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German Pages [296] Year 2018
Karin Felix, Expertin für diese Inschriften und langjährige Besucherführerin im Reichstagsgebäude, versammelt in dieser Dokumentation erstmals alle noch vorhandenen Graffitis und lässt Menschen mit besonderem Bezug zu den Schriften zu Wort kommen. Ihr Anliegen ist, das Positive persönlicher Begegnungen zu betonen und den Erinnerungen der ehemaligen Soldaten einen Platz im Geschichtsbewusstsein zu verschaffen.
FELIX
Ich war hier – Здесь был
Ergänzt durch eine historische Einordnung bietet dieser dokumentarische Bildband einen umfangreichen und eindringlichen Blick auf die erhaltenen Inschriften und ihre Provenienz – und macht so ein Stück Berliner und gesamtdeutscher Geschichte lebendig.
DIE GRAFFITIS IM REICHSTAGSGEBÄUDE
„Hier war ein Kerl aus dem russischen Kuskovo.“ – Diese Worte hinterließ ein sowjetischer Soldat im Frühjahr 1945 auf einer Wand des Reichstagsgebäudes, das die Rote Armee während der Schlacht um Berlin eingenommen hatte. Hunderte Schriftzüge mit Holzkohle und Kreide befinden sich dort noch heute. Zum Vorschein kamen sie erst Jahrzehnte später wieder – durch den Umbau des Gebäudes in den Jahren 1995 bis 1999.
KARIN FELIX
Ich war hier Здесь был DIE GRAFFITIS IM REICHSTAGSGEBÄUDE
Ich war hier – Здесь был
KARIN FELIX
Ich war hier Здесь был DIE GRAFFITIS IM REICHSTAGSGEBÄUDE
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ISBN Print 978-3-8305-3872-1 ISBN E-Book 978-3-8305-4039-7
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort der Autorin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7 Vorwort von Wolfgang Thierse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8 Militärhistorischer Hintergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .9 Dank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13 KAPITEL 1
Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15 I. Eine kurze Geschichte des Hauses
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II. Zum Umbau
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III. Graffitis
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KAPITEL 2
Begegnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .23 KAPITEL 3
Dokumentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .109 Erdgeschoss
115
Plenarsaalebene
139
Treppenhäuser
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Dach, Eingang West C
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Verzeichnis der Namen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .265 Die Autorin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .291
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Vorwort der Autorin
Bis heute stehen neben „Hier war – Здесь был …“ hunderte kreuz und quer, groß und klein geschriebene Namen, ergänzt durch Dienstgrade, Losungen, Emotionen, Jahreszahlen, Ortsangaben und Marschrouten, sichtbar für den Betrachter an historischen Wänden in den Fluren des Reichstagsgebäudes. Anliegen meiner Dokumentation ist, alle im Reichstagsgebäude vorhandenen Graffitis erstmals in einer Quelle anhand einer Bilddokumentation zu veranschaulichen und Menschen mit besonderem Bezug zu den Schriften, die mir in meinen Führungen begegneten, zu Wort kommen zu lassen, dabei das Positive persönlicher Begegnungen zu betonen sowie dafür zu sorgen, dass Erinnerungen ehemaliger Soldaten oder deren Angehöriger angemessen in unsere Öffentlichkeit einfließen, ohne sofort im Sturm von Empörung und Verteidigung unterzugehen. Die Beiträge der Zeitzeugen sind ungekürzt und unverändert ins Deutsche übersetzt, um nicht in den „Dokumentcharakter“ einzugreifen, und berichten aus ihrem spezifischen Blickwinkel, den es zu respektieren gilt, den man aber nicht immer teilen muss. Mit dem Buch komme ich vielen Bitten meiner Besucher nach, die mir bekannt gewordenen Einzelschicksale „hinter den Graffitis“ aufzuschreiben. Gleichzeitig bedanke ich mich hiermit für über 500 Schreiben aus aller Welt für meine Führungen. Viel ist schon über das Reichstagsgebäude geschrieben worden. Von mir in dieser Dokumentation verwendete Formulierungen können daher denen anderer Autoren ähneln, was am Wortschatz zum Thema selbst liegt. Im Vorfeld der Veröffentlichung wurde ich mehrfach auf den Buchtitel (Graffitis im Reichstagsgebäude) und die vermeintlich falsche Pluralbildung angesprochen. Da ich im Text die aus dem Englischen entlehnte Einzahl „das Graffiti“ verwende, ist „die Graffitis“ tatsächlich korrekt und von duden.de „genehmigt“. Es war an der Zeit, die im Reichstagsgebäude noch erhaltenen Autogramme ihren Autoren zurückzugegeben, würdigte doch der damalige Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker diese Menschen in seiner Rede zum 40. Jahrestag des 8. Mai 1985 erstmals als „Befreier“. Viele Schicksale sind noch immer ungeklärt. Karin Felix
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Vorwort von Wolfgang Thierse
Das Reichstagsgebäude in Berlin ist neben dem Capitol in Washington das am meisten besuchte Parlament der Welt. Millionen haben es schon besucht, Gäste nicht nur aus Deutschland, sondern aus der ganzen Welt. Und wenn sie genug Zeit hatten, wenn sie sich ausreichend Zeit genommen haben, dann sind sie auch durch das Haus gewandert, haben sich führen lassen – und haben die vielen fremden Graffitis an den Wänden bemerkt und bestaunt. Schriftzeichen aus kyrillischen Buchstaben, russische Sprachfetzen und Namen, kaum zählbar auf fast allen Etagen des Reichstages. Relikte aus dem Mai 1945, als die Soldaten der Roten Armee Hitlers Wehrmacht niederrangen, Berlin besetzten und die Erstürmung des Reichstages als das Zeichen schlechthin ihres Sieges über Hitlerdeutschland, über den Faschismus empfanden und diesem Gefühl auch dadurch Ausdruck verliehen, dass sie ihre Namen und ihre Freude (auch ihre Erschöpfung) an den Wänden des Reichstages verewigten. Mit Holzkohle oder Kreide wollten sie festhalten: Ich war dabei, als die Rote Armee Hitler besiegt hat. Mit geradezu geschichtsphilosophischer Genugtuung hat einer der Soldaten geschrieben: „Was du säst, wirst du ernten“. Hunderte solcher Schriftzüge blieben erhalten und kamen wieder zum Vorschein – Jahrzehnte später beim Umbau des Reichstages zu einem modernen Parlamentsgebäude für den Deutschen Bundestag in den Jahren 1995 bis 1999. Sie bei diesem Umbau nicht zu vernichten, nicht zu übertünchen, sondern sie zu konservieren und sichtbar zu machen – das war eine Entscheidung, die ein ausdrückliches Bekenntnis zur deutschen Geschichte bedeutet, wie sie sich in besonderer Weise in diesem deutschen Parlamentsgebäude spiegelt. Im Kaiserreich errichtet, tagte der dem Gebäude den Namen gebende Reichstag bis 1933 in diesem Hause, war es Ort umkämpfter Demokratie. Die Nazidiktatur brauchte kein Parlamentsgebäude, der Reichstagsbrand war ein unübersehbares Fanal der Auslöschung von Demokratie und Recht. Das Gebäude blieb politisch leer, wurde dann im Krieg teilweise zerstört und am Ende des furchtbaren Krieges Symbol des sowjetischen Sieges, festgehalten in dem – inszenierten – Foto der Aufrichtung einer roten Fahne auf dem Reichstag und eben in den russischen Graffitis der Soldaten der Roten Armee. Diese sind nun wirklich verewigt! Auf Dauer sind sie Zeichen an der Wand! Und bleiben mahnende Erinnerungsmale. Sie erinnern uns Deutsche an den Tiefpunkt unserer Geschichte, sie erinnern unsere russischen Gäste an die historische Leistung ihrer Väter und Mütter, sie erinnern alle an die Verpflichtung, immer neu für Frieden zwischen den Völkern zu sorgen. Sie sind nun wirklich verewigt auch dadurch, dass Karin Felix die Graffitis in jahrelanger Arbeit gesammelt und dokumentiert hat, für ihre Übersetzung gesorgt, nach den Geschichten und Schicksalen hinter den Inschriften geforscht und nun auch einen Verlag für ihre Veröffentlichung gefunden hat. Das alles verdient großen Respekt! Ich habe Karin Felix in meiner Zeit als Bundestagspräsident kennengelernt und ihr Engagement und ihre Ausdauer bestaunt. Es war ein Glück, dass sie über Russischkenntnisse verfügte. Ihre Führungen durchs Parlamentshaus waren – gerade bei russischen Besuchergruppen – von besonderer Empathie geprägt, erzeugten ein besonders großes emotionales Echo (ich habe mich selbst davon überzeugen können). Ein herzliches Dankeschön dafür! Dass die Wände des Reichstages sprechen, das konnte man wissen. Dass man sie nun auch verstehen kann, dafür sorgt dieses Buch! Bundestagspräsident a. D.
Berlin, den 6. August 2018
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Militärhistorischer Hintergrund von Winfried Heinemann, Honorarprofessor für Zeitgeschichte an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg
Von Kursk bis zur Oder Das Jahr 1943 wird allgemein als das Wendejahr des Zweiten Weltkrieges angesehen. Der im Sommer 1941 begonnene deutsche Angriff auf die Sowjetunion war auch 1942 nicht entscheidend vorangekommen, und im Februar 1943 hatte die Kapitulation in Stalingrad den Niedergang der Wehrmacht für jeden offenkundig werden lassen. In der Schlacht von Kursk scheiterte im Juli 1943 die letzte großräumige deutsche Offensive im Osten. Die deutschen Truppen in Nordafrika mussten im Mai 1943 in Tunesien kapitulieren; damit wurde der Weg frei für die alliierte Invasion erst Siziliens, dann auch Süditaliens. Im September 1943 fiel mit Italien Hitlers wichtigster Bündnisgenosse ab und schloss sich den Alliierten an. Zugleich kam im Jahre 1943 der deutsche U-Boot-Krieg fast völlig zum Erliegen; die deutsche Niederlage in der Schlacht im Atlantik war evident. Auch brachte dieses Jahr eine spürbare Verstärkung der Bombenangriffe auf Städte im Reich – der Krieg in der Luft war ebenso verloren wie der Krieg zur See. Klarblickende Soldaten hatten dies auch erkannt: Im März 1943 scheiterte das erste erfolgversprechende Attentat deutscher Offiziere auf Hitler, und im Herbst 1943 kamen die Pläne für einen militärischen Staatsstreich gegen das NS-Regime zu einem vorläufigen Abschluss. Das Regime dagegen nutzte die ihm noch verbleibende Zeit, um sein eigentliches Kriegsziel zu verwirklichen: die Ermordung des gesamten europäischen Judentums. In großen Auskämmaktionen wurden die Menschen jüdischer Abstammung in den besetzten Ländern erfasst, in die Vernichtungslager transportiert und dort ermordet. Hatte sich mancher 1943 noch einreden können, die Wehrmacht stehe tief im Feindesland, so ließ die Serie der katastrophalen Niederlagen des Jahres 1944 das Scheitern der nationalsozialistischen Kriegführung für jeden offenbar werden. Mit der erfolgreichen Landung der Westalliierten in der Normandie wurde die von Stalin immer wieder geforderte „Zweite Front“ zur Realität. Die Zerstörung deutscher Städte aus der Luft setzte sich fort, aber neben dem Bombenkrieg gegen die Zivilbevölkerung trat jetzt die gezielte Zerschlagung kriegswichtiger Schlüsselindustrien und Eisenbahnknotenpunkte, so dass die deutsche Kriegswirtschaft gegen Jahresende 1944 vor dem Kollaps stand. Im Krieg im Osten hatte die Sowjetarmee die Wehrmacht den Winter 1943/44 hindurch schrittweise zurückgedrängt. Am 22. Juni 1944 begann sie die Operation „Bagration“, die Zerschlagung der „Heeresgruppe Mitte“. Im Juli und dann im August 1944 hatte die Wehrmacht höhere Verluste hinzunehmen als in jedem anderen Monat des Krieges zuvor. Zugleich begann in Frankreich der Ausbruch der Westalliierten aus ihren Brückenköpfen in der Normandie. Der deutsche Zusammenbruch zeichnete sich an allen Fronten ab.
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Militärhistorischer Hintergrund
Zunächst aber kam der sowjetische Vormarsch an der Weichsel zum Stehen; die polnische Untergrundarmee, die in Warschau gegen die deutschen Besatzer aufstand, wartete vergebens auf sowjetische Unterstützung. Zu Beginn des Jahres 1945 verlief die Front im Osten vom Baltikum über Warschau bis zum Plattensee. Am 12. Januar begann die nächste großangelegte sowjetische Angriffsoperation, die Anfang Februar im Wesentlichen entlang der Oder zum Stehen kam. Ostpreußen war abgeschnitten, und mit Schlesien, Hinterpommern und der Neumark waren wesentliche Teile des Reichsgebiets nunmehr sowjetisch besetzt.
Von Seelow bis zur Einschließung Berlins Es war klar, dass das strategische Ziel der sowjetischen Kriegführung die Einnahme Berlins – Machtzentrum des Deutschen Reiches – war; auch um damit wesentlichen Einfluss auf die deutsche Nachkriegsordnung nehmen zu können. Die nächste Phase des sowjetischen Angriffs begann am 16. April 1945. Stalin hatte die 1. Weißrussische Front unter Marschall Georgi Schukow im Norden bei Küstrin und Seelow sowie Marschall Ivan Konews 1. Ukrainische Front weiter südlich beauftragt, Berlin zunächst zu umgehen. Damit begann ein von Stalin durchaus gewollter Wettlauf der beiden miteinander rivalisierenden sowjetischen Heerführer. Letztlich war es aber Schukow, dem Stalin die Einnahme Berlins übertrug, während Konews Truppen weiter nach Südwesten vorstießen und am 25. April bei Torgau mit den Vorausabteilungen des amerikanischen Heeres zusammenkamen. Die durch das sowjetische Vorgehen südlich von Berlin abgeschnittene 9. Armee der Wehrmacht versuchte, der Gefangennahme zu entgehen. Dabei kam es in den Wäldern rund um Halbe zu riesigen deutschen Verlusten. Ebenfalls am 25. April trafen die Spitzen der beiden sowjetischen Fronten weit westlich der Hauptstadt bei Paretz aufeinander – Berlin war eingekesselt, und mit der Stadt der „Führer“ Adolf Hitler in seinem Bunker unter der Reichskanzlei. Ein von Hitler befohlener Entsatzversuch der 12. Armee unter General der Panzertruppe Walther Wenck schlug nicht durch.
Die Einnahme Berlins und der Reichstag Schukow machte sich nun daran, ohne weitere Verzögerung Berlin einzunehmen, denn Stalin forderte die Kapitulation der Reichshauptstadt zum symbolträchtigen 1. Mai. Zumindest sollte bis dahin das Reichstagsgebäude eingenommen sein. Warum Stalin ausgerechnet diesen Bau mit seinem seit Februar 1933 ausgebrannten Plenarsaal zum symbolischen Angriffsziel erklärt hatte, muss offen bleiben. Zeichen der Macht war es kaum – seit 1933 hatte der Reichstag hier nicht mehr getagt, und wenn das Parlament auch weiterhin nominell existierte und sogar manchmal zusammentrat, um eine Rede Hitlers zu hören und zu bejubeln – die Macht lag allein beim „Führer“. Aus welchen Gründen auch immer, sollte nach dem Willen des Generalissimus Stalin die Einnahme des Reichstagsgebäudes den Sieg über den „Faschismus“ belegen. Zuständig für die Verteidigung der Reichshauptstadt war zum einen Reichspropagandaminister Dr. Joseph Goebbels als „Reichsverteidigungskommissar“ und als Gauleiter von Berlin, auf mili-
Militärhistorischer Hintergrund
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tärischer Seite der General der Artillerie Helmuth Weidling. Seine Kräfte bestanden aus einer Mischung von wenigen kampferprobten Verbänden, zersplitterten Truppenteilen der Kriegsmarine und Luftwaffe und dem Volkssturm, dem letzten Aufgebot mit 16-jährigen Schülern und 70-jährigen alten Männern, dessen Organisation Hitler der NSDAP übertragen hatte. Bis in die letzten Tage des Regimes dauerte so die für den NS-Staat charakteristische Zersplitterung von Kompetenzen und Verantwortlichkeiten an. Die riesigen Gräberfelder zumindest auf West-Berliner Friedhöfen legen bis heute Zeugnis davon ab, welche Verluste in der Bevölkerung die Häuserkämpfe in der Großstadt Berlin verursachten. Systematisch brachen die personell wie materiell überlegenen sowjetischen Truppen den Widerstand der verzweifelten Verteidiger, denen die Sinnlosigkeit ihres Tuns zumeist bekannt war. Aber noch immer musste, wer den Krieg verloren geben wollte, damit rechnen, von einem „Fliegenden Standgericht“ an der nächsten Straßenlaterne aufgehängt zu werden. In den Tagen vom 25. bis zum 30. April zog sich der Kreis um das Regierungsviertel immer enger zusammen. Noch am 28. April konnte auf der Ost-West-Achse (heute Straße des 17. Juni) ein Flugzeug landen, das den Generaloberst der Luftwaffe Robert Ritter von Greim zu Hitler brachte, der jenen anstelle von Hermann Göring zum neuen Oberbefehlshaber der Luftwaffe ernannte. Trotz einer bei der Landung erlittenen Verwundung, und obwohl die Straße schon unter sowjetischem Feuer lag, gelang Greim der Rückflug. Am Nachmittag des 30. April begingen Adolf Hitler und seine am Vortag angetraute Ehefrau Eva Braun im Bunker der Reichskanzlei Selbstmord; der „Führer“, der so viele in den Tod geschickt hatte, entzog sich selbst der Verantwortung. Goebbels folgte ihm am nächsten Tag, nachdem er und seine Frau ihre sechs im Bunker lebenden Kinder mit Gift ermordet hatten. Aber es wurde weiter gekämpft. Kurz vor Anbruch des 1. Mai pflanzten sowjetische Soldaten auf dem Reichstag eine Rote Fahne auf – noch immer gegen erheblichen deutschen Widerstand, vor allem im Untergeschoss des Gebäudes. Das sowjetische Angriffsziel war erreicht. Die verbleibenden Wehrmachtsoffiziere wussten aber, was jetzt unausweichlich war. Per Funk setzten sie Stalin von Hitlers Selbstmord in Kenntnis und baten um die Aufnahme von Verhandlungen. Am 2. Mai kapitulierte der Stadtkommandant, Weidling, vor dem Kommandeur der 8. Sowjetischen Gardearmee, Generaloberst Vassilii Tschuikow. Dann erst endeten auch die Kämpfe im Reichstagsgebäude. Die Wehrmacht als ganze kapitulierte am 7. Mai in Reims vor den Oberbefehlshabern der Westalliierten. Auf Verlangen Stalins wurde die Zeremonie im Hauptquartier des sowjetischen Oberbefehlshabers Schukow wiederholt. Vertreter des amerikanischen und britischen Oberkommandos fanden sich im Offizierskasino der ehemaligen Pionierschule der Wehrmacht in Berlin-Karlshorst ein, um in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1945 Zeuge zu werden, wie der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, die Kapitulationsurkunde unterschrieb. Erst damit war der Zweite Weltkrieg in Europa an sein Ende gekommen. Die Sowjetarmee übernahm die Kontrolle der Stadt. Das Verhalten ihrer Soldaten variierte: es gab korrektes Auftreten, aber auch Plünderungen, Mordaktionen und Vergewaltigungen von Rotarmisten, die durch die deutschen Verbrechen in ihrem Land ebenso verroht waren wie durch die Aufforderungen der sowjetischen Propaganda zum Töten. Erst nach Tagen gelang es dem Generalobersten Nikolai Bersarin als Stadtkommandanten, die Disziplin seiner Truppen wiederherzustellen.
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Militärhistorischer Hintergrund
Die Sowjets sind bis zum Ende des Kalten Krieges nie müde geworden, darauf hinzuweisen, dass sie es waren, die Berlin erobert hatten: der T-34-Panzer erst auf der Brücke der Potsdamer Chaussee über die AVUS, später auf einem Betonsockel neben der Autobahn auf Kleinmachnower Gemarkung war ein deutliches Signal. Gleiches gilt für das im späteren britischen Sektor unweit des Reichstags angelegte Ehrenmal, das zugleich als Friedhof der bei den Kämpfen um den Reichstag Gefallenen diente. Erst Anfang Juli 1945 trafen amerikanische, britische und französische Truppen in Berlin ein, um die vereinbarte Vier-Mächte-Verwaltung der Stadt in Gang zu bringen. Damit aber beginnt schon die Geschichte des „Kalten Krieges“.
Literatur Beevor, Antony: Berlin 1945. Das Ende, München: Bertelsmann 2002 Kershaw, Ian: Das Ende. Kampf bis in den Untergang. NS-Deutschland 1944/45, München: dva 2011 Le Tissier, Tony: Durchbruch an der Oder. Der Vormarsch der Roten Armee 1945, Berlin: Ullstein 1995 Le Tissier, Tony: Der Kampf um Berlin 1945. Von den Seelower Höhen zur Reichskanzlei, Frankfurt: Ullstein 1991 Müller, Rolf-Dieter (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Band 10/1: Der Zusammenbruch des Deutschen Reiches 1945. Die militärische Niederwerfung der Wehrmacht, im Auftr. des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, Stuttgart: dva 2008
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Dank
Mutig und arglos begann mein „Abenteuer Graffitis“. Bereits nach kurzer Zeit sah ich den „Wald vor lauter Bäumen“ nicht mehr. Ich benötigte Hilfe. Was hatte ich mir da bloß für eine Arbeit vorgenommen. Ohne unermüdliche und engagierten Helfer und Unterstützer hätte ich das arglos im Jahr 2001 begonnene Abenteuer „Graffitis“ nicht zu Ende bringen können. Alle Handschriften erfassen, übersetzen und dokumentieren zu können, war letztendlich nur mit viel Geduld und in Zusammenarbeit mit diesen Kollegen und muttersprachlichen Helfern möglich. Allen nachfolgend aufgeführten Unterstützern gilt mein ganz besonderer Dank:
Marina Roman, Berlin
Diplomingenieurin für Kartografie, geboren in Kasachstan, aufgewachsen und Ausbildung in Deutschland, war mir eine sehr engagierte „Lehrerin“, die mit außerordentlichem Können die Darstellung des Kapitels 3 grafisch entwickelte. Sie identifizierte die meisten kaum lesbaren Namen, recherchierte sie im russischen Netz oder führte den Abgleich in der umfangreichen russischen Datenbank „Geschichte der Namen“ durch.
Anton Roman, Berlin
Unterstützte die Dokumentation bei computertechnischen Fragen.
H.-J. Müller, Berlin
Fotograf, Grafiker und Mitarbeiter beim Deutschen Bundestag, fotografierte nach meinen Wünschen alle Wandflächen mit Graffitis und stellte mir seine Rechte daran zur Verfügung.
Viktor Gorynia, Berlin Dmitri Chapij, Moskau
Dolmetscher und Mitarbeiter beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. in Moskau. Er übersetzte umfangreiche russische Texte für die deutsche Ausgabe und bereits den deutschen Text der Dokumentation für die russische Ausgabe.
Historiker, Dolmetscher, langjähriger Kollege und Freund mit großer Russlanderfahrung, freier Mitarbeiter des Deutsch-Russischen Museums Berlin Karlshorst, Gastdozent an der Freien Universität Antwerpen (Belgien) und an der Staatlichen Universität Kemerowo (Sibirien).
Veteranen oder deren Angehörige übergaben mir private Unterlagen für die Dokumentation. Der Journalist Vladimir Akischin stimmte der Verwendung seines Artikels über Zeitzeugen zu. Dr. Bärbel Heising, Stenografischer Dienst des Deutschen Bundestages, las vor Abgabe an den Verlag Kor-
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Dank
rektur, ebenso meine langjährigen Kolleginnen Sabrina Held und Margit Ziwitza. Helene Wegner, sie, Kennerin von Land und Leuten, wurde kritische Beraterin. Olga Shumakova, Alexandr Ferchmin, Sergei Komogortzev prüften Namen. Aleksandr Aleksin, vertrat mich bei juristischen Fragen. Olaf Jung stand mir als IT-Spezialistzur Seite. Victor Bashkatov ist bis heute unermüdlicher Unterstützer. Dr. Anton Markmiller, vermittelte wichtige Kontakte. Der Journalist Gerd Appenzeller öffnete durch seinen ganzseitigen Artikel im „Tagesspiegel“ am 24. Oktober 2017 die Tür zum Berliner Wissenschafts-Verlag. Prof. Winfried Heinemann, Militärhistoriker, verleiht dem Buch einen wertvollen Rahmen mit seiner militärhistorischen Einführung. Dem Bundestagspräsidenten a. D. Wolfgang Thierse danke ich für sein Vorwort. Gefördert und in den Verteiler aufgenommen, wurde diese Dokumentation durch die Bundeszentrale für politische Bildung.
KAPITEL 1
Einführung
Einführung
I.
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Eine kurze Geschichte des Hauses
Nach der Gründung des Deutschen Reiches im Jahre 1871 fehlte eine würdige Tagungsstätte für das neue Parlament. Eine Reichstagsbaukommission wurde gegründet und die Entscheidung für einen Neubau getroffen. Bis zu dessen Fertigstellung tagte das Parlament in der Königlich Preußischen Porzellanmanufaktur in der Leipziger Straße 4.
Blick auf das flaggengeschmückte Reichstagsgebäude, August 1926 (Georg Pahl, Bundesarchiv).
Ein erster, international offener Wettbewerb wurde 1872 ausgelobt, aber das notwendige Grundstück fehlte. 1882 folgte ein zweiter Wettbewerb, diesmal nur für deutsche Architekten. Paul Wallot (* 26. Juni 1841 in Oppenheim; † 10. August 1912 in Langenschwalbach) setzte sich gegen alle Konkurrenten durch. Die Grundsteinlegung durch Wilhelm I. war am 9. Juni 1884 und am 5. Dezember 1894 folgte die Schlusssteinlegung durch Wilhelm II. 13 Jahre Suche nach dem Standort und zehn Jahre Bauzeit waren vergangen, bis das Parlament zu seiner ersten Sitzung am 6. Dezember 1894 im Reichstagsgebäude zusammenkam. Von 1914 bis 1918 erlebte das Haus den Ersten Weltkrieg, die Niederlage der Deutschen und somit das Ende der Monarchie. Am 9. November 1918 rief der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann von einem Fenster der Nordwestseite des Reichstagsgebäudes die Deutsche Republik aus. Kurze Zeit später verkündete auch der Sozialist Karl Liebknecht vor dem damaligen Stadtschloss des Kaisers die Gründung einer Räterepublik nach dem Vorbild der gerade durch Lenin verkündeten sozialistischen Sowjetrepublik.
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Einführung
Unruhen und eine blutig niedergeschlagene Revolution führten die verfassunggebende Versammlung nach Weimar. Zurück in Berlin, kämpfte die junge Demokratie vergeblich gegen Massenarbeitslosigkeit, Inflation, die Weltwirtschaftskrise und scheiterte. Die Nationalsozialisten drängten auf die politische Bühne. Hitler versprach dem Volk ein besseres Leben. Es gab Arbeit, bessere Wohnungen und durch die Aktion „Kraft durch Freude“ Urlaub und Erholung. So schlich man sich in das Vertrauen der Wähler, täuschte anfangs noch über radikale Ziele hinweg, trat dann aber immer aggressiver gegen politische Gegner auf. Die letzte Sitzung im Reichstagsgebäude war Ende 1932. In der Nacht vom 27. zum 28. Februar 1933 stand der holzgetäfelte Plenarsaal in Flammen. Für Hitler waren es die Kommunisten. Noch in der Brandnacht gab es eine Verhaftungswelle. Der Niederländer Marinus van der Lubbe, ein junger Kommunist, wurde der Brandstiftung bezichtigt und im Januar 1934 in Leipzig hingerichtet. Um den Bulgaren Georgi Dimitrow und drei weitere Kommunisten der Tat zu überführen, gab es einen Schauprozess. Dimitrows legendäre Selbstverteidigung führte die Anklage ad absurdum und zur Freilassung aller. Die Täterschaft ist bis heute ungeklärt. Entscheidend ist, wer den politischen Nutzen aus dem Brand zog. Der Saal blieb ausgebrannt stehen und bildete die Kulisse für Propagandafilme gegen Juden und Kommunisten. 1945 wurde das Haus Ziel der Roten Armee. Hitler selbst hat dort keine Reden gehalten. Am 30. Januar 1933 ernannte der damalige Reichspräsident Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum deutschen Reichskanzler. Durch das Ermächtigungsgesetz, das am 24. März 1933 in Kraft trat und dem nur die SPD-Abgeordneten nicht zustimmten, war die Verfassung außer Kraft gesetzt, das Parlament hatte sich selbst aufgelöst. Es traf sich von nun an in der Kroll-Oper. Notverordnungen, Organisations- und Parteiverbote und Gleichschaltungsgesetz führten endgültig zur Diktatur. Die erste „Rote Fahne“ wehte am 30. April 1945 kurz vor Mitternacht über dem Westportal des Reichstagsgebäudes. Die weltberühmte Aufnahme des Fotografen Jewgeni Chaldej wurde am 2. Mai 1945 auf der Südostseite des Daches nachgestellt und nach Moskau für die Zeitung „Pravda – Wahrheit“ geflogen. Dieses Foto ist bis heute das Symbol für das Ende des Zweiten Weltkrieges. Deutschland wurde geteilt und unter Kontrolle der Siegermächte gestellt. Es gab nun zwei deutsche Staaten auf deutschem Boden. Die Bundesrepublik Deutschland ab dem 23. Mai 1949 und die Deutsche Demokratische Republik ab dem 7. Oktober 1949. Berlin stand unter Hoheit der Alliierten und wurde in vier Sektoren geteilt. Das Reichstagsgebäude befand sich im britischen Sektor. Seit dem 13. August 1961 führte nur wenige Meter entfernt an der Ostseite des Reichstagsgebäudes die Berliner Mauer entlang. Von 1966 bis 1973 entstand im Stile der Nachkriegs-Moderne ein drastisch verändertes Gebäude nach den Plänen des deutschen Architekten Prof. Paul Baumgarten (* 5. Mai 1900 in Tilsit; † 8. Oktober 1984 in Berlin). Die bereits 1954 wegen Einsturzgefahr gesprengte Kuppel wurde nicht ersetzt, die vier Ecktürme wurden proportional zur fehlenden Kuppel gekürzt, viel Schmuck der Fassade entfernt, das Innere abgegrenzt vom ursprünglichen Historismus gestaltet und der Architekt plante, obwohl nicht gewünscht, einen Plenarsaal. Das Vier-Mächte-Abkommen regelte eine reduzierte politische Nutzung des Hauses. 28 Jahre nach dem Bau der Mauer fiel sie am 9. November 1989 durch eine friedliche und unblutige Revolution in der DDR. Am 3. Oktober 1990 erlebten die Menschen die Wiedervereinigung. Am 20. Juni 1991 beschlossen die Abgeordneten des 11. Deutschen Bundestages in Bonn, den Parlaments- und Re-
Einführung
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gierungssitz nach Berlin zu verlegen und das Reichstagsgebäude umzugestalten. Den Wettbewerb gewann 1994 der Brite Lord Foster. Der Umbau dauerte von 1995 bis 1999. Am 19. April 1999 gab es die feierliche Schlüsselübergabe und die erste Plenarsitzung. Im September nahm der Bundestag seine Arbeit in Berlin auf.
Das Reichstagsgebäude heute.
Das Haus wurde „der Magnet“ für Besucher und das Symbol eines wiedervereinigten Deutschlands. Es ist Mittler zwischen Vergangenheit und Gegenwart und steht für Demokratie, für Transparenz, für das friedliche Zusammenleben mit anderen Völkern und für ökologische Umwelttechnologien. Zweimal wurde es in seiner Geschichte umgestaltet. Beeindruckend entfaltete sich das Neue, gleich einer Metamorphose.
II. Zum Umbau Für den eigentlichen Umbau waren vorbereitende Arbeiten notwendig, wie umfangreiche statische Prüfungen der alten Bausubstanz, besonders der Tonnengewölbe in den beiden Flügeln. Die notwendige Asbestsanierung folgte im ersten Halbjahr 1995. Im zweiten Halbjahr konnten dann das Entkernen des Hauses im zentralen Bereich und die Freilegung der übrigen alten Bausubstanz erfolgen. Fast 45.000 Tonnen Schutt wurden mit Lastkähnen über die Spree transportiert und zum Straßenbau verwendet.
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Einführung
Das Künstlerehepaar Christo und Jeanne Claude verhüllte im Sommer 1995 für zwei Wochen spektakulär das Reichstagsgebäude unter großer Anteilnahme der Berliner und ihrer Gäste. 1996 begann dann die Realisierung von Fosters Plänen. Eine besondere Gründung in Form von 90 Bohrpfählen kam zum Abfangen der Lasten – wie z. B. von Kuppel oder Aufzugskernen – 20 Meter tief in den märkischen Sandboden. Zwölf im Schleuderbetonverfahren hergestellte Stahlbetonstützen wurden zentral als Kranz sichtbar durch alle Ebenen bis zum Dach weitergeführt. Die Konstruktion für den Unterboden des Plenarsaales wuchs, sechs freitragende Tribünen und Obergeschosse nahmen Gestalt an, die Kuppel, die der Architekt zuerst gar nicht wollte, begann mit zwei gegenläufigen Rampen zur Plattform zu wachsen. Von dort wurde ein „Trichter“ mit 360 Spiegeln bis zum Glasdach und weiter in den Saal geführt. Tageslicht gelangt so direkt in das Innere. Den Blendeffekt der Sonne verhindert ein „Sonnensegel“, gesteuert nach einer astronomischen Schaltuhr. Für die Bauten des Bundes ist ein spezielles Energiekonzept unter dem Aspekt der Vorbildwirkung entwickelt worden. Vier Motorheizkraftwerke, stromgeführt, erzeugen durch den Einsatz nachwachsender Primärenergien, hier Biodiesel, die benötigte Energie durch Kraft-, Wärme-, Kältekopplung in einem dezentralen Verbund für die Bauten des Bundes. Eine besondere Abgasführung mit speziellen, nachgeschalteten Katalysatoren reduziert den Schadstoff ausstoß erheblich. Natürlich vorhandene geologische Gegebenheiten ermöglichen die saisonale Nutzung als Wärme- und Kältespeicher. Ebenso kam Fotovoltaik zum Einsatz. Beeindruckend ist die Transparenz im Inneren, mit langen, hellen Fluren, dem Blick von der Plenarsaalebene bis zur Kuppel, dem darunter gelegenen Plenarsaal mit seinen sechs freitragenden Besuchertribünen und die wieder freigelegten Graffitis der Soldaten der Roten Armee. Lord Foster verband durch Schattenfugen mit ihrem typischen Weiß beeindruckend, die noch vorhandenen „Zeichen der Geschichte“, wie er sie nannte.
III. Graffitis 1945 schrieben die Soldaten nach der Einnahme des – vermeintlichen Nests Hitlers – mit allem, was Ihnen in die Finger kam ohne Ansehen von Dienstgraden an die Wände von „Hitlers Bärenhöhle“ (deutsch: „Höhle des Löwen“), was heute noch zu lesen ist. Sie schrieben überwiegend mit verbranntem Holz oder mit farbiger Kreide. Im Inneren fallen beim Betrachten der Schriften viele kleine Löcher im Naturstein auf. Das sind Bohrlöcher durch den Umbau in den 1960er Jahren. Dünne Paneele waren mittels Abstandshalter direkt vor die historischen Bausubstanz gesetzt worden und verdeckten die Graffitis. Unabsichtlich geschützt, konnten sie beim Rückbau wiedergefunden werden. In Abstimmung des Bauherrn mit dem obersten Denkmalpfleger und den Diplomaten der Botschaft der Russischen Föderation blieben fast alle „Zeichen“ am Fundort erhalten. Die russische Seite entschied, welche Schriften entfernt werden sollten. Restauratoren konservierten die Schrift mit einer speziellen Lösung und sicherten die Originale vor Abrieb. Alle historischen Wände wurden zum Schluss durch ein trockenes Hochdruckluftverfahren gereinigt. Ebenso die Fassade. Einige Abgeordnete hielten bei der Aufnahme ihrer Arbeit in Berlin die sichtbare Darstellung der Graffitis für zu umfangreich. Der von ihnen gestellte Antrag auf Reduzierung wurde an den zuständigen Ausschuss für Kultur und Medien zur Beratung überwiesen. Dort wurde der Antrag nicht weiter behandelt.
Einführung
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In allen Führungen erhielten die Schriften große Aufmerksamkeit, konnten aber nur von wenigen Gästen gelesen werden. Um nicht immer die gleichen Fragen zu beantworten, begann ich mit Hilfe von Muttersprachlern die Namen zu dokumentieren. Die Zeitschrift „Das Parlament“, Nr. 43 2011, vom 24. 10. 2011 berichtete: „Insgesamt sind nach dem Umbau 202 russische Graffitis erhalten geblieben.“ Ich weise über 700 Namen sowjetischer Soldaten nach. Die noch vorhandenen Autogramme einem einzelnen Menschen konkret zuordnen zu können, ist wegen häufiger Namensgleichheit nicht möglich. Oftmals war nur zu vermuten, welche Buchstaben auf den Wänden stehen. Unleserliche Namen wurden zusätzlich in einem Namensregister mit über 660.000 Namen abgeglichen. Schriften befinden sich im Nordflügel des Erdgeschosses und im Südflügel. Die meisten Namen sind im Nordflügel des 1. Obergeschosses und auf der Ostseite der Plenarsaalebene. Namen stehen noch in zwei Treppenhäusern. Im Treppenhaus Ost, Treppe T01 (sie ist unzugänglich), sind vereinzelt Namen auf der Höhe der Plenarsaalebene. Im Treppenhaus Südwest, Treppe T03, sind Graffitis auf allen Ebenen. Jeweils ein Name ist auf dem Dach und am Eingang West – C, dem Behinderteneingang. Als ich 2012 dem Bundestagspräsidenten Prof. Dr. Norbert Lammert mein Manuskript im Entwurf vorlegte, konnte ich seine an mich gerichtete Frage, wie groß der Anteil der heute noch vorhandenen Schriften im Verhältnis zu damals ist, nicht beantworten. Das wäre vielleicht nur anhand historischer Fotos möglich. In meiner Dokumentation (Kapitel 3 ab S. 111) zeige ich die vorhandene historische Bausubstanz mit Graffitis und welche Namen bis 2014 wiedergefunden wurden.
Vor und nach der Restaurierung
„Kiev Balzer, 1945 Stalingrad bis Berlin“ Ort der Inschrift: Ostseite Reichstagsgebäude, Plenarsaalebene Süd, Ostwand Teil J.
KAPITEL 2
Begegnungen
Begegnungen
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Wie vielen Besuchern ich in den fast 25 Jahren Zugehörigkeit zum Besucherdienst des Deutschen Bundestages das Reichstagsgebäude zeigte, weiß ich nicht. Ich habe es aber immer gerne getan. In besonderer Erinnerung sind hochrangige Gäste wie Mikhail Gorbatschow, Eduard Schewardnadse oder Daniil Granin geblieben. Er war dann auch der letzte Gast, den ich vor meinem Ruhestand durch das Hohe Haus führte. Der inzwischen verstorbene Boris Viktorovich Sapunov, Professor für Geschichte, war 2001 der erste Veteran, der mir sein eigenes Autogramm zeigte (s. S. 29). Vier Jahre später war es der in Israel lebende Boris Leonovich Zolotarevskii (s. S. 47). Es folgte Liudmila Nosova, die den Namen ihres Mannes fand (s. S. 55). Meistens erkannten jedoch Nachfahren Autogramme (s. S. 58 ff.). Von weit her kamen Gäste meiner russischen Führungen, um diese Wände zu sehen, vor denen sie oft innehielten. Ich gab ihnen immer Zeit zum Betrachten, hörte ihren Erzählungen zu, beantwortete Fragen. Übersetzen musste ich nichts, denn sie konnten die ihnen bekannten Namen besser lesen als ich. Sehr klar unterschieden alle zwischen dem Deutschland von damals und dem von heute. Wie oft dankten sie für den Erhalt der Namen ihrer Landsleute.
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Mikhail Petrovich Minin 1922–2008
Am 30. April 1945 brachte kurz vor Mitternacht der Feldwebel des 176. Schützenregiments der Roten Armee unter dem Kommandoführer Makov mit vier seiner Kameraden über der Westseite des Reichstagsgebäudes neben der Germania die erste Rote Fahne, besser gesagt, ein Stück rotes Tuch an. Seinen Namen, so sagte er mir, habe er in deren Fuß geritzt. Um beim Erklimmen der Fassade beweglicher zu sein, habe er sich das Tuch um den Bauch gewickelt. Auf dem Dach angekommen sah er nichts, woran er seine „Fahne“ hätte befestigen können. Ein dünnes Rohr diente letztendlich als Fahnenstange. Den Maschinengewehren des Feindes trotzend, und mit dem Wunsch, lebend nach Hause zurückzukehren, bestanden die Fünf die lebensgefährliche Mutprobe. Der höchste Orden des Landes, „Held der Sowjetunion“, war denjenigen versprochen, die als Erste auf dem Dach weithin sichtbar das Zeichen des Sieges anbringen würden. Damals wurden die Soldaten Jegorov und Kantaria durch Stalin geehrt. Am 29. Dezember 1993 bekam die „Gruppe Makov“ auf Gesuch des Komitees der Leningrader Organisation der Veteranen-Regimentskameraden den Titel „Held der Russischen Föderation“ verliehen. In den Führungen hörte ich viele Namen von Soldaten, die zuerst auf dem Dach gewesen wären. Ich stütze mich hier auf ein amtliches Dokument des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation. Mein langjähriger Kollege und Freund Viktor Gorynia (*1936), Historiker und Dolmetscher, kannte das Schreiben des Ministeriums vom 29. Dezember 1993, worin bestätigt wird, wer die erste Rote Fahne über Berlin hisste. Gorynia holte Minin für eine Dokumentation der BBC bereits 1999 zum ersten Mal nach Berlin. Für eine Dokumentation des ZDF war Minin ein zweites Mal im Dezember 2004 nach Berlin gekommen. Über den Eingang Nord holte ich ihn in das Haus. Vor mir stand der Held von damals, die zitternde Hand auf einen Stock gestützt. Es war eine kurze aber sehr einprägsame Begegnung. Ende 2014 war Marina Eliseeva, Journalistin der Zeitschrift „Krasnaya Zvesda“ (Roter Stern) und Mitarbeiterin von Generalmajor a. D. Zolotarev, in meiner Führung. Sie erkannte die Unterschrift ihres Chefs auf dem Schreiben des Ministeriums, das ich Besuchern zeigte.
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Das Schreiben des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation.
Ministerium der Verteidigung der Russischen Föderation, Institut für Kriegsgeschichte
An den Vorsitzenden der Leningrader Organisation der Veteranen von St. Petersburg
29.12.1993 Als Ergebnis einer auf der Grundlage archivarischer Dokumente durch das Institut für Kriegsgeschichte des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation durchgeführten Untersuchung wurde festgestellt, dass die Gruppe von Hauptmann Makov zuerst die Rote Fahne auf dem Dach des Reichstagsgebäudes hisste. Davon ausgehend, stimmt das Institut für Kriegsgeschichte des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation dem Gesuch des Komitees der Leningrader Organisation der Veteranen-Regimentskameraden zu, dem Hauptmann Makov W. N. den Oberfeldwebeln Sagitov G. K., Bobrov A. P., Lisimenko A. F. und dem Feldwebel Minin M. P. den Titel „Held der Russischen Föderation“ zuzuerkennen. Der Leiter des Instituts Generalmajor W. Zolotarev Meine Bitte, das Schreiben im Buch verwenden zu dürfen, leitete Marina Eliseeva an Herrn Zolotarev weiter. Anfang 2015 erhielt ich die Zusage.
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Antwort des Generalmajors a.D. Zolotarev.
Sehr geehrte Frau Karin Felix! Ich übermittle Ihnen die besten Wünsche zum bevorstehenden Jahr 2015, wünsche Ihnen stabile Gesundheit und schöpferischen Erfolg. In Angelegenheit Ihres Briefes bin ich nicht gegen eine Veröffentlichung des Dokuments. Hochachtungsvoll W. A. Zolotarev Minin wurde am 29. Juli 1922 in Vanino, in der Region Pskov, geboren und kehrte nach dem Krieg zurück in die Heimat. Er gründete eine Familie, war zwei Mal verheiratet, wurde Vater, Großvater und Urgroßvater. 85-jährig verstarb er am 10. Januar 2008 in seinem Geburtsort Pskov. Am 11. Januar 2008 teilte die Deutsche Presse-Agentur (dpa) mit, dass auch im Reichstag Betroffenheit über den Tod des russischen Kriegsveteranen Minin herrschte.
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Boris Viktorovich Sapunov 1922–2013
Der Professor Sapunov 2001. „Sapunov“. Ort der Inschrift: Nordflügel, Plenarsaalebene Südwand, Nische D rechts
Boris Viktorovich Sapunov war der erste Veteran, der am 11. Oktober 2001 seinen Namen 56 Jahre nach Kriegsende wiederfand. Am 3. Mai 1945 hatte er ihn als Sergeant der I. Weißrussischen Front mit einem kleinen Stück verkohltem Holz an die Wand geschrieben. Der Zufall wollte es, dass wir uns begegneten. Auf dem Weg zu einer Führung lief mir ein Bundestagspolizist mit drei Gästen über den Weg und fragte, ob ich schon einmal den Namen „Sapunov“ an den Wänden gesehen hätte. Er wusste, dass ich die Graffitis lesen konnte. Doch diesen Namen kannte ich nicht. Bei der Vielzahl der Schriften ist das auch unmöglich. Ich schickte die kleine Gruppe zu der Stelle mit den meisten Namen. Der alte Herr begann sofort eifrig seinen Schriftzug von 1945 zu suchen und ich holte noch schnell aus meinem Büro Informationsmaterial in russischer Sprache. Zurückgekehrt sah ich gerade noch, dass seine beiden Begleiter mit einem Fotoapparat festhielten, wie der Veteran auf einen kleinen Schriftzug in ca. 1,50 Meter Höhe zeigte. Näher herangekommen, konnte ich nur die ersten zwei Buchstaben erkennen und fragte daher vorsichtig nach einer Visitenkarte. Im gleichen Moment war mir die Frage unangenehm. Was, wenn er gar keine Visitenkarte hat? Einfach und unscheinbar schien der Mann, der vor mir stand. Um sein Handgelenk eine Plastiktüte gewickelt, die Knöpfe seines Jacketts falsch geknöpft. Einerseits schien er aufgeregt, andererseits aber wiederum gelassen, eher nachdenklich und vielleicht sogar stolz, wohl 1945 vor Augen, wie es das Foto zeigt. Er begann, etwas in seiner Jacke zu suchen, und drückte mir schließlich seine Visitenkarte in die Hand. Vor mir stand ein russischer Historiker, Doktor der Geschichtswissenschaften, Professor, Mitglied der Peter-Akademie für Wissenschaft und Kunst, leitender Wissenschaftler, Chef der Abteilung Kultur und Ausbildung in einem der größten und berühmtesten Museen der Welt, der Eremitage, dem ehemaligen Winterpalais des russischen Zaren. Später erfuhr ich, dass er sogar Ehrendoktor der Universität Oxford war. Geboren wurde er am 6. Juli 1922 in Kursk. Er verstarb am 18. August 2013 im Alter von 91 Jahren in Sankt Petersburg.
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Boris Viktorovich Sapunov
Unmittelbar nach meiner Führung teilte ich diese Neuigkeit dem Büro des damaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse mit. Am Tag darauf kamen Journalisten ins Haus, fotografierten den gefundenen Namen und berichteten über Sapunovs Rückkehr.
Die Einladung des Bundestages.
Auf Einladung des Bundestagspräsidenten kam Boris Viktorovich Anfang Mai 2002 noch einmal für eine Woche in Begleitung seines Sohnes Valentin, Wissenschaftler wie der Vater, nach Berlin. Für ihre Betreuung war ich für diese Zeit freigestellt worden. Gesponsert wurde der Besuch von der Ruhrgas AG. Ein Programm mit vielen Sehenswürdigkeiten hatte ich für meine Gäste zusammengestellt und eine Unterkunft im Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst gefunden. Geschichtsträchtiger hätte ein Ort wohl nicht sein können. Damals, sich der Bedeutung des Tages der Unterzeichnung der Kapitulationserklärung in Berlin-Karlshorst bewusst, zog es den jungen Studenten der Geschichte aus Neugier an diesen Ort, an den er nun als Professor für Geschichte nach fast 70 Jahren zurückkehrte. Die bedingungslose Kapitulation der Deutschen Wehrmacht war bereits am 7. Mai 1945 in Reims, Nordfrankreich, unterzeichnet worden. Am 8./9. Mai wurde die Unterzeichnung im Hauptquartier der Sowjetischen Armee in Berlin wiederholt. Sie trat am 8. Mai 23.01 Uhr Mitteleuropäischer Zeit in Kraft. Er war dabei. Erstaunlich, wie genau Boris Viktorovich sich an alles erinnerte: Selbst Kinder wurden bei den Seelower Höhen gegen uns eingesetzt. In Windeseile waren enge Schützenlöcher errichtet worden, in die man sie gesteckt hatte. Sie sollten sich überrollen lassen, um dann von hinten Panzerfäuste auf den Motor des Panzers abfeuern zu können. Ich sehe den Jungen noch heute. Ein halbes Kind aber alt genug, eine Panzerfaust abzufeuern, um anschließend durch „Wendemanöver“ der Panzer zerquetscht werden zu dürfen! Zur Mutter nach Hause schickten wir ihn. Kannte er so etwas überhaupt noch?
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Das Bild von dem Meer an rotem Mohn bei den Seelower Höhen symbolisierte für Boris Viktorovich all das Blut der vielen sinnlos geopferten Soldaten bei einem Krieg, den er überlebt hatte und den er nie wieder aus dem Gedächtnis würde verbannen können. Ein Trauma, präsent für immer, quälend, vor allem nachts und von der Gesellschaft alleingelassen. Wer sprach damals schon von Traumata und deren Folgeschäden – und das nicht nur in der Sowjetunion. Am nächsten Tag stand die neue Mitte Berlins auf dem Programm. Die vielen Neubauten und der Potsdamer Platz ließen Vater und Sohn wie viele Berlinbesucher staunen. Wir kamen zum Bundesministerium für Finanzen, dem ehemaligen Reichsluftfahrtministerium in der Wilhelmstraße. An dieser Stelle hatte Sapunov 1945 einen Querschläger an seinen Stahlhelm bekommen. Unter keinen Umständen war er bereit, sich auch nur einen Schritt dem Gebäude zu nähern. Mitten auf dem Gehweg blieb er stehen. Die Kämpfe bei den Seelower Höhen hatte er überstanden. Die Erinnerung daran aber saß immer noch tief. Den politischen Höhepunkt seines Berlinaufenthalts bildete das Treffen vor seinem Schriftzug im Nordflügel des Reichstagsgebäudes mit dem damaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse und vielen Journalisten. Es war dem Gast anzumerken, dass er solchen Trubel um seine Person nicht alle Tage erlebte, ihn aber durchaus genoss. Alle wollten über denjenigen berichten, der als erster Soldat nach Kriegsende seinen Namen im Reichstag wiedergefunden hatte. Auch Thomas Roth, Journalist und langjähriger Russlandkorrespondent, damals erst seit Kurzem Leiter des ARDHauptstadtstudios in Berlin, traf sich mit Sapunov im Nordflügel. Das Interview wurde in der Sendung „bericht aus berlin“ ausgestrahlt. Auf Roths Frage, ob die Soldaten stolz beim Schreiben gewesen wären, antwortete Sapunov damals etwas verlegen und beschämt, aber ehrlich: „Stolz waren wir nicht. Besoffen waren wir. Angst hatten wir, zum Schluss noch erschossen zu werden.“ Sichtlich entspannt war der Gast aus Sankt Petersburg nach dem offiziellen Teil dann beim Mittagessen im Abgeordnetenrestaurant. Es gab Spargel. Ich wusste, dass er diese Köstlichkeit liebte, und hatte diesen Wunsch weitergegeben, der ihm gerne erfüllt wurde. Einen kurzen Besuch statteten wir noch der Botschaft der Russischen Föderation im Anschluss an den Termin mit dem Bundestagspräsidenten ab. Der Weg dahin war ja nicht sehr weit. Am Tag darauf lauschten wir auf Einladung des damaligen Intendanten des Konzerthauses am Gendarmenmarkt dem Pfingstkonzert des Jahres 2002. Hier sollten sich die Wege zweier Menschen unerwartet kreuzen. Kurt Sanderling und Boris Viktorovich standen sich plötzlich unerwartet während der Pause im Vestibül des Hauses gegenüber. Da war nun einerseits der Deutsche, der vor den Nazis in die Sowjetunion emigrierte, und bereits in jungen Jahren Dirigent der Leningrader Philharmoniker wurde und nun sein letztes Konzert in Berlin dirigierte, und andererseits der Russe aus Sankt Petersburg, der als junger Soldat der Roten Armee und Student der Geschichte den Deutschen den „Tag der Befreiung“ vom Nationalsozialismus brachte und Professor für Geschichte an der weltberühmten Eremitage in Sankt Petersburg geworden war. Ja, es war eine Begegnung der besonderen Art. Auch zum Besuch des Fernsehturms waren wir als Dank für meine Technikführungen eingeladen. So sah mein Gast das vereinte Berlin, das er mehr aus der Bodenperspektive und als Trümmerfeld in Erinnerung hatte, nun aus luftiger Höhe bei Kaffee und Kuchen im sich drehenden Restaurant des Fernsehturms.
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Boris Viktorovich Sapunov
Für den Sohn von Boris Viktorovich, einem Professor für Biologie, statteten wir dem Tierpark noch einen Besuch ab. Ich war sehr froh, dass meine Freundin Lena dabei war, Muttersprachlerin und Biologin, denn die vielen Fragen seines Fachgebietes überstiegen meine Russischkenntnisse. Schnell war die Woche vorbeigegangen und es ging zurück nach Sankt Petersburg. „Bitte kommen Sie uns besuchen“, bat mich mein Gast zum Abschied.
Sapunov mit einer Kopie des Banners des Sieges.
Dieses Foto zeigt unsere letzte persönliche Begegnung bei den Dreharbeiten zum 65. Jahrestag des Sieges über Hitler-Deutschland. Für drei Tage hatte ihn das staatliche russische Fernsehen Anfang Mai 2005 noch einmal nach Berlin geholt und wieder kümmerte ich mich um ihn – sein Alter zeigte sich nun. Im Flughafen Tegel angekommen, war bis zur Abfertigung noch etwas Zeit. Abseits vom Terminal warteten wir auf den bestellten Rollstuhl und weitere Betreuung. Ohne Worte ergriff er wieder meine Hand. Diesmal fragte er nicht, sondern begann, aus „seinem doch so schnell vergangenen Leben“ zu erzählen, und ich hörte ihm einfach zu … Telefonisch hielt ich weiterhin Kontakt. Ihm tat vernehmbar gut, dass ich ihn über die vielen Jahre nie vergessen hatte. Zu telefonieren, gestaltete sich wegen der zunehmenden Schwerhörigkeit immer komplizierter. Am 14. November 2012 erfuhr ich, dass Boris Viktorovich Erinnerungen für mich aufgeschrieben hatte. Am 22. November 2012 hielt ich sie in den Händen. Am 18. August 2013 starb er.
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Die Russen in Berlin im Frühling des Jahres 1945 (persönliche Erinnerungen) Die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges (für uns Russen war es der Große Vaterländische Krieg) verblassen allmählich im Laufe der Zeit. Daher ist es äußerst wichtig, alle Erinnerungen der noch lebenden Zeitzeugen für die zukünftigen Generationen dokumentarisch festzuhalten. Ich war Teilnehmer der Schlacht um Berlin im Jahr 1945, mein Name ist auf den Wänden des deutschen Reichstags für immer verewigt. Daher kann ich über die Ereignisse dieser Epoche ausgehend von persönlichen Eindrücken und den Erzählungen anderer Kriegsteilnehmer berichten. Wir, die wir ja Zeitzeugen dieser Epoche waren, können uns nur allzu gut an diese schreckliche Zeit erinnern. Wir haben gesehen, wie sich damals alles in Wirklichkeit ereignet hat. Das sind sozusagen alte Fotos, die wieder zum Leben erwacht sind, aber diese Fotos haben sich im Bewusstsein der Kriegsteilnehmer als Erinnerung an die schrecklichen Tage ein ganzes Leben lang in ihrem Gedächtnis eingeprägt. Wir sollten uns zuerst daran erinnern, dass die Russen zweimal in der Geschichte Berlin eingenommen haben. Zum ersten Mal war dies zu Zeiten des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) und zwar im Jahr 1760. Dieser Krieg, es ging damals um die Österreichischen Erblande, ist seitens zweier Allianzen europäischer Staaten geführt worden. Auf der einen Seite kämpften Preußen und England, auf der anderen Seite Österreich, Frankreich und Russland. Russland befürchtete die Invasion preußischer Truppen auf das Gebiet des heutigen Baltikums, das zu der Zeit Bestandteil des Russischen Reiches war. In der einschlägigen Geschichtsliteratur von heute wird diesem Krieg und der Erstürmung Berlins relativ wenig Beachtung geschenkt. Die russischen Historiker hoben in ihren Abhandlungen besonders die Siege der russischen Truppen über die Armeen des bedeutenden Feldherrn jener Zeit, des preußischen Königs Friedrich des Großen (1712–1784, preußischer König ab 1740) hervor. Im Laufe der Kriegshandlungen stieß die russische Armee nach Ostpreußen vor (heute Gebiet Kaliningrad, Russische Föderation). Diese Gebiete wurden dann auch offiziell dem Russischen Reich einverleibt. Der erfolgreiche und wuchtige Vormarsch der russischen Armee brachte das Königreich Preußen an den Rand des Abgrunds, es drohte eine Katastrophe ohnegleichen. Friedrich der Große wusste nicht, wie man solch eine Stadt wie Berlin zu verteidigen habe, und empfahl den Bürgern der Stadt, sich selbst zur Wehr zu setzen. Aber die Siege der russischen Truppen wurden jedoch durch unerwartete Ereignisse in Sankt Petersburg zunichte gemacht. Die russische Kaiserin Jelisaweta Petrovna (Tochter Peters des Großen) starb Ende des Jahres 1761. Neuer russischer Zar wurde der geistig umnachtete Peter III, ein leidenschaftlicher Bewunderer des preußischen Königs Friedrich des Großen. Gerade Zar Peter III werden die Worte zugeschrieben, dass er „lieber gemeiner Soldat in der Armee Friedrichs des Großen wäre, als russischer Kaiser zu sein“. Zum Glück war Zar Peter III nicht lange russischer Kaiser, sondern nur ein Jahr. Aber im Laufe dieses einen Jahres gelang es ihm, viele seiner Ideen in die Tat umzusetzen. Als erstes stellte Zar Peter alle Kampfhandlungen gegen Preußen ein. Alle vorher an Russland angegliederten Gebiete, dies betraf vor allem Ostpreußen, wurden Preußen zurückgegeben, ungeachtet all der Opfer, die Russland zur Angliederung dieser Gebiete geleistet hatte.
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Tausende russischer Soldaten hatten dort ihr Blut vergossen oder waren gefallen. Zudem war Peter III darauf bedacht, in Russland preußische Sitten, insbesondere das preußische Spießrutenlaufen, einzuführen. Das russische Volk nannte diese Art von Neuerungen, die an das Mittelalter erinnerten, zutreffend „Prussatschestwo“, ein abschätziges Wort für den Begriff „Preußentum“. Ganz anders verliefen aber die Ereignisse im Frühling des Jahres 1945. Der Siebenjährige Krieg bedrohte nicht den Bestand oder die territoriale Integrität Russlands. Hingegen liefen die Pläne Hitlers darauf hinaus, das russische Volk zu unterjochen und Russland als unabhängigen Staat von der Landkarte zu streichen. Für die russischen Soldaten war die Erstürmung Berlins nicht nur das siegreiche Ende des Großen Vaterländischen Kriegs. Dieser Krieg war der schlimmste aller Kriege, die die Menschheit je erlebt hatte, was Opfer, Leiden und Zerstörungen anbelangt. Millionen von Sowjetsoldaten hatten in den vier Jahren des Krieges den sehnlichsten Wunsch, Berlin – diese Zitadelle des Nationalsozialismus – zu erstürmen. Und endlich ging dieser Wunsch in Erfüllung! Als die Vortrupps der Sowjetarmee das Ufer der Oder betraten, hatte das sowjetische Kommando vielseitige und mehrschichtige Probleme zu lösen. Viele Soldaten, die aus den westlichen Gebieten der Sowjetunion stammten, hatten Opfer in ihren Familien zu beklagen. Oftmals wurden die Angehörigen der Soldaten durch Deutsche getötet, Dörfer niedergebrannt, Siedlungen verwüstet, Industrieanlagen systematisch zerstört. Dies rief bei vielen Sowjetsoldaten den Wunsch nach Vergeltung hervor, was auch unter den damaligen Bedingungen verständlich war. Als ich in der Armee war und wir nach Westen vorstießen, hörte ich viele Male von Menschen, die unter fremder Besatzungsherrschaft gelebt hatten: „Solltest du es fertig bringen, nach Deutschland zu gelangen, so töte die Deutschen.“ Ehrlich gesagt bezogen sich solche Äußerungen eher auf die Ungarn, die ja nicht Wehrmachtsangehörige waren, aber dennoch häufig an Aktionen gegen die sowjetische Zivilbevölkerung beteiligt waren (Partisanenbekämpfung etc.). Das Motiv der Vergeltung war auch in der Presse und in den Frontzeitungen zu finden. Es wurde ein Artikel des sowjetischen Schriftstellers Ilja Ehrenburg veröffentlicht; der Titel des Artikels sprach für sich „Töte den Deutschen“. In dem Artikel wurden die Verbrechen der deutschen Wehrmacht beschrieben und auch angeprangert. Die Schlussfolgerungen aus den dargelegten Tatsachen waren aber äußerst drastisch formuliert. Man solle alle Deutschen töten, ungeachtet dessen, ob sie sich schuldig gemacht hatten oder nicht. Die politische Führung der Sowjetunion sah sich gefordert, Partei zu ergreifen, um Fragen der Einstellung gegenüber Deutschland und den Deutschen seitens der Sowjetunion klarzustellen, denn der Grundinhalt des Artikels des Schriftstellers I. Ehrenburg entsprach nicht der Ideologie des Internationalismus, wie er damals in der Sowjetunion verstanden wurde. Ein leitender Mitarbeiter des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, es war G. Aleksandrow, veröffentlichte daraufhin im Zentralorgan der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, der „Pravda“, einen Artikel mit dem Titel „Genosse Ehrenburg irrt sich“. In dem Artikel von Aleksandrow wurde ganz eindeutig ein klarer und unmissverständlicher Trennstrich zwischen dem deutschen Volk und den nationalsozialistischen Verbrechern gezogen. Das gesamte deutsche Volk schlechthin konnte nicht für die Verbrechen der Nationalsozialisten verantwortlich gemacht werden. Es wurde wohlbedacht unterstrichen, welch großen Beitrag deutsche Künstler, Wissenschaftler, Schriftsteller zur Entwicklung der Kultur und des wissenschaftlichen
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Fortschritts weltweit geleistet hatten. Nach kurzer Zeit wurde auch ein Artikel Stalins veröffentlicht, den wir auch im Politikunterricht zu studieren hatten. Bis heute ist mir der letzte Satz dieses Artikels in Erinnerung geblieben: „Die Lehren der Geschichte besagen, dass die Hitlers kommen und gehen, der deutsche Staat aber, die deutsche Nation, bestehen bleibt.“ Aber es war ungemein schwer, das Bewusstsein von Millionen einfacher Sowjetsoldaten, die mit den Deutschen möglichst schnell abrechnen wollten, kurzfristig zu ändern. Dabei hatten viele der Frontsoldaten noch die Ideen des Internationalismus und der Völkerfreundschaft, die ja in der Sowjetunion auch propagiert wurden, in ihrem Unterbewusstsein. Das Problem, das ich hier angesprochen habe, bedarf einer objektiven Betrachtung und Erörterung, denn Millionen sowjetischer/russischer Soldaten und Offiziere kamen nach Deutschland, nach Berlin. Man sollte sich des Ausmaßes des Problems und der Problemlösung bewusst werden. Ich werde bewusst nicht das Problem der Kriegshandlungen der letzten Zeitperiode des Krieges erörtern, dieses Thema ist schon oftmals angesprochen und beleuchtet worden. Mein Thema beschäftigt sich mit der Einstellung von Sowjetbürgern/Russen zu den Deutschen. Es geht um das schwierige Thema zwischenmenschlicher Beziehungen sowjetischer Militärangehöriger und der deutschen Zivilbevölkerung. Die deutsche Führung hatte nicht erwartet, dass die Rote Armee das Gebiet des Deutschen Reiches jemals erreichen könne. In der deutschen Bevölkerung wurde eine üble Antisowjet-Hetze betrieben, die darauf abzielte, die „Russen“ als Untermenschen abzustempeln und ihnen jegliche menschliche Züge abzusprechen. Die deutsche Zivilbevölkerung wurde in dem Glauben erzogen, dass die Sowjetarmee eine Horde wilder Barbaren sei, die auf den Untergang der europäischen Zivilisation, den Untergang des Abendlandes bedacht sei. In ihrer maßlosen Überheblichkeit und Selbstüberschätzung wie auch der irrsinnigen Überzeugung, dass sie den „Russen“ haushoch „überlegen“ sei, errichtete die deutsche Führung an den östlichen Grenzen des Deutschen Reiches keinen solch guten und beständigen Befestigungsgürtel, wie die allgemein bekannte „Siegfried-Linie“ (auch „Westwall“ genannt), an der Westgrenze des Deutschen Reiches. Auf jeden Fall waren uns solche Befestigungen unbekannt. Wir haben diese auch nicht gesehen und nichts davon durch unsere Kameraden gehört. Nachdem wir die Oder überschritten hatten, stießen wir auf die sich westlich der Oder befindlichen Seelower Höhen. Das waren aber kleine Hügel, dahinter befand sich die Ebene. All dies erinnerte mich an die Pulkowo Höhen in Leningrad. Die Deutschen hatten dort Einzelgräben ausgehoben, von einer Höhe und Tiefe bis zu 1,5 Metern. Die letzten Monate des Krieges litten die Deutschen unter akutem Mannschaftsmangel, es fehlte an Soldaten. Es wurden Kranke und 14- bis 17-jährige Jungen in den sogenannten „Volkssturm“ eingezogen, die Deutschen selbst nannten diese „Verbände“ anders, nämlich „Volkswind“. Die Soldaten des „Volkssturms“ trugen Zivilkleider, hatten aber weiße Bänder an ihren Ärmeln mit der Aufschrift „Volkssturm“. Jeder dieser „Soldaten“ wurde in einen Einzelgraben gesetzt und bekam eine Panzerfaust in die Hand gedrückt. So sollten die sowjetischen Panzerverbände gestoppt werden. Diese Kindersoldaten wurden regelrecht als Kamikaze eingesetzt, denn sie konnten sich nicht zurückziehen oder auch fliehen, flaches Land machte all dies unmöglich. Aber es muss auch gesagt werden, dass wir viel durchzustehen hatten, um den Widerstand des
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Volkssturmes zu brechen. Unsere Geschosse flogen an den Einzelgräben vorbei, ohne beim Gegner irgendwelchen Schaden angerichtet zu haben. Der erste Vorstoß unserer Panzerkeile konnte aufgehalten werden, danach setzte unser Kommando die schweren Panzer „IS“ ein, die die deutschen Linien auch durchbrachen. Die deutschen Kindersoldaten wurden nicht gefangengenommen, wir entließen sie nach Hause. Ich erinnere mich noch heute lebhaft an solch ein Ereignis. Unserem Bataillonskommandeur wurde ein vor Furcht zitternder Junge vorgeführt. Der Bataillonskommandeur, der der deutschen Sprache nicht gerade mächtig war, fragte das Kind, wo es denn lebe. Der kleine Volkssturmsoldat sah den Sowjetoffizier an und erklärte diesem, dass er in der Umgebung wohne. Unser Bataillonskommandeur fasste den Jungen an dessen Hand und entließ ihn dorthin, wo sich sein Haus befand. Dabei sagte der Bataillonskommandeur (auf Grund seiner mangelnden Deutschkenntnisse): „Nach Mutter.“ Offenbar war so etwas vielerorts der Fall. Noch eine Episode aus der Endphase des Krieges. Unsere Militäreinheit befand sich zu dem Zeitpunkt in Rambertow, unweit der deutschen Hauptstadt Berlin. Ich wollte meinen Wissensdurst befriedigen und fuhr zu den Feldern auf den Seelower Höhen, diese waren mit Mohn bestellt (aus den Samen des Mohns wurde Opium hergestellt). Es war schon Sommer zu der Zeit und der Mohn blühte in all seiner Pracht auf den Feldern, die ganze Gegend war scharlachrot vor Mohn. Und vor diesem Hintergrund sah ich die schwarzen Punkte unserer abgebrannten Panzer. Das war ein Symbol des Krieges, dessen Anblick geradezu nach dem Pinsel eines großen Malers verlangte. Nach dem Durchbruch der deutschen Linien bei den Seelöwer Höhen strömten unsere Truppen Richtung Berlin. Zum ersten Mal sahen die Sowjetsoldaten, wie es in Deutschland aussah. Die Soldaten wollten mehr das Alltagsleben, die Lebensweise der Deutschen kennenlernen. Viele Häuser waren von ihren Eigentümern verlassen worden. Oftmals war es so, dass wir auf den Tischen vorbereitete Speisen vorfanden. Offenbar hatten die Bewohner ihre Häuser nach Anrücken unserer Truppen panikartig verlassen. Die Nazipropaganda stellte die Sowjetarmee als Horde blutrünstiger Barbaren dar, die nur Vernichtung und Mord im Sinne hatte. Die Deutschen, die in der Nähe wohnten, hatten sich in den naheliegenden Waldstücken versteckt. Diese Wälder aber erschienen so gepflegt, dass sie durchaus mit Parks vergleichbar waren. Daher waren die ersten Eindrücke von Deutschland eindeutig positiv. Man konnte feststellen, dass die Häuser ordentlich und gepflegt aussahen. Die Soldaten, die im Zivilleben Bauern waren und ja auch die Landwirtschaft in der Sowjetunion gut kannten, waren oftmals von dem hohen Niveau der deutschen Landwirtschaft überrascht. Unsere Soldaten fragten mich oft: „Du bist ja Student und weißt sicher besser Bescheid als wir, erkläre uns einmal Folgendes: Die Deutschen haben eine gut entwickelte Landwirtschaft, warum, um Teufels willen, zogen sie gegen uns? Wir würden uns glücklich schätzen, wenn wir solch ein hohes Niveau der landwirtschaftlichen Produktion erreichen könnten.“ Ich hatte den Soldaten zu erklären, dass nicht die deutschen Bauern, sondern die Nazibonzen, denen es um unsere Ressourcen und Bodenschätze ging, diesen Krieg vom Zaune gebrochen hatten. Dabei ist auch geplant gewesen, die Sowjetmenschen als Arbeitsvieh auf den künftig einzurichtenden Farmen und Grundstücken einzusetzen. Aber nicht alles in Deutschland und im Alltagsleben der Deutschen rief bei unseren Soldaten Bewunderung hervor. Zum Beispiel trafen wir in deutschen Kinderzimmern auf zweistöckige Pritschen. Das erinnerte uns an Kasernen des Militärs und auch an die zweistöckigen Pritschen in
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sowjetischen Lagern, dem Gulag. Die Sowjetsoldaten waren verwundert, in deutschen Schlafzimmern großräumige Betten anzutreffen, wo auch alle Erwachsenen nebeneinander schliefen. Harte Kissen in Form von Walzen waren uns auch unverständlich. Die äußerste Sparsamkeit der Deutschen rief bei uns ebenfalls Unverständnis hervor. Die heutige Generation der Fernseh-, Radio- und auch Zeitungsjournalisten fragt mich oft danach: ob es Plünderungen seitens der Sowjetarmee gab? Ich persönlich habe so etwas nie erlebt. Das wäre ja auch unnütz gewesen. Gegenstände und Sachen brauchte man nicht an der Front, es gab keine Möglichkeit, diese nach Hause abzuschicken. Die Post nahm nur Briefe an. Deutsches Geld brauchten wir auch nicht, denn wir konnten dieses nicht in sowjetische Rubel umtauschen. Es wurde auch gefragt, ob es zu Vergewaltigungen seitens sowjetischer Soldaten an deutschen Frauen oder Mädchen gekommen war. Dazu kann ich nur eins sagen, in der Armee gab es verschiedene Menschen und selbstverständlich kann man so etwas auch nicht ausschließen. Ich persönlich habe von solchen Vorfällen nie gehört. Nach Abschluss von Kampfhandlungen ist es so, dass bei Männern alle Wünsche (auch sexueller Natur) zeitweilig in den Hintergrund treten. Die andere Sache war die, dass nachdem die Rote Armee deutsches Territorium erreicht hatte, das Oberkommando der Roten Armee einen strikten Befehl erließ, der besagte, dass jegliche Straftaten, auch sexuelle Delikte, streng geahndet würden. Die Soldaten, die gegen diesen Befehl verstießen, erwartete das Standgericht. Und es ist ebenso Tatsache, dass solche Standgerichte abgehalten und auch Urteile verhängt wurden. Ich war ja vor dem Krieg Student der Historischen Fakultät der Leningrader Staatsuniversität und mich interessierte lebhaft die Frage, was die Deutschen über die Russen wussten, ob sie überhaupt mit der russischen Kultur vertraut waren. Welche russischen Bücher hatten die Deutschen gelesen? Inwieweit war es der Nazipropaganda gelungen, die Vorstellungen der Deutschen bezüglich der Russen und der russischen Kultur zu beeinflussen? Es war ja so, dass die „Russen“ schlechthin von der Nazipropaganda als „Barbaren“ und „wilde Asiaten“ dargestellt wurden. Als ich auf von Bewohnern verlassene Häuser stieß, sah ich mir als erstes die Bibliotheken der Hausbesitzer an. Ich muss gestehen, dass die Bücherauswahl bei den Deutschen nicht gerade reichhaltig war, was sowohl den Inhalt als auch die Anzahl der Bücher betraf. Ich fand kein einziges Buch in russischer Sprache. Aus der Übersetzungsliteratur waren vor allem Bücher des russischen Klassikers F. Dostojewski vorhanden. Seltener stieß ich auf Bücher von A. Tschechow, L. Tolstoi, A. Puschkin, M. Lermontow, ich fand kein einziges Buch des bekannten russischen Dichters Nekrassow. Nach dem Krieg, als ich schon ein ganzes Jahr in Deutschland verbracht hatte, stellte ich fest, dass meine ersten Eindrücke durchaus objektiv waren und ich mich diesbezüglich nicht getäuscht hatte. Ich habe oftmals die Deutschen gefragt, warum sie gerade das Schaffen von Dostojewski interessiere. Ich sprach mit Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten, die Antworten waren fast immer die gleichen. Dostojewski war ein Schriftsteller, der das Leben in den Großstädten zu Zeiten der stürmischen Entwicklung der kapitalistischen Wirtschaftsordnung in Europa darstellte. Die Romane Dostojewskis erschienen den Deutschen verständlicher, verglichen mit den literarischen Werken, die sich mit den Problemen und dem Leben der russischen Provinz befassten, dabei muss auch ganz deutlich vor Augen gehalten werden, dass die deutsche Wirklichkeit mit dem Leben in der russischen Provinz nicht zu vergleichen war. Die sorgfältige Analyse der Psychologie des Menschen, seiner seelischen Konsistenz, was ja gerade Dostojewski beson-
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ders auszeichnet, war für die westeuropäische Literatur nicht charakteristisch, dies wiederum rief bei den deutschen Lesern besonderes Interesse hervor. Noch eine Bemerkung, die mir wichtig erscheint. Nach dem Krieg habe ich fast alle europäischen Staaten besucht und da sah ich immer auf allen Büchermärkten und Bücherläden dasselbe, wie es mir auch in Deutschland widerfahren ist. Überall dominierte (wenn man die klassische russische Literatur betrachtet), Dostojewski. Ich fand damals in Deutschland keine Bücher von Heinrich Heine vor, dessen Werke in der Sowjetunion recht bekannt waren. Die Deutschen sagten uns, dass Heines Werke in Nazideutschland öffentlich verbrannt wurden, denn Heine war Jude. Ich war verwundert, als ich Werke von Friedrich Engels vorfand, die es auch in deutschen Universitäten gab. Hingegen wurden die Werke von Karl Marx öffentlich verbrannt. Wenn man heute nach Berlin kommt, erscheint es einem unglaubwürdig, wie die Stadt im Frühjahr 1945 ausgesehen hat. Die Stadt wurde nicht durch die Sowjetarmee zerstört und zerbombt, es waren amerikanische und britische Bomber, die der Stadt so tiefe Wunden zugefügt hatten. Von den Häusern blieben nur Gerüste und im wahrsten Sinne des Wortes Skelette übrig. Hitler hatte seinerzeit verfügt, die Dämme der Spree zu sprengen und somit auch die Berliner UBahn unter Wasser zu setzen. So hoffte er, die Sowjetarmee aufzuhalten. Nachdem die Schlacht um Berlin ihr Ende gefunden hatte, erließ das Oberkommando der Sowjetarmee den Befehl, die Berliner U-Bahn (Stationen und Tunnel) „wasserdicht“ zu machen. Diese Arbeit wurde von der Berliner Bevölkerung (die mobilisiert wurde) und auch von unserer Armee verrichtet, ich selbst nahm an diesen Arbeiten teil. Die U-Bahn nahm schon bald ihre Tätigkeit auf. Uns eröffnete sich ein Bild des Schreckens. Während der Bombardements war die Zivilbevölkerung in die sicheren Tunnel der U-Bahn geflüchtet. Wir fanden dort Leichen von ertrunkenen Kindern, Frauen und älteren Menschen vor, es lag überall Hausrat herum, darunter auch Kinderwagen. Ich erinnere mich noch daran, dass in Berlin und auch in anderen deutschen Städten auf den zerstörten Häusern überall weiße Flaggen gehisst waren. Es waren Kissenbezüge, Tücher, auch weibliche Unterwäsche. Wir sahen auch Naziflaggen, dabei war allerdings das schwarze Hakenkreuz aus den Fahnen herausgeschnitten. Dies war ein Zeichen dafür, dass ein Haus schon kapituliert hatte und man es auch nicht zu beschießen habe. Die große Menge von verbranntem Papier, das auf der Straße lag, rief unser Interesse hervor. Es waren wohl Unterlagen der Nazipartei oder auch deutscher Regierungsinstanzen, die ihre Archive vorsätzlich vernichteten. Die Berliner Bevölkerung hatte in den letzten Kriegswochen viel durchgemacht. Es fehlte vor allem an Nahrungsmitteln. Die Brotrationen betrugen nur 200 Gramm täglich. Vor unseren Feldküchen stellten sich deutsche Frauen mit Näpfen auf, sie erwarteten, dass wir auch ihnen helfen würden. Man muss sagen, dass die sowjetischen Kommandoinstanzen solch einer Hilfe durchaus positiv gegenüberstanden. Der Zivilbevölkerung musste geholfen werden. Aus Gesprächen mit meinen Kameraden, auch aus eigener Erfahrung, konnte ich ersehen, dass die deutsche Bevölkerung durchaus keine negative Einstellung den Russen gegenüber zum Ausdruck brachte. Es scheint, dass die deutsche Bevölkerung gewissermaßen erschüttert, ja man kann sogar sagen, schockiert war, denn solch einen Ausgang des Krieges hatte man nicht erwartet. Diese Feststellung bezieht sich auch auf die Naziführung und die deutschen Regierungsgewalten.
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Die einzigen „Rachegefühle“, die unsere Soldaten ganz offen zeigten, kamen zum Ausdruck, als die Sowjetsoldaten unter Einsatz ihrer Dolche und Maschinenpistolen die Federbetten und Kissen aufschlitzten, wodurch die Luft voll von Flaum und Daunen war. Als das deutsche Oberkommando endlich begriffen hatte, dass der Krieg hoffnungslos verloren war, wurde krampfhaft versucht, trotzdem Verteidigungsmaßnahmen einzuleiten. Die deutschen Soldaten wurden in Kanalisationsluken postiert, von wo aus sie, nachdem sie die Deckel angehoben hatten, die Sowjetsoldaten auch beschossen. Nach vollendeter „Arbeit“ rückten sie die Deckel runter und machten sich auf und davon. Sowohl die Spannbreite des Brandenburger Tores als auch die Fenster des Reichstages waren mit Ziegelsteinen zugemauert, dort wurden Schießscharten für Maschinengewehre errichtet. Allen aktiven Nazis wurden auf Befehl Hitlers in den Kreiszentralen der Nazipartei Dolche mit roten Griffen ausgehändigt, auf denen auch das Emblem der Sturmtruppen der SS dargestellt war. Es wurde behauptet, dass Deutsche, die im Besitz solcher Dolche waren, den Auftrag hatten, mindestens einen „Russen“ zu erledigen. Auf Befehl Hitlers wurde auch die terroristische Organisation „Werwolf“ geschaffen. Die Mitglieder dieser Organisation hatten die Aufgabe, Sabotageakte gegen die sowjetische Besatzungsmacht durchzuführen sowie auch die Arbeit der deutschen Behörden, die der Besatzungsmacht rechenschaftspflichtig waren, zu unterwandern und zu behindern. Ich weiß nicht genau (es geht um das Datum), wann Hitler diesen Befehl erließ, ob dies während der Vorbereitungen zur Schlacht um Berlin oder im Laufe der Schlacht selbst geschah. Offensichtlich kannten auch die Deutschen das genaue Datum nicht, dies konnte man aus verschiedensten Gesprächen ersehen. Dieser Versuch, einen Partisanenkrieg gegen die sowjetische Besatzungsmacht zu starten, schlug indes aber vollkommen fehl, denn unser Oberkommando leitete diesbezüglich wirksame Gegenmaßnahmen ein. An den Häuserwänden wurden entsprechende Bekanntmachungen und Befehle des sowjetischen Oberkommandos in deutscher Sprache ausgehängt, wo unmissverständlich klargemacht wurde, dass jegliche Terror- und Sabotageakte streng geahndet würden. Wenn ich schon den menschlichen Faktor im Krieg anspreche, so erinnere ich mich an eine Episode aus der Kriegszeit. Während die Kämpfe um Berlin anhielten, sah ich, dass viele deutsche Frauen zu unseren Feldküchen kamen; sie erhofften, von den Sowjetsoldaten doch noch etwas Essen zu bekommen. Ich sah einen älteren Sowjetsoldaten, der gerade dabei war, sein Mittagessen zu verzehren. Und siehe da, ein kleines deutsches Mädchen trat an den Soldaten heran und reichte ihm seine kleine Hand, zweifellos bat sie den Soldaten um etwas Essbares. Der Soldat verstand sehr wohl, was das Mädchen von ihm wollte, und holte aus seiner Tasche den Würfelzucker heraus und bot ihn dem Mädchen an. Dabei sagte der Soldat: „Was kann das kleine Kind schon dafür?“ Nach meinem Verständnis ist diese Episode, das Benehmen des Soldaten, generell ein Ausdruck der Quintessenz des russischen Nationalcharakters. Nachdem die Schlacht um Berlin ihr Ende genommen hatte, wurde unsere Einheit in der Nähe des Strausberger Sees, unweit von Berlin, stationiert. Wir rechneten damit, in den Fernen Osten versetzt zu werden, denn die Sowjetunion sollte bald in den Krieg gegen Japan eintreten. Ich sah mit eigenen Augen, wie unsere Soldaten sich ohne jegliche Hemmungen mit Deutschen unterhielten, und dabei war auch keine Sprachbarriere zu spüren. Die einfachen Menschen kamen gut miteinander aus. Ein Sowjetsoldat fragte mich: „Du hast ja studiert, weißt mehr als ich, er-
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klär mir mal: Wie konnten ganz gewöhnliche Mütter solche Bestien erziehen, die unsere Menschen gequält und getötet und unser Land verwüstet haben.“ Ich antwortete daraufhin, dass all dies Ergebnis antihumaner und menschenverachtender Nazipropaganda war, die dem deutschen Volk aufgezwungen wurde. Ich habe viele Erinnerungen an diese unvergesslichen Tage des Jahres 1945. Wichtig aber ist, dass wir der jüngeren Generation, der Jugend, vermitteln – und dies ist eine unumstößliche Tatsache – dass die Sowjetsoldaten damals keine Hassgefühle gegenüber den Deutschen empfanden. Ihr Wunsch war es vielmehr, mit dem deutschen Volk in Frieden und Eintracht zu leben. Zum Abschluss meiner Ausführungen würde ich gern noch auf ein Thema eingehen, das mir wichtig erscheint. Nach Kriegsende besuchte ich mehrmals die Deutsche Demokratische Republik wie auch die Bundesrepublik Deutschland. Ich war auch im wiedervereinigten Deutschland. Mit vielen Deutschen besprach ich verschiedene Aspekte deutsch-russischer Beziehungen. Die ältere Generation in Deutschland erinnert sich an die Reden Hitlers, wo er behauptete, dass das deutsche Volk keine Zukunft habe, sollte es keinen „Lebensraum“ für sich erobern. Hitler verwies darauf, dass Russland (die Ukraine usw.) über reiche Ressourcen verfüge, die die einheimische Bevölkerung nicht erschlossen habe und aufgrund ihrer rassischen „Minderwertigkeit“ auch nicht erschließen könne. Pflicht der arischen Rasse sei es, das russische Territorium zu erobern, um damit den zukünftigen Generationen von Deutschen eine lichte und erhabene Zukunft zu verschaffen. Das waren Hitlers Verheißungen. Man muss sagen, dass solche Argumente von vielen Deutschen während der Kriegszeit mitgetragen wurden und auch bei vielen deutschen Soldaten Begeisterung hervorriefen. Die Nachkriegszeit hat aber doch eindeutig bewiesen, dass Deutschland auch nach Verlust riesiger Gebiete nach Ende des Zweiten Weltkrieges dennoch zum wichtigsten Staat innerhalb der Europäischen Gemeinschaft aufgestiegen ist und auch vermocht hat, seinen Bürgern einen hohen Lebensstandard zu gewährleisten. Somit kann man feststellen, dass die unmenschliche und rassistische nationalsozialistische „Ideologie“ grundsätzlich falsch und nur der Täuschung und Irreleitung des deutschen Volkes dienlich war. Die übergroße Mehrheit des deutschen Volkes hat dies eingesehen und die Lehren der Geschichte beherzigt. Boris Viktorovich Sapunov Doktor der Geschichtswissenschaften Staatliche Eremitage, Sankt Petersburg Teilnehmer des Großen Vaterländischen Krieges, u. a. der Schlacht um Berlin
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Русские в Берлине весной 1945 г. (по личным воспоминаниям) Все дальше в прошлое уходят события Великой Отечественной войны. Поэтому каждый эпизод, сохранившийся в памяти еще живых, следует тщательно беречь и зафиксировать для будущих поколений. Мне пришлось быть участником боев за Берлин, и моя подпись на стене Рейхстага зафиксирована навечно. Поэтому позволю себе вспомнить и рассказать о событиях тех дней по личным впечатлениям и по рассказам других участников боев, о том, как те страшные события развертывались на самом деле. Это как бы ожившие фотографии, зафиксированные в памяти участников тех героических и страшных дней. Начнем с того, что русские дважды штурмовали Берлин. Первый раз это было в годы так называемой «Семилетней войны» (1756–1763 гг.) в 1760 г. В той войне из-за «Австрийского наследства» столкнулись два блока европейских государств. По одну сторону стояли войска Прусского королевства и Англии. По другую – армии Австрии, Франции и России, которые опасались вторжения прусских войск в прибалтийские земли, недавно присоединенные к России. В исторической литературе той войне и штурму Берлина было уделено не много внимания. Описывая ход «Семилетней войны», русские историки основное внимание концентрировали на блестящих победах русской армии над войском выдающегося полководца XVIII в. Фридриха II (1712–1784, короля Пруссии с 1740 г). В ходе боевых действий русская армия вступила в районы Восточной Пруссии, примерно, соответствовавшей современной Калининградской области, которые были официально включены в состав Русской империи. Успешное продвижение русских войск на Запад поставило Пруссию на грань катастрофы. Фридрих II не знал, как защитить Берлин и рекомендовал жителям столицы самим думать об обороне города. Но в этот момент блестящие успехи русских войск были списаны неожиданными событиями в Санкт-Петербурге. В 1761 г. умерла императрица Елизавета Петровна, и на русском престоле оказался не совсем психически нормальный Петр III, ярый поклонник Фридриха II. Именно Петру III приписывают антирусский афоризм «Я хотел быть солдатом в армии Фридриха II, а оказался русским императором». К счастью для России, императором он пробыл недолго – около года. Но и за этот небольшой срок он совершил много антирусских актов. Сразу после восшествия на престол он прекратил боевые действия против Пруссии, вернул Фридриху II все присоединенные к России районы восточной Пруссии, за которые было заплачено кровью многих тысяч русских солдат. Он пытался ввести в России прусские порядки, немецкую палочную дисциплину, окрещенную в народе «пруссачеством» и другие «прелести» Средневековья. Совсем по иному развивались события весной 1943 г. Если Семилетняя война не угрожала существованию России, то планы А.Гитлера заключались в ее оккупации, порабощении русского народа. Для наших военных штурм Берлина означал победоносный конец Великой Отечественной войны, страшной по масштабам жертв и разрушений. Об этой операции мечтали миллионы солдат и офицеров все четыре года войны. Когда наши передовые части подошли на берега Одера, перед нашим командованием возникла сложная межнациональ-
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ная проблема. У многих военнослужащих родом из западных районов СССР в ходе войны солдаты Вермахта убили родственников, сожгли родные дома, разграбили имущество. В сердцах солдат кипело справедливое желание отомстить врагу. Наступая на Запад, я не раз слышал от людей, переживших оккупацию: «Вот, если тебя не убьют, и ты дойдешь до Германии – убей немца». Правда, так больше говорил не в адрес немцев, а мадьяр (венгров), которые служили не в Вермахте, а в венгерских частях в качестве карателей, т.к. они, по мнению немецкого командования, были менее боеспособны, чем солдаты Вермахта. Этот мотив возмездия звучал во фронтовых газетах. Была напечатана статья И.Эренбурга под броским названием «Убей немца!» В ней справедливо говорилось страшных преступлениях, совершенных солдатами и офицерами Вермахта на нашей территории. Вывод звучал весьма радикально – убивать надо всех немцев, без разбора кто прав, а кто виноват. Политическое руководство нашей армии должно было отреагировать на эту статью, не соответствующую нашей идеологии. Крупный работник ЦК по идеологии и руководитель прессы Александров сразу отреагировал на нее в статье, опубликованной во фронтовых газетах под заголовком (если не ошибаюсь) «Эренбург не прав». Он писал, что за преступления нацистов не должен отвечать весь немецкий народ, что немецкая нация создала высочайшую культуру, что из германской среды вышли гении науки, искусства и культуры, обогатившие человечество. Через несколько дней появилась статья И.Сталина, которую все фронтовики изучали на политзанятиях. До сих пор помню заключительную фразу той статьи: «Опыт истории показывает, что Гитлер приходит и уходит, а немецкое государство, немецкий народ были, есть и будут». Но перестроить сознание миллионов советских солдат, имевших личные счеты к немцам, за короткий срок было не так-то просто. Вместе с тем, в глубине подсознания фронтовиков теплилась, выношенная за советские годы идея интернационального братства народов. Необходимо объективно рассказать о том, как практически решалась эта острейшая интернациональная проблема в конце Великой Отечественной войны, когда миллионы русских солдат и офицеров дошли до Берлина. Я не буду вспоминать о ходе боевых действий на территории III Рейха. Об этой уже много написано, это – особая тема. Остановлюсь лишь на взаимоотношениях русских людей, одетых в военную форму и цивильных немцев. Немецкое руководство никак не ожидало, что русские войска могут оказаться на территории Рейха. Но они все же вели антирусскую пропаганду, убеждая гражданское население в том, что Советская армия – дикая варварская сила, несущая гибедь европейской цивилизации. Уверенные в своем военном превосходстве, они не создали на восточных рубежах мощных долговременных оборонительных сооружений, подобных «Линии Зигфрида» на Западе. По крайней мере, мы их не видели и не слышали о них от других солдат. После Одера, на западных берегах в направлении на Берлин возвышались т.н. Зееловские высоты, представлявшие из себя небольшие холмы, за которыми начиналась равнина. Лично мне они напомнили Пул-
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ковские высоты под Ленинградом. Перед ними немцы выкопали большое количество одиночных окопов метра полтора глубиной и примерно такого же диаметра. Последние месяцы войны немцы испытывали острый дефицит живой силы. Гитлер приказал мобилизовать всех нестроевиков и мальчишек 14 – 17 лет, призвав их в так называемый «Фольксштурм» (народный штурм), который сами немцы называли «Фольксвинд» – народный ветерок. Они были в гражданской одежде, только на руке была белая лента с надписью «Volkssturm”. Их сажали в эти индивидуальные окопы, вручали противотанковые ракеты «панцырфаусты» (противотанковый кулак). Ими следовало останавливать советские танки прорыва. Практически эти мальчишки были смертниками, ибо отступать по открытому полю им было невозможно. Но и нам было трудно бороться с ними, т.к. снаряды пролетали над окопами. Первую атаку наших танков они задержали, но потом в бой пошли наши тяжелые танки «ИС», которые прорвали эту линию обороны. В плен этих детишек не брали. Я до сих пор помню один эпизод того боя. К нашему комбату подвели одного такого трясущегося от страха мальчишку. Комбат посмотрел на него и, мешая русские слова с немецкими, спросил: «Где ты живешь?» Фольксштурмист, с трудом понимая вопрос, жестом объяснил, что где-то близко. Тогда комбат развернул его в сторону дома, и, поддав ногой, приказал: «Нах муттер!» Повидимому, это была типичная сцена тех дней. В моей памяти всплывает еще один эпизод. Наша часть стояла под Берлином в городе Рамбертов, и меня отпустили удовлетворить любопытство. Когда я выехал на поля близ Зееловских высот, моим глазам предстала страшная картина. Оказалось, поля там были засеяны маками, из семян которых делали опиум. Было лето и маки цвели красным цветом. И на фоне моря цветов чернели громады наших сожженных танков. То был символ войны, достойный кисти какого-нибудь великого художника. После прорыва немецкой линии обороны на Зееловских высотах, наши войска хлынули на Берлин. И тогда они собственными глазами увидели Германию. Естественно, их интересовал образ жизни, быт немцев. Многие дома были срочно брошены. Часто встречались еще недоеденные обеды на столах. Гитлеровская пропаганда внушала немцам, что на них обрушилась дикая орда, которая будет уничтожать все и всех. Немцы, проживавшие поблизости, пытались спрятаться в ближайших лесных массивах, которые, по нашим представлениям, напоминали ухоженные парки. Первые впечатления русских от Германии были однозначны. Их поразил порядок, обихоженность немецких домов. Солдаты из крестьян, знавшие сельскохозяйственное производство в России, были восхищены агрикультурой немцев. Меня часто спрашивали наши солдаты: «Вот ты, студент, объясни нам. Какого черта немцы перлись на наши земли? Нам бы такой порядок в сельском хозяйстве!» Мне приходилось долго объяснять, что войну начали не эти немецкие крестьяне, а нацистские деятели, которым были нужны наши ресурсы – поля, леса рудники. А наших людей они рассчитывали превратить в рабочую силу на их фермах и поместьях. Но далеко не все в немецком обиходе восхищало наших солдат. Ряд составляющих жизненного уклада вызывал удивление и явно отрицательное отношение. Так, например, нередко в детских спальнях встречались двухэтажные нары. У русских они вызывали ассоциации с военными казармами и двухэтажными нарами в лагерях ГУЛАГа. Солдат поражали огромные кровати в спальнях взрослых, на которых спали все впо-
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валку, жесткие подушки в виду валиков и т.д. Поражала и скупость немцев, часто переходящая в скаредность. Современные немецкие и русские корреспонденты радио, телевидения и газет часто спрашивали меня: были ли массовые грабежи немецкого населения? Лично я таких фактов не видел. Да они были бесполезны. На фронте вещи были не нужны, а отослать чего-либо домой было невозможно. Военная почта кроме писем ничего не принимала. Немецкие марки так же были не нужны, ибо они не обменивались на рубли. Спрашивали и о том, были ли случаи сексуальных насилий со стороны наших военнослужащих. Я отвечал: в армии было много людей, и где-то что-то могло иметь место. Как поется в известной песенке Я вам не скажу за всю ОдессуВся Одесса очень велика. Лично я о таких ЧП не слышал. Во-первых, после боя все сексуальные желания у нормальных мужчин должны временно уходить на задний план. Во-вторых, сразу как мы вошли в Германию, нам зачитали грозный приказ командования о том, что за грабежи и акты сексуального насилия все, их совершившие, будут отданы под трибунал. *Такие суды действительно были. Меня, как бывшего до войны студента истфака ЛГУ, интересовал вопрос, что рядовые немцы знали о России и русской культуре? Какие русские книги они читали? Насколько нацистская пропаганда затуманила им мозги образом русского варвара? Поэтому, входя в брошенные дома, я, прежде всего, искал домашние библиотеки. Конечно, военная обстановка в годы войны не способствовала объективному ответу на поставленные вопросы. Но все же, картина прояснялась. Следует отметить, что личные библиотеки немцев были не богаты по репертуару и по объему. На русском языке я ни одной книги не нашел. Из переводной классической литературы после просмотра многих собраний на первом месте оказались сочинения Ф.Достоевского. Намного реже встречались сочинения А.Чехова, Л.Толстого. Пушкина, Лермонтова, Некрасова я не обнаружил ни одного экземпляра. После войны, прожив в Германии целый год, я убедился, что мои первые впечатления были достаточно объективны. Я многократно спрашивал у немцев, чем можно объяснить такой интерес у них к сочинениям Ф.М.Достоевского? Люди разного социального статуса отвечали примерно одно и то же. Достоевский, по их словам, был бытописателем больших городов периоду бурного развития капитализма в Европе. Эти романы были более понятны немцам, чем уклад русской провинции, далекой по образу жизни от Германии. Кроме того, тщательный анализ человеческой души, проделанный Достоевским, был не характерен для западной литературы, что и вызывало особый интерес у немцев. Отмечу, что в послевоенные годы я объехал почти все страны Европы, и повсюду на книжных развалах из русских авторов доминировал Достоевский. Из немецкой классики популярные у нас сочинения Г.Гейне я не встретил ни разу. Как объяснили немцы, их сжигали на площадях как сионистскую пропаганду. Из политической литературы к моему удивлению встретились труды Ф.Энгельса, которые изучались в университетах. А сочинения К.Маркса были сожжены. Подъезжая сегодня к Берлину, трудно представить, как он выглядел весной 1945 г. Он был тогда практически разрушен. Но не нами, а американскими и английскими тяжелыми бомбардировщиками. Стояли скелеты сожженных и разрушенных зданий.
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Чтобы помешать проникновению наших войск к центру города по тоннелям метро неглубокого залегания, Гитлер приказал взорвать дамбы на Шпрее и затопить тоннели. Сразу после конца боев наше командование приказало откачивать воду. Эту работу кроме мобилизованного населения Берлина выполняли и наши войска, в том числе автор данного текста. Метро вскоре было введено в действие. После осуществления этой акции нашим глазам предстала страшная картина. Спасаясь от бомбежек, гражданское население пряталось в берлинской подземке. В освобожденных от воды тоннелях на рельсах лежали детские коляски, трупы утопленных детей, стариков и старух, домашние вещи. Когда мы входили в Берлин и другие города, нас поразили на многих не разрушенных домах вывешенные белые тряпки. В том числе – наволочки, полотенца, даже женское белье. Встречались нацистские флаги, с которых были содраны черные свастики, помещенные в центре полотнища. Оказалось: это был знак того, что данный дом капитулировал и по нему нельзя стрелять из орудий. Нас удивил тот факт, что на улицах валялись кучи сожженной бумаги – очевидно нацистских документов. С питанием население Берлина в последние дни войны было очень плохо. Пайка хлеба по карточкам на сутки равнялась 200 г. Возле наших кухонь во время обеда стояли очереди немок с котелками, ожидая, что и им достанется. Такие акции помощи населению столицы Рейха наше командование одобряло. Со стороны гражданского населения я лично и по разговорам с другими военнослужащими отрицательного отношения к русским не прослеживал. Возможно, немцы были в шоке – такого конца войны они никак не ожидали. Не ожидали его и руководители нацистской Германии. Единственная форма возмездия, которую практиковали наши солдаты, и которую я часто наблюдал не только в Берлине, но и в других городах, заключалась в том, что они вспарывали кинжалами от автоматов перины и подушки, пух из которых снегом кружился по воздуху. Когда верховному командованию германскими вооруженными силами стало ясно, что война приблизилась к концу, они начали принимать судорожные меры обороны. Например, размещали своих солдат в люках канализационных сетей, откуда, подняв крышки, они стреляли в наших солдат, а закрыв крышки, исчезали. Были заложены кирпичом пролеты Брандербургских ворот, окна Рейхстага, в которых оставляли амбразуры для пулеметов. Всем активным нацистам по личному приказу Гитлера в районных центрах НСДАП раздавали красивые кинжалы с красной рукоятью, на которой была помещена эмблема штурмовых отрядов СС. По словам немцев, все, получившим такой нож, предписывалось зарезать хотя бы одного русского военнослужащего. Опять же, по личному приказу фюрера, срочно была создана секретная террористическая организация «Вервольф» (оборотни), члены которой должны были саботировать все мероприятия советского командования, а так же новой администрации. Отмечу, что я не знаю точно, когда эти мероприятия Гитлера вступили в силу – при подходе наших войск к границам Рейха, или к пригородам Берлина. По-видимому, этой даты не знали и сами немцы, которые об этом рассказывали. В ответ на попытки начать партизанскую войну, наше командование объявило жесткие контрмеры. На стенах домов появились наши плакаты на немецком языке с заявлением о том, что все акты саботажа и террора будут жестоко подавлены.
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Вспоминая о человеческом факторе на войне, в памяти всплывает один эпизод. В дни боев за Берлин, как я уже отмечал, к нашим полевым кухням подходили во время обеда немки с котелками, надеясь получить кое-какую еду. Недалеко от меня сидел пожилой (по моим тогдашним меркам) солдат, который занимался поглощением обеда. К нему подошла немка-девочка и протянула руку, надеясь получить что-нибудь съестное. Солдат понял ее жест, порылся в кармане шинели, вынул пайковый сахар-рафинад и высыпал в ручки девочки, громко сказав при этом: «Чем дитя виновато?» В моем сознании этот эпизод был как бы символом русского национального характера. Когда после конца боевых действий нашу часть переместили в пригород Берлина возле озера Штраусберг, и мы ожидали отправку на Дальний Восток против Японии, наши солдаты почти свободно общались с немцами. Языковый барьер оказался не столько непреодолимым. Простые люди понимали друг друга. После таких задушевных бесед меня часто спрашивали солдаты: «Вот ты, студент, объясни, почему и как у этих вполне нормальных матерей выросли такие звери, которые грабили и убивали наших людей на нашей земле?» Я отвечал, что это результат античеловеческой нацистской идеологии, внушенной немецкому народу. В памяти зафиксировалось еще много ярких картин и пережитых сцен тех незабываемых дней. Но главное, что надо передать новому поколению – это бесспорный факт – отсутствие у наших русских солдат антинемецких настроений и наличие желания жить в мире с великим немецким народом. В заключении хотелось бы отметить еще один важный факт, определивший судьбу руссконемецких отношений. После войны я несколько раз бывал в ГДР, ФРГ и объединенной Германии, обсуждал с немцами многие аспекты русско-немецких связей. Немцы старших поколений еще помнят выступления А.Гитлера, в которых он утверждал, что у немецкого народа не будет будущего, пока не будет жизненного пространства. А вот в России огромные ресурсы, которые русские не сумели освоить. Долг высшей арийской расы, ради будущего своих детей, захватить русские территории. Такие доводы многим немцам казались справедливыми и воодушевляли солдат на войну. Послевоенная практика показала, что Германия, потеряв после Второй Мировой войны значительные территории, сумела стать одним из самых мощных государств Европы и обеспечить своим гражданам высокий уровень жизни. Так что античеловеческие лозунги нацизма оказались лживыми. И немцы в своем большинстве это поняли. Б. В.Сапунов, Доктор исторических наук Академик ПАНИ Государственный Эрмитаж Фронтовик ВОВ, участник боев за Берлин
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Boris Leonovich Zolotarevskii geboren 1925
Boris Leonovich Zolotarevskii war der zweite Veteran, der mir am 2. April 2004 seinen eigenen Namen auf den historischen Wänden zeigte. Geboren wurde er am 10. Oktober 1925 in Moskau. Als er in den Krieg zog, war er noch keine 16 Jahre alt. Seit 1992 lebt er mit seiner Familie in Haifa. Im heißen israelischen Sommer besuchte er gerne seine Cousine Viktoria in Berlin. 2004 gab es jedoch noch einen anderen Grund, weshalb er mit Tochter und Sohn nach Berlin kam. Er wollte sich überzeugen, ob sein Name tatsächlich immer noch an der Wand des Reichstagsgebäudes stünde. Ein Freund seines Neffen Pawel hatte den Namen bei einem Rundgang durch das Haus entziffert und seine Entdeckung mitgeteilt. Boris Zolotarevskii war anfangs der festen Überzeugung, nie an die Wand geschrieben zu haben, denn es sei damals gar kein Platz mehr gewesen. 59 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sah er seinen Namen wieder. Ergriffen stand er mit seinen Kindern und weiteren Angehörigen vor den restaurierten Schriften.
Boris Leonovich Zolotarevskii mit seinem Neffen Pawel am 2.4.2004 vor den Graffitis. Sein Sohn im Hintergrund, rechts des Namens.
„Zolotarevskii“. Ort der Inschrift: Nordflügel, Plenarsaalebene Nordwand, Nische A rechts.
Am 3. April 2004, einen Tag nach unserer Begegnung, schrieb mir Boris Zolotarevskii noch in Berlin folgende Zeilen. Außerdem erhielt ich einige Fotos und eine Einladung nach Haifa.
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Boris Leonovich Zolotarevskii
Sehr geehrte Frau Felix, der vor kurzem stattgefundene Besuch beim Deutschen Bundestag hat mich so sehr beeindruckt, dass ich damals nicht sofort passende Worte fand, die meine Gefühle und Gedanken hätten ausdrücken können. Ich bin sehr beeindruckt, mit wie viel Takt und ästhetischem Gefühl Deutschland die Inschriften der sowjetischen Soldaten an den Wänden des Reichstagsgebäudes bewahrt, die zum Gedenken an den Krieg sind, der eine Tragödie für viele Völker war. Das deutsche Volk ist mit Würde aus diesem Krieg hervorgegangen, wissend, dass es nicht Deutschland, sondern der Nationalsozialismus war, der eine Niederlage erlitt und der auch für das deutsche Volk etwas so Böses war. Ich habe immer die Kultur und das schöpferische Potential des deutschen Volkes bewundert. Jetzt (nach meinem Besuch) steigert sich dieses Gefühl noch in mir. Für mich war die Möglichkeit, mein eigenes Autogramm und die meiner Freunde Matiash, Shpakov, Fortel und Kvasha zu sehen, sehr aufregend und unerwartet. Die Inschriften wurden mit Liebe gesichert und bewahrt auf früher verrußten Wänden des Reichstags. Die Eroberung dieses Hauses war ein Symbol des Sieges über das Welt-Übel Nationalsozialismus, nicht über das deutsche Volk. Der Nationalsozialismus, ein Symbol der Feindschaft unter den Völkern, scheint „ausrottbar“ zu sein und ist als Muttermal der Menschheit zu sehen. Heute offenbart er sich durch viele Ereignisse an vielen anderen Brennpunkten der Erde, und was mich persönlich betrifft, im Bestreben der arabischen Welt, Israel zu vernichten. Sie werden uns nicht besiegen, weil wir stärker sind. Die Zahl der Opfer, sowohl unter den Palästinensern als auch unter den Israelis, könnte viel geringer sein, wenn die zivilisierte Menschheit heute Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg gezogen hätte. Es ist nicht möglich, einen Aggressor zufrieden zu stellen, für den das menschliche Leben keinen Wert hat. Gerade die arabischen Führer haben ihre nationale Intoleranz gezeigt, als sie 1948 ihre Aggressionen gegen den Staat Israel begannen, der auf Beschluss der UNO gegründet wurde. Neben Israel wurde auch auf Beschluss der UNO ein Territorium für einen arabischen Staat festgelegt. Gäbe es nicht so viel Hass seitens der arabischen Nationalisten gegenüber den Juden, könnten beide Völker schon über ein halbes Jahrhundert friedlich nebeneinander leben und tausende Menschenleben hätten gerettet werde können. Der heutige Konflikt zwischen Arabern und Israelis ist kein Befreiungskampf der Palästinenser. Er ist ein Eroberungskrieg arabischer Nazis gegen Juden. Wie jeder Krieg brachte auch dieser beiden Völkern Leid. Es ist aber wichtig zu wissen, wer die Anstifter sind. Das deutsche Volk zog wahrscheinlich erfolgreicher als andere Völker Lehren aus der Tragödie von 1939–1945. Ich bin mir sicher, dass die Verständigung, das gegenseitige Einvernehmen zwischen den Völkern Deutschlands und Israels stärker wird. Mit tiefer Dankbarkeit und Ehrerbietung B. Zolotarevskii
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Originalabschrift Уважаемая фрау Феликс, Берлин, 03.04.04 недавнее посещение Бундестага произвело на меня столь сильное впечатление, что я не нашел тогда нужных слов для выражения своих чувств и мыслей. Я очень тронут тем тактом и эстетическим вкусом, с которыми Германия сохранила автографы советских солдат на стенах Рейхстага в память о войне, ставшей трагедией для многих пародов. Немецкий народ с достоинством вышел из этой войны, считая, что поражение потерпела не Германия, а нацизм, явившийся величайшим злом и для немецкого народа. Я всегда восхищался культурой и созидательным потенциалом народа Германии. Сейчас это чувство только увеличилось. Для меня была очень волнующей неожиданностью возможность увидеть свой автограф и автографы моих друзей Матяша, Шпакова, Фортеля и Кваши, с любовью сохраненные на бывших закопченных стенах Рейхстага. Взятие Рейхстага советскими войсками стало символом победы не над немецким народом, а над всемирным злом -нацизмом. К сожалению, та победа оказалась не окончательной. Нацизм, как. синдром вражды между народами, повидимому неискореним, и является родимым пятном человечества. Сегодня, кроме многочисленных других «горячих» точек земного шара, нацизм вновь проявился, – что затрагивает лично меня – в стремлении арабского мира уничтожить Израиль. Они нас не победят, так как мы сильнее. Но количество жертв среди как палестинцев, так и среди евреев, можно было бы уменьшить, если бы цивилизованное человечество извлекло правильный урок из Второй мировой войны. Hевозможно ублажить агрессора, для которого человеческая жизнь ничего не стоит. Именно арабские лидеры проявили национальную нетерпимость, начав в 1948-ом году агрессию против государства Израиль, которое было провозглашено на совершенно законном основании по решению ООН. Рядом с нами решением ООН было отведено место и для арабского государства. Если бы не ненависть арабских нацистов к евреям, оба народа уже более полувека существовали бы рядом, и были бы сохранены тысячи жизней. Сегодняшний арабо-израильский конфликт -не национально-освободительная борьба палестинцев, а захватническая война арабских нацистов против евреев. Как всякая война, она несет страдания обоим народам, но важно знать, кто ее зачинщик. Немецкий народ, наверное, успешнее других народов Европы извлек правильный урок из трагедии 1939–1945 годов. Я уверен, что взаимопонимание между народами Германии и Израиля будут укрепляться. С глубокими благодарностью и уважением, Б. Золотаревский
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Postkarte Moskau (Über dem Foto steht: Tod den deutschen Okkupanten) Poststempel 18.7.44
Meine Lieben, Erstens seht Ihr, ich lebe und bin gesund. Gesund genug, um Kraft zu haben, alle meine Korrespondenzen auf einmal zu erledigen. Bei Vikusja (Viktoria) entschuldige ich mich für die Verzögerung der versprochenen Antwort, in der ich mein Gewehr beschreiben soll. Ich habe keine technische Beschreibung und aus dem Gedächtnis ist es sehr schwer. Wie geht es Babuschka und Anja? Anja hat bestimmt nicht aufgehört zu rauchen. In den letzten Tagen war ich weit von der Feldpost entfernt und habe schon lange von zu Hause keine Post erhalten. Auch jetzt ist die Verbindung schlecht. Ich warte auf Beantwortung meines Briefes, in dem ich Mama zum Geburtstag gratuliere. Dort hatte ich auch einen Brief für Euch hineingelegt. Unser Regiment wurde mit dem Orden „Rote Fahne“ ausgezeichnet. Ihr könnt mir nachträglich gratulieren. Ich muss zum Schluss kommen. Bleibt gesund und glücklich. Ich umarme Euch ganz, ganz fest. Euer Boris
Post von der Front (Rückseite).
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Seid gegrüßt, meine Lieben! Ich habe etwas Langeweile und daher beschlossen, die Gelegenheit zu nutzen, Buße zu tun und Euch zu schreiben. Wie Ihr seht, lebe ich und bin gesund wie „ein Stier“(dt. wie ein Fisch), außer einem Schnupfen habe ich nichts. Auf der Parteigruppenversammlung hat man mich als Kandidat der WKP(b) aufgenommen. Morgen steht mir bevor, vom Parteibüro des Regiments bestätigt zu werden. Was wird der nächste Tag mir bringen? Heute war ich im Kino, habe „Antosha Rybkin“ gesehen. Was soll ich gegen diesen Antosha haben? Micha sehe ich fast täglich. Habe ihn heute gesehen aber was ist schon eine halbe Stunde für ein Gespräch.
Brief von der Front.
Wenn er nicht da ist, bräuchte man einen Ersatz für ihn. Sagt mir, soll ich mich nun verlieben oder warten. In Bezug auf Briefeschreiben war ich in letzter Zeit saumäßig faul. Ich werde mich bemühen, sobald wie möglich, zu christlichen Werten zurückzukehren. Bleibt gesund und froh. Ich küsse euch ganz herzlich. Euer Boris
2011 besuchte ich Boris Zolotarevskii dann in Israel. Diese Reise sollte alles verändern – hier im Land von Yad Vashem entschloss ich mich, nicht nur die Geschichten der Veteranen aufzuschreiben, sondern auch noch die Wände des Reichstags mit ihren Autogrammen zu dokumentieren. Zolotarevskii schreibt seine Memoiren und schickte mir den folgenden Ausschnitt.
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Boris Leonovich Zolotarevskii
Meine Eindrücke von Nachkriegsdeutschland Vorab sei gesagt, dass die Einheit unserer Nachrichtentruppen, verantwortlich für die Gewährleistung des Nachrichtenverkehrs und der Kommunikation von großen Stäben, die neuen Standorte erst nach Einnahme durch die kämpfende Truppe bezog, was bis zu einer Woche dauern konnte. Daher hatten wir Soldaten der Nachrichtentruppe mehr Zeit und ganz andere Möglichkeiten, uns umzusehen, um einen Eindruck von den Menschen zu gewinnen, deren Land eine katastrophale Niederlage erlitten hatte. Man konnte ganz deutlich spüren, dass die Bevölkerung sich zuerst vor uns fürchtete und die Menschen sich sogar verbargen oder versteckten. Mit der Errichtung von Kommandanturen, die allmählich Ordnung schufen, änderte sich dieses Verhalten. Die Gewohnheit der Deutschen, der „Obrigkeit“ zu folgen, setzte sich durch und die Menschen fühlten sich bald sicherer. Ich erinnere mich lebhaft an einen Vorfall, der das bestätigt. In Babelsberg wurde ein deutsches Mädchen von unserem Armeelastwagen überfahren. Das Mädchen starb infolge des Verkehrsunfalls. Eine große Menschenmenge war zusammenkommen, die ihren Unmut sehr deutlich zum Ausdruck brachte, denn schließlich war es ja ein Lastwagen der „Besatzer“, von dem das Mädchen überfahren worden war. Kurz vor Ende des Krieges ereignete sich folgender, mir auch noch in Erinnerung gebliebener Vorfall. In der deutschen Stadt Betsch, der ersten deutschen Stadt auf unserem Weg, sahen wir einen unserer Fahrer mit gezücktem Bajonett, vor sich einen verängstigten alten Mann. Wir erkannten sofort, dass hier etwas nicht stimmen konnte und stoppten ihn. Es stellte sich heraus, dass unser Fahrer seine gesamte Familie während des Krieges verloren und sich seit dem mit dem Gedanken getragen hatte, den ersten Deutschen, der ihm unter die Augen kommen würde, zu töten. Wir schafften es, den Fahrer zu überzeugen, den Alten laufen zu lassen. Er hatte schließlich selber noch erkannt, dass diese Art von „Rache“ vollkommen unsinnig war. Oft wurde von Fakten zu Vandalismus und brutaler Vergewaltigungen berichtet. Unsere Einheit – wir Funker – galten als „Intelligenz der Armee“ und persönlich habe ich so etwas nie erlebt. Was den Gesamteindruck von Deutschland betraf, konnte man feststellen, dass es sich hier um eine andere, fortschrittlichere Zivilisation handelte. In der Sowjetunion gab es auf dem Land überwiegend Holzhäuser, mit Ausnahme südlicher Regionen, wo die Häuser aus Stein gebaut wurden. In Deutschland, teilweise auch in Polen, war es anders. Ein „Dorf“ erinnerte eher an unsere Kleinstadt mit Häusern aus Stein und mit asphaltierten Straßen. In der Sowjetunion war nur Leningrad einer europäischen Stadt ähnlich. Alle Unterschiede, und seien es nur kleine, kann man nicht aufzählen, hingen sie doch vom sozialen Status oder vom Vermögen jeder Familie ab. In der Stadt Betsch zogen wir in ein Landgut ein. Dieses Anwesen zeigte charakteristische Besonderheiten der aristokratischen Lebensweise, die wir auch vom Museumspalast der Sheremetevs, einer russischen Grafendynastie, kannten. Es gab aber auch moderne Details des Alltagslebens wie einen Radioempfänger. Die Wohnräume der Bediensteten – eingerichtet im Keller – waren mit veraltetem Mobiliar ausgestattet. Es fiel aber auf, dass die Zimmer sauber, die Betten sorgfältig und ordentlich gemacht waren und an den Wänden typisch deutsche Stickereien mit moralisierenden Sprüchen hingen. Auch dort gab es Radioempfänger, jedoch aus den zwanziger Jahren. In den städtischen Wohnungen, in denen Menschen verschiedener sozialer Schichten lebten, gab es auch je nach Vermögen Unterschiede in der Einrichtung, aber generell konnte man ganz deutlich sehen,
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dass der Lebensstandard in Deutschland höher war als in meiner Heimat. Der größte Unterschied bestand aber darin, dass es in Deutschland keine Gemeinschafts- oder Kommunalwohnungen gab. Die Industriekultur befand sich in Deutschland auf einem sehr hohen Niveau. Ich, als Funker, konnte mich davon überzeugen, als ich die Qualität und das Niveau der deutschen Funk- und Radiotechnik durch die Vielfalt der Modelle sah. All dieser geistige und auch materielle Reichtum war infolge von Schuld und Verbrechen der damaligen Machthaber Deutschlands fast vollständig zerstört worden. Nach Kriegsende war ich mit der gerade erst wiederhergestellten S-Bahn unterwegs. Die Stadtbahn befindet sich auf gleicher Höhe mit den Häusern. 40 Minuten lang dauerte meine Reise, aber wohin ich auch schaute, ich sah nur Ruinen. Es gab kein einziges unversehrtes Haus. So etwas hatte ich zuvor nur in der polnischen Grenzstadt Küstrin gesehen, ganz zu schweigen von Stalingrad und einer Vielzahl anderer zerstörter sowjetischer Städte und Dörfer. Als wir uns auf der Durchreise in Dresden befanden, wurde ich auf eine wie durch ein Wunder erhaltene 100 Meter lange Wand aufmerksam. Auf farbigen Keramikkacheln waren deutsche Kaiser, Könige und Fürsten mit Gefolge auf Pferden und Eseln aus dem XII. und XIII. Jahrhundert dargestellt. Ich konnte diese Freskengemälde mit meinen Händen berühren. Als ich im Jahre 1995 erneut diesen Platz besuchte, befanden sich eben dieses Gemälde im dritten Stock des wiederhergestellten Gebäudes. Das bedeutete, dass wir 1945 auf einer Straße fuhren, deren Trümmer bis zum dritten Stockwerk reichten. Der Welt kam das verbrecherische Abenteuer des selbsternannten „Führers“ teuer zu stehen.
Originalabschrift
Мои впечатления о послевоенной Германии Прежде всего надо заметить, что как часть связи, обслуживающая главным образом большой штаб, мы попадали на новые для нас места на день, а то и на неделю позже передовых частей. Но зато и оглядеться у нас было больше возможностей. Впечатление о людях – это были жители страны, потерпевшей сокрушительное поражение. Вначале было заметно, что они нас побаивались, прятались, это были тени людей. Но с появлением комендатур, постепенно наводивших порядок, немцы по привычке доверять власти, стали вести себя увереннее. Однажды в Бабельсберге девочка лет 13 попала под наш армейский грузовик и погибла. Собралась толпа, которая не скрывала своего возмущения и явно потому, что это был грузовик оккупантов. Когда же ещё шла война, запомнился такой случай. В первом на нашем пути немецком городе Бетше как-то мы с другом увидели, что один из наших шоферов с винтовкой наперевес куда-то ведёт понуро плетущегося старичка-немца. Мы заподозрили неладное и остановили их. Оказалось, что шофёр, потерявший на родине от рук немцев семью, всю войну жил с мыслью убить первого же немца, который попадёт в его руки. Нам удалось его уговорить отпустить старичка, да он и сам почувствовал какую-то искусственность этой мести в тех обстоятельствах. Ходили рассказы и о вандализме, и о жестоких изнасило-
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ваниях, но наша часть – радисты – считалась армейской «интеллигенцией», и своими глазами я ничего такого не видел. Что же касается общего впечатления от страны, конечно, это была другая, более продвинутая цивилизация. В СССР сельские дома только на юге делались из камня, по всей же остальной стране строились лишь деревянные избы. В Германии и частично в Польше деревня – это каменный городок с асфальтированными улицами. В СССР только Ленинград имел европейский вид. Массу бытовых мелочей невозможно и перечислить. Хотя бы потому, что они очень зависели от социального положения семьи. В том же Бетше мы остановились в аристократическом имении. Там были все особенности аристократического быта, о которых мы знали по музейному особняку русских графов Шереметьевых, правда заметно осовремененному, например, радиоприёмниками. Жилые же комнаты слуг, помещавшиеся в подвале, были обставлены минимумом устаревшей бедной мебели. Однако бросалась в глаза чистота, на аккуратно застеленных кроватях и стенах типичные немецкие вышивки с нравоучительными изречениями. Были и радиоприёмники, но очень устаревшей конструкции 20-х годов. В городских квартирах, принадлежавших людям их разных слоёв населения, обстановка тоже сильно различалась, но в среднем свидетельтвовала о более высоком уровне жизни, чем на моей родине. Главное же отличие было в том, что даже не существовало такое понятие, как коммунальное жильё. Промышленная культура Германии была на самом высоком по тому времени уровне. Я как радист мог оценить уровень радиоаппаратуры, беспрецедентный по качеству и разнообразию моделей. И всё это богатство по вине своих же правителей подверглось немыслимому разрушению. Вскоре после конца войны мне пришлось ехать на только что восстановленном S-bahn‘е. Известно, что поезд городской дороги идёт на одном уровне с домами. Но тогда я 40 минут ехал над находящимися где-то внизу руинами, и сколько доставал глаз не просматривалось ни одного целого дома. Подобное я видел только в приграничном польском городе Кюстрине. Я уж не говорю о находящихся за пределами моего рассказа Сталинграде и многочисленных советских городах и деревнях. В Дрездене мы остановились проездом на полчаса около поразившей меня хорошо сохранившейся стены длиной около 100 метров. На ней цветными керамическими плитками была изображена кавалькада германских правителей с их свитами, начиная с 12 или 13 веков, ехавших на ослах и лошадях. До них можно было дотронуться рукой. Когда я в 1995г. побывал на том же месте, они к моему удивлению оказались на высоте 3-го этажа восстановленного дворца. Значит в 1945г. мы ехали по дороге, засыпанной остатками разрушенных дворцов до высоты 3-го этажа. Дорого обошлась Миру и в том числе Германии авантюра её фюрера.
Boris Zolotarevskii wurde später Ingenieur für Radioelektronik. Er ist Vater zweier erwachsener Kinder, hat Enkel und Urenkel. 2017 konnte er seinen 92. Ehrentag feiern und auf ein langes Leben zurückblicken, das nicht immer einfach war. Er wird nicht noch einmal nach Berlin kommen, denn die Kräfte werden schwächer. Gerne hätte ich ihn zu dem besonderen Ereignis des 70. Jahrestages des Sieges über den Nationalsozialismus noch einmal in Berlin und im Reichstagsgebäude begrüßt.
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Aleksei Nosov
Liudmila Stepanovna Nosova aus Zaporozhe, war meine dritte Besucherin, der ich am 19. April 2005 einen vertrauten Namen zeigen konnte. Es war der Name ihres Mannes.
60 Jahre nach Kriegsende sieht die Witwe den Schriftzug ihres Mannes und dankt Gott dafür.
Eine Gruppe von 16 Frauen aus drei Städten der Ukraine war bei mir zu Gast für einen Rundgang durch das Reichstagsgebäude. Während des Krieges waren sie Häftlinge im Konzentrationslager Ravensbrück. 60 Jahre danach kamen sie zu einer alle fünf Jahre stattfindenden Gedenkveranstaltung. Nach Ravensbrück eingeladen hatte das Maximilian-Kolbe-Werk. Auch der Besuch des Hohen Hauses in Berlin stand auf dem Programm. Beeindruckt von der Größe des Gebäudes und seinem freundlichen Inneren, standen die Frauen ergriffen vor den restaurierten Wänden mit den Namen. Auch die Transparenz des Plenarsaales, von dem sie die Menschen in der Kuppel laufen sehen konnten, bestaunten die Frauen sehr. Trotz ihres hohen Alters wollten sie in die Kuppel. Auf dem Dach kam dann eine Teilnehmerin auf mich zu und sagte: „Mädchen“, was sie herzlich gerne zu mir sagen durfte, obwohl ich selber schon Enkel habe. „Mädchen, mein Mann hat mir immer erzählt, dass er auch auf die Wände geschrieben hat“. Auf meine Frage nach dem Namen sagte sie „Nosov, Aleksei Nosov“.
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Aleksei Nosov
Ich hatte den Namen sofort vor Augen. Geschrieben mit großen Buchstaben „HOCOB“. Ich sah ihn vor mir. Aber wo stand er? „Nosov“. Ort der Inschrift: Ostseite, Plenarsaalebene Süd, Ostwand Teil I.
Ich versprach, den Namen auf jeden Fall zu suchen, und erhielt eine Telefonnummer für spätere Kontakte. Es war Freitag. Meine letzte Führung für diesen Tag. Für die Frauen sollte es noch ein Essen in einem Restaurant am Brandenburger Tor geben. Ich wählte daher beim Abschied den kürzesten Weg dorthin. Am Eingang Ost verabschiedete ich die Frauen und ging – den Namen in Gedanken suchend – zurück zu meinem über der Plenarsaalebene gelegenen Büro. Von da aus fiel mein Blick jedes Mal automatisch auf die Wände. So auch diesmal. Und tatsächlich stand genau dort sein Name. Ich hatte ihn ständig im Unterbewusstsein registriert. Sofort lief ich zum Restaurant. Alle waren aufgeregt, dass ich den Namen gefunden hatte. Mit Liudmila Nosova und Monika Herdemerten, der ehrenamtlichen Mitarbeiterin des KolbeWerks – sie machte auch das Foto –, ging es noch einmal zurück in das Haus zu der Stelle mit Alekseis Namen. Tränen, Lächeln, Fassungslosigkeit, alles auf einmal, ereilte die Frau aus Zaporozhe, die sogar den Rollstuhl für diesen denkwürdigen Moment verließ. Stark und tapfer erlebte ich sie. – Mein Gott! Gedankt sei Gott! – Bozhe moi! Slawa bogu! – Diese Worte sprach sie immer wieder leise vor sich hin. Wir nahmen vor dem Graffiti Platz und Ludmilla erzählte mir von ihrem Schicksal und dem ihres Mannes. Seit seinem Tod lebt sie bei der Tochter, den Enkeln und Urenkeln in Zaporozhe. Ich kam blutjung ins Lager, ihn zog man mit 16 Jahren ein. Drei Jahre war er an der Front. Mit 19 Jahren schrieb er hier seinen Namen auf die Wand. Ich überlebte Ravensbrück, er kehrte nach Hause zurück. 1946 haben wir geheiratet und bekamen 1949 unsere Tochter. Wir hatten Glück.
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Aus dem Rundbrief des Kolbe Werks. (Mit freundlicher Genehmigung.)
Diese Geschichte von Liudmila Nosova und den anderen Frauen, die in Ravensbrück der Willkür von bereitwilligen „Helfern“ der Diktatur auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren, erzählte ich auch anderen Gästen. Meine Gedanken gingen oft zurück zu den Frauen, die in hohem Alter und trotz gesundheitlicher Probleme im Reichstagsgebäude vor mir standen. Genauso oft wurde ich gebeten, doch alles aufzuschreiben, damit es nicht verloren geht, wenn ich einmal in den Ruhestand gehe. Die Zeit ihrer damaligen Jugend ist für mich heute Geschichte.
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Chistiakov
Schulkinder aus Wolgograd, dem damaligen Stalingrad, waren im Sommer 2009 mit ihrer Lehrerin zu Gast bei mir und machten viele Fotos. Vor allem von den Stellen, wo „Stalingrad“ geschrieben stand. Zu Hause wurden die Fotos dann voller Stolz gezeigt und dabei der Name „Chistiakov“ identifiziert. „Chistiakov“. Ort der Inschrift: Nordflügel, Plenarsaalebene Süd, Nische C Mitte.
Beim Besuch im darauf folgenden Jahr erzählte mir diese Lehrerin, dass ein Nachbar einem ihrer Schüler sagte, den ehemaligen Hauptmann gekannt zu haben. Erst jetzt konnte er sich richtig vorstellen, dass der Hauptmann wirklich im Reichstagsgebäude gewesen war. Nur, er lebte nicht mehr. Mehr über Hauptmann Chistiakov und seine Geschichte konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen.
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Leonid Mironovich Raikhelgauz 1923–2001
Sohn und Tochter des Veteranen Leonid Mironovich Raikhelgauz fanden am 2. Mai 2010 ein Fragment des Namens ihres Vaters, der vom 18. März 1923 bis 9. August 2001 gelebt und bis zu seinem Tode den Wunsch gehabt hatte, selber noch einmal in das Reichstagsgebäude zurückzukehren. Mit der Hoffnung, den Namen seines Vaters zu finden, wandten sich Sohn und Tochter des Veteranen an den Besucherdienst des Deutschen Bundestages. Anlässlich eines dreitägigen Gastspiels des bekannten Volkskünstlers Iosif Raikhelgauz in Berlin eröffnete sich die Möglichkeit einer Besichtigung. Viktoria Chmelnizkaja, die mich durch ihren Cousin Boris kannte, bat mich, den Freunden zu helfen. Ich holte sie in Eigenverantwortung ins Haus und so standen sie dann voller Erwartung vor mir. Würde Leonid Mironovichs Graffiti die Jahre und Umbauten des Hauses überstanden haben? Nach einigem Suchen und konzentrierter Stille, erblickte Olga das Namensfragment ihres Vaters zuerst. Alle versammelten sich vor dem Graffiti und bewunderten das Relikt der Vergangenheit. Fragment von „Raikhelgauz“. Ort der Inschrift: Ostseite, Plenarsaalebene Nord, Ostwand Teil E.
Zwei Tage nach unserer Begegnung erhielt ich von Iosif Raikhelgauz – er und seine Schwester waren schon längst wieder in Moskau – durch seine in Berlin lebenden Freunde, die ebenfalls am Rundgang teilgenommen hatten, zwei Bücher mit Widmungen, die mich sehr berührten. Eines der Bücher zeigt eine Abbildung von dem Vater, den er so verehrte, in Uniform mit seinem Motorrad und erzählte dazu eine Geschichte, denn Jeder hat seinen eigenen Weg. Karin Felix Iosif Raikhelgauz mit großer Dankbarkeit für „Spaziergänge abseits fester Pfade“ im Reichstag. Ihr I. Raikhelgauz Berlin 2. Mai im Jahre 2010
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Leonid Mironovich Raikhelgauz
Die ihn an dem Tag begleitenden Freunde – in Berlin lebende Journalisten – schrieben über diesen Tag ihres Freundes einen Artikel und stellen ihn mir für die Dokumentation zur Verfügung. Und die Freunde rufe ich zusammen Mit Iosif Raikhelgauz unterhielt sich: Svetlana Bereznitski Fotos: Natalia Antonova Wir wanderten schon einige Zeit durch die Gänge des Reichstagsgebäudes und betrachteten die Schriften, die im weit zurückliegenden Jahr 1945 als Zeichen der Sieger des Großen Vaterländischen Krieges von denen, die Berlin eingenommen hatten, an die Wände geschrieben wurden. Plötzlich sahen wir durch Glastüren, die die langen Gänge teilen, dass die Geschwister Olga und Iosif Raikhelgauz erstarrten und sich umarmten, um nicht in Tränen auszubrechen. Auf einer der Wände stand die Unterschrift, die hier vor 65 Jahren ihr Vater Leonid Raikhelgauz, der den Kavalier-Orden des Ruhmes erhielt, geschrieben hatte.
Tochter und Sohn des Veteranen mit Freunden vor der Inschrift des Vaters.
Die Historiker des Zweiten Weltkrieges behaupten, dass die Panzertruppen in jenem Krieg den größten Verlust davontrugen, nicht vergleichbar mit anderen Truppen. Und er war den gesamten Krieg Panzerfahrer, Mechaniker und ist mit dem Panzer in Berlin angekommen. Nach der Einnahme Berlins, als endlich Ruhe eingetreten war, fanden Motorrad-Wettbewerbe zwischen den befreundeten Truppen der Alliierten Englands, Frankreichs, Amerikas statt. Die Aufnahme ist aus dem Buch „Spaziergänge abseits fester Pfade“, das der Autor Iosif Raikhelgauz seinem Vater, dem Panzerfahrer, dem Rennfahrer, dem Chauffeur, widmete.
Leonid M. Raikhelgauz in der Berliner Straße, in Berlin Karlshorst.
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Leonid Raikhelgauz, der das Motorrad „Virtuos“ besaß, nahm daran teil. Auf dem „schwersten“ Motorrad, mit seinem 750 Kubikzentimeter-Motor, ist er nicht einfach als Erster an der Tribüne vorbeigefahren, wo die Feldherren am Ziel standen, sondern hatte sich auf den Sitz gestellt, um ihnen seine Ehrbezeugung zu erweisen, und erst dann überquerte er das Ziel. Er bekam den Titel „Meister des Sports“ verliehen. Später nahm er dann an Meisterschaften der Streitkräfte teil und wurde immer wieder Sieger. Marschall Zhukov schenkte ihm ein Motorrad, auf dem an einem silbernen Schild stand „Dem Sieger des Wettbewerbs“. Zu seiner Freude bekam er für zu Hause, für die Eltern, einige Tage Urlaub. Als er in der Nähe von Odessa angekommen war, sah er, wie die Leute darbten und verkaufte das Motorrad. Von dem Geld kaufte er den Eltern eine Kuh und Heu. Aus dem Urlaub nach Berlin zurückgekehrt, musste er seinen Kameraden mitteilen, dass er das Motorrad verkauft hatte. Das Schild hatte er natürlich behalten. Irgendwo am Rande Berlins haben seine Freunde noch einmal so ein Motorrad aufgetrieben und Leonid Raikhelgauz hat dieses Schild, die denkwürdige Trophäe, wieder angeschraubt. Iosif Raikhelgauz erzählte uns auch diese Episode, die mit der heldenhaften Vergangenheit seines Vaters verbunden war und weshalb er den „Orden für die Einnahme aller europäischer Hauptstädte“ erhielt. Um die Nazis schlagen zu können, die sich in einem Dorf gut verschanzt hatten, war Leonid Raikhelgauz für die Feinde die schreckliche Geschichte mit der „Klapper“ eingefallen. Gemeinsam mit den Genossen hatte er an den Motorrädern durch Maschinengewehre durchlöcherte Benzinfässer und verschiedene Scheinwerfer befestigt und war mit rasender Geschwindigkeit mitten in der Nacht durch das Dorf gefahren. Die Fässer donnerten laut und machten Krach und Maschinengewehrsalven schallten und pfiffen. Die Faschisten kamen ohne Waffen heraus. Allein bei diesem Kampf hat er Dutzende getötet. „Davon zu erzählen, fällt natürlich schwer, besonders jetzt, wo wir uns hier an historischer Stätte befinden. Heute ist mir klar, dass wegen meines Helden-Vaters dutzende von Müttern ihre Söhne verloren haben. Er und seine Kameraden befreiten allerdings das Land vom Feind und kämpften, ohne selber Rücksicht auf ihr eigenes Leben zu nehmen“, sagt sein Sohn Iosif Raikhelgauz. Sein Vater hatte immer davon geträumt, noch einmal nach Berlin zu kommen und seine Unterschrift auf der Wand zu finden. Aber die Zeiten waren kompliziert und es ergab sich nicht. Und jetzt entdeckten seine Kinder diese Signatur. Karin Felix, Referentin beim Deutschen Bundestag, die uns begleitet, ist auch gespannt. Es wäre das vierte Mal nach 65 Jahren, sagt sie.
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Vladimir Alekseevich Zhilkin geboren 1925
wurde am 15. April 1925 in der Siedlung Gore-Griaz, Gawrilov-Iamsker Kreis, Gebiet Iaroslavl als Sohn eines Pfarrers geboren. Auch er war einer der meist unter 20-jährigen Männer in der Roten Armee, die ihr Vaterland verteidigten, und er kam bis Berlin. 65 Jahre später stand er in der Uniform eines Obersts im Reichstagsgebäude vor mir. Seinen Namen konnten wir allerdings nicht mehr an den Wänden finden. Er fiel wahrscheinlich der Zeit zum Opfer.
Die besondere Anschrift.
Nach seinem Besuch am 7. Mai 2010 schrieb er mir einen Brief und schickte Fotos. Kaum zu glauben, der Brief, so adressiert, kam sogar bei mir an!
Vladimir Alekseevich Zhilkin vor dem Landschaftsmodell für blinde Besucher.
Sehr geehrte Frau …, Beschützerin des Museums Reichstag! Guten Tag! Entschuldigen Sie solch eine Anrede, da ich Ihren Vor- oder Nachnamen nicht behalten habe. (In meinem Gedächtnis blieb der Name Katrin; womöglich ist es Ihr Name, aber ich bin mir nicht sicher.) Anhand der Fotografien konnten Sie schon erraten, wer Ihnen schreibt. Ja, ich bin jener Veteran, der am 07.05.2010 das Reichstagsgebäude besuchte und dem Sie alles erklärten. (Mich begleitete an wichtigen Stätten das russische Fernsehen.) Am 9. Mai wurde diese Fernsehsendung in ganz Russland, ja sogar weltweit ausgestrahlt, selbst in Deutschland war es möglich, diese Sendung zu
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sehen. Ich bin sehr glücklich, dass wir nach 65 Jahren noch einmal an jenen Plätzen sein durften, unter anderem in Karlshorst, im Treptower Park, an der Stelle wo sich die Reichskanzlei befand und im Reichstagsgebäude, wo meine kampferfüllte Jugend war. Ihnen großen Danke für die ausführlichen Erläuterungen. Ich schicke Ihnen zwei Fotos. Möglich, dass sie Ihr Interesse wecken. Mir sind sie sehr wertvoll. Wenn es Ihnen keine große Arbeit macht, schreiben Sie bitte, ob Sie meinen Brief erhalten haben. Mit großer Hochachtung für Sie Vladimir Alekseevich Zhilkin
Zhilkins erster Brief.
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Vladimir Alekseevich Zhilkin
Vladimir Alekseevich Zhilkin vor der Nische A auf der Plenarsaalebene.
Hochverehrte Karina Felix, einen guten Tag! Ich habe Ihren Brief zusammen mit der Broschüre und dem Reiseführer über den Bundestag erhalten. Vielen Dank Ihnen für die Aufmerksamkeit, die Sie mir zuteilwerden ließen. Ich bin unermesslich glücklich, dass Sie sich über meinen Brief und die Fotos gefreut haben und Sie eine Erinnerung an unsere Exkursion durch das Reichstagsgebäude haben. Auch ich werde mich noch lange an diese Exkursion und Sie erinnern, wegen Ihrer bemerkenswerten Führung und Ihrer tiefen Menschenkenntnisse. Für mich, den Teilnehmer des Zweiten Weltkriegs, war es sehr angenehm, von Ihnen Worte des Dankes sowohl für mich als auch für meine zahlreichen Kameraden zu hören, die wir gegen das Hitlerregime kämpften und die lebenden Zeugen seines Untergangs sind. Mit großem Interesse habe ich den Reiseführer durchgelesen und mich mit allen vier Gebäuden des Bundestages, ihrer Geschichte und den Autoren vertraut gemacht. Was Nachschlagewerke anbelangt, so ist das hier bei uns alles viel komplizierter. Inhalte bekanntzugeben, dauert viel länger. Noch einmal Ihnen vielen Dank, sehr geehrte Karina! Ich schicke Ihnen einen Videofilm über unsere Stadt Iaroslavl. Er ist anlässlich der Tausendjahrfeier der Stadt gedreht worden, die wir vom 10.–12. September dieses Jahres (2010) begangen haben. Es war ein unbeschreiblich grandioses und feierliches Ereignis im Leben der Einwohner von Iaroslavl und wohl von ganz Russland. Uns hat der Präsident des Landes, Dmitri Medwedew, besucht. Zu Gast waren zahlreiche Delegationen aus vielen Regionen des Landes, ebenso ausländische Gäste. Zum Schluss wollte ich mich noch einmal von ganzem Herzen für Ihren zwar kurzen, aber sehr warmherzigen Brief und für die herzlichen Wünsche bedanken. Sowohl Ihnen als auch Ihren Lieben wünsche ich Erfolg in der Arbeit und persönliches Glück. Mit dem herzlichen Gruß Vladimir Zhilkin PS: Ich bitte um Entschuldigung, dass ich nicht Deutsch schreibe, es ist für mich sehr schwierig. Ich bin überzeugt, dass Sie keine großen Schwierigkeiten beim Lesen haben werden, da Sie sehr gute Russischkenntnisse besitzen.
Vladimir Alekseevich Zhilkin
Zhilkins zweiter Brief.
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Zhilkins zweiter Brief.
Vladimir Alekseevich Zhilkin
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Ivan Ivanovich Moskalenko 1917–2003
Ivan Ivanovich Moskalenko hinterließ 1945 auch seinen Namen im Reichstagsgebäude. Seine Tochter Olga fand sie am 21. Juli 2011 während einer meiner Führungen. Sie sprach mich aber nicht an, so ergriffen war sie. „Moskalenko“. Ort der Inschrift: Nordflügel, Plenarsaalebene Nordwand, Nische B Mitte. Einige Zeit später erhielt ich einen Anruf mit der vorsichtigen Anfrage, ob sich schon jemand zu diesem Namen gemeldet hätte. „Nein“, konnte ich beruhigt antworten und hörte zu, was die junge Frau zu berichten hatte. Es war Moskalenkos Enkelin, Dina Kittel. Sie lebt in Potsdam und arbeitete unter anderem im Auswärtigen Amt sowie im Bundeskanzleramt. Die Geschichte, die ich dann hörte, ist nicht untypisch für die Zeit nach dem Krieg. Meine Tante, die russische Tochter meines Großvaters, war bei Ihnen in der Führung. Meine Mutter ist seine deutsche Tochter und ich bin deren Tochter. Mein Großvater, Hauptmann Ivan Ivanovich Moskalenko, wurde am 19.07.1917 in Orenburg geboren und kämpfte in Berlin. 1947 kehrte er zu seiner Familie nach Orenburg zurück. 1953 siedelte er nach Novorossiisk um, wo er am 21.12.2003 verstarb. Er stammte aus einer Lehrerfamilie, war Schulleiter und Lehrer für Russisch und Literatur. Nach Kriegsende war er Intendant, Offizier der Roten Armee in Breslau. Dort verliebte er sich in meine Großmutter. Beider Liebe trug Früchte. Meine Mutter wurde geboren. Ende 1946 wurde er Schulleiter der sowjetischen Schule in Liegnits, dem Hauptquartier der sowjetischen Armee auf westpolnischem Territorium. Beide Töchter, meine Mutter und meine Tante, haben ein gutes Verhältnis und sind froh, nun den Namen ihres Vaters in Berlin im Reichstagsgebäude wiedergefunden zu haben. Auch Olga, die das Graffiti ihres Vaters im Hohen Haus entdeckte, schrieb einige Zeilen über ihren Vater: Mein Vater war ein zutiefst anständiger Mensch. Für mich und meine Schwester ein sehr guter Vater. Seiner Frau ein guter Ehemann. Unsere Mutter hatte den Vater sehr geliebt, auch wenn es zu einem Verhältnis zu einer deutschen Frau kam, was am grausamen Krieg und einer sechsjährigen Trennung von der Familie lag. In Friedenszeiten, bis zum Krieg, wurde er zu einem intelligenten, gebildeten jungen Mann, der eine Hochschule für Lehramt absolvierte. Er arbeitete als Schulleiter und Lehrer für Russisch und Literatur, heiratete eine junge Mathematiklehrerin, die er noch aus Studienzeiten kannte. Dann brach der Krieg aus und mein Vater landete an der Front, wie viele andere Sowjetbürger. Vom Charakter her war mein Vater gutmütig, nachgiebig, gut erzogen und ging mit seinen Mitmenschen gewissenhaft um. Klug war er und ein guter Musiker, er beherrschte mehrere Instrumente.
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Ivan Ivanovich Moskalenko
Akkordeon, Gitarre, Klavier. Er konnte nach Gehör, aber auch nach Noten spielen. Diese musikalischen Eigenschaften haben wir Kinder von ihm geerbt. Ivan Ivanovich war sehr kameradschaftlich und dank seiner Musikalität – wie man sagt – die Seele jedes geselligen Beisammenseins. Das kann ich über meinen Vater, einen einfachen russischen und sowjetischen Menschen, sagen. Hochachtungsvoll Ihre Olga Moskalenko, Novorossiisk
14.11.2011
Dina, die Enkelin, ergänzte den Brief der Tante: Ich würde noch hinzufügen wollen, dass er gern und bereitwillig über den Krieg erzählte. Er versuchte, der Jugend zu erklären, was der Sieg am 9. Mai 1945 für eine große Bedeutung hat. Jeden 9. Mai lud er bis zu seinem Tode Freunde ein, um gemeinsam diesen Tag zu begehen. Dann wurden Glückwunschschreiben der Regierung verlesen, es wurde gesungen und der Soldaten gedacht, die den Sieg nicht erlebten, und auf sie angestoßen.
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Galina – Anatolii
steht in einem Herzen an der Wand im Nordflügel des Reichstagsgebäudes.
Das Herz mit „Galina – Anatolii“. Ort der Inschrift: Nordflügel, Plenarsaalebene Südwand, Nische D links.
Eine 12- oder 13-jährige Schülerin aus Kalinin, nahe Moskau gelegen, zeigte am 29. Juli 2011 während meiner Führung auf das Herz. „Das Foto hängt zu Hause bei meiner Oma im Wohnzimmer. Mein Urgroßvater malte das Herz an die Wand und seine Kameraden fotografierten ihn dabei“, sagte sie einer Mitschülerin, die noch bei ihr stand, während die anderen Schüler schon weitergegangen waren. Weil ich das auch gehört hatte, ging ich auf sie zu und bat sie, mir ihren Namen zu nennen. „Nein, das möchte ich nicht“, sagte sie mehrmals. Auch als ich ihr erklärte, es handele sich hier um Geschichte, war sie nicht bereit, den Nachnamen preiszugeben. Ich habe das sehr bedauert. Sie hatte nicht verstanden, dass, wenn es wirklich ihr Großvater war, er nicht nur den Namen, sondern auch ein Stück persönliche Geschichte an der Wand hinterlassen hatte.
„Galina – Anatolii; Meine Träume haben sich erfüllt.“
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Mamed Nadzhafov 1914 –1985
Der junge Mamed Nadzhafov. „Nadzhafov“. Ort der Inschrift: Nordflügel, Plenarsaalebene Nordwand, Nische B Mitte.
Der Enkel Anar, Stipendiat aus Azerbaidzhan, Doktorand der Katholischen Universität EichstädtIngolstadt, arbeitete von März bis Juli 2011 beim Deutschen Bundestag im Büro des CDU-Abgeordneten Rüdiger Kruse. Bei einem seiner Aufenthalte im Reichstagsgebäude entdeckte er unter den vielen Schriften im Nordflügel auf der Plenarsaalebene auch den Namen seines Großvaters. Zuerst sah ich die Geschichte in der Zeitung des Bundestages „Das Parlament“. Sein Freund, Victor Bashkatov, stellte dann den Kontakt zu Anar her. Anar schrieb mir: Mein Großvater war eines von 3 Kindern und hatte noch 2 Schwestern. 1929 – im Alter von 15 Jahren – wurde er Kandidat der kommunistischen Partei und 1939 Parteimitglied. Er war einer der Gründer des Komsomol (Kommunistischer Jugendverband) in Azerbaidzhan. Ab 1939 arbeitete er als Kriegskommissar und war 1941 freiwillig zum Militär gegangen. Am Krieg nahm er von 1941 bis 1945 teil. Zuerst war er Fahndungsbeamter im Geheimdient der Sowjetischen Armee. Vom Kaukasus nach Berlin kam er mit der 416. Taganrogischen Division. Er blieb bis 1946 im Rahmen des Einsatzkommandos zur Suche nach Hitler in Berlin. 1946 kehrte er nach Azerbaidzhan zurück, heiratete 1955, arbeitete seitdem als Chef der Post und als Ingenieur für die Elektrifizierung Azerbaidzhans. Obwohl er als sowjetischer Soldat gegen Nazi-Deutschland gekämpft hat, erzählte er immer, dass die sowjetische Propaganda nicht stimme und Deutschland ein sehr schönes Land mit reicher Kultur sei. Er war davon überzeugt, dass Hitler nur eine Episode, wenn auch eine schreckliche, in der deutschen Geschichte war. Deutschland assoziierte er nicht mit Nazis, sondern mit solchen Persönlichkeiten wie Beethoven, Schiller, Goethe, Heine oder Kant. Er hat immer wiederholt, dass er nicht Deutschland besiegte, sondern das deutsche Volk von den Nazi-Verbrechern befreite.
Mamed Nadzhafov
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Auch wenn er in der Sowjetunion gelebt hat, bezeichnete er sich immer als „Europäer“ und träumte davon, dass Azerbaidzhan irgendwann zu Europa gehören würde. Nach dem Krieg bestand er darauf, dass seine Söhne – mein Vater und mein Onkel – Deutsch als Fremdsprache lernen. Mein Onkel Ali Nadzhafov war einer der ersten Wissenschaftler aus Azerbaidzhan, der nach der Wende nach Deutschland kam und eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Beziehungen zwischen Azerbaidzhan und Deutschland spielte. Er erhielt folgende Auszeichnungen: Die Medaille für Tapferkeit, die Medaille für die Verteidigung des Kaukasus, die Medaille für heldenmütige Arbeit im Großen Vaterländischen Krieg 1941–1945, die Medaille für die Befreiung Warschaus, die Medaille für die Einnahme Berlins, den Orden des Sieges, den Vaterländischen Verdienstorden usw.
Der Großvater mit seinen Orden.
Über sich schrieb Anar: Ich wurde am 5. April 1984 geboren. Habe meinen „Bachelor of Arts“ im Bereich der „Internationalen Beziehungen“ in Baku (Azerbaidzhan) bestanden. Durch Deutschlands Geschichte inspiriert, wollte ich daher mein Studium in diesem Land absolvieren. Im Alter von 18 Jahren kam ich zum ersten Mal nach Deutschland und nahm an einem Sommerkurs in Osnabrück teil, der vom Deutschen Akademischen Austauschdienst gefördert wurde. Nach meinem Studium in Azerbaidzhan erhielt ich ein 2-jähriges Stipendium vom DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) und Open Society Institute für ein Masterstudium in Deutschland und studierte an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Auch die Zeit beim Deutschen Bundestag zähle ich zu den erfolgreichen Seiten meines Lebens, weil ich durch ein spezielles Programm für Stipendiaten viel Neues gelernt und viele nette Menschen, wie Herrn Kruse, die Büromitarbeiter Frau Rietdorf und Herrn Petrik kennengelernt habe. Ich möchte mich hiermit noch einmal für den warmherzigen Empfang bedanken, für das angenehme Arbeitsklima mit viel Freundlichkeit.
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Mamed Nadzhafov
Als zukünftiger Parlamentarier strebe ich an, die Rolle eines Bindeglieds in den aserbaidschanisch-deutschen Beziehungen zu übernehmen. Ich will das in Deutschland erworbene Wissen für die demokratische Staatsbildung, für die Verbreitung demokratischer Werte, für die Festigung des Friedens in meiner Heimat nutzen und bei der Gestaltung eines europäischen und demokratischen Staates in Azerbaidzhan meinen Beitrag leisten.
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Sergei Ivanovich Voropaev 1923–2011
Der Veteran Voropaev. „Voropaev“. Ort der Inschrift: Nordflügel, Plenarsaalebene Südwand, Nische D links.
Frau Liudmila Mursa aus Kaliningrad besuchte das Reichstagsgebäude und entdeckte völlig unerwartet bei einer Führung den Namen „Voropaev“. Das war der Name ihres Kollegen! Hatte sein Vater damals an die Wand geschrieben? Zurückgekehrt, bestätigte sich ihre Vermutung. Der Journalist Viktor Zasonenkov erfuhr von der Entdeckung. In der „Kaliningradskaia Pravda“ erschien daraufhin ein langer Artikel über den Veteranen und den wiedergefundenen Namen. Diesen Artikel las die Geschichtslehrerin Natalia Gladchenko. Sie war schon oft mit ihren Schülern zu Führungen bei mir. So auch 2011. Zu diesem Zeitpunkt hatten schon zehn Namen zugeordnet werden können. Durch Natalia erfuhr ich den „elften“ Namen. Am 17. Oktober 2011 schickte sie mir Viktor Zasonenkovs Artikel. Liebe Frau Felix, Ich bin Ihnen sehr dankbar für das Material, das sie mir schickten. Ich bin ja Geschichtslehrerin und daher haben die Materialien einen besonderen Wert. Die Exkursion, die Sie durchführten, war sehr herzlich, lehr-, inhaltsreich, sodass die Geschichte der Inschriften Nähe gewinnt, verständlich und menschlich wird. Ich habe für Sie die „Kaliningradskaia Pravda“ Nr. 71 vom 26. April 2011“ vorbereitet. In dieser Zeitung berichtet der Artikel „Unauslöschbar“ über Sergei Voropaev, der auch seinen Namen an den Wänden des Reichstagsgebäudes verewigte. Diese Inschrift erkannte eine Bekannte von ihm in diesem Jahr. Ich schicke Ihnen den Link mit der elektronischen Variante des Artikels. Weil es darin kein Foto mit der Inschrift gibt, schicke ich Ihnen noch die gesamte Zeitung mit allen Fotos. Hochachtungsvoll Ihre Natalia Nachdem ich den Artikel der „Kaliningradskaia Pravda“ gelesen und übersetzt hatte, schrieb ich Natalia und äußerte eine große Bitte. Sie sollte versuchen, die Familie Voropaev ausfindig zu machen, ihnen einige Seiten, die ich über den Veteranen geschrieben hatte, zu übergeben und um Er-
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Sergei Ivanovich Voropaev
laubnis zu bitten, sie in mein Buch aufnehmen zu dürfen. Auch wollte ich wissen, welcher der Soldaten auf dem Foto denn Voropaev sei. Natalia hatte ganze Arbeit geleistet und die Angehörigen sehr schnell gefunden. Hier sind ihre Nachricht und die Antwort auf meine Frage, wer von den fünf Soldaten Sergei Ivanovich ist. Außerdem erhielt ich Familienfotos und die Unterschrift des Vaters. Sehr geehrte Karin! Wir haben wirklich eine große Suche veranstaltet, um Sergei Ivanovich Voropaev in Kaliningrad zu finden. Leider, er ist am 10. Mai 2011 gestorben – zwei Wochen nach dem Erscheinen der Ausgabe der Zeitung, die ich Ihnen schickte. Es ist uns aber gelungen, seine Töchter zu finden. Heute trafen wir uns. Sie waren sehr glücklich, feststellen zu können, dass die Inschriften im Reichstagsgebäude nicht einfach nur Hüllen und keine bedeutungslosen Unterschriften sind, sondern dass sich hinter jeder Inschrift das Schicksal eines Menschen verbirgt. Die Töchter Alla und Svetlana erzählten viel vom Vater. Am 9. Mai 1945 war Sergei Ivanovich unweit von Berlin. Am 11. Mai 1945 hatte dann der Teil Glück, den er befehligte, durch eine Exkursion nach Berlin zu kommen. An dem Tag schrieb er seinen Namen an die Wände. Dass sein Autogramm noch vorhanden ist, erfuhr er noch wenige Monate vor seinem Tod. Sie haben Voropaev S. I. auf dem Foto richtig bestimmt. Er unterschrieb mit „Voropaev S. I.“, nach dem letzten Buchstaben noch „S“ und „I“. Die Töchter zeigten mir seine Unterschrift. Es stimmt, es ist sein Autogramm. Es gibt keinen Zweifel! Ich bat Sergei Ivanovichs Enkel, einige Fotos einzuscannen und Ihnen zu schicken. Mit Sergei Ivanovichs Töchtern vereinbarte ich, dass sie zu uns am 14. Dezember 2012 in die Schule kommen und unseren Kindern vom Vater erzählen. Mit freundlichen Grüßen Natalia. Sergei Ivanovichs Töchter Alla und Svetlana leben in Kaliningrad, der Sohn Aleksandr in Tallinn. Sie schrieben mir ebenfalls. Guten Tag, sehr geehrte Frau Felix. Sergei Ivanovich wurde in einer kinderreichen Familie (8 Kinder) im Fernen Osten, im Amur Gebiet im Dorf Iarkovtsy, Kreis Ivanovsk geboren. Er lebte vom 20.10.1923 bis 10.05.2011. Seine Frau Tamara Petrovna Voropaeva lebte vom 1.01.1925 bis 6.02.2007. Sie wurde in der Ukraine, im Donezker Gebiet geboren. Nach dem Dienst bei den Sowjetischen Streitkräften in Deutschland, wurde Sergei 1950 an einen neuen Dienstort nach Riga versetzt. Im April 1951 lernte er Tamara Petrovna kennen, die nach der Ausbildung in einem Textilcollege in Chernovtsy (Ukraine) in einer Textilfabrik in Riga arbeitete. Am 16.08.1951 heirateten sie und im Dezember 1952 zogen sie nach Kaliningrad. Dort lebten sie bis zum Tode. Der Vater ist nahe Kaliningrad auf dem Soldatenfriedhof im Dorf Medvedevka be-
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erdigt. Die Eltern lebten 55 Jahren zusammen. Die älteste Tochter Svetlana kam am 24.10.1953 zur Welt, der Sohn Aleksandr am 13.04.1955 und die Tochter Alla am 25.04.1964. Der Enkel Nikolai Petrochenko, geboren am 15.08.1994, ist Student und die Enkelin Soia Petrochenko, geboren am 22.02.2005, noch Schülerin. Aleksandr und Alla schlossen ein Studium an der Universität in Kaliningrad ab, Svetlana die „Höhere Schule für Kultur“ im Kaliningrader Gebiet. Der Sohn Aleksandr lebt seit 1978 nach dem Ende des Universitätsstudiums in Tallinn und ist verheiratet. Wenn es Fragen gibt – fragen Sie. Wir werden antworten. Grüße aus Kaliningrad und Tallinn Voropaev/Petrochenko. Am 14. September 2012, berichteten mir meine Kollegen nach einer meiner Führungen, dass eine junge Frau darauf bestanden hatte, unbedingt den Namen ihres Vaters sehen zu wollen, obwohl sie keine Anmeldung hatte. Sollte das Alla Petrochenko gewesen sein, Voropaevs jüngere Tochter? Die Kollegen konnten sich weder an den Namen der Frau erinnern, noch welchen Namen sie sehen wollte. Am 8. April 2016 kam Voropaevs Sohn Aleksander, um den Namen seines Vaters im Reichstagsgebäude zu sehen.
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Pavel Ivanovich Logachev 1918 –1980
Pavel Logachev. „Logachev“. Ort der Inschrift: Nordflügel, Plenarsaalebene Nordwand, Nische B Mitte.
Pavel Ivanovich Logachevs Urenkelin Marta, eine junge Journalistin aus Kiew, drehte 2012 einen Film in Berlin über den Fall der Mauer. Bei dieser Gelegenheit war sie das erste Mal im Reichstagsgebäude und entdeckte den Namen „Logachev“. „Sollte das ein Verwandter geschrieben haben“, fragte sie sich? Zu Hause bestätigte ihr der Vater, dass der Urgroßvater bei den Kämpfen um Berlin dabei war. Ein Jahr später, am 17. April 2013, hatte sie sich erneut akkreditieren lassen. Diesmal wollte sie einen Dokumentarfilm über die Inschriften drehen. Die Kollegin der Pressestelle des Bundestages bat mich, Marta zu begleiten. Erwartungsvoll stand sie noch einmal vor der Nische mit dem Namen ihres Großvaters und hatte viele Fragen an mich. Während unseres gesamten Gesprächs war sie sehr aufgeregt und interessiert. Verständlich, ging es doch um die Geschichte ihrer eigenen Familie. Nicht beantworten konnte ich ihre Frage, wie damals die Situation bei der Einnahme des Hauses gewesen war. Ich kenne zwar die Schriften, jedoch nicht die Soldaten, die sie schrieben. Am 25. April 2012 schickte Marta mir die ersten Informationen zu ihrem Großvater. Guten Tag, verehrte Karin Felix, entschuldigen Sie bitte, dass ich so lange nicht geantwortet habe, die Möglichkeit ergab sich nicht. Diese Reise war für mich etwas Außerordentliches und ich bin voller Emotionen. Sie kennengelernt zu haben, hat mich sehr erfreut. Das von Ihnen übergebene Material habe ich mir angeschaut und bin damit sehr zufrieden. Ich bedanke mich für Ihre sehr interessanten Ausführungen und Ihre Aufmerksamkeit uns gegenüber. Wenn wir mehr Zeit gehabt hätten, so glaube ich, würde ich Ihnen noch viel mehr Fragen gestellt haben. Das Internet ist schon eine feine Sache, da können wir doch auch aus 1322 km Entfernung kommunizieren. […] Und hier ist meine Geschichte: Berlin war meine erste Auslandsreise. Zugleich mein erster Flug. Dieses erste Gefühl ist bis heute gegenwärtig. Wir gingen durch die Stadt, die sich sehr von unserer unterscheidet, sahen in die Ge-
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sichter der Leute, die uns fremd erschienen. Wir elf Menschen waren froh und stolz auf uns, weil wir eine besondere Mission hatten, nämlich ein Stück zu präsentieren, das wir zum Fall der Mauer vorbereitet hatten. Wir erlebten viele Führungen, aber an einen Ort zog es mich wieder zurück. Das Reichstagsgebäude beeindruckte mich durch lange Gänge und große Spiegel in den Aufzügen. Bis heute ist eine besondere Atmosphäre zu spüren, ausgestrahlt durch die Wände mit den Inschriften der Soldaten. Als ich an einer dieser Wände vorbeiging, fiel mein Blick auf den Namen „Logachev.“ Merkwürdigerweise war diese Inschrift in Höhe meines Kopfes und die anderen viel höher. Automatisch begann ich meine „Entdeckung“ zu fotografieren. Der Gedanke, wer mir diese Botschaft hinterlassen haben könnte, ließ mir keine Ruhe. Nach Hause zurückgekehrt, berichtete ich dem Vater von meinem Erlebnis. Ohne zu zweifeln sagte er mir, dass diese Inschrift mein Urgroßvater hinterließ. Da wurde mir klar, dass ich sehr wenig über meine Vorfahren weiß. Voller Ungeduld wollte ich das ändern. Ich verstand, dass es kein Zufall gewesen sein konnte, dass mich diese Botschaft erreichte. So kam ich auf die Idee, einen Dokumentarfilm über die Suche nach meinen Wurzeln und über die Geschichte meiner Vorfahren zu drehen. Mein Urgroßvater hieß Pavel Ivanovich Logachev (1918–1980), war Soldat im Zweiten Weltkrieg und hat an den Kämpfen um Berlin teilgenommen. Wegen eines Brandes im Hause meiner Urgroßmutter ist leider alles vernichtet worden und wir verfügen über keinerlei Informationen und Dokumente. Nun versuche ich, an Informationen heranzukommen. Leider habe ich bisher wenig erfahren aber mein Gefühl sagt mir, dass ich alles finden werde, egal, wie viel Zeit darüber vergehen wird. Ich bin mir sicher, dass Zufälle nicht immer Zufälle sind!!! Unser Treffen war sicher auch kein Zufall, obwohl es zufällig passierte. Mit Hochachtung Marta Noch einmal schrieb sie mir: Guten Tag, verehrte Karin Felix, ich bin sehr froh, wenn Ihr Buch veröffentlicht sein wird und viele Leute es lesen können. Ich bin mir sicher, dass es sehr interessant wird. Dieses Buch ermöglicht nicht nur, unsere Liebe zu den Verwandten ins Gedächtnis zu rufen, sondern auch ihre Spur in der Geschichte festzuhalten. Ich habe mich sehr gefreut, unter anderem auch meine Geschichte dann darin zu finden. Ich danke Ihnen vielmals für Ihr großartiges Werk! Ich habe nur ein Foto von meinem Urgroßvater, das von seinem Grab. Das schicke ich Ihnen. Alle anderen Fotos und Dokumente sind im Haus meiner Großmutter dem Feuer zum Opfer gefallen. […]
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Lev Gavrilovich Zhuchenko 1913–1986
Dieser Name wurde am 8. Mai 2012 von Olga Musatova, der Tochter des ehemaligen Soldaten der Roten Armee, im Nordflügel des Hauses gefunden. Aus Saratov war sie mit ihren Kollegen gekommen.
Lev G. Zhuchenko – aufgenommen 1945 in Leipzig. „Zhuchenko“. Ort der Inschrift: Nordflügel, Plenarsaalebene Südwand, Nische D links.
Man muss schon genauer hinschauen, um manche Namen lesen zu können. Olga erkannte ihren Mädchennamen „Zhuchenko“ und war dann wie in einem Schock. Solche Momente gehen unter die Haut. Völlig aufgelöst fragte sie die Kollegen nach jedem einzelnen Buchstaben, der da geschrieben stand. „Was ist das da für ein Buchstabe und der nächste und der danach? Der Name war zwar schwach, aber dennoch deutlich zu sehen. Weshalb fragte Olga? Die Kollegen waren irritiert, kamen aber der Bitte nach und lasen Buchstaben für Buchstaben laut vor. Alle blickten sie verwundert an. Erst nachdem sie sagte, dass da ihr Mädchenname steht, verstand man sie und es wurde sehr still. Olga konnte noch immer nicht fassen, den Namen gefunden zu haben. Wie oft hatte der Vater zu Hause vom Reichstag 1945 gesprochen. Welche Geschichte sich hinter dem Namen verbarg, erfuhr ich nach und nach. Es war ein Schicksal verbunden mit der Stadt Leipzig und einer bereits Jahre dauernden Suche durch Olga und ihre Geschwister nach dem erstgeborenen Sohn ihres Vaters mit seiner deutschen Frau Herta Wagner aus Leipzig. Olga erhoffte Hilfe durch den Bundestag und gab mir einige persönliche Dokumente. Ein Schreiben in drei Sprachen und einige Fotografien waren meine ersten Informationen. Über ihren Vater schrieb mir Olga Musatova: Am 18. Februar 1913 (3. März nach dem alten Kalender) wurde mein Vater Lev Gavrilovich Zhuchenko in Mosdok, in Nord-Ossetien (92 km von Vladikavkas) geboren. Sein Vater, Gavriil Andreevich Zhuchenko, war Oberst in der Armee des Zaren. Nach der Revolution von 1917 wurde Gavriil A. Zhuchenko für vermisst erklärt. Seine Mutter Kseniia Terentevna Zhuchenko, geb. Nesterenko, wurde 1883 geboren. Die Familie hatte zwei Kinder. Meinen Vater Lev und seinen Bruder Vassilii, geboren 1915.
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Von 1941 bis 1945 waren mein Vater und sein Bruder ab dem ersten Tag des Krieges an der Front. Mein Vater überlebte den Krieg, sein Bruder gilt seit Dezember 1941 als verschollen an der Leningrader Front. 1945 versetzte man meinen Vater zum Dienst nach Deutschland. Im gleichen Jahr lernte er Herta Wagner, eine deutsche Witwe, kennen. Sie hatte eine Tochter namens Anne-Marie aus erster Ehe. Mein Vater und Herta verliebten sich. Am 3. März 1946 verlobten sie sich. Dieser Ring meines Vaters mit dem Namen „Herta“, wird in unserer Familie aufbewahrt. Am 14. Dezember 1946 bekamen sie einen Sohn. Zu Ehren meines Vaters wurde er Lion (Lew – Löwe) genannt. Die Familie wohnte damals in der DDR, in Leipzig. (Leipzig-05, Krener Str. 48, dritte Etage.). 1946 beschlossen sie, offiziell zu heiraten. In der Armee erfuhr man davon und per Befehl wurde mein Vater prompt aus der Armee entlassen und in die Sowjetunion geschickt. Man verabschiedete ihn mit den Worten: „Sei froh, dass du nicht erschossen wurdest.“ 1951 sah mein Vater ein, dass er Herta nie wiedersehen würde und heiratete Klavdia Ivanovna Antonenko, geboren 1925. Seine zweite Frau wusste von seinem Sohn. Aus ihrer Ehe stammen drei Kinder: „Elsa L.“, 1952, „Olga L.“ 1955 und „Igor L.“ 1959. Viele Jahre wusste mein Vater gar nichts über seine erste Familie. Er schrieb viele Briefe, bekam aber nie Antwort. Erst viel später erfuhren wir, dass Herta keinen einzigen Brief erhalten hatte. 1972 wohnten wir schon in Ordzhonikidze (Vladikavkas), als eine Gruppe von Touristen aus Deutschland in unsere Stadt kam und mein Vater ihnen einen Brief für Herta Wagner mit nach Leipzig gab. Nach kurzer Zeit und zu unserer großen Freude, erhielten wir Antwort von Herta. Sie lebte noch immer mit dem Sohn Lion in Leipzig in der gleichen Wohnung wie 1946. Nach einer Weile schickte Herta meinem Vater ein Visum, damit er nach Deutschland kommen konnte. Die Reise wurde ihm aber nicht genehmigt. Erst im Dezember 1975, nachdem mein Vater sich direkt an den Verteidigungsminister Ustinov gewandt hatte, durfte er nach Deutschland zur Hochzeit seines Sohnes reisen. Mein Vater und Herta trafen sich Heiligabend 1975. Von diesem Treffen haben wir Fotos (siehe Fotokollagen). Der Vater reiste vor Weihnachten 1975 noch einmal nach Deutschland, um sich mit Herta zu treffen, aber in welchem Jahr das war, erinnere ich mich nicht mehr, weil ich schon an der Universität in Saratov studierte. 1986 erkrankte mein Vater schwer und starb. Wir schrieben Herta und Lion einen Brief, um sie darüber zu unterrichten, aber der Brief kam mit dem Vermerk „unbekannt verzogen“ zurück. Wir haben noch mehrmals an die gleiche Adresse geschrieben, aber alle Briefe kehrten wieder mit dem gleichen Vermerk zurück. Wir sind aus Ordzhonikidze (Vladikavkas) verzogen. Niemand von unserer Familie lebt dort noch. Selbst wenn man annehmen würde, dass jemand von Hertas Familie nach uns gesucht hat, wäre es nicht möglich gewesen, uns zu finden, und die Verbindung riss endgültig ab.
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2002 war mein Mann auf einer mineralogischen Ausstellung in München und schickte einen Brief an „International Office“ mit der Bitte, nach dem vermissten Sohn von Herta Wagner zu suchen. Von dort teilte man uns mit, dass sie nur nach vermissten Kriegsgefangenen suchen und riet uns, den Internationalen Suchdienst, Große Allee 5–9, in 34444 Bad Arolsen, Deutschland zu kontaktieren. Wir schrieben einen Brief an diese Organisation, von wo die Antwort mit dem Aktenzeichen 2003. Februar 06 (ses/EB-11/2002-R) kam, und dass unsere Anfrage vom 6. November 2002 nach dem Gesuchten eingegangen sei, aber aufgrund der Tatsache, dass viele ähnliche Anfragen eingehen, man uns um Geduld bitte. Seit diesem Brief waren bis zum Besuch im Reichstag zehn Jahre vergangen und wir haben immer noch keine Informationen über die Familie Herta Wagner oder ihren Sohn Lion erhalten. […] Ich traute meinen Ohren nicht, dass bereits zehn weitere Jahre auf der Suche nach dem Bruder ohne eine weiteren Zwischenbescheid vergangen sein sollten, als Olga mit mir am 8. Mai 2012 im Reichstagsgebäude den Namen ihres Vaters fand. Die Familie fragte sich, ob der Bruder überhaupt noch lebt. Ich konnte nur versprechen, bei Behörden nachzufragen. Spontan fiel mir allerdings Wolfgang Tiefensee ein. Er war lange Jahre Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, nun Abgeordneter (SPD) im Deutschen Bundestag. In der nächsten Sitzungswoche begegneten wir uns im Paul-Löbe-Haus. Ich erzählte ihm die Geschichte aus seiner Stadt. Noch am gleichen Tag, dem 29. Juni 2012, schrieb er dem Internationalen Suchdienst. Im Antwortschreiben vom 9. Juli 2012 hieß es: […] dass trotz nochmaliger, vorsorglicher Überprüfung der archivierten Unterlagen, die Suche nach dem Bruder Lion negativ verlaufen sei. Die Antragstellerin sei bereits am 8. März 2007 davon in Kenntnis gesetzt worden, dass die damalige Anfrage nicht in die Zuständigkeit des Suchdienstes falle. Hinsichtlich der aktuellen Bearbeitungsregularien der Suchdienste Rotes Kreuz und Roter Halbmond ist zu empfehlen, dass Frau Musatova sich an das Russische Rote Kreuz wenden möge. Nationale Rote Kreuz-Stellen könnten nur Anfragen von Einwohnern des jeweiligen Landes annehmen. Der Brief vom 8. März 2007 war leider nie in Saratov angekommen. Der reguläre Weg war Olga wohl nicht mehr zuzumuten, daher wandte ich mich direkt an das Deutsche Rote Kreuz. Von Olga erhielt ich daraufhin folgende Antwort:
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Aus dem Schriftwechsel: (die Wiedergabe ist gekürzt in Abstimmung mit Familie Musatov.) Karin, guten Tag!
28. Juni 2012
Wir sind froh, dass Sie dieses Buch schreiben. Es ist so wichtig. Die Jahre werden vergehen – es wird neue Regierungen geben, die Graffitis werden vielleicht für immer verblassen Ihr Buch aber wird bleiben. Es muss erscheinen, ist es doch unser Schmerz und unsere Erinnerung. Ja, wir sind traurig. Durch IHR ERINNERN erhalten wir UNSER BUCH, was ist falsch daran. Wir wissen, dass Sie es nicht einfach haben werden mit dem Buch. Es muss jedoch so herausgebracht werden und zwar so, wie Sie es für richtig halten. Sie dürfen nicht nachgeben. Ist doch dies alles schreiben zu können nur durch Freundschaft und großes Vertrauen zwischen Ihnen und uns möglich. Vielen, vielen Dank für alles, was Sie hinsichtlich der Suche nach unserem Bruder unternehmen. Jeden Tag danke ich Gott, dass Sie mir auf meinem Lebensweg begegnet sind. Wir stellen jetzt all unsere Familienfotos zusammen, um sie Ihnen schicken zu können. Hoffen wir, dass Sie wenigstens Lions Aufenthaltsort finden. Auch, falls er nicht mehr lebt, hat er bestimmt Kinder. Wenn er allerdings in einem anderen Land lebt, wird es noch schwieriger werden. Aber wir hoffen auf Ihre Hilfe, es ist bestimmt kein Zufall, dass wir Sie trafen. Mit aufrichtigen und freundlichen Grüßen Olga und Vladimir
Aus der Suche nach Lion Die Sachbearbeiterin vom Deutschen Roten Kreuz meldete sich sehr zügig. Sie bestätigte den Empfang meines Schreibens vom 8. September 2012 und teilte mit, dass die notwendigen Nachforschungen einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen könnten, da unter Umständen auch Dienststellen außerhalb des Hauses eingeschaltet werden müssen, auf deren Bearbeitungsdauer man keinen Einfluss hat. Sie bat um Geduld. Ich würde benachrichtigt werden. Im Brief vom 22. Oktober 2012 hieß es, dass man bei Nachforschungen an Grenzen gestoßen sei. Anfragen an das Stadtarchiv Leipzig seien gebührenpflichtig. Wie weiter verfahren werden solle? Was gab es da zu überlegen. Die Suche musste doch weitergehen. Diese Entscheidung schrieb ich nach Saratov. Liebe Karin,
26. Oktober 2012
wir sind Ihnen für die Hilfe sehr dankbar!!! Olga hat sogar geweint, nachdem ich ihr Ihren Brief vorgelesen hatte. Solche Menschen wie Sie sind heute sehr selten – jeder denkt nur an sich und das wird zur allgemeinen Krankheit. Die Menschen entfremden sich, sowohl Freunde als auch Verwandte, jeder denkt nur noch an sich und lebt wie in einer Welt hinter Glas. Noch einmal riesigen Dank! Wir werden uns bemühen, Ihren Aufwand wieder wettzumachen.
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Lev Gavrilovich Zhuchenko
Sie widmen sich einer sehr großen und historisch sehr wertvollen Sache. Noch zwei, drei Jahrzehnte weiter und Inschriften und Namen dieser Menschen wären vielleicht nicht mehr zu erkennen. Wir (die Älteren) verstehen noch, warum die Überlebenden des Kampfes die Namen im Reichstagsgebäude hinterließen. Wir sprachen noch mit denen, die den Krieg selbst erlebten und gaben dieses Wissen an unsere Kinder weiter aber unsere Enkel werden alles nur noch aus Geschichtsbüchern erfahren. Viele Informationen gingen bereits verloren und es gibt es nur noch wenige Zeitzeugen. Kürzlich hörten wir die Geschichte einer Zeugin. Es ist Mariia Popygina [Mikhailova] – die Schwiegermutter von Igor Zhuchenko [Olgas Bruder]. Sie arbeitete während des Krieges als Krankenschwester im Lager von in Gefangenschaft geratenen deutschen Soldaten und hat sehr vielen das Leben gerettet. Uns standen Tränen in den Augen, als sie erzählte. Sie ist schon sehr krank, erinnert sich aber gut an diese Jahre. [Sie verstarb im September 2016 im Alter von 93 Jahren.] Wir wissen, wo das Gefangenenlager war. Dort gibt es einen deutschen Soldatenfriedhof, aber leider nicht mehr das Dorf, und der Friedhof ist verwildert. Vielleicht gibt es noch Angehörige jener Soldaten und vielleicht ist sogar jemand aus dem Lager noch am Leben. In Respekt und großer Dankbarkeit Olga und Vladimir Am 12. November 2012 hatte ich mit dem Stadtarchiv in Leipzig gesprochen und dabei von der Mitarbeiterin erfahren, dass sie eine neue Anschrift von Lion gefunden hat. Er sei nach Bietigheim verzogen. Als ich die Neuigkeit verkünden konnte, war die Freude groß. Liebe Karin,
30. Oktober 2012
Sie haben uns die Hoffnung auf der Suche nach Lion zurückgegeben. Wir sind sehr froh. Vielen Dank. Hoffen wir, dass alle Ihre Bemühungen dazu führen, Lion zu finden. Olga hat heute im Traum gesehen, dass Lion gefunden wurde – und da kommt Ihr Brief. Das ist unglaublich. Unsere gesamte Familie Doch als ich beim Einwohnermeldeamt von Bietigheim-Bissingen anrief, teilte man mir mit, dass Lion dort nie gemeldet war. Wie sollte ich die Antwort Olga und Vladimir mitteilen? Ich zögerte es hinaus und schickte dafür der Familie den an den Wänden gefundenen Namen Musatov. Liebe Olga, Lieber Vladimir,
26. Mai 2013
Heute ist ganz schlechtes Wetter bei uns und so arbeite ich weiter am Buch. Im Nordflügel gibt es noch den Namen Musatov. Hier das Foto. Karin „Musatov“. Ort der Inschrift: Nordflügel, Plenarsaalebene Südwand, links neben Nische C.
Lev Gavrilovich Zhuchenko
Karin, guten Tag!
Begegnungen
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27. Mai 2013
Vielen Dank für das Foto. Es kann sein, dass das jemand von meinen Angehörigen schrieb. Mein Großvater kämpfte ebenfalls in diesem Krieg, aber er war schlecht auf den beiden Beinen und wurde am Kopf verletzt und war wegen dieser Verletzungen Reservist. Die Kugel blieb in seinem Kopf stecken und führte zum Tod. Er kam nie bis Berlin. Leider lebt niemand mehr von meinen Verwandten, die Teilnehmer des Krieges waren, und ich kann niemanden mehr fragen. Aber trotzdem, ich danke Ihnen so sehr! Wie es scheint, haben Sie noch keine Nachricht aus Bietigheim erhalten? Vladimir und Olga Lieber Vladimir,
27. Mai 2013
Es kam Antwort aus Bietigheim. Keine schöne Nachrichten, ich habe es nicht fertiggebracht, sie wie sonst üblich, sofort weiterzuleiten. Liebe Olga, bitte nicht weinen! Ich gebe nicht auf. Ich suche weiter. Es tut mir so leid. Karin Was sollte ich denn nun nur machen! Ich konnte Olga doch nicht enttäuschen. Mir war flau im Magen. Sie hatte so gehofft, ihren Bruder wiederzufinden. Ich musste es schaffen. Mein Strohhalm: Facebook! Durch Facebook fand ich unter „Buchmesse Leipzig“ die Koordinaten eines Lion Wagner. Sollte er es sein? Der Name Wagner ist nicht gerade selten. Ich war zur Suche entschlossen, bis ich den richtigen Lion gefunden hätte. Als ich die angegebene Telefonnummer wählte und dachte, wie oft wirst du das noch machen, erlebte ich eine Überraschung? Eine Frau hatte den Hörer abgenommen. Ich stellte mich vor und begann mein Anliegen vorzutragen. Vorsichtig fragte ich, „Könnte das Ihre Geschichte sein?“ Mir verschlug es die Sprache, es kam ein „Ja“. Lion war gefunden. So viel Glück auf einmal konnte es nicht geben. In Rheinsberg lebte er also. Angelika, seine Frau, war am Telefon. Meine Freude wurde aber gleich getrübt, denn sie zweifelte, ob ihr Mann einem Treffen zustimmen würde. Sie lud mich nach Rheinsberg ein, ich jedoch hielt das Reichstagsgebäude für den geeigneteren Ort, schon wegen des Graffiti des Vaters. Im Juni 2013 trafen wir uns dann tatsächlich im Reichstag und besuchten auch die Inschrift von Zhuchenko.
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Lev Gavrilovich Zhuchenko
Die Geschichte einer großen Liebe … (Kurzfassung des Zeitungsartikels von Vladimir Akischin.)
die die Wirklichkeit schrieb und die beweist, dass ein Mensch seine Gefühle jahrelang durch schwere Zeiten und über Ländergrenzen hinweg bewahren kann. Lev Zhuchenko kämpfte vom ersten bis zum letzten Tag an der Front und erlebte das Ende des Krieges 1945 in Berlin. Stationiert war er dann in Leipzig. Als er einmal durch die zerbombte Stadt Leipzig ging, bemerkte er an einer Feldküche ein kleines Mädchen, das besonders hoffnungslos auf die Verteilung des Essens schaute. Sie hieß Anne-Marie. Zhuchenko ließ sich das Essen für die Kleine geben und brachte sie nach Hause, wodurch er ihre Mutter Herta kennenlernte, die Witwe eines an der Ostfront gefallenen Soldaten. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagte Olga Lvovna dem Journalisten. In einer katholischen Kirche ließen sie sich trauen und tauschten die Ringe. Dem Vorgesetzten hatte Lev keine Mitteilung gemacht, weil er nichts Gutes erwartete. Ein Jahr später wurde am 14. Dezember 1946 der gemeinsame Sohn Lion geboren. Herta wollte, dass er wie sein Vater heißen sollte. 1949 kam der Befehl, wieder in die Sowjetunion zurückzukehren. Lev bat nun die Vorgesetzten, seine deutsche Frau und die Kinder mitnehmen zu dürfen. Unglaublich, was dann geschah. Man nahm ihn fest und ihm wurde der Offiziersrang entzogen. Sie erklärten ihm sogar, dass man ihn eigentlich hätte erschießen müssen, wären da nicht seine verdienstvollen Kämpfe und sein bisheriger tadelloser Dienst gewesen. Durch eine Verordnung Stalins drohte für die Vergewaltigung deutscher Frauen auf den befreiten Territorien die Erschießung. Im Rang eines Sergeanten kehrte Lev nach Russland zurück, ohne Gelegenheit gehabt zu haben, sich von seiner Familie verabschieden oder eine Nachrichten hinterlassen zu können. Als einzige Erinnerung an seine deutsche Familie war ihm nur der goldene Ehering mit der Gravur des Hochzeitsdatums und Hertas Namen geblieben. Aus Deutschland zurückgekehrt, versuchte er sofort Kontakt zu Herta herzustellen, kannte er doch die Leipziger Adresse. Er schrieb Briefe über Briefe dorthin, bekam aber nie Antwort. Seine Gefühle für Herta hatte Lev Gavrilovich niemals verleugnet und hatte nie aufgehört, sie zu lieben. Olga Lvovna berichtete dem Journalisten: „1951 lernte Lev während einer Kur in Tuapse das schöne Mädchen Klavdia, unsere Mutter, kennen. Sie hatte wie er an der Front gekämpft, was sie schnell verband. Der Vater erzählte ihr gleich von seiner deutschen Familie und sie half ihm bei der Suche. Schließlich beschlossen Lev und Klavdia eine Familie zu gründen. Drei Kinder haben sie großgezogen. Wir lebten damals in Ordzhonikidse, dem heutigen Vladikavkas. Eines Tages brachte mein Vater deutsche Touristen mit nach Hause. Man war sich auf der Straße begegnet. Unter ihnen waren ein Dolmetscher und die Touristin Charlotte K. aus Stendal, ca. 150 Kilometer von Leipzig entfernt. Sie nahm den Brief an sich. Ein Wunder geschah, denn es kam ein Brief von Herta. Wir erfuhren, dass sie nicht wieder geheiratet hatte. Weihnachten 1974 war der Vater bei Herta und Lion in Leipzig. Es war immer noch dieselbe Wohnung. Kaum hatte er Herta und Lion gefunden, ging der Kontakt auch schon wieder verloren. Wieder schrieb Lev Briefe, die ohne Antwort zurückkamen. Ohne jemals noch etwas von Lion gehört zu haben, starb der Vater1986. Wir begruben ihn auf dem Elshansker Friedhof. Igor, Olgas Bruder, wollte Herta und Lion über Lews Tod informieren. Auch sein Brief kam mit „unbekannt verzogen“
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zurück. Wenig später starb unsere Mutter und wir haben sie beim Vater beigesetzt. Wir Kinder beschlossen, weiter nach Lion zu suchen. 2012 war Olga Lvovna mit einer Gruppe aus Saratov im Reichstagsgebäude in einer Führung von Karin Felix. Sie hörte ihr zwar zu, war aber in Gedanken mehr bei Ihrem Vater. Irgendetwas veranlasste sie, genau in dem Moment den Blick auf eine Stelle zu richten, wo noch immer der Name „Zhuchenko“ erhalten geblieben war. Sie, sichtlich durcheinander, wollte jeden Irrtum ausschließen und fragte die Gruppe nach jedem einzelnen Buchstaben des Namens. Man wunderte sich über solch eine Frage, antwortete jedoch und verstand erst, als sie erfuhren, dass dort Olgas Mädchenname stand. Sie kannten die Geschichte von der Suche ihrer Familie nach dem erstgeborenen deutschen Sohn des Vaters, die nun auch Karin durch den Gruppenleiter erfuhr. Olga selber war nach ihrer gemachten Entdeckung dazu nicht in der Lage. Unfassbar von einer schon so langen Suche nach einem Menschen, wollte Karin zu helfen versuchen. Noch konnte sie nicht ahnen, dass sie den Bruder tatsächlich ein Jahr später im Mai 2013 über Facebook finden würde. Der Tipp kam von einem Kollegen, es so zu versuchen. Auf einer Webseite zur Leipziger Buchmesse standen Name und Kontaktdaten eines Lion Wagners. Als sie die Nummer anrief, stellte sich heraus, dass es tatsächlich jener Mensch war, der schon so lange gesucht wurde. Unglaublich. In der Stimme von Lions Ehefrau lag jedoch wenig Zuversicht. Karin lud das Ehepaar, das unweit von Berlin lebt, in den Bundestag ein, um das Autogramm des Vaters zu zeigen und um persönlich zu vermitteln, was sie durch Olga im letzten Jahr erfahren hatte. Nach dem Treffen hatte sie kein gutes Gefühl. Karin Felix war im Herbst 2014 offiziell zu den Deutschen Tagen in Saratov zur Präsentation ihres Buches eingeladen worden, obwohl das noch nicht erschienen war. Viele Zuhörer waren zum Vortrag gekommen. Die Zeit verbrachte sie in Olgas Familie. Am Grab von Lev Gavrilovich sagte Karin ganz leise: „Ich habe Deinen Sohn gefunden!“ Ob er sie hörte, weiß nur er. Damals fragte man sich in Saratov, wann Lion das Grab seines Vaters besuchen würde. Seine Mutter Herta war Anfang der neunziger Jahre verstorben. Würde er kommen? Der Eindruck, den Karin beim Telefonat mit Lions Frau gewonnen hatte, bestätigte sich. Lion schrieb zwar einige Briefe, wollte jedoch keinen weiteren Kontakt zu seinen Halbgeschwistern. Jeder Krieg hinterlässt Wunden! Wann wird man je versteh’n? Im Spätsommer 2017 entschied sich Lion, mit seiner Frau Angelika, nach Saratov zu den anderen Kindern seines Vaters zu fliegen. Doch bei der Anreise lief einiges schief und Lion und seine Frau kamen nur bis Moskau. Das Zeitfenster, um von einer Maschine in die andere zu gelangen, war zu klein und der Flughafen ein einziges Labyrinth für Menschen, die nicht Russisch sprechen. Sie kehrten um. Ein neuer Anlauf, die Familie in Russland zu besuchen, soll demnächst in Angriff genommen werden.
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Nikolai Alekseevich Ermolaev 1900 –1944
Am 2. Juni 2012 wurde der Name „Ermolaev“ während einer Führung meiner Kollegin Tatjana Kreuch wiedergefunden. „Ermolaev“. Ort der Inschrift: Ostseite, Plenarsaalebene Nord, Westwand Teil G.
Zu dieser Begegnung schrieb sie: Am 2. Juni hatte ich eine russischsprachige Führung. Wir hatten auf der Plenarsaalebene schon den Nordflügel mit den Inschriften passiert und ich zeigte gerade, wo sich der Raum „Kanzlerverfügung“ befindet und erklärte die Rolle und die Funktion des Bundeskanzlers in Deutschland. Da sehe ich aus einem Blickwinkel auf einmal, wie eine ältere Frau ein weißes Taschentuch herausholt und sich das Gesicht abwischt. Ich war mir nicht sicher, ob das etwas mit den Inschriften zu tun hatte oder ob sie sich nur ihre Nase putzte. Sie entfernte sich einige Schritte von der Gruppe, wandte uns den Rücken zu und blieb stehen. Als sie zurückkehrte, war ich mit meinen Erklärungen fertig und gab den Besuchern Zeit zum Fotografieren. Diesen Moment nutzte ich, um die Frau zu fragen, ob alles in Ordnung sei. Sie zeigte mir eine Inschrift. Es war der Name „Ermolaev“. Sie sagte, dass sie jetzt möglicherweise gerade den Namen ihres Onkels gefunden hat, der an der Einnahme des Reichstagsgebäudes 1945 beteiligt war. Das erfuhr die Familie noch im gleichen Jahr und von da an galt er als „verschollen“. Die ältere Frau berichtete weiter, dass ihre Oma drei Kinder hatte: eine Tochter (ihre Mutter) und zwei Söhne. Diese beiden Männer sind im Krieg umgekommen. Von Emotionen ergriffen, kehrte die ältere Frau zu unserer Gruppe zurück, ihre Kontaktdaten wollte sie mir aber nicht geben. Später dann, im Plenarsaal, gab die Tochter, die auch an der Führung teilgenommen hatte, mir doch noch ihre E-Mail-Adresse für einen Kontakt bzw. für eventuelle Nachfragen für die Dokumentation von Frau Felix. Tatjana Kreuch Viele Monate später erhielt ich diese Nachricht von der Tochter der Besucherin. Guten Tag Frau Felix Es ist sehr lieb, dass Sie geschrieben haben. Meine Mama hat nach Information gesucht, aber die Leute, die etwas wissen könnten, leben alle nicht mehr. Sein Geburtsjahr war 1900. Während des Krieges war er im Griazevsker Bezirk, Vologodsker Gebiet. Die letzte Nachricht kam 1944 aus Smolensk. Danke für Ihre Arbeit. Taniushka Graf
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Evgenii Prokhorovich Gorovtsov 1927–2003
Der junge Soldat Evgenii. „Gorovtsov“. Ort der Inschrift: Nordflügel, Plenarsaalebene Nordwand, Nische A rechts.
Der Name „Gorovtsov“ steht sehr klein und kaum zu entziffern im Nordflügel der Plenarsaalebene an der Nordwand. Gefunden hatte ihn Evgenii Prokhorovich Gorovtsovs Sohn Dmitri am 13. Juni 2012. Er, Abgeordneter der Staatsduma der Russischen Föderation, kam mit einer Delegation zu Gesprächen nach Berlin und versprach mir, Informationen über seinen Vater zu schicken, die ich nach einiger Zeit dann auch erhielt. Informationen über den Vater (Auszug) Mein Vater wurde am 1. August 1927 im Dorf Lessan, Zhlobinsker Bezirk, Gebiet Gomel in der Weißrussischen SSR geboren worden. Er verstarb am 9. Januar 2003 im Umkreis von Zhlobin und wurde auf dem städtischen Friedhof der Stadt Shchorsa, Chernigover Gebiet in der Ukraine beigesetzt. Seine militärische Laufbahn begann in Zhlobinschtsche, als er noch keine 14 Jahre alt war. In die reguläre Armee konnte der junge Gorovtsov daher nicht aufgenommen werden. In Weißrussland tobten schwere Kämpfe und das stille weißrussische Städtchen Zhlobin lebte vom ersten Tag an vom Alltag des Großen Vaterländischen Krieges. Das Krankenhaus verwandelte sich in ein Spital. Dort wurden die Verwundeten behandelt, denn das Vernichtungsbataillon kämpfte von morgens bis abends. In diesen Reihen befand sich Evgenii Gorovtsov. Als die Faschisten Zhlobin einnahmen, kamen die Kämpfer des Bataillons in einer der Wohnungen zusammen, wo sie verantwortungsbewusst beschlossen, eine illegale Gruppe zu gründen. So kam es, dass Jewgeni Prokhorovich ein Illegaler wurde. Das Erbeuten von Waffen und Kleben von Flugblättern war die Hauptaufgabe des jungen Mikhail Eliseev. Die „wandernden Hirten“ waren maskiert und überall, wo gekämpft wurde. Sie brachten Gewehre, Maschinengewehre, Munition in den Wald, was so bis 1942 ging. Die jungen Illegalen druckten Flugblätter für den 1. Mai, die andere Mitglieder verteilten. So begann das Partisanenleben für Gorovtsov. Er wurde Spion und drang bis zu feindlichen Garnisonen vor. Die Gestapo hatte die Gruppe aufgespürt, mit der Absicht, alle zu verhaften. Die Gruppe aber feierte den 1. Mai schon bei anderen Partisanen. Mit dem über den Feind gesammelten Wissen plante man lokale Operationen. Die Verantwortung war groß. Würde man das „Netz“ der Ma-
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Evgenii Prokhorovich Gorovtsov
schinengewehre nicht bemerken, könnte es große Verluste geben. Es waren ungleiche Kämpfe. Die Partisanen standen mit ihren wenigen Patronen in den Gewehren dem bis an die Zähne bewaffneten Feind gegenüber. Gorovtsov meisterte diese Situationen heldenhaft. Kein Nazi schaffte es, ihn in die leidgeprüfte weißrussische Erde zu zwingen. Kamen die Nazis ihnen zu nahe, führte er die Abteilung auf nur ihm bekannten Pfaden aus der Gefahr. Zu Hause erwartete ihn dann eine schreckliche Nachricht. Die Nazis hatten in seinem Dorf alle Angehörigen der Partisanen erschossen, darunter war auch Prokhor Ivanovich Gorovtsov, sein Vater. Im Alter von 16 Jahren wurde Evgenii Gorovtsov in das 755. Regiment aufgenommen, in dem er bis zum Juli 1944 als Gruppenführer diente. Den militärischen Eid legte er am 20. Dezember 1943 ab. Am 12. Juni 1944 wurde er schwer verwundet. Am 1. Mai 1945 war das Zusammentreffen mit den Verbündeten an der Elbe. 1946 ging es zurück in die Heimatstadt Zhlobin. Bis zur Rente 1992 arbeitete er als Maschinist auf der Dampflok „тепловоза“ – teplovoza (Warmer Dampf). Ihm wurde der Titel „Ehrenvoller Eisenbahner der UdSSR“ verliehen. Die Brust des einstigen Spions zierte der Orden „Roter Stern“ sowie die Medaillen „Für Tapferkeit“, „Für die Einnahme Königbergs“ und eine weitere „Für die Einnahme Berlins“.
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Aleksandr Nikolaevich Siuziukin 1926 –1984
Der junge Aleksandr Nikolaevich Siuziukin. Die Initialen „CAH – SAN“. Ort der Inschrift: Ostseite, Plenarsaalebene Nord, Westwand Teil G.
Im November 2013 kam während meiner russischsprachigen Führung eine junge Frau zu mir und wollte wissen, ob ich mich zufällig an drei Buchstaben „CAH“, (deutsch SAN), an der Wand erinnern könne? Nein, das konnte ich nicht, schlug aber vor, dass wir jetzt alle während des Rundgangs danach Ausschau halten. Wir waren einige Zeit im Haus unterwegs und an der Nordostseite der Plenarsaalebene angekommen. Plötzlich wurde es unruhig, denn sie hatte die Initialen ihres Vaters gefunden: „CAH – SAN“ für Siuziukin Aleksandr Nikolaevich. Er habe immer so unterschrieben, bestätigte auch ihre Mutter. Er kämpfte damals auch im Reichstagsgebäude. Oksana hatte das Haus schon einmal besucht. Was sie damals empfand und wie sie sich auf die Suche nach den drei Buchstaben machte, schrieb sie mir wenige Zeit später: Liebe Karin Felix, im Rahmen eines Programmes für junge Journalisten aus Russland, Weißrussland und der Ukraine, „Journalisten International“, an dem ich von August bis November 2003 teilnahm, besuchte ich das erste Mal den Bundestag. Soweit ich mich erinnere, war der Besuch im November. Wir waren froh, nicht nur an der öffentlichen Sitzung der Abgeordneten des Bundestages teilnehmen zu dürfen, sondern auch die historischen Sehenswürdigkeiten, die Signaturen vom Ende des Zweiten Weltkrieges, an den Wänden anschauen zu können. Wir haben alles aufmerksam gelesen, was die sowjetischen Soldaten geschrieben hatten. Es waren rührende, aber auch lustige Inschriften. Dann plötzlich hunderte von Namen auf der Wand. Ich hielt inne und plötzlich fiel mein Blick auf einen von ihnen „SAN“. Diese drei Buchstaben lesend, blieb ich wie angewurzelt stehen. Über meinen Rücken kroch eine Gänsehaut. In Gedanken wiederholte ich den Namen meines Vaters. Sehr jung kam er an die Front, machte den ganzen Krieg mit und kam bis Berlin. Für die Einnahme von Berlin wurde ihm die Medaille mit dem gleichen Namen verliehen. Bis zu seinem Tod sprach er ständig über den Krieg von 1945 und die Tatsache, dass er an der Wand seinen
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Aleksandr Nikolaevich Siuziukin
Namen, das heißt seine Initialen, hinterlassen hatte. Aber ich konnte noch nicht ganz glauben, dass ich sie jetzt vor meinen eigenen Augen sehen sollte. Ich war sehr gerührt und bin zu meinen Kollegen gelaufen. Waren sie das nun oder waren sie es nicht? „Ohne jeden Zweifel“, sagte meine Mutter und erinnerte sich an die Erzählungen meines Vaters und zeigte uns Dokumente und Medaillen, die sie gehegt hatte. Und sie sagte uns, dass in der Tat unser Vater anstatt seines vollen Namens überall immer nur seine Initialen „SAN“ hinterlassen hatte. Und tatsächlich, in unserem Haus sind alle Haushaltsgegenstände und Küchenutensilien mit diesen drei Buchstaben versehen. Gleich bei der ersten Kontrolle bestätigte sich das. Mein Weg führte mich zum Studium nach Deutschland. Mit einer Delegation der Universität Potsdam war ich in der Lage, diese Inschriften zu sehen, und konnte viele Fotos aufnehmen. Insgesamt war ich schon drei Mal dort. Schade, dass mein Vater heute nicht mehr lebt. Er starb am 10. Oktober 1984, als ich nur 9 Jahre alt war. Oksana Siuziukina (jetzt Potsdam, Deutschland. Gebürtig: Republik Chuvashien) Erinnerung an den Vater und ein wenig über unsere Familie. Mein Vater, Aleksandr Nikolaevich Siuziukin, ist am 4. Juni 1926 im Dorf Bakashevo, Bezirk Batyrevsk, Republik Chuvashien, geboren worden. Bei Beginn des Krieges war er gerade 15 Jahre und ging noch zur Schule, in die siebte Klasse. Seit dem 13. Dezember 1943 war er dann in der Roten Armee und kämpfte unter dem Marschall der Sowjetunion, Zhukov, in der 1. Weißrussischen Front. Er bekam die Medaille „Für den Sieg über Deutschland“, „Für die Befreiung Warschaus“ und „Für die Einnahme Berlins“, zum „25. Jahrestag des Sieges des Großen Vaterländischen Kriegs“, zum „30. Jahrestag des Sieges des Großen Vaterländischen Kriegs“, zum „30. Jahrestag der Sowjetischen Armee und der Flotte“, zum „50. Jahrestag der Streitkräfte der UdSSR“ und zum „60. Jahrestag der Streitkräfte der UdSSR“. Nach dem Ende des Krieges war er vom 27. Juli 1945 bis zum 16. Dezember 1950 in Polen. Sein Vater und er waren beide in den Krieg gezogen. Er kehrte heim, sein Vater galt bis 1988 – bis sein Grab in der Ukraine gefunden wurde – als verschollen. Über den Krieg sagte der Vater, dass die Erde unter den Beinen brannte, dass es nach Pulver roch, und dennoch ist er losgezogen, um die Heimat zu schützen. Jeden Tag stand er dem Tod gegenüber, ohne zu wissen, ob er den Tag lebend übersteht oder unter den Kugeln des Feindes fallen würde. Als junger Soldat hat er einmal heldenhaft sein Leben riskiert und ein deutsches Zwillingspärchen aus einem brennenden Haus gerettet. Die Eltern waren so dankbar, dass sie ihm ihre älteste Tochter zur Frau geben wollten. Mein Vater verzichtete. Etwas anderes hätte er auch nicht tun können, denn nach der Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der UdSSR von 15. Februar 1947 (dem traurig berühmten 58. antisowjetischen Artikel des Strafgesetzbuches der UdSSR) war so etwas bei Todesstrafe verboten. Wir wissen nicht, in welcher Stadt das war. Nach dem Krieg wollte mein Vater eine Ausbildung anfangen, aber die Mutter ließ es nicht zu. Als Ältester in der Familie hatte er der Mutter zu helfen, die Vaterrolle zu übernehmen und für die Jüngeren zu sorgen. Sein Vater, d. h. mein Großvater, war ja nicht aus dem Krieg heimgekehrt. Vater begann in der Forstwirtschaft zu arbeiten und brachte es bis zum Meister. Er lernte seine zukünftige Frau „Elisaveta Mikhailovna Mikhailova“ kennen, die er am 9. Februar 1952
Aleksandr Nikolaevich Siuziukin
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heiratete. Sie haben 9 Kinder großgezogen! 1960 passierte ein Unglück. Er geriet unter einen Baum, wodurch ihm das linke Bein amputiert werden musste. Als Invalide dritten Grades bezog er eine kleine Rente. Die Hauptlast trug danach seine Frau – meine Mutter. Trotzdem ermöglichten sie all ihren Kindern entweder eine Berufsausbildung oder den Besuch der Universität. Wir Kinder leben hauptsächlich in verschiedenen Teilen Russlands. Drei Töchter der Familie wohnen in Deutschland. In unserer Familie gibt es heute 17 Enkel und 8 Urenkel. Das konnte mein Vater leider nicht mehr erleben, weil das Schicksal anders entschied. 1958 ist er für immer aus dem Leben gegangen. Mit dem Tod des Vaters hatte ich als Jüngste und Zarteste einen starken Halt verloren. Unsere Familie erwarb sich durch Fleiß und gut erzogene Kinder große Anerkennung. Wir lassen die Mutter jetzt im Alter nicht allein. Jetzt sorgen wir für sie und besuchen sie oft. Zurzeit wohnt sie bei der älteren Tochter. Oksana Aleksandrovna Siusiukina (9. und letztes Kind in der Familie Siuziukin) Im Februar 2016 Drei Buchstaben – Siuziukin Aleksandr Nikolaevich.
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Mikhail Trofimovich Bondarenko 1912–2008
Mikhail Trofimovich Bondarenko. „Bondarenko“. Ort der Inschrift: Ostseite, Plenarsaalebene Nord, Ostwand Teil E.
Man braucht gute Augen und Zeit, um in diesem Drunter und Drüber der Schriften im Reichstagsgebäude einen bekannten Namen zu finden. Den Gästen meiner russischsprachigen Führung ließ ich immer ganz einfach Zeit, diese Wände anzuschauen, denn sie brauchen meine Hilfe zum Lesen nicht. Was da ab 1945 geschrieben wurde, können sie als Muttersprachler auch ohne mich und meist noch viel besser lesen, denn sie kennen ihre Namen. Auch in dieser Führung gingen alle wie immer sehr andächtig an den Schriften vorbei. Auf der Nordostseite der Plenarsaalebene bemerkte ich, wie eine junge Frau vor den Räumen der Kanzlerverfügung zwei anderen Teilnehmern einen Namen zeigte. Sehr diskret erklärte sie etwas. Das Tuscheln blieb mir trotzdem nicht verborgen. „Was haben Sie denn entdeckt“, fragte ich. „Da steht ‚Bondarenko‘, der Name meines Urgroßvaters“, bekam ich als Antwort. Bei diesen Worten horchten alle auf. Einen Namen gefunden zu haben, brachte immer Leben in die Stille. Iulia, die Urenkelin, hatte schon einmal an einer englischsprachigen Führung teilgenommen, viel fotografiert und die Bilder nach Hause geschickt. Ihr Vater, der Enkel, entdeckte dann den Namen und informierte die Verwandten. Verständlich, dass die Eltern den Namen mit eigenen Augen sehen wollten. Diesmal waren sie in meiner Führung. Was mag in einem vorgehen, wenn man an den Wänden einen bekannten Namen entdeckt? Bondarenkos Sohn, Viktor Mikhailovich, konnte den Namen leider nicht mehr sehen. Er verstarb bereits 2012. Von mir erfuhr die Gruppe, dass der Name „Bondarenko“ noch an einer anderen Stelle, nämlich im Nordflügel zum Innenhof neben einer der großen Nischen, geschrieben stünde. Wir machten uns direkt auf den Weg zu der zweiten Stelle. Dass diesen Namenszug ein anderer „Bondarenko“ schrieb, erfuhr ich erst Jahre später. Natürlich wollte ich persönliche Angaben zu dem gefundenen Namen haben, die mir Iulia, Bondarenkos Urenkelin, die sein Grafitti gefunden hatte, gemeinsam mit einigen Fotos zukommen ließ.
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Mikhail Trofimovich Bondarenko
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Liebe Karin, Mikhail Trofimovich Bondarenko ist am 20. Oktober 1912 in der Region Krasnodar, im Giaginsker Bezirk, in der Kosakensiedlung Dondukovskaia geboren worden. Im Juli 1941 wurde er einberufen. Er nahm an der Verteidigung Moskaus teil, geriet im Winter 1941 während eines Angriffs in Gefangenschaft, aus der er im Sommer 1943 befreit wurde. Als Angehöriger der 2. Weißrussischen Front kam er bis Berlin, nahm am Sturm auf Berlin teil und wurde verwundet. Im Mai 1945 schrieb er an die Wand des Reichstagsgebäudes, als er mit den Freunden, Regimentskameraden die noch rauchgeschwärzte Ruine betrat.
Der Veteran Bondarenko.
Nach dem Krieg lebte er in der Region Krasnodar, Temriuksker Bezirk, in der Siedlung Roter Oktober. Nach dem Eintritt in die Rente arbeitete er als Schmied weiter bis zum Alter von 76 Jahren. Am 18. August 2008 ist er im Alter von 96 Jahren gestorben.
Noch eine schöne Nachricht, liebe Karin. Kurz vor dem Tag des Sieges führte unser lokales Fernsehen von Kaliningrad eine Aktion zum Gedenken der Teilnehmer des Großen Vaterländischen Krieges durch. Die Redaktion interessierte sich für unsere Geschichte der gefundenen Unterschrift des Großvaters im Reichstagsgebäude. Vor einer Woche wurde die Reportage im abendlichen Programm gezeigt und auch über Ihr unglaubliches Werk als ein wertvoller Beitrag berichtet – dass so ein Buch geschrieben wird. Mit tiefer Achtung, Iulia und Olga Bondarenko. Iulia, ihre Schwester Olga, ihr Vater und ich trafen uns noch einmal im November 2015. Bei einem gemeinsamen Abendessen erfuhr ich, dass beide Urenkelinnen des Veteranen an der EuropaUniversität Viadrina in Frankfurt/Oder studierten.
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Tikhon Ivanovich Khristoforov 1914 –1997 „Khristoforov“. Ort der Inschrift: Treppenhaus Südwest, T 03, Ostwand Teil A.
Dienstag, der 28. Januar 2014. Eine neue russischsprachige Führung, neue Menschen. Nach einer kurzen Einführung zur Geschichte des Hauses in der Westhalle, führe ich meine Gäste zum Treppenhaus. Dort sind die ersten kyrillischen Inschriften zu sehen. Kaum angekommen, fanden Igor und seine Frau Svetlana den Namen seines Großvaters. Er sei nicht richtig geschrieben, erklärte Igor. Meistens schrieb ein Soldat die Namen mehrerer Kameraden, wobei Fehler passierten. Plötzlich redeten alle durcheinander. Svetlana schrieb mir später: Guten Tag, Karin! In der vorigen Woche waren wir bei Ihnen in einer Exkursion durch das Reichstagsgebäude. Mein Mann erkannte den Familiennamen seines Großvaters. Jetzt sind wir nach Moskau zurückgekehrt und ich habe sofort beschlossen, Ihnen zu schreiben. Bisher gelang es nur, sehr wenige Informationen zu sammeln, aber dennoch schicke ich an Sie ab, was ich bis jetzt habe. Igors Großvater selbst ist schon verstorben. Es leben nur noch sein Enkel (mein Mann Igor) und einer der sechs Söhne von Tikhon Ivanovich. Ich werde versuchen, Ihnen Fotografien zu schicken, aber dazu muss ich an das Militärarchiv schreiben. Ihre Broschüre habe ich gelesen. Sie hat mir sehr gut gefallen. Es ist bemerkenswert, dass Sie sich entschieden haben, die Informationen zusammenzufassen und über diese Menschen zu berichten. Wenn Sie irgendwelche Hilfe benötigen, können Sie mir immer schreiben, ich werde helfen, obwohl ich keine Abgeordnete und auch nicht Naryshkin (von Dezember 2011 bis 2016 Vorsitzender der Staatsduma Russlands) bin. Ich beschäftige mich mit Finanzen, Buchhaltung und habe viele Bekannte in verschiedenen Organisationen. Mein Vater schreibt auch Bücher. Zwei davon sind in Moskau schon veröffentlicht. Ich wünsche Ihnen Erfolg! Mit freundlichen Grüßen, Svetlana Khristoforova Tikhon Ivanovich wurde am 1. Juli 1914 geboren. Sein Geburtsort liegt im Tambover Gebiet, Nikiforovsker Bezirk, Siedlung Liubeznoe. Er starb am 26. September 1997. Er erhielt Auszeichnungen zum 40. Jahrestag des Sieges: den Orden des Vaterländischen Kriegs Stufe II. Er diente an der Grenze, nahm teil am sowjetisch-finnischen Krieg (1939–1940), später war er Maschinengewehrschütze, hat den gesamten Vaterländischen Krieg (1941–1945) mitgemacht und kam bis Berlin. Nach der Einnahme Berlins, so die Erinnerungen seines Enkels Igor, war er mit den Kameraden im Reichstagsgebäude. Die Inschrift hat er nicht selber geschrieben. Zum Schreiben hatten sie sich bei der Treppe auf die Schultern der Kameraden gestellt und brachten so die Familiennamen an die Wand. Aller Wahrscheinlichkeit gibt es daher im Familiennamen des Großvaters den Fehler.
Tikhon Ivanovich Khristoforov
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Nach dem Krieg diente er noch ein Jahr an der Grenze. Er hatte einen Kameraden namens Brykin, mit dem er zusammen diente. Er war aus dem Nachbardorf. Tikhon Ivanovich kehrte nach Tambov in sein Dorf zurück, wurde Vater von sechs Söhnen, wovon nur noch einer lebt. Von seinem Sohn Valentin hat er zwei Enkel, einer davon ist Igor, der gerade bei Ihnen in Deutschland, in Berlin, war. Der zweite Enkel, Aleksei, ist in Afghanistan heldenhaft gefallen, die internationale Schuld im Mai 1985 erfüllend.
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Iurii Aleksandrovich Laptev 1925–2001
Soldat Laptev. „Laptev“. Ort der Inschrift: Nordflügel, Plenarsaalebene Südwand, Nische C Mitte.
Zu diesem Namen erreichte mich über die Fernschreibstelle des Deutschen Bundestages am 27. Februar 2014 eine Anfrage. Zuerst wollte ich mit einer E-Mail antworten, entschied mich dann aber doch, anzurufen. Eine junge Frau am anderen Ende erzählte mir in sehr gutem Deutsch, dass ihre Stiefmutter im Internet auf Fotos den Namen ihres Vaters erkannt hatte. Sie wollte mir gerne etwas über den Vater Iuri Aleksandrovich Laptev schreiben, womit ich selbstverständlich einverstanden war. Jetzt kannte ich auch den Vornamen zur Inschrift. Den Namen Laptev gibt es zwei Mal: einmal gut sichtbar auf Augenhöhe im Nordflügel der Plenarsaalebene in der Nische C und ein zweites Mal etwas weiter oben im Nordosten an der Westwand. Als ich Fotos nach Moskau schickte, dachte ich im ersten Moment nur an den einen Namen in der Nische C. Schon wenige Tage später antwortete mir nun Juri Laptevs Tochter Olga: Guten Tag, sehr geehrte Karin! Die Tochter meines Mannes schickte mir Ihren Brief. Vielen Dank! Ich möchte Ihnen berichten, wie wir überhaupt von den Namen erfahren haben. Ich beschäftige mich mit der Suche nach unseren Vorfahren und verbringe viel Zeit auf russischen genealogischen Foren und den Webseiten. Vor kurzem führte mich ein Hinweis zu den Inschriften an den Wänden des Reichstagsgebäudes. Auf Fotos von den Wänden, fand ich die Inschriften „Laptev“ und „Heute, 21-5-48, waren noch einmal hier Laptev Iu. A. aus Sverdlovsk, Shutiaev W. F. aus Kursk“. Gerade diese Schriften verursachen Herzklopfen bei mir! Ich erkannte die Handschrift meines Vaters. Seit zwölf Jahren lebt er nicht mehr, aber ich erinnere mich gut, dass er mir erzählte, damals an die Wände geschrieben zu haben. Mein Vater kam mit 17 Jahren an die Front, 1943 verließ er Sverdlovsk. Der Krieg endete für ihn im April 1945 unweit von Berlin. Verletzt kam er ins Spital. Nach der Genesung blieb er noch drei Jahre als Bestand der Sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland, diente in den Städten Rathenow und Gera. Ich meine, dass diese Inschriften von meinem Vater stammen, denn Vor- und Zuname, der Geburtsort und die Zeit seines Dienstes in Deutschland stimmen überein.
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Iurii Aleksandrovich Laptev
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Später fand ich im Internet noch den Artikel „Wer schrieb sein Autogramm an die Wände des Reichstagsgebäudes und wer von den Verwandten Namen wiedererkannte!“ So erhielt ich, sehr geehrte Karin, durch diesen Artikel Kenntnis von Ihnen!!! und erfuhr, dass Sie eine Arbeit zur Systematisierung dieser Inschriften durchführen, dass Sie jene Soldaten suchen, die sich an den Wänden des Reichstagsgebäudes in jenen fernen und schweren Jahren verewigt haben. In diesem Artikel wurden die Leser aufgerufen, sich zu melden, wenn jemand seinen Namen erkennt. Eine Adresse, an die man sich hätte wenden können, gab es aber nicht. Daher entschied ich mich, Sie direkt auf der Webseite des Bundestags zu suchen. Die Tochter meines Mannes half mir dabei! Sehr geehrte, Karin! Auf den mir zugesandten Ausschnitten habe ich nur die kurze Aufschrift „Laptev“ gefunden. Gerne würde ich die lange Inschrift „Heute, am 21-5-48, war noch einmal hier: Laptev Iu. A. aus Sverdlovsk“ sehen. Wie ich vermute, gibt es wohl mehr als 300 Schriften. Darf ich hoffen? Voller Ungeduld warte ich auf Ihre Antwort! Deutsch kann ich leider nicht, hoffentlich macht es nichts, dass ich nur Russisch schreiben kann? Für Sie das Allerbeste! Olga Dianova-Lapteva. 04.03.2014. Zhukovsk, Russland. Olga hatte Recht, an die zweite Inschrift hatte ich nicht gleich gedacht. Unverzüglich erhielt die Tochter natürlich auch noch diese Spur des Vaters. Mir schickte sie weitere Informationen über Juri Aleksandrovich.
„Heute, am 21.5.48 waren noch einmal hier: Laptev, Sverdlovsk, Schutjajew, Kursk.“ Ort der Inschrift: Ostseite, Plenarsaalebene Nord, Westwand Teil G.
Informationen über den Vater Guten Tag, sehr geehrte Frau Karin! Entschuldigen Sie, bitte, dass ich nicht sofort geantwortet habe! Ich würde Ihnen so gern vieles über meinen heiß geliebten Vater erzählen wollen! Aber ich verstehe natürlich, dass ich mich hier in einem gewissen Rahmen bewegen muss und nur Tatsachen zu berichten habe. Es ist sehr schwer, über das bewegte Leben meines Vaters in einigen Zeilen zu berichten, ich werde es aber trotzdem versuchen. Sie, liebe Karin, können sich die für Sie wichtigen Fakten (die für Ihr Buch wichtig sind) selbst aussuchen. Mein Vater, Iurii Aleksandrovich Laptev, ist am 17. Juni 1925 in einer kleinen Siedlung im Ural geboren worden. In der Familie gab es acht Kinder. Der Großvater arbeitete als Buchhalter in einer Fabrik, die Mutter war Hausfrau und sang im Kirchenchor. Als der Krieg begann, war Vater 16 Jahre alt. Wie alle Jugendlichen dieser Zeit, wollte er an die Front, um die Heimat mit der Waffe in der Hand zu verteidigen. Die meisten dachten damals, dass
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Begegnungen
Iurii Aleksandrovich Laptev
der Krieg längst zu Ende wäre, bis sie das 18. Lebensjahr erreicht hätten und sie es verpassen würden, ihrem Land zu dienen. Mein Vater kam am 6. Juni 1943 mit 17 Jahren an die Front. Er nahm an den heftigen Kämpfen im Kaukasus teil, diente zuerst in einer Granatwerfereinheit, später war er Nachrichtensoldat in der 339. Rostower Rotbannerorden Division der „Selbständigen Küstenarmee“. Diese Armee nahm an der Befreiung der Taman-Halbinsel, der Krym und Sevastopol teil. Von 1943 bis 1945 kämpfte sich mein Vater zusammen mit seinen Kameraden von der Krim bis nach Berlin vor und sie befreiten die Ukraine und Polen. In seinen Erinnerungen schrieb Vater: „Am 21. April erreichten wir Berlin, es gab zu der Zeit keinen eindeutigen Frontverlauf, in der einen Straße waren Rotarmisten, in der anderen die Deutschen. Es kam zum Einsatz von Granaten, denn jedes Haus musste vom Feind vom Keller bis zum Dach ‚gesäubert‘ werden. Dabei wurde ich durch einen Granatsplitter unterhalb des Knies verletzt. Den Tag des Sieges erlebte ich demzufolge im Lazarett. Die Patienten, die noch laufen konnten, ließen wir Wein holen und Tische decken.“ Nach seiner Genesung diente Vater noch drei Jahre in Deutschland. Für seine Verdienste erhielt er den Orden des Roten Sterns, den Orden des Vaterländischen Krieges 1. Klasse, den Ruhmesorden 3. Klasse. Nach Hause, in den Ural, kam Vater erst 1949. Es begann das „friedliche“ Leben. Der junge Frontsoldat begann sein Studium an einer Hochschule in Sverdlovsk und wurde Ingenieur für Wärmeund Heiztechnik. Noch als Student lernte Vater seine zukünftige Ehefrau kennen, unsere Mutter Olga. Das Ehepaar hatte zwei Kinder. Die ältere Tochter, Marina, wurde Wissenschaftlerin und beschäftigt sich mit der Geschichte des Altertums. Ich, die Jüngere, wurde Schullehrerin. Vater war ein sehr aktiver Mensch. Nichts war ihm gleichgültig. Persönlicher Wohlstand war für ihn nicht wichtig. Er war immer bereit, seinen Freunden sofort zu helfen, und er war für alle da, die ihn brauchten. Er war sehr bescheiden und sagte immer wieder: „Ich bin ehemaliger Soldat und brauche selbst nicht viel.“ Solchen Menschen sagt man nach, dass sie Berge versetzen können. Die letzten 20 Jahre verbrachte Vater in der Stadt Njagan in Westsibirien. Er war ja einer der Ersten, die diese Stadt der „Erdölarbeiter“ buchstäblich aus dem Boden gestampft haben. Trotz des rauen Klimas gefiel es ihm dort und er war stolz darauf, dass er seinen Anteil am Entstehen dieser schönen Stadt beitragen konnte. Vater hatte ein sehr ungewöhnliches Hobby. Ihm machte es Spaß, neue Bäume zu pflanzen. Jedes Frühjahr brachte er aus der Taiga Bäumchen wie Birken oder Ebereschen mit und pflanzte diese in Höfe, in der Nähe von Schulen oder nahe der Kirche und beobachtete, wie sich die Bäumchen im nördlichen Klima akklimatisieren würden. Niemand hatte ihn darum gebeten so etwas zu tun. Es war für ihn eine Herzensangelegenheit. Ihn freute, dass die Stadt, die ja auf Frostboden erbaut wurde, sich allmählich veränderte und grüner wurde. Vater hatte auch noch ein weiteres Hobby, den Langstreckenlauf. Er nahm an den jährlichen Leichtathletikwettkämpfen teil. Ungeachtet des Wetters, ob Frost oder Schnee, er ging immer zum Training und lief seine geplante Strecke. Er war stets beim jährlichen Marathonlauf am 9. Mai dabei und war da wohl der älteste Teilnehmer. Obendrein führte er dann auch noch die Langstreckenläufer an. Vater verstarb am 9. Dezember 2001. Zum Gedenken an ihn beschloss das Stadtparlament von Niagan, eine der neuen Straßen der Stadt nach ihm zu benennen.
Iurii Aleksandrovich Laptev
Begegnungen
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Heute gibt es die „Laptev Straße“. Ich freue mich auch, dass die Einwohner Niagans so meines Vaters gedachten und ich bin sehr stolz auf ihn. Das Wichtigste für ihn aber waren seine Kinder und Enkel, die er als einfacher Soldat hinterließ. Liebe Karin, alle Fotos meines Vaters sind im Archiv in Sverdlovsk. Ich habe zwar Fotos, deren Qualität lässt aber zu wünschen übrig. Würden Sie mir bitte mitteilen, ob Sie meinen Vater in Ihrem Buch erwähnen werden? Könnten wir danach wenigstens ein Exemplar des Buches erwerben? Ich möchte mich bei Ihnen nochmals für Ihre anrührende und mühevolle Arbeit bedanken. Es ist gut, dass Sie das Andenken an unsere Väter bewahren! Alles Gute! Mit freundlichen Grüßen Olga Dianova-Lapteva (8.3.2014 Zhukovsk, Russland) Karin, ich bin sehr froh, dass Ihre langjährige Tätigkeit beim Besucherdienst des Bundestages in solch einem für die Geschichte beider Länder so wichtigem Buch endete. Nicht weniger wichtig ist es auch für die Familiengeschichte derer, die ungewollt zu Helden wurden. Bleiben uns durch ihr Buch doch so die Menschen, die uns bereits verlassen haben, auf ewig unvergessen! Auch danke ich Ihnen, verehrte Karin, dass Sie meinen geliebten Vaters in das Buch aufnahmen. Jetzt werde ich mit Ungeduld auf das Erscheinen warten und sehr hoffen, es erwerben zu können. Auf Wiedersehen, Ihnen alles Gute, Olga (21.10.2014)
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Begegnungen
Isai Konstantinovich Konstantinov
Der Name von Isai Konstantinovich Konstantinov ist leider nicht mehr vorhanden. Dazu bekam ich aber folgende Anfrage mit dem Brief. Das Haus hat sich baulich verändert, Bausubstanz mit Namen ging verloren, die Erinnerungen aber nicht. Guten Tag, den Großvater meiner Freundin nannten sie Isai Konstantinovich Konstantinov. Hier ist der Brief aus dem Jahre 1945, in dem zu lesen ist, dass er einen Namen an die Wand des Reichstagsgebäudes geschrieben hat. Er schrieb auch seine Memoiren, in denen er viel vom Krieg erzählte. Dmitrii Konstantinovich Vorobev, Freund der Enkelin des Soldaten.
Erhalten am 28.05.45 Isai Einen flammenden Gruß an die lieben Eltern aus der Stadt Berlin! Liebe Eltern! Ich möchte Euch mitteilen, dass ich am Leben und gesund bin. Damit will ich Euch eine Freude machen. Ich schreibe diese Zeilen, während ich auf der Treppe des Reichstags sitze, wo der verdammte Hitler arbeitete. Jetzt sind von diesem Haus nur noch Trümmer geblieben. Endlich, meine Lieben, ist der von uns langersehnte und erfreuliche Tag gekommen. Der Krieg ging mit unserem Sieg zu Ende. Über Berlin weht die Fahne des Sieges. Ich bitte Euch, bewahrt diesen Brief, diesen historischen Brief, gut auf. Ich war an dem Ort, wo Hitler arbeitete. Es besteht wenig Gelegenheit, viel zu schreiben. Nun bringe ich meine Unterschrift an eine Wand des Reichstags. Tschüs und alles Gute, mein lieber Papa und liebe Mama! Freut Euch über den Sieg! Meinen Gruß an alle, alle und alle! Berlin, 11. Mai 1945 Isai Konstantinovich Konstantinov
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Anvar Nurtdinov Dr. Musatov, Schwiegersohn des Veteranen Zhuchenko, nahm nach meinem Besuch in Saratov Kontakt mit dem Dorf auf, aus dem Anvar Nurtdinov stammt und konnte mir noch einige Dokumente schicken. Weitere Informationen erhielt er nicht.
„der Baschkire Verkh(nii) Manchar Nurtdinov Anvar“ Der obere und untere Text sind identisch nur in unterschiedlichen Sprachen. Ort der Inschrift: Nordflügel, Erdgeschoss Nordwand, Teil A Ecke.
Maslov Ein Ehepaar aus Moskau fragte mich 2013 vor Beginn meiner Führung, ob der Name „Maslov“ noch erhalten sei. Genau konnte ich das nicht sagen, erinnerte mich aber irgendwie an große Buchstaben, die „Maslov“ sein müssten. Wir fanden den Namen des Vaters. Sie wollten mir schreiben, haben sich aber nicht wieder gemeldet. „Maslov“. Ort der Inschrift: Ostseite, Plenarsaalebene Nord, Ostwand Teil E.
Vinokurova T. V. Eine junge Studentin meinte bei einer Führung, dass an der Wand Name, Vorname und Vatername ihrer Großmutter stünden. Auch, dass sie noch leben würde, sagte sie. Noch einmal geschrieben hat sie mir aber nicht. „Vinokurova T. V.“. Ort der Inschrift: Ostseite, Plenarsaalebene Süd, Westwand Teil M.
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Begegnungen
Matiash Matiashs Tochter war 75 Jahre alt, als sie mir 2012 per Mail schrieb, dass sie den Namen ihres Vaters auf einem Foto in einer Zeitung sah und von mir gerne mehr wissen wollte. Ich konnte ihr nur dieses Foto schicken. Sie wäre gerne nach Berlin gekommen, um den Namen vor Ort anzuschauen. Sie schaffte es nicht. Auch sie ein Grund, weshalb ich unbedingt diese Dokumentation schreiben musste. „Matiash“. Ort der Inschrift: Nordflügel, Plenarsaalebene Südwand, Nische C Mitte.
Gleich zwei bekannte Namen, Karpenko und Kravchenko, nämlich die ihrer beider Urgroßväter entdeckte Kristina Karpenko aus Saratov am 18. März 2014.
Karpenko war ihr Urgroßvater väterlicherseits. Sein Sohn, Kristinas Großvater, hätte dazu mehr erzählen können. Er verstarb aber genau an dem Tag, als Kristina beide Namen fand. „Karpenko“. Ort der Inschrift: Nordflügel, Plenarsaalebene Südwand, Nische D Mitte.
Kravchenko war ihr Urgroßvater mütterlicherseits. Zu ihm gibt es nur die Information, dass er als Soldat im Krieg war. Mehr konnte Kristina nicht mehr in Erfahrung bringen. „Kravchenko“ Ort der Inschrift: Nordflügel, Plenarsaalebene Südwand, Nische D links.
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Aleksei Leontevich Bondarenko 1925–1997
Aleksei Leontevich Bondarenko. „Bondarenko“. Ort der Inschrift: Nordflügel, Plenarsaalebene Südwand, rechts von Nische D.
Erst Mitte September 2015 erfuhr ich mehr über den zweiten Namen.
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Begegnungen
Aleksei Leontevich Bondarenko
Der Sohn schrieb: A. L. Bondarenko wurde in der Ukraine (Sumsker Gebiet, Romensker Kreis, Siedlung Basivka) geboren. Er lebte vom 14. März 1925 bis zum 12. Oktober 1997. Er war ein guter Schüler. Dank seines hervorragenden Gedächtnisses fiel es ihm leicht, Deutsch zu lernen. Er konnte sich schnell die Wörter merken. Das half ihm, als er in den Jahren 1941–1945 gegen die Deutschen kämpfen musste. In den Jahren 1941–1943 war er im Sumsker Gebiet bei den Partisanen. Der junge Soldat war quasi der Einzige, der die deutsche Sprache beherrschte und wurde so ein wichtiger Kämpfer. Als die Rote Armee das Sumsker Gebiet befreite, kam er in eine reguläre Einheit. Zuerst war er beim Aufklärungsdienst, danach Militärdolmetscher. Im Rang eines einfachen Soldaten der „Ersten Ukrainischen Front“ eroberte er Berlin. Er erhielt die militärischen Auszeichnungen „Für Mut“ und „Für die Eroberung Berlins“. Im Mai 1945 hinterließ er seine Unterschrift auf den Wänden des Reichstags.
Begegnungen
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Matiakub Masharipov
Diese Geschichte über Matiakub Masharipov, die für so viele Soldaten stehen könnte, schrieb Aleksandrina Ewstigneeva, und ich habe sie nur übersetzt. Noch ganze fünf Jahre hatte es für Besucher nach dem Zugang zu den Inschriften im Reichstag gedauert, bis diese Geschichte über „Masharipov“ bekannt wurde. Da lebte der Veteran allerdings schon seit 25 Jahren nicht mehr. Dafür erinnert sich sein Neffe, Asat Juldaschev, sehr gut an den Onkel und bedauert, dass der seine Erinnerungen nicht aufgeschrieben hat.
„Masharipov aus Turkmenien [heute Turkmenistan] 6/5 45“. Ort der Inschrift: Nordflügel, Plenarsaalebene Nordwand, Nische B Mitte.
Matiakub Masharipov wurde im Bezirk Taschausk, im Dorf Altmysch (heute Etrap, S. A. Nijasowa) geboren. Er war der einzige Sohn der Familie und der Älteste von drei Kindern. Die Natur hatte ihn mit einem großen, athletischen Körper belohnt. Deshalb ging der 16-jährige junge Mann 1941 als Freiwilliger zum Kriegskommissariat. Alle hielten ihn für älter und schickten ihn daher an die Front. Sie steckten Matiakub in eine Verbindungsabteilung. Die Eltern und die zwei Schwestern blieben zu Hause zurück. Sein Truppenteil, der für die Ukraine kämpfte, wurde eingekesselt, was nur wenige Soldaten überlebten! Lange kam keine Nachricht vom Sohn. Die Mutter weinte oft und der Vater bemühte sich, stark zu bleiben! Tief in seinem Inneren tobte jedoch ein nicht enden wollender Kampf zwischen großer Sorge und schwacher Hoffnung. Erst nach zwei Jahren erreichte sie der „dreieckige Brief“. Was wird drinstehen – eine gute oder eine schlechte Nachricht? Mit klopfendem Herzen öffneten die Eltern diesen Brief und – welch ein Glück! – ihr einziger Sohn, ihr Matiakub, er lebte! Diese Neuigkeit verbreitete sich in Windeseile im ganzen Dorf. Der Vater schlachtete die einzige Kuh und lud das ganze Dorf ein, um diese Freude mit allen zu teilen. Matiakub Masharipov kämpfte ein ganzes Leben lang für die Heimat, die Eltern, die Schwestern, sein Dorf und für das Glück, unter einem friedlichen Himmel leben zu können. Bis nach Berlin hatten ihn die Wege des Krieges geführt. Bis er 1946 nach Hause zurückkehrte, war er mehrfach verwundet worden. Auf seiner Uniform blitzten die Belohnungen für den Kampf: Der Orden des Vaterländischen Krieges der Stufe I, der Orden des Roten Sternes, der Orden des Ruhmes der Stufe III, die Medaille Für die Einnahme Königsbergs. Den Rest seines Lebens verbrachte Matiakub Masharipov nach dem Krieg in seinem Heimatdorf. Er arbeitete als Mechaniker, zog sieben Kinder groß. Nur sehr nahestehende Menschen wussten, dass er seine Initialen zur Erinnerung an die Wand des Reichstagsgebäudes geschrieben hatte.
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Begegnungen
Matiakub Masharipov
Matiakub selber hielt sich nie für einen Helden, sondern sprach immer nur von seiner Pflicht gegenüber der Heimat. Aleksandrina Ewstigneewa Es sind bestimmt noch mehr Namen ohne mein Wissen gefunden worden, deren Geschichten nur die kennen, die sie beim Besuch des Reichstagsgebäudes entdeckten und zu Hause davon erzählten. Viele Autogramme werden ihr Geheimnis für sich behalten.
Begegnungen
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Anna Iosifovna Kren
Auch außerhalb meiner Herzensangelegenheit – die Graffitis im Reichstag und ihre Dokumentation – gab es immer wieder Begegnungen mit Zeitzeugen, die mich besonders beeindruckt und geprägt haben. Allen voran die Bekanntschaft mit Anna Iosifovna Kren. Anna Iosifovna wurde am 11. März 1921 in Batesman, dem späteren Zuchodolsk, geboren. Im Winter 1933 verlor sie im Alter von zwölf Jahren die Mutter und alle drei Geschwister durch eine menschengemachte Hungersnot, die als „Holodomor“, ukrainisch „Golodomor“ – Tod durch Hunger – in die Geschichte eingegangen ist. Millionen Menschen starben. Die meisten waren Ukrainer. Anna überlebte. 80 Jahre später erzählte sie mir von der Angst, die sie als Kind zu Füßen ihrer sterbenden Mutter hatte. Sie wusste damals nichts von Missernten durch eine schreckliche Dürre in den Jahren 1931/1932, sie wusste nichts von Stalins autoritärer Politik, nichts von Zwangskollektivierung der Landwirtschaft, nichts von Enteignung ukrainischer Großbauern (Kulaken), nichts von der Abgabe aller Vorräte der Bauern. Sie wusste nur, dass sie keine Mutter mehr hat. Anna Iosifovna ging gerne in die Schule, auch wenn der tägliche Weg einige Kilometer lang war. Sie wurde Krankenschwester in der Roten Armee, kam in Gefangenschaft und später noch in das Konzentrationslager Ravensbrück und war froh, dort in die Nähstube gekommen zu sein. Sie war Häftling 17325 im Block 32. Viele Frauen waren beim Straßenbau. Eine riesige Steinwalze mussten sie ziehen, um Wege zu festigen. Die Hölle der Frauen nannte man das Lager am Schwedtsee bei Fürstenberg, 80 km nördlich von Berlin, gelegen. 60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges begegneten wir uns das erste Mal im Reichstagsgebäude. Sie war in der Gruppe der Frauen aus der Ukraine, als der Name „Nosov“ gefunden wurde. Ein Jahr später trafen wir uns in der Ukraine, in Krivoy Rog, wieder. Freudestrahlend kam sie auf mich zu. Schreiben wollte sie mit mir. Gerne willigte ich ein. So kamen wir uns näher und mit den Jahren wuchs Vertrauen und das Gefühl, zueinander zu gehören. Für mich wurde sie mein kluges ukrainisches Mütterchen – meine Mamotschka. In Ravensbrück war unser drittes Treffen. Sie war als ehemaliger Häftling eingeladen worden und hatte den weiten Weg zurückgelegt, um vor allen Dingen mich zu treffen. Bis heute war ich mehrfach bei ihr zu Hause zu Besuch, bin Teil ihrer Familie und sie meiner geworden und wir halten engen Kontakt.
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Begegnungen
Anna Iosifovna Kren
Glückliches Jahr 2003 Mit einer kleinen Gruppe aus der Ukraine war ich in Deutschland. Es gab eine Führung im Bundestag, durchgeführt auf Russisch von einer jungen, angenehmen Frau. Sie sprach von den Inschriften, die die sowjetischen Soldaten, die 1945 bis Berlin gekommen waren, an die Wand geschrieben hatten und zeigte sie. Nach der Führung ging ich zu ihr und fragte, woher sie die russische Sprache kann. Sie antwortete, dass sie in der DDR lebte und dort in der Schule Russisch lernte. Danach trafen wir uns sowohl in Deutschland, als auch in der Ukraine und schrieben einander Briefe. Wir stellten unsere Seelenverwandschaft fest und dass wir uns mögen. Jetzt ist Karin meine geliebte Tochter und meine Söhne nennen sie Schwester. Für mich ist das ein großes Glück. Anna Kren, 5. Februar 2018
KAPITEL 3
Dokumentation
Dokumentation
Modell Reichstagsgebäude
Besuchereingang West Modell Reichstagsgebäude
1. Erdgeschoss
2. Plenarsaalebene
3. Treppenhäuser
4. Dach, Eingang West C
111
112
Dokumentation
Bereiche mit Graffitis O N
S W
Erdgeschoss: Nordflügel, Südflügel, Eingang West C
Plenarsaalebene: Nordflügel, Nordost, Südost
Treppenhäuser: T01 Ost, T03 Südwest
Dach
Dokumentation
Gliederung
Nordflügel
Erdgeschoss
Nordwand
Teil A Teil B
Südwand
Teil C Teil D
Südflügel
Erdgeschoss
Ostwand
Teil E Teil F
Nordflügel
Plenarsaalebene
Nordwand
vor Nische A Nische A Nische B
Südwand
Nische C Nische D
Ostseite
Plenarsaalebene Nord
Ostwand
Teil E Teil F
Westwand
Teil G Teil H
Plenarsaalebene Süd
Ostwand
Teil I Teil J Teil K
Westwand
Teil L Teil M
Treppenhaus Ost
Treppe T01
Südwand
Treppenhaus Südwest
Treppe T03
Westwand
Teil A Teil A Teil B Teil C Teil D Teil E
Ostwand
Teil A Teil B Teil C Teil D Teil E Teil F
Südwand
Teil A Teil B
Dach
Südseite
Eingang
West C
113
Dokumentation
Erdgeschoss
116
Nordflügel | Erdgeschoss
Dokumentation
Nordflügel | Erdgeschoss Blick von West nach Ost
Nordwand
Teil B
Teil A
Nordflügel | Erdgeschoss
Dokumentation
Südwand
Teil C
Teil D
117
118
Nordflügel | Erdgeschoss | Nordwand
Dokumentation
Nordwand | Teil A
Nordflügel | Erdgeschoss | Nordwand
Dokumentation
Teil A | Namen
Sulikov Finashin A.
Fadeev I. M. (weiße Kreide) Ural
Sachuk Donbass – Koshik
Moskau
Kasan
Proshliakov
Savrukhin
Donbass
Shenin
Chepovskii (weiße Kreide) Kirin
Gradizhek (gelbe Kreide)
Gradin (gelbe Kreide) aus Poltava
Poltavsk(er Gebiet) (gelbe Kreide)
119
120
Nordflügel | Erdgeschoss | Nordwand
Dokumentation
Teil A | Ecken
Nordflügel | Erdgeschoss | Nordwand
Dokumentation
Teil A | Ecken | Namen
links:
rechts: (arabisher und russischer Text identisch)
Rubanov
der Baschkire Verkh(nii) Manchar
OREL
Denisenkov
Nurtdinov Anvar
Tula
Lovnen(ko) 45
_ashi P. U. 9/V
G. K. Pereversev
Kursk
Lashchenko Pomshchuk (senkrecht)
121
122
Nordflügel | Erdgeschoss | Nordwand
Dokumentation
Nordwand | Teil B
Nordflügel | Erdgeschoss | Nordwand
Dokumentation
Teil B | Ecken
123
124
Nordflügel | Erdgeschoss | Nordwand
Dokumentation
Teil B | Ecken | Namen
Filimonov
Pervomaysk Odesskii
Berlin Unterschrift
Tostanovsk(ii) 9.9.45
Zakhovaev V. 9/V.
Borodinov (rote Kreide, senkrecht)
ANTROG
Moskau
Solov(ev) Dzhaligova Vera (rote Kreide)
Gerin S. Berlin
Kharlamov
Vasilev Tula Hier war (rote Kreide, Name nicht lesbar) rechts senkrecht: 10.5.45
Kniazkov Ohne Foto:
Virchenko N. G. Arisova
(Städte, blaue Kreide) Dnepropetrovsk Gudermes Berlin
Nordflügel | Erdgeschoss | Nordwand
Dokumentation
125
Teil B | Namen
links:
rechts:
Shuval(ov) Podgurs(kii) Kir(ill)
9.5.4(5)
Iako(vlevich) Portnen(ko) Stalingrad Leningrad (gerahmter Bereich: s. Abb. unten)
Grufanov Sasha Vania Misha Dnepro(petrovsk) Sotchi Berlin
Kovale(v)
Konovalova Alekseenko I. Ia. Lebedev Shchegolev Volodia
06/VII.45
126
Nordflügel | Erdgeschoss | Südwand
Dokumentation
Südwand | Teil C
Nordflügel | Erdgeschoss | Südwand
Dokumentation
Teil C | Ecken
127
128
Nordflügel | Erdgeschoss | Südwand
Dokumentation
Teil C | Ecken | Namen
links:
rechts:
Ukraine
Pavk(o) Berlin
3.6.45
Fomin
Dolzhenko Vladimir
Hier war
Bagration(ova) Moskau
Kasianov Boris T. Stalingrad
Nordflügel | Erdgeschoss | Südwand
Dokumentation
Teil C | Ecken | Namen
hier war für die UdSSR der Sibirier 16.5.45 (hinter dem Schrank: Stali(ngrad))
Zhukovsk(ii) A. R. (weiße Kreide)
hinter dem Schrank:
Strelov 9/5.45 Dikov (verdeckt) Pavlius(in)
Timoshenko Krim (verdeckt)
129
130
Nordflügel | Erdgeschoss | Südwand
Dokumentation
Südwand | Teil D
Erdgeschoss | Nordflügel | Südwand
Dokumentation
131
Teil D | Namen
Mikhail I. 16.5.45 Arsha(vin)
Dzhilkibaev A. Alma – Ata – Berlin
Savelev
Moskau
Moskau (weiße Kreide) hier war
Konokhov (blau, Name sehr groß) Tbilissi Berlin
Kicheoshkov 6.V45
Ershov
Timur
Veremchuk A. Kupisk
1945
gerahmter Bereich:
Mamadashvili N. I. (mit Stein geschrieben)
Kursk – Berlin
Berikov
George Marshall E. Kenedy USA 13 May
1945
132
Erdgeschoss | Südflügel
Dokumentation
Erdgeschoss | Südflügel Blick von Süd nach Nord
Erdgeschoss | Südflügel
Dokumentation
Ostwand
Teil E
Teil F
133
134
Erdgeschoss | Südflügel | Ostwand
Dokumentation
Ostwand | Teil E
Erdgeschoss | Südflügel | Ostwand
Dokumentation
Ostwand | Teil F
135
136
Erdgeschoss | Südflügel | Ostwand
Dokumentation
Teil E | Namen
Kapiert Deutsche (weiße Kreide) Hauptmann
Nadirov 3.V. 45
(O)rlovskii Vidmysh (weiße Kreide) Iuchenkov
links: Minsk
Brjansk Berlin
Stalingrad
Chinenii
Berlin Von Stalingrad bis Berlin (gelbe Kreide)
Kovalev
Bedriev
Vidmysh (weiße Kreide) Natalia (links von Widmysch, weiße Kreide)
Erdgeschoss | Südflügel | Ostwand
Dokumentation
Teil F | Namen
Kaukasus – Chitian
Tunitskii N. A. Berlin
Simonov aus Tartastan
Danil(ov) (außen rechts)
Gabunov V. E. Guliak (weiße Kreide, links senkrecht) Sikhetsov Kelkova
Michurina
137
Dokumentation
Plenarsaalebene
140
Nordflügel | Plenarsaalebene
Dokumentation
Nordflügel | Plenarsaalebene Blick von West nach Ost
Nordwand
Nische B
vor Nische A
Nische A
Nordflügel | Plenarsaalebene
Dokumentation
Südwand
Nische D
Nische C
141
142
Dokumentation
Nordflügel | Plenarsaalebene | Nordwand
Nordwand | vor Nische A | Teil A
vor Nische A | Teil A | Namen
Balkin (weiße Kreide) Makarov (weiße Kreide) Moskau-Berlin S (3) II Feditshkino
P. S. Sokolov Okishev
Eberg 9 – 5 – 45
Nordflügel | Plenarsaalebene | Nordwand
Dokumentation
Nordwand | vor Nische A | Teil B
vor Nische A | Teil B | Namen
Hier war am 9.V. 45 aus Leningrad
Chulkov Valentin Alekse(evich)
Timofeeva Kira Kudiurova Asia
143
144
Nordflügel | Plenarsaalebene | Nordwand
Dokumentation
Nordwand | Nische A Blick von West nach Ost
Nordflügel | Plenarsaalebene | Nordwand
Dokumentation
145
Nische A
links
Mitte
rechts
146
Nordflügel | Plenarsaalebene | Nordwand
Dokumentation
Nische A | links | Namen
Hier waren die Panzerfahrer (K)atra_ Garde-Hauptmann Boklag Garde-Stabsfeldwebel Shushliapin 21.8.45
Surkov 9.5.45
Vitia Stalingrad Berlin
Surkov S. Evd.
(Evdokimovich)
Nik. Petrovich
Makartsev M. N. 10.5.45 Stal. Berlin
(N)ibchenko N. E. Hier war der Gefreite (Rest nicht lesbar)
Bolobanov Leningrad – Berlin
Nordflügel | Plenarsaalebene | Nordwand
Dokumentation
Nische A | Mitte | Namen 1
Tuapse – Berlin Vladik(avkaz)
Hier waren
Durgarian 1.7. 45 Gontsov
Asirov Prikhodin I. S.
9.5.1945
hier war
hier war (weiße Kreide) 14.5.45
Hier war am Tag des Sieges
Tuapse – Berlin
Novodvorskii
Koblonskii B. Iu.
Kononenko
über den Faschismus (Rest nicht lesbar)
30.5.45
Kudiurova
147
148
Nordflügel | Plenarsaalebene | Nordwand
Dokumentation
Nische A | Mitte | Namen 2
_nova Petrovna Lav(r)entev
9. Mai 1945
Kholodnitskii Krasnoslobodin
Bylov
Potashkin Sebertsev
Nersesian N. G.
Rechts senkrecht:
Mago Aliev aus Kislovodsk
3.5.45 Erevan Ich bin auch aus Erevan die Komsomolzin (Name nicht lesbar) 1949 Mai Stalingrad – Berlin Hauptmann
Shakhrai
Eduardo Morzekov 3.5.45 UdSSR Kiew
Sie bezahlten total
Safonova und Iliushin Riazan – Rodion(ov)
Nordflügel | Plenarsaalebene | Nordwand
Dokumentation
149
Nische A | rechts | Namen
links:
rechts:
Stali_
K(a)plev M. V.
Für Jukhnov bezahlten die Deuchen
3.5.45
Begishev (weiße Kreide) Die Stalingrader
Nikola(ev)
Shpakov P. Matiash
(blaue Kreide) (gerahmter Bereich: s. Abb. unten)
Zolotarevskii
Iaroshenko Dementev Kosian Solov(ev) Gorovtsov Pensa
Moskau – Stalingrad Berlin
Karnaev
Kovtin Nikolai Samoilov Petrov (Rest nicht lesbar)
150
Nordflügel | Plenarsaalebene | Nordwand
Dokumentation
Nordwand | Nische B Blick von Ost nach West
Nordflügel | Plenarsaalebene | Nordwand
Dokumentation
151
Nische B
links
Mitte
rechts
152
Nordflügel | Plenarsaalebene | Nordwand
Dokumentation
Nische B | links | Namen
Zamakhovskii
Kirovograd
Hier war Korovin (Name nicht lesbar) Gefreiter Popov
Minna
(weiße Kreide)
von Stalingrad bis Berlin über Brest-Luzk-Lvov Berlin 9/V. 45 Gefreiter Popov A.V.
Sobel V. F. (blaue Kreide) Uraichik G. G. Ich war 30 Jahre (sehr klein)
Cherbakov Golubev Stalingrad
Karnas Ageev Iakov Al.
Dunia (blaue Kreide) 45 Romanchuk G. I. 14.5.45 Romanchuk A. I. Khodyrev N. N. Toniev
(gerahmter Bereich: s. Abb. unten)
Osmatin A. I.
senkrecht:
Kremenchuk
Nordflügel | Plenarsaalebene | Nordwand
Dokumentation
Nische B | Mitte | Namen
Ruhm den Stürmern 1. Unterleutnant 2. Unterfeldwebel 3. Gefreiter 4. Feldwebel
Ivanov E. Nadzhafov Marinenko Tatarkin
Taraburin
Leningrad Baku Priluki Kursk 5.V. 45
Gorki
Moskau – Smolensk – Berlin
Garde Soldat Mukhin A. A. geb. 1923 9/V.45
Fedaristov D. 9/V.45 BSSR (Belarussische Sozialistische Sowjetrepublik) Hier waren die Träger des Rotbanner-Ordens die Funker aus Poznan
Astrakhan
Shevelev P. A. 20.V. 45
153
154
Nordflügel | Plenarsaalebene | Nordwand
Dokumentation
Nische B | Mitte | Namen
Hier waren
Die Funker aus Poznan
Iuldashev Miroliubov Lavrinov Moskalenko Balobin M. N.
Leutnant Diakov
3.5.45
Chikalov (sehr klein)
Karnikola Sergei
Khalkhin Gol
Timofeeva Kira Rakitanskii Logachev
Elistratov Iakov K.
(gerahmter Bereich: s. Abb. rechts)
(Herz, blaue Kreide)
Ivanov Petrosian 13.5.45
Metlinov
Zakhonenok
(blaue Kreide)
Kopniaeva
Chechelnitskii M. W. 5.5.45
Perm – Odessa
(gerahmter Bereich: s. Abb. unten)
Zavgorodnii Masharipov Raskazov aus Turkmenien 6/5.45
Dnepropetrovsk
Sherstiukov A. M. V. N. Dukhin 9/5.45
senkrecht: Silivanchuk
Viltrovich Vladimir Veseliaev
Nordflügel | Plenarsaalebene | Nordwand
Dokumentation
Nische B | rechts | Namen
Odessa Charkov Oberstleutnant K 22.V. 45 Oberstleutnant Kuli_ Odessa 22/V.45 Ein Gruß den Slawen
Iarilin
Hier waren Piloten, die am Anflug auf Berlin teilgenommen haben
Shumskii Petr Artemenko Aleksandr und andere das las der Grusinier
Kuzemko Filipp Timofeevich Kharkov (weiße Kreide)
Chevondian Mikhail Sergeevich K. Telbin 3/V.45 Moskau Tsiruk (unter 3/V. 45)
Chekanov Ivan Iosifovich von Stalingrad bis
Lisov Hier war
Shevchenko 14.5.45
senkrecht:
Sharifsianov Tashkent-Berlin
Rychkov S. I. (Rest nicht lesbar)
155
156
Dokumentation
Nordflügel | Plenarsaalebene | Nordwand
Nische B | links der Tür | Namen
Moskau 23.V. Deriugin Kaluga
Erokhin V. B.
Kalinin S. P.
aus Sholkovo Moskauer Gebiet 22.5.45
Rogatina Taganskaia B. Kuzmichev Hier siegte
L. A. Borodinov Aufgabe erfüllt
N. Lykov Ein Gruß den Siegern
Fedoseev
Kuibitchev
Sherstnev Zaitsev Grig. Grigorii war hier Kharkow – Berlin 1.5.45
Akhkediani Streltsova Kemerovo Tbilissi
Nordflügel | Plenarsaalebene | Nordwand
Dokumentation
157
Nische B | rechts der Tür | Namen
Brüder, Slaven! Sie haben komplett für Leningrad bezahlt
Maksimov I. G. Griniu(k) – Krasnodar Zhosliuk – Zhmerinka
Hier waren angekommen
Akhkediani – Kaukasus Vladi_ Streltsova – Ural Nelkov Burobina – Kasan 6/7.45
Tambiev (weiße Kreide)
Hier war
Eremenko
Chikin
von Stalingrad bis Berlin Major Popov Hauptmann Rotenstein Hauptmann Goncharenko
Petrov Gerasimenko/Ermolaeva 5.V.- 45 w.ch. Armee 30157
Kuznetsov Malakhov 9.V. 45 Maslova
158
Nordflügel | Plenarsaalebene | Südwand
Dokumentation
Südwand | Nische C Blick von West nach Ost
Nordflügel | Plenarsaalebene | Südwand
Dokumentation
159
Nische C
links
Mitte
rechts
160
Dokumentation
Nordflügel | Plenarsaalebene | Südwand
Links von Nische C | Ecke 1 | Namen
Pankratov
Wann
9.5.45
(gerahmter Bereich: siehe unten)
Kharchuk Musatov Ural
Demin aus Kharkov kam hierher
Ivanov Garinin
Nordflügel | Plenarsaalebene | Südwand
Dokumentation
161
Links von Nische C | Ecke 2 | Namen
links:
Mitte: Ruhm Stalin seinen Offizieren und Soldaten
Romashenko Boiko Kiev 17/5. 45
Kiev 13. Mai
Dvornin(ia) V. M.
Stalingrad Moskau
Andreev Iu. Hier war Prilutskii Odessa – Berlin Hier war Surtok
Taraskevich
rechts senkrecht: Omsk – (weiße Kreide)
Minsk
Kozlov Mamatov V. (Unterschrift nicht lesbar) Donbass
Kharchuk Musatov Hier war
Sharipov
162
Nordflügel | Plenarsaalebene | Südwand
Dokumentation
Nische C | links | Namen
Hier waren die Nachrichtenleute von Major
Likhnenko Kaukasus – Sochi – Warschau – Berlin – Elbe
Mordovien (gerahmter Bereich rechts: siehe gedrehte Ansicht unten)
Abramov Shchegolkov Klimenko Rostov
(gerahmter Bereich Mitte: siehe Vergrößerung)
Donbass
Todorov V. I. Mitiushev Iu. S. Moskau und Kreml
sehr klein zwischen Moskau: hier war aus Khabarows sehr klein unter Kreml:
Gusev Ivan Pav(lovich)
hier war Ogorod_
senkrecht: hier war und hat ausgespuckt Gunin
Nordflügel | Plenarsaalebene | Südwand
Dokumentation
163
Nische C | Mitte | Namen
2 – 5 – 45
Leningrad
2 – 5 – 45
Kosourov
Iudichev
Beskrovnyi
Gruß nach Moskau mit Berlin ist es aus! (Berlin hat was auf’s Dach gekriegt) 1. 2.
Hier waren die Brandenburger* Sakhabudinov 5. Kaltsupa Parushev 6. Sannikov
3. 4.
Garempol Belkin
7. 8.
Gabrilian Khabibulin
Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden im Sommer 1939 von der Deutschen Wehrmacht besondere Sabotage- und Aufklärungstrupps gebildet, die jenseits der Grenzen eingesetzt und bald in Bataillonen und Regimentern zusammengefasst wurden; ab November 1942 in einer Division, die nach ihrem Aufstellungsort Brandenburg an der Havel „Division Brandenburg“ benannt wurde. *
Seit Kriegsbeginn wurden fast ausschließlich Freiwillige eingesetzt. Die Offiziere waren Reichsdeutsche, Mannschaften sprachkundiger Volks- und Auslandsdeutscher oder auch zunehmend Überläufer aus der Sowjetischen Armee, die als Sprachkundige im Einsatz häufig Uniformen des Gegners trugen. Sie wurden oft gegen Partisanen eingesetzt. Viktor Gorynia, Historiker Text: gekürzt aus Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Herausgeber: Wolfgang Benz, Hermann Graml, Hermann Weiß; DTV-Verlag 1998
164
Nordflügel | Plenarsaalebene | Südwand
Dokumentation
Nische C | Mitte | Namen
9. Mai 1945 Die Stalingrader in Berlin
Chistiakov Rubtsov L. A. Cherkess T. Gabibulin Mineev Lenia Kirilovskii Khanykin Hauptmann Hauptmann Leutnant Leutnant Leutnant
Sergeant Sergeant Sergeant Sergeant Soldat Soldat Soldat
(Rest nicht lesbar)
Popov Didrishenko Kovlichev Serkov Sobol Mukhin Chutko Rychkov V. I. Pikolev
(weiße Kreide, Mitte) links, senkrecht: Hier war und hat ausgespuckt Gunin (siehe auch Seite 193)
Hier waren die Verteidiger Moskaus 1. S. Korolev 2. Vintsentov 3. Solod 4. Manin 5. Mikhailov 6. Abramovich 7. Kurashevskii 8. Udelenko 9. Volokhin (Rest nicht lesbar)
Matiash
Nordflügel | Plenarsaalebene | Südwand
Dokumentation
165
Nische C | Mitte | Namen
Fortel A. Sh.
Für Leningrad haben sie voll bezahlt
Hier war Laptev
Ivan Grigorevich 5.V.45 Varvarov V. A.
Kvasha 7. 8.45
Sapozhkov K. M. Ctechishin Uraichik G. G. G. A. Kostrikov
Kr. (krasnyi) Luch
Novokhodskii Vasilii Emelianovich
Wolff Stadt Mary Plakiev (weiße Kreide) Gerhard (Gerhard Wolff in Spiegelschrift) Kobeev
Wyborg Berlin Prilutskii
Hier war Lotsman 1945
Panfilov (Tikhwin)
(weiße Kreide, rechts senkrecht)
Fe(d)likov Shmatko N.
Simen I.
166
Nordflügel | Plenarsaalebene | Südwand
Dokumentation
Nische C | rechts | Namen
Die Kriegseisenbahner von Khabarovsk bis Berlin 1. Stuzhnev 2. Popov 3. Ermolenko 16.5.45 4. Zvukov
Moskau – Stalingrad
Toiakov Temkov Garulia(eva)
Berlin
(Namen sehr klein)
Odessa Leningrad
Ehre den Pontonbauern, die forcierten, über die Spree und ihre Kanäle zu kommen. Im Reichstag waren am 6.05.45 Ivanov/Chikhlin
Shpakov Fortel Gorlov Lenin(grad) Kast_
Kvasha
Nordflügel | Plenarsaalebene | Südwand
Dokumentation
Nische C | rechts von Nische C | Namen
Vasili_ I. E.
9.5.45
Zolin_ hier
Mai
Pol_
167
168
Nordflügel | Plenarsaalebene | Südwand
Dokumentation
Südwand | Nische D Blick von Ost nach West
Nordflügel | Plenarsaalebene | Südwand
Dokumentation
169
Nische D
links
Mitte
rechts
170
Nordflügel | Plenarsaalebene | Südwand
Dokumentation
Nische D | links von Nische D | Namen
Saratov – – Berlin 9.V. Fokin Hier waren (Namen, blaue Kreide, nicht lesbar) Meine Träume haben sich erfüllt Herz: Galina/Anatolii
war
Valin I. E.
Nordflügel | Plenarsaalebene | Südwand
Dokumentation
Nische D | links | Namen
Hier waren die Gardisten
Kravchenko Bochko N. V. Kirzan N.
Hier waren Arbeiter Soldaten Hier waren
Voropaev Gardist
Zina Ivan (Nachname nicht lesbar) 24. 5. 45 A. E. Hier steht
Zhutchenko
rechts senkrecht:
Karasev L. Myki Kartavykh Groznyi – Berlin
Surchaev A. N. Petrov Mitiushev Biriukov T.
V(elikii) Ustiug Voronezh – Elunin V.
_nekhno
171
172
Nordflügel | Plenarsaalebene | Südwand
Dokumentation
Nische D | Mitte | Namen
Nikonov I. Shuman N. K. Moskau
14. 5.45
Borisov (sehr schwach) Vlaskova (kaum lesbar) Am Tag des Sieges über den Faschismus senden wir einen Kampfesgruß allen Kämpfern der ruhmreichen Roten Armee Garde – Oberstleutnant der Nachrichtentruppe
Hier waren
Makhov Zhdanov Novikov Morozo(v)
(gerahmter Bereich: siehe Vergrößerung unten)
Dygin
Nordflügel | Plenarsaalebene | Südwand
Dokumentation
Nische D | Mitte | Namen
Hier war der Weißrusse Vankevich K. L. (blaue Kreide)
Safronov N. V.
Karpenko Dm. Iv.
Marschroute– Teheran–
Hier war
Satarov Stadt Gorki
Baku – Berlin (gerahmter Bereich: siehe Vergrößerung unten)
Novosibirsk
Shevchenko aus der Ukraine 6.V.45
Hier war
Uzev Vova Mirgorodskii
(gerahmter Bereich: siehe Vergrößerung unten)
hier war
Morgun (weiße Kreide)
Vovk A. M.
Hier war Shomin (weiße Kreide)
(unter Vankevich K. L.) hier war Nevolina
unter Baku-Berlin Hier war Rudala Valia
Zadorozhnaia Mariia P.P.1287 Belaya Glinia – Berlin
173
174
Nordflügel | Plenarsaalebene | Südwand
Dokumentation
Nische D | Mitte | Namen
Karasev I. (links senkrecht) Hier waren
Hier waren die Traktoristen
G. Kozich
Garanin
8.V.45
Golubeva Tosia 7/8.45
Puzanov Viktor Ruchkin Vasilii
Kaukasus – Berlin Reichstag Malchenko
Ivan Sergeevich
Leningrad – Berlin
Petrosian Ivan 13.5.45
Misha Lida Zhenia 16.5.45
Hier war ein Kerl aus dem russischen Kuskovo – Mezentsev
D. A.
Nordflügel | Plenarsaalebene | Südwand
Dokumentation
175
Nische D | rechts | Namen
Andreev V. I. Sherstiukov A. M.
Andreev Kaukasus + Berlin waren 11.V. 45
Sokolova Aida Kaukasus
Sherstiukov N. M. Stepanov N. P.
aus Gorki
die Flakschützen (Kanoniere) Moskau – Berlin
Vereshev N. K. so führte unser Weg Berlin Leutnant Nabid_lin
Vereshenko NKO Theo Die Teilnehmer
rechts:
Khomiro(v) (Ort nicht lesbar) Berlin 9. Mai
Rychkov V. I.
aus Tsheliabinsk
Solovev
Borodinov
Siniavskii Chibisov Korzin Red_
Sapunov
176
Nordflügel | Plenarsaalebene | Südwand
Dokumentation
Rechts von Nische D | Ecke 1 | Namen
Zlobin Fedorenko 5.7.45
Omsk Berlin
Shvets
Romanchuk (schräg) 5.7.45 Mai 1945 (gerahmter Bereich links: siehe Vergrößerung rechts) Hier waren aus Orel
Gaponov Kanichev Savostin Iufa aus Moskau
Bondarenko Khaikin Shvets Andreev
Nordflügel | Plenarsaalebene | Südwand
Dokumentation
177
Rechts von Nische D | Ecke 2 | Namen
_nera_ (blaue Kreide)
Kozelskii 8.5.45 (blaue Kreide) Tognets N. _ivskii
Romashkov Moskau Hier war
Mushtai Mai 1945
Dvorkin Leningrad
178
Ostseite | Plenarsaalebene Nord
Dokumentation
Ostseite | Plenarsaalebene Nord Blick von Süd nach Nord
Teil E
Ostseite | Plenarsaalebene Nord
Dokumentation
179
Ostwand
Teil F
180
Dokumentation
Ostseite | Plenarsaalebene Nord | Ostwand
Ostwand | Teil E 1
Ostseite | Plenarsaalebene Nord | Ostwand
Ostwand | Teil E 2
Dokumentation
181
182
Ostseite | Plenarsaalebene Nord | Ostwand
Dokumentation
Teil E 1 | Namen
Kharkov
14.5.45 Odessa Berlin
Nosik
Grinberg
Lunev L. N.
Tula – Bychkov Dushenkin Moskau (sehr schwache Schrift)
(sehr klein)
Kiev
Ein Gruß den Befreiern
Saroshilev
Fedorov
Belitskii Metelin
Leningrad Berlin
10/5-45 (gerahmter Bereich: s. Abb. unten)
Romanovskii (sehr schwach)
Dnepropetrovsk
Potoshkii (schräg) Botrovskii
Hauptmann Efimov Leutnant Pechko Poltava
(gerahmte Bereiche: s. Vergrößerungen unten)
20.05.45 Gefreiter Bezrodnyi
Voroshilovgrad (heute Lugansk)
7/VII-45 Diesen Besuch machte die Delegation des Stadtrates der Stadt Sverdlovsk persönlich Hauptmann Teliatov Zharkova Afanaseva und Garelik
Safonov (sehr klein unter Belitskii)
Ostseite | Plenarsaalebene Nord | Ostwand
Dokumentation
183
Teil E 2 | Namen
Borisova A.
Kinshakova Nadezhda Suranova Tsurikova Nata_ Kinshakova N. Sukhlinin V. der Poltavaer Poponchuk I. F. Poltavsk Tatarenko Aleksandr 10/V. Hier war Major (sch/e) Gorodchanin Voroshilova Redkozubov E. N. Zharkova Bondaren(ko) bis Berlin führte der Weg
Naryshkin P. S. (K)_osmachko
Medvedev Vasilii Novosibirsk
Golubev A. A.
Kalinin
Popov V. G. Komsomolsk am Amur Grishin L. S. Tsheliabinsk Sazonov Vasilii Alekseevich Dorf Wyzokaia Bezirk Pitelenskii
Maslov
Riasaner Gebiet
um 14.20 Uhr schaute sich eine Gruppe unter der Führung von _ den Reichstag an (blaue Schrift)
(gerahmte Bereiche: s. Vergrößerungen unten)
Semchenko P. A. Hauptfeldwebel
(R)aikhelg(auz) (_aikhelg_)
Kuznetsov aus Leningrad 11. Juni 1945
184
Dokumentation
Ostseite | Plenarsaalebene Nord | Ostwand
Ostwand | Teil F 1
Ostseite | Plenarsaalebene Nord | Ostwand
Ostwand | Teil F 2
Dokumentation
185
186
Ostseite | Plenarsaalebene Nord | Ostwand
Dokumentation
Teil F 1 | Namen
Voronevskii (sehr klein, oben links, blaue Kreide, nur als Original erkennbar) (Militäreinheit) 46172
Hier waren die Gardisten
E_graev
Komarova Achub_zov
8.7.45
Stalingrad
(Sp)iridonov
Berlin
Pineheard Levi I.
Livshin Riabok_
Odessa
V. Kudolkin
Ostseite | Plenarsaalebene Nord | Ostwand
Dokumentation
Teil F 2 | Namen
Royal Horse Artillery A.
Haworth
Subbotin
E. Kozhe_ _loki_ Perevar_
Suchan
Strugov
Patsekof Was du säst wirst du ernten
_nkov Belugin Chernyshkin Berlin
Ermoshina
Nikulin
10.VI.45
Lebakov A. N.
Iushin
Korobets I. S.
Moskau
8.7.45
30.5.45
Rostov am Don
Tushkova
Kantseliarskii
Gridin V.
Atamanchuk 20.8.45
187
188
Ostseite | Plenarsaalebene Nord
Dokumentation
Plenarsaalebene Nord Blick von Süd nach Nord
Teil G
Ostseite | Plenarsaalebene Nord
Dokumentation
189
Westwand
Teil H
190
Ostseite | Plenarsaalebene Nord | Westwand
Dokumentation
Westwand | Teil G
Teil G | Namen
Ehre/Ruhm Dir sowjetisches Vaterland! Deine Söhne sind bis Berlin gekommen
Milberg L. Rasulov M. Cherkasskii L.
5.6.1945
Heute, am 21.5.48, war erneut hier Laptev Iu. A. aus Sverdlovsk Shutiaev V. F. aus Kursk
Ostseite | Plenarsaalebene Nord | Westwand
Dokumentation
191
Teil G | Namen
Ruhm Stalins Falken (Piloten) den Teilnehmern am Sturm auf Berlin
Ruhm Stalins Falken, die teilgenommen haben am Sturm auf Berlin!
Rodsevil(o)v Ermolaev
Rakitin, Karabanov Detenkova
Hier war 7/V.-45
Turaev K.
Leningrad
Lida Antonova Ialta
Vodinok
Karavansk Cheliabinsk Chkalov
Berlin Evtokhov
Lapinskii
Ponikh(idkin) E. CAH
(= Siuziukin Aleksandr Nikolaevich)
Bagazeeva Ogasenov I. N. Belyi
Neskorotnyi
Hier war 8.5.45 Iliasov (blaue Kreide)
Zakir Cherniak
besucht am 9.5.45
Aldarev
Soldogin
192
Dokumentation
Ostseite | Plenarsaalebene Nord | Westwand
Westwand | Teil H
Ostseite | Plenarsaalebene Nord | Westwand
Dokumentation
Teil H | Namen
Sevastopol
Levi Mikhai(l) Kerch
Andresov
Lukovkin Fedchuk A. Ia. Nestechkina
193
194
Ostseite | Plenarsaalebene Süd
Dokumentation
Ostseite | Plenarsaalebene Süd Blick von Süd nach Nord
Teil I
Teil J
Ostseite | Plenarsaalebene Süd
Dokumentation
195
Ostwand
Teil J
Teil K
196
Ostseite | Plenarsaalebene Süd | Ostwand
Dokumentation
Ostwand | Teil I
Ostseite | Plenarsaalebene Süd | Ostwand
Dokumentation
Teil I | Namen
Sinitsyna Hier war stationiert die Einheit 60 ARVB 29/V.45
Chkalov Ovsiannikova
Beliaev T. I.
Von der 43. RVS
Ponitovskii
Oberleutnant L.
Olesk F. F. Vladikavkas
Solonik
197
198
Ostseite | Plenarsaalebene Süd | Ostwand
Dokumentation
Teil I | Namen
Kinder aus Georgien (kirgische Schrift)
Lebedev Vas. Ni.
Vladikavkas
Deutscher warte, (Mitte nicht lesbar) Hitlerdeutschland kaputt
der Leningrader
Volodin N. Ia.
Hier waren die Feinde:
Sokolov
Ich ficke Hitler
Ober. Ltnt.
in den Arsch.
F. S. Prosvirnik
Der Weißrusse.
Ostseite | Plenarsaalebene Süd | Ostwand
Dokumentation
Teil I | Namen
Ehre den Helden, die das Banner des Sieges über Berlin hissten 1.)
Shindriaev
2.) Aleksandrov 3.)
Tokin Vasilii Gomel
Nosov
(Name nicht lesbar) London 7.9.45 England
V. Semenov Mos(kau)
Nalivaiko
199
200
Ostseite | Plenarsaalebene Süd | Ostwand
Dokumentation
Ostwand | Teil J
Ostseite | Plenarsaalebene Süd | Ostwand
Dokumentation
Teil J
201
202
Ostseite | Plenarsaalebene Süd | Ostwand
Dokumentation
Teil J | Namen
Von Stalingrad bis Berlin
Toropov von Orel bis Berlin
Prokofev A. A.
(gerahmter Bereich: siehe Vergrößerung unten)
Wir Gardisten
Zarubin
Salsk Berlin
Pshenichkin Fedor A. P. Rostov
Rozina Nelia A. 10/8.45
Grizev
Ostseite | Plenarsaalebene Süd | Ostwand
Dokumentation
Teil J | Namen
Odisharia (kirgisische Schrift)
(Vi)shnevskii Tashkent
Mileshkin Rogozianov (überschrieben Mileshkin)
hier
Belov
Nina Almazova Hier war
Gusmerova
Kiev
Baltser 1945 von Stalingrad bis Berlin
203
204
Ostseite | Plenarsaalebene Süd | Ostwand
Dokumentation
Teil K
Ostseite | Plenarsaalebene Süd | Ostwand
Dokumentation
205
Teil K | Namen
Stalin(grad)
Berlin
Vlaskov Rita Andrei (unter Vlasko, sehr klein) Riasan
Berlin
3. Rota V/Tsh 0 Hauptmann Rubinovets
ein schändlicher Tod dem Nest Hitlers Lotoshino – Berlin – Ria(san) auch war
VT 9/5.45 Kiev (Kiev sehr klein) Hauptmann Kashnikov
Misha
206
Ostseite | Plenarsaalebene Süd
Dokumentation
Plenarsaalebene | Süd Blick von Süd nach Nord
Teil L
Teil M
Ostseite | Plenarsaalebene Süd
Dokumentation
207
Westwand
208
Dokumentation
Ostseite | Plenarsaalebene Süd | Westwand
Westwand | Teil L
Ostseite | Plenarsaalebene Süd | Westwand
Dokumentation
Teil L | Namen
Oberer Wandbereich (vergrößert): Berlin 3/Mai 1945 Der Odessaer
Pechkin G. der Leningrader
Zhitmarev erblickten die Ruinen von Berlin und waren sehr zufrieden
12-05
209
210
Ostseite | Plenarsaalebene Süd | Westwand
Dokumentation
Teil L | Namen
unterer Wandbereich (stark vergrößert)
(gerahmte Bereiche: siehe unten)
(A)ntokhin
hier war
Milakhin Anatolii X.07.46 (Unterschrift)
Ostseite | Plenarsaalebene Süd | Westwand
Dokumentation
Teil L | Namen
unterer Wandbereich (stark vergrößert): Hier war aus Tuapse bis Berlin Koz(lov) Hier war
Kashanov
aus Bashkirien
(Name nicht lesbar)
Izotova O. F. Wiazni(ki) (Unterschriften nicht lesbar)
Hier waren auch …
22/5-45
(?)
Bulin K.
Pavel
211
212
Dokumentation
Ostseite | Plenarsaalebene Süd | Westwand
Westwand | Teil M
Ostseite | Plenarsaalebene Süd | Westwand
Dokumentation
Teil M
213
214
Ostseite | Plenarsaalebene Süd | Westwand
Dokumentation
Teil M | Namen
Von Schachty „Artem“ bis Berlin
Vinokurova T. V.
Hier waren die Sibirier (gerahmte Bereiche: siehe Folgeseite)
Borisenko P. F. Fidoseev A. I.
Ostseite | Plenarsaalebene Süd | Westwand
Dokumentation
Teil M | Namen
Hier war
Leonov Ivan Gregorevich Stalingrader Gebiet Mikhailovsker Bezirk Kolchose „Krasnyi veter“ (Roter Wind)
Schreibt!!!
Groznyi – Berlin
Aronev A. A. 9/1945 Zhilin E. E. und Romanenko Sh. Kishinev
Die Familie der Veselovsker war hier 1945
(Veselovskii)
215
Dokumentation
Treppenhäuser
218
Treppenhaus Ost | Treppe T01
Dokumentation
Treppenhaus Ost | Treppe T01 (Kein öffentlicher Zugang)
Ostwand
Südwand
Treppenhaus Ost | Treppe T01 | Südwand
Treppe T01 | Südwand
Dokumentation
219
220
Treppenhaus Ost | Treppe T01 | Südwand
Dokumentation
Südwand | Teil A
Treppenhaus Ost | Treppe T01 | Südwand
Dokumentation
Teil A | Namen
Starovoit_
Makerov – Balashov
Volodintsev L.
221
222
Dokumentation
Treppenhaus Südwest | Treppe T03
Treppenhaus Südwest | Treppe T03
Erdgeschoss
Teil A1
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Westwand
Dokumentation
223
Treppe T03 | Westwand
Westwand
Teil A2
224
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Westwand
Dokumentation
Erdgeschoss | Teil A1 | Namen
M+V (Herz mit Pfeil)
Tonia Kolosova Odoev
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Westwand
Dokumentation
Erdgeschoss | Teil A2 | Namen
Kaukasus Berlin
Torasenko Konstantin Fedotovich
Wir Russen haben hier gesiegt die Deutschen immer geschlagen
225
226
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Westwand
Dokumentation
Erdgeschoss aufwärts | Teil B1 | Namen
Hier waren aus
unter Handlauf:
(Smo)lensk
Chernenko
Danilov Izotov O. F. Sliian
Inoshenko 9.5.45
Borisenko
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Westwand
Dokumentation
Erdgeschoss aufwärts | Teil B2 | Namen
Diapov P. S.
Biriukov (blaue Kreide)
227
228
Dokumentation
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Westwand
Podest vor Plenarsaalebene | Teil C
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Westwand
Dokumentation
Podest vor Plenarsaalebene | Teil C | Namen
(B)erlin
Sakhorukov A. P.
Pavlov I. N. Kachmarek
Moskau – Berlin und zurück Berlin Moskau
war 11.5.45
R. S. Rzhev 10.8.47
Zverev M. Hier war
Pablo
Markov (sehr klein)
Pikasso
Kharilgin unter Handlauf: Plastunovo – Zygansk
Volkova
Nadia Davydenko
229
230
Dokumentation
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Westwand
Plenarsaalebene | Teil D1
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Westwand
Plenarsaalebene | Teil D2
Dokumentation
231
232
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Westwand
Dokumentation
Plenarsaalebene | Teil D1 | Namen
Kravchenko I. P. Fedosov I. N.
Khrustalev
Hier waren
Sukhorikov
N. N. 3/V.45
Burtsev (Burts_ durch Handlauf verdeckt) Khoropov I. N. Petro(vich)
Tobo_e Kulibaba (gerahmter Bereich: Vergrößerung s. S. 234)
Bevich
M. N. Efimov
Groznyi
Lorin (verdeckt durch Handlauf)
Plunenko
Chokov
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Westwand
Dokumentation
Plenarsaalebene | Teil D2 | Namen
Moskau
Gorbachevskii Schatrun 9.5.45
(Dne)propetrovsk
Khadukin Solodukhin A. A.
Pokhodaev Romanchikov Modzhitov Kizich(ko) 10.06.45
233
234
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Westwand
Dokumentation
Plenarsaalebene | Teil D1 | Vergrößerungen
Odessa Berlin
Burtsev Ponchin ( Burts … durch Handlauf verdeckt)
Karimov M. (links unter Kulibaba, mit Stein geschrieben)
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Westwand
Dokumentation
Plenarsaalebene aufwärts | Teil E | Namen
Saporozhe (blaue Schrift)
Musia Bespalov Solovev
Ponomarev N. (über Handlauf mit Stein geschrieben)
Gerashenko
Ere(mak)
235
236
Treppenhaus Südwest | Treppe T03
Dokumentation
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Namen
Erdgeschoss
Teil A
Kuznetsov G. G.
Zhuneva M.
9/5.45 M.
(sehr schwach über Kulishov) Tula
Reichstag
Iudaev (Rest nicht lesbar)
Kulishov (Pet)renko
Pere_v
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Ostwand
Dokumentation
237
Treppe T03 | Ostwand | Namen
Ostwand
Teil B
vom Kaukasus Kusnetzk
(M)elchenko
bis Berlin
238
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Ostwand
Dokumentation
Plenarsaalebene
Teil A
Teil B
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Ostwand
Dokumentation
239
Ostwand
Teil C
240
Dokumentation
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Ostwand
Plenarsaalebene | Teil A
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Ostwand
Dokumentation
Plenarsaalebene | Teil A | Namen
Sidorenko Stadt Dalibek, Sibirien Hier waren auch Borovskii N. F. und Borovskaia A. P. 5.8.47
Glukhaniuk
Lipov Khristoforov
war auch hier
Popov
Hier waren Meshcherikov die Stalingrader
9.5.45
Shmid Anton
Krukemi Eraev (sehr klein über Kirdanenko)
Kirdanenko Mashinenko Palio
8.5.45
Kochaev 9.V.1945
Kulishov (ohne Foto)
Dushkova Liudmila
Bogdanova
Das geschieht Ihnen recht den Hurensöhnen
Vlasenko K. I. 6.5.45
F. Bazekin Babko
Iurchenko Iura 7/VIII Tishchenko Zina 7/5.45
241
242
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Ostwand
Dokumentation
Plenarsaalebene | Teil B
Teil B1
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Ostwand
Dokumentation
Teil B2
243
244
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Ostwand
Dokumentation
Teil B1 | Namen
hier war Oberleutnant Bychkov
S. Solovkin + Alekseev + Tiurin + Chernov!!!!
_vennykh (sehr hell)
Kisilian
_gorodev Ein Gruß Dir Russland
Moskalev
Golosko Kozlov T. S.
Gorylin Rest nicht lesbar
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Ostwand
Dokumentation
Teil B2 | Namen
Luchin
Makarov Vladimir SCHS/V
(gerahmter Bereich: siehe Vergrößerung auf Seite 254)
Gorylin WSO 122
Erlin
Bespalov
Berlin
Kiev
Bab_ I. L. Murzina Vera Pav(lovna) Rest nicht lesbar
Ehre dem Gardisten
Ortinskii 1945 Der Traum wurde wahr
Afanaseva
_svitski Bukharin Grebennikova
Vlasenko I. K.
245
246
Dokumentation
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Ostwand
Plenarsaalebene | Teil C
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Ostwand
Dokumentation
Teil C | Namen
Wir waren im Reichstag in Hitlers Bärenhöhle (deutsch: in der Höhle des Löwen) Hauptmann Kokliushkin 15/V.45 Oberleutnant Krasnikov
Chkalov Timokhin 24-5-45
Sverdlovsk Donbass Berlin
Krivoi Rog Berlin
Ordzhonikidse
Girol M. L.
Donbass
15.6.45 Torodev Shcherbakov V. M. Belanik Vonshikov Kozlov Perepelitsa
Donbass
Khana_
Iurkov
STALINGRAD – BERLIN
Chita
Radishevskii N. R. 9/5.45
22.6.41
Upyr
8.5.45
Kaluga
Seregin N. K.
247
248
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Ostwand
Dokumentation
Höhe Z-Ebene | Teil D1 | Namen
Kochnev war (sehr klein) Kartavykh 14-5
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Ostwand
Dokumentation
Höhe Z-Ebene | Teil D2 | Namen
war
Patapina Moskau
1950
Kuvatov
249
250
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Ostwand
Dokumentation
Präsidialebene | Teil E1 | Namen
Moskau
Buratov
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Ostwand
Dokumentation
Präsidialebene | Teil E2 | Namen
(gerahmter Bereich: siehe Seite 254) Hier waren
T. A. Zhukov aus dem Altai
Kvashnin Sibirien
Golosko V. B.
Gubkin Loskutnikov Luchev
Melnik_ Reichstag
Lialik
251
252
Dokumentation
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Ostwand
Präsidialebene | Teil F1 | Namen
Novosibirsk Berlin
Gerashchenko
(gerahmter Bereich: siehe Seite 255)
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Ostwand
Dokumentation
Präsidialebene | Teil F2 | Namen
Cherkasov V.
Soflenko
Vesnitskaia
Nazarenko
253
254
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Ostwand
Dokumentation
Ostwand | Vergrößerungen
Nicht lesbar.
(Vergrößerung von Seite 245)
(Vergrößerung von Seite 251)
Saratsinov
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Ostwand
Dokumentation
Ostwand | Vergrößerungen
(Vergrößerung von Seite 252) Tod dem Faschismus
Rest nicht lesbar (Vergrößerung von Seite 252)
Krashkanov (senkrecht)
255
256
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Südwand
Dokumentation
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Präsidialebene
Präsidialebene
Südwand
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Südwand
Dokumentation
Südwand | Präsidialebene | Teil A | Namen
Kolkin (weiße Kreide) Ekzarov Ushenko Nikolai Menenko Sobolev Tikhomirov U. (weiße Kreide)
257
258
Dokumentation
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Südwand
Südwand | Präsidialebene | Teil B
Treppenhaus Südwest | Treppe T03 | Südwand
Dokumentation
Präsidialebene | Teil B | Namen
Ekzarov (siehe Seite 257)
Sergeev
Ohne Foto
Komissarova
Kharkov
Liusia Petrov(na)
Mogilev
Lotarenko V. A.
259
Dokumentation
Dach, Eingang West C
262
Dach | Südseite
Dokumentation
Dach | Südseite | Namen
Astrakhan
Makarov
Dokumentation
Eingang West C
Eingang West C | Namen
Loviagin
263
Dokumentation
265
Verzeichnis der Namen
Name/ Vorname/ Vatername
Фамилия/ Имя/ Отчество
Ort
Bemerkung
Seite
откуда
примечания
_ashi P. U.
_aши П. У.
Fragment
121
фрагмент
_gorodev
_городев
Fragment
244
фрагмент
_ivskii
_ивский
Fragment
177
фрагмент
_nekhno
_нехно
Fragment
171
фрагмент
_nkov
_нков
Fragment
187
фрагмент
_svitski
_свицки
_vennykh
_венных
Abramov
Абрамов
Abramovich
Абрамович
Achub_zov
Ачуб_зoв
186
Afanaseva
Афанасьева
182
Afanaseva
Афанасьева
245
245 sehr hell, Fragment Mordowien
162 weiße Kreide
152
Akhkediani
Ахкедиани
156
Akhkediani
Ахкедиани
Aldarev
Алдарёв
191
Aleksandrov
Александров
199
Alekseenko I. Ia.
Алексеенко И. Я.
125
Alekseev
Алексеев
244
Aliev Mago
Алиев Маго
Almazova Nina
Алмазова Нина
203
Andreev
Андреев
175
Andreev
Aндрeев
176
Andreev Iu.
Aндрeев Ю.
161
Andreev V. I.
Андреев В. И.
Kislovodsk
Kaukasus
Мордовия
164
Ageev Iakov Al. Агеев Яков Ал.
Kaukasus
очень бледно, фрагмент
244
157
148
175
белым мелом
Kaвкaз
Кисловодск
Кавказ
266
Dokumentation
Name/ Vorname/ Vatername
Фамилия/ Имя/ Отчество
Verzeichnis der Namen
Ort
Bemerkung
Seite
unter Vlaskov, sehr klein
205
Andrei
Андрей
Andresov
Андресов
193
(A)ntokhin
(А)нтохин
210
Antonova Lida
Антонова Лида
Arisova
Арисова
Aronev A. A.
Аронев A. A.
215
Arsha(vin)
Арша(вин)
131
Artemenko Aleksandr
Артеменко Александр
155
Asirov
Асиров
Atamanchuk
Атаманчук
Bab_ I. L.
Баб_ И. Л.
Babko
Бабко
241
Bagazeeva
Багазеева
191
Bagration(ova)
Багратион(ова)
Balashov
Балашов
Balkin
Балкин
Balobin M. N.
Балобин М. Н.
Baltser
Бальцер
Bazekin F.
Базекин Ф.
241
Bedriev
Бедриев
136
Begishev
Бегишев
Belanik
Беланик
247
Beliaev T. I.
Беляев T. И.
197
Belitskii
Белицкий
182
Belkin
Белкин
Belov
Белов
203
Belugin
Белугин
187
Belyi
Белый
191
Ialta
191 ohne Foto
Tuapse
откуда
под Власковым, очень мелко
Ялта
124
147
примечания
без фото
Туапсе
187 Fragment
Moskau
245
128
фрагмент
Москва
221 weiße Kreide
142
белым мелом
154 Kiev
Stalingrad
203
weiße Kreide
Division Brandenburg
149
163
Киев
Сталинград белым мелом
Дивизия Бранденбург
Dokumentation
Verzeichnis der Namen
Name/ Vorname/ Vatername
Фамилия/ Имя/ Отчество
Ort
Bemerkung
Seite
Berikov
Бериков
Beskrovnyi
Бескровный
Bespalov
Беспалов
235
Bespalov
Беспалов
245
Bevich
Бевич
232
Bezrodnyi
Безродный
182
Biriukov
Бирюков
227
Biriukov T.
Бирюков Т.
Bochko N. V.
Бочко Н. В.
171
Bogdanova
Богданова
241
Boiko
Бойко
Boklag
Боклаг
Bolobanov
Бoлoбанов
Bondaren(ko)
Бондарен(ко)
183
Bondarenko
Бондаренко
176
Borisenko
Борисенко
226
Borisenko P. F.
Борисенко П. Ф.
Borisov
Борисов
Borisova A.
Борисовa А.
Borodinov
Бородинов
Borodinov
Бородинов
175
Borodinov L. A.
Бородинов Л. А.
156
Borovskaia A. P.
Боровская А. П.
241
Borovskii N. F.
Боровский Н. Ф.
241
Botrovskii
Ботровский
182
Bukharin
Бухарин
245
Bulin K.
Булин К.
211
откуда
267
примечания
131 Leningrad
163
Velikii Ustiug
171
Kiev
161
Ленинград
Великий Устюг
Киев
146 Leningrad
146
Sibirien
214 sehr schwach
172
Ленинград
Сибирь слабо видно
183 rote Kreide
124
красным мелом
268
Dokumentation
Name/ Vorname/ Vatername
Фамилия/ Имя/ Отчество
Verzeichnis der Namen
Ort
Bemerkung
Seite
откуда
примечания
Buratov
Буратов
250
Burobina
Буробина
Kazan
Burtsev
Бурцев
Odessa
Bychkov
Бычков
Tula
Bychkov
Бычков
Bylov
Былов
oder Bylov, Krylov
148
или Былов, Крылов
Chechelnitskii M. V.
Чечельницкий М. В.
blaue Kreide
154
синим мелом
Chekanov Ivan Iosifovich
Чеканов Иван Иосифович
Chepovskii
Чеповский
Cherbakov
Чербаков
152
Cherkasov V.
Черкасов В.
253
Cherkasskii L.
Черкасский Л.
190
Cherkess T.
Черкесс Т.
164
Chernenko
Черненко
226
Cherniak
Черняк
191
Chernov
Чернов
244
Chernyshkin
Чернышкин
187
Chevondian Mikhail Sergeevich
Чевондян Михаил Сергеевич
Chibisov
Чибисов
175
Chikalov
Чикалов
154
Chikhlin
Чихлин
166
Chikin
Чикин
157
Chinenii
Чинений
Chistiakov
Чистяков
164
Chkalov
Чкалов
197
Chkalov
Чкалов
247
hinter dem Handlauf, auch Seite 234
157
Kaзaнь
232
Одесса
182
Тула
за перилами
244
155 weiße Kreide
Moskau
Briansk
119
155
136
белым мелом
Москва
Брянск
Dokumentation
Verzeichnis der Namen
Name/ Vorname/ Vatername
Фамилия/ Имя/ Отчество
Ort
Bemerkung
Seite
Chokov
Чоков
232
Chulkov Valentin Alekse(evich)
Чулков Валентин Алексе(евич)
143
Chutko
Чутко
164
Ctechishin
Cтeчишин
165
Danil(ov)
Данил(ов)
137
Danilov
Данилов
226
Davydenko Nadia
Давыденко Надя
229
Dementev
Дементьев
149
Demin
Демин
160
Denisenkov
Денисенков
Deriugin
Дерюгин
Detenkova
Детенкова
191
Diakov
Дьяков
154
Diapov P. S.
Диaпов П. С.
227
Didrishenko
Дидришенко
164
Dikov
Диков
129
Dolzhenko Vladimir
Долженко Владимир
128
Dukhin V. N.
Духин В. Н.
154
Dunia
Дуня
Durgarian
Дургарьян
Dushenkin
Душенкин
Dushkova Liudmila
Душкова Людмила
Dvorkin
Дворкин
Dvornin(ia) V. M.
Дворнин(я) В. М.
161
Dygin
Дыгин
172
Dzhaligova Vera
Джалигова Вера
откуда
Tula
121
Тула
Kaluga
156
Калуга
blaue Kreide
152
269
примечания
синим мелом
147 Moskau
182
Москва
241 Leningrad
177
rote Kreide
124
Ленинград
красным мелом
270
Dokumentation
Verzeichnis der Namen
Name/ Vorname/ Vatername
Фамилия/ Имя/ Отчество
Ort
Dzhilkibaev A.
Джилкибаев A.
Alma Ata
E_graev
Е_граев
186
Eberg
Эберг
142
Efimov
Ефимов
182
Efimov M. N.
Ефимов М. Н.
232
Ekzarov
Экзаров
Elistratov Iakov K.
Елистрaтов Яков К.
Elunin V.
Елунин В.
Eraev
Ераев
Ere(mak)
Ере(мак)
235
Eremenko
Еременко
157
Erlin
Ерлин
245
Ermolaev
Ермолаев
191
Ermolaeva
Ермолаева
157
Ermolenko
Ермоленко
Khabarovsk
166
Хабаровск
Ermoshina
Ермошина
Rostov
187
Ростов
Erokhin V. B.
Ерохин В. Б.
156
Ershov
Ершов
131
Evtokhov
Евтoхов
Fadeev I. M.
Фадеев И. М.
Fe(d)likov
Фе(д)ликов
Fedaristov D.
Федаристов Д.
Fedchuk A. Ia.
Федчук А. Я.
Fedor A. P.
Федор А. П.
Fedorenko
Федоренко
Bemerkung
auch Seite 259
Seite
откуда
131
Алма Ата
примечания
также страница
257 154
Voronezh
171 sehr klein über Kirdanenko
Leningrad Ural
weiße Kreide
Воронеж очень мелко над Кирданенко
241
191
Ленинград
119
Урал
белым мелом
БССР
Белорусская Советская Социалистическая Республика
165
BSSR
Weißrussische Sozialistische Sowjetrepublik
153
193 Rostov
202 176
Ростов
Dokumentation
Verzeichnis der Namen
Name/ Vorname/ Vatername
Фамилия/ Имя/ Отчество
Ort
Bemerkung
Seite
Fedorov
Федоров
Fedoseev
Федосеев
Fedosov I. N.
Федосов И. Н.
Fidoseev A. I.
Фидосеев А. И.
Filimonov
Филимонов
124
Finashin A.
Финашин А.
119
Fokin
Фокин
170
Fomin
Фомин
128
Fortel
Фортель
166
Fortel A. Sh.
Фортель А. Ш.
165
Gabibulin
Габибулин
164
Gabrilian
Габрилян
Gabunov V. E.
Гaбунов В. E.
Galina / Anatolii
Галина / Анатолий
Gaponov
Гапонoв
Garanin
Гаранин
174
Garelik
Гарелик
182
Garempol
Гаремпол
Garinin
Гаринин
Garulia(eva)
Гаруля(ева)
Gerashenko
Гера енко
235
Gerashchenko
Геращенко
252
Gerasimenko
Герасименко
157
Gerin S.
Герин С.
124
Girol M. L.
Гирол М. Л.
Glukhaniuk
Глуханюк
241
Golosko
Голоско
244
Golosko V. B.
Голоско В. Б.
251
откуда
271
примечания
182 Kuibichev
156
Куйбышев
232 Sibirien
214
Division Brandenburg
Сибирь
Дивизия Бранденбург
163 137
Herz Orel
170 176
Division Brandenburg
сердце Орел
Дивизия Бранденбург
163 160
sehr klein
Ordzhonikidze
166
247
очень мелко
Орджоникидзе
272
Dokumentation
Name/ Vorname/ Vatername
Фамилия/ Имя/ Отчество
Golubev
Голубев
Golubev A. A.
Голубев А. А.
Verzeichnis der Namen
Ort
Bemerkung
Seite
откуда
примечания
152 Kalinin
183
Калинин
Golubeva Tosia Гoлубева Тося
174
Goncharenko
Гончаренко
157
Gontsov
Гонцов
147
Gorbachevskii
Горбачевский
Gorlov
Горлов
Gorodchanin
Городчанин
183
Gorovtsov
Горовцов
149
Gorylin
Горылин
244
Gorylin
Горылин
Gradin
Градин
Grebennikova
Гребенникова
245
Gridin V.
Гридин В.
187
Grigorevich Ivan
Григорьевич Иван
165
Grinberg
Гринберг
182
Griniu(k)
Гриню(к)
Grishin L. S.
Гришин Л. С.
Grizev
Гризев
202
Grufanov
Груфанов
125
Gubkin
Губкин
blaue Kreide
251
синим мелом
Guliak
Гуляк
weiße Kreide, links senkrecht
137
белым мелом, вертикально слева
Gunin
Гунин
oder Punin
162
или Пунин
Gusev Ivan Pav(lovich)
Гусев Иван Пав(лович)
zwischen Moskau und Kreml
162
Gusmerova
Гусмерова
Shatrun
233
Шатрун
Leningrad
166
Ленинград
Poltava
SCHS / V
245
gelbe Kreide
119
СЧС / V Полтава
Krasnodar
157
Краснодар
Tsheliabinsk
183
Челябинск
Khabarovsk
203
Хабаровск
желтым мелом
между Москва и Кремль
Dokumentation
Verzeichnis der Namen
Name/ Vorname/ Vatername
Фамилия/ Имя/ Отчество
Ort
Bemerkung
Seite
RHA Royal Horse Artillery
187
Haworth A.
Хаворт A.
Iarilin
Ярилин
155
Iaroshenko
Ярошенко
149
Iliasov
Ильясов
191
Iliushin
Ильюшин
148
Inoshenko
Иношенко
226
Iuchenkov
Юченков
136
Iudaev
Юдаев
236
Iudichev
Юдичев
Iufa
Юфа
176
Iuldashev
Юлдашев
154
Iurchenko Iura
Юрченко Юра
241
Iurkov
Юрков
247
Iushin
Юшин
187
Ivan
Иван
171
Ivanov
Иванов
154
Ivanov
Иванов
160
Ivanov
Иванов
166
Ivanov E.
Иванов E.
Izotov O. F.
Leningrad
163
откуда
273
примечания
Royal Horse Artillery RHA
Ленинград
Leningrad
153
Ленинград
Изотов O. Ф.
Viazma
226
Вязьма
Izotova O. F.
Изотова O. Ф.
Viasni(ki)
211
Вязни(ки)
K(a)plev M. V.
К(а)плев М. В.
149
Kachmarek
Качмарек
229
Kalinin S. P.
Калинин С. П.
156
Kaltsupa
Кальцупа
Division Brandenburg
163
Дивизия Бранденбург
Kanichev
Каничев
weiße Kreide
176
белым мелом
Kantseliarskii
Канцелярский
Karabanov
Карабанов
Moskau
187 191
Москва
274
Dokumentation
Name/ Vorname/ Vatername
Фамилия/ Имя/ Отчество
Verzeichnis der Namen
Ort
Bemerkung
Seite
senkrecht
174
Karasev I.
Карасев
Karasev L.
Карасев Л.
Karimov M.
Каримов М.
Karnaev
Карнаев
149
Karnas
Карнас
152
Karnikola Sergei
Карникола Сергей
154
Karpenko Dm. Iv.
Карпенко Дм. Ив.
Baku
Kartavykh
Картавых
Groznyi
Kartavykh
Картавых
Kashanov
Кашанов
Kashnikov Misha
Кашников Миша
Kasianov Boris T.
Касьянов Борис Т.
(K)atra_
(К)атра_
146
Kelkova
Келькова
137
Kenedy E.
Кенеди Е.
Khabibulin
Хабибулин
Khadukin
Хадукин
233
Khaikin
Хайкин
176
Khana_
Хана_
247
Khanykin
Ханыкин
164
Kharchuk
Харчук
Kharilgin
Харилгин
229
Kharlamov
Харламов
124
примечания
вертикально
171 mit Stein geschrieben
Dmitrii Ivanovich
написано камнем
234
173
Баку
171
Грозный
Дмитрий Иванович
248 Bashkirien
sehr klein über Izotov
211
Башкирия
очень мелко над Изотовым
205 Stalingrad
128
U.S.A
131 Division Brandenburg
auch Seite 161
163
160
Khodyrev N. N. Ходырев Н. Н.
152
Kholodnitskii
148
Холодницкий
откуда
Сталинград
США Дивизия Бранденбург
Dokumentation
Verzeichnis der Namen
Name/ Vorname/ Vatername
Фамилия/ Имя/ Отчество
Ort
Bemerkung
Seite
откуда
Khomiro(v)
Хомиро(в)
175
Khoropov I. N.
Хоропов И. H.
232
Khristoforov
Христофоров
241
Khrustalev
Хрусталев
232
Kicheoshkov
Кичеошков
131
Kinshakova Nadezhda
Киншакова Надежда
Kirdanenko
Кирданенко
241
Kirilovskii Lenia
Кириловский Лёня
164
Kirin
Кирин
119
Kirzan N.
Кирзан Н.
171
Kisilian
Кисилян
244
Kizich(ko)
Кизич(ко)
Moskau
233
Москва
Klimenko
Клименко
Rostov
162
Ростов
Kniazkov
Князьков
Kobeev
Кобеев
Koblonskii B. Iu.
Коблонский Б. Ю.
147
Kochaev
Кочаев
241
Kochnev
Кочнев
Kokliushkin
Коклюшкин
Kolkin
Колкин
Name doppelt
senkrecht Mary, Ural
примечания
183
124 165
sehr klein
275
вертикально Мары, Урал
мелкий шрифт
248 247
weiße Kreide
257
Kolosova Tonia Колосова Тоня
224
Komarova
Комарова
186
Komissarova Liusia Petrov(na)
Комиссарова Люся Петров(на)
259
Konokhov
Конохов
Kononenko
Кононенко
Tbilissi
blaue Kreide, Name sehr groß
131 147
белым мелом
Тбилисси
синим мелом, большое имя
276
Dokumentation
Name/ Vorname/ Vatername
Фамилия/ Имя/ Отчество
Verzeichnis der Namen
Ort
Bemerkung
Seite
Konovalova
Коновалова
125
Kopniaeva
Копняева
154
Korobets I. S.
Коробец И. С.
187
Korolev S.
Корoлев
Korovin
Коровин
152
Korzin
Корзин
175
Koshik
Кошик
Kosian
Косьян
149
(K)_osmachko
(К)_oсмачко
183
Kosourov
Косоуров
weiße Kreide
Donbass
164
119
Leningrad
163
Kostrikov G. A. Костриков Г. А.
165
Kovale(v)
Ковале(в)
125
Kovalev
Ковалев
136
Kovlichev
Ковличев
164
Kovtin Nikolai
Ковтин Николай
149
Koz(lov)
Коз(лов)
211
Kozelskii
Козельский
Kozhe_ E.
Коже_ Е.
187
Kozich G.
Козич Г.
174
Kozlov
Козлов
161
Kozlov
Козлов
247
Kozlov T. S.
Козлов Т. С.
244
Krashkanov
Крашканов
255
Krasnikov
Красников
247
Kravchenko
Кравченко
171
Kravchenko I. P.
Кравченко И. П.
232
Kremenchuk
Кременчук
Krukemi
Крукеми
241
Kudiurova
Кудюрова
147
blaue Kreide
senkrecht
откуда
177
152
примечания
белым мелом
Донбасс
Ленинград
синим мелом
вертикально
Dokumentation
Verzeichnis der Namen
Name/ Vorname/ Vatername
Фамилия/ Имя/ Отчество
Ort
Bemerkung
Seite
Kudiurova Asia Кудюрова Ася
143
Kudolkin V.
Кудолкин В.
186
Kuli_
Кули_
Kulibaba
Кулибаба
232
Kulishov
Кулишов
236
Kulishov
Кулишов
241
Kupisk A.
Куписк А.
131
Kurashevskii
Курашевский
164
Kuvatov
Куватов
249
Kuzemko Filipp
Куземко Филипп
155
Kuzmichev B.
Кузьмичев
156
Kuznetsov
Кузнецов
157
Kuznetsov
Кузнецов
Odessa
155
Leningrad
183
Kuznetsov G. G. Кузнецов Г. Г.
236
Kvasha
Кваша
165
Kvasha
Кваша
166
Kvashnin
Квашнин
Lapinskii
Лапинский
Laptev
Лаптев
Laptev Iu. A.
Лаптев Ю. А.
Lashchenko
Лащенко
121
Lav(r)entev
Лав(р)ентьев
148
Lavrinov
Лавринов
154
Lebakov A. N.
Лебаков А. Н.
187
Lebedev
Лебедев
125
Lebedev Vas. Ni.
Лебедев Вас. Ни.
откуда
277
примечания
Одесса
Ленинград
Sibirien
251
Сибирь
Tsheliabinsk
191
Челябинск
165 Sverdlovsk
Vladikavkaz
190
Vasilii Nikolaevich
198
Свердловск
Владикавказ
Василий Николаевич
278
Dokumentation
Name/ Vorname/ Vatername
Фамилия/ Имя/ Отчество
Verzeichnis der Namen
Ort
Bemerkung
Stalingrad Gebiet, Mikhailovsker Bezirk, Kolchose Krasnyi Veter
Seite
откуда
215
Сталинградская обл., Михайловский район, колхоз Красный Ветер
примечания
Leonov Ivan Grigorevich
Леонов Иван Григорьевич
Levi I.
Леви И.
Levi Mikhai(l)
Леви Михаи(л)
Lialik
Лялик
251
Lida
Лида
174
Likhnenko
Лихненко
Lipov
Липов
241
Lisov
Лисов
155
Livshin
Лившин
Logachev
Логачев
Lorin
Лорин
Loskutnikov
Лоскутников
251
Lotarenko V. A.
Лотаренко В. A.
259
Lotsman
Лоцман
weiße Kreide, rechts senkrecht
165
белым мелом, под наклоном
Loviagin
Ловягин
Eingang West-C
263
Вход Запад-C
Lovnen(ko)
Ловнен(ко)
121
Luchev
Лучев
251
Luchin
Лучин
245
Lukovkin
Луковкин
193
Lunev L. N.
Лунев Л. Н.
Lykov N.
Лыков Н.
Makarov
Макaров
Makarov
Макaров
Makarov Vladimir
Макаров Владимир
186 Kerch
193
Kaukasus
162
Odessa
186
Керчь
Кавказ
Одессa
154 hinter dem Handlauf
sehr klein
232
за перилами
182
очень мелко
156
Astrakhan
weiße Kreide
142
Dach
262 245
белым мелом Астрахань
крыша
Dokumentation
Verzeichnis der Namen
Name/ Vorname/ Vatername
Фамилия/ Имя/ Отчество
Ort
Bemerkung
Seite
откуда
279
примечания
Makartsev M. N.
Макарцев М. Н.
146
Makerov
Макеров
221
Makhov
Махов
172
Maksimov I. G.
Максимов И. Г.
157
Malakhov
Малахов
157
Malchenko Ivan Sergeevich
Мальченко Иван Сергеевич
Mamadashvili N. I.
Мамадашвили Н. И.
Mamatov
Маматов
Manin
Манин
Marinenko
Мариненко
Markov
Марков
Marshall George
Маршалл Джордж
Masharipov
Машарипов
Mashinenko
Машиненко
Maslov
Маслов
Maslova
Маслова
157
Matiash
Матьяш
149
Matiash
Матяш
164
Medvedev Vasilii
Медведев Василий
(M)elchenko
(М)ельченко
Melnik_
Мельник_
sehr hell
251
очень бледно
Menenko
Мененко
weiße Kreide
257
белым мелом
Meshcherikov
Мещериков
241
Metelin
Метелин
182
Metlinov
Метлинов
Mezentsev D. A. Мезенцев Д. А.
Kaukasus
174 mit Stein geschrieben
Donbass
Priluki
Донбасс
164 153
sehr klein
написано камнем
131 161
weiße Kreide
Кавказ
белым мелом Прилуки
229
очень мелко
U.S.A
131
США
Turkmenien
154
Туркменистан
241 Ural
183
Урал
Novosibirsk
183
Новосибирск
Kuznetsk
237
Кузнецк
blaue Kreide Kuskovo
154 174
синим мелом Кусково
280
Dokumentation
Name/ Vorname/ Vatername
Фамилия/ Имя/ Отчество
Verzeichnis der Namen
Ort
Bemerkung
Seite
откуда
Michurina
Мичурина
137
Mikhail I.
Михаил И.
131
Mikhailov
Михайлов
Milakhin Anatolii
Милахин Анатолий
210
Milberg L.
Милберг Л.
190
Mileshkin
Милешкин
203
Mineev
Минеев
164
Minna
Минна
Mirgorodskii
Миргородский
173
Miroliubov
Миролюбов
154
Misha
Миша
125
Misha
Миша
174
Mitiushev
Mитюшев
171
Mitiushev Iu. S.
Митюшев Ю. С.
Moskau
162
Москва
Modzhitov
Моджитов
Moskau
233
Москва
Morgun
Моргун
Morozo(v)
Морозо(в)
Morzekov Eduardo
Морзеков Эдуардo
Moskalenko
Москаленко
154
Moskalev
Москалев
244
Mukhin
Мухин
164
Mukhin A. A.
Мухин А. А.
153
Murzina Vera Pav(lovna)
Мурзина Вера Пав(ловна)
245
Musatov
Мусатов
Mushtai
Муштай
177
Musia
Муся
235
Myki
Мыки
171
Nabid_lin
Набид_лин
175
weiße Kreide
weiße Kreide
weiße Kreide
164
белым мелом
152
белым мелом
173
белым мелом
172 Kiev
148
auch Seite 161
160
примечания
Киев
Dokumentation
Verzeichnis der Namen
Name/ Vorname/ Vatername
Фамилия/ Имя/ Отчество
Ort
Bemerkung
Seite
Nadirov
Надиров
Nadzhafov
Наджафов
Nalivaiko
Наливайко
199
Naryshkin P. S.
Нарышкин П. С.
183
Natalia
Наталия
Nazarenko
Назаренко
253
Nelia A.
Неля А.
202
Nelkov
Нельков
157
Nersesian N. G. Нерсесян Н. Г.
откуда
281
примечания
136 Baku
153
weiße Kreide
Баку
136
белым мелом
Jerevan
148
Ереван
Karavansk
191
Караванск
Neskorotnyi
Нескоротный
Nestechkina
Нестечкина
Nevolina
Неволина
(N)ibchenko N. E.
(Н)ибченко Н. Е.
Nikola(ev)
Никола(ев)
blaue Kreide
149
синим мелом
Nikolai
Николай
weiße Kreide
257
белым мелом
Nikonov I.
Никонов И.
172
Nikulin
Никулин
187
Nosik
Носик
Nosov
Носов
199
Novikov
Новиков
172
Novodvorskii
Новодворский
147
Novokhodskii Vasilii Emelianovich
Новоходский Василий Емельянович
165
Nurtdinov Anvar
Нуртдинов Анвар
Odoev
Одоев
224
Ogasenov I. N.
Огасенов И. Н.
191
Ogorod_
Огород_
162
Okishev
Окишев
193 sehr klein unter Vankevich
очень мелко под Ванкевич
173 146
Kharkov
182
Verkh(nii) Manchar
121
Feditshkino
142
Харьков
Верх(ний) Манчар
Федичкино
282
Dokumentation
Name/ Vorname/ Vatername
Фамилия/ Имя/ Отчество
Verzeichnis der Namen
Ort
Bemerkung
Seite
откуда
Olesk F. F.
Олеск Ф. Ф.
197
(O)rlovskii
(О)рловский
136
Ortinskii
Ортинский
245
Osmatin A. I.
Осматин А. И.
152
Ovsiannikova
Овсянникова
197
Palio
Палио
241
Panfilov
Панфилов
Pankratov
Панкратов
Parushev
Парушев
Patapina
Патапина
249
Patsekof
Пацекоф
187
Pavel
Павел
211
Pavk(o)
Павк(о)
128
Pavlius(in)
Павлюс(ин)
129
Pavlov I. N.
Павлов И. Н.
Moskau
229
Москва
Pechkin G.
Печкин Г.
Odessa
209
Одесса
Pechko
Пeчко
Poltava
182
Полтава
Pere_v
Пере_в
236
Perepelitsa
Перепелица
247
Perevar_
Перевар_
187
Pereverzev G. K.
Переверзев Г. К.
Kursk
121
Курск
(Pet)renko
(Пет)ренко
Tula
236
Tyлa
Petro(vich)
Петро(вич)
232
Petrosian
Петросян
154
Petrosian Ivan
Петросян Иван
Petrov
Петров
149
Petrov
Петров
157
Petrov
Петров
171
Tikhvin
165
примечания
Тихвин
160 Division Brandenburg
Leningrad
Дивизия Бранденбург
163
174
Ленинград
Dokumentation
Verzeichnis der Namen
Name/ Vorname/ Vatername
Фамилия/ Имя/ Отчество
Petrovich Nik.
Петрович Ник.
Petrovna _nova
Петровна _нoвa
Pikolev
Пиколев
Pineheard
Пинехеард
Plakiev
Плакиев
Plunenko
Плуненко
232
Podgurs(kii)
Подгурс(кий)
125
Pokhodaev
Походаев
Pomshchuk
Помщук
Ponchin
Пончин
234
Ponikh(idkin) E.
Поних(идкин) E.
191
Ponitovskii
Понитовский
197
Ponomarev N.
Пономарев Н.
Poponchuk I. F.
Попончук И. Ф.
183
Popov
Попов
157
Popov
Попов
164
Popov
Попов
Popov
Попов
Popov A. V.
Попов А. В.
Stalingrad
Popov V. G.
Попов В. Г.
Komsomolsk am Amur
Portnen(ko) Kir(ill) Iako(vlevich)
Портненко Кир(илл) Яко(влевич)
125
Potashkin
Поташкин
148
Potoshkii
Потошкий
Prikhodin I. S.
Приходин И. С.
147
Prilutskii
Прилуцкий
161
Ort
Bemerkung
Seite
откуда
283
примечания
146 Krasnoslobodin
148
Краснослободин
164
Mary
engl. Name
186
weiße Kreide
165
Moskau
233 senkrecht
mit Stein geschrieben
Khabarovsk
английское Имя Мары
Москва
121
вертикально
написано камнем
235
166
белым мелом
Хабаровск
241
Dnepropetrovsk
Name doppelt
152 183
182
Сталинград имя повторно Комсомольскна-Амуре
Днепропетровск
284
Dokumentation
Name/ Vorname/ Vatername
Фамилия/ Имя/ Отчество
Verzeichnis der Namen
Ort
Bemerkung
Seite
Prokofev A. A.
Прокофьев А. А.
202
Proshliakov
Прошляков
119
Prosvirnik F. S.
Просвирник Ф. С.
198
Pshenichkin
Пшеничкин
202
Puzanov Viktor
Пузанов Виктор
174
Radishevskii N. R.
Радишевский Н. Р.
247
(R)aikhelg(auz) (Р)айхельг(ауз)
_aikhelg_
183
Rakitanskii
Ракитанский
154
Rakitin
Ракитин
191
Raskazov
Расказов
154
Rasulov M.
Расулов М.
190
Red_
Ред_
Redkozubov E. N.
Редкозубов Е. Н.
183
Riabok_
Рябок_
186
Rita
Рита
Rodion(ov)
Родион(ов)
Rodsevil(o)v
Родсевил(o)в
Rogatina
Рогатина
Rogozianov
Рогозянов
Romanchikov
Романчиков
Romanchuk
Романчук
176
Romanchuk A. I.
Романчук А. И.
152
(-iakov, -umov, -isov)
unter Vlaskov, sehr klein Ryasan
откуда
_айхельг_
(-яков, -имов, -иcов)
175
под Власковым, очень мелко
205 148
примечания
Рязань
191 Shshelkovo, Moskauer Gebiet
156 hinter Mileshkin
Moskau
Щелково, Московская обл. за Милешкиным
203 233
Москва
Dokumentation
Verzeichnis der Namen
Name/ Vorname/ Vatername Romanchuk G. I.
Фамилия/ Имя/ Отчество
Ort
Bemerkung
Романчук Г. И.
Romanenko Sh. Романенко Ш.
Seite
откуда
285
примечания
152 Kishinev
215 zwischen blauer Kreide
Кишинев между синим мелом
182
Romanovskii
Романовский
Romashenko
Ромашенко
Kiev
161
Киев
Romashkov
Ромашков
Moskau
177
Москва
Rotenstein
Ротенштайн
157
Rozina
Розина
202
Rubanov
Рубанов
Rubinovets
Рубиновец
205
Rubtsov L. A.
Рубцов Л. А.
164
Ruchkin Vasilii
Ручкин Василий
174
Rudala Valia
Рудала Валя
Belaya Glinia
173
Белая Глиня
Rychkov S. I.
Рычков С. И.
Taschkent
155
Ташкент
Rychkov V. I.
Рычков В. И.
Rychkov V. I.
Рычков В. И.
Sachuk
Сачук
Safonov
Сафонов
Safonova
Сафонова
148
Safronov N. V.
Сафронов Н. В.
173
Sakhabudinov
Сахабудинов
Sakhorukov A. P.
Сахоруков А. П.
229
Samoilov
Самойлов
149
Sannikov
Санников
Sapozhkov K. M.
Сапожков К. М.
165
Sapunov
Сапунов
175
Orel
121
Орёл
164 Tsheliabinsk
175
Челябинск
119 sehr klein unter Belitskii
Division Brandenburg
Division Brandenburg
182
163
163
мелкий шрифт под Белицкий
Дивизия Бранденбург
Дивизия Бранденбург
286
Dokumentation
Name/ Vorname/ Vatername
Фамилия/ Имя/ Отчество
Verzeichnis der Namen
Ort
Bemerkung
Seite
neben Altai
254
откуда
недалеко от Алтая
Saratsinov
Сарацинов
Saroshilev
Сарошильев
182
Sasha
Саша
125
Satarov
Сатаров
Savelev
Савельев
131
Savostin
Савостин
176
Savrukhin
Саврухин
119
Sazonov Vasilii Alekseevich
Сазонов Василий Алексеевич
Sebertsev
Сeбeрцев
148
Semchenko P. A.
Семченко П. А.
183
Semenov V.
Семенов В.
Moskau
199
Москва
Seregin N. K.
Серегин Н. К.
Kaluga
247
Калуга
Sergeev
Сергеев
Serkov
Серков
164
Shakhrai
Шахрай
148
Sharifsianov
Шарифсянов
Sharipov
Шарипов
161
Shchegolev Vo- Щеголев lodia Володя
125
Gorki
173
Dorf Vysokaia, Pitelenskii Bezirk, Riazansker Gebiet
183
weiße Kreide
Taschkent
Rostov
Shchegolkov
Щегольков
162
Shcherbakov V. M.
Щербаков В. М.
247
Shenin
Шенин
119
Sherstiukov A. M.
Шерстюков A. М.
Sherstiukov N. M.
Шерстюков Н. М.
Sherstnev
Шерстнев
auch Seite 175
Горки
д. Высокая, Пителенский р-н Рязанской области
259
155
примечания
белым мелом
Ташкент
Ростов
154 175
sehr klein
156
очень мелко
Dokumentation
Verzeichnis der Namen
Name/ Vorname/ Vatername
Фамилия/ Имя/ Отчество
Ort
Bemerkung
Seite
Shevchenko
Шевченко
Shevchenko
Шевченко
Shevelev P. A.
Шевелев П. А.
Shindriaev
Шиндряев
199
Shmatko N.
Шматко Н.
165
Shmid Anton
Шмид Антон
241
Shomin
Шомин
Shpakov
Шпаков
Shpakov P.
Шпаков П.
Shuman N. K.
Шуман Н. К.
172
Shumskii Petr
Шумский Петр
155
Shushliapin
Шушляпин
146
Shutiaev V. F.
Шутяев В. Ф.
Shuva(lоv)
Шува(лов)
Shvets
Швец
Sidorenko
Сидоренко
Sikhetsov
Сихецов
Silivanchuk
Силиванчук
Simen I.
Симен И.
Simonov
Симонов
Siniavskii
Синявский
Sinitsyna
Синицына
Siuziukin Aleksandr Nikolaevich
Сюзюкин Александр Николаевич
Sliian
Слиян
Sobel V. F.
Собел В. Ф.
Sobol
Соболь
164
Sobolev
Соболев
257
Soflenko
Софленко
253
Sokolov
Соколов
198
откуда
287
примечания
155 Ukraine
173
Украина
Astrakhan
153
Астрахань
weiße Kreide
173
белым мелом
166 Moskau
149
Kursk
190
Москва
Курск
125 doppelt Dalibek
176 241
повторно Дaлибeк
137 senkrecht
154
вертикально
165 Tatarstan
137
Татарстан
175 Chkalov
197 SAN
191
Чкалов САН
226 blaue Kreide
152
синим мелом
288
Dokumentation
Name/ Vorname/ Vatername
Фамилия/ Имя/ Отчество
Verzeichnis der Namen
Ort
Bemerkung
Seite
Sokolov P. S.
Соколов П. С.
Sokolova Aida
Соколов Алда
Soldogin
Солдогин
Solod
Солод
Solodukhin A. A.
Солодухин А. А.
233
Solonik L.
Солоник Л.
197
Solov(ev)
Соловь(ев)
124
Solov(ev)
Соловьев
149
Solovev
Соловьев
175
Solovev
Соловьев
235
Solovkin S.
Cоловкин C.
(Sp)iridonov
(Сп)иридонов
186
Starovoit_
Старовойт_
221
Stepanov N. P.
Степанов Н. П.
175
Strelov
Стрелов
Streltsova
Стрельцова
Streltsova
Стрельцова
Strugov
Стругов
Stuzhnev
Стужнев
Subbotin
Субботин
Suchan
Сучан
Sukhlinin V.
Сухлинин В.
183
Sukhorikov
Сухориков
232
Sulikov
Суликов
119
Suranova
Суранова
183
Surchaev A. N.
Сурчаев А. Н.
171
Surkov
Сурков
146
Surkov S. Evd.
Сурков С. Евд.
откуда
примечания
142 Kaukasus
175
Кавказ
191 weiße Kreide
Fragment
hinter dem Schrank
164
белым мелом
244
фрагмент
129
за шкафом
156 Ural
157
Урал
187 Khabarovsk
166
Хабаровск
187 Rostov
187
S. Evdokimovich
146
Ростов
С. Евдокимович
Dokumentation
Verzeichnis der Namen
Name/ Vorname/ Vatername
Фамилия/ Имя/ Отчество
Ort
Bemerkung
Seite
откуда
Surtok
Сурток
161
Taganskaia
Таганская
156
Tambiev
Тамбиев
Taraburin
Тарабурин
Gorki
153
Горький
Taraskevich
Тараскевич
Minsk
161
Минск
Tatarenko Aleksandr
Татаренко Алексaндр
Tatarkin
Татаркин
Telbin K.
Телбин К.
155
Teliatov
Телятов
182
Temkov
Темков
Tikhomirov U.
Тихомиров У.
Timofeeva Kira
Тимофеева Кира
143
Timofeeva Kira
Тимофеева Кира
154
Timofeevich
Тимофеевич
Kharkov
Timokhin
Тимохин
Сhkalov
Timoshenko
Тимошенко
Timur
Тимур
131
Tishchenko Zina
Тищенко Зина
241
Tiurin
Тюрин
244
Tobo_e
Тобо_е_
232
Todorov V. I.
Тодоров В. И.
Tognets N.
Тогнец Н.
177
Toiakov
Тояков
166
Tokin Vasilii
Токин Василий
Toniev
Тониев
weiße Kreide
157
289
примечания
белым мелом
183 Kursk
Krim
Donbass
Gomel
153
Курск
sehr klein
166
очень мелко
mit Stein geschrieben
257
написано камнем
weiße Kreide
hinter dem Schrank
155
Харьков
247
Чкалов
129
Крым
162
199 152
Донбас
Гомель
белым мелом
за шкафом
290
Dokumentation
Name/ Vorname/ Vatername
Фамилия/ Имя/ Отчество
Torasenko Konstantin Fedotovich
Торасенко Константин Федотович
Torodev
Тородьев
Toropov
Торопов
Tostanovsk(ii)
Verzeichnis der Namen
Ort
Bemerkung
Kaukasus
Seite
откуда
225
Кавказ
247 202
Орел
Тостановск(ий) Pervomaysk
124
Первомайск
Tsiruk
Цирук
155
Tsurikova Nata_
Цурикова Ната_
183
Tunitskii N. A.
Туницкий Н. А.
137
Turaev K.
Тураев К.
Tushkova
Тушкова
Udelenko
Уделенко
Upyr
Упырь
247
Uraichik G. G.
Урайчик Г. Г.
152
Uraichik G. G.
Урайчик Г. Г.
165
Ushenko
Ушенко
257
Uzev Vova
Узев Вова
173
Valin I. E.
Валин И. Е.
170
Vania
Ваня
125
Vankevich K. L. Ванкевич К. Л.
примечания
Orel
blaue Kreide
191
синим мелом
187 weiße Kreide
Weißrusse
blaue Kreide
164
173
Varvarov V. A.
Варваров В. А.
Vasilev
Васильев
Vasili_ I. E.
Васили_ И. E.
167
Veremchuk
Веремчук
131
Vereshenko
Верешенко
175
Vereshev N. K.
Верешев Н. К.
175
Veseliaev
Веселяев
154
(Veselovskii)
(Веселовский)
215
Vesnitskaia
Весницкая
253
Vidmysh
Видмыш
белым мелом
Беларусь
синим мелом
165 Tula
124
weiße Kreide
136
Тула
белым мелом
Dokumentation
Verzeichnis der Namen
Name/ Vorname/ Vatername
Фамилия/ Имя/ Отчество
Viltrovich Vladimir
Вильтрович Владимир
Vinokurova T. V.
Винокурова Т. В.
Vintsentov
Винцентов
Ort
Bemerkung
Seite
sehr klein, senkrecht
154
Shakhty „Artem“
Virchenko N. G. Вирченко Н. Г.
214
откуда
291
примечания
очень мелко, вертикально Шахты „Артeм“
weiße Kreide
164
белым мелом
ohne Foto
124
без фото
(Vi)shnevskii
(Ви)шневский
Tashkent
203
Vitia
Витя
146
Vladi_
Влади_
157
Vlasenko I. K
Власенко И. К.
245
Vlasenko K. I.
Власенко К. И.
241
Vlaskov
Власков
205
Vlaskova
Власкова
Vodinok
Водинок
191
Volkova
Волковa
229
Volodin N. Ia.
Володин Н. Я.
198
Volodintsev L.
Володинцев
221
Volokhin
Волохин
Vonshikov
Воншиков
Voronevskii
Вороневский
Voropaev
Воропаев
171
Voroshilova
Ворошилова
183
Vovk A. M.
Вовк A. M.
173
Wolff Gerhard
Вольфф, Герхард
Zadorozhnaia Mariia
Задорожная Мария
Zaitsev Grig. Grigorii
Зайцев Григ. Григорий
156
Zakhonenok
Захоненок
154
Zakhovaev V.
Заховаев В.
124
Zakir
Закир
191
kaum lesbar
weiße Kreide
Ташкент
172
едва читаемо
164
белым мелом
247 sehr klein
Kreide, Spiegelschrift Belaya Glinia
186
очень мелко
мел, зеркальный шрифт
165 173
Белая Глиня
292
Dokumentation
Verzeichnis der Namen
Name/ Vorname/ Vatername
Фамилия/ Имя/ Отчество
Zamakhovskii
Замаховский
Zarubin
Зарубин
202
Zavgorodnii
Завгородний
154
Zharkova
Жаркова
182
Zharkova
Жаркова
183
Zhdanov
Жданов
172
Zhenia
Женя
174
Zhilin E. E.
Жилин Е. Е.
Kishinev
215
Кишинев
Zhitmarev
Житмарёв
Leningrad
209
Ленинград
Zhosliuk
Жослюк
Zhmerinka
157
Жмеринка
Zhukov T. A.
Жуков Т. А.
Altai
251
Aлтaй
Zhukovsk(ii) A. R.
Жуковск(ий) А. Р.
Zhuneva M.
Жуневa М.
236
Zhutchenko
Жутченко
171
Zina
Зина
171
Zlobin
Злобин
176
Zolin_
Золин_
167
Zolotarevskii
Золотаревский
Zverev M.
Зверев М.
229
Zvukov
Звуков
166
Ort
Bemerkung
Kirovograd
weiße Kreide
Moskau
Seite
откуда
152
Кировоград
129
149
примечания
белым мелом
Москва
293
Die Autorin Karin Felix (Jg. 1949) war von 1991 bis zu Ihrem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2014 die einzige fest angestellte Mitarbeiterin beim Besucherdienst des deutschen Bundestages im Reichstagsgebäude. In dieser Funktion hat sie neben der Betreuung von Staatsgästen vor allem unzählige Führungen durch das Gebäude betreut und Berlinern wie Gästen aus dem Inund Ausland das Haus und seine lebendige Geschichte gezeigt sowie parlamentarische Abläufe erklärt. Mit dem ersten persönlichen Auffinden eines Namens an den Wänden des Reichstages im Nordflügel auf der Plenarsaalebene hat sie das Thema der sowjetischen Inschriften an den historischen Wänden des Reichstages nicht mehr losgelassen. Ergebnis ihrer jahrelangen Nachforschungen bei Betroffenen und Nachfahren ist dieses Buch.
DIE GRAFFITIS IM REICHSTAGSGEBÄUDE
Ergänzt durch eine historische Einordnung bietet dieser dokumentarische Bildband einen umfangreichen und eindringlichen Blick auf die erhaltenen Inschriften und ihre Provenienz – und macht so ein Stück Berliner und gesamtdeutscher Geschichte lebendig.
Ich war hier – Здесь был
Karin Felix, Expertin für diese Inschriften und langjährige Besucherführerin im Reichstagsgebäude, versammelt in dieser Dokumentation erstmals alle noch vorhandenen Graffitis und lässt Menschen mit besonderem Bezug zu den Schriften zu Wort kommen. Ihr Anliegen ist, das Positive persönlicher Begegnungen zu betonen und den Erinnerungen der ehemaligen Soldaten einen Platz im Geschichtsbewusstsein zu verschaffen.
FELIX
„Hier war ein Kerl aus dem russischen Kuskovo.“ – Diese Worte hinterließ ein sowjetischer Soldat im Frühjahr 1945 auf einer Wand des Reichstagsgebäudes, das die Rote Armee während der Schlacht um Berlin eingenommen hatte. Hunderte Schriftzüge mit Holzkohle und Kreide befinden sich dort noch heute. Zum Vorschein kamen sie erst Jahrzehnte später wieder – durch den Umbau des Gebäudes in den Jahren 1995 bis 1999.
KARIN FELIX
Ich war hier Здесь был DIE GRAFFITIS IM REICHSTAGSGEBÄUDE