. Context: Unknown. References: Ingholt 1928, 123, PS 293; Colledge 1976, 252–253; Hvidberg-Hansen/Ploug 1993, 114– 115, cat. 70; Ploug 1995, 174–176, cat. 70; Raja 2015 a, 338–340, figs 6–7; Raja 2019 c, 194–195, cat. 55. CIS: 4611. PAT: 0972, 1634. Inscription: Alas! Notes: The presence of the tassel under the wreath is unusual. The side view appears to show the wreath projecting from a tubular band (metal tube? Wrapped ribbon?).
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Catalogue number: 14
Fig. 18. Loculus with bust of priest Date: 210–230 CE. Location: Copenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek, inv. no. IN 1034. PS Number: 305. Context: Unknown. References: Ingholt 1928, 125, PS 305; Colledge 1976, 252; Hvidberg-Hansen/Ploug 1993, 119, cat. 75; Ploug 1995, 184–185, cat. 75; Heyn 2010, app. 5, cat. 26; Kropp/Raja 2014, 401, fig. 3; Kropp/Raja 2015, 73, figs 2 a–d; Krag 2017, 43–45, fig. 9; Raja 2019 c, 202–203, cat. 58. CIS: 4364. PAT: 0722. Inscription: Alas! Yarḥai, son of Yerîʿbêl (Yedîʿbêl), son of Šimʿôn, ʿArgân. Notes: There is an indication of a round strip under the bust: ribbon or part of medallion?
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b. Wreaths with serrated leaves and busts of short-haired, cleanshaven men in tunic and himation Catalogue number: 15
Fig. 19. Head of priest Date: 200–273 CE. Location: Paris, Musée du Louvre, inv. no. AO 2065. PS Number: 318. Context: Unknown. References: Ingholt 1928, 125–126, PS 318; Colledge 1976, 252; Dentzer-Feydy/Teixidor 1993, 174, cat. 176. CIS: – PAT: – Inscription: – Notes: Wreaths with busts of men in tunic and himation are not common.
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c. Wreaths with pointed leaves with busts of short-haired men in tunic and chlamys Catalogue number: 16
Fig. 20. Head of priest Date: 50–150 CE. Location: Princeton, Princeton University Art Museum, inv. no. y 1962.142. PS Number: – Context: Unknown. References: [; 18.11.2020] CIS: – PAT: – Inscription: – Notes: –
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d. Wreaths with serrated leaves with busts of short-haired men in tunic and chlamys Catalogue number: 17
Fig. 21. Loculus relief with bust of priest Date: 150–200 CE. Location: London, British Museum, inv. no. BM 125020. PS Number: 246. Context: Unknown. References: Ingholt 1928, 119, PS 246; Colledge 1976, 249. CIS: – PAT: – Inscription 1: Alas! ʿOgê son of, Iarḥai, Iaʿut.
Inscription 2: ʿOgê.
Notes: The combination of serrated leaves and bust of short-haired man is unusual.
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e. Wreaths with pointed leaves and busts of priests Catalogue number: 18
Fig. 22. Head of priest Date: 150–170 CE. Location: Copenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek, inv. no. IN 1162. PS Number: 324. Context: Unknown. References: Ingholt 1928, 126, PS 324; Colledge 1976, 252; Hvidberg-Hansen/Ploug 1993, 109, cat. 66; Raja 2019 c, 273, cat. 89. CIS: – PAT: – Inscription: – Notes: The size of leaves is unusually small when combined with a bust of a priest. The side view appears to show the wreath projecting from a tubular band (metal tube? Wrapped ribbon?).
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Catalogue number: 19
Fig. 23. Loculus relief with bust of priest Date: 230–250 CE. Location: Copenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek, inv. no. IN 1033. PS Number: 302. Context: Unknown. References: Ingholt 1928, 124–125, PS 302; Colledge 1976, 252; Hvidberg-Hansen/Ploug 1993, 120, cat. 76; Ploug 1995, 186–187, cat. 76; Heyn 2010, app. 5, cat. 25; Raja 2019 c, 230–231, cat. 68. CIS: 4298. PAT: 0655. Inscription: Alas! Mariôn, son of, ʾElâhbêl. Notes: The leaves show the typical shape and size when combined with the bust of a priest. The side view appears to show the wreath projecting from a tubular band (metal tube? Wrapped ribbon?).
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f. Wreaths with serrated leaves with busts of priests Catalogue number: 20
Fig. 24. Loculus relief with bust of priest Date: 150–200 CE. Location: St. Petersburg, State Hermitage Museum, inv. no. ДВ-4175. PS Number: 210. Context: Unknown. References: Ingholt 1928, 113, PS 210; Ingholt 1938, 131–132, pl. XLIX,1; Colledge 1976, 250. CIS: – PAT: 1767. Inscription: Mezabbenâ, son of Jarhibôlâ, (son of) Refabôl (son of) Bogdan, Annâ his "guardian", made this for him. Alas! Notes: –
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g. Unfinished wreath with armless bust Catalogue number: 21 Sarcophagus lid relief with banqueting scene with four full figures Date: 150–170 CE (al-Hariri 2013: 200–250 CE). Location: Palmyra, Palmyra Museum, inv. no. – PS Number: – Context: Southwest necropolis. Hypogeum of Aqraban (found in 2007). References: al-Hariri 2013, 150–151, fig. 11; Krag/Raja 2017, 199, ns. 23–25, 204, n. 73, 203, n. 48, ns. 50–51, n. 53, 214, cat. 6; Krag 2018, 58, n. 304, 62, n. 353, 88, n. 193, n. 195, 380, cat. 800; Raja 2019 b, 98, 148–149, cat. 95. CIS: – PAT: – Inscription: – Notes: The wreath and the armless bust are left unfinished.
h. Wreath with pointed leaves and medallion with bust and undecorated border Catalogue number: 22
Fig. 25.
Head of priest Date: 190–210 CE. Location: Copenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek, inv. no. IN 1151. PS Number: 321. Context: Unknown. References: Ingholt 1928, 126, PS 321; Colledge 1976, 252; Parlasca 1985, 351, pl. 147; HvidbergHansen/Ploug 1993, 144, cat. 103; Ploug 1995, 234–235, cat. 103; Raja 2019 c, 276–277, cat. 91. CIS: – PAT: – Inscription: – Notes: The side view appears to show the wreath projecting from a tubular band (metal tube? Wrapped ribbon?).
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Catalogue number: 23
Fig. 26. Loculus relief with bust of priest Date: 100–150 CE. Location: Pittsfield, MA, Berkshire Museum, inv. no. 1903.7.2. PS Number: 150. Context: Unknown. References: Ingholt 1928, 106, 159, PS 150; Ingholt 1954, n. 4; Vermeule 1964, 111; Colledge 1976, 248; Vermeule 1981, 383, cat. 332; Albertson 2000, 160, n. 4; Heyn 2010, app. 5, cat. 37, fig. 10. CIS: – PAT: – Inscription: – Notes: –
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i. Wreath with serrated leaves and medallion with bust and undecorated border Catalogue number: 24
Head of priest Date: 240–273 CE. Location: Palmyra, Palmyra Museum, inv. no. B 1874. PS Number: – Context: Secondary context: Found in portico C 1 during excavations at the Baalshamin sanctuary. References: Dunant/Stucky 2000, 111, cat. 114, pl. 28. CIS: – PAT: – Inscription: – Notes: –
5: Priestly hats with wreaths around them with other decoration a. Rosette Catalogue number: 25
Statue of priest Date: 50–150 CE. Location: Beirut, Private Collection. PS Number: 1125. Context: Unknown. References: Ingholt Archives, PS 1125. CIS: – PAT: – Inscription: – Notes: –
Fig. 27.
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b. Priestly hat with wreath with two rows of leaves and two beads Catalogue number: 26
Loculus relief with bust of priest Date: 150–200 CE. Location: Unknown. PS Number: – Context: Unknown. References: Lipiński 1998, 69–73, pl. III; Yon 2013, 351, cat. 93. CIS: – PAT: – Inscription: [Alas, Ma]lik [son of Bar]ikyô [son of Am]ri-Se’. Notes: This type of wreath is unique.
c. Priestly hat with plain wreath Catalogue number: 27
Statue of priest Date: 100–150 CE. Location: Palmyra, Palmyra Museum, inv. no. CD 24. PS Number: – Context: Unknown. References: Michałowski 1966, 59–60, cat. 10, fig. 67. CIS: – PAT: – Inscription: – Notes: This type of wreath is unique.
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List of figures and captions Fig. 1: Fig. 2: Fig. 3: Fig. 4: Fig. 5: Fig. 6: Fig 7: Fig. 8: Fig. 9: Fig. 10: Fig. 11: Fig. 12: Fig. 13: Fig. 14: Fig. 15: Fig. 16:
Chart showing the total number of objects in the Palmyra Portrait Project database and the number of objects with portraits of priests. Image © Author. Table showing the different categories of objects recorded in the Palmyra Portrait Project database. Image © Author. Chart showing the division of Palmyrene portraits of priests according to context and time period. Image © Author. Chart showing the division of Palmyrene portraits in the Palmyra Portrait Project database according to gender, age-group and role. Image © Author. Chart showing the total number of portraits, the number of portraits securely identified as male and the number of male portraits, who can be identified securely as priests. Image © Author. Chart showing the division of Palmyrene portraits of priests according to the three commonly accepted periods of Palmyrene sculpture. Image © Author. Loculus relief with bust of priest. Paris, Musée du Louvre, inv. no. AO 4086. Image © Palmyra Portrait Project, Ingholt Archive at Ny Carlsberg Glyptotek, PS 144. Loculus relief with bust of priest. Copenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek, inv. no. IN 1032. Image © Palmyra Portrait Project, Ingholt Archive at Ny Carlsberg Glyptotek, PS 142. Loculus relief with bust of priest. Istanbul, Archaeological Museum, inv. no. 3719/O.M.169. Image © Palmyra Portrait Project, Ingholt Archive at Ny Carlsberg Glyptotek, PS 154. Banqueting relief with one standing and one reclining figure. New Haven, Yale University Art Gallery, inv. no. 1931.38. Photo credit: Yale University Art Gallery Head of priest. Boston, MA, Museum of Fine Arts, inv. no. 10.74. Image © Palmyra Portrait Project, Ingholt Archive at Ny Carlsberg Glyptotek, PS 314. Head of priest. Copenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek, inv. no. IN 1112. Image © Palmyra Portrait Project, Ingholt Archive at Ny Carlsberg Glyptotek, PS 315. Head of priest. Copenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek, inv. no. IN 1117. Image © Palmyra Portrait Project, Ingholt Archive at Ny Carlsberg Glyptotek, PS 309. Loculus relief with bust of priest. Paris, Musée du Louvre, inv. no. AO 4085. Image © Palmyra Portrait Project, Ingholt Archive at Ny Carlsberg Glyptotek, PS 146. Loculus relief with bust of priest. Paris, Musée du Louvre, inv. no. AO 6211. Image © Palmyra Portrait Project, Ingholt Archive at Ny Carlsberg Glyptotek, PS 245. Head of priest. Paris, Musée du Louvre, inv. no. AO 5003. Image © Palmyra Portrait Project, Ingholt Archive at Ny Carlsberg Glyptotek, PS 317.
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Fig. 17: Loculus relief with bust of priest. Copenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek, inv. no. IN 1043. Image © Palmyra Portrait Project, Ingholt Archive at Ny Carlsberg Glyptotek, PS 293. Fig. 18: Loculus relief with bust of priest. Copenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek, inv. no. IN 1034. Image © Palmyra Portrait Project, Ingholt Archive at Ny Carlsberg Glyptotek, PS 305. Fig. 19: Head of priest. Paris, Musée du Louvre, inv. no. AO 2065. Image © Palmyra Portrait Project, Ingholt Archive at Ny Carlsberg Glyptotek, PS 318. Fig. 20: Fragmentary head of a priest from a funerary relief, second half of 2nd century A.D. Roman, Palmyrene. Hard white local limestone, 17.5 x 14.3 x 11.4 cm (6 7/8 x 5 5/8 x 4 ½ in.) h. with base 27.5 cm (10 13/16 in.) Gift of Edward Sampson, Class of 1914, for the Alden Sampson Collection y 1962–142. Picture credit: Princeton University Art Museum. Fig. 21: Loculus relief with bust of priest. London, British Museum, inv. no. BM 125020. Image © Palmyra Portrait Project, Ingholt Archive at Ny Carlsberg Glyptotek, PS 246. Fig. 22: Head of priest. Copenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek, inv. no. IN 1162. Image © Palmyra Portrait Project, Ingholt Archive at Ny Carlsberg Glyptotek, PS 324. Fig. 23: Loculus relief with bust of priest. Copenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek, inv. no. IN 1033. Image © Palmyra Portrait Project, Ingholt Archive at Ny Carlsberg Glyptotek, PS 302. Fig. 24: Loculus relief with bust of priest. St. Petersburg, State Hermitage Museum, inv. no. ДВ-4175. Image © Palmyra Portrait Project, Ingholt Archive at Ny Carlsberg Glyptotek, PS 210. Fig. 25: Head of priest. Copenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek, inv. no. IN 1151. Image © Palmyra Portrait Project, Ingholt Archive at Ny Carlsberg Glyptotek, PS 321. Fig. 26: Loculus relief with bust of priest. Pittsfield, MA, Berkshire Museum, inv. no. 1903.7.2. Image © Palmyra Portrait Project, Ingholt Archive at Ny Carlsberg Glyptotek, PS 150. Fig. 27: Statue of priest. Beirut, Private Collection. Image © Palmyra Portrait Project, Ingholt Archive at Ny Carlsberg Glyptotek, PS 1125.
Religion in Hatra and the creation of a local Parthian identity Lucinda Dirven (Amsterdam and Nijmegen)
This article argues that Hatra, a city that was located on the western periphery of the Parthian Empire, was firmly rooted in this empire. Not only politically, but also culturally and – to a lesser extent – religiously. This is less obvious than it seems. Located in the eastern Jazirah in present-day Iraq, Hatra is one of the cities in the Syrian-Mesopotamian steppe that are conventionally thought to belong to the same cultural orbit during the first centuries of the Common Era. (fig. 1) With Palmyra, Dura-Europos and Edessa, Hatra is thought to share in what Peter Burke called an ‘interculture’, a common culture of the frontier, instead of the culture of the opposing centres, Parthia or Rome.1 Although the cultural remains from these Syrian-Mesopotamian cities indeed display many similarities and have a distinctive, clearly identifiable character, one should not lose sight of the differences between them. Common features do not exclude important local differences. Part of the dissimilarities between the cities in the region are due to their different and changing political loyalties. Whereas some cities, such as Palmyra, were part of the Roman empire and never belonged to Parthian territory, others such as Dura-Europos and Edessa initially lay in Parthian territory, but changed hands in 165 during the campaign of Lucius Verus. In contrast, Hatra was allied with the Arsacids until the latter were defeated by the Sasanians in 223 AD, and only joined Rome during the last fifteen years of its existence. As a city that was situated firmly in the Parthian empire, Hatra took part in Arsacid culture. It can be shown that Hatra’s rulers and elite aligned their interests with those of Parthia and forged a connection with the Parthian King of
*
1
This article greatly profited from the discussion after the presentation of the paper at the colloquium “Imperia sine fine”, in particular the remarks made by Michael Sommer. I am also much obliged to Enrico Foietta, Albert de Jong, Vito Messina and Fabrizio Sinisi for their useful comments. Needless to say, I am sole responsible for the view expressed herein. Burke 2009, 72–77.
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Lucinda Dirven
Fig. 1:
Map of the Ancient Near East during Roman and Parthian times.
kings in order to establish and confirm their elevated social position.2 One way of doing this was by adopting cultural and religious elements associated with the Parthian King of kings. It can be shown that such borrowings are not confined to Hatra, but were made by elites all over the Arsacid empire who together constituted a Parthian commonwealth. This article concentrates upon the influence of the dynastic cult of the Arsacids and argues that the so-called Square Building in Hatra bears testimony to the adaptation of such an Arsacid cult at a local level. What is particularly interesting about the situation in Hatra, is that this religious innovation can be shown to be well integrated into its traditional religious world. But before we can focus upon this particular instance of religious interaction in Hatra, it is useful to linger upon the adjective ‘Parthian’, in order to specify what is at stake here. The notion ‘Parthian’ has given rise to a lot of confusion (especially with respect to material culture and religion), not least because in the past the adjective was used in a number of ways. First, in an imperial and 2
For a similar social dynamic in the Roman world: Millett, 1990; Derks 1998; Woolf 1998. For Palmyra as a Graeco-Roman city: Andrade 2013.
Religion in Hatra
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ethnic way, by scholars such as Michael Rostovtzeff, and later on as the denomination of a geographical area (roughly covering Media and the other Iranian provinces and Mesopotamia) during the time that this region was ruled by the Arsacid dynasty (247 BC–223 AD).3 No doubt, the latter meaning is the most common and popular today, but this is not the meaning I attach to it in the present article. Hatra was located within the borders of the Parthian Empire for the greater part of its existence, so obviously it has a local Parthian identity in a geographical sense. All cities in the Parthian empire did. And this is exactly my problem with the use of the term today; it is purely descriptive and has nothing to do with a shared culture throughout the whole region. When it was decided to dismiss Rostovtzeff’s idea of an Arsacid culture emanating from the Arsacid court, the Parthian Empire shattered into a thousand pieces; all that remains are regional or local cultures with local identities that have nothing to do with the centre. Hence Bruno Jacobs, when speaking of Parthian art, concluded that there is no such thing as Parthian art, because the Arsacid court did not influence the local elites in its empire. He therefore argues it is much better to speak of the art of Elymais, Kommagene, Hatra and so forth.4 The idea of a shared culture in the frontier zone between the two great empires is another exponent of the same trend, as it is implicit that culturally, this zone was untouched by the central political powers.5 In my view, the present trend of localisation or regionalisation at the expense of a central Arsacid cultural force, implies throwing out the baby with the bathwater. Of course, we can discern many local differences within the Parthian empire; what can one expect in such a huge geographical region, over such a long period of time (almost five centuries!) and among people with such diverse cultural and religious backgrounds. But this does not exclude that we have to reckon with a centralising force as well. By denying the existence of a communal, shared culture within the Parthian empire, we risk falling back into the time before Rostovtzeff, when the Arsacids were considered little more than an accident in the ancient world.6 The absence of a shared Parthian culture is unlikely for historical as well as methodological reasons. The Parthian empire was governed for almost five centuries by the Arsacid dynasty. Although not much is known about the political organisation of this empire, the little that is known suggest the King of kings had a firm grip on the Parthian provinces and vassal kingdoms, that were frequently governed by rulers related to the Arsacid 3 4 5
6
On the use of the adjective Parthian, see De Jong 2013, 147–148. Jacobs 2014, esp. 81. In a number of publications, I have tried to nuance this view and have argued for differences depending upon the alliance with either Parthia or Rome: Dirven 2011; idem 2015; idem (forthcoming). In the present article, my focus is on Parthia that, even more than Rome, has suffered from this tendency towards localisation or regionalisation. De Jong 2015; Dirven 2016.
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house.7 In view of the political dependency of these local elites upon the King of kings, it is only logical to assume they expressed their alliance in cultural terms as well. The available evidence suggests Parthian culture spread through the network of Parthian families and their estates and cities. In a recent article, Albert de Jong has convincingly shown that throughout the Parthian commonwealth, one can find Iranian influences in the use of administrative titles, Iranian loanwords and personal names as well as clothing. Such influences are to be found primarily in relation to the local rulers, suggesting the local courts modelled themselves upon the court of the King of kings.8 Arsacid influence may also be discerned in the figurative and decorative arts, though along different lines than was previously thought.9 So far, all studies on Parthian art depart from the notion of style, a notion that has strong ethnic connotations attached to it. But style is utterly unfit to substantiate or deny the centralising role of the Arsacid court. Firstly, because there is not enough material at hand (it is spread unevenly both geographically and in time over the empire, which makes any comparison virtually impossible) and secondly, because an ethnic interpretation of style is probably not applicable to the situation in post-Achaemenid Mesopotamia and Iran in the first place. In research on Parthian art up till now, it is silently assumed that a people needs its own, distinctive style to express its identity. It is not possible to express this identity by means of a foreign style or even styles, because these are in turn connected to other people and cultures. Hence things that look Greek are still related to Greece or Greek people, and therefore Iranian people need a new, distinctive style to express their ethnic identity. Even the regional approach tacitly departs from this notion when they conclude that the absence of one empire-wide style is the result of a politically weak centre. Against this, one may argue that in periods of intense cultural interaction such as the Hellenistic period, travelling objects and styles could acquire a new meaning that was not necessarily related to their origin, but to their most recent use within a new context.10 In such a semantic interpretation of styles, styles of different origin may very well co-exist in the same region, town, or even the same monument.11 Hence things Greek may be well integrated into the Parthian world and are no longer considered foreign. Under these circumstances, an emancipatory artistic Iranian movement as was suggested by Rostovtzeff, is totally out of place. Neither is a unique stylistic device needed to express one’s identity. In fact, when we let go of the idea of a shared, common style emanating from the centre, it turns out that there are quite a number of iconographic motives that the periphery copies from the centre. Most of these motives are symbols of kingship, but we should not forget 7 8 9 10 11
Gregoratti 2017. De Jong 2013. Cf. also De Jong 2015, 94–96. Dirven (forthcoming). Versluys 2017. This view ultimately goes back to Tonio Holscher 2004.
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those activities that are closely related to the court, such as banqueting, storytelling, hunting and warfare. How does what I have just said relate to Hatra? Apart from the last decennia of its existence, the city was in some way subject to the Parthian King of kings. The official status of the city within the Parthian empire is, however, by no means clear. The oldest Hatrene inscriptions refer to the Hatrene rulers as ‘lords’, whereas from 176/7 AD onwards inscriptions call them ‘kings’. According to the very plausible interpretation of Stefan Hauser, this shift reflects the increased significance of Hatra within the Parthian Empire. In the year 165 CE, the province of Osrhoene fell into Roman hands, meaning that Hatra’s territory became the frontier zone of the Parthian Empire.12 As a consequence of its elevated strategic position, Hatra became a vassal kingdom of the Arsakid Empire. Iranian influences in Hatra are most conspicuous in the administrative and regal sphere. The crown-prince, for example, is called pasagriw and Hatra’s rulers frequently have Arsacid royal names. This is particularly noteworthy since Iranian names are generally rare in the city.13 Sanatruq, a well-known Iranian name, was the first of the Hatrene rulers who referred to himself as king of Hatra and wore the royal headgear, the tiara.14 The Parthian King of kings had probably granted him both the title and the crown.15 We are well informed about the appearance of Hatra’s rulers thanks to the great many sculptures found in Hatra, in which kings are represented as over life-size statues, figures in relief, and busts. Like the tiara, regal clothing and hairdo were inspired by Parthian fashion and thereby firmly put Hatra’s rulers in this cultural milieu. The trouser-suit worn by Hatra’s kings clearly derives from Iranian traditions and many parallels can be found for this outfit, both in the western and eastern part of the Parthian empire.16 The motif of Nike crowning a king with a wreath, well known on Parthian coinage and exemplifying the divine authorisation of the king’s rule, is attested twice in reliefs from Hatra17 (fig. 2). Following this brief, and by no means complete overview, we may conclude that Hatra’s royal house was closely connected with their Parthian overlords, both politically and culturally. 12 13
14 15 16 17
Hauser 1998, 502. Followed by Sommer 2003, 385 and idem 2005, 382. For the complicated relationship between Osrhoene and Rome during these years, see Ross 2001, 29–45. De Jong 2013, 156–157, Marcato 2018, 140–141, and idem, 2019, on Iranian personal names, that constitute less than 8 % of the personal names (but are attested much more frequently because these are the names of royalty and high officials who frequently figure in inscriptions). On the change in Hatra from mrn (lord) to mlk’ (king), see Sommer 2005, 370–376. According to Josephus (ant. Iud. 20, 67), Artabanus II permitted Izatus, king of Adiadbene, to wear the tiara and to recline on a bed of gold; both were privileges and symbols that belonged only to the kings of Parthia. Cf. in general Peck 1993. Curtis 1998; Kawami 1992. Safar/Mustafa 1974, fig. 139 (stele from the Square Building) and fig. 237 (from Temple V). For the coinage see for example the silver drachm with the bust of Phraataces of Parthia, AD 2–4: Colledge 1977, f, pl. 38.o. Cf. Sinisi 2008.
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Fig. 2:
Stele representing a king sacrificing on an altar, crowned by a Nike.
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Parthian religion In my search for a common Parthian identity, I now turn to religion. It is, of course, well known that the Arsacids did not force their own religion upon their subjects or even promote it.18 Very little is known about Arsacid religion in the first place; it is commonly agreed now that it was a version of Zoroastrianism, but how exactly it was shaped is very much debated. It is clear though, that Parthians did not use their religion as a source of governance. Parthian religion lived first and foremost in the context of family life, with the royal family maintaining it in a lavish way. From here, elements of their religion spread through the network of Parthian families and vassals that built the core of the Parthian empire. These elites enjoyed considerable freedom in this adaptation process and hence we have to reckon with a great religious variety in the Parthian empire, largely depending upon pre-existing local traditions.19 In some border regions of their empire, such as Armenia and Georgia, there is quite a lot of Zoroastrian influence to be found, but in Mesopotamia proper the influence is slight.20 In this, Hatra was no exception and there is definitely not a lot of Iranian influence to be found in the characters, names, images or rituals of the deities that were worshipped here.21 From a religious point of view, Hatra was firmly rooted in the Aramaic and Arab world, with interesting remnants of ancient Mesopotamian traditions and some Graeco-Roman influences.22 There was, however, one important element of Arsacid religion that was adopted by many of their client kings and in this Hatra was no exception. I am referring to the dynastic cult of the Arsacids, that is exemplified by the many traces of ancestor cult at the royal court of Nisa or Mithridatkert (fravashis in 18 19 20 21
22
On Parthian religion in general, see De Jong 1985 a, 94–6; idem, 2013 a. De Jong 2013 a, 33–35; idem 2015, 94–96. De Jong 2015 b on Armenia and Georgia. The god Nergal is, in fact, one of the few exceptions. Although Nergal originally is a Babylonian deity (the god of death and the netherworld), his epithet dḥšpṭ’ (dahashpata), ‘Lord of the Guards’, is an Iranian loanword (Greenfield 1988). I have suggested in the past (Dirven 2009) that Iranian influences are also to be found in his character, because Nergal is associated or even equated with dogs in Hatra. This animal companion is not attested with the Babylonian god Nergal. In all likelihood, it derives from Zoroastrian traditions, in which dogs figure prominently as guardians and helpers of deceased souls. This, in turn, fits very well with Nergal’s traditional Babylonian function of Lord of the Netherworld. If correct, this provides us with an interesting example of Irano-Mesopotamian syncretism in Hatra. Drijvers 1978, who stresses the lack of Iranian influences in Hatra’s religion and distinguishes between Parthian influences in architectural forms, clothing and language on the one hand and religion on the other hand. On p. 170 he quotes Caquot 1952, 118, who already denied Iranian influences. Kaizer 2000, one of the few articles devoted to religion in Hatra, completely ignores the possibility of Iranian influence.
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Zoroastrian terms) as well as by their practice of keeping dynastic fires. There can be no doubt that Mithridatkert or ancient Nisa played a prominent role in the dynastic cult of the Arsacids, although little is known about how exactly this was configured.23 According to Isidorus Charax, it was the royal necropolis of the Arsacid kings, but so far, these graves have not been found.24 Antonio Invernizzi has argued that the so-called Round Hall, one of the major buildings in Old Nisa, served in this dynastic cult. Several fragments of over life-size clay statues were found here, one of which was identified as Mithridates I.25 That the idea of a dynasty was crucial to the self-definition of the Arcacids, is best illustrated by the fact that all subsequent rulers were called Arsaces, in imitation of the founder of the dynasty. The dynastic fire cult among the Arsacids is equally badly known, but there can be no doubt that the dynastic fire was one of the various kinds of sacred fires that existed in combination with other forms of worship before the Sasanian period, when the cult of the sacred fire was fully developed.26 Use and meaning of the dynastic fire must be pieced together from Iranian sources predominantly dated before and after the Parthian era, especially the Sasanian period. In all likelihood, the custom of the regal fire derived from the well-attested example of a householder’s fire that was lit for every man in his own home.27 It may be inferred from the account of Diodorus Siculus that a sacred fire was lit upon the accession of the Achaemenid king and was extinguished at his funeral.28 Subsequently, a new fire was lit for his successor. Possibly, such regal fires are pictured in the reliefs decorating the tombs of Achaemenid kings.29 No architectural remains of this cult have been found, suggesting these fires were not yet worshipped in separate buildings, but burned in the palaces of the kings. This changed in the Parthian period. Isidore of Charax mentions in his itinerary that an eternal flame was guarded at Asaak in Astauene, to commemorate the site where Arsaces I was proclaimed king.30 Unfortunately, this sanctuary has not been localised. From this passage scholars have extrapolated that the Arsacids maintained a regal fire on the coronation of every living King of kings.31 Since 23 24 25 26 27 28
29 30 31
Cf. the numerous publications by Antonio Invernizzi, for example Invernizzi 2000 and idem 2011. Isid. mans. Parth. 12. Invernizzi 2001, 145–147. Boyce 1975, 462, who argues that the fire cult and image cult initially existed side by side. Boyce/Grenet 1991, 17. After the death of Hephaestion at Ecbatana in 325/4 Alexander ordered all the inhabitants of Asia to extinguish the fire that the Persians call sacred, until he had completed the funeral. This used to be the custom of the Persians on the occasion of the death of their kings. And people thought that the order was an ill omen, and that heaven was foretelling the king’s own death. (Diod. 17, 114, 4–5 [Kuhrt 2007, 571]). Shabazi 1980, 131–4. Isid. mans. Parth. 11. Shabazi 1993; De Jong 2010, 550; Canepa 2018, 235–6.
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dynastic fires are known to have been adopted by their vassal kings,32 and were popular among their successors, the Sasanians, such a hypothesis is indeed plausible. As for the meaning of such fires, it is noteworthy that both Diodorus Siculus and Isidore of Charax connect the regal fire to the coronation of the king, a tradition that is still to be found among the Sasanians. An inscription from Bishapur is dated by means of the ‘year of the fire’ of both Ardashir and Shapur,33 and the regal fire of the reigning monarch is pictured on the revers of early Sasanian coins.34 Diodorus’ account furthermore suggests that such a fire was inextricably linked with the king’s good fortune. This, in turn, is related to the royal xvarrah, the divine grace or luminous fluid that is thought to surround the king and to decent upon him during his coronation.35 Xvarrah is a complex concept. In Zoroastrianism, it may either be used as noun that refers to a visible, luminous quality associated with gods that is usually translated to ‘glory’, or it denotes a personified, abstract divinity. In hypostatised form, a national, Iranian Khvarenah and a Royal Khvarenah were particularly popular.36 In Greek and Latin sources it is either translated Tyche, Doxa, Daimon or Fortuna, and in Aramaic Gad. According to Greek sources, the Royal Khvarnenah was revered by the Persians as the heavenly concept of the living king. Plutarch recounts that guests at a royal banquet during the reign of Artaxerxes are invited to revere the royal Daimon,37 while Athenaeus reports that the daily making of such offerings were part of Persian
Fig. 3:
32 33 34 35 36 37
Gold coin of Shapur III (r. 383–388) – Obverse: Portrait of Shapur III. Reverse: Fire altar with bust in the flames and attendants.
Cf. below, note 47. Ghirshman 1936, 123–9. Shahbazi 1980, 132. Shabazi 1980, 126 with note 45; idem 1993; Boyce 1982, 224–5. Shahbai 1980, 129–130. Cf. De Jong 1997, 299–301 and idem 1999. Plut. Artaxerxes 15, 5.
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court protocol.38 The Fortune of the King of kings continues to be sworn by the subjects of the Sasanian emperors. In this context, Syriac sources refer to gdh dmlk mlk’.39 The royal bust rising from the flames of the regal fire altar pictured on several Sasanian coins may well represent this divine hypostasis of the Sasanian ruler.40 (fig. 3) Recently, Matthew P. Canepa convincingly argued that dynastic cults that were clearly inspired by the dynastic cult of the Arsacids can be found among vassal kings and allies all over the Parthian commonwealth and beyond.41 Neither of these cults was an exact copy of Arsacid practices, since such practices were incorporated into non-Iranian, regional traditions, or were to a greater or lesser extent joined with contemporary Hellenistic traditions.42 What they have in common, however, is that sovereigns, his relatives and ancestors are honoured in conjunction with gods that are particularly important to both the dynasty and the kingdom as a whole. Examples may be found in Shami, in the southwest of Iran, 43 in the well-known monument of Antiochus I on Nemrud Dagh in Commagene,44 as well as monuments from Pontus and Armenia that are only known from literary sources of a much later date.45 Up till now, the spread of dynastic fires among sub-kings and great vassals of the Arsacids by the end of the Parthian period, was solely known from literary sources.46 In a letter written by a former vassal king of the Parthian king of kings, Ardashir I, the founder of the Sasanian dynasty, is accused of having extinguished many dynastic fires of former Parthian vassal kings. This is known from a letter that Tansar, Ardashir’s high priest, wrote in his defence:47
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Athen. 6, 60, 252. Kaizer 1998, 53 note 65, lists the references. Shabazi 1980, 132 with fig. 6. Canepa 2015, 69 and idem 2018 argues inspiration for these cults mainly came from the Seleucid dynastic cult, although he does not discard the Iranian tradition. Recently, Colliva 2018, stressed the Iranian element in the formation of the concept of middle Iranian kingship. Since this element cannot be inferred from the material remains, but must be deduced from highly complicated literary sources, and an in-depth comparison between Seleucid and Iranian notions should be made in order to decide in this matter, this highly complicated issue is left aside here. What is important, is that the Arsacid court was the source of inspiration for Hatra’s court. Canepa 2015, 66 and idem 2018, 233. Most recently, Mehr Kian/Messina 2019. De Jong (forthcoming) on Commagene. De Jong 2015 b. Islamic authors also mention Ardashir’s bringing back of trophies from to his own firetemples: Tabari, Noldeke’s translation, p. 12 and 17 The document has only been preserved in Persian translation of a lost Arabic translation of a presumed Pehlevi original. Many scholars believe it to be late, dating back to late Sasanian times, but Boyce (1968, 16–7), has convincingly argued for an early date. She is followed by De Jong 2003, 191–202 and Canepa 2018, 204.
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Next for what you said, that the King of kings has taken away fires from the fire-temples, extinguished them and blotted them out, and that no one has ever before presumed so far against religion; know that the case is not so grievous, but has been wrongly reported to you. The truth is that after Darius each of the “kings of the peoples” built his own fire temple. This was pure innovation, introduced by them without the authority of the kings of old. The King of kings has razed the temples and has confiscated the endowments, and has the fires carried back to their place of origin.48
The text is significant, since it shows that the practice to establish a regal fire was not confined to the Parthian King of kings, but was practiced by other kings as well. Clearly such fires were of highly symbolic value, for not only did Ardashir feel the need to extinguish these fires and plunder the sanctuaries, but the vassal kings themselves complained about his interference in their religious matters.
The Square Temple at Hatra In view of the influence the dynastic cult of the Arsacids exercised on numerous sub-courts in their empire, and Tansar’s letter informing us that regal fires were part of this effect, I propose to interpret the so-called Square Building or Temple of Shamash in Hatra as a building destined to house the regal fire of Hatra’s ruling dynasty. If correct, it is the only material remnant of such a building known to date, and for this reason it is worthwhile to examine this hypothesis in more detail.49 I am not the first to interpret this highly unusual building as a fire temple. In fact, in the past the Square Building was frequently interpreted as such, but this possibility was dismissed when it became clear that the religious world of Hatra was practically devoid of Iranian influences.50 The hypothesis that it housed a dynastic fire instead of the holy fire of an Iranian deity, throws another 48 49 50
Translation Boyce 1968. I first proposed this hypothesis in a publication in 2011. What follows is an elaboration of the argument made there. Hopkins 1942, 6; Erdmann 1941, 25; Ghirshman 1954, 276; Duchesne-Guillemin 1962, 228; Gullini 1964, 318; Colpe 1969, 1015; Colledge 1967, 132 (who doubts whether it was actually used as a fire temple); Brisch 1967, 243–5. Against the idea that the Square Temple was a fire temple: Lenzen 1964, 136–138. His idea was accepted by Fuad Safar and Muhammed Mustafa, the Iraqi archaeologist in charge of the site, and subsequently became canonical (cf. their standpoint in their 1974, final publication). Schippmann 1971, 489–492, summarizes the problems. Cf. Downey 1988, 161 who notes the architectural similarities between the building and Sasanian fire temples but doubts it was used as such. She notes the function of the building is uncertain. But compare Duchesne-Guillemin 1983, 870, who holds on to the idea it was a fire temple dedicated to the sun god. The identification of the bust of a sun god in the door lintel in the interior of this building as Mithra is an important argument to this respect. This identification was convincingly rejected by Drijvers 1978.
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light upon this matter. In addition to Tansar’s letter, its identification as a dynastic fire temple may be inferred from its highly unusual ground plan, the moment of its construction, as well as the statuary that was found here. The existence of such a regal fire in Hatra is confirmed by the little that is known about the status of kingship in Hatra. Furthermore, it can be shown that this Iranian notion was well integrated into Hatra’s local, predominantly Aramaic religious world. As such, this is an example illustrating how Iranian influences were gradually incorporated into Mesopotamia during the Parthian period. The Square Building, or ‘Temple of Shamash’, is built against the western wall of the South Iwan Complex, that is in turn part of the immense iwan complex located at the back of the western court of the Great Temenos in the centre
Fig. 4:
Ground plan of Hatra.
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of the city. 51 This huge walled temenos comprises the most important temples of the city. (figs. 4, 5) The Great Iwan Complex, with its façade of about 110 metres, was undoubtedly the principal religious building. The Square Building at its back consists of an almost square room measuring 28 x 28 m on the outside. (fig. 6) The building proper is accessible from the central iwan of the South Iwan Complex through a door in the east wall. It leads into a closed corridor that is about 3.5 m wide and that surrounds an inner square room of about 12 x 12 m on all four sides. The only entrance of this interior room is located in the centre of the east wall, slightly off-axis to the entrance to the building. Both the corridor and the inner room were covered by a barrel vault.52 The corridor receives a little light from several narrow window slits high up in the exterior walls, and from an arched aperture in its back wall.53 (fig. 7) On the outside, this aperture is preceded by a roofed platform.54 (fig. 8) The inscriptions, statues and reliefs that were found here suggest it functioned as a small external chapel. The abundance of the finds from this platform contrast with the paucity of the finds in the interior. The ground plan of this building is an anomaly in Hatra and cannot be compared to any of the other religious buildings at the site. With some exceptions that were inspired by Graeco-Roman temple plans, large open iwans constitute the principal element of the temples in the Central Temenos.55 (fig. 9) The smaller temples that are located in the domestic area of the site are built according to a so-called Babylonian ground plan, consisting of an oblong pronaos with a small naos projecting from its back wall (a so-called reversed T). In fact, from an architectural point of view, the Square Building strikingly resembles later Sasanian fire temples that consist of a square chamber that is roofed by a round 51
52 53
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It was first described by Walter Andrae at the beginning of the last century. The place was excavated and restored by Iraqi archaeologists during the years 1960–4, whereas the Italian teams made soundings at the back of the building in the 80s and 90s of the last century. Andrae 1908, 17–22, figs. 27–32, pl. II; Andrae 1912, 125–6, 142–3, 150–1, 161, figs. 200, 219, 220, 239, 253–5; Safar/Mustafa 1974, 334–6; plan on 335 and section on 336; Parapetti/ Venco Ricciardi 2000, 123–124, figs. 13–4 (after Safar/Mustafa 1974, 335–6); Jakubiak 2014, 56–60. See the plan with measurements published by Safar/Mustafa 1974, 335. For the corridor with the barrel vault, see Safar/Mustafa 1974, photo p. 322 and 420. For the slits, see Andrae 1908, 19 and Safar/Mustafa 1974, 379. According to some, the aperture in the west or back wall of the building originally functioned as an entrance, but the architrave in the wall continues in the occlusion of the aperture, suggesting it was part of the original plan. Lenzen 1964. For a beautifully illustrated overview of all buildings in the Great Temenos, with references for further reading: Foietta 2018, 361–374. Another anomaly, is the structure in front of the so-called Hellenistic Temple, excavated and published by Jabir Ibrahim 1997– 8 (in Arabic) and interpreted by him as an open altar. A room surrounded by a corridor is part of this structure. Unfortunately, much is unclear about this mysterious building and it is impossible to reconstruct an accurate plan based on Ibrahim’s description of its remains.
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Fig. 5:
Fig. 6:
Ground plan of the great temenos.
Ground plan of the main iwans and the Square Building.
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Fig. 7:
Fig. 8:
Corridor of the Square Building in 1961.
Platform at the back of the Square Building in 1961.
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dome which rests on squinches springing from four corner piers.56 The few fire temples dated to the Parthian period demonstrate a similar ground plan.57 Most sanctuaries with permanent fires are surrounded by roofed ambulatories which protect the fire that is burning in the inner chamber. Heinrich Lenzen argued that the large podium constructed against the back of the Square Building in Hatra (fig. 8) contradicts such an identification, but at this early stage in the architectural history of the fire temple, in a region on the periphery of the Zoroastrian world, it is completely beside the point to depart from such a canonical building type.58 The hypothesis that this building housed the regal fire is supported by the fact that it was most probably constructed by King Sanatruq, the first king of Hatra, shortly after the middle of the second century CE, almost half a century after the South and North Iwan Complex had been completed.59 This may be inferred from inscriptions on architectural elements referring to this king.60 Sanatruq I is also the eldest Hatrene ruler attested among the many statues of Hatrene royalty that were found in this part of the building.61 None of his predecessors is found among these statues, whereas Sanatruq’s sons and successors are all represented. Although we cannot be absolutely certain that he indeed
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Schippmann 1971; Boyce 1975, 462. At present, a total of 5 fire temples dated to the Parthian period are known and published: Kaim 2004. On fire temples in general: Kaim 2018. Lenzen 1964, esp. 138. A terminus post quem for the construction of the South and North Iwan complex is provided by inscriptions dated to 110–11 and 117–8 (H108 and H243), from which it may be inferred that that this part of the building was completed by Lord Worod in the 20s of the second century. The east wall of the Square Building is built against the west wall of the South Iwan Complex with no overlap, from which follows it was certainly built later. Safar/Mustafa 1974, 334. They are followed by Parapetti & Venco Ricciardi 2000, 123 and Jakubiak 2014, 57. The texts are H199 and H197. Unfortunately, they are both inscribed on architectural elements that possibly date from a later period than the lower walls. This resulted in an alternative dating by Venco Ricciardi in 2015. Cf. below, note 62. In total, four royal statues were found inside the corridor: Safar/Mustafa 1974, fig. 1 (8/H/244. Anonymous), fig. 2 (7/H/538 with H194: Sanatruq I), fig. 3 (8/H/247. Anonymous, possibly Abdsamya), fig. 4 (8/H/248 with H195: Sanatruq II). On the platform are the feet of two royal statues (Lenzen 1964, fig. 1), one of which is identified by H196 as Sanatruq I. Two other statues are of princes: Safar & Mustafa 1974, fig. 10 (8/H/246 with H198: Nyhra, the son of Sanatruq I) and fig. 9 (8/H/245. Anonymous prince). Lastly, a stele representing an anonymous king sacrificing in front of a standard was found on the platform: Safar/Mustafa 1974, fig. 139 (6/H68). See Safar/Mustafa 1974, 370, for a ground plan with the find spots of the sculptures.
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Fig. 9:
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Façade of the Great Iwans in the central temenos of Hatra.
initiated the construction,62 the Iranian ground plan of this building and the hypothesis that it sheltered the regal fire, accord well with the fact that Sanatruq was the first of Hatra’s rulers who called himself king, a privilege that was granted to him by the Parthian King of kings.63 Here, mention should be made of a highly intriguing graffito that Italian archaeologists found in one of Hatra’s private houses and that pictures a stepped
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Venco Ricciardi 2015, 216 with notes 52 and 56, argues the building was started by Lord Nasru and finished by his son, King Sanatruq I. Nasru is also known to have built the socalled Twin Iwans and the Triad Temple. Her argument rests primarily upon the style of the sculpted decoration of the lintel of the door that leads from the Square Building into the main iwan. Venco Ricciardi argues that stylistically, this lintel deviates from the architrave of the platform at the back of the building that can securely be dated to the reign of Sanatruq I, thanks to H199 that is inscribed on its architrave. Instead, she thinks the sculptural style of the lintel tallies with the style found in door lintels from the Triad Temple, that date from the reign of Lord Nasru. In my view, a comparison between the lintel and the architrave from the Square Building is little convincing since the figurative motifs used in both pieces are not the same. Furthermore, the style of the griffins and the Medusa-heads in the lintel from the Square Building is less naturalistic than that of the griffins and Medusa-heads from the Triad Temple. In fact, the figures in the lintel from the Square Temple are much closer in style to the architectural reliefs from the so-called Hellenistic Temple and the Temple of Allat, both of which are dated to reign of Sanatruq I. As a result, Sanatruq is also the first of Hatra’s rulers to be represented with the royal tiara. The shape of this headdress is clearly inspired by the tiara worn by Vologases IV, the king who granted him his title and crown. Cf. Dirven 2008.
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altar with a divine bust in the flames.64 (fig. 10) It recalls some of the coins minted by the first Sasanian kings depicting the dynastic fire of the reigning monarch, on which the bust of a deity can be seen rising from the flames of a stepped altar.65 (fig. 3) Although firm proof is lacking, it is tempting to connect the graffito to the fire altar that once stood inside the Square Building. Finds from the Square Building are extraordinarily rare. In fact, Iraqi archaeologists concluded from this that the interior square room had been robbed in antiquity.66 The few finds that we do have, suggest we are not dealing with a temple devoted to a cult statue of a particular deity. The most important finds from the interior of the temple consist of four life-size, royal statues.67 There are hardly any divine names attested in this part of the temple, nor do gods figure frequently in the figurative monuments that have been found here.68 Notwithstanding this state of affairs, most scholars now hold that the building was dedicated to the sun god Shamash, a manifestation of Hatra’s most important deity.69 This hypothesis rests primarily upon the bust of a sun god represented in the centre of the lintel of the door leading from the iwan into the Square Temple.70 (fig. 11) It is, however, by no means certain that the lintel faithfully repre-
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Venco-Ricciardi 1998, 190, fig. 1. See above, note 34. Safar/Mustafa 1974, 335–336. This state of affairs is adequately explained by the destructive action Shapur I took against the dynastic fires of Arsacid vassal kings, as can be read in Tansar’s letter quoted above. Above, note 61. H200 and H201 refer to divine standards. H232 speaks of an architect of the god Barmaren who worked in the house of Maren, of Maren the eagle (mrn nšrw) and the standard. All these texts were, however, found outside the temple. Intriguing are the texts inscribed on the 17 fire altars (H202). A number was set up by cult personnel and craftsmen of King Sanatruq, and they refer to Maren, Barmaren and Marten, and possibly to the Esagil of Shamash. According to Aggoula 1991, and Foietta 2019 b, 212 they were found outside the building proper, on or near the platform. Although this seems to me the most plausible original location, the information provided by the Iraqi archaeologists is hard to interpret. Drijvers 1977, 811; Drijvers 1978, 158, on the presumption that Shamash was the most important god of Hatra; Hauser 1998, 507; Sommer 2003, Sommer 2005, 364 does not decide in favour of a name, but seems to assume the building functioned as a cult niche where the cult statue was set up. For this idea there is no proof whatsoever. Downey 1988, 161 does not ascribe the building to a particular deity. Kaizer 2000, 234–235, is sceptical about the attribution of this building to Shamash. The door with the lintel is in all likelihood contemporary with the construction of the Square Building and its decoration was therefore probably designed for it. In the centre of the lintel is a bust of a young deity with rays surrounding his head, flanked by eagles with a wreath in their beak. On the right-hand side is the head of a bull, whilst on the left is a figure with wings on his head and snakes under his neck. First published by Andrae 1908, 19–20, fig. 32, Pl. XI; Andrae 1912, 150–2, while still in situ. For extensive comments and an overview of earlier interpretations, see Tubach 1986, 410–443 Cf. Venco Ricciardi 2015, fig. 50.
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Fig. 10:
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Graffito representing an altar and the bust of a deity (?) rising from the flames, from the so-called Beit Manu in Hatra.
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Fig. 11:
Fragment of a door lintel figuring the bust of a solar deity flanked by two eagles wearing necklaces, a Medusa head, a bull and a griffin.
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sents the cult that was practised here. No inscription dedicated to Shamash was found inside the Square Building, nor is he in any way represented here. In fact, the only godlike representation from the interior of the temple is a statuette of an eagle.71 Three other representations of eagles have been found on the exterior platform at the back of the building, showing that this divine manifestation must have been important. (fig. 8)72 The eagle may safely be identified as Maren, the first god of Hatra’s triad and a manifestation of the god Shamash.73 The building in front of the Square Building, the so-called South Iwan, was in fact dedicated to Shamash.74 As far as can be told from the available evidence, the cult in the South Iwan did not change with the building of the Square Building; at the back wall of the iwan, a cult installation was found that probably served as the base for the cult statue. In all probability, therefore, the Square Building was not built to house the statue of Shamash/Maren, but served another function, intimately related to the cult of Hatra’s principal god. In view of its ground plan, date of construction and the number of royal statues that were set up here, it is likely the building housed a dynastic fire. As discussed above, it was in fact common among rulers associated with the Arsacid court to combine the worship of their dynasty with the cult of the most important deities of a city or region.75 The proximity of the temple of Maren and the royal fire of the Hatrene kings therefore expresses the same intimate relationship between the worldly ruler and the god that is found elsewhere in the Arsacid world.
Status of Kingship at Hatra The hypothesis that the Square Building was inspired by Arsacid royal ideology is confirmed by the little we known about the status of kingship at Hatra. Precious information to this respect is provided by H79, the dedicatory inscription of a life-size statue of King Sanatruq II that Iraqi archaeologists found in Temple XI, so-called because it was the eleventh of the small shrines in Hatra’s domestic area they investigated.76 H79 is one of the very few longer texts that was found in Hatra. It informs us that Sanatruq’s statue was set up by two brothers, representing a group consisting of people who lived both in and outside Hatra. As a group, they solemnly swear an oath by a number of Hatrene deities and 71 72 73 74 75 76
Safar/Mustafa 1974, fig. 135 (8/H/284). Safar/Mustafa 1974, fig. 137 (6/H/65) and fig. 138 (6/H/62). A third eagle is represented on a stela, only published by Lenzen 1964, 138–9. Kaizer 2000, 237. This follows from the inscriptions found in this part of the building, especially H107. Above, note 41. On the 14 small shrines in Hatra that have so far been investigated and published, see Jakubiak 2014; Foietta 2018, 354–360.
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promise not to harm Sanatruq’s son Ma‘ana in the future. In an important article, Klaas Dijkstra has shown that the text provides invaluable information on Hatra’s social and political organisation as well as on the interaction between Hatra’s inhabitants and the people living in the steppe region surrounding the city, either in small settlements or in nomadic communities.77 In addition, the text provides priceless information on the religious connotations of kingship in Hatra, that definitely testify to Arsacid influences. By way of introduction, the inscription states that the statue was set up for Sanatruq II, the Victorious, whose Fortune is with the gods, on the day that the people in Hatra celebrated the anniversary of the king’s Fortune.78 The expression, whose Fortune is with the gods‘ is enigmatic. Assuming that this Fortune is part of the king’s personality, several scholars conclude that Sanatruq had in fact died when the statue was set up. However, Dijkstra rightly points out that Sanatruq definitely was still alive when the statue was dedicated.79 To speak of the Fortune of a living person that dwells among the gods, is highly unusual in a Semitic context, where divine personifications of good fortune are either deities, or deified ancestors, not aspects of living people.80 It does, however, fit excellently with the Iranian idea of the royal khvarenah, the divine grace that the king claimed to possess since his accession to the throne.81 That it was indeed common in an Iranian context to celebrate the anniversary of the king’s coronation,
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Dijkstra 1990. Cf. the pertinent additional remarks in Healey 2009, 289–292, no. 70 and Macdonald 2015, 36–39. Dijkstra 1990, 82–83: sn[trwq mlk’…..] 2 zky’dgndh ‘m 3 ’lh’ br ‘bdsmy’ 4 mlk’d’yqmw lh bbyldh 5 dgnd’dy hdyn bhhh [Statue of King] Sana[truq….], the victorious, whose Fortune is with the gods, son of King Abdsamya, which they erected for him on the day of the birth of his Fortune, for they rejoice at him (for this) […]. Teixidor 1967, 1–11. Cf. Dijkstra 1990, 88–89, who rightly points out that Sanatruq’s successor would have been mentioned first among the royalty of the Gad of the dynasty mentioned in line 11. Instead, it is Sanatruq II who is first in line. On Gadde in general, see Ribichini 1999. Kaizer 1997, 52, takes the personified good Fortune of the king to be a separate deity and concludes it is only logical that such a deity is with the (other) gods. In fact, it is so logical that the specification ‘is with the gods’ becomes superfluous. Furthermore, it is difficult to explain the birth of such a separate divine being. Above, note 35. bbyld’ in H79, line 3, is translated and explained by Milik 1972, 380 as ‘in the house of birth’, a term commonly used in the context of birth horoscopes. Several scholars have concluded from this that that reference is made here to Sanatruq’s natal day: DNWSI I, 458. But since within an Iranian context coronation was considered a kind of rebirth (Shahbazi 1993), coronation day is equally possible. The reference to such a festival day in Antiochus’ sacred law referred to in the next footnote confirms this possibility.
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follows from the nomos Antioch I set up at Nemrud Dagh in his kingdom of Commagene, where he ordered that both his birthday and his coronation day were to be celebrated with sacrifices to the gods of the kingdom each month.82 I know of one more monument from Hatra in which we see the king taking part in the divine world. In Temple VIII, another small shrine in the city, a badly
Fig. 12:
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Stele with two rows of deities from Temple VIII.
IGLS 1, 135–6. 67. Transcription and translation of Dorner 1996, English translation reprinted in Versluys 2017, 257.
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weathered stela was found, that pictures in the upper register six figures standing in a row. (fig. 12) Apart from one, all may be identified as deities. Central to the scene are a god and a goddess who are represented shaking hands above an altar, while an eagle with spread wings hovers above their joint hands.83 Next to the deity stands a man clad in a long tunic and trousers, with a high, conical headdress on his head. Since such headdresses are not worn by deities, it probably is a royal tiara. If the reading of this badly damaged sculpture is correct, it shows the king attending a divine treaty (dexiosis) of some sort, possibly a marriage. The scene brings to mind the reliefs from Nemrud Dagh in Commagene, where King Antiochus I is frequently shown interacting with various deities.84 Another interesting aspect of this inscription are the deities by whom the two dedicants swear their oath. In this context, the Fortune of Sanatruq is mentioned once more, but now the expression is extended with his off-spring and all its sons, showing that Sanatruq’s Fortune is in fact a dynastic Fortune.85 Significantly, this royal Gad is associated here with Maren the Eagle and his sovereignty, the Fortune of Arab, as well as the Standards of the Great Temple, all major Hatrene deities who were worshipped in the temples in the Central Temenos. It seems reasonable to conjecture that the Gad of Sanatruq and his dynasty received a cult in the Central Temenos as well. To swear by the royal Fortune and the most important deities is not unique to the Kingdom of Hatra. Strabo tells that the kings of Pontus, a dynasty of Achaemenid descent, swore an oath in the sanctuary of Men Phrarnakou, in which they invoked the royal Tyche as well as the tutelary deity of the sanctuary.86 So although material evidence of a dynastic fire cult is unique to Hatra, the royal ideology that is related with this cult can be found elsewhere in the Parthian commonwealth.
Iranian innovation and Semitic traditions In case Hatra’s rulers indeed adopted (parts of) royal Arsacid ideology, how are we to interpret this move? As discussed above, Iranian influence was virtually non-existent in Hatra’s religious world and cultural Iranian influence is primarily found among Hatra’s rulers and its elite. Does this imply that this innovation 83 84
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Downey 1969, 90, pl. XXIV, 2; al-Salihi 1969, 130–133; fig. 82; Safar/Mustafa 1974, fig. 279. The stela originates from Temple VIII, where it was found lying in the naos. Most recently Versluys 2017. In this unique monument, the king is represented alongside his ancestors and important deities, a context that is not yet fully understood but that is definitely related to royal cults elsewhere in the Iranian world, as is rightly stressed by Canepa 2018, 232–250. ll. 10–11 […] ’dmskn’wbgndhwn dsntrwq mlk’wzrh wbnyhy klhwn‘ […] and by the Fortune of King Sanatruq and his offspring and all his sons. Strab. 12, 2, 31.
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was nothing but a political move, an attempt by the kings of Hatra to legitimize their rule by associating themselves with the Parthian King of kings? Although there can be no doubt that this and similar Iranian influences such as the royal tiara and Parthian names and titles, show that Hatra’s kings wanted to be part of the Parthian commonwealth, it is a mistake to dissociate this religious innovation from both their own beliefs and those of their subjects. Instead, it can be shown that they adopted Iranian beliefs that are similar to existing beliefs and practices and that are therefore easily integrated in Hatra’s existing religious world. In this respect, it is important to realize that Hatra’s ruling family, in spite of the Iranian name of its first king, was not of Iranian descent. In fact, Sanatruq was the son of the previous local ruler, Lord Nasru, who in turn descended from Lord Nashrihab.87 When Sanatruq assumed the new royal title, he needed new symbols and rituals to celebrate his new status, without however, contradicting or abolishing existing practices.88 Only in this way was it possible to maintain for himself the support of the local population. The little that is known about the religious role of Hatra’s rulers before the adoption of the royal title accords well with this balancing act of continuity and change. It is clear from inscriptions and iconographic evidence that the rulers of Hatra already fulfilled an important religious function in the city before they were granted the title of king. From the start, Hatra’s rulers were involved in the construction of its splendid sanctuaries.89 In fact, although it is impossible to prove, their role as religious arbitrators was perhaps one of the driving forces behind the development of Hatra as the religious centre of the eastern Jazirah.90 Sanatruq’s father, Lord Nasru, is called ’pkl’ rb’ ’lh’ ‘great priest of the god’91 or ’pkl’ rb’ dšmš ’lh’, ‘great priest of the god Shamash’.92 Shamash was Hatra’s main deity and its priesthood must therefore have been the most important religious office in the city. A statue of a royal priest carrying a statue of an eagle that was
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Foietta 2018, 378–379 provides a list of the rulers and the relevant inscriptions, as well as a discussion of the problems surrounding hereditary rule. The view expressed here owes a lot to Han Drijvers’ vision on cultural interaction, described in Drijvers 1980, 17–18: A culture assimilates elements to its own tradition and pattern, but does not mingle or mix everything together. Religious traditions which tend to be very traditional and do not easily change are especially appropriate for demonstrating this assimilation process. One of its first rulers, Lord Orode or Worod (who ruled around AD 110) played a prominent role in the construction of the South and North Iwan Complex (H123; H189; H233; H266; H267) and figures in one of the stones that decorated this arch, visible on an (unpublished) Iraqi excavation picture dated in the 50s of the last century. The ruler has a large bulb of hair on top of his head, similar to Lord Nasru. Lord Worod is pictured with this hairstyle on a coin published by Hartmann/Luther 2002, 168. Dirven 2006–2007, 376–377. H67; H352; H361. H345 and H1027 (= Ibrahim 1986, 198, no. IV = Vattioni 1994, 28).
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found in the eastern city gate is probably to be identified as Lord Nasru.93 (fig. 13) As Hatra’s ruler and priest, Lord Nasru also figures in inscriptions and reliefs from the small shrines in the city, testifying to the loyalty of Hatra’s inhabitants towards their ruler and the god he represents.94 Like Lord Nasru, Hatra’s first king Sanatruq and his successors fulfilled Hatra’s most important religious office. Although the chief priest of Shamash is only attested for Lord Nasru, his son and successor Sanatruq is labelled priest (kmr’) and king (mlk’) in a text inscribed below a priestly royal figure on a lintel from the temple of Allat.95 On the accompanying representation, Sanatruq is shown wearing a diadem around his head with an eagle with spread wings standing in the centre.96 This royal diadem was introduced with the title and is confined to the royal office. The eagle is the animal of Shamash and as such a local addition that shows that the kings continued their function as high priest of the god.97 The large number of life-size royal statues that were found in the small shrines in the domestic area of the city, are tokens of loyalty of various social groups towards their ruler, as H79 powerfully illustrates. Although such statues were votive and did not receive sacrifices, it is significant that they were set up within a religious context. The dynastic aspect of the Arsacid royal khvarenah ideology accords well with the personified Good Fortune of families and tribal Gadde that were wellknown in the Semitic world and were also current in Hatra.98 The most illustrative example from Hatra is provided by H408 from Temple XIII, the dedication of a banquet hall to Gad Ramgu, for the life of all of Ramgu and all who belong to
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al-Salihi 1991. Nasru is shown reclining on the door lintel from the fifth temple: Safar & Mustafa 1974, fig. 237. Cf. Mathiesen 1992, II, 213–214, no. 212, fig. 81. The lintel of Temple V brings to mind H67, inscribed on the lintel that was originally above the entrance of the naos of Temple X, which reads: ‘with good prospects for the life of Lord Nasru, the high-priest of the god’. In the discussion of this inscription, Klaas Dijkstra suggests that Nasru might very well have instigated the foundation of this temple. H384. Although several authors assume the king figures as priest of Allat (Ibrahim 1986, 200; Aggoula 1991, 171; Vattioni 1994; Beyer 1998, 99–100), it is more probable that he is simply called priest, like his father. All that remains of the presumed name of the goddess is the aleph. Although it is grammatically possible to reconstruct a status constructus, this is not likely. First, all instances read emph. kmr’, instead of constr. kmr. Second, it is more common at Hatra to indicate a genitive by dy, ‘of’. Cf. the ’pkl’ rb’ dšmš ’lh’ referred to above. al-Salihi 1985–86, p. 131–132, 137 and fig. 43. When acting as priests, Hatrene kings are only wearing the diadem. When they are represented wearing the tiara, this tiara sometimes has a diadem with an eagle as well. For example, Safar/Mustafa 1974, 12, 14. Cf. Dirven 2008, 220–223. Recently, Foietta 2019. In Palmyra, for example, the personified ‘Good Fortune’ of the founder of the Bene Mita is mentioned no less than eight times in Palmyra, as is the Gad Yedi’bel. Cf. Kaizer 1997 and 1998.
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it.99 Ramgu is a personal name that is also used as a denomination for a group of people.100 Hence Gad Ramgu was the protective deity of an extended family or clan.101 A relief from the Temple of Allat probably identifies one of the represented deities as gnd’ dbyt rpšmš, the Gad of the house of Raphsamas, in all likelihood a tribal name.102 In the small shrines of Hatra numerous other Gadde are attested, and it is feasible they were the personified Fortunes of families or tribal groups using these shrines.103
Conclusion If this hypothesis is correct, the Square Building presents us with one of the few elements of Iranian origin in Hatrene religion. This uniqueness does by no means contradict our interpretation. As was already pointed out by Mary Boyce, the fire cult and image cult were frequently combined during the Parthian period.104 Apparently, it was even possible to worship fire in an environment that was predominantly non-Zoroastrian.105 In fact, this accords well with Albert de Jong’s idea that during the Parthian period, Zoroastrian religion was still highly flexible and diverse. To the rulers of Hatra, the dynastic fire was an appropriate way to associate themselves with their all-powerful ally, the Arsacid king of kings. Like other cultural elements of Iranian origin, it shows the city and its rulers were firmly rooted in the Parthian commonwealth. They did not, however, simply copy the Iranian cult, but incorporated it into their predominantly Semitic religious world. In so doing, they created for themselves a local Parthian identity.
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Dijkstra 1995, 205–206. Other inscriptions mentioning the Gad of this sanctuary are H406, H409, H413 and H1053. H414 refers to an individual with the name Ramgu. H408 refers to all (the people who belong to) Ramgu, as does H1053. Frequently, an existing deity functioned as the Gad of a group of people or a place. This appears to have been the case with Gad Ramgu as well. A relief that mentions the god features a small, clothed Heracles figure standing in a niche: al-Salihi 1985–86, 106, fig. 14 (drawing); al-Salihi 1990, 33–34, fig. 21. Dijkstra 1995, 186. The same group is mentioned in H107. Kaizer 1998, 56. Boyce 1975, 462. Other telling examples for such ‘mixed practices’ come from the Kushan empire, from sanctuaries such as those at Surkh Kotal. Cf. Colliva 2018, esp. 101–102. But admittedly, this interpretation is not accepted by all scholars.
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Fig. 13:
Life-size statue of a priest-ruler from the East Gate (probably Lord Nasru) carrying a statuette of an eagle.
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List of figures Fig. 1: Fig. 2: Fig. 3: Fig. 4: Fig. 5: Fig. 6: Fig. 7: Fig. 8: Fig. 9: Fig. 10: Fig. 11:
Fig. 12: Fig. 13:
Map of the Ancient Near East during Roman and Parthian times with major sites in the Fertile Crescent (drawing by Lucinda Dirven) Stele representing a king sacrificing on an altar, crowned by a Nike. From the Square Building, Hatra. Third century AD (photo by O. S. Muhammed Amin) Gold coin of Shapur III (r. 383–388), minted in Sindh, modern Pakistan, Obverse: Portrait of Shapur III. Reverse: Fire altar with bust in the flames and attendants (Wikiwand) Ground plan of Hatra (drawing by Centro di Scavi Torino) Ground plan of the great temenos (drawing by Centro di Scavi Torino) Ground plan of the main Iwans and the Square Building (drawing by Centro di Scavi Torino) Corridor of the Square Building in 1961 (archive of Iraqi Antiquity Service) Platform (originally roofed) at the back of the Square Building in 1961 (archive of Iraqi Antiquity Service Façade of the Great Iwans in the central temenos of Hatra (Photo by Mathieu Ossendrijver) Graffito representing an altar and the bust of a deity (?) rising from the flames, from the socalled Beit Manu in Hatra. After R. Venco-Ricciardi, ‘Pictorial Graffiti in the City of Hatra’, in: Electrum. Studies in Ancient History 2, ed. E. Dąbrowa, Kraków, 187–205. Fragment of a door lintel figuring the bust of a solar deity flanked by two eagles wearing necklaces, a Medusa head, a bull and a griffin. The lintel was originally placed above the door leading from the South Iwan into the Square Building. Second half of the second century AD (Photo Museum für islamische Kunst, Berlin) Stele with two rows of deities from Temple VIII. Second-Third century AD (photo by O. S. Muhammed Amin) Life-size statue of a priest-ruler from the East Gate (probably Lord Nasru) carrying a statuette of an eagle. First half of the second century AD. The statue was formerly in Mosul Museum and was destroyed by ISIS (Photo by Qais Rashid)
Velut divisione orbis cum Romanis facta: Commagene between Rome and Parthia Margherita Facella (Pisa)
When we try to think of a region which played the role of buffer state or bulwark between Rome and Parthia, Commagene is certainly one of the first possibilities coming to mind.1 Extending from the Amanus Mountains in the west to the Euphrates river in the east, and from Eastern Taurus in the north to the city of Seleucia on the Euphrates/Zeugma in the south, Commagene controlled some of the most important river crossings and was at the junction of important routes connecting the Mediterranean coasts and the Persian Gulf.2 Literary evidence records Parthian incursions moving through this region into the Roman territory. The first episode is recorded in Cicero’s letters: during his proconsulate in Cilicia (51 BC), envoys of Antiochus I, king of Commagene, informed him that Parthian forces conducted by Pacorus had crossed over the Euphrates into Syria.3 The testimony of Deiotarus, king of Galatia, confirms that the itinerary of the Parthian invaders went through Commagene.4 A second invasion of Syria by Pacorus in 38 BC lead also through Commagene, via the river crossing at Zeugma, which Cassius Dio indicates as the customary crossing point for the Parthians.5
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Iust. 41, 1, 1. I am very grateful to Michael Blömer, Lennart Kruijer, Stefan Riedel and Eva Strothenke for profitable discussions, bibliographic suggestions and information. Obviously, I take all responsibility for errors, deficiencies and for the interpretations here suggested. All the translations are from LOEB editions with occasional minor adjustments. On the role of ‘friendly kingdoms’ as buffers for Rome cf. the overview by Coşkun 2005, 20–1 (with a rich bibliography); on the limitation of this model see Braund 1984, 91–95. The special position of Commagene as ‘buffer state’ has been re-affirmed by Butcher 2003, 405. On the topography of Commagene and its landscape see now Mitford 2018, 5–6. On the middle valley of the Euphrates, which included some parts of Commagene, is fundamental Gaborit 2012 and Gaborit 2015, in particular 28–30. Cic. fam. 15, 1; 15, 3; 15, 4. Cic. fam. 8, 10, 1 (nov. 51 BC): Sane quam litteris C. Cassii et Deiotari sumus commoti; nam Cassius cis Euphraten copias Parthorum esse scripsit, Deiotarus profectas per Commagenen in provinciam nostram. Cass. Dio 49, 19, 3: (scil. Ventidius) ἐπειδή τε ἐνταῦθα ἦν, φοβεῖσθαί τε ἐπλάσατο μή πως οἱ βάρβαροι τὴν συνήθη σφίσι διάβασιν τοῦ Εὐφράτου, παρ᾽ ᾗ τὸ Ζεῦγμα ἡ πόλις ἔστι, παραλιπόντες ἑτέρᾳ τινὶ ὁδῷ κάτω τοῦ ποταμοῦ χρήσωνται τῇ μὲν γὰρ πεδία τοῖς πολεμίοις ἐπιτήδεια, τῇ δὲ γηλόφους ἑαυτοῖς πρέποντας εἶναι ἔλεγε (“Having reached this point, he affected to be afraid that the barbarians might abandon the place where they
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The strategic position of Commagene suggests that the contacts of the population with the Parthians and with peoples subject to their rule could not be limited to occasional military incursions. Transit across the river exposed the region to a flow of people, who together with their goods, moved knowledge, technologies, and ideas. After a brief introduction on the role of this stretch of the Euphrates as a permeable frontier,6 I intend to collect traces of possible influence of Parthian culture in Commagene, or better, traces of what has been defined ‘Parthian’ in this region.
The Upper and Middle Euphrates as a natural and political frontier The main division between Commagene and the territories of the Parthian empire was provided by the river Euphrates. Strabo clearly states that at his time the Euphrates and the land beyond constituted the horion (“boundary”) between the two empires, but to the south the situation was less clear when it came to political alignment.7 Scholars discuss at what time the Euphrates started to play this demarcation role for the first time and how to conceptualize it.8 Fergus Millar has remarked on the symbolic aspect of the river as a line of division between the two powers in the first century BC, at least in its upper and middle section.9 As best evidence Millar recalls a well-known passage where Velleius Paterculus narrates the meeting between Gaius Caesar, Augustus’ heir, and the
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customarily crossed the Euphrates near the city of Zeugma and use some other road farther down the river; for this other place, he said, was a plain and convenient for the enemy, whereas the former was hilly and best suited to his own forces”). Cf. the contribution of Ruffing in this volume. On the distinction between ‘boundary’ and ‘frontier’, I refer to Whittaker 2004, in particular 5–6, 190–193. Strab. 16, 1, 28 (749): ῞οριον δ᾽ ἐστὶ τῆς Παρθυαίων ἀρχῆς ὁ Εὐφράτης καὶ ἡ περαία: τὰ δ᾽ ἐντὸς ἔχουσι Ῥωμαῖοι καὶ τῶν Ἀράβων οἱ φύλαρχοι μέχρι Βαβυλωνίας, οἱ μὲν μᾶλλον ἐκείνοις οἱ δὲ τοῖς Ῥωμαίοις προσέχοντες, οἷσπερ καὶ πλησιόχωροί εἰσιν, ἧττον μὲν Σκηνῖται οἱ νομάδες οἱ τῷ ποταμῷ πλησίον, μᾶλλον δ᾽ οἱ ἄπωθεν καὶ πρὸς τῇ εὐδαίμονι Ἀραβίᾳ. (“The Euphrates and the land beyond it constitute the boundary of the Parthian empire. But the parts this side of the river are held by the Romans and the chieftains of the Arabians as far as Babylonia, some of these chieftains preferring to give ear to the Parthians and others to the Romans, to whom they are neighbours; less so the nomad Scenitae who are near the river, but more so those that are far away and near Arabia Felix”). See Ruffing in this volume. Sulla, Lucullus and Pompey are all invoked as the first to have established the river as boundary marker (see the criticism of Sherwin-White 1984, 222– 223 and for further discussion and bibliography Edwell 2008, 206 note 1; Edwell 2013). Millar 1993, 33, followed by Edwell 2008, 9–10.
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Parthian king Phraates V (Phraataces). This episode deserves our attention because it arguably took place in Commagene:10 On an island in the Euphrates, with an equal retinue on each side, Gaius had a meeting with the king of the Parthians, a young man of distinguished presence. This spectacle of the Roman army arrayed on one side, the Parthian on the other, while these two eminent leaders not only of the empires they represented but also of mankind thus met in conference — truly a notable and a memorable sight — [3] it was my fortunate lot to contemplate early in my career as a soldier, when I held the rank of tribune […] As for the meeting, first the Parthian dined with Gaius upon the Roman bank, and later Gaius supped with the king on the soil of the enemy.11
Despite its brevity, the description of Velleius delivers a vivid image of negotiations between Rome and Parthia involving the river. It was not the first time that the Euphrates saw a meeting between Roman and Parthian authorities: Sulla, during his pro-pretorship in Cappadocia, had received a Parthian embassy searching for philia kai symmakia (‘friendship and alliance’) near the Euphrates.12 Later, in AD 37/38, the Euphrates featured the same demarcation role and provided a neutral space to negotiations: the governor of Syria, Lucius Vitellius, met the Parthian king Artabanus (II) on a bridge built for the occasion across the river.13 The development of a frontier zone on the Euphrates, with regular stationing of troops and the creation of a line of fortifications, was a project destined for the years to come.14 However, during the Principate the river already constituted a division line between Roman and Parthian spheres of power.15
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Comprehensibly the episode has attracted the attention of many scholars who work on the relationship between Rome and Parthia; in what follows I will just quote the works directly related to the problems on which I am focussing. Further bibliography and discussion can be find in Luther 2010 (on the parallelism between the expedition of Alexander the Great and Gaius’ mission), in Gregoratti 2015 and Overtoom 2016, 152. Vell. 2, 101, 1–3: Cum rege Parthorum, iuvene excelsissimo, in insula quam amnis Euphrates ambiebat, aequato utriusque partis numero coiit. Quod spectaculum stantis ex diverso hinc Romani, illinc Parthorum exercitus, cum duo inter se eminentissima imperiorum et hominum coirent capita, perquam clarum et memorabile sub initia stipendiorum meorum tribuno militum mihi visere contigit […] Prior Parthus apud Gaium in nostra ripa, posterior hic apud regem in hostili epulatus est. Liv. per. 70; Vell. 2, 24, 3; Plut. Sulla 5, 3–4; Fest. 15; Ampelius 31. On the implications of the meeting see Ziegler 1964, 20–24; Sherwin-White 1984, 219–220; Keaveney 1981, 195– 199; Edwell 2013, 191–192; on the date see Brennan 1992. Concerning the place of the meeting, Plutarch says only παρὰ τὸν Εὐφράτην (“on the banks of the Euphrates”), but somewhere between Melitene and the crossing at Tomisa seems likely cf. for example Ziegler 1964, 20 n. 2 ; Wagner 1985, 15; Marek 2010, 347; Olbrycht 2009, 174. Ios. ant. Iud. 18, 4, 5 (101). On which see now Mitford 2018. As it is clear from our sources, where the Euphrates emerges as “a ceremonial meeting place, a line of defence and attack, and a point of fallback when overambitious military expeditions went wrong” (so Edwell 2013, 191). Cf. also Whittaker 2004, 40 and his remarks on the term hegemonia in Plut. Pompeius 33, 6.
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The protocol that was followed during the meeting between Gaius and the Parthian king highlights the equality of the contracting parties, clarifying the profound extent to which the situation had changed from the times of Sulla.16 The choice of an in-between place for the initial meeting speaks also for this equality. Negotiations are held in a neutral space, a concern that in the meeting of Lucius Vitellius and Artabanus even resulted in building a bridge. Gaius and Phraates instead first convened on an island, visible by both armies on their opposite banks. This island is difficult to locate, since Velleius does not provide any further detail. We can assume that it was a convenient place to access for both parties and where the boundary was clear; this seems to rule out an island in the middle Euphrates stretch, if we recall Strabo’s evidence.17 The possibility that it was on the most upper reaches of the Euphrates, i. e. in Armenia Minor or Cappadocia, can probably also be excluded.18 A few chronological and practical reasons, in my opinion, are against such a northern location. If the meeting happened a certain time before the Roman campaign in Armenia, as agreed by most scholars,19 and not on the way to it, there was no point for Gaius, who was based in Antioch since AD 1,20 to move all the way to the north and then return to Syria. Much more convenient locations were offered by the closer Commagene. 16
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Cf. Ziegler 1964, 54; Romer 1979, 209, who highlights the equality in the language of Velleius. Syme 1995, 327 remarks a certain deference from the Parthian envoys, who came as guests before acting as hosts. Andrea Raggi pointed out to me that the act of reciprocating a dinner on successive days in the context of a political agreement recalls the famous dinner party at Misenum between Sextus Pompeius, Antony and Octavian (Plut. Antonius 32; App. civ. 5, 73; Cass. Dio 48, 38, 1–3). Roller 2001, 141 collects these and two further examples of mutual feastings (Octavian and Antony at Tarentum in 37 BC; Antony and Cleopatra at Tarsus in 41 BC), which he convincingly explains as a way to avoid “the subordination imposed by an unreciprocated gift”. Pistellato 2007 recalls that the epulum was the standard way to eliminate differences among the guests and notices a certain dissonance between the Augustean depiction of the Parthians, as conveyed by the Res Gestae and this passage of Velleius, where the enemies appear to have equal power and dignity. On this equality within the relation between Romans and Parthians see Gregoratti 2015. Strab. 16, 1, 28 (cited above in note 7). Cf. also Edwell 2013, which argues that only the upper section of the Euphrates came to play the role of boundary. Thus for example Barbara Levick and Tim Cornell in FRHist III, 75 (Claudius), F 6, but without further explanation. The Armenian campaign did not begin before AD 2, after the meeting of Gaius with the Parthian king (see above all Zetzel 1970; Bowersock 1971, 227; Zecchini 1980, 147; Gruen 1996, 161; Hurlet 1997, 136–138). On the dating of the Euphrates’ conference on the early part of the year (spring) see Anderson 1934, 275 n. 3; Zetzel 1970, 266; Syme 1978, 11; for Romer 1979, 209, it took place in AD 2, late September-early October. Gaius entered Armenia in AD 3 and was wounded on the 9th of September (Fasti Cuprenses; CIL 9, 5290; Inscriptiones Italiae 13.1, 245); for full discussion of the date of the Fasti cf. Zetzel 1970, 261 n. 3. Cass. Dio 55, 10 a, 4 (Zon. 10, 36) records that “Phrataces, hearing that Gaius was in Syria, acting as consul, and, furthermore, having suspicions regarding his own people, who had even before this been inclined to be disloyal to him, forestalled action on their part by coming to terms with the Romans.”
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William Aylward has suggested Samosata or Zeugma because of the presence of a few islands in this section of the Euphrates and because of the strategic position of Commagene in the transit between east and west.21 Zeugma has been favoured by Peter Edwell22 on the base that other episodes of Romano-Parthian meetings took place in the city – as we will see soon. Commagene offered very convenient access points to Armenia and Mesopotamia; passages upwards and downwards the river were not lacking, but those in Commagene were well connected with land routes.23 On the matter of the location of the Euphrates meeting, two elements are relevant in my opinion and should be considered in the discussion: Zeugma and Antioch were connected by a fairly direct route,24 as the Tab. Peut. (seg. XI 3) attests and as is apparent from looking at the map of Mouterde and Poidebard (fig. 1). At Zeugma, the overland route described in the Stathmoi Parthikoi of Isidore of Charax started, a route which crossed the Parthian empire until reaching Alexandria in Aracosia.25 For both armies and their leaders this ford of the Euphrates perfectly met the above mentioned exigencies, offering an accessible location with a distinct boundary. Despite all uncertainties, Commagene, and in particular the region near Zeugma, appears therefore as the most likely stage for the meeting.
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Thus Aylward 2013b, 40 note 235, without going into details. Edwell 2008, 10. Cass. Dio 49, 19, 3 (cited above at note 5) mentions explicitly the existence of these crossings south of Zeugma. Elton 2013, 375 notes that “further north [sc. of Belkis/Zeugma] the crossing was more awkward because of the hills; further south, more difficult because the river widened considerably and suffered more from flooding.” The ford at Birecik, 10 km south-east of Belkis, was used intensely from the Medieval period (see Chesney 1868, 416; Kennedy 1998c, 242–243), but according to Cumont 1917, 133 Belkis was still an important stage in the caravan trades directed to Edessa at the beginning of the last century. For crossings at Europos and Caeciliana see above all Chapot 1907, 254 n. 5; Syme 1995, 95– 110; Comfort/Ergeç 2001, fig. 4; another place of transit much further south was Barbalissos, but “across the river there is no direct route to the important strategic region of Carrhae” (Syme 1995, 98). Cf. Miller 1916, 751–752 (fig. 243, Strecke 110); Mouterde/Poidebard 1945, 18–23; on the routes north out of Antioch see also De Giorgi 2016 (Map 2) and on the road from Kilis to Zeugma see now Comfort 2019 (fig. 2). Isid. mans. Parth. 1 (= FGrHist 781 F 2, 1). On the Euphrates section of this route see Chaumont 1984; Dillemann 1962, 178 and ff.; Gawlikoski 1988; Gaborit 2015, 74–78; on upper Mesopotamia, beside Dillemann 1962, 135 and 165–171, cf. also Luther 1997; Gnoli 2000, 33–44 and now Hauser 2017. On the aim of the Stathmoi Parthikoi see now the accurate study by Hartmann 2017 (with extensive bibliography to which add Graf 2018, 502 and note 306 rebutting the political and military interpretation of Millar 1998). According to Hartmann “die Stathmoi Parthikoi sind somit weder als Handelsroute noch als Militärkarte zu lesen, sie sind ein Produkt hellenistischer geographischer und ethnographischer Gelehrsamkeit“ (see p. 116 for the quotation).
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Fig. 1:
Routes of North Syria in Antiquity.
The city of Zeugma, near the modern village of Belkis, was certainly one of the principal Euphrates crossings from the Hellenistic age on, as implied by the name (“bridge”), which is used beside the official one of Seleucia on the Euphrates.26 M. Gawlikowsky even argues for a longer use of this ford, identifying Zeugma with Thapsacus, the crossing point favoured until the time of Alexander the Great.27 The unfortunate army of Crassus is reported to have crossed the Euphrates into Mesopotamia precisely at Zeugma28 and Cassius Dio, as we have
26 27 28
On the double name of the city see mainly Cumont 1917, 122–123; Wagner 1976, 65–70; Cohen 2006, 190–191; Aylward 2013 b, 23. On the Zeugma ford and bridge see now Gaborit 2015, 64–70. Gawlikowski 1996. Flor. 1, 46, 4.
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seen, calls Zeugma “the customary passage”. Tacitus refers to Zeugma unde maximus pervius amnis and Pliny specifies about the oppidum Zeugma that it was transitu Euphratis nobile.29 The frontier position of this city regarding the Parthian empire is apparent from a few episodes where Zeugma hosts meetings between Roman and Parthian representatives. In AD 49 the governor of Syria, Cassius Longinus, encamped at Zeugma where he convened with Parthian dignitaries to entrust to them Meherdates, a claimant to the throne kept as a hostage in Rome.30 At Zeugma a deputation from Vologaeses I brought a golden crown to Titus in recognition of his victory over the Jews.31 For the poet Statius, Zeugma is Latinae pacis iter32 and the city is listed in Roman itineraries as a fundamental stage to reach Edessa.33 With the reorganisation of Syria by Pompey, Zeugma had been detached from this province and annexed to the kingdom of Commagene for a certain period34. Pompey had not only had the intention to gain the support of an oriental monarch through this gift, but also to entrust him with the control of the Parthian movements. This was not a simple task and was at the origin of many frictions between the Romans and the Commagenian kings. The suspicion of cooperation with the enemies was first raised by Cicero35 and later, in more serious 29 30
31
32 33 34 35
See respectively Tac. ann. 12, 11, 4 and Plin. NH 5, 86. Tac. ann. 12, 11–12: datum posthac C. Cassio, qui Syriae praeerat, deducere iuvenem ripam ad Euphratis […]. Igitur excitis quorum de sententia petitus rex, positisque castris apud Zeugma, unde maxime pervius amnis, postquam inlustres Parthi rexque Arabum Acbarus advenerat, monet Meherdaten barbarorum impetus acris cunctatione languescere aut in perfidiam mutari (“Upon this Caius Cassius, governor of Syria, was commissioned to escort the young prince to the bank of the Euphrates […]. He then summoned those at whose suggestion a king had been sought from Rome, and having encamped at Zeugma where the river was most easily fordable and awaited the arrival of the chief men of Parthia and of Acbarus, king of the Arabs, he reminded Meherdates that the impulsive enthusiasm of barbarians soon flags from delay or even changes into treachery”). Ios. bell. Iud. 7, 5, 2 (105). Oὐδὲ γὰρ ὑπέμεινεν ἐν Ἀντιοχείᾳ Τίτος, ἀλλ᾽ εὐθὺς ἐπὶ τὸ Ζεῦγμα τὸ κατὰ τὸν Εὐφράτην συνέτεινε τὴν πορείαν, ἔνθα δὴ καὶ παρὰ τοῦ Πάρθων βασιλέως Βολογέσου πρὸς αὐτὸν ἧκον στέφανον χρυσοῦν ἐπὶ τῇ κατὰ τῶν Ἰουδαίων νίκῃ κομίζοντες (“For Titus did not stay at Antioch, but continued his progress immediately to Zeugma, which lies upon the Euphrates, where came to him [messengers] from Vologeses king of Parthia, bringing a golden crown for the victory over the Jews”). Elton 2013, 376 believes that two further Romano-Parthian meetings occurred also in Zeugma: that between the governor of Syria Vitellius and the Parthian king Tiridates III in AD 35 (Tac. ann. 6, 37), and the above mentioned meeting between Vitellius and Artabanus II in AD 37/38 (on which see Ziegler 1964, 57–64). The Parthian deputation which met Titus was headed by Artabanus (III), on which see now Olbrycht 2016, 225–230. Stat. Silv. 3, 2, vv. 137–138. Tab. Peut. seg. XI 3; It. Ant. 184.1–185.3; 188, 7–189, 5; 189, 6–190, 5; 190, 6–191, 5. App. Mithr. 114; Strab. 16, 2, 3. It is not clear when Zeugma was transferred to the province of Syria (see Wagner 1976, 64 who suggests 38 or 31 BC., while Butcher 2009 argues for AD 17). Cic. fam. 8, 10, 1; 15, 1–2; 15, 4, 4.
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terms, by Ventidius Bassus.36 With the accusation of receiving Parthian fugitives of Pacorus’ army, Antiochus was besieged in his capital and reached an agreement with the Romans only after a while.37 The same charge of favouring the Parthians was used a century later against Antiochus IV of Commagene to put an end to the monarchy and provincialise the territory. It is not my intention to return to the question of whether these accusations were justified.38 Certainly for the Romans, the marriage between a daughter of Antiochus I, Laodike, and the Parthian king Orodes must have been a cause for worry. This is reported by Cassius Dio and confirmed by an inscription found at Karakuş (province of Adıyaman).39 From this information we can certainly infer contacts between the royal houses of Commagene and Parthia, but even at a lower level there must have been exchanges and movements of people across the border. Our sources mainly keep track of the most moveable groups, that of soldiers and merchants. The confrontation of Apollonius of Tyana with the tax collector at Zeugma is often recalled in relation to east-west trades.40 The episode reveals the presence of a customs post at Zeugma, which in turn implies frequent movements of people and commodities. The manifest importance of Zeugma as a ford should not conceal the existence of other accessible points for crossing the Euphrates in Commagene. Survey works and investigations of the routes along and across the Commagenian section of the Euphrates have been carried out during the rescue work at Zeugma. With the help of satellite photography, Anthony Comfort and the Franco-Turkish mission directed by Catherine Abadie Reynal and Rifat Ergeç have identified crossing points over the river between Samosata and Zeugma which appear to be connected to east-west routes:41 from north to south Çifteköz, Tarlabaşı, Ayni, 36 37 38
39 40
41
Plut. Antonius 34, 2–4; Cass. Dio 49, 20, 5 and 22, 1–2; Oros. 6, 18, 23. Ios. bell. Iud. 1, 16, 7 (321–322); 7, 7, 1–3 (219–243); ant. Iud. 14, 15, 8 (439). On these events see Magie 1950, 432; Sullivan 1977, 768–769; Sherwin White 1984, 306; Facella 2006, 243–248. The possibility of a more or less formal agreement between Antiochus IV and Vologaeses is strongly defended by Hartmann 2015, 314–325 (with a rich bibliography). For a different perspective see Facella 2005, 98–103; Gregoratti 2006, 259–261; Facella 2010, 197. Most recently Schlude 2020 argues against the idea that the annexation of Commagene by Vespasian was a first step to move against the Parthians. Cass. Dio 49, 23, 4; the inscription has been published by Wagner 1983, 209. Philostr. Ap. 1, 20. Apollonius, protagonist of the work of Philostratus, is about to cross into Mesopotamia from Zeugma. Here he is stopped by the telones (“tax collector”) who asks him to declare his goods. When the holy man answers listing his virtues, the official misunderstands the female names for female slaves. Apollonius of Tyana lived in the 1st century A.D., so the episode should reflect the situation in this period (see Millar 1971, 1 n. 1; Kennedy 1998 b, 146 no. 28). In favour of an earlier chronological context is Sidebotham 1986, 171–172. On the episode and more in general on Apollonius’ travel to India see Jones 2001. See Comfort/Abadie-Reynal/Ergeç 2000; Comfort/Ergeç 2001.
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Rumkale, Kelefis, Nehirsehid, Adilpazar. Certainly, it is difficult to determine when and for how long these passages were in use, but some of them, for example that near Ayni, seem to have had a long life and a certain relevance in the Roman period.42 In sum, the crossing of the river was not a real obstacle in this section,43 and encounters and cultural interchanges between people under Roman and Parthian influence must have been frequent, even when a Roman military presence was established on the banks of the river. The unceasing interest in frontier areas of the Roman empire over the past decades has shown that it would be wrong to conceive these spaces as impenetrable areas protected by military barriers; on the contrary, these were permeable zones which could witness intense exchange of social and economic activities.44 The examples collected by Hugh Elton and Doug Lee for Late Antiquity provide evidence of individuals others than merchants and soldiers moving across the Euphrates.45 As Fergus Millar wrote half a century ago, “what we call the ‘eastern frontier’ of the Roman Empire was a thing of shadows, which reflected the diplomatic convenience of a given moment, and dictated the positioning of some soldiers and customs officials, but hardly affected the attitudes or the movements of the people on either side”.46
Searching for traces of Parthian culture Once we have ascertained the dynamic nature of the Euphrates frontier, we can now explore whether the exchanges with people across the border, belonging to the Parthian empire, had any traceable impact on Commagenian society. The present research first focusses on the dynastic ambit, where direct contacts between the Parthian court and the Commagenian court are certain (as we have seen) and where mutual influence can be detected in the construction of royal images. From this perspective the most telling documents of the Hellenistic and early Roman period are the monuments from the sanctuaries of Antiochus I of Commagene, in particular the sculptures and inscriptions from Nemrud Dağı. Since their discovery, different interpretations and analyses of the ‘visual language’ of this king have been proposed.47 Roman Ghirsman stressed the con-
42 43 44 45 46 47
See Comfort/Abadie-Reynal/Ergeç 2000, 115 and fig. 13. Cf. also Mitford 2018, 94 and 95 note 26. So already Chapot 1907, 254. For full discussion see Gaborit 2015, 64–70. As argued also by Ruffing in this volume. For the quotation see Elton 1996, 99; Lee 1993, 49–66. Millar 1971, 1. See the overview in Versluys 2017, 191–201.
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tribution of the Arsacid traditions to Antiochus’ creations, visible in the costumes and weapons of some of the Nemrud sculptures.48 His path was followed by other scholars49, but in the last 30 years, as Miguel John Versluys, remarked, the Parthian interpretation has faded. Recently Bruno Jacobs has re-examined the ancestor’s reliefs of Antiochus on Nemrud Dağı to understand from which models this ‘composite’ iconography derives. Jacobs has pointed out a few elements which seem to have been inspired by contemporary Parthian models. The beard style of the Great kings represented in Antiochus’ gallery (fig. 2) does not find any correspondence in the representation of Achaemenid kings as we know it. The long beard and the carefully trimmed moustaches can be instead compared with that of the Parthian king Phraates III, as it appears on his coins (fig. 3). Another element which takes us back to a Parthian cultural background is the association of a tiara with a diadem. Not only the Great kings, but also Antiochus and other deities (Apollo-Mithra-Helios-Hermes) wear the diadem around the tiara, a manifest sign of royalty. The first time that we find this combination is with Arsakes I, a fashion which seems to have spread rapidly in the east. Orodes I (81/80–76/75 BC.), Phraates III (71/70–58/57 BC.) and Tigranes of Armenia (95–55 BC.) were contemporaries of Antiochus I of Commagene and they all have been depicted wearing a tiara bound by a diadem, so Jacobs suggests that “an ihnen mag sich der König orientiert haben”.50 After the defeat of Tigranes by the Romans, Antiochus adopted his Armenian tiara, as our visual and epigraphic evidence shows.51 However, the association of tiara and diadem might have come from Antiochus’ predecessors: we can already find a tiara together with a diadem (fig. 4) on the coins of Arsames (and then in those of his grandfather Samos and his father Mithradates Kallinikos), hence, if this is an example of Parthian royal tradition, it was not Antiochus who introduced it in Commagene.52 An inspiration by Parthian fashion can also be detected in the representation of Mithra’s trousers in the large stele of Arsameia on the Nymphaios (fig. 5). Unfortunately, we can see only the bottom of this piece of clothing, but it seems to consist of a soft material, falling in elliptical folds and with the hems pushed into the boot tops. Young compares this sort of baggy trousers to the typical Parthian trousers (šalwār).53 They look different from the anaxyrides worn by Antiochus’ Achaemenid ancestors and they may reflect a contemporary trend. 48 49 50 51 52 53
Ghirshman 1962, 57–69. Cf. for example the classification of royal monuments of Commagene as expression of Parthian art by Schlumberger 1960; Colledge 1986, 14–15; Downey 1986, 580. Jacobs 2017, 244. See Sullivan 1973; Sanders/Young 1996, 397–398 and 443–448; Gariboldi 2007. On tiaras worn by male deities at Nemrud Dağı cf. also Brijder 2014, 87–92. On the coins of Arsames, Samos and Mithradates see now the revised corpus of Armenian coinage in the classical period by Kovacs 2016 (to which I refer for previous bibliography). Sanders/Young 1996, 385–386.
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Fig. 2:
Fig. 3:
161
Relief of Great King Darius from Nemrud Dağı, East Terrace.
Drachm of Phraates III of Parthia.
Fig. 4:
Bronze of Arsames.
162
Margherita Facella
Fig. 5:
Statue of Apollo-Mithra-Helios-Hermes from Arsameia on the Nymphaios.
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163
The influence of Parthian traditions possibly is behind a particular formulation which occurs in one of Antiochus’ inscriptions. As I have remarked elsewhere, it is quite interesting that the inscription dedicated to Orontes in the East Terrace of Nemrud Dağı mentions the basileus basileon Artaxerxes II also with his throne name.54 Caution is necessary because the text is lacunose, but the surviving letter traces do not leave space to many other interpretations. The formula was employed in Achaemenid Babylonia and in the literary tradition of Mesopotamia under the Arsacids, so my impression was that the Commagenian inscriptions derived it from a Mesopotamian practice.55 The question has been carefully reexamined in a larger context by M. Rahim Shayegan, who has compared the genealogical constructions of Commagene and Parthia.56 Shayegan observes that this practice was reintroduced on cuneiform documents of the Arsacid age, as attested for Gotarzes I (years 90–87/86 BC) and for Orodes I (year 80/79 BC), who reigned shortly before Antiochus I of Commagene. The presence of both Artaxerxes’ throne and given name in Antiochus’ text might be a clue of the influence of Arsacid practices on Commagene.57 The influence of a Middle Iranian culture on Antiochus’ cult probably reached beyond the above mentioned elements; only for these, though, can support be found for a Parthian origin in the sources.58 Interestingly, all of these 54 55 56 57
58
For the inscription see OGIS 392; Dörner in Sanders 1996, 261; Facella 2006, 105 (with full discussion). So in Facella 2006, 105–106; Facella 2009, 386–387. Shayegan 2016. Shayegan 2016, 14: “Thus, if these parallels in the use of formulae from Achaemenid Mesopotamia, reintroduced by Babylonian scholars under early Arsacids and possibly attested in Commagene, should prompt us to look for possible source of influence, and in the direction thereof, then it ought to be that of Arsacid Iran on Commagene in the restricted confines of this equation.” Canepa 2018, 202–203 believes that Antiochus looked at Parthian and Armenian traditions to design his pantheon. Evidence for this would be that “the pantheon shows a specifically Middle Iranian imprint, with the Iranian names of the gods corresponding most closely to those of the Parthian Armenian pantheon.” In this Canepa follows Russell 1988, 189, who wants the form Artagnes deriving from Arm. Vahagn, which according to Toporov 1977, 3 and 98 note 61 originates from a hypothetical Parth. *V(a)rhragn. The argument certainly requires further enquiry and a clearer definition of ‘Parthian-Armenian’. However, it can be already observed that while Vahagn was a prominent god in Arsacid Armenia, Artagnes in Commagene was not more prominent than Zeus or Mithra. Besides this, we can recall the conclusions by Petrosyan 2007, who rejects the Parthian derivation of the Commagenian theonyms: “Probably, in the 1st century BC the Armenian gods were partly identical to the gods of Commagene. However, it is necessary to note that Aramazd is not identical to Oromasdes, who is closer to the Pahlavi Ōhrmazd, and Mithras and Artagnes are more similar to the early Iranian Miθra and *Varθragna. Moreover, unlike the Armenian Mihr-Hephaestus, the Mithras of Commagene was identified with Helios, Apollo, and Hermes. Thus, the Iranian theonyms of Commagene were more archaic, and the figures of these gods were closer to their Iranian counterparts.”
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elements do not emerge in connection with the king himself, his costume or titulature, but with the Persian ancestors and divinities represented by the king. When the protagonists of the Achaemenid past are mentioned or represented, the king resorts also to Arsacid costumes of the present.
Fig. 6:
Funerary relief from Zeugma, Archaeological Museum of Gaziantep.
Outside the royal sphere, traces of Parthian culture become more evanescent. Zeugma has an important role in the discussion, because of her position and the material at our disposal, to reconstruct the socio-cultural life of the city. Since only some of the results from the rescue excavations have been published so far and excavations are still ongoing in the sections of the site that have been spared from the water, our picture is inevitably incomplete.59 A mediated ‘Parthian’ influence has been detected in certain architectural characteristics of the excavated houses. According to Aylward some characteristics of Zeugma’s houses are 59
For the results of the rescue excavations see above all Kennedy 1998 a; Early et al. 2002; Aylward 2013 a and the six volumes of the series Zeugma listed in Abadie Reynal 2015, 821, note 1, to which add Abadie Reynal/Yon 2015. The ongoing excavations are directed by Kutalmiş Görkay and the preliminary reports are regularly published in Anatolia/Anadolu. For an overview see Görkay 2015 and for the last results see Görkay 2017 a and Görkay 2017 b.
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similar to those of the houses of Dura-Europos (ca. 113 BC–AD 165) from the Parthian period: rooms surrounding an open-air courtyard, foundations and wall corners of stone, upper walls of mud-brick.60 Aylward aptly specifies the apparent differences with Dura’s houses (which had flat roofs, no colonnades, no mosaics) and the obvious recall to Graeco-Roman models when it comes to spatial organisation and decoration. Yet he recognises an indication of interaction between a Graeco-Roman West and a Mesopotamian-Parthian East in the houses of Zeugma. A similar mix of Roman and Parthian elements is found, for Aylward, in some funerary portraits found in Zeugma. This observation is based on the analysis of Parlasca who found analogies in the attire and posture with Palmyrene portraits.61 The costume worn by a group of veiled women (with longsleeved tunics, artificially decorated head-cloths and veils) has therefore been defined of Parthian type (fig. 6).62 However attractive the interpretation above might be, a few weaknesses should be underlined. The arrangement of rooms around a peristyle court at Zeugma, as Jennifer Tobin has remarked, finds basic parallels in Antioch, Apamea, as well as Ephesos or Palmyra,63 so it is not very indicative of a debt to Parthian Dura. Furthermore, as Aylward later writes, the use of mud-brick walls probably follows local traditions.64 The weight of local tradition should also be considered when approaching the iconography of Zeugma’s funerary portraits. Similarities with Palmyrene reliefs do not necessarily imply a Parthian origin. Actually, recent studies have argued that the notion of a unified concept of Parthian sculpture is a modern invention. The analysis of Stefan Hauser, Antonio Invernizzi and Bruno Jacobs65 shows that centres which produced visual art inside the Parthian empire or at its boundary developed individual forms of expressions, “deren Verhältnis zueinander mit dem Ethnikon ‘parthisch’ nicht adäquat erfasst wird”.66 It is therefore quite risky to identify elements of the portraiture of Zeugma as a marker of Parthian culture. Common traits in clothing and appearance may derive from the relationships of Zeugma with cities of the Syro-Mesopotamian space and from the exchange of similar modes of representations by the elites.67 The picture becomes more blurred when we turn to another class of material: the pottery. One would expect to find a good amount of ceramic imports, 60 61 62 63 64 65 66 67
Aylward 2013 b, 16. Parlasca 1982, 9–16. Skupinska-Løvset 1985. Tobin 2013, 73 (with bibliography). Aylward 2013 b, 29. See respectively Hauser 2014; Invernizzi 2011 and Invernizzi 2014; Jacobs 2014 b. Jacobs 2014 a, 7. Cf. on this Blömer 2019 against the idea that some iconographic similarities in the sculptures from Hatra, Palmyra and Dura-Europos are the result of Parthian influence. More in general on this problem see Dirven 2016.
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attesting economic and cultural exchanges with long-distance centres beyond the Euphrates. However, if we look at the results of the works at Zeugma by Oxford Archaeology, we learn that “ceramic evidence from the rescue excavations shows that the major axis of communication for Zeugma was not across the Euphrates, but rather alongside it”.68 The so-called ‘Parthian’ glazed ware has been found in modest quantities69 and in contexts that do not provide an accurate picture of contacts with Mesopotamia.70 Green-glazed ware was found in large quantities in Dura-Europos, both earlier and later than the Parthian domination and there is evidence that it was produced there,71 so it could have reached Zeugma through this vector rather than from the opposite side of the river.72 On top of this, the so called Roman-Parthian amphorae seem to mainly attest contacts between Zeugma and the northern Balih Valley.73 No indication of long-distance trade between the East and the West comes from glass finds or lamps, none of which is of “decidedly Parthian or Sasanian character”.74 The conclusion of the PHI excavators is that the economy of Zeugma mainly relied on a north-south supply line. This interpretation should be weighed against the precise objections of Abadie Reynal and the preliminary results of the Franco-Turkish mission,75 which instead place Zeugma in a wider and more interconnected trade context. The rarity of ‘Parthian’ pottery, however, is evident also in the material recovered by this mission and is a factor which seems to distinguish Zeugma from Dura-Europos or even Jebel Khalid.76 At other sites of North Syria, the green-glazed ware in the Hellenistic and early Roman period is as scarce as at Zeugma: “worth noting is that the ware is scarcely distributed west of the Euphrates, which seemed at that time to have acted as a border, as we know of only a few unstratified examples in Apamea and in Antioch, in the Hellenistic levels”.77
68 69 70 71 72 73
74 75 76 77
Aylward 2013 b, 25, but see on this Abadie Reynal 2015. Gschwind 2006, 59–60; Kenrick 2013, in particular p. 2. So Aylward loc.cit. For an overview cf. Baird 2014, 167. The similarity with Dura-Europos’ material has been underlined by Gschwind 2006, 59–60. Reynolds 2013, 104. On the other hand, the analysis of the late antique amphorae found by the Franco-Turkish missions leads them to conclude that “les échanges avec la façade méditerranéenne et le bassin égéen sont réguliers et représentent une quantité significative de matériel, sans être prédominants” (Abadie Reynal 2015, 843). Aylward 2013 b, 25. See Abadie Reynal 2015, 838–845, to which I refer for the list of the preliminary reports (usually published in Anatolia Antiqua/Eski Anadolu) and for all the previous bibliography. So Abadie Reynal 2015, 838 note 173: “Dans l’ensemble des fouilles franco-turques, cette production représente moins de 0.4 % de toute la céramique mise au jour, en nombre de fragments (données inédites).” So Vokaer 2013, 574.
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No fragment of ‘Parthian’ glazed ware has been recovered in the excavations of the sanctuary at Dülük Baba Tepesi, nor in the ongoing surveys and excavations of the city of Doliche (Keber Tepe, Gaziantep),78 which is only 60 km from Zeugma. The material from the rescue excavations of the capital, Samosata, does not cast any light on the matter. Some of the finds from the höyük have been published by Nimet Özguç, who conducted the excavations here during the 1970s and 80s;79 this material, and in particular that coming from the royal palace at the top of the höyük, is currently under re-examination by Lennart Kruijer and Stefan Riedel.80 The presence of ‘Parthian’ green glazed ware cannot be excluded, even if its percentage would be in any case small.81 It is not superfluous to note the contrast with the pottery distribution on the other side of the river (Osrhoene), as emerges from the surveys conducted on the upper and middle Euphrates valley during the construction of the Birecik and Karkemiş dams.82 Fragments of Roman amphorae recovered at Tilvez Höyük,83 ‘brittle ware’ from a farm of the 1st century AD at Hacinebi Tepe,84 ‘eastern sigillata’ and ‘brittle ware’ from Zeytinli Bahçe85 show the interest for these products by the people who lived across the Euphrates and their facility to acquire them. Finally, a brief mention should be made of another category of artefacts, potentially very helpful to understand cultural exchanges and economic boundaries between Commagene and Parthia, but in this case disappointing: the coins. There is no Parthian coin among the finds of Samosata, Dülük Baba Tepesi, Zeugma and other sites of Commagene for which numismatic material is available. The absence in Zeugma has not escaped the attention of Kevin Butcher, who explains it as the result of some forms of control adopted in the city to 78 79 80 81
82 83 84 85
As I could find out from E. Strothenke and C. Hoepken (personal communication). Özguç 2009. See Kruijer/Riedel forthcoming. The project is conducted under the scientific supervision of Miguel John Versluys (Leiden University) and in cooperation with the Forschungsstelle Asia Minor (University of Münster). “Our assessment of the pottery in the museum did not yield any Parthian green glazed but in fact there are four vessels in Özgüc 2009 that might be Parthian green-glazed (st. 82–135; st. 81–99; st. 79–78; st. 79–180), they are on Lev. 39 and Lev. 40 (res. 102–105); they were not (anymore?) in the museum. Özgüc discusses them very shortly as 12th– 13th c. glazed pottery, but at least one of them was found in the 3rd layer, which mostly contained roman imperial material. Other than this, no decorations/lay-outs/small finds etc. can be or have been connected to Parthia” (S. Riedel, per epistulam). A useful and comprehensive presentation of the results of the surveys in the middle Euphrates valley is now available in Gaborit 2012 and Gaborit 2015. Algaze/Breuninger 1994, 40–41 (site no. 34); Gaborit 2012, 218–219 (site C12). Algaze/Breuninger 1994, 38 (site no. 28); Stein et al. 1997; Gaborit 2012, 220–225 (site C14). Algaze/Breuninger 1994, 44–45 (site no. 44); Frangipane/Alvaro 2002; Gaborit 2012, 227– 229 (site C16).
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prevent the circulation of unwanted pieces.86 Certainly we can debate on how indicative the absence of Parthian coins might be and reasonable objections can be raised (for example the restricted circulation of Parthian coins). In any case, the movements of Parthian subjects and their trade across the Euphrates are not reflected in the available numismatic data. The picture of Parthian cultural influence on Commagene which emerges from this brief overview is incoherent and partly reflects the current difficulty among specialists to identify artistic features which can be securely traced back to an Arsacid court art. If we examine the sphere of the Commagenian royal culture, a few elements related to Parthian fashion can be detected. None of these elements, though, seems to pertain to the depiction of Antiochus I or other Commagenian kings, which would be comprehensible within a Middle-Iranian courtly discourse; rather, they are limited to the fictional representation of the Achaemenid royal kings and to one relief of Apollo-Mithras-Helios-Hermes in its ‘oriental’ costume. The impression is therefore that the Parthian model was mainly useful to characterize the Persian past. If we then take a look at a wider popular level, the traces of Parthian cultural influence are even fewer and more debatable. Commagene was a region where the boundary between Rome and Parthia was well defined by the Euphrates, but as we have seen, several crossing points and a good route network facilitated communication, so that an inhibiting role of the frontier is difficult to believe. In the case of Zeugma, it has been suggested by the PHI excavators that the exchanges developed along an axis more from north to south than east to west. Certainly, the weight of Mesopotamian traditions is quite clear in Zeugma and this re-modulation of some Arsacid Iranian features is the complicating factor to identify proper Parthian cultural markers. On a closer look, what has been identified as ‘Parthian’ is often the result of a mediation through another local culture, so that more properly one should talk of Palmyrene or Durene influence, rather than of Parthian influence, especially now that the notion of a uniform ‘Parthian art’ is under revision.
86
Butcher 2013, 18 (“Certainly some form of control seems plausible to prevent the circulation of forgeries and of old coins, such as the Seleucid issues, or of ‘foreign’ pieces, such as Parthian bronzes”). On the coins of Zeugma see also Frascone 2013.
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List of figures Fig. 1: Fig. 2: Fig. 3: Fig. 4: Fig. 5: Fig. 6:
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Die Klientelkönige von Emesa: Identität und identitärer Wandel im Spiegel der materiellen Quellen Michaela Konrad (Bamberg)
Emesa war eines der autonomen Reiche, welche nach der Neuordnung des Orients durch Pompeius und der Einrichtung der Provinz Syria 64 v. Chr. in ein Freundschaftsverhältnis mit Rom getreten waren.1 Während von den Bauwerken der römerzeitlichen Siedlung Emesa, die sich vermutlich im Bereich eines altorientalischen Talls im Zentrum der modernen Stadt Homs in Mittelsyrien befand, aus der römischen Zeit so gut wie nichts bekannt ist,2 stellen die Funde und Befunde aus der Nekropole im Stadtteil Abū Ṣābūn einen für die Region singulären Quellenbestand dar. Aus ihr stammen 22 Gräber mit reichem Beigabeninventar der iulisch-claudischen Zeit, ferner liegt ein monumentaler Grabbau ca. 600 m südöstlich dieser Gräbergruppe. Die Grabfunde erstrecken sich ebenso wie das Grabmonument nordwestlich der Zitadelle an der Ausfallstraße nach Tripolis. Die Nekropole wurde 1929 von Henri Seyrig und Karim Abdul-Hak anlässlich von Raubgrabungen freigelegt. Die in zwei ausführlichen Vorberichten vorgestellte Nekropole geriet allerdings schnell wieder in Vergessenheit, und nur einzelne Objekte, wie etwa der Gesichtshelm oder der goldene Sepulkralschmuck, zogen seitdem das Interesse der Forscher auf sich.3 1
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Zu den Klientelreichen des Ostens mit präziser Definition der unterschiedlichen Formen der Klientelverhältnisse Hartmann 2015, bes. 302–307; Wendt 2015; für die späte Republik Schulz 2015, speziell für den Osten van Wijlick 2015; auch Schörner 2011; Wendt 2008; Braund 1984; Creighton 2009. Vgl. zu den hier dargelegten Aspekten insbesondere auch den Beitrag von Julia Wilker in diesem Band. Topographie: Seyrig 1959; Konrad 2014, 5 mit Anm. 25; Oenbrink 2009; Kropp 2010; Kropp 2013 a, 24–26, 208–212 Abb. 85, jeweils mit weiteren Referenzen. Zu den verschiedenen Nekropolen von Emesa nun auch de Jong 2017, 263−269, jedoch nicht mit aktueller Literatur. – Zur Archäologie der 6,5 ha großen Zitadelle von Emesa (275 m Durchmesser): King 2002, 39–58, bes. 43–44 und 55; die Erwähnung von Eastern Sigillata A aus umgelagertem Material könnte auf eine Siedlung aus der Zeit des Klientelkönigtums hinweisen. Vgl. dagegen Philip u. a. 2005, bes. 39–40 zur möglichen Aufgabe des Talls in hellenistischer Zeit; Gebhardt 2002, 235. – Gatier 1996, 433; Seyrig 1959; Encyclopédie de l’Islam (1971) 409– 415, s. v. Ḥimṣ (N. Elisseeff); nicht zutreffend ist wohl die ebd. in das späte erste Jahrhundert n. Chr. datierte Verlegung der Metropole von Arethusa nach Homs (s. u. S. 177 mit Anm. 16); Ball 2007, 37–47; wenig aussagekräftig Maqdisssi 2013. Zum Helm zuletzt Konrad 2014, 32−34 mit Referenzen; zum Sepulkralschmuck z. B. Quast 2014.
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Ausgehend von dem sepulkralen Ensemble von Emesa soll im Folgenden diskutiert werden, inwieweit die durch das foedus formalisierte Interaktion mit Rom und die damit eingetretene Abhängigkeit von der Großmacht ein spezifisches Selbstbild und spezifische Ausdrucksformen der Selbstdarstellung der östlichen Klientelkönige zur Folge hatte.4
Historische Voraussetzungen Emesa war nur eines von einer Vielzahl kleiner Lokalkönigreiche, die insbesondere in der Frühzeit römischer Präsenz an der Levante und in den syrischen Steppenrandgebieten entstanden sind. Ein Teil der östlichen Klientelreiche, darunter vermutlich auch das der Emeseni, ging aus arabischen Stammesverbänden hervor, welche seit dem zweiten Jahrtausend v. Chr. von der arabischen Halbinsel in die Levante und nach Mesopotamien eingewandert waren und infolge der allmählichen Auflösung des Seleukidenreiches seit dem späten zweiten Jahrhundert v. Chr. das Vakuum ausnutzen konnten, um dort eigene Machtzentren zu installieren.5 Die Stammesführer, Ethnarchen oder Phylarchen, konnten ihre Machtposition als erste Ansprechpartner bei der Durchsetzung der lokalpolitischen Interessen der Großmächte Rom und Parthien insbesondere dann ausspielen, wenn ihre Zentren in einer günstigen geo- oder wirtschaftsstrategischen Position lagen.6 So bestand in Emesa Anschluss zur Weihrauchstraße und an die Handelswege, die über Palmyra und den Persischen Golf nach Fernost führten. Über die Pforte von Homs erfolgte die Anbindung der Fernwege zu den bedeutenden levantinischen Häfen an das Mittelmeer und nach Norden zur Provinzhauptstadt Antiochia.7 Das Umland zeichnet sich nicht nur durch gute Böden, sondern auch durch Jahresniederschläge von 300–400 mm aus, womit Regenfeldbau problemlos möglich ist. Entsprechend war die Landwirtschaft bis in jüngste Zeit eine der 4
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Der vorliegende Beitrag stellt die die durch neue Literatur ergänzte Zusammenfassung zweier ausführlicherer Abhandlungen zu diesem Thema dar, vgl. Konrad 2014; Konrad 2017. Für intensive Diskussion und Literaturhinweise zum Grabrecht in der römischen Kaiserzeit bedanke ich mich vielmals bei Kaja Harter-Uibopuu (Hamburg). Zusammenfassend Hackl 2006; auch Konrad 2014, 3−6 mit weiteren Referenzen. Sartre 2001, 382–383; 497–527, bes. 504–507; Gebhardt 2002, 232–233; Funke 1996, 217–238, bes. 222–226; Gogräfe 1995, 168–170; Freyberger 1998, 103; Butcher 2003, 87–98; Sommer 2005, bes. 58–63. – Zur historischen Situation und Ereignisgeschichte von der augusteischen Zeit bis zum späten ersten Jahrhundert n. Chr. Millar 1993, 27–90. Seyrig 1959; Freyberger 1998, 62 mit Anm. 812; Kropp 2013 a, 24–26; Sartre 2001, 505; Gatier 1996 bezweifelt hingegen die Rolle Emesas im Handel; vgl. dagegen Millar 1993, 309; Konrad 2014, 4 mit Anm. 18; 50 mit Anm. 269; zur insgesamt schlechten Quellensituation für Emesa Gebhardt 2002, 233–234; 239.
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wichtigen ökonomischen Grundlagen dieser Region.8 Man kann wohl auch für das antike Emesa davon ausgehen, dass unter derart günstigen naturräumlichen und geostrategischen Voraussetzungen ein Teil der ursprünglich in Transhumanz lebenden zugewanderten Gruppen zur Sesshaftigkeit überging und daraus dimorphe Gesellschaften entstanden. Dieser Prozess war nach Michael Sommer zugleich der Ausgangspunkt einer sozialen Hierarchisierung und Fraktionierung, bei der die Eliten zur Sesshaftigkeit übergingen, während die von diesen Abhängigen überwiegend nomadisch oder halbnomadisch lebten.9 Der unterschiedliche Hellenisierungsgrad der Siedlungen im Umland von Homs spricht dafür, dass dieses Modell auch für Emesa zutrifft.10 Die komplexe Bevölkerungssituation in der Provinz Syria mit unterschiedlicher Sprache, Kultur und Lebensformen, die schwierige Sicherheitslage an der Grenze zu Parthien und schwer einschätzbare naturräumliche Bedingungen veranlassten Rom in den Jahrzehnten nach der Provinzeinrichtung, durch Klientelverträge mit Regionalfürsten und Kleinkönigen loyale Mittelsmänner an sich zu binden und zunächst auf eine klassische militärische Sicherung der Provinz zu verzichten. Durch individuelle foedera mit den Dynasten waren die Bündnisse personalisiert und sind in den Quellen mit Begriffen wie amicitia, fides und obsequium gekennzeichnet. Rex sociusque et amicus ist die offizielle Titulatur, dabei bezeichneten sich die emesenischen Könige selbst „Erste(r) unter den Dynasten Syriens“.11
Emesa und die Emeseni Die in der Region um das heutige Homs ansässige Fürstendynastie aus dem Stamme der Emeseni, von denen erstmals Samsigeramos I. in den Quellen genannt wird, konnte sich im ersten Jahrhundert v. Chr. als Könige etablieren, 8
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Zur Archäologie und den naturräumlichen Bedingungen im Umland von Homs Abdulkarim 2014, 41–50, bes. 47–48; Konrad 2014, 4, Anm. 14–18; Philip u. a. 2002, 1–23, bes. 19–20, Abb. 7; Philip u. a. 2005, 21–42, bes. 39–40; Abdulkarim 2002/2003, 261–275; vgl. auch Kaizer 2013, 62−64. Sommer 2005, 95–97; auf die diesbezüglich schlechte Quellenlage für Emesa verweist Gebhardt 2002, 235. Gebhardt 2002, 232; dagegen Millar 1993, 302–308; vgl. auch Anm. 7. Allgemein Schörner 2011, bes. 113–114 mit Referenzen Anm. 3; Speidel 2005, 89–90; Elton 1996, 29–35; Braund 1984, 66; 94; Wendt 2008, 155; Millar 1993, 60; Raggi 2010, 96; Hackl u. a. 2010, 65–73; Konrad 2014, 1–6. – Zu den arabischen Foederaten und Emesa Braund 1984, 91–103; Sullivan 1977; Graf 1998; Shahîd 1984, bes. 4, 41–43; 145–153. – Zur frühkaiserzeitlichen Truppendislokation in Syrien Eck/Pangerl 2005, 101–118; Konrad 2003, 237– 256; Gebhardt 2002, 21–40; Konrad 1996. – Historische Situation bei Hackl u. a. 2010, 65– 73.
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nachdem 69 v. Chr. dem armenischen König Tigranes die Vorherrschaft über dieses Gebiet entrissen worden war. Ihr Zentralort war zunächst vermutlich Arethusa nördlich von Homs (s. u. Anm. 16). Strabon führt auf Arethusa bezogen aus, die Stammesoberhäupter hätten „gut befestigte Orte“ besessen. Die Tatsache, dass der Stammesname der Emeseni zum Toponym einer neuen Siedlung „Emesa“ im Stadtgebiet des heutigen Homs wurde (s. u.), lässt darauf schließen, dass die emesenischen Sheikhs eine Führungsrolle über mehrere kleinere, von Tetrarchen geführte Stämme innehatten. Damit lässt sich auch erklären, weshalb Ihnen innerhalb des politischen Gefüges für Rom eine koordinierende Schlüsselrolle zufiel. In orientalischer Tradition waren die Stadtkönige von Emesa zugleich Oberpriester des lokalen Hauptgottes Elagabal,12 womit der Sitz der führenden Familie als religiöser Zentralort eine politische und religiöse Mittelpunktsfunktion im lokalen Siedlungsgefüge einnahm.13 Entsprechend war seit Einrichtung der Provinz Syria die führende Familie aus dem Stamm der Emeseni von Rom umworben, möglicherweise, um einem Bündnis mit Parthien zuvorzukommen.14 Im Bürgerkrieg schlugen sich die Emeseni auf die Seite des Pompeius und bereits 50 v. Chr. bekundete Samsigeramos I. anlässlich eines drohenden Parthereinfalls seine Loyalität mit Rom. Die römisch-emesenische Verbindung erlitt allerdings in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts v. Chr. eine Krise, als Emesa sich als Vasall des Pompeius 46/43 v. Chr. dem Aufstand des Iulius Bassus anschloss und sich zudem in der Endphase des Bürgerkrieges auf die Seite des Marcus Antonius schlug. Nach einer Strafexpedition, die u. a. die Folterung und Hinrichtung des emesenischen Königs Iamblichus I. zur Folge hatte, wurde unter Augustus 20 v. Chr. das Verhältnis wiederhergestellt und im Rahmen eines foedus besiegelt.15
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Paltiel 1991, 34–37. – Strab. 16, 2, 10 (753); Plin. NH 5, 19, 81 spricht ohne genauere Lokalisierung von Hemeseni, die in Innersyrien wohnen. Gebhardt 2002, 234–235 mit Anm. 1; 240 zur Diskussion um die Provenienz der in Emesa verehrten Götter. Im Folgenden Sullivan 1977, 199–205; zusammenfassend auch Konrad 2014, 48–50; Konrad 2017, 4 jeweils mit weiteren Referenzen. Zur historischen Situation im frühkaiserzeitlichen Syrien und im großsyrischen Raum Millar 1993, 27−71; 302. Jacobson 2001, 22; 29; Kropp 2010, 200–201; 214–216; Coşkun 2005 a, 127–154, bes. 128–129 mit Anm. 3; Sullivan 1977, 202−212, bes. 208−212. – Cass. Dio 50, 13, 7; Strab. 16, 2, 10 (753). – Zum Verhältnis des Augustus mit den antoniustreuen Gemeinden und Dynasten des Ostens sowie damit in Zusammenhang stehenden Maßnahmen der Herrschaftssicherung Kienast 1999, 230–238; 454–473. Zu den Lokalfürsten als Klienten des Antonius: Wendt 2008, 96–97. – Zur wiederhergestellten fides mit Octavian nach der Parteigängerschaft des Herodes mit Marc Anton vgl. Wilker 2005, 201–223, bes. 203; Bowersock 1965, 42–61, bes. 47 (Emesa); Speidel 2005, 94–95.
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Im gleichen zeitlichen Zusammenhang wurde sehr wahrscheinlich auch die Metropole in die geostrategisch günstigere Lage nach Homs/Emesa verlagert und die von Rom rehabilitierte Familie mit dem Bürgerrecht ausgestattet.16 Schenkt man Strabon Glauben, so unterschieden sich die Emeseni und andere Lokalfürstentümer Westsyriens von den insbesondere in den östlich anschließenden Regionen, stammesorganisiert und in Transhumanz lebenden, benachbarten Bevölkerungsgruppen durch ihre Lebensform und die politischgesellschaftlichen Verhältnisse: Das Land südlich der Apameer haben hauptsächlich Zeltbewohner in Besitz; sie sind den Nomaden in Mesopotamien ähnlich, doch je näher sie den Syrern kommen, umso weniger wild, arabisch und zeltbewohnend sind sie; das kommt daher, dass sie geordnetere Herrschaften haben, wie die des Sampsikeramos, des Gambaros, des Themellas und anderer solcher Herrscher (Strab. 16, 2, 11 [753]).
Deshalb kann wohl auch für das westliche Mittelsyrien von einer dimorph organisierten Gesellschaft ausgegangen werden, deren führende Gruppen sesshaft lebten. Dabei konnte Michael Sommer primär am Beispiel Palmyras zeigen, dass diese spezifische Sozialstruktur maßgeblich auf dem monopolisierten Privileg der Eliten auf Kontakt mit den Großmächten basierte.17 Im ersten Jahrhundert n. Chr. erwiesen sich die emesenischen Könige als besonders treue Vasallen Roms, die nicht nur in den Ituräerkriegen und im ersten Jüdischen Krieg substantielle Truppenkontingente stellten, sondern die Römer auch in einer Strafaktion gegen die eigene Verwandtschaft der Kommagener unterstützten.18 Die Aufhebung des foedus vermutlich 72/73 n. Chr. steht im Zusammenhang mit der Neuorganisation der Grenzen nach den Partherkriegen des Nero.19 Sie ist aber auch Ausdruck, dass Rom einem weiteren Machtzuwachs der 16
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Jacobson 2001, 22; 29; Kropp 2010, 24–26. Die Gründung von Emesa nicht vor dem späten ersten Jahrhundert v. Chr. erschließt sich aus einer 5/6 n. Chr. datierten Grabinschrift aus Arethusa, die der Zeit nach der Herrschaft des Samsigeramos I. zuzuweisen ist (IGLS 5, 2085). Arethusa (al-Rastan), etwa 15 km nördlich von Homs, war demnach die erste Residenz eines noch autonomen arabischen Stammes, der nach Seyrig bereits unter Führung der späteren Fürstenfamilie der Emeseni stand. Erhärtet wird dies durch die Nennung von Arethusa bei Strabon (Strab. 16, 2, 10 [753]) für das Jahr 46/43 v. Chr., als die Emesener den Aufstand des Q. Caecilius Bassus unterstützten. Vgl. auch Kropp 2010, 201; Seyrig 1959, 1; Konrad 2017, 5; 8; 40; 47. Zur legitimatorischen Bedeutung von Stadtgründungen im Hellenismus und bei den östlichen Lokalkönigen Michels 2009, 253−263; 340−341. – Zu den Folgen der Rehabilitierung Paltiel 1991, 34–39; insgesamt zurückhaltend Millar 1993, 301–303; zur Bürgerrechtsverleihung Raggi 2010, 91; in Analogie zur Familie des L. Iulius Agrippa aus Apameia und ihrer Einschreibung in die Tribus Fabia darf auch für die emesenische Familie die Bürgerrechtsverleihung in die augusteische Zeit angenommen werden, vgl. Edelmann-Singer 2015, 99−100. Sommer wie Anm. 9; zu insgesamt ähnlichen Strukturen und Entwicklungen in Emesa und Palmyra Millar 1993, 309. S. dazu ausführlich unten S. 191 mit Anm. 75. S. u. S. 191; Gebhardt 2002, 37−83; Millar 1993, 80−90.
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Klientelkönige, wie er sich im Zusammenhang mit den Prätendentenerhebungen im Bürgerkrieg 68/69 n. Chr. abzeichnete, Einhalt gebieten wollte.20 Ungewiss ist indesssen, ob auch Iulia Domna, Tochter des Elagabalpriesters Iulius Bassianus, und der aus den 250er Jahren bekannte, aus Emesa stammende Prätendent Uranius Antoninus direkt dieser Linie entstammten, gleichwohl scheinen die führenden Familien Emesas noch lange von der privilegierten Situation im ersten Jahrhundert profitiert zu haben.21
Die Organisation der Nekropole und ausgewählte Funde aus den Gräbern von Emesa Die überaus reichen Beigaben und ihre spezifischen Merkmale, auf die im Folgenden näher einzugehen ist, legen nahe, die Nekropole von Abū Ṣābūn als separierte Grablege der emesenischen Könige anzusprechen, deren Belegung im ersten Viertel des ersten Jahrhundert n. Chr. begann und vermutlich noch im ersten Jahrhundert endete.22 Untermauert wird dies durch die Inschrift an dem benachbarten Grabmonument, welches einen der mutmaßlichen Grabinhaber, Gaios Iulios Samsigeramos, aufgrund des Gentilnamens und des Cognomens mit hoher Wahrscheinlichkeit als Mitglied der emesenischen Fürstenfamilie ausweist. Aufgrund der Tatsache, dass den archäologischen Ausgrabungen Raubgrabungen vorausgingen, darf man davon ausgehen, dass die geborgenen Funde nur den Rest einer ursprünglich noch reicheren Beigabenausstattung darstellen.23 Bei den Rettungsgrabung wurden insgesamt 22 Einzelgräber dokumentiert, im nördlichen Teil der Nekropole geben zudem Reste von fünf Grabmonumenten und ein Hypogäum mit 27 Loculi einen Hinweis auf eine jüngere Zeitstellung dieses weiter stadtauswärts liegenden Gräberfeldabschnitts.24 Gegenüber diesen fallen die beigabenreichen Einzelbestattungen im südlichen Nekropolenausschnitt durch einfache, in den Stein gehauene Fossagräber mit einer Abdeckung aus rohen Steinplatten auf, die in dieser Art in den hellenisierten Regionen der
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Vgl. hierzu auch in diesem Band die Beiträge von Julia Wilker und Margherita Facella. Gebhardt 2002, 233. 236–237 mit weiteren Referenzen nimmt an, dass die Priesterwürde nicht exklusiv an die Fürstenfamilie gebunden war, womit auch Iulia Domna bzw. Iulius Avitus/Elagabal nicht zwingend aus direkter Linie der hier behandelten Familie stammen mussten; zu Uranius Antoninus Baldus 1971, 242; 248–250. Auch Millar 1993, 303–309; Konrad 2014, 7. Konrad 2014, 39−41; Konrad 2017, 276−277. Für die folgenden Ausführungen Seyrig 1952; Seyrig 1953; ausführlich zuletzt Konrad 2014, 21–22; Konrad 2017; zuletzt auch summarisch beschreibend de Jong 2017, 263−269. Fälschlicherweise wurden in Konrad 2017, 265, 28 Loculi angegeben.
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Levante nicht bekannt sind. Dieser spezifische Typ der Einzelgrablege in steinplattenbedeckten fossae findet sich bislang vielmehr ausschließlich in einheimischen Kontexten der Steppenrandzonen Syriens und Mesopotamiens und reicht dort bis in die Bronzezeit zurück.25 Ungewöhnlich ist in vorliegendem Befund die Kombination dieser einfachen Grabform mit einer überaus reichen Beigabenausstattung. Aufgrund der lockeren Verteilung und des relativ großen Abstands zwischen den Fossagräbern ist für diese eine oberirdische Markierung mit Grabhügeln, im Falle von Grab 1 von bis zu 20 m Durchmesser, zu erwägen. Damit wären sowohl Anknüpfungspunkte an lokale Traditionen als auch an Vorbilder hellenistischer Grabhügel in Dura-Europos gegeben, nicht zuletzt ließe sich auch eine Verbindung zum monumentalen Grabhügel der kommagenischen Könige herstellen.26 Dazu paßt die prominente Lage auf einer Geländeterrasse unmittelbar über der Orontesniederung. Auffallend sind zudem drei sogenannte Trogsarkophage aus Ton (Grab 7, 8, 9), die sehr wahrscheinlich Fremdgruppen aus dem parthischen Mesopotamien nachweisen.27 Metallbeschläge, Nägel und Splinte aus den überwiegend West-Ost bzw. OstWest orientierten Fossagräbern weisen Holzsarkophage nach. Die goldenen Pressblech-Zierscheiben und Beschläge der Holzsärge sind mit hellenistisch-römischen Motiven − Apollon, Victoria und Athena − verziert, Löwenprotomen und der Olivenzweig ergänzen das ikonographische Repertoire, welches Sieghaftigkeit und Ehre zum Ausdruck bringen soll (Abb. 1,1−5; 3,10)28. Demgegenüber repräsentieren die mit dem Totenkult und Jenseitsvorstellungen in Zusammenhang stehenden Objekte wie goldene Totenmasken oder Augenabdeckungen (Abb. 2,6) ostmediterrane und auch mesopotamische Traditionen und weisen hier, wie auch in anderen Randstaaten der Mittelmeerwelt, in charakteristischer Weise eine Grablege der lokalen Eliten nach.29 Die unlängst publizierten Totenmasken aus den kaiserzeitlichen Elitengräbern von Thaj auf der Arabischen Halbinsel zeigen, dass diese spezifische Totenausstattung an den Grenzen der Alten Welt nicht Halt machte, vielmehr die über den Handel mit den führenden Gruppen an der Levante verbundenen Fürsten Arabiens an dem semantischen System ihrer Nachbarregionen partizipierten, mit denen sie über territorial übergreifend Elitennetzwerke verbunden waren.30
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Konrad 2014, 9; 11 Abb. 3; 12 Abb. 4 mit weiteren Referenzen; Konrad 2004, 133–134. Konrad 2014, 22; Konrad 2004, 135; Sanders (Hg.) 1996; Wagner 2000 a, 12. Konrad 2014, 22 mit Anm. 98. Konrad 2014, 23; zu Apollon s. u. S. 186 mit Anm. 53. Konrad 2014, 23; Konrad 2017, 276; zur Interpretation als Zeichen des sonnengleichen Königs Fick 2004, 165–177; Curtis 1995, 226–231; Wildung 1990, 206–221; dagegen Quast 2014, bes. 270–274, der sie überwiegend als distinguierendes Merkmal der lokalen Eliten interpretiert; zu Emesa ebd. 278 Abb. 11; 288–289 Abb. 18. Al-Zahrani 2011, 168 Abb. 1, vgl. S. 196 mit Anm. 95.
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Besonders bemerkenswert im Falle der Nekropole von Emesa ist allerdings, dass vordergründig die hinsichtlich der Grabform bescheiden anmutenden Fossagräber über eine ausgesprochen reiche, in der materiellen Kultur der Provinz Syria jedoch unübliche Beigabenausstattung verfügen. Diese Eigenart bezieht sich sowohl auf die Reichhaltigkeit und Auswahl der Beigaben (z. B. Waffenbeigabe) als auch auf die stilistische Einordnung eines Teils der Objekte, insbesondere des Schmucks (Abb. 1−3).31 Neben Objekten römischer Provenienz (goldener Fingerring mit Apollongemme, Gesichtshelm, vermutlich auch die Sarkophagbeschläge) ist insbesondere der Schmuck im Standardrepertoire des hellenistischrömischen Syrien unbekannt. Bei diesen fremd anmutenden Objekten handelt es sich um Goldschmiederabeiten des sogenannten Türkis-Gold-Stils, wie sie in mehreren Gräbern der Nekropole zutage gekommen sind, darunter besonders prominent der Armring mit Türkiseinlagen aus Grab 1 (Abb. 2,3) oder auch die zu einem Halsring gehörige Zierscheibe mit Granat- und Türkiscabochons um eine zentrale quadratische, grüne Glaseinlage aus Grab 6 (Abb. 3,4). Charakteristisch für den Türkis-Gold-Stil ist die schwere, massivgoldene Ausführung mit Cabochons, überwiegend in Türkis, teilweise auch in Granat, in kastenförmigen Fassungen. Betrachtet man das Verbreitungsgebiet von Objekten im TürkisGold-Stil, so zieht sich dieses in einem Bogen, der vom Pontos über den Kaukasus und die südrussisch-kaspischen Steppen bis nach Zentralasien reicht, die Levante und ihr Hinterland aber eigentlich nicht mit einschließt32. Vielmehr sind in den hellenistisch-römischen Siedlungszentren Großsyriens klassische Funde im Türkis-Gold-Stil weitgehend unbekannt. Die königliche Nekropole von Emesa ist nun der einzige Fundplatz in Syrien, an dem dieser Schmucktyp im archäologischen Kontext geborgen werden konnte. Dieser ungewöhnliche Befund verlangt daher nach einer Einordnung und kulturgeschichtlichen Diskussion im Zusammenhang mit dem sepulkralen Ensemble. Auffallend ist, dass auch im Hauptverbreitungsgebiet des Türkis-Gold-Stils Schmuckobjekte dieser Art ausschließlich in Gräbern der Eliten vorkommen. Das reichhaltigste Ensemble stammt aus dem zentralasiatischen Tillja Tepe, eine sechs Gräber umfassende Nekropole in Nordwest-Afghanistan, die von Jan Marek Olbrycht aus Zentralasien zugewanderten Gruppen zugewiesen und – entge-
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Zur Beigabensitte im römischen Syrien Konrad 2004, 140–141. Der Zentralasien-Begriff wird hier nicht im Sinne Parzingers benutzt, sondern als Übersetzung des Begriffes ‚Central Asia‘, was von Parzinger als „Mittelasien“ bezeichnet würde, vgl. Parzinger 2006, 662; Olbrycht 2016 d. Aus diesen Traditionen lassen sich vom nördlichen Schwarzmeergebiet bis in den Karaptenraum goldener Schmuck, Kleidungszubehör sowie Waffenteile und Pferdegeschirr mit kastengefassten Granatcabochons unmittelbar ableiten, vgl. Schmauder 2002, 237−246.
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gen anderer Meinungen – in die Vor-Kushanzeit um die Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr., präziser zwischen 40 und 52 n. Chr., datiert wurde.33 In einer vertiefenden Studie legt er plausibel die Etablierung des Türkis-Gold-Stils in Baktrien und im indo-iranischen Grenzland im ersten Jahrhundert v. Chr. als Ergebnis nomadischer Einwanderungsbewegungen im letzten Drittel des zweiten Jahrhunderts v. Chr. dar34. Diese Regionen stellten damit die Kernzone dar, von der aus die Verbreitung dieses Stils über die Steppen und seine Rezeption im Partherreich erfolgte. Ausschlaggebend hierfür war nach Olbrycht die in der Erinnerungskultur lebendige Konnotation mit nomadischen Traditionen, was schließlich auch die Wahl von Schmuckobjekten dieses Stils zum identitären Markenzeichen der Lokalkönige in Syrien im Sinne einer Bezugnahme auf eine gemeinsame nomadische Vergangenheit maßgeblich beeinflusst haben dürfte. Auf dieses Selbstbild, bei dem eine gruppenspezifische nomadische Vergangenheit ganz gezielt inszeniert wird, ist später, im Zusammenhang mit dem von Olbrycht gewählten Begriff des ‚Elitennetzwerks‘ bzw. einer ‚cultural community‘ oder ‚oriental koiné‘ nochmals zurückzukommen.35 Das heißt im Zwischenergebnis: diese Objekte zeichnen nicht die Oberschicht der Provinz Syria aus, sondern die Autoritäten und Protagonisten aus der obersten Gruppe der lokalen Eliten, die selbst auf keine weit zurückreichende Geschichte in der Region zurückblicken konnten und in einem besonderen Verhältnis mit Rom standen.
Emesa Grab 1 – Ein Zeugnis hybrider Identitäten An anderer Stelle wurden die Objekte im Türkis-Gold-Stil aus der Nekropole von Emesa bereits ausführlich besprochen, weshalb hier eine kursorische Zusammenfassung genügen soll.36 Dabei steht Grab 1 aus dem ersten Viertel des ersten Jahrhunderts n. Chr. aufgrund seiner spezifischen Zusammensetzung im Fokus unserer Betrachtungen. Denn die Beigaben aus diesem Grab lassen sich kulturell in zwei verschiedenen Kulturräumen verorten und geben uns zugleich nähere Informationen über die Person und die Identität des bzw. der in der Abū ṢābūnNekropole bestatteten Personen. Der massivgoldene Armring mit Türkiseinlagen (Abb. 2,3), die 6,8 x 5,1 cm große, massivgoldene Moufflonapplike mit Vogelkopf (Abb. 2,4) und die blatt-
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Konrad 2014, 24–25 mit ausführlichen Referenzen; Olbrycht 2016 b; ob die Datierung der Gräbergruppe zwischen 40 und 52 n. Chr. in dieser jahrgenauen Zuweisung zutreffen kann, sei hier nicht weiter diskutiert; Olbrycht 2015, 357. Olbrycht 2016 b; gegen eine „ethnische Interpretation“ hingegen de Jong 2013. Olbrycht 2015, 376–390. Konrad 2014, 21–39.
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förmigen goldenen Gewandappliken (Abb. 2,6–7) aus Grab 1 lassen sich unverkennbar dem Türkis-Gold-Stil zuweisen. Für den Armring ist aufgrund des geringen Durchmessers eine Schmuckplatte zu ergänzen, die im Bereich des Scharniers mit dem Reif verbunden war. Ebenso wie Scharnierhalsringe gehören Armringe mit Scharnier zu den distinguierenden Attributen von Männern aus dem Kreis der lokalen Eliten in den Steppenzonen.37 Er besitzt die besten technischen und stilistischen Parallelen in Tillja Tepe und anderen Fundorten mit Vorkommen von Schmuck im Türkis-Gold-Stil und unterscheidet sich goldschmiedetechnisch grundsätzliche von dem fein gearbeiteten Goldschmuck mit Filigranauflagen und Granatcabochons bzw. den in Fuchsschwanztechnik geflochtenen Goldbändern mit Granat-, Jaspis-, Karneol- und Türkiseinlagen aus den unmittelbar benachbarten Gräbern in Emesa (Abb. 3,3. 5−8).38 Ebenso wie die Schmuckobjekte selbst kennzeichnen mit Edelmetallappliken besetzte Tuniken das Erscheinungsbild der lokalen Dynasten in den syrischmesopotamischen Steppenzonen. Ihnen ist die doppelfischblasenförmige Gewandapplike aus Grab 1 zuzuweisen (Abb. 2,7). Detailliert sind diese bei den Portraitstatuen der Priesterkönige von Hatra wiedergegeben, auch wissen wir über Josephus von einem silbergewirkten Gewand, mit dem Agrippa II. im Theater von Caesarea einen (sonnen)gottgleichen Auftritt provozierte. Die Parallelen solcher Gewänder lassen sich in den Kulturen der Steppenzonen bis in die skythische Zeit zurückverfolgen.39 Andere Parallelen zu den Funden aus Grab 1 weisen wiederum nach Palmyra: Über die massivgoldene Widderkopfapplike mit zwei Riemendurchzügen in Grab 1 (Abb. 2,4) lässt sich eine Verbindung zu zwei palmyrenischen rundplastischen Portraitstatuen aus einem „Qasr Abyad“ genannten Tempelgrab herstellen. Hier taucht ein sehr ähnlich gearbeiteter Widderkopf als Ortband in den Taillengurt gesteckter Dolche auf (Abb. 4). Die Statuen aus der Qasr Abyad werden gemeinhin in die erste Hälfte des zweiten Jahrhunderts n. Chr. datiert. Da Tempelgräber in Palmyra allerdings nicht vor den 140er Jahren einsetzen, ist 37 38 39
Konrad 2014, 25; Musche 1988, 272–275; Seyrig 1952, 227–236 mit Hinweisen auf Parallelen in der palmyrenischen Portraitplastik, aber auch auf den Armring von Yahmour bei Tartous. Konrad 2014, 24–25 mit ausführlichen Referenzen. Konrad 2014, 28–30 mit Tab. 1; Konrad 2017, 270 mit Anm. 35, jeweils mit ausführlichen Referenzen; bessere Abbildung in Bernard/Cambon 2010, 60 Abb.; beste ikonographische Parallele in Mathiesen 1992, I 35 und II 212, Abb. 79 Nr.209 ([erstes Viertel/] zweite Hälfte zweites Jahrhundert n. Chr.) – Allgemein zu den in der Regel goldenen Gewandappliken Fick 2004, mit Verweis auf die nachbabylonischen Gräber von Nippur und Seleukeia. Zu den Herrscherdarstellungen aus Hatra mit Gewandappliken: Ghirshman 1962, 89, Abb. 100 (Toga und Tiara des hatrenischen Königs Uṯhal zweites [/drittes] Jahrhundert n. Chr.); zur Datierung der Hatrener Skulptur Winkelmann 2003, 44–45, Nr. 71. Vgl. auch die Fischblasenmuster auf den bahnenförmig gestalteten Gewändern von Gall 1998, 94, Taf. 10,c (Vologases); Mathiesen 1992, 212, Abb. 79 Nr. 209 („Abdsimiya“). Vgl. auch noch für das dritte Jahrhundert Herodian. 5, 3, 6; 5, 5, 3–4 (Elagabal); Baldus 1971, 237–238; 248–250; 267 (Uranius Antoninus); Ios. ant. Iud. 19, 8, 2, s. u. S. 207 mit Anm. 128.
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anzunehmen, dass es sich bei den beiden Statuen um ältere, erst später in das Tempelgrab transferierte Gründerfiguren handelt. Ihre unbearbeiteten Rückseiten weisen darauf hin, dass sie ursprünglich bereits vor der Fassade eines Graboder Repräsentationsbaus aufgestellt waren.40 Wie zuletzt Rubina Raja und A. Højen Sørensen herausgestellt haben, fällt die in der Qasr Abyad gefundene Portraitplastik durch ihre herausragende Qualität auf, wovon das erst jetzt demselben Grabbau zugewiesene, polychrom gestaltete Frauenportrait der „Beauty of Palmyra“ den größten Bekanntheitsgrad haben dürfte.41 Sowohl die Ausstattungsqualität der Qasr Abayd als auch die herausragende Bedeutung der beiden männlichen Figuren bekräftigt also die Interpretation der Dolche mit Widderkopfortband als Kennzeichen der obersten sozialen Gruppen in Palmyra und weist den beiden eine herausragende Rolle als verehrte Oberhäupter der in der Qasr Abyad beigesetzten Familie zu. Aufwendige Inszenierungen des Widders hinsichtlich Material und Gestaltungsform belegen seine besondere Wertschätzung in den zentralasiatischen Steppenzonen und im Kaukasus, wo er für die ursprüngliche Lebensgrundlage der in den Steppen lebenden Bevölkerung steht und daher auch in der religiösen Vorstellungswelt verankert ist.42 Ein absolut herausragender Solitär ist der aus Amethyst gearbeitete Widderkopf aus der kaukasischen Königsmetropole von Armazis-Chevi .43 Die Widderdarstellungen aus Emesa und Palmyra führen uns wiederum nach Tillja Tepe, wo in Grab 4 die Zierlaschen einer goldenen Dolchscheide eine sehr ähnliche Widderdarstellung zeigen, möglicherweise sogar als Vexierbild Widder – Drache.44 Stilistisch der Widderkopfapplike aus Emesa ähnliche, massiv gearbeitete tiergestaltige Appliken sind zudem aus dem sarmatischen Bereich überwiegend aus den beiden Jahrhunderten vor und nach Christi Geburt bekannt.45 Zugleich stellt der Vierlaschendolch am rechten Oberschenkel 40
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Inschriftliche Datierung der Tempelgräber 143–253 n. Chr., vgl. Schmidt-Colinet 1992, 2; 140 Anm. 568 zum möglichen Aufstellungskontext in der Qasr Abyad, vgl. Raja/Sørensen 2015, 446 mit Hinweisen auf die Fundlage der Portraitstatuen im Eingangsbereich des Grabes. – Bei der monographischen Vorlage Konrad 2014, 25−28 ist mir entgangen, dass aus der Qasr Abyad zwei fast identische männliche Portraitstatuen stammen. Bemerkenswert ist allerdings, dass die Statue aus dem Ingholt-Archiv (Raja/Sørensen 2015, 445 Abb. 7), soweit erkennbar, keinen Vierlaschendolch trägt, mithin also möglicherweise zwei Männer unterschiedlichen Ranges (z. B. Vater und Sohn) dargestellt sind; vgl. auch Olbrycht 2015, 366. Raja/Sørensen 2015, 445 Abb. 6–7. Parlasca 1989 passim. Konrad 2014, 25–26 mit weiteren Referenzen. Pfeiler 1970, 79 Taf. 22; vgl. auch den Widderkopf aus Lapis aus Assur Gruft 44 Musche 1988, 135–136 Taf. XXXV, Typ 3.2.4.2 Sarianidi 1985, 248 Nr. 9, Taf. 162; 164; 165. Dem Exemplar aus Emesa steht ein (Gürtel?)Beschlag mit Mufflon- oder Gazellenkopf aus der in die ersten beiden vorchristlichen Jahrhunderte datierbaren Tes‘-Kultur im mittleren Ienisej-Gebiet besonders nahe. Parzinger 2006, 751; 753, Abb. 240.13; s. auch ebd. 719; 718, Abb. 225.21 (Mittlere Sargat-Periode und Kulajka-Kultur der westsibirischen Steppe, drittes/zweites Jahrhundert v. Chr. bis spätes zweites Jahrhundert n. Chr.).
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des Palmyreners aus der Qasr Abyad nicht nur eine weitere Verbindung zu dem bereits genannten Grab in Tillja Tepe her, sondern auch zum kommagenischen Königshaus und der Darstellung Antiochos I. von Kommagene im Dexiosisrelief von Arsameia.46 Ebenso wie Objekte im Türkis-Gold-Stil gehören Dolche bzw. Dolchscheiden mit vier als Rundeln stilisierten Laschen zu den im Partherreich aus den zentralasiatisch-nomadischen Kulturraum rezipierten Objekten, wobei diese nach Olbrycht vermutlich unter Orodes II. (57–38 v. Chr.) zur königlichen Insignie avancierte und als solche wiederum bei den benachbarten Lokalkönigreichen Eingang fand. Dort sind Vierlaschendolche auf Herrscherportraits bis in das zweite Jahrhundert n. Chr. dargestellt.47 Über den Stil des Goldschmucks, den Motivschatz und seine Semantik sowie aussagekräftige Einzelobjekte lässt sich also das Inventar von Grab 1 in Emesa klar mit dem Formen- und Motivkreis der östlichen Lokaldynasten von Kommagene, Palmyra, Hatra und des Pontos in Verbindung bringen, dessen Vorbilder in der Formenwelt des parthischen Königreichs zu suchen sind. Ebenfalls unrömisch, aber wiederum in lokalen Traditionen verankert, ist neben der goldenen Totenmaske die Waffen- und Amulettbeigabe (Abb. 1,6; 2,8. 10; 3, 11–12), wobei im lokalen Kontext die 4,58 m lange Reiterlanze (Abb. 2,10) an die Jagdreliefs am Grabmonument eines ituräischen Fürsten aus Hermel anknüpft, aber auch Verbindungen zu den Kampfdarstellungen sassanidischer Könige, etwa am Kampfrelief Hormizd I. aus Naqsh-i-Rustam, zulässt.48 Weitere Beigaben in Grab 1 sind hinsichtlich ihrer Provenienz oder ihrer Vorbilder nicht im orientalischen, sondern im römischen bzw. hellenistischenrömischen Milieu zu verorten. Ein Schlüsselfund des Ensembles ist ein massiver Goldring mit massiver, geprägter Platte (Abb. 2,1−1 a), auf der ein mit Ohrring und geknoteter Kranzbinde charakterisierter, orientalischer Herrscher im Duktus eines römischen Princeps
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48
Metzler 2000, 55 Abb. 72 b; auch 59 Abb. 79. Jacobs/Schütte-Maischatz 1999, 432–434; Konrad 2017, 271 mit Anm. 41; Konrad 2014, 26– 27 mit weiteren Referenzen; zur Datierung 28 Anm. 143–144; Winkelmann 2009, 349–350; Ellerbrock/Winkelmann 2012, 190–196; Olbrycht 2015, 359−365, ausführlich zur Herkunft der Vierlaschendolche Olbrycht 2015, 360−369. Zur Totenmaske s. oben S. 179 mit Anm. 29; zum triangulären Glasamulett mit Einlagen Konrad 2017, 30; zur Lanze Winkelmann 2003, 32–38; Ellerbrock/Winkelmann 2012, 190– 196; Winkelmann 2009, 341–348; Konrad 2014, 31.
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der iulisch-claudischen Zeit dargestellt ist.49 Der Ringtyp entspricht den ganzmetallenen Fingerringen mit graviertem Schild (Sphragides).50 Ringe dieser Art mit dem Herrscherportrait auf einer positiv-erhabener Platte hatten – ganz in hellenistischer Tradition − primär die Funktion eines Herrschaftszeichens. Wie auch bei anderen Klientelfürsten ist die einheimische Herrscherdarstellung klar dem römischen Vorbild nachgearbeitet. Dabei ist die Angleichung an das römische Kaiserportrait nicht nur als Rezeption zu verstehen, sondern auch als klare Loyalitätsbezeugung mit Rom bzw. dem dargestellten Kaiser.51 Das Herrscherbild mit Diadem steht hier zugleich in der Tradition seleukidischer Königsdarstellungen, wie es in Rom ab augusteischer Zeit als Herrschaftsinsignie eingeführt und im ersten Jahrhundert n. Chr. vom überwiegenden Teil der östlichen Klientelkönige rezipiert wurde. Für eine alternative Interpretation, welche Bezug auf die Verleihung des Diadems an einen emesenischen König durch den römischen Kaiser nehmen könnte, fehlen hingegen schriftliche Belege der vorneronischen Zeit.52 Sicher römischer Provenienz sind der versilberte Gesichtshelm vom Typ Nijmegen-Kops Plateau, der in das erste Viertel des ersten Jahrhunderts datiert werden kann und maßgeblich zur Datierung von Grab 1 beiträgt (Abb. 1,7) und 49
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Kropp 2010, 202–204. Die auf der Schleifenform des Diadems beruhende Datierung des Portraits durch Kropp nach 10 v. Chr., ist nach den Untersuchungen Hubertus von Galls für einheimische Kontexte jedoch frühestens im ersten Jahrzehnt n. Chr. anzusetzen, vgl. von Gall 1969/70, 306–307; 301 Abb. 2 c (Schleife im Parthischen frühestens seit Vonones I., 7–12 n. Chr.); zum Auftauchen des Diadems in Kontexten der orientalischen Lokalfürsten Olbrycht 2014 passim; vgl. auch Kropp 2013 b passim. Gerring 2000, bes. 84 mit Abb. 1 a, Typ XIII (spätes drittes/frühes zweites Jahrhundert v. Chr. bis erstes Jahrhundert v. Chr.), ebd. 116–121 mit Hinweisen auf vereinzelte Vorkommen in der späten Republik und in augusteischer Zeit sowie 116 Anm. 1202 mit Nachläufern bis in die römische Kaiserzeit. Völcker-Janssen 1993, 155–164, bes. 161–162; damit und auch angesichts der weiteren Grabbeigaben scheidet eine allgemeine Zuweisung des Ringträgers zur emesenischen Hofgesellschaft im weitesten Sinne aus, vgl. Kropp 2010, 201−204. Zur Übernahme des Diadems in den seleukidischen Nachfolgestaaten Ritter 1965, bes. 3– 5; 128–151 (Seleukiden); 155–169; für Emesa ist literarisch erst für das Jahr 54 n. Chr. die Verleihung des Diadems an Gaius Iulius Sohaemus (Philocaesar und Philoromaeus), Sohn des Samsigeramos II. überliefert, der zugleich König von Sophene wurde, vgl. ebd. 167 Nr. 13; Tac. ann. 13, 7; zu Sohaemus Sullivan 1977, 216–218. – Zum Diadem bei den Parthern Olbrycht 2016; vgl. auch von Gall 1969/70, 301 Abb. 2; zu Münzdarstellungen parthischer Könige und Satrapen mit hellenistischem Diadem seit Mithridates I. vgl. Vardanyan 2001, bes. 28–29. 62 Abb. 2, 6 (‚periodo filhellenico‘); Salzmann 2007, bes. 40– 41; 43 Abb. 9–14 weist nachdrücklich darauf hin, dass die mit Augustus unter weitgehendem Verzicht auf Portraitzüge einsetzende Angleichung orientalischer Herrscherportraits an römische Kaiserdarstellungen einen Bruch der Darstellungstraditionen bedeutet und Beleg für die Abhängigkeit der Lokalfürsten von Rom ist; nun auch Kropp 2013 b passim. – Vgl. dagegen die Kronen bei den Fürsten der Steppenkulturen: Sarianidi 1985, 53 mit Referenzen; Olbrycht 2015, 356.
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der goldene Fingerring mit Apollongemme aus Karneol (Abb. 2,2−2 a). Die sternförmige Goldfibel (Abb. 2,5) mit verlorener Steineinlage könnte aus einer ostmediterranen Werkstatt stammen. Der römischen Bilderwelt gehören zudem die oben bereits erwähnten 24 Sarkophagbeschläge mit römischen Motiven wie Medusenhaupt, Victorien und wiederum Apollon an (Abb. 1,1−4). Apollon taucht mehrmals im Themenspektrum des Grabes auf. Man kann darin entweder eine Bezugnahme zu Apollon als ideellem Stammvater der Seleukiden herstellen, womit sich der hier Bestattete, wie auch Antiochos von Kommagene und andere Lokalkönige der frühen Kaiserzeit, genealogisch in die Reihe der Seleukidenkönige stellen würde, oder wiederum als Zeichen der Nähe zu Augustus. Auch eine Bezugnahme zum nordsyrischen Apollon−Nabu ist nicht grundsätzlich auszuschließen.53 Obwohl die Verbindung zum seleukidischen Apoll im Hinblick auf die Legitimation der Herrschaft im ehemals seleukidischen Herrschaftsgebiet plausibel wäre, erscheint mir die über Apollon hergestellte Bezugnahme zu Augustus dennoch wahrscheinlicher.54 Darauf weist primär der goldene Fingerring mit Apollondarstellung auf einer Karneolgemme hin (Abb. 2,2−2 a). In Rom war das Tragen goldener Fingerringe ein Privileg, das in der Regel nur durch den Senat oder einen Magistraten mit Imperium, mithin also im Principat vom Kaiser selbst, verliehen werden konnte. Als solche könnte der Ring mit Apollongemme als Geschenk des Princeps zum Zeichen der erneuerten fides und Freundschaft mit dem iulisch-claudischen Kaiserhaus nach der Schlacht von Actium in den Besitz des emesenischen Fürsten gekommen sein, oder als kaiserliche Auszeichnung, möglicherweise im Zusammenhang mit der Erhebung der Familie in den Ritterstand.55 Beide Fingerringe bringen damit eine besondere Verbundenheit mit der domus Augusta zum Ausdruck. Gesichts- oder Maskenhelme mit versilbertem Gesichtsteil wie aus Grab 1 sind Bestandteile römischer Paraderüstungen.56 Ihre Einsatzmöglichkeiten im 53
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56
Zu Apollon bei den Seleukiden Günther 1971, 71–74; in Kommagene Kropp 2013 a, 357– 359; zur Gleichsetzung des Nabu von Hierapolis mit Apollon Kropp 2013 c, 185–188. Die in Kommagene sehr bald einsetzenden Gleichsetzung des hellenistischen Apollon mit Mithras deutet wohl darauf hin, dass der seleukidische Apollon dort wohl nicht die tragende legitimatorische Rolle spielte, vielmehr die baldige, auf einer astronomischen Konstellation beruhende Transformation im Dienste einer „Harmonisierung griechischer und persischer Traditionen“ von Bedeutung war, vgl. Jacobs 2017. Zu Augustus und Apollon Kienast 1999, bes. 461; Bernhardt 1985, 157−158; Lambrechts 1988, 88–107; Miller 2009; Simon 1978, 202–227, bes. 216–227; Simon 1957, 30–44; Miller 1994, 99–112; Balensiefen 2009, 67–89, bes. 67–71; Zanker 1987, 57–61. Zum Privileg für Ritter und Senatoren, den massiven goldenen Siegelring (anulus aureus) zu tragen Spalthoff 2010, 19–27 mit weiteren Referenzen. – Zur Bedeutung des Goldrings als Insignie Plin. NH 33, 4, 8–9. Zur Verleihung von Ringen als Zeichen der Freundschaft, auch an auswärtige Freunde, zusammenfassend mit den literarischen Quellen ZwierleinDiehl 2007, 14–17; zur Bedeutung von Siegelringen, bes. seit Augustus, Plin. NH 37, 3−4. Im Folgenden mit ausführlichen Referenzen Konrad 2014, 32–34; J. Schamper hat inzwischen eine neue Typologie römischer Paraderüstungsteile vorgelegt und die Helme aus
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Kampf wurden je nachdem, ob der Helm über ein klappbares Visier verfügte, oder nicht, von der Forschung unterschiedlich beurteilt. Als Ausrüstung der Kommandeure der einheimischen Auxiliareinheiten werden sie in der Regel als Auszeichnung und Teil der Paradeuniform angesehen.57 Zuletzt sprach sich Krysztof Narloch jedoch auch für die frühen Maskenhelme für einen Einsatz im Feld aus, was deren Verwendung bei anderen Handlungen freilich nicht ausschließt.58 Bei der Interpretation des vorliegenden Helms ist jedoch insbesondere zu berücksichtigen, dass Emesa zur Zeit der Grablege noch Klientelreich war und somit noch keine regulären Auxiliareinheiten mit standardisierter römischer Bewaffnung stellte. Der Helm aus römischer Werkstatt kann also im zeitlichen Kontext des Grabes nur ein Geschenk von römischer Seite gewesen sein. Da er Teil einer in ihrer identitären Semantik komplexen Beigabenausstattung war, trug er auch in hohem Maße zum Selbstverständnis und zum Selbstbewusstsein des Besitzers bei.59 Auf ein individuelles Geschenk deuten zudem die portraithaften Gesichtszüge und die orientalische Kranzbinde mit deutlich ausgebildetem Blattwerk hin. Die Frage, bei welchen Handlungen außer im Feldeinsatz Paradehelme eingesetzt wurden, führt uns zu Reiterspielen im Kontext ritueller Handlungen, denn Reiterspiele und die damit verbundenen Umgangsrituale (decursiones) waren auch fester Bestandteil des Kaiserkults und der Totenfeierlichkeiten für verstorbene Angehörige der domus Augusta. Ob in Analogie zur Teilnahme der gallischen Nobiles an den Totenfeierlichkeiten für Drusus d. Ä. in Mainz auch für die Emesener die Teilnahme an den Totenfeierlichkeiten für Germanicus angenommen werden kann, wurde unter Hinweis auf archäologische und schriftliche Quellen an anderer Stelle ausführlich diskutiert.60 Ungeachtet dessen ist davon auszugehen, dass auch in Emesa die Fürstenfamilie aktiv am Kaiserkult beteiligt war, wo u. a. auch Paradehelme zum Einsatz kamen. Gestützt werden könnte dies durch die zeitliche Übereinstimmung der Einführung des Kaiserkults in Syrien unter Augustus mit den persönlichen Beigaben in Grab 1, welche eindeutig Bezug zu Augustus bzw. zur Domus Augusta nehmen.61
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Homs und Plovdiv vom Typ Nijmegen-Kops-Plateau separiert, vgl. Schamper 2015, 85; 193 Typ A 5 Nr. 1 (Beschreibung des Helms aus Emesa unvollständig). Da sich aus dieser Separierung keine weiteren Konsequenzen ergeben, wird sie hier nicht rezipiert. Vgl. auch Nicolay 2007, 13–20. Busch 2009 passim; Hanel/Peltz/Willer 2000, 270; Narloch 2012 passim. Angesichts des nicht nur Kampfwaffen umfassenden Fundspektrums am Fundplatz von Kalkriese bedingt der dortige Fund eines Maskenhelms nicht zwingend einen Kampfeinsatz. Auch die Schenkung von königlichen Rüstungen an auserwählte Philoi steht in hellenistischer Tradition, vgl. Völcker-Janssen 1993, 64. Konrad 2014, 50–56; zum Kaiserkult in den auswärtigen Reichen mit Rom befreundeter Herrscher vgl. Speidel 2016 a. Edelmann-Singer 2015, 98–100; allgemein zum Kaiserkult in den syrischen Provinzen Bru 2011, bes. 83−125, dazu auch die Rezension von Eckard Meyer-Zwiffelhoffer in Gnomon 87, 2015, 223−234.
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Ausgewählte Funde aus anderen Gräbern der Abū Ṣābūn-Nekropole Im Zusammenhang dieses Beitrags soll nur auf weitere Funde aus der Nekropole Bezug genommen werden, die für die Interpretation der Gräbergruppe relevant sind.62 Hierbei sind zunächst die goldenen Zierscheiben als Bestandteile von massiven Halsringen zu nennen, wie sie in Kindergrab 6 mit polychromen Steineinlagen im Türkis-Gold-Stil (Abb. 3,4), aber auch mit geprägter Platte in Grab 11 als Anhänger eines gerippten massivgoldenen Halsring (Abb. 3,1−2) zutage gekommen sind.63 Portraitstauen von Lokalkönigen der Partherzeit stellen ebenso wie Münzportraits diesen Halsringtyp regelhaft dar, weshalb auch in Emesa eine Zuweisung der ganzen Grabgruppe zur königlichen Familie naheliegt.64 Neben weiteren goldenen Gewandappliken aus verschiedenen Gräbern65 sind es vor allem zwei zu einem Scheitelschmuck gehörige, geflochtene, wiederum mit Granatcabochons versehene Goldbänder aus Grab 11 (Abb. 3,3), die, gleich dem aus demselben Grab zutage gekommene Halsreif mit geprägter Platte (Abb. 3,2), in einen Kontext der führenden lokalen Familien weist. Scheitelbänder zeichnen in den benachbarten Klientelreichen die Söhne der Nobiles, aber auch Priesterinnen aus.66 Besonders aussagekräftig sind in diesem Zusammenhang zwei weitere Objekte aus demselben Grab, die ebenfalls in einen Kontext der königlichen Familie weisen. Zum einen ein auf dem Sarkophag deponierter, versilberter Miniaturschild einheimischen Typs mit Lorbeerzweigdekor auf dem Schildrand, welcher typologisch palmyrenischen Schilden an die Seite zu stellen ist (Abb. 3,11–12).67 Zum anderen eine Chalcedonbulla mit löwenkopfförmigen Aufhängeösen (Abb. 3,9), die, ebenso wie eine zweite goldene Bulla mit Steineinlagen aus diesem Grab (ohne Abb.), sehr wahrscheinlich mit Pendilien ergänzt und als priesterliche Insignie angesprochen werden kann.68 Sowohl der Schild als auch der spezifische Typ der Bulla und das Scheitelband weisen dem verstorbenen Kind Funktionen zu, die ihm als Erwachsenen nach dem dynastischen Prinzip als Priesterkönig und erfolgreicher Heerführer zugefallen wären. Hingegen rezipierte man mit goldenen Weinlaubkränzen in Grab 14 (ohne Abb.),69 ebenso wie mit der Münzbeigabe (Gräber 5, 8 und 10 mit Prägedaten 62 63 64 65 66 67 68 69
Für Details zu den Funden aus den anderen Gräbern der Abū Ṣābūn-Nekropole sei auf die Ausführungen in Konrad 2014 verwiesen. Konrad 2017, 273 mit Anm. 47 und 50. Konrad 2017, 273 mit Anm. 49. Konrad 2017, 275. Konrad 2017, 275 mit Anm. 52 (mit Parallelen in Seleukeia und Armazis-Chevi). Konrad 2017, 275−276 mit Anm. 56–58. Konrad 2014, 37–38; Seyrig 1953, 16–17. Konrad 2017, 276 mit Anm. 59.
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94/93 v. Chr., 5 v. Chr., 5/6 n. Chr. [?], 14/15 n. Chr.), in Grab 5 sogar mit charakteristischer Lage für den „Charonspfennig“ in der Hand und im Mund des Toten, hellenistisch-römische Sitten.70
Datierung der Grabgruppe Die Gruppe der Fossagräber lässt sich in ein relativ enges zeitliches Fenster datieren, für das die Funde eine Zeitspanne von der mittelaugusteischen Zeit bis in die Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr. nahelegen. Außer den Münzen ist für Grab 1 über den Helm eine sehr präzise Datierung in das erste Viertel des ersten Jahrhunderts n. Chr. zu gewinnen. Die Fingerringe weisen ebenfalls in die iulisch-claudische Zeit und auch für die Objekte im Türkis-Gold-Stil legen die Parallelen aus Tillja Tepe eine Datierung in das vierte und frühe fünfte Jahrzehnt n. Chr. nahe. Wiewohl die nördlich an Grab 1 anschließenden Gräber in Emesa vermutlich etwas jünger sind, wird die Mehrheit der reich ausgestatteten Inventare mit Ausstattungselementen im Türkis-Gold-Stil nicht weit nach der Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr. angelegt worden sein. Für den in Grab 1 bestatteten Mann wurde zudem eine Identifizierung mit Samsigeramos II. wahrscheinlich gemacht, entsprechend könnte es sich bei den beiden Kindergräbern 6 und 11 um zwei seiner drei Kinder (Azizos, Iotape, Sohaemus) und in Grab 11 um den genealogisch bestimmten Nachfolger handeln.71 Bemerkenswert ist damit die mindestens zwei Generationen umfassende Häufung von Todesfällen aus ein und derselben Familie innerhalb eines sehr engen Zeitfensters.
Kulturelle Verortung, Selbstbild und Netzwerke der Lokalfürsten im Wandel Die Analyse der Grabensembles zeigt für Grab 1 eine auffallende Heterogenität im Hinblick auf die Provenienz der Objekte und ihre kulturelle Verortung. Auf der einen Seite stehen Helm und Apollongemme als ‚römische‘ Elemente, auf der anderen Seite die lokale Komponente, die vor allem in den Grabsitten zutage tritt, und schließlich im autochthonen Kontext fremde Elemente in der materiellen Kultur, deren Vorlagen im Partherreich zu suchen sind. Letztere verbinden
70 71
Oettel 2000; Konrad 2014, 39 sowie 79–84 (Tabelle); Konrad 2017, 276 mit Anm. 63. Konrad 2014, 39–41; Konrad 2017, 277.
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Grab 1 und weitere Gräber der Abū Ṣābūn-Nekropole mit zeitgenössischen Gräbern und Darstellungen von Dynasten und der lokalen Eliten in den östlichen Steppenzonen Syriens. Der Schlüssel zum Verständnis des Grabinventars von Grab 1 bzw. der Grabgruppe von Abū Ṣābūn liegt in der interpretativen Zusammenführung der Gegenstände im Türkis-Gold-Stil mit den Objekten römischer Provenienz.
Die römische Komponente Der Helm und vermutlich auch der Fingerring mit Apollongemme aus Grab 1 sind individuelle und personalisierte Geschenke der Hegemonialmacht, die für eine besondere Wertschätzung der Emesener durch Rom stehen. Die Objekte weisen aber nicht nur auf Geschenketausch, Objekttransfer und die Rezeption von Prestige- und Symbolgütern hin, sie sind zugleich Zeichen der Freundschaft, Loyalität und gegenseitiger fides. Damit sind sie zugleich Relikte von Funktionen und Handlungen, welche für die verschiedenen Formen und Ebenen der Bindungs- und Interaktionsprozesse zwischen Rom und seinen Klientelkönigen stehen.72 Ein zusammenfassender Blick auf die Ereignisgeschichte soll hier genügen, um dies zuverdeutlichen. Im ersten Jahrhundert n. Chr. war Emesa einer der wichtigsten und treusten Verbündeten Roms im Osten.73 In frühtiberischer Zeit ist die Beteiligung emesenischer Truppen gegen aufständische Ituräer im Libanon überliefert. Zeitgleich wird im Zusammenhang mit einer von Germanicus veranlassten Handelsmission im Jahr 17/18 n. Chr. ein „Samsigeramos“ auf einer Ehreninschrift im Beltempel von Palmyra genannt. Ebenfalls in iulisch-claudischer Zeit ist ein Freigelassener des Samsigeramos II. als Prokurator am römischen Kaiserhof bezeugt. Im Ersten Jüdischen Krieg, unterstützte Sohaemus II. Rom mit 4000 Mann. In den 70er Jahren des ersten Jahrhunderts n. Chr. erhielt (C. Iulius) Sohaemus wiederum als rex magnus das Patronat über die Veteranenkolonie und römische Enklave Berytus und die konsularischen Insignien, Auszeichnungen, die zugleich euergetisches Engagement für die bauliche Ausgestaltung der ihm anvertrauten coloniae erforderten.74 Vorausgegangen war diesem Ehrenamt die militärische Unterstützung 72 73 74
Gerring 2000, 126 mit weiteren Referenzen; allgemein Mauss 2016, 35−36. Sullivan 1977, 212–218; Konrad 2014, 7; 47–48; 5. Die epigraphischen und historischen Quellen sind zusammengefasst bei Millar 1993, 34; Kropp 2010, 214−216; Sullivan 1977. − Raggi 2010, 91 mit Anm. 58; CIL 6, 35556a (Rom): C(aio) Iulio, regis/Samsigerami/l(iberto), Glaco. – CIL 3, 14387a (= IGLS 6, 2760 = ILS 8958) (Baalbek): Regi Magno/C(aio) Iulio Sohaemo/regis Magni Sam/sigerami f(ilio) Philo/caesari et Philo/[r]ohmaeo honora/t[o ornamentis] consulari/b[us – - – ]/patron coloniae/IIviro quinquenn(ali)/L(ucius) Vitellius L(uci) f(ilius)/Fab(ia tribu) Soss[i]a[nus]. – Vgl. auch Freyberger
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der römischen Strafaktion gegen das mit den Emesenern durch Heirat verwandtschaftlich verbundene Königreich Kommagene, welcher sich dessen Liquidierung und die Überführung in den Provinzstatus unmittelbar anschloss.75 Das Engagement der Emesener für Rom war also beachtlich und hatte ohne Zweifel auch zum Ziel, das freundschaftliche Verhältnis nicht aufs Spiel zu setzen. Dabei sticht die intensive Verbindung mit Augustus und dem Prinzen Germanicus sowohl in den Schriftquellen als auch in der materiellen Kultur besonders hervor. Angesichts der Tatsache, dass zwischen der Rückgabe der Feldzeichen von Carrhai 20 v. Chr. und den Partherkriegen Neros die Situation an der Ostgrenzen keine erhöhte Aufmerksamkeit erforderte, ist nach weiteren Gründen für die besondere Wertschätzung der Emesener durch Rom zu suchen. Hierbei ist der Blick auf die wirtschaftlichen Interessen Roms und die direkte oder indirekte Teilhabe am Fernhandel zu richten, worauf u. a. auch die römische Einmischung in Armenien und der damit verbundene Zugriff auf den nördlichen Strang der Seidenstraße beruht haben dürften.76 Wir befinden uns um die Zeitenwende in einer Epoche, in der Rom zwar große Anstrengungen unternommen hat, Kontrolle über die Fernhandelswege nach Indien und Zentralasien zu gewinnen, damit aber nicht immer erfolgreich war, denken wir etwa an die verfehlte Arabienexpedition des Aelius Gallus 25/24 v. Chr. Als Alternative bot sich für Rom an, die Fernhandelskontakte durch freundschaftliche Verbindungen zu sichern. Michael A. Speidel konnte zuletzt überzeugend nachweisen, dass die amicitia-Verhältnisse in weit höherem Maße als bislang angenommen der Sicherung der Fernhandelsverbindungen und, damit verbunden, umfangreicher Steuereinnahmen dienten.77 So hatte wohl die Intensivierung der Kontakte Roms mit den exterritorialen Lokalfürsten zwischen der Arabischen Halbinsel, Zentralasien und Indien zum Ziel, als Teil der lex de provinciis praetoriis für Rom die Freihaltung der Transitrouten und die Warenzufuhr aus Südarabien, Indien und China zu sichern. Zeugnisse dieser bald nach dem Beginn der Alleinherrschaft des Augustus beginnenden Aktivitäten
75 76 77
1998, 62–66. – Zu Berytus Millar 1993, 279–280. Man erkennt in dieser Form des euergetischen Engagements in Städten und überregionalen Heiligtümern klare hellenistische Traditionen des Herrscherverständnisses, vgl. Scholz 2015, 187–195; Michels 2009, 41−50. Speidel 2005, 86; Sullivan 1977, 218; Millar 1993, 81–82. Zur Bedeutung dieser Route insbesondere im ersten Jahrhundert vor und in der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts n. Chr. Olbrycht 1998, 211; 221. Speidel 2016 b, passim; zum Feldzug des Aelius Gallus ebd. 172–173 mit stärkerer Gewichtung der ökonomischen Interessen Roms im Zusammenhang mit diesem Feldzug des Aelius Gallus; dazu auch bereits Marek 1993, dessen Analyse insbesondere auch auf den mit der Arabienexpedition des Aelius Gallus verbundenen Versuch des Augustus Bezug nimmt, den parthischen Einfluss an der Ostküste Südarabiens zu begrenzen und das ganze Unternehmen vor dem Hintergrund der Partherpolitik in den 20er Jahren des ersten Jahrhunderts v. Chr. diskutiert; zur indirekten Herrschaft Parthiens auf den Inseln des Zenobios (Huriya und Muriya) ebd. 145–147; Drexhage 1988, 11−14 mit weiteren Referenzen; Simon 2002.
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sind etwa die Audienzen für indische Gesandtschaften, aber auch die Rezeption der Münzdarstellungen des Princeps auf sabäischen und kushanischen Münzen.78 Diese Überlegungen sind auch deshalb naheliegend, weil wir aus verschiedenen Quellen wissen, dass Unterbrechungen der Fernhandelstransporte wegen Wegesperrungen oder wucherischer Wegezölle durch exterritoriale Herscher für Rom allenthalben ein ernstzunehmendes Problem darstellten.79 Wenn nun Palmyra und Emesa in iulisch-claudischer Zeit ebenfalls besondere Aufmerksamkeit durch Rom zuteil wurde, dann liegt der Gedanke nahe, dass durch ihre Mitwirkung in diesem System der Transport der Luxusimporte an die Mittelmeerhäfen gesichert werden sollte, da Emesa mit der Kontrolle der Pforte von Homs und der Straße zu den Häfen von Tripoli und Seleukeia eine Schlüsselposition auf der letzten Etappe der Warentransporte einnahm.80 Zeitlich geht damit der bislang älteste inschriftliche Beleg für eine Niederlassung Palmyras im südlichen Mesopotamien, eine Stiftungsinschrift der palmyrenischen Kaufleute von Seleukeia im Beltempel von Palmyra aus dem Jahr 19 n. Chr., einher.81 Man darf daher mit gutem Grund davon ausgehen, dass Germanicus gezielt zu einem Zeitpunkt nach Syrien geschickt wurde, als der römische Einfluss in Armenien durch die Absetzung des Vonones geschwächt war. Zugleich steht ein von Parthien vorgeschlagenes freundschaftliches Treffen mit Germanicus vermutlich im Zusammenhang mit einer durch die verschiedenen römischen Aktivitäten erfolgten Schwächung Parthiens.82 Die Interessen Roms im Fernhandel werden aber nicht nur durch die Einrichtung von Freundschaftsverhältnissen offenbar, sondern auch durch die Aktivitäten des Germanicus selbst. Hierzu gehört insbesondere ein Besuch in Palmyra, bei dem ein Palmyrener namens Alexandros von Germanicus beauftragt wurde, mit den Königen von Mesene und Charakene am Schatt al-Arab Kontakte herzustellen. Da diese unter parthischer Kontrolle standen, war Germanicus, wollte er das Verhältnis mit Parthien nicht gefährden, gut beraten, den Kontakt über Palmyra aufzunehmen, da Alexandros 78
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Im Folgenden Konrad 2014, 48–50; zu Augustus und Kadphises Mahler 2008; nun auch Olbrycht 2016 b mit jüngeren Regierungsdaten des Kujula Kadphises und daran anschließender Diskussion der politischen Rolle der Kushana im zeitpolitischen Machtgefüge, vgl. auch EncIr. 15.3 (2009) 331–332 s. v. Kadphises, Kujula (O. Bopearachchi) mit Regierungsdaten 41–95 n. Chr., gleichwohl ist in den Res Gestae Divi Augusti 31 bereits für die augusteische Zeit der Empfang indischer Gesandtschaften belegt; zum templum Augusti von Muziris, der südindischen Metropole des Pfefferhandels, und zur Ausübung des römischen Kaiserkultes in den mit Rom befreundeten Reichen zuletzt Speidel 2016 a. – Zum Problem der Interpretation der chinesischen Schriftquellen im Hinblick auf Formen, Örtlichkeiten und Datierung der Fernhandelsbeziehungen zwischen Rom und China Kolb/ Speidel 2016, bes. 170−179; Xinru 2017. Hackl u. a. 2010, 114–115. S. unten S. 193 mit Anm. 87. Drexhage 1988, 22; IGLS 17.1, 24 (= CIS 2.3, 3924) mit ausführlichem Kommentar. Mahler 2008, bes. 313–314; Sonnabend 1986, 250–253.
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bereits über eine Niederlassung in Spasinou Charax verfügte.83 Im gleichen inhaltlichen und zeitlichen Kontext wird nun aber auch von Germanicus der Wunsch einer Kontaktaufnahme mit einem Großkönig Samsigeramos überliefert, bei welchem es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Samsigeramos II. von Emesa handeln dürfte. Denn nachdem 17 n. Chr. Kommagene mit dem Euphratübergang in Zeugma (vorübergehend) in römische Hand gekommen war, eröffnete sich zu dieser Zeit die Gelegenheit, Fernhandelsprodukte über den südlichen Strang der Seidenstraße nach Syrien zu führen und mit emesenischer Hilfe zu den Mittelmeerhäfen zu befördern.84 Samsigeramos taucht hier also im Kontext eindeutiger ökonomischer Interessen und Aktivitäten Roms im Fernhandel auf und Germanicus versuchte während seines Orientaufenthaltes offensichtlich gezielt, über Mittelsmänner aus dem Kreis der bereits mit Rom formell oder informell verbundenen einheimischen Eliten die Möglichkeiten, auf indirektem Weg die Fernhandelsverbindungen zu sichern.85 Für den weiteren Verlauf nahm Marek Olbrycht eine in den 30er Jahren n. Chr. von Rom beabsichtigte Schwächung des Partherreiches durch eine gezielte Kontaktaufnahme mit Randgruppen und Prätendenten des Partherreiches an.86 Die hier beschriebene Quellensituation legt also nahe, dass die verkehrsgeographische Lage Emesas in der Forschung bislang unterschätzt wurde und die Emeseni auch für den Transport von Gütern über die Homser Pforte zu den Mittelmeerhäfen eine Schlüsselrolle spielten.87 Die Verbindung zwischen Rom und Emesa stand also auf mehreren Säulen und wurde ganz offensichtlich unter Germanicus im Zusammenhang mit einer umfassenderen Kontaktaufnahme mit den lokalen Eliten des Ostens intensiviert. Von seinem Kontrahenten Piso wurde Germanicus bekanntlich auch mit dem aus römischer Sicht pejorativen Beinamen „Partherprinz“ versehen.88
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Cantineau 1931, 139−141 Nr. 18; Konrad 2014, 53 mit Anm. 291; Sommer 2005, 152. Zu Kommagene Speidel 2005; Kissel 1998, 147–178; vgl. oben S. 174 mit Anm. 7. Verschiedene andere Gründe für die Syrienmission des Germanicus wurden ausführlich durch M. J. Olbrycht diskutiert, wobei seiner Ansicht nach die Armenienfrage und die damit zusammenhängenden Aktivitäten in Kommagene und Kappadokien Germanicus‘ zentralen Aufgaben waren, vgl. Olbrycht 2016 c. Dies schließt nicht aus, dass Germanicus zeitgleich weiterere Interessen verfolgte. Olbrycht 2016 b, 12–13. Vgl. Freyberger 1998, 62 mit Anm. 812; Seyrig 1959, 188 Abb. 1. Die Handelsaktivitäten Emesas werden bislang als wenig bedeutend eingeschätzt, vgl. Gatier 1996, 434; Gebhardt 2002, 233–234; 239; vgl. jedoch Paltiel 1991, 130. Auf die Absichten des Germanicus, auf den von Palmyra beherrschten Fernhandel Einfluss zu nehmen, weist zu Recht auch Peter M. Edwell hin: Edwell 2008, 36–41; Konrad 2014, 4 mit Anm. 18; 50. Olbrycht 1998, 138–142; 153–155.
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Die ‚parthische‘ Komponente Wie oben gezeigt wurde, weisen einzelne, sowohl im lokalen als auch im provinzialen Kontext fremde Ausstattungselemente der Gräber von Emesa enge Verbindungen zur Materialkultur des Partherreiches auf. Man geht sicher fehl, anhand von Einzelobjekten oder der Art der Kleidung eine politische Abhängigkeit der Emeseni von Parthien zu postulieren. Auch schließt die auf die Gruppe der lokalen Eliten in den syrischen Steppenzonen und Mesopotamiens beschränkte Rezeption der Objekte die allgemeine Verfügbarkeit dieser Objekte auf den regionalen Märkten und die Interpretation als ‚Mode‘ in den Regionen des ‚hellenisierten Orients‘ aus.89 Bruno Jacobs hat bereits deutlich gemacht, dass die im Türkis-Gold-Stil gefertigten Objekte aus den syrischen Steppenrandgebieten stilistisch und handwerklich im Partherreich beheimatet sind. Damit erlebten Einzelelemente aus dem Spektrum der Herrscherinsignien im Partherreich, wie etwa der Vierlaschendolch und Schmuckstücke im Türkis-Gold-Stil, bei den Lokalkönigen (z. B. Kommagene, Emesa) und lokalen Eliten (z. B. Palmyra) der syrisch-mesopotamischen Steppenzonen eine selektive Rezeption, welche zudem auf diese Gruppen beschränkt blieb.90 Die Gruppe der lokalen Eliten in den westlichen Steppenzonen Mesopotamiens eint also die Rezeption im regionalen Kontext möglichst fremder Objekte und bringt das Bedürfnis zum Ausdruck, sich innerhalb ihres Lebensumfeldes, aber auch im provinzialen Kontext, betont anders zu geben. Dafür werden einschlägig konnotierte Objekte gezielt ausgewählt und prominent zur Schau gestellt. Die Vermittlung dieser Idee erfolgte wohl traditionell durch persönliche Kontakte, wie sie durch die verwandtschaftlichen Verbindungen zwischen den Lokalkönigen bzw. zwischen den Lokalkönigen und dem Partherreich bestanden.91 Bruno Jacobs hat dieses in der materiellen Kultur greifbare Phänomen trefflich mit „Konsens der Eliten“ im Sinne einer 89
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Konrad 2014, 67−71; Konrad 2017, 278−279; zum ‚Hellenisierten Orient‘ Franz 1987; grundlegend Schlumberger 1969. In diesem Zusammenhang sei besonders auch auf die eigentlich starken mesopotamischen Traditionen an der westlichen Peripherie des Partherreiches hingewiesen, vgl. Hackl u. a. 2010, 135–142; 153; 177; Musche 1988, 11–18; auch Sommer 2000, 73–90; vgl. dagegen de Jong 2013. Vgl. Jacobs 2014 a; Jacobs 2014 b; Jacobs 2010; dieser Aspekt wurde bereits in Konrad 2014, 59 dargestellt, insofern ist der Hinweis in der Rezension M. J. Versluys’, ZPalV 135, 2019, 218−222 nicht neu. – de Jong 2013 passim hat sich zuletzt grundlegend gegen die Definition einer typisch parthischen, ‚autochthonen‘ Materialkultur ausgesprochen. Auf die ausführliche Kritik an gängigen Modellen der ‚ethnischen Interpretation‘ de Jongs sei hier nicht näher eingegangen. Ich schließe mich vielmehr Jacobs in der Sichtweise an, dass typische Objekte aus dem Partherreich anderorts rezipiert werden können, um damit zum spezifischen Bedeutungsträger zu werden. Zu den originären Verbreitungsgebieten dieser Objekte gehören die von de Jong zitierten Räume außerhalb des parthischen Territoriums jedoch nicht. Olbrycht 2015, 366; vgl. auch S. 195 mit Anm. 94.
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„Kunst im Dienste der lokalen Dynasten“ beschrieben. Entsprechend ist es bemerkenswert und nur schlüssig, dass in Palmyra die Nachweise dieses Habitus im zweiten und dritten Jahrhundert, als durch die intensivierten Handelsaktivitäten die im Fernhandel führenden Familien immer größere Bedeutung gewannen und zunehmend auffallende Medien der Selbstdarstellung wählten, auch die diesbezüglich funktionalisierten Schmuckobjekte immer exquisiter werden. Nachvollziehbar ist dies etwa an der Gürtelkette der zentralen Figur in einer Bamkettszene aus der Zeit zwischen 210 und 240 n. Chr., die direkte Parallelen mit der Gürtelkette aus dem reichsten Grab 4 in Tillja Tepe, aber auch in der Darstellung des Königs Vologases von Hatra besitzt.92 Die Gegenstände selbst verleihen damit der Gruppe der Lokaldynasten ein einendes Repertoire an unverkennbaren Gegenständen und Insignien, und weisen für alle erkennbar ihren Trägern ihre Rolle und Position zu. Zusätzlich sind diese Objekte geeignet, das Fehlen einer gemeinsamen Geschichte zu kompensieren und eine pseudo-lokale Identität zu schaffen.93 Dabei entsteht aus der Rolle als Funktionseliten und privilegierte Ansprechpartner der Großmacht Rom heraus offenbar zugleich der Wunsch, gerade die Alterität und ‚lokales‘ Selbstbewusstsein demonstrativ zum Ausdruck zu bringen, dessen Grundlage nicht zuletzt ‚lokalspezifische‘ Kompetenzen und Qualitäten sind, etwa Kampftechniken, Autorität im lokalen ethnischen und sozialen Gefüge, Ortskenntnisse und geostrategische Kompetenzen, sowie weitreichende familiäre, ökonomische und politische Netzwerke.94 Wenn heute das Verbreitungsbild von Schmuck im Türkis-Gold-Stil, aber auch goldener Totenmasken das frühkaiserzeitliche Königreich Gerrha in Nordost-Arabien miteinbezieht, so bekräftigen die dortigen Vorkommen des ersten Jahrhunderts n. Chr. in der Nekropole von Thaj dieses Interpretationsmodell trefflich und zeigen zugleich, welche Rolle der Fernhandel bei der Vermittlung der Objekte, aber auch beim Aufbau von Netzwerken spielte. Die archäologischen Untersuchungen legen nahe, dass Thaj aufgrund seiner bevorzugten geostrategischen Lage einer der Hauptorte des Königreichs von Gerrha, vielleicht sogar die für ihren Reichtum bekannte, namengebende Metropole selbst war. Der Hafen des Königreiches Gerrha war Hauptumschlagplatz für Fernhandelsprodukte aus Indien und Südarabien, Ausgangspunkt der Karawanen nach Mesopotamien und an die Levante bzw. an die levantinischen Mittelmeerhäfen und marktbeherrschend im Handel mit Harzen, Aromatica, Gewürzen, Heilpflanzen 92 93 94
Jacobs 2014 a; Olbrycht 2015, 376–377. – Krag/Raja 2017, 207 Abb. 8; 218 Nr. 28; Sarianidi 1985, 250 f. Taf. 154−158; von Gall 1998 mit 94 Taf. 10 c; Sommer 2005, 217−223. Vgl. Konrad 2014, 59–71 mit weiteren Referenzen; Fowler/Hekster 2005, 31–33; beispielhaft wurden solche legitimatorischen und identitätsgebenden Rezeptionsmechanismen bereits für das Königreich Kommagene beschrieben, vgl. Winter 2014, 141–146, bes. 142–143. Konrad 2014, 59−61; Konrad 2017, 278−279; Jacobs 2014 a; zu ‚Funktionsethnien‘ auch Sommer 2005, 206.
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und Datteln aus Südarabien. Aus dieser Monopolstellung, aber auch aus der Tätigkeit als Karawanenführer, resultierten schließlich – analog zu Palmyra – der Reichtum Gerrhas, und nun auch in der Materialkultur nachweisbare, weitreichende Verbindungen zu den Eliten der nördlichen Nachbarreiche.95
Identität und Identitätswandel nach der Auflösung des Klientelstatus Die kulturelle Situation in Emesa und in den bereits zuvor aufgelösten Nachbarreichen zeigt, dass dieses semantische System mit der Auflösung der Klientelreiche seine Bedeutung verlor. Nach dem Sieg über Parthien 63 n. Chr. unterzog Rom die Grenzorganisation im Osten einer grundlegenden Revision und glich sie, vermutlich auch unter dem Eindruck einer unter Vologases I. (51–79 n. Chr.) erfolgten militärischen Stärkung des Partherreiches, mit der Einrichtung von Grenzgarnisonen sukzessive den limites anderer Provinzen an. Damit einher ging die Auflösung der Klientelreiche von Kommagene und Emesa in den frühen 70er Jahren des ersten Jahrhunderts. n. Chr.96. Für die Lokalfürsten war nun keine Möglichkeit mehr gegeben, durch eine ‚Entente Cordiale‘ ein zu großes Gegengewicht zur römischen Herrschaft darzustellen, denn sie waren als politische Akteure weitgehend ausgeschaltet. Der anlässlich der Liquidierung des Kommagenischen Königreichs seitens Rom vorgeschobene Vorwurf der Revolte weist auf den grundsätzlichen Verdacht der Intrigen gegen Rom und war wohl ebenso wie die im Bürgerkrieg 68/69 n. Chr. deutlich sichtbar gewordene Einflussnahme der Klientelkönige auf die Reichspolitik Hauptmovens der Liquidierungsmaßnahmen Roms97. Die unter massivem Truppeneinsatz herbeigeführte Auflösung des Klientelstatus von Kommagene und wenig später auch von Emesa (vermutlich 72/73 n. Chr.) war also insgesamt nicht mehr als eine für Rom willkommene Konsequenz aus der neuen territorialen und politischen Situation nach den Partherkriegen Neros. Mit Samosata, Zeugma, Hierapolis (Tall Banāt), Thapsakos, Sura und Nikephorion verfügte Rom nun über die direkte Kontrolle der wichtigsten Euphratübergänge, mit der Herrschaft über Emesa war zudem ein wichtiger Platz auf der Ost-West-Transversalen in römischer Hand. 95
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Al-Zahrani 2011, 168 Abb. 1 (goldene Totenmaske); 172 Abb. 5 (Zierscheibe eines Pektorals im Türkis-Gold-Stil). – Kaizer 2013, 62−64 hat zugleich auf die Funktion Palmyras als Zentralort für die lokalen Märkte und die verschiedenen daraus resultierenden Einnahmequellen hingewiesen. Konrad 2014, 57−58; Olbrycht 2016e, 216–233. S. o. S. 178; Speidel 2005, 85–89; Konrad 2014, 61−63; ebenso die Beiträge Facella und Wilker in diesem Band.
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Exkurs: Zur Diskussion über die Datierung des Grabmonuments von Emesa In der Diskussion um Identität und identitären Wandel der Mitglieder des emesenischen Fürstenhauses spielte das eingangs erwähnte Grabmonument von Emesa stets eine zentrale Rolle (Abb. 5). Carl Watzinger konnte das monumentale Grabmal 1907, wenige Jahre vor seiner Sprengung 1911, dokumentieren und schrieb darüber 1923 eine außerordentlich weitsichtige Abhandlung.98 Dem griechischen Epitaph ist zu entnehmen, dass der Grabinhaber im Jahre 78/79 n. Chr. (390 nach seleukidischer Zeitrechnung) das Monument zu Lebzeiten für sich und seine Familie errichtet hat.99 Bei der Person, auf die die Inschrift Bezug nimmt, Gaios Iulios Samsigeramos, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um ein Mitglied der Fürstenfamilie von Emesa. Nach der Beschreibung Watzingers liegt mit dem Grabmonument ein quadratischer, etwa 21 m hoher Bau von 12,50 m Seitenlänge aus opus caementicium mit Reticulatverblendung vor, dessen zwei mit Pilastern gegliederten Geschosse von einer Pyramide bekrönt waren (Abb. 5). Reticulatfelder mit schwarzen Basalt- und weißen Kalksteintesserae überziehen die Fassade, welche zudem durch weiße Pilaster und schwarze Gesimse strukturiert ist. Es besteht Konsens darüber, dass diese Art der stark reduzierten architektonischen und dekorativen Fassadengestaltung orientalische Traditionen widerspiegelt.100 Im Obergeschoss befand sich ein mit Kuppel und vermutlich stuckierter Kassettendecke besonders hervorgehobener Raum.101 Da auf diesem Niveau auch die Inschrift angebracht war, ist ein eindeutiger Bezug zwischen Inschrift und Hauptraum naheliegend. Vorbilder dieser monumentalen Grabarchitektur sind unverkennbar hellenistisch-römische Grabmonumente, wie sie in den städtischen Zentren der Provinzen Syria, Judäa und in der Dekapolis, in der Regel mit Portraitstatuen vorkommen. Sie wurden jedoch durch die Hinzufügung orientalischer Gestaltungs98
Seyrig 1952; Seyrig 1953; Watzinger 1923. – Zum Grabmonument zuletzt Freyberger 2017; Kropp 2013a, 208−211; Kropp 2010; Oenbrink 2009; Konrad 2014, 11−21. 99 IGLS 5, 2212 (= OGIS 604): [Γάἴος Ἰούλι|ος, Φαϐἰᾳ, Σαμ|σιγέραμος ό χαἰ Σείλας, Γαίο|| υ Ἰουλίου Ἀλεξι|ῶνος υἰὸς ζῶν | ἐποίησεν έαυ | τῷ χαὶ τοῖς ἰδί | οις, ἔτους Ϟτ´] (= Gaios Iulios Samsigeramos, [aus der Tribus] Fabia, auch Silos genannt, Sohn des Gaios Iulios Alexion, hat zu Lebzeiten für sich und die Seinen [dieses Grab] errichtet, im Jahr 390); Yon/Gatier 2009, 196−198 Nr. 56; Oenbrink 2009, 195; Sullivan 1977, 219. 100 Watzinger 1923, 28–35. 101 Der Hinweis Freybergers 2017, 132, dass in Palmyra bereits bei den frühkaiserzeitlichen Gräbern kuppelüberwölbte Räume vorkommen, ist dahingehend zu präzisieren, dass diese nach Henning 2013, 36 nur sehr kleine Teilräume der Türme überspannten, wohingegen Spannweiten von mehr als 7 m wie in Emesa auch in Palmyra erst seit der Mitte/ zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts nachweisbar sind, vgl. ebd. 249–250 Nr. 118.
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elemente, wie geschlossene Front, den Verzicht auf Portraitplastik, oder die Art der Fassadengestaltung verfremdet. Solche ‚hybriden‘ Grabmonumente konzentrieren sich auf die Steppenrandgebiete, wobei die Inschriften als Grabinhaber regelhaft Angehörige der lokalen Eliten nachweisen. Alle architektonischen und dekorativen Elemente gegeneinander abwägend, hat Werner Oenbrink, Watzinger folgend, das Grabmonument als charakteristisches Beispiel für eine eklektizistische Architektur interpretiert, dessen Bauherr zwar den Wunsch der demonstrativen Rezeption römischer Architektur erkennen lässt, diese aber letztlich nur versatzstückartig als Module aufgreift und ansonsten orientalischen Gestaltungsprinzipien verhaftet bleibt.102 Das Grabmonument schien stets ein treffliches Beispiel zu sein, um den nach der Auflösung des Klientelstatus Emesas in den frühen 70er Jahren des ersten Jahrhunderts n. Chr. einsetzenden Identitätswandel der lokalen Eliten nachzuvollziehen. Inzwischen hat sich jedoch Klaus Stefan Freyberger für eine Datierung des Grabmonuments in die späthellenistisch-augusteische Epoche ausgesprochen und die Inschrift sowie die mit ihr im Zusammenhang stehende Bestattung als Zeugnisse einer nachträglichen Nutzung, vermutlich durch einen Nachfahren der Fürstenfamilie, interpretiert.103 Auf einzelne Aspekte seiner Argumentation ist hier nochmals näher einzugehen. Freybergers Hauptargumente für eine frühere Datierung waren a) die Anbringung der Inschrift im Obergeschoss, aber nicht auf der Hauptseite, b) der Baudekor und gestalterische Prinzipien sowie c) die historischen Rahmenbedingungen für die Errichtung solcher Monumente. Zunächst ist neuerlich auf die Inschriften der Grabmonumente Bezug zu nehmen. Die Baubeschreibung durch Pococke 1754 belegt zwei Inschriften, von denen eine auf Höhe des Obergeschosses über dem Haupteingang in der Ostfassade lag.104 Auf ihr ist, ebenso wie auf der vollständigen Inschrift von der nördlichen Nebenseite, „Gaios“ als praenomen genannt. Der Vergleich mit dem Grabmonument von Sirrin, wo sich sowohl die Inschrift als auch eine (unbeschriftete) tabula ansata (s. u.) nicht auf der Hauptfront im Osten, sondern im Westen angebracht waren, entkräftet das Argument Freybergers, dass es sich in Emesa wegen der Positionierung nicht um die originale Inschrift handeln kann.105 Auch die ungewöhnliche Anbringung des Epitaphs im Obergeschoss und die damit verbundene Unleserlichkeit vom Gehniveau aus ist kein Argument, das eine spätere Anbringung stützen könnte. Hier ist auf etliche Grabinschriften in Syrien zu verweisen, die sehr weit oben im Erdgeschoss oder im Obergeschoss 102 Oenbrink 2009, 196–198. 103 Freyberger 2017; Kropp 2010 geht hingegen nicht davon aus, dass es sich um ein Mitglied der Fürstendynastie handelt, wobei das Cognomen Samsigeramos einen verwandtschaftlichen Bezug zur königlichen Familie sehr nahelegt. 104 Pococke 1754, 207−208. 105 Gogräfe 1995, 180; 178 Abb. 2; 181 Abb. 3.
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angebracht waren und damit nicht nur wenig prominent positioniert, sondern für die Öffentlichkeit auch unleserlich waren.106 In diesem Zusammenhang ist auch auf die von Freyberger angeführten, vermeintlichen Parallelen des frühen ersten Jahrhunderts n. Chr. nochmals einzugehen. Ob allein der Umstand, dass in Sirrin das 73 n. Chr. datierte Epitaph unterhalb einer tabula ansata angebracht war, für eine Sekundärbelegung spricht, ist ungewiss, da wir nicht wissen, ob die tabula ansata jemals beschriftet war. Vielmehr gewinnt man den Eindruck, dass die nur 50 cm breite tabula ansata in Sirrin nicht ausreichte, um darauf den auf den Quadern eine Fläche von 125 x 70 cm einnehmenden Text unterzubringen. Für den alternativen Vorschlag Freyberges, die Ritzinschrift sei nur eine Textvorlage für eine monumentale Inschrift gewesen, sei die Frage gestellt, wie man sich diesen Arbeitsvorgang konkret vorzustellen hat, wenn sich die Vorlage für eine Monumentalinschrift in knapp fünf Metern Höhe über fünf Quader erstreckte, denn auch in Sirrin befanden sich die beiden Inschriftenzonen unmittelbar unterhalb bzw. oberhalb des oberen Abschluss des Erdgeschosses.107 Das heißt, es gibt keinerlei sicheren Hinweis auf die von Freyberger auch für das Grabmonument von Sirrin angenommene zeitliche Abfolge der beiden Inschriften(felder), mit der er auch für dieses Bauwerk eine Datierung in die frühe Kaiserzeit und eine flavische Nachbelegung begründet. Mit dieser Frage ist an die Forderung Freybergers anzuknüpfen, eine Grabinschrift habe – aufgrund der Beispiele aus Palmyra – ästhetischen Prinzipien zu folgen und das in Kursivschrift erstellte Epitaph in Sirrin habe auch daher möglicherweise nur als Vorlage für eine monumentale Umsetzung gedient. Kann man diesen Anspruch tatsächlich auf die einheimischen Eliten in der Jazireh übertragen, die nicht wie die Palmyrener seit Generationen in Kontakt mit der mediterranen Welt standen und ursprünglich weder Bildlichkeit noch Schriftlichkeit am Grab kannten?108 Wenn sich der Nabupriester Manu von Sirrin von der semitischen Sitte des Verzichts auf bildliche und schriftliche Selbstdarstellung abkehrt und auf einem im Vergleich zu den zeitgleichen Grabmonumenten geradezu bescheiden anmutenden Grabturm sein Priesteramt nennt, so bedeutet dies allein schon einen großen Schritt weg von lokalen sepulkralen Traditionen. Die Demonstration der besonderen sozialen Stellung des Grabinhabers erfüllte sich daher in Sirrin mit dem Grabmonument und allein mit dem Vorhandensein einer Inschrift, unabhängig davon, ob sie für jeden lesbar war oder nicht. So findet sich z. B. auch eine vergleichsweise kleine und unauffällige Grabinschrift an dem zu den Elitengräbern gehörigen Benei Hezir-Grab im Kidrontal in Jerusalem.109 Insofern ist im Falles des G. Iulios Samsigeramos von 106 107 108 109
S. u. Anm. 110. Freyberger 2017, 130; vgl. Gogräfe 1995, 181 Abb. 3. Konrad 2004, 138; Röllig 2004. Kloner/Zissu 2007, 243–245; 621 Abb. 131; 625 Abb. 135; Bonato 1999, bes. 13 Abb. 8.
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Emesa die Rezeption eines römischen Formulars und die Nennung der tria nomina nicht nur neu, sondern in erster Linie wohl als selbstvergewisserndes Zeugnis zu verstehen. Schließlich sei auf einen maßgeblichen Unterschied der Grabmonumente von Emesa und Sirrin zu den spätrepublikanisch-frühkaiserzeitlichen Grabmonumenten hinzuweisen: die Zugänglichkeit. Die ältere, späthellenistisch-frühkaiserzeitliche Gruppe von Monumentalgräbern der lokalen Eliten eint nämlich das Fehlen eines Zugangs und damit die Möglichkeit der Ausübung der Totenrituale im Grabgebäude selbst (Hermel, Suweida, Jerusalem-Kidrontal). Damit stellen diese den charakteristischen Typ des auch inschriftlich belegten NepheshMonuments dar. In Jerusalem sind diese Bauwerke von den eigentlichen Grablegen, meist Loculusgräber in Hypogäen, sogar räumlich separiert110. Sirrin und Emesa, die über weitgehend zeitgleiche Epitaphe verfügen (73 n. Chr. bzw. 78/79 n. Chr., s. u.) zeichnen sich hingegen durch zwei übereinanderliegende Grabkammern im Erdgeschoss und im Obergeschoss aus. Ob dabei die Wandnischengestaltung in Art der Columbarien als datierendes Kriterium herangezogen werden kann, ist an dieser Stelle nicht zu vertiefen 111. Mit der Möglichkeit, das Grabmonument zu betreten und für die Abhaltung von Totenritualen zu nutzen, wird damit in Emesa und Sirrin funktional das mediterrane Mausoleum und nicht das orientalische Nefesh rezipiert, selbst wenn in der Inschrift in Sirrin das Monument noch als Nefesh angesprochen wird.112 Gewichtige Argumente gegen eine Datierung in frühflavische Zeit sieht Freyberger zudem in der architektonischen Gestaltung des Samsigeramosgrabes und der Bautechnik. Er führt dafür den dekorativen Einsatz der Reticulattechnik bei den herodianischen Bauten an, ebenso gestalterische Elemente und Tektonik der Architektur. Der von Freyberger detailliert beschriebene Aufbau der Architektur und der baudekorativen Teile erschließt sich auf den sehr kleinen Abbildungen bei Watzinger und nachfolgenden Forschern nicht, ob Freyberger noch andere Quellen vorlagen, wird nicht erwähnt. In diesem Zusammenhang sei allerdings auf die Nachweise des Einsatzes der auf Sicht gearbeiteten Reticulattechnik in flavischer Zeit in Kommagene und anderen Plätzen hingewiesen 110 So bereits Kropp 2010, 223–224; Oenbrink 2009, 196–198; zu Jerusalem Kloner/Zissu 2007, 241–246; 621–625 Abb. 131–135; Bonato 1999, 11 Abb. 5; 13 Abb. 7. 111 Gogräfe 1995, 184. Sucht man dafür nach regionalen Parallelen, so liegen wenige mutmaßliche Columbarien in den Orientprovinzen in Palaestina vor, als weitere gestalterische Parallelen sind die Wandnischen für die Aufstellung von Büsten in dem ab dem frühen zweiten Jahrhundert n. Chr. belegten ‚Habbasi-Grab‘ von Hama, aber auch die vermutlich unter dem direkten Einfluss der Legion mit halbrunden Nischen gestaltete Reliefwand der Grabanlage des Zenon in Zeugma aus dem frühen ersten Jahrhundert n. Chr. zu nennen, vgl. Kuhnen 1987, 269–271; Konrad 2004, 142; Konrad 2007, 94 Abb. 7; Ploug 1986, 75−101 (Grab 29); 82 Abb. 25; Wagner 1976, 254–262, wobei die Ausstattung mit Büstenreihen in Loculi seit dem späten ersten Jahrhundert n. Chr. belegt ist, vgl. ebd. 150. 112 Gogräfe 1995, 180; 178 Abb. 2; 181 Abb. 3.
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(s. u.). Auch sei darauf aufmerksam gemacht, dass nach Kropp die herodianischen Reticulatbauten in Jericho verputzt waren, wie dies auch in Italien üblich war, wohingegen in Emesa mit den in schwarz und weiß farblich voneinander abgesetzten Tesserae des Reticulats ganz gezielt eine optische Wirkung erzielt werden sollte. Parallelen für die Verwendung der Reticulattechnik, auch als Sichtmauerwerk, in flavischer Zeit lassen sich beibringen.113 Als klassisches Beispiel für eine Nachbelegung eines besonders prominenten Monumentalgrabes nennt Freyberger neben palmyrenischen Beispielen eine um 130 n. Chr., etwa fünf Generationen nach seiner Errichtung durch den Statthalters Sextius Florentinus (wieder)bezogenes Felsgrab mit Prunkfassade in Petra. Diese Parallele ist jedoch insofern nicht überzeugend, als dort der Zweitnutzer eben nicht aus demselben sozialen und ethnischen Kontext wie der Erbauer stammt, er sich vielmehr als Statthalter die Vereinnahmung eines Monuments aus der Zeit der nabatäischen Könige ex officio erlaubte. Ein maßgebliches Unterscheidungsmerkmal ist jedoch die Kernaussage der Inschrift, denn der syrische Statthalter steht mit Amts- und Namensangabe im Nominativ, wohingegen in Emesa klar ausgesagt wird, dass der in flavischer Zeit lebende Grabinhaber das Grab für sich und seine Familie errichtet hat. Die Sozialkontrolle dürfte fünf Jahre nach Liquidierung des Klientelstatus noch so hoch gewesen sein, dass wohl kaum einer sich angemaßt hätte, ein bereits bestehendes Grab der Königsfamilie öffentlich als eigene Bauleistung auszuweisen. Zumindest hätte ihm dies wohl kaum das gewünschte Ansehen eingebracht. Hinzu kommt, dass eine Grabinschrift de facto ein Rechtsdokument war und ein Verkauf oder eine Überlassung üblicherweise rechtlich geregelt und inschriftlich dokumentiert wurde, selbst wenn das Monument bereits in ruinösem Zustand war. So belegen dies zumindest die epigraphischen Quellen für Kleinasien. Passende Parallelen für 113 Vgl. auch Kropp 2010, 206 mit Anm. 57; Kropp 2013 a, 147–148 mit jüngeren Referenzen für die Verwendung der Reticulattechnik im Osten; ebd. 134 Abb.158; 147 mit Anm. 274; Kropp 2013 a, 147−148 geht im Gegensatz zu Freyberger auch davon aus, dass die herodianischen Reticulatbauten verputzt waren; allgemein Schörner 2011, 119−120. – Die Verwendung und Datierung des in Emesa nachgewiesenen opus caementicium in Kombination speziell mit auf Sicht gearbeitetem opus reticulatum ist ein Spezifikum, dessen Vorkommen noch nicht systematisch erfasst wurde. Vgl. zu Kleinasien Spanu 1996, der die iulischclaudischen Beispiele für die Verwendung der Reticulattechnik an den herodianischen Palästen, in Jerusalem und in der Provinzhauptstadt Antiochia als frühe Ausnahmeerscheinungen anspricht, wohingegen seiner Meinung nach die Technik mehrheitlich erst ab flavischer Zeit aufzutauchen scheint. So ist etwa die Verschalung von opus mixtum durch Reticulatmauerwerk auch an der vespasianischen Stadtmauer von Kommagene und an einem zeitgleichen Bauwerk auf der Akropolis belegt, vgl. ebd. 928; Zoroğlu 2000, 76–77 Abb. 102–103. – Bei der Suche nach möglichen Vorlagen sei insbesondere ein Grabmonument aus opus caementicium in dem nur ca. 40 km von Emesa entfernten Legionsstandort Raphanea nicht vergessen, das aufgrund der zuletzt von Markus Gschwind dargelegten Chronologie nicht vor dem dauerhaften Bezug des Lagers in neronischer Zeit errichtet worden sein dürfte, vgl. Gschwind/Hasan 2014, 125 Abb. 10.
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diese Art Vereinnahmung eines Monuments wären hier also noch beizubringen, insbesondere im Zusammenhang mit der dezidierten Erwähnung der Errichtung durch die in der Inschrift genannte Person.114 Mit dieser Frage sieht man sich der Problematik ausgesetzt, inwieweit die historischen Rahmenbedingungen für die Datierung oder vielmehr ‚Existenzberechtigung‘ eines Bauwerkes herangezogen werden dürfen. Freyberger sieht in den Jahrzehnten um die Zeitenwende ideale Bedingungen, unter denen die Lokalfürsten ihrer Bedeutung durch möglichst aufwendige und monumentale Grabbauten Ausdruck verleihen konnten. Es besteht kein Zweifel: Gerade die östlichen Klientelfürsten waren in dieser Zeit in einer besonders privilegierten Situation. Darf man daraus aber schließen, dass unter veränderten Rahmenbedingungen die Grabmonumente als ideale Medien der Repräsentation in Vergessenheit gerieten? Und wäre es nicht auch denkbar, dass die Situation in den 70er Jahren dazu herausforderte, sich im Spektrum der Grabarchitektur in der Provinz Syria den etablierten provinzialen Eliten ebenbürtig zu erweisen? Der Blick in die Provinz Syria zeigt uns dabei eindrücklich, dass die in der augusteischen Zeit führenden und romtreuen Familien der lokalen Oberschicht im sozialen und politischen Gefüge der Provinz bis mindestens in die Severerzeit wichtige Funktionsträger und Ansprechpartner Roms blieben, und untereinander auch in Konkurrenz traten.115 Dabei müssen wir in den Provinzen gerade im Bereich der Privatarchitektur mit der Ausbildung eklektizistischer, vom Selbstbild und Geschmack des jeweiligen Auftraggebers geprägter Architekturen rechnen, die häufig gegenüber den Vorbildern nicht nur verfremdet sind, sondern auch zeitverzögert auftauchen können.116 Naturgemäß schließt sich hier eine weitere Frage an: Sollte die Frühdatierung Freybergers zutreffen, welcher Personenkreis hat sich dann am gleichen Ort und zeitgleich mit den ganz in einheimischen Traditionen stehenden, prunkvoll ausgestatteten Fossagräbern wohl in dem Grabmonument bzw. den Grabmonumenten bestatten lassen? Und wie wäre zu erklären, dass sich der hier bestattete, aufgrund seines Namens einheimische Mann von privilegiertem Status die kulturellen Leitbilder der Fürstenfamilie nicht zu eigen machte? In diesem Zusammenhang wäre auch die Frage zu stellen, wie man sich die Belegung der Nekropole von Emesa vorzustellen hat, wenn trotz Zeitgleichheit das
114 Harter-Uibopuu 2010; Harter-Uibopuu 2015; Harter-Uibopuu/Wiedergut 2014. Ich danke Kaja Harter-Uibopuu (Hamburg) für sachkundige Hinweise, eine anregende Diskussion und weiterführende Literatur. 115 Konrad 2014, 71. 116 Vgl. Hesberg 1992, 45−50; Hesberg 2008; im sepulkralen Bereich sind Avenches-en-Chaplix oder Saint-Rémy-de Provence, in der Provinz Arabia auch Gerasa eindrückliche Beispiele solcher Prozesse, vgl. z. B. Paoletti 2012, 314; Bossert 2002, bes. 60–67; Seigne 2006, 155−156.
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Grabmonument knapp 600 m von den Fossagräbern entfernt und in einer sehr viel weniger prominenten Lage errichtet wurde.117 Freybergers Anstoß legt nahe, sich mit der Nachbelegung prominenter Grabmonumente des späten Hellenismus und der frühen Kaiserzeit intensiver zu beschäftigen. Es sollte dabei jedoch berücksichtigt werden, dass sich, worauf Freyberger selbst hinweist, in den syrischen Steppenzonen die Traditionen des Monumentalgrabes bis in das zweite Jahrhundert (Palmyra), in Hallabiya am mittleren Euphrat sogar bis in das dritte Jahrhundert fortsetzen können.118
Die Inschrift des Gaios Iulios Samsigeramos (IGLS 5, 2212) Ungeachtet einer möglichen älteren Datierung des Grabmonuments von Emesa, lässt die Inschrift nach wie vor verlässliche Aussagen zum Selbstverständnis des 78/79 n. Chr. verstorbenen Mannes zu:119 Gaios Iulios Samsigeramos, [aus der Tribus] Fabia, auch Silos genannt, Sohn des Gaios Iulios Alexion, hat zu Lebzeiten für sich und die Seinen [dieses Grab] errichtet, im Jahr 390.
Zunächst ist die Grabinschrift wie eine öffentliche Inschrift griechisch abgefasst und nicht wie im lokalen Milieu üblich, aramäisch oder zweisprachig (aramäisch-griechisch). Ganz gezielt wird auf den Bürgerrechtsstaus verwiesen, indem der römische Name und die Tribusangabe vor dem einheimischen Namen genannt werden und dieser wie ein Rufname in einer Art Apposition angehängt ist. Im Gegensatz dazu ist bemerkenswert, dass die Familie der Klientelkönige offensichtlich auf Grabinschriften und die damit verbundene Möglichkeit, ihren Bürgerrechtsstaus öffentlich bekannt zu machen, verzichteten, obwohl sie diesen bereits seit mindestens zwei Generation innehatten (vgl. S. 177 Anm. 16). Gehen wir davon aus, dass Gaios Iulios Samsigeramos ein Mitglied der Fürstenfamilie und Nachfahre der in den Fossagräbern bestatteten Personen war, so wäre er nach aktuellem Quellenbestand der Erste in seiner sozialen Gruppe, der in einer Privatinschrift mit der Nennung der tria nomina seinen Bürgerrechtsstaus betont.120 Er bezieht also sein Selbstbewusstsein nicht mehr primär über seine Herkunft, das dynastische Prinzip oder seine kulturelle Zugehörigkeit zur Gruppe der östlichen Lokalkönige, sondern über die bürgerrechtliche Stellung, welche
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Kropp 2013 a, 208 Abb. 85. Freyberger 2017, 131–132. S. o. S. 197 Anm. 99. Im gleichen zeitlichen Kontext der 70er Jahre steht auch die Ehreninschrift für C. Iulius Sohaemus aus Baalbek IGLS 6, 2760, vgl. oben S. 190 Anm. 74.
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durch die Tribusangabe noch zusätzlich versichert wird.121 Die Vermittlung all dessen erfolgt nun über das römische Medium der Inschrift und nicht mehr im ‚barbarischen‘ Modus über die Grabausstattung. Als römischer Bürger der Provinz Syria mit einer nun in die Steppengebiete vorgelagerten Grenzbefestigung muss der Inhaber des Grabmonuments seine Stellung innerhalb seiner und der provinzialen Gesellschaft neu definieren. Dazu dient ihm das Monument, mit dem er sich von der Gruppe der Fossagräber auch kulturell klar absetzt, und mehr noch die Inschrift. Sollte das Grabmonument tatsächlich älter sein, müssten wir uns also zudem die Frage stellen, welcher Personenkreis zeitgleich mit der Fürstenfamilie das Privileg genossen und über die finanziellen Mittel verfügt haben könnte, sich in einem architektonischen Prachtbau dieser Art bestatten zu lassen.
Zusammenfassung Die reichen Grabinventare aus einer 22 Gräber umfassenden Nekropole des ersten Jahrhunderts n. Chr. in Emesa können mit großer Wahrscheinlichkeit der Familie der emesenischen Lokalkönige zugewiesen werden. Sie bewegten sich in einem Spannungsfeld, welches aus der spezifischen politischen und sozialen Konstellation der frühen Kaiserzeit resultierte. Als Funktionsträger übernahmen sie eine vermittelnde Rolle zwischen einem administrativ, institutionell und politisch hochdifferenzierten Staat und einer in tribalen Strukturen organisierten lokalen Gesellschaft in den syrisch-mesopotamischen Steppenrandgebieten. Ihre Grabbeigaben weisen sie als Persönlichkeiten aus, die im Spannungsfeld zwischen den ihnen untergeordneten lokalen Gruppen und Rom eine für beide Seiten glaubwürdige Identität repräsentieren mussten. Wie am Beispiel der Sepulkralkultur aus dem Gebiet der Klientelreiche und exterritorialer Gruppen gezeigt werden konnte, unterschied sich das Wertesystem dieser Gemeinschaften grundlegend von dem der Römer. Dieses ist nicht einfach die Fortführung orientalischer Traditionen, sondern das Ergebnis einer Überlebensstrategie in einer historischen Umbruchszeit: Die veränderten politischen Rahmenbedingungen nach dem Ende des Bürgerkrieges erforderten nicht nur Zeichen der Loyalität mit Rom, sondern zugleich die Demonstration einer glaubhaften kulturellen Eigenständigkeit und herrscherlicher Qualitäten. Als deren legitimatorischen Zeugnisse dienten selbsterschaffene, pseudolokale Traditionen. Dass die hierfür verwendeten, semantisch aufgeladenen Objekte primär an den parthischen Königshof weisen, ist sicher kein Zufall, sondern nachdrücklicher Ausdruck von Alterität. 121 Raggi 2010, 96. – Den Hinweis auf die in italischen Kontexten ungewöhnliche Tribusangabe verdanke ich Hans-Ulrich Nuber (†). Die Angabe der Tribus (Horatia) liegt indes bei der Statuenweihung für Tiberius, Drusus und Germanicus durch den Legaten der 10. Legion, Minucius Rufus, in Palmyra vor, AE 1933, 204.
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Denn betrachtet man die Denkmäler des späten ersten Jahrhunderts vor bis mittleren ersten Jahrhunderts n. Chr., so ist festzustellen, dass sich die tribalen Eliten über gemeinsame kulturelle Grundlagen und Netzwerke definieren: semitische Sprache und Schrift, Religion, Dimorphität, Kleidung sowie eine spezifische Architektursprache sind Äußerungen einer gesellschaftlichen Gruppe, die sich von der hellenistisch-römischen gezielt und klar absetzt. Zur Ausbildung und zur Auswahl dieser gemeinsamen ‚Identitätszeiger‘ in der materiellen Kultur kam es jedoch offensichtlich erst in Folge der Interaktion mit den Großmächten Rom und Persien. Grundlage ihrer Herrschaft im lokalen Umfeld ist die auctoritas innerhalb des tribalen Sozialgefüges und die Legitimation durch göttlichen Willen. Als gottgesandte Priesterkönige verkörpern sie zugleich das Ideal des frommen und fürsorglichen Herrschers wobei in den über die reine Fürsorge hinausgehenden euergetischen Qualitäten mesopotamische und hellenistische Herrscherideale verschmelzen.122 Denn wie das Beispiel des in Rom erzogenen parthischen Prinzen Vonones zeigt, konnte zu viel Römertum den Verlust der Autorität innerhalb der lokalen Hierarchien nach sich ziehen. Daher war die Betonung der lokalen Herrscherqualitäten unumgänglich, um sich innerhalb der eigenen Gruppe zu legitimieren.123 Als amici populi Romani waren die Klientelkönige aber auch Rom gegenüber öffentliche Bekundungen ihrer Freundschaft und Loyalität schuldig, denn im Gefüge der hellenistisch-römischen Machtverhältnisse genügte die aus den Stammeshierarchien abgeleitete auctoritas ebenso wenig wie Gottgesandtheit, um ihren Status zu legitimieren.124 Vielmehr bezogen die Klientelkönige ihre Daseinsberechtigung gegenüber Rom aus ihrer Treue und ihrem Einsatz für die römischen Interessen in der Region. Die Verleihung des Bürgerrechts an die emesenischen Könige und an den Tetrarchen Agrippa von Apameia ist daher eine nicht zu unterschätzende und wohl kaum zufällig zeitgleich erfolgte Auszeichnung zweier der hochrangigsten Familien des römischen Syrien. Dabei hat Babette Edelmann-Singer nochmals eingehend auf die römische Herrschaftsstrategie hingewiesen, die Tetrarchen und damit die führenden Familien der arabischen Stammesverbände ganz gezielt mit den vornehmsten Aufgaben wie der Durchführung des Kaiserkultes zu betrauen, wofür in Grab 1 mit dem Gesichtshelm nun konkrete Hinweise vorliegen.125 Mit dieser ‚Identitätsskizze‘ der emesenischen Fürstenfamilie lässt sich nachvollziehen, wie für die orientalischen Klientelfürsten Roms die Konstruk122 Konrad 2017, 67; zum orientalischen Herrscherideal Otto 2013; vgl. demgegenüber kritisch Freyberger 2017, 132; zum hellenistischen Herrscherideal Scholz 2015, 180–186; Gehrke 1982; Chaniotis 2019, 103−144. 123 Tac. ann. 2, 2, 1–3, 4. Konrad 2017, 60; nun auch ausführlich Olbrycht 2016 a. 124 Paltiel 1991, 205; Millar 1993, 60–61; Braund 1984, 105–122; Jacobson 2001, 26; 34. 125 Edelmann-Singer 2015, 98−100.
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tion der eigenen Vergangenheit einen identitätsstiftenden und legitimatorischen Zweck verfolgte. Bei der Vermittlung der einerseits durch die konstruierte gemeinsame Vergangenheit, andererseits durch die Funktion als römische Foederaten geschaffenen Identität spielte die ganz gezielte Selektion der Parameter und der Medien eine maßgebliche Rolle. Es liegt hier also ein sehr eindrückliches Beispiel vor, wie aus dem Bewusstsein oder dem Wunschbild einer gemeinsamen Geschichte, aber auch gemeinsamer Lebenswelten im Dienst einer koiné, identitätsbildende Interaktionsformen und kollektive Erinnerungsmedien geschaffen wurden.126 Zugleich entstanden in der Interaktion mit den Großmächten nicht nur ‚Funktionseliten‘, sondern konstruierte ‚Funktionsethnien‘.127 Rom waren diese Welten fremd. Durch Heirat eng miteinander verbunden, sprachen die lokalen Dynasten in ihren Werten und Sitten eine eigene Sprache, die sich mit der römischen nicht deckte. Sie war für Rom fremd, undurchschaubar und suspekt. Daher lastete dem Treffen von fünf Lokalkönigen bei Agrippa in Tiberias in den frühen 40er Jahren des ersten Jahrhunderts n. Chr. – Antiochus von Kommagene, Samsigeramus von Emesa, Kotys von Kleinarmenien, Polemon von Pontus und Herodes von Chalkis – aus römischer Sicht auch der Verdacht des Konspirativen an. Ebenso war der gottgleiche Auftritt Agrippas im silberbesetzten Gewand im Theater von Caesarea für Rom gerade im Kontext der Ausübung des römischen Kaiserkultes gänzlich inakzeptabel128. In Tiberias ließ der syrische Statthalter Vibius Marsus die Gäste des Agrippa nach Hause schicken, weil ihm die Versammlung „so vieler mächtiger Fürsten […] suspekt vorkam“.129 Die Reaktion des römischen Statthalters spricht für sich: Rom konnte
126 Erll 2011; Konrad 2014, 67−68. Vgl. zu dieser Thematik diachron und für die römische Zeit überwiegend den römischen Westen betreffend Boschung/Busch/Versluys (Hgg.) 2015; für die kommagenischen Könige und zu ‚Bricolage-Prozessen‘ bei den lokalen Eliten des Ostens in vergleichender Perspektive Versluys 2017, bes. 207−231; allgemein angesprochen bei Kropp 2013 a, 357–359. – Zu dem aus der Ethnologie stammenden Modell erfundener Traditionen (‚Folklorismus‘) zum Zweck der eigenen Identitätsbildung Hobsbawm 1983 am Beispiel des British Empire im 19. und 20. Jahrhundert. Auf die Darstellung der hiermit in unmittelbarem Zusammenhang stehenden Diskussion zur kulturellen Hybridität sei verzichtet. Es sollte jedoch zum Ausdruck gekommen sein, dass hier Objekte und Motive aus verschiedenen Kulturkreisen rezipiert wurden und als persönliche Gegenstände in einem neuen semantischen System im Sinne Hahns einen Bedeutungswandel erfahren haben, s. Stockhammer 2012 a; Hahn 2004; Hahn 2012. Im Sinne Braudels läge damit eben nicht eine kulturelle „Amalgamisierung“ als Ergebnis eines langsamen Austauschs vor („longue durée“), sondern das typisches Phänomen einer Umbruchsphase. 127 Auf die Rezension M. J. Versluys’, in: ZPalV 135, 2019, 218−222 zu Konrad 2014 kann hier nicht näher eingegangen werden. Gleichwohl gibt die Rezension Versluys’, wonach die Interpretation des Befundes in Emesa auf einem dichotomischen und hierarchischen Kulturverständnis beruhe, die ebd. 59−71 geführte Diskussion in nicht zutreffender Weise wieder. 128 Ios. ant. Iud. 19, 8, 2; Bernett 2007, 298–299; vgl. auch Fick 2004, 176–177. 129 Ios. ant. Iud. 19, 8, 1.
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letztlich dieses System nicht durchdringen und begegnete dem undurchdringbar Fremden mit Misstrauen, autoritären Verfügungen und Strafmaßnahmen.130 Ungeachtet der Tatsache, dass nach Strabon die Emeseni „in gesitteten Verhältnissen“ lebten (s. o. S. 177), stellten die herrscherlichen Netzwerke und ihre Repräsentationsformen für Rom ein Problem dar. Zugleich waren die lokale Kultur des Ostens in Rom seit langer Zeit bereits durch das Klischee der vanitas − Verweichlichung, Prunksucht, aber auch Unzuverlässigkeit und Wankelmut − negativ konnotiert.131 Die Auflösung der Klientelkönigreiche konnte daher nur im Interesse Roms sein, sobald die Verhältnisse im Orient überschaubar geworden waren. Mit der Etablierung des ‚römischen‘ Systems war auch die Ablösung der vom lokalen Herrscherhaus getragenen kulturellen Leitbilder unausweichlich geworden. Zugleich musste Rom daran gelegen sein, sich für die Vermittlung des neuen Wertesystems weiterhin der Unterstützung durch die lokalen Eliten sicher zu sein. Wie wir aus verschiedenen Beispielen von Reichskarrieren führender Familien aus der Gruppe der lokalen Eliten wissen, war dieser Spagat durch ein erfolgreiches Integrationsmodell – die Übertragung von Verantwortung durch munizipale Ämter – in der Regel erfolgreich.132
130 Konrad 2017, 61–71. 131 S. o. S. 177 mit Anm. 17; Schmal 2006. 132 Konrad 2017, 71.
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Abb. 1:
Michaela Konrad
Emesa – Nekropole Tall Abū Ṣābūn. Funde aus Grab 1. – Verschiedene Maßstäbe (nach Seyrig 1952 und 1953)
Die Klientelkönige von Emesa
Abb. 2:
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Emesa – Nekropole Tall Abū Ṣābūn. Funde aus Grab 1. – Verschiedene Maßstäbe (nach Seyrig 1952 und 1953, Zeichnungen Manfred Lerchl, München)
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Abb. 3:
Michaela Konrad
Emesa – Nekropole Tall Abū Ṣābūn. Funde aus verschiedenen Gräbern. Grab 11 (1−3, 9−12), Grab 6 (4−8). – Verschiedene Maßstäbe (nach Seyrig 1952 und 1953)
Die Klientelkönige von Emesa
Abb. 4:
Palmyra. Portraitstatue aus der Qasr Abyad (nach Schlumberger 1970, 90)
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Michaela Konrad
Abb. 5:
Emesa. Grabmonument des Samsigeramos (nach Watzinger 1923)
Lysanias, Tetrarch der Ituräer, als Klientelherrscher Roms im römischparthischen Grenzraum Julia Hoffmann-Salz (Berlin)
Der römisch-parthische Grenzraum im Großraum Syrien war vom 1. Jhd. v. Chr. bis zum 1. Jhd. n. Chr. durch eine Reihe von mit Rom verbündeten Klientelreichen geprägt. Deren Lage zwischen zwei Reichen bedeutete dabei einerseits eine besonders argwöhnische Kontrolle ihrer Loyalität durch Rom, denn gerade im 1. Jhd. v. Chr. konnte es für die Zeitgenossen vor Ort nicht ausgemacht gewesen sein, dass sich das Römische Reich am Ende in Syrien durchsetzen würde.1 Entsprechend attraktiv konnte also den Klientelherrschern ein Seitenwechsel erscheinen, was für das Römische Reich selbstverständlich nicht akzeptabel war. Andererseits eröffneten sich den Klientelherrschern dadurch aber besondere Handlungsspielräume zur Durchsetzung eigener Interessen und zur Verbesserung der eigenen Position, auch gegenüber Konkurrenten und Nachbarn, was unter anderem durch einen Seitenwechsel erreicht werden konnte.2 Kontakt, Kooperation und Konflikt mit Rom müssen für die Klientelreiche daher oft nahe beieinander gelegen haben. Dies zeigt sich auch am Schicksal eines dieser Klientelreiche, nämlich der Tetrarchie der Ituräer, und zwar gerade unter dem zweiten Herrscher über dieses Reich, dem Tetrarchen Lysanias, der offensichtlich versuchte, genau den gerade beschriebenen Handlungsspielraum zwischen den beiden Großreichen auszunutzen. Denn Flavius Josephos berichtet in seinem Jüdischen Krieg über ihn und die Ereignisse des Winters 41/40 v. Chr.: Zwei Jahre später, als der parthische Satrap Barzapharnes und Pakorus, der Sohn des Partherkönigs, Syrien innehatten, überzeugte Lysanias, der seinem Vater Ptolemäus Mennaei nach dessen Tod in der Herrschaft gefolgt war, den Satrapen durch das Versprechen
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Butcher 2003, 20. Hartmann kann dies etwa am Beispiel des Abgar von Osrohene nachzeichnen: Dieser hatte offenbar mit Pompeius einen amicitia-Vertrag geschlossen und unterstützte daher zunächst Crassus 53 v. Chr. bei seinem Parther-Zug mit Hilfstruppen und taktischen Informationen. Später wechselte er aber zu den Parthern, und zwar zum eigenen Prestige-Gewinn. Denn der siegreiche parthische Großkönig bestrafte ihn nicht für seine anfängliche Hilfe für Crassus und noch Abgars Sohn konnte in der Osrhoene herrschen. Hartmann 2015, 309–314; 339–342.
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Julia Hoffmann-Salz von eintausend Talenten und fünfhundert Frauen, Antigonos wieder auf den Thron zu setzen und Hyrkanus zu stürzen.3
Lysanias, der seinem Vater als Tetrarch der Ituräer nachgefolgt war, wird hier geradezu als negatives Paradebeispiel eines untreuen Klientelherrschers dargestellt, denn er wechselte nicht nur die Seiten, sondern paktierte auch noch mit dem römischen Feind, um durch Geldversprechen und ein fragwürdiges Frauengeschäft einen von Rom bislang abgelehnten Prätendenten in einem weiteren römischen Klientelreich, nämlich Judäa, zu etablieren. Dieser negative Bericht fügt sich ein in eine grundsätzlich negative Darstellung der Ituräer in den Quellen und deren häufige Rezeption in der Forschung.4 Ein genauerer Blick auf die Umstände und Hintergründe der Herrschaft des Tetrarchen Lysanias und seiner Kooperation mit den Parthern kann aber gerade dieses negative Werturteil relativieren und ein besseres Verständnis seines Handelns erreichen. Dazu möchte der vorliegende Beitrag zunächst die Entstehung der ituräischen Tetrarchie und die Regierung des Lysanias vor dem Hintergrund verschiedener struktureller Aspekte der römischen Klientelherrschaft im 1. Jhd. v. Chr. beleuchten, um dann Erklärungsansätze für die negativen Quellenberichte anzubieten. Dazu wird auch ein Blick auf die Selbstdarstellung des Lysanias und seines Vaters geworfen, die – wenig überraschend – ein offenbar ganz anderes Bild der ituräischen Tetrarchen vermitteln sollte. Der erste ituräische Herrscher, Ptolemaios, Sohn des Mennaios, erscheint im Zusammenhang mit Ereignissen im Jahr 87 v. Chr. bei Flavios Josephos: Später kam des Philippos Bruder Antiochos Dionysos in der Absicht, sich der Herrschaft zu bemächtigen, nach Damaskos, nahm dasselbe ein und setzte sich die Krone auf. Während er aber auf einem Kriegszug gegen die Araber begriffen war, hörte sein Bruder Philippos, was vorgefallen war, und eilte nach Damaskos. Milesios, der als Kommandant der Burg zurückgeblieben war, übergab ihm im Einverständnis mit den Damaszenern die Stadt. Da er sich aber gegen den Milesios undankbar erwies und ihm nicht von dem, was dieser nach der Übergabe der Stadt erwartet hatte, gewährte, […] wurde er, zumal er keinerlei Geschenke machte, bald missliebig und verlor Damaskos wieder. Da er nämlich einmal in die Rennbahn zog, schloss Milesios die Tore und bewahrte die Stadt wieder für Antiochos. [Antiochos zieht nach Judaia und dann wieder nach Arabien und fällt in der Schlacht] Nach Antiochos gelangte zur Regierung von Koelesyrien Aretas, der von der Besatzung in Damaskos aus Hass gegen Ptolemaios Mennaei zur Herrschaft berufen wurde.5
Im Jüdischen Krieg schreibt Josephos allerdings, dass es die Damaszener selbst waren, die Aretas gegen Ptolemaios zur Hilfe riefen, doch auch hier ist ihr Motiv
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Ios. bell. Iud. 1, 13, 1, Übersetzung hier und im Folgenden auf Basis von W. Whiston und H. Clementz. Zur Rezeption der negativen Darstellung siehe z. B. Jones 1931, 265; Schmitt 1982; Knauf 1998, 273–276; Schottroff 1982, 137; Sommer 2001, 83. Ios. ant. Iud. 13, 15, 1–2; vgl. bell. Iud. 1, 4, 7–8.
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der Hass auf Ptolemaios.6 Offenbar rivalisierten nicht nur die beiden Prätendenten Philippos I. und Antiochos XII. um die Kontrolle der Stadt, sondern auch deren Amtsträger Milesios versuchte, durch Seitenwechsel die eigene Stellung zu verbessern. Möglich wäre, dass auch Ptolemaios, Sohn des Mennaios, ein Amtsträger von Antiochos XII. oder Philippos war und sich durch diese Tätigkeit den Hass der Damaszener zugezogen hatte.7 Dies könnte der Hintergrund für eine lokale Herrschaft des Ptolemaios, Sohn des Mennaios, nach dem Ende dieser letzten Seleukiden sein, die ihm vielleicht von Tigranes von Armenien nach dessen Invasion Syriens bestätig wurde.8 Da unter Tigranes’ Herrschaft die griechischen Städte, die sich auf seine Seite schlugen, Autonomie und Münzrecht erhielten, könnte Ptolemaios nun auch eine autonome Stellung und das Recht zum Prägen von Münzen erhalten oder bestätigt bekommen haben. Ptolemaios’ erste Prägeserie von 73/72 v. Chr. fällt nämlich in das Jahr, in dem Tigranes wohl Damaskos eroberte und dort ebenfalls eigene Münzen prägen ließ.9 Eine Anerkennung als lokaler Dynast wird Ptolemaios von Tigranes nur erhalten haben, wenn Ptolemaios ihm als nützlicher Partner erschien. Und dies konnte Ptolemaios für Tigranes wiederum nur sein, wenn er Truppen, Ressourcen und vor allem eine ‚Hausmacht‘ mitbrachte, die Tigranes im Prozess der Eroberung Syriens die Kontrolle über ein strategisch relevantes Gebiet sicherte.10 Und die Quellen lassen erkennen, dass Ptolemaios über so etwas verfügte: So zeigt die Beschreibung der Region von Libanon, Antilibanon und Beka-Ebene durch Strabon, dass Ptolemaios hier an strategisch relevanten Punkten Kastelle mit Truppen unterhielt – auch wenn Strabon die Ituräer als Räuber erscheinen lässt: Sie haben naturfeste Stützpunkte, ebenso wie die Bewohner des Libanos oben in den Bergen Sinna, Borrama und andere ähnliche Bollwerke haben, und unten Bortys, Gigartos, die Grotten am Meer und die auf das Gottesantlitz [Theuprosopon] gesetzte Festung, die Pompeius alle niedergerissen hat: von diesen Orten aus pflegten sie Byblos und das daran anschließende Berytos heimzusuchen, zwei Städte die zwischen Sidon und dem Gottesantlitz liegen.11
Erkennbar wird eine strukturierte Herrschaftsetablierung, die auf eine strategische Raumkontrolle durch die Anlage von Kastellen und anderen Kontrollpunkten (= die Höhlen) an neuralgischen Kommunikationsachsen setzte, aber auch
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Ios. bell. Iud. 1, 8 (1, 103). Vgl. Coşkun 2015, 180–181. Zur Invasion des Tigranes vgl. Ball 2000, 12–15; Butcher 2003, 35–38. Vgl. Myers 2010, 30; 156–157. Sartre glaubt daher, Ptolemaios, Sohn des Mennaios, habe einen eigenständigen Herrschaftsbereich in der Zeit der Kontrolle Syriens durch Tigranes etabliert: Sartre 2001, 432. Vielleicht gelangte er dabei auch kurzzeitig an die Kontrolle über Damaskus: Ios. ant. Iud. 13, 16, 3–4. Strab. 16, 2, 18, Übersetzung von S. Radt.
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militärische Eroberungen einschloss. Dafür war die Verfügung über Truppen unabdingbar. Es ist sicher auch dieses militärische Potential, das Josephos über Ptolemaios sagen lässt, dass er „für Jerusalem ein gefährlicher Nachbar war“.12 Durch seine Truppen und Stützpunkte konnte Ptolemaios die sich ihm bietenden Ressourcen nutzen und diese waren insbesondere Abgaben aus der Landwirtschaft und Zolleinnahmen aus dem Handel. Denn aus dem Bericht Strabons wird offenbar, dass die ituräischen Dynasten nicht nur die Nord-Süd-Verbindung durch die Beka-Ebene, sondern auch einen Teil der Küstenroute sowie verschiedene Querverbindungen zwischen Küste und Beka-Ebene durch den Libanon kontrollierten.13 Sie hatten damit Zugriff auf zwei der drei Nord-SüdVerbindungen durch Syrien und werden diesen Zugriff sicher zum Erheben von Zöllen verwendet haben – dies wird von Strabon wie auch Josephos als Räuberei abgetan.14 Aber Stützpunkte und Truppen erlaubten ebenfalls den Zugriff auf die landwirtschaftlichen Produktionsgüter des Herrschaftsraumes. Auch dies belegt Strabon: Die gebirgigen Teile werden sämtlich von Ituräern und Arabern, Übeltäter allesamt, bewohnt (die Ebene dagegen von Bauern, die bald diese bald jene als Schutzmacht bedürfen).15
Die Etablierung einer ituräischen Eigenherrschaft ging dabei vermutlich mit der Usurpation königlicher Ländereien und Ressourcen in der Region einher. In diesem Sinne könnten sie insbesondere durch das Einfordern von Pacht- oder Steuerzahlungen von der lokalen Landwirtschaft profitiert haben.16 Diese These wird unterstützt durch eine kleine Tontafel, die 1978 in der Umgebung von Baalbek/ Heliopolis in der Beka-Ebene gefunden wurde. Mit Ghadban handelt es sich dabei um ein Ostrakon, auf dessen zwei Seiten eine Reihe von überwiegend griechischen Namen gefolgt von dem Vermerk „KOP“ und meist einer Zahl zu lesen sind, die Ghadban als Mengenangaben landwirtschaftlicher Produkte versteht. Ghadban sieht in diesem Dokument einen Beleg für die systematische landwirtschaftliche Ausbeute der Beka-Ebene unter den ituräischen Dynasten, denn er datiert es auf das 1. Jhd. v. Chr.17 Und genau wie für Tigranes machte Ptolemaios dies alles auch für Pompeius als Partner interessant: Denn im Frühjahr 63 v. Chr. zog der römische General Richtung Süden durch Syrien.18 Einige lokale Dynasten, die sich unter der armenischen Eroberung bzw. nach deren überstürztem Ende in Städten wie Tripolis 12 13 14 15 16 17 18
Ios. ant. Iud. 13, 16, 3–4. Vgl. Marfoe 1979, 25. Zur Verwendung des Begriffs ‚Räuber‘ für ganz unterschiedliche Personengruppen bei Josephos vgl. Grunewald 2004, 92–98. Strab. 16, 2, 18, Übersetzung von S. Radt. Vgl. Myers 2010, 174; auch 167. Ghadban 2014, 261–275; Ghadban 1987, 223–227. Ehling 2008, 275.
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oder Byblos etabliert hatten, wurden hingerichtet.19 Andere jedoch bestätigte Pompeius20 und dazu gehörte auch Ptolemaios, wie Josephos berichtet: Unterwegs [vom Winterlager nach Damaskus] zerstörte er die Burg zu Apamea, die Antiochos von Kyzikos befestigt hatte, und verheerte das Gebiet des Ptolemaios Mennaei, eines ebenso nichtswürdigen Menschen, wie sein Verwandter Dionysios von Tripolis war, der mit dem Beil hingerichtet wurde. Er selbst jedoch erkaufte sich Verzeihung für seine Freveltaten mit tausend Talenten, die Pompeius zur Löhnung seiner Soldaten verwendete.21
Dass Ptolemaios dafür 1.000 Talente zahlen konnte, zeigt, dass er über umfangreiche Ressourcen verfügte – oder sich diese beschaffen konnte.22 Dabei kann Schulz überzeugend zeigen, wie stark gerade in der ausgehenden Republik die Entstehung der Klientelkönigreiche im Osten nicht von einer ‚großen Strategie‘ römischer Außenpolitik zur Sicherung der Grenzen durch ‚Pufferstaaten‘, sondern durch die persönlichen Interessen der vor Ort agierenden römischen Feldherren geprägt waren. Denn diese schufen sich hier loyale Klienten, deren Ressourcen sich langfristig eben auch für die eigenen Interessen ausbeuten ließen. Schulz geht sogar so weit, dem Senat einen weitgehenden Kontrollverlust über die Außenpolitik in den östlichen Territorien aufgrund dieser exzessiv vertretenen feldherrlichen Eigeninteressen zu bescheinigen.23 Und dies zeigt sich auch in der Politik des Pompeius im Nahen Osten und in der Bestätigung des Ptolemaios als lokalen Dynasten, denn die Quellen berichten einzig über die Entscheidung des Pompeius. Weitere Institutionen waren wohl nicht beteiligt. Angesichts der personalen Klientelverhältnisse bestanden aber auch nach der Bestätigung in der Herrschaft finanzielle Verpflichtungen der Klientelherrscher gegenüber den Patronen und gegenüber Rom. Gerade die Zeit der Bürgerkriege wird hier eine hohe Belastung für die Klientelherrscher und damit auch für Ptolemaios bedeutet haben, denn die jeweiligen Parteien waren intensiv darum bemüht, alle verfügbar zu machenden Ressourcen einzufordern.24 Und auch jenseits von Bürgerkriegen entstanden den Klientelherrschern hohe Kosten durch das Bündnis mit Rom: So verweist Schulz auf die hohen Summen, die zur 19 20 21 22 23
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Strab. 16, 2, 18; Ios. ant. Iud. 14, 3, 2. Denn Appian schreibt, Pompeius habe die verschiedenen Völker, die zuvor den Seleukiden unterstanden, eigenen Königen und Dynasten unterstellt: App. Syr. 8, 50. Ios. ant. Iud. 14, 3, 2. Auch für Sommer ist diese hohe Summe Indiz für die Stabilität und Prosperität des ituraischen Herrschaftsraumes: Sommer 2001, 83. Schulz 2015, 44–47. Auch Sommer 2017, 91 betont die Rolle personaler Netzwerke für die Klientelherrschaften. Die Feldzüge des Pompeius und seiner direkten Vorgänger veränderten dabei aus diesen persönlichen Interessen heraus das politische Engagement der Römer im Osten, denn bis ins 2. Jhd. v. Chr. hatte Rom im Osten nur informelle Freundschaftsverträge und keine direkten Einflussmöglichkeiten bzw. keine direkte Herrschaft besessen: Vgl. Eckstein 2008, 349–350. Vgl. Van Wijlick 2015, 52.
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Ausstattung von Gesandtschaften zu römischen Amtsträgern oder nach Rom und der Gewinnung von Fürsprechern vor Ort entstanden.25 Gelangte man dabei bei den regionalen Amtsträgern nicht zum gewünschten Erfolg, bemühten sich die Klientelherrscher offenbar bei anderen Amtsträgern und in Rom selbst um die Verwirklichung ihrer Interessen.26 Um die für diese Politik notwendigen Mittel zu beschaffen, belasteten die Klientelherrscher nicht nur ihre eigenen Territorien und ihre eigene Bevölkerung, aus der teils sogar Personen in die Sklaverei verkauft wurden, sondern die Herrscher liehen sich auch Geld von römischen Geschäftsmännern und ‚Freunden‘. Um die dann fälligen Rückzahlungen zu leisten, scheinen sie auch zur Beutebeschaffung militärische Konflikte mit ihren Nachbarn eingegangen zu sein.27 Auch vor diesem Hintergrund muss das konsequente Ressourcenmanagement des Ptolemaios und die von ihm offenkundig unterhaltenen Truppen eingeordnet werden, denn nur damit standen ihm die nötigen Mittel zur Verfügung, um Politik zu machen. Wohl seit der Anerkennung durch Pompeius nutzte Ptolemaios, Sohn des Mennaios, einen Titel auf seinen Münzen: Denn in seiner nächsten datierten Münzemission von 64/63 v. Chr. nennt er sich Tetrarch und Archiereus.28 Solche ‚Doppeltitel‘ aus politischen und religiösen Kompetenzen sind im näheren wie weiteren Umfeld der Ituräer durchaus geläufig, etwa bei den Hasmonäern oder den Königen der phönizischen Städte.29 Auch lautete unter Ptolemäern wie Seleukiden die Bezeichnung für den Provinzstatthalter in Syrien zumindest zeitweilig strategos kai archiereus.30 Dies musste für die lokalen Gemeinschaften das Konzept ‚hellenistische Herrschaft‘ als eine Kombination aus religiösen und politischen Rechten erscheinen lassen. Diesem Modell folgt die Bezeichnung als Tetrarch und Hohepriester für Ptolemaios. Es ist dabei gut möglich, dass der Ti-
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Schulz 2015, 42. Auch interne Konflikte in den Klientelreichen konnten zu hohen Kosten führen, wenn sich die Konfliktparteien zur Vertretung ihrer Interessen in Rom gegenseitig finanziell überboten: Van Wijlick 2015, 56. Van Wijlick 2015, 59–61; vgl. auch Gygax 2013, 46. Schulz 2015, 43–45. Vgl. Schwentzel 2009, 69–70. Jüngst hat Coşkun 2015, 177–185, nachzuweisen versucht, dass dieser Titel erst durch Antonius im Zuge seiner Neuordnung des Ostens nach Philippi verliehen worden sei. Dies widerspricht der Chronologie der Münzen des Ptolemaios bei Herman 2006, 60–64. Das gilt etwa für die Hasmonäer als Ethnarchen und Hohepriester, die Priesterkönige von Olba in Kilikien als Toparch und Archiereus oder die Könige der phönizischen Städte als Könige und Priester, vgl. Kropp 2013, 8–10. Vgl. Capdetrey 2007, 322–326. Beide Kompetenzen konnten aber auch an getrennte Personen vergeben werden, so verlieh Seleukos IV. in dem berühmten Olympiodoros-Dossier aus Maresha die Funktion eines archiereus für Koile Syrien und Phönizien; darunter ist eine allgemeine Verwaltung und Aufsicht über alle Heiligtümer dieser Provinz zu verstehen: Ameling 2012, 348–354.
Lysanias, Tetrarch der Ituräer
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tel sich von einer vorherigen Position des Ptolemaios unter den letzten Seleukiden in Damaskus ableitete, als er vielleicht strategos kai archiereus über die Territorien war, in denen er in der Folge seine Eigenherrschaft etablierte.31 Die Frage, ob Ptolemaios auch tatsächlich eine Priesterwürde ausübte – und etwa Hohepriester eines ituräischen Hauptkultes z. B. in Heliopolis/Baalbek war – ist in der Forschung bis heute umstritten.32 Sein Titel reflektiert aber vor allem, wie hellenistische Herrschaft von den Untertanen wahrgenommen wurde – und wie diese dann ihre eigenen Ansprüche in dem so aufgenommenen Referenzrahmen definierten. Ptolemaios setzte dabei offenbar auch als römischer Klientelherrscher insbesondere auf die Betonung seiner Verortung in einem hellenistischen Referenzrahmen: Sein Titel folgt einem hellenistischen Muster und seine Münzen als einziges überliefertes Selbstzeugnis benutzen ein hellenistisches Bildrepertoire.33 Auch wenn natürlich hinter allen Darstellungen indigene Göttinnen und Götter stecken können und es in der Forschung auch 31 32
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Zu diesen Überlegungen vgl. Hoffmann-Salz 2022. Kaizer 2005, 187. In jüngster Zeit hat Kropp nachweisen wollen, dass alle Amtsträger mit dem Titel archiereus im griechischen Osten dazu eine tatsächliche priesterliche Funktion an einem Heiligtum ausübten und dass Heliopolis als bislang einzig bekanntes überregional bedeutendes Heiligtum im Herrschaftsgebiet der Ituraier ein guter Kandidat sei: Kropp 2013, 30. Dieses Argument betont auch Herman 2002, 90–91. Allerdings zeigt ein Blick in den Katalog der ituräischen Münzen von Herman 2006, dass anders als Kropp vorschlägt der Hohepriestertitel nicht nur auf Münzen mit der Darstellung des Zeus (als dann höchstem ituräischen Gott, dem die Hohepriesterschaft gelten würde), sondern auch auf den kleineren Nominalen mit Artemis und Athena zu finden ist. Auch die Nachfolger des Ptolemaios, nämlich Lysanias und Zenodoros, kombinieren den ebenfalls von ihnen geführten Titel nicht nur mit einem bestimmten Gott. Insofern kann über die Münzen keine tatsächliche priesterliche Funktion der ituräischen Tetrarchen und Hohepriester für einen höchsten ituräischen Gott oder Gruppe von Göttern belegt werden. Die Münzen aus der ersten Emission von 73/72 v. Chr. sind in drei Gewichtseinheiten geprägt: Das größte Nominal zeigt auf dem Avers eine bärtige Zeus-Büste mit Lorbeerkranz, auf dem Revers zwei stehende Männer, die auf je einen Speer gelehnt sind und sich anblicken – wohl die Dioskuren. Das mittlere Nominal trägt auf dem Avers eine Büste der Artemis, auf dem Revers eine stehende Nike mit Kranz in der rechten Hand und Palmenzweig hinter ihrer Schulter. Das kleinste Nominal bildet auf dem Avers eine Büste des Hermes mit geflügeltem Helm ab, auf dem Revers einen geflügelten Caduceus auf einer Keule umrahmt von Schleifen. In der Emission nach der Bestätigung durch Pompeius von 63/62 v. Chr. gibt es wieder das Hermes-Nominal, diesmal aber eben mit der Legende Ptolemaiou tetrarchou kai archiereos in 12 Schreibvarianten und großer Gewichtsvarianz der einzelnen Münzen. Auch das mittlere Nominal wird wieder geprägt, hier ist jetzt ein Artemiskopf mit Pferdeschwanz dargestellt, auf dem Revers Nike nun schreitend mit dem Kranz in der Hand und dem Palmzweig hinter der Schulter. Und beim schwersten Nominal zeigt der Avers wieder Zeus, diesmal ohne Bart, und auf dem Revers trägt ein fliegender Adler einen Kranz. Auch die kleineren Nominale zeigen die Legende Ptolemaiou tetrarchou kai archiereos in Schreibvarianten. Undatiert ist eine Emission von Münzen mit einer Büste von Pallas Athene mit korinthischem Helm auf dem Avers und den Dioskuren in Rüstung auf einen Speer gestützt auf dem Revers. Diese Münzen tragen keine Legende, aber einige der Monogramme der anderen Prägungen des Ptolemaios. Dazu Herman 2006.
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eine Reihe von Überlegungen gibt, wer diese sein könnten34 – die von Ptolemaios gewählten Darstellungsformen entsprechen dem hellenistischen Usus und selbst die gewählten Götter finden sich auch bei seinen Nachbarn. So weist etwa die Zeus-Darstellung auf den Münzen des Ptolemaios mit dem bärtigen Kopf des Zeus mit Lorbeerkranz im lockigen Haar nicht nur deutliche Ähnlichkeiten zu einer entsprechenden Prägung des Demetrios II. Nikator von 129–125 v. Chr. in Seleukia Pieria auf, deren Rückseite die Kappen der Dioskuren über einem Blitzbündel und einen Zweig zeigt.35 Diese Art der Zeus-Darstellung wird auch bei anderen Eigenherrschern auf ehemals seleukidischem Territorium verwendet, so etwa auf den Münzen des Deiotaros von Galatien36 oder Mithradates VI. Eupator von Pontos.37 Man kann Ptolemaios also insgesamt unterstellen, dass er Götter und Göttinnen sowie Darstellungsformen wählte, die in besonderer Weise anschlussfähig in seinem hellenisierten Umfeld waren. Dazu passt auch, dass seine Münzen nach Kindler weitgehend dem seleukidischen Gewichtsstandard der Chalkos-, Hemichalkos- und Dilepton-Prägungen folgten.38 Auch dies wird sowohl ökonomische Gründe in Bezug auf die Akzeptanz der Münzen als Zahlungsmittel in der Region wie auch ideologische Gründe als Zeichen des Selbstverständnisses der ituräischen Dynasten gehabt haben. Diese Betonung eines hellenistischen Erbes und dieses bewusste Einschreiben in hellenistische Traditionen hatte seine Berechtigung in der offenbar ungeheuren Legitimationsmacht dieser Traditionen – und dem hohen Legitimationsdruck, unter dem die Klientelherrscher standen.39 Für Ptolemaios wird dieser Legitimationsdruck gegenüber drei Adressatengruppen sichtbar: Zum einen bestand offenbar eine Konkurrenzsituation zwischen Ptolemaios als Dynasten von Chalkis auf der einen und einer anderen ituräischen Dynastie in Akra auf der anderen Seite.40 Aus Josephos kennen wir nämlich eine eigenständige ituräische Dynastie in Akra, die im Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius auf Caesars Seite stand.41 Es ist möglich, dass diese Dynastie durch eine Unterstützung für
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Zur Interpretation der Münzen als Ausdruck einer indigenen Religion vgl. allgemein Kaizer 2006, 45. BMC Galatia 7, SNG Copenhagen 392. RPC s. 536, Hoover 775, BMC Galatia 7–10. HGC 7, SNG BM 1221–1225 Kindler 1993, 288. Vgl. Baltrusch 2012, 235. Ios. ant. Iud. 14, 8, 1: „Als nämlich Caesar dem pergamenischen König Mithradates Hilfstruppen zuführen wollte und, weil er den Weg über Pelusium nicht erzwingen konnte, bei Askalon Halt machen musste, stieß Antipater mit dreitausend jüdischen Fußsoldaten zu ihm und bewirkte, dass nicht nur die Araberfürsten, sondern auch alle Syrer, die sich in der Diensteifrigkeit gegen Caesar von niemandem übertreffen lassen wollten, ferner der Alleinherrscher Iamblichus und dessen Sohn Ptolemäus, die auf dem Libanon wohnten, und fast alle Städte dem Caesar Entgegenkommen bewiesen.“ Aliquot 1999–2003, 239.
Lysanias, Tetrarch der Ituräer
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Caesar42 ihre Unabhängigkeit von Ptolemaios, Sohn des Mennaios, erlangte und im Zuge einer Anerkennung als eigenständige Klientelherrscher dann Arka als Caesarea Ituraeorum neugegründet wurde, wie die Stadt sich im 2. Jhd. n. Chr. auf ihren Münzen nennt.43 Man könnte also postulieren, dass diese Dynastie in ihrer Selbstdarstellung bewusst auf ihre ‚indigenen‘ Wurzeln schaute und sich damit gerade gegen die hellenistische Legitimationsstrategie der Dynasten von Chalkis stellte. Hier ließen sich weitergehende Überlegungen anschließen. So konnte Stevens zeigen, dass sich die lokalen Eliten in Babylonien wie in den griechischen Städten in hellenistischer Zeit durch Monumente und die Förderung lokaler Historiographie im weitesten Sinne als Erben und Nachfolger einer langen Lokaltradition darstellten und damit ihren Führungsanspruch auch unter den herrschenden hellenistischen Reichen begründeten.44 In der Konkurrenz der führenden Familien der Region untereinander könnten sich die Dynasten von Akra für eine solche lokal verortete Selbstdarstellung entschieden haben – und die Dynastie um Ptolemaios und seinen Sohn und Nachfolger Lysanias für eine hellenistisch-kosmopolitische Selbstdarstellung, die damit auch den übergeordneten Führungsanspruch über diese lokalen Eliten betonte.45 Zum anderen konkurrierte Ptolemaios mit seinen Nachbarn um Einfluss und Territorium. So nahm Ptolemaios etwa die Kinder des Hasmonäers Aristobulos II. auf und heiratete in der Folge eine der Töchter.46 Als Folge dieser Verbindung mischte sich Ptolemaios aktiv in die Thronstreitigkeiten in Judäa ein. 42 v. Chr. unterstützte er den Hasmonäer Antigonos, Bruder seiner Ehefrau Alexandra, gegen Antipater und Johannes Hyrkanos, und erhielt dabei Hilfe vom Tyrannen von Tyros.47 Ptolemaios konnte sicher dank seiner militärischen 42 43 44
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Vielleicht sind sie es, die die ituräische Truppen bei Caesars Landung in Nordafrika bereitgestellt hatten: Caes. Bell. Afr. 20. Aliquot 1999–2003, 239–240; 2009, 41–42; Macrob. Sat. 1, 21, 1. Möglicherweise spielte in diesem Kontext auch die auf den Münzen dargestellte Venus der Stadt, bei Macrobius Venus Architis genannt, eine wichtige Rolle in der Propaganda dieser Dynasten. Stevens 2016, 86: „In the mountains of Asia Minor and the plains of Mesopotamia, Hellenistic local elites were telling the same kind of stories about themselves. These stories emphasized not the global but the local, and they reached out not across space but back through time. This enabled the elites […] to present contemporary imperialism as a continuation of their glorious local history, and to identify themselves as heirs to those who had protected their cities since the beginning of time. “ Vgl. dazu die Diskussion in Hoffmann-Salz 2022. Ios. bell. Iud. 1, 9, 2; ant. Iud. 14, 7, 4. Dazu Aliquot, 1999–2003, 259; Kindler 1993, 284; Herman 2006, 54. Dazu berichtet Josephos: „Mittlerweise zog Ptolemäus Mannaei mit Aristobulos’ Sohn Antigonos, der ein Heer zusammengebracht und den Fabius [den römischen Statthalter in Damaskos] durch Geld sich willfährig gemacht hatte, aus verwandtschaftlicher Rücksicht auf Judäa los. Dabei leistete ihnen Marion, den Cassius als Alleinherrscher in Tyros zurückgelassen hatte, breitwillig Hilfe. Cassius hatte nämlich das eroberte Syrien der Obhut einzelner Machthaber anvertraut. Marion fiel nun in das ihm zunächst liegende Galiläa ein.“ Ios. ant. Iud. 14, 12, 1.
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Schlagkraft in das Geschehen eingreifen, auch wenn er diesmal nicht erfolgreich war. Außerdem bemühte sich Ptolemaios wie angesprochen zwei Mal um eine Einnahme von Damaskus, die in beiden Fällen ebenfalls nicht erfolgreich war.48 Die Aktivitäten offenbaren einen überraschend großen Handlungsspielraum der lokalen Dynasten und sie werfen ein Schlaglicht auf das Selbstverständnis des Ptolemaios, der zwar den römischen Statthalter über seine Aktivitäten informierte, aber insgesamt entlang der Handlungsmaxime seiner hellenistischen Herrschaftsauffassung agierte: Dynastische Verbindungen, militärische Bündnisse,49 Eroberungsfeldzüge gegen andere Dynasten zeugen von seinem herrscherlichen Selbstbewusstsein – und seinem Willen, die sich ihm bietenden Handlungsräume auch zu nutzen. Dabei gehen hier natürlich politische wie ökonomische Interessen an Beute Hand in Hand. Trotzdem musste Ptolemaios sich den wechselnden römischen Machthabern gegenüber als loyaler Partner präsentieren, denn sie sind der dritte Adressatenkreis seines Legitimationsdrucks. Wenn aber dies alles der Sozialisationsrahmen für Ptolemaios’ Sohn Lysanias war, dann muss man vermuten, dass dessen Entscheidungen als Nachfolger seines Vaters eben auch von diesem Selbstverständnis geprägt waren – auch ihm musste es dann darum gehen, sich selbst innerhalb eines hellenistischen Herrschaftsverständnisses zu beweisen und auch er wird für sich einen ähnlichen Handlungsrahmen in Anspruch zu nehmen versucht haben. Und das ist dann auch der Hintergrund für sein Verhalten während der Invasion der Parther. Dabei zeigt sowohl die bereits zitierte Darstellung der Ereignisse aus dem Jüdischen Krieg des Josephus wie auch die etwas andere Erzählung der Geschehnisse in den später geschriebenen Jüdischen Altertümern, dass die Parther bereits weite Teile Syriens kontrollierten, als Lysanias sich mit ihnen einließ. Aber während Josephos im Jüdischen Krieg die Initiative für die Bestechung der parthischen Amtsträger für eine Intervention zugunsten des Antigonos dem Lysanias unterstellt, sieht es in den Jüdischen Altertümern anders aus, denn hier schreibt Josephos: Im folgenden Jahr fiel Pakoros, der Sohn des Partherkönigs, und der parthische Satrap Barzapharnes in Syrien ein. Um diese Zeit nämlich starb Ptolemäus Mennaei, und sein Sohn Lysanias schloss nach der Thronbesteigung sogleich Freundschaft mit Antigonos, dem Sohne des Aristobulos, wobei er sich der Hilfe eines Satrapen bediente, der bei Antigonos großen Einfluss besaß. Antigonos versprach nun den Parthern tausend Talente und fünfhundert Weiber, wenn sie ihn anstelle des Hyrkanus auf den Thron setzten und den Herodes samt dessen Angehörigen umbringen wollten.50
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Vgl. Myers 2010, 155. So berichtet Georgius Syncellus über eine Belagerung von Tyros durch Alexander Jannaios (König 103 bis 76 v. Chr.), von der er durch eine Intervention der Nabataier und Ituräer abgebracht wurde Georg. Syncellus Chron. 559, 5–12. Ios. ant. Iud. 14, 13, 3.
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Hier war es also Antigonos, der die Parther durch Geld und Frauen zur Intervention in Judäa überredete. Trotzdem wird auch hier eine Kooperation des Lysanias mit den Parthern deutlich, denn Zugang zum parthischen Satrapen hatte Lysanias ja vermutlich insbesondere, wenn er mit den Parthern zu irgendeiner Übereinkunft gekommen war. Diese Übereinkunft könnte auch eine Art Durchzugsrecht für parthische Truppen durch seine Territorien beinhaltet haben, denn in der Folge berichtet Josephos, dass die parthischen Truppen in zwei Säulen Richtung Judäa zogen: Pakoros zog mit einem Teil der Truppe entlang der phönizischen Küste, während Barzaphanes den Weg durch das Binnenland, dia tés mesogéiou, nahm.51 Dabei könnte es sich durchaus um den Weg durch die BekaEbene gehandelt haben, der ja schon von den Seleleukiden bei ihren Eroberungsversuchen des ptolemäischen Palästina mehrfach verwendet worden war.52 Wenn die Parther nun die militärisch dominierende Macht in Syrien waren, so ist eine solche Übereinkunft eigentlich unumgänglich gewesen – ganz so, wie Ptolemaios, Sohn des Mennaios, zunächst mit Tigranes und dann mit Pompeius zu einer Übereinkunft kam. Lysanias’ Position als Tetrarch von Chalkis machte ihn zu einem attraktiven Partner für die Parther. Denn wie schon sein Vater kontrollierte er mit der Region zwischen Libanon, Antilibanon und Beka-Ebene eine geographisch wichtige Region, die für die Eroberung Syriens strategische Bedeutung hatte. Möglicherweise hatte sich der temporäre Seitenwechsel für Lysanias sogar durch eine Statuserhöhung ausgezahlt, denn im Bericht über die spätere Hinrichtung des Lysanias bezeichnet Cassius Dio ihn als König: Antonius wurde indessen für dieses Vorgehen – dabei denke ich an sein selbstherrliches Verfügen über fremden Besitz – von den Bürgern nicht eben hart verurteilt; entschiedenen Tadel hingegen erfuhr er Kleopatras wegen, weil er einige von ihren Kindern – die älteren, Alexander und Kleopatra (ein Zwillingspaar), und ein jüngeres, Ptolemaios mit dem Beinamen Philadelphos – als eigene anerkannt und sie mit großen Teilen Arabiens beschenkt hatte, sowohl im Gebiete des Malchos wie auch der Ituraier – den Lysanias, den er selbst als König über sie eingesetzt hatte, ließ er nämlich wegen angeblicher Unterstützung des Pakoros hinrichten; dazu vergab er an sie noch viele Teile von Phönikien und Palästina, einige Landstriche auf Kreta und schließlich Kyrene und Zypern.53
Auch Josephos nennt Lysanias an zwei Stellen König.54 Es ist nicht ganz klar, ob Lysanias die Königswürde von den Parthern als Lohn für deren Unterstützung erhalten hatte – schließlich waren die Parther eher als die Römer bereit, ihren Klientelherrschern den Königstitel zuzugestehen.55 Auch die Dynasten von
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Ios. ant. Iud. 14, 13, 3. Pol. 5, 45, 8–46, 2; Pol. 5, 61, 7–8. Cass. Dio 49, 32, 4–5; vgl. Ios. ant. Iud. 15, 4, 1. Cass. Dio 69, 32, 15; Ios. bell. Iud. 1, 248–9 und 1, 439. Hartmann 2015, 304–305. Vgl. auch Gregoratti 2017, 101–102 und 105.
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Emesa könnten von den Parthern den Königstitel verliehen bekommen haben.56 Möglich wäre auch, dass Antonius Lysanias nach einem erneuten Seitenwechsel zum König machte, wie Cassius Dio nahezulegen scheint. Denn offenbar schätzte auch Antonius die strategische Bedeutung des ituräischen Herrschaftsraumes hoch ein und Lysanias konnte nach dem Abzug der Parther zunächst wieder eine Anerkennung seiner Position durch Rom erreichen.57 Lysanias hielt dies alles auch auf seinen Münzen fest. Denn er prägte in der relativ kurzen Zeit seiner Regierung nach dem Tod seines Vaters Ptolemaios Münzen mit seinem Porträt auf dem Avers. Dieses Porträt bildet ihn mit einem hellenistischen Diadem ab, er trägt aber weiterhin den Titel eines Tetrarchen und Hohepriesters.58 Coşkun glaubt dagegen, Lysanias’ Vater Ptolemaios habe zunächst den Königstitel geführt und sei dann zum Tetrarchen ‚degradiert‘ worden. Lysanias habe daher ein Porträt seines Vaters mit Diadem auf die Münzen prägen lassen, um seinen Erbanspruch auf die Königswürde zu betonen.59 Schwentzel deutet wie die Mehrheit der Forscher das Münzbild als Porträt des Lysanias und versteht dieses Diadem als Ausdruck einer Hohepriesterwürde des Lysanias.60 In Anbetracht der hohen symbolischen Bedeutung des Diadems als hellenistisches Herrschaftszeichen61 muss davon ausgegangen werden, dass Lysanias mit dem Porträt mit Diadem eine herausgehobene herrscherliche Stellung für sich beanspruchte, obwohl alle Münzlegenden dieser Prägungen weiterhin Lysanias als Tetrarchen und archiereus bezeichnen.62 Es ist wohl davon auszugehen, dass die Klientelkönige ihre Münzbilder vielleicht nicht mit Erlaubnis Roms, wohl aber mit Blick auf Rom schufen und sich durchaus der Möglichkeit einer positiven wie negativen Reaktion aus Rom auf diese Münzbilder bewusst waren.63 Insofern war die Beibehaltung des Titels mit der Hinzufügung des Diadems möglicherweise ein Kompromiss, den Lysanias mit Antonius fand, nachdem Lysanias wieder auf die Seite der Römer gewechselt war. Das Diadem könnte damit ein Ausdruck des Versuches des Lysanias sein, sich gegenüber seinen Nachbarn weiterhin zu profilieren, auch wenn er einen möglichen parthischen Königstitel
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Sullivan 1990, 201. Auch Iamblichos von Emesa wurde im Vorfeld des Parther-Zuges des Antonius oder kurz danach hingerichtet: Cass.Dio 50, 13, 7. Hartmann, 2015, 341 F 105. Vielleicht erging es ihm dabei wie anderen Klientelherrschern, von denen der siegreiche Feldherr Ventidius „große Geldbeträge im Einzelnen von den übrigen Bewohnern ein[trieb] und ebenso von Antigonos, Antiochos und dem Nabataier Malchos, weil sie den Pakoros unterstützt hatten.“ Cass. Dio 48, 41, 5. Herman 2006, Nr. 10.1–10t4. Coşkun 2015, 185–188. Schwentzel 2009, 69–70. Vgl. Dumke 2012, 392; Haake 2012, 304. Herman 2006, Nr. 10.1–10.t4; 12.1–12.b1. Vgl. Dahmen 2010, 111.
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verloren hatte – denn mindestens zwei seiner Nachbarn, nämlich Herodes und der nabatäische König, trugen ja den Königstitel.64 Dass Lysanias seine Stellung von Antonius mindestens bestätigt bekam, zeigt vielleicht das Porträt an sich, dass sich für Kropp ganz in spätrepublikanischrömische Tradition stellte. On the obverses the tetrarch is depicted with striking realism, as an elderly man with large ears, ‚huge, sagging, rather comical nose shaped like a sausage‘, a prominent chin, and a protruding Adam’s apple. He has short-trimmed orderly hair and wears a thin diadem. These portraits are modelled after the hard-bitten veristic style of Late Republican portraits. They fall in a whole series of philorhomaioi who chose to depict themselves in the fashion of Roman senators to make a programmatic pro-Roman statement.65
Diese Übernahme römisch-spätrepublikanischer Porträteigenschaften lässt sich auch bei anderen Klientelherrschern zeigen.66 Wie diese wollte Lysanias mit seinem Porträt zeigen, wie gut er über die stilistischen Entwicklungen der Zentralmacht Rom unterrichtet war und damit den Römern gegenüber seine Eignung als Klientelherrscher beweisen.67 Es war vielleicht auch ein Versuch, den temporären Seitenwechsel zu den Parthern vergessen zu machen. Dabei ging es nicht nur um eine Botschaft an Rom, sondern sicher auch vor allem an die eigene Bevölkerung und an die Nachbarn, denen gegenüber man als Klientelherrscher ebenfalls die Legitimität des eigenen Anspruchs deutlich machen musste.68 Offenbar konnte Lysanias aber Antonius mittelfristig nicht von sich überzeugen.69 Angesicht der massiven diplomatischen und militärischen Einmischung der Parther in Syrien70 kann es nicht überraschen, dass Antonius nach seiner desaströsen Niederlage 36 v. Chr. befürchten musste, dass schon vorher nicht uneingeschränkt loyale Klientelherrscher von ihm abfallen würden. Lysanias hatte sich in dieser Hinsicht bereits einmal als ‚Wackelkandidat‘ gezeigt und 64 65 66 67 68
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Herodes erhielt seine Königswürde durch die Vermittlung des Antonius: Ios. ant. Iud. 14, 15, 5, vgl. Wilker 2007, 28–30; die nabatäischen Dynasten führten vielleicht schon seit dem 3. Jhd. v. Chr. den Königstitel: Graf 2013, 38. Kropp, 2013, 78–80. Fleischer, 1996, 139. Es ist eine Abkehr von hellenistischen Königsporträts, die oft jugendliche und idealtypische Züge der Herrscher vermittelten. Vgl. Galbois, 2013, 118–119. Kropp betont, dass Lysanias dabei über das Maß der von anderen Klientelkönigen angewandten imitatio hinausging und damit ganz bewusst seine Loyalität zu den neuen Machthabern im Osten unterstrich: Kropp 2013, 78–80. Hartmann kann ein ähnliches Verhalten am Beispiel des Abgar von Osrohene nachzeichnen: Dieser hatte offenbar mit Pompeius einen amicitia-Vertrag geschlossen und unterstützte daher zunächst Crassus 53 v. Chr. bei seinem Parther-Zug mit Hilfstruppen und taktischen Informationen. Später wechselte er aber zu den Parthern, und zwar zum eigenen Prestige-Gewinn. Denn der siegreiche parthische Großkönig bestrafte ihn nicht für seine anfängliche Hilfe für Crassus und noch Abgars Sohn konnte in der Osrhoene herrschen. Hartmann 2015, 309–314; 339–342. Aliquot 1999–2003, 261. Aktivitäten der Parther in Syrien überliefern etwa Cass. Dio 43, 51, 1; App. civ. 58.
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wurde hingerichtet. Seine Territorien gingen an Kleopatra, auf die sich Antonius offenkundig verlassen konnte. Sie benötigte er auch, um die nötigen Ressourcen für weitere militärische Aktivitäten aufzubringen. Denn seine Ressourcen waren knapp, wie auch die hohen Abgaben zeigen, die er nun von allen Verbündeten einforderte.71 Dazu betont Halfmann, der die Königswürde für Lysanias als eine mögliche Belohnung des Antonius für den erneuten Seitenwechsel des Lysanias versteht, die strategische Bedeutung von Libanon und Antilibanon mit ihren Zedernwäldern für den Flottenbau des Antonius. Aus diesem Grund seien dann auch nach der Hinrichtung des Lysanias dessen Gebiete an Kleopatra gegangen.72 Dass dann trotz aller bewusst herrscherlichen Selbstdarstellung des Lysanias vor allem seine aus römischer Sicht verräterische Kooperation mit den Parthern in den Quellen aufgegriffen wurde, liegt auch an der neuen ideologischen Bedeutung, die den Klientelreichen an der römisch-parthischen Grenze seit Augustus zukam: Das Römische Reich grenzte an eine Vielzahl von unterschiedlich verfassten Gemeinwesen – aber nur im Großraum Syrien stand ihm seit dem 1. Jhd. v. Chr. mit den Parthern ein administrativ wie militärisch ebenbürtiger Gegner gegenüber.73 Angesichts einer römischen Herrschaftsideologie, die die römische Herrschaft prinzipiell sine fine begriff und diese Vorstellung an den Reichsgrenzen durch Verträge mit benachbarten Völkern aufrecht hielt, musste insbesondere diese Grenze zu den Parthern von ideologischer Relevanz sein.74 Militärisch zeigten im 1. Jhd. v. Chr. die katastrophale Niederlage des Crassus bei Carrhae 53 v. Chr., die nur mit Mühe 37 v. Chr. zurückgewiesene Invasion der Parther in Syrien und das erfolglose Agieren des Marcus Antonius gegen die Parther 36 v. Chr. deren militärische Stärke, die eine Eroberung Parthiens durch die Römer zu diesem Zeitpunkt unrealistisch erscheinen lassen musste.75 Trotzdem wollte aber der ideologische Anspruch eines imperium sine fine aufrechterhalten werden. So verweist Whittaker darauf, dass schon Pompeius dem Angebot der Parther über die Festlegung einer gemeinsamen Grenze
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Cass. Dio 49, 31, 4. Noch mehrere Generationen später unter Vespasian sollte der Vorwurf einer Kooperation mit den Parthern einen anderen römischen Klientelherrscher, nämlich Antiochos von Kommagene, seine Territorialherrschaft kosten: Vgl. Hartmann 2015, 314– 325. Halfmann 2011, 149–150 Vgl. Ball 2000, 8–9. Vgl. Butcher 2003, 32. Ball 2000, 12–15; Butcher 2003, 35–38, betont, dass die tatsächliche militärische Bedrohung durch die Parther von den Römern offenbar nicht hoch eingeschätzt wurde, da nur etwa ein Drittel des Heers im Osten stationiert war, während die Mehrzahl der römischen Truppen an Rhein und Donau lag.
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am Euphrat auch deshalb nicht nachkommen wollte, weil damit eine grundsätzliche Endlichkeit des Römischen Reiches ausgesprochen worden wäre.76 Augustus konnte durch die spektakulär inszenierte Rückholung der bei Carrhae verlorenen römischen Feldzeichen und vor allem durch seine geschickten Formulierungen in seinem Tatenbericht den Anschein erwecken, dass die Parther eben auch nichts anderes als eine weitere Gemeinschaft am Rande des Römischen Reiches waren, die man zwar nicht zum Provinzterritorium gemacht hatte, aber doch indirekt beherrschte.77 Denn er schrieb: Die Parther habe ich dazu gezwungen, mir die Beutestücke und die Feldzeichen dreier römischer Heere zurückzugeben und bittflehend um die Freundschaft des römischen Volkes nachzusuchen.78
Vor diesem Hintergrund kam den die Grenzregion zwischen Rom und Parthien wesentlich prägenden Klientelreichen dann seit Augustus eine bedeutende ideologische Funktion zu, da es der Bestand dieser abhängigen Reiche möglich machte, die Existenz einer festen Grenze mit den Parthern zu verschleiern. Denn die Klientelreiche ließen den Eindruck entstehen, dass das Römische Reich ähnlich wie am Rhein oder der Donau weit über die Provinzialterritorien hinaus durch Verträge und Freundschaftsverhältnisse Herrschaft über die benachbarten Völker ausübte, die limites des Provinzialgebietes also kein finis des Reiches waren. Gleichzeitig entbanden sie aber den Prinzeps auch davon, hier militärisch aktiv zu werden, denn er konnte zu Recht festhalten: Das Gebiet aller Provinzen des römischen Volkes, die Volksstämme zu Nachbarn hatten, die nicht unserem Befehl gehorchten, habe ich vergrößert.79
Dass mit Hartmann in der Prinzipatszeit die „verbündeten amici mehr und mehr abhängige Klientelherrscher, die den politischen Vorgaben aus Rom zu folgen hatten“80 wurden, war nur die folgerichtige Entwicklung der ideologischen Verschleierung realpolitischer Fakten, denn Rom gab ja eben nicht den Anspruch eines imperium sine fine auf.81 Dies ging einher mit einer genauen Kontrolle, wel-
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Vgl. Whittaker 2004, 40–41. Whittaker kann ebenfalls zeigen, dass römische Karten und Itinerare keine Bezüge zu Grenzen erkennen lassen, was möglicherweise ebenfalls der Ideologie des imperium sine fine geschuldet war: Whittaker 2004, 79–80. Vgl. Butcher 2003, 39. R. Gest. div. Aug. 29, Übersetzung M. Giebel. R. Gest. div. Aug. 26, Übersetzung M. Giebel; vgl. Eck 2003, 90–92. Hartmann 2015, 302. Vgl. Wendt 2008, 59–60 und 155–161. Dass dieses ideologische Konstrukt der augusteischen Zeit im Laufe des 1. Jhd. n. Chr. Veränderungen erfuhr, zeigt vielleicht die Rezeption der Parther bei Lukan: So zeigt Pogorzelski, dass Lukan in seinem Werk „Bürgerkrieg“ die Parther zwar einerseits die Konkurrenten Roms um die Weltherrschaft waren, andererseits aber auch als wertvolle ‚Andere‘ herhalten mussten, denn: „The existence of foreign peoples worth conquering was as ideologically important to Rome as the image of world domination.“ Pogorzelski 2011, 148–149, Zitat 48.
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cher Seite sich die auf beiden Seiten der Grenze etablierten Klientelreiche angeschlossen hatten.82 Daher ist die Bemerkung bei Strabon, dass die arabischen Nomaden der Syrischen Wüste mal mehr den Römern, mal mehr den Parthern zuneigten, vielleicht auch kein Beleg für eine entsprechende Handlungsfreiheit dieser arabischen Nomadengemeinschaften zwischen Rom und Parthien.83 Eher könnte es ein Hinweis auf die grundsätzliche Geringschätzung all solcher Gemeinschaften sein, die sich dieser ideologischen Weltordnung der Römer entzogen und statt amicitia und fides in ihren Bündnissen mit den Römern opportunistische Seitenwechsel und damit Verrat praktizierten. In diesen Kontext passt gut, dass Strabon eben diesen arabischen Nomadengemeinschaften auch einen geringen Grad an Zivilisation bescheinigt.84 Damit wurden sie aber auch als typische Barbaren an den Rändern der oikumene gezeichnet85, die damit gleichzeitig anzeigten, dass eben die römische Herrschaft bis an deren Ränder reichte. Die Überlieferung zu den Ituräern und hier insbesondere auch zu Lysanias zeigt dann die Auswirkungen dieser ideologischen Konnotation der Klientelreiche an der römisch-parthischen Grenze: Indem die Klientelreiche in der augusteischen Propaganda als eine Art dem Reich vorgelagerter Rand der zivilisierten Welt instrumentalisiert wurden, musste auch ihr Verhalten zwischen diesen beiden Polen der Zivilisation und Barbarei gemessen werden. Verrat an Rom musste folglich als barbarisch und unmoralisch gebrandmarkt werden.86 Dies ist auch an der eingangs zitierten Episode über die Kooperation von Lysanias und Antigonos mit den Parthern erkennbar, denn neben der Untreue des Lysanias zu seinem Bündnis mit Rom kommt ja noch die Bestechung der Parther durch das Angebot der 500 Frauen, worin zuallererst eine Exotisierungsstrategie des Josephos gesehen werden kann. Denn auch Josephos, der die Hauptquelle zu den Ituräern ist, scheint die augusteische Propagandaideologie aufgenommen zu haben. Josephos schrieb seine beiden Hauptwerke, den Jüdischen Krieg und die Jüdischen Altertümer, offenbar insbesondere für die gebildete Elite in Rom.87 Seine Zuverlässigkeit im Detail ist nicht immer unumstritten.88 Seine Schriften, und hier insbesondere die Jüdischen Altertümer, hatten dabei eine belehrende Zielrichtung, die neben diesem klassischen Auftrag antiker Historiographie auch die Wertigkeit der jüdischen 82 83 84
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Vgl. Hartmann 2015, 307–308. Strab. 16, 1, 28. Strab. 16, 2, 11: „Grenzland des Gebietes von Apamea gegen Osten ist das sogenannte Parapotamia der arabischen Stammesfürsten […]. Diese gleichen den Wanderhirten Mesopotamiens, immer aber sind die den Syrern näher wohnenden gesitteter und weniger Araber und Zeltbewohner, weil sie besser geordnete Verfassungen haben […].“ Vgl. Scharrer 2010, 315. Vgl. Schulz 2003, 37, zur römischen Vorstellung „eine[r] Weltherrschaftsideologie, die mit dem Vorstoß an die Weltgrenzen und den Ozean ihrer Vollendung entgegenstrebte.“ Van Henten 2018, 127. Negativ äußert sich etwa Huntsman 1996–1997, 393.
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Lehre als allgemeingültige moralische Richtschnur betonen wollte.89 Beides, nämlich seine eigene moralisch-belehrende Zielrichtung und die Rezeption der augusteischen Ideologie bezüglich der Ränder des Reiches prädestinierten geradezu eine negative Bewertung der Ituräer, zumal er einen wesentlichen Teil seiner Informationen aus den Werken des Nikolaos von Damaskos bezog.90 Nikolaos von Damaskos hatte durch seine enge Anbindung an den Hof des Herodes und seine für Herodes ausgeübten Vermittlertätigkeiten bei Augustus in Rom einen Einblick in die Konzeption der Welt, wie Augustus sie propagierte, und scheint dies etwa auch im Beginn seiner Augustus-Biographie zu rezipieren.91 Aufgrund seines familiären Hintergrundes in Damaskos und seiner eigenen Karriere am Hof des Herodes92 ist es nicht unwahrscheinlich, dass Nikolaos von Damaskos ebenfalls die Quelle für eine negative Darstellung der ituräischen Dynasten war, denn die Ituräer konkurrierten wie bereits angesprochen ökonomisch und politisch sowohl mit Damaskos wie auch mit dem Reich des Herodes. Lysanias unterstützte dabei ja ganz konkret einen hasmonäischen Konkurrenten des Herodes dabei, die Herrschaft über Judäa zu erlangen. Dies wird vermutlich eher zu einer negativen Bewertung durch Nikolaos geführt haben. Es kann insgesamt festgehalten werden, dass trotz aller Feindseligkeit der literarischen Überlieferung erkennbar wird, dass Ptolemaios, Sohn des Mennaios, darum bemüht war, die eigene Stellung im Referenzrahmen hellenistischer Herrschaftsvorstellungen zu verorten und zu legitimieren. Dies konnte ihm überzeugend gegenüber den Nachbarn und den Vertretern der Zentralmächte gelingen, weil er über eine ausreichende ‚Hausmacht‘, Truppen und Ressourcen verfügte, um als Partner für die strategische Gebietssicherung einer neuralgischen Region in Syrien für diese Zentralmächte attraktiv zu sein. Dabei zeigte er ein herrscherliches Selbstverständnis, das durch dynastische Verbindungen, militärische Bündnisse und Eroberungszüge gegen die Nachbarn einen überraschend weiten Handlungsspielraum seiner Klientelherrschaft offenbart. Mit diesem Selbstverständnis agierte auch sein Sohn Lysanias, der wie sein Vater zunächst ein Bündnis mit einer Syrien erobernden Zentralmacht einging, um dann wieder auf die Seite der römischen Sieger zurückzukehren. Dass dieses
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Van Henten 2018, 128–130. Vgl. Bernett 2011, 90. Nikolaos von Damaskus Ex. I (J 125 = M99 I), 1: „After he attained the highest degree of power and prudence, this man ruled over the most people in the memory of men: he extended the boundary of Roman power to its farthest extent and not only placed the Greeks and foreign populations under the secure control of Rome but he also secured their dispositions. […] Of populations whose names men had never heard and which had never been subjugated in the memory of man, having pacified so many as live within the River Rhine as well as beyond the Ionian Sean and the Illyrian peoples …“ Übersetzung M. Toher. Dazu Toher 2017, 1–21.
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herrscherliche Selbstverständnis in den Quellen von einer negativen Beurteilung der Herrschaft des Ptolemaios und des Lysanias überlagert wird, ist insbesondere der Überlieferungslage geschuldet, die von den Konkurrenten der ituräischen Dynasten dominiert wird. Gleichzeitig ist dies aber auch ein Reflex der besonderen Situation der Klientelreiche im römisch-parthischen Grenzraum der augusteischen Zeit und dessen ideologischer Konstruktion als eine Art ‚Grenze ohne Ende‘ der römischen Herrschaft, als imperium sine fine.
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Lysanias, Tetrarch der Ituräer
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Augustus, Herodes und Syllaios: Neue Ordnungsvorstellungen und ihre Umsetzung im Grenzraum zwischen zwei Imperien Ernst Baltrusch (Berlin)
Untersuchungsgegenstand Imperien – wie funktionieren sie? Spätestens seit dem grundlegenden Buch von Herfried Münkler1 ist das Thema nicht nur in den Politikwissenschaften angekommen. Die Folie aller imperialen Vergleiche ist das Imperium Romanum, nach eigener Definition ein imperium sine fine. Diese Definition wird im Folgenden ernst genommen. Wie war es möglich, dass das System Imperium Romanum, das immer größer wurde und die unterschiedlichsten Regionen und Völkerschaften zu integrieren hatte, so langlebig war? „Empires are built at the frontier, not just from the center“, konstatierte Valerie Kivelson, eine an der University of Michigan lehrende Historikerin, die sich mit dem frühneuzeitlichen Russland befasst hat,2 und das zu Recht: Die Ränder sind schon auf den ersten Blick neuralgische Punkte, anfällig für Probleme, weil sie nicht so im Blick der Zentrale sind und aus diesem Grund noch stärker als andere Regionen ihre eigenen Interessen verfolgen und Schwächen des Imperiums ausnutzen können. Erst recht können solche peripheren Grenzräume dann zu Problemzonen werden, wenn sie sich in Nachbarschaft zu anderen Imperien befinden und diese Nachbarschaft als Vorteil für sich nutzen wollen. Auch das Imperium Romanum war nur so stark, wie es an seiner Peripherie war, zumal im Osten, wo es zunächst an das parthische Imperium, dann an das persische stieß. In diesem Grenzraum zwischen zwei Imperien agierten verschiedene Völkerschaften, die nicht autonom waren, aber mit ihrer territorialen Lage ‚an der Grenze‘ zwischen den Machtblöcken Politik zum eigenen Vorteil zu machen versuchten. Wie verhielten sich dazu nun die maßgeblichen zeitgenössischen Akteure? Da war zunächst der römische Kaiser. Für ihn war die Frage entscheidend: Wie kann dieser Grenzraum ohne allzu großen Aufwand gesichert werden? Die Zugehörigkeit zum Imperium Romanum konnte natürlich durch militärische Überlegenheit, dann auch durch politische, wirtschaftliche Zugeständnisse und/oder per völkerrechtlichem Vertrag erreicht werden. Sodann der Partherkönig: Er 1 2
Münkler 2005. Kivelson 1996.
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Ernst Baltrusch
verfolgte ebensolche imperialen Interessen wie der römische Kaiser und zielte im Grenzraum des Konkurrenten auf eine Destabilisierung aller Bindungen an Rom ab, entweder um Schwächen des Anderen rasch auszunutzen für eigene Pläne oder Sicherheit vor möglichen Expansionsgelüsten der Gegenseite zu erlangen. Schließlich die nach Autonomie strebenden Völkerschaften, die Nabatäer und Juden. Sie fragten als die Bewohner des Grenzraumes: Welche Optionen gibt es, um aus der Lage, an der sie eigenständig nichts ändern konnten, ein Optimum für ihre politischen und wirtschaftlichen Interessen herauszuholen und vielleicht die eigenen Handlungsspielräume zu erweitern? Dabei spielt, das darf nicht unterschätzt werden, auch das Verhältnis der abhängigen Völkerschaften und Gemeinden in der Region zueinander eine wichtige Rolle, wie wir noch genauer betrachten werden. Zwei Imperien, zwei abhängige Völkerschaften in geographischer Nachbarschaft – wie kann aus dieser Gemengelage eine friedliche und stabile Ordnung entstehen? Und noch zwei weitere Vorbemerkungen: 1.) Zum Maßstab der Betrachtung: Die Ziele und Pläne der zeitgenössischen Akteure sind naturgemäß andere als heutige Bewertungen eines neutralen Beobachters, eines Historikers zum Beispiel, der gleichsam aus der Vogelperspektive und unbeteiligt auf die damalige Welt schaut und sein Urteil nicht an Gruppeninteressen (Römer, Parther, Juden, Nabatäer, andere Ethnien und Städte, Klientelfürsten) ausrichten muss, sondern rational und in gleichsam ‚globaler‘ Perspektive das ganze Konstrukt in den Blick nehmen kann. Die neutrale Sicht ex eventu legt andere Maßstäbe an, als es die Beteiligten tun. Dazu gehören z. B. die Stabilität resp. Instabilität auf der Welt, die An- oder Abwesenheit von Krieg, die Ablehnung oder Zustimmung der Untertanen, oder auch Erfolg bzw. Misserfolg von Herrschaftsstrategien der beteiligten Imperien. Dabei spielen auch qualitative Unterschiede eine größere Rolle. Eine Stabilität z. B., die durch Militärpräsenz, Drohungen, Friedhofsruhe, Mauern, durch Zwang also erreicht wird, ist eine andere Stabilität als eine Stabilität, die durch ein auf dem Recht, auf vertraglich fixiertem Ausgleich, auf Dialog oder auf Partizipation basierendes System erreicht wird. Mit solchen Perspektiverweiterungen und Anregungen aus den Post Colonial-Studies könnten, wie zu vermuten ist, auch die aktuellen Diskussionen über Reichsbildungen und Reichsstrukturen vitalisiert werden. Die Aushandlung regionaler Status-Fragen mit der Zentrale, die Dynamik komplexer Austauschprozesse zwischen Peripherie, Semiperipherie und Zentrale, ‚Verflechtungen‘ im Wortsinne in der Region mit Auswirkungen auch auf die Zentrale sind mit Begriffen wie ‚Romanisierung‘ oder gar ‚Imperialismus‘ nur unzureichend zu erfassen. Letztere sind zu eindimensional ausgerichtet. 2.) Zur Begrifflichkeit: Aber wie ist der Charakter der Beziehungen in derartigen Grenzräumen von Großreichen zu definieren? Moderne Begriffe wie ‚Staat‘, ‚internationale Beziehungen‘, ‚Außenpolitik‘ werden oft als vorprägend
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und anachronistisch, deshalb für ungeeignet betrachtet.3 Wiewohl es bei der Grenzraum-Problematik um Imperien geht, in gewisser Hinsicht sogar um ‚innere‘ Politik von Imperien, nicht um Beziehungen zu ‚Staaten‘ im modernen Sinne, kann m. E. durchaus auch für die antiken Verhältnisse der Begriff der ‚internationalen Beziehungen‘ verwendet werden. International ist man heute in dieser Hinsicht offener als in Deutschland. So hat vor kurzem Jonathan M. Hall,4 im Zusammenhang mit der Antike ganz unbefangen von „International Relations“, von „State“ redend, eine richtige Erkenntnis ausgesprochen: It is, then, perhaps preferable to conceptualize international relations in terms of a dynamic interplay between 1. the identity, characteristics, interests and objectives of actors (be they states or individuals), 2. the actual process of interaction itself and 3. external structural determinants.
Diese offene, dynamische Konstruktion lässt sich für imperiale Politik in Grenzräumen nutzbar machen, ohne dass man auf das Recht als konstitutiven Faktor verzichten muss. Denn nur ein unbefangener Blick auf beide Formen zusammen, juristische Institutionen und Rituale, fördert neue Erkenntnisse zutage. Auf das Recht und institutionalisierte juristische Verfahrensweisen als Kategorien zu verzichten, hieße die globale Dimension, die Vergleichbarkeit und nicht zuletzt die zeitgenössische Perspektive aus den Augen zu verlieren. Es besteht dann die Gefahr einer Fragmentierung bis hin zur Vereinzelung der Erkenntnisse. Noch schwerer wiegt in meinen Augen, dass in neueren Forschungskonzeptionen die Moderne in ihrer vermeintlich ungleich größeren ‚Komplexität‘ einer Vergleichbarkeit mit ‚vormodernen‘ (schon in diesem ubiquitär verwendeten Begriff liegt eine Dimension des ‚noch nicht‘, des ‚primitiven‘) Verhältnissen entweder gänzlich enthoben ist oder aber die Antike (und andere ‚vormoderne‘ Epochen) in ihrer scheinbaren Offenheit geradezu idealisiert werden. Beides ist teleologisch und bildet eine Form der Verzeitgeistigung, die einem echten Forschungsinteresse oft widerspricht. Wie gestalteten sich nun die frühkaiserzeitlichen Beziehungen zwischen Rom und den Regionen im parthisch-römischen Grenzraum, mit den Fürstenfamilien der jüdischen Herodianer und des nabatäischen Königshauses? Zunächst waren sie als das Ergebnis eines Interessenausgleichs juristisch fixiert, also keineswegs eindimensional römisch aufoktroyiert. Diese Beziehungen wirkten entsprechend auf vielen Ebenen in den Eliten, in den Völkern, in den Städten, in Jerusalem, und auch in Rom. Wäre der Begriff Völkerrecht nicht durch seinen Bezug auf eine Staatenwelt souveräner Völkerrechtssubjekte vorbelastet, man könnte fragen, ob er nicht hier noch besser passen würde, weil ihm anders als im Imperium Romanum heute immer noch der Makel einer fehlenden Instanz zur Durchsetzung anhaftet. Der Prinzipat seit Augustus hat für diese Gestaltung der
3 4
Vgl. dazu knapp Baltrusch 2008, 14–17 u. 97–101. Hall 2007, 86.
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imperialen Beziehungen eine neue Dimension eingeleitet. Der amerikanische Politikwissenschaftler Martin Doyle und in Deutschland Herfried Münkler haben dafür den Begriff der ‚augusteischen Schwelle‘ als heuristischen Zugriff zur Charakterisierung von Imperien gerade mit Blick auf die Peripherie ins Spiel gebracht. Damit wird eine neue Dimension imperialer Strukturen bezeichnet, und dazu möchte ich an dieser Stelle einige Überlegungen anstellen, die vielleicht in eine etwas andere Richtung gehen, als es die beiden Politologen intendiert haben. Aber gehen wir der Reihe nach. Schauen wir zunächst auf die Karte zur Zeit des Augustus.
Der Grenzraum am Euphrat Die Grenze zwischen Römern und Parthern in augusteischer Zeit ist bei dem zeitgenössischen Geographen Strabo genau beschrieben: Die Grenze (Ὅριον) des Partherreiches ist der Euphrat und die Peraia, und das Gebiet westlich davon haben die Römer und arabische Stammesfürsten, und einige von diesen neigen mehr den Römern zu, andere den Parthern.5
Strabo beschreibt hier eine imperiale Grenzzone, die von allen Seiten höchste Aufmerksamkeit verlangte und auf Grund der exponierten Lage Chancen bot, die die Grenzraumbewohner nutzen konnten. Das Konzept des ‚Grenzraums‘ ist gerade hier von großer Bedeutung – beide Imperien grenzten aneinander und hatten doch keine gemeinsame Grenzlinie. Das war möglich, da ein Imperium nicht ein Staat mit festgelegtem Territorium ist, sondern eine zentral garantierte hierarchische Ordnung von Regionen und sogar ‚Staaten‘.6 Imperium ist ja auch nicht primär ein räumlicher Begriff, sondern ein Macht und Amtsbefugnis ausdrückender, dann überhaupt verwaltungstechnischer Terminus und bezeichnet die Reichweite der römischen Befehlsgewalt – und diese Reichweite ist gar nicht strikt definiert, sondern kann auch auf Regionen, zu denen lediglich diplomatische Kontakte bestanden, bezogen werden, wie man in den Res gestae des Augustus nachlesen kann.7 Dahinter verbarg sich nicht nur pure Ideologie, sondern auch ein immer mitgedachter Anspruch, der gewiss auch den Klientelfürsten vermittelt werden sollte. Die beiden benachbarten Imperien und die politischen 5 6 7
Strab. 16, 1, 28: Ὅριον δ᾽ ἐστὶ τῆς Παρθυαίων ἀρχῆς ὁ Εὐφράτης καὶ ἡ περαία· τὰ δ᾽ ἐντὸς ἔχουσι Ῥωμαῖοι καὶ τῶν Ἀράβων οἱ φύλαρχοι μέχρι Βαβυλωνίας͵ οἱ μὲν μᾶλλον ἐκείνοις οἱ δὲ τοῖς Ῥωμαίοις προσέχοντες. Baltrusch 2008, 59 u. ö. Dazu gehörten sogar die Parther, R. Gest. div. Aug. 29; 32 f.; dann „erstrebten unsere Freundschaft die Könige der Bastarner, Skythen, Sarmaten, die diesseits und jenseits des Flusses Tanais wohnen, sowie die Könige der Albaner, der Hiberer und Meder“, R. Gest. div. Aug. 31. So kann man das bis Indien weiterführen und viele andere Völker.
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Entitäten, die den Grenzraum bildeten, bildeten ein Dreieck, das eine klare Hierarchie hatte, aber ganz besondere ‚zwischenstaatliche Beziehungen‘ herausbildete. Im Folgenden geht es um die beiden Königreiche des Herodes und der Nabatäer, um ihre innere politische Positionierung und ihre Beziehungen zueinander, zu den Römern und auch zu den Parthern. Beide hatten wie alle Teile des Imperium Romanum zuallererst die Befehle der römischen Zentrale umzusetzen, wozu auch gehörte, das konkurrierende Partherreich auf Distanz zu halten. Aber das war bei weitem nicht alles, und das rührte aus ihrer besonderen Lage im Grenzraum her. In diesem Beziehungsgeflecht spielt jedenfalls die Grenzraumproblematik eine besondere Rolle.
Abb. 1:
Das Reich der Nabatäer im 1. Jhd. n. Chr.
248
Ernst Baltrusch
Die Protagonisten: Herodes und Syllaios Der Zeitraum, den ich hier exemplarisch in den Blick nehme, sind 25 Jahre, von 31/30 bis 6/4 v. Chr.8 In dieser Zeit wirkten Herodes und Syllaios als Anführer ihrer Reiche, der eine als König, der andere als Epitropos, als geschäftsführender Verwalter eines, wie Strabo meinte, an der Herrschaft desinteressierten Königs Obodas III. Aretas I. (Ḥāriṯat)
um 168 v. Chr.
Aretas II. (Ḥāriṯat)
ca. 120/110–96 v. Chr.
Obodas I. (’Abadat)
ca. 96–85 v. Chr.
Rabbel I. (Rabb’īl)
um 85/84 v. Chr.
Aretas III. Philhellen (Ḥāriṯat)
87–62 v. Chr.
Obodas II. (’Abadat)
62–59 v. Chr.
Malichus I. (Māliku)
59–30 v. Chr.
Obodas III. (’Abadat)
30–9 v. Chr.
Aretas IV. Philopatris (Ḥāriṯat)
9 v.–40 n. Chr.
Malichus II. (Māliku)
40–70 n. Chr.
Rabbel II. Soter (Rabb’īl)
70–106 n. Chr. Tab. 1:
Königsliste der Nabatäer
In dieser Zeit besaßen die Nabatäer, ein arabischer Stamm, ein großes Reich, das von einem König in Petra dynastisch regiert wurde.9 Syllaios10 war als Sohn des Teimu Araber und ist als Epitropos, ja als „Bruder“ des Königs auch inschriftlich und durch Münzen bezeugt (Delos, Milet).11 Eine Weihinschrift aus dem „Jahre 20“ (wohl der Regierungszeit des Obodas) von Syllaios für Dusara, bezeugt ihn für das Jahr 10/9 v. Chr. und eine Bilingue aus Milet, die ihn „Bruder des Königs“ 8 9 10 11
Vgl. dazu allgemein Wenning 2007, 25–44, hier: 32–34 zur augusteischen Zeit allgemein. Strab. 16, 4, 20 ff. und Diod. 19, 94 ff. zu den Strukturen des Nabatäerreiches, wie sie von griechisch-römischer Perspektive wahrgenommen wurden. Dass sich der König nicht um die Politik kümmern wollte, steht bei Strab. 16, 4, 24. Zu biographischen Aspekten von Syllaios vgl. immer noch grundlegend Stein 1931. Syllaios hat nur gemeinsame Münzen mit Aretas IV. geprägt (also in der Zeit von 9 bis 6 v. Chr.), keine eigene Prägung hinterlassen, vgl. Meshorer 1975, 102. Zu den bilingualen inschriftlichen Zeugnissen zu Syllaios in Milet und Delos: Bowersock 2019, 227 Anm. 8 mit weiteren Verweisen.
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249
nennt, könnte vielleicht anlässlich seiner ersten Reise nach Rom gesetzt worden sein.12 ab ca. 30 v. Chr. 24 v. Chr. 14 v. Chr. 12 v. Chr. 11/10 v. Chr. 9 v. Chr.
Syllaios ist Epitropos für Obodas III.
Teilnahme am Feldzug des Aelius Gallus gegen das südliche Arabien Eheschließung zwischen Syllaios und Salome auf Betreiben des Herodes verhindert
Aufstand in der Trachonitis gegen Herodes – Sieg des Herodes über die von Syllaios unterstützten Aufständischen
Nach ergebnislosen Verhandlungen mit Sentius Saturnius, dem Statthalter von Syrien, klagt Syllaios Herodes vor Augustus an. Syllaios scheitert mit dem Versuch, selbst König zu werden. Herodes scheitert mit dem Versuch, das Nabatäerreich von Augustus zu erhalten. Tab. 2:
Zeittafel Syllaios
Syllaios bestimmte Jahrzehnte die Politik des Nabatäerreiches, zum ersten Mal greifbar auf dem Feldzug des Aelius Gallus nach Südarabien 25/4 v. Chr., bei dem er als Anführer einer nabatäischen Hilfstruppe von 1000 Mann beteiligt war, bis zu seiner Hinrichtung in Rom 6 v. Chr. Die Nabatäer waren seit dem Feldzug des Pompeius von Rom abhängig und militärisch, politisch und ökonomisch für die Römer von großer Bedeutung; die Haltung der Quellen zu ihnen ist oft negativ, sie urteilen von oben herab über sie als ‚unzivilisiert‘, aber das spielt in unserem Zusammenhang keine Rolle. Der zeitweilige Gegenspieler des Syllaios war Herodes, mit vollem Namen Gaius Iulius Herodes. Er ist der bedeutendste Vertreter der herodianischen Dynastie und wurde von Josephus mit dem Beinamen „der Große“ in Palästina bezeichnet, welcher auch heute noch zur Differenzierung von anderen Vertretern der Dynastie verwendet wird.13 Er entstammte der Region Idumäa südlich von Jerusalem und war seit 40 v. Chr. König über ein multiethnisches Reich, das auch,
12 13
So Stein 1931 (oben Anm. 10). Die Literatur zu Herodes ist kaum noch zu überblicken; Historiker, Archäologen, Judaisten und Theologen sind gleichermaßen an ihm interessiert. Dazu pars pro toto Baltrusch 2020.
250
Ernst Baltrusch
Abb. 2:
Das Königreich des Herodes (nach 20 v. Chr.)
aber nicht nur Judäa umfasste – er war ein ‚jüdischer König‘, aber nicht nur König von Judäa. Das Königtum war Herodes von Antonius und Octavian mit einem Senatsbeschluss in Rom übertragen worden. Die gesamte Region einschließlich Judäa war ebenfalls seit 63 v. Chr. durch Pompeius römisch geworden. In den folgenden Jahren experimentierten die Römer mit verschiedenen Herrschaftsformen, um die seit Jahrhunderten instabile Region zu stabilisieren. Mit Herodes hatten sie, wenigstens für kurze Zeit, Erfolg. Das Königtum des Herodes war freilich weder dynastisch noch sakral noch durch Wahl legitimiert, sondern eine rein römische Institution. In diesem Punkt, der Königslegitimität, unterschieden sich grundlegend die beiden Reiche der Nabatäer und der Juden. Erwähnenswert (und nicht unwesentlich für die weitere Entwicklung) ist es, dass Herodes eine
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nabatäische Mutter namens Kypros (die den Idumäer Antipatros heiratete) hatte. Die Verbindung zwischen beiden Seiten wurde noch dadurch verstärkt, dass die Idumäer einmal als zu den Nabatäern gehörig gesehen wurden14 und Antipatros, der Vater des Herodes, der bereits unter der Dynastie der Hasmonäer Karriere gemacht hatte, aus diesen und anderen Gründen über ausgezeichnete Beziehungen zu den Nabatäern verfügte, die er zur Lösung interner Konflikte immer wieder auch einzubringen vermochte. Doch gab es ja, wie erwähnt, nicht nur die regionalen, sondern auch die globalen Akteure, und diese erschwerten massiv eine Stabilisierung der Region. Denn die drei Jahrzehnte von 63–31 v. Chr. waren weltweit und natürlich auch für die beiden von Rom abhängigen Reiche eine schwere Zeit. Es tobten nämlich die römischen Bürgerkriege im gesamten Imperium Romanum und die jeweiligen Kriegsparteien suchten und beschafften sich ihre Unterstützung aus allen Teilen des Reiches. So wurden gerade die abhängigen Reiche, also auch die Reiche der Juden und der Nabatäer, in gleicher Weise wie alle anderen politischen Einheiten mehr, als ihnen lieb sein konnte, in diese innerrömischen Wirren einbezogen. Flavius Josephus überliefert die konkreten Auswirkungen der Bürgerkriege speziell auf Judäa bis ins Detail. Die Aushandlungsprozesse drehten sich in dieser Phase nicht um wirtschaftliche Prosperität oder Autonomie, sondern darum, welchem General man wie zu Hilfe eilen konnte, aber es konnte durchaus auch 63 v. Chr.
Beginn römischer Herrschaft über Jerusalem
40 v. Chr.
Königsernennung des Herodes durch Augustus
30/27 v. Chr.
Prinzipat des Augustus
32–31 v. Chr.
Krieg des Herodes gegen die Nabatäer (Malichos)
24 v. Chr. ab 14 v. Chr.
Konflikt zwischen Herodes und den Nabatäern um die Trachonitis
Salome und Syllaios: Herodes verhindert die Eheschließung
9/8 v. Chr.
„Nabatäer-Krise“
4 v. Chr.
Tod des Herodes
4 v. Chr.–6 n. Chr.
Archelaos ist Ethnarch von Idumäa, Judäa und Samaria
41–44 n. Chr.
Jusäa und Samaria unter Agrippa I.
66–70 n. Chr.
Jüdischer Krieg Tab. 3:
14
Strab. 16, 2, 34.
Zeittafel Herodes
252
Ernst Baltrusch
die Option verlockend sein, sich der imperialen Konkurrenz, den Parthern, anzuschließen. Das war freilich ein Spiel mit dem Feuer, übrigens von allen Seiten – in den Jahren 40–37 v. Chr. waren im imperialen Grenzraum durchaus gravierende Veränderungen möglich, da die Hasmonäer deutlich mit den Parthern sympathisierten. Damit erhöhte sich der Druck auf Herodes und auf Rom. Das Ende der Bürgerkriegszeit kam mit dem Sieg Octavians über Marcus Antonius und die ägyptische Königin Kleopatra bei Actium. Dieses Ereignis änderte alles, und so bildete das Jahr dieser Schlacht 31/30 v. Chr. für das komplette Römische Reich, insbesondere aber auch für die östlichen Regionen, eine Art Stunde Null. Die geopolitische Situation hatte sich jedenfalls komplett verändert. Judäa und die Region der Nabatäer lagen fortan zwischen zwei römischen Provinzen, Ägypten und Syrien, nicht mehr am äußeren Rand. Selbst in der Provinz bestanden einige kleinere Fürstentümer fort, und südlich davon bestätigte der neue Herrscher das Reich des Zenodoros als eines ‚Freundes und Verbündeten‘.15 Weitere Gebiete, die Kleopatra für das ptolemäische Reich erhalten hatte, wurden an Zenodorus (als tetrarchos kai archiereus von Augustus eingesetzt), Herodes und die Nabatäer zurückgegeben. Diese römischen Regelungen waren aber keineswegs vorherzusehen gewesen. Schließlich hatten sich die östlichen Fürsten, auch Herodes, auf die Seite des Marcus Antonius gestellt – stellen müssen zwar, aber wie würde der neue Alleinherrscher mit dieser Parteinahme zugunsten des Bürgerkriegsgegners umgehen? Das war offen und hing auch vom Verhalten der Akteure in der Region ab. Ägypten wurde bekanntlich in eine römische Provinz verwandelt, und diese Gefahr bestand auch für das Reich des Herodes. Flavius Josephus hat uns die Einzelheiten auch dieses Aushandlungsprozesses zwischen Herodes und Octavian, der in Rhodos vonstattenging, überliefert.16 Unsere auch sonst für althistorische Verhältnisse recht gute Quellenlage für diese Zeit – literarische Quellen wie Josephus, Strabo, ferner Inschriften, Münzen, materielle Hinterlassenschaften – lässt uns teilhaben, nicht nur an der Ereignisgeschichte, sondern auch an den Gedanken und Debatten der Zeitgenossen, an den politischen Perspektiven und an den Veränderungen struktureller Faktoren. Octavian band nach seinem militärischen Sieg über seinen Widersacher unsere beiden Protagonisten, Herodes und den König der Nabatäer, rechtswirksam als reges socii et amici an sich. Diese Entscheidung war keineswegs ‚alternativlos‘ gewesen. Offensichtlich scheint der neue Herr auch in Erwägung gezogen zu haben, Herodes zusätzlich zu den anderen territorialen ‚Schenkungen‘ auch die Arabia noch zu übertragen, doch dazu kam es nicht. Auch der neue Herrscher konnte nicht nach persönlichen Vorlieben entscheiden; er stand ebenso wie seine ‚Freunde‘ unter Erfolgsdruck.
15 16
Vgl. zu Zenodorus den instruktiven Beitrag von Julia Hoffmann-Salz 2020; vgl. auch in diesem Band den Beitrag zu Lysanias. Dazu Baltrusch 2020, 133–135.
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Schließlich musste sich die neue Ordnung, der neu installierte Prinzipat nach innen und außen bewähren. Seine reichspolitische Bewährungsprobe bestand darin, Stabilität in allen Regionen zu gewährleisten, ohne immer die militärische Karte spielen zu müssen. Das konnte nur mit der regionalen Bevölkerung, nicht gegen sie funktionieren. Über diese Thematik ist in den letzten Jahrzehnten viel geforscht worden.17 Gerade an Stabilität hatte es ja in den Jahrzehnten zuvor gemangelt, aber diese Stabilität zu erreichen war nur im Einvernehmen mit den abhängigen Königen möglich, die entsprechend ihre Herrschaftsaufgaben im Inneren erfüllen mussten. Eine feste dauerhafte Ordnung wiederum setzte ein komplexes System politischer Mischformen voraus, das den historisch gewachsenen Strukturen in der Region keine Gewalt antat und aus dem sich gleichzeitig die römische Zentrale nicht herausziehen bzw. -halten konnte und durfte. Im Großen und Ganzen funktionierte das im syrischen Raum fast zwei Jahrzehnte, von 30 bis 12 v. Chr., recht gut, was an dem fein abgestimmten Ordnungssystem und der integrativen Kompetenz des Herodes und wohl auch des Syllaios lag. Leicht war ihre Aufgabe nicht. Denn beide Fürsten standen im Inneren ihrer Reiche ebenso wie von außen unter heftigem Druck, ihrer stabilisierenden Aufgabe nachzukommen und dazu die Beziehungen zu den regionalen römischen Statthaltern in den Provinzen Syrien und Ägypten, auf der anderen Seite mit den benachbarten Parthern flexibel und doch dauerhaft stabil zu gestalten. Das war angesichts der historischen Erfahrungen für sich genommen schon eine Mammutaufgabe, und dann standen sie gleichzeitig auch noch in Konkurrenz zueinander, im steten Wettbewerb um die Anerkennung des römischen Kaisers und bei den heimischen Eliten. Das Damoklesschwert Schwächung oder gar Verlust ihrer Reiche, sei es an den Konkurrenten, sei es durch die Umwandlung in eine römische Provinz, hing beständig über ihnen. Ihre Lage blieb, wie die historische Entwicklung zeigt, immer prekär, aber beide Fürsten nahmen ihre Rolle an und zeigten in ihrem Selbstbehauptungswillen viel Phantasie, mit der schwierigen Lage umzugehen. Dass sie sich in diesem Rahmen entfalten und tatsächlich relativ stabile Verhältnisse schaffen konnten, stellt erst einmal der ‚augusteischen Schwelle‘ ein gutes Zeugnis aus, jedenfalls im Vergleich mit dem 2. Jahrhundert v. Chr., als die Römische Republik durch ihre militärischen Erfolge mit dem Problem der Herrschaftssicherung konfrontiert wurde und den griechischen Poleis Freiheit und Autonomie verkündete, aber sich um die Umsetzung und Einhaltung keinen Deut kümmerte.18 Ohne den Anspruch der Durchsetzung nützt aber die beste Regel und die schönste Ordnung nichts. Augustus dagegen ‚kümmerte‘ sich tatsächlich um die Einhaltung und Kontrolle der notorisch anfälligen und labilen Ordnung in der Region, wie die detaillierten Berichte von Flavius Josephus konkret vor Augen führen. Im Folgenden möchte ich versuchen, knapp 17 18
Vgl. etwa zu verschiedenen Bereichen: Baltrusch/Wendt 2016; zum „Klientelfürstentum“: Baltrusch/Wilker 2015. Dazu Baltrusch 2011, 43–56.
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und wenigstens oberflächlich eine Verbindung herzustellen zwischen historiographischer Rekonstruktion individuell-konkreter Verhältnisse und daraus zu ziehenden politikwissenschaftlichen Lehren. So viele unterschiedliche Interessen – politische, ethnische, religiöse, kulturelle, wirtschaftliche, soziale – prägten schon in der Antike den Nahen Osten, die in der Vergangenheit immer wieder destabilisierend gewirkt hatten; weder die Seleukiden noch das republikanische Rom waren in der Lage, die Konflikte zu kontrollieren. Wie fügte sich da der neue Ansatz des frühen Prinzipats, der ‚augusteischen Schwelle‘ ein? Und welche Lehren aus der Geschichte zogen die beteiligten Akteure? Einige Themenkomplexe um die beiden abhängigen Reiche können dabei, wenn auch nur knapp, angesprochen werden.
Die Ordnung Die Ausgangslage bilden die Regelungen, die sich in den verschiedenen Aushandlungsprozessen nach Actium zwischen den lokalen Gewalten und dem neuen Alleinherrscher im Imperium Romanum etabliert hatten. Dazu gehörte, dass Herodes, von Octavian legitimiert, im Grenzraum zu den Parthern ein multiethnisches Reich regierte, das zu einem beträchtlichen Teil auch aus Juden bestand, und dass Syllaios die politischen Geschäfte für den König Obodas III. (der seit 30 v. Chr. die Nachfolge des Königs Malichos I. angetreten hatte) in der zweiten großen regionalen Machtbildung, dem Nabatäerreich, führte. Diese beiden Reiche in der Nachbarschaft zweier römischer Provinzen mit römischer Militärausstattung, dazu das benachbarte, lauernde Partherreich, kleinere regionale Teilfürsten (wie Zenodoros), autonome Städte, Tempelgemeinden, viele Völkerschaften – all das machte die Befriedung und Stabilisierung der gesamten Grenzregion unter dem Dach des Imperium Romanum zu einer ordnungspolitischen Aufgabe ersten Ranges, nicht nur des Kaisers, sondern aller politisch Verantwortlichen in der Region. Diese Aufgabe bestand darin, die traditionellen ethnischen, sozialen und religiösen Konflikte, die Konkurrenz der Fürsten und Eliten, Autonomiebestrebungen unter römischem Dach zu kontrollieren, auszugleichen und zu kanalisieren und möglichen Einflussnahmen von außen den Boden zu entziehen. Richten wir unseren Blick zunächst auf die Zentrale. Rom formulierte in den Verträgen, die es mit den abhängigen Gemeinden abschloss, wechselseitige ‚Pflichten‘, die auch von den beiden hier behandelten ‚Freunden und Verbündeten‘ zu erfüllen waren und sich durchaus ad hoc ergeben konnten. Natürlich verlangte der Kaiser immerfort Unterstützung vor allem mit Truppen bei Unternehmungen, die unter den Auspizien des Augustus gestartet wurden. 25/24 v. Chr. wurde z. B. Aelius Gallus nach Südarabien geschickt, und er führte eine
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Abteilung von 1000 Nabatäern unter Syllaios sowie auch eine 500Mann starke jüdische Abteilung mit sich. Strabo berichtet ausführlich darüber und macht für das (aus seiner Sicht) Scheitern den Nabatäer Syllaios verantwortlich,19 wahrscheinlich um Aelius Gallus aus der Schusslinie der Kritik zu nehmen. Herodes wiederum stellte abgesehen von solcher aktiven Mithilfe seine Nützlichkeit für das neue System etwa in den Konflikten mit den Parthern bei der auch finanziellen Entlastung der Römer durch Stiftungen und andere ‚Wohltaten‘ in der östlichen Welt und vor allem in seiner Funktion als König der Juden zur Verfügung, der die Juden sowohl Palästinas wie der Diaspora auf Linie zu halten wusste.20 Auf diesem Gebiet war er fast unersetzlich. Er konnte sich bei den oft problembehafteten Beziehungen Roms zu seinen jüdischen Untertanen als eine Art Fachmann für die jüdische Religion, als ‚Wissensspeicher‘ einbringen. So taten beide ihre ‚Pflicht‘, und ebenso taten es die Römer, die die Positionen ihrer ‚Klienten‘ im Innern und nach Außen zu sichern halfen. Es würde allerdings zu weit führen, alle Begebenheiten aufzulisten, in denen die römischen Provinzstatthalter bzw. die Zentrale auf nabatäische und herodianische Hilfen zurückgriffen und umgekehrt; beide Seiten waren in diesem System zusammengebunden und aufeinander angewiesen. Um dieses System erfolgreich zu gestalten, bedurfte es natürlich auch immer eines geeigneten Drohpotentials, das ebenfalls nach zwei Seiten funktionierte: Die Könige konnten z. B. vor einer Destabilisierung in der Region, vor der Gefahr äußerer Einflüsse warnen, wenn diese oder jene Unterstützung nicht gewährt würde, und Rom drohte mit der Keule, mit der es den Fürsten am wehesten tat: Mit der Verkleinerung des Reiches, mit stärkerer Kontrolle, mit der Absetzung als König oder gar mit einer Umwandlung des Reiches in eine Provinz. Für alle Stufen gibt es Belege, sowohl im Fall des Herodes wie des Syllaios, und die Umwandlung in eine Provinz wurde bei dem Herodes-Reich 6 n. Chr., bei dem Nabatäerreich möglicherweise (so Glen Bowersock) schon kurz im Jahre 3 v. Chr. umgesetzt,21 spätestens dann 106 n. Chr. Aber letzteres war das Worst-Case-Szenario, da die Provinzialisierung in dieser frühen Prinzipatsphase keinen der Akteure so richtig begeisterte. Bevor es dazu kam, wurden alle zur Verfügung stehenden Mittel diskutiert und ausprobiert. So standen die Fürsten in Rom oft auf der Matte, und sie erhielten natürlich Gehör. Von beiden, von Syllaios wie von Herodes, sind viele Reisen nach Rom überliefert, während derer bei regionalen, sozialen oder familiären Konflikten nicht nur die eigene Position darzustellen war, sondern auch vielfach angeklagt wurde, Konkurrenten, Familienmitglieder, Thronprätendenten oder benachbarte Könige. Daraus resultierten oft schwierige Verhandlungen vor einem kaiserlichen Gericht, die manchmal zur Degradierung, im Falle des Syllaios sogar zur Hinrichtung führen konnten. Es fanden 19 20 21
Strab. 16, 4, 22–24; vgl. auch Plin. NH 6, 160 und R. Gest. div. Aug. 26. Vgl. Ios. ant. Iud. 16, 16–26. Vgl. Bowersock 1983 u. 2019.
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regelrechte Gerichtsverfahren statt, und zwar solche nach römischem Vorbild. Herodes profitierte mehr als einmal von den Fähigkeiten und dem hohen Ansehen seines Anwaltes Nikolaus von Damaskus.22 Augustus war sogar einmal geneigt, so berichtet Flavius Josephus, Herodes auch das Nabatäerreich zu übertragen23 – das wäre der größte denkbare Erfolg für Herodes und gleichzeitig die denkbar größte Niederlage der Nabatäer gewesen, also Stoff für eine Fortsetzung der Nah-Ost-Konflikte. Rom kam wieder davon ab, aber was gerade diese Episode in herausragender Weise zeigt, ist der Einsatz rechtsförmlicher Verfahren und von Zeit, die der Kaiser aufwendet, um die Angelegenheiten anzuhören und die Entscheidung zu begleiten; er delegiert nicht, er macht die Entscheidung zur Chefsache. Diese ‚sanfte‘ Form der Herrschaft (nach Bourdieu „symbolische Herrschaft“) funktionierte also über Aufmerksamkeit und Präsenz des Kaisers, über seine Zuwendung und sein persönliches Engagement, Eigenschaften, die über die ‚harten‘ Machfaktoren (militärisch, politisch, ökonomisch) hinausgingen, und die, weil sie Vertrauen aufbauten, am ehesten zum sozialen Kapital, zur ‚augusteischen Schwelle‘ gehörten, zu Stabilität und Befriedung beitrugen. Mit dieser Zuwendung und diesem Einsatz konnte der Kaiser in Konkurrenz zum Partherkönig treten und seine Wertschätzung für Regionen und Fürsten zum Ausdruck bringen. Selbst harte Urteile durften so mit Akzeptanz rechnen, da sie offensichtlich auf der Grundlage rechtsförmiger Verfahren gefällt worden waren. Die realen Machtverhältnisse wurden dabei keineswegs verschleiert, doch verzichteten sie auf Willkür. Selbstverständlich musste auch jede Nachfolgeregelung in den regionalen Reichen durch und in Rom abgesegnet werden. Dieses Verfahren reflektierte natürlich ein hierarchisches Gefälle, war aber trotzdem im Interesse beider Seiten. Zweifellos konnte die Zentrale nicht auf die Mitsprache verzichten, welche Person die höchste Stelle in einem abhängigen Reich einnehmen sollte; das lag im ureigensten Interesse des Kaisers (und das gilt für jedes Imperium). Aber das Verfahren war ein integraler Bestandteil der Rechtsordnung und bot auch den abhängigen Fürsten die Gelegenheit, die Geltung der ‚neuen‘ Ordnung umfassend und immer wieder nach innen und außen kommunizieren zu können. Herodes akzeptierte das ohne Murren; seine Reisen nach Rom in Nachfolgeangelegenheiten sprechen Bände. Aber Syllaios und der König Aretas IV. – Obodas III. war 9 v. Chr. Verstorben – riskierten es, auf die Konsultationen mit Rom zu verzichten, so dass der neue König tatsächlich im Jahre 9 v. Chr. große Legitimationsprobleme bekam, zumal Syllaios selbst König werden wollte und den Aretas verleumdete.24 Auch hier musste Augustus eingreifen, wenn er reichspolitisches Vertrauen nicht verspielen wollte – die Gleichheit der Klientelfürsten vor dem Kaiser war gerade nach außen unabdingbar, es durfte keine Sonderbehandlung 22 23 24
Zur Rolle des Nikolaus von Damaskus vgl. demnächst Czajkowski/Eckhardt 2021. Ios. ant. Iud. 16, 335–355. Ios. ant. Iud. 16, 294–298.
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geben. Man sieht, wie solche vordergründig als Machtdemonstrationen wahrgenommenen Regeln, wie es die Mitsprache Roms in der Nachfolgefrage darstellte, eine differenzierte regulative Funktion im gesamten Kommunikationssystem des jeweiligen Imperiums hatten. Belohnungen und Strafen bilden wie im Innern, so auch im imperialen Grenzraum das Arsenal an politischen Kontrollmöglichkeiten. Auch diese sollte man nach dem Gesagten nicht einseitig als ausschließliches Machtinstrumentarium der Vormacht auffassen; sie reflektierten und bestätigten vielmehr vor aller Augen Teilhabe am Gesamtsystem, wenn sie regelhaft und rechtlich begründet eingesetzt wurden. Wenn also, was unter Augustus mehr als einmal geschah, die Reiche ‚seiner‘ Fürsten vergrößert oder verkleinert wurden25, so mochte das die einen erzürnen, den anderen dagegen Prestige und internationale Anerkennung verschaffen, aber in jedem Falle war das Verfahren systemimmanent, betraf alle gleichermaßen, war nicht willkürlich, sondern musste rechtlich begründet werden und wurde deshalb im Großen und Ganzen respektiert. So sah tatsächlich ‚internationales Recht‘ innerhalb des Imperium Romanum aus, das ja als orbis terrarum verstanden wurde – ideologisch gab es zwar angesichts des weltumspannenden Imperiums kein ‚zwischenstaatliches‘ Recht mehr (im Sinne eines Rechts in einer modernen Welt unabhängiger Staaten), aber es gab ein dem Bürgerrecht vergleichbares ‚Völkerrecht‘, weil es, analog zum Zivilrecht, Rechte und Pflichten für die dem Reich angehörenden Völkerschaften formulierte, und dieses Recht war auch durchsetzbar, weil es ja eine übergeordnete Instanz, die römische Zentrale, gab. Denn auch diese war, das wird bei aller Kritik an römischer Machtpolitik gerne vergessen, ebenso daran gebunden. Und über diesen Kern von römischem ius gentium, das auch die Römer im Interesse der Stabilität (und im Interesse des Machterhalts) zur Einhaltung des Rechts zwang, bildete sich eine grenzüberschreitende Ordnung, eine Verflechtung von Zentrum und Peripherie, von Provinzen und Klientelreichen, kurz: eine neue Ordnung, die Machtstrukturen nicht nivellierte und die trotzdem, unvollkommen zwar, aber nicht unpassend mit dem Begriff Prinzipat überschrieben ist. Rom war unbestreitbar „der Erste“ in diesem Geflecht, hierarchisch und auch als Vorbild. Im Prinzipat bildeten sich ganz neue kommunikative Strukturen heraus, die auch die Zentrale grundlegend veränderten. Die Herrschaft des Herodes etwa überschritt in ähnlicher Form wie der Prinzipat die ‚Grenzen‘ seines Reiches; sie regierte auch in die Provinzen mit jüdischer Bevölkerung hinein (für die er als Ansprechpartner und Vermittler auch durch den römischen Kaiser akzeptiert wurde) und bewegte sich in Bezug auf das babylonische Judentum sogar außerhalb der imperialen Grenzräume.26 Es hatten sich nach dem römischen Bürger-
25 26
So erhielt Herodes Zuwächse, wie die Trachonitis, Auranitis, Batanäa, aber ihm wurden auch Verkleinerungen angedroht; ähnlich erging es Syllaios und den Nabatäern. Vgl. dazu Baltrusch 2015.
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krieg neue Form der ‚internationalen‘ Zusammenarbeit herausgebildet, mit monarchischen, hierarchischen, patronalen, aber eben auch – das wäre durch weitere Untersuchungen zu erhärten – mit rechtsstaatlichen und demokratischen Elementen versehen.27 Mit derartigen neuen politischen Formen wartete die augusteische Zeit auf, und das strahlte auch auf die Politik der abhängigen Reiche wie des Herodes und des Syllaios ab. So konnte die neue Ordnung stabilisiert werden, und das schien sich für einige Zeit durchaus zu bewähren. Dazu gehört ferner, dass Rom ‚internationale‘ Beziehungen unter den Klientelfürsten förderte, allerdings eher zurückhaltend und nur dann,28 wenn sie ordnungskonform waren. Die damit verbundenen Risiken waren groß, Machtzusammenballungen wurden misstrauisch beäugt. Über Herodes und seine regen Kontakte zu Nachbarn sogar über die Reichsgrenzen hinweg sind wir über Josephus wieder gut informiert; sie erfüllten die Voraussetzungen und stärkten gleichzeitig den Einfluss Roms. Das dürfte bei Syllaios und den Nabatäern, über die wir weniger gut unterrichtet sind, nicht anders gewesen sein. Beide Reiche waren im Norden, Osten und Süden umgeben von kleineren und größeren Fürstentümern, zu denen selbstverständlich ‚diplomatische Beziehungen‘ in Form von ständigen Gesandtschaften und Reisen unterhalten wurden. Dazu kamen weiter reichende Kontakte nach Griechenland, Kleinasien und (weniger) Ägypten. Selbst Beziehungen in das parthische Reich hinein konnten, wenn sie transparent waren und nicht ordnungswidrig (im römischen Verständnis), aufgenommen werden; die Beziehungen des Herodes zum babylonischen Judentum innerhalb des Partherreiches belegen das. Das entsprach dem augusteischen Herrschaftsprogramm, kam der imperialen Weltherrschaftsideologie der Römer entgegen, stärkte die Zufriedenheit der jüdischen Untertanen und erhöhte gleichzeitig die auctoritas des herodianischen Königtums nach innen und nach außen. Als ein eigenes Feld in der ‚internationalen‘ Rechtsordnung im Grenzraum zwischen den Imperien erwiesen sich schließlich die direkten Beziehungen zwischen den abhängigen Reichen und ihren Königen beziehungsweise Verwaltungen, und das galt auch für Syllaios und Herodes. Deren Beziehungen gestalteten sich von Hause aus schwierig. Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte, so möchte man zunächst meinen, in diesem Falle also die Römer. Doch die dahinter zu vermutende, vermeintlich römische Devise divide et impera ist eine moderne Konstruktion, die nicht immer passt. Konkurrenz an sich zwischen Klientelfürsten musste noch nicht destabilisierend sein, aber die Konkurrenz durfte nicht in Gewalt ausarten und das eingeführte Ordnungssystem verletzen. Auf der anderen Seite konnte natürlich auch ein Zuviel an Zusammenarbeit der Stabilität abträglich sein. Mit dem einen wächst die Gefahr von Kriegen und Aufständen, mit
27 28
Vgl. Baltrusch 2020, 332. Suet. Aug. 48.
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dem anderen von Verschwörungen auf Reichsboden gegen Dritte, vielleicht sogar gegen Rom – beides ist grundsätzlich verderblich für Ordnungsmodelle. Konfliktbereitschaft durchzieht jedoch ebenso wie Kooperation die gesamte herodianisch-nabatäische Beziehungsgeschichte; daran konnte sich die gesamte Ordnung beweisen. Anlässe für Konflikte gab es viele: Verletzungen des jeweiligen Territorialbestandes, das Ausnutzen von Schwächen und Unruhen der jeweils anderen Seite, oder auch die Durchsetzung römischer Aufträge zu gemeinsamen Expeditionen. Augustus mühte sich, soweit ich das erkennen kann, um Transparenz, bestrafte oder belohnte mal den einen, mal den anderen, und das Verhältnis der beiden Reiche war auch kein Sonderfall. Jedenfalls gab es in den Jahrzehnten nach Actium einen intensiven Wettbewerb um Territorien, Geld und Einfluss bei den Römern.29 Darauf ist an dieser Stelle nur kurz, allerdings anhand eines aussagekräftigen Beispiels einzugehen. Auf die Bedeutung von Eheschließungen in monarchischen Ordnungen muss man nicht extra hinweisen. Das gilt für den augusteischen Prinzipat, und das gilt auch und gerade für Herodes, der alle nahen und fernen Verwandten verkuppelte; die Berichte darüber bei Flavius Josephus sind Legion. Wäre es da nicht ganz in seinem Sinne gewesen, eine Ehe seiner Schwester Salome mit dem Nabatäer Syllaios zuzulassen?30 Eine Ehe, die auch noch beide anstrebten, und deren Zustandekommen vielleicht sogar Livia, die Ehefrau des Augustus förderte?31 Syllaios kokettierte damit, dass diese Eheschließung die beiden Reiche noch stärker aneinander binden würde. Sie kam dennoch nicht zustande – warum nicht? Die Geschichte dieser verhinderten Eheschließung erzählt Josephus ausführlich.32 Syllaios wollte, das war in aller Munde, die regierende Dynastie ablösen und König der Nabatäer werden. Sein Vorbild mochte vielleicht sogar Herodes gewesen sein, der es einst ja auch geschafft hatte, die regierende Hasmonäerdynastie, die seit dem Makkabäeraufstand herrschende und daher legitime Königsfamilie, abzulösen. Deshalb war er unablässig unterwegs, um seine Beziehungsbande zu knüpfen. Wohl im Jahre 14 v. Chr. besuchte er Jerusalem, traf zum ersten Mal auf Salome und verliebte sich, so sagte man, in die Schwester des Königs, die gerade geschieden und schon über 40 war. Sie kamen sich näher, und sicher wäre eine Ehe zwischen einer Jüdin und einem Nabatäer möglich gewesen – Herodes Mutter war ja Nabatäerin gewesen. Und die Beziehungen zwischen Juden und Nabatäern waren schon lange so intensiv, dass eine eheliche
29 30 31 32
Dazu ausführlich Ios. ant. Iud. 16, 22–228, 271–299 und 335–355. Dazu besonders instruktiv Günther 2005, 143–151. Ios. bell. Iud. 1, 566. Ios. ant. Iud. 16, 220–225; 17, 10; bell. Iud. 1, 566.
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Abb. 3:
Das herodianische Kreissystem
Verbindung zwischen ihren jeweiligen Dynasten gar nicht so unklug gewesen wäre. Aber es gab auch drei systemimmanente Gründe, die gegen die Heirat sprachen: 1. Das System des Herodes hätte eine empfindliche Einbuße hinnehmen müssen, denn Salome hätte im Falle ihrer Ehe mit Syllaios den engsten, den idumäischen Beraterkreis des Herodes verlassen müssen;33 2. die Ehe einer herausgehobenen Jüdin mit einem Araber wäre voraussichtlich übel von den Juden des herodianischen Reiches aufgenommen worden, und 3. wäre als Folge einer von größeren Gruppen abgelehnten ehelichen Verbindung die Stabilität der Region in Gefahr gewesen, und damit wäre auch die ausgeklügelte und inzwischen gut etablierte Rechtsordnung gefährdet gewesen. Das musste vom König verhindert werden. Deshalb lehnte also Herodes ab – gegen den ausdrücklichen Willen 33
Zu diesem Beraterkreis Baltrusch 2020, 261–273.
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Salomes, die sich sogar an Livia um Unterstützung für ihre Pläne wandte;34 sie konnte ja nicht nur persönliche (wenn es solche gab), sondern auch politische Gründe ins Feld führen. Herodes ging bei seiner Ablehnung geschickt vor, denn er forderte formal von Syllaios Unmögliches: Er sollte sich als Bedingung für die Ehe mit Salome mit allen Konsequenzen zum Judentum bekehren. Religionsgesetzlich war das konsequent: Männer konnten zwar nach prärabbinischer Vorstellung nichtjüdische Frauen heiraten, von denen dann stillschweigend die Annahme der Religion des Ehemannes erwartet wurde, aber Frauen durften nur Juden heiraten, oder aber der Ehemann musste sich bekehren und beschneiden lassen. Das konnte Syllaios schon vor dem Hintergrund seiner Ambitionen bei den Nabatäern nicht akzeptieren – seine Landsleute hätten ihn, so äußerte er sich Herodes gegenüber, gesteinigt.35 Die Ehe hätte also in diesem Falle sogar noch stärker destabilisierend gewirkt, statt dass sie die von Salome und Syllaios erhoffte Synergie erzeugt hätte. Sie wäre geradezu ‚völkerrechtswidrig‘ im römischen Sinne gewesen, und sie wurde daher auch vom Kaiserhaus, in diesem Falle der zuständigen Livia (man kann übrigens in dieser Kompetenzzuweisung an die Augusta ein weiteres Element der augusteischen Rechtsordnung sehen), wahrscheinlich nicht gebilligt.36 Eheverbindungen zwischen Dynastien sollten in erster Linie friedensstiftende bzw. -sichernde Wirkungen haben; selbst wenn vielleicht diese Ehe die beiden Reiche über ihre Dynastien stärker zusammengeführt hätte, so war das ganz sicher nicht der Fall bei den verschiedenen Völkerschaften, den arabischen Nabatäern und den Juden. Salome musste also von ihren Plänen Abstand nehmen und heiratete in der Folge Alexas, ihren dritten Mann, und der stammte wie Herodes und Salome selbst aus dem idumäisch-jüdischen Kreis des königlichen Hofes, war konsensfähig und bildete somit eine echte Verstärkung der herodianischen Königshofordnung. Syllaios freilich bot sich bald die Gelegenheit zur Revanche. Den Vorwand dazu gaben Unruhen in den nordöstlichen Regionen des Herodes-Reiches. In der Trachonitis nämlich trieben ‚Räuber‘ (so nennt sie Josephus durchgehend) ihr Unwesen, die mit der Zuordnung ihres Territoriums an den jüdischen König unzufrieden waren, auch gar nicht gefragt wurden, und im Jahre 12 v. Chr. eine Romreise des Herodes zum Abfall nutzten. Syllaios unterstützte nun die Aufständischen, indem er ihnen von seinem Territorium aus eine Operationsbasis zur Verfügung stellte. Herodes war drei Jahre lang nach seiner Rückkehr aus Rom 34 35 36
Ios. ant. Iud. 17, 10 (Livia ablehnend; s. Anm. 34); bell. Iud. 1, 566 (Livia unterstützend). Ios. ant. Iud. 16, 225. Ios. ant. Iud. 17, 10: „Herodes hatte seine Schwester Salome, die gern mit dem Araber Syllaios in eheliche Verbindung getreten wäre, zur Heirat mit Alexas genötigt, wobei ihm die Gattin des Caesars Hilfe geleistet hatte, indem sie Salome riet, sich diesem Vorhaben nicht zu widersetzen, damit sie keinen offenen Bruch mit Herodes veranlasse. Denn Herodes habe geschworen, er werde ihr nie wieder zugetan sein, wenn sie sich nicht mit Alexas vermählen wolle. Salome folgte dem Rat der Iulia, einmal, weil dieselbe die Gattin des Caesars war, dann aber auch, weil sie diese Verbindung für vorteilhaft hielt.“
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mit Kampfmaßnahmen gegen den Aufstand beschäftigt, während derer er auch die territoriale Integrität des nabatäischen Königtums verletzte. Für alle seine Maßnahmen holte sich Herodes die Genehmigung des syrischen Statthalters Saturninus und seines Beraterstabes ab. Das reichte indes nicht. Die Balance zwischen den Klientelfürsten zu gewährleisten war ausschließlich ‚Chefsache‘; Herodes hätte den Kaiser konsultieren müssen. Syllaios reiste nach Rom und war gerade dabei, den Kaiser zu überzeugen, der schon bereit war, seinen ‚Freund‘ Herodes zu einem bloßen ‚Untertanen‘ zu degradieren.37 Da trat ein Ereignis ein, das ihn rettete und wieder Syllaios in den Focus des kaiserlichen Zorns brachte: 9 v. Chr. starb der nabatäische König Obodas, und ein gewisser Aeneas, wohl nicht aus königlichem Hause, machte sich als Aretas IV. zum Nabatäerkönig, ohne vorher den römischen Kaiser zu konsultieren. Dieser Fauxpas der Nabatäer war noch größer als der, den Herodes begangen hatte. Als Aretas auch noch brieflich Syllaios (der ja selbst König werden wollte) wegen Hochverrats in Rom anklagte, da konnte der bereits erwähnte Nikolaos von Damaskos die Gelegenheit nutzen und in Rom die Angelegenheit zugunsten des Herodes entschärfen. Sein Hauptargument griff auf ingeniöse Weise römisches Denken auf: Es habe sich bei Herodes’ Aktionen nicht um einen Krieg, sondern um eine Rechtsexekution gehandelt.38 Die Stimmung in Rom schlug um, Herodes war wieder in den ‚guten Büchern‘ des Augustus. Die Situation war freilich noch nicht wirklich bereinigt, denn Syllaios hörte auch danach nicht auf, gegen Herodes zu intrigieren,39 erfolglos, wie man weiß. 6 v. Chr. begab er sich nochmals nach Rom, um sich wieder ins Gespräch zu bringen,40 kurz danach muss er dann in Rom auf Befehl des Augustus hingerichtet worden sein;41 die Gründe dafür sind wohl in den für Augustus überzeugenden Schuldzuweisungen von Nikolaus und auch Aretas (der ja ‚davonkam‘ und bis ca. 40 n. Chr. regieren durfte) zu suchen.42 Jedenfalls orientierten sich die Nabatäer unter Aretas IV. stärker in Richtung der arabischen Halbinsel und ließen sich weniger mit den Juden ein; immerhin aber heiratete eine Tochter des Aretas den Herodes Antipas. Als Herodes diese verstoßen wollte, um Herodias zu heiraten, floh sie zu ihrem Vater.43 Wie prekär die allgemeine Lage im Grenzraum war und wie intensiv auch Augustus und Livia selbst involviert wurden, mag aus dieser Geschichte deutlich geworden sein. Über die Konkurrenz und Zusammenarbeit, über Gemeinsamkeiten und Unterschiede, über Vergrößerung und Verkleinerung der beiden Reiche im Kon-
37 38 39 40 41 42 43
Ios. ant. Iud. 16, 290. Ios. ant. Iud. 16, 343. Diese Unterscheidung fand bemerkenswerterweise Eingang in das frühneuzeitliche Völkerrecht: Hugo Grotius, De iure belli et pacis 1625, III 2,2. Ios. ant. Iud. 17, 54 f. Ios. ant. Iud. 17, 54–7; bell. Iud. 1, 574–577. Ios. ant. Iud. 16, 352; Strab. 16, 4, 24. Strab. 16, 4, 24 mit dem Hinweis, dass Syllaios geköpft wurde. Ios. ant. Iud. 18, 109–112.
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text der ‚augusteischen Schwelle‘, der neuen Stufe imperialer Gestaltung, könnten viele weitere Beispiele angeführt werden. Darauf muss ich aus Platzgründen verzichten. Vielmehr soll zum Ende noch ein knappes Wort zur Kommunikation nach außen, zur Herrschaftsrepräsentation beider Fürsten im Zusammenhang mit den dokumentarischen und monumentalischen Hinterlassenschaften gesagt sein.
Zur Münzprägung Die Repräsentanten beider Reiche, der Nabatäer und der Herodianer, waren sehr engagiert, was die Repräsentation nach außen angeht. Sie prägten Münzen und legten eine rege Baupolitik an den Tag, den wichtigsten Elementen der Selbstdarstellung. Freilich gab es gravierende Unterschiede zwischen den beiden Fürsten in der konkreten Ausgestaltung, weil beide Reiche unterschiedlich strukturiert waren und dementsprechend unterschiedliche Rücksichten zu nehmen hatten. Repräsentations-Medien sollten in erster Linie integrative Funktionen haben (das gehörte zur Ordnung). Herodes z. B. durfte bekanntlich weder Münzen mit Porträt-Abbildungen prägen, noch war er bei seinen Bauvorhaben und in deren Ausgestaltung völlig frei; auch darin, wie er die Loyalität zur römischen Oberhoheit und die Verehrung des Kaisers umsetzen konnte, war er beschränkt. Das hielt ihn freilich, wie heute noch eindrucksvoll sichtbar ist, nicht davon ab, unermüdlich, prachtvoll und differenziert nach Adressaten zu bauen und auch Münzen zu prägen.44 Und von den Nabatäern ist eine ebenso rege Bau- und
Abb. 4:
44
Nabatäische Münze: Aretas IV. und Shuqailat
Die Erforschung der Baupolitik des Herodes ist in den letzten Jahrzehnten immer weiter vorangetrieben worden, da die regionale Archäologie Fortschritte gemacht hat. Ich ver-
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Abb. 5:
Münzen des Herodes
Münzprägetätigkeit bekannt45 – und zwar in den Bahnen, die ihnen von den ‚internationalen‘ Verhältnissen ermöglicht wurden. Es würde zu weit führen, die Ausdrucksformen und Repräsentationsmedien ausführlich herauszuarbeiten, deshalb beschränke ich mich auf ein charakteristisches Beispiel aus dem herodianischen Kontext. Die Symbole auf den Münzen sind ebenso wie die Legenden viel und kontrovers diskutiert worden. Von Herodes sind bisher nur Bronzemünzen gefunden worden, auch wenn es einen Hinweis bei Josephus gibt, dass der König möglicherweise wie die Nabatäer auch Silbermünzen geprägt hat.46 Wenn Yaʿaḳov Meshorer recht hat, dann wäre die hier abgebildete Münze des Herodes in das Jahr 40 v. Chr. zu datieren.47 Dreifuß, Palmzweige und Helm auf dieser Münze können im Grunde für vieles stehen, das spezifisch weder jüdisch noch römisch noch hellenistisch zu deuten wäre. Sie können als Attribute gelesen werden, die zum Repertoire vieler
45 46 47
weise hier auf die umfängliche Forschungsliteratur, die sich u. a. mit dem großen Archäologen Ehud Netzer verbindet; konkret ist darüber hinaus auf die große Herodes-Ausstellung im Jerusalemer Israel-Museum vom Jahre 2013 hinzuweisen; vgl. Baltrusch 2020, 146–162 zu den ‚römisch‘ inspirierten Bauten; 188–191 zum ‚Neubau‘ des Jerusalemer Tempels. Vergleichend fand vor einigen Jahren eine große internationale Konferenz „The World of the Herods and the Nabataeans“ im Britischen Museum (17. bis 19. April 2001) statt, deren Beiträge 2007 auch publiziert wurden: Kokkinos 2007 und Politis 2007. Etwa Ios. bell. Iud. 1, 358. Vgl. Baltrusch 2020, 85.
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gehörten und allen verständlich waren, und die militärische Stärke (Helm), Sieghaftigkeit (Palmzweig), auch allgemeine Gottgefälligkeit (Dreifuß) und die Hinführung auf einen gerechten, allen zukommenden Frieden (Palme)48 ausdrücken. Andere, spätere Münzen tragen z. B. Füllhörner, Anker und weitere z. T. schwer deutbare Symbole. Mit der Prachtentfaltung seiner Bauten war die Münzprägung in keiner Weise vergleichbar. Soweit erkennbar hielt sich Herodes bei den Münzen ebenso wie später in seinen Privatpalästen an das Bilderverbot der Torah. All das zeigt, dass Herodes behutsam vorging und sich als ein König für alle präsentieren wollte, deshalb auf römische und auf jüdische Spezialsymbolik verzichtete und sich damit bewusst von einer strikt jüdischen Positionierung (somit etwa auch von der hasmonäischen Repräsentation) absetzte. So wirkt vielleicht heute die Münzprägung des Herodes scheinbar ein wenig fade (gerade auch im Vergleich mit der hasmonäischen Münzprägung, die dezidiert jüdische und hellenistische Motive miteinander verband), aber gerade in der Unbestimmtheit und Offenheit liegt die Botschaft. Und in der Tat beruhte ja das herodianische Königtum auf einer Art Akzeptanzsystem, in dem sich alle gleichberechtigt unter einem römischen Dach wiederfinden konnten – der jüdische Staat, der ja erhalten blieb, aber auch alle Ethnien und Städte des großen Herodes-Reiches. Auch Münzen der Nabatäer sind reichlich überliefert. Ohne dass ich mich mit diesen intensiv auseinandersetzen kann, ist zu bemerken, dass sie 1. Bilder von Personen trugen (damit konnten sie also im Vergleich zu Herodes punkten) und 2. definitiv Silberprägungen kannten. So trug z. B. Obodas III. auf Münzen Diadem, Aretas IV. den römischen Kranz.49 Dadurch wird die Vielfalt zunächst einmal der Repräsentationsmöglichkeiten nach innen und außen deutlich, die die Grenzraum-Regionen auch nutzten. Zusammen mit der Baupolitik reflektieren sie vor allem die Vielfalt der Formen ‚internationaler‘ Beziehungen, der Raumgestaltung und hier regionaler Programmatiken in diesen Räumen. Dahinter verbarg sich ein komplexes System, in dem historische, aktuell politische, juristische und spezifisch grenzraumbezogene Faktoren austariert wurden. Mit den eindimensionalen Definitionen über Begriffe wie ‚Romanisierung‘ oder ‚imperiale Herrschaft‘ wird man diesem System nicht gerecht.
Fazit Der sine-fine-Charakter des Imperium Romanum war idealiter unbestreitbar, realiter ambivalent. Ein ‚Weltsystem‘, wie es das Reich unter Augustus war, konnte 48 49
Vgl. Ps. 92, 13: „Der Gerechte blüht wie die Palme“; oder Apok. Joh. 7, 9. Palmzweige gehörten auch zum griechisch-römischen Festspielwesen. Vgl. Schmid 2009, 336 f.
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mit dem Begriff der Grenze wenig anfangen, und so ist auch die Problematik des ‚Grenzraumes‘ eine moderne, heuristisch durchaus vertretbare Konstruktion. Die Existenz des Partherreiches war ja nicht einfach wegzudiskutieren, und folglich auch die Realität von ‚Grenzräumen‘ in der Nachbarschaft beider Imperien; der Euphrat bildete eine Grenze, aber eine ‚weiche‘ Grenze. In der Gestaltung und Ordnung dieser Räume musste sich das Funktionieren der neuen Weltordnung beweisen, deshalb verlangten sie besondere Aufmerksamkeit von allen Seiten, Zuwendung von der einen, Wachsamkeit von der anderen Seite. Die historische Entwicklung der beiden Grenzreiche des Herodes und der Nabatäer in der Syllaios-Phase legt die Grundlagen der gesamten Weltordnung aus römischer Perspektive ebenso frei wie die Integration von Territorien sowie die Regeln für die Beziehungen zueinander, zu anderen, zum Nachbarimperium und zum ‚eigenen‘ Imperium, das die Ordnung garantierte und dadurch mit der Funktion einer rechtsdurchsetzenden Instanz behaftet wurde. Der Übergang zu dieser neuen Ordnung, die sich auch mit dem Begriff des Prinzipats – der über eine Kennzeichnung der persönlichen Stellung des Augustus hinausweist – verknüpfen lässt, ist die ‚augusteische Schwelle‘, namentlich die rechtliche Einbindung in die Struktur des Reiches, eines Reiches, das die unterschiedlichsten Bindungsformen beherbergte, nicht nach klar abgegrenzten Einheiten, wie Ethnien, Provinzen, Poleis oder Fürstentümer, sondern ein differenziertes Ordnungssystem ausgestaltete, das seine Stabilität erweisen musste. Das republikanische Verwaltungs- und auch Klientelstaatensystem war jedenfalls grundlegend verändert worden, klare Rechtsstrukturen geschaffen. Nicht mehr konnten einzelne Adlige oder ganze Stände (Publicani; Ritterstand) ihre eigenen Interessen verfolgen. Vielmehr gab es nun ein ‚internationales‘ Recht, das unbestreitbar ein römisches Recht war, aber das nach universeller Akzeptanz strebte und unter Augustus auch durchgesetzt wurde. Es wurde gleichsam zu einem ‚Völkerrecht‘, das zwar anders als das moderne Völkerrecht nicht auf dem gleichberechtigten Zusammenschluss der Rechtssubjekte beruhte, dafür aber eine wirksame Durchsetzungskraft hatte, jedenfalls wenn diese Instanz ihre Aufgabe ernst nahm; die Parther waren (vertraglich und ideell) als Teil dieser Ordnung einbezogen. Die ‚internationalen Beziehungen‘ waren – anders als es heute die ‚Realisten‘ in den Internationalen Beziehungen sehen – nicht (mehr) anarchisch, sondern von klaren Ordnungsvorgaben geprägt. Es gab ja keine souveränen Staaten mehr. Die Klientelfürsten spielten in dieser Ordnung eine entscheidende Rolle – und Herodes und Syllaios nahmen diese Rolle auch an; ohne sie und ihre integrative Kraft wäre es nicht gegangen. Aber natürlich gilt hier wie überall: „Aus so krummem Holze, als woraus der Mensch gemacht ist, kann nichts ganz Gerades gezimmert werden“ – Kants Spruch wird oft
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zitiert,50 er ist immer und bei jeder Rechtsordnung, und sei sie noch so gut ausgedacht, richtig: Wer sich die weitere Entwicklung des Prinzipats genauer anschaut, wird den Nachweis dafür ohne Weiteres finden.
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Kant 1784, 6. Satz.
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Abbildungsverzeichnis Abb. 1: [; 15.12.2021] Augé, Christian 2013: The Nabataean Age (4th Century BC–1st Century AD), in: Ababsa, Myriam (Hg.), Atlas of Jordan, Beirut Abb. 2: Baltrusch 2020, 132 Abb. 3: Baltrusch 2020, 132 Abb. 4: Baltrusch 2020, 259 Abb. 5: Meshorer, 1975, 102 Abb. 6: Meshorer 1966, Nr. 37–40
Die geopolitische Bedeutung Iberiens zwischen Rom und Parthien (35–68 n. Chr.) Giorgi Ugulava (Tbilisi)
Das Königreich Iberien war ein typischer Vasallenstaat, der sich am Rande des Römischen Reiches im Kaukasus befand und zwischen den Einflussbereichen von Rom und Parthien schwankte. Besonders in der Periode von 35 n. Chr. bis 68 n. Chr. erlangte das kleine Königreich eine überregionale geopolitische Bedeutung und spielte eine wichtige Rolle in den römisch-parthischen Beziehungen. Neben Syrien stand besonders der Kaukasus im Mittelpunkt des politischen Konflikts zwischen den beiden mächtigsten Reichen dieser Zeit. Iberien hatte zuvor innerhalb der strategischen Interessen Roms nie eine besonders wichtige Rolle gespielt, denn selbst beim übergeordneten Ziel der Kontrolle des Kaukasus blieb die Armenienfrage für Rom und Parthien stets vorrangig. Vor der Mitte des ersten Jahrhunderts hatte die römische Armee nur zweimal direkten Kontakt zu Iberien. Im Jahr 65 v. Chr. durchquerte Gnaeus Pompeius ganz Kaukasien einschließlich des Königreichs Iberien, das unter Mithridates VI. von Pontos oder vielmehr unter dem Einfluss des armenischen Königs Tigranes II. stand1 und während der Belagerung von Tigranocerta und des Kampfes bei Artaxata mit den Albanern gegen die Römer kämpfte.2 Im Jahr 1
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Bei der Erwähnung der Verbündeten von Mithridates Eupator nennt Appian die Chalyber und die Armenier, jedoch keine Iberer (Mithr. 69). Laut Memnon schloss Mithridates mit den Iberern ein Bündnis (Memnon, FGrH 434 F 22.3–5). Nach seiner Niederlage gegen Pompeius flieht Mithridates nach Norden und ist gezwungen, in Nordarmenien, Chotene, gegen die Iberer zu kämpfen, die ihn ihr Territorium nicht betreten lassen wollen (und auch Tigranes will den besiegten Mithridates nun nicht empfangen). Auch in diesem Fall folgen die Iberer eher einer politischen und strategischen Linie, ähnlich wie sie Armenien verfolgte. Sie sollten eher als unter dem Einfluss von Tigranes als unter dem von Mithridates stehend betrachtet werden (Mithr. 101). Eine andere Frage ist, ob Chotene damals zu Iberien gehörte. War es eine iberische Einflusssphäre, eine Pufferzone oder nur ein von Iberern bevölkertes Gebiet, das zu Armenien gehörte? Siehe dazu Braund 1994, 231–232. Plut. Lucullus 26; 31. Es sei auch darauf hingewiesen, dass die Mithridates-Expeditionen eine wichtige Rolle für das Interesse Roms am Schwarzen Meer spielten. Die Gelehrten und Künstler, die zuvor von Mithridates gefördert worden waren, emigrierten nach seiner Niederlage nach Rom. Wie Rawson bemerkt: „Rom kam zum Schwarzen Meer und das Schwarze Meer kam nach Rom“ (Rawson 1985, 8). Rom interessierte sich jedoch viel mehr für die Kolchis als für das ihm fremdere und unzugänglichere Iberien. Dieses Interesse ist für diese Epoche eher mythologischer, kultureller und erforschender Natur. Ein Beispiel dafür ist die wachsende Popularität des Medea-Mythos. Siehe dazu: Braund 1994, 220–222; Courtney 1993, 235–253; Archellaschi 1990, 230; Dąbrowa 1989, 67–69; Baltrusch 2004, 49–51.
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36 v. Chr. fiel Canidius Crassus in den Kaukasus ein und besiegte König Pharnabazos II. von Iberien und König Zoberos von Albanien.3 Beide Feldzüge hatten eher lokale Ziele und führten nicht zu einem globalen politischen Wandel in den Beziehungen zwischen Rom und Iberien.4 Sowohl die zeitgenössischen als auch die späteren Quellen haben den Feldzug des Pompeius in seiner Wirkung weitgehend überschätzt. Griechisch-römische wie georgische Quellen preisen diesen Feldzug höher als es seiner eigentlichen Bedeutung zukommt, denn er hat das Gleichgewicht der Kräfte nicht wesentlich verändert.5 Das Ziel des Feldzuges war es weniger, römische Herrschaft im Kaukasus zu etablieren als mehr den Rücken der besonders nach Süden hin geplanten römischen Offensive abzusichern. Potenzielle Verbündete von Mithridates und Tigranes sollten präventiv am Eingreifen gehindert werden.6 Die Expedition war sicher kein Versuch, Iberien oder Albanien zu erobern und die regierenden Regime zu beseitigen.7 Wohl aber versuchte Pompeius, den iberischen König in Abhängigkeit zum Imperium Romanum zu bringen.8 Die wichtigste Folge der Expedition des
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Cass. Dio 49, 24; Plut. Antonius 34; Strab. 11, 3, 5. Obwohl Pompeius Iberien darstellt, als stünde es unter römischen Protektorat und der iberischen König Artokes sei von ihm unterworfen. Plin. NH 7, 98; App. Mithr. 117; Eutr. 6, 14. App. Mithr. 103; 114–117; Plut. Pompeius 34–36; 45; Cass. Dio 36, 50–37, 5; Eutr. 6, 14; Vell. 2, 40, 1; Flor. 1, 27–28; Ps. Aur. Vict. vir. illustr. 76, 6; Amm. Marc. 23, 5, 16; Solin. 19, 3; Plin. NH 6, 51. Siehe Seager 1979, 48–49; Dreher 1996, 192–208; Bäbler 2019, 15–17. Warum die Iberer nach den Niederlagen des Mithridates und Tigranes überhaupt aktiv wurden, ist unsicher. Laut Plutarch wollten die Iberer das Herz von Mithridates gewinnen und kämpften deshalb gegen Pompeius (Pompeius 34). Sie scheinen nicht für ihre eigenen Interessen gekämpft zu haben. Appian beschreibt auch, dass sich einige Völker Pompeius unterwarfen, während Oroeses und Artoces beschlossen, gegen ihn zu kämpfen. Pompeiusʼ Ziel war es mehr, den Osten neu zu gliedern, als ihn zu erobern und ihn zu einem integralen Bestandteil des Reiches zu machen (App. Mithr. 103). Appian (Mithr. 114–117) nennt die Iberer und Albaner im Triumphzug des Pompeius. Dabei erwähnt er die drei Anführer (ἡγεμόνες) von Iberien und betont Ost-Iberien (Ἰβηρίας τῆς ἑώας, 116). Dies müssten Geiseln (Cass. Dio 37, 2, 7) oder ungehorsame Adlige gewesen sein. Auch Plutarch spricht von Gefangenen und Geiseln (Pompeius 42). Auch nach der Expedition des Pompeius regierten die örtlichen königlichen Dynastien weiterhin Iberien und Albanien. Laut Cassius Dio ist Pompeius nicht sehr motiviert, Mithridates zu verfolgen (Cass. Dio 36, 50, 3). Dass Pompeiusʼ Hauptziel nicht darin bestand, Mithridates zu verfolgen oder die kaukasischen Königreiche zu erobern, dazu siehe: Sherwin-White 1984, 198–200; Braund 1994, 225–231; Dąbrowa 1989, 67; Magie 1950, 1226; Braund, 1986, 31–49. Unter verschiedenen Gelehrten werden Pompeiusʼ Ziele mit dem römischen Imperialismus erklärt, mit dem Wunsch, mit Alexander dem Großen verglichen zu werden und ihm Konkurrenz zu machen, mit dem Wunsch Pompeiusʼ persönliches Vermächtnis zu mehren und seine politischen Ambitionen zu legitimieren. Lewan Aleksidse glaubt, dass nach der Expedition des Pompeius nach Rom und Iberien ein so genannte foedus sociale unterzeichnet werden sollte, in der Unterform als foedera non
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Pompeius (und der Kriege gegen Mithridates VI. im Allgemeinen) für Iberien war jedoch die Niederlage des dominierenden armenischen Königreichs im Süden des Kaukasus und des Königreichs Pontus im Westen von Iberien, verbunden mit dem Zerfall der beiden überregionalen Reiche. Dies hat zur Autonomie der Königreiche von Iberien und Albanien geführt und eröffnete ihnen bessere Möglichkeiten zur Entfaltung lokaler Macht.9 Eine wichtige Folge der Expedition des Pompeius war zudem, dass sich die politischen Orientierungen des Königreichs Iberien verändern mussten. Während der mithridatischen Kriege mussten die Iberer Rom eher als Bedrohung ansehen; nach Pompeius sollte sich jedoch schnell zeigen, dass der Eintritt Roms in die Region durchaus auch im Interesse und zum Nutzen Iberiens sein konnte. Dieses Thema wird im Folgenden ausführlicher behandelt. Die Militäroperation des Canidius Crassus im Winter 37/36 v. Chr. hat einen ganz bestimmten politischen und militärischen Zweck verfolgt: Vor dem Beginn des Feldzugs des Antonius gegen Parthien und Armenien sollte sie den Römern im Kaukasus den Rücken absichern.10 Diese Kampagne endete mit einem Erfolg der Römer und der Niederlage der Iberer und Albaner und ihren Königen Parna‐ bazos II. und Zoberos. Beide wurden nun erneut ins Bündnis mit den Römern gezwungen.11 Nach diesen Feldzügen gab es in augusteischer Zeit in Rom nur wenige Information über Iberien und nur ein geringes politisches Interesse. Titus Livius bezeichnet in seinen Periochae die Albaner und Iberer als entfernte und exotische Völker (ultimas ignotasque gentes).12 Augustus hebt in seinen Res Gestae, während er über kaukasische Ereignisse spricht, insbesondere das Königreich Armenien hervor. Besonders, dass er hier weiterhin einen König regieren ließ, den natürlich Rom bestimmte, ist dem Princeps wichtig, hätte er doch Armenien ebenso in eine römische Provinz verwandeln können.13 Im nächsten Abschnitt erwähnt er Albanien, Iberien und Medien (es muss Media Atropatene und sein Herrscher
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aequa, was ein Ungleichgewicht und eine Ungleichbehandlung zwischen den Parteien bedeutete. Dies heißt, dass die Vertragspartner formell als Verbündete betrachtet wurden, obwohl Rom keine Verantwortung gegenüber der anderen Seite hatte, während diese Seite in außenpolitischen Fragen von Rom abhängig war und gegebenenfalls zur militärischen Unterstützung verpflichtet wurde. Diese Art von Verträgen wurde in der Regel mit einer unterlegenen Partei abgeschlossen, die nicht zur Zahlung von Tribut oder Steuern verpflichtet war. Aleksidze 1957, 164–166. Меликишвили 1959, 337–338; Lomouri 1981, 115. Siehe Dąbrowa 1989, 67. Die Auskunft von Moses Chorenatsi (Movs. Xoren. 2, 22), dass Artavasdes, König von Armenien, zusammen mit den Albanern und Iberern gegen Antonius einen Feldzug unternahm, kann nicht historisch sein und sollte eher als Wunsch zu angesehen werden, um die dominante Stellung Armeniens im Kaukasus zu stärken. Siehe Gagoshidze 2008, 12. Plut. Antonius 34; Cass. Dio 49, 23–24; Strab. 11, 3, 5. Liv. per. 101. R. Gest. div. Aug. 27.
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Ariobarzanes gemeint sein) im gleichen Kontext und bemerkt, dass ihre Könige Augustus durch Botschafter um Freundschaft gebeten haben.14 Dies könnte mit Tiberiusʼ Einfall in Armenien im Jahr 20 v. Chr. zusammenhängen, als er den römertreuen Tigranes den Thron besteigen ließ und mit Parthien Verhandlungen führte. Es liegt nahe anzunehmen, dass in dieser Phase formelle diplomatische Beziehungen zwischen dem iberischen König und Tiberius bestanden. Die besondere Intensität der Beziehungen zeigt sich bereits bei der nachfolgenden Verschärfung der Situation in Armenien. Insbesondere im Jahr 2 n. Chr., als der König der Könige, Phraates IV., den römischen Prinzen Gaius Caesar informierte, dass einer seiner Berater, Marcus Lollius, korrupt sei und heimlich Geschenke von den Königen des Ostens, einschließlich des Königs von Iberien, angenommen habe.15 Die Beziehungen zwischen Rom und Iberien bestanden in den Jahren der augusteischen Zeit auf diplomatischer Ebene und wurden durch gegenseitigen Austausch bestärkt.16 In den ersten Jahrzehnten des neuen Zeitalters, am Ende der Herrschaft des Augustus und in den ersten Jahren der Herrschaft des Tiberius, muss das politische Interesse Roms am Kaukasus Schritt für Schritt zugenommen haben. Das zeigen die Auskünfte des Tacitus, der in dieser Phase von Passivität der Parther gegenüber dem Kaukasus spricht. Für Germanicus, der im Jahr 18 n. Chr. in Armenien aktiv war und dem dafür das imperium maius gewährt wurde, war die Armenienfrage zentral. Gleichzeitig scheinen Rom und Parthien in der Kauka‐ susfrage erfolgreich zusammengearbeitet zu haben, um den politischen Status quo zu verteidigen. Im Jahr 18 n. Chr. ersetzt Germanicus auf Wunsch des par‐ thischen Königs Artabanos den für ihn unerwünschten und potenziell gefähr‐ lichen Arshakiden Vonones17 auf dem armenischen Thron durch Artaxias, den Sohn von Polemon tI., des Königs von Pontos.18 Beide Könige folgten einer pro-römischen Linie und an der politischen Orientierung Armeniens änderte sich durch den personellen Wechsel nichts. Antike Quellen aus dieser Periode sagen wenig über die Beziehung zwischen Rom und Iberien. Das politische Gleichgewicht zwischen Parthien und Rom in Bezug auf die Armenienfrage macht Iberien zu einem zweitrangigen Akteur im Kaukasus. Rom betrachtete den gesamten Kaukasus und somit auch Iberien jedoch als seinen Einflussbereich. Tacitus erwähnt, dass im Jahr 23 n. Chr. die 14 15 16 17
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R. Gest. div. Aug. 31. Plin. NH 9, 58; Vell. 2, 101–102. Ein Beispiel für wertvolle diplomatische Geschenke an kaukasische Fürsten in augustäischer Zeit ist der sogenannte Becher von Khaishi. Zum Khaishi-Hort siehe Odisheli 2014. Vonones war der Sohn von Phraates IV., der vor Artabanos mit der Unterstützung der Römer in den Jahren 6–12 n. Chr. Parthien regierte. Er verfügte somit über einen legitimen Anspruch auf den parthischen Thron. Folglich konnte Artabanos die Herrschaft eines potenziellen Konkurrenten in einem Nachbarstaat nicht gutheißen. Tac. ann. 6, 31; Strab. 12, 3, 29. Siehe dazu Barrett 1993, 343; Seager 2008, 85; Dąbrowa 2012, 174; Olbrycht 2012, 215.
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Legionen nicht nur Syrien und das Imperium Romanum schützten, sondern auch Roms Verbündete und die politische Ordnung im Osten verteidigten. Zu dieser Ordnung gehörten auch die Königreiche von Iberien und Albanien.19 Eine der zuverlässigsten Quellen aus dieser Zeit ist der aus dem nicht so weit von Kaukasien entferneten Amaseia stammende Geograph Strabo. In zwei Ab‐ schitten beschreibt er den Einflussbereich und die imperiale Strategie Roms, die ein System von Provinzen, abhängigen Königen und Fürsten sowie freien ver‐ bündeten Städten umfasste.20 Iberien, regiert von einem Herrscher, der Rom lo‐ yal ist, passte perfekt in dieses System. Strabo weist auch darauf hin, dass zur Ausübung römischer Herrschaft im Falle der Iberer, Albaner und Armenier jeweils nur ein loyaler Herrscher nötig sei, da die Völker leicht zu Gehorsam zu bewegen wären.21 Dies bedeutet, dass Rom die Existenz eines abhängigen Herrschers in Iberien grundsätzlich als Herrschaftsmittel ausreichte. Der Wendepunkt im Verhältnis zwischen Rom und Parthien war der Tod von König Artaxias III. von Armenien (34 n. Chr.). Artabanos II., der parthische König der Könige, war in den letzten Jahren der Herrschaft von Tiberius überzeugt, dass der alte Kaiser im Osten keinen großen Krieg anfangen würde. Nach Arta‐ xias Tod entschied Artabanos darum, dass ein günstiger Moment gekommen sei, Armenien vom römischen Einfluss zu befreien und unter parthische Kontrolle zu bringen. Als Ausdruck seines Anspruchs setzte der König der Könige seinen Sohn Arsakes auf den armenischen Thron.22 Dabei ist anzumerken, dass diese Aktion von armenischer Seite durchaus positiv beurteilt wurde. Es scheint unter dem armenischen Adel also durchaus Unzufriedenheit mit den romtreuen Königen geherrscht zu haben. Mit der Neuordnung der Verhältnisse in Armenien schrieb Artabanos auch einen arroganten und beleidigenden Brief an Tiberius, in dem er drohte, die Territorien zu besetzen, die einst von Kyros I. und Alexander beherrscht worden waren.23 Anders als es Artabanos II. erwartet hatte, reagierte der alte Kaiser energisch. Tiberius übergab die Kontrolle über die asiatischen Angelegenheiten mitsamt dem imperium maius an Lucius Vitellius, wie zwei Jahrzehnte zuvor Augustus dem Germanicus. Vitellius konzentrierte sich in seinen Bemühungen nicht allein auf Syrien: Um die römische Herrschaft im Norden zu sichern, setzte er auf lokale Unterstützung. So wurde im umstrittenen Kaukasien, wo keine Legionen stationiert waren, nun Pharasmanes I., der König von Iberien, zum wichtigsten Rückhalt der römischen Macht. Dies markiert den Beginn einer neuen Etappe in den Beziehungen zwischen Rom und Iberien. 19 20 21 22 23
Tac. ann. 4, 5. Strab. 17, 3, 24; 4, 4, 2. Strab. 4, 4, 2. Tac. ann. 6, 31; Cass. Dio 58, 26. Nach Cassius Dio versuchten die Parther auch Kappadokien zu erobern (58, 26). Tac. ann. 6, 31.
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Parthiens Interessen im Kaukasus Obwohl es im Artabanos-Brief behauptet wurde, hatte Parthien kein konkretes Interesse daran, in Vorderasien Fuß zu fassen und die Herrschaft bis ans Mittelmeer auszudehnen.24 Von den ersten diplomatischen Kontakten zwischen Rom und Parthien im Jahr 96 v. Chr. bis zum Ende des parthischen Reiches im Jahr 224 n. Chr. versuchten die Parther nur ein paarmal auf die römischen Gebiete auszugreifen. Und selbst diese wenigen Aktionen waren meist keine Eroberungsversuche, sondern müssen eher als Plünderungszüge angesehen werden.25 In den meisten Konfliktfällen ging die militärische Initiative nicht von den Parthern, sondern von den Römern aus.26 Das strategische Ziel Parthiens war es, Armenien mindestens als neutralen Puffer zu erhalten; im günstigeren Fall aber es unter direkte oder indirekte Kontrolle zu bringen. Großarmenien grenzte an Medien und an das iranische Kernland des Parthischen Imperiums und ohne Kontrolle Armeniens wären die Römer und die nordkaukasischen Nomaden eine sehr große Bedrohung für die Kerngebiete des Reiches gewesen. Deshalb war die Kontrolle Armeniens als Pufferzone von vitalem Interesse für Parthien.27 In Armenien war das proparthische Element immer sehr stark. Das lag nicht nur am politischen, sondern vor allem auch am starken kulturellen Einfluss. Die armenischen Adligen waren sehr oft von iranischer Abstammung und dem iranischen Adelsideal verbunden. So sahen sich die naxararkʽ ganz natürlich eher mit dem iranischen Adel im Parthischen Imperium verbunden als mit den hellenisierten Eliten im Imperium Romanum. Aus diesem Grund ist es verständlich, dass die parthischen Herrscher der Ansicht waren, Armenien solle zumindest einen ihnen loyalen Herrscher haben. Wenn die Parther schon in Armenien nur militärisch eingriffen, um einen ihnen verbundenen König einzusetzen, wundert es nicht, wenn sie kein Interesse an einer Eroberung Iberiens zeigten. Die Arsakiden griffen wohl niemals direkt militärisch in die inneren Verhältnisse Iberiens ein.28 Lediglich die lokale 24 25 26
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Börm 2019, 101–102. Curran 2007. Börm 2019, 100–101. Börm hat eine interessante Ansicht, nach der die Verteidigungsstrategie von Parthien an der Euphratesgrenze durch die innere Ordnung des Imperiums und die inneren Kräfteverhältnisse erklärt wird. Siehe Börm 2019, 102–104; Hauser 2016, 442– 451; Gignoux, 1993, 359–361. Heil 1997, 119–126; Ziegler 1964, 71–78; Schlude/Rubin 2017, 65–91; Börm 2019, 104–105. Heil 1997, 119–126; Ziegler 1964, 71–78; Schlude/Rubin 2017, 65–91; Börm 2019, 104–105. Pharsmanes betont in seiner Rede, dass Iberien den Parthern nie unterworfen war (Tac. ann. 6, 34). Plutarch erwähnt auch, dass die Iberer niemandem gehorchten, weder den Medern noch den Persern noch Alexander dem Großen. Im Kontext von Pompeius’ Expedition ist der Vergleich mit Alexander ein wichtiges Motiv, und die Niederlage der Iberer ist ein wichtiger Faktor bei der Schaffung von Pompeius’ ‚Legacy‘, da er das Volk besiegt,
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georgische Überlieferung will von gelegentlicher parthischer Intervention wissen.29 Das ist deshalb nicht ganz selbstverständlich, weil für die Parther der Einfall nach Iberien technisch und strategisch nicht schwierig gewesen war, denn der Zugang von Osten her über die Media Atropatene war leichter als der, der sich den Römern von Westen her bot. Die genauen Gründe für die parthische Zurückhaltung kennen wir nicht. Meiner Meinung nach könnte der geographische Faktor entscheidend gewesen sein. Wegen der Lage am Rande der Interessensphäre war Iberien aus strategischen Gründen für die Parther wohl einfach nicht wichtig genug, um riskante und teure Militäroperationen zu rechtfertigen. In der Epoche von König Pharasmanes I. bis Pharasmanes II. (vom Beginn des ersten bis zur Mitte des zweiten Jahrhunderts) scheint Iberien eine ziemlich starke Macht in der Region gewesen zu sein. Die Bedrohung durch kleinere Mächte scheint man jedenfalls nicht gefürchtet haben zu müssen und vielleicht wirkte die Stärke der Iberer auch auf die Parther abschreckend.30 Der Angriff vom Süden war im Hinblick auf die geographischen Bedingungen strategisch nicht schwierig, doch blieb den Iberern immer die Option, sich im Norden in die unzugänglichen Berge zurückzuziehen und aus den nordkaukasischen Gebieten Unterstützung heranzuziehen. Im unzugänglichen nördlichen Teil des iberischen Königreichs hätten weder die parthischen Streitkräfte, die größtenteils aus Reiterei bestanden, noch die römischen Legionen wirksam operieren können.31 Ohne aber den Norden des iberischen Königtums, das Hochland und die Kaukasische Tore unter Kontrolle zu bringen, wäre die dauergafte Eroberung Iberiens nicht möglich gewesen.
Iberien und Rom Die wichtigste geopolitische Funktion des Königreichs Iberien bestand in der Kontrolle der Kaukasusübergänge und Handelsrouten.32 Sowohl griechisch-römische Quellen als auch die georgische und armenische Überlieferung berufen sich oft auf den Faktor der nordkaukasischen Reiternomaden, dessen Kontrolle
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das zuvor von keinem großen Eroberer unterworfen wurden, einschließlich Alexander dem Große (Plut. Pompeius 34). Siehe Engster 2011, 200–206; Bäbler 2019, 21. Die einzigen Ausnahmen sind weniger überzeugende Hinweise aus Das Leben Kartlis (z. B. Kʽartʽlis cʽxovreba 57 [68 Thomson]), die das iberische Gebiet mehrmals als Ort der Schlacht zwischen den Iberern und den Iranern (Parthien) erwähnen. Zu diesem Thema siehe Rayfield 2013, 29–32. Tacitus stellt fest, dass es den parthischen Reitern während der Auseinandersetzungen zwischen Iberern und Parthern in Armenien schwerfiel, gegen die Iberer zu kämpfen (Tac. ann. 6, 34). Braund 1994, 301–303.
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ein wichtiger strategischer Vorteil für Iberien war.33 Schon vor der Eskalation der Armenienfrage bemerkt Strabo, dass die in den Bergen lebenden Iberer mit den Skythen und Sarmaten befreundet und mit ihnen verwandt seien. Mit Hilfe dieser Nachbarn wären die Iberer in der Lage, kurzfristig Zehntausende von Kämpfern zu mobilisieren.34 In einer anderen Episode erwähnt er auch, dass die Iberer und Albaner die Reiternomaden zu Hilfe riefen, obwohl man sich der Gefahr bewusst war, dass die Einheimischen selbst angegriffen werden könnten.35 Bereits während des Armenienkonflikts im Jahr 35 n. Chr. verschaffte die Hilfe der Sarmaten den Iberern im Kampf gegen die Parther einen entscheidenden Vorteil. Alle antiken Quellen, die diese Geschichte beschreiben, sprechen von diesem Faktor.36 Tacitus behauptet, dass die Sarmaten denen geholfen hätten, von denen sie mehr Geschenke erhielten. Laut Flavius Josephus weigerte sich Pharasmanes selbst (mit den Seinen) zu kämpfen, öffnete aber die Pforten des Kaspischen Tores37 und eroberte Armenien nur mit Hilfe der Nomaden (Skythen).38 Reiternomaden, die die Kaukasuspässe überquerten, verursachten in den Jahren 60–70 n. Chr. massive Probleme. Nero plante am Ende seiner Herrschaft sogar einen Feldzug gegen die nun Alanen genannten nordkaukasischen Völkerschaften.39 Im Jahr 72 n. Chr. ließ der König von Hyrkanien die Alanen passieren. Sie drangen zuerst in die Media Atropatene ein und dann in Armenien.40 Bei der Invasion gelang es ihnen beinahe, den armenischen König Tiridates I. gefangen
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Moses Chorenatsi (Movs. Xoren. 2, 50) erwähnt die Zusammenarbeit der Iberer und Alanen im Kampf gegen Armenien. Strabo war mit der Region gut vertraut und ist eine recht überzeugende Quelle, doch diese Zahl (mehrere Zehntausend) muss übertrieben sein (11, 3, 3). Strab. 11, 4, 5. Tac. ann. 6, 33–35; Ios. ant. Iud. 18, 4, 97–98 (Iosephos bezeichnet sie als Skythen). Das Kaspische Tor (θύρας τὰς Κασπίας) könnte das Kaukasustor (Portae Caucasiae) bedeuten (Plin. NH 6, 30). Es könnte aber auch ein Pass auf dem Weg nach Armenien über die ‚Kaspischen Berge‘ (Elburz im heutigen Iran) gewesen sein. Laut Tacitus sind die Nomaden durch die Kaspische Strasse (Caspia via) gekommen (Tac. ann. 6, 33). Etwa die gleiche Art von Pass wird auch von anderen Autoren erwähnt: Strab. 11, 1, 7; 8, 9 (ταῖς Κασπίαις πύλαις); Ptol. geogr. 5, 8, 11; 15 (Σαρματικαí πύλαι). Ios. ant. Iud. 18, 4, 97–98. Tac. hist. 1, 6; Suet. Nero 19. Isaac 1990, 43–44; Kolendo 1982, 23–30. Ziel Neros könnten aber auch die Albaner gewesen sein: Tacitus verwendet Albanos und nicht Alanos (hist. 1, 6). Dies dürfte kein Fehler sein, denn Tacitus verwendet das Wort Alanen überhaupt nicht und bevorzugt die Form ‚Sarmaten‘. Siehe Kolendo 1982, 24; Isaac 1990, 404; Braund 1994, 314–316. Einige Forscher verbinden den Hinweis des Flavius Josephus, dass der König von Hyrkanien für die Invasion der Alanen verantwortlich war, mit den Iberern und glauben, dass unter dem König von Hyrkanien eigentlich der König von Iberien verstanden werden muss. Gagoshidze 2008, 18; Melikishvili 1970c, 517–518; Ковалевская 1984, 85–86.
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zu nehmen.41 Der parthische König Vologaeses bat in dieser Situation sogar Ves‐ pasian um Hilfe im Kampf gegen die Alanen, was beweist, dass die Nomaden eine ernsthafte Bedrohung darstellten. Das gilt umso mehr, wenn man bedenkt, dass Vologaeses mit Geschenken und Versprechungen versuchte, andere östliche Herrscher dazu zu bewegen, ähnliche Bitten an Rom zu richten.42 Dasselbe geschah später im Jahr 135 n. Chr., als Pharasmanes II. die Alanen (Cassius Dio vergleicht sie mit Massageten) den Kaukasus überqueren ließ und damit den Parthern erneut ernsthafte Probleme bereitete.43 Alte armenische und georgische Quellen weisen auch auf die Zusammen‐ arbeit von Iberern und Nomaden hin.44 Die Gefahr, dass auch Iberien durch die Reiternomaden Schäden erleiden könnte, wurde zum Beispiel beim Einfall der Alanen im Jahr 72 n. Chr. Wirklichkeit.45 Dabei ist anzumerken, dass die Tatsache, dass die Nomaden auch Iberien angegriffen haben, in den Quellen nicht wirklich thematisiert wird, was auf eine Partnerschaft zwischen ihnen hindeutet.46 Die Ungenauigkeit dieser Quellen wirft Fragen auf. Zudem ist sicher, dass die Nomaden zur Überquerung des Kaukasus neben den vom iberischen Königreich kontrollierten Pässen noch andere Übergänge nutzen und in den Iran einfallen konnten. Die günstigste Alternative war der von den Albanern kontrollierte Pass von Čor am östlichen Ende des Großen Kaukasus. Dennoch war es stets eine wichtige Funktion des Königreichs Iberien, für die Kontrolle der Bewegungen der Nomaden im Gebiet des zentralen Kaukasus zu sorgen. Diese Funktion konnte natürlich auch als Druckmittel gegenüber dem Parthischen Imperium genutzt werden. Die Bedeutung des Königreichs lag auch in der Kontrolle überregionaler Handelsrouten, die durch iberisches Territorium führten. Mindestens zwei Routen aus hellenistischer Zeit sind belegt: Die erste entlang der Kura (Mtkwari; Bagineti – Zalisa – Urbnisi) und dann nach Westen zum Schwarzen Meer oder nach Süden in den Nahen Osten, und die zweite entlang des Euphrats zum KuraTal und nach Kartli. Über diese Route sollen ägyptische Produkte nach Kartli im41
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Ios. ant. Iud. 7, 7, 4. Brzezinski/Mielczarek 2002, 10–11. Tiridates I. war der Bruder von Vologaeses I., König von Parthien, der in den letzten Jahren von Claudius’ Regierungszeit den Thron Armeniens bestieg. Er wurde von den Römern im Jahr 58 n. Chr. aus Armenien vertrieben, aber gemäß dem Waffenstillstand zwischen Rom und Parthien hat er 66 n. Chr. den Thron Armeniens erneut bestiegen. Suet. Dom. 2, 2; Cass. Dio 65, 15, 3. Zu diesem Thema siehe außerdem Dąbrowa 1989, 70. Cass. Dio 69, 15, 1–2; Them. or. 34, 8. Alemany 2000, 79–82; 84; 389–391; Schottky 1998, 452– 463; Belfiore 2012, 12–19; Stadter 1980, 45–49. Udo Hartmann erklärt ebenso, dass wegen der Gefahr der Alanen die Könige der Iberer und Abaner es verweigerten im Jahr 129, nach Kappadokien zu Hadrian zu reisen, Hartmann 2019, 30–31. Movs. Xoren. 1, 50; Kʽartʽlis cʽxovreba 45–47 (53–56 Thomson). Die berühmte Vespasian-Stele (SEG 20, 112 = AE 1968, 145) aus Mzcheta bezeugt römische Unterstützung bei der Beseitigung der Kriegsschäden. Diskussion bei Ceretʽeli 1960. Siehe Gagoshidze 2008, 17.
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portiert worden sein. In Urbnisi, dem ersten Punkt dieser Route, wurden bei archäologischen Ausgrabungen in der Nähe von Mzcheta etliche syrische Glasgefäße aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. gefunden. Es gab auch andere Handelswege. Norditalienisches Glas wurde in Dedoplis Gora gefunden. Dieses muss von Italien nach Trapezus transportiert und dann über die Handelsroute durch den Pontischen Taurus nach Iberien importiert worden sein.47 Handelsrouten führten auch ins Parthische Reich: Mzcheta war durch Handelswege mit Armenien (Artaxata) sowie mit Albanien und Media Atropatene verbunden; von dort kamen parthische, sogdische, baktrische und armenische Münzen nach Iberien.48 Meiner Ansicht nach sollte die Bedeutung dieser Handelswege zum damaligen Zeitpunkt jedoch nicht überschätzt werden. Es wird sich wohl eher nicht um einen Zweig der Seidenstraße gehandelt haben, der den Fernen Osten mit dem Schwarzen Meer verband, wie es der populären georgischen Vorstellung entspricht. Alle Handelsstraßen werden als Wirtschaftswege eher von regionaler Bedeutung gewesen sein und dürften für den Transit kaum eine Rolle gespielt haben.49 Jedenfalls waren die iberischen Handelswege meines Erachtens nicht so groß, wichtig und profitabel, dass sich für deren Kontrolle die Eroberung Iberiens gelohnt hätte.50 Wenn wir den einzigen uns bekannten Fall, bei dem das Imperium Romanum betroffen war, nicht berücksichtigen, behielt der Faktor der Reiternomaden stets eine größere Bedrohung für Parthien als für Rom.51 Folglich befriedigte die Existenz einer Königsdynastie, die gegenüber Rom loyal war, das Interesse der Römer in vollem Maße. Rom zog die Schaffung eines Systems von Vasallenstaaten (wenn möglich) einer direkten römischen Provinz vor, da dies ein komplexer rechtlicher, administrativer und politischer Prozess war. Das gilt auch für Iberien – Rom hatte kein Interesse daran, Iberien zu besetzen oder eine Provinz zu schaffen, im Gegensatz zur Kolchis, wo die Schwarzmeerküste durch römische Festungen gesichert wurde. Aber hier fehlten auch die staatlichen Strukturen, auf die sich eine Vasallenherrschaft hätte stützen können.
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Melikishvili 1955, 212; 326; Максимова 1956, 77; 281. Lomouri 1958, 115–117; Меликишвили 1959, 441–443; Gagoshidze 2008, 25. Es fällt schwer, sich vorzustellen, dass es damals eine solche Handelsroute gab. Welche Güter müssten hier gehandelt worden sein, damit der Weg profitabel sein konnte? Der Überlandweg war vor allem im Norden durch die kaspischen Wüsten sehr schwierig. Siehe Reinach 1895, 59–62. Iberien verursachte schon aus geographischen Gründen eine geringere Bedrohung für Rom mit Nomaden und der Fall im Jahr 135 sollte nicht als antirömischer Schritt betrachtet werden, Hartmann 2019, 31–35.
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Kulturelle Aspekte Das Königreich Iberien war ein Treffpunkt von drei verschiedenen Elementen – der griechisch-römischen, der lokalen und der iranischen Kulturtradition. Archäologische Ausgrabungen belegen, dass Parther- und Römermünzen im Gebiet des Königreichs Iberien im Prinzipat etwa gleichermaßen verbreitet waren. Dies bestätigt erneut, dass der Kaukasus, einschließlich des Königreichs Iberien, im Kontext der Konfrontation zwischen Rom und Parthien, den beiden Weltrei‐ chen, eine Pufferzone darstellte und Beziehungen zu beiden Parteien unterhielt. Politisch war das Königreich Iberien meist ein Verbündeter Roms und stellte römischen Einflussbereich dar. Dies schließt jedoch wirtschaftliche Beziehun‐ gen zu Parthien nicht aus. Neben den wirtschaftlichen Beziehungen musste Par‐ thien auch einen starken kulturellen Einfluss auf Iberien ausüben. Insbesondere erzählt Strabo, dass die iberische Kleidung von armenischen und medischen Stilrichtungen beeinflusst war.52 Die iranische Kulturtradition und ihr Einfluss war zumindest nicht schwächer als griechisch-römischer Einfluss. Die Könige von Iberien waren iranischer Abstammung, ihre Namen (Mithradates, Pharasmanes) sind ebenso iranisch wie zahlreiche dynastischen Verbindungen.53 Kulturkontakte lassen sich auch auf religiöser Ebene belegen. Beispielsweise war der Kult des Mithras sehr stark vertreten. Auch nach dem Aufkommen und der Verbreitung des Christentums hat der Zoroastrismus nicht an Bedeutung verloren. In Dedoplis Gora und Uplisziche wurde der Kult bis ins sechste und siebte Jahrhundert hinein gepflegt.54 Gleichzeitig ist die griechisch-römische kulturelle Tendenz stark ausgeprägt. Belegt wird dies zum Beispiel durch den Dionysos-Kult, italische Keramik (1. Jahrhundert), technologisch und stilistisch griechisch-römischen Schmuck, Glaswaren aus römischer Handarbeit, römische Bestattungssitten usw. Handelsbeziehungen bestanden sowohl mit dem östlichen Teil des Römi‐ schen Reiches als auch mit der iranischen Welt. Zeugnis dafür sind die zahlreichen, auf dem Gebiet des antiken Iberien gefundenen parthischen Münzen (silberne parthische Drachmen) und Augustus-Denare.55
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Strab. 11, 3, 3. Zur Verbreitung iranischer Namen in Georgien: Tsereteli 1993, 92–105. Zu den Spuren des iranischen Einflusses auf das Königreich Iberien s. Rapp 2009, 645–692. Siehe Gagoshidze 2008, 23.
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Neue politische Funktionen Die Spannungen in den Beziehungen zwischen Parthien und Rom im Kaukasus seit dem Jahr 35. n. Chr. haben die Beziehungen zwischen Rom und Iberien auf eine neue Ebene gehoben. Die Zeit von 35 bis 68 n. Chr. ist eine Periode, in der Rom und Parthien gleichermaßen große Ambitionen in Kaukasien hatten. Weil beide versuchten, hier die beherrschende Stellung einzunehmen, entwickelte sich der Kaukasus (neben Syrien) als ein Hauptgebiet ihrer Interessenkonflikte. Meiner Meinung nach ist dies die einzige historische Periode, in der Parthien den Versuch unternahm, sich hier als Konkurrent zu Rom zu etablieren. In dieser Phase kam es zwischen Rom und Parthien zu drei Konflikten. 1.) In den Jahren 35–36 n. Chr., als Armenien unter römischem Einfluss stand und in die Hände von Mithridates, dem Bruder des romtreuen iberischen Königs Pharasmanes, geriet. 2.) In den Jahren 45–46 n. Chr., als Claudius, wiederum dank seiner iberischen Verbündeten, den von Caligula festgenommenen Mithridates auf den Thron Armeniens zurückbrachte,56 und 3.) in den Jahren 58–63 n. Chr., als Corbulo versuchte, Armenien nach der Affäre des Rhadamistos in die römische Einflusssphäre zurückzuführen.57 In jedem dieser Konflikte spielten Iberien und seine Verbündeten (Albanien, Nomaden usw.) für Rom eine wichtige Rolle in der regionalen Politik. In einer Zeit, als noch kein römisches Militär in Kappadokien stationiert war,58 stellte Iberien für Rom die wichtigste Machtbasis dar. Dies gilt besonders für die Ära des Tiberius. Aber auch unter Claudius konnte sich Rom bei der Verwirklichung politischer Ziele auf seine regionalen Protegés verlassen.59 Während dieser Konflikte (mit Ausnahme der Expedition von Corbulo) bildeten die Iberer und ihre Verbündeten den wichtigsten militärischen Rückhalt der Römer in Kaukasien. Diese besondere Stellung brachte auch für die Iberer Vorteile. Die Hilfe der Römer fand ihren Ausdruck in strategischen, politischen und technischen Mitteln.60 Tatsächlich war das Königreich Iberien in dieser Zeit die einzige verfügbare und zuverlässige Stütze für Rom in Kaukasien.61 56 57 58 59 60 61
Cass. Dio 60, 8; Tac. ann. 11, 8; Sen. dial. 9, 11. Cass. Dio 62, 19–20; Tac. ann. 12, 44–51; 13, 37; 15, 1–18. Bivar 1983, 79–83; Dąbrowa 2007, 125; 2012, 175; 2017, 182–185. Zur Stationierung römischer Legionen in Kappadokien siehe: Tac. ann. 12, 49 und Isaac 1990, 34–39. Damit sollte die Bedeutung des Königreichs Iberien für Rom verringert werden. Rom war mit seinen Streitkräften bereits repräsentativ in der Region vertreten. Tac. ann. 6, 31. Zum Beispiel: finanzielle Hilfe (Ios. ant. Iud. 18, 4, 96–100), Geschenke während der Aktivitäten von Vitellius in Syrien (während der Kampagne in den Jahren 35–36 n. Chr. (Cass. Dio 59, 27; Tac. ann. 6, 32–34)), Belagerungsgeräte (Tac. ann. 11, 9). Schon seit Pompeius hat Rom versucht, Albanien unter seine Kontrolle zu bringen. Es waren recht vorsichtige Versuche. Die Anstrengungen wurden seit der flavischen Ära aber intensiviert. Während der Zeit Domitians stand ein Teil der Legio XII Fulminata in Albanien.
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Für Iberien wiederum war die Aktivität Roms in der Region von entscheidender Bedeutung. Dabei lag es in erster Linie im Interesse des iberischen Königs, die Macht und Bedeutung des sonst deutlich mächtigeren Armeniens einzuschränken, das zudem auch über die Unterstützung Parthiens verfügte. Seit der Ära der Seleukiden hatte es im Kaukasus eine für Iberien ungünstige Entwicklung gegeben. Die Stärkung des armenischen Königreichs führte direkt zur Schwächung Iberiens. Armenien war geographisch größer und verfügte über mehr materielle, personelle und militärische Ressourcen. In Kaukasien gab es nicht genug Platz für zwei starke politische Einheiten. Der Aufstieg des jungen iberischen Königreichs begann im dritten Jahrhundert v. Chr., wie es durch eindrucksvolle archäologische Denkmäler wie Uplisziche, Urbnisi, Kavtischevi usw. bezeugt wird. Den ersten Königen von Kartli – Pharnabazos I. und seinen Nachfolgern – gelang es, ihre Herrschaft über ein großes Gebiet auf einige Teile von Kolchis auszudehnen.62 Mit dem Machtzuwachs des Königreichs Armenien seit der Schlacht von Magnesia im Jahr 190 v. Chr. ging allerdings dann ein Prozess der Schwächung des Königreichs Iberien einher.63 Die Frage der Südgrenze war für Iberien besonders bedeutend, denn im Zuge einer Stärkung und Schwächung Armeniens veränderte sich diese ständig.64 In dieser Zeit gab es im Süden (im Gegensatz zum Norden und Westen Iberiens) keine natürliche Grenze. Im Grunde gab es überhaupt keine feste Grenze zu Armenien, sondern im Gegenteil eher eine weiche Grenze – einen Grenzraum.65 Die iberischen und armenischen Grenzen verschoben sich in dieser Region häufig, und einige Gebiete gehörten manchmal zum Königreich Iberien, manchmal waren sie Teil Armeniens (z. B. Gogarene). Wenn wir die menschlichen Be-
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Siehe dazu Меликишвили 1959, 351; Ельницкий 1950, 194. Darauf deutet eine südwestlich von Baku (Qobustan) gefundene Inschrift: Imp(eratore) Domitiano/Caesare Aug(usto)/ Germanic(o)/L(ucius) Iulius/Maximus |(centurio)/leg(ionis) XII ful(minatae) (AE 1951, 30). Zur Inschrift siehe auch Ямпольский 1950. Trajan ernannte einen König in Albanien (Eutr. 8, 3; Fest. 20), und offiziell war der albanische König der Freund der Römer – amicus, aber in Wirklichkeit orientierte sich Albanien sowohl politisch als auch kulturell und wirtschaftlich an Parthien. Daher war Iberien als Verbündeter in dieser Region ein perfekter Klientelstaat. Zu dieser Frage siehe Hartmann 2019, 38–39; Magie 1950, 607; Strobel 2010, 367. Siehe Rapp 2003, 275–277. Armenien war klein, aber nach der Niederlage von Antiochos dem Großen eroberten Artaxias und Zariadris viel Territorium von ihren Nachbarn und bildeten so ein armenisches Imperium. Iberien wurde Pariadres, Chorzene und Gogarene abgenommen (Strab. 11, 14, 5). Siehe Thompson 1978, 58–59. In der Zeit Strabos verläuft die Grenze zwischen Iberien und Armenien durch den Kyrnos bzw. Mtkwari und die Iberer leben nur auf einer Seite des Flusses (Strab. 11, 1, 5; 3 ,5). Cassius Dio lässt Iberien an den beiden Ufern liegen (37, 1). Iberien und Armenien werden nach Apollodor (nach Strabo) durch den Fluss Arakses getrennt (Strab. 1, 3, 21). Melikishvili 1970a, 456; Berdzenishvili 1979, 16–23; Gagoshidze 1979, 47; Lomouri 1966, 94– 100.
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ziehungen betrachten, ist es offensichtlich, dass in diesen Zonen Iberer und Armenier stets enge Kontakte pflegten und durch den häufigen Wechsel oft eine iberisch-armenische Mischbevölkerung entstand. Die römischen Aktivitäten in Kaukasien boten für das iberische Königtum nun eine gute Gelegenheit, Gebiete zurückzugewinnen, die man während der Erstarkung Armeniens verloren hatte.66 Nach Strabo67 hatten die armenischen Könige im Laufe der Zeit von den Iberern die Gebiete Pariadres,68 Chorzene69 und Gogarene70 erobert. Auch Kambysene, was dem heutigen Kambechovani entspricht, war zuvor ebenfalls iberisches Gebiet.71 Besonders schwierig für das iberische Königtum dürfte die Zeit der großen armenischen Expansion unter Tigranes II. dem Großen (etwa 95–55 v. Chr.) gewesen sein.72 Ausdruck der Schwäche könnte es sein, dass – wie Strabo behauptet – selbst die Albaner in dieser Epoche mehr Kämpfer mobilisieren konnten als die Iberer. Das dürfte auf einen Machtverfall des Königreichs Iberien unter dem Druck aggressiver Nachbarn hinweisen.73 Zur Motivation des iberischen Königs, Rom gegen den Nachbarn zu unterstützen, trug sicher auch die persönliche Komponente bei. Tacitus stellt beispielsweise offen fest, dass Pharasmanes die Armenier nicht mochte.74 In dieser Situation scheint für Iberien der Auftritt eines starken westlichen Reiches in der Region, das kein direktes Interesse hatte, das Königreich Iberien zu erobern, bei gleichzeitiger Bereitschaft iberische Unterstützung zu nutzen, um Armenien unter seine Kontrolle zu bringen, eine günstige Gelegenheit gewesen zu sein.75 Beide Seiten profitieren von diesen Beziehungen. Wegen der Aktivitäten des Imperium Romanum in der Region kam dem Königreich Iberien eine neue geopolitische Funktion zu. 66 67 68 69 70
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Tac. ann. 14, 26. Strab. 11, 14, 5; Ptol. geogr. 12, 1, 5. Das Pariadres-Gebirge wird mit dem Parkhal identifiziert, der sich in der heutigen Türkei, nördlich von Satala und Bayburt, befindet. Chorzene (Khordzene), erwähnt von Appian (Mithr. 101) unter dem Namen Chotene, ist wahrscheinlich Klarjeti im Tschorochi-Tal, das jetzt in der Türkei liegt. Siehe Lomouri 1979, 185; Cheishvili 1991, 3–16 Gogarene (oder Gugark in altarmenischen Quellen) ist der südliche Teil des historischen Kvemo Kartli, zu dem das Gebiet gehörte am rechten Ufer der Kura südlich von Tiflis zum Bambak-Gebirge (in Nordarmenien) und im Südwesten entlang der Kura bis zum Dzegamchai Fluss in West-Aserbaidschan. Strab. 11, 4, 1. Gagoshidze 2008, 4. Plut. Lucullus 26; 31. Strab. 11, 4, 5. Tac. ann. 13, 37. Der erste derartige Fall ist die oben behandelte Expedition des Pompeius, als die Niederlage des armenischen Königreichs durch die Römer sowohl im Interesse Iberiens als auch Albaniens lag. Das ständig wachsende armenische Reich, das seinen Höhepunkt während der Mithridatischen Kriege erreichte, trug nicht zur unabhängigen Entwicklung der anderen kaukasischen Königreiche bei.
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Iberien spielte also eine wichtige geopolitische Rolle in dieser Epoche (35–68 n. Chr.), weil das ostgeorgische Königtum als Waffe für Rom diente, um gegenüber Armenien Druck auszuüben, wo das proparthische Element traditionell sehr stark war. Dieses proparthische Element sorgte nicht nur für politischen, sondern auch für sehr starken kulturellen Einfluss aus dem Iran. Die armenischen Adligen waren sehr oft iranischer Herkunft. Iberien war der wichtigste Verbündete für Rom im Kaukasus. Es herrschte amicitia zwischen Rom und seinem Vasallenkönigtum, wobei die militärischen und politischen Aspekte die wichtigsten Komponenten dieser amicitia waren. Deshalb sehen wir eine große Motivation für Pharasmanes, in Übereinstimmung mit den Aktivitäten und Zielen Roms im Kaukasus zu handeln.76 Das Entscheidende aber war, dass die amicitia von Dauer war und – anders als zur Zeit des Pompeius – nicht nur auf ein bestimmtes Ereignis beschränkt blieb. Rom hat in Iberien lange Zeit einen Verbündeten im Kaukasus, mit dessen Hilfe immer dann, wenn es notwendig wurde, politischer und militärischer Druck auf das proparthische Armenien ausgeübt werden konnte. Zudem blieb so auch die Überwachung der Kaukasuspässe und die Kontrolle der Migration der nordkaukasischen Nomadenvölker in den Händen eines loyalen Königshauses, das die daraus resultierenden Möglichkeiten für die Unterstützung der römischen Interessen einsetzen konnte. Rom kontrollierte somit indirekt diese wichtigen Wege und konnte sie bei Bedarf den eigenen Interessen nutzbar machen, ohne aber die Kosten für die ständige Sicherung tragen zu müssen.
Schlussfolgerungen Nach dem Frieden von Nero und Corbulo verlor Armenien seine Bedeutung als Zankapfel zwischen Römern und Parthern, weil eine für beide Seiten akzeptable Lösung gefunden wurde. Fortan sollte der König von den Arsakiden gestellt und
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Pharasmanes bestrafte Rhadamistos mit dem Tod und klagte ihn des Verrats an. Auf diese Weise versucht er, die Herzen der Römer zu gewinnen (Tac. ann. 13, 37). Im Jahr 58 n. Chr. begann er militärische Operationen gegen Armenien, um seine Treue gegenüber den Römern zu beweisen (Tac. ann. 13, 37). Zuvor wurde die Kampagne gegen König Mithradates von Armenien von Rhadamistos und Pharasmanes mit der Begründung gestartet, Mithradates sei gegen die Entsendung römischer Truppen zur Unterstützung im Krieg gegen die Albaner gewesen (Tac. ann. 12, 45). Nach Tacitus gab Pharasmanes Rom Informationen und Ratschläge zu den inneren Angelegenheiten in Parthien (Tac. ann. 11, 8). Siehe Braund (1994, 307), wo er sich auf die Imperfekt-Form des Verbs nuntiabat konzentriert, das die Häufigkeit und Kontinuität dieser Aktion anzeigen soll.
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von den Römern eingesetzt werden. Die Parther waren damit in der Lage, Armenien indirekt zu kontrollieren.77 Der römische Kaiser seinerseits konnte den armenischen Königen der Arsakiden-Dynastie durch ihre Krönung eine formelle Legitimität verleihen und gleichzeitig Armenien als Klientelkönigreich bezeichnen. Während der Herrschaft der Flavier wurde der Status quo im Kaukasus aufrechterhalten, und beide Reiche waren in dieser Region eher Verbündete als wirkliche Konkurrenten. Iberien verlor damit an Bedeutung für die römische Armenien- und Partherpolitik. Dies verschlechterte die Lage für das Königreich Iberien, wie die iberisch-armenischen Schlachten belegen, über die in altgeorgischen und armenischen Quellen berichtet wird.78 Dasselbe gilt für die Zeit der Herrschaft Hadrians und des Antoninus Pius. Eine Ausnahme war die Herrschaft Trajans, der mit seiner aggressiven militaristischen Politik den Status quo brach.79 Auch im Fall Trajans wird deutlich, wie profitabel eine aggressive römische Politik für Iberien war. Als er Armenien eroberte und den von ihm gewünschten König für Albanien ernannte, kamen die Iberer zusammen mit den Kolchern und anderen Völkern unter ein Protektorat, das bald vom iberischen König Pharasmanes II. beherrscht wurde. Es ist nachvollziehbar, dass die Iberer auch mit Enthusiasmus an Trajans Parther-Feldzug teilgenommen haben. Seit Marc Aurel sind die römischen Invasionen in das Zentrum des Partherreiches (Syrien, Mesopotamien), nicht mehr nur als Raubzüge oder Plünderungen zu sehen, sondern als Versuche, die politische Landkarte zu verändern.80 Sie waren verbunden mit der Ausdehnung römischer Kontrolle in Mesopotamien und der damit verbundenen Schwächung parthischer Macht in Kaukasien. Das Königreich Iberien verlor mit dem Status quo im Kaukasus zwischen Rom und Parthien und der Verlagerung der Interessen nach Mesopotamien stark an geopolitischer Bedeutung. Diese Tendenz setzte sich in den folgenden Jahrhunderten fort und verstärkte sich vor allem nach der Ablösung der Arsakiden-Dynastie im Iran durch die wesentlich aggressiveren Sassaniden. Das Verhältnis der iranischen Interessen im Kaukasus mit denen der starken westlichen Imperien blieb für die geopolitische Bedeutung des Königreichs Iberien auch in den folgenden Jahrhunderten entscheidend. Über die Antike hinaus blieb das kleine kaukasische Land im Spannungsfeld großer Nachbarn, so dass diese besondere Lage und Situation zu einem wichtigen Teil der Identität Iberiens und später Georgiens wurde.
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Schottky 1989, 435–438; Lortkipanidze 1991, 43. Melikishvili 1970c, 516–522. Eutr. 8, 3; Fest. 20. Börm 2019, 106–107.
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Die geopolitische Bedeutung Iberiens
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Das Epitaph für den iberischen Prinzen Amazaspos Timo Stickler (Jena)
Der Text, dem ich mich im Folgenden widmen will, ist ein in mehrfacher Hinsicht interessantes Zeugnis der kaiserzeitlichen Inschriftkultur. Es handelt sich um ein Epitaph in Versform, aber schon das Versmaß – Choliamben, nicht etwa elegische Distichen – ist für den Anlass eher ungewöhnlich,1 der Inhalt geradezu manieriert. Amazaspos, der durch die Inschrift Geehrte, war ein Königssohn aus dem fernen Iberien, dem heutigen Ostgeorgien. Der Ort seines Ablebens scheint Nisibis (Nusaybin) gewesen zu sein, eine strategisch wichtige Stadt im Übergangsbereich zwischen der römischen und der parthischen Machtsphäre im Nahen Osten; heutzutage ist sie in der Türkei, nahe der syrischen Grenze, gelegen. Der Fundort der seit dem 17. Jh. verschollenen Inschrift hingegen ist Rom. In emblematischer Weise bindet sie also Räume und Themen zusammen, der sich die Konferenz „Imperia sine fine. Der römischparthische Grenzraum als Konflikt- und Kontaktzone“ im September 2019 gewidmet hat: Zentrum und Peripherie der Mittelmeerwelt, GriechischRömisches und ‚Barbarisches‘, Historisches und Myth(histor)isches, Politik und Kultur(politik). Ich werde im folgenden nur anreißen können, welche Perspektiven das Epitaph für Amazaspos eröffnet; die Vielzahl der Bezüge, die es aufweist, lassen künftige Forschungen historischer, besonders aber auch philologischer Art durchaus lohnend erscheinen.
Text und Fundumstände Erstmals publiziert wurde das Epitaph für Amazaspos im Jahre 1602 in den Inscriptiones antiquae totius orbis Romani des flämischen Späthumanisten Ianus
1
Vgl. Bowie 2002, 184: „Odd too is the metre, choliambics (or scazons), usually used for invective or scabrous narrative, and a strange choice for an epitaph, […].“ – Allgemein zur (epigraphischen) Poesie in der Adoptivkaiserzeit die Bemerkungen von Steinmetz 1982, 295 ff. u. Sallmann 1997, 587 ff., bes. 605 ff. zu den (lateinischen) carmina sepulcralia; zu griechischen Grabinschriften Lattimore 1942; Pfohl 1983 u. Staab 2018, bes. 16 ff.
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Timo Stickler
Gruterus (Jan Gruter, 1560–1627).2 Gruterus selbst folgte der auf Autopsie beruhenden Lesung seines italienischen Kollegen Fulvius Ursinus (Fulvio Orsini, 1529–1600).3 Ich biete im folgenden Text und Übersetzung nach der Edition von Reinhold Merkelbach und Josef Stauber:4 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
ὁ κλεινὸς ἶνις βασιλέως Ἀμάζασπος, ὁ Μιθριδάτου βασιλέως κασίγνητος, ᾧ γαῖα πατρὶ͙ς Κασπίας παρὰ κλῄθ̣ρας, Ἴβηρ Ἴβηρος ἐνθαδὶ τετάρχυται πόλιν παρ᾽ ἱρήν, ἣν ἔδειμε Νικάτωρ ἐλαιόθηλον ἀμφὶ Μυγδόνος νᾶμα. Θάνε͙ν δ᾽ ὀπαδὸς Αὐσόνων ἁγητῆ͙ρι μολὼν ἄνακτ̣ι Π͙αρ͙θικὴν ἐφ᾽ ὑσμίνην, πρίν περ παλάξ̣αι χεῖρα δηίῳ λύθρωι, ἴφθιμον αἰαῖ χεῖρα δουρὶ καὶ̣ τ̣όξ̣ωι̣ καὶ φασγάνου κνώδοντι, πεζὸς ἱππ[εύς τε]· ὁ δ᾽ αὐτὸς ἶσος παρθένοισιν αἰδοίαις.
Hier liegt Amazaspos begraben, der berühmte Königssohn, der Bruder des Königs Mithridates, dessen Heimaterde bei den Kaspischen Toren ist, ein Iberer, Sohn eines Iberers, bei der heiligen Stadt, welche (Seleukos) Nikator zu beiden Seiten des olivennährenden Mygdonflusses erbaut hat. Er starb, als er als Gefährte des Ausonenführers, des Herrschers, zum Kriege gegen die Parther kam, o weh, bevor er seine Hände mit dem Blut der Feinde besudelte, seine Hand, die mit dem Speer und dem Bogen und der Schneide des Schwerts stark war, als Fußkämpfer oder zu Pferd, und dabei sah er aus ganz wie ehrbare Jungfrauen.
Gruterus zufolge wurde das Epitaph auf Amazaspos zu seiner Zeit Romæ in hortis magni Ducis Hetruriæ, also auf dem Gelände der Villa Medici, aufbewahrt.5 Mehr und Genaueres wusste er selbst nicht mehr zu sagen. Vielleicht ist die Inschrift schon zu Beginn des 17. Jh. verlorengegangen.6 Aus diesem Grunde beruhen sämtliche Editionen auf der Textherstellung von Gruterus. Diverse Konjekturen haben seither den Text an einzelnen Stellen verbessert; die Tatsache, dass wir es
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Gruterus 1602, Nr. 5, 288. Ebd.: Exscripsit Ursinus, qui misit Grutero, […]. Merkelbach/Stauber 2005, Nr. 505, 103 f. Gruterus 1602, Nr. 5, 288. So die Vermutung von Luigi Moretti in IGUR 3, 1151: Periisse videtur iam ineunte saeculo XVII.
Epitaph für Amazaspos
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mit einer kopial überlieferten Inschrift zu tun haben, setzt derartigen Bemühungen allerdings gewisse Grenzen.7 Amazaspos war offenbar fernab im obermesopotamischen Nisibis gestorben und begraben worden, bevor er und/oder sein Epitaph nach Rom verbracht wurden. Wo genau in der Ewigen Stadt der Grabstein ursprünglich aufgerichtet wurde, ist unbekannt, aber es ist naheliegend, in der Nähe der Villa Medici an der Via Flaminia zu suchen. Entlang der antiken Ausfallstraße nach Norden hatte Papst Julius III. (reg. 1550–1555) im Zuge der Errichtung seiner Sommerresidenz, der Villa Giulia, zwischen 1550 und 1553 archäologische Grabungen veranlasst. Damals sind selbstverständlich auch zahlreiche Inschriften geborgen wurden. Nach dem Tode Julius᾽ III. beschlagnahmte dessen Nachfolger Paul IV. (reg. 1555–1559) den Besitz; der größte Teil der Villa Giulia fiel somit an die Camera Apostolica. Da der nächste Papst, Pius IV. (reg. 1559–1565), dem Geschlecht der Medici angehörte, könnte dies der Weg gewesen sein, auf dem die an der Via Flaminia gefundenen Inschriften schließlich in die Antikensammlung der florentinischen Adelsfamilie gelangten. Als Kardinal Ferdinando de᾽ Medici (1549–1609; seit 1587 als Ferdinand I. Großherzog der Toskana) im Jahre 1576 die fortan nach ihm benannte Villa erwarb, mag auch die Amazaspos-Inschrift dorthin verbracht worden sein. Gaetano Messineo hat, einer Beobachtung Rodolfo A. Lancianis folgend, darauf hingewiesen, dass wir aus dem Gebiet nahe der Milvischen Brücke eine Reihe von Inschriften kennen, die sämtlich hochstehenden nichtrömischen Persönlichkeiten aus dem Osten des Imperiums gewidmet sind.8 Es handelt sich um die Grabinschriften für die parthischen Prinzen Seraspadanes und Rhodaspes aus spätaugusteischer oder frühtiberischer Zeit9 sowie für den osrhoënischen 7
8 9
Weitere wichtige Editionen: CIG 4, 6856 (Johannes Franz); Kaibel 1878, Nr. 549, 222 f.; Cougny 1890, Nr. 264, 132 u. 243; IG 14, 1374 (Georg Kaibel); IGR 1, 192 (René Cagnat); Peek 1955, Nr. 722, 187; IGUR 3, 1151 (Moretti); Merkelbach/Stauber 2004, Nr. 24/34 (vgl. Nr. 20/27/02), 47 f. sowie IK Estremo Oriente, Nr. 3, 2 f. – Ein Beispiel für die Tücken der Überlieferung ist die Formulierung Κασπίας παρὰ κλῄθ̣ρας in v. 3 (mündlicher Hinweis von Rainer Thiel): Das Wort κλεῖθρον, κλῄθρον „Schloss“, „Riegel“, hier „Tor“ ist eigentlich Neutrum, es müsste also Κασπία παρὰ κλῄθρα oder Κασπίοις παρὰ κλῄθροις heißen; vgl. Cougny 1890, 243: Et nusquam quidem alibi invenitur κλῄθρα s. κλήθρα pro κλῄθρον s. κλεῖθρον. Das feminine κλήθρα „Erle“ hingegen würde zwar zum Wortlaut passen, ergibt aber inhaltlich in unserem Zusammenhang keinen rechten Sinn. Schon Kaibel 1878, Nr. 549, 222 hat sich mit der problematischen Stelle auseinandergesetzt und ist letztendlich für die auch in diesem Beitrag vertretene Lesung eingetreten: ΚΛΗΟΡΑC qua forma offensus Meineke Κασπίοις παρὰ κλῄθροις coniecit; at nec dativus satis aptus est nec κλῄθρα nomen videtur esse quod vituperetur. Man müsste den Inschriftstein vor Augen haben, um entscheidend weiterzukommen. Siehe Messineo 1991, 61 Anm. 10 u. dens. 2004, 254; vgl. auch Palombi 2010/11, 82 f. CIL 6, 1799 (= ILS 842); vgl. R. Gest. div. Aug. 32. Dazu der Kommentar von Cecilia Ricci a. a. O.: Reperta videtur in effossionibus a Iulio III pontifice inter annos 1550 et 1553 promotis in via Flaminia haud procul a ponte Milvio. Die Inschrift befand sich einst in der Villa Medici; heute wird sie im Museo Archeologico Nazionale in Florenz aufbewahrt.
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Prinzen Abgar Prahates10 und die Kostobokenkönigin Zia, beide wohl aus spätantoninischer Zeit.11 Lanciani schloss aus der Dichte des Inschriftenbefundes, dass es sich hierbei nicht um einen Zufall handeln könne: „[…] questo primo tronco della Flaminia sembra essere stato in favore per la tumulazione dei barbari residenti in Roma“.12 Vielleicht waren die Repräsentanten aus dem östlichen Barbaricum vor ihrem Ableben in Villen des Suburbiums nahe der Milvischen Brücke untergebracht.13 Freilich lassen sich all diese Zusammenhänge nicht abschließend belegen. Auch Messineo spricht von einer „suggestiva considerazione“ Lancianis.14 Unser Amazaspos-Epitaph nun würde sich gut in die Reihe der besagten Befunde einfügen, aber auch hier ist eine letzte Sicherheit nicht zu gewinnen. Der orientalische Hintergrund des durch die Inschrift Geehrten, die Aufbewahrung in der Villa Medici, die mutmaßliche Provenienz von der Via Flaminia: all dies sind allerdings Indizien dafür, dass der von Lanciani und Messineo vermutete Zusammenhang existiert. Setzt man ihn voraus, so ergibt sich auch ein zusätzlicher Gesichtspunkt für die historische Einordnung der Amazaspos-Inschrift: Sie gehört in den Kontext der offiziellen Beziehungen, die die römischen Kaiser zu den principes et reges externi im Osten unterhielten.15
Inhalt Das Epitaph ist einem Prinzen namens Amazaspos gewidmet. Er war der Sohn und der Bruder eines Königs (ὁ κλεινὸς ἶνις βασιλέως Ἀμάζασπος, / ὁ Μιθριδάτου βασιλέως κασίγνητος; v. 1 f.). Seltsamerweise wird ausgerechnet der Vatersname des Amazaspos nicht genannt. Vielleicht sollte nur der regierende
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CIL 6, 1797 (= ILS 857); dazu der Kommentar von Ricci a. a. O.: Rep. ad ripam sinistram Tiberis prope pontem Milvium. Datierung nach Luther 1998, 356: „vor dem Zeitraum 195–205.“ Jetzt befindet sich die Inschrift in den Kapitolinischen Museen. CIL 6, 1801 (= ILS 854). Rep. in vinea quadam viae Flaminiae prope pontem Milvium. Vgl. auch hierzu den Kommentar von Ricci a. a. O. Heute ist die Inschrift verschollen. Es handelt sich hierbei um eine handschriftliche Notiz Lancianis in Cod. Vat. Lat. 13046, f. 35. Ich zitiere nach Messineo 2004, 254, denn weder bei Lanciani 1990, 120 noch in den einschlägigen Passagen bei Buonocore 2002, 8–44 habe ich das Zitat auffinden können. – Vgl. ergänzend zu unseren Inschriften den ebenfalls möglicherweise nach Osten weisenden Befund aus einem Kolumbarium nahe Acqua Acetosa (Aschenbehältnisse aus orientalischem Alabaster) bei Lanciani 1994, 248. So Messineo 2004, 254 mit Bezug auf Cic. Catil. 3, 5. Ebd. Siehe hierzu Ricci 1996. Entsprechend führt die Autorin das Epitaph für Amazaspos ebd., 573 f. an. Auch die oben genannten Inschriften werden von ihr ebd., 567 ff., 578 f. u. 584 ff. behandelt.
Epitaph für Amazaspos
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iberische König auf dem Stein Erwähnung finden; das wäre dann eben der besagte Mithridates.16 Nun ist die Chronologie der iberischen Herrscher in der Kaiserzeit leider an vielen Stellen überaus lückenhaft. Der Königsname Mithridates („Von Mithra geschenkt“; mittelpers. Mihrdāt, aram. Mihrdāṭ, georg. Mit‘ridate, auch Mirdat)17 ist in Iberien nicht selten. In unserem Zusammenhang hat man immer wieder auf zwei nahe Mc‘xet‘a (Georgien) gefundene Inschriften Bezug nehmen wollen. Es handelt sich zum einen um eine Inschrift Kaiser Vespasians, die sich in das Jahr 75 n. Chr. datieren lässt und Baumaßnahmen bezeugt, die βασιλεῖ / Ἰβήρων Μιθριδάτῃ βασιλέως Φ/αρασμάνου καὶ {ι} Ἀμασάσπῳ υἱῷ / φιλοκαίσαρι καὶ φιλορωμαίῳ unternommen wurden,18 zum anderen um die sog. Armazische Monolingue, die Śargas (śrgs), einem hohen Funktionsträger des Königs Mihrdāṭ (mhrdṭ), gewidmet ist.19 Auch der zweite Text stammt möglicherweise aus dem 1. Jh. n. Chr.20 Beide Zeugnisse befinden sich somit in einer gewissen zeitlichen Distanz zum Grabgedicht des Amazaspos, denn dieses steht ausweislich v. 7 f. in einer Beziehung zum trajanischen Partherkrieg der Jahre 114 bis 117 n. Chr. Zwar wäre es grundsätzlich denkbar, dass der Adressat unseres Epitaphs identisch mit dem Amazaspos der flavischen Bauinschrift und somit ein Zeitgenosse Vespasians gewesen ist, der Tonfall unseres Gedichts, insbesondere das Bild von den „ehrbaren Jungfrauen“ (παρθένοισιν αἰδοίαις; v. 12), passt aber auf den ersten Blick eher zu einem jungen Mann, und außerdem war er ja der Bruder des Königs Mithridates, nicht sein Sohn.21 Doch dazu siehe unten. Wie Mithridates, so ist auch der Name Amazaspos („Schlachtrosse besitzend“; mittelpers. [H]amāzāsp, georg. Amazasp)22 in der einschlägigen Überliefe16
17 18 19 20 21
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Diese Schlussfolgerung ist allerdings nur möglich, wenn das Epitaph tatsächlich unmittelbar nach dem Tode des Amazaspos angefertigt worden ist und nicht in antoninischer Zeit; vgl. hierzu meine Überlegungen am Schluss des Aufsatzes. – Kaibel 1878, Nr. 549, 222 vertritt in v. 1 die Lesung ἶνις βασιλέων; vgl. auch dens. in seinem Kommentar zu IG 14, 1374: fortasse v. 1 scriptum fuit ἶνις βασιλέων, quod errore tamquam ex lapide petitum olim edideram. Für das Problem des fehlenden Vatersnamens wäre das eine elegante Lösung. Vgl. Justi 1895, 209 ff. s. v. *Miþradāta. OGIS 379 (= CIL 3 S. 974 zur Nr. 6052 = ILS 8795 = IGR 3, 133 = SEG 20, 112 = IK Estremo Oriente, Nr. 1, 1). Die immer noch maßgebliche Edition der Inschrift stammt von Altheim/Stiehl 1961; zuletzt hat sich Preud’homme 2019 ausführlich mit dem Text beschäftigt. So Preud’homme 2020, 595; vgl. bereits Preud’homme 2019, 12 f. Die Zweifel an der Identität des Königs Mithridates aus OGIS 379 mit dem Mithridates des Amazaspos-Epitaphs überwiegen in der Forschung, so bereits in der Edition von Kaibel 1878, Nr. 549, 222; siehe auch IG 14, 1374 (Kaibel); IGUR 3, 1151 (Moretti); Ricci 1996, 574; Merkelbach/Stauber 2004, 48 (= Merkelbach/Stauber 2005, 103) u. IK Estremo Oriente, Nr. 3, 2 f. Auch die Prosopographia imperii Romani unterscheidet PIR² M 638 u. M 639. Doch auch die Gegenmeinung wurde in der Forschung vertreten; vgl. etwa Braund 1993, 48 u. Preud’homme 2020, 601. Vgl. Justi 1895, 124 f. s. v. Hamazasp.
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rung zur Geschichte Iberiens in der Kaiserzeit durchaus belegt: In der altgeorgischen chronikalischen Überlieferung existieren zwei iberische Könige dieses Namens.23 Die auf die Jahre 260/62 n. Chr. zu datierende dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an der Kaʿba-i Zardušt bezeugt einen (H)amāzāsp Wiruzān šāh, der im Dienst des Großkönigs Šābuhr I. (reg. 240/42–272 n. Chr.) als Herrscher von Iberien fungierte und zur obersten Führungsschicht des Sāsānidenreiches gezählt werden muss.24 Aber auch hier muss konstatiert werden, dass die Gleichheit der Namen und die ja nur verhältnismäßige zeitliche Nähe zu unserer Inschrift nicht dazu ausreichen, den Amazaspos des Epitaphs eindeutig zu identifizieren. Schon die Versuche Cyril Toumanoffs, die Divergenzen in unserer Überlieferung zu harmonisieren, wirkten gewaltsam.25 In jüngster Zeit hat Nicolas J. Preud’homme abermals versucht, die literarische und epigraphische Überlieferung Kaukasiens miteinander in Übereinstimmung zu bringen und auf diese Weise die Herrscherabfolge in Iberien während der Kaiserzeit zu klären.26 Den Amazaspos unseres Epitaphs setzt er mit dem gleichnamigen Königssohn von OGIS 379 gleich.27 Darüber hinaus postuliert Preud’homme, gestützt auf die Inschriften KGIG 198, 199 u. 200 aus Baginet‘i nahe Mc‘xet‘a, die Herrschaft eines iberischen Königs „Amazaspos le Grand“ um 150/160 n. Chr. und charakterisiert ihn als Repräsentanten einer „apogée de l’Ibérie sur la scène caucasienne, visible dans l’abondante prospérité matérielle des élites ibères, ainsi que dans les accomplissements monumentaux réalisés sur l’acropole d’Armazi à cette époque“.28 So attraktiv diese Rekonstruktion auf den ersten Blick erscheinen mag, sie fußt auf Prämissen, die mir in ihrer Summe problematisch erscheinen. Preud’homme gesteht dies an einer Stelle auch ein: „Cette interprétation reste toutefois fragile en raison des incertitudes de lecture liées au caractère extrêmement fragmentaire de l’inscription KGIG 200.“29 Angesichts der notorischen Schwierigkeiten, die unser Quellenmaterial aufweist, erscheint es mir sinnvoller, anzuerkennen, dass eine genaue Rekonstruktion der iberischen Ereignisgeschichte in der Kaiserzeit auf Basis der heute vorliegenden Zeugnisse nicht möglich ist. Namen wie Mithridates, Amazaspos, Pharasmanes u. a. waren offensicht23
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Ein erster König Amazasp erscheint zusammen mit seinem Bruder Derok in K‛art‛lis c‛xovreba p. 50 Qauxč‛išvili (engl. Übers. Thomson 1996, p. 60). Größeren Raum in der Chronik nimmt vier Generationen später ein gleichnamiger König in K‛art‛lis c‛xovreba pp. 54–57 Qauxč‛išvili (engl. Übers. Thomson 1996, pp. 65–68) ein. Siehe ŠKZ § 44; vgl. auch ŠKZ § 2. Dazu Hartmann 2019, 45 ff. mit weiterführender Literatur; vgl. auch Preud’homme 2018. Vgl. Toumanoff 1969, bes. 8 ff.; dazu die kritischen Bemerkungen von Hartmann 2019, 28 Anm. 11. Siehe Preud’homme 2020, bes. 83 ff., zusammenfassend 583 ff. Ebd., 601. Eine Unvereinbarkeit zwischen dem Amazaspos des Epitaphs und demjenigen von OGIS 379 sieht Preud’homme nicht. V. 12 unseres Gedichts ziele nicht auf einen jugendlichen, sondern lediglich auf einen unverheirateten Mann. Preud’homme 2020, 618. Ebd.
Epitaph für Amazaspos
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lich Leitnamen, die in der königlichen Familie immer wieder vergeben wurden. Auch der Amazaspos unseres Epitaphs gehörte zum innersten Kreis der iberischen Herrschersippe in den Jahrzehnten um 100 n. Chr., ohne dass wir seine genaue Position näher charakterisieren könnten. Ebenso problematisch wie die Namen sind die geographischen Angaben unserer Inschrift. Die Heimat des Amazaspos wird im Verlaufe des Gedichts näher charakterisiert: Sie lag in Iberien, dem heutigen Ostgeorgien, nahe den Kaspischen Toren (ᾧ γαῖα πατρὶ͙ς Κασπίας παρὰ κλῄθ̣ρας; v. 3). Die Ortsangabe scheint auf den ersten Blick nicht korrekt, zumindest unpräzise zu sein.30 Der Pass, der vom Zentrum Iberiens, dem am Zusammenfluss der Flüsse Kyros (Mtkvari) und Aragos (Aragvi) gelegenen Königssitz Harmozike (Mc‘xet‘a) aus in nördlicher Richtung liegt, ist der Pass von Darial. In der Antike firmiert dieser gewöhnlich unter dem Namen Καυκάσιαι πύλαι (portae Caucasiae). Die Κασπίαι πύλαι (portae Caspiae) hingegen lagen weiter im Osten, beim heute russischen Darband am Kaspischen Meer.31 Allerdings kommt es in unserer griechisch-römischen Überlieferung häufig vor, dass die Autoren, da sie sich über die Wegeverhältnisse im Großen Kaukasus offenbar im unklaren waren, leicht den einen Pass mit dem anderen verwechselten.32 Der Autor unseres Epitaphs allerdings zeigt sich an Details im Hinblick auf den von ihm Geehrten durchaus interessiert. Er akzentuiert die barbarische Herkunft des Amazaspos nachdrücklich (Ἴβηρ Ἴβηρος; v. 4),33 verortet diesen familiär und geographisch. Wie kommt es dann, dass der Vatersname fehlt und die Lokalisierung Iberiens unpräzise ist? Darüber kann man letztlich nur spekulieren. Zunächst jedoch zu den weiteren Besonderheiten unserer Inschrift: Die obermesopotamische Stadt und Festung Nisibis spielt im Epitaph für Amazaspos eine prominente Rolle. Der iberische Prinz lag hier begraben, bevor er oder wenigstens sein Grabstein nach Rom transferiert wurde. Nisibis ist „die heilige Stadt“ (πόλιν […] ἱρήν; v. 5), vom Begründer des Seleukidenreiches, König Seleukos I. Nikator (reg. 312–281 v. Chr.), gegründet (ἣν ἔδειμε Νικάτωρ; v. 5). Unser Autor nennt die Stadt nicht namentlich, charakterisiert sie aber indirekt durch den Fluss Mygdon (auch Mygdonios; heute türk. Çağ Çağ Deresi bzw. arab. Nahr al-Ǧaġǧaġ), der die von ihr beherrschte fruchtbare Ebene teilt (ἀμφὶ Μυγδόνος νᾶμα; v. 6). Wortwahl und Stil bleiben gewählt: Das Adjektiv ἐλαιόθηλον („olivennährend“; v. 6) ist ein Hapax legomenon.34
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So bereits IGUR 3, 1151 (Moretti): fortasse Portas Caucasias (hodie Dar’jal) poeta nominare voluit. Die Bezeichnungen wechseln in unserer Überlieferung. Siehe hierzu ausführlich Kettenhofen 1996, 13 f. Kettenhofen 1996, ebd. gibt hierfür zahlreiche Beispiele. In zeitlicher und inhaltlicher Nähe zu unserem Epitaph befinden sich Ios. ant. Iud. 18, 4, 4; Tac. ann. 6, 33, 3 u. hist. 1, 6, 2; Arr. an. 7, 10, 6 sowie Cass. Dio 62 (63), 8, 1. Zur Formulierung Ἴβηρ Ἴβηρος siehe Kaibel 1878, Nr. 549, 222. So Cougny 1890, 243 u. IGUR 3, 1151 (Moretti).
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Unser Autor betont den griechisch-makedonischen Charakter von Nisibis. Er tut das direkt, indem er auf den hellenistischen (Neu-)Gründer verweist, aber auch indirekt durch den Verweis auf den Fluss Mygdon und seine Feldfrüchte (Oliven). In seleukidischer Zeit hieß die Stadt nämlich Antiocheia in Mygdonien (Ἀντιόχεια τῆς Μυγδονίας).35 Die Bezeichnung ist von der gleichnamigen Landschaft am Bolbe-See in Makedonien abgeleitet; aus dieser Region sollen die Soldaten gestammt haben, die Alexander der Große einst im Gebiet von Nisibis ansiedelte.36 Nach der Eroberung durch die Parther im Verlaufe des 2. Jhs. v. Chr. kam der Name zugunsten von Nisibis jedoch wieder außer Gebrauch. Überhaupt hat sich der einheimische, aramäisch-syrische Charakter der Stadt im Verlauf ihrer Geschichte stets gegenüber hellenistischen Einflüssen behaupten können.37 David Braund hat in seinen Bemerkungen zu unserem Epitaph interessante Schlussfolgerungen aus der Art abgeleitet, wie der Autor des Gedichts Nisibis, den ursprünglichen Begräbnisort des Amazaspos, näher charakterisiert. Warum wird der ephemere hellenistische Name der Stadt kunstvoll umschrieben, warum der Begründer des Seleukidenreiches als κτίστης ausdrücklich genannt? Braund macht darauf aufmerksam, dass in der altgeorgischen Überlieferung das iberische Königtum ausgerechnet in der Zeit um 300 v. Chr. begründet wurde. „There is also a point in the allusion to Seleucus Nicator, for, […], it was under the Seleucids that Iberia emerged as a distinct kingdom. The epitaph presents an Iberian identity which the Graeco-Roman world could comprehend and respect.“38 Nach dem Abmarsch Alexanders des Großen gen Persien – die kaukasische Tradition lässt den Makedonenkönig zuvor fälschlicherweise bis nach Armenien und Iberien gelangen – soll ein Diadoche namens Azo(n) die Herrschaft in der Region übernommen haben, bis er von P‘arnavaz (Pharnabazos) gestürzt wurde.39 Dieser habe die Dynastie der P‘arnavaziden (Pharnabaziden) begründet, die dann – mit Unterbrechungen und zum Teil über weibliche Erbfolge vermittelt – bis ins späte 2. Jh. n. Chr. über Iberien geherrscht habe. Mit Braund könnte 35
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Es existieren auch andere Namensvarianten; siehe u. a. Pol. 5, 51, 1; Strab. 16, 1, 23 p. 747C (Ἀντιόχεια ἡ ἐν τῇ Μυγδονίᾳ); Ios. ant. Iud. 20, 3, 3; Plin. NH 6, 117; Plut. Lucullus 32, 4 (Ἀντιόχεια Μυγδονική) u. Theophyl. Sim. hist. 5, 5, 3. Zur Fruchtbarkeit der Region um Nisibis siehe Cameron 2019, 12 f.; zur hellenistischen Neugründung siehe Bousdroukis 2003, 12 ff. u. Primo 2011. Capdetrey 2007, 74 Anm. 139 zweifelt daran, dass Seleukos I. Nikator die hellenistische Neugründung von Nisibis verantwortet hat. Siehe Strab. 11, 14, 2 p. 527; 16, 1, 1 p. 736 u. 16, 1, 23 p. 747 sowie Plin. NH 6, 42. Vgl. in diesem Zusammenhang auch Cameron 2019, 137 ff.; ferner Merkelbach/Stauber 2004, 48 (= Merkelbach/Stauber 2005, 104). Siehe hierzu den instruktiven Beitrag von Lieu 2006; vgl. auch, mehr aus archäologischer Sicht, Palermo 2014. Braund 1994, 231. Die altgeorgische Überlieferung zu Azo(n) und Pa‘rnavaz findet sich in Mok‘c‘evay K‘art‘lisay pp. 81–83 Abuladze (engl. Übers. Lerner 2004, p. 139 f.) u. K‛art‛lis c‛xovreba pp. 17–26 Qauxč‛išvili (engl. Übers. Thomson 1996, pp. 23–38). Hierzu ausführlich Rapp 2003, 269 ff.; vgl. auch Rapp 2014, 203 ff.
Epitaph für Amazaspos
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man die Formulierungen des Epitaphs für Amazaspos also als subtile Reverenz gegenüber der einheimischen, iberischen (altgeorgischen) Überlieferung lesen: Etwa in derselben Zeit, als Nisibis von dem Diadochen Seleukos (wieder)begründet wurde, hat auch die Herrschaft der Königsdynastie, der Amazaspos angehörte, ihren Anfang genommen. Braunds Hypothese ist verführerisch, passt sie doch gut zu der Tatsache, dass unsere Inschrift stark die barbarische Identität des Prinzen Amazaspos betont: Er ist Angehöriger eines einheimischen Königsgeschlechts, Ἴβηρ Ἴβηρος (v. 4), und vom Rande der griechisch-römischen Welt nach Nisibis gekommen, wo er starb. Man hätte auch sein exklusives Verhältnis zum Kaiser in den Mittelpunkt rücken können, etwa dahingehend, dass Amazaspos’ Bruder und dessen Vorgänger seit den Zeiten des Pompeius reges socii et amici populi Romani gewesen seien; das hätte sogar den Tod vor Nisibis besser erklärt, gehörte der Prinz doch offensichtlich zu der Riege orientalischer Klientelfürsten, die sich 114 n. Chr. in Satala (Sadak, Türkei) bei Kaiser Trajan eingefunden hatten und ihm dann in den Krieg folgten.40 Dennoch werden diese Bezüge in v. 7 f. eher verklausuliert hergestellt. Das Schicksal des Amazaspos wird zwar, wie wir gleich sehen werden, durchaus mit Rom und der von ihm geeinten griechischrömischen Welt verbunden, aber nicht politisch, im engeren Sinne historisch, sondern auf einer epischen, mythisch-heroischen Ebene. Genügt das, um die Brücke zu Braunds Hypothese zu schlagen? Meines Erachtens nein, denn die dafür ins Auge gefassten Anspielungen im Gedicht – der griechische Name von Nisibis und die Erwähnung ihres hellenistischen (Neu-) Gründers – scheinen mir zu subtil zu sein. Was für einen Leser muss man sich denken, der sie zu dekodieren vermochte hätte? Hinzu kommt ja das Problem, dass wir über die Genese der altgeorgischen Überlieferung, wie sie heute vorliegt, an vielen Stellen nichts Sicheres aussagen können. Ob und welche gute Tradition sie bewahrt hat, ist höchstumstritten. Das älteste Material in den Chroniken Die Bekehrung K‘art‘lis (Mok‘c‘evay K‘art‘lisay) und Das Leben K‘art‘lis (K‘art‘lis c‘xovreba) ist zudem frühestens in der Spätantike literarisch gestaltet worden, Jahrhunderte von Amazaspos und seinem Epitaph – und erst recht von Azo(n) und P‘arnavaz – entfernt.41 Meines Erachtens bedarf es aber auch nicht eines Bezugs zu altgeorgischen Chroniken, um den Text unseres Epitaphs zu erklären. Nach dem Verweis auf den ursprünglichen Begräbnisort Nisibis geht der Autor nämlich dazu über, die Todesumstände des Amazaspos zu beschreiben: θάνε͙ν δ᾽ ὀπαδὸς Αὐσόνων ἁγητῆ͙ρι / μολὼν ἄνακτ̣ι Π͙αρ͙θικὴν ἐφ᾽ ὑσμίνην (v. 7 f.). Amazaspos nahm also 40 41
So sicher zutreffend Birley 1997, 69. Rapp 2014 beschäftigt sich ausführlich mit der Genese der altgeorgischen chronikalischen Überlieferung und insbes. ihren Beziehungen zur iranischen Tradition. Die frühesten Teile von Mok‘c‘evay K‘art‘lisay verortet er in der ersten Hälfte des 7. Jhs., diejenigen von K‛art‛lis c‛xovreba in dem Zeitraum zwischen ca. 790 und 813 n. Chr.; vgl. ebd., 169 ff., zusammenfassend 379 ff.
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am Feldzug Kaiser Trajans gegen die Parther teil. Das gesuchte Vokabular vermeidet die direkte Namensnennung und versteckt den römischen imperator statt dessen hinter einem altertümlichen Ausdruck für Italien (Αὐσονία, davon abgeleitet die Αὔσονες bzw. Αὐσόνιοι, die Bewohner Italiens).42 Cassius Dio zufolge hat Nisibis zweimal während des Partherkrieges im Zentrum kriegerischer Operationen gestanden, einmal ganz zu Beginn 114/15, als es auf dem Weg ins Innere des Partherreiches von Kaiser Trajan erobert wurde,43 dann noch einmal ganz am Ende, während des Aufstandes gegen die Römer in der Etappe 116/17 n. Chr. Damals wurde das abtrünnige Nisibis durch Lusius Quietus, einen der Unterfeldherrn Trajans, zurückerobert.44 Auf diese ereignisgeschichtlichen Details geht unser Autor nicht ein.45 Seine Wortwahl bereitet den Leser vielmehr auf eine Handlung ganz anderer Art, nämlich in epischen, mythisch-heroischen Kontexten vor. Augenscheinlich ist Amazaspos nicht im Kampf gefallen.46 Dennoch verwendet unser Autor viel Mühe darauf, den Verstorbenen als großen Krieger zu ehren (v. 8–10): Er rühmt seine militärischen Fähigkeiten zu Fuß und zu Pferde (πεζὸς ἱππ[εύς τε]; v.10), aus der Distanz und im Nahkampf (ἴφθιμον […] χεῖρα δουρὶ καὶ̣ τ̣όξ̣ωι̣ / καὶ φασγάνου κνώδοντι; v. 9 f.). Gewiss hätte Amazaspos sich mit dem Blut seiner erschlagenen Gegner die Hände besudelt (παλάξ̣αι χεῖρα δηίῳ λύθρωι; v. 8), allein es kam nicht zum Heldentod. Vor alldem steht das bedauernde πρίν περ (v. 8). Kommentatoren unserer Inschrift ist längst aufgefallen, dass sich in v. 8 ein deutlicher Anklang an Homer findet.47 Die Wendung πρίν περ παλάξ̣αι χεῖρα δηίῳ λύθρωι kommt nämlich in leicht veränderter Form – λύθρωι δὲ παλάσσετο χεῖρας – gleich zweimal in der Ilias vor. Im elften Gesang geschieht dies im Kontext der Aristie Agamemnons,48 im 20. Gesang hingegen im Zusammenhang mit der Aristie Achills.49 Die Details der Handlung sind dabei durchaus aufschlussreich. Im ersten Falle wird eindringlich geschildert, wie der ἄναξ ἀνδρῶν ganz junge Kombattanten, die Priamossöhne Isos und Antiphos und die Antimachos42
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Die manierierte Ausdrucksweise des Dichters ist geradezu kennzeichnend für das Epitaph auf Amazaspos; vgl. die exemplarische Studie von Masson 1975 zum Gebrauch des Wortes ἶνις, mit Bezug auf v. 1 unseres Gedichts ebd., 6: „Dans cette composition érudite, la présence d’ἶνις ne surprend pas: […].“ Siehe Cass. Dio 68, 23, 2; vgl. auch ebd., 68, 26, 1. Siehe ebd., 68, 30, 2. Zum Verlauf des trajanischen Partherkrieges siehe gerafft Birley 1997, 66 ff., ausführlich Lepper 1948; Bennett 1997, 183 ff. u. Strobel 2019, 418 ff.; vgl. auch Hartmann 2010. So zutreffend Merkelbach/Stauber 2004, 48 (= Merkelbach/Stauber 2005, 104). Anders Kaibel 1878, Nr. 549, 222 f.: urbs est Antiochia Mygdonia s. Nisibis, ubi pugnans interfectus est Amazaspus. Siehe Merkelbach/Stauber 2004, 48 (= Merkelbach/Stauber 2005, 104). Hom. Il. 11, 169. Ebd., 20, 503.
Epitaph für Amazaspos
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söhne Hippolochos und Peisandros, grausam tötet. Auch der rachedurstige Achill bringt einen Jüngling zu Tode, den Priamossohn Polydoros. Auffallend in diesem zweiten Fall aber ist, dass es zu den eigentlich von ihm gewünschten Kämpfen gegen gleichsam satisfaktionsfähige Helden, Aineias und Hektor nämlich, gerade nicht kommt. Ist es zu weit hergeholt, Bezüge zwischen unseren Ilias-Passagen und dem Epitaph für Amazaspos herzustellen? Homer als grundlegender Autor für jegliche höhere Bildung in der Kaiserzeit wird auch unserem Dichter ein omnipräsentes Vorbild gewesen sein.50 Michaela Schmale hat im Hinblick auf das PeleusEpos Catulls zeigen können, wie sehr der betreffende Dichter homerische Formulierungen und Motive dem eigenen carmen 64 zugrunde legte. Tatsächlich stelle das Peleus-Epos „eine Art Ilias-Cento“ dar.51 „Doch berücksichtigt man Auswahl und Kontext der Ilias-Referenzen, wird deutlich, dass der Intertextualität des catullischen Textes ganz offensichtlich ein Plan zugrunde liegt.“52 Nichts Geringeres möchte ich für den Dichter des Epitaphs auf Amazaspos postulieren: Er lässt das verhinderte Heldentum des iberischen Prinzen gleichsam mit der Handlung der Ilias in Kontakt treten, wertet es dadurch auf, reißt es aus seiner ereignisgeschichtlichen Bedeutungslosigkeit, verleiht ihm gar tragische Tiefe.53 Amazaspos’ Schicksal spiegelt sich in den Taten der Ilias-Helden, aber die Szenerie ist gebrochen. Sie ist es schon bei Homer, denn bereits Agamemnon und Achill waten zwar siegreich im Blut der Feinde, aber der Fokus des Dichters richtet sich weniger auf ihren Ruhm, als vielmehr auf das Schicksal der sinnlos von ihnen dahingemetzelten Jünglinge. Hier ist das Verbindende mit unserer Inschrift, denn auch Amazaspos ist einen sinnlosen, vorzeitigen Tod gestorben. Ein noch stärkerer Bezug zwischen Gedicht und Epos läßt sich im Hinblick auf Hom. Il. 20, 503 finden. Die Mustergültigkeit von Achills Heldentum wird gerade nicht
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Die Vorbildhaftigkeit Homers gerade für die Autoren von griechischen Steinepigrammen betont unter Anführung zahlreicher Belege Staab 2018, 61 ff. Schmale 2004, 243. Ebd. Diese Aussage fügt sich gut zu einigen generellen Aussagen, die Gregor Staab im Hinblick auf das Verhältnis zwischen kaiserzeitlichen Grabgedichten und der klassischen Literaturtradition getroffen hat; vgl. Staab 2018, 2: „All diese Texte sind geprägt von der Spannung zwischen dem Alltäglichen und dem Ringen ihrer Dichter, dem Unscheinbaren und Gewöhnlichen im Rückgriff auf die Formen und Ausdrucksweisen der klassischen Tradition bleibenden Glanz zu verleihen.“ Siehe auch ebd., 3: „In den privaten Grabgedichten auf Stein treffen die konkreten lebensweltlichen Bedingungen mit den Anforderungen, Formen und Denkmustern der klassischen Tradition zusammen. Für die in dieser Arbeit vorgelegte Analyse der Steingedichte ist also die eigenartige literarische Begegnung von Alltag und Tradition ein leitender Aspekt.“ Einschränkend muss allerdings in Rechnung gestellt werden, dass sich Staab in seiner Arbeit mit privaten Steinepigramme, vorwiegend aus dem kleinasiatischen Raum, beschäftigt. Das Epitaph auf Amazaspos hingegen weist aufgrund seines Adressaten Berührungen mit der öffentlichen Sphäre auf.
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bei Homer aktualisiert, der ersehnte Entscheidungskampf gegen Hektor oder Aineias fällt (vorerst zumindest) aus; um so greller leuchten die Bilder von Mord und Totschlag und rühren den Hörer bzw. Leser des Epos. Der verbindende Aspekt liegt hier darin, dass auch Amazaspos sein potentielles Heldentum nicht hat aktualisieren können. Er ist gerade nicht in der Schlacht gestorben; die Aristie blieb ihm verwehrt. Trotzdem bleibt er für den Autor des Gedichts ein Kämpfer von heroischem, homerischem Zuschnitt, ein Aspekt, der auch durch den letzten Vers des Epitaphs aktualisiert wird. Die letzte Zeile des Epitaphs auf Amazaspos hat die Kommentatoren schon immer irritiert: ὁ δ᾽ αὐτὸς ἶσος παρθένοισιν αἰδοίαις (v. 12). Welchen Sinn soll das haben, dass der verstorbene Ibererprinz „ehrbaren Jungfrauen“ ähnlich gewesen sei? In der Regel konstatierte man einfach die Wunderlichkeit der Formulierung.54 Ewen Bowie, der erwogen hat, die Inschrift niemand Geringerem als Kaiser Hadrian als Verfasser zuzuschreiben, sah v. 12 als Äußerung eines Mannes, „who was not unaware of the Eastern prince’s personal charm.“55 Aus meiner Sicht ist es aber gar nicht nötig, Dichtung und Leben in dieser engen Form, gleichsam biographisch, aufeinander zu beziehen.56 Vielmehr bieten die bereits angeklungenen homerischen Bezüge den Schlüssel zum Verständnis von v. 12. Die Rede von der παρθένος αἰδοίη (in unterschiedlichen Kasus) findet sich nämlich nicht nur im Epitaph für Amazaspos, sondern auch an fünf Stellen in der epischen Literatur.57 So wird Astyoche, die Geliebte des Ares, in der homerischen Ilias als παρθένος αἰδοίη bezeichnet.58 Hesiod spricht zweimal, einmal in der Theogonie und einmal in den Werken und Tagen, davon, die von Hephaistos geschaffene Pandora sei παρθένῳ αἰδοίῃ ἴκελον gewesen, also „einer ehrbaren Jungfrau gleich“.59 Die Formulierung ist derjenigen im Epitaph für Amazaspos – ἶσος παρθένοισιν αἰδοίαις – ganz ähnlich. Eignen sich die genannten Hesiod-Stellen und die Ilias-Stelle vor allem als formale Vorbilder für v. 12 unseres Gedichts, so bieten zwei Formulierungen aus den Homerischen Hymnen auch inhaltliche Anknüpfungspunkte. In zwei Hymnen auf Artemis und Athene werden die betreffenden Göttinnen jeweils als παρθένος
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So etwa Stecher 1981, 44 f. Bowie 2002, 184. Eine noch deutlichere Anspielung auf die homoerotischen Neigungen Kaiser Hadrians findet sich unmittelbar darauf, ebd.: „but we should recall, that Hadrian […] had a penchant for wily metres, not to mention handsome orientals.“ Ausgerechnet im Falle Catulls war die Forschung lange ähnlich verfahren; vgl. Schmidt 1985, 11 ff. Die Verwandtschaft seiner Dichtung mit derjenigen des Amazaspos-Epitaphs liegt auf der Hand. Diese Erkenntnis verdanke ich einem Hinweis meines Jenaer Kollegen Rainer Thiel, wofür ich ihm herzlich danke. Hom. Il. 3, 514. Siehe Hes. theog. 572 u. dens. erg. 71.
Epitaph für Amazaspos
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αἰδοίη bezeichnet.60 Die bisherige Forschung hat v. 12 unseres Epitaphs in der Regel entnehmen wollen, dass Amazaspos sehr jung gestorben ist,61 aber die Parallelen insbesondere in den Homerischen Hymnen eröffnen nun eine andere, wie mir scheint, bessere Deutung: Der Verstorbene wird nicht mit schamhaften Jungfrauen, sondern ehrfurchtgebietenden Göttinnen gleichgesetzt. Das Adjektiv αἰδοίη lässt dies problemlos zu, wenn es im vorliegenden Fall mit seiner aktiven („achtunggebietend“, „achtbar“), nicht mit seiner passiven Bedeutung („schamhaft“, „schüchtern“) übersetzt wird. Amazaspos würde dann mit der Kriegsgöttin Athene und der Jagdgöttin Artemis verglichen,62 ein durchaus stimmiges Bild, erweist es unseren Ibererprinzen doch als einen Edelmann, der die ihm von Stande her zuteil gewordene Ausbildung an den verschiedenen Waffen sowohl im Kriege als auch bei der Jagd unter Beweis zu stellen wusste und dadurch ein aristokratisches Ideal erfüllte, das in der römischen, vor allem aber in der iranischen Welt bekannt und akzeptiert war. Die Verbindung mit der durch die Homerischen Hymnen repräsentierten Tradition von Athene und Artemis als παρθένοι αἰδοῖαι erklärt meines Erachtens die Formulierung in v. 12 viel besser als eine biographisch inspirierte Interpretation, die ja ohnehin nur dann einen Sinn hat, wenn man im Autor unseres Gedichts Kaiser Hadrian sehen will – aber selbst Bowie ist da letztlich vorsichtig.63 Umgekehrt ermöglicht gerade sie neue biographische Mutmaßungen, wenn man sie denn anstellen will: Durch die vorgeschlagene Deutung der παρθένοι αἰδοῖαι ist Amazaspos nicht mehr notwendig ein ganz junger Mann gewesen, er könnte nun doch vom Grundsatz her mit dem Amazaspos von OGIS 379 identisch sein. Ich würde diesbezüglich aber doch zurückhaltend bleiben. Der Amazaspos der Bauinschrift von 75 n. Chr. war Sohn, nicht Bruder eines Königs Mithridates, und er müsste zur Zeit des trajanischen Partherkrieges mindestens in den Fünfzigern gewesen sein. Hätte er da nicht schon allerlei Heldentaten auf anderen Schauplätzen vorzuweisen gehabt, auf die man in seinem Epitaph hätte anspielen können? Die buchstäbliche ‚Tatenlosigkeit‘ des Verstorbenen passt eher zu einem jungen Mann, und – wie bereits gesagt – der Name Amazaspos war sicher nicht selten im iberischen Königshaus. 60 61
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Siehe Hom. h. 27, 2 (παρθένον αἰδοίην ἐλαφηβόλον ἰοχέαιραν; vgl. auch, ebenfalls auf Artemis bezogen, ebd., 9, 2: παρθένον ἰοχέαιραν, ferner Pind. P. 2, 9: ἰοχέαιρα παρθένος) u. 28, 3 (παρθένον αἰδοίην ἐρυσίπτολιν ἀλκήεσσαν). Basierend auf Übersetzungen wie denjenigen von Cougny 1890, 132 (Ille idem par virginibus pudicis); Stecher 1981, 44 f. („Derselbe Mann kam den schüchternen [reinen] Mädchen gleich“); Ricci 1996, 574 („lui, simile a fanciulle pudiche“) u. Merkelbach/Stauber 2005, 103 („und dabei sah er aus ganz wie ehrbare Jungfrauen“). Der Charakter der Athene als Kriegs- und der Artemis als Jagdgöttin geht – in unserem Zusammenhang sicher nicht unwichtig – aus den ihnen gewidmeten Homerischen Hymnen 11 u. 27 bzw. 9 u. 28 hinlänglich hervor. Artemis tritt im übrigen in der Ilias durchaus auch im Kampf auf, und zwar auf seiten der Trojaner, allerdings betont das Bild, das Hom. Il. 21, 479–513 von ihr zeichnet, vor allem Artemis’ Scheitern, ihre Unterlegenheit im Gefecht. Vgl. Bowie 2002, 183: „a poem whose authorship is uncertain.“
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Der letzte Vers des Epitaphs auf Amazaspos akzentuiert also einmal mehr wie die vorausgehenden Verse das nicht aktualisierte Heldentum des Verstorbenen. Amazaspos hatte laut unserem Dichter alles, was man braucht, um als Held epischen Zuschnitts in die Geschichte einzugehen, doch durch seinen beklagenswerten, vorzeitigen Tod wurde nichts daraus. Dieser Umstand verleiht dem Leben des Ibererprinzen seine tragische Note. Auf bisweilen gesuchte, aber sehr kunstvolle Weise ist es dem Dichter unseres Epitaphs gelungen, dem Verstorbenen ein Denkmal zu errichten, das auch und gerade für den zeitgenössischen Connaisseur homerischen Schrifttums stimmig war.64 Denn die Zitate und Anspielungen müssen vom Leser selbst decodiert werden. Insbesondere die Phrase der letzten Gedichtzeile scheint auf den ersten Blick in der Luft zu hängen – weswegen sie auch von der Forschung lange missdeutet worden ist –, sie bildet einen abrupten Schlusspunkt, der darum um so mehr nachhallt.65 Wie schon an anderen Stellen des Gedichts zeigt unser Autor, dass er einen gebildeten, mitdenkenden Leser fordert: Der poeta doctus wünscht sich einen lector doctus.
Kontext Nachdem der Inhalt und das komplexe Zusammenspiel der Motive im Epitaph für Amazaspos dargelegt worden sind, geht es nun in einem letzten Schritt darum, den historischen Kontext zu bestimmen, in den die Grabinschrift einzuordnen ist.66 Dies ist kein leichtes Unterfangen, denn ebenso wie der Inhalt ist auch der Kontext unseres Gedichts polyvalent und entzieht sich einer eindimensionalen Deutung. Am wenigsten Schwierigkeiten bereitet die Verknüpfung des Epitaphs mit der Zeit des Partherkrieges Kaiser Trajans zwischen 114 und 117 n. Chr. Unser Gedicht bezeugt ausdrücklich die Teilnahme des Amazaspos am Kriegszug des Αὐσόνων ἁγητήρ (vgl. v. 7). In dessen Verlauf sei der Ibererprinz gestorben und 64
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Dass die Homerischen Hymnen nicht von Homer selbst verfasst worden sind, sondern von einer Reihe anonymer Dichter vorwiegend der archaischen und klassischen Zeit, wurde in der Antike bereits diskutiert, war aber nicht communis opinio; siehe dazu Furley 2002, 1017 f. Dass das Epitaph mit v. 12 geendet haben muss, betont zu Recht Kaibel 1878, Nr. 549, 223: mutilum putant carmen periisseque mortis Amazaspi descriptionem; at ipse v. 12 docet hac de re nihil expectandum esse. Anders freilich Cougny 1890, 243 unter Bezugnahme auf andere Herausgeber des Epitaphs. Die Beziehungen zwischen dem römischen Reich und Iberien im 1. und 2. Jh. n. Chr. behandeln Braund 1994, 205 ff. (dabei Bezugnahme auf Amazaspos ebd., 230 f.); Lordkipanidse/Brakmann 1996, 17 ff. (dabei Bezugnahme auf Amazaspos ebd., 19) u. Schleicher 2021, 63 ff. (dabei Bezugnahme auf Amazaspos ebd., 71 ff.).
Epitaph für Amazaspos
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bei Nisibis (πόλιν παρ᾽; v. 5) bestattet worden (resultativer Aspekt: ἐνθαδὶ τετάρχυται; v. 4). Ob sich der Tod des Amazaspos im Zuge der Kampfhandlungen gleich zu Beginn oder erst am Ende des Partherkrieges ereignet hat – beide Male geriet Nisibis in den Fokus der Kriegskontrahenten –, entzieht sich unserer Kenntnis. Im Grunde kann er zu jedem Zeitpunkt zwischen 114 und 117 n. Chr. erfolgt sein,67 denn die Inschrift bezeugt, dass Amazaspos nicht durch Feindeshand gestorben ist. Nun ist die Geschichte unseres Epitaphs mit der Bestattung des Ibererprinzen nahe Nisibis aber noch nicht zu Ende. Die Inschrift wurde ja in Rom gefunden, mutmaßlich an der Via Flaminia und vielleicht in Verbindung mit weiteren tituli sepulcrales für prominente Verstorbene orientalischer Provenienz. Aus diesem Befund wird in der Regel abgeleitet, dass das Epitaph für Amazaspos nach dem Abzug der Römer aus Nisibis mitgenommen und nach Rom verbracht worden ist. Vermutlich seien auch die sterblichen Überreste des Ibererprinzen umgebettet worden; es bleibt aber auch die Möglichkeit, dass sich an der Via Flaminia lediglich ein Kenotaph befand.68 All diese Maßnahmen müssen sich im Zuge des Friedensschlusses zwischen Kaiser Hadrian und dem parthischen Großkönig Osroës 117 n. Chr. vollzogen haben. Der zweite Kontext unserer Inschrift ist also hadrianisch. Vielleicht auch der Inschrifttext selbst? Eigentlich spricht doch nichts dagegen, dass unser Epitaph erst in Rom anlässlich einer Neubestattung des Amazaspos abgefasst worden ist. Allerdings stellte sich dann die Frage, was Hadrian und sein Umfeld mit der Inschrift bezweckten. Der Frieden mit Osroës war ja letztlich ein Verzichtfrieden; die Eroberungen in Armenien, Mesopotamien und Assyrien wurden aufgegeben.69 Zwar durfte Hadrians Vorgänger und Adoptivvater Trajan postum über die Parther triumphieren, und nach dem Einzug des neuen Kaisers in Rom im Sommer 118 n. Chr. wurde mit der consecratio des optimus princeps abermals nachdrücklich an den Divus Traianus Parthicus und seine Leistungen
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Erwägungen diesbezüglich bei IGUR 3, 1151 (Moretti) mit weiterer, älterer Literatur. In der Sekundärliteratur finden sich im Hinblick auf das Schicksal der Amazaspos-Inschrift die unterschiedlichsten Deutungsversuche, angefangen bei IG 14, 1374 (Kaibel unter Berufung auf Theodor Mommsen): Bestattung bei Nisibis, Umbettung von Leichnam und Inschrift nach Rom; siehe auch Braund 1994, 230. – Dass die Umbettung des Amazaspos samt Inschrift erst 141 n. Chr. im Zusammenhang mit dem ‚Staatsbesuch‘ des iberischen Königs Pharasmanes II. erfolgte (dazu unten), glaubt Nesselhauf 1958; zustimmend IGUR 3, 1151 (Moretti); Ricci 1996, 574; Merkelbach/Stauber 2004, 47 Anm. 1 (= Merkelbach/Stauber 2005, 103 Anm. 1) u. IK Estremo Oriente, Nr. 3, 3. Aber wie sollte Pharasmanes über 20 Jahre nach dem trajanischen Partherkrieg an die nun im parthischen Feindesland bei Nisibis bestatteten Gebeine seines Verwandten gelangt sein? In diesem Sinne bereits Bowie 2002, 184 mit der ernüchternden Schlussfolgerung: „The puzzle remains.“ Eine knappe Einordnung des Friedensschlusses zwischen Hadrian und dem Partherreich 117 n. Chr. bei Birley 1997, 78.
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erinnert.70 Aber ansonsten hatte Hadrian ein Interesse daran, den kostspieligen und verlustreichen Fehlschlag seines Vorgängers im Orient vergessen zu machen. Der neue Kaiser hat in den kommenden Jahren jedenfalls dezidiert Abstand von militärischen Abenteuern genommen. Ohnehin muss Hadrians Herrschaftsbeginn als alles andere als geglückt bezeichnet werden; sein Ruf hatte in senatorischen Kreisen durch das blutige Vorgehen im Zuge der sog. Verschwörung der vier Konsulare nachhaltig gelitten.71 Passt in solch eine Atmosphäre die nachdrückliche Erinnerung an das vergebliche Opfer eines prominenten Ibererprinzen im trajanischen Partherkrieg „as a reminder of the cost to Rome and her friends of the policy of expansion“?72 Ich glaube, dass ein dritter Kontext die verschiedenen Inhalte und Bezüge unseres Epitaphs stimmiger zusammenfügt und erklärt. Aus einer Reihe von Quellen wissen wir, dass Hadrian am Ende seiner Regierungszeit mit Problemen im südkaukasischen Raum konfrontiert war.73 Während seiner letzten Orientreise 129 n. Chr. traf er sich mit einer Reihe orientalischer Klientelherrscher, doch die Könige von Iberien und Albanien erschienen nicht vor dem Kaiser.74 Über die Gründe kann man nur spekulieren. Laut dem Autor der Historia Augusta kam es auch im folgenden zu Unstimmigkeiten mit dem iberischen König Pharasmanes II., obwohl beide Seiten sich bemühten, durch wechselseitige wertvolle Geschenke eine Ebene der Verständigung aufrechtzuerhalten. Die Details sind einigermaßen skurril.75 Mit Recht weist Udo
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Siehe Birley 1997, 99 f. mit Anm. 20. Beachte in diesem Zusammenhang die bedenkenswerten Argumente von Kierdorf 1986, bes. 152 f. für eine Datierung des postumen Triumphs Kaiser Trajans in den Herbst 117 n. Chr., also noch vor der Rückkehr Hadrians nach Rom. Die Zusammenhänge sind ausführlich dargestellt bei Birley 1997, 77 ff. u. 93 ff. So Bowie 2002, 184. Zusammenstellung des Quellenmaterials in PIR ² P 342. Die Zusammenhänge bei Braund 1994, 232 ff.; Birley 1997, 225 f. 263 f. u. 287 f. sowie Lordkipanidse/Brakmann 1996, 19 f.; vgl. auch Gerhardt/Hartmann 2000, 135 ff. Zuletzt ausführlich und mit weiterführenden Literaturhinweisen Michels 2018, 276 ff.; Hartmann 2019, 26 ff. u. Schleicher 2021, 75 ff. HA Hadr. 13, 9: cumque ad eum quidm reges venissent, ita cum his egit, ut eos peniteret, qui venire noluerunt, causa speciatim Farasmanis, qui eius invitationem superbe neglexerit; vgl. ebd., 21, 13: Albanos et Hiberos amicissimos habuit, quod reges eorum largitionibus prosecutus est, cum ad illum venire contempsissent. Siehe HA Hadr. 17, 10–12: regibus multis plurimum detulit, a plerisque vero etiam pacem redemit, a nonnullis contemptus est, multis ingentia dedit munera, sed nulli maiora quam Hiberorum, ui et elephantum et quinquagenariam cohortem post magnifica dedit dona. cum a Frasmane ipse quoque ingentia munia dona accepisset atque inter haec auratas quoque clamydes, trecentos noxios cum auratis clamy[mi]dibus in harenam misit ad eius munera deridenda. Eine cohors quinquagenaria, die Hadrian dem Pharasmanes geschickt haben soll, ist im kaiserzeitlichen römischen Heer nicht bezeugt. Umgekehrt erschließt sich nicht, warum der Kaiser den iberischen König dadurch brüskiert haben soll, dass er die von diesem geschenkten golddurchwirkten Mäntel zum Tode verurteilten Verbrechern in der Arena anzog.
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Hartmann darauf hin, dass sich hinter den Aussagen der Hadriansvita das Bemühen des Historia-Augusta-Autors verbergen könnte, Kaiser Hadrian als schwächlichen Herrscher ohne Autorität bei den reges socii et amici populi Romani erscheinen zu lassen.76 Um 135/36 n. Chr. eröffnete Pharasmanes II. dem nördlich des Großen Kaukasus lebenden Reitervolk der Alanen die Möglichkeit, nach Südkaukasien vorzudringen.77 Wieder sind die Hintergründe unklar. Die Alanen wandten sich in der Folge nach Albanien und Media Atropatene; das spricht für eine antiparthische Stoßrichtung. In der Tat sandte Großkönig Vologaeses III. in der Folge eine Gesandtschaft nach Rom, um sich darüber zu beschweren, dass die kaiserliche Regierung ihrem iberischen Bundesgenossen nicht Einhalt geboten habe.78 Andererseits scheint auch Rom selbst durch die Vorgänge beunruhigt gewesen zu sein. Der Statthalter von Kappadokien, L. Flavius Arrianus, konzentrierte Truppen an der Ostgrenze seiner Provinz, scheint aber nicht direkt militärisch aktiv geworden zu sein.79 Jedenfalls zogen sich die Alanen nach einiger Zeit wieder zurück. In einem Teil der Forschung hat man die Krise der Jahre 135/36 mit den zuerst erwähnten Informationen der Historia Augusta kombinieren wollen und daraus einen iberisch-römischen Konflikt in späthadrianischer Zeit konstruiert. In dieser Zuspitzung trifft das sicher nicht zu:80 Wir wissen nichts über die Motive Pharasmanes’ II., aber das, was wir vom Hergang der Kämpfe erfahren, spricht nicht dafür, dass Rom als Hauptadressat seiner Maßnahmen zu betrachten ist. Die Verfolgung regionaler Interessen gegenüber dem traditionellen südkaukasischen Gegner Albanien oder ein Eingreifen in die seinerzeit im Gange befindlichen innerparthischen Bürgerkriege fügen sich viel besser in das Gesamtbild ein. Dennoch bleibt der Eindruck, dass Rom und seine Repräsentanten vor Ort beunruhigt waren. Ausgerechnet der erfahrene legatus Augusti pro praetore Arrian gibt in seinem Periplus Ponti Euxini mehrere Hinweise auf Spannungen und Unwägbarkeiten in der Nordostecke des Imperiums. Da ist die Rede von einer 76 77
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So Hartmann 2019, 39 f. Cass. Dio 69, 15, 1 (Exzerpt des Johannes Xiphilinos): ὁ μὲν οὖν τῶν Ἰουδαίων πόλεμος ἐς τοῦτο ἐτελεύτησεν, ἕτερος δὲ ἐξ Ἀλανῶν (εἰσὶ δὲ Μασσαγέται) ἐκινήθη ὑπὸ Φαρασμάνου, καὶ τὴν μὲν Ἀλβανίδα καὶ τὴν Μηδίαν ἰσχυρῶς ἐλύπησε, τῆς δ᾽ Ἀρμενίας τῆς τε Καππαδοκίας ἁψάμενος, ἔπειτα τῶν Ἀλανῶν τὰ μὲν δώροις ὑπὸ τοῦ Οὐολογαίσου πεισθέντων, τὰ δὲ καὶ Φλάουιον Ἀρριανὸν τὸν τῆς Καππαδοκίας ἄρχοντα φοβηθέντων, ἐπαύσατο; siehe ferner Them. or. 34, 8 sowie zwei Passagen aus der syrischen Chronik von Arbela (Chron. Arbela p. 9; dt. Übers. p. 28 Kawerau 1985) und dem armenischen Geschichtswerk des Movsēs Xorenac‛i (Movs. Xoren. 2, 65; engl. Übers. p. 211 Thomson 1978). Cass. Dio 69, 15, 2 (aus den Excerpta de legationibus ad Romanos): Ὅτι πρεσβευτὰς πεμφθέντας παρὰ τοῦ Οὐολογαίσου καὶ παρὰ τῶν Ἰαζύγων, ἐκείνου μὲν κατηγοροῦντός τινα Φαρασμάνου, τούτων δὲ τὴν εἰρήνην πιστουμένων, ἐς τὸ βουλευτήριον ἐσήγαγε, καὶ παρ᾽ αὐτοῦ τὰς ἀποκρίσεις ποιήσασθαι ἐπιτραπεὶς συνέγραψέ τε αὐτὰς καὶ ἀνέγνω σφίσιν. Es handelt sich um den berühmten Schriftsteller; siehe PIR² F 219. So richtig Hartmann 2019, 30 Anm. 16 unter Berufung auf Braund 1991.
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Herrschaft des Pharasmanes über das Volk (ἔθνος) der Zydriten in Kolchis.81 Die römische Grenzgarnison in Apsaros (Gonio, Georgien) wird personell verstärkt.82 Arrian unternimmt eine geheimnisvolle Operation nördlich der Flussmündung des Phasis (Rioni), am Chobos (Enguri).83 Den Kontext all dieser Ereignisse kennen wir nicht, aber sie lassen zusammen mit unseren anderen Informationen vielleicht den Rückschluss zu, dass Pharasmanes II. zwar nicht offen gegen die Römer agierte, aber doch eine selbstbewusste und selbstbestimmte, nicht (immer) mit ihnen koordinierte Außenpolitik initiierte, die Rom und seine Repräsentanten alarmieren und zu Reaktionen veranlassen musste. Zu Lebzeiten Hadrians führten diese noch nicht zu vorzeigbaren Ergebnissen, aber unter dessen Nachfolger Antoninus Pius sollte ein Ausgleich mit dem iberischen König dann gelingen. Meiner Meinung nach gehört das Epitaph für Amazaspos in den Kontext dieses Ausgleichs. Im Jahre 141 n. Chr. wurde Rom Zeuge eines seltenen Ereignisses, nämlich des ‚Staatsbesuches‘ eines ausländischen Herrschers: Es handelte sich um Pharasmanes II. von Iberien.84 Der König hatte seine Frau und seinen Sohn sowie zahlreiche iberische Würdenträger mitgebracht. Das Programm, das für ihn ausgerichtet wurde, zeigt, dass Kaiser Antoninus Pius daran interessiert war, seinen Gast zu beeindrucken und in außergewöhnlicher Weise zu ehren: Pharasmanes durfte eine Rede vor dem Senat halten, möglicherweise sogar in iberischer Sprache.85 Ein Opfer im Jupitertempel auf dem Kapitol stand ebenso an wie eine Waffenübung der iberischen Gäste vor römischem Publikum. Im Heiligtum der Kriegsgöttin Bellona auf dem Marsfeld wurde eine Reiterstatue des hohen Gastes
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Siehe Arr. per. p. E. 11, 2: Μαχελόνων δὲ καὶ Ἡνιόχων ἐχόμενοι Ζυδρεῖται· Φαρασμάνου οὗτοι ὑπήκοοι. Silberman 1995, 34 f. lokalisiert die Zydriten im bergigen Hinterland von Bat‘umi (Georgien) oder südwestlich davon. Ebd., 6, 1: εἰς Ἀψαρον, ἵναπερ αἱ πέντε σπεῖραί εἰσιν ἱδρυμέναι. Dazu Silberman 1995, 27. Ebd., 10, 2. Die traditionelle Gleichsetzung von Chobos und Enguri bei Silberman 1995, 31; allerdings verweisen Braund/Sinclair 2000, 1227 auf die Existenz des Flusses Xobi bzw. Xobiscqali, der südlich des Enguri ins Schwarze Meer mündet und ebenfalls mit dem Chobos identisch sein könnte. – Geheimnisvoll ist der Bericht Arrians vor allem deshalb, weil er anmerkt, Details in einem lateinisch geschriebenen Brief dem Kaiser zukommen lassen zu wollen: Ὧν δὲ ἕνεκα, καὶ ὅσα ἐνταῦθα ἐπράξαμεν, δηλώσει σοι τὰ Ῥωμαϊκὰ γράμματα. Die Quellen für den Besuch des Pharasmanes in Rom sind in PIR² P 342 versammelt. Es handelt sich um HA Pius 9, 6; Cass. Dio 69, 15, 2 u. 70, 15, 3 (beide Passagen aus den Excerpta de legationibus ad Romanos) sowie das Fragment Og (Vidman 1982, 50) der Fasti Ostienses. Letzteres und folglich der ‚Staatsbesuch‘ des iberischen Königs sind mittlerweile sicher auf 141 n. Chr. datiert; siehe Eck/Weiß 2001, 258 f. mit folgender Textherstellung: [-----] Pharasman[es rex Iberorum --- cum filio] / [---]e et uxore Phr[---, cui Imp. Antoninus Aug. regnum] / [amplius] reddidit. Die Sekundärliteratur zum Rombesuch des Pharasmanes ist mittlerweile umfangreich; vgl. Hartmann 2019, 36 f. mit weiterführenden Literaturhinweisen. Vgl. Front. epist. ad Anton. imp. 4, 2, 3 (p. 106 van den Hout [Teubner]); dazu Hartmann 2019, 36 Anm. 30 u. Schleicher 2021, 80 Anm. 138.
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errichtet.86 Über die politischen Hintergründe des Rombesuchs der Iberer erfahren wir seltsamerweise nicht viel. Offenbar ging es in den Verhandlungen mit dem Kaiser um die römische Anerkennung von iberischen Gebietsgewinnen, möglicherweise auch um die Nachfolgeregelung im Königshaus. Es spricht meines Erachtens viel dafür, dass das Epitaph für Amazaspos vor allem in diesen, den antoninischen Kontext gerückt werden muss. Die Inschrift war Teil der kaiserlichen Inszenierung für Pharasmanes II. von Iberien, den man beeindrucken und gewinnen wollte, um auf diese Weise seine eigenmächtigen Handlungen in Zukunft besser einhegen zu können. Blicken wir darum nochmals auf die einzelnen Bestandteile der Inschrift. Wie konnten sie dem formulierten Ziel dienstbar sein? Zum einen hatten wir festgestellt, dass die Abkunft des Amazaspos aus der iberischen Königsfamilie in dem Grabgedicht eine wichtige Rolle spielt. Der Verstorbene ist Sohn und Bruder eines Königs; letzterer, Mithridates, kann gut der Vorgänger des Pharasmanes gewesen sein. Warum wird der Vater nicht mit Namen genannt? Das wissen wir nicht. Er könnte für Rom oder Pharasmanes aus irgendeinem Grunde eine persona non grata gewesen sein, aber das ist ganz ungewiss. Insgesamt jedoch wird die Zugehörigkeit des Verstorbenen zur pharnabazidischen Dynastie prominent herausgestellt. Amazaspos erscheint in unserer Inschrift als Frühvollendeter, als tragischer Held, ein Unterpfand der römisch-iberischen Freundschaft, denn er ist ja im trajanischen Partherkrieg zu Tode gekommen. Aber erst jetzt, über 20 Jahre nach den Ereignissen, war es möglich, die Vergeblichkeit des Opfers des Amazaspos und den Schmerz darüber zu thematisieren. Das scheint mir ein entscheidendes Kriterium dafür zu sein, die Inschrift eher in antoninischer Zeit zu verorten. Gewiss, das der Inschrift zugrundeliegende Gedicht kann durchaus alt sein, sogar die Autorschaft Kaiser Hadrians kann nicht völlig ausgeschlossen werden;87 es kann aber auch ‚alt gemacht‘, das Grab für Amazaspos samt titulus an der Via Flaminia gar ein Kenotaph gewesen sein, der eigens für den hohen Gast aus Iberien neu errichtet wurde. Letzteres scheint mir sogar die 86
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Zum Tempel der Bellona auf dem Marsfeld siehe Viscogliosi 1993. Zweifel an der richtigen Wiederherstellung des dionischen Textes – er beruht hier auf den Excerpta de legationibus ad Romanos – äußert ohne weitere Erläuterung PIR² P 342 (ebd.: si textus recte traditus), meines Erachtens nicht unberechtigt, wenn man die beengten Raumverhältnisse am BellonaTempel nahe dem Marcellustheater in Betracht zieht. Bowie 2002, 184 entscheidet sich schließlich doch dafür, einen „litterateur who happened to be in Trajan’s company during the Parthian expedition“ für den Autor des AmazasposEpitaphs zu halten. – Dass man die Identifikation unseres Autors mit Kaiser Hadrian erwogen hat, hat sicher auch damit zu tun, dass wir über die poetischen Ambitionen dieses Herrschers vergleichsweise viel wissen; siehe hierzu neben Bowie 2002 auch Page 1981, 561 ff.; Steinmetz 1982, 299 f.; André 1993, bes. 602 ff.; Fein 1994; Sallmann 1997, 63 ff. u. Mortensen 2004, 256 ff. Die Suche nach originär ‚Hadrianischem‘ führt allerdings bisweilen auch in die Irre; vgl. Bühler 1978.
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wahrscheinlichere Lösung zu sein. Der Autor unseres Epitaphs wäre dann folglich am Kaiserhof oder in dessen näherem Umfeld zu suchen.88 Auffallend ist, dass die barbarische Identität des Amazaspos stark akzentuiert wird. Daß der Ἴβηρ Ἴβηρος (v. 4) aber Repräsentant eines Klientelstaates und als solcher zur Heeresfolge im trajanischen Partherkrieg verpflichtet war, wird in v. 7 f. nur sehr verklausuliert erwähnt. Das würde gut in einen Kontext passen, der es ratsam scheinen ließ, den selbstbewussten Staatsgast Pharasmanes nicht etwa zu verprellen. Statt dessen hat der Dichter mit der Erwähnung der Kaspischen Tore, der Κασπίαι κλῇθραι (vgl. v. 3), eine Anspielung gemacht, die zumindest 141 n. Chr. auf die Ereignisse des Jahres 135/36 n. Chr. bezogen werden konnte, als die Bedeutung des Ibererkönigs für den Frieden im Südkaukasus und dem ganzen Vorderen Orient nachhaltig deutlich geworden war. Dass nicht korrekterweise von den Kaukasischen Toren die Rede ist, kann der Unkenntnis oder dem Metrum geschuldet sein. Vielleicht sollte dadurch aber auch die Lage der Heimat des Ibererprinzen an der Peripherie der Ökumene nochmals akzentuiert werden. Selbst der große Pompeius war seinerzeit nicht bis zum Kaspischen Meer gelangt.89 Die Integration der Iberer und ihrer Könige in die imperiale, späthellenistische Sphäre erfolgt also nicht auf staatsrechtlicher, realpolitischer, ereignisgeschichtlicher Ebene – hier bot sich viel zu viel Widerständiges, auch unter den Bündnispartnern wohl Umstrittenes –, sie erfolgt in unserem Epitaph viel subtiler, nämlich über das Medium des homerischen Epos: Amazaspos erhält neben seiner Identität als barbarischer Prinz auch diejenige eines mythischen Heroen: Als solcher hat er gelebt, ist er gestorben und hat auf diese Weise die Zusammengehörigkeit von Rom und Iberien beispielhaft veranschaulicht. Pharasmanes II. und seinem Gefolge ist bei dem ‚Staatsbesuch‘ des Jahres 141 n. Chr. auf den unterschiedlichsten Ebenen demonstriert worden, dass sie ‚dazugehörten‘ – politisch (Rede im Senat), religiös (Opfer auf dem Kapitol), kulturell (Waffenübung). Das Epitaph für Amazaspos stellt darüber hinaus eine Integration auf mythhistorischer Ebene dar. Der verstorbene Ibererprinz hatte sie durch seinen vorzeitigen Tod gestiftet, Pharasmanes II. sollte sich nun zu ihr bekennen und die realpolitischen Konsequenzen daraus ziehen.
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Dass „Amazaspus’ family must at least have sanctioned his epitaph“, sehe ich nicht als notwendig an; so allerdings Braund 1994, 231 Pompeius war angeblich drei Tagesmärsche vom Kaspischen Meer entfernt umgekehrt; siehe Plut. Pompeius 36, 1.
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Schluss Das Epitaph auf den Prinzen Amazaspos ist ein ebenso komplexes wie faszinierendes Zeugnis für die römisch-iberischen Beziehungen in der Hohen Kaiserzeit. Nach der Auslotung der Hauptprobleme, die mit dem Text verbunden sind, scheint mir ein Bezug der Inschrift auf den ‚Staatsbesuch‘ König Pharasmanes’ II. in Rom 141 n. Chr. den Schlüssel für ihr Verständnis bereitzustellen, ungeachtet dessen, dass neben diesem antoninischen Kontext auch andere existieren: ein trajanischer, ein hadrianischer und eben ein iberischer (pharnabazidischer) Kontext, wobei letzterer – kaum verwunderlich – am wenigsten greifbar ist. Denn unser Text verortet den Verstorbenen ganz in der (myth)historischen und literarischen Welt der griechisch-römischen Antike. Ihr entnimmt er seine Bilder, ihr auch seine Deutungsmuster. Es entsteht dadurch das Porträt eines iberischen Prinzen, der in beiden Welten, der römischen und der barbarischen Welt zu Hause war bzw. dem Dichter des Epitaphs zufolge sein sollte. Auf diese Weise, durch sein Leben und sein Sterben, vermochte Amazaspos eine Brücke zu schlagen zwischen dem Imperium Romanum und dem iberischen Klientelkönigreich an dessen östlicher Peripherie.
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Nero’s Caspian Campaign: A Fresh Look Murtazali Gadjiev (Machatschkala)
One of the controversial issues in the history of the Caucasus and Ciscaucasia of the 1st century AD is the question of the direction and objectives of the failed Roman campaign to the Caspian Gates that started in 68 AD. This political-military action of the emperor Nero is described in the works of Publius Cornelius Tacitus, Gaius Plinius Secundus, Gaius Suetonius Tranquillus and Cassius Dio Cocceianus.1 Researchers repeatedly turned to these reports and expressed various opinions regarding the failed campaign, among which there are two dominant and mutually exclusive versions, referred to as ‘Alanian’ and ‘Albanian’. The first one comes down to the theory that Nero’s campaign was directed towards the Daryal Pass, against the Alans. This point of view, first proposed by T. Mommsen, and then adopted by E. Täubler, is supported by G. A. Melikishvili, V. A. Kuznetsov and others.2 With some nuances, other scholars adhered to it, too. Thus, M. I. Rostovtzeff believed that the campaign was planned both against the Alans and the Parthians.3 Y. A. Manadyan also points out that the campaign was of anti-Alanian character, but was directed not towards the Daryal Pass, but the region of Akhalkalaki and Akhaltsikhe, more specifically to the village of Khospia, which he considers to be the Caspian Gates.4 A. B. Bosworth, B. Isaak, J. Kolendo share the assertion that Nero’s campaign targeted the Alans.5 In his publication devoted to this campaign, J. Kolendo draws special attention to the ideological and propagandistic nature of this large-scale plan, the implementation of which was intended not only to solve internal problems with an impressive military action, but also to show the greatness of the emperor, who strove to keep up with Alexander the Great. According to the second version, the campaign was directed towards the Derbent Pass, against Albanians. Among the supporters of this theory are W. Schur, who actually never specifies the exact direction of the campaign, but considers its main goal to be the seizure of the international trade routes;6 E. A. Pakhomov believed that the Romans intended to deploy their army in the Derbent Pass, to prevent possible invasions by nomads and their recruitment by 1 2 3 4 5 6
Tac. hist. 1, 6; Plin. NH 6, 15 ; Suet. Nero 19; Cass. Dio 63, 8, 1. Mommsen 1885, 393; Täubler 1909, 17–18; Меликишвили, 1959, 344; Очерки истории Грузии 1989, 315; Кузнецов 1992, 45; Гаглойти 1966, 72–75; Лысенко 2002, 95–116. Ростовцев 1918, 157–158. Манандян 1946, 66–74; see also: Манандян 1948, 70. Bosworth 1976, 63–78; 1977, 225–226; Isaak 1990, 404; Kolendo 1982, 23–30. Schur 1923, 57–91; 101–105; see also: Schur 1925.
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Transcaucasian countries as mercenaries in the fight against Rome.7 K. V. Trever gravitates toward this point of view as well. At the same time, she noted that the question of the direction of Nero’s failed campaign remains open.8 V. F. Gaydukevich also believed that the campaign was intended against Albania with the goal to access the Caspian Sea.9 A. A. Kudryavtsev defends the viewpoint about the direction of the Roman expedition to the Derbent Pass. He suggests that Nero set as his goal the establishment of control over the international trade route along the western coast of the Caspian Sea.10 B. S. Bachrach and F. H. Gutnov also adhere to the ‘Albanian’ version of Nero’s campaign.11 Some other interpretations regarding the issue are also worth mentioning here. Thus, D. Anderson was perplexed about the very goal of the campaign planned by the emperor; V. N. Gamrekeli ruled out the possibility of this expedition to the Daryal Pass against the Alans, without offering any other opinion and, obviously, accepting the ‘Albanian’ version.12 Although without any sufficient reasons, A. G. Bokshchanin, in my opinion, had quite an original approach to solving this dilemma. Based on the general historical situation in the region, he suggests that the most likely explanation for Nero’s plan was “a joint Roman-Parthian campaign to defend frontier lines of the cultural lands (according to A. G. Bokshchanin, it is ‘the road along the western shore of the Caspian Sea’ – M. G.) from the invasions of nomads”.13 G. A. Melikishvili, though adhering to a different opinion on the goals and direction of this campaign, also mentions Parthia’s interest in such an expedition.14 Unfortunately, both authors neither elaborated this point of view any further nor provided any more arguments for this, obviously considering it to be sufficiently transparent and believing that both Rome and Parthia needed protection of the Caucasian borders from nomads. Finally, A. I. Amiranishvili believed that Nero planned “a war with Albania and the establishment of control over the Daryal Pass”.15 Without going into much detail and analysis of the opinions and reasoning of each of the aforementioned authors – advocates of one or another standpoint –, I should only mention that these two main versions – ‘Alanian’ and ‘Albanian’ – mainly rely on the interpretation of information by Pliny the Elder and Tacitus, in particular on the localization of the toponym ‘Caspian Gates’ (Lat. Caspia claustra, claustra Caspiarum, porta Caspiaca, Caspiae portae; Greek Κάσπιαι 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Пахомов 1949, 84. Тревер 1959, 124–125. Гайдукевич 1949, 331. Кудрявцев 1982, 52–53. Bachrach 1973, 123–125; Бахрах 1993, 146; Гутнов 1997, 3–4; 2001, 126–128. Anderson 1934, 883–884; Гамрекели 1961, 61–62. Бокщанин 1966, 208–209. Меликишвили 1959, 344; Очерки истории Грузии 1989, 315. Амиранишвили 1938, 171.
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πύλαι, Κάσπιαι θύραι), which is mentioned by both authors, and the adoption of the word Albani by Tacitus or its corrected version Alani. Before we proceed to analyze these reports, it should be noted that the large-scale expedition to the Orient – to the Caspian Gates – which began in 68 AD (though interrupted due to the Vindex uprising), was not an unexpected military campaign, but one carefully planned in advance, starting at least in 66 AD. According to Tacitus, Nero gathered military contingents from Germania, Britannia and Illiricum; apparently, the marine legion (classici), that was formed the day before and stationed in Rome,16 should have joined them, too. Suetonius, complementing Tacitus, reports the formation of a new special legion of tall hefty warriors, named “Alexander the Great’s phalanx”: Parabat et ad Caspias portas expeditionem conscripta ex Italicis senum pedum tironibus nova legione, quam Magni Alexandri phalange appellabat.17
As we know, the official date of the formation of this legion, later called the Legio I Italica, is September 20, 66 AD.18 This date marks the approximate time of the initiation of the plan of such a grandiose military expedition. Turning to the respective text of Pliny the Elder, it should be noted that, first of all, in his Naturalis Historia the rules adopted in classical Latin are often violated, which complicates the translation of the texts. This is due to the fact that his work is an incomplete essay, a draft of the future geographical reference-treatise, and at times a compendium of works by various authors. The passage of interest reads as follows: Corrigendus est error in hoc loco multorum, [eorum] etiam qui in Armenia res proxime cum Corbulone gessere, namque ii Caspias appellavere portas Hiberiae, quas Caucasias diximus vocari, situsque depicti et inde missi hoc nomen inscriptum habent. Et Neronis principis comminatio ad Caspias portas tendere dicebatur, cum peteret illas quae per Hiberiam in Sarmatas tendunt, vix ullo propter opposites montes aditu ad Caspium mare.19
A little above this passage, Pliny describes the ethnogeography of the Caucasus and clarifies the location of the Caucasian Gates: Ab iis (behind the tribes of Silvi, Lupenii, Diduri and Sodi – M. G.) sunt portae Caucasiae, magno errore multis Caspiae dictae, ingens naturae opus montibus interruptis repente, ubi fores additae ferratis trabibus, subter medias amne diri odoris fluente citraque in rupe
16 17 18 19
Tac. hist. 1, 6. Suet. Nero 19. CIL 3, 7591; see: Kolendo 1982, 24; Absil 2000, 228–238. Plin. NH 6, 15: “Here it is necessary to correct the mistake of many, even of those who have recently taken part in the campaign of Corbulo to Armenia: they call those gates in Iberia the Caspian Gates, which, as we mentioned, are called Caucasian; this name is also indicated on situation maps, obtained from there. They say that the princeps Nero’s menaced expedition was directed towards the Caspian gates, while while it was really intended for those leading through Iberia to the Sarmatians: there is hardly any other passage to the Caspian Sea near the opposing mountains.”
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Murtazali Gadjiev castello, quod vocatur Cumania, communito ad arcendas transit gentes innumeras, ibi voci terrarium orbe portis discluso, ex adverso maxime Harmasti oppida Hiberum.20
The localization of the mentioned East-Caucasian tribes, other indications and also the nature of the described passage lead researchers to unanimously identify the Caucasian Gates with the Daryal Pass. The question of identification of the Caspian Gates, as we know, remains debatable. They are often equated with the Alborz Ridge in the Southern peri-Caspian region (generally Geduk Pass), with the Derbend Pass in the Western peri-Caspian region and less frequently with the Daryal Pass of the Greater Caucasus Range. When identifying the Caspian Gates, it is in my opinion necessary to approach the information of the source separately in each particular case, taking into account its context. Pliny’s information, in which he corrects the “mistake of many”, and where he states that “those gates in Iberia that are […] called the Caucasian ones” suggests that the expedition of Nero was indeed organized to the Daryal Pass against the Sarmatians: “They say that the princeps Nero’s menaced expedition was directed towards the Caspian Gates, while it was really intended for those leading through Iberia to the Sarmatians”.21 Further, Pliny admits that the ending point of the route was neither the Central Caucasus nor Central Ciscaucasia, but the western coast of the Caspian Sea. To reach it, Nero intended to pass through the Caucasian Gates. Elaborating his version of the route, Pliny mistakenly believes that the only access to the Caspian coast lies through the Caucasian Gates, i. e. Daryal: “there is hardly any other passage to the Caspian Sea near the opposing mountains”.22 Thus, as we see, Pliny’s evidence on Nero’s desire to reach the Caspian coast north of the Caucasus Range and his erroneous belief that there was no passage near the Caspian Sea are strong arguments in favor of the opinion of the Western Caspian and anti-Sarmatian orientation of Nero’s planned military campaign. In this regard, the information of Cassius Dio (presumably going back to the lost “History” of Pliny) about the emperor’s unrealized plans is of great interest: “Though Nero did not sail (ούκ έπλευσε) […] neither to Ethiopians, nor to the 20
21 22
Plin. NH 6, 11: “Behind them (the tribes of Silvi, Lupenii, Diduri and Sodi – M.G.) are the Caucasian Gates, mistakenly called the Caspian Gate by many. It is a grand creation of nature, formed as a result of a sudden rupture of mountains, the very passage of which is fenced with iron-lined logs; beneath them, a fetid river flows in the middle. On this side of the gate, on a rock, stands a fortification named Kumania, built to prevent the passage of countless tribes. Thus, in this place, just opposite the Iberian city of Harmastus, the gates separate the parts of the world.” Plin. NH 6, 15. According to Pliny, these are the Ceraunian Mountains (“Thunderbolt mountains” – Latin Ceraunii montes, Greek τὰ Κεραύνια ὄρη) (Plin. NH 6, 10), representing the northeastern extremity of the Caucasus Range and acting as the border between Caucasian Albania and Asian Sarmatia (Ptol. geogr. 5, 8, 9; Strab. 11, 4, 1). For opinions on the localization of this ridge, see: Гаджиев 1997, 118–119.
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Caspian Gates, as he intended to do”.23 Based on this observation, it can be assumed that Nero was planning to sail along the western shore of the Caspian Sea. The text clearly states the emperor’s aborted voyage. However, we should bear in mind that in this passage Cassius Dio could imply both sailing through the Mediterranean Sea to the Asian provinces, and then following up with a foot trip to the Caucasus, as well as sailing through the Caspian Sea. In this connection, let us recall the legion of the Marine Corps formed by Nero on the eve of the campaign,24 which was, in my opinion, supposed to operate in the Caspian Sea. The proud and vain Nero, in organizing the expedition, undoubtedly faced the ‘shadow’ of Alexander the Great, and this large-scale campaign was seen as a peculiar recurrence of the campaign of Alexander to the East.25 Such a historical correlation found its expression not only in the formation of a special phalanx, named Magni Alexandri phalanga after the great Macedonian king and in the direction of the campaign to the Caspian Gates, through which Alexander supposedly passed at one point (in reality, he advanced through the Caspian Gates in the south peri-Caspian region, in Hyrcania), but, apparently also in the organization of the expedition on the Caspian Sea – an idea which belonged to Alexander, yet remained unrealized during his lifetime,26 though it was partially carried out later (in 283–282 BC) by Patrocles. A joint, parallel land and sea expedition to the western coast of the Caspian Sea does not look unusual in the external political situation of that time. The marine legion – if we consider this curse of events – was to advance from the southern coast of the Caspian Sea, from the territory of Hyrcania. Here we should point out that in 59 AD the king of Hyrcania, who had been seeking Roman protection, sent an embassy to Rome in order to establish friendly relations,27 and in 65 AD, i. e. on the eve of the idea and plan regarding the Caspian campaign and preparations for it (the formation of the Magni Alexandri phalanga in 66 AD), a treaty of alliance was signed between Rome and Hyrcania. This perhaps served as a foreign-policy basis for designing the marine expedition plan. For its implementation, there were appropriate material conditions: “considerable cities” stood on the Hyrcanian coast, especially Socanda and Saramanna/ Samariana, which were important centers of international marine trade with their own fleet.28 The advance towards the territory of Hyrcania, to the south coast of the Caspian Sea, would involve the crossing through the territory of the Northwestern Parthia by the Romans. In this regard, it is worth mentioning that during the negotiations in 63–66 AD, Rome and Parthia, having addressed the Armenian 23 24 25 26 27 28
Cass. Dio 63, 8, 1. Tac. hist. 1, 6. Kolendo 1982, 26–27. Arr. an. 7, 16, 1. Tac. ann. 12, 41. Strab. 11, 7, 2; Amm. Marc. 23, 51–52.
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Question, established friendly, allied relations,29 which lasted through 67–68 AD and subsequent years. In such conditions, Rome could launch both land and marine expeditions to the western coast of the Caspian Sea. In this context, the abovementioned view of G. A. Melikishvili on Parthia’s interest and A. G. Bokshchanin’s opinion about its possible participation in this campaign do not seem unreasonable. K. V. Trever also noted that “such a campaign was beneficial to both recent opponents”.30 Indeed, at that time Parthia was quite interested in launching a large-scale military action against nomads – their invasion at the call of the Iberian king Pharasman in 35–36 AD dealt a significant blow to Parthia and its ally Armenia.31 Taking into account the experts’ discussion on the origin of those nomads, we can point to the Alans with a great deal of probability, who a little later (in the middle of the 1st century AD) replaced the Aorsi in the historical arena and violated the military-political status quo that had been established in the region. The presence of the ethnonym ’Αλανοί in the Greek version of the work of Flavius Josephus and a number of other indirect arguments argue in favor of this point of view.32 Accepting the version of Pliny about the anti-Sarmatian orientation of the expedition of Nero, one question arises – who exactly is meant under this collective ethnonym “Sarmatians” – Aorsi or Alans? The answer, in my opinion, is clear – those are Alans. Neither Rome nor Parthia were interested in launching a military action against the Aorsi, with which they had good neighborly relations and beneficial trade-economic contacts during that period. In the middle of the 1st century AD, the Aorsi acted as allies of the Romans; emperor Claudius and the Aorsian “king of the great people” Eunonos likewise had friendly relations.33 According to Strabo, the Aorsi, being in charge (before the establishment of the hegemony of the Alans) of the large Sarmatian confederation and being a leading military political force in the North-Eastern peri-Pontic region, Ciscaucasia and North peri-Caspian region, were actively involved in international caravan trade along the western coast of the Caspian Sea, the most part of which belonged to them.34 Apparently, the rulers of the Aorsian confederation – Spadinos (Σπαδίνης), Eunonus, Umabios (Ουμαφιος) and other “greatest kings of Aorsia” (τους μεγίστους της ‘Αορσίας βασιλειας), having at their command considerable military forces – controlled not only the Caspian trade road, but also other trade routes, connecting the North-Eastern Caucasus and the Lower Volga region with the Bosporus. A part of the Aorsi inhabited the territory of the Bosporus as well, and the region of Tanais, which served as an important emporium 29 30 31 32 33 34
Кудрявцев 1949. Тревер 1959, 120–121. Tac. ann. 6, 33, 2–3; Ios. ant. Iud. 18, 96–98. Алемань 2003, 138–139; Перевалов 1994; 1999; 2000. Tac. ann. 12, 18, 1–19. Strab. 11, 5, 8. See also: Гаджиев 1997, 90–101; ibid., references on the subject.
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of the Sarmatians and Aorsi in their trade with the outer world.35 The Aorsi acted as a counteragent in the trade with the friendly Parthians, Armenians and the Medes.36 They also maintained close trade ties with the Albanians and Caspies (through territories of which the Caspian road ran) and controlled the northern section of the trade route, connecting the largest centers of the Bosporus and Ecbatana.37 In the framework of the Aorsian-Armenian-Median trade, findings in the territory of Sarmatia Asiatica (Asian Sarmatia, in the Volga-Don interfluve, Low Don, Lower Volga and Kuban regions) of peculiar types of imported WestAsian and South-Caucasian pottery, such as flasks (including glazed ones, the largest production centers of which were Dura-Europos and Seleucia on the Tigris) have to be considered.38 The southern section of this road, as it seems, was under control of Parthia – from the turn of the 2nd–1st centuries BC a sharp increase occurred in the flow of Parthian drachmas (mainly coinage of Ecbatana) to Caucasian Albania,39 and an influx of these from here through the Coastal Dagestan into the Lower Volga region and the North Caucasus.40 This profitable international trade also captured the interest of Rome. As a result, the Roman forces penetrated into the Caucasus and the Northern Black Sea region, with the desire to control international trade routes passing there. It is known that the problem of financial resources arose in Rome due to the wasteful reign of emperor Nero, under whom, however, the North Black Sea foreign policy question was almost resolved: starting from the 60s AD, the influence of Rome in this region, including the Bosporus, significantly increased.41 Thus, the information of Pliny the Elder – the contemporary of the considered events –, suggests that Nero’s expedition was planned against the Caspian Sarmatians, which earlier in the text he localizes as “upper”, i. e. to the north of the coastal area of the Albanians and Udines.42 This proves once more the WestCaspian direction of the campaign, and, based on the historical situation, Pliny’s Caspian Sarmatians should be viewed as Alans. However, such a conclusion contradicts the information provided by Tacitus, who states that Nero sent his troops “to go towards the Caspian Gates to war, which he had been planning against the Albanians”.43 The proposed understanding of Pliny’s report can be corrected in the text of Tacitus (the younger contemporary of Pliny the Elder) by emending the word 35 36 37 38 39 40 41 42 43
Strab. 12, 4, 5; 11, 2, 3; 11, 5, 8. Strab. 11, 5, 8. On caravan trade of the Caspies, see: Ael. de anim. 17, 32; see also: Гаджиев 1997, 107. Гаджиев 1997, 64–65. Голенко/Раджабли 1975, 72–74; Дадашева, 1976, 84–85; 1977, 39–41. Голенко/Раджабли 1975, 73–74; Лукьяшко 1984, 162, 164; Прокопенко 1996, 125; see also: Гаджиев 1997, 57; 92. Гайдукевич 1949, 328–331. Plin. NH 6, 14. Tac. hist. 1, 6: […] ad claustra Caspiarum et bellum, quod in Albanos parabat.
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Albani, which was well-known to him, to Alani, which is what a number of researchers, supporting the ‘Alanian’ version, do. Though, as D. Braund mentions, “[…] one cannot point out a single clear case of using the term ‘Alans’ from Tacitus – he preferred the term ‘Sarmatians’. There was much confusion between ‘Albani’ and commonly known ‘Alani’ in the manuscript tradition”.44 However, he points out that in the extract above “the reading of Albani cannot be corrected to read Alani, which is not supported by manuscripts”.45 In other words, one should not see it as an error of the author or a scribe-copyist. The fact that Pliny in the relevant passage of his Naturalis Historia does not argue with his opponents about who the campaign was aimed at, or the region where the military actions were to be conducted, but about the choice of a specific passage that Nero intended to pass, means that we are talking about the North-Western Caspian and the Caspian Sarmatians, as which, as shown above, we should consider the Alans. And here researchers face a double dilemma: which author should we believe – Pliny or Tacitus; against whom was the expedition targeted – the Alans or the Albanians? Pliny was a contemporary of the campaign, recorded any recent events happening then, was part of the military and public service, and was well-informed about foreign politics. At the same time, we cannot question Tacitus’ authority, and he remains “the most reliable source of information”.46 However, we should note that Pliny (more precisely, his “History” that did not survive) was (along with Corbulo and Cluvius Rufus) one of Tacitus’s sources on the history of the Eastern politics of Nero.47 Of the existing two – the ‘Alanian’ and the ‘Albanian’ versions of the direction of the campaign of Nero – in my opinion, none can be considered superior to the other. Was there any need in the 60s AD for Rome in the war against Albania to organize such a large military expedition? Available information on the political history of Caucasian Albania of the 1st century AD does not provide a straight answer to this question: in the 20s AD, judging by the report of Tacitus, Albania and Iberia were under Roman protection;48 during the events of 35–36 AD, the Albanians found themselves in the common camp with the Iberians (who were pro-Roman, but at the same time kept in mind their own interests and claims to the Armenian throne), engaging in military actions against Parthia and letting the mercenary Sarmatians (Alans) pass through their territory;49 in 51–52 AD pro-Roman Iberia was already at war with Albania (and Armenia), and unsuccessfully attempted to call for Roman military support.50 44 45 46 47 48 49 50
Braund 1994, 171. Braund 1994, 171, note 18. Кудрявцев 1954, 130. Кудрявцев 1954, 136. Tac. hist. 4, 5. Tac. hist. 6, 33–35; Ios. ant. Iud. 18, 96–98. Tac. ann. 12, 45.
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Flavius Josephus points out that in 35 AD the Iberians and Albanians, “having opened the Caspian Gates” (here: Daryal pass), let the Alans through their lands, who then devastated Armenia and Parthia.51 This might indicate the establishment of allied military political relations with the nomads. According to Tacitus, during these events, the Sarmatians “who advanced towards the Parthians [to assist], were easily repelled, as the enemy closed all other passages, and the one that remained between the sea and the Albanian mountain extremity [i. e. Derbent pass], was impenetrable in summer, as the water due to the Etesian winds overflows the shallows”.52 Tacitus’s information regarding the inaccessibility of the Derbent Pass in summer cannot be recognized as a true explanation for the fact that the mercenary nomads (who, most likely, were Aorsi) could not help the Parthians. Obviously, the reason lies somewhere else. It is possible that the Alans by this time had already gained control over the territory of the NorthWestern Caspian, from where the support of Parthia could be provided. Nonetheless, the information of Flavius Josephus and Cornelius Tacitus clearly testifies, on the one hand, about the anti-Parthian position of Albania at that time and, on the other, about its allied military relations with the group of Sarmatians (Alans) summoned to help. Whether Albania maintained the same relations with the Alans in the 60s AD, we can’t say. However, if we take into consideration the versions of Pliny and Tacitus about the direction of Nero’s expedition, then the answer should be in the affirmative. Some indirect evidence also indicates this (see below). It must be held in mind that Iberia and Albania were the closest neighbors of the Alans, obviously knew about their military strength and considered it prudent to maintain allied relations with them. The later events (the invasion of the Alans in 72 and 135 AD) show that Iberia sought military assistance of the Alans more than once when trying to solve its foreign affairs. It has to be noted that at this time, representatives of the Iberian royal court and the higher aristocracy bore the North Iranian (Alanian) names – Xsepharnug, Radamist, Asparug, Zevah, Iodmangan, Sharagas, Karpak53 – and this may indicate close dynastic and kindred ties with the Alans,54 which guaranteed peaceful and stable relations. Albania, although occupying an important geopolitical position at the crossroads of the most important international routes, could not independently pose a serious threat to the interests of Rome in the east and the Caucasus. Under the conditions of the established peace between Rome and Parthia in the mid60s AD, the pro-Roman orientation of Iberia and Hyrcania as well as the dual subordination of Armenia, there was no need for Nero to prepare such a large51 52 53 54
Ios. ant. Iud. 18, 96–98. Tac. ann. 6, 33–35: […] at qui Parthis adventabant, facile arcebatur, cum alios incessus hostis claussisset, unum reliquum, mare inter et extremos Albanorum montes, aestas impediret, quia flatibus etesiarum implentur vada […]. See: Очерки истории Грузии 1989, 388–389, notes 112–121; ibid. references. Кузнецов 1992, 49.
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scale military campaign specifically and exclusively against Albania. When holding the information of Tacitus as true, together with the recognition of the verity of Pliny’s report about the Caspian plan of Nero, it should be recognized that such a large expedition to Albania could be prepared only in the context of danger from the Alans, which represented a significantly greater and undoubted threat to the interests of both Rome and Parthia. This can be indirectly confirmed by the subsequent events, namely the major invasion of the Alans in 72 AD, when they subjected to ruin Armenia and Media.55 The following raids of the Alans forced the Parthian king Vologez (Valarsh) to seek military help from the emperor Vespasian in 75 AD.56 This report by Suetonius may indirectly testify in favor of A. G. Bokshchanin’s opinion about the possible joint nature of the planned campaign of 68 AD. During the invasions of both 35 AD and 72 AD, Armenia and Media were subjected to raids. According to Strabo, these countries were the main partners of the upper (Caspian) Aorsi in international trade along the Caspian road. From Flavius Josephus’ description of the raid of the Alans, “who live in the area about Tanais and Meotida”, in 72 AD, we can see that they (the Alans) were well aware of both the trade contacts of the Aorsi with the Medes and Armenians, as well as the wealth of these countries, trading along the Euro-Asian Caspian road and gaining high profits from it. This stems from the fact that, according to Flavius Josephus,57 the Alans’ raid firstly was not connected to the struggle for the occupation of the Caucasus between Rome and Parthia, which established peace and alliance in the mid-60s AD, and secondly the previously established goal (raids) and the direction of the invasion (Armenia and Media) clearly follows from the text. It is also noteworthy that in both cases the raids were carried out not without the awareness and help of Iberia, which had grown stronger and fought for leadership and hegemony in the ‘Caucasian House’. Iberia was also interested in weakening Armenia and Albania, led wars and, as it seems, sought to establish control not only over the Caspian-Black Sea trade route along the Kura and Rioni (Phasis) rivers,58 but also over the Caspian road. In the following years, Iberia adhered to its designs and aspirations: in 135 AD, the Alans (in the text: the Albans) carried out another devastating raid in Armenia and Media (affecting Cappadocia) at the initiative of the Iberian king Pharasman, only discontinued by the generous gifts of the Parthian king Vologez (Valarsh) II and the military threat of the governor of Cappadocia, legate Flavius Arrianus.59 In opposition, Armenia and Media sought ways to establish peace and alliance with the Alans, and to regain control over the Caspian route. To achieve 55 56 57 58 59
Ios. bell. Iud. 7, 7, 4. Suet. Dom. 2. Ios. bell. Iud. 7, 7, 4. See: Гаджиев 1997, 102–110; ibid. references. Cass. Dio 69, 15.
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this, not only rich gifts like a silver bowl with the inscription “from King Pakor”,60 found in the village of Dakhovskaya, were offered, but also dynastic ties were built. Such was the marriage between the Armenian king Artashes, whom researchers believe to be Tiridates I, with the Alanian princess Satinik,61 as is recorded by Movses Khorenatsi.62 Despite the folkloric nature of the reports of both Khorenatsi and the Nart sagas (“The last baltz/military campaign of Uryzmag”), scholars reasonably see a historical basis in them, which reflects the events of the 70s AD.63 At the same time, the information provided by Khorenatsi suggests that in the second half of the 1st century AD, the population of the East Caucasus, including Albania, maintained allied relations with the Alans. “The father of the Armenian history”, describing the attack of Alans and Iberians on Armenia during Artashes’ (Tiridates I) rule, which scholars compare to the one in 72 AD, reports that Alans launched a campaign “with all the mountaineers”, and then, after the invasion, settled on the northern (left) bank of the Kura river, i. e. in Albania.64 Here, further events related to the negotiations on the extradition of the Alanian prince take place, with the conclusion of a peace treaty sealed by a dynastic marriage. The Alans’ invasion of 72 AD, as many researchers reasonably believe,65 was also reflected in the work of Leonty Mroveli, namely in his report on the attack on Armenia by the Ovs/Alans led by Ambazuk and Bazuk.66 What is important for us in this case is that, according to the ancient Georgian chronicler, the king of the Leks, i. e. the ruler of one of the largest tribes of the Albanian Confederation, took part in the campaign as well as the mountainous East Caucasian tribes Durdzukes and Didois (respectively modern Nakhs and Didoi/Tsezi) summoned by him. All of the abovementioned circumstances give us reason to believe that in the second half of the 1st century AD the Alans had allied, friendly relations with the Albanians and other East Caucasian tribes. Information from written sources 60
61 62 63 64
65 66
I assume it belonged not to the Armenian king Pakor (161–163), but, as K. V. Trever suggested (Тревер 1953, 242–245), to the Parthian king Pakor II (78–115), or the king of Media Pakor, who, as we know, redeemed his wife and concubines for 100 talents, captured by the Alans during the invasion in 72 AD (Ios. Bel. Iud. I, 13) (See: Гаджиев 1997, 101). Satanay of the Nart sagas; see: Дюмезиль 1976, 53; Абаев 1982, 28–31. Movs. Xoren. 2, 51 (Хоренаци 1990); see: Меликишвили 1959, 346; Габриэлян 1989, 33; Кузнецов 1992, 47–48. See: Кузнецов 1992, 47–48; Габуев 1997, 237–241; Гутнов 2001, 132–134. Movs. Xoren. 2, 51 (Хоренаци 1990). According to Mroveli – in Cambysene: K‛art‛lis c‛xovreba 33 (Мровели 1979); Greek Καμβυσηνη – a region in the confluence of the rivers Kura, Alazani and Iori, bordering Albania, Armenia and Iberia: Strab. 11, 4, 2; 11, 4, 5; 11, 14, 4. See, e.g.: Миллер 1887, 25–28; Меликишвили 1959, 346–347; Кузнецов 1992, 47–48; Гутнов 2001, 132–134. K‛art‛lis c‛xovreba 33–34 (Мровели 1979).
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may also provide archaeological data, i. e. the famous large Mingachevir catacomb burial ground on the left bank of the Kura river (the territory of the ancient Cambysene), which was in use from the second half of the 1st century AD on. A number of researchers directly associate this burial ground with the penetration of the Alans in 72 AD. There are many details regarding the SarmatianAlan funeral rites – burial with artificially deformed skulls, mixed log-house and jug-burial catacombs –67 that indicate strong processes of ethnic and cultural intermingling. Although, in all fairness, in order to resolve the issue of ethnocultural attribution of the Mingachevir catacomb burial ground, the publication of its material is needed. Pliny the Elder places the Sarmatians, Utidorses and Aroteres (i. e. Plowmen) in the territory “above” (i. e. north) the coastal region of the Albanians and Udines.68 Claudius Ptolemy supplements this list of peri-Caspian Sarmatian tribes: in the north of the Soana river – a boundary river between Caucasian Albania and Asian Sarmatia which is, apparently, identified with the Sulak river –69 he places the Olondes (Alontes) and Isondes,70 which can be compared with the Alans and Issedones respectively. We can strongly assume that a large Sarmatian-Alanian union was formed in the region under review. M. P. Abramova emphasizes that the Sarmatian tribes played a significant role in the cultural formation of the northern lowland regions of Daghestan, the leading center of which was the Andreyaul fortified settlement.71 The location of numerous kurgans/tumuli, including those belonging to the nomadic nobility, testifies to the nomadic ethnic component among the population of the Andreyaul settlement. These, in particular, include the burial mounds of the first centuries AD in wide rectangular pits (4.1–4.3 x 3.5– 3.6 m) with wooden structures.72 The latter are similar in their design features to burials of the nomadic nobility of the Lower Don region of the second half of the 1st–first half of the 2nd century AD, identified by an increasing number of researchers with the sites that remained after the Alans.73 The change in hegemony in Asian Sarmatia (obviously, in the late 50s–early 60s AD) led to changes in the alignment of military-political forces that developed after the turbulent events of the early 50s AD. Given the aforementioned circumstances, it is undoubtable, in my opinion, that the main goal of the campaign planned by Nero was to pacify the Alans who had rapidly entered the political arena, violated not only the political status quo, but also the established 67 68 69 70 71 72 73
Алиев/Асланов 1976; 1975; Кузнецов 1992, 50. Plin. NH 6, 15. Ptol. geogr. 5, 8, 5; 5, 11, 1. Гаджиев 1997, 117–119. Ptol. geogr. 5, 8, 13. Абрамоваa 1987, 72. Абрамова/Магомедов 1980, 129–134. See, for example: Раев 1989, 117; Засецкая 1989, 46; Симоненко 1989, 118; Скрипкин 1990, 215; Прохорова 1994, 174.
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trade and economic ties, as well as the normal functioning of the Caspian international road, the trade on which brought in huge revenues. On the scale of these profits we can judge that the Aorsi were wealthy and “wore gold jewelry”, by the remark of Strabo,74 as well as by the rich archaeological finds in the burials of the Sarmatian aristocracy of the 1st–beginning of 2nd century AD in Lower Volga and Northern Black Sea regions, regardless of the resolution of the debate on the ethnicity (Aorsian or Alanian) of these burials. The fact is that these valuable products of oriental origin could be brought not only by the migration of the Alans, but also by trade. They could be not only military trophies or ransom, but also the result of trade relations. Transactions could come not only from Central Asia through the Cisural area and the Lower Volga region, but also from the international trade Caspian road.75 In conclusion, I would like to add that in the context of the presented vision of ancient authors regarding the failed expedition of Nero to the western coast of the Caspian Sea against the Sarmatians (Alans) and Albanians, one should also consider a well-known inscription of a centurion named L. Iulius Maximus, testifying to the sojourn of the Legio XII Fulminata (XII Fulminata Legion) after 84 AD on the Caspian coast in Albania,76 and an information of Festus about the placing of a Romean protégé on the throne of Albania by Trajan in 115 AD.77
74 75 76 77
Strab. 11, 5, 8. Гаджиев 1997, 90–107. Пахомов 1949; Тревер 1959, 127–128; 342–345. Fest. 20.
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Imagined Communities: Die Mesene, ein Grenzfall im Spannungsfeld moderner Vorurteile Stefan R. Hauser (Konstanz)
Die Jenaer Tagung „Imperia sine fine?“ trug den Untertitel „Der römischparthische Grenzraum als Konflikt- und Kontaktzone“. Jeder auch nur flüchtige Blick auf eine Karte der beiden Imperien aber macht deutlich, dass die Mesene, d. h. der südlich von Babylonien gelegene Teil des heutigen Irak, weit jenseits der Grenzen des Römischen Reiches gelegen war (Abb. 1). Dennoch hat sich in den letzten Jahrzehnten in der Literatur immer mehr die Ansicht verbreitet, dass dieses Königreich am Persischen Golf in der Nachfolge der Kriegszüge Trajans ein östlich vorgeschobener Partner, Alliierter oder gar Klient Roms im 2. Jh. n. Chr. gewesen sei. Die dafür vorgebrachten Argumente werden im Folgenden nochmals dargelegt und diskutiert, um den politischen Status der Mesene genauer fassen zu können.
Zur Lage der Mesene Als Mesene bzw. Mayšan bezeichnen antike Quellen ein Königreich im südlichen Teil des irakischen Alluviums, wo Tigris und Euphrat nach ihrer Durchquerung Babyloniens vereint mit den Wassern des von Osten hinzuströmenden Karkheh (Eulaios) Marschen bilden und dem Persischen Golf (Mare Erythraeum) zufließen. Die geographisch-politischen Grenzen der Mesene waren die Wüsten der Arabischen Halbinsel im Westen, die Marschen im Norden, die Elymais im Osten und der Golf im Süden (Plin. NH 6, 135–47; Strab. 16, 4, 1 [767]). Zumindest zu bestimmten Zeiten umfasste die Mesene, die an die Stelle der seleukidischen Satrapie am Erythräischen Meer getreten war, außerdem die Inseln und Küstenabschnitte des Persischen Golfes bis zum Oman. Erstaunlicherweise ist das Königreich jedoch seit der Mitte des 19. Jh. in der althistorischen Literatur (und sogar in der einzigen Monographie, die ihm bislang gewidmet ist,) meist als Charakene bezeichnet worden. Die exzellente Quellensammlung von Monika Schuol führt aber unmissverständlich vor Augen, dass der bei Plinius (NH 6, 136) und Ptolemaios (6, 3, 3) vorkommende Begriff „Charakene“ in explizit geographischen Beschreibungen auftritt, bei Plinius als Teil der Elymais, bei Ptolemaios als Teil
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Abb. 1:
Lage der Mesene und der im Text genannten Orte, © Stefan R. Hauser auf der Basis von Google Earth
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der Susiana.1 In allen anderen Quellen hingegen, seien sie in Griechisch, Latein, palmyrenischem Aramäisch, Arabisch, Mittelpersisch oder Syrisch verfasst, wird die Region, insbesondere als politische Einheit, Mesene/Mayšan genannt.2 „Charakene“ hingegen ist als Toponym für das Hinterland der Hauptstadt Charax Spasinou, der „Umwallung des (Hy)spaosines“ zu verstehen.3 Der Name dieses Ortes geht auf den letzten seleukidischen Eparchen der Satrapie am Erythräischen Meer, Hyspaosines, zurück. Die Stadt wurde aber, Plinius (NH 6, 138–139) folgend, ursprünglich von Alexander als Alexandria am Tigris gegründet, nach Überschwemmungen von Antiochos IV. und dann Hyspaosines erneuert. In aramäischen und arabischen Texten wird die Stadt auch als Karkh Maysān bezeichnet. Ihre Ruinen wurden erst 1965 durch John Hansman in Jebel Khayaber, 50 km nördlich von Basra und ca. 15 km von der iranischen Grenze identifiziert.4 Heute präsentiert sie sich als ca. 7 km2 große Ruine mit intensiven Spuren des Golfkrieges zwischen dem Irak und dem Iran, aber auch mit einzigartigem Erhaltungszustand, die seit 2016 in einem britisch-deutschen Projekt durch Drohnenbilder, Geomagnetik und Testschnitte dokumentiert wird. Dabei zeigt sich in der geomagnetischen Untersuchung über weite Bereiche der Stadt hinweg eine Struktur nach dem Hippodamischen System mit Häuserblockgrößen von ca. 158–162 x 85–90 m, d. h. vermutlich 550 x 300 Attische Fuß.5 Die Größe des Stadtrasters wie der Stadt insgesamt lassen sie mit Seleukia am Tigris, Antiochia am Orontes oder Alexandria am Nil vergleichen. Gerade mit letzterer Stadt teilt Charax (Alexandria am Tigris) die Funktion als Verbindung zwischen dem das Binnenland erschließenden Fluss und dem für den Fernhandel offenen Meer. Nicht umsonst wurde Charax spätestens in arsakidischer Zeit zum Knotenpunkt des Fernhandels zwischen den Großstädten Babyloniens und der Elymais einerseits sowie den Häfen des Persischen Golfes und Indiens andererseits.
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Humbach/Ziegler 1998, 58–59; Humbach/Ziegler 2002, Fig. 17; Schuol 2000, 127. Griechisch/Latein: Mesene; Mittelpersisch: Mēšān/Mēšūn, Syrisch: Maysān/Mayšān, Arabisch: Maisān; vgl. zu den Quellen Schuol 2000, 27–197. Als Ausnahme von der Regel könnte Plinius NH 6, 145 verstanden werden: deinde est oppidum quod Characenorum regi paret in Pasitigris ripa, Forat nomine. Allerdings ist der König der Mesene auch derjenige der Hauptstadt Charax, auf die hier vermutlich unmittelbar Bezug genommen wird, da es um Forat geht, das im nächsten Satz als 12 Meilen entfernt von Charax geschildert wird. Den Versuch, den korrekten Begriff der Mesene zu etablieren, unternahm schon (erfolglos) Bernard 1990, 31. Für viele Forscher, z. B. Bowersock 1989, 159, scheinen die Begriffe Mesene und Charakene austauschbar. Dies ist offensichtlich nicht der Fall. Hansman 1967; Hansman 1970; Hansman 1991. Vgl. die ersten Vorberichte Campbell u. a. 2018; Killick u. a. 2019. Die Untersuchungen mussten im Zuge der Corona-Pandemie unterbrochen werden, sollen aber v. a. in Form von Ausgrabungen baldmöglichst ausgeweitet werden.
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Stefan R. Hauser
Das Königreich Mesene als Klient Roms? Das Argument Das Königreich Mesene entstand im Zuge des allgemeinen Kontrollverlustes der Seleukiden über ihre östlichen Besitzungen in den 140er Jahren v. Chr. Wie andere Provinzverwalter, deren Satrapien später von den Arsakiden erobert wurden, machte sich auch Hyspaosines unabhängig und nahm spätestens 127 v. Chr. den Königstitel an.6 Von da an lässt sich eine Münzpägung der Könige der Mesene bis zur sasanidischen Eroberung des Arsakidenreiches, d. h. für ca. 350 Jahre verfolgen. Diverse Könige sind nur durch die stark schwankende und lückenhafte Überlieferung der Münzen und in einigen Fällen durch gelegentliche Erwähnungen in anderen Quellen bekannt geworden.7 Unter diesen nehmen für das 2. Jh. n. Chr. die palmyrenischen Ehreninschriften eine besondere Rolle ein, da sie intensive Handelsbeziehungen und sogar die Existenz von Palmyrenern in der Verwaltung Mesenes belegen (s. u.). Unklarheit herrscht hingegen bezüglich des möglicherweise auch veränderlichen Status der Mesene innerhalb oder am Rande des Arsakiden-(Parther-)reiches. Einschätzungen hängen wesentlich von den jeweiligen Vorstellungen der Stärke beziehungsweise Schwäche der arsakidischen Zentralregierung und deren Zugriffsvermögen ab. Gerade unter Verweis auf die nach Forschungsansicht Autonomie indizierende Münzprägung entwickelte sich so die Vorstellung einer (Halb-)Unabhängigkeit der Mesene unter arsakidischem Einfluss oder unter (lockerer) arsakidischer Oberherrschaft.8
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Die Astronomischen Tagebücher aus Babylon erwähnen Kriegshandlungen des Hyspaosines (Aspasine) in Babylonien schon für die Jahre 138/7 und 133/2 v. Chr. In einem Text von 127/6 v. Chr. wird er als König bezeichnet, vgl. für den Text mit Angabe der älteren Literatur Schuol 2000, 31–34 Text III.1.a.3. Datierte Silbermünzen sind für die Jahre 125/4 bis 121/0 v. Chr., d. h. deutlich über den durch ein astronomisches Tagebuch sicher festgelegten Tod des Hyspaosines am 11.2.124 v. Chr. hinaus, belegt. Bellinger 1942, meinte Bronzemünzen mit Königstitel schon in die Jahre 141–139 v. Chr. datieren zu sollen. Dies erscheint aber fraglich, vgl. Le Rider 1959, 231–232. Für eine ausführliche Diskussion der Daten s. Schuol 2000, 291–300. Für Rekonstruktionen der Königsliste s. Saint Martin 1838; Waddington 1866; Babelon 1898; Le Rider 1959; Nodelman 1960; Schuol 2000. Vgl. z. B. Schuol 2000, die aufbauend auf der damals üblichen Vorstellung generell schwacher Könige der Könige der Arsakiden vorherrschend lange Phasen der Unabhängigkeit sieht, die durch Phasen unmittelbaren Zugriffs durch die Arsakiden, die sie „parthische Interregna“ nennt, unterbrochen werden. Dazu vgl. schon Hauser 2001. Gregoratti 2011, 215, sieht gar eine „Charakenische Thalassokratie“ und behauptet „in the first century BC and for most of the first century AD Characene experienced a substantial autonomy within the Arsacid empire.“ „Parthian influence in the Gulf area could only be realized with the cooperation of the Characenians, or by establishing an autonomous authority on the throne of Mesene. For most of the Parthian period the autonomy of the region was therefore not under discussion. It could not be otherwise. Autonomy was indispensable
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Abb. 2:
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Herakles von Mesene, Photo Henry Stierlin
Diese Einschätzung änderte sich durch den Fund einer beschrifteten Bronzestatue des Herakles (Abb. 2). 1984 von Soldaten im Bereich der Ruinen von Seleukia am Tigris entdeckt, wurde sie in das Nationalmuseum im 30 km nördlich gelegenen Baghdad verbracht.9 Während die kunsthistorische Einordung als einer von Lysipp inspirierten Neuschöpfung schon früh abgeschlossen erschien,10 rief ihre
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for Characene to develop its trade network in the Gulf and to interact with other political entities which were active on trade routes,“ Gregoratti 2011, 225. Die Erstpublikation erfolgte durch al-Salihi 1984 (Statue) und Black 1984 (Inschrift). Vgl. die ausführliche Diskussion bei Invernizzi 1989 sowie ergänzend Bernard 1990, 5–23.
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zweisprachige Inschrift intensive Diskussionen hervor.11 Diese berichtet in Griechisch und in parthischem Aramäisch, dass der Arsakidische König der Könige Vologases III. im Jahr 462 der Seleukidenära, d. h. 150/151 n. Chr. den König der Mesene, Meredates (Mithridates), in einem Krieg besiegte und die Heraklesstatue (Verethragna) nach Seleukia in den Tempel des Apollon (Tir) brachte.12 Diese Inschrift hat sich schnell zu einer der zentralen Quellen nicht nur für die Geschichte der Mesene, sondern für das Arsakidenreich im Ganzen entwickelt. Oder wie Glen Bowersock betont: „Ce texte bilingue, en grec et parthe (ou peutètre araméen), transforme tout d’un coup toute l’histoire de Maišân et de ses 11
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Parthische Version: (1) III šnyʾ ʾ[rš]k (2) wlgšy* MLKKYN MLKʾ (3) BRY mtrdt ML[Kʾ ḤS]GY (4) ʿL myšn BRʾ mtrdt MLKʾ (5) BRY pkwr MLKYN MLKʾ (6) MLKʾ MN TMH MRDPW ○ ḥmk (7) myšn ʾḤDW ○ ZNH ptkr (8) wrtrgn ʾLḤʾ MH MN (9) myšn ḤYTt nybndn B (10) tyry bgny ḤQʾYMW (1) [Im Jahr 3] Arsakes (2) 2 Vologases, König der Könige, (3) Sohn des König Mitradat, kämpfte (4) in Mayšan gegen König Mitradat, (5) Sohn des Pakoros, König der Könige. Mitradat, (6) den König, vertrieb er von dort. Ganz (7) Mayšan eroberte er. Diese Statue (8) des Gottes Veretragna, die er aus (9) Mayšan mitgebracht hat, hat er als Weihgeschenk im (10) Tempel des Tir aufgestellt. Griechische Version: (1) ἔτους τοῦ (2) καϑ̕ Ἓλληνας (3) ΒΞΥ βασιλεὺς (4) βασιλέων Ἀρ- (5) σάκες Ὀλόγασος (6) υἱὸς Mιραδάτου βα- (7) σιλέως ἐπεστρα- (8) τεύσατο Μεσσήνηι (9) κατὰ Mιραδάτου βασι- (10) λέως υἱοῦ Πακόρου τοῦ (11) προβασιλεύσαντος καὶ (12) τὸν Mιραδάτην βασιλέ- (13) α ἐυδιώξας τῆς Μεσήνης (14) ἐγένετο ἐνκρατὴς ὅλης (15) τῆς Μεσήνης καὶ εἰκόνα (16) ταύτην χαλκῆν Ἡρακλέ- (17) ους ϑεοῦ τὴν μετενεχϑεῖ- (18) σαν ὑπ̓̕ αὐτοῦ ἀπὸ τῆς Μεσή- (19) νης ἀνέϑηκεν ἐν ἱερῶι τῷ- (20) δε ϑεοῦ Ἀπόλλωνος τοῦ (21) χαλκῆς πύλης προκα- (22) ϑημένου. (1) Im Jahr 462 (2) nach den Griechen (3) hat der König (4) der Könige, Ar- (5) sakes Ologasos, (6) Sohn des Königs Miradates, (7) einen Kriegszug (8) in Mes(s)ene geführt (9) gegen König Miradates, (10) Sohn des Pakoros, der (11) zuvor König war, und, (12) nachdem er den König Miradates (13) aus Mesene vertrieben hatte, (14) wurde er Herrscher im Ganzen (15) der Mesene. Und dieses Bild (16) ganz aus Bronze des Herakles (17) des Gottes, das von ihm aus (18) der Mesene mitgenommen (19) worden ist, weihte er in diesem Heiligtum (20) des Gottes Apollon, der (21) vor dem Bronzetor (22) sitzt. Die variierenden Lesungen des parthischen Textes sind bei Weber 2010, 569–570 dargestellt. Bis auf die erste Zeile bin ich seiner Umschrift und Übersetzung gefolgt. Für die griechische Version s. Thommen 2010, 461–462. Die Zählung der arsakidischen Könige der Könige namens Vologases ist in der Literatur mehrfach korrigiert worden. Dabei geht es v. a. um die Zuweisung von Münzprägungen der Jahre 389/390 Seleukidenära (SÄ), konkret aus dem Zeitraum von Januar 78–Oktober 79 n. Chr. Le Rider 1965, 174–175, hatte diese einem zuvor unbekannten Vologases II. zugewiesen, worin ihm die nachfolgende Literatur folgte und die Nachfolger von Vologases II.–V. in Vologases III.–VI. umbenannte. Olbrycht 1999 und Sinisi 2012 konnten aber nun überzeugend darlegen, dass die fraglichen Münzen noch Vologases I. zugewiesen werden sollten, vgl. Hauser 2016 a, 450 Fn. 54. Vologases I. regierte dementsprechend von 51 bis 79 n. Chr. Als Vologases II. wird derjenige bezeichnet, der ab 121 n. Chr. Tetradrachmen prägte, gefolgt von Vologases III. von 147 bis 190 n. Chr. Vologases IV. regierte ausweislich seiner Tetradrachmen von 191 bis 208 n. Chr., bevor seine zerstrittenen Söhne Vologases V. (letzte Münze 228 n. Chr.) und Artabanos IV. (bis 224 n. Chr.) seine Nachfolge antraten.
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relations avec les Parthes, Palmyre, et Rome dans l’èpoque antonine.“13 Nach David Potter zeigt dieser Text: „that the accepted reconstruction of Mesenian history (based on coins) which suggested that Mithridates was a Parthian client, can no longer be accepted.“14 Diese Idee wurde in der Folge in der Literatur allgemein geteilt. Ein Krieg zwischen dem König der Könige und der Mesene konnte nach allgemeiner Ansicht nur deren vormalige Unabhängigkeit belegen.15 Allerdings gingen verschiedene Autoren noch einen Schritt weiter. Bowersock war der erste, der 1989 vorschlug, dass der Text nicht nur darauf hindeute, dass die Mesene bis 150/151 von dem arsakidischen König der Könige unabhängig gewesen sei. Vielmehr müsse man sich vorstellen, dass dieser Zustand durch die Eroberung Mesopotamiens durch Trajan 116 n. Chr. hervorgerufen worden sei, bei der der siegreiche Princeps Cassius Dio (68, 28) zufolge von Attambelos, dem König der Mesene, gastfreundlich empfangen worden sei. Obwohl er dazu gezwungen worden sei, Tribut zu entrichten, sei Attambelos trotz des kurz danach erfolgten Rückzugs Trajans Rom treu geblieben.16 Bowersock meinte, dass die Verbindung Mesenes mit Rom als Kompensation bzw. Kondition für den Rückzug Hadrians von den Arsakiden akzeptiert worden sei.17 Potter schlug sogar vor, Meredates sei kurz nach Trajans Erfolg mit römischer Einwilligung in Mesene eingesetzt worden. Der durch die Inschrift auf dem bronzenen Herakles belegte Krieg des Jahres 150/151 zwischen Vologases III. und Meredates sei daher letztlich dadurch verursacht, dass die Mesene loyal zu Rom gestanden habe.18 Und doch ist die These einer zumindest 34 Jahre dauernden amicitia angesichts der Entfernung von 1000 km zwischen der Ostgrenze des Römischen Rei-
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Bowersock 1989, 162. Potter 1991, 281. Dieser Ansicht folgen auch u. a. Potts 1997, 97; Wiesehöfer 1994, 201; Schuol 2000, 459. Potter 1991, 283. Bernard 1990, 37: „Attambelos VII avait en effet ouvert sans resistance les portes du pays à l’armee romaine et etait meme reste fidele à la cause de Rome quand se produisit en Mesopotamie le soulevement qui devait contraindre l’empereur à se retirer.“ Bowersock 1989, 164. Er begründet dies allerdings wenig überzeugend mit einer Bezugnahme auf Rostovtzeff, der in der Cambridge Ancient History bemerkt hatte, dass wir keine Informationen über die Bedingungen des Verständnisses zwischen Rom und den Arsakiden zu Zeiten Hadrians und Antonius Pius’ besitzen. Dann fügte er den völlig allgemeinen Gedanken an: „It is not improbable, however, that in return for restoring the status quo Hadrian received important concessions.“ Rostovtzeff 1938, 108. Bowersock meinte diese nun identifiziert zu haben. Potter 1991, 277. Ebenso Bowersock 1989, 164–167; Yon 2002, 104; Butcher 2003, 46; Gawlikowski 2016, 26. Speidel 2016, 112–114, sieht hingegen eine nicht genau zu beschreibende, nicht ebenbürtige Beziehung zwischen Rom und dem Arsakidenreich im Ganzen, die den Handel begünstigte, einen Tempel für die Kaiser in Vologesias und den Schutz von Karawanen aus Charax durch römische Soldaten zuließ, vgl. dazu unten.
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ches und der Mesene ohne weitere stützende Quellen nur schwer zu argumentieren.19 Hier rekurrieren Bowersock, Bernard, Potter und diejenigen, die ihnen später folgten, deshalb auf palmyrenische Inschriften. Diese belegen für den Zeitraum von 18/19 bis 211 n. Chr. nicht nur die Präsenz palmyrenischer Kaufleute in der Mesene.20 Vielmehr zeigen sie sogar in Einzelfällen eine Teilnahme der Palmyrener an der dortigen Verwaltung. Da aber Palmyra Teil des Römischen Reiches gewesen sei, so argumentieren Bowersock und andere, müssten die Palmyrener in der Mesene als Vertreter römischer Interessen verstanden werden. Erst wenn man Meredates wie einen Klienten Roms verstehe, würde die bemerkenswerte Rolle der Palmyrener in der Mesene verständlich.21 Das habe aber dafür gesorgt, dass die Mesene „was in fact a Roman client kingdom for some time in the second century AD.“22 Dem folgend hat sich nicht nur die Idee der Unabhängigkeit der Mesene in der Literatur eingebürgert, sondern auch die enge Beziehung zu Rom, als Klient oder wenigstens in freundschaftlicher Verbindung. Diese Vorstellung hat (nicht zuletzt aufgrund der Prominenz ihres Begründers) sogar solch eine breite Akzeptanz gewonnen, dass sie inzwischen zur Stützung weiterer Überlegungen zur Schwäche des Arsakidenreiches dient.23 19
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Bis zum Krieg 162–166 n. Chr., in dessen Folge die Osrhoene bis zum Ḫabur sowie DuraEuropos römisch wurden und einige Posten weiter östlich entlang des Euphrat römische Militärpräsenz erhielten, war Charax Spasinou ca. 1000 km weit von der römischen Ostgrenze entfernt. Die Entfernung zwischen der Mündung des Baliḫ bei Nikephorion und Charax Spasinou beträgt in Luftlinie 990 km, von Palmyra aus sind es 960 km. Jede, auch noch so kurze gang- oder schiffbare Route, wird damit über 1000 km lang (vgl. Abb. 1). Die Belege gehören grundsätzlich zur Kategorie der Ehreninschriften, deren dazugehörige Ehrenstatuen in keinem Fall erhalten sind. Insgesamt lassen sich 39 palmyrenische Inschriften mit dem Handel in Verbindung bringen, von denen Schuol 2000, 34 erfasst hat. Eine damit nicht ganz identische Liste von 34 handelsbezogenen Inschriften bietet Gawlikowski 1994 und Gawlikowski 1996. Eine Auswahlliste von neun Inschriften mit Bezug zu Charax Spasinou bietet Potts 1997, 96. Von 50/1 oder 70/1 n. Chr. – das Datum dieser Inschrift (PAT 1584; Schuol 2000, 51 Text III.1.b.4) ist nicht eindeutig lesbar – bis 211 n. Chr. (PAT 0294; Schuol 2000, 86–87 Text III.1.b.31) sind insgesamt 18 Dankesbezeugungen mit Bezug zur Mesene überliefert. Der früheste Beleg für Kontakte ist die Ehreninschrift für Alexandros, der von Germanicus zum König von Mayšan gesandt wurde (PAT 1584; Schuol 2000, 47–48 Text III.1.b.1). Da er aus einer anderen Inschrift als Kaufmann bekannt ist, kann vermutet werden, dass der Handel mit Charax Spasinou schon zu jener Zeit aufgenommen worden war, vgl. Schuol 2000, 48, mit der älteren Literatur. Um die Fußnoten nicht unnötig aufzublähen, werden hier wie im Folgenden für die palmyrenischen Inschriften nur die Angaben von PAT und Schuol 2000 angegeben, soweit diese dort aufgeführt sind. Bowersock 1989, 165. Young 2001, 146. Einen Klientenstatus nehmen ebenfalls an Edwell 2008, 37; Smith 2013, 165. So meinte Luther 2004, 342, dass Osroes von Hadrian wie ein Klientelkönig behandelt worden sei, „was durch die römisch-palmyrenische Kontrolle von Teilen des Partherreiches begründet sein“ könnte.
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Römischer Einfluss in der Mesene? Evaluation der Argumente Da keine Quelle direkt den angenommenen Klientelstatus der Mesene erwähnt, argumentieren die Befürworter dieser These auf der Basis verstreuter Evidenzen, die vier Komplexe betreffen: – – – –
Die Verbindung des Königs der Mesene mit Trajan (und Hadrian). Die Anwesenheit von Palmyrenern in der mesenischen Verwaltung. Einen möglichen Begleitschutz der Karawanen durch römische Soldaten. Die Auseinandersetzung zwischen Vologases III. und Meredates von Mesene.
Im Folgenden werden die Argumente für die besondere Beziehung zu Rom genauer betrachtet, um dann das Verhältnis der Mesene zum arsakidischen König der Könige zu klären.
Die Verbindung des Königs der Mesene mit Trajan (und Hadrian) Das erste Argument betrifft das Verhältnis des Trajan mit Attambelos. Cassius Dio berichtet, dass Trajan die Mesene leicht erobert habe, von den Einwohnern von Charax Spasinou freundlich empfangen wurde, und ihr König Attambelos Trajan gegenüber loyal geblieben sei, obwohl er Tribut entrichten musste.24 Jedoch stellt sich die Frage, ob Potters Schluss, dass „the imposition of tribute shows that Mesene was to be included in a Roman province“ von mehr als kurzfristig prospektiver Bedeutung war.25 Für die konkrete Eroberung und akute Bedrohungssituation durch römische Truppen können wir eine Abwägungsentscheidung des Attambelos VII. annehmen.26 Eine Zahlungsverweigerung in der 24
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Cass. Dio 68, 28, 4: Ὅτι ὁ Ἀθάμβηλος ὁ τῆς νήσου ἄρχων τῆς ἐν τῷ Τίγριδι οὔσης πιστὸς διέμεινεν τῷ Τραϊανῷ, καίπερ ὑποτελεῖν προσταχθείς, καὶ οἱ τὸν Χάρακα τὸν Σπασίνου καλούμενον οἰκοῦντες (ἐν δὲ δὴ τῇ τοῦ Ἀθαμβήλου ἐπικρατείᾳ ἦσαν) καὶ φιλικῶς αὐτὸν ὑπεδέξαντο. Potter 1991, 283. Blumig, aber kaum von Quellen unterstützt Gregoratti 2011, 219: „The warlike Characenian dynasty was not disposed to renounce its autonomist prerogatives. Accepting the authority of the Roman emperor, who sooner or later would have come back to his distant capital, would be preferable to fighting against him in order to maintain the existing situation, where a weak Arsacid authority had for two centuries been trying to become more powerful, by enforcing his influence in the government of the most wealthy and important of his ‚client‘ kings. Such considerations might have inspired the political choices of Attambelos VII, King of Characene since 113/4 AD, who, hearing that Trajan was approaching Mesene with an army and a fleet, without further ado went to the northern borders of his kingdom to greet him and offer his submission. “
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Präsenz Trajans und seiner Armee würde Konsequenzen nach sich gezogen haben. Ob die Leistung von erzwungenen Abgaben zwangsläufig ein Schritt hin zur Herausbildung einer Provinz ist, ist jedoch eine ganz andere Frage, da das gewaltsame Erpressen von Geldern als einmaliges Ereignis mindestens genauso gut erklärt werden kann. Die Frage, ob eine Provinz geplant war, ist aber gar nicht entscheidend für die nachfolgenden Ereignisse.27 Es geht vielmehr um die Frage, inwieweit solch eine Idee überhaupt umsetzbar gewesen wäre.28 Denn die Provinzialisierung würde zweifellos voraussetzen, dass a) Rom längerfristig über Druckmittel, d. h. vor allem militärische Präsenz, verfügte, die ein glaubwürdiges Drohpotenzial darstellten, und b) dauerhaft Anreize für die Mesene vorhanden gewesen wären, sich lieber mit Rom als mit dem König der Könige in Ktesiphon zu verbinden. Beides scheint aber mehr als zweifelhaft. Im Gegenteil lässt die Schilderung der Ereignisse bei Cassius Dio wenig Spielraum für auch nur mittelfristigen oder gar irgendeinen bleibenden Erfolg Trajans.29 Nach Cassius Dio (68, 29, 4) revoltierten, während Trajan zur Mesene reiste, alle (!) eroberten Gebiete, d. h. (je nach Nomenklatur) Osrhoene, Assyrien/Adiabene, Mesopotamien und Babylonien, und machten die römischen Besatzungen nieder oder verjagten sie.30 Folgen wir Cassius Dio, so sah sich Trajan, der schon wieder nach Babylon zurückgekehrt war, offenbar gezwungen, sich fast sofort zurückzuziehen. Zwar schickte er Generäle zur Aufstandsbekämpfung aus, die Seleukia am Tigris sowie Nisibis und Edessa verwüsteten (Cass. Dio 68, 30, 1–2). Doch macht gerade die Nennung der beiden Städte nahe der alten Grenze zwischen Rom und dem Arsakidenreich deutlich, dass Trajans militärische Situation mit einem Eroberungsheer inmitten eines nunmehr zur Gegenwehr entschlossenen Landes mit enormen Ressourcen weitgehend unhaltbar geworden war. Entsprechend schildert Cassius Dio eindringlich, dass Trajan die Ausweitung der Erhebung fürchtete, so dass er beschloss sich zurückzuziehen. Quasi als Kompromissangebot versuchte er noch mit Parthamaspates „einen der ihren“, wie Casssius Dio berichtet, als König zu etablieren, der ihm genehm erschien.31 Allerdings wird aus Cassius Dios Text deutlich, dass dies schon in Eile 27 28 29 30
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Abgesehen von den hier diskutierten Problemen taucht eine Provinz Mesene auch nicht bei Eutrop und Festus auf, die Trajan die kurzfristige Errichtung der Provinzen Armenia, Mesopotamia und Assyria gutschreiben, vgl. Eutrop. 8, 3, 1 und 8, 6, 2; Fest. 14, 3 und 20, 3. Zu den Zielen Trajans vgl. Hartmann 2010, 622–623. Die fehlende Zeit betont auch Hartmann 2010, 617, mit Bezug auf die mögliche Errichtung einer Provinz Assyria. Dort auch weitere Literatur in Fn. 71. ἐν γὰρ τῷ χρόνῳ ἐν ᾧ ἐπὶ τὸν ὠκεανὸν κατέπλει καὶ ἐκεῖθεν αὖθις ἀνεκομίζετο, πάντα τὰ ἑαλωκότα ἐταράχθη καὶ ἀπέστη, καὶ τοὺς παρὰ σφίσιν ἕκαστοι φρουροὺς οἱ μὲν ἐξέβαλλον οἱ δ᾿ ἀπεκτίννυσαν. Cassius Dio 68, 29, 4. Fronto, princ. hist. 19 berichtet zudem von der Vernichtung eines römischen Heeres im Taurus, vgl. dazu ausführlich Gerhardt/Hartmann 2000. Hartmann 2010, 624, nennt die Einsetzung des Parthamaspates einen Versuch „den Feldzug ohne Gesichtsverlust für Rom“ zu beenden. Oftmals ist die Darstellung dieser Ereignisse in der Forschungsliteratur aber in vielerlei Hinsicht bemerkenswert, da sie ein für
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geschah und Trajan danach – trotz aller Münzpropaganda, die seinen Erfolg glorifizieren sollte – das Land auf dem schnellsten Wege verließ. Dafür nutzte er die kürzeste Route von Ktesiphon Richtung römischer Grenze via Hatra, damals noch eine mittelgroße Stadt von nicht mehr als 100 ha, aber von strategischer Bedeutung als Einfallstor nach Babylonien.32 Er versuchte die Stadt zu erobern, gab aber nach wenigen Tagen auf und zog sich weiter zurück. Für die Organisation von Provinzen oder gar die Zurücklassung von hinreichend starken militärischen Kräften standen Trajan weder in der Mesene noch irgendwo sonst in den arsakidischen Gebieten genügend Zeit und/oder Personal zur Verfügung. Dass Trajans Position keine der Stärke war, macht Cassius Dio (78, 9, 6) klar, wenn er berichtet, dass Trajan Vologases, dem Sohn des Sanatrukes, Sohn des Meherdates, einen Teil Armeniens überließ, um weitere Schlachten zu vermeiden. Etwa zu diesem Zeitpunkt oder kurz darauf wurde auch sein Protegé Parthamaspates vertrieben.33 Stattdessen werden noch 117/8 (SÄ 429) Bronzemünzen eines Herrschers mit mächtigen Locken und Bart in Seleukia geprägt, wie sie aus den Jahren SÄ 423–424 und 427 (111/2–112/3 und 115/6 n. Chr.) belegt sind. Dieser wird
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Trajan viel positiveres Bild zeichnet als die eigentlich einzige Schriftquelle. Immer wieder finden sich Schilderungen der Geschehnisse, nach denen die Krönung in Ktesiphon vor einer großen Menge stattgefunden habe. Bei Dio ist allerdings nur die Ebene groß, auf der die Krönung stattfand, was den Ort eher außerhalb der Stadt vermuten lässt, vgl. Cassius Dio (68, 30, 3): καὶ ἐς Κτησιφῶντα ἐλθὼν συνεκάλεσεν ἐς πεδίον τι μέγα πάντας μὲν τοὺς Ῥωμαίους πάντας δὲ τοὺς Πάρθους τοὺς ἐκεῖ τότε ὄντας. Die modernen Vorstellungen folgen eher den Propagandadarstellungen auf Trajans Münzen, während die aktuelle politische Situation von Cassius Dio (68, 33, 1) wohl zutreffend dahingehend beschrieben wird, dass Römer und „Parther“ den ganzen Krieg für nichts erlitten hätten. Zu diesen Fragen vgl. Hauser 1995. Seitdem Sellwood die Identifizierung vorschlug, kennt die numismatische Literatur angebliche Münzen von Parthamaspates, vgl. Sellwood 1980, Typ S81. Die Zuweisung ist allerdings aus mehreren Gründen abzulehnen. So stammen die Münzen alle aus der Hauptstadt der arsakidischen Provinz Medien, Ekbatana, wo weder Parthamaspates noch Trajan jemals den geringsten Einfluss ausgeübt haben können. Die durchgängig unleserlichen Inschriften geben keinen Namen. Hopkins https://www.parthia.com/parthamaspates.htm (zuletzt aufgerufen 21.8.2020) unternimmt folgenden Rettungsversuch: „Although signed with the Ecbatana monogram, Parthamaspates’ drachms may have been struck at Ctesiphon by the Romans after Trajan proclaimed him king. The engraving of his portraits show at least some Roman influence.“ Ein Vergleich mit römischen Prägungen lässt einen solchen Schluss allerdings kaum zu. Die Münze passt hingegen stilistisch in den Kontext von Ekbatana. Zu dem gravierenden Problem der offensichtlichen und dennoch tradierten Fehlzuschreibungen arsakidischer Münzen: Hauser 2016 a, 452–473; speziell zu Parthamaspates S. 470–471. Es herrscht Einigkeit, dass der in HA Hadr. 5, 4, genannte Parthamasirin, quem Traianus Parthis regem fecerat, quod eum non magni ponderis apud Parthos videret, mit Parthamaspates identisch sein muss. Demnach hätte ihn Hadrian proximis gentibus dedit regem. Üblicherweise wird angenommen, dass damit die Osrhoene gemeint sei, vgl. zusammenfassend Ross 2001, 35.
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normalerweise als Osroes identifiziert, was die fehlende Dauerhaftigkeit von Trajans Maßnahmen deutlich vor Augen führt.34 Obwohl spätere römische Autoren und mehr noch die althistorische Forschung Hadrian als denjenigen ansahen, der (mehr oder weniger unnötig) die eroberten Gebiete wieder an die Arsakiden zurückgab, scheint die Situation doch eine andere gewesen zu sein. Als Trajan sich wenig später gen Rom einschiffte und noch auf dem Weg starb, waren die römischen Truppen offenbar schon komplett aus dem Arsakidenreich abgezogen. Wie Cassius Dio (68, 3, 1) sagt: Trajan ließ Publius Aelius Hadrianus mit den Truppen in Syrien zurück, nicht im Arsakidenreich! Offiziell anzuerkennen, dass Trajans Eroberungsversuche nicht erfolgreich waren, hieß für Hadrian nur das Offensichtliche wahrzunehmen und noch größeren Schaden abzuwenden.35 Schon Fronto verglich in der Mitte des 2. Jh. Trajans Krieg mit der desaströsen Niederlage des Crassus nahe Carrhae im Jahr 53 v. Chr.36 Bleibende Veränderungen oder Einflüsse sind selbst in der grenznahen Osrhoene nicht zu erkennen.37 Wie aber sollte unter diesen Umständen ausgerechnet die 1000 km Luftlinie weit entfernte Mesene weiterhin unter römischem Einfluss gestanden haben?38 34 35
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Sellwood 1980, S80.3–5, 8–10. Noch 118 n. Chr. ließ dann eventuell schon Vologases II. in Seleukia Münzen prägen, vgl. Sinisi 2012, 195–200. Hartmann 2010, 625, argumentiert, dass die Ostpolitik Trajans trotz des militärischen Scheiterns und der Rückkehr zur Euphratgrenze einen Paradigmenwechsel zu einem offensiveren Verhalten Roms einleitete. Dies ist auch das Ergebnis der Diskussionen von Edwell 2017, 111, und Schlude 2020, 165, der deshalb nicht von einem kompletten Scheitern sprechen will. Front. pric. hist. 7–8. Er kommentiert, dass die Beschreibungen Trajans Taten dennoch, wie bei allen Herrschern, glorifizieren würden. Auch Eutropius (8, 6, 2), explizit Hadrian kritisierend, bestätigt die Rückgabe aller Eroberungen östlich des Euphrat, was deutlich gegen die Vorschläge von Bowersock und Potter spricht. Edwell 2017, 114, merkt in Bezug auf die Osrhoene an, dass „Trajan’s invasions and the territorial reorganization that followed was very short-lived, making any long-term impact on factionalism in civic politics in the region somewhat unlikely.“ Und in Bezug auf Dura-Europos und die dortigen Urkunden bemerkt er: „There is nothing in these documents to indicate any lasting or even transitory Roman impact on administration and organization at Dura Europos as a result of the Trajanic invasions. Indeed, the distinct impression we are left with […] is that the Romans departed as quickly as they arrived,“ Edwell 2017, 115. Potter 1991, 283 weist spezifisch darauf hin, dass Eutropius und Festus unter den Erfolgen des Trajan in der Errichtung von Provinzen Pläne zum Aufbau einer Flotte erwähnen. „The plan for a fleet […] could only have been possible if Mesene were to be taken under direct Roman rule,“ Potter 1991, 283. Allerdings sollte diese den beiden Autoren des 4. Jh. zufolge im mare rubrum entstehen, d. h. im Roten Meer, nicht im Persischen Golf! Potter und später auch u. a. Salles 1994, 171–172; Schuol 2000, 144; Hartmann 2010, 621, nehmen hier explizit einen Irrtum der römischen Autoren an. Das kann weder in Bezug auf die Texte, noch inhaltlich überzeugen. Festus listet die Erfolge Trajans eben nicht geographisch systematisch auf, wie z. B. Hartmann annimmt. So steht zwischen der Erwähnung Ktesiphons und dem Flottenbau die Feststellung, dass Trajan sich wie Alexander zu den
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Schon Zahlungen, wie sie Potter andeutet, werden nicht durchsetzbar gewesen sein.39 Trotzdem meinen Bowersock und Potter, dass Trajan oder Hadrian die Einsetzung eines Nachfolgers für Attambelos VII. beeinflusst haben werden.40 Allerdings besitzen wir keine Nachrichten über die Könige der Mesene zwischen der einzigen Erwähnung des Attambelos VII. 116 n. Chr. und der ersten des Meredates im Jahr 131 (s. u.). Eine römische Intervention, für die es keine direkten Hinweise gibt, setzt jedoch nicht nur voraus, dass die Mesene in einem Abhängigkeitsverhältnis zu Rom gestanden haben sollte, sondern auch eine erhebliche Schwäche des Arsakidenreiches, das sich diese Einflussnahme hätte gefallen lassen müssen.41 Von einer solchen kann allerdings keine Rede sein.42 Entsprechend könnte die Tatsache, dass keine weiteren Nachrichten über Attambelos VII. von Mesene, der treu zu Trajan gestanden haben soll, bekannt sind, eher als Hinweis auf seine Entfernung gedeutet werden.43 Fraglich erscheint des Weiteren, ob Meredates Trajan traute, nachdem jener seine beiden Brüder, Axidares und Parthamasiris ihrer Königswürde beraubt und gekränkt
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Grenzen Indiens begeben habe. Zum anderen betont selbst Potter, dass die anderen Erfolge flüchtig waren. Warum sollte sich die Flotte im Persischen Golf gehalten haben? Eine Flottengründung unter Trajan im Bereich des Roten Meeres, deren Kontrollradius bis vor die jemenitische Küste reichte, lässt sich hingegen aufgrund jüngerer Inschriftenfunde nunmehr sehr gut begründen, vgl. die ausführliche Diskussion bei Speidel 2009; Speidel 2015; Nappo 2015. Spätestens mit diesen Nachweisen für die Flotte im Roten Meer sollte sich jeder weitere Versuch, die Quellen den eigenen Vorstellungen anzupassen und deshalb eine angebliche Verwechslung von Rotem Meer und Persischem Golf bei den römischen Autoren anzunehmen, verbieten. Mit Ausnahme der Unternehmung des Trajan haben sich römische Truppen der Nordgrenze der Mesene wohl nie auf weniger als 300 km genähert. Bowersock 1989, 166, vergleicht die Einsetzung des Meredates in Mesene mit derjenigen des Parthamaspates in der Osrhoene. So wie ersterer, sei auch Pakoros, Vater des Meredates ein Gegner des Osroes gewesen und deshalb von Wert für die Römer. Bowersock nimmt dabei an, dass Pakoros, zu jener Zeit noch mit Osroes und Vologases III. [Vologases II. nach der nun bestätigten Zählung, vgl. Fn. 12] um die Herrschaft im Arsakidenreich gerungen habe. Allerdings gibt es keine Quellen, die Pakoros, der im Jahr 78 erstmals auf Tetradrachmen erscheint, noch nach 109/110 n. Chr. belegen. Pakoros späteste Tetradrachmen stammen aus dem Jahr 96 n. Chr.; Sinisi 2012, Pl. 66, 1219 A. Der letzte Textbeleg bezieht sich auf den Transfer der Osrhoene an Abgar VII. 109/110 n. Chr., Arr. Parth. F 45 (ed. Roos) = Suida; Lepper 1948, 92–95. Münzen der Jahre 111/2 zeigen andere Personen, vermutlich Osroes, den die Römer ab 113 als König (der Könige) in Ktesiphon belegen, Sinisi 2012, 198–199. Wie stark die Idee einer Schwäche der Arsakiden die Forschung durchsetzt hat, macht Potter 1991, 281, deutlich, wenn er sogar die Thronbesteigung von Vologases III. als von Hadrian genehmigt betrachtet. Vgl. Hauser 2006; Jacobs 2010, 92–94; Hauser 2016 a. Potts 1988, 151; Bernard 1990, 37; Gregoratti 2011, 219. Grundsätzlich wäre es auch denkbar, dass Attambelos schlicht verstarb.
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bzw. umbringen lassen hatte.44 Es scheint überzeugender Meredates, der auf seinen 142/3 n. Chr. datierten Münzen mit arsakidischer Tiara erscheint, als Teil der Re-etablierung arsakidischer Macht in den Provinzen zu sehen.45
Palmyrener in der Mesene Für Bowersock und Potter ergibt sich indes Meredates Verbindung mit Rom aus palmyrenischen Inschriften. Bekanntermaßen wurde ein schwer zu quantifizierender Teil des internationalen Fernhandels jener Zeit von den Kaufleuten der Oase Tadmor, oder Palmyra, organisiert. Erfolgreichen Karawanenherren oder Bürgern, die sich sonst in irgendeiner Weise um die Stadt verdient gemacht hatten, wurden in Palmyra – wie in vielen Städten des östlichen Römischen Reiches – Ehrenstatuen errichtet. Die Stifter der Statuen erwiesen so den Geehrten Respekt und schufen durch Vorbilder einen Anreiz für wohltätiges oder lobenswertes Verhalten.46 Aus den begleitenden Ehreninschriften erfahren wir, dass die Palmyrener Handelsniederlassungen in den wichtigsten Städten Babyloniens, in Seleukia und Babylon, später abgelöst durch Vologesias, und in der Hauptstadt der Mesene, in Charax Spasinou, unterhielten.47 Eine dieser Inschriften berichtet, dass ein Palmyrener namens Yarḥai, dem König von Spasinou Charax Meeredates als Satrap von Thilouanou [d. h. auf Bahrein] gedient habe.48 Die Inschrift aus 44
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Axidares, Sohn des Pakoros, wurde 113 von Osroes seines Amtes als König von Armenien enthoben. Axidares leistete anscheinend Widerstand gegen die Entscheidung, denn sein Bruder Parthamasiris, der bei Trajan die Bestätigung seiner Position erreichen wollte, berichtet Trajan, er habe Wachen des Axidares umgehen müssen (Arr. Parth. F 38 = Suda s. v. εύϑεῖαν). Trajan nahm Parthamasiris sein Diadem, schickte ihn fort (Cassius Dio 68, 19– 20) und ließ ihn töten (Front. princ. hist. 15 p. 212). Axidares setzte er aber nicht wieder ein (Arr. Parth. F 40 = Suda s. v. γνῶσις). So v. a. die Literatur vor Bowersock 1989, vgl. Potts 1988, 154: „Indeed, he was a prince whose father had been king of kings. When he assumed the Characene throne, he did so as a Parthian, imposed upon the local population.“ Zur Rolle von Ehrenstatuen allg. Quaß 1993; Hölkeskamp 1996; zu Ehrenstatuen in Palmyra mit Literatur Hauser 2007, 241–245. Zum Palmyrenischen Handel mit Charax Spasinou und Forat vgl. Rostovtzeff 1932; Teixidor 1984; Gawlikowski 1994, 1996; Potts 1997, 94–97; Schuol 2000, 380–387; Young 2001, 139–148; Gawlikowski 2016. 1 Ίαραι̃ον Νεβο[υζαβάδ]υ του̃ 2 [Σ]αλαμάλλαθου του̃ Άχχαδάνου 3 [Ἁδ]ριαόν Παλμυρηνόν σατρά- 4 [π]ην θιλουανῶν Μεερεδάτου 5 βασιλέως Σπασίνου Χάρακος ἒνποροι 6 οἱ ἐν Πασίνου Χάρακι ἒτους βμύ μη[νὶ] 8 Χανδικῶ. „Yarḥai (Sohn des) Nebozabad der (Sohn) des Šalamallat (Sohn) des Aqqadanos, aus Hadriana Palmyra, Satrap der Thilouaner des Meredates, Königs von Spasinou Charax. Die Kaufleute in Spasinou Charax zu seiner Ehre, Im Jahr 442, im Monat Xandikos.“ Der griechische Text zitiert nach Schuol 2000, 56–57 Text III.1.b.9. Der palmyrenische Text ist fast vollständig zerstört und gibt nur den Namen am Anfang und das Datum am Ende: Nisan 442, vgl. PAT 1374.
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dem Jahr 131 wurde von den in Charax lebenden palmyrenischen Kaufleuten gestiftet. Dass er nicht der einzige Palmyrener in Diensten Mesenes war, zeigt eine weitere Inschrift, deren Datum abgebrochen ist. Sie ehrt ein Mitglied der Familie ʾAʿby, der als Archont in der Mesene tätig war.49 Für die Forschung war damit die Lage klar: Palmyrener spielten eine wichtige Rolle in der Verwaltung der Mesene, und da Palmyra selbst zu jener Zeit römisch war, wurde die Bedeutung der Palmyrer in der Mesene als eindeutige Evidenz für römischen Einfluss dortselbst gewertet. Diese Interpretation wird der Problematik allerdings nicht gerecht. Im Gegenteil werden mehrere Fragen aufgeworfen: 1. Auch wenn die Verwaltungspositionen unter Palmyrenern in Mesene wie in ihrer Heimatstadt sichtlich auf Begeisterung traf, inwieweit war die palmyrenische Herkunft ein Argument bei der Personalentscheidung des Meredates? 2. Wenn wir argumentieren wollen, dass der palmyrenische Einfluss groß war, stellt sich die Frage, inwieweit waren Palmyrener in der Verwaltung charakteristisch, oder ob die palmyrenischen Inschriften nicht-repräsentative Zufallsbelege sind? 3. In welchem Maße bedeuten palmyrenische Kaufleute auch römischen Einfluss? Setzt diese Annahme doch voraus, dass die Palmyrener sich als Vertreter Roms verstanden bzw. als solche angesehen wurden und nicht nur als Palmyrener und Mesener, sondern auch im Sinne Roms – möglicherweise als Roms Abgesandte – handelten. All das aber ist mehr als fraglich. Immerhin können wir für die Familie ʾAʿby feststellen, dass diverse Mitglieder über Generationen in Spasinou Charax lebten, also Migranten mit Bezug zur Heimatstadt waren. Als solche waren die Palmyrener in Charax, dort wo – nach dem Thomaslied – sich die Kaufleute des Ostens sammeln, um nach Indien zu fahren,50 eine Gruppe unter vielen – für uns durch die Überlieferungssituation allerdings privilegiert. Die Beispiele, in denen Kaufleute oder gebildete und einflussreiche Mitglieder von Immigrantengruppen hohe Posten an fremden Höfen einnahmen, sind andererseits über die Zeiten hinweg Legion. Ihre vielfältigen Erfahrungen und Mehrsprachigkeit einerseits und andererseits gerade ihre fehlende Hausmacht machten sie besonders wertvoll für Monarchen.51 Gleichzeitig waren sie für die Kaufleute vor Ort und in 49
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Vgl. Schuol 2000, 63–64 Text III.1.b.13. Der Name fehlt. Vom Datum ist nur Y für Vierhundert erhalten, so dass die Inschrift zwischen 88 und 188 n. Chr. entstanden sein muss. Aus derselben Familie ʾAʿby stammt auch Yarḥibol, der 138 n. Chr. eine Ehrung erhielt. Diese erläutert, dass er nicht nur immer mit den Kaufleuten in Charax Spasinou zusammengearbeitet habe, sondern auch als (deren?) Gesandter zu König Worod/Orodes in der Elymais gegangen sei. Vgl. Schuol 2000, 61–63 Text III.1.b.12; PAT 1414. In den apokryphen Thomasakten des 6. Jh. wurde eine Dichtung des 3. Jh., das sog. Perlenlied eingefügt, das Mayšan als Treffpunkt der Kaufleute des Ostens bezeichnet wird, Beyer 1990, 242–243, Z. 18. Potts 1988, 155, der Meredates als parthischen (arsakidischen) Herrscher sieht, meint: „No doubt he would not have trusted a native of Mesene, for although he was himself king of Characene, one cannot imagine that there was any love lost between Parthia and Characene.“ Gregoratti 2011, 221, verweist darauf, dass es gerade für Meredates als Mitglied der
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der Heimatstadt von besonderer Bedeutung, da sie durch einen hohen Fürsprecher Vorteile erringen bzw. Probleme vermeiden konnten. Es mag daher mehr als genug Gründe für Palmyra gegeben haben, vorauseilend oder nach wirklich erfolgten Hilfeleistungen dem Mitbürger Ehrungen, z. B. in Form einer Statue, zukommen zu lassen. Nicht umsonst sind es die unmittelbar profitierenden Kaufleute in Charax, die die Statue aufstellen ließen, nicht zuletzt, um den Geehrten positiv zu stimmen. Ehrenstatuen sind vor allem Teil eines intern palmyrenischen Diskurses. Mit dem Einfluss Palmyras in Mesene hat ihre Errichtung hingegen nur indirekt zu tun.52 Bowersock und Potter sehen die Palmyrener aber darüber hinaus als Stellvertreter römischer Interessen. Ein Beispiel dafür ließe sich in einem früheren Vorbild finden, bei dem ein Kaufmann namens Alexandros von Germanicus von Palmyra aus zum König von Mesene gesandt wurde.53 Der Text ist ein wichtiger indirekter Beleg für palmyrenische Handelsbeziehungen sowie für frühe Interaktionen zwischen der Stadt und Rom. Dennoch ist festzuhalten, dass die Rolle der Palmyrener im Osthandel noch zur Zeit des Yarḥai keineswegs die von Abgesandten des Römischen Reiches war, sondern die von Händlern und Migranten. Man sollte vorsichtig sein, die Loyalitäten nicht über zu bewerten. Hadrian besuchte Syrien und vielleicht sogar Palmyra just im Jahr der Inschrift für Yarḥai, weshalb dieser (in Palmyra selbst) als Bürger von Hadriana Tadmor bezeichnet wird. Aber die Palmyrener waren zu diesem Zeitpunkt keine römischen Bürger. Ihre Identitäten und Loyalitäten sollten kaum primär in Rom gesucht werden, sondern in der Familie, dem Stamm und der Stadt.54 Es ist keineswegs selbstverständlich, dass Palmyrener (auch) römische Interessen vertraten. Dies gilt erst recht für Personen, deren Lebensmittelpunkt – eventuell schon seit Jahren oder Generationen – in der Mesene lag und die im Auftrage des Meredates agierten.55
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arsakidischen Familie, der nach der Ablösung der Dynastie des Hyspaosines eine neue Administration aufbauen musste, sinnvoll sein konnte, auf einen Palmyrener wie Yarḥai zu setzen, „whose interests were closely connected with perfect functioning of the trade routes“. Zu den palmyrenischen Administratoren in Mesene und ihren Loyalitäten zur Heimatstadt vgl. auch Smith 2013, 164–165. Die Situation lässt sich durch einen zeitgenössischen Vergleich erhellen. Wir wären auch im Irrtum, wenn wir annehmen würden, dass Kalifornien über längere Zeit unter Österreichischem Einfluss stand, weil Arnold Schwarzenegger dort Gouverneur war, was wir nicht zuletzt auch dadurch wissen könnten, dass seine Heimatgemeinde ihm ein Denkmal setzte, indem das lokale Sportstadion nach ihm benannt wurde. Man erhoffte sich dadurch durchaus auch eine Disposition Kaliforniens zu mehr Geschäften mit Graz. PAT 2754; Schuol 2000, 47–48 Text III.1.b.1. Vgl. dazu Smith 2013 passim; Hauser 2016 b. Letztlich sind für uns die persönlichen Loyalitäten des Yarḥai nicht sicher zu fassen. Aber eine Verbindung zu Rom scheint die am wenigsten überzeugende Variante. Um die trotzdem inzwischen etablierte Argumentation deutlich zu machen, führe ich den Schwarzenegger-Vergleich fort: Wollten wir in Bezug auf ihn so argumentieren wie Bowersock
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Begleitschutz der Karawanen durch römische Soldaten? Ein weiteres Argument für römische Intervention im Raum zwischen Palmyra und der Mesene bringt Speidel ins Spiel. Er verweist auf eine (verlorene) Statue mit Ehreninschrift aus dem Bereich der Agora von Palmyra, die im Dezember 135 n. Chr. für den Zenturio Julius Maximus gewidmet wurde. Stifter waren Markus Ulpius ʾAbgar, Sohn des Ḥairan, und „οἱ ἀπὸ Σπασίνου Χάρακος“, wie die griechische Variante der Inschrift neutral formuliert. Die palmyrenische Variante hingegen bietet die Zusatzinformation, dass außer Markus Ulpius ʾAbgar die Mitglieder der Karawane, die mit ihm von Charax Spasinou kam, die Dedikanten waren.56 Speidel folgert: „Selbst die Beteiligung eines römischen Legionszenturionen (und damit sicherlich auch einiger römischer Soldaten) am Karawanen-Geleitschutz auf der Route zwischen Spasinu Charax am Nordende des Golfs und Palmyra ist bezeugt.“57 Zudem nimmt er an, dass dies – auch wenn keine weiteren Zeugnisse vorliegen – kein Einzelfall war. Wäre dem so, könnte es ein veritables Argument sein. Allerdings liegt dem wohl eine Fehlinterpretation zu Grunde. Die Frage ist, ob die Karawanenmitglieder mit dem Zenturio aus Charax kamen oder ob sich die Angabe „mit ihm“ auf Markus Ulpius ʾAbgar bezieht. Vergleicht man nun alle palmyrenischen Inschriften im Zusammenhang mit Karawanen, so zeigt sich in den Inschriften ein eindeutiges Bild. Statuen konnten von den Karawanen für die Karawanenführer gestiftet werden. Diese werden dann aber nur in der einleitenden Formel, „dies ist das Bild des X“, genannt und nicht nochmals erwähnt.58 Häufiger ist jedoch die Widmung der Statuen an Dritte, die sich in irgendeiner Weise verdient gemacht haben, die nicht immer genauer beschrieben wird. Solche Stiftungen konnten durch Kaufleute in den Städten im Arsakidenreich erfolgen oder auch durch Rat und Volk der Stadt Palmyra.59 Vor allem aber sind es Stiftungen durch namentlich genannte Karawanenführer und die Mitglieder von deren Karawanen, die Statuen für solche
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und Potter in Bezug auf Yarḥai, so müßten wir annehmen, dass Kalifornien, weil der ExGoverneur aus einem Mitgliedsland der EU stammt, in einem Klientelverhältnis zur Europäischen Union stand oder steht, und sich gegenüber den USA als unabhängiger Staat behauptete. Die Absurdität des Argumentes sollte hoffentlich deutlich sein. PAT 1397, vgl. Schuol 2000, 60–61 Text III.1.b.11: „ṣlmʾ dnh dy ywlys mksms qṭrynʾ dy ͑ ͑ mn krk myšn lyqrh lgywnʾ dy bdw lh mrqs ʾlpys ʾbgr br hyrn ʾbgr wbny šyrtʾ dy slqt mh bkslw šnt (4)47.“ Speidel 2016, 112 (versehentlich auf Quelle 12 statt 11 bei Schuol 2000, 60–61 verweisend). Vgl. Schuol 2000, Texte III.1.b.15, 17, 19, 27, 28, 31, 32, 33. Obwohl die erste Widmung dieser Art 142 n. Chr. auftaucht, sind die meisten dieser Beispiele innerhalb des Corpus spät und reichen bis 257/58 n. Chr. Stiftungen von Kaufleuten in Städten, vgl. Schuol 2000, Texte III.1.b.2 (Seleukia), 3 (Babylon), 4 und 9 (Charax Spasinou, Nr. 9 = Yarḥai, Satrap von Thilousa). Zu den Inschriften Schuol 2000, Text III.1.b.2 und 3 s. ausführlich Hauser 2007. Stiftungen der Stadt u. a. PAT 1360; 1378 (= Schuol 2000, Text III.1.b.30); 1421.
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Personen aufstellen, die nicht Teil der Karawane waren, aber sich um diese verdient gemacht haben.60 Zu dieser Gruppe gehört zweifellos auch die Widmung für Julius Maximus. In einigen Fällen ist dabei sogar explizit die Errettung aus Gefahr genannt.61 Just dies sollten wir auch als Hintergrund für die Errichtung der Statue des Zenturio erwarten. Allerdings muss dieser dafür nichts Anderes getan haben als im weiteren Umfeld der Stadt, wo gemeinhin palmyrenische Truppen als Schutz und Wächter agierten, seine Pflicht zu erfüllen.62 Als Beleg für einen römischen Einfluss jenseits der von palmyrenischen Truppen überwachten Steppe kann der Text nicht gelten. Im Gegenteil weist er auf Sicherheitsprobleme auf der römischen Seite der Handelsroute hin.
Meredates und Vologases III. Es bleibt die Frage, welchen Hintergrund der Krieg zwischen Vologases III. und Meredates hatte. Die heute übliche Ansicht meint, dass hier ein grundlegendes, strukturelles Problem zwischen dem Arsakidenreich und der mit Rom verbündeten Mesene vorgelegen haben müsse. Dass die Argumente für eine Verbindung mit Rom schwach sind, wurde allerdings schon gezeigt. Im Gegenteil führt ein zusätzliches Argument für Romferne zu Meredates und seiner Münzprägung.
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Vgl. Schuol 2000, Texte III.1.b.10, 14, 20, 21, 22, 23, 24, 26; Drijvers 1995, 35–36. Vgl. Schuol 2000, Text III.1.b.10 und 30; Drijvers 1995, 35–36. Letzterer Text, der nicht bei Schuol berücksichtigt ist, berichtet, dass Šoʿadū, Sohn des Bōlyadaʿ, Sohn des Taymišamšū, im Juni 144 n. Chr. vier Standbilder in Palmyra (Allat-Tempel, Hl. Hain, AresTempel, Atargatis-Tempel) erhielt, weil er ‘Abdallat Aḥitaya, der mit anderen Räubern lange auf eine Karawane gewartet hatte, besiegte und dadurch eine Karawane aus Vologesias rettete. Für Šoʿadū ist aus dem darauffolgenden Jahr eine lange Ehreninschrift bekannt, die von Standbildern in verschiedenen Orten, u. a. Charax Spasinou spricht, vgl. u. a. Schuol 2000, 66–68 Text III.1.b.16. Für eine Beschreibung des Territoriums von Palmyra vgl. Matthews 1984; Hauser 2012 a. Aus dem fraglichen Text lässt sich nicht einmal ableiten, ob der Zenturio östlich oder westlich von Palmyra eingegriffen hat, wenn wir nicht annehmen wollen, dass sich die Karawanen aus dem Süden in Palmyra auflösten. Angesichts dessen, dass Palmyra nicht als Zielpunkt, sondern als Zwischenstation des Handels angesehen wird, ist dies aber nicht zu vermuten. Gelegentliche Überfälle auf Karawanen mit ihren wertvollen Waren auf dem mindestens 160 km langen Weg durch die Steppe zwischen Palmyra und Damaskus, Emesa oder in Richtung Antiochia sind keineswegs auszuschließen.
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Abb. 3:
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Münze des Meredates © Classical Numismatic Group, Inc., https://www.acsearch.info/ search.html?id=3321416
Diese ist ab dem Jahr 142 belegt und zeigt auf der Vorderseite einen, wie in Mesene üblich, nach rechts schauenden Herrscher. Im Gegenteil zu anderen Prägungen der Mesene trägt Meredates allerdings eine Tiara (Abb. 3). Die Rückseite zeigt nicht den in Mesene üblichen sitzenden Herakles, gerahmt von der kurzen Inschrift Basileos und Name rechts sowie Soter und Euergetes links, sondern einen kleineren nach rechts gewendeten Kopf einer Tyche mit einer mehrzeiligen Inschrift, die in ΜΕΡΕΔΑΤ[ΗΣ] ΥΙ[ΟΣ] ΦΟ[ΚΟΡΟΥ] ΒΑ[ΣΙΛΕΩΣ] ΒΑ[ΣΙΛΕΩΝ] ΒΑΣΙΛΕΥΣ ΟΜΑΝ[ΙΩΝ] aufgelöst werden kann.63 Dies zeigt, dass Meredates zumindest 142 n. Chr. auch König von Oman war. Es wurde vermutet, dass die Tiara damit in einem Zusammenhang stünde, aber das ist unsicher.64 Wichtiger ist, dass hier nicht der geringste römische Einfluss oder Verweis zu erkennen ist. Im Gegenteil erscheint Meredates mit arsakidischen Regalia. Die Inschrift verweist zudem auf seinen Vater, den ehemaligen König der Könige. Diese Selbstdarstellung könnte stilistisch und v. a. inhaltlich kaum mehr arsakidisch und weniger römisch sein.65 Dies Ergebnis trifft sich mit 63
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Die Lesung dieser Münzlegende hat eine Geschichte seit 1810, die Potts 1988, 143–149 detailliert nachvollzieht. Lange wurde ein König Phobas als Vater des Meredates gelesen und fand sogar Eingang in die Königsliste, vgl. Hill 1922, Pl. XLVII, 3–15; Nodelman 1960, 111. Die hier wiedergegebene Auflösung wurde durch die Auffindung des bronzenen Herakles ermöglicht und von Pennachietti vorgeschlagen, Pennacchietti 1987, 178–179; Potts 1988, 152; Bernard 1990, 38; Potts 1990, 324; Schuol 2000, 233; 351. Es ist vorgeschlagen worden, dass die Tiara den Anspruch auf den Titel König der Könige markieren solle. Allerdings tragen auch die Könige der Elymais im 2. Jh. regelmäßig eine Tiara, vgl. van’t Haaff 2007. Die Münze zeigt die typische Entwicklung einer Mitte des 2. Jh sich verstärkenden Flächigkeit und Linearität in den Münzbildern der Arsakiden. Die Form der Tiara orientiert
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den vorherigen Überlegungen. Weder die Beschäftigung von Palmyrenern in Mesenes Administration, noch Spekulationen über freundliche Beziehungen zwischen Trajan oder Hadrian und Königen der Mesene können als Argumente für römischen Einfluss in Mesene nach Trajans Rückzug gelten.66 Damit stellt sich aber die Frage, welche Bedeutung die zweisprachige Inschrift hat, die, wie oben geschildert, um 1990 als Wendepunkt für die Betrachtung der Geschichte der Mesene angesehen wurde. Die Bilingue, deren griechischer und parthischer Text sich gut entsprechen, schildert den Sieg des Vologases (III.), König der Könige, über Meredates, den König von Mesene. Dabei beschreibt sich Vologases selbst als Sohn eines Königs Meredates, nicht eines Königs der Könige. Dieser Vater ist wohl derjenige Meredates, der oft irrtümlich als Mithridates IV. bezeichnet wird, den wir als König von Medien und Bruder des Königs der Könige Pakoros von diversen Drachmen, die angeblich um 140 n. Chr. in Ekbatana entstanden sind, kennen.67 Seine Münzen bestechen dadurch,
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sich dabei nicht an Vologases II., sondern an Orodes I. von Elymais sowie seinem Sohn Phraates, vgl. Alram 1986, Typ 467–470. Potter 1991, 283, gefolgt von Speidel 2016, 210, führt zudem eine Inschrift aus dem Jahr 145/46 an, die in Umm al-͑Amad, 22 km südlich von Palmyra gefunden wurde. Sie berichtet ͑ davon, dass Rat und Volk Palmyras dem Šo adū, Sohn des Bōlyadaʿ, Sohn des Taymišamšū, im Jahr 145/6 n. Chr., der auch schon auf Befehl von Hadrian und Antoninus Pius sowie der syrischen Statthalter aufgrund seiner Verdienste für die Kaufleute und Karawanen von Vologesias geehrt wurde, vier Statuen in der Agora von Palmyra, in Vologesias, in Charax Spasinou und in Gennae (Umm al-͑Amad) aufstellen ließen. Von besonderem Interesse ist hier Z. 23 der griechischen Version, deren palmyrenische Entsprechung leider fehlt. Die Zeile war bei Auffindung sehr stark gestört, vgl. Mouterde/Poidebard 1931, fig. 2. Pl. XXVI (Abklatsch). In der Erstpublikation präsentierte Mouterde folgende Lesung: [ἐ]ν Ὀλογα[σιάδι ναὸν τῶν Σε]βαστῶν κ[αὶ] κ[α]ϑι […], „In Vologesias gründete er den Kaisern einen Tempel und (weihte ihn)“. Allerdings distanziert er sich davon insofern, als anmerkte: „Lecture et restitution H. Seyrig. Je lisais seulement […] Σε]βαστῶν sur le premier estampage,“ Mouterde/Poidebard 1931, 107 Anm. 3. In der Tat scheint die Lesung angesichts des Abklatsches nicht über jeden Verdacht erhaben, wurde aber bislang nicht wieder diskutiert. Bei einem Besuch der Fundstelle im Jahr 2005 hatte sich der Zustand der Inschrift deutlich verschlechtert. Die fragliche Zeile 23 war nach Ausweis der damaligen Photographien in dem Bereich, wo Vologesias nach dem Abklatsch rekonstruiert wurde, abgebrochen, der Bereich, wo Σεβαστῶν rekonstruiert wurde, war abgeschliffen. In seiner Diskussion weist Speidel zurecht auf die Bedeutung hin, die einer solchen Lesung zukommen könnte, wollte man mit ihm annehmen, dass a) die Ergänzung stimmt, b) wirklich ein Tempel für römische Kaiser in einer Stadt des Arsakidenreiches existierte und c) die Arsakiden dies notwendigerweise nicht würden akzeptieren können. Andererseits wäre es zwar ungewöhnlich, aber wie schon u. a. Matthews 1984, 166: „eloquent testimony to Parthian appreciation of the importance of their commercial links with the west“; Teixidor 1984, 11. 48; Schuol 2000, 352, bemerkten, kein unmittelbarer Beleg der Anerkenntnis irgendeiner Oberherrschaft. Für Sellwood 1980, 263–265 Typ S82 ist dies der ansonsten unbekannte Mithridates IV. Seine Münzen spielen eine besondere Rolle in der Bewertung der Prägungen von Ekbatana im 2. und 3. Jh. n. Chr., vgl. Hauser 2016a, 480–483.
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dass hier die übliche Legende, die weitgehend bedeutungslos geworden war, explizit geändert wurde. Anstelle des formelhaften, kaum mehr leserlichen Basileos Basileion steht dort Meredates in Aramäisch und Basileios. Meredates erhebt also explizit keinen Anspruch mehr als ein „König“ zu sein, wohl in Medien. Genau diesen Anspruch wiederholt Vologases III. in Bezug auf seinen Vater, obwohl er damit bekennt, keine unmittelbar auf den Vater zurückführbaren Ansprüche auf den Thron des Königs der Könige im Arsakidenreich zu haben. Im Gegenteil gesteht er just dies aber seinem besiegten Gegner zu, den er in der parthischen Version der Inschrift als Sohn des Königs der Könige Pakoros bzw. in der griechischen Version als den vorherigen König beschreibt. Die pure Existenz dieses Onkels könnte daher als Bedrohung für Vologases’ III. Legitimität empfunden worden sein. Wir haben allerdings keine direkten Hinweise darauf, dass Meredates solche Ansprüche geltend machte. Es sei denn, wir wollten a) die Tiara, die sonst auf Münzen der Mesene nicht auftaucht, und b) den Verweis auf seinen Vater in Münzlegenden solcherart interpretieren.68 So oder so aber deutet die Inschrift auf dem Herakles von Mesene an, dass wir hier den Endpunkt einer innerfamiliären Auseinandersetzung um Einfluss oder gar den Thron in Ktesiphon sehen. Die Inschrift auf der Heraklesstatue dokumentiert dabei den Übergang der Macht von einem zum anderen Familienzweig.
Die Mesene: eine arsakidische Provinz Die Inschrift auf dem bronzenen Herakles hat mithin nichts mit der unglücklicherweise in der Literatur inzwischen eingebürgerten „imagined community“ zwischen Rom und Mesene zu tun. Die Vorstellung, dass es diesen römischen Einfluss auf die Mesene oder gar ein Klientelverhältnis gegeben habe, obwohl die Mesene nicht nur 1000 km von der römischen Ostgrenze entfernt ist, sondern die Verbindung entweder durch Wüste(nsteppe) oder quer über Kernbereiche des Arsakidenreiches hinweg bestanden haben müsste, lässt sich nur dann konzeptionalisieren, wenn man glaubt, dass das Arsakidenreich nicht nur keine Kontrolle über die Mesene gehabt haben sollte, sondern insgesamt ein schwacher Staat gewesen sei. Insofern ist die Idee einer Unabhängigkeit der Mesene gegenüber dem König der Könige in Ktesiphon unmittelbar mit der Vorstellung römischer Überlegenheit und arsakidischer Schwäche verbunden. Dem aber widersprechen allein schon die Vertreibung der römischen Truppen 117
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Potts 1988, 157, schlug vor, Meredates’ Ausgreifen nach Süden und die Annahme des Titel König von Oman als Überschreitung der ihm gezogenen Handlungsgrenzen als König der Mesene zu sehen, die ein Eingreifen des Königs der Könige, der einen Rivalen ahnte, nötig machte.
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n. Chr. und der Friedensschluss Hadrians. Im Gegenteil sollten wir davon ausgehen, dass die Mesene wie andere Provinzen des Arsakidenreiches (Medien, Persis, Elymais, Osrhoene etc.) fest in die Strukturen eingebunden waren. Die Inschrift auf dem Herakles von Mesene ist gerade deshalb wichtig, weil sie genau die Mechanismen der Organisation des Arsakidenreiches nochmals vor Augen führt. So werden spätestens seit der Mitte des 1. Jh. n. Chr. die einzelnen Provinzen des Reiches an Mitglieder der Arsakidenfamilie vergeben, die diese als Könige regieren.69 Der Konflikt zwischen Meredates und Vologases III. zeigt, dass dieses System, das zur Stabilisierung beitragen sollte, im Einzelfall auch zu Konflikten zwischen Familienangehörigen führen konnte.70 Im Falle der Mesene ist die unmittelbare Einbindung nicht zuletzt deshalb wichtig, weil über die Hauptstadt Charax Spasinou und Forat der bedeutende Handel mit Indien abgewickelt wurde. Es ist wichtig, im Zusammenhang des Fernhandels im Gegensatz zu der langgeübten Praxis, das Arsakidenreich nur als einen weitgehend unbeteiligten Transitraum zwischen Indien bzw. China und dem Römischen Reich zu betrachten, die Eigeninteressen der Arsakidenherrscher und der Bevölkerung in die Rekonstruktionen einzubeziehen. Denn die traditionelle Einschätzung ignoriert nicht nur die zu jener Zeit schon über 2000 Jahre hinweg bestehenden Handelskontakte zwischen Babylonien und Indien, sondern vor allem auch die potenziellen Interessen der Bewohner der Region. Folgen wir Plinius (NH 6, 122) oder Orosius (7, 15, 3), so hatte allein Seleukia am Tigris 600.000 oder 400.000 Einwohner. Hinzu traten die Bewohner der beständig wachsenden Hauptstadt Ktesiphon. Nicht nur von der politischen Bedeutung, sondern auch in ökonomischer Sicht lag hier das östliche Äquivalent zu Rom. Selbst für Babylon können wir eventuell bis zu einer niedrigen sechsstelligen Einwohnerzahl vermuten.71 Archäologische Geländebegehungen zeigen deutlich das große Wachstum im weiteren Hinterland der Hauptstadt, aber auch in vielen weiteren Bereichen des Arsakidenreiches.72 Allein mit der Städteagglomeration Seleukia-Ktesiphon, Babylon und der elymäischen Hauptstadt Susa, die ebenfalls über den Hafen Charax Spasinou mit Gütern versorgt werden musste, war ein riesiger Absatzmarkt für die Produkte aus Indien und darüberhinaus vorhanden. Dies sind die Zielorte für die „Kaufleute 69 70
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Vgl. ausführlich Hauser 2016 a. Dabei spielt die Münzprägung keine entscheidende Rolle als Anzeichen von Autonomie, so wie es die Forschung, u. a. Potter 1991, 279; Dąbrowa 1991, 143 („ein sichtbarer Beweis ihrer politischen Unabhängigkeit“) lange angenommen hat. Im Gegenteil zeigt sich, dass Gebiete, die zweifelsohne unter arsakidischer Herrschaft standen, durchaus Münzen ausgeben konnten. Ein Beispiel wäre auch die sofort nach Meredates Vertreibung einsetzende Münzprägung seines Nachfolgers Orabzes, vgl. Bernard 1990, 40–41. Zudem lässt sich argumentieren, dass die Münzprägungen in Ktesiphon und Charax Spasinou in Beziehung zueinanderstanden und einander ergänzten, vgl. Hauser im Druck a. Hauser 1999 zum archäologischen Befund. Adams 1965, 61–82. Eine Zusammenfassung zu den Städten und der Besiedlung Babyloniens und Assyriens mit weiterer Literatur gibt Hauser 2012b, 1007–1013.
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des Ostens“, die sich in der Mesene trafen und Waren nach Indien und aus Indien verhandelten, ein reger Austausch, an dem auch palmyrenische Händler in kleinerem Umfang partizipierten.73 Eine Kontrolle der Mesene war daher ein vitales Interesse der Könige der Könige in Ktesiphon. Roms Indienhandel hingegen wurde zum größten Teil über die Häfen im Roten Meer abgewickelt, weshalb auch das römische Interesse an der Mesene gering ausgeprägt gewesen sein wird. Die kurzzeitige Eroberung der Mesene durch Trajan, die nach seinem Abzug vermutlich in der Ablösung des Attambelos VII. mündete, und die Kämpfe zwischen seinem Nachfolger Meredates und Vologases III. sind mithin zwei nicht miteinander im Zusammenhang stehende Situationen. Ein Sonderverhältnis der Mesene mit Rom ist auszuschließen. Die Mesene war ein integraler Bestandteil des Arsakidenreiches.
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Hauser im Druck b; zu Münzen der Mesene und dem Handel mit Elymais Hauser im Druck a.
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Abbildungsverzeichnis Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3
Lage der Mesene und der im Text genannten Orte, © Stefan R. Hauser auf der Basis von Google Earth Herakles von Mesene, Photo Henry Stierlin Münze des Meredates © Classical Numismatic Group, Inc., https://www.acsearch.info/ search.html?id=3321416
The Arsakid Empire and Its Internal Structure in the First Century AD Marek Jan Olbrycht (Rzeszów)
The Arsakid Heartland and the Empire’s Minor Kingdoms While analyzing the history of the Arsakid Empire in the 1st century AD, one often overlooks the important issue of its internal structure, which conditioned and to some extent determined its political development.1 Moreover, the internal structure with its state hierarchy was a prerequisite for economic development and building the military might of the Empire. There are three important issues which should be addressed in this contribution in connection with the organization of the Parthian Empire: the significance of the Arsakid heartland, the potential of dependent kingdoms, and the importance of divisions within the Parthian elite, which comprised the Arsakid House and great Parthian clans. This last point also concerns the principles and practice of royal succession in Parthia.
Artabanos II The fall of the Sinatrukid line (descendants of Sinatrukes, ca. 78/77–70 BC), a branch of the Arsakid dynasty (gens Arsacidarum), marked an important caesura in the history of the Parthian Empire. After the death of the Sinatrukid king Phraates IV (37–3 BC), Parthia was ravaged by domestic conflicts. The power of his son, Phraates V (Phraatakes), turned out to be ephemeral. After a few years on the throne he was banished and succeeded by one Orodes III. Following the death of Orodes III, the Parthian Empire witnessed a domestic war between two pretenders, Artabanos II and Vonones I.2 Around 8 AD, an embassy sent by Parthian dignitaries and representing the “Phraatid” faction arrived in Rome. They wanted Vonones, one of the sons of 1 2
On Parthian history in the 1st century AD, see: Dąbrowa 1983; Schottky 1991; Wolski 1993; Olbrycht 1997; 1998 a; 1998 b; 2013; 2021; Gregoratti 2015. For Phraates IV, Phraates V (Phraatakes), Orodes III, and Vonones, see: Schottky 1991; Luther 2010; Olbrycht 2013 a, 13–80; 2018; 2021.
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Phraates IV, put on the throne.3 Thanks to the support of the principal clans including the Sūrēn, Vonones I took over Babylonia with the assistance of the population of Seleukeia-on-the-Tigris, where he issued his tetradrachms. In reality Artabanos II should be regarded as the legitimate successor to Orodes III. He was in control of the territory of Iran proper when Vonones captured Seleukeia. Initially defeated, Artabanos rallied his forces in Iran, vanquished the army of his rival, and took Ktesiphon and Seleukeia. Vonones fled to Armenia.4 Eventually a new order initiated by Artabanos II (ca. 8–40 AD), a staunch adversary of the descendants of Phraates IV, emerged out of the chaos of war and political turmoil.5 One phenomenon that became apparent under the Sinatrukids was the increasing dependence of the Arsakid Kings of Kings on the support of their vassal minor kingdoms, the great clans of Parthia, and allies.6 Thus the petty kingdoms, especially Osrhoene, Media Atropatene, Adiabene, Mesene/ Charakene, Persis, Elymais, and for a certain time Armenia as well, became a salient factor in the Parthian Empire. The role of the minor kingdoms rose as the struggle for the throne of Parthia intensified. The same applies to the large cities, such as Susa, Babylon, and especially Seleukeia-on-the-Tigris. Yet another active contributor to the conflicts was the nomads in Sarmatia, Bactria, Sakastan, and the Trans-Caspian steppes, fighting partly as dependent principalities (e. g., Dahistan), allies (e. g., Sarmatian tribes), and mercenaries. By and large, the fall of the Sinatrukids in Parthia and the struggle for succession contributed to the rise of the minor kingdoms and their local political centers. There were strong centrifugal forces at play, as borne out by the situation in Babylonia (the Jewish rebellion of Asinaios and Anilaios in the 20s– 30s AD),7 and by the secession of the Indo-Parthians (ca. 20 AD).8 All the major components of the Parthian Empire – the diverse branches of the Arsakids, the great clans (chiefly represented by commanders and satraps), petty kings, and metropolises – were actively involved in the fighting for the throne of Parthia in the early first century AD. Conflicts arose mainly due to a lack of unity among the Arsakids. The ruling class in Parthian society was divided into at least two factions in the early decades AD.9 One comprised the Sūrēn and Kārin clans, who endeavoured to restore Phraates IV’s elder offspring to the throne of Parthia, and in the name of this cause went as far as connivance with Rome. The only Phraatids
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Tac. ann. 2, 1–4. See Olbrycht 2013 a, 36–40. On the clashes between Artabanos II and Vonones I, see: Olbrycht 2013 a, 36–40. On Artabanos II, his descent and policies, see: Olbrycht 2012; 2013, 69–170; 2014. Cf. Wolski 1993, 149–162. See Fowler 2010; Olbrycht 2016 b; Gregoratti 2017 a. Fowler 2008. Olbrycht 2016 a. Details in: Olbrycht 1997 and 2013 a, 55–68.
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with the right to claim the Parthian throne resided in Rome from 10/9 BC.10 Another faction of clans and rulers in opposition to Phraates IV’s progeny supported Artabanos II of Atropatene, who was a grandson of Phraates IV on his mother’s side.11 This group may be called “the Northern Coalition”, as it united the potential of Media Atropatene, Hyrkania, and the Dahai. Artabanos II carried out the work of reunification, and his rule significantly bolstered the power of the Arsakid Empire.12 It should be noted, however, that this success was at the expense of some losses, and the struggle for state unity did not end. While Artabanos was engaged in the domestic conflict in Western Parthia, a new branch of the Arsakid dynasty was established in Indo-Parthia under Gondophares (ca. 20–50 AD). This dynastic line emerged from the Sinatrukids and was supported by the Sūrēn clan. The Arsakid dynasty thus became divided.13 Artabanos managed to eliminate the Sūrēn clan from the power struggle in Western Parthia, but he failed to affect a lasting collapse of the Phraatid party.
Vardanes versus Gotarzes II After the death of Artabanos II, an armed struggle for the Parthian throne flared up between Vardanes and Gotarzes II. Vardanes was Artabanos II’s son, while Gotarzes II was his adopted son.14 The main factions fighting for supremacy were the Hyrkanian-Dahan, the Atropatenian, and the Phraatid parties. Artabanos II’s death meant the disintegration of the “Northern Coalition” into two major forces, the Hyrkanian-Dahan faction and the Atropatenian party. Their representatives, Gotarzes II (supported by the Dahai and Hyrkanians) and Vardanes (whose origins were in Atropatene) pounced on one another. The extent of the territories on which their battles were fought was remarkably broad – from Babylonia and Armenia to Bactria and Chorasmia/Khwarezm – and engaged the forces of a diversity of vassal kingdoms, satrapies, and large cities such as Seleukeia-on-the-Tigris, not to mention neighboring powers like the rising Kushans and Indo-Parthians.
Vologases I and Pakoros II With the death of Gotarzes II (51 AD), a new epoch in the history of the Arsakid Empire began. The Parthian throne was ascended by Vonones II, and then by 10 11 12 13 14
Olbrycht 2018. Olbrycht 2014. Olbrycht 2012; 2016 a. Olbrycht 2016 a. See Olbrycht 1997.
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Vologases I (51–79 AD), the true founder of a new dynastic line within the Arsakid House. The changes to the Parthian throne in 51 AD deserve closer attention.15 The main sources on these developments, the accounts of Tacitus and Josephus, differ on relevant points. Coin evidence plays a key role. Tacitus (Ann. 12, 14, 4) tells us that after the death of Gotarzes “by disease” the throne of Parthia was taken over by a ruler named Vonones. It is clear that he was an Arsakid, since his sons are shown as members of the Arsakid dynasty.16 It is conceivable that Vonones II was a brother of Artabanos II.17 According to an old custom of the Arsakids, after the extinction of the royal branch of Artabanos II, which included Vardanes (natural son of Artabanos II) and Gotarzes II (adoptive son of Artabanos II), the throne passed to the brother of Artabanos, and uncle of Vardanes, Vonones II. A son of Vardanes (filius Vardanis, see Tac. ann. 13, 7, 2) was still alive, but he was apparently not suitable to exercise royal authority, and he may have been a minor. He rebelled against Vologases I in 54/55 AD. Josephus (ant. Iud. 20, 74) does not know anything of Vonones and believes that after Gotarzes’ death, Vologases, who is said to have been Gotarzes’ brother, assumed power. This would make it necessary to conclude that Vologases was the son of Artabanos II, which is highly improbable. One can see, therefore, that Josephus does not know Vonones II as king of Parthia and, as a result, makes errors regarding the relationships among the Parthian rulers at the time.18 According to Josephus, Vologases I assigned positions of power to “his two brothers by the same father.”19 To the elder, Pakoros, he gave Media (Atropatene), and to the younger, Tiridates, Armenia.20 Tacitus uses the phrase concessu fratrum to describe the regulations of Vologases and the consent of his brothers.21 The brothers’ concerted approach to royal sucession became the foundation of their successful internal and foreign policies. As a result, under Vologases I and Pakoros II (51–110 AD), the Arsakid Empire experienced a rapid increase in military and political power.22 The key to understanding the power of the Parthians in the period 50– 110 AD is effective dynastic politics and the building of a new extended dynastic 15 16 17 18 19 20 21 22
On Vologases I, see Dąbrowa 1983, 124–176; Schottky 1991, 113 ff.; Olbrycht 1998 a; 2016 d; Gregoratti 2015. Tac. ann. 13, 9; 13, 37; 14, 26; 15, 1; 15, 14; 15, 29. Schottky 1991, 113–114; Olbrycht 2014. Schottky 1991, 87 points to the meagre value of Josephus’ account of the period from the end of Gotarzes’ reign to the beginning of Vologases I’s reign. Ios. ant. Iud. 20, 74. Cf. Tac. ann. 12, 50, 1; 15, 2, 1; 15, 31; Cass. Dio 63, 1, 2; 63, 5, 2. Ios. ant. Iud. 20, 74: Οὐολογέσης ὁ ἀδελφός, ὃς δὴ καὶ τοῖς ὁμοπατρίοις δυσὶν ἀδελφοῖς δυναστείας ἐπίστευσεν, Πακόρῳ μὲν τῷ καὶ πρεσβυτέρῳ τὴν Μήδων, Τιριδάτῃ δὲ τῷ νεωτέρῳ τὴν Ἀρμενίαν. Tac. ann. 12, 44, 2. Details in: Olbrycht 1998 a, 125–138; 1998 b, 176–189; 2016 b; 2016 c; 2016 d; Gregoratti 2017 b.
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base for the Arsakids, and more specifically for the western Arsakids. In the 1st century AD, the western Arsakids were increasingly expanding towards Armenia and the Caucasus. A new united imperial heartland was created, one which mirrored a political and territorial shift of the dynastic power base. Under Vologases I, it included Parthia proper, Greater Media, Media Atropatene, Babylonia, and parts of Northern Mesopotamia. Atropatene, united with the King of Kings’s dominion, provided a new impetus for Parthian policies. A particular role was played by Armenia, which under Vologases I was included in the Arsakid imperial system as a dependent kingdom ruled by Vologases’ brother Tiridates. Hyrkania, on the other hand, remained in opposition to Vologases I.23 Parthia proper lost much of its former political importance. Vologases I opted for a coherent policy, long-term in nature, that would in effect determine the development of the Parthian Empire for generations. His objectives and realistic political attitude, pragmatic stance, and sense of reality brought him great successes. Vologases I did not only work to defend Parthia outwardly, but he was primarily concerned with bringing the inner forces of the empire to full fruition, with the intention of increasing Parthia’s economic and military strength. By force and negotiation, Vologases I achieved almost unrestricted recognition of his royal authority vis-à-vis Adiabene, the supporters of Vardanis filius in Babylonia (their rebellion took place in 54–58 AD), Elymais, Rome, and the emerging Kushans. He succeeded in preserving all vassal states and decisively strengthening their cohesion. In many regions, such as in Mesene/Charakene, Babylonia, Elymais, and Adiabene, separatism was eliminated, in part through the appointment of Arsakid princes as local rulers. New city foundations, primarily in Babylonia and Iran, were associated with economic development and strategic objectives of the new policy, creating the indispensable conditions for securing Parthia’s position of power. The concentration of royal power enabled Vologases I, and his son Pakoros II, to pursue a more aggressive foreign policy.24 Vologases I ruled for a long time and finally secured the succession of his son Pakoros II. For about three years Pakoros served as co-regent.25 As co-regent, Pakoros is shown on coins in a diadem, while his father is depicted in a high tiara and a diadem.26 Some source data prove that Pakoros’s succession was disputed and that a rival appeared, a certain Artabanos (III), perhaps a brother or uncle. Pakoros nonetheless managed to stabilize his power. At the end of Pakoros’ long reign, a power struggle erupted in Parthia. It seems that Pakoros planned to hand over
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For Hyrkania, see Hartmann 2016. Olbrycht 1998 a, 125–138. As has been demonstrated in Olbrycht 1999. Olbrycht 1999; 2016 d. My findings were used by Sinisi 2012. Cf. Olbrycht 2013 b.
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the throne to his son, Vologases II. But when Traian attacked Parthia in 114, his main opponent was Osroes, Pakoros’s brother.27 The construction of the new dynastic system under Vologases I and Pakoros II required overcoming the powerful internal opposition supported by Rome. In this system, minor kingdoms dependent on the Arsakid rulers played a significant role, perfectly filling their roles as regional power centers and at the same time supporters of the Arsakid Kings of Kings or their formidable opponents. The example of Adiabene demonstrates how this system worked from Artabanos II until Vologases I.28
Adiabene: Petty Kingdom and Pillar of the Empire During the reign of Artabanos II and his successors Vardanes and Gotarzes II, around 8–51 AD, there occurred profound changes in the structure of Parthia. The authority of the central government declined during the years of civil wars, and new local forces, such as the Jews of Babylonia, naturally emerged, while the old minor kingdoms gained new territories, including Gordyene and the metropolis of Nisibis,29 at the expense of the weakened power of the Arsakids. One of the most striking examples of these developments is Adiabene, a country which grew mightily in power in 8–51 AD. From the perspective of Vologases I, the king of Adiabene was not among the many similar client kings but was in fact the ruler of a pivotal kingdom constituting one of the keystones of the Arsakid Empire. The outstanding kings of Adiabene, Izates II (ca. 30–54) and Monobazos II (54–after 70 AD), achieved a status comparable to that of an Arsakid branch. Although it is possible that the Adiabenian royal family was closely related by blood ties to the Arsakids, the pivotal role of Adiabene resulted chiefly from its increasing economic and political strength. Josephus’ information about Izates’ overwhelming role in saving the power of Artabanos II against a certain Kinnamos (Ios. ant. Iud. 20, 64–68) is not at all anecdotal or legendary: it reflects the actual status of Adiabene around 39/40 AD. It thus comes as no surprise that the Parthian king of Armenia, Tiridates, while visiting Rome in 66 AD took with him the sons of his Arsakid brothers Vologases and Pakoros, and the sons of Monobazos, king of Adiabene (Cass. Dio 63, 1, 2). Under the politics of Vologases I, Adiabene and its kings became a
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Olbrycht 1998 a, 144–147. On Adiabene, see: Luther 2015; Marciak 2017, 257–434. Gordyene: Ios. ant. Iud. 20, 24 (Izates II installed in Gordyene by his father Monobazos I). See Marciak 2017, 351, 358. Nisibis: Ios. ant. Iud. 20, 68 (Nisibis as gift of Artabanos II for Izates II).
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pillar of the Arsakid reign alongside the Arsakid dominions in Greater Media, Media Atropatene, and Armenia. Under Izates II Adiabene achieved the status of a regional power: he ruled over Adiabene proper, Gordyene, and the Nisibis region. In addition, he smashed the forces of Abias, the king of the Arabs in northern Mesopotamia.30 Thus, around 50 AD, Adiabene became the strongest minor kingdom in Western Parthia. Izates II was trying to avoid taking active part in clashes between Arsakid kings and claimants. At first he supported the pro-Roman claimant Meherdates, but then switched sides to indirectly support Gotarzes II (49 AD). The campaign of Meherdates demonstrated that strategically, military forces which operated via Adiabene could block the roads leading from Greater Media to Babylonia. Thereby Adiabene could have become a gateway for a Roman attack going across northern Mesopotamia or the southern fringes of Armenia to Chalonitis and Apolloniatis between Greater Media and Babylonia. If Rome had captured Adiabene, it would have had easy access to Babylonia and to Chalonitis, which belonged to the very heartland of the Arsakid Empire. The Romans had recognized these opportunities already under Claudius (who was the patron of Meherdates in his undertaking in Parthia) and Nero. When Rome temporarily seized Armenia and installed Tigranes V there (ca. 61 AD), the latter immediately attacked Adiabene, testing the strength of Parthia (Tac. ann. 15, 1, 2). Vologases was forced to act quickly to bring the situation under control. Under Traian, the Romans were able to seize Babylonia following not only the route of the Euphrates but also marching via Armenia, northern Mesopotamia, and Adiabene. Initially, the most important task of Vologases I was to liquidate the legacy of the civil war in Parthia and establish order in the domestic political arena. This included the situation in Adiabene, where the local nobility was dissatisfied with King Izates II.31 At the request of high-ranking members of the Adiabenian nobility, Vologases I intervened against Izates II. Adiabenian grandees sent a letter to Vologases I, urging him to put Izates to death and to appoint for them another ruler (dynastes) “of Parthian descent”, for Izates had abandoned their ancestral traditions and become enamoured with foreign practices.32 This story shows that the embedding of princes of Parthian descent in vassal kingdoms was a quite possible act at the time, so there must have been precedents. From Vologases’ perspective, the planned active policy in Armenia would not have been possible without the strong Arsakid control of Adiabene, which may have been a launching pad for Parthian operations in Armenia and northern Mesopotamia. For these reasons, it is not surprising that Vologases invaded Adiabene 30 31 32
Ios. ant. Iud. 20, 75–80. For Izates see Marciak 2017, 352–359. Ios. ant. Iud. 20, 81–91. Ios. ant. Iud. 20, 81–82: ἀλλὰ γράφουσιν πάλιν Οὐολογέσῃ, βασιλεὺς δὲ Πάρθων οὗτος ἦν, παρακαλοῦντες ἀποκτεῖναι μὲν τὸν Ἰζάτην, καταστῆσαι δ᾿ αὐτοῖς ἕτερον δυνάστην καὶ τῷ γένει Πάρθον· μισεῖν γὰρ ἔλεγον τὸν ἑαυτῶν βασιλέα καταλύσαντα μὲν τὰ πάτρια, ξένων δ᾿ ἐραστὴν ἐθῶν γενόμενον.
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around 52 AD.33 The Arsakid king demanded that Izates submit to his authority, boasting of the greatness of the Parthian Empire, which extended from the Euphrates to Bactria. An exchange of letters was still taking place when news came to the King of Kings that an invasion of eastern Parthia by the Dahai and Sakai was in progress. In other words, the Hyrkanian-Dahan faction had initiated a new action. Thus, Vologases I was forced to withdraw.34 It cannot be ruled out that the invasion of the Sakai and Dahai was coordinated along with Izates II. The IndoParthians, as possible enemies of Vologases I, may have played a role in these developments. Not long after the invasion of Vologases I, Izates passed away. According to his will, his brother Monobazos succeeded to the throne around 54 AD.35 Presumably, Monobazos II made concessions to Vologases and retained his throne in Adiabene. Monobazes’ loyalty to the Arsakids was proven many times.36 At the same time, he maintained strong ties with the Jews, supporting the great Jewish revolt against Rome in 66–70 AD. Adiabene became one of the pillars of Vologases’ policy on both the domestic and foreign levels. Looking at the role of Adiabene under Artabanos II and throughout 1st century AD, it must be said that this kingdom became the keystone of the construction of the Imperium Parthicum. Full control of this kingdom was essential for any Arsakid who aspired to rule the Empire. This principle remained central until the end of the Imperium Parthicum in 226.
Minor Kingdoms and the Arsakid House The example of Adiabene demonstrates clearly that research into Parthian history should take into account the fact that petty kingdoms constituted pivotal elements of the Arsakid state edifice. Parthia as an empire encompassed countries that were dependent on the central power to varying degrees, including Mesene/Charakene, Adiabene, Elymais, Persis, Margiana, and others. Imperium Parthicum satisfies the definition of ‘empire’ as a political entity that transcends the boundaries of an ordinary country. The fact that the Arsakid Empire was not
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Olbrycht 1998 b, 177–178. Ios. ant. Iud. 20, 91: καὶ κατ᾿ ἐκείνην εὐθὺς τὴν νύκτα δεξάμενος Οὐολογέσης ἐπιστολάς, ἐν αἷς ἐγέγραπτο Δαῶν καὶ Σακῶν χεῖρα μεγάλην καταφρονήσασαν αὐτοῦ τῆς ἀποδημίας ἐπιστρατευσαμένην διαρπάζειν τὴν Παρθυηνῶν, ἄπρακτος ἀνέζευξεν εἰς τοὐπίσω. Marciak 2017, 357–358. Queen Mother Helena supported this succession (Ios. ant. Iud. 20, 92–94). Schottky 1991, 117 with references.
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heavily centralized was actually to its advantage, as it allowed its constituent kingdoms, peoples, and cities to develop their economic and cultural potential.37 Effective functioning of the empire primarily depended on how strong the central power was, which in turn depended on personal policies within the Arsakid House and, in more general terms, within the Parthian elite and great clans. Beginning with Mithradates II (ca. 122–87 BC), the rulers of Imperium Parthicum assumed the title of the King of Kings in recognition of the fact that the empire included vassal kingdoms led by individual kings. Pliny’s account from the time of Vologases I mentions 18 kingdoms of the Parthians.38 Regna Parthorum duodeviginti sunt omnia; ita enim dividunt provincias a meridie, Hyrcanium a septentrione. ex his XI, quae superiora dicuntur, incipiunt a confinio Armeniae Caspiisque litoribus, pertinent ad Scythas, cum quibus ex aequo degunt; reliqua VII regna inferiora appellantur. quod ad Parthos attinet, semper fuit Parthyaea in radicibus montium saepius dictorum, qui omnes eas gentes praetexunt. The kingdoms of Parthia totalled eighteen, such being the divisions of its provinces, which lay, as we have already stated, along the Red Sea to the south and the Hyrkanian to the north. Of this number eleven, called the Upper Provinces, begin at the frontiers of Armenia and the shores of the Caspian and extend to the Scythians, whose mode of life is similar in every respect. The other seven kingdoms of Parthia bear the name of the Lower Provinces. As for the Parthians themselves, Parthia always lay at the foot of the mountains so often mentioned, which overlooked all these nations.
Under Vologases I, the category of northern kingdoms included Osrhoene/ Edessa, the Arab kingdom in Mesopotamia (probably still as an independent polity), Adiabene, Media Atropatene, Hyrkania, and Margiana. Armenia should be included on this list, too. Media Atropatene became a kingdom controlled directly by the Arsakids under Phraates IV, but it was closely integrated within the empire under Artabanos II and Vologases I. Armenia gained a similar status in 53 AD, confirmed by a treaty with Rome in 63 AD. Besides, Albania was probably mainly in the Parthian sphere of influence, although there was a Roman foray across Albania as far as the Caspian Sea in the Flavian period. Added to this list may be the Mardians from the borderlands of Atropatene and Armenia, the Kadusians, and the Gelai on the Caspian Sea. The southern kingdoms embraced Mesene/Charakene, Elymais, Karmania, Persis, Indo-Parthians and some petty realms in southern Iran. In the 1st century AD, dependent states, in particular Adiabene, Edessa, Mesene/Charakene, Elymais, and Karmania, played a significant role in Parthia. Un-
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This viewpoint differs from the opinion of many researchers, who believe that the optimally effective organization of a country involves total centralism and elimination of autonomous political entities. Plin. NH 6, 112. This information is partly echoed in Ammianus 23, 6, 14.
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der Vologases I and Pakoros II, in some minor kingdoms local rulers were removed and members of the Arsakid dynasty took control of them. Thus, numismatic material suggests that Elymais was taken over by the Arsakids in the 70s AD. The fate of Mesene/Charakene is poorly known, but it seems that the local dynasty came to be firmly controlled by Vologases I and Pakoros II.39 Dynastic succession was a crucial issue in the Arsakid state. The ancient sources speak of a law generally recognised throughout Iran that only members of the Arsakid clan were eligible for the throne. Adherence to and respect for the Arsakid dynasty was an extremely strong and enduring factor in Parthian Iran. The Arsakids’ special monopoly on the exercise of power is confirmed by many sources; Strabo (16, 1, 28) calls the Parthians “Arsakid-loving”. When a rebellion against a ruler took place in Parthia, a new candidate was sought only among the Arsakids. The Roman author Ammianus Marcellinus explains in detail and very aptly the right of the Arsakids to rule in Iran:40 Quam ob rem numinis eum vice venerantur et colunt ea usque propagatis honoribus ut ad nostri memoriam non nisi Arsacides is sit, quisquam in suscipiendo regno cunctis anteponatur, et in qualibet civili concertatione, quae adsidue apud eos eveniunt, velut sacrilegium quisque caveat ne dextra sua Arsaciden arma gestantem feriat vel privatum. Hence they venerate and worship Arsakes as a god, and their regard for him has been carried so far, that even down to the memory of our time only a man who is of the stock of Arsakes (if there is one anywhere) is preferred to all in mounting the throne. Even in any civil strife, which constantly arises among them, everyone avoids as sacrilege the lifting of his hand against an Arsakid, whether he is bearing arms or is a private citizen.
At first glance, the testimony of Ammianus sounds peculiar in the 4th century AD, during the reign of the Sasanians, but it should be noted that the Sasanians themselves in many aspects considered themselves successors of the Parthians, and it is not excluded that the eponym of the Sasanian dynasty originated from one of the Arsakid dynastic branches.41
Conclusions For Parthia, a pivotal factor was the unity of the dynastic Arsakid caucus and close cooperation between the Arsakid rulers and dependent states and great Parthian clans, particularly the Sūrēn and Kārin. Unity in the structure of the Empire ensured military power, while internal clashes weakened the state’s po-
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For Arsakid regulations vis-à-vis Elymais and Mesene/Charakene, see Olbrycht 1998 a, 127–128. Amm. Marc. 23, 6, 6; transl. Rolfe 1935. See Olbrycht 2016 a.
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tential. Domestic strife in Parthia, exacerbated under Artabanos II, Vardanes, and Gotarzes II, provided an opportunity for Rome and other neighbors to interfere in matters of succession in Parthia. Vologases I gave impetus to the expanding power of Parthia. Fundamental to his new strategy were his dynastic arrangements. First of all, the throne of Atropatene was given to his brother Pakoros. Thus, one can see Atropatene as a pivotal and stable part of the royal domain of the western Arsakids. Vologases installed another brother, Tiridates, in Armenia. This led to a war with Rome which was won by Vologases I. In this way Armenia became part of the Arsakid imperial heartland. The Romans questioned this order only under Traian, then several times in the 2nd century AD. In the political strategy of Vologases I and Pakoros II, the petty kingdom of Adiabene became a pillar of the Arsakid Empire. On closer examination, the policy of Vologases I and Pakoros II, as it is to be understood above all in the domestic political sphere and in relations with Rome, allows one to discern a coherent overall concept, a political strategy. Even taking into account that the relevant sources are insufficient to directly confirm such a hypothesis, other indicators clearly point to a large-scale imperial program. In part, Vologases I’s strategy was based on programmatic elements of his ancestors, primarily Artabanos II. Vologases I persistently pursued the goal of eliminating the dissension within the Parthian leadership and centrifugal tendencies. Both Vologases I and his son Pakoros II took steps in their domestic policy that contributed decisively to Parthia’s economic and military growth. The desired consolidation and stabilization of rule at home enabled a more offensive and feasible foreign policy.
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Die parthische Niederlage bei Dura-Europos Udo Hartmann (Jena)
Das Aufeinandertreffen der römischen Expeditionsarmee und der parthischen Truppen bei Europos im Partherkrieg des Lucius Verus war wahrscheinlich die größte Feldschlacht zwischen Römern und Parthern im 2. Jahrhundert n. Chr., dennoch wissen wir über dieses Ereignis nur sehr wenig. Allein Lukian von Samosata informiert in seiner satirischen Schrift Wie man Geschichte schreiben soll in drei Passagen über den grandiosen Sieg der Römer über die Parther in der „Schlacht bei Europos“ (ἐπ’ Εὐρώπῳ μάχη). Für den Zeitgenossen Lukian, der kurz vor dem Ende des Partherkrieges des Lucius Verus schrieb, stellte dieser römische Sieg offenkundig das wichtigste Ereignis des Krieges dar; spätere Historiker haben die Schlacht aber dann ignoriert und schließlich sogar vergessen. Cassius Dio könnte in seiner Römischen Geschichte die Schlacht noch erwähnt haben, doch ist der vollständige Text seiner Darstellung der Regierung Marc Aurels nicht erhalten; in den Exzerpten des byzantinischen Mönches Xiphilinos aus der Römischen Geschichte des bithynischen Historikers wird der Schlachtort jedenfalls nicht genannt. Die Notizen über die Schlacht in Lukians Schrift sind außerdem für eine historische Auswertung unbefriedigend: Lukian schreibt weder, wann und in welchem Kontext die Schlacht bei Europos stattfand, noch verrät er seinen Lesern, welche Heerführer sich in ihr gegenüberstanden. Lukian sagt nicht einmal, um welche der Städte namens Europos es sich handelt. Aufgrund der spärlichen Quellenangaben wurde das Ereignis in seiner historischen Bedeutung von der althistorischen Forschung kaum gebührend gewürdigt. Zudem ist sowohl die Datierung als auch die Lokalisierung der Schlacht umstritten. Nach einer Vorstellung des historischen Kontextes und einer Analyse des Quellenmaterials wird in diesem Beitrag die Diskussion um den Schlachtort betrachtet und die traditionelle Lokalisierung bei Dura-Europos verteidigt. Zudem soll die historische Bedeutung der Schlacht für die parthische Geschichte analysiert werden.1 1
Zur Schlacht bei Europos vgl. bes. Cumont 1926, lii f.; Strobel 1994, 1322; Corcella 2002; Edwell 2008, 24 f.; 116; Porod 2013, 404 f.; vgl. ferner die knappen Erwähnungen der Schlacht bei Angeli Bertinelli 1976, 28; Astarita 1983, 43 f.; Birley 1987, 140; 2012, 220; Millar 1993, 113 f.; James 2015, 337; Bishop 2018, 107 f.; Demandt 2018, 158 f.; Kuhoff 2019, 60; 218; Schlude 2020, 167. In seinem Aufsatz zum Partherkrieg des Lucius Verus erwähnt Sommer 2017 die Schlacht bei Europos nicht. Die Schlacht übergehen in ihren Darstellungen des Partherkrieges ebenfalls Grimal 1991, 186; Rosen 1997, 75; Schmitt 1997, 66; Fündling 2008, 81; Roman 2013, 291; Brandt 2021, 384. Für Hinweise und Korrekturen gilt Jessica Kahl und Michael Blömer ein herzlicher Dank.
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Der Partherkrieg unter Marc Aurel resultierte aus dem Aufeinandertreffen der imperialen Ansprüche des Arsakiden und des römischen Kaisers im Grenzraum zwischen Armenien und Nordmesopotamien, den beide Großreiche für sich beanspruchten.2 Nach der parthischen Besetzung Armeniens und der Einsetzung eines parthischen Vasallenkönigs wohl bereits im Jahr 160 erlitt die römische Armee unter dem kappadokischen Legaten M. Sedatius Severianus, der gegen diesen von Rom als Aggression gewerteten Schritt der Parther vorgehen sollte, bei Elegeia im Sommer 161 eine schwere Niederlage gegen den Feldherrn Osroes; im Jahr 162 musste der syrische Legat L. Attidius Cornelianus dann gegen den Partherkönig Vologaises III. (147/48–191/92), der Nordmesopotamien besetzt hielt, eine weitere Niederlage einstecken. Der neue Kaiser Marc Aurel war daher gezwungen, einen großangelegten Gegenschlag zu organisieren, um die Autorität des Römischen Reiches an der Ostgrenze wiederherzustellen und Armenien erneut unter die Oberherrschaft Roms zu stellen.3 Diese Aufgabe über-
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Zum Partherkrieg des Lucius Verus vgl. bes. Angeli Bertinelli 1976, 23–31; Astarita 1983, 39–52; Birley 1987, 121–133; 140–148; 2012, 217–221; Strobel 1994, 1317–1324; Fündling 2008, 75–91; Hund 2017, 210–218; Sommer 2017; Bishop 2018, 73–115 (eine eher populärwissenschaftliche Darstellung); Demandt 2018, 143–168; Kuhoff 2019, 49–69; vgl. ferner Napp 1879, 12–37; von Gutschmid 1888, 147–150; Dodd 1911; Günther 1922, 113–120; Schwendemann 1923, 137–165; Debevoise 1938, 245–254; Schur 1949, 2024–2026; Magie 1950, 660–663; Hanslik 1962, 1849 f.; Ziegler 1964, 113–116; Saxer 1967, 33–35; Dąbrowa 1984, 153–155; Wolski 1993, 184–186; Rosen 1997, 69–76; 80–85; Schmitt 1997, 65–72; Edwell 2008, 23–26; Linz 2009, 210–218; Sheldon 2010, 155–162 (eher populärwissenschaftlich); Roth 2017; Palermo 2019, 32–35; Schlude 2020, 165–167; Wendler 2021, 157–165. Zur Münzprägung vgl. Börner 2012, 170–220. Zu den Ereignissen in Armenien vgl. zudem Chaumont 1976, 147–150; Vinogradov 1992, 18–26; Überlegungen zu den Hintergründen des Krieges bei Harmatta 1975; Hartmann 2019. Zu den Hintergründen des Partherkrieges und diesen Ereignissen am Beginn des Konflikts vgl. bes. Hartmann 2019 (mit Quellen und Literaturdiskussion). Vgl. auch Weiß 2007. Zu M. Sedatius Severianus vgl. PIR² S 306. Zu Osroes (PIR² O 158): Lukian. Alex. 27; hist. conscr. 18; 19; 21; 31; vgl. auch Front. princ. hist. 19 (S. 212, 20–22 van den Hout BT); Lukian. hist. conscr. 25–26; Cass. Dio 71, 2, 1 (aus Xiphilinos); HA Ver. 6, 9; Oros. 7, 15, 2; Zon. 12, 2 (S. 527, 9–12 CSHB); Karras-Klapproth 1988, 118 f.; Hartmann 2019, 175–190. Zu L. Attidius Cornelianus vgl. Anm. 51. Zu Vologaises III. (PIR² V 946) vgl. Karras-Klapproth 1988, 202– 205; Schippmann 1989; Wolski 1993, 184–187; Hartmann 2019; vgl. auch Debevoise 1938, 244–254; Hanslik 1962. Die Zählung der parthischen Großkönige namens Vologaises ist umstritten: Le Rider (1965, 174 f., Nr. 380; 461) und Sellwood (1971, 226–228; 1983, 295) weisen die Prägungen der Münzserien Typ Sellwood 72 aus den Jahren ΗΠΤ (388 seleukidisch = 76/77; auf Chalkoi), ΘΠΤ (389 seleukidisch = 77/78; auf Tetradrachmen) und ϘΤ (390 seleukidisch = 78/79; auf Tetradrachmen), auf denen sich teilweise der Individualname „Vologases“ findet (ΟΛΑΓΑΣΟΥ bzw. parthisch wl für wlgšy), einem sonst unbekannten Usurpator Vologaises (II.) zu, der sich um 77/79 n. Chr. gegen Vologaises I. bzw. Pakoros II. gewandt habe. Den Gegner des Lucius Verus bezeichnet man daher in der aktuellen Forschung im Allgemeinen als ‚Vologaises IV.‘ Olbrycht (1999, 71–85) erweist jedoch, dass es sich bei der Serie Typ Sellwood 72 um Prägungen Vologaises’ I. handelt; der postulierte
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trug Marc Aurel seinem Adoptivbruder und Mitregenten Lucius Verus. Die erfahrenen Generäle M. Statius Priscus, P. Martius Verus und C. Avidius Cassius sollten unter dem eher nominellen Oberbefehl des Lucius Verus die militärischen Operationen ausführen. In den Jahren 163 bis 166 stießen die römischen Armeen in mehreren erfolgreichen Feldzügen nach Armenien und Nordmesopotamien, zum parthischen Machtzentrum Seleukeia-Ktesiphon und in die Media Atropatene vor. Lucius Verus konnte so schließlich einen glänzenden Sieg über die Parther erringen und erhielt vom Senat die Titel Armeniacus, Parthicus maximus und Medicus;4 dieser Erfolg wurde allerdings durch den Ausbruch der Pest geschmälert, die die römische Armee auf ihrem Rückzug im Römischen Reich verbreitete. Am Beginn der römischen Gegenoffensive stand ein Feldzug gegen Armenien: Im Jahr 163 besetzte M. Statius Priscus, der 162/63 als Nachfolger des Severianus in Cappadocia als kaiserlicher Legat amtierte, Armenien und vertrieb die parthischen Truppen.5 Am Ende des Partherkrieges stießen im Sommer 166 römische Truppen wahrscheinlich unter der Führung des Avidius Cassius über den Tigris in die Media Atropatene vor, wofür Lucius Verus den Siegertitel Medicus erhielt.6 Der genaue Ablauf der Kriegsereignisse der dazwischenliegenden Jahre 164 und 165 ist aufgrund der trümmerhaften Quellenüberlieferung nur schwer zu rekonstruieren und daher in der Forschung stark umstritten. Sicher
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Usurpator von 77/79 existiert somit nicht. Sinisi weist diese Prägungen ebenfalls Vologaises I. zu, vgl. Sinisi 2012, 162–170; 203 f.; 314, Nr. 622 A–628 A; 324–328, Nr. 689 A–722; 334– 336, Nr. 752–770; 338–340, Nr. 782 A–803; 344, Nr. 821–826. Vgl. dazu auch den Beitrag von Stefan Hauser in diesem Band, Anm. 12. Zur Rolle des Lucius Verus im Partherkrieg und zu seiner Bewertung in den Quellen (insbesondere zur negativen Beurteilung in der Historia Augusta) vgl. bes. Fündling 2009, 236– 250; Wendler 2021, 157–165; vgl. auch Lambrechts 1934; Bowersock 2001; Sillar 2002; eher populärwissenschaftlich Bishop 2018. Zum Bild des Lucius Verus in der Historia Augusta vgl. ferner Barnes 1967, 65–74; Pausch 2007, 132–136. Zur Mitregentschaft des Lucius Verus vgl. Rosen 1991; Fündling 2009; Priwitzer 2017; Wendler 2021. Zu M. Statius Priscus Licinius Italicus vgl. PIR² S 880. Zu P. Martius Verus vgl. PIR² M 348. Zu C. Avidius Cassius (PIR² A 1402) vgl. bes. Astarita 1983; vgl. auch Aste 2011, 19–37; unzureichend Spieß 1975. Zu den Generälen vgl. ferner Birley 1987, 130; Kuhoff 2019, 59. HA Aur. 9, 1; Ver. 7, 1; Suda M 232 s. v. Μάρτιος (zu Cass. Dio 71, 2, 3). Vgl. auch Front. epist. ad Verum Imp. 2, 1, 9; 16; 24 (S. 122, 16; 126, 7–9; 131, 11–17); Eutr. 8, 10, 2. Zum Armenien-Feldzug vgl. Chaumont 1976, 148–150; Astarita 1983, 41 f.; Birley 1987, 128 f.; 2012, 218; Strobel 1994, 1320–1322; Bishop 2018, 100–105; Demandt 2018, 152–154; Yevadian 2018, 361–367; Kuhoff 2019, 55; 58 f. Die Römer setzten in Armenien den Senator Sohaimos als neuen Klientelkönig ein, vgl. Hartmann 2019, 163–165 (mit Quellen und Forschung). HA Ver. 7, 1–2; vgl. Lukian. hist. conscr. 30. Zum Medien-Feldzug vgl. Angeli Bertinelli 1976, 28; Astarita 1983, 48 f.; Birley 1987, 144; 2012, 221; Strobel 1994, 1323; Sommer 2017, 87 f.; Demandt 2018, 162 f. (Führung durch Martius Verus); Kuhoff 2019, 61.
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ist nur, dass die von den Parthern gehaltenen Städte Edessa und Nisibis in Nordmesopotamien von den Römern besetzt wurden7 und dass daraufhin Avidius Cassius nach einem Sieg über die Parther mit seiner Expeditionsarmee im Sommer 165 bis Seleukeia am Tigris und Ktesiphon vorstieß und beide Orte zerstörte.8 Aus den Ortsnennungen in den Quellen lässt sich schließen, dass es eine erste militärische Operation in Nordmesopotamien und dann einen zweiten Zug gab, der die Armee unter der Führung des Avidius Cassius euphratabwärts bis zum Königskanal, nach Babylonien und schließlich bis zum parthischen Machtzentrum Seleukeia-Ktesiphon am Tigris führte. Eine detaillierte Diskussion der unterschiedlichen Rekonstruktionsvorschläge der Feldzüge in der Forschung ist hier nicht möglich.9 Wahrscheinlich unternahmen aber Verbände unter den Generälen Avidius Cassius und Martius Verus im Jahr 164 einen Vorstoß von Syrien 7 8
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Zu Edessa: Lukian. hist. conscr. 22; Prok. BP 2, 12, 29; vgl. auch CIL 6, 1377 (= 31640 = 41142 = ILS 1098). Zu Nisibis: Lukian. hist. conscr. 15. Cass. Dio 71, 2, 3 (aus Xiphilinos); Eutr. 8, 10, 2; Fest. 21, 1; Hier. chron. 204f Helm; Amm. Marc. 23, 6, 24; HA Ver. 7, 1 (Babylon); 8, 2–4; Oros. 7, 15, 3; Zon. 12, 2 (S. 527, 14–16 CSHB); Chronik von Arbela (CSCO 467/468, Scr. Syr. 199/200, S. 11–12 T / S. 30 Ü Kawerau). Vgl. Angeli Bertinelli 1976, 28; Astarita 1983, 44–47; Birley 1987, 140; 2012, 220; Strobel 1994, 1322 f.; Fündling 2008, 81 f.; Börner 2012, 195 f.; Bishop 2018, 110 f.; Demandt 2018, 160 f.; Kuhoff 2019, 60 f. Nach Schur (1949, 2025) zog 164/65 eine römische Armeegruppe unter Avidius Cassius über Sura, Edessa, Nisibis und die Adiabene nach Medien, eine andere Gruppe euphratabwärts über Dura-Europos nach Seleukeia. Astarita (1983, 43 f.) meint, dass im Jahr 165 Martius Verus mit der legio V Macedonica im Norden bis Edessa und Nisibis, Avidius Cassius mit der legio III Gallica im Süden über Kirkesion und Dura-Europos bis Seleukeia marschierte sei, das er Ende 165 erreicht habe. Auch Birley (1987, 140) nimmt diese beiden Stoßrichtungen des Martius Verus in Nordmesopotamien bis Nisibis und des Avidius Cassius über Dura-Europos bis Seleukeia im Jahr 165 an; 164 seien die Römer mit Kriegsvorbereitungen beschäftigt gewesen (S. 131); ebenso Birley 2012, 220; ähnlich Börner 2012, 195. In der ersten Auflage seiner Marc-Aurel-Biographie hatte Birley (1968, 254) noch von einem Zug des Avidius Cassius im Jahr 165 über Zeugma nach Nordmesopotamien gesprochen, wo er die Hauptarmee unter Vologaises geschlagen und Nisibis eingenommen habe und bis zum Tigris vorgedrungen sei, während Martius Verus den Euphrat abwärts gezogen sei und die Parther bei Dura-Europos geschlagen habe. Zum Angriff auf Seleukeia hätten sich beide Armeeteile wieder vereint. Nach Grimal (1991, 186) unternahm nach einer gescheiterten Gegenoffensive des Vologaises Avidius Cassius 164/65 einen Zug durch Nordmesopotamien über Edessa bis Nisibis; am rechten Tigrisufer sei es zu einer Schlacht gekommen; Q. Antistius Adventus dagegen sei am linken Euphratufer nach Süden gezogen; in Seleukeia-Ktesiphon hätten sich beide Gruppen vereint; ebenso Roman 2013, 291. Nach Strobel (1994, 1322) besetzten Avidius Cassius und seine Generäle 164 Edessa und Nisibis, das von Martius Verus belagert worden sei; Avidius Cassius habe dann Dura-Europos besetzt und „gegen feindlichen Widerstand“ auf einer Schiffsbrücke den Euphrat überquert. Nördlich von Dura-Europos (also auf dem linken Flussufer) habe er den Großkönig geschlagen und sei dann im Spätsommer 165 bis Seleukeia-Ktesiphon vorgedrungen; ebenso Hund 2017, 214 f. Linz (2009, 214 f.) spricht von einem römischen Vorstoß im Jahr 165 nach Nordmesopotamien (nach Edessa und Nisibis) von Armenien aus und von einem weiteren Vorstoß des Avidius Cassius am Euphrat bis Seleukeia-Ktesiphon.
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aus nach Nordmesopotamien, besetzten Edessa,10 vertrieben hier den parthischen Vasallenkönig Wā’el bar Saḥru, den Vologaises III. 162 inthronisiert hatte, und setzten erneut Ma‛nū bar Izaṭ aus der Abgaridendynastie als Herrscher über das Königreich Osrhoene ein.11 Die römische Expeditionsarmee belagerte und eroberte danach die Festungsstadt Nisibis, in der nun eine römische Garnison stationiert wurde.12 Im folgenden Jahr 165 marschierte dann eine römische Expeditionsarmee entweder aus Nordmesopotamien oder eher aus dem Winterlager in Syrien unter dem Befehl des Avidius Cassius den Euphrat abwärts nach Babylonien. In diesen historischen Kontext ist sicherlich die Schlacht bei Europos zu setzen, die wohl im Frühjahr 165 stattfand.13 Doch was berichten die antiken Zeugnisse über diese Auseinandersetzung bei Europos? Der Sophist Lukian ist der einzige antike Autor, der den Schlachtort Europos erwähnt und einige Angaben zum Konflikt macht. Er beschreibt aber nicht die Ereignisse des Partherkrieges, sondern macht sich in seiner Satire Wie
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164 habe es nur Konsolidierungsmaßnahmen gegeben. Demandt (2018, 158–163) geht von zwei römischen Offensiven im Jahr 164 aus: Martius Verus sei von Kappadokien aus nach Medien und Avidius Cassius von Syrien aus nach Mesopotamien vorgestoßen. Avidius Cassius habe die Parther bei Dura-Europos besiegt, sei dann am rechten Ufer bis Sura marschiert, habe hier erneut ein parthisches Heer besiegt und über eine Schiffsbrücke den Übergang über den Euphrat erzwungen; danach habe er Dausara, Nikephorion, Karrhai, Edessa und Nisibis erobert, in Nordmesopotamien Vologaises geschlagen und sei dann 165 bis Seleukeia-Ktesiphon gezogen. Dieses Itinerar am Euphrat ist nicht wahrscheinlich: Wie hätte Avidius Cassius nach Dura-Europos gelangen können, wenn Sura noch von den Parthern gehalten worden wäre? Nach Kuhoff (2019, 60 f.; 218) seien Martius Verus und Avidius Cassius im Frühjahr 164 nach Mesopotamien vorgestoßen; im Sommer/Herbst 164 habe Martius Verus Edessa und Nisibis erobert, im Frühjahr 165 sei dann Avidius Cassius am Euphrat nach Süden marschiert, habe bei Dura-Europos gesiegt und sei im Sommer/Herbst nach Seleukeia-Ktesiphon gelangt. Syrische Chroniken datieren die Eroberung Edessas durch die Römer in das seleukidische Jahr 477 (= 164/65), vgl. Jakob von Edessa, Chronik (Chronica minora III, CSCO 5/6, Scr. Syr. 5/6, S. 282 T / S. 211 Ü Brooks; im 7. Jahr des Kaisers Lucius); Mich. Syr. Chron. 5, 5 (Bd. 4, S. 77 T / Bd. 1, S. 120 Ü Chabot). In das Jahr 164 datieren den römischen Angriff auf Edessa Fündling 2008, 81; Sommer 2017, 86 f.; Bishop 2018, 105 f.; Demandt 2018, 160; in das Jahr 165 datieren ihn dagegen Astarita 1983, 42 f.; Birley 1987, 140; 2012, 220; Luther 1999 b, 188 f.; Ross 2001, 36–38 (165/66); Sartre 2001, 634; Linz 2009, 214; Hund 2017, 214; Schlude 2020, 167; Günther 2021, 1; vgl. auch Angeli Bertinelli 1976, 28; 30 f. Zu diesen beiden Königen in Edessa vgl. Hartmann 2019, 190–193 (mit Quellen und Literatur). Zur römischen Garnison in Nisibis: Cass. Dio 75, 1, 2–3. Vgl. Kennedy 1987, 57 f.; Millar 1993, 113; Hartmann 2009, 251 f.; Palermo 2014, 460 f.; Kuhoff 2019, 67. Die Datierung der Schlacht bei Europos in das Jahr 165 vertreten etwa Cumont 1926, liii; 410; Lambrechts 1934, 193, Anm. 2; Hanslik 1962, 1850; Astarita 1983, 43 f.; Birley 1987, 140; 2012, 220; Strobel 1994, 1322; Linz 2009, 214; Börner 2012, 195; Porod 2013, 404; 446; Hund 2017, 214; Roth 2017, 1029; Palermo 2019, 33; Schlude 2020, 167. In das Jahr 164 setzten sie etwa Fündling 2008, 81 mit 196, Anm. 20; Demandt 2018, 158 f.; ungenau Angeli Bertinelli 1976, 28; Sheldon 2010, 159. Die Forscher, die die Schlacht bei Europos-Karkemiš lokalisieren, datieren diese meist in das Jahr 163, vgl. etwa von Gutschmid 1888, 148; Benzinger 1907, 1310; Corcella 2002, 97; anders Günther 1922, 118 f. (im Jahr 165).
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man Geschichte schreiben soll (Πῶς δεῖ ἱστορίαν συγγράφειν) kurz vor dem Ende des Krieges in der ersten Hälfte des Jahres 166 über zeitgenössische griechische Historiker lustig, die sich in ihren Werken dem aktuellen Konflikt mit den Parthern widmen und dabei die Taten der Römer verherrlichen. Um die Prinzipien wahrer Historiographie herauszuarbeiten, kritisiert Lukian verschiedene Literaten seiner Zeit, die allzu phantasievoll die Ereignisse des Partherkrieges ausgestalten, als Nachahmer des Thukydides Schilderungen und Reden erfinden, Unwichtiges hervorheben, in der Geographie durcheinanderkommen, in ihren Darstellungen die Parther anschwärzen und die Römer überschwenglich loben und bereits den siegreichen Ausgang des Krieges prophezeien.14 Im Rahmen dieser Kritik an zeitgenössischen Historikern kommt Lukian mehrmals auf die Schlacht bei Europos und die entsprechenden Übertreibungen, Fehlurteile und Irrtümer dieser Schriftsteller zu sprechen. Ein Historiker, der als Thukydides-Imitator im klassizistischen Attisch schreibt und zahlreiche Details wie den Schild des Kaisers oder die parthischen Hosen des Vologessos phantasievoll ausschmückt, berichtet von merkwürdigen Todesarten im Partherkrieg: Auf einen Schrei des Strategen (Statius) Priscus hin seien 27 Feinde tot umgefallen.15 Auch gebe der Historiker die Zahlen der Kriegstoten falsch an 14
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Zu Lukians Satire vgl. bes. Porod 2013 (Kommentar); Free 2015; vgl. ferner Homeyer 1965 (Ausgabe mit Einleitung und vor allem philologischen Erklärungen); Schmitt 1984; Jones 1986, 59–67; Georgiadou/Larmour 1994, 1450–1478; Strobel 1994, 1315–1317; 1334–1360; von Möllendorff 2001; Billault 2010, 151–155; Kemezis 2010, 288–307; Meißner 2017, 177– 185; Brodersen 2018, bes. 33–57; Tamiolaki 2018. Lukian folgte wohl Lucius Verus in den Osten und hielt sich im Partherkrieg in der Nähe des Kaiserhofes auf, vgl. Jones 1986, 68– 77; Fündling 2008, 81; Billault 2010, 145–155. Zu Lukian und Lucius Verus vgl. ferner Tomassi 2017, 332–335. Trédé (2010, 196 f.) wertet die Satire Wie man Geschichte schreiben soll als eine (getarnte) Lobschrift auf Lucius Verus und seine Erfolge im Osten, die noch keinen würdigen Historiker gefunden hätten: Während die kritisierten Historiker ihr schlechtes, unglaubwürdiges Kaiserlob veröffentlichen, verberge Lukian, der im Chor der Literaten nicht schweigen wolle, sein Lob hinter der Maske der Reflexion über Geschichtsschreibung: „Lucien, tout en faisant la leçon aux futurs historiens, trace discrètement l’éloge des victoires de Lucius Verus. […] Mais surtout, l’ensemble des critiques formulées à l’encontre des mauvais historiens contribue à rectifier l’image des campagnes de Lucius Verus qui attendent (et méritent) leur Thucydide.“ Zur Datierung der Satire Wie man Geschichte schreiben soll vgl. Schwartz 1965, 20; 81 (166); Jones 1986, 60 (Mitte 166); Porod 2013, 18 f. („von Frühjahr bis Frühherbst 166 n. Chr.“); Free 2015, 16 („zwischen Frühjahr und Herbst 166 n. Chr.“). Lukian. hist. conscr. 19–21 (= FGrH 203 F 2). Vgl. Strobel 1994, 1350 f.; Porod 2013, 399; 403; Free 2015, 191. Für diese Untersuchung ist es unerheblich, ob es sich bei den von Lukian in der Schrift Wie man Geschichte schreiben soll kritisierten Literaten um reale Historiker oder fiktionale, zu Typen verdichtete literarische Gestalten handelt. Zur Diskussion in der Forschung vgl. Free 2015, 180–189. Für Strobel (1994, 1334–1355, bes. 1341–1355) stellen die Autoren Parodien und fiktive, typisierte Gestalten dar, die bestimmte Aspekte von Fehlern zeitgenössischer Historiker veranschaulichen. Porod (2013, 188–196; 203 f.; 207; 365; 369) meint, dass Lukian reale, aber unbedeutende (und für den Leser erkennbare) Historiker beschreibt und deren Fehler zugespitzt auswählt, ohne „daß der Faktor der
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und widerspreche damit den Angaben in den offiziellen Berichten der Behörden. So behaupte der Historiker, in der Schlacht bei Europos seien von den Feinden 70.236, von den Römern aber nur zwei Soldaten gefallen, neun Römer seien verwundet worden. Für Lukian ist dies völlig unglaubwürdig, der kritisierte Historiker verstößt gegen das Prinzip der Wahrscheinlichkeit.16 Später macht sich Lukian über einen anderen Historiker lustig, der unwichtige Begebenheiten breit und romanhaft ausgestaltet, die wesentlichen Ereignisse des Krieges aber kaum würdigt. Er habe einen Historiker gelesen, der die Schlacht bei Europos in kaum sieben Zeilen abgehandelt habe, während eine völlig unwichtige Geschichte aus dem Partherkrieg weit über Gebühr ausgemalt worden sei. In dieser Erzählung habe der Autor über einen Besuch des maurischen Reiters Mausakas beim syrischen Bauern Malchion überaus ausführlich und detailreich berichtet: Der vom Durst gequälte Maure sei durch ein Gebirge geirrt und schließlich auf syrische Bauern getroffen, die ihn bewirtet hätten. Anfangs hätten sie ihn noch gefürchtet, dann aber gekannt, dass er ein Freund sei; einer der Bauern namens Malchion, dessen Bruder in Mauretanien Soldat gewesen sei, habe nämlich eine Reise dorthin unternommen, die vom Historiker sodann ausführlich beschrieben worden sei. Der wundersame Geschichtsschreiber übergehe so das blutige Gemetzel in Europos, die Angriffe, die Waffenstillstände, die notwendig geworden seien, sowie die Wachen und Gegenwachen. Er erzähle lieber über eine Flötenspielerin, die aus dem nächsten Dorf zu Malchion gekommen sei, und berichte über die Geschenke, die sich Malchion und Mausakas überreicht hätten – und was es sonst noch an Wichtigem über die Schlacht bei Europos zu sagen gebe, merkt Lukian ironisch an.17
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Fiktion gänzlich auszuschließen ist“ (S. 195). Free (2015, 188 f.) nimmt an, dass Lukian reale Literaten der Zeit vorstelle, die er durch „Generalisierungen“ und Überspitzung von Fehlern zu bestimmten Typen geformt habe, hinter denen der zeitgenössische Leser vielleicht „sogar reale Spottopfer erkannt“ habe. Lukian. hist. conscr. 20 (= FGrH 203 F 2e): ἔτι δὲ καὶ ἐν τῷ τῶν νεκρῶν ἀριθμῷ τοῦτο μὲν καὶ παρὰ τὰ γεγραμμένα ἐν ταῖς τῶν ἀρχόντων ἐπιστολαῖς ἐψεύσατο· ἐπὶ γὰρ Εὐρώπῳ τῶν μὲν πολεμίων ἀποθανεῖν μυριάδας ἑπτὰ καὶ τριάκοντα καὶ ἓξ πρὸς τοῖς διακοσίοις, Ῥωμαίων δὲ μόνους δύο καὶ τραυματίας γενέσθαι ἐννέα. ταῦτα οὐκ οἶδα εἴ τις ἂν εὖ φρονῶν ἀνάσχοιτο. Vgl. Porod 2013, 399; 404–406 (παρὰ τὰ γεγραμμένα sei vielleicht auch im Sinne von „er log noch mehr, als dies in Bulletins an sich schon der Fall ist“ zu deuten, S. 404); vgl. auch Cumont 1926, lii f.; Homeyer 1965, 219 f.; Anderson 1976, 59 f.; Corcella 2002, 68 f.; Brodersen 2018, 53; Demandt 2018, 158; Tamiolaki 2018, 53 f.; Stoll 2019, 118. Die von Lukian hier genannte Zahl der toten Parther ist unsicher. Von 70.236 Toten sprechen in ihren Übersetzungen etwa Wieland 1789, 102; Homeyer 1965, 123; MacLeod 1991, 217; Stronk 2016b; ebenso Hall 1981, 320; Georgiadou/Larmour 1994, 1496 f.; Strobel 1994, 1350; Bishop 2018, 107; Demandt 2018, 158; Tamiolaki 2018, 53; Stoll 2019, 118; vgl. aber Reitz 1743, 29 (370.206 tote Feinde mit der Lesung μυριάδας ἑπτὰ, καὶ τριάκοντα, καὶ ἓξ πρὸς διακοσίοις); Hermann 1828, 27; (annotatio) 138 f. (370.206 Feinde mit der Lesung μυριάδας ἑπτὰ καὶ τριάκοντα, καὶ ἓξ πρὸς διακοσίοις); ebenso Porod 2013, 399; 404; 405 f. Lukian. hist. conscr. 28 (= FGrH 203 F 6): ἐγὼ γοῦν ἤκουσά τινος τὴν μὲν ἐπ’ Εὐρώπῳ μάχην ἐν οὐδ’ ὅλοις ἑπτὰ ἔπεσι παραδραμόντος, εἴκοσι δὲ μέτρα ἢ ἔτι πλείω ὕδατος ἀναλωκότος
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Die Stadt Europos erwähnt Lukian noch an einer dritten Stelle in dieser Schrift. In der Passage kritisiert Lukian die geographischen Ungenauigkeiten in den Werken zeitgenössischer Historiker. Als Beispiel führt er einen Autor an, der Lukians Heimatstadt Samosata nach Mesopotamien versetzt. Auch an anderer Stelle ist ihm ein kolossaler Fehler unterlaufen: So leichtfertig habe der Historiker seine Geschichte zusammengeschrieben, dass er über die Stadt Europos gesagt habe: „Europos liegt in Mesopotamien, zwei Tagesreisen vom Euphrat entfernt, es wurde von den Edessenern gegründet.“18 Der ungenannte Historiker dürfte an dieser Stelle ebenfalls von der Schlacht unweit der Stadt gesprochen haben, die er aber wie Samosata fälschlich in Mesopotamien verortete. Diese spärlichen Notizen, die Lukian aus zweifelhaften Historikern zusammenträgt, gestatten nur wenige Aussagen über die Schlacht: Der Schlachtort Europos lag nicht in Mesopotamien und war nicht zwei Tagesreisen vom Euphrat entfernt. Europos war für Lukian offenkundig ein bekannter Ort auf der syrischen Seite des Euphrats, den er seinen Lesern nicht weiter erklären musste. Es war eine offene Feldschlacht zwischen zwei Armeen, kein Kampf um einen Übergang über den Euphrat. Die Schlacht endete mit einem großen römischen Sieg und mit einer sehr hohen Zahl an parthischen Gefallenen. Auch wenn die Zahl von 70.236 getöteten Parthern eine starke Übertreibung darstellen dürfte,19 tra-
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ἐς ψυχρὰν καὶ οὐδὲν ἡμῖν προσήκουσαν διήγησιν ὡς Μαῦρός τις ἱππεὺς Μαυσάκας τοὔνομα ὑπὸ δίψους πλανώμενος ἀνὰ τὰ ὄρη καταλάβοι Σύρους τινὰς τῶν ἀγροίκων ἄριστον παρατιθεμένους […] καὶ ὁ θαυμαστὸς συγγραφεὺς ἀφεὶς τὰς ἐν Εὐρώπῳ γιγνομένας σφαγὰς τοσαύτας καὶ ἐπελάσεις καὶ σπονδὰς ἀναγκαίας καὶ φυλακὰς καὶ ἀντιφυλακὰς […] καὶ ἄλλα πολλὰ τοιαῦτα τῆς ἐπ’ Εὐρώπῳ μάχης αὐτὰ δὴ τὰ κεφάλαια. Vgl. Bompaire 1958, 606 f.; Homeyer 1965, 231–234; Hall 1981, 321; Georgiadou/Larmour 1994, 1471; Strobel 1994, 1352 f.; 1358, Anm. 301; Corcella 2002, 70–72; 85–94; Porod 2013, 446–452; Free 2015, 194. Der Syrer Malchion und der Maure Mausakas sind sonst unbekannt (und wahrscheinlich erfundene Gestalten); der Einsatz einer maurischen Reitereinheit im Partherkrieg dürfte aber historisch sein. Lukian erwähnt gallische und maurische Hilfstruppen, die die von Avidius Cassius geführte legio III Gallica unterstützten (hist. conscr. 31: τὸ τρίτον τάγμα καὶ οἱ Κελτοὶ καὶ Μαύρων μοῖρα ὀλίγη σὺν Κασσίῳ); vgl. Alföldy/Halfmann 1979, 205; Strobel 1994, 1354 f.; Corcella 2002, 90–93; Kuhoff 2019, 60. Lukian. hist. conscr. 24 (= FGrH 203 F 5a): εἷς γοῦν οὕτω ῥᾳθύμως συνήγαγε τὰ πράγματα, […] ὥστε περὶ Εὐρώπου λέγων οὕτως ἔφη, „ἡ δὲ Εὔρωπος κεῖται μὲν ἐν τῇ Μεσοποταμίᾳ σταθμοὺς δύο τοῦ Εὐφράτου ἀπέχουσα, ἀπῴκισαν δὲ αὐτὴν Ἐδεσσαῖοι.“ Vgl. Georgiadou/ Larmour 1994, 1466; Strobel 1994, 1351; Corcella 2002, 69 f.; 95 f.; Trédé 2010, 194; Porod 2013, 426 f.; 429–431; Free 2015, 89. Cumont (1926, lii, Anm. 3) erklärt den Irrtum des Autors durch die Lage von Dura-Europos zwei Tagesreisen südlich der ChaborasMündung in den Euphrat: „Cette erreur s’explique seulement s’il s’agit d’Europos-Doura: celle-ci était située, en effet, à deux étapes non de l’Euphrate, mais du Chaboras (Khabour) son affluent, qui marquait la frontière entre le royaume des Parthes et l’Osrhoène.“ Corcella (2002, 96) hält die Angabe dagegen für einen geographischen Irrtum, der nicht erklärt werden kann. Luther (2004, 343 f.) hält die bei Lukian erwähnten hohen Verluste der Parther nicht für übertrieben. Er vermutet, dass die Palmyrener im Auftrag Roms Dura-Europos bereits seit
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fen hier doch zwei sehr große Armeen aufeinander. Die Schlacht zog sich offenkundig über einige Tage hin, es gab Angriffe und Gegenangriffe; beide Armeen schlossen kurzzeitige Waffenruhen und standen sich dann einige Zeit gegenüber, bevor es zum letzten Gefecht kam, das mit einem römischen Sieg endete. Lukian konnte im Jahr 166 bereits offizielle Berichte über das Kriegsgeschehen einsehen, in denen die Größe der Schlacht und die Verluste beschrieben wurden. Für Lukian war diese Schlacht daher die bedeutendste direkte militärische Konfrontation zwischen der römischen Expeditionsarmee und dem Heer des Partherkönigs; ein Historiker, der dieses zentrale Ereignis nicht gebührend würdigt, verstößt für ihn daher gegen die Regeln der Geschichtsschreibung.20 In den Exzerpten des Xiphilinos aus der Römischen Geschichte des Cassius Dio wird der Schlachtort nicht erwähnt. Im Exzerpt wird berichtet, dass Lucius Verus in Syrien dem General Avidius Cassius die Führung des Heeres übertragen habe.21 Danach wird im Exzerpt ein Angriff des Königs Vologaises auf die römischen Truppen des Avidius Cassius erwähnt. Der General habe diesem Angriff standgehalten und schließlich den Partherkönig bis nach Seleukeia und Ktesiphon verfolgt, nachdem dieser von seinen Bundesgenossen verlassen worden sei und sich habe zurückziehen müssen.22 Xiphilinos übernahm in seinem Exzerpt offenkundig nur die wichtigsten Angaben zum Babylonien-Feldzug des Avidius Cassius. Er überging damit den Bericht zum Armenienfeldzug des Jahres 163 in der Römischen Geschichte des Cassius Dio;23 und auch alle Details der Kämpfe in Nordmesopotamien und am Euphrat, über die Cassius Dio sicherlich berichtete, werden unterschlagen. Bei aller Verkürzung wird aber auch im Exzerpt des
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etwa 123 kontrolliert und die Parther um 165 versucht hätten, die Stadt wieder einzunehmen: „Wie wären die vermeintlich hohen parthischen Verluste besser zu erklären als durch die Annahme, daß die Parther vergeblich versuchten, sich in den Besitz dieser bereits zuvor durch eine Abteilung der palmyrenischen Miliz gesicherten Stadt zu bringen?“ Helm (1906, 291) deutet eine Passage aus Lukians Der doppelt Angeklagte (Δὶς κατηγορούμενος) als eine Anspielung auf den Partherkrieg des Lucius Verus. Zeus beschwert sich hier, dass er gleichzeitig einem Hekatombenopfer in Olympia beiwohnen, eine Schlacht bei Babylon beaufsichtigen (ἐν Βαβυλῶνι τοὺς πολεμοῦντας ἐπισκοπεῖν), bei den Geten hageln und bei den Aithiopen tafeln müsse (bis acc. 2); Helm folgen Schwartz 1965, 16 f.; 79–81; 107 (die Schrift sei kurz nach den Olympischen Spielen von 165 im Jahr 166 verfasst); Hall 1981, 13–16 (im Jahr 165 verfasst); Braun 1994, 27 f.; 57; Zweifel an dieser Interpretation bei Bompaire 1958, 516; Jones 1986, 8, Anm. 10. Die Passage ist zweifellos zu allgemein gehalten, um sie als konkrete historische Anspielung zu verstehen; Zeus möchte so nur ausdrücken, dass er seine Aufmerksamkeit gleichzeitig sowohl auf das Zentrum als auch auf alle Peripherien der Oikoumene richten muss. Cass. Dio 71, 2, 2 (aus Xiphilinos). Cass. Dio 71, 2, 3 (aus Xiphilinos; Avidius Cassius): καὶ ὃς ἐπιόντα τε τὸν Οὐολόγαισον γενναίως ὑπέμεινε, καὶ τέλος ἐγκαταλειφθέντα ὑπὸ τῶν συμμάχων καὶ ὀπίσω ἀναχωρήσαντα ἐπεδίωξε, μέχρι τε Σελευκείας καὶ Κτησιφῶντος ἤλασε. Vgl. Alidoust 2020, 339 f. Aus ihm wurde ein Stück in der Suda bewahrt: Suda M 232 s. v. Μάρτιος (zu Cass. Dio 71, 2, 3). Zu Xiphilinos’ Bearbeitung des Textes des Cassius Dio vgl. Kruse 2021.
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Xiphilinos deutlich, dass es auf dem Zug des römischen Heeres nach SeleukeiaKtesiphon zu einer direkten militärischen Konfrontation zwischen Avidius Cassius und Vologaises kam. In der Forschung wird diese Passage aus dem Exzerpt des Xiphilinos aber oft nicht als Angabe zu einer konkreten Konfrontation zwischen Avidius Cassius und Vologaises in einer Schlacht, sondern nur als allgemeine Beschreibung des römisch-parthischen Kampfes interpretiert. Ein möglicher Zusammenhang mit der Schlacht von Europos wird nicht hergestellt.24 Für die Forscher, die den Zusammenhang zwischen Lukian und Cassius Dio nicht sehen, bleibt zudem unklar, wer das parthische Heer bei Europos führte: Zumeist wird aus Lukian geschlossen, Avidius Cassius habe bei Europos ein parthisches Heer besiegt, dessen Anführer aber nicht genannt wird.25 Birley deutete in der ersten Auflage seiner Marc-Aurel-Biographie die Passage bei Cassius Dio noch als Bericht über einen Kampf zwischen Avidius Cassius und der parthischen Hauptstreitmacht unter Vologaises in Nordmesopotamien, Avidius Cassius habe den König besiegt und Nisibis eingenommen; das Dio-Exzerpt wird also auch hier nicht auf die Schlacht bei Europos bezogen. Demandt folgt ihm in diesem Punkt.26 Schur, Hanslik, Ziegler und Strobel verbinden dagegen explizit das Schlachtgeschehen bei Europos mit dem Exzerpt aus Cassius Dio: Avidius Cassius habe hier den Großkönig besiegt.27 Für Lukian war im Jahr 166 die Schlacht bei Europos die wichtigste direkte Konfrontation zwischen Römern und Parthern, die hier sehr hohe Verluste zu
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So etwa Astarita 1983, 43 f. („Cassio Dione informa sommariamente che egli – Avidius Cassius, U. H. – ha combattuto vittoriosamente contro Vologeses e, allorché questi, abbandonato dai suoi alleati, si è ritirato“; diese „alleati“ identifiziert sie mit dem König Wā’el aus Edessa und dem parthischen Generel Chosroes in Nisibis); Grimal 1991, 185 f. (nach einer gescheiterten Gegenoffensive sei Vologaises 164 von seinen Truppen verlassen worden); Schmitt 1997, 66 f. (die Schlacht bei Europos wird hier nicht erwähnt). Nach Porod (2013, 404) geht das Dio-Exzerpt des Xiphilinos nicht auf die Schlacht bei Europos ein. Für Fündling (2008, 81) belegt Cass. Dio 71, 2, 3, dass es den Römern 164 gelungen sei, „einen nach dem anderen der zu Vologaeses übergegangenen Kleinastaaten“ zurückzulocken. Linz (2009, 214 f.) deutet Cass. Dio 71, 2, 3 ebenfalls dahingehend, dass die Römer es 165 noch vor der Schlacht bei Europos geschafft hätten, „eine ganze Reihe von parthischen Klientelfürsten auf ihre Seite zu ziehen.“ So etwa Angeli Bertinelli 1976, 28; Birley 1987, 140; 2012, 220; Linz 2009, 215; Sheldon 2010, 159; Porod 2013, 404 f.; 446; Demandt 2018, 158; Kuhoff 2019, 60; 218; ähnlich Schippmann 1980, 66; Astarita 1983, 43 f. Fündling (2008, 81 mit 196, Anm. 20) erwähnt Dura-Europos nur als „wichtigen Übergang“ über den Euphrat (Schlacht und Heerführer bleiben unerwähnt). Euphrat-Überquerungen bei Dura-Europos sind in der Antike nicht bezeugt. Birley 1968, 254 (in Birley 1987, 140 gestrichen); Demandt 2018, 160 (im Jahr 164). So beschrieb das Geschehen auch schon von Gutschmid 1888, 149. Schur 1949, 2025 f.; Hanslik 1962, 1850; Ziegler 1964, 115; Strobel 1994, 1322; ähnlich Alföldy/Halfmann 1979, 205; Schippmann 1989, 577; Sartre 2001, 634; Börner 2012, 195; Hund 2017, 214.
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beklagen hatten. Cassius Dio berichtet vom Vorstoß des Avidius Cassius bis Seleukeia-Ktesiphon nach einem großen militärischen Erfolg gegen den Partherkönig, der vernichtend geschlagen worden sei und seine σύμμαχοι verloren habe. Es könnte sich natürlich auch um zwei unterschiedliche Ereignisse des Partherkrieges gehandelt haben, mit Occam’s Razor ist es aber sinnvoller, die beiden Berichte über einen entscheidenden Kampf bei Lukian und Cassius Dio auf dieselbe bedeutende Konfrontation der beiden Heere zu beziehen. Nach dem Sieg der Römer in Armenien stellte der Partherkönig aus den Verbänden des Hochadels, der Satrapen und der Vasallenkönige eine große Expeditionsarmee zusammen. Über diese Aufstellung eines parthischen Heeres in der parthischen Residenz Ktesiphon am Tigris durch Vologaises vor dem römischen Feldzug bis Seleukeia-Ktesiphon berichtet auch der Autor der syrischen Chronik von Arbela.28 Auf diese Zusammenstellung des Heeres durch den Partherkönig vor der entscheidenden Schlacht zwischen Römern und Parthern spielt wahrscheinlich auch Lukian in seinem Dialog Das Schiff oder die Wünsche (Πλοῖον ἢ εὐχαί) an. Samippos von Mantineia, der davon träumt, als Räuberhauptmann, Feldherr, König und neuer Alexander das Perserreich zu erobern,29 stellt sich vor, wie er mit seinem Heer siegreich bis zum Euphrat zieht, den Fluss überschreitet und durch Mesopotamien bis Babylon marschiert. Nun erst erhält der König, der sich in Ktesiphon aufhält, Nachricht von diesem Anmarsch und rüstet sich, Samippos’ Truppen bis Seleukeia entgegenzumarschieren, indem er so viele Reiter, Bogenschützen und Schleuderer wie möglich zusammenrufen lässt. Samippos’ Kundschafter melden ihm, dass etwa eine Millionen Kämpfer zusammengekommen seien – und dies allein aus den die Residenz umgebenden Regionen und dem Umland Ktesiphons, da Armenier, Bewohner des Kaspischen Meeres und Baktrier noch nicht angekommen seien.30 In seinem illusionären 28
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Im Kapitel über Abraham von Arbela berichtet der Autor der Chronik von Arbela (CSCO 467/468, Scr. Syr. 199/200, S. 11 T / S. 29–30 Ü), dass der Bischof nach Ktesiphon gegangen sei, um einen Schutzbrief für die Christen vom neuen Großkönig Wālgāš III. zu erhalten. Doch aufgrund der unruhigen Lage im Reich habe er sein Ziel nicht erreichen können. Viele Armeen seien nämlich in Ktesiphon versammelt gewesen, aus allen Regionen zusammengezogen, um nun über das Land der Römer herzufallen. Vgl. Kettenhofen 1995, 293 f. Lukian. nav. 28–39. Vgl. Husson 1970, Bd. 2, 69–84; Anderson 1977, 366 f.; Tomassi 2020, 48–54; 223–258; vgl. ferner Helm 1906, 339; Bompaire 1958, 516; 620 f.; Schwartz 1965, 134; Anderson 1976, 30; 38 f.; Hall 1981, 15. Zu dieser Schrift Lukians vgl. die Editionen mit Übersetzung und Kommentar von Husson 1970 und Tomassi 2020; vgl. ferner Helm 1906, 337–340; Radermacher 1911; Bompaire 1958, 465 f.; 620 f.; Schwartz 1965, 90–93; 132–135; Anderson 1977. Lukian. nav. 34: ὁ βασιλεὺς δὲ περὶ Κτησιφῶντα διατρίβων ἤκουσε τὴν ἔφοδον, εἶτα εἰς Σελεύκειαν παρελθὼν παρασκευάζεται ἱππέας τε ὅτι πλείστους μεταπεμπόμενος καὶ τοξότας καὶ σφενδονήτας. ἀπαγγέλλουσι δ’οὖν οἱ σκοποὶ ἀμφὶ τὰς ἑκατὸν ἤδη μυριάδας τοῦ μαχίμου συνειλέχθαι καὶ τούτων εἴκοσιν ἱπποτοξότας, καίτοι οὔπω ὁ Ἀρμένιος πάρεστιν οὔτε οἱ κατὰ τὴν Κασπίαν θάλατταν οἰκοῦντες οὔτε οἱ ἀπὸ Βάκτρων, ἀλλ’ ἐκ τῶν πλησίον καὶ προαστείων τῆς ἀρχῆς. Vgl. Husson 1970, Bd. 2, 77–79; Tomassi 2020, 242–247.
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Wunschtraum besiegt Samippos dann in einer großen Feldschlacht die Meder und Perser, tötet den König, übernimmt sein Diadem und regiert nun wie Alexander das Großreich. Die Schrift Lukians Das Schiff oder die Wünsche entstand unter dem Eindruck des Partherkrieges des Lucius Verus und spielt hier zweifellos auf den Vormarsch der römischen Armee des Avidius Cassius bis Seleukeia-Ktesiphon an.31 Der Wunschtraum des ‚Welteroberers‘ Samippos vermengt dabei die bekannten Stationen des Alexander-Feldzuges mit den aktuellen Berichten aus dem Partherkrieg; so möchte Samippos’ ängstlicher Freund Lykinos lieber wie Antipatros als Satrap in Griechenland zurückbleiben, da er weiß, dass der Krieg gegen die kampfesmutigen Parther und Armenier geführt werden soll.32 Auch die Königsresidenz Ktesiphon und die Stadt Seleukeia am Tigris gehören in den Partherkrieg des Lucius Verus, nicht in den Alexander-Feldzug.33 Auf Motiven aus den römischen Berichten zu den Ereignissen des aktuellen Partherkrieges basieren zudem sicher Lukians Schilderungen einer großen Feldschlacht beim Vormarsch auf Seleukeia und seine Beschreibung der Zusammenstellung eines Heeres durch den Großkönig. Vielleicht musste Vologaises diese angesichts der 31 32
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Lukians Schrift wird aufgrund der Anspielungen auf den Partherkrieg im Allgemeinen in die Mitte der 160er Jahre datiert, vgl. Helm 1906, 339 f. (im Jahr 165); Schwartz 1965, 132 f.; Husson 1970, Bd. 1, 2 f.; Jones 1986, 168 f.; Tomassi 2020, 6 f. (mit weiterer Literatur). Lukian. nav. 33. Vgl. Helm 1906, 339; Husson 1970, Bd. 2, 76; Tomassi 2020, 237–239. Im Dialog Das Schiff oder die Wünsche laufen die vier Freunde Lykinos, Timolaos, Samippos und Adeimantos nach der Besichtigung eines großen Frachtschiffes aus Ägypten im Peiraieus zurück nach Athen und erzählen sich dabei ihre Wunschträume. Während Adeimantos sich Reichtum wünscht, möchte Samippos von einem Räuberhauptmann und Feldherrn zu einem König aufsteigen. Lukian entwirft dann eine Parodie auf die Regierung Alexanders (nav. 28–39): Nach Eroberung Griechenlands will Samippos nach Kleinasien übersetzen, durch Kleinasien und Syrien bis zum Euphrat marschieren und nach der Sicherung von Phoinikien, Palaistina und Ägypten über den Fluss nach Mesopotamien ziehen und Babylon einnehmen. Nach seinem Sieg über den Großkönig möchte er als König sein Reich regieren und von den Barbaren durch Proskynese verehrt werden, die Griechen will er aber nur als Stratege anführen. Lukian. nav. 34. Vgl. Husson 1970, Bd. 2, 78; Tomassi 2020, 243 f. Nach Schwartz (1965, 90) parodiere Lukian mit dem Wunschtraum des Samippos den Partherkrieg des Lucius Verus. Tomassi (2017, 333–335) wertet die Samippos-Passage als satirischen Angriff auf Lucius Verus; nachdem Lukian kein Zugang zum Hof in Antiocheia gewährt worden sei, habe er es gewagt, Lucius Verus noch vor dessen Tod 169 zu attackieren: „Un più pesante attacco a Vero Luciano pare sferrarlo nella Nave, celebrando satiricamente le imprese partiche del princeps attraverso le strepitose e improbabili gesta di Samippo, nei cui sogni di conquista comicità, parodia letteraria, fantasia e realtà si uniscono“ (S. 334). Lukian habe sich in der Samippos-Episode über die „capacità di condottiero“ des Lucius Verus lustig gemacht (S. 335), der offiziell die Leitung der Kriegsoperationen übernommen, in Wirklichkeit aber die Bequemlichkeiten des orientalischen Lebens in Antiocheia genossen habe; ebenso Tomassi 2020, 53 f. Die Samippos-Passage deutet Radermacher (1911, 230) als Satire auf Arrian; eher eine Referenz an Arrian nach MacLeod 1987, 263 f. Anderson (1980, 122) meint dagegen, „a knowledge of Arrian was unnecessary for Samippus’ tale“.
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römischen Offensive tatsächlich in Eile und ohne Berücksichtigung entfernterer Regionen organisieren, auch wenn die Zahlenangaben und die fehlenden Gebiete zweifellos parodistisch ausgestaltet sind. Mit seinem in Ktesiphon aus den Kontingenten der Vasallen und Satrapen zusammengezogenen Expeditionsheer marschierte Vologaises dann den Euphrat aufwärts und stellte sich den römischen Truppen entgegen.34 Wo fand diese Schlacht statt? Lukians Angaben über die Schlacht von Europos lassen an eine Polis am rechten Euphratufer in Syrien denken. Der makedonische Ortsname „Europos“ wurde im Zuge der hellenistischen Stadtgründungen auch im Nahen Osten als griechischer Name orientalischer Orte gebräuchlich. In Syrien am rechten Euphratufer finden sich zwei Poleis mit diesem griechischen Namen: zum einen die altorientalische Stadt Karkemiš, die unter Seleukos I. als Europos neugegründet wurde und in der Kyrrhestike zwischen Zeugma und Hierapolis-Bambyke lag, zum anderen Dura-Europos am mittleren Euphrat südlich der Mündung des Chaboras (Ḫābūr). In den älteren Ausgaben des Lukian gingen Herausgeber und Übersetzer in ihren Kommentaren und Anmerkungen im Allgemeinen davon aus, dass Europos in der Kyrrhestike der Ort der Schlacht gewesen sei.35 Dies nahmen auch noch Schiller, Mommsen, von Gutschmid und Eduard Meyer an, die die Kämpfe um Europos in den Kontext der Sicherung Syriens in die Phase nach dem Armenienfeldzug und vor dem Euphrat-Übergang der Römer nach Mesopotamien setzten.36 34
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Dass Avidius Cassius der römische General in der Schlacht bei Europos war, wird (trotz des Schweigens des Lukian) von fast allen Forschern angenommen, vgl. nur Cumont 1926, lii f.; Debevoise 1938, 250 f.; Magie 1950, 661; Hanslik 1962, 1850; Angeli Bertinelli 1976, 28; Schippmann 1980, 66; Astarita 1983, 43 f.; Leriche 1986, 78; Wolski 1993, 185; Strobel 1994, 1322; Linz 2009, 215; Sheldon 2010, 159; Börner 2012, 195; Porod 2013, 404 f.; Hund 2017, 214 f.; Roth 2017, 1029; Demandt 2018, 158 f.; Kuhoff 2019, 60; 218. Schur (1949, 2025) schreibt diesen römischen Sieg am Euphrat einem ungenannten General der zweiten Armeegruppe zu. Birley (1968, 254) spricht von einem Sieg des Martius Verus (anders in Birley 1987, 140 und 2012, 220: Sieg des Avidius Cassius). Palermo (2019, 33) meint, dass die römische Armee, die bei Dura-Europos gesiegt habe, von Lucius Verus geführt worden sei (anders dann S. 34: „Some evidence, though, suggests that the Roman presence at Dura was a direct consequence of the success achieved by Avidius Cassius.“). Vgl. etwa Reitz 1743, 29 (als Anmerkung des Moïse du Soul zu Lukian. hist. conscr. 20); Wieland 1789, 106, Anm. 27 (der Historiker in Lukian. hist. conscr. 24 habe Europos in der Kyrrhestike mit Dura-Europos in Mesopotamien verwechselt); Hermann 1828, (annotatio) 157. Schiller 1883, 641; Mommsen 1904, 408 („Noch heftiger wurde um den Uebergang bei Zeugma gestritten; aber auch hier blieb in der entscheidenden Schlacht bei Europos (Djerabis südlich von Biredjik) den Römern der Sieg.“); von Gutschmid 1888, 148 („Unterdessen hatte Avidius Cassius die Aufgabe, in Syrien selbst die parthische Invasion zurückzuweisen. In einer blutigen Schlacht bei Europus wurde Volagases aus Syrien herausgeschlagen;“ zum Jahr 163); Meyer 1907, 1310; ebenso Benzinger 1907, 1310 (die Römer hätten 163 hier den Euphrat-Übergang erzwungen); Günther 1922, 118 f. (im Jahr 165). So wohl auch noch Schwendemann 1923, 158: „Eine zweite Armee, die sich in der
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Seit den Grabungen in Dura-Europos in den 1920er Jahren, in denen die Ausgräber zahlreiche Dokumente aus parthischer und römischer Zeit entdeckten und die große strategische Bedeutung der parthischen Festungsstadt evident wurde, identifizierte man in der Forschung den bei Lukian erwähnten Schlachtort dagegen zumeist mit dieser Festung am mittleren Euphrat. Erstmals sprach sich Cumont in einem Ausgrabungsbericht gegen Karkemiš und für Dura-Europos als Ort der Entscheidungsschlacht zwischen Römern und Parthern aus, Dura-Europos sei 165 von den Römern erobert worden. Eine Begründung für seine Ansicht lieferte Cumont aber nicht.37 Die Forschung ist ihm seitdem in dieser Lokalisierung größtenteils gefolgt. In den Arbeiten zum Partherkrieg des Lucius Verus, zu Lukian, zur Euphrat-Region und zu Dura-Europos hat bislang jedoch kein Forscher diese Verortung durch Argumente untermauert, sie wird schlicht als unmittelbar einleuchtend betrachtet.38 In einem Aufsatz zur Lokalisierung der Schlacht spricht sich Corcella nun aber wieder für Europos-Karkemiš in der Kyrrhestike als Ort der Konfrontation aus. Corcella hält Cumonts These für wenig begründet und verweist darauf, dass Lukian mit Europos ähnlich gut vertraut sei wie mit seiner Heimatstadt Samosata, der Satiriker verorte die Polis also im heimischen Syrien. Vor allem begründet Corcella seine Position aber mit der Geschichte um den maurischen Reiter Mausakas und den syrischen Bauern Malchion. Mausakas irre durch Berge und treffe auf syrische Bauern. In dieser Region gebe es zudem zahlreiche Dörfer, die eng untereinander verbunden seien. Diese Beschreibung Lukians passe
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Schlacht bei Europas (sic!) den Weg nach Süden erkämpfte, überschritt bei Nicephorium den Euphrat.“ Lukians Stadt Europos identifiziert mit Karkemiš ebenfalls Hogarth 1914, 19 f. Cumont 1923, 56 mit Anm. 2 (hier noch ins Jahr 162 datiert); 1926, lii f.; 410 (im Jahr 165). Cumont (1926, lii, Anm. 3) verwies in einer Anmerkung lediglich auf Lukian. hist. conscr. 24; der Irrtum des von Lukian parodierten Historikers erkläre sich durch die Lage von Dura-Europos (vgl. Anm. 18). Vgl. etwa Honigmann 1931, 955; Schachermeyr 1931, 1148 (unter Verweis auf Cumont); Lambrechts 1934, 193, Anm. 2; 198; Weber 1936, 348 (nach der Schlacht bei Dura sei Avidius Cassius nach Sura und Nikephorion vorgerückt); Debevoise 1938, 250 f. (unter Verweis auf Cumont); Schur 1949, 2025 (Sieg der zweiten Armeegruppe 165, nicht des Avidius Cassius); Magie 1950, 661; 1531, Anm. 5; Angeli Bertinelli 1976, 28; Alföldy/Halfmann 1979, 205; Schippmann 1980, 66; 1989, 577; Astarita 1983, 43 f.; Arnaud 1986, 148, Anm. 61; Leriche 1986, 78 (Sieg des Avidius Cassius 165); Birley 1987, 140; 2012, 220; MacLeod 1991, 295; Millar 1993, 113 f.; Wolski 1993, 185 f.; Strobel 1994, 1322 (Sieg des Avidius Cassius 165 auf dem mesopotamischen Euphratufer nördlich von Dura-Europos über den Partherkönig); Ross 2001, 38 mit 167, Anm. 9; Sartre 2001, 634; Fündling 2008, 81 mit 196, Anm. 20; Linz 2009, 215 (Sieg des Avidius Cassius 165); Hackl 2010, 74; Sheldon 2010, 159; Börner 2012, 195; Porod 2013, 404 f. (Sieg des Avidius Cassius 165 nördlich von Dura-Europos; das Europos südlich von Zeugma sei „weniger wahrscheinlich“); Gaborit 2015, 262; Stronk 2016 b; Hund 2017, 214 f. (wie Strobel); Roth 2017, 1029 (Sieg des Avidius Cassius 165); Demandt 2018, 158 f. (Sieg des Avidius Cassius im Jahr 164 über das parthische Heer); Kuhoff 2019, 60; 218 (Sieg des Avidius Cassius im Frühjahr 165); Palermo 2019, 33 (Sieg des Lucius Verus 165); Leriche 2020, 634; Schlude 2020, 167 (Sieg im Jahr 165).
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eher zu Europos-Karkemiš und zur hügligen Region der Kyrrhestike mit ihren zahlreichen Dörfern als zu Dura-Europos, das von unwirtlichen Steppenebenen umgeben sei, in denen es Nomadenstämme, aber weder gastfreundliche Bauern noch kleine Dörfer gebe. Die Dörfer bei Dura-Europos liegen alle im Euphratoder Chaboras-Tal. Malchion und die anderen syrischen Bauern fürchten den fremdartigen Reiter zuerst, erkennen dann aber, dass er ein Freund ist. Corcella meint, dass sie ihn für einen verirrten parthischen Reiter gehalten, ihn dann aber als römischen Soldaten erkannt hätten. Die Schlacht zwischen Römern und Parthern habe also auf dem Gebiet der Provinz Syria stattgefunden, sodass die syrischen Dorfbewohner versprengte parthische Reiter hätten befürchten müssen. Im Jahr 163 hätten die Römer beim Übertritt nach Nordmesopotamien die Parther bei Europos-Karkemiš besiegt.39 Diese Interpretation der Lukian-Passage kann jedoch nicht überzeugen, da Lukian keine direkte Verbindung zwischen den beiden Passagen im Werk des kritisierten Historikers, zwischen den wenigen Zeilen zur bedeutenden Schlacht bei Europos und der breit ausgemalten, unwichtigen Geschichte um Mausakas und Malchion herstellt. Lukian sagt nur, dass der Historiker das wichtige Schlachterereignis missachtet, während er eine andere, völlig bedeutungslose Geschichte ausführlich beschreibt. Aus der Mausakas-Episode kann man also nichts zur Lokalisierung der Schlacht bei Europos ableiten. Ohne Kenntnis der Arbeit Corcellas vertritt auch Edwell die Lokalisierung der Schlacht bei Europos-Karkemiš in der Kyrrhestike: Edwell unterstellt, dass in der mesopotamischen Phase des Partherkrieges des Lucius Verus ein Großteil der Kämpfe am oberen mittleren Euphrat zwischen Zeugma und Nikephorion stattgefunden habe, und meint daher, dass die Schlacht bei Europos in den Kontext der militärischen Auseinandersetzungen um Dausara, Sura und Nikephorion gehöre: „Lucian’s Europos was clearly not Dura Europos and was located on the upper-middle Euphrates at the ancient site of Carchemish.“ Der Ort EuroposKarkemiš sei zudem noch im 6. Jahrhundert n. Chr. bezeugt.40 Da Edwells Monographie in der angelsächsischen Forschung zum Standardwerk über die Geschichte der Euphrat-Region in der römischen Kaiserzeit avanciert ist, findet seine These weiten Widerhall in der aktuellen englischen Forschung: James, Newson und Bishop folgen so seiner Lokalisierung der Schlacht, ohne dabei weitere substantielle Argumente hinzuzufügen.41
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Corcella 2002, bes. 70; 72; 80–82; 85–97. Ihm folgt Ferrari 2014, 116. Edwell 2008, 24 f.; 116 (mit Zitat). Dennoch nimmt Edwell (2008, 116) an, dass Dura-Europos 165 von den Römern besetzt wurde. James 2015, 337; 2019, 52; Newson 2016, 188 („The continued importance of Carchemish as a crossing point and its potential strategic importance are perhaps hinted at by it being the location of a major battle between the Romans and the Parthian armies […]“); Bishop 2018, 107 f. (Bishop nimmt aber dennoch Kämpfe um Dura-Europos an, S. 109). Lukians Europos identifizieren mit der Stadt in der Kyrrhestike ebenfalls Cohen 2006, 170;
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Die hellenistische Gründung Europos am Euphrat in der Kyrrhestike findet in der literarischen Überlieferung kaum Erwähnung: Der Stadtname wird ohne nähere Erläuterungen in der römischen Kaiserzeit in der Naturgeschichte des älteren Plinius sowie in der Geographie des Ptolemaios und dann erst wieder im 6. Jahrhundert im Synekdemos des Hierokles genannt; laut Prokop besaß die Euphratstadt in den Perserkriegen Iustinians eine gewisse strategische Bedeutung. Weitere Informationen zum Ort liegen nicht vor.42 Trotz nicht unbedeutender archäologischer Reste wie einer Kolonnadenstraße und einer Thermenanlage scheint die Stadt in der Hohen Kaiserzeit im 2. Jahrhundert dagegen weitgehend bedeutungslos gewesen zu sein; eine Münzprägung gibt es nicht, berühmte Bürger werden nirgendwo genannt. Als der Sāsānide Šābuhr I.
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Di Cristina/Gallerani/Lepore 2017, 132 („The commentaries about Lucian are not all concordant in the identification of this Europos […] but the description of the territory around the city in the text seems more pertinent with […]“ Karkemiš). In der Lokalisierung der Schlacht bleiben unsicher Luther 2004, 344; Thommen 2010, 284 (es sei „fraglich“, ob Lukian Dura-Europos meine); Alidoust 2020, 340, Anm. 1266. Zu Εὔρωπος in der Kyrrhestike: Plin. NH 5, 87; Ptol. geogr. 5, 15, 14 (Stadt παρὰ τὸν Εὐφράτην nach Ζεῦγμα); Prok. BP 2, 20, 24–27 (Belisar sammelt bei Europos am Euphrat ein Heer); aed. 2, 9, 10 (kleine Stadt am Euphrat in der Euphratesia, um deren Bauten Iustinian sich kümmert); Hierocl. 713, 11 (als letzter Ort in der ἐπαρχία Εὐφρατησίας); Geogr. Rav. 2, 15 (S. 26, 30 Schnetz); Georg. Cyp. 879; vgl. Steph. Byz. Ethn. E 172 CFHB (Εὐρωπός […] ἔστι καὶ Συρίας ἄλλη). Auf der Tabula Peutingeriana ist an der Straße am Euphrat von Zeugma nach Ceciliana (von wo ein Abzweig nach Hierapolis beginnt; Καικιλία in Ptol. geogr. 5, 15, 14; vgl. Egea Vivancos 2007) der Name „Europus“ ausgefallen, das Stadtsymbol ist dagegen noch zu sehen (Tab. Peut. XI 2), vgl. Miller 1916, 758; 822. Zu Europos in der Kyrrhestike vgl. Benzinger 1907; Hogarth 1914, 19–25; Tscherikower 1927, 54 f.; Jones 1937, 232 f.; 245 f.; 263 f.; 268 f.; 532; Grainger 1990, 102 f.; Cohen 2006, 169 f. (mit weiterer Literatur). Zur Archäologie der Stätte seit hellenistischer Zeit vgl. Ferrari 2014; Ricci 2014 (zur Spätantike); Newson 2016; Di Cristina/Gallerani/Lepore 2017; vgl. auch Gaborit 2012, 60–76 (A28). Jones (1937, 245 mit 451 Anm. 24) identifiziert Europos mit der syrischen Polis Oropos, einer Gründung des Seleukos Nikator, über die Stephanos von Byzanz berichtet (Ethn. Ω 19: Ὠρωπός […] ἐν Συρίᾳ, κτισθεῖσα ὑπὸ Νικάτορος); Jones meint daher, dass Europos von Seleukos I. Nikator an der Stelle des verfallenen Karkemiš neugegründet worden sei; Seleukos habe zudem den alten Euphrat-Übergang neubelebt; ebenso Tscherikower 1927, 54 f.; Grainger 1990, 52; Corcella 2002, 74; Di Cristina/ Gallerani/Lepore 2017, 129 f. Dagegen plädiert Cohen (2006, 185–187 mit Literatur) überzeugend für die Existenz einer syrischen Polis Oropos. Zu Ὠρωπός in Syrien vgl. auch App. Syr. 57/298. Die Identifikation von Europos mit dem altorientalischen Zentrum Karkemiš (das heutige Ǧarābulus an der türkisch-syrischen Grenze) ist sehr wahrscheinlich, wenn auch nicht völlig gesichert, vgl. Cohen 2006, 169 f.; Cameron 2019, 163. Klar für diese Identifikation plädieren Tscherikower 1927, 54; Ferrari 2014, 113–116; Di Cristina/ Gallerani/Lepore 2017, 129–133. Gaborit/Leriche (1998, 179; 195 f.) vermuten dagegen, dass Europos eventuell auch mit der seleukidischen Festung Ǧabal Ḫālid am Euphrat (etwa 50 Kilometer südlich von Karkemiš) identisch sein könnte (der griechische Name dieser in römischer Zeit nicht mehr besiedelten Euphratfestung ist unbekannt); vgl. dagegen Di Cristina/Gallerani/Lepore 2017, 133. Gaborit (2012, 129, B23; 2015, 254 f.) identifiziert Ǧabal Ḫālid dann eher mit Nicatoris oder Amphipolis.
Niederlage bei Dura-Europos
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im Jahr 253 bei seinem Vorstoß nach Syrien entlang des Euphrats eine römische Stadt nach der anderen einnimmt, findet sich Europos-Karkemiš nicht in seiner Liste der Eroberungen.43 Erst in der Spätantike lässt sich wieder eine gewisse wirtschaftliche Blüte in der Region aufzeigen.44 Wenn Lukian also ohne nähere Erklärung einen Schlachtort „Europos“ anführt, dessen Kenntnis er beim Leser mehr oder weniger voraussetzt, wird es sich dabei sicherlich nicht um die kleine, weitgehend unbekannte Polis in der Kyrrhestike, sondern um die bedeutende, bereits in Trajans Partherkrieg heftig umkämpfte parthische Grenzfestung Dura-Europos gehandelt haben.45 Was erfahren wir in den Quellen über die von Edwell als Hauptargument angeführten Kämpfe am Euphrat im Partherkrieg des Lucius Verus und inwiefern helfen sie bei der Lokalisierung der Schlacht von Europos? Die Berichte bei den Zeitgenossen Lukian und Fronto über römisch-parthische Kämpfe um Sura, Dausara und Nikephorion am Euphrat bleiben kontextlos, müssen also ihrerseits ebenfalls erst in eine sinnvolle Ereignisabfolge eingefügt werden. Lukian erwähnt in einer Passage über einen Pseudo-Historiker aus Korinth Kämpfe bei Sura am rechten syrischen Euphratufer. Der Historiker, der nie aus Korinth herausgekommen sei, habe sich als Augenzeuge des Krieges ausgegeben und die Drachenfahnen der Parther als lebendige Drachen beschrieben, die im Kampf die Gegner töten. Der Korinther habe gesagt, er sei bei Sura in große Gefahr geraten und verwundet worden; offenbar als er vom Kraneion bei Korinth zur LernaQuelle spazierte, fügt Lukian ironisch hinzu.46 Aus dieser Passage eines erfindungsreichen Literaten auf eine große Schlacht bei Sura im Partherkrieg zu schließen,47 ist sicher problematisch. Der Charakter der Kämpfe, an denen der 43
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In seiner dreisprachigen Inschrift an der Ka‛ba-i Zardušt in Naqš-i Rustam bei Persepolis nennt Šābuhr I. unter den Eroberungen seines zweiten Feldzuges gegen Rom im Jahr 253 in der Region des mittleren Euphrats nur die Insel Anatha und die Orte Birtha Arupan, Birtha Asporakan (wohl das spätere Zenobia), Sura, Barbalissos, Hierapolis, Zeugma und Urima sowie als Eroberungen in einem späteren Euphratzug im Jahr 256 Dura-Europos und Circesium: ŠKZ § 11–12 und 15, mp. 7–8 und 10 (stark ergänzt) / pa. 5–6 und 7–8 / griech. 12–14 und 17. Vgl. Kettenhofen 1982, 50–59; 77–83. Archäologische Surveys im Euphrat-Tal zwischen Zeugma und Karkemiš-Europos deuten darauf hin, dass die höchste Besiedlungsdichte in diesem Raum erst in der spätrömischen und frühbyzantinischen Periode erreicht wurde, vgl. Algaze/Breuninger/Knudstad 1994, 21 f.; Pollard 2000, 203; 232; Newson 2016, 193–197 (mit weiterer Literatur). Für Di Cristina/Gallerani/Lepore 2017 war Karkemiš-Europos indes in hellenistischer, römischer und spätrömisch-byzantinischer Zeit eine prosperierende Stadt. Zur Besetzung von Dura-Europos unter Trajan vgl. Anm. 70. Lukian. hist. conscr. 29 (= FGrH 204 F 3): καὶ γὰρ ἐκινδύνευσε πολλὰ καὶ ἐτρώθη περὶ Σοῦραν, ἀπὸ τοῦ Κρανείου δῆλον ὅτι βαδίζων ἐπὶ τὴν Λέρναν. Vgl. Porod 2013, 457. Zum Korinther vgl. Georgiadou/Larmour 1994, 1464; Strobel 1994, 1353; Porod 2013, 452–458; Free 2015, 170; 196; Stronk 2016 a. So etwa Dodd 1911, 257 f.; Debevoise 1938, 250 (Sieg des Avidius Cassius); Schur 1949, 2025 („Gefecht“ und Sieg des Avidius Cassius); Strobel 1994, 1321 (im Jahr 163 bis zum Sommer 164 gab es „ein siegreiches Treffen bei Sura, mit dem die Parther wohl endgültig auch aus
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Historiker aus Korinth teilgenommen haben will, bleibt völlig unklar. Strenggenommen kann aus dieser Passage nicht einmal sicher geschlossen werden, dass Sura in parthischer Hand war und nun von den Römern wieder befreit werden musste. Fronto erwähnt sodann in einem Brief an Lucius Verus aus dem Sommer 164 die römische Einnahme der von den Parthern gehaltenen Festungen Dausara (wohl Qal‛at Ǧa‛bar) und Nikephorion auf dem linken Euphratufer.48 Das parthische Machtgebiet erstreckte sich im 1. Jahrhundert n. Chr. in Nordmesopotamien allein auf dem linken Euphratufer; an diesem Ufer verlief ab Nikephorion im Euphrattal die parthische Königsstraße; erst ab der ChaborasMündung wechselte sie auf das rechte Euphratufer.49 In Syrien war Sura bis zum Partherkrieg des Lucius Verus der letzte römische Posten auf dem rechten Euphratufer, hier trafen die römische Straße am Euphrat und die Straße von Sura nach Palmyra aufeinander.50 Nach der Niederlage des syrischen Statthalters L. Attidius Cornelianus im Sommer 162 gegen die Truppen des Partherkönigs Vologaises stieß ein Verband über den Euphrat nach Syrien zu einem kleinen Plünderungszug vor,51 bei dem vermutlich auch die Festung Sura angegriffen
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dem östlichen Teil Syriens zurückgedrängt wurden“); Millar 1993, 113; Linz 2009, 214; Sheldon 2010, 159; Stronk 2016 a („It was one of the places where a fierce battle took place during the Parthian War.“); Roth 2017, 1029; Kuhoff 2019, 55 („Gefecht“ im Jahr 163). Front. epist. ad Verum Imp. 2, 1, 24 (S. 131, 13–14): Dausara et Nicephorum et Artaxata ductu auspicioque tuo armis capta sunt. Vgl. van den Hout 1999, 310; vgl. auch Millar 1993, 113. Zu Dausara (wohl Qal‛at Ǧa‛bar) vgl. Gaborit 2012, 344 f. (D42). Zu Nikephorion (arRaqqah) vgl. Gaborit 2012, 445–449 (F01; mit Literatur). Isid. mans. Parth. 1 (= FGrH 781 F 2, 1). Zu dieser Route der parthischen Königsstraße im Euphrattal von Nikephorion bis zur Chaboras-Mündung auf dem linken Euphratufer vgl. Dussaud 1927, 465 f.; Poidebard 1934, 24; 89 f.; Chaumont 1984, 80–86; Gawlikowski 1990, 82; Gnoli 2000, 33–44; Geyer/Monchambert 2003, 146–152; Hartmann 2017, 98; Hauser 2017, 150 f.; 167. Luther (1997, 238) meint jedoch, dass die parthische Königsstraße am rechten Euphratufer (in der Region Parapotamia) verlief. Zur parthischen Königsstraße bei Isidor von Charax vgl. bes. Hartmann 2017 (mit Literatur); Hauser 2017. Plin. NH 5, 87. 89; Cameron 2019, 101; 164 f.; 286. Zur Festung Sura vgl. Honigmann 1931, 953–955; Poidebard 1934, 83 f.; Millar 1993, 113; Pollard 2000, 294 f.; Edwell 2008, 24; 88 f.; 116; Palermo 2019, 31. Zur Archäologie vgl. auch Gaborit 2012, 349–353 (E01). Auf der Tabula Peutingeriana (XI 2) ist nach Sure (Sura) vermerkt: fines exercitus Syriatic(a)e et conmertium Barbaro(rum), vgl. Miller 1916, 759; 815 (Sura); 837 (zur Grenze). Diese Phrase bezeichnet wohl die kaiserzeitliche römische Euphratgrenze, vgl. Weber 2006, 223–225. HA Aur. 8, 6; vgl. auch Front. epist. ad Verum Imp. 2, 1, 16 (S. 126, 5–7; von 163). Zum Angriff auf Syrien: Cass. Dio 71, 2, 1 (aus Xiphilinos; Vologaises: καὶ τῆς Συρίας ταῖς πόλεσι πολὺς ἐπῄει καὶ φοβερός); HA Ver. 6, 9; Oros. 7, 15, 2; Zon. 12, 2 (S. 527, 12 CSHB). Zu L. Attidius Cornelianus (PIR² A 1341) als Legat in Syria vgl. Dąbrowa 1998, 107 f. Zur Niederlage des Cornelianus gegen den Partherkönig (wahrscheinlich in der Osrhoene) vgl. bes. Hartmann 2019, 187–194. Die Forschung lokalisiert die Niederlage sonst in Syrien, vgl. Schwendemann 1923, 138 f.; Magie 1950, 660; Hanslik 1962, 1849; Angeli Bertinelli 1976, 26; Chaumont 1976, 148; Birley 1979, 479; 1987, 123 mit 279, Anm. 24; Astarita 1983, 40 (sie vermutet, Cornelianus sei im Kampf gefallen); Strobel 1994, 1319; Rosen 1997, 70; Dąbrowa
Niederlage bei Dura-Europos
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und besetzt wurde, die daher im Jahr 163 von den Römern zurückerobert werden musste.52 Denkbar wäre es allerdings auch, die Passage bei Lukian dahingehend zu interpretieren, dass es im Zuge dieser Plünderungen der Parther in Syrien nur zu einem Angriff der parthischen Truppen auf die Festung Sura kam, der von der römischen Besatzung abgewiesen wurde. Dausara und Nikephorion könnten entweder im Jahr 163 in den Operationen zur Sicherung der Provinz Syrien und der Euphrat-Grenze nach der parthischen Attacke auf Syrien oder erst im Kontext des römischen Vorstoßes gegen Edessa in Nordmesopotamien im Jahr 164 eingenommen worden sein.53 Die Euphrat-Überquerung im Jahr 162 war aber nur ein kleiner Streifzug einer parthischen Einheit, keine großangelegte militärische Operation der parthischen Hauptarmee unter Vologaises: Keine bedeutende Stadt in Syrien wurde erobert; ein Vorstoß bis in das Kerngebiet der Provinz um Antiocheia am Orontes ist unwahrscheinlich.54 Cassius Dio und die Historia Augusta notieren nur, dass die Städte Syriens bedroht wurden. Zweifellos führte der parthische Zug über den Euphrat zu einer großen Besorgnis unter der syrischen Bevölkerung, hatten die Arsakiden doch die Grenze seit 200 Jahren nicht mehr überschritten. Die römischen Behörden, die die Syrer generell als unruhig und rebellisch werteten, dürften angesichts der parthischen Bedrohung Unruhen in Antiocheia und anderen syrischen Städten befürchtet haben. Diese Sorgen blieben aber unbegründet. Nach einigen Plünderungen zogen die Parther bald wieder aus Syrien ab.55
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1998, 108; Börner 2012, 170 f.; Hund 2017, 210; Roth 2017, 1028; Bishop 2018, 78 f.; Demandt 2018, 147. So Birley 1987, 130; 2012, 219; Strobel 1994, 1321; Kuhoff 2019, 55; 217 (Sommer 163). Andere Forscher verbinden die Berichte über Kämpfe bei Sura eher mit dem Euphrat-Übergang des Avidius Cassius auf seinem Zug zur Eroberung Nordmesopotamiens, vgl. Debevoise 1938, 250; Magie 1950, 1531, Anm. 5; van den Hout 1999, 310 (im Frühling 164); Linz 2009, 214; Demandt 2018, 159. Vgl. auch Edwell 2008, 24. Nach Strobel (1994, 1321) kam es „163–Sommer 164“ zur Sicherung des Euphrats und zur „Errichtung von Brückenköpfen auf dem nördlichen Ufer dieses Euphratabschnittes durch die Einnahme von Dausara und Nicephorium“; ebenso Linz 2009, 214; Hund 2017, 214 (im Sommer 164); Kuhoff 2019, 55; 217 (Sommer 163); ähnlich Debevoise 1938, 250; Astarita 1983, 41 (163 habe M. Claudius Fronto Dausara und Avidius Cassius Nikephorion besetzt); Birley 1987, 130; 2012, 219; Grimal 1991, 185 (durch M. Claudius Fronto); so vermutlich auch Edwell 2008, 24. In den Kontext der Eroberung der Osrhoene setzen die römische Besetzung von Dausara und Nikephorion am linken Euphratufer etwa Hanslik 1962, 1850 (im Jahr 164); Angeli Bertinelli 1976, 28; van den Hout 1999, 310 (Avidius Cassius habe die Orte in der ersten Hälfte des Jahres 164 auf seinem Zug gegen Edessa besetzt); Fündling 2008, 81; Demandt 2018, 159 f. (164 durch Avidius Cassius); ähnlich Schwendemann 1923, 156–158 (164); Lambrechts 1934, 193, Anm. 2; Sommer 2017, 86. Dąbrowa (1984, 153) unterstellt, dass ein Teil der Provinz Syria in die Hand der Parther gefallen sei. Strobel (1994, 1319) meint, König Vologaises habe „die festen Städte im Ostteil der Provinz“ bedroht. Cass. Dio 71, 2, 1; HA Ver. 6, 9 (nam cum interfecto legato, caesis legionibus, Syris defectionem cogitantibus oriens vastaretur […]). Vgl. Anm. 51. Schmitt (1997, 66) spricht von „Aufruhr“ in den Städten Syriens; ähnlich Dąbrowa 1998, 108 („social unrest in Syria“); Birley 2012,
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Wenn die Verbindung zwischen der Passage bei Cassius Dio und Lukians Notizen zu Europos zutrifft und wenn es sich um eine bedeutende Schlacht handelte, in der sich die Hauptheere der Parther und Römer längere Zeit gegenüberstanden, dann ist es sehr unwahrscheinlich, dass diese zwischen Zeugma und Hierapolis in der Kyrrhestike im Jahr 162 oder 163 stattfand. In dieser Zeit mussten die Römer zuerst ihre Positionen in Syrien sichern, wie die Kämpfe um die Grenzfestung Sura und eventuell die um die parthischen Euphratposten in Dausara und Nikephorion zeigen. Auch in den Kontext des römischen Vorstoßes gegen Edessa in Nordmesopotamien im Jahr 164 lässt sich eine solche Schlacht schwer einordnen. Eine große, verlustreiche Schlacht zwischen Römern und Parthern inmitten der Provinz Syria wäre außerdem zweifellos auch von späteren Historikern notiert worden. Auch strategische Überlegungen sprechen gegen eine Lokalisierung der Schlacht in der Kyrrhestike: Vologaises III. hatte 162 zwar Nordmesopotamien und Edessa besetzt, doch ist es sehr unwahrscheinlich, dass der Partherkönig unmittelbar danach oder erst 163 bzw. 164 mit seinem Hauptheer aus den Kontingenten der Satrapen, Vasallen und Hochadligen über den Euphrat in das römische Provinzgebiet nach Syrien vordrang. Ein solcher Vorstoß weit ins römische Feindesland wäre für die Kaiserzeit ohne Parallele und lag wohl auch außerhalb der Möglichkeiten des Arsakidenherrschers, da die Parther über kein großes stehendes Heer verfügten und nicht die logistischen Voraussetzungen für die Versorgung einer großen Expeditionsarmee über lange Wegstrecken besaßen. Wäre Vologaises 163 oder 164 aus seinem Machtzentrum gegen Syrien gezogen, hätte er mit seinem Hauptheer wahrscheinlich bei Nabagath (die spätere römische Festung Circesium) an der Mündung des Chaboras in den Euphrat auf das rechte, römisch kontrollierte Euphratufer übergesetzt; dies sei der Ort, an dem die parthischen Heere den Euphrat auf das jenseitige römische Gebiet überqueren, vermerkt Isidoros von Charax in seiner Schrift Parthische Stationen
218 (im Winter 161/62); vgl. auch Linz 2009, 211 f.; Demandt 2018, 147 („romfeindliche Stimmung“ in Syrien). Birley (1987, 123) nimmt an, dass noch 163 während der römischen Offensive des Statius Priscus in Armenien parthische Truppen in Syrien gestanden hätten.
Niederlage bei Dura-Europos
Abb. 1:
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Karte auf Grundlage von Jones 1937, 217, map III.
(Σταθμοὶ Παρθικοί) im frühen 1. Jahrhundert n. Chr.56 Oberhalb von Dura-Europos gab es offenbar auf der rechten Flussseite keine größeren parthischen 56
Isid. mans. Parth. 1 (= FGrH 781 F 2, 1): παράκειται δὲ τῆι Φάλιγα κωμόπολις Ναβαγάθ, καὶ παραρρεῖ αὐτὴν ποταμὸς ᾽Αβούρας, ὃς ἐμβάλλει εἰς τὸν Εὐφράτην·ἐκεῖθεν διαβαίνει τὰ στρατόπεδα εἰς τὴν κατὰ ῾Ρωμαίους πέραν. Isidor von Charax denkt hier offenkundig an die parthische Armee, die den Fluss Euphrat überschreitet, vgl. Chaumont 1984, 86; Kramer 2003, 123. Schoff (1914, 5) vermutet dagegen, dass die römische Armee gemeint sei; ebenso Hauser 2017, 151 f. („Bewegung aus dem römischen Reich heraus über Nabagath in das Arsakidenreich“). Hauser (2017, 151–153) wendet sich zudem gegen die Deutung, nach der in augusteischer Zeit das römische Territorium bereits am rechten Euphratufer gegenüber der Chaboras-Mündung begann. Die Strecke der parthischen Königsstraße sei südlich von Nabagath zunächst auf dem linken Euphratufer weiter nach Süden verlaufen; erst bei Asicha (Gazica), das mit dem heutigen Ǧabal Masāiḫ, 34,5 Kilometer vor Dura-
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Posten mehr, auch wenn bis zur römischen Festung Sura keine regulären römischen Truppen standen.57 Diese Region am mittleren Euphrat von Sura bis zur
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Europos, identifiziert wird, sei die Straße auf das rechte Ufer gewechselt. Diese Gleichsetzung von Asicha/Gazica (und wohl Zaitha) mit dem heutigen Ǧabal Masāiḫ wird von Geyer/Monchambert (2003, 150 f.; 154; 157) vorgenommen; für sie bleibt die Deutung der Passage bei Isidor unklar (es müsse sich nicht um eine Überquerung des Euphrats gehandelt haben). Die parthische κωμόπολις Nabagath nahe der Mündung des Chaboras in den Euphrat, die auch in P. Dura 25 (5: Ναβαγάτα; 21; 23) von 180 n. Chr. erwähnt wird, ist wahrscheinlich mit dem späteren Circesium (heute al-Busayrah) identisch, vgl. Schachermeyr 1931, 1118; Weissbach 1935, 1450; Chaumont 1984, 85 f. (mit Literatur); Gnoli 2000, 42; Gaborit 2015, 287 (eher Nabagath als Phaliga). In der Forschung wird Circesium teilweise auch mit der κώμη Phaliga am Euphrat (s. u.) identifiziert, so etwa bei Mommsen 1904, 425, Anm. 1; Gawlikowski 1996, 131; Geyer/Monchambert 2003, 146–148 (Phaliga liege auf dem rechten Ufer des Chaboras und Nabagath auf dem linken beim heutigen Hügel Safāt az-Zorr drei Kilometer südlich von al-Busayrah); Hauser 2017, 151; 167. Zu Sura vgl. Anm. 50. Plinius erwähnt die parthische Festung Philiscum (NH 5, 89: a Sura autem proxime est Philiscum, oppidum Parthorum ad Euphraten. ab eo Seleuciam dierum decem navigatio, totidemque fere Babylonem), die für ihn offenkundig nach der römischen Festung Sura am Euphrat die Grenze der beiden Imperien markiert. Die Bestimmung der Lage von Philiscum, das unweit von Sura sowie zehn Tage Schiffsreise von Seleukeia am Euphrat und von Babylon entfernt sei (also etwa auf halber Strecke zwischen Zeugma und Babylon), ist schwierig. Mommsen (1904, 425, Anm. 1) setzte Philiscum mit dem Ort Phaliga bei Isidor von Charax am Zusammenfluss von Euphrat und Chaboras (Isid. mans. Parth. 1, FGrH 781 F 2, 1: εἶτα Φάλιγα κώμη πρὸς τῶι Εὐφράτηι, λέγοιτο δ᾽ ἂν ῾Ελληνιστὶ μεσοπορικόν) gleich (Phaliga sei zudem mit Circesium identisch); Phaliga und Philiscum identifiziert auch Chaumont 1984, 84; vgl. dagegen Geyer/Monchambert 2003, 148 f. (Philiscum müsse ein Ort auf dem rechten Euphratufer nahe Sura sein). Wie Isidor richtig übersetzt, bedeutet der Ortsnamen Phaliga μεσοπορικόν, „in der Mitte geteilt“ (vgl. syr. Pelgā, „Hälfte“; plāgā, „Teilung“). Phaliga markiert also wohl die Hälfte der Euphratroute. Zu Phaliga am linken Euphratufer vgl. auch Arr. Parth. F 8 Roos (= Steph. Byz. Ethn. Φ 16: Φάλγα); P. Dura 20, 2 (ἐν Παλίγαι); Chaumont 1984, 84–86; Gnoli 2000, 41 f.; Geyer/Monchambert 2003, 146–148 (das spätere Circesium); Gaborit 2015, 287; am rechten Euphratufer verorten Phaliga Arnaud 1986, 152–155; Luther 1997, 238. Plinius wäre dann aber ein recht grober Fehler unterlaufen, da Phaliga nicht „sehr nahe bei Sura“ liegt (sondern etwa 260 Kilometer flussabwärts). Ritter (1843, 1082; 1125 f.) und Chapot (1907, 288, Anm. 1) identifizierten Philiscum mit Nikephorion, die parthische Stadt unweit von Sura auf dem linken Euphratufer; diese Stadt erwähnt Plinius jedoch kurz zuvor, ohne eine Gleichsetzung vorzunehmen (Plin. NH 5, 86). Dussaud (1927, 455) denkt an den Ort „Funsa“ zwischen Sura und Nikephorion auf dem rechten Ufer (den er nicht nur mit Philiscum, sondern auch mit Thapsakos identifiziert). Gawlikowski (1996, 132 f.) setzt Philiscum mit der späteren Festung Zenobia (heute Ḥalabīya) am rechten Euphratufer gleich (die er zudem mit dem von Pompeius als terminus Romani imperi festgelegten Ort Oruros identifiziert, Plin. NH 6, 120; der sonst unbekannte Ort Oruros liegt jedoch in Mesopotamien). Gaborit (2012, 383) folgt ihm in der Gleichsetzung mit Zenobia („Zénobia, Birtha?, Philiscum?“). Zu Zenobia (Ḥalabīya) vgl. Lauffray 1983/1991; Hartmann 2001, 268–271 (mit Literatur); Gaborit 2012, 383–399, E07. Vor der Neuerrichtung der Festung Zenobia durch die Palmyrener (Prok. aed. 2, 8, 8) hieß der Ort am Euphrat in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts noch Birtha Asporakan/Asporaku (byrt ’spwrkn/Βίρθα Ἀσπωράκου, „Festung des Sporakes“), ŠKZ § 11, mp. 7 (ergänzt) / pa. 5 / griech. 12; Kettenhofen 1982, 52; Gnoli 2000, 56; Hartmann 2001,
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Chaboras-Mündung wurde wahrscheinlich vom 1. bis zum späten 2. Jahrhundert n Chr. durch die irreguläre palmyrenische Miliz im Auftrag Roms kontrolliert.58 Der Partherkönig hätte also eine Strecke von etwa 450 Kilometer auf der rechten Euphratseite ohne logistischen Rückhalt und ohne Versorgung durch eher karges Feindesland marschieren müssen. Die Römer hätten in diesem Szenario sodann die parthische Hauptarmee gut 170 Kilometer von Sura bis EuroposKarkemiš ungestört durch das Provinzgebiet ziehen lassen; in diesem Fall hätten die syrischen Einheiten sich doch eher dem parthischen Heer bei Barbalissos am Euphrat entgegengestellt, wie dies der syrische Legat im Jahr 253 tat, um hier den Vormarsch der sāsānidischen Truppen unter Šābuhr I. zu stoppen.59 Wenn Vologaises zudem einen Vorstoß ins Zentrum Syriens nach Antiocheia am Orontes geplant hätte, wäre er mit seinem Heer bei Barbalissos von der Euphratroute auf die Straße über Chalkis nach Antiocheia abgebogen und nicht weiter nach Norden gezogen. Warum hätte er mit seiner Hauptarmee euphrataufwärts in Richtung Zeugma bis Europos-Karkemiš marschieren sollen? Dies ist somit aus verschiedenen militärstrategischen Überlegungen ein sehr unwahrscheinliches Szenario. Die große Schlacht bei Europos zwischen Römern und Parthern passt daher weit besser in den Kontext des Vorstoßes der römischen Expeditionsarmee nach Süden gegen Seleukeia-Ktesiphon, gegen das Zentrum der parthischen Macht.
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80; 269; anders lokalisiert Luther 1999 a, 82 (Birtha Asporaku in der Sphorakene am unteren Chaboras). Auf der rechten Flussseite wäre Zenobia nach Sura euphratabwärts die erste bekannte Festung. Jedoch schreibt Isidor recht eindeutig (s. o.), dass auf der rechten Euphratseite oberhalb von Nabagath der römische Einflussbereich begann. Philiscum sollte also wohl eher auf der linken Euphratseite gesucht werden. Denkbar wäre die von Isidor von Charax erwähnte κωμόπολις Basileia am linken Euphratufer (mans. Parth. 1, FGrH 781 F 2, 1: εἶτα Bασίλεια, ᾽Αρτέμιδος ἱερόν, Δαρείου κτίσμα, κωμόπολις), offenbar die erste bedeutende parthische Festung und Königsresidenz von Sura euphratabwärts. Zu Basileia, dem heutigen Zalābīyah, vgl. Schoff 1914, 23; Poidebard 1934, 88–90; Chaumont 1984, 82–84; Gawlikowski 1990, 82; 1996, 132 f.; Gnoli 2000, 34; 42; 58; Hartmann 2001, 270 f. (mit Literatur); Geyer/Monchambert 2003, 146; Gaborit 2012, 463, F08; 2015, 286 f.; anders Luther 1997, 238 (Ort am rechten Euphratufer); widersprüchlich Hauser 2017, 150; 167 (Zalābīyah); 151 (Basileia mit Zenobia gleichgesetzt). Die bis 165 von den Parthern kontrollierte Stadt Nikephorion wäre zwar näher an Sura, die griechische Polis war aber wohl in den Augen des Plinius kein oppidum Parthorum, anders als die κωμόπολις und Königsresidenz Basileia. In Birtha, wohl dem späteren Zenobia am Euphrat (s. o.), waren im 2. Jahrhundert Bogenschützen der palmyrenischen Miliz stationiert, vgl. Milik 1960, 94 f. (= PAT 2809); Hartmann 2001, 55; 80; 269. Dieser palmyrenische Stützpunkt Birtha war wohl seit den Severern Anfang des 3. Jahrhunderts Standort einer regulären Einheit der cohors XX Palmyrenorum aus Dura-Europos, vgl. P. Dura 100–101 (219 und 222 n. Chr.). Plinius nennt die Region Palmyrae solitudines (NH 5, 87. 89). Palmyra und die Palmyrene standen seit Tiberius unter der Kontrolle der römischen Statthalter Syriens, vgl. Hartmann 2001, 48 f. (mit Quellen und Forschung). Zur Schlacht bei Barbalissos im Jahr 253: ŠKZ § 9, pa. 4–5 / griech. 10–11. Vgl. Kettenhofen 1982, 53 f.
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Vologaises, der im Frühjahr 165 mit seiner Hauptarmee von Ktesiphon herangerückt war, bezog nahe seiner bedeutendsten Euphratfestung Dura-Europos, die ihm Versorgung und Rückhalt garantieren konnte, gegen die am Euphrat vorrückende römische Armee des Avidius Cassius Stellung. Dieser musste durch das Euphrattal nach Süden marschieren, da die umgebenden Steppen links und rechts des Flusses keine ausreichenden Versorgungsmöglichkeiten boten. Vor Dura-Europos wollte der Arsakide nun den römischen Vormarsch stoppen. Dura-Europos war bereits im Seleukidenreich eine bedeutende militärische Festung, von der aus die Region beherrscht und der Fluss gesichert werden konnte.60 Der Ort war seit der Besetzung des Gebiets durch die Parther Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. einer der wichtigsten Grenzposten der Arsakiden im Westen. Isidor von Charax bezeugt, dass Dura-Europos im frühen 1. Jahrhundert n. Chr. eine der bedeutenden Stationen der parthischen Königsstraße nach Ktesiphon war.61 Hier saß im frühen 2. Jahrhundert n. Chr. der parthische Strategos für Mesopotamien und Parapotamien und Arabarchos, der als Satrap die gesamte Grenzregion auf beiden Seiten des Flusses verwaltete und schützte und sich zugleich um die arabischen Nomaden der Steppen kümmerte.62 Die Garnison in der bedeutendsten parthischen Festung auf der rechten Seite des Euphrats kontrollierte das Flusstal und schützte somit Babylonien vor einem Angriff der Römer; zugleich sicherten die Truppen die parthische Oberherrschaft über die Steppen mit ihren arabischen Stämmen. Außerdem stellt die Festungsstadt am Euphrat sicher auch ein wichtiges logistisches Zentrum für die Arsakiden dar. Auch die archäologischen, papyrologischen und epigraphischen Zeugnisse aus Dura-Europos deuten auf Kämpfe um die Stadt und eine Eroberung durch die Römer im Partherkrieg des Lucius Verus hin. Die parthische Festungsstadt 60
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Der Usurpator Molon unter Antiochos III. gelangt 221 v. Chr. bis Dura-Europos in Parapotamien (Pol. 5, 48, 16: καὶ τὴν μὲν Παραποταμίαν μέχρι πόλεως Εὐρώπου κατέσχε, τὴν δὲ Μεσοποταμίαν ἕως Δούρων; zu Polybios’ irrtümlicher Verortung von Dura in Mesopotamien vgl. Cumont 1926, xxv). Zur seleukidischen Gründung Dura-Europos vgl. Tscherikower 1927, 87 f.; Downey 2000, 157–162; Cohen 2006, 156–169; Edwell 2008, 97– 101; Leriche 2011; Baird 2018, 18–21; Sommer 2018, 275–279; 297 f. Zum Doppelnamen der Stadt vgl. Leriche 2020. Isid. mans. Parth. 1 (= FGrH 781 F 2, 1): ἔνθεν Δοῦρα, Νικάνορος πόλις, κτίσμα Μακεδόνων (ὑπὸ δὲ ῾Ελλήνων Εὔρωπος καλεῖται). Vgl. Chaumont 1984, 89–92. Mit ‚Nikanor‘ ist wohl Seleukos Nikator gemeint, vgl. Chaumont 1984, 90; Primo 2011 (weiterer Beiname des Königs; mit Literatur). An Nikanor, einen General Seleukos’ I., denken etwa Jones 1937, 217 f.; Edwell 2008, 97; Leriche 2011, 24; Gregoratti 2016, 18 f. Zu Dura-Europos unter parthischer Herrschaft vgl. nur Arnaud 1986; Millar 1998; Edwell 2008, 101–115; Gregoratti 2016; Baird 2018, 23–29; Sommer 2018, 279–293; 298–310; James 2019, 50 f. P. Dura 20, 5 (Manesos, Sohn des Phraates: στρατηγοῦ Μεσοποταμίας καὶ Παραποταμίας καὶ Ἀραβάρχου; vom 29. Juni 121). Zu diesem Posten vgl. Rostovtzeff in Rostovtzeff/Welles 1931, 44–53; Wolski 1953/54; Chaumont 1984, 82; 91; Millar 1993, 447 f.; 1998, 477; 479; Sommer 2018, 299–305; vgl. auch Baird 2018, 65 f.; vgl. allgemein zu dieser Satrapie auch Arnaud 1986, 137–142.
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wurde offenkundig im Jahr 165 von den Römern belagert und besetzt.63 So wurde die westliche Stadtmauer wohl durch die Truppen des Lucius Verus belagert: Mit einem Tunnel von der Steppe aus unter dem sekundären Tor südlich des Haupttores der Stadt versuchten die Römer, die Mauer zu unterminieren. Die Parther legten dann aber eine Gegenmine an. Nach dieser Belagerung mussten die Römer die Westmauer der Stadt ausbessern.64 Auch das mittlere oder das östliche Marschlager nordwestlich der Stadt an den Abhängen des rechten Euphratufers könnte in die Zeit des Partherfeldzuges des Lucius Verus gehören; die Expeditionsarmee des Avidius Cassius könnte hier vor der Schlacht oder während der Belagerung der Stadt gelagert haben.65 63
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So datieren die römische Besetzung von Dura-Europos etwa Strobel 1994, 1322; Schuol 2000, 358; Geyer/Monchambert 2003, 271; Edwell 2008, 24 f.; 116 f.; Leriche/Coqueugniot/ de Pontbriand 2011, 26; Gaborit 2012, 417; James 2015, 337; Kaizer 2015, 92; Palermo 2019, 34. Luther (2004, 342–344) vermutet dagegen, dass die Palmyrener die Stadt seit etwa 123 n. Chr. kontrolliert hätten, sie sei daher „indirekt von Rom abhängiges Gebiet“ gewesen. Im Jahr 165 hätten die Parther versucht, die Stadt zurückzuerobern. Vgl. Leriche 1986, 78–80 (Mauerausbesserungen); ‛Abdul Massih 1997, 50; 53 f. (zu den Minen unter der „porte secondaire“); Leriche/Al-Mahmoud 1997, 10 („la trace d’une opération liée à une attaque qui pourrait être en relation avec le siège de la ville en 165 de n. è. par les troupes d’Avidius Cassius“); Edwell 2008, 116; Palermo 2019, 34; vgl. auch Bishop 2018, 109. James (2019, 52) bezweifelt allerdings diese Datierung des Tunnels unter der Westmauer in die Zeit des Partherkrieges des Lucius Verus: „[…] it is not clear why the traces of assault might not be of e.g. Trajanic date“ (ähnlich bereits James 2015, 337). James (2019, 52) denkt eher an eine kampflose Übergabe der griechischen Polis Dura-Europos an die Römer um 165: „No evidence of such a catastrophe has been found, so Dura was apparently treated as a ‚liberated‘ Greek city, not a (re)conquered enemy or rebel town.“ An späterer Stelle schreibt er den Erfolg Avidius Cassius zu (S. 302). James 2015 spricht unter Verweis auf Luftaufnahmen von drei Marschlagern, die von den Römern am Euphrat errichtet worden seien. Die drei mit Ziegelmauern umgebenen Lager, das westliche mit 117 ha, das zentrale mit 124 ha und das östliche mit 121 ha, reihen sich am Euphratufer nordwestlich der Stadt und der Nekropole nebeneinander auf und schließen aneinander an. Im östlichen Lager gegenüber der Stadtmauer lassen sich drei spätere Bauphasen unterscheiden; in der letzten Phase wurde das Lager von den Truppen Šābuhrs I. während der Belagerung der Stadt im Jahr 256 genutzt. James (2015, 340) meint, dass das Westlager und „at least one of the fragmentary enclosures inside the east siege camp“ aus trajanischer Zeit stammen. „The middle and the east camps as now seen might then represent two phases of the 165 operation which finally took Dura for Rome.“ Nach James kam es 115/16 zu einer Schlacht auf der Ebene vor der Stadtmauer (markiert durch den späteren Triumphbogen für Trajan, vgl. Anm. 70); in ihr hätten sich die im westlichen Marschlager untergebrachte legio III Cyrenaica und eine parthische Feldarmee gegenübergestanden. Die Römer seien dann an die Stadtmauer herangerückt und hätten mit dem östlichen Lager die Stadt belagert; ebenso Baird 2018, 23. Da genauere archäologische Untersuchungen der Überreste des westlichen und zentralen Lagers fehlen, sind diese Überlegungen zwar plausibel, bleiben aber dennoch Vermutung. Leriche/Coqueugniot/de Pontbriand (2011, 27 mit 24, Abb. 1–12) weisen diese Lager, die als ein großes „camp“ verstanden werden („four times the surface of the city“), den Belagerungstruppen Šābuhrs I. 256 zu.
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Das letzte parthische Pergament aus Dura-Europos, datiert nach dem arsakidischen König der Könige, stammt aus dem Jahr 159/60, das erste römische Pergament aus dem Februar 180, es datiert nach den beiden Konsuln C. Bruttius Praesens (cos. II) und Iulius Verus sowie nach den Regierungsjahren des Marc Aurel und des Commodus.66 Auf den Sieg der römischen Truppen bei Dura-Europos bezieht sich zweifellos zudem eine griechische Ehreninschrift für den Kaiser Lucius Verus, die der ἐπιστάτης, der munizipale Oberbeamte von Dura-Europos, Aurelius Heliodoros an einer Kalksteinsäule im Tempel der Artemis anfertigen ließ. Die Säule wurde sicher bereits kurz nach der römischen Besetzung um 165/66 vom Stadtverwalter aufgestellt, der sich nun als treuer Untertan des Kaisers und römischer Bürger präsentierte; sie diente vielleicht als Basis für eine Statue des siegreichen Kaisers.67 Einen Besuch des Lucius Verus kann die Ehreninschrift aber sicherlich nicht bezeugen. Der Autor der Historia Augusta berichtet, dass Lucius Verus im Partherkrieg zweimal an den Euphrat gereist sei; ob er auf diesen Inspektionsreisen auch die eroberte Festungsstadt Dura-Europos besuchte, ist unbekannt.68 Die Schlacht bei Europos fand wahrscheinlich auf der Ebene oberhalb des rechten Euphratufers nördlich der Stadt statt.69 An dieser Stelle etwa 1,7 Kilometer nordwestlich des Palmyra-Tores waren wohl bereits im Partherkrieg des 66 67
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P. Dura 24 (aus dem Jahr 159/60); P. Dura 25 (von 180). Cumont 1926, 410, Nr. 53 (= SEG 2, 817): Αὐτοκράτορα | Κα[ί]σαρα Λ. Αὐρή|λιον Οὐῆρον | Σεβαστὸν Αὐ|ρήλιος Ἡλιό|δωρος ὁ ἐπι|στάτης. Zur Säule vgl. Cumont 1926, 173; Acqua 2016, 156; vgl. zur Inschrift auch Lambrechts 1934, 198 f.; Arnaud 1986, 148; Corcella 2002, 80; Luther 2004, 330; Edwell 2008, 116; Baird 2018, 29; Palermo 2019, 34. Die Inschrift ist nicht datiert, vgl. Cumont 1926, liii („Une dédicace à Lucius Vérus, sur une colonne qui devait porter sa statue, fut probablement gravée immédiatement après son entrée triomphale à Doura par un épistate de la ville.“); Bowersock 2001, 74 (wohl von 166). Der ἐπιστάτης Aurelius Heliodoros bekam wahrscheinlich nach der römischen Besetzung der Festungsstadt von Lucius Verus das römische Bürgerrecht verliehen. Zum Titel ἐπιστάτης vgl. Cumont 1926, 451 f.; Arnaud 1986, 146–148; Gregoratti 2016, 25 f.; Sommer 2018, 302 f. HA Ver. 7, 6: ad Eufraten tamen inpulsu[m] comitum suorum secundo profectus est. Dass Lucius Verus auf der Route am Euphrat, die später auch Iulian Apostata nutzte, gezogen sei, meint Cumont 1926, lii, Anm. 3. Ob man aus der Inschrift auf einen Aufenthalt des Lucius Verus in Dura-Europos schließen kann, möchte Lambrechts (1934, 198 f.) nicht entscheiden; „nous voulons seulement accepter le fait comme possible ou même probable“; vgl. dagegen Barnes 1967, 72 (die Inschrift SEG 2, 817 sei „not proof of an imperial visit“); ebenso Bowersock 2001, 74; Sillar 2002, 24. Demandt (2018, 156) meint, dass Lucius Verus nur einmal „Ende 163 oder Anfang 164 ohne Feindberührung bis an den Euphrat vorstieß“. Von zwei Reisen zu den Truppen an den Euphrat im Herbst 163 und im Sommer/ Herbst 165 spricht Kuhoff (2019, 56; 217 f.); Zweifel an der Historizität der Berichte bei Hund 2017, 213. Den Schlachtort lokalisiert Strobel (1994, 1322 mit Anm. 43) auf dem linken Euphratufer nördlich von Dura-Europos. Avidius Cassius habe nach der Besetzung von Dura-Europos mit seiner Expeditionsarmee, die vor allem aus der legio III Gallica bestand, auf einer Schiffsbrücke den Euphrat überquert (unter Verweis auf Suda Ζ 33 s. v. ζεῦγμα zu Cass.
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Trajan im Jahr 115 die von Norden kommenden römischen Truppen auf die parthischen Verteidiger der Festung gestoßen; auf der Ebene westlich der Stadt war es damals offenbar zu einer Feldschlacht gekommen, die die Römer gewannen. Am Ort der Schlacht ließ die legio III Cyrenaica 116/17 dann einen Triumphbogen für den siegreichen Kaiser Trajan errichten, von dem sich noch bedeutende Reste erhalten haben.70 Die Schlacht stellt ein einschneidendes Ereignis für die römisch-parthischen Beziehungen dar.71 In der Spezialforschung zum Partherkrieg des Lucius Verus wird sie zwar vielfach erwähnt, ihre historische Bedeutung aber doch zumeist verkannt.72 Mit der Eroberung der Festungsstadt im Jahr 165 gehörte Dura-Europos nun zum Imperium Romanum; diese Besetzung war damit die einzige wirkliche Erweiterung des römischen Herrschaftsbereichs, für die Lucius Verus sich
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Dio 71, 2, 3) und sei dann nördlich von Dura-Europos auf die Armee des Großkönigs gestoßen. Die in Lukian. hist. conscr. 24 „erwähnte falsche Lokalisierung der Stadt in Mesopotamien, zwei Tagesmärsche vom Euphrat entfernt, kann sehr wohl eine Verwechslung mit der Lokalisierung der Schlacht zum Hintergrund haben.“ Ihm folgt Hund 2017, 214 f.; vgl. dagegen Corcella 2002, 96. Lukian kritisiert an dieser Stelle aber gerade die falsche Lokalisierung durch den Pseudo-Historiker, der Ort und Schlacht nach Mesopotamien versetzte; für die These, dass die Schlacht bei Europos auf dem mesopotamischen Euphratufer stattfand (und dann auch noch zwei Tagesmärsche vom Fluss entfernt in der mesopotamischen Steppe), gibt es keine Hinweise. Der Bericht in Suda Ζ 33 s. v. ζεῦγμα über die Schiffsbrücke des Avidius Cassius, der unter feindlichem Beschuss einen ungenannten Fluss überquert, wird sich wohl eher auf die Euphrat-Überquerung des römischen Generals von Syrien nach Nordmesopotamien im Jahr 164 beziehen, die vielleicht bei Zeugma (so Mommsen 1904, 408; Birley 1968, 254; Spieß 1975, 23; Grimal 1991, 186) oder eher bei Sura (so Debevoise 1938, 250; Schur 1949, 2025; Magie 1950, 1531, Anm. 5; Hanslik 1962, 1850; Schippmann 1980, 66; Demandt 2018, 159) oder Nikephorion (so von Gutschmid 1888, 148; Schwendemann 1923, 158; erwogen von Angeli Bertinelli 1976, 28, Anm. 143) erfolgte. Diese Möglichkeit sieht auch Strobel (1994, 1322, Anm. 42): „Eine Alternative wäre dagegen ein Zusammenhang mit der Einnahme der Brückenköpfe nördlich von Sura im Jahre 164.“ Fündling (2008, 81 mit 196, Anm. 22) bezieht Suda Ζ 33 s. v. ζεῦγμα auf den Tigris-Übergang des Avidius Cassius zwischen Seleukeia und Ktesiphon. Wenig wahrscheinlich ist die Überlegung von Astarita (1983, 48–52), Cassius Dio beschreibe hier die Überquerung des Choaspes durch Avidius Cassius im Vorstoß nach Medien. Zum Triumphbogen: The Excavations at Dura-Europos, Preliminary Report IV, 1933, 56– 65, Nr. 167 (mit The Excavations at Dura-Europos, Preliminary Report VI, 1936, 480–482 = AE 1933, 225 = 1937, 243). Vgl. bes. Rostovtzeff 1938; James 2015 (zum Bogen als Denkmal am Ort der Schlacht und zu einem römischen Marschlager westlich des Schlachtortes am Euphrat); vgl. ferner Lepper 1948, 103; 116; 148–150; Millar 1993, 102; Edwell 2008, 115; Strobel 2010, 369; Kaizer 2015, 92; Baird 2018, 23; Bishop 2018, 57; James 2019, 51; Palermo 2019, 31. Vgl. Millar 1993, 113 f. Vgl. Anm. 1.
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aber dennoch als propagator imperii feiern ließ.73 Diese bescheidenen Gebietsgewinne zeigen, dass Marc Aurel und Lucius Verus im Osten keine offensiven Ziele verfolgten.74 In der strategisch wichtigen Festung Dura-Europos wurden nach dem Ende des Partherkrieges palmyrenische Bogenschützen stationiert, die als irreguläre Einheiten unter eigenem Kommando im Auftrag Roms die Grenzregion in den nächsten Jahren sicherten. Die formale Integration in die Provinzstrukturen erfolgte aber wohl erst unter Commodus; nun sicherte eine reguläre römische Auxiliartruppe, die cohors II Ulpia equitata, den neuen römischen Grenzposten zu den Parthern.75 Dura-Europos wurde damit bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts in dieser Region zur bedeutendsten römischen Bastion an der Grenze zum östlichen Gegner.76 Der Gewinn der Römer war der Verlust der Parther: Die Arsakiden verloren ihren wichtigsten Stützpunkt am Euphrat, der bislang ein festes Bollwerk für Ba-
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Der Titel findet sich in einer Inschrift aus Ostia aus dem Jahr 166: CIL 14, 106 ( = 6, 1022 = 31228). Vgl. Birley 1979, 481 f.; Hund 2017, 216; Priwitzer 2017, 9. Zur Erweiterung der direkten und indirekten Herrschaft Roms am Euphrat und in Nordmesopotamien nach dem Partherkrieg vgl. Angeli Bertinelli 1976, 30 f.; Birley 1979, 480–482; 1987, 145; 2012, 221; Strobel 1994, 1324; Schmitt 1997, 67 f.; Ross 2001, 38 f.; Edwell 2008, 23–26; Linz 2009, 217 f.; Sommer 2017, 89; Speidel 2017, 71; Cameron 2019, 32. Zur Bewertung der römischen Politik im Partherkrieg des Lucius Verus vgl. bes. Birley 1979, 478–482; Linz 2009, 219 f.; Demandt 2018, 161. Dagegen spricht Sommer (2017, 90 f.) von einem römischen Eroberungskrieg und einem „Hegemonialkrieg“ mit den Parthern um die Vormachtstellung in Asien. Auch Speidel (2017, 70 f.) unterstellt Marc Aurel „expansionistische Ziele“ im Osten. Als Aggressor wertet den ‚Philosophenkaiser‘ ebenfalls Le Bohec (2007, 349). Zu den palmyrenischen Bogenschützen und ihren Strategen in Dura-Europos: The Excavations at Dura-Europos, Preliminary Reports VII/VIII, 1939, 83 f., Nr. 845 (= PAT 1085; Bertolino 2004, 41 f., Nr. BA.J7.01; von 168) und Nr. 846 (= SEG 15, 851; Ζηνόβιος ὁ καὶ Εἰαειβᾶς […] στρατηγὸς τοξοτῶν; von 170/71); The Excavations at Dura-Europos, Preliminary Reports VII/VIII, 1939, 279–281, Nr. 909 (= PAT 1099; Bertolino 2004, 25 f., Nr. A.H1.03). Zur cohors II Ulpia equitata: AE 1928, 86 (= 2002, 1501). Zu den palmyrenischen Bogenschützen und dem Beginn der römischen Truppenstationierung in Dura-Europos vgl. Millar 1993, 114 f.; 451 f.; 467; Dirven 1999, 11–15; Pollard 2000, 48; 50 f.; 126; Gebhardt 2002, 287 f.; Edwell 2008, 55–57; 116 f.; Sommer 2017, 89; 2018, 160–162; 310–317; Baird 2018, 29 f.; vgl. auch Sartre 2001, 719. Luther (2004, 330–337; 344) nimmt an, dass DuraEuropos nach 165 nominell noch parthisches Territorium geblieben und erst in der Severerzeit in das römische Provinzgebiet integriert worden sei. Nach dem Partherkrieg des Lucius Verus habe es zuerst nur ein römisches ‚Protektorat‘ über das mittlere Euphrattal um Dura-Europos gegeben, in dem die Palmyrener die römischen Interessen wahrgenommen hätten; ebenso Sommer 2016, 57; 2018, 316 f. (indirekte Herrschaft Roms bis 200); Kaizer 2017, 67 f.; erwogen von Baird 2018, 29; James 2019, 22. Von einer Ausdehnung der römischen Militärmacht „even further down the Euphrates than Dura“ unter Lucius Verus spricht Edwell 2008, 25. Zu Dura-Europos als römischer Grenzfestung vgl. bes. Millar 1993, 115; 467–471; Pollard 2000, 44–58; Edwell 2008, 115–148; Baird 2018, 29–37; Sommer 2018, 293–297; 310–321; James 2019; vgl. ferner Kaizer 2015.
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bylonien darstellte; zugleich verloren sie ein Verwaltungszentrum und den Satrapensitz für Mesopotamien und Parapotamien. Die Schlacht bei Europos ist aber auch für das Verständnis der parthischen Herrschaftsorganisation im Allgemeinen und der Politik Vologaises’ III. im Besonderen von großer Bedeutung. An dieser Schlacht zeigen sich exemplarisch Stärken und Schwächen des arsakidischen Königtums. Vologaises III. war im Jahr 147/48 als ein Arsakide aus einer Nebenlinie an die Macht gekommen. Er war der Sohn des Gegenkönigs Mithradates IV., der unter Vologaises II. (111/12–147/48) in den 130er Jahren vor allem Medien kontrolliert hatte.77 Nach dem Tod Vologaises’ II. 147/48 übernahm der neue Herrscher aus der arsakidischen Nebenlinie die Macht im Reichszentrum in Babylonien und in der Residenz Ktesiphon.78 In seinen ersten Regierungsjahren war Vologaises III. dann vor allem damit beschäftigt, seine Position in den Machtzentren und an den Peripherien des Arsakidenreich zu sichern; dazu wurden Mitglieder und Gefolgsleute der gestürzten Arsakidenlinie Vologaises’ I., Pakoros’ II. und Vologaises’ II.79 aus ihren Stellungen als Satrapen und Vasallenkönige vertrieben und durch loyale Parteigänger der neuen Arsakidenlinie ersetzt. Mit seinem Feldzug in die Mesene (Charakene) stürzte Vologaises III. im Jahr 150/51 den dortigen Vasallenkönig Miradates, den Sohn des Königs der Könige Pakoros II., und sicherte sich so die Region am Persischen Golf. In der Mesene setzte er mit Orabazos einen loyalen Gefolgsmann als neuen Vasallenkönig ein.80 Sein General Osroes marschierte wohl im Jahr 160 in Armenien ein und inthronisierte hier den arsakidischen ‚Großkönig‘ Pakoros, wahrscheinlich
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König Mithradates, Vater Vologaises’ III., wird in einer Inschrift auf einer bronzenen Heraklesstatue erwähnt (Schuol 2000, 41–45, Nr. 9, griech. 6–7 / pa. 4: mtrdt ML[K’]; vgl. Anm. 80); er ist sicherlich identisch mit dem nur durch Münzen (wohl aus Ekbatana) bekannten, um 130–147 in Medien regierenden parthischen Gegenkönig Mithradates IV. (BMC Parthia, lix f. u. 217–223; Sellwood 1971, 262–264, Typ 82: mtrdt MLK’), vgl. Pennacchietti 1987, 182 f.; Bernard 1990, 35; Potter 1991, 284; Olbrycht 1998, 140; Hartmann 2010, 597; Celentano 2016, 120 f. Wie der Herrscherwechsel in Parthien im Jahr 147/48 ablief, bleibt unbekannt: In der Chronik von Arbela (CSCO 467/468, Scr. Syr. 199/200, S. 11 T / S. 30 Ü) wird nur gesagt, dass Vologaises III. nach dem Tod Vologaises’ II. die Herrschaft übernahm, nicht wie letzterer starb. Zur Politik Vologaises’ III. in seinen ersten Regierungsjahren vgl. auch Hartmann 2019. Zur Genealogie der Arsakiden in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts vgl. Hartmann 2010, 593–598. Den Sturz des Miradates von Mesene bezeugt eine griechisch-parthische Inschrift auf einer bronzenen Heraklesstatue, die in Seleukeia am Tigris gefunden wurde: Schuol 2000, 41–45, Nr. 9 (= Pennacchietti 1987; SEG 37, 1403; 39, 1561; 41, 1520; IK Estremo Oriente 86; Merkelbach/Stauber 2005, 106–108, Nr. 507). Zur Absetzung des Miradates von Mesene vgl. Bernard 1990, 39 f.; Potter 1991, 284–286; Schuol 2000, 354–356; Gregoratti 2011, 223 f.; Celentano 2016, 120–122 (mit der problematischen Ansicht, Miradates habe unter Vologaises III. mit seiner Münzprägung Anspruch auf den arsakidischen Thron erhoben). Zur Regierung des Orabazos vgl. Schuol 2000, 356–360. Orabazos gehörte wohl weder zur Arsakidenfamilie noch zur lokalen Königsfamilie der Hyspaosiniden (Schuol 2000, 356).
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einen Arsakiden und loyalen Vasallen der neuen dynastischen Linie. Dieser Feldzug nach Armenien war also kein aggressiver Akt gegen das Römische Reich, sondern zielte vielmehr darauf ab, in dieser für das Partherreich strategisch bedeutsamen Region einen Getreuen der neuen Arsakidenlinie als Herrscher zu installieren, auch wenn dies in Rom anders gewertet wurde.81 Im Jahr 162 marschierte Vologaises III. in Nordmesopotamien ein, verjagte den romfreundlichen osrhoenischen König Ma‛nū bar Izaṭ aus Edessa, und inthronisierte hier den parthischen Vasallenkönig Wā’el bar Saḥru, der nicht aus der legitimen Königsdynastie der Abgariden stammte und wohl ein lokaler Gefolgsmann des Partherkönigs war. Seine enge Verbundenheit mit dem Arsakidenherrscher demonstrierte der Vasallenkönig Wā’el auf seinen Bronzeprägungen, die auf der Vorderseite Vologaises III. und auf der Rückseite sein Bildnis in parthischer Tracht zeigen.82 Vologaises sicherte so nicht nur die Herrschaft seiner Arsakidenlinie, sondern festigte zugleich die parthische Oberherrschaft über die imperialen Grenzräume in Armenien und Nordmesopotamien. Für diese Politik der Sicherung der Macht nahm er allerdings eine Konfrontation mit dem Römischen Reich und seinen neuen Herrschern Marc Aurel und Lucius Verus bewusst in Kauf. Nach den römischen Offensiven in Armenien und Nordmesopotamien in den Jahren 163 und 164, die zur Absetzung der parthischen Vasallenherrscher in Armenien und in der Osrhoene führten, musste sich Vologaises III. im Jahr 165 der direkten Konfrontation mit den Römern stellen. Durch die konsequente Festigung seiner innenpolitischen Position von 147/48 bis 162 nahm er wohl am Beginn des Partherkrieges an, dass er den Konflikt mit den Römern nicht fürchten müsse. Auch nach der römischen Besetzung Armeniens und Nordmesopotamiens beurteilte er Ende 164 seine politische und militärische Position aber offenbar immer noch als stark genug, um eine direkte Auseinandersetzung mit der römischen Armee zu wagen. Diese Haltung des Arsakiden zeigt sich vor allem in 81
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Zu Osroes vgl. Anm. 3. Zu Pakoros (PIR² A 1566): Front. epist. ad Verum Imp. 2, 1, 16 (S. 126, 5–9); Asinius Quadratus, FGrH 97 F 9 (aus Steph. Byz. Ethn. Ω 22; Bleckmann/Groß 2016, 14 f., A 1 fr. 9); IG 14, 1472 (= OGIS 382; IGR 1, 222; IGUR 2, 415; Тревер 1953, 224–242, Nr. 7; IK Estremo Oriente 22; Zeile 3–5: βασι|λεὺς μεγάλης Ἀρ|μενίας); SEG 15, 838 (= Тревер 1953, 242–245, Nr. 8; IK Estremo Oriente 21). Zur Einsetzung des Pakoros und zur Diskussion über seine Person in der Forschung vgl. Hartmann 2019, 176–184. Zu dieser Deutung des Armenien-Feldzuges des parthischen Generals Osroes vgl. Hartmann 2019. Zu Wā’el: Pseudo-Dionysios von Tell-Maḥre, Chronik zum Jahr 2154 (CSCO 91/121, Scr. Syr. 43/66, S. 125 T / S. 94 Ü Chabot); BMC Arabia, 91 f., Nr. 1–3 (91, Nr. 1: Avers mit Büste des Vologaises mit Tiara, Revers mit Büste Wā’els und Legende w’l mlk’; 91 f., Nr. 2–3: Avers mit Büste des Wā’el und Legende w’l mlk’). Zum parthischen Vasallenkönig Wā’el vgl. nur Millar 1993, 112 f.; 473; 560 f. (162/63–164/65); Ross 2001, 36–39 (163–165/66); Hartmann 2019, 190–193 (mit weiterer Literatur und Diskussion der Hintergründe). Luther (1999 b, 189 f.) lehnt dagegen einen Zusammenhang zwischen dem Partherkrieg und Wā’els Regierung ab; der Usurpator habe sich „zwischen 147/8 und ca. 162 des edessenischen Thrones“ bemächtigt; vgl. auch Günther 2021, 2.
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seiner Reaktion auf ein Friedensangebot des Lucius Verus: Nachdem Armenien wieder unter römischer Oberherrschaft stand und die römischen Positionen in Nordmesopotamien gesichert worden waren, bot Lucius Verus wahrscheinlich Ende 164 oder Anfang 165 dem Partherkönig Verhandlungen über einen Waffenstillstand an. Die wichtigen militärischen Ziele der Römer, die Sicherung des römischen Klientelkönigtums in Armenien und der Oberherrschaft über die Osrhoene, waren erreicht, weiteres Blutvergießen sollte so wohl vermieden werden. Vologaises schlug dieses Angebot des Lucius Verus jedoch aus und zog mit seiner Armee gegen die Römer.83 Wahrscheinlich wollte der Partherkönig durch einen großen Sieg über den römischen General Avidius Cassius in einer offenen Feldschlacht seine Legitimität untermauern. Wie sehr sich Vologaises jedoch in seinen militärstrategischen Überlegungen verrechnet hatte und wie unsicher die politische Position des Partherkönigs aus der arsakidischen Nebenlinie offenkundig in den 160er Jahren immer noch 83
Fronto berichtet in den im Jahr 166 verfassten Principia historiae, dass Lucius Verus König Vologaises „einige Tage zuvor“ brieflich ein Abkommen zur Beendigung des Krieges angeboten habe. Der Barbar habe indes das Friedensangebot abgelehnt, habe dafür aber teuer bezahlt (princ. hist. 16 S. 212, 3–6: recte res gesta: paucis ante diebus Ls ad Vologaesum litteras ultro dederat, bellum, si vellet, condicionibus poneret. dum oblatam pacem spernit barbarus, male mulcatus est.). Die Phrase paucis ante diebus bezieht sich wohl auf die kurz zuvor im an dieser Stelle schlecht erhaltenen Text des Palimpsests erwähnten furchterregenden Kataphrakten, die Lucius Verus erlebt habe (S. 212, 2 in margine: sciret catafractos similes esse beluis piscibus). Das Friedensangebot unterbreitete der Kaiser laut Fronto also wahrscheinlich vor einer Schlacht mit der parthischen Kataphraktenreiterei. In dieser Passage will Fronto unterstreichen, dass Lucius Verus – im Gegensatz zum ruhmsüchtigen Trajan – das Blut seiner Soldaten habe schonen wollen (princ. hist. 16–17 S. 212, 3–11). Der gallische Redner Nazarius greift diese wohl aus der Rhetorenschule bekannte Anekdote in seinem Panegyricus auf Constantin von 321 auf, schreibt das Angebot aber Marc Aurel zu (und dreht die Reihenfolge der Ereignisse um): Als Antoninus auf dem Partherfeldzug Kataphrakten gesehen habe, sei er so sehr von Furcht ergriffen worden, dass er selbst einen Brief an den Partherkönig gesandt habe, um einen Frieden auszuhandeln (Pan. lat. 4/10, 24, 6: cum adversum Parthos armis experiretur, visis catafractis adeo totus in metum venit, ut ultro ad regem conciliatrices pacis litteras daret). Der historische Kontext des bei Fronto bezeugten Friedensangebots ist nicht klar, es erfolgte aber wohl im Vorfeld des römischen Vorstoßes nach Südmesopotamien, also vor der direkten militärischen Konfrontation zwischen dem Expeditionsheer des Avidius Cassius und dem Hauptheer des Partherkönigs am Euphrat im Frühjahr 165. Wann Lucius Verus dieses Angebot unterbreitete, ist in der Forschung umstritten: In den Winter 162/63 vor dem römischen Armenien-Feldzug datieren es Debevoise 1938, 248; Ziegler 1964, 113; Angeli Bertinelli 1976, 27; Chaumont 1976, 148; Wolski 1993, 185; Strobel 1994, 1320; Rosen 1997, 72 (im Herbst 162); Schuol 2000, 358; Linz 2009, 213; Sheldon 2010, 157; Hund 2017, 213; Demandt 2018, 157 f.; Stoll 2019, 263 f.; Schlude 2020, 166. In den Winter 163 nach dem Ende des Armenien-Feldzuges setzen das Angebot etwa Schwendemann 1923, 153; Birley 1987, 130; van den Hout 1999, 301; Sillar 2002, 23 f.; Davenport/Manley 2014, 187; Bishop 2018, 103 f.; Kuhoff 2019, 57 (Ende 163). Lambrechts (1934, 193, Anm. 2; 197) datiert es Mitte 165 nach der Schlacht bei Dura-Europos. Hanslik (1962, 1849) vermutet, dass Fronto hier von einem Gefecht im Jahr 162 spreche, als Vologaises einen kleinen römischen Vorstoß zurückgewiesen habe.
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war, zeigt die Passage bei Cassius Dio über den Abfall der σύμμαχοι des Monarchen nach der Schlacht bei Europos. Diese schwere militärische Niederlage gegen die Expeditionsarmee des Avidius Cassius führte offenbar dazu, dass die Vasallenkönige und wohl auch Teile des Hochadels und einige Satrapen den König verließen und sich die parthische Armee am Euphrat weitgehend auflöste. Vologaises musste ins iranische Hochland fliehen und konnte nur tatenlos zusehen, wie die Soldaten des Avidius Cassius im Sommer 165 Seleukeia und die parthische Residenz Ktesiphon in Schutt und Asche legten und im Jahr darauf über den Tigris nach Media Atropatene vorstießen; der Partherkönig hatte diesen römischen Offensiven nun nichts mehr entgegenzusetzen.84 Dieser drastische Verlust an Autorität war sicher vor allem auf die militärische Niederlage gegen die römische Armee zurückzuführen, die nicht einmal vom Kaiser angeführt wurde; er verweist aber auch darauf, über wie wenig Akzeptanz der neue König bei Hochadel und Vasallenkönigen verfügte. Über die Ereignisse im Partherreich nach dem Krieg des Lucius Verus liegen keine weiteren Nachrichten vor. Vologaises III. setzte indes seine Regierung bis zum Jahr 191/92 fort, ohne dass es offenbar zu weiteren Aufstandsversuchen kam, und übergab dann seine Königsherrschaft an seinen Sohn Vologaises IV. (190/91– 207/08); er konnte also offensichtlich nach dem Abzug der Römer aus Babylonien seine Macht in seinem Herrschaftszentrum wieder stabilisieren. Diese schwere Herrschaftskrise Vologaises’ III. zeigt zudem sehr deutlich eine strukturelle Schwäche des Arsakidenreiches auf. Die Schlacht bei Dura-Europos ist einer der wenigen Fälle, in denen in den Quellen berichtet wird, dass ein Partherkönig in einem Krieg von seinen Vasallen und ihren Kontingenten verlassen wurde.85 An dieser Stelle erweist sich zudem, dass die in der Forschung in Frage gestellte Angabe Herodians, die Arsakiden hätten über keine stehende
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Vgl. Schur 1949, 2025 f. (die Niederlage bei Europos „zerstörte die Autorität des Großkönigs“; die parthischen „Großvasallen“ hätten „ihren Lehnsherrn“ nach der Schlacht „im Stich“ gelassen); Hanslik 1962, 1850; Ziegler 1964, 115 („Die Wirkungen der Niederlage bei Dura-Europos, nach der sich das parthische Heer praktisch auflöste, weil die Vasallen des Großkönigs mit ihren Kontingenten abzogen und ihren Oberherrn im Stich ließen, zeigen, in welchem Maße der Großkönig vom guten Willen seiner teilweise selbstherrlichen Magnaten abhing.“); Schippmann 1980, 66 („ein großer Teil der Vasallenfürsten“ habe den Partherkönig verlassen); 1989, 577 („many of the Parthian vassals and their troops deserted Balāš“); Karras-Klapproth 1988, 204; Wolski 1993, 186. Die These von Harmatta 1975, der einen Sieg der Kušān unter Kaniška II. um 161–175 über die Parther an der Ostgrenze des Arsakidenreiches dafür verantwortlich macht, dass Vologaises III. sich dem Vormarsch des Avidius Cassius bis Ktesiphon nicht entgegenstellen konnte, ist weitgehend spekulativ (nicht zuletzt aufgrund der umstrittenen Datierung der Kušānkönige). Tacitus (ann. 6, 36, 2–3) berichtet, dass Artabanos II. im Bürgerkrieg mit Tiridates (im Jahr 36) von allen Adligen verlassen worden sei; ihm sie niemand mehr treu geblieben außer seiner ausländischen Leibwache.
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Armee verfügt,86 durchaus korrekt ist. Nach Vologaises’ Niederlage in der Schlacht bei Europos verlassen ihn seine σύμμαχοι, er verfügt nun über keine Feldarmee mehr, mit der er sich Avidius Cassius entgegenstellen könnte. Der arsakidische König der Könige unterhielt eine größere Leibgarde und eine Reitertruppe zu seinem Schutz sowie wahrscheinlich Truppen für seine Residenzen und die Festungen an den Grenzen,87 verfügte aber nach der Expansionsphase des Reiches ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. über keine größere stehende Armee mehr. Er berief die Kontingente des Hochadels, der Satrapen und der Vasallenkönige an einen bestimmten Versammlungsplatz ein und formte dann eine Expeditionsstreitmacht.88 Diese Methode der Heeresorganisation war kostengünstig und funktionierte im allgemeinen, da die Vasallen des Partherkönigs in der Regel dem Aufruf nach Truppenstellung konsequent folgten. Schnelle militärische Operationen waren so zwar nicht möglich, für das zumeist reaktive militärische Vorgehen der Arsakiden war diese Zusammenstellung von Expeditionsheeren jedoch praktikabel und sinnvoll. Unterlief ein Vasallenkönig oder Satrap aber die Verpflichtung zur Heeresfolge, konnte der König lediglich eine Strafexpedition gegen den illoyalen Untertanen unternehmen, um ihn abzusetzen.89 Im Vorfeld eines Kriegszuges hatte er keine weiteren Sanktionsmöglichkeiten, um gegen eine nicht erfolgte Heeresfolge vorzugehen. Im Fall einer schweren Niederlage in einer Feldschlacht – wie sie Vologaises III. bei Europos erleiden musste – besaß der Arsakidenkönig offenbar keine Machtmittel, die Vasallen bei der Stange zu halten. Der mit einer solchen Niederlage einhergehende Autoritätsverlust führte zwar nicht dazu, dass der Arsakide unmittelbar seine Macht verlor, da die königliche Herrschaft der Arsakidenfamilie vom Adel grundsätzlich nicht in Frage gestellt wurde,90 es blieben ihm aber keine Mittel, um die Auflösung seines Heeres zu verhindern. Zudem musste er nun die Aufstellung eines arsakidischen Gegenkönigs fürchten. 86 87 88 89
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Herodian. 3, 1, 2. Die Historizität dieser Angabe bezweifeln Hauser 2006, 310–312; Jacobs 2010, 106 f. Zur Leibwache: Ios. ant. Iud. 18, 9, 3 / 325; 18, 9, 4 / 333; Plut. Antonius 44, 2 (Reitertruppe); Tac. ann. 6, 36, 3 (ausländische Leibwache); 15, 2, 4 (Reitertruppe); Philostr. Ap. 1, 33. Plut. Crassus 21, 4; Lukian. nav. 34; Herodian. 3, 1, 2 (Anweisung des Königs an die Satrapen); Chronik von Arbela (CSCO 467/468, Scr. Syr. 199/200, S. 7–8 T / S. 25–27 Ü; briefliche Anweisung Vologaises’ II. an Raqbakt, den Satrapen der Adiabene). Als der Partherkönig Vardanes um 44/45 einen Kriegszug gegen die Römer plante, weigerte sich Izates, der parthische Vasallenkönig in der Adiabene, Hilfstruppen zu stellen. Vardanes erklärte ihm daraufhin den Krieg, wurde jedoch von einer Adelsgruppe ermordet, bevor er Izates bestrafen konnte (Ios. ant. Iud. 20, 3, 4 / 69–73). Narsai, ebenfalls parthischer Vasallenkönig in der Adiabene, beteiligte sich um 190 nicht am Feldzug Vologaises’ IV. gegen persische und medische Aufständische (wohl ein Bürgerkrieg zwischen zwei parthischen Thronprätendenten, vgl. Hartmann 2009), der Partherkönig fiel daher nach dem Sieg über die Rebellen in die Adiabene ein und ertränkte Narsai im Großen Zab (Chronik von Arbela, CSCO 467/468, Scr. Syr. 199/200, S. 26 T / S. 44 Ü). Ios. ant. Iud. 18, 2, 4 / 44; Amm. Marc. 23, 6, 6.
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Fassen wir zusammen: Die von Lukian beschriebene Schlacht bei Europos fand im Frühjahr 165 vor den Toren der parthischen Euphratfestung Dura-Europos statt. Die Analyse der Quellen und die Diskussion der Gegenargumente erweisen, dass eine Lokalisierung des Kampfes in der Kyrrhestike unwahrscheinlich ist. Die römische Expeditionsarmee des Avidius Cassius traf vor Dura-Europos auf das von Vologaises III. aus den Kontingenten des Hochadels, der Satrapen und der Vasallenkönige der Region wohl recht schnell in Ktesiphon zusammengestellte parthische Heer. Vologaises wollte hier den römischen Vormarsch stoppen und durch einen großen militärischen Sieg seine Legitimität als König festigen. Die parthische Niederlage bei Dura-Europos stellte das zentrale Ereignis im Konflikt zwischen Vologaises III. und der römischen Armee dar, sie besiegelte den endgültigen militärischen Erfolg der Römer im Partherkrieg und beendete die Politik der imperialen Konsolidierung des Arsakiden an seiner Westgrenze. Der Verlust der Festung Dura-Europos veränderte zudem die geostrategische Lage im römisch-parthischen Grenzraum am Euphrat bis in die Mitte des 3. Jahrhunderts grundlegend. Schließlich zeigt die Schlacht bei Europos sehr deutlich die strukturellen Schwächen der Herrschaftsorganisation der Arsakiden auf, die ohne eine stehende Armee auf die Treue ihrer Vasallen angewiesen blieben.
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Roman Itineraries and Crossing Points of the Upper Tigris in Antiquity* Michał Marciak (Kraków)
In 116 CE, Emperor Trajan crossed the Tigris River opposite the Gordyaean Mountains (κατὰ τὸ Καρδύηνον ὄρος in Cass. Dio 68, 26, 1–2).1 Remarkably, more than 400 years earlier, Alexander the Great also crossed the Tigris opposite the Gordyaean Mountains (Arr. an. 3, 7, 6–7 and Curt. 4, 10, 8). Likewise, several other Roman or pro-Roman campaigns (e. g., the Meherdates expedition in 48–49 CE) may be suspected to have crossed the Tigris in this area, although our sources are not as explicit as in the case of Trajan and Alexander.2 The aim of this paper is to consider the exact location of Trajan’s crossing. In this context, it should be remembered that Trajan crossed the Tigris using a pontoon bridge (made from boats), while Alexander crossed the river by ford. Thus, Trajan’s point of crossing cannot be the same as Alexander’s. The first key to our puzzle is the reference to the Gordyaean Mountains. This ancient name refers to the mountains in the land of Gordyene located approximately between the Bothan and Tigris rivers, now frequently labeled as the Hakkari Mountains.3 Thus, we should be looking for a Tigris crossing, most broadly speaking, between the modern cities of Cizre and Mosul (see Fig. 1). It should also be noted that in the context of the march towards a Tigris crossing opposite the Gordyaean Mountains, two routes depicted on the Tabula Peutingeriana4 (hereinafter the Tabula) are particularly relevant: from Melitene and from Zeugma; they both mention ad flumen Tigrim [Tigrem] on their itineraries. This paper is definitely not the place to get into details concerning the identifications of all the toponyms in both itineraries. Generally speaking, despite *
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Preparation of this paper was possible thanks to a grant from the De Brzezie Lanckoroński Foundation for a research visit to the British Library in London in 2018. With this paper, I wish to thank Dr. A. Comfort not only for his feedback on this paper, but also for our cooperation over the course of the past several years. See Marciak 2017, 366–372; Hartmann 2010, 615–616, n. 66 See Marciak 2017, 264, 275–276, 366–409. Marciak 2012, 183–186; Marciak 2017, 174, 184–185. Tabula Peutingeriana (named after Konrad Peutinger, its second owner) is an itinerarium which presents a visualization of hundreds of routes in the ancient world as they were known to the Romans. The current document seems to be a thirteenth-century copy of an original Roman source that is, however, differently dated by scholars to between the second and fifth centuries CE. For a general overview (in the context of northern Mesopotamia), see Comfort 2009, 35–38 and Palermo 2019, 210–230.
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Michał Marciak
some uncertainties concerning several identifications, the general course of the route from Melitene to the Tigris crossing can be safely reconstructed: it went from Malatya via Tomisa to Lake Hazar and across the Taurus via Ergani down to the vicinity of Amida; from Amida it followed the Mesopotamian plain via Nisibis below the escarpment of the Tur Abdin to the Tigris crossing.5 In turn, the route from Zeugma ran through the Upper Balikh and Khabur river basins south of the escarpment of the Tur Abdin to the Sinjar Mountains.6 In the case of Trajan, we know that the starting point for his expedition was Nisibis (Cass. Dio 68, 26, 1). Thus, for the purpose of this study, the course of both itineraries relevant to us begins with Nisibis. For the Melitene route, the Tabula names only two stations between Nisibis and the Tigris crossing: Sarbane and Sapham (Nisibi x – Sarbane xxviii – Sapham – ad fl. Tigrim).7 In contrast, the Zeugma route has six stations: Thebeta, Baba, Singara, Zagurae, ad Pontem, and Abdeae (Nisibi xxxiii – Thebeta xviiii – Baba xxxiii – Singara xxi – Zagurae xviii – ad Pontem xviii – Abdeae xx – ad fl. Tigrem xx).8 In the case of the Melitene route, Sarbane can be equated with the modern name Sirvan.9 Located in the vicinity of Sirvan are the remains of a Roman-Sasanian fortress called Sisauranon.10 In turn, Sapham can be identified with an unmaintained village on the bank of the Safan River.11 As for the Zeugma route, I believe we can follow the majority of scholars in identifying Zagurae with Ain Sinu, ad Pontem with Tell Afar, and Abdeae with Gonaisiya (while Baba and Singara can easily be located thanks to the existence of modern localities bearing these names – Bara and Sinjar respectively).12 The question arises as to where exactly we can identify ad flumen Tigrem on both itineraries. It should be stressed that the Tabula does not explicitly name or describe the precise location of ad flumen Tigrem. In this part of my paper, I will rely on two GIS capabilities: the least cost path analysis13 and the buffer analysis.14
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Comfort 2009, 181–182. Palermo 2019, 217–220. Miller 1916, 738–742. Miller 1916, 768–772. Dillemann 1962, 155–161; Comfort 2009, 111–113. Dillemann 1962, 155–161; Comfort 2009, 111–113. Dillemann 1962, 160; Comfort 2009, 112. See Oates 1956; Lightfoot 1990, 124; Reade 1998; Palermo 2019, 157; by contrast, see Hauser 1995, 230 (Abdeae as Khirbet Khan Al-Zanzanil). The least cost path is a method of finding the route over a surface from point A to B that has the least cost accumulated along the way; in our case, the ArcGIS simulation was based on only one factor – degree of slopes (the steeper the slope, the more arduous the march). See Marciak/Sobiech/Pirowski 2022. The ArcGIS buffer (analysis) creates buffer polygons to a specific distance (based on the Euclidean or geodesic distances) around a chosen point. In our case, the Euclidean distance was used. See Marciak/Sobiech/Pirowski 2022.
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Given the distance between Safan/Sapham (the last identified point of the Melitene route) and Gonaisiya/Abdeae (the last most likely identifiable location on the Zeugma route), which is 131.4 km according to the least cost path analysis,15 it becomes evident that ad flumen Tigrem is extremely unlikely to be the same place in both itineraries. The Melitene route does not include information on the distance between Sapham and the Tigris crossing, while the Zeugma route marks 20 Roman miles (29.6 km) for the Tigris crossing from Abdeae. If this distance (approximately 30 km) to the Tigris crossing from the Zeugma route is used tentatively for both routes, then the buffer analysis indicates which crossing points of the Tigris come into play for Sapham/Safan and Abdeae/Gonaisiya as located within the range of 30 km. Several locations have been suggested as potential crossing points of the Tigris in the Roman times in this area: Cizre, Basorin, Feshkhabur, Abu Dhahir, Abu Wajnam, Eski Mosul, and Mosul/Nineveh (see Fig. 1).16 After the buffering analysis, it was found that Cizre and Basorin are within the range of 30 km for Sapham/Safan (with Feshkhabur only 2 km outside the expected range), while Eski Mosul and Mosul fulfill the same criteria for Abdeae/ Gonaisiya.17 However, the results of this imperfect buffer analysis (based on the Euclidean metrics) can be verified by the least cost path analysis, which shows that Basorin (28.9 km) and Cizre (22.4 km) are the most convenient crossing points of the Tigris for travelers from Sapham/Safan (and Feshkhabur, distant 37.2 km, could perhaps still be considered an option), while only Mosul (31.7 km) and Eski Mosul (19.7 km) come into play for Abdeae/Gonaisiya.18 However, given the distance between Nisibis and the Tigris crossing on the Melitene route on the one hand, and the distance between Nisibis and the Tigris crossing on the Zeugma route on the other hand, it seems very unlikely that, with Nisibis as a starting point, Trajan would have made for a Tigris crossing located so far downstream. Thus, it can be concluded that only the crossing points located at the close distance of Sapham should be considered for the Trajan campaign: Cizre, Basorin, and Feshkhabur. Cizre is widely considered as an important ancient crossing point of the Tigris. Cizre owes much of its importance to the regional topography. For those going from west to east, Cizre is the obvious place to cross since the road from Nisibis and the foothills of the Tur Abdin to Arbela could not have crossed the Tigris further north because of the mountains on the east bank. Northeast of Cizre, the elevation of Mount Judi is some distance away from the river and forms the Silopi plain. Importantly, the existence of sections of Roman pavement between Nisibis and Cizre has been reported and photographed by 15 16 17 18
Marciak/Sobiech/Pirowski 2022. Comfort/Marciak 2018, 59–99. Marciak/Sobiech/Pirowski 2022. Marciak/Sobiech/Pirowski 2022.
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A. Poidebard.19 In turn, on the basis of his study of the satellite imagery, A. Comfort suggests that the route after Sapham may have divided into two: one route continuing northeast to Cizre, and another heading southeast to Feshkhabur.20 At the same time, the evidence of ancient remains in Cizre is meager,21 and the local topography of the city is difficult to understand due to the changes that the Tigris riverbed has undergone over the course of history. Well until the Middle Ages, Cizre jutted out from the east bank of the Tigris, but in the 9th century, a canal was cut across the river bed, this canal eventually became the main course of the Tigris, while the old course dried up.22 It is very possible that much ancient evidence has been erased in this way. The extant remains of the river-crossing infrastructure include several bridges that have been reported with a varying degree of detail or photographed by several visitors to the city over the last two centuries.23 It is not always clear if the bridges are still extant; neither is it always clear if they served to cross the main Tigris bed or a branch. Of the two bridges that still existed in 2007 (inspected by A. Comfort) one was a bridge located south of the medieval walls that was even considered to be of Roman origin by A. Poidebard.24 This bridge seems to have brought a road from the south into the town, whose extant medieval walls are only 80 m distant.25 It is not entirely clear why a Roman road would have approached Cizre from this direction, as the next possible Roman destination was the late Roman fortress of Bezabde, located 15 km to the northwest.26 The second bridge, which is quite famous, is dated to the second half of the 12th century CE.27 It is sometimes speculated in such cases that it may have been built on a Roman predecessor,28 and analogies for such speculations exist. For example, the origin of the medieval bridge at Zakho, known as the Pir Delal bridge, can now be dated to around 600 CE on the basis of the radiocarbon analysis (conducted on a piece of charcoal found beneath a stone near the very top of the structure by the Eastern Habur Archaeological Survey).29 Since Cizre was once believed to have been the site of the Roman fortress of Bezabde, but now Bezabde is thought to be located at Eski Hendek, the question arises as to what can be said about this location. Eski Hendek (on the west bank) and Eski Finik (opposite, on the east bank), some 13 km northwest of Cizre (see 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29
Poidebard 1934, 223. Comfort 2009, 112, Comfort 2009, 78–80; Comfort/Marciak 2018, 87–89. Lightfoot 1983, 191; Nicolle 2014, 227. Lehmann-Haupt 1910, 363–364, Preusser 1911, 26, T. 37; Bell 1924, 296; Poidebard 1934, 159; Dillemann 1962, 84, pl. IX; Sinclair 1989, 356; Comfort 2009, 78–80. Comfort 2009, 79. Comfort 2009, 79. Comfort 2009, 79 Nicolle 2014. Comfort/Marciak 2018, 87 Comfort 2020.
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Fig. 1), feature the remains of structures, including some Roman masonry at Eski Hendek that have been identified as the remains of an unusually large Roman castellum (some 7.5 ha plus additions).30 The Roman layer has been dated (mainly on the basis of numismatic evidence, the majority of which comes from between 312 and 361 CE) to the 4th century CE.31 The structure was examined in the 1980s and convincingly identified as the remains of Bezabde (mainly due to Ammianus’ statements [20, 7, 1, 20, 7, 16] that Bezabde was earlier called Phaenicha; the latter name appears to correspond with the modern name of Finik as well as Strabo’s Pinaka).32 The location of Eski Hendek is intriguing – its position gives it a stranglehold on upstream passage along the Tigris, and it lies close to the Kasrik pass, opening access through the Gordyaean Mountains to Siirt. Perhaps Bezabde was important as a fortress more because it protected the eastern end of the Tur Abdin than because there was a major Tigris crossing here.33 It is considerably distant from the main west-east axis of communication from Nisibis to Arbela, and, at any rate, there are no traces of routes linking Nisibis and Bezabde, unlike in the case of Cizre and Feshkhabur. Let us move on to the other option, Basorin, which can quickly be disqualified. Due to its use in 1836 by an English traveler, J. Shiel, Basorin is attested as a ford (thus it could be a good option for Alexander the Great, but not for Trajan).34 In turn, another major site for crossing the Tigris in antiquity is suspected at Feshkhabur. This site has been mentioned in the travelogue literature of the 19th century as the site of a ferry crossing (by W. F. Ainsworth and A. Layard).35 At any rate, Feshkhabur cannot be seen as a good place for a ford due to inconvenient topographical features including steep banks and a strong current. Several scholars also mention the existence of a bridge, however without personal confirmation.36 This interpretation goes back to the apparently mistaken observation of J. Černik, who interpreted the peculiar structure of a wall running parallel to the Tigris in this way.37 This wall was examined in 2016 by the Eastern Habur Archaeological Survey; it is 71 meters long and at one point it is more than 4 meters high on the side facing the river.38 It was found that it had originally been faced with brick and that it had a number of regular openings whose purpose is unclear.39 The wall is located near a number of other sites from earlier periods, but the pottery on the ground indicates a late Sasanian or early Islamic 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39
Algaze 1989, 248–252. Söylemez/Lightfoot 1991, 315–321. Marciak 2017, 191. Comfort 2020. Shiel 1838, 89–90. Ainsworth 1842, 343; Layard 1853, 56. Dillemann 1962, 161; Fiey 1965, 699. Černik 1875–76, 9. Comfort/Marciak 2018, 75. Comfort/Marciak 2018, 75.
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Fig. 1:
Geographical and topographical context (by M. Marciak using ArcGIS 10).
date.40 Despite its location close to the junction of the Tigris with its tributary Derabun coming from the north, no obvious association with a mill has been stated.41 In summary, in 116 CE Emperor Trajan moved from Nisibis eastwards towards, roughly speaking, the modern Turkish-Syrian-Iraqi border, and not southeastwards towards the Sinjar Mountains. The importance of this axis of communication is further corroborated by the existence of several stylistically Roman bridges on the east bank of the Tigris (see Fig. 1):42 Bürüçek,43 Kuzaf,44 Pir Delal, Faidah,45 Deralok.46 Out of the several possible locations of the Tigris crossing opposite the Gordyaean Mountains, the one at Cizre seems to be most likely. This identification is supported by both the regional topography (the nearest and most convenient location from Nisibis) and limited archaeological evidence (traces of Roman pavement between Nisibis and Cizre and the probable existence of Roman bridges). 40 41 42 43 44 45 46
Comfort/Marciak 2018, 77. Comfort/Marciak 2018, 75. Comfort 2020. Algaze 1989, 261, fig. 5; Comfort/Marciak 2018, 90–94. Not extant, documented in Kennedy/Gregory 1985, 125. See also Comfort/Marciak 2018, 80–81. Not extant, documented in Kennedy/Gregory 1985, 119. See also Comfort/Marciak 2018, 73. First noticed in 1991 during the aerial reconnaissance by T. Mitford, but published only in 2018 (Mitford 2018, 80 Fig.35), inspected on the ground in 2018 by M. Marciak. See Comfort 2020.
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Reade, Julian 1998: Greco-Parthian Nineveh, in: Iraq 60, 65–83 Sinclair, Thomas A. 1989: Eastern Turkey. An Architectural and Archaeological Survey, vol. 3, London Söylemez, Mehmet/Lightfoot, Christopher S. 1991: The Tigris-Euphrates Archaeological Reconnaissance Project. Numismatic Notes, in: Lightfoot, Christopher S. (ed.), Recent Turkish Coin Hoards and Numismatic Studies, Oxford, 313–331
Die Grenze zwischen dem Imperium Romanum und dem Partherreich: ein Wirtschaftsraum? Kai Ruffing (Kassel)
Einleitung In der spätantiken, wohl in der Mitte des vierten nachchristlichen Jahrhunderts verfassten anonymen Schrift Expositio totius mundi et gentium werden die wirtschaftlichen Kontakte zwischen dem Imperium Romanum und den ‚Persern‘ folgendermaßen beschrieben:1 XIX. Post hos sunt Persae, Romanis propinquantes, qui historiantur ualde in malis omnibus […] et bellis esse fortes. Et impietates ab eis magnas agi dicunt: non cognoscentes naturae dignitatem, sicuti muta animalia, matribus et sororibus condormiunt. Et impie faciunt in illum qui fecit eos deum. Alias autem abundare dicuntur in omnibus; data enim abundare uidentur. […]
XXII. Post hos nostra terra est. Sequitur enim Mesopotamia et Osdroena. Mesopotamia quidem habet ciuitates multas et 1
Nach diesen kommen die Perser, Nachbarn der Römer, die – wie man berichtet – in allen Übeln viel […] und Krieg tapfer sind. Man sagt, von ihnen würden große Freveltaten begangen; ohne Kenntnis der Würde der Natur schlafen sie wie vernunftlose Tiere mit ihren Müttern und Schwestern. Sie handeln sogar frevelhaft gegen jenen Gott, der sie erschaffen hat. Andererseits soll bei ihnen alles im Überfluss vorhanden sein; weil sie nämlich , scheint im Überfluss vorhanden zu sein. […] Danach kommt unser Land. Es folgen nämlich Mesopotamien und die Osrhoëne. Mesopotamien besitzt frei-
Zur Datierung vgl. insbesondere Rougé 1966, 21. Siehe ferner Pigulewskaja 1969, 47–48 sowie 108; Várady 1972, 268–269; Müller 1980, 185 Anm. 701; Drexhage 1983, 4; Demandt 1989, 21; Jacques 1992, 437–438; Fowden 1998, 544; Marasco 1996, 183; Traina 1998, 56; Livadiotti/di Branco 2005, 23.
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uarias, quarum excellentes sunt quas uolo dicere. Sunt ergo Nisibis et Edessa, quae in omnibus uiros habent optimos et in negotio ualde acutos et bene uenantes. Praecipue et diuites et omnibus bonis ornati sunt: accipientes enim a Persis ipsi in omnem terram Romanorum uendentes et ementes iterum tradunt, extra aeramen et ferrum, quia non licet hostibus dare aeramen aut ferrum. Istae autem ciuitates semper stantes deorum et imperatoris sapientia, habentes moenia inclita, bello semper uirtutem Persarum dissoluunt; feruentes negotiis et transigentes cum omni prouincia bene. Deinde Osdroenae Edessa et ipsa ciuitas splendida.
lich viele verschiedene Städte; welche von denen die herausragenden sind, will ich nun sagen. Es gibt also Nisibis und Edessa, die in allen Belangen hervorragende Männer besitzen, sowohl gewitzt im Geschäft als auch gute Jäger. Sie sind sowohl besonders reich als auch mit allen Gütern versehen: Sie empfangen nämlich Waren von den Persern, verkaufen sie selbst im gesamten Römischen Reich und, was sie kaufen, liefern sie wiederum ihnen, außer Erz und Eisen, weil es nicht erlaubt ist, Feinden Erz und Eisen zu geben. Diese Städte haben immer Bestand aufgrund der Weisheit der Götter und des Kaisers, haben weithin bekannte Stadtmauern und brechen im Krieg stets die Tapferkeit der Perser; sie schäumen über vor Geschäften und führen ein gutes Leben mit der gesamten Provinz. Darauf kommt Edessa in der Osrhoene, selbst auch eine glänzende Stadt.
Der Anonymus setzt mithin in einer Zeit, die auch und gerade von kriegerischen Verwicklungen mit den Sassaniden geprägt ist, den Handel und damit die ökonomischen Kontakte zwischen den beiden Reichen als gegeben voraus. Nun neigt der Anonymus dazu, die wirtschaftliche Situation des Imperium Romanum in leuchtenden Farben zu schildern,2 bemerkenswert ist freilich das völlige Fehlen der Erwähnung einer Grenze, obgleich gerade in der Spätantike der Handel zwischen den beiden Reichen seit der Regierungszeit von Diokletian (284–305 n. Chr.) bzw. Narsē (293–302 n. Chr.) in den Friedensverträgen auf bestimmte Orte beschränkt wurde.3 Gerade dies wird ihn freilich dazu veranlasst haben, den Handel mit den ‚Persern‘ als auf Nisibis und Edessa beschränkt darzustellen.4 Nun sollte man den Quellenwert des anonymen Opusculum für struktur- und
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Vgl. Ruffing (im Druck). Vgl. grundlegend Winter 1987. Vgl. dazu Palermo 2019, 52. Zu Nisibis und seinem Charakter als Grenzstadt vgl. Palermo 2019, 71–79.
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damit wirtschaftsgeschichtliche Realien nicht allzu hoch veranschlagen, ganz von der Hand zu weisen ist diese Darstellung der Dinge angesichts der vermutlichen Herkunft des Verfassers aus dem östlichen Mediterraneum freilich nicht.5 Dennoch: Die Grenze spielt keine Rolle in seiner Darstellung der Dinge, auch wenn man angesichts der Einlassung, der Handel mit Erz und Eisen sei verboten gewesen, von einer Kontrolle des Handelsverkehrs ausgehen können wird.6 Gänzlich anders werden die Dinge in der wahrscheinlich einige Jahrzehnte, gegen Ende des vierten nachchristlichen Jahrhunderts verfassten Historia Augusta gewertet. In derselben singt der Autor in der Vita des Hadrian das Loblied dieses Kaisers, sei er doch der erste gewesen, der überall da, wo das Reich nicht durch Flüsse, sondern durch limites von den Barbaren getrennt gewesen sei, durch Mauerbauten die Barbaren vom Gebiet des Imperium getrennt hätte.7 Mithin wird hier das Bild einer harten Grenze konstruiert, die Auswirkungen auf die ökonomischen Kontakte beiderseits derselben gehabt haben wird. So werden denn auch den Bauten Hadrians in Britannien und Germanien Abschottungsfunktionen zugeschrieben, die auch wirtschaftliche Konsequenzen in Form einer Unterbindung der Kontakte zwischen Individuen aus dem Imperium Romanum und solchen außerhalb desselben gehabt hätten. Die Frage, die sich damit erhebt, ist die nach dem Charakter der Grenzen des Römischen Reiches bzw. im hier diskutierten Beispiel diejenige nach der Grenze zwischen dem Imperium Romanum und dem Arsakiden-Reich. Dabei wird notgedrungen die Wahrnehmung der Grenze durch Bewohner des Römischen Reiches im Vordergrund stehen, da in den enchorischen Quellen hierzu nichts zu finden ist. Die Überlegungen zum Charakter der Grenze ermöglichen es erst, sich der Frage zu widmen, inwieweit die Grenze zwischen den beiden Reichen als ein Wirtschaftsraum zu verstehen ist. Dazu gilt es freilich, den Begriff ‚Wirtschaftsraum‘ näher zu konturieren, wird er doch in der Forschung alles andere als scharf definiert genutzt.
Grenzen des römischen Reiches Nun hat der sogenannte ‚spatial-turn‘ nicht zuletzt im Verbund mit rezenten Migrationsphänomenen, die auch als eine ‚Neue Völkerwanderung‘ charakterisiert wurden, seit Beginn der 2000er Jahre dafür gesorgt, dass dem Phänomen der Grenze eine größere Aufmerksamkeit in der Geschichtswissenschaft und
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Vgl. dazu Ruffing (im Druck). Siehe zu diesem Verbot auch Kunow 1986. HA Hadr. 12, 6: Per ea tempora et alias frequenter in plurimis locis, in quibus barbaris non fluminibus sed limitibus dividuntur, stipitibus magnis in modum muralis saepis funditus iactis atque conexis barbaros separavit.
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darüber hinaus zu Teil wurde.8 Die Globalisierung und die damit vermeintlich einhergehende Verringerung der Bedeutung von Grenzen taten ein übriges, wobei es nicht an Versuchen mangelte, das Konzept ‚Globalisierung‘ auf die Antike zu übertragen.9 Hinzu treten die sich nicht zuletzt im Gefolge der Ereignisse um 9/11 entwickelnden ‚security studies‘, die auch unter dem in der Politikwissenschaft geprägten Begriff der ‚Versicherheitlichung‘ das Phänomen der Grenze ins Auge fassen.10 Dem Thema Grenze ist angesichts der Zeitläufte also eine gewisse Aktualität zu eigen. In der altertumswissenschaftlichen Forschung, insbesondere in derjenigen zum Römischen Reich genoss das Thema bereits zuvor eine größere Aufmerksamkeit. Insbesondere ist in diesem Kontext die mittlerweile schon klassische Studie von Charles R. Whittaker zu nennen, die im Jahr 1994 erschien.11 Auf der anderen Seite genossen und genießen Roms Militärgrenzen insbesondere auf der Grundlage der archäologischen Befunde die stete Aufmerksamkeit der Limes-Forschung.12 Dabei ist in der Forschung alles andere als eine communis opinio erreicht, reichen doch die Charakterisierungen der Grenzen des Römischen Reiches von der Interpretation derselben als militärischer Verteidigungslinie mit einer gewissen sozialen und ökonomischen Durchlässigkeit bis hin zu einer solchen der Konstituierung der Grenze durch das ‚bordering‘, will sagen als durch Praktiken und Prozesse konstituiert.13 In der Tat deutet sich an, dass in der römischen Welt – je nach Quellengattung – unterschiedliche Konnotationen der Außengrenzen des Reiches gegeben waren. So findet sich insbesondere in der Dichtung das Konzept eines Herrschaftsbereiches ohne Grenzen. Hier hat etwa das bekannte Vergil-Zitat, des „[…] imperium sine fine […]“ seinen Platz.14 Und in der flavischen Zeit verleiht Silius Italicus dem noch beredteren Ausdruck, indem er Iuppiter die Worte in den Mund legt, Vespasian werde über Thule obsiegen, eine Armee nach Kaledonien leiten und über Afrika sowie die Ufer des Rheins regieren, Titus werde einen Aufstand in Palästina niederschlagen und Domitian, der Eroberer Germaniens, werde beide übertreffen: Vor ihm würden die Bewohner der Gefilde um den Ganges ihre nicht gespannten Bögen senken, die Baktrer würden ihre leeren Köcher zeigen, nachdem er über den Norden triumphiert hätte, würde er auch über den Osten triumphieren und wenn die Donau den römischen Legionen die Passage verwehre, werde er siegreich sein und den Fluss 8 9 10 11 12 13 14
Vgl. etwa Schmitz-Emans 2006; Weiler 2006; Pfaffenbichler 2006; Eigmüller/Vobruba 2016 a; Dubbini 2019. Vgl. etwa Wells 2007, 206–207; Pitts/Verluys 2015; Cobb 2019, 5–6. Siehe auch Seland 2008, der angesichts des Unbehagens einer Übertragung des Begriffs Globalisierung die Antike Welt in der Kaiserzeit als ‚oikoumenised‘ charakterisiert. Vgl. Haslinger/van Laak 2018, 24–28. Whittaker 1994. Vgl. Breeze 2006; Hingley 2017. Vgl. Hanson 2014, 8–9 mit Gardner 2017, 40–41. Verg. Aen. 1, 278.
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im Lande der Sarmaten zurückhalten.15 Hier wird nichts anderes formuliert als der Anspruch universaler Herrschaft, obgleich man auf der faktischen Ebene gewiss auch Silius Italicus unterstellen darf, von der Existenz des Parther-Reichs gewusst zu haben. Jenseits solcherlei Behauptungen universaler Herrschaft werden in der literarischen Welt des Reiches die Flüsse Rhein, Donau und Euphrat als Marker der Beschreibung der Ausdehnung des Reiches genutzt, wobei gleichzeitig die Sieghaftigkeit der Imperatoren über andere Völker hervorgehoben wird.16 Die Nutzung von Flüssen als Marker für Grenzen ist aber wiederum eine Konvention, die den Üblichkeiten der deskriptiven Geographie entspricht.17 Erst durch die Konstituierung der Flüsse als Grenze im literarischen Weltbild konnte eine Überschreitung derselben politisch und propagandistisch aufgeladen werden, will sagen, etwa ein Momentum kaiserlicher Selbstdarstellung werden. Und wirft man einen Blick auf die technische Sprache der römischen Administration, so findet man im Tatenbericht des Augustus die Einlassung, er habe die fines der Provinzen erweitert, deren Nachbarn nicht den römischen Befehlen gehorchten.18 Wie dem aber auch sei, in einer emischen Perspektive sind verschiedene Dimensionen der Beschreibung des römischen Machtbereiches erkennbar, sodass die Frage, wie die Römer die Grenzen des Reiches konzeptualisierten, nicht eindeutig beantwortet werden kann. Deutlich wird freilich insbesondere eines: In der römischen Wahrnehmung wurden die Grenzen der Herrschaft nicht durch eine Linie auf einer Karte beschrieben, ist letzteres doch ein durch und durch modernes Konzept, das auch und gerade mit der Entwicklung des Nationalstaates zusammenhängt.19 Dasselbe gilt übrigens auch für kulturelle oder natürliche Grenzen.20 Damit sind moderne, lineare Vorstellungen von Grenzen in der römischen Sicht der Dinge so nicht gegeben. Die eben erwähnten Res Gestae des Augustus geben in der Tat noch Anlass zu einer weiteren Beobachtung. Wie allgemein bekannt, gewann ja erst unter den Bedingungen der augusteischen Herrschaft der Begriff imperium auch eine territoriale Dimension.21 Freilich bleibt die Dimension des Begriffs als oberste Kommandogewalt, die in der Kaiserzeit in den Händen eines Einzelnen, eben des Imperator Caesar Augustus, mo15 16 17 18 19 20
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Sil. Ital. 3, 597–617. Vgl. Benoist 2016, 51–53. Vgl. nur Prontera 2011, 48–49. R. Gest. div. Aug. 26, 1. Freilich nutzt Augustus dann in R. Gest. div. Aug. 26, 2–27 die aus der geographischen Literatur bekannten Techniken Beschreibung der Reichweite seiner Herrschaft und seiner militärischen Aktionen. Vgl. Whittaker 1994, 82–84; Kehne 1999, 11. Vgl. Haslinger/van Laak 2018, 21, die die Nutzung von kulturellen und natürlichen Grenzen für die Legitimation nationalstaatlicher Grenzen beleuchten. Vgl. ferner Eigmüller/ Voruba 2016 b, 3 mit der Betonung, dass, wenn von territorialen Grenzen die Rede ist, der moderne Nationalstaat mitgedacht wird. Vgl. Richardson 1991; Richardson 2008; Bernstein 2010, der die Problematik eines territorialen Verständnisses von imperium in den Mittelpunkt der Erörterung stellt.
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nopolisiert wurde, bestehen. Davon ausgehend würde das imperium so weit reichen, wie es auf obsequium stieß, also etwa im Falle der mit Rom verbundenen germanischen Stämme auch über das Provinzialgebiet hinaus.22 Aus dem Gesagten ergibt sich mit einer gewissen Konsequenz, dass ein lineares Verständnis in Bezug auf römische Welt zu kurz greift. Etwaige Grenzbefestigungen oder auch natürliche Linien wie Flüsse sind nicht als Grenzlinien römischen Einflusses zu verstehen, sondern die Grenzen römischer Herrschaft in Germanien waren solche, die nicht als Fluss oder als militärische Installation sichtbar waren.23 Nun sind die Bedingungen an der römisch-parthischen Grenze andere als im gerade erwähnten Beispiel Germanien, und zwar insofern, als die naturräumlichen Voraussetzungen im Vergleich zu denen an Rhein und Donau differierten und in Gestalt der Parther hier den Römern ein Reich gegenüberstand, das seine eigene imperiale Agenda und eigene Formen königlicher Selbstdarstellung hatte,24 was wiederum abgesehen von den kriegerischen Auseinandersetzungen auch diplomatische Interaktionen zwischen beiden Reichen mit sich brachte.25 Die Übernahme des achaimendischen Titels ‚König der Könige‘ nach Ausweis des Befundes der keilschriftlichen Quellen sowie nach dem der Münzprägung – genauer: auf den Drachmen – durch Mithradates’ II. zeigt jedenfalls,26 dass der Herrschaftsanspruch Arsakiden ein universaler war, der auf der ideologischen Ebene – wie der achaimenidische – keine Grenzen kannte; auf der Ebene der realen Politik dürfte dies – wiederum analog zum Beispiel der Achaimeniden – keineswegs in einen tatsächlichen Anspruch auf Weltherrschaft geführt haben.27 Freilich greift es auch hier zu kurz, aus den Treffen von römischen Kommandeuren und parthischen Emissären auf Inseln im oder Brücken über den Euphrat abzuleiten, der Mittlere Euphrat hätte die Grenze zwischen den beiden Reichen gebildet,28 man denke nur an die palmyrenische Kontrolle des Mittleren Euphrats im zweiten nachchristlichen Jahrhundert29 oder die Stationierung römischer Soldaten am Unterlauf des Khabur.30 Und auch die an Wechseln der Oberherrschaft nicht arme Geschichte von Dura-Europos, das ja am rechten Ufer des Euphrat und damit bei einer Zugrundelegung der Flussgrenze auf römischem 22 23 24 25 26 27 28 29 30
Vgl. Kehne 1999, 13; Kehne 2010, 60–63; Kehne 2002, 304. Zu den Interaktionen mit den Stämmen in Nordafrika vgl. Mattingly 1999. Vgl. Kehne 1999, 13; Klein 2007, 213–215; Rasbach 2010, 89. Kornemann 1934, 1 fand dafür den Begriff der ‚unsichtbaren Grenzen‘ des Römischen Reiches. Vgl. Wiesehöfer 2014, 454–456. Vgl. Hackl 2010. Zu diesen diplomatischen Interaktionen vgl. Benoist 2016 sowie Speidel 2016, 181 zu den amicitia-Verhältnissen zwischen Römern und Parthern. Zu der Übernahme des Titels vgl. Hauser 2016, 440–442 und 460–462. S. a. Keller 2010, 621; Wiesehöfer 2014, 457. Zu diesen achaimenidischen Vorstellungen vgl. Wiesehöfer 2007, 34. Pace Jacobs 2010, 49–50; James 2019, 4. Vgl. Luther 2004. Vgl. Luther 2002.
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Gebiet lag, und die daraus resultierenden sich gegenseitig befruchtenden kulturellen Einflüsse in der Stadt zeigen die Unhaltbarkeit der Annahme statischer Grenzen.31 Insofern scheint eine Vorstellung, der Euphrat habe eine lineare, natürliche Grenze zwischen den beiden Reichen gebildet, eher in rezenten denn in antiken Vorstellungen begründet.32 Daher wird man gut daran tun, von eben diesen Vorstellungen abzurücken. Im Gegenteil erscheint es angemessener, auch für die Euphrat-Grenze das von Charles Whittaker vertretene Konzept der frontier zone zugrunde zu legen: Der britische Gelehrte unterschied in seiner grundlegenden Studie zur Grenze des Römischen Reiches zwischen einer trennenden Grenzlinie und – weit wichtiger – zwischen einer einenden, integrierenden Grenzzone.33 Eben dies ist auch die von Michael Sommer in seiner grundlegenden Habilitationsschrift vertretene Sicht,34 in der er die Grenzzone der syrischen Steppe als ein Paradigma für Kreolisierung und damit der Aneignung, Adaption und Neuinterpretation kultureller Systeme und Verhaltensweisen betrachtete.35 Dies setzt wiederum die regionale Mobilität des einzelnen in dieser Zone voraus, die zu einem wesentlichen, wenn nicht zum größten Teil ökonomisch motiviert war.36 Nicht zuletzt aus diesem Grund betonte Sommer die Rolle von Händlern als cross-cultural brokers.37 Mit der Erwähnung der Akteure ist aber noch auf einen weiteren Punkt hinzuweisen. In der Forschung wurde der Charakter von Grenzen als topologisches Konstrukt betont, das in jeder Gesellschaft unterschiedlich verstanden wird.38 Grenzen werden aber nicht nur konstruiert, sondern durch gesellschaftliches Handeln auch konstituiert. Die Grenze oder im vorliegenden Fall die Grenzzone ist auf der einen Seite eine Institution, aus der ein grenzbezogenes Handeln resultiert, das wiederum Rückwirkungen auf die Institution hat. In einer solchen soziologischen Perspektive definiert dieses Wechselverhältnis Handlungsrestriktionen, aber auch Handlungschancen.39 Ein solches Wechselverhältnis wird etwa in der Hebung des 25 %igen Zolls für die Einfuhr von Waren aus dem Ostund Südhandel in das Imperium Romanum ersichtlich. Wie der bekannte Muziris31 32 33 34 35 36 37 38 39
Zu Dura-Europos vgl. Luther 2004; Kaizer 2015; Kaizer 2016 a, 4–7; Gregoriatti 2016; James 2019, 49–55. Zu Roms Neigungen, auch im Osten jenseits der vermeintlichen Grenzen zu agieren, vgl. Whittaker 1994, 57. Vgl. Whittaker 1994, 72–73. Vgl. Sommer 2015, 58–62. Vgl. auch Palermo 2019, 5–6 zur Fluidität der Verhältnisse in der Grenzzone zu Parthern und Sassaniden in Nordmesopotamien. Vgl. Sommer 2015, 36 und 28–29. Zu den theoretischen Voraussetzungen vgl. Sommer 2015, 26–30 und Sommer 2010, 8–9. Vgl. Ruffing 2014, 144. Vgl. Sommer 2010, 4. Vgl. die Diskussionen in Schmitz-Emans 2006; Weiler 2006; Pfaffenbichler 2006. Vgl. Eigmüller/Voruba 2016 b, 4.
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Papyrus zeigt, wurde die Verzollung der Waren eben nicht an der Grenze vorgenommen, sondern die Waren kamen unter dem Siegel des Eigentümers in das, was der Text der Urkunde …τὰ]ς ἐπὶ Κόπτου δημοσίας παραλημπτικὰς ἀποθήκας… bzw. τὴν | [ἐν Ἀλεξ]ανδρείᾳ τῆς τετάρτης παραλημπτικὴν ἀποθήκην… nennt;40 diese παραλημπτικὴ ἀποθήκη wird man als eine Art Zollverschlusslager zu verstehen haben. Die eigentliche Verzollung ging dementsprechend in Alexandria selbst vonstatten.41 Fand die eigentliche Erhebung des Zolls in diesem Falle erst weit hinter dem ersten, zum römischen Reich gehörenden Anlaufpunkt statt, so ist die Hebung von Zöllen außerhalb römischen Provinzialgebietes etwa in Klientelkönigreichen auch anderweitig bezeugt.42 Mit anderen Worten: Eine Praxis, die untrennbar mit dem Überschreiten einer Grenze verbunden, also die Entrichtung eines Zolls auf die Einfuhr von Waren, findet eben räumlich gesehen nicht an dem Punkt statt, an dem das Gebiet einer Provinz betreten wird. Umgekehrt werden die Waren sogar außerhalb der Provinzen für die Verzollung deklariert. Damit ist es also das Handeln der Akteure, das nicht unwesentlich die Institution der Grenze bestimmt, wie auch die Grenze als Institution wiederum das Handeln der Akteure mitbestimmt.
Der Wirtschaftsraum Auch der Begriff des Wirtschaftsraums ist nicht ohne Probleme. In der landläufigen Konnotation – etwa in Gestalt des Europäischen Wirtschaftsraums – umfasst er wenig mehr als eine Summierung nationalstaatlicher Außengrenzen, während die Binnengrenzen entfallen. Darüber hinaus werden auch sonstige politische bzw. administrative Grenzen als den Wirtschaftsraum etwa eines Bundeslandes, eines Regierungsbezirkes, einer Kreisstadt usw. konstituierend angesehen. Somit wird der Nationalstaat mit seinen nationalen und administrativen Grenzen zum bestimmenden Element der Beschreibung des Wirtschaftsraumes.43 Wenn aber dieses Verständnis den Nationalstaat zur Voraussetzung hat, wird seine Anwendung auf antike Verhältnisse zumindest hinterfragt werden können. Auch die Zugrundelegung landschaftlicher Gegebenheiten als definierendes Element eines Wirtschaftsraumes ist nicht zwangsläufig zielführend. 40 41 42 43
SB 18, 13167 (r), 4 bzw. 7–8. Vgl. dazu Jördens 2009, 357–358. Vgl. zum Zoll und zur Zollerhebung ferner de Romanis 2020, 277–320; Nappo 2018, 86–107. Vgl. Jördens 2009, 364–365 zu der Hebung der Tetarte im nabatäischen Hafen Leuke Kome mit einer Diskussion anderweitig geäußerter Auffassungen. Vgl. ferner Vandorpe 2015, 91; Ruffing 2009, 73. Zu den Definitionen von Wirtschaftsraum in der Wirtschaftsgeographie, der Ökonomie und der Wirtschafts- und Sozialgeschichte vgl. Ruffing 2009, 65–69.
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Denn das landschaftliche Merkmal allein bedingt zwar die Formen des Wirtschaftens, aber es wird eben erst durch die Akteure, die eine charakteristische Landschaft einer wirtschaftlichen Nutzung zuführen, zum Wirtschaftsraum. Insofern wird man also auch hier feststellen können, dass erst durch die Akteure der Raum durch das Wirtschaften näher beschrieben wird. Ein so verstandener Wirtschaftsraum würde also durch die Menschen entstehen, die den Raum wirtschaftlich nutzen. So unterstreicht etwa Werner Bätzing in seiner grundlegenden Monographie zu den Alpen, dass die Menschen „[…] das Hochgebirge der Alpen zum Lebens- und Wirtschaftsraum umwandelten […]“ und dass durch das Handeln der wirtschaftlichen Akteure dieser Lebens- und Wirtschaftsraum auch wieder verschwinden kann.44 Wie Karl Strobel gezeigt hat, konnte auch das politische Handeln des römischen Staates zur Schaffung von Wirtschaftsräumen führen, die vor Beginn der römischen Herrschaft schlicht inexistent waren.45 Damit ist auch in diesem Fall die Akteurs-Perspektive gegeben, will sagen der Wirtschaftsraum wird durch menschliches Handeln konstituiert und nicht durch lineare administrative Grenzen, wie etwa diejenigen einer Provinz.46 Dabei gilt es freilich auch einen weiteren Punkt zu unterstreichen: Auch der Wirtschaftsraum ist ein topologisches Konstrukt, nicht aber eine gegebene Entität. Den durch das wirtschaftliche Handeln der Akteure konstruierten und konstituierten Wirtschaftsraum gilt es freilich näher als solchen zu beschreiben. Wie bereits an anderer Stelle ausgeführt, könnte man in diesem Kontext einen individuellen von einem politischen Wirtschaftsraum unterscheiden. Den ersteren charakterisiert das räumliche Ausmaß des Agierens des Wirtschaftssubjektes. Dementsprechend wäre eine Vielzahl von Wirtschaftsräumen zu unterscheiden, die durch Reichweite der Geschäfte bzw. die horizontale respektive regionale Mobilität des Einzelnen beschrieben wird; ein solcher individueller Wirtschaftsraum wird in seinem Ausmaß auch und gerade durch die sozio-ökonomische Stellung des Akteurs bestimmt.47 Eine weitere Bedingung für die Reichweite des Einzelnen ist die Fähigkeit bzw. Möglichkeit der Kommunikation mit anderen Akteuren und damit nicht zuletzt auch die Fähigkeit zur Bildung von Netzwerken,48 die ökonomisches Handeln über weite Entfernungen durch die Zuhilfenahme von Agenten ermöglichte, so etwa von Puteoli nach Indien.49 Dabei bildete die Fähigkeit der Kommunikation durch Briefe ein wesentliches Moment der Kontrolle von Agenten, was wiederum die Bedeutung von Netzwerken unterstreicht.50 Der politische Wirtschaftsraum als weitere Kategorie wird durch 44 45 46 47 48 49 50
Vgl. Bätzing 2015, 9. Vgl. Strobel 2006, 114–116. Vgl. dazu die von Drexhage 2007, 5 Anm. 1, der sich hier kritisch mit der Gleichsetzung von Wirtschaftsraum und Provinz auseinandersetzt. Vgl. Ruffing 2009, 77–91. Vgl. Reinard 2016, 1003–1004. Vgl. dazu etwa Ruffing 2013. Vgl. Reinard 2016, 439–453.
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das Handeln des römischen Staates im Reich bzw. in den Provinzen desselben, aber eben auch durch das der Städte in ihrem Gebiet beschrieben. Dabei agierten Staat und Städte gleichermaßen als Wirtschaftssubjekte und damit auch als Marktteilnehmer, schufen auf der anderen Seite aber auch den institutionellen Rahmen für das Wirtschaftsgeschehen und organisierten gegebenenfalls den Raum.51 Aber eben auch auf diesem Gebiet wird der Raum durch menschliches Agieren, sei es nun individuell oder politisch, zum Wirtschaftsraum.
Wirtschaft an der Grenze: Vom Fernhandel und vom kleinen Grenzverkehr Wenn damit also die Grenze als Institution in einem Wechselverhältnis mit den Handlungsrestriktionen und –chancen der Akteure steht und auch der Wirtschaftsraum durch das Handeln der Wirtschaftssubjekte begründet wird, dann wird die Grenze generell sowie im Allgemeinen dann zum eigenen Wirtschaftsraum, wenn das Handeln der Akteure genau dieses Wechselverhältnis aufweist. Anders gewendet: Die Grenze wird in dem Moment zu einem eigenen Wirtschaftsraum, in dem sie einen prägenden Einfluss auf das Bedingungsgefüge wirtschaftlichen Handelns hat. Ein Beispiel, das dies möglicherweise zu verdeutlichen mag, ist der hier nicht im Mittelpunkt des Interesses stehende Handel mit Waren über die Grenze hinweg, wie er etwa von den Palmyrenern getragen wurde.52 Die Grenze als Institution wird bei diesem – soweit es unsere Überlieferung erkennen lässt – im wesentlichen durch die Entrichtung des 25 %igen Zolls auf Importe in das Imperium Romanum sichtbar. Die tatsächliche Erlegung des Zolls fand wohl – analog zur Entrichtung der Tetarte in Ägypten – nicht bei Betreten des Reichsgebiets statt, sondern dieselbe wurde etwa in Antiocheia vorgenommen, wie jedenfalls die Ehreninschrift der ἀναβάντες ἀπὸ Σπασίνου Χάρακος ἔμποροι für den Antiochenischen Bouleuten und Pächter der Tetarte (τεταρτώνης) Markus Aemilius Marcianus Asklepiades nahelegt.53 Dementsprechend wird man analog zu den Verhältnissen in Ägypten und im nabatäischen Arabien hinsichtlich des Verfahrens mit einer Deklaration der Waren an einem Punkt der Handelsroute zu rechnen haben, der im Vorfeld des Reichsgebiets oder an der Grenze desselben liegt, während die Entrichtung erst an anderen Punkten stattgefunden hat.54 In diesem Fall diktierte die Grenze in Gestalt der Zolldeklaration und -erhebung das 51 52 53 54
Vgl. Ruffing 2009, 91–93. Zum durch die Palmyrener getragenen Handel vgl. zuletzt etwa Meyer/Seland/Anfinset 2016; Seland 2016. AE 1947, 179 = Agora de Palmyre 182, VI.16 = IGLS 17.1, 196. Vgl. Young 2001, 193; 208 mit Jördens 2009, 366–367.
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Handeln der Akteure, zumal der Überlieferung zu entnehmen ist, dass die Einhaltung des Prozederes überwacht wurde und Fehlverhalten zu drakonischen Maßnahmen führte.55 In diesem Beispiel hat die Grenze dementsprechend eher die Dimension einer weiten Zone von dem Punkt der Deklaration der Waren bis zur tatsächlichen Entrichtung des Zolls. Zwischen diesen Punkten musste der Eigentümer der Ware die Deklaration derselben nachweisen. Die Frage, ob und in welcher Weise die Grenze zwischen dem Partherreich und dem Imperium Romanum nun als Wirtschaftsraum gelten kann, ist eine komplexe. Will man die Frage positiv beantworten, so müsste das wirtschaftliche Handeln der Akteure wesentlich durch die Grenze als Institution geprägt sein. Zieht man nun die einschlägige Überlieferung aus dem Gebiet des Mittleren Euphrats zu Rate, ist in dieser Hinsicht zunächst eine gewisse Skepsis angeraten. Der Euphrat wirkt in derselben weniger als Grenze, denn als Verkehrs- und Kommunikationsweg. Dies beginnt mit der bildlichen Darstellung eines Handelsschiffes und von Karawanen in Dura-Europos,56 führt über den Verkauf eines Schiffes, der in einer Papyrusurkunde aus dem Gebiet belegt ist,57 bis hin zu der Weihinschrift der ἀσκοναυτοποιοί aus Palmyra,58 also von Angehörigen eines Berufes, die sich auf die Herstellung von Schläuchen für die Anfertigung von Keleks spezialisiert hatten, die beim Warentransport auf dem Euphrat Verwendung gefunden haben werden.59 Die Graffiti aus dem Haus der Archive in DuraEuropos, die die Geschäfte des Aurelios Nebuchelos illustrieren, belegen nicht nur die geographische Reichweite derselben, die von Dura-Europos bis hinaus zur Mündung des Khabur reichten. Sie beleuchten auch die Geschäftsfelder desselben, namentlich die Landwirtschaft in Gestalt von Getreide- und Weinbau sowie der Viehzucht. Darüber hinaus war er mit dem Handel mit Textilien befasst, wahrscheinlich erscheint ferner die Pfandleihe.60 Die Papyrusurkunden und hier insbesondere die Kaufverträge aus Dura-Europos selbst zeigen ein ähnliches Bild. Die Aktivitäten, die in denselben genannt werden, erstrecken sich auf die Landwirtschaft – Weinbau und Baumkulturen – und deuten wiederum auf die Aktivität von in Dura-Europos ansässigen Personen am unteren Khabur.61 Auf der anderen Seite ist die insbesondere von Rostovtzeff angeführte Beteiligung von Dura-Europos am Fernhandel, die ihn dazu brachte, Dura-Europos als eine ‚caravan-city‘ zu stilisieren in der Tat nicht nachweisbar:62 Dura-Europos war – soweit es die Überlieferung nachzuvollziehen erlaubt – ein Oberzentrum am 55 56 57 58 59 60 61 62
Siehe nur SB 28, 16838 (r) (Ptolemais Euergetis, 223 n. Chr.) mit dem Geständnis eines Schmugglers. Prel. Rep. IV, Plate XXIII. P. Euphr. 11 = SB 26, 16654 (232 n. Chr.; Beth Phuraia) IGLS 17.1, 59 = BE 1964, 495. Zu der Berufsbezeichnung vgl. Ruffing 2008, 445. Vgl. dazu Rollinger/Ruffing 2013; Seland 2016, 51–52. Vgl. Ruffing 2000; Ruffing 2007, 404–405; Ruffing 2016, 196–197. Vgl. Ruffing 2016, 194–196. Vgl. Ruffing 2010; Seland 2016, 48–49.
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Mittleren Euphrat, dessen Einwohner sich im Wesentlichen Geschäftsfeldern widmeten, die der besondere Naturraum mit der ihm eigenen Aridität und der daraus resultierenden, auf die fruchtbaren, mit vertretbarem Aufwand zu bewässernden Alluvial-Ebenen am Euphrat und Khabur beschränkte Möglichkeit, Landwirtschaft zu betreiben, ihnen bot.63 Dies galt übrigens schon für die Zeit, in der die Stadt unter arsakadischer Herrschaft stand.64 Mit anderen Worten: Dura-Europos bietet ein Bild der Wirtschaft, das in seinen strukturellen Gegebenheiten stark an die ägyptischen Gaumetropolen erinnert.65 In Hinsicht auf die hier erörterte Frage ist freilich noch ein weiterer Punkt hervorzuheben. Auf der Basis der bislang zur Verfügung stehenden Überlieferung lassen sich Aktivitäten, die in irgendeinem Zusammenhang mit der Grenze stehen, nicht eruieren, obwohl sich der Charakter der Stadt als Schnittpunkt verschiedener kultureller Einflüsse gerade in der Zeit der römischen Herrschaft über Dura-Europos im materiellen wie auch dem onomastischen Befund zeigt.66 Gleichwohl wird durch die Etablierung der römischen Herrschaft am Mittleren Euphrat und dem Charakter als Grenzzone ein Element fühlbar, das DuraEuropos in seinem wirtschaftlichen Charakter deutlich von den besagten ägyptischen Gaumetropolen unterscheidet: das römische Militär. Wie Oliver Stoll zuletzt betonte, griffe es bei weitem zu kurz, die römische Armee einzig unter militärischen Aspekten – will sagen: solchen der kriegerischen Betätigung – zu sehen, sondern sie interagierte mit der Gesellschaft auf vielfältigen Ebenen.67 Stationierungsorte wurden auch (und möglicherweise gerade) im römischen Nahen Osten unter ökonomischen Gesichtspunkten ausgewählt.68 Die Stationierung römischer Truppen insbesondere in der Zeit der Severer schuf eine erhebliche Nachfrage nach verschiedenen Erzeugnissen auf unterschiedlichen Ebenen:69 Es galt die Bedürfnisse der eigentlichen Heeresversorgung ebenso zu erfüllen wie die Nachfrage nach Produkten jenseits derselben.70 Will sagen: Die Stationierung römischer Soldaten schuf ad hoc eine erhebliche Nachfrage einer unter den Bedingungen der Gesellschaft des römischen Reiches finanziell sehr gut gestellten Konsumentenschicht.71 Damit nicht genug waren es nicht nur die Soldaten selbst, die die Nachfrage befeuerten, sondern den aktiven Soldaten sind trotz der bis in die Severerzeit nur unter bestimmten Bedingungen oder gar 63 64 65 66 67 68 69 70 71
Zu den klimatischen und landwirtschaftlichen Bedingungen für die Landwirtschaft vgl. James 2019, 55–56. Vgl. Kaizer 2017, 84–85. Vgl. Ruffing 2007, 406 und 407. Vgl. Sommer 2015, 310–334. Vgl. Stoll 2015, 25–26. Vgl. Stoll 2015, 37–38. Zur Entwicklung der römischen Militärpräsenz vgl. Edwell 2005. Vgl. Stoll 2015, 43–45. Zur ökonomischen Stellung der Soldaten in der reichsrömischen Gesellschaft vgl. Speidel 2009, 428–437, bes. 431–432 und 432–433.
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nicht erfolgenden Anerkennung von eheähnlichen Verhältnissen noch ihre Familien hinzuzurechnen. Instruktiv ist in dieser Hinsicht eine idealtypische Rechnung für die Provinz Arabia, der zufolge allein die Besoldung der dort stationierten Soldaten jährlich 8.500 kg Edelmetall in die Provinz brachte.72 Einer nicht minder idealtypischen Rechnung für die 905 einfachen milites cohortis und die 207 einfachen equites cohortis der cohors XX Palmyrenorum, die laut einer Stärkemeldung vom 27. März eines Jahres zwischen 223 und 235 n. Chr. vor Ort Dienst taten,73 zufolge hat die Besoldung dieser commilitones allein rund 865.000 Denare vor Ort in den Wirtschaftskreislauf bringen können, eine Kaufkraft, die in der Stadt immerhin für den Erwerb von mehr als 9.600 πάλλια ausgereicht hätte, die nach Ausweis des Nebuchelos-Archivs in einer vergleichsweise teuren Variante für 90 Denare pro Stück zu haben gewesen sind.74 Ein solcher Preis ist freilich angesichts der ansonsten überlieferten Preise aus Dura-Europos schon als ein Spitzenpreis anzusehen. Dass die Anwesenheit des Militärs auch eine erhebliche Steigerung der Nachfrage nach alltäglichen Konsumgütern mit sich brachte, zeigt nicht zuletzt auch der große Anteil von Bronzemünzen unterschiedlicher Herkunft am numismatischen Befund.75 Diese immense Kaufkraft war freilich nicht auf Dura-Europos selbst beschränkt, sondern durch das Netzwerk von Posten usw. kam sie gleichsam auch in der Fläche zur Wirkung, denkt man etwa an die Stationierung römischer Soldaten am unteren Khabur über eine Distanz von 60–70 km in severischer Zeit, auch wenn hier keine großen Personalstärken zum Einsatz kamen.76 Diese Kaufkraft wurde vor Ort gleichsam auch noch in Raum und Zeit insofern ausgedehnt, als mit den sich vor Ort ansiedelnden Veteranen die zahlungskräftige Konsumentenschicht noch eine weitere Zunahme erfuhr.77 Die Präsenz des römischen Militärs und der ehemaligen Angehörigen desselben sowie der Familienangehörigen dürfte mithin zu einer deutlichen Zunahme der Bevölkerung vor Ort geführt haben, die wiederum – angesichts der begrenzten Möglichkeiten der Agrarproduktion, die die Ernährung einer Bevölkerung von 5.000–6.000 Personen,78 wenn nicht sogar von 10.000–15.000 Individuen gewährleistet haben mag –,79 einen deutlichen Impuls für den Handel nach Dura mit Gütern des alltäglichen Bedarfs geliefert haben wird. Neueren Schätzungen zufolge könnte das numerische Verhältnis zwischen den Zivilisten und
72 73 74 75 76 77 78 79
Vgl. Stoll 2015, 44. P. Dura 82 = RMROP 47. Vgl. Ruffing 2007, 407. Vgl. Stoll 2015, 45. Vgl. Luther 2002, 6. Vgl. allgemein Stoll 2015, 59–100, bes. 92–94 zur ökonomischen Situation der Veteranen. Vgl. ferner Sommer 2015, 330–333, der dies wesentlich unter dem Paradigma der sozialen Veränderung betrachtet. Vgl. dazu Ruffing 2007, 401. Vgl. Baird 2018, 90; James 2019, 300.
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den römischen Soldaten samt ihres Anhangs bei 3 : 1 gelegen haben.80 Mit anderen Worten: Die Stationierung des römischen Militärs sorgte für eine deutliche Erhöhung dessen, was in der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung als ‚market thickness‘ bezeichnet wird, will sagen eine deutliche Erhöhung der Anzahl der Marktteilnehmer.81 Nun haben die ökonomischen Folgen der Stationierung des römischen Militärs in Dura-Europos seit M. I. Rostovtzeff sehr unterschiedliche Beurteilungen erfahren. Letzterer sah die Stationierung als einen wesentlichen Grund für den wirtschaftlichen Niedergang an. Selbiges hing wiederum mit seiner allgemeineren Sicht auf das dritte nachchristliche Jahrhundert zusammen, war es doch Rostovtzeff, der die Wahrnehmung dieses Zeitraums als denjenigen einer Weltkrise prägte, die auch und gerade auf dem Gebiet der Wirtschaft fühlbar gewesen sei. Wesentlich hierfür war in seiner – wohl nicht zuletzt durch die von ihm erlebten Zeitläufte in Gestalt der Russischen Revolution mit dem Zusammenbruch der Herrschaft der Romanows sowie desjenigen der Hohenzollern-Monarchie bzw. Österreich-Ungarns und der Habsburger-Monarchie beeindruckten – Sicht der Dinge eine entfesselte Soldateska, die wiederum für die Bedrückungen der Zivilgesellschaft, insbesondere aber dessen, was der russische Gelehrte als Bourgeoisie verstand, verantwortlich war. Dementsprechend konnte er die Stationierung von römischem Militär im Pompeji des Ostens nur als negatives Ereignis mit schädlichen Folgen und damit als Krise interpretieren.82 Rostovtzeffs Sicht der Dinge war freilich einflussreich und die Sicht, die Stationierung römischer Soldaten in Dura-Europos hätte traumatische Folgen für die Stadt gehabt, wurde in der nachfolgenden Forschung im wesentlichen vor dem Hintergrund des Verhältnisses zwischen Zivilgesellschaft und römischen Militär diskutiert, wobei gerade um die Jahrtausendwende von Barbara Reeves, Oliver Stoll und Michael Sommer sehr viel positivere Bilder formuliert wurden,83 während Simon James in seiner Studie zu den Folgen der Stationierung der römischen Soldaten in Dura-Europos zu einer sehr differenzierten Sicht der Dinge gelangt und etwa die unterschiedlichen ökonomischen Auswirkungen auf die verschiedenen sozialen Schichten betont.84
80 81 82 83 84
Vgl. James 2019, 300, der eine Zahl von 10.000–15.000 Einwohnern und 3.000–6.000 römischen Soldaten einschließlich ihres Anhangs zugrunde legt. S. a. Baird 2018, 90, die von 10.000 bis 12.000 Einwohnern ausgeht. Vgl. dazu Roth 2015, 8–9. Vgl. auch Hawkins 2016, 12–13. Vgl. dazu Ruffing 2010, 154–155. Vgl. die Forschungsgeschichte bei James 2019, 22–25. Vgl. James 2019, 295–313, bes. 304.
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Die Grenze zwischen Rom und Parthien – ein eigener Wirtschaftsraum? Auch wenn die Auswirkungen des römischen Militärs unterschiedliche Deutungen erfahren haben mögen, so ist sich die Forschung doch darin einig, dass es einen bestimmenden Einfluss auf die Sozial-, aber eben auch Wirtschaftsgeschichte ausübte. Die Stationierung von Militär in der Grenzzone zwischen dem Partherreich und dem Imperium Romanum bildet also ein Handeln der Akteure in Bezug auf die Institution der Grenze bzw. der Grenzzone. Wie auch immer man die sozialen und ökonomischen Folgen dieser Stationierung erklären und beurteilen mag, klar wird die große, möglicherweise sogar bestimmende Auswirkung der Soldaten und ihres Anhangs auf die Wirtschaft. Diese Stationierung sorgte wiederum auf verschiedenen Feldern für eine größere Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen, die befriedigt wurde. Schließt man sich der Deutung an, dass der Wirtschaftsraum durch das Handeln der Akteure konstituiert und konstruiert wird, dann hätte der römische Staat durch die Stationierung von Militär an der Euphratgrenze einen neuen politisch konstituierten Wirtschaftsraum geschaffen, dem die Etablierung individueller Wirtschaftsräume durch die Änderung der strukturellen Voraussetzungen folgte. Damit aber wird die Grenzzone – zumindest auf der römischen Seite derselben – in der Tat zu einem eigenen Wirtschaftsraum, erfolgt doch durch das spezifische Handeln des Staates auf die Grenze eine Neuordnung der wirtschaftlichen Strukturen, die in den Binnenbereichen des Imperiums nicht gegeben war. Dies ist nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass das römische Reich in Gestalt des Soldes jährlich eine beeindruckende Menge an Geld und damit Edelmetall gerade an die Peripherie des Reiches pumpte. Von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist auch die Sicherheit, die durch die Posten und Patroullien der römischen Armee hergestellt wurde. Die Grenzzone ist damit – legt man als Definition von Wirtschaftsraum das Handeln der Akteure zugrunde – als ein solcher zu betrachten, der sich von den Binnenbereichen unterscheidet. Dies gilt freilich nicht nur für die Grenze im Osten, sondern für die Grenzen des Römischen Reiches generell. Letztlich lässt sich dies am Mittleren Euphrat und insbesondere am Beispiel Dura-Europos besonders deutlich nachvollziehen. Gleichzeitig bildet Dura-Europos aber auch ein Beispiel, das die wirtschaftliche Gunstlage, die der Grenze als Wirtschaftsraum zu eigen gewesen ist, auch zur besonderen Gefahrenlage werden konnte, wenn die mehr oder minder friedliche Koexistenz der Imperien in kriegerische Auseinandersetzungen umschlug. Die Wirtschaft an der Grenze des Imperium Romanum bot damit besondere Chancen, aber eben auch unter Umständen besondere Risiken. Freilich deutet sich noch ein weiterer Punkt an. Soweit es die Befunde und vor allem die komplexe Quellenlage der schwer zu interpretierenden literarischen
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Überlieferung aus dem griechisch römischen Bereich, die oft genug in einem Spannungsverhältnis zu den enchorischen Quellen stehen,85 erkennen lassen, gab es zwar ein vom Großkönig besoldetes stehendes Heer, wie auch die Existenz von parthischen Grenzfestungen nachzuweisen ist,86 gleichwohl scheint dieser besoldete Teil des parthischen Heeresaufgebotes einen weit geringeren Umfang als die römische Berufsarmee gehabt zu haben, was nicht zuletzt auch als ein struktureller Vorteil gesehen werden kann, entfielen doch die Kosten für die Besoldung und Versorgung stehender Truppenteile weitestgehend.87 Demgegenüber pumpte das römische Reich allein für die Besoldung seiner Berufsarmee jährlich riesige Summen an die Peripherie des Imperiums: So erscheint für das erste nachchristliche Jahrhundert eine Summe von 500.000.000 HS oder 125.000.000 Den. oder rund 350 t Silber (bei einem Münzfuß des Denars von durchschnittlich 2,8 gr. Silber)88 pro Jahr nicht ausgeschlossen, ein Betrag, der sich seit Septimius Severus verdreifacht haben mag.89 Mit anderen Worten: Zwischen der römischen Grenzzone als Wirtschaftsraum sowie derjenigen der Parther lässt sich hinsichtlich der Rahmenbedingungen ein wesentlicher Strukturunterschied ausmachen, der ein weiteres Mal zeigt, dass sowohl die Grenze als auch der Wirtschaftsraum wesentlich durch menschliches Handeln konstituiert und konstruiert wird.
85 86 87 88 89
Vgl. Hauser 2005, 164–169; Hauser 2016, bes. 434–435. Vgl. Hauser 2005, 199–202; Hauser 2006. Vgl. Hauser 2005, 201. Vgl. Stoll 2015, 44. S. a. Ruffing 2017, 229–230. Drexhage/Konen/Ruffing 2002, 52.
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Grenzüberschreitende Religionskontakte an der Ostgrenze des römischen Reiches (Juden, Christen, Zoroastrier) Andreas Klingenberg (Köln)
Als auf Anregung Constantins des Großen im Jahr 325 das allseits bekannte Konzil von Nikaia stattfand, folgten der Einladung nicht nur die Bischöfe aus den Gebieten des Römischen Imperiums, vielmehr reiste auch ein Bischof namens Johannes aus dem Perserreich an.1 Der ebenfalls in Nikaia anwesende Eusebius von Caesarea notierte seine Anwesenheit mit einem gewissen Erstaunen: „Es nahm sogar bereits ein persischer Bischof an der Synode teil“.2 So ungewöhnlich es dem gelehrten kappadokischen Bischof erschienen sein mag, wenn aus dem Herrschaftsbereich der Sāsāniden ein Amtskollege zum großen Konzil gereist war, ist das nach unserem Kenntnisstand weit weniger erstaunlich. Bischof Johannes aus Persien ist nämlich mit großer Sicherheit als Johannes von Arbela zu identifizieren.3 Dieser war laut der aus dem 6. Jh. stammenden Märtyrerchronik von Karkā de Bēt Sēlōk gemeinsam mit dem Bischof dieses Ortes, des heutigen Kirkuk im Irak, und mit Bischof Jakob von Nisibis nach Nikaia gereist.4 Das wirkt an sich vielleicht nicht außergewöhnlich, denn die Städte lagen geographisch nicht sehr weit auseinander im nordmesopotamischen Raum und hatten vormals eine Zeit lang zum Königtum der Adiabene unter Izates und seinen Nachfolgern gehört. Mittlerweile verlief jedoch zwischen den Städten eine Grenze, die Grenze zwischen Römer- und Perserreich. So befand sich Nisibis im Jahr 325 auf römischem, Arbela hingegen auf persischem Gebiet. Das tat der engen Beziehung beider Städte jedoch keinen Abbruch und unterband offenkundig weder die Verbindungen zwischen ihren christlichen Gemeinden und ihren Bischöfen noch deren Kontakte zu den übrigen Bischöfen im Römischen Reich. Dieses Beispiel eines grenzüberschreitenden Religionskontakts fällt in die Zeit der Sāsāniden, es hat seine Wurzeln aber in früherer Zeit, in der hier primär interessierenden Herrschaftsperiode der Arsakiden. Denn Christen gab es im 1 2 3 4
Die Konzilsakten sind nicht erhalten, wohl aber die Teilnehmerlisten: Gelzer/Hilgenfeld/ Cuntz 1898 (s. ebd. LX–LXIV für eine Zusammenstellung der in den verschiedenen Versionen erhaltenen Namen). Eus. vita Const. 3, 7, 1: ἤδη καὶ Πέρσης ἐπίσκοπος τῇ συνόδῳ παρῆν. S. dazu Klingenberg 2017, 285. Hoffmann 1880, 48. S. zur Quelle und ihrer Glaubwürdigkeit Fiey 1964. Jakob von Nisibis wird in den Teilnehmerlisten des Konzils (s. Anm. 1) ebenfalls geführt.
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Andreas Klingenberg
Perserreich schon unter den Parthern; so berichtet etwa der aus Edessa stammende syrische Gelehrte Bar Daisan um 200 n. Chr., zu seiner Zeit hätten Christen in Parthien, Medien, in der Persis, in Edessa, Hatra und sogar bei den Kuschanern gelebt.5 Bereits an dem Wissen Bar Daisans um solche Gemeinden zeigt sich, dass es unter den Christen einen Austausch und somit fraglos auch regelmäßige und dauerhafte Kontakte gab, auf denen seine Kenntnisse beruhten. Solche grenzüberschreitenden Religionskontakte wie die eben vorgestellten will ich im Folgenden untersuchen. Der Begriff ‚Religionskontakte‘ ist dabei nur bedingt selbsterklärend, denn er lässt sich in mehrere Richtungen deuten. In der Religionswissenschaft werden darunter vor allem die Kontakte zwischen verschiedenen Religionen bzw. Kulten und die sich daraus ergebenden wechselseitigen Einflüsse verstanden.6 Gerade der syrisch-mesopotamische Raum war eine wichtige kulturelle und wirtschaftliche Kontaktzone,7 somit also prädestiniert für solche Kontakte, aus denen dann religiöse Bewegungen und Religionen wie die Gnosis und – von dieser beeinflusst – die Mandäer oder der Manichäismus erwuchsen.8 Ich möchte den Begriff der Religionskontakte im Folgenden allerdings anders auffassen und die religionsbezogenen Kontakte zwischen Menschen (individuell oder institutionell) auf beiden Seiten der ‚Ostgrenze‘ des Römischen Reichs behandeln, die ich somit insgesamt als Kontaktzone zwischen den kulturellen und politischen Einflusssphären der Römer und der Parther verstehe.9 Dabei will ich mich gerade nicht auf den interreligiösen Austausch fokussieren, auch wenn dieser ein in vielerlei Hinsicht überaus wichtiges und vielschichtiges Phänomen für die kulturelle und allgemeine Entwicklung der Grenzregionen darstellt.10 Vielmehr werde ich grenzüberschreitende Kontakte von Anhängern ein- und derselben Religion – bei aller Vorsicht mit diesem Begriff11 – in den Blick nehmen, die sich trotz der wechselhaften politischen Verhältnisse und der vielfach strittigen und im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzungen beider
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Drijvers 1965, 58–61; s. jetzt auch BNJ 719 F 3 a § 46 (mit Drijvers’ Übersetzung). Vgl. Krech 2012. Vgl. dazu allgemein Eilers 1983 sowie Kurz 1983 zum kulturellen Austausch zwischen dem Parther- und dem Römerreich. S. jetzt auch Sommer 2018, bes. 74–85. Zur Gnosis vgl. Rudolph 2005; Brakke 2010; Aland 2014, zu den Mandäern und ihrer Entstehungsgeschichte s. Lupieri 2008; zu Mani und dem Manichäismus vgl. Lieu 1994; Reck 2013. Vgl. zum Konzept der ‚Kontaktzone‘ bes. die Ausführungen von Ulf 2014. S. auch die in Anm. 7 zitierte Literatur. Dieser wurde häufig untersucht und dargestellt, vgl. aus jüngerer Zeit neben vielen anderen beispielweise Dirven 2011; Kaizer 2002 (am Beispiel Palmyras); Frenschkowski 2012 (zu Christen und Zoroastriern). Vgl. zu den Schwierigkeiten, ‚Religion‘ zu definieren, bes. Saler 1993.
Grenzüberschreitende Religionskontakte
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Imperien immer wieder in die eine wie in die andere Richtung verschobenen Grenzverläufe ergaben.12 Im Mittelpunkt meiner Betrachtung stehen dabei drei große, überregional bedeutsame religiöse Gruppen, nämlich Juden, Christen und Zoroastrier, die auf beiden Seiten der Grenze zu finden waren, und deren Gemeinden und einzelne Mitglieder sich als Teil eines gemeinsamen Ganzen verstanden.13 Dabei handelte es sich in dieser wie auch in späterer Zeit nicht um monolithische Gebilde, auch wenn es nach außen hin zum Teil so erschienen sein mag.14 Vielmehr gab es innerhalb dieser religiösen Gruppen mal mehr, mal weniger dauerhafte und erfolgreiche Strömungen, die in Einzelfragen von der Mehrheitslinie abwichen. Dabei sind durchaus Einflüsse der hier untersuchten Religionen untereinander wie auch von anderen Kulten und religiösen Bewegungen festzuhalten – eine interessante und wichtige Thematik für sich, die hier allenfalls nur gestreift werden kann. Anders als in der Zeit um 325, als mit Kaiser Constantins deutlich erkennbarer Zuwendung zum Christentum das römisch-persische Verhältnis eine zusätzliche, religiöse Dimension erhielt,15 scheinen bei den römisch-parthischen Beziehungen bzw. Auseinandersetzungen religiöse Faktoren allerdings keine erkennbare Rolle gespielt zu haben.16 Jedoch stellt sich durchaus die Frage, inwieweit die religionsbezogenen Kontakte von der (außen-)politischen Lage eher unabhängig oder doch erkennbar beeinflusst waren – oder im Sinne des Jenaer DFG-Projekts und der in diesem Zusammenhang abgehaltenen Tagung formuliert: inwieweit es sich bei dem Grenzgebiet mehr um eine Kontakt- oder um eine Konfliktzone handelte.
Die Juden zwischen Ost und West Jüdische Gemeinden waren an vielen Orten außerhalb ‚Israels‘ vorzufinden, z. B. in Kleinasien, in Syrien, in der Stadt Rom, vor allem aber auch im mesopotamisch-babylonischen Raum und im Iran, und diese Gemeinden hielten mit ihrer
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Vgl. für die sāsānidische Zeit Hartmann 2007, bes. 82–94. Zu den Grenzen und ihren Verläufen Elton 1996, bes. 97–109. Nicht in die Untersuchung einbezogen werden somit auswärtige Besucher in den Heiligtümern bestimmter griechisch-römischer oder anderer Gottheiten im Grenzgebiet. Diese können hier allenfalls in Ansätzen abgebildet und nachgezeichnet werden; s. dazu jeweils in den einzelnen Abschnitten. Vgl. dazu Klingenberg 2017 (mit weiterer Literatur). Zu den römisch-parthischen Beziehungen s. zuletzt Schlude 2020; vgl. Timpe 1963; Ziegler 1964.
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Andreas Klingenberg
religiösen Heimat eine enge Verbindung.17 Charakteristisch ist die Darstellung Philons von Alexandria, der Jerusalem als „Mutterstadt“ (μητρόπολις) und die Diasporagemeinden als „Kolonien“ (ἀποικίαι) bezeichnet;18 dabei ist die „Heilige Stadt“ (ἱερόπολις) wegen des Tempels für Juden als wahre „Heimat“ (πατρίς) anzusehen, egal woher sie stammten.19 Diese wichtige Rolle, die Jerusalem für die Juden einnahm, spiegelt sich in den vielfältigen Beziehungen, Verbindungen und Kontakten der Gemeinden in der Diaspora mit diesem religiösen Zentrum wider, die gleichwohl nicht als ‚Einbahnstraßen‘ zu verstehen sind: So berichtet etwa Flavius Josephus im Vorwort des in griechischer Sprache erhaltenen ‚Jüdischen Krieges‘ davon, bereits eine frühere Version dieses Werkes für die Juden der östlichen Diaspora, d. h. der parthischen Gebiete, in aramäischer Sprache verfasst zu haben.20 Das spricht deutlich für Kontakte über diejenigen rein religiöser Natur hinaus. Besonders zahlreich waren die Juden wie erwähnt im parthisch dominierten mesopotamischen Gebiet vertreten, für die ein derartiger Austausch mit ihren Glaubensgenossen in Israel in durchaus unterschiedlicher
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Die verschiedenen Regionen, in den sich diese Diaspora wiederfand, zählt beispielsweise Philon auf (leg. 281 f., s. die nächste Anmerkung). Zur jüdischen Diaspora vgl. allgemein Gruen 2002, bes. 232–252 zu „Diaspora and Homeland“, wo er gerade auch den Verbindungen zwischen Diasporajuden und Jerusalem nachgeht. Vgl. auch Lieu/North/Rajak 1992; Trebilco 1991 (zu Kleinasien) sowie Eck 2021 (zum Westen des Römischen Reiches). Phil. leg. 281 f.: αὕτη, καθάπερ ἔφην, ἐμὴ μέν ἐστι πατρίς, μητρόπολις δὲ οὐ μιᾶς χώρας Ἰουδαίας ἀλλὰ καὶ τῶν πλείστων, διὰ τὰς ἀποικίας ἃς ἐξέπεμψεν ἐπὶ καιρῶν εἰς μὲν τὰς ὁμόρους, Αἴγυπτον, Φοινίκην, Συρίαν τήν τε ἄλλην καὶ τὴν Κοίλην προσαγορευομένην, εἰς δὲ τὰς πόρρω διῳκισμένας, Παμφυλίαν, Κιλικίαν, τὰ πολλὰ τῆς Ἀσίας ἄχρι Βιθυνίας καὶ τῶν τοῦ Πόντου μυχῶν, τὸν αὐτὸν τρόπον καὶ εἰς Εὐρώπην, Θετταλίαν, Βοιωτίαν, Μακεδονίαν, Αἰτωλίαν, τὴν Ἀττικήν, Ἄργος, Κόρινθον, τὰ πλεῖστα καὶ ἄριστα Πελοποννήσου, καὶ οὐ μόνον αἱ ἤπειροι μεσταὶ τῶν Ἰουδαϊκῶν ἀποικιῶν εἰσιν, ἀλλὰ καὶ νήσων αἱ δοκιμώταται, Εὔβοια, Κύπρος, Κρήτη. καὶ σιωπῶ τὰς πέραν Εὐφράτου· πᾶσαι γὰρ ἔξω μέρους βραχέος, Βαβυλὼν καὶ τῶν ἄλλων σατραπειῶν αἱ ἀρετῶσαν ἔχουσαι τὴν ἐκ κύκλῳ γῆν Ἰουδαίους ἔχουσιν οἰκήτορας. Das lässt sich klar aus Philons Selbstbeschreibung ableiten (leg. 278): γεγέννημαι μέν, ὡς οἶδας, Ἰουδαῖος· ἔστι δέ μοι Ἱεροσόλυμα πατρίς, ἐν ᾗ ὁ τοῦ ὑψίστου θεοῦ νεὼς ἅγιος ἵδρυται. Vgl. Phil. Flacc. 45 f.: Ἰουδαίους γὰρ χώρα μία διὰ πολυανθρωπίαν οὐ χωρεῖ. ἧς αἰτίας ἕνεκα τὰς πλείστας καὶ εὐδαιμονεστάτας τῶν ἐν Εὐρώπῃ καὶ Ἀσίᾳ κατά τε νήσους καὶ ἠπείρους ἐκνέμονται μητρόπολιν μὲν τὴν ἱερόπολιν ἡγούμενοι, καθ' ἣν ἵδρυται ὁ τοῦ ὑψίστου θεοῦ νεὼς ἅγιος […]. Ios. bell. Iud. 1, 3: προυθέμην ἐγὼ τοῖς κατὰ τὴν Ῥωμαίων ἡγεμονίαν Ἑλλάδι γλώσσῃ μεταβαλὼν ἃ τοῖς ἄνω βαρβάροις τῇ πατρίῳ συντάξας ἀνέπεμψα πρότερον ἀφηγήσασθαι Ἰώσηπος Ματθίου παῖς ἐξ Ἱεροσολύμων ἱερεύς, αὐτός τε Ῥωμαίους πολεμήσας τὰ πρῶτα καὶ τοῖς ὕστερον παρατυχὼν ἐξ ἀνάγκης. An wen die erste Fassung ging, berichtet Josephus etwas später (bell. Iud. 1, 6): […] καὶ Πάρθους μὲν καὶ Βαβυλωνίους Ἀράβων τε τοὺς πορρωτάτω καὶ τὸ ὑπὲρ Εὐφράτην ὁμόφυλον ἡμῖν Ἀδιαβηνούς τε γνῶναι διὰ τῆς ἐμῆς ἐπιμελείας ἀκριβῶς […].
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Form nicht nur anzunehmen, sondern bis zu einem gewissen Grad nachgewiesen ist.21 Das betrifft ebenfalls die Ausbildung bei namhaften Rabbinern, die einen Schülerkreis um sich versammelten, vor allem bei den als „Tannaim“ (Lehrer) bezeichneten Gelehrten (ab dem 1. Jh. n. Chr.).22 Später entstanden regelrechte Schulen, die über die Lebenszeit einzelner Lehrer Bestand hatten. Aber auch schon zwischen den frühen Lehrkreisen müssen wechselseitige Kontakte und ein reger Austausch angenommen werden. Eine Stelle im babylonischen Talmud (aus dem Sanhedrin-Traktat) ist hier ganz aufschlussreich und gibt in etwa den Stand um 200 n. Chr. wieder (bSan 32b):23 „‚Gerechtigkeit, Gerechtigkeit, ihr sollst du nachjagen‘ (Dt:16, 20). Folge den Gelehrten zur yeshiva [d. h. Schule/ Unterricht, Anm. AK], Rabbi Eliezer nach Lod, Rabbi Jochanan ben Zakkai nach Beror Chajil, Rabbi Jehoschua nach Peqiin, Rabban Gamaliel nach Javne, Rabbi Aqiva nach Bene Beraq, Rabbi Mattja nach Rom, Rabbi Chananja ben Teradjon nach Sikhnin, Rabbi Jose nach Sepphoris, Rabbi Jehuda ben Batyra nach Nisibis, Rabbi (Chanina, dem Schwestersohn des Rabbis) Jehoschua in die Diaspora [d. h. Babylonien], Rabbi [Jehuda ha-Nasi, Anm. AK] nach Bet Schearim, den Gelehrten in die Quaderkammer.“ Bereits die Auflistung verschiedener Schulen zeigt an, dass diesen mehr als nur lokale Bedeutung zugeschrieben wurde, und dass sie eben auch über die Grenzen ihrer Gemeinde hinaus bekannt und zugleich als mehr oder weniger gleichrangig anerkannt waren. Diese Faktoren wiederum sind ohne Kontakte persönlicher Art und über Korrespondenz nicht denkbar. Ebenso ist die in der Apostelgeschichte enthaltene Nachricht, beim Pfingstwunder seien unter anderem Parther, Meder, Elamiter und Bewohner Mesopotamiens, Kleinasiens, Ägyptens in Jerusalem gewesen, keineswegs völlig aus der Luft gegriffen.24 Zwar ist bei diesen Fremden, in deren Auflistung auffälligerweise keine Personen aus den westlichen Provinzen des römischen Reiches genannt sind (außer den römischen Besatzern), nicht zuletzt an Händler und andere Geschäftsreisende zu denken. Allerdings wird man unter diesen Händlern besonders Juden (und Proselyten) aus diesen Gebieten annehmen,25 für die ein Besuch in Jerusalem dann zugleich einen religiösen Bezug hatte. Überdies sind 21
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Zur jüdischen Diaspora in Babylonien in parthischer Zeit vgl. Herman 2012, der zu Recht die Quellenproblematik hervorhebt; aber immerhin erscheinen immer wieder Juden aus Babylonien in Quellen aus Palästina, v. a. als Einwanderer, Pilger oder Priester als Besucher des Tempels in Jerusalem, aber eben auch prominente babylonische Rabbis (ebd. 143 f.). Dass man die (babylonische) Diaspora angesichts der ständigen Kontakte nicht als strikt vom Judentum in Jerusalem getrennt betrachten kann, betont Gafni 2019, 327–341. S. auch Kalmin 2006. Eine Übersicht der bekanntesten Rabbiner bis zum Ende der Antike gibt Stemberger 2011, 78–115. Übersetzung nach Stemberger 2011, 20 (mit geringfügigen Anpassungen). Apg 2, 9–11. Das deutet Apg 2, 11 an: Ἰουδαῖοί τε καὶ προσήλυτοι. Vgl. Asmussen 1983, 294; Kasher 1987, 59–63.
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zumindest seit der Hasmonäerzeit (2./1. Jh. v. Chr.) Wallfahrten nach Jerusalem auch bei den Juden der Diaspora üblich und nachzuweisen.26 Philon berichtet, „viele Tausende strömen aus Tausenden von Städten, zu Wasser und zu Lande, von Ost und West, von Nord und Süd, zu jedem Feste zum Heiligtum“.27 Bei aller religiöser Inbrunst und dieser geschuldeter Übertreibung wusste er, wovon er schrieb, war er doch selbst mindestens einmal nach Jerusalem gepilgert.28 Eine größere jüdische Gemeinde befand sich in Nisibis, wo die für den Jerusalemer Tempel gedachten Abgaben aus Mesopotamien gesammelt wurden. Ähnlich verhielt es sich mit der Stadt Nehardea in Babylonien.29 Diese ‚Tempelsteuer‘ ist ein deutliches, wenn nicht das deutlichste Anzeichen für die engen Kontakte der Diasporajuden mit Jerusalem. Sie fungierte im Übrigen zugleich als Ausdrucksmittel für die Zugehörigkeit des Einzelnen zum Judentum und somit für die eigene jüdische Identität.30 Zwar berichtet Josephus von der Sorge der Juden, die Parther könnten den Transport auf dem Weg nach Jerusalem überfallen,31 und zweifellos waren die Parther nicht begeistert über das Abfließen entsprechender Gelder über die Grenzen hinweg in Gebiete unter römischen Einfluss, später römischer Herrschaft, aber insgesamt verhielten sie sich den Juden in ihrem Herrschaftsgebiet gegenüber ausnehmend tolerant.32 Ein politisches Problem, innerhalb des Partherreichs wie auch nach außen hin gegenüber Rom, ergab sich aus dieser Form religionsbezogener Kontakte im Großen und Ganzen nicht. Josephus berichtet von dieser Furcht gleichwohl im Zusammenhang mit einer gewissen Ausnahmesituation, nämlich der Erhebung der Brüder Anilaios
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Vgl. Safrai 1981; Dyma 2009. Für Wallfahrten dieser Art bereits in achaimenidischer Zeit argumentiert Knowles 2006, 77–103. Nach Dt 16, 16 (vgl. Ex 13, 17) sollten die Juden ja dreimal im Jahr zum Tempel reisen, und zwar zu Pessach, Schawuot und Sukkot. Zur Rolle dieser Wallfahrten für die Beziehungen zwischen Jerusalem und der Diaspora s. Trotter 2019. Phil. spec. leg. 1, 69 (Übers. I. Heinemann): μυρίοι γὰρ ἀπὸ μυρίων ὅσων πόλεων, οἱ μὲν διὰ γῆς, οἱ δὲ διὰ θαλάττης, ἐξ ἀνατολῆς καὶ δύσεως καὶ ἄρκτου καὶ μεσημβρίας καθ' ἑκάστην ἑορτὴν εἰς τὸ ἱερὸν καταίρουσιν. Phil. prov. 2, 107. Vgl. auch Ios. bell. Iud. 6, 420–427 zu den auswärtigen jüdischen Pilgern, die vom jüdischen Krieg in Jerusalem erfasst wurden. Ios. ant. Iud. 18, 311–313. Die von Oppenheimer 1993 (und früher) vertretene These, es habe sich nicht um das bekannte Nisibis, sondern einen gleichnamigen Ort in der Nähe von Nehardea gehandelt, verwirft Goodblatt zu Recht, denn dieses postulierte andere Nisibis ist nicht belegt, und Josephus spricht klar von Zentren der Einsammlung, so dass nur ein bedeutender Ort in Frage kommt (Goodblatt 1987, 608 Anm. 13). S. dazu Tellbe 2005, bes. 23 f. Zur Tempelsteuer s. auch Liver 1963; Horbury 1984; Keddie 2019, 188–195. Ios. ant. Iud. 18, 313: ἐντεῦθεν δὲ ἐπὶ Ἱεροσολύμων ἀνεπέμπετο ᾗ καιρός, πολλαί τε ἀνθρώπων μυριάδες τὴν κομιδὴν τῶν χρημάτων παρελάμβανον δεδιότες τὰς Παρθυαίων ἁρπαγὰς ὑποτελούσης ἐκείνοις τῆς Βαβυλωνίας. Einen Überblick über die Religionen im Partherreich gibt Metzler 2012.
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und Asinaios, denen es gelang, eine (jüdische) Herrschaft über Teile Mesopotamiens zu errichten.33 Diese Erhebung ist vor dem Hintergrund einer politischen Instabilität zu sehen, die dem parthischen König Artabanos II. langwierige Maßnahmen zur Konsolidierung seiner Machtposition abforderte.34 Der König sah sich daher offenbar zu einem Arrangement mit Asinaios und Anilaios genötigt, deren Position er zunächst anerkannte. Die Geschichte, wie Josephus sie erzählt, ist nicht frei von topischen Details und Überspitzungen. Nach dem Ende ihrer Herrschaft jedenfalls scheint es in Babylonien sowie in Seleukeia und Ktesiphon zu Übergriffen gegenüber den Juden gekommen zu sein, offenbar in Vergeltung für die repressive Machtausübung der beiden Brüder.35 Aber es ist nicht erkennbar, dass sich die Situation der jüdischen Bevölkerung dauerhaft verschlechterte oder dass ihre Kontakte über die Grenze hinweg ins Römische Reich eine Beeinträchtigung erfuhren. Politische Auswirkungen hatte es jedenfalls, als mit Helena und ihrem Sohn Izates zwei Mitglieder des Königshauses der Adiabene, eines parthischen Vasallenstaats, zum Judentum konvertierten.36 Im Falle des Izates spielte dabei – laut Josephus – interessanterweise das missionarische Wirken eines jüdischen Händlers namens Ananias eine wesentliche Rolle, dem Izates am Hof der Charakene begegnete.37 Jedoch sollte es noch etwas dauern, bis Izates dem Beispiel seiner Mutter folgte und vollständig zum Judentum übertrat.38 Bei Helena war es möglicherweise der Einfluss der jüdischen Gemeinde unter dem damals sehr prominenten Rabbi Judah ben Bathyra in Nisibis, von wo aus eine wichtige Handelsroute nach Arbela führte.39 Schließlich nahm auch Monobazos (II.), der Bruder des Izates, den jüdischen Glauben an.40 Auch über das Königshaus hinaus werden Bewohner der Adiabene zum Judentum übergetreten sein und die jüdischen Gemeinden vergrößert haben, die bereits vorher bestanden.41
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Ios. ant. Iud. 18, 310–379. Zu dieser Episode s. Fowler 2007; vgl. Rajak 1998, 314–317. Ios. ant. Iud. 18, 371–379. Ios. ant. Iud. 20, 17. Ios. ant. Iud. 20, 34 f. Neusner 1964, 61 setzt den Übertritt des Izates zum Judentum bereits während dessen Aufenthalt in der Charakene an; ebenso Gilbert 1991, 307–308; s. dagegen Marciak 2014, 84–89; Marciak 2018, 612. Bei Josephus heißt es nur (ant. Iud. 20, 35): συνεβεβήκει δὲ καὶ τὴν Ἑλένην ὁμοίως ὑφ᾿ ἑτέρου τινὸς Ἰουδαίου διδαχθεῖσαν εἰς τοὺς ἐκείνων μετακεκομίσθαι νόμους. Vgl. Sellwood 1985, 457 mit der Vermutung, dass der „gewisse andere Jude“ eben Judah ben Bathyra gewesen sei. Marciak 2014, 254 Anm. 42 ist eher skeptisch und verweist auf Oppenheimers These von einem zweiten Nisibis in der Nähe Nehardeas als Ort der Tempelsteuersammlung; s. dagegen jedoch oben in Anm. 29. Im Übrigen ist wohl mit zwei Rabbis des Namens Judah ben Bathyra in Nisibis zu rechnen, vgl. Neusner 1969, 46–52; 130–133. Ios. ant. Iud. 20, 75. Vgl. Marciak 2014, 254.
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Als Nachfolger seines Bruders auf dem adiabenischen Thron unterstützte Monobazos die Juden dann im Krieg gegen Rom vermutlich tatkräftig, jedenfalls stellt Josephus den Eifer mehrerer Adiabener im Jüdischen Krieg heraus, die sich darin besonders auszeichneten. Darunter waren mit Monobazos und Kenedaios zwei Gefolgsleute oder sogar Verwandte des adiabenischen Königs (ὁ Μονοβάζου τοῦ τῆς Ἀδιαβηνῆς βασιλέως συγγενεῖς).42 Direkte Verwandte müssen jedenfalls beteiligt gewesen sein, denn an anderer Stelle sagt Josephus, dass sich schließlich „Söhne und Brüder des Königs Izates“ (οἵ τε Ἰζάτου βασιλέως υἱοὶ καὶ ἀδελφοί) den Römern ergeben hätten.43 Zwar verlautet bei Josephus nichts über größere Kontingente, es bleibt bei Informationen über Einzelpersonen, aber ist wirklich anzunehmen, dass sich die Kämpfer aus dem Königshaus und die Gefolgsleute des Königs allein und ohne dessen Unterstützung an dem Krieg beteiligten?44 Das erscheint kaum plausibel, und eine Billigung der parthischen Lehnsherren ist ebenfalls anzunehmen. Ebenso werden sich weitere Personen aus den parthischen Hoheitsgebieten an den Kampfhandlungen beteiligt haben, über die in den Quellen – mangels Prominenz – nur nichts verlautet wird.45 Nach dem Sieg der Römer fanden dann viele Juden den Weg ins Reich der Parther, deren erwähnte tolerante Haltung ihr Gebiet für die Juden zu einem Zufluchtsort in Zeiten der Unterdrückung oder des Konflikts machte.46 So zogen nicht nur 70 n. Chr., sondern auch nach der Niederschlagung der jüdischen Aufstände in Alexandria 117 und in Israel unter Bar Kochba 135 zahlreiche Juden über die Grenze nach Babylonien, das nicht zuletzt deswegen ein großes Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit darstellte und wo dann später auch der sog. ‚Babylonische Talmud‘ entstand.47 Das bedeutet aber nicht, dass die Kontakte zwischen den Juden in Babylonien und in Palästina abbrachen, im Gegenteil ist den rabbinischen Schriften weiterhin ein reger Austausch zu entnehmen. Wenn wir noch einmal einen Schritt zurück zum Jahr 70 gehen, dann kann die oben angeführte aramäische Urversion von Josephus’ „Jüdischem Krieg“ gerade auch vor 42 43 44 45
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Ios. bell. Iud. 2, 520. Zu Monobazos s. PIR² M 677. Außerdem dabei waren Niger aus Peraia (PIR² N 95) und Silas der Babylonier (PIR² S 710), bei denen es sich jeweils auch um Juden handelte, vgl. Marciak 2014, 256–257. Ios. bell. Iud. 6, 356. Diese Sicht scheint Marciak 2014, 255–261 zu vertreten. Die Befürchtung einer derartigen Beteiligung an einem zu erwartenden jüdischen Aufstand sieht Philon als weitere Motivation des syrischen Statthalters P. Petronius (PIR² P 269), die Anordnung Caligulas zur Aufstellung einer Kaiserstatue im Jerusalemer Tempel nicht umzusetzen (leg. 216 f.). Den umgekehrten Weg scheinen Juden immer wieder auch gegangen zu sein, vgl. oben Anm. 21. Bereits zur Zeit Herodes des Großen hatte sich ein jüdischer Abenteurer namens Zamaris (PIR² Z 2) mit 500 Reitern zunächst mit Billigung des syrischen Statthalters (C. Sentius) Saturninus (PIR² S 393) bei Daphne in der Nähe Antiocheias niedergelassen, dann von Herodes Land in der Batanaea erhalten, wo er dann Übergriffe von Banditen aus der benachbarten Trachonitis verhindern sollte. Vgl. Kraemer 2019, 126–143. S. auch oben Anm. 21.
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diesem Hintergrund verstanden werden, denn die Geflüchteten haben nicht alle Brücken nach Palästina abgebrochen und waren fraglos zugleich an einer Geschichte des Jüdischen Kriegs interessiert.
Die Christen als Grenzgänger ins Perserreich Nicht erst unter den Sāsāniden finden wir Christen jenseits der römischen Grenze, auch wenn sie in dieser Zeit besonders gut zu erkennen sind – zumal ihnen dann auch aus dem Westen mehr Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Vielmehr setzte die Mission bereits sehr früh ein, wie in anderen Regionen wohl auch schon im ersten Jahrhundert.48 Wenn jedoch in späteren Berichten immer wieder apostolische Ursprünge für verschiedene Gemeinden genannt werden, lässt sich das im Einzelfall freilich kaum absichern und entspricht in den meisten Fällen wohl mehr einem Geltungsanspruch als der Realität.49 Erste Gläubige kann man dennoch schon im 1. Jh. annehmen – primär entlang der großen Handelsrouten. Aufschlussreich ist hier eine Passage in der Heiligenvita des Mār Mārī, der um 100 n. Chr. gewirkt haben dürfte.50 Sie steht der hagiographischen Tendenz des Werkes entgegen und verdient daher besonderes Augenmerk. Darin heißt es nun, der Heilige habe auf seiner Missionsreise in Ḫūzestān und in der Persis bereits Christen vorgefunden, die als Händler im Zuge einer ihrer Handelsreisen im Westen das Christentum kennengelernt hätten.51 Hierbei waren die jüdischen Handelskontakte ein entscheidender Faktor, wie oben bereits im Zusammenhang mit der Darstellung des Pfingstwunders in der Apostelgeschichte angedeutet. Und die jüdischen Gemeinden waren bekanntlich primärer Adressat für die Verkündigung der Lehren Jesu, zumindest in frühchristlicher Zeit.52 Wesentliche Einfallstore für das Christentum in den Iran waren die Regionen der Osrhoene und der Adiabene. Erstere streicht schon Sozomenos in seiner Kirchengeschichte in dieser Hinsicht heraus.53 Allerdings überwuchern Legenden wie die von Abgar Ukkama die historischen Ursprünge der Christianisierung 48 49 50 51 52 53
Zur Christianisierung im persischen Reich s. bes. Fiey 1970; Asmussen 1983; Chaumont 1988; Schwaigert 1989; Garsoїan 2001; Jullien/Jullien 2002; Klingenberg 2017, 286–289. Zu den Christen in sāsānidischer Zeit s. ebd. sowie Labourt 1904; Wiesehöfer 1993; Rist 1996. S. dazu die detaillierte Behandlung bei Jullien/Jullien 2002, 19–110. Die genaue Entstehungszeit der Vita ist nicht bekannt, aber sie ist im 6. (Harrak 2005, xiv– xvii) oder 7. Jahrhundert (Jullien/Jullien 2003, 1) anzusetzen. Harrak 2005, 70–75. Zu den jüdischen Gemeinden östlich der römisch-persischen Grenze s. den vorangehenden Abschnitt. Soz. HE 2, 8, 2: καὶ Περσῶν δὲ χριστιανίσαι τὴν ἀρχὴν ἡγοῦμαι, ὅσοι προφάσει τῆς Ὀσροηνῶν καὶ Ἀρμενίων ἐπιμιξίας, ὡς εἰκός, τοῖς αὐτόθι θείοις ἀνδράσιν ὡμίλησαν καὶ
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der Region. Diese Legende selbst ist freilich in unserem Zusammenhang ausgesprochen interessant: Sie besagt nämlich, dass der schwer erkrankte Abgar einen Brief an Jesus selbst geschickt und darauf von diesem auch eine Antwort erhalten habe, mit Segenswünschen und dem Versprechen, einen seiner Jünger zu Abgar zu schicken.54 Eusebius von Caesarea berichtet, er hätte die vermeintlichen Originale im Archiv von Edessa selbst eingesehen und aus dem Syrischen ins Griechische übersetzt.55 So legendär und unhistorisch die Sache ist, sie erhielt vor allem in einem Kontext Glaubwürdigkeit, in dem ein brieflicher Austausch zwischen christlichen Gemeinden und führenden Gestalten der christlichen Botschaft üblich waren.56 Man mag in diesem Zusammenhang beispielsweise in der Frühzeit des Christentums an die Briefe des Paulus oder in späterer Zeit an den Briefwechsel eines Basileios von Caesarea, Hieronymus oder Augustinus denken, neben denen eine breite Vielfalt weiterer, heute verlorener Korrespondenz bestanden haben muss. Das Christentum im Perserreich war in jedem Fall von Anfang an syrisch geprägt, was sich bis deutlich in die sāsānidische Zeit fortsetzte; erst mit der Gründung einer autokephalen Kirche 410 n. Chr. und der auf einer Synode von 424 n. Chr. (zumindest formal) erklärten Loslösung von der Kirche des Westens ließen diese Einflüsse nach und die persische Kirche unterlag einer – zumindest partiellen – Iranisierung.57 Wie verbreitet das Christentum im 1. und 2. Jh. jenseits des Euphrats war, lässt sich nach gegenwärtigem Kenntnisstand nicht genau rekonstruieren. Nach der nicht ganz unumstrittenen Chronik von Arbela gab es im Partherreich bereits mehr als 20 Bistümer, was mit Vorsicht zu genießen ist, denn unter den 17 namentlich genannten Bistümern wird auch die erst in sāsānidischer Zeit gegründete Stadt Bēt Lapat genannt.58 Zumindest ist festzuhalten, dass irgend-
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τῆς αὐτῶν ἀρετῆς ἐπειράθησαν. Das hier ebenfalls erwähnte Armenien kam erst seit dem 4. Jh. n. Chr. hinzu, nachdem König Trdat zum Christentum übergetreten war, was wohl um 314/5 n. Chr. datiert, s. Kettenhofen 2002. Zur Entstehung der Legende s. Marek 2004 mit weiterer Literatur; vgl. auch unten Anm. 56. Eus. HE 1, 13, 5. ἐν γοῦν τοῖς αὐτόθι δημοσίοις χάρταις, τοῖς τὰ παλαιὰ καὶ τὰ ἀμφὶ τὸν Ἄβγαρον πραχθέντα περιέχουσι, καὶ ταῦτα εἰς ἔτι νῦν ἐξ ἐκείνου πεφυλαγμένα εὕρηται, οὐδὲν δὲ οἷον καὶ αὐτῶν ἐπακοῦσαι τῶν ἐπιστολῶν, ἀπὸ τῶν ἀρχείων ἡμῖν ἀναληφθεισῶν καὶ τόνδε αὐτοῖς ῥήμασιν ἐκ τῆς Σύρων φωνῆς μεταβληθεισῶν τὸν τρόπον. Die Datierung dieser Legende ist allerdings nicht eindeutig geklärt, das früheste Zeugnis ist Eusebius’ Kirchengeschichte. Sicher ist also nur, dass eine Version der Legende zu Beginn des 4. Jh. bereits im Umlauf war. Verortete man früher die Entstehung im ausgehenden 2. Jh. unter Abgar VIII. (ca. 177–212 n. Chr.), der möglicherweise zum Christentum übertrat, so wird nach Drijvers mittlerweile häufig eine spätere Entwicklung gegen Ende des 3. Jhs. angenommen (Drijvers 1990), vgl. auch Illert 2007, 21–24. S. dazu Klingenberg 2017, 292–296 (dort auch weitere Angaben). Chronik von Arbela p. 31 (Kawerau 1985). Zur Problematik der Quelle gerade für die parthische Zeit s. Kettenhofen 1995.
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wann gegen Ende des 2. Jh. das Christentum in Edessa und in den Gebieten weiter im Inneren des Partherreiches endgültig Fuß fasste.59 Das oben zitierte Zeugnis Bar Daisans belegt nämlich die Existenz christlicher Gemeinden und implizit deren Vernetzung untereinander wie auch mit anderen Gemeinden westlich der Grenze. Zugleich sind Bar Daisan und seine Schriften ebenso ein gutes Beispiel für den interreligiösen Austausch, denn er war stark von gnostischem Gedankengut und anderen Strömungen beeinflusst, so dass er mit seiner Schule aus christlicher Sicht als Häretiker gebrandmarkt wurde.60 Die berühmte Aberkios-Inschrift (ICG 1597), das Grabepigramm eines Christen, vermutlich des Bischofs, aus Hierapolis in Phrygien, legt für solche Kontakte Zeugnis ab:61 Besagter Aberkios rühmt sich nämlich, die Städte Syriens gesehen und nach Überschreiten des Euphrat auch Nisibis besucht zu haben und mit den dortigen Christen zusammengekommen zu sein.62 Nun war Nisibis wohl zum Zeitpunkt der Abfassung bereits von den Römern erobert, die Inschrift datiert ins ausgehende 2. Jh., aber es ist anzunehmen, dass es vor Ort trotz Verschiebung der Grenze auch weiterhin einen regen Austausch der Christen über die Grenzen hinweg gegeben hat, wie der in sāsānidischer Zeit zu greifen ist, wie etwa das eingangs gewählte Beispiel vom Bischof Johannes von Arbela zeigt. Abgesehen von den Kriegssituationen, die das Reisen zumindest in den oder in der Nähe der Kampfzonen erschwert haben werden, scheint es hinsichtlich der Kontakte jedenfalls keine Einschränkungen gegeben zu haben. Eine Unterdrückung oder Verfolgung mussten die Christen im Perserreich vor dem 3. Jh. kaum befürchten, bis unter den frühen Sāsāniden erste Repressalien erfolgten.63
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Drijvers 1982, 281–284; vgl. Jullien/Jullien 2002, 123–136. Zu Bar Daisan vgl. Drijvers 1966; Ehlers 1970; Drijvers 1975; Ramelli 2009. Die Literatur zu dieser Inschrift und zu Aberkios ist kaum mehr überschaubar; vgl. aus jüngerer Zeit u. a. Hirschmann 2000; Ramelli 2000; Wirbelauer 2002; Hirschmann 2003; Thonemann 2012; McKechnie 2019, 147–165 (zur Inschrift). 166–186 (zur späteren Vita); Karrer 2020. Z. 8–18: καὶ ἄστεα πάν[τα, Νισῖβιν] | Εὐφράτην διαβ̣[άς· πάν-]|τῃ δ’ ἔσχον συνο̣[μαίμους(?).] | Π̣α̣ῦ̣λ̣ο̣ν̣ ἔ̣χω̣ ̣ ν̣ ἐ̣π̣’ ὄ̣[χῳ(?)·] | Πίστις π̣[άντῃ δὲ προῆγε] | καὶ παρέθηκε̣ [τροφὴν] | πάντῃ ἰχθὺν ἀ[πὸ πηγῆς] πανμεγέθη καθ[αρόν, ὃν] | ἐδράξατο παρθέ[νος ἁγνή,] | καὶ τοῦτον ἐπέ[δωκε φί-]|λ̣ι̣οι̣ ̣ς̣ ἐ̣σθ̣ ε̣ ̣[ῖν διὰ παντός]. Die Ergänzung ist problemlos, da die Inschrift in der späteren Vita zitiert wird. Das Ausmaß, in dem nichtzoroastrische Glaubensgemeinschaften Repressalien unterlagen, ist jedoch strittig; Martyrien wie das der Candida, einer römischstämmigen Nebenfrau des Königs Bahrām II. (zu ihrer Vita s. Brock 1978; vgl. die Angaben in der Chronik von Seʽert, PO IV.3, p. 238) waren allerdings wohl eher Einzelfälle und Hauptgegner vermutlich die Manichäer, vgl. Klingenberg 2017, 289 (mit weiteren Angaben).
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Zoroastrier und iranische Heiligtümer auf römischem Gebiet und ihre Kontakte über die Grenze Unter den Sāsāniden ist zu beobachten, wie sehr sich die Könige als Schutzherren des Zoroastrismus verstanden und verstanden wissen wollten.64 Diesen Anspruch bezogen sie nicht zuletzt auch auf die Gläubigen außerhalb ihres Reiches, die insbesondere im Römischen Reich, vor allem in Kleinasien, in Armenien, aber auch im syrisch-mesopotamischen Raum fassbar sind. Insbesondere die Inschriften des zoroastrischen Oberpriesters Kartīr, der im Gefolge Šāpurs I. die Heiligtümer der persischen Götter in Syrien und im östlichen Kleinasien aufsuchte, belegen das Interesse der Sāsāniden an diesen Kultstätten außerhalb ihres Herrschaftsgebiets.65 Kartīr fand nun nicht nur Feuerheiligtümer vor, sondern auch die dazugehörigen Priester, die Magier. Diese zwang er mit den Soldaten des Königs im Rücken – zumindest für die Dauer des Feldzugs – die unter seiner Ägide kanonisierte zoroastrische Lehre auf.66 Dies scheint zwar vordergründig gegen Kontakte dieser Priester in den Iran zu sprechen, da sie den Kanonisierungsprozess nicht mitgemacht hatten. Auf der anderen Seite stellt sich die Frage, woher Kartīr von den Heiligtümern und ihrer Lage wusste, und zwar ohne jeden Zweifel bereits im Vorfeld des Feldzugs. In späterer Zeit finden wir jedenfalls durchaus Hinweise auf Kontakte zwischen den Diasporagemeinden und dem persischen Königshof.67 Die parthischen Könige verfolgten keinen derartigen Anspruch, zumindest erfahren wir davon an keiner Stelle. Dass sie grundsätzlich als Zoroastrier einzuschätzen sind, dafür gibt es jedoch genug Indizien; für die Bewohner ihres Reiches gilt dies ohnehin in der Mehrheit.68
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Vgl. Mosig-Walburg 1982 zu den frühen Sāsāniden. Es handelt sich um einen Tatenbericht, der in mehreren Inschriften festgehalten wurde: an der Ka‘ba-i Zardošt (KKZ) und an anderer Stelle in Naqš-i Rustam (KNRm) sowie in Sar Mašhad (KSM); s. Back 1978, 384–489, dessen Zählung hier übernommen wird. Kartīr erwähnt Feuerheiligtümer und Magier in Syrien, Kilikien, Kappadokien bis hin nach Kolchis und Armenien (KKZ 11–14; KNRm 34–44; KSM 16–21). Zu Kartīr und seinem Reform- und Kanonisierungsprogramm im Hinblick auf die zoroastrische Lehre vgl. Kreyenbroek 2013, bes. 28–30; de Jong 2015, 96–97; Panaino 2016. Solche Kontakte setzt etwa die von einer Gesandtschaft an den römischen Kaiser vorgebrachte Beschwerde des persischen Königs voraus, dass die seit alters her im Römischen Reich lebenden Magier an der Kultausübung gehindert würden (Prisk. F 41,1 Blockley: ἀφίκετο δὲ καὶ παρὰ τοῦ Περσῶν μονάρχου, τῶν τε παρ' αὐτοὺς καταφευγόντων ἐκ τοῦ σφετέρου ἔθνους αἰτίαν ἔχουσα καὶ τῶν Μάγων τῶν ἐν τῇ Ῥωμαίων γῇ ἐκ παλαιῶν οἰκούντων χρόνων, ὡς ἀπάγειν αὐτοὺς τῶν πατρίων ἐθῶν καὶ νόμων ἐθέλοντες καὶ τῆς περὶ τὸ θεῖον ἁγιστείας παρενοχλοῦσί τε ἐς ἀεὶ καὶ ἀνακαίεσθαι κατὰ τὸν θεσμὸν οὐ συγχωροῦσι τὸ παρ' αὐτοῖς ἄσβεστον καλούμενον πῦρ.). Vgl. de Jong 2008; de Jong 2015, 94–96.
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Die Verehrung persischer Gottheiten im römischen Gebiet reicht zurück in achaimenidische Zeit und war zunächst ausschließlich von einer iranischen Bevölkerungsschicht getragen, von der sich Reste bis in die Spätantike hielten.69 Diese lebten offensichtlich eher für sich und vermischten sich mit der lokalen Bevölkerung nicht oder nur in geringem Maße.70 Gleichwohl ist von einem Austausch der iranischen Diasporagemeinden über Grenzen hinweg dieser zumindest in einzelnen Siedlungen ganz offensichtlich eher für sich lebenden Gruppen schlichtweg auszugehen, auch wenn er von den Quellen nicht eindeutig belegt wird. Zumindest scheinen die Heiligtümer der persischen Götter nicht nur Kartīr und die persischen Truppen, sondern weit früher auch schon Gläubige aus Armenien angezogen zu haben. In diesem Sinne wohl ist Strabon zu verstehen, der von den Handelsbeziehungen zwischen Armenien und Pontos sowie von der Verehrung aller persischen Heiligtümer durch die Armenier, besonders die der Anaitis, zu berichten weiß.71 Davon gab es mehrere auch in Kleinasien, besonders prominent war das Heiligtum im pontischen Zela, in dem vor allem Besuche derartiger Pilger aus Armenien zu erwarten sind.72 Und mit Strabon, der in augusteisch-tiberischer Zeit schrieb, sind wir deutlich in der uns hier interessierenden Periode, in dem die Oberherrschaft über Armenien zwischen Parthern und Römern eine zentrale Streitfrage war. Der Geograph schildert aus eigener Anschauung die Lebendigkeit der persischen Religion in Kappadokien, wo in vielen Heiligtümer die Magier nach althergebrachtem Brauch Opfer darbrachten und weitere Riten vollzogen.73 Über Syrien sind wir wesentlich schlechter informiert; allerdings berichtet nicht nur Kartīr von iranischen Heiligtümern, so lässt sich einem Fragment des 69 70 71
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Vgl. hierzu Klingenberg 2014; Klingenberg 2020. Das betont Basileios von Caesarea (ep. 258, 4); auch bei Bar Daisan, der solche Gemeinden ebenfalls erwähnt, scheint das durch (Drijvers 1965, 42–45). S. dazu Klingenberg 2014; Klingenberg 2020, 112–117. Strab. 12, 3, 36 (559 C.) erwähnt die Handelsbeziehungen: Τὰ μὲν οὖν Κόμανα εὐανδρεῖ καὶ ἔστιν ἐμπόριον τοῖς ἀπὸ τῆς Ἀρμενίας ἀξιόλογον ; 12, 3, 37 (559 C.) das Heiligtum der (iranischen Göttin) Anaitis, die auch von den Armeniern verehrt wurde (ἡ δὲ Ζηλῖτις ἔχει πόλιν Ζῆλα ἐπὶ χώματι Σεμιράμιδος [also einem künstlich aufgeschütteten Hügel, vgl. Strab. 16, 1, 2 (737 C).] τετειχισμένην, ἔχουσαν τὸ ἱερὸν τῆς Ἀναΐτιδος, ἥνπερ καὶ οἱ Ἀρμένιοι σέβονται), was zusammen mit 11, 14, 16 (532C.) so zu verstehen ist, dass es auch armenische Besucher in diesem Heiligtum (und anderen Heiligtümern dieser Art) gab: Ἅπαντα μὲν οὖν τὰ τῶν Περσῶν ἱερὰ καὶ Μῆδοι καὶ Ἀρμένιοι τετιμήκασι. Immerhin bestanden seit den Achaimeniden zahlreiche dieser Heiligtümer außerhalb des persischen Kernlands respektive des Irans, so vor allem, aber nicht ausschließlich in Kleinasien. Die Vielzahl dieser Heiligtümer bezeugt u. a. Strab. 15, 3, 15 (733 C.): Ἐν δὲ τῇ Καππαδοκίᾳ – πολὺ γὰρ ἐκεῖ τὸ τῶν Μάγων φῦλον (οἳ καὶ πύραιθοι καλοῦνται), πολλὰ δὲ καὶ τῶν Περσικῶν θεῶν ἱερά. Zu Zela und dem Heiligtum der persischen Götter s. Strab. 11, 8, 4 f. (512 C.); 12, 3, 37 (559 C.); die Verehrung der Anaitis ist auch durch kaiserzeitliche Münzen belegt, s. dazu Dalaison/Rémy/Amandry 2009, 12; vgl. BE 1968, Nr. 538. Strab. 15, 3, 15 (733 C.).
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Berossos von Babylon entnehmen, dass unter Artaxerxes II. Anāhitā in Damaskus verehrt wurde.74 In der Nähe von Arbela befand sich nach Strabon ein Heiligtum der „Anaia“ (bzw. „Anea“),75 was sich ohne Zweifel auf die iranische Göttin Anāhitā bezieht.76 Und wenn man die Weihnachtsgeschichte bei Matthäus genau liest, erfährt man, dass „Magier aus dem Osten“ (Mt 2, 1: μάγοι ἀπὸ ἀνατολῶν) dem Christkind huldigten. Das ist zwar recht unspezifisch, wurde aber in der Antike sehr oft auf die persischen Priester bezogen,77 und in der syrischen Tradition tragen diese Magier im Wesentlichen iranische Namen.78 Somit weist die Passage immerhin auf einen Kontext, in dem der Austausch auch von zoroastrischen Priestern über Grenzen hinweg für gegeben erachtet wurde. Um noch einmal auf den Handel zurückzukommen, müssen wir eben auch von iranischen Händlern ausgehen, die den Weg nach Westen bis ins römische Reich beschritten – und nicht alle ließen sich zum Christentum bekehren, wie im Zusammenhang mit der Vita des Mār Mārī gesehen. Für sie waren Heiligtümer ihrer Götter in der Ferne zweifellos ebenfalls ein wichtiger Anziehungspunkt. Die politische Großwetterlage spielte dabei wohl nur insofern eine Rolle, als in Kriegssituationen Handels- und sonstige Kontakte zwischen den Reichen erschwert waren. Erst unter den christlichen Kaisern, als die Anhänger anderer Religionen und Kulte zunehmend unter Druck gerieten, wurde die Existenz iranischer Gemeinden im Römischen Reich zu einem Politikum.79 Inwieweit man 74
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BNJ 680 F 11: τοῦτο ᾽Αρταξέρξου τοῦ Δαρείου τοῦ ῎Ωχου εἰσηγησαμένου, ὃς πρῶτος τῆς ᾽Αφροδίτης ᾽Αναίτιδος τὸ ἄγαλμα ἀναστήσας ἐν Βαβυλῶνι καὶ Σούσοις καὶ ᾽Εκβατάνοις Πέρσαις καὶ Βάκτροις καὶ Δαμασκῶι καὶ Σάρδεσιν ὑπέδειξε σέβειν; s. dazu Klingenberg 2020, 127–129. Strab. 16, 1, 4 (538 C.): περὶ Ἄρβηλα δὲ ἔστι καὶ Δημητριὰς πόλις· εἶθ' ἡ τοῦ νάφθα πηγὴ καὶ τὰ πυρὰ καὶ τὸ τῆς *Ἀναίας ἱερὸν καὶ Σαδράκαι, τὸ Δαρείου τοῦ Ὑστάσπεω βασίλειον, καὶ ὁ Κυπαρισσὼν καὶ ἡ τοῦ Κάπρου διάβασις συνάπτουσα ἤδη Σελευκείᾳ καὶ Βαβυλῶνι. Die Handschriften geben die Form ἀνέας, was meist zu dem (nicht minder fraglichen) Ἀναίας emendiert wird. Vgl. bereits Wikander 1946, 77–78; anders allerdings de Jong 1997, 274–275, der die Emendation ‚Nanaia‘ bevorzugt. Die Deutung als Anāhitā stützt aber schon der Kontext: Strabon erwähnt das Heiligtum in einem Atemzug mit Feuern an Naphthaquellen (einem Phänomen, das im Iran die Verehrung durch die Zoroastrier genoss, vgl. Boyce 1989), und einer Residenz des Achaimenidenkönigs Dareios namens Sadrakai (was sich wohl von einem altpersischen Wort für „Palast“ ableitet, vgl. Wikander 1946, 77 m. Anm. 5) in derselben Gegend. Vgl. etwa Ioh. Chrys. in Mt. hom. 6, 3. S. dazu Witakowski 2008, bes. 834; Frenschkowski 2012, 163–166. S. Witakowski 2008, bes. 839–843 mit einer Auflistung aller Namensvarianten. Immerhin verständigte man sich im Friedensvertrag von 422 auf eine wechselseitige Toleranz gegenüber der Religion des anderen im eigenen Reich, Sokr. HE 7, 20. Vgl. die persische Gesandtschaft an Kaiser Leo I., von der Priskos berichtet (oben Anm. 67). Ein zwischen Justinian und Chusrō geschlossener Vertrag schloss Zusatzregelungen zu den Zoroastriern im Römischen sowie zu den Christen im Persischen Reich ein, s. Men. Prot. F 6, 1 Blockley (Z. 398–407): τούτων δὲ δοξάντων καὶ ἰσχυροποιηθέντων ἐκτὸς ἐνομίσθη τὰ περὶ τῶν ἐν Περσίδι Χριστιανῶν, ὥστε καὶ νεὼς οἰκοδομεῖν καὶ ἐπιθειάζειν σφᾶς ἀδεῶς
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diese aber als eine Art fünfte Kolonne verstanden hat, kann mangels entsprechender Quellen nicht eindeutig festgestellt werden.80 Etwas anders sah es bei dem bereits erwähnten Manichäismus aus, der am Ende der hier interessierenden Epoche entstand. Seine Grenzüberschreitung und nachfolgenden Kontakte zwischen Perser- und Römerreich stellten wohl mit einen Grund für die Verfolgung unter Diocletian dar,81 entscheidend war dabei aber jedoch auch, dass die Manichäer im Gegensatz zu den Zoroastriern ganz entschieden auf die Missionierung setzten.
Das römisch-parthische Grenzgebiet in religiöser Hinsicht: Kontakt- oder Konfliktzone? Aus der Betrachtung der Juden, Christen und Zoroastrier ergibt sich, dass es sehr viele und sehr vielfältige Religionskontakte über die Grenzen hinweg zwischen dem Römer- und dem Perserreich gegeben hat. Sie fanden regelmäßig und an vielen Orten statt, nicht nur sporadisch und auf den mesopotamischen Raum beschränkt, und sie sind auch nicht allein bei den genannten Juden, Christen und Zoroastriern zu verzeichnen. Anzuführen sind neben diesen zum Beispiel die Palmyrener in Dura-Europos, die dort eine immerhin gut erkennbare Minderheit bildeten und ihren Göttern huldigten; sie standen weiterhin mit ihrer Heimat in Kontakt, wie unter anderem am Import von Votivreliefs abzulesen ist.82 Folglich bestätigt sich die in der Forschung diskutierte Annahme, dass die kulturelle und religiöse Entwicklung der Grenzregion zwischen Parther- und Römerreich eben nicht nur unter dem Blickwinkel eines parthisch-römischen Antagonismus betrachtet werden kann. Vielmehr wird gerade bei der Betrachtung der drei großen Religionen, die in parthischer Zeit bereits, zum Teil seit länge-
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καὶ τοὺς χαριστηρίους ὕμνους, καθὰ νενόμισται ἡμῖν, ἀκωλύτως ἐπιτελεῖν, ἀλλὰ γὰρ μήτε καταναγκάζεσθαι εἰς μαγικὴν μετιέναι θρησκείαν μήτε μὴν θεοκλυτεῖν ἀκουσίως τοὺς παρὰ Μήδοις νενομισμένους θεούς, καὶ οἱ Χριστιανοὶ δέ, ὥστε ἥκιστα καὶ οἵδε τολμῷεν μετατιθέναι μάγους ἐς τὴν καθ' ἡμᾶς δόξαν. ἐκράτησε δὲ ὥστε καὶ τοὺς θνήσκοντας τοῖς Χριστιανοῖς ἐπ' ἐξουσίας εἶναι θάπτειν ἐν τάφοις, ᾗ νενόμισται παρ' ἡμῖν. Etwas anders sah es bei den Christen im Perserreich aus, zumindest phasenweise, vgl. Klingenberg 2017 (mit weiterer Literatur). Vgl. Seston 1940; Winter 1988, 154; Winter/Dignas 2001, 238–241; Hartmann 2007, 83. Anders jedoch Mosig-Walburg 2009, 168–176. Zu den Palmyrenern in Dura-Europos vgl. bes. Dirven 1999; s. auch Smith 2013, der zudem andere Orte einer palmyrenischen Diaspora – samt ihren (religiösen) Kontakten in die Heimat – berücksichtigt. Besonders interessant und aufschlussreich sind etwa die palmyrenischen Kulte in Dakien, v. a. in Sarmizegetusa, vgl. Bianchi 1987; Sanie 1989; Carbó García 2010, bes. 181–298; Piso/Ţentea 2011.
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rem, eine überregionale Rolle spielen, deutlich, dass es eine starre, undurchdringliche Grenze zwischen den beiden Mächten definitiv nicht gab. Vielmehr handelte es sich um politische Demarkationslinien, die zwar nicht nur auf dem Papier bestanden, aber bei weitem offen genug für den wirtschaftlichen wie den kulturellen, und das heißt eben auch den religiösen Austausch waren. Daher überrascht es nicht, wenn dieser religiöse Austausch in einem Zusammenhang mit den Handelswegen und -verbindungen zwischen West und Ost stattfand, wenngleich er sich keineswegs auf einen solchen Kontext reduzieren lässt. Jüdische Gemeinden bestanden seit alters her im mesopotamischen Raum und gingen auf die Zeit des babylonischen Exils zurück. Die Verbindungen in die Heimat, zum zentralen Heiligtum in Jerusalem, rissen dabei nie ab und nahmen verschiedene Formen an. Die Tempelsteuer war in dieser Zeit ein wesentlicher Ausdruck der jüdischen Identität, religiöse Besuche in und regelrechte Wallfahrten nach Jerusalem wurden ein verbreitetes Phänomen. Jüdische Gelehrte bauten Schulen auf und tauschten sich über die Auslegung der Tora und ihrer Gebote aus. Die politischen Verhältnisse standen dem nur gelegentlich und auch nur partiell entgegen, beispielsweise während des Jüdischen Krieges, bei dem die jüdische Seite aber immerhin Unterstützung von Glaubensbrüdern aus den Gebieten unter parthischer Oberhoheit erhielt. Umgekehrt kam es in Zeiten solcher Konflikte mit den Römern zur Abwanderung von Juden in den Osten, wodurch beispielsweise die Konzentration jüdischer Gelehrsamkeit im babylonischen Raum noch verstärkt wurde. Die Christen erreichten über diese jüdischen Gemeinden in urchristlicher Zeit schnell die Ausbreitung bis tief ins parthische Gebiet hinein. Die erwähnten Handelswege erleichterten und beförderten diese Ausbreitung. Die Verbindungen gerade zwischen den Christen im römischen Syrien und Palästina auf der einen und denjenigen in den mesopotamischen und iranischen Gebieten auf der anderen Seite waren aber zugleich eng. Sie bestanden bis in sāsānidische Zeit und rissen auch nach dem offiziell erklärten ‚Bruch‘ der neuentstandenen persischen Kirche mit der Kirche des Westens im frühen 5. Jh. nicht ab. Die theologischen Diskussionen und Entwicklungen fanden weiterhin ihren Weg in den persischen Osten. Das gilt mutatis mutandis auch für die frühere Zeit der Parther, die hier den Untersuchungszeitraum markiert. In dieser Epoche setzte sich nicht nur das Christentum in deren Reich fest, sondern die Christen nahmen auch dort besonders aktive Einflüsse, etwa aus gnostischen Bewegungen, auf und vermittelten sie auch in unterschiedlicher Form wieder in den Westen. Ein anderer Fall ist mit den Zoroastriern gegeben – es handelte sich um die zentrale Religion im Perserreich, der auch die arsakidischen Könige anhingen. Die Zoroastrier setzten nicht auf Missionierung; gleichwohl bestanden seit Jahrhunderten, seit der Herrschaft der Achaimeniden, iranische Heiligtümer und Gemeinden in den mittlerweile von den Römern beherrschten Territorien, besonders in Kleinasien und in Syrien. So schwierig die Quellenlage in vorsāsānidischer Zeit ist, kann doch auch für diese Religion ein grenzüberschreitender
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Austausch bereits unter den Parthern festgehalten und punktuell auch gezeigt werden. Erst als das Römische Reich christlich wurde, ergaben sich Schwierigkeiten für diese iranische Diaspora wie umgekehrt auch zeitweilig für die Christen in Persien. Im Hinblick auf die eingangs unter Berufung auf den Titel der Tagung gestellte Frage ergibt sich somit, dass es sich beim Grenzraum zwischen Römerund Partherreich (die jeweiligen Vasallenstaaten mit eingerechnet) im Großen und Ganzen – von bestimmten, eher kurzen Phasen abgesehen – in religiöser Hinsicht in erster Linie um eine Kontakt- und nicht um eine Konfliktzone handelte.
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Abb. 1:
Karte der im Text genannten Orte
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Abbildungsverzeichnis Abb. 1
Karte und Positionsdaten nach Ancient World Mapping Center. „À-la-carte“. Vorlage aus [; 10.12.2021]
A Group of Its Own. Eastern Client Kings and the Imperial Elite under the Early Empire Julia Wilker (Philadelphia) In 37 CE, the legate of Syria, L. Vitellius, met with the Parthian King Artabanus II at the Euphrates. The negotiations had been set up to mitigate recent tensions, and although details of the outcome are unclear, Roman sources celebrate the event as a major diplomatic victory.1 Suetonius and Cassius Dio stress that Artabanus crossed the Euphrates and even paid homage to Roman military standards and images of the emperors. Vitellius receives unequivocal praise in this context,2 yet it is only in the parallel account in Flavius Josephus’s Jewish Antiquities that we hear of an additional participant: Herod Antipas, tetrarch and client ruler of Galilee and Peraea (4 BCE–38 CE). Josephus reports that, once a formal agreement had been reached, Antipas hosted a lavish feast for both parties in a luxurious tent he had set up in the middle of the bridge across the Euphrates.3 Antipas’s role in the actual negotiations remains elusive. Yet since Josephus notes that the official negotiations also occurred in the middle of the bridge, Antipas appears to have functioned as one of the parley’s general facilitators. The tetrarch thus fulfilled one of the traditional tasks assigned to Roman client rulers in the East: not only did they govern territories in the Roman–Parthian buffer zone on behalf of the Imperium Romanum; if need be, they could also be called upon as mediators between the empires. However, the episode does not end with the banquet. Josephus adds that Antipas was eager to be the first to report the diplomatic success to the emperor and thus immediately dispatched a messenger to Italy. When Vitellius sent his official report, the emperor responded that he had already been fully informed by the tetrarch. The legate was vexed, feeling slighted by the client ruler, but swallowed his anger for the time being.4 1
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Suet. Cal. 14.3; Vit. 2.4; Cass. Dio 59.27.2–3. Whereas Suetonius and Cassius Dio agree that the episode belongs to the reign of Gaius Caligula, Flavius Josephus (ant. Iud. 18.96–105) dates the negotiations to the end of Tiberius’s rule. However, this question is of only secondary importance in the present context. Cf. also Tac. ann. 6.32.3; Cass. Dio 59.27.4–6. See in general Hoehner 1972, 251–254; Dąbrowa 1998, esp. 39. Campbell (1993, 229) sees as the main outcome the confirmation of Augustus’s treaty with Phraates of 1 CE. Ios. ant. Iud. 18.102: Ἡρώδης ὁ τετράρχης εἱστίασεν αὐτοὺς κατὰ μέσον τὸν πόρον σκηνίδα ἐπισκηψάμενος τῷ πόρῳ πολυτελῆ. Ios. ant. Iud. 18.105. Josephus’s observation that Vitellius at first concealed his anger may allude to the later allegation that Antipas had conspired with the Parthians. However, Josephus does not mention Vitellius in the context of Antipas’s deposition (Ios. ant. Iud. 18.250–252).
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Julia Wilker
Despite the prominence of the negotiations, Antipas’s role in the encounter has received little attention in modern scholarship.5 This is unsurprising considering that his actual contribution remains uncertain. Yet the episode still sheds light on the increasingly complex identity and role of client rulers in the Roman East under the early empire. Antipas served as an intermediary between the Roman legate and the Parthian king, and his role underlined again the strategic value of dependent dynasts in the border zone.6 Yet Antipas’s actions in the aftermath of the encounter also demonstrate how significant a good personal relationship with the Roman emperor was for any client ruler, and the diplomatic success at the Euphrates provided too great an opportunity to ingratiate himself with the princeps to let it pass. That Antipas’s personal interests clashed with those of Vitellius highlights an additional aspect that became increasingly prominent in the first century CE: the growing integration of client rulers. As members of the emerging imperial elite, the dynasts had close connections with the highest social circles in Rome, including the emperor himself, who in this instance trusted the tetrarch’s report just as much as that of Vitellius. Client kings increasingly gained political influence in the imperial center, and their changing status fueled the competition with other Roman nobles and administrators, including provincial governors. The episode as told by Josephus thus illustrates a significant shift in the client rulers’ focus and, consequently, their identity. Whereas in previous times they had been primarily guardians of the imperial periphery, they now became political players in their own right, with an impact that reached far beyond their own realms or the Near East as a region. Under the early empire, client kingdoms continued to play a vital role in the Roman imperial strategy in the Near East. Situated on or near the Parthian border, they served both as buffers and potential bridgeheads. Dependent rulers could be called upon to support Roman forces in the area, supply troops, or serve as mediators; at the same time, they relieved the imperial center from assuming direct administrative responsibilities. Some minor conflicts notwithstanding, client rule as a whole proved a successful measure of imperial control. Nonetheless, by the end of the first century CE, the number of dependent dynasts ruling on Rome’s behalf had been reduced significantly. The institution of Roman client kingship did not fully cease to exist,7 but by the end of the Flavian period, its heyday was over. In modern scholarship, a variety of reasons for this development has been discussed, ranging from primarily local factors and concerns 5 6
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Hoehner (1972, 252) contemplates that Antipas may have been present because he spoke Aramaic. For the role of client kings in Roman-Parthian relations in the 1st century CE, see, for instance, Pani 1972; Dąbrowa 1982; Schottky 1991, 61–80; Campbell 1993, esp. 213–214; 221– 234; Wheeler 2002; Olbrycht 2016. For the border zone between the Roman and Parthian empires as a third space, see now also Gregoratti 2020. Cf. Braund 1984, 165–180; Millar 1993, 27–79; Sartre 2005, 70–87.
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about individual dynasts to changes in the empire’s “grand strategy” and an evolutionary model that conceptualizes client rule only as an intermediary stage before provincialization. Although there are good arguments for each of these approaches, most of them are based on a fundamental binary, a structural distinction between Rome as the imperial center and the dependent dynasts as the periphery. Even more to the point, most interpretations have privileged the Roman perspective and focused on larger imperial interests and strategies. Such a perspective accurately reflects the imbalance of power between center and dependent dynast; furthermore, it correctly assigns primary responsibility to “Rome.” However, these centralistic approaches also replicate and reinforce an inherently static definition of client kingship as an institution and tend to neglect the dynamics of how dependent rule was interpreted, executed, and performed. This paper thus focuses on the client kings not as mere pawns on the chessboard of imperial power games, but as actors and historical agents in their own right. Furthermore, in moving beyond an individualizing perspective, the dynasts are not analyzed in their respective local contexts. Instead, this chapter presents them primarily as a collective, a distinctive social group that emerged during the reign of Augustus, solidified its group identity under the Julio-Claudians, and reached a peak in political visibility and influence in the civil war of 68/69 CE and the early Flavian period. Finally, it will be shown that this rise in significance and the subsequent decline of client rulership are interconnected parts of the same dynamic: the growing integration of eastern dynasts into the imperial elite. Rome had a long-standing tradition of employing the services of client rulers who were confirmed or appointed to govern their realms in accordance with Roman interests. However, whereas under the Republic the reges socii et amici were mostly just that, allies who were friendly and loyal, yet still perceived as distinctively foreign, the concept changed with the advent of the imperial period. From the time of Augustus on, client rulers and their realms were considered integral parts of the empire.8 Strabo, towards the end of the Geography, explains that, like imperial provinces, dependent kingdoms and principalities were under the direct command of the emperor.9 Suetonius, in turn, emphasizes the personal relationship between Augustus and the respective dynasts: The kings to whom he was allied he also joined to one another with mutual ties and was always very quick to promote and encourage marriages and friendships among them. He would always treat all of them with consideration as integral parts of the empire and when a ruler was too young or was failing in his powers, he would appoint a regent until he had
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Strab. 17.3.25; Suet. Aug. 48; see also, implicitly, Tac. ann. 4.4.3–5.4; Proc. 8 epist. Dig. 49.15.7.1. For a general discussion, cf. Facella 2007; Kaizer/Facella 2010; Wendt 2015. Strab. 17.3.25: δίχα διεῖλε πᾶσαν τὴν χώραν καὶ τὴν μὲν ἀπέδειξεν ἑαυτῷ, τὴν δὲ τῷ δήμῳ […]. καὶ βασιλεῖς δὲ καὶ δυνάσται καὶ δεκαρχίαι τῆς ἐκείνου μερίδος καὶ εἰσὶ καὶ ὑπῆρξαν ἀεί.
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Julia Wilker grown up or recovered his strength. Many of their children he brought up and educated together with his own.10
In this passage, Suetonius not only rightly implies that a good personal relationship with the emperor was essential for any client ruler;11 he also combines two aspects that would prove pivotal for the dynasts and the evolution of dependent rule in the following decades: the increasingly close interconnection among the various dynasties and the custom of having their (male) offspring educated in the imperial capital. Neither phenomenon was entirely new, yet under Augustus they became the norm and part of the larger imperial approach.12 Since the second century BCE, client kings had sent their sons and young male relatives to Rome, where the princes served as guarantors for the respective king’s good behavior, became acquainted with Roman customs, and formed connections with members of the Roman aristocracy.13 From the time of Augustus on, the presence of dynastic offspring in the capital became more widespread and was generally expected, if not required. The princes forged close ties with the offspring of the imperial family and entered the highest echelons of the Roman elite.14 As a consequence, the young dynasts regarded Rome and the Palatine, not the traditional realms of their families, as their primary focus and frame of reference. The familiarity with the imperial capital and the advantages it offered to a member of the social elite had lasting effects. In Roman historiography, the dynasts’ alienation from the culture and customs of their native countries is a common trope, highlighting the negative side-effects a primary identification with Rome could have on client kingship as an imperial strategy.15 10
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Suet. Aug. 48: Reges socios etiam inter semet ipsos necessitudinibus mutuis iunxit, promptissimus affinitatis cuiusque atque amicitiae conciliator et fautor; nec aliter universos quam membra partisque imperii curae habuit, rectorem quoque solitus apponere aetate parvis aut mente lapsis, donec adolescerent aut resipiscerent; ac plurimorum liberos et educavit simul cum suis et instituit. (Translation Edwards). See also Seneca’s description of an emperor’s powers at the beginning of De Clementia (Sen. clem. 1.1.2: quos reges mancipia fieri quorumque capiti regium circumdari decus oporteat, […] mea iuris dictio est). The following observations are focusing on the eastern client rulers alone. Although some of the phenomena described also apply to dependent rule in other parts of the empire, the eastern client kingdoms and principalities maintained a distinct identity. See Braund 1984, 9–21. The first king known to have sent his son to Rome is Ariarathes IV of Cappadocia (Liv. 42.19.3–6), shortly before the outbreak of the Third Macedonian War. In 167 BCE, Prusias II of Bithynia brought his son, the future Nicomedes II, to Rome (Liv. 45.44.4–13). Braund 1984, 9–21, esp. 17. For instance, an inscription from Cyzicus explicitly honors the sons of Antonia Tryphaena, grandsons of Pythodoris and Polemo I of Pontus, as συντρόφoι καὶ ἑταίροι of Gaius Caligula (IGRR 4.145). Cf. Tac. ann. 2.1.1–4.3, 56.2; 4.23.1; 11.16.1; 12.11.2–3, 14.3; 14.26.1; 15.1.1–2, 4; Ios. ant. Iud. 18.46–47; see also the derogatory remarks about the Armenian Zalaces in Iuv. 2.163–170. Gowing 1990, 316–322; 329–330; Allen 2006, esp. 224–244; Andrade 2012.
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For the dynasts, however, it meant that they often resided in Rome until they were assigned a realm, and many of them even stayed in the capital for longer visits after they had been appointed as rulers over a realm in the East. A related consequence of the Augustan approach was the growing distribution of Roman citizenship among dependent dynasts. Again, rewarding loyal client rulers and their families with citizenship was not an invention of the imperial period, yet the number of client ruler-citizens grew significantly under the early empire.16 This increase of known cases not only reflects an actual growth in quantity; it also signifies that many dynasts now openly presented themselves as Romans. Epigraphical and documentary evidence shows that dynasts began to use the tria nomina more frequently, demonstrating yet again that they proudly considered themselves part of the Roman sphere. Similar dynamics become apparent in the distribution of distinctively Roman honors. The colony Heliopolis thus presented both King Agrippa and Sohaemus of Emesa as patronus coloniae.17 In Rome proper, Gaius Caligula awarded Agrippa I the ornamenta praetoria; Claudius followed in 41 CE with the ornamenta consularia. At the same occasion, Agrippa’s brother Herod of Chalcis was given praetorian honors. In a similar vein, Vespasian thanked Agrippa II and Sohaemus of Emesa in 75 CE for their support with the ornamenta praetoria and consularia, respectively.18 Examples such as these suggest a stringent, almost linear development in which the dependent dynasties of the Near East eventually merged with the imperial elite. Whereas such a reconstruction is correct in its broadest sense, the supposed linearity is too simplistic. Instead, dependent rulers remained proud of their local and royal heritage and their dynastic identity, regardless of whether they came from a family with a long tradition of ruling their respective realms or had only recently been appointed by Rome. In the official presentation of client rulers across the Near East, we can even recognize an uptick in distinctively royal and equally distinctively dynastic representation around the middle of the first century CE. When in 38 CE the aforementioned Agrippa I, appointed by Gaius Caligula as basileus over the former tetrarchy of Philip to the north of Judea, stopped in Alexandria on the way to his new kingdom, the anti-Jewish faction in the city staged major protests. Their rally included a mock reception for the king, in which they ridiculed Agrippa’s royal regalia, his impressive bodyguard, and the ostentatious royal pomp in general.19 Other sources confirm 16 17 18 19
See the discussion in Raggi 2010, esp. 87; 90–91; Wilker 2015, 115–116; Ish-Shalom 2021, 156. IGLS 6.1759, 2747, 2759, 2760, 2796. The identification of king Agrippa in this context is not certain, yet it is more likely that the honorand was Agrippa I, not his son, Agrippa II. Sohaemus was also duumvir quinquennalis. Braund 1984, 78–79. Phil. Flacc. 40 (ornamenta praetoria for Agrippa I); Cass. Dio 60.8.2–3 (ornamenta for Agrippa I and Herod II); IGLS 6.2760 (Sohaemus); Cass. Dio 65.15.3–4 (Agrippa II). Cf. Sullivan 1977 a, 217; Braund 1984, 29. Phil. Flacc. 36–39; the bodyguard is also explicitly mentioned in Flacc. 30. In his narrative of events, Philo emphasizes that Agrippa did neither intend to visit Alexandria nor that
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Agrippa’s widespread use of splendid display and public performance of his kingly status. In Josephus’s account of Agrippa’s death, the king entered the theater in Caesarea Maritima in a shiny robe so impressive that the audience spontaneously greeted him as a god.20 Such a flamboyant performance of royalty was apparently not perceived as being at odds with loyalty to Rome and the emperor. Client kings were instrumental for establishing the imperial cult in the Near East, competed with each other in the founding of cities named after the emperor, and generally promoted the ideology that their realms were part of the Imperium Romanum. In the complex relationship between local royal power and loyalty towards the empire, a phenomenon Fergus Millar aptly termed “twolevel sovereignty,” royal representation and ostentatious reverence for the princeps did not exclude each other. Instead, they were recognized as complements.21 The distinctively royal self-fashioning was not limited to the present ruler, because client kings also adopted an explicitly dynastic mode of representation. Whereas it was common knowledge that the fate of every client ruler and the decision regarding who would succeed him hinged on the princeps in Rome, dynasts still included members of their families in their representation. In conjunction with the ostentatious royal display, the use of distinctively dynastic imagery in the coinage of dependent rulers across the Near East even increased under the Julio-Claudian emperors. For instance, Antiochus IV of Commagene issued coins featuring not only his wife, Iotape, but also his sons, Epiphanes and Callinicus. The presentation of the princes’ portraits on cornucopiae copied the presentation of Tiberius Gemellus and the younger Germanicus on a Tiberian coin and thus mirrored the official display of the imperial family; the inscription ΒΑCΙΛEΩC YIOI underlined the dynastic message even further. Another coin by Antiochus shows the two princes on horseback, a similar adaptation of an imperial type.22 The same pattern is apparent in the self-presentation of other client
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he wanted to make a big appearance. The emphasis, however, appears as apologetic and thus implicitly confirms that the tensions between prefect and client king were fueled by the latter’s display royal prestige; Phil. Flacc. 26–32. Ios. ant. Iud. 19.343–347. According to Josephus, Agrippa did not rebuke the crowd’s flattery, yet later regretted his reaction and accepted death. The Book of Acts reports a similar situation, yet gives the reception of a Syrian embassy as context (Acts 12.20–23). Since Acts presents the king as a persecutor of the emerging Christian community, the work does not ascribe any regrets to him. Millar 1996. For a general discussion, see Wilker 2020, esp. 54–63. For the imperial cult under the client kings see also Kropp 2009. RPC 1.3702, 3706, 3707, 3708, 3712, 3713, 3718, 3719, 3720, 3853, 3858, 3865 (Iotape); RPC 1.3860, 3867 (crossed cornucopiae with princes’ heads); RPC 1.3535, 3861, 3866 (princes on horseback); cf. also RPC 1.3702A; RIC 12 Tiberius 42 (crossed cornucopiae with heads of Tiberius Gemellus and Germanicus); RIC 12 Gaius/Caligula 37, 42, 49 (Nero and Drusus Caesar on horseback). For the emulation of imperial modes of representation by client kings in general, see Salzmann 2007; Schörner 2011; Bendschus 2015, 92–94; 96–97; Wilker 2020, 64–70.
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rulers. Agrippa I issued coins featuring his son in a similar fashion with the inscription ΑΓΡΙΠΠΑ YIOY BACIΛΕΩC.23 The political realities, in which not the present ruler but the princeps in Rome decided who would be appointed king, did not hinder the promotion of potential successors. Instead, the loss of full sovereignty seems to have been compensated with an increase in dynastic representation. Coins issued by client kings circulated predominantly in the respective realms and addressed primarily a local audience. The emphasis on dynastic legitimacy is thus not surprising, yet the similarity of the imagery and modes of representation across various realms also shows that the dynasts employed a shared symbolic language and contributed to a shared system of status representation. Their action resonated across the borders of individual kingdoms, and they competed with each other in regard to self-presentation as well as in expressions of loyalty towards the emperor.24 Even in his own kingdom, a ruler’s self-presentation thus addressed never only the local subjects but also his royal peers across the Near East and, eventually, the princeps at the top of the imperial hierarchy. In this context, however, it is the presentation and perception of the client rulers in Rome proper that matters the most. As shown above, a significant number of dynasts were present in the imperial capital at any given time. And although they quickly became part of the social elite that gathered at and around the imperial court, they preserved their distinct dynastic identities even in the center of the empire. In his biography of Gaius Caligula, Suetonius reports a story according to which various anonymous dynasts got into an argument at a dinner party about whose family ranked in nobility and heritage. The princeps, ever striving for pompous distinction, then brusquely interrupted the argument with a quote from the Iliad: Let there be one lord, one king.25
Suetonius includes the episode in his Caligula vita to exemplify the princeps’s megalomania. However, if we shift the focus to the client rulers, the story underlines the continued importance they attributed to family lines and royalty even at the heart of Roman imperial power. In a situation in which their dependence was the most obvious, dynastic prestige was still maintained, defended, and recognized as a major component of their identity. The veracity of Suetonius’s account, purporting knowledge of a semiprivate event at the imperial court, is
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RPC 1.4974, see also RPC 1.4979 with a portrait of Agrippa (II) on the obverse and crossed cornucopiae on the reverse. Cypros, the wife of Agrippa I, was also the first and only Jewish queen ever featured on a coin: RPC 1.4975, Suppl. 2 S-4975, 4978. Cf. Wilker 2020. Suet. Cal. 22.1 quoting Hom. Il. 2.204: εἷϛ κοίρανος ἔστω, εἷς βασιλεύς.
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impossible to prove, but it is also not of primary importance.26 Regardless of their historical accuracy, such anecdotes confirm the general perception of dependent dynasts in Rome. They were regarded as a distinct group, recognized for their close relationship to the emperor, and eyed with suspicion because of their proud self-presentation. A similar sentiment becomes apparent in a vignette in Cassius Dio’s Roman History. Here, Dio recounts that the people’s concerns about Gaius Caligula’s increasingly extravagant behavior were aggravated by the presence of Agrippa I and Antiochus IV, both mentioned above. In the eyes of the Romans, so Dio, the two kings appeared as the princeps’s tyrannodidaskaloi.27 At the core of the passage, Caligula’s demeanor is marked as inappropriate for a princeps. The critique, however, targets primarily the two client kings, who are blamed for the emperor’s change for the worse. Dio does not exemplify their influence, yet it was the kings’ royal identity, their presence in the imperial center, and their close personal relationship with Caligula that sparked the public’s alarm. The evidence for the proud self-presentation of Near Eastern dynasts, their presence in Rome, and their prominence among the imperial elite is limited neither to mere anecdotes nor to the time of Caligula. After the latter’s assassination, Agrippa I and his brother Herod (II) facilitated Claudius’s accession to the principate. In his account of the events, Flavius Josephus may exaggerate Agrippa’s role when he presents the king as Claudius’s primary advisor and key negotiator.28 Yet the significant role played by Herodians is also confirmed by Cassius Dio. He reports that Agrippa and Herod received the ornamenta mentioned above explicitly because of their support of Claudius; they were even granted the right to publicly thank the new emperor in the Senate.29 Individual dynasts thus wielded significant influence in Rome and intervened in current affairs, using their widespread recognition, status, and personal connections. However, the anecdote of Caligula’s dinner party and Cassius Dio’s joint reference to Agrippa I and Antiochus IV as tyrannodidaskaloi reveal that client kings were regarded as more than just potentially powerful individuals. Instead, they were perceived as a collective, a distinct group defined through royal status and dynastic prestige. Such a collective identity may not have been intended, but it 26
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Cf. Suet. Cal. 26.1; 35.1, alleging that Caligula had Ptolemy of Mauretania killed because the latter had attended games clad in a purple cloak and attracted the public’s attention. Bickering among members of different dynasties is also prominently reported by Josephus, who explains that Glaphyra, daughter of Archelaus of Cappadocia, looked down upon the family of her husband, Herod’s son Alexander, because she considered her pedigree more prestigious (Ios. bell. Iud. 1.476–477; ant. Iud. 16.193; for the ancestry of the dynasty, cf. Strab. 11.14.15). Cass. Dio 59.24.1: καὶ μάλισθ᾽ ὅτι ἐπυνθάνοντο τόν τε Ἀγρίππαν αὐτῷ καὶ τὸν Ἀντίοχον τοὺς βασιλέας ὥσπερ τινὰς τυραννοδιδασκάλους συνεῖναι. See also Cassius Dio’s critique of Seneca (Cass. Dio 61.10.2). Ios. bell. Iud. 2.206–210, 214–217; ant. Iud. 19.236–247, 264–265, 274–275. Schwartz 1990, 91–93. Cass. Dio 60.8.2–3; cf. also RPC 1.4777, 4982.
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was nonetheless fostered through the Augustan policy discussed above. The education dynasts received in Rome not only led them to identify with the empire and form ties with members of the imperial family and the Roman elite; during their shared formative years in Rome, the princes also established close relationships with their peers from other client kingdoms. The intermarriages among dependent dynasties strengthened these bonds even further. Rulers and their kin commonly visited each other and met during their frequent sojourns in Rome.30 By the first century CE, a close-knit network of personal relationships connected dynasties across the Roman Near East. Against this background, it is unsurprising that client kings adopted a group identity, emulated each other in their royal representation, and began to act as a collective, especially outside their respective realms. The first joint enterprises are already recorded under Augustus. Suetonius reports that a group of unnamed client kings endeavored to complete the Olympieion in Athens and planned to designate it to the emperor. They did not carry these plans to completion, but neither the location nor the proposed purpose is surprising. Athens had been a primary location of royal self-presentation through euergetism from the early Hellenistic period on, and loyalty towards the emperor was one of the aspects that united the dynasts.31 Yet they soon also discovered that their potential influence and weight as a political pressure group could be used for other purposes than promoting the imperial cult and proving their gratitude to Rome and the princeps. The role of client kings such as Agrippa I and Herod II in Claudius’s accession was mentioned above, and even though in this case they acted in conjunction with parts of the Roman elite, collective actions by client kings often raised suspicion. During his reign over the united Judean kingdom (41–44 CE), Agrippa I invited the rulers of five other dependent realms to a meeting in Tiberias. What Agrippa, Herod II of Chalcis, Antiochus IV of Commagene, Polemo II of Pontus and Cilicia, Sampsigeramus II of Emesa, and Cotys of Armenia Minor had planned to discuss is unknown. Yet this “client-king conference” provoked the distrust of C. Vibius Marsus, governor of Syria, to such a degree that he decided to intervene. Agrippa and his distinguished guests tried to alleviate Marsus’s suspicion and greeted him with the utmost respect, yet the governor still insisted that the meeting be cut short and the attendants returned to their respective realms.32 In principle, the Syrian legate hardly had the formal authority to order the termination of the meeting, yet the course of events speaks volumes about the fragile stability in the East of the empire and the role client kings played in this framework. Regardless of the meeting’s agenda, both the governor’s interference and the dynasts’ compliance with his orders show that the potential power 30 31 32
See, for instance, Ios. bell. Iud. 1.456; ant. Iud. 16.131, 261–270, cf. also ant. Iud. 16.331–334. Suet. Aug. 60. Wilker 2015; Wilker 2020, esp. 54–64. Ios. ant. Iud 19.338–342. Schwartz 1990, 137–140; cf. Sullivan 1977 a, 213–214.
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of a united group of client kings was recognized by all parties involved. The client kings perceived themselves as a collective defined by personal connections, dynastic heritage, and a shared royal status. By definition, such group identity excluded the Roman provincial governors, even though the Syrian legate was the most significant imperial administrator in the region. Whereas Marsus would not tolerate the diminishment of his authority and worried that a joint action by the client kings could run against imperial interests, the client kings feared that if their gathering was reported to the emperor, their loyalty might be questioned. By complying with Marsus’s order to disperse, they avoided escalating the situation. Nonetheless, the gathering as such served as a demonstration that the united group of client kings was a political force to be reckoned with. The conflict had no immediate consequence, yet the atmosphere, especially between Marsus and Agrippa I, remained toxic.33 The political sway of client kings came fully to the fore in the crisis following the death of Nero in 68 CE. That most of the eastern dynasts supported Vespasian’s campaign from the very beginning was hardly a surprise.34 Already the turmoil of the last decades of the Roman Republic had seen an increasing participation by client rulers, when particularly Antony made heavy use of the military support and resources provided by dependent dynasts. In all likelihood, most of these client rulers would have supported Antony anyway, yet circumstances did not leave them a choice; they had to offer assistance to whomever proved to be superior in their part of the empire.35 This basic rule also applied to the Year of the Four Emperors, yet the role that eastern dynasts assumed in the Flavian campaign differed significantly from their ancestors’ contributions during the power struggles of the late Republic. Not only did client kings offer broad support to Vespasian’s cause, they were also inextricably involved in the inception and formation of the future emperor’s bid for the throne. Many of the dynasts contributed troops to the Roman forces in the Jewish War or were already with Vespasian in person. That they had already formed a close connection with him will have increased their enthusiasm for his campaign. In turn, the dynasts’ continued presence in Vespasian’s camp offered them a primary opportunity to become directly involved, as individuals and as a distinct group.36
33 34 35
36
Ios. ant. Iud. 19.326–327, 342, 363; 20.1. Schwartz 1990, 137–144; in general, Dąbrowa 1998, 44–45. Nicols 1978, 127–129; Levick 1999, 48. See Levick 1999, 54; van Wijlick 2015; 2021 Cf. Cass. Dio 50.6.4–5; 51.2.1–3, 16.1–2; see also Deiotarus’s defense before Caesar in Bell. Alex. 67–68 and Herod’s speech before Octavian after the Battle of Actium in Ios. bell. Iud. 1.386–393; ant. Iud. 15.187–196; cf. Baltrusch 2012, 130–135. The Commagenian prince Epiphanes fought among Otho’s troops in the Battle of Castores, Tac. hist. 2.25.2; Facella 2006, 330. For the eastern networks supporting Vespasian, and in particular the so-called “Corbulogroup,” see also Vervaet 2003, although he does not discuss the role of client kings.
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When the news of Nero’s death reached Judea, Vespasian dispatched his son Titus to Rome to pledge loyalty to Galba. Agrippa II joined Titus on his journey, but when the party reached Corinth, they were informed of Otho’s coup and Galba’s death. The subsequent deliberations proved crucial for the later Flavian campaign, because Titus decided to abort the trip and return to his father’s camp.37 This decision sent a strong signal that Titus was unwilling to declare allegiance to Otho – an act of implicit defiance that would soon be understood as a precursor of the subsequent Flavian bid for power. Tacitus saw Titus’s turnaround as so significant that he situates it prominently at the beginning of Book 2 of the Histories, where it marks the beginning of the Flavian narrative.38 Whereas the significance of the decision at Corinth has been commonly acknowledged in modern scholarship, the role of Agrippa II has been widely ignored. Since the time of Vespasian’s and Titus’s arrival in Judea, the Herodian client king had formed a close personal relationship with the two Flavians. From 67 CE on, he had supplied troops to the Roman forces and personally participated in the campaign. Upon his invitation, Vespasian, Titus, and part of their troops spent three weeks in Caesarea Philippi, Agrippa’s capital. In return, the Roman army helped to suppress the revolt that had spread to the king’s realm.39 Whether Titus at this point had already entered his famous love affair with Agrippa’s sister Berenice is unclear, yet a close and trusting relationship between him and Agrippa is beyond doubt. Against this background, we should assume that Agrippa was among the friends with whom Titus deliberated in Corinth and thus took part in the decision that Titus should return to Vespasian’s camp.40 Agrippa’s role becomes even more eminent, because in contrast to Titus, he continued the trip to Rome as planned. The king stayed in the imperial capital, where he must have witnessed the rise of Vitellius. None of his activities or interactions in Rome are recorded, but before Vespasian was officially hailed as emperor in Alexandria and Caesarea Maritima, Agrippa was secretly informed of the Flavian plan and hastened back to Judea before the news had reached Vitellius. The clandestine and hasty return suggests that Agrippa served as a Flavian informant in Rome and was in fact so close to the Flavian leadership that once the plans for Vespasian’s campaign had been finalized, he was called back and managed to escape in time.41 Agrippa II thus played a central role in the Flavian campaign from the very beginning. His allegiance and the trust put in him was based on a particularly 37 38 39 40 41
Ios. bell. Iud. 4.497–501; Tac. hist. 1.10.3; 2.1.1–2.1; Suet. Tit. 5.1; P. Sullivan 1953, 69; Nicols 1978, 62; 94; Jones 1984, 60–61; Levick 1999, 44–45; Wellesley 2000, 43; 118; Wilker 2008, 168–170. Tac. hist. 2.1.1–2.1, cf. also 1.10.3. Ios. bell. Iud. 3.443–445. Tac. hist. 2.1.3: ubi Corinthi, Achaiae urbe, certos nuntios accepit de interitu Galbae […] anxius animo paucis amicorum adhibitis cuncta utrimque perlustrat. Cf. P. Sullivan 1953, 69–70.
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close relationship with Vespasian and Titus. Yet Agrippa was not the only dynast whose support proved crucial. Even more so, the client kings were aware of their importance and that they would be even more effective as a group. In book 2 of the Histories, Tacitus devotes a section to the dynasts’ support: The [Flavian] party also gained the support of Sohaemus [II of Emesa], with all the resources of his kingdom and a considerable force, and of Antiochus [IV of Commagene], the richest of the subject princes, who owed his importance to his ancestral treasures. Before long Agrippa [II], too, received a secret summons from his people, and leaving Rome without the knowledge of Vitellius, sailed as fast as he could to join Vespasian. His sister Berenice showed equal enthusiasm for the cause. She was then in the flower of her youth and beauty, and her munificent gifts to Vespasian quite won the old man’s heart too.42
Tacitus’s phrasing suggests that the dynasts joined the Flavian party by their own volition, assigning them a more active role than merely being summoned by a Roman leader. Yet their active participation becomes even more apparent in what follows. After Vespasian had been acclaimed by the troops in Alexandria and Caesarea Maritima, a meeting at Berytus was held to discuss the Flavian strategy in the fight against Vitellius.43 Shortly after presenting the list of dynastic supporters, Tacitus explains: A meeting was held at Berytus to discuss the general situation. To this came Mucianus with all his senior officers and the most distinguished of his centurions and soldiers, besides the impressive elite of the Judean army. All this pageant of cavalry and infantry, and of kings vying with each other in splendor, gave the meeting an air of imperial grandeur.44
Tacitus does not provide any details about the consilium or the client kings’ specific input, yet the passage is still revealing. First and foremost, the historian confirms that the dynasts were more than only a welcome source of funding; their presence at the meeting underlines that they were active participants in the strategic discussions and valued partners in the shared enterprise of establishing Vespasian as princeps. In the context of a gathering that would determine the future of the Imperium Romanum, they presented themselves and were
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43 44
Tac. hist. 2.81.1–2: accessere cum regno Sohaemus haud spernendis viribus, Antiochus vetustis opibus ingens et inservientium regum ditissimus. Mox per occultos suorum nuntios excitus ab urbe Agrippa, ignaro adhuc Vitellio, celeri navigatione properaverat. Nec minore animo regina Berenice partes iuvabat, florens aetate formaque et seni quoque Vespasiano magnificentia munerum grata. (Translation Fyfe/Levene). Shortly before this passage, Tacitus lets Mucianus mention the fidissimi reges as one of the strengths of Vespasian’s party (Tac. hist. 2.76.5); cf. also hist. 4.39.1, where the Senate extends thanks to the legates, armies, and kings (legatos exercitibusque ac regibus). Ios. bell. Iud. 4.620–621; Tac. hist. 2.81.3. Nicols 1978, 73; Levick 1999, 47. Tac. hist. 2.81.3: consilium de summa rerum Beryti habitum. Illuc Mucianus cum legatis tribunisque et splendidissimo quoque centurionum ac militum venit, et e Iudaico exercitu lecta decora: tantum simul peditum equitumque et aemulantium inter se regum paratus speciem fortunae principalis effecerant. (Translation Fyfe/Levene). Cf. Ash 2007, 318–319.
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recognized as an integral part of the elite leading the partes Flavianae. At the same time, Tacitus frames the dynasts as a clearly defined group that interacted with elite Roman officials but was still distinctly different. Even more so, they were not only regarded as a group by others but also perceived themselves as a collective. Tacitus describes the dynasts as competing in ostentatious splendor, yet this competition only reaffirmed their group identity. As client kings, the dynasts came from different cultural backgrounds, yet they also partook in a shared set of royal representations, a mode of self-fashioning that was accessible only to them. What Tacitus implicitly marks as mere pomp was in fact an expression of a specific collective identity. The internal rivalry among client kings recalls Suetonius’s anecdote about their boasting at Caligula’s dinner party. Yet in this instance, the royal display and performance of a distinct group identity took place in the context of a politically decisive event. Even though their number was limited, the significance of client kings at a gathering of the main groups that would make the Flavian party could hardly be missed. Against this background, it appears as almost traditional that seven years later, Vespasian rewarded Agrippa II and Sohaemus of Emesa with the ornamenta praetoria and consularia, respectively.45 Considering client kings’ broad support for the Flavian cause, the rapid decrease in the number of client kingdoms in the following years seems, at first glance, even more surprising. However, a closer look at the dynamics described above reveals that the increasing integration of the eastern dynasts, their growing political influence, and the accelerated process of provincialization from the Flavian period on were closely interrelated. As discussed above, the ongoing presence of dynasts in Rome had a wide array of effects. From their youth on, the (male) offspring of client kings formed close ties with both their peers and other members of the Roman social and political elite. As adults, they fostered these connections further through interdynastic marriages, sojourns in the capital, and mutual visits in the respective realms. The dynasts thus increasingly identified as Romans and as part of the imperial elite; in turn, they gained political influence and recognition even outside their own kingdoms. The prominent interference of client kings in times of crisis, such as Agrippa’s and Herod’s intervention during Claudius’s accession or the dynasts’ role in the Flavian campaign, was a consequence of these processes. Political crises served as catalysts, but the overall development was rooted in Augustus’s reconceptualization of client rule. In broader terms, the changing status of the eastern client kings was part of the general integration of local elites in the early imperial period. However, between the time of Augustus and the end of the first century CE, the dynasts also formed a distinct group, unique in their status and prestige.
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The official justification for these honors remains unknown, but at least an implicit connection with the kings’ support of the Flavian cause can be assumed.
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The strategic significance of client kingdoms and the increasing political influence of their rulers shaped the Roman Near East under the early empire. Yet their growing success eventually also caused their demise as a distinct group and the end of client rulership as one of the main measures of imperial control in the eastern border zone. Like other local elites, client kings and their kin had to navigate two different worlds, that of their respective home countries and the cultural and political sphere at the imperial center. Yet the dynasts developed a third, highly specific identity that they shared with their peers from other kingdoms and realms, based on status, prestige, and a distinctively royal heritage. This heritage was exclusive to the small group of dynasts, and its exclusivity fostered the proud performance of this identity even further. A special mode of presentation, the competitive boasting about noble traditions, and ostentatious display of royal pride and splendor connected the dynasts with each other across the borders of their realms, effectively defining them as an elite that was supralocal but still regionally specific. Thus, in the context of the Roman Near East and within the framework of Roman client rule, royal prestige and representation, usually employed to symbolize uniqueness and a rigid hierarchy, also became an expression of group identity. The complex processes outlined above caused frictions, in both the Near East and Rome proper. In the capital, anecdotes about the purported negative influence of client kings, especially on the emperor, reinforced common stereotypes against eastern dynasts and continued to mark them as the cultural and political Other. On the one hand, the spread of such stories reflects the persistence of bias; on the other, it demonstrates the growing uneasiness with the dynasts’ successful rise into the imperial elite.46 Similar tensions developed outside of Rome, in the East. The more the client kings understood and presented themselves as integral parts of the Imperium Romanum, the more prominently did they come into conflict with high-ranking members of the imperial administration. Multiple recorded tensions between dynasts and provincial governors point to a problem that might have been fueled by personal antipathies but was rooted in structural asymmetries. The legates of Syria and prefects of Egypt were among the most powerful officeholders in the Roman Empire, yet even they found themselves at odds with client kings, with whom they competed regarding closeness to the emperor, reputation, and status signaling. Antipas’s haste to be the first to update the emperor on the diplomatic proceedings with the Parthians, 46
Tacitus’s generally negative and diminishing depiction of client kings as inservientes reges (hist. 2.81.1) can be read as a reaction to the historical processes described here; his derogatory comments implicitly express discontent with the growing status and role of (former) eastern dynasts alongside and within the Roman aristocracy. Cf. in general Andrade 2012, esp. 442–443; 450–451 (contra Ash 2007, 317, who reads inservientes reges as “kings offering their services”). For the negative depiction of client kings by Tacitus see also Gowing 1990; for negative statements regarding the dynastic heritage of client kings especially in the late Republican period see LeRouge-Cohen 2016, esp. 155–157.
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discussed at the beginning of this chapter, was just one expression of such rivalry. Vibius Marsus’s brusque interference with the client king conference in Tiberias and the ongoing enmity between him and Agrippa I was caused by different circumstances, yet point to a similar problem.47 Philo reports that only a few years earlier, when the same Agrippa stopped in Alexandria on the way to his new realm, the anti-Jewish faction in the city pressured the prefect Au. Avilius Flaccus to support them by emphasizing that in honor and prestige, even the Roman governor of Egypt could not compete with the ostentatious splendor of a king.48 And while the background of the provincialization of Commagene in 72 CE remains unclear, it was the Syrian governor, L. Iunius Caesennius Paetus, who first raised conspiracy charges against King Antiochus IV before Vespasian.49 The dynasts’ integration into the imperial elite and their primary orientation towards Rome not only had direct political consequences for the cooperation with imperial officials in the region, but also blurred the binary distinction between center and periphery. Whereas under the Republic, client kings had been clearly assigned to the latter, they were now increasingly present in the imperial center, literally and figuratively. Eventually, however, their success made their very position – to rule their kingdoms on the empire’s behalf – redundant. Together with a generally more stringent approach to the eastern border zone and a preference for direct administrative control from the Flavian period on, the growing integration of dynasts caused the demise of client kingship as the preferred strategic option in the Roman East.50 Finally, the dynasts’ emerging collective identity and recognition of their potential political influence as a group may have contributed to the changes in imperial strategy as well. Vibius Marsus had already been so suspicious of a gathering of six client kings that he confronted and ordered them to return to their respective realms. Considering the dynasts’ influence, and in particular the close relationship many of them enjoyed with the emperor Claudius, the decision to interfere was not without risk for Marsus himself. The dynasts chose not to escalate the situation further and simply to comply, but Marsus’s intervention hints at the potential destabilizing power a united group of client kings could hold. Less than three decades later, Vespasian and his party benefitted from the widespread support offered by the dynasts, yet they were also reminded of the resources the kings had at their disposal. Although Augustus presumably intended to stabilize the Near East by 47 48 49 50
For Agrippa I and Marsus see Ios. ant. Iud. 19.326–327, 342, 363; 20.1, and the discussion above. Ios. ant. Iud. 16.270 mentions that Herod intervened in a conflict between Archelaus of Cappadocia and the Syrian legate, Titius. Philo describes the anti-Jewish faction in Alexandria inciting Flaccus explicitly because his representation would fall short to that of a king: cf. Phil. Flacc. esp. 30: σὴ κατάλυσίς ἐστι” φάσκοντες “ἡ ἐπιδημία τούτου· μείζονα τιμῆς καὶ εὐδοξίας ὄγκον ἢ σὺ περιβέβληται. Ios. bell. Iud. 7.219–243. Sullivan 1977 b, 791–792; Millar 1993, 80–90; Cf. Dąbrowa 1998, 60– 61; Facella 2006, 331–338. Cf. Bowersock 1973; Campbell 1993, 232–234; Bennett 2002, esp. 304–305; Speidel 2009.
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binding the client kings closer to Rome and fostering the connections among them, the existence of a confident and resourceful collective of dynasts bore dangers as well. However, the client kings never activated their collective potential sway, nor do we hear of any acts of dynastic solidarity that could have raised doubts about their loyalty towards the empire. When in 72 CE Vespasian, after Paetus’s allegations against Antiochus IV, decided that the Syrian governor should invade Commagene, Sohaemus of Emesa and Aristobulus of Chalcis ad Belum followed the orders to send troops apparently without much hesitation.51 In hindsight, the early empire appears as the peak period of client kingship, during which the client kings’ strategic importance and their process of integration into the imperial elite overlapped. Dependent rulers presented themselves according to the local traditions of their realms. At the same time, most of them also proudly promoted their closeness to the emperor and belonging to the imperial sphere. This dual identity reflected a status that was firmly based on local traditions yet depended entirely on the imperial center. Client kings thus regularly engaged in code-switching and performed their role according to the respective circumstances. Yet they also combined their multiple identities into something new. Situated between local and imperial contexts and sharing a highly exclusive system of status signaling, client kings eventually developed an additional, third identity as members of a collective of dynasts, especially across the Roman East. Whereas this third identity endowed them with greater influence and visibility, it also set them apart from the rest of the imperial elite. However, this period proved to be only transitionary. From the late Flavian period on, the eastern dynasties were increasingly absorbed into the progressively diversified Roman nobility, as it becomes evident in the growing number of their descendants among the ranks of the Senate.52 In the context of this process, they lost their particular value as buffer and mediators in the eastern border zone, a dynamic that eventually rendered the institution of client kingship in this region almost obsolete. The offspring of former client rulers still maintained a particular identity. Most prominently, C. Julius Antiochus Epiphanes Philopappus, grandson of Antiochus IV, proudly boasted his dynastic heritage. His famous monument in Athens presents his statue alongside that of his grandfather, the last king of Commagene, and Seleucus I Nicator, his most famous ancestor. From the emperor Hadrian, Philopappus also received the right to use the royal title. Yet, ironically, the proud display of the epithet basileus only confirmed that by the time of Philopappus, the royal heritage was only a vestige of the past.53 51 52 53
Cf. Ios. bell. Iud. 7.226; Suet. Vesp. 8.4. Sullivan 1977 a, 218; Millar 1993, 80–83; Speidel 2009, 563–564; 579–580. See Halfmann 1979, 42–50. OGIS 1.410: Βασιλεὺς Ἀντίοχος Φιλόπαππος βασιλέως Ἐπιφάνους τοῦ Ἀντιόχου; cf. also OGIS 1.411. Kleiner 1983; Facella 2006, 338–358. See also Plut. mor. 628 A (in mor. 48 F, Plutarch addresses Philopappus without the royal title); RPC 1.3702B.
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(K)eine Sprachgrenze: Westmitteliranische Varietäten im Spiegel der Nachbarsprachen Martin Joachim Kümmel (Jena)
Einführung Grenzen und Grenzräume beeinflussen auch die Kommunikation, und so kommt es besonders im Grenzraum zu besonderen Sprachkontakten; Herrschaftsbereiche sind aber – besonders vor der neuzeitlichen großen Ausbreitung einzelner Standardsprachen mithilfe von Massenmedien – auch intern selten einsprachig, und so kommt es auch darin zu Sprachkontakten in besonderen Situationen: Sprachen der Herrschaft, Verkehrssprachen, regionale Sprachen und lokale Sprachen stehen in jeweils unterschiedlichen Verhältnissen zueinander. In der Kontaktlinguistik1 sind dabei die folgenden Begriffe wichtig: Zu einem Superstrat gehört die Sprache dominanter Gruppen (die jedoch nicht allgemein übernommen wird); aus ihr übernehmen die Sprachen dominierter Gruppen meist v. a. Wortmaterial (lexikalische Entlehnungen), der Einfluss auf andere Elemente des Sprachsystems ist meist geringer. Umgekehrt spricht man von Substrat, wenn die Sprache einer dominierten Gruppe zugunsten einer dominanten Sprache aufgegeben wird, die aufgegebene Sprache aber beim Sprachwechsel Spuren hinterlässt: Dies sind vor allem Einflüsse auf die Sprachstruktur (Lautsystem, Grammatik) und oft deutlich seltener der Wortschatz. Auch ohne ein klares Dominanzverhältnis kann es aber zu stärkeren Kontakten kommen, meist mit Nachbarsprachen, dabei spricht man von Adstrat. Hier folgt der Einfluss aus verbreiteter Zweisprachigkeit und kann stärker gegenseitig sein. In diesem Beitrag soll es um den Einfluss der westmitteliranischen Sprachen auf die (nord)westlichen Grenzräume des Partherreiches gehen, die soziolinguistisch als Superstrate (Sprachen der Herrschaft) und gleichzeitig Adstrate fungiert haben dürften. Da in der Regel (mit der möglichen Ausnahme der später kurdischen Gebiete) kein regionaler Sprachwechsel erfolgte, sind die einheimischen Sprachen der Grenzräume nicht als Substrate im eigentlichen Sinn zu verstehen.
1
Vgl. Thomason/Kaufman 1988.
482
Martin Joachim Kümmel
Westmitteliranisch in der Antike Im Raum des Partherreiches waren die Sprachen der Herrschaftsschichten westmitteliranische Sprachen. Von diesen sind zwei aus dieser Zeit schriftlich bezeugt: Parthisch (Mittelparthisch, ein Altparthisch ist unbezeugt) im Nordostiran2 und Mittelpersisch im Südwestiran als Nachfolger des achaimenidisch bezeugten Altpersischen, jedoch mit leicht abweichender Dialektbasis (so erscheinen ursprüngliche *hu, hw als ap. u, uv, aber als mp. hu, xw).3 Daneben muss es weitere westmitteliranische Varietäten gegeben haben, die die Vorläufer vieler moderner Sprachen waren, aber so nicht früh dokumentiert sind (z. B. Baloči, Kurdisch, kaspische Sprachen, Zazaki, zentrale Dialekte usw.).
Dialektunterschiede im Altiranischen Ein Teil der dialektalen Unterschiede, die wir in der Spätantike beobachten können, geht schon auf die altiranische Zeit zurück und lag mindestens zur Zeit der Achaimeniden bereits vor. Besonders klar hebt sich hier das Altpersische der achaimenidischen Königsinschriften als eine spezifisch südwestliche Varietät ab, die mit dem späteren Persischen die meisten Besonderheiten teilt.4 In dessen Haupt- und Nebenüberlieferung finden sich jedoch auch eine Reihe von Wortformen, die offenbar nicht echt persisch sind und mit dem ‚Mainstream‘ der altiranischen Periode übereinstimmen. Traditionell werden diese Elemente als „medisch“ bezeichnet, allerdings mehr aus historischen als aus sprachlichen Gründen. Solche Varietäten scheinen im Sprachkontakt der Achaimendienzeit dominant zu sein, außer beim Kontakt mit dem Elamischen, das mehr echtpersisches Material zeigt.5 Daneben muss es weiter entfernt noch weitere schon damals etwas abweichende Varietäten gegeben haben, vor allem das Avestische der zarathustrischen Tradition (ein frühes östliches ‚mainstream‘-Iranisch mit besonderen Archaismen) und die Vorläufer des späteren Khotanischen und des heutigen Waxi, die man ‚Ostsakisch‘ nennen könnte.6
2 3 4 5 6
Vgl. Sundermann 1989 a; 1989 b; Durkin-Meisterernst 2004; 2013; Skjærvø 2009 b; Korn 2010; 2013. Vgl. Nyberg 1964; 1974; MacKenzie 1976; Back 1978; Sundermann 1989 a; 1989 c; DurkinMeisterernst 2004; 2013; Korn 2009; Skjærvø 2009 b. Vgl. Schmitt 1989 b; 2014; Skjærvø 2009 a. Vgl. Mayrhofer 1973; Hinz 1975; Schmitt 1989 a, 28 ff. Vgl. Sims-Williams 1993, 162 f.; 1996; Jügel 2013, 301; 2014, 124–128.
(K)eine Sprachgrenze Beispielwörter ap. asaed. aspaavest. aspaostsak. *aśśaPferd
visavispavīspa*wiśśaalle
483
viθvisvīs*wisHaus
miçamiθramiθra*miθraVertrag/GN
xšaça-xšaθraxšaθra*xšaθraHerrschaft
*danazanazana*zanaVolk
*(h)rautah*(h)rautahθraōtah*(h)rautahFluss
Einige Wörter, die in der früheren Forschung oft als medische Lehnwörter im Altpersischen galten, sind aber wohl nicht medisch: xšāyaθiya- ‚König‘ (s. Werba 2010); vazərka- ‚groß‘ (s. Werba 2013); farnah- ‚Herrscherglanz‘ (< skythisch nach Lubotsky 1998; 2002). Im Übergang vom Alt- zum Mitteliranischen fand ein sehr starker Sprachwandel statt, und zwar stärker im persischen Bereich als in den Nachbarvarietäten. Das könnte daran liegen, dass das Persische als Randsprache des iranischen Gebiets und zugleich als Herrschaftssprache mehr Kontakt mit stark unterschiedlichen Sprachsystemen hatte. Beispiele: – –
–
Lautschwächungen im Wortinneren: ap. vazərka-, dāta-, baga-, gauba- > mp. wozurg, dād, bay, gōwAbbau von Endungen und Flexion: ap. vazərka, vazərkam ‚großer, großen‘ > mp. wozurg ap. kunautiy ‚macht‘ → *kunati > mp. kund Neue syntaktische Strukturen: Partizipialkonstruktion > Perfekt > Präteritum mit „ergativischer“ Kongruenz: ap. akunavam ‚ich machte‘/manā kərtam ‚ist von mir gemacht‘ > ‚habe gemacht‘ > mp. man kird ‚ich machte‘7
Dialektunterschiede im Westmitteliranischen Im Westmitteliranischen entwickelten sich weitere Unterschiede zwischen verschiedenen Varietäten, die so von Dialekten zu stärker verschiedenen Sprachen wurden. Dabei bleibt als Haupttrennung die schon altiranische Differenz bestehen, die den „Nordwesten“ = Parthisch (und viele andere) vom Südwesten = Mittelpersisch (und wenigen anderen) trennte; sie wurde durch weitere Unterschiede noch verstärkt. Vor allem im viel ausgedehnteren ‚Nordwest‘-Gebiet müssen aber ebenfalls schon neue Differenzen existiert haben, die erst in den modernen Sprachen dokumentiert sind. Unbezeugt, aber für diese Zeit schon erschließbar sind u. a. Mittel-Nordwest (i. e. S., „Mittelmedisch“?), Mittel-Baloči (vgl. Korn 2005), Mittel-Kurdisch usw. Insgesamt gibt es vom Westmitteliranischen wenig frühe Überlieferung, da als Schriftsprache in der Regel aramäisch 7
Vgl. Back 1978; 1981; Haig 2008; Kümmel 2013; 2014 mit Lit.; Jügel 2015.
484
Martin Joachim Kümmel
verwendet wurde: Die frühesten direkten Zeugnisse sind arsakidische und sasanidische Inschriften in der Pahlavi-Schrift, die archaisierende Züge hat und teilweise einen spätaltiranischen Lautstand verschriftlicht. Die Hauptüberlieferung des Parthischen und Mittelpersischen ist relativ spät: Zum einen sind das in beiden Sprachen überlieferte manichäische Texte aus Zentralasien in manichäischer Schrift, die glücklicherweise ziemlich lautgetreu ist (jedenfalls für das dritte Jahrhundert, in der diese Schreibtradition begann). Zum anderen liegen für das Mittelpersische zoroastrische ‚Bücher‘ vor (seit dem sechsten Jahrhundert), und zwar in der schon für Inschriften verwendeten Pahlavi-Schrift, mit einer stark historischen Orthographie. Alle diese Schriften sind Konsonantenschriften und geben Vokale (besonders Kurzvokale) nicht eindeutig wieder, so dass Teile der Lautform erschlossen werden müssen, was aber aufgrund indirekter Evidenz recht zuverlässig erfolgen kann. Für die unterschiedlichen Schriften spielt die Chronologie wichtiger Lautwandel eine wesentliche Rolle: Schon in frühen Lehnwörtern und in der archaisierenden Pahlavi-Schreibung erscheinen die Wandel -b-, -d-, -g- > β, ð, ɣ; nt > nd etc.; θ > s/h. Erst in manichäischer Schreibung reflektiert sind dagegen einige jüngere Prozesse: -p-, -t-, -k- > -b-, -d-, -g-; nur mpers. -β-, -ð-, -ɣ- > -w, y, y/w- und y- > ǰ, w- > g. In der folgenden Tabelle sind wichtige lautliche Unterschiede innerhalb des Westiranischen aufgeführt, die in mitteliranische Zeit zurückgehen:8 Lautliche Differenzen im (Mittel-)Westiranischen
dw- y- vθw-
ǰ- -t- -d- θ- hw- Ø
„Medisch“ s
z
sp
θr ər
Parthisch
s
z
sp
hr ir f(t)
b
y w
δ/h h wx
Ø
*M-NW
s
z
sp
hr ar ?
b
y w/v ž t>d δ/h h xw
Ø
*M-Baloči
s
z
sp? s
b
ǰ
gʷ
*M-Kurdisch
ur ?
s
z
sp
s
ir ?
d
ǰ
mpers.
h d/y s
s
ir h
d
ǰ
ç
ər θuv duv y v
Altpersisch θ d
8 9 10
s
ž d
δ>d t
(h)w Ø
b/g ž ?
?
t
xw
w/ g9
z d
y
s
xw
ǰ t
d
θ uv
ǰ t
Ø/h h/x10
Ø
Vgl. auch Durkin-Meisterernst 2014, 141–145. Dabei kann wohl auch für eine vereits veränderte Lautung [gʷ] (wie im Mittelbaloči) oder [ɣʷ] stehen, da in sasanidischer Zeit griechische Wiedergaben mit belegt sind, s. Back 1978, 131 f. Zu Fällen mit „prothetischem“ h/x, die möglicherweise einen sonst geschwundenen „Laryngal“ fortsetzen, vgl. Kümmel 2016, 82 f.; 2018, 166; 2020, 246.
(K)eine Sprachgrenze
485
Im Folgenden sind Beispielwörter angeführt, die Unterschiede der beiden belegten wmir. Sprachen illustrieren; dabei steht zunächst in kursiv die anzunehmende Lautgestalt, dahinter die jeweiligen Schreibungen in Transliteration: Beispiele im Vergleich Parthisch-Mittelpersisch parth. manich. mpers. manich. das
māsyāg rōbās zānzāmād zirδ hrē puhr pāhr šahrab čohrom īr anǰūg bar bid čafār kišfar ispag asp izbān yuwān yud wār wimāyžan aržān muždpaš čiš rāšt
ds
dah
rwbʾs
rōbāh
mʾsyʾg zʾn-
zʾmʾd
māhīg dāndāmād
zyrd
dil
pwhr
pus(ar)
šhrb
šasab
hry
pʾhr
čwhrwm
ʿyr
ʾnjwg-
sē pās tasom xīr hanzūg
br
dar
cfʾr
čahār
ʿspg
sag
byd
kyšfr ʾsp
ʿzbʾn
didom kišwar asizbān
ywʾn
ǰuwān
wʾr
gul
ywd
wmʾyjn
ʾrjʾn
mwjd-
ǰud gumāyzan arzān mizd
pš
pas
rʾšt
rāst
cyš
tis
dh
pahl. dʾh-
zehn
--
lwpʾh
Fuchs
dʾmʾd
dʾmʾt
Schwiegersohn
sẖ
3, TLTʾ
mʾhyg dʾndyl
pws(r) pʾs
šsb
mʾhykˈ dʾn-
d(y)l
pws(l)
pʾs
šsp
Fisch
wissen
Herz drei
Sohn
Wache
Satrap
tswm
tswm
vierter
hnzwg-
--
eng
--
dtwm
zweiter
kyšwl
Erdteil
xyr, xʿyr dr
chʾr
kyšwr sg
hyl dl
chʾl
KLBʾ
Sache Tür
vier
Hund
[ʾsp-]
ʾsw-
Pferd
jwʾn
ywbʾnˈ
jung
--
gwl
Rose
ʿzwʾn
jwd
gwmʾy-
zn
ʾrzʾn
myzd
ʾwzwʾn
ywdtˈ --
znˈ
ʾlcʾn
m(y)zd
Zunge
getrenntʾ leiden
Frau
wert
Lohn
ps
ps
hinter
rʾst
lʾstˈ
gerade, recht
tys
ts
Ding
486
Martin Joachim Kümmel
kaδ
kd
kay
bɣ
bay
mwrɣ
murw
pʾd
pāδ baɣ bāɣ murɣ darɣ šarɣ taxl tuxm čaxr burzend hirzaryān āfrīn-
*brīnxrīn-
bʾɣ
drɣ
šrɣ
pāy bāw dagr > dayr
šagr > šayr
txl
tahr
cxr
čahr
hyrz-
hil-
twxm bwrzynd ʾryʾn
ʾfryn-
*brynxryn-
tuhm buland ērān āfurrburrxirr-
kyy
ʾYMT
wann
by
bkˈ, bg
Gott, Herr
mwrw
mwlwˈ
Vogel
pʾy
bʾw
dgr, dyr
pʾdy bʾg
dgl
Fuß
Garten
lang
šgr
šgl
Löwe
twhm
twm
Same
thr
tʾhl
bitter
chr
--
Rad
hyl-
?
lassen
bwlnd ʿyrʾn
bwlnd ʾylʾn
hoch
Iran(ier)
ʾfwr-, ʾpwr- [ʾplyn-]
segnen
xyr-, [xryn-] --
verkaufen
bwr-
[blyn-]
schneiden
Das Verhältnis der beiden Sprachen änderte sich mit den Herrschaftsverhältnissen: In arsakidischer Zeit war das Parthische dominierend, in sasanidischer Zeit dann das Mittelpersische. Das zeigt sich auch an gegenseitigen Entlehnungen.11 Die parthische Dominanz zeigt sich in einer großen Zahl von Lehnwörtern aus dem Parthischen (oder einem anderen nordwestlichen Dialekt) im Mittelpersischen. Oft erscheinen Wörter nur in dieser Gestalt, d. h. die eigentlich südwestliche Form ist nicht (mehr) bezeugt. Vergleiche zum Beispiel čihr ‚Geschlecht‘, šahr ‚Stadt‘, spēd ‚weiß‘, wisp ‚all‘, zānūg ‚Knie‘, diz ‚Festung‘, hazār ‚1000‘, burz ‚lang‘, marzbān ‚Markgraf‘, bidaxš ‚Vizekönig‘. Nicht selten gibt es aber auch Varianten, d. h. beide Formen kommen vor; dabei bevorzugt die manichäische Überlieferung meist die südwestliche Form, das zoroastrische Mittelpersische (und mehr noch das Neupersische) die nordwestliche Variante. Vergleiche zum Beispiel (NW~SW) puhr (pahl. pwhl) ~ pus ‚Sohn‘, pāhr (pahl. pʾhl) ~ pās ‚Wache‘, šahrab (pahl. štrp) ~ šasab ‚Satrap‘, spurz ~ spul ‚Milz‘. Sehr viel seltener sind mittelpersische Lehnwörter im Parthischen: wozurg ‚groß‘ (wohl schon achaimenidisch, s. Werba 2010), pērōz ‚Sieg‘ (neben paryōž), pāsbān ‚Wache‘, ērān ‚iranisch‘ (neben aryān-), gyān ‚Seele‘ (statt *wiyān), gušād ‚weit‘ mit einer typisch persischen jüngeren Gestalt von älterem mp. = parth. wišād.
11
Vgl. Durkin-Meisterernst 2014, 147 f.
(K)eine Sprachgrenze
487
Sprachkontakte des Westiranischen mit anderen Sprachen Hauptsächlich äußert sich der Sprachkontakt des Westmitteliransichen in der Entlehnung von Wörtern und Begriffen in die Kontaksprachen, besonders Begriffen aus Herrschaft, Verwaltung, Organisation und Technik, aber auch darüber hinaus. Das passt zum mutmaßlichen Superstrat-Status, also Kontakt vor allem mit iranischsprachigen Eliten.
Griechisch Als Verkehrssprache des Westens hatte das Griechische keinen klar unterlegenen Status. Tatsächlich finden wir auch eher wenig Entlehnung, mehr „Fremdwörter“, also vereinzelte Verwendung iranischer Wörter, dies auch öfter schon altpersisch oder „medisch“ in der klassischen Periode (noch ganz ohne typisch mitteliranische Veränderungen), vergleiche κάρπασος, ἀρκαπέτης, σατράπης, βαυκίς; vergleiche auch μάγος, παράδεισος für spezifisch „orientalische“ Phänomene. Daneben sind aber auch klare Reflexe jüngerer Entwicklungen zu finden, zum Beispiel ασπιπιδου, ἀργαπέτης, βαιιασπανο, Ανδαρζαβιδ. Meist folgen die Wörter der parthisch/nordwestlichen Lautform, vergleiche σατράπης/ξαδράπης, ασπι-. Klar mittelpersisch sind vor allem Titel und Namen auf sasanidischen Inschriften, wie Γουραζ, Γουλβαδ, Σαγβου. Aus dem Griechischen ins Westmitteliranische sind einige Spezialtermini entlehnt, so zum Beispiel ἄσημον → mpers. asēm, sēm; parth. hasēm ‚Silber‘ (→ syr. sʾmʾ), δραχμή → parth. Draxm; mp. drahm ‚Drachme‘ (→ arm. dram); στατήρ → mp. stēr; ζώνη → *ζωνος (!?) → parth. zōnos ‚(astronomische) Zone‘.
Aramäisch Schon seit der Achaimenidenzeit diente das „Reichsaramäische“ als Verwaltungssprache, außerdem war später das jüngere (Mittel-)Ostaramäische (Syrische) als Verkehrsprache im Nordwesten von Bedeutung.12 Darum finden sich viele westmitteliranischen Entlehnungen aus verschiedenen Perioden in aramäischen Varietäten. Häufig sind sie schon früh (= noch ohne Schwächung von -p-, -t-, -k-), zum Beispiel ʾzt, prwrtq, bṭḥš, mrtkʾ, nmṭʾ, ptgm(ʾ), spṭʾ, mw(h)pṭ, qpyzʾ. Einzelne Fälle scheinen noch deutlich einen altiranischen Lautstand zu zeigen: Sehr früh sein muss mgwš ‚Magier‘ ← altpers. maguš mit bewahrter Endung; 12
Zu Kontakten vgl. Ciancaglini 2006; 2008.
488
Martin Joachim Kümmel
andere Archaismen zeigen ḥšṭrp ‚Satrap‘ mit bewahrtem xš-; zwtrʾ ‚Opfergabe‘ mit t [θ] ← *zauθrā- (noch nicht h). Die Lehnwörter stammen oft aus einer parthischen/nordwestlichen Quelle, aber oft handelt es sich gerade um die Wörter, die auch mittelpersisch die NW-Form zeigen: ʾzt, zn; phrg; byspqʾ, bṭḥš. Nicht selten sind auch spezifisch (mittel)persische Formen, zum Beispiel psnyqʾ e. Funktionär ← mp. pasānīg (zu pas vs. parth. paš; s. Gippert 2018); bwysṭʾn ‚Garten‘ ← mp. bōyestān (parth. bōδestān); ʾswr ‚Reiter‘ ← mp. aswār (parth. asbār). Mittelaramäisch sind dann häufig jüngere Sprachformen mit den Konsonantenschwächungen der jüngeren Periode zu beobachten, zum Beispiel syr. ʾzdʾ, ʾspydkʾ, ʾsṭbyd, pygʾ, krbsʾ, mrzbnʾ, spndrmd, ṭbr-; in syrischen Lehnwörtern sind sogar sehr junge Merkmale wie b- für w- zu finden.13
Armenisch Altarmenisch ist seit dem fünften Jahrhundert in einer eigenen Alphabetschrift bezeugt. Der armenische Wortschatz enthält massenhaft iranische Lehnwörter aus früherer Zeit,14 so viele, dass man Armenisch zunächst für eine iranische Sprache hielt, bis Hübschmann zeigte, dass Kernwortschatz und Grammatik eine eigenständige indoeuropäische Sprache erweisen. Die iranischen Wörter zeigen in der Regel ein frühes Stadium des Mitteliranischen (noch ohne Schwächung von -p-, -t-, -k-). Überwiegend zeigen sie einen (früh)parthischen (dw- > b-, ž, sp, y- etc.) Lautstand: barapan; yoyz; oyž, varž; aspar, spandaramet; bdeaxš. Seltener sind klar (früh)mittelpersische Formen (dw- > d, z, s, ǰ-, hl): despak, despan, darapan, darapet, dahlič; sar-kʿ, sandaramet-; varj; ǰatowk; spay. Wichtig ist, dass einige Wörter offenbar einer dritten Varietät mit abweichenden Lautvarianten zugeordnet werden müssen, die zwar nordwestlich ist, aber nicht parthisch sein kann: So zeigen -marg/marga- ‚Vogel‘, ma(r)h ‚Tod‘, xortake- ‚zerstückeln‘ < *xʷartake- mit (*)ar für altes *ər eine andere Entwicklung als ur in parth. murɣ, mp. murw ‚Vogel‘; parth. murt; mp. xʷurdag.15 Diese Entwicklung stimmt mit modernen Sprachen des Nordwestens überein (Kaspisch, Zazaki, Gurani). In einem Fall wurde das iranische Wort wohl durch das Urartäische16 und Akkadische vermittelt, wie die Lautentwicklung zeigt: arm. owłt ‚Kamel‘ ← urart. ulṭu wohl ← akkad. *ultu < *uštu (belegt aber nur udru) ← iran. *(h)uštra- > av. uštra-, ap. uša-, mp. (NW-Lehnwort) uštar (neben einer dem Iranischen ähnlicheren Form in arm. ištr-mowł ‚Strauß‘, vgl. np. šutur-murġ ‚Kamel-Vogel‘). 13 14 15 16
Vgl. Ciancaglini 2008. Vgl. Hübschmann 1875; 1897; Schmitt 1983; 1986; Bailey 1986; Gippert 1993; 2005 a; Olsen 1999, 857–920. Vgl. Gippert 1993; 2005 b; 2009; Olsen 2005; Korn & Olsen 2012. Vgl. Diakonoff 1985.
(K)eine Sprachgrenze
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Georgisch Verbreitet im westlichen Südkaukasusgebiet (Iberia), ist Georgisch wie das Armenische seit dem fünften Jahrhundert in einer eigenen Alphabetschrift bezeugt. Im Georgischen findet sich etwas weniger Entlehnung, teilweise (aber nicht immer) über das Armenische.17 Vor allem gibt es wie im Armenischen frühe Entlehnungen ohne Schwächung von -p-, -t-, -k-, die überwiegend die parthische Lautform zeigen, z. B. p̣ iṭiaxš-, marzap̣ an-, p̣ ahraḳ-, sp̣ eṭaḳ-, čarx-. Ebenfalls wie beim Armenischen ist aber auch hier eine vom Parthischen abweichende NW-Quelle belegbar, vgl. parša-mang- ‚Pfau‘ ← *fraša-marɣ- ‚Wunder-Vogel‘ (vs. parth. -murɣ ‚Vogel‘, mp. frašēmurw ‚Greif‘; Gippert 1993, 193 ff.). Seltener sind frühmittelpersische Wortformen: p̣ asaniḳ- ← pasānīk > mp. pasānīg (Gippert 2018); sp̣ ayp̣ eṭ- ← *spāypet (> *spāybed; arm. spaypet; parth. → mp. spāhbed); ǯadago- ‚Anwalt‘ ← mp. ǰādag-gō(w) (Gippert 2004, 110). Relativ viel Lehnwörter sind später aus dem Neupersischen übernommen, z. B. xurda ‚Kleingeld‘ (Gippert 2009, 128–130).
Alwanisch Alwanisch, auch Kaukasisch-Albanisch genannt, war die frühchristliche Schriftsprache des (süd-)ostkaukausischen Reichs Albania (arm. Ałowan-), es gehört zu den nordostkaukasischen dagestanischen Sprachen. Offenbar handelt es sich um einen Vorläufer des heutigen Udischen, das nur noch in einem kleinen Gebiet in Aserbaidschan gesprochen wird; erst jüngst wurden in einigen Handschriften des Katharinenklosters auf dem Sinai Texte entdeckt, die in einer parallel zur armenischen und georgischen neuentwickelten Alphabetschrift geschrieben sind.18 Häufig entsprechen die Lehnwörter den armenischen oder sind auch über das Armenische entlehnt worden, z. B. daxṭaḳ ‚Tisch, Tafel‘, vardap̣ eṭ ‚Priester, Lehrer‘, xoran ‚Zelt‘, ṭalavar- ‚Zelt‘ zu arm. taxtak, vardapet, xoran, tałavar. Sie stammen in der Regel aus dem Parthischen oder der gleichen davon abweichenden nordwestlichen Quelle, wie wir sie auch im Armenischen und Georgischen finden, vgl. marġaven- ‚Prophet‘ (vgl. iran. *marɣawēn < *mərga-waina-) ← *marɣ(vs. parth. murɣ); xarṭaḳ-biyesun ‚klein machen‘, vgl. arm. Verb xortakem ← *xʷartak- (vs. mp. xʷurdag).
17 18
Vgl. Gippert 1993; 2004; 2009; 2018; Chkeidze 2001. Vgl. Gippert 2005; 2009; Gippert et al. 2009.
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Verdächtige Wörter ohne klare iranische Quelle Neben vielen klar iranischen Wörtern zeigen diese drei Sprachen des Südkaukasusraums auch einige Wortgleichungen, die iranisch ‚aussehen‘, aber für die keine klaren Belege aus einer westmitteliranischen Sprache existieren:19 Zu nennen sind: 1) Arm. varšamak = georg. varšamag-i = alwan. vaˤamaḳ ‚Schleier‘ ← *wāšāmak (*waršāmak?), wofür man immerhin iranische Belege aus späteren oder weiter entfernten Sprachen anführen kann, nämlich neupers. bāšāma/ wāšāma; sogd. wʾšʾmy, chwaresm. wʾšʾmyk. Bisher ohne irgendeine iranische Entsprechung sind aber die beiden anderen Fälle: 2) Arm. xoršak = georg. xoršaḳ= alwan. xaˤaḳ ‚Hitze‘ ← *xwa(r)šāk̆ (zu xwar ‚Sonne‘?); 3) Arm. mšak = georg. mušaḳ- = alwan. mo[w]ˤaḳ ‚Arbeiter‘ ← *mu(r)šāk̆ .
Grammatische Übernahmen Sehr viel seltener als Wortentlehnungen sind Übernahmen im Bereich der Grammatik. Damit diese möglich sind, ist ein starker Kontakt nötig, also entweder verbreitete Bilingualität und/oder Sprachwechsel. Auch dafür finden sich Beispiele, die einen Einfluss der iranischen Superstrate zeigen. Armenisch ← Iranisch
Das klarste Beispiel für morphologisch-morphosyntaktische Einflüsse des Iranischen auf das Armenische ist eine Perfektkonstruktion, die bei transitiven Verben ‚ergativische‘ Syntax zeigt, indem das Subjekt nicht im Nominativ steht (‚sein‘ + Partizip, Agens im Genitiv, aber Objekt im Akkusativ); sie kann durch das Vorbild der mitteliranischen Konstruktion erklärt werden, die auf die altpersische Perfekt-Konstruktion zurückgeht (vgl. oben zum Altiranischen).20 Aramäisch ← Iranisch
Ähnlich wie im Armenischen zeigen auch aramäische Sprachen die Übernahme einer Perfektkonstruktion mit ‚ergativischer‘ Syntax, die sogenannte qṭyl lKonstruktion.21
19 20 21
Verlorenes Wortgut? Gippert 2009, 131–136. Vgl. Lyonnet 1933; Meyer 2015. Vgl. Ciancaglini 2008, 31–37.
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Fazit Die Sprachen des Südkaukasus und andere westasiatische Sprachen zeigen Kontakte mit mindestens drei westiranischen Varietäten: NO (Parthisch), SW (Persisch) und wohl NW („Mittelmedisch“). Deren eigene Textüberlieferung stammt überwiegend erst aus jüngerer Zeit, so dass die Kontaktwirkungen uns auch wertvolle Aufschlüsse über frühere Sprachstufen des Westiranischen geben, dazu auch Informationen über die jeweils vorherrschende Kontaktvarietät. Festzustellen ist bei frühen Kontakten im Südkaukasusraum eine klare Dominanz nicht nur des eigentlichen Parthischen (was bei parthischer Oberherrschaft wenig überraschend ist), sondern auch davon leicht abweichender nordwestlicher Varietäten, deren Verbreitungsgebiet geographisch näher lag als das des Parthischen im Nordostiran; es darf wohl angenommen werden, dass die parthische Herrschaft beim Kontakt nach Nordwesten sich vielfach lokal benachbarter iranischer Eliten bediente. Daneben erscheinen aber schon früh auch klar persische, also südwestiranische Formen. Diese zwingen aber wohl nicht dazu, den jeweiligen Kontakt noch in spätachaimenidische oder erst in frühsasanidische Zeit zu datieren, auch wenn das sicher eine Rolle spielen kann. Die Lautformen passen großenteils besser in eine der parthischen Zeit entsprechende Zwischenperiode, so dass sie auch in diesem Fall eher die dialektale Vielfalt der iranischen Eliten widerspiegeln dürften.
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Anhang
Verzeichnis der Abkürzungen Aufgenommen sind nur die Abkürzungen, die sich nicht im Abkürzungsverzeichnis der „Année philologique“ [; 19.12.2021] und des „Neuen Pauly“ (Bd. 1, 1996) finden. AAES ADAJ AE AMI AMIT ANRW BNJ bSan CAH CHI CSHB DNP EncIr FRHist H HGC ICG
IGLS IEJ IGR/IGRR IGUR IK Estremo Oriente LSI KGIG KKZ KNRm KSM Ms
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Verzeichnis der Abkürzungen
PAT
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PEQ PUAES RMROP RQ.A SB SGO SIJ SHAJ ŠKZ SSIS TUS Wadd WH
Index – Namen und Sachen Das folgende Verzeichnis bietet eine Auswahl der wichtigsten im Fließtext vorkommenden Namen und Begriffe. Hinweise auf die regionale Zugehörigkeit der Personen finden sich in Klammern, sofern es sich nicht um römische, parthische bzw. sāsānidische Herrscher handelt. Römische Beamte sind unter ihrem Gentilnamen eingeordnet. Aberkios (v. Hierapolis) 451 Abgaben Siehe Steuern/Abgaben Abgar Prahates (Prinz d. Osrhoene) 292 Abgar V. (König d. Osrhoene) 449, 450 Abgariden (Dynastie) 375, 400 Adiabene 338, 358, 361, 362, 363, 364, 365, 367, 447, 449 Adiabener 448 Aelius Gallus 191, 249, 255 Agrippa (Tetrarch v. Apameia) 205 Ägypten 34, 252, 253, 258, 430, 476 Akkulturation 77, 119 Alanen 276, 277, 305, 313, 314, 318, 319, 320, 321, 322, 323, 324 Albaner 269, 271, 273, 276, 277, 282, 313, 319, 320, 321, 323, 324 Albanien 270, 271, 273, 278, 280, 284, 304, 305, 314, 320, 321, 322, 323, 365 Albanisch 489 Alexander (Sohn d. Kleopatra VII.) 231 Alexander III. (d. Große) 156, 273, 296, 313, 315, 317, 331, 381, 382, 413, 417 Alexandria (Aracosia) 155 Alexandria (in Äg.) 331, 428, 448, 467, 473, 474, 477 Alexandria (Tigris) Siehe Charax Spasinou Alexandros (Palmyrener) 70, 71, 73, 192, 344 Amanus (Gebirge) 151 amicitia 175, 191, 236, 283, 335 Amida 414 Anaia/Anea (Göttin) 454 Anaitis/Anāhitā (Göttin) 454 Ananias (jüd. Händler) 447 Anilaios 358, 446, 447
Antigonos (Hasmonäer) 222, 229, 230, 231, 236 Antilibanon (Gebirge) 44, 62, 223, 231, 234 Antiocheia (Mygdonien) Siehe Nisibis Antiochia (Orontes) 75, 165, 174, 331, 389, 393, 430 Antiochos I. (König v. Kommagene) 128, 141, 142, 151, 158, 159, 160, 163, 168, 184, 186 Antiochos IV. (König v. Kommagene) 158, 206, 331, 468, 470, 471, 474, 477, 478 Antiochos IX. (114–96 v. Chr.) 225 Antiochos XII. (87–82 v. Chr.) 222, 223 Antipatros (Idumäer) 229, 251 Antipatros (Satrap Alexanders III.) 382 Antoninus Pius 284, 306 Antonius, M. 176, 231, 232, 233, 234, 250, 252, 271, 472 Apamea 75, 165, 177, 225 Apollonios von Tyana 158 Apsaros 306 Araber 49 Arabia Nabataea 252 Arabia Petraea 13, 29, 30, 31, 33, 35, 43, 49, 433 Arabisch (Schrift) 14 Aragos (Fluss) 295 Arbela 415, 417, 441, 447, 454 Ardashir I. (224–242) 11, 127, 128, 129 Aretas III. (König d. Nabatäer) 19, 222 Aretas IV. (König d. Nabatäer) 19, 256, 262, 265 Arethusa 176 Ariobarzanes (König v. Media Atropatene) 272
500 Aristobulos II. (Hasmönäer) 229 Aristobulos v. Chalkis 478 Armazis-Chevi 183 Armenia Minor 154, 471 Arrian 305 Arsakes I. (247–211 v. Chr.) 160 Arsakes I. (König v. Armenien) 273 Artabanos II. (10–38) 153, 154, 272, 273, 357, 358, 359, 360, 362, 364, 365, 367, 447, 463 Artabanos III. (51–76) 361 Artashes (König v. Armenien) 323 Artaxata 269, 278 Artaxerxes I. (465–424 v. Chr.) 127 Artaxerxes II. (404–358 v. Chr.) 163, 454 Artaxias III. (König v. Armenien) 272, 273 Asinaios 358, 447 Assyrien 303, 338 Attambelos VII. (König d. Mesene) 335, 337, 341, 351 Attidius Cornelianus, L. 372, 388 Augustus 44, 176, 186, 187, 191, 234, 235, 237, 243, 245, 246, 250, 252, 253, 254, 256, 257, 259, 262, 265, 266, 271, 272, 273, 425, 465, 466, 471, 475, 477 Aurelian 75 Aurelios Nebuchelos 431 Aurelius Heliodoros 396 Avidius Cassius, C. 373, 374, 375, 379, 380, 382, 394, 395, 401, 402, 403, 404 Avilius Flaccus, A. 477 Axidares (König v. Armenien) 342 Azo(n) (Diadoche) 296, 297 Babatha/Babatha-Archiv 31, 32, 34, 35 Babylonien 163, 229, 329, 338, 339, 342, 350, 358, 359, 361, 362, 363, 374, 375, 381, 394, 399, 402, 445, 446, 447, 448, 456 Bar Daisan 442, 451 Bar Kochba 448 Barbalissos 393 Barzaphanes (parth. General) 221, 230, 231 Beka-Ebene 223, 224, 231 Berenike (Schwester d. Herodes Agrippa II.) 473, 474 Berytus 190, 474 Bewässerung 20, 22, 28, 33
Index – Namen und Sachen Bostra 19, 25, 27, 28, 30, 35, 49 Bruttius Praesens, C. 396 Bürgerrecht 177, 203, 205, 257, 467 Caecilius Metellus Creticus Silanus, Q. 70 Caesarea Ituraeorum 229 Caesarea Maritima 182, 206, 468, 473, 474 Caesarea Philippi 473 Caligula 280, 467, 469, 470, 475 Canidius Crassus, P. 270, 271 Cassius Longinus, C. (syr. Statthalter) 157 Chaboras (Fluss) 383, 385, 388, 390, 393, 414, 426, 431, 432, 433 Chalkis (ad Belum) 228, 229, 231, 393, 478 Charakene 192, 329, 331, 358, 361, 364, 365, 366, 447 Charax Spasinou 70, 71, 73, 193, 331, 337, 342, 343, 345, 350 China 191, 350 Chobos/Enguri (Fluss) 306 Christentum 279, 443, 449, 450, 451, 454, 456 Claudius 280, 318, 363, 467, 470, 471, 475, 477 Cluvius Rufus 320 Commodus 396, 398 cross-cultural 87, 427 Damaskus 28, 34, 43, 44, 46, 222, 223, 225, 227, 230, 454 Darial-Pass Siehe Kaukasische Tore Dausara 385, 387, 388, 389, 390 Deiotaros (König v. Galatien) 151, 228 Dekapolis 49, 197 Demetrios II. Nikator (145–125 v. Chr.) 228 Derat 46 Diadem 160, 232, 265, 361 Diokletian 422, 455 Diplomatie 70, 159, 233, 246, 258, 272, 274, 426, 463, 464, 476 diplomatische Geschenke 190 Doliche 167 Domitian 424 Domitius Corbulo, Cn. 69, 70, 280, 283, 315, 320
Index – Namen und Sachen Dura-Europos 119, 166, 179, 319, 371, 383, 384, 385, 387, 391, 394, 396, 397, 398, 402, 404, 426, 431, 432, 433, 434, 435, 455 Edessa 75, 119, 157, 338, 365, 374, 375, 389, 390, 400, 422, 442, 450, 451 Eitha Caesarea 52 Elagabal (Gottheit) 176, 178 Elam 445, 482 Elegeia 372 Elymais 73, 121, 329, 350, 358, 361, 364, 365 Emesa 70, 71, 173, 183, 232 En-Gedi 32, 33, 34 Entfremdung (kulturell) 17, 466 Ephesos 165 Epiphanes (Prinz d. Kommagene) 468 Epitropos 248 Erythräisches Meer Siehe Rotes Meer Eulaios 329 Farasan-Inseln 36 Feshkhabur 415, 416, 417 fides 175, 186, 190, 236 Flavius Arrianus, L. Siehe Arrian foedus 174, 176, 177 Forat 350 Fossagräber 179, 180, 189, 203, 204 Ǧabal ad-Durūz 19, 20, 44, 46, 62 Gad d. Hauses Raphsamas (Gottheit) 145 Gad d. königl. Familie (Gottheit) 142 Gad Ramgu (Gottheit) 145 Gaius Caesar 152, 154, 272 Galba 473 Gaza 29 Gerasa 24 Germanicus 69, 70, 71, 73, 187, 190, 191, 192, 193, 272, 273, 344 Germanicus Caesar, T. 468 Gerrha 195, 196 Glaswaren 166, 180, 278, 279 Gondophares 359 Gordyene 362, 363, 413, 417, 418 Gotarzes I. (90–87/86 v. Chr.) 163 Gotarzes II. (40–51) 359, 360, 362, 363, 367 Grabporträt 81, 82, 86, 89, 165
501 Hadrian 49, 62, 284, 300, 301, 303, 304, 305, 306, 307, 335, 337, 340, 341, 344, 348, 350, 423, 478 Hadriana Tadmor 70, 73, 344 Hadrianos/Soaidos (Sohn des Malechos) 53, 54 Handel 17, 18, 22, 25, 26, 29, 31, 32, 35, 36, 51, 72, 73, 75, 77, 81, 166, 168, 179, 191, 192, 193, 195, 319, 322, 325, 331, 342, 344, 350, 351, 422, 423, 427, 430, 431, 433, 445, 447, 454 Handel (Karawanen) 18, 73, 318 Handel (Routen) 23, 31, 73, 158, 275, 277, 278, 313, 314, 318, 322, 325, 449 Handel (Seehandel) 16, 317, 431 Handel (Seidenstraße) 191, 193, 278 Handel (Weihrauchstraße) 174 Hasmonäer (Dynastie) 226, 229, 251, 252, 259, 446 Hatra 119, 120, 182, 184, 195, 339, 365, 442 Ḥaurān 8, 18, 19, 20, 22, 26, 28, 33, 35, 36, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 50, 51, 52, 55, 57, 61, 62, 64 Hawara 16, 19, 23, 27, 33 Heer (Nabatäer) 21 Heer (Organisation) 379, 403 Heer (Parther) 158, 379, 380, 381, 382, 390, 393, 404, 436 Heer (Römer) 156, 313, 338, 380, 473 Heer (Sāsāniden) 75, 76 Heer (Versorgung) 432 Hegra 14, 27, 36 Heiratsverbindungen 191, 206, 229, 251, 259, 260, 261, 262, 471, 475 Helena (adiaben. Königin) 447 Heliopolis/Baalbek 224, 227, 467 Hellenisierung 75, 77, 78, 175, 178, 194, 228, 274 Hermon (Gebirge) 44, 62 Herodes (d. Große) 19, 44, 233, 237, 243 Herodes Agrippa I. 206, 467, 469, 470, 471, 472, 477 Herodes Agrippa II. 46, 48, 53, 182, 467, 473, 474, 475 Herodes Antipas 262, 463, 464, 476
502 Herodes v. Chalkis 206, 467, 470, 471, 475 Hierapolis (Phrygien) 451 Hierapolis-Bambyke 196, 383, 390 Ḥismā 19 Hormizd I. (272–273 n. Chr.) 184 Hūzestān 449 Hyrkanien 276, 317, 321, 359, 361, 365 Hyspaosines (seleuk. Satrap) 331, 332 Ikonographie 122, 143, 179 Indien 73, 191, 195, 331, 343, 350, 351, 429 Iohannes Hyrkanos II. (Hasmonäer) 60, 229 Iotape (Königin v. Kommagene) 189, 468 Iudaea 49, 197 Iulia Domna 178 Iulios Samsigeramos, G. 178, 197, 199, 203 Iulius Antiochus Epiphanes Philopappus 478 Iulius Bassianus 178 Iulius Bassus 176 Iulius Caesar, C. 60, 228 Iulius Marinus 48 Iulius Maximus, L. 325, 345, 346 Iulius Sohaemus, C. 190 Iulius Verus, C. 396 Iunius Caesennius Paetus, L. 477, 478 Izates (König d. Adiabene) 441 Izates II. (König d. Adiabene) 362, 363, 364, 447, 448 Jagd 123, 184, 301 Jerusalem 199, 200, 224, 245, 249, 259, 444, 445, 446, 456 Jesus 450 Juden (Personengruppe) 32, 33, 35, 244, 254, 255, 260, 445, 447, 448, 456 Judentum 261, 443 Judentum (babylonisches) 258, 446, 448 Judentum (Konversion) 447 Kallinikos (Prinz d. Kommagene) 468 Kappadokien 153, 154, 280, 305, 322, 373, 453 Karawanen 195, 345, 346, 431 Karawanen (Handel) Siehe Handel (Karawanen) Karawanen (Routen) 47 Karawanen (Schutz) 337, 345
Index – Namen und Sachen Karawanen (Versorgung) 23 Karawanenführer 196, 342, 345, 346 Kārin (Familie) 358, 366 Karkemiš 167, 383, 384, 385, 387, 393 Karmania 365 Kartīr 452, 453 Kaspier 319 Kaspisch (Sprache) 488 Kaspische Tore 276, 277, 290, 295, 308 Kaspisches Meer 295, 308, 314, 316, 317, 318, 325, 365, 381 Kaukasien 313, 315, 316, 317, 318, 319, 321, 322, 323, 361 Kaukasische Tore 275, 295, 308 Kaukasus 180, 183, 269, 270, 271, 272, 277, 280, 281, 283, 284, 295, 305, 308, 489, 490, 491 Khabur (Fluss) Siehe Chaboras Kinnamos (parth. Usurpator) 362 Kleopatra (Tochter d. Kleopatra VII.) 231 Kleopatra VII. 234, 252 Klientel 13, 16, 19, 25, 33, 36, 48, 61, 62, 173, 174, 176, 177, 185, 187, 190, 196, 198, 202, 203, 205, 221, 222, 225, 227, 228, 232, 233, 234, 235, 237, 246, 255, 256, 257, 258, 262, 266, 269, 278, 283, 284, 297, 304, 308, 329, 332, 336, 337, 349, 401, 428, 463, 464, 465, 467, 469, 472, 476 Klientel (Vertrag) 175 Kolchis 278, 281, 306 Kommagene 121, 128, 141, 142, 151, 184, 191, 193, 194, 196, 200, 468, 477, 478 Konstantin (d. Große) 441, 443 Korinth 387, 473 Kotys (König v. Kleinarmenien) 206, 471 Kranz 87, 88, 89, 123, 184, 187, 228, 265 Kreolisierung 427 Ktesiphon 75, 338, 339, 349, 350, 351, 358, 373, 374, 379, 380, 381, 382, 383, 393, 394, 399, 402, 404, 447 Kult (Dionysos) 279 Kult (Feuerkult) 126, 142, 145, 452 Kult (Kaiserkult) 73, 187, 205, 206, 468, 471 Kult (Königskult – Achaemeniden) 126
Index – Namen und Sachen Kult (Königskult – Arsakiden) 120, 125, 126, 128, 129 Kult (Königskult – Hatra) 142 Kult (Königskult – Kommagene) 163 Kult (Maren) 139 Kult (Mithras) 279 Kult (Totenkult) 179, 204 Kultur (Emesa) 196 Kultur (kommagenische) 168 Kultur (parthische) 119, 120, 121, 122, 152, 160, 164, 165, 168, 274, 279, 283 Kultur (römische) 77 Kultur (Steppenzonen) 182 Kura (Fluss) 277, 295, 322, 323 Kushan 359 Kypros (Mutter d. Herodes) 251 Kyros Siehe Kura (Fluss) Landwirtschaft 17, 18, 19, 21, 22, 23, 24, 26, 27, 28, 35, 37, 47, 51, 174, 224, 431 Laodike (Tochter d. Antiochos I.) 158 Ledja 44, 47 Leuke Kome 29 Libanon (Gebirge) 46, 190, 223, 224, 234 Licinius Crassus, M. 73, 156, 234, 340 limites 196, 423 Livia 259, 261, 262 Loculusgräber 200 Lollius, M. 272 Lucius Verus 119, 371, 373, 379, 382, 384, 385, 387, 388, 394, 395, 396, 397, 400, 401, 402 Lusius Quietus (röm. General) 298 Lysanias (Fürst d. Ituräer) 221, 231 Lysipp 333 Ma‛nū bar Izaṭ (König d. Osrhoene) 375, 400 Madāʾin Ṣāliḥ Siehe Hegra Maḥoza 32, 33 Malchion (syr. Bauer) 377, 384, 385 Malichos I. (König d. Nabatäer) 231, 254 Malka (Ort) 54 Mampsis 21, 25, 34 Marc Aurel 284, 371, 372, 396, 398, 400 Mare Erythraeum 329 Martius Verus 374 Martius Verus, P. 373
503 Mausakas (Maure) 377, 384, 385 Mayšan Siehe Mesene Mazra’ah 33 Mc‘xet‘a 278, 293, 294, 295 Media Atropatene 271, 275, 276, 278, 305, 358, 359, 360, 361, 363, 365, 367, 373, 402 Medien 121, 322, 361, 363 Meherdates (49–51) 157, 339, 363, 413 Melitene 413, 415 Melitene (Weg) 414, 415 Meredates (König d. Mesene) 334, 335, 336, 337, 341, 342, 343, 345, 346, 347, 348, 350, 351, 399 Meredates (König v. Medien) 348, 349 Mesene 70, 192, 329, 331, 332, 334, 335, 336, 337, 338, 339, 340, 341, 342, 343, 344, 345, 346, 348, 349, 350, 351, 358, 361, 364, 365, 366, 399 Mesopotamien 174, 177, 179, 192, 194, 195, 284, 303, 335, 338, 372, 373, 375, 378, 379, 381, 383, 385, 388, 389, 390, 394, 399, 400, 401 Migration 33, 283, 325, 423 Mihrdāṭ (iber. König) 293 Mithradates (iber. König) 293, 301, 307 Mithradates (König v. Armenien) 280 Mithradates I. (165–132 v. Chr. 126 Mithradates II. (123–87 v. Chr.) 365, 426 Mithradates IV. 399 Mithradates VI. (König v. Pontos) 228, 269, 270, 271 Moabitis 24 Monobazos II. (König d. Adiabene) 362, 364, 447 Mucianus 69 Münzen/Münzprägung 21, 35, 123, 127, 128, 136, 160, 167, 189, 192, 223, 226, 227, 229, 232, 248, 263, 264, 265, 278, 279, 319, 332, 339, 342, 348, 349, 360, 361, 433, 468, 469 Mygdon/Çağ Çağ (Fluss) 295, 296 Nabagath/Circesium 390 Nabatäer 14, 45 Naqš-i-Rustam 184 Narsē (293–302 n. Chr.) 422 Nashrihab (Fürst v. Hatra) 143
504 Nasru (Fürst v. Hatra) 143, 144 Nehardea 446 Nemrud Dağı 128, 141, 142, 159, 160, 163 Nero 177, 191, 196, 276, 283, 363, 472, 473 Nikephorion 196, 385, 387, 388, 389, 390 Nikolaos von Damaskus 237, 256, 262 Nisa 125 Nisibis 289, 291, 295, 296, 297, 303, 338, 362, 363, 374, 375, 380, 414, 415, 417, 418, 421, 422, 441, 445, 446, 447, 451 Nomadismus/Transhumanz 15, 18, 23, 36, 43, 47, 48, 50, 51, 52, 54, 55, 58, 59, 61, 62, 63, 73, 76, 140, 175, 177, 181, 236, 274, 275, 276, 277, 278, 280, 283, 313, 314, 318, 321, 324, 358, 385, 394 Nusaybin Siehe Nisibis Oboda (Ort) 14, 24, 25 Obodas III. (König d. Nabatäer) 248, 254, 256, 262, 265 obsequium 175, 426 Odainat (Palmyrener) 75, 76 Oman 329, 347 Orabazos (König d. Mesene) 399 Orodes I. (80–75 v. Chr.) 160, 163 Orodes II. (57–38 v. Chr.) 158, 184 Orodes III. (4–6 n. Chr.) 357, 358 Osrhoene 123, 167, 338, 340, 350, 358, 365, 375, 400, 401, 422, 449 Osroes (parth. General) 372, 399 Osroes I. (89–128) 303, 340, 362 Otho 473 P‘arnavaz I. (iber. König) 281, 296, 297 P‘arnavaz II. (iber. König) 270, 271 P‘arnavaziden (Dynastie) 296, 307 Pakoros (König v. Armenien) 399 Pakoros (König v. Media Atropatene) 367 Pakoros (parth. Prinz) 151, 221, 230, 231 Pakoros II. (78–110) 348, 349, 359, 360, 361, 362, 366, 367, 399 Palmyra 119, 165, 174, 177, 182, 183, 184, 190, 192, 194, 195, 196, 199, 336, 342, 344, 345, 346, 388, 431 Palmyra (Inschriften) 332, 336, 342 Palmyra (Kultur) 168 Palmyra (Militär) 346, 393, 398
Index – Namen und Sachen Palmyra (Relief) 165 Palmyra (Sprache) 331 Palmyrener 184, 199, 332, 336, 343, 344, 348, 430, 455 Parapotamien 394, 399 Parthamasiris (König v. Armenien) 342 Parthamaspates 338, 339 Pass von Čor Siehe Kaspische Tore Persis 350, 358, 364, 365, 442, 449 Persischer Golf 18, 174, 329, 399 Petra 23, 29, 30, 31, 33, 35, 201, 248 Pharasmanes I. (iber. König) 273, 275, 276, 280, 282, 283, 318 Pharasmanes II. (iber. König) 275, 277, 284, 304, 305, 306, 307, 308, 309, 322 Phasis/Rioni (Fluss) 306, 322 Philippos I. (94–83 v. Chr.) 222, 223 Philippus Arabs 48 Phraates III. (69–57 v. Chr.) 160 Phraates IV. (38–2 v. Chr.) 272, 357, 358, 359, 365 Phraates V. (2 v. Chr.–4 n. Chr.) 153, 154, 357 Polemon I. (König v. Pontos) 272 Polemon II. (König v. Pontos) 206, 471 Pompeius 60, 61, 157, 173, 176, 223, 224, 225, 226, 228, 231, 234, 249, 250, 269, 270, 271, 283, 297, 308 Porträt (Münz-) 232, 233, 263 Provinzgrenzen 428, 429 Provinzialisierung 15, 16, 17, 21, 25, 26, 29, 33, 35, 49, 158, 175, 191, 252, 253, 255, 271, 278, 338, 465, 475, 477 Provinzverwaltung 43, 48, 50, 58, 59, 61, 63, 64, 339, 464 Ptolemaios (Fürst d. Ituräer) 222 Ptolemaios Mennaei 226 Ptolemaios Philadelphos (Sohn d. Kleopatra VII.) 231 Rabbʼīl II. (König d. Nabatäer) 16, 18, 22, 25, 32, 33 Räubertum 23, 24, 36, 37, 44, 47, 50, 223, 224, 261, 381 Recht 14, 32, 245, 256, 257, 266, 366
Index – Namen und Sachen Repräsentation 56, 77, 81, 82, 85, 86, 87, 88, 89, 139, 144, 160, 168, 202, 207, 263, 264, 265, 467, 468, 469, 471, 475, 476 Rhadamistos (König v. Armenien) 280 Rhodaspes (arsak. Prinz) 291 Romanisierung 75, 77, 78, 244, 265 Rotes Meer 16, 29, 36, 329, 331, 351 Šābuhr I. (240–272) 127, 294, 386, 393, 452 Salome (Schwester d. Herodes) 260, 261 Samosata 155, 158, 167, 196, 371, 378, 384 Samsigeramos I. (Fürst v. Emesa) 175, 176 Samsigeramos II. (Fürst v. Emesa) 189, 190, 193, 471 Sanatruq I. (König v. Hatra) 134, 135, 143, 144 Sanatruq II. (König v. Hatra) 139, 140 Śargas (iber. Adliger) 293 Sarmaten 276, 316, 318, 319, 320, 321, 324, 325, 358, 425 Satala 297 Satinik (alan. Prinzessin) 323 Schwarzes Meer 277, 278, 319, 325 Sedatius Severianus, M. 372, 373 Seleukeia (Euphrat) Siehe Zeugma Seleukeia (Pieria) 192, 228 Seleukeia (Tigris) 319, 331, 333, 334, 338, 340, 342, 350, 358, 359, 373, 374, 379, 380, 381, 382, 393, 402, 447 Seleukiden 281 Seleukos I. Nikator (312–281 v. Chr.) 295, 296, 297, 383, 478 Sentius Saturninus, C. (syr. Statthalter) 262 Seraspadanes (arsak. Prinz) 291 Sextius Florentinus 35, 201 Shahbā/Philippopolis 48 Shamash (Gottheit) 136, 143, 144 Shoadu (Palmyrener) 73 Simeon (Jude aus En-Gedi) 32, 33, 35 sine fine 234, 235, 238, 243, 424 Singara 414 Sohaemus (Fürst v. Emesa) 467, 475, 478 Sohaemus II. (Fürst v. Emesa) 474 soziale Organisation 17, 43, 50, 51, 61, 63, 74, 77, 140, 175, 177, 195, 201, 202, 204, 424
505 Spasinou Charax Siehe Charax Spasinou Statius Priscus, M. 373, 376 Steuern/Abgaben 14, 35, 191, 224, 234, 338, 446, 456 Straße/Straßenbau 26, 70, 173, 192, 388, 393, 415, 416 strategos 226 Südarabien 31, 191, 195, 249, 255 Sulla 153, 154 Sura 70, 196, 385, 387, 388, 389, 390, 392, 393 Sūrēn (Familie) 358, 359, 366 Susa 350, 358 Susiana 331 Syria 43, 49, 69, 74, 151, 154, 157, 173, 175, 176, 180, 181, 197, 202, 204, 252, 253, 385, 389, 390 Syrische Wüste 71, 73, 81 Taurus (Gebirge) 151, 278, 414 Thilouanou 342 Tiara 123, 142, 143, 160, 342, 347, 349, 361 Tiara (armenische) 160 Tiberias 206, 471, 477 Tiberius 70, 71, 272, 273, 280 Tiberius Gemellus 468 Tierzucht 21, 44, 50, 51, 431 Tigranes II. (König v. Armenien) 160, 176, 223, 224, 231, 269, 270, 282 Tigranes III. (König v. Armenien) 272 Tigranes V. (König v. Armenien) 363 Tigranocerta 269 Tigris 329, 373, 402, 413, 414, 415, 417, 418 Tillja Tepe 183, 195 Tiridates I. (König v. Armenien) 276, 323, 360, 361, 362, 367 Titus 157, 424, 473, 474 Totes Meer 31, 32, 33 Trachonitis 47, 50, 65, 261 Trajan 16, 35, 43, 49, 62, 284, 297, 298, 302, 303, 335, 337, 338, 340, 341, 351, 362, 363, 367, 387, 397, 413, 414, 415, 417, 418 Transhumanz Siehe Nomadismus/Transhumanz Ulpius ʾAbgar, M. 345 Uranius Antoninus 178 Vardanes (38–45) 359, 360, 362, 367
506 Vardanis filius (parth. Usurpator) 360, 361 Vasallentum 73, 121, 123, 125, 127, 128, 335, 358, 361, 363, 365, 372, 375, 381, 390, 399, 400, 402, 403, 447, 457 Vasallentum (Heeresfolge) 383, 402, 403 Ventidius Bassus 158 Vespasian 71, 277, 293, 322, 424, 467, 472, 473, 474, 475, 477, 478 via nova Traiana 28 Vibius Marsus, C. (syr. Statthalter) 206, 471, 472, 477 Vitellius 473, 474 Vitellius, L. 153, 154, 273, 463, 464 Vologaises I. (51–78) 157, 196, 277, 322, 360, 361, 362, 363, 364, 365, 366, 367, 399 Vologaises I. (König v. Armenien) 339 Vologaises II. (111–147) 305, 362, 399 Vologaises III. (147–191) 11, 334, 335, 337, 346, 348, 349, 350, 351, 372, 375, 379, 380, 381, 382, 388, 389, 390, 393, 394, 399, 400, 401, 402, 403, 404 Vologaises IV. (191–208) 402 Vologesias 73, 342 Vonones I. (7–12 n. Chr.) 205, 357
Index – Namen und Sachen Vonones I. (König v. Armenien) 192, 272 Vonones II. (51) 359, 360 Wā’el bar Saḥru (König d. Osrhoene) 375, 400 Waballat 76 Wasserversorgung 20, 27, 29, 33, 51 Weinbau 20, 28, 431 xvarrah 127, 140, 144 Yarḥai (Palmyrener) 73, 344 Yarḥai Meeredates (Palmyrener) 342 Yarhibol (Palmyrener) 73 Zenobia 76 Zenodoros (v. Chalkis) 19, 252, 254 Zeugma 151, 155, 158, 164, 165, 166, 167, 168, 193, 196, 383, 385, 390, 393, 413, 414 Zeugma (Weg) 414, 415 Zia (Königin d. Kostoboken) 292 Zoberos (König d. Albaner) 270, 271 Zoll 18, 158, 192, 224, 427, 428, 430 Zollstation 158 Zoroastr. Priester/Magier 452, 453, 454, 487 Zoroastrismus 125, 134, 145, 279, 443, 452, 455, 456, 486 Zydriten (Volk) 306
Index – Quellenstellen Stellen aus den heiligen und apokryphen Schriften 2 Korinth. 11, 32 34 Apg 2, 9–11 445 2, 11 445 9, 23 34 12, 20–23 468
Apok. Joh. 7, 9 265 bSan 32b 445 Dt 16, 16 446 16, 20 445 70, 31, 28 60
Ex 13, 17 446 Ez 47, 16–18 46 Mt 2, 1 454 Ps 92, 13 265 Thomasakten (242–243 Beyer) 343
Inschriften AAES 383 23, 57 AE 1928, 86 398 1933, 204 204 1933, 225 397 1937, 243 397 1947, 179 430 1951, 30 281 1968, 145 277 2002, 1501 398 2004, 1925 21 BE 1964, 495 431 1968, 538 453 CIG 4, 6856 291 CIL 3, 128 28 3, 14387a 190 3, 6052 293 3, 7591 315 6, 1022 398 6, 1377 374 6, 1797 292 6, 1799 291 6, 1801 292 6, 35556a 190 9, 5290 154
CIS
14, 106 398
3924 192 3973 14 4285 92 4298 107 4347 93 4364 102 4402 91 4465 98 4607 99 4611 101 Cougny 1890, 264 291 Fasti Ostienses F Og 306 Gruterus 1602, 5 290 H 67 143, 144 79 139, 144 107 139, 145 108 134 123 143 189 143 194 134 195 134 196 134 197 134 198 134
199 134, 135 200 136 201 136 202 136 232 136 233 143 243 134 266 143 267 143 345 143 352 143 361 143 384 144 406 145 408 144, 145 409 145 413 145 414 145 1027 143 1053 145 ICG 1597 451 IG 14, 1374 291, 293, 303 14, 1472 400 IGLS 1, 67 141 5, 2085 177
508 5, 2212 197, 203 6, 1759 467 6, 2747 467 6, 2759 467 6, 2760 190, 203, 467 6, 2796 467 17.1, 24 192 17.1, 59 431 17.1, 196 430 IGR 1, 192 291 1, 222 400 3, 133 293 3, 1119 29 3, 1136 52, 56 3, 1257 56 4, 145 466 IGUR 2, 415 400 3, 1151 290, 291, 293, 295, 303 IK Estremo Oriente 1, 1 293 3 291, 293, 303 21 400 22 400 86 399 ILS 842 291 854 292 857 292 1098 374 8795 293 8958 190 Inschrift Riyām 2006–17 14 InscrIt 13.1 154 Kaibel 1878, 549 291, 293, 295, 298, 302 KGIG 198 294 199 294 200 294 KKZ 11–14 452 KNRm 34–44 452
Index – Quellenstellen KSM 16–21 452 Merkelbach/Stauber 2005 505 290 507 399 Mouterde/Poidebard 1931, fig. 2. Pl. XXVI 348 Ms 64 56 OGIS 321 52, 56 379 293, 294, 301 382 400 392 163 410 478 411 478 604 197 609 29 616 53, 57 617 57 PAT 0197 76 0263 73 0269 76 0294 336 0642 92 0655 107 0705 93 0722 102 0762 91 0826 98 0968 99 0972 101 1062 73, 76 1063 76 1085 398 1099 398 1360 346 1374 73, 343 1378 76, 346 1397 345 1414 73, 76, 343 1421 346 1584 73, 336 1634 101
1767 108 1909 94 2754 70, 344 2763 73 2809 393 Peek 1955, 722 291 PUAES 3.A 752 54 R. Gest. div. Aug. 26 235, 255 26, 1 425 26, 2–27 425 27 271 29 235, 246 31 246, 272 32 291 32 f. 246 Schlumberger 1939, 61– 63 70 Schuol 2000 III.1.a. 3 332 9 399 III.1.b 2 346 3 346 III.1.b. 1 336, 344 2 346 3 346 4 336, 346 9 343, 346 10 346 11 345 12 343 13 343 14 346 15 345 16 346 17 345 19 345 20 346 21 346 22 346 23 346 24 346
Index – Quellenstellen 26 27 28 30 31 32 33
346 345 345 346 336, 345 345 345
SEG 2, 817 396 15, 838 400 15, 851 398 20, 112 277, 293 20, 395 26 37, 1403 399 39, 1561 399 41, 1520 399
509 Seyrig 1932, 276 70 SGO 4, 22/44/01 26 5, 20/27/02 291 5, 24/34 291 SIJ 745 21 ŠKZ §2 294 §9 393 §44 294 §11 392 §11–12 387 §15 387
Wadd 2112 52, 56 2129 54 2196 53, 57 2203 58 2203 57 2236 57 2271 56 WH 1700 21 1849 21 2837 21 3049 21 Тревер 1953 7 400 8 400
111 34 P. Sullivan 1953 69 473 69–70 473 P. Yadin 3 33 6 32 7 33 11 34 14 30
21 35 22 35 RMROP 47 433 SB 18, 13167 428 26, 16654 431 28, 16838 431
10.1–10.t4 232 12.1–12.b1 232 HGC 7 228 RIC 12 Gaius/Caligula 37 468 Gaius/Caligula 42 468 Gaius/Caligula 49 468 Tiberius 42 468
RPC 1
Papyri P. Dura 20, 2 392 20, 5 394 24 396 25 392, 396 82 433 100–101 393 P. Euphr. 11 431 P. Gnomon 70 34
Numismatische Quellen Alram 1986, Typ 467–470 348 BMC Galatia, 7 228 Galatia, 7–10 228 Parthia, 217–223 399 Colledge 1977, f, pl. 38.o 123 Herman 2006
3535 468 3702 468 3702A 468 3702B 478 3706 468 3707 468 3708 468
510
Index – Quellenstellen 3712 3713 3718 3719 3720 3853 3858 3860 3861 3865 3866 3867
468 468 468 468 468 468 468 468 468 468 468 468
4777 470 4974 469 4975 469 4979 469 4982 470 Suppl. 536 228 Suppl. 2 4978 469 S-4975 469 Sellwood S72 372 S80 340
S81 339 S82 348, 399 Sinisi 2012 622A–628A 373 689A–722 373 752–770 373 782A–803 373 821–826 373 SNG BM 1221–1225 228 Copenhagen 392 228
Literarische Zeugnisse Ael. de anim. 17, 32 319 Amm. Marc. 14, 8, 13 14 20, 7, 1 417 20, 7, 16 417 22, 15, 2 59 23, 5, 16 270 23, 6, 6 366, 403 23, 6, 14 365 23, 6, 24 374 23, 51–52 317 Ampelius 31 153 App. civ. 5, 73 154 58 233 Mithr. 69 269 101 269, 282 103 270 114 157 114–117 270 117 270 Syr. 8, 50 225 57 386
Arr. an.
3, 7, 6–7 413 7, 10, 6 295 7, 16, 1 317 Parth. F 8 392 F 38 342 F 40 342 F 45 341 per. p. E. 6, 1 306 10, 2 306 11, 2 306 Athen. 6, 60, 252 128 Basil. ep. 258, 4 453 Bell. Alex. 67–68 472 BNJ 680 F 11 454 719 F 3a 442 Caes. Bell. Afr. 20 229 Cass. Dio 36, 50, 3 270 36, 50–37, 5 270 37, 1 281 37, 2, 7 270 43, 51, 1 233 48, 38, 1–3 154
48, 41, 5 232 49, 19, 3 151, 155 49, 20, 5 158 49, 22, 1–2 158 49, 23, 4 158 49, 23–24 271 49, 24 270 49, 31, 4 234 49, 32, 4–5 231 50, 13, 7 176, 232 50, 6, 4–5 472 51, 16, 1–2 472 51, 2, 1–3 472 55, 10a, 4 154 58, 26 273 59, 24, 1 470 59, 27 280 59, 27, 2–3 463 59, 27, 4–6 463 60, 8 280 60, 8, 2–3 467, 470 61, 10, 2 470 62 (63), 8, 1 295 62, 19–20 280 63, 1, 2 360, 362 63, 5, 2 360 63, 8, 1 313 63, 8. 1 317
Index – Quellenstellen 65, 15, 3 277 65, 15, 3 f. 467 68, 3, 1 340 68, 19–20 342 68, 23, 2 298 68, 26, 1 298, 414 68, 26, 1–2 413 68, 28 335 68, 28, 4 337 68, 29, 4 338 68, 30, 1–2 338 68, 30, 2 298 68, 30, 3 339 68, 33, 1 339 69, 15 322 69, 15, 1 305 69, 15, 1–2 277 69, 15, 2 305, 306 69, 32, 15 231 70, 15, 3 306 71, 2, 1 372, 388, 389 71, 2, 2 379 71, 2, 3 373, 374, 379, 380, 397 72, 20 71 75, 1, 2–3 375 78, 9, 6 339 Chron. Arbela p. 7 f. 403 p. 11 381, 399 p. 11 f. 374 p. 26 403 p. 31 450 Chron. Seʽert, p. 238 451 Cic. Catil. 3, 5 292 fam. 8, 10, 1 151, 157 15, 1 151 15, 1–2 157 15, 3 151 15, 4 151 15, 4, 4 157 Curt. 4, 10, 8 413
511 Dig. 49, 15, 7, 1 465 Diod. 2, 48 f. 49 3, 43, 4 18 3, 43 4 f. 22 3, 43, 5 24 17, 114, 4–5 126 19, 94 ff. 248 19, 94, 4 f. 18 19, 94–100 49 epit. Caes. 28, 4 48 Eus. HE 1, 13, 5 450 Onom. A Gen. 8 28 vita Const. 3, 7, 1 441 Eutr. 6, 14 270 8, 3 281, 284 8, 3, 1 338 8, 6, 2 338, 340 8, 10, 2 373, 374 Expositio totius mundi et gentium 19 421 22 421 Fest. 14, 3 338 15 153 20 281, 284, 325 20, 3. 338 21, 1 374 Flor. 1, 27–28 270 1, 46, 4 156 Front. epist. ad Verum Imp. 2, 1, 9 373 2, 1, 16 373, 388, 400 2, 1, 24 373, 388 princ. hist. 7–8 340
15 342 16 401 16–17 401 19 338, 372 Front. epist. ad Anton. imp. 4, 2, 3 306 Geogr. Rav. 2, 15 386 Georg. Cyp. 879 386 Georg. Syncellus Chron. 559, 5–12 230 HA Aur. 8, 6 388 9, 1 373 Gord. 29, 1 48 Hadr. 5, 4 339 12, 6 423 13, 9 304 17, 10–12 304 Pius 9, 6 306 Ver. 6, 9 372, 388, 389 7, 1 373, 374 7, 1–2 373 7, 6 396 8, 2–4 374 Herodian. 3, 1, 2 403 5, 3, 6 182 5, 5, 3 f. 182 Hes. erg. 71 300 theog. 572 300 Hier. chron. 204 f. Helm 374 Hierocl. 713, 11 386 Hom. h. 9, 2 301 27, 2 301 28, 3 301 Il. 2, 204 469
512 3, 514 300 11, 169 298 20, 503 299 21, 479–513 301 Ibn Saʼd 1, 1, 45 f. 14 Ioh. Chrys. in Mt. hom. 6, 3 454 Ios. ant. Iud. 7, 7, 4 277 13, 15, 1 f. 222 13, 16, 3 f. 223, 224 14, 10, 2 60, 61 14, 12, 1 229 14, 13, 3 230, 231 14, 15, 5 44, 233 14, 15, 8 158 14, 3, 2 225 14, 4, 4 60, 61 14, 7, 4 229 14, 8, 1 228 14, 9, 2 44, 47 15, 10, 1 44 15, 10, 2 19 15, 4, 1 231 15, 6, 6 f. 472 16, 10, 7 471 16, 10, 8 262 16, 10, 8 f. 256, 259 16, 10, 9 262 16, 2, 2 255 16, 2, 2–7, 6 259 16, 4, 6 471 16, 7, 2 470 16, 7, 6 259, 261 16, 8, 6 477 16, 9, 1–4 259 16, 9, 3 262 16, 9, 4 256 17, 1, 1 259, 261 17, 2, 1 f. 19 17, 3, 2 262 18, 2, 4 403, 466
Index – Quellenstellen 18, 4, 4 276, 280, 295, 318, 320, 321 18, 4, 4 f. 463 18, 4, 5 153, 463 18, 5, 1 262 18, 7, 2 463 18, 9, 1 446 18, 9, 1–9 447 18, 9, 3 403 18, 9, 4 403 18, 9, 9 447 19, 4, 1 f. 470 19, 4, 5 470 19, 5, 1 470 19, 7, 2–5 472, 477 19, 8, 1 206, 471, 472, 477 19, 8, 2 182, 206, 468 19, 9, 2 472, 477 20, 1 472, 477 20, 2, 1 447 20, 2, 2 362 20, 2, 3 447 20, 3, 2 f. 362 20, 3, 3 123, 296, 362 20, 3, 4 360, 403 20, 4, 1 363, 447 20, 4, 2 363, 364 20, 4, 3 364 20, 10, 4 60 bell. Iud. 1, 4, 7 f. 222 1, 8 223 1, 9, 2 229 1, 10, 5 44, 47 1, 13, 1 222, 231 1, 16, 7 158 1, 18, 4 264 1, 20, 1 f. 472 1, 20, 4 44, 47 1, 22, 3 231 1, 23, 4 471
1, 24, 2 470 1, 28, 6 259, 261 1, 29, 3 262 1, pr., 1 444 1, pr., 2 444 2, 11, 2 f. 470 2, 11, 5 470 2, 19, 2 448 2, 6, 3 19 3, 9, 7 473 4, 10, 6 474 4, 9, 2 473 6, 6, 4 448 6, 9, 3 446 7, 5, 2 157 7, 7, 1 478 7, 7, 1–3 158, 477 7, 7, 4 322 vita 359 48 Isid. mans. Parth. 1 155, 388, 391, 392, 393, 394 11 126 12 126 It. Ant. 184, 1–185, 3 157 188, 7–189, 5 157 189, 6–190, 5 157 190, 6–191, 5 157 Iust. 41, 1, 1 151 Iuv. 2, 163–170 466 Jakob. Edess. Chron. 211 375 K‛art‛lis c‛xovreba 17–26 296 33 323 33 f. 323 45–47 277 50 294 54–57 294 57 275 Liv. 42, 19, 3–6 466 45, 44, 4–13 466 per. 101 271
Index – Quellenstellen per. 70 153 Lukian. Alex. 27 372 bis acc. 2 379 hist. conscr. 15 374 18 372 19 372 19–21 376 20 377 21 372 22 374 24 378, 383, 397 25 f. 372 28 377 29 387 30 373 31 372, 378 nav. 28–39 381, 382 33 382 34 381, 382, 403 Macrob. Sat. 1, 21, 1 229 Memnon, FGrH 434 F 22.3–5 269 Men. Prot. F 6, 1 Blockley 454 Mich. Syr. Chron. 5, 5 375 Mok‘c‘evay K‘art‘lisay 81–83 296 Movs. Xoren. 1, 50 277 2, 22 271 2, 50 276 2, 51 323 Nik. opusc. hist. 23 53 Nikolaos von Damaskus Ex. I 1 237 Not. dign. or. 28, 17 45 od. Vat. Lat. 13046, f. 35 292 Oros. 6, 18, 23 158 7, 15, 2 372, 388 7, 15, 3 350, 374
513 Pan. lat. 4/10, 24, 6 401 peripl. m. Eryth. 19 16 20 18, 23 21 16 Phil. Flacc. 26–32 468 30 477 36–39 467 40 467 45 f. 444 leg. 216 f. 448 278 444 281 f. 444 prov. 2, 107 446 spec. leg. 1, 69 446 Philostr. Ap. 1, 20 158 1, 33 403 Pind. P. 2, 9 301 Plin. NH 5, 19, 81 176 5, 20, 83 69 5, 21, 86 157, 392 5, 21, 87 386, 388, 393 5, 21, 88 9, 69 5, 21, 89 388, 392, 393 6, 10, 28 316 6, 11, 29 316 6, 12, 30 276 6, 14, 34 319 6, 15, 39 324 6, 15, 40 313, 315, 316 6, 16, 42 296 6, 19, 51 270 6, 29, 112 365 6, 30, 117 296 6, 30, 120 392 6, 30, 122 350 6, 31 f., 135–47 329 6, 31, 136 329 6, 31, 138–139 331 6, 32, 145 331
6, 32, 160 255 7, 27, 98 270 9, 58, 118 272 33, 4, 8 f. 186 37, 3 f, 5–10 186 Plut. Antonius 32 154 34 270, 271 34, 2–4 158 44, 2 403 Artaxerxes 15, 5 127 Crassus 21, 4 403 Lucullus 26 282 26. 31 269 31 282 32, 4 296 mor. 48F 478 628A 478 Pompeius 33, 6 153 34 270, 275 34–36 270 36, 1 308 42 270 45 270 Sulla 5, 3 f. 153 Pol. 5, 45, 8–46, 2 231 5, 48, 16 394 5, 51, 1 296 5, 61, 7 f. 231 Prisk. F 41,1 Blockley 452 Prok. aed. 2, 8, 8 392 2, 9, 10 386 BP 2, 12, 29 374 2, 20, 24–27 386
514 Ps. Aur. Vict. vir. illustr. 76, 6 270 Ps. Dionys. Chron. 94 Chabot 400 Ptol. geogr. 5, 8, 5 324 5, 8, 9 316 5, 8, 11 276 5, 8, 13 324 5, 8, 15 276 5, 11, 1 324 5, 15, 14 386 5, 15, 3 49 5, 17, 3 47 6, 3, 3 329 6, 7, 21 47 12, 1, 5 282 Sen. clem. 1, 1, 2 466 dial. 9, 11 280 Sil. Ital. 3, 597–617 425 Sokr. HE 7, 20 454 Solin. 19, 3 270 Soz. HE 2, 8, 2 449 6, 38 59 Stat. Silv. 3, 2, vv. 137– 138 157 Steph. Byz. Ethn. E 172 386 Μ 96 59 Φ 16 392 Ω 19 386 Ω 22 400 Strab. 1, 3, 21 281 4, 4, 2 273 11, 1, 5 281 11, 1, 7 276 11, 2, 3 319 11, 3 ,5 281 11, 3, 3 276, 279 11, 3, 5 270, 271 11, 4, 1 282, 316 11, 4, 2 323
Index – Quellenstellen 11, 4, 5 276, 282, 323 11, 5, 8 318, 319, 325 11, 7, 2 317 11, 8, 4 f. 453 11, 8, 9 276 11, 14, 15 470 11, 14, 16 453 11, 14, 2 296 11, 14, 4 323 11, 14, 5 281, 282 12, 2, 31 142 12, 3, 29 272 12, 3, 36 453 12, 3, 37 453 12, 4, 5 319 15, 3, 15 453 16, 1, 1 296 16, 1, 2 453 16, 1, 4 454 16, 1, 23 296 16, 1, 28 59, 152, 154, 236, 246, 366 16, 2, 3 157 16, 2, 10 176, 177 16, 2, 11 177, 236 16, 2, 16–22 46 16, 2, 18 223, 224, 225 16, 2, 20 44, 47 16, 2, 34 251 16, 4, 1 329 16, 4, 20 ff. 248 16, 4, 21 32 16, 4, 22–24 255 16, 4, 23 29 16, 4, 24 16, 248, 262 17, 3, 24 273 17, 3, 25 465 Suda G 353 s. v. γνῶσις 342 M 232 s. v. Μάρτιος 373, 379 Ζ 33 s. v. ζεῦγμα 396, 397
Suet. Aug. 48 23, 258, 465, 466 60 471 Cal. 14, 3 463 22, 1 469 26, 1 470 35, 1 470 Dom. 2 322 2, 2 277 Nero 19 276, 313, 315 Tit. 5, 1 473 Vesp. 8, 4 478 Vit. 2, 4 463 Tab. Peut. XI 155 XI 2 386, 388 XI 3 157 Tac. ann. 2, 1, 1–4, 3 466 2, 1–4 358 2, 2, 1–3, 4 205 2, 56, 2 466 4, 4, 3–5, 4 465 4, 5 273 4, 23, 1 466 6, 31 272, 273, 280 6, 32, 3 463 6, 32–34 280 6, 33 276 6, 33, 2–3 318 6, 33, 3 295 6, 33–35 276, 321 6, 34 274, 275 6, 36, 2–3 402 6, 36, 3 403 6, 37 157
Index – Quellenstellen 11, 8 280, 283 11, 9 280 11, 16, 1 466 11, 19 71 12, 11, 2–3 466 12, 11, 4 157 12, 11–12 157 12, 14, 3 466 12, 14, 4 360 12, 18, 1–19 318 12, 41 317 12, 44, 2 360 12, 44–51 280 12, 45 283, 320 12, 49 280 12, 50, 1 360 13, 7 185 13, 7, 2 360 13, 9 360 13, 37 280, 282, 283, 360
515 14, 26 282, 360 14, 26, 1 466 15, 1 360 15, 1, 1–2 466 15, 1, 2 363 15, 1, 4 466 15, 1–18 280 15, 14 360 15, 2, 1 360 15, 2, 4 403 15, 29 360 15, 31 360 hist. 1, 6 276, 313, 315, 317, 319 1, 6, 2 295 1, 10, 3 473 2, 1, 1–2, 1 473 2, 1, 3 473 2, 25, 2 472 2, 76, 5 474
2, 81, 1 476 2, 81, 1–2 474 2, 81, 3 474 4, 5 320 4, 39, 1 474 6, 33–35 320 Tansar-Brief 129 Them. or. 34, 8 277 Theoph. chron. 336 53 Theophyl. Sim. hist. 5, 5, 3 296 Vell. 2, 24, 3 153 2, 40, 1 270 2, 101, 1–3 153 2, 101–102 272 Verg. Aen. 1, 278 424 Zon. 10, 36 154 12, 2 372, 374, 388