Handbuch für Untersuchungsrichter als System der Kriminalistik: Teil 2 [6., umgearb. Aufl. Reprint 2020] 9783112351642, 9783112351635


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German Pages 578 [584] Year 1914

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Handbuch für Untersuchungsrichter als System der Kriminalistik: Teil 2 [6., umgearb. Aufl. Reprint 2020]
 9783112351642, 9783112351635

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HANDBUCH FÜR

UNTERSUCHUNGSRICHTER ALS

SYSTEM DER KRIMINALISTIK VON

m

H A N S GROSS

O. ö. PROFESSOR DES STKAFP.EOHTS AN DER OAROLA-FRANCISCA GRAZ

SECHSTE, UMGEARBEITETE AUFLAGE

MIT 157 ABBILDUNGEN IM TEXT

II. TEIL

1914 MÜNCHEN, BERLIN UND LEIPZIG J. SCHWEITZER VERLAG (ARTHUR SELLIER).

C. Einzelne Fertigkeiten. X I I . Abschnitt.

Das Zeichnen und Verwandtes. 1. Allgemeines. Unter den vielen Dingen, die der UR. wissen oder können soll, gibt es einzelne technische Handgriffe, die er unbedingt gelernt haben muß, wenn er nicht alle Augenblicke in schwierige Lagen kommen, und auch die anderen, die nach ihm in derselben Sache arbeiten, in dieselben Lagen bringen will. Vor allem erfordert es der Ernst und die Wichtigkeit seiner Arbeit, daß alles aufgewendet wird, um Klarheit und Sicherheit in die Erhebungen zu bringen, Irrtümer und Zweifel zu beseitigen, daß namentlich das Äußerste daran gesetzt werde, um die Beschuldigung oder gar die Verurteilung eines Unschuldigen zu verhindern; man muß wissen, daß oft durch einen mächtigen Stoß von Protokollen nicht soviel Aufklärung geboten wird, als durch eine einzige Skizze, einen kleinen Abklatsch oder ähnliche Hilfsmittel. W e r von einem anderen gearbeitete Akten studieren muß, wird es wiederholt erfahren haben, daß er sich auf Grund von Protokollen eine Vorstellung der Sache gebildet hat, die sich später als falsch ergab, als er eine flüchtige Skizze im Akte gefunden hatte; nur eine solche gibt richtige Anschauungen. Aber auch für sich selbst erleichtert der UR. die Sache wesentlich, wenn er sich in gewissen Dingen helfen kann, wenn er nicht mühsam herumbeschreiben muß, was sich mit leichter Arbeit hätte technisch darstellen lassen und wenn er bei fortschreitender Arbeit an einer vorliegenden Zeichnung Anhaltspunkte für Überlegungen und Vernehmungen finden kann. Im Verlaufe der Arbeit beginnen Aufregung und Angst den UR. zu quälen, wenn sich die Sache anders gestaltet, als es anfangs schien, und wenn sich dann ein wichtiges Beweismaterial nicht mehr beischaffen läßt, bloß weil der UR. sich seinerzeit nicht zu helfen wußte, einen technischen Handgriff nicht kannte und so das heute wichtige Beweisstück unwiederbringlich zugrunde gehen ließ. Zauberkünste zu lehren vermag niemand, ebensowenig wird es möglich sein, H a n s G r o ß , Hdb. f. UR.

6. Aufl. II.

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Manuelles überhaupt. Skizzieren.

eine kurzgefaßte Anleitung zu geben, wie man ein geschickter Zeichner werden kann, wohl aber kann man einige Ratschläge geben, freilich nur für den, der wenigstens über einige Geschicklichkeit verfügt. Ich möchte fast behaupten, daß ein manuell hervorragend ungeschickter Mensch ebensowenig zum UR. als zum Operateur, Maschinentechniker oder Mikroskopiker taugt. E i n e g e w i s s e h a n d l i c h e G e s c h i c k l i c h k e i t i s t a u c h in u n s e r e m F a c h e n ö t i g . Der UR. muß zu oft selber Hand anlegen und sich selbst etwas schaffen, als daß er jedesmal irgend jemanden holen kann, der ihm hilft, und der es schließlich in der Regel nicht so gut macht, als es der UR. gemacht hätte, wenn er nicht gar so ungeschickt wäre. Es geht weiters manuelle Geschicklichkeit meistens mit einem g e w i s s e n Scharfblicke Hand in Hand, d. h. wer jene hat, muß nicht auch diesen haben, wohl aber hat erfahrungsgemäß fast jeder, der Scharfblick besitzt, auch eine geschickte H a n d ; es sieht aus, als ob Geschicklichkeit und Scharfblick nur zwei Symptome e i n e r gewissen Befähigung seien, und daß der UR. Scharfblick haben muß, dürfte kaum bezweifelt werden. Auch ist jedem jungen Juristen, der einst UR. werden will, auf das Dringendste zu raten, daß er keine Gelegenheit versäume, um irgendeine technische Fertigkeit zu erlernen. Sieht oder hört er, wie einer irgend etwas macht, so denke er niemals: dies gehe ihn nichts an, dies könne er nicht brauchen — ich wiederhole: Der UR. kann a l l e s brauchen, was Wissen und Können heißt, und wenn er heute einige Minuten aufwendet, um jemanden bei irgendeiner Hantierung zuzusehen, so erspart er sich für später vielleicht Stunden und Tage einer Arbeit, die doch nicht das ersetzt, was er damals hätte erlernen können. Zudem wird der UR. zu solchen Erlernungen kaum eine Zeit verwenden müssen, die ihm irgendwo abgeht, in der Regel kann er hierzu welche verwenden, die sonst ohnehin verloren wäre und die er in dieser Weise noch nutzbringend anwenden kann. Betrachten wir zuerst die für den UR. notwendigste Fertigkeit:

2. Das Zeichnen. Es fällt mir nicht ein, hier eine Anleitung zum Zeichnen 1 ) für jene zu geben, die keinen Begriff von der Bleistiftführung besitzen. Solche Leute werden überhaupt als UR. oft einen schweren Stand haben. Ebensowenig will ich Leute belehren, die Zeichenunterricht genossen haben und wenigstens gut krokieren können, wohl aber möchte ich jenen weiterhelfen, die ein wenig zeichnen können, aber in der Art zu skizzieren, wie wir sie brauchen, keine Erfahrung haben. Die Aufgaben, die in dieser Richtung dem UR. gestellt wer») Vgl. P. K a h l e in H. Groß' Archiv Bd. VII p.80, unbedingt aber ibidem die drei außerordentlich wichtigen Arbeiten von W e i n l i c h XXIX, 227; von E h r a e r XXIX, 1 und von L e c h n e r XXXII, 110.

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Genauigkeit beim Messen.

den können, haben einen beschränkten Umkreis. Es wird niemand verlangen, daß der UR. den Schauplatz eines Kampfes, der zwischen Jägern und Wilderern stattgefunden hat, landschaftlich darstellen soll, oder technisch die Stelle, wo ein großes Eisenbahnunglück geschehen ist. W i r d hier die bildliche Darstellung nötig, so muß diese auf photographischem Wege oder durch einen Techniker geschehen. Was a b e r vom UR. verlangt werden kann, ist die Lieferung einer Skizze eines Innenraumes im Hause, einer W o h n u n g , der U m g e b u n g eines Hauses oder einer größeren Fläche in der Landschaft oder ähnliches. Ich bemerke gleich hier, daß ich dringend rate, namentlich alle Skizzen über Häuser, Wohnungen, Zimmer und Landschaften, soferne diese nicht zu ausgedehnt sind, dann Zeichnungen von Verletzungen an Menschen und Sachen, von Werkzeugen und anderen Gegenständen, von Spuren usw. auf dem sogen. Millimeterpapier zu entwerfen. Dieses Papier bekommt man in allen Schreibwarengeschäften, es ist in Zentimeter und Millimeter eingeteilt und erleichtert die Arbeit des Zeichnens und Abiesens um ein überraschend großes Stück i ) . Als e r s t e Regel hat zu g e l t e n : V o r a l l e m p e i n l i c h s t e G e n a u i g k e i t i m M e s s e n . Wird nur ungefähr gemessen, so m u ß dies ausdrücklich beigesetzt w e r d e n ; ebenso darf n i e m a l s mit u n g e f ä h r r i c h t i g e m Maße gemessen und g e n a u e s Maß eingesetzt w e r d e n ; man mißt o f t z. B. 70 Schritte ab, rechnet sie in Meter um und setzt ins Protokoll „56 M e t e r " — d i e s d a r f g r u n d s ä t z l i c h n i e g e s c h e h e n ; liest man „ 7 0 Schritte", so weiß jeder, daß dies nicht genau sein k a n n ; steht im Protokoll aber „56 M e t e r " , so glaubt jeder, es seien diese sorgsam ausgemessen worden und später kann es dann gerade auf einen halben Meter ankommen. Es mag ja richtig sein, daß f ü r viele Fälle flüchtige Skizzen, lediglich nach dem Augenmaße gemacht, vollkommen genügen werden ; sind solche gut gemacht, so liefern sie von der Sachlage häufig eine bessere Ansicht, als die genaueste Darstellung, die im einzelnen auf den Zentimeter genau ist, im allgemeinen aber eine unrichtigere Vorstellung gibt als das sogenannte Croquis. Dieses ist vielleicht in allen Details falsch, aber es ist von einem weiteren Gesichtspunkte aus aufgenommen und bringt daher den Beschauer, der ja auch nicht alles nachmißt, am besten dahin, wo ihn der Zeichner haben will. Aber ein solches Croquis zu entwerfen ist nicht leicht, und g u t macht es nur ein geschickter Zeichner, der diese Belehrungen ohnehin nicht braucht. Jedenfalls muß es aber ausdrücklich bemerkt werden, wenn das Croquis bloß nach dem Augenmaße angefertigt wurde. Ein ungeübter Zeichner muß durch Genauigkeit das ersetzen, was ihm an Geschicklichkeit abgeht, a m w e n i g s t e n d a r f e s ') Vgl. Rudolf E h m e r , „ D a s Skizzieren auf Millimeterpapier" in H. Groß' Archiv Bd. X X I X p. 1. Besonders empfiehlt sich für solche Arbeiten ein Zeichenblock aus Millimeterpapier (Carl Schleicher u. Schüll in Düren, Rheinland, s. Kommissionstasche p. 162). D i e s e Blocks (zu 100 Blatt) sind zu haben in der Größe: 22X28, 2 1 x 3 4 , 26X36, 44X57'/« cm. Man erhält solche und einfachere Blocks mit Millimeterpapier ebenfalls in j e d e m größeren Schreibwarengeschäft. 41*

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Zeitpunkt, wann zu skizzieren ist.

aber ein Z e i c h n e r versuchen, ein G e m i s c h darzustellen, das zum T e i l e aus mit dem B a n d m a ß e Gemessenen, zum T e i l e nach dem A u g e n m a ß e A u f g e n o m m e n e n b e s t e h t . Da wird nie etwas Ordentliches daraus; man hat nicht die Unmittelbarkeit des im ganzen Aufgefaßten und nicht die Verläßlichkeit des sorgfältig Vermessenen, man hat nur die Fehler beider Arten des Wiedergebens. In dieser „gemischten" Weise wird aber oft vorgegangen: es wird z. B. jede Ausdehnung eines Zimmers genauestens vermessen und eingezeichnet, die Einrichtungsstücke werden aber „nur so flüchtig" nach dem Augenmaße oder nach dem von weitem daran gehaltenen Maßstabe geschätzt und eingezeichnet: die Folge davon ist die: daß es „nicht ausgeht", daß nämlich für das letzte Einrichtungsstück an einer Wand zuviel oder m wenig Raum bleibt, oder daß der zuletzt für die Mitte des Zimmers freibleibende Platz zu groß oder zu klein ausfällt, oder daß zum mindesten die fertige Skizie „durchaus nicht den richtigen Eindruck machen will". Auf diesen „richtigen Eindruck" kommt es aber oft gerade a n ; man kann sich dann nach der Skizze z. B. nicht vorstellen, daß sich dort dies und jenes abgespielt haben kann, und es entwickeln sich unnötigerweise scheinbar gerechtfertigte Zweifel, die unterblieben wären, wenn die Skizze „den richtigen Eindruck" gemacht hätte. Sollen später, nach neuerlichen Erhebungen, neue Einzeichnungen gemacht werden, so „geht es wieder nicht recht a u s " — alles nur deshalb, weil zum Teile richtig, zum Teile unrichtig gezeichnet worden ist. Genauigkeit sei also erste Regel. Als z w e i t e sei genannt: M a n s u c h e ü b e r d a s g a n z e zu S k i z z i e r e n d e e i n e n v o l l e n Ü b e r b l i c k zu g e w i n n e n , b e v o r m a n a n d i e A u s a r b e i t u n g g e h t . Daß dies oft nicht so gemacht wird, sieht man vielen Skizzen auf den ersten Blick an. Es wird bei irgendeinem Zipfel zu arbeiten begonnen und meistens solange fortgezeichnet, nicht, bis man alles verzeichnet hat, sondern so lange als das Papier reicht. Nebensächliches ist genau und auf vorteilhaftem Platze dargestellt, Wichtiges ist vernachlässigt, kurz, man sieht, daß zu arbeiten begonnen wurde, bevor der Zeichner wußte, was er zu machen hat. Unbedingt nötig ist es also, daß zuerst der g a n z e fragliche Raum abgegangen wird, daß man sich klar macht, was wichtig ist und was wichtig sein kann, wie weit die Skizze ausgedehnt, von welchem Punkte, in welcher Richtung aufgenommen werden muß, und wie die Skizze zu halten istj damit sie bei der seinerzeitigen Benützung am bequemsten und deutlichsten zu verwenden ist. S i e m u ß i m K o p f e f e r t i g s e i n , b e v o r der Bleistift zur H a n d g e n o m m e n wird. Als d r i t t e Regel gelte: M a n s u c h e d e n r i c h t i g e n Z e i t p u n k t zu f i n d e n , w a n n d i e S k i z z e a u f g e n o m m e n w i r d . Dieser ist ziemlich genau fixiert: die Aufnahme darf nicht eher geschehen, als bis man soweit orientiert ist, daß man genau weiß, was und wie aufzunehmen ist, sie muß aber geschehen sein, wenn mit Vernehmungen begonnen wird. Wird zu früh gezeichnet, so treten

Regeln iür das Skizzieren.

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die oben geschilderten üblen Folgen ein, wird zu spät gezeichnet, so geht Mühe, Zeit und Klarheit verloren. Denn wenn man einen Zeugen abhört, bevor man die Skizze anfertigte, so wird man z. B. sagen müssen: „Bei dem ersten Fenster rechts vom Eingange, welcher östlich vom Pferdestalle liegt"; während man dann, wenn man die Skizze schon fertig hat, lediglich sagt: „Beim Fenster F". Solche, Zeit und Mühe raubende Bezeichnungen können aber zahlreich vorkommen, so daß der Verlust nicht unbeträchtlich ist. Es ist aber auch die; Benützung der Skizze für jeden lästig, der sich mit ihr befassen muß, wenn er bei jedem Zeugenprotokolle erst die langatmigen Beschreibungen durchstudieren muß, bis er endlich herausbringt, daß die umständlich beschriebene Türe einfach die Türe T der Skizze ist, daß unter dem „Wohnzimmer" das Zimmer W gemeint ist, und daß unter dem „großen Holzapfelbaume nächst der Fuchsbauern-Behausung" (wobei aber weder die Qualität des Baumes, noch diese Behausung auf der Skizze ersichtlich ist) einfach der „Baum B " der Skizze gemeint ist. Gar verwirrend kann die Sache werden, wenn dasselbe Objekt in verschiedenen Aktenstücken verschiedene Benennungen erhält. Es kann z. B. der UR. am Tage der Aufnahme des Lokalaugenscheines im Befundsprotokolle eine Türe als „die an der nordwestlichen Seite des Hauses befindliche zweite Türe von der Straße aus gerechnet" bezeichnet haben; wird nun nach Wochen ein Zeuge vernommen, so hat der UR. die genannte Bezeichnung vergessen und sagt im Protokolle: „Die gegen den Bach führende, näher gegen das Dorf Altenberg gelegene Türe". Und wer das Ganze liest, bedarf umständlicher topographischer Erhebungen, um los zu bekommen, daß beidemale d i e s e l b e Türe gemeint ist; lag aber die Skizze rechtzeitig vor, so ist und bleibt die fragliche Türe stets „die Türe T der Skizze". Es kann freilich notwendig werden, daß auf der Skizze noch nachträglich Einzeichnungen vorgenommen werden müssen, wenn bestimmte Objekte durch Vernehmungen usw. Bedeutung erlangen, daran liegt aber nichts, wenn nur die Skizze für die Vernehmung fertig vorliegt. — Zuletzt sind noch einige kleinere Regeln zusammenzufassen: 1. Man vergesse nie, die Weltgegend (und zwar nicht nach einem gelegentlichen Blick auf den Sonnenstand, s o n d e r n n a c h d e r M a g n e t n a d e l ) zu bestimmen und ersichtlich zu machen. 2. Man messe alles selbst und verlasse sich nie auf fremde Vermessungen. 3. Man zeichne nichts Überflüssiges, was nur Unklarheit und Schwierigkeiten hervorbringt 1 ). 4. Man verlasse sich n i e , g r u n d s ä t z l i c h n i e , darauf, daß man die Sache zu Hause „genauer ausführen werde", daß man „aus dem Gedächtnisse einzelne Details nachtragen werde", und wie die Tröstungen alle heißen, die man sich zu sagen pflegt, wenn man für 1 Das ist eben der Vorteil jeder gezeichneten Skizze gegen eine Photographie — diese bringt in oft konfusmachender Weise einfach alles, was da ist, jene enthält nur das notwendigste, oder soll es wenigstens allein enthalten.

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Skizzieren eines Zimmers.

heute endlich einmal fertig sein möchte. Man merkt sich die Sachen eben nur solange, als man an Ort und Stelle ist, und den frischen Eindruck, den man von der Sache hat, jeden Augenblick wieder erneuern kann. Ist man einmal zu Hause, so setzt man sich auch nicht sofort an die Arbeit, und kommt man endlich dran, „aus dem Gedächtnisse zu ergänzen", so erinnert man sich nicht mehr gut und ergänzt entweder gar nicht oder, was noch viel schlimmer ist, unrichtig 1 ). 5. Man mache es sich zur Regel, eine Skizze niemals in den Text des Protokolles aufzunehmen, sondern diese stets auf einem a b g e s o n d e r t e n B l a t t e zu zeichnen, das man neben sich hinlegen und mit dem Texte vergleichen kann; ein Zurückblättern ist lästig. Eine Ausnahme bilden ganz kleine, aus wenigen Strichen bestehende Zeichnungen, die man natürlich besser in den Text aufnimmt. 6. Der Maßstab sei ausnahmslos im Dezimalmaße gehalten; und muß immer der Skizze beigegeben werden (entweder z. B.: 1 cm = 1 m oder bloß 1 : 1 0 0 usw.). 7. Die Buchstabenbezeichnungen sind im Felde mit Bleistift einzusetzen, zu Hause wird die Zeichnung in Tinte, besser in Tusch a ) gemacht, die Buchstabenbezeichnung wenn möglich mit r o t e r Tinte, wodurch die Skizze unvergleichlich klarer wird. — Ist die Zeichnung fertig, so tut man gut, sie gegen Beschmutzen, Naßwerden usw. besonders dann zu schützen, wenn sie voraussichtlich öfter, vielleicht auch im Freien, gebraucht, Zeugen vorgewiesen, Geschwornen gezeigt werden muß. Entweder tränkt man die Zeichnung in Zaponlack (bei Händlern mit photographischen Bedarfsgegenständen zu beziehen), oder man übergießt die schräggelegte Zeichnung rasch und gleichmäßig mit einer Lösung von 1 Teil Stearin (geschabte Stearinkerze) in 3 Teilen Kollodium. Beide Verfahrungsarten schützen nach (1/4 Stunde) Trocknen vollständig gegen selbst grobe Insulte 3 ). Zaponlack ist sehr feuergefährlich, darf also n i e bei Licht verarbeitet werden; deshalb ist als bestes Mittel der nicht feuergefährliche, glashelle Zellit in Lösung 4 ) zu empfehlen. Einiges über das Skizzieren wurde schon oben (III. AbschnittJ gesagt; für das eigentliche Zeichnen diene folgendes:

a) Skizzierung eines Innenranmes. Die leichteste diesfällige Aufgabe dürfte wohl die Aufnahme eines einzelnen Raumes im Hause, sagen wir eines Zimmers, sein. ') Johannes H u b e r , „Das Gedächtnis", München 1878. ') Besonders zu empfehlen ist der gelöste französische „unverwaschbare" Tusch, der ebenso verwendet wird wie Tinte und, einmal getrocknet, nicht mehr zu verwaschen ist; derlei Skizzen sind oft mancherlei Fährlichkeiten ausgesetzt, können angeregnet, angeniest, angespuckt werden usw. (z. B. in den Händen der Geschworenen) — sind sie mit unauslöschlichem Materiale hergestellt, so kann dies oft ersprießlich sein. ») Vgl. H. Groß' Archiv Bd. III p. 257 und 348. \ Einstweilen so viel ich weiß, nur zu erhalten aus der ehem. Fabrik vorm. Fritz Beyer in Elberfeld.

Einzeichnen in der Skizze.

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H a t man bloß Ein solches aufzunehmen, so mache man sich vor allem klar, wie g r o ß die Sache werden s o l l ; in der Regel wird es genügen, wenn ein Meter der natürlichen G r ö ß e gleich ist einem Zentimeter auf dem Papiere, so daß das Verhältnis von 1 0 0 : 1 zustande kommt. Man trägt also vorerst eine Seite a b (Fig. 78), im Innern gemessen, auf. Dann überzeugt man sich, ob die Winkel bei a und bei b rechte sind, was man leicht in der W e i s e tut, daß man einen Tisch, der rechte Winkel hat, in die Ecke schiebt, und zusieht, ob er genau hineinpaßt. Ist dies der Fall, so errichtet man in a und b die Senkrechten a d und b c; ist der Winkel kein rechter, so muß der entsprechende Winkel gesucht werden. Am einfachsten ist dies möglich, wenn man ein möglichst steifes Blatt P a p i e r nach und nach so lange

Fig. 78. Skizzierung eines Zimmers.

zuschneidet, bis es genau in den Winkel paßt, worauf man den gefundenen Winkel auf die Skizze (durch Auflegen des Papieres) überträgt 1 ). Dann mißt man die Seiten a d und b c, schneidet sie bei c und d ab, und verbindet c mit d. Nun wird cd in der Natur gemessen und mit c d auf dem Papiere verglichen; s t i m m t e s n i c h t , so ist i r g e n d w o ein F e h l e r , der g e s u c h t u n d k o r r i g i e r t w e r d e n m u ß . Ist die innere W e i t e genau gezeichnet, so geht man daran, die Mauerdicke zu zeichnen ; diese wird bei Türen und Fenstern leicht gefunden, nur hat man bei ersteren die Holzverkleidungen abzurechnen, bei letzteren darauf zu achten, daß man von der Verbindungslinie der Mauerfluchten aus messe, um die richtige Dicke zu erreichen. Kann man die Dicke einer tür- und fensterlosen Mauer (b c) nicht von außen messen, so bemerkt man ausdrücklich, daß diese nicht gemessen werden konnte. Nun werden Fenster und Türen so gezeichnet, wie es in Fig. 78 zu sehen und wie es beim Plänezeichen allgemein üblich ist. Ist dann noch die Höhe des Zimmers angegeben, so geht man an das Einzeichnen der *) Die Länge der Schenkel hat ja auf die Größe eines Winkels keinen Einfluß und es kommt nur auf die Neigung an.

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Kreuzprojektion.

Einrichtungsstücke; d i e s e w e r d e n g r u n d s ä t z l i c h d e r D e u t l i c h k e i t w e g e n mit j e n e n B u c h s t a b e n b e z e i c h n e t , mit w e l c h e n i h r N a m e b e g i n n t , also Bett mit B, Ofen mit O, Schreibtisch mit Sek, Kasten mit K, Nachttisch mit N, Commode mit C, die vier Sesseln mit S', S", S'", S"".

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Fig. 79. Kreuzprojektion nach Ehmer.

Das Einzeichnen erfolgt in der Weise, daß man eine Wand nach der andern vornimmt; man mißt von der Ecke bei a bis zum Beginne des Schreibtisches, dann diesen, dann von diesem bis zum Fenster usw. Stets kontrolliere man, wenn man eine Seite beendet hat, indem man die einzelnen Maße (also von Ecke a bis zum Schreibtisch, dann Länge dieses, dann von diesem bis zum Fenster, das Fenster selbst, von diesem zum Kasten, dann Breite des Kastens) zusammenaddiert, und mit der ganzen Länge der Zimmerseite vergleicht. Stimmt dies nicht, so muß so lange gemessen werden, bis alles stimmt. Natürlich wird auch hier die Weltgegend eingezeichnet.

Kennyeres'sche plastische Kreuzprojektion.

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Fig. 80. Plastische Kreuzprojektion nach Kennyeres.

E i n e nicht g e n u g zu e m p f e h l e n d e Art der D a r s t e l l u n g e i n e s Z i m m e r s mit E i n r i c h t u n g ist d i e „ K r e u z p r o j e k t i o n " 1 ) . D i e S a c h e l ) Zuerst vom Grazer Untersuchungsrichter Dr. E h m e r in einem großen Mordprozeß mit Erfolg angewendet (nicht von Kennyeres, wie manchmal behauptet wird — dieser hat das Verfahren durch die Angabe der „Schachteldarstellung" [Fig. 80] ausgebildet).

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Skizzieren einer Wohnung.

sieht wesentlich schwieriger aus, als sie ist, erspart viele Hilfsskizzen und Beschreibungen und ist außerordentlich übersichtlich ( F i g . 79). Der Sinn des Ganzen geht dahin, daß auf jeder Seite des den Fußboden darstellenden Polygons ein Rechteck angesetzt wird, dessen senkrechte Seiten die Stubenwände darstellen. An die so erhaltenen Vierecke werden die an der Wand stehenden Möbel projiziert, also in ihrer Höhe und Breite, nicht aber in ihrer T i e f e und zwar in der v e r m e s s e n e n Höhe und Breite eingezeichnet und im Anschluß an die im Grundriß des Bodens gezeichneten Gegenstände; selbstverständlich erscheinen alle jene Einrichtungsstücke, die in den Ecken stehen, dreimal: also auf dem Fußboden und auf jeder Wand an der sie stehen, in der entsprechenden Ausdehnung. Ich wiederhole, daß diese Art der Darstellung keine besonders große Mühe macht und den besten Erfolg sichert. In gewissen Fällen, wenn z. B. sowohl auf dem Boden, als an der Wand Blutspritzer sichtbar sind, ist sie unersetzlich. — Diese Methode der Kreuzprojektion hat K e n n y e r e s 1 ) vortrefflich ausgebildet, um in besonders heiklen Fällen das Bild noch viel anschaulicher machen zu können. Man zeichnet dann die Skizze so wie zuerst gezeigt ( F i g . 80), aber auf ziemlich starken Karton, allenfalls, wenn es Bedeutung hat, auch die Stubendecke V. dazu, und schneidet das ganze aus. In allen Kanten wird ein ganz seichter Schnitt geführt, um die Wände aufbiegen zu können, was man dann auch bei Demonstrationen tut. Fig. 80 zeigt die Situation w ä h r e n d des Aufbiegens. Will man nun irgend etwas deutlich machen, sagen wir z. B. die Verteilung von Blutflecken und Blutspritzern auf zwei Seiten des Ofens selbst, auf beiden, die Ofenecke bildenden Wänden, etwa auch auf dem Fußboden und auf der Stubendecke, so biegt man die Wände I, II und III mit der Decke rechtwinklig auf, hält sie mit der Hand in dieser Stellung, läßt aber die Wand IV herabgebogen, so daß man in das „ Z i m m e r " hineinschauen kann. Handelt es sich um mehrere Momente, die man zeigen will, so muß natürlich derselbe Vorgang mit den entsprechenden Wänden nach und nach wiederholt werden. W e r diese Darstellung einmal versucht hat, wird von der Zweckmäßigkeit überrascht sein, und sie öfter anwenden. —

b) Skizziernng einer Wohnung. Bedeutend mehr Schwierigkeiten wird die Zeichnung einer Wohnung oder gar eines ganzen Hauses bieten. Bezüglich des Maßstabes verbleibe man auch hier, wenn nur anders möglich, bei dem früher genannten 100 : 1, so daß 1 m = 1 cm ist. Vor allem trachte man, den Bauplan des Hauses zu bekommen, welcher häufig beim Hause ') In H. Groß' Archiv Bd. X X I I Tafel II.

Skizzieren einer Wohnung.

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a u f b e w a h r t w i r d ; erhält man diesen, so ü b e r p r ü f e man ihn g e n a u 1 ) , und fertige, wenn er wirklich als richtig b e f u n d e n wurde, nach diesem seinen Plan an. Meistens wird aber ein solches Hilfsmittel nicht vorhanden sein, und dann muß man den Plan selber machen. Das Wichtigste liegt darin, daß man sich auch hier eine richtige Operationsbasis wählt, d. h. daß man in der W a h l jenes Raumes glücklich ist, von wo man zu zeichnen beginnt. Ist dieser gut ausgesucht, so schließt sich alles andere leicht an. In der Regel wird man hierzu jenen Raum w ä h l e n 2 ) , in den man vom Haupteingange aus zuerst

Flg. 81. Skizzierung einer Wohnung.

kommt. W i r würden also in einem gewählten Falle (Fig. 81) hierzu den Vorraum V wählen, bei dem schon von außen zu sehen ist, daß seine gegen Südost gelegene W a n d in einer Flucht mit einer W a n d des Stiegenhauses St und der Küche K laufen muß. W i r tragen also auf der Linie a b vorerst etwa in der Mitte die Breite des Vorraumes V auf, schließen nach Süden die Mauerdicke, die Tiefe der Küche K und abermals die Dicke der H a u p t m a u e r a c an, ebenso nach Osten die Mauerdicke, die Tiefe des Stiegenhauses St und die Dicke der Mauer b d, und haben so die Frontlänge des Hauses fixiert. Diese ist der Sicherheit halber von außen nochmals im ganzen nachzumessen. Kann man überhaupt von außen zukommen, so wird man sofort die Länge von a c und b d messen und auftragen, dann kehrt man wieder zum Vorräume V zurück, dessen beide Längsseiten aufgetragen werden. Ist auch die dem H a u p t e i n g a n g e gegenüberliegende Seite eingezeichnet, so kann man sich im W o h n z i m m e r W da') Ganz richtig ist ein solcher Plan allerdings selten, da Baumeister und Bauherr während des Baues regelmäßig Änderungen vornehmen; auch die Ungeschicklichkeit des Baupoliers läßt oft etwas in Wirklichkeit anders werden, als es auf dem Plane angegeben war; namentlich findet man Türen oft um nicht Unbeträchtliches verschoben oder weggelassen oder angebracht, obwohl dies im Plane anders gedacht war. *) Häufig wird der Fehler begangen, daß mit dem Räume zu zeichnen begonnen wird, in welchem das Verbrechen begangen wurde; ist dieser nicht zufällig günstig gelegen, so kommt man mit der Einteilung selten richtig zustande.

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Zeichnung von Wohnungen etc.

von überzeugen, daß die letztgenannte Wand in einer Flucht bis zur Wand a c läuft, worauf c d gemessen und eingezeichnet wird. Mißt man nun noch die Südwestseite des Arbeitszimmers A und die Breite des Stiegenhauses St, so ergeben sich alle Ausdehnungen von A, Sch und St von selbst. Auf der Südwestseite des Hauses nehmen wir wahr, daß eine Wand schräge g e h t ; es müssen also beide Seiten der Küche K nach Südwest und Nordost gemessen werden, worauf sich die Länge und die Neigung der schrägen Mauer von selbst ergibt. Nun ist noch die Nordwest- und Nordostseite der Speisekammer Sp zu vermessen, die anderen Dimensionen von R und des Dienstbotenzimmers D ergeben sich von selbst. Viel anders ist die Sache auch hier selten. Das Wichtigste bleibt immer: Fixes Ausgehen von einem genau vermessenen Räume, dann die Überlegung, wie man sämtliche Längen erhält, und wie man sich eine Anzahl Messungen ersparen kann. Das letztere ist in alten, winkelig gebauten Häusern allerdings nicht zulässig, da man sonst

hig. 82. Unregelmäßige Bauart.

falsch zeichnet und mit den Einteilungen nicht zu Ende kommen kann. In solchen Häusern, die manche Um- und Zubauten erfahren haben, besitzen die Mauern oft absonderliche Stärkeverhältnisse. Eine Mauer kann in dem einen Zimmer die Dicke von einem Fuß haben, in gleicher Flucht fortlaufen und im nächsten Zimmer mit einer Stärke von drei Fuß oder mehr weitergehen, ohne daß dies heute, nach geänderten Bauverhältnissen, mehr motiviert wäre. Aber auch allir.ählig kann sich eine Mauer verstärken, so daß ihr horizontaler Querschnitt eine dreieckige oder trapezartige Form annehmen kann. Ich habe dies einmal sehr empfindlich erfahren, als eine Anzahl von Häftlingen entwich. Das Gerichtshaus war in einem alten ehemaligen Kloster untergebracht. Man gelangte von einem weitläufigen Corridore C (Fig. 82) auf der einen Seite in die Kerkerzellei KZ usw., und am Ende des Korridores in das sogenannte Aufnahirszitnmer A, in welchem die eigenen Kleider der Häftlinge aufbewahrt wurden. Wie man an der Türe von C nach A wahrnehmen kennte, war dort die Mauer abnorm stark, so daß dieser Eingang (mit schwerer, eiserner Türe verwahrt) einen tunnelartigen Eindruck machte. Jeder von uns glaubte natürlich, daß diese Mauer ii der

Zeichnung eines H a u s e s mit U m g e b u n g .

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gleichen Dicke fortlaufe, bis an einem Morgen mehrere H ä f t l i n g e in der meben A gelegenen Zelle die Mauer nach A durchbrochen hatten und durch die Fenster von A entflohen waren. An der Durchbruchstellce war die Mauer kaum schuhdick, das Durchbrechen hatte keine S t u n d e erfordert. W a r u m die Mauer so keilförmig gebaut war, w u ß t e niem.and. Ich erwähne dies hier, um zu zeigen, daß man beim Skizzenzteichnen auf die merkwürdigsten Dinge stoßen kann, die aber, soll die Skizze richtig werden, alle berücksichtigt werden wollen. H a t man die Skizze eines Stockwerkes gezeichnet und muß auch das darüberliegende Stockwerk dargestellt werden, so kann man sich im großen und ganzen an die erste Skizze halten. Man vergesse aber nicht, daß die H a u p t m a u e r n im nächsthöheren Stockwerke um je einen Ziegel schwächer, die Zimmer also nicht unbedeutend größer werden. Ebenso können im oberen Stockwerke Zwischenmauern weggelassen worden sein. Ist aber eine neue Mauer dazugekommen, so i s t deren Vorhandensein schon im unteren Stockwerke bemerkbar gewesen, da diese entweder auf einem gewölbten Bogen (sogenannter G u r t e ) oder auf einem eisernen T r ä g e r (schienenartiger Balken aus gewalztem Eisen) aufruhen muß, wenn es nicht Fachwerkmauern, Gipsdielenwände usw. waren. Nachmessungen sind daher unbedingt nötig.

c) Skizzierung der Umgebung eines Hauses.1) E i n e solche Skizze kann selbständig benützt werden oder so gedacht sein, daß sie nur das Allgemeine gibt, während das Innere des Hauses als Detail zur Hauptskizze dargestellt wird. Bei einer solchen Skizzierung wird die R a u m f r a g e schon einer eingehenderen Oberlegung unterzogen werden müssen. Vor allem muß man sich klar sein, auf welche Fläche (halben, ganzen Bogen usw.) das Ganze kommen soll; weiters, was von der natürlichen Fläche genommen werden muß. Am leichtesten wird man zu einem Schlüsse gelangen, wenn man sich den Raum, welcher unbedingt gebracht werden muß, flüchtig abmiBt. Mindestens die H ä l f t e dieses Maßes muß nach allen Seiten für die sogenannten „Anschlüsse" zugegeben werden, damit der unbedingt notwendige Flächenraum in der umgebenden Gegend orientiert ist. Gesetzt also, man wollte die ganze Skizze auf einem Viertelbogen Schreibpapier, also auf einer Fläche von 20 cm Breite und 17 cm Höhe entwerfen, so m ü ß t e man vorerst wissen, welche Ausdehnung die unbedingt aufzunehmende Fläche hat. Sagen wir, diese bestünde aus einem eingezäunten Garten, in dem ein Wohnhaus, Still und Wirtschaftsgebäude liegen. Für diesen Garten haben wir die H ä l f t e der Papierbreite, also 10 cm übrig, so daß rechts und ') Vgl. außer den genannten Arbeiten von W e i n l i c h , K a h l e , E h m e r und L e c n n e r auch W e i g e 1, „Anleitung zum milit. Planzeichnen", Berlin 1904; H o d e r l e i n , „Anleitung z u m Krokieren", 3. Aufl., Würzburg 1902; V i s c h e r , „Winke für die Anfertigung von Krokis und Skizzen", Berlin 1903; K u t z e n , „Anleitung zur Anfertigung v o n Krokis", 3. Aufl., Berlin 1897; v. R e i t z n e r , „Siiuationszeichnungsschule", Wien, Seidel & Sohn.

650

Zeichnung eines Hauses mit Umgebung.

links j e 5 cm für den „Anschluß" bleiben. Wir schreiten die Länge des Gartens ab und finden 748 Schritte, der Schritt zu 80 cm angenommen, gibt rund 600 m. Diese müssen auf 10 cm aufgetragen werden: wir haben demnach das Verhältnis 600 A« : 10 cm, also 60 000 cm : 10 cm, oder als Maßstab 6000 : 1, d. h. es müssen auf 1 cm Papier 60 m wirklicher Raum aufgetragen werden, oder 1 mm Papier bedeutet 6 m Wirklichkeit. Wollen wir also ein Haus von 20 m Frontlänge einzeichnen, so darf es knapp 3 mm ( 3 x 6 = 1 8 ) breit ausfallen. Die Rechnung ist einfach, und ist man einmal soweit, daß man weiß, wie groß ein Millimeter auf dem Papier in Wirklichkeit ist, so ist die übrige Arbeit leicht. Wir tragen also für unseren Fall auf einer zur Grundlinie erwählten Linie ab (Fig. 83, auf 1/4 verkleinert), die 600 m — 10 cm auf, messen die Linien a c, c d, d e und e b, nehmen für je 6 m Wirklichkeit 1 mm für das Papier und tragen

F i g . 83. S k i z z i e r u n g der U m g e b u n g e i n e s H a u s e s (auf 7< reduziert).

die so gefundenen Längen mit dem Zirkel auf. Die Winkel bei c, d, e zu messen wäre zu schwierig. Wir ziehen also eine Hilfslinie von d senkrecht auf a b, messen diese, sowie die Teile der a b, und finden so ohne Winkelmessung die Punkte c, d und e. In gleicher Weise geschieht die Vermessung und Einmessung des Hauses und der Nebengebäude, und man geht an die Darstellung des eigentlich wichtigen Terrains, hier des Gartens. Was daselbst zu zeichnen sein wird: Wege, Gartenhaus, Kulturen usw., ist nach dem jeweiligen Zwecke verschieden. Überflüssiges ist zu vermeiden, immer aber zu erwägen, was vielleicht wichtig werden könnte. Zuletzt geht man daran, den „Anschluß" zu geben, also das Terrain ringsherum zu zeichnen, soweit es zur Orientierung nötig ist, etwa wie es auf der Skizze (die absichtlich denkbar einfach gegeben ist) dargestellt erscheint. Bei solchen Skizzen bediene man sich der sogenannten „konventionellen Bezeichnungen" 1 ), wie sie von den alten Landkarten übernommen und dann beim militärischen Kartenzeichnen weiter ausgebildet wurden. Diese Zeichen sind überall verbreitet und werden überall verstanden, selbst von Leuten, die darüber keine beson*) S o heißen sie in Österreich; in Deutschland nennt man sie „topographische Signaturen" oder „Aufnahme-Signaturen".

651

Terraindarstellungen.

dere Aufklärung erhalten haben, da die meisten dieser Zeichen s o signifikant sind, daß sie nicht leicht mißverstanden werden können. E i n e Skizze, die konventionell b e z e i c h n e t wurde, g e w i n n t an K l a r h e i t und Übersichtlichkeit, wird leicht und rasch verstanden und zeigt, daß mit G e n a u i g k e i t und S o r g f a l t v o r g e g a n g e n worden ist. Ich g e b e diese Zeichen nach dem offiziösen „ F e l d t a s c h e n b u c h e für T r u p p e n O f f i z i e r e " von Karl P r é v ó t und Karl von S t r a n s k y 1 ) , da die hier g e g e b e n e n , für den G e b r a u c h im F e l d e b e s t i m m t e n Zeichen die einfachsten und überall verbreitet sind. A u ß e r diesen Zeichen g i b t es noch eine R e i h e ähnlicher, die a b e r e n t w e d e r f ü r unsere G e g e n den überflüssig sind (z. B. R e i s f e l d e r , K r i e g s h ä f e n ) , oder die nur rein militärische B e d e u t u n g haben. E s ist nicht schwer, die D a r s t e l l u n g dieser Zeichen zu erlernen *). Am einfachsten und sichersten ist es freilich, sich die H a n d g r i f f e dazu von einem Erfahrenen zeigen zu l a s s e n ; findet man aber niemanden, der dazu behilflich wäre, s o muß man sich s e l b s t einüben und nach den hier f o l g e n d e n F o r m e n das Nachmalen zu erlernen trachten. H i e r b e i halte man einige K l e i n i g k e i t e n f e s t : man benütze eine f e i n e und elastische Feder, trachte sehr klare, reine Linien zu ziehen und diese dort, w o sie d o p p e l t vorkommen ( S t r a ß e n , F a h r w e g e usw.), möglichst parallel zu machen ; die Bezeichnungen d e r Kulturen ( W i e s e n , W a l d u s w . ) zeichne man recht klein und m a c h e d i e S c h l a g s c h a t t e n g e n a u h o r i z o n t a l : a l s o bei W a l d einen Kreis, links Haarstrich, rechts Schattenstrich, darunter und knapp daran nach rechts ein genau horizontales Strichelchen usw. E b e n s o bei den W i e s e n b e z e i c h n u n g e n , w o g e g e n der S c h l a g schattenstrich bei einzelnen Bäumen, Kreuzen, Feldbrunnen e t w a s nach aufwärts gehen muß. Man erleichtert sich die Arbeit wesentlich, wenn man zum Zeichnen s o g e n a n n t e Kartenfedern verwendet, die schon die entsprechenden B r e i t e n haben, um die Zeichen richtig ausfallen zu machen. W e i t e r s g e w ö h n e man sich die f ü r diese Arbeiten h e r k ö m m liche F e d e r h a l t u n g an, die darin besteht, daß die F e d e r nicht w i e beim Schreiben auf der V e r e i n i g u n g s t e l l e von Daumen und Z e i g e finger, sondern auf dem ersten G l i e d e des M i t t e l f i n g e r s und dem dritten G l i e d e des Z e i g e f i n g e r s (von der F i n g e r s p i t z e an g e z ä h l t ) a u f r u h t ; anders g e s a g t : das H a l t e n der F e d e r mit den Spitzen von Daumen, Z e i g e - und M i t t e l f i n g e r bleibt dieselbe, nur wird der o b e r e T e i l der F e d e r die auf dem, Daumen und Z e i g e f i n g e r verbindenden B o g e n ruht, über den Handknöchel des Z e i g e f i n g e r s auf dessen drittes G l i e d g e s c h o b e n . D i e F e d e r läuft dann ziemlich parallel mit dem oberen und dem unteren R a n d e des P a p i e r s , und b r i n g t die Schattenstriche von s e l b s t dort, wo sie hingehören, nämlich auf die rechte S e i t e des Gezeichneten, was der A n n a h m e entspricht, daß das Licht von links einfällt. W i l l man sich gut einüben, so mache *) Mit einigen, dort nicht enthaltenen E r g ä n z u n g e n . *) D i e s e Z e i c h e n v e r m ö g e n die m e i s t e n Unteroffiziere können also auch für den UR. nicht zu schwierig sein.

zu

benützen,

sie

652

Konventionelle Bezeichnungen.

man alle B e z e i c h n u n g e n zuerst ziemlich g r o ß und dann i m m e r kleiner, bis sie die nötige Kleinheit erreichen, welche, w i e erwähnt, n o t w e n d i g i s t , wenn die Z e i c h n u n g n e t t u n d k o r r e k t aussehen soll. G e r a d e Linien zeichne man w o m ö g l i c h nicht mit der freien H a n d , sondern mit dem L i n e a l ; die b e s t e Z e i c h n u n g sieht nachlässig und unwahrscheinlich aus, wenn die Linien zitternd und krumm daherlaufen. Straßen über 5 m breit. Straßen über 2,5 m breit. Straßen unter 2,5 m breit. Fahrwege. Schmale Fahrwege. Saumwege. Fußwege. Zweigeleisige Eisenbahn. Eingeleisige Eisenbahn. Politische ßezirksgrenze. —

Gemeindegrenze. Steile Wegstellen. Terrainstufen (rideaux).

^ ^

^

^

Wasserlauf mit Brücke u. Steg. ^

Bach. Zäune, lebende und geflochtene. .

Planken. Mauern.

i n n

Wohngebäude.

653

Topographische Signaturen.

r

^

a

E E H

Weingärten.

E T w I - _

Hopfenfeld.

i

Wirtschaftsgebäude.

Ä

C Ö

Schlösser.

*

Kapelle.

A

Denkmal.

S-

Bildstock. Fabrik. Steinbruch. Tümpel, Teich. Quelle. Gefaßte Quelle, Brunnen.

#

Zisterne. Friedhof.

;

Feldbrunnen. Lehm- oder Schottergrube. Einzelne Bäume. Acker, Felder. Wiesen. Kreuz. Wirtshaus.

H a n s G r o ß , Hdb. f. UR.

6. Aull. II.

42

654

Kartensignaturen. 1

Grenzzeichen.

X

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_

Grenzbäume.

t_ na

Wegweiser. Sändstrecken. Wald. Gärten. Nasser Boden.

»

Kloster.

i

Kirche.

Blau — Karmin —

Gewässer Wohngebäude. *

Hellgrau — Terra Siena —

Waldfarbe Schichtenlinien

Chromgelb — Umbraun — Schwarz — Indischrot —

Felsen Gletscher Weingärten

Ultramaringrün — Zinkgrün —

Hutweiden Wiesen

Seidengrün — Olivgrün —

Wege

Gärten

Gestrüppe

Hat man eine Skizze mit diesen militärisch - konventionellen Zeichen versehen, und will man sie noch deutlicher machen, so verschaffe man sich ein, beim Militär jetzt allgemein eingeführtes „Krokieretui" mit 12 Farbstiften (um 75 kr. = 1,25 Mark bei Schwanhäuser, Wien I, Johannesgasse 2). Auf diesen Etuis ist die Verwendung angegeben, so daß diese leicht geschehen kann. Natürlich muß die Bedeutung der Farben auf der Skizze selbst wieder angegeben sein. Die aufgewandte Mühe ist gering, der Erfolg ein überraschender. —

d) Skizzierung eines größeren Teiles der Landschaft. Diese schwierigste der aufgezählten Aufgaben wird nicht selten vorkommen. Spuren können oft vom Tatorte weit wegführen, die Frage, ob und was von einem ferneren Standpunkte aus gesehen werden kann, mag wichtig geworden sein, Beziehungen zwischen einem Punkte in der Landschaft zu einem anderen, sind vielleicht bloß durch eine Skizze klarzulegen usw. Auch bei dieser Aufgabe sei das erste, sich darüber zu orientieren, wie viel aus der Landschaft auf-

655

Skizzieren im Terrain.

zunehmen ist. Diese Frage ist in unserem Falle viel schwieriger zu behandeln, als in den früheren, da schon einmal die größere Ausdehnung das Begehen und Ansehen umständlicher und mühsamer gestaltet, und da die Aufnahme oder Nichtaufnahme einer gewissen Partie sofort viel ausmacht. Man wird sich daher in einem solchen Falle durch vorläufige Vernehmungen und Besprechungen genauer unterrichten müssen, um sich darüber klar zu werden, wie viel man aufnehmen soll. Ist dies sichergestellt, so wird die Ausdehnung zu vermessen sein, am einfachsten wohl durch Abschreiten. Die Anzahl der Schritte wird mit 8 multipliziert und dann die letzte Stelle wegstrichen (1 Schritt = 80 cm), also z. B. 600 Schritte mit 8 multipliziert — 4800, letzte Null weg ergibt 600 Schritte = 480 m. Nun mißt man das Papier, welches man für den gedachten Zweck verwenden will, ab und sucht ein bequemes Verhältnis zwischen der aufzunehmenden Landschaft und dem vorhandenen Papiere herzustellen. Sagen wir, die zu zeichnende Fläche habe eine Länge von 1842 Schritten und eine Breite von etwa einem Drittel der Länge. Wir wollen zur Zeichnung einen der Länge nach genommenen halben Bogen Schreibpapier (35 cm lang und 21 cm breit) verwenden. Die 1842 Schritte auf Meter gebracht, geben 1185 m, die wir auf 1200 abrunden; 1200 m = 120 000 cm : 35 = 3428,6, was wir als Verhältniszahl auf 3500 abrunden; das anzunehmende Verhältnis ist also 1 : 3500, d. h. auf 1 cm Papier müssen 35 m der Natur kommen, oder auf 1 mm Papier 31/2 m der Natur. Nun haben wir ein bequemes Maß; wir messen jeden Teil in der Natur ab, reduzieren 35 m auf 1 cm und tragen dies ,auf. Haben wir also ein Straßenstück mit 460 m abgemessen, so dividieren wir 460 : 35 = 13,1, wir haben also die Straße mit 13 cm und 1 mm aufzutragen. Noch bequemer ist es, sich einen Maßstab für die Reduktion zu machen. Sagen wir z. B., das Objekt sei 320 Schritte = 256 m lang, während das Papier 35 cm mißt; das Verhältnis: 25 600 cm : 35 cm = 761 ergibt abgerundet zirka 700, so daß 1 cm Papier = 7 m Natur darstellt. Wir haben also: 1 cm = Im, 2 cm = 14 m, 3 cm = 21 m, wobei wir schon stehen bleiben und sagen können: 3 cm = 20 m, d. h. wir machen auf dem1 Papier einen Strich von 3 cm Länge, welchen wir dann mit dem Zirkel auf dem Maßstabe auftragen, bis wir z. B. 100 m haben. Mit diesem Maßstabe ist es leicht arbeiten. Wäre die Verhältniszahl (statt oben 700) 900, so sagen wir 1 cm = 9 m, 2 cm = 18 m, 3 cm = 27 m, . . . 9 cm = 81 m, oder rund: 9 cm = 80 tri. Wir nehmen also einen Strich von 9 cm, teilen ihn in 8 Teile und wissen, wie groß 10 cm sind, wonach der Maßstab gemacht wird. Große Erleichterung bietet Millimeterpapier (p. 639). Für die eigentliche Arbeit tritt der günstige Fall dann ein, wenn sich der Länge nach, quer durch die aufzunehmende Fläche, eine möglichst gerade Linie zieht, z. B. eine Straße, ein Weg, eine Eisenbahn, ein Wasserlauf, ein Zaun, eine aneinanderschließende Reihe von Kulturgrenzen usw. Daß man eine solche Linie hat, erleichtert die Ar42*

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Aufnehmen einer Landschaft.

beit so wesentlich, daß es sogar zu raten ist, im Notfalle die Operationsbasis etwas zu verlegen, wenn es dadurch möglich wird, eine solche gerade Linie (Basis) zu bekommen. Man muß dann zwar auf die Skizze mehr nehmen, als unbedingt nötig ist, man gewinnt aber dadurch so viel an Erleichterung und Sicherheit, daß sich dies doch l o h n t Findet man eine solche gerade Linie durchaus nicht, was aber selten vorkommen wird, so konstruiert man sich eine solche dadurch, daß man eine Linie ideal durch bestimmte Fixpunkte (Haus, einzelner Baum, Orenzenecke u. dgl.) legt, und diese Linie zur Basis der Arbeit macht. Irgendwie geht das Ding jedesmal.

Fig. 8«. Skizzierung eines größeren Teiles der Landschaft.

Nehmen wir also ein Beispiel für eine solche Arbeit an der Skizze Fig. 84 die natürlich um vielfaches verkleinert erscheint; in Wirklichkeit müßte sie um das Dreifache größer sein, um alles einzeichnen zu können, was eigentlich dargestellt werden soll. Der günstigste Fall für uns wäre der, daß eine Straße ungefähr horizontal quer über die Skizze läuft (a b ) : ist dies nicht der Fall, so* werden wir die Kulturgrenzen von c bis d wählen, da die Raine der Äcker und Wiesen gegen den Wald und die danebenliegende Wiese ja auch annähernd eine gerade Linie bilden, die überblickt und gemessen werden kann. Im äußersten Falle müßte man sich die geraden Linien denken: Vom Hause unter e bis zum „weitsichtbaren" Baume unter f bis zur Grenze des Weingartens unter g g und von da bis zum Bildstock unter h. (Die Buchstaben wurden a u ß e r die Skizze gestellt 1 ), um diese viel zu klein angefertigte Darstellung nicht unklar zu machen.) Nehmen wir also an, die Situation sei so, wie oben dargestellt, so ') Das wird man immer dann tun, wenn entweder die Zeichnung aus irgendeinem Grunde besonders klein gehalten werden m u ß , oder, wenn auf der zwar größeren Skizze so vielerlei einzuzeichnen ist, daß für die Buchstaben kein Raum bleibt. Freilich hilft man sich in letzterem Falle wesentlich dadurch, daß man auch hier die Buchstaben mit roter Tinte einzeichnet.

Aufnehmen einer Landschaft.

657

werden wir zuerst die Straße einzeichnen und nun a l l e Vermessungen von dieser aus machen. Man wird also beim Punkte a beginnen, die Straße entlang gegen b gehen und vorerst alle Punkte abschreiten, umrechnen und einzeichnen, welche dadurch entstehen, daß andere Linien die Straße schneiden; also zuerst rechts und links die Kreuzung des Fahrweges, dann rechts den Anlauf eines Ackerraines, links den des Wiesenraines, rechts wieder Wiesenrain, links Waldrain und Weingartengrenze, dann rechts Anlauf des lebenden Zaunes, links Weingartengrenze, rechts Ackerrain, endlich Brücke. Dann mißt man noch bis zum Punkte b, addiert alle Maße und kontrolliert, ob dies zur ganzen Länge von a b, die früher gemessen war, stimmt. Stimmt dies nicht, so muß nachgemessen und korrigiert werden. Nun denkt man sich Senkrechte von allen aufzunehmenden Punkten auf die Operationslinie (Straße) errichtet und mißt sowohl diese als auch jene Strecke, welche vom Punkte a bis zu jenem Punkte reicht, an welchem die genannte Senkrechte die Straße trifft, d. h. man geht, die Schritte zählend, von a solange auf der Straße fort, bis man nach dem Augenmaße annehmen kann, daß eine hier auf die Straße gezogene Senkrechte das Haus (unter dem Punkte e) treffen wird *). Die gefundene Strecke der Straße wird auf der Skizze aufgetragen und nun geht man, wieder Schritte zählend, auf das Haus los und trägt diese Distanz auf. Hat man richtig gezählt und den rechten Winkel nur annähernd richtig getroffen, so muß das Haus genau auf dem richtigen Flecke eingezeichnet sein. Ebenso macht man es nun mit allen folgenden Punkten und Rainen; jeder Punkt wird durch zwei Messungen bestimmt: zuerst auf der Straße die Lage nach rechts und links, dann im rechten Winkel von der Straße, die Lage nach oben und unten. In einzelnen Fällen kann man sich eine der Messungen ganz oder zum Teile ersparen. Wenn man z. B. die Lage des Hauses unter e sicher bestimmt hat, so kann man die mit der Straße ungefähr parallel laufende nächste Grenze zwischen den zwei Wiesen gleich direkt messen, indem man vom Hause aus parallel mit der Straße gegen Osten geht, und so den Beginn der Wiesen, ihre Breite und dann die Lage des „weithin sichtbaren" Baumes (unter /) bestimmt. Dann mißt man, etwas gegen Süden gehend, die kleine Strecke bis zum Beginne des Waldes, nun seine Breite, dann gegen Norden gehend, die kleine Strecke bis zum Anfange des Weingartens, dazu seine Breite gegen Osten und die Entfernung bis zum Wasserlaufe und von diesem bis zur Feldkapelle. Natürlich behält man hierbei seine Operationslinie, die Straße, fortwährend im Auge, um auf der richtigen Höhe zu bleiben. Zur Kontrolle mißt man dann zuletzt die Senkrechte vom letzten Punkte (Feldkapelle) bis zur Straße und überzeugt sich, ob man in der richtigen Entfernung geblieben ist. l ) D i e s e s A u g e n m a ß (die Senkrechte zu finden) hat merkwürdigerweise fast jeder Mensch; viel irrt man sich hierbei nicht leicht,

658

Darstellung eines Teiles einer Stadt.

e) Darstellung eines Teiles einer Stadt. Verhältnismäßig oft wird es notwendig, einen Teil einer dicht verbauten Fläche: einige Straßen und Plätze oder bloß eine Straße und deren Anschlüsse planmäßig zur Darstellung zu bringen. Dies kann aus zwei Gründen geschehen müssen. a ) Darstellung in kleinem Maßstabe. Handelt es sich darum, bloß überhaupt aus irgendeinem Grunde die Lage mehrerer Straßen zueinander klar zu machen, oder zu zeigen, welchen W e g jemand gemacht hat, oder gemacht haben kann, oder wie die Entfernungsverhältnisse stehen, oder ob und von w o eine Beobachtung geschehen sein kann, so genügt auch ein verhältnismäßig

Fig. 85.

kleiner Maßstab, derjenige, der gewöhnlich bei der Aufnahme von Stadtplänen usw. benützt wird — z. B. die oft vorkommende Verhältniszahl 1:5760. Braucht man eine derartige Darstellung, so sucht man sich vor allem einen Plan der betreffenden Stadt zu verschaffen, was in den meisten Fällen gelingen wird. Dann orientiert man sich, welchen T e i l des Planes man braucht und zeichnet diesen auf Pauspapier 1 ) sorgfältig und genau durch. Dann macht man die nötigen Bezeichnungen: wichtige Gassennamen, Markierung der kritischen Stelle, des frag') Kann man sich durchaus kein solches verschaffen, so nimmt man ein Stück möglichst dünnes (Briefpapier, bestreicht es mit Petroleum, zeichnet, und legt es nach Beendigung des Durchzeichnens auf eine recht warme Stelle (Sonne, Herdplatte, Ofen etc.), wodurch das Petroleum wieder ohne Hinterlassung störender Spuren verdampft-, in längerer Zeit verdampft das Petroleum auch bei g e wöhnlicher Temperatur, wenn das Papier freiliegt.

Darstellung in größerem Maßstäbe.

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Iidien Hauses, der wichtigen Ecke usw. tnit roter Tinte oder Rotstift und klebt dann die Pause zur Schonung vorsichtig auf einen halben Bogen stärkeren Papieres. Das ganze sieht dann z. B. so aus, wie Fig. 85. Ist der betreffende Stadtplan nicht aufzutreiben, so wird die Aufnahme des betreffenden Teiles dem U R . wahrscheinlich nur dann gelingen, wenn es sich um einige wenige, sich im rechten Winkel kreuzende Straßen handelt. Müssen mehrere Straßen gezeichnet werden, kreuzen sich diese in stumpfen o d e r spitzen Winkeln oder ist überhaupt größere Genauigkeit erforderlich, so muß die Aufnahme einem Techniker überlassen w e r d e n ; da man sich in diesen Fällen ohnehin in der Stadt befindet, kann dies keine Schwierigkeiten verursachen. ß) Darstellung in größerem Maßstäbe. Diese wird dann notwendig, wenn auf dem gezeichneten Raum irgend etwas dargestellt werden muß, w a s auf einem klein gezeichneten Plane gar nicht möglich wäre oder Undeutlichkeit verursachen würde. Eine Erleichterung bietet hierbei der Umstand, daß es sich in den meisten dieser Fälle bloß um wenige Straßen, vielleicht bloß um eine mit ihren Anschlüssen handeln w i r d : Unfall, Fahrlässigkeit, Ueberfall, Rauferei usw. Ist die Sache sehr einfach, so zeichnet man die Lage bloß ä la vue, ist sie schwieriger und hat man einen Stadtplan, so zeichnet man durch und vergrößert, etwa nach dem Netzsystem (s. nächstes Kapitel). Ist die Sache noch schwieriger, so muß auch hier der Techniker heran. Die Skizze sieht dann etwa aus, wie Fig. 86. Solche Skizzen haben wohl ausnahmslos nur den Zweck, Einzeichnungen zu erhalten. Hierbei bediene man sich u n b e d i n g t der ausgezeichneten Idee Weinlichs 1 ). Sie geht davon aus, daß jeder Plan aus der Vogelperspektive aufgenommen ist, so daß es sinnwidrig wäre, Figuren, die darauf kommen, anders, als ebenfalls aus der Draufsicht zu zeichnen; in der Tat sieht auch z. B. ein Mensch, den man aus dem Luftballon oder auch nur von einem hohen Turme aus sieht, genau so aus, wie Weinlich sie zeichnet: ein Kreis aus dem vorne die Schuhe hervorstehen, die also gleichzeitig die bei einer solchen Skizze wichtige G e h r i c h t u n g zum Ausdrucke b r i n g e n ; ebenso ist es mit einem Pferde, mit einem Wagen, einem Straßenbahnwagen usw. Und das Vortreffliche hiebei ist, daß das Zeichnen in der Draufsicht nicht bloß das einzig richtige, sondern auch so leicht ist, daß jedes Kind die paar Striche richtig machen kann. Wir haben also auf der Skizze: einen Straßenbahnwagen, auf dem aus der Richtung von Norden ein mit zwei Pferden bespannter Lastwagen zufährt; links daneben sind zwei Menschen zu sehen, von denen der untere gegen Norden, der obere gegen Osten geht. So *) H. Groß' Archiv XXIX, 214; übrigens auch ähnlich beim Skizzieren im Gebrauch.

militärischen

660

Vogelperspektive; Netzzeichnen.

lassen sich auch recht komplizierte V o r g ä n g e in der leichtesten und dazu klarsten W e i s e darstellen. — In der g e n a n n t e n A b h a n d l u n g gibt W e i n l i c h noch eine Reihe wertvoller Fingerzeige z. B. F e s t s t e l l u n g der N e i g u n g einer Straße, Entfernungsbezeichnungen, H ö h e n m e s s u n g e n usw., die dort eingesehen w e r d e n sollen. —

Fig. 86.

Zeichnungen im A u f r i s s e sind h ä u f i g von g r o ß e m W e r t e , diese kann aber n u r der machen, der eben zeichnen kann, und dieser braucht Anleitungen h i e f ü r auch hier nicht.

3. Das Netzzeichnen. H a n d e l t es sich darum, irgendeinen G e g e n s t a n d g e n a u zu zeichnen, der keine g r o ß e A u s d e h n u n g hat u n d e n t w e d e r ganz oder f a s t g a n z flach ist, so erweist sich das o f t e m p f o h l e n e Netzzeichnen als recht zweckmäßig. Es ist leicht d u r c h z u f ü h r e n , kann von j e d e r m a n n gemacht werden, der nicht allzu ungeschickt ist, und gibt verläßliche Darstellungen. Die Idee der Sache b e r u h t darauf, daß man die zu zeichnende Fläche in g r o ß e , sein P a p i e r in kleine Q u a d r a t e einteilt und in die letzteren alles so entsprechend einzeichnet, w i e es in

661

Verkleinerte Zeichnungen.

g r o ß e n Q u a d r a t e n in natura zu sehen ist. Selbstverständlich w e r d e n so die Schwierigkeiten nicht beseitigt, w o h l aber auf ein verhältnism ä ß i g g e r i n g e s Maß z u r ü c k g e f ü h r t ; es wird auch nicht völlige G e nauigkeit erreicht, sondern bloß die U n g e n a u i g k e i t , allerdings sehr wesentlich, verringert. — Sagen wir, es handle sich darum, eine Anzahl von Blutflecken g e n a u zu zeichnen, die auf einem F u ß b o d e n eingetrocknet sind. Die g r ö ß e r e Skizze (Fig 87) soll die Sache in natura, also hier den f r a g lichen F u ß b o d e n , die kleinere die a n g e l e g t e Zeichnung darstellen. Z u e r s t orientiert man sich w i e d e r d a r ü b e r , w a s und wieviel vom F u ß E

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Fig. 88. Z u r A n f e r t i g u n g eines Reliefmodells.

Die Anlegung einer Modellkarte kann auf verschiedene Art geschehen. Die genaueste Karte erhält man durch unmittelbare Übertragung einer Generalstabskarte aus der Planzeichnung in das Reliefmodell. Jede Generalstabskarte ist mit sogenannten Höhenkoten versehen, d. h. mit unregelmäßig kreisähnlichen Linien, die stets jene Punkte des Terrains (um eine Erhebung h e r u m ) verbinden, welche gleich hoch vom Meeresspiegel liegen, sogenannte Isohypsen. Außerdem sind noch die Höhen der einzelnen Punkte in Zahlen (Meter b e deutend) angegeben. Will man nun die Isohypsen zur Darstellung einer Reliefkarte benützen, so stellt man zuerst fest, welchen Teil der Generalstabskarte (oder einer anderen Spezialkarte) man zu diesem ') V g l . die vortrefflichen W e i s u n g e n von S t o c k i s in Ann. d. 1. Société med. leg. de Belgique 1908 („Quelques recherches de pol. scient.").

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Darstellung von Reliefkarten.

Zwecke benützen will. Sagen wir, es sei dies ein rechteckiges Stück der Karte, welches mit den Isohypsen die Fig. 88 darstellen würde. Man nimmt nun ein Stück Pauspapier und zeichnet auf diesem alle Isohypsen so durch, wie sie in- und nebeneinander liegen. Dann wird das Pauspapier rückwärts mit Kohle oder Graphit geschwärzt und j e d e Isohypse auf ein Stück Pappendeckel übertragen, aber nicht mehr i n e i n a n d e r , sondern jede n e b e n der andern, also so, daß z. B. die Isohypse aaa, die bbb, ccc f ü r sich eine Scheibe darstellen; ebenso die a', b', c'; die a", b", c" je eine halbe Scheibe. Alle diese Scheiben werden nun mit einem scharfen Messer ausgeschnitten, so daß jede Isohypse f ü r s i c h eine besondere Scheibe bildet. Sind alle fertig, so werden sie so a u f e i n a n d e r gelegt, wie sie auf der Karte i n e i n a n d e r gezeichnet sind, und wenn sie genau so wieder aufeinanderliegen, werden sie mit Leim oder Kleister aufeinander geklebt. Nun bilden sie die auf der Karte angedeuteten Erhebungen wirklich als solche, nur sehen sie stufenartig aus. Um dies verschwinden zu machen, verstreicht man diese Stufen mit einer Mischung von Lehm und Kleie (letztere verhindert das Springen), die mit Leimwasser angemacht wurde. Auch sogen. Glaserkitt (Schlemmkreide und Leinöl) läßt sich gut dazu verwenden, wenn man zuvor die Pappplatten mit Leinölfirniß getränkt hat. Das Ausschneiden der P a p p e ist sehr mühsam, man nimmt deshalb lieber Platten aus Lehm, die man so erhält, daß man einen Klumpen Lehm mit dem Rollholz (Nudelwalze, Nudelwalker) so lange ausrollt, bis er die entsprechende Dicke hat. Auf diese Platten aus Lehm werden die einzelnen Isohypsen so übertragen, daß man sie mit einer feinen Nadel der ganzen Länge nach wiederholt durchsticht, damit ihre Form auf den Lehm übertragen ist. Aus der Lehmplatte läßt sich nun die Isohypsen-Platte leicht ausschneiden, worauf dann eine Platte auf die andere gelegt w i r d ; die Stufen werden wieder mit Lehm und Kleie verstrichen. Das Aufeinanderlegen der Lehmplatten ist allerdings der mühsamste Teil der Arbeit, wird aber wesentlich erleichtert, wenn man sie auf steifes Papier gelegt hat, das mitausgeschnitten wurde. — Für den ganzen Plattenaufbau dient als Unterlage eine starke Lehmplatte, die auf mehreren Lagen Papier ruht. Das Ganze liegt auf einem Brett (also: Brett, Papier, Lehmplatte, einzelne IsohypsenPlatten der Reihe nach). Das Papier hat den Zweck, daß sich der Lehm beim Trocknen ungehindert zusammenziehen kann, wobei sich das Papier in feine Falten legt. Ruht der Lehm bloß auf dem Brette, so haftet er zu fest darauf, kann sich also nicht zusammenziehen, und bekommt Risse 1 ). Sehr zweckmäßig ist es, dem Lehm Chamottemehl oder Kleie, feine Sägespäne beizumengen, was das Reißen fast vollkommen verhindert. W i e viel man beigeben muß, das hängt von der Qualität des Lehmes a b : man gibt so viel dazu, als die Behandlung des Lehmes verträgt. — Die Dicke der Pappe- oder Lehmplatten wäre theoretisch eigent') D a s ist nicht bloß ein Schönheitsfehler, sondern verursacht auch falsche Distanzannahmen.

Herstellung vonVJReliefkarten.

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lieh eine bestimmte. Hat die Karte, nach der man arbeitet, z. B. den Maßstab 1 : 75000, so ist 1 cm = 750 m, und es dürfte ein Berg von 7 5 0 m bloß 1 cm hoch sein. Dies wäre aber viel zu undeutlich, und da Höhe etwas rein Relatives ist, und man j a nur das gegenseitige Höhen v e r h ä 11 n i s ausdrücken will, so kann man ungescheut jede Isohypsen-Platte mindestens 4 mm (starke Pappendeckeldicke) machen. Die angedeutete Methode hat den Fehler, daß sie in einem zu kleinen Maßstab ausfällt. Man kann das Relief also besser in einer größeren Ausdehnung darstellen und bedient sich der sogen. Nagelmethode. Hierzu bestimmt man zuerst wieder auf der Karte, wie viel man aufnehmen will, schneidet ein entsprechendes rechteckiges Loch in ein Blatt Papier und legt dieses rahmenartig auf die Karte, so daß man gerade nur d a s eingerahmt sieht, was man bearbeiten will. Dann entscheidet man sich darüber, in welchem Maßstabe man die Reliefkarte machen will, sagen wir zehnmal so groß, zeichnet nun die Landkarte vergrößert (also zehnmal so groß) auf ein Blatt Papier, um eine Vorlage zu haben. Auf dieser vergrößerten Zeichnung werden insbesondere alle Punkte markiert, bei welchen auf der Karte eine Höhenangabe gemacht ist. Diese Angaben sind im hügeligen oder gebirgigen Terrain sehr häufig. Nun nimmt man ein Brett von entsprechender Größe, befestigt darauf ein starkes Blatt Papier, legt die vergrößerte Zeichnung darauf und sticht alle Punkte durch, aufweichen eine Höhenangabe ersichtlich ist. Auf jedem dieser Punkte wird ein Nagel ohne Kopf so tief eingeschlagen, daß er gewissermaßen eine Höhenkote bildet. W a r z. B. der Maßstab der Karte 1 : 7 5 0 0 0 , der der Vergrößerung 1 : 7 5 0 0 , so ist im letzteren Falle 1 cm = 15 m. Wir nehmen der Deutlichkeit wegen für die Höhe das Verhältnis 1 Cm = 5 0 / w ; es wird also auf einem Punkte, dessen Höhe mit 3 5 0 m angegeben ist, der Nagel 7 cm hoch ragen, auf einem Punkte, der mit 175 m angegeben ist, wird der Nagel 3,5 cm hoch sein. Hat man alle Nägel in das Brett eingeschlagen und mit dem Millimetermaße richtiggestellt, so wird neben jeden Nagel soviel halbfeuchter Lehm (mit Kleie gemengt) aufgetragen, bis der Nagel vollkommen verschwunden ist. Hat man dies bei allen Nägeln durchgeführt, so werden nach der Karte, noch besser aber nach der Natur, die einzelnen Ausgleichungen mit Lehm vorgenommen und das Relief ist fertig, viel früher als man es erwartet hat. Eine Schwierigkeit besteht darin, daß beim Einschlagen der Nägel die bereits eingeschlagenen erschüttert und gelockert werden, so daß sie oft herausfallen. Deshalb empfiehlt es sich, zuerst alle Punkte, auf die Nägel kommen sollen, zu markieren und dann dort überall Löcher in das Brett zu bohren. In diese Löcher werden dann entsprechend lange Holznägel, am bequemsten Zündhölzer, die man mit einer starken Scheere auf die nötige Länge zugestuzt, und unten in heißen Tischlerleim oder starke Gummilösung, Synthedikon usw. getaucht hat, fest eingedrückt, wodurch man alles Schlagen and Erschüttern spart. — *) Mit Hilfe des N e t z z e i c h n e n s oder eines der p. 662 g e n a n n t e n Apparate.

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Abformen.

Gebäude stellt man aus viereckigen, entsprechend großen Stückchen von Lehm, Kork, Holz usw. dar. Ist das Ganze trocken, so füllt man entstandene Risse, (welche allerdings nicht entstanden sein sollen) wieder mit Lehm aus und kann die Reliefskizze, will man sie gar deutlich machen, mit Wasserfarben bemalen: Felder gelb, Wiesen hellgrün, Wälder grau, Wege dunkelgelb, Hutweiden ultramaringrün, Garten seidengrün, Gewässer blau, Gebäude rot, worauf man schließlich die konventionellen Bezeichnungen mit Tusch aufsetzt, wie bei einer gezeichneten Skizze. (Besser hält man sich bezüglich der Farben an die oben [ p. 654 ] gemachten Angaben.) — Wer sich einer gewissen Geschicklichkeit erfreut, macht übrigens solche Terrainskizzen am besten a la vue, entweder an Ort und Stelle, oder, was auch recht gut geht, nach einer genauen Spezialkarte. Am empfehlenswertesten finde ich den Vorgang, bei welchem man zuerst die Reliefskizze nach der Karte flüchtig entwirft, dann die Gegend in der Natur ansieht und nach dieser Anschauung die Skizze an Ort und Stelle fertig macht. Bei dieser Art der Arbeit schließt man sich am besten den Bedürfnissen des einzelnen Falles an. Das Schwierigste ist freilich der Transport. — Technisch geht man so vor, daß man ebenfalls auf ein Brett zuerst mehrere Lagen Zeitungspapier legt, darauf eine Schicht Lehm aufträgt, die mindestens 4—5 cm dick ist und darauf kommen erst die einzelnen Erhebungen. Nimmt man bloßen Lehm, so kann sich dieser auf dem Papier zusammenziehen, hat man den Lehm mit Sägespänen, Kleie, namentlich aber Chamottemehl usw. gemengt, so zieht er sich ohnehin wenig zusammen und es entstehen überhaupt keine Sprünge. — Ich behaupte nicht, daß diese Arbeiten allzuleicht und rasch herzustellen sind, ich rate auch nur, sie zu machen, wenn der Fall wichtig ist und wenn von der Lokalfrage viel abhängt. Wer aber eine Reliefskizze für solche Fälle macht, wird sich durch den Erfolg belohnt sehen. In vielen Fällen wird es auch möglich sein, die Arbeit durch jemanden hierfür Geeigneten machen zu lassen. In jeder größeren Stadt finden sich Modellierer, Bildhauer, Gipsgießer usw., die für eine solche Sache gut zu verwenden sein werden, und die selbst dann, wenn sie ähnliches gerade noch nicht gemacht haben, sich nach den gegebenen Andeutungen hineinfinden werden 1 ). 5. Abformen und Abklatschen. Dies sind Techniken, die jeder machen kann und die oft wertvolle Behelfe liefern können. a) Das Abformen wird dann zu geschehen haben, wenn die Gestalt kleiner Körper, die aus irgendeinem Grunde nicht in natura zu Gerichtshanden genommen l ) In den S a m m l u n g e n des G r a z e r kriminalist. Institutes steht in der A b teilung „ M u s t e r " eine Anzahl s o l c h e r Reliefdarstellungen, welche die Z w e c k m ä ß i g keit s o l c h e r A r b e i t e n zeigen.

Abformen.

667

werden können, von Wichtigkeit sein kann. Sagen wir z. B. Eindrücke einer abgeschossenen Kugel, kleine Beschädigungen an einer Mauer, Formen irgendeines Möbelstückes, eines Steines usw., das Gebiß oder die Fingernägel eines Getöteten, von dem angenommen werden kann, daß er sich durch Beißen oder Kratzen gewehrt hat, Schlüssellöcher, Schlüsselformen, Gittersprossen und tausend andere derartige Gegenstände. Als Materiale wird man meistens Wachs oder in heißem Wasser erweichte Guttapercha, im Notfalle auch Lehm, Mehlteig, geknetete Krume frischen Brotes usw. n e h m e n ; am besten verwendet man allerdings eine besondere Knetmasse, z. B. 100 Teile Kautschuk, 20 Teile Schwefel, 40 Teile Magnesia, 40 Teile Goldschwefel und 40 Teile Steinko'hlenpech 1 ); gut ist auch das gewöhnliche Modellierwachs, welches man erhält, wenn man 10 Teile weißes Wachs mit zwei Teilen venetianischen Terpentin in gelinder W ä r m e zusammenschmilzt, worauf man nach und nach soviel Kartoffelstärke dazuknetet, bis man die f ü r den betreffenden Zweck und die eben herrschende Temperatur richtige Konsistenz erreicht hat. Vorschriften f ü r andere, gut verwendbare Massen s i n d : 500 gr Wachs schmelzen, dann 60 gr venetianisches Terpentin, 30 gr Schweineschmalz und 360 gr geschlämmten Bolus dazu rühren (alles bei möglichst gelinder W ä r m e ) ; das ganze wird in Wasser gegossen und nach dem Abkühlen gut geknetet. O d e r : 3 Teile W a c h s und 1 Teil Schellack zusammengeschmolzen; o d e r : 1 Teil Wachs, 1/2 Teil Öl und 1 Teil Roggenmehl in W ä r m e gem e n g t ; o d e r : 6 Teile Leim, 2 Teile weißes Pech, 2 Teile Terpentin und soviel Kreide und Leinölfirnis, daß die Masse knetbar wird. Empfohlen wird auch ein Gemenge von feiner Holzasche, Mehlkleister und zerstampftem Löschpapier. Vortrefflich, namentlich für g r ö ß e r e Darstellungen, bewährt sich ein Gemenge von 8 Teilen Zement, 16 Teilen Kreide, 2 Teilen starkes Leimwasser, 1 Teil Petroleum ; diese Masse wird sehr hart, beständig und springt auch nicht. G u t s o l l auoh sein das von Giudice gefertigte Plastilin (Olivenöl, Zinkoxyd, Wachs, Schwefel und Ton (in welchen M e n g e n ? ) . Dann die Formmasse nach Stockis: Wallrat, hartes Paraffin, Talk und etwas Eosin — Verhältnis nach Bedarf des besonderen Falles. Auch Moll i n 2 ) ist gut. — Verwendbar ist auch die sogen. Hindpasta, auch Godiva genannt, wie sie die Zahnärzte verwenden (gelbes Wachs, Harz und Guttapercha). Die ausgezeichnete eigentliche Formmasse der Zahnärzte sog. „ s t e n t s " 3 ) kann man nicht selbst anfertigen, sondern k a u f t 4 ) sie in sog. Dental-Magazins. Die Massa wird in 3 5 ° warmen W a s s e r erweicht, wird sehr plastisch, dann steinhart und kann in ganz dünnen Plättchen verwendet werden. — *) Dr. K o l l e r , „Neueste Erfindungen und Erfahrungen", 1893 (Wien, Hartleben); andere Massen s. noch R e i ß , -Manuel etc." I. p. 441 u. H. Groß' Archiv XXXVII, 186. ') H. Groß' Arch. XXXVII, 186 (Berlin S . W . Königsgrätzerstr. 99). •) Ibid. XXXVII, 135. *) Anuschat loc. cit. empfiehlt S. S. White Dent. manufacturing, Berlin Mauerstr. 83/84.

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Abklatschen.

W e r sich besonders für solche Massen zum Formen interessiert lese das Buch von H o f e r 1 ) . Als Schwefelpaste empfiehlt sich ein zusammengeschmolzenes Gemenge von 40 gr Wachs, 60 gr Kolophonium und 20 gr Schwefelblumen, in welches, noch warm, der abzuformende Gegenstand eingedrückt wird. — Mit einer dieser Massen kann man leicht und bequem die richtigsten und genauesten Abdrücke machen. — Nimmt man im Notfalle Lehm, Mehlteig usw., kurz, irgendeinen plastischen Körper, der Wasser enthält, so darf nicht vergessen werden, daß die so erhaltenen Modelle durch Eintrocknen kleiner werden. Man wird also in dem Falle, als man solche zum Abformen benützt hat, mit dem Zirkel Masse abnehmen und, auf Papier übertragen, zur Kontrolle mitnehmen. W i e man solche Formen zu machen hat, braucht kaum gesagt zu werden. Man erweicht die Masse und drückt sie gegen den fraglichen Gegenstand. Da man durch eine solche Manipulation kaum etwas vom Originale verdirbt, so sieht man sich den hergestellten Abdruck genau an, vergleicht ihn mit dem Originale und wiederholt die Arbeit so oft, bis der Abdruck vollkommen gelungen ist. — W i e man beim Abformen von Messerscharten vorgeht, um oft die wichtigsten Hilfen zu bekommen, siehe die Arbeiten von Kockel, Knauer und Schulz b) Das Abklatschen. Für größere, mehr flache Objekte bediene man sich des Abklatsches, einer vortrefflichen, viel zu w e n i g verwendeten Art der Reproduktion. Sie eignet sich besonders für die Darstellung von größeren, unebenen Flächen mit nicht zu starken Erhebungen und Vertiefungen, die bei der Entstehung einer Verletzung usw. wichtig geworden sein können, da jemand auf sie aufgefallen sein kann usw. Solche Körper wären: Größere Steinplatten mit Unebenheiten, Wandflächen, größere Holzpartien, Ofenteile, Möbelstücke u. dgl. Ebenso kann der Abklatsch verwendet werden bei ausgedehnteren Beschädigungen von Gegenständen, wenn es sich um die Frage der Entstehung dieser Verletzung handelt, dann bei der Darstellung gewisser, mehr flacher Formen, die bei Unfällen größeren Umfanges entstanden oder maßgebend gewesen sind usw. Bezüglich des Vorganges beim Anfertigen von Abklatschen gebe ich (mit einigen Zusätzen) jene Anweisung wieder, welche die österreichische „k. k. Zentral-Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale" an ihre Korrespondenten versendet hat, um Inschriften, die in Stein gemeißelt sind, abnehmen zu können. Man nimmt nicht zu starkes, weißes, gewöhnliches, u n g e ' ) „Plastische, künstliche M a s s e n " , 2. Aufl., W i e n 1898. H . Groß' A r c h i v Bd. V p. 126, Bd. X I p. 345; X X I I I , 222; X X I I I , 245 und X X V I I I , 223. a)

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Abklatschen.

l e i m t e s D r u c k p a p i e r 1 ) , benetzt es mittelst eines in W a s s e r getauchten Schvvammes ( o d e r zusammengeballten und gut befeuchteten T u c h e s ) , bis es recht weich ist, und legt es auf die abzuklatschende F l ä c h e ; nun wird das P a p i e r mit (den B o r s t e n s p i t z e n ) einer nicht zu harten Kleiderbürste so lange g e s c h l a g e n und eingeklopft, bis es in die feinsten Vertiefungen der abzuformenden U n t e r l a g e eingedrungen ist. W e n n das Papier hier und da reißt (bei starken Erhabenheiten oder Vertiefungen des O r i g i n a l e s wird dies oft v o r k o m m e n ) , so legt man über den Riß ein etwas g r ö ß e r e s Stück Papier (gut befeuchtet und mit g e r i s s e n e n , nicht geschnittenen R ä n d e r n ) und schlägt dieses wieder mit der Bürste, bis man eine gleiche, fest eing e s c h l a g e n e und v o l l s t ä n d i g e Schichte von P a p i e r fertig bekommen h a t ; entstehen B l a s e n , so schlägt man mit der Bürste so lange darauf, bis sie verschwinden. H i e r a u f nimmt man ein zweites Stück desselben Papieres, das nun nicht mit W a s s e r , sondern mit dünnem Buchbinderkleister, Leim- oder O u m m i w a s s e r bestrichen wird, wozu man sich einer weichen Bürste, eines P i n s e l s oder eines Hasenlaufes bedient. Mit diesem Papier bedeckt man nun das erste P a p i e r und schlägt wieder mit der B ü r s t e so lange, bis sich der zweite B o g e n mit dem ersten vollständig, auch in allen V e r t i e f u n g e n , verbunden hat. W a r das verwendete Papier sehr dünn oder ist auch der zweite B o g e n öfter gerissen, so kommt noch ein dritter B o g e n ( a b e r m a l s mit Kleister, Gummi oder Leim b e s t r i c h e n ) darauf und wird ebenfalls mit der Bürste festgeschlagen. G u t b e w ä h r t es sich, wenn man als erste L a g e (und zum Verdecken der entstandenen R i s s e ) dünnes Löschpapier oder M o m m s e n s P a p i e r und als zweite L a g e K l o s e t p a p i e r verwendet. Das Löschpapier ist sehr plastisch und fügt sich genau an, das Klosetpapier erzeugt durch seine Z ä h i g k e i t die erforderliche Widerstandsfähigkeit. — Ist die Klopfarbeit beendet, so läßt man das G a n z e trocknen und zieht es dann bei i r g e n d e i n e r E c k e beginnend, vorsichtig ab. S o l c h e Abzüge sind fast ebenso g e n a u wie G i p s a b g ü s s e , sind sehr leicht, lassen sich rollen und werfen ohne beschädigt zu werden, kurz, sie sind für zahlreiche F ä l l e vortrefflich und unersetzlich. Ist die abzunehmende F l ä c h e sehr g r o ß , so werden entsprechend viele Bogen nebeneinander, aber so g e l e g t , daß die zusammenstoßenden Ränder mindestens zwei F i n g e r b r e i t übereinander liegen. Not*) D i e s ist heutzutage s c h w e r zu b e k o m m e n : man wird weißes L ö s c h p a p i e r , für kleinere S a c h e n feines, s o g e n a n n t e s Seidenpapier, verwenden m ü s s e n ; gut e i g n e t sich Filtrierpapier (wie es die C h e m i k e r und P h o t o g r a p h e n benützen), b r a u c h b a r ist a u c h das m o d e r n e K l o s e t p a p i e r , w e l c h e s sich durch b e d e u t e n d e Zähigkeit auszeichnet. D a s b e s t e A b k l a t s c h p a p i e r (welches M o m m s e n zum A b k l a t s c h e n r ö m i s c h e r Inschriften verwandte, das also gewiß gut ist) erhält m a n bei den Papierfabrikanten G e b r . E b a r t , Berlin, Charlottenstr. 36. E s ist fest, plastisch und zäh, A b k l a t s c h e damit g e l i n g e n ü b e r r a s c h e n d g u t und l e i c h t ; einzelne B o g e n k o s t e n 10 P f e n n i g . — Ich b e k a m einmal eine B ü c h e r s e n d u n g a u s J a p a n , m e h r f a c h in dortiges, ordinäres P a c k p a p i e r e i n g e s c h l a g e n ; es war dünnes B a s t p a p i e r ( B r u s s o n e t i a papyrifera) von u n g l a u b l i c h e r Zähigkeit, weshalb ich e s zum A b k l a t s c h e n v e r s u c h t e : das war allerdings das weitaus b e s t e Papier, das ich j e zu diesem Z w e c k in G e b r a u c h h a t t e , viel b e s s e r als das M o m m s e n s . A b e r woher b e k o m m e n ? H a n s G r o ß , Hdb. f. UR.

6. Aufl.

II.

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Lichtpausverfahren. -

Zerrissenes Papier.

wendig ist es, die Ränder nicht glatt und beschnitten zu lassen, sondern einen Streifen w e g z u r e i ß e n , da dann die ausgefransten Ränder besser zusammenschließen. Den zweiten Überlagsbogen lege man in einem solchen Falle nicht so, daß wieder die überlegten Ränder aufeinanderfallen, sondern so, daß die Mitte des zweiten Bogens auf die übereinandergelegten Ränder der untersten Bogen zu liegen kommt. Ist die Fläche, welche man abnehmen will, sehr klein, so kann man in der geschilderten Weise vorzügliche Abklatsche mit Zigarettenpapier machen, nur muß auf diesem mit einer sehr weichen Bürste und vorsichtig geklopft werden. Endlich ist noch in der Richtung Aufmerksamkeit zu raten, daß der zweite, mit Klebestoff bestrichene Bogen nirgends über den ersten Bogen hinausreicht, weil er sonst auf der abzuklatschenden Fläche kleben bleibt und beim Abnehmen Schwierigkeiten macht. Hat man Eile, so kann das Trocknen durch ein daneben angemachtes Feuer oder durch Vorhalten heißen Eisenbleches, eines Plätteisens usw. wesentlich beschleunigt werden. Vor Abnahme soll das Papier allerdings völlig trocken sein.

6. Vervielfältigungen von Zeichnungen, Drucken, Schriften. Handelt es sich um genaue und mehrfache rasche Wiedergabe von e i n s e i t i g beschriebenen, bedruckten, bezeichneten Papieren, so kann das einfache, ohne jede Geschicklichkeit oder Vorkenntnis durchzuführende Lichtpauseverfahren mit Kopierrahmen nicht genug empfohlen werden, zumal es das Original, wenn es auch noch so heikel ist, nicht im mindesten schädigen k a n n 1 ) . Besonders geschickte Leute könnten sich zur Vervielfältigung von Bleistiftzeichnungen des prächtigen sog. Vernis mou-Verfahrens 2 ) bedienen. 7. Zusammensetzen zerrissenen Papieres. 3 ) So einfach die Sache klingt, so viele Anstände kann sie machen, und so ungeschickt wird sie oft angepackt. Daß der UR. h ä u f i g Papiere bekommt, die in winzige Fleckchen zerrissen sind und doch von Wichtigkeit sein können, ist bekannt. H a t man nun eine solche Arbeit, so verschaffe man sich vorerst zwei g l e i c h g r o ß e , reine, weiße Olastafeln von entsprechender Größe. Dann legt man alle ') Genaueres s. H. Groß' Archiv Bd. III p. 345, w o auch darauf h i n g e w i e s e n wird, daß e s heute in jeder größeren Stadt Anstalten gibt, welche Lichtpausen rasch und billig herstellen. Sich an eine solche Anstalt zu w e n d e n statt die Arbeit selbst zu besorgen, empfiehlt sich namentlich deshalb, weil das zu verwendende Lichtpauspapier s o lichtempfindlich ist, daß es auch bei sorgsamer Behandlung in längstens 2 Monaten unbrauchbar ist, s ) S. Konversationslexikon z. B. Meyer Bd. 21 p. 950 (6. Aufl.). ') F r i e d e n d o r f f , „Zusammensetzen zerrissenen Papieres", H. Groß' Archiv Bd. X X I V p. 141; P o l z e r , ibid. XLIII, 128.

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Zusammensetzen zerrissenen Papieres.

Fleckchen des fraglichen Papieres (am besten auf einem dunklen Untergrunde, vorerst noch nicht auf einer der Glasplatten) auseinander und sucht zuerst festzustellen, ob nicht die vordere und die rückwärtige Fläche leicht erkannt w e r d e n kann (z. B. eine Seite beschrieben, die andere nicht, eine Seite beschmutzt, die andere nicht). Ist dies möglich, so lege man alle Fleckchen so, daß eine und dieselbe Seite des Papieres nach oben zu liegen kommt. Dann sucht man zuerst jene Fleckchen heraus, welche z w e i beschnittene Ränder haben, also die Ecken des Papieres bilden werden. Findet man diese, so hat man bequeme Fixpunkte, und legt die vier Eckfleckchen so, wie sie zu liegen haben. Dann sucht man alle Fleckchen, welche e i n e n beschnittenen Rand haben, und sortiert sie in vier Gruppen, je nachdem der beschnittene Rand oben, unten, rechts oder links ist, was nach den Schriftteilen, die auf den Fleckchen sind, häufig gelingen wird. Nun werden diese Randfleckchen so gelegt, wie sie sich an die Eckfleckchen anschließen, und hat man Glück, so bringt man auf diese W e i s e einen vollständigen Rahmen aus Fleckchen zusammen, in den man die übrigen Stücke nach und nach mit w e n i g oder viel Herumprobieren einfügt. Hat man die Sache endlich fertig, so fixiert man ein Stückchen nach dem andern, und zwar so, wie man liest, von links oben beginnend, auf der einen Glastafel und trachtet, die Ränder der einzelnen Fleckchen möglichst scharf und genau aneinander zu bringen. Für dieses Ankleben habe ich f r ü h e r reinen, arabischen Gummi verwendet, es empfiehlt sich aber viele Male mehr lediglich reines (am besten destilliertes) Wasser, mit dem man die einzelnen Papierfleckchen sorgfältig befeuchtet (am besten durch Eintauchen mit Hilfe einer Pinzette), bevor man sie an die richtige Stelle bringt. Sie kleben auch mit Wasser vollkommen glatt und sicher an der Glasp l a t t e ; muß man noch etwas ändern, so kriegt man das Fleckchen mit der Pinzette leicht los. Hierbei achte man darauf, daß die Risse im Papier beinahe nie senkrecht auf die Papierfläche gehen, sondern daß der Riß meist auf der Oberfläche des Papieres z. B. mehr nach rechts, auf der Unterfläche mehr nach links gegangen sein und daher eine s c h r ä g e Trennungsfläche gebildet haben wird ; in diesen Fällen müssen die Fleckchen an den Rändern richtig u n t e r e i n a n d e r geschoben werden. Ist man mit dieser Arbeit zu Ende, so wird auf das Papier die zweite, mit der unteren Glasplatte g a n z g l e i c h große G l a s p l a t t e gelegt, ohne zu schieben oder zu rücken, so daß das Papier zwischen zwei Glasplatten eingeschlossen ist. Nun wird (tagelang) vollständiges Trocknen, bei schwacher Pressung und völliger Ruhe, abgewartet, bis das verwendete W a s s e r zwischen den Platten herausgedunstet i s t ; durch schwaches Erwärmen kann nachgeholfen werden, wenn man vorsichtig zu W e r k e geht. Dann werden die beiden Platten durch aufgeklebte Papierstreifen (am besten sogen. T a u e n d e n p a p i e r , das sehr weich und zähe ist) oder durch Leinwandstreifen sicher und luftdicht miteinander verbunden. Dies ist das vielbewährte Verfahren, nach welchem der Direktor der Wiener Hofbibliothek, H o f r a t Prof. 43*

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Zerrissenes Papier.

K a r a b a c e k , die kostbaren Urkunden des „Papyrus R a i n e r " zu konservieren pflegt. — Wäre das fragliche Papier mit arg fließender Tinte beschrieben, so müßte allerdings ebenso vorgegangen werden, ohne das Papier zu befeuchten. Dann wird aber natürlich nie etwas sauberes zustande kommen. — Auf undurchsichtige Unterlage darf das Aufkleben auch dann nicht geschehen, wenn auf der einen Seite des Papieres nichts gestanden ist, da man unter Umständen eben vielleicht auch d e n Umstand dartun wollen wird, daß rückwärts nichts gestanden ist. Ist das Papier auch außerdem noch Prozeduren unterworfen worden, um die Schrift unleserlich zu m a c h e n 1 ) , so hilft in vielen Fällen noch immer das Photographieren. So war auf der Ausstellung von Chicago 1893 ein Zettel, dessen Schrift durch Zerknittern und Zerkauen vollkommen unleserlich gemacht worden war, und dessen Photographie ausgestellt; auf letzterer konnte jedermann die Schrift deutlich lesen. W i e wichtig das Zusammensetzen von Papier werden kann, zeige folgender Fall. Eines Morgens erschien beim UR. ein älterer, sehr wohlhabender Bauer und meldete, daß er heute nachts „erschossen wurde". Er sei vom Orte St. über das Dorf J . längs der Landstraße nach O. gegangen. Als er in der Nähe eines Waldes bei einem Wegkreuz vorbeikam, sei ihm ein Mann entgegengetreten und habe unter Vorhalten eines Revolvers Geld und Uhr verlangt; der Bauer wendete sich ab, und nun habe der Räuber ihm die Uhr entrissen und gleichzeitig geschossen; die Kugel sei ihm in das rechte Ohr eingedrungen, der Räuber sei entflohen, der Bauer zu Boden gefallen und lange Zeit bei dem Wegkreuz bewußtlos gelegen. Als er zu sich kam, sei er wieder zurück zum Dorf J . gegangen, um bei dem dortigen Arzt Hilfe zu suchen. Dieser habe ihn verbunden und mit Wagen in die Stadt ins Spital gesandt. Die ärztliche Untersuchung des Mannes ergab in der Tat einen Schußkanal vom Gehörgange; gegen die Mundhöhle. Da der Bauer die Beschreibung des Täters genau geben konnte, so wurden sofort Gendarmen zu dessen Habhaftwerdung ausgesendet, der UR. begab sich aber an den Tatort. Hier fand sich das Auffallende, daß die g r o ß e Blutlache, welche entstanden war, als der Bauer nach der Verletzung bewußtlos liegen blieb, h i n t e r dem sehr umfangreichen, gemauerten Wegkreuz im Grase zu sehen war, während doch die Straße, auf welcher sich der Anfall abspielte, v o r dem Wegkreuze vorbeiführte. Dieser Umstand veranlaßte den UR., zumal sonstige Anhaltspunkte durchaus nicht vorlagen, den W e g , welchen der Bauer n a c h dem Anfall (als er zum Arzt ging) zurückgelegt hat, vorsichtsweise ebenfalls mit einem Gendarmen abzugehen. ') Vgl. vor allem das oft zitierte Buch von D e n n s t e d t u . V o i g t l ä n d e r , dann H. S c h n e i c k e r t , „Wiedererzeugung verloschener Handschriften'', H. Groß' Archiv Bd. XVIII p. 269; Masao T a k a y a m a , „Verfahren, undeutliche Blut- und Speichelschrift sichtbar zu machen", H. Groß' Archiv Bd. X V p. 238; R. A. R e i ß , „Beitrag zum Verfahren undeutliche Speichelschriften sichtbar zu machen", H. Groß' Archiv Bd. XVII p. 156.

Zaponlack für Papier.

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Es war dies lediglich ein Orientierungsweg, um sich über alle begleitenden Umstände klar zu werden. Als nun der UR. beinahe in J. angelangt war, sah er hinter einem Schotterprisma feinzerissenes P a p i e r ; das einzige g r ö ß e r e Stückchen enthielt das W o r t „leben". Nun w u r d e die Sache wichtig und es mußten die Papierstückchen zusammengesucht werden, was schwer hielt, da sie der Wind über ein Stoppelfeld zerstreut hatte. Glücklicherweise kamen Schulkinder des Weges, die gerne, suchen halfen, als ihnen f ü r jedes Fetzchen ein Kreuzer versprochen wurde,. Da mittlerweile von den Gendarmen ein der Tat verdächtiger Bursche eingeliefert w u r d e und da der verletzte Bauer zu sterben drohte, so mußte eiligst festgestellt werden, ob die Papierstückchen mit der Tat in Z u s a m m e n h a n g s t ü n d e n : eine halbe Nacht Arbeit genügte, um die winzigen Papierstückchen, von denen fast alle da waren, zusammenzusetzen und auf eine Glasplatte aufzukleben. Der Inhalt ging dahin, daß der alte Bauer wegen eines verlorenen Prozesses höchst ärgerlich und ohnehin kränklich, sich zu erschießen b e s c h l o ß ; er nahm von seiner Frau, mit der er keine Kinder hatte, Abschied, vermachte, ihr den lebenslänglichen Fruchtgenuß seines Vermögens und setzte zu dessen Erben seine zwei unehelichen Söhne ein. Nach Vorhalt dieses Schriftstückes gab der Bauer alles zu, er erklärte, daß er sich h i n t e r dem W e g k r e u z die Kugel in den Kopf gejagt habe und als er nach längerer Zeit zu sich kam, sei er doch, die Tat bereuend, und sich ihrer schämend, nach J. zum Arzt um Hilfe gegangen und habe unterwegs den f r ü h e r verfaßten Abschiedsbrief, zugleich Testament, klein zerrissen und w e g g e w o r f e n . Kurz nach diesem Geständnis starb der Mann, das zusammengesetzte Schriftstück verschaffte aber nicht bloß dem mittlerweile als verdächtig verhafteten Handerksburschen sofort die Freiheit, sondern auch den früher nie anerkannten Söhnen des Bauern, zwei besonders braven Burschen, ein ansehnliches Vermögen. —

Zum Schlüsse sei erwähnt, daß man sehr übel zugerichtete Papiere auch noch retten kann, wenn man sie beiderseits mit einer geeigneten Masse vorsichtig bepinselt. Wichtige P a p i e r e wurden o f t vielfach abgebogen, gefaltet, zerknittert, auch an feuchten schmutzigen Orten verwahrt (bei Toten, im Wasser usw. g e f u n d e n ) , so daß sie mit Bakterien bedeckt sind, die> den völligen Zerfall in Kürze herbeiführen. Wird das Papier dann wiederholt vom UR., den Zeugen usw. entfaltet, geglättet und wieder zusammengelegt, so ist es häufig unlesbar, bis es in die Hände der Sachverständigen gelangt. Ich h a b e ein wichtiges Schriftstück, welches bei der in der Erde verscharrten Leiche eines Ermordeten g e f u n d e n wurde, zweimal gesehen, das erste Mal, gleich nach dem Funde, war das Papier wohl erhalten und die Schrift gut leserlich; das zweite Mal, etwa 5 Wochen später war das Papier brüchig, fast bröselig und die Schrift vollständig verschwunden: ein Heer von Bakterien hatte dies besorgt. Dagegen empfahl ich früher

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Zellit für Papier.

Verkohltes Papier.

Zaponlack; er tötet allerdings alle vorhandenen und später dazukommenden Bakterien und macht das Papier fest, weich, widerstandsfähig, kurz unter gewöhnlicher Behandlung f a s t unzerstörbar. O b und wann eine solche Zaponisierung (wegen späterer Untersuchung durch Chemiker usw.) zulässig wäre, ist freilich eine andere F r a g e 1 ) . Ich wiederhole auch hier, daß Zaponlack, ein Zelluloidpräparat 2 ), höchst feuergefährlich ist. Außerdem entwickelt er, allerdings erst nach längerer Zeit, Spuren von Salpetersäure, die u. U. f ü r sehr empfindliche Schriftstücke schädlich sein kann. Ich empfehle daher heute nicht mehr Zaponlack, sondern Zellitlösung 3 ), welche dieselben guten Eigenschaften hat wie Zaponlack, aber viel weniger, fast gar nicht feuergefährlich ist und auch nach langer Zeit höchstens ganz unschädliche Spuren von Essigsäure entwickeln kann. Vorzüglich ist auch das Präparat von Dr. R. Ditmar in G r a z 4 ) .

8. Verbranntes Papier. Eine ähnliche, freilich viel schwierigere und auch selten gelingende aber o f t wichtige Arbeit ist die Verwertung verbrannten oder besser g e s a g t : verkohlten P a p i e r e s 5 ) . Daß man solches Papier, welches f ü r die Strafsache von W e r t sein kann, findet, kommt mitunter bei Haussuchungen vor, wenn der Verdächtige von dieser Kenntnis gehabt, oder aus anderen Gründen bedenkliche Schriften verbrannt hat. Unmöglich ist es nicht, aus verbrannten Papieren noch etwas von dem Gedruckten oder Geschriebenen zu retten. W e r öfter Briefe oder sonstige Papiere den Flammen übergeben und der Vernichtung zugesehen hat, wird sich erinnern, daß mitunter auf dem verkohlten Papiere Geschriebenes oder Gedrucktes auffallend gut lesbar blieb. Schrift oder Druck hebt sich meist weißgrau, fast wie verschimmelt oder rötlich oder tiefschwarz aussehend, vom verkohlten Papiere ab. Unter welchen Verhältnissen die eine oder andere F a r b e erscheint, ob hiezu eine besondere Art von Papier, besondere Tinte, besondere Druckerschwärze nötig ist, oder ob gewisse Tinte bloß auf gewissem Papiere dies tut, ob besondere Hitzegrade, besonderer Luftzug usw. nötig ist, konnte ich trotz Versuchen und Fragen nicht herausbringen ; am meisten Einfluß dürfte nebst der chemischen Beschaffenheit der Tinte oder Druckerschwärze, die Art der Verkohlung (also Hitze und Luftzug) nehmen, da man häufig sehen kann, daß ein Teil d e r s e l b e n Schrift mattschwarz, ein Teil glänzend schwarz, ein Teil grauweiß erscheint. ') Vgl. H. Groß' Archiv Bd. III p. 348. *) Lösung von Zelluloid in A c e t o n und Amylacetat. *) Zellit ist, wie schon bemerkt, meines W i s s e n s nur z u haben durch die ehem. Fabrik vorm. Fritz Bayer in Elberfeld. Vgl. H. G r o ß ' in H. Groß' Archiv XLIII, 292. ') Vgl. P o s s e , „Handschriftenkonservierung", Dresden 1899; S c h i l l , „Anleitung zur Erhaltung und A u s b e s s e r u n g von Handschriften", Dresden 1899; L i n h a r d t , „Die Feinde des Papieres", „Kosmos", Heft 3 ex 1909. ') Vgl. Nie. T e k l u , H. Groß' Archiv XXXVII, 115; B a u m e r t , Lehrbuch 1906 Bd. II p. 119; H a b e r m a n n , Ztschr. f. analyt. Chemie 1909 Heft 12 p. 729.

Verbranntes Papier.

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Nehmen wir also an, der UR. habe bei einer Haussuchung die Wahrnehmung gemacht, daß sich im O f e n verbrannte Papiere befinden, und es sei anzunehmen, daß diese Papiere f ü r die Untersuchung Wichtiges enthalten könnten. Sofort etwas vorzukehren, wird selten möglich sein, da der UR. anderes zu tun haben m a g ; er wird sich also in irgendeiner W e i s e den O f e n sicherstellen (durch Absperrung und Versiegelung des Zimmers oder doch durch Bewachung des O f e n s ) und kann sich dann mit dem Inhalt befassen, sobald er hierzu Zeit findet. Nur etwas muß er s o f o r t t u n : er wird die Verbindung des O f e n s mit dem Rauchfang unterbrechen, also die Rauchklappe schließen oder die O f e n r ö h r e hinwegnehmen und die so entstandene Ö f f n u n g zum Ofen mit Lappen usw. verstopfen lassen. Im Ofen herrscht starker Luftzug, namentlich dann, wenn es draußen kalt, im Zimmer warm ist; durch diesen Luftzug ist das im Ofen befindliche verkohlte Papier fortwährend in leichter Bewegung, einzelne Teile brechen ab und fliegen fort, kurz, es treten immer Schädigungen der Objekte ein, die verhindert werden müssen. Ist die Verbindung zwischen O f e n und Schlot unterbrochen, so hat es auch mit dem Luftzuge sein Ende. — Geht man nun an die eigentliche Arbeit, so muß man viel P a u s p a p i e r 1 ) (möglichst durchsichtiges) zur Verfügung haben, das auf einem glatten Brette mit H e f t n ä g e l n befestigt ist. Glasplatten sind nur im Notfalle zu verwenden, wenn man zerbrochene Fensterscheiben in größeren oder kleineren Scherben zur Verf ü g u n g hätte. Sonst braucht man noch eine möglichst farblose Gummilösung. Nun werden bei guter Beleuchtung und unter Hintanhaltung jeglichen Luftzuges einzelne verbrannte Blätter aus dem O f e n gehoben, am besten so, daß man entsprechend breite Streifen mehr steifen Papieres unter ein einzelnes, zuoberst liegendes verkohltes Blatt schiebt und dieses so heraushebt. Auf dem Arbeitstische, der dem Ofen nahe stehen muß, hat man die Zellitplatten, das Pauspapier oder die Glasscherben. Vorerst sortiert man das verkohlte Papier und legt alles beiseite, was zweifellos wertlos ist (z. B. Druckpapier, falls man Briefe sucht) oder keine Aussicht auf Erfolg bietet. Das zur Seite Gelegte hebt man aber f ü r alle Fälle etwa in einer Schachtel auf. Nun streicht man einen Fleck auf dem Pauspapier, einem Glasscherben usw. ungefähr so groß, wie das eben herausgehobene f ü r wichtig gehaltene, verkohlte Papier gut mit Gummilösung an, legt das verkohlte Papier vorsichtig darauf und drückt es am besten bloß mit dem Finger oder mit einem weichen, trockenen Pinsel behutsam nieder, so daß es auf der Unterlage haften bleibt. Nach und nach wird man mit dem Niederdrücken immer kecker und kräftiger, bis das ganze verkohlte Papier flach und fest niedergedrückt und niedergeklebt ist. Man muß acht geben, daß man mit dem Finger, ') Viel besser, weil glashell, b i e g s a m und nicht feuergefährlich, sind papierdünne Zellitplatten (ehem. Fabrik vorm. Fritz Bayer in Elberfeld ist die einzige mir bekannte Bezugsquelle). Aber ja nicht zu verwenden sind die überaus feuergefährlichen Zelluloidplatten!

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Verkohltes Papier.

b e z i e h u n g s w e i s e P i n s e l n i r g e n d s direkt a u f den K l e b e s t o f f und dann w i e d e r auf das v e r k o h l t e P a p i e r k o m m t , da man s o n s t g r o ß e S t ü c k e l o s r e i ß t und v o l l k o m m e n verdirbt. D a s S c h w i e r i g s t e an der S a c h e bildet der U m s t a n d , daß das v e r k o h l t e P a p i e r nicht e b e n , sondern verk r ü m m t und v e r z o g e n , dabei k r a c h d ü r r und b r ü c h i g ist. W e n n man es a l s o a u f l e g t , s o liegt es an den m e i s t e n S t e l l e n hohl und w e i t von der g u m m i e r t e n U n t e r l a g e e n t f e r n t und w e n n man es niederdrückt, zerbricht es in z a h l r e i c h e Stücke, die a l l e r d i n g s auch a u f die g u m mierte U n t e r l a g e , a b e r nicht auf d i e r i c h t i g e S t e l l e f a l l e n . D a s erh a l t e n e M o s a i k sieht dann recht ü b e l a u s : an m a n c h e n S t e l l e n b r e i t e , l e e r e S p a l t e n , an m a n c h e n S t e l l e n d o p p e l t e s P a p i e r , das Lesen g e h t dann sehr k ü m m e r l i c h . W i l l m a n d i e s e m Ü b e l s t a n d e a b h e l f e n , s o m u ß das v e r k o h l t e P a p i e r erweicht w e r d e n , w a s zum G l ü c k e h ä u f i g g e h t , weil es m e i s t e n s stark h y g r o s k o p i s c h ist. Ich h a b e d i e s f a l l s v e r s c h i e d e n e M e t h o d e n versucht, die a l l e i h r e V o r - und N a c h t e i l e haben. N a c h der einen e r w e i c h t man die e i n z e l n e n B l ä t t e r schon a u f der g u m m i e r t e n U n t e r l a g e ; man streicht ein ents p r e c h e n d g r o ß g e s c h n i t t e n e s B l a t t P a u s p a p i e r o d e r einen G l a s s c h e r b e n u s w . mit G u m m i an, l e g t das v e r k o h l t e P a p i e r darauf, l e g t dann rund h e r u m e t w a drei F i n g e r h o h e G e g e n s t ä n d e ( H o l z k l ö t z c h e n , S t e i n e u s w . ) und b r e i t e t ü b e r das G a n z e ein m e h r f a c h z u s a m m e n g e legtes, gut d u r c h f e u c h t e t e s , a b e r nicht t r i e f e n d e s T u c h , w e l c h e s r i n g s um die T i s c h p l a t t e erreicht, a b e r n i r g e n d s das v e r k o h l t e P a p i e r berühren darf. D i e s e s und die g u m m i e r t e U n t e r l a g e b e f i n d e n sich nun in einer f e u c h t e n A t m o s p h ä r e , das v e r k o h l t e P a p i e r w i r d w e i c h und b i e g s a m ( k e i n e s w e g s a b e r i m m e r ) , der G u m m i w i r d nicht trocken und man kann nach einer h a l b e n o d e r g a n z e n S t u n d e das N i e d e r drücken und F e s t k l e b e n mitunter leicht und g u t b e w e r k s t e l l i g e n . H a t man E i l e und steht ein b e h e i z t e r H e r d zur V e r f ü g u n g , so kann man m e h r e r e g u m m i e r t e U n t e r l a g e n mit d a r a u f g e l e g t e n v e r k o h l t e n P a pieren in ein S i e b legen und d i e s e s ü b e r einen T o p f mit k o c h e n d e m W a s s e r h a l t e n ; s o g e h t die S a c h e viel r a s c h e r . J e d e n f a l l s hat d i e M a nier, das E r w e i c h e n erst a u f der g u m m i e r t e n U n t e r l a g e v o r z u n e h m e n , den g r o ß e n N a c h t e i l , d a ß die durch das V e r k o h l e n s c h i e f und k r u m m g e z o g e n e n R ä n d e r des P a p i e r e s s o f o r t auf der g u m m i e r t e n U n t e r l a g e f e s t k l e b e n , so d a ß ein v o l l k o m m e n e s A u s g l e i c h e n und r i c h t i g e s B e f e s t i g e n doch nicht m ö g l i c h w i r d . M a n w i r d d a h e r d i e s e M e t h o d e nur a n w e n d e n , w e n n das v e r k o h l t e P a p i e r nicht g a r stark verzogen ist, o d e r wenn es m ö g l i c h ist, d i e S t ü c k e mit der k o n v e x e n S e i t e a u f die g u m m i e r t e U n t e r l a g e zu l e g e n . In d i e s e m F a l l e l i e g e n s i e nur mit einem kleinen T e i l e i h r e r O b e r f l ä c h e auf, die e m p o r r a g e n d e n R ä n d e r k o m m e n s c h l i e ß l i c h , w e n n s i e g e n ü g e n d e r w e i c h t sind, doch a u f die u n g e f ä h r richtige S t e l l e d e r g u m m i e r t e n U n t e r l a g e . Ist d i e s e r V o r g a n g w e g e n g a r zu v e r k r ü m m t e r , s o z u s a g e n „ w i n d s c h i e f e r " F o r m des P a p i e r e s nicht zu w ä h l e n , s o m u ß das v e r k o h l t e P a p i e r e r w e i c h t w e r den, b e v o r es a u f d i e g u m m i e r t e U n t e r l a g e g e b r a c h t wird. Der V o r g a n g beim E r w e i c h e n ist d e r s e l b e , w i e f r ü h e r : man ü b e r d e c k t die verkohlten B l ä t t e r m i t dem f e u c h t e n T u c h e , o d e r b r i n g t d i e s e im

Verkohltes Papier.

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S i e b e über das kochende W a s s e r . Sind die Papierstücke genügend erweicht, flach und eben geworden, so hebt man sie mit einer P i n zette auf die gummierte U n t e r l a g e . D i e s e s Überheben ist aber dann, wenn die Erweichung genügend weit vorgeschritten ist, sehr schwierig, oft gar nicht möglich, da das verkohlte Papier dann mitunter s o schwach und leicht zerreißbar ist, daß man es selten glücklich herüberbringt. Eine Methode, die in den meisten F ä l l e n die bequemste und sicherste ist und zu der ich am meisten rate, geht dahin, daß man die einzelnen Stücke verkohlten Panieres auf die O b e r f l ä c h e von W a s s e r legt, welches sich in einem g r ö ß e r e n G e f ä ß e ( W a s c h b e c k e n usw.) befindet. Dieses G e f ä ß sei innen w e i ß , damit man das verkohlte Papier besser sieht. W e n n nun die einzelnen Papierstücke schwimmen, so nimmt man Streifen von gummiertem und wieder getrockneten Zellit oder von ebenso behandelten Pauspapier, und h e b t mit diesem die einzelnen verkohlten Stücke, die man unterfährt, heraus. Beides legt man auf Löschpapier oder eine geneigte F l ä c h e und läßt es trocknen. So erhält man die besten, leichtest leserlichen Stücke. Leider schwimmt aber die P a p i e r k o h l e nicht immer, in vielen Fällen (wahrscheinlich, wenn das Papier stark mit Baryt versetzt w a r ) sinkt sie rasch unter und ist dann schwer herauszuheben — meistens auch gar n i c h t ; man muß dann trachten, die untersinkenden Papiere aufzufangen, bevor sie den Boden erreicht haben, indem man einen der genannten Streifen u n t e r das W a s s e r hält und die P a p i e r kohle darauf sinken läßt. Diese M e t h o d e hat Nie. T e c l u (loc. cit.) dadurch verbessert, daß er nicht reines W a s s e r sondern eine etwa 2 0 °/o tige G l y c e r i n l ö s u n g verwendet (also ein Maßteil G l y c e r i n auf 5 M a ß t e i l e W a s s e r ) , in welcher er die verzogene Papierkohle 3 — 4 Stunden erweichen läßt. G e w i ß ist, daß die Erweichung bei allen Versuchen ganz gut e r f o l g t : die verkohlten Papierteile saufen sich an, werden biegsam und gleichen sich aus. Die Sache hat aber doch eine g r o ß e S c h w i e r i g k e i t : mit der Pinzette herausheben lassen sich die erweichten P a p i e r t e i l e fast niemals, die Stücke sind so weich und schlapp, daß sie b e i m Herausheben reißen oder zu einem Klümpchen zusammensinken. E s bleibt also wieder nur die M e t h o d e mit dem S c h w i m m e n l a s s e n , dann mit dem gummierten Zellit oder Papierstreifen unterfahren und so herausheben. Da nun die Papierstücke in T e c l u s G l y c e r i n l ö s u n g 3 bis 4 Stunden bleiben müssen, so sinken sie in dieser Zeit sehr oft zu Boden, bevor das Glycerin sie erweicht hat. Sind sie aber auf dem Boden, so gibt es kaum ein Mittel, sie unbeschädigt heraus zu b e kommen, da sie für alle Manipulationen zu weich sind. Schwimmen die Stücke aber 3 — 4 Stunden, dann kann man sie mit dem gummierten Streifen allerdings herausheben, sie legen sich dann glatt und flach auseinander — aber so lange schwimmen s i e fast nie. — E i n e weitere B e h a n d l u n g s w e i s e ist die mit Öl, welches, und zwar sofort, j e d e Papierkohle erweicht, aber die Schriftzüge werden dann

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Verkohltes Papier.

in der Regel unleserlicher als sie waren — nachfolgende chemische Behandlung dürfte allerdings helfen. Bleibt noch die Anwendung von gewöhnlichem Brennspiritus, die freilich nur selten an Ort und Stelle, sondern erst zu Hause geschehen kann. Spiritus kann in zwei Arten benutzt werden. Auf jeden Fall muß man zuerst etwas Schellack in einem Fläschchen mit Spiritus lösen, was bei fortwährendem Schütteln ziemlich rasch zu bewerkstelligen ist. Hiermit bestreicht man Pauspapier oder Zellitstreifen, läßt trocken werden und hat so für diesen Zweck dasselbe, wie wenn man gummierte Streifen für Arbeiten mit Wasser vorbereitet. Nun geht man für die eine Art der Arbeit so vor, wie zuletzt für Wasser vorgeschrieben wurde: man gießt Brennspiritus in eine Porzellanschale, läßt darin ein Stück des verkohlten Papieres schwimmen und unterfährt es mit dem mit Schellack bestrichenen Streifen, worau,f man mit letzterem das verkohlte Papier vorsichtig heraushebt. Es hält auf dem Schellack sehr gut. Nach der zweiten Methode legt man das verkohlte Papier auf eine Zellittafel, gespanntes Pauspapier oder eine Glastafel, bringt in einen gewöhnlichen Parfümzerstäuber Spiritus mit gelöstem Schellack und besprüht das verkohlte Papier damit vorsichtig. Es erweicht sich bald und sinkt auf die Unterlage, wo es durch den SchellackSpiritus-Spray gut haftet. Die letzte Manier will ich hiermit namentlich deshalb empfehlen, weil sie am wenigsten Geschicklichkeit erfordert. R. A. R e i ß 1 ) empfiehlt denselben Vorgang verbessernd, und nimmt statt der Schellack-Spirituslösung Fixatif (von Dr. S c h ö n f e l d in Düsseldorf). Hierdurch werden die Schollen so weich und gleichzeitig zäh, daß man sie mit Hilfe feiner Pinzetten auf eine Glasscheibe ausbreiten k a n n 2 ) . Dann legt man eine zweite Scheibe darauf und preßt das Ganze unter mäßigem Druck. — Später empfiehlt R e i ß 3 ) : die Papierkohle zuerst mittelst eines Zerstäubers mit Fixatif behandeln, dann schwimmen lassen in einer 1 o/o tigen 40° warmen Gelatinelösung in Wasser. — H a b e r m a n n 4 ) empfiehlt für Schriften von Eisentinte oder Bleistift, die Papierkohle mit „Fixing f l u i d " (die Masse mit der die Glühstrümpfe präpariert werden) zu tränken, dann mit feinem Haarpinsel bestreichen mit 10 o/o Lösung von essigsaurer Tonerde (Aluminium-Acetat-Lösung). Tintenschrift wird braunrot, Bleistift schwarz. Natürlich geht das bei Druck und eisenfreier Tinte (z. B. Anilin) nicht. — Der Leserlichkeit der Schrift läßt sich durch chemische Mittel allerdings wesentlich aufhelfen — T e c l u empfiehlt z. B. vorerst ein Bad i'n Lösung von übermangansaurem Kali und dann übergießen mit einer angesäuerten Lösung von gelbem Blutlaugensalz — solche Vor') *) ') 4)

„La Photographie judiciaire", Ch. Mendel, Paris 1903 p. 109. I c h bringe dies allerdings nicht z u w e g e ! Man. de police scient, p. 322. „Ztschr. f. analyt. Chemie", 48. Jhrg. 1909 p. 729.

Angekohltes Papier.

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g ä n g e wird der UR. aber unbedingt einem gerade in diesen Dingen geübten Chemiker überlassen. — Jedenfalls läßt man das G e w o n n e n e photographieren, einerseits der Sicherheit halber und anderseits weil man häufig auf dem Photog r a m m e manches sieht, was auf dem Originale nicht wahrgenommen werden konnte. — Im allgemeinen sei noch gesagt, daß man sich hier wie in anderen Fällen nicht darauf verlassen darf, daß man auch ohne Übung diese unbedeutende Fertigkeit „doch loshaben" werde, wenn man ihrer b e d a r f ; ohne vorausgegangener Versuche bringt man selbst das nicht zuwege, und handelt es sich dann darum, etwas wirklich Wichtiges zu erhalten, so verdirbt man sicherlich das wertvolle Material. Hat man endlich alles Papier, welches im Ofen verbrannt wurde, herausgenommen und aufgeklebt, so daß nur mehr winzige Stückchen, die zuverlässig unbrauchbar sind, zurückbleiben, so zerschneidet man das Papier oder die Zellittafel, worauf das verkohlte Papier aufgeklebt wurde, in solche Stücke, daß um das verkohlte Papier ein möglichst geringer Rand von Papier usw. bleibt und nun beginnt man die mühsame Arbeit des Zusammensetzens. Trotz des Aufklebens bleibt das Objekt immer noch ein sehr zartes und gebrechliches und will schonend behandelt werden. Ist überhaupt etwas zu lesen, so ist dies nur in bestimmter Richtung, bei besonderem Lichtauffall und meist nur mit der Lupe möglich. Findet man Zusammenhang, so werden die einzelnen Stücke nicht aufgeklebt, da eine doppelte Lage Pauspapier und Gummi das Lesen der rückwärtigen Seite unmöglich machen w ü r d e ; es ist ohnehin jene Seite, die auf dem Pauspapier aufgeklebt wurde, meistens kaum zu lesen — wesentlich besser, wenn man Zellit verwendet hat. Man darf also die einzelnen Stücke bloß numerieren, damit man weiß, wie sie zusammengehören, ordnet sie auf einer Glasplatte, bedeckt diese mit einer zweiten und bindet beide zusammen, ohne die Stücke aufgeklebt und ohne die Glasplatten bleibend miteinander verbunden zu haben. — Besondere Schwierigkeiten ergeben sich, wenn es sich darum handelt, verkohlte Bücher, H e f t e usw. lesbar zu machen, da diese meistens zu einer festen Masse zusammengebacken werden, so daß die einzelnen Blätter nicht leicht loszubekommen sind. Der einzige Vorgang, der da noch zu einem Ziele führen kann, besteht darin, daß man vorerst den Rücken des Buches oder seine etwa noch vorhandenen Teile beseitigt, so daß die einzelnen Blätter nicht mehr verbunden sind. Dann wird das ganze Paket vorsichtig, aber so lange befeuchtet, als es Wasser aufnehmen will. Wird das Ganze ( n i c h t beschwert) großer Hitze ausgesetzt (am besten in einem G a s o f e n ) , so tritt die Schrift recht deutlich hervor und es hebt sich ein Blatt nach dem andern von selbst ab, so daß es leicht weggenommen werden kann. Allerdings muß dann mit dem Abschreiben, oder viel besser, mit dem Photographieren, sehr geeilt werden, denn diese neuerlich erwärmten Objekte zerfallen bald. — Zu wiederholen wäre noch, daß man auch Stücke, auf denen man

680 einstweilen gar nichts lesen kann, nicht vernachlässigen darf, vielleicht kann der Chemiker Leben in das scheinbar tote O b j e k t bringen, und kann auch der nicht helfen, so übergebe man das O b j e k t dem P h o t o g r a p h e n ; auch in diesen Fällen ist oft an der Photographie des verkohlten Papieres die Schrift noch gut leserlich. Freilich kann hier nur der wissenschaftlich gebildete Photograph etwas leisten. — Noch eines: frisch angekohltes Papier, das nicht ganz verkohlt ist, kann unter Umständen durch Aufnahme von Luft wieder zu brennen anfangen. Dies darf bei solchen Arbeiten nie vergessen werden, will man nicht durch eine Feuersbrunst auf seinem Schreibtische überrascht werden, wenn man die O b j e k t e z. B. über Nacht offen liegen ließ. Dies geschieht besonders leicht bei Papieren, und Büchern, die sich in einer sogenannten feuersicheren Kasse befanden und starker Hitze ausgesetzt waren. Auch beim Öffnen einer solchen Kasse kann wieder in ihr Feuer entstehen, wenn man zu f r ü h e geöffnet hat. —

XIII. Abschnitt.

Uber Fusspuren und andere 1. Fußspuren. A. A l l g e m e i n e s . Die Beobachtung, Fixierung und V e r w e r t u n g 1 ) von Fußspuren ist in vielen Fällen von ausschlaggebender Wichtigkeit, wenn man überhaupt mit ihnen etwas anzufangen weiß. Daß sie verhältnismäßig selten in Rechnung gezogen w e r d e n 2 ) , hat verschiedene Gründe, von denen manche allerdings nicht willkürlich ausgeschaltet werden können. Vor allem kommen Fußspuren dort, wo man sie braucht, überhaupt nicht oft vor, weiters sind sie, wenn vorhanden, selten ganz und vollständig, so daß ihre Verwertung als unmöglich bezeichnet wird. Aber auch die bestausgedrückten Fußspuren werden nicht o f t so erhalten, daß sie deutlich bleiben, oder daß man sicher sein kann, sie stehen mit der Sache in Verbindung. Leute, die nach der Tat an den Tatort gekommen sind, vor oder nach Entdeckung des Umstandes, daß hier etwas geschehen ist, lassen ebenfalls ihre Fußspuren zurück, zertreten die richtige Spur oder machen es zum mindesten ungewiß, welche der vorhandenen wichtig, welche gleichgültig ist. Geschah aber alles dies nicht und ist eine gut erhaltene Spur auch vorhanden, so handelt es sich vor allem darum, daß man sie gut konservieren, ') Vgl. als Beispiel S c h ü t z e in H. Groß' Archiv Bd. IX p. 126. ') Heute allerdings unvergleichlich mehr als früher.

Grundlagen der Fußspurstudien.

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aus ihr lesen und sie verwerten k a n n ; das können aber nicht viele, es sind aber auch darüber die Akten nicht nur nicht geschlossen, sondern überhaupt erst einmal eröffnet. Die Literatur hierüber ist nicht umfangreich und auf einer noch sehr kleinen Basis von Versuchen begründet. Diese sind aber nicht zu leicht anzustellen: es gehört viel lebendiges, verschiedenes Material dazu, welches wieder in verschiedener Weise durchgeprobt werden muß (nach individuellen Eigenschaften, Gangart, Unterlage, Beschuhung, Terrain usw.). Weiters erfordert die Sache minutiöse Messungen und zahlreiche Gruppierungen des Gemessenen, dann mühsame Konservierungen der Studien und Versuche über die Art der Konservierungen. Endlich gehören dazu nicht geringe Vorstudien in Anatomie und Physiologie und, wovon f ü r die Sache am meisten zu erwarten ist, eine Reihe von Aufnahmen mit Moment-Photographie, besonders durch kinematographische Aufnahmen. Bevor man nicht genau weiß, wie die Fußspur des Menschen in den einzelnen kleinsten Sekundenteilchen entsteht, eher kann man endgültig darüber überhaupt nicht sprechen. Ein Anfang ist diesfalls gemacht worden durch die sehr guten Aufnahmen laufender Menschen durch den bekannten Moment-Photographen A n s c h ü t z in Lissa ( P o s e n ) . Bedeutend näher kommt der Amerikaner M u y b r i d g e der Sache, der in d e m s e l b e n Momente drei Aufnahmen eines Laufenden von vorne, rück- und seitwärts macht (mit drei Batterien von je zwölf Aufnahms-Cameras, die elektrisch ausgelöst werden). Sehr viel leisten endlich in der Sache M a r e y und seine Schüler namentlich durch die zahlreichen und sinnreichen Apparate, mit welchen man immer wieder neue Auffassungen des Herganges erhält. Diese Versuche sind lange nicht abgeschlossen und ihre Verwertung erfordert erst umständliche Versuche in anderer Richtung, sowie genaues Studium des Gewonnenen, und wenn man sich auch heute schon vorstellen kann, in welcher Richtung und mit welchem Erfolge die Versuche weiter zu machen sind und was eigentlich schließlich herauskommen muß, so ist doch jahrelange Arbeit nötig, um diesfalls zu sicheren und verwertbaren Ergebnissen zu kommen. Viel zu erwarten ist von Photographien, mit welchen die Fußsohle von u n t e n aufgenommen wird, indem eine, in gewisser Höhe horizontal gelegte Leiter mit sehr starken Spiegelplatten belegt wird, über welche ein Mensch mit bloßen Füßen, langsam auftretend, dahinschreitet, während die Sohle in den einzelnen Phasen des Auftretens von u n t e n durch die Spiegelplatten so oft als möglich, also am besten kinematographisch aufgenommen wird. Die Sache ist kompliziert, muß aber überraschende Resultate g e b e n 1 ) . Indem ich mir vorbehalte, die Verwertung meines diesfalls gesammelten und noch zu sammelnden Materiales nach Beendigung ') Leider hat sich, m e i n e s Wissens, noch niemand gefunden, der diese wichtigen, allerdings schwierigen Versuche g e m a c h t hätte. Sollte sich doch jemand dafür interessieren, so bitte ich, mich davon zu verständigen. — Ich habe solche Versuche schon in der 1. Auflage dieses B u c h e s 1893 empfohlen, also 3 Jahre bevor der Kinematograph erfunden wurde. Mit diesem müßte es leicht möglich sein. —

682

W a h r n e h m u n g von F u ß s p u r e n .

der noch nötigen den

das,

was

S t u d i e n zu v e r ö f f e n t l i c h e n ,

die L i t e r a t u r l )

gebracht

einstweilen

geben

Beobachtungen

B. Über

zu

wurde

schon

für

Wahrnehmung 1. Als

Es

hat

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g e b e ich im und

nötig

von

was

nachstehen-

ich

aus

Spuren.

Vorübung.

darauf

hingewiesen,

wie

notwendig

für den U R . sei, bei j e d e r sich ihm b i e t e n d e n G e l e g e n h e i t zu beobachten. seren sorgsam Beobachtungen, gange sehen. Studien

machen

meinen

halte.

es

Fußspuren

In d e r S t a d t i s t d i e s a l l e r d i n g s s c h w i e r i g , d a a u f u n g e f e g t e n Trottoiren sich keine die kann,

man viel

allenfalls zu

kurz

auf sind,

einem um

Viel reichlicher bietet sich auf d e m zu m a c h e n : im

Kote,

im

Schnee,

Spur abdrückt und kotigen

Wichtiges

daraus

Lande Gelegenheit, besonders

die

Straßenüber-

aber

in

zu

er-

seine feinem

) Vgl. die e i n s c h l ä g i g e n E r ö r t e r u n g e n in fast j e d e m L e h r b u c h der P h y s i o l o g i e z. B. v. L a n d o i s , W u n d t , F i c k in H e r m a n n s Handbuch, V i e r o r d t , R a n k e , F u n k e , v. B u n g e e t c . ; d a n n : S c h a u e n s t e i n in M a s c h k a „Handb. der gerichtl. Medizin" B d . I p. 541 ; H u g o u l i n in den „Annal. d'Hyg. publ.", O k t o b e r 1850 u. J a n . 1855; M a s s o n , ibid. 1886, III. S e r i e T . X V I p. 336; C a u s s è , ibid. Januar 1854 u. S e r i e I, 175 p. 2 ; J a u m e s , ibid. III. Serie tome III p. 168; H o d a n n , „Über ein Verfahren, ä u ß e r e Spuren eines V e r b r e c h e n s sichtbar zu m a c h e n " , G o l t d a m m e r s A r c h i v 1867 p. 8 9 ; R i t t e r , „Ermittlung von F u ß s p u r e n " , W ü r z b u r g 1846 u. 1854; V i e r o r d t , „ D a s G e h e n des M e n s c h e n im g e s u n d e n und kranken Z u s t a n d e " , T ü b i n g e n 1881 ; R i c h t e r , „ P h y s . artistique de l ' h o m m e en m o u v e m e n t " , P a r i s 1900; K i r c h e r , „Wie wird beim G e h e n die F u ß s o h l e a u f g e s e t z t ? " , G ö t t i n g e r Archiv f. A n a t o m i e etc. 1906 Heft 5 u. 6 ; L i n d e n a u N i c e f o r o p. 74 ff.; U r b a n , „Kompendium der g e r . P h o t . " , L e i p z i g 1909; O t t o l e n g h i , „Trattato di polizia" p. 2 2 5 ; L o o c k , „Chemie und P h o t o g r a p h i e b e i K r i m . - F o r s c h u n g e n " , Düsseldorf 190? II p. 68 ff.; B r a u n e und F i s c h e r , „ D e r G a n g des M e n s c h e n " , Leipzig 1895; P o p p in der Festschrift der anthropol. V e r s a m m l u n g Frankfurt a. M. 1908; B o r c h m a n n , „ D e u t s c h e Klinik", 1869 B e i l . 5 p. 4 0 ; H o d a n n , „Arch. f. preuß. S t r a f r e c h t " 1867; Z e n k e r , „Viertelj a h r s c h r i f t f. ger. Medizin" 1879 X X X p. 8 0 ; K r a h m e r , „Handb. f. ger. Medizin" 1857; V o c k e in F r i e d r e i c h s Bl. 1892 p. 3 6 ; D e m e n y , „Sur la C h r o m o p h o t o g r a p h i e " in „Conf. publ. sur la P h o t o g r . " , 2. s é a n c e v. 6. D e z . 1891 p. 11; J a u m e s in „Virchow J a h r b . " 1880 I p. 6 5 7 ; E. und W . W e b e r , „Mechanik der m e n s c h l . G e h w e r k z e u g e " , G ö t t i n g e n 1836; M u s c a r d in den „Mem. de l'acad. royal d. med. d. B e l g i q u e " t o m e II, B r u x e l l e s 1850; Fr. P a u l , „Handb. der krim. P h o t o g r a p h i e " , Berlin 1900 (p. 58 ff.) ; S t r a ß m a n n , „Die P h o t o g r . im D i e n s t e der gerichtl. Medizin" (off. B e r . der 2. Ä r z t e v e r s a m m l u n g des D e u t s c h e n Medizin.B e a m t e n v e r e i n s ) ; R. A . R e i ß , „ L a phot. j u d i c i a i r e " , Paris 1903; O. K t a t t , „ D i e K ö r p e r m e s s u n g der V e r b r e c h e r " , Berlin 1902; Karl D i c k e l , „Die Phot. v o n Fußspuren e t c . " , Zeitschr. f. F o r s t - u. J a g d w e s e n , Juni 1905 p. 3 5 9 ; v. D o m b r o w s k y , „Das Wildern e t c . " , C ö t h e n i. A. 1894; A. S c h a n z , „Fuß und S c h u h " , S t u t t g a r t 1905; B e c k e r , „Funktionsprüfung des P l a t t f u ß e s " , Ärztl. S a c h v . - Z t g . 1903 Nr. 1 ; „ E i s e n l ö s u n g für F u ß a b d r ü c k e " in H. G r o ß ' Archiv Bd. X X I I I p. 3 7 2 ; L. v. L e s s e r , „Über das S c h u h w e r k " , Medizin. Klinik 1909 Nr. 5 ; K i r c h n e r , „ D e r zwanglose G a n g " , D e u t s c h e milit. ärztl. Z e i t s c h r . 1905 Nr. 8 ; 0 . F i s c h e r , „Uber die B e d i n g u n g e n und den B e g i n n der A b l ö s u n g der F e r s e v o m B o d e n " , P h i l o s . Studien 1902, X I X ; H u e t e r , „Klinik der G e l e n k s k r a n k h e i t e n § 257 p. 4 4 3 ; T . L. N e u g e b a u e r , „Zur E n t w i c k l u n g s g e s c h i c h t e des spondylolith. B e c k e n s und seiner D i a g n o s e mit R ü c k s i c h t auf K ö r p e r h a l t u n g und G a n g s p u r " , H a l l e D o i p a t 1882; v . H o f m a n n , „ L e h r b . der ger. Med.", 9. Aufl. p. 4 2 4 ; C o u t a g n e u. F l o r e n c e , „Arch. d'anthrop. crim." Bd. IV p. 2 5 ; dann in H. Groß' A r c h i v : P r a n t III, 1; B e r t e l V , 3 4 9 ; H. G r o ß VI, 334 ; S c h ü t z e I X , 126; R o s e n b e r g X , 83 u. 91 ; P a u l X I I , 124; v a n L e d d e n - H u l s e b o s c h , X V I , 6 9 ; A n u s c h a t X V I , 7 3 ; H. G r o ß X X I I I , 372 und X X X I V , 180; P o l z e r X L , 342. l

Beobachtung von Spuren.

683

Staube der sonst langweiligen Landstraße liegt eine solche Fülle interessanten Beobachtungsmateriales, daß man darin wie in einem spannend geschriebenen Buche lesen und lernen kann. Und das muß gerade hier geschehen. W e r erst auf dem Tatorte bei einer wichtigen Spur etwas sehen will, der wird kaum etwas entdecken: die Spur ist ein Abdruck, geradeso wie alle anderen, aber doch eigentlich wieder anders, dazu ist sie schlecht ausgedrückt, und wenn sie auch deutlich wäre, so kann man sie nicht mitnehmen, und wenn man es könnte, so kann man nicht in der Stadt herumlaufen und sie jedem anprobieren, um zu sehen, ob er etwa der Täter ist. Bei solchen Erwägungen ist die Sache freilich wertlos, man muß sehen lernen und sehen lernt man erst durch Übung. Was sieht der Laie im Mikroskop und was sieht der Kenner, was sieht und hört der Jäger in Feld und Wald, wo f ü r den andern alles tot ist, was sieht der Künstler in einem Bilde, in dem der Unkundige nur ein paar farbige Figuren erblickt! So findet sich überall ein langweiliges Chaos f ü r den Laien, eine Welt voll Leben und Ideen für den Kenner. Es ist freilich kein großes Ding um ein paar Fußspuren, aber f ü r den UR. kann alles darin gelegen sein, der Erfolg seiner Arbeit, die Rettung eines Unschuldigen, die Überführung des T ä t e r s : der Mikrokosmus dieser Spuren ist wichtig genug. Auch dieses Studium muß in ein gewisses System gebracht werden. Ein bloßes Anschauen von noch so vielen Spuren nützt gar nichts, man bringt keine O r d n u n g hinein, man merkt sich nichts, man gruppiert nichts, und so ist jede Verwertung des Gesehenen, wenn es auch noch so viel wäre, ausgeschlossen. Will man wirklich für die Praxis lernen, so macht man den Anfang damit, daß man zuerst einmal, sagen wir, auf der staubigen Landstraße, das krause Durcheinander von Spuren g r o ß e r und kleiner Leute, beschuhter und nackter Füße, von Tieren und Wagenrädern genau ansieht und verfolgt. Mehr als das sieht der Neuling allerdings zuerst nicht, und mit der Einteilung in g r ö ß e r und kleiner, nackt und beschuht hat er einstweilen bei den menschlichen Fußspuren g e n u g getan. Mit der Zeit wird ihm aber doch deutlich, daß die Beschuhung eine sehr verschiedene i s t : bei den Nägeln, dem Absätze, der Sohlenform usw. sind auffallende Unterschiede wahrzunehmen, besonders ein öfter wiederkehrender Abdruck sticht kräftig hervor durch seine namhaften Dimensionen und plumpe Form. Jetzt ist er verloren — da kommt er wieder und wird mit erwachtem Interesse b e g r ü ß t ; denn hat der Neuling einmal eine Spur herausgefunden, so ist er „auf der r e c h t e n S p u r " und wird der Sache bald Geschmack abgewinnen. W i r verfolgen also die ungeschlachte, plumpe Spur w e i t e r : jetzt finden wir einen besonders deutlichen Abdruck, wir bleiben stehen und sehen ihn genauer a n : man kann die Nägel ganz gut zählen, auch wahrnehmen, daß einige davon fehlen und daß der rechte Schuh einen energisch auf die Sohle gesetzten Lederfleck aufgebessert erhalten hat. Nun ist er nicht mehr zu verwechseln und zu verlieren. W i r notieren diese Einzelheiten genau, wandern weiter und nehmen wahr, daß unser Freund plötzlich neben seiner Fußspur den Eindruck eines Stockes gemacht h a t ; er ist

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Beobachtung einer bestimmten Spur.

also müde geworden und h a t wahrscheinlich den früher unter dem Arm g e t r a g e n e n Stock in Benützung gezogen. Es f ä l l t aber auf, daß der Eindruck weder die Spur eines E i s e n b e s c h l a g e s zeigt, noch auch r e g e l m ä ß i g halbrund erscheint, w i e es bei einem l ä n g e r benützten Stock der F a l l sein müßte. Die Eindrücke gehen ziemlich spitz und spießig in die T i e f e , wie bei einem frisch abgeschnittenen S t o c k e ; wir gehen zurück bis zur Stelle, an der wir zuerst den Stockeindruck wahrgenommen haben, und sehen uns hier u m : richtig, an dem Haselbusch neben der S t r a ß e ist an einem stark daumdicken T r i e b e ein frischer Schnitt w a h r z u n e h m e n : unser Freund hatte also keinen Stock unterm Arm, sondern hat sich hier einen W a n d e r s t a b abgeschnitten, roh zugespitzt und so die rissigen Eindrücke erzeugt. Nun verfolgen wir ihn w e i t e r : Plötzlich ist der Mann quer ü b e r die b r e i t e Lands t r a ß e g e g a n g e n und dort wiederholt hin- und h e r g e t r e t e n . W a s mag die U r s a c h e gewesen s e i n ? Der Sachverhalt scheint nicht zu erklären, und doch ergibt er sich aus einer weiteren B e o b a c h t u n g . Am Rande der S t r a ß e sehen wir die kurzen, trippelnden Schritte eines b l o ß f ü ß i g e n Kindes im Staube e i n g e d r ü c k t ; diese Spuren kommen die S t r a ß e entlang, plötzlich ist aber ein w i e d e r h o l t e s Hin- und Hertreten und Zurückweichen zu erkennen, o h n e daß aber die F ü ß e gewendet wurden, die Fußspitze b l e i b t stets nach vorne g e r i c h t e t , und gerade an dieser S t e l l e mündet ein W e g von einem seitwärts stehenden H a u s e in die Straße. Im S t a u b e des S e i t e n w e g e s ist aber die kommende und wieder sich entfernende Spur eines Hundes wahrzunehmen. Nun ist alles klar. D a s Kind g i n g auf der S t r a ß e , vom H a u s e her kam ein Hund, der das Kind anbellte, so daß dieses erschreckt zurückwich und sich nicht weiter g e t r a u t e ; unser F r e u n d kam über die Strasse, vertrieb mit dem eben abgeschnittenen Stock den Hund, der wieder heimlief, das Kind und der Mann setzten ihren W e g in entgegengesetzter Richtung fort. W i r folgen dem F r e u n d e w e i t e r : nun hat er einen Bekannten getroffen. Seine Spur ist quer über die S t r a ß e g e s t e l l t , die des Entg e g e n k o m m e n d e n e b e n f a l l s . Beide sprachen lange, denn sie haben oft ihren Standplatz g e w e c h s e l t . E i n e r hat die P f e i f e a u s g e k l o p f t , Asche liegt auf der S t r a ß e ; er hat sie aber auch wieder angezündet, denn es liegen m e h r e r e frischangebrannte Zündhölzchen auf dem B o den, einige davon sind von dem wohlbekannten Absätze des F r e u n d e s tief in den Staub getreten. J e t z t können wir hoffen, ihn einzuholen, denn die Unterredung mit dem Bekannten hat höchstens vor zehn Minuten s t a t t g e f u n d e n : er bedurfte zahlreicher Zündhölzchen, als er seine P f e i f e angezündet hat, es muß also der starke W i n d , der seit zehn Minuten weht, damals auch schon geblasen haben. Endlich ist er w e i t e r g e g a n g e n , aber nicht allein, sondern der Bekannte, mit dem er lange geplaudert, hat seine Schritte g e w e n d e t und ist mit u n s e r e m alten F r e u n d e w e i t e r g e g a n g e n . D i e P f e i f e hat gut g e b r a n n t und es war starker T a b a k darin, denn der Mann hat wiederholt neben seiner Spur ausgespuckt. D e r zweite Mann ist viel k l e i n e r e r Statur, denn wenn wir genau zählen, s o finden wir auf zehn Schritte des alten

Studien an Spuren.

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Freundes elf Schritte seines Bekannten, der also wesentlich kürzere Beine hat. W a s den letzteren bewogen hat, umzukehren? Leicht zu erraten; schon nach sechzig Schritten finden wir ein Gasthaus an der Straße und da hinein führt die Spur der beiden. Wir gehen weiter, besorgen unser Geschäft und kehren nach einigen Stunden denselben W e g zurück. Schon lange vor dem erwähnten Gasthause treffen wir wieder die wohlbekannte Spur unseres alten Freundes, wir erkennen sie zweifellos wieder als die richtige, aber sie sieht doch anders a u s : bald f i n d e t man sie am Rande der Straße, bald in deren Mitte, einmal ist sie breitspurig, einmal überschlagend, einmal messen wir große Schritte, einmal kleine, — wir machen wieder eine Bestimmung: der gute Freund war s e h r nachdrücklich im Gasthause. — So vielerlei Beobachtungen kann man nun an einer einzigen Spur allerdings nicht immer machen, aber irgend etwas Positives wird man bei einigermaßen günstigen Verhältnissen jedesmal wahrnehmen, wenn man sich nur die zu verfolgende Spur gut ansieht und alle Merkmale im Gedächtnisse behält, um die gewählte Spur nicht zu verlieren, selbst wenn sie längere Zeit unter anderen Spuren oder wegen ungünstiger Verhältnisse verschwunden war. Eine weitere Art von Beobachtungen geht dahin, daß man aus mehreren mit- oder gegeneinander gehenden Spuren die von e i n e m Menschen herrührenden heraussucht, nach Tunlichkeit zu bestimmen trachtet (ob Mann oder Frau, ob groß oder klein, Art des Ganges, Tempo der Gangart usw.) und dann versucht, den Betreffenden einzuholen und sich von der Richtigkeit seiner Ansicht überzeugt. U m hierin einige Sicherheit zu erlangen, ist nichts mehr zu empfehlen, als daß man einen Begegnenden, der eine F u ß s p u r hinterläßt, zuerst genau ansieht, seine Qualität, Gangart usw. ins Auge f a ß t und die von ihm hinterlassene Spur mit dem ü b e r das Individuum Festgestellte vergleicht. Besonders sorgsam nehme man es bei Leuten, die im Gehen irgend etwas Ungewöhnliches zeigen, die z. B. auffallend g r o ß e oder kleine Schritte, trippelnden, schwankenden, wiegenden, schiebenden Gang, sogenannte Säbelbeine (O- oder X - F ü ß e ) oder Plattfüße besitzen, die hinken, ein Bein nachschleppen, sich auf einen Stock stützen usw. H a t man an dem Gehenden etwas derartiges wahrgenommen, so suche man dann festzustellen, ob in der Spur a u c h etwas Auffallendes wahrzunehmen ist, und wenn ja, ob man das Auffallende im G a n g e mit dem Auffallenden in der Spur in Zusammenhang bringen kann. Alle solche Beobachtungen haben aber nur dann Wert, wenn sie schriftlich niedergelegt und systematisch z u s a m m e n g e f a ß t werden, so daß wiederholte Beobachtungen über denselben Fall zur Kontrolle nebeneinander gestellt werden. Sie gehen auch nur dann über die Konstatierung von bloß Zufälligem hinaus, wenn die Beobachtungsreihe eine g r o ß e ist, und wenn dieselbe Erscheinung auf der einen Seite stets mit gleichbleibenden Erscheinungen auf der anderen Seite so o f t beobachtet wurde, daß man nach menschlichem BeurteilungsHans Groß

Hdb. I. UR. 6. Aull. IL

44

686

Systematische Spurstudien.

vermögen wirklich von gleicher Ursache und gleicher Wirkung sprechen kann. Wenn also z. B. bei auffallend großen Schritten einige Male beobachtet wurde, daß die rückwärtige Kante des Schuhabsatzes auffallend tief in den Boden gedrückt wird, so kann dies Zufall, besondere Eigentümlichkeit des Gehenden sein. Wird es aber oft wahrgenommen und findet sich k e i n Ausnahmefall, dann darf man allerdings annehmen, daß man ursächlichen Zusammenhang, eine Regel, aufgefunden habe. Und findet man dann eine e i n z i g e Spur mit besonders tief eingedrückter Randkante des Absatzes, so wird man anzunehmen berechtigt sein: diese Spur rührt von jemandem her, der, wenigstens damals, auffallend große Schritte machte. Bei einer, erst in ihren Anfängen stehenden Lehre, wie es die über Fußspuren ist, kann die Zahl der Beobachtungen nicht groß genug sein und es wird daher jeder, erst wenn er sich viel Material gesammelt hat, offenen Blick für die Sache erhalten, und dann aus jeder Fußspur, die im Ernstfalle Bedeutung haben kann, viel mehr herauslesen, als einer, der sich um solche Dinge nie gekümmert hat. Als Praktikum in den oben angeführten Beobachtungen möge ferner jeder, der sich für die Sache interessiert, Studien an absichtlich erzeugten Spuren machen und sich über die Unterschiede Klarheit verschaffen. Dies kann immer dann gemacht werden, wenn man irgendwo eine passende Unterlage gefunden hat: halbtrockenen Straßenkot, nicht tiefen, frischgefallenen oder in Auflösung begriffenen Schnee, am besten feinen Straßenstaub. In einem dieser Stoffe mache man nun Fußspuren der verschiedensten Art: im Stehen, im Gehen (langsam und rasch), im Laufen und Springen. Dann: in der Ebene, bergauf, bergab, unbelastet und eine Last tragend, im ausgeruhten und im müden Zustande usw. Jede dieser so erzeugten Spuren würdige man eingehenden Studiums und genauen Vergleiches mit den übrigen, man suche das Gemeinsame und das Verschiedene und erprobe das so Gefundene an den Spuren anderer. Besonders genau nehme man es mit dem Abdruck der nackten Füße, welche Abdrücke man zur dauernden genaueren Vergleichung aufbewahren kann. Sie werden am besten auf Papier erzeugt, das auf dem Boden des Zimmers (am besten mit Heftnägeln) befestigt sein muß. Ist es nicht befestigt, so zieht man das Papier bei jedem Schritte in die Höhe und die Abdrücke werden undeutlich. Dann nimmt man eine Blechtasse, etwa 30 bis 40 cm lang, 20 cm breit, und legt auf diese einen etwas kleineren Fleck aus Tuch, Filz, zusammengelegter Leinwand usw. Hierauf rührt man einen feingepulverten Farbstoff, am besten von erdiger Beschaffenheit, z. B. dunklen Ocker, gebrannte Terra di Siena, Kaßler Erde usw., von denen man um wenige Kreuzer genug für zahlreiche Versuche bekommt 1 ), mit Wasser, etwas arabischem Gummi und wenig Pottasche so an, daß das Ganze dickflüssig, etwa wie Glyzerin, Öl u. dgl. wird, und gießt den Farb') Gewöhnliche Tinte oder irgendeine in Wasser gelöste Anilinfarbe tut es am Ende auch; nur ist sie etwas schwer vom Fuße wegzukriegen, während die genannten anderen Farbstoffe im Wasser sofort abgehen.

Anfertigen von Fußabdrücken.

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sttff auf den Stoffleck in der Tasse, so daß dieser durchnäßt ist. Die Tasse stellt man auf den Boden und tritt nun mit dem bloßen Fuße au ; den farbstoffhaltigen Tuchfleck und dann wiederholt auf das Papier: im Gehen, im Stehen, im Laufen usw. Man befeuchtet den Fiß erst wieder von neuem, wenn die F a r b e fast vollständig abgeg e r e t e n ist. — Noch besser, aber nicht so einfach ist es, wenn man (nach M ö n k e m o l l e r und K a p l a n ) 1 ) die F u ß s o h l e mit einer alkoholischen Eisenchloridlösung befeuchtet und so über Papier geht. Dann werden die Abdrücke mit Ammon. sulf. cyanat. 25- 0, Spirit. 1 0 0 - 0 und Äther ad 1 0 0 0 - 0 befeuchtet, was sehr klare Abdrücke g i b t 2 ) . W. F i s c h e r 3 ) rät, gewöhnliches Schreibpapier, besser ungelerntes, z. B. Filtrierpapier mit H i l f e eines Wattebausches mit einer Lösung (1 : 100) von Kai. ferrocyanatum zu bestreichen, es trocknen zu 'assen und zu späterem Gebrauche aufzubewahren. Erforderlichen Falles legt man es auf den Fußboden, bestreicht die mit Seife gut entiettete Fußsohle mit einer Lösung (1 : 1000) von Liq. ferri sesquichlorati, läßt fest auftreten und den Fuß wieder abheben. Dies ergibi sehr deutliche, dunkelblaue, unvergängliche Abdrücke. S t o c k i s 4 ) rät zu einem Gemenge von gleichviel Scharlachrot (Merck) und Lycopodium, in das man die Fußsohle stellt und dann auf Papier tritt. Fixierung mit (40 o/o) Formol 5 T., Kalialaun 10 T., G u n m i arab. 50 T., W a s s e r 300 T. Liefert schöne Abdrücke, ist aber wegen der Fixierung etwas umständlich. Hat man sich in der einen oder anderen Art Abdrücke gemacht, so versäume man nicht, s o f o r t zu jeder Spur dazu zu schreiben, wie sie erzeugt w u r d e (im Gehen, Stehen usw.), sowie auch das Charakteristische des Erzeugers der Spur anzumerken, z. B. : „30 jähriger Mar.n, 180 cm, sehr kräftig, etwas O - F ü ß e " . In der gleichen Weise trachte man auch Fußabdrücke von anderen Leuten verschiedenen Alters und Geschlechtes und verschiedener Beschäftigung zu bekommen, und richte wieder sein Hauptaugenmerk auf Leute, die im Gange etwas Abnormes haben (schwankenden, wiegenden Gang, Säbelbeine, hüpfenden, schwerfälligen Schritt usw.). Es sollte eigentlich jeder UR. eine möglichst reiche Sammlung von solchen Abdrücken besitzen, die sich leicht aufbewahren lassen und sich nicht verwischen. Im Ernstfalle sucht er dann Vergleiche mit den Exemplaren seiner Sammlung zu machen und kann so in einfacher und verläßlicher Weise zu Resultaten kommen, die ihm sonst unerreichbar geblieben w ä r e n 5 ) . ') Vgl. H. Groß' Archiv Bd. VI p. 334. ') Vgl. die Methoden von M u s k a t in »Deutsche med. Wochenschrift" 1902 Nr. 25 und von B e t t m a n n , „Zentralbl. f. Chirurgie" 1902 Nr. 27. s ) Korr.-Bl. der Deutschen Gesellschaft f. anthropol. Ethnologie und Urgeschichte" Nr. 7 des XXXV. Jahrg. ') Ann. d. 1. Société de med. leg. de Belgique No. 4 ex 1908 No. 4. *) Allerdings sollte diese Sammlung sich auch auf Gips- oder Zement-Abgüsse von Fuß e i n d r ü c k e n erstrecken; aber diese sind so groß und schwer, daö der einzelne sich nicht mit deren Sammlung und Aufbewahrung befassen kann. Gerade in dieser Richtung können die Sammlungen kriminalistischer Institute viel Nutzen schaffen.

688

Spuren im Ernstlalle.

2. Im Ernstfalle.

Daß man in jedem Kriminalfalle, namentlich wenn er von größerer Wichtigkeit und der Täter unbekannt ist, genau nach Spuren zu forschen hat, ist selbstverständlich 1 ). Daß die Spuren, die etwa vorhanden sind, vor jeglicher Insulte geschützt werden müssen 2 ), und daß man diesfalls seine unterstehenden Organe, die meist die ersten auf dem Tatorte sein werden, genau und schon im voraus unterrichten muß, wurde schon wiederholt betont. Hier ist namentlich auf einen so oft begangenen Fehler aufmerksam zu machen. M a n f o r s c h t in d e r R e g e l n u r in d e r u n m i t t e l b a r e n U m g e b u n g d e s T a t o r t e s n a c h F u ß s p u r e n u n d u n t e r l ä ß t es, a u c h w e i t e r w e g n a c h s o l c h e n z u s e h e n . Unmittelbar auf dem Tatorte sind brauchbare Spuren selten zu finden, sei es, daß der Täter vorsichtig genug war, solche, wenn sie entstanden sind, zu verwischen, sei es, daß die vorhanden gewesenen Spuren durch dazugekommene Menschen zertreten oder unsicher gemacht wurden. Diese Gründe fallen weg, wenn wir uns entfernter vom Tatorte umschauen. Irgendwo findet sich doch ein Fleck Erde, der dazu geeignet ist, eine Spur aufzunehmen, der Täter war nicht mehr so vorsichtig, wie am Anfange, und fremde Leute sind dort vielleicht auch noch nicht gewesen. Freilich ist der Nachweis, daß eine Spur mit der Tat in ursächlichem Zusammenhange steht, um so schwieriger zu führen, je weiter die Spur vom Tatorte entfernt ist. Aber im ganzen ist dies nicht so schwer, als man vermeint 3 ). Vor allem liegt es in der Natur der Sache, daß der Verbrecher unmittelbar nach der Tat sich nicht leicht auf offener Straße fortbegibt, sondern daß er auf entlegenen Wegen entflieht: also rückwärts vom Hause, allenfalls durch den Garten und dann querfeldein. Sucht und findet man hier aber eine frische Spur, die nicht auf dem gewöhnlichen Wege fortführt, so ist wenigstens die Vermutung gerechtfertigt, daß sie vom Täter herrühren könnte. Man wird sie deshalb genauem Studium unterziehen, nachdem man sich vorerst von den Hausleuten und Nachbarn sagen ließ, daß sie von ihnen nicht herstammt und daß sie keine sonstige Erklärung für diese kennen; dann verfolgt man diese Spur wieder zurück, bis zum Tatort, was insoferne leichter ist, als man dann auch spurähnliche Eindrücke in den Kreis der Untersuchung einbeziehen kann. Vermag man nun weiter z. B. festzustellen, daß die Spur von einem Laufenden herrührt, so ist man der Sache schon nähergekommen und wird in seiner Auffassung noch bestärkt, wenn man vielleicht wahrnehmen kann, daß die Spur von jemanden erzeugt wurde, d e r h i e r e t w a d e s N a c h t s u n d o h n e K e n n t n i s d e s B o d e n s g e g a n g e n ist. Dies kann angenommen werden, wenn der ') Vgl. A. P r a n t in H. Groß' Archiv Bd. III p. 1 und S c h ü t z e daselbst Bd. IX p. 126. •) C. F. v a n L e d d e n - H u l s e b o s c h , „Blutige Abdrücke als Beweismittel", H. Groß' Archiv Bd. XVI p. 69. •) Verfolgen von Fußspuren s. H. G r o ß H. ibid. XXXIV, 180.

Das Suchen von Spuren.

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Betreffende über einen Stein gestolpert, an einen Busch angerannt, oder über eine Böschung abgerollt ist, was bei T a g e nicht geschehen wäre. Feststellungen der letzten Art sind von Wichtigkeit und nicht selten zu machen. Auch andere Anhaltspunkte können da m i t h e l f e n : wenn z. B. auf dem Tatorte größere Mengen von Sachen weggetragen wurden, und wenn der Täter unterwegs gerastet und die Bürde beiseite gestellt hatte, oder gar wenn vom W e g g e n o m m e n e n etwas verloren oder von sich geworfen wurde. Dies sind ebenso sichere Identitätsnachweise f ü r die Spur, wie sie dann geliefert werden können, wenn etwa eine einzige, zweifellos vom Täter herrührende Spur auf dem Tatorte gef u n d e n wurde und diese sich mit den anderen, weiterführenden Spuren als kongruent erweist. Namentlich in letzterem Falle, wenn schon eine Spur gefunden wurde, unterläßt man es häufig, in größerer Entf e r n u n g nach weiteren zu suchen. W e r aber weiß, wie notwendig es zur Beurteilung einer Spur ist, m e h r e r e v o n i h n e n z u s t u d i e r e n , und daraus Schlüsse zu ziehen, wird es auch in solchen Fällen nicht unterlassen, überall nach Spuren zu suchen, wo solche g e f u n d e n werden können, und wenn es auch weit vom Tatorte wäre. — Fragen wir, wer sich denn mit dem Suchen und Verwerten der Fußspuren zu befassen hat, so sagen w i r : u n b e d i n g t d e r UR. Ich will diesfalls keinen Kompetenz-Konflikt mit den Gerichtsärzten 1 ) heraufbeschwören, wenn ich der Meinung Ausdruck gebe, daß auch in diesem Falle der Gerichtsarzt dann einzutreten hat, wenn es ihm nach den allgemeinen Grundsätzen zukommt, d. h. w e n n e s s i c h um die A b g a b e s e i n e s F a c h g u t a c h t e n s nach v o r a u s g e g a n g e n e r B e f u n d s a u f n a h m e h a n d e l t . Ich glaube, daß man diesfalls überhaupt oft irre geht, wenn der UR. alle Arbeit dem Arzte zuschiebt, zu der er selbst zu bequem oder zu unwissend ist, und f ü r die ihm ein anderer Sachverständiger just nicht einfällt. W e n n sich mit dem Studium von Fußspuren früher weder der Gerichtsarzt noch der UR. befaßt haben, so werden beide nichts herausbringen ; wenn der erstere auch noch so viele Kenntnisse über die Anatomie des Fußes und die Physiologie des Gehvorganges besitzt, so wird er diese Kenntnisse nicht verwerten können, wenn er nicht Sonderstudien über die Fußspur selbst gemacht hat. Diese Studien erfordern aber viel Zeit und Mühe, und diese aufzuwenden, ist der Gerichtsarzt nicht imstande. Ich habe eine viel zu hohe Meinung von dem, was der Gerichtsarzt aus a l l e n Zweigen des medizinischen Wissens und Könnens sein eigen nennen muß, als daß ich vermeinte, er könne sich auch mit dem Studium der Fußspur besonders befassen. Der UR. hat mit technisch-praktischen Dingen viel weniger zu tun, als der Gerichtsarzt, er ist schließlich verpflichtet, sich um Dinge zu ') So behaupten z . B . Z e n k e r in Schievelbein, V o c k e in München u. a., daß die Gerichtsärzte in dieser Frage die einzig Maßgebenden seien; allerdings war dies zu einer, gottlob verflossenen Zeit, als sich der UR. in der Regel außer um seine Paragraphen um nichts anderes gekümmert und auch sonst nichts verstanden hat.

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Sachverständige und Fußspuren.

kümmern,, die in sein Bereich gehören und so wird auch er zunächst berufen sein, sich mit dem Aufsuchen, Bewahren und Verwerten der Spuren zu befassen. Interessiert sich sein Gerichtsarzt für die Sache, so wird der UR. natürlich die Hilfe des Arztes gerne annehmen ; je mehr Augen, desto mehr wird gesehen. Der Arzt ist, in den Fall eingeweiht, hier der nächste Fachverwandte des UR., und da die Arbeit mit Spuren meist eine nicht einfache ist und Zeit und Mühe erfordert, so ist die Mitarbeit des Arztes um so erwünschter, als er dadurch genauer in der Sache informiert wird, und das Gutachten, zu dem er schließlich doch herangezogen wird, leichter erstatten kann, als wenn ihm alles bis dahin fremd war. Denn darüber, ob eine körperliche Abnormität aus einer Fußspur oder aus der Fußspurreihe (Hinken, Plattfuß, Apoplexie, Paralyse, Trunkenheit, schwere Verletzung usw.) zu entnehmen ist, hat n u r der Arzt zu entscheiden. Der UR. wird ihm das Material vorlegen, es etwa durch Einschlägiges aus seiner Sammlung von Fußabdrücken und Fußeindrücken illustrieren und dann das Gutachten des Arztes verlangen. Am besten, eigentlich einzig richtig wird vorgegangen, wenn UR. und Gerichtsarzt miteinander die Arbeit leisten. Aber außer dem Arzte wird der UR. häufig auch hier noch andere Sachverständige heranziehen müssen. Handelt es sich um Spuren von beschuhten Füßen, so wird fast in allen Fällen ein intelligenter Schuster brauchbare Aufschlüsse geben können. Er vermag vielleicht zu sagen, ob der Schuh landesüblich ist oder woher er sonst stammen kann, ob und welche Reparaturen usw. daran vorgenommen wurden, welche Art Leute derartige Schuhe zu tragen pflegen, ob der Träger, was oft vorkommt, eine besondere Art besitzt, seine Schuhe zu ruinieren, z. B. den einen Absatz mehr abzutreten als den anderen, die Vordersohle rechts oder links mehr abzunützen, namentlich den vordersten Rand der Sohlenspitze sonderlich abzuschleifen, und was für Eigenheiten in der Körper-Konstitution dies erfahrungsgemäß vorauszusetzen p f l e g t Ja sogar auf schmerzhafte Stellen am Fuße kann ein denkender Schuster (und der politische Schuster ist noch nicht ausgestorben!) aufmerksam machen, da er bei Klagen seiner Kunden und bei den für sie nötigen Reparaturen oft Gelegenheit zu beobachten hat, daß manche Schmerzhaftigkeit mit Schonung, beziehungsweise größerer Abnützung gewisser Sohlenpartien ursächlich zusammenhängt. Ich habe gerade von Schustern in solchen Fällen oft dankenswerte Hilfe bekommen 1 ). Ein Sachverständiger, der meistens die besten Dienste leisten kann, ist ein gescheiter, alterfahrener Jäger 8 ). Der Mann hat Vorstudien nächstverwandter Art gemacht, indem er die Wildspur oft beobachtet und für seine Zwecke verwertet hat. Er sieht Spuren dort, ') Dasselbe wird mir in mehreren Schreiben bestätigt. *) Für gewisse Fälle, in welchen es sich namentlich um scharfe, junge Augen handelt, wird man mit Erfolg einen klugen, eifrigen Waidjungen verwenden — am besten: den erfahrenen alten Jäger u n d den jungen Burschen zusammen.

Jäger als Sachverständiger.

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wo ein anderer kaum einen Schmutzfleck wahrzunehmen g l a u b t ; er versteht es festzustellen, in welcher Richtung eine f o l g e n d e Spur zu finden ist, wenn auch einstweilen bloß ein sehr schwacher und unvollständiger Abdruck einer einzigen Spur zu sehen war, und was hier das wertvollste ist: er versteht es fast allein, eine verloren gegangene Spur wieder aufzufinden, wenn sie auch durch eine recht lange W e g strecke unterbrochen gewesen ist. Der erfahrene Jäger beobachtet aber auch noch andere Umstände. Er weiß, welches Wetter zu jeder Stunde der jüngst vergangenen Zeit geherrscht hat, und welchen Einfluß dieses auf eine Spur hat. Hierdurch kann er aber nicht nur sagen, wann eine fragliche Spur entstanden ist, sondern er wird auch nicht leicht Spuren miteinander verwechseln, die nicht zur selben Zeit entstanden s i n d ; er kann also eine Spur unter mehreren anderen am besten festhalten. Der Jäger ist weiters auch gewohnt, darauf zu achten, in welcher Gangart ein Tier gekommen ist, er sieht z. B. auf das sogenannte „Glitschen", d. h. jenes Gleiten, welches eintritt, wenn ein Tier bei größerer Schnelligkeit auf feuchtem Boden, wie er es ja im W a l d e häufig ist, aufsetzt und nach vorne rutscht, bevor es den Lauf wieder a u f h e b t ; namentlich Rehe, Hirsche, Säue tun das sehr deutlich. Dieses „Glitschen" ist aber höchstens im feuchten, schlüpfrigen Lehme und abfallendem G e l ä n d e deutlich zu sehen, auf anderem Boden sieht man seine Andeutungen nur dann, wenn man viel Übung hat, und die besitzt der Jäger, und n u r der Jäger. Interessiert man sich f ü r solche Leute, so können sie im Ernstfalle unschätzbare Dienste leisten. Man m e r k e : wer die Spur eines Jagdtieres zu entdecken und festzuhalten vermag, der kann ähnliches auch bei einer menschlichen Spur leisten. W e r einen solchen alten, klugen Grünrock zur Verfügung hat, der hüte ihn wohl, als unersetzlichen Helfer in manchem, sonst aussichtslosen Fall. — W i e weit man es im Beobachten von Spuren bringen kann, beweisen die indischen „ P f a d f i n d e r " sog. Khojis, die aus dem Verfolgen von Spuren ein G e w e r b e machen, und allerdings Unglaubliches zu leisten vermögen. Ähnliches wird von den australischen Schwarzen behauptet, deren Sinnesschärfe bei Verfolgung von Spuren z . B . A. G r i f f i t h s 1 ) „ s u p e r h u m a n " nennt. Übrigens findet man auch mitunter bei gewöhnlichen Leuten, die weder Jäger noch Wilde sind überraschende Geschicklichkeit im Erkennen von Spuren. So erzählt G. T a r d e aus seiner langjährigen Erfahrung als UR. von einem jungen Bauernmädchen, welches angeblich jede Fußspur eines Burschen aus der U m g e b u n g sofort erkannte und zu benennen wußte. — Seitdem wir uns des Polizeihundes bedienen, sind wir freilich auf den menschlichen Spürsinn viel weniger angewiesen. — l

) „Mysteries of Police and Crime", London, Cassel 1898.

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Nackter und beschuhter Fuß.

Gehen wir nun an die Frage, wie sich die Spuren in verschiedenen Formen zeigen, so handelt es sich vorerst darum, ob der Fuß, der sie erzeugt hat, nackt oder beschuht war, welcher Umstand in der Auffassung und Verwertung der Spur g r o ß e Unterschiede hervorbringt. Die Autoren, welche sich mit unserer Frage befaßt haben, weichen insoferne voneinander ab, als der eine, z. B. Z e n k e r , behauptet, es sei zu bedauern, daß man so selten Spuren von bloßen Füßen findet, die weitaus mehr Schlüsse gestatten, während der andere, z. B. S c h a u e n s t e i n darauf aufmerksam macht, daß die Sohle des Schuhes so viele einzelne Identitätszeichen an den Nägeln, Flicken usw. habe, daß man mit Abdrücken von beschuhten Füßen viel leichter arbeite, als mit solchen von nackten Füßen. Ich meine, beide haben Recht und man wird wohl am richtigsten urteilen, wenn man s a g t : „ D e r b e s c h u h t e F u ß h a t m e h r Merkm a l e , d e r n a c k t e F u ß h a t m e h r P h y s i o g n o m i e " , so daß j e nach der Natur des Beobachters, der eine mit diesem, der andere mit jenem mehr zu machen vermag. Der sorgsame, genaue, mit verläßlichem Messen vertraute und überhaupt mehr mathematisch veranlagte Beobachter wird lieber und besser mit Abdrücken beschuhter Füße arbeiten, er wird sorgfältig alle M a ß e der mehr scharfen Schuhsohle nehmen, die Nägel zählen, die aufgenagelten Lederflecken abmessen usw. und so ein verläßliches, nicht leicht zu verwechselndes Bild des ganzen Eindruckes geben. Der andere Beobachter, der imstande ist, Gesamtbilder aufzufassen und festzuhalten, der sich auf sein Formgefühl verlassen und aus einer Anzahl von zwar nicht in Zahlen auszudrückenden, aber gut ausgeprägten Merkmalen sich auch das nicht deutlich Sichtbare ergänzen kann, der wird mit der Spur des nackten Fußes leichter arbeiten. Das Messen bei der letzteren ist überhaupt ein mißlich Ding, da die Sohle des nackten Fußes überall nach aufwärts rund emporgeht, nirgends scharfe Kanten hat, wie die Schuhsohle, und daher auch nirgends scharfe, als Meßgrenzen brauchbare Eindrücke gibt. Es müssen daher auffallende Kennzeichen und Erscheinungen nach Tunlichkeit aufgesucht und beschrieben werden, um die, fast stets nur ungefähr zu bestimmenden Maße genauer zu machen. Da m u ß der Totaleindruck helfen und dieser gibt allerdings unter halbwegs günstigen Umständen eine wirkliche Physiognomie, oft deutlicher und charakteristischer, als manch ein nichtssagendes Menschengesicht. Es ist deshalb richtig, wenn M a s s o n sagt, die Details jeder Spur eines nackten Fußes seien so unterscheidend und so charakteristisch in jedem einzelnen Falle, daß man stets verschiedene Spuren auseinanderhalten und die gleiche Spur wieder erkennen k a n n ; aber dies alles ist nur dann wahr, wenn die fraglichen Spuren unter den gleichen Bedingungen entstanden sind. W e n n z. B. auf das oben angeführte Verfahren, Abdrücke von nackten Füßen mittelst Farbstoffes zu machen, zurückgegangen wird, so kann sich jeder davon überzeugen, welch verschieden aussehende Abdrücke er mit demselben F u ß e machen kann. W i r d z. B. der Fuß frisch und stark mit

Nackter und beschuhter Fuß.

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Farbstoff versehen und wird dann auf einem laufteppichartig aufgelegten sogenannten Rollen-Packpapier fortgegangen, so gibt selbstverständlich der erste Abdruck viel Farbe ab, weil er noch viel davon hat, während die folgenden immer weniger und weniger Farbstoff abzugeben haben, bis endlich die Spuren undeutlich zu werden anfangen. W i r d nun die ersterzeugte Spur mit der letzterzeugten verglichen, so hat es mit dem Herausfinden der gerühmten „charakteristischen Ähnlichkeit 1 ' seine bedeutenden Schwierigkeiten. Diese können noch wesentlich vermehrt werden, wenn die erste Spur mit dem vielen, schlüpfrigen Farbstoff so erzeugt wird, daß man beim Aufsetzen des Fußes ein klein wenig nach außen gleitet, während man bei dem Erzeugen der übrigen Spuren fest und sicher auftritt. Die erste, gleitende, stark farbreiche Spur und die letzte, feste und farbstoffarme Spur zeigen verzweifelt wenig übereinstimmende Eigenschaften. Ähnliche Ergebnisse erhält man, wenn man verschiedenen Farbstoff (d. h. verschieden dickflüssigen, verschieden klebrigen, verschieden pigmentreichen) oder aber verschiedene Unterlage wählt. Derselbe Fuß, mit demselben Farbstoff gleichstark bestrichen, aber einmal auf einem ungehobelten, fasrigen Brette, einmal auf glattem, streng gespanntem Papier aufgedrückt, gibt sehr verschiedene Spuren. Es ist daher begreiflich, wenn man bei Versuchen verschiedene Maße f i n d e t ; so hat M a s s o n beim Abmessen verschiedener Spuren, erzeugt von den Füßen von acht Individuen, gefunden, daß die Maße beim selben Individuum wechselten: bei der L ä n g e : um 9 bis 23 mm, „ „ Breite: um 0 bis 8 mm, „ „ Weite des Sohlenbogens : um 0 bis 5 mm, „ „ Neigung der Zehenspitzenlinie: um 0 bis 21 mm. Diese Verschiedenheiten rühren aber nicht von verschiedenen Formen her, die der Fuß anzunehmen vermag, sondern lediglich, wenn gleiche Unterlage gewählt wurde, von der M e n g e des verwendeten Farbstoffes und der Art, wie der Fuß aufgesetzt wurde. M a s s o n 1 ) leugnet den „großen Einfluß der F a r b s t o f f m e n g e " auf die Fußspur, obwohl jeder Versuch das Gegenteil l e h r t ; man sehe nur einmal zu, wenn jemand aus dem Bade steigt und auf dem glatten Boden der Schwimmschule f o r t g e h t : die ersten Spuren des ganz nassen Fußes sind groß und voll, wie von einem Plattfuße, je mehr das Wasser abgetreten wird, desto kleiner und schmäler wird die S p u r ; dies Beispiel ist belehrender für unsere Arbeiten als manche lange Abhandlung. Zu bemerken ist aber, daß wir z. B. im tiefen, feinen Staube der Landstraße aus einem anderen G r u n d e auffallend viele Spuren von Plattfüßen sehen. Ist der Staub nämlich ziemlich tief, so sinkt der Fuß so weit ein, daß auch die W ö l b u n g der Sohle (das sogen. T o r ) noch zum Abdrucke gelangt, namentlich, wenn die W ö l b u n g keine starke ist. Dann sieht der Fußabdruck aus, als ob er von einem Plattfüßigen erzeugt worden wäre. Allerdings merkt ') „Annal. d'hyg. publ." 1886, III. Serie T. XVI p. 336.

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Nackter und beschuhter Fuß.

man aber bei genauerer Besichtigung die Täuschung, da in der Spur doch die tiefeingetretene Wölbung modelliert erscheint, während der wahre Plattfuß immer nur eine Art Fläche, ohne Modellierung erzeugen kann. Die F r a g e : ob die Spur eines nackten Fußes von einem Plattfuß herrührt, ist unter Umständen sehr wichtig und kann namentlich deshalb zu Folgerungen führen, weil es zwischen dem übernormal gewölbtem Fuße bis zum ärgsten Plattfuß zahlreich charakteristische und bestimmt zu unterscheidende Zwischenformen g i b t ; ein gefundener Abdruck kann also leicht zu einer Identifizierung führen. Es seien deshalb die Hauptformen abgebildet ( F i g . 89), die man bei

Fig. 89. Sohlenabdruck: a) eines gesunden normalen F u ß e s ; b) eines solchen mit leichtem, c) mit schwerem, d) mit ungewöhnlich schwerem Plattfüße. (Lehrbuch der speziellen Chirurgie v o n Dr. Franz Koenig.)

dem ersten Spaziergang auf staubiger Landstraße sicher alle vertreten finden wird. Hiebei kann man auch den eben erwähnten Unterschied zwischen dem echten Plattfuß in dünner Staubschicht und dem scheinbaren Plattfuß in tieferer Schicht deutlich wahrnehmen und studieren. Wichtig sind hiebei namentlich die Unterschiede in der Breite der einzelnen Fußabdrücke längs der punktierten Linie. Das Maß dieser Linie kann beim normalen Fuße (a) noch geringer werden, ja bei sehr dünner Staubschichte (ebenso wie bei einem bloß feuchten Fuße auf glatter Unterlage) zu Null werden. — Fassen wir das Gesagte zusammen, so müssen wir zu dem Schlüsse kommen, daß die Verwertung bei Abdrücken von beschuhten und nackten Füßen eigentlich eine recht verschiedene ist. Bei einem der ersten Art kann unter Umständen für alle spätere Zeit eine genaue Beschreibung des Sohlenabdruckes mit Angabe der Maße und Zahlen vollkommen genügen, wenn alle Dimensionen, Anzahl der Nägel *) ') A b d r u c k e der v e r s c h i e d e n e n gebräuchlichen S c h u h n ä g e l s o r t e n siehe in R e i ß , „Man. de pol. scient.", L a u s a n n e 1911, p. 401, 402.

Behandlung von Spuren nackter Füße.

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(vorhandene und fehlende) in der Vordersohle und im Absätze, ihre Form, G r ö ß e und Erhaltung, etwa vorhandene Flecke und sonstige Kennzeichen samt allen Maßen angegeben sind. Handelt es sich dann später um den Identitätsnachweis zwischen dieser Sohle und der des Verdächtigten, so kann dieser durch Nachmessen, Nachzählen usw. stets geliefert werden '). Anders aber beim Abdrucke eines nackten Fußes. Der Gesamteindruck und seine Physiognomie lassen sich durch Beschreibung, Abzeichnen, auch durch eine Photographie nicht wiedergeben, sie bleiben auch nur ungefähr und auf kurze Zeit im Gedächtnisse, ein Vergleichen einer f r ü h e r gesehenen Spur mit der des später etwa aufgefundenen Verdächtigten, ohne erstere mehr vor Augen zu haben, ist zweck- und wertlos. Da müssen beide Spuren vor uns auf dem Tische liegen, es muß gemessen und verglichen und wiederholte Male hin- und hergesehen werden, bevor etwas Brauchbares gesagt werden kann. Ja, schon zur Erzeugung einer Vergleichsspur vom Fuße des Verdächtigten ist es unumgänglich nötig, daß man das erste Corpus delicti vor Augen habe, um das Vergleichsobjekt unter möglichst gleichen Verhältnissen erzeugen zu können. Schon C a u s s é e , der seine Vergleichsversuche mit defibriniertem Blute dargestellt hat, macht darauf aufmerksam, daß man gleichviel Blut auf die Sohle bringe, wie damals auf ihr gewesen ist, als das eigentliche Objekt erzeugt worden ist. S c h a u e n s t e i n meint, das sei leicht sagen, aber schwer auszuführen. In Wirklichkeit sieht es aber nur schwer aus, und wenn man das Richtige macht, so ist die Sache ebenso leicht als sicher auszuführen : Die gleiche Unterlage zu finden, wird nicht schwer sein : das gleiche Holz mit ähnlicher Oberfläche, der gleiche Fliesboden, das gleiche Papier usw. ist doch zu beschaffen. Weiters wird es auch keine besonderen Schwierigkeiten haben, festzustellen, welcher Art der verwendete Farbstoff w a r ; äußersten Falles müssen es die Sachverständigen herausbringen, welcher Farbstoff die erste Spur erzeugt hat. Nun handelt es sich nur noch darum, die Menge des Farbstoffes festzustellen, und dies kann nur durch Erzeugung einer R e i h e n f o l g e ermittelt w e r d e n ; man läßt den Versuchsmenschen mit der ganzen Sohlenfläche fest (wie p. 686 beschrieben) auf die, mit dem F a r b s t o f f e bestrichene und getränkte Stoffplatte treten, so daß die Sohle möglichst stark mit Farbstoff versehen ist, dann läßt man ihn eine Spur seines Fußes neben die andere auf die fragliche Unterlage machen (ohne den Fuß neu *) Eine bequeme Methode zum Nachweise der Identität zwischen der Schuhsohle des Verdächtigten und dem Gipsabgüsse der suspekten Spur verwenden wir bei Arbeiten der „Station" des kriminalist. Universitätsinstitutes. Von Beidem (Schuhsohle und Gipsabguß) werden Diapositive auf Glas oder Zellitplatten aufgenommen, diese werden aufeinandergelegt und gegen das Fenster gehalten; stimmen die Bilder aller Nägel, der Nagellücken, der Entfernungen usw., d. h. decken sie sich vollkommen, so darf allerdings Identität angenommen werden. Freilich muß auf gewisse Umstände Rücksicht genommen werden: War z. B. der Schuh zur Zeit der Erzeugung der Spur naß und ist er beim Photographieren vollkommen trocken geworden, so ist sein Diapositiv wesentlich kleiner als das der Gipsspur und die Entfernungen stimmen nur verhältnismäßig; dies stört aber beim Vergleichen nicht namhaft.

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Konservierung von Abdrücken.

mit Farbstoff zu befeuchten), bis beinahe unkenntliche Spuren entstehen. Nun vergleicht man die als Corpus delicti existierende Spur, das Original, der Reihe nach mit den eben erzeugten Spuren und wählt aus diesen jene heraus, welche am genauesten so viel Farbstoff aufweist als das Original. Dies gelingt leicht und immer, wie mir vielfache Versuche beweisen. Das Abtreten des Farbstoffes nimmt nämlich naturgemäß gleichförmig ab, nach Natur der Unterlage und des Farbstoffes, und wenn es beim Versuche so abgenommen hat, so muß es auch damals so gewesen sein, wie das Original erzeugt wurde, man m u ß also bei diesem sicher einfachen Versuch j e d e s m a l eine Spur finden, die a n M e n g e des Farbstoffes, d. h. an Stärke und Deutlichkeit des Abdruckes dem Originale entspricht. Freilich kann im Originalfalle der Betreffende nur mit einem Teile der Sohle in den Farbstoff getreten sein; ist dies der Fall gewesen, so ist es Sache des Experimentes, gleiche Bedingungen für dieses zu schaffen. Ob die Form usw. auch die gleiche ist, d. h. ob der Verdächtigte mit dem Erzeuger des Originales identisch ist, dies zu finden ist dann Sache der Vergleichsarbeit. Was also hier bewiesen werden wollte, ist die Notwendigkeit, daß Spuren von n a c k t e n Füßen unter allen Bedingungen in natura aufbewahrt werden müssen, während die von beschuhten Füssen unter Umständen auch durch genaue Vermessung und Beschreibung genügend erhalten erscheinen. Wie die Erhaltung von Fuß e i n drücken zu geschehen hat, wird später (XIII. Abschn. E.) angegeben werden, Fuß a b drücke müssen so erhalten werden, wie es bei den Blutspuren gesagt werden wird. Zumeist werden Abdrücke wohl nur auf Fußböden, Holz oder Stein erscheinen; dann muß man unbedingt das betreffende Stück des Bodens abstemmen oder herausnehmen lassen und mitnehmen. Nur in vereinzelten Fällen, in welchen z. B. nur kleine Teile erhalten sind, z. B. eine einzelne Zehe usw. wird es angehen, einen oberflächlichen Span des Holzes abzunehmen, beziehungsweise ein 1—2 cm starkes, die ganze Spur enthaltendes Stück des Bodens herausstemmen zu lassen. In vereinzelten Fällen kann es auch vorkommen, daß der Abdruck auf einem, auf dem Boden liegenden Stück Papier, Stoff usw. entstanden ist; bevor man dies aufhebt, verzeichnet man g e n a u dessen Lage auf dem Boden (Ort, Weltrichtung usw.) und nimmt es dann mit sich. Ist das Mitnehmen in natura gar nicht möglich, so muß jedenfalls zuerst photographiert und dann ein „Abzug" versucht werden. Bei diesem, mitunter recht gut gelingenden Vorgehen muß man vor allem wissen, in was das Bindemittel der Spur löslich ist, was mit den verschiedenen in Betracht kommenden Lösungsmitteln: Wasser, Alkohol, Terpentin, Äther, Benzin, am Rande an einer nicht wichtigen Stelle versucht werden kann. Sagen wir, es hätte sich herausgestellt, daß die Lösung mit Terpentin zu bewerkstelligen ist, so befeuchtet man ein Stück Lösch- oder Filtrierpapier (etwas größer als die Spur) mit Terpentin, legt es vorsichtig auf die Spur und klopft mit einer

Latente Spuren.

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Bürste (also mit den Spitzen der Borsten) so lange auf das Papier, bis es sich auf der Unterlage vollkommen angeschlossen hat. Dann besprengt man das Papier wieder mit Terpentin, k l o p f t wieder und läßt trocknen. Schließlich zieht man das P a p i e r langsam ab und hat nun — wenn man vom Glück begünstigt w a r — den Abdruck vollständig (allerdings negativ) auf dem P a p i e r . Vortreffliche Dienste leisten die oben (p. 378) erwähnten Abzugspapiere. Freilich ist o f t alles verdorben und deshalb mußte vor der Arbeit photographiert werden. — Hier w ä r e noch der Arbeiten des Franzosen Renée F o r g e o t 1 ) zu gedenken, der b e h a u p t e t : W e n n ein Verbrecher seine Hand auf eine T a p e t e stützt oder mit nackten Füßen durch ein Zimmer geht, so hinterläßt sein Schweiß latente Spuren, welche man mit chemischen Reagentien erkennen kann. W e n n man ein Papier mit einer feuchten H a n d berührt, so zeigt das Papier keine Spur der Hand ; läßt man aber nach einer längeren oder kürzeren Zeit „über das fragliche Papier eine mit gewöhnlicher Tinte g e f ä r b t e Platte passieren", so sieht man nicht nur die ganze Hand, sondern sogar die feinen Details der papillären Linien hervortreten. So konnte F o r g e o t mit seinem Verfahren die Identität von Händen aus Abdrücken feststellen. Es handelt sich noch um die Mittel, welche es ermöglichen, Abdrücke von nackten Füßen auf dem Parkett und von Fingern auf dem Glase festzustellen. Bis jetzt haben zweiprozentige Argentum-Lösungen für Abdrücke nackter Füße auf dem Parkett und Osmiumsäure oder Fluorwasserstoffsäure-Dämpfe für Fingerspuren auf Glas und die erwähnten Abziehpapiere die besten Resultate ergeben. Mittlerweile hat der verstorbene ausgezeichnete Forscher Friedr. P a u l in O l m ü t z 8 ) , dem die Kriminalistik eine Reihe wichtiger Feststellungen verdankt und viele andere, eine von mir schon in den ersten Auflagen dieses Buches gemachte A n g a b e 3 ) weiter ausgeführt und eine Reihe von Stoffen angegeben, welche Abdrücke von Händen oder Füßen auf glatter Fläche deutlich wahrnehmbar machen. Solche Stoffe sind namentlich : gepulvertes Waschblau, gepulvertes Eisen (wie man es in jeder Apotheke erhält), Ruß, Karmin, Zinnober, alle Anilinfarben, gepulvertes hypermangansaures Kali, Schwefelantimon usw. Man drücke z. B. auf einer Glasscheibe mit einer Fingerspitze und bestreue dann die ganze Scheibe mit einem der genannten Pulver, so kommen die fettigen Papillarlinien des Fingers deutlich zum Vorschein. ') „Etudes med. leg. d e s empreintes p e u visibles ou invisibles etc.", Arch d'anthr. crim. VI, 387; vgl. ibid. VIII, 202. — Vgl. A. P r a n t in H. Groß' Archiv Bd. III p. 7; D e n n s t e d t und V o l g t l ä n d e r , „Der N a c h w e i s von Schriftfälschungen etc.", Braunschweig 1906; R. A. R e i ß , „La photographie judiciaire", Paris 1903; ferner S c h l a g i n h a u f e n in „Morpholog. Jahrb." Bd. XXXIII u. XXXIV, dann „Ergebnisse der Anatomie etc." Bd. X V p. 628; vgl. auch die diesfällige Literatur im Kapitel Daktyloskopie (VI. Abschn. V, B). a ) F. P a u l in H. Groß' Archiv Bd. XII p. 124. ') S. 2. Aufl. p. 557; 3. Aufl. p. 532.

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Behandlung von Abdrücken.

In einer Arbeit von Eug. S t o c k i s 1 ) werden die heute diesfalls angewendeten Mittel im folgenden zusammengestellt: 1. Jod nach A u b e r t und C o u l i e r ; 2. Unterschwefligsaures Natron (hyposulfite de sodium) nach Florence; 3. Silbernitrat (nitrate d'argent) nach F o r g e o t ; 4. Gewöhnliche Tinte nach F o r g e o t ; 5. Eosin und Osmiumsäure nach verschiedenen Autoren ; 6. „Scharlachrot Grübler" mit der 10fachen Menge Lycopodium gemengt, nach S t o c k i s . E u g . S t o c k i s gibt der letzten Methode den Vorzug. Die Masse (eine Anilinfarbe) wird mit Hilfe eines feinen Metallsiebes auf die fragliche Stelle fein und gleichmäßig aufgestreut, dann wartet man einige Minuten, und erhält nun die feinsten und besten, gut photographierbaren Abdrücke, weil diese Anilinfarbe (ebenso die unter dem Namen „Rouge Soudan III") bloß fette Stellen (also die Fingerabdrücke selbst) färbt, nicht aber das Papier oder anderen Untergrund^). Es lassen sich also überall, wo man Hand- oder Fußspuren auf glatter Fläche vermutet, diese in solch einfacher Weise aufsuchen. — Nicht zu vergessen ist, daß unsere Fußsohle, namentlich an den Ballen, an und vor der Ferse sehr deutliche Papillarlinien trägt, da diese, wie namentlich Schlaginhaufen (s. oben) nachgewiesen hat, nicht Tast-, sondern Greiforganen entsprechen. Haben sich an Fußabdrücken Papillarlinien abgedrückt, so können sie zu wichtigen Beweismitteln werden, sie sind also vorsichtig abzunehmen. — Es erübrigt nur noch, einen sich von selbst ergebenden Unterschied zu erwähnen : den zwischen Eindruck und Abdruck. Ersterer, in Erde, Kot, Lehm, Schnee oder sonstiger plastischer Masse erzeugt, ist natürlich ungleich häufiger, da es verhältnismäßig selten vorkommt, daß sich auf dem Boden irgendeine Substanz findet, in die jemand tritt, so die Sohle färbt und dann Abdrücke seines Fußes auf dem Boden oder auf Gegenständen, die auf diesem liegen, erzeugt. Am ersten entstehen solche Abdrücke noch dann, wenn sich bei einem Morde usw. Blutlachen auf dem Boden bilden, in die der Täter tritt, oder wenn auf dem Fußboden unverschlossene Gefäße mit färbenden Flüssigkeiten stehen, die der Täter im Finstern nicht sieht und umstößt (kommt z. B. bei Diebstählen in Kellern, Speise- und Vorratskammern mitunter vor). In der Wahrnehmung und Verwertung sind die beiden Arten von Spuren gleich zu achten, nur in der Verwahrung sind sie verschieden: der A b d r u c k muß vom ganzen Boden losgemacht und das betreffende Stück mitgenommen werden. Daß dies unmöglich ') „Quelques procédés nouveaux pour revéler et fixer les empreints etc." in Extrait des Annales de la Société de Med. leg. de Belgique 1906 p. 1. Vgl. die Fortsetzung dieser Arbeit von C o r i n und S t o c k i s ibidem 1907. ') Vgl. W. R o s e n t h a l , „Ober den Nachweis von Fett durch Färbung", Verhandig. der deutschen pathol. Gesellschaft München 1899 p. 440 ff. und B. F i s c h e r , „Über die Fettfärbung mit Soudan III und Scharlachrot", Zentralblatt f. allg. Pathol. u. pathol. Anatomie" 1902 p. 943.

Behandlung von Abdrücken.

699

oder mit besonderen Schwierigkeiten verbunden wäre, kann ich mir nur f ü r wenige Fälle denken. W i e schon erwähnt, kommen ja Abdrücke nur auf Fußböden und flachen Gegenständen, die dort liegen, v o r ; beides kann man teilweise oder ganz mitnehmen. Im Freien wird ein Fußabdruck auf dem Boden nur selten entstehen, und wenn dies der Fall wäre, so w ü r d e er wegen der Rauhigkeit und Unebenheit des Bodens nur ausnahmsweise so aussehen, daß er irgendwie praktisch verwertbar wäre. Unmöglich w ä r e es allerdings nicht, da der Täter mit g e f ä r b t e r Fußsohle zufällig auf einen besonders glatten Stein oder aber auf trockenen Lehmboden getreten sein kann, der von früher her vollkommen eben geworden ist. In solchen Fällen müßte der Stein ausgehoben oder die Erde abgehoben werden. Letzteres ist ohne weiteres nicht möglich, da die Oberfläche des trockenen Lehmkuchens, der z. B. mit einer Schaufel abgehoben wird, zerbröckeln w ü r d e ; naß und daher biegsam kann er aber nicht sein, da sonst kein A b d r u c k , sondern ein E i n d r u c k entstanden wäre. In einem solchen Falle erübrigt nichts anderes, als an jener Stelle, wo sich der Abdruck befindet, eine feste, nicht Ieich brechende Kruste zu erzeugen, ohne den Abdruck zu zerstören. Dies gelingt, wenn man entweder warmen Tischlerleim (in jener Konsistenz, wie ihn der Tischler zum Leimen braucht) oder Wasserglas (fast in jeder Spezereihandlung erhältlich) auf die Spur und ihre U m g e b u n g träufelt und mit einem sehr weichen Pinsel oder in E r m a n g e l u n g eines solchen mit einem leichten Ballen aus Baumwollwatte verstreicht. Selbstverständlich hat man zuvor an einer minder wichtigen Stelle der Spur zu erproben, ob sich nicht etwa die Farbspur im Leim oder im Wasserglase l ö s t ; ist dies der Fall, so darf nicht gestrichen werden, sondern es muß die Flüssigkeit in möglichst feinem Sprühregen aufgebracht und ihr Einsaugen abgewartet werden. Ist dann eine Erhärtung der Oberfläche eingetreten, so kann man mit einem tunlichst tief geführten Spatenstiche die betreffende Lehmpartie abheben und mitnehmen. Natürlich kann man dann, wenn die Partie einmal herausgehoben worden ist, von den untern Lehmquantitäten mit einem Messer solange wegnehmen, bis nur die oberste feste Kruste mit der Spur übrig bleibt, die dann leicht zu transportieren ist. Hat man die Verstärkung der obersten Lehmschichte mit Wasserglas vorgenommen, so merke man, daß dadurch die Spur mit der Zeit Schaden nehmen kann. Es effloresziert nämlich das im Wasserglase enthaltene Natron oder Kali in Form sehr feiner, w e i ß e r Kristalle, so daß der Lehm wie bereift aussieht. H ä u f i g geschieht es nun, daß durch das Herauskristallisieren des Natrons feine Schollen der obersten Lehmschichte abgehoben w e r d e n ; diese liegen dann locker obenauf und fallen ab, natürlich geht dann der betreffende Teil der Spur verloren. Es muß also die Spur, sobald sie nach H a u s e gebracht wurde, gut photographiert werden, damit sie auf alle Fälle erhalten bleibt. Dies letztere Mittel muß überhaupt schon an O r t und Stelle angewendet werden, wenn das Abheben und Mitnehmen des Abdruckes unmöglich wäre, sagen wir z. B. wenn der Abdruck sich auf

700

Theoretisches über die Fußspur.

einer Felsplatte befände. Die Versuche mit dem photographischen Übertragungspapier, welches V o c k e vorschlug, bewähren sich, wie er selbst sagt, nicht, aber ein Abziehen in der oben (p. 697) geschilderten Weise soll immer versucht werden.

C. Die Entstehung der Spur. 1. Die Bewegung. Jede Fußspur bleibt dem Betrachter ein unverständliches Produkt, wenn man die Faktoren nicht kennt, aus denen es entstanden ist. Entstanden ist aber praktisch jede Spur als Ergebnis einer Bewegung, so daß es eigentlich keinen Wert hat, von Spuren „im Stehen entstanden" zu sprechen, da das Stehen doch fast immer auf ein Gehen oder Laufen gefolgt und diesem wieder vorangegangen ist. Daß jemand zu Pferde oder zu Wagen irgendwo angekommen, auf den Boden getreten, wieder auf- beziehungsweise eingestiegen wäre und sich wieder entfernt hätte, ohne mehr getan zu haben, als eine Stehspur zu erzeugen, wird nicht leicht vorkommen, und selbst in diesem Falle wäre es keine wirkliche Stehspur, da ja das Abheben des Fußes, um in den Bügel oder Wagen zu kommen, eine dem Weitergehen entsprechende Bewegung wäre. Eine wirkliche Stehspur würde nur entstehen, wenn jemand von zwei Personen senkrecht z. B. auf Lehm gestellt und wieder von dort senkrecht emporgehoben würde. Nur von einer Spur im S t e h e n b l e i b e n entstanden könnte gesprochen werden, die aber nichts für sich Bestehendes darstellt. Alle anderen im Leben vorkommenden Spuren, also nahezu alle, entstehen durch Bewegung, Gehen, Laufen, Springen. Ich halte es daher für nötig, auf dieses einen Blick zu werfen, und stütze mich auf das Schema i^ Dr. L. L a n d o i s ' „Physiologie des Menschen", der wieder, sowie fast alle Physiologen, die sich mit dieser Frage befasse,n, auf den Arbeiten der Brüder W. und E. W e b e r fußt. Diese haben zuerst die Mechanik des Gehens beschrieben 1 ). a) D a s

Gehen.

Fassen wir ein Schema zweier Beine (Fig. 90) ins Auge, bei welchem die dicken Linien das ausschreitende, die dünnen das nachschwingende Bein darstellen sollen. Die kleinen Ringelchen bedeuten der Reihe nach von oben nach unten angesehen: Das Hüftgelenk, das Knie, das Sprunggelenk, und das Gelenk der großen Zehe; nennen wir das Ausschreitende Bein A, das Nachschwingende N. M o m e , n t 1. Ruhende Stellung. Beide Beine, seitlich gesehen ') „Mechanik der menschlichen Gehwerkzeuge", Göttingen 1836; vgl. B r a u n u. F i s c h e r , „Der Gang des Menschen", Leipzig 1895; V i e r o r d t , „Das Gehen des Menschen im gesunden und kranken Zustand", Tübingen 1881; R i c h t e r , „Phys. artistique de l'homme en mouvement', Paris 1900.

701 decken einander, der Schwerpunkt des Körpers geht in seiner Verlängerung zwischen den beiden Füßen durch. M o m e n t 2. Soll der Körper in gehende Bewegung versetzt werden, so muß vor allem eine Veränderung des Gleichgewichtes, der Belastung vorgenommen und das Gewicht des Körpers auf das Bein N gelegt werden. Dies geschieht durch eine leichte Seitwärtsneigung des Körpers auf das Bein N und hat zwei Z w e c k e : Das Bein A soll die Bewegung nach vorne machen und muß deshalb entlastet werden, und weiters, das Bein N hat f ü r den nächsten Moment die ganze Last des Körpers zu tragen, es muß also sein Schwerpunkt jetzt nicht z w i s c h e n beide Füße, sondern m i t t e n durch die Unterstützungsfläche des Fußes N gehen. Ist dies geschehen, so wird das Gewicht des ganzen Körpers in die Richtung des Ganges gelegt, also der Körper u n d die Beine nach vorne geneigt und nun werden die Vorbereitungen zum ersten Schritte gemacht. Hierzu wäre im ersten

Fig. 90. Die Mechanik des G e h e n s .

Anfange eine Beugung im Knie von A nicht nötig, wenn Schienbein und Tarsus im rechten Winkel, d. h. in jenem Winkel belassen würden, in welchem sie zur Zeit des Stehens zueinander geneigt waren. Dies hätte aber doppelten Nachteil: Einerseits würden dadurch die Muskeln, die den Tarsus in dieser Stellung tragen müßten, zu sehr angespannt und ermüdet, andererseits verliert so der Körper sofort die Mitunterstützung des Beines A, wodurch das Balancieren wesentlich erschwert würde. Es wird daher getrachtet, den Tarsus A möglichst lange zu benützen, was dadurch erreicht wird, daß man ihn nicht auf einmal, sondern nach Bedarf vom Boden hebt („abwickelt" sagen die Physiologen), d. h. zuerst die Ferse, dann den Ballen, zuletzt die Zehen vom Boden entfernt. Hierdurch entsteht aber eine Streckung im Sprunggelenke (der Winkel von Schienbein und Tarsus wird stumpfer), infolgedessen wird das ganze Bein ( H ü f t e bis Zehenspitze) bedeutend länger, und es fände daher die Fußspitze bei der Vorwärtsbewegung von A im Boden ein Hindernis, sie müßte sich in diesen sozusagen einpflügen. Um dies zu verhindern, muß das, um w a s das ganze Bein durch Streckung im Sprunggelenke verlängert wurde, irgendwie ausgeglichen werden, dies ist aber nur im Knie möglich, und so m u ß das Knie abgebogen werden. H a n s G i ol), Heb. i. I P.

(,. Aill.

4 5

702

Mechanik d e s G e h e n s .

M o m e n t 3. Nun wird das Bein A vorgesetzt, die. Sohle, etwas mit der Ferse voraus, auf den Boden gestellt 1 ) und das Knie gebogen, so daß es in diesem Momente im Verlaufe des Gehens den verhältnismäßig spitzesten Winkel bildet. Zugleich wickelt sich der Tarsus von N vom Boden ab und es erscheint das Bein N vollkommen gestreckt. Daß dies alles so geschehen muß, ergibt sich konstruktionsgemäß : Ist A nach vorne gestellt, so muß auch der Oberkörper nach vorne geneigt werden, weil es ein mechanischer Widerstreit wäre, die Masse des Körpers nach einer anderen Richtung zu neigen, als nach welcher die Bewegung geschehen soll; das Gewicht des Körpers muß eben die Tendenz nach vorne unterstützen. Ist aber der Körper nach vorne geneigt, also mehr auf A ruhend, so ist vermöge der Stellung des Beckens die Distanz vom Hüftgelenke A bis zur Stelle des Bodens, die der Tarsus A berührt, eine kleinere, als die vom Hüftgelenke N bis zu der Stelle des Bodens, die der Tarsus von N einnimmt. Da aber beide Beine gleich lang sind und das gestreckte Bein N als „gerade Linie" die kürzeste Verbindung zwischen den beiden Endpunkten darstellt, so muß das Bein A gewissermaßen einen Umweg machen und durch eine gebrochene Linie, d. h. durch Beugung im Kniegelenke, seine Stellung einnehmen. Diese Beugung wäre aber für die Länge der Zeit für das Bein A ermüdend und muß durch das andere Bein sofort korrigiert werden: Das Bein N verlängert sich durch Abwicklung des Tarsus vom Boden, wodurch gleichzeitig dessen Hebung eingeleitet und die Streckung von A ermöglicht wird. M o m e n t 4 ist im wesentlichen nichts anderes, als das frühere. Das Sprunggelenk N wird gestreckt und der Tarsus vom Boden gehoben. Um Raum hierfür zu gewinnen, muß das Knie von A vorgeschoben werden, streckt sich aber zugleich. M o m e n t 5. Nun beginnt für N jener Augenblick, in dem es das tun muß, was früher (Moment 2) A tun mußte, nämlich: sich im Knie beugen und zwar aus denselben Gründen. Das Bein A streckt sich nun so weit, daß das Knie räumlich weiter z u r ü c k kommt, als es früher war (die e i n z i g e rückläufige Bewegung beim Gehen). M o m e n t 6. Beide Beine sind einander nahe gekommen, A ist stark nach vorne geneigt und fast gestreckt, N in der Bewegung vorgeschritten, bis im M o m e n t 7 A ganz gestreckt ist und N im Knie den spitzesten Winkel erreicht hat. Nun hat A sich nur nach vorne zu neigen, N durch beginnende Streckung im Knie den Boden zu erreichen und es ist im M o m e n t 8 wieder Moment 3 erreicht, es wird A zum N und N zum A, die Bewegung geht von vorne an. — Aus dem Gesagten ergibt sich als für unsere Zwecke von maßgebender Bedeutung: ') Vgl. A. K i r c h e r : „Wie wird beim Gehen die Fußsohle Göttinger Archiv f. Anatomie etc. 1906, Heft 5 u. 6.

aufgesetzt?"

703 a) Es ist nicht richtig, wenn wir in den Lehrbüchern lesen, daß das Gehen nur ein Vorwärtsfallen des Körpers mit abwechselnder Stützung durch die Beine gegen wirkliches Fallen sei. Nicht einmal der Kretin, der dieser Mechanik am nächsten kommt, geht so, daß er den Körper fast wirklich zum Fallen nach vorne bringt und dann noch rechtzeitig ein Bein vorbringt, um das Fallen zu verhindern. Jeder andere Mensch geht so, daß er z u e r s t ein Bein nach vorne setzt, d a n n den Schwerpunkt des Körpers darauf überträgt und sohin mit dem anderen Beine dasselbe tut. Daß dies so ist, erscheint auf unserem Schema dargestellt und wird durch jeden Versuch im Gehen bewiesen. Man braucht nur wirklich zu versuchen, den Körper nach vorne zu neigen und d a n n erst den Fuß vorzusetzen, um zu sehen, daß niemand so geht, sondern, daß jeder es umgekehrt macht: erst das Bein vorsetzen, dann den Körper neigen. b) Es ist nicht richtig, daß das Bein Pendelbewegung macht, sondern es wird mechanisch vorgesetzt. Wäre der Schritt nur Pendelbewegung, so müßte jede Tätigkeit der Muskeln zwischen Hüfte und Oberschenkel aufgehoben sein, man müßte das Bein, wie man zu sagen pflegt, „tot machen" können. Diese Spannung aber so plötzlich aufzuheben ist deshalb unmöglich, weil, wie das Schema zeigt, gleichzeitig eine Menge von Muskelfunktionen vorgenommen werden muß, um die Veränderung in der Gleichgewichtslage und der Beugung im Knie- und Sprunggelenk zu bewerkstelligen. Wenn aber so komplizierte Tätigkeit nötig ist, kann von einem „ T o t m a c h e n " des Beines, einem bloßen Pendeln, nicht die Rede sein. Man kann sich hiervon auch durch zwei Experimente leicht überzeugen. Das eine besteht darin, daß man die Muskeltätigkeit, die entsteht, wenn der erste Schritt vom Stehen aus gemacht wird, vergleicht mit der Muskeltätigkeit, die beim Gehen selbst entsteht. Beim ersten Schritte ist natürlich von einem Pendeln nicht die Rede, da doch aus der senkrechten Lage des Beines seine Hebung geschehen muß — ein Unterschied ist aber in keiner W e i s e zu bemerken. Das zweite Experiment besteht darin, daß man sich z. B. auf das linke Bein allein stellt, sich mit der rechten Hand (den Arm wagrepht haltend) an einer Türe usw. festhält, dann das rechte Bein nach vor- oder rückwärts möglichst hoch und gestreckt hebt, es tunlichst „tot macht" und dann den Gesetzen der Schwere überläßt: e s w i r d n i c h t ü b e r d i e s e n k r e c h t e L a g e h i n a u s k o m m e n , oder doch nur kaum merklich. Ist dies aber bei Unterstützung mit der Hand und voller Untätigkeit der Muskeln der Fall, so muß dies um so mehr geschehen, wenn alle Muskeln des Beines in gespannter Tätigkeit sind, und wenn bei dem Vorsetzen des Beines fast stets ein gewisses Ziel, ein Punkt, auf den man treten will, bestimmt ist, das mit dem Pendeln allein nicht erreicht werden kann. Außerdem kann man nur das g a n z e Bein, also a l l e seine Gelenke „tot inachen", nicht bloß einzelne. Ist aber auch das Sprunggelenk „tot gemacht", so hängt die Fußspitze derart nach abwärts, daß sie auf dem Boden schleift und alles Pendeln verhindert. — 45*

704

Theoretische Feststellungen.

Etwas anderes ist es mit dem Schwingen des Armes beim taktmäßigen G e h e n ; dieser pendelt wirklich, er ist aber auch weder in irgendwelcher Muskelspannung, noch in Beugungsbewegung und erhält seinen Impuls zum Pendeln durch die f o r t w ä h r e n d e Gleichgewichtsänderung ; der Arm ist auch n u r oben fixiert und findet unten kein Hindernis, wie das Bein am Boden. — Aus der entwickelten Mechanik des Gehens muß nun f ü r die entstandene Spur entnommen w e r d e n : 1. Da bei jedem Schritt vorerst der Schwerpunkt gegen das Bein N gerückt und auf dieses das Gewicht übertragen wird, so muß auch die Belastung vom inneren Fußrand gegen den äußeren Fußrand rücken. Dies zeigt sich bei jeder klar ausgeprägten Spur durch eine gewisse Torsion, die vom inneren Fußrande gegen den Ballen der kleinen Zehe und beim Abstoßen gegen den Ballen der großen Zehe läuft. Man empfindet dies auch sofort, wenn man mit bloßen Füßen geht, und sieht es auch deutlich, wenn man die nackte Sohle färbt, am besten mit gefärbtem Unschlitt bestreicht und auf gespanntem Papiere geht. Diese Torsion ist nun, infolge kräftigeren Wechsels und Abstoßes, umso stärker, je rascher gegangen, je g r ö ß e r e Schritte (verhältnismäßig) gemacht wurden, so daß, freilich nur bei gut ausgedrückten, in der Praxis nur selten zu findenden Spuren, a u s der S t ä r k e der T o r s i o n ein S c h l u ß auf R a s c h h e i t des G a n g e s g e s t a t t e t ist. 2. Nach der Art des Auftretens, mit der Sohle unter Vorgebung des Absatzes ist anzunehmen, daß der rückwärtige Teil des Absatzes den stärksten Impuls beim Auftreten gibt, und daß dieser daher gegen den übrigen Teil des Absatzes unverhältnismäßig stark eingedrückt erscheint. Hierbei wird von fast allen normal gebauten Menschen die äußere und hintere Fläche der Sohle des Absatzes mehr benützt. B r a n d t von L i n d a u 1 ) hat zahlreiche Messungen und Beobachtungen in dieser Richtung gemacht und gefunden, daß 98o/0 aller beobachteten Soldaten in dieser W e i s e auftreten, nur 2o/0 haben die innere und vordere Fläche von Sohle und Absatz mehr abgenützt. Dies ist wichtig, weil vorkommenden Falles die letztgenannte Art der Abnützung wegen ihrer Seltenheit ein ziemlich sicher unterscheidendes Merkmal wäre. Allerdings ist nicht zu vergessen, daß v. B r a n d t seine Messungen nur an Soldaten, also dem ausgesucht n o r m a l e n Menschenmateriale, gemacht hat, im allgemeinen ist der Prozentsatz gewiß anders. 3. Da das Bein A mit der Ferse den Boden zu verlassen b e g i n n t wenn das Bein N vorschwingt, so lastet das ganze Gewicht des Körpers augenblicklich auf dem Ballen des Beines A, so daß hier der Fuß am tiefsten eindringt. W i r haben also in der Spur zwei tiefste Stellen: den rückwärtigen Rand des Absatzes ( P u n k t 2 : vom Einhauen dieses Randes in den Boden), und den Zehenballen (Punkt 3 : vom Lasten des Körpers auf diesem). Da nun f ü r die übrigen Teile ') „ D e s deutschen K i r c h e r loc. cit.

Soldaten

Fuß und Fußbekleidung",

Berlin

1883 und

Theoretische Feststellungen.

705

der Sohle kein Grund eines stärkeren Eindriiekens vorliegt, so muß der Eindruck die Form eines nach aufwärts gekrümmten Bogens bekommen (Fig. 91, ü b e r t r i e b e n gezeichnet). Die Folge davon ist, d a ß d e r F u ß , d e r e i n e S p u r z. B. i n L e h m e r z e u g t h a t , n a c h E r h ä r t e n d e s L e h m e s , n i c h t v o l l k o m m e n in d i e S p u r p a s s e n w ü r d e , sondern vorne in die Höhe steht, wenn man ihn rückwärts belastet, und hinten in die Höhe steht, wenn man ihn vorne niederdrückt.

Fig. 91. Die Bogenlorm des Sohleneindruckes (übertrieben gezeichnet).

4. Da das Abstoßen des Beines auf der großen Zehe und ihrem Ballen geschieht, so ist dies jener Teil der Sohle, der auf dem Boden, beziehungsweise in der Spur die größte Motion macht, und es muß bei jeder Spur von der inneren Seite der Fußspitze die ganze Reibungsfläche, vom Niedertreten bis zum Abheben des Fußes eingedrückt sein. Es erscheint daher dieser Teil des Fußes auch in der Spur breiter abgedrückt, als er wirklich ist. Man sollte meinen, daß dann der ganze vordere Teil des Fußes in der Spur breiter wird als er es in Wahrheit ist: so ist es aber nicht, weil zur Zeit der fraglichen Motion der äußere Teil der Fußspitze schon im Abheben begriffen ist. Mit anderen W o r t e n : der äußere Rand der Fußspitze bleibt nicht dort, wo er aufgetreten ist, sondern gleitet zuletzt etwas nach außen und bewirkt dort erst den tiefsten Eindruck, ein Umstand, der beim Vergleichen der Spur mit dem Fuße, beziehungsweise dem Schuhe, nicht zu vergessen ist. 5. Der Fuß N wird bei jedem Schritte im letzten Momente des Verlassens des Bodens einen Abstoß machen, um dem Beine den nötigen Schwung zum Vorsetzen zu verleihen 1 ). Dies ist namentlich nötig beim raschen Gehen, um besseren Schwung zu erlangen und wenn der Boden glatt und schlüpfrig ist, um das Rückgleiten zu verhindern. Besonders ausgeprägt finden wir dies bei großen, starken, oder schwer tragenden Leuten. Erstere tun es, weil sie überhaupt energischer gehen als andere, daher auch energischer abstoßen, letztere, weil das Bein durch die Last gedrückt wird, also auch kräftiger abgestoßen werden muß, um den Schwung nach vorne zu bekommen. Die Folge dieses Abstoßens ist die, daß sich (deutlich wird es ja nur beim beschuhten F u ß e ) der vorderste Sohlenrand scharf im Boden einschneidet. Wenn daher der Boden so fest ist, daß er nur kräftige ') Dieser S c h w u n g ist der Zweck d e s festeren Einsetzens des vordersten Sohlenrandes, nicht, wie Z e n k e r sagt, das Bestreben „zu fixieren", also g e wissermaßen ein Einkrallen in den Boden, was nie zu erreichen, daher z w e c k los wäre; seitdem unser Fuß einmal ein Greiforgan war, hat sich d e s s e n Anatomie so vollständig geändert, daß an das Greifen der Sohle nichts mehr erinnert — nur die Papillarlinien der Sohle m ö g e n vielleicht noch darauf zurückzuführen sein (s. p. 365).

706 Eindrücke aufnimmt, so werden auch bloß zwei bogenförmige Striche zur Ausprägung kommen: der rückwärtigste Rand des Absatzes (Punkt 2) und der vorderste Rand der S o h l e : ersterer vom Einhauen letzterer vom Abstoßen, so daß nur die zwei S t r i c h e ( F i g . 02) sichtbar werden, die p u n k t i e r t e n Linien aber ergänzt werden müssen; s o l c h e S t r i c h e w e r d e n sicherlich oft hinterlassen, w e r d e n a b e r v o m L a i e n ü b e r s e h e n , und wenn er sie bemerkt, gar nicht für Fußspuren gehalten. Viel ist damit allerdings nicht gewonnen, wenn man nur zwei solche Strichelchen entdeckt, zumal man die Mühe hat, erst beweisen zu müssen, daß diese Striche überhaupt von einer Fußspur herrühren. Gelingt dies a b e r 1 ) , so hat man doch immerhin die Länge des Fußes, und kann behaupten, daß die Spur von einem großen, von einem raschgehenden oder von einem lasttragenden Menschen herrührt. W a s von diesen drei Fällen im vorliegenden Falle das Zutreffende ist, wird sich aus anderen Umständen erweisen lassen: von einem Großen wird die Spur herrühren, wenn die Distanz der beiden Striche voneinander bedeutend ist, d. h. wenn der Fuß groß w a r 2 ) ; weiters, wenn die Entfernung dieser Spur zur nächsten eine längere ist, d. h. wenn die Schritte, also auch die Beine lang waren. Ist aber der Fuß groß und sind die Beine lang,

( Flg. 92. T e i l w e i s e r A b d r u c k im h a r t e m B o d e n .

so darf man mit einiger Sicherheit annehmen, daß der Mensch groß war. Das Lasttragen wird an der eigentümlichen Stellung der Füße (siehe später) erkannt, wenn aber weder auf große Gestalt, noch auf Lasttragen geschlossen werden kann, und doch der vorderste Sohlenrand ausgedrückt ist, so kann auf rasches Gehen geschlossen werden. Freilich kann auch ein Großer oder ein Lasttragender rasch gegangen sein, weshalb immer noch ein besonderes Augenmerk auf das eigentümliche „Zurückkratzen" gerichtet werden muß, welches n u r der rasch Gehende dadurch vornimmt, daß er mit dem Beine N beziehungsweise mit dessen Fußspitze scharf abstößt, um den nötigen starken Schwung für dieses Bein zum schnellen Vorwärtskommen zu erreichen. Es ist also an diesem Striche der Spur ein, wenn auch unbedeutendes Zurückscharren über den Boden wahrzunehmen, wenn rasch gegangen wurde. Dies ist besonders deutlich zu sehen, wenn *) D i e s e r B e w e i s wird dann zu erbringen sein, wenn sich das g e n a n n t e S t r i c h p a a r wiederholt und s t e t s in, unter sich und g e g e n e i n a n d e r gleichbleibender Entfernung finden läßt. ') H. de P a r v i l l e , R e v u e Scientifique, Mai 1899 ( R e i ß , „Man. d. 1. pol. scient.", t o m e I p. 413) gibt eine F o r m e l an, mit der man aus der F u ß g r ö ß e auf die K ö r p e r g r ö ß e und u m g e k e h r t s c h l i e ß e n k a n n : p = p = F u ß g r ö ß e , t—

Körperhöhe.

[ y + 0 0 5 ] ; hiebei sei

Ich finde mich mit dieser F o r m e l nicht zurecht.

707 man rasch mit neubesohlten Schuhen geht, die noch scharfe Sohlenränder haben. 6. Im Sande, Schlamm, tiefen Kot usw. müssen, dem Wesen des Ganges entsprechend, eigentümliche Spuren entstehen. Die Ferse tritt nach ab- und vorwärts, sie schiebt also die nachgiebige Unterlage vor sich her. Diese dringt auch dort, wo sie zuerst weggeschoben, d. h. berührt wurde, etwas nach, so daß der tiefste Eindruck der Ferse etwas weiter nach vorne erscheint, als wo er wirklich gemacht wurde. Das Material, das in der erzeugten Vertiefung war, weicht vermöge seiner leichten Beweglichkeit, weniger nach allen Richtungen, als zumeist dahin aus, wohin es von der nach ab- und vorwärts schiebenden Ferse gedrängt wurde, also nach vorne. Nun tritt der vordere Teil des Fußes auf, der durch das Gewicht des nach vorne geneigten Oberkörpers auf der gleitenden Unterlage wieder nicht dort bleibt und zumeist da drückt, wo er aufgesetzt wurde: er rutscht nach hinten zurück und treibt die verdrängte Materie ebenfalls in der Richtung seiner rückläufigen Bewegung: nach rückwärts. Das Bild einer solchen Spur wird also sein: zwei Vertiefungen (von Absatz und Zehenballen) und dazwischen gehäufte Materie (Sand, Schlamm usw.), die vom Absatz nach vorne, vom Ballen nach rückwärts geschoben worden ist (vgl. Fig. 91). Die zwei Vertiefungen werden aber nicht der wirklichen Entfernung von Absatz und Ballen entsprechen, sondern infolge des Gleitens (Absatz nach vorne, Ballen nach rückwärts) näher beisammen s e i n : die Spur wird w e s e n t l i c h kleiner sein, als es der erzeugende Fuß war. W i l l man hierzu Vergleichsspuren machen, so benützt man mit Vorteil feinen", feuchten S a n d 1 ) , am besten Seesand. Dieser ist im Binnenlande leicht von Kaufleuten zu beschaffen, die mit Badeschwämmen handeln, da man, um das Gewicht zu vermehren, den in den Schwämmen enthaltenen Sand nicht allzu sorgfältig entfernt. Er sammelt sich dann in den Kisten, in welchen die Badeschwämme versendet und aufbewahrt werden — er ist zu vielerlei Versuchen zu benützen. 7. Müde, alte, gebrechliche und tölpelhafte Leute sind zu schwach oder zu ungeschickt, um das Bein N genügend im Knie zu beugen, d. h. zu heben, wodurch der Vorderteil des Fußes nahe am Fußboden vorbeikommt. Ist dieser daher mit Sand, seichtem Schnee usw. bedeckt, so wird die Spur des über dem Boden nahe vorbeigezogenen Beines N im Schnee, Sand usw. in Form eines, die j e rechten und linken Spuren ganz oder teilweise verbindenden Striches wahrzunehmen sein. Findet man daher eine solche Schleifspur, so kann man auf eine der erwähnten Eigenschaften des die Spur Erzeugenden s c h l i e ß e n ; allerdings darf der Schnee, Sand usw. nicht zu hoch sein, denn ist dies der Fall, so verdrießt das genügend hohe Fußheben mit der Zeit auch den Kräftigen und es wird auch dieser in solchem Falle Schleifspuren zurücklassen. — ') Hierauf m a c h t mich S t a a t s a n w a l t S c h u b e r t

in Erfurt a u f m e r k s a m .

708

Praktische Verwertung.

Aus diesen A b l e i t u n g e n ergibt sich z w e i e r l e i : Sie sind alle rein theoretisch zu machen (obwohl sie alle praktisch e r p r o b t s i n d ) , w e n n man n u r das O a n g s c h e m a (oben, Fig. 90) und das, w a s sich daraus s c h l i e ß e n läßt, stets im A u g e b e h ä l t : es w e r d e n sich also aus diesem Schema n o c h v i e l e a n d e r e S c h l u ß f o l g e r u n g e n ableiten lassen, w e n n man sich in i r g e n d e i n e m g e g e b e n e n Falle die F r a g e vorlegt, ob sich das noch Z w e i f e l h a f t e theoretisch aus diesem ableiten läßt. Es w i r d daher in j e d e m Falle als K o n t r o l l e f ü r alles dienen können, w a s man b e o b a c h t e t zu haben glaubt, so daß man ü b e r den Z w e i f e l : ob Z u f a l l oder n a t u r n o t w e n d i g e R e g e l , stets h i n a u s k o m m e n wird, w e n n man das vermeintlich in p r a x i G e s e h e n e auf die Möglichkeit und N o t w e n d i g k e i t in theoria p r ü f t . Das w e i t e r e aus den g e n a n n t e n A b l e i t u n g e n sich E r g e b e n d e ist a b e r der U m s t a n d , daß die W a h r n e h m u n g e n n u r relativ, nie in bes t i m m t e n Daten g e g e b e n w e r d e n können, u n d d a ß die Verhältnisse n u r k o m p a r a t i v darzustellen sind. B e s t i m m t e M a ß e und G r ö ß e n k ö n n e n nicht a u f g e s t e l l t w e r d e n , da die einzelnen F a k t o r e n f ü r s i c h : G r ö ß e , G e w i c h t und sonstige k ö r p e r l i c h e Verhältnisse des G e h e n d e n , s e i n e Belastung, seine Schnelligkeit und die w e c h s e l n d e Beschaffenheit des Bodens verschieden sind, u n d diese w i e d e r in so vielen Variationen zueinander kombiniert w e r d e n können, d a ß f e s t e Ang a b e n u n m ö g l i c h g e m a c h t w e r d e n d ü r f e n . Es k o n n t e daher nur im a l l g e m e i n e n darauf a u f m e r k s a m g e m a c h t w e r d e n , worauf der UR. sein A u g e n m e r k zu richten h a b e ; ist er d i e s f a l l s orientiert, so wird er dann im einzelnen F a l l e leicht die nötigen P r o b e n machen können, d i e s e m ü s s e n aber g e m a c h t w e r d e n , weil n u r so B e o b a c h t u n g s f e h l e r u n d f a l s c h e Schlüsse zu entdecken sind. In den meisten Fällen haben diese P r o b e n keine Schwierigkeit, da ja das sämtliche, hierzu nötige Material v o r h a n d e n sein w i r d : der gleiche Boden und ein sich b e w e g e n d e r Mensch. N e h m e n wir z. B. an, der U R . h a b e auf lehmigem W a l d w e g e eine Spur g e f u n d e n , von der er nach den zu m a c h e n d e n B e o b a c h t u n g e n a n n i m m t , sie r ü h r e von einem g r o ß e n , rasch g e h e n d e n M a n n e h e r ; der UR. wird sich also eine Stelle auf d e m s e l b e n W a l d w e g e suchen, w o die Bodenverhältnisse möglichst ähnlich j e n e n sind, unter w e l c h e n die O r i g i n a l s p u r g e f u n d e n w u r d e . H a t er eine solche Stelle g e f u n d e n , so lasse er nun auch hier einen g r o ß e n Mann rasch g e h e n und u n t e r z i e h e dessen Spur einer e i n g e h e n d e n P r ü f u n g in z w e i f a c h e r R i c h t u n g : 1. Er sehe, ob j e n e M e r k m a l e bei der P r o b e s p u r zu f i n d e n sind, aus welchen er bei der O r i g i n a l s p u r auf „einen g r o ß e n , rasch gehenden M a n n " geschlossen hat. Bestätigt sich dies, so h a t er 2. die P r o b e s p u r mit den F ü ß e n des P r o b e g e h e r s g e n a u zu vergleichen, d. h. beiderseits die M a ß e s o r g f ä l t i g zu n e h m e n und gegene i n a n d e r zu halten. H a t man diese M a ß e f ü r e i n e n Fall b e k o m m e n , so versuche man es mit einem zweiten und dritten und vierten P r o b e g e h e r und n e h m e in j e d e m Falle die M a ß e von dem F u ß e (bez i e h u n g s w e i s e S c h u h e ) des P r o b e g e h e r s und der von ihm erzeugten Spur. So w i r d man b e s t i m m t e Verhältnisse erhalten, z. B. Länge f ü r

Praktische Verwertung.

709

Schuh und Spur gleich, größte Breite und Spur um x mm größer als f ü r Schuh; Absatz e i n d r u c k um y mm kleiner als Absatz selbst usw. Hat man eine genügende Anzahl von Proben gemacht und sind die g e f u n d e n e n Verhältnisse wenigstens ziemlich konstant geblieben, so darf man den Schluß wagen, daß die Verhältnisse zwischen der Originalspur und dem Schuhe ihres Erzeugers auch den gefundenen entsprechen werden und man darf daran gehen, aus der Originalspur die einzelnen Maße des Schuhes dessen, der die Spur erzeugt hat, zu konstruieren. Es ist dies allerdings eine etwas mühsame Arbeit, aber die einzige, die brauchbare Annahmen ( n i c h t m e h r als Annahmen) gestattet und wirklich zu Ergebnissen führen kann. H a t man keine näheren Anhaltspunkte und nur eine noch dazu undeutliche Spur, so muß man sich Anhaltspunkte schaffen ; allerdings ist nie zu vergessen, daß man nicht direkt, sondern nur mit Analogie gearbeitet hat, die aber unter Umständen der Sicherheit nahetreten kann. Sagen wir, der UR. hätte eine jener Quasispuren vor sich, wie sie oben unter 6. Fig. 92 beschrieben w u r d e n : Spuren in Sand, bestehend aus zwei Vertiefungen und in der Mitte eine Anhäufung von Sand. Er weiß nun theoretisch, daß der Fuß, der diese Spur erzeugt hat, größer war, als die Spur s e l b s t ; aus der Distanz der Spuren kann ungefähr ein Schluß gezogen werden auf die Länge der Beine, also auf die G r ö ß e dessen, von dem die Spur herrührt. Der UR. wird weiters entnehmen können (siehe später), ob der Mensch gegangen oder gelaufen ist, ob er auswärts oder einwärts geht, ob er eine Last trug oder nicht, Anhaltspunkte genug, um Versuche zu machen ; er wird nach dem, was er als erschlossen annimmt, einen Menschen aussuchen und diesen unter den vermuteten Verhältnissen auf ähnlicher Stelle gehen lassen und so lange mit dem Probemenschen wechseln, bis die Probespur der Originalspur möglichst nahe kommt. Dann sind einige Kontrollversuche unter gleichen Verhältnissen zu veranstalten, und wenn das G e f u n d e n e endlich konstant bleibt, kann trotz der fast nur angedeuteten Spur, z. B. v e r m u t e t w e r d e n : „Es war ein kleiner, auswärts schreitender, langsam gehender Mann, ohne große Last.'' Natürlich wird man die genauen Sohlenmaße jenes ProbeIndividuums sorgfältig notieren, um später wenigstens wissen zu können, ob ein bestimmter Fuß die Originalspur erzeugen konnte. Mehr läßt sich nicht sagen, es k a n n aber auch das immerhin von Wichtigkeit sein und ist der allerdings nicht geringen Mühe, die eine solche Konstatierung erfordert, gewiß wert. b) D a s

Laufen.

Das Laufen unterscheidet sich vom Gehen durch das wesentliche Moment, daß bei jenem durch e i n e n Augenblick beide Füße in der Luft sind. Vergegenwärtigen wir uns das Bild eines immer rascher und rascher gehenden Menschen, so nehmen wir wahr, daß er mit dem Beine N den Abstoß immer stärker machen muß (vgl. oben Punkt 5 Seite 705), daher der vorderste Sohlenrand immer

710

Ökonomie des Raschgehens.

schärfer einschneidet. Die Schritte folgen immer rascher, das Bein N bekommt durch den kräftigen Abstoß immer melir Schwung, es wird weiter vorgesetzt, d. h. die Schritte werden größer. Die Schrittlänge hat ihre Grenze zum T e i l e in der Länge der Beine, zum Teile in den Spannungsverhältnissen der Muskeln, die zu sehr angestrengt und ermüdet werden würden, wenn die Schritte fortwährend so lang gemacht werden wollten, als es möglich ist, ohne durch die allzuschiefe Stellung des vorgestreckten Beines nach rückwärts zu fallen. Stellen wir uns ( F i g . 9 3 ) einen übermäßig ausschreitenden Menschen vor, so sehen wir das Hüftgelenk a in einem viel tieferen Punkte angelangt, als es dann beim fortschreitenden Gehen zu stehen kommt, also im Punkte a'. Es muß also das Hüftgelenk und m i t i h m d e r g a n z e O b e r k ö r p e r bei jedem Schritte um so viel g e h o b e n werden, als der Punkt a dem Erdboden näher ist als Punkt a'. Dieses Hebenmüssen kommt natürlich bei jedem, auch dem langsamen Gehen zur Geltung, aber nur, wenn dieser Unterschied bedeutend, ist, d. h. die Beine sehr gestreckt, also die Schritte übermäßig groß sind, wirkt dieses Heben des Oberkörpers für die Dauer sehr ermüdend, und es a' a

JbÄ

A-^-

Fig. 93. K ö r p e r e r h e b u n g bei zu g r o ß e n S c h r i t t e n .

ist also durch übermäßig lange Schritte an Kraft nicht nur nichts gewonnen, sondern alles verloren, was zum Heben des Körpers verwendet werden muß. Wenn also empfunden wird, daß die Schnelligkeit der Schritte nicht mehr vergrößert werden kann, und daß die Verlängerung der Schritte nur mehr Ermüdung hervorrufen würde, so wird zur Erzeugung größerer Schnelligkeit der Abstoß mit dem Beine N so stark gemacht, daß der Körper einen Stoß nach vorwärts bekommt, und daß das Bein A somit nicht dort niedergestellt wird, wo es naturgemäß niedergestellt werden sollte, sondern daß es um ein, der Stärke des Abstoßes entsprechendes Stück weiter nach vorne geschnellt wird. D i e s e s S t ü c k i s t d e r b e i m L a u f e n g e g e n d a s r a s c h e s t e G e h e n e r z i e l t e G e w i n n : j e stärker der Abstoß, desto länger bleibt der Körper in der Luft, j e länger er in der Luft bleibt, desto länger fliegt er nach dem Beharrungsvermögen nach vorwärts und desto weiter wird der Fuß, nach vorne kommend, den Boden berühren. Diese Tätigkeit wird aber nicht gleichmäßig geübt, und diese ist für unsere Frage, die Entstehung der Spur, von Wichtigkeit: die Spur wird anders, j e n a c h d e m man läuft, und das erklärt sich wieder aus der Mechanik des Gehens und Laufens:

Spur beim Laufen.

711

Das Bein A muß aus den p. 701 genannten Gründen (Moment 2) im Kniegelenke abgebogen w e r d e n : es muß aber vor dem Niedersetzen wieder gestreckt werden ; einerseits, um den, nach vorne geneigten Körper besser zu unterstützen, anderseits, um mehr Raum zu gewinnen ; denn je mehr das Bein im Knie gestreckt wird, desto weiter nach vorne wird der Fuß aufgesetzt. Zu diesem Strecken des Kniees gehört aber Zeit, und zwar jene Zeit, in der das Bein nach vorne schwingt. Dazu kommt noch beim Laufen jenes Plus an Zeit dazu, während welcher der Körper infolge des Abstoßes durch das B e i n N nach vorne fliegt. Also: je kräftiger der Abstoß, desto längere Zeit zum Vorfliegen, aber auch desto mehr Zeit, um das Bein A zu strecken und Raum zu gewinnen. Nun ist aber der Tarsus mit dem Unterschenkel durch Bänder und Muskeln derart verbunden, daß beide miteinander, ohne Z w a n g gehalten, einen ungefähr rechten Winkel machen, und es muß, wie Fig. 94 beweist, d a s n i c h t g e s t r e c k t e B e i n (a) m i t d e m B a l l e n , d a s g e s t r e c k t e r e B e i n (b) m i t d e r F e r s e d e n B o d e n b e r ü h r e n . Daraus f o l g t :

Fig. 94. V e r s c h i e d e n h e i t des A u f t r e t e n s bei m ä ß i g e m u n d r a s c h e s t e m Laulen.

Wird s c h w a c h abgestoßen, so wird kurz geflogen, es ist wenig Zeit zum Strecken des Kniegelenkes, es wird daher wenig gestreckt und mit dem B a l l e n niedergetreten — wird s t a r k abgestoßen, so ist viel Zeit zum Strecken des Knies, es wird also lang geflogen, stark gestreckt und mit der F e r s e niedergetreten. Im ersten Falle wird langsam gelaufen und die Spur zeigt schwächeren Abstoß von N, stärkeren Ba 11 e n e i n d r u c k von A und schwächeren Ferseneindruck von A ; im letzten Falle wird schnell gelaufen und die Spur zeigt starken Abstoß von N, schwächeren Balleneindruck von A und stärkeren Ferseneindruck von A. E s k a n n a l s o a u s d e r G r ö ß e der Schritte, der Stärke des Eindruckes des vordersten Sohlenrandes, dann der Tiefe des Balleneindruckes, v e r g l i c h e n mit der T i e f e des Ferseneindruckes, geschlossen werden, daß gelaufen wurde und ob s c h n e l l o d e r l a n g s a m g e l a u f e n wurde1). In der Praxis findet das Gesagte seinen Ausdruck z. B. darin, daß der Turnlehrer seinen Schülern die Regel g i b t : „Beim Dauerlauf tretet mit dem Ballen auf, beim Wettlauf mit dem Absatz." ') D i e s wird übrigens nicht allgemein z u g e g e b e n ; so sagt S c h a u e n s t e i n : „Beim Laufen (und Stehen) ist der Ferseneindruck tiefer als der Balleneindruck", und Z e n k e r : „Der Laufende fällt immer auf die Ferse". Ich glaube, daß obige theoretische Erwägungen, die jeder, der laufen kann, in jedem Augenblicke praktisch nachprüfen kann, beweisen, daß das von S c h a u e n s t e i n und Z e n k e r Behauptete lediglich für den raschen Lauf, das wirkliche „Rennen", Geltung hat.

712

Laufspur.

D a m i t ist die Sache u m g e d r e h t , d e n n eigentlich m e i n t der T u r n l e h r e r : „ K o m m t es auf ein L a u f e n an, w o b e i m a n l a n g e a u s z u h a l t e n hat, so m u ß man l a n g s a m l a u f e n — h a n d e l t es sich um kurzes, aber rasches L a u f e n , so h e i ß t es r e n n e n , so g u t es g e h t . " D a s B a l l e n l a u f e n i s t a b e r e r s t d i e W i r k u n g des L a n g s a m l a u f e n s , w i e das F e r s e n l a u f e n W i r k u n g d e s r a s c h e n L a u f e n s i s t ; der leichteren V e r s t ä n d l i c h keit h a l b e r w i r d nicht die U r s a c h e , s o n d e r n die W i r k u n g a n g e g e b e n . —

I.

II.

III.

IV.

Hg. 95. Moment-Aufnahme eines Laufenden (Entstehung der Spur).

Um d a s G e s a g t e d u r c h d a s Bild deutlich zu machen und noch w e i t e r s zu b e g r ü n d e n , seien hier M o m e n t a u f n a h m e n a n g e s c h l o s s e n , die mir der m e i s t e r h a f t e M o m e n t p h o t o g r a p h O t t o m a r A n s c h ü t z in Lissa ( P o s e n ) g e l i e f e r t hat. U n t e r S t e l l u n g 1 und II ( F i g . 95), h a b e n w i r u n s zwei a u f e i n a n d e r f o l g e n d e M o m e n t e in d e m R a h m e n d e s s e l b e n Schrittes d e r s e l b e n P e r s o n v o r z u s t e l l e n , d i e sich im g e m ä ß i g t e n Laufe, also in einem, auf d i e D a u e r b e r e c h n e t e n , b e f i n d e t . W i r n e h m e n

713 w a h r , d a ß der M a n n bei S t e l l u n g I sich noch m i t d e m rechten Beine auf d e m Boden b e f i n d e t und den A b s p r u n g mit d e r F u ß s p i t z e b e w e r k s t e l l i g t . Das l i n k e Bein ist im W i n k e l g e k r ü m m t u n d hat noch Zeit, sich w e i t e r nach vorn zu strecken, bis d a s r e c h t e Bein d i e S t e l l u n g e i n g e n o m m e n hat, w i e sie S t e l l u n g II zeigt. D i e S t r e c k u n g des linken B e i n e s ist w ä h r e n d dieser Z e i t a l l e r d i n g s v o r g e s c h r i t t e n , j e d o c h nur so w e i t , d a ß d e r F u ß den Boden mit d e r Spitze t r e f f e n m ü ß t e ; die S t e l l u n g d e s linken F u ß e s ist f ü r d i e E n t s t e h u n g der F u ß s p u r von B e l a n g u n d zeigt d a d u r c h , d a ß die g a n z e S o h l e f ü r einen j e n s e i t s s t e h e n d e n B e o b a c h t e r (vgl. S t e l l u n g IV) s i c h t b a r blieb, u n d d a ß die g r o ß e Z e h e vom E r d b o d e n w e i t absteht, sehr deutlich, d a ß das N i e d e r t r e t e n b e i m g e m ä ß i g t e n Laufe mit dem ä u ß e r e n R a n d e der F u ß s p i t z e g e s c h i e h t , w o r a u f dann der i n n e r e R a n d d e s F u ß e s u n d zuletzt die F e r s e den Boden b e r ü h r e n w i r d 1 ) . — S t e l l u n g III u n d IV zeigen ä h n l i c h e M o m e n t e , im nächsten Schritte also m i t g e w e c h s e l t e n Beinen. N a c h S t e l l u n g II k o m m t nun d a s l i n k e Bein auf den Boden u n d das r e c h t e w i r d v o r g e n o m m e n , bis es d i e h o c h g e h o b e n e S t e l l u n g III erreicht, w o r a u f d a n n die S t r e c k u n g nach v o r n e b e g i n n t . Sie e r r e i c h t ihr E n d e , w e n n d a s rechte Bein zum Boden g e l a n g t ( S t e l l u n g IV) ; dies geschieht, w i e hier deutlich zu sehen ist, mit der ä u ß e r e n Ballens e i t e zuerst, d e n n d i e s e hat hier den Boden schon erreicht, w ä h r e n d d i e F e r s e noch in der Luft ist. U m d i e F i g u r e n b e s s e r zu v e r s t e h e n , f ü g e ich bei, d a ß d i e vier Bilder aus e i n e r S e r i e von 12, g e n a u 2 Schritte u m f a s s e n d e n A u f n a h m e n h e r a u s g e n o m m e n w u r d e n . Es entspricht S t e l l u n g I der A u f n a h m e Nr. 2, S t e l l u n g II der A u f n a h m e N r . 3, S t e l l u n g III der A u f n a h m e Nr. 8, S t e l l u n g IV d e r A u f n a h m e N r . 9 (also im g a n z e n 12 A u f n a h m e n ) . Von diesen sind d i e vier g e b o t e n e n S t e l l u n g e n f ü r uns d i e allein w i c h t i g e n , da sie d a s N i e d e r t r e t e n d e s linken u n d rechten F u ß e s d a r s t e l l e n . Sie ergänzen sich ü b r i g e n s in d e r W e i s e , d a ß S t e l l u n g III d e n rechten F u ß relativ um einen A u g e n b l i c k s p ä t e r zeigt, als S t e l l u n g I den linken d a r s t e l l t , e b e n s o , w i e S t e l l u n g IV den rechten F u ß relativ um einen A u g e n b l i c k s p ä t e r zeigt, als S t e l l u n g II d e n linken w i e d e r g i b t . D i e ü b r i g e n A u f n a h m e n (also n a m e n t l i c h M o m e n t 4 — 7 ) g e b e n f ü r u n s e r e Z w e c k e nichts W i c h t i g e s . A n d e r s stellt sich d i e Sache, w e n n w i r einen M a n n im vollsten L a u f e ( F i g . 9 6 ) b e t r a c h t e n ; d i e s e r r e n n t so schnell, als es n u r m ö g lich ist, u n d w i r sehen a u s d e r H e b u n g des f a s t noch g e s t r e c k t e n linken Beines, w e l c h s t a r k e n A b s t o ß er sich zum L a u f s p r u n g e g e g e b e n hat. Er w i r d also i n f o l g e d i e s e s k r ä f t i g e n A b s t o ß e s , vom abg e b i l d e t e n M o m e n t e an, noch eine b e t r ä c h t l i c h e Z e i t nach v o r n e zu f l i e g e n haben, so d a ß noch viel Z e i t v o r h a n d e n ist, u m d a s r e c h t e Bein zur S t r e c k u n g zu b r i n g e n . Ist a b e r schon in d e m a b g e b i l d e t e n ') Frauen machen das in der Regel anders. Wenn Frauen laufen, (vortrefflich zu beobachten, wenn man selbst etwas erhöht, z. B. auf der Plattform des Straßenbahnwagens steht und eine Frau läuft demselben W a g e n zu), s o s e t z e n sie mit d e m ä u ß e r e n F u ß r a n d auf: offenbar weil sie die im e n g e n Schuh zusammengepreßten Zehen schmerzen würden, wenn sie normalerweise mit der Fußspitze aufträten.

714 Momente die Ferse des rechten Fußes dem Boden kennbar näher, als die Fußspitze, wie die gezogene Hilfslinie beweist, so muß dies Verhältnis im Laufe der zu erwartenden Kniestreckung sich noch beträchtlich steigern, und er wird mit voller Ferse auffallen. Vergleichen wir diese Figur des rennenden Mannes mit jenen des früher besprochenen, langsamer laufenden Mannes, so wird uns der Unter-

Fig. 96. Mann im vollsten

Laufe.

schied sofort klar. Die Stellung des Rennenden entspricht etwa der Stellung IV des L a u f e n d e n ; letzterer hat aber den rechten Unterschenkel schon bedeutend mehr nach vorne gebracht, als der Rennende und hat trotzdem schon mit der Fußspitze den Boden erreicht. Der Rennende hält noch den Unterschenkel senkrecht, ist mit dem Fuße noch weit vom Boden entfernt, und hat doch schon die Ferse näher zum Boden als die Fußspitze. Er hat also noch viel Zeit zum Strecken und wird daher mit der Ferse dem Boden noch näher kommen und mit dieser auffallen. 2. über die S p u r selbst.

Unter „ S p u r " im allgemeinen hat man eigentlich zweierlei Begriffe v e r b u n d e n : Die Qesamtreihe der fortlaufenden Fußeindrücke und jeden einzelnen Fußeindruck selbst. Der erstgenannte Begriff ist eigentlich d e r j e n i g e , welchen der gemeine Mann, insbesondere der Jäger, mit dem Ausdruck Spur, oder wie er es als Sammelname bezeichnet, „das G e s p u r e " verbindet. Der Jäger redet daher von einem

Gangbild.

715

Richtungslinie.

„schnurrenden, perlenden, tappenden, streifenden, kreuzenden O e s p u r e " , womit er natürlich nur das Verhältnis der einzelnen F u ß eindrücke zueinander bezeichnen will. Der zweitgenannte B e g r i f f ist d e r j e n i g e , den wir heute g e w ö h n l i c h mit dem W o r t e „ S p u r " verb i n d e n : der Ab- oder Eindruck eines einzelnen F u ß e s . F a s s e n wir zuerst j e n e n B e g r i f f ins A u g e , so kommen wir zum Q a n g b i l d e , bei diesem B e g r i f f e zum F u ß b i 1 d e.

a)

Das

Gangbild.

Darunter versteht man die G e s a m t h e i t der Eindrücke, w e l c h e ein in B e w e g u n g B e g r i f f e n e r im aufnahmefähigen B o d e n zurückläßt. H. M a y e r 1 ) war der erste, w e l c h e r das „ G a n g b i l d " in s e i n e einzelnen Linien aufgelöst hat. Nehmen wir die für unsere F r a g e n wichtigen Linien heraus, so finden w i r :

n ) Die

Richtungslinie,

d. h. j e n e Linie, w e l c h e den W e g ausdrückt, auf welchem der G e h e n d e vorwärts kommen will (a a, a' a,' a" a" in F i g . 9 7 ) . a

a

rt!>

a' Fig. 97. Das Gangbild.

') Müllers Archiv 1853.

a'

716

Gangbild.

Oanglinie und Fußlinie.

ß) Die Ganglinie.

d. h. die Verbindungslinie des Mittelpunktes der einzelnen Absatzeindrücke. Der normal Gehende setzt einen Fuß theoretisch genau vor den anderen, es müßte also die Richtungslinie mit der Ganglinie zusammenfallen und es bedeutet in Fig. 97 I die Linie a a sowohl die Richtungslinie als auch die G a n g l i n i e ; in Wirklichkeit ist aber diese selten eine gerade, sondern es wird die Richtungslinie von den Absätzen des Gehenden nicht getroffen, und es bleibt der rechte Fuß rechtsseitwärts, der linke Fuß linksseitwärts von der Richtungslinie; die Ganglinie wird zu einer mehr oder weniger gebrochenen Linie (bbb in Fig. 97 II) und der G a n g wird andeutungsweise oder ausgesprochen breitspurig, gespreizt, watschelig. Da nun schon aus geometrischen Gründen die Verbindungslinie zwischen zwei Punkten länger ist, wenn sie gebrochen erscheint, als wenn sie gerade ist, so erklärt es sich, daß dann, wenn die Ganglinie gebrochen ist (Fig. 97 II), der zu machende W e g länger wird, als wenn die Ganglinie g e r a d e ist. Außerdem wird ein Teil der Geh-Energie f ü r die Bewegung nach rechts und links verwendet und so der Kraft f ü r das Vorwärtskommen entzogen. Dagegen ist die von den Füßen bestrichene und besetzte Fläche im Falle II größer als im Falle I, es ist also die Basis des Gehenden eine größere, sie bietet mehr Sicherheit und wir müssen zu dem Schlüsse kommen, daß der sub II gezeichnete G a n g vornehmlich von Leuten benützt wird, die mehr auf sicheren Gang sehen und daher auf rascheres Fortkommen verzichten m ü s s e n ; a l s o : Seeleute, die gewohnheitsmäßig so gehen, dann alte und dicke Leute, Schwangere, endlich auch Leute, die ihre Beine infolge irgendeines Leidens nicht gut vorsetzen können und sich mit dem Weiterwackeln behelfen müssen, z. B. Leute mit starken Bruchschäden, mit Podagra usw. Das Gegenbild zu dem eben Besprochenen ist dann vorhanden, wenn der rechte Fuß ü b e r die Richtungslinie nach links und der linke Fuß ü b e r die Richtungslinie nach rechts tritt. Auch hier (Fig. 97 III) entsteht eine gebrochene Linie (b' b' b'), sie unterscheidet sich aber von der Ganglinie II dadurch, daß bei dieser die einzelne Fußspur a u ß e r h a l b des Winkels der gebrochenen Linie, bei jener i n n e r h a l b dieses steht. Diese Spur („die überschlagende") kommt nicht häufig vor und ist bummeligen, phlegmatischen, plumpen Leuten eigen, die beim Gehen nach rechts und links p e n d e l n ; merkwürdigerweise finden wir sie aber auch bei Frauen, denen wir einen „ g r a z i ö s e n " Schritt nachrühmen. Das „ G r a z i ö s e " liegt vielleicht bloß in einem schwach (etwa um 1— 3 cm) überschlagenden Gange. —

y ) Die Fußlinie.

So heißt jene Gerade, welche als Längsachse der Sohle gegen die Richtungslinie gezogen wird (Fig. 97 c d, c' c', c" c"). Der Winkel, den die Richtungslinie und die Fußlinie miteinander bilden, heißt

717

Aus- und Einwärtsgehen.

F u ß w i n k e l ; er drückt dasjenige aus, was wir gewöhnlich das „Auswärts- oder Einwärtsgehen" eines Menschen nennen. Ob aber ein Mensch auswärts oder einwärts geht, ist f ü r ihn bezeichnend, so daß es von Belang ist, dies an vorgefundenen Spuren festzustellen. Sichere Annahmen über den Fußwinkel kann man freilich nur machen, wenn man eine Reihe von Spuren vor sich hat, im Notfalle kann man entf e r n t e Schlüsse schon nach mindestens zwei bis drei Spuren machen. Es läßt sich über den Fußwinkel f o l g e n d e s s a g e n : von Natur aus haben wir, so scheint es wenigstens, stark nach einwärts gedrehte Füße, da neugeborene Kinder in der ersten Zeit ihres Lebens die Füße (tarsus) gekreuzt übereinander halten, so daß, könnte man sie auf die Beine stellen, die Zehen des rechten Fußes nach links und die des linken Fußes nach rechts stehen würden. Merkwürdigerweise wird in verschiedenen Büchern dasselbe von Erwachsenen behauptet, die sich frei am O b e r k ö r p e r aufhängen und die Beine zwanglos herabhängen lassen. Es heißt, daß sie dann auch die Füße (die Tarsen, nicht die Beine) kreuzen, d. h. daß z. B. die Sohle des rechten Fußes auf dem Rücken des linken Fußes liegt, und daß die Fersen nach auswärts, die Zehen nach einwärts gekehrt erscheinen. Ich habe diesen Versuch mit mehreren Leuten gemacht und durch zwei Turnlehrer an etwa hundert Turnschülern (denen n i c h t gesagt wurde, um was es sich handelt) machen lassen: nicht ein einziger hat die Füße gekreuzt, wenn er z. B. an hochgehängten Ringen sich mit den Händen hielt und den Körper zwanglos herabhängen ließ. Alle hielten die Füße entweder gerade oder leicht auswärts, auffallenderweise oft einen Fuß mehr nach auswärts als den anderen. Es kann somit gesagt werden, daß der Mensch, wohl infolge der Lagerung des Embryo im Mutterleibe, u r s p r ü n g l i c h die Neigung hat, die Füße stark nach einwärts zu halten, daß diese Neigung aber unter normalen Verhältnissen verloren geht und nicht mehr als die natürliche anzusehen ist. Welche Stellung der Füße aber später jemandem eigentümlich wird, hängt von verschiedenen Umständen a b 1 ) . Gewiß ist die Naturanlage zuerst maßgebend. Die Konstruktion des Beines, die Form der Gelenke, namentlich des H ü f t gelenkes, hat auf die Stellung des Fußes bedeutenden Einfluß. W i r bemerken dies an Leuten, die mit einem Fuße mehr auswärts gehen, als mit dem anderen. Dies kommt namentlich bei weiblichen Individuen, zumal Mädchen, die nicht fertig entwickelt sind, v o r ; diese erklären, Schwierigkeiten, sogar Schmerz im Hüftgelenke zu empfinden, wenn sie den mehr einwärts gestellten Fuß so weit auswärts wie den anderen stellen sollen. Ebenso wichtig ist die Bauart des Fußes s e l b s t ; wir sehen z. B. Leute mit P l a t t f ü ß e n 2 ) stets stark auswärts gehen, weil die Re') N i c e f o r o - L i n d e n a u , „Die Kriminalpolizei" sagen, der Fußwinkel sei bei Männern 31—32° und in der Regel größer als bei Frauen (?); auch sei er beim rechten Fuß, besonders bei Frauen, um 1 0 größer als beim linken Fuß. So feine M e s s u n g e n (auf einen Grad) vermochte ich nicht nachzuprüfen. ') E. B e c k e r , „Funktionsprüfung d e s Plattfußes", Arztl. Sachverst.-Ztg. K 1903 Nr. 1. ' H a n s G r o ß , Hdb. f. UR. 6. Aull. II.

46

718

B e w e g u n g nach dem Fußwinkel.

laxation der betreffenden Bänder ihnen diese Stellung bequemer macht als eine andere. Im übrigen kann aber die Gewohnheit als mitwirkend bei Gestaltung des Fußwinkels bezeichnet werden, sowohl Gewohnheit aus Absicht, wenn man sich bestrebt, einen „schönen nach auswärts gerichteten Gang" zu erwerben, als auch Gewohnheit durch Zwang der Verhältnisse. Für das Vorwärtskommen ist der Fußwinkel nämlich keineswegs gleichgültig. Die Konstruktion unserer Knie- und Sprunggelenke ist so eingerichtet, daß ihre Beugung ohne Zwang nur in e i n e r Richtung bequem vor sich geht. Wird also ein Fuß gleichzeitig im Knie- und Sprunggelenke gebeugt, so bleiben Fußspitze, Ferse und Knie in einer (vertikalen) Ebene, oder mit anderen Worten, eine vom Knie nach abwärts gezogene Senkrechte wird auf die Fußspitze und nicht rechts oder links von ihr fallen, wenn wir ohne Zwang Knie und Sprunggelenk abgebogen halten. Beim Gehen wird nun aber eine Beugung in beiden Gelenken vorgenommen, und es muß also nach der eben erwähnten Konstruktion dieser Gelenke der ganze Körper eine Richtung senkrecht auf die Achse dieser Gelenke nehmen und wenn er in Bewegung ist, auch in dieser Richtung beharren. Der Körper wird also bei jedem Schritte dann, wenn er nur auf dem stützenden Beine ruht, einen Schwung in der Richtung bekommen, welche durch die Längsachse der auf dem Boden ruhenden Fußsohle ausgedrückt ist, also in der Pfeilrichtung (Fig. 98): Bei geradegestellten Füßen nach v o r n e , bei auswärtsgestellten Füßen nach r e c h t s und l i n k s .

Fig. 98. Bewegungs-Energie bei gerade und auswärts gesetzten Füßen.

Da man aber beim Gehen nach v o r n e zu kommen hat, so wird der genannte Schwung nur bei gerade gestellten Füßen zum Weiterkommen verwertet, Schwung und Gehrichtung fallen zusammen, während bei schräge gestellten Füßen dieser Schwung fast wertlos wird, denn er geht nicht in der Gangrichtung, sondern nach rechts und links, richtiger gesagt nach halbrechts und halblinks. Man kann daher schon von weitem und ohne die Füße eines Menschen sehen zu können, sagen, ob er auswärts geht oder nicht, weil der Körper des

719

Willkürliches b e i m Fußwinkel.

Auswärtsgehenden bei jedem Schritte einen für das Gehgeschäft wertlosen, nicht ganz unmerklichen Schwung nach recht oder links in der Richtung der Sohlenlängsachse macht, den der die Füße gerade Setzende nicht auszuführen braucht. Daß man aber mit auswärts gehenden Füßen weniger rasch weiterkommt, verspürt jeder instinktmäßig, und es wird daher der Mann, der arbeitet, der keine Zeit und Kraft zu verschwenden hat, der eben weiter kommen muß, seine Füße gerade setzen, während der Mann, der Zeit hat, der auch etwas später dort ankommen kann, wohin er zu gehen hat, und der, der das Gehen als Leibesübung betrachtet, der „ B e w e g u n g " macht und dem es gleichgültig ist, ob er die Kraft nach vorwärts übt, oder nach rechts und links, die Füße auswärts setzt, was nebstbei auch „schöner" ist. W i r kommen also zu dem für uns wichtigen Schlüsse, daß die Spur von geradegestellten Füßen auf einen Menschen der arbeitenden Klasse, die Spur von auswärtsgestellten Füßen auf einen Menschen der besser gestellten Klasse deutet, allerdings nur „deutet", Gewißheit gibt es natürlich keine. W a s das „Normale" ist, darüber ist viel gestritten worden — ich glaube, überflüssigerweise. Liest man z. B. die scharfsinnigen Ableitungen des Amerikaners R. W h i t m a n 1 ) , welcher beweisen will, daß die ganz parallele Fußstellung (gar nicht auswärts) die „norm a l e " ist, so gelangt man unwillkürlich zur Frage, ob er denn unter „normalen" Füßen solche verstehen will, die gar nicht benutzt werden. Von solchen — z. B. des Neugeborenen, Gelähmten — kann man doch nicht sprechen, der Fuß ist da, um benützt zu werden und j e nach seiner Benützung wird sich ein verschiedenes „Normale" herausstellen. — Im allgemeinen kann man sagen, daß der Fußwinkel bei einer und derselben Person so ziemlich g l e i c h b l e i b t ; man darf daher mit einiger Sicherheit annehmen, daß eine auswärtsliegende Spur von einem Menschen herrührt, der überhaupt im gleichen Fußwinkel auswärts geht. Aber es gibt doch viele Momente, die dies beeinflussen. Schon das bloße Darandenken oder Davonsprechen kann jemanden veranlassen, unwillkürlich den Fuß anders zu stellen, als er es gewöhnlich t u t ; das merkt man sehr deutlich, wenn man Versuche macht. Dann kommen noch allerlei äußere Einflüsse: wer enge, drückende oder nur neue, ungewohnte Schuhe trägt, wird nicht seinem gewohnten Fußwinkel treu bleiben, sondern den Fuß so setzen, wie er der unangenehmen Wirkung des Schuhes am besten ausweicht. W e r auf glattem schlüpfrigen Boden bergauf oder bergab geht, wird, wenn er auch sonst noch so auswärts geht, die Füße genau gerade stellen, weil er dadurch der Gleitungsrichtung die längste Reibungsfläche entgegensetzt und daher weniger in Gefahr zu fallen geraten wird. Andere Gründe dafür, die Füße gerade zu setzen, haben Leute, die schwere Lasten tragen; ihnen muß jedes Schwanken des Schwerpunktes unangenehm, sogar gefährlich werden, weil bei dem Last') „ T r e a t m e n t of flat foot", B o s t o n 1889. 46*

720

Ein- und Auswärtsgehen.

tragen überhaupt der Schwerpunkt höher rückt, daher leicht außerhalb der Unterstützungsfläche fallen und den Tragenden so zum Sturze bringen kann. Außerdem ist einer, der eine Last trägt, nicht so leicht imstande, durch rasches Richtigstellen eines Beines die Schwankung, die eingetreten ist, aufzuheben, weil seine Beine durch die Belastung w e n i g e r mobil und verfügbar sind. Er wird daher vor allem die oben besprochene Schwankung nach rechts und links vermeiden, die beim Auswärtsgehen eintritt, und wird die Füße geradestellen, um so möglichst ohne Schwankung weiter zu kommen '). W e n n man also an einer Spur wahrnimmt, daß sie sich im Fußwinkel plötzlich geändert hat, so kann man, wenn nicht andere Gründe dafür zu entdecken sind, mit Wahrscheinlichkeit annehmen, daß eine schwerere Last aufgenommen, oder aber abgelegt wurde. Ist z. B. die Spur des Diebes, als er z u m H a u s kam, auswärts, als er v o m Hause ging, geradegestellt, so hat er wahrscheinlich von dort eine schwere Last fortgetragen. Geht einer einwärts und plötzlich auswärts, so hat er die Last abgelegt oder einem anderen übergeben usw. Wieder einen anderen Grund hat es, wenn Schwangere oder sonst Dickbäuchige auswärts gehen. W i e oben bei Besprechung der Ganglinie (Fig. 97 II) betont wurde, haben diese Leute breitspurigen, watscheligen Gang, sie wanken also mit ihrer „gebrochenen Gangl i n i e " überhaupt nach rechts und links, und wenn sie dies durch Auswärtssetzen der Füße noch verstärken, so geschieht ohnehin dasjenige, was in der Tendenz ihres Ganges liegt, sie werden in ihrer G a n g w e i s e durch das Auswärtsgehen nur gefördert und stützen den Körper in der Richtung des Wackeins nach rechts und links. — Merkwürdig ist der Umstand, daß jeder, auch der stark Auswärtsgehende, die Füße gerade oder doch gerader setzt, wenn er b l o ß f ü ß i g geht, läuft, oder auf den Zehen geht. Das Erstgenannte ist schwer zu erklären. Ich glaube, es hat seinen Grund vielleicht darin, daß der äußere Sohlenrand entschieden weniger empfindlich ist als der innere. Geht man nun auswärts, so berührt der innere Sohlenrand den Boden viel mehr, während man beim Geradesetzen der Füße jedenfalls mehr auf dem äußeren Rande der Sohle gehen kann. Man trachtet daher, wenn der Fuß nicht durch den Schuh geschützt ist, wenigstens auf dem mindest empfindlichen Teile der Sohle zu gehen. Daß man aber beim Laufen oder beim Zehengange nicht auswärts geht, ist meiner Ansicht nach darin begründet, daß hierbei die Fersen hochgehalten werden und bei Auswärtsstellung der F ü ß e aneinanderstreifen würden, was aber verhindert wird, wenn die Füße geradegestellt und so die Fersen auseinandergehalten werden. Beim Laufen mag übrigens auch der oben erwähnte Umstand in Rechnung kommen, daß das Auswärtsgehen dem Vorwärtskommen nicht förderlich i s t ; da man aber beim Laufen doch weiter kommen will, so wählt man instinktmäßig die ihm günstigste Fußstellung. — ') Mit Rücksicht auf diese zahlreichen Gründe, welche auf den Fußwinke, bei einem Menschen im allgemeinen und bei besonderen Fällen Einfluß n e h m e n halte ich es für unzulässig, von einer bestimmten oder auch nur durchschnittlich festzustellenden Größe d e s Fußwinkels zu sprechen.

Schrittgröße.

721

E i n w ä r t s gestellte Spuren deuten auf k r u m m e , v e r d r e h t e B e i n e ; sie sind anormalen U r s p r u n g e s und d a h e r selten. Der Körper m u ß dem Schübe des s t e m m e n d e n F u ß e s f o l g e n und es entsteht dadurch starke Seitenbevvegung des O b e r k ö r p e r s in eigentümlicher Art, die z w a r charakteristisch ist, aber nicht g u t beschrieben werden kann. Skoliotische Leute, die eine seitliche V e r k r ü m m u n g der W i r b e l s ä u l e haben, erleiden eine ungleiche B e l a s t u n g des Beckens und sollten daher ungleiche F u ß w i n k e l haben. In d e r Regel haben sie sich a b e r im Laufe der Zeit doch eine gleiche S t e l l u n g der Fußlinie a n g e w ö h n t , so daß man — eigentlich ü b e r r a s c h e n d e r W e i s e — nur bei genauen M e s s u n g e n eine Ungleichheit im F u ß w i n k e l nachweisen kann.

g = a o t u n d es würde z. B. eine Depesche: „abreisen" geschrieben werden: oiuouiueuuiuueae. Das sieht ganz sinnlos aus, aber auch hier ist die charakteristische Erscheinung verräterisch, und läßt Vokalchiffre vermuten; weiß man aber einmal das System, so ist viel gewonnen. Man entstellt oder verschleiert diese Chiffre deshalb gerne dadurch, daß man allerlei Konsonanten als non valeurs einmengt und dann Worte daraus bildet; es gestaltet sich dann z. B. obige Depesche folgendermaßen: Oki und dorn uns in huber und unsinn um und der amme Dies würde zuerst für eine W o r t c h i f f r e gehalten werden und auf diese Weise der Dechiffrierung Schwierigkeiten bieten. a

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Auch kann vereinbart sein, daß z. B. in der ersten, dritten, fünften usw. Zeile aus der letzten Reihe l i n k s und o b e n die Vokale zu nehmen sind, während in der zweiten, vierten, sechsten usw. Zeile die Vokale aus der letzten Reihe r e c h t s und u n t e n genommen werden müssen. 4. Die weitere Ausbildung dieser Chiffre ist die MultiplikationsChiffre, die sogenannte chiffre quarré, chiffre par excellence, chiffre indéchiffrable, auch russisch quadriert 1 ) genannt; sie bietet verhältnismäßig viel Sicherheit, ist nicht schwer zu handhaben und erfordert nicht unbedingt, daß man im Besitze des Buchstabentableaus (siehe Seite 810) bleibt. Dieses kann man sich im Notfalle sofort aus dem Gedächtnisse anfertigen. Die Verwendung dieser Chiffre bedingt also den Besitz eines solchen Buchstabentableaus und eines Wahlwortes 2 ). Nehmen wir als Wahlwort „Leipzig" an und es wäre mitzuteilen : „Einstweilen nichts tun", so hat man die Depesche zuerst in getrennten Buchstaben und darunter das Wahlwort so zu schreiben, daß stets ein Buchstabe des ') Angeblich erfunden vom Diplomaten B i a i s e d e V i g e n è r e 1589. ') Bei der Wahl dieses Wortes hat man nur zu berücksichtigen, daß man keines^ benutzt, dessen Orthographie zweifelhaft ist; würde man z . B . das Wort „Ostreich" wählen, so liegen 6 verschiedene Schreibweisen vor (Ostreich, ö s t e reich, Österreich, Oestreich, Oestereich, Oesterreich) und wenn die zwei Korrespondenten verschiedene Schreibweisen benützen, so ist Konfusion fertig. —

809

„Russisch quadriert".

W a h l w o r t e s unter einen Buchstaben der Depesche kommt. Sind die Buchstaben des W a h l w o r t e s erschöpft, so beginnt man damit von vorne; also:

E i n s t w e i l e n L e i p z i g L e i p

n i c h t s z i g L e i

t u n p z i

Nun sucht man den ersten Buchstaben des Textes (also e) in der o b e r s t e n h o r i z o n t a l e n Linie der T a b e l l e und den ersten Buchstaben des W a h l w o r t e s (also l) in der e r s t e n v e r t i k a l e n Linie der Tabelle und fährt nun vom obersten e nach abwärts (senkrecht) und von dem am weitesten nach links stehenden l nach rechts (wagrecht), bis beide Linien einander t r e f f e n : man findet p. Dann nimmt man in der obersten Linie den zweiten Buchstaben des Textes (also i ) und in der ersten Linie links den zweiten Buchstaben des W a h l w o r t e s (also e), fährt wieder nach abwärts, beziehungsweise nach rechts, und findet n usw. Die Depesche würde also chiffriert l a u t e n :

pnvgseltpnbmrisxahget Das Lesen einer solchen Depesche geschieht in der Weise, daß man wieder unter die Depesche das W a h l w o r t schreibt, dann den ersten Buchstaben des W a h l w o r t e s in der ersten vertikalen Reihe links sucht (also l), dann in der Zeile, in welcher dieser Buchstabe (/) steht, nach rechts fährt, bis man den ersten Buchstaben der Depesche (also p) findet, und von diesem vertikal a u f w ä r t s fährt, bis man in der obersten Horizontallinie den Buchstaben e, als ersten des eigentlichen Textes f i n d e t ; dann sucht man wieder in der linken vertikalen Reihe den zweiten Buchstaben des W a h l w o r t e s (e), fährt horizontal bis zum zweiten Buchstaben des chiffrierten Textes («) und von diesem senkrecht aufwärts bis in die oberste vertikale Linie, wo man i findet usw. In derselben Weise und nach demselben Tableau kann auch in Ziffern geschrieben werden. Bleiben wir bei dem obigen Beispiele, so w ü r d e der erste Buchstabe des W a h l w o r t e s (/) der daneben stehenden Ziffer 11, und der erste Buchstabe der Depesche (e) der darüber stehenden Z i f f e r 5 entsprechen, und es würde statt dem früher gefundenen Buchstaben p nun die Summe beider Zahlen (also 16) zu setzen sein. Diese Anwendung mit Ziffern ist die weitaus seltenere, als die erstgenannte, welche die, von halbwegs intelligenten Leuten, am häufigsten gebrauchte Chiffrierung i s t ; ihre Lösung wird nur durch Zufall möglich sein. Dieser „ Z u f a l l " wird aber, wie oben ausgeführt wurde, dem UR. mitunter doch zu Hilfe kommen, gewiß bei keiner Chiffrier-Methode so häufig, wie bei der zuletzt besprochenen, da er unter den Papieren eines Korrespondenten entweder das Zifferntableau (welches ja auch beliebig variiert sein kann) finden, oder das W a h l w o r t aufgeschrieben oder angedeutet entdecken kann. Bisweilen wird der UR. vielleicht sogar aus dem ganzen W e s e n des Betreffenden, seinen Verhältnissen, seinem Verkehr usw. herauskombinieren können, was das W a h l w o r t sein k ö n n t e . Meistens ist es doch ein Name, und wenn man Versuche macht, Namen, die mit dem Manne irgendeinen Zusammen-

810

Tabelle zu „russisch quadriert."

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 1 a b c d e 2 b c d e 3

c d e

4

d e

5 e 6

8 h 9

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7 g h i

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1 m n 0

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t u V w X y z a b c d e

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i k 1 m n 0 P q r s

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t u V w X y z a b c d e f g h

t u V w X y z a b c d e f g h i

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s t u V w X y z a b c d e f g h i

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u V w X y z a b c d e

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s t u V w X y z

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t u V w X y z a b c d e

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t u V w X y z a b c d e

19 t u V w X y z a b c

a b c d e

d e

20 u V w X y z a b c d e 21 V w X y z

a b c d e

22 w X y z a b c d e 23 X y z a b c d e 24 y z a b c d e 25 z a b c d e

i k 1 m n 0

i k 1 m n 0 P

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k 1 m n 0 P q r

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i k 1 m n 0 P q r s t u V w X

i k 1 m n 0 P q r s t u V w X y

Napoleon- und Gronfeldchiffre.

811

hang haben, als Wahlwort zu benützen, so wird man vielleicht das Richtige finden. Man versucht es mit der Geburtsstadt, dem Geburtsland. Hauptfluß des letzteren, mit der Stadt, dem Lande des letzten Aufenthaltes, weiters mit Namen von Männern, die entweder augenblicklich berühmt oder bekannt wurden, oder die für die Stellung, das Handwerk, das Vaterland des Betreffenden von Wichtigkeit wurden (z. B. Berühmtheiten aus seinem engeren Vaterlande oder Berühmtheiten aus seinem Spezialfach: Sennefelder für Lithographen, Hans Sachs für Schuster, Gutenberg für Buchdrucker, Gabelsberger für einen Stenographen usw.). Ganz zufällig nimmt sich ein Gebildeter selten, ein Ungebildeter fast nie das Wahlwort: angeborene Trägheit, Schwerfälligkeit und Liebe zum Bekannten tun auch hier das, was sie überall tun, und lassen den Suchenden eher auf etwas Naheliegendes, als auf etwas Fernestehendes verfallen. Zum Kombinieren gibt's da reichlichste Gelegenheit, Material wird meist auch nicht fehlen, und so k a n n sich bei einiger Mühe der Erfolg ja einstellen ; aber wie gesagt: ohne Kenntnis des Wahlwortes ist die Lösung einer solchen Chiffre geradeaus unmöglich. — 5. Auf einer ähnlichen Methode beruht die Chiffreschrift Napoleons I., der ein von Giambatista della Porta um 1540 erfundenes System zugrunde liegt. Man bedient sich dabei ebenfalls eines Wahlwortes ; das Schema enthält auf zwei Buchstaben der Wahllinie in der Sprachlinie jedesmal ein geheimes Alphabet, dessen erste Hälfte normal geschrieben wird, während die andere von der zweiten Horizontalreihe ab eine Verschiebung aufweist, die sich aus den drei Abteilungen, die hier folgen, klar ergibt. Die Buchstaben k, u und w sind dabei fortgeblieben. AB a b c d e f g h i t m n o p q r s t v x y z CD a b c d e f g h i t m z n o p q r s t v x y EF a b c d e f g h i t m y z n o p q r s t v x Als Schlüsselwort sei b e c gewählt, das unter den zu chiffrierenden Text geschrieben wird. Der unter jedem Buchstaben der Klarschrift stehende Buchstabe des Schlüssels zeigt dann dasjenige der zu Gebote stehenden 11 Alphabete an dessen man sich zu bedienen hat, und man braucht nur den Buchstaben der Klarschrift jedesmal durch den entsprechenden in dem fraglichen Alphabete zu ersetzen. 6. Die Chiffre des Grafen Gronfeld (alias General Trochu) ist durch ihre Einfachheit ausgezeichnet. Es bedarf hierzu nur einer Wahlzahl, welche beide Korrespondenten wissen, und eines festgestellten Alphabetes (es muß also bestimmt sein, ob z. B. auch / oder y darin vorkommen); sagen wir, die Wahlzahl sei 519, das Alphabet fixiert auf: a b c d e f g h i k l m n o p q r s t u v w x y z

812

S i l b e n - und Wortchiffre.

und es sei zu depeschieren: „Alles gut". Die Depesche wird mit getrennten Buchstaben geschrieben und die Wahlzahl so oft darunter als nötig, also: A l l e s g u t 9 5 1 5 1 9 5 1 Für die Depesche wird nun statt jedes Buchstaben jener Buchstabe geschrieben, der im (fixierten) Alphabet um so viele Buchstaben später kommt, als die darunter stehende Zahl Einheiten bedeutet; also: der erste Buchstabe der Depesche ist A, darunter steht 5, es sind also im fixierten Alphabete f ü n f Buchstaben nach dem a zu zählen und man bekommt / als ersten Buchstaben. Der zweite Buchstabe der Depesche ist l, darunter steht die Ziffer 1, es ist also e i n Buchstabe dazuzuzählen, man bekommt m usw. Nach z kommt wieder a, b, c usw. Die Depesche wird also lauten: f m u k t q z u was ohne Kenntnis des Wahlzahl wohl kaum zu entziffern sein dürfte ; wie aber eingangs erwähnt, kann es in einem solchen Falle gerade leicht vorkommen, daß man die Wahlzahl bei einem der Korrespondenten aufgeschrieben oder sonst wie vermerkt findet. Hat man die Wahlzahl, so wird diese unter die chiffrierte Depesche geschrieben und dann nach Angabe dieser Ziffern und des fixierten Alphabets der betreffende Buchstabe nach vorne gesucht; also statt / der fünfte Buchstabe vor ihm (also a), statt m der erste Buchstabe vor ihm (also /), statt u der neunte Buchstabe vor ihm (also l) usw.

c) Die Silben- und Wortchififren. 1. Die Silbenchiffre wird in der Weise angewendet, daß gewisse Silben in einem abzusendenden Briefe als geltend vereinbart wurden. Es wurde z. B. bestimmt, daß in jeder zweiten Zeile des Briefes die erste Silbe des dritten Wortes Gültigkeit haben soll. Diese Art der Chiffrierung ist äußerst sicher, wenn gut gemacht; dies aber gut zu machen ist so schwierig, daß die Verwendung dieser Methode eine seltene ist; macht man die Sache schlecht, so wird der Stil gezwungen und dies muß auffallen. 2. Die Wortchiffre: a) Nach H e i d e i s Methode: Hierzu muß der Brief aus zwei Teilen bestehen: entweder dem eigentlichen Briefe und einem Postskriptum, oder aus zwei Teilen, die durch Beginn einer neuen Zeile getrennt sind (sonst darf natürlich im Briefe kein Absatz mit neuer Zeile vorkommen). Das Mitzuteilende muß nun im ersten Absätze in einzelne Worte verteilt, aber in der richtigen Reihenfolge vorkommen. Der zweite Teil des Briefes enthält den Schlüssel, indem an der sovielten Stelle ein mit d beginnendes Wort steht, als an derselben Stelle im ersten Absätze ein geltendes Wort vorkam. Es soll z. B. mitgeteilt werden:

813

Buch- und Lexikonchiffre.

„Ich komme morgen zu dir", so wird der Brief lauten: „ I c h teile dir mit, daß ich, wenn ich k o m m e , dir alles sagen werde, was m o r g e n zu geschehen h a t ; zu meiner Freude kommt auch mein Bruder zu d i r . „ D a s schwierigste von allem wird aber gewiß sein, d a ß wir nichts vergessen, was uns der Vater sagte, weil d u stets bedenken mußt, was wir von j e d e m Vater schulden." Im ersten Absätze sollen also g e l t e n : das 1., 9., 15., 19. und 27. W o r t ; im zweiten Absätze fängt wieder das 1., 9., 15., 19. und 27. W o r t mit d an, so daß hieraus zu entnehmen ist, es gelte im ersten Absätze das 1., 9., 15., 19. und 27. Wort, weil im zweiten Absätze das 1., 9., 15., 19. und 27. Wort mit d anfängt. (Selbstverständlich sind die wichtigen Worte nur h i e r zur Deutlichkeit hervorgehoben.) Für kleinere Mitteilungen mag die Sache nicht so übel sein, sie wird sich aber auch durch den meist gewundenen und schwierigen Stil leicht verraten. b) Die Buchchiffre ist zwar umständlich, aber unter gewissen Voraussetzungen sehr sicher. Beide Korrespondenten müssen d a s s e l b e Buch (gleiche Auflage) haben, und kommen überein, daß jeder Buchstabe aus drei Zahlen besteht: Seitenzahl, Zeilenzahl, Buchstabenzahl ; z. B. es wäre der Buchstabe G zu schreiben, so muß dieser irgendwo im fraglichen Buche gesucht werden, und fände er sich auf der 4. Seite in der 3. Zeile als 17. Buchstabe, so würde G ausgedrückt durch: 4, 3, 17. Weiß man das betreffende Buch nicht, so ist die Entzifferung natürlich unmöglich; der UR. wird aber in einem solchen Falle bei den Sachen des Betreffenden, auch bei einer Haussuchung usw. vielleicht ein Buch in auffälliger Weise irgendwo finden, und dies für derartige Fälle im Auge behalten. Kommt dann eine verdächtige Chiffrierung vor, so wird er wenigstens den Versuch machen, mit diesem Buche zu dechiffrieren. c) Die ähnliche Lexikonchiffre wird in der W e i s e benützt, daß die beiden Korrespondenten irgendein halbbrüchig gedrucktes (auf jeder Seite mit zwei Spalten versehenes) Wörterbuch vereinbart haben, wovon jeder von ihnen ein Exemplar (gleicher Auflage) besitzt. Soll nun geschrieben werden, so wird jedes Wort des Briefes im Lexikon aufgesucht, und statt des aufgeschlagenen Wortes aber jenes gesetzt, welches auf derselben Seite, auf derselben Zeile aber in der nächsten Spalte steht. Mit Hilfe irgendeines Taschenlexikons geht die Sache leicht und rasch, und ist die Dechiffrierung ebenso einfach zu bewerkstelligen. Die Nachteile der Methode bestehen darin, daß Deklinationen und Konjugationen entweder ganz vermieden werden müssen, was zu Undeutlichkeiten und Mißverständnissen führen kann, und auch die angewendete Methode rasch verrät, oder sie werden durchgeführt, und machen dann beim Dechiffrieren leicht Verwirrung. Ist eine solche Methode in gerichtlichen Fällen angewendet, so wird das verwendete Lexikon mitunter dem UR. in die Hände f a l l e n : er braucht dann nur zu wissen, wie dieses H a n s G r o ß , Hdb. f. UR.

6. Aufl. II.

52

814

Patronenchiffre.

benützt wurde, um dechiffrieren zu können. Hat man das Lexikon nicht, und ist doch überzeugt, daß in der genannten Weise chiffriert wurde, so lohnt es sich wohl der Mühe, mit einem Dutzend verschiedener Taschenwörterbücher den Versuch einer Lösung zu machen. Kennt man die Korrespondenten, so wird man ja ungefähr annehmen können, aus welchen Kreisen sie sich mit den Büchern versehen haben d ü r f t e n ; es darf nicht vergessen werden, daß sie ja nicht ein vielleicht seit Jahrzehnten im Hause befindliches Lexikon benützen konnten, da man wohl nirgends zwei ganz gleiche Wörterbücher besitzt; nun müssen die Korrespondenten aber gerade zwei solche haben, und so werden die Lexika ad hoc gekauft worden sein, was sich vielleicht erheben läßt. d) Bei der eigentlichen Buchchiffre, die zu den vollkommensten kryptographischen Methoden gehört, dient ein eigenes dafür ausgearbeitetes Wörterbuch als Grundlage, in dem jedes Wort, sowie jedes Schrift- und Zahlzeichen durch eine Zahlen- oder eine Buchstabengruppe bezeichnet wird. Für sehr wichtige Mitteilungen lassen sich noch besondere Vorsichtsmaßregeln treffen, indem man z. B. die Zahlen durch Addition oder Subtraktion einer vereinbarten Schlüsselzahl modifiziert und dergleichen mehr. Eines der erprobtesten Systeme dieser Art ist das von N i e t h e , das mehr als 20 000 deutsche Wörter umfaßt, mit der Zahl 5001 beginnt und über 31 000 hinausgeht. Auch hier dienen die bei den betreffenden Wörtern stehenden Zahlengruppen nicht direkt als Chiffren, sondern letztere werden erst durch Addition oder Subtraktion einer oder mehrerer zwischen den Korrespondenten ausgemachten Schlüsselzahlen gefunden. Wer sich näher darüber unterrichten will, findet Gelegenheit dazu in dem Buche von N i e t h e : „Das bei der Chiffrierabteilung des Deutschen Reichskanzleramtes eingeführte telegraphische Chiffriersystem." In vielen kaufmännischen Kreisen ist ein vom Internationalen Telegraphenbureau zu Bern ausgearbeitetes Chiffrierlexikon eingeführt, in dem die zu chiffrierenden Wörter nicht durch Zahlengruppen ausgedrückt werden, sondern vielmehr durch andere Wörter aus den bekanntesten Kultursprachen; ihre Gegenwerte werden von den Korrespondenten selbst eingetragen.

d) Die Patronen- und Netzchiffren. Ihre Anwendung geschieht in der Weise, daß sowohl das Schreiben, als auch das Lesen mit einer darübergelegten durchlöcherten Patrone oder einem (nach Art der sogenannten „Faulenzer") daruntergelegten Netze bewerkstelligt wird. Daß in einer dieser Arten vorgegangen wurde, ist meist leicht zu erkennen, da die einzelnen Buchstaben, aus denen die Schrift in solchen Fällen besteht, nicht genau in einer Zeile stehen. Bei Verwendung einer Patrone war nämlich stets nur jener Raum sichtbar, in dem gerade ein Buchstabe einzusetzen w a r ; wurde aber ein Netz daruntergelegt und so benützt,

815

Patronenchiffre.

so fällt das durchscheinende Papier auf. Von dieser Methode gibt es unzählige A r t e n ; mit ihr haben sich schon die Kryptographen des 16. Jahrhunderts ( C a r d a n u s , v. G l a u b u r g , T r i t h e i m , P o r t a usw.) mit Vorliebe beschäftigt, bis in unseren Tagen die sehr komplizierten und sinnreichen Methoden von A. L. F l a m m oder von E. v. F l e i ß n e r bekannt wurden. Bezüglich der Dechiffrierung ist die Sache für unsere Fälle s o : Findet der UR. die betreffende Schablone, Patrone, das Netz nicht, so wird er auch die Dechiffrierung nur nach unzähligen Versuchen und Kombinationen durchführen. Findet er aber unter den Sachen eines der Korrespondenten diesen Schlüssel, so wird er auch dessen Anwendung bald entdeckt haben. Jedenfalls wird eine solche Patrone,

1

HL H g . 122. Netz- zu einer Patronenchiffre.

die j a leicht im kleinsten Raum verborgen werden kann, nicht offen verwahrt worden sein, es muß mit Geduld und Überlegung gesucht und nicht vergessen werden, daß die Patrone auch zusammengerollt und zusammengeknittert die unscheinbarste Form angenommen haben kann. Wurde beim Schreiben nicht sorgfältig vorgegangen, so sehen jene Buchstaben, die in die Löcher der Patronen gesetzt wurden, doch anders aus, als jene, die später zum Ausfüllen eingetragen wurden: anders nach der Form oder der Lage oder der Zeilenhöhe. Dann ist ein wichtiger Anhaltspunkt gefunden und man kann auch ohne Patrone dechiffrieren — wenigstens versuche man es. — Um sich darüber klar zu werden, wie hierbei vorzugehen ist, sei ein Beispiel vorgeführt: Auf einem strengquadratischen und in viele gleiche Quadrate eingeteilten Stück Papier, Karton, Blech werden unregelmäßig einzelne 52*

816

Winkel- und Fadenschrift.

der Quadratchen ausgeschnitten, und die vier Seiten mit I, II, I I I , IV bezeichnet. Dann l e g t man die Patrone auf ein Stück Papier, bezeichnet auf diesem genau die vier Ecken ( e t w a mit Nadelstichen oder Bleistiftstrichen) und legt die Patrone so, daß I oben ist. Nun w i r d in j e ein f r e i e s Quadratchen, der Reihe nach ein Buchstabe der Klarschrift e i n g e t r a g e n ; ist man rechts unten zu Ende, so w e n d e t man die Patrone um 9 0 ° so, daß II oben ist, und daß die Patrone genau auf demselben Fleck liegt. Man trägt w i e d e r in die f r e i e n Quadratchen ein, w e n d e t w i e d e r um 90°, so daß I I I oben ist usw. Nachdem auch I V oben war, wendet man die Patrone v o l l k o m m e n um, so daß w i e d e r I oben ist, aber auf der verkehrten Seite. Dann kommt w i e d e r II hinauf usw., bis die M i t t e i l u n g beendet ist. W a s noch f r e i blieb, w i r d mit N o n valeurs ausgefüllt. Beim Lesen g e h t man natürlich in derselben R e i h e n f o l g e vor, nur muß man jeden g e lesenen Buchstaben ausstreichen, w e i l manche Buchstaben beim W e n den der Patrone z w e i oder mehrere M a l e im selben freien Quadrate sichtbar werden k ö n n e n ; beim Schreiben ist dies natürlich ohne Bedeutung. — e) Sonstige o)

Die

Maurer-

Methoden,

oder

Winkelschrift.

Eine, schon von der Schuljugend gerne v e r w e n d e t e C h i f f r e , die aus den T e i l e n mehrerer sich kreuzender Linien zusammengesetzt w i r d . In j e d e r A b t e i l u n g befinden sich zwei Buchstaben, von denen

hl-

m s•

ac-

pr-

ik-

e o•

bd-

uw•

ix•

j e einer m i t einem Punkte versehen i s t ; w i r d nun ein Buchstabe geschrieben, der nicht punktiert ist, so w i r d auch der W i n k e l ohne Punkte geschrieben, hat der Buchstabe einen Punkt, so wird auch der W i n k e l punktiert. Das A l p h a b e t w ü r d e nach obiger Schablone so aussehen: a L

h 1

c L p 3

d -n 1 >

e C r



f

g

• s

h

t

k

j

r v


A

D i e E n t z i f f e r u n g eines solchen Alphabetes ist natürlich nicht schwieriger, als die der einfachsten Permutations-Chiffre, es w i r d aber doch w e g e n seiner Einfachheit von Gaunern gerne verwendet.

817 ß) D i e

Fadenschrift.

Beide Korrespondenten besitzen je einen Stab, der in je fünfundzwanzig gleiche Teile eingeteilt ist, in welchen Teilen je ein Buchstabe des Alphabetes in festgestellter Reihe eingetragen ist. Soll nun „geschrieben" werden, so mißt man mit einem weißen Faden vom Anfange des Stabes bis zum ersten Buchstaben der mitzuteilenden Depesche und macht dort, wo der Faden diesen Buchstaben trifft, mit Tinte einen Punkt auf den Faden ; "dann mißt man vom ersten Buchstaben bis zum zweiten und macht wieder auf dem Faden einen Punkt und so fort, bis die Depesche erschöpft i s t ; dann wird der Faden zusammengerollt und befördert, wobei dann der Empf ä n g e r die Depesche auf seinem Stabe heruntermißt. Dieser muß nicht unbedingt einen Stab besitzen, sondern kann sich diesen jeden Augenblick auf dem Tische, dem Fußboden, der W a n d aufzeichnen, wenn nur vereinbart ist, daß die Distanzen von einem Buchstaben zum anderen ein gewisses, jeden Augenblick zu beschaffendes Maß haben sollen, z. B. den Durchmesser einer bestimmten Münze, die Länge eines Zündhölzchens, die Daumenbreite usw. Aus diesem G r u n d e können nach dieser Manier auch Nachrichten in und aus den Gefängnissen gebracht werden, da man die Übergabe eines Fadens, z. B. zum Nähen, Verbinden einer Verletzung usw. kaum verweigern wird. Eine ähnliche Fadenchiffre wird so gemacht, daß an einem rechteckigen Brettchen an den Längsseiten je zwölf Einschnitte gemacht werden, von denen jeder einen Buchstaben bedeutet. Nun wird ein Faden so aufgewickelt, daß er bei jeder W i n d u n g in den bet r e f f e n d e n Buchstaben-Einschnitt eingreift. Das Lesen geschieht natürlich von rückwärts, da der Leser zuerst den letzten, zuletzt den ersten Buchstaben findet. In beiden Fällen kann die Buchstabenreihe so fixiert worden sein, daß sie leicht gemerkt werden kann, z. B. von z gegen a, oder alternierend, z. B. a c, b d, e g, f i usw., so daß nichts Schriftliches aufgezeichnet werden muß. Y) D i e

Maßstabschrift.

Man trägt sich auf einem langen Streifen, auf dem Tische, der W a n d usw. eine Linie auf, teilt diese in Zentimeter ein und setzt auf jeden zweiten oder dritten oder vierten Zentimeter-Teilstrich einen Buchstaben des Alphabetes. Soll nun geschrieben werden, so wird ein gewöhnlicher Zentimeter-Maßstab genommen und vom Anf a n g e der Linie an bis zum ersten Buchstaben der Depesche gemessen ; die Anzahl der gefundenen Zentimeter, sagen wir 17, ist der erste Buchstabe der chiffrierten Depesche. Nun wird vom ersten Buchstaben zum zweiten gemessen, man findet die Distanz 6 cm, es ist also 6 der zweite Buchstabe; die Distanz vom zweiten zum dritten Buchstaben betrüge 10 cm, so ist 10 der dritte Buchstabe,

818

Punktiermethode.

so daß also die ganze chiffrierte Depesche nur aus Zahlen besteht. Hierbei müssen aber die Zahlen, die beim Messen von links nach rechts entstanden sind, irgendwie unterschieden werden von jenen Zahlen, die beim Rückwärtsmessen von rechts nach links herausgekommen sind. Sagen wir, es würde die gewöhnliche Folge im Alphabete beibehalten sein und die Depesche begänne mit dem Worte „Albert", so muß natürlich von A zu L von links nach rechts, von L zu B wieder zurück von rechts nach links, von B zu E wieder von links nach rechts usw. gemessen werden. Man kann also die Zahlen, welche beim' Messen von rechts nach links gefunden wurden, ohne Bezeichnung lassen, jene, die sich ergaben beim Messen von rechts nach links, mit einem Punkt versehen, unterstreichen, etwas über die Linie setzen, mit roter Tinte schreiben usw. Durch diese notwendige Unterscheidung verrät sich diese Chiffre als nicht gewöhnliche Ziffern-Geheimschrift. Ich fand sie noch nirgends beschrieben; ein Zettel mit Ziffern, welcher zwischen zwei inhaftierten internationalen Dieben gewechselt werden sollte, wurde vom Kerkermeister entdeckt und übergeben. Eine sofort veranlaßte genaue Personsdurchsuchung der Korrespondenten förderte bei jeden je ein schmales, feines Zentimeter-Maßband zutage; daß dieses mit der Geheimschrift in Zusammenhang gebracht werden mußte, war bald vermutet, aber erst nach langer Mühe wurde das System der verwendeten, originellen Methode entdeckt. — b) D i e P u n k t i e rm e t h o d e n a c h

Schotti.

Ist ebenfalls für Arrestschmuggeleien gut zu brauchen. Jeder Buchstabe erhält eine beliebige Zahl, welche Zahlen untereinander so geordnet sein können, daß man sie leicht im Gedächtnisse behält. Dann nimmt man irgendein Blatt beschriebenes oder bedrucktes Papier, z. B. einen alten, beschmutzten Fetzen Zeitungspapier, der dann als Umhüllung u. dgl. verwendet und so möglichst harmlos eingeschwärzt werden kann. Sagen wir nun, das Alphabet wäre: a 1

b 3

c 2

d 4

e 5

f 7

g 6

h 8

i 9

k 11

l 10

m 12

n 13

o 15

p 14

q r s t u v w x y z 16 17 19 18 20 21 23 22 24 25 und die Depesche würde lauten „Nein". N hat die Zahl 13, man zählt also auf dem Zeitungspapiere (vom ersten Buchstaben des Druckes angefangen) bis zum dreizehnten Buchstaben und sticht diesen mit der Nadel durch. Der nächste Buchstabe E hat im Alphabete die Zahl 5, man zählt also vom erstdurchstochenen Buchstaben fünf Buchstaben weiter und durchsticht den fünften ; / hat die Zahl 9, man zählt also vom zweitdurchstochenen Buchstaben um neun Buchstaben weiter und durchsticht den gefundenen; N hat 13, man zählt also wieder dreizehn Buchstaben weiter und durchsticht wieder. Ich bin überzeugt, daß auf diese Weise Nachrichten oft in die Arreste

Kartenschrift.

Alte französische Polizeiverständigungen.

819

geschmuggelt werden. Hierbei ist noch zu bedenken, daß man statt zu punktieren, den Buchstaben mit sympathetischer Tinte, z. B. mit Urin oder Milch durchstreichen kann, so daß die ganze Geschichte erst klar wird, wenn das Zeitungsblatt erwärmt wird. e) D i e

Kartenschrift.

Ein Spiel Karten wird nach einer vorher vereinbarten W e i s e geordnet, und zwar auch nach der Lage (was oben und was unten sein soll). Das Spiel muß entweder ganz neu oder mindestens neu beschnitten sein. Dann wird der Rand (der sogenannte Schnitt) des festgepreßten Kartenspieles mit der Mitteilung, meistens chiffriert, beschrieben, das Spiel gut gemischt und abgesendet. Der Empfänger ordnet das Spiel nach Vereinbarung, p r e ß t das Paket und liest. Ebenso kann auch auf jedes Blatt des nach vereinbarter Art geordneten Spieles je ein Buchstabe (am besten mit sympathetischer Tinte) geschrieben werden, so daß das Lesen auch erst möglich ist, wenn das Spiel wieder in der verabredeten Weise geordnet wurde. i) D i e a l t e

Po 1 i z e i s c h r i f t

des

Grafen

Vergennes.

Man behauptet, daß sich das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten in Frankreich Ende des 18. Jahrhunderts einer besonderen Art der Verständigung mit seinen auswärtigen diplomatischen Agenten bedient habe, wenn es sich um die „ E m p f e h l u n g " von Leuten handelte, die entweder von Paris ins Ausland oder vom Auslande nach Paris gekommen sind. Reisende, die sich um eine E m p f e h l u n g bewarben, bekamen eine solche in Form eines Billets mit allerlei Randverzierungen, aus denen ebensogut manches entnommen werden konnte, wie aus der Art des Druckes, den Unterstreichungen und namentlich aus der Nummer, mit der das Billet versehen wurde. Aus einem solchen Uriasbriefe konnte der eingeweihte E m p f ä n g e r sofort entnehmen, wer der Überbringer sei, welche Geistesgaben er habe, ob er verläßlich, verdächtig, reich, arm, gescheit, dumm, verheiratet oder ledig sei, was er mit seiner Reise beabsichtige, mit wem er verkehre usw. Daß diese, in gewisser Art raffiniert erdachte W e i s e der gegenseitigen Verständigung in gewissen Kreisen noch immer benützt wird, ist nicht ausgeschlossen 1 ). Man erzählt, daß die russischen und polnischen Juden zur Zeit, als das Postporto noch verhältnismäßig hoch war, auf ähnliche W e i s e kostenlos miteinander korrespondierten. Der Adressat übernahm den unfrankierten Brief, besah das Kuvert von allen Seiten und verweigerte die Annahme und Zahlung des hohen Strafportos, denn was er zu wissen brauchte, hatte er schon aus Form, Farbe und G r ö ß e des Kuverts, Art der Schrift auf der Adresse, Art der Siegelung usw. erfahren. Und daß Verhaftete mit der Außenwelt in ähnlicher W e i s e ') Solche Karten waren 1903 auf der Polizeiausstellung in Dresden zu sehen, vgl. deren Beschreibung von P a u l in H. Groß' Archiv Bd. XIII p. 334.

820

Dechiffrierung.

verkehren, oft vor den Augen des UR., der den eingelangten „unverfänglichen" Brief dem Gefangenen „bloß zur E i n s i c h t " übergibt, dürfte öfter vorkommen, als wir annehmen. — Eine, nicht bloß von Kindern und Liebenden verwendete Verständigungsart ist die mit Briefmarken, von der es wieder zweierlei Formen gibt. Nach der einen bedeutet die Art und der Ort des Aufklebens vorher Vereinbartes. Das Anbringen in den vier Ecken vorne oder rückwärts, das Gerade-, Verkehrt- oder Schrägaufkleben usw. gestattet viele Variationen. Nach der zweiten Form wird mit feingespitztem Bleistift auf dem von der Marke zu bedeckenden Orte geschrieben, und dann die Marke (oder zwei Marken) daraufgeklebt. Namentlich mit Hilfe der Stenographie läßt sich da viel auf dem kleinen Fleck schreiben! — Auch eine Blumensprache soll unter Gaunern bestimmter Gegenden bestehen; denkbar wäre es ja, daß abgerissene Feldblumen, die z. B. am Wegrande auffällig hingelegt wurden, gewisse, verabredete Bedeutungen haben könnten. Beweise hiefür fehlen. — n) N a c h

dem

antiken

Systeme

der

Skytale.

Die alte Art von Geheimschriften, wie sie im antiken Sparta üblich war, ist auch den Gaunern bekannt. Um einen zylindrischen Stab wird ein Streifen von (früher weißem Leder, jetzt) Papier gewunden, und querüber beschrieben, und der Streifen versendet. Der Empfänger hat einen gleichdicken Stab, wickelt den Streifen auf und kann den Inhalt so allein lesen. —

3. Über Dechiffrierung. Wie man im besonderen bei Dechiffrierungen vorzugehen und namentlich: welche Momente der UR. hierbei im Auge zu behalten hat, der ja vielfach anders gestellt ist, als der diplomatische oder militärische Dechiffreur, wurde schon oben gesagt. Ebenso wurde eingangs erwähnt, daß sich der U R . auf schwierigere Lösungen nur dann einlassen kann, wenn er durch Geschicklichkeit oder Zufall in den Besitz eines Hilfsmittels, eines Schlüssels gekommen ist, und daß er sonst sich an die Hilfe anderer wenden muß. Hier sollen nur einige Anhaltspunkte im allgemeinen folgen. Es kann gesagt werden, daß es selbstverständlich keine festen Regeln der Dechiffrierkunde gebe, wenn unter Regel in diesem Sinne eine Anweisung verstanden wird, wie man alles chiffriert Geschriebene zu lesen vermag; wohl aber können, wie erwähnt Anhaltspunkte gegeben werden; wir fassen die Sache natürlich n u r vom Standpunkte des UR. aus auf. Ich betone nochmals die Notwendigkeit, daß der UR. seinen Mann genau kennt; es dürfte dies, wenigstens objektiv, möglich sein, da der Korrespondent in den meisten Fällen ein Beschuldigter, ein Verhafteter sein wird. Weitere wird

Grundlage d e s Dechiffrierens.

821

er alle Verhältnisse der Korrespondenten so genau als möglich kennen müssen, und selbstverständlich alles getan haben, was er tun darf, um in den Besitz des Schlüssels oder der Anhaltspunkte f ü r diesen zu kommen ; erwähnen wir noch, daß der UR. zum Dechiffrieren die schon erwähnte endlose Geduld usw. haben muß, so wären die allgemeinen Vorbedingungen besprochen. W e i ß ein Anfänger nicht, ob er Talent zum Dechiffrieren hat, so erinnere er sich, ob er auf dem Gymnasium ein guter Mathematiker w a r ; fast alle, die sich mit Chiffrierwesen und Dechiffrierkunde eingehend befaßt haben, waren Mathematiker von Fach. Im besonderen ist es nun nötig, daß der UR. vor allem die wichtigsten Chiffriermethoden und ihr Wesen k e n n t ; ohne diese Kenntnis kann er nichts leisten. Nehmen wir an, es w ü r d e ihm eine, nach der häufigst gebrauchten Methode, der Multiplikations-Chiffre (siehe oben p. 808) verfaßte Mitteilung gegeben, dazu die Tabelle und das Wahlw o r t — er w ü ß t e nichts damit zu machen, wenn er das Wesen der Sache nicht kennt. W e i ß er aber, wie die gewöhnlichen Hauptformen der Chiffriermethoden sind, so wird er selbst eine neue, ihm noch unbekannte Form, in eine der ihm bekannten H a u p t f o r m e n einschachteln können, und wissen, wie eine solche zu behandeln ist. W e i t e r s wird ihm die Kenntnis der verschiedenen Systeme erkennen lassen, welcher Art die vorliegende Geheimschrift sein kann, so daß er dann wenigstens ungefähr den W e g weiß, den er zu gehen hat, oder aber, ob er alles aufgeben und einen Geschickteren fragen soll. Als allgemein gültige Normen sind anzusehen: Man schreibe die Geheimschrift vorerst sorgfältig ab, besser man pause sie durchs Fenster oder mittelst Strohpapier. Dann mache man sich ein Verzeichnis aller vorkommenden Zeichen, zähle diese, und verzeichne sie der Reihe nach, in Rücksicht auf die Häufigkeit ihres Vorkommens. Man suche zuerst die Vokale, und diese in den kurzen Worten, da die Vokale eher zu finden sind, und mehr Anhaltspunkte geben, als die Konsonanten ; man schreibe endlich jedes gefundene Zeichen sofort unter das b e t r e f f e n d e Chiffrenzeichen; zweifelt man, daß es richtig ist, so setzt man ein Fragezeichen bei. Die einzelnen Methoden durchzusprechen hätte keinen Sinn, wir können nur den C h a r a k t e r der Sprache (uns interessiert wohl nur die deutsche) behandeln, und zwar in der Weise, daß wir das Dechiffrieren bei der einfachsten Chiffriermethode, der „ C h i f f r e Julius C ä s a r s " (p. 807) als G r u n d l a g e f ü r a l l e anderen Methoden durchnehmen, bei welcher z. B. a = /, g = 2 bedeutet. Ich gebe zuerst die „spezielle Theorie", wie sie der alte K l ü b e r gegeben hat. Besseres dazuzufügen d ü r f t e ohnehin nicht möglich sein. 1. Charakteristisch in der deutschen Sprache sind f ü n f u n d zwanzig Buchstaben, das fast vollständige Fehlen von Monogrammen ( W o r t e aus einem B u c h s t a b e n ) ; die Häufigkeit der Doppelbuchstaben, die, wenn am Anfang eines Wortes stehend, s t e t s Vokale s i n d ; die Häufigkeit der Doppelkonsonanten am Ende eines W o r t e s ;

822

Eigentümlichkeiten der deutschen Sprache.

das öftere Wiederkommen desselben Buchstabens in vielsilbigen Worten. 2. Der häufigste Buchstabe ist e ; in zweibuchstabigen Worten ist er meist vorne (z. B. er, es), in langen Worten ist er meist der vorletzte Buchstabe (z. B. Leistungen). 3. Nach e kommt n, dann i am häufigsten ; n ist in vielen größeren Wörtern am Schlüsse und in vierbuchstabigen Worten am Ende meist doppelt (wenn, denn, dann, kann). 4. Seltener als die übrigen Konsonanten kommen vor: g, k, p, v, w, z, am seltensten q, x, y. * 5. In den meisten Trigrammen, welche mit e enden, ist der vorletzte Buchstabe i (die, wie, sie). 6. Fast unzertrennliche Gefährten des e sind n und r, so daß man r in der Mitte, n oft an dem Schlüsse eines Wortes findet. 7. a ist in Bigrammen bald vorne, bald hinten (an, am, da, j a ) ; in Trigrammen nie hinten, sondern vorne oder vorletzt (ach, als, auf, aus, gar, das, was, Rad). 8. o steht nur in zwei Bigrammen hinten (so und wo) und vorne nur in einem einzigen (ob). In Trigrammen steht es nie hinten, häufig in der Mitte, z. B. vor, von; zuweilen auch im Anfange, z. B. Ohr, oft. 9. Der Vokal a steht in Bigrammen öfter hinten, als vorne: so kommt z. B. zu öfter vor als u m . In Trigrammen kommt es sehr selten zuletzt, sonst nur vorne oder in der Mitte vor (und, uns, nur, zum). Am leichtesten wird es in der Kopula „ u n d " gefunden. 10. c kommt wohl selten anders als mit h und k vor; das ch wird leicht verraten, wenn es öfter vor eti steht (machen, lachen, Nachen, Rechen) und wenn das c sonst nicht allein vorkommt; auch wird es auffallend durch seine häufige Stellung zwischen s und h als sch. 11. s steht häufig vor ch und vor t. 12. Auf sch folgt kein Konsonant außer l, m, n, r, w. 13. Auf Zwillings-Konsonanten folgen von Konsonanten nicht leicht andere als l oder h. 14. Es gibt nur zwei vierbuchstabige Worte, die auf enn endigen, wenn und denn. 15. Die meisten vierbuchstabigen Worte fangen mit einem Konsonanten an, auf den ein Vokal folgt (bald, dein, doch). 16. Unter den Bigrammen kommt i n am häufigsten vor; diesem folgt e r , e s , dann zu. 17. Bei Trigrammen ist der Mittelbuchstabe meist ein Vokal. 18. Folgt auf einen Konsonanten ein anderer Konsonant, so ist es meistens l oder r (blaß, brechen, fliegen, frieren, glauben, grell usw.). 19. Für die, oft wichtig werdenden Anfangsbuchstaben von Eigennamen gelten bezüglich ihrer Häufigkeit besondere Regeln. Aus jedem Namenverzeichnis, Adreßkalender ergibt sich ein durchschnittliches Verhältnis, welches sich (für Deutsche Länder) etwa so gestaltet:

823

Häufigkeit der Buchstaben.

1 —10 mal kommen Namen vor beginnend mit X, Y, Q, U, V, O, C ; H-20 „ „ „ „ „ „ I, E, A, N, D, Z, T ; 21 30 ,, „ ,, „ „ ,, L, F, R, O ; 31-40 „ „ „ „ „ „ W, B, M ; 47 tt tt jt n )> >> P •• > K f \

04

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11

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^ ^ tt tt tt tt tt >t • Das „Verhältnis" ist so gemeint, daß z. B. auf 4 U kommen : 7 O, 16 T, 24 L, 94 S. Die Anfangsbuchstaben Q, X, Y sind so selten, daß sie nur hei sehr großen Verhältniszahlen in Betracht kommen könnten. — Auf dem Berliner internationalen Stenographen-Kongresse wurde seinerzeit ein Arbeits-Ausschuß f ü r die sogen. H ä u f i g k e i t s U n t e r s u c h u n g e n eingesetzt zur Bestimmung der Häufigkeit der Buchstaben, Wortstämme, Vor- und Nachsilben, Wortverbindungen und Laute der deutschen Sprache. Wie der D e u t s c h e R e i c h s a n z e i g e r vom 2. September 1892 mitteilt, stellt sich nach den Ermittelungen dieses Ausschusses die Häufigkeit der S e l b s t l a u t e unserer Sprache, in Prozenten ausgedrückt, in folgender Weise d a r : e 430/0, i I50/0, a I20/0, u 9o/o, ei 6 o / 0 , o 50/0, « 1,860/0, au l,6Qo/0, ä l,54o/o, ö 0,77o/o, eu 0,76o/o, ai 0,27o/ 0 , äu 0,04o/ 0 . Ich füge noch einige Anhaltspunkte bei, wie sie v. F l e i ß n e r gibt. 1. Unter je hundert Buchstaben war das Verhältnis folgendes: e = 18,66 u = 5,00 t = 2,91 w = 1,45 «=11,33 ¿ = 4,83 b = 2,67 k = 1,21 i = 7,88 a = 4,79 m = 2,58 v = 1,08 r = 7,25 h = 4,34 f = 1,67 p = 0,33 6,75 g = 3,96 z = 1,62 / = 0,12 5 = t = 5,04 o = 3,25 c = 1,58

Bei größeren Schriftstücken wird dies Verhältnis fast immer annähernd zutreffen. 2. Auch Verbindungen von zwei Buchstaben kommen in gewisser fixer Anzahl vor ; nach ihrer Frequenz geordnet sind es folgende : en, er, ch, de, ge, ei, ie, in, ne, be, el, te, st, di, nd, ue, se, au, re, he ; das Verhältnis ist so, daß e n achtzehnmal so oft vorkommt als he; er dreizehnmal, ch zehnmal, de achtmal so oft als he. 3. Über die einzelnen Buchstaben sagt er u. a. : a kommt in Trigrammen nie zuletzt vor (es müßten nur Fremdwörter da sein) ; b verdoppelt nur in der Mitte der Worte (Abbé, Ebbe) ; ch am Ende eines Wortes (als vorletzter und vorvorletzter Buchstabe) ist fast stets von einem e oder t gefolgt (Wache, breche, Pracht, Nachricht) ; d findet man in den häufigsten Trigrammen : den, der, die, des, das, dem, dir ; in Bigrammen steht es nur in d a und d u ; g wird am leichtesten in der Endung u n g erkannt: Hoffnung, Labung, R e t t u n g ; h steckt oft zwischen zwei e (wehen, gehen), dann nach t (Thal, Wuth) und nach c als ch ; l ist o f t mit g verbunden (Glut, gleich, Glaube, folgt, Alge) ; kommt nach l ein anderer Konsonant als g, so

824 steht voraus ein Vokal (also, selbst); o ist als Buchstabe häufig, als Vokal der seltenste von ihnen ; r ist häufig mit e verbunden. 4. Auch die Häufigkeit der Worte kann Anhaltspunkte und Erleichterung geben. Nach den Arbeiten des unter der Leitung von F. W. K ä d i n g stehenden Ausschusses hat sich nach Buchung von 5 200 000 Worten ergeben, daß von 100 000 Worten folgende Worte (als die häufigsten) vorkommen: 1. die 3288 mal 2. der 3250 „ 3. und 2853 „ 4. ein, -er, -es, -e, -em, -en . . . 2028 „ 5. in 1757 „ 6. zu 1472 „ 7. den 1239 „ 8. das 1149 „ 9. nicht 1035 „ 10. ich 1004 „ 11. von 991 „ 12. ist 927 „ 13. des 909 „ 14. sie 901 „ 15. daß 880 „ 16. sein, -e, -er, -en 876 „ 17. es 843 „ 18. dem 826 „ 19. sich 822 „ 20. mit 792 „ 21. er 773 „ 22. ein 660 „ 23. eine 600 „ 24. aber 459 „ 25. bei 386 „ 26. man 377 „ 27. wenn 376 „ 28. nur 353 „ 29. war 348 „ 30. einen 266 „ 31. einer 255 „ 32. ihn 226 „ 33. zur 223 „ 215 „ 34. da 35. zum 206 „ 36. einem 197 „ nach Vollendung des genannten Werkes hat sich z. B. ergeben: Von den gezählten 20 Millionen Silben kommen auf die Vorsilben 2 137 323, auf die Stämme 11 688366, auf die Nachsilben 6174311. Gegenüber stehen sich 19 999 642 Selbstlautformen und 27 480163 Mitlaut-

W e g g e w o r f e n e Papiere etc.

825

formen, also 42,12 Prozent Selbstlaute gegen 57,88 Prozent Mitlaute. Nach der Zerlegung der mehrfachen und der zusammengesetzten Buchstabenformen in die einzelnen Bestandteile enthalten die gezählten 20 Millionen Silben 60 558 018 Buchstaben, auf jede Silbe der deutschen Sprache kommen also 3,03 Buchstaben, während auf jedes W o r t 1,83 Silben entfallen. Die häufigsten Laute s i n d : bei den S e l b s t l a u t e n : e 9 260 044, i 3 378 881, a 2 659 781 ; bei den Mitl a u t e n : n 6363,537, r 4 9 3 9 3 8 6 , s 3 8 8 0 8 1 5 , t 3 4 0 7 5 5 3 , d 3158,624, h 3 136977 usw. 49,76 Prozent dieser W ö r t e r sind einsilbig, 28,94 Prozent zweisilbig, 12,93 Prozent dreisilbig, 5,93 Prozent viersilbig, 1,72 Prozent fünfsilbig, 0,50 Prozent sechssilbig, nur 0,22 Prozent der W o r t e haben mehr als sechs Silben. Die bisherige Annahme, daß in der deutschen Sprache ein W o r t gleich zwei Silben zu rechnen ist, ist also dahin abzuändern, daß nicht 1 : 2, sondern 6 : 1 1 das richtige Verhältnis i s t 1 ) . W e r d e n diese Anhaltspunkte festgehalten, so wird es leicht sein, einfache Chiffren zu enträtseln. — Ein H a u p t a u g e n m e r k ist in dieser Frage noch auf all das zu richten, was von dem Verhafteten z u b e s e i t i g e n g e t r a c h t e t w u r d e ; diesfalls sind besonders Gendarmen und Polizeiorgane genau zu unterweisen, damit von weggeworfenen Papieren usw. n i c h t s als unwesentlich angesehen werde. Es kann als Regel angesehen werden, daß ein Verhafteter, welcher im Besitze von Geheimschriften oder der dazu gehörigen Schlüssel ist, diese sofort oder bald nach der Arretierung wegzuwerfen trachtet ; bemerkt dies auch der verhaftende Gendarm, so wird es dem Arrestanten leicht sein, das W e g g e w o r f e n e als „harmlos und u n b e d e u t e n d " zu bezeichnen, wenn der G e n d a r m die Wichtigkeit solcher Dinge nicht kennt ; w a r es z. B. ein Stück Zeitungspapier (S. 818) oder ein Faden (S. 817), oder ein scheinbar sinnlos ausgeschnittenes Papier (S. 814), so kann das „Unbed e u t e n d e " der Drehpunkt der ganzen Untersuchung sein. 2 ) *) „Häufigkeits-Wörterbuch der deutschen Sprache" von F. W. K ä d i n g (E. S. Mittler & Sohn), Berlin. ") Vgl. noch zum g a n z e n Kapitel die ausgezeichnete Schrift von E. L o c a r d „la cryptographie en technique policière" bull, de la Société d'Anthrop. de Lyon t. XXXI 1912.

D. Besondere Delikte, XYI. Abschnitt.

Uber Körperverletzungen. Wenn im folgenden auf die wichtigsten Momente bei Betrachtung von Verletzungen hingewiesen wird, so soll auch wiederholt werden, daß durch das zu Sagende am allerwenigsten der laienhaften Pfuscherei das W o r t geredet, oder der Jurist aufgefordert werden soll, sich um Dinge zu kümmern, die des Arztes sind. Es soll nur im kurzen eine Handhabe für den Juristen, Wachmann, Gendarmen usw. geboten werden, damit er bei v o r l ä u f i g e n Beurteilungen, die er im ersten Augenblicke, vor Ankunft des Arztes oft machen muß, wenigstens vor den größten Irrtümern bewahrt bleibe, damit er den Arzt versteht und in seinen Arbeiten nicht der des Arztes entgegentritt. Die Stellung, die der Jurist, zumal der UR., in jenen medizinischen Fragen einnimmt, die sein Fach betreffen, ist eine schwierige: er soll sich zu helfen wissen, wenn er keinen Arzt zur Hand hat, er soll aber auch nicht weiter gehen, als es unbedingt notwendig i s t ; er soll die Amtstätigkeit des Arztes leiten und in den Rahmen der Untersuchung einpassen, er soll sich aber wieder der besseren Einsicht, der Fachbildung des Arztes fügen und sich ihr unterordnen, er soll dem Arzte glauben, er soll es aber wieder sein, der durch die richtigen Fragen den Arzt dorthin bringt, wohin er nach dem Ziele der Untersuchung kommen muß. Soll der UR. dies aber zu leisten vermögen, soll er imstande sein, sich mit dem Arzte über die Fälle sachgemäß zu besprechen, ohne durch unpassende Fragen und Ansichten die Ungeduld des Arztes zu erwecken, so werden für den UR. viele medizinische Kenntnisse erforderlich sein, zum mindesten weitaus mehr, als sonst von einem gebildeten Menschen verlangt werden. Diese fordert aber auch heute der verständige Gerichtsarzt vom UR., mit dem er zu gedeihlicher Arbeit vereint sein soll, er will mit ihm sachgemäß verkehren, weil er einsieht, daß ein verständnisloses Einandergegenüberstehen ein Zusammenarbeiten unmöglich macht. Die Zeiten, in welchen der Arzt dem Juristen einfach ein „Taceat mulier in ecclesia" zur entsprechenden Nutzanwendung zurief, sind lange vorbei, der Arzt

Medizinische Kenntnisse d e s UR.

827

w e i ß sehr gut, daß der unverzeihliche Hochmut, w o m i t der Kriminalb e a m t e dem Oerichtsarzte entgegentrat, nur darin seinen Grund hatte, daß ersterer o f t viel zu unwissend war, um den wissenschaftlichen W e r t der Kenntnisse des Arztes zu b e g r e i f e n . Nur d e r Jurist, der sich mit s a u r e r Mühe ein bißchen medizinische Kenntnisse so weit angeeignet hat, als er es f ü r sein Fach braucht, wird die nötige Achtung vor w a h r h a f t wissenschaftlichem Können des Arztes haben, es zu schätzen und v e r w e r t e n wissen. Dies verstehen auch die tiefblickenden Ärzte von heute, und sehen nicht eifersüchtig oder dünkelhaft auf d a s freilich noch immer laienh a f t e Wissen der Juristen, und die Koryphäen unter den Gerichtsärzten verlangen sogar sehr viel vom UR., wenn sie ihn als brauchbaren Mitarbeiter sollen gelten lassen. "Was verlangt z. B. Freiherr von K r a f f t - E b i n g in seinen „Grundzügen der Kriminal-Psychologie f ü r J u r i s t e n " von den letzteren! W i e eindringlich ermahnt er sie zu umfangreichen Studien in der Psychiatrie, mit welcher Mühe sucht er den Juristen auf eine möglichst hohe Stufe zu sich heranzuziehen ! W ü r d e jeder UR. dies Buch studieren, gäbe es f ü r alles, was der UR. zu wissen braucht, solche Bücher, und würden sie alle vom UR. gewissenhaft verwendet, es stünde anders um die P f l e g e des Strafrechts. Daß es genug der besten Lehrbücher über gerichtliche Medizin gibt, ist richtig — aber sie sind, der Natur der Sache nach, nicht v o n Juristen und nicht alle f ü r Juristen geschrieben. Der Arzt kann sich beim besten Willen nie auf den Standpunkt des nicht medizinisch vorgebildeten Juristen stellen, er kann nicht wissen, was dem Juristen nötig ist, er weiß namentlich nicht, was der Jurist braucht, wenn er den Arzt nicht bei der H a n d hat. Ich wollte im nachstehenden diesem Übelstande zu einem kleinen Teile abhelfen, indem ich, lediglich auf dem Standpunkte des Juristen, das Nötigste zusammentrug. E s i s t n i c h t e i n A u s z u g a u s v e r s c h i e d e n e n Lehrbüchern der g e r i c h t l i c h e n M e d i z i n , s o n d e r n d i e A n t w o r t a u f F r a g e n , d i e m i r im L a u f e m e i n e r P r a x i s a u f g e s t o ß e n sind, u n d w e l c h e ich mir selber b e a n t w o r t e n mußte, b e v o r ich Ärzte hatte, oder w e n n ich a n d e r w e i t i g d i e s f a l l s in V e r l e g e n h e i t w a r 1 ) . Bei Besprechung der einzelnen Verletzungen, nach den Werkzeugen gesondert, behalten wir die in den Lehrbüchern f e s t g e h a l t e n e O r d n u n g bei. *) Vgl. namentlich die Lehrbücher für gerichtl. Medizin: v. H o f m a n n , Kratter, Emmert, Guder, Dittrich, Schmidtmann-Casper-Liraan; dann vor A l l e m : H. P f e i f f e r , „Vorschule der ger. Med.", Leipzig 1907, V o g e l ; H. M a r z , „Einführung in die ger. Med.", Berlin 1907, Hirschwald; B u s s e , „Das Obduktionsprotokoll", 3. Aufl., Berlin 1910; G r a n i c h s t e t t e n , „Gerichtsärztl. Befunde u. Gutachten", Wien-Leipzig 1909 (vortreffliche Muster); T h o i n o t , „L'autopsie med. leg." Ann.: d'hyg. publ. Jan. 1910; K e f e r s t e i n , „Die Tätigkeit des Ger.-Arztes", Zeitschrift f. Med.-Beamte, 23. Jahrg. 1910 Nr. 6; G. P u p p e , Atlas u. Grundriß der ger. Medizin", München 1908; S c h r e i b e r , „Medizin. Taschenwörterbuch", Straßburg i. Elsaß 1907.

828

Stumpfe Werkzeuge.

1. Verletzungen durch stumpfe Werkzeuge. Dies sind die häufigst vorkommenden und sind hierher zu rechnen : Verwundungen durch unbewehrte Faust, runde Steine, Stöcke, Stangen, Knittel, Stuhlbeine, Hammer, verkehrte Hacke, Schlagringe, Schlüssel und alle ähnlichen Werkzeuge, die zum Schlagen verwendet werden, verschiedene Gegenstände des Hausrates, auch Gefäße, die nicht zerbrachen u s w . ; sind letztere bei der Mißhandlung zerbrochen, so können Kombinationen von Verletzungen durch stumpfe und schneidende Werkzeuge entstehen. Die Möglichkeit, etwas zum Schlage oder Stoße zu verwenden, ist eine unbegrenzt große und die Kenntnis, was wirklich angewendet wurde, oft von weittragender Bedeutung, um zur Feststellung der Person des Täters und zur Qualifikation der Tat zu führen. Es kommen auch die unwahrscheinlichsten Werkzeuge vor. In den Bergen meiner Heimat und früheren Amtstätigkeit, wo unsere Gebirgsmenschen über besondere Kraft und freilich auch über viel ungebändigte Roheit verfügen, kommen da recht abenteuerliche Dinge vor. Ein Holzknecht hatte anläßlich eines Streites einen sogenannteil Dreiling (ein etwa 3 m langes Stück eines abgeschnittenen Baumes) gepackt und war damit auf seine Gegner eingedrungen, daß er den Dreiling wie einen Sturmbock vor sich herstieß und nicht weniger als fünf schwere Verletzungen (Rippenbrüche, HüftgelenksVerstauchung, Schlüsselbeinbruch und eine Lungenblutung) z u f ü g t e ; bei einer Gasthausrauferei hatte eine riesig gebauter Bursche die schwere Tischplatte im Gasthause abgehoben und mit dieser, sie hoch schwingend, auf die Köpfe eines Knäuels raufender Burschen geschlagen, wodurch ein Dutzend schwerer Verletzungen von Schädeln und Wirbelsäulen entstanden ist. Wagendeichseln sind häufig gebrauchte Werkzeuge, und die schweren, oft eisenbeschlagenen Kipfen (Rungen) der Lastwagen gelten bei uns als eine Art Nationalwaffe. In dieselbe Reihe, mit Verletzungen durch stumpfe Werkzeuge zu stellen, und von diesen häufig nicht zu unterscheiden, sind alle jene Verletzungen, die durch Fall, Stoß oder Wurf a u f einen harten Gegenstand erzeugt worden sind, endlich auch Verletzungen durch bewegte große Massen, z. B. bei Verschüttungen, Einstürzen, dann bei Eisenbahnunfällen, Kesselexplosionen und verschiedenen Unfällen in Fabriken und anderen technischen Betriebswerkstätten. — Bei Verletzungen durch stumpfe Werkzeuge merke m a n : 1. Die durch sie erzeugten Verletzungen müssen nicht ausnahmslos auf die Natur des Werkzeuges hinweisen, sie können vielmehr Formen haben, die ein schneidendes, scharfes oder spitzes Werkzeug vermuten lassen. a) Nicht eigentlich hierher gehörig, aber immerhin zu beachten sind jene Fälle, wo sich an dem, scheinbar stumpfen Werkzeuge eine spitze oder scharfe, mehr oder minder schwierig zu bemerkende Hervorragung befand, z. B. an einem sonst runden Zaunpfahl ein, wenig

829

Wirkung stumpfer Werkzeuge.

hervorragender Nagel, ein scharfes kleines Aststümpfchen usw. Ich habe einen Fall gesehen, wo ein Bauernknecht über der Stirne eine so scharfe, und mit so bedeutenden Oehirnerscheinungen verbundene Wunde erlitten hatte, daß anfänglich auf einen Beil- oder Säbelhieb geschlossen werden wollte. Es ergab sich, daß der Verletzte einen schweren Schlag mit einer Wagenkipfe (Wagenrunge) erhalten hatte, an der ein etwa halbzollanger, sehr scharfer Splitter im rechten Winkel losgelöst war. Dieser stand noch so fest mit dem harten (Buchen-) Holze in Verbindung, daß er imstande war, beim Schlage (während des Herunterziehens des Werkzeuges) die schnittförmige Verletzung beizubringen. Hierbei vergesse man niemals, daß gerade in solchen Fällen das die Verletzung eigentlich Erzeugende leicht verloren gegangen sein kann: der Nagel kann herausgefallen, der scharfe Splitter oder Ast abgebrochen sein, was umso leichter möglich ist, als erfahrungsgemäß der Täter das gebrauchte Werkzeug selten sachte beiseite legt, sondern meist, durch das angerichtete Unheil erschreckt, von sich schleudert. Ein solches Werkzeug, das gebraucht worden sein seil, aber zur Wunde nicht paßt, möge daher nicht sofort von der Hand gewiesen, sondern vorerst genau in der angedeuteten Richtung untersucht werden. b) Wirklich stumpf wirkende Gewalt kann unter Umständen dennoch lineare, ziemlich scharf getrennte Wunden erzeugen, namentlich wenn die Knochenunterlage hierzu günstig war. Einer jener Burschen, die, wie oben erwähnt, durch die niedergeschleuderte Tischplatte getroffen waren, hatte einen scharfen Riß über die ganze Kopfhaut, der durch Berstung der Schwarte entstanden w a r ; ähnliches kann vorkommen längs der Knochenkante der Tibia, und bei einer Verschüttung wurde scharfe Durchtrennung der Bauchdecke wahrgenommen. Der Unterschied zwischen linearen Verletzungen durch scharfe und durch stumpfe Werkzeuge liegt darin, daß erstere, gegen die T i e f e zu, keilförmige Gestalt haben, während letztere, trotz der linearen Oberfläche, stets gequetschte Basis zeigen. ( H o f m a n n . ) 2. Blutunterlaufungen beweisen an sich für die Stärke der aufgewendeten Gewalt nicht viel. Sie variieren nach der Form des Werkzeuges, auch der getroffenen Körperstelle, und nach dem getroffenen Individuum. Es ist z. B. bekannt, daß bei gleicher Gewalt und Form des Werkzeuges die entstandene Blutunterlaufung bei einem Erwachsenen unbedeutend, bei einem Kind oder Greise sehr ausgedehnt sein kann. 3. Hat das stumpfe Werkzeug eine Wunde erzeugt, so bildet sie eine gequetschte Trennung der Haut, wenn das Werkzeug senkrecht wirkte, eine Lappenwunde, wenn es seitlich abgeglitten ist. 4. Ist eine Ruptur eines Organes erfolgt, so verläuft sie meistens tödlich 1 ). Gleichwohl kann der Verletzte noch lange leben, z. B. mit einem Risse in der Leber einen bis elf Tage, mit Schädelbasisbruch ^ A l l e r d i n g s nicht immer: B i r c h - H i r s c h f e l d , „Lehrbuch der patholog. Anatomie" Leipzig 1882. H a n s G r o ß , H d b . i. U R .

6. Aull.

II.

53

830 drei bis zwölf Tage, mit abgerissenem Darm zehn Stunden lang. Es kann unter Umständen nötig sein, hierauf sein Augenmerk zu richten 1 ). In einem Falle aus meiner Praxis war ein Mann böswilligerweise über einen Balkon herabgestoßen worden und hatte keine äußerliche Verletzung erlitten. Nach vier Tagen starb er und es wurde „Schlagfluß" als Todesursache angenommen. Eine Verletzung eines inneren Organes (von jenem Angriffe herrührend) wurde vom Totenbeschauer, einem alten, kranken Landchirurgen, über Frage des Gemeindevorstehers ausdrücklich ausgeschlossen, „da der Mann ja noch vier Tage gelebt hätte." Erst die Exhumierung und Obduktion ergab einen 4 cm langen Riß in der Leber. 5. Bei Einwirkung größerer Gewalten, z. B. bei Stürzen, bei Verschüttungen, Zerdrückungen usw. können ausgedehnte innere Zerstörungen eingetreten sein, ohne daß an der Außenseite etwas zu bemerken i s t 2 ) . Aber auch ohne innere Verletzungen kann in solchen Fällen der Tod (Nervenshock) eingetreten sein. Bei einem Falle von Raub hatte ein Handwerksbursche einen vorüberfahrenden alten Bauer gebeten, ihn auf dem Wagen mitzunehmen, er sei krank. Der Bauer willfahrte der Bitte und nahm den Burschen auf die Kalesche; unterwegs war der Bauer halb eingeschlummert, der Bursche erfaßte den alten Mann, warf ihn aus dem Wagen, fuhr rasch davon und verkaufte Pferd und Wagen in einem weiter entfernt gelegenen Dorfe. Der Bauer wurde ziemlich geraume Zeit später tot auf derselben Stelle gefunden, wo er aus dem Wagen geworfen worden w a r ; er muß mit dem Kopfe voran gefallen sein, hatte hierbei den derben Filzhut nicht verloren und war derart von jeglicher äußerer Verletzung bewahrt geblieben. Aber auch die Sektion ergab keine Ver') G e i l l , „ D i e Ruptur innerer O r g a n e durch stumpfe G e w a l t " , V i e r t e l j a h r schrift f. gerichtl. Medizin, 3 F . X V I I I . 2. (statist. Z u s a m m e n s t e l l g . s o l c h e r F ä l l e aus dem W i e n e r Institut f. g e r i c h t l . Medizin 1878—1897); C o r r i im A r c h . d'anthr, crimin Bd. IV p. 5 7 ; F i n k e l s t e i n , „ B e i t r a g zur F r a g e der L e b e r r u p t u r e n " , D e u t s c h e Ztschft. f. Chr. 63. B d . ; R o e s e r , „ B e i t r a g zur Chir. der Milz- und L e b e r v e r l e t z u n g e n " , B e i t r a g z. klin. Chir. 36. B d . ; S c h ö n w e r t h , „ S u b k u t a n e Milzrupturen", D e u t s c h e med. W o c h e n s c h r i f t 1902 No. 25. ') Die F ä l l e von N e r v e n s h o c k werden (namentlich seit V i r c h o w und N u ß b a u m ) n e u e r d i n g s i m m e r m e h r g e l e u g n e t . In einem F a l l e von T o d durch Überfahrenwerden, in w e l c h e m keinerlei ä u ß e r e V e r l e t z u n g e n gefunden wurden, nahm man an, daß das t ö t e n d e F a h r z e u g ein Automobil mit P n e u m a t i k s g e wesen sein m ü s s e ; vgl. F r i e d e m a n n , „ U b e r f a h r e n w e r d e n ohne ä u ß e r e V e r l e t z u n g e n " , Z t s c h f t . f. M e d i z i n a l b e a m t e 1902 Nr. 2 2 ; P . D i t t r i c h , „ Ü b e r V e r letzungen und T o d durch Ü b e r f a h r e n w e r d e n " , H. Groß' A r c h i v B d . X I I I p. 1; H a e b l e r , „ S c h w e r s t e V e r l e t z u n g e n bei u n v e r s e h r t e n ä u ß e r e n W e i c h t e i l e n " A r z t l . S a c h v e r s t ä n d i g e n - Z t g . 1902 Nr. 15; H. H o f f m a n n , „Innere V e r l e t z u n g e n " , b e s c h r e i b t 14 F ä l l e von tötlichen V e r l e t z u n g e n , b e i w e l c h e n „ k o l o s s a l e " innere Z e r s t ö r u n g e n v o r l a g e n , die mit den ä u ß e r e n V e r l e t z u n g e n in k e i n e m V e r h ä l t n i s standen, V i e r t e l j a h r s c h r i f t f. g e r i c h t l . Medizin, B d . X X I X p. 3 3 8 ; E. S t e r n , „ S c h w e r e innere V e r l e t z u n g e n bei minimalen o d e r fehlenden ä u ß e r e n L a e s i o n e n " Ztschft. f. M e d i z i n a l b e a m t e 1905 No. 1 6 ; E h r h a r d t , „ D i e D i a g n o s e der plötzlichen idiopathischen T o d e s f ä l l e " , V i e r t e l j a h r s c h r i f t f. gerichtl! Med. 3. F o l g e X X V I I , 1 ; Ernst E h r n r o o t h , „ Ü b e r plötzlichen Tod durch H e r z l ä h m u n g " , B e r l i n 1904; M. M a y e r , „Plötzl. T o d b e i A r t e r i o s k l e r o s e " , Arztl. S a c h v e r s t . - Z t g . 1904 Nr. 9 ; N o l t e , „Zur F r a g e des S h o c k t o d e s " , V i e r t e l j a h r s c h r i f t f. g e r i c h t l . Medizin 3. F . 41. B d . 2. H e f t ; „ F ä l l e v o m plötzl. T o d e beim B e i s c h l a f e " s. H a b e r d a in S c h m i d t m a n n s Hdb. Bd. I p. 2 6 1 ; H. Groß' A r c h i v X X X V I , 153 und X X X V I I , 187.

831 letzung, kein Organ war im mindesten beschädigt, da aber auch Gehirn- oder Herzschlag ausgeschlossen werden konnte, mußte Shock als Todesursache angenommen w e r d e n 1 ) und die Ärzte erklärten (unter Berücksichtigung sonstiger N e b e n u m s t ä n d e ) : „Der Mann muß aus dem Wagen g e w o r f e n worden sein." Dies konnte behauptet werden, obwohl man damals sonst nichts wußte, als daß der Bauer am Tage zuvor ein Gasthaus in der Nähe mit seinem Wagen verlassen hatte. Die Sache mit dem Handwerksburschen war noch unbekannt, wurde aber später durch das Geständnis des Täters in der erzählten Weise festgestellt. 6. Bei Gasthausprügeleien, räuberischen Überfällen usw. kommen die häufigen und bekannten Sprünge der Schädelbasis v o r ; man merke, daß h e u t e 2 ) der Ausspruch v. W a h l s als gültig angenommen wird, nach welchem man aus der Richtung der Bruchspalten auf die Richtung der Gewalteinwirkung schließen kann.

2. Verletzungen durch scharfe Werkzeuge. Hierher gehören Wunden durch Werkzeuge, die zum Hieb, Schnitt und Stich verwendet werden ; häufig kommen auch Kombinationen v o r : Stich-Schnitte, Hieb-Schnitte und Verletzungen mit dem stumpfen und dem schneidenden Teile eines Werkzeuges (Hacke, Schaufel) usw. Gerade hier wird es oft für den UR. wichtig sein, sich schon vor Ankunft des Arztes eine Vorstellung darüber zu machen, mit welchem Werkzeuge die Wunde zugefügt worden sein kann. Diesfalls wird vor allem ihre Form, dann ihre Ausdehnung und auch ihr Sitz schon einigen Aufschluß geben, freilich wird es häufig f ü r den Laien und sogar für den Arzt Schwierigkeiten bieten, selbst sehr heterogene Werkzeuge zu unterscheiden. Es kann vorkommen, daß Verletzungen f ü r Messerschnittwunden gehalten werden 3 ), die von einem Beilhiebe herrühren, daß ein Schlag mit einem scharfkantigen Zaunpfahle f ü r einen Säbelhieb gehalten ward usw. Vor allem ist ruhiges und längeres Ansehen der Wunde zu empfehlen, wobei man selbstverständlich den Verletzten sich in jener Stellung denken muß, in der er die Verletzung erhalten haben mag. Hat man auf irgendein Werkzeug geschlossen, so stelle man sich den Hergang l e b h a f t vor und prüfe ihn auf seine Möglichkeit. Stoßen Zweifel auf, so geht man auf ein anderes Werkzeug über und prüft nun die l ) Wer die Möglichkeit eines Nervenshocks leugnet, muß behaupten, daß die Sektion nicht so g e n a u g e m a c h t wurde oder gemacht werden konnte, daß die innere, den Tod veranlassende Verletzung entdeckt wurde. *) H o f m a n n , „Fünf Fälle von tödlichen Schädelbasisbrüchen", Vierteljahrschrift f. gerichtl. Medizin, 3. F. XXIII. Bd., 2. H. 3 ) D i e S a m m l u n g e n des Grazer kriminalist. Institutes verwahren ein mit vielfachen Sprüngen v e r s e h e n e s Schädeldach, welches mit einer schweren Schaufel e i n g e s c h l a g e n wurde. An der Leiche war lediglich ein drei Zentimeter langer Schnitt auf dem Scheitel zu sehen, der s o scharf aussah, als ob er mit einem Messer beigebracht worden wäre, so daß anfangs nur ein Bursche verhaftet wurde, d e s s e n T a s c h e n m e s s e r angeblich Blutspuren trug.

53*

832 neue Vorstellung, bis man im W e g e dieser Eliminierung auf ein Werkzeug kommt, bei dessen Vorstellung sich keine Unmöglichkeit, kein Widerspruch ergibt. So einfach dieser W e g erscheint, so f ü h r t er doch o f t auch den Laien zu richtiger Ansicht, wenn nur mit genügender Ruhe und Überlegung vorgegangen wird. Mancher Irrtum wird vermieden werden, wenn man einige Punkte beobachtet, die teils auf den Angaben der Lehrbücher z. B. von L i m a n, H o f m a n n , D i t t r i c h u. a., teils auch auf eigener Beobachtung beruhen. 1. Von Verletzungen, durch schneidende Werkzeuge erzeugt, können einige ziemlich leicht auf bestimmte Werkzeuge, wenigstens o f t , zurückgeführt werden. So bestehen Verletzungen, die mit zerbrochenem Glas zugefügt wurden (so häufig bei Gasthaus-Schlägereien), fast immer aus kleinen Bögen, und sehen sozusagen muschelförmig (fast wie der Bruch des Glases) aus. Geradlinige W u n d e n durch zerbrochenes gebogenes G l a s wird man kaum finden. Ebenso sind Verletzungen durch Sicheln oder Sensen fast nie geradlinig, sie bilden eine Linie von abgesetzter, stufenförmiger Form. Dies kommt daher, daß Sensen und Sicheln nicht so geschliffen werden wie Messer, die durch den Schliff ihre gerade Form erhalten. Sensen und Sicheln werden zur Schärfung „getangelt", d. h. die Schneide wird auf einem kleinen Amboß mit einem Stahlhammer dünn ausgeklopft, wodurch eine zwar sehr scharfe, aber zahnförmige Schneide entsteht, so daß dann diese abgesetzten charakteristischen Wunden erzeugt werden. W e r eine solche Verletzung einmal gesehen hat, wird sie mit anderen Verletzungen nicht leicht verwechseln. 2. Bei Hieb- und Stichwunden wird die Form der W u n d e der Form des Werkzeuges selten genau entsprechen. Diesfalls sind folgenschwere Irrtümer begangen worden, indem man in Richtung eines bestimmten Instrumentes nicht weiter verfolgte, bloß weil Instrument und Wunden nicht vollkommen zu stimmen schien. Vorerst ist zu merken, daß man bei Wunden, die schon in Granulation oder Vernarbung begriffen sind, nicht viele Versuche im Vergleichen mit dem Werkzeuge machen soll, da jeder Heilungsprozeß, und dieser beginnt sozusagen schon im Momente nach Setzung der W u n d e , diese dermaßen verändert, daß ihre ursprüngliche Form kaum mehr erkennbar ist. Aber auch frische W u n d e n (oder Wunden, bei denen infolge bald eingetretenen Todes des Verletzten der Heilungsprozeß sich nicht entwickeln konnte) entsprechen selten vollkommen dem Werkzeuge. Am ersten ist dies noch dann der Fall, wenn die W u n d e der Längsrichtung der Muskeln g e f o l g t ist, während im G e g e n f a l l e Retraktion eintritt. Jedenfalls sind bei klaffenden W u n d e n vorerst die W u n d ränder glatt aneinander zu bringen, bevor die Länge gemessen wird, da eine klaffende W u n d e aus zwei bogenförmigen Linien besteht, die erst durch Zusammenbringen der W u n d r ä n d e r zu geraden Linien gemacht werden müssen und dann erst gemessen werden dürfen, sonst mißt man zu kurz. Immer wird aber bei Stichwunden ihre Länge mit der

Breite

838 des Werkzeuges nur dann s t i m m e n 1 ) , wenn das Werkzeug bloß eine Spitze, aber keine Schneide hatte oder wenn es genau so aus dem Körper herausgezogen wurde, wie es hineingestoßen worden i s t 2 ) . Geschah dies aber nicht und dies wird in den weitaus meisten Fällen so sein, so muß die E i n t r i t t s ö f f n u n g beim Herausziehen des Werkzeuges noch mehr aufgetrennt, also vergrößert werden. Wichtig ist hierbei der o f t übersehene Umstand, daß Stichwunden beinahe immer schlitzförmige Gestalt, also z w e i scharfe Spitzen haben, so daß man meinen könnte, es müsse ein Dolch, ein z w e i s c h n e i d i g e s Werkzeug, die Verletzung erzeugt haben. W o l l t e man diesfalls einen Versuch an einem plastischen Körper, z. B. Lehm, Teig, Holz, gegerbtem, Leder u. dgl. machen und in einen solchen Körper mit einem gewöhnlichen Taschenmesser (einschneidig, mit breitem Rücken) einen kräftigen Stoß führen, so würde die Verletzung allerdings k e i l f ö r m i g aussehen. Ein solch plastischer Körper ist aber die menschliche Haut nicht, und der genannte Versuch beweist n i c h t , d a ß es bei der menschlichen Haut ebenso sein müßte. Betrachten wir nämlich irgendein Messer an der Spitze, so sehen wir, daß jedes, wenn es überhaupt eine Spitze hat, an dieser, und sei es auch nur auf einen Millimeter weit, zweischneidig ist. Erst etwas später wird eine Seite d e s Messers stumpf und bildet sich allmählich zum Rücken des Messers aus. Sticht man also mit einem Messer z. B. in eine weiche Lehmplatte, aber nur wenige Millimeter tief, ein, so wird auch hier eine schlitzförmige Verletzung mit z w e i scharfen Spitzen entstehen. Treibt man nun das Messer tiefer ein, so wird der nun beginnende Rücken des Messers eine der scharfen Spitzen der schlitzförmigen Verletzung auseinandertreiben und aus der Spitze eine querstehende Linie bilden, so daß die Verletzung nun Keilform hat. Wird das Messer herausgezogen, so bleibt diese Keilform der Verletzung auch bestehen, weil der Lehm nicht genügend elastisch ist, um die f r ü h e r e Schlitzform der VerO

letzung . °

7

zurückgehen °

LSLU U11SCL11I. CHIC»

zu

lassen.

Anders

bei

der

recht Messers (striche) und der verurelastischen menschlichen Haut. Ist vorerst nur die (also sachten verimmer z w e i s c h n e i d i g e ) Spitze des Messers eingedrungen, und punktierte sagen wir ein, zwei Millimeter tief, so ist (also im ersten Ze,chmm e)Augenblicke) eine W u n d e mit b e i d e r s e i t s spitzen Winkeln entstanden. Dringt nun das Messer tiefer ein, so wird auf jener Seite der Wunde, wo die Schneide des Messers wirkt, der Winkel der W u n d e selbstverständlich scharf und spitz bleiben. Aber er bleibt es auch dort, wo der Rücken des Messers wirkt, indem er nicht seine Gestalt an der H a u t a b f o r m t , sondern die Haut auseinander') Über das Abzeichnen von Wunden s. K e n n y e r e s in H. Groß Archiv XXII, 177. ") Auch bei Knochenverletzungen stimmt Öffnung und Werkzeug nicht immer. In unseren Sammlungen erliegt ein Schädelstück mit dem Messer, das ein Verletzung erzeugte. Die Verletzung ist fast rechteckig, nur etwas länger als das Messer breit ist, aber dreimal so breit als die Klinge stark ist. Man würde viel eher auf einen sehr starken Meißel, ein breites Stemmeisen usw. schließen.

834

T ä u s c h u n g e n bei Stich- und Schnittwunden.

drängt, d i e d a n n i n d e r s c h o n b e g o n n e n e n R i c h t u n g w e i t e r e i n r e i ß t und daher auch hier einen spitzen, scharfen Winkel bildet. Dies soll Fig. 123 zeigen, in welcher die Strichfigur den Querschnitt des eingedrungenen Messers, die punktierte Zeichn u n g die durch die Keilwirkung des Messerrückens veranlaßte Spalt u n g der Haut darstellt. D u p u y t r e n , M a l g a i g n e , L a n g e r , H o f m a n n nannten diese Eigenschaft der H a u t „Spaltbarkeit", und wiesen nach, daß diese an den verschiedenen Teilen des Körpers am leichtesten gewisse Richtungen annimmt. Dieser Ausdruck ist nicht ganz zutreffend und kann zu Mißverständnissen Anlaß geben. Allerdings ist der richtige Ausdruck nicht zu finden. Die H a u t teilt eben die Eigenschaft mancher anderer Stoffe, in einer begonnenen Richtung weiter einzureißen, wenn auch nur eine s t u m p f e G e w a l t einwirkt. Ähnliches finden wir z. B. beim Einreißen von Baumwollstoffen (Perkail), bei Papier, das abgebogen w u r d e usw. W i r haben also zu m e r k e n : Der Umstand, daß eine lineare Stichw u n d e beiderseits spitze Winkel hat, läßt nicht unbedingt auf Anw e n d u n g eines dolchartigen (zweischneidigen) Messers schließen, sie ist in den meisten Fällen durch ein Messer erzeugt worden, welches breiten, stumpfen Rücken haben kann. — In gewissen Fällen kann es aber auch vorkommen, daß eine Stichwunde um etwas weniges s c h m ä l e r ist, als die Breite des eingedrungenen Werkzeuges, ein wichtiges Moment, welches o f t veranlaßt hat, ein Instrument auszuschließen, obwohl gerade mit diesem die Tat geschehen ist. H o f m a n n , der meines Wissens diese wichtige Tatsache zuerst besprochen hat, erklärt sie in zweifellos richtiger Weise s o : Ein solcher Fall kann nur vorkommen, wenn ein Werkzeug mit ziemlich s t u m p f e r Spitze verwendet worden i s t ; t r i f f t eine solche Spitze auf die Haut, so wird sich d i e s e 1 ) d ü t e n f ö r m i g einstülpen, und erst wenn diese Einstülpung infolge fortgesetzten Druckes ziemlich stark wurde, wird das Instrument eindringen können. Infolge dieser Einstülpung ist aber die elastische H a u t sehr gedehnt worden, und wenn der Druck nachgelassen, d. h. das Instrument herausgezogen wurde, so wird sich die H a u t wieder zusammenziehen, so daß die Verletzung kleiner ist als das Messer breit war. Das Maximum, um das die W u n d e schmäler sein kann als das Messer, gibt H o f m a n n mit 1 — 2 m m an, was wohl zu merken i s t 2 ) . 3. Eine weitere wichtige Täuschung kann eintreten in Betreff der Zahl von Schnitten, indem o f t deren mehrere erscheinen, obwohl ein einziger gesetzt w o r d e n ist. Dies tritt dann ein, wenn der Schnitt über faltenreiche Haut (z. B. am Halse alter, magerer Leute) g e f ü h r t wurde. Wird die Haut auseinandergezogen, so erscheinen dann mehrere, o f t Z-förmig verbundene, oder g a n z getrennte Schnitte, die ') Man drücke einen stumpfen Bleistift u. dergl. auf die Haut, z. B. zwischen Daumen und Zeigefinger. ') Z i e m k e , „Die Bedeutung von D e h n u n g s v e r l e t z u n g e n für die Erkennung des Stichwerkzeuges", Vierteljahrschrift f. gerichtl. Med. 39. Bd. Supplem.-Heft.

Verschiedene Schnitt- und Stichwunden.

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nur durch einen einzigen Schnitt entstanden sind. Dies ist ebenso, wie wenn man über ein zusammengeballtes oder zusammengefaltetes Tuch e i n e n scharfen Schnitt führen würde, der auch mehrere Schnittö f f n u n g e n erzeugen würde. Ähnliches kann bei Schlitzwunden vorkommen. Ich erinnere mich, daß einmal ein Bauernbursche bei mir erschien, dessen O h r geradezu zerfranst aussah und einen häßlichen Anblick bot. Man hatte den Eindruck, als ob das O h r vom Gehörg a n g nach a u f w ä r t s durch zahlreiche, durchdringende Schnitte zerf a s e r t worden wäre. Der herbeigerufene Gerichtsarzt zeigte sofort, daß ein einziger Stichschnitt vorliege. Das Messer wurde von unten in die Ohrmuschel gestoßen und traf diese etwa 1 cm oberhalb des Gehörganges, dann w u r d e das Messer (die Schneide nach a u f w ä r t s ) nach außen geführt, bis die Ohrmuschel in z w e i Teile getrennt, also aufgeschlitzt war. Nun besteht die Ohrmuschel aus einem flachen, blattförmigen Knorpel, der innen und außen mit Haut bedeckt ist. Innere Hautschichte, Knorpel und äußere Hautschichte haben aber verschiedene Spannungsverhältnisse, und als sie durch den Schnitt voneinander getrennt waren, wurden die nun freien Flächen, rechts und links je drei, verschieden auseinandergezerrt und boten den Anblick von sechs weit abstehenden Zipfeln, so daß jeder Laie auf mehrere Verletzungen schließen mußte. — 4. Kann die Frage wichtig sein, in welcher Richtung ein Schnitt g e f ü h r t wurde, so ist zu beachten, daß der Arzt aus der W u n d e allein fast niemals bestimmte Auskunft zu geben vermag. Es sind also in einem solchen Falle alle Nebenumstände auf das sorgsamste zu prüfen und protokollarisch festzustellen, a l s o : Lage der Leiche, Form, Zahl, F u n d o r t aller, auch der kleinsten Blutspuren und Blutspritzer, Ano r d n u n g der Kleidungsstücke und (wenn Selbstmord nicht ausgeschlossen) Lage, Haltung und Stellung der H a n d (ob Faust oder o f f e n ) usw.

Fig. 124. Durcnschnitt eines (alten) Bajonetts und Ausseben der W u n d e .

5. Stichwunden können tötlich sein, ohne daß Blutung eingetreten ist. Die F o l g e davon ist die, daß Stichwunden o f t übersehen wurden, so daß dann „mangels äußerer Verletzungen" von jeder weiteren Amtshandlung U m g a n g genommen wurde. Am bedenklichsten sind in dieser Richtung Verletzungen durch die altartigen Bajonette, b a j o n e t t a r t i g e und ähnliche W e r k z e u g e 1 ) . Derlei Verletzungen Vgl. L a c a s s a g n e , „ D e s effets de la baionette du fusil Lehel", Arch. d'anthr. crim. IV, 472; E. B i h l e r , „Zeitschrift f. Med.-Beamte" No. 18 ex 1908 beschreibt den Fall eines 14jähr. Kindermädchens, w e l c h e s 6 Kinder dadurch

836

Stichwunden.

sieht man in jedem Feldzuge zur Genüge. Von Militärärzten werden besonders jene Stiche als merkwürdig bezeichnet, die von den f r ü h e r gebräuchlichen Bajonetten mit vierfacher Schneide herrühren, die also den Durchschnitt von Fig. 1 2 4 « haben. Die Verletzung durch ein solches Bajonett ist ein feines kleines Kreuz mit einem längeren und einem kleineren Balken (Fig. 124 6), meist ohne Blutaustritt, auch wenn der Mann durch diesen Stich getötet wurde. Die ängstliche Untersuchung der Körperoberfläche in verdächtigen Fällen nach solchen Merkmalen von Stichen kann deshalb nicht dringend g e n u g empfohlen werden ; Werkzeuge, die ähnlich wirken wie die heute kaum mehr vorkommenden alten Bajonette, sind häufig. Ich h a t t e einmal einen Mann zu exhumieren, der durch einen Stich mit einem Bohrer (in die M a g e n g e g e n d ) getötet worden war. Der Totenbeschauer hatte die Verletzung übersehen, und es mußte bei der Obduktion zugestanden werden, daß das Übersehen der winzigen und unbedeutenden äußeren Verletzung zu entschuldigen war. Hierzu ist noch zu bemerken, daß die T i e f e von Stichwunden h ä u f i g nur vom Sachverständigen mit Mühe festgestellt werden kann. Das Sicherheitsorgan, welches den Tatbestand aufnimmt, vermeldet o f t „nur eine ganz kleine unbedeutende und oberflächliche Schnittwunde, die mit dem Tode in keinem Zusammenhang stehen kann", während es in W a h r h e i t eine tiefe, tödliche Stichwunde ist. Der Grund, warum die Tiefe der Stichwunden schwer wahrgenommen werden kann, liegt meistens darin, daß sie durch Muskel-Kontraktionen gleich unter der Haut und dem Z e l l g e w e b e verschlossen werden. Noch schwieriger wird der Fall, wenn der Gestochene im Augenblicke, als er den Stich bekam, sich g e w e n d e t hat, so daß sich die g e t r o f f e n e Partie in Torsion befand. Kommt der Körper des Verletzten dann in eine andere Lage, d. h. hört die Torsion auf, so spannen sich die einzelnen durchtrennten Schichten anders, als sie zur Zeit des Stiches gelagert waren, sie sind verschoben und passen nicht a u f e i n a n d e r ; es wird jede durchstochene Schichte durch eine unverletzte Partie verschlossen. H ö r t man also von „unverfänglichen Schnittwunden", recte Stichwunde, bei nicht klarer Todesursache, so ist Vorsicht stets vonnöten. Bei Stichwunden kann freilich auch wieder der Gegenfall eintreten : daß sie nämlich entsetzlich aussehen und doch nicht den Tod herbeiführen. Dies kommt namentlich bei Stichwunden gegen den Kopf vor, wie zahlreiche bekannte Fälle beweisen, z. B. das Kranium in der Schädelsammlung des P r o f e s s o r s H y r 11, bei welchem eine zollange abgebrochene Federmesserklinge vollkommen eingeheilt war *). Der Betreffende war viele Jahre, nachdem man ihm bei einer Rauferei das Messer in den Kopf gestoßen hatte, an irgendeiner Krankheit gestorben, die mit der Verletzung keinerlei Zusammenhang hatte. Von b e f r e u n d e t e r , absolut verläßlicher Seite wurde mir ein ähnlicher Fall erzählt. Ein Bursche hatte bei einer Rauferei einem getötet hatte, daß es ihnen Hutnadeln in den Kopf getrieben hat. D i e Vorg ä n g e wurden solange nicht entdeckt, weil niemals Blutung eingetreten war. ') Solche Fälle kamen in neuerer Zeit wiederholt vor.

837 anderen ein Messer mit solcher Gewalt in die obere Stirne, nahe am Haarsaume, eingestoßen, daß er dieses d o r t stecken lassen mußte. Die anwesenden Leute auf dem Tatorte vermochten das Messer nicht herauszubringen, und so ging der Verletzte mit dem Messer im und am Kopfe zum Dorfschmied, und auch dieser machte vergebliche Versuche, das Messer m i t e i n e r g r o ß e n Z a n g e herauszuziehen, — er mag freilich sich nicht g e t r a u t haben, volle Kraft anzuwenden. Nun ging der Verletzte zu einem Arzte (drei Viertel Stunden W e g e s ) und dort erst gelang es, das Messer mit aller Kraft und unter Hebelwirkung herauszubringen. Vierzehn Tage später erschien der Verletzte bei Gericht, um zu melden, daß er vollkommen gesund und hergestellt sei. — Vor mehreren Jahren war in allen Tagesblättern zu lesen, daß sich ein alter Schuster in Wien in einem Anfalle von Geistesverwirrung fünf Nägel, je 4 cm lang, in den Kopf geschlagen hatte und im Spitale Heilung fand. Solche Beispiele gibt es jetzt viele. Es soll auch dem Juristen der nicht genug zu würdigende Ausspruch des englischen Chirurgen L i s t o n zugerufen werden : „Keine Kopfverletzung ist so leicht, um nicht bedenklich werden zu können, aber auch keine Kopfverletzung so schwer, um verzweifeln zu müssen."

c Fig. 125. Entstehung einer zackigen Rißwunde durch ein Messer.

6. H e r z v e r l e t z u n g e n 1 ) enden keineswegs immer mit dem T o d e ; nach P o l l 2 ) kommen 10,7o/0 von Leuten mit Herzwunden davon, wird aber Herznaht vorgenommen, so werden 39,4o/o der so Operierten gerettet. Stirbt der Verletzte, so kann aus dem Grade der Vern a r b u n g der H e r z w u n d e auf die Zeit der Verletzung geschlossen w e r d e n 3 ) . — In der ersten Zeit sind Herzwunden weder schmerzhaft noch werden sie vom Verletzten als bedeutend e m p f u n d e n ; Kaiserin Elisabeth g l a u b t e bis zu ihrem, eine halbe Stunde nach erhaltenem Herzstich erfolgten Tode, sie habe nur einen Stoß erhalten4). — ') L a c a s s a g n e , „Blessures du coeur", Arch. d'anthr. crim. III, 3 5 6 ; M a l a u s c e n a , ibid. XV, 154. *) Ärztl.Sachverst.-Ztg. Bd. 13ff. 1910, „Über Stichverletzungen des Herzens". ') C e v i d a l i in Vierteljahrschrift f. gerichtl. Med. 3. F. X X X V . Bd. p. 272. *) Cam. T o v o , „Sul valore delle Testimonianze" p. 7, Preto 1907.

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Kratzwunden etc.

7. Scharfgeschliffene Messer müssen bei ihrer Verwendung nicht immer W u n d e n mit scharfen Rändern erzeugen ; denn wenn ein, auch noch so scharfes Messer mit seiner Spitze an irgendeiner Stelle der H a u t angesetzt und nicht so g e f ü h r t wird, daß die Schneide vorausgeht, sondern so, daß die Breite des Messers q u e r zur W u n d e steht, so kann nur eine zackige, gerissene W u n d e entstehen. W i r d also (Fig. 125) das Messer in der Richtung a b geführt, sieht die W u n d e scharf a u s ; geht aber das Messer in der Richtung c d, so wird sie zackig aussehen. Freilich können solche Verletzungen, da mit der Breitseite zugefügt, niemals bedeutend in die Tiefe gehen. 8. K r a t z w u n d e n 1 ) sind o f t und namentlich dann von Bedeutung, wenn sie bei wichtigen Fällen von Gegenwehr herrühren. Hat man beide Individuen, den Kratzenden und den Gekratzten, zur Verfügung, so ist unverzügliche Untersuchung der Nägel des Kratzenden geboten, da es sich o f t s o f o r t sagen läßt, daß zwischen den fraglichen Fingernägeln und den vorgefundenen Kratzwunden Beziehungen statthaben oder aber, daß dies vollkommen ausgeschlossen ist. Raschheit einer solchen Untersuchung ist selbstverständlich deshalb geboten, weil Nägel durch Abschneiden usw. stark verändert werden können. Von beweismachender Wichtigkeit kann häufig der Schmutz u n t e r den Nägeln sein, und eines argen Versehens kann sich der UR. schuldig machen, wenn er es versäumt hat, in gewissen Fällen sich jenes Schmutzes zu versichern, und dessen Untersuchung durch Sachverständige möglich zu machen. Das wird z. B. stets sein müssen, w e n n G e g e n w e h r von Seite des Ermordeten durch Kratzen anzunehmen ist, was o f t der Fall sein wird. Namentlich W e i b e r greifen häufig zu diesem verzweifelten Mittel, wenn sie nicht anders sofort wehrlos gemacht waren. Man wird in solchen Fällen mit mehrfach zusammengefaltetem Papier den Schmutz unter den Nägeln der Leiche sammeln und zu Gerichtshanden nehmen. Niemals geschehe dies aber mit einem Messer, da man hierdurch von den Fingern EpidermisSchüppchen loslösen und Irrtümer hervorrufen kann. Die mikroskopische Untersuchung dieses Schmutzes kann dann z. B. mindestens so viel beweisen, daß darin Epidermis- oder Blutspuren enthalten sind, daß also der Täter Kratzwunden tragen muß — unter Umständen ein wichtiges Beweismittel. Im Gegenfalle, wenn die Leiche Kratzwunden a u f w e i s t und man einen Verdächtigten in H a f t hat, kann der Nachweis von Blut- und Epidermis-Spuren unter den Nägeln des Verdächtigten diesen dringend mit den Kratzwunden an der Leiche in Verbindung bringen (siehe S. 279). W e n n man solche wichtige minima sammeln will, so möge man ') Dr. E. V i l l e b r u n , „ D e s o n g l e s et leur importance en medicine judicicaire' 1 1882; M i n a k o w , „Über die Nägel der Menschenhand", Vierteljahrschrift f. gerichtl. Medizin 1900. Letzterer behauptet z. B.: „Je größer der Brustumfang, desto breiter die Nägel" — s o daß man etwa aus den Eindrücken von sehr breiten N ä g e l n auf einen M e n s c h e n mit sehr großem Brustumfange schließen dürfte. D a s wäre, wenn sicher (?), von großem Wert. Ebenso s e i e n die Nägel der Gebrauchshand (also der Rechten bei Rechtshändigen) breiter als die der anderen Hand. A u c h das wäre u. U. nicht gleichgültig. —

839 hierbei in überlegter W e i s e vorgehen, da Verwechslungen argen Schaden anrichten können. Ich rate, sich z u e r s t 10 Hülsen aus starkem, glatten Briefpapier zu machen (wie sie der Apotheker für Pulver benützt). Diese werden zuerst a l l e bezeichnet (r. Daumen, r. Zeigefinger usw., 1. Daumen, 1. Zeigefinger usw.). Erst d a n n beginnt man mit dem Abnehmen des Schmutzes, der sofort in der betreffenden Hülse verwahrt wird. Als Werkzeug benützt man zusammengelegtes Papier und zwar für j e d e n Finger ein n e u e s ; das jeweilig benützte Papier kommt a u c h zum Schmutz in die betreffende Hülse. Findet man unter einem Finger nichts, so bemerkt man dies auf der Hülse und verwahrt bloß das benützte Papier. 9. In bezug auf die Werkzeuge, welche als angebliche corpora delicti vorgewiesen werden, kann man nicht vorsichtig genug sein ; es ist eine eigentümliche, oft beobachtete Tatsache, d a ß s e l b s t der s o n s t v o l l k o m m e n g e s t ä n d i g e T ä t e r , wenn möglich, ein a n d e r e s W e r k z e u g ( n a m e n t l i c h M e s s e r ) abg i b t . Läßt man sich hierbei irreführen, so können folgenschwere Mißgriffe entstehen. Überraschend oft wird das bei der T a t gebrauchte Messer als „verloren" oder „weggeworfen" bezeichnet.

3. Schußwunden. Siehe Waffenlehre X I . Abschnitt pag. 6 1 4 f f .

4. Leichen, im Wasser gefunden.1) Werden Leichen im Wasser gefunden, so ist eine strafbare Handlung in verschiedener Weise denkbar: es kann Fahrlässigkeit unterlaufen sein, infolge welcher z. B. ein unbeaufsichtigtes Kind verun') Außer den betreffenden Kapiteln in jedem Lehrb. der gerichtl. Medizin s. namentlich über den „Tod durch Ertrinken in ger. med. Beziehung", Herrn. S c h m i d t in Friedreichs Blättern f. gerichtl. Med. 1899 u. in Arztl. Sachverst.-Ztg. No. I ex 1904; W o l t e r - P e c k t e n , ibid. 59. Jahrg. p. 331; W a c h h o l z , Vierteljahrschrift f. gerichtl. Med. 32 p. 9 6 f f . ; S t u m p f , ibid. 3. F. 41. Bd. 2. Suppl.-Heft; V e r d e r a u , Münchner med. Wochenschrift, Aug. 1908; C o r i n und S t o c k i s , Ann. de la soc. de med. leg. 1909; M a r t i n , Arch. d'anthr. crim. 188, 189 p. 629; M o r e a u , Annales de la soc. de med. leg. de Belgiques 1899 No. 4 ; E. M a r g u l i e s , Vierteljahrschrift f. gerichtl. Medizin 3. Folge, X X V I , 3 ; W a c h h o l z und H o r o s z k i e w i c z , Vierteljahrschrift f. gerichtl. Medizin 3. Folge, X X V I I , 2; A. L a c a s s a g n e , Arch. d'anthrop. crim. No. 155 p. 777; M a r x u. A r n h e i m , „Ein Beitrag zur Anatomie des Ertrinkungstodes", Arztl. Sachverst.-Zeitg. Nr. II ex 1911; R e v e n s t o r t , „Ertrinkungsgefahr und Schwimmkunst", M. medizin. Wochenschrift No.45, 1907. — Nach einem persönlichen Erlebnisse glaube ich bestimmt, daß viele Ertrunkene nicht infolge „Verlassens der Kräfte", eines Schlaganfalles, plötzlichen Krampfes etc., sondern lediglich infolge zufälligen „Verschluckens" (wenn z. B. ein Wassertropfen in „die unrechte Kehle" gelangt) zugrunde gegangen sind. Hat man keinen festen Boden unter den Füßen, so kann man u n m ö g l i c h aushusten. Ebenso oft mag der Tod durch Ersticken infolge von Erbrechen erfolgen, wenn Leute mit vollem Magen ins W a s s e r gehen. S. K o c k e l , „Festschrift zur Eröffnung des Institutes f. ger. Medizin", Leipzig 1905, p. 42 (gesamte Literatur angegeben). Vgl. noch H. Groß' Archiv X X X I V , 182; X X X V I , 169; X X X V I I I , 187; X L V , 361.

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Erscheinungen an Wasserleichen.

glückte, oder jemand von einem übel verwahrten Stege abgestürzt ist; es kann jemand verletzt worden und dann noch lebend oder schon tot ins Wasser geworfen worden sein ; man kann aber endlich auch das Wasser selbst als Mittel zu einer Tötung verwendet haben, indem jemand in das Wasser geworfen wurde (gebunden oder frei) oder indem man ihn gewaltsam unter Wasser getaucht und daselbst bis zum Eintritte der Bewußtlosigkeit oder des Todes festgehalten hat. Letzteres, etwa an Kindern oder Betrunkenen verübt, wird namentlich dann vorgekommen sein, wenn auch hier Verunglücken oder Selbstmord hat vorgetäuscht werden wollen. Regeln, wonach in solchen Fällen vorgegangen werden soll, gibt es nicht, zumal ein wichtiger sonst vorliegender Anhaltspunkt: Lage der Leiche, wie sie vom Täter verlassen wurde, fast immer fehlt. Denn selbst dann, wenn der Betreffende im stehenden Wasser ertränkt und an Ort und Stelle belassen wurde, erleidet der Leichnam durch den Auftrieb des Wassers, bewegenden Luftzug, selbst durch Wassertiere solche Änderungen, daß von einer „intakt erhaltenen Situation" nicht die Rede sein kann. Außerdem wird ein im Wasser gefundener Leichnam von jenen, die ihn fanden, wohl selten ruhig belassen werden, da in solchen Fällen noch am ersten Wiederbelebungsversuche gemacht zu werden pflegen. Wird ein Leichnam auf dem festen Lande gefunden, so kann sich der Finder leicht davon überzeugen, daß die Leiche eine Schußwunde im Kopfe oder den Hals durchschnitten hat usw. Durch Berührung ist zu ersehen, daß der Körper vollkommen erkaltet und das Herz stille gestanden ist, kurz, der Eintritt des Todes kann vom Laien festgestellt werden, ohne daß die Leiche in ihrer Lage geändert wurde, und die erscheinende behördliche Kommission findet keinerlei Veränderung. Anders bei einer im Wasser liegenden Leiche. Verletzungen, Herzstillstand, Erkaltung usw. können fast niemals wahrgenommen werden, wenn die Leiche nicht aus dem Wasser geholt wird. Dann wird häufig die eingetretene Erkaltung als Wirkung des Wassers angesehen, leichte oder als solche erscheinende Verletzungen werden als zufällig entstandene betrachtet und so kommt es^ vor, daß Wiederbelebungsversuche an Leichen gemacht werden, die schon deutlich ausgesprochene Fäulniserscheinungen aufgewiesen haben. Jedenfalls wird aber der UR. den im Wasser aufgefundenen Leichnam beinahe immer schon geborgen antreffen, und sich darauf beschränken müssen, die Leiche selbst genau zu beschreiben. Allerdings kann dies später wichtig genug werden und so unterlasse man es in einem solchen Falle, wenn nicht Selbstmord zweifellos ist, niemals, auch hier eine Beschreibung aller Verletzungen an Körper und Kleidung, Aussehen der Hände und den Befund des unter den Fingernägeln befindlichen Schmutzes usw. vorzunehmen. Daß gerade an Personen, deren Leichen im Wasser gefunden wurden, mitunter Mord verübt wurde, wird später (Selbstmord) besprochen werden ; hier sei erwähnt, daß auch anderseits alle erdenk-

Erscheinungen an Wasserleichen.

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liehen V e r l e t z u n g e n d i e der Betreffende beim Hineinspringen und beim Forttreiben und Anstoßen im Wasser, also noch lebend oder tot, erleidet, o f t zur Annahme von Mord führen. Ebenso hat auch der Eindruck des Hemdkragens oder der K r a w a t t e am aufgedunsenen H a l s e der faulenden Wasserleiche eine Strangulationsmarke vorgetäuscht2). Im allgemeinen hat man bei im Wasser gefundenen Leichen zu m e r k e n : 1. Die sogenannten ä u ß e r e n Kennzeichen des Ertrinkungstodes sind ausnahmslos trügerisch und beweisen nur, daß der Körper längere oder kürzere Zeit im Wasser war, wenn sie überhaupt etwas beweisen. I m W a s s e r g e l e g e n s e i n u n d Ertrunkensein i s t a b e r z w e i e r l e i . Über Altersbestimmung an Wasserleichen spricht B ü r g e r ^ ) . 2. So ist die angebliche besondere Kälte, die bei Ertrunkenen bemerkt worden sein will, absolut nichts Beweisendes. Jeder Körper hat nach einiger Zeit den W ä r m e g r a d des ihn umgebenden Mediums, und wenn ein toter menschlicher Körper längere Zeit im Wasser gelegen ist, so wird er auch den W ä r m e g r a d des umgebenden W a s s e r s angenommen haben. Ist dieses, wie auch meistens im Sommer, kälter als die Luft, so wird der Körper auch kälter sein, als die Luft, in die er erst gebracht wurde. Und würde ein Mensch im lauwarmem W a s s e r ertrinken, und würde dieses Wasser auf seiner Temperatur erhalten, so w ü r d e der Ertrunkene auch nach Tagen, wenn er aus dem Wasser genommen wird, lauwarm anzufühlen sein. 3. Auffallende Blässe des Leichnams eines Ertrunkenen wurde von Sachverständigen b i s w e i l e n beobachtet, meistens aber nicht, wohl aber oft an Leichnamen, die eines anderen Todes gestorben sind. Sie beweist also nichts. 4. Dasselbe gilt von der sogenannten „ G ä n s e h a u t " , die häufig bei Ertrunkenen, aber auch h ä u f i g an anderen Leichen, besonders bei Personen, die eines plötzlichen Todes gestorben sind, angetroffen wird. Ebenso kann sie bei Ertrunkenen fehlen und auch nach dem T o d e entstehen. 5. Maceration (blauweiße Verfärbung, Verdickung und Verrunzelung) der Haut an Händen und Füßen, auch Knien und Ellenbogen usw. kommt fast immer an Leichen vor, die lange Zeit im W a s s e r gelegen sind, beweisen also n u r diesen Umstand, der wohl nur selten angezweifelt werden wird. Handelt es sich um die Frage, ob ein im Wasser g e f u n d e n e r Körper l ä n g e r e Zeit daselbst verweilt hat, so kann vorhandene Maceration allerdings zur Bejahung dieser Frage verwendet werden, ohne daß aber mit irgendwelcher Bestimmtheit gesagt werden kann, w i e lange dies gedauert haben mag. Ich h a t t e Gelegenheit, diesfalls eine eigentümliche Beobachtung ') T h o i n o t , Ann. d'hyg. publ. 4. ser. Tome X ex 1908 über postmortale Verletzungen an Wasserleichen, die zuerst für tötende gehalten wurden. ") Vgl. H. Groß' Archiv VI, 91; VII, 293. ») Vierteljahrschrift f. gerichtl. Med. 41. Bd. 2. Suppl.-Heft.

842 im bosnischen Okkupationsfeldzuge von 1878 zu machen. In den ersten Augustwochen, in denen die meisten Gefechte mit den Türken stattgefunden haben, herrschte untertags eine geradezu afrikanische Hitze, während fast ausnahmslos jeden Abend ein starker Gewitterregen losging, der dann die ganze Nacht andauerte. Da wir nun tagsüber forcierte Märsche zu machen hatten, bei Nacht aber vollkommen ungeschützt im Freien bleiben mußten, so waren wir durch Wochen geradezu ununterbrochen naß: bei Tage vom Schweiße, bei Nacht vom Regen. Die Folge davon war, daß an den Händen, Füßen, Ellenbogen, Knien und auch um die Weichen herum starke Maceration der Haut eintrat. Namentlich jene um die Leibesmitte äußerte sich sehr schmerzhaft, da der Riemen um die Mitte schwer belastet w a r : bei der Mannschaft durch Bajonett und zwei gewichtige Patrontaschen, bei den Offizieren durch Säbel, Revolver und Säbeltasche. Infolge dieser Schmerzhaftigkeit bildete diese Maceration einen häufigen Gesprächsstoff und konnte man wahrnehmen, daß sie bei einigen stärker, bei anderen schwächer und bei einigen, allerdings sehr wenigen, gar nicht aufgetreten war. Und doch waren die letzteren den gleichen Einflüssen ausgesetzt und hatten ebensoviel zu tragen als die anderen. Ich hatte mich damals schon für die Sache vom kriminalistischen Standpunkte aus interessiert und diesfalls Vergleiche gezogen: ich erinnere mich, daß auch größere oder geringere Körperfülle oder blonder, beziehungsweise brünetter Typus, keinen Unterschied machte, so daß nur angenommen werden kann, daß besondere, nicht näher bekannte Hautbeschaffenheit ein leichteres oder schwereres Auftreten von Maceration bewirkt. Man bewerte also deren Vorhandensein oder Nichtvorhandensein bei Wasserleichen als Beweismittel nicht zu sehr. 6. Vielleicht noch am meisten beweisend soll der Umstand sein, wenn der Penis oder die weiblichen Brustwarzen stark zusammengezogen gefunden werden, da dann angenommen werden kann, daß der betreffende Körper l e b e n d in das Wasser gekommen ist. Allerdings haben Versuche an frischen Leichen bewiesen ( H o f m a n n ) , daß diese Erscheinung auch postmortal zustande gebracht werden kann, im allgemeinen wird man, falls es sich nur um eine vorläufige Annahme handelt, beim Vorfinden der genannten Schrumpfung von der V o r a u s s e t z u n g (nicht mehr als das) ausgehen dürfen, daß der Körper noch lebend oder kurz nach dem Tode in das Wasser gekommen ist. 7. Eine mumifizierte Nabelschnur, welche n i e wieder im Wasser aufweicht, gestattet den Schluß, daß das Kind mehrere Tage an der Luft war, bevor es ins Wasser kam ; im Wasser oder feuchter Erde fault die Nabelschnur, vertrocknet aber nicht 1 ). — Aus dem Gesagten ergibt sich, daß durch den äußeren Befund allein höchstens A n n a h m e n für den Ertrinkungstod gewonnen werden können ; Beweise liefert erst die Sektion. — ') Dr. Paul G u d e r , Abel, 1887.

.,Kompendium

der g e r i c h t l i c h e n Medizin",

Leipzig,

Gifte.

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5. Vergiftungen. 1 ) Vielleicht nirgends hat sich der U R . strenger auf sein Gebiet zu beschränken, als bei V e r g i f t u n g e n ; gleichwohl wird es in vielen Fällen für ihn von g r o ß e r Wichtigkeit sein, wenn er wenigstens flüchtige Begriffe über verschiedene Gifte und die dadurch bewirkten Erscheinungen besitzt. Ich möchte auch hier jener F ä l l e gedenken, in welchen er sich veranlaßt findet, eine Haussuchung nach Giften vorzunehmen, wobei er aus irgendwelchen Gründen zufällig keinen ärztlichen Beirat zur Seite hat. Der Verdacht, daß eine Vergiftung vorliegt, kann ja plötzlich zutage getreten sein, und mit den Erhebungen so lange zu warten, bis ein A r z t zur Stelle geschafft worden ist, können aber die Umstände verbieten. Ebenso wichtig kann eine, wenn auch nur flüchtige Kenntnis der Giftstoffe für den U R . 2 ) bei der Vornahme der verschiedenen Verhöre werden. Es dürfte schon prozessual nicht zulässig sein, bei Zeugenverhören Sachverständige anwesend zu haben, welche auf die Stellung der Fragen Einfluß nehmen ; es ließe sich aber auch nicht gut denken, wie man dies machen s o l l t e ; entweder müßte der U R . vor jeder F r a g e und nach deren Beantwortung durch den Zeugen mit dem Sachverständigen eine Beratung pflegen, oder aber es müßte der Sachverständige selbst die F r a g e n stellen und somit eigentlich die Leitung des Verhöres in die Hand nehmen. Daß beide V o r g ä n g e unzulässig sind, braucht nicht erörtert zu werden ; es ist aber auch noch zu erwägen, wie umständlich und teuer die Anwesenheit der Ärzte bei der Vernehmung von vielleicht sehr zahlreichen Zeugen sein würde. Der § 8 0 der D . R . S t . P . O . hilft da keineswegs ab. — ') A . G y r , „ D i e V e r g i f t u n g als G e f ä h r d u n g s d e l i k t " , L e i p z i g 1904 (Diss.). V g l . n o c h H. G r o ß ' Archiv G e n e r a l r e g i s t e r für Bd. 1—50, pag. 202 „ V e r g i f t u n g " B B und p. 83 „Gift«. ') D a s e i n s t i g e G r a z e r Kriminalmuseum erhielt durch die Munifizenz des k . k . Unterrichtsministeriums eine vollständige S a m m l u n g aller wichtigen m i n e r a l i s c h e n und pflanzlichen Giftstoffe (jetzt mit allen anderen B e s t ä n d e n des g e n a n n t e n M u s e u m s im k. k. Kriminalist. Institute), deren Studium unseren Unters u c h u n g s r i c h t e r n in z a h l r e i c h e n Fällen (vornehmlich vor H a u s s u c h u n g e n und bei Z e u g e n v e r n e h m u n g e n ) D i e n s t e leistet. D i e s ist n a m e n t l i c h dann der Fall, wenn g e w i s s e Giftstoffe, z. B. giftige F r ü c h t e ( K o k e i s k ö r n e r , Ignatiusbohnen, B r e c h n ü s s e etc.) in der Hand des B e s c h u l d i g t e n g e s e h e n , a b e r nicht mehr gefunden wurden. D a n n zeigt der U R . den Z e u g e n die z a h l r e i c h e n , den S a m m l u n g e n entn o m m e n e n O b j e k t e und läßt den Z e u g e n j e n e s s u c h e n , w e l c h e s ihm am ä h n lichsten scheint. Wird so a u c h keine Gewißheit g e s c h a f f e n , so gibt dieser V o r g a n g d o c h A n h a l t s p u n k t e , da die meisten L e u t e s c h l e c h t b e s c h r e i b e n , a b e r g u t e s S a c h e n g e d ä c h t n i s besitzen. E b e n s o wichtig ist das A n s e h e n g e w i s s e r Giftstoffe, wenn g e r a d e diese v o m UR. bei einer b e v o r s t e h e n d e n H a u s s u c h u n g e n t d e c k t werden sollen. Man kann ein vortrefflicher Jurist sein, a b e r doch nicht w i s s e n , wie S a d e b a u m , Mutterblätter, R e a l g a r , B r e c h w e i n s t e i n , S t e c h a p f e l s a m e n usw. a u s s e h e n . Soll a b e r e i n e s d i e s e r D i n g e bei einer H a u s s u c h u n g gefunden werden, so m u ß man es sich zuvor h a b e n z e i g e n lassen, und dann leistet eine S a m m l u n g von Giften für s o l c h e Z w e c k e die b e s t e n D i e n s t e . Ich weiß von e i n e m Fall, in w e l c h e m ein Mann, der im V e r d a c h t e stand, e i n e S t r y c h n i n v e r g i f t u n g b e g a n g e n zu h a b e n , verhaftet wurde, weil der UR. g l a u b t e , in seinem B e s i t z e „ K r ä h e n a u g e n " ( S t r y c h n o s nux v o m i c a ) gefunden zu h a b e n : dies waren a b e r nur Galläpfel!

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Kenntnisse des UR. über Giftstoffe.

Man darf sich die Vergiftungsfälle, welche die Praxis bietet, nicht so vorstellen, als ob man von allem Anfange den bestimmten Verdacht habe, daß d e r A den B mit dem G i f t e X umgebracht habe, wobei das Gift X auch glücklich im Besitze des A g e f u n d e n wurde. Solche Fälle sind allerdings nicht schwierig zu behandeln, und wenn die Identität der im Magen des B und im Besitze des A gefundenen G i f t e festgestellt ist, wenn die Krankheits-Erscheinungen des B mit den herkömmlich durch das G i f t X hervorgerufenen stimmen und wenn sonst alles paßt, dann sind wohl die meisten Zweifel ausgeschlossen. So ist es aber nicht allemal. Man weiß z. B. nur, daß der B unter auffallenden Erscheinungen gestorben ist, daß die Obduktion keine natürliche Todesursache, wohl aber Vergiftungs-Erscheinungen festgestellt hat, daß die Ärzte sich über die Natur des G i f t e s nicht s o f o r t zu äußern vermochten, und daß der A als j e n e Person bezeichnet wird, welche allein den B vergiftet haben kann. Die Haussuchung bei A kann ergebnislos gewesen sein, a b e r d e r N i c h t b e s i t z e i n e s G i f t e s k a n n u n t e r U m s t ä n d e n ger a d e b e w e i s e n , daß das G i f t v e r w e n d e t w u r d e und d e s h a l b n i c h t m e h r d a i s t . In einem solchen Fall — und das sind gerade die schwierigsten — handelt es sich nun darum, durch Zeugen nachzuweisen, daß der A f r ü h e r einmal im Besitze eines gewissen G i f t e s gewesen ist. W i r wissen ja, daß der Vergiftungsnachweis auf chemischen W e g e nicht immer und bei vielen heftig wirkenden organischen Giften bisweilen nur auf mikroskopischem W e g e geliefert werden kann (vergl. p. 273). Dieser Nachweis ist aber auch f ü r den Sachverständigen nur schwer und mühsam zu führen, er kann aber wesentlich erleichtert werden, wenn z. B. durch Zeugenvernehmungen irgendein Anhaltspunkt dafür geboten wird, in welcher Richtung zu suchen ist, wenn also z. B. behauptet werden kann, daß sich der Verdächtigte im Besitze einer b e s t i m m t e n G i f t p f l a n z e b e f u n d e n hat. Will der UR. aber nach solchen Pflanzen fragen und die Zeugen, wenn sie die Pflanze vielleicht dem Namen nach nicht kennen, auf die richtige Spur bringen, so muß doch wenigstens e r wissen, wie der b e t r e f f e n d e Giftstoff aussieht. Man wird freilich s a g e n : in einem solchen Falle möge sich der UR. vom Sachverständigen die nötigen Belehrungen geben lassen ; eine solche Unterweisung wird aber entweder höchst umständlich oder zwecklos sein müssen und wenn sie selbst eingehend wäre, so kann der Sachverständige sein Augenmerk niemals auf allen Einzelheiten richten, die sich im Laufe des Verhörs ergeben können. Und wenn der UR. draußen ist, entfernt vom Gerichtsorte, so hat alles Fragen und Sichunterrichtenlassen sein Ende. Da ist es denn doch einfacher, wenn sich der UR. ein f ü r allemal die Mühe nimmt, sich einige Kenntnisse in der G i f t l e h r e zu erwerben, und es w ä r e jedem UR. zu raten, vorerst seine naturwissenschaftlichen Kenntnisse etwas aufzufrischen und sich wenigstens die wichtigsten G i f t s t o f f e anzusehen oder, noch besser, von einem Sachverständigen zeigen zu l a s s e n ; er möge sich unsere heimischen Gift-

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Volksmeinung über Gifte.

pflanzen (inklusive der G i f t s c h w ä m m e ) im lebenden und getrockneten Z u s t a n d e 1 ) , dann die wichtigsten mineralischen G i f t e in ihren verschiedenen Formen, f e r n e r Säuren, Alkalien usw. ansehen, dies aber nicht bloß einmal, sondern in gewissen Zeiträumen immer von neuem, da derlei Kenntnisse leicht dem Gedächtnisse entschwinden, wodurch dann bedenkliche Verwechslungen zustande gebracht werden können. Hierbei ist nicht zu vergessen, daß es unbedingt nötig ist, sich auch mit dem Namen der einzelnen G i f t s t o f f e vertraut zu machen, w i e s i e in d e r b e t r e f f e n d e n G e g e n d g e b r ä u c h l i c h s i n d ; namentlich G i f t p f l a n z e n haben allerorts verschiedene Bezeichnungen, ja die meisten sind am selben Orte unter mehreren Namen b e k a n n t 2 ) . Hierbei ist es auch wichtig, sich darüber Kenntnisse zu verschaffen, welche Wirkungen (gleichgültig ob richtig oder nicht) in der bet r e f f e n d e n Gegend einem G i f t s t o f f e z u g e s c h r i e b e n werden. Solche Volksmeinungen sind o f t bezeichnend und können in Verbindung mit anderen Erhebungen viel zur Aufklärung beitragen. So glaubt man z. B. in gewissen Gegenden Thüringens, daß wiederholte Beibringung von Schierlingsabsud keine Vergiftungserscheinungen hervorbringe, sondern den Vergifteten nur unter allen Anzeichen der „Schwindsucht" einem sicheren Tode zuführe. Hätte sich nun in einem bestimmten Fall der Verdächtigte zu Zeugen geäußert, daß der nun Verstorbene gewiß die Schwindsucht bekommen w e r d e (ohne daß hierzu objektive G r ü n d e vorhanden waren), so m ü ß t e dies für ihn unter Umständen einen Verdachtsgrund abgeben. Ein ähnlicher Fall w u r d e aus Böhmen mitgeteilt. Ein Mann h a t t e die ganze Familie eines Bauern mit Giftschwämmen vergiftet, wobei auch die Tochter des Täters, die in diesem Hause als Magd bedienstet war, dem Angriffe zum O p f e r fiel. Dieser Umstand, der zur E n t l a s t u n g des Täters angeführt wurde, gestaltete sich aber gerade zu einem wichtigen Verdachtsgrund gegen diesen, als festgestellt wurde, es herrsche in der Gegend, aus welcher der Täter stammte, die Meinung, daß Jungfrauen gegen Pilzgift immun seien. Solche Beispiele gibt es in Menge. Abgesehen von naturwissenschaftlichen Kenntnissen soll der UR. aber auch wenigstens eine Vorstellung von der W i r k u n g der G i f t e haben und zu diesem Zwecke irgendein Lehrbuch über die G i f t l e h r e (sagen wir z. B. die Intoxikationslehre von Prof. Dr. Rudolf B ö h m , oder Dr. Rudolf K o b e r t ) oder die G i f t l e h r e in irgendeinem Handbuch der gerichtlichen Medizin ( S c h a u e n s t e i n , Maschka, Casper, Hofmann, Guder, Hoche, Schmidtmann, Erben ') Um diesfalls zu helfen sind z. B. in unserem Institute fast alle deutschen Giftpflanzen im getrockneten Zustande (zwischen Pappe und Glas) an den Wänden aufgehängt, wodurch sie sich bei oftmaligem A n s e h e n dem Gedächtnisse gut einprägen. Giftpflanzen in Herbarien liegen zu haben, empfiehlt sich durchaus nicht, weil das Ansehen, besonders das Suchen einer bestimmten Pflanze viel Zeit erfordert, und namentlich weil die trockenen, brüchigen Pflanzen bei öfterem Herumblättern ruiniert werden. * Hierüber gibt jeder Kräuterhändler, auf d e m Lande auch der Apotheker, g e n ü g e n d e Auskunft. H a n s G r o ß , Hdb. f. UR.

6. Aufl. IL

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846

Anhaltspunkte für Giftmorde.

im H d b . von D i t t r i c h , S t r a ß m a n n kann er diese K e n n t n i s s e sicher ').

u s w . ) durchsehen.

Brauchen

P e r e x c l u s i o n e m sei hier von j e n e n zahlreichen F ä l l e n g e s p r o c h e n , in w e l c h e n mit U n r e c h t V e r g i f t u n g a n g e n o m m e n und hierdurch una b s e h b a r e s Mißgeschick h e r v o r g e r u f e n w u r d e 8 ) . A l l e r d i n g s l a g hier in s e h r vielen F ä l l e n g r e n z e n l o s e Dummheit, A b e r g l a u b e n , U n w i s s e n heit, b i s w e i l e n unglückliche V e r k e t t u n g von U m s t ä n d e n v o r : 1. Ü b e r P t o m a n i e , Leichenalkaloide, Fleisch-, W u r s t - , Fischvergiftungen usw., die s o oft mit S t r y c h n i n - B r u c i n usw. -Vergiftung e n v e r w e c h s e l t wurden, ist oben p. 2 8 7 g e s p r o c h e n w o r d e n . H i e r sei n o c h m a l s erwähnt, daß die U n t e r s c h e i d u n g nur durch d a s T i e r e x p e r i m e n t , also der p h y s i o l o g i s c h e N a c h w e i s erbracht w e r d e n k a n n 3 ) ; daß dies eine i m m e r bedenkliche F e h l e r q u e l l e enthält, ist b e k a n n t ; 2. über n o r m a l e s V o r k o m m e n von A r s e n im menschlichen K ö r p e r s. o b e n pag. 2 8 6 Anm. und 2 8 8 ; d o r t auch über zufälliges E n t wickeln d e s schädlichen A r s e n w a s s e r s t o f f e s ; A r s e n in T o t e n kränzen: L o o c k 4 ) ; 3. über K o h l e n o x y d v e r g i f t u n g e n s. S u r y 5 ) ,

Stoll6),

Sello7);

4. ü b e r Pilzvergiftungen s. K u n o w ) , Husemann ), scher10), Demme11), Dennstedt12); 8

9

Wut-

5. über Milchvergiftung, die c h o l e r a a r t i g e und s o n s t i g e V e r g i f t u n g s e r s c h e i n u n g e n vortäuschen kann ( w e n n z. B. die K ü h e Z e i t l o s e n fressen u s w . ) s. E r b e n 1 3 ) ; 6. B l e i v e r g i f t u n g e n siehe j e d e s L e h r b u c h der T o x i k o l o g i e , dann L e w i n 1 4 ) und zahllose Fälle, w i e s i e häufig in den T a g e s b l ä t t e r n veröffentlicht w e r d e n ; ') Genaue Literaturangabe (v. Dr. T r o g er) s. Friedreichs Bl. f. ger. Med. u. San. Pol. 1901 p. 266. — Bequem und leicht verständlich sind die Tabellen in L i n d e n m a y e r , „Die Vergiftungen, deren Erkenntnis etc." Wien 1898, Safar. Vgl. K r a t t e r in H. Groß' Archiv Bd. XIII p. 129 ff.; G a d a n e r , H e r z u. G o e b e l , „Lehrb. der ehem. Toxikologie", Göttingen 1909; H a r n a c k , „Das Gift in der dramatischen Dichtung". Leipzig 1908, Vogel. *) S. namentlich M. L e v y in Friedreichs Blättern LVIII. Jahrgang (Aprilheft und folgende): „Welche Aufgaben stellen die Fälle plötzl. Todes dem Gerichtsarzt?" (namentlich Erstickungen verschiedener Art, Embolyen, sog. Thymustod, Tod aus Schreck und Freude z. B. Sophokles, Cheilon, Leo X., Philipp V., die Nichte Leibniz's, Louis v. Bourbon, Vesal, Pitt Baudin etc.). Dort auch reiche Literaturangabe. Vgl. dazu: Ottilio A s c a r e l l i , „Contributo allo studio delle morti improvisi, Roma 1907. ») S. z . B . L o o c k 1. cit. II p. 75; G u t e k u n s t in der Vierteljahrschrift für gerichtl. Med. 38. Bd. 2. Heft. 4 ) 1. cit. I p. 26. ') In der Zeitschrift f. Med.-Beamte No. 16 ex 1908 p. 571. •) Vierteljahrschrift f. gerichtl. Med. Bd. 38 I. Heft. ') „Justizirrtümer", Berlin 1911, p. 297 (Fall Druaux). •) Friedreichs Blätter 60. Jahrg. p. 344 (Literaturangabe!) Bd. 1909 Heft 5. ») „Handbuch der Toxikologie", Berlin 1862, p. 387. , 0 ) Wiener med. Presse 1872 No. 47. " ) Mitteilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern 1888 p. 11. >•) Chemie p. 132. l») In Dittrichs Handbuch p. 362. " ) Archiv f. klin. Chirurgie Bd. 94.

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Anhaltspunkte für Giftmorde.

7. V e r g i f t u n g e n durch Pflanzen, namentlich bei Kindern machen o f t den Eindruck von schweren a n d e r w e i t i g e n Erkrankungen oder von absichtlichen S c h ä d i g u n g e n ; w i e häufig z. B. Vergiftungen von Tollkirschen g e s c h e h e n , b e w e i s t der Umstand, daß 1 9 0 8 in B a y e r n allein 8 T o d e s f ä l l e und 17 s c h w e r e Erkrankungen von Kindern b e k a n n t wurden, die T o l l k i r s c h e n g e g e s s e n hatten ; g r o ß e ähnliche Zahlen s t e l l t e S c h n e i d e r 1 ) vor vielen J a h r z e h n t e n zusammen und neuerlich hat man z. B. f e s t g e s t e l l t , daß viele Erkrankungen auf die G i f t i g k e i t des O l e a n d e r s zurückzuführen sind, die man früher anders zu erklären s u c h t e ; 8. e b e n s o wichtig sind häufige V e r g i f t u n g e n mit Substanzen, die heute häufig im H a u s h a l t benützt w e r d e n ; T e r p e n t i n 2 ) , B e n z i n 3 ) , chlorsaures K a l i 4 ) , S c h e e l ' s c h e s G r ü n 5 ) , Oxalsäure«), L y s o l 7 ) ; auch M o h n k o p f a b s u d 8 ) , S t r o p h a n t i n 9 ) usw. gehören hieher. — Zu erwähnen ist hier auch die T a t s a c h e , daß viele der bedenklichsten G i f t e im V o l k e auffallend stark verbreitet sind. D i e Hauptu r s a c h e liegt sicher darin, daß viele G i f t e in g e w e r b l i c h e n B e t r i e b e n n ö t i g sind und von da Verbreitung, auch durch Diebstahl usw. find e n : aus Apotheken, D r o g e r i e n , M e t a l l w a r e n f a b r i k e n , galvanopiastischen Anstalten, photographischen Laboratorien, Ausstopfereien usw. Dazu kommt, daß so viele Menschen einen b e s o n d e r e n D r a n g dazu besitzen, über G i f t verfügen zu können. D e r C h e m i k e r und S c h r i f t s t e l l e r A b e l s in Berlin schreibt mir, daß er zur Z e i t seiner pharmazeutischen P r a x i s überraschend oft von b e s s e r B e k a n n t e n um G i f t ersucht wurde, namentlich Strychnin und Zyankali. „ M a n k ö n n e nicht w i s s e n " — „es sei doch gut, so etwas zu h a b e n " usw. war die Begründung. A b e l s gab den Leuten dann Chinin oder Ähnliches und konnte sich oft nach J a h r e n davon überzeugen, daß die Leute das Fläschchen versiegelt und wohl verwahrt b e s a ß e n , s o daß es wirklich nur die Lust am gruseligen Besitze war, die sie das G i f t verlangen ließ. S o l c h e V o r g ä n g e werden auch a n d e r w e i t i g b e s t ä t i g t . — U n b e g r e i f l i c h ist der häufige B e s i t z von Arsen unter der Landbevölkerung, namentlich in den Alpenländern. Zu verkaufen ist es ') In C a s p e r s Wochenschrift f. d. ges. Heilkunde 1848 p. 377. *) C o l t a r t , „A c a s e of terpentine poisoning", Med. leg. journ. Vol. 1 p. 1014 e x 1907. *) R e u t e r , „Anatom. Befund bei Benzinvergiftung", Wiener med. W o c h e n schrift No. 9 u. 10 ex 1907; R o t h , „Zeitschrift f. M e d . - B e a m t e " No. 24 e x 1906 (Benzin in kleinsten Mengen von kleinen Kindern getrunken wirkt tödlich) 4 ) Friedreichs Blätter 59. Jahrg. 1908 p. 289. s ) Ist arseniksaures Kupfer (Schweinfurter Grün hat noch e s s i g s a u r e s Kupfer). •) D e n n s t e d t , Chemie p. 128. ') E r b e n in Dittrichs H d b u c h . ; K ä t h e im Centralbl. f. Path. und path. Anatomie No. 6 ex 1907; R e v e n s t o r t in der Ärztl. S a c h v e r s t . - Z t g . No. 12 e x 1907; v. B ü r t z , Münchner med. Wochenschrift N o . 2 0 e x 1907; B o r n t h a u und S t a d e l m a n n , „ D e u t s c h e s Archiv f. klin. Med. Bd. X C I 1907 Heft 1 u. 2. ') D u t i 1 1 e u 1 u. B o n n A r c h . d ' a n t h r . c r i m . No.205 p. 6 9 ; L o o c k 1. c . II p . 8 4 . ' ) C o r i n in bull, de l'Acad. royal de med. de Belgique 1908.

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Anhaltspunkte für Giftmorde.

nirgends, es hat aber fast jeder Bauer, jeder Pferdeknecht welches — zum Teile f ü r die Schweine oder Pferde, zum Teile zum eigenen G e n u ß . F r a g t man, woher die Leute Arsen haben, so sagen sie „von den U m t r a g e r n " (Hausierer, namentlich Glaswarenträger). V o r j a h r e n h a t t e ich einmal bei einem alten Bauern eine Haussuchung nach Arsen abzuhalten und f a n d glücklich ein bohnengroßes Stückchen. Am nächsten Tage erschien der Alte bei mir und brachte mir zwei große Stücke Arsen (zusammen über 2i/ 2 Kilo!) und s a g t e : „ G e f u n den haben Sie das nicht, aber weil ich ein ehrlicher Mensch bin, schenke ich Ihnen das — nicht dem Gericht, aber Ihnen s e l b e r ! " W o h e r h a t t e der Mann diese Riesenmenge, mit der man einige Regim e n t e r 1 ) töten k ö n n t e ? In den Sammlungen des Grazer kriminalistischen Institutes steht z. B. ein großes Glas mit f a s t 6 Kilo Arsen, welche Quantität einem harmlosen Bauern abgenommen wurde, der damit einen schwunghaften Handel betrieben hat. Seine Abnehmer waren Pferdeknechte, die damit ihre P f e r d e füttern, Bäuerinnen, die ihren Schweinen davon geben und namentlich gewohnheitsmäßige Arsenesser: Jäger, Bergsteiger, Soldaten und andere Leute, die große Anstrengungen machen müssen, und durch Arsengenuß „ l ü f t i g " werden, d. h. aushaltenden Atem bekommen. Viel Nachfrage nach Arsen ist bei jungen Mädchen, die dadurch glänzende Augen und pralle, glatte Haut bekommen (wie die P f e r d e ) . Daß dann auch Arsen angeblich zu einem dieser Zwecke, in W a h r h e i t aber f ü r Abtreibung und Mord g e k a u f t wird, liegt nahe. — Gewissermaßen als Memoranda mögen hier aus der Praxis einige wenige Anhaltspunkte zusammengestellt werden. 1. Verdächtig sind alle Todesfälle, in welchen jemand ohne nachweisbare Ursache erkrankt ist und Erscheinungen gezeigt hat, die zum Bilde einer bestimmten natürlichen Krankheit nicht passen. Hiermit ist freilich w e n i g gesagt und dieses W e n i g e schwindet auch noch, wenn bedacht wird, daß die herkömmlichen Vergiftungssymptome : Erbrechen, Durchfall, Schwindel usw. einerseits auch bei anderen Erkrankungen auftreten, anderseits wieder keineswegs bei allen Vergiftungen vorkommen müssen und daß nicht einmal das p l ö t z l i c h e Auftreten der Erscheinungen unbedingt für die Annahme einer Vergiftung n o t w e n d i g ist. Gerade vorsichtige und deshalb um so gefährlichere Leute werden mit langsamen und steigenden Vergiftungen vorgehen, welche nur ein langedauerndes Siechtum ohne stürmische Erscheinungen hervorrufen können. 2. Kein UR. möge es j e versäumen, einmal den Gerichtschemikern zuzusehen, wenn diese irgendeine chemische Analyse, sagen wir z. B. die Untersuchung des Mageninhaltes auf Arsen vornehmen. Erst ') Nach K u n k e l , „Toxikologie", Jena 1901, ist die Maximaldosis des deutschen Arzneibuches mit 5 mgr. eigentlich eine hohe Gabe. 6 cgr. gelten als minimal letale Dosis; allerdings weiß man, daß auch sehr große Gaben, selbst 2—3 Gramm u. U. überstanden wurden.

A n h a l t s p u n k t e für Giftmorde.

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wenn er dies vom A n f a n g bis zum E n d e g e s e h e n hat, wird er wissen, welch s c h w i e r i g e und mühsame Arbeit dies ist, er wird auch für die Zukunft wissen, was er von den C h e m i k e r n verlangen kann und w o die Grenzen dessen sind, was diese noch zu leisten vermögen. I n s b e s o n d e r e wird ihm klar werden, daß man nicht s o im allgemeinen „auf G i f t s u c h e n " kann. Man findet h ä u f i g (auch unter recht gebildeten J u r i s t e n ) die Auffassung, daß man b e i der chemischen Analyse auf G i f t etwa s o vorgeht, wie wenn man in einem Sack Mehl nach einem darin verlorenen R i n g e sucht, bei w e l c h e r G e l e g e n h e i t man j a selbstverständlich auch ein im Mehl befindliches T a s c h e n m e s s e r oder eine Uhr, o d e r sonst einen G e g e n s t a n d finden muß. D e r Chemiker kann der Natur der Sache nach f a s t i m m e r nur nach e i n e m G i f t suchen, und will man die E r h e b u n g auf ein anderes G i f t ausgedehnt haben, s o m u ß dies b e s o n d e r s verlangt werden. W e n n z. B. der C h e m i k e r noch so richtig und s o r g f ä l t i g a b e r vergeblich nach Arsen gesucht hat, so b e w e i s t dies noch nicht, daß in dem betreffenden O b j e k t nicht noch zehn a n d e r e G i f t s t o f f e , namentlich organische, enthalten sein können. Es empfiehlt sich daher nirgends mehr als gerade bei V e r g i f t u n g s f ä l l e n , mit dem b e t r e f f e n d e n Sachverständigen in genaue V e r b i n d u n g zu treten, ihm alles mitzuteilen, was man über die Sache weiß, w o m ö g l i c h e i n e K o n f e r e n z d e r obduzierenden G e r i c h t s ärzte, des behandelnden Arztes und der C h e m i k e r zu veranlassen, damit nach g e n a u e r I n f o r m i e r u n g aller dieser Sachverständigen beschlossen werden kann, in w e l c h e r Richtung nach G i f t zu suchen ist, ob vielleicht Mikroskopiker, Botaniker (vgl. p. 2 9 4 ) herangezogen oder ob b e s t i m m t e T e i l e des M a g e n i n h a l t e s usw. für s p ä t e r e Untersuchungen a u f b e w a h r t werden s o l l e n , und endlich, o b vielleicht wegen gewisser Z e u g e n a u s s a g e n usw. oder wegen anderer vorliegender Anhaltspunkte die Erhebungen in noch anderer R i c h t u n g ausgedehnt werden müssen. S o l c h e Konferenzen vorzunehmen s o l l t e sich der U R . geradezu zur R e g e l machen ; meistens kommt W i c h t i g e s zum Vorschein, zum w e n i g s t e n h a t man die Beruhigung, getan zu haben, was möglich war. 3. Liegt ein, wenn auch noch so e n t f e r n t e r V e r d a c h t auf Vergiftung vor, so g e n ü g t es nicht, wenn M a g e n und M a g e n i n h a l t usw. vorschriftsmäßig h e r a u s g e n o m m e n und zu Gerichtshanden gebracht werden, man muß sich s o f o r t G e w i ß h e i t darüber verschaffen, in welcher Richtung w e i t e r vorzugehen i s t ; in den meisten dieser F ä l l e ist durch Z e i t g e w i n n a l l e s g e s c h e h e n . Man verlange also z. B . von den G e r i c h t s ä r z t e n , daß sie s o f o r t mit einer guten Lupe den M a g e n und Darminhalt usw. s o r g f ä l t i g durchsuchen, d a m i t f e s t g e s t e l l t werde, ob Pflanzen und P f l a n z e n b e s t a n d t e i l e , auffallende F r e m d k ö r p e r usw. vorhanden sind, welche vielleicht auf ihre Natur als G i f t s t o f f e zu untersuchen wären. O r g a n i s c h e K ö r p e r halten sich namentlich unter den der V e r w e s u n g günstigen Umständen selten lange, zum mindesten ist ihre U n t e r s u c h u n g schon nach wenigen T a g e n bedeutend erschwert. W e r d e n s i e a b e r von den Gerichtsärzten s o f o r t bei der Obduktion h e r a u s g e n o m m e n und, w i e diese es dann für gut befinden,

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Kennzeichen für Vergiftungen.

in Alkohol, Wasser oder trocken aufbewahrt, so kann hierdurch das wichtigste Moment für die Untersuchung gerettet s e i n 1 ) . — 4. Für Vernehmungen, besonders dann, wenn der Körper des Vergifteten noch nicht zur Stelle ist, also z. B. vor der Exhumierung, merke man einige wenige Kennzeichen, welche wenigstens soweit gehen, d a ß m a n V e r d a c h t h a b e n k a n n . a) Auf A r s e n ist in der Regel zu schließen, wenn Erbrechen, heftiger Durst, brennendes, kratzendes Gefühl im Rachen, Magenschmerzen, Durchfall und Wadenkrämpfe eintraten. Keineswegs m ü s s e n aber alle diese Erscheinungen zusammentreffen 2 ). Von vielen wird behauptet, daß der Schweiß und der Atem der mit Arsen Vergifteten nach Knoblauch rieche, ähnlich wie dann, wenn man Arsen auf glühende Kohlen streut; es scheint, daß dieser Geruch wenn überhaupt, so nur bei chronischer Vergiftung auftritt. Mumifikation ist, wie jetzt nachgewiesen 3 ), sicher kein Kennzeichen von Arsenvergiftung, wie früher und auch bisweilen jetzt noch behauptet wurde 4 ). b) P h o s p h o r erzeugt meistens gelbliche Hautfarbe (Icterus), auch leuchtet der Atem aus dem Munde im Dunkeln ; es ist aber zu bemerken, daß das Leuchten des Phosphors & ) durch Alkohol, Terpentinöl und Bleisalze unterdrückt oder doch vermindert wird. Da Phosphorvergiftungen dort, wo noch schädlicher Phosphor verwendet werden darf, fast nur durch Zündholzköpfchen geschehen, so merke man, daß die letale Dosis von Phosphor in Zündhölzchen ausgedrückt, sehr schwankend angegeben wird, da sowohl die Empfindlichkeit für Phosphor als auch der Phosphorgehalt der Zündhölzer sehr verschieden ist. Manchmal werden 10 Zündhölzer als tötlich bezeichnet, manchmal 100 Stück. Allerdings werden auch glaubhafte F ä l l e " ) berichtet, in welchen kleine Kinder durch ein einziges Zündhölzchen getötet wurden. ') Vgl. z . B . : O . K ö h l , „Vergiftung mit Schlaftee" (Mohnkopfabsud), Münchner mediz. Wochenschrift 1904 No. 3 0 ; G i m l e t t e , „Datura poisoning in the federated malay states", Brit. med. J o u m . Mai 1903 No. 16; das hier G e s a g t e kann alles ebensogut bei uns für Stechapfelvergiftungen gelten. ') H. W e i m a n n , „Über akute Arsenikvergiftung v o m ger.-ärztl. S t a n d punkt aus", Friedreichs Blätter f. ger. Medizin 1905 (wichtige R a t s c h l ä g e w e g e n Mitnehmens der wichtigsten O b j e k t e ) ; M a n n , „Über chronische Arsenvergiftung", Friedreichs Blätter 1909 Heft Mai und A p r i l ; Adolf R e i t z im „Mikrokosmus" Heft 1 von 1910/11; D e n n s t e d t , Chemie p. 95. ') T. Z a a y e r , „De T o e s t a n d der Lijken na Arsenicum Vergifting", Kon. Akad. van W e t e n s c h a p p e n t e A m s t e r d a m 1885. ') Vgl. C. K r ü g e l in H. Groß' Archiv Bd. VI p. 195 und Z i e m k e , „Über das Vorkommen v o n Arsen im menschl. Körper", Vierteljahrschrift für gerichtl. Medizin 3. F. Bd. X X I I I p. 51. Neuerdings (G. B e r t r a u d in den „Ann. de l'Institut P a s t e u r " , Juli 1903) wird behauptet, daß jedes Hühnerei 1 bis '/ioo von einem Milligramm A r s e n enthalte. S. oben p. 254. — F a l s c h e r V e r d a c h t auf Vergiftung durch Arsen e t c . entsteht oft, wenn Blinddarmentzündung (Appendicitis) mit Durchbruch v o r l a g ( K i s t e r in Friedreichs Blättern 54. J a h r g . p. 401). *) Fr. Jul. O t t o , „Anleitung zur Ausmittlung der Gifte", Braunschweig 1892. •) Von S o n n e n s c h e i n und dann in den Vorträgen von Prof. K r a u s . — R. K o b e r t sagt, daß auch E r w a c h s e n e schon durch den Phosphor von 10 Z ü n d hölzchen getötet werden können. Vgl. dazu A. S m i t a , „Untersuchungen über den Phosphorgehalt der Zündhölzchen" in Friedreichs Blättern 46. Jahrg. 1895 p. 134; hier wird a n g e g e b e n , daß j e d e s Phosphorköpfchen 0'167—1-78 m g r Phosphor

Kennzeichen für Vergiftungen.

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c) K o h 1 e n o x y d g a s - V e r g i f t u n g ' ) erzeugt hellrote, d) K a l i c h l o r i c u m aber violette Totenflecken *). e) S u b l i m a t v e r g i f t u n g e n sind leicht zu erkennen, wenn man blankes Kupfer, z. B. eine gescheuerte Kupfermünze in den Mageninhalt gibt, welche sich positiven Falles mit einer feinen Quecksilberschichte überzieht, die durch Hitze zu vertreiben i s t ' ) . / ) K u p f e r v i t r i o l und G r ü n s p a n färben den Mageninhalt grün, blanker Stahl dareingetaucht überzieht sich mit einer feinen Kupferschicht. g) S c h w e f e 1 s ä u r e v e r g i f t u n g e n 4 ) , die wohl nur an kleinen Kindern oder Schlafenden begangen werden dürften, zeigen sich durch die Einwirkung dieser Säure auf die Haut, also namentlich an den Mundwinkeln usw. Die Haut wird dort, wo sie von der Säure berührt wurde, zuerst w e i ß aufgelockert, d a n n b r a u n b i s s c h w a r z verschorft, wie verbrannt. (Häufig die sogen. Vitriolattentate.) h) S a l p e t e r s ä u r e ruft auf der Haut zitronengelbe oder graugelbe Flecken hervor. i) S a l z s ä u r e wirkt wie Schwefelsäure, färbt aber nicht so intensiv. /) O x a l s ä u r e wird zu häuslichen Zwecken häufig verwendet (sogen. Zuckersäure zum Metallputzen), könnte also bei kulposen Vergiftungen in Sprache kommen. Die damit Vergifteten haben weißlich graue Speiseröhren-Schleimhaut. Die Magenschleimhaut ist eigentümlich durchscheinend 6 ). k) K a r b o l s ä u r e kann bei ihrer noch häufigen Verwendung zu Desinfektionszwecken auch zu Vergiftungen führen. Die damit benetzte Haut wird weiß, der Urin färbt sich braun oder grün. Der Geruch der Karbolsäure ist allgemein bekannt und leicht zu unterscheiden. Zu bemerken wäre, daß der Geschmack der Karbolsäure keineswegs so ekelhaft ist als man meinen sollte; eine ganz geringe Menge davon in den Mund gebracht (z. B. beim Kosten) schmeckt eigentümlich pikant und mahnt am ersten an einen sehr kräftigen, süßen Likör. Dieser Umstand erklärt vielenthalte, also im Durchschnitt j e d e s Köpfchen '/« mgr. Nach wieder anderen A n g a b e n enthält 1 Million Zündhölzer 500 gr Phosphor, also eines */« mgr. Letal für Erwachsene sind 0 2—0-5 gr. Zu bemerken ist noch, daß ö l von Mentha pulegium (beliebtes Abortiv) sog. P e n n y royal Oil, wenn in großer M e n g e g e nommen Phosphorvergiftung gut vortäuscht. Dann: J. K r a t t e r in H. Groß' Archiv Bd. Xill p. 129. ') S a c h s , „Kohlenoxydvergiftung etc.", V i e w e g > » )> » 310 „ 0j55„ ,, ,, ), » 320 ,, 1 Fall mit 353 „ ') „Die Kriminalpolizei", Großlichterfelde 1907 p. 69. ' ) Trattato di polizia scientifica, Milano 1910 p. 336. *) Atlas und Grundriß der gerichtl. Medizin, München 1908, L e h m a n n . 4 ) Bibl. for L a e g e r 1907 p. 4 3 4 ; vgl. N ä c k e in H. Groß' Archiv X L V , 178. •) „Das Verhalten der Pupillen im T o d e " , Halle 1906, Marhold. *) „L'etat des paupières après la mort", Lyon 1898. ' ) La connaissance de l'Origin de l'adipocire", Arch. d'anthr. crim. No. 201, 202 p. 7 4 8 ; vgl. B ü r g e r , „Die Adipocirebildung und ihre gerichtl. med. B e deutung, Vierteljahrschrift f. gerichtl. Medizin 1910 Suppl.-Heft. 8 ) „Klin. und forense Studien über verlängerte Schwangerschaft", Zeitschrift f. Geb.-Hilfe und Gynäkologie Bd. 67 Heft 2, 1910.

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Selbstmord.

7. Über die W i r k u n g von Kalk auf darin vergrabene Leichen, siehe K. W e i ß '). 8. Bei tiefgehenden Verletzungen, namentlich Stichwunden, behaupten die als Zeugen vernommenen Verletzten, oft die genauesten Empfindungen, die sie sicher nicht hatten und sich nur einbilden 2 ). 9. Darüber, was mit Gruftleichen im eigentlichen Sinne geschieht, wissen wir gar nichts. Ist der Mensch gestorben, als im Sommer Fliegen Eier auf die Leiche gelegt haben, so wird diese zum größten Teile von Generationen der Fliegen aufgezehrt, auch wenn der Sarg luftdicht verschlossen ist. Ist der Verschluß des Sarges nicht luftdicht, so können doch Tiere zur Leiche kommen, die Flüssigkeit kann verdunsten und so wird wahrscheinlich eine Art Mumifizierung durch Vertrocknen eintreten. W a s geschieht aber, wenn der Mensch im Winter starb und wenn der Sarg luftdicht ist (verlöteter M e t a l l s a r g ) ? Darüber wissen wir nichts, auch nicht, ob wir nach irgendeiner bestimmten Zeit irgendwelche Aufschlüsse durch Exhumierung zu erwarten haben — in allen diesen Fällen muß eben nachgesehen und versucht werden, siehe H. G r o ß 3 ) . 10. Ober die schweren Bedenken, welche von kriminalistischer Seite gegen die E i n f ü h r u n g der Leichenverbrennung sprechen, siehe S t a r k 4 ) , H. G r o ß s ) , H e l l w i g 6 ) , R y c h e r e 7 ) , P o p p 8 ) .

10. Selbstmord. Wenn auch der sogenannte wirkliche Selbstmord nicht eigentlich in den Arbeitskreis des UR., sondern in den der Polizei fällt, so gehören die sogenannten larvierten Selbstmorde, also die Fälle, bei welchen Mord oder auch natürlicher Tod vorliegt und in welchen man Selbstmord vorgetäuscht hat, wieder zu den schwierigsten Aufgaben, welche dem UR. unterkommen können. Außerdem wird es wenige Momente in seiner Tätigkeit geben, in welchen der UR. nicht so sehr durch seine eigentlich juridischen Kenntnisse, als durch seine Erfahrung, seinen geübten Blick und kurz gesagt, als gescheiter Mensch die wichtigsten Aufklärungen schaffen kann. Es darf gewiß mit Recht behauptet werden, daß unter den „ S e l b s t m o r d e n " eine überraschend g r o ß e Zahl von Todesfällen besteht, die eben nicht Selbstmorde sind und doch als solche verzeichnet bleiben. Die Zahl der Selbstmorde ist ») H. Groß' Archiv XXXIX, 140. *) M e u m a n n , „Zur Frage der Sensibilität innerer Organe", Arch. f. d. ger. Psych. IX. Bd. 1. Heft p. 2S\ L e n n a n d e r , „Uber die Sensibilität der Bauchhöhle", Zentralblatt f. Chirurgie No. 8 ex 1901 (genaue Literaturangabe!); S o l l i e r , „Le mecanisme d e s emotions", Paris 1905. «) In H. Groß' Archiv XL, 239. *) In H. Groß' Archiv XXXIV, 195. 5 ) Ibid. XXXIV, 238. •) Ibid. XLIV, 1. ') Arch. intern, de med. leg. April 1910. ») „Flamme" No. 453 p. 36.

Maskierte Selbstmorde.

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erschreckend groß und nimmt von Jahr zu Jahr zu .-1) „wir sind Leute einer alternden Kultur", und ist die Zahl der Selbstmorde so groß, so können umso leichter viele maskierte unter ihnen sein. Daß solche Fälle viel öfter verkommen, als sie zur behördlichen Kenntnis gelangen, beweist eine Durchsicht der Tagesblätter, die Unzähligemale von „mysteriösen Selbstmorden" berichten, bei welchen sich der und jener ohne jegliche wahrnehmbare Ursache z. B. erhängt hat. W i e selten aber wird berichtet, daß in solchen Fällen die Untersuchung auf Vergiftung usw. angeordnet wird, ja selbst die sanitätspolizeiliche Obduktion wird oft (auf dem Lande fast immer) bei „zweifell o s e n " Selbstmorden unterlassen, so daß der angebliche „ S e l b s t m ö r d e r " sogar Schüsse oder sonst welche Verwundungen haben kann, wenn nur das Blut sorgfältig abgewaschen und die Leiche neu bekleidet worden ist. Ich wollte imstande sein, die Sicherheitsbehörden darauf aufmerksam zu machen, wie nötig es wäre, diesfalls die Augen offen zu halten, es würde die Statistik um manchen „mysteriösen Selbstm o r d " ärmer und um manchen „entsetzlichen M o r d " reicher werden 2 ). Ebenso wie mancher „Selbstmörder" ein Vergifteter ist, werden andere auch erdrosselt worden sein, was noch sicherer und gefahrloser für den Mörder ist, da der Beweis eines solchen Mordes viel schwieriger zu erbringen i s t ; es ist z. B. überraschend verbreitet im Volke bekannt, wie leicht ein Druck auf die Karotiden (Halsschlagadern) und den nervus vagus Bewußtlosigkeit und den Tod erzeugen k a n n 3 ) . Daß so viele „Selbstmorde", die es nicht sind, als solche passieren, das hat viele Gründe. Vor allem wirkt hier das namhafte psychologische Moment der „überzeugenden Tatsache". W a s w i r a l s „ T a t s a c h e " (Niemand hat noch eine passende Definition von „Tats a c h e n " zu geben vermocht) w a h r n e h m e n , d a s i m p o n i e r t f ü r i h r e R i c h t i g k e i t , f ü r s i e s e l b s t . Dies ist ähnlich mit der Wirkung des ersten Eindruckes. W i e wir eine Sache zuerst sehen, wie wir sie zuerst hören, so macht sie Eindruck, und um diesen zu beseitigen, müssen in der Regel viel stärkere Eindrücke wirken, als es der erste war. W i r nehmen an, daß zur Beseitigung des ersten ') S o ist d i e Zahl der S e l b s t m o r d e z B. in Frankreich s e i t 1827 v o n 5 auf 21 für 100000 g e s t i e g e n ( L e v a p e u r ) ; in Italien ( B o n o m e l l i , Bischof v. C r e m o n a ) s e i t 1871 v o n j ä h r l i c h 896 auf 2686. A l l g e m e i n wird a n g e n o m m e n , daß die Z a h l der S e l b s t m o r d e mit d e m F o r t s c h r e i t e n der Kultur s t e i g e : die g r ö ß t e Zahl w e i s t a b e r China auf, w o s i c h 4 mal s o viel L e u t e s e l b s t töten a l s in D e u t s c h l a n d ( P r a h l im A r c h . für R a s s e n - u. G e s . B i o l o g i e H e f t 5 und 6 e x 1908). W e s t e r m a r c k ( , , S u i c i d e " ; the s o c i o l o g i c a l R e v i e w t. I p. 12ff.) b e h a u p t e t , e s s e i kein U n t e r s c h i e d z w i s c h e n z i v i l i s i e r t e n und n i e d e r e n V ö l k e r n zu e r w e i s e n . — M a n e r w ä g t unwillkürlich, o b an d e m S t e i g e n der S e l b s t m o r d z i f f e r n nicht z u m Teil die m i t l a u f e n d e n larvierten „ S e l b s t m o r d e " s c h u l d sind — mit v o r s c h r e i t e n d e r „Kultur" w e r d e n die L e u t e e b e n a u c h in d i e s e m „ L a r v i e r e n " g e s c h i c k t e r ! a ) S t r a ß m a n n , Vierteljahrschrift f. g e r i c h t l . M e d i z i n JQtXVI Bd. p. 282 (No. 2, 1908). ®) V g l . z . B . d e n Fall v o n T r ö l t s c h in „Pitaval der G e g e n w a r t " Bd. VI H e f t 3 p. 181; A . G l o s in H. Groß' A r c h i v X X X I X , 40; L o c h t e , „ B e i t r ä g e zur U n t e r s c h e i d u n g v o n Mord und S e l b s t m o r d " a u s der k. ger.-ärztl. U n t e r r i c h t s anstalt G ö t t i n g e n u. Klin. Jahrb. 22. Bd. 3. H e f t ; C o r i n u. H e g e r - G i l b e r t , „ L e D i a g n o s t i c d e l ' h o m i c i d e et suicide", Arch. internat. d e m e d . l e g . 1910 (Charleroi).

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Zweifelhafte Selbstmordpläne.

Eindruckes eben so viele Einheiten nötig sind, als zu seiner H e r stellung und dann werden nochmals ebenso viele Einheiten in Anspruch genommen, um den zweiten Eindruck zu gestalten — ist dieser also nicht besonders kräftig, so bleibt der erste der stärkere. Praktisch sehen wir dies gut an jenen Erfahrungen, die man bei Anzeigen macht. W a s zuerst angezeigt wurde, wird zum ersten Eindruck, und war diese erste Anzeige auch falsch, so bedarf es energischer neuer Feststellungen, um diesen Eindruck der Anzeige zu verwischen. Ähnlich verhält es sich mit der „ T a t s a c h e " des Selbstmordes; wir sehen den Mann an einem Nagel hängen, oder mit durchschossener Schläfe im Lehnstuhl sitzen, den abgefeuerten Revolver unter dem schlaff herabhängenden rechten Arme auf dem Boden l i e g e n ; in beiden Fällen finden wir etwa einen traurigen Abschiedsbrief auf dem Schreibtisch. Das alles imponiert als „Tatsache eines Selbstmordes" und es gehören zumeist sehr dringende Inzichten dazu, damit man die Annahme als möglich a n s i e h t : es könnte vielleicht doch kein Selbstmord vorliegen. Daß das letztere viel öfter vorkommt, als man gemeiniglich annimmt, läßt sich natürlich nicht beweisen, aber die Fälle von entdeckten larvierten Selbstmorden sind einerseits nicht sehr selten und anderseits muß eine knappe Überlegung dazu führen, daß solche Fälle noch zahlreicher sein müssen. In Europa kommen alljährlich ungefähr 70—80 000 Selbstmorde zu behördlicher Kenntnis — in Deutschland z. B. 1902 allein 1 2 3 3 6 1 ) ; die Durchschnittsziffer in den allerletzten Jahren war f ü r Deutschland 207 auf 1 Million Einw o h n e r pro Jahr. Selbstverständlich ist die Zahl der wirklich vorgekommenen Selbstmorde wesentlich größer, da namentlich im Osten die Erhebungen nicht sehr vollständig sein dürften, und da weiters überall eine g r o ß e Zahl von Selbstmorden als solche aus den verschiedensten G r ü n d e n verheimlicht w i r d 2 ) . Ist nun aber auch die angegebene Zahl richtig, so ist sie doch schon mit 70—80 000 so ungeheuer groß, daß man nach allgemeinen Regeln über große Zahlen Unrichtigkeiten d. h. in unserem Falle Nichtselbstmorde darunter annehmen darf. Nun hat man sich überall bemüht, statistische Übersichten über die G r ü n d e der Selbstmorde festzustellen und hat in den einzelnen Ländern ungefähr ä h n l i c h e 3 ) Gruppen von Ursachen gebildet. Manche von ihnen werden ja fix umschrieben und leicht nachweisbar s e i n : z. B. Geisteskrankheit, körperliche Leiden, Misere, l ) R. G a u p p , „Uber den Selbstmord", München 1910. Verlag der Arztl. Rundschau. Die Zahl der Selbstmorde in Deutschland verteilt sich aber keinesw e g s g l e i c h m ä ß i g : in ganz Deutschland kommen auf 1000 Todesfälle 20, in Sachsen aber 33 Selbstmorde. •) Der Grund liegt in der aus alter Zeit übernommenen Auffassung des Schimpflichen eines Selbstmordes; in der Regel wird von den Angehörigen lieber eine P s y c h o s e , selbst ein Verbrechen z u g e g e b e n , als ein Selbstmord. ') D a s Ahnliche, gewissermaßen Internationale bei vielen Erscheinungen des Selbstmordes ist überhaupt merkwürdig; s o sind z. B. die graphischen Darstellungen, die man über das Zunehmen der Selbstmorde in einzelnen Ländern angefertigt hat, einander auffallend ähnlich, und die (für die letzte Zeit) in Deutschland, Frankreich und Japan angefertigten Diagramme decken einander fast völlig.

Unbekanntes Motiv bei Selbstmorden.

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Arbeitsmangel, Alkoholismus usw., manche sehen aber vage aus, und es wird schwer nachweisbar sein, daß sie wirklich die G r ü n d e des Selbstmordes waren, z. B. Leidenschaften, häuslicher Streit, Traurigkeit, Verlust von Prozessen oder Vermögen. Das wichtigste Moment dieser Frage liegt aber darin, daß am Schlüsse aller dieser Verzeichnisse eine G r u p p e von Ursachen erscheint, welche „unbekannte M o t i v e " genannt wird. W i r haben also: fix erweisbare, zweifelhafte und ganz unbekannte Motive, und es ist nicht zuviel behauptet, wenn man e r k l ä r t : unter der dritten und wohl auch zweiten G r u p p e dürften manche Nichtselbstm o r d e aufgezählt worden sein. Dies wird noch wahrscheinlicher, wenn man auf die verhältnismäßige G r ö ß e der letzten G r u p p e Rücksicht n i m m t : ein Durchschnitt aus den zahlreichen existierenden Verzeichnissen verschiedener Zeiten und verschiedener Länder gibt ungefähr 37o/o Selbstmorde mit „unbekannten Motiven". Diese Zahl muß als um so befremdlicher bezeichnet werden, als im allgemeinen die Ursachen nicht schwierig festzustellen sind (namentlich Krankheit, Schulden, Verdienstlosigkeit, Vermögensverlust usw.) und da f ü r die Feststellung dieser Ursachen kein exakter Beweis gefordert w i r d : wenn einige „vertrauenswürdige" Personen versichern, dies und jenes sei der G r u n d des vorliegenden Selbstmordes, so wird dies in der Regel genügen und der so „ermittelte" Grund wird in dem offiziellen Verzeichnisse eingetragen — wer f r a g t später um seine Richtigkeit? Es bleiben also als Fälle „ohne Motiv" bloß jene, in welchen N i e m a n d einen G r u n d anzugeben weiß, und es ist somit der Verdacht gerechtfertigt, daß das „ M o t i v " oft außerhalb des „ S e l b s t m ö r d e r s " gelegen sein mag. Dazu kommen noch die verhältnismäßig zahlreichen unbekannten Selbstmörder. Ich mußte einmal als UR. anläßlich eines wichtigen Falles wegen eines verschwundenen, angeblich ermordeten Ehepaares alle erdenklichen in- und ausländischen Spähblätter, Polizeianzeiger usw. auf längere Zeit hinaus nach „unbekannten Selbstmördern" durchsuchen ; viele davon wurden allerdings später agnosziert und die betreffende Notiz war dann widerrufen worden, aber die Zahl der unbekannt gebliebenen, also n i r g e n d s v e r m i ß t e n Selbstmörder war doch eine überraschend große. Bei allen diesen wußte 'man eigentlich nichts anderes, als daß der Betreffende erschossen, erhängt, ertrunken usw. g e f u n d e n w u r d e — das Vorher, Zugleich und Später blieb ebenso unbekannt, wie der Umstand, ob etwa Jemand Grund hatte, ihn zu töten, ob er Geld besaß, Eifersucht rege gemacht oder Grund zur Rache gegeben hatte, so daß gerade von diesen „unbekannten Selbstmördern" manch einer mit f r e m d e r Hilfe gestorben sein mag, ohne daß man auch nur Anlaß zu Verdacht oder weiteren Erhebungen in dieser Richtung gefunden h a t 1 ) . — *) Nur e i n Beispiel. In der Nähe von Wien, in der Gemeinde Albern, befand sich ein „Friedhof der Namenlosen", auf w e l c h e m alle von der Donau zwischen Ebersdorf und Fischamend (nicht mehr als 10—12 Kilometer) ausgespülten Leichen begraben wurden. Daß ein Aufgefundener als „namenlos" bezeichnet wurde, g e s c h a h aber immer erst, wenn die Nachforschungen (nament-

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Fehler der Situation.

W e n n wir also behaupten, daß ein nicht unbeträchtlicher Teil der Todesfälle, die als Selbstmorde registriert werden, dies nicht sind, so muß die erste Frage dahin gehen, wie ihre Zahl vermindert und Vorgänge entdeckt werden können, die Scheinselbstmorde geschaffen haben. Selbstverständlich wird in vielen Fällen eine sorgfältige und mit allen Finessen vorgenommene Obduktion Klärung schaffen können — von diesen Fällen habe ich hier nicht zu sprechen, sondern nur von jenen, in welchen die Obduktion allein nicht zum Ziele führen kann, oder von jenen, in welchen äußere Umstände erst zu einer besonders sorgfältigen und gewisse Fragen besonders berücksichtigenden Obduktion mahnen. O b jemand selbst G i f t genommen hat, oder ob ihm dies heimtückisch gereicht wurde, ob sich jemand selbst aufgehängt hat, oder ob er etwa im bewußtlosen oder sonst wehrlosen Zustande aufgeknüpft wurde, und viele andere ähnliche Vorkommnisse, kann häufig auch die beste Sektion für sich allein nicht feststellen, hier hilft nur sorgfältiges, überlegendes und kombinierendes Beobachten des erfahrenen und unterrichteten Mannes. Im allgemeinen möge hier auf das verläßliche M i t t e l 1 ) hingewiesen werden, das nicht in der Beobachtung allein sondern in der Beschreibung gelegen ist, die daher in einem solchen, nicht ganz klarem Falle nicht genau und sorgfältig g e n u g gemacht werden kann. Warum die Beobachtung allein weniger hilft, als die Beschreibung, ist schwer zu s a g e n : vielleicht liegt der Grund, vom psychologischen Standpunkte aus, darin, daß man bei der Beobachtung und Betrachtung der Sachlage allein zu flüchtig v o r g e h t ; beim besten Willen, genau zu sein, gleitet man beim Ansehen allein doch zu rasch vom Einen zum Andern ; wenn man einen Gegenstand mit den Augen erfaßt hat, so liegt kein Grund vor, noch länger bei diesem zu verweilen — gesehen hat man ihn ja. Beschreibt man ihn aber, so m u ß man länger dabei bleiben, und während man diktiert, muß man wohl oder übel die Sache im Auge behalten und entdeckt hierbei Einzelheiten, über die man beim Ansehen allein, einfach hinweggeglitten ist. Jeder erfahrene Kriminalist wird es bestätigen, daß er oft das wichtigste erst bei der Abfassung der Beschreibung, i. e. beim Diktieren des Protokolls wahrgenommen hat, Dinge, die er früher, auch bei sorgfältigem Anschauen nicht gesehen h a t t e 2 ) . Das menschlich Erreichbare leistet man in solchen Fällen durch Beobachtung eines denkbar einfachen und naheliegenden V o r g a n g e s : man sichert sich die Hilfe des ja anwesenden Gerichtsarztes und Einer diktiert das Protokoll, der Andere kontrolliert das Diktierte. W e r diktiert und wer lieh in den Polizeiblättern) vergeblich waren. D i e s e r Friedhof wurde 1900 (weil im Ü b e r s c h w e m m u n g s g e b i e t e gelegen) aufgelassen, nachdem er 3000 (!) n a m e n l o s e Leichen beherbergt hatte. l ) Vgl. den a u s g e z e i c h n e t e n Wiener Vortrag v o n Prof. H a b e r d a in der „österr. Kriminalist. Vereinigung" vom 13. Mai 1908. ') Als erklärende Parallele sei das Zeichnen eines Gegenstandes erwähnt; Gegenstände, die man jahrelang vor sich hat, kennt man eigentlich erst genau, wenn man sie einmal a b g e z e i c h n e t hat: erst dann sieht man alle Einzelheiten, Unregelmäßigkeiten, Schönheiten und g e n a u e n Formen — e s wird aus der altbekannten Sache durch das Abzeichnen etwas g a n z anderes.

Fehler der Situation.

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kontrolliert ist im Ganzen gleichgültig und wird meistens von den Umständen abhängen ; handelt es sich z. B. um einen in einem Zimmer erhängt Gefundenen, so wird wahrscheinlich der Arzt die Leiche und ihre Situation, der UR. den Raum selbst, die Einrichtungsstücke usw. beschreiben. Das wichtige liegt darin, daß der „ A n d e r e " , nicht diktierende, nicht irgend etwas anderes unternimmt, sondern auf das Diktierte aufmerkt und dieses kontrolliert. Da man gegen den Anderen immer mehr Widerspruch entwickelt als gegen sich selbst, so entdeckt man auf diese W e i s e auch Ungereimtheiten in der Situation am leichtesten, und gerade diese sind die wichtigsten Anzeigen dafür, daß an der Sache irgend etwas nicht in O r d n u n g ist. Solche Ungereimtheiten, welche Fehler in der Situation verraten, entdeckt man aber deshalb beim bloßen Anschauen nicht, weil man sich selten dazu zwingen kann, geordnet zu schauen, d. h. vom allgemeinen zum besonderen und da wieder von jedem einzelnen Momente zum andern überzugehen. Nimmt man die Sache aber zu Protokoll, so muß man — will man das halbwegs brauchbar machen — doch so vorgehen, und da ist es fast unmöglich, die so wichtigen „Fehler in der Situation" zu übersehen ; diktiert dann noch Einer, und der Andere kontrolliert, so ist eben das Äußerste geleistet, was geleistet werden kann. Es darf nicht vergessen werden, daß solche Situationsfehler sich von selbst ergeben m ü s s e n , wenn etwas anders dargestellt werden soll, als wie es sich wirklich ereignet hat. Dies korrekt zu machen ist außerordentlich schwer, und da uns auch hier die tausendmal zitierte „Eine große Dummheit", die bei jedem Verbrechen begangen wird, wesentlich hilft, so kann durch diese, wenn man sie als „Fehler in der Situation" zu entdecken vermag, auch das Verbrechen selbst klar gelegt werden. Ich erinnere mich lebhaft eines Falles, der das Gesagte deutlich illustriert, und in welchem wegen eines Erhängten, der angeblich durch Selbstmord geendet hatte, der Lokalaugenschein vorgenommen werden mußte. Man hatte Verdacht geschöpft und die Anzeige erstattet, bevor der Leichnam abgenommen worden war. Durch Vernehmung verläßlicher und unbeteiligter Zeugen konnte sichergestellt werden, daß die Situation unverändert belassen worden war, bis ich sie gesehen habe. Nach dieser hing der Leichnam in der Mitte des Zimmers an dem Lusterhaken, die Füße fast einen halben Meter vom Fußboden entfernt — und kein Sessel usw. neben dem Leichnam. An Sitzgeräten war in dem fraglichen Zimmer (Schreibzimmer des Verstorbenen) überhaupt nur ein Schreibsessel, zwei Fauteuils und ein Sessel. Ersterer stand ordnungsgemäß beim Schreibtische, die Fauteuils standen in der Ecke neben dem Rauchtischchen, der Sessel mit Schriften und Büchern bedeckt, neben dem Schreibsessel. Ich gestehe, daß ich die Sachlage lange Zeit betrachtet und Erhebungen angeordnet habe und daß mir alles immer unverfänglicher schien, b i s m i r e r s t b e i m P r o t o k o l l i e r e n einfiel: „Ja, w i e hat denn der sich e r h ä n g t ? " Es kommt oft genug vor, daß sich Leute in stehender Stellung die Schlinge um den Hals legen und sich dann umfallen oder zusammensinken lassen, so daß sie in lehnender,

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Falsche und echte Selbstmordsituationen.

kniender, selbst in fast liegender Stellung gefunden w e r d e n 1 ) , aber wenn die F ü ß e vom Fußboden e n t f e r n t getroffen werden, so ist der H e r g a n g nur so möglich, daß d e r Betreffende zuerst das Ende der Schlinge befestigt hat (an einem Nagel, Haken, der oberen Türkante usw.), dann auf einen Sessel u. dgl. gestiegen ist, die Schlinge um den Hals nahm und vom Sessel usw. herabgestiegen oder gesprungen ist, oder ihn umgestoßen hat. Aber wenn die Füße vom Fußboden entfernt sind und kein Sessel u. dgl. in der Nähe ist, dann — muß jemand geholfen haben. So war es auch im vorliegenden Falle. Es lag weder Selbstmord noch Mord v o r ; der alte kränkliche Mann war von seinen Verwandten der O b h u t seiner zwei Dienstboten ü b e r a n t w o r t e t worden, die beide eine Nacht unerlaubterweise zum Ballbesuche verwendet hatten. In dieser Nacht erlitt der alte Mann einen Schlaganfall und war hilflos und allein gestorben. Um sich keinen Vorwürfen über ihre Pflichtvergessenheit auszusetzen, hatten die Dienstboten (ein Diener und eine Köchin) beschlossen, einen Selbstmord vorzutäuschen, der auch bei bester Aufsicht in wenigen Minuten geschehen konnte. Es w u r d e mit Hilfe eines langen Besenstieles ein Strick an dem Lusterhaken befestigt, dann hatte der Diener den Leichnam emporgehoben und die Köchin die Schlinge um den Kopf des Leichnams gleiten lassen. Einen Sessel daneben zu stellen, haben sie einfach vergessen, da sie sich beeilen mußten — den Schreibtisch des Verstorbenen ausgiebig zu bestehlen (vgl. p. 899). — G e r a d e aus diesem Falle ergibt sich die z w e i t e Regel, die bei solch bedenklichen Anlässen die besten Dienste leistet: „man stelle sich den Hergang, welcher zu dem heute g e f u n d e n e n Tatbestande g e f ü h r t haben soll, P u n k t für Punkt sorgfältig vor." Beginnt man bei dieser Vorstellung möglichst weit zurück, aber doch bei schon sicheren Voraussetzungen, und geht vorsichtig Schritt f ü r Schritt weiter, so kommt man, wenn alles richtig ist, unbedingt zu dem Tatbestand, der heute vorliegt. Ist aber etwas „ G e m a c h t e s " im Hergang, d. h. w u r d e etwas gefälscht, so kommt man zu einem anderen Ergebnisse und erhält die Ü b e r z e u g u n g : „wenn sich alles so entwickelt hätte, wie es sich dem H e r g a n g e nach entwickeln mußte, so müßte heute ein anderes Ergebnis vorliegen, als es tatsächlich der Fall ist — es m u ß also irgend etwas gefälscht worden s e i n . " Wiederholt man dann diese Entwicklung in der Vorstellung ö f t e r und immer genauer, so kommt man plötzlich zu dem Punkte, wo die Reihe abzweigt, und nicht auf das vorliegende Ergebnis z u l ä u f t ; dann ist es oft möglich, herauszubringen, w o und was gefälscht wurde. Daß man sich hierbei vor gewagten Kombinationen und Suggestionen hüten muß, ist selbstverständlich, aber wenn man nüchtern, sorgfältig und streng logisch vorgeht, so wird man kaum irre gehen. — Um zu zeigen, welch' allerdings unglaublich abenteuerlichen Stellungen bei w i r k l i c h e n Selbstmorden durch Erhängen vor') S i e h e n a m e n t l i c h M i n o v i c i in d e m A r c h i v e s d ' a n t l i r o p o l . c r i m . N o . 140bis 144 ( S e p t e m b e r - D e z e m b e r 1905) u n d R e i ß , „Man. d e pol. scient.", L a u s a n n e 1 9 1 1 , p. 4 9 4 f f .

Verschiedene Selbstmordsituationen.

Fig. 126, 127. Echte Situationen v o n Selbstmord.

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Situationsänderungen. — Abschiedsbriefe.

kommen, bringe ich eine Reihe von Situationen aus der obengenannten ausgezeichneten Arbeit von M i n o v i c i (Fig. 126 und 127). Als d r i t t e Regel g e l t e : Aufnahme guter, möglichst großer und die Situation von möglichst vielen Seiten wiedergebender Photographien. Diese haben hier neben dem herkömmlichen W e r t e des Festhaltens der Sachlage noch den weiteren Z w e c k : das Entdecken der m e h r genannten Situationsfehler zu erleichtern. Zeichner wissen, daß man Fehler an einem Bilde, namentlich bei Porträts, wie schon erwähnt, am besten und schlagendsten findet, wenn man das Bild im Spiegel b e t r a c h t e t ; geänderte Form, Umsetzung von rechts und links und ähnliche Verschiedenheiten lassen Fehler wahrnehmen, die man während der Arbeit auf dem Papier nicht sah, weil man sich an sie bei deren langsamen Entstehung nach und nach gewöhnt hat. Fast dasselbe leistet in unseren Fällen die P h o t o g r a p h i e : Andere Größe, andere Farbe, andere Projektion, der Z w a n g zu längerer Betrachtung von e i n e m Punkte aus und andere Momente zeigen die Sachlage von anderer Seite und häufig sieht man auf der Photographie Situationsfehler sofort, die man an der Sache selbst nicht wahrgenommen hat. Leider wird man nur ausnahmsweise dazu kommen, die sogen, „intakte Situation" photographieren zu können, da Erstdazugekommene häufig Rettungsversuche, Wiederbelebungen usw. vorgenommen haben werden. Aber selbst wenn der Erhängte nicht mehr hängt, der Vergiftete ins Bett, der Erschossene in einen Nebenraum gebracht wurde, so lasse man den fraglichen Raum gleichwohl p h o t o g r a p h i e r e n : so wie man ihn eben selbst g e f u n d e n hat und ein zweites Mal so, wie er nach Angabe der Ersthinzugekommenen gewesen sein s o l l . Das Erstere ist etwas objektiv sicheres, da man den Raum tatsächlich so gefunden hat, das zweite ist wichtig, weil es richtig sein k a n n , und dann zeitlich dem Ereignisse näher stand, als die von der Kommission g e f u n d e n e Situation. — Es ist eine seltsame aber o f t bezeugte Tatsache, daß Leute, die zu einem Ereignisse, also hier dem Selbstmord, kommen, sofort Veränderungen v o r n e h m e n : ob das bloß Tätigkeitsdrang, oder Ordnungssinn, oder Verlegenheitshandeln oder sonst etwas ist, dürfte schwer zu sagen, aber auch gleichgültig sein. Tatsache ist es, daß die Leute dann mindestens Stühle beiseite schieben, einen Tisch gleichrücken, Gegenstände aufheben, die auf dem Boden liegen oder sonst etwas völlig Überflüssiges, aber die Sachlage Störendes unternehmen. H a t man also die Situation protokollarisch und photographisch aufgenommen, wie sie vorgefunden wurde, so trachte man, durch die fraglichen Leute alles wieder so anordnen zu lassen, wie sie es g e f u n d e n haben und dann protokolliere und photographiere man von neuem. Bei diesem Protokollieren berücksichtige man auch scheinbar gleichgültige Dinge — später kann es von Wichtigkeit sein, ob z. B. ein Sessel einen Zoll weiter rechts oder links gestanden, ein Papierfetzchen auf dem Boden gelegen ist usw. — Alles das muß g e o r d n e t sein, bevor abermals eine P h o t o g r a p h i e gemacht wird. Es braucht nicht betont zu werden, daß diese zweiten Aufnahmen

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Abschiedsbriefe von Selbstmördern.

recht problematischen W e r t haben, aber wenn man sich vor Augen hält, daß diese Situation nur v i e l l e i c h t richtig war, so kann man immerhin einigen Nutzen daraus ziehen. — Daß die Person des Toten und namentlich die kritischen Körperstelleri ( H a l s bei Erhängten, Schußwunde bei Erschossenen usw.) wiederholt und genau photographiert werden müssen, versteht sich von selbst. — Als v i e r t e Regel ist zu nennen, daß man sich möglichst bald und eingehend mit rückgelassenen Abschiedsbriefen 1 ) des „Selbstm ö r d e r s " befaßt. Auch sehr herzzerreißende Briefe sind schon gefälscht worden. Wenn möglich, wird man rasch die Schrift mit einer beizuschaffenden zweifellosen Handschrift des Verstorbenen vergleichen. Kann dies nicht sofort geschehen, so wird man wenigstens feststellen können, ob Schrift, Stil und Orthographie im Briefe so beschaffen sind, daß sie dem Stande des Verstorbenen ungefähr entsprechen. Ist in dem Schreiben als Grund des Selbstmordes etwas angeführt, was sich leicht nachweisen läßt (z. B. finanzielle Verluste, Kummer über Familiensoigen, körperliches Leiden usw.), so wird der Fall hierdurch weniger verdächtig, namentlich, wenn sich die Richtigkeit dieser Angabe feststellen l ä ß t ; wird aber kein Grund, oder Lebensüberdruß, Liebeskummer oder Furcht vor irgend etwas nicht bestimmt Nachweisbarem angeführt, so hat man nur umso aufmerksamer zu sein. E b e n s o : wenn der Brief so abgefaßt ist, daß er den Anschein einer plötzlich eingetretenen, f r ü h e r nicht vorhanden gewesenen Geistesstörung hervorrufen soll. — Nicht außer Auge zu lassen sein wird der Umstand, ob Papier des Briefes, Tinte, Feder usw. mit welcher er geschrieben zu sein scheint, aus dem Besitze des Verstorbenen stammen kann oder nicht. Ist dies der Fall, so beweist dies natürlich noch nicht den Selbstmord, da der Mörder den Brief auch hintendrein an Ort und Stelle der Tat gefälscht haben kann. Findet sich aber im Besitze des Verstorbenen kein ähnliches Papier, ist der Brief augenscheinlich mit anderer Feder, mit anderer Tinte geschrieben, als wie solche im Besitze der Verstorbenen g e f u n d e n wird, dann erscheint der Fall verdächtig. Man darf nicht übersehen, daß derartiges nicht leicht unter ärmeren Leuten vorkommen wird, da die Ursache eines solchen maskierten Mordes meistens nur Raub, Erbschaft, vielleicht auch Eifersucht und Rache sein kann — solch wohlüberlegte Taten sind aber fast ein Prärogativ gebildeter Leute. Man wird daher einen solchen Ermordeten kaum in der T e n n e eines armen Bauern oder in freier Natur, sondern zumeist in seinem Schlaf- oder Arbeitszimmer finden, so daß die genannten Nachforschungen nach Papier, Tinte und Feder sofort anzustellen sein werden. Mittlerweile wird man erhoben haben, ob Raub vorliegt, ob jemand und wer den Verstorbenen zu beerben hatte, kurz, ob und wer aus dem fraglichen T o d e einen Vorteil haben konnte. Fast nirgends gilt der alte Satz: „fecit, cui p r o d e s t " sicherer ') Vgl. H o f m a n n p. 1037. H a n s G r o ß , Hdb. i. UR.

6. Aufl. II.

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Statistische Daten über Selbstmorde.

als in solchen Fällen. Kommen W i d e r s p r ü c h e vor, z. B. zwischen den Angaben des Abschiedsbriefes und den späteren Ereignissen, so braucht dies nicht unbedingt Verdacht zu erregen, ja es ist sogar eher anzunehmen, daß der Veranstalter eines nicht echten Selbstmordes sorgfältig Widersprüchen ausweichen wird — allerdings nur, wenn er nicht die berüchtigte „eine g r o ß e D u m m h e i t " b e g e h t ; aber wer so ruhig überlegt, daß er (in der Regel wohl n a c h der Tat) noch einen Abschiedsbrief fälscht, der macht selten g r o ß e Ungeschicklichkeiten, so daß wir vorgefundene Widersprüche eher dem wirklichen Selbstmörder zuschreiben dürfen. Ich weiß von zwei, vollkommen zweifellosen Selbstmorden mit Abschiedsbriefen, bei deren einem das Datum falsch war, während beim anderen die Todesart nicht stimmte. Im ersten Fall erklärte der Selbstmörder, daß er h e u t e G i f t nehmen müsse, das Datum des Briefes w a r aber gegen den Selbstmord um volle drei Tage zurück. Wahrscheinlich war die Datierung am T a g e des Schreibens richtig, der Unglückliche hatte sich aber zur T a t nicht entschließen können und diese von einem Tage zum anderen verschoben. Im zweiten Falle war im Abschiedsbriefe vom Erschießen die Rede, tatsächlich hatte der Selbstmörder aber zum sicheren Strick gegriffen. O f f e n b a r wollte er zuerst die „ v o r n e h m e r e " Todesart des Erschießens wählen, erhängte sich aber später, vielleicht aus Furcht, sich nicht gut zu treffen, oder wegen der rascheren W i r k u n g oder aus einem anderen Grunde. Auf jeden Fall wird man bei vorliegenden Widersprüchen vorsichtig sein, und auch darüber Klarheit schaffen müssen. Daß Handschrift, Stil und Schreibart infolge der Aufregung wegen des vorzunehmenden schweren Schrittes, anders aussehen können, als man sonst bei dem in Frage kommenden Menschen erwartet hat, braucht nicht hervorgehoben zu werden ; bei Männern tritt hierbei o f t eine an ihnen ungewohnte Weichheit, bei Frauen eine ebenso überraschende Energie zutage. Sicherer und gleichbleibender ist die O r t h o g r a p h i e gebildeter Leute, die sich wohl auch bei der größten Aufregung nicht ändern wird. Ungebildete Leute schreiben allerdings einmal in e i n e r Art falsch, ein ander Mal in a n d e r e r Art falsch, so daß bei diesen allerdings Verschiedenheiten vorkommen können, die nichts beweisen. — Als f ü n f t e und letzte Regel hat zu g e l t e n ; daß auf gewisse Erfahrungen — zumeist von der Selbstmordstatistik geliefert — aufzumerken ist. Viel und sicheres ist dabei nicht zu gewinnen und nur, wenn eine ganze Reihe von solchen, o f t recht seltsamen Momenten zusammentreffen würde, könnte man in manchen Fällen auf eine leise Berechtigung zu einer entfernten Annahme, sicher nicht mehr, gelangen ; ich w i e d e r h o l e : Eines dieser Momente allein beweist selbstverständlich gar nichts. — Vor allem ist es nicht gleichgültig, daß in g a n z Europa die höchste Zahl der Selbstmorde in den Frühsommer, Mai und Juni, die geringste in den eigentlichen Winter, Dezember und Januar f ä l l t ; zum mindesten ist dadurch angedeutet, daß heiteres oder trübes

Daten über Selbstmorde.

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Wetter nicht den erwarteten Einfluß auf Selbstmorde ausübt. Ebenso ist es vielleicht wichtig, daß die wenigsten Selbstmorde um die Mittagszeit, die meisten in den ersten Morgenstunden verübt werden. Scirocco-Föhnwetter s o l l Steigerung der Selbstmordfrequenz bew i r k e n 1 ) ; daß Nervosität, Depressionszustände, gedrückte Lebensf r e u d e usw. bei vielen Leuten von Scirocco beeinflußt werden und auch zu Selbstmord getrieben haben, d ü r f t e nicht zu leugnen sein. — Der Ort, wo ein Selbstmord verübt wurde, scheint gar nichts zu beweisen ; es werden die eigene W o h n u n g , der Friedhof, irgendeine Stelle im Freien, öffentliche Anlagen, Droschken, Eisenbahnwagen, Gast- und Kaffeehäuser, Belustigungsorte, Aborte und alles mögliche a n d e r e 2 ) gewählt. Einen entfernten Anhaltspunkt für die Richtigkeit des Selbstmordes kann es ja abgeben, wenn sich Einer vor der T ü r e seiner Geliebten, seines drängenden Gläubigers oder seines Chefs, der ihn entlassen hat, tötet ; aber auch da ist vorausgegangener Streit, Todschlag und endlich Maskierung durch Selbstmord denkbar. — Ebenso gibt das Alter durchaus keinen Anhaltspunkt ; B a e r 3 ) verzeichnet verhältnismäßig viele Fälle, in welchen die Selbstmörder 8, 9, 10 und 11 Jahre alt waren, einen sogar, in dem das betreffende Kind 31/2 Jahre ( ? ) alt gewesen sein s o l l 1 ) . — Wichtig ist die Art des Selbstmordes ; ein Arzt wird sich wahrscheinlich vergiften, ebenso Apotheker, Photographen und C h e m i k e r ; ein Offizier, der sich angeblich aufgehängt hat, w ü r d e ebensoviel Zweifel an der Richtigkeit dieser Todesart erregen, wie ein Schneider, der sich erschossen haben soll. Im allgemeinen ist in ganz Europa das Erhängen am häufigsten, mit Ausnahme von Italien, wo Selbstmord durch Ertränken am öftersten v o r k o m m t 5 ) . Beim Erhängen ist auch ein Unterschied der Geschlechter nachweisbar: nur 2 / 3 der Männer, die sich selbst getötet haben, wählten den Strick, während dies von den Weibern die Hälfte getan h a t " ) . Bei Erwachsenen kommt nach dem Erhängen am häufigsten Erschießen, dann Ertränken, dann Sturz aus größerer Höhe, dann erst Vergiften usw. Bei Kindern ist die Reihenfolge: Erhängen, Sturz aus bedeutender Höhe, Ertränken usw. — Auffallend sind Doppelselbstmorde 7 ), die zumeist nur ') Vgl. D u r k h e m , „Le suicide", Paris 1897; v. M a y r im allgem. statist. Archiv 1896 p. 724; L o g u i t , „Selbstmord und Witterung". Ann. med. psych. 1890 p. 41. ') In die Niagarafälle springen angeblich in j e d e m Monat 4—5 Selbstmörder! *) „Der Selbstmord im kindlichen Lebensalter." Leipzig 1901. 4 ) Bei Kindern ist das Überwiegen der männlichen Selbstmörder auffallend, da mehr als doppelt s o viel Knaben als Mädchen sich selbst töten. Vgl. E u l e n b u r g , „Schülerselbstmorde", Leipzig 1909, Teubner; M a c d o n a l d , „Statistics of child suicide", „Publ. Am. stat. ass." 1906—1907, vol. X p. 260; P r o a l , „L'éducation et le suicide d e s enfants, Paris 1907 (Heimweh als wichtiges Motiv bei Kindern). Als Gegenstück : M o d i , „Suicides and old age", Journ. Anthrop. soc. Bombay 1904—1907 vol. III p. 577. 5 ) C o u t a g n e , Arch. d'anthropol. crim. 1, 1886. «) R e h f i s c h , „Der Selbstmord", Berlin 1893. ') P u p p e in der Vierteljahrschrift f. gerichtl. Med. 1908 Suppl.-Heft p. 153; Iwan S t e h o u k i n e , „Le suicide collectif dans le Rasse Russe", Paris 1903, H. Floury. 56*

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Selbstmordwerkzeuge.

von Personen verschiedenen Geschlechtes verübt werden (Liebespaare, Ehepaare, G e s c h w i s t e r ) ; mitunter findet man sie auch bei zwei weiblichen Personen (Schwestern, vom s e l b e n Mann betrogene Mädchen, F r e u n d i n n e n ) ; Doppelselbstmorde von Männern sind selten; man w ü r d e in einem solchen Falle zuerst an Homosexualität denken. Fast immer wählen Leute, die einen Doppelselbstmord begehen, dieselbe T o d e s a r t ; dies ist begreiflich, da doch Jeder, der sich selbst tötet, die ihm verhältnismäßig als die beste scheinende wählt, und töten sich zwei zusammen, so werden sie sich auch auf denselben Tod einigen. W ü r d e man bei einem angeblichen Doppelselbstmorde finden, daß sich z. B. eines erschossen, das andere vergiftet hat, so müßte man Klärung der Sache versuchen. — O b der Selbstmord geschickt oder mit o f t unbegreiflichem Ungeschick begangen wurde, beweist nichts. Wohin sich die Leute — bei unzweifelhaftem Selbstmorde — gestochen, geschossen, geschnitten haben ist ganz u n f a ß b a r ; man weiß, daß sich Selbstmörder (nicht immer Irrsinnige) in qualvollster W e i s e verbrannt oder durch Schläge gegen den Kopf, durch Einrennen des Kopfes getötet haben l ). Unbegreiflich sind manche Vergiftungen, namentlich die mit Mineralsäuren und Metallgiften, wodurch sich die Leute entsetzliche Martern zugefügt haben und selbst beim scheinbar s o sicheren Erhängen kommt Unverständliches vor. Einer hatte z. B. wiederholt zu schwachen Bindfaden genommen, erst der dritte hielt: man fand die abgerissenen Schlingen und mehrere Strangulationsmarken am Halse des Toten. Ein anderer hatte die Schlinge so ungeschickt angelegt, daß sie hoch am Genick, an der H a a r g r e n z e anlag, und dann unter den Ohren d u r c h d e n M u n d lief, der Mann m u ß t e eines entsetzlichen langsamen T o d e s gestorben sein. Daß jeder Selbstmörder, der nicht anormal ist, Mittel wählt, die, wenigstens nach seiner Erwartung, möglichst schmerzlos sind und rasch wirken, soll bei den einzelnen Todesarten besprochen werden — es ist dies aber wohl auch natürlich. Hat er dies also nicht getan und liegt eine martervolle oder langwierige Todesart vor, so muß entweder übergroße Ungeschicklichkeit oder umnachtetes Bewußtsein oder fremde Hand angenommen werden. Deshalb ist es wichtig, darauf zu achten, ob das verwendete Werkzeug geeignet ist, einen raschen und möglichst schmerzlosen Tod h e r b e i z u f ü h r e n ; wenn also z. B. Selbstmorde durch Erhängen auch oft mit recht unpassenden Mitteln unternommen werden, z. B. mit Hosenträgern, zu schwachen Schnüren usw., so werden dies aber meistens Fälle sein, in welchen dem Selbstmörder nichts anderes zu Gebote stand, oder w o er so plötzlich handeln wollte oder mußte, daß er nicht viel Auswahl treffen konnte. Das kommt zumal bei *) K r a t t e r , Vierteljahrschrift f. gerichtl. Medizin 3. Folge X X X V . Bd., Suppl.-Heft p. 84: 30 Beilhiebe g e g e n den Kopf, dann erst Erstechen; F r a n k ; A r z t l . S a c h v e r s t . - Z t g . No. l e x 1909: 24 Stichwunden ( d u r c h die Kleider); M e r r e n , Vierteljahrschrift f. gerichtl. Medizin 38. Bd. 2. Heft: Kopfstiche, Stichverletzungen, Erwürgen u n d Ertränken. (Literaturangabe.)

Auffallende Selbstmordpläne.

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geisteskranken oder verhafteten Selbstmördern vor. In der Regel wird man aber wahrnehmen, daß der Selbstmörder mit Sorgfalt und Ängstlichkeit in der Auswahl seines Mittels zu W e r k e g e h t : ihm kommt es darauf an, daß das Werkzeug fest und sicher ist, daß sich die Schlinge leicht und rasch zuzieht und endlich, so abstrus es klingen mag, auch darauf, ob das Werkzeug bei seiner Anlegung Schmerz verursachen möchte oder nicht: daß der Gehängte eher alles Bewußtsein verliert, bevor er einen durch die Suspension verursachten Schmerz empfindet, das wissen die wenigsten Leute. Darum sind Selbstmorde mit Tüchern, Schals, weichen, dicken Schnüren usw. häufig, solche mit Drahtschlingen s e l t e n 2 ) und ein mir bekannt g e w o r d e n e r Fall, in dem sich jemand an einer Kette erhängt haben sollte, w a r — kein Selbstmord, sondern es war der Betreffende im Zustande voller Berauschung von seiner Frau mittelst einer um den H a l s geschlungenen Kette (über einen Balken) emporgezogen und so stranguliert worden. Als die Frau wahrnahm, daß man Verdacht habe und daß Nachforschungen angestellt wurden, erhängte sie sich — mit einem sehr weichen Handtuche. — Vereinzelte Fälle kommen allerdings vor, in welchen sich der Selbstmörder a b s i c h t l i c h Qualen verursachte z. B. Begießen mit Spiritus oder Petroleum und Anzünden ; es ist sogar vorgekommen, daß sich Einer den Kopf mit Fett bestrich und diesen in den brennenden Ofen steckte. Das sind aber regelmäßig religiös überspannte oder religiös verrückte Leute, welche die Höllenqualen antizipieren und sich diese derart ersparen wollen. — Darüber, daß bei simulierten Selbstmorden künstliche Manipulationen mit Fußspuren vorkommen, s. „gefälschte F u ß s p u r e n " , Kap. „ F u ß s p u r e n " p. 7 2 4 ; aber auch andere Spuren in unabsehbarer Verschiedenheit können gefälscht werden. So ist ein Fall bekannt, in welchem Selbstmord durch Erschießen vorgetäuscht werden sollte, und in welchem man auf einem Tische eine Anzahl von Revolverpatronen gelegt hatte, so, als ob der Selbstmörder unter ihnen eine Auswahl getroffen hätte. Ebenso lagen bei einem angeblich Erhängten in aufdringlicher W e i s e eine Menge von Strangulationswerkzeugen auf dem Bette: Schnüre, Bindfaden, ein Schal, ein Gürtel usw., ebenfalls um den Anschein zu erwecken, als ob der Betreffende unter ihnen das Passendste ausgesucht hätte. Allerdings bloß in einem ') Helene S t e l z n e r sagt in ihren (ausgezeichneten) „Psychopath. Konstutionen", Berlin 1911, Karger (allerdings zuweitgehend): „Mit ganz geringen Ausnahmen ist jeder Selbstmord, wenn nicht auf direkte Geisteskrankheit, so auf psychopathische Veranlagung zurückzuführen". — Hiebei sei darauf hingewiesen, daß es bei Selbstmordfällen immer wichtig ist, zu erheben, ob in der Verwandtschaft Fälle von Selbstmord oder Geisteskrankheit v o r g e k o m m e n sind. 2 ) H o f m a n n , „Ger. Medizin", Wien 1898 weiß nur zwei bekannt g e wordene Fälle zu nennen, E m m e r t (Lehrb. der ger. Med., Leipzig 1900) erzählt einen dritten und S c h u c h a r d t (Arztl. Sachverst.-Ztg. 1899 No. 12) e i n e n vierten. Daselbst wird auch eines Falles von Erhängen mit einer Kette Erwähnung getan. Vgl. O t t o l e n g h i u. S e r r a t r i c e , Vierteljahrschrift f. ger. Medizin, 3. Folge Bd. X X X H. 1. (Stahldrahtstrangulation und Mundschuß; ob Mord oder Selbstmord?)

Dissimulierter Selbstmord.

Romane wurde einmal erzählt, daß man Einem die Kehle abgeschnitten hatte und fingieren wollte, er "habe dies selbst, vor einem Ankleidespiegel stehend, mit einem Rasiermesser getan. Es wurde daher dorthin, wo der Mord tatsächlich geschehen ist, der Spiegel gebracht, um die dort befindlichen Blutspuren (auf dem Boden) zu motivieren, dann w u r d e die Leiche bis zur T ü r e geschleppt und dort liegen gelassen, als ob der schwer Verletzte doch noch um Hilfe hätte gehen wollen. Möglich w ä r e ein solches Vorgehen auch in Wirklichkeit. — Aus eigener Praxis kenne ich einen Fall, in welchem sich zwar nichts beweisen ließ, von welchem ich aber heute noch glaube, daß es kein Selbstmord war. Der Mann sollte sich selbst einen Dolch ins Herz gestoßen haben (eine eigentlich auffallend seltene Selbstmordart) ; auf einem Seitentisch stand ein Kruzifix mit zwei Leuchtern, davor lag ein G e b e t b u c h ; es erweckte also den Anschein, als ob der Selbstmörder sich vor seinem Tode eine Art Altar hergerichtet und dort seine letzte Andacht verrichtet hätte. Das Ganze sah aber so seltsam und so absichtlich in die Augen fallend aus, daß man den Eindruck b e k a m : hiermit war ein anderer Zweck verbunden, als ein Sterbegebet zu verrichten, das hat ein Zweiter hergerichtet! — Im allgemeinen kann man mit viel Sicherheit sagen, daß alles recht Auffallende, Theatralische, U n w a h r e in erster Linie Verdacht erregen muß. Ebenso wie Sterbende in Bekenntnissen, Beschuldigungen und Entlastungen — wenn sie anders noch bei klarem V e r stände sind — selten die U n w a h r h e i t sagen, ebenso hat auch ein angehender Selbstmörder nicht leicht Lust, irgend etwas zu unternehmen, was den Verhältnissen nicht entspricht — was der Selbstmörder zuletzt getan hat, und sei er bis dahin auch eine unwahre, schwindelhafte und Aufsehen liebende Natur gewesen, das ist in der Regel ernst, einfach und natürlich; sehen die letzten Handlungen nicht so aus, so lag entweder Irrsinn v o r 1 ) oder man ist berechtigt, Verdacht zu schöpfen. — Echt dürften daher z. B. Selbstmorde sein, in welchen der Täter die Photographie einer geliebten Person vor sich oder ein teures Andenken in der Hand hat — freilich kann auch so etwas gefälscht werden. — Welch ganz absonderliche Todesarten mitunter gewählt werden, zeigt der merkwürdige Fall, in dem sich ein Mädchen tatsächlich durch ihr Schaf erwürgen l i e ß ! 2 ) — *) Bekannt sind jene häufigen Fälle, in welchen irre Selbstmörder sich vor dem Tode phantastisch aufputzen, oder Kleider von Personen des anderen Geschlechtes anziehen; s. p. 875 4. Bild. Allerdings führen auch nicht gerade irrsinnige Selbstmörder mitunter phantastische, Aufsehen erregende, selbst an eine Komödie erinnernde Handlungen auf. Wenn aber einer in recht auffallender Weise Selbstmord begeht, um für sich und seine Sache Reklame zu machen, so ist er regelmäßig nicht normal; Ausnahmen gibt es genug. Vgl. den seinerzeit (Frühjahr 1909) vielbesprochenen Fall des Londoner Advokaten Douglas Frith-Panton, der sich in raffiniert eleganter Frauentoilette erhängt hat. ') A r a m b a s i n , „Eine in besonderer Art bewerkstelligte Selbsterdroßlung", H. Groß' Archiv Bd. XXIII p. 332. — Uber sonstige seltsame Selbstmordfälle s. z . B . N ä c k e in H. Groß' Archiv XXXI, 176; XXXIV, 339; XXXVI, 338; R e h -

Dissimulierter Selbstmord.

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W e n n wir nun die larvierten S e l b s t m o r d f ä l l e einteilen wollen, so kommen wir vor allem zu simulierten und dissimulierten Fällen. Letztere sind verhältnismäßig selten, und w e r d e n aus mehreren Gründen immer seltener. W i r wollen s i e zuerst besprechen und nennen dissimulierten Selbstmord jenen T o d e s f a l l , bei welchem tatsächlich Selbstmord vorliegt, der aber verheimlicht und als natürlicher T o d oder aber auch als Unfall, selbst als M o r d dargestellt wird. Der harmloseste Grund hierfür liegt dann vor, w e n n aus religiösen Motiven oder aus Scham ein S e l b s t m o r d vor der W e l t vertuscht werden w i l l ; die Z e i t ist noch nicht lange vergangen und in manchen Ständen und an manchen Orten besteht sie noch, in der man einen in der F a m i l i e vorgekommenen Selbstmord f ü r eine arge S c h a n d e hielt, so daß der traurige V o r g a n g vor der W e l t verborgen werden mußte. Mitunter fürchtet man auch Vorwürfe von der W e l t , wenn die F a m i l i e den Betreffenden aus irgendeinem G r u n d e schlecht behandelt, ihm (z. B. wegen S c h w a n g e r s c h a f t ) Vorwürfe gemacht, die Schulden nicht bezahlt, mit irgend etwas (z. B . S c h e i d u n g ) gedroht hat. Auch vernachlässigte Beaufsichtigung eines Selbstmordverdächtigen kann dann zu Verheimlichungen Anlaß g e b e n . Ähnliche F ä l l e können tausendfach variiert vorkommen und ist dann Selbstmord vorgefallen, s o tut man alles, um ihn nicht bekannt werden zu l a s s e n 1 ) . — Andere Gründe, die ein strafbares, weil betrügerisches M o m e n t enthalten können, sind j e n e , w e l c h e in der törichten B e s t i m m u n g mancher Pensionsvorschriften liegen, nach welchen die H i n t e r b l i e b e n e n von Selbstmördern keinen Anspruch auf P e n s i o n oder Versorgung haben sollten. G l ü c k l i c h e r w e i s e sind diese B e s t i m m u n g e n fast überall verschwunden, und mit ihnen auch der G r u n d zur Verheimlichung eines Selbstmordes. Auch schon selten, aber immerhin noch häufiger als j e n e Pensionsvorschriften, sind die Bestimmungen der Versicherungsgesellschaften, welche Lebensversicherungen, Renten und Kapitalien nicht auszahlen, wenn der V e r s i c h e r t e Selbstmord verübt h a t 2 ) . H i e r h e r gehört der folgende, überhaupt auch sonst noch lehrreiche F a l l : E s wurde zeitlich morgens dem U R . die M e l d u n g von der Auffindung eines „ E r m o r d e t e n " überbracht. An O r t und Stelle fand sich der Leichnam eines für wohlhabend geltenden G e t r e i d e h ä n d l e r s M., auf dem G e s i c h t e liegend, mit einer S c h u ß w u n d e hinter dem rechten O h r e . D i e Kugel war über dem linken Auge im Stirnknochen stecken geblieben, nachdem s i e das Gehirn durchdrungen hatte. D i e Fundstelle der Leiche befand sich etwa in der M i t t e einer über einen ziemlich tiefen F l u ß führenden Brücke, die Brieftasche fehlte, die innere Brusttasche, in der die B r i e f t a s c h e verwahrt g e w e s e n sein mochte, war an einer Naht aufgetrennt, w i e es etwa geschehen sein b e r g , Vierteljahrschrift f. gerichtl. Med. 39. Bd. Heft 2 ; L o c h t e , Arztl. S a c h verst.-Ztg. No. 7 ex 1909; R e n t o n , Brit. med. iourn. vol. I 1907 p. 493. l ) H. R e i c h e l in H. Groß' Archiv X X X V I I I , 153. •) Ernst S c h u l t z e , „Der Kampf um die Rente und der Selbstmord in der R e c h t s s p r e c h u n g des R . V . A m t e s " , HaUe 1910, Marhold.

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Dissimulierter Selbstmord.

könnte, wenn die Brieftasche rasch und ohne Schonung herausgerissen wurde. Ebenso fehlte die Uhr und Kette, von der nur der Befestigungsring im Knopfloche der Weste hängen geblieben war, die Kette war sichtlich abgerissen worden. Ein Gendarm hatte die Erhebung zu vermelden, daß M. gestern abends in einem Gasthause war, dort mäßig gezecht, und etwa um halb 11 Uhr, wie er gesagt hatte, den H e i m w e g angetreten habe. Um nach H a u s e zu kommen, m u ß t e er die fragliche Brücke, auf der er nun gefunden wurde, überschreiten ; der Schuß war in einem einzelnen G e h ö f t e in der Nähe der Brücke etwas vor 11 Uhr g e h ö r t worden, also zu einer Zeit, die ungefähr damit stimmte, daß M., wie gesagt, um halb 11 Uhr aus dem Gasthause fortgegangen war, da er bis zur Brücke etwa eine Viertelstunde W e g e s hatte. Zugleich mit ihm war im Gastzimmer ein unbekannter Mensch von herabgekommenem Äußern gesessen, der den ganzen Abend über nur ein Stück Brot und ein Glas Schnaps verzehrt hatte und. wenige Minuten nach M. aus dem Gasthause fortgegangen war. Letzterer hatte wiederholt seine wohlgefüllte Brieftasche herausgenommen ; ob und wieviel Geld in ihr war, w u ß t e niemand anzugeben. Es lag also der Verdacht nahe, daß der Unbekannte dem M. nachgegangen ist, und ihn auf der Brücke erschossen und beraubt hat. Ein zweiter Gendarm hatte sich zur Verfolgung des Verdächtigen aufgemacht, hatte ihn gefunden und gefesselt an den Tatort gebracht. Der Mann wollte den Rest der Nacht in einem Heustadel (den er dem Gendarmen aber auf dem W e g e nicht zu zeigen vermochte), zugebracht haben, und leugnete die Tat. Am Schlüsse der Lokalerhebungen und als die Leiche eben zur Obduktion fortgebracht werden sollte, fiel es dem UR. zufällig auf, daß das (hölzerne und wettergraue) Brückengeländer an der Stelle, wo auf dem Boden der Leichnam lag, eine kleine und sichtlich ganz frische Beschädigung aufwies, so als ob man dort (am oberen Rande) mit einem harten, kantigen Körper heftig angestoßen wäre. Der Gedanke, daß dieser Umstand mit dem Morde in Zusammenhang stehe, war nicht gut von der Hand zu weisen. Eine Besichtigung mit der Lupe förderte gar nichts, aber man mußte a n n e h m e n : hier hat der Mörder etwas in das Wasser geworfen und hierbei das Brückengeländer beschädigt. Aber was konnte dies s e i n ? Als sich nun gar der Verhaftete in die Sache mengte und meinte, er sei Schreinergeselle, verstehe so etwas, und könne versichern, daß die Verletzung am Brückengeländer schon älteren Datums sei, so beschloß der UR. erst recht, hier suchen zu lassen, zumal die Behauptung vom „älteren Datum der Verletzung" zweifellos falsch war. Ein Kahn war bald zur Stelle und am Brückenjoche b e f e s t i g t ; nun wurde vom Kahne aus (unter der fraglichen Stelle) der Flußgrund mit Rechen an langen Stielen sorgfältig abgesucht. Nach kurzer Arbeit kam wirklich etwas Seltsames z u t a g e : eine etwa 4 m lange starke Schnur, an deren einem Ende ein g r o ß e r Feldstein, an deren anderem Ende eine abgeschossene Pistole befestigt war, in deren Lauf die später aus dem Kopfe des M. genommene Kugel genau paßte. Nun war die Sache klarer S e l b s t m o r d ; der Mann hatte sich mit der auf-

885 gefundenen Vorrichtung auf die Brücke b e g e b e n , den Stein über das Brückengeländer g e h ä n g t und sich die K u g e l hinter dem rechten Ohre ins Hirn g e j a g t . Als er getroffen war, l i e ß er die P i s t o l e infolge des durch den Stein bewirkten Z u g e s aus und diese wurde von dem schweren Steine an der Schnur über das G e l ä n d e r und in das W a s s e r gezogen. H i e r b e i hatte die Pistole, als s i e das G e l ä n d e r passierte, heftig an dieses angeschlagen und die betreffende Verletzung erzeugt. S o f o r t angestellte V e r s u c h e mit ähnlichem S t e i n e und ähnlicher P i s t o l e (bei welchen der Stein natürlich an einen zweiten Stricke gehalten w u r d e ) zeigten, daß die S a c h e gut g e h t und daß die P i s t o l e j e d e s m a l das Geländer verletzte. W e i t e r e E r h e b u n g e n haben dann ergeben, daß die g e f u n d e n e Pistole Eigentum des M. war, daß er in mißlichen Vermögensverhältnissen, aber zugunsten seiner F a m i l i e auf sein Leben hoch versichert war, und da die betreffende Assekuranz-Gesellschaft im F a l l e eines S e l b s t m o r d e s zu keiner Z a h l u n g verpflichtet war, so suchte er in der erzählten, geschickten W e i s e einen S e l b s t m o r d zu dissimulieren. Das Aufreißen der T a s c h e , A b r e i ß e n der Kette usw. war natürlich vom S e l b s t m ö r d e r zur E r l e i c h t e r u n g der Täuschung gemacht, die B r i e f t a s c h e und U h r b e s e i t i g t worden. — Als Übergang vom dissimulierten S e l b s t m o r d zum simulierten sind j e n e F ä l l e anzusehen, in welchen tatsächlich S e l b s t m o r d vorliegt, in welchen aber durch unglückliches Zusammentreffen von Umständen, mit mehr oder minder Grund M o r d oder sonst etwas Verdächtiges angenommen wird. D i e s e F ä l l e sind zahlreich, aus ihrer M e n g e sei nur einer als besonders bezeichnend mitgeteilt. In einem D o r f e in Galizien hatte sich eine j u n g e Bäuerin in einem Anfalle von M e l a n c h o l i e in einen offenen Ziehbrunnen gestürzt und war ertrunken. Ihr Mann war Holzarbeiter und damals im G e birge durch die ganze W o c h e auf Arbeit. D i e Ertrunkene wurde von einem Kinde im Brunnen entdeckt und dieses rief zwei vorübergehende fremde Bauern zu Hilfe, w e l c h e sich lange vergeblich bemühten, den Leichnam zu bergen. Endlich kamen s i e auf den G e danken, der Leiche die Schlinge eines S e i l e s um den H a l s zu legen ; das andere Ende des Seiles wurde an der W e l l e der B r u n n e n w i n d e befestigt, und so wurde die Leiche emporgehaspelt. Dann legten sie diese ins G r a s , beseitigten das Seil und beauftragten das Kind, anderweitig Hilfe zu holen, da sie ihren W e g fortsetzen mußten. D i e herbeigekommenen Nachbarn, dann der Gendarm, der T o t e n b e s c h a u e r und endlich die G e r i c h t s k o m m i s s i o n bemerkten die Strangulationsmarke, man nahm an, der G a t t e habe seine Frau erdrosselt und sie dann in den Brunnen g e w o r f e n , um Selbstmord vorzutäuschen, der Mann wurde verhaftet und blieb es so lange, bis sich endlich die zwei Bauern meldeten, w e l c h e die B e r g u n g der Leiche in j e n e r seltsamen W e i s e b e w e r k s t e l l i g t hatten. ( M i t t e i l g . von P r o f . R o s e n b l a t t . ) —

D i e wichtigeren und häufiger vorkommenden simulierten S e l b s t mordfälle werden am besten nach den verschiedenen T o d e s a r t e n ein-

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Nicht entdeckte Giftmorde.

geteilt werden und zwar am einfachsten nach der w i r k l i c h e n , nicht nach der vorgetäuschten Todesart. Hierbei wird aber immer zu unterscheiden sein, ob beide Todesarten d i e s e l b e n waren (es wird z. B. einer von dritter Hand e r s c h o s s e n und es soll Selbstmord durch E r s c h i e ß e n simuliert werden) oder ob diese v e r s c h i e d e n gewesen sind (es wird z. B. Einer v e r g i f t e t und dann aufgehängt, um Selbstmord durch E r h ä n g e n 1 ) vorzutäuschen) — also e g a l simulierter und i n e g a l simulierter Selbstmord. —

a) Yergiftung. Ich habe schon so oft erwähnt, daß wahrscheinlich eine ungleich größere Zahl von Menschen vergiftet wird, als man feststellt und wahrscheinlich werden f ü r solche Fälle häufiger organische Oifte verwendet, als anorganische. Von letzteren sind die meisten durch Geschmack oder Geruch kenntlich und so wird von ihnen immer und immer wieder fast nur Arsen verwendet. In der Tat tritt die Zahl der entdeckten anderweitigen Giftmorde vor der mit Arsen begangenen stark zurück und es ist auch da nicht zu viel gesagt, wenn behauptet wird, daß, namentlich auf dem Lande auch nur die allzu ungeschickt verübten Arsenvergiftungen entdeckt werden. Wer aufmerkt, wie oft auch hier nur ein seltsamer Zufall den Anlaß zu einem Verdacht gibt, der wird auch zugeben, daß vielleicht die größere Zahl der Arsenvergiftungen nicht bekannt und untersucht wird. Es ist z. B. auffallend, mit welcher Regelmäßigkeit in den Protokollen die Bemerkung wiederkehrt: „der erste Verdacht auf Vergiftung wurde dadurch rege, daß diese und jene Speise beim Kauen knirschte" — einfach deshalb, weil sich der Täter in überraschender Sorglosigkeit nicht bemüht hatte, das Arsen fein genug zu pulverisieren, so daß die groben Stückchen zwischen den Zähnen „knirschten". — Ist also schon Arsen bei größerer Vorsicht so gefährlich, so sind es noch mehr die organischen, namentlich vegetabilischen Gifte. Eine Toxikologie oder wenigstens ein Lehrbuch der Botanik, ein Konversationslexikon usw. ist jedermann zugänglich und schließlich braucht er auch das nicht: wie heftig wirkend viele unserer heimischen Giftpflanzen sind: etwa Tollkirsche, Schierling, schwarzes Bilsenkraut, Stechapfel, von den Giftpilzen nicht zu reden, das weiß j e d e r : man sagt es ja zur Warnung jedem Kinde. Ebenso ist es aber auch bekannt, daß der Nachweis der betreffenden Alkaloide schwer zu erbringen ist. Spezifische Kennzeichen gibt es nicht, die Erscheinungen sind nicht viel anders als bei einem anderen akuten Magen- und Darmkatarrh, der sogen, biologische Nachweis durch Vergiftung von Versuchstieren mit den dargestellten Präparaten ist nicht verläßlich, und seitdem häufige Verwechslungen mit Ptomainen vorgekommen sind, glaubt man nur ungern an die volle Schlüssigkeit solcher Beweis*) Vgl. S t r a ß m a n n , „Zeichen des Erhängungstodes" in H. Groß' Archiv Bd. 12 p. 170.

Egal verübter Giftmord.

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führungen (s. p. 273, 287 Anm. 6). Bleibt noch der botanisch-mikroskopische Nachweis, w e n n es gelingt, auch nur e i n Blattspitzchen, ein Rindenfragment, ein noch so winziges Restchen eines Samens usw. nachzuweisen. Aber wenn der Täter so vorsichtig war, die giftige Abkochung durch ein Tuch zu filtrieren, oder wenn er sie einem Gemüse usw. beigemengt hat, dann hilft meistens auch die mühsame botanische Untersuchung durch den Mikroskopiker gar nichts. Wenn also jemand einen Giftmord mit heimischen Pflanzen verübt, oder wenn er etwa eine traumatische Vergiftung mit vergiftetem Werkzeug gewählt hat, so wird er es wahrscheinlich nicht f ü r nötig erachten, seine Tat durch einen Selbstmord zu maskieren: er überläßt es einfach den Behörden, den Mord n i c h t zu entdecken. Es gibt aber genug Fälle, in welchen der Täter doch zu anderen Mitteln greift. Er denkt nicht an heimische Giftpflanzen, er kennt sie nicht, die Jahreszeit macht es unmöglich, welche zu suchen (etwa im Winter bei tiefem Schnee) usw., dann muß er zu anderen Giften greifen, und in diesem Falle wird er auch aus naheliegenden Gründen einen Selbstmord vortäuschen müssen — ein Tod durch etwa Strychnin, Zyankali usw., wird vom Sachverständigen nicht leicht f ü r einen Schlaganfall oder sonstigen plötzlichen, natürlichen Tod gehalten werden, — wenn überhaupt Verdacht rege und Untersuchung vorgenommen wird. — Sprechen wir zuerst von e g a l e m simulierten Selbstmord durch Gift, so darf nicht vergessen weiden, daß Giftmord nicht leicht durch einen Fremden, sondern nur unter Leuten, die in gemeinsamem Haushalte leben, oder sonst miteinander vertraut sind, verübt werden k a n n ; ein Fremder hat zu einer solchen Tat selten Gelegenheit, während sie ein Hausgenosse um so leichter durchführen kann. Die gewöhnlichste Art ist die Beimengung zu Speise oder Trank, es sind aber auch Fälle bekannt, in welchen stark oder schlecht schmeckende Gifte, die in geringen Mengen töten können (Strychnin, Brucin, Quecksilbersublimat, Zyankali, Morphium usw.) anläßlich einer Krankheit oder eines Unwohlseins statt eines Arzneimittels (z. B. in Oblaten, also geschmackdeckend) gereicht wurden. Diesfalls dann Schlagfluß oder sonst eine rasch tötende Krankheit zu behaupten, ist nicht gut durchführbar, es muß also Selbstmord vorgetäuscht werden, was sicher nicht schwer ist: man bringt den eben Verstorbenen zu Bett, setzt ihn in einen Lehnstuhl, ja man kann ihn am vorsichtigsten gerade in der Lage belassen, in der er sich befand, bringt etwa ein zweites und drittes Pulver derselben Gattung, einige Oblaten, ein Glas Wasser usw., auf den Tisch in wahrscheinliche Position, schreibt mit der ungefähr stimmenden Handschrift des Toten einen rührenden Abschiedsbrief — dann soll jemand Giftmord behaupten oder gar nachweisen! Das war der im 17. und 18. Jahrhundert namentlich in Frankreich mit den berüchtigten, verschiedenen sogen. „Sukzessionspulvern" eingehaltene Vorgang, wenn man nicht viel Zeit aufwenden w o l l t e ; mußte es nicht sehr rasch sein, so leitete man mit einer besonderen

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Inegal verübter Giftmord.

Sorte dieser „Sukzessionspulver", wohl ein A r s e n p r ä p a r a t 1 ) , das Eintreten einer „ A b z e h r u n g " (als chronische Arsenvergiftung) ein. Ich habe einmal, zu anderen Zwecken, als Beispiel f ü r das gefährliche „Ändern des Themas im Beweisverfahren" einen seinerzeit viel besprochenen Wiener Fall ausführlich beschrieben. Eine hübsche Ladenmamsell wurde eines Morgens in ihrem Zimmer tot gefunden ; auf dem Tische stand ein Trinkglas mit dem Reste einer Lösung von arseniger Säure in Zuckerwasser. Das Mädchen, im vierten Monate schwanger, hatte häufig Besuche eines älteren Herrn empfangen, der als ihr Liebhaber galt, der aber mit seinen Besuchen und seiner Person vor den Hausleuten sehr geheim tat. Mit vieler Mühe stellte die Polizei endlich fest, daß dies ein wohlhabender Kaufmann war, der am anderen Ende der Stadt wohnte, verheiratet war und deshalb sein Verhältnis geheim hielt. Der Mann hatte nun den unglücklichen Gedanken zu leugnen, daß er die Verstorbene gekannt, jemals besucht und namentlich den letzten Abend ihres Lebens bei ihr zugebracht hatte. Der Verteidiger behauptete mit R e c h t : wenn der Angeklagte allen Verkehr zugegeben und erklärt hätte, die Verstorbene müsse wahrscheinlich aus Verzweiflung wegen ihrer Schwangerschaft das Gift zum Zwecke eines Selbstmordes, vielleicht auch einer Abtreibung, selbst genommen haben, so hätte ihm niemand den Mord beweisen können. Da er aber a l l e s leugnete, erregte dies — vielleicht ungerechtfertigten — Verdacht und er wurde verurteilt, obwohl eigentlich nichts bewiesen war, als daß das Mädchen an Arsenvergiftung gestorben ist, und daß sie der Angeklagte o f t besucht hatte. — Der Fall soll hier nur zeigen, wie leicht ein solcher egaler simulierter Selbstmord vorgetäuscht werden kann, da man den H e r g a n g auch so drehen k a n n : der Beschuldigte hat das Mädchen wirklich vergiftet, gibt seine Bekanntschaft zu und behauptet, die nun Verstorbene habe, offenbar wegen der Schwangerschaft, Selbstmord verübt. — Läßt sich ein egaler Selbstmord nicht in Szene setzen, so muß ein unegaler vorgetäuscht werden und es wird scheinbarer Selbstmord durch Erhängen, Erschießen, Ertränken usw. glaubhaft gemacht. Die G e f a h r liegt darin, daß dann, wenn dies halbwegs gut durchgeführt wird, höchstens eine sogen, polizeiliche, sanitätsbehördliche Obduktion vorgenommen wird, bei welcher man zu einer chemischen Untersuchung des Magens usw. auf Gift kaum Anlaß findet. Wird das Aufhängen des Körpers oder das Erschießen sofort nach dem Tode oder vielleicht noch in der Agonie besorgt, so werden sich noch leidliche vitale Reaktionen einstellen und ein Verdacht kommt nicht leicht auf. — Bekannt und öfter zitiert ist der Fall jenes ungarischen Gutsbesitzers, den seine beiden Neffen vergiftet hatten. Kaum war der Mann tot, so entkleideten ihn die Mörder vollständig, zogen ihm seine Schwimmhose an und warfen ihn in den Schloßteich, in dem er regel') Andere s a g e n ein Bleizuckerpräparat (?). Das soll namentlich im Prozeß e g e n die Voisin und 442 cons. unter Ludwig XIV. vor der chambre ardente eine olle gespielt h a b e n ; andere s a g e n Kantharidenpräparat. Vgl. F. F u n c k , „Die Giftmordtragödie", München 1908, Brentano.

Selbstmord durch Erschießen.

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mäßig f r ü h Morgens zu baden pflegte. Als man dann die Leiche im Wasser entdeckte — nun, da war der alte Mann eben bei seinem unvernünftigen Baden ertrunken, niemand dachte daran, seine Eingeweide auf Gift zu untersuchen, die Tat kam erst später durch einen Zufall auf. — Zum mindesten ist für alle Selbstmordfälle, die nicht ganz zweifellos sind, zu raten, aufsteigende, wenn auch noch so entfernte Verdachtsgründe nicht von der Hand zu weisen und weiter, den Magen usw. einer wenigstens makroskopisch genauen Besichtigung zu unterziehen ; finden sich bedenkliches Aussehen, abnorme Farbe, auffallender Geruch, Ätzungen, Fremdkörper usw., dann darf man es freilich bei der Konstatierung eines solchen Umstandes nicht bewenden lassen. Schleunigstes Vornehmen einer Haussuchung, Nachforschung nach etwa vor dem T o d e Erbrochenen, Feststellung von vielleicht beobachteten Krankheitserscheinungen und wenn halbwegs dringender Verdacht vorliegt, chemische Untersuchung des Magens usw. wird häufig nicht zu umgehen sein, immer ist aber in solchen heiklen Fällen ruhige Beobachtung des gegebenen Sachverhaltes und lebhaftes Vorstellen des ganzen durch den heutigen Tatbestand behaupteten Herganges dringend zu empfehlen. — Natürlich darf man in der sofortigen Annahme eines Verbrechens nicht zu weit gehen. Es wird z. B. Tod durch Chloroform kaum je auf Mord beruhen (s. oben p. 854), wohl aber sind viele Selbstmorde durch Narkose bekannt 1 ). Man weiß auch von Fällen, in welchen Selbstmörder f ü r ermordet gehalten wurden, weil sie das Fläschchen mit Blausäure geschlossen oder sogar verwahrt h a t t e n 2 ) ; H o f m a n n s ) gibt Fälle an, in welchen Selbstmörder, die 0,2—1,20 g Blausäure getrunken hatten, noch Stiegen steigen und sonstiges tun konnten und M ü l l e r 4 ) erzählt, daß ein wirklicher Selbstmord durch bittere Mandeln verübt wurde. —

b) Erschießen. Inegaler maskierter Selbstmord durch Erschießen kommt selten vor, ist aber nicht undenkbar. Besonders kann man sich vorstellen, daß auf dem flachen Lande Einer erschossen und dann aufgehängt wird. Hat man ihn sorgfältig von Blut gereinigt, weitere Blutung unterdrückt und hat er keine Verletzung an nicht bekleideter Stelle, so wird kaum viel Wesens gemacht w e r d e n ; die Totenbeschau liegt an manchen Orten im argen, mit einem „ S e l b s t m ö r d e r " befaßt man sich nicht gerne, und so wird er begraben, ohne daß man um die Todesursache viel gefragt hat. 1 ) B ^ 7 g l in Friedreichs Blättern 53, 445, 1902; B r i d g m a n n im „Lancet" 2, 384, 1897; R o t h , Zeitschrift f. Med.-Beamte 15, 273, 1902; E r n b e r g , Nord med Ark 1903; S c h a u e n s t e i n, Lehrbuch; H o f m a n n , Vierteljahrschrift f. gerichtl. Med. 25, 327, 1883. 2 ) C a s p e r , T a y l o r u. a. ») Lehrb. der gerichtl. Medizin. 4 ) Zeitschrift f. Med.-Beamte N o . 2 ex 1907.

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Mord durch Erschießen.

Noch häufiger wird man bei Erschossenen 1 ) sogen. „Schienenselbstmord" vortäuschen, d. h. man wird den Ermordeten auf ein Bahngeleise legen, ihn überfahren lassen und so glauben machen, er habe sich absichtlich vor den Zug g e w o r f e n 2 ) . Auffallend häufig geschieht dies mit Jägern, die durch Wildschützen erschossen wurden ; die Verletzungen durch die über den Leichnam fahrenden Wagen sind so umfangreich, daß einerseits das Nachforschen nach „vitalen Reaktionen" vergeblich ist, und daß anderseits der vorhandene Schußkanal überhaupt übersehen, oder aber mißdeutet wird. — Viel häufiger werden egal simulierte Selbstmorde durch Erschießen sein, indem der Betreffende erschossen und dann die Situation so gestaltet wurde, als ob er sich selbst erschossen hätte. Auch bei Pistolenduellen sollen solche Maskierungen vorgekommen sein, ich weiß darüber keinen aktenmäßigen Fall, aber ausgeschlossen ist es nicht. — Daß ein solcher Vorgang schwer zu arrangieren sei, wird niemand behaupten, und gerade dem erfahrenen Kriminalisten, der viele Selbstmörder gesehen hat, werden seltsam scheinende Tatsachen, als gegen einen Selbstmord sprechend, nicht imponieren. Er weiß, wie wenig z. B. die Lage der Schußverletzung beweist3), oder wie oft mehrfache Schußverletzungen bei Selbstmördern vorkommen, sogar mehrere unbedingt tätliche4). Es scheint fast, als ob der vor der Tat gefaßte feste Wille (z. B. aus einer Doppelpistole, einem Revolver, nacheinander einen Herzschuß und dann einen Kopfschuß abzugeben) genügen würde, um in fast schon sterbendem Zustande handeln und also nochmals schießen zu können. Kommen aber tatsächlich bei Selbstmördern derart sonderbare Dinge vor, so braucht der maskierende Mörder keine übergroßen Vorsichtsmaßregeln anzuwenden : ob einer sich selbst erschießt, oder ob er von dritter Hand erschossen wird, ist für dessen Lage natürlich gleichgültig; steht er, so fällt er um, sitzt er, so lehnt er sich zurück oder neigt sich nach vorne über, liegt er, so bleibt er eben liegen, da gibt es nicht viel Unterschied. Oleichwohl hat man aber aufzumerken, da sich doch gewisse Situationen ergeben können, die bei einem echten Selbstmorde ausgeschlossen wären; namentlich die Lage der Waffe im Verhältnisse zur Lage des Toten mag u. U. Verdacht erregen und bei genauem Zusehen kann man zu der Überzeugung kommen: „dorthin, wo die Waffe liegt, kann sie nicht gekommen sein, wenn sie der Hand des Sterbenden bloß entfallen ist". Leider findet man die Waffe nicht oft auf dem ursprünglichen Orte, da Erstdazugekommene in der Regel die Waffe aufheben und beiseite legen, oft noch bevor sie sich um den ') Natürlich ebenso auch bei anderweitig Ermordeten (Erschlagenen, Erstochenen etc.). ') Vgl. P. D i t t r i c h , „Tod durch Überfahrenwerden" in H. Groß' Archiv Bd. XIII p. 1. •) Daß die Lage der Schußverletzung für die F r a g e : ob Mord oder Selbstmord, gleichgültig ist, hat besonders scharf Dr. H a b e r d a („Vierteljahrschrift f. gerichtl. Medizin", 2. Heft 1893) nachgewiesen. 4 ) Vgl. insbesondere H e l l e r in der „Zeitschrift f. Sozialwissenschaft" 10. Jahrg. No. 7.

Kasuistik beim Erschießen.

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Toten kümmern. Ein wichtiges Moment und ein fast sicherer Beweis f ü r Selbstmord ist das krampfhafte Festhalten der Pistole usw. durch den Getöteten. Zahlreiche Versuche an eben Gestorbenen, denen man Gegenstände in die Hand preßte, haben bewiesen, daß sie diese nie so krampfhaft festhalten können, als solche, welche die Gegenstände schon im Leben und im Todeskampfe in der Hand hatten. Allerdings ist das letztere Moment auch nicht zu übersehen, und es könnte ja vorkommen, daß ein besonders raffinierter Mörder seinem Opfer die Pistole in dessen Todeskampf in die Hand gedrückt hätte. Ebenso bildet es ein wichtiges Moment, wenn die Waffe, was häufig vorkommt, zersprengt aufgefunden wird. Das Zerspringen geschieht nämlich dann, wenn der Selbstmörder, im Bestreben sich ja gut zu treffen, die W a f f e überladet, was zu tun für den Mörder keinen Zweck hätte. Auch wenn die W a f f e zu fest an den Körper angedrückt wurde, ist das Springen der Pistole möglich, weil die Explosionsgase (wenn das Andrücken anders fest g e n u g erfolgt ist) nicht ausweichen können. Der Mörder wird kaum seinem Opfer die Waffe fest in das Fleisch drücken, und wenn er es tun würde, so wird der Angegriffene sicherlich zum mindesten soviel weichen, daß zwischen ihm und der W a f f e genügend Raum f ü r das Entweichen der Pulvergase entsteht. Gleichgültig ist dagegen meistens das Vorhandensein der Schußwaffe. Die Fälle sind auffallend häufig, in welchen die W a f f e neben zweifellosen Selbstmördern n i c h t gefunden wurde. Man hat mir einmal mitgeteilt, daß den Waffen der Selbstmörder abergläubische Wirkungen (angeblich erotischer Richtung) zugeschrieben werden, was allerdings den Umstand erklären würde, daß solche W a f f e n vom Erstdazugekommenen gestohlen werden. Dies klingt umso wahrscheinlicher, als in solchen Fällen oft Uhr, Geld u. dgl. dem Selbstmörder belassen wurde, nur die W a f f e fehlte. — Eine überraschend g r o ß e Kraft kommt den Expansionsgasen von solchen Schüssen zu, die in unmittelbarer Nähe abgefeuert wurden, v. B e c k hat vierzig Fälle von Selbstmorden beobachtet, wo die großartigsten Zertrümmerungen des Schädels beobachtet wurden, obwohl der Selbstmörder nur mit einer blinden Patrone, also ohne Kugel, auf sich geschossen hatte (allerdings muß die Mündung entweder unter dem Kinne oder in der Mundhöhle angesetzt worden sein). Es mag nicht übersehen werden, daß aber auch ein Mord mit blinder P a t r o n e denkbar ist, da g e r a d e eine solche Art von Tötung am ehesten einen Selbstmord vortäuschen läßt. Man kann sich z. B. den Fall vorstellen, daß einem Schlafenden, einem Betäubten, einem Geknebelten aus unmittelbarer Nähe ein blind geladenes Gewehr angesetzt und er so getötet werden könnte. Andererseits ist es aber auch schon vorgekommen, daß Selbstmörder in der Aufregung vergessen haben, ein Projektil zu laden, so daß s i e sich nur durch die Expansionskraft des Pulvers getötet h a b e n ; der Mörder wird das Laden einer Kugel wohl kaum vergessen. — Über einen Wasserschuß s. O. H a u e r 1 ) . — ') H. Groß' Archiv Bd. I p. 127; vgl. G e o r g i i gerichtl. Medizin 3. F. XXXIII. Bd. Suppl.-Heft.

in der Vierteljahrschrift f.

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Erschießen.

Amerikanisches Duell.

Gleichgültig ist, wie schon gesagt, die Lage der Wunde. Man kennt viele Fälle, in welchen sich Selbstmörder in den Magen, Bauch, Hals geschossen haben und qualvolle Leiden zu erdulden hatten. Ebenso entsetzlich sind jene nicht seltenen Fälle, in welchen sich Einer in die Schläfe schießt, aber falsch ansetzt und ohne sich zu töten, die Augennerven durchschießt. Ob hierbei Ungeschicklichkeit, irrige Meinung, vielleicht Aberglauben oder krankhaftes Vorstellen vorliegt, wird schwer zu sagen sein. Jedenfalls liegt bei einer größeren Anzahl von solchen Fällen keines von allen, sondern sogen. „Verreißen des Schusses" vor. Dies tritt namentlich dann ein, wenn die Ladung mangelhaft war, wenn die Kugel ungleich gepflastert, ungleichen Druck auf die Rohrwände ausübte, wenn zu viel Pulver genommen wurde, wenn der Schießende die W a f f e locker oder sonst ungeschickt hielt, oder wenn die Laufmündung zu nahe an den Körper gehalten w u r d e (ohne so fest angedrückt zu werden, daß Laufsprengung erfolgte). In allen diesen und vielleicht auch in manchen andern Fällen bewegt sich der Lauf während des Schusses seitwärts („er p e n d e l t " ) und dann erfolgt z. B. Lungenschuß statt Herzschuß usw. — Übrigens ereignen sich doch bei echten Selbstmorden manche Eigentümlichkeiten. Es sind z. B. Kopfschüsse ungleich häufiger als Herzschüsse — wohl deshalb, weil jedermann weiß, wo das ü e h i r n sitzt, aber nur wenige, wo das Herz, namentlich zentral zu treffen i s t ; der Mörder zielt aber lieber auf die breite, in der Richtung seines wagrecht ausgestreckten Armes liegende Brust, als auf den kleineren, schwerer zu treffenden Kopf. So oft nun aber die Selbstmörder auch auf den Kopf schießen, so habe ich doch noch nie gehört oder gesehen, daß ein Selbstmörder z. B. durch sein Auge in das Gehirn geschossen hätte, obwohl dies bequem und sicher tötend wäre. Offenbar ist die Vorstellung, sich das Auge zu zerschmettern so störend, daß es kaum Einer getan hat. W ü r d e ich daher hören, daß sich ein ,,Selbstm ö r d e r " durch das Auge in den Kopf geschossen hat, so würde ich in erster Linie a n n e h m e n , daß dies k e i n Selbstmörder war. Hat man also einen Fall, in welchem eine recht schmerzhafte oder besonders peinliche Vorstellung erweckende Verletzung vorliegt, so wird man zuerst erheben müssen, ob geistige Abnormität, eine besondere Ungeschicklichkeit, ein Verreißen des Schusses usw. daran Schuld sein kann. Läßt sich hievon nichts feststellen, so darf man fremde H a n d vermuten. — O b der „ S e l b s t m ö r d e r " pulvergeschwärzte Hände hat, ist in der Regel nicht gleichgültig. Findet sich Pulverrauch an der l i n k e n Hand und ist der Selbstmörder ein Rechtshänder, so ist mit viel Sicherheit anzunehmen, d a ß er die W a f f e mit der linken Hand nahe der Mündung festgehalten hat, so daß die bei dieser ausströmenden Pulvergase die Hand schwärzen konnten. Ist die r e c h t e Hand geschwärzt, so muß festgestellt w e r d e n 1 ) , ob der Tote ein Linkshänder ') Was in allen derartigen Fällen g e s c h e h e n muß.

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A m e r i k a n i s c h e s Duell.

war, in welchem F a l l e die Schwärzung a n a l o g dem früheren F a l l e erklärt werden kann. Ist er aber ein R e c h t s h ä n d e r , so kann die Schwärzung der rechten Hand von Pulvergasen herrühren, die auf der Zündseite ausgeströmt s i n d ; bei Pistolen, namentlich abgenützten, kommt das häufig vor, bei Revolvern selten. O b die vorliegend verwendete W a f f e ein „ R ü c k b r e n n e r " ist, d. h. rückwärts Pulvergase ausströmen läßt, wird ein Sachverständiger ungefähr aus der B e s i c h t i g u n g der W a f f e , mit mehr S i c h e r h e i t mit Hilfe eines E x p e r i m e n t e s ( S c h i e ß e n aus der W a f f e ) sagen können. A b e r einerseits ist auch dieser Versuch nie ganz verläßlich, weil man nicht weiß, w i e der S e l b s t m ö r d e r g e laden hat, und andererseits wird zu einem solchen Versuche nicht zu raten sein, weil dieser wegen vielleicht später nötig werdender F e s t stellungen Schwierigkeiten bereiten kann. — Ist die Schußwunde an einem, gewöhnlich bekleideten Körperteil angebracht, so ist die Frage, wie die betreffenden Kleidungsstücke geordnet sind, nicht gleichgültig. T ö t e t sich j e m a n d durch einen Brustschuß, so beseitigt er in der Regel alle B e d e c k u n g ( R o c k , W e s t e , auch H e m d ) und s c h i e ß t auf die b l o ß e H a u t : der M ö r d e r würde das höchstens an einem völlig bewußtlosen, nicht einmal an einem leicht zu erweckenden Schlafenden arrangieren. D i e s e r Befund ( g e ö f f n e t e Kleider an der S c h u ß s t e l l e ) sind also immer wichtig, sie können auch bei Doppelselbstmorden Bedeutung erlangen, wenn es zweifelhaft wird, ob z. B. der g e t ö t e t e weibliche T e i l mit E i n w i l l i g u n g oder meuchlings erschossen wurde. In der R e g e l hat sie im ersten F a l l e das Kleid geöffnet, das Mieder a b g e l e g t usw. Es m a g hier die Vorstellung mitwirken, daß auf diese W e i s e das Herz l e i c h t e r zu treffen ist. Aber wie gesagt, das ist nur Regel, Ausnahmen kommen oft v o r . — Eine eigentümliche R o l l e spielt in diesen Fragen das sogen, „amerikanische D u e l l " , welches allerdings am häufigsten zu mehr harmlosen Dissimulationen verwendet wird, zumal als vorgeschobenes Motiv bei an sich echtem Selbstmord. W i l l man z. B. nicht g e r n e zugeben, daß sich E i n e r wegen Schulden, wegen syphilitischer Krankheit, wegen Untreue s e i n e r F r a u usw. erschossen hat, so wird „ a m e r i kanisches D u e l l " angegeben, bei welchem niemand über die W a h r h e i t des Grundes usw. Nachforschungen anstellen kann. A b e r aus demselben Grunde wird man auch bei einem Morde, der durch Selbstmord maskiert werden soll, amerikanisches Duell als Grund anführen (etwa in gefälschten Abschiedsbriefen usw.). W ü r d e sich darin etwa auf Krankheit, mißlungene Spekulationen, s e l b s t Schwermut, Lebensüberdruß usw. bezogen, so ließe sich die Unrichtigkeit oder U n w a h r scheinlichkeit leicht nachweisen. B e i m amerikanischen Duell entfällt diese Möglichkeit, da niemand beweisen kann, daß der V e r storbene k e i n amerikanisches Duell gehabt hat. E s kann deshalb auch vorkommen, daß der S e l b s t m o r d durchaus echt ist, und daß der S e l b s t m ö r d e r das amerikanische Duell als G r u n d statt der W a h r heit s e l b e r vorschob, wenn er diese nicht sagen oder „ i n t e r e s s a n t e r " aus dem Leben scheiden wollte. J e d e n f a l l s hätte ich i m m e r s c h w e r e Bedenken, wenn amerikanisches Duell behauptet w i r d : e n t w e d e r h a t H a n s G r o ß , Hdb. f. UR.

6. Aufl.

IL

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894 der Selbstmörder oder seine Umgebung ein falsches Motiv angegeben, oder es liegt überhaupt kein Selbstmord vor. An die Existenz des amerikanischen Duells glaube ich nämlich überhaupt nicht und halte das ganze aus psychologischen Gründen f ü r romantische E r f i n d u n g ; ich interessiere mich seit langem f ü r die Frage, habe vielen einzelnen Fällen nachgeforscht 1 ), a b e r n o c h n i c h t e i n e i n z i g e s M a l die B e s t ä t i g u n g für das V o r l i e g e n wirklichen amerikanischen Duells erhalten. Dies liegt auch sehr nahe. Hätten sich in der Tat zwei auf dieses seltsame Spiel eingelassen, so gibt es keine Möglichkeit, den, der die schwarze Kugel gezogen hat, zu zwingen, sich zu erschießen, zumal der andere kaum von seiner Grausamkeit herumerzählen wird, mit der er den Gegner in den Tod gezwungen hat. Daß sich aber der mit der schwarzen Kugel, dem Gegner zu gefallen, aus purer Ehrenhaftigkeit ohne weiteres erschießt, ist nicht anzunehmen — dazu hängt doch jeder zu sehr am Leben und wenn er überlegt, daß ihm der Andere ohnehin nichts tun kann, und daß sich der Andere sicherlich auch nicht erschossen hätte, wenn e r die schwarze Kugel gezogen hätte, so — behält er eben sein Leben. Aber so weit kommt es überhaupt n i c h t ; denn da jeder die eben angeführten Erwägungen auch kennt, so läßt sich keiner auf das Risiko ein: er überlegt, daß wenn er die weiße Kugel zieht, er absolut kein Zwangsmittel hat, den Anderen zum Selbstmord zu zwingen ,— wozu also die ganze, immerhin heikle Sache provozieren — so gescheit ist jeder, und es darf daher mit Recht behauptet w e r d e n : d a s a m e r i k a n i s c h e D u e l l e x i s t i e r t n u r in d e n P h a n t a s i e n u n d in R o m a n e n o d e r a l s V o r w a n d , w e n n i r g e n d etwas verheimlicht oder anders gestaltet w e r d e n soll. Wird also amerikanisches Duell behauptet, sei es im Abschiedsbrief oder von der Umgebung des Verstorbenen, so würde ich ausnahmslos zu g r o ß e r Vorsicht raten. —

Daß man in allen nur entfernt zweifelhaft aussehenden Fällen von Selbstmord auch nach anderweitigen, wenn auch noch so unbedeutenden Verletzungen suchen muß, daß die Lage der Schußwaffe — wenn sie anders unberührt geblieben zu sein scheint — auf den Millimeter vermessen (an sich und auch in Relation zur Schußhand), beschrieben und photographiert werden muß, daß man unter allen Umständen nach etwa sonst im Räume vorfindlichen Blutspuren suchen muß — das ist alles selbstverständlich. Zu erwähnen ist hierbei nur die, wohl auch selbstverständliche Vorsicht, daß man dann, wenn die Kugel den Körper durchbohrt hat, und noch weiter geflogen ist, dieser Flugbahn in Relation zum Schußkanal im Körper besonderes Augenmerk schenken muß. Bei Pistolen und Revolvern kommt dies selten vor, fast immer aber bei Schüssen aus Kugelgewehren, namentlich den modernen kleinkalibrigen, auch bei guten ') Und diese Nachforschungen bis heute fortgesetzt.

Erstechen.

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Repetierpistolen. Selbstverständlich ist es auch, daß der Schußkanal im Körper in der Regel nicht die gleiche Richtung mit der weiteren Flugbahn des Geschoßes haben wird, da der Körper nach dem Schusse umsinkt, sich windet oder sonst noch agonale Bewegungen machen kann; auch wenn das nicht der Fall ist, wird die Kugel meistens bei ihrem Wege durch den Körper eine Ablenkung erfahren. In diesen Fällen (Selbstmord durch Gewehre) wird man fast immer noch eine Veranstaltung finden, die das Erschießen mit einer verhältnismäßig langen Schießwaffe ermöglicht h a t : Der Selbstmörder wird einen Fuß entblößt haben, um mit der großen Zehe losdrücken zu können, oder er hat sich eine Abzugsvorrichtung mittelst Bindfaden usw. hergerichtet, oder einen Stab zum Losdrücken zugeformt 1 ) usw. Ist die Entfernung von der Mündung eines Gewehres bis zum Drücker viel mehr als 75 cm, so ist ohne solche Vorrichtung (also Abziehen mit dem Finger), Herzschuß unmöglich, Kopfschuß nur dann denkbar, wenn die Kugel in die Stirne eindrang und das Gehirn sozusagen nur gestreift hat 2 ). Da hierbei aber ein „Verreißen" besonders leicht stattfinden kann, so wird jemand wohl kaum einen so überaus unsicheren Vorgang wählen, und regelmäßig anders losdrücken als mit der Hand. Fehlt also bei einem Gewehrschuß eine Vorrichtung zu seiner Ermöglichung, so muß dies immer verdächtig erscheinen ; ist sie vorhanden, so kann sie allerdings auch absichtlich von dritter Hand zur Täuschung hingebracht worden sein. — Daß man in allen diesen Fällen, gleichgültig welcher Art die Schußwaffe ist, erheben muß, ob sie Eigentum des Verstorbenen ist und ob das Projektil aus dem Körper des Verstorbenen zur Waffe paßt, ist auch selbstverständlich. Namentlich der letztgenannte Umstand ist wichtig, da die Tötung mit einer anderen Waffe erfolgt sein kann, worauf man eine, dem Getöteten gehörige Waffe neben ihn gelegt haben kann. —

c) Erstechen. Mord als egal simulierter Selbstmord durch Erstechen wird nicht oft vorkommen, weil Selbstmord durch diese Todesart überhaupt selten ist, und weil Erstechen als Mordart, so daß Selbstmord vorgetäuscht werden kann, schwer durchzuführen ist. Aus vielen Mordtaten, die durch Erstechen verübt wurden, wissen wir, daß nur selten ein Stich so geschickt geführt wurde, um als einziger zu genügen. In der Regel bedarf es vieler Stiche, die, durch Abwehrbewegungen des Opfers meistens an unzweckmäßigen Orten zugefügt werden und als Selbstmordhandlungen wohl nur bei Irrsinnigen denkbar sind. Allerdings kommen bisweilen bei Mordtaten Tötungen durch einen einzigen, direkt das Herz treffenden Stich vor — dann wurde der Stich ') Leicht denkbar, wenn das Gewehr mit „Stecher" versehen ist. *) Man wird selbstverständlich mit der betreifenden Waffe an sich selbst nachweisen, ob der Vorgang so möglich war, wie er sich darzustellen scheint. 57*

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Erstechen.

aber meistens meuchlings, von rückwärts gesetzt und jede Simulation eines Selbstmordes ist von selbst ausgeschlossen. Allerdings hat der Stich, der ja in der Wirkung mit dem Schuß eine gewisse Ähnlichkeit hat, für den Mörder manchen Vorteil, da die Tat geräuschlos, das Werkzeug leicht zu beschaffen und die veranlaßte äußere Verheerung am Körper des Opfers verhältnismäßig gering ist. Aber durchführbar ist ein solcher Mord mehr oder minder gefahrlos nur an Schlafenden, Bewußt- und Sinnlosen, und an solchen dürfte er allerdings häufiger vorkommen, als wir annehmen. Es braucht nur auf den oft zitierten Fall des Anatomiedieners Z. in Krakau hingewiesen werden, der seine Frau mittelst Herzstich getötet hat. Diese trank stark, war auch an ihrem Todestage sinnlos betrunken und in diesem Zustande hat ihr der Mann eine lange starke Nadel ins Herz gerannt und die Blutung nach außen durch längeren starken Fingerdruck verhindert; dann hängte er die Frau auf und beklagte ihren Selbstmord; die kleine Wunde war durch die stark entwickelte Brust vollkommen verdeckt und wurde nicht bemerkt — allerdings hatte der Anatomiediener die richtige Stelle zu finden gewußt. Der Mord wäre nie entdeckt worden, wenn der Täter den Hergang nicht im Rausche genau erzählt hätte — aber nicht alle Mörder sind Säufer und nicht alle Säufer erzählen im Rausche bedenkliche Dinge. — D e n k e n ließe es sich am Ende auch, daß man Stich durch Schuß maskiert; sagen wir, es habe Einer in mörderischer Absicht, im Streite oder auch im Zweikampf einen tödlichen Stich bekommen und egaler Selbstmord sei nicht gut vorzutäuschen; bringt man den Leichnam in eine passende Lage und feuert einen Schuß ungefähr in der Richtung des Stichkanals aus unmittelbarer Nähe ab, so wird eine nicht sehr sorgfältige Obduktion den Stichkanal kaum als solchen unterscheiden können, namentlich wenn man eine Schußwaffe mit recht deletärer Wirkung (etwa ein modernes kleinkalibriges Gewehr) zur Tat gewählt hat. Wendet man gegen diese Darstellung ein, daß solches noch nie vernommen oder beobachtet wurde, so erkläre ich, daß ich gerade darin das Bedenkliche und Gefährliche der Sache finden möchte. — S t o l l sagt, Stichverletzungen des Herzens sind meistens von dritter Hand gesetzt; von eigener Hand nur dann, wenn der Täter unter dem Eindruck sehr starker Impulse stand, oder geisteskrank war oder wenn andere Mittel zum Selbstmorde fehlten 1 ). Durchbohrung der Kleider spreche gegen Selbstmord. Man rekonstruiere den Hergang nach der Regel, daß der Stichkanal in der Richtung der Tangente jenes Kreisbogens liegt, zu dem der das Instrument führende Arm den Radius bildet 2 ). Daß aber auch bei Selbstmord Durchbohrung der Kleider vorkommt zeigt der Fall von F r a n k e 13), in welchem sich Einer selbst ') Ich weiß von einem Studenten, der sich mit einem einzigen Stiche erdolcht hat und bei dem keines dieser Momente vorlag; allerdings war er ein Dichter. ') H. S t o l l , „Stichverletzungen des Herzens", Arztl. Sachverst.-Ztg. No. 14 vom 15. Juli 1910. ") F r a n k e l , ibidem No. 1 ex 1909.

Ersticken.

Erdrosseln.

durch 24 Stiche mit einer schlechten Papierschere und zwar die Kleider ( ! ) getötet hat. —

897 durch

d) Ersticken. Das äußerlich fast Reaktionslose des Erstickungstodes und die unter Umständen überaus leichte Durchführungsmöglichkeit eines solchen, kann zu seiner Anwendung Menschen gegenüber, die sich in völlig hilflosem Zustande befinden, öfter verleiten. Daß jemand von mehreren überfallen, gebunden und gewaltsam erstickt würde, läßt sich deshalb schwer denken, weil in diesem Falle irgendeine andere Todesart — Erschießen, Erstechen, selbst gewaltsam Vergiften usw. rascher und einfacher zum Ziele führt. Anders aber bei Personen, die sich häufig vorübergehend oder ständig in wehrlosem Zustand befinden. W e n n jemand durch langdauerndes Siechtum, Lähmung, Epilepsie, häufige Trunkenheit usw. lästig fällt, so kann man sich denken, daß er, der überhaupt wehrlos ist, oder sich g e r a d e in einem Anfalle von Epilepsie oder Volltrunkenheit befindet, durch aufgelegte Polster oder noch einfacher dadurch erstickt wird, daß man ihn mit dem Gesichte nach abwärts auf einen dicken Polster usw. legt. In einem Falle w u r d e angenommen, allerdings nicht bewiesen, daß ein Volltrunkener durch ein auf das Gesicht gepreßtes, nasses und mehrfach zusammengelegtes Tuch erstickt wurde. Welche Art von Selbstmord man dann vortäuschen will, Erhängen, Erschießen, Erdolchen, Ertränken usw. ist gleichgültig und wird von den Verhältnissen abhängen. Nur die egale Todesart ist hier nicht g u t denkbar. In dem gefälschten Abschiedsbriefe des „ S e l b s t m ö r d e r s " wird man mit Erfolg als Ursache des Selbstmordes das ja wirklich vorhanden gewesene schwere, unerträglich gewordene Leiden, die Verzweiflung über unbezwingliche Trunksucht usw. angegeben finden, was wahrscheinlich klingt, und die Notwendigkeit genauerer Erhebungen ausschließt. —

e) Erdrosseln und Erhängen. Da fast jedes Erdrosseln eine Strangulationsmarke hinterläßt, kann man sich ganz gut egale, nicht leicht aber inegale Simulation vorstellen. Erstere dürfte sogar häufig vorkommen. Man braucht nicht erst an die bekannten indischen Thugs zu erinnern, die ihre Opfer mit einem umgeworfenen seidenen Tuche in wenigen Augenblicken töten, ohne daß am Leichname äußerlich eine Spur des begangenen Verbrechens zu erkennen w ä r e — ähnliches kommt allerorten vor. Man weiß, daß jemand in wenigen Sekunden bewußtlos ist, wenn man ihn kräftig an den Karotiden drückt. W e n n der Betreffende diese heikle Stelle gut kennt, so findet er sie auch im Augenblicke: ein Druck auf diese Adern verhindert, daß das Gehirn mit Blut versorgt wird, was Bewußtlosigkeit und im weiteren Verlaufe reaktionslosen Tod zur Folge h a t 1 ) . Das gleiche geschieht, wenn jemandem z. B. von ') S. oben p. 869.

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Erdrosseln durch eigene oder fremde Hand.

rückwärts ein T u c h , eine Schlinge um den H a l s g e w o r f e n und dieses fest angezogen wird. Ein W e h r e n , ein Schreien, ein Lärmen ist fast unmöglich, der T o d tritt mit g r o ß e r S c h n e l l i g k e i t ein, keine andere Spur hinterlassend, als die der S t r a n g u l a t i o n s m a r k e . W i r d nun das O p f e r aufgehängt und hierbei nur die eine Vorsicht gebraucht, daß der Strick dort um den Hals läuft, w o sich die schon erzeugte Strangulationsmarke befindet, s o wird der N a c h w e i s , w i e der T o d eingetreten ist, selten geliefert werden W i c h t i g ist diesfalls, daß die F o r s c h u n g e n einer R e i h e von G e richtsärzten nunmehr festgestellt haben, daß die Strangulationsmarke, die an einem Lebenden erzeugt wurde, sich von der an einer Leiche hervorgebrachten äußerlich nicht sicher unterscheiden l ä ß t 2 ) . E b e n s o ist das angeblich charakteristische Aussehen der Leichen von Erhängten wissenschaftlich nicht festzustellen. B l a u e F ä r b u n g des G e sichtes, Schaum am Munde, Vorfallen der Zunge, Errektion des Penis, stärkere Schleimabsonderungen an den weiblichen G e s c h l e c h t s t e i l e n und andere angeblich „ u n t r ü g l i c h e " Zeichen des Erhängungstodes k ö n n e n bei Erhängten vorkommen, können aber ebensogut fehlen und bei Leichen gefunden werden, die irgendeines anderen T o d e s g e storben sind :i ), sie sind aber selbstverständlich bei Leuten, die sich selbst erhängt haben und bei solchen, die von dritter Hand erdrosselt wurden, nur ausnahmsweise zu unterscheiden. Freilich wird man sich auch hier davor hüten müssen, voreiligerweise Eingreifen einer dritten Hand anzunehmen, da g e n u g F ä l l e vorhanden sind, wo S e l b s t m ö r d e r das Aufhängen in der unglaublichsten und unwahrscheinlichsten F o r m b e s o r g t h a b e n 4 ) . Auch Z u f ä l l e können da mitwirken und es sei hier nochmals der F a l l erwähnt, in w e l c h e m die Leiche einer Frau, die sich in einen Brunnen gestürzt hat, so herausgebracht wurde, daß man ') Vgl. z. B. Virchow's Jahresberichte I. 1890 p. 496 und Friedreichs Blätter 1893 p. 393. — Die „ L e c t u r e s modernes, Rev. illustr." No. 24 von 1902 bringen auf p. 1447, 1450 und 1453 anschauliche Abbildungen darüber, wie in entlegenen Straßen von Paris angeblich L e u t e auf diese W e i s e überfallen und beraubt werden (Edit. J. R u e f f , 106 Boul. St. Germain, Paris). Dann L o c h t e , „Obduktionsbefund bei E r h ä n g t e n " , Vierteljahrschrift für gerichtl. Medizin Bd. 29 p. 2 5 7 ; L ö s e n e r , „Über den T o d durch E r w ü r g e n " , ibid. 36. Bd 3. Heft; B o g d a n , „Assasinat, pendaison du c a d a v r e pour simuler le suicide", Arch. d'anthr. crim. No. 186, 1909 (Größe des E r h ä n g t e n : 1,50, Entfernung des Ortes vom B o d e n : 2,50); P e l l e r a u , „La pendaison dans les pays c h a u d s " , Ann. d'hyg. No. 16 e x 1896 Vol. X I . ') Siehe Etienne M a r t i n , „ A r c h . d'anthr. crim." T. X V I p. 179. ') Vgl. C o u t a g n e , „Diagnostic med. jud. de la mort par pendaison" ibid. T. I p. 225 u. S t r a ß m a n n in H. Groß' Archiv Bd. X I I p. 170; L a f a r a u e , „Deux c a s de Mort criminelle. Pendaison pour simuler un suicide", Ann. d'hyg. publ. XIII p. 4 5 5 ; D e s m o n t , „Rapp. sur un meurtre par strangulation", A r c h . d'anthr. crim. I p. 141. *) Vgl. Paul H e r v é , „Un c a s de suicide par strangulation", Arch. d'anthr. crim. XIII, 196; dann die merkwürdigen Fälle, die M i n o v i c i , ibidem X X , 393ff., abbildet (von 136 Personen, die sich zweifellos erhängt hatten, standen mehr als die Hälfte mindestens etwas auf dem B o d e n ) ; s. oben p. 8 7 5 ; weiter den Fall des Dr. A r a m b a s i n in H. Groß' Archiv Bd. X X I I I p. 322 (s. oben p. 882) und K u r p j u w e i t , „Ein Fall zur F r a g e der Selbsterdroßlung", Vierteljahrschrift f. gerichtl. Med. 3. F. 36. Bd. 3. H e f t ; J ü r g e n s , „Unterschied von Mord und Selbstmord durch E r d r o s s e l u n g " , Inaug.-Diss. Berlin 1908 (bringt 72 alte und 3 neue Fälle von Selbsterdrosselung).

899 ihr eine Schlinge um den Hals legte und sie so emporhaspelte (oben pag. 885). In allen Fällen, in welchen egal simulierter Sebstmord und Mord durch Erdrosseln vorliegt, ist die Schwierigkeit für den UR. immer eine große, aber zu verzweifeln ist auch nicht von vorneherein. Es möge auch hier darauf hingewiesen werden, daß die Abfassung einer genauen Beschreibung der Sachlage das beste Mittel ist, um wichtige Einzelheiten zu entdecken. Solange man eine Situation bloß a n s c h a u t , und wenn auch noch so sorgfältig, noch so lange und noch so scharf, wird man eine Menge Einzelheiten übersehen und namentlich Ungereimtheiten nicht wahrnehmen. Die fallen aber auf, wenn man daran geht, die Sache genau und möglichst anschaulich zu beschreiben. D i e s e r G r u n d s a t z kann e i n e m j u n g e n U R. n i c h t o f t g e n u g e i n g e s c h ä r f t w e r d e n . Freilich hilft das Beschreiben nur, wenn man langsam, geordnet und überlegt vorgeht. Es ist begreiflich, daß man unwillkürlich auf nicht Zusammenpassendes, auf Lücken und Unwahrscheinlichkeiten stoßen muß, wenn man vom Allgemeinen zum Besonderen, von Ursache zur Wirkung, von Früherem zum Späteren und vom Gewollten zum Erreichten übergeht. Dann findet man die Fehler einer Situation in ihrer genauen Beschreibung. D i e „ F e h l e r e i n e r S i t u a t i o n " sind aber jene U n g e r e i m t h e i t e n und U n m ö g l i c h k e i t e n , die entstehen, wenn eine Situation anders vorget ä u s c h t w e r d e n s o l l , a l s s i e s i c h w i r k l i c h e r e i g n e t hat,, vorausgesetzt, daß nicht mit aller erdenklichen Vorsicht, Schlauheit und Berechnung vorgegangen worden ist (vgl. pag. 873). — Aber so wird, namentlich bei großen Verbrechen, nicht vorgegangen und fast immer ereignet sich die oft erwähnte e i n e g r o ß e Dummheit, die bei der Verübung eines Verbrechens auch von Geübten und Schlauen begangen wird, und behält man dies im Auge, so ist wenigstens die Möglichkeit gegeben, Anhaltspunkte für weiteres Vorgehen zu f i n d e n 1 ) . — Zu erwähnen ist noch eine interessante Ausführung von A n g e l o d e D o m e n i c i s 2 ) , in welcher er behauptet, daß die Bewegungen und Zuckungen eines Erhängten (Mensch oder Versuchstier) den Strick vielmehr in Anspruch nehmen, als dies beim ruhigen Aufhängen der Fall ist. So zeigte der Dynamometer beim ruhigen Aufhängen eines Hundes (z. B. des getöteten Tieres) eine Inanspruchnahme von 23 Kilo, beim Erhängen desselben Hundes aber 47 Kilo. Bei einem anderen Versuch war der Unterschied 9 und 19 Kilo, also beidemale etwas mehr als das Doppelte. W e n n also z. B. in einem praktischen Falle der Strick, der den Erhängten getragen hat, bei einem Versuche, ihn nahezu auf das Doppelte zu belasten, reißt, so ist der Vorgang bedenklich. ') Beispiele über diese bringt auch A. G r i f f i t h s , „Mysteries of Police and crime", Landon 1898, Cassel!. *) „Beiträge zur Lehre vom Erhängungstode", Deutsche medizin. Wochenschrift No. 48 ex 1909 und Arztl. Sachverst.-Ztg. No. 16 ex 1910,

900

Ertränken.

K r u g 1 ) bestreitet diese Angaben, P r e u ß 2 ) bestätigt sie, findet die Erklärung aber nicht in den Zuckungen 3 ), sondern in dem Fallenlassen des Körpers aus, wenn auch nur geringer Höhe. Für uns wäre die Erklärung so oder anders ziemlich gleichgültig; ist aber die Tatsache richtig, so kann sie in manchem Falle bedeutende Wichtigkeit haben. —

f) Ertränken. Hier wird vielfach dasselbe gelten, was beim Ersticken gesagt wurde, aber in gewisser Beziehung erweitern sich hier die Möglichkeiten in mehrfacher Weise, und auch egaler Selbstmord kann vorgetäuscht werden, wenn z. B. Einer den Andern unversehens ins Wasser stößt und dann einen gefälschten Abschiedsbrief auffinden läßt. Ebenso sind in der Tat aucih Fälle vorgekommen, in welchen Einer durch Schlag mit stumpfem Werkzeug besinnungslos gemacht und dann ins Wasser geworfen wurde. W i r d bei der Obduktion der erfolgte Schlag auf den Kopf entdeckt, so werden häufig die festgestellten Verletzungen und ihre Folgen mit einem „Aufschlagen des Kopfes auf dem F l u ß g r u n d e " usw. erklärt und es wird angenommen, daß der Betreffende mit dem Kopfe voraus ins Wasser gesprungen ist. Tatsächlich ist es auch schwer, die an Ertrunkenen so o f t vorgefundenen Verletzungen auf ihre Entstehungsart und -zeit zu bestimmen, namentlich wenn Fäulnis die „vitalen Reaktionen" verwischt hat. W u r d e n Leichen im rasch fließenden Wasser auf weitereStrecken fortgeschwemmt, so erhalten sie bekanntlich durch Anstoßen an spitzen Steinen, Wurzeln, an stromaufwärts gerichteten Pfählen usw. regelmäßig Verletzungen, die wie Stich-, Schnitt-, Schlagwunden usw. aussehen. — Ausgenützt wird auch der Umstand, daß sogen, „kombinierte Selbstmorde" häufig mit Hilfe von Wasser verübt w e r d e n ; es kommt ja auch vor, daß sich Einer vergiftet und dann erhängt oder daß sich Einer, auf dem hochgelegenen Fenster stehend, erschießt und in die Tiefe fallen läßt usw., aber wenn sich Einer „kombiniert t ö t e n " will, so vergiftet er sich meistens und stürzt sich ins Wasser, oder er erschießt sich, bis zum halben Leibe im Wasser stehend, oder schneidet sich in ähnlicher Stellung den Hals ab usw. In allen diesen Fällen ist die Priorität der Todesursachen und die Differenz zwischen dem Beginne ihrer W i r k u n g schwer zu bestimmen und wenn z. B. ein Erschossener (mit rasch wirkender Wunde, Kopf- oder Herzschuß) im Wasser gefunden wurde, und es läßt sich die Aspiration von Wasser nicht nachweisen, so wird man doch kaum mit Sicherheit ») K r u g , Vierteljahrschrift f. gerichtl. Med. 1910 40. Bd. 3. Heft. *) Ingenieur P r e u ß , „Umschau" No. 9 v. 1910. ") Hiebei ist noch zu bedenken, daß die Zeit zwischen A u f h ä n g e n und Eintritt des Todes (nicht der, fast augenblicklich eintretenden Bewußtlosigkeit) auf einige Minuten (höchstens 5) a n g e g e b e n wird; während dieser Zeit wird der Strick durch etwa eintretende Zuckungen allerdings stark in Anspruch g e n o m m e n ; G u m p r e c h t in der Zeitschrift f. Med.-Beamte No. 21 ex 1910.

901 annehmen, daß der Betreffende eher t o t g e s c h o s s e n und erst nach eingetretenem T o d e in das W a s s e r g e b r a c h t w u r d e 1 ) . Liegt einmal die Vermutung für k o m b i n i e r t e n S e l b s t m o r d vor, so wirkt die Kombination zweier T o d e s a r t e n überzeugend für Selbstmord, weil es den Eindruck m a c h t : dem M a n n e müsse es unbedingt mit dem Selbstmorde ernst g e w e s e n sein. E s ist aber eine bekannte Erfahrung, daß man auch sich selbst g e g e n ü b e r leicht das B e w e i s thema wechselt, und etwas für erwiesen hält, während etwas anderes bewiesen wurde. In unserem Falle wäre das B e w e i s t h e m a : ob Selbstmord vorliegt. B e w i e s e n wird nun bei kombiniertem S e l b s t m o r d allerdings der Ernst des Entschlusses zum S e l b s t m o r d . Und ist das letztere zweifellos, so wirkt es s o kräftig, daß auch — allerdings mehr im Unterbewußtsein — das e r s t e r e bewiesen zu sein scheint. Liegt also „kombinierter S e l b s t m o r d " vor, so ist besonderes Aufmerken notwendig, denn m e r k w ü r d i g e r w e i s e kommt ein solcher echt nicht häufig vor, obwohl er fast sichere G a r a n t i e dafür leistet, daß der T o d sicher und ohne b e s o n d e r e Qualen eintreten wird. —

g) Erschlagen. W u r d e E i n e r mit einem einzigen Schlage getötet, so mag j a durch das W a s s e r das G e h e i m n i s am besten bewahrt werden. Sind aber mehrfache Verletzungen gesetzt worden, die sich mit „Kopfsprung ins W a s s e r " oder Anfahren an Steinen im W a s s e r usw. nicht zweifellos erklären lassen, so muß etwas g e w ä h l t werden, was naturgemäß ähnliche oder noch stärkere Verletzungen erzeugt. Viel a n d e r s 2 ) als Eisenbahnüberfahren und Abstürzen von bedeutender H ö h e >) läßt sich diesfalls nicht denken. Auffallend oft kommen s o l c h e D i n g e im Hochg e b i r g e vor, wenn bei Raufereien ein B u r s c h e oder von Wilddieben ein J ä g e r erschlagen wurde. Dann stürzt man ihn über eine senkrechte W a n d hinunter, oder, wenn die G e l e g e n h e i t h a l b w e g s günstig ist, legt man ihn, wie schon erwähnt, auf die Schienen. W i e die Verletzungen dann entstanden sind, wird sich b e i n a h e niemals sagen lassen. Daß ') Vgl. die auf p. 839 a n g e g e b e n e Literatur. Allerdings kann auch da Uberraschendes vorkommen, wie der merkwürdige, von R. B a u e r in H. Groß' Archiv Bd. X X V I I p. 337 mitgeteilte Fall beweist. Zwei Friseurlehrlinge hatten aus R a c h e (?) den im selben Geschäfte bediensteten Gehilfen in dessen Bett mit einer H a c k e erschlagen, so daß die Obduktion 10 zum Teil s c h w e r e , sichtlich mit einer H a c k e zugefügte Verletzungen des Kopfes nachwies ; die Mörder hatten dann unter Nachahmung der Handschrift des Getöteten einen Zettel geschrieben und auf den Tisch gelegt, der b e s a g t e : „ b e i n o r m a l e m V e r s t ä n d e h a b e i c h m i c h e r s c h l a g e n " . D e r herbeigeholte Arzt erklärte nach Untersuchung der Wunden und trotzdem das Werkzeug n i c h t gefunden wurde, daß Selbstmord wahrscheinlich (!) sei. Diese Annahme wurde so fix, daß man erst nach zwei T a g e n Mord als möglich dachte und die beiden Täter, die sich v e r d ä c h t i g g e m a c h t hatten, verhaftete. ') T o v o , Vierteljahrschrift f. gerichtl. Med., sagt allerdings, daß sich in solchen Fällen „aus dem Gesamtbild, der Statik und gewissen Verletzungen fast sicher sagen läßt, ob Mord, Selbstmord oder Unfall vorliegt". W e r öfter menschliche Körper g e s e h e n hat, die bei aktiven oder passiven Abstürzen im Gebirge den Tod gefunden haben, wird dieser Behauptung nicht g e r n e recht geben. s)

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Einzelheiten b e i S e l b s t m o r d e n .

man in solchen Fällen lieber Selbstmord als Unfall vortäuscht, hat darin seinen Qrund, daß man bei unglücklichen Ereignissen doch Erhebungen macht, die lieber vermieden gesehen werden ; liegt Selbstmord vor und wird dieser durch einen Brief oder die Aussage eines Zeugen, der leicht zu finden ist, oder im äußersten Falle eines der Täter bestätigt, so sind die Erhebungen meistens rasch abgetan.

Fassen wir das Gesagte zusammen, so ergibt sich, daß fast alle Todesarten, die zum Zwecke eines Mordes in Verwendung kommen können, auch zur Simulierung eines Selbstmordes verwendbar erscheinen, so daß, ohne allzuängstlich und schwarzsehend sein zu wollen, zu genauem Aufmerken geraten werden darf. Es soll natürlich nicht besonders hervorgehoben werden, daß man nicht in allen Fällen Lärm schlagen, Verhaftungen und umständliche Erhebungen Vornehmen soll — aber man kann schweigend seine Beobachtungen machen, bei jeder neuen Wahrnehmung sich von neuem den angeblichen Hergang vorstellen und zusehen, ob das Vorgestellte anstandslos abläuft. Hat man Verdacht, so mache man hiervon bald dem Gerichtsarzt Mitteilung, sondere sich die Arbeit und wäge jeden neu auftretenden Verdachtsgrund vorsichtig auf sein Gewicht ab. — Im allgemeinen wird dann der Gerichtsarzt noch einige zum Teil rein medizinische, zum Teil nur gemeinmenschliche Momente ins Auge fassen, die ihm als erfahrenem Manne leichter auffallen werden. Vor allem wird er bei der Sektion sorgfältig auf alle möglichen Krankheitserscheinungen aber auch auf scheinbare Kleinigkeiten (Linkshänder usw.) zu achten haben. Ebenso erfordert die Frage genaue Beachtung, was der Verletzte noch tun konnte; man weiß z. B. daß Einer, dessen Carotis und Jugularis auf einer Seite durchschnitten waren, noch einige 20 m gehen konnte ( H o f m a n n ) , daß Leute mit Herzstich oder -schuß keineswegs sofort tot waren, daß Menschen, die sich mit Blausäure vergiftet haben, noch die Phiole schließen oder sachte beiseite stellen konnten usw. Daß alles wichtig ist, was auf abnormale Geistesentwicklung hindeutet, ist selbstverständlich; ebenso auch alle Leiden, welche durch Schmerzhaftigkeit, Lästigkeit usw. die Ursachen eines Selbstmordes sein können. Merkwürdigerweise wollen dies Selbstmörder in einem etwa zurückgelassenen Briefe nicht immer eingestehen; wenn sich einer wegen eines schweren Geschlechtsleidens, wegen Impotenz usw. umbringt, so gibt er häufig etwas anderes: Melancholie, Lebensüberdruß (was j a keine Lüge ist) und auffallend oft unglückliche Liebe oder amerikanisches Duell als Grund an. Für das Gericht wird es aber wichtig sein, die wahre Ursache objektiv nachzuweisen, da positiven Falles der Verdacht eines Mordes schwächer werden muß. Daß aber auch bei einer verhältnismäßig großen Anzahl von Selbstmördern entweder irgendeine Anomalie im Gehirn oder aber eine beginnende schwere fieberhafte Krankheit (Typhus, Pneumonie, beginnende Herz-

Ursachen des Selbstmords.

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klappenentzündung, frische Milzschwellung usw.) vorliegt, haben namentlich H e l l e r 1 ) , F r i e d m a n n 2 ) , M ü l l e r 3 ) , W e r t h e i m e r * ) , G r o t w o h l 5 ) bewiesen. Über Alkohol und Selbstmord s. N ä c k e 6 ) und B o a s 7 ) . Auch Menstruation und Selbstmord scheint häufig in gewissem Zusammenhang zu s t e h e n : K r a f f t - E b i n g 3 ) , M e y e r 9 ) , B a r t e l 1 0 ) , N a v r a t 1 1 ) , G a u p p 1 2 ) , B o a s 1 3 ) . Helene S t e l z n e r 1 1 ) sagt, sie fand keine p o s t m e n s t r u e l l e Selbstmorde, wohl aber sehr oft p r ä m e n s t r u e l l e und auch oft, wenn die Menstruation grundlos ausgesetzt h a t ; W e i n b e r g 1 5 ) gibt an, daß die H ä l f t e der Selbstmorde von Frauen mit der Menstruation zusammenhängt und P i l c z 1 6 ) fand von allen untersuchten Selbstmörderinnen 19,9°/o schwanger, 25,1 o/o prämenstruel und 10,9o/o gerade menstruiert. — W i r werden daher auch a contrario sagen k ö n n e n : wenn die Obduktion gar keine Krankheit und auch nicht Menstruation, Schwangerschaft, beginnende Menopause nachweist, so nimmt die Wahrscheinlichkeit echten Selbstmordes wesentlich ab ; man wird vielleicht nicht zuviel behaupten, wenn man s a g t : daß zu einem Selbstmord in der Regel ( a u ß e r b e i s c h w e r e n k ö r p e r l i c h e n L e i d e n ) z w e i treibende Momente vorliegen müssen ; wegen Schulden, häuslichem Zwist, unglücklicher Liebe usw. a l l e i n wird sich nicht leicht Einer t ö t e n ; liegt aber einer dieser Gründe, oder ein ähnlicher und n o c h ein körperliches Leiden vor, dann hat die Widerstandskraft ein Ende und er tötet sich. W i e g e s a g t : n u r s c h w e r e k ö r p e r l i c h e L e i d e n a l l e i n g e n ü g e n o h n e w e i t e r e n z w e i t e n G r u n d . Wenn ich aber hören würde, es hat sich Einer wegen verfehlter Spekulationen, wegen Untreue seiner Frau oder Ähnlichem erschossen und die Obduktion und sonstigen Erhebungen ergäben volle geistige und körperliche Gesundheit, so würde mir der Fall bedenklich erscheinen. Allerdings genügt zur K o m p l e t t i e r u n g des Entschlusses auch ein nicht wesentlich schwieriges Leiden, namentlich, wenn es lästig, langwierig und nicht gut heilbar i s t ; verfehlte Spekulationen u n d das Vorliegen eines solchen Leidens können dann zum Entschlüsse sich ') Münchner medizin. Wochenschrift 1900 No. 48. ') Kieler Dissert. 1900 „Pathol. anatom. Befunde bei Selbstmördern". ') Straßburger Dissert. 1881 „Psychische Erkrankungen bei ak. FieberKrankheiten. 4 ) Münchner Dissert. 1891 „Zur Pathol. und P a t h o g e n e s e d e s Selbstmordes". •) „Beitrag zur Lehre vom Selbstmord", Kiel 1901; vgl. B a r t e l , „Zur pathologischen Anatomie d e s Selbstmordes" in Wiener klin. Wochenschrift No. 14 ex 1910. •) In H. Groß' Archiv XXXIII, 358. ') Ibid. XXX. 187 und XXXII, 178. •) Archiv f. Psychiatrie 1878 No. 8. ") „Beiträge zur Geburtshilfe und Gynäkologie" I p. 128, 1872. 10 ) Berliner Dissertation 1887. » ) Wiener Klin. Rundschau 1907 No. 3—19 (unterbrochen). ") „Über den Selbstmord", München 1909, 2. Auflage. ") Zeitschrift f. Psychotherapie und med. Psychologie 1909 p. 300; dann in H. Groß' Archiv XL, 187 und X X X V , 226 (Literaturangabe). ") „Die psychopathischen Konstitutionen", Berlin 1911, Karger. ") Jur. psych. Grenzfragen Bd. 6 Heft 1. *•) „Contribution ä l'etude du suicide", Ann. med. p s y c h o l o g . 1908 LXVI, Heft 2.

904 selbst zu töten, vollauf genügen. — Auch dieses Moment spricht nachdrücklich für die Notwendigkeit sorgfältiger gerichtsärztlicher Obduktionen bei Selbstmördern ; flüchtige, sanitätspolizeiliche helfen nichts. — Eine wichtige Frage, die zu stellen nie versäumt werden sollte, ist die nach der Religion. Hier ist aber ebenso zu unterscheiden, wie bei Erhebungen des Verhältnisses zwischen Kriminalität und Religion und vor allem zu erklären: die A r t des Bekenntnisses ist in Richtung auf die Frage von Kriminalität und Selbstmord vollkommen g l e i c h g ü l t i g . Die F r a g e : ob Einer Jude ist, hat hier überhaupt zu entfallen, da es sich diesfalls nicht um das Bekenntnis, sondern um die Rasse handelt, die Erörterung dieses anthropologischen Standpunktes gehört aber nicht hierher. W ü r d e man aber die Bekenntnisfrage von der Rassefrage trennen können, so müßte man sagen, daß auch diese Bekenntnisfrage nicht den mindesten Einfluß hat. Ob Einer jüdischen oder christlichen, katholischen oder protestantischen G l a u b e n hat, das beeinflußt Kriminalität und Selbstmord nicht im entferntesten, da k e i n positiver Glaube Verbrechen und Selbstmord gestattet. Es sind daher alle mühsamen Zusammenstellungen der Moralstatistiker über das Religionsbekenntnis der Verbrecher und Selbstmörder völlig wertlos. Denn das, was sie erheben können, ist nur die Tatsache, w e l c h e s B e k e n n t n i s b e i d e r G e b u r t d e s B e t r e f f e n d e n i m R e g i s t e r e i n g e t r a g e n w u r d e , das hat aber keine Bedeutung, und was wichtig w ä r e : ob der Betreffende p o s i t i v gläubig, d . h . ein religiöser Mensch war, das entzieht sich der statistischen Erhebung, das wird nicht verzeichnet und kann auch nie zur Verbuchung gelangen. Aber im einzelnen Fall kann, wenigstens unter Umständen, diese Frage erhoben werden, da sie für die Entscheidung dessen, was uns hier interessiert, von großer Bedeutung ist. Also: ob der „ S e l b s t m ö r d e r " Katholik oder Protestant war, ist ganz unerheblich, es bringen sich ungefähr ebenso viele Protestanten als Katholiken um, und wenn ein Überschuß auf einer oder der andern Seite nachweisbar wäre, so wäre dieser auf die Volksart und nicht auf die Religion zu schieben. Sagen wir, es ließe sich einmal beweisen, daß sich in Deutschland und Österreich wesentlich mehr Protestanten als Katholiken selbst getötet haben, so dürfte es niemanden beifallen, zu behaupten: hieran sei der Protestantismus schuld, sondern man müßte vielleicht s a g e n : dem Protestantismus gehören mehr Norddeutsche, dem Katholizismus mehr Süddeutsche an, es kann also in der Volksart des Norddeutschen mehr Hang zum Selbstmorde liegen als in der des Süddeutschen. A l s o : das B e k e n n t n i s ist gleichgültig, aber der G l a u b e ist wichtig, und nach dem letzteren muß in zweifelhaften Fällen, so weit möglich, geforscht werden. Ein positiv Gläubiger, wirklich religiöser Mensch bringt sich nicht leicht um (selbstverständlich abgesehen von jenen Fällen, in welchen der Religiöse schließlich religiös-wahnsinnig geworden ist), und wenn also bei einem angeblichen Selbstmörder einerseits bloß ein nicht sehr ernster Grund — unglückliche Liebe, Schulden usw. — und anderseits tief religiöser Glauben festgestellt werden könnte, so wird man berech-

Literatur über Selbstmord.

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tigterweise an dem Selbstmorde zweifeln. Freilich ist auch hier die Beweisfrage eine schwierige und oberflächliche Erhebungen werden kaum zwischen dem wirklich religiösen und d e m scheinheiligen Heuchler unterscheiden können. Aber versucht muß die Feststellung wenigstens werden. — Endlich wäre noch die Frage der Vererbung zu erörtern. Wissenschaftlich schwankt ihre Bewertung fortwährend auf und a b : einmal wird ihr übergroße Bedeutung zugeschrieben, dann wieder aller W e r t abgesprochen. Die Erfahrung lehrt aber jedenfalls, daß in manchen Familien tatsächlich Selbstmord häufig vorkommt und namentlich, daß mitunter zwei oder mehrere Geschwister freiwillig aus dem Leben scheiden. Diese Tatsache darf als statistisch festgestellt angesehen werden, sie kann also u. U. einen, wenn auch nur schwachen Anhaltspunkt für die Echtheit eines Selbstmordes abgeben. H e l l e r 1 ) meint, ähnlich wie M a z a r i k , daß nicht die N e i g u n g zum Selbstmord, sondern die zu Nervenleiden erblich sei — ob das richtig ist, mag uns gleichgültig sein, die Tatsache, daß Selbstmord in manchen Familien häufig ist, läßt sich nicht leugnen. Ebenso zweifellos ist Nachahmung ervveisbar; das haben namentlich die Franzosen 2 ), wie Tarde, Durkhem, Lucas, Despine, Moreau, Aubry, R i b o t , F a b r e t und andere nachgewiesen. —

Literatur über Selbstmord.

A p p i a n o B u o n a f e d e „Histoire critique et philos, du suicide", Paris 1762. S t a ë l „Sur le suicide", Stockholm 1812. O s i a n d e r „Über den Selbstmord", 1813. F a b r e t „ D e l'hypocondrie et du suicide", Paris 1822. S t r a h a n „Suicide and insanity", London 1824. S t ä u d l i n „Geschichte der Vorstellungen und Lehren vom Selbstm o r d " , Göttingen 1824. C a s p e r „Über den Selbstmord", 1825 (Beiträge zur medizin. Statistik und Staatsarzneikunde). H e y f e l d e r „Über Selbstmord in arzneigerichtlicher Beziehung", Berlin 1828. L u c a s „ D e l'imitation contagieuse", Paris 1833. d e G u e r r i y „Statistique morale de la France", Paris 1835. D i e z „Der Selbstmord", 1838. T i s s o t „ D e la manie du suicide" etc., 1840. W i n s l o w „The anatomy of suicide", 1840. E t o c - D e m a z y „Recherches statistiques sur la suicide", Paris 1841. S o u r d i n „ D u suicide considéré comme maladie", Paris 1845. C a s p e r „Denkwürdigkeiten zur medizin. Statistik", Berlin 1846. S c h o p e n h a u e r in den „ P a r e r g a u. Paralipomena", 1851. ') „Münchner med. Wochenschrift" 1900 p. 1655. ') Siehe die Literaturangabe.

906

Literatur über Selbstmord.

L i s l e „Du suicide", Paris 1856. B e r t r a n d „Traité du suicide" etc., 1857. H o f f b a u e r „Über die Ursachen der so überhandnehmenden Selbstmorde und deren Verhütung", 1859. M ü l l e r „Der Selbstmord", 1859. S a l o m o n „Welches sind die Ursachen" etc., 1861. W a p p ä u s „Allg. Bevölkerungsstatistik", Leipzig 1861. B l a n c „Du suicide en France", Journ. de la société de statistique de Paris 1862. W a g n e r „Die Gesetzmäßigkeit" etc., Hamburg 1864. B r i e r r e „Le suicide", Paris 1865. D r o b i s eh „Die moralische Statistik" etc., Leipzig 1867. D e s p i n e „De la contagion morale", Paris 1870. D o u a y „Le suicide", Paris 1870. L e r o y „Etude sur le suicide", Paris 1870. R i b o t „L'hérédité", Paris 1783. M ü l l a r „Statistic of military suicide", Journ. of the statistical society, London 1874. G r i t t s t a d t „Über den Selbstmord in Preußen", Zeitschrift d. preuß. statist. Bureaus 1874. M o r e a u d e T o u r s „De la contagion du suicide", Paris 1875. E m m i n g h a u s „Die Behandlung des Selbstmordes in der Lebensversicherung", Leipzig 1875. P l a t t e r „Über die Selbstmorde in Österreich 1 8 1 9 - 1 8 7 2 " , statist. Monatsschr. 1876. B r a t t a s s e v i c „Die Selbstmorde in Österreich 1873—1877", stat. Monatsschr. 1878. S e d l a c z e k „Die Selbstmorde in Wien 1854—1878", statistische Monatsschrift 1879. M a s a r y k „Selbstmord als soziale Massenerscheinung", Wien 1881. P e t i é „Recherches statistiques sur l'étiologie du suicide", 1880. L e g o y t „Le suicide ancien et moderne", Paris 1881. M o r s e l l i „Der Selbstmord", Leipzig 1881. M e s n i e r „Du suicide dans l'Armee", Paris 1881. O e t t i n g e n „Über akuten und chronischen Selbstmord", Dorpat 1881. O e t t i n g e n „Moralstatistik", 1882 III. R i c h t e r „Die Zunahme des Selbstmordes in Sachsen", Leipzig 1882. G u e r n e s e y „Suicide, history of the penal laws", Newyork 1883. W e s c o t t „Suicide", London 1885. R o s s i „Suicidio nella Spagna nel 1884", Arch, di psichiatria 1886 Turin. O g l e „Suicides in England a. Irland", Journ. of statistical Society 1886.

L a c a s s a g n e in den „Arch, d'anthrop. crimin.", 1886. G e i g e r „Der Selbstmord im klassischen Altertum", Augsburg 1888. D u r k h e m „Suicide et natalité", Rev. philosophique, November 1888. A u b r y „Contagion du meurtre", Paris 1888.

Literatur über Selbstmord.

907

S o g u i t in den Ann. med. 1890 p. 41. C o r r e „Le délit et le suicide a Brest", Arch, d'anthr. crim. 1890. M o t t a „Bibliografia del suicidio", Turin 1890. C o r r e „Crime et suicide", Paris 1891. R o t h „Die Selbstmorde in der österr. Armee 1873—1880", stat. Monatsschrift 1892. B o n o m e l I i „II suicidio", Mailand 1892. O e t t i n g e n „Der Selbstmord", Berlin 1893. S t e i n m e t z „Suicide among primitive peoples", Amer. Anthropol. 1894. R o s e n f e l d „ D i e Selbstmorde in der preußischen Armee", Militärwochenblatt 1894. P r i n z i n g „Trunksucht und Selbstmord", Leipzig 1895. A n t o n y „Suicide dans l'armee a l l e m a n d e " , Arch, de med. et de phar. militaire 1895. S e r r i „Omicidio-suicidio", Turin 1895. P e l l e r a u „La pendaison dans les pays chauds", ann. d'hvgiene No, 16, 1896, vol. XI. v. M a y r im allgem. statistischen Archiv 1896 p. 724. D u r k h e m „Le suicide", Paris 1897. H a r r y „Littlejohn on suicide", Edinb. med. Journal 1899 II. T a r d e „Les lois de l'imitation", Paris 1900. H e i m a n n „Die Todesursachen der Geisteskrankheiten", Allg. Zeitschrift f. Psychiatrie 1900. H e l l e r „Zur Lehre vom Selbstmord nach 300 Sektionen", Münchner Medizin. Wochenschrift 1900. v. K r a f f t - E b i n g „Nervosität und neurasthenische Zustände", Wien 1900. H e l l e r in der Münchner mediz. Wochenschrift 1900 p. 1653. B ä r „ D e r Selbstmord im kindl. Lebensalter", Leipzig 1901. L a c a s s a g n e „Diagn. diff. du suicide et de l'assassinat", Arch, d'anthr. crim. IX p. 134, 283, 411. Q r o t w a l „Beitrag zur Lehre vom Selbstmord", Kiel 1901. A u d i f f r e n t „ D u suicide", Arch, d'anthr. crimin. 1902 p. 389. N ä c k e „Merkwürdige Selbstmorde" in H. G r o ß ' Archiv XVI, 338 1904. Les suicides en France 1904, Arch. d'Anthrop. crim. No. 156 p. 932. G r a s el „Die Selbstmorde in Bayern", Friedreichs Blätter für gerichtliche Medizin H e f t 3 ex. 1904. H o f f m a n n „Selbstmorde durch C h l o r o f o r m " in H. G r o ß ' Archiv Bd. XIV p. 199 1904. M a r a d o n d e M o n t y e l „ D e l'imitation involontaire", Arch, d'anthr. crim. XXI p. I (No. 145) 1906. M i n o v i c i „Etude sur la pendaison", Arch. d'Anthrop. crim. No. 140—144 (1905). R o s t „Der Selbstmord als sozialstatistische Erscheinung", Köln 1905. R è v é s z „Über den Selbstmord", Archiv für soziale Medizin 1905. G a u p p „Ober den Selbstmord", München, 2. Aufl.

908

Literatur über Selbstmord.

(Vgl. noch W a s s e r m a n n im „Gerichtssaal", Bd. L X X Heft 1/2 p. 145 ff.) S t e l z n e r „Analyse von 2 0 0 Selbstmordfällen", Berlin 1906, Karger. D i e s e l b e „Die psychopathischen Konstitutionen", ibid. 1911. T h o m s e n „Beobachtungen über den Selbstmord", Archiv f. Psych. Bd. X X I I p. 121. H ü b n e r „Über den Selbstmord", Jena 1910, Fischer. A. B r o s c h „Die Selbstmörder mit bes. Berücksichtigung der militär. Selbstmörder", Leipzig 1909, Deuticke. S h a w „Suicide and sanity", Lancet vol. I. p. 1067. W . S p a r k „Der Selbstmord und seine F o l g e n " , Freiburg i. B. 1909. F. S c h i l l i n g „Der Selbstmord", Friedreichs Blätter, Mai-Juniheft 1911 p. 205. N a v r a t „ D e r Selbstmord", Wr. klin. Rundschau Nr. 3 — 1 9 , 1907. E. W e s t e r m a r c k „Suicide" und „ T h e sociological Review", Bd. I p. 12 ff. A n g i o l e l l a „Sülle tendenze suicide etc." 1899. M a c d o n a l d „Post mortems of suicides", Med. Times vol. X X X V p. 184. E. T a r n o w s k i „Le suicide et la criminalité au J a p o n " , Arch. d'anthr. crim. No. 168. C i l l e u l s „Le suicide dans l'armee française", Ann. d'hyg. publ. t. X I I I , Juire 1910. S c h e r m e r s „Über den Selbstmord in den Niederlanden", Zeitsch. f. d. ges. Neurol. u. Psych., 1 9 1 0 Bd. I Heft 2. P f e i f f e r Hermann „Über den Selbstmord", Jena 1912, Q. Fischer. Eine vollständige Bibliographie des Selbstmordes bringt Max v. B o e h n in „Selbstmord und Selbstmörder" (als Manuskript gedruckt bei Brügel & Sohn in Ansbach). Die erste Abteilung zählt 3 4 6 Werke auf, die zweite bringt 100 Biographien von 58 Selbstmördern. Das Buch ist eine Ergänzung zu Mottas „Bibliographia del suicidio", welche ergänzt und von 1890 an weitergeführt wird. —

XVI [. Abschnitt.

Uber den Diebstahl. 1. Allgemeines. M i t der Erforschung eines Diebstahles selbst wird der U R . in vielen F ä l l e n g a r nicht beschäftigt werden, dies ist in der R e g e l Sache der Polizei. G l e i c h w o h l w ä r e es oft vom Outen, wenn sich auch der U R . mit Diebstahls-Erhebungen mehr befassen und dadurch mithelfen wollte, daß ein verhältnismäßig g r ö ß e r e r Prozentsatz von Diebstahls-Untersuchungen zu positiven E r g e b n i s s e n führen könnte. A b e r die Sache ist einfach so, daß die kleinen D i e b s t ä h l e einer schablonenhaften E r l e d i g u n g im Dutzend zugeführt werden, ohne daß man sich hierbei feineren und genaueren Ausführungen hingibt, während g r o ß e Diebstähle, bei denen es sich um hohe W e r t b e t r ä g e handelt, gewöhnlich von geübten D i e b e n mit allem erdenklichen R a f f i n e m e n t ausgeführt werden, an welchem — sagen wir es offen heraus — das wenig g e ü b t e G e s c h i c k des U R . oft scheitert. D a ß aber doch schließlich eine verhältnismäßig g r o ß e Zahl der unbedeutenderen Diebstähle zur Entdeckung g e b r a c h t wird, beruht wieder auf der unglaublichen S c h w ä c h e der D i e b e in e i n e r Richtung, nämlich in der Unfähigkeit, ihre G e n u ß s u c h t bezähmen zu können. W ä r e j e d e r D i e b imstande, das Gestohlene längere Z e i t ruhig in Verwahrung zu belassen und sich erst später dessen G e n u ß hinzugeben, wenn der Diebstahl vergessen i s t : nicht die H ä l f t e der heute entdeckten Diebstähle würde a u f k o m m e n 1 ) . Aber der alte G r u n d s a t z : „ W e n n der Bursch gestohlen hat, so b e k ö m m t sein Mädel ein P a a r neue S c h u h e " ist auch heute noch wahr, und die E n t d e c k u n g solcher harmloser D i e b e macht wahrlich keine Schwierigkeiten. Von einem solchen, b i s zum raffinierten, internationalen E i n b r e c h e r , der sich die Banknotenbündel oder J u w e l e n b e u t e l aus der „ e i n b r u c h s i c h e r e n " K a s s e inmitten des hellerleuchteten, stets beaufsichtigten Ladens holt, ist kein sehr g r o ß e r Schritt, und würde der U R . die M ü h e sich nicht verdrießen lassen, auch bei unbedeutenden Diebstählen nicht b l o ß die ' ) Wenn man g r o ß e Kaufleute fragt, wie sie sich g e g e n Diebstähle durch ihre Leute schützen, so hört man regelmäßig, daß das Hauptmittel in einer Überwachung des Aufwandes liegt, den ihre Leute treiben — stiehlt der B e dienstete, s o lebt er auch sofort flotter als früher. Kann er sich diesfalls b e zähmen und spart er das Entwendete oder dessen Erlös vorsichtig auf, so wird er nur ausnahmsweise entdeckt. H a n s G r o ß , Hdb. f. UR.

6. Aufl. II.

58

'Ölt)

Kleine Diebstahle.

herkömmlichen, unbedingt nötigen Vorkehrungen zu treffen, sondern alles daranzusetzen, um die Sache ins klare zu bringen, so würde er an diesen einfachen Fällen lernen, und w ä r e dann imstande, auch g r o ß e Fälle einer positiven Lösung zuzuführen. Man darf nicht vergessen, daß der raffinierteste Dieb nicht mit seinen großen Diebstählen, welche die W e l t in Staunen versetzen, sondern mit sehr einfachen Angriffen angefangen hat, und wenn er heute mit aller Frechheit und allen erdenklichen Kniffen eines Goldschmieds Laden sozusagen vor den Augen der Behörde ausräumt, so war sein erster DiebStahl sicher der einer alten silbernen Spindeluhr, die unbewacht im offenen Zimmer gehangen. Und ein alter Dieb, um den Unterschied bei beiden Diebstählen befragt, hat g e s a g t : „Es ist immer das gleiche: ein bißchen mehr auskundschaften, ein bißchen mehr überlegen, ein bißchen mehr Keckheit und ein bißchen bessere Werkzeuge — sonst ist alles beim alten geblieben." Und ebenso wie der Dieb am Kleineren für das G r ö ß e r e lernt, so soll auch der UR. an den kleinen Diebstählen deren Technik und Vorgänge lernen, um es richtig angreifen zu können, wenn er sich an die Untersuchung eines großen Diebstahles machen muß. Aber auch abgesehen von der Pflicht, die dazu mahnt, auch einem minder wichtigen Faktum seine Kraft zu widmen, wird sich der UR., der jeden unbedeutenden Diebstahl genau nimmt, bald dadurch belohnt sehen, daß er der Sache ein erhöhtes Interesse abgewinnt. Die sogenannten „interessanten Fälle", in welchen das Blut in Strömen fließt oder Millionen gestohlen werden, oder Frauenlist und verratene Liebe eine g r o ß e Rolle spielen, sind nicht so häufig, und hat der UR. „ M a l h e u r " , so kann lange Zeit verfließen, bis einmal in das Alltägliche etwas Abwechslung kommt. Weiß der UR. aber der Sache von Anfang an kein Interesse abzugewinnen, so versinkt seine Arbeit in alltägliche Werkelei, dann ist er aber auch nicht mehr imstande, sich zu eindringlicher Arbeit aufzuraffen, wenn ihm ein wirklich wichtiger Fall unterkommt. Ist das aber einmal so geworden, dann leidet der Dienst, dann ist aber auch der UR. zu bedauern, der sich in der öden Langweile des ewigen Einerlei fortschleppen muß, denn als solches wird ihm die Arbeit bald erscheinen, wenn er ihr nicht selbst Interesse entgegenzubringen vermag. O f t g e n u g hört man klagen: „Es wird e i n e silberne Uhr gestohlen wie die a n d e r e , " dies ist freilich im großen und ganzen wahr, wer aber darauf sieht, welche Motive der Tat zugrunde lagen, wie die Vorbereitungen waren, welche Vorsicht wider die Entdeckung angewendet, wie der Gewinn verbraucht wurde, welche Folgen die Tat hatte, w e r der Arbeit überhaupt spezialisierenden Charakter beilegt, Vorgang und Täter als untrennbares Ganzes und endlich in moderner W e i s e jeden Fall als psychologisches Problem auffaßt — der wird bald zur Erkenntnis kommen, daß unter tausend Fällen sich nicht zwei gleichen, daß anscheinend ähnliche Vorgänge voneinander weit verschieden sind, und daß jedem Falle neues Interesse abgewonnen werden kann ; wer aber dem unbedeutendsten Diebstähle mit Aufmerksamkeit und Genauigkeit nachgegangen ist,

911

Behandlung kleiner Fälle.

w i r d s i c h mit Eifer auf einen auch äußerlich „ w i c h t i g e n " Fall w e r f e n , und wird dann Erfolg haben. — W e n n nun im n a c h f o l g e n d e n b e s o n d e r e M o m e n t e und die einzelnen Arten der D i e b s t ä h l e b e s p r o c h e n w e r d e n , so s o l l selbstverständlich damit w e d e r S y s t e m a t i s i e r u n g der Lehre vom Diebstahl g e schaffen, noch e i n e W a r n u n g für die zu B e s c h ä d i g e n d e n a u s g e s p r o c h e n sein, sondern es s o l l e n l e d i g l i c h dem U R . W i n k e darüber g e g e b e n w e r d e n , w a s er den Z e u g e n und B e s c h ä d i g t e n fragen und worauf er sein A u g e n m e r k richten soll. Freilich w i r d v i e l e s vielen bekannt sein. Ich glaubte aber doch, es auch für j e n e berühren zu s o l l e n , w e l c h e durch irgendeinen Zufall in der fraglichen R i c h t u n g keine Erfahrung h a b e n 1 ) . D i e H a u p t a u f g a b e dieser Z e i l e n b e s t e h t in der Charakterisierung des D i e b e s , der kriminalistisch-anthropologischen Klarstellung eines T y p u s der Verbrecher. —

2. Besonderes. Beginnen wir mit dein, w a s v o r dem finden wir als das W i c h t i g s t e :

D i e b s t a h l e geschieht,

so

A. Das Auskundschaften. Man braucht nicht s o w e i t zu g e h e n , w i e A v e - L a l l e m a n t , der eigentlich in j e d e m M e n s c h e n , der unberufen in ein H a u s kommt, *) In vielen Punkten benützte ich A v £ - L a l l e m a n t s unübertreffliches „Deutsches Gaunertum", dann die gute Schrift eines Anonymus: „Die gefährlichen Klassen Wiens", Wien 1851, Albert A. Wenedikt; R. v. M o h l , „Die Polizeiwissenschaft", Tübingen 1844 u. „System der Präventiv-Justiz oder RechtsPolizei", Tübing. 1834(1845); die „Geheimnisse des Verbrechens" von B. A p p e r t ; „Notizen über die berüchtigsten jüdischen Gauner und Spitzbuben" von C. P. T. S c h w e n k e r ; „Gaunerstreiche oder listige Ränke der Betrüger unserer Zeit" von Dr. Franz R i t t l e r ; „Die jüdischen Gauner in Deutschland" etc. von A. F. T h i e l e ; H. A. F r e g i e r , „Des classes dangereuses", Paris 1839; C. W. Z i m m e r m a n n , „Die Diebe in Berlin" 1847; „Abriß des Gauner- und Bettelwesens in Schwaben (J. U. Schöll), Stuttgart 1793; P o p p e , „Mittel gegen Räuber und Diebe", Tübingen 1830; „Gaunertypen" von X. J a n s , Luzem 1897; K l a u ß m a n n und W e i e n , „Verbrechen und Verbrecher", Berlin 1892; O r t l o f f , „ D i e strafbaren Handlungen" 1883; H. v. V a 1 e n t i n i , „Das Verbrechertum im preuß. Staate" 1869; Chr. R o c h l i t z , „Polizeil. Schutz und Trutz", Erfurt 1839; K i e f e r t , „Verbrecherlebensläufe", H. Groß' Archiv 27, 155; W h i t e h e a d , „Leben, Taten und Schicksale der merkwürdigsten engl. Räuber und Piraten", deutsch von S p o r s c h i 1, Leipzig 1834; R o c h 111z, „Das Wesen und Treiben der Gauner", Erfurt 1846. Besonders viel Belehrung fand ich in den zahlreichen Arbeiten des 18. Jahrhunderts, in welchen Tun und Treiben einer großen Anzahl von Räuberbanden und dann einzelner ihrer Mitglieder aktenmäßig dargestellt wurden. Die meisten dieser seltenen Bücher konnte ich in den öffentlichen Bibliotheken nicht auftreiben, ich fand sie aber in der reichhaltigen Büchersammlung des bekannten Bibliophilen Dr. J. B. H o l z i n g e r , Advokat in Graz, welcher mir die Benützung seiner Schätze ermöglicht hat. Leider sind diese wertvollen Bücher nach dem Tode ihres Sammlers versteigert und in alle Welt zerstreut worden. Vgl. noch H. S c h n e i c k e r t , „Neue Gaunertriks" in H. Groß' Archiv XXVI, 293; A. A m s c h l , „Vorsicht bei Diebsfällen", ibid. XXVI, 270; W o I f f, „Juwelendiebstahl", ibid. XXXIX, 314; W u 1 f f e n, „Georg Manolescu und seine Memoiren", Berlin 1902, Langenscheidt; A b e l s , „Alte und neue Einbrecher", Bayr. Kurier vom 30., 31. März und 1. April 1909; E. V i l l i o d , „Wie man stiehlt und mordet", deutsch von Preußler, Leipzig 1906, Schulze (mit Vorsicht aufzunehmen). 58*

912

Auskundschaften.

einen Auskundschafter sieht; soviel ist aber gewiß, daß jede solche Person ein „Baldower", wie der Kundschafter heißt, sein k a n n . „Der Kolporteur, der Bettler, der Krüppel, der Sieche, der Blinde mit sehenden Augen, der sich von einem Kinde führen läßt, das weinende Kind, das von der Not seiner Eltern erzählt, der kecke Knabe, der mit schlauem Lächeln den Fremden im Gasthofe fragt, ob ihn seine Schwester oder Kousine besuchen dürfe, das schüchterne junge Mädchen, das ihn um Weißzeugnäherei oder Wäsche bittet, um eine alte Mutter oder Geschwister durchzubringen, der verkappte Polizeidiener, der nach der Legitimation fragt, der Kommissionär, der seine Vermittlung zu Geschäften, der Lohndiener, der seine Dienste anbietet, das alte Mütterchen, das beim Wechsler einen Kassenschein umsetzt, der Handlungsreisende, der Proben anbietet, die unglückliche ,Offizierswaise', die den alten Wollüstling um ,Rat' b i t t e t " — sie alle, wie sie A v é - L a l l e m a n t anführt, mögen in der T a t oft nichts anderes wollen, als kundschaften. Dieses Kundschaften geht in vielfache Richtung. Vorerst soll die Lokalität angesehen werden, ob sie überhaupt zur Ausführung eines Diebstahles nach Lage, Nachbarschaft, Sicherung von Türen und Fenstern geeignet i s t ; weiters muß ein Überblick über die ganze Sachlage am hellen Tage gewonnen werden, um auch im Finstern und bei mangelhafter Beleuchtung die nötige Orientierung finden zu können; dann muß klargelegt werden, wo das „ H e r e i n " , wo das „ H e r a u s " zu finden sein wird, wie viele Leute nötig sind, um die Tat selbst auszuführen, wie viele, um innen, wie viele, um außen zu wachen. Ein scharfer Blick ist nötig auf alle Sperrverhältnisse von Tür, Fenster und Schrein, wenn möglich, auch auf den Schlüssel. Ein geübter Dieb weiß nicht bloß die Güte eines Schlosses durch einen flüchtigen Blick auf den Schlüssel zu beurteilen, sondern er merkt sich auch Größe, Breite und Form des Schlüssels oder eines halben Dutzend von ihnen so gut, daß er seinerzeit nur eine kleine Anzahl von Dietrichen mitzunehmen hat, und dann nach kurzen Versuchen auf den richtigen kommen kann, ohne viel Lärm gemacht oder das Schloß verdorben zu haben; hauptsächlich hat sich aber der gewiegte Kundschafter den zu Bestehlenden, seine Eigenschaften, Schwächen und Gewohnheiten anzusehen. — Das Schwierigste und fast Wichtigste bei jeder Ausforschung ist daher die Feststellung der persönlichen Momente nach dem Äußeren und dem Inneren. Schon das erstere, die Forschung nach den äußeren persönlichen Verhältnissen, ist nicht leicht. Man muß wissen, wie viel Hausleute, wie viel Diener da sind, ob und wo sie im Hause schlafen, wann sie heimkommen, wann sie schlafen gehen, wann sie aufstehen, ob sie gesunden Schlaf haben, ob sie abends etwas trinken, ob sie bewaffnet sind und ob sie untereinander oder nach außen Verbindung haben (Sprachrohr, Telegraph, Telephon im Innern und nach außen usw.). Dies ist natürlich nicht alles zu erfahren, wenn der Dieb e i n m a l im Hause war, wenn aber mehrere von derselben Bande ( e i n e r kommt nie zweimal) im Hause waren, wenn sie etwa aus einem benachbarten Café oder Branntweinladen das Haus, das Ein-

Auskundschaften. und A u s g e h e n , L i c h t m a c h e n und L i c h t a u s l ö s c h e n b e o b a c h t e t h a b e n , wenn in w i c h t i g e n F ä l l e n v i e l l e i c h t e i n e r d e r B a n d e m i t e i n e m D i e n s t mädchen oder eine m i t e i n e m D i e n e r e i n e B e k a n n t s c h a f t a n g e f a n g e n und so m a n c h e s e r f a h r e n h a t o d e r g a r , w e n n s i c h e i n e s der B a n d e für, wenn auch nur kurze Z e i t als D i e n s t b o t e im H a u s e a u f n e h m e n l i e ß — dann kann mit ein b i ß c h e n K o m b i n a t i o n s g a b e s o ziemlich a l l e s klargelegt werden, was der Dieb b r a u c h t 1 ) . — Viel s c h w i e r i g e r i s t die F o r s c h u n g nach den i n n e r e n p e r s ö n l i c h e n Verhältnissen, den p s y c h o l o g i s c h e n M o m e n t e n , w e l c h e dem g e ü b t e n D i e b e das W i c h t i g s t e an der g a n z e n D a r s t e l l u n g sind. E r e r h e b t , o b der H a u s h e r r , s e i n e F a m i l i e und s o n s t i g e L e u t e o r d e n t l i c h sind, o b sie B e h ä l t n i s s e g u t und r e g e l m ä ß i g v e r s p e r r e n , d i e S c h l ü s s e l s o r g s a m und s i c h e r a u f b e w a h r e n , o b s i e s p a r s a m o d e r v e r s c h w e n d e r i s c h sind, ob die H a u s l e u t e g u t m i t e i n a n d e r l e b e n , o b s i e g e s c h e i t e L e u t e s i n d ; er m u ß die E i g e n s c h a f t e n d e r D i e n s t l e u t e d u r c h s c h a u e n und feststellen, o b der m ä n n l i c h e T e i l d e r H a u s b e w o h n e r u n e r s c h r o c k e n o d e r furchtsam ist. A l l e K l e i n i g k e i t e n an C h a r a k t e r - o d e r s o n s t i g e n E i g e n schaften sind ihm von g r ö ß t e r W i c h t i g k e i t : o b der H a u s h e r r S p i e l e r ist und d i e H a u s f r a u ein V e r h ä l t n i s h a t ; o b d i e T o c h t e r p u t z s ü c h t i g und der S o h n g e l d b e d ü r f t i g i s t ; w e l c h e L i e b s c h a f t e n d i e K ö c h i n und der H a u s k n e c h t h a b e n ; w a n n der H a u s h e r r s e i n e E i n n a h m e n hat und ob er einen T e i l davon d e r F r a u zu v e r s c h w e i g e n p f l e g t ; w i e v i e l die F r a u W i r t s c h a f t s g e l d und die K i n d e r T a s c h e n g e l d h a b e n und h u n d e r t ähnliche M o m e n t e m e h r . M a n s a g e nicht, d a ß d i e s a l l e r d i n g s bei g r o ß e n und w i c h t i g e n E i n b r u c h d i e b s t ä h l e n a u s g e k u n d s c h a f t e t w e r d e n muß, w i e s i e nur selten v o r k o m m e n ; der D i e b , der sich e i n m a l zu einem b e s o n d e r s g e s c h i c k t e n E i n b r e c h e r qualifizieren w i l l , und das wird fast j e d e r w o l l e n , übt s i c h b e i k l e i n e n D i e b s t ä h l e n im g e n a u e n E r h e b e n , denn auch das will g e l e r n t w e r d e n . Ü b r i g e n s u n t e r s c h ä t z t man auch die b e i u n b e d e u t e n d e n D i e b s t ä h l e n g e s c h e h e n e n V o r b e reitungen bei w e i t e m , da man in d e r R e g e l a n n i m m t , d a ß d e r D i e b einfach zum H a u s e h i n e i n g i n g , n a h m , w a s zu n e h m e n w a r und sich w i e d e r entfernte. D a ß auch für d i e s e D i e b s t ä h l e , bei d e n e n es sich um m i n d e r b e d e u t e n d e W e r t e handelt, m a n n i g f a c h e V o r b e r e i t u n g e n getroffen w e r d e n , b e w e i s t d e r U m s t a n d , d a ß unendlich viel g e s t o h l e n und v e r h ä l t n i s m ä ß i g s e h r w e n i g davon e n t d e c k t w i r d , w a s u n m ö g l i c h wäre, wenn man d i e T a t n i c h t s o r g f ä l t i g ü b e r l e g t und d i e V e r h ä l t n i s s e genau a u s g e k u n d s c h a f t e t h ä t t e . A b e r g e r a d e d i e s e V o r b e r e i t u n g e n , dieses A u s k u n d s c h a f t e n durch s c h e i n b a r u n v e r d ä c h t i g e L e u t e k ö n n e n in der H a n d des e r f a h r e n e n und g e d u l d i g e n K r i m i n a l i s t e n zu E n t deckungen f ü h r e n . W i r d i r g e n d e i n g r ö ß e r e r D i e b s t a h l verübt, s o w i r d d e r B e schädigte v e r n o m m e n , a l l e n f a l l s n o c h e i n e o d e r die a n d e r e A u s k u n f t s *) Anläßlich einer der großen in London vorgekommenen (durch den „Velved Ned" und Walker Cornhill) wurde z. B. gestellt, daß alle Personalia der zu Bestehlenden durch volle genaueste studiert worden sind. (A. G r i f f i t h s , „Mysteries of London 1898, Cassell).

Juwelendiebstähle nachträglich fest7 Wochen auf das Police and crime"

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Erhebung von Vorbereitungen.

person mehr, welche alle bestätigen, daß die Sachen richtig weg waren und heute noch immer weg sind. Dann werden diese Sachen in den Spähblättern beschrieben, die Sicherheitsbehörden werden zu „eifrigen Nachforschungen" aufgefordert und damit ist die Sache beendet. „Der Dieb hat nun einmal seine Visitenkarte nicht zurückgelassen 1 ) — was soll man also weiter t u n ? " ist die gewöhnliche Formel, mit der man sich tröstet. Man übersieht dabei aber vollkommen, daß der Diebstahl unmöglich so ohne weiters verübt worden sein kann, daß lange Vorbereitungen nötig waren, und daß diese Anhaltspunkte zu weiteren Erhebungen geben können. Auch hier möchte ich der Ansicht entgegentreten, daß der UR. nicht dazu da ist, um „polizeiliche" Nachforschungen zu pflegen, dies sei „ u n t e r " seiner Bestimmung. Der UR. ist zur Erforschung des Tatbestandes verpflichtet und eine Entwürdigung seiner Stellung wäre es, wollte man behaupten, daß er nur dazu da ist, um dann, wenn die Sicherheitsbehörden alles fertig gemacht haben, mit dem Beschuldigten, beziehungsweise mit dem der Tat Überführten und mit den Zeugen usw. die gesetzlich vorgeschriebenen Formalitäten abzumachen. Der UR. hat auch dann, wenn der Täter noch nicht bekannt ist, alles vorzubereiten und fertig zu stellen, gleichwie wenn der Täter schon als Beschuldigter ihm eingeliefert worden wäre. Er hat alles zu erheben und zu sichern, so daß dann, wenn der Täter bekannt und dingfest ist, die Vorführung der Beweise geschehen kann. Außerdem soll die g r ö ß e r e Erfahrung und höhere Intelligenz des UR. stets das leitende Prinzip für den gesamten G a n g der Erhebungen bleiben und alles muß so geleitet werden, wie er es will und braucht, damit die Sache so fertiggestellt wird, wie sie der UR., der doch mit ihr dann arbeiten soll, zu dieser Arbeit haben muß. — Werden also der Beschädigte und seine Hausleute vernommen, so möge es sich der UR. nicht verdrießen lassen, nach allen Kleinigkeiten zu fragen, welche in irgendeiner Verbindung mit den vom Dieb getroffenen Vorbereitungen stehen können, also vorerst nach allen Besuchen in letzter und vielleicht auch ziemlich weit nach rückwärts liegender Zeit, namentlich nach solchen Besuchen, die sich in den nun fraglichen Räumlichkeiten eingefunden h a b e n : also dort, wo der Diebstahl selbst verübt wurde, und dort, wo der Dieb kommen und gehen mußte, oder von w o aus die f r ü h e r Genannten beobachtet werden konnten. Die Frage nach solchen Besuchen wird zuerst fast ausnahmslos negativ erledigt werden, da es ja, wenn halbwegs gut gemacht, „unverdächtige Besuche" gewesen sein müssen, sollen sie ihren Zweck erfüllt haben, und daß sie dies getan haben, beweist das Gelingen des Diebstahls. Nun heißt es, und wenn der Zeuge noch so intelligent ist, abfragen, w i e bei einem K i n d e : ob ein Bettler, Kommissionär, Reisender oder sonst ein Unbekannter da war, ob sich Dienstsuchende, Kinder, Mädchen, die um allerlei fragten, baten oder suchten, einfanden usw. Dann muß man auf die persönlichen Verhält') Der berüchtigte Cartouche soll das in seinem Ubermaß an Frechheit allerdings öfters getan haben.

915 nisse des Hausherrn, seiner Familie und Dienstboten übergehen und diese klarzustellen suchen. Da geht es ohne Indiskretion nicht ab, man muß o f t recht heikle Dinge berühren, die unangenehm zu besprechen sind, im Interesse der Sache aber untersucht werden müssen. Ich möchte auch hier darauf aufmerksam machen, daß Verhandlungen über diskrete Sachen im großen und ganzen nicht so schlimm sind, als man es vermeint. Der UR. geht o f t nur mit Überwindung und Zagen daran, gewisse Fragen zu stellen und ist dann erstaunt darüber, wie natürlich und unbefangen ihm g e a n t w o r t e t wird. In der Amtsstube des UR. reden die Leute anders als sonst, und wenn es der UR. versteht, sachlich zu sein, wenn der Vernommene wahrnimmt, daß der UR. wirklich nur im Interesse für die Sache spricht und fragt, daß die Fragen in der Tat zur Klärung nötig sind und daß das, was der UR. wissen will, sich nach und nach zu einem logischen Ganzen gliedert, dann spricht er willig und z i e m l i c h wahrheitsgetreu auch über sehr heikle Dinge. Die Alten s a g t e n : „Medicus pro viro non h a b e t u r " — ich g l a u b e : der UR. auch nicht. — Wird nun bei diesen Fragen nach Besuchen und Verbindungen, was selbstverständlich meistens einen großen Aufwand von Zeit und Geduld erfordert, eine Anzahl von Personen gefunden, welche möglicherweise mit der Strafsache in Verbindung stehen könnten, so muß der Kreis dieser Leute (die natürlich alle schriftlich aufgezeichnet worden sein müssen) nach und nach eingeschränkt werden. Dies wird vorerst dadurch möglich werden, daß man die ganz unverdächtigen Leute ausscheidet. Hierbei kann man nicht vorsichtig g e n u g zu W e r k e gehen und darf sich ja nicht auf die Versicherung der Vernommenen allein verlassen, denn gerade der beste Kundschafter ist der, der sich am unverdächtigsten zu gebärden weiß. Man scheide also nur aus, was sich durch eigene Erhebungen oder sonstige zweifellose Tatsachen als wirklich harmlos erwiesen hat. In dem richtigen: z u e r s t e x t e n s i v e r h e b e n u n d d a n n i n t e n s i v a r b e i t e n , liegt o f t die ganze Kunst des guten UR. — Weiters gehe man daran, und dies ist das Wichtigste, eine gewisse Übereinstimmung in dem Tun und Treiben der aufgezeichneten Leute herauszubringen. Man halte sich gegenwärtig, daß bei jedem nennenswerten Angriff die Auskundschaftung durch eine einzige Person nicht genügen kann. Der erste hat sich nur einen allgemeinen Überblick zu verschaffen gesucht, er hat nur ü b e r h a u p t nach Gelegenheitgefahndet, er ist als Bettler, Handlungsreisender, Stellensuchender an einem Tage an vielen Orten gewesen und hat sich überhaupt den einen oder anderen als besonders günstig herausgesucht. Dieser erste Kundschafter hat sich aber hier gar nicht besonders genau umgesehen, zumal er noch nicht g e w u ß t hat, ob ihm nicht etwas Besseres u n t e r k o m m t ; es war nur eine erste Rekognoszierungsfahrt, und da, wie schon erwähnt, ein und derselbe niemals ein zweitesmal kommt, so wird ein zweites Individuum gesendet, welches nun nach Tunlichkeit alles mit den Sinnen aufnimmt, was aufzunehmen ist und von Wichtigkeit sein kann. Dieser Kundschafter hat aber vielleicht nicht

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Verschiedene Kundschafter.

Zeit und Gelegenheit, alles Nötige zu erforschen, es stellte sich auch bei den späteren Besprechungen manches als nötig heraus, was anfangs nicht als wichtig zu erkennen war, und so wird dann ein dritter, vierter, zehnter gesendet, bis die Sache nach Tunlichkeit klar war. Es ist nun begreiflich, daß in dem Vorgehen dieser Leute ein gemeinsamer Zug gelegen sein mußte, der freilich dem erfahrenen Kriminalisten, der überdies die Sache von rückwärts betrachten kann, nicht entgehen wird, dem Laien aber, namentlich im voraus, nicht auffallen konnte. Da muß nun bei dem Zeugen gefragt werden nach gewissen Blicken, nach eigentümlichen Hindrängen zu einem bestimmten Orte, nach dem Bestreben, noch längere Zeit zu verweilen, obwohl der angebliche Zweck des Kommens erreicht oder endgültig verfehlt war, nach gewissen Fragen oder Redewendungen des Verdächtigten usw. Häufig ist auch zu merken, daß bald nacheinander Leute da waren, die nach Dialekt, Benehmen, Kleidung oder dem sonstigen Habitus eine gewisse Ähnlichkeit hatten, sich durch Zudringlichkeit oder Unterwürfigkeit auszeichneten, durch gesenkten oder verdeckten Blick davon abzulenken suchten, wohin sie schauten, oder sonst irgendwie verrieten, daß sie gewissermaßen aus e i n e r Schule waren. Begreiflicherweise haben solche Erhebungen an sich große Schwierigkeiten, die noch durch den Umstand wesentlich erhöht werden, daß die Kundschafter sich meistens womöglich nicht an dieselbe Person zu wenden pflegen, sondern einmal da, einmal dort vorsprechen, einmal mit Diesem, einmal mit Jenem zu reden trachten, bald diesen, bald jenen Raum einer Untersuchung unterziehen und es so zu verhindern wissen, daß derselben Person die wiederholten Besuche auffallen. Man kann also einzig dadurch zu brauchbarem Resultate gelangen, daß man a l l e Hauspersonen, welche in Betracht kommen können, ausfragt und das Ergebnis kombiniert. Freilich ist dann, wenn man zu einer greifbaren Tatsache gekommen ist, d. h. wenn man wahrnimmt und auch feststellen kann, daß von verschiedenen verdächtigen Personen Annäherungsversuche gemacht wurden, erst der Beginn der eigentlichen Arbeit gegeben. W e i ß man z. B., daß sich nach und nach unter verschiedenen Vorwänden ein Mann, zwei Weiber und ein Kind eingefunden haben und kann man eine wenigstens allgemeine Personsbeschreibung der Leute beischaffen, so wird es einer guten Sicherheitsbehörde nicht schwer fallen, festzustellen, ob eine Gesellschaft ähnlichen Aussehens und ähnlicher Kopfzahl im Orte anwesend war, und wenn ja, wo diese zu finden ist. Mindestens bleibt diese Gesellschaft verdächtig, an dem fraglichen Diebstahl beteiligt zu sein und es ist ein Anhaltspunkt für weitere Nachforschungen geboten. Schwierig ist es immer dann, den Anfang des Fadens zu finden, wenn nur ein einziger Mensch oder höchstens zwei Kundschafter da gewesen sind, weil nur in seltenen Fällen eine so genaue Beschreibung von einzelnen Leuten zu beschaffen ist, daß sie danach gefunden werden können. Allerdings kann man sicher sein, daß nur unbedeutende

917 Diebstähle durch Aussendung eines e i n z i g e n Kundschafters vorbereitet worden sind. Eine Ausnahme liegt aber dann vor, wenn bei dem Diebstahle eine Person beteiligt ist, w e l c h e die Sachlage und die persönlichen Verhältnisse ohnehin genau kennt, also fast ausnahmslos ein entlassener Bediensteter. Ist ein solcher bei der Sache im Spiele, so ist irgendeine Kundschaftung überflüssig, wenn nicht von da, als der Betreffende am Orte der Tat bedienstet war, zuviel Zeit vergangen ist und daher Veränderungen eingetreten sind. Ist dies der Fall, so findet nur eine flüchtige Ü b e r p r ü f u n g der Verhältnisse statt, um festzustellen, ob und was sich geändert hat. — Unter solchen Verhältnissen erleichtert sich die Arbeit aber für den UR. durch ein anderes Moment. Für die Diebe ist es hier nämlich am zweckmäßigsten, wenn das, mit der Sache ohnehin vertraute Individuum die Überprüfung vornimmt, d a dieses eine solche Aufgabe am leichtesten und raschesten lösen wird. Tatsächlich kommt dies auch nicht selten vor. Es erscheint der betreffende f r ü h e r e Bedienstete bei seinem vormaligen Herrn mit einem Anliegen, dessen Erfüllung einige Zeit in Anspruch nimmt. Ein gewöhnlicher Vorwand, besonders dann, wenn das Dienstverhältnis seinerzeit mehr oder minder im guten gelöst worden ist, wird darin gefunden, daß der Dienstbote erklärt, er habe das seinerzeit erhaltene Dienstzeugnis verloren, er lege gerade auf dieses einen besonderen W e r t und bäte um die Ausfolgung eines Duplikats. Ebenso wird um Erteilung einer Empfehlung bei einem anzutretenden neuen Dienstposten, um Rat, Auskunft, endlich Unterstützung gebeten. Jedenfalls hat der Betreffende hierbei Zeit genug, um sich zu vergewissern, daß alles beim alten geblieben ist, und hat sich etwas geändert, so kann er dies wahrnehmen und sich merken. Hat man nun bei einem vorgekommenen Diebstahl ein solches Ereignis herausgefragt, so wird man mit Recht in erster Linie diesen gewesenen Dienstboten verdächtigen. Man wird sich selbstverständlich vor Übereilung hüten und nicht sofort auf das Schärfste vorgehen, aber man wird die fragliche Persönlichkeit zum mindesten einer Überwachung unterziehen lassen. Ist aber von all dem nichts nachgewiesen, kann man sicher sein, daß eine Kundschaftung nicht stattgefunden hat, und ist der Diebstahl nicht etwa so beschaffen, daß er wirklich ohne Kundschaftung ausgeführt werden konnte, dann kann man annehmen, daß irgendeine Person daran beteiligt war, die durch Dienstverhältnis oder andere Beziehungen von der Sachlage unterrichtet war. Allerdings muß man bei der Beurteilung der Frage, ob wirklich keine Kundschaftung stattgefunden hat, vorsichtig sein, da einerseits eine solche so lange Zeit vor dem Diebstahle geschehen sein kann, daß der betreffende Beschädigte diese entweder vergessen hat oder sie, als zu ferne liegend, nicht erwähnt, anderseits mag aber die Auskundschaftung so vorsichtig und in so harmloser Form oder von außen (Café, Branntweinladen) vorgenommen worden sein, daß sie gar nicht bemerkt w u r d e ; dann geschieht ihrer trotz eindringlichsten Betragens keine Erwähnung.

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Aufgaben des Kundschafters.

Hunde.

B. Sonstige Vorbereitungen. Das Kundschaften an sich ist aber nicht die einzige Arbeit, die der Ausgesandte zu leisten h a t ; es obliegt ihm keine besonders vorgeschriebene Arbeit, sondern er hat überhaupt alles zu tun, was nicht auffallend erscheint und seinerzeit bei Durchführung der Arbeit von Nutzen sein kann. Er wird sich z. B. beim Verlassen des Hauses scheinbar verirren und statt zum Haustore hinauszugehen zur Hintertüre gelangen und dort einen Riegel aufmachen, einen Haken ablegen, durch Vorschieben einer Kiste eine Stufe bilden, einen zu nehmenden Weg anmerken und viele anscheinend unwichtige und unmerkliche Kleinigkeiten besorgen, die bei Durchführung des Diebstahles ausschlaggebend sein können. Von großer Wichtigkeit ist es dem Ausforscher, wenn er einen Schlüssel stehlen, einen Abdruck von einem solchen machen oder wenigstens das Schlüsselloch kopieren kann. Hat man also gesehen, daß sich eine fremde Person, ein Bettler, Bittsteller, Auskunftsuchender usw., in der Nähe einer Türe, bei aufgehängten Schlüsseln usw. zu schaffen gemacht hat, so ist diese Person recht verdächtig. — Eine besondere Aufgabe für den Aufpasser ist auf dem Lande die, den wachsamen Hund in dem zu bestehlenden Hofe zu vergiften (zu „peigern", „Budement 1 ) machen"), weshalb ein solcher Kundschafter fast immer mit einem hierzu geeigneten Stoffe versehen ist. Es gibt nur ausnahmsweise einen Wachhund, der von fremden Leuten nichts annimmt 2 ), und so ist also auch fast jeder Wachhund zur Aufnahme irgendeines Leckerbissens zu bewegen. Wer in den Erzählungen von den großen Einbruchdiebstählen im 17. und im Anfange des 19. Jahrhunderts blättert, wird stereotyp die Meldung finden, daß so und soviele Tage vor dem Diebstahle „unvermutet, zufällig und unerklärlich" der treue, brave Haushund verendet ist, der den Diebstahl wohl gewiß verhütet hätte, wenn er noch am Leben gewesen wäre. Daher kommt auch der gute Rat, den Lipps Tullian, der erste Einbrecher aller Zeiten, gegeben hat: „Man halte sich ein klein, wachsam Hündlein i n n e r des Zimmers — ein Hund a u ß e r h a l b des1 Hauses ist für einen geschickten Einbrecher nie ein Hindernis." Deshalb ist j e d e r Kettenhund nichts anderes als eine vollkommen sinnlose Tierquälerei. Das arme Tier, das mehr wie jedes andere Geschöpf unter Kälte und Hitze zu leiden hat, belästigt durch sein Bellen die Hausbewohner und harmlose Vorübergehende und das ist seine g a n z e Leistung 3 ); denn wenn es zu einem ernsten Diebstahl kommt, l ) Mit Boudinier, Wurstmacher, z u s a m m e n h ä n g e n d ? *) Polizeihunde, w e l c h e diese Tugend besitzen, werden b e s o n d e r s hoch bezahlt. ') Mir ist es g a n z unbegreiflich, wie e s jemandem einfallen kann, einen Kettenhund zu halten: man darf sich nur einmal sein Gebaren genau und überlegend ansehen. Geht jemand vorüber s o bellt er, kommt ein Hund vorbei so bellt er wie verrückt, bleibt man aber stehen und wirft ihm eine Wurst zu, s o ist er still — das Ködern kann aber der Dieb auch tun. Es ist bezeichnend, daß die Hausleute, die in der N ä h e auf dem Felde arbeiten und den Haushund bellen

Haushunde.

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s o wird d e r K e t t e n h u n d z u v e r l ä s s i g e h e r v e r g i f t e t o d e r a n d e r w e i t i g u n s c h ä d l i c h g e m a c h t . E i n D i e b , der d i e s e A n f a n g s g r ü n d e n i c h t k e n n t und b e f o l g t , e r w i s c h t s i c h e r kein l a h m e s H u h n . — Ist d e s h a l b ein H o f h u n d v e r g i f t e t w o r d e n , s o h a t d i e s in m e h r f a c h e r W e i s e B e d e u t u n g : ist d e r D i e b s t a h l n o c h n i c h t v o l l b r a c h t und kann die V e r g i f t u n g nicht auf a n d e r e U r s a c h e z u r ü c k g e f ü h r t w e r d e n ( b ö s e r N a c h b a r , J a g d p e r s o n a l , w e n n d e r H u n d n e b s t b e i auch g e w i l d e r t h a t ) , s o kann man s i c h e r e r w a r t e n , d a ß d e m n ä c h s t ein E i n b r u c h stattfinden w i r d . In d i e s e m F a l l e , w i e auch d a n n , w e n n der D i e b s t a h l n a c h V e r g i f t u n g des H u n d e s w i r k l i c h e r f o l g t ist, w i r d man sein g a n z e s A u g e n m e r k auf P e r s o n e n r i c h t e n , die e t w a d a b e i g e s e h e n w u r d e n , als sie sich m i t dem H u n d e zu s c h a f f e n g e m a c h t h a b e n . D a s sind oft, j a s o g a r f a s t i m m e r die u n v e r d ä c h t i g s t e n L e u t e : ein altes M ü t t e r c h e n , w e l c h e s g u t m ü t i g von i h r e m t r o c k e n e n B r o t e dem sie a n b e l l e n d e n H o f h u n d e ein Stück r e i c h t , ein K i n d , das t ä n d e l n d m i t dem H u n d e spielt und h e u l e n d davonläuft, w e i l ihm „ d e r b ö s e H u n d s e i n e B u t t e r s c h n i t t e w e g g e n o m m e n h a t " . E r e i g n e t e sich s o e t w a s ä h n l i c h e s , dann h a t man w e n i g s t e n s e i n M i t g l i e d der E i n b r e c h e r b a n d e g e s e h e n , und e i n e N a c h f o r s c h u n g ist doch m ö g l i c h 1 ) . In den m e i s t e n U n t e r s u c h u n g e n h a n d e l t es s i c h j a nur d a r u m , in d e m zerrütteten S t r ä h n e d e r E r e i g n i s s e ein E n d c h e n F a d e n zu f i n d e n : hat man dies, s o ist an ein E n t w i r r e n i m m e r h i n zu d e n k e n . — E i n e e i g e n t ü m l i c h e Art des V o r g e h e n s g e g e n H a u s h u n d e ist die mit H ü n d i n n e n . E i n e r läufigen H ü n d i n v e r m a g kein m ä n n l i c h e r H u n d zu w i d e r s t e h e n , s e l b s t v e r s c h n i t t e n e H u n d e , die zu j e d e r A k t i o n unfähig sind, laufen m i t u n t e r e i n e r b r ü n s t i g e n H ü n d i n n a c h . G e g e n das „Peigern" e i n e s H a u s h u n d e s kann m a n sich a l l e n f a l l s dadurch schützen, d a ß man ihn nur m i t M a u l k o r b laufen l ä ß t , w e n n man sich s c h o n zutraut, d a ß man nie d a r a u f v e r g e s s e n w i r d , d e m T i e r e T a g für T a g k o n s e q u e n t d i e s e Q u a l anzutun ; a b e r g e g e n e i n e l ä u f i g e H ü n d i n g i b t es kein M i t t e l . M a n m ü ß t e denn e i n e n s o alten H u n d h a b e n , d a ß er für derlei a b g e s t u m p f t i s t ; ein s o l c h e s a l t e s T i e r i s t a b e r s o n s t auch nichts nutz. M i t d e r H ü n d i n ( d e r e n B r u n s t z e i t n a t ü r l i c h a b g e w a r t e t w e r d e n m u ß ) w i r d nur in d e r N a c h t des D i e b s t a h l e s s e l b s t m a n i p u l i e r t . S i e w i r d an d e r L e i n e h e r a n g e f ü h r t und z w a r l a n g s a m und u n t e r m W i n d e , d. h. es m u ß d e r L u f t z u g v o n d e r H ü n d i n z u m H a u s e , w o sich d e r zu b e t ö r e n d e H u n d b e f i n d e t , h i n w e h e n . S o b a l d der H u n d die W i t t e r u n g d e r H ü n d i n erhält, w i r d er u n g e f ä h r l i c h und s t r e b t i h r z u ; ist der H u n d frei, s o k o m m t e r h e r a n , dann d r e h t sich der F ü h r e r der Hündin um und s c h l ä g t den W e g in d e r R i c h t u n g v o m hören, sich gar nicht darum kümmern: „es wird eben ein Fremder oder ein Hund vorbeigegangen sein" beruhigen sie einander. Zu was ist denn dann der arme Hund? und bei der Nacht: wird denn ein Dieb einbrechen, wenn der Hund rasenden Lärm schlägt? Der muß zum Schweigen gebracht_ werden und die Hausleute sind vollkommen beruhigt, weil der tote Hund ja nicht anschlägt. ') So wird z. B. schon in der „aktenmäßigen Designation derer, von einer diebischen Judenbande verübten Kirchenräubereien und mörderischen Einbrüche" erzählt, daß die jüdischen Räuber die Haushunde vor den Einfällen mit „Grohnaugen" (Krähenaugen, Strychnos nux vomica) vergiftet haben.

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Haushunde.

H a u s e ein. D e r Hund folgt der angekoppelten Hündin w i l l i g nach, wohin der F ü h r e r will, und dieser kann ihn dann in entsprechender Entfernung fangen, anbinden, töten usw. Ist der Hund an der Kette, so wird er bei Annäherung der läufigen Hündin nicht leicht bellen, sondern ihren Führer, der sich allerdings vorsichtig nahen muß, nach und nach herankommen lassen, ohne Lärm zu machen. Ist dies gelungen, so wird man entweder den Hund m i t der Hündin beschäftigen, bis der Diebstahl beendet ist, o d e r man wird, wenn es gelingt, die Kette des Hundes lösen und ihn mit der Hündin fortlocken, bis er unschädlich g e m a c h t werden kann, o d e r man tötet ihn mit rasch wirkendem Q i f t (Strychnin u s w . ) oder mit einem Stiche an O r t und Stelle. — Auffallend ist, daß herumziehend Volk so häufig H ü n d i n n e n bei sich hat. E s ist j a richtig und wird von Jägern oft bestätigt, daß Hündinnen viel anhänglicher, aufmerksamer und g e f ü g i g e r s i n d ; sie gehen nicht so oft durch, lassen sich nicht verlocken und sind in ihrem B e n e h m e n viel g l e i c h m ä ß i g e r und beständiger als H u n d e ; dies a l l e s erklärt es a b e r nicht zur G e n ü g e , warum fahrende L e u t e 1 ) fast ausschließend Hündinnen b e i sich haben. Man kann nur annehmen, daß sie für den genannten Z w e c k zum Locken der Haushunde ausgeliehen werden. Das G e s a g t e macht es schwer begreiflich, daß auf dem Lande so selten Hündinnen als Haushunde verwendet werden. D i e Unannehmlichkeiten, die ein weiblicher Hund durch das J u n g e werfen bringt, werden reichlich durch die g r ö ß e r e Sicherheit aufgewogen, w e l c h e die Hündin als W a c h t i e r bietet, wenn man wirklich an den Schutz durch einen Haushund glauben will. F r e i l i c h : eine läufige Hündin kann u. U. auch durch einen Hund verführt werden. — Ist also irgendwo ein Einbruchdiebstahl geschehen, und kann angenommen werden, daß der Haushund in der angegebenen W e i s e betört worden ist (und dies festzustellen ist leicht m ö g l i c h ) , so hat man sein Augenmerk in erster Linie auf fahrendes Volk zu richten, welches im Besitze einer Hündin war und in der Nähe des T a t o r t e s g e s e h e n worden ist. Zu b e m e r k e n ist allerdings, daß die D i e b e ähnliches auch durchführen, ohne eine Hündin unmittelbar in Aktion zu bringen, indem sie ihre Schuhe, Hosen, Kittel usw. an den G e schlechtsteilen einer läufigen Hündin reiben. Dies wirkt auf den Hund fast ebenso w i e die Hündin s e l b s t ; der Hund wird den so Parfümierten nicht anbellen und ihm überallhin folgen. Dies Mittel wird g e r n e vom Kundschafter angewendet, um sich dem auszuspionierenden H a u s e besser nähern und länger kundschaften zu können, o h n e vom H a u s hunde angebellt und von den Hausleuten entdeckt zu werden. W i r d dem U R . z. B . erzählt, (natürlich auf diesfälliges langatmiges F r a g e n ) , daß kurz vor dem großen Diebstahle ein B e t t l e r da war, den der s o n s t so wachsame Haushund nicht nur nicht anbellte, sondern ihm w i e |) Dies stimmt gut zu der Natur solcher landloser Leute (Kesselflicker, Schleifer, R e g e n s c h i r m a u s b e s s e r e r , Artisten niedrigster Art etc.), die selten an Diebstählen etc. unmittelbar teilnehmen, wohl aber den eigentlichen Dieben häufig in irgendeiner entfernteren Art behilflich sind.

Diebsausrüstung.

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besessen zugelaufen ist, ihm geschmeichelt hat, an ihm emporgehüpft ist und von ihm nicht wegzubringen war, dann kennt man gewiß e i n e am Diebstahle beteiligte Person; (allerdings ist dieses Mittel auch bei Abdeckern im Gebrauche, die sich in dieser Weise den zu fangenden Hunden leichter nähern können). — Eine recht moderne Art der Vorbereitung für Diebstähle besteht endlich namentlich in großen Städten darin, daß der zu Bestehlende oder dessen ganze Familie durch anonyme oder pseudonyme Schreiben vom Hause fortgelockt werden. Ob das Schreiben die Aufforderung zu einer wichtigen Besprechung oder zu einem zarten Rendezvous oder Karten zu einer Theater- oder Kinovorstellung enthält, das hängt von der Person des Betreffenden ab, jedenfalls kümmere sich der UR. um solche Schreiben, da diese immer ein Vertrautsein mit den persönlichen Verhältnissen des Adressaten voraussetzen und daher häufig einen Rückschluß auf die Person des Schreibers zulassen. — Außerdem wird es den Einbrechern heute vielfach erleichtert, zu erfahren, ob Leute, die sie bestehlen wollen, zu Hause sind, oder nicht. Vor allem vcrzcichncn es die Zeitungen gewissenhaft, wenn Graf X zur Jagd, Baronin Y ins Bad verreist ist. Dann zeigen die Leute auch ihre längere Abwesenheit durch herabgelassene Jalousien, auch durch mit Papier vermachte Fenster an und äußersten Falles ist nichts leichter, als unter irgendeinem, am besten hochklingenden Namen telephonisch anzufragen ob die Herrschaft zu Hause ist, wann sie zurückkehrt, wer von der Dienerschaft da ist, um eine Post zu übernehmen usw. Auf solche Anfragen wird oft in unüberlegter Weise genaue und wahre Auskunft erteilt. — C. Ausrüstung des Diebes.1) Daß der Dieb zur Ausführung seiner oft schwierigen Unternehmungen allerlei Rüstzeuges bedarf, ist ebenso begreiflich, wie auch für den UR. wichtig, da die Auffindung solcher Dinge bei einem Individuum oft ein schweres Beweismittel bilden kann. Es macht selbstverständlich einen bedenklichen Eindruck, wenn im Besitze des Festgenommenen Dietriche, Brecheisen und Feilen gefunden werden, nebstbei aber ist ein solcher Fund nicht häufig, da jeder halbwegs geübte Dieb sich derlei kompromittierende Dinge stets ferne hält, wenn er ihrer nicht unmittelbar bedarf. Es gibt aber viele Sachen, die der Dieb braucht, die er haben muß und die so unverfänglich aussehen, daß er ihren Besitz nicht fürchtet, weil deren Bedeutung selten erkannt wird. Im allgemeinen kann gesagt werden, daß im Besitze eines Verdächtigten a l l e s bedenklich ist, was sich nicht in natürlicher Weise erklären läßt. Es ist daher auch eine Aufzählung der als „gravierend" zu bezeichnenden Sachen nicht möglich, und es kann nur wiederholt werden, daß das Unverfänglichste verfänglich sein kann, w e n n ') Vgl. „Zigeuner" und „Aberglauben" (IX. und X. Abschnitt).

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W e r k z e u g de9 Diebes.

dessen Notwendigkeit und harmlose Bestimmung n i c h t zu e r w e i s e n i s t . So werden z. B. leichte Pantoffel, oder ein Paar sehr dicke und kurze Strümpfe auf einen Gasthofdieb oder Einschleicher deuten, dem es z. B. im Winter zu kalt ist, in bloßen Füßen oder in seinen gewöhnlichen Strümpfen allein auf dem kalten Boden herumzugehen. Lange dünne Ruten oder eine Quantität Vogelleim deuten auf den Dieb, welcher Geld aus Behältnissen mit enger Zugangsöffnung (z. B. aus Opferstöcken in Kirchen) zu stehlen pflegt Demselben Zweck dienen für modernere Leute starke Magnetstäbe, die an Bindfaden befestigt, in den Opferstock gelassen werden, von wo man sie, mit daranklebenden Nickelmünzen bedeckt, wieder herauszieht; Kupfer-und Bronzemünzen, allerdings auch Silberstücke bleiben zurück. — Ein Stück schwarzen Zeuges kann den Zweck haben, das Gesicht unkenntlich zu machen und als eine Art Larve vor das Gesicht gehängt zu werden. Ein Stück Talg-, Stearin- oder Wachslicht hat jeder Einbrecher oder Einschleicher, um sich im äußersten Falle im fremden, dunklen Räume Orientierung zu verschaffen. Ebenso hat jeder, der sich in die Notwendigkeit versetzt weiß, Glasscheiben einzudrücken, ohne dabei Lärm zu machen, irgendeine klebrige Substanz (Schusterpech, Heftpflaster, Teer, G u m m i 8 ) usw.), welche auf Papier oder Leinwand gestrichen und auf die einzudrückende Scheibe gebracht wird, damit die Glasscherben kleben bleiben und nicht beim Herunterfallen Lärm machen. Immer bedenklich ist der Besitz irgendwelcher Chemikalien, die den verschiedensten Zwecken dienen können. Häufig findet man eine starke Fischangel und Bindfaden, welcher Apparat bei offenen, ebenerdigen Fenstern angewendet wird, um nach herumliegenden Kleidern und Uhren mit Ketten usw. zu werfen und diese herauszuangeln, eine Praktik, die der Betreffende von Zigeunern überkommen hat (vgl. p. 5 1 8 ) . Ebenso kompromittierend sind lange, sackförmige Taschen, die besonders von Marktdieben zum Unterbringen gestohlener Waren benutzt werden. Daß jeder Gegenstand l ) Wird schon im 15. Jahrhundert als „altbekanntes L a s t e r " b e z e i c h n e t ; s. P. F r a u e n s t ä d t , „Breslaus Strafrechtspflege im 14. oder 15. Jahrhundert", Zeitschrift f. d. ges. Strafrechtswissenschaft, 10. Bd. Gleichwohl geht m a n heute noch g e r a d e so v o r ; die Sammlungen des Orazer krim. Institutes besitzen mehrere derartige W e r k z e u g e , darunter auch solche, bei welchen statt der F i s c h beinstäbe lange dünne Rohrspähne benützt wurden, die in einem hohlen B a m b u s stab verborgen waren, der wieder als harmlos aussehender Spazierstock verwendet wurde. Diese Art der Unterbringung der Leimruten scheint sehr beliebt zu sein und wäre zu beachten. — Verbreitet ist auch der Gebrauch von Spazierstöcken, deren untere Zwinge, anscheinend aus schwarzem Eisenblech, in Wirklichkeit aber eine schwarze, gutklebende W a c h s - oder H a r z m a s s e ist. Mit diesem Stocke werden kleinere, klebenbleibende Gegenstände von Verkaufsständen, aus offenen, ebenerdigen Fenstern e t c . herausgefangen. Diese Stöcke sind um so gefährlicher, als sie oft hohl sind und ineinandersteckende dünnere und hohle Stäbe enthalten, die, so wie Angelruten, sich zu großer L ä n g e ausdehnen lassen, und somit sehr weit reichen können. ') Neuestens mit Vorliebe das zum Fliegenfangen verwendete sogenannte „Tangle foot", namentlich deshalb, weil die außerordentlich klebrige Substanz nur auf e i n e r Seite eines starken P a p i e r b o g e n s aufgestrichen i s t ; der B o g e n wird bekanntlich mit der Klebeseite zusammengelegt, ist daher leicht zu v e r wahren und kann jederzeit g e b r a u c h s f e r t i g g e m a c h t werden.

W e r k z e u g des Diebes.

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(z. B. ein S i e g e l r i n g ) , der verborgene M e s s e r c h e n enthält, verdächtig macht und beweist, daß der B e t r e f f e n d e d a m i t Brusttaschen von außen aufschneidet, um zur B r i e f t a s c h e zu g e l a n g e n 1 ) , ist ebenso zweifellos, w i e der Umstand, daß e i n z e l n e H a n d s c h u h e , zumal wenn sie ausgestopft sind, bedenklich erscheinen müssen, da diese zur D a r s t e l l u n g falscher Hände b e i Eisenbahndieben dienen. Mitunter findet man kleine K e i l e aus hartem Holze, s o g e n a n n t e „ V o r l e g e r " . D i e werden beim Öffnen von T ü r e n , Kästen, j a auch eisernen Kassen usw. verwendet, indem s i e in schmale Spalten (schon vorhandene, oder mit Stemmeisen erzeugte) eingeschoben w e r d e n . Dann werden sie mit W a s s e r befeuchtet, wodurch sie sich mit u n g e h e u e r e r Kraft ausdehnen. (In gleicher Art werden H o l z k e i l e von S t e i n b r e c h e r n verwendet, um g r o ß e Steinklötze vom F e l s e n abzusprengen.) Besitzt ein Verdächtiger starke, eiserne Haken mit einer Öse, an der ein Strick b e f e s t i g t werden kann, so weiß man, daß er diese dazu benützt, um sie auf Balkone, Veranden usw. (namentlich u n b e w o h n t e r L a n d h ä u s e r ) zu werfen, w o sich der Haken am G i t t e r fangen soll. G e l i n g t das, s o zieht sich der D i e b an dem, mit dem Haken verbundenen Stricke e m p o r 8 ) und er gelangt dann leicht durch die meist übel verwahrte B a l k o n t ü r e in das Innere des H a u s e s 1 ) . — Von g r o ß e r W i c h t i g k e i t sind die Aufschreibungen, die man bei dem Verhafteten findet. Es kann nicht o f t g e n u g darauf hingewiesen werden, daß j e d e Schrift, die bei einem F e s t g e n o m m e n e n gefunden wird, der Durchsicht wert sein s o l l : oft kann das kleinste Zettelchen mit wenigen W o r t e n B o g e n und B o g e n endloser S c h r e i b e r e i ersparen. B e s o n d e r s wichtig sind alle Adressen von P e r s o n e n , die entweder Komplizen oder H e h l e r oder aber O p f e r (für Bettel, D i e b s t a h l , B e t r u g u s w . ) sein sollen, während der B e s i t z eines Verzeichnisses der J a h r märkte der U m g e b u n g r e g e l m ä ß i g den Marktdieb (oder F a l s c h spieler) bezeichnet. — Unter Umständen ist auch manches für den als D i e b Verdächtigten gravierend, w a s er n i c h t hat. So findet sich beim besseren D i e b e keine g e m e r k t e W ä s c h e , namentlich kein solches S a c k t u c h ; seine W e r k z e u g e haben keine Fabrikbezeichnung, oder s i e ist ausgefeilt oder v e r s t e m m t ; Aufzeichnungen haben keine U n t e r s c h r i f t usw. — kurz der vorsichtige D i e b denkt immer an das Verlieren oder Zurücklassenmüssen. — Ich hatte einmal Einen in Untersuchung, dessen auffallend g r o b e W ä s c h e den Stempel einer bestimmten S t r a f a n s t a l t t r u g ; in dieser war er a b e r nie, und der Stempel war g e f ä l s c h t ; diese Irreführung kostete viel Z e i t , und ganz klar wurde ihr Z w e c k niemals. — ') Norddeutsche Polizisten nennen das „ u n g a r i s c h - j ü d i s c h e n " Kunstgriff, die österreichischen heißen es „Berliner Trik". ') So etwas ist italienischer Provenienz. J u n g e Leute, die, namentlich in Verona, Mailand etc. auf den großen Plätzen der Stadt Ball spielen, holen sich in der genannten W e i s e ihren Ball, wenn er auf einem Balkon des ersten S t o c k werkes liegen blieb. An die Gebräuche ihres Volkes halten sich natürlich auch die Gauner. — ») Über B e s i t z von Quistiti, P y j a m a , Trikotanzüge s. Kap. c) „Einschleichen".

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W a c h e s t e h e n bei Diebstählen.

D. Die Gehilfen. Daß größere Diebstähle, seien es solche mit Einbruch, mit Einschleichen, mit Überfall usw. fast immer nur mit Hilfe von Aufpassern und Wachposten ausgeführt werden, liegt wohl in der Natur der Sache. Ebenso klar ist es aber auch, daß gerade dieses Wachestehen in vielen Fällen einen Anhaltspunkt zu weiteren Forschungen geben k a n n ; der eigentliche Dieb ist durch sein Handeln kompromittiert, er darf also unter keiner Bedingung gesehen werden ; er wird es auch nur selten, wenn er gute Aufpasser hat. Der Aufpasser tut aber scheinbar nichts Unrechtes, er wird zwar, wenn es sein kann, verhindern, daß er von dazukommenden Leuten gesehen wird, aber er braucht nicht alles daranzusetzen, um ein Gesehenwerden zu verhindern, j a in vielen Fällen wird er nicht nur sich nicht verbergen, sondern absichtlich die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sogar z. B. einen Streit anfangen und sich am Ende ob Trunkenheit, Widersetzlichkeit gegen die Wache usw. verhaften lassen, um seinen Kameraden, deren Aufpasser er ist, das Stehlen oder Entkommen zu ermöglichen. Die Erfahrungen, die man diesfalls zu machen Gelegenheit hat, sind eben so zahlreich und verschieden als auch ärgerlich oder auch fast komisch. Da zum Wachestehen kein Neuling ausgewählt wird, so ist es begreiflich, daß ein solcher nicht unbeweglich dasteht, oder wie ein militärischer Wachposten auf- und niedergeht. Er gibt sich den Anschein eines aus dem Gasthause Heimkehrenden oder von oder zu einem Rendezvous Kommenden, er pfeift, trällert oder singt, er taumelt hin und her, oder lehnt mit sich raisonnierend, den Hut im Genicke, an einem Hause, oder er liegt anscheinend total trunken in der Gosse. Das gewöhnlichste ist aber, daß der Aufpasser beim Herannahen irgendeiner ihm verdächtig scheinenden Person seine Notdurft verrichtet, sich dabei stets freien Ausblick bewahrend, um zu wissen, ob der Störende gefährlich wird, und ob seine Genossen gewarnt sind. Der Warnruf ist zweifacher Art, j e nachdem er b l o ß z u r A u f m e r k s a m k e i t a u f f o r d e r t : ein Pfiff, ein Schnalzen mit der Zunge, ein unauffällig scheinender Ruf, z. B . : „Josef, so geh d o c h ! " , oder: „Hanne, mach' a u f ! " o d e r : „Hektor, Kanaille, willst du daher k o m m e n ! " usw., o d e r z u r F l u c h t m a h n t , wenn alles verloren ist und nunmehr schleunigstes Laufen geraten scheint, z. B. die bekannten R u f e : „ L a m p e n ! " „ M o n d s c h e i n ! " usw. (siehe p. 4 3 6 ) — in diesem Falle braucht nichts fingiert zu werden. W i e sich der Aufpasser dem Störenden gegenüber benimmt, hängt zum Teile von den vorliegenden Verhältnissen, zum Teile aber von seiner Geschicklichkeit und Geistesgegenwart ab. Vor allem handelt es sich darum, daß er genügende Übung hat, um die Bedeutung des Kommenden zu durchschauen ; er wird den angetrunkenen Philister oder singende Studenten keiner Würdigung unterziehen und muß höchstens seine Anwesenheit irgendwie motivieren, also z. B. seine Notdurft verrichten. Kommen andere Leute, von denen er voraus-

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Wachposten.

setzen darf, daß sie zwar einstweilen nichts argwöhnen, wohl aber Verdacht schöpfen könnten, wenn sie am eigentlichen T a t o r t e vorbeikommend, G e r ä u s c h hören, Licht sehen usw., so wird er durch einen verabredeten W a r n r u f (also Pfeifen, Schnalzen usw.) seine G e n o s s e n verständigen, damit sie eine Zeitlang innehalten, keinen Lärm machen, das Licht auslöschen usw., b i s die G e f a h r vorbei ist. Hiervon verständigt er sie abermals durch ein v e r a b r e d e t e s Z e i c h e n . N a h t sich aber ein heimkehrender B e w o h n e r des fraglichen Hauses, ein Nachbar oder die W a c h e , und ist die S a c h e aber doch nicht s o bedenklich, daß das Signal zur allgemeinen F l u c h t g e g e b e n werden muß, so handelt es sich dann nicht b l o ß darum, den W a r n r u f zu g e b e n , sondern es muß auch Z e i t gewonnen werden, damit die mit der eigentlichen Arbeit Befaßten sich verstecken oder w e n i g s t e n s mit dem bis j e t z t gemachten T e i l e der Beute sich u n b e m e r k t entfernen können. Nun muß der Störende aufgehalten und vielleicht auch soviel Lärm erzeugt werden, daß das von den fliehenden G e n o s s e n immerhin veranlaßte G e r ä u s c h verdeckt wird. Der Aufpasser wird den Angekommenen entweder selbst ansprechen oder sich so b e n e h m e n , daß er angesprochen wird. E r fragt also um einen W e g , um ein vielleicht noch offenes Gasthaus oder um die S t u n d e ; er b i t t e t um F e u e r für seine Z i g a r r e oder um Hilfe b e i m Aufstehen, da er g e f a l l e n ist und einen kranken F u ß h a t ; oder er erzählt laut und zungenfertig, daß er einen gelähmten Arm hat und allein nicht seinen Ü b e r r o c k bei plötzlich eing e t r e t e n e r Kühle anziehen könne, w e s h a l b man ihm helfen solle. E b e n s o macht er auf allerlei a u f m e r k s a m : er hat H i l f e r u f e oder Stöhnen gehört, Feuerschein oder verdächtiges Herumschleichen oder einen tollen Hund g e s e h e n , natürlich alles in e n t g e g e n g e s e t z t e r Richtung von j e n e r , in welcher s e i n e G e n o s s e n arbeiten. Hat er W i t z und findet er geeigneten B o d e n , so spielt der Aufpasser den Betrunkenen, hält an die des W e g e s Kommenden eine Ansprache, politisiert, kritisiert und streitet mit denen, die sich des Spasses halber in ein G e spräch mit ihm e i n l a s s e n ; er versöhnt sich w i e d e r mit seinen G e g n e r n und trägt ihnen Bruderschaft an. Und wenn sich der „famose, drollige K a u t z " , für den ihn die Aufgehaltenen erklären, endlich entfernt, so haben das seine G e n o s s e n mit i h r e r B e u t e auch g e t a n 1 ) . D e r G e schicktere ist natürlich der, der die anderen v e r a n l a ß t , i h n a n z u r e d e n ; er sucht auf dem Boden herum und erklärt den ihn mitleidig F r a g e n den, er habe ein Geldstück, seine U h r oder sonst etwas verloren und wenn ihm der andere suchen hilft, erzählt er ihm nicht b l o ß alles den Verlust Betreffende, sondern auch noch seine L e b e n s g e s c h i c h t e dazu. ') Ich erinnere mich mit V e r g n ü g e n daran, wie ich einmal als Student mit Freunden in der Nacht heimging, wobei wir von einem alten Manne aufgehalten wurden. E r ermahnte uns zur Tugend und prophezeite den demnächst bevorstehenden Weltuntergang, welche Behauptung er mit schnurrig v o r g e t r a g e n e n Stellen aus dem „Propheten J o n a s " belegte. Wir unterhielten uns lange mit dem Alten und schieden sehr freundschaftlich. In derselben Nacht wurden, etwa 200 Schritte von der Zusammenkunftstelle, bei einer, der Stadt gehörigen B a u hütte nicht bloß alle dort verwahrten W e r k z e u g e sondern auch die neue Ziegelbedachung und die Türe gestohlen. H a n s G r o ß , Hdb. f. UR.

6. Aufl. IL

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Aufpassen beim Diebstahl.

Ein anderer stöhnt, auf dem Boden kauernd, so erbärmlich, daß der Kommende unwillkürlich fragen muß, was denn da los sei, worauf ihm unter fortwährenden Schmerzenslauten von einem gebrochenen Beine, eingeklemmten Leibschaden oder Kolik erzählt wird, bis die gute Seele sich entfernt, um einen Arzt zu holen, welcher dann den Leidenden natürlich nicht mehr vorfindet. Als einmal ein Hausbesitzer heimkehrte, während gerade bei ihm gestohlen wurde, begann der Aufpasser, der bei dem Haustore stand und den (mit Gummischuhen) Heimkehrenden nicht eher bemerkt hatte, plötzlich wie besessen an der Klingel zu reißen. Der Hausherr fragte, was er denn da wolle, und bekam die Antwort der Mann sei hier fremd, seine Frau sei plötzlich von Wehen befallen worden, leide entsetzlich und er wolle die Hebamme, die hier wohne. Der Hausherr versicherte, daß eine Hebamme hier nicht wohne, nie gewohnt habe und nie wohnen w e r d e ; der Mann ließ sich das nicht ausreden, stritt und wehklagte so lange, bis der Herr sich bereit erklärte, den Mann zum Hause der nächsten Hebamme zu führen. Der Antrag wurde mit tausend Dank angenommen, beide entfernten sich raschen Laufes zur Hebamme und als der Herr schweißtriefend heimkam, hatte er gerade noch Gelegenheit, den letzten der aus seiner Wohnung mit reicher Beute davoneilenden Diebe auf einen Augenblick zu sehen. — Herannahende Wachen müssen natürlich unter jeder Bedingung aufgehalten werden und da es häufig nicht gut angeht, diese in ein harmloses Gespräch einzubeziehen oder irgendeine Auskunft von ihnen zu verlangen, so erübrigt nichts anderes, als sich so auffällig zu benehmen, daß die Wache selbst sich mit dem Aufpasser einläßt. Ist es leicht möglich, so wird er es so machen, daß dabei seine Person nicht gefährdet wird, er stellt sich also unwohl, oder hat eine wichtige Wahrnehmung gemacht usw. Geht das nicht oder ist die Gefahr für seine Genossen eine sehr drohende, dann bleibt nichts anderes übrig, als sich arretieren zu lassen. Natürlich wird die Sache so veranstaltet, daß sie noch am billigsten zu stehen kommt, was am besten mit Trunkenheit geht. Der Aufpasser taumelt hin und her, singt, schreit, stößt an die Wache, kurz, er benimmt sich so, daß eine Arretierung erfolgen muß ; diese spielt sich mit gewissen Schwierigkeiten ab, er kann nicht gehen, legt sich nieder, protestiert und bittet, er hütet sich aber, mehr zu tun, als unbedingt notwendig ist, d. h. er wird keine Beleidigung der Wache begehen, um sich seine Lage nicht zu erschweren. Ist er genügend weit vom Schauplatz entfernt, so bessert sich seine Trunkenheit wesentlich, und in der Nähe der Wachstube oder des Polizei-Arrestes ist der Rausch gewöhnlich soweit geschwunden, daß es eigentlich keinen Sinn hat, ihn noch in polizeilichen Gewahrsam zu bringen. Hat er sich überdies während der Eskorte als „gemütlicher K e r l " gezeigt und sich nicht etwa den Polizei-Organen als bekannter oder gar gesuchter Gauner erwiesen, so wird er häufig mit einer ernsten Warnung, „dies j a nicht wieder zu tun", laufen gelassen. Geht es aber mit einer Rausch-

Aufpasser.

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Imitation nicht an, indem ihr z. B. die W a c h e k e i n e B e d e u t u n g beimißt oder deren Darstellung zu l a n g e Z e i t in Anspruch nimmt, dann muß zu einem Delikt gegriffen werden, das eine V e r h a f t u n g rasch und sicher herbeiführt. Das sind dieselben strafbaren Handlungen, welche in der R e g e l benützt werden, wenn der Vagabund sich ein „ W i n t e r q u a r t i e r " verschaffen will, nämlich W a c h e b e l e i d i g u n g , R e ligionsstörung und M a j e s t ä t s b e l e i d i g u n g ; diese D e l i k t e sind rasch, ohne j e g l i c h e Vorbereitung und in b e l i e b i g e r S t e i g e r u n g zu b e g e h e n , sie verfehlen nicht leicht ihre W i r k u n g . E s wäre W a c h o r g a n e n deshalb dringend zu empfehlen, k l e i n e r e wörtliche Delikte, z. B. W a c h beleidigungen, Beleidigungen von G e r i c h t e n und anderen B e h ö r d e n , immer dann zu überhören, wenn sie ohnehin sonst von niemandem vernommen wurden und hauptsächlich dann, wenn kein G r u n d sichtlich ist, warum die Beschimpfung gerade j e t z t begangen wurde. Ist der Grund nicht leicht zu entdecken, so ist er ein absichtlich versteckter und der W a c h m a n n tut besser, auf die Intentionen des Übeltäters nicht einzugehen und das zu tun, was er sonst tun w o l l t e . E r wird dann sofort eine g e w i s s e Aufdringlichkeit im T u n des B e treffenden wahrnehmen, der zu einem ärgeren Delikte vorschreitet und so dartut, daß er arretiert sein w i l l . Dann tut e r h ö h t e Vorsicht not, und ist der W a c h m a n n einmal in dieser Art g e w a r n t und aufmerksam gemacht, so wird es vielleicht möglich sein, dem M a l e f i zianten seinen W i l l e n zu tun, d . h . ihn festzunehmen u n d g l e i c h wohl dem nachzuforschen, was er verdecken wollte. W i e leicht es ist, eine Arretierung durchzusetzen, b e w e i s t die bekannte Anekdote von dem durch seine Reiterstückchen und Exzentrizitäten bekannten Grafen Sandor, der in den d r e i ß i g e r J a h r e n des v. Jhrhdts. mit dem damaligen Polizeiminister in W i e n eine g r o ß e W e t t e eingegangen w a r : er werde arretiert werden, ohne das m i n d e s t e Unrechte getan zu haben. E r verkleidete sich a l s Vagabund, trank in einer verrufenen S c h e n k e ein Glas Schnaps, zahlte mit einer ( e c h t e n ) Tausendguldennote und — war zehn Minuten später verhaftet. Ist es aber dem Grafen Sandor gelungen, a r r e t i e r t zu w e r d e n , ohne etwas anzustellen, so wird es dem geübten G a u n e r umso l e i c h t e r werden, als ihm nichts darin liegt, g e l e g e n t l i c h auch wirklich etwas Strafbares zu tun, wenn er nur seinen „ g r ö ß e r e n " Z w e c k damit zu erreichen vermag. D i e Nutzanwendung aus dem G e s a g t e n e r g i b t sich von selbst. Die W a c h o r g a n e haben sich vor Augen zu halten, daß j e d e nur entfernt auffällige A n w e s e n h e i t eines M e n s c h e n mit einer zu begehenden strafbaren Handlung in Z u s a m m e n h a n g stehen k a n n ; dies wird wahrscheinlicher, wenn der Betreffende beim H e r a n n a h e n der W a c h e oder eines Dritten irgendeinen, wenn auch scheinbar h a r m losen Laut von sich gibt, oder wenn er b e s t r e b t ist, die A u f m e r k s a m keit auf sich zu lenken. In vielen Fällen wird es allerdings nicht möglich sein, die A b sicht des Aufpassers zu verhindern, da ihn z. B. die W a c h e später bemerkt haben kann, als diese von ihm wahrgenommen w u r d e ; g l e i c h wohl wäre es verfehlt, sofort alles aufzugeben. Nehmen wir an, ein 59*

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Weibliche Aufpasser.

auf dem Boden kauernder Mann tut beim Herannahen der W a c h e einen Pfiff, so ist der, den er zu warnen hat, in Kenntnis gesetzt, daß Gefahr naht, und dies ist durch nichts mehr ungeschehen zu machen. Sind nun aber, wie in größeren Städten gewöhnlich, der Wachmänner zwei, so wird sich einer von ihnen mit dem Pfeifenden befassen, während sich der andere nach Tunlichkeit darüber klar zu werden trachtet, wohin der Pfiff gerichtet w a r 1 ) , wo die W a r n u n g anzubringen war, kurz, w o ein Diebstahl begangen wurde, worauf er tun wird, was er der Sachlage nach tun kann. W a r nur e i n Wachmann da, so wird er in den meisten Fällen am besten tun, wenn er das Sichere dem Unsicheren vorzieht, vorläufig den verdächtigen Mann nicht mehr ausläßt, und ihn als Begleiter mitnimmt, wenn dieser etwas Wichtiges gesehen haben will. Erweist sich die Angabe als falsch, so hat man wenigstens einen von der Bande. In vielen Fällen wird es auch genügen, Lärm zu schlagen, so daß die durch den beabsichtigten Diebstahl Bedrohten selber nach ihrer Sicherung sehen können. Wenn man sich dann sofort mit dem Festgenommenen befaßt, so wird Klarheit in die Sache kommen. Der Fuß, über dessen Bruch er klagt, wird sich als gesund, der Rausch, den er zeigt, als simuliert erweisen, seine Legitimation wird mangeln und bei genauerer Besichtigung wird er sich vielleicht als bekannter Gauner herausstellen. H a t man aber e i n e n von der Bande in Gewahrsam, so wird die Eruierung der anderen zum mindesten leichter, als wenn man gar keinen von der Gesellschaft hat, — man wird also einen solchen Menschen nicht ohne weiters ziehen lassen. — Der beste Aufpasser ist weiblichen Geschlechtes, am allerbesten ein halberwachsenes Mädchen von 14 bis 15 Jahren. Die Frau ist geduldiger, aufmerksamer, findiger und gesammelter als der M a n n ; sie kann sich weniger auf ihre Körperkraft, auf die Schnelligkeit ihrer Füße und persönlichen Mut verlassen, sie muß dies alles durch unermüdliches Aufmerken, Anspannen aller Sinne und im richtigen Momente durch Schlauheit und Anschmiegen an die Verhältnisse ersetzen — lauter Momente, die sie zum Aufpassen wie geschaffen machen. Die Frau ist auch weniger verdächtig, sie fordert zum Mitleiden, zum Entgegenkommen und Helfen viel leichter heraus, als ein Mann, und unwillkürlich wird jeder, der einem einzelnen anscheinend hilfsbedürftigen weiblichen Wesen zur Nachtzeit begegnet, in erster Linie sich zum Anbieten von Beistand veranlaßt sehen. Überdies hat die Frau außer den vielen Beistand erfordernden Lagen, in die ein Mann geraten kann, auch noch jene als Ausrede zur Verfügung, die dem weiblichen Geschlechte allein zu eigen s i n d : sie wird leichter durch E r m ü d u n g erschöpft, leichter ohnmächtig und überhaupt leichter eines Beistandes b e d ü r f t i g ; sie kann vom bösen Gatten verjagt oder von W e h e n überfallen sein, sie kann dienstlos, ohne Obdach und hungrig herumirren müssen, sie hat endlich die unabsehbare sexuelle Sphäre für sich zur Ausnützung. Ein nachts und einsam da') Dies wird in der Regel in der Richtung sein, in welche sich die Wache begeben wollte, weil sonst die Warnung nicht nötig gewesen wäre.

Weibliche Aufpasser.

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s t e h e n d e s W e i b , zumal wenn j u n g und b e i n ä c h t l i c h e r B e l e u c h t u n g l e i d l i c h h ü b s c h , w i r d es in fast allen F ä l l e n l e i c h t h a b e n , e i n e n vorü b e r g e h e n d e n M a n n zum S t i l l s t e h e n zu b r i n g e n , und r e d e t er s i e n i c h t an, s o w i r d es v e r f a n g e n , w e n n s i e ihn anspricht. E i n e F r a g e , e i n e B i t t e , eine K l a g e ist l e i c h t a n g e b r a c h t , ein A u f e n t h a l t , w e n n nicht e i n e A b l e n k u n g von der R i c h t u n g , w i r d fast i m m e r zu e r r e i c h e n sein, und erklärt sie s i c h für krank, u n t e r s t a n d s l o s , h u n g r i g usw., s o wird es kaum einen B a r b a r e n g e b e n , der o h n e w e i t e r s s e i n e n W e g fortsetzt. A m b e s t e n g e l i n g t dies, w i e e r w ä h n t , h a l b e r w a c h s e n e n Mädchen. D i e s e s i n d in solchen F ä l l e n m e i s t e n s still v o r sich h i n w e i n e n d anzutreffen ; eine t e i l n a h m s v o l l e F r a g e ist n a t ü r l i c h ; s c h l u c h z e n d erzählt die K l e i n e , d a ß s i e von der b ö s e n S t i e f m u t t e r d a v o n g e j a g t w u r d e und nicht w i s s e , w o h i n s i e nun flüchten s o l l e ; nach H a u s e g e h t sie unter k e i n e r B e d i n g u n g , da sie allzu a r g m i ß h a n d e l t w i r d . E r s t h e u t e w u r d e sie s o g e s c h l a g e n , d a ß man die B e u l e n s e h e n k ö n n e . Naiv streift s i e den Ärmel hinauf, um die a l l e r d i n g s n i c h t e x i s t i e r e n d e B e u l e aufzuweisen, auch am B e i n e hat s i e e i n e s o l c h e und h e b t kindlich h a r m l o s R ö c k c h c n u s w . b i s ü b e r s K n i e , um ihre M i ß h a n d l u n g darzutun. D a s w i r k t alles nicht a b k ü h l e n d auf den m i t l e i d i g e n M a n n , der z w a r k e i n e S t r i e m e n und W u n d e n , w o h l a b e r einen r u n d e n Arm und ein w e i ß e s B e i n zu s e h e n b e k o m m t ; d a b e i plaudert die K l e i n e so anmutig, s i e w ä r e fast g e n e i g t , b e i i h r e m eben g e f u n d e n e n B e s c h ü t z e r U n t e r s t a n d für d i e s e N a c h t zu n e h m e n — plötzlich b e s i n n t s i e s i c h a b e r anders, denn sie h a t einen l e i s e n P f i f f g e h ö r t , der ihr anzeigt, d a ß der D i e b s t a h l g e l u n g e n und b e e n d e t ist. S i e b e s c h l i e ß t , zu einer F r e u n d i n zu g e h e n und — fort ist s i e . S o l c h e und ä h n l i c h e G e s c h i c h t c h e n k e n n t j a j e d e r K r i m i n a l i s t aus s e i n e r P r a x i s ; noch viel öfter, als w i r w i s s e n , k o m m e n s i e a b e r vor, denn der, dem ein s o l c h e s A b e n t e u e r p a s s i e r t ist, erzählt es nicht g e r n e . — E i n e d r o l l i g e G e s c h i c h t e w a r es, w i e zwei S t u d e n t e n , des N a c h t s h e i m k e h r e n d , nach A u f s c h l i e ß e n des H a u s t o r e s und durch die H a u s flur s c h r e i t e n d , im G a r t e n h i n t e r dem H a u s e ein e n t s e t z l i c h e s G e s t ö h n e h ö r t e n . S i e eilten dahin und fanden ein W e i b w i n s e l n d und sich d r e h e n d auf dem B o d e n l i e g e n , w e l c h e s e r k l ä r t e , in W e h e n zu l i e g e n . O h n e den S t u d e n t e n Z e i t zur F r a g e zu l a s s e n , w i e s i e denn da h e r e i n ü b e r den hohen G a r t e n z a u n g e k o m m e n sei, b e s c h w o r s i e diese, s i e an A r m e n und F ü ß e n zu halten, m e h r H i l f e b r a u c h e s i e für den A u g e n b l i c k nicht, s i e k e n n e das g e n a u u s w . N a c h e i n i g e r Z e i t erklärte die F r a u , nun sei es Z e i t , die H e r r e n m ö c h t e n s c h l e u n i g s t ein w e i b l i c h e s W e s e n aus dem H a u s e h e r b e i h o l e n . K a u m hatten sich die zwei S t u d e n t e n vom B o d e n e r h o b e n , als drei M ä n n e r aus dem H a u s e g e r a n n t k a m e n , die G e b ä r e n d e s p r a n g auf und im N u w a r e n a l l e v i e r durch den G a r t e n und ein, v o r h e r in den Z a u n g e b r o c h e n e s L o c h verschwunden. Bald k o n n t e n die v e r b l ü f f t e n S t u d e n t e n w a h r n e h m e n , d a ß s o e b e n die W o h n u n g im ersten S t o c k e , deren M i e t e r auf S o m m e r f r i s c h e w a r e n , e r b r o c h e n und b e s t o h l e n w o r d e n w a r . D e r l e i A u f g a b e n für einen A u f p a s s e r , n ä m l i c h im I n n e r n d e r R ä u m e W a c h e zu s t e h e n , g e h ö r e n ü b e r h a u p t zu den s c h w i e r i g s t e n ,

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Weibliche Aufpasser.

da es doch zu g r o ß e r F r e c h h e i t und G e i s t e s g e g e n w a r t b e d a r f , um s e i n e A n w e s e n h e i t im H a u s e o d e r g a r s c h o n i n n e r h a l b des W o h n r a u m e s in g l a u b w ü r d i g e r W e i s e zu m o t i v i e r e n . G l e i c h w o h l k o m m e n auch d i e s f a l l s die e r s t a u n l i c h s t e n F ä l l e von G e s c h i c k l i c h k e i t auf d e r einen und von, s a g e n w i r , L e i c h t g l ä u b i g k e i t auf d e r anderen S e i t e vor. Ich e r i n n e r e mich e i n e s F a l l e s , d e r s i c h m i t Z i g e u n e r n e r e i g n e t hat. E i n w o h l h a b e n d e r B a u e r , d e r mit a l l e n s e i n e n L e u t e n auf dem F e l d e g e a r b e i t e t und s e i n H a u s v e r s p e r r t h a t t e , k e h r t e a l l e i n h e i m , um e t w a s zu h o l e n . Z u s e i n e m E r s t a u n e n f a n d er d i e H a u s t ü r e offen und in der F l u r e i n e Z i g e u n e r i n s t e h e n , die ihn mit h e f t i g e n V o r w ü r f e n d a r ü b e r empfing, d a ß er das H a u s u n v e r s p e r r t z u r ü c k l a s s e ; sie sei auch s c h o n im S t a l l e g e w e s e n , w o ein R i n d s c h w e r k r a n k sei. D e r B a u e r eilte b e s t ü r z t zum S t a l l e , und aus dem Z i m m e r durch die F l u r f l i e h t ein Z i g e u n e r mit d e r alten Z i g e u n e r i n und b e i d e h a b e n U h r und G e l d des B a u e r n . D a s R i n d w a r n a t ü r l i c h n i c h t k r a n k . S e l b s t den W a c h o r g a n e n g e g e n ü b e r hat ein w e i b l i c h e r A u f p a s s e r eine l e i c h t e r e S t e l l u n g , denn w e n n d i e s e n g e g e n ü b e r s e x u e l l e B e s t e c h u n g s v e r s u c h e w o h l nur in g a n z v e r e i n z e l t e n F ä l l e n v o r k o m m e n w e r d e n , s o w i r d doch j e d e s W a c h o r g a n als M a n n g e g e n die s c h w a c h e F r a u empfinden und i h r g e g e n ü b e r r ü c k s i c h t s v o l l e r und m i t l e i d i g e r auftreten, als w i e d e r e i n e m M a n n e g e g e n ü b e r . U n d w e n n d i e s auch nicht g e r ü g t w e r d e n s o l l , s o w i r d man den W a c h e n doch nicht oft g e n u g s a g e n u n d an B e i s p i e l e n z e i g e n k ö n n e n , d a ß in der R e g e l das W e i b der g e r i e b e n e r e G a u n e r i s t als d e r M a n n und d a ß n a m e n t l i c h in u n s e r e m F a l l e , d e r A u f p a s s e r f r a g e , man i m m e r g u t tun wird, ein e i n z e l n e s F r a u e n z i m m e r , w e s A l t e r s es auch sein m a g , n ä c h t l i c h e r w e i l e als b e d e n k l i c h a n z u s e h e n . D i e plötzlich von W e h e n o d e r K r a n k heit Überfallenen, von b ö s e n G a t t e n o d e r S t i e f m ü t t e r n v e r j a g t e n , o d e r aus i r g e n d e i n e m G r u n d e um e t w a s g e s e n d e t e n w e i b l i c h e n W e s e n g e hören des N a c h t s zu den S e l t e n h e i t e n — w e n n das A n g e g e b e n e w a h r i s t ; V o r s i c h t ist h i e r also s t e t s am P l a t z e . — F ü r den P o l i z e i b e a m t e n und U R . s t e h t die S a c h e u m g e k e h r t , w i e für den p a t r o u l l i e r e n d e n W a c h m a n n . D i e s e r findet den A u f p a s s e r nur dann, w e n n d e r D i e b s t a h l n o c h n i c h t v o l l f ü h r t o d e r e n t d e c k t i s t ; denn i s t er das, s o ist d e r A u f p a s s e r o h n e h i n n i c h t m e h r auf s e i n e m P o s t e n . D e r W a c h m a n n k a n n also n u r aus dem Auffinden e i n e s A u f p a s s e r s d a r a u f s c h l i e ß e n , d a ß g l e i c h z e i t i g i r g e n d w o in der N ä h e ein D i e b s t a h l a u s g e f ü h r t w i r d , von dem e r n o c h n i c h t s w e i ß . D e m P o l i z e i b e a m t e n und U R . w i r d n u r s e l t e n ein M a n n v o r g e f ü h r t w e r d e n , von dem man meldet, er sei a l s A u f p a s s e r f e s t g e n o m m e n w o r d e n , es m ü s s e also z w e i f e l l o s i r g e n d w o ein n o c h u n b e k a n n t e r D i e b s t a h l verübt w o r d e n s e i n . In den m e i s t e n F ä l l e n w i r d l e d i g l i c h d e r D i e b s t a h l a n g e z e i g t w e r d e n und n i e m a n d w e i ß zu m e l d e n , d a ß j e m a n d einen A u f p a s s e r in d e r N ä h e b e t r e t e n h a b e . K ü m m e r t man s i c h a b e r um die letztere F r a g e nicht, s o kann es p a s s i e r e n , d a ß der A u f p a s s e r der ganzen E i n b r e c h e r b a n d e w e g e n „ T r u n k e n h e i t s e x z e ß " im A r r e s t sitzt, w ä h r e n d P o l i z e i b e a m t e und U R . ü b e r die N a c h r i c h t e n o b d e s ver-

Verhaftung von Aufpassern.

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wegenen Einbruchsdiebstahles beraten und darüber wehklagen, daß „die entfernteste Spur zur Eruierung der T ä t e r " mangelt. Es ist selbstverständlich, daß man über der Nachforschung nach dem „ A u f p a s s e r " bei einem großen Einbruchdiebstahle nicht die anderen wichtigen Erhebungen, namentlich die Feststellung des Tatbestandes usw. versäumen darf, aber so schlecht ist man doch nirgends mit dem Personale bestellt, daß man nicht ein oder das andere Organ sofort und ausschließlich mit der Aufgabe betrauen könnte, lediglich nach dem Aufpasser zu forschen. Existiert hat er, wenn es sich um einen halbwegs größeren Einbruch gehandelt hat, und ist dieser in einer Stadt oder in sonst belebter Gegend geschehen, so wird der Aufpasser auch gesehen worden s e i n ; es handelt sich nur darum, jene ausfindig zu machen, die ihn gesehen hatten. Die meisten Schwierigkeiten wird es bieten, wenn diese Leute, die den Aufpasser gesehen, vielleicht gesprochen haben, Wachorgane waren, da diese sich schämen werden, einzugestehen, daß sie den „ H a u p t g a u n e r " sozusagen in den Händen gehabt haben. Diesfalls ist es nun Sache der Höhergestellten, den Leuten begreiflich zu machen, daß es oft wirklich kein Fehler gewesen sein mag, den Betreffenden nicht festzunehmen. War er ein geschickter Aufpasser, so hat er es auch verstanden, sich den Anschein eines unverfänglichen Menschen zu geben, und man kann doch nicht jeden Menschen verhaften oder auf das peinlichste beobachten, bloß weil er zu etwas später Nachtstunde auf der Straße war. Hat der Aufpasser aber seine Aufgabe nicht geschickt gelöst, hat er sich in irgendeiner Weise so verdächtig benommen, daß die Wache ihn mit vollem Rechte hätte stellen können und sollen, und hat sie es doch nicht getan, weil sie sich vom Aufpasser hat düpieren lassen — nun so ist es dennoch in allen Fällen das beste und einzig richtige, den begangenen Fehler einzugestehen. Dies kann um so leichter geschehen, als fast immer der Fehler ein leicht verzeihlicher gewesen sein wird, denn g u t muß der Aufpasser seine Sache in diesem Falle gemacht haben, und die betreffende Wache hat eben nur nicht die äußerste Vorsicht, die größte Geistesgegenwart walten lassen, um den scheinbar harmlosen Menschen zu entlarven. Hat aber ein Polizeibeamter das Vertrauen seiner untergebenen Leute, wissen diese insbesondere, daß er nicht in den äußersten Zorn gerät, wenn ein ohnehin mehr oder minder entschuldbarer Fehlgriff offen einbekannt wird, so wird es ihm in, solchen Fällen von Einbruchsdiebstählen öfter gelingen, eine Mitteilung dahin zu erhalten, daß man in der Nähe des Tatortes dieses und jenes Individuum unter diesem oder jenem Vorwande getroffen habe. Ist dies einmal angegeben, dann ist es Sache der Leute, dieses Individuums habhaft zu werden.. Hat ein Wachorgan einen Menschen gesehen oder gar gesprochen, so wird es, bei der ihm doch eigenen Übung, wohl auch dessen Personsbeschreibung liefern können und es ist wenigstens der Anfang einer Möglichkeit gegeben, der Sache auf die Spur zu kommen. Hat aber kein Wachorgan eine derartige W a h r n e h m u n g gemacht, so handelt es sich darum, ausfindig zu machen, und zwar so

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Wichtigkeit der Aufpasser.

rasch als möglich, ob nicht ein Vorbeikommender eine solche gemacht hat. Hierbei ist selbstverständlich festzuhalten, daß dies keineswegs Leute aus der unmittelbaren Nachbarschaft des Tatortes sein müssen, da diese ja von weither gekommen sein können. 1 ) Es muß daher der' Kreis der Erhebungen, namentlich, wenn es sich um etwas Wichtigeres handelt, möglichst ausgedehnt werden. Auch hierbei hat man, wie bei vielen ähnlichen Vorgängen, darauf zu achten, daß von Seite der erhebenden Organe in der Richtung vorsichtig vorgegangen werde, daß die betreffenden Auskunftspersonen nicht in Besorgnis geraten, sie könnten zur Verantwortung gezogen werden. Der H a u p t g r u n d fehlgeschlagener Forschungen nach Auskunftspersonen ist der, daß die Leute meinen, etwas nicht richtig getan zu haben, so daß sie lieber im Verborgenen bleiben, als daß sie zum wichtigen Zeugen werden wollen. Dies kann namentlich im hier fraglichen Falle vorkommen, da sich die Leute vielleicht schämen, einzugestehen, daß sie ein Mitglied der Einbrecherbande düpiert hat, vielleicht sogar glauben können, daß sie diesfalls verantwortlich geworden sind, und da sie endlich sich vielleicht mit einem weiblichen Aufpasser irgendwie eingelassen haben, und dies nicht gerne eingestehen wollen ; es ist auch dies ein Mitgrund dafür, daß weibliche Aufpasser die gefährlichsten sind. — War bisher von den Aufpassern die Rede, wie sie bei Einbruchsund wohl auch bei Einschleiche-Diebstählen vorkommen, so soll noch kurz auf Aufpasser hingewiesen werden, welche bei verschiedenen anderen Diebstählen vorkommen. Sie werden häufig außer dem Aufpassen noch eine andere Nebenbeschäftigung haben, z. B. die Aufmerksamkeit einer Person von dem eigentlichen Diebe abzulenken, sich vorzustellen (Wandmachen) oder sonst die Tätigkeit des Diebes zu fördern haben. Es soll auch hier betont werden, daß nichts verfehlter ist, als bei schwierigen Erhebungen direkt auf das Ziel loszugehen und zu vermeinen, daß man ohne weitere Umschweife geradeaus den Täter erwischen könne. Das wird selten gelingen, fast immer findet man die ersten Anhaltspunkte irgendwo seitwärts, und erst von da aus gelingt es, auf geradem W e g e vordringen zu können. Dies liegt wohl auch im naturgemäßen H e r g a n g e der Sache, da auch hier die Hauptperson, also der eigentliche Dieb, möglichst unbemerkt und unauffällig bleiben mußte, während die Nebenpersonen, seine H e l f e r und Aufpasser sich mehr exponieren können, es oft sogar tun müssen. W e r also einen, von einem Taschendiebe Bestohlenen fragt, ob er etwa jemanden in seiner Nähe gesehen habe, der sich auffällig an ihn drängte, ihn vielleicht betastet oder sonst etwas Verdächtiges getan habe und w e r diese, meistens mit „ N e i n " beantwortete F r a g e auch gleich wieder die letzte sein läßt, der wird nicht viele Taschendiebe eruieren. Hier ist das Augenmerk auf Personen zu richten, die sich sonst in der Nähe des Bestohlenen herumgetrieben haben, die ihn angesprochen, um etwas gefragt, um Feuer für die Zigarre gebeten, oder sich ihm gefällig gezeigt haben. D e r zu Bestehlende wird z. B. ') Der Fehler, stets nur in unmittelbarer Nähe zu suchen und zu fragen, ist in vielen Fällen einer der verbreitetsten und gefährlichsten.

Gehilfen beim Taschendiebstahl.

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auf irgendetwas aufmerksam gemacht, sei es eine Naturschönheit, ein hervorragendes Stück in der Galerie, eine komische oder gefährliche Situation, in der sich dritte Personen befinden. Er wird plötzlich gepackt und zur Seite gerissen, damit er nicht von einem Gespanne überfahren oder von einem lasttragenden Manne niedergestoßen werde. Man klopft ihn in gefälliger W e i s e ab, weil er sich schmutzig gemacht habe, oder man fragt ihn, ob er nicht ein Sacktuch oder sonst etwas verloren, seinen Regenschirm vertauscht oder einen Spazierstock stehen gelassen habe. Alle solche Fragen und Anreden bringen leicht eine Berührung oder Betastung von Seite des Anredenden oder des Angeredeten selbst mit sich, durch jede Berührung des Körpers wird aber die Aufmerksamkeit des Betasteten nach der berührten Stelle hingeleitet und dadurch eine andere interkurrierende Berührung übersehen. Es ist, als ob gewissermaßen nur e i n General-Empfindungsvermögen im Körper bestünde, so daß eine schon lokalisierte Empfindung durch eine zweite, an einer anderen Körperstelle ähnlich auftretende Empfindung nur verstärkt wird, nicht aber die zweite Empfindung selbständig auftreten läßt. Hierbei ist selbstverständlich vorausgesetzt, daß die zweite Empfindung nicht so kräftig auftritt, um die erste durch sie zu überbieten. Dieses überhaupt merkwürdige psychologische Moment wird manchen Taschendiebstahl erklärlich erscheinen lassen, der sönst als unmöglich bezeichnet werden müßte. Will man dies experimentell erproben, so muß der H e r g a n g vorbereitet werden. Man verabrede sich mit jemanden zu einer gleichzeitigen Aktion gegen einen Dritten in der Weise, daß z. B. A und B die Experimentatoren, C das O b j e k t sei. A wird einmal den C ziemlich unversehens in die r e c h t e n Rippen stoßen und dies mit einem, „ P a ß auf", „Sieh einmal", „ H a l t " usw. motivieren. Unmittelb a r darauf wird B den C in die l i n k e Seite stoßen oder drücken, allerdings unbedeutender als es A getan hat. Den Zeitpunkt richtig zu finden, in welchem B in Tätigkeit zu treten hat, ist das Schwierige an dem Experiment. Es ist zu früh geschehen, wenn C durch Stoß und Ruf des A noch nicht genügend auf das von A angeblich Wahrgenommene gesammelt ist, es ist zu spät geschehen, wenn C sich über den Stoß und Ruf des A schon wieder beruhigt hat. Der richtige Moment ist getroffen, wenn B den Moment der höchsten Irritation, in welche C durch die Aktion des A versetzt worden ist, zu seiner Tätigkeit benutzt. Ist nun die Sache richtig gemacht worden und als gelungen zu betrachten, so wird C, um seine Wahrnehmungen befragt, erklären, er habe den Stoß in die r e c h t e n Rippen und Ruf des A wahrgenommen, und unmittelbar darauf eine V e r s t ä r k u n g oder Nachwirkung des Stoßes des A e m p f u n d e n : d a ß B i h n i n d i e l i n k e n R i p p e n g e s t o ß e n h a t , h a b e er n i c h t b e m e r k t . Es tritt also die Aktion des B nicht selbständig auf, sondern wird nur zur Aktion des A addiert, obwohl erstere links, letztere rechts in W i r k u n g getreten ist. Ins Praktische übersetzt, wird sich das genannte Experiment recht klar an einem Falle aus der Praxis zeigen. Einem Herrn w u r d e im Laufe eines Nachmittags, unbekannt

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Lokalisation v o n Angriffen.

zu welcher Stunde, der Überrock und der Rock an jener Stelle aufgeschnitten, an welcher er in der Brusttasche des Rockes seine Brieftasche trug. Letztere, mit einem sehr bedeutenden Geldbetrage, war verschwunden. Der Bestohlene hatte davon nichts wahrgenommen, trotzdem der Schnitt, wenn auch noch so geschickt und vorsichtig ausgeführt, doch einen nicht unbedeutenden Druck und Zug verübt haben mußte, zumal es ein Kreuzschnitt war. Außerdem mußte ja das Auslösen der Brieftasche immerhin auch noch eine Erschütterung erzeugt haben, da die Schnitte nicht so g r o ß waren, daß die Brieftasche so ohne weiters herausfallen konnte. Aber auch sonst hatte der Mann nichts Auffälliges erlebt, er w a r in kein Gedränge gekommen, niemand hatte ihn gestoßen, getreten, gefragt, kurz, es w a r nichts Nennenswertes passiert. Endlich, ob der vielen Fragen nach diesem und jenem fast schon unwillig, meinte der Bestohlene, etwas sei wohl gewesen, das gehöre aber entschieden nicht zur Sache und habe mit dem Diebstahle nichts zu t u n : Ein eleganter, alter Herr sei ihm nachgekommen und habe in verbindlichstem Tone ihn aufmerksam gemacht, er müsse „in einen Unflat getreten s e i n " ; er gehe schon längere Zeit hinter ihm und habe einen unerträglichen Geruch wahrgenommen ; wenn er, der Angeredete, etwa einen Besuch usw. vorhabe, so könne das unangenehm sein. Der Angesprochene dankte, blieb stehen, und während der gesprächige alte H e r r fortschwatzte, besah ersterer zuerst die Sohle des einen Fußes und als hier nichts zu bemerken war, erhob er das andere Bein und besah auch die andere Sohle. In diesem Augenblicke faßte der alte H e r r den anderen fest am Arme und rief lachend: „Nun freilich, auf einem Beine steht sichs wohl schwer, d a gerät man leicht ins Wanken, ich dachte schon Sie f a l l e n ; aber auch an diesem F u ß e ist nichts — und da sehe ich, daß ich selbst der Übelriechende b i n : i c h bin in Unflat getreten, und will es Ihnen in oder besser unter die Schuhe s c h i e b e n ! " Der alte Herr lachte noch herzlich über „die komische Geschichte" und wurde noch am selben Abende als der Helfershelfer des Taschendiebes festgenommen. W i e es sich später herausstellte, hatte der eigentliche Dieb selbstverständlich genau jenen Moment zu Schnitt und Griff benützt, in welchem „der alte H e r r " das Opfer am Arme festgepackt hatte, um dessen angebliches Wanken zu hindern und das Fallen zu vermeiden. Daß der Dieb und sein Helfer geschickte und geübte Leute waren, braucht nicht gesagt zu werden und gewiß ist auch, daß die Schnitte und das Herausarbeiten der Brieftasche nicht hätten unvermerkt geschehen können, wenn nicht die ganze Aufmerksamkeit des zu Bestehlenden auf den plötzlichen und energischen Griff des „alten H e r r n " nach dem Arme des „ W a n k e n d e n " gelenkt worden wäre. — Die Art der Tätigkeit des Helfers eines Taschendiebes richtet sich hauptsächlich nach dem Felde, auf welchem „ g e a r b e i t e t " wird. Alle haben aber das eine gemeinsam, daß Helfer überhaupt immer oder fast immer tätig sind. So wenig es im allgemeinen angenommen wird, so sicher ist es trotzdem, daß der Taschendieb nur selten ganz auf eigene Faust stiehlt, in den meisten Fällen hat er einen oder mehrere

Eisenbahndiebe.

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Helfer oder auch Helferinnen. So wird z. B. der Eisenbahndieb gewöhnlich eine Helferin haben. Tritt er sehr elegant auf, fährt er I. Klasse, mit Expreßzug, oder trägt er das Aussehen eines biederen, älteren Landmannes und fährt mit der Bauernklasse, meist wird er einen weiblichen Helfer bei sich haben, welcher den zu Bestehlenden unterhalten muß, sei es durch Blicke oder durch Gespräch oder durch noch Intimeres. Der Vorgang ist stets der gleiche und das Schwierigste d r a n : die Auswahl des Opfers. Das letztere muß wohlhabend, nicht zu intelligent und einem kleinen Abenteuer nicht abgeneigt aussehen. Außerdem muß die gefüllte Brieftasche im inneren Brustsacke des Rockes sichtbar sein, w o f ü r bekanntlich jeder Taschendieb ein scharfes Auge haben soll, wenn er überhaupt von seinem Metier leben will. Daß der Eisenbahndieb bloß Nachtzüge zu seinen Raubzügen benützt, ist nicht r i c h t i g ; jeder Kriminalist weiß, daß solche Diebstähle zum mindesten ebenso oft bei Tag als bei Nacht verübt werden, da wenigstens der geübte Taschendieb das Tageslicht nicht zu scheuen braucht, und er weiß, daß jeder Reisende zur Nachtzeit auf seine Schätze viel mehr acht hat als bei Tage. Selbstverständlich kennen der Dieb und seine Helferin einander n i c h t ; erst steigt das eine ein, beendet die schon f r ü h e r begonnene Rekognoszierung, steigt im ungünstigen Falle aus irgendeinem G r u n d e wieder aus und gibt im günstigen Falle dem anderen ein Zeichen zum Nachkommen. Meistens muß Er zuerst einsteigen, da es einem M a n n e viel leichter ist, auf dem Perron prüfend herumzugehen, in die Coupes hineinzusehen, allenfalls wieder auszusteigen usw., was alles ein weibliches Wesen nicht gut tun kann. Ist es Tageszeit, so muß getrachtet werden, mit dem Opfer nach Tunlichkeit allein im Abteil zu sein, zur Nachtzeit können auch mehrere Reisende da sein, je größer das Gedränge, desto besser die Gelegenheit. Fürs erste ist die Beleuchtung doch stets keine g u t e und fürs andere läßt sich hoffen, daß der größte Teil der Reisenden schlafen wird. Die Sitzordnung muß unter allen Umständen die sein, daß der eigentliche Dieb n e b e n dem Opfer, der Helfer, der es nun unterhalten muß, diesem gegenüber Platz nimmt. Der Dieb beteiligt sich eine Zeitlang am Gespräche und beginnt dann „einzuschlafen", blinzelnd die Situation betrachtend. Seine Augen sind regelmäßig durch die breite Hutkrämpe oder den energisch vorspringenden Schirm einer Reisemütze geschützt, fast immer hat er eine falsche Hand und zwar nicht immer auf jener Seite, auf der das Opfer sitzt; es hängt von der individuellen Geschicklichkeit ab, ob einer mit der Hand neben dem zu Bestehlenden, oder mit der anderen Hand leichter operiert. Diese falsche Hand wird, mit der echten H a n d der anderen Seite gefaltet, in den Schoß gelegt, die eigentliche Manipulationshand ist unter dem weiten Mantel, Überzieher, Plaid usw. derart verborgen, daß sie seitwärts und unvermerkt zum Vorscheine kommen kann. Ist nun das Opfer mit seinem Gegenüber in eifrige Unterhaltung gekommen, dann beginnt die echte H a n d des Diebes ihre Tätigkeit; macht dieser eine ungeschickte Bewegung und das

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Eisenbahndiebe.

Opfer sieht nach ihm, so wird es bald wieder beruhigt sein, wenn es die gefalteten H ä n d e des schnarchenden Nachbars wahrnimmt. Ist der Fang geglückt, so steigt einer der Diebe in der nächsten Station aus und zwar immer jener, welcher die Brieftasche hat. Dies ist meistens, fast ausnahmslos n i c h t der Dieb, welcher trachtet, im nächsten Augenblicke nach dem Diebstahle die Brieftasche seinem unverdächtigen Helfer in geschickterWeise zuzuschieben („zuzuplant e n " ) . Wird nämlich doch der Diebstahl entdeckt, bevor die Leute in Sicherheit sind, so kann der Dieb sofort auf seine Durchsuchung dringen usw. Das Gegenüber ist von jedem Verdachte frei, da gegenübersitzende, miteinander sprechende Leute einander nicht bestehlen können. Gewöhnlich steigt der zweite noch in derselben Station aus und zwar fast immer unter dem Vorwande, das Mitglied der Reisegesellschaft, welches eben ausgestiegen sei, habe etwas im Wagen liegen lassen, was man ihm nachbringen müsse ; natürlich geht der Zug ab, bevor der zweite wieder zurückgekommen ist. Geht das nicht, so steigt dieser in der nächsten Station aus, und kündigt schon eher an, daß er nun sein Ziel gleich erreicht habe. — Kommt nun ein solcher Eisenbahndiebstahl zur Sprache, so hat man auf alle diese erwähnten Momente zu achten und diese abzufragen. Von dem Helfer erfährt man durch den Bestohlenen meistens nur, wenn er männlichen Geschlechtes ist ; war er dies nicht, so wird er mit Stillschweigen übergangen ; entweder will man von dieser weiblichen Bekanntschaft, die man im Coupé gemacht hat, nicht reden oder man zieht sie wirklich nicht in den Kreis der Erwägungen : „sie war mit dem verdächtigen Nachbar ja gar nicht b e k a n n t " oder „sie sah ganz unschuldig a u s " oder „war zweifellos eine distinguierte Dame, welcher man einen Diebstahl unmöglich zutrauen kann". Ein Kennzeichen solcher Leute ist noch, daß mindestens eines der beiden seinen Bestimmungsort niemals a n g i b t ; dieser ist nämlich nur die Station, welche nach gelungenem Diebstahle zuerst kommt, auf dieser wird ausgestiegen. Der Dieb selbst gibt schon eher aber doch selten seinen meistens entfernten Bestimmungsort an, denn er läuft ja nur dem anderen, dem die Brieftasche zugeschoben wurde, nach, um ihm „das Vergessene" nachzubringen. Wird der Diebstahl rasch bekannt, so kann man oft der Diebe habhaft werden, wenn man sie in den beiden Stationen erwarten läßt, welche von der Station, wo sie abgestiegen sind, zunächst bahnaufwärts und b a h n a b w ä r t s gelegen sind. In derselben Station, w o sie abgestiegen sind, besteigen die Diebe den Zug gewiß nicht mehr ; sie gehen zur nächsten Station zu Fuße und fahren entweder wieder zurück oder benützen von da ihre Karte, die sie ja noch haben, um in derselben Richtung wie früher weiter zu fahren. Weiters haben die Leute wenig oder gar kein Gepäck bei s i c h : erstens brauchen sie keines und zweitens macht es weniger mobil beim Wagensuchen, Wagenwechseln, Sitzewechseln, Aussteigen usw. Ist der Bestohlene ein halbwegs guter Beobachter, so wird man aus ihm herausbringen, daß die Leute nicht „ganz echt" waren. Waren sie im Bauerncoupé und gaben sich das Ansehen braver Landleute,

Hoteldiebstähle.

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so haben sie entweder keine abgearbeiteten H ä n d e oder keine landesüblichen Schuhe oder sie haben irgendeine Unkenntnis verraten, als sie sich in landwirtschaftliche Gespräche einließen usw. Haben sich die Leute aber das Ansehen g r o ß e r Eleganz gegeben, so ist die Entdeckung noch leichter, irgendwo tritt die „schäbige Eleganz" sicher zum Vorscheine. Alles sofort in die Augen Springende wird tadellos s e i n : Rock, Gilet, Uhrkette, Manschette, Krawatte usw. Dagegen wird das mehr verborgene, nur zufällig etwas sichtbar werdende Hemd nicht rein s e i n ; Strümpfe, die man vielleicht zu sehen bekommt, lassen zu wünschen übrig, häufig auch die Schuhe; und was der Anzug nicht verrät, das sagen die Hände. Freilich, wer so gut beobachtet, daß er aus all diesem Schlüsse zieht, der bedarf erst des UR. nicht, und ihm Beschreibungen geben, nach welchen der UR. Schlüsse ziehen könnte, ist nicht leicht möglich. Das einzige, was nützen kann, ist, daß der intelligente UR. dem intelligenten Beobachter das Richtige abfrägt und ihn so selbst auf Beobachtetes bringt, das er sonst nicht erwähnt hätte. Übrigens kommen noch unzählige Formen des Eisenbahndiebstahls v o r ; so namentlich im Gedränge des Aus- und Einsteigens, wobei durch einen oder zwei Gehilfen das G e d r ä n g e noch vergrößert wird, so daß die Körper dicht aneinander kommen und das Stehlen keine Kunst ist. Ebenso wird genug gar nicht verwahrtes Gepäck, oder solches gestohlen, welches die Träger sorglos auf dem Bahnsteig aufgestappelt haben — sie gehen wieder fort, um anderes zu holen, der Gehilfe des Diebes überwacht den Träger und der Dieb entträgt so viel, als er schleppen kann;. Viel Hilfe wird den Dieben dadurch geleistet, daß es heute nur einige Typen von Reisetaschen usw. gibt. Wenn der Dieb und sein Gehilfe je zwei verschiedene Taschen bei sich haben, die mit alten Zeitungen vollgepfropft sind, so haben sie ziemlich alle gebräuchlichen Typen und im Austauschen gegen ähnliche Taschen auf dem Bahnsteig oder auch im Abteil ist leicht genug. Ähnliche Diebereien erzählen die Blätter alle Tage. — Daher k o m m t die englische Sitte, Handkoffer, Taschen, auch großes Reisegepäck durch ringsherumlaufende farbige Streifen kenntlich zu machen. H a t der Koffer z. B. einen rot-weißen Streifen ringsum, so wird der Dieb nicht gerade einen solchen gleichfarbigen zur Verfügung haben und sich daher — einen anderen aussuchen. — Eine unzählige Male erörterte und immer wieder verschieden beantwortete Frage ist die, ob Diebe, namentlich Eisenbahndiebe Narkotica verwenden, um ihre Opfer einzuschläfern. Die Möglichkeit ist zuzugeben wenn behauptet wird, die Betäubung sei mit angebotenem Likör oder Zigarren geschehen ; auch bei Bonbons und ähnlichem ist der Fall denkbar. Alles a n d e r e : Vorhalten eines parfümierten Tuches, vergiftete Blumen usw. d ü r f t e Fabel sein. 1 ) Eine eigentümliche Rolle hat der Helfer beim Hoteldieb, der sich in die Hotelzimmer einschleicht, wenn der Reisende augenblicklich ') Vgl. oben pag. 854 Anm., 889.

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Taschen- und Ladendiebstähle.

nicht da ist oder schläft. W i r d der Eingeschlichene ertappt, so gibt er sich durch rasch angebrachte Frage oder Vorstellung das Aussehen eines aus irgendeinem Grunde dahin Gerufenen, z. B. des Barbiers, Schusters, Hühneraugenoperateurs, Arztes, der Schneiderin, H e b a m m e oder wer weiß was sonst. Ist der, welcher den Eingeschlichenen ertappt hat, durch dessen Frage oder Vorstellung beruhigt, so entfernt sich der letztere langsam und mit Entschuldigung. Wird aber Verdacht geschöpft und von „ F r e c h h e i t " usw. gesprochen, so ruft dann rasch der Gehilfe auf dem K o r r i d o r : „ H e da, nicht hierher, auf N u m m e r soundsoviel sollen Sie doch kommen !" Handelt es sich nicht um ein „Zufallsgeschäft", sondern soll ein besonderer Gast, von dem man schon im voraus weiß, daß er in einem bestimmten Hotel absteigen wird, bestohlen werden, so wird sich sogar der Helfer im selben Hotel und, wenn anders möglich, im selben Stockwerke einquartieren. Hierdurch kann er nicht bloß alle möglichen Kundschaftereien usw. betreiben, sondern auch im Notfalle in irgendeiner W e i s e einspringen. Besonders raffinierte Hoteldiebstähle mehren sich in letzter Zeit auffällig. — Schwierig und mannigfach ist die Tätigkeit des Gehilfen eines Taschendiebes auf Straße und Markt. Er muß künstlich ein Gedränge zu machen verstehen, entweder dadurch, daß er die Leute auf irgendetwas aufmerksam macht oder daß er selbst das Objekt einer Sehenswürdigkeit a b g i b t : er wird unwohl, epileptisch, spielt den Betrunkenen, Blödsinnigen oder Irrsinnigen, ja er behauptet plötzlich, bestohlen worden zu sein oder beginnt mit irgendjemanden Streit („er macht den wilden M a n n " ) . 1 ) Ist ein Auflauf oder ein Gedränge fertig, so ists leicht, in diesem zu stehlen, gewiß leichter als unter sonstigen Verhältnissen. Ebenso ködert der Gehilfe auch den einzelnen, den zu Bestehlenden, er erzählt oder zeigt ihm etwas, macht ihn auf eine Gefahr aufmerksam, gibt ihm etwas usw. Hat der Dieb die Überwachung von Seite dritter, Amtspersonen, Begleitung des zu Bestehlenden oder des sonstigen Publikums zu befürchten, so muß der Gehilfe „ M a u e r (oder W a n d ) machen", d. h. die Aufmerksamkeit der Betreffenden abziehen oder aber sich so vorstellen, daß der Dieb gedeckt wird. Hierin leisten die Gehilfen oft Meisterhaftes, sie scheinen sich verdoppeln oder mindestens doppelt so breit machen zu können, als sie wirklich sind. — Eine besondere Fertigkeit muß der Gehilfe darin haben, daß er das Gestohlene an sich bringt. In dieser Beziehung gibt es natürlich unzählige F o r m e n : das Gestohlene geht von Hand zu Hand, entweder einfach oder mit taschenspielerartiger Geschwindigkeit; oder der Helfer drängt sich an den Dieb in v e r a b r e d e t e r W e i s e heran und dieser steckt ihm das Gestohlene in die T a s c h e ; oder der Dieb läßt das Gestohlene zu Boden fallen oder besser an seinem Körper hinabgleiten und der Helfer hebt es behende auf. Da kann man das Erstaunlichste an ungarischen Taschendieben sehen, welche so häufig über die G r e n z e *) „Wilden Mann machen" heißt übrigens auch, sich vor Gericht wahnsinnig oder epileptisch stellen-

Markt- und Ladendiebe.

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kommen, lediglich um einen J a h r m a r k t zu besuchen und dann mit ihrer Beute in die s i c h e r e H e i m a t zu flüchten. Ein Mann hatte vorne an der Schuhspitze eine kurze scharfe Nadel vorstehen, womit er die Brieftasche, die sein K o l l e g e fallen gelassen, rasch a u f s p i e ß t e ; dann hob er das Bein, im K n i e a b g e b o g e n unter seinem Mantel auf und erwischte im nächsten Augenblicke die T a s c h e mit der Hand. Ein W e i b verstand es, im g e g e b e n e n M o m e n t e rasch aus einem Schuh zu schlüpfen und die Brieftasche mit den b l o ß e n Zehen zu erfassen. Dann hob s i e den F u ß unter den Röcken und vermochte nun mit einer Geschicklichkeit, die sie im Zirkus h ä t t e verw e r t e n k ö n n e n , die T a s c h e in einen Sack zu schieben, der an der Innenseite des innersten R o c k e s ziemlich weit unten angebracht war. Zuletzt schlüpfte sie wieder in den Schuh und das W e r k war vollbracht ohne die mindeste Hilfe der Hände und ohne sichtbare s o n s t i g e B e wegung. Dasselbe wird von elegant gekleideten Damen erzählt, die zu zweien im Laden des Goldschmiedes, des Spitzenhändlers usw. erscheinen und sich vielerlei vorlegen lassen. Die eine streift m i t dem Ellenbogen etwas vom Ladentische herab, die andere ist schon mit einem F u ß e aus dem Schuh geschlüpft, ergreift den G e g e n s t a n d mit den Zehen, steckt ihn in eine T a s c h e , unten und innen im R o c k 1 ) und fährt wieder in den Schuh ; der betreffende Strumpf ist natürlich an der Spitze abgeschnitten, so daß die Zehen frei sind. F a s t noch geschickter machte es ein blutjunges Mädchen. Die eigentliche Diebin l i e ß die g e s t o h l e n e B r i e f t a s c h e g e r ä u s c h l o s an den Kleidern zu Boden gleiten, die andere ergriff sie rasch mit den Zehen und w u ß t e nun das Bein derart abzubiegen und den F u ß in die H ö h e zu bringen, daß die Brieftasche hoch zwischen die Schenkel kam, mit welchen die Brieftasche durch Zusammendrücken der Schenkel festgehalten wurde. In dieser S t e l l u n g vermochte das Mädchen ziemlich rasch und j e d e n f a l l s ungezwungen zu gehen, bis sich G e l e g e n heit fand, die B r i e f t a s c h e aus ihrem Verstecke hervorzuholen ( s o g e nanntes „ R i t t m a c h e n " ) . D i e eigentliche Diebin stand schon lange im Verdachte, eine Markttaschendiebin zu sein, s i e w a r w i e d e r h o l t als solche verhaftet worden ; es k o n n t e ihr aber lange Z e i t nichts b e w i e s e n werden, da sie nie im Besitze des Gestohlenen gefunden wurde. Sie war zur einen S e i t e des Marktes g e k o m m e n , ihre g e n a n n t e Helferin zur anderen, und wenn sich die Diebin verdächtig g e m a c h t h a t t e , s o war die G e n o s s i n , auf die kein Mensch Verdacht hatte, längst mit der Brieftasche davon. D i e Entdeckung erfolgte nur dadurch, daß ein g e ü b t e r Gendarm, der die Diebin schon oft auf Märkten g e s e h e n hatte, sich ausschließlich merkte, w e r in der Nähe der Diebin zu sehen ist, bis er endlich wahrnahm, daß j e n e s Mädchen zwar meist entfernt von der Verdächtigen sich aufhielt, sie aber nie aus dem Auge verlor und dann, offenbar auf ein g e g e b e n e s Zeichen, sich ihr näherte. E n d lich g e l a n g es dem Gendarmen wahrzunehmen, wie die D i e b i n eine ') Sehr kleine und wertvolle G e g e n s t ä n d e : Ringe, Broschen, Edelsteine, Goldmünzen kommen gleich direkt in den Schuh, der ad h o c vorne weit oder mit langer, leerer Spitze versehen ist.

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Diebstahl beim Juwelier.

gestohlene Börse abgleiten ließ, über welche sich das Mädchen sofort stellte. — Ähnliche Tätigkeit wie der Gehilfe des Taschendiebes, hat der Gehilfe des Ladendiebes zu entfalten. Ladendiebe und die dazugehörigen Diebe, welche W a r e n von den offenen Ständen und Märkten stehlen, werden heutzutage entschieden seltener. Letztere wohl deshalb, weil die Märkte überhaupt an Zahl, Bedeutung und Umsatz verloren haben, so daß auch die nun feilgebotene Ware ihrem W e r t e nach die Mühe und Gefahr nicht lohnt, erstere vielleicht deshalb, weil in den Läden jetzt stets eine viel größere Zahl von Angestellten verwendet wird, als früher, so daß ein gegenseitiges Überwachen der Kunden leichter ist, als es früher war. Als das Personal eines vielbesuchten Ladens häufig nur aus dem Kaufmann selbst und einem Lehrjungen bestand, hatten sie mit der Bedienung der Kunden so viel zu tun, daß deren Überwachen nicht oder kaum möglich war. Viel mag auch dazu beigetragen haben, den Ladendieben das Leben sauer zu machen, daß das Institut der Kassiere in fast jedem größeren Laden eingerichtet ist. Diese haben ihren Sitz gewöhnlich zur Seite, mehr rückwärts, so daß der Dieb, der seine Front dem Verkäufer, seinen Rücken dem Kassier zuwenden muß, niemals weiß, ob er nicht von rückwärts beobachtet wird. Es ist daher auch Tatsache, daß man in jenen Läden, in welchen Kassiere angestellt sind, am wenigsten über Ladendiebstähle zu klagen hat. Kommen aber solche noch vor, so hat der Dieb wohl fast immer seinen Jielfer, der den Kaufmann, wohl auch den Kassier zu beschäftigen, „ W a n d " zu machen und das Gestohlene zu übernehmen hat. Viele Schwierigkeiten bieten den Ladendieben die zahlreichen Spiegel, die man in Läden anzubringen pflegt, wodurch der Dieb nie weiß, von wo aus er beobachtet wird. — W o noch die meisten und eingreifendsten Ladendiebstähle geschehen, beim Juwelier, da erscheinen fast ausschließlich ihrer zwei und zwar der eine später als der andere. Es ist begreiflich, daß jeder Kaufmann unruhig wird, wenn er allein zur Bedienung da ist, noch eine sehr anspruchsvolle Kundschaft zu bedienen hat, und es erscheint eine zweite, die sich ungeduldig und derartig benimmt, als ob sie enorme Einkäufe machen wolle. Man beobachte einmal einen Juwelier, der nicht ein gar routinierter Herr ist, wie nervös er in einem solchen Falle wird, w i e er von einer Kundschaft zur anderen und wieder zurückeilt, mit seinen Läden und Fächern herumstößt und -schiebt, und eher alles tut, als seine Schätze in fortwährender Überwachung zu halten. Natürlich hat der erste Kunde schon früher, bevor der zweite kam, dafür gesorgt, daß unter den Sachen eine gewisse *) Die jetzt so viel besprochenen Ladendiebstähle in den großen Magazinen gehören nicht hierher da sie meistens ohne Gehilfen von mehr oder minder psychopathischen Weibern verübt werden. Vgl. Dr. A. L e p p m a n n , „Über Diebstähle in den großen Kaufhäusern" in der „Arztl. Sachverst.-Ztg." 1901 No. 1 und 2. Rapport des Dr. L a c a s s a g n e auf dem IV. Kongreß f. Kriminalanthropologie, Genf 1896 und D u b u i s s o n , „Les voleuses des grands magasins", Arch. d'anthr. crim. XVI, 1 341 (1901). Weitere Literatur p. 222.

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Diebstahl beim Juwelier.

Unordnung eintritt, daß diese aus ihren F ä c h e r n und E t u i s herausg e n o m m e n und in Haufen zusammengeschoben werden, wodurch dann für den Kaufmann die Übersicht am ersten verloren g e h t . Endlich, wenn der zweite schon ungeduldig ist, hat der e r s t e g e w ä h l t , die Sachen zur Absendung ins Hotel bestimmt, wo natürlich erst „sofort gezahlt werden w i r d " und — gestohlen hat er auch. Kaum ist er draußen, so beginnt der zweite T e i l der helfenden T ä t i g k e i t d e s a n d e r n , der darin besteht, den Kaufmann s o in Atem zu halten, daß es ihm für die erste Z e i t unmöglich wird, seine Sachen zu überblicken, zu ordnen und zu entdecken, ob und was gestohlen worden ist. Im N o t f a l l e kommt während der Anwesenheit des zweiten noch ein dritter zur T h ü r e herein, und so hat der D i e b Zeit, den Raub in S i c h e r h e i t zu bringen. — Die G e s c h i c h t e n über Diebstähle beim J u w e l i e r ' ) sind übrigens bekannt g e n u g : w i e ein entsetzlich hustender Käufer sein Taschentuch auf die ausgebreiteten Schätze wirft, um dann etwas mitzunehmen, w i e ein anderer eine, auf einer Visitenkarte g e z e i c h n e t e Skizze für ein zu bestellendes Diadem usw., die rückwärts m i t K l e b e s t o f f versehen ist, auf die vorgelegten Diamanten legt, wie eine D a m e einem eintretenden B e t t l e r eine Münze und damit g e s t o h l e n e R i n g e in den H u t wirft, wie ein H e r r Schmuck kauft, dem begleitenden Kommis bei seinem Haustor den Vortritt läßt und dann die T h ü r e zuschlägt usw., das sind Dinge, die in den Tagesblättern i m m e r und fast a l l e T a g e zu lesen sind. W i e v i e l J u w e l e n d i e b s t ä h l e geschehen, beweist eine Geschichte, die A. G r i f f i t h s 2 ) bei einem g r o ß e n Londoner J u w e l i e r sah. D i e s e r hatte zu einer U n t e r h a l t u n g und B e l e h r u n g auf dem Ladentisch einen g r o ß e n Brillanten liegen, scheinbar ganz frei, in W i r k l i c h k e i t aber durch eine geschickt angebrachte, nicht wahrnehmbare Glasplatte verwahrt. Der J u w e l i e r versicherte Griffiths, es sei unglaublich, w e l c h e Unzahl von Angriffen, von o f t höchst vornehm aussehenden Kundschaften auf den „liegen g e b l i e b e n e n " Brillanten in häufig raffinierter W e i s e g e m a c h t wurden. — B e l i e b t ist dermalen auch ein Vorgang, bei welchem der D i e b im Laden erscheint und so bald als möglich unter der vorragenden Ladentischplatte einen Klumpen W a c h s oder sonstigen K l e b e s t o f f befestigt. Dann läßt er sich m ö g l i c h s t viel W a r e zeigen, richtet sein Augenmerk auf etwas kleines, a b e r recht wertvolles, erwischt es im richtigen Augenblick und drückt es sofort auf die genannte K l e b e masse, die man von keiner Stelle des Ladens aus sehen kann. M e r k t der Händler den Abgang, so kann sich der Dieb g e t r o s t untersuchen lassen, j a s e l b s t wenn der H ä n d l e r etwas s p ä t e r den A b g a n g merkt und dem D i e b auf die S t r a ß e nachläuft, ist dieser völlig sicher — er hat nichts bei sich. Nach einiger Z e i t k o m m t sein Gehilfe in den Laden und nimmt den R i n g oder was es sonst ist unvermerkt und gefahrlos an sich. — B e s o n d e r s b e l i e b t ist auch der Vorgang, daß der Gehilfe den J u w e l i e r beschäftigt, während der Andere l o s e S t e i n e ,

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Der modus furandi.

Hemdknöpfe und ähnliche Gegenstände, oft von überraschend großem Umfange, verschluckt. Die Klarstellung der begleitenden Umstände ist bei dem Vorkommen derartiger Diebstähle von großer Wichtigkeit. Es ereignet sich oft, daß der Bestohlene gar nicht weiß, welcher aus der Reihe mehrerer unbekannter Kunden ihn bestohlen hat; seine Sachen waren vollzählig, bevor sie gekommen sind, und er hatte manches davon nicht mehr, als diese verschwunden waren. In einem solchen Falle wird der Fehler meistens darin begangen, daß man zwar alle für verdächtig, aber nur einen für den Täter hält. Hierdurch entsteht ein unsicheres Herumtappen, man späht auf alle und hat gegen keinen einen bestimmten Verdacht. Ebenso ist es vom Übel, wenn der Bestohlene aus der Reihe von zwei bis drei Kunden einen herausgreift und diesen der Behörde als verdächtig bezeichnet; er war z. B. minder gewandt im Auftreten, weniger elegant in der Kleidung oder gerade derjenige, nach dessen Fortgehen der Abgang bemerkt wurde usw. Nun wird lediglich auf diesen Jagd gemacht, obwohl er entweder schon vom Schauplatze verschwunden oder zum mindesten nicht mehr im Besitze des Gestohlenen ist. Hauptsache bleibt in einem solchen Falle die Erforschung des Vorher und Nachher; hat der Beschädigte die Sache erzählt, wie er sie erlebt zu haben vermeint, und hat er eine bestimmte Person verdächtigt, so begnügt man sich oft damit, deren genaue Personsbeschreibung aufzunehmen und die Verdachtsgründe sich angeben zu lassen ; die Hauptsache läge aber darin, sich nun sagen zu lassen: wer war vor dem Verdächtigten da, was hat dieser getan, wie sah er aus usw. — wer war n a c h ihm da, wer z u g l e i c h mit ihm; so erhält man ein Bild über den Hergang, über die Art, wie die Tat verübt wurde und über die Personen, die alle daran beteiligt waren. E. Der Diebstahl selbst. Auch beim Diebstahl ist die Feststellung des Tatbestandes die Hauptsache, und wenn man mit einiger Aussicht auf Erfolg einerseits darüber klar werden will, wer einen bestimmten Diebstahl ausgeführt haben kann, und andrerseits das Verhör des Verdächtigen richtig führen will, so muß man in erster Linie den Tatort gesehen und zwar sobald nach der Tat nur möglich gesehen haben. Leider wird auch hier die Aufnahme des Tatbestandes aus Bequemlichkeit oder Sparsamkeit versäumt oder durch nur durch untergeordnete Organe vorgenommen, die eine notdürftige Beschreibung darüber geben, wo der Dieb hereingekrochen ist, was er gestohlen hat, und wo er sich wieder entfernt hat. „Jede Spur darüber", so schließen diese Berichte gewöhnlich, „wer der Täter sein kann, fehlt gänzlich". Dies ist aber zumeist nicht wahr, denn die wichtigste „Spur" hat der Dieb in fast allen Fällen zurückgelassen, es ist dies d i e A r t , w i e e r d e n D i e b s t a h l b e g a n g e n h a t , und fast jeder Dieb hat einen charakteristischen, unverkennbaren modus furandi, von dem er sich

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Spezialisten-Diebe.

nur selten entfernt und beinahe niemals vollkommen zu trennen vermag. Manchesmal macht der Dieb dies so deutlich und auffallend, daß auch der minder Geübte das Unterscheidende sofort bemerkt: aber einerseits weiß der Ungeübte das Wahrgenommene nicht zu gruppieren, zu sondern und zu verwerten, andererseits ist der charakteristische modus furandi in den meisten Fällen nicht leicht wahrzunehmen, und nur der geübte, intelligente und passionierte Beobachter wird die stets gleichbleibenden, aber oft feinen Züge heraussehen und wichtige Schlüsse daraus zu ziehen vermögen. Wir hören oft, daß in einer bestimmten Gegend häufige Einbruchdiebstähle verübt werden, welche die Bewohner in arge Aufregung bringen; oder daß gewisse Jahrmärkte usw. stark von Taschendieben heimgesucht sind; aber da in dem einen wie in dem anderen Falle „jegliche Inzichten auf einen bestimmten Täter mangeln", so wird in den erstgenannten Fällen mindestens kein Lokalaugenschein vorgenommen, in den letztgenannten aber oft nicht einmal der Beschädigte verhört, man erfüllt die notwendigsten Formalitäten und — aus ist's. Es wird natürlich niemand behaupten, daß man alle Diebe erwischen würde, wenn der objektive Tatbestand jedesmal auf das peinlichste und scharfsinnigste aufgenommen werden würde, sicher könnte aber viel mehr geleistet und vieles verhütet werden, wenn diese Aufnahmen jedesmal und auch bei unbedeutenden Diebstählen geschehen wollten. Vor allem würde man das Vorgehen bekannter Diebspersönlichkeiten aus ihren früheren Diebstählen genau kennen lernen und für die Gegend ihrer Haupttätigkeit gewissermaßen registriert fortführen. Geschieht wieder etwas, so wird man vor allem feststellen, ob die Tat die charakteristischen Merkmale im Vorgehen eines der fraglichen Leute zeigt, und ist dies der Fall, so wird man wissen, was zu tun ist. Weiters wird man oft eine Reihe von Diebstählen durch unbekannte Täter als von e i n e r Person ausgeführt bezeichnen können,weil überall etwas Charakteristisches und Gleichbleibendes für den Kenner zu finden war. Endlich wird ein Dieb bei einem an sich vielleicht unbedeutenden Diebstahle ertappt, und, unter gewöhnlichen Umständen, nach kurzer Strafe wieder entlassen. Würden aber alle Diebstähle, die in letzter Zeit in fraglicher Gegend vorkamen, sorgsam in Richtung des modus furandi untersucht, so findet man vielleicht denselben Modus auch bei jenem Diebstahle, bei welchem der Mann ertappt wurde, und es gelingt, ihn der Täterschaft aller jener Diebereien zu überführen, welche den gleichen Modus aufgewiesen haben. Beginnt man hier bei den gröbsten Umrissen, so sind vorerst die sogenannten Spezialisten ins Auge zu fassen, zu welchen heutzutage fast die meisten Diebe gehören. Daß dies so kommt, hat seinen Grund in verschiedenen, aber auf allgemeinen Grundsätzen beruhenden Ursachen. Vor allem bringt Natur und Kultur des einzelnen Verbrechers ihn auf bestimmte Bahnen: der schneidige Dieb wird Einbrecher, der manuell geschickte wird Taschendieb und der unverfrorene, kecke wird Einschleichen „Der feige Dieb will aber auch 60*

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Eigentümliches bei Dieben.

leben", hat einmal Einer gesagt, und damit zu begründen versucht, warum ein Mitglied einer Einbrecherbande sich von dieser losgesagt hat und Marktdieb geworden ist. Hat aber einmal ein Dieb sich in einer gewissen Manier zu stehlen eingeübt — und gelernt und geübt will alles sein — so wird er auch bei dieser Richtung verbleiben und nicht erst etwas anderes lernen. Ebenso wirkt die Konkurrenz. Wo es schon viele Wohnungseinschleicher gibt, da wird ein Neuauftauchender nicht leicht sein Brot finden, zumal die Diebe einer bestimmten Art neue Konkurrenz nicht gerne aufkommen lassen und deshalb eifersüchtig darüber wachen, daß in ihr Revier kein Unbefugter eindringt. Die ergiebigeren, aber auch gefährlicheren Arten zu stehlen, werden von den Geschicktesten und Mutigsten ausgeübt, die Minderen müssen sich mit dem Minderen begnügen, und ist Einer von den letzteren nur noch jung und weniger geschickt, so muß er sich, wenn er sonst begabt ist, einen Zweig aussuchen, der in der Gegend noch weniger bekannt oder etwas Neues ist. Gelingt ihm der Versuch, so wiederholt er ihn und übt sich darin so lange, bis auch er vielleicht zur „Spezialität" geworden ist. Oft spielt auch der Zufall mit, namentlich bei solchen, die ehrliche Leute waren und durch eine Gelegenheit zum Diebe geworden sind. Welche Art zu stehlen ihnen da der Zufall in die Hände gespielt hat, bei der verbleiben sie, als ob es sonst keine andere Manier zu stehlen gäbe, und wenn nicht besondere Fälle eintreten, werden sie den einmal eingeschlagenen Pfad nicht so leicht mehr verlassen. — Die Art der Spezialität ist eine verchiedene, sie kann sich beziehen auf den Kreis der Diebstähle, welche der Verbrecher für seine Tätigkeit erwählt hat, also Einbruch, Taschendiebstahl, Wohnungseinschleicherei usw., sie kann sich auch auf gewisse Eigentümlichkeiten, die sich der Dieb aus irgendeinem Grunde angewöhnt hat, beziehen ; z. B. er läßt bei einem Gelddiebstahle einen Teil der Barschaft zurück, um glauben zu machen, es handle sich um einen Hausdiebstahl ; oder er ist Dachbodeneinschleicher und stiehlt regelmäßig einen Handkoffer, wie sie doch auf jedem Hausboden aufbewahrt werden, birgt in diesem die gestohlenen Dinge und entfernt sich, harmlos den gefüllten Handkoffer offen in der Hand tragend; oder er stellt sich als den angeblich hergesendeten Hauslehrer vor, und nimmt beim Fortgehen aufgehängte Kleidungsstücke m i t ; oder er verbirgt sich in der Nähe der Bauernhäuser und erspäht, wo die Leute, wenn sie sich sämtlich zur Feldarbeit begeben, die Schlüssel verbergen; oder er stiehlt nur nasse, zum Trocknen aufgehängte Wäsche oder Messingdrücker oder Fußabstreifer usw. Selbstverständlich bleibt kein Spezialist ausschließend bei seiner Spezialität, und der eingefleischte Einbrecher, der mit Pfählen und Anwendung der äußersten Gewalt Türen und Fenstergitter aushebt, wird es nicht unterlassen, eine goldene Uhr einzustecken, die leicht zu stehlen war, — aber fast ausnahmslos wird der Spezialist seine Spezialität nur verlassen, wenn ihn Gelegenheit oder Not dazu bringt

Eigentümliches beim Stehlen.

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— der alt g e w o r d e n e Einbrecher wird dann etwa bescheidener Marktdieb. — Hierzu werden noch eigentümliche Manieren zu erwähnen sein, die zwar mit der Tat selbst in keinem Zusammenhange stehen, die aber dazu dienen können, um einen Dieb erforschen oder überweisen zu können. Man hat fast den Eindruck, als ob der Sache ein gewisser Aberglaube zugrunde läge, indem der Dieb die Bemerkung gemacht haben mag, daß seine Pläne gelingen, wenn er diesen oder jenen „ B r a u c h " beibehalten hat. So pflegte ein ä u ß e r s t geschickter Juwelendieb ausnahmslos im Goldschmiedladen, w o er zu stehlen vor hatte, „ein schönes S m a r a g d - H a l s b a n d " zu verlangen. Ein Taschendieb „elegantester S o r t e " nannte sich immer im H o t e l , wo er auf seinen Kunstreisen einkehrte, in auffälliger Weise „Weinreisender für J a v a " ; seinen Namen wechselte er aber jedesmal. Ein Wilddieb in Obersteiermark, der jahrelang sein Unwesen trieb, der mindestens einen, wahrscheinlich mehrere Jäger erschossen hat, und um welchen ein ganzer Sagenkreis gesponnen war, erschien bei seinen waghalsigen Jagdzügen stets mit (geschwärztem Gesicht u n d ) einem alten Zylinderhute, geschmückt mit einer, zwei F u ß langen F a s a n f e d e r ! Eine gefürchtete Einbrecherbande an der ungarischen Grenze hatte die Gewohnheit, an O r t und Stelle des gelungenen Einbruches einen R o s e n k r a n z 1 ) zurückzulassen. In London war anfangs des 19. Jahrhunderts eine g r o ß e Anzahl von Diebstählen in der Weise geschehen, daß der Dieb mit bedeutender Frechheit W o h n u n g e n , deren Besitzer abwesend waren (meistens im Sommer, wenn sich die Leute auf dem Lande b e f a n d e n ) mit Nachschlüsseln öffnete und enttrug, was an Geld und Wertvollem zu finden war. Ihm war kein Schloß zu gut und zu kompliziert, er öffnete und schloß, ohne etwas zu verderben und anscheinend ohne die mindeste Schwierigkeit. Abgesehen von der erstaunlichen Geschicklichkeit dieses Diebes war aber in seinen Taten noch etwas Auffallendes: er hinterließ jedesmal einen eigentümlichen, starken und monatelang andauernden Parfüm, 2 ) der stets derselbe w a r und den niemand kannte. Die Berichte sind voll davon, welcher Schreck jedermann befiel, der seine W o h n u n g betrat und „the thiefs p e r f u m e " wahrnahm, denn dieser „ D i e b s - P a r f ü m " bedeutete, daß schwerer Verlust eingetreten war. Dieses gefährliche und eigentümliche Individuum wurde nie entdeckt, und das merkwürdige an der Sache ist, daß der fragliche durchdringende und allen Policemen von London als „the thiefs p e r f u m e " bekannte Geruch den Täter niemals auf der Straße oder sonst wo verraten hat. Endlich gehören hierher, und dies ist f ü r Entdeckungen und Identifizierungen vielleicht das Wichtigste, kleine Fertigkeiten, Vorteile und technische Handgriffe, die sich die Leute angeeignet haben ') Rosenkranz nennen die Katholiken eine Schnur aufgereihter Perlen (aus Glas, Bein, Holz usw.), welche dazu benutzt wird, um die Anzahl und Reihenfolge der g e s p r o c h e n e n Gebete (Glaubensbekenntnis, Vaterunser, A v e Maria usw.) zu wissen und zu merken. ') Eben enthalten die Blätter wieder die Geschichte von der Kokotte und dem „wunderbaren" Parfüm „Frangipani".

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Eigentümlichkeiten beim Stehlen.

und dann regelmäßig in Anwendung bringen. Derartige Praktiken sind unzählbar und können nur durch genaues und sorgfältiges Studium bekannt und gruppiert werden. Man bemerkt z. B., daß in einer Gegend vor jedem Einbrüche der Hofhund vergiftet wird und vermag zu konstatieren, daß die getöteten Hunde jedesmal an demselben Gifte zugrunde gegangen sind. O d e r : es sind die Diebe immer durch ein ebenerdiges Fenster eingedrungen, ohne dieses zu beschädigen; es ist daher anzunehmen, daß es ihnen jedesmal gelungen ist, untertags in irgendeiner Weise das Fenster zu öffnen und scheinbar wieder zu schließen; das Eindringen konnte dann zur Nachtzeit leicht und ohne Geräusch geschehen. Oder: man kann eine eigene Art wahrnehmen, wie die Vorhängschlösser abgedreht („gewürgt") werden, wie man die Fenstergitter durchgesägt hat, wie ein Schloß geöffnet wurde, wie die Aufmerksamkeit dessen abgelenkt wurde, auf dessen Tasche ein Angriff gemacht werden sollte. O d e r : es stiehlt einer nur in einem Hause, wenn er aus der Zeitung erfahren hat, daß dort jemand gestorben ist. Entweder benützt er den entstandenen Rummel oder die Zeit, wenn alle Angehörigen usw. beim Begräbnis sind. Auch der alleinige Besitz eines gewissen Werkzeuges kann in dieser Weise unterscheidend wirken. So war seinerzeit in England bloß ein einziger, der den heute verbreiteten Siegelring mit verborgenen Springmesserchen zum Aufschneiden der Rocktaschen besaß ; das vielbesprochene „Quistiti" (s. später) hatte zuerst auch durch längere Zeit nur ein einziger Pariser Wohnungsdieb; ebenso sind gewisse Einbrechwerkzeuge, namentlich für „einbruchsichere" Kassen, immer zuerst bloß im Besitze eines Einzelnen. Solche Dinge sichern dem alleinigen Besitzer großen Gewinn, bis auch andere dasselbe Werkzeug haben und sich in der gleichen Weise zu bereichern trachten. Hierher gehört auch das Mitübernehmen von Fertigkeiten und Handgriffen aus dem früheren ehrlichen Leben (vgl. p. 203). Die Sammlung und Verwertung dieser Eigentümlichkeiten für den einzelnen Fall obliegt teils der Polizei, teils dem U R . ; jedes obrigkeitliche Organ hat die Verpflichtung, auf diese zu achten und allenfalls mit Angabe selbst gemachter Beobachtungen und Kombinationen sie dem UR. mitzuteilen, falls dieser nicht selbst an Ort und Stelle gewesen ist. Das Wahrnehmen einer besonderen Eigentümlichkeit dürfte das Schwierigste sein. Es erfordert offenen und nicht am einzelnen hängenden Blick ; d e n n n u r w e r n i c h t am K l e i n l i c h e n h ä n g t , w i r d d a s K l e i n e s e h e n k ö n n e n . Der Blick muß über das Gleichgültige, nicht Unterscheidende und Unwichtige hinweggleiten und erst am Wesentlichen haften bleiben. Der ungeschickte Beobachter kann hundert abgedrehte Vorhängschlösser oder aufgesprengte Schubladen ansehen und untersucht haben, sie kommen ihm entweder alle gleich oder jedes verschieden vor: je nach der Art, wie er die Sache ansieht. Dem guten Beobachter erscheinen sie auch alle gleich, alle verschieden und doch auch wieder in einem oder dem anderen gemeinsamen Punkte ähnlich, er wird die

Eigentümlichkeiten b e i m S t e h l e n .

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hundert corpora delicti mit mehr oder m i n d e r g r o ß e r S c h n e l l i g k e i t in g e w i s s e Gruppen bringen und diese werden d a s G e m e i n s a m e haben, daß sie vom selben T ä t e r herrühren. Sind nun solche W a h r n e h m u n g e n gemacht, so müssen s i e verwertet werden, d. i. sie sind vorerst zu gruppieren. Diesfalls werden b e s o n d e r e Vormerkungen notwendig s e i n : 1 ) j e nachdem die E i g e n t ü m lichkeit in bezug auf die P e r s o n bekannt ist oder nicht. Man wird sich also bei der P e r s o n eines D i e b e s , dessen E i g e n a r t schon bekannt ist, vormerken, welcher Art diese E i g e n t ü m l i c h k e i t ist und wird hierbei sofort den oder die F ä l l e anmerken, bei w e l c h e n er diese E i g e n h e i t betätigt hat. H i e r ist also Vormerkung n a c h d e r P e r s o n notwendig. H a t man aber nur auffallende E i g e n h e i t e n bei D i e b s t ä h l e n w a h r g e n o m m e n , deren T ä t e r einstweilen unbekannt sind, so gruppiert man die Diebstähle n a c h d e r S a c h e , d . h . man notiert das auffallend Eigentümliche, und verweist auf a l l e D i e b s t ä h l e , w e l c h e diese Eigentümlichkeit an sich tragen. K o m m t nun ein neuer Diebstahl zum Vorscheine, der irgendein besonderes Kennzeichen an sich trägt, so wird man natürlich zuerst im p e r s ö n l i c h e n Verzeichnisse suchen, und festzustellen trachten, ob dieser neue Diebstahl etwas an sich trägt, was als E i g e n t ü m l i c h keit eines bekannten D i e b e s nachgewiesen werden kann. Ist das der Fall, so hat man zuerst auf den fraglichen D i e b aufzumerken und sind die B e o b a c h t u n g e n richtig gemacht, so wird man auch den richtigen Griff g e m a c h t haben. Kann man aber die entdeckte Eigentümlichkeit keinem bekannten Individuum zuteilen, s o wird nach einem s a c h l i c h e n Prius geforscht, und wird gefunden, daß man schon früher ähnliche, wenn auch der P e r s o n nach nicht bekannte F ä l l e gehabt hat, s o erübrigt einstweilen nichts anderes, als den neuen F a l l bei den alten, ähnlich charakterisierten, zu registrieren. G e l i n g t es dann, später f ü r einen einzigen der alten F ä l l e oder bei einem neuen, dazugehörigen Falle, den T ä t e r zu eruieren, so wird man kaum f e h l gehen, wenn man diesem vorerst d i e V e r a n t w o r t u n g für alle j e n e F ä l l e zuschiebt, w e l c h e sich durch das charakteristische g l e i c h e M o m e n t ausgezeichnet haben. D a s W i c h t i g e und G e w i n n b r i n g e n d e eines solchen V o r g e h e n s ist nicht zu übersehen, es scheint g e r i n g f ü g i g und schwierig durchzuführen, w e r a b e r ein einzigesmal derartige Versuche g e m a c h t hat, wird zur Überzeugung kommen, daß die aufgewendete M ü h e durch die erzielten R e s u l t a t e reichlich g e l o h n t wird. N e b s t b e i wird die W a h r n e h m u n g gemacht werden, daß derartige Beobachtungen interessant und g e e i g n e t sind, in das Einerlei der täglichen Arbeit b e lehrend A b w e c h s l u n g zu bringen. — Ü b r i g e n s muß man doch im „ E n t d e c k e n " einer b e s o n d e r e n Diebesspezialität vorsichtig sein, da auch b e s t i m m t e G r ü n d e zu b e stimmtem V o r g e h e n veranlassen können. So war vor mehreren J a h r e n in P r a g bekannt g e w o r d e n , daß ein B u r s c h e in verschiedenen Läden ') S i e werden n u n m e h r a u c h bei allen g r ö ß e r e n Polizeidirektionen geführt und erweisen sich als außerordentlich wertvoll.

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Einbrecher.

und Apotheken Messinggewichte, stets nur j e eines, stehle. E r erschien im L.aden und bat, daß man ihm im Adreßbuche die W o h n u n g des Herrn So und So aufsuche. W ä h r e n d man seiner B i t t e nachkam, stahl er ein Messinggewicht (zu 1 gr, 2 gr, 5 gr usw.). W a s kann der Bursche damit bezwecken, fragte man, und nahm an, daß er eine krankhafte Sucht auf diese Dinge besitze. Als man ihn schließlich erwischte, entdeckte man, daß er sich nach und nach einfach vollständige Garnituren von Gewichten, von 1/2 gr bis zu 1 0 0 0 gr, die er gerade brauchte, langsam zusammengestohlen und diese dann gut verkauft hatte.

a ) Einbruchdiebstahl. a)

Allgemeines.

Das Folgende soll weder eine Beschreibung aller Arten von Einbruchdiebstählen geben, wie sie von H i r t , T h i e l e , A v e - L a l l e m a n t , K l a u ß m a n n , Chr. R o c h l i t z u. a. gut dargestellt wurden, noch soll es viel Neues bieten, es soll nur das jedem Kriminalisten Bekannte zusammengefaßt und in Erinnerung gebracht werden, auf was bei Erhebungen anläßlich eines Einbruchdiebstahles im wesentlichen zu merken ist. — Mit einem eigentlichen Einbrüche in bewohnte Räume, mit offener Gewalt und ohne Rücksicht auf Lärm und persönlichen W i d e r stand, wird es der heutige U R . nicht leicht zu tun bekommen ; die Zeiten, in welchen z. B. die Wetterauer, die Vogelberger, die Rheinischen Banden usw. und ihre Nachkommen irgendein G e h ö f t mit Sturm nahmen, die Türen mit Baumstämmen usw. ( „ D r o n g " genannt) einrannten, 1 ) mit den Bewohnern Schüsse w e c h s e l t e ^ und allenfalls zu Hilfe kommende Nachbarn in lustigem Scharmützel zurückschlugen, sind doch vorbei und höchstens ein ungarischer U R . aus wilder Karpathengegend könnte uns vielleicht noch eigene E r l e b n i s s e über Fälle erzählen, in welchen ein einsames G e h ö f t in solch unmoderner W e i s e berannt worden ist. Es wird übrigens schon manchem von uns beim Wandern in einsamer Gegend der G e d a n k e gekommen sein, daß es eigentlich nicht recht erklärlich ist, warum solche Bestürmungen nicht mehr vorkommen. E i n s a m e Weiler, wo sichtlich wohlhabende Leute wohnen, gibt es allüberall im deutschen Lande, sie sind häufig so verlassen gelegen, daß der nächste Nachbar selbst Flintenschüsse nicht zu hören vermag. O f t ist der Mann auswärts auf dem Viehhandel und die Knechte sind beim Mädchen, vielleicht eine Stunde weit e n t f e r n t ; wenn sich da ein paar handfeste und entschlossene Leute zusammentun, der E r f o l g könnte um so weniger ausbleiben, als es j a nicht schwierig wäre, durch aufgestellte Wachposten eine etwa nahende Gendarmerie-Patrouille unter einem Vorwande irrezuleiten und auf*) In den Bannteidingen des 16. und 17. Jahrhunderts ist oit die Rede von Dieben, die „einkommen in ein Haus" mit „Aufsprengen oder Eingrabung".

Einbruch.

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zuhalten. Kurz, unmöglich wäre es nicht, daß dem einen oder anderen auch in heutigen Tagen noch ein solcher Fall unterliefe. Um so häufiger kommt aber noch der Einbruch in unbewohnte oder nur von Schlafenden oder sonst ungefährlichen Leuten b e w o h n t e Räume vor, E i n b r u c h v o n a u ß e n , oder aber das Erbrechen eines geschlossenen Behältnisses im Gebäude, in welches der Dieb eingestiegen, eingeschlichen oder sonstwie eingedrungen ist, E i n b r u c h i m I n n e r n . Bei jedem Einbrüche wird es sich vorerst darum handeln, den objektiven Tatbestand festzustellen, und zuerst alles zu besichtigen, was der Dieb oder die Diebe auf dem Schauplatze geändert haben. W a s am besten zu merken ist, mag auch hier s e i n : nichts f ü r so unbedeutend zu halten, daß es nicht einer Beachtung wert wäre. Es werden also selbstverständlich alle Fußspuren festzustellen sein, d. h. es muß klar werden, ob die etwa vorhandenen Fußspuren von den Tätern herrühren oder von anderen Leuten ; ist ersteres sichergestellt, oder wenigstens möglich, so werden die Fußspuren gesichert, im übrigen hält man sich bei ihnen nur dann auf, wenn z. B. Gefahr vorliegt, daß sie verloren gehen könnten (Spuren im Schnee usw.) oder wenn aus diesen allein bestimmte Anhaltspunkte gegen einen etwa schon anderweitig Verdächtiggewordenen gefunden werden könnten. Dann sucht man sich klar zu machen, was sonst aus den Fußspuren zu entnehmen i s t : woher die Diebe kamen, wo sie eindrangen, wo sie fortgingen und wo Wachen gestellt waren. Wird das alles sorgfältig durchgeführt, so kann man bei einigem Glück schon eine Menge feststellen: Zahl der Diebe und der Wachen, Geschlecht, Alter, ja sogar ihr Herkommen, da die Art der Beschuhung einen Schluß z. B. auf ländliche oder städtische Bevölkerung zuläßt. Freilich darf hierbei nicht zu rasch im Vermuten vorgegangen werden, indem absichtlich oder zufällig von den Leuten oft Schuhe getragen werden, die mit ihrem Berufe usw. keinen Zusammenhang haben. Nun wendet man sich dem wichtigsten, dem Angriffspunkte zu, der o f t charakteristisch für den ganzen Vorgang ist. Vor allem ist festzustellen, ob der Angriffspunkt mit Rücksicht auf die inneren Verhältnisse des Hauses, den Zweck des Diebstahles und sonstige Umstände, geschickt und glücklich gewählt war. Das kann nicht sorgfältig g e n u g erhoben werden, da daraus hervorgeht, ob der Dieb mit den Lokalitäten und Gebräuchen im Hause vertraut war oder nicht, so daß dann eine lange Reihe von Tätern ausgeschlossen werden kann. Im großen und ganzen ist diese Feststellung nicht schwierig und fast immer möglich ; freilich ist zu m e r k e n , daß gewisse Umstände in einem Hause als selbstverständlich vorausgesetzt oder bei nur flüchtiger Beobachtung klargemacht werden können. So sind z . B . die W o h n u n g e n in unseren modernen Stadthäusern und dann wieder die alten Bauernhäuser in bestimmten Gegenden auf dem Lande derart nach einem Model gemacht, daß man eine Menge von Umständen schon wissen kann, ohne die geringste Beobachtung im betreffenden G e b ä u d e selbst gemacht zu haben. Ergänzt der Dieb diese selbstverständliche Kenntnis durch einige Aufmerksamkeit, so weiß er fast alles was er b r a u c h t :

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Orientierung des Diebes.

w o die Küche ist, sagt der S c h o r n s t e i n ; Aus- u n d Eingänge, Fensterverschlüsse, Beschaffenheit des Daches usw. zeigt ein einziger B l i c k ; w o die Leute ihr E ß z i m m e r haben, kann man aus der Beleuchtung beim E i n n e h m e n des A b e n d b r o t e s s e h e n ; w o sie schlafen, ist in ä h n licher W e i s e zu eruieren, kurz, es g i b t eine M e n g e von Einzelheiten, welche der geschickte D i e b von a u ß e n b e m e r k e n kann. Nichtsdestow e n i g e r wird man bei einiger Ü b u n g u n d A u f m e r k s a m k e i t bald zu unterscheiden vermögen, ob der Dieb eine wirkliche Kenntnis des H a u s e s hatte, ob er durch einen K u n d s c h a f t e r u n g e f ä h r O r i e n t i e r u n g e r w o r b e n hat, ob er nur das w u ß t e , w a s von außen zu erspähen u n d zu k o m b i n i e r e n w a r , o d e r aber, ob er ohne Kenntnisse an die Sache g e g a n g e n ist. Die F o l g e r u n g e n aus diesen Klarstellungen ergeben sich von selbst u n d ist namentlich dann, w e n n einige Kenntnis a n g e n o m m e n w e r d e n kann, durch g e e i g n e t e s B e f r a g e n sicherzustellen, ob L e u t e g e s e h e n w u r d e n , welche K u n d s c h a f t e r g e w e s e n sein konnten, o d e r ob man auffallend b e o b a c h t e n d e oder herumschleichende Leute gesehen hat. A u s n a h m s w e i s e w i r d allerdings auch mit erstaunlich geringen Vorkenntnissen g e a r b e i t e t . So pflegen sich z. B. die Einbrecher, welche im Spätherbste v e r l a s s e n e Villen in der Nähe g r o ß e r S t ä d t e a u s r ä u m e n , lediglich d a r ü b e r G e w i ß h e i t zu verschaffen, o b die Villa nicht mehr b e w o h n t ist. Das geschieht dadurch, daß man in das Schlüsselloch ein dürres Blatt u s w . s c h i e b t ; ist es am nächsten T a g noch da, so ist die Villa v e r l a s s e n ; am Abend f ä h r t ein M ö b e l w a g e n vor, und auf den wird nach Ö f f n u n g der T ü r e aufgepackt, w a s zu packen ist. Bleibt ein V o r ü b e r g e h e n d e r stehen, so b i t t e t man ihn, bei Bewältigung eines g r o ß e n M ö b e l s t ü c k e s anzugreifen. Auf die T r ä g heit der Menschen w u r d e auch hier richtig spekuliert, denn der Ang e s p r o c h e n e e n t f e r n t sich eilig u n d der u n a n g e n e h m e Z u s e h e r ist beseitigt. — Des weiteren hat man sich d a r ü b e r klar zu w e r d e n , ob der Diebstahl geschickt o d e r nicht geschickt, m e h r gelegentlich v e r ü b t w o r d e n ist. Dies w a h r z u n e h m e n ist in d e r Regel nicht schwer u n d w e r erst ein halbes Dutzend von E i n b r ü c h e n g e s e h e n hat, w i r d schon a n f a n g e n , sich d a r ü b e r ein Bild zu machen, ob z u n f t m ä ß i g o d e r nach P f u s c h e r art v o r g e g a n g e n w o r d e n ist. Das S i g n i f i k a n t e s t e ist der U m s t a n d , ob mit einem g e w i s s e n Z i e l b e w u ß t s e i n a u f g e t r e t e n w u r d e o d e r nicht. Der g e ü b t e Dieb vermeidet in erster Linie alles Unnötige, er w e i ß , wie wichtig Z e i t b e n ü t z u n g ist, er w e i ß , wie gefährlich u n n ü t z e r Aufenthalt w e r d e n kann, er h ü t e t sich, m e h r G e r ä u s c h zu machen, als u n b e d i n g t nötig ist, er s c h o n t endlich auch seine K r a f t u n d b e m ü h t s i c h n i c h t u m s o n s t . Ist er doch f a s t ausnahmslos zum D i e b e g e w o r d e n , weil er zum A r b e i t e n , zum Sichplagen zu t r ä g e war, und solche C h a r a k t e r z ü g e zeigen sich in allem und j e d e m . Macht man z. B. die W a h r n e h m u n g , daß der Dieb zuerst versucht hat, bei einem F e n s t e r einzubrechen, z. B. die G i t t e r s t a n g e n abzufeilen, o d e r das g a n z e G i t t e r auszuheben, daß er es dann bei diesem Fenster a u f g e g e b e n u n d bei einem anderen zu arbeiten be-

Pfuscher und Meisterdieb.

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gönnen hat, so kann man mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß es kein raffinierter, im Stehlen ergrauter Dieb war, der hier eingebrochen hat. Ein solcher sieht sich sein O b j e k t zuerst genau an und hat auch die entsprechenden Kenntnisse um richtig zu schauen: er kennt gutes, faseriges Eisen sehr wohl von glattem, schlechtem auseinander ; er schätzt die G ü t e einer Türe, die Art, wie die Füllungen im Rahmen eingefügt sind, sofort a b ; er weiß, was an einem Türschlosse, an Angeln, an Stemmriegeln gut und was schlecht i s t ; er beurteilt sofort, ob ein Fenstergitter sorgfältig eingemauert ist, ob eine Mauer durchbrochen werden kann ; er weiß auch auf einen Blick, ob er oder sein Junge durch ein vorhandenes Loch oder zwischen zwei Sprossen durchschlüpfen kann. Hat er einmal die Schwäche eines Objektes erkannt und beschlossen, hier seinen Angriff zumachen, hier zu feilen, zu schneiden, zu hebeln usw. — dann bleibt er auch bei dieser Stelle und läßt die einmal gemachte Arbeit nicht leicht mehr fahren. Er kann gezwungen werden, den Einbruch g a n z aufzugeben und die angefangene Arbeit stehen zu lassen, aber an einer neuen oder gar an einer dritten Stelle herumzuprobieren, das tut nur der ungeübte Dieb, der P f u s c h e r ; der Meisterdieb tut das nie. Es scheint fast, als ob dies ein gewisser point d'honneur erfordern würde, oder als ob ein Aberglaube nicht erlaubte, etwas Angefangenes aufzugeben, um an anderer Stelle anzufangen. — Charakteristisch ist der oft vorkommende Umstand, daß der Dieb Hilfsmittel zum Einbrüche irgendwo vom Hause selbst oder vom Nachbar genommen hat. Auf den ersten Anblick scheint es, als ob dies auf dilettantenartiges Vorgehen oder auf einen Gelegenheitsdiebstahl schließen ließe. Man könnte auf den Gedanken kommen, daß irgendein Mensch mit nicht zu strengen Grundsätzen vorüberging, z. B. eine Leiter lehnen sah, und daß dies ihn auf den Gedanken brachte, mit Hilfe dieses zufällig gefundenen Instrumentes beim nächsten H a u s e einzusteigen. Das ist aber meistens nicht der Fall, und g e r a d e ein solcher Umstand gestattet den Schluß, daß man es mit einem routinierten Diebe zu tun hatte. Ein solcher g e h t überhaupt nicht gerne weitere Strecken mit einem Gegenstande, der schwer zu tragen ist, ihn bei Begegnungen verdächtig erscheinen läßt und ihn nach der Tat am Fliehen hindert. Außerdem ist auch der Gauner von Fach doch niemals im Besitze von derlei schwerem Hausrate, den er zu ehrlichem Zwecke nicht brauchen kann und der ihn nur verdächtigt, wenn er in seinem Besitze g e f u n d e n würde. Insofern kann man in manchen Fällen in der Tat von einem Gelegenheitsdiebstahl reden, indem ein Einbrecher, der erst ein O b j e k t für seine Tätigkeit sucht, gerade ein solches bevorzugt, in dessen Nähe er eine Leiter, eine Wagenwinde, eine Hacke, eine Kette, einen zweckmäßigen H e b e b a u m oder sonst ein brauchbares, aber nicht leicht w e i t herzubringendes Werkzeug freiliegend gesehen hat. 1 ) W i r d also nach einem Einbrüche ein Werkzeug u. dgl. gefunden, welches aus der Nähe ') D i e Sorglosigkeit, mit der die Leute diesfalls vorgehen, ist oft unbegreiflich; Beispiele hiefür kann man auf dem Lande bei j e d e m Spaziergang sehen.

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Werkzeuge zum Einbruch.

„entlehnt" wurde, so ist diesem unter allen Umständen Aufmerksamkeit zu widmen. Vor allem ist sicherzustellen, ob bezüglich der Agnoszierung kein Irrtum obwaltet, dann zu eruieren, wo sich der fragliche Gegenstand vor der Tat befunden hat, wie man etwa dazu gelangen konnte, von wo aus er zu sehen war u s w . ; weiters, wie lange er sich zuletzt an jenem Platze b e f u n d e n hat. Das zu wissen, ist deshalb nötig, weil dann, wenn die Sache wirklich erst etwa am Abende zuvor dahin (z.B. in eine o f f e n e Wagenhütte knapp neben der Straße) gebracht worden ist, immerhin ein Gelegenheitsdiebstahl eines zufällig des W e g e s Daherkommenden vorliegen kann. Ist die Sache aber längere Zeit dort gelegen, dann ist wenigstens die erste Annahme gerechtfertigt, daß der Einbrecher voraussetzen durfte, sie auch dann noch dort zu finden, wenn er ihrer bedarf. Es kommt übrigens auffallenderweise vor, daß der Dieb das beim Nachbar des Bestohlenen entlehnte Werkzeug wieder ehrlich zurückträgt — freilich vielleicht deshalb, weil sonst der Diebstahl durch die lehnende Leiter usw. vorzeitig entdeckt wird. — Endlich wird festzustellen sein, ob sich vielleicht ein Unberufener mit der dann benützten Sache zu tun gemacht, sie auffallend betrachtet, in die H a n d genommen hat u s w . ; dies kommt öfter vor, als man annehmen sollte. Ich weiß von einem Falle, in welchem der Dieb selbst, nicht etwa ein ungeschickter Helfershelfer, ziemlich lange Zeit vor einem Einbrüche mit einem Bauern ein Gespräch angeknüpft und g e f r a g t hatte, ob denn diese W a g e n w i n d e stets hier in offener Holzhütte liege, ob sie nicht da roste, oder gestohlen, oder von aller Welt u n g e f r a g t entlehnt w e r d e usw. Und als man ihn versichert hatte, die sei immer da, es sei noch nie etwas geschehen, hat er die W i n d e dann wirklich dazu benützt, um eines Nachts wenige Häuser weit von ihrem Eigentümer mit ihr die Fenstergitter auszuheben. Ist nun ein Werkzeug aus der Nachbarschaft benützt oder ein anderes zurückgelassen worden, oder ist vom Benützten nichts mehr d a : jedenfalls muß nach Möglichkeit klargestellt werden, wie und womit eingebrochen worden ist. So natürlich dieser Umstand ist, so wichtig er schon auf den ersten Blick scheinen muß, so oft wird er trotzdem vernachlässigt. Er ist aber wichtig, weil man daraus häufig das Charakteristische im Vorgehen des Einbrechers wahrzunehmen v e r m a g : man kann die schon bekannte Eigenart eines Einbrechers entdecken, man kann eine neue Art sehen und später, beim abermaligen Vorfinden der M e t h o d e sich erinnern, ihr schon früher begegnet zu sein. H ä u f i g nimmt man auch eine gewisse Technik wahr, die bei manchen Handwerkern usw. allgemein üblich i s t ; man findet den Handgriff oder die besondere Geschicklichkeit des Zimmermannes, des Schreiners, des Steinbrechers, des Drechslers usw. verwendet, o f t für den vorliegenden Zweck recht passend, aber auch oft unpassend und deshalb umso auffallender und instruktiver. Letzterer Umstand kommt mitunter merkwürdig zur G e l t u n g ; man findet eine Art des Angriffes, der Behandlung des Materiales, der Fixierung eines Gegen-

Zunftmäßige Arbeit des Diebes.

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standes, die bei aufmerksamer Beachtung nicht entsprechend erscheint, trotzdem ist die Sache mit einem gewissen Geschick angepackt. Man erhält den Eindruck: die Griffe sind an sich zunftmäßig gemacht, aber h i e r waren sie nicht richtig angewendet. Die Erklärung ist immer dieselbe einfache: der Täter war bei einem Gewerbe, Handwerk oder sonst bei seiner Beschäftigung gewöhnt, etwas in der gewissen zunftmäßigen Art zu machen und als beim Einbrüche ein ähnlicher Handgriff nötig wurde, so ist er unwillkürlich oder absichtlich zur gewohnten Art gekommen. 1 ) Dies kann aber in vielen Fällen von Belang sein, weshalb zu raten ist, immer dann, wenn man einen derart charakteristischen Griff wahrgenommen hat, einen Sachverständigen nach dem anderen zu befragen, bis man auf jenen gekommen ist, der sich in der Sache zurechtfindet. Im allgemeinen wird der Kreis der zu befragenden Handwerker nicht zu groß sein. Man wird vorerst nicht zweifeln, ob man einen Holzarbeiter oder Metallarbeiter zu Rate ziehen muß, und ist man darüber klar, so w i r d man erkennen, ob man im ersten Falle einen Schmied, einen Feinschlosser, einen Metalldreher, einen Eisengießer, und iin zweiten Falle, ob man einen Schreiner braucht oder einen Drechsler, einen Faßbinder oder Zimmermann, in der Regel wird man mit zwei oder drei verschiedenen Professionisten, wie sie fast überall zu treffen sind, sein Auslangen finden können. Man wird die E r f a h r u n g machen, daß man hierbei mit den einfachen Landhandwerkern weitaus besser fährt, als mit geschickten, vorgeschrittenen Professionisten in der großen Stadt. Diese sind in der Regel Spezialisten, die nicht m e h r jede Arbeit a n g r e i f e n ; sie arbeiten mit allerlei Maschinen und sonstigen Hilfsmitteln, oft auch nur durch ihre Gesellen. Der Handwerker auf dem Lande muß jede Arbeit nehmen, die ihm die Leute und der Zufall bringen, er macht oft alles, mindestens vieles selber und mit den gewöhnlichen, althergebrachten Hilfsmitteln. Er weiß sich daher eine derartige Frage besser zurechtzulegen, kennt die Handgriffe, wie sie üblich sind, und kann sich so auch leichter in die Lage eines andern hineindenken. Er wird daher am besten sagen können, von welchen Voraussetzungen der Täter ausgegangen ist und mit welchen Fachkenntnissen er versehen war. Überhaupt muß wieder betont werden, daß die Heranziehung von Sachverständigen auch in diesen Fällen viel häufiger und ausgedehnter geschehen sollte, als es Sitte ist. H a t der UR. in seinem Bezirke einmal einen Kreis von intelligenten, f ü r seine Zwecke passenden Männern als Sachverständige gewählt, so werden diese bei jeder neuen Verwendung wieder etwas lernen, ihre Kenntnisse vervollständigen und mehr auf die Absichten des UR. eingehen, so daß mit der Zeit wirklich ein Stab von Sachverständigen gebildet wird, die in der Sache brauchbare Aufschlüsse geben können. Ihre besondere Verwendung werden die Sachverständigen auch im weiteren Verlaufe der Erhebungen bei einem Einbrüche finden, da die gewaltsame Tätigkeit des Einbrechers in der Regel bei dem •) Vgl. den Fall auf p. 202.

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Sachverständige bei Einbrüchen.

Eindringen in das Haus noch nicht ihr Ende erreicht hat, sondern auch beim Eröffnen der Kästen und sonstigen Behältnisse aufgetreten ist. Auch hier wird eine etwa vorhandene professionelle Ausbildung des Täters zum klaren Ausdrucke kommen; daß dem so ist, wird jedermann erfahren haben, der schon einmal den Schlüssel eines Kastens verloren hat oder sonst gezwungen war, in seinen eigenen Schrank gewaltsam eindringen zu müssen. Man beobachte einmal den betreffenden Handwerker, den man zu Hilfe gerufen hat, wie verschieden er vorgeht, je nach seinem Fache. Ist er ein Schlosser, so wird er seinen Angriff gegen das Schloß richten, ist er ein Schreiner, so wird er sein Operationsfeld in den Holzteilen, in der Konstruktion des Kastens, Tisches usw. suchen; der Schlosser sperrt das Schloß mit seinen Nachschlüsseln auf, oder wenn dies nicht geht, erbricht er dieses ; der Tischler wird z. B. die Tischplatte über der fraglichen Lade zu heben versuchen, ohne am Sperrzeuge etwas zu ändern, oder er sucht der Kastenfügung beizukommen, oder die Stiften zu beseitigen, welche die Türangeln halten usw., kurz, jeder sucht in seiner Weise zu arbeiten, und wenn ein anderer gearbeitet hat, so wird der Fachmann auch oft sagen können, welcher Gilde der Täter angehört hat. Das ist eigentlich alles höchst selbstverständlich, aber auch diese einfachen Dinge wollen beobachtet werden. Überhaupt sind aber alle Verletzungen, die der Einbrecher an Türen, Fenstern, Behältnissen oder sonstwo verursacht hat, genau zu besichtigen, zu beschreiben, wenn anders möglich, abzuzeichnen oder abzuformen. 1 ) Man lasse sich diese Mühe nicht verdrießen, braucht man das Ergebnis mühsamer Erhebung nicht für diesen Fall, so braucht man es in einem anderen, vielleicht wichtigen Falle. Ein Beispiel: Es war im Hause einer alten, wenig bemittelten Witwe ein Diebstahl vorgekommen, bei dem sich der Dieb mittels Nachschlüssels in die Wohnung eingeschlichen, eine alte, von der Witwe als Sitzmöbel benutzte Truhe erbrochen und aus dieser eine kleine Summe Oeldes (10—15 fl.) entwendet hatte. Wer der Täter war, darüber fehlte jeder Anhaltspunkt; der Diebstahl war im Orte des Gerichtes selbst begangen worden, der UR. nahm deshalb unter Zuziehung eines Gendarmen den Lokalaugenschein vor, der im ganzen nicht viel bot. Die Truhe war wie ein Koffer zu öffnen, indem man den Deckel aufschlagen konnte, das Schloß war alt und verrostet und leistete keinen großen Widerstand, das Holz war auch alt und morsch und hatte somit den Abdruck des zum Aufsprengen benützten Werkzeuges genau aufgenommen. Es war deutlich zu sehen, daß der Täter mit einem stemmeisenartigen Werkzeuge knapp neben dem Schlosse zwischen dem obersten Rande der Vorderwand und dem Deckel eingefahren war und dann auf das Heft des Werkzeuges einen Druck nach u n t e n ausgeübt hatte. Das Eisen drückte also gleichzeitig in die Vorder') A n u s c h a t , „ Ü b e r Werkzeugspuren etc." in H. Groß' Archiv XXXVII, 132.

Erhebungen bei Einbrüchen.

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wand hinab und mit seinem Ende, der Schneide, nach hinauf auf den Innenteil des Truhendeckels, welcher so geöffnet wurde. Eine genaue Besichtigung jenes Males, welches das Stemmeisen in den oberen Rand der Truhenvorderwand eingedrückt hatte, ließ bei dem Umstände, als dieses Brett sehr stark im Fleische war, deutlich sehen, daß das Stemmeisen keineswegs gleich breit, sondern, wie es Schraubenzieher häufig sind, vorne schmäler als gegen das Heft zu war; ebenso war am Innenteile des Deckels, dort, wo die Schneide des Stemmeisens gewirkt hatte, zu sehen, daß die eine Ecke der Schneide abgesprengt War, denn die Schneide erschien nicht linear, sondern verlief am Ende zackig nach abwärts. Man konnte sich also das Bild des verwendeten Werkzeuges konstruieren und wußte, daß an der Schneide eine Ecke fehlte, daß die Schneide jetzt 38 mm breit ist, daß sie vor dem Abbrechen der Ecke 41 mm breit war und daß das Stemmeisen 94 mm vor der Schneide gegen das Heft hin gemessen, eine Breite von 54 mm haben mußte. Dies alles wurde genau gemessen und protokollarisch sichergestellt, aber den Täter kriegte man nicht und die Sache hatte ein Ende. Einige Zeit später kam im selben Orte ein großer Einbruchsdiebstahl vor, bei dem einem reichen Getreidehändler viel Geld gestohlen wurde. Die umständlichen Erhebungen ergaben kein positives Resultat, es wurde aber das Gerücht laut, daß ein geachteter Mann im Orte der Täter sei. Man wollte ihn in der Tatnacht in der Nähe des Tatortes bemerkt haben, er sah seither verstört aus und was dergleichen „wichtige" Inzichten mehr sind. Das Gerücht wurde immer stärker, man vermied es aber, gegen ihn aufzutreten, da er unbescholten und wie gesagt, allgemein geachtet war ; einen Diebstahl konnte man ihm nicht zutrauen. Die Sache war schon am Verlaufen, als zufällig jener Gendarm, der anläßlich des erstgenannten kleinen Diebstahles bei dem Lokalaugenscheine mitgewirkt hatte, bei dem Verdächtigten wegen einer Jagdpachtung zu tun hatte; als die Besprechung beendet, und der Gendarm schon im Fortgehen war, sah er im Vorräume des Hauses verschiedene Werkzeuge liegen; er sprach noch über gleichgültige Dinge und musterte unwillkürlich die daliegenden Werkzeuge; mitten darunter war ein starker großer Schraubenzieher, an dessen Schneide eine Ecke fehlte. Unter einem Vorwande wußte sich der Gendarm in den Besitz des Schraubenziehers zu setzen und bald darauf maßen er und der UR. zusammen die Dimensionen des Schraubenziehers und verglichen die Maße mit den Angaben im a l t e n Akte, alles stimmte auf einen Millimeter. Dienstleute hielt jener „geachtete" Mann ob seines großen Geizes nicht und wie bei den Kaufleuten im Orte erhoben wurde, hatte der jetzige Besitzer des Werkzeuges dieses schon lange eher gekauft, bevor der Einbruch bei der alten Witwe geschehen ist. Dem Verdächtigen wurde sofort der Prozeß ob des ersten Diebstahles gemacht, und da man ihn nun eines Diebstahles allerdings fähig halten konnte, so durfte man ihn auch ob des zweiten großen Diebstahles verdächtigen. Er gestand schließlicfT beide und das ganze Überweisungsmaterial im Prozesse ob des

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Charakteristisches bei Einbrüchen.

großen Diebstahles hatte doch seinen Ausgangspunkt in der genauen Aufnahme des Tatbestandes im Prozesse ob eines verschwindend kleinen Diebstahles gefunden. — Aber nicht bloß die durch den Einbruch selbst hervorgerufenen Beschädigungen bedürfen einer sorgfältigen Untersuchung, sondern alles, was durch den Dieb an Veränderungen, oft der unbedeutendsten Art, hervorgerufen wurde, ist genauen Augenmerkes wert. Selbstverständlich ist alles von Interesse, was der Dieb von seinen Sachen zurückgelassen h a t : ein Kleidungsstück, ein Werkzeug, ein Papierfleckchen usw. Das alles muß nicht bloß, wie es gewöhnlich geschieht, einfach notiert, sondern auch sorgfältig untersucht, besprochen, beschrieben und verglichen w e r d e n ; namentlich ist aber auch immer im Auge zu behalten, d a ß d e r l e i D i n g e o f t z u m S c h e i n e und zum Z w e c k e der I r r e f ü h r u n g h i n g e l e g t werden. Weiters ist es wichtig, festzustellen, was der Dieb zu seiner eigenen Sicherung vorgekehrt hat. In der Regel wird hierdurch nichts anderes als eine Eigentümlichkeit des Diebes konstatiert werden, die aber, wie schon auseinandergesetzt, f ü r künftige Fälle wichtig werden kann. So w u r d e von einem Diebe erzählt, der die Gewohnheit hatte, vorerst in allen Räumen, in denen er sich zu schaffen machte, die Uhren stehen zu lassen; entweder war er so nervös, daß ihn das Ticken der Uhren aufregte, oder er wollte in seiner Aufmerksamkeit auf etwa nahende Schritte nicht durch die gehenden Uhren abgelenkt werden. Tatsache ist es allerdings, daß wir die Uhren in unseren gewöhnten Räumen nicht gehen, kaum schlagen hören, während dies im fremden Räume oft sehr unangenehm sein kann, so daß ein Dieb im Zimmer des zu Bestehlenden durch das Ticken einer Uhr wirklich beeinflußt werden mag. Als nun später der erwähnte Dieb einmal betreten wurde, so machte man ihn verantwortlich für alle Diebstähle aus letzter Zeit, bei welchen man die Uhren angehalten gefunden hatte. Das Auffallende an der Sache w a r dann, daß er wirklich einige von den fraglichen Diebstählen nicht begangen h a t t e ; es muß also mehr solche nervöse Einbrecher geben. — Wichtig für die Charakteristik des Diebes als Neuling oder geriebenen Gauner ist die Art, wie er sich den Abzug gesichert hat. „Hinein kommt man leichter als hinaus", sagt jeder alte Dieb, u n d : „Auf das Hineinkommen kann man jedesmal verzichten, nicht aber auf das Entwischen". Eine Hauptregel des Geübten ist die, daß er sich nicht leicht auf den Ausweg durch den Eingang allein verläßt. Er wird sich also, oft, sobald er eingedrungen ist, eine Türe, ein Fenster oder sonst eine Ö f f n u n g freimachen, durch die er entfliehen kann, wenn entdeckt wird, daß ein Unberufener eingedrungen ist. Ebenso wird er aber auch alle Zugänge zu jenem Räume, wo er stiehlt, von innen abschließen, um vom Eigentümer nicht überrascht zu werden. Charakteristisch ist hier das Vorgehen der Z i g e u n e r ; 1 ) diese Landplage gehört zu jenen Gaunern, welche am vorsichtigsten ») Siehe p. 511.

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S i c h e r u n g bei Z i g e u n e r d i e b s t ä h l e n .

und genauesten auskundschaften, bevor sie einbrechen ; ihre herumziehende bettelnde Lebensweise macht ihnen das leicht. Der Zigeuner muß ja nicht gerade hier einbrechen, er kann es ebensogut beim nächsten und beim zehnten und zwanzigsten Nachbarn tun, er sucht so lange, bis ihm beim Betteln, Wahrsagen, Kesselflicken usw. die Verhältnisse so untergekommen sind, wie sie ihm passen. Überhaupt sucht der Zigeuner im Bauernhause (und das sind die von ihm in den weitaus meisten Fällen bevorzugten H ä u s e r ) jene Stube zum Einbrüche, in welcher niemand schläft, in der aber die Schränke mit den Kleidern, Vorräten an Leinwand, Stoffen usw., etwa auch bares Geld und sonst Wertvolles a u f b e w a h r t werden. Solche Stuben finden sich allerorts fast in jedem großen Bauernhause. Unter den dem Zigeuner bekannt werdenden derartigen Räumlichkeiten sucht er sich nun, wenn anders möglich, eine ebenerdige E c k s t u b e aus, deren Fenster nach zwei v e r s c h i e d e n e n Richtungen sehen. W i e viele Türen die Stube innen hat, ist ihm vorläufig gleichgültig. Nun wird das Fenstergitter nicht bloß bei einem, sondern auch bei dem nach der anderen Richtung liegenden Fenster ausgehoben so, daß beide Fenster zugänglich sind. Der Zigeuner rechnet, und zwar mit Recht, darauf, daß der Überfall bei einer Entdeckung nicht leicht von beiden Seiten erfolgen w i r d ; entweder kommen die Hausleute oder auch Fremde in der Richtung des einen Fensters oder in der des anderen. Woher sie kommen, hört der Zigeuner im Zimmer selbst oder wird hiervon durch den außen aufgestellten Posten v e r s t ä n d i g t ; das Entfliehen durch das nicht bedrohte Fenster ist dann leicht. Eine weitere, echte Zigeunermanier ist die Sicherung der Türen, um einen Überfall von innen zu verhindern, a l s o : die Türen müssen gegen das Zimmer, in welchem gestohlen werden soll, abgeschlossen werden, geht es, wie es gehen will. Vorerst sieht der Zigeuner nach, ob der Schlüssel innen steckt oder ob ein Nachtriegel angebracht ist. Findet er das letztere, so wird er den Riegel vorsichtig und langsam zuschieben; steckt der Schlüssel innen, so wird er behutsam so lange gedreht, bis er herausgezogen werden kann ; dann wird er in mitgebrachtes Öl getaucht und nun zugesperrt, die gute Ölung macht ein fast vollkommen geräuschloses Schließen möglich. Ist kein Schlüssel und kein Nachtriegel da, so muß der Verschluß auf andere Weise bewerkstelligt werden. Das macht der Zigeuner bei Türen, die sich nach hinaus öffnen, in der Weise, daß er quer über den Türrahmen ein starkes Holzstück hält, welches dann mittelst eines an der Türklinke befestigten Strickes oder noch besser durch Draht so stark als möglich an diese angebunden wird. 1 ) Ein Öffnen der T ü r e ist dann gar nicht oder nicht so weit möglich, daß ein Mensch durch die entstandene Spalte heraustreten könnte (Fig. 128). Geht aber die T ü r e ') Der f Germanist S c h ö n b a c h machte mich darauf aufmerksam, daß dieses Verschließen der Türen mit einem „Kloß" (Raitel, Wirbel, Drehholz, Spannbaum) schon in dem Gedichte „Der Renner" des Hugo von Trimberg" (etwa um 1300 entstanden) a l s b e i D i e b s t ä h l e n g e w ö h n l i c h , erwähnt wird (Vers 7092). H a n s G r o ß , Hdb. L UR. 6. Aufl. IL

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Verschluß g e g e n Überraschungen.

nach herein auf, so wird gegen diese vom Fußboden aus ein Stück Holz schräge aufgespreizt und zwar in der Weise, daß es gegen die Türe gerade unter der Türklinke ansteht, während am Boden das Abgleiten dadurch verhindert wird, daß vor dem Fußpunkte des Holzstückes in den Boden ein starker Bohrer eingedreht wird. Auch ein solcher Verschluß ist durch gewöhnliche Kraft nicht zu öffnen. Wird einer der genannten Verschlüsse vorgefunden, so kann man mit ziemlicher Sicherheit darauf schließen, daß Zigeuner die Täter waren. Warum andere Einbrecher diese, doch sehr praktische Art, sich zu sichern, selten anwenden, ist nicht erklärlich. 1 )

Flg. 128. Zigeunerverschluß.

Für gewöhnlich begnügen sich sonstige Einbrecher damit, dort, wo es geht, die Türen durch den Schlüssel oder Riegel zu schließen ; geht dies mangels dieser Einrichtung nicht, so werden größere Gegenstände, z. B. Holzscheite, Stangen, Werkzeuge, Sessel, Tischplatten usw. gegen die Türe gelehnt, so daß sie beim Öffnen der Türe dem Eintretenden entgegenfallen. Durch den so veranlaßten Schrecken, durch bewirkte Verletzung oder durch ihre nun im Wege liegende Masse erzeugen sie genügenden Aufenthalt, um dem Diebe das Flüchten zu ermöglichen.

ß) Eindringen durch

Fenster.

1. Gitter.

Es wäre nun die eigentliche Technik des gewaltsamen Eindringens zu besprechen. In erster Linie kommen die Fenstergitter in Betracht, die im großen und ganzen der beliebteste Angriffspunkt bei Einbruchdiebstählen sind. Dies ist deshalb so, weil Türen in der Regel an sich besser verwahrt sind, und daher mehr Widerstand leisten, als ein nicht sehr gut konstruiertes Gitter; weiters halten die Leute ') In neuester Zeit haben es tatsächlich auch andere Diebe, die in Berlin, gelernt.

namentlich

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Fenstergitter.

auch ein F e n s t e r , an dem ein G i t t e r a n g e b r a c h t ist, f ü r so gut geschützt, daß man daselbst irgendeine andere V e r w a h r u n g anzubringen nicht für nötig erachtet. D e r D i e b weiß also, daß er dort, wo ein Fenstergitter vorfindlich ist, nach dessen B e s e i t i g u n g r e g e l m ä ß i g ziemlich am E n d e der Arbeit ist. Natürlich wird er vorerst d i e bequemste Art, die G i t t e r unschädlich zu machen, w ä h l e n , d. h. er wird durchzuschlüpfen suchen, wenn es anders möglich ist. Kann er es nicht, so kann es vielleicht sein J u n g e , der dann d i e b l o ß von innen verriegelte T ü r e öffnet und so seinen A u f t r a g g e b e r eintreten läßt. G e h t das Türaufmachen nicht, so wird das Stehlen an diesem O r t e meistens sofort wieder aufgegeben werden, da die Flucht viel zu schwierig ist, und der J u n g e sich leicht in einer F a l l e befinden k ö n n t e ; läßt sich aber eine T ü r öffnen, so ist das Durchschlüpfen natürlich die b e l i e b teste Art des Eindringens.

Fig. 129. P r o b e fürs D u r c h s c h l ü p f e n .

Im allgemeinen g i l t der Grundsatz, daß ein Mensch überall dort hindurch kann, w o der Kopf n e b s t dem, über den Kopf emporgestreckten A r m e 1 ) durchschlüpfen k a n n — w e n n er nicht gerade einen abnormen Bau, z. B. besonders kleinen Kopf, ungewöhnlich breite Schultern, sehr g e w ö l b t e n B r u s t k o r b hat ( F i g . 1 2 9 ) . Bei einem g e wöhnlichen F e n s t e r g i t t e r kann man aber sagen, daß j e d e r durch kann, der den K o p f a l l e i n zwischen die Sprossen durchzustecken vermag, da j a für den Arm noch immerhin oberhalb Raum g e n u g bleibt. Es sind deshalb Fenstergitter, deren Sprossen eine Distanz von 14 cm und mehr haben, nahezu zwecklos, weil es g e n u g Menschen gibt, deren Kopfdurchmesser (inkl. O h r e n ) nicht mehr als 14 cm hat. Da es aber auch Leute, namentlich Kinder, mit noch geringeren Querdurchmessern der Köpfe g i b t ( 1 3 cm kommt nicht selten v o r ) , so sollten die F e n s t e r g i t t e r keine weiteren Sprossendistanzen haben als 12 cm. D i e s e r Umstand ist aber auch oft für die Schuldfrage von Bedeutung, da der Verdacht eines Diebstahles oft auf Hausleute, Dienstboten usw. geworfen wurde, nur aus dem Grunde, weil man es nicht für möglich gehalten hatte, daß j e m a n d von außen durch das *) Aber nicht dort, wo der Kopf a l l e i n durch kann, wie nicht selten, auch in Büchern, behauptet wird. 61»

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Fenstergitter.

Gitter gekommen sei. Sind also die Sprossen eines Gitters nicht enger als 12 cm von einander entfernt, so ist die Möglichkeit eines Eindringens von außen niemals aus dem Auge zu lassen. Geht das Durchschlüpfen nicht, so muß das Gitter beseitigt werden, entweder ganz oder soweit, als es möglich ist. W a s im einzelnen Falle zu tun ist, dies wird der Gelegenheitsdieb danach entscheiden, was er an Hilfsmitteln zur Verfügung hat, während der geübte Gauner es umgekehrt macht und das zu wählende Werkzeug nach den Verhältnissen bestimmt. Er wird zuerst das fragliche Gitter prüfend ansehen, wozu er bei großer Übung nur wenige Sekunden braucht, um dann nach der Schwäche des Gitters in seiner Wahl vorzugehen. Ist das Gitter im allgemeinen gut, stark im Fleische und sorgfältig im Rahmen befestigt, so wird sich der Dieb zu partieller Beseitigung dann entschließen, wenn er einen Fehler entdeckt, der ihm einen Angriffspunkt gestattet. Solche Fehler sind an den einzelnen Sprossen der Skizze 130 angedeutet. An der ersten Sprosse ist

Fig. 130. F e h l e r an G i t t e r s t ä b e n .

das Nietenloch bei der Verbindung mit der Quersprosse zu g r o ß ausgefallen, wodurch die Sprosse in ihrer Stärke derart geschwächt wurde, daß es nur zweier nicht tiefer Schnitte links und rechts bedarf, um die Sprosse durchzuschneiden. An der zweiten Sprosse ist wahrzunehmen, daß sie ganz unten, wo sie in der Mauer verschwindet, verkehrt-kegelförmig dünner w u r d e ; dies ist bei älteren, sonst starken Gittern nicht selten zu sehen und hat seinen Grund darin, daß dorthin mehr Feuchtigkeit geleitet wurde, als an andere Stellen: wenn z. B. das über dem Fenster befindliche Gesimse schadhaft wurde, so daß Regen durchkommen konnte, der dann an einer Sprosse herabrann und die Mauer dort feucht erhielt, wo die Sprosse in ihr versenkt ist. Häufig kommt dies auch vor, wenn die Mauer des Fensters a u s S t e i n e n gebildet wurde, von denen der eine oder andere hygroskopisch, z. B. salpeterhältig ist (vom Volke „Salzsteine" genannt). Die Mauer ist dann dort stets feucht, und wenn da ein Eisenstab eingefügt ist, so rostet er lange vor der Zeit. An der dritten Sprosse soll mangelhafte Schweißung des E i s e n s 1 ) angedeutet sein. Ist nun das Schweißen ') Der V o r g a n g beim Zusammenschweißen zweier warm- und dadurch w e i c h g e m a c h t e n Stücke Eisen ist derselbe wie der, bei welchem zwei in der Hand erwärmte und w e i c h g e m a c h t e Stücke Wachs zusammengedrückt und s o

Fenstergitter.

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nicht sorgfältig gemacht worden (das Eisen zu wenig heiß, das Hämmern nicht genügend stark gewesen), so h a t keine vollständige Vereinigung der zu schweißenden Eisenstücke stattgefunden. Soll ein derart mangelhaft geschweißter Stab durchschnitten werden, so wird die Arbeit dadurch um vieles vereinfacht, daß nur die wirklich vereinigten Stücke durchgearbeitet werden müssen, das übrige fällt von selber auseinander. Entdeckt nun der Dieb einen derartigen oder ähnlichen Mangel an einer Sprosse, so fällt es ihm natürlich nicht bei, sich mit der Beseitigung des ganzen Gitters zu plagen, er schneidet die Sprosse an der mangelhaften Stelle durch und biegt den Sprossenteil bei der nächsten Fixierung, also beim Punkte a (die mittlere Sprosse oben, die beiden anderen unten) so lange ab, bis sie mindestens in wagrechte Stellung k o m m e n ; ist aber e i n Sprossenteil beseitigt, dann kann fast jeder durch. Das Durchschneiden von Gittersprossen galt einst, da es mit plumpen Feilen oder mühsam zur Säge gestalteten Uhrfedern gemacht werden mußte, als ein Probestück des Meisterdiebes 1 ). Heute kann es jeder halberwachsene Spitzbube, der sich einige englische Zahnfeilen und gute Laubsägen kauft. Bei der Arbeit braucht es dann nur einige Ausdauer, fortwährendes Auftropfen von Öl und Absperren des Geräusches durch aufgelegte Fetzen, W e r g oder am besten Baumwolle ( W a t t e ) ; ist dann das Eisen nicht besonders gut, so ist auch ein starker Sprossen bald durchgeschnitten. Hat das Gitter keinen besonderen Fehler, der zu direktem Angriffe auffordert, ist aber die Befestigung ringsum keine gute, dann wird nicht gesägt und gefeilt, sondern das ganze Gitter ausgehoben. Dies geschieht in verschiedener Weise. Die verbreitetste ist das sogenannte „Auswiegen", bei welchem ein langer und starker Balken unter eine Quersprosse gebracht und möglichst nahe an dem Angriffspunkt durch einen Bock, ein Kreuzholz oder auch nur durch einen passenden Block unterstützt wird. Ist der Hebelarm zwischen G i t t e r und Unterstützungspunkt möglichst kurz gegen den Arm zwischen Unterstützungspunkt und Angriffspunkt der Kraft, so kann eine bedeutende Gewalt erzeugt werden, welcher selbst ein besser konstruiertes Gitter keinen Widerstand zu bieten vermag. Die nötige Kraft wird dadurch erzeugt, daß sich Einer auf das Ende des Balkens setzt und nötigenfalls auf- und niederschwingt. — Gelegentlich der Demolierung eines Gebäudes, dessen ebenerdige Fenster mit Gittern versehen waren, habe ich versuchsweise mehrere dieser Gitter auf die ebengeschilderte, sowie auf die verschiedenen gleich zu erwähnenden anderen Arten ausbrechen lassen, und habe mich überzeugt, daß die Sache überraschend leicht geht. — Wird außerdem noch einige Behutsamkeit in Anwendung gebracht und langsam vorgegangen, vereinigt werden. Die w e i c h g e m a c h t e n Stücke Eisen werden durch Hämmern zusammengedrückt, beim W a c h s g e n ü g t Drücken mit der Hand. l ) Schon im Karolingischen Sagenkreise, wo der besonders geschickte D i e b unter dem Namen Alegast (Elbengeist) oder Malegis vorkommt.

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Fenstergitter.

so ist das erzeugte Geräusch auch keineswegs bedeutend und kann auf ein geringes Knistern eingeschränkt werden. Nur dann, wenn die Gitterenden zwar tief eingelassen sind, aber mit dem Mauerwerke nicht gut verbunden sind, kann es geschehen, daß Steinstücke oder Ziegel herausgebrochen werden und polternd herabfallen. Es ist daher selbstverständlich, daß immer einer beim Fenster aufmerken muß, der dann, wenn Teile los werden, dem am Hebel Befindlichen Einhalt gebietet und das Lockergewordene vorsichtig mit der Hand oder einem Werkzeuge loslöst. Bisweilen werden auch neben dem zu brechenden Gitter Kotzen, Stroh, Kleider usw. aufgebreitet, auf die das lose Gewordene fast geräuschlos fällt. — Eine andere Art die Gitter unschädlich zu machen, ist die mit der Wagenwinde, wie schon früher erwähnt. Sie wird dann angewendet, wenn man eine solche, vom Gauner „ K a f f e e m ü h l e " genannt, in der Nähe zu bekommen („auszuleihen") weiß, und weiters, wenn anzunehmen ist, daß mit Hilfe der W i n d e das gänzliche Beseitigen der Gitter vielleicht erspart werden kann. Sind nämlich seitliche Stützpunkte für die W i n d e vorhanden — und diese sind durch deren Verlängerung mittelst unterlegten Balken meistens zu finden — so werden (Fig. 131) zwei nebeneinanderliegende Gittersprossen nach einander seitlich mit der Windenkralle gepackt und jede von ihnen mauerwärts gedrückt, so daß dann genügender Raum zum Durchschlüpfen geschaffen wird. W a s nachgeben muß, um ihre durch die Krümmung der Sprossen erforderliche Verlängerung möglich zu machen, ist nach der Konstruktion des Gitters verschieden: entweder reckt sich das Eisen selbst, oder die Nieten der Quersprossen lassen nach, oder die Quersprossen biegen sich nach ab- und aufwärts, oder die angegriffenen Längssprossen lassen in ihrer Befestigung in der Mauer aus, oder es wirken mehrere oder alle der genannten Momente zusammen, kurz, es geht in den meisten Fällen recht gut. Bei schwachen Stäben genügt es auch, zwei von ihnen mit starken, g a n z n e u e n Stricken fest und wiederholt zusammenzubinden und diese dann mit Wasser zu b e g i e ß e n ; n e u e Stricke ziehen sich beim Feuchtwerden sehr stark und sozusagen unwiderstehlich zusammen und krümmen also hier die Stäbe so, daß der Zwischenraum gegen die nächsten Sprossen beträchtlich vergrößert i s t ; wird diese Prozedur mehrere Male wiederholt, so ist die W i r k u n g allerdings sehr ausgiebig. Ein ähnliches Mittel besteht darin, daß man den Raum zwischen zwei Längs- und zwei Quersprossen mit recht trockenen Holzscheitchen dicht ausfüllt und das Holz dann mit Wasser begießt. Das H o l z quillt auf und drängt die Sprossen auseinander, was bei mehrmaliger Wiederholung auch genügt — wenn man Zeit hat. Will der Dieb dieses Auseinanderzwängen nicht bewerkstelligen, sei es, daß er keine günstigen Stützpunkte findet, sei es, daß er einen so engen Ausgang bei etwa nötiger Flucht zu gefährlich findet, so wird das ganze Gitter ausgehoben. In der Regel mag die Winde selbst nicht hoch genug sein, um vom Boden aus die erste Quersprosse zu erreichen, dafür geht es aber umso leichter, wenn ein Stein, Holzblock u. dgl.

Fenstergitter.

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unterlegt oder ein langer Balken an einem Fixpunkt, z. B. am Fuße eines gegenüberliegenden Gebäudes, an einem Baume knapp über dem Erdboden, oder aber auch nur in einer seichten Grube im festen Erdboden eingestemmt wird, um so gewissermaßen eine Verlängerung der W i n d e darzustellen. Die Schwierigkeit besteht dann nur darin, die W i n d e und den Balken in der genau gleichen Richtung zu erhalten, d. h. zu verhindern, daß dort, wo die W i n d e auf dem Balkenende aufsteht, eine Knickung entsteht, denn dann ist es mit der Gewalt sofort alle geworden. In der Regel hilft man sich damit, daß der lange Balken und die W i n d e aneinander gestoßen und auf einem unterlegten Verbindungsbalken mit Seilen oder Ketten fest aneinander gebunden werden (Fig. 1 3 2 ) ; mit der Hand wird in der Weise nachgeholfen, daß an der Stelle, wo W i n d e und Balken vereinigt wurden, durch Heben,

Fig. 131. Auseinanderzwängen der Gitterstäbe.

Fig. 132. Verlängerung der Wagenwinde zum Gitterausheben.

Senken und Richten des Balkens jede Knickung vermieden wird, und so tut die W i n d e verläßlich ihren Dienst. Wird dann nach vollendeter Tat alles sorgfältig weggeräumt, so steht der bestohlene Bauer und oft noch Jemand, der es besser wissen sollte, sinnend dabei, ohne sich erklären zu können, wie es beim Ausheben des Gitters zugegangen sein mag. — Aus dem Gesagten ergibt sich von selbst, daß namentlich wegen des zumeist erforderlichen Stützpunktes, die Beseitigung von Gittern in der Regel nur bei ebenerdigen oder solchen Fenstern geschieht, die auf eine Veranda, einen Balkon oder Gang sehen. Ein Ausheben von Fenstern im ersten Stock, selbst im sogen. Hochparterre kommt nur ausnahmsweise vor. 2. Fensterflügel.

Außer dem Gitter gibt es aber noch anderes, was beim Eindringen durch ein Fenster Widerstand leistet. Vor allem sind dies die Fensterflügel, die entweder vor dem Gitter, oder n a c h diesem, oder sowohl vor als auch nach diesem angebracht sind. Auch hier gibt es verschiedene Manieren, die sich aber fast immer nach der Konstruktion des Fensters richten. Am wenigsten Schwierigkeiten bieten in der Regel die äußeren, nach außen aufgehenden

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Fensterflügel.

Fenster, weil bei diesen die Angeln meistens außen angebracht, also leicht zugänglich sind. Diese Angeln sind, namentlich bei den Bauernhäusern oft von so liederlicher, leichter Arbeit, daß sie schon mit einem starken Taschenmesser beseitigt werden können; sind die Angeln von beiden Flügeln ausgehoben, so kann man, wenn nicht der Verschluß der Flügel ein besonders künstlicher ist, beide Flügel mit Leichtigkeit herabheben. Sollten aber die Fensterangeln irgendwelchen ernstlichen Widerstand leisten, oder geht deren Beseitigung aus einem anderen Grunde nicht, oder gehen die Flügel nach innen auf (innere Flügel), so muß der Angriff gegen den Verschluß gerichtet werden. Über die Art des Verschlusses muß der Dieb sich vorerst klar werden, meistens ist dies aber schon längst eher ausgekundschaftet. Sind es gewöhnliche „ R e i b e r " oder Riegeln oder sonst ein kunstloser Verschluß, so ist ihm durch Anbohren leicht beizukommen („Lewotie legen" heißen sie es). Es wird zu diesem Zwecke in entsprechender Entfernung vom Verschlusse ein genügend großes Loch gebohrt, bei welchem der Finger oder ein Draht eingeführt, der Verschluß gefaßt und geöffnet wird. Da der Dieb seitlich durch die Glasscheibe den Gang seines Fingers oder des Drahtes bequem verfolgen kann, so hat die Sache in der Regel keine Schwierigkeiten. Ergeben sich aber dennoch solche, oder ist der Verschluß derart, daß man ihm mit einem Draht nicht leicht beizukommen kann, so erübrigt nichts anderes, als die Scheibe, von welcher aus man den Verschluß am besten erreichen kann, einzudrücken. Daß eine Fensterscheibe a u s g e s c h n i t t e n wird, wie man es öfter versichern hört, habe ich nie selbst gesehen, glaube auch nicht, daß es ein Dieb versuchen wird, selbst wenn er bei einem Glaser Unterricht genommen hätte. Soll nämlich eine Scheibe mit einem Diamanten aus dem Rahmen geschnitten werden, so gelingt dies nur dadurch, daß vorerst ringsum der Schnitt geführt wird, der aber nur ein, die Oberfläche des Glases durchdringender Ritz sein kann; es muß also die eigentliche Trennung dadurch bewirkt werden, daß dann so lange an den vier Seiten weitergehend, gerade auf die Schnittlinie oder seitwärts gegen den Rahmen geklopft wird, bis die Tafel endlich an der Schnittlinie reißt und plötzlich herausfällt; alles Klopfen ist aber eine Tätigkeit, zu welcher sich der Dieb am unliebsten entschließt, und wenn ich daher eine solch ausgeschnittene Tafel bei einem Einbrüche fände, so würde ich in erster Linie entweder den ganzen Diebstahl oder wenigstens das Eindringen durch das Fenster für fingiert halten. Es ließe sich nämlich denken, daß das Ausschneiden zu passender Zeit und Gelegenheit besorgt und dann die Tafel wieder sorgsam eingepaßt wurde, bis man sie dann, wenn es notwendig wurde, wieder herausgenommen hat, um den Schein eines Diebstahles oder eines solchen von außen, zu erzeugen. Daß eine Fensterscheibe durch Entfernung des Fensterkittes beseitigt wurde, dürfte nur dann vorkommen, wenn die Scheibe frisch

Fensterscheiben.

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eingeschnitten und der Kitt noch w e i c h 1 ) war, oder aber dann, wenn der Kitt schon viele Jahre alt und stark der Sonne ausgesetzt lag, so daß er spröde und brüchig wurde. E r besteht bekanntlich aus Kreide und Leinöl, welch letzteres im Laufe der Zeit oxydiert, so daß es den Wirkungen der Atmosphärilien nicht mehr Widerstand leisten kann, und die Kreide als eine wenig feste, bröcklige und erdige Substanz zurückgelassen hat. Derartiger alter Kitt besteht dann nur mehr aus trockenen, nebeneinander liegenden dreiseitigen Prismen, die mit einem Messer, Stemmeisen usw. leicht und ohne Geräusch beseitigt werden können. Hat der Dieb viel Zeit, so kann er allerdings den festen Kitt durch wiederholtes Bestreichen mit Salpeter- oder Salzsäure erweichen — das braucht aber mehr als eine Stunde. Man findet also ganz weichen oder ganz trockenen Kitt nur selten, 2 ) und da auch dann seine Beseitigung immer ziemlich viel Zeit beansprucht, so bleibt es in der Regel beim Eindrücken der Scheiben. Das verstehen die Leute oft vorzüglich zustande zu bringen. Selbstverständlich ist hauptsächlich auf jenes Geräusch Rücksicht zu nehmen, welches die abfallenden Glasscherben verursachen, es ist also zu verhindern, daß sie herunterfallen, d. h. sie müssen angeklebt werden. Zu diesem Zwecke wird über die ganze Scheibe ein sogenanntes Pflaster ausgebreitet, nämlich ein Stück Leinwand von der Größe der Scheibe, welches mit einer gutklebenden Substanz bestrichen wird. Diese besteht zumeist aus Vogelleim, Schusterpech, Baumwachs (Wachs und Terpentin oder Wachs und Unschlitt), auch bloß aus Lehm oder Lehm mit Kuhmist gemengt, oder halbflüssigem Pech, Teer, grüner Seife 3) usw. Ist das „Pflaster" auf die Scheibe sorgfältig ausgebreitet, so daß es überall haftet, so wird darüber noch etwas Weiches ausgebreitet, um jenen Knall zu verdecken, der beim Springen der Scheibe erzeugt wird, also meist ein Kleidungsstück oder Fetzen, auch wohl Gras, Heu, Moos usw. Nun wird ein langsamer, immer stärker werdender Druck auf die Mitte der Scheibe ausgeübt, bis diese platzt. In der Regel entsteht wenig Lärm. Der Knall der brechenden Scheibe wurde durch die Überlage gedämpft, die Scheibenscherben bleiben an dem Pflaster kleben und so ist die Sache fast geräuschlos abgegangen. War Lärm doch nicht zu vermeiden, so wird lange Zeit gewartet, um zu ergründen, ob er gehört wurde. Bleibt alles im Hause ruhig, so kann weitergegangen, d. h. das Pflaster herausgehoben und der Verschluß geöffnet werden. ') D a s r a s c h e r e oder langsamere Erhärten des Kittes hängt von der Beim e n g u n g von Sikkativ (Mangan, Zink, Blei usw.) ab. Hat man damit gespart, so bleibt der Kitt m o n a t e l a n g weich. *) Allerdings kann der vom Dieb bemerkte Umstand, daß an ihm passender Stelle eben eine Scheibe neu eingeschnitten wurde, daß also der Kitt noch sehr weich ist, für ihn der Anlaß sein, g e r a d e hier einzubrechen. ') Laut Mitteilung des Prof. Dr. D e n n s t e d t in Hamburg wird grüne Seife bei den dortigen Einbrechern mit Vorliebe zu diesem Zweck verwendet; neuerdings, wie p. 922 Anm. erwähnt, mit Vorliebe Fliegenpapier (sog. tangle foot).

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Rouletten

usw.

3. Sonstige Hindernisse.

Abgesehen von den Fensterladen (Spaletten, Blenden), für welche dasselbe gilt, was von den Türen gesagt werden wird, sind für den Dieb noch alle jene Gegenstände von Wichtigkeit, die innen auf dem sogenannten Fensterbrett, der Fensterbank, zu stehen pflegen, also Flaschen, Gefäße, Blumentöpfe und sonstiges, was namentlich die Landleute gerne auf die Fensterbretter zu stellen pflegen. Ob dies der Fall ist, darüber pflegt sich der Dieb regelmäßig zu vergewissern, denn ein durch das Öffnen der Fensterflügel herabfallender Gegenstand kann die ganze aufgewendete M ü h e zunichte machen. Nimmt der Dieb wahr, daß derlei unangenehme Dinge dastehen, so erübrigt nichts, als vorerst zu trachten, nach diesen durch die schon eingedrückte Scheibe zu langen und sie herauszuziehen ; sind nicht alle zu erreichen, so muß entweder eine neue Scheibe eingedrückt oder der Einbruch überhaupt aufgegeben werden. Auch Vorhänge und namentlich Rouleaux, wie sie auf dem Lande nicht selten in Wirtsstuben in Verwendung stehen, sind dem Diebe sehr lästig, da ein Fensterflügel nicht geräuschlos g e ö f f n e t werden kann, wenn eine Roulette (bekanntlich meist aus eigentümlich steif und stark appretiertem Stoffe) heruntergelassen ist. Ist dies der Fall, so muß eine Scheibe dort eingedrückt werden, wo die Rollschnur angebracht ist, um die Roulette aufzuziehen; sind die Fensterflügel schmal, so ist die Schnur wohl auch bei etwas geöffneten Flügeln und vollkommen eingebrachtem Arm, zu erreichen ; macht das alles zuviel Lärm, so muß die Roulette mit einer Schere oder einem scharfen Messer querüber abgeschnitten werden — aber gerne macht sich kein Dieb an ein Fenster, bei dem eine Roulette herabgelassen ist. —

y) D a s E i n d r i n g e n

durch die Türen

usw.

Bei der Besprechung des Erbrechens von Türen, Toren, Fensterspaletten und Laden usw., kann die Menge der Verschiedenheiten so groß sein, wie deren Kombinationen untereinander. Die Sache kann daher nur im allgemeinen besprochen werden. Türen haben, wenige Ausnahmen abgerechnet, meistens einen mehr oder minder künstlichen Verschluß, so daß eine Türe dem unberufenen Eindringenden einen zweifachen Angriffspunkt bietet: ihre Fläche selbst und deren Substanz und weiters ihren Verschluß. o«) Angriffe auf die Türen usw. selbst.

Wenn wir davon absehen, daß es auch möglich ist, eine T ü r e mit einem Baumstamme, einem schweren Balken, einer Brechstange usw., sturmbockartig gehandhabt, einzurennen, so erübrigen noch eine Menge von Arten, wie man ohne viel Lärm und Aufsehen eine versperrte T ü r e öffnen kann. Die der ebengenannten Art, einzu-

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Türangeln.

brechen, nächstliegende Weise ist das Ausheben der Türe, welches in der Art geschieht, daß zwischen den unteren Rand des Flügels und die Schwelle ein Hebel oder ein Keil eingezwängt und die Türe dann gehoben wird. Je nach ihrer Konstruktion muß dann bei genügend großer Kraft irgendetwas nachgeben: das Schloß, der Schloßbügel, die Angeln, die Türe selbst oder alles miteinander. Jedenfalls läuft ein derartiger Vorgang nicht geräuschlos ab und er beweist, daß der Täter entweder von ausnehmender Frechheit oder von der Sachlage so gut unterrichtet war, daß er wußte, es werde trotz des erzeugten Lärmes niemand aufmerksam w e r d e n : sei es, daß das Gebäude unbewohnt ist, sei es, daß die Bewohner zwar im Hause, aber weit entfernt von der Einbruchsteile sind, sei es, daß die Bewohner so furchtsam sind, daß der Einbrecher darauf rechnen konnte, sie würden sich trotz des J-ärmes oder gerade wegen dieses nicht zu rühren wagen. Kann der Dieb nicht so energisch vorgehen, daß er gleich die ganze Türe beseitigt, so muß er einzelne ihrer Teile zum Operations-

Fig. 133. Diebessichere Türangel.

Fig. 134. Konstruktion d e r T ü r f ü l l u n g .

felde machen. Als solches wählt er gerne die Türangeln, wenn diese von außen zugänglich sind. Die Haustüren in den Städten und größeren Orten pflegen nie nach außen aufzugehen, weil sie sonst über den Gangsteig reichen und fremdes Gut berühren würden. Desto häufiger gehen die Haustüren auf dem flachen Lande, wo der aufgehende Flügel noch immer über eigenem Grunde schwingt, der Bequemlichkeit halber nach außen auf, haben also auch konstruktionsgemäß in der Regel die Türangeln außen angebracht. Sind diese nun nicht in der Weise befestigt, wie Fig. 133 zeigt, so daß nämlich bei a ein Bolzen durch den Türstock und den sogenannten „ H ä l t e r " der Türangel geht, während die Schraube b c des „ T r ä g e r s " ganz durch den Türpfosten führt und verschraubt ist, so kann die Türangel mit jeder Hacke fast geräuschlos ausgehebelt und die Türe beseitigt werden. Geht dies nicht, so muß das Holz der Türe (oder Fensterspalette) angegriffen werden ; diesfalls kommt nun die heute gebräuchlichste Art der Türenerzeugung mit den sogenannten „Füllungen" dem Diebe zu statten. Diese Türen, welche wegen des hübschen Anblickes, der geringeren Möglichkeit, sich zu werfen und durch Schwinden Klüfte

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Türfüllungen.

zu bekommen, viele Vorteile bieten, sind zum Einbrechen wie geschaffen, sie k ö n n e n nicht wirklich widerstandsfähig gemacht sein, dies verbietet ihre Konstruktion (Fig. 134). Sie heißen auch „eingeschobene" Türen, weil der Mittelteil {ab c d) in den Seitenteilen, dem „ R a h m e n " , eingeschoben wird. Die vier Teile des Rahmens haben nämlich bekanntlich Rinnen, der Mittelteil (Füllung oder Schild genannt) muß am Rande d ü n n werden und so in diese Rinnen hineinpassen. "Wenn wir also bei der vorigen Figur (134) einen wagrechten Schnitt nach e e führen und dann die Schnittfläche von oben betrachten würden, so bekommen wir das Bild Fig. 135, welches zeigt, daß jede T ü r e mit Füllungen zwischen dem Rahmen und dem eigentlichen Schilde, also an den Punkten o a, verhältnismäßig dünn ist. Jeder

Fig. 135.

Fig. 136.

Q u e r s c h n i t t e e zu Fig. 134.

A u s b o h r e n u n d A u s s c h n e i d e n einer TilrfUllung,

kann sich an seiner Stubentüre die Überzeugung verschaffen, daß er mit dem Federmesser (wenn die Schneide in der Richtung der Holzfaser gehalten wird) am Punkte o durchkommen kann. In dieser Weise können also zwei einander gegenüberliegende Seiten mit Leichtigkeit mit einem dünnen M e s s e r 1 ) durchgeschnitten werden, indem man langsam fortspaltet. Schwieriger ist's natürlich mit den Schnitten quer über die Holzfasern, da das Sägen ob des Lärmes nicht zulässig ist. Dagegen ist ein Durchkommen leicht, wenn der Reihe nach Löcher nahe nebeneinander gebohrt und diese dann durch Messerschnitte vereinigt w e r d e n ; es sind dann a a' und b b' die Spaltschnitte, ab und a! b' die Bohrschnitte (Fig. 136). Ist der Dieb in dieser Weise um das Schild rund herumgekommen, so ist dieses nun frei, und das Loch zum Durchkriechen fertig. W i e schwach solche Türfüllungen sind, erfahren w i r ja o f t bei Wirtshausraufereien, bei welchen die Balgenden durch Druck mit dem Rücken, durch Fußtritte, ja selbst durch Anfahren mit dem Kopfe eine ganze T ü r f ü l l u n g hinausdrücken oder -stoßen. — Ein weiterer Angriff richtet sich, wenn er nicht auf das Durchschlüpfen berechnet ist, gegen die Querriegel, welche in verschiedener ') Meistens wird hierzu ein sogenannter Schnitzer benützt, ein kurzes, starkes Messer, mit langem, etwas geschweiftem Heft, an welch letzteres man sich mit der Achsel anstemmen und so große Gewalt anwenden kann (Tischler, Buchbinder, Drechsler, Faßbinder usw. benutzen es).

Querriegel.

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W e i s e angebracht sind und im g r o ß e n und ganzen gute D i e n s t e tun. Natürlich haben sie nur dann W e r t , wenn die T ü r e an sich gut i s t ; eine T ü r e , die einen richtig angebrachten Q u e r r i e g e l hat, kann nicht aus den Angeln gehoben und nicht mittelst Nachschlüssel geöffnet werden, ist sie aber schwach gebaut, so kann sie g e r a d e s o durch Bohren und Schneiden zunichte g e m a c h t werden, wie j e d e T ü r ohne Querriegel. Außerdem muß der Querriegel auch noch in irgendeiner verläßlichen W e i s e fixiert, d. h. gegen das Heben und H i n - und Herschieben g e sichert sein. Fassen wir z. B. j e einen derartigen Verschluß für T ü r e und Fenster ins Auge, s o finden wir ersteren wohl nur mehr auf dem Lande, derart, daß ein mehr oder minder dicker Balken für gewöhnlich in einer seitlichen M a u e r h ö h l u n g ruht und zum Z w e c k e des Verschlusses durch zwei Führungen bis in eine g e g e n ü b e r l i e g e n d e M a u e r h ö h l u n g gesteckt wird. E i n e Art solcher R i e g e l ist nur aus Eisen, klammerartig geformt, so daß die rechtwinklig an den Enden angebrachten Fortsetzungen des Hauptriegels in zwei Ösen eingeschoben werden können. Bei Fensterspaletten ist der V e r s c h l u ß meistens so, daß ein Querholz auf der S c h l a g l e i s t e um einen Punkt drehbar auf einer starken Niete b e f e s t i g t ist, und so untertags, senkrecht dicht an der Schlagleiste angeschlossen, verwahrt werden kann. W e r d e n abends die Spaletten geschlossen, so wird das Q u e r h o l z um die N i e t e g e d r e h t , so daß es in angebrachte und oft noch mit Federn versehene Haken von oben, bzw. von unten einfällt. Sollen nun d e r a r t i g e Verschlüsse gut sein, so genügt es aber nicht, daß die so verschlossene T ü r , bzw. Spalette, wie erwähnt, selbst stark ist, sondern es muß, wie ebenfalls schon erwähnt, der Querriegel fixiert sein. Ist dies nicht der Fall, so genügt ein einziges Bohrloch, um durch dieses den R i e g e l unschädlich zu machen. Freilich muß das B o h r l o c h an der richtigen S t e l l e angebracht und etwas g r ö ß e r sein, als der dann v e r w e n d e t e H e b e l . Das Loch muß also g e r a d e hinter dem R i e g e l gebohrt werden, der H e b e l muß ein starkes, spitzes Eisen sein und so angesetzt werden, daß seine Handhabung geradeaus in der Richtung nach vorwärts, die Spitze in der Richtung nach rückwärts zu stehen k o m m t ; dann wird die Spitze des Hebels kräftig in den Q u e r r i e g e l eingedrückt und d e r H e b e l so g e s c h o b e n , daß nunmehr s e i n e Spitze in der Richtung nach vorne, die H a n d h a b e nach hinten zu stehen k o m m t ; hierdurch ist der Riegel auch um etwas zurückgekommen — freilich nur um einige M i l l i meter. W i r d das genannte Manöver aber oft g e n u g fortgesetzt, so kommt der Riegel schließlich doch so weit zurück, daß dadurch d i e T ü r e frei wird und deren Öffnen möglich erscheint. Handelt es sich um Heben des Riegels, s o wird ähnlich vorgegangen, nur muß durch einen zweiten Hebel das Zurücksinken verhindert werden. Analog ist das Vorgehen bei der F e n s t e r s p a l e t t e m i t drehbarem R i e g e l ; auch hier muß das B o h r l o c h knapp hinter dem R i e g e l angebracht werden, worauf derselbe spitze H e b e l wie früher in V e r wendung kommt, nur daß der Riegel nicht vertikal f o r t g e s c h o b e n , sondern in drehender R i c h t u n g s o lange geschoben werden muß, b i s er aus den Haken herauskommt. Natürlich ist dies alles nur möglich,

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Querriegel.

wenn keine Fixierung besteht, welche in der Regel so konstruiert ist, daß ein Z a r g e mit Einfall f ü r eine Arbe oder vor dem Haken eine Schnappfeder angebracht i s t ; dann hilft freilich alles Anbohren nichts — außer der Dieb gelangt gerade zum Fixierverschlusse. Die Kenntnis dieser Vorgänge hat im großen und ganzen allerdings mehr polizeiliches Interesse, aber in einer Richtung ist sie insoferne f ü r den UR. von Wichtigkeit, als er immer dann, wenn in der geschilderten oder ähnlichen W e i s e eingebrochen wurde, annehmen kann, daß der Dieb eher einmal im Räume gewesen sein und sich darüber Gewißheit verschafft haben muß, d a ß überhaupt ein Riegel angebracht ist, w o und wie er befestigt ist, ob Fixierungen vorhanden sind usw. W e i ß der Dieb das aber nicht, so kann er auch nicht wissen, wie er vorzugehen hat, um ein Bohrloch anzubringen, was er mit dem Bohrloche machen soll und ob er Aussicht hat mit diesem etwas zu erreichen. Selbstverständlich braucht er nicht gerade Messungen vorzunehmen, um darüber klar zu sein, wie die Riegel angebracht sind, er braucht nur gewisse Marken zu finden, welche sowohl innen als außen zu sehen sind, an die er dann seine Beobachtungen knüpfen kann. Er merkt sich z. B., daß bei der T ü r e der Riegel spannbreit über dem Schlüsselloche angebracht i s t ; daß er dann so ziemlich wagrecht weiterläuft, ist selbstverständlich. Bei dem Fenster nimmt er z. B. wahr, daß die Niete vorhanden ist, von der er voraussetzen kann, daß sie durch und durch geht, also von außen auch gesehen w e r d e n kann ; ist der Querriegel aber geschlossen, so steht er wagrecht und ist in seinem Verlaufe allerorts zu finden. Jedenfalls sieht man aus der vom Diebe geleisteten Arbeit, wie viel er von der Konstruktion wußte, wie weit er also unterrichtet war. — In vielen Fällen, namentlich wenn kurze, eiserne Riegel angebracht sind, oder wenn der Dieb direkt zum Schlosse gelangen will, oder wenn es die Verhältnisse aus anderen Gründen notwendig machen, bequem innerhalb der T ü r e manipulieren zu können, muß eine g r ö ß e r e Öffnung ausgebohrt werden. Dies geschieht in ähnlicher Weise, wie es oben bei dem Ausbohren und Ausspalten der Türfüllungen besprochen wurde, nur muß hier im Kreise herumgebohrt werden, worauf dann mit Hilfe eines sehr scharfen, aber feinen Messers die Bohrlöcher untereinander in Verbindung gebracht werden, so daß schließlich eine runde Zusammenhangstrennung zustande gebracht ist („eine L e w o n e " ) 1 ) . Natürlich fällt dann ein entsprechendes rundes Stück der Türe, des Fensterladens, der Holzwand, oder was es sonst ist, heraus, und es ist entsprechender Raum geschaffen, um mit der Hand hineingreifen oder wenigstens mit einem krummen Drahte oder einem sonstigen Werkzeuge hineinlangen und das Nötige bewerkstelligen zu k ö n n e n 2 ) . (Fig. 137, die runden Löcher sind g e b o h r t , ihre geraden Verbindungen g e s c h n i t t e n . ) Daß auf diese W e i s e l ) Lewon heißt, wie früher g e s a g t , Mond; Lewone also mondförmiges Loch. ') Dieser Vorgang scheint z. B. in England weniger geübt zu werden, da A. G r i f f i t h s („Mysteries of Police and crime") e i n e n solchen Fall besonders hervorhebt.

Gebohrte Öffnungen.

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Schlösser geöffnet, Riegel beiseite geschoben, Vorlegehaken gehoben und allerlei sonstige Dinge durchgeführt werden können, ist begreiflich ; unbegreiflich ist es aber, durch wie kleine Öffnungen dies häufig bewirkt, und auf welche Entfernung von der Öffnung oft noch manipuliert wird. Das ist umso merkwürdiger, als der Dieb das eigentliche Operationsfeld von außen nicht zu sehen vermag, und häufig sich nicht einmal auf das Tastgefühl seiner Hände verlassen kann, sondern bloß mit einem Draht usw. herumsuchen und arbeiten muß. Sind Flügeltüren vorhanden, bei welchen ein Flügel durch Stemmriegel oben und unten fixiert wird, so sind diese in derselben Weise zu öffnen wie Querriegel und die versperrte Türe geht dann auf. Die gewöhnlichen Stemmriegel, welche in der Holzdicke der Tür

Fig. 137. D a s A u s b o h r e n u n d A u s s c h n e i d e n einer Ö f f n u n g .

eingelassen werden, sind daher bloß „Riegel für ehrliche Leute". Weitaus sicherer sind die, ehedem gebräuchlichen, Stemmriegel mit Schnappfedern (an der Innenseite der Türe angebracht), weil dann ein Öffnen von außen fast bloß dann möglich ist, wenn eine Öffnung gebohrt wird, durch die der Einbrecher mit der ganzen Hand langen kann. Vom Dieb gebohrte Öffnungen geben dem UR. jedesmal reichlichen Stoff zu Kombinationen ; schon der Ort, wo sie angebracht sind, läßt Schlüsse darüber zu, was der Dieb für eine Vorstellung von den Verhältnissen an der Türe usw. im Innern gehabt haben muß. Man kann zu dem Schlüsse kommen, daß er nichts davon gewußt hat, wie es im Innern aussieht, man kann wahrnehmen, daß er eine, auf flüchtiger Beobachtung gegründete Vorstellung hatte, man kann aber auch überzeugt werden, daß der Dieb sehr gut orientiert war, und jedenfalls so genaue und eingehende Kenntnis der Sachlage besaß, wie sie nur z. B. ein früherer Dienstbote oder sonstiger Hausgenosse, oder wie es auch schon vorgekommen ist, der frühere Besitzer des Hauses, haben kann. Ist die „Lewone" nicht glücklich angelegt, so wird man sich die Frage vorlegen, was sich der Täter vorgestellt haben muß, um die „Lewone" gerade so und nicht anders anzulegen. Wird diese Frage unter Heranziehung aller, wenn auch kleinlicher Umstände in Erwägung gezogen, so kann man mitunter zu brauchbaren Ergebnissen kommen, da man sich z. B. darüber Klarheit zu schaffen vermag, daß der Täter die Türe wohl von innen gesehen haben kann, hierbei aber einen bestimmten Standpunkt eingenommen haben muß, der ihm die, für ihn nicht günstige Vorstellung über die Sachlage beigebracht hat oder aber, daß er f r ü h e r e Verhältnisse im Auge gehabt hat, die

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Schlüsse aus der Arbeit des Einbrechers.

dermalen geändert sind usw. Durch geeignete Forschungen kann man dann vielleicht herausbringen, wer die Persönlichkeit war, welche die Sachlage nur von jenem Standpunkte aus oder in früherer Zeit beobachten konnte. Ebenso könnte man die Ansicht gewinnen, daß der Täter die Situation nur durch Erzählungen, Beschreibungen, Abbildungen usw. kennen gelernt hat, die ihm eine falsche Vorstellung der Dinge beigebracht haben, was auch zu weiteren Forschungen Anlaß geben kann. — Besonders wichtig ist aber eine genaue Besichtigung und Begutachtung durch Sachverständige in einem solchen Falle hauptsächlich deshalb, weil beinahe stets die Arbeit etwas Charakteristisches an sich tragen wird. Man kann vielleicht feststellen, welcher Art die benützten Werkzeuge waren, ob und welcher Fachmann der Täter war, ob er bei der Arbeit Zeit hatte, ob er bei Beleuchtung arbeitete, ob sich ein auffallender Kraftaufwand merken läßt, ob mit besonderer Ungeschicklichkeit oder eigenartiger Technik vorgegangen wurde, ob er besondere Vorteile anwendete, um z. B. vorhandenen Nägeln oder sonstigen Eisenbestandteilen auszuweichen, kurz, es können Umstände festgestellt werden, welche die Individualisierung des Täters und seine spätere Ausforschung möglich machen könnten. Dies sieht unwahrscheinlicher aus, als es in Wirklichkeit ist, da man nicht übersehen darf, daß eine derartige Wahrnehmung ja nicht vereinzelt stehen bleibt, sondern häufig durch andere Beobachtungen, welche diese oder jene Auskunftsperson gemacht hat, Unterstützung findet und so greifbare Formen annimmt. Man wird sich davor hüten, mit jeder Wahrnehmung, die man aus dem Objekte gemacht hat oder gemacht zu haben vermeint, sofort herauszuplatzen und sie den Umstehenden mitzuteilen, die sich oft gleich beeilen, der Meinung des Herrn UR. beizupflichten und diese durch nicht oder schlecht gemachte Beobachtungen zu unterstützen. Wie häufig man in dieser Art, auch bei der besten Meinung und Absicht der Leute, irregeführt wurde, weiß jeder Kriminalist. Ebenso sicher ist es aber, daß in einem derartigen Falle durch sorgfältig gepflogene Beobachtung, Verwertung der Äußerungen von Sachverständigen, vorsichtige Mitteilung der gewonnenen Resultate an die Auskunftspersonen, Sammlung der Meinungen, die von diesen ausgesprochen werden, und endliche Kombination des gesamten derartig gewonnenen Materiales, oft wirklich brauchbare und fördernde Resultate gewonnen worden sind. Ich möchte hier eines eigentümlichen Falles von „Lewone legen" Erwähnung tun, da dieser manches Interessante geboten hat und gleichzeitig von der ersten jener großen Lewone handelt, wie sie dermalen bei Einbrüchen in Juwelierläden usw. (aus einem Nebenraume oder einem anderen Stockwerke) öfter vorkommen. Ein Mietwagenbesitzer namens Gr. hatte sich im Laufe langjährigen Kutschierens eine ansehnliche Summe zusammengespart und als diese durch eine Erbschaft vermehrt wurde, gedachte er in seinen alten Tagen vom Erträgnisse seines Oeldes in Ruhe zu leben. Er war ein alleinstehender

Diebstahl mit

973

„Lewone".

J u n g g e s e l l e , von Haus aus mißtrauisch und dadurch noch ängstlicher geworden, daß einem Standesgenossen, ebenfalls einem alten Fiaker, sein ganzes V e r m ö g e n in unaufgeklärter W e i s e eben damals gestohlen worden ist, als G r . sich zur Ruhe gesetzt hatte. Er m i e t e t e ein ebenerdiges Z i m m e r , welches nur eine einzige T ü r e hatte, ließ die beiden F e n s t e r mit G i t t e r n , Laden usw., die T ü r e mit unterschiedlichen Riegeln und Schlössern versehen, kaufte sich einen R e v o l v e r und war nun getrösteter. Sein Geld hatte er in der S p a r k a s s e a n g e l e g t , das Einlagebuch trug er tagsüber stets bei sich in der Rocktasche, abends lag der Rock neben seinem Bette, das Sparkassebuch b l i e b im R o c k sacke. G r . b e s a ß nun aus seinem früheren G e s c h ä f t e eine noch nicht verkaufte alte Kutsche, die im selben Hause verwahrt war, w o er wohnte. Eines M o r g e n s wurde G r . mit der Nachricht g e w e c k t , es sei j e m a n d da, der den W a g e n besichtigen und kaufen wolle. G e i z i g , wie G r . war, eilte er sofort herbei, b e s i c h t i g t e m i t dem ihm unbekannten Käufer den W a g e n , dieser wurde eingehend untersucht und schließlich begaben sich beide zu einem in der Nachbarschaft w o h n e n den Fiaker, wo ein paar P f e r d e ausgeliehen und in die alte K a r r e t e gespannt wurden, da der Käufer darauf bestand, daß der W a g e n „ p r o b i e r t " werde. G r . und der „ K ä u f e r " fuhren bis in den halben Vormittag mit dem K a u f s o b j e k t e herum, der Käufer war s e h r b e friedigt und versprach, nachmittags mit dem G e l d e und seinen P f e r d e n zu kommen, um den W a g e n zu zahlen und abzuholen. Kaum war der Käufer fort, so .entdeckte G r . , daß er statt seines E i n l a g e buches ein ähnliches, aber nur auf e i n e n G u l d e n lautendes in der T a s c h e habe. Als er nun sofort zur Sparkasse eilte, s t e l l t e es sich heraus, daß der ganze B e t r a g von seinem verschwundenen E i n l a g e b u c h e schon vor etwa einer Stunde, unbekannt von wem, behoben worden sei. Da der W a g e n k ä u f e r nachmittags natürlich nicht erschien, so war es zweifellos, daß die G e s c h i c h t e mit dem W a g e n k a u f e n und W a g e n probieren nur eine F i n t e war, um den G r . zu beschäftigen, damit er den Abgang seines B u c h e s nicht merken sollte, so daß der G e n o s s e des „ K ä u f e r s " Z e i t und Sicherheit fände, das gestohlene Buch zu verwerten. Anfangs glaubte man natürlich, es handle sich um einen vom „ W a g e n k ä u f e r " geschickt durchgeführten T a s c h e n d i e b s t a h l , indem dieser z. B. während d e r Besichtigung des W a g e n s , o d e r während der „ P r o b e f a h r t " dem G r . das Sparkassebuch auf einen Gulden in der T a s c h e gesteckt, dann das Sparkassebuch auf den hohen B e trag aus der T a s c h e gezogen und dieses in wer weiß wie g e s c h i c k t e r Art einem Helfershelfer zugeschoben oder zugeworfen haben m u ß t e , der es sofort realisierte. A b g e s e h e n davon, daß G r . auf der Unmöglichkeit eines T a s c h e n d i e b s t a h l e s bestand, ergab auch eine g e n a u e Untersuchung des Z i m m e r s des G r . anderes ; unter dem B e t t e des G r . , ziemlich weit rückwärts, also für eine auch weiter vom B e t t e s t e h e n d e Person nicht sichtbar, war nämlich im B r e t t e r b o d e n ein ziemlich g r o ß e s , etwa 5 0 cm im D u r c h m e s s e r haltendes Loch, ungefähr quadratisch ausgeschnitten worden. W i e oben geschildert, war eine g r o ß e Anzahl von g a r nicht g r o ß e n Löchern dicht nebeneinander g e b o h r t , und d i e Hans

Groß,

H d b . f. U R .

6. A u f l .

II.

62

974

D i e b s t a h l mit „ L e w o n e " .

B o h r l ö c h e r mit einem M e s s e r dann vereinigt worden, so daß zwei n e b e n e i n a n d e r liegende F u ß b o d e n b r e t t e r j e zweimal durchgeschnitten waren und somit frei zum Herausnehmen lagen. Der F u ß b o d e n des Z i m m e r s war nämlich ein sogenannter T r a m b o d e n , d. h. es waren Balken parallel und etwa 1 m weit voneinander gelegt, ü b e r w e l c h e starke B r e t t e r querüber angebracht waren, die dann gleichzeitig den F u ß b o d e n des Z i m m e r s und die D e c k e des darunterliegenden R a u m e s dargestellt haben. ( F i g . 1 3 8 zeigt die D e c k e von u n t e n g e s e h e n . ) Unter diesem Z i m m e r befand sich ein g r o ß e r G e m ü s e k e l l e r , den ein unbekanntes W e i b unter falschem Namen etwa zwei W o c h e n vor dem D i e b s t a h l e g e m i e t e t und mit einigem fast wertlosen G e m ü s e b e l e g t hatte. D e r D i e b hatte sich also zeitlich morgens w i e d e r h o l t im K e l l e r eingesperrt, was er umso leichter tun konnte, als wenig Leute im H o f e verkehrten. Dann hatte er im Laufe des T a g e s , wenn er den G r . fort-

H





Fig. 138. Ausbobren eines Fußbodens (von unten gesehen).

g e h e n g e h ö r t hatte, seine unheimliche B o h r a r b e i t d u r c h g e f ü h r t ; allerdings mußte er auch hierbei vorsichtig und leise zu W e r k e gehen, da das Z i m m e r neben G r . von einem Schneider bewohnt war, der untertags zu H a u s e arbeitete, aber mit seiner Nähmaschine viel Lärm veru ! s a c h t e . Als nun endlich die B o h r a r b e i t fertig und das Loch zum Öffnen bereit war, ist der D i e b dann einmal des Nachts, wenn er den G r . im tiefsten Schlafe w u ß t e , durch das Loch unter das B e t t g e krochen, von w o er den Rock und das Sparkassebuch leicht erreichen und g e g e n das auf e i n e n Gulden lautende umtauschen konnte. Letzteres geschah j e d e n f a l l s , um den G r . zu beruhigen, wenn er etwa b e i m Anziehen usw. sich g e w o h n h e i t s m ä ß i g durch T a s t e n vom Vorhandensein des Schatzes ü b e r z e u g t e ; auch in dieser Richtung hatte also der D i e b richtig spekuliert. Den R ü c k w e g nahm er in derselben W e i s e und hatte noch die Vorsicht, die B o h r s t e l l e nach T u n l i c h k e i t unkenntlich zu machen ; er hatte nämlich an d e r U n t e r s e i t e j e d e s B r e t t s t ü c k e s eine S c h r a u b e mit einem fixen, g r o ß e n R i n g e angebracht, die b e i m Öffnen und Schließen als H a n d h a b e dienen mußte. B e v o r er nun die beiden Brettstücke nach dem Diebstahle von unten w i e d e r einfügte, hatte er ihre Ränder sorgfältig mit etwas feuchtem Lehm b e strichen, der dann beim Hereinziehen der Brettstücke ringsum e t w a s herausquoll, und so die Schnittflächen verdeckte. Der D i e b h a t t e gehofft, daß b e i einer allfälligen Nachschau unter dem B e t t e , w o es selbstverständlich ziemlich dunkel war, der a u s g e q u o l l e n e Lehm als zufällig vorhandener Staub angesehen werden würde, o h n e daß man

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Türvorleger.

so auf die richtige Spur käme, wie eigentlich der Diebstahl geschehen ist. Da die Personsbeschreibung der Mieterin des Gemüsekellers und auch die des angeblichen „ W a g e n k ä u f e r s " bekannt war, so wurde der Dieb entdeckt und gestand schließlich auch den erzählten Hergang. Psychologisch interessant an diesem Falle ist der Unistand, daß der Dieb angab, das Geld vergraben zu haben ; er nahm wiederholt einen Anlauf, zu gestehen, wo es vergraben sei, tat es aber doch doch nicht; so ist er im Zuchthause gestorben und das viele Geld fault irgendwo in der Erde. —

Fig. 139.

Fig. 140.

T ü r k e t t e , richtig a n g e b r a c h t .

T i i r k e t t e , ialsch a n g e b r a c h t .

Einer Erwähnung hat der heute so weit verbreiteten sogen. „Türvorleger", Türketten, Sicherheitsketten, zu geschehen, welche überall die fast vollkommen gleiche Konstruktion z e i g e n 1 ) . Die sinnreiche Idee dieser Ketten besteht bekanntlich darin, daß quer über den Türspalt eine Kette mit einem Knopf am Ende gelegt und der Knopf in einen Schlitz eingeschoben wird. Ist dieser Schlitz lichtig, d. h. horizontal angebracht (Fig. 139), so kann bei vorgelegter Kette die Türe so weit geöffnet werden, daß man z. B. einen Brief oder ein kleines Paket hereinreichen, mit jemanden sprechen kann usw. ') Die neueil Vorleger aus Stäben mit Gelenken sind schließlich im Prinzip dasselbe, wie die Ketten. Der Zweck aller dieser Vorrichtungen soll ja nur für jene Momente gewährt werden, in welchen jemand innen an der Türe steht und mit einem außenstehenden Unbekannten bei etwas geöffneter Türe verhandelt oder auch für Verschluß unter Tag, wenn öfter jemand v o n den Hausleuten an der gesicherten Türe vorbeikommt oder aus einem Nebenraume ein Herumarbeiten bemerken müßte; für alle diese Fälle genügt aber die Kette jedenfalls auch. Bei Nacht muß natürlich noch für anderweitigen Verschluß g e s o r g t werden. — 62*

976

Schlösser.

W o l l t e aber jemand hineingreifen und den Kettenknopf so weit zurückschieben, daß er aus der Schlitzerweiterung herausgenommen werden könnte, so geht das nur, wenn die T ü r e fast völlig geschlossen ist: dann hat aber die Hand im Türspalt nicht Raum und es ist also bei richtiger Anbringung von Kette und Schlitz ein Öffnen von außen fast unmöglich. O f t sieht man aber den Schlitz falsch, d. h. senkrecht angebracht (Fig. 140), wodurch die ganze „Sicherheitskette" völlig wertlos wird. G r e i f t nämlich jemand durch den Türspalt herein, so kann er unbehindert den Kettenknopf auf- und abschieben und auch bis zur Schlitzerweiterung bringen, und öffnen. Denn wegen der vertikalen Stellung des Schlitzes verkürzt sich die Kette nicht und deshalb schließt sich auch die T ü r e nicht, die Bedeutung der Vorlegekette ist verkannt und völlig illusorisch. Dann wundern sich die Leute, wenn „trotz der Sicherheitskette" die T ü r e 1 ) geöffnet wurde! — ß ß ) Angriff auf die Schlösser.

Die unberufene Eröffnung von Schlössern durch Gewalt oder Nachschlüssel ist ebenso alt, als die Schlösser selbst, und jedem Fortschritte, den die Kunstschlosserei in Erzeugung besonders guter Schlösser macht, entspricht auch wieder ein Fortschritt des Einbrechers, welcher seinerseits unter Umständen auch ein Künstler sein kann. Ist aber die Geschicklichkeit des Kunstschlossers soweit gekommen, daß sie nur von wenigen, gleich Geschickten erreicht wird, wie es z. B. bei der vorgeschrittenen Geldschrank-Fabrikation der Fall ist, dann muß List u n d Schlauheit die mangelnde technische Geschicklichkeit ersetzen. Um nur ein Beispiel zu erwähnen, sei auf den Umstand hingewiesen, daß man beim Einkaufe eines „feuer- und einbruchssicheren" Geldschrankes d r e i Parien von Schlüsseln mitbekommt, von welchen man in der Regel eines bei sich trägt, eines in der Kasse selbst und eines bei einem vertrauten Bekannten zu verwahren pflegt. Diese drei Parien Schlüssel macht aber doch nicht der Fabrikant selbst, sondern einer seiner Arbeiter, und wenn wir diesen auch alles Vertrauen entgegenbringen, so dürfen wir doch annehmen, daß sich unter ihnen auch ein schlechter Mensch finden kann. W e n n ein solcher nun für die Kassen j e drei Parien Schlüssel herstellt, wer hindert ihn daran, daß er noch ein v i e r t e s Pare macht und dieses für sich behält? H a t er aber eine Anzahl solcher vierter Parien verfertigt, so bedarf es dann keiner besonderen Geschicklichkeit, damit er z. B. durch die in der Fabrik bediensteten Packer, Hausknechte usw. davon unterrichtet wird, wer die Kassen gekauft hat, an wen sie l ) Eine Möglichkeit den Verschluß durch Sicherheitskette zu öffnen liegt bei Flügeltüren dann vor, wenn der D i e b durch den Türspalt die Stemmriegel d e s feststehenden F l ü g e l s zurückschieben konnte, weil er dann, wenigstens bisweilen soweit eingreifen kann, daß er den Kettenknopf freimachen kann. Auch mit Drahthaken an einer Schnur befestigt, geht es, jedenfalls wird hiebei aber Zeit erfordert (Mitteilung von Kurt v. D e h n in Riga).

Schlösser.

977

versendet wurden. Gehen sie an auswärtige Niederlagen, dann muß er freilich mit einem ihrer Bediensteten in Verbindung treten, das ist aber nicht das Schwierigste. Hat der Schlosser aber Kenntnis davon, wer solche Kassen gekauft hat, von welchen er „Reserveschlüssel" besitzt, so handelt es sich nun darum, in einem dieser Häuser Zutritt zu bekommen, am besten dauernd, als Diener, sonst als H a n d w e r k e r zu einer Ausbesserung oder Herstellung, als Schornsteinfeger, Wasserleitungs-Revisor usw. Geht das alles nicht, so wird er Verehrer der Köchin oder des Stubenmädchens, kurz, einmal kommt er doch auf einige Minuten zur altbekannten „Einbruchssichern", und wie er mit seinem vierten Pare Schlüssel öffnen kann, das hat er auch nicht vergessen. Daher der Rat, man möge aus zwei v e r s c h i e d e n e n Fabriken eine große und eine kleine Kasse kaufen, von welchen diese in jener steht — dann hilft auch das vierte Pare nichts. — b

Fig. 141. Arbe mit Schloß.

Meistens handelt es sich aber um Gewalt und Geschicklichkeit. Fassen wir zuerst die sogenannten Anhängeschlösser ins Auge, so finden wir bei diesen die Anwendung von Nachschlüsseln viel seltener als bei fixen, sogenannten Einstemm- oder Anschraubschlössern, da bei den Anhängeschlössern mit Gewalt leichter etwas zu richten ist. Diesfalls kommt dem Einbrecher die grenzenlose Gedankenlosigkeit der Leute zu statten. O f t genug ist zu beobachten, daß die sogenannte „ A r b e " (a b in Fig. 141) einfach in ein Bohrloch gesteckt und bei b nicht einmal auseinandergebogen und umgekrümmt w i r d ; geradezu lächerlich nimmt es sich aus, wenn an einer solchen Arbe ein gutes, teures Schloß hängt, welches dann nur den einen Zweck hat, daß der Dieb daran recht bequem anfassen und die Arbe herausziehen kann. Ebenso findet man, daß der sogenannte Bogen a c des Schlosses recht stark und massiv gearbeitet ist, um das Abfeilen zu verhindern, wogegen dann die Öse a der Arbe so dünn ist, daß der Dieb erst gar nicht um die Feile greift, sondern die Öse mit einer Zange abkneipen kann. — Ist aber die Arbe gut befestigt, auseinandergebogen, und beiderseits umgekrümmt und auch im Eisen stark gehalten, so sucht der Dieb das Schloß abzudrehen (zu „ w ü r g e n " ) ; hierzu zeigt man ihm

978

Schlösser und Nachschlüssel.

häufig dadurch besonderes Entgegenkommen, daß man die sogenannten amerikanischen (kreisrunden, mit sehr hohem Bogen versehenen) Schlösser (Fig. 141) benützt. Diese sind in Arbeit und Konstruktion sehr gut, da die Zuhaltungen mit einer eigenen Permutationsmaschine erzeugt werden, so daß selten zwei Schlüssel einander gleichen ; aber der Bogen des Schlosses ist der ganzen Bauart wegen hoch, so daß zwischen Arbenöse und Schloß selbst, im Bogen ein großer leerer Raum entsteht, in welchen eine so starke Eisenstange gesteckt werden kann, daß das Schloß lediglich durch Drehen der Stange leicht „ a b g e w ü r g t " wird. Betreffs der eben erwähnten, sogenannten amerikanischen Schlösser ist übrigens noch zu bemerken, daß man vielen von ihnen auf eine andere Art beikommen kann. Sie bestehen nämlich aus zwei zylinderförmigen Kapseln, welche schachtelartig ineinander gesteckt sind u n d im Mittelraum das Schloßwerk tragen. Diese zwei Kapseln sind nun häufig nicht vernietet, sondern nur durch sogenanntes,,Überr ä n d e r n " vereinigt. In einem solchen Falle genügt es, mit einem

Kf

r*.

Fig. 142. G a r n i t u r v e r s c h i e d e n e r Dietriche.

hölzernen Werkzeug, z. B. einem kleinen Holzscheit, geduldig am Rande herum, solange zu klopfen, bis die Ränderung ausläßt. Ist das geschehen, so ist das Werk frei und leicht zu öffnen. Jedenfalls wird man vorkommenden Falles die Art des Herganges ansehen, da man aus dieser oft einen Schluß auf die Natur und Qualität des Einbrechers machen und bestimmen können wird, inwieweit er informiert war und wie er zu arbeiten pflegt. — Über die Einstemm- und Anschraubeschlösser ist nicht viel zu sagen. Handelt es sich um ein einfaches Tür- oder Kastenschloß, so weiß jeder von uns, wie ein solches konstruiert ist, sollte es aber Einer nicht wissen, so wird ihm eine Zeichnung und Beschreibung auch nichts nützen, er muß einen Fachmann fragen. In einem solchen Falle rate ich jedem UR., der nicht weiß, wie ein Schloß beschaffen ist, d r i n g e n d , sich vom ersten besten Schlosser ein zerlegtes Schloß eingehend erklären zu lassen ; tut der UR. das nicht, so muß er beim nächsten Falle, wo es sich um unbefugte Ö f f n u n g eines Schlosses handelt, in Verlegenheit und Schwierigkeiten kommen. Der zu Rate gezogene Schlosser wird auch die verschiedenen Nachschlüssel

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Nachschlüssel.

und Dietriche vorweisen und erklären können. E i n e Garnitur der verschiedenen Gattungen von Dietrichen, w i e s i e im Besitze eines versierten „ S c h r ä n k e r s " in der R e g e l gefunden werden, zeigt F i g . 1 4 2 1 ) . Ich ergänze diese Z u s a m m e n s t e l l u n g durch einfache Zeichnungen aus dem alten T h i e l e 2 ) ( F i g . 1 4 3 ) ; sie haben auch heute Gültigkeit für alle gewöhnlichen S c h l ö s s e r . Für moderne Konstruktionen bedarf es höchst komplizierter Vorrichtungen. D a b e i vergesse man aber in praxi nicht, daß der Nichtbesitz von sogenanntem „ S c h r ä n k z e u g " (Garnituren von D i e t r i c h e n ) noch nicht beweist, daß der B e t r e f f e n d e kein E i n b r e c h e r ist und Türen nicht geöffnet hat. G e r a d e dem geübten und geschickten Einbrecher,

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Fig. 143. D i e t r i c h e („Klatnmoniß, T a l t l , k l e i n p u r i m " g e n a n n t ) nach A. F. T h i e l e . 1 = Z a r l e ß (Franzose). — 2 - W e l s c h - E c h e d e r . — 3 = W e l s c h - V o r d e r s c h i e b e r . — 4 = W e l s c h - H i n t e r schieber. — 5 = Englisch-Welsch. — 6 = Deutsch-Echeder. — 1 Deutsch-Vorderschieber. — 8 = D e u t s c h - H i n t e r s c h i e b e r . — 9 = D e u t s c h - V o r d e r b o g e n . — 10 = D e u t s c h - H i n t e r b o g e n (alte F o r m ) . — 11 = D e u t s c h - H i n t e r b o g e n (neuere F o r m ) .

den sich der Laie nicht anders als mit einem rasselnden Bunde verschiedenster Nachschlüssel vorstellt, genügen die einfachsten M i t t e l : ein krummer Nagel, ein Draht und ein M e s s e r . J a , von den ersten Sommitäten des F a c h e s , z. B. Damian H e s s e l , wird behauptet, daß sie mit einem Stück Holz, und einem Bindfaden s c h w e r e S c h l ö s s e r zu öffnen vermochten 3 ). W i l l ein E i n b r e c h e r vor dem anderen seine ') Allerdings gibt es noch viele andere F o r m e n ; die S a m m l u n g e n des Grazer krimin. Universitäts-Institutes h a b e n viele hunderte der merkwürdigsten Dietriche, vom schweren H a k e n s c h i e b e r bis zum feinsten N a c h s c h l ü s s e l aus S t a h l draht von der S t ä r k e einer S c h w e i n s b o r s t e . B e s o n d e r s s c h ö n ist ein Bund S c h l ü s s e l aus feinstem e n g l i s c h e n S t a h l b l e c h mit g r ö ß t e r Sorgfalt g e s c h n i t t e n (aus dem B e s i t z e eines a m e r i k a n i s c h e n Einbrechers). ») „Die J ü d i s c h e n G a u n e r in D e u t s c h l a n d " , 2. Aufl., Berlin 1848, L o u i s Quien. •) Staatsanwalt S c h u b e r t in Erfurt teilt mir mit, daß ihm ein S c h l o s s e r , zugleich E i n b r e c h e r , d i e s e s K u n s t s t ü c k mit nie fehlender S i c h e r h e i t v o r g e macht hat.

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Schloß und Schlüssel.

höchste Achtung aussprechen, so sagt er, er ö f f n e die Schlösser durch „ A n b l a s e n " , d. h. mit tunlichst einfachen Mitteln und in ü b e r r a s c h e n d kurzer Zeit ( A v e - L a l l e m a n t ) . D a g e g e n ist es allerdings auch wahr, daß man oft bei g e ü b t e n G a u n e r n nett, k o m p e n d i ö s und sinnreich g e a r b e i t e t e s „ E i n b r e c h - B e s t e c k " findet. Ich sah einmal ein solches, welches sehr geschickt erdacht und elegant g e a r b e i t e t w a r ; man konnte sich kaum einen Fall denken, f ü r den nicht v o r g e s o r g t war, das Material war bester Stahl, die G r i f f e aus M e s s i n g hübsch gearbeitet, die Schrauben feine M i k r o m e t e r s c h r a u b e n und das G a n z e in einem S a m t - E t u i ! Etwas ähnliches zeigt Fig. 144, w e l c h e das Arbeitsnecessaire eines berüchtigten Londoner Einbrechers d a r s t e l l t ; solche Taschen sollen bei derlei Leuten sehr gebräuchlich sein, da auch Advokaten, Ärzte usw. ähnliche Taschen tragen, so daß der Besitz einer solchen nicht verdächtig macht. —

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Fig. 144. W e r k z e u g t a s c h e samt Inhalt aus dem Besitze eines L o n d o n e r E i n b r e c h e r s .

Auf zwei Dinge sei noch h i n g e w i e s e n : H a t der Dieb Gelegenheit, w i e d e r h o l t zu dem zu erbrechenden Schloß zu g e l a n g e n , so macht er sich vorerst einen W a c h s a b d r u c k vom Schlüsselloch, 1 ) kauft sich dann im erstbesten Eisenladen einen u n g e f ä h r passenden rohen Schlüssel aus W e i c h g u ß und feilt ihn nach dem Schlüssellochabdruck im groben zu. Dann w i r d der Schlüssel g u t berußt, vorsichtig in das Schloß eingeführt u n d leicht g e d r e h t , so daß sich die s o g e n a n n t e n F ü h r u n g e n auf dem b e r u ß t e n Bart einzeichnen. Nun ist das g e n a u e ') Vgl. W. G ö h l i c h in H. Groß' Archiv XL1, 241.

S c h l o ß und S c h l ü s s e l .

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Zufeilen rasch geschehen. W e n n es sich a b e r um die F r a g e handelt, o b überhaupt an einem Schloß mit Nachschlüssel usw. h e r u m g e a r b e i t e t wurde, s o lasse man es sich herabnehmen und betrachte das Innere des S c h l o s s e s ; dies ist mit einer dunklen Schicht von R o s t , verdicktem Öl und Staub bedeckt, d i e n u r d o r t f e h l t , w o der Schlüssel s t r e i f t ; wurde mit einem Nachschlüssel operiert, so findet man fast unfehlbar die Spuren d a v o n : glänzende, frische Kratzer und R i s s e , die nicht vom normalen G e b r a u c h e des richtigen Schlüssels herrühren W a s nun aber die modernen, oft genial konstruierten S c h l ö s s e r der heutigen Geldschränke anlangt — Chubb-, Bramah-, Newell-, Ade-, H o b b s - , F e n b y - , W e r t h e i m - , Yale-, Kromer-, P r o t e k t o r - S c h l ö s s e r und wie sie alle heißen mögen — s o sind diese alle so kompliziert g e a r b e i t e t , und s c h w e r zu verstehen, daß irgendeine B e s c h r e i b u n g dem Laien um s o w e n i g e r nützen würde, als er vorkommenden F a l l e s ohnehin S a c h v e r s t ä n d i g e zuziehen muß, ohne deren H i l f e er nichts zu machen vermag. Zu vergessen ist übrigens nicht, was in den „ D e n k w ü r digkeiten und Geständnissen des Scharfrichters von L o n d o n " 2 ) g e s a g t w i r d : „ E s g i b t auf dieser W e l t kein Schloß, welches nicht leicht g e ö f f n e t werden könnte, und j e kunstvoller ein S c h l o ß ist, desto g r ö ß e r ist auch die damit g e t r i e b e n e M y s t i f i k a t i o n . " R i c h t i g i s t ' s ja, daß g e r a d e bei den kompliziertesten S c h l ö s s c r n ') nicht immer der Besitz eines komplizierten Schränkzeuges notwendig i s t ; man behauptet, daß die besten Stechschlösser durch eine Anzahl geschickt z u s a m m e n g e s t e l l t e r Nadeln, j a s o g a r durch den scharfen Strahl einer an das Schlüsselloch angesetzten W a s s e r s p r i t z e g e ö f f n e t wurden. D i e bestbevvährte Art g e h t dahin, daß feiner, feuchter Zwirn mit einem Stück Draht vorsichtig in das Stechschlüsselloch gestopft wird, bis es f a s t voll ist, und s o m i t alle Zuhaltungen berührt werden. Dann drückt man mit einem meiselartigen H o l z auf den Zwirn und vermag nicht selten so die Zuhaltungen zurückzuschieben. G e h t es nicht, so wird der Zwirn herausgezogen, und dieselbe Manipulation ein zweites, ein zehntes Mal versucht. — Von den ebengenannten „ Z u h a l t u n g e n " eines S c h l o s s e s hängt im wesentlichen seine S i c h e r h e i t ab. Darunter versteht man einen, mit h a k e n f ö r m i g e m Ansätze versehenen, um einen Stift drehbaren Hebel, der durch eine F e d e r hereingedrückt wird. Beim Aufsperren löst der S c h l ü s s e l b a r t durch H e b u n g eines „ Z u h a l t u n g s l a p p e n s " die Zuhaltung aus und ermöglicht so, i m weiteren Drehen das Öffnen des S c h l o s s e s . Ist also b l o ß e i n e Zuhaltung mit e i n e r F e d e r da, s o kann das ') A. W e i n g a r t , „ H a n d b u c h für das U n t e r s u c h e n von B r a n d s t i f t u n g e n " , L e i p z i g 1895. ') Nach d e s s e n D i k t a t e n n i e d e r g e s c h r i e b e n vom Wundarzt des „ N e w g a t e " zu London, deutsch von Ferd. Frhr. v. B i e d e n f e l d , W e i m a r 1840. 3) W e r sich über diese S c h l ö s s e r und die Art, wie sie geöffnet werden können, b e s s e r unterrichten will, findet g e n a u e n Unterricht in A. L ü d i c k e , , , P r a k t i s c h e s Handbuch für K u n s t - , B a u - und M a s c h i n e n s c h l o s s e r , G e l d s c h r a n k fabrikanten, K l e i n m e c h a n i k e r usw.'' (ein für unsere Z w e c k e s e h r e m p f e h l e n s wertes Buch). Oder in M e y e r s K o n v e r s . - L e x i k o n Artikel „ S c h l o ß " .

Schloß und Schlüssel. Schloß auch mit einem krumm zugefeilten D r a h t oder N a g e l u s w . g e ö f f n e t w e r d e n ; sind aber mehrere Zuhaltungen vorgesehen, deren j e d e ihre e i g e n e F e d e r besitzt, und verlangen d i e s e Z u h a l t u n g e n vermöge verschieden hoch ausgefeilter Öffnungen verschiedene Hebungen, s o ist das Ö f f n e n mit e i n e m k r u m m e n Draht nicht möglich, da a l l e Z u h a l t u n g e n u n d i h r e e i n z e l n e n F e d e r n g l e i c h z e i t i g a n g e f a ß t w e r d e n m ü s s e n . D a z u i s t a l s o der t r e p p e n f ö r m i g e ( C h u b b - ) S c h l ü s s e l nötig, bei w e l c h e n j e d e der verschieden hohen Stufen je eine Zuhalt u n g g l e i c h z e i t i g mit den anderen hebt. Bei der E r z e u g u n g solcher S c h l ö s s e r ist e s nun b e g r e i f l i c h e r w e i s e s e h r e i n f a c h , e i n e n s o l c h e n t r e p p e n f ö r m i g e n Bart a m S c h l ü s s e l zu m a c h e n , recht k o m p l i z i e r t u n d teuer ist aber die H e r s t e l l u n g des S c h l o s s e s mit etwa 6 und mehr Z u h a l t u n g e n u n d d e n d a z u g e h ö r i g e n f e i n e n F e d e r n . E s ist d a h e r n a h e l i e g e n d , w e n n a u c h h i e r b e t r o g e n w i r d d. h. m a n v e r k a u f t S c h l o ß u n d S c h l ü s s e l , w o b e i l e t z t e r e r , d e n m a n ja g e n a u b e s e h e n kann, z a h l r e i c h e S t u f e n a m B a r t e trägt, w ä h r e n d d a s S c h l o ß , w a s m a n n i c h t sieht, bloß e i n e einzige b i l l i g e Z u h a l t u n g b e s i t z t ; der Käufer ist ber u h i g t u n d g l a u b t s e i n e Q e l d k a s e t t e m i t d e n 7 Z u h a l t u n g e n , auf w e l c h e die 7 Stufen des Schlüssels deuten, g u t gesichert, sein D i e n e r ö f f n e t die Kasette mit einem krummen Draht und stiehlt, denn das S c h l o ß hat t a t s ä c h l i c h b l o ß e i n e Z u h a l t u n g . S o l c h e I r r u n g e n f ü h r e n d a n n zu b e d e n k l i c h e n A n n a h m e n w e g e n d e s T ä t e r s o d e r d e r Art d e s Vorgehens bei dem Diebstahle. H a n d e l t e s s i c h u m e i n e n s o l c h e n Fall d. h. um e i n e n D i e b s t a h l , bei w e l c h e m a u s e i n e m m i t „ v o r t r e f f l i c h e m P a t e n t - C h u b b s c h l o ß " versperrtem Behältnisse gestohlen wurde, so muß festgestellt werden, o b d a s S c h l o ß in d e r T a t d i e g e n a n n t e n A t t r i b u t e v e r d i e n t . Diese F e s t s t e l l u n g ist nach e i n e m von praktischen Leuten oft v e r w e n d e t e n , a u c h in i l l u s t r i e r t e n Z e i t u n g e n b e s c h r i e b e n e m V e r f a h r e n l e i c h t d u r c h z u f ü h r e n , o h n e d a ß m a n d a s I n n e r e d e s S c h l o s s e s zu s e h e n braucht. S a g e n w i r a in F i g . 1 4 5 s t e l l e d e n Bart e i n e s a n g e b l i c h e n C h u b b s c h l ü s s e l s vor, d e s s e n 6 S t u f e n e b e n s o v i e l e Z u h a l t u n g e n im S c h l o s s e a n n e h m e n l a s s e n . M a n d r ü c k t n u n d e n Bart auf ein Stück g e w ö h n l i c h e S e i f e u n d r e i b t d e n S c h l ü s s e l an d e r S e i f e s o l a n g e hin u n d her, bis alle negativen Stufen a u s g e f ü l l t sind. D a n n drückt man mit den F i n g e r n s o l a n g e an d e r S e i f e b i s S c h l ü s s e l b a r t u n d S e i f e e i n v o l l e s Rechteck a p y b darstellen (b). Nun führt man den Schlüssel langsam in d a s S c h l ü s s e l l o c h u n d dreht, a l s o b m a n a u f - o d e r z u s p e r r e n w o l l t e . Ist d a s S c h l o ß w i r k l i c h ein C h u b b s c h l o ß , d. h. h a t e s w i r k l i c h s o v i e l e Führungen als der Schlüssel Stufen zeigt, s o wird die Seife von allen 6 S t u f e n a b g e s t r e i f t ; i s t a b e r b l o ß z. B. e i n e F ü h r u n g da, s a g e n w i r an der m i t t l e r e n S t u f e d e s S c h l ü s s e l s , s o w i r d d i e S e i f e b l o ß h i e r bei e a b g e s t r e i f t , s i e b l e i b t an d e n a n d e r e n S t u f e n s t e h e n , w i r h a b e n d a s B i l d c ; h i e m i t ist d a r g e t a n , d a ß b l o ß ein d e n k b a r o r d i n ä r e s S c h l o ß mit einer einzigen Z u h a l t u n g vorliegt, trotz Preis und s c h ö n e m Schlüssel, und daß dies m i t j e d e m k r u m m e n Draht g e ö f f n e t w e r d e n kann. — In v i e l e n F ä l l e n r i c h t e t s i c h d e r E i n b r e c h e r a b e r g a r n i c h t g e g e n d i e S c h l ö s s e r , s o n d e r n s u c h t a n d e r w e i t i g v o r w ä r t s zu k o m m e n . Ist

„Einbruchsichere" Kassen.

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die Kasse auf dem Boden angeschraubt, und hat sie überstehenden Deckel, so hat man dem Dieb nur einen Gefallen erwiesen ; er benützt dann eine Wagenwinde, die gegen den Deckel angesetzt und aufgeschraubt wird — da hält selten etwas s t a n d 1 ) . Manchmal sind auch die Fabrikanten gewissenlos genug. Der Eigentümer einer „Einbruchsicheren" hatte die Schlüssel verlegt, mußte aber die Kasse g e ö f f n e t bekommen und sandte um einen geschickten Schlosser. Dieser würdigte die Schlösser keines Blickes und kratzte an der Rückseite der Kasse am Rande der W a n d sorgfältig den Lack ab. Bald lag eine Menge von Schrauben zutage, diese wurden herausgenommen und die Rückwand war wegzuheben. Die Schrauben waren lediglich verschmiert und dann mit Lack überstrichen 3 ). —

Immer ist das Öffnen der Kassen nicht einfach, und unter Umständen sind die Einbrecher auf das sorgfältigste und umständlichste ausgerüstet. Gerade in letzter Zeit hat sich wieder die Tagespresse lebhaft mit der Beschreibung von Einbruchswerkzeugen f ü r Geldschränke befaßt, so z. B. bei der Besprechung einer Ausstellung von Diebswerkzeugen, welche der Berliner Polytechnischen Gesellschaft aus Anlaß eines Vortrages über elektrische Vorrichtungen für Sicherung des Eigentums vorgeführt wurden. Der Einbrecher, hieß es in einer Besprechung dieser Ausstellung, welcher es auf „diebes- und feuersicheren" Geldschränken abgesehen hat, bedarf nicht nur hoher persönlicher Körperkraft und technischer Gewandtheit, sondern muß auch in gewissem Sinne ein „kapitalkräftiger U n t e r n e h m e r " sein, denn die Diebswerkzeuge, die er gebraucht, müssen sehr sorgfältig gearbeitet sein und repräsentieren infolgedessen ein recht erhebliches Anlagekapital. Die Zeiten, wo der Einbrecher mit einer gewöhnlichen Brustleier ein Loch bohren konnte, l ) Daher sind die modernen Geldschränke aus einer einzigen Stahlplatte g e b o g e n und b e s i t z e n nirgends Vorragungen und somit Angriffspunkte. *) Mitgeteilt v o m Staatsanwaltsubstituten Baron S c h l u g a in Graz.

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„Einbruchsichere"

Kassen.

das sich mit einer kleinen F r a i s e erweitern ließ, sind im allgemeinen vorbei. Die m o d e r n e Ausrüstung eines G e l d s c h r a n k - E r b r e c h e r s nimmt räumlich w e n i g Platz ein, sie läßt sich in einer kleinen R e i s e t a s c h e u n t e r b r i n g e n 1 ) . Das wichtigste Instrument und zugleich der Stützpunkt für die meisten der übrigen W e r k z e u g e ist eine zusammenlegb a r e Brechstange, mit der man eine b e d e u t e n d e Kraftwirkung erreichen kann. Inzwischen ist auch die G e l d s c h r a n k - F a b r i k a t i o n nicht stehen g e b l i e b e n . Man hat zunächst sich bemüht, G e l d s c h r ä n k e herzustellen, die für Klauen und Zangen keine Angriffspunkte bieten, und ist so zu den aus einem Stück g e s c h w e i ß t e n Schränken g e k o m m e n . Man hat ferner versucht, das Bohren und F r a i s e n unmöglich z u m a c h e n , indem man Stahlpanzer nahm, die j e d e m B o h r e r Widerstand leisten, und da diese Platten so s p r ö d e sind, daß sie mit einem H a m m e r sich zerschlagen lassen würden, hat man die Stahlplatten mit schmiedeeisernen Platten z u s a m m e n g e s c h w e i ß t und so auch den Angriff mit dem H a m m e r unmöglich gemacht. A b e r auch die D i e b e haben F o r t schritte g e m a c h t . D e r erfahrene G e l d s c h r a n k - E i n b r e c h e r führt eine Schmelzlampe, die mit K n a l l g a s gefüllt ist, oder Azetylenschneidebrenner mit sich, mittelst der er g e w ö h n l i c h e P l a t t e n in zehn bis fünfzehn Minuten derartig bearbeiten kann, daß ein Loch entsteht, durch welches er s e l b s t in den Schrank kriechen k ö n n t e 2 ) . S o l i d e r e Konstruktionen bieten allerdings auch hier recht namhaften W i d e r stand und würden stundenlange Arbeit erfordern. Leider ist da den Einbrechern die Erfindung Goldschmidts ( 1 8 9 5 ) mit dem sogenannten Schmelzpulver, „ T h e r m i t " genannt, zu H i l f e g e kommen ; dies ist ein G e m e n g e von Aluminium und einem Metalloxyd, in fein verteiltem Pulver, das, entzündet, eine T e m p e r a t u r von bis 3 0 0 0 ° erzeugt, der allerdings keine Panzerkasse widerstehen kann3). E b e n s o gefährlich ist das sonst so überaus wertvolle S c h w e i ß verfahren von Fauché mit bloßem S a u e r s t o f f (unter 16 A t m o s p h ä r e n ) ; damit kann eine T e m p e r a t u r von 7 6 6 0 ° erzeugt w e r d e n 4 ) . Fig. 1 4 6 zeigt vier eiserne Flaschen mit Sauerstoff, w e l c h e Einbrechern a b g e n o m m e n wurden und jetzt im Berliner Polizeimuseum stehen. Krupp in Essen soll j e t z t allerdings Panzerplatten machen, g e g e n die auch ein F a u c h é b r e n n e r nicht aufkommt. Unter diesen weitere Sicherung

Umständen zu sinnen,

wurde es notwendig, und so hat man sich

noch dabei

auf der

*) Vortreffliche Abbildungen bringt Arch. d'anthr, crim. No. 201, 202 p. 659 ff. *) Mit Azetylenschneidebrennern arbeitete man zuerst in Antwerpen, mit elektrischen Lichtbogen zuerst in Amerika. •) E s wird behauptet, daß ein Präparat „Tresorit" die Kassenwände g e g e n die Hitze des Thermits zu schützen v e r m ö g e (?); angekündigt werden allerdings jetzt häufig „thermitsichere" Kassen. 4 ) Genaueres s. D e n n s t e d t , Chemie p. 2 1 6 ; N i c e f o r o - L i n d e n a u p. 2 8 ; R e i ß , Arch. d'anthr. crim. Août 1907; derselbe, „Man. de pol. scientifique", Lausanne 1911, p. 2 4 1 ; die oben zit. No. 201, 202 der Arch. d'anthr. crim. p. 669, 671.

„Einbruchsichere" Kassen.

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Elektrizität bedient. Ein Münchener Konstrukteur hat elektrische Sicherheits-Signalapparate hergestellt, welche auf dem Prinzip des Fadenkontaktes beruhen. Die Apparate werden in dem Schrank selbst untergebracht und die Drähte durch Löcher geleitet, die leider wieder gewisse Angriffspunkte bieten. Ingenieur Berg hat daher eine andere Konstruktion g e w ä h l t ; er setzt seinen Apparat frei oben auf den Geldschrank und stellt ebenso offen die Drahtverbindung mit dem Läuteapparat im Wächterzimmer her. Der Vorteil der Konstruktion liegt darin, daß nach dem Gutachten der physikalisch-technischen Reichsanstalt auch für den geschulten Elektrotechniker keine Möglichkeit vorhanden ist, den Apparat auf irgendeine Weise außer Tätigkeit zu setzen. Sobald der Schrank

Fig. 146 Flaschen m i t Sauerstoff im Berliner P o l i z e i m u s e u m .

einer Erschütterung ausgesetzt wird, oder an dem von den Leitungsdrähten umzogenen Schrank eine Stichflamme wirken soll, oder sobald man die Leitung sonst unterbricht, tritt der Läute-Apparat sofort in Tätigkeit und der Dieb hat damit seine Anwesenheit v e r r a t e n 1 ) . Amerikanische Apparate beruhen auf der Leichtbeweglichkeit des Quecksilbers. In der Kasse steht eine Glasschale mit Quecksilber, in welches ein Draht eines elektrischen Läutewerkes eintaucht, während der zweite Draht knapp über der Oberfläche des Quecksilbers endet. Wird nun die Kassa berührt, gestoßen, geschoben, daran gebohrt oder sonst gearbeitet, so bewegt sich das Quecksilber, der zweite Draht kommt auch in Kontakt und der Läute-Apparat gelangt sofort in Tätigkeit. Allerdings müssen die Drähte verborgen weitergeführt werden (etwa durch die Rückwand der Kasse direkt in die Mauer und dann i n ihr weiter bis ins Wachzimmer). — •) Kinen neuen elektrischen Sicherungsapparat empfehlen T ö p f f e r t S S c h ä d e l in Berlin. Wie er aussieht und was er leistet weiß ich nicht.

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Durchschneiden von Kassenwänden.

G e g e n das Abschneiden der Alarmdrähte bieten auch die einfachen Dreileiteranlagen mit einem Arbeitsstromkreis und einem R u h e s t r o m k r e i s nahezu völlig sicheren Schutz. S o b a l d der D i e b an einer solchen Anlage irgendetwas ändert, etwa die B a t t e r i e d e m o l i e r t oder eine Ruhestromleitung zerschneidet, beginnt b e r e i t s der Alarm, s o daß sich der Verbrecher hier schon bei dem Versuche, die Alarmeinrichtung unschädlich zu machen, selbst verrät. —

Fig. 147. Verschiedene

Brechstangen.

W i e die E i n b r e c h e r diesen ingeniösen Erfindungen e n t g e g e n wirken werden, weiß man heute allerdings noch nicht, aber vorläufig haben wir es in der Regel noch nicht mit dem äußersten Scharfsinn, sondern mit den gewöhnlichen „ E i n b r u c h s s i c h e r n " zu tun, die in der Regel nur ringsum aus einer doppelten W a n d von mehrere M i l l i m e t e r dickem Stahlblech bestehen, deren Zwischenräume mit f e i n g e s i e b t e r Asche, vielleicht auch mit A s b e s t ausgefüllt sind. Diese Kassen bieten allerdings den Angriffen der „schweren J u n g e n " wenig W i d e r s t a n d , wie die zahlreichen E i n b r ü c h e der letzten J a h r e b e w e i s e n 1 ) . ' ) Z . B . Vorschußverein Radolfzell; D e b e n h a m 6 Freebody, L o n d o n ; Nationalbank Peppernell ( M a s a c h u s e t t s ) ; St. James-Streetbank L o n d o n ; Glabbeck u. de Lact, Antwerpen; Sternberg, K ö l n ; F e y , Frankfurt a. M. etc.

Erbrechen von Kassen.

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Das H a u p t w e r k z e u g scheint noch i m m e r d i e g e w ö h n l i c h e l a n g e B r e c h s t a n g e zu sein, u n d die L o n d o n e r Polizei s u c h t e e i n m a l darzutun, d a ß die E r z ä h l u n g e n von den k o m p l i z i e r t e n E i n b r e c h w e r k z e u g e n nicht richtig seien, da m a n bei acht E i n b r ü c h e n , w o die T ä t e r vers c h e u c h t w u r d e n , s t e t s nur je eine B r e c h s t a n g e als z u r ü c k g e l a s s e n v o r f a n d . Ein Blick auf deren A b b i l d u n g ( F i g . 147) zeigt a l l e r d i n g s eine m e r k w ü r d i g e Ähnlichkeit d e r S t a n g e n u n t e r e i n a n d e r ; freilich k a n n auch mit R e c h t a n g e n o m m e n w e r d e n , d a ß die T ä t e r , als sie verscheucht w u r d e n , n u r die u n g e f ü g e B r e c h s t a n g e zurückließen u n d das Kleinzeug m i t n a h m e n .

F i g . 148. Shutter

Cutter.

A u ß e r den B r e c h s t a n g e n w i r d man namentlich zwei v e r s c h i e d e n e S y s t e m e von K a s s e n e i n b r u c h s w e r k z e u g e n u n t e r s c h e i d e n . Das e i n e von ihnen will nicht d i e g a n z e Kasse e r b r e c h e n , s o n d e r n nur ein Loch schaffen, g r o ß g e n u g , um h i n e i n l a n g e n u n d den I n h a l t h e r a u s h o l e n zu können. H i e r z u d i e n e n die s o g e n a n n t e n S h u t t e r C u t t e r s ( F i g . 148) u n d zwar g e h ö r t d e r u n t e r e f ü r kleinere, der o b e r e f ü r g r ö ß e r e Löcher. V o r e r s t m u ß mit einem D r i l l b o h r e r 1 ) ein g a n z kleines Loch in d i e K a s s e n w a n d , g e w ö h n l i c h auf der Rückseite, g e b o h r t w e r d e n . Benutzt ') Angeblich werden Diamantbohrer benützt, ähnlich jenen, mit welchen die Sprenglöcher im härtesten Gesteine von Bergwerken, bei Tunnelbauten usw. gebohrt werden.

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K a s s e n und S p r e n g m i t t e l .

man nun den unteren „Shutter C u t t e r " , so wird der Bohrer (mittelste Endigung der Dreigabelung) an das Loch gebracht, die Brust wird an den oberen Knopf gedrückt und mit der rechten Hand die W i n d e gedreht. Die beiden anderen Enden der Dreigabelung sind scharfe Meißel, die nach und nach im Stahlblech eingreifen und endlich ein kreisförmiges Stück ausschneiden. Benützt man den oberen Shutter

Fig. 149. Maulstangen und Zubehör.

Cutter, so wird der zentrale Bohrer in das Drillbohrerloch gebracht und die lange H a n d h a b e so lange gedreht, bis auch hier die zwei Endmeißel eine kreisrunde Scheibe ausgeschnitten haben 1 ). Beim zweiten System wird vornehmlich Hebelwirkung verwendet. Vorerst wird auch hier mit einem Drillbohrer ein kleines Loch g e b o h r t und dies mit der Drehleier a (in Fig. 149), in welche ') H i e b e ! wird K a r b o r u n d u m p u l v e r , o d e r D i a m a n t b o r t mit f e i n e m vielleicht auch an die S c h n e i d e gebracht (wie beim Edelsteinschleifen).

Öl,

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Erbrechen von Kassen.

auch die Bohrer / eingesetzt werden können, vergrößert („ausger i e b e n " ) . Mit der Messerfeile c wird nachgeholfen und vorstehende Zargen mit dem R ä u m e r d beseitigt; ist so das Loch hinlänglich groß, so kommen die Maulstangen b an die Reihe, mit welchen man den Blechrand im Loch faßt und ausbiegt. Die Länge der Stangen ver-

Fig. 150. Erbrochene Kasse.

bürgt eine fast unwiderstehliche Hebelkraft, und so gelingt es dann leicht, ganze Seiten der Kassen zu eröffnen. Die W i r k u n g einer derartigen Arbeit soll Fig. 150 veranschaulichen, zu welcher die T ä t e r (in H a m b u r g ) nicht mehr als eine Stunde Zeit hatten. Ein gewiegter Einbrecher sagte mir einmal: „ H a t man erst ein Loch, wenn auch noch so klein, so geht das Öffnen wie bei einer SarHans

Uro 11,

Hdb.

i. UR. 6. Aufl. II.

b3

Chemische Kassensicherung.

dinenbüchse" 1 ). Es hat den Anschein, als ob dieser Vergleich allerdings richtig wäre. Mehr Sicherheit mögen die modernen Panzerkassen aus 30 mm starkem Blech gewähren, bei welchen der Stahl nach einem eigentümlichen Härtungsverfahren so beschaffen ist, daß er außen glashart, und innen eisenzäh ist. Die Außenseite läßt sich also nicht anbohren, die Innenseite durch Schläge nicht zertrümmern. Sprengmitteln leistet freilich auch dieser Panzer nicht Widerstand. Die Erfahrungen, welche die im Auftrage des Schatzamtes der nordamerikanischen Union zusammengesetzte Kommission unter dem Vorsitze des bekannten Chemieprofessors Dr. C. E. M u n r o e gemacht hat, brachten zu dem Schlüsse, daß gegen moderne, namentlich flüssige Sprengstoffe nur völlig neue, von dein gegenwärtigen System gänzlich abweichende Arten von Kassen einen besseren Schutz gewähren könnten 2 ). Hervorragendes wird vom sogen. Bajonettverschluß 3 ) der „Panzer-Aktiengesellschaft Berlin" und besonders von den allerdings sehr komplizierten sog. Karousellgeldschränken, die sich die ganze Nacht in einem Betongehäuse drehen, behauptet. — Die neuesten amerikanischen Schutzvorrichtungen haben direkt mit der Kasse selbst nichts zu tun und können eigentlich an j e d e m Behältnisse angebracht werden. Sie sind chemischer Natur und wollen die Anwesenheit eines Menschen, der den Schrank unbefugt geöffnet hat, aus sanitären oder sonst physischen Gründen unmöglich machen. Im Behältnis selbst oder besser zwischen den einzelnen Wandteilen werden nämlich chemische Substanzen angebracht, die nicht zur Wirkung kommen, wenn der Schrank ordnungsgemäß mit dem Schlüssel geöffnet wird, die aber verderbliche Gase entwickeln, wenn der Schrank gewaltsam, durch Feuer oder sonst in unrichtiger Weise geöffnet w i r d ; in diesem Falle zerbrechen' die Glasgefäße, in welchen die chemischen Substanzen verwahrt sind, oder es treten automatisch gewisse Mischungen ein, kurz: die chemische Substanz beginnt zu wirken. So kann z. B. Schwefelsäure mit Cyankali tötende Blausäuredämpfe entwickeln ; ebenso kann man Arsenwasserstoff entstehen lassen; Ethyl-Dichlor-Azetat greift die Augen a n ; genügend viel flüssiges Ammoniak treibt auch zum Rückzug. Solche tötende oder schädigende Substanzen kann jeder Chemiker in zahlreicher Menge angeben, aber die Bedenken sind doch recht groß. Vor allem ist die mechanische Einrichtung, die n u r den Unberechtigten gefährdet, sehr kompliziert, weiters wird, wenigstens bei einigen dieser Systeme, auch der Eigentümer bei ordnungsgemäßem Öffnen in Gefahr kom') Die Wichtigkeit des „einen" Loches zeugt auch von der Gefährlichkeit der Schlüssellöcher, weshalb die moderne Kassentechnik gerade auf die Verkleinerung und Sicherung der Schlüssellöcher ausgeht. *) Man sucht deshalb auch durch stufenförmiges Ineinanderschließen der Türen dem Einbringen von (flüssigen) Sprengstoffen nach Tunlichkeit entgegenzuarbeiten. •) In Venedig ließ 1910 die Sparkassa durch Ingenieure der Schweißanstalt mit solchen Kassen Einbruchsversuche machen; 14000 1 Sauerstoff wurden verbraucht, aber beim Schloß war man noch immer nicht. —

991 men und endlich ist auch die juristische Seite der Frage zu erwägen, da man den Einbrecher doch nicht ohne weiters töten oder an der G e s u n d h e i t schädigen d a r f : die Anwendung von z. B. Blausäure w ä r e im Erfolg nichts anders als das Anbringen eines Selbstschusses. Seltsamerweise macht man solche Mordkassen nicht bloß in Amerika, sondern auch in Deutschland 1 ). — £>) D a s E i n d r i n g e n a u f a n d e r e

Weise.

Die Fälle, in welchen nicht durch Türen und Fenster und auch nicht nach Durchbrechung von Mauern und Fußböden eingedrungen wurde, wo also der Dieb über die Dächer und dann über die Dachbodenstiege seinen W e g n a h m 2 ) oder gar durch den Abortschlauch emporgeklettert ist, sind zwar selten, aber nicht so selten, als man vermeint. Ich möchte auf diese Arten des Eindringens doch besonders aufmerksam gemacht haben, weil sie, wenn halbwegs geschickt unternommen, keine Spuren hinterlassen, denn eine des Morgens offen g e f u n d e n e Dachboden- oder Retiradentüre wird kaum beobachtet oder gemerkt worden sein ; trotzdem wären solche Umstände von Wichtigkeit, weil sie mitunter zur Aufklärung von Diebstählen dienen können, die, mangels sonstiger Möglichkeiten, armen Dienstboten in die Schuhe geschoben werden. Ich glaube überhaupt, daß von allen jenen unseligen Fällen, in welchen jemand ungerechterweise eines Diebstahles beschuldigt wurde, der weitaus größte Prozentsatz Dienstleute b e t r i f f t ; jeder von uns hat solche Fälle erlebt, wo Sachen sich wiederfanden oder von anderen gestohlen waren, die zuerst als von Dienstleuten entwendet angegeben wurden. Der Vorgang liegt nahe ; es ist etwas Wertvolles abhanden gekommen, die Magd wußte von der A u f b e w a h r u n g der Sache und hatte dazu freien Z u t r i t t ; sie ist zum Unglück für sie erst kurze Zeit im Dienste, also noch nicht erprobt, und wie ein anderer Dieb in den fraglichen Raum unbemerkt hätte kommen können, ist für die Fassungsgabe des Bestohlenen nicht aufklärbar. Also die Magd hat's genommen und wenn der UR. nicht gescheiter ist als der Anzeiger, so bleibt es bei dieser Auffassung der Sachlage. H a t es der Dieb geschickt g e n u g angefangen und wirklich keine s o f o r t auffallenden Spuren seines Zu- und Abganges hinterlassen, so ist der so; bedauerliche Mißgriff in Ansehung der Person des Beschuldigten nicht so unbegreiflich. Wenn also der Diebstahl insofern nicht erklärlich ist, als man nicht weiß, wie ein f r e m d e r Dieb in das Haus gekommen sein soll, so daß aller Verdacht auf die sonst unbescholtenen und weiters nicht belasteten Dienstleute fällt, so wird man schließlich auch in E r w ä g u n g ziehen müssen, ob der Dieb nicht über die Dächer oder durch den l ) Z. B. auf den Ostertagwerken in Aalen, Württemberg. *) Manchesmal tindet man g a n z e Reihen von aneinandergebauten Häusern, die ihre Dächer in gleicher Höhe, oder doch nur mit geringen Höhenunterschieden fortführen, so daß das Weiterkommen auf große Strecken keine Schwierigkeiten m a c h t ; dies kam auch bei Fluchtversuchen von Verbrechern gerade in letzter Zeit wieder zur Sprache. 63*

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E i n b r e c h e n durch W ä n d e und D e c k e n .

Abortschlauch daher gekommen ist. In einem bekannten Temme'schen Kriminalroman wird auch ein Prozeß dadurch zur Lösung gebracht, daß angenommen wird, ein ehemaliger Schornsteinfeger sei durch den weiten Kamin eines alten Hauses (wie man solche vor Einführung der sogenannten russischen Schornsteine hatte) herabgestiegen und habe sich nach Verübung eines bedeutenden Diebstahles wieder auf demselben Wege entfernt. Wenn die Sache auch nur in einem Romane erzählt wird, möglich ist sie, ja es ist fast zu verwundern, daß derartiges nicht häufig geschieht. — Verhältnismäßig selten kommt heute noch das früher so häufige Eindringen durch Mauern von außen („unterkabbern") v o r ; wahrscheinlich deshalb, weil man heute Mauern solider zu machen pflegt als früher. Viel häufiger findet man das Durcharbeiten von Mauern oder Decken von einer Wohnung in die andere. In solchen Fällen hat der Einbrecher, der in einen, wenigstens über Nacht leerstehenden Raum einzudringen gedenkt, die daneben oder darüber gelegene Wohnung oder den Keller darunter gemietet oder erbrochen, von wo er dann zur geeigneten Zeit die Scheidewand durcharbeitet. Handelt es sich um den seitlichen Durchbruch einer Mauer, so ist die Arbeit keine besonders schwierige, ein Kunststück ist es aber, durch die Decke zu kommen. Dies geschieht entweder aus der darüberliegenden Wohnung oder vom Dachboden aus, wohin sich der Dieb untertags eingeschlichen hat. Zuerst w i r d 1 ) ein entsprechend großes Stück (etwa 50 cm im Gevierte) des Fußbodens, der Bedielung ausgesägt oder ausgeschnitten und dann mit großer Vorsicht entweder (bei Tramböden) zwischen den Balken, oder (bei Dippelböden) durch diese ein etwa faustgroßes Loch durchgearbeitet und in gleicher Größe sehr vorsichtig der Verputz der Decke beseitigt. Dann schiebt man einen geschlossenen, an einem Stricke befestigten Regenschirm durch und öffnet ihn von oben mit Hilfe eines vorher befestigten Drahtes oder entfernt eher den Schnapper, so daß sich der Schirm von selbst öffnet. Nun wird die kleine Öffnung langsam erweitert, wobei die abfallenden Materialstücke in den offenen Regenschirm fallen und somit keinen, sonst gefährlichen Lärm verursachen können. Ist die Öffnung groß genug, so läßt sich der Dieb an einem Stricke hinunter. Diese Art des Einbrechens scheint modern werden zu wollen, die meisten großen Diebstähle in Juwelierläden, Bankhäusern usw. sind ähnlich ausgeführt worden. Der oben s ) erwähnte Einbruch, bei welchen die Diebe die gerabdrücke mit Ölfarbe verdeckt haben, geschah vom Keller hinauf in den Verkaufsladen. Mit Hilfe geeigneter Leitern ist Manier vielleicht leichter und ungefährlicher als die von oben hinunter — wenn man sich im Keller zu sichern vermag. —

Finnach diese nach

') Vgl. K l a u ß m a n n - W e i e n a. a. O . ; j e t z t a u c h : U r b a n , „ K o m p e n dium d. gerichtl. P h o t o g r a p h i e " , L e i p z i g 1909, p. 50 u. N i c e f o r o - L i n d e n a u Bild No. 16. *) pag- 370.

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b) Der Taschendiebstahl. Über Taschendiebstahl eingehend schreiben, hieße nichts anderes, als e i n e u n ü b e r s e h b a r e M e n g e von A n e k d o t e n a u s a l l e n e r d e n k l i c h e n Erzählungen, Diebsbiographien, Schauergeschichten und allen bestehenden Tagesblättern zusammentragen und so eine Lektüre schaffen, die zwar recht unterhaltend, aber für den Kriminalisten nicht belehrend wäre. Den größten Teil dieser, meist recht lustigen, oft u r a l t e n „ S c h e l m e n s t r e i c h e " k e n n t j e d e r , a b e r a l l e A r t e n von T a s c h e n d i e b s t ä h l e n k e n n e n zu l e r n e n , ist u n m ö g l i c h , d e n n w i r w i s s e n n u r von den durch Zufall, Ungeschicklichkeit oder G e s t ä n d n i s des Diebes b e k a n n t g e w o r d e n e n K u n s t g r i f f e n ; i h r e w e i t a u s g r ö ß t e Z a h l ist i m m e r G e h e i m n i s der Wissenden geblieben und eine noch weitaus g r ö ß e r e A n z a h l von g e s c h i c k t e n T a s c h e n d i e b e r e i e n w i r d e r s t in Z u k u n f t a u s g e d a c h t und a u s g e f ü h r t w e r d e n — wir wissen nichts davon und könn e n n i c h t d a r a u f a u f m e r k s a m m a c h e n . Ist ein Kniff e i n m a l b e k a n n t u n d g e d r u c k t , s o w i r d ihn ein g e r i e b e n e r G a u n e r n i c h t leicht m e h r a n w e n d e n , er l ä ß t ihn d e n T i r o n e n s e i n e r K u n s t u n d s i n n t w i e d e r auf e i n e n n e u e n . D a ß er w i e d e r e t w a s N e u e s z u w e g e b r i n g t , ist s i c h e r , d e n n g e r a d e u n t e r d e n T a s c h e n d i e b e n s i n d die G e s c h i c k t e s t e n , G e s c h e i t e s t e n u n d , w e n n m a n so s a g e n d a r f , E h r g e i z i g s t e n d e r G a u n e r kaste vertreten. W e r keine große, manuelle Fertigkeit, Behendigkeit, G e i s t e s g e g e n w a r t , M e n s c h e n k e n n t n i s u n d k e i n e n S c h a r f b l i c k hat, d e r wird ü b e r h a u p t nicht Taschendieb, denn die genannten Eigenschaften b r a u c h t er zu s e i n e m G e s c h ä f t e ; h a t er s i e a b e r , d a n n ist m a n c h V e r b l ü f f e n d e s von i h m zu e r w a r t e n . E s ist auch ein „ E h r e n p u n k t " d e s M e i s t e r d i e b e s von d e r T a s c h e , s e i n e n G e n o s s e n , d e m P u b l i k u m u n d den B e h ö r d e n m i t s e i n e r G e s c h i c k l i c h k e i t zu i m p o n i e r e n u n d i m m e r w i e d e r „ e t w a s N e u e s " zu b i e t e n , von d e m w i r h e u t e u n d vielleicht auch s p ä t e r k e i n e A h n u n g h a b e n . W e n n w i r d i e T a t e n d e r b e r ü h m t e n T a s c h e n d i e b e aller Z e i t e n u n d L ä n d e r , z. B . : L o u i s D o m i n i q u e C a r t o u c h e , S a w n y D o u g l a s , John Hall, Reb Chassel, T o m Taylor, Josef W e i s m a n n , Simon Fletscher, Jonathan Sympson, und der vielleicht noch geschickteren Taschend i e b i n n e n , 1 ) w i e : G a s s n e r s Liesel, M a r y H o w k i n s , A n n a H o l l a n d i a , Debora Churchill, A n n e Debouche, Klara Maienbaum und unzähliger a n d e r e r 2 ) d u r c h s e h e n , s o k o m m e n w i r zur Ü b e r z e u g u n g , d a ß s i e i r g e n d einen n e u a u s g e d a c h t e n K u n s t g r i f f s t e t s n u r e i n i g e m a l e u n d d a n n n i c h t m e h r a u s ü b t e n , w e n n er i r g e n d w i e b e k a n n t w u r d e . N a t ü r l i c h b l e i b t d e r a l l g e m e i n e V o r g a n g s t e t s d e r s e l b e — ein u n v e r f ä n g l i c h e s Ä u ß e r e s m u ß a n g e n o m m e n , d e r zu B e s t e h l e n d e g e n ü g e n d b e o b a c h t e t , w o m ö g l i c h die R o c k t a s c h e , in w e l c h e r d a s G e l d v e r w a h r t w i r d , a u s gekundschaftet werden, letzteres zumeist dadurch, daß dem Be') Frauen sind feinfühliger, vorsichtiger und geschickter als Männer, namentlich haben sie auch, was hier sehr wichtig ist, kleinere Hände und bessere Gelegenheit, an Männer heranzukommen. ') Vgl. die Lebensbeschreibung englischer Taschendiebinnen bei A. G r i f f i t h s , „Mysteries of Police and crime", London 1898, Cassell.

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Taschendiebstahl.

treffenden, wenn er in einem Laden bezahlt, von außen zugesehen wird. Dann heißt es, den passenden Augenblick benützen, wenn möglich, den Helfer richtig aufstellen, sich den Z u g a n g zur Tasche freimachen und endlich mit der a u s n a h m s l o s zur sogenannten „ S c h e r e " geformten H a n d den ersehnten Gegenstand herausnehmen. Das „Scheremachen" besteht, wie schon A v e - L a l l e m a n t teilweise anführt, darin, daß entweder die ganze Hand gestreckt und dann einerseits Zeige- und Mittelfinger, anderseits Gold- und kleiner Finger scherenartig auseinandergespreizt werden (Fig. a), oder daß

Fig. 151. Die sog. „Schere" beim T a s c h e n d i e b s t a h l .

Zeigefinger und Mittelfinger gestreckt und die drei anderen Finger knapp an die Handfläche angeschlossen werden (Fig. b). Nun geht die Hand, deren Rücken gegen den zu Bestehlenden gehalten wird, in der Weise in die Tasche ein, daß diese vom Körper des zu Bestehlenden w e g g e z o g e n wird, um alle Berührungen tunlichst zu vermeiden. Kommen die Spitzen des dritten und vierten bzw. des zweiten und dritten Fingers an die Börse, so wird diese gepackt (Fig. 1 5 1 ) ; die Kunst besteht nun darin, den Gegenstand mit der „ S c h e r e " s c h o n fassen zu können, wenn er nur zwischen den Nagelgliedern ist, da das tiefere Eindringen in die Tasche wegen der zunehmenden Breite der H a n d bei jedem Zentimeter gefährlicher wird. Dagegen darf auch nicht zu früh gezogen werden, denn wenn die Börse, die nur zwischen den äußersten Fingerspitzen steckt, diesen entgleitet und in die Tasche zurückfällt, so ist Mißlingen des Griffes, auch Entdeckung meistens unausbleiblich. Dieser Griff ist daher jener, der die meiste Übung erfordert, er gestattet aber auch dem geübten Taschendiebe, eine schwere Geldbörse so mit den äußersten Fingerspitzen festzuhalten, wie wir kaum ein Blatt Papier zu halten

Taschendiebstahl.

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vermöchten. Dies ist auch der Grund, warum ein alter Taschendieb einem Anfänger nur dann zu seiner Kunst rät, wenn er lange, schmale H ä n d e hat und wenn namentlich der Zeigefinger möglichst die Länge des Mittelfingers erreicht, weil dann der Mittelfinger beim „Scherem a c h e n " wenig gekrümmt werden muß, damit sich die feinfühligen und durch den Nagel geschützten Fingerspitzen berühren. So sagte mir wenigstens ein besonders geschickter Taschendieb aus Budapest, welcher auch behauptete, daß ein Mensch, der die genannten Handqualitäten nicht habe, nie ein „braver T a s c h e n d i e b " werde und t s nicht damit versuchen solle. Aber auch wenn er H ä n d e wie ein „Geburtshelfer oder Klavierspieler" hätte, so müssen sie fortwährend „im Fache" geübt, vor grober Arbeit bewahrt und durch beständiges Einreiben mit Fett, Vaselin, Glyzerin usw. geschmeidig erhalten werden. Es ist auch in der Tat zu empfehlen, bei jedem eines Taschendiebstahles Verdächtigten, zumal, wenn es sich um einen besonders geschickt unternommenen Diebstahl handelt, a u f dessen Hände zu s e h e n ; man wird fast ausnahmslos bei solchen Leuten (ebenso wie bei professionellen Falschspielern) auffallend feine, schmale und sensible Hände mit langen Fingern beobachten. Im übrigen wird man gut tun, auch sonst auf die geschilderten Eigenschaften zu s e h e n : geschicktes Benehmen, Schlagfertigkeit und scharfer Blick sind stets beim Taschendieb zu bemerken, wenn er nicht vorzieht, sich dumm und tölpelhaft zu stellen 1 ). — Handelt es sich nun weiter um die Erhebung des Herganges bei dem Diebstahle selbst, so wird d e r U R . ja recht tun, wenn ersieh um das üble Beiwerk bei einem Taschendiebstahle kümmert, als da s i n d : aufgeschnittene Brusttaschen (Messerchen im Siegelring, im Armband usw.), abgezwickte Uhrketten (feine, aber starke Kneipzange, geschickt im Taschenmesser verborgen), falsche Hände auf dem Schöße (während mit der richtigen Hand manipuliert wurde), künstlich erzeugte Fliegenstiche (um den zu Bestehlenden zu veranlassen, die „ F l i e g e " wegzujagen, während der Dieb stahl), ungeschicktes Benehmen, während der Dieb angeblich um Feuer f ü r seine Zigarre bat, Anstoßen, Abklopfen, auf etwas aufmerksam machen und hundert ähnliche Umstände, die ja sattsam bekannt sind — aber viel Nutzen wird der UR. namentlich dann aus diesen Dingen nicht gewinnen, wenn er vermeint, daß bei jedem Taschendiebstahle etwas derartiges vorkommen müsse. Am sichersten wird der UR. stets dann vorgehen, wenn er vorerst alles, auch das Unwahrscheinlichste f ü r möglich hält, wenn er sich den H e r g a n g mit allem Vorausgegangenen und Nachfolgenden in, sagen wir, ermüdend genauer Umständlichkeit erzählen läßt und dann jeden, auch anscheinend gleichgültigen Punkt der Erzählung mit dem Diebstahle in irgendwelchen Zusammenhang zu ') Auf der Straße trägt der Taschendieb selbstverständlich weder Stock und Regenschirm noch Handschuhe, um vollständig „freie Hand" zu haben; unter Umständen allerdings Plaid oder ÜDerzieher überm Arm, um darunter manövrieren zu k ö n n e n ; seine Manschetten sind n i e steif, sondern immer ganz weich, oder sie fehlen g a n z ; steife Manschetten würden bei der Arbeit arg stören.

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Einschleichei.

b r i n g e n s u c h t und a u f das hin p r ü f t ; n a m e n t l i c h w i c h t i g ist es, sich a u f das e i n g e h e n d s t e m i t dem V e r d ä c h t i g e n zu b e f a s s e n und h e r a u s z u b r i n g e n , w a s und wieviel ihm zuzutrauen ist. Relation zwis c h e n dem B e s c h u l d i g t e n und der T a t ist auch hier von g r o ß e r W i c h t i g k e i t . B e z ü g l i c h der F r a g e nach e i n e m G e h i l f e n m a g , w i e schon e r w ä h n t , a l s H a u p t r e g e l die g e l t e n , daß v o m o r d i n ä r e n M a r k t t a s c h e n d i e b b i s zum g e s c h i c k t e n Eisenbahnt a s c h e n d i e b f a s t j e d e r m i t einem G e h i l f e n a r b e i t e t — nur der volle n d e t e M e i s t e r d i e b teilt den G e w i n n m i t n i e m a n d e m und a r b e i t e t allein — d i e s e sind a b e r s e l t e n . — Vielen Nutzen w i r d der U R . ziehen k ö n n e n , wenn er G e l e g e n h e i t hat, sich einmal von einem g e s c h i c k t e n T a s c h e n s p i e l e r s e i n e H a u p t k u n s t g r i f f e , n a m e n t l i c h das „ C h a n g i e r e n " und „ V o l t e s c h l a g e n " zeigen zu lassen. W a s d e r T a s c h e n s p i e l e r k a n n , d a s v e r m a g d e r T a s c h e n d i e b z u v e r w e n d e n ; und w e n n w i r uns daran e r i n n e r n , wieviel uns „ g e r a d e z u u n f a ß b a r " ist, w a s der T a s c h e n s p i e l e r m a c h t , s o w e r d e n w i r m a n c h e s f a ß b a r finden, was der T a s c h e n d i e b g e t a n hat. D i e b e s t e L e h r e , d i e d e r U R . vom T a s c h e n s p i e l e r b e k o m m e n kann, wird a b e r d i e sein, daß f ü r den T a s c h e n s p i e l e r d a s w i c h t i g s t e M o m e n t d a s p s y c h o l o g i s c h e i s t ; er l e n k t die Aufm e r k s a m k e i t des P u b l i k u m s a u f i r g e n d e t w a s a u f f ä l l i g e s : den f l i e g e n den V o g e l , den a b z u g e b e n d e n S c h u ß , den j e m a n d e m ü b e r g e b e n e n H u t u s w . ; e r kann u n t e r d e s s e n tun, w a s er w i l l ; und d e r T a s c h e n d i e b m a c h t es g e r a d e so. Ein g c s c h i c k t c r T a s c h e n s p i e l e r s a g t e mir einmal, s e i n e g a n z e K u n s t b e s t ü n d e darin, d i e A u f m e r k s a m k e i t der L e u t e von sich a b z u l e n k e n : „ d a n n k ö n n e er dem P . T . P u b l i k u m die Z u n g e z e i g e n , n i e m a n d b e m e r k t e s . " S o kann man also w o h l auch e i n e B ö r s e stehlen ; der g e s c h i c k t e T a s c h e n d i e b l ä ß t sich eben vom T a s c h e n s p i e l e r b e l e h r e n , der U R . ist a b e r m e i s t e n s viel zu k l u g dazu. —

c ) Das

Einschleichen.

D a s E i n s c h l e i c h e n in W o h n u n g e n , H o t e l s , Laden usw. d ü r f t e von allen D i e b s t a h l s a r t e n das m e i s t e G u t in u n b e r e c h t i g t e H ä n d e b r i n g e n . E s e r f o r d e r t g u t e V o r b e r e i t u n g , E n t s c h l o s s e n h e i t , den richtigen A u g e n b l i c k zu b e n ü t z e n , und G e i s t e s g e g e n w a r t , um im F a l l e der B e t r e t u n g rasch und u n b e f a n g e n m i t e i n e r g u t e n A u s r e d e zur H a n d zy sein. U n t e r den E i n s c h l e i c h e r n f i n d e t man häufig S p e z i a l i s t e n , w e l c h e aus G e w o h n h e i t , aus N e i g u n g , o d e r w e i l ihnen der e r s t e dera r t i g e D i e b s t a h l w o h l g e l u n g e n ist, nie a n d e r s s t e h l e n als in e i n e r b e s t i m m t e n A r t und W e i s e . S o h a t t e ich e i n s t einen M e n s c h e n in U n t e r s u c h u n g , welcher einzig und allein a u f D a c h b ö d e n s t a h l , hier a b e r auf das a u s g i e b i g s t e . E r h a t in allen den vielen R a u b z ü g e n , die er u n t e r n o m m e n hat, stets die g l e i c h e M a n i e r e i n g e h a l t e n . Am l i e b s t e n stahl er an schönen S o n n t a g n a c h m i t t a g e n , w e n n er a n n e h m e n k o n n t e , daß die m e i s t e n H a u s b e w o h n e r n i c h t zu H a u s e sind. E r g i n g , o h n e e t w a s b e i sich zu

Einschleichen

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haben, als einen Spazierstock und einige Nachschlüssel, langsam die T r e p p e empor und f r a g t e um einen Studenten namens X., wenn ihm irgendjemand begegnete. W a r dies nicht der Fall, so ging er bis zur Bodentüre, die er rasch und geschickt öffnete und dann so zuzog, als ob sie ohnehin versperrt sei. Innen und vor diese lehnte er seinen Stock, damit er beim Öffnen der Türe durch andere Personen umfalle und ihn durch den Lärm aufmerksam mache. Nun musterte er die vorhandenen Dinge, die man oft unvorsichtigervveise auf dem Dachboden übel v e r w a h r t : Wäsche, Winterkleider im Sommer, Sommerkleider im Winter, Beschuhung, Geschirr usw. Dann suchte er sich einen Handkoffer aus, wie er doch auf jedem Dachboden eines Stadthauses zu finden ist, bepackte ihn mit dem Besten, was er gefunden und ging dann laut pfeifend und langsam treppab. Im großen und ganzen ist dies die Art, wie es jeder Einschleicher m a c h t ; in den Häusern erscheint er als Bote, als Lastträger, als Kleiderreiniger, als Laufbursche, als Bettler, aber auch als eleganter Herr, als Fremder, der die heimische Sprache schlecht spricht, dann als stellesuchende Magd, als Bonne, als Ladenfräulein, als Hebamme, als elegante Dame, kurz in jeder nur denkbaren Gestalt und Form. Er öffnet die erste beste oder eine schon früher ausgekundschaftete Tür, frägt, wenn jemand daist, um irgend etwas, wie es zu der von ihm gewählten Form des Auftretens paßt, er stiehlt, wenn niemand da ist und wenn etwas Stehlbares sich vorfindet. Bezeichnend f ü r den Einschleichdieb und auch für den echten Professionsbettler ist der Umstand, daß beide in einem Hause, in welches sie kommen, nicht von unten nach oben suchen ; beide gehen zuerst in das oberste Stockwerk und besuchen dieses zuerst, dann das darunter liegende usw., bis sie nötigenfalls zu ebener Erde angekommen s i n d ; werden sie nämlich betreten und abgeschafft, so können sie nicht mehr in das nächste Stockwerk nach hinauf, wohl aber nach abwärts gehen und leicht entwischen. H a t der Einschleicher es auf Hotels abgesehen, so sucht er in der Regel zuerst eine vorübergehende Beschäftigung in einem solchen z u b e k o m m e n 1 ) , um den Hausbrauch kennen zu lernen, etwa Schlüsselabdrücke zu machen und sich mit besonderen Schwierigkeiten abzufinden. Dann kommt er, entweder als dienende Person mit einem Brief in der Hand, oder als eleganter Besuch eines angeblich im Hotel Wohnenden, ignoriert etwa Begegnende, eilig oder vornehm gehend, er ö f f n e t irgendein versperrtes Zimmer auf einem einsamen Korridore mit seinem Hauptschlüssel und nimmt, was zu nehmen ist. Kommt er des Morgens, während der Gast noch schläft, so nimmt er den Charakter eines Boten, Kleiderputzers, Hühneraugen-Operateurs, Barbiers, Friseurs u. dgl. an, tritt sachte ein und w ü n s c h t b e s t ä n d i g l e i s e „ g u t e n M o r g e n " , um unverfänglich zu erscheinen, falls der Schläfer e r w a c h t 2 ) ; so geht er bis ans Nachtkästchen l ) Die geringe Mühe von 8—14 Tagen Dienst ist für diesen Zweck fast unerläßlich, so daß selten ein Hoteldieb zu finden sein wird, der nicht eher im betreffenden Hotel bedienstet war. ') Den „Guten Morgenwünscher" kannten schon Vidocq u. Cauler und beschreiben seine Tätigkeit so, wie sie h e u t e ist.

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Einschleiche!".

nimmt Uhr und Börse und entfernt sich, wie er gekommen ist. Beide Arten der Einschleicher haben auch insoferne viel Unheil auf sich gelastet, als die von ihnen begangenen Diebstähle oft Dienstboten zugeschoben wurden, da der Diebstahl „sonst unerklärlich" wäre. (A v e - L a 11 e m e n t.) — Ladeneinschleicher kommen nur in solche kleine Verkaufsladen, welche zeitweilig, z. B. unter Mittag, verlassen sind, weil der Eigentümer im Nebenzimmer beim Speisen usw. ist. Sie öffnen möglichst leise die Türe, indem sie die etwa vorhandene Klingel mit dem Stocke beiseite schieben („Klingel ü b e r r u t s c h e n " ) , erwischen dann die Geldlade oder in Ermangelung dieser, wertvollere Ware und verschwinden ebenso leise als sie gekommen sind. Auch unter den Einschleichern gibt es Leute von so hervorragender Geschicklichkeit, daß ihre Leistungen als unmöglich bezeichnet werden sollten. Ich führe die Tätigkeit eines Verbrechers an, die zeigt, daß auch hier der UR. nichts als „ u n d e n k b a r " beiseite schieben sollte. Der genannte w a r ein jüdischer Matrose, hatte seinen Dienst verlassen, trieb sich zumeist in Seestädten herum und soll mitunter großen Aufwand getrieben, dann wieder armselig gelebt haben. Einst fand er Veranlassung, „um Land und Leute kennen zu l e r n e n " , eine Fußreise von Triest nach H a m b u r g zu unternehmen und wurde unterwegs verhaftet, weil er beschuldigt wurde, f r ü h e r einmal einen Mann dadurch ermordet zu haben, 'daß er ihm plötzlich mit beiden Daumen die Karotiden und den nervus vagus zusammenpreßte, wodurch Ohnmacht und Tod erfolgt s e i 1 ) . Dieser Eingelieferte, M. W . mit Namen, war eine der unheimlichsten Erscheinungen, mit der ich in meiner Kriminalpraxis zu tun hatte. Der Verdacht des Mordes blieb aufrecht, aber genügende Beweise, die zu einer Verurteilung hätten f ü h r e n können, waren nicht beizubringen. Im Laufe der Untersuchung meldeten sich zwei Mitgefangene des M. W., selbst ergraute Verbrecher, denen aber der Mann gar zu bedenklich wurde, mit der Anzeige, M . W . habe ihnen eine Reihe von Verbrechen erzählt, die er in einigen Seestädten begangen habe, lauter Einschleichereien gleicher Art. M. W. hatte nämlich seinen Genossen erzählt, er habe sich regelmäßig vorerst Kenntnis davon zu verschaffen gesucht, wann irgendeine reiche Familie den Abend auswärts auf einem Balle, einer Abendgesellschaft, einem späten Konzerte usw. zubringen werde. Am erkundschafteten Abende habe er sich vor Torschluß in das Haus eingeschlichen und sich in diesem oder im H o f r a u m e des Hauses an einem schon f r ü h e r ermittelten Punkte versteckt; natürlich wählte er nur solche Häuser, in denen er im H o f e usw. einen passenden Versteck ausfindig machen konnte. Nun wartete er dort, bis die Familie nach Hause gekommen und längere Zeit vergangen war, so daß er annehmen durfte, diese sei zur Ruhe gegangen. M . W . spekulierte nun darauf, daß die Leute sehr ermüdet sein und fest schlafen werden, und weiters, daß sie der Verwahrung der Kostbarkeiten, die sie auf l

) Vgl. p. 869 und 897 und v. H o f m a n n , „Ger. Med.", 9. Aufl. p. 533.

Einschleicher.

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dem Balle usw. getragen haben, keine besondere Aufmerksamkeit zuwenden, sondern alles auf Tischen und Kästen f ü r den Rest der Nacht werden herumliegen lassen. Nun machte er sich an die Eröffnung der Wohnungstüre, die regelmäßig dadurch abgesperrt sind, daß der Schlüssel inwendig umgedreht und steckengelassen wird. Da nun ein Nachschlüssel nur dann angewendet werden kann, wenn innen kein Schlüssel steckt, so handelte es sich vor allem darum, den innensteckenden Schlüssel zu entfernen. Hierzu bediente er sich nun einer sehr feinen, eigentümlich geformten Z a n g e 1 ) aus Stahl, w o m i t er von außen durch das Schlüsselloch einging und vorerst eine Schlinge aus feinstem Stahldraht um den sogenannten Schlüsselkopf zu befestigen trachtete. Gelang dies, so wurde dann der Schlüsselkopf

F i g . 152.

mit der Zange gepackt (Fig. 152) und solange gedreht, bis der Schlüsselbart mit dem Schlüsselloche gleichstand, so daß nun der Schlüssel nach innen gestoßen und an dem Drahte langsam hinabgelassen werden konnte. G e l a n g das Befestigen der Drahtschlinge nicht, so mußte der Schlüssel aufs Geratewohl hineingestoßen und nun gewartet werden, ob sein Herunterfallen vielleicht in der Wohnung bemerkt w u r d e 2 ) . W a r die W o h n u n g s t ü r e g e ö f f n e t , so trat M. W., ohne Schuhe und mit einer kleinen Laterne aus dunkelrotem Glase ein, durchsuchte die Räume mit den schlafenden Leuten, die durch das rote Licht nie aufgeweckt worden sein sollen, 3 ) und stahl so, was er an Wertvollem finden konnte. Dies hätte er zahlreiche Male ausgeführt und habe hierbei fast jedesmal reichliche Beute gemacht. ') Herr A. B e h a C a s t a g n o l a in Lugano sandte mir s c h o n 1898 P h o t o graphien einer solchen Zange, die einem Einschleicher a b g e n o m m e n wurde. D i e s e s W e r k z e u g sieht g e n a u so aus, wie ein Haarbrenneisen, nur sind die stählernen Branchen rinnenförmig gestaltet, so daß sie ein Röhrchen darstellen, wenn die Zange g e s c h l o s s e n ist; der Durchmesser dieser Röhre ist s o groß daß damit der Kopf e i n e s gewöhnlichen Stubentürschlüssels bequem gefaßt werden kann. ') In der Regel verwenden die Einbrecher zu d i e s e m Zweck etwa 10 bis 11 cm lange zylindrische Röhrchen aus dünnem Blech, deren D u r c h m e s s e r ungefähr dem Schlüsselkopf entspricht. Das Röhrchen wird durch das S c h l ü s s e l loch auf den Schlüsselkopf fest aufgedrückt, und dann der S c h l ü s s e l mit d e m Röhrchen g e d r e h t ; ist die entsprechende Stellung erreicht, so wird der S c h l ü s s e l durch Knicken l o s g e m a c h t und hineingestoßen. Natürlich muß der Mann Röhrchen verschiedenen Kalibers in Bereitschaft haben. s ) Hiermit stimmt auffallenderweise ein Gebrauch in unseren GebirgsIändern, nach w e l c h e m die Bauernburschen in einer g e w i s s e n Nacht mit Laternen, über welche ein r o t e s Tuch gebreitet wird, in die Schlafstuben der Dirnen schleichen und allda Scherze verüben, die an Derbheit oft nichts zu w ü n s c h e n übrig lassen. Auch hier wird behauptet, daß das rote Licht die L e u t e eher fester schlafen mache, als daß es diese aufwecke.

Einschleicher.

Unheimlich g e n u g ist die Vorstellung, wie der D i e b mit rotem L i c h t e neben den vom B a l l e Ermüdeten die eben a b g e l e g t e n K o s t b a r k e i t e n zusammenrafft, vielleicht entschlossen, sehr ernst aufzutreten, w e n n doch einer der S c h l ä f e r e r w a c h t ! Anfänglich h i e l t ich die Erzählung selbstverständlich für eine der sattsam bekannten Räubergeschichten, w o m i t die G e f a n g e n e n einander die Z e i t zu vertreiben suchen und recht ausgiebig imponieren wollen ; die E r h e b u n g e n haben aber e r g e b e n , daß M. W . doch zum mindesten einmal o b eines D i e b s t a h l e s b e s t r a f t worden ist, bei w e l c h e m es genau so zugegangen war, wie er es seinen M i t g e f a n g e n e n erzählte. W i e o f t er derart ungestraft gestohlen hatte, konnte nicht f e s t g e s t e l l t w e r d e n ; war es a b e r der Fall, so ist es nicht anders z u d e n k e n , als daß j e d e s m a l ein D i e n s t b o t e für den Diebstahl verantwortlich g e m a c h t wurde, da eine s o abenteuerliche Art des Stehlens nicht leicht j e m a n d vorausgesetzt haben wird. Es ist anzunehmen, daß M . W . beim V e r lassen der W o h n u n g den D r a h t vom Schlüssel a b g e l ö s t und diesen w i e d e r in das Schlüsselloch g e b r a c h t hat, so daß nichts anderes ü b r i g blieb, was von der A n w e s e n h e i t eines fremden D i e b e s zeugte, als der nicht a b g e d r e h t e Schlüssel ; dies konnte a b e r am M o r g e n , bevor der Diebstahl entdeckt wurde, leicht übersehen worden sein. D i e s e S a c h e m i t dem M . W . und seiner Schlüsselzange s p i e l t e sich in den ersten 8 0 er J a h r e n des vorigen J a h r h u n d e r t s ab, heute wendet •man der Z a n g e namentlich bei F r a g e n von H o t e l d i e b e r e i e n g r o ß e A u f m e r k s a m k e i t zu. D i e s e Z a n g e heißt im V e r b r e c h e r j a r g o n Quistiti. D i e s e r seltsame N a m e erklärt sich vielleicht s o : Ein häufig nach E u r o p a g e b r a c h t e s brasilianisches S e i d e n ä f f c h e n heißt uistiti (Indianerw o r t ) . Diesen N a m e n übertrug man in Paris auf besonders adrette, geschickte, in allen Salonkünsten erfahrene j u n g e Leute und so mag es g e k o m m e n sein, daß ein G a u n e r seine viel verwendbare und vielen G e w i n n bringende Schlüsselzange zärtlich seinen „ Q u i s t i t i " nannte. D i e s e Bezeichnung fand V e r b r e i t u n g ; ich glaube, die Z a n g e des M . W. war das e r s t e Quistiti, von dem eine B e h ö r d e Kenntnis b e k a m . W a s bei den H o t e l d i e b e n usw. mehr V e r b r e i t u n g h a t : das Quistiti oder die oben genannten Blechröhrchen, ist schwer zu sagen — Z e i t und O r t wird den Ausschlag g e b e n . Abbildungen von beiden in verschiedenen F o r m e n g i b t R e i ß 1 ) . — E b e n s o wichtig, w i e die eben genannten W e r k z e u g e sind f ü r den H o t e l d i e b die T o i l e t t e f r a g e n . L a n g e Z e i t wurde — wohl dem P r i vatdetektive E u g . V i l l i o d 2 ) nacherzählend behauptet, daß die H o t e l d i e b e (rats d ' h o t e l ) ihr G e w e r b e in schwarzem T r i k o t a n z u g e b e t r e i b e n . R e i ß 3 ) hat überzeugend nachgewiesen, daß dies Phan') H. Groß' Archiv X X X V I i , 126, 127 u. Man. de pol. scient., L a u s a n n e 1911 p. 2 1 7 ; vgl. A b e l s in H. Groß' Arch. X X X V , 175 und „Bulletin hebdomadaire de la pol. crim.", herausg. von der „Sûreté g é n é r a l e " des französ. Min. des Innern. 2 ) „Comment on n o u s vole, c o m m e n t on nous tue", Paris 1902. •) Man lese die zitierte unterrichtende Arbeit von R e i ß , H. Groß' Archiv X X X V I I , 122, g e n a u !

Marktdiebstähle.

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tasieerzeugnis ist, da ein Mensch, der im schwarzen Trikot auf einem Hotelkorridor getroffen wird, sich doch a u f s Äußerste verdächtig macht. Wohl aber benützen die Hoteldiebe einen Morgenanzug aus dunklem Flanell oder Seidenstoff (lange weite Hose und verschnürte Jacke), sog. P y j a m a , in welchem nachts niemand verdächtig erscheint, der auf dem Hotelgang (etwa zum W . C.) geht. Wir glauben also an die unheimlichen schwarzen Trikots nicht mehr! — d ) M a r k t - und

Ladendiebstahl.

W i e auf Märkten und in Läden Waren gestohlen werden, weiß jeder, und was die Gehilfen dabei zu tun haben, wurde oben berührt. Daß solche Diebstähle auch heute noch, wenn auch seltener vorkommen, ist gewiß, trotzdem die Märkte an Umfang, Zahl und Umsatz bedeutend abgenommen haben, und in den Läden das Stehlen vielfach erschwert worden ist. Die Hauptsache nach Ertappung eines Markt- und Ladendiebes besteht darin, so rasch als möglich auf seinem Unterstandsorte eine Haussuchung vornehmen und erheben zu lassen, mit wem er etwa in letzter Zeit Umgang hatte, da solche Leute fast immer irgendeinen Vertrauten besitzen, bei welchem sie das Gestohlene aufbewahren. Wird da rasch und geschickt zugegriffen, so kann man o f t große Lager der verschiedensten Waren finden, die häufig einen solchen W e r t darstellen, daß es unbegreiflich erscheint, wie so viel in kurzer Zeit zusammengebracht werden konnte. Herauszubringen, wem sie gehören, ist allerdings eine schwierige Sache, und falls die Waren von Marktdiebstählen herrühren, o f t unmöglich. Nach der Festnehmung eines bedeutenden Ladendiebes wurde einmal mit Erfolg eine Ausstellung der gestohlenen und meist im Leihhause versetzt gewesenen Sachen veranstaltet und in den Tagesblättern angekündet 1 ). (Wegen der großen Menge der Sachen war zu dieser Ausstellung der damals leerstehende Schwurgerichtssaal nötig.) Die Sachen wurden von zahlreichen Kaufleuten besichtigt und fast alles agnosziert und später rückgestellt. Vgl. noch ,o. 896 ff.

e)

Hausdiebstahl.

In mancher Beziehung der heikelste aller Diebstähle. W i e schon wiederholt berührt, werden vielleicht in keiner Richtung so viele falsche Anschuldigungen erhoben, als gerade gegen Dienstboten, und jeder von uns ist verpflichtet, mitzuhelfen am Gutmachen von f r ü h e r und von anderen begangenen Sünden — aber gestohlen wird schon auch von Dienstboten sehr viel, und es w ü r d e ein Vermögen dar') G e r i c h t s a s s e s s o r Dr. L i n d e n a u in Berlin schreibt mir, daß dermalen a u c h v o n der Berliner Kriminalpolizei derartige A u s s t e l l u n g e n mit g ü n s t i g e m Erfolge veranstaltet werden.

1002

Dienstbotendiebstahl.

stellen, wenn man alles zusammenrechnen wollte, was von den „ehrlichsten" Dienstboten an kleinen Geldbeträgen, Lebensmitteln, Zigarren, Nähbedarf, Wäsche, Stoffresten und unzähligen Kleinigkeiten zusammengestohlen und gar nicht als Diebstahl betrachtet wird. Aber das schädigt den einzelnen Dienstgeber nicht allzusehr, und abzubringen ist dieser „alte Brauch" wahrscheinlich auch f ü r alle Zeiten nicht — wenn wir nur den groben Diebstählen Einhalt tun könnten, denen mancher ausgesetzt ist, der Dienstleute halten muß. Die Anzeigen über einen Diebstahl, den Dienstboten begangen haben sollen, und die ersten polizeilichen Erhebungen darüber lauten gewöhnlich sehr summarisch: „Dies und jenes abhanden gekommen, Diebstahl durch einen Fremden nach Orts- und Zeitverhältnissen ausgeschlossen, Magd erst kurz im Dienste, leugnet frech, Effektendurchsuchung vergeblich, Gestohlenes beiseite zu bringen Gelegenheit vorhanden, verhaftet, eingeliefert." So einfach nun der Fall scheint, so ist gerade da, wo es sich um das einzige, was das arme Mädchen hat, Freiheit und Ehre, handelt, die strengste Sorgsamkeit auf das dringendste nötig. O f t ist nicht erhoben, ob die Sache nicht verlegt oder verloren ist, nicht erhoben, ob der Diebstahl nicht zu jenen heiklen Fällen gehört, in welchen sich die eigenen Kinder, die eigene Gattin vergriffen hatten, weiters ob der Diebstahl nicht doch durch einen Fremden verübt werden konnte, nicht erhoben, ob die Magd nicht bis dahin ein tadelloses Vorleben hatte. Daß sie erst kurz auf dem letzten Dienstorte ajbeitet, ist ja kein Verdachtsgrund, und daß sie einkaufen oder sonstige Dienstgänge verrichten mußte, wobei sie „Gelegenheit zum Beseitigen des Gestohlenen hatte", kann ihr auch nicht so ohne weiters zur Last gelegt werden. Es liegt also eigentlich g a r kein Verdachtsgrund vor, und die Verhaftung erfolgte dennoch. Aber selbst wenn der in solchen Fällen, ich möchte sagen, typische Verdachtsgrund vorliegt: im Koffer der Magd wurde das Gestohlene oder überhaupt gestohlenes Gut gefunden, so darf man nicht voreilig sein, da die Fälle häufig sind, in welchen andere Dienstleute und Gott weiß, wer sonst noch, aus Rache, Eifersucht, Neid, einem Bediensteten etwas Gestohlenes in dessen Koffer zu praktizieren wußten. Mir ist ein Fall unvergeßlich, in welchem die Bonne ( ! ) eines reichen Hauses in dieser Weise das Stubenmädchen verdächtigt hatte. Erstere, eine junge, vollkommen unschuldig und harmlos aussehende Person mit bestem Wohlverhalten, hatte einen Liebhaber und bekam plötzlich Verdacht, daß dieser ,an dem Stubenmädchen, in dessen Kammer die natürlich heimlichen Zusammenkünfte der Bonne und ihres Liebhabers stattfanden, Gefallen fände. Um die vermeintliche Nebenbuhlerin aus dem Hause zu bringen, stahl die Bonne nun ihrer Herrin freiliegende Preziosen und versteckte diese im Koffer des Stubenmädchens. Die Bonne verstand es nun, überaus geschickt und nicht aufdringlich, den Verdacht gegen das Stubenmädchen rege zu machen, bis die Frau soweit kam, daß sie den

Hausdiebstahl.

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Koffer des Stubenmädchens durchsuchte und alles Gestohlene fand. Es dauerte lange, bis der wahre Sachverhalt durch einen reinen Zufall zutage kam. Als bezeichnenden Umstand möchte ich beifügen, daß die so unschuldig und blühend aussehende Erzieherin der Kinder, dann ob Diebstahl und Verleumdung verhaftet, — schwer syphilitisch befunden w u r d e ! — Als sicherstes Mittel im Falle eines Verdachtes von Hausdiebstahl gilt f ü r den UR. auch hier eine tunlichst sorgfältige Erhebung aller Nebenumstände. Das Vorleben des Dienstboten muß ebenso ängstlich erhoben werden, als die Summe, welche er an Ersparnissen usw. mit in den Dienst gebracht h a t ; seine Angaben müssen Schritt f ü r Schritt erhoben w e r d e n ; P u t z s u c h t b e i M ä d c h e n u n d T r u n k s u c h t b e i M ä n n e r n i s t in p e k u n i ä r e r Hinsicht u n g e f ä h r d a s s e l b e ; beidem wird seltener mit mühsam erworbenem, als mit gestohlenem Oelde gefröhnt, beides ist in j e d e m Falle ein wichtigerer Verdachtsgrund als mancher sogenannt schlagender Beweis. Eine Liebschaft ist bei männlichen Dienstboten bedenklicher als bei weiblichen, — bei letzteren nur in zwei F ä l l e n : wenn der Liebhaber ein Gauner ist und die Liebschaft bloß deshalb eingegangen ist, um Zutritt im Hause zu erlangen und dann zu stehlen — weiters dann, wenn Sie alt oder häßlich, Er aber jung oder hübsch ist, denn in diesem Falle muß die Liebe bezahlt werden, und hierzu reicht der Lohn nur selten aus. Ein altes, schon zitiertes Bauernsprichwort lautet: „Wenn der Knecht Weizen stiehlt, bekommt seine Dirne neue Schuhe" — man wird also vorkommenden Falles gut tun, weniger auf den „ A u f w a n d " des beschuldigten Dieners selbst, als auf den seiner Geliebten zu achten. Wichtig ist es immer, wenn ein beschuldigter Dienstbote f ü r ein oder mehrere uneheliche Kinder zu sorgen hat. Der Lohn reicht ohnehin nur knapp f ü r den Menschen selbst, soll er oder sie nun auch Kostgeld f ü r Deszendenz bezahlen, so ist die Notwendigkeit zu stehlen fast zwingend. Erfahrungsgemäß stiehlt eine Köchin, die ein v o r d e m D i e n s t g e b e r m e i s t v e r h e i m l i c h t e s , uneheliches Kind hat, regelmäßig vorerst Zucker und Kaffee in kleinen, aber täglichen Rationen, und „besänftigt damit die, ob rückständigen Kostgeldes zürnende K o s t f r a u . " Auffallend r e g e l m ä ß i g wiederkehrende Entfernungen vom Dienstorte sind in solchen Fällen stets genau zu e r h e b e n ; sie bedeuten selten etwas Gutes und haben zumeist den Zweck, gestohlene Kleinigkeiten, die mit der Zeit auch etwas ausmachen, ihrem Bestimmungsorte z u z u f ü h r e n ; freilich gelten sie auch o f t harmlosen Rendezvous. — Liegt der Verdacht vor, daß Wäsche im Hause gestohlen wurde, was so häufig vorkommt, so richte man sein Augenmerk auf die s c h m u t z i g e Wäsche. Es war mir als UR. wiederholt geradezu komisch, wenn mir Damen die Versicherung gaben, es sei absolut unerklärlich, wie die Wäsche wegkam ; „die Leintücher z. B. wurden der Wäscherin zugezählt — die gleiche Anzahl kam zurück — die gleiche Anzahl kam in den Wäscheschrank — davon nahm ich alle

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Diebstahl aus A b e r g l a u b e n .

a c h t T a g e die n ö t i g e Z a h l zum W e c h s e l n f ü r uns — die Z a h l s t i m m t e w i e d e r — es ist a l l e s in b e s t e r O r d n u n g g e w e s e n — den S c h l ü s s e l zum W ä s c h e s c h r a n k h a b e ich s t e t s b e i m i r — und doch f e h l e n mir j e t z t s o und s o viele S t ü c k e " — f r e i l i c h , d i e L e i n t ü c h e r im s c h m u t z i g e n Z u s t a n d e , da s i e als s o l c h e v e r w a h r t w u r d e n , hat s i e e r s t g e z ä h l t , als s i e der W ä s c h e r i n g e g e b e n w u r d e n , g e s t o h l e n hat die M a g d a b e r i m m e r nur aus dem S p i n d e , w o die s c h m u t z i g e W ä s c h e w a r . E s ist ü b e r h a u p t u n b e g r e i f l i c h , daß so v i e l e H a u s f r a u e n , die ihren W ä s c h e s c h r a n k w i e ein H e i l i g t u m w a h r e n , die s c h m u t z i g e W ä s c h e als f a s t w e r t l o s b e h a n d e l n . U n g e z ä h l t und u n b e a c h t e t w i r d s i e in u n v e r s p e r r t e n B e h ä l t n i s s e n im V o r h a u s e o d e r auf dem D a c h b o d e n o f t lange Z e i t v e r w a h r t , als o b s i e w e n i g e r w e r t w ä r e a l s die r e i n e W ä s c h e . D i e s m a c h e n sich D i e n s t b o t e n zunutze und s t e h l e n f a s t i m m e r b l o ß s c h m u t z i g e W ä s c h e . Ü b e r s i e h t dies die H a u s f r a u , s o m ö g e es w e n i g s t e n s d e r U R . nicht v e r g e s s e n . — E s k o m m t ü b e r h a u p t in s o l c h e n F ä l l e n m a n c h m a l vor, d a ß der U R . die K e n n t n i s s e einer H a u s f r a u , e i n e s L a n d w i r t e s , e i n e s K a u f m a n n e s prüfen und aus dem E r g e b n i s s e der P r ü f u n g s e i n e S c h l ü s s e ziehen m u ß . D e r D i e n s t b o t e s t i e h l t n u r d a n n u n d d o r t , wo er m a n g e l h a f t e A u f s i c h t , f e h l e n d e s Verständnis und leichtsinnige Gebarung wahrnimmt und ausn ü t z e n k a n n , und w e n n der LJR. das V o r l i e g e n s o l c h e r M o m e n t e f e s t z u s t e l l e n v e r m a g , so ist w e n i g s t e n s d i e V e r a n l a s s u n g und d i e M ö g l i c h k e i t des D i e b s t a h l e s g e f u n d e n . Wenn der P f e r d e b e s i t z e r nicht w e i ß , w i e v i e l H a f e r die P f e r d e b r a u c h e n , um s o auszusehen und s o zu leisten, w i e s i e t a t s ä c h l i c h a u s s e h e n und l e i s t e n , s o darf er sich nicht w u n d e r n , wenn,, d e r K n e c h t , der d i e s e U n k e n n t n i s w a h r n i m m t , ihm H a f e r s t i e h l t ; und w e n n die H a u s f r a u sich nicht darum k ü m m e r t , w i e viel an I n g r e d i e n z i e n zu den v e r z e h r t e n S p e i s e n n ö t i g ist, s o d a r f auch s i e sich nicht w u n d e r n , w e n n die K ö c h i n a u f den E i n f a l l g e r ä t , d i e s e N a c h l ä s s i g k e i t zu b e n ü t z e n . D e r U R . soll a b e r das a l l e s w i s s e n , und sich um a l l e s k ü m m e r n .

f) Diebstahl aus Aberglauben. W i e w i c h t i g das M o t i v des T ä t e r s auch v o m s t r a f p r o z e s s u a l e n S t a n d p u n k t aus sein k a n n , b e w e i s t am deutlichsten der U m s t a n d , d a ß auch aus A b e r g l a u b e n und zwar nicht s e l t e n , g e s t o h l e n wird. V o r a l l e m wird m a n einen s o l c h e n D i e b s t a h l n i c h t als einen g e r a d e z u e n t e h r e n d e s D e l i k t e r k l ä r e n k ö n n e n , der D i e b k e n n z e i c h n e t sich, zwar als s e h r dumm, e r k a n n a b e r noch ein a n s t ä n d i g e r M e n s c h sein. E s gibt a b e r a u c h h i e r Ü b e r g ä n g e . W e n n d a s überall v e r b r e i t e t e S p r i c h w o r t : „ G e s t o h l e n B r o t s c h m e c k t am b e s t e n " , o d e r die M e i n u n g , das G r a s des N a c h b a r s m a c h e den K ü h e n viel M i l c h 1 ) , stark nach A b e r glauben riecht, s o ist doch auch ein gut T e i l t r ä g e Ü b e r r e d u n g s k u n s t ') Dr. Jos. G r o h m a n n ,

„ A b e r g l a u b e und G e b r ä u c h e e t c . " , Leipzig 1864.

1005

Wilddiebstahl.

dabei, welche das Stehlen erleichtern und entschuldigen soll. Aber es wird auch aus reinem Aberglauben gestohlen und vermutet man dies Motiv, so wird man nach dem Täter auch in Kreisen suchen, wo man gemeinen Diebstahl sonst nicht leicht vermutet hätte 1 ). Daß die Waffen der Selbstmörder häufig aus abergläubischen Gründen entwendet werden, wurde schon oben (p. 8 9 1 ) erwähnt, und mancher Einbruch in eine Kirche geschieht nur, um sich in den Besitz einer geweihten Hostie zu setzen, die meistens zu verbrecherisch - abergläubischen Zwecken, aber auch bloß für Heil- und Liebeszauber verwendet werden soll. Daß man für Bauten, namentlich wenn sie auf unsicherem oder gefährlichem Terrain aufgeführt werden, möglichst viel gestohlenes Material verwenden soll, wird in ganz Deutschland geglaubt,-) und mancher Bauernbursche hat es erst gewagt, ein Wildschütze zu werden, nachdem er im Besitze jenes Steines war, den gewisse Fledermäuse im Leibe tragen s o l l e n 1 ) . W u t t k e 1 ) zählt eine Menge ähnlicher Diebstähle auf, die der Aberglaube diktiert h a t : Mädchen brauchen bei Wahrsagereien gestohlenes H o l z ; Warzen vertreibt man mit gestohlenem Fett oder einem gestohlenen Hering; gestohlenes Gemüse macht die Pferde gesund und stark; gestohlener Dünger verbessert den eigenen. Daß Bänder, die in einer Mühle von den Säcken weg gestohlen wurden, für Verrenkungen gut wirken, ist ein weit verbreiteter 5 ) Glauben und unzählige solcher Aberglauben ") sind uns allen unbekannt, denn sie werden in der Regel geheim gehalten. Findet man in einem bestimmten Falle gar kein Motiv, so denke man, bevor man an „Unerklärlichkeit" glaubt, erst einmal an Aberglauben — die Vermutung wird in vielen Fällen richtig sein und weiter helfen. —

y)

Wilddiebstahl.

Über diesen etwas zu sagen, halte ich für überflüssig; in Gegenden, wo die Jagd keine Bedeutung hat, wird auch der Wilddiebstahl keine Rolle spielen, wo aber die Jagd Wichtigkeit hat, da wird der UR. selbst, oder einer seiner Kollegen mit den Gewohnheiten und Schlichen der Wilddiebe schon lange eher vertraut gewesen sein, bevor er Kriminalist geworden ist. Außerdem sind die Kunstgriffe der Wilddiebe im Schlingen- und Fallenlegen, im Benützen der Gewehre und Wechsel, im Verbergen des Gestohlenen, im Täuschen der Jäger und allen anderen notwendigen Praktiken j e nach dem Orte so verschieden, daß man, sollte dies alles erschöpfend behandelt werden, für jeden Bezirk ein besonderes Buch schreiben müßte. ') Berl in ") ') *) ') •)

A. L ö w e n s t i m m , „Aberglaube und Strafrecht", Deutsch v. Kohler, 1897 j vgl. überhaupt die p. 528 ff, angegebene Literatur. C. M e y e r , „Der Aberglaube des Mittelalters", Basel 1884. D. G r o h m a n n Ioc. cit. »Der Volksaberglaube". Dr. B u s c h , „Deutscher Volksglaube", Leipzig 1877. Vgl. A. H e l l w i g s zahlreiche Arbeiten über Aberglauben.

H a n s G r o ß , Hdb. f. UR.

6. Aufl.

II.

64

1006

Betrug.

Endlich halte ich aber den sogenannten Wilddiebstahl, wenn er nicht aus wohlumfriedeten Gehegen geschieht, vom juristischen Standpunkt aus f ü r keinen Diebstahl und interessiere mich daher für diese Art zu „stehlen" g a r nicht.

XVIII. Abschnitt.

Betrügereien. 1. Allgemeines. Ebenso schwierig wie die Lehre vom Betrüge f ü r den Juristen namentlich deshalb ist, weil die Grenze zwischen zivilem und strafbarem Unrecht nirgends scharf zu ziehen ist, ebenso schwierig sind Untersuchungen wegen B e t r u g f ü r den UR. außerdem noch deshalb, weil bei vielen von ihnen b e s o n d e r e technische Kenntnisse nötig sind. Für diese gibt es in vielen Fällen keine Sachverständigen, in vielen Fällen würde aber auch ein eingehendes Gutachten von ihnen insofern nichts nützen, als der U R . zu jeder Vernehmung, zur Beurteilung jeder neuen Seite des Falles, in der Sache vollkommen unterrichtet und über die Bedeutung j e d e r Äußerung sich sofort klar sein muß, wenn er eine weitere F r a g e stellen will. So zahlreich die verschiedenen Fälle des Betruges sind, so wenige von ihnen konnten im nachstehenden aufgenommen werden. Zum Teile ist es nicht möglich, auf alle Kenntnisse einzugehen, welche der UR. unter U m s t ä n d e n bei Betrugsprozessen haben sollte, zum Teile könnte man ohnehin keine andere Lehre geben a l s : „Unterrichte dich auch in diesem Zweige menschlichen W i s s e n s . " Denn hat einer den a n d e r e n bei einer Tuch-, Glas-, Holz-, Getreidelieferung betrogen, so muß der UR. sich eben in Fragen des Tuches, Glases, Holzes, Getreides auskennen, und handelt es sich um einen verwickelten Eisenbahnprozeß, Börsenprozeß oder um eine Untersuchung, bei welcher fachwissenschaftliche Fragen in Betracht kommen, so muß sich der g e w i s s e n h a f t e UR. auch in diesen Kreisen des Wissens unterrichten lassen. Bezüglich der wenigen G r u p p e n von Betrügereien, von denen ich glaubte sie besprechen zu sollen, ließ ich mich von verschiedenen Gesichtspunkten leiten und behandelte eingehender jene, über welche nicht viel Gedrucktes b e s t e h t (z. B. Siegelfälschungen), und jene, über welche manches geschrieben wurde, aber nicht so, wie es der UR. im Notfall rasch brauchen k a n n (z. B. Pferdebetrug). Nur andeutungsweise habe ich jene Fälle b e h a n d e l t , wo eine eingehende Besprechung

Betrug.

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ohne besondere, schon früher einmal e r w o r b e n e Kenntnisse nicht möglich wäre und über die sich der UR. genau durch Sachverständige im besonderen Falle unterrichten lassen muß, oder über welche man in einem existierenden Buche genügende Aufklärung findet (z. B. Spielbetrug, Antiquitäten- und Kunstbetrug). Für alle übrigen Fälle von Betrügereien wiederhole ich im allgemeinen den Rat, der UR. möge jede Gelegenheit benützen, sich über praktische Dinge unterrichten zu lassen: einmal wird er die erworbenen Kenntnisse gewiß brauchen können. Im besonderen sei nur auf gewisse Betrügereien flüchtig hingewiesen, wie sie im Leben alle Tage vorkommen, und wenigstens zum Teile wissenschaftliche Behandlung g e f u n d e n h a b e n 1 ) . Sagen wir z. B.: die unabsehbare Menge von Betrügereien, welcher sich die Spiritisten schuldig gemacht h a b e n 2 ) ; — der gerade heute besonders blühende Versicherungsschwindel (falsche Totenscheine, I r r e f ü h r u n g der Versicherungsärzte, Einbruchsschwindel, die sog. „Schiffsknacker" nach der Methode Thomas alias Tompson alias Alexander Keith; Unfallssimulierungen 3 ) u s w . ) ; der ebenso arg betriebene betrügerische S a c h a r i n s c h m u g g e l 4 ) ; das Treiben der verschiedenen „Glücksritter", über welche die Blätter alle Tage Gerichtsverhandlungen bringen ; die nicht zu unterschätzenden Betrügereien mit Briefmark e n : Fälschungen von gültigen und von alten, die Sammelwert haben, Benützung verwendeter Marken z. B. durch Überziehen mit durchsichtigem Lack, der das Beseitigen der Überstempelung gestattet (chinesischer Tric) oder Zusammensetzen von Teilen gebrauchter M a r k e n 5 ) u s w . ; die immer ärger werdenden Telephonschwindel (Warenbestellungen, Auskunftserteilungen, Geldanweisungen u s w . ) ; Visitkartenmißbrauch 0 ); photographische Fälschungen verschiedenster A r t 7 ) ; Familienstandsfälschungen 8 ); großartige Ausstellungsschwind e l e i e n 9 ) ; Kautions-, Darlehensvermittlungs-, Akzeptaustausch-, Bauschwindel 1 0 ) usw. Auch Telegraphenschwindel kommt noch vor. Eine wichtige G r u p p e von Betrügern bilden jene Gauner, die im W e g e verschiedener „Bauernfängerei höherer O r d n u n g " unglaublich große Summen erschwindeln ; man stellt es sich kaum vor, eine wie große Zahl solcher Gauner vollständig und zum Teile sogar sehr gut von dem betrügerisch erworbenem Gelde lebt. Hieher gehören vor allem die sogen. „ W e c h s e l f a h r e r " , die lediglich dadurch ihr h ä u f i g ') Vgl. z . B . T e m m e , „Die Lehre vom strafbaren Betrug", Berlin 1841; O r t l o f f , „Lüge, Fälschung, Betrug", 1862; F i n z i , „I reati di falso" Torino, frat. Bocca 1908; R e i ß , „Man. de pol. scient.", Lausanne 1911, p. 260 ff. ') S. z. B. H. Groß' Archiv Bd. XL, 112; XL, 55; XL, 100; XXXVIII, 155, XLV, 273 usw. (s. Generalregister „Spiritismus"). ') Vgl. M e r z b a c h e r ibid. XXXVIII, 298. *) B e n d e r ibid. XLI, 245. ') P o l z e r ibid. XLIII, 273. ') H. G r o ß ibid. XXXVII, 185. ') P a u l ibid. XXXVI, 263, 265. 8 ) H. R e i c h l ibid. XXVI, 351 und H. Groß VIII, 110 ibid. 9 ) V a n W a v e r e n ibid. XXXVI, 1. 10 ) M o t h e s ibid. XXXIII, 346. 64*

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Betrug.

reichliches Einkommen finden daß sie in den Geschäften eine Kleinigkeit kaufen, mit einer größeren Note, besser mit einem Goldstück, zahlen und dann dieses samt dem Wechselgelde einstecken. Der Vorgang hiebei ist nicht gleich. Meistens ist er so, daß der Gauner zuerst ein z. B. 20-Markstück vorbringt; hat der Verkäufer das herauskommende Geld auf dem Tisch, so findet der Käufer plötzlich doch das erforderliche Kleingeld, legt es heraus und streicht schließlich A l l e s ein. So dumm die Sache aussieht, so oft und anstandslos gelingt sie. Oft hat der Gauner einen Helfershelfer, der vor der Türe wartet und erst eintritt, wenn er merkt, daß der Verkäufer den Betrug gemerkt hat und Skandal macht. Der Neueingetretene frägt, was denn da los sei, der Verkäufer erzählt, und nun tritt der Helfershelfer zum Verkaufstisch, hebt scheinbar ein dort liegendes, erst von ihm hingelegtes 20-Markstück auf und sagt: „Was wollen Sie denn, da liegt doch das Geldstück?" Der verblüffte Verkäufer muß sich noch entschuldigen, der Gauner hat zwar diesmal keinen Nutzen, aber es geschieht ihm doch nichts. — Viel mehr Varianten gibt es im Auftreten der verschiedenartigen „Nepper", welche mit, oft recht komplizierten Triks Unechtes und Wertloses für echt und kostbar verkaufen, verpfänden, vertauschen usw. Die Reihe dieser Dinge ist unabsehbar, meistens sind es aber Schmucksachen, Uhren, Waffen, aber auch „orientalische" Teppiche, Stoffe, Leinen, Heilmittel usw. Auch kleine Mittel für den Hausbedarf: Kitt, Fleckputzseifen, Vergoldungswasser und tausenderlei Ähnliches bringt zwar im einzelnen wenig, im Laufe der Zeit aber doch eine schöne Summe. Fast ausnahmslos sind alle diese Gauner, namentlich „Wechselfahrer" und „Nepper" nebstbei auch Falschspieler. — Von den Zeitungsschwindeleien mit tausenderlei angepriesenen Dingen gar nicht zu reden. Am meisten bringen Heilmittel, Kosmetika, Aphrodisiaka und in neuerer Zeit die sogen. „Periodenmittel", welche ausgebliebene Menstruation herstellen sollen. Diese werden in der Regel als Abtreibungsmittel verstanden, bestellt und unsinnig hoch bezahlt. Manchmal bekommen die Leute auch Abortiva bedenklichster Art, meistens aber irgendeinen harmlosen Tee oder unschuldige Pillen und Pulver, die sie tausendfach überzahlen. Wie viele Schwindler von solchen Betrieben ihr reichliches Auskommen finden, ist unglaublich. Sie können um so ungestörter betrügen, als sich doch niemand zu beklagen wagt, da er seiner Meinung nach auf eine Abtreibung ausgegangen ist. — ') Vgl. die, auch sonst über das Wirken betrügender Gauner außerordentlich gut unterrichtende „Selbstbiograohie", herausg. v o m Strafhausinspektor A l b r e c h t ibid. Bd. XL pag. 53 u. f h . A i d e n h o v e n , „Moderne Ausbeuter und ihre Opfer", Düsseldorf 1910.

Urkundenfälschungen.

2. Über Urkundenfälschungen. a) Urkundenfälschung überhaupt.1) Ein F e l d f ü r die T ä t i g k e i t d e r v e r s c h i e d e n e n S a c h v e r s t ä n d i g e n , n a m e n t l i c h a b e r des U R . s e l b s t b i e t e n f a l s c h e U r k u n d e n . D i e g r o ß e M e n g e der d i e s f ä l l i g e n A r b e i t w e r d e n g e f ä l s c h t e W a n d e r b ü c h e r und Legitimationspapiere fahrender Leute, nachgemachte Zahlungsbes t ä t i g u n g e n , V i e h p ä s s e u s w . bilden und s o s e h r d i e s e F ä l l e von ans c h e i n e n d g e r i n g e r e r W i c h t i g k e i t sind, s o m u ß g e r a d e j e n e n P a p i e r e n , d i e d a s A u f s i c h t s r e c h t des S t a a t e s w a h r e n h e l f e n , im Interesse öffentlicher Sicherheit die g r ö ß t e Aufmerksamkeit geschenkt werden, zumal hier das A u g e des U R . , w e l c h e s e i n e P a ß f ä l s c h u n g w a h r g e n o m m e n hat, g e r a d e hierdurch d i e S p u r e i n e s g e s u c h t e n V e r b r e c h e r s e n t d e c k t h a b e n kann. Fälle großer Wichtigkeit: Testamentsfälschungen, Änderung o d e r T o t a l f ä l s c h u n g g r o ß e r S c h u l d s c h e i n e und a n d e r e r D o k u m e n t e , d i e n i c h t von der p l u m p e n H a n d d e s r e i s e n d e n O e s e l l e n o d e r s e l b s t des p r o f e s s i o n e l l e n „ F i e p p e n m a c h e r s " h e r r ü h r e n , s o n d e r n w o d e r g e ü b t e Fälscher mit raffinierter Geschicklichkeit seine Kunst hat w a l t e n l a s s e n , s o l c h e F ä l l e w e r d e n nicht b l o ß das e i f r i g s t e u n d anh a l t e n d e S t u d i u m des U R . , s o n d e r n die K e n n t n i s s e e i n e r R e i h e von S a c h v e r s t ä n d i g e n in A n s p r u c h n e h m e n , man wird S c h r i f t v e r s t ä n d i g e , C h e m i k e r , M i k r o s k o p i k e r , P a p i e r f a b r i k a n t e n , B o t a n i k e r und P h o t o g r a p h e n h e r a n z i e h e n . Am m e i s t e n E r f o l g w i r d a b e r auch h i e r z u m e i s t d e r g u t e W i l l e , der S c h a r f b l i c k , die K o m b i n a t i o n s g a b e und d i e A u s d a u e r des U R . zu erzielen v e r m ö g e n , der nie v e r g e s s e n d a r f , d a ß auch d e r g e s c h i c k t e s t e F ä l s c h e r sich irren kann, und auch w i e d e r d i e b e ') Vgl. Jak. W e i ß m a n n , »Der Tatbestand der Urkundenfälschung" im XI. Bd. der Zeitschr. f. d. ges. Strafrechtswissensch.; H.A. W e i n g a r t , „Uber Entdeckung von Urkundenfälschungen", Gerichtsaal 1891 und H. Groß' Archiv Bd. I p. 61; M. D e n n s t e d t u. M. S c h ö p f t , „Einiges über die Anwendung der Photographie zur Entdeckung von Urkundenfälschungen", Jahrb. der hamburg. wissenschaftl. Anstalten Bd. XV, Hamburg 1898; A. T e i c h m a n n , „Zur Lehre von der Urkundenfälschung", Schweizerische Zeitschrift f. Strafrechte Bd. X ; Dr. A . L e n z , „Die Urkundenfälschung", Stuttgart 1897; F . P a u l in H. Groß' Archiv Bd. V p. 43; E. B u r i n s k i , „Photographie judiciaire", Petersburg 1900, Troud; Dr. P o p p , „Uber gerichtl. Photographie, Photogr. Korrespondenz 1901 Nr. 2 p. 97; R. A. R e i ß , „La Photographie judiciaire", Paris 1903; B e r t i l l o n , „La comparaison des ecritures", Rev. scientifique v. 18./12. 1897 u. v. l./l. 1898; F. P a u l , „Handbuch der kriminalist. Photogr." und d e r s e l b e , „Ein Fall von Urkundenfälschung", H. Groß' Archiv Bd. X X I V p. 356; dann H. Groß' Archiv Bd. I p. 279, Bd. III p. 9, Bd. III p. 345, Bd. VI p. 207; das wiederholt zitierte Buch von D e n n s t e d t u. V o i g t l ä n d e r , „Der Nachweis von Schriftfälschungen etc.", Braunschweig 1906; I r v i n e , „Uber die Wirkung von Bleichmitteln etc. zum Nachweise von Fälschungen" Pharm. Zentralblatt von 1888 p. 148; L o o c k , „Chemie und Photographie", Düsseldorf 190?, namentlich I p. 13 ff., II p. 88 ff., II p. 129 ff.; U r b a n , „Kompendium der gerichtl. Photographie", Leipzig 1909, namentlich p. 80—146; Albert S. O s b o r n , „Questioned Documents", Rochester N. Y. 1910, The Lawers Co-operative Publishing Company (prachtvolle Abbildungen 1); D e n n s t e d t , „Chemie", p. 262 ff.; M e u r i c e , „Arch. internat. de med.-leg.", April 1910. Vgl. auch hier Generalregister zu Bd. I — 5 0 von H. Groß' Archiv, namentlich: „Urkunden", „Fälschungen", „Schrift" usw.

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Fehler bei Urkundenfälschung.

r ü h m t e „ e i n e g r o ß e D u m m h e i t " begeht. Ich habe eine wichtige Urkunde gesehen, die mit aller erdenklichen, an wirkliche Kunst grenzenden Geschicklichkeit gefälscht w a r ; Papier, Schrift, Tinte, Inhalt, Form, kurz alles war meisterhaft g e w ä h l t und doch geschah dem Fälscher das geradezu Unglaubliche, daß er im Texte von „ w e i l a n d Seine Majestät Kaiser F r a n z " sprach, obwohl die Urkunde zwei Jahre v o r dem Tode des Kaiser Franz datiert w a r ! Der Fälscher war eben zur Zeit, als er die Fälschung machte, lange n a c h dem Tode dieses Kaisers, gewohnt, stets zu hören „w e i 1 a n d Kaiser F r a n z " , diese Gewohnheit ließ ihn das W o r t „w e i 1 a n d " auch in der Urkunde gebrauchen und dies f ü h r t e zur Entdeckung der Fälschung. Einen ähnlichen Fall erzählt William W i l l s 1 ) , in welchem ein sicherer Alexander H u m p h r e y s im J a h r e 1839 auf Grund gefälschter alter Dokumente g r o ß e Summen erstreiten wollte (High Court of Justiciary Edinburgh). Die Dokumente waren b e w u n d e r u n g s w ü r d i g gemacht, nur entdeckte man, daß e i n e s , datiert vom 7. Dezember 1639, bestätigt w a r vom Erzbischof Spottiswood „dem Kanzler", der aber schon am 26. November 1639 gestorben war. Der Fälscher hatte nämlich nach einer Liste der Kanzler nur gewußt, daß der Nachfolger Spottiswoods, Lord Loudon, sein Amt erst 1641 antrat, so daß der Fälscher vermeinte, bis dahin m ü ß t e Spottiswood Kanzler gewesen s e i n ; er w u ß t e aber nicht, daß zwischen beiden ausnahmsweise ein Interregnum von zwei Jahren stattgefunden hatte. In einem wichtigen Briefe, der die Grundlage eines großen Erbschaftsprozesses bildete, w a r aus dem Datum 18./11. 1881 gemacht w o r d e n : 18./12. 1881; der Fälscher hatte aber übersehen, daß in diesem Briefe vom „31. v. M t s . " die Rede war, was wohl auf den November, nicht aber den Dezember paßte. — Eine Reihe der überraschendsten Seltsamkeiten haben die sechs „ A d e l s m a c h e r p r o z e s s e " 2 ) zutage gefördert, die 1903 in P r a g gegen mehrere Fälscher g e f ü h r t w u r d e n ; diese Leute hatten zahlreichen Adelssüchtigen „ u r a l t e n " Adel mit o f t unglaublichen Fälschungen verschafft. — Es beweisen solche Fälle, wie wichtig es ist, den Inhalt, den Text einer bedenklichen Urkunde nach allen Seiten hin zu prüfen, da aus Inkonsequenzen, Stilformen, Anachronismen, unrichtiger Anf ü h r u n g von Personen und Ereignissen allein schon Beweise g e l i e f e r t werden können. — Ich möchte hier an einige Fälschungen und deren Entdeckung erinnern, die zwar in gleicher Form keinem UR. vorkommen werden, die aber, abgesehen von dem allgemein Interessanten der Fälle, zeigen sollen, auf welche Kleinigkeiten Rücksicht genommen werden muß, welche Methoden anzuwenden sind und w i e man diese, mutatis mutandis, auch auf moderne Fälle anwenden kann. — W a s wir überhaupt aus, uns eigentlich f e r n e liegenden Disziplinen lernen können, ') „The principles of circumstantial evidence", London 1862. ') Ich hoffe noch immer, daß sie a u s z u g s w e i s e in meinem Archiv gebracht werden können; sie sind außerordentlich lehrreich.

Alte g e f ä l s c h t e Urkunden.

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ist allerdings oft nur Methode, diese ist aber überall gleich, und u n s K r i m i n a l i s t e n g e h t n i c h t s m e h r a b a l s M e t h o d e : lernen wir sie, wo wir s i e f i n d e n ! Ich möchte daher dringend raten, g u t e Arbeiten historischen Inhalts, die sich mit Urkundenfälschung, wenn auch ferner Zeiten b e f a s s e n , a u f d i e a u f g e w e n d e t e M e t h o d e zu studieren, z. B. B r e ß l a u 1 ) , M e y e r v. K r o n a u 2 ) , G . E l l i n g e r 3 ) , W a 11 e n b a c h 4 ) , A d e l u n g 5 ) . Eine Fülle von Belehrung darüber, wie man bei falschen Urkunden (auch modernen) vorzugehen hat, kann der Kriminalist g e w i n n e n , wenn er eine zus a m m e n h ä n g e n d e Reihe von Untersuchungen studiert, die über eine einzelne wichtige Urkunde z. B. d a s Privilegium m a j u s , veröffentlicht w u r d e n 0 ) . Eine M e n g e der interessantesten mittelalterlichen Urkundenfälschungen bringt der, E n d e 1895 erschienene I. Band der „monumenta hist. ducatus C a r i n t h i a e " 7 ) und vornehmlich die berühmten W e r k e W a t t e n b a c h s 8 ) . Instruktiv ist auch P e n w i c h 9 ) . Nehmen wir nur einige w e n i g e B e i s p i e l e derartiger Fälschungen vor. Eine der wissenschaftlich interessantesten ist die von W e n z e l H a n k a in allerdings nicht gewinnsüchtiger Absicht geschehene, vielbesprochene F ä l s c h u n g der „ K ö n i g i n h o f e r H a n d s c h r i f t " , welcher mit unendlicher M ü h e und nicht abzuleugnendem Geschicke, Gedichte in alttschechischer S p r a c h e verfertigt hatte, um seiner Nation etwas ähnliches zu schaffen, w i e wir es an dem gleichen Schatze unserer alten Dichtungen besitzen. D i e s e tschechischen Gedichte waren s o g u t gelungen, daß sie Jahrzehnte hindurch b e w u n d e r t und angestaunt wurden und s o g a r G o e t h e zu einer B e a r b e i t u n g eines der Lieder veranlaßt haben. Und doch ist d i e Dichtung heute als F a l s i f i k a t erkannt. Der äußeren Kritik hat w i e d e r eine der bei den kunstreichen Initialen verwendeten Farben nicht standgehalten, da der Chemiker in den, scheinbar um 1300 herum entstandenen Buchstaben Berliner B l a u fand, das erst A n f a n g des 18. Jahrhunderts von D i e s b a c h entdeckt worden ist. Dieser B e w e i s w u r d e nun aber im weiteren durch d i e E r g e b n i s s e der inneren Kritik ergänzt, namentlich (schon in den 80 er Jahren des vorigen J a h r h u n d e r t s ) durch die Forschungen von M a z a r i k , G e b a u e r , G ö l l u. a . ; es konnte erwiesen werden, daß die sprachlichen F o r m e n , Rechtsverhältnisse und andere Momente dem Horizonte der Kenntnisse aus den 1820 er Jahren entsprechen, ') Harry B r e ß l a u , „ H a n d b u c h der Urkundenlehre", L e i p z i g 1889. ') „Bellum diplomaticum L i n d a u e n s e " . ( S y b e l s Historische Zeitschrift 26.) *) „ D a s Verhältnis der öffentl. Meinung zu Wahrheit u. L ü g e " , Berlin 1884. *) „ D a s Schriftwesen im Mittelalter", L e i p z i g 1896. *) „ N e u e s L e h r g e b ä u d e der Diplomatik". 8) W a t t e n b a c h , „ A r c h i v f. öst. G e s c h . " VIII und X I V , dann C h m e l , F i c k e r , H u b e r , H. B r u n n e r in den Wiener Sitzungsberichten Bd. V, IX, XXIII, XXVIII, X X X I I I , X X X I V , X L V I I . ') v. J a k s c h , „ D i e Gurker Geschichtsquellen". ") „ D e u t s c h l a n d s Geschichtsquellen im Mittelalter" Bd. II ( B e i l a g e : „ A l t e und neue F ä l s c h u n g e n " ) , Berlin 1894 und „ D a s Schriftwesen im Mittelalter" ( „ F ä l s c h u n g e n " p. 408 ff.), L e i p z i g 1896. ") „Die Urkundenfälschungen d e s Reichskanzlers K a s p a r Schlick", Breslauer Diss. 1900/1, Gotha, Perthes.

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D i e Königinhofer Handschrift.

Auffassungen, die heute weit überholt und zum Teil als unrichtig erwiesen sind. Wenn aber im Gedichte von angeblich 1300, Formen, Verhältnisse usw. geschildert sind, wie man sie 1820 als damals (1300) bestehend v e r m e i n t h a t , und wenn jetzt erwiesen ist, daß die wirklichen Formen, Verhältnisse usw. um 1300 andere waren, als wie sie in der Handschrift vorkommen, so kann diese auch nicht echt sein. Ebenso wichtig war der Nachweis, daß im Gedichte z. B. von Trommeln die Rede ist, die man damals erwiesenermaßen n i c h t gekannt h a t 1 ) . Endlich wurde nach dem Tode Hankas in seiner Bibliothek das ganze Handwerkszeug f ü r seine Arbeit g e f u n d e n : nicht bloß alle erdenklichen Hilfsbücher und Vorlagen, sondern auch unzählige Schriftproben, an welchen ersichtlich war, wie sich Hanka f ü r das Schreiben der Dichtung von Schritt zu Schritt vorbereitet hat2). Fragen wir, was diese uralte Geschichte uns Kriminalisten heute lehren kann, so wollen wir s a g e n : 1. Wir ersehen, wie wichtig in vielen Fällen die Hilfe des Chemikers sein kann, wenn es auch scheinbar ferne abliegt, ihn anzurufen ; ja man wäre f a s t veranlaßt, zu behaupten, daß o f t Versuche angezeigt sind, die vorerst nur aufs Geratewohl gemacht werden. Im vorliegenden Falle w a r man nämlich keineswegs darauf ausgegangen, Berliner Blau zu entdecken, sondern es hatte lediglich einen Kunsthistoriker interessiert, zu erfahren, womit man denn im 13. und 14. Jahrhundert im Böhmerlande g e m a l t hatte. Er ließ alle Farben, die in der Handschrift vorkommen, chemisch untersuchen, und siehe d a : das neue Berliner Blau w a r auch vorhanden. 2. Die Ergebnisse der innern Kritik, wie sie bei der Königinhofer Handschrift gefunden wurden, können bei jeder, auch der modernsten Urkundenfälschung, vorkommen und ebenso wie in dieser Handschrift Trommeln erwähnt sind, die es damals noch nicht gab, so fand sich einmal in einem falschen Testamente ein Kind mit Namen, Geschlecht und Geburtstag erwähnt, welches zur Zeit, als das Testament seinem Datum nach errichtet worden sein soll, noch nicht gelebt hat. Die Applikation von Verhältnissen längstverrauschter Jahrhunderte auf unsere Tage ist so schwierig nicht. 3. Die Ergebnisse der Revision der Bibliothek Wenzel Hankas zeigt, wie wichtig es unter vielen Umständen ist, Haussuchungen vorzunehmen. Leicht läßt man sich von weiteren Schritten abhalten, wenn man einmal im Besitze des corpus delicti ist und u n t e r s c h ä t z t d e n W e r t d e s e r s t F e s t z u s t e l l e n d e n in Ü b e r s c h ä t z u n g d e s W e r t e s d e s s c h o n F e s t g e s t e l l t e n . Dies ') Soll nicht sicher sein. ') Einen Schlußbeweis für die Fälschung Hankas hat endlich, wenn e s eines solchen noch bedurft hätte, Professor Ladislaus D o l a n s k y geliefert, indem er die Lösung für eine Anzahl von verkehrten Buchstaben gab, die sich in der 62. Zeile von „Libussas Gericht" findet und die bisher niemand deuten konnte. Sie lauten, aufrecht g e s t e l l t : W. H. A. N. K. A. F. E. C. I. T.! Der letzte Vertreter der Echtheit, Prof. J. L. Pic hat anfangs 1912 Selbstmord verübt, angeblich, weil er mit seinen Behauptungen nicht durchgedrungen ist.

„Wiener Schlummerlied" und andere Fälschungen.

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ist ü b e r h a u p t ein Moment, welches nicht g e n u g b e t o n t werden k a n n : hat man ein wichtiges Beweismittel g e f u n d e n , so legt man ihm leicht übertriebenen W e r t bei und unterläßt es, weiteres Material herbeizuschaffen, was später von großem W e r t e wäre, wenn das erstgefundene Beweismittel das nicht hält, was es anfangs versprach, oder wenn es durch Einwendungen des Beschuldigten oder andere Zwischenfälle an W e r t verloren hat. Auch die Ergebnisse aus der Bibliothek Hankas wurden nicht absichtlich ad hoc gesucht, sondern fanden sich erst zufällig bei der Versteigerung seines Nachlasses. Viel des Streites w ä r e erspart worden, wenn sie, was ja bei einem Kriminalfalle im W e g e einer Haussuchung leicht möglich gewesen wäre, rechtzeitig gesucht worden wären. — Interessant ist der N a c h w e i s 1 ) über die Unechtheit des sogenannten „Wiener Schlummerliedes", dessen angebliches Manuskript 1859 durch F e i f a l i k dem Professor Z a p p e r t in die Hände gespielt worden ist und bei welchem der Mikroskopiker nachgewiesen hat, daß die Schmutzflecken, die auf dem Pergamente als Beweis des Alters und der Echtheit vorkamen, sich u n t e r der Schrift befinden. Geradezu kriminalistisch ist die B e w e i s f ü h r u n g 2 ) über die Unechtheit des berühmten und unzählige Male zitierten Wiener Stadtplanes (angeblich aus dem 12. Jahrhundert). Fast komisch nimmt sich das Versehen aus, durch welches eine Nachahmung des berühmten Fälschers, des Griechen S i m o n i d e s 3 ) , an den T a g kam, der ein sogenanntes Augenloch im P e r g a m e n t e nicht als solches erkannt h a t t e ; allerdings f ü r einen so erfahrenen Fälscher ein kaum erklärliches Versehen. Bei dem großen Werte, welches nämlich Pergament zu allen Zeiten besessen hat, benutzte man auch solche Stücke der Haut, welche irgendwie nicht vollständig waren, z. B. die H a u t des Kopfes, auf welcher sich also auch die, nahezu kreisrunden Augenlöcher befinden. Simonides hatte nun unter seinem P e r g a m e n t e auch ein Stück mit einem solchen Augenloche, welches er mitbenützte. W i e erwähnt, erkannte er unbegreiflicherweise dies nicht als solches und wollte es als eine s p ä t e r entstandene Beschädigung erscheinen lassen, wodurch die Handschrift mehr Anschein von Echtheit gewinnen sollte. Da nun an der fraglichen Stelle das W o r t „animadvertit" vorkommen sollte, so schrieb er nur die ersten Buchstaben v o r und die letzten Buchstaben n a c h dem Loche, so daß es den Anschein hatte, als ob der Mittelteil des W o r t e s durch die später entstandene Beschädigung des Pergamentes zerstört worden wäre. Dies hätte nun unmöglich sein können, wenn die Handschrift echt wäre. Daß man es mit einem Augenloche und nicht mit einer anderen Beschädigung zu tun hat, konnten der Anatom und Mikroskopiker leicht als sicher feststellen. W a r es aber ein Augenloch, so ') Haupts Zeitschr. f. deutsches Altertum Bd. XIII. *) R. S c h u s t e r in den S.-B. der Wr. Akad. CXXVI, 1892. *) Über diesen höchst interessanten, zweifellos grundgelehrten Schwindler sind übrigens die Akten noch lange nicht g e s c h l o s s e n ; vgl. u. a. F a r r e r , „Literarische Fälschungen", Leipzig 1907, Th. Thomers.

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Außere Untersuchung von Urkunden.

m u ß t e es von allem Anfange im P e r g a m e n t bestanden haben, und wenn die Urkunde wirklich zur angegebenen Zeit geschrieben worden, also echt wäre, so hätte der Schreiber das Loch entweder umgangen oder übersprungen, jedenfalls hätte er aber nicht glauben machen wollen, es sei das Loch erst später entstanden. Nur der Fälscher, der das Augenloch nicht erkannt hat, konnte so vorgehen, wie es auf der Urkunde gemacht worden war. Etwas ähnliches ereignete sich bei einer in den dreißiger Jahren vorigen Jahrhunderts geschehenen Fälschung einer Urkunde, die angeblich aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. datieren sollte. Das P e r g a m e n t dieser Urkunde hatte ein, wirklich von einer Beschädigung durch M ä u s e f r a ß herrührendes Loch. Nun hatte der Fälscher auf der ersten Seite beim Schreiben das Loch als b e s t e h e n d angenommen und es daher mit dem W o r t e übersprungen. Als er die zweite Seite schrieb, hatte er dies vergessen und ließ einen Teil des Wortes fehlen, also so wie oben bei der Fälschung des Simonides geschildert. Hiernach wäre also das Loch vorhanden gewesen als die erste Seite geschrieben wurde, und wäre nicht vorhanden gewesen, als die zweite Seite beschrieben wurde — also zweifellose Fälschung.

b) Untersuchung gefälschter Urkunden. W o die innere Kritik nichts zutage fördert oder nicht genügende Beweise schaffte, muß zur äußeren Untersuchung der Urkunde geschritten werden. Dies wird in den meisten Fällen allerdings nur durch den Sachverständigen geschehen können, welcher die hierzu nötigen Schritte selbst zu unternehmen weiß. Aber auch hier kann es in vielen Fällen nötig sein, daß sich der UR., weit entfernt von sachverständiger Hilfe, rasch ein Bild darüber machen muß, ob eine Fälschung vorliegt oder nicht. Dann hat er entweder selbst zuzugreifen oder sich an Sachverständige zu wenden, deren Sache die Urkundenuntersuchung eigentlich nicht i s t : Ärzte und Apotheker. In solchen Fällen gilt es als oberster Grundsatz, daß der UR., wenn anders möglich, nichts vornimmt, wodurch eine Schädigung oder gar Zerstörung des O b j e k t e s eintreten kann. — In dieser Richtung scheinen auch heute noch die unglaublichsten Dinge vorzukommen; in einem „Sonderbericht der Versuchsanstalt f ü r Photographie u s w . " über ihre Tätigkeit auf dem Gebiete der forensen Photographie in den Jahren 1907—1909 werden W i n k e über die Behandlung und Versendung von corp. del. gegeben und sub Punkt 3 heißt e s : „das bei Urkunden o f t ( ! ) beliebte Unterstreichen der f ü r die Untersuchung belangreichen Textstellen mit Rot- oder Blaustift soll vermieden werden, da . . . .". Es ist geradezu erschreckend, wenn ein solches Institut derartige Ersuchen stellen muß — welche erstaunlichen Erfahrungen über Mißhandlung wichtiger Schriftstücke muß das Institut gemacht haben !

Prüfung von U r k u n d e n .

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Der so vielerfahrene O s b o r n 1 ) b i t t e t , von mit T i n t e geschriebenen Dokumenten, die einer Sachverständigenuntersuchung zugeführt werden können, keine Abdrücke mit der K o p i e r p r e s s e zu machen ( ! ) , weil dadurch g e r a d e w i c h t i g e S t e l l e n zerfließen können. W a s muß auch dieser Mann erlebt "haben, bis er zu diesem Verlangen kommen k o n n t e ! Ein Anderer bittet, wichtige D o k u m e n t e nicht in der Sonne, im Staub herumliegen zu lassen, sie nicht n a ß zu machen und nicht unverwahrt in die T a s c h e zu s t e c k e n ! Man wartet nur darauf, zu hören, w a s für E r l e b n i s s e noch dargestellt werden k ö n n t e n ! — W e r wichtige D o k u m e n t e vorwurfsfrei aufbewahren will, lege sie zwischen zwei G l a s p l a t t e n , die g r ö ß e r als das D o k u m e n t und auf einer Seite durch einen Leinwandrücken verbunden s i n d ; die Platten werden dann durch ein G u m m i b a n d z u s a m m e n g e h a l t e n 2 ) . Ebensogut zwei Zellitplatten durch eine P a p p l a t t e v e r s t e i f t — aber j a nicht zwischen das so exzessiv f e u e r g e f ä h r l i c h e Zelluloid, wie O s b o r n empfiehlt. F ü r g e w ö h n l i c h ( k e i n e Versendung, kein oftmaliges Vornehmen und Ansehen v o r a u s s i c h t l i c h ) empfiehlt B e n n s t e d t 3 ) U m s c h l ä g e aus dem ebenfalls durchsichtigen P e r g a m y n . — In gewissen Fällen m a g es allerdings zulässig sein, daß bei einem verdächtigen Schriftstück an einer minder wichtigen S t e l l e ein Versuch g e m a c h t wird, der einen kleinen T e i l vollständig z e r s t ö r t ; wie gesagt, darf dies nur im ä u ß e r s t e n , dringendsten F a l l e geschehen und es müssen in j e d e m F a l l e unbedingt zwei Vorsichten gebraucht werden. Die eine b e s t e h t darin, daß von dem fraglichen Schriftstück, bevor das G e r i n g s t e daran geändert wird, eine b e g l a u b i g t e Abschrift genommen u n d eine P h o t o g r a p h i e davon a n g e f e r t i g t wird. Die andere Vorsicht b e s t e h t darin, daß genau protokolliert wird, w a s mit der Urkunde vorgenommen wurde, so daß sowohl der dann eintretende Sachverständige, als auch überhaupt j e d e Amtsperson, die später mit der Sache b e f ä ß t wird, w e i ß , was eher schon mit dem Schriftstück geschehen ist. Die harmloseste und in allen verdächtigen Fällen zu e m p f e h l e n d e Manipulation b e s t e h t darin, daß der U R . dies Schriftstück mit einer möglichst guten Lupe b e t r a c h t e t ')• Diese Untersuchung muß in der W e i s e geschehen, daß man nicht nur die verdächtige S t e l l e allein ansieht, sondern sozusagen das ganze Schriftstück mit der Lupe W o r t für W o r t absucht. H a t man sich so daran gewöhnt, die E r s c h e i n u n g der einzelnen T y p e n des Schriftstückes an den u n v e r d ä c h t i g e n Stellen vollkommen aufzufassen, so wird man dann, wenn man endlich zur B e t r a c h t u n g der b e d e n k l i c h e n S t e l l e kommt, j e d e auch unbedeutende Verschiedenheit ') Questioned D o c u m e n t s 1. cit. ') Ibidem. •) D e n n s t e d t , „ C h e m i e " , p. 278. ') Der g e r a d e nicht u n t e r s u c h t e T e i l der Urkunde, n a m e n t l i c h dort, wo etwa die Hand aufliegt, muß mit einem fest aufliegenden, also nicht s c h e u e r n den Stück reinem P a p i e r b e d e c k t , also g e s c h ü t z t sein. —

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Untersuchung von Papieren.

leichter wahrnehmen können, als wenn man sich sofort an ihr Studium gemacht hat. Ist man mit dieser Art der Beobachtung zu Ende gekommen, so wiederholt man die Prüfung, indem man das Schriftstück auf die Fensterscheibe auflegt, um so im durchfallenden Lichte dasselbe zu beobachten, was man im auffallenden Lichte angesehen hat. Ein guter Prozentsatz aller begangenen Fälschungen vermag schon einer solchen Untersuchung nicht standzuhalten, wenn nur die Lupe g u t war und genügend viel Fleiß und Aufmerksamkeit a u f g e w e n d e t worden ist. Handelt es sich um den Nachweis, d a ß verschiedene Tinten verwendet wurden, so g e n ü g t die Lupe allerdings nicht, da muß das Mikroskop heran. W e n d e t man mit diesem die entsprechende Vergrößerung an, so erhalten Tintenstriche, die scheinbar gleich sind, meistens eine überraschende Verschiedenheit an Farbe und Glanz, wenn sie von verschiedenen Tinten herrühren 1 ). Eine weitere Untersuchung, die ebenfalls an dem Original nicht den mindesten Schaden anrichtet und Ergebnisse zutage bringen kann, ist das Photographieren des Schriftstückes, eine Technik, die heute die g r ö ß t e Bedeutung erlangt hat, und in "keinem wichtigeren Falle umgangen werden kann. Radierungen, Wegwaschungen, sowie verschiedene gebrauchte Tinten, was alles f ü r das menschliche Auge nicht wahrzunehmen gewesen ist, kommen im Photogramme mit voller Deutlichkeit zum Vorscheine 2 ). Ein Vergleich des Originales mit dessen Photographie sagt und beweist o f t mehr als die langwierigste und teuerste Untersuchung durch den Chemiker. Eine besonders schöne Verwendung der Photographie bei verblaßten Schriften w u r d e vor längerer Zeit veröffentlicht 3 ), und hat sich seither in Fällen bewährt, in welchen eine völlig verblaßte, verwaschene, radierte, geäzte oder sonst kaum oder nicht leserliche Schrift vorliegt, die wichtig sein kann. Man photographiert das Dokument, und nimmt von dem erhaltenen, ebenfalls, so wie das Original kaum eine Spur von Schrift erkennen lassenden Negativ eine Anzahl von Positiven, die als Material dünne, durchsichtige Häutchen haben. Diese werden mit den entsprechenden Punkten alle sorgfältig genau übereinandergelegt und zusammengepreßt, so daß die auf jedem einzelnen Positiv befindlichen schwachen Schriftzeichen beim Durchfallen des Lichtes durch die aufeinanderliegenden Schichten entsprechend ihrer Anzahl dunkler erscheinen l ) D a s Grazer kriminalistische Universitätsinstitut benützt )ür die erste Untersuchung von verdächtigen Urkunden (auch von Falsifikaten v o n Geld, Noten, Stempeln, Marken, S i e g e l n und Siegelabdriicken usw.) ein s o g e n . Präpariermikroskop, wie es Anatomen, Zoologen, Botaniker usw. benützen, mit lOmaliger Vergrößerung, Handstützen und großem Präpariertisch. Es bewährt sich a u s g e z e i c h n e t , besitzt großes Gesichtsfeld und hat stärkere Vergrößerung nicht vermissen lassen. Besonders Radierungen, fremde Tinte, Änderungen an Urkunden usw. werden mit größter Deutlichkeit klar. Für die g e n a u e Feststellung der Fälschung muß natürlich der Sachverständige weiter untersuchen, aber eine vorläufige Untersuchung ist immer wertvoll. ') Man betrachte die diesfälligen Abbildungen bei den einzelnen a n g e ebenen Büchern namentlich O s b o r n , D e n n s t e d t , L o o c k , U r b a n , R e i ß , a u l usw. »; Wiener Gewerbeztg. 1895 Spalte 361.

P

Chemische Proben.

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und beim abermaligen Kopieren des ganzen Satzes ein deutliches Negativ ergeben, von dem dann schließlich lesbare Positivkopien genommen werden können. Durch dieses sinnreiche Verfahren werden also die schwachen Schriftzüge einer einzelnen Kopie in ihrer Transparenz durch die vielen hintereinander befindlichen Filme so beeinträchtigt, daß diese doch schließlich kein Licht mehr durchlassen und sich vom Grunde deutlich abheben. — Bei Unterschriftfälschungen nimmt man nach L o o c k 1 ) zuerst vom Original ein scharfes Negativ, dann ein Diapositiv, das mit Lichtpausverfahren übertragen wird. — Modern ist auch die Verwendung sehr bedeutender Vergrößerungen beim Photographieren. Man kommt bis zu 3 6 0 0 f a c h e r Vergrößerung, was allerdings viel kostet, aber fast jede Radierung oder Ätzung sicher zutage bringt. — Schaden kann es nichts, es hilft aber bloß negativ, wenn man z. B. zweifellos echte und angeblich gefälschte Unterschriften auf Qelatinfolien photographiert und diese aufeinanderlegt. Echte Unterschriften decken sich niemals ganz, findet man v ö l l i g e Deckung, so liegt Fälschung v o r 2 ) . — Eine wichtige Neuerung, die sehr viel verspricht, ist das Photographieren mit Quarzlicht, wie es z. B. das physikalische Institut von B. Thieme, Berlin W . 47, Yorkstr. 75 vornimmt 3 ). Hilft das alles nichts, so muß der Chemiker einspringen. Dieser kann natürlich in vielen Fällen nicht umgangen werden. Teils aus den oben angeführten Gründen, teils auch um dem UR. ein Bild darüber zu geben, was er in dieser Beziehung von Sachverständigen erwarten kann, bringe ich im folgenden dasjenige, was S o n n e n schein-Classen und andere hierüber angeben und was sich namentlich in unzähligen Fachzeitschriften verstreut findet. Vor allem hat man zu unterscheiden zwischen dem alten geschöpften Papier, auf welchem nur äußerlich eine dünne Schichte von tierischem Leim aufgetragen ist, und dem modernen Maschinenpapier, welches in der ganzen Masse eine Art Leimung erhält. Es wird Fichtenharz in Natron aufgelöst und die klare Lösung durch Alaun gefällt, wodurch die im Harz vorhandenen Säuren sich mit der Tonerde des Alauns zu einer seifenartigen Masse niederschlagen. Meistens wird dann hierzu gekochte Stärke gegeben und das Ganze unter die Papiermasse gemengt. D i e s m u ß b e i A n w e n d u n g von R e a g e n t i e n e b e n s o b e r ü c k s i c h t i g t w e r d e n , wie d e r Z u s a t z v o n F a r b e , welche bei weißem oder bläulichem Papier früher Kobalt oder Berliner Blau war, jetzt aber fast immer Ultramarin i s t ; handelt es sich nun um Radierungen, so ist bei oberflächlich geleimtem Papier die Leimschichte beseitigt, bei in der Masse geleimten Papier aber wenigstens die Oberfläche aufgerauht. Da es sich auf einer solchen Oberfläche nicht gut schreiben läßt, so ') L. cit. p. 144. ' ) Ibid. I p. 70 u. II p. 144. ') Zeitschr. f. t e c h n . P h y s i k v. 15. August 1913 p. 8.

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Chemische Proben.

wird sich der Fälscher bemüht haben, wieder eine glatte Oberfläche herzustellen. Mechanisch wird dies durch Polieren mit einem glatten, harten Körper, sonst aber durch Bestreuen oder Bestreichen mit verschiedenen Substanzen bewerkstelligt. Als solche dienen Lösungen von arab. Gummi oder Gelatine in Wasser, von verschiedenen Harzen in Alkohol, Kleister oder trockener, fein gepulverter Sandarak. Aber alle diese Manipulationen lassen sich mit freiem Auge oder besser mit der Lupe nachweisen, indem die Oberfläche des Papieres an der polierten, bestrichenen oder bestreuten Stelle doch immerhin anders aussieht als an seiner übrigen Oberfläche. Namentlich deutlich wird dies fast immer an jenem Rande, wo die künstlich behandelte Stelle in die nicht behandelte übergeht. Sollte der Unterschied optisch nicht wahrnehmbar werden, so wird er es fast immer, wenn man j e einen Tropfen reinen Wassers auf die verdächtige und eine unverdächtige Stelle bringt. Ist das Papier auf ersterer irgendwie behandelt worden, so wird sich der Wassertropfen daselbst anders verhalten, als an den übrigen Stellen. Er wird anders zerfließen, anders aufgenommen werden, anders durchschlagen, kurz, ein Unterschied wird wahrzunehmen sein. W i l l man noch sicherer werden, oder wissen, womit die Stelle behandelt war, so müssen chemische Reagentien angewendet werden: durch Bepinseln mit Jodlösung wird Leim braun, Mehlkleister blau g e f ä r b t ; arabischer Gummi löst sich im Wasser auf und wird durch Alkohol g e f ä l l t ; Harze lösen sich in Alkohol a u f ; wird ein Tröpfchen dieser Lösung in einige Tropfen Wasser gebracht, so wird sich dieses milchig trüben. All' dies, auch schon das Betupfen mit Wasser, dürfte aber der UR. nur im a l l e r ä u ß e r s t e n und dringendsten Falle vornehmen, sonst ist es stets alleinige Sache des Sachverständigen. — Sind die früheren Schriftspuren einer eisenhaltigen Tinte weder mit bloßem Auge noch mit der Lupe erkennbar, so kann man diese mitunter wieder zum Vorschein bringen, wenn man sie mit einer Gerbstofflösung bepinselt. Das Eisensalz hat die Eigenschaft, daß es, ohne sichtbar zu sein, in das Papier tiefer eindringt, als die Schriftzüge selbst. Ebenso kann man in solchen Fällen (wenn e i s e n h a l t i g e Tinte ausgebleicht ist) die Schrift befeuchten und mit Schwefelwasserstoff-Ammoniak (Schwefelammonium) bestreichen ; es bildet sich dann Schwefeleisen und die Schrift kann leserlich werden. Neuerdings wird empfohlen, die radierte Stelle mit einer Vio Normalsilbernitratlösung zu bestreichen, und das Objekt kurze Zeit dem direkten Sonnenlichte auszusetzen, worauf die Schriftzüge auf dunklem Grunde deutlich zum Vorschein kommen. Hierbei zeigen sich auch die Papillarlinien von Hand- und Fingerabdrücken, so daß nicht bloß festgestellt werden kann, daß und was radiert wurde, sondern unter Umständen auch, w e r es getan h a t 1 ) . — ») Siehe H. Groß' Archiv Bd. VI p. 207.

Verschiedene Tinten.

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Ein anderes Vorgehen besteht darin, d a ß die verblichene Schrift zuerst mit einem Schwamm mit Salzsäure und dann mit gesättigter Blutlaugensalzlösung bestrichen w i r d ; zuletzt wird sehr gut gewaschen (aus der Tinte ist Berliner Blau g e w o r d e n ) . H a b e r m a n n und O e s t r e i c h e r J ) s a g e n : Neue Zusätze zu alter Schrift werden deutlich durch gewöhnliches Kopieren (mit der K o p i e r p r e s s e ) ; das neue läßt sich kopieren, das alte nicht. Vgl. noch R e i ß 8 ) und K o b e r t 3 ) . — Selbstverständlich darf alles das b l o ß der Sachverständige tun. — Außer dem Radieren werden von Fälschern auch verschiedene Chemikalien angewendet, um die Schrift wegzuwaschen 1 ). Manche dieser Versuche geben gute Resultate, so daß nicht nur die ursprüngliche Schrift vollkommen verschwindet, sondern es kann auch wieder auf derselben Stelle gut geschrieben werden. Selbstverständlich verlangt jede der vielen Tintengattungen eine verschiedene Behandlung, und will der P r ü f e n d e wissen, welches Mittel der Fälscher zum Verschwindenmachen angewendet hat, so muß er es so machen, wie es der Fälscher gemacht h a t : er muß zuerst wissen, woraus die Tinte besteht. Weiß er das, so weiß jeder Chemiker, wie ihr beizukommen ist. Alle jene Mittel, die eine Säure enthalten, sind f ü r den Fälscher immer g e f ä h r l i c h ; vor allem zersetzen sie das Ultramarin, welches heute in vielen Papieren enthalten ist, und erzeugen einen gelben Fleck. Weiters läßt sich die Verwendung der Säuren leicht dadurch nachweisen, daß die b e t r e f f e n d e Stelle mit befeuchtetem blauen Lackmuspapier betupft wird, das sich rötet, wenn nur eine Spur von Säure vorhanden geblieben ist. Hat aber die Säure die Schriftzüge scheinbar vollständig ausgelöscht, so können sie mitunter durch vorsichtige Bepinselung mit verdünntem Ammoniak w i e d e r zum Vorschein gebracht werden. Manchmal ist es nötig, außer dem Ammoniak und nach diesem noch eine G e r b s t o f f l ö s u n g anzubringen. Statt beider kann auch eine Kaliumeisencyanür-Lösung verwendet werden, jedoch darf diese Lösung nicht an derselben Stelle in Anwendung kommen, wo schon Ammoniak aufgepinselt war. — Bezüglich der verschiedenen Tinten sei folgendes b e m e r k t : Tuschtinte ist fein verteilte Kohle und daher schwer oder gar nicht durch chemische Reagentien zu beseitigen. Ist die Tusche aber nicht von vorzüglicher Beschaffenheit, so läßt sich das damit Geschriebene oder Gezeichnete o f t beseitigen, wenn man das b e t r e f f e n d e Papier mit der Schrift oder Zeichnung nach u n t e n auf einen leeren Topf ») Ztschr. f. analyt. Chemie 48. Jhrg. 1909 p. 729. ') Eders Jahrbuch f. Photographie 1907. •) „Über antike Tinte", Arch. f. die Geschichte der Naturwissenschaften I p. 103. 4 ) D a s sicherste Mittel zur Entdeckung solcher w e g g e w a s c h e n e r Schrift soll das v o n R. W. W o o d von der J. Hopkins Universität sein, welcher solche Fälschungen in u l t r a v i o l e t t e m Licht photographiert — hierdurch soll verschwundene Schrift in überraschender Deutlichkeit zum Vorschein kommen. —

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Anilintinten und A l t e r s v e r g l e i c h e .

legt und nun lange Zeit auf die Rückseite des Papieres einen Strahl heißen W a s s e r s wirken läßt. Kampescheholztinte wird durch Säuren rot und ist dann schwer zu beseitigen. Galläpfeltinte zerfließt und verschwindet durch verdünnte Säure. Das mit ihr Geschriebene ist meistens durch Ammoniak, wenigstens in Andeutungen wiederherzustellen. Durch Chlor und Natriumhypochlorit verschwinden beide und sind schwer oder g a r nicht wieder hervorzurufen1). Alizarintinte besteht aus einer Indigolösung mit welche Eisenoxydul enthält 2 ). Durch Behandlung mit Säuren verschwindet die Gallustinte, während die blaue Indigo hervortritt, die nur durch Chlor oder Bleichsalz nen ist.

Gallustinte, verdünnten F a r b e des zu entfer-

Eine eigentümliche Rolle spielen die modernen Anilintinten (gewöhnlich wasserlösliches Anilinviolett oder Nigrosin). So unsolid und unbeständig Anilinfarben sind, so können sie unter Umständen recht haftend werden. Frisch geschrieben lassen sie sich häufig lediglich mit W a s s e r und Spiritus, namentlich dann wegwaschen, wenn mit leichter Hand und mehr stumpfer F e d e r geschrieben wurde. E i n e schwere Hand mit spitzer Feder durchschneidet die Oberfläche des Papieres, so daß die Tinte in das Innere der Papiermasse eindringt, wo sie nur Chlorkalkwasser a n g r e i f t 3 ) . Nach einiger Zeit schlägt sich überhaupt das Anilin, wenigstens unter gewissen Umständen, derart nieder, daß es nur schwer wegzubringen ist. H a t der Fälscher Zeit, so kann er ein Schriftstück, mit Anilintinte geschrieben, einfach dem Sonnenlichte aussetzen, wodurch die Schrift verschwindet. Vor mehreren Jahren wurde ein mit Anilintinte geschriebener Erlaß einer Behörde auf einer Gemeindetafel, ') In d i e s e r R i c h t u n g hat e s d a s s o g e n a n n t e Eau de J a v e l l e zu einer g e wissen B e r ü h m t h e i t g e b r a c h t , da mit diesem in der T a t die m e i s t e n S c h r i f t e n w e g g e w a s c h e n werden k ö n n e n ; es ist unterclilorigsaures Natron (Natriumhypochlorit) und wird erzeugt, indem man C h l o r g a s durch kalte A t z n a t r o n l a u g e durchleitet oder C h l o r k a l k mit S o d a l ö s u n g übergießt. Ein g e n a u e r e s R e z e p t zur H e r s t e l l u n g von E a u de J a v e l l e l a u t e t : 20 T e i l e Chlorkalk werden mit 100 T e i l e n W a s s e r v e r r i e b e n . D a n n löst man 25 T e i l e krystallisiertes kohlensaures Natron in 500 Teilen W a s s e r , m i s c h t beide L ö s u n g e n , läßt sie 12 S t u n d e n stehen und g i e ß t vom B o d e n s a t z a b ; letzterer wird b e s e i t i g t . — E a u de L a b a r raque wirkt ähnlich, g e h ö r t auch zu den unterchlorigsauren Alkalien und ist Kaliumhypochlorit. B e i d e erhält man heute in j e d e r D r o g e n h a n d l u n g . Ein v i e l v e r w e n d e t e s „ R a d i e r w a s s e r " b e s t e h t aus 4 gr O x a l s ä u r e und 1 g r Natriumhyposulfit auf 50 gr W a s s e r . D a v o n einige Tropfen auf die Schrift, e i n i g e S e k u n d e n warten und mit L ö s c h p a p i e r a b t u p f e n ; greift das P a p i e r nicht an. ' ) S o s a g t S o n n e n s c h e i n . W i e der Name der Alizarintinte a b e r zeigt, b e s t e h t sie z u m e i s t aus Alizarin, e i n e m der Farbstoffe der Krappwurzel; s c h w e f e l saure Indigolösung ist allerdings a u c h dabei, aber von dieser k o m m t auf die ganze T i n t e n m e n g e k a u m ein P r o z e n t . K ü n s t l i c h e s Alizarin wird aus A n t h r a c e n , einem Kohlenwasserstoff des S t e i n k o h l e n t e e r s dargestellt. V g l . D e n n s t e d t u. V o i g t l ä n d e r 1. c. p. 10. Alizarintinte wurde 1855 erfunden, es ist daher alles falsch, was mit ihr g e s c h r i e b e n und v o r dieser Zeit datiert ist. U b e r E i s e n g a l l u s t i n t e s. H i n r i c h s e n , „ U m s c h a u " vom 2 6 . 9 . 1908 Nr. 39. *) C h l o r k a l k w a s s e r ist d a s beliebte, in den S c h r e i b s t u b e n verwendete Mittel, um Anilinschrift zu b e s e i t i g e n .

Unleserlich

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Gemachtes.

die der S o n n e ausgesetzt war, angeschlagen. Nach kurzer Z e i t war der Erlaß spurlos verschwunden und nur die m i t anderer T i n t e ges c h r i e b e n e U n t e r s c h r i f t des Bezirkshauptmannes prangte auf dem untersten T e i l e des w e i ß g e w o r d e n e n B o g e n s . E s ist a l s o nicht zu vergessen, daß dann, wenn Anilintinte verwendet war, der Nachw e i s von zur Vertilgung der Schrift verwendeten C h e m i k a l i e n unmöglich sein kann, denn die Anwendung von S o n n e n l i c h t ist nicht nachweisbar. — D i e ( m e i s t e n s violette) S t e m p e l f a r b e der modernen Kautschukstempel läßt s i c h 1 ) mit O x a l s ä u r e ( K l e e s ä u r e ) in W a s s e r g e l ö s t ( a b e r nicht j e d e ) oder mit W a s s e r s t o f f s u p e r o x y d tilgen ; erstere g r e i f t das P a p i e r nur bei ungeschicktem Vorgehen, letzteres niemals an. — Auch wenn T i n t e n angewendet worden sind, die in ihrer Zusammensetzung übereinstimmten, läßt sich unter Umständen chemisch eine Fälschung b e w e i s e n . Das beruht darauf, daß sich Schriftzuge, j e älter sie sind, umso i n n i g e r mit der P a p i e r f a s e r verbinden und durch Eintrocknen und vollständigere Oxydation des etwa in der T i n t e enthaltenen E i s e n s unlöslicher werden. S i e können also den verdünnten Säuren länger widerstehen, als f r i s c h e r e Schriftzüge. W i l l man nun prüfen, ob zwei Schriftzüge auf demselben P a p i e r verschiedenen Alters s i n d 2 ) — der Unterschied in der Z e i t ihrer E n t s t e h u n g darf natürlich kein zu geringer sein — so muß von j e d e r der beiden Schriften wenigstens ein Strich g e o p f e r t werden. Man wählt zwei möglichst gleich starke und möglichst b e n a c h b a r t e Striche, b e t u p f t diese gleich stark mit einer verdünnten Säure und b e o b a c h t e t (mit der Uhr in der H a n d ) , wie lange j e d e r der beiden S t r i c h e zum Verschwinden oder Verbleichen g e b r a u c h t hat. Ist der U n t e r s c h i e d ein nicht unwesentlicher, so ist j e n e Schrift die j ü n g e r e , bei w e l c h e r das Verlöschen eher eingetreten ist. Solche P r o b e n sind namentlich dann wichtig, wenn das Alter der Schrift künstlich g e m a c h t w u r d e ; alte S c h r i f t (von E i s e n t i n t e n ) erhält den sogenannten Hof, indem j e d e r schwarze Strich mit einem schmalen gelblichen Schein e i n g e f a ß t ist. Legt man nun in die T i n t e rostige Eisenstücke, so erhält das mit ihr G e s c h r i e b e n e bald einen „ H o f " , der dem echten sehr ähnlich sieht. W i r d diese Schrift aber mit Salzsäure (zur H ä l f t e mit W a s s e r verdünnt) betupft, s o verschwindet sie viel eher als die wirklich alte. — Ist eine S c h r i f t durch Aus- oder Überstreichen unleserlich g e macht :|) worden, und handelt es sich darum, den ursprünglichen T e x t wieder herzustellen, s o muß zuerst untersucht werden, w e l c h e r Art die T i n t e des zuerst G e s c h r i e b e n e n und welcher Art die T i n t e war, mit welcher durchstrichen wurde. Sind diese Tinten von v e r s c h i e d e n e r Zusammensetzung, s o muß j e n e s R e a g e n s angewendet werden, das ') Nach Dr. K o l l e r , „ N e u e s t e Erfindungen und E r f a h r u n g e n " , 1893. ') A b g e s e h e n von dem o b e n a n g e g e b e n e n sehr b e d e n k l i c h e n Mittel v o n H a b e r m a n n u. O e s t e r r e i c h e r mit der Kopierpresse. ') Mit Farbstift unleserlich g e m a c h t e Bleistiftschrift leserlich m a c h e n vgl. Dr. L e i e w e r in H. G r o ß ' A r c h i v Bd. V I I p. 159. H a n s G r o ß , Hdb. f. UR.

6. Aull.

II.

65

1022

Chemische Untersuchungen.

die Tinte angreift, womit die durchstreichenden Striche gemacht wurden. Ist in beiden Fällen die gleiche Tinte verwendet worden, so ist nur dann etwas zu erwarten, wenn zwischen dem Schreiben des Textes und dem Durchstreichen ein größerer Zeitraum liegt. In diesem Falle muß jener Stoff, der die Tinte zu tilgen vermag, sehr vorsichtig aufgelegt werden, und es ist jener Zeitpunkt zu erhaschen, in welchem das Durchstreichende möglichst verschwunden, der Urtext aber noch tunlichst wenig angegriffen ist. Dies wird am besten erreicht, wenn man entweder nur die D ä m p f e des fraglichen Stoffes wirken läßt, oder wenn man mit diesem Stoffe ein Läppchen tränkt und dies nur auf die fragliche Stelle auflegt. In verzweifelten Fällen, wenn z. B. Geschriebenes mit Tinte Übergossen wurde, läßt sich noch etwas hoffen, wenn das O b j e k t unter gewisser Beleuchtung und unter besonderen Vorsichten photographiert wird. Allerdings bringen bei solcher Arbeit nur Fachmänner ersten R a n g e s ' ) etwas zuwege, da die Schwierigkeiten stets sehr groß s i n d ; aber sie können in der Tat mit Hilfe der Photographie die Schrift unter den ärgsten Klexen und Briefe im Umschlag lesen — wenigstens sehr oft. — Verhältnismäßig am gröbsten kann man vorgehen, wenn irgendeine Schrift beseitigt werden soll, um das darunter befindliche, mit B l e i s t i f t Geschriebene lesen zu können. Graphit ist gegen alle chemische Angriffe sehr widerstandsfähig, so daß in der Regel eine Beschädigung der Bleistiftzeichnungen oder -Schriftzüge nicht zu befürchten steht, wenn man die Tintenschrift chemisch angreift. Am meisten hat man sich hier vor dem mechanischen Einwirken zu hüten, indem durch das Hin- und Herwaschen mit dem Pinsel noch am ersten ein Verwischen der Bleistiftstriche geschehen kann. — Sind S c h r i f t e n ü b e r e i n a n d e r gekommen und entsteht die Frage, welche von beiden die ältere ist, so läßt sich diese durch gewöhnliche Photographie nicht lösen, wohl aber ( U r b a n ) 2 ) durch sog. „Schrägblickaufnahme". In vielen solchen Fällen muß das Mikroskop helfen. Mitunter ist in den Schriften vieles iiberkreuzt, z. B. wenn bei einem Wechsel die W o r t e „Angenommen — N. N . " quer über den Text geschrieben wurden, wie es o f t vorkommt. Mitunter ist aber nur wenig gekreuzt, wenn z. B .die Zeilen übereinander und parallel laufen. Es genügt da häufig, wenn nur die Schlingen zweier sogenannter „langen Buchstaben" einander kreuzen (z. B. die Schlinge eines „ / " in der unteren Zeile mit einem „g" in der oberen Zeile). Da nun doch j e d e Tinte dann, wenn sie aus der Feder fließt, eine gewisse Masse auf dem Papiere zurückläßt, welche beim Eintrocknen als eine Art Kruste liegen bleibt, so zeigt sich diese unter dem Mikroskope deutlich. Haben sich nun zwei Striche ge') Hervorragende Leistungen in dieser Richtung haben Regierungsrat Prof. Dr. J. M. E d e r in Wien, Prof. D e n n s t e d t in Hamburg und O s b o r n in N e w York aufzuweisen. Vgl. noch die zit. Arbeiten von R e i ß , U r b a n , L o o c k usw., die aber alle mit dem ungefährlicheren und sicheren Mittel des Mikroskopes und der Photographie arbeiten; vgl. N i c e f o r o - L i n d e n a u p. 208. *) Vortrag auf dem Internat Kongreß für Photog., Dresden Juli 1909.

1023

R e a g e n t i e n und T i n t e n .

kreuzt, so sieht man unter gewisser Vergrößerung die Masse des späteren Striches, als Schichte auf der Masse des früheren Striches, oder es hat ein charakteristisches Ineinanderfließen stattgefunden, so daß diese Frage nach „früher" oder „ s p ä t e r " recht oft beantwortet werden kann. — Eine wichtige Rolle bei Entdeckung von Schriftenfälschungen spielt das Jod. G. B r u y l a n t s hat beobachtet, daß trockenes Papier gegen Joddämpfe sich anders verhält als angefeuchtetes und wieder getrocknetes Papier. Die feucht gewesenen Stellen nehmen eine v e i l c h e n b l a u e Färbung an, während das unveränderte Papier davon g e l b l i c h bis b r ä u n l i c h gefärbt wird. Auch wenn das so behandelte Papier nunmehr ganz mit Wasser befeuchtet wird, stellt sich ein Unterschied ein, indem die ehemals befeuchtet gewesenen Stellen dunkelblauviolett gefärbt werden, während das übrige Papier eine reine blaue Farbe zeigt. Ist Bleistiftschrift mit Brotkrume wegradiert worden, so nehmen die radierten Stellen mit Joddämpfen eine gelbbraune oder braunviolette, jedenfalls dunklere Färbung an, als das unveränderte P a p i e r ; beim Befeuchten heben sich die Stellen scharf von dem rein blauen Untergrunde ab. Die mit Brotkrume radierten Stellen zeigen mit Jod behandelt gleichmäßige Farbe, mit Gummi radierte aber dunkler gefärbte Streifen. Auch mittelst eines stumpfen Gegenstandes, z. B. mit einem Glasstab, in das Papier eingedrückte Striche usw. lassen sich mit Joddampf sichtbar machen — die eingedrückten Stellen treten durch stärkere Färbung deutlich hervor. Auf diese Weise läßt s i c h 1 ) wegradierte Bleistiftschrift aus der Rückseite oder durchgedruckte Schrift auf der Unterlage sichtbar und mittelst eines Spiegels lesbar machen. Noch besser mit stereoskopischer Photomikrographie 2 ). — Für die gerichtliche Untersuchung von Tinten, namentlich um deren Qualität und Verschiedenheit festzustellen, haben die Chemiker Dr. A. R o b e r t s o n und J . J. H o f m a n n in Rotterdam 3 ) eine bequeme Zusammenstellung herausgegeben. Der Vorgang, bei welchem allerdings einige Teile des zu untersuchenden Schriftstückes geopfert werden müssen, ist der, daß mit den angegebenen Reagentien verschiedene G ä n s e k i e l f e d e r n benetzt werden, worauf man damit Striche quer über die zu untersuchenden Buchstaben oder Ziffern macht und die Farbenveränderungen beobachtet, die dort entstehen, wo Tinte und Reagens zusammenkommen. Als Reagentien werden angeführt: 1. 3 o/o ige Lösung von Oxalsäure in Wasser, 2. 10o/oige Lösung von Zitronensäure in Wasser, 3. 2 o/o ige Lösung von Chlorkalk in Wasser, ') „ C h e m i s c h e s Z e n t r a l b l a t t " 1892. *) Verblüffende W i r k u n g z e i g e n die B e i s p i e l e b e i O s b o r n 1. cit. p. 50. ' ) „Pharm. Z e n t r a l h a l l e " und „ N e u e s t e Erfindungen und Erfahrungen auf den G e b i e t e n der praktischen T e c h n i k e t c . " von Dr. T h . K o l l e r , j ä h r e . 1892• vgl. auch H. G r o ß ' Archiv Bd. I p. 281.

65*

1024

Reagentien und Tinten.

4. Lösung von 1 Teil Zinnchlorür in 1 Teil Salzsäure und 10 Teilen Wasser, 5. 15 o/o ige Schwefelsäure, 6. 10 o/o ige Salzsäure, 7. 20 o/o ige Salpetersäure, 8. gesättigte Lösung Schwefligsäureanhydrit in Wasser, 9. 4o/oige Lösung von Goldchlorid in Wasser, 10. Lösung von 1 Teil Ferrocyankalium in 1 Teil Salzsäure und 10 Teilen Wasser, 11. Lösung von 1 Teil Natriumthiosulfat in 1 Teil Ammoniak und 10 Teilen Wasser, 12. 4o/oige Lösung von Natriumhydroxid in Wasser. Die Verwendung dieser Reagentien und ihre Wirkung auf verschiedene Tinten zeigt folgende Tabelle: Kampescheholz Vanadin-

Resortin-

tinte

tinte

verbleicht u. fließt ein wenigaus

hellrot

verbleicht u. fließt aus

verschwindet

wenig verändert

verbleicht wenig und fließt wenig aus

hellrosa

unverändert

verbleicht wenig

hellrot

rot

verfließt purpurbleicht wenig aus wenig rot

hellrosa

verschwindet

rot

fuchsinrot

unverändert

verbleicht wenig

verschwindet

verbleicht

grauviolett

rot

unverändert

Eisen-

Nigrosinmit Kupfertlnte sulfat

gallustinte

mit Kaliumchromat

Oxalsäure

verschwindet

violett

orangegelb

Zitronensäure

verbleicht

violett

fließt orange- dunkelgelb blau aus

Salzsäure

verschwindet, läßt aber gelbe Färbung bestehen

purpurrot

blutrot

Schwefelsäure

verschwindet

rot

purpurrot

Salpetersäure

verschwindet

Zinnchlorür

Schwefligsäure

Reagentien

unverändert

ververbleicht wenig u. bleicht fließt aus

1025

Reagentien und Tinten.

Kampescheholz Eisengallustinte

mit Kaliumchromat

mit Kupfersulfat

verbleicht wenig

rotbraun

braun

dunkelrot

unverändert

dunkelblau

blau

rot

ziegelrot

Natriumhydroxyd

dunkelrot

braun

Chlorkalk

verschwindet

verschwindet

Reagentien

Goldchlorid

Natriumthiosulfat und Ammoniak

Ferrocyankalium und S a l z s ä u r e

Nigrosin-

Vanadin-

Resortin-

tinte

tinte

tlnte

unverändert

unverändert

fließt b r a u n aus

dunkelfließt violett, s e h r a u s fließt a u s unverändert

unverändert

braun

rosa

dunkel- schmutdunkelrot, fließt violett, z i g b r a u n , fließt a u s fließt a u s aus

unverändert

verschwindet, läßt aber eine geibe Färbung bestehen

braun

braun

unverändert

Diese Zusammenstellung wird nicht nur den Chemikern von Fach eine Schriftenuntersuchung leichter machen, sie kann auch dem UR. auf dem Lande in s e h r d r i n g e n d e n Fällen die Möglichkeit bieten, eine chemische Untersuchung einer bedenklichen Schrift durch den Oerichtsarzt oder den vereidigten Apotheker vornehmen zu lassen. Es wird jedoch wiederholt darauf hingewiesen, daß durch diese Untersuchung ein Teil der Schrift unherstellbar verdorben wird.

Fälschungen von Schreibmaschinenschrift sind, wie der mehrfach zitierte Osborn namentlich schön nachweist, leicht zu entdecken, wenn die fragliche Schrift möglichst groß photographiert wird. Vor allem kann man finden, welches System von Schreibmaschinen benutzt wurde, da jedes von ihnen kleine Abweichungen der Buchstabenformen zeigt, die bei starker Vergrößerung und namentlich bei gewissen Buchstaben sehr deutlich werden. Hat man Verdacht, daß eine bestimmte Maschine benutzt wurde, so ist auch dies nachweisbar. Die Typen der Schreibmaschinen nützen sich, wie man allerdings nur bei sehr starker V e r g r ö ß e r u n g wahrnimmt, ebenso rasch als ungleichmäßig ab. Hat man nun unter sehr starker Vergrößerung in dem fraglichen Schriftstück an irgendeinem Buchstaben eine auffallende Abnützung entdeckt (es ist z. B. der Endstrich eines Buchstabens verkrümmt, breitgeschlagen, abgebrochen usw.), so untersucht man den betreffenden Buchstaben der fraglichen Maschine (oder dessen Abdruck) unter gleicher V e r g r ö ß e r u n g ; man kann,

1026

Verschwindende Schrift.

namentlich wenn mehrere Objekte derart verglichen werden, tatsächlich zu Identitätsbeweisen gelangen. —

Eine wichtige Frage wäre die, ob es möglich ist, Geschriebenes so darzustellen, daß es nach einiger Zeit von selbst verschwindet, was bei unzähligen Fällen: Wechsel- und Schuldscheinunterschriften, Versprechungen, Garantieleistungen, Eingeständnissen, in Briefen mit Zusagen usw., bei Verläumdungen usw. verwendet werden könnte. Es wären zwei Formen d e n k b a r : Behandlung der Schrift und Behandlung des Papieres. Die erste Form kann wieder geteilt werd e n : Tinte, die bis zum Verschwinden verblaßt oder Tinte, die das Papier zerfrißt, was besonders dann völliger Zerstörung gleichkommt, wenn das Papier beiderseits beschrieben wird. So o f t solche Dinge als vorgekommen erzählt werden, so sehr werden sie von Chemikern usw., die ich darüber befragt habe, als unmöglich bezeichnet. 1. Verschwindende Tinte gibt es zweifellos. Immer wird die Geschichte erzählt, in welcher der Polizeiminister F o u c h e r dem Minister T a l l e y r a n d bestätigte, daß dieser ihn überlistet h a b e ; als Talleyrand das Schriftstück Napoleon vorlegte, war die Unterschrift Fouchers verschwunden. Möglich ist die Geschichte, gewiß ist aber, daß heutige Chemiker die Unterschrift wieder sichtbar machen würden — alle sogen, verschwindenden Tinten halten der Chemie, Photographie, Mikroskopie usw. sicher nicht Stand. 2. Fressende Tinten, welche das Papier unter der Schrift zerstören, gibt es ebenfalls — man braucht nur irgendeiner Tinte irgendeine scharfe (Mineral)-Säure beizumengen. Unausweichlich ist es aber, daß dann die Schrift unleserlich wird, oder doch so arg fließt, daß dies dem Empfänger auffallen m u ß ; eine solche Verwendung ist daher wenigstens in ernsten, wichtigen Fällen undenkbar. 3. Zerstörung des Papieres ist auch denkbar, durch Zusätze, Tränkung des Papieres in verdünnter Säure usw. Dann hätte der Empfänger in einiger Zeit eine zerbröckelte Masse, aber kein Dokument in Verwahrung. Aber auch hier ergibt sich derselbe Mißstand, wie sub 2 : bei allen Versuchen zerfließt die Schrift auf dem präparierten Papier. — Es scheinen also, wenigstens dermalen, alle Erzählungen über „verschwundene" Schrift und „zerfallene" Dokumente auf Einbildung oder romanhaften Erfindungen (Liebesschwüre, Treueversicherungen, Heiratsversprechen usw.) zu b e r u h e n 1 ) . —

Bezüglich der äußeren Untersuchung einer Urkunde sei noch erwähnt, daß nicht der letzte Blick der Natur, der Zusammensetzung ') Vielleicht gibt e s aber doch wirklich verschwindende Tinte? Mitteilungen darüber würden mich sehr interessieren.

oder fressende

Graphologisches

1027

und dem Aussehen des Papieres gebührt. Seine chemisch 1 ) festzustellenden Bestandteile, die wichtige äußere Form, Wasserzeichen 2 ), Schmutzflecken und anderes können oft mit einem Schlage Natur und Entwicklung des Falles aufklären. In jedem hierher gehörigen Falle sollte man i m m e r das Papier Sachverständigen (Papierfabrikanten, Mikroskopikern, Chemikern) übergeben, ihnen den Hergang genau mitteilen und sie fragen, ob und was sie Klärendes sagen können. Cianz vergeblich wird dies selten bleiben. Namentlich ist außer auf Wasserzeichen auch auf gewisse Aufdrücke, Formen, Model, Farbe, Schnitt usw. aufzumerken. Der Laie wird allerdings bloß sehr kräftig modernes Papier namentlich Briefpapier — seiner Zeit richtig zuweisen, der Fachmann (in diesem Falle der große Händler oder Fabrikant) wird überraschend genaue Unterschiede machen können 3 ). — Im allgemeinen läßt sich sagen, daß heute nicht leicht eine Schriftfälschung unentdeckt bleiben wird, wenn das Objekt in richtige, allererste Hände gelangt. Mikroskop, Photographie und Chemie zusammen bringen diesfalls fast Alles heraus und es ist nur zu verwundern, daß es heute noch Leute gibt, die sich auf dem so gefährlichen Wege der Schriftenfälschung etwas zu verdienen suchen. — Ich bemerke aber nochmals, daß alle Versuche, außer Lupenuntersuchung und Photographieren, der UR. nur in verzweifelten, absolut drängenden Fällen vornehmen d a r f ; daß er hiebei immer nur Teile der Schrift angreifen darf und das Getane genau protokollieren muß, ist selbstverständlich. —

c) Graphologisches. Über die Beurteilung von Handschriften und deren Wert herrschen verschiedene Meinungen. Die einen machen eine Wissenschaft daraus und vermögen den Wert der aus der Schriften-Beurteilung zu ziehenden Ergebnisse nicht hoch genug zu veranschlagen, die anderen halten die Kenntnisse, die man hierüber besitzen will, für Einbildung, zum mindesten für Übertreibung. Kein UR. ist gezwungen, sich dies") So konnte z. B. die ehem. mikroskop. Untersuchung einer Urkunde von angeblich 1850 dartun, daß das Papier Cellulose von Koniferen enthielt, w e l c h e 1850 noch lange nicht in der Papierlabrikation verwendet wurde (vgl. H. Groß' Archiv Bd. VI p. 328). ') William W i l l s , „The principles of circumstantial evidence", London 1862, macht richtig darauf aufmerksam, daß Wasserzeichen mit einer g e w i s s e n Jahreszahl die Erzeugung des Papieres gerade in d i e s e m Jahre noch nicht b e w e i s e n ; manche Fabriken g e h e n da willkürlich vor und lassen, je nach Bedarf, frühere oder spätere Jahreszahlen einprägen. K l a u ß m a n n erwähnt eines Falles, in welchem das Papier einer angeblich von 1868 stammenden Urkunde als Wasserzeichen den deutschen Reichsadler trug, wie er erst 1871 festgestellt wurde — d a s war allerdings beweisend. Vgl. noch H. G r o ß in H. Groß' Archiv Bd. 1 p. 333, W. S c h ü t z e , ibidem Bd. XII p. 175 und Archiv f. gerichtl. Schriftuntersuchungen Bd. I 1907/8 p. 349; C. M. B r i g u e t , „Les filigranes«, 4 Bde., Paris 1907, Alph. Picard (klassisches Werk über Wasserzeichen). *) Auch hier O s b o r n 1. cit. p. 10.

1028

Geschichte der Graphologie.

falls gerade dieser oder jener Meinung anzuschließen — aber Stellung nehmen muß er in der Sache und sich eine Meinung darüber bilden, ob er den Lehren der Graphologie g l a u b t oder nicht; bevor aber ein UR. diese endgültig ablehnt, möchte ich ihm eine Überlegung zu machen raten : Sobald wir in irgendeiner Frage menschlichen Wissens gewisse Feststellungen, wenn auch in noch so eng umgrenztem Maße als gültig annehmen, so gibt es keine von vorneherein zu ziehende Grenze, über welche die genannten Feststellungen nicht hinauskommen könn e n ; mit andern W o r t e n : W a s a l s E r k e n n t n i s existiert, das ist e n t w i c k l u n g s f ä h i g — wie weit, w i s s e n wir nicht. Es wird nun niemanden geben, d e r es nicht gelten läßt, daß jeder Gebildete, der sich auch niemals mit Graphologie befaßt hat, ein oder das andere Mal wenigstens einige, wenn auch noch so allgemeine Urteile über Handschriften gefällt h a t ; zum mindesten gibt jeder zu, daß die Schrift des ungebildeten Bauern anders aussieht als die der eleganten Dame, daß das Kind anders schreibt als der Greis, daß man die Schrift eines Ladendieners nicht f ü r die eines Gelehrten halten wird. S o b a l d a b e r j e m a n d d i e s z u g i b t , h a t er a u c h z u g e g e b e n , d a ß es e i n e G r a p h o l o g i e g i b t , ja er hat schon ihre allerersten Grundlehren als richtig anerkannt. G e h t einer weiter — und das tun noch enragierte Gegner der Graphologie — und spricht er von einer ausgeschriebenen, pedantischen, interessanten, leichtsinnigen, nervösen oder energischen Schrift — erkennt er die Schrift der aristokratischen Dame, des Soldaten, des Kaufmannes, des Gelehrten — dann ist er schon recht weit in graphologischen Grundsätzen und er würde inkonsequent handeln, wenn er behauptet, daß die von ihm gemachten Feststellungen nicht einer weiteren, einer wissenschaftlichen Ausbildung fähig w ä r e n : werden Daten in g r o ß e r Menge gesammelt, werden vorsichtige und exakte Experimente gemacht, wird, allenfalls, möglichst spät, daran gegangen zu individualisieren, zu generalisieren und Regeln zu abstrahieren, so m u ß daraus Erkenntnis werden und diese kann weit gelangen, wenn die genannten Vorbedingungen weit genug ausgebildet waren. Daß es also auch die Graphologie, wenn sie vorsichtig und exakt weiterschreitet, zu wirklicher Erkenntnis bringen wird, kann nicht gut bezweifelt werden. Daß es eine Grenze gibt zwischen Gebieten, wo es weiter gehen kann und wo nicht, ist leicht zu sehen. W o l l t e man z. B. behaupten, daß dann z. B. die Chiromantik, die Lehre vom Zusammenhange der Linien in der Handfläche mit dem Schicksale des Betreffenden, es auch zu einer Wissenschaft bringen müßte, so sagen w i r : kein ernsthafter Mensch kann behaupten, daß auch nur weniges der Chiromantik zweifellos ist, und w o es absolut nichts wahres gibt, kann auch von einer Weiterbildung nicht die Rede sein. Aber bei der Graphologie gibt es anerkannte Tatsachen, es kann also auch an Entwicklung gedacht werden. —

1029

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besteht19).

') „Die C h i r o g r a m m a t o m a n t i e " , L e i p z i g 1862. ') „ S y s t e m e de g r a p h o l o g i e " 1884 und „Les m y s t è r e s de l'ecriture" 1872 von A. D e b a r o l l e s und J e a n H i p o l y t e (Michon). ' ) „Uber die von V e r ä n d e r u n g e n im Gehirn a b h ä n g e n d e n S c h r e i b a n o m a l i e n " und „Die Schrift", Stuttgart 1879. 4 ) „Traité pratique de g r a p h o l o g i e " (auch d e u t s c h v. H. K r a u s ) — dann: „L'ecriture et le c a r a c t è r e " 1895. 6 ) „Die W u n d e r der Handschrift" 1881. •) „La g r a f o l o g i a " 1895 (zum T e i l e Plagiat). ') „Handbuch der G r a p h o l o g i e " 1895. 8 ) „Über E n t d e c k u n g e n von U r k u n d e n f ä l s c h u n g e n " , G e r i c h t s s a a l 1891 und „Handbuch f. d. U n t e r s u c h e n von B r a n d s t i f t u n g e n " 1895. *) „Die Handschrift und ihre c h a r a k t e r i s t i s c h e n M e r k m a l e " . l c ) „Zur P s y c h o l o g i e des S c h r e i b e n s " , Leipzig 1895, V o ß . " ) „Die G r a p h o l o g i e e t c . " , München 1895, K. S c h ü l e r . " ) „Die G r a p h o l o g i e " , Berlin 1883 (Schorer). " ) „Schrift und Spiegelschrift e t c . " 1890. " ) „Histoire de la G r a p h o l o g i e " , P a r i s 1880. " ) J . H. M i c h o n , „ S a vie et s e s o e u v r e s " , P a r i s 1883. " ) „ G r a p h o l o g i s c h e S t u d i e n " , Berlin 1895. " ) „Die G r a p h o l o g i e e t c . " , S t o o ß ' s c h e Zeitschrift, X I . J a h r g . 3. und 4. Heft. 18 ) P h o t o g r a p h i e judiciaire, P e t e r s b u r g 1900. 19 ) Eine, wie es scheint, v o l l s t ä n d i g e Z u s a m m e n s t e l l u n g des diesfalls E r s c h i e n e n e n (344 Nummern) g i b t : „ V e r s u c h einer B i b l i o g r a p h i e der G r a p h o l o g i e " von H. B u s s e , 2. Aufl., M ü n c h e n 1902. Institut für wissenschaftl. G r a p h o l o g i e . Vgl. dazu H. S c h n e i c k e r t , „Die B e d e u t u n g der Handschrift im Zivil- und S t r a f r e c h t " , L e i p z i g 1900; H. K a n t o r o w i c z , „ S c h r i f t e n v e r g l e i c h u n g und Urk u n d e n f ä l s c h u n g " , Rom 1906, L ö s c h e r & C o m p . ; „ D e r Fall K r a c h t " von Dr. H. K l a s i n g (als B e i t r a g zur F r a g e der S c h r i f t e n v e r g l e i c h u n g ) , H. G r o ß ' A r c h i v Bd. X X I p. 249; G. M e y e r , „Die B e d e u t u n g und M ä n g e l der gerichtl. S c h r i f t e x p e r t i s e " , ibid. Bd. X V I I p. 3 3 6 ; H. G r o ß , „Über den W e r t der S c h r i f t e n v e r g l e i c h u n g " , D. J . - Z t g . No. 16/17 in 1905; Alfred B i n e t , „ L e s r é l é v a t i o n s de l'ecriture", Paris 1906; S c h n e i c k e r t in H. Groß' A r c k i v X X X I I , 3 7 ; X X X I X , 144; X X X I X , 2 3 3 ; N ä c k e , ibid. X X X I I I , 139 und 3 0 5 ; X X X I V , 3 6 4 ; X L I I , 1 0 8 ; B u s s e , „Wie beurteile ich m e i n e H a n d s c h r i f t ? Berlin 1902, V o b a c h ; L a n g e n b r u c h , „Prakt. M e n s c h e n k e n n t n i s " , Berlin 1911; M i n o v i c i , „La G r a p h o l o g i e judiciaire", B u k a r e s t 1907; P o p p , „Mikroskopische S c h r i f t e n k u n d e " , Zeitschrift

1030 Wesentlich f ü r den UR. ist aber eigene Beobachtung, eigenes Studium, das mit Eifer und genügend lange Zeit fortgesetzt, ihm die Überzeugung erwecken wird, jene seien doch eher im Rechte, die meinen, daß die Beurteilung von Schriften heute zum mindesten wissenschaftlichen Charakter angenommen habe. Die Beurteilung von Handschriften kann f ü r den UR. in zweifacher Art von Wert s e i n : er lernt durch sie seine Leute kennen, und er vermag die Vorfrage zu entscheiden, ob genug Anhaltspunkte f ü r die Annahme der Identität zweier Handschriften vorhanden sind, um das Gutachten der Sachverständigen einzuholen. Die Gelegenheit, sich hier die nötigen Kenntnisse zu verschaffen, bietet sich vielleicht niemandem besser, als dem UR., der nicht nur viele Handschriften zu Gesicht bekommt, sondern auch fast immer die Leute kennen lernt, von denen sie herrühren. So hat er Gelegenheit, stets aus dem persönlichen Verkehre mit den Leuten eine P r ü f u n g darüber vorzunehmen, was er aus der Schrift erschlossen hat. Jeder Strafakt bietet reichliche Gelegenheit d a z u ; die Konzepte und Unterschriften der Kollegen und Schreiber, die Unterschriften der Zeugen und Beschuldigten, häufig auch Briefe und andere Schriftstücke, dje zum Akte genommen wurden, geben Material genug, um täglich Studien zu machen. Es bedarf also nur des Interesses für die Sache, und dies kann man bei dem eifrigen UR. voraussetzen. Die Anweisung, wie man vorzugehen hat, um Schriften beurteilen zu können, ist einfach: Man beobachtet die Schrift, man sucht aus ihr herauszulesen, was herauszulesen ist, man vergleicht das Erschlossene mit dem, was man anderwärts über den Menschen zu erfahren vermag, und man sucht sich schließlich darüber klar zu werden, warum man in diesem Punkte richtig, in jenem unrichtig geurteilt hat. Gesagt ist dies allerdings leicht, die Durchführung erfordert jedoch viel Zeit und Mühe, wird aber durch das Interessante der Arbeit und deren Erfolg reichlich belohnt. Bezüglich des ersten Teiles der Arbeit muß man systematisch zu Werke gehen. Zuerst trachte man, die älteren Buchstabenformen kennen zu lernen, die in der Regel von älteren Leuten gebraucht werf. offentl. Chemie, Heft 23, Plauen 1903; R a v e n s b u r g , „Lehrb. der wissenschaftlichen Graphologie", Leipzig 1905, Mütze; O t t o l e n g h i , „Krankhafte Schriften" in „Tratt. di poliz.«, Roma 1010 p. 278; K l a g e s , „Die Probleme der Graph.", Leipzig 1910, Barth; S c h n e i c k e r t in Goltdammers Archiv 55. Jahrg. Heft 1/2; D e l h o u g n e , „Dunkle Linien in der Schrift" H. Groß' Archiv XXXfl, 56; XXXIV, 311; XLI, 75; W ä c h t e r , „Schriftentstellungen" 1898; N ä c k e , „Biolog. und Forens. zur Handschrift", Neurolog. Zentralblatt No. 12 et 1911; S c h n e i d e m ü h l , „Handschrift und Charakter", Leipzig 1911, Grieben; K ö s t e r und S o m m e r , „Die Schrift der Geisteskranken", Lpzg. 1903, Barth; F e r r i a n i , ,,Schreibende Verbrecher", Berlin 1900; D i c k , „Beitrag zur Schrift der Querulanten", Graphol. Monatschrift Bd. X d. 77ff.; R. K o c k e l , „Festschrift zur Eröffnung des Institutes für gerichtl. Medizin in Leipzig", Leipzig 1905 (p. 79); J e s e r i c h im Oktoberheft 1896 der „Allgem. Phot. Ztg." H. Groß' Archiv Bd. I p. 126, Bd. VI p. 328, Bd. VIII p. 351 und besonders die ausgezeichnete Arbeit von D e n n s t e d t u. V o i g t l ä n d e r , „Der Nachweis von Schriftfälschungen etc.", Braunschweig 1906. Vgl. noch im Generalregister zu Bd. I—L von H. Groß' Archiv unter den Schlagworten: Graphologie, Schrift, Schriftanalyse u. folgendes (p. 85 und 163). —

Graphologische Studien.

1031

den, halte sich aber gegenwärtig, daß das Benützen alter Buchstabenformen nicht unbedingt auf einen alten Menschen und das Benützen moderner Formen auf einen jungen Menschen schließen läßt. Leute, die einen alten Schreiblehrer hatten und einen wenig selbständigen Charakter besitzen, behalten die ersten Formen, die sie erlernt haben, häufig lange, o f t f ü r immer bei. Auch gibt es Leute, welche sich aus Sympathie f ü r archaistische Formen, oder f ü r irgendeinen älteren Menschen, alte Buchstabenformen angewöhnt haben. Ebenso gibt es aber alte Leute, die sich überhaupt einen jungen, oder doch jungtuenden Zug behalten haben, die gerne das Moderne mitmachen, und sofort einen „veralteten Buchstaben" ablegen wie ein unmodern gewordenes Kleidungsstück und die neue Form des Buchstabens annehmen. Als Regel gilt, aber, daß man, namentlich in späteren Jahren, die gewohnten Schriftformen nicht leicht mehr wechselt. — Nach dieser vollkommen äußerlichen Sicherstellung kann man darangehen, zu erheben, ob man es mit einer geübten oder ungeübten Schrift zu tun hat. Diese Arbeit bietet keine Schwierigkeiten, und wenn man es auch nicht in Worten ausdrücken kann, worin es liegt, daß eine Schrift „ausgeschrieben" ist, so kann doch jedermann eine unbeholfene, schwerfällige, u n g e f ü g e Schrift von einer flinken, geübten und flotten unterscheiden. Hiermit ist aber schon viel getan, da man nach dieser Feststellung große Gruppen von Menschen ausscheiden und behaupten kann, daß diesen die Schrift nicht zugehöre. Mehr Schwierigkeit bietet die Frage nach dem Geschlechte des Schreibers, obwohl auch hier jeder, der sich um Handschriften noch nie gekümmert hat, in vielen Fällen die Unterscheidung richtig machen wird. Bei einiger Beobachtung und Übung wird man es aber bald so weit bringen, daß man diesfalls selten mehr einen Fehler macht. Es so weit zu bringen, ist nicht bloß deshalb wichtig, weil man diese Unterscheidung jedesmal machen muß, sondern auch deshalb, weil man bei einiger Sicherheit auch in männlichen Schriften gewisse weibische Charakterzüge, und in weiblichen Schriften männliche Charakterzüge entdecken wird, was immer zur Kennzeichnung eines Menschen viel b e i t r ä g t 1 ) . Eine gewisse Erleichterung f ü r die Frage, welchem Geschlecht der Schreiber angehört, bietet die Verbindung mit der Frage nach dem Alter, wenigstens in gewissen Fällen. Ein männliches Individuum wird in der Regel eine Frauenschrift doch nur bis zum Schlüsse der Entwicklungsjahre z e i g e n ; w ü r d e also eine Schrift sich als weiblich, gleichzeitig aber auch als, von jemanden Älteren herrührend, erweisen, so wird man annehmen, daß sie keinem Manne zugehört. — Die nächste Arbeit, noch immer, wenigstens zum Teile, das Äußere der Schrift betreffend, ist d i e : eine Sonderung der Männer') Über die Handschrift der Homosexuellen (Graphologen bezeichnen sie als „geschlechtslos") s. die Proben von männlichen und weiblichen Handschriften solcher Leute in M. H i r s c h f e l d , „Der urnische Mensch", Leipzig 1903 (p. 84, 85). Die männlichen Proben sehen in der Tat weiblich, die weiblichen männlich aus.

1032

Graphologische Schlüsse.

Schriften nach ihrem Berufe vorzunehmen. Für gewisse Berufsklassen geht das leicht. Die rasche, flüchtige, gleichmäßige, gut leserliche, eigentümlich abkürzende (z. B. gef. — gefälligst, w. — wert, d. — dort usw.) Schrift des Kaufmannes ist bald erkannt. An der Handschrift des Gelehrten ist es eigentümlich, daß sie, wenn auch o f t schwer leserlich, doch häufig eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Gedruckten hat, weil der Gelehrte durch das viele Lesen unwillkürlich einen Anschluß an den Druck im Schreiben sucht. Der Soldat schreibt nicht unähnlich dem Kaufmanne, aber klarer, fester, ich möchte sagen, zweifelloser; seine Schrift sieht gewissermaßen dressiert aus. Der Beamte hat eine Schrift, die man nicht anders als mit „ a b g e n u t z t " bezeichnen kann. Der Volksschullehrer, der immer wieder den Kindern korrekt vorschreiben muß, kommt nicht in die Lage, sich den Luxus einer selbständigen Schrift anzugewöhnen, er schreibt auch im gewöhnlichen Leben „Vorlagen", ebenso wie der vielbeschäftigte Arzt auch den Inhalt seiner Briefe in der berüchtigten Rezeptschrift verbirgt. Auch die Landsmannschaft ist häufig in der Schrift ausgeprägt ; so wie ein Italiener, ein Franzose oder ein Anglo-Amerikaner, schreibt doch kein anderer Mensch, und wenn man ihre Schriften aufmerksam studiert, kommt man f a s t zur Überzeugung, daß eigentlich ein Mensch mit dem Nationalcharakter des echten Franzosen oder echten Yankee überhaupt nicht anders schreiben könnte, als er es wirklich tut. Daß es Ausnahmen gibt, ist sicher, man möchte aber fast dem Dr. Friedr. S c h o l z recht geben, der s a g t : „ W e n n ein Gelehrter wie ein Kopist, und ein Kaufmann wie ein Künstler schreibt, so haben sie ihren Beruf verfehlt." Allerdings machen sich auch da Nebeneinflüsse g e l t e n d : Nachahmung der Schrift einer geliebten Persönlichkeit (z. B des Vaters), Nachahmung irgendeiner Form, die jemanden bei einer sonst fremden Schrift, bequem, hübsch oder originell erschienen i s t ; weiters machen Vererbung und auch gewisse körperliche Eigenschaften viel aus, da z. B. Kurzsichtige häufig klein schreiben. Aber alle diese Nebeneinflüsse haben entweder nur auf rein äußerliche Momente Einfluß ( G r ö ß e der Schrift, Stellung der Zeilen usw.) oder sie deuten auf gewisse Charaktereigenschaften (Nachahmungssucht, Unselbständigkeit). Das Herauslesen dieser und anderer Charaktereigenschaften ist bei der Schriftenbeurteilung das Schwierigste, aber auch das Wichtigste ; „wir schreiben nicht bloß mit der Hand, sondern auch mit dem H i r n " , sagt S c h o l z , und das ist richtig. Am leichtesten wird man darüber klar, wenn man nicht die Schriften verschiedener Menschen mit verschiedenen Eigenschaften, sondern Schriften desselben Menschen in verschiedenen Stimmungen zusammenhält. Mit vollem Rechte werden als Beleg hierfür stets Faksimiles von Napoleons Unterschrift gegeben, da wenige Menschen so lebhaft auf alle Eindrücke reagierten, und wenige Menschen so viel erlebt haben als e r : 1804 — 3. Dezember 1805 — 1806 — 21. September 1812 — 6. Oktober 1812 — 13. Oktober 1813 — Entsagungsurkunde 4. April 1814,

Diktat und Abschrift.

1033

— auf St. Helena. Welcher Wechsel der Geschicke, welcher Wechsel der Stimmungen, welcher Wechsel der Schrift! Ein Studium dieser acht Unterschriften, die man in g e n u g guten Reproduktionen sehen kann, ist belehrender als das einer Reihe von Büchern. Es scheint unmöglich, daß man die Datierung der Unterschriften verwechseln und eine Unterschrift aus dem Zenithe des Buonaparteglückes für eine Unterschrift halten könnte, die Napoleon auf Helena gegeben hat (Michon). Von den Eigentümlichkeiten einer Schrift, die durch Krankheit erzeugt wurden, können wir absehen ; dies zu beurteilen ist Sache des Arztes. Der UR. ist nur verpflichtet, in Fällen, wo bei der Schrift von Zeugen oder Beschuldigten auffallende M o m e n t e 1 ) zutage treten, den Arzt zu befragen. Solche Momente sind z. B. das falsche Setzen von Buchstaben oder Worten, die Unfähigkeit, das Vorgesagte oder Gezeigte richtig niederzuschreiben, auffallende, abweichende Formen, ineinanderfließende Buchstaben oder Worte, kurz alles, was ungewöhnlich erscheint und keine natürliche Erklärung zuläßt. Mit Recht wird darauf hingewiesen, daß sich viele Geisteskrankheiten (namentlich Paralyse) schon viel f r ü h e r in der Handschrift des Erkrankten zeigen, bevor noch sonst eine Spur des Leidens in anderer Weise erkannt werden kann. — Für den UR. kann die merkwürdige Beobachtung ') von Wichtigkeit sein, daß Stammler, namentlich aber gewisse Idioten ähnlich schreiben, wie sie reden. Erstere machen häufig unvermittelt, mitten im Schreiben unverständliche Kratzfüße und letztere schreiben z. B, „der Fosch ist g ü n " (der Frosch ist grün). Da nun anonyme Anzeigen, Drohbriefe, Schmähschriften und ähnliches oft von Idioten ausgehen, so kann das Vorkommen eines solchen Lapsus in einer Schrift darauf hinweisen, daß sie von einem solchen herrührt. — Von Wichtigkeit f ü r den UR. und nicht schwer zu bestimmen ist der Einfluß gewisser äußerer Momente "') auf eine S c h r i f t ; sie sind leicht zu erkennen, wenn man eine oder mehrere Schriftproben eines Menschen zum Vergleiche zur Hand hat, wo die fraglichen Einflüsse nicht eingewirkt haben. Man kann aber auch eine solche Bestimmung vornehmen, wenn man kein Vergleichsobjekt besitzt. So ist z. B. ein Diktat als solches an Fehlern zu erkennen, die nicht anders als durch falsches Hören entstanden sein können, weiters dadurch, daß o f t Handschrift und Orthographie auf einen minderen Bildungsgrad schließen lassen, als der Inhalt des Schriftstückes, hauptsächlich aber durch die Wahrnehmung, daß der Schreiber nicht gedacht hat. W o r i n dies liegt, kann in Worten nicht ausgedrückt werden, man f i n d e t es aber nicht schwer, wenn man zuerst etwas studiert, von dem man ') Höchst instruktiv der Atlas „Die Schrift bei Geisteskranken" von R. K ö s t e r (Vorwort von Sommer), Leipzig 1903, Barth. Ein Studium dieser Arbeit ist für den UR. dringend zu empfehlen. >) Dr. B e r k h a n im Archiv für Psychiatrie XVI. und XVII. Bd. *) Vgl. z. ß. die von Dr. U r b a n t s c h i t s c h entdeckte Wirkung von Tönen auf die Schrift (H. Groß' Archiv Bd. I p. 118); vgl. Archiv für die g e s . Phys. Bd. 74 p. 43.

1034 weiß, daß es dem Schreibenden s e l b s t g r o ß e M ü h e gekostet h a t : man entdeckt einen eigentümlichen R a p p o r t zwischen S c h r i f t und G e dankenarbeit, der dem Diktate i m m e r fehlt. Ähnlich verhält es sich mit einer A b s c h r i f t ; sie ist in der R e g e l äußerlich s o r g f ä l t i g e r gemacht als ein Konzept, Verbesserungen sind selten, das Ganze hat einen g e w i s s e r m a ß e n ängstlichen Zug. Sie kennzeichnet sich auch durch das bei Fälschungen, die auch eine Art Abschrift darstellen, so wichtige M o m e n t des Eintauchens der Feder. F a s s e n wir zuerst ein Diktat oder ein „ g l a t t e s " K o n z e p t ins Auge, bei welch beiden ohne w e s e n t l i c h e Denkpausen schlankweg fortgeschrieben wurde. Schreibt man mit derselben Feder, T i n t e usw., so wird man auch bei jedesmaligem Eintauchen ungefähr gleichviel' T i n t e aufnehmen und mit dieser Quantität T i n t e j e d e s m a l gleichviel s c h r e i b e n ; g e h t die T i n t e in der F e d e r zu Ende, so werden die letzten Buchstaben blässer und heben sich recht deutlich von den nächsten Buchstaben ab, da diese bei frischer Füllung der F e d e r am schwärzesten a u s f a l l e n 1 ) . Diese blasseren Stellen lassen sich mit einer guten Lupe leicht finden und es ist durch deren F e s t s t e l l u n g herauszufinden, wann der S c h r e i b e r eingetaucht hat. D i e s e Stellen werden markiert und die Buchstaben zwischen den einzelnen Eintauchstellen gezählt. Ist ihre Anzahl zwischen j e zwei solchen Stellen annähernd gleich, so ist „ g l a t t e s " Konzept oder Diktat a n z u n e h m e n ; der Schreiber hat dann eingetaucht, wenn die T i n t e in der Feder ausgeschrieben war. F i n d e t man aber bedeutende Unterschiede in den einzelnen B u c h s t a b e n m e n g e n , so muß weiter überlegt werden. Liegt die Sache so, daß durch einige Z e i t die Buchstabenanzahl gleichbleibt, dann einmal plötzlich stark wächst und dann wieder gleichbleibt, so ist auf eine Unterbrechung im Schreiben, etwa durch Nachdenken entstanden, zu folgern. D e r Schreibende hat nämlich mit dem Schreiben innegehalten, als die F e d e r noch viel T i n t e hatte, er hat nachgedacht und hat beim B e g i n n e des Schreibens wieder gewohnheitsmäßig eingetaucht. Es ist somit diesmal das B l a ß w e r d e n der Buchstaben ausgefallen und die Entfernung vom vorigen B l a ß w e r d e n bis zum nächsten eine g r o ß e g e w o r d e n . Freilich kann auch der Diktierende Pausen machen, aber beim Diktate liegen noch andere Kennzeichen vor, so daß eine Verwechslung nicht stattfinden kann. Beim Abschreiben ist die S a c h e mit dem Eintauchen anders. Der Abschreiber taucht nicht bloß dann ein, wenn die T i n t e zu schwinden beginnt, sondern auch häufig dann, wenn er wieder einen Absatz des Abzuschreibenden gelesen und sich eingeprägt hat, wenn er in der V o r l a g e etwas nicht lesen konnte usw. Man b e o b a c h t e einen Abschreibenden und wird wahrnehmen, daß er sich oft nach dem Aufnehmen eines Absatzes auch mit neuer T i n t e versieht, obwohl es nicht nötig wäre. D i e F o l g e davon ist, daß die b l a ß w e r d e n '). Nur s e h r n e r v ö s e und a u f g e r e g t e M e n s c h e n warten es nicht ab, bis wenig I inte in der F e d e r ist, sie tauchen s c h o n lange eher ein und verraten daher ihre Nervosität oder A u f r e g u n g in der Schrift dadurch, daß die b l a s s e r werdenden B u c h s t a b e n g a n z oder fast v o l l k o m m e n fehlen.

Fälschungen.

Ungewohntes.

1035

den Stellen in einer Abschrift entweder ganz fehlen oder in sehr unregelmäßigen Zwischenräumen folgen. W u r d e aber so genau abgeschrieben, daß z. B. die Schrift nachgeahmt, also gefälscht werden sollte, so fehlen die blassen Stellen, so viel ich wenigstens beobachtet habe, häufig vollständig. Der kopierende Fälscher macht doch Strich f ü r Strich oder wenigstens nur kleine Strichgruppen auf einmal nach und blickt dann immer wieder auf sein V o r b i l d ; hierbei kommen Pausen von selbst und diese benützt er unwillkürlich wieder zum Eintauchen, so daß der Moment des Blaßwerdens der Buchstaben nicht eintritt. — Ein äußeres Moment, dessen Einwirkung ebenfalls nicht schwer erkannt wird, ist das der Eile oder aber der besonderen Sorgsamkeit. Die Eile charakterisiert sich in der Schrift durch g r ö ß e r e 1 ) , ungleichförmige, mehr abgerundete Buchstaben ohne scharfe Ecken; die Schrift gerät leicht aus der gewohnten Lage, steile Schrift wird liegender, liegende mehr steil, die Zeilenentfernung ist ungleich, der Endstrich der einzelnen Worte, namentlich der am Ende eines Absatzes stehenden, wird lang hinausgezogen, auf die Einteilung des Papieres, Raum oben und unten, rechts und links, wird nicht viel Rücksicht genommen. Das Gegenteil des Gesagten bildet die Schrift, auf die besondere Sorgfalt verwendet wurde. H ä u f i g ist schon zu entdecken, daß zu Beginn der Arbeit eine neue Feder angesteckt wurde, deren scharfe Formen und feine Haarstriche nicht zu verkennen sind. Die Schrift wird kleiner, die Ecken der Buchstaben schärfer, d i e E n d p u n k t e s i n d r u n d (nicht nach rechts ausgefahren), die Absätze genau eingeteilt, auf die Form ist überhaupt gewisse Zeit verwendet. Die Sorgsamkeit, die f ü r ein Schriftstück gebraucht wurde, ist dann am größten, wenn der Schreibende seine eigene Schrift verbergen wollte, wenn er gefälscht hat und daher gezwungen war, auf jede Einzelheit genau zu sehen. Die Sorgfalt wird geradezu aufdringlich bemerkbar, wenn sie verborgen 'werden sollte, wenn anscheinend flüchtig geschrieben wurde, während man doch mit der größten Mühe zu W e r k e geht. W e n n e i n e r e t w a s f ä l s c h e n k a n n , w a s w i r k l i c h f l ü c h t i g g e s c h r i e b e n a u s s i e h t , so hat er seine Sache ausgelernt, er kann das Schwierigste in der ganzen Schriftenfälscherei. Versteht er es nicht vollendet gut, so wird man seinem Werke beim ersten Anblick einen gewissen inneren Widerspruch ankennen, ohne sofort zu wissen, worin er gelegen ist. Erst bei längerem Betrachten wird man zu der Ansicht k o m m e n : „Die Schrift ist flüchtig und sie ist es doch wieder nicht," und ist man einmal so weit gekommen, so hat man auch das Richtige: Die Schrift s o l l flüchtig aussehen, wurde aber n i c h t flüchtig geschrieben. — ') Diese Behauptung ist nunmehr durch die Experimente mit Edisons elektrischer Feder durch A. B i n e t und J . C o u r t i e r als stets geltend erwiesen (Rev. philosoph. 1893 No. 6); A s s e s s o r L)r. L i n d e n a u in Berlin erklärt dies durch das Bestreben d e s Schreibenden, die durch Raschheit des Schreibens bedingte Undeutlichkeit der Schrift durch größere Buchstaben zu ersetzen (?).

1036

Graphologische Schulung.

Von Wichtigkeit und auch nicht schwer zu bemerken ist das M o m e n t der Ungewohntheit. W i r alle schreiben anders, wenn wir zu H a u s e am gewohnten Schreibtische sitzen, die gewohnten Schreibmaterialien benutzen und wenn auch sonst nichts Ungewohntes auf uns einwirkt, anders aber, wenn uns z. B. irgendwo eine feingespitzte Merkantilfeder gereicht wird und wir haben auf ungewohntem Papier, etwa stehend und vorne übergebeugt, unseren Namen beizusetzen oder sonst etwas zu schreiben. Das Ungewohnte ist nicht nur leicht zu erkennen, wenn man Vergleichsmateriale hat, es tritt auch ohne solches zutage, indem man zwar den einzelnen Buchstabenformen ankennt, daß sie jemand geschrieben hat, d e r viel mit der Feder arbeitet, indem man aber wieder in dem ganzen Zuge etwas Unbeholfenes findet, das den Buchstabenformen widerspricht. Wenn einer überhaupt nicht g e w o h n t ist, zu schreiben, so wird man freilich nicht herausfinden, daß er auch noch unter ungewohnten Verhältnissen schreiben mußte. — Beim Vergleichen von Unterschriften ist auch nicht zu vergessen, daß Leute, die gewissermaßen offiziell ihre Unterschrift o f t abgeben müssen (Bureauvorsteher, Notare, Kaufleute usw.), für diesen Zweck eine ganz andere Unterschrift bereit haben als z. B. f ü r Familienbriefe usw. 1 ). Auch schreiben die meisten Leute anders mit der Feder, anders mit dem Bleistift. — Das Wichtigste f ü r den UR., was er aus einer Handschrift herauslesen kann, ist natürlich der Charakter eines Menschen. Dies zu können ist zum Teile Sache der Anlage, zum Teile der Übung und wie diese zu erwerben ist, will in den nächsten Zeilen angedeutet werden, wobei ü b e r h a u p t von der Verwertung und der Beurteilung der Schriften die Rede sein soll. W e r davon überzeugt ist, daß man aus Schriften wirklich etwas lernen kann, und wer die Sache mit Ernst anfassen will, der muß dies allerdings systematisch tun, wer sich nur flüchtig mit der Sache befaßt, kann ja von dem Vorgange weglassen, was ihm beliebt. Systematisch vorgegangen wird aber dann, wenn man sich vorerst eine Sammlung von Handschriften gut bekannter Leute anlegt, deren Charakter, Alter, Beschäftigung usw. man kennt. Diese Handschriften werden nun der Reihe nach vorgenommen und ad hoc, d. h. mit der Absicht durchgelesen, irgendein bestimmtes Moment herauszufinden. Man wird also zuerst z. B. aus der Handschrift eines alten Mannes alles heraussuchen, was man nur als Ergebnis des Alters a u f f a ß t : veraltete Ausdrucksweise, unsichere Schrift, ungeschickte Handhabung, alte Buchstabenformen usw. Alles dies wird notiert und dann in den Schriften der anderen Versuchsobjekte gleichen Alters und dann den der übrigen gesucht. Findet man in den Schriften d e r letzteren ebenfalls Momente, die man f r ü h e r als Eigentümlichkeiten hohen Alters angesehen hat, so sucht man festzustellen, warum diese auch in den Schriften jüngerer Leute vorkommen und läßt alle Merkmale wieder hinweg, die nicht ') Auch O s b o r n sagt das 1. cit. p. 20, 22.

Graphologische Schulung.

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bloß der Schrift alter Leute zukommen. Erhält man später irgendwie eine solche Schrift, so muß sie wieder auf jene Merkmale hin gep r ü f t und neu G e f u n d e n e s dem angelegten Verzeichnisse beigefügt werden. Dieses Verzeichnis wird an U m f a n g stark wechseln, man findet oft neue Kennzeichen, man entdeckt aber auch immer wieder Eigentümlichkeiten, die auch bei Schriften jüngerer Leute vorkommen, also aus dem Verzeichnisse zu streichen sind. In der gleichen Weise müssen nun Verzeichnisse in allen erdenklichen Richtungen angelegt w e r d e n : in bezug auf die verschiedenen Altersstufen, Geschlecht, Stellung, Beruf, Beschäftigung, Verstandeskräfte, Veranlagung, Neigungen, Eigenschaften, Charakter, körperliche Beschaffenheit, Stimmungen, Lage und wie alle die einzelnen Momente heißen, die den Menschen machen. Bei diesem Aufsuchen muß man stets einen doppelten Weg zurücklegen: auf dem einen geht man davon aus, daß man die Zeichen irgendeines Momentes, das tatsächlich im Charakter eines Menschen liegt, in seiner Schrift s u c h t ; nehmen wir an, wir kennten ihn als besonders flüchtig oder leichtsinnig, so werden wir uns bestreben, in der Schrift nach dem Ausdrucke dieser Flüchtigkeit, des Leichtsinnes zu suchen. Glauben wir diese Zeichen gefunden zu haben, so werden wir sie notieren und nun wieder die P r ü f u n g auf die Richtigkeit der Annahme so machen, wie wir sie beim Feststellen der Zeichen hohen Alters gemacht haben. Auf dem zweiten W e g e werden wir von der Schrift ausgehen, werden nun wieder zu erheben trachten, was wir aus ihr herauslesen können, und werden dann prüfen, inwieweit das G e f u n d e n e mit dem stimmt, was wir schon von dem Menschen wissen. Hat man einige Übung, so wird das Ergebnis mancher P r ü f u n g zwar das sein, daß das von einem Menschen Bekannte mit dem aus der Schrift Gefundenen nicht stimmt, daß aber nicht jenes, sondern dieses das Richtige war. Die nie lügende Handschrift wird zeigen, daß die f r ü h e r e Beurteilung die falsche war. Wird nun das ganze Material an Handschriften durchgegangen, so nimmt man Gruppierungen v o r : man legt sie zusammen, einmal nach dem Alter, einmal nach dem Geschlechte, einmal nach den einzelnen Eigenschaften, einmal nach dem Zwecke der Schrift (flüchtige Notiz, ernste Arbeit u s w . ) ; so oft man eine G r u p p i e r u n g nach bestimmten Gesichtspunkten vorgenommen hat, ü b e r p r ü f t man sie und sucht sich das Gemeinsame, was die Handschriften gerade in dieser Beziehung aufweisen, klar zu machen und einzuprägen. Die Vornahme dieser Gruppierungen und ihr Studium ist in hohem G r a d e a n r e g e n d ; wer es einmal angefangen, treibt es mit Leidenschaft, die nur gesteigert wird, wenn man nach und nach den großen Nutzen entdeckt, den diese Arbeit b r i n g t ; dieser wird natürlich mit zunehmender Fertigkeit immer g r ö ß e r und erhöht die Freude an der Sache. Dazu kommt noch, daß der Kriminalist in seinen Akten ein Material hat, das sonst niemandem zugänglich und von großem W e r t e i s t : die Unterschriften der Vernommenen und deren Generalien und Aussagen. W e r sich mit dem Studium von Handschriften befaßt, wird ein Protokoll nie anders zur Hand nehmen, als so, wie er gleichH a n s G r o ß , H d b . f. U R .

6. Aufl. 11.

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Schriftenprüfung.

zeitig f ü r sein Studium etwas gewinnen k a n n : er wird z u e r s t die Unterschrift ansehen, herauslesen was herauszulesen ist und dann auf Grund der Daten des Protokolles, vielleicht auch der übrigen Akten, die Richtigkeit seiner Annahmen überprüfen. W e r dies sozusagen im Griff hat, macht es in der kürzesten Zeit ab, die verlorenen Minuten ersetzen sich reichlich an dem, was auf anderer Seite gewonnen wird. Die Sache geht bald gewohnheitsmäßig und man unterläßt seine Bestimmungen auch nicht, wenn man Eile h a t : ein Blick auf den Schluß des Protokolles, auf die Unterschrift, und man nimmt etwa a n : „kleiner Handwerker, 40—50 Jahre alt, offen, brav, ehrlich, philiströse, beschränkt" — nun ein Blick auf die Generalien: Stellung, A l t e r : s t i m m t ; Inhalt des P r o t o k o l l e s : stimmt. Etwas mehr Zeit kostet es nur, wenn die Beurteilung n i c h t stimmt und wenn der Fehler erst gesucht werden muß ; in kurzer Zeit fehlt man aber selten und das Studium raubt keine Zeit und g e w ä h r t Abwechslung, Überraschung, Interessantes und großen Nutzen. Ich rate jedem dazu. Endlich sei noch ein fast mechanisches Mittel genannt, um sich leicht über eine Schrift klar zu w e r d e n : man fährt auf i h r 1 ) mit einer trockenen Feder, einem spitzen Hölzchen, oder, bei einiger Übung lediglich mit den Augen, den Schriftzügen genau nach und suche dies annähernd so rasch zu machen, als ob man selbst schriebe. Es ist nicht Übertreibung oder Einbildung, wenn b e h a u p t e t wird, daß man in der T a t bei diesem Vorgange in eine eigentümliche Stimm u n g gerät, die jener entspricht, von welcher seinerzeit das Schriftstück geleitet wurde. Man empfindet nervöse Aufregung, Ärger, Freude, Zorn, wenn der Schreiber aufgeregt, ärgerlich, freudig, zornig war. Aber nicht nur die augenblickliche Stimmung, in der sich der Schreiber befand, als er das Schriftstück verfertigte, auch die Anlagen und Charaktereigenschaften, die er sonst hat, werden bei jenem Nachfahren empfunden, wenn man sich in der Sache nur einigermaßen übte und wenn man überhaupt die Fähigkeit des Nachempfindens besitzt. — Wichtig ist auch hier immer wieder die N a c h p r ü f u n g einer Schrift, wenn man über einen Menschen besser orientiert wurde, als man es f r ü h e r war. H a t man z. B. die Schrift eines Beschuldigten g e p r ü f t und sich bestimmte Ansichten über den Menschen gebildet, so muß man die Arbeit wiederholen und beide Ergebnisse wieder prüfen, wenn sich später dessen Schuld oder Unschuld ergeben hat. — Handelt es sich nun um die praktische Hauptarbeit bei forenser Graphologie, d. h. darum, die Identität zweier Handschriften zu prüfen, so ist der Vorgang nichts anderes, als die Anwendung des über die Schriftenbeurteilung schon Erlernten auf einen bestimmten Fall. J ) Hat man eine halbwegs wichtige Beurteilung vorzunehmen, so ist es selbstverständlich, daß man die Objekte vergrößert photographieren läßt, um mit den Bildern ungehindert verfahren zu können; außerdem sieht man an der Photographie manches, was man am Objekte nicht wahrnimmt.

1039 W e r eine Schriftenvergleichung so vorzunehmen gedenkt, daß er die O b j e k t e nebeneinander legt und die Ähnlichkeiten und Unähnlichkeiten an den einzelnen Typen, der Lage, Verteilung usw. heraussucht, der wird entweder gar nichts oder bloß in leichten Fällen etwas herausbringen. Richtig vorgegangen wird nur dann, w e n n j e d e einzelne S c h r i f t allein f ü r sich g e p r ü f t , unters u c h t und aus ihr der S c h r e i b e r b e s t i m m t wird, w o r a u f dann die E r g e b n i s s e m i t e i n a n d e r verglichen werden, nicht die S c h r i f t e n selbst. Erst wenn diese Arbeit mit Sorgfalt beendet ist, dann kann man die O b j e k t e selbst miteinander vergleichen und die gleichen und verschiedenen Züge heraussuchen. Hierbei muß man aber f ü r „gleich" und „verschieden" bestimmte Begriffe konstruieren, d i e g l e i c h e F o r m d e r Buchstaben i s t n i c h t g e m e i n t . Jeder von uns macht zu verschiedenen Zeiten denselben Buchstaben anders, oft in derselben Zeile und ebenso läßt sich wieder jeder, auch der besonders charakteristische Buchstabe nachmachen. D i e G l e i c h h e i t d e r B u c h s t a b e n l i e g t d a n n v o r , w e n n s i e d a s g l e i c h e H i r n d i k t i e r t h a t , wenn ihnen derselbe Oedanke, derselbe Zug, derselbe Charakter zugrunde liegt. Und ebenso können zwei Buchstaben ganz gleich aussehen: wenn sie nicht vom selben Gehirne ausgehen, wenn sie nicht i m gleichen Geiste geschrieben sind, so sehen sie stets anders aus. Dies ist das Alpha und das Omega aller Schriftenbeurteilung, wer dies herausfindet, der kann beurteilen. Allerdings gibt es eine Anzahl von kleinen Kunstgriffen, die bei der Beurteilung wesentlich helfen können. So vor allem die „dunklen Linien in der S c h r i f t " 1 ) , die besonders charakteristisch zu sein pflegen. Weiters sind die Unterbrechungen in den einzelnen Worten wichtig. In der Regel wird jedes W o r t ohne Unterbrechung fortgeschrieben. Ausnahmen liegen v o r : 1. Wenn das W o r t so lang ist, daß man den auf dem Tische aufruhenden Unterarm und somit auch die Feder um ein Stück weiter rücken muß. 2. Wenn, ebenfalls bei längeren Worten, ziemlich im Anfange ein U-Strich oder I-Punkt zu machen ist. Kommt ein solches Zeichen mehr am Ende des Wortes, so wird das W o r t meistens ausgeschrieben und d a n n das Zeichen g e m a c h t ; sonst unterbricht man mitten im Worte, macht das Zeichen und setzt das W o r t fort. Schreibt man z. B. das W o r t „ B e d i n g u n g " , so wird man wahrscheinlich zwischen dem ersten n und dem ersten g absetzen, den I-Punkt machen, das Wort fertigschreiben und zuletzt den U-Strich machen. 3. Wenn gewisse Buchstaben den Anschluß nicht gut gestatten, z. B. nach dem sogenannten kurzen s (dem Schlingel-s in der deutschen Schrift) oder nach gewissen großen lateinischen Buchstaben, z. B. B, Z, D usw., mitunter auch nach gewissen kleinen Buchstaben, ») D e l h o u g n e in H. G r o ß ' A r c h i v XXXII, 56; XXXIV, 311; XLI, 75. 66*

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Orthographie und Kinderschriften.

z. B . g, d, 1, endlich auch sogar im Buchstaben selbst, z. B. im kleinen lateinischen p, c, d, k. 4. W e n n es sich der S c h r e i b e r zur G e w o h n h e i t g e m a c h t hat, mitunter o h n e Grund abzubrechen. J e d e n f a l l s ist es für eine bestimmte Handschrift bezeichnend, o b und wann sie Unterbrechungen a u f w e i s t ; diese müssen auf dem zweifellosen O r i g i n a l e studiert und auf dem zu bestimmenden O b j e k t e g e s u c h t werden. Bei diesem wird man die W a h r n e h m u n g machen, daß dann, wenn Fälschung oder V e r s t e l l u n g vorliegt, die Absätze häufiger und unbegründet sind, insoferne nämlich unbegründet, als sich die Absätze durch keinen der obengenannten vier Gründe, sondern nur dadurch erklären lassen, daß abgesetzt wurde, um die Vorlage anzusehen, oder sich neu zu s a m m e l n . Dies ist in der T a t ein untrügliches Zeichen, dafür, daß keine natürliche Schrift vorliegt. — Nicht gleichgültig ist auch die Art der Federhaltung (ob beide Federspitzen gleich, oder eine mehr oder minder stärker angesetzt w i r d ) ; von der Art, s e i n e F e d e r zu halten und anzusetzen, läßt einer nicht leicht ab. — G a r nicht verläßlich ist dagegen die Orthographie, auf die häufig zuviel g e g e b e n wird. D e r F ä l s c h e r kann orthographisch schreiben können und in die Fälschung absichtlich F e h l e r machen ; er kann für gewöhnlich unrichtig schreiben, zum Z w e c k e der F ä l s c h u n g aber j e d e s zu schreibende W o r t in einem Buche aufsuchen und so diesmal richtig s c h r e i b e n ; er kann sich auch ein K o n z e p t von j e m a n d e m haben machen oder korrigieren lassen. Kommen aber im zweifellosen O r i ginale und in der zu beurteilenden S c h r i f t orthographische F e h l e r , aber nicht die gleichen vor, so b e w e i s t dies n i c h t s ; man darf nicht vergessen, daß nur der richtig Schreibende nach einer Regel schreibt, der falsch Schreibende g e h t ohne R e g e l (wenigstens zumeist) vor, er schreibt einmal s o falsch, einmal a n d e r s falsch, einmal wieder durch Zufall richtig. W e r , wie die Kriminalisten, s o viel G e legenheit hat, B r i e f e von allerlei Leuten zu lesen, weiß, wie verschieden ungebildete M e n s c h e n oft s c h r e i b e n ; ich erinnere mich, daß ein verhafteter B a u e r n b u r s c h e einmal h e i m s c h r i e b : „Ich bin g e s u n d und hoffe, daß auch Ihr x u n d s e i d . " — Ein häufiges S u b s t r a t f ü r weitere, oft w i c h t i g e Erhebungen sind Schriften von Schulkindern, namentlich auf dem Lande, wo die Kinder j e n e P e r s o n e n sind, die im ganzen Hause verhältnismäßig am meisten schreiben. S c h u l s c h r e i b h e f t e oder T e i l e aus solchen haben daher in Kriminalprozessen oft g r o ß e Bedeutung e r h a l t e n 1 ) und die beste, oft einzige Hilfe hat hierbei der Schullehrer geleistet, der die S c h r i f t eines S c h ü l e r s mit S i c h e r h e i t erkannt hat. D a ß man diesen in solchen Fällen heranzieht, ist w o h l selbstverständlich. — Ü b e r G r a p h o l o g i e der S t e n o g r a p h i e s. S c h n e i d e m ü h l 2 ) , über die der S c h r e i b m a s c h i n e n s c h r i f t d e n s e l b e n 3 ) , dann S o m m e r 4 ) und ') ") «) *)

Einen i n t e r e s s a n t e n Fall erzählt die „ A r b e i t e r z e i t u n g " v. 13. J a n u a r 1901. „Handschrift und C h a r a k t e r " , Leipzig 1911, p. 143. Ibid. p . 308. Im „ G e n d a r m " No. 185/186 vom 31. Mai 1911.

Siegelfälschung.

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namentlich O s b o r n 1 ) , w e l c h e r überzeugend dartut, daß bezüglich der Schreibmaschinenschrift nicht bloß das System, mit w e l c h e r ein Schriftstück verfertigt wurde, sondern o f t auch die b e s t i m m t e M a schine, von der es herrührt, f e s t g e s t e l l t werden kann. Namentlich beweisend sind die reliefartigen D a r s t e l l u n g e n der einzelnen Buchstaben, durch w e l c h e deutlich gezeigt werden kann, daß der Hauptt e x t von einer neueren, die eingefügten Stellen von einer a b g e b r a u c h ten Maschine herrühren oder umgekehrt. S. oben p. 1 0 2 5 . Vgl. noch R u n k e l 8 ) und C a r v a l l o 3 ) . — Zum Schlüsse dieser Erörterungen möchte ich e r w ä h n e n : Es g i b t ausgezeichnete gerichtliche Sachverständige im Schriftfache, die in o f t genialer W e i s e nach wirklich wissenschaftlichen Grundsätzen vorgehen ; diesen überlasse man g e t r o s t die betreffenden Arbeiten, mache aber jedesmal zuvor s e l b e r seine B e s t i m m u n g e n , um dann zur eigenen Belehrung s e i n e Arbeit mit der der Sachverständigen zu vergleichen. E s g i b t aber auch solche, die recht h a n d w e r k s m ä ß i g und äußerlich vorgehen ; hat man nur diese, dann mache man die Arbeit lieber selbst. —

3. Siegelfälschungen. a) Siegel für Arbeitsbestätigungen usw. D i e Fälschung von Siegeln der verschiedensten Art hat einen so bedeutenden Aufschwung genommen, daß die F r a g e nach dieser bedenklichen T e c h n i k eine wichtige ist. S i e ist schon sehr a l t ; in einer Notiz eines O b e r a m t s s c h r e i b e r s vom 9. August 1 6 7 8 wird z. B . ein g e w i s s e r B e l f r a y kurrendiert, „der a l l e S i e g e l stechen k a n n " — seither hat diese Technik stets an Vervollkommnung und daher auch an G e f a h r zugenommen. Am häufigsten werden die Siegel j e n e r Behörden gefälscht, die Arbeitsbestätigungen der A r b e i t g e b e r zu autorisieren haben, außerdem aber auch die bei g r ö ß e r e n A r b e i t g e b e r n , z. B. F a b r i k a n t e n , Bergwerksbesitzern, g r o ß e n Landwirten usw. üblichen F i r m a s i e g e l und Stampiglien. Ich habe durch lange Z e i t Siegel g e s a m m e l t , die verschiedenen Landfahrern bei ihrer Betretung a b g e n o m m e n wurden, und suchte mir aus dem Vergleiche dieser S i e g e l ein B i l d über die Technik ihrer Erzeugung und die Art ihrer V e r w e n d u n g zu machen. Aus der Reihe dieser S i e g e l — w e i t über 1 0 0 an der Z a h l 6 ) — ergeben sich ') Archiv für gerichtl. Schriftuntersuchung Bd. I p. 388—407 und im mehr zitierten Buch „Questioned D o c u m e n t s " p. 58, 94. 2) Im Berliner Tagblatt v. 6. Februar 1901. 8 ) B e r i c h t in den graphol. Monatsheften. *) Dr. Paul F r a u e n s t ä d t , „Bettel- und Vagabundenwesen etc.", Liszt'sche Zeitschrift Bd. XVII. D a z u : Raffaele F r i a n o r o , „II Vagabondo, o v e r o sferza de' Bianti e Vagabondi", alter Druck aus dem 17.Jahrh. im Besitze des Prof. v. Luschin in G r a z ; H e l l w i g in H. Groß' Archiv X X X I , 82. s ) Dermalen in den S a m m l u n g e n des G r a z e r kriminalist. Universitätsinstitutes.

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Falsche Arbeitsstempel.

interessante und beachtenswerte Momente. Vor allem fällt das Internationale der Sache in die Augen. O b w o h l die Siegel nur aus einem verhältnismäßig kleinen Betretungsbezirke stammen, so lauten sie doch auf Behörden aus aller Herren Länder. Ja, die weit entlegenen Länder scheinen den Leuten deshalb lieber zu sein, weil sie vermeinen, daß die Erhebungen nach fernen Gegenden weniger gerne gemacht werden. Im allgemeinen aber werden aus demselben G r u n d e Namen gewählt, die überall und häufig vorkommen, z. B. St. Anna, Hochfeld, Neudorf, Niederegg, Breitenberg, Sonnhofen usw., so daß bei einer Fehlantwort immer behauptet werden kann, man habe nicht den „richtigen O r t " gleichen Namens erwischt. Damit in Verbindung stehen auch die Privatsiegel gewöhnlichen Namens, wie z. B. „Johann Müller, Eisenwarenfabrikant in N i e d e r w i e s e " oder „Steinkohlenbergbau in Neustadt", „Hüttenverwaltung in Schwarzenbach" usw. Selbstverständlich haben diese Siegel, die immerhin eine bedeutende M ü h e zu ihrer Herstellung erfordern, nicht den Zweck einer bloß einmaligen Benützung, sondern es verschaffen diese ihrem Besitzer ein reichliches Einkommen. H a t ein Landfahrer einige solcher Siegel, oder auch nur ein einziges und e r f r e u t er sich außerdem einer halbwegs brauchbaren Handschrift, so kann er sich hierdurch zum mindesten besser fortbringen, als durch das bloße Betteln, was er vermutlich nebstbei auch b e t r e i b t 1 ) . Kommt er dann verabredetermaßen oder zufällig mit einem Menschen zusammen, der schon längere Zeit keine Arbeit aufweisen kann (wirkliche oder fälschlich bestätigte), so weiß er das Gespräch bald auf schlechte Zeiten, Arbeitslosigkeit und Gendarmen zu bringen und es wird die Erinnerung an diese unangenehme Kombination den anderen bald zu diesfälligen Klagen bringen. W i r d die Vertraulichkeit größer, so rückt der „Flepp e n m a c h e r " mit seinen Kenntnissen hervor und kurze Zeit darauf ist der andere im Besitze einer gesiegelten und gestempelten Arbeitsbestätigung 2 ). Daß dies gut bezahlt wird, ist selbstverständlich und bewirkt dieser Umstand, sowie auch die Gefährlichkeit dieses Treibens die sorgfältige Verwahrung des kostbaren Siegels. Diese werden im rückwärtigen Teile des steifen Rockkragens, im Doppelleder der Stiefelröhren, im untersten Saume der Hose, am häufigsten aber beim Hosenschlitz, dort wo das Tuch d o p p e l t liegt, verwahrt, und meistens nach jedem Gebrauche wieder eingenäht. Wir haben sogar mehrere *) Ich hatte immer die reisenden Regenschirmmacher und Scherenschleifer im Verdacht, daß sie sich mit d e m „Fieppenmachen" (Verfertigen falscher und falsch besiegelter Papiere) gewerbsmäßig befassen. Dieser Verdacht wurde mir mehrfach, insbesondere auch durch Dr. Freiherrn v o n P o t i e r in Wien (dem ich überhaupt vielfache Unterstützung verdanke) bestätigt. *) Besonders g e s u c h t sind Arbeitszeugnisse mit echter Unterschrift und echtem Stempel. Der zünftige Fieppenmacher kauft mit Vorliebe echte Zeugnisse (nicht mehr benötigte oder gestohlene), wäscht den Text mit irgendeinem Radierwasser (p. 1020) w e g und bewahrt diese kostbaren Dokumente, die also derzeit nur aus Unterschrift und Siegel bestehen, für den Bedarfsfall auf; tritt dieser ein, s o schreibt er über Unterschrift und Siegel das gerade benötigte Zeugnis und erhält reichliche Bezahlung dafür. Der Sachverständige (Mikroskopiker, Chemiker, Photograph) entdeckt die Verwendung des Radierwassers natürlich leicht.

1043 solcher Siegel, die am Rande Ösen zum Zwecke des Annähens besitzen ! Die nötige Stempelfarbe ist bald b e s c h a f f t : Dicker Tintensatz, schwarze Ölfarbe, Wagenschmiere, Stiefelwichse oder wirkliche, moderne Stempelfarbe aus Violett-Anilin, Nigrosin oder Tanninschwarz mit Glyzerin und Wasser angerührt — will Einer die Farbe ganz gut machen, so gibt er etwas Borax dazu. H a t der Landfahrer wirkliche Stempelfarbe bei sich, so ist so etwas a u s n a h m s l o s in einem echten Stiefelwichs-Büchschen verwahrt, dessen deutliche Aufschrift sorgfältig gehütet wird, damit der Besitz der Stempelfarbe unverdächtig aussieht. Es wird manchem schon aufgefallen sein, daß ein Landfahrer, dessen fuchsig-rote Stiefel sichtlich schon seit Monden von keiner Stiefelwichse beträufelt wurden, doch unter seinen Siebensachen eine Schachtel „unverfälschte Fettglanzwichse ohne Vitriolöl", wie die Aufschrift lautet, besitzt. H ä t t e man die Sache genauer angesehen, so hätte sich besagtes Kosmetikon als Stempelf a r b e herausgestellt und bei dem Besitzer hätte man wohlverborgen ein oder mehrere falsche Spiegel gefunden. Wenn erwogen wird, daß ich nicht sehr lange solche Dinge sammelte, daß mein Sammelbezirk ein beschränkter war und daß ich trotzdem, wie erwähnt, so viele Stücke zusammenbekommen habe, so kann man sich eine Vorstellung davon machen, welche g r o ß e Menge von solch falschen Siegeln in der W e l t kreisen mag und welche noch größere Anzahl von Arbeitsbestätigungen (mit jedem Siegel werden doch mehrere Bestätigungen gemacht) wir alle T a g e gläubig in die Hand bekommen und als echt passieren l a s s e n 1 ) . Ein unangenehm beschämendes Gefühl muß uns beschleichen, wenn wir uns die stillen Epitheta ornantia vorstellen, mit welchen der Landstreicher das als „richtig" b e f u n d e n e Arbeitsbuch rückempfängt, in welchem vielleicht keine einzige Bestätigung echt ist. Diesem Treiben muß mit allen Mitteln ein Ziel gesetzt werden, denn seine Gefährlichkeit ist viel größer, als gewöhnlich angenommen wird. Vor allem sind die falschen Arbeitsbestätigungen und die falschen Siegel das wichtigste Unterstützungsmittel f ü r d a s richtige Landstreichertum 2 ), diesen Krebsschaden der Gesellschaft, da nichts dem ') Nach einem Aufsatz von Th. G a n d e r t im „Buch für Alle" 1899 No. 15 soll es in Berlin eine e i g e n e „Stempelbörse" g e b e n , wo alle möglichen Urkunden erzeugt und gestempelt werden. ') Vgl. Otto F l e i s c h m a n n , „ D e u t s c h e s Vagabunden- und Verbrechertum im 19. Jahrhundert", Barmen 1888, Klein; A. B e r a r d , „La v a g a b o n d a g e en France", Arch. d'anthr. crim. XIII, 369; Else C o n r a d in H. Groß'Archiv Bd. VIII p. 129; B e n e d i k t in der Liszt'schen Zeitschrift Bd. XI „Die V a g a b u n d a g e und ihre Behandlung"; B e r t s c h , „Uber Landstreicherei und Bettel", Tübingen 1894; B o n h o e f f e r , „Ein Beitrag zur Kenntnis des großstädt. Bettel- und V a g a b u n d e n tums", Berlin 1900; Fall „Holderegger" in H. Groß' Archiv Bd. VIII p. 1; S t u r s b e r g , „Vagabundenfrage", Düsseldorf 1882; S c h a n z , „Bekämpfung der Arbeitslosigkeit" in Brauns Archiv, XVI. Jahrg.; R o t e r i n g , „Die negative Arbeit", Liszts Zeitschrift Bd. X V I ; B r a u n , „Die Vagabundenfrage", Berlin 1883; de la Chevallerie, „Zur Bekämpfung der Landstreicherei und Vagabundage", Münster 1882; L. P a u l i a n , „Paris qui mendit", Paris 1899, 10. Aufl.; Morrison William D o u g l a s , „Crime and its causes", 1891; M a s s o w , „Der Kampf g e g e n

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Verwendung falscher Zeugnisse.

Landstreicher seine Existenz so sehr ermöglicht, als wenn er leicht und sicher falsche Arbeitsbestätigungen erlangen kann. Der echte Vagabund, der nur aus Arbeitsscheu und aus Lust zum faulen Herumziehen Landstreicher wurde, ist es nur so lange, als er keine Gelegenheit zu einem Verbrechen f i n d e t 1 ) , und wenn daher irgend etwas das Bestehen der Landstreicher erleichtert, so begünstigt es zugleich auch das Bestehen der gefährlichsten Pflanzschule des echten und rechten Verbrechertums. Weiters aber dienen die falschen Arbeitsbestätigungen nicht bloß dazu, um der Bestrafung ob Vagabundierens zu entgehen, sondern sie haben auch Zwecke, die direkt mit Verbrechen in Verbindung stehen. Sie können dazu dienen und haben o f t genug dazu g'edient, um einem Menschen irgendwo eine Bedienstung zu verschaffen, welche er nur in Absicht auf ein dort zu begehendes Verbrechen anstrebt und welche er nur durch die falsche Bestätigung erlangt, daß er in ähnlichen Stellungen wiederholt und jedesmal durch längere Zeit gedient und sich stets auf das „Zufriedenstellendste" g e f ü h r t hat. Ebenso dienen falsche Arbeitsbestätigungen, und dies ist wohl ihre häufigste Verwendung außer der Vagabundage-Bemäntlung, zum Nachweise eines Alibis. H a t ein echter Gauner irgendein Verbrechen begangen und gelingt es ihm nur, f ü r die erste Zeit unentdeckt zu bleiben, so ist seine erste Sorge darauf gerichtet, sich f ü r die gefährliche Zeit, zu welcher die Tat begangen wurde, eine Arbeitsbestätigung zu verschaffen, welche natürlich auf einen Ort lauten muß, der vom O r t e der fraglichen Tat möglichst weit entfernt ist. Wird er dann verdächtigt und betreten, so weist er unbefangen und frech seine Arbeitsbestätigung vor und manche Organe sind harmlos genug, sich damit zufrieden zu geben. W a s der UR. in dieser Richtung tun kann, ist: möglichst rigorose in der P r ü f u n g von Arbeitsbüchern vorzugehen, d. h. überall dort, wo sich der mindeste Verdacht die Wanderbettelei" in Winkelmanns Jahrb. f. Krim. pol. n. F. I; A. L ö w e i l s t i m m , „Das Bettelgewerbe" in der Liszt'schen Zeitschrift Bd. XX p. 101; L e n t n e r , „Bettelunfug und Bettelbetrug", Innsbruck 1892; L a n d s b e r g e r , „Bettelei, Landstreicherei und Armenpflege", Düsseldorf 1896; P. S t e l l i n g , „Über das Umherziehen der Landstreicher", Hamburg 1891; K u r e l l a , „Naturg e s c h i c h t e d e s Verbrechers", Stuttgart 1893; C h u c h u l , „Zum Kampf g e g e n Landstreicherei und Bettler", Kassel 1881; D u r a n d , „Vagabonds et mendiants etc.", Paris 1876; F e r r i , „ D a s Verbrechen als soziale Erscheinung", Lpzg. 1896; v. H i p p e l , „Zur Vagabundenfrage", Berlin 1902; d e r s e l b e , „Strafrechtliche Bestrafung von Bettel etc.", Berlin 1895; H ö g e l , „Straffälligkeit wegen Arbeitsscheu in Ostreich", Grünhutsche Zeitschrift Bd. X X V und X X V I ; H o l t z e n d o r f f R. Lex., „Bettel"; Karl W i l m a n n s , „Die P s y c h o s e n der Landstreicher" im Zentralblatt f. Nervenheilkunde und Psychiatrie Bd. XIII (1902); d e r s e l b e , „Zur Psychopathologie des Landstreichers", Leipzig 1906; H. G r o ß , „Degeneration und Deportation", Pol. anthrop. Revue IV. Jahrg. No. 5; d e r s e l b e , „Degeneration und Strafrecht", A. öst. G.-Ztg., Festnummer, Sept. 1904 p. 87. Casimir W a g n e r , „Die Strafinseln", Stuttgart 1904, F. Lehmann J. J ä g e r , „Deutschlands Stromertum", H. Groß' Archiv Bd. XVIII p. 169; R o t e r i n g , „Das Landstreichertum der Gegenwart" (mit Literaturangabe), Aschaffenburg's Monatsschrift 3. Jahrg. 4. Heft. Vgl noch Generalregister für Bd. 1—50 von H. Groß' Archiv: „ L a n d s t r e i c h e r " , „Vagabund" etc. p. 115—197. ') Nach P r i n s „Criminalité" haben von den Pariser Verbrechern fast alle, mindestens fünfmal Bestraften (also Echt-Rückfällige) mit Vagabundage angefangen.

Verwendung falscher Zeugnisse.

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e r g i b t , d a ß eine A r b e i t s b e s t ä t i g u n g nicht echt ist, u n w e i g e r l i c h zu e r h e b e n , o b der M a n n w i r k l i c h d o r t g e a r b e i t e t hat, und w e n n es auch lange Untersuchungshaft kostet. F ü r einen s o l c h e n V e r d a c h t g i b t es nicht u n w i c h t i g e A n h a l t s p u n k t e . D e r v e r l ä ß l i c h s t e ist f ü r den e r f a h r e n e n U R . i m m e r in der E r k e n n t n i s g e l e g e n , daß man es mit e i n e m echten L a n d s t r e i c h e r zu tun hat, dem die B e s t ä t i g u n g , d a ß er „ t r e u , f l e i ß i g und e h r l i c h " g e a r b e i t e t hat, nicht zuzutrauen ist. D a ß a b e r e i n e r ein L a n d s t r e i c h e r ist, e r k e n n t man, w e n n man ein D u t z e n d e c h t e r m i t d e r A b s i c h t ang e s c h a u t hat, ihr A u s s e h e n und W e s e n zu e r f a s s e n . D i e Art, sich zu g e b e n und a u f z u t r e t e n , das A u s s e h e n , d i e n i c h t abgearbeit e t e n H ä n d e , die g a n z e , um den M a n n v e r b r e i t e t e , unbeschreibliche, a b e r u n v e r k e n n b a r e A t m o s p h ä r e geben ihm ein so b e s t i m m t e s , z w e i f e l l o s e s , nicht zu v e r w e c h s e l n d e s G e p r ä g e , d a ß man den echten L a n d f a h r e r u n m ö g l i c h m i t dem armen T e u f e l v e r w e c h s e l n kann, der durch w i d r i g e U m s t ä n d e w i r k l i c h e i n e Z e i t l a n g k e i n e A r b e i t finden k o n n t e . G e w i n n t man a b e r den u n g e z w e i f e l t e n E i n d r u c k , daß man einen L a n d s t r e i c h e r vor sich hat, dann w i r d man v o r e r s t e i n e g e n a u e U n t e r s u c h u n g nach den S i e g e l n s e l b s t , die e r v i e l l e i c h t bei sich führt, a n o r d n e n und w e i t e r s an a l l e n a n g e b lichen A r b e i t s o r t e n E r h e b u n g e n e i n l e i t e n , o b s e i n e A r b e i t s b e s t ä t i g u n gen echt sind. E i n e f e r n e r e V e r a n l a s s u n g hierzu wird man auch f i n d e n , w e n n allzu verschiedener Natur die bestätigten Arbeiten und die A r b e i t s o r t e v o n e i n a n d e r zu e n t l e g e n sind. D e r V a g a b u n d kann es sich n i c h t i m m e r a u s s u c h e n , w e l c h e A r b e i t und f ü r w e l c h e n O r t e r e i n e s o l c h e b e s t ä t i g t zu h a b e n w ü n s c h t und m u ß sich o f t g e r a d e b e s t ä t i g e n lassen, w a s der „ F i e p p e n m a c h e r " , dem er b e g e g net, b e s t ä t i g e n kann, d. h. w a s a u f d e s s e n S i e g e l n s t e h t . S o k o m m t es dann, daß e i n e r im J ä n n e r als F l e i s c h e r im N o r d e n , im F e b r u a r als B e r g k n a p p e 1 0 0 M e i l e n s ü d l i c h , im M ä r z als T ö p f e r w i e d e r w e r w e i ß w o , und im April w i e d e r am ersten O r t e als E i s e n w e r k s a r b e i t e r „ f l e i ß i g s t " g e a r b e i t e t hat. D a ß einer, n a m e n t l i c h in s c h l e c h t e n Z e i t e n , m i t v e r s c h i e d e n e n A r b e i t e n , die n i c h t a u f s e i n e m W e g e l i e g e n , v o r l i e b n e h m e n m u ß , k o m m t natürlich o f t vor, a b e r h a l b w e g s m u ß die S a c h e doch Sinn h a b e n und i n s b e s o n d e r e m ü s s e n die a n g e b l i c h b e s u c h t e n O r t e g e o g r a p h i s c h v e r e i n b a r sein, indem sich eine g e w i s s e R e i s e r i c h t u n g h e r a u s k o n s t r u i e r e n läßt. D a s e i n f a c h s t e M i t t e l , h i e r b e i a u f das R i c h t i g e zu k o m m e n , ist, sich die O r t e aus dem A r b e i t s b u c h e h e r a u s z u s c h r e i b e n , bei j e d e m die a n g e b l i c h z u g e b r a c h t e Z e i t zu v e r m e r k e n , dann die L a n d k a r t e zur H a n d zu n e h m e n und sich d a r a u f d i e a n g e b l i c h e R e i s e r o u t e zu zeichnen. S i e l ä u f t o f t k u r i o s , h ä u f i g u n m ö g l i c h im Z i c k z a c k h e r u m . Dann l ä ß t m a n den G e r e i s t e n s e i n e T o u r ( a u s w e n d i g ) e r z ä h l e n . W a r er d o r t , s o k a n n er's — w a r er n i c h t d o r t , s o k a n n e r ' s n i c h t , d i e s ist v i e l f a c h e r p r o b t e r G r u n d s a t z . D a s a n g e g e b e n e M i t t e l e r f o r d e r t die A r b e i t von e i n e r h a l b e n S t u n d e , m a c h t k e i n e M ü h e und b r i n g t in vielen F ä l l e n s o f o r t i g e s G e s t ä n d n i s , wenn d e r

1046

Verwendung falscher

Zeugnisse.

Mann sieht, daß die Sache ernst genommen wird und daß längeres Herumschreiben und ebensolange Untersuchungshaft bevorsteht, wobei ja doch die Fälschung unbedingt herauskommen muß. — Unglückliche Ausführung eines Siegels, selbst orthographische oder technische Fehler (z. B. verkehrte Stellung eines Buchstabens: Vi statt N oder 3 statt S ) ist an sich n i c h t v e r d ä c h t i g d e n n es gibt genug falsche Siegel, die viel besser ausgeführt sind, als zahlreiche echte Siegel von Landgemeinden. Wohl aber ist es meistens bedenklich, wenn der Name eines kleinen Ortes ohne nähere Bezeichnung auf dem Siegel steht. Hierbei muß man unterscheiden. Wenn der Bürgermeister von Kuckucksweiler sich ein neues Gemeindesiegel stechen läßt, so wird er vielleicht vom Graveur nicht verlangen, daß dazu das Land, in welchem der O r t liegt, oder sonst eine nähere Bezeichnung beigesetzt wird, weil er voraussetzt, daß ohnehin jedermann sein Kuckucksweiler kennt und weil es nicht viele Orte dieses seltsamen Namens gibt. Kommt also eine, nur halbwegs ungewöhnliche Bezeichnung einer Gemeinde usw. ohne nähere Bezeichnung vor, so ist dies allein noch nicht verdächtig. Hat aber ein Ort einen oft vorkommenden Namen, so steht die Sache anders. Der Bürgermeister von Neudorf weiß, daß er wegen Verwechselung seines Neudorf mit einem der unzähligen anderen Neudorfe oft Anstände oder Verzögerungen bei Briefen usw. gehabt hat, oder daß ihm auch schon längst eine vorgesetzte Behörde genauere Bezeichnung seines Ortes aufgetragen hat, und wenn er sich daher ein neues Siegel stechen läßt, so wird er vielleicht nicht Königreich oder Land, wohl aber sonst ein Kennzeichen beisetzen lassen, z. B . : Neudorf a. d. Lahn oder Neudorf bei Köln oder Neudorf a. d. Ostbahn usw. Lautet also ein Siegel derart, so spricht die Vermutung eher für Echtheit; auf Unechtheit deutet es aber, wenn es nur lautet „Neudorf" oder „Neudorf a. d. M . " zumal, wenn der Besitzer der Arbeitsbestätigung nicht zu sagen weiß, was das: „a. d. M . " bedeuten soll. Weitere Anhaltspunkte für Unechtheit einer Bestätigung liegen auch in ihrer Handschrift und deren Orthographie. So kommt es oft vor, daß das vom Arbeitgeber ausgestellte Zeugnis und dessen amtliche Bestätigung ein und dieselbe Schrift aufweisen oder daß eines von ihnen mit offenbar verstellter Hand geschrieben ist, was natürlich Verdacht erregen muß. Daß ein Handwerker bei Ausstellung der Arbeitsbestätigung oder ein Landbürgermeister bei deren amtlicher Zertifizierung mit schwerfälliger Schrift orthographische Fehler macht, ist natürlich: Bedenken muß es aber erregen, wenn dies der Buchhalter einer bedeutenden Unternehmung oder das Amt einer größeren Stadt getan haben soll. Falsche Bestätigungen großer Etablissements Existiert doch eine alte Arbeit ü b e r Münzen mit verkehrten B u c h s t a b e n ( „ w a h r s a g e n d e M ü n z e n " ) v o n G. D . S e y l e r , „ H i s t o r . n a c h r i c h t v o n w a h r s a g e n d e n m ü n t z e n " , F r a n k f u r t u. L e i p z i g 1783, u n d e i n e n e u e S c h r i f t ü b e r „ V e r k e h r t s t e h e n d e I n s c h r i f t e n auf e c h t e n m i t t e l a l t e r l i c h e n S i e g e l n , M ü n z e n u n d D e n k mälern" vom Fürsten von H o h e n l o h e (Jahrbuch des Vereines „Adler", Wien 1876). U n d d e r v i e l t a u s e n d m a l b e n ü t z t e B ü c h e r s t e m p e l e i n e r g r o ß e n Univ e r s i t ä t s b i b l i o t h e k w e i s t a u c h e i n v e r k e h r t e s Vi a u f !

Bettelstempel.

Technik der Siegelfälschung.

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mit böser Orthographie kommen besonders häufig vor, da deren Stampiglien, wahrscheinlich ob ihres pomphaften und deshalb „überz e u g e n d e n " Äußeren, besonders beliebt sind. Kommt also z. B. eine fingerlange Stampiglie vor, auf der unter gekreuztem Schlegel und Eisen zu lesen i s t : „Berg- und H ü t t e n v e r w a l t u n g der vereinigten Kohlenkompagnie und Freischurfgesellschaften in Tiefensee und am R o t e n b e r g " — und darüber befindet sich ein u n g e f ü g i g geschriebenes Zeugnis mit orthographischen Fehlern, gezeichnet vom „vereinigten D i r e k t o r " und gegengezeichnet vom „doppelten Buchhalter" — so ist das Ding falsch und wenn die Stampiglie auch künstlerisch schön a u s g e f ü h r t ist. Ein solches, w ö r t l i c h hier wiedergegebenes Zeugnis hatte ich selbst in der Hand. Es war vor mehreren Jahren ausgestellt und m u ß t e oft kontrolliert worden sein, ohne daß sich ein Anstand ergeben hatte, obwohl sich der Aussteller sichtlich mit dem „vereinigten D i r e k t o r " und „doppelten B u c h h a l t e r " einen höhnenden Scherz gemacht hatte. — Ein wichtiger Anhaltspunkt f ü r s o f o r t i g e Entdeckung falscher Arbeitszeugnisse bilden die an manchen Orten üblichen sogenannten „Bettelstempel", welche gewöhnlich auf das letzte Blatt des Arbeitsbuches gedruckt werden, wenn dessen Inhaber die im Orte übliche „Beteilung armer R e i s e n d e r " bekommen h a t ; ebenso wichtig sind die Stempel der „ N a t u r a l v e r p f l e g u n g s s t a t i o n e n " und ähnlicher Institute. Diese Stempel sind jetzt, wo man sie mit wechselbarem Datum, aus Kautschuk so billig bekommt, gewöhnlich als Datumstempel gemacht und lauten: „Beteilt in X. am . . . . 19 . .". Manches Arbeitsbuch hat viele solche Stempel und wenn sich dessen Eigentümer eine Arbeitsbestätigung f ü r eine gewisse Zeit machen läßt, so kann es ihm leicht geschehen, daß in den Rahmen dieser Zeit irgendein schon vorhandener Bettelstempel fällt. Dann hätte er gleichzeitig in X. gearbeitet und in Y. gebettelt. Auf diese W e i s e sind schon zahlreiche Arbeitsbestätigungen als falsch erwiesen worden. — W e r f e n wir einen Blick auf die Technik der falschen Siegel 1 ), so finden wir in jeder Beziehung eine bunt wechselnde Reihe. In lokaler Richtung stammen sie aus aller Herren Länder des Kontinents, auch französische und russische Siegel kommen bei uns vor. Letztere sind deshalb besonders beliebt, weil man selten jemanden zur Hand hat, der das Cyrillische lesen kann und wenn, so findet man sich nur schwer so weit zurecht, daß man die Behörde wüßte, an die man sich wenden könnte. Ein g r o ß e r Teil der Siegel ist aber, wie erwähnt, landlos, indem eine Bezeichnung, wo der fragliche O r t liegen soll, absichtlich weggelassen wurde. In der Richtung auf die Behörde, von der das Siegel stammen soll, sind natürlich nur solche politische Behörden vertreten, welche Arbeitszeugnisse zu zertifizieren h a b e n : Stadtmagistrat, Polizeiverwaltung, Gemeindeamt, Kreisamt, Bezirkshauptmannschaft, Préfecture du Département usw. Nur ausnahmsweise kommen auch Siegel von Gerichten usw. vor, die dann dazu ') Vgl. W. S c h ü t z e in H. Groß' Archiv Bd. XII p. 175 und M. F i n z i , „Contraifazione di moneta e di sigilli, bolli pubblici e loro impronte", Torino 1906.

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Technik der Siegelfälschung.

benützt werden, um Bestätigungen darüber auszustellen, daß der Betreffende bei diesem Amte als Tagschreiber, Aushilfsdiener, Ofenheizer usw. gedient hat. Außer diesen öffentlichen Siegeln kommen dann in Betracht die Stampiglien der verschiedenen Genossenschaften und großen Unternehmungen, Fabriken, Bergwerke, Eisengießereien, großer landwirtschaftlicher Güter usw. — Das Material für die falschen Siegel (hier sind natürlich die Typare gemeint) ist ebenfalls ein verschiedenes. Am seltensten kommen Metalle vor, welcher Umstand annehmen läßt, daß die Fälscher nur ausnahmsweise wirkliche, verkommene Graveure sind, da diesen das Arbeiten in Metall keine Schwierigkeiten bieten würde. So aber sehen wir, daß dem Arbeiten in Metall tunlichst aus dem Wege gegangen wird. Verhältnismäßig am häufigsten findet man noch Blei, welches durch einen Zusatz von Zinn oder Zink etwas widerstandsfähiger gemacht wurde. In der Regel sind solche Bleisiegel nicht graviert, sondern gegossen ; der Fälscher hat das Siegel in einer leicht zu bearbeitenden Masse (Steatit, Schiefer, gerne auch Lehm und Ton) gestochen und dann mit Blei usw. ausgegossen. Hiebei kommt ihm auch der Vorteil zustatten, daß er das lästige „Verkehrtstechen" umgeht: in seiner Matrize arbeitet er die Schrift aufrecht, der Ausguß wird, wie er es ja braucht, verkehrt. — Häufiger als Metall kommt Holz vor: Lindenholz, Efeuholz, Buxbaum, aber auch minder leicht und gut schnitzbare Hölzer werden verwendet. Noch öfter als Holz kommt Steatit (Speckstein, Taufstein, Schneiderkreide) vor, dessen leichte Beschaffung und Schneidbarkeit ihn für diesen Zweck sehr geeignet machen. Als Fehler dürften ihm die Fälscher seine Zerbrechlichkeit vorwerfen, da bei größerem Drucke und auch schon während der Bearbeitung einzelne Buchstaben leicht ausspringen. Das Favoritmaterial für falsche Siegel bildet unzweifelhaft der gewöhnliche Schiefer. Seine häufige Verwendung zu Rechentafeln und Dachdeckplatten schafft die Möglichkeit, ihn leicht zu bekommen, seine Härte ist derart, daß eine Bearbeitung gut möglich ist und daß doch wieder ein Ausspringen selbst bei größerem Drucke nicht zu besorgen steht. Das Korn ist gleichmäßig und ohne Fehler und was von großer Wichtigkeit ist: die Platten mit dem Siegel können sehr dünn sein, so daß das Verbergen selbst einer größeren Anzahl von Siegeln erleichtert wird. Die Art der Herstellung der Siegel ist, wofern sie nicht durch Leute geschieht, die das Gravieren fachmäßig erlernt haben, eine sehr primitive. In den mehrgsnannten Grazer Sammlungen findet sich eine ganze Reihe von Siegeln aus Schiefer, die Landstreichern abgenommen wurden, bevor die Arbeit vollendet war, so daß an diesen, namentlich mit Hilfe einer Lupe die Art der Herstellung gut beobachtet werden kann. Dies ist umso leichter, als in einigen Fällen dem Besitzer der halbvollendeten Platte auch der verwendete Grabstichel abgenommen wurde. Er besteht aus einer gewöhnlichen Nähnadel, die mit dem Öhr voraus in der Längsachse eines bleistiftdicken Hölzchens steckt, welch letzteres also das Heft des ganzen Werkzeuges darstellt. Daß auch sonst kein

1049 anderes Werkzeug benützt wird, scheint aus der Untersuchung noch anderer Siegel hervorzugehen, bei welchen man deutlich wahrnehmen kann, daß der Grund mit einer Nadel ausgekratzt worden ist. Die Art der Gravierung ist sichtlich so, daß zuerst mit einem Zirkel (das einzige Werkzeug außer der Graviernadel, welches mitunter benützt wird) die Einteilung, allenfalls auch die kreisförmigen Grundlinien eingeritzt wurden, worauf dann die einzelnen Buchstaben, Verzierungen, Figuren usw. mit der Nadel vorgezeichnet werden. Nun wird alles, was zwischen den Buchstaben usw. übrig bleibt, nach und nach weggekratzt. Die Nadel nimmt auf einmal allerdings nur wenig, aber es ist keine Gefahr vorhanden, daß mit diesem zarten Werkzeuge zuviel ausgesprengt und etwa ein Buchstabe beschädigt werden könnte. Versuche haben mich überzeugt, daß eine solche Arbeit bei genügender Geduld verhältnismäßig rasch und leicht zu machen ist. Man behauptet, daß diese Leistungen zumeist die Langeweile der Arreste ausfüllen, wohin eine Nadel und ein Stückchen Schiefer leicht einzuschmuggeln ist. — Übrigens befassen sich nicht bloß die fahrenden Leute von der Landstraße mit falschen Siegeln. So erzählten vor einigen Jahren die Tagesblätter von einem reichen Manne, einem sog. Engros-Schlächtermeister in Berlin, der von der „ S t e m p e l b ö r s e " (s. p. 1043 Anm. 1) den Stempel des Fleischbeschauamtes (durch eine Mittelperson) bezogen hatte. Nun stempelte er die von außerhalb bezogene Ware selbst. Wenn man bedenkt, daß die Untersuchung jedes Schweines auf dem Viehhofe eine Mark kostet, und daß der Mann wöchentlich durchschnittlich 200 Schweine an Berliner Laden- und Markthallenschlächter — also an solche, die ein Ladengeschäft oder einen Stand in einer Markthalle haben — verkaufte, so lohnte sich die Sache schon, denn er verdiente, da er kaum die Hälfte seiner Ware untersuchen ließ, allein an hinterzogenen Untersuchungskosten monatlich über 400 Mark. — Es wäre noch zu erörtern, welche Möglichkeiten es gibt, um dem gefährlichen Handwerk mit den falschen Stempeln entgegenzutreten. Das beste Mittel besteht darin, dass sich, wie erwähnt, der UR. nicht so leicht eine Fälschung bieten läßt, und die Mühe nicht scheut, jedesmal eingehende Forschungen anzustellen, wenn der geringste Verdacht einer Fälschung vorliegt. Ein weiteres durchgreifendes Mittel möchte darin gelegen sein, daß jede nachgewiesene Fälschung in den Polizei- und Spähblättern verlautbart wird. Da jedes falsche Siegel oft Verwendung findet und zahlreiche Leute damit Arbeitsbestätigungen bekommen, so sind natürlich alle Bestätigungen, welche mit dem gleichen Siegel versehen sind, als falsch erwiesen, wenn eine einzige als gefälscht hingestellt werden konnte. Wenn z. B. erkannt wurde, daß ein „Amtssiegel der Ortsgemeinde Weißensee" gefälscht ist, so wird man dieses in den genannten Blättern dem Namen nach und mit den einzelnen Unterscheidungsmerkmalen aufführen. A l s o : „ G e f ä l s c h t : Amtssiegel der Ortsgemeinde Weißensee, oval, 38 mm lang, 31 mm breit, gut ausgeführt." Handelt es sich um

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Monopolisieren der A m t s s i e g e l e r z e u g u n g .

die Fälschung des S i e g e l s einer wirklich existierenden Behörde, s o wird man sich zuvor den Abdruck des echten Siegels verschaffen und in der Verlautbarung beifügen, wie das echte S i e g e l aussieht. In obigem F a l l e würde der Verlautbarung etwa beizusetzen s e i n : „ E c h t e s Siegel hat den B e i s a t z : ,am R h e i n ' und ist k r e i s r u n d . " W e n n solche Verlautbarungen j e d e s m a l geschehen und gehörig in Evidenz gehalten werden, so müssen nicht nur in kurzer Z e i t alle Abdrücke, w e l c h e mit dem fraglichen S i e g e l g e m a c h t wurden, entdeckt sein, sondern es wird dies d e r Anlaß zur Entdeckung einer Anzahl anderer Fälschungen sein. Denn w e r e i n e f a l s c h e Arbeitsbestätigung in seinem Arbeitsbuche hat, der hat meistens deren noch mehrere. D e r ehrliche Arbeiter verschmäht es, sich einer Fälschung zu bedienen, auch wenn er zufällig längere Z e i t keine A r b e i t hätte, dies tut nur der p r o f e s s i o n e l l e Landstreicher, und diesem ist mit einer einmaligen Arbeitsbestätigung nicht geholfen ; ist eine g e w i s s e Z e i t vergangen, so braucht er wieder ein neues Zeugnis. Hat man also bei einem Menschen eine einzige Fälschung entdeckt, so wird man gut tun, auch die übrigen Eintragungen mit Mißtrauen anzusehen. W e r d e n diese auf ihre R i c h t i g k e i t geprüft, so ergibt sich mit Wahrscheinlichkeit wieder eine o d e r die andere Fälschung, diese wird a b e r m a l s verlautbart und führt auch zu weiteren Entdeckungen, so d a ß in dieser W e i s e sich e i n e Entdeckung in g e o m e t r i s c h e r P r o g r e s s i o n vervielfältigt. Freilich hilft dies alles nur dann, wenn j e d e derartige F ä l schung so strenge b e s t r a f t wird, w i e es ihre nicht hoch g e n u g zu veranschlagende G e f ä h r l i c h k e i t verdient. Eine wesentliche Unterstützung zur F e s t s t e l l u n g von falschen Siegeln hätte das m ü h s a m e W e r k von Franz W u r m a n n 1 ) geboten, in welchem alphabetisch geordnet, eine g r o ß e Anzahl amtlicher Siegel aller nur denkbaren Behörden faksimiliert hätten g e b r a c h t werden sollen. H a t man vorkommenden F a l l e s g e g e n ein S i e g e l Verdacht, so hätte man die Abbildung des echten S i e g e l s aufschlagen können, worauf ein Vergleich — n ö t i g e n f a l l s mit Z i r k e l m e s s u n g — rasch Aufklärung über E c h t h e i t und Unechtheit g e g e b e n hätte. Leider ist das verdienstvolle W e r k nach wenigen Lieferungen eingegangen, was lebhaft zu bedauern ist. — Das radikalste Mittel, um den Fälschungen entgegenzutreten, liegt aber außerhalb der S p h ä r e des U R . , soll aber der Vollständigkeit halber doch hier angeführt werden. Es besteht darin, d a ß f ü r gute, wirklich schwer nachzumachende Amtssiegel g e s o r g t w i r d . W e r eine R e i h e echter Siegel ansieht, wird zugeben, daß nicht nur viele S i e g e l kleiner Landgemeinden, sondern auch recht ansehnlicher Behörden s o elend g e m a c h t sind, daß s i e geradezu als P f u s c h e r - E r z e u g n i s bezeichnet werden müssen ; dagegen ist unter den falschen S i e g e l n eine g r ö ß e r e Anzahl so gut, daß s i e den ersteren als M u s t e r v o r l a g e dienen könnten. Allerdings wäre in der Sache wenig geholfen, wenn man lediglich von Staats wegen ') „ S a m m l u n g aller A m t s s i e g e l und Wappen des D e u t s c h e n Aktiengesellschaft vorm. H a n s K o h l e & Komp., K a u f b e u r e n .

Reiches",

Monopolisieren der Amtssiegelerzeugung.

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dekretieren wollte: „Alle Behörden und Ämter sind verpflichtet, kunstvoll ausgestattete Siegel zu f ü h r e n " — dies kann man weder verlangen noch beaufsichtigen. Es geht nur, w e n n d e r S t a a t d i e Sache g e w i s s e r m a ß e n m o n o p o l i s i e r t und die Erzeug u n g der Siegel, s o w i e die B e t e i l u n g d e r B e h ö r d e n m i t d e n T y p a r e n s e l b s t i n d i e H a n d n i m m t . Ich stelle mir die Sache so vor, daß man dann in einer staatlichen Zentralanstalt l e d i g l i c h z w e i M o d e l l e f ü r alle darzustellenden Siegel anfertigen läßt: e i n e n f ü r kaiserliche, Reichsämter, e i n e n f ü r Gemeinde-, Landes- usw. Ämter. In dem ersteren erscheint in der Mitte ein von allegorischen Figuren umgebener Adler, in dem letzteren eine ebenfalls von Putten usw. umgebene Germania, Austria, Bavaria usw. Ringsum ist eine tiefe Rinne zur A u f n a h m e der Umschrift (Legende). Soll nun ein bestimmtes Siegel hergestellt werden, so wird die Legende in der Rinne aus b e w e g l i c h e n Lettern zusammengestellt: z. B. „königl. preuß. Amtsgericht in X . " — „Landgemeindeamt Y. in Salzburg" usw. Dann wird das Siegel in Formsand abgenommen, mit Messing ausgegossen und das gewünschte Siegel ist fertig. Es können so mit derselben Matrize unzählige Siegel mit beliebiger Umschrift ( f ü r Austria felix auch in hundert verschiedenen Sprachen) angefertigt werden, da das Abnehmen in Formsand das Ursiegel nicht im mindesten ruiniert. — W e r Gelegenheit gehabt hat, viele Fälschungen von Siegeln, Urkunden, Banknoten usw. zu sehen, wird wissen, daß dem geübten Fälscher das Nachmachen auch sehr künstlich verschnörkelter Buchstaben, Ornamente, verschlungener Linien usw. selten große Schwierigkeiten macht. Nur eines mißlingt ihm fast a u s n a h m s l o s : menschliche Figuren, besonders deren Gesichter und Hände. Dies ist namentlich bei Geldnoten wahrzunehmen ; alles ist täuschend gelungen, nur Gesichter und H ä n d e von Genien, allegorischen Figuren usw. sind regelmäßig so schlecht, daß an ihnen die Fälschung sofort zu erkennen ist. Eben deshalb müßten auf diesen nur von Staatswegen herzustellenden Siegeln gerade menschliche Figuren (Allegorien, Genien, Putten usw.) angebracht sein, um die Nachahmung gründlich zu erschweren. Es liegt kein Grund vor, warum man nicht diese Siegel sehr groß machen s o l l t e ; auf dem AmtStische finden sie immer Raum, und wenn ein Viertel einer Blattseite im Arbeitsbuche damit bedeckt wird, so liegt auch nichts daran. Je größer die Siegel sind, desto kunstvoller können sie ausgestattet sein und desto schwieriger ist ihre Nachahmung. Die Kostenfrage kann nicht in Betracht kommen, denn wenn man in jedem Staate bloß zwei Matrizsiegeln herzustellen hat und darnach a l l e eigentlichen Siegel handwerksmäßig abzuformen braucht, so handelt es sich nur um die erste Ausführung und es müssen dann die schönsten Siegel viel weniger kosten, als jetzt die o f t miserablen, so leicht zu fälschenden Siegel. Sind einmal die Siegel alle fertig und an die Behörden zum Selbstkostenpreise hinausgegeben, so müßte deren a u s s c h l i e ß l i c h e Verwendung von einem bestimmten

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Anilinstempel.

T a g e an im ganzen R e i c h e a n g e o r d n e t , und die g l e i c h z e i t i g e E i n z i e h u n g der alten S i e g e l v e r f ü g t w e r d e n ; die K o n t r o l l - O r g a n e würden sich an d i e t y p i s c h e F o r m in den F i g u r e n , O r n a m e n t e n , S c h n ö r k e l n und k ü n s t l i c h e n B u c h s t a b e n d e r a r t f e s t g e w ö h n e n , w i e man h e u t e an d i e F o r m e n der G e l d w e r t z e i c h e n g e w ö h n t i s t : ein kurzer B l i c k w ü r d e g e n ü g e n , um sich ü b e r d i e E c h t h e i t o d e r die U n e c h t h e i t e i n e s S i e g e l s G e w i ß h e i t zu v e r s c h a f f e n und d i e h e u t i g e n F ä l s c h e r w ü r d e n es g a r nicht v e r s u c h e n , d e r a r t i g s c h w i e r i g zu m a c h e n d e S i e g e l zu f ä l s c h e n : dem g a n z e n g e f ä h r l i c h e n H a n d w e r k e w ä r e m i t e i n e m S c h l a g e ein Ende bereitet1). — W a s a b e r u n t e r keinen U m s t ä n d e n m e h r g e d u l d e t w e r d e n darf, ist der G e b r a u c h der j e t z t s o a l l g e m e i n v e r b r e i t e t e n K a u t s c h u k s t e m p e l , w e i l d i e s e nur mit A n i l i n f a r b e n b e n ü t z t w e r d e n k ö n n e n . W ü r d e m a n einen K a u t s c h u k s t e m p e l mit Ö l f a r b e in V e r b i n d u n g b r i n gen, s o wird der K a u t s c h u k a n g e g r i f f e n , k l e b r i g und s c h m i e r i g und ist in k u r z e r Z e i t zerstört, da Öl a u f K a u t s c h u k e t w a s l ö s e n d w i r k t . M a n m u ß also f ü r K a u t s c h u k s i e g e l A n i l i n f a r b e n v e r w e n d e n , und d i e d a m i t h e r g e s t e l l t e n S i e g e l a b d r ü c k e sind l e i c h t k o p i e r b a r . W e n n man n ä m l i c h auf einen s o l c h e n ( n a m e n t l i c h wenn er frisch und p i g m e n t r e i c h i s t ) einen e l a s t i s c h e n , d i c h t e n , h a l b f e u c h t e n G e g e n s t a n d d r ü c k t (z. B . einen d u r c h s c h n i t t e n e n A p f e l o d e r e i n e h a l b e K a r t o f f e l , das W e i ß e eines h a r t g e s o t t e n e n E i e s , ein S t ü c k H e k t o g r a p h e n m a s s e s ), h a l b f e s t g e w o r d e n e n T i s c h l e r l e i m u s w . ) , so g e w i n n t man einen deutlichen N e g a t i v a b d r u c k des S i e g e l s , d e r b e s o n d e r s dann g u t w i r d , wenn m a n zuvor d i e R ü c k s e i t e des echten A b d r u c k e s leicht m i t S p i r i tus b e f e u c h t e t hat. D r ü c k t man nun den N e g a t i v a b d r u c k ( a u f d e m E i w e i ß , einem A p f e l u s w . ) w i e d e r a u f e t w a s b e f e u c h t e t e s P a p i e r , s o h a t m a n e i n e t a d e l l o s e K o p i e d e s echten S i e g e l a b d r u c k e s , und es g i b t , w i e ich g l a u b e , k e i n M i t t e l , d i e U n e c h t h e i t eines s o l c h e n nachz u w e i s e n . Auch ein z w e i t e r und dritter, a l l e r d i n g s i m m e r b l a s s e r w e r d e n d e r A b d r u c k g e l i n g t . W i e g e f ä h r l i c h a b e r d i e s e s e i n f a c h e , vielfach b e k a n n t e M i t t e l 8 ) d e r V e r v i e l f ä l t i g u n g e c h t e r S i e g e l ist, b r a u c h t nicht b e s p r o c h e n zu w e r d e n . E s e r ü b r i g t also nichts a n d e r e s , a l s d i e K a u t s c h u k s i e g e l aus a l l e n Ämtern zu v e r b a n n e n und w i e d e r zu den alten M e s s i n g s i e g e l n m i t Ö l f a r b e z u r ü c k z u k e h r e n . ') Dieser von mir in der „österr. Zeitschr. f. Verwaltung" v. 22. 11. 1894 Nr. 47 und allen folgenden Auflagen dieses Buches gemachte Vorschlag ist vollkommen unbeachtet geblieben; seither hat aber die Fälschung der Amtssiegel derart zugenommen, daß man wohl oder übel auf diesen oder einen besseren Vorschlag, den etwa Einer macht, wird greifen müssen. Ich bestehe durchaus nicht darauf, daß gerade d i e s e r V o r s c h l a g durchgeführt wird, daß man aber g a r n i c h t s tut, um der so überaus gefährlichen Siegelfälschung entgegenzuarbeiten, ist ebenso unbegreiflich als unverantwortlich; mit dem bißchen Abstrafen der wenigen Erwischten ist nicht geholfen. *) Am besten (nach D e n n s t e d t und V o i g t l ä n d e r , „Nachweis von Schriftfälschungen etc.", Braunschweig 1906) ein Blättchen H e k t o g r a p h e n p a p i e r , welches allerdings fest aufgepreßt werden muß (in ein Buch legen und sich darauf setzen). ') Vgl. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel vom Sept. 1894 (worauf mich Dr. Robert G r u b e r in Wien aufmerksam gemacht hat).

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b) Siegel YOn Briefen usw. Seitdem es gummierte Briefumschläge gibt, werden Briefe selten mehr gesiegelt 1 ), und die „schwarzen Kabinette" haben ihre Tätigkeit schon lange eingestellt. Gleichwohl hat das Erbrechen von gesiegelten Briefen keineswegs aufgehört, zumal man heute mit mehr oder minder Grund annehmen kann, daß gerade einer der wenigen g e s i e g e l t e n Briefe Geld oder sonst Wertvolles enthalten m a g ; das Kapitel der Briefspoliierungen ist daher immer ein recht ansehnliches 2 ), und entdecken lassen sie sich in der Regel nur, wenn man den Hergang bei der Siegelfälschung kennt, und daraufhin untersucht. Die gewöhnlichste Art, ein Lacksiegel zu erbrechen und wieder zu erneuern, ist die mit Gips. Man macht sorgsam mit Wachs einen Rand um das Siegel und gießt Brei aus bestem, frischgebrannten G i p s (Berliner Alabastergips) auf das leicht und vorsichtig gefettete Siegel. Ist der Gips fest geworden, so hebt man das Negativ langsam ab, erbricht das Siegel und erneuert dieses schließlich mit dem ebenfalls eingefetteten Gipstypar. Der erste Abdruck gelingt zumeist recht g u t ; ein zweiter ist selten noch zu machen möglich, weil in der Regel Gipsteilchen am heißen Siegellack haften bleiben, so daß das T y p a r beschädigt ist. Mehr als e i n e n Abdruck braucht der Fälscher aber auch nicht. Zuletzt müssen die hängen gebliebenen Gipsteilchen sorgfältig entfernt werden. Unter der Lupe findet man solche gewöhnlich noch und erkennt so den Vorgang 3 ). Einfacher ist die Manipulation, wenn man statt Gips geknetete, frische Brotkrume verwendet. Die Paste wird fest auf das Siegel gedrückt, abgezogen und in der Wärme getrocknet; das Verziehen wird dadurch verhindert, daß das Teigsiegel sofort auf der Rückseite mit einem verläßlichen Klebstoff auf einem entsprechend geformten Holzstock befestigt wird. Man kann damit ganz gut einige Abdrücke machen, allerdings sind sie nicht so scharf, wie die Originale. Chemisch oder mikroskopisch sind kleine Brotrestchen gewöhnlich am Siegel nachweisbar. (Der Chemiker wird die Verwendung von Brotkrume mit Hilfe von Jod nachweisen können, wenn nicht gut gewaschen wurde.) — Im „schwarzen Kabinett" Louis XIV. s o l l man die Sache so gemacht haben, daß der Brief mit dem Siegel nach oben auf einen Amboß und auf das Siegel eine kleine Bleiplatte gelegt wurde. Dann ') Ein sichereres Mittel als Siegellack gegen unberechtigtes Brieferöffnen ist leicht lösliche Tinte. Man klebt den Briefumschlag zu, läßt trocknen und schreibt schräge, gerade auf den gummierten Streifen z. B. den Namen des Absenders mit leicht fließender Tinte (etwa Anilintinte). Will Jemand den Brief unberechtigt öffnen, so muß die gummierte Stelle naß gemacht werden, dann zerfließt die Schrift, was aber nicht leicht zu veranlassen gewagt wird. ! ) Der Chemiker J e s e r i c h behauptet, daß Diebe, welche einem Briefe z. B. Banknoten entnommen haben, dann a a s Briefpapier befeuchten, um das verlorene Gewicht wieder zu ersetzen. Ich g l a u b e : so g e n a u werden Briefe aber nie gewogen, daß derart minimale Gewichtsänderungen bemerkt werden könnten. s ) Wenn nicht die Gipsrestchen (mit verdünnter Salzsäure) gründlich b e seitigt wurden. H a n s G r o ß , H d b . f. UR.

6. Aull.

II.

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1054 hat man auf diese mit einem Hammer einen scharfen, kurzen Schlag g e f ü h r t , wodurch allerdings das Lacksiegel in tausend Trümmer ging, aber erst, nachdem es sich in der Bleiplatte gut abgedruckt hatte. Die Bleiplatte kann a l s T y p a r beliebig o f t verwendet werden. Hammerfläche und Amboß mußten natürlich möglichst parallel aneinander k o m m e n 1 ) . Zu erkennen sind solche Fälschungen an dem Eindruck, den die Bleiplatte um das Siegel herum in das Papier des Umschlages m a c h t ; freilich kann man diese beim Neuschließen einfach übersiegeln. Auch in dieser Richtung ist es ebenso interessant als f ü r unsere Fälle lehrreich, sich darum zu kümmern, wie die Fälschungen vor langer Zeit gemacht w u r d e n 2 ) . So erzählt der Florentiner B u o n c o m p a g n i 3 ) von einem italienischen Abt, der zur A b f o r m u n g von Siegeln, Bullen usw. sich einer besonderen, nicht näher beschriebenen Masse bediente, die er cinericium nennt. Joh. v. S c h e l l e n d o r f , ein berühmter Siegelfälscher des 14. Jahrhunderts, fälschte mit Schwefelpasten 4 ). H ä u f i g wurden auch Typare besonders geschnitten, und I n n o c e n z III. gab eigene Erlässe, in denen er die Die Fälschungsmethoden der päpstlichen Siegel kennzeichnete 5 ). gewöhnliche Methode bei Wachssiegeln ging dahin, sie mit einem dünnen, heißen Messer abzuschneiden und wieder aufzukleben. Echte, angehängte Doppelsiegel, die auf einer falschen Urkunde befestigt werden sollten, wurden mit einem, stets wieder mit Terpentin befeuchteten Roßhaar entzweigeschnitten und dann wieder zusammengekittet. — Andere Typarfälschungen, namentlich bei wissenschaftlichen Objekten, in Sammlungen usw. kommen allerdings auch v o r 1 ' ) ; sie festzustellen ist aber lediglich Sache des oder der verschiedenen Sachverständigen.

4. Über den Pferdehandel und die Betrügereien dabei. a) Allgemeines. Vielleicht nirgends wird so viel betrogen als beim Pferdehandel, und keine Betrügereien werden so selten zur gerichtlichen Kenntnis gebracht, als gerade diese. Letzterer Umstand ist vielleicht der Haupt') Versuche haben mir g e z e i g t , daß dies wirklich möglich ist. ') Vgl. besonders H. G r o t e f e n d , „Uber Sphragistik", Breslau 1875 und Harry B r e ß l a u , „Handbuch der Urkundenlehre", Leipzig 1889. *) Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte 9, 144. 4 ) Schwefelpasteil werden verschieden hergestellt; ein Rezept lautet: 4 0 g Wachs, 60 g Kolophonium und 20 g Schwefelblumen werden z u s a m m e n g e schmolzen. *) L a s c h , „Erwachen der histor. Kritik", 1887. 6 ) Vgl. z. B. O . P o s s e , „Typarfälschungen in der V. Smitmerischen Siegelsammlung des k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchivs Wien. Mitteilungen des Inst. f. österr. Geschichtsforschung XIV. Bd. p. 488.

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Pferdebetrug im allgemeinen.

grund des ersteren, d a in d e r R e g e l e i n e l a x e V e r f o l g u n g e i n e r b e s t i m m t e n K l a s s e s t r a f b a r e r H a n d l u n g e n zu d e r e n w e i t e r e n u n d u m f a n g r e i c h e r e n B e g e h u n g einl a d e t . Hierzu kommt noch, daß es verhältnismäßig leicht ist, beim Pferdehandel zu betrügen, aber schwierig, später die frühere Existenz des Fehlers und seine Gewährleistung zu beweisen. Außerdem ist auch ein großer Teil jener Leute, die P f e r d e brauchen und kaufen, von dem Wahne befangen, daß sie sich darauf gut verstehen, weshalb solche Leute es ungern zugeben, daß sie sich haben betrügen lassen. Die Hauptursache, warum aber der P f e r d e b e t r u g in so wenigen Fällen angezeigt wird, liegt darin, daß dabei selten etwas erreicht wird, so daß die Betrogenen Zeit und Mühe verlieren, Verdrießlichkeiten und zum Schlüsse noch Kosten und vermehrten Spott heimtragen. Daß dies aber so geschieht, hat seine naheliegenden Gründe. Der, dem es gelungen ist, einen anderen zu betrügen, ist jedenfalls der Geriebenere und mit der Sache Vertrautere; das „es-ihm-beweisen", ist überhaupt nicht leicht; der UR. versteht in hundert Fällen vielleicht einmal etwas von der Sache und Sachverständige sind f ü r den Pferdebetrug schwer zu haben. Der T i e r a r z t kann die Fehler und Krankheiten des ihm vorgeführten Tieres angeben, aber wie es der Verkäufer gemacht hat, um diese zu maskieren und den Käufer eine alte, abgetriebene Mähre als teures Pferd anzuhängen, das weiß der Tierarzt nur selten; K a v a l l e r i e - O f f i z i e r e , die infolge g r o ß e r Erfahrung über manches Aufschluß geben könnten, sind nur ausnahmsweise und privatim als Sachverständige zu haben und der eigentlich Wissende in der Sache, der wirkliche und gründliche Aufklärung geben könnte, der schlaue H ä n d l e r , der echte Roßkamm, der wird sich hüten, seine eigenen Prinzipien, nach denen er o f t gehandelt hat und noch öfter zu handeln gedenkt, dem Gerichte preiszugeben. An ihn heranzutreten und von ihm zu verlangen, daß er den Hergang erzählen soll, wie es „sein Kollega" gemacht hat, um den arglosen Käufer herumzukriegen, das wäre naiv. Wollen wir also nicht mit sehenden Augen weiter betrügen lassen und den Betrogenen mit dem beschämenden Geständnisse entlassen, daß „wir nicht gescheit genug sind, um dem Betrüger seine Handlung beweisen zu können", so erübrigt nichts anderes, als daß sich der UR. selber an die Sache macht und sich auch hier wenigstens e i n i g e Kenntnisse verschafft. Dann kann er die Zeugen derart fachgemäß fragen, damit f ü r den Tierarzt als Sachverständigen ein brauchbares Material geschaffen wird. Das Um und Auf der ganzen Frage liegt darin, daß nicht die einzelnen Momente strafbar sind, der B e t r u g l i e g t i n d e m g a n z e n H e r g a n g e b e i d e m H a n d e l und dieser ist einem Betrogenen abzufragen, er muß erst durch die Fragen darauf aufmerksam gemacht werden, wie ihm mitgespielt worden ist, denn wenn er dies schon f r ü h e r und selbst g e w u ß t hätte, so hätte er sich nicht betrügen lassen. Es ist selbstverständlich, daß man mit ein paar Büchern, ge67*

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Pferdebetrug im allgemeinen.

schweige mit einigen Zeilen, nicht aus jedermann einen Pferdekenner machen kann, der einem geübten Betrüger die Spitze bieten soll, wohl aber möchte es möglich sein, dem UR. in dieser Richtung so viel zu sagen, daß er, wie erwähnt, den Betrogenen sachgemäß fragen kann. H a t der UR. dann noch so viel guten Willen, daß er Gelegenheiten aufsucht und benützt, um sich von einem Pferdekenner einiges über Wesen, Bau, Eigenschaft, Fehler und Krankheiten des Pferdes sagen zu lassen und sich mit den wichtigsten Bezeichnungen der einzelnen Teile des Pferdekörpers vertraut zu machen, so müßte es doch zu erreichen sein, daß der UR. nicht hilflos und verlassen dasteht, wenn es sich um einen nicht allzu verwickelten Pferdebetrug handelt. Ich gebe im nachstehenden das Wichtigste, was ich aus guten Lehrbüchern, namentlich: Wilhelm B a u m e i s t e r (Dr. A. R u e f f ) , Major v. T e n n e c k e r und Dr. L e n t i n („Die Geheimnisse des Dessauer Pferdejuden Abraham M o r t g e n s " ) , L. von O n o r „Der P f e r d e h a n d e l " usw., und aus den durch Jahre gesammelten Mitteilungen von Kennern zusammenzutragen vermochte. Ich will vorausschicken, daß die eigentlichen technischen und nur f ü r den Fachmann verständlichen G r i f f e nicht groß an der Zahl und f ü r jedermann, der die Augen offenhält, fast immer sichtbar sind. Die Hauptkunststücke, die der Roßkamm m a c h t 1 ) , sind in der Regel keine anderen, als wie sie im gewöhnlichen Leben beim Verkaufe irgendeines Gegenstandes vorkommen und man wird kaum fehlgehen, wenn man behauptet, daß d e r g e s c h i c k t e Roßtäuscher, w e l c h e r w e r t l o s e P f e r d e um t e u r e s G e l d a n z u b r i n g e n w e i ß , d i e s v i e l , v i e l m e h r d u r c h Menschen k e n n t n i s , a l s d u r c h Pferde k e n n t n i s z u e r r e i c h e n p f l e g t . Er beobachtet seinen Mann, studiert seine Fähigkeiten, Absichten, Kenntnisse und Schwächen, er kommt ihm durch Artigkeit oder Grobheit entgegen, je nach Bedarf, er sucht ihm unter allen Umständen zu schmeicheln und schwatzt ihm schließlich ein Pferd um eine haarsträubende Summe auf, ohne das geringste p f e r d e t e c h n i s c h e Mittelchen angewendet zu haben. Aber Menschenkenntnis kann man vom UR. allerdings verlangen. — Als Kaiser Josef II. (unterm 9. Oktober 1783) das in Schweden schon seit 1727 gültige Verbot ergehen ließ, daß Zigeuner keine Pferde zum Handeln besitzen dürfen, so wurde ausdrücklich hervorgehoben, daß dies weniger wegen d e r „ i n f a m e n " Mittel sei, mit welchen die Zigeuner ihre P f e r d e „ a u f z u p u l v e r n " pflegten, sondern, weil die Leute durch das viele Schwatzen, Schwören und Versichern der Zigeuner irregeführt und häufig zu argem Schaden gebracht werden, wenn sie diesen Leuten P f e r d e abkaufen. Werden nun solche Mittel gebraucht, die rein nur in der menschlichen Natur liegen, die eine allgemeine Gewohnheit, eine besondere Eigenschaft ausnützen, dann wird man freilich weder einen Sachverständigen im Pferdewesen brauchen, noch ') Ich spreche selbstverständlich nicht von den Pferdehändlern im allgemeinen, unter denen e s g e n u g völlig ehrliche Leute gibt, sondern von den echten Roßtäuschern, deren allerdings auch v i e l e ihr U n w e s e n treiben.

Mittel b e i m P f e r d e b e t r u g .

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auch von strafbarem Betrüge reden können. Selbst Lügen sind ja doch vor dem Gesetze in der Regel nicht strafbar; zum Betrüge wird die Lüge nur dann, wenn sie durch eine besondere, irreführende Handlung unterstützt wird, oder wenn in der gleichen Weise schon bestehende Verhältnisse ausgenützt werden.

b) Die einzelnen Mittel. Gehen wir nun über zu den einzelnen Mitteln, die beim Pferdehandel verwendet werden, so müssen wir diese einteilen in solche, welche an der Grenze stehen zwischen unehrenhaftem Vorgehen und strafbarem Betrüge, solche, welche in nicht erlaubter Weise vorhandene Verhältnisse ausbeuten, und solche, welche wirkliche Fälschungen darstellen. Dazu kommen noch solche, welche nur mit Hilfe eines Dritten ausgeführt werden können. Im allgemeinen wird man nicht sagen können, ob eines der genannten Mittel schon als an sich strafbar anzusehen ist; wenn überhaupt ein Verkäufer einen nicht verborgenen Fehler seiner Sache nicht besonders hervorhebt, wenn er die Sache geputzt, gereinigt und sonst im vorteilhaften Lichte zeigt, wenn er sie so vorzulegen weiß, daß die minderen Seiten weniger klar vor Augen liegen und die besseren deutlich vordringen, wenn er den Käufer nicht durch Widerspruch ärgert, sondern ihm Recht gibt und durch Schmeicheleien in günstige Stimmung zu bringen sucht — so ist dies alles nicht skrupulös ehrenhaft gehandelt, aber strafbar ist es auch nicht. Selbst ein wirkliches Trugmittel, wobei eine nicht vorhandene Eigenschaft künstlich und für kurze Zeit vorgetäuscht, oder ein wirklich bestehender arger Fehler für den Augenblick so maskiert wird, daß er auch bei einiger Aufmerksamkeit nicht wahrgenommen werden kann, wird an sich noch nicht als strafbar angesehen werden können, weil man schließlich doch wird sagen müssen: wer eine Sache selber einkaufen will, muß die nötigen Kenntnisse hierzu besitzen, vigilantibas lex. Man wird eben immer den einzelnen Fall für sich zu beurteilen und zu erwägen haben, wie der Hergang war, was der Verkäufer vom Käufer halten mußte, was er ihm versprochen hat, wie das Mittel angewendet, wie die Sache gezeigt wurde, was der Käufer verlangt hat, welche Mittel kombiniert wurden und schließlich wohl auch, welcher Art der maskierte Fehler, die vorgetäuschte gute Eigenschaft war und in welchem Verhältnisse Mängel und Vorzüge zum wahren Werte des Verkauften gestanden sind. Wenden wir das Gesagte vom Allgemeinen auf ein Beispiel im Pferdehandel an, so wird man also Betrug annehmen, wenn eine gefährliche Krankheit verschwiegen und kunstvoll verdeckt wurde, man wird strafbares Vorgehen aber nicht annehmen, wenn z. B. ein Mangel in der Färbung des Tieres durch Fälschung verdeckt wurde und wenn der Käufer aber im übrigen ein gutes Tier preiswürdig bekommen hat. Ob er behauptet, daß er dieses nicht gekauft hätte,

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Zivil- und strafrechtliche Haftung.

wenn er um den maskierten F e h l e r in der F a r b e g e w u ß t hätte, ist gleichgültig, d. h. gleichgültig vom strafrechtlichen Standpunkte aus, denn g e r a d e in diesen F ä l l e n ist der Unterschied zwischen Straf- und Zivilunrecht leicht zu finden. V e r s c h w e i g e n einer Krankheit kann G e w ä h r l e i s t u n g , aber nicht S t r a f e nach sich ziehen — listiges Maskieren einer solchen macht aber strafverantwortlich. Bei der F a r b deckung steht die Sache a n d e r s : hier hat der Verkäufer tatsächlich eine M a s k i e r u n g zu der indirekt ausgesprochenen Lüge hinzugefügt, aber gestraft kann er nur werden, wenn der Käufer durch die F a r b deckung v e r m ö g e n s r e c h t l i c h geschädigt wurde. — Ich w i e d e r h o l e nochmals, daß ich auch hier nicht vermeine, daß der U R . dem Tierarzt ins H a n d w e r k pfuschen s o l l ; alle fachlichen Feststellungen müssen diesem überlassen bleiben, der U R . soll a b e r wissen, was er den Beschädigten f r a g e n , was er erheben und sicherstellen soll, um dem Sachverständigen b r a u c h b a r e s Material zu schaffen. E r m u ß aber auch so viele Sachkenntnis haben, um allenf a l l s dem vermeintlich Betrogenen auseinandersetzen zu können, daß sich der H ä n d l e r nur solcher Mittel bedient hat, die zum mindesten nicht ausdrücklich verboten sind. Durch solche sachliche B e l e h r u n g e n kann der U R . oft sich und anderen viel Verdruß und M ü h e ersparen.

a ) Günstigere Darstellung des Pferdes. J e d e r , der mit Pferden handelt oder auch nur ein P f e r d zu verkaufen hat, wird sich bestreben, schon den Stall so einzurichten, daß die T i e r e vorteilhaft aussehen. Namentlich der Händler wird auf luftigen, freundlichen, möglichst elegant ausgestatteten aber nicht überflüssig hellen Stall sehen ; die P f e r d e werden nach der F a r b e angenehm verteilt dastehen, sie tragen w e i ß e Gurten und H a l f t e r , haben den B o d e n vorne höher als rückwärts und werden im Augenblicke, als j e m a n d den Stall betritt, durch die Peitsche, durch Schnalzen und ähnliche Mittel alarmiert, nach vorne g e t r i e b e n und aufmerksam gemacht, wodurch sie dann frisch, lustig und mutig aussehen. T r i t t der K ä u f e r zu einem P f e r d e näher, so wird es der H ä n d l e r s o f o r t am K o p f e anfassen, diesen hochhalten und das T i e r hinten a n t r e i b e n ; so b e k o m m t es seine vorteilhafteste Stellung, es sieht gerade, gestreckt und animiert a u s ; zugleich werden manche F e h l e r : zu hoher W i d e r r i s t , überbautes Hinterteil, schlechte Fußhaltung möglichst verdeckt, kurz, das P f e r d hat einen verhältnismäßig guten Eindruck g e m a c h t und dieser ist meist nachhaltig. S o g a r ein g r o b e r F e h l e r , z. B. g e w ö l b t e r Rücken (sogenanntes Saukreuz) kann bei dieser G e l e g e n h e i t wenigstens auf so lange Z e i t verdeckt werden, bis er durch a u f g e l e g t e Decke oder Sattel ohnehin weniger sichtbar w i r d : der Händler f ä h r t dem P f e r d e streichelnd über den Rücken und drückt ihm hierbei den D a u m e n n a g e l energisch auf die Kreuzwölbung, wodurch sich das T i e r , wenn der F e h l e r nicht arg ist, auf einige Zeit streckt und sich g e r a d e hält. Zum mindesten glaubt der Käufer,

1059 daß die von ihm vielleicht schon bemerkte Wölbung kein wirkliches „ S a u k r e u z " ist, und daß das Pferd nur augenblicklich einen „Katzenb u c k e l " gemacht hat, wie es viele P f e r d e namentlich beim Aufstehen machen, wenn sie sich „dehnen und recken". W i r d nun das Pferd einer näheren Besichtigung wert befunden, so bringt es der Händler womöglich in seinen Hof, dessen Wände stets frisch getüncht sind, um das P f e r d vorteilhaft abzuheben. Hier wird es selbstverständlich so gestellt, daß die mit einem Fehler behaftete Seite an die W a n d kommt. Tritt der Käufer näher, so wird das P f e r d überstellt, jedoch so, daß der Käufer wieder nur die „ g u t e " Seite zu sehen b e k o m m t ; die andere wird ihm nur flüchtig und vorübergehend beim Vorbeiführen und Überstellen gezeigt. Hierzu wird das Pferd auch zu jener Zeit, in welcher die „ ü b l e " Seite gesehen werden kann, zum Tanzen, zu einem Sprunge oder sonst einer Unruhe veranlaßt, so daß der Käufer nicht Zeit hat, den fraglichen Fehler genauer wahrzunehmen. Verlangt der Käufer ausdrücklich, die andere Seite des Pferdes zu sehen, so wird es um ihn „im A c h t e r " h e r u m g e f ü h r t und auf die gegenüberliegende W a n d gestellt. Stand f r ü h e r der Kopf nach Norden, so steht er jetzt auf der anderen Wand nach Süden, dem Käufer, in der Mitte des H o f e s stehend, ist aber wieder die alte Seite zugewendet. Er bildet sich aber zumeist ein, die andere Seite zu sehen, weil der Pferdekopf nach anderer Richtung steht. (Selbst e r p r o b t ! ) Bei jeder Stellung, die das Pferd einnehmen soll, wird immer getrachtet, es so zu postieren, daß die V o r d e r f ü ß e höher s t e h e n ; diese Stellung gibt dem Pferde etwas Unternehmendes, Mutiges und hat namentlich den Vorteil, daß Fehler der Vorderbeine (Bockbeine, im Knie wankende oder sonst nicht fixe Beine) viel weniger sichtbar sind. Das Gewicht des Körpers wird mehr auf das Hinterteil geschoben, die Vorderfüße werden entlastet und kommen in eine stemmende Stellung, wodurch sie in den Gelenken gespannt, fester und ruhiger werden. Nun kommt f ü r den Händler die Gelegenheit, an der Größe des Pferdes kleine Verbesserungen vorzunehmen. In der Regel wird es ihm daran liegen, das Pferd größer zu machen als es ist, da große P f e r d e im allgemeinen gesuchter sind als kleine. Unter Umständen will er es aber auch kleiner haben, wenn sich der Käufer aus irgendeinem G r u n d e auf ein kleineres P f e r d kapriziert, namentlich aber, wenn es sich darum handelt, ein Paar W a g e n p f e r d e gleich groß („gleichständig") zu machen, zu welchem Zwecke o f t eines größer, das andere kleiner werden muß, bis sie gleichgroß sind. Die Mittel dazu liegen vorerst in der Stellung des Pferdes, durch die man es gestreckter oder gehobener machen kann, wenn auch nur um wenige Striche ; aber diese können wieder vermehrt werden, wenn man das Pferd mit oder ohne Eisen, mit oder ohne Stollen vorführt und mißt. Weiteren Gewinn findet man, wenn man das P f e r d auf festen Boden oder in Sand stellt, wo es nicht unbeträchtlich einsinkt. Auf diese Weise kommt schon ziemlich viel zusammen, bevor noch das

1060 Maß angelegt wird ; dieses bringt am meisten Gewinn und wird länger oder kürzer, je nachdem man es g e r a d e oder schief, auf die Höhe des Widerristes oder etwas daneben auflaufen läßt, ob man es recht straff spannt oder schlaff läßt, endlich ob man es im Bogen über die fleischigen Teile der Pferdeschulter anlegt oder gerade in die Höhe hält und querüber die Senkrechte mißt (Bogenmaß oder Q a l g e n m a ß ) . Bei diesen Messungen sieht der Käufer aufmerksam zu, läßt vielleicht sein eigenes Maß verwenden, um nicht „mit falschem Maße bemessen zu w e r d e n " , und trotzdem gelingt es dem Händler unter fortwährendem Reden und Herumtanzen so zu messen, daß beträchtliche Unterschiede verschwinden. Ist nun die Messung auch zur Zufriedenheit ausgefallen, so beginnt die Zäumung. Ein Hauptgrundsatz des Händlers liegt darin, daß er kein Zaumzeug verwendet, dessen Anlegung lange Zeit erfordert, während welcher der Käufer Gelegenheit hat, ungestört unliebsame Entdeckungen zu machen. Das Zaumzeug muß einfach, passend und in bester O r d n u n g sein, so daß es rasch aufgestreift ist. Hierbei wird stets vermieden, irgendetwas zu verwenden, was sichtlich nur den Zweck hat, einem Fehler des Pferdes beizukommen. Man wird also nie einen Martingal nehmen, der das Pferd am Steigen hindert, keinen „ L ö f f e l " , kein Zungenspiel, was das Pferd hindert, die Zunge heraushängen zu lassen, keine scharfe Kandare, wenn das P f e r d hartmäulig ist. Für die kurze Zeit der Vorführung weiß der Händler andere Mittel, um das Pferd am Steigen oder Zungenstrecken zu verhindern oder es weichmäulig zu machen, da hilft Peitsche, Sporn und Schenkel, später soll der Käufer anwenden, was er will, vorläufig braucht er nicht zu wissen, daß Martingal, Löffel oder scharfe Kandare dringend notwendig sind. Dagegen wird man unter Umständen gerne recht breites Geschirr mit sogenanntem Umgang, Seitenblättern, Rückgurt und Hinterzeug auflegen, wenn es gilt, Magerkeit, weiße Male, kahle Stellen und ähnliche Fehler zu verdecken oder überhaupt die P f e r d e kräftiger erscheinen zu lassen als sie sind. Fragt der Käufer, warum dies Geschirr gewählt wird, so ist es g e r a d e modern oder das einzige gut passende, oder das Pferd hat eine besondere Vorliebe dafür usw. H a t das P f e r d eine Spur von etwas Orientalischem an sich, so bekommt es ungarisches Zaumzeug mit geflochtenem Getroddel, Halbmond, Muscheln, Glöckchen und ähnliches Zeug, was in der Tat aus dem orientalischen Bißchen, welches das P f e r d durch Kopf- oder Schweifhaltung an sich hat, „fast einen A r a b e r " macht. Der hierbei aufgelegte ungarische Bocksattel hat noch das Gute, ein etwa vorhandenes Saukreuz oder einen Karpfenrücken zu verdecken. Im übrigen wird aber der Sattel möglichst weit rückwärts aufgelegt, Was das Pferd zwar nicht lange verträgt, aber f ü r die kurze Zeit des Vorreitens schon aushalten w i r d ; es macht bessere Figur und läßt freiere) Bewegung zu. Ebenso verhält es sich damit, daß das Pferd ohne Eisen geritten w i r d : auch das geht auf kurze Zeit und auf dem Sande oder in der

1061 Lohe des Vorreiteplatzes ganz gut und gibt leichten, weichen Gang, der sich recht böse ändert, wenn das Tier dann schwer beschlagen auf harter Straße gehen muß. W o „möglich muß das P f e r d sogar ohne Sattel, auf bloßer Decke geritten werden. Jeder weiß, wie hübsch die Gäule im Zirkus aussehen, wenn sie ohne Sattel mit grellfarbiger, goldgestickter und flitterbesetzter Decke hereintanzen: der Händler weiß dies auch und befolgt diesen Wink. Außerdem gehen die P f e r d e unter der weichen Decke auch leichter und lieber, als unterm drückenden Sattel und was nicht zu unterschätzen i s t : die Decke ist im Augenblicke oben, während das Satteln wieder Zeit braucht und abermals dem Käufer Gelegenheit zu Studien und Kritiken läßt. Nun kommt das Vorreiten, wobei dasselbe geübt wird, was beim Aufstellen geschieht: der Vorreiter muß sich stets so um den Käufer herumbewegen, daß dieser nur die schöne Seite des Pferdes zu sehen bekommt, die Fehler müssen „auf die andere Seite k o m m e n " ; ist das P f e r d z. B. rechts schwächer als links, so werden alle Wendungen, Paraden usw. links gemacht, und beim gleichen Vorwärtsgehen stets die rechte Seite unmerklich „lebendig gemacht", d. h. gespornt. Ist das Pferd leicht scheu zu machen, so wird der Händler wissen, mit welchem Auge das Tier leichter s c h e u t ; (häufig scheut das Pferd überhaupt n u r auf einer Seite). In diesem Falle muß dafür gesorgt werden, daß das Tier bedenkliche Sachen nur von jener Seite zu sehen bekommt, auf welcher es weniger oder gar nicht scheut. Das gefährlichste Ding in dieser Richtung ist der Käufer selbst, welcher, um die Ruhe des Pferdes zu erproben, bei dessen Vorbeikommen plötzlich springt und schreit, mit dem Stock a u f f ä h r t oder mit dem Taschentuche weht. Ist der Vorreiter g u t angeritten, so rührt sich das Pferd nicht, und der Käufer mag sich hinterdrein freilich wundern, wenn das „ f r o m m e Tier, das sich bei der Probe so gut gezeigt hat", nun vor jedem Sperling scheut und den Käufer abwirft. Hat das P f e r d gutes Vorderteil, aber schlechtes Hinterteil, so wird es „ v o r n e " geritten, d. h. alles Tummeln, Wenden, Paradenmachen w i r d s o r g f ä l t i g vermieden ; im Gegenfalle wird gerade mit den genannten Kunststückchen arg Staat gemacht, wobei sich ein P f e r d trotz seiner total ruinierten, zitternden V o r d e r f ü ß e noch prächtig ausnehmen wird. Dabei darf es kein Trab- oder gar Schrittreiten geben, da hierbei Fehler in den Vorderbeinen sofort auffallen, im Galopp bemerkt sie nur der Kenner. Dasselbe geschieht mit steifen, spatigen Pferden, die wenn möglich eher „ w a r m " geritten und dann am liebsten in schönem „ G e n e r a l s g a l o p p " gezeigt werden, der sich stets gut ausnimmt und dem Tiere nicht wehe tut. Sogenannte „Blender", Pferde, die alle möglichen, aber in der Ruhe nicht auffallenden Mängel: unsicheren Gang, fehlerhafte Bewegung, schwachen Rücken usw., aber schöne Farbe, gute Form, edle H a l t u n g usw. aufweisen, werden wieder tunlichst in der Ruhe vorgezeigt. Sie „ b l e n d e n " durch ihre Erscheinung, der Käufer sieht sie gerne an, der Händler läßt einen Wortschwall ergießen und f ü h r t

1062

Physiologische Mittel.

den Käufer zwanzigmal um das Tier h e r u m und zuletzt meint d e r Käufer, schon lange g e n u g g e s c h a u t zu h a b e n und läßt sich die Bew e g u n g nicht oder nur f l ü c h t i g zeigen, o d e r er ist durch die schöne, ihm eindringlich geschilderte E r s c h e i n u n g so v o r e i n g e n o m m e n , daß die elende G a n g a r t des T i e r e s v o r l ä u f i g keinen rechten Eindruck auf ihn macht. Hinterdrein, w e n n er sich an der Schönheit des Tieres sattgesehen hat und Leistung h a b e n will, schreit er freilich um den Staatsanwalt. D ä m p f i g e P f e r d e werden nie nach dem Füttern gezeigt, weil der volle Magen noch m e h r die Lunge drückt, und d u m m k o l l e r i g e P f e r d e stellt man w e d e r in der Sonne vor, noch bringt man sie f e s t g e s a t t e l t oder mit engem Kummet, denn d a n n sind sie noch b l ö d e r als sonst. Bei g e r i n g e m G r a d e der Krankheit ist d i e s e aber nicht zu merken, wenn das Tier im Schatten und u n b e e n g t sich b e w e g e n kann.

ß) Benützung gewisser physiologischer Momente. Auch die wenigen hierher g e h ö r i g e n Mittel d ü r f e n an sich nicht als s t r a f b a r bezeichnet w e r d e n , w o h l können sie es aber werden, w e n n sie mitten unter anderen T ä u s c h u n g s m i t t e l n d r u n t e r laufen und so mit diesen, erst in der M e n g e ihres A u f t r e t e n s zusammen, wirklichen B e t r u g darstellen. Schon in der Art, w i e der H ä n d l e r in der F a r b e des Tieres zu täuschen sucht, liegt eine B e n ü t z u n g physiologischer G r u n d s ä t z e . Mattglänzendes w e i ß e s Z a u m z e u g h e b t die F a r b e des nicht ganz egalen R a p p e n s zur tadellosen „ C o u l e u r " ; schwarzes Z e u g , dazu eine b l a u e Decke, m a c h t den unrein g e f ä r b t e n Schimmel zum echten Milchschimmel, eine g l e i c h m ä ß i g getünchte W a n d im H i n t e r g r u n d hebt die F a r b e j e d e s P f e r d e s ; in der Sonne wird der etwas mit Fett b e s t r i c h e n e H e l l b r a u n e zum „ f i g u r a n t e n G o l d f u c h s " und eine kurz g e s c h o r n e M ä h n e ( K a m m ä h n e , B ü r s t e n m ä h n e ) v e r l ä n g e r t zu kurzen H a l s auffällig. Ebenso verhält es sich mit der G r ö ß e , indem man beim Vorf ü h r e n das beim Messen E r s c h w i n d e l t e nun w a h r n e h m e n m u ß . Das zu g r o ß e P f e r d m u ß nackt oder vor einem recht g r o ß e n W a g e n ges p a n n t werden, w ä h r e n d das zu kleine P f e r d mit hohem Sattel oder vor einem niedrigen K o r b w a g e n zum Vorscheine kommt. W e r d e n ungleich g r o ß e P f e r d e z u s a m m e n g e s p a n n t , so stellt man das kleinere als Sattelpferd (links), das g r ö ß e r e als H a n d p f e r d (rechts). Dann gleichen sich nicht u n b e d e u t e n d e Unterschiede aus ; stellt man sie umgekehrt, so v e r d o p p e l t sich der Unterschied. W a r u m das so ist, weiß niemand, die T a t s a c h e k e n n t aber j e d e r Kutscher und jeder, der ein ungleiches P a a r verkauft, benützt diese eigentümliche E r s c h e i n u n g 1 ) . Dazu k o m m t noch, daß die T o i l e t t e d e r P f e r d e in dieser Richtung viel tun k a n n ; namentlich wirkt diese dann, w e n n die Z ä u m u n g ') Vielleicht rührt sie daher, daß man gewohnheitsmäßig ein Gespann auf d e s s e n linker Seite ansieht (der, an welcher auch der Kutscher geht), also auf der Sattelseite; man hat also das kleinere näher als das größere.

1063 auffallend und grell ist, so daß die g r o ß e M a s s e des aufdringlich G l e i c h e n erdrückend wirkt und kleinere Ungleichheiten der P f e r d e verschwinden macht. D i e s e W i r k u n g w i r d noch erhöht, wenn durch Aufsatzzügel und Schwanzriemen eine m ö g l i c h s t g l e i c h e Kopf- und S c h w e i f h a l t u n g erzielt wird, was auch w i e d e r zur V e r d e c k u n g anderer U n g l e i c h h e i t e n dienen muß. W i r d dann vorgefahren, so handelt es sich darum, unter dem Voi wände, alles recht deutlich zu zeigen, w i e d e r stets in Achtern zu fahren ; daß der H ä n d l e r keinen schlechten Kutscher hat, ist selbstverständlich, und daß dieser die P f e r d e günstig und im besten Lichte vorführt, ist seine Sache. Kann er dies, so zeigt sich ein Gespann nie g ü n s t i g e r und lenksamer als im beständigen, geschickten Achterfahren. D i e s bringt dem Händler aber noch den Hauptvorteil, daß es dem K ä u f e r unmöglich wird, einzelne Fehler in der stets wechselnden und doch ähnlichen M e n g e von Bildern herauszufinden oder festzuhalten. Namentlich s c h w i e r i g ist es, unter den acht zappelnden Beinen j e n e s herauszufinden, das einen F e h l e r hat. Ist es schon nicht leicht, das lahmende Bein bei einem einzigen, stets von derselben S e i t e g e s e h e n e n P f e r d e zu entdecken, so vervielfältigt sich diese S c h w i e r i g k e i t bedeutend, wenn zwei P f e r d e zugleich anzusehen sind und wenn man alle Augenblicke eine andere S e i t e zu sehen bekommt. F e h l e r h a f t e B e w e g u n g , ungünstiges Aufsetzen des F u ß e s , selbst g e w i s s e s Lahmen ist in dieser W e i s e s c h w e r herauszubekommen. Ü b e r h a u p t wird dieser Umstand, daß man bei der gleichzeitigen B e s i c h t i g u n g von zwei Pferden nicht s o g e n a u auf F e h l e r sehen kann, als wenn man b l o ß eines allein anschaut, oft dazu benutzt, um beim V e r k a u f e eines P a a r e s von Pferden ein minderes mit drunter gehen zu lassen. Der Händler weiß das b e s s e r e P f e r d so zu stellen, und so „ h e r a u s z u s t r e i c h e n " daß es das m i n d e r e „ d e c k t " oder daß zum mindesten dessen F e h l e r nicht so auffallen ; das kräftiger H e r v o r g e h o b e n e b e e i n f l u ß t aber immer unsere S i n n e so stark, daß sie für das nicht Hervortretende keine richtige Apperzeption haben und es übersehen.

y) Benützung psychologischer Momente. Darin äußert sich die Beredsamkeit, M e n s c h e n k e n n t n i s und G e schicklichkeit des Händlers, die Schwächen seines P a r t n e r s zu b e nützen. D e s h a l b heißt es im V o l k s m u n d e : „ D e m R o ß k a m m glaubt man von tausend W o r t e n eines und dieses auch nur zur H ä l f t e " ; v. T e n n e c k e r s a g t : „ D e n größten F e h l e r eines P f e r d e s dem Käufer als einen Vorteil aufreden, dies bezeichnet den ausgelernten P f e r d e j u d e n . " Zum mindesten weiß er a b e r die F e h l e r w e n i g s t e n s so harmlos als möglich darzustellen. D a s Alter, w e l c h e s das zu kaufende Pferd hat, ist i m m e r „gerade das b e s t e " ; seine F a r b e die modernste, und wenn es ein ungleicher F l i e g e n s c h i m m e l i s t ; stoßende B e w e g u n g des P f e r d e s ist für den R e i t e r die „ g e s ü n d e s t e " , wenn sie auch uner-

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Kleinere Tricks.

träglich w ä r e ; das stets scheuende Pferd ist „eben noch so jung und überaus aufmerksam: der alte Karrengaul springt freilich nicht". Ist das Pferd unleugbar krank, so w a r es dies nur, und wenn es sich erholt haben wird, „ist es umso gesünder" ; ist es lahm, so hat ihm „gestern" der ungeschickte Schmied ein Eisen falsch aufgelegt; und die Farbe des Pferdes ändert sich bei der nächsten Härung genau so, wie der Käufer eben sagte, daß er eigentlich die Farbe gerne hätte. Alles, was das Pferd an Haltung, Gewohnheit und Benehmen Unangenehmes an sich hat, ist „englisch, nach letzter M o d e " und wenn das Tier der desperateste Sterngucker wäre, so seufzt der Händler: „Ja, leider, man verdirbt jetzt in England alle Pferde und gewöhnt ihnen diese infame Kopfhaltung a n ; aber, wenn es Ihnen mißfällt, so ist dies ja in acht Tagen wieder rückabgewöhnt." Macht es der Händler zu arg und wird der Käufer mißtrauisch, so hat er stets ein Mittelchen, um sich wieder „ehrlich" zu zeigen. Dann macht er selbst auf Fehler aufmerksam, die das Tier gar nicht hat, von denen aber sofort bewiesen werden kann, daß sie nicht vorhanden sind. Er wird also nie finden, das Pferd sei gestolpert, habe gescheut, habe zu steigen versucht usw. — denn dadurch hätte er den Käufer nur ängstlich gemacht. Wohl aber wird er plötzlich finden, das Tier habe an der Schulter einen äußerst häßlichen weißen Fleck, den er noch nie bemerkt h a t ; natürlich zeigt sich bald, daß es nur Staub oder Lichtschein war. Oder er findet, daß die zwei Wagenpferde ungleich groß scheinen; natürlich nur, wenn er weiß, daß ein Nachmessen zweifellos gleiche G r ö ß e auf den Millimeter dartut. So „ehrliches" Gebaren des "Mannes, der selber auf die Fehler seiner Tiere aufmerksam macht, gewinnt das Zutrauen des harmlosen Käufers unter allen Umständen. Freilich tut's das Reden allein nicht, es muß auch gehandelt werden ; so stehen schon im Stalle stets einige ehrwürdige Exemplare, welche sich nach ihrem ganzen Erscheinen nicht gut zeigen können, wohlverwahrt unter Decken und Kappen, als ob sie das Kostbarste wären, was zu haben ist. Natürlich gibt es Leute genug, welche sich gerade für diese verschleierten Bilder interessieren, aber ängstlich fragen, ob denn diese Tiere so empfindlich wären? „Leider j a , " lautet die Antwort, „sie sind eben alle mit dem Fehler großer Heiklichkeit behaftet, die von dem berühmten Hengst Kohinoor abstammen." Der Käufer hat zwar von diesem Wundervater noch nie gehört, hütet sich aber, seine Unkenntnis zu verraten, und interessiert sich erst recht für dessen Abstämmlinge. Die Hüllen werden vorsichtig und wenig gelüftet, um das Pferd etwas ansehen zu lassen, im Freien wird es aber wieder ängstlich zugedeckt (denn das Kunststück wird nur in rauher Jahreszeit geübt) und der Mann kauft schließlich im wahrsten Sinne des Wortes „die Katze im S a c k " . Allerdings wird der Händler so etwas nicht mit jedem Käufer aufführen, er muß seine Kunden kennen und seine Kunst und sein Gewinn liegt darin, daß er nicht sofort auf den Roßhandel selbst eingeht, sondern zuerst seinen Mann kennen lernt und zu erfahren trach-

Benützung der Eigenschaften des Käufers.

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tet, was er weiß, kann und will. Danach g e h t er dann vor. Nun darf er freilich dasselbe Roß als fromm und still oder nach Bedarf als feurig und temperamentvoll vorführen oder des Käufers besondere Eigenschaften benutzen. Hat er z. B. einen recht eitlen Gecken vor sich, dessen Reitkünste armselig sind, so wird er ihn s o f o r t versichern, er merke, daß der H e r r für seine Reitkünste eigentlich einen wahren Teufel von P f e r d haben sollte, aber leider habe er so etwas Feuriges im Augenblicke nicht auf dem L a g e r ; f ü r den Augenblick möge er sich mit diesem Schimmel begnügen, der zwar alle möglichen Tugenden habe, nur sei er f ü r den Herrn tausendmal zu f r o m m , das sei freilich in diesem Falle ein großer Fehler, er werde aber durch die anderen guten Eigenschaften gedeckt. Der kühne Reiter versichert, es sei ihm zwar sehr unangenehm, „diese alte K u h " nehmen zu müssen, aber er nimmt s i e ; wenn diese dann zwar nicht f r o m m ist, dafür aber unzählige Fehler hat, nun so h a t ihn doch der Händler für „einen famosen R e i t e r " gehalten. Überhaupt spart der Händler nicht mit dem Lobe, und wenn der Käufer sich anschickt, das Pferd zu untersuchen und sich hierbei benimmt wie eine Hebamme, so versichert der H ä n d l e r : „Nun brauche ich gar nichts mehr zu sagen — Sie verstehen das PferdeUntersuchen zehnmal besser als mein Lehrer, Gott hab' ihn selig" — und jetzt redet der H ä n d l e r aber erst recht und beweist das Unmöglichste. Setzt sich der Mann zu Pferde, so r u f t der Händler alle seine Reitburschen und macht sie flüsternd, aber so, daß der Reiter alles hört, auf den Sitz und Haltung und F ü h r u n g des Herrn aufmerksam, damit sie „davon profitieren". Der Reiter paßt mehr auf sein Lob, als auf die Eigenschaften und Fehler des Pferdes auf und m u ß beides bezahlen. Um der Sache aber wenigstens einigen Schein von Wahrheit zu geben, sorgt der Händler dafür, daß f ü r solche Fälle vortreffliche, b e q u e m e und sichere Sättel, selbst sogenannte Schulsättel vorrätig sind, in welchen der Käufer ruhig und leicht sitzen kann. Dieser schiebt sein gutes Sitzen gerne auf die G ü t e des Pferdes. Wird aber das P f e r d dem Käufer durch den Händler oder seine Leute vorgeritten oder vorgefahren, so gilt es erst recht, den Käufer zu täuschen. Der Bereiter oder Kutscher muß es sich zur strengen Regel machen, daß der Vorführplatz weder dazu da ist, damit er seine Kunst zeige, noch damit hier das P f e r d dressiert werde, jetzt gilt es nur, das P f e r d zu z e i g e n und zwar bestens zu zeigen. Er wird daher nie tun, was e r will, sondern das, was das P f e r d will und seine Kunst besteht darin, glauben zu machen, daß er ohnehin das gewollt habe, was das Pferd getan hat. W e n n also das Tier selber in Galopp fällt, so wird der Mann sofort Galopphilfen geben und es solange galoppieren lassen, als es will und erst, wenn es wieder trabt, wird er so rasch Trabhilfen geben, daß der Käufer nicht sieht, wer früher an den Trab gedacht h a t : das P f e r d oder der Reiter. Drängt das Tier in unangenehmer Weise an die Wand, so läßt der Bereiter ihm den Willen und r u f t höchstens hoch: „ W i e schön man ihn aber an der Wand halten kann — er scheut sich selbst vor

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Eigentümliche Trugmittel.

der W a n d nicht". Selbst Steigen, Bocken, Ausschlagen u n d alle a n d e r e n U n t u g e n d e n können als „absichtlich bezweckte K u n s t s t ü c k c h e n " gezeigt w e r d e n und der H ä n d l e r sagt höchstens im v e r w e i s e n den T o n e : „Ich h a b e das nicht g e r n e , daß mein Bereiter in s e i n e m Ü b e r m u t e die T i e r e zum Bocken z w i n g t : auch das f r ö m m s t e Tier könnte sich dies mit der Z e i t a n g e w ö h n e n . " Der K ä u f e r w i r d d a n n zu seinem Schrecken w a h r n e h m e n , daß sich das g e k a u f t e T i e r das Bocken richtig „schon a n g e w ö h n t h a t " . — Eine b e s o n d e r e A u f m e r k s a m k e i t w i d m e t der H ä n d l e r den „sachverständigen B e g l e i t e r n " des Käufers, die er mit Artigkeiten überh ä u f t u n d durch Erzählungen, Mitteilungen, womöglich mit Danks a g u n g e n von ihrem eigentlichen Daseinszweck abzubringen sucht. So w i r d er sich bei dem Tierarzte, der mit dem Käufer kam, t a u s e n d mal f ü r einen neulich g e g e b e n e n Rat bedanken, b e w u n d e r t dessen Scharfsinn, Geschicklichkeit und K e n n t n i s s e und erzählt dem K ä u f e r das A n g e n e h m s t e ü b e r den Tierarzt. Dieser ist g e g e n solche Schmeicheleien, namentlich vor dem Manne, der ihn m i t g e n o m m e n hat und daf ü r bezahlt, h ä u f i g auch nicht u n e m p f ä n g l i c h und schließlich haben die beiden einen recht eigentümlichen Kauf abgeschlossen.

J s s .

Keramisches und Glas.

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reichlich mit Mehl gemischt, welches beim Brennen verkohlt, wodurch allerdings große Leichtigkeit der W a r e erzielt wurde. Jetzt kam aber der Kenner mit der Lupe und entdeckte, daß die so gefälschten Tonsachen oberflächlich viel poröser sind, da das Mehl herausgebrannt ist, und um dieser Entdeckung vorzubeugen, machen es die Fälscher heute wieder so, daß sie die halbfertige, noch ungebrannte W a r e (aus Ton und Mehl) mit einer dünnen Schichte von reinem Ton überall da überziehen, wo die Oberfläche sichtbar ist. Nun kann die Lupe die Porosität nur entdecken, wenn man die Vase u. dgl. zerbricht und die Bruchstelle untersucht — wer will und darf dies aber tun? Dasselbe macht man heute auch mit den so beliebten Tanagra-Figürchen, welche übrigens auch dadurch leichter gemacht werden, daß man sie dünn ausarbeitet, wodurch sie freilich wieder besonders gebrechlich sein müssen. Solche feinere Kunststücke sind aber nur f ü r Kenner n ö t i g ; für den gewöhnlichen T r o ß der Reisenden, welche auch kaufen und sammeln und mitbringen, ist das alles überflüssig, sie nehmen in antiker Sinneseinfalt auch Fabriksware und überschwemmen dann die ganze W e l t damit. Und da die Fälschungen wirklich schon mit allem Raffinement betrieben werden, so ist es begreiflich, daß einer der allerersten Kenner auf dem Gebiete der Keramik mit Bestimmtheit erklärt h a t : „ F ü r alle Tonsachen gibt es k e i n verläßliches Erkennungsmittel, wir können uns nur auf die Provenienz verlassen." Ja, die Provenienz! Als ob es da nicht auch Lug und T r u g gäbe ! Wer heute etwas gut Gefälschtes verkaufen will, stellt es nicht in den Laden des Händlers, sondern in das altertümlich eingerichtete Dachstübchen einer alten Witwe, diese schwört, daß sie das Ding von ihren Großeltern ererbte, in deren H a u s sie damit gespielt hat, und entschließt sich endlich, es um ein horrendes Geld herzugeben. Derartige Geschichtchen werden doch alle Tage erzählt und man hat Mühe, ernst zu bleiben, wenn ein glücklicher Ersteher das „ A t t e s t " vorweist, in welchem die W i t w e Müller bestätigt, daß der heute verkaufte Krug (folgt umständliche Beschreibung) ein Geschenk des Grafen X an seine Amme, die Großmutter der Verkäuferin, gebildet hat. Ebenso o f t läßt man den Sammler etwas „ W e r t v o l l e s " auf einen alten Dachboden, irgendwo eingemauert, in einer Sakristei oder Gott weiß wo entdecken. Ich kenne eine Geschichte, in welcher der Agent eines Händlers einen Sammler darauf aufmerksam machte, daß der Abortsitz in einem obersteierischen Gasthof aus einer uralten reich eingelegten Tischplatte bestünde. Der Abortsitz war in der Tat ganz nett eingelegt und wurde sehr teuer bezahlt, war aber erst vor 3 Wochen hergestellt. —

d) Glassachen sind noch leichter zu fälschen, als Tonwaren, da sich Glas auch in langen Zeiten nur wenig verändert und diese geringen Änderungen durch Blindwerden und Irisieren können auch leicht künstlich her-

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Münzen und Goldsachen.

gestellt werden. Zum Teile setzt man schon bei der Erzeugung des Olases Substanzen bei, die das Irisieren oder Blindwerden bewirken oder beschleunigen, zum Teile behandelt man das fertige O b j e k t entsprechend und erhält dann das „älteste" Glas. Auch durch natürliche Vorgänge treten gewisse Veränderungen statt in Jahrhunderten, in wenigen Jahren ein ; so kann man unter alten Stallfenstern einzelne Scheiben entdecken, welche so irisieren, wie es das schönste römische Tränenkrüglein auch nicht besser t u t 1 ) . Was in Italien, Böhmen, Belgien an antiken und mittelalterlichen Gläsern fabrikmäßig erzeugt wird, grenzt an das Unwahrscheinliche; in der Fabrik werden die Sachen ehrlich als Imitation billig verkauft, sind sie aber einmal beim Antiquitätenhändler, so werden sie plötzlich echt. Namentlich gut werden Millefiorigläser, venetianische Faden- und Flügelgläser, emaillierte deutsche Humpen, Hofkellereigläser und orientalische Moscheenlampen, dann mittelalterliche Glasmalereien und besonders Schweizer Wappenscheiben der Spätrenaissance nachgebildet ; namentlich floriert auch hier die Technik, auf echtem Untergrund falsche Verzierungen, Inschriften usw. anzubringen. Auf der alten Veste Riegersburg in Steiermark ist auf einer Putzenscheibe im Speisesaale mit Diamant eingeritzt: „Am 17. Marzi 1549 hat das Sauffen angehebt und biss St. Vincenzidag gedauert, und alle Dag ain Rausch gehabt." Dieses Scheibchen hat schon unzähligemale neugemacht werden müssen und ebensoviele, Sammler haben das „echte" — die Scheibchen sind alle echt, die Inschrift neu. —

«) Münzen nnd Medaillen werden gefälscht seitdem es solche überhaupt gibt und da man die Imitationen wirklich gut machen kann, so ist es kein Wunder, wenn viele erfahrene Kenner die Freude am Münzensammeln aufgegeben haben: „Man kann unmöglich wissen, was man hat." Daß man gegossene und galvanoplastisch erzeugte Münzen leicht kennt, weiß der Fälscher heute auch, und so prägt er s i e ; daß man früher keine Stahlstempel hatte, ist ihm auch nicht neu, und so macht er die seinen auch aus Bronze, und wenn er zuletzt die Münzen in einem Sacke schütteln läßt und einige Zeit lang eingräbt, so kennt es Lein Mensch, welche die echte und welche die falsche Münze ist. Die Summen, um welche da einer betrogen werden kann, sind oft sehr bedeutend. Besonders gefährlich werden unter Umständen die Kunstprägungen, welche in oft künstlerischer Weise seltene Stücke f ü r Sammler herstellen. An sich ist dies ja nützlich, da nicht jeder Sammler die riesigen Summen bezahlen kann, die für einzelne Stücke gefordert werden, die er aber doch zur Ergänzung seiner Reihen besitzen möchte. Der ehrliche Sammler sagt es ') Man findet häufig im Dünger von Mistbeeten Glasscherben, die vielleicht bloß 1—2 Jahre dort vergraben waren, gleichwohl aber nicht anders aussehen als echtes antik-römisches Glas.

Gold, Silber.

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auch offen, welche seiner Stücke imitiert s i n d ; verkauft er die Sammlung aber, oder stirbt er, dann wird alles echt und als solches verkauft. in einem Betrugsprozesse wurde z. B. von den berühmten „Keutschacher Rubentalern" von 1504, von denen jedes Stück mindestens 1000 fl wert war, nachgewiesen, daß so viele treffliche Imitationen verbreitet wurden, daß heute niemand weiß, was echt und was falsch i s t 1 ) .

f) Geschmeide ans edlem Metall will stets mit Mißtrauen behandelt werden. Wirklich schöne Sachen sind in den Händen reicher Leute geblieben oder längst schon in die der reichsten Sammler gekommen, einfach gearbeitete sind aber entweder eingeschmolzen worden oder, wenn sie erhalten blieben, nicht Gegenstand des Kunsthandels geworden. Kommt also etwas wirklich Schönes im Handel vor, so ist es entweder ganz g e f ä l s c h t 8 ) oder es ist auch hier irgendein einfach gehaltenes echtes Stück mit Ornamenten und Aufsätzen versehen worden, so daß alle P r ü f u n g auf Stempel, Form und chemischen Gehalt vergeblich i s t ; denn d a s ist ja alles echt. Verhältnismäßig ist es bei diesen Fälschungen noch am leichtesten, den Beweis der Unechtheit auf anderem W e g e zu erbringen. Ohne Vorbild sind solche Sachen nicht leicht zu machen, weil der alte Meister mit großer Geschicklichkeit Form und Verzierung zusammenzufassen wußte und der Fälscher eine Stilwidrigkeit aber nicht leicht zu vermeiden weiß. Hat dieser selbst gute Vorlagen aus der richtigen Zeit, aber f ü r eine andere Form bestimmt, so bringt er das richtige Anpassen und Ausfüllen niemals zustande. Der wirkliche Kenner, der es allerdings wahrscheinlich auch nicht besser zu machen verstünde, merkt das „Unrichtige, das U n e c h t e " wenigstens heraus und kann oft mit Bestimmtheit sagen, daß die Sache nicht echt ist. Wirkliche Vorbilder, welche er einfach zu kopieren hätte, bekommt *) Dieser Prozeß ist sehr belehrend und, wenn man s o s a g e n dürfte, fast heiter. Ein Mann wußte sich in den vorübergehenden Besitz eines der wenigen existierenden echten Keutschacher Rubentaler zu s e t z e n und ließ sich unter einem glaubwürdigen Vorwand in einer sehr renommierten Prägeanstalt eine Anzahl von Imitationen dieses Talers (in Feinsilber) machen. Nun verfertigte er von diesen Talern Abklatsche in Stanniol und sandte sie an eine Reihe von bekannten großen Münzensammlern mit der Anfrage, ob sie nicht „einen solchen Taler" zu v e r k a u f e n hätten, er habe Auftrag, einen derartigen Taler um 1100 fl. zu erwerben. Natürlich lauteten alle Antworten negativ, da nur vier oder fünf echte existieren. Nun ließ der Mann einige Zeit vergehen, dann schrieb er, natürlich unter anderem Namen, an dieselben Sammler und bot ihnen Keutschacher Rubenthaler um 700 fl. an. Die meisten reagierten, wohl in der Absicht, dem ersten, der früher 1100 fl. angeboten hatte, den Taler mit 400 fl. Gewinn zu verkaufen, der Betrüger machte ein g u t e s Geschäft und so existieren heute zehnmal soviel „echte" Keutschacher als zuvor. — *) Siehe Rouchomowskis „Krone des Saitaphernes" 1 (Eine gute Abbildung dieser großartigen Fälschung bringt Victor O t t m a n n in Nr. 31 e x 1910 von „Über Land und Meer", und als Titelbild die von A. R ö ß l e r veranstaltete Neuausgabe von Eudel-Buchers „Fälscherkünste", Leipzig 1909, Grunow.)

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Bilder.

der Fälscher aber nicht in die Hände und bloßes Ansehen nützt ihm nichts'). Aber freilich: will der UR. hier und in anderen ähnlichen Fällen wirklich Beweise liefern, so darf er nicht die ersten besten Händler als Sachverständige nehmen, da muß er wirkliche, echte Kenner haben, die mit Liebe an der Sache hängen und auch bedeutende und vielseitige Bildung haben, und ihm, dem UR. darf die Sache auch nicht völlig neu und fremd sein. Über synthetische Edelsteine, die Anlaß zu endlosem Streite geben werden s. namentlich Bayer 8 ).

g) Bilder. Daß diese gefälscht werden und daß es viele Maler gibt, die ihre Kunst dazu hergeben, weiß jeder, und daß man Bilder, welche im Verdachte stehen, gefälscht zu sein, an die Akademie der Hauptstadt oder sonst an ein erstes Institut senden wird, um sie dort prüfen zu lassen, dürfte auch zweifellos sein. Hier handelt es sich nur darum, den UR. darauf aufmerksam zu machen, daß er sich von der Einleitung von Erhebungen in einem solchen Falle nicht abhalten lassen darf, wenn gewisse Zeichen dafür zu sprechen scheinen, daß das Bild echt ist. Der UR. wird sich leicht veranlaßt sehen, den klagenden Beschädigten zu beruhigen und von der Anstrengung weiterer Schritte abzuhalten, wenn er selber glaubt „ E t w a s " zu verstehen und keinen Anhaltspunkt dafür findet, daß das Bild falsch sein soll. Er betrachtet das Bild von vorne: die Malerei schaut wirklich gut und alt aus; er prüft den T o n : der ist „goldig und gebräunt", er ist aber nicht durch „Nachdunkeln", sondern dadurch entstanden, daß Lakritzensaft mit der Hand darauf verrieben wurde; er sieht „uralten Schmutz", der aber künstlich mit Asche und Gummi erzeugt ist. Er wendet das Bild u m : uralte braune Leinwand, mit einem alten Stempel einer Lizitation; Leinwand, Nägel und Stempel sind auch echt, aber früher war ein wertloses Bild darauf gemalt und der Fälscher hat auf alter Leinwand und schlechtem Bilde irgendein hochwertvolles Bild kopiert; der Schimmel auf ') Wie schwierig es aber unter Umständen ist, sich bei solchen Kostbarkeiten in b e z u g auf die Frage der Echtheit zurechtzufinden, beweist z. B. die berühmte Geschichte mit dem „etruskischen Goldschatz", den der Vatikan von G. B. Rossi um eine hohe Summe kaufen wollte, bis der Jesuit Hartmann Grisa die önechtheit d e s „Schatzes" n a c h g e w i e s e n hat. Entschieden ist die Frage übrigens trotz der vielen aufgewendeten Gelehrsamkeit auch heute noch nicht. Belehrend ist diesfalls auch die Geschichte d e s schönen emaillierten Broncereliquiars, die Büste des hl. Martin darstellend, aus der romanischen Kirche von Soudeilles, Dep. Correye. Davon b e s t e h e n jetzt 3 Exemplare: eines ist in einem eisernen Kasten dieser Kirche, eines hat ein belgischer Antiquar und eines hat Pierpont Morgan — kein Mensch weiß, welches das echte ist! (Ahnlich wie die Geschichte von der Raffael'schen Madonna, von der man auch behauptet, die in Dresden sei eine Kopie). S. Mitteilungen der k. k. Zentralkommission, Wien, 3. Folge, 10. Bd., Nr. 4 p. 1612. ') „Die synthetischen Edelsteine" nach Jaques B a y e r „La s y n t h e s e d e s pierres precieuses", deutsch von G r o ß m a n n - N e u b e r g e r , Berlin 1910.

Bilder.

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dem Bilde ist künstlich, das Monogramm des Malers ist falsch, der Rahmen rührt von einem anderen Bilde her und so ist alles Fälschung trotz des echten Aussehens. Ein voreiliges Urteil diesfalls abzugeben, ist immer gefährlich 1 ). Viel Schuld an den heutigen skandalösen Bilderfälschungen tragen die Amerikaner, welche um jeden Preis echte, alte berühmte Bilder haben wollen, viel zahlen und o f t nichts verstehen. Dadurch wurden viele, wirklich geschickte Maler verleitet, sich diesem reichlichen Erwerbe hinzugeben. Nach den Ausweisen amerikanischer Zollbehörden wurden in den letzten 15 Jahren 1500 „ e c h t e " Rembrandts und 13 000 „ e c h t e " Corots eingeführt und verzollt! Auch diesfalls werden die lustigsten Geschichten erzählt, z. B. wie der Händler (man nennt ihn Mauricio Confiani & Comp, in Florenz) ein Sortiment, natürlich sehr guter Kopien nach Amerika bringt und f ü r anonyme Denunziation s o r g t : seine angeblichen Kopien seien alle echt. Sie werden beschlagnamt, untersucht und f ü r echt befunden. Der Händler zahlt eine riesige Zollstrafe, und erhält auf Verlangen eine amtliche Bestätigung über den ganzen H e r g a n g — mit deren Hilfe er die, amtlich als echt bezeugten Bilder um fabelhafte Preise verkauft. — Bezüglich neuer Bilder sei darauf aufmerksam gemacht, daß Fälscher mit Vorliebe bei Auktionen aus dem Nachlasse bekannter Künstler halbfertige, angefangene Bilder oder Skizzen erstehen, fertig m a c h e n und als ganz echt v e r k a u f e n 2 ) . Dagegen ist aber wieder zu merken, daß das doppelte Vorkommen eines Bildes keineswegs die Unechtheit eines der Bilder beweist. Berühmte, sehr berühmte Maler pflegen heute bisweilen von ihren Bildern, welche gut gefallen, auf Bestellung ein zweites, auch ein zehntes Exemplar zu m a l e n ; das erste geht nach Deutschland, das zweite nach England, das dritte nach Amerika — mitunter kommen sie aber auch zusammen und jeder Besitzer hat „das Original". Die Erzählungen, wie oft wirkliche Kenner durch falsche Bilder getäuscht wurden, sind ebenso zahlreich, als auch o f t unglaublich; wie selten hat der UR. sich mit solchen Fragen zu tragen, obwohl um T a u s e n d e betrogen w u r d e ! ') Lustig sind z. B. die Fälschungen der s o g e n a n n t e n Fajümer Porträts, die in solcher Menge n a c h g e m a c h t und verkauft werden, daß man sie heute um höchstens 100 Kr. kaufen kann! *) Verbreitung kann einmal der Vorschlag bekommen, der in den Arch. d'anthrop. crim. 1903 p. 605 g e m a c h t wurde, und nach welchem jeder Maler an bestimmter Stelle der von ihm g e m a l t e n Bilder den Abdruck seines rechten D a u m e n s in schwarzer Ölfarbe anzubringen hätte. Werden dann auch Abdrücke des rechten D a u m e n s aller im Staate lebenden Maler in staatlichen Archiven aufbewahrt, s o kann man allerdings Vergleiche machen, aber betrogen wird man doch. Es liegt diesem Vorschlage eine Verwechslung zugrunde, die darin besteht, daß man doch nur sicher geht, wenn man das Abdrücken des D a u m e n s s i e h t . So richtig es ist, daß es nicht zwei gleiche Daumenabdrücke auf der Erde gibt, s o sicher ist es aber auch, daß man einen vorhandenen Daumenabdruck nachmachen kann: man gießt also den e c h t e n Daumenabdruck auf einem Bilde z. B. mit Gips ab und druckt mit diesem Gipstypar auf dem nachgemachten Bilde einen „Daumen" ab — der muß dann auch „echt" sein. Freilich muß der Fälscher zu einem echten Abdruck Zutritt gehabt haben.

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Kunstblätter, Email.

h) Kunstblätter werden heute zumeist auf photochemischem Wege gefälscht und wenn das Papier glücklich gewählt und mit Kaffee oder Tabaksaft gefärbt und der Druck gelungen ist, so kann nur der vollendete Kenner auf den Betrug kommen. Die Summen, um die es sich handelt, können sehr hoch sein, wenn s e l t e n e Kupferstiche, Radierungen usw. gefälscht werden. Glücklicherweise sind die echten zumeist in festen Händen, so daß Vorlagen für Fälschungen schwer zu haben sind. Aber wie schon erwähnt, die Sache macht oft einen U m w e g ; ausgezeichnete Institute erzeugen z. B. phototypische Nachbildungen bester alter Stiche und verkaufen sie als Imitationen an Leute, die zwar kunstverständig sind, sich aber keine echten Stiche kaufen können; kommen sie aber in zweite, dritte Hand, so wird häufig die Provenienz verschwiegen, und die Heliogravüre wandert als echte Radierung weiter. Ebenso oft werden gute Nachbildungen, auf welchen ehrlich vermerkt ist „Heliogravüre aus der X'schen Anstalt" nochmals kopiert, aber o h n e diesen Zusatz; ist das Papier gut gewählt, so soll einer entdecken, daß er statt einer echten Radierung eine Heliogravüre vor sich hat. Aber auch mit der Hand werden Kunstblätter mitunter nachgeahmt. Ich kannte einen alten Herrn, der eine große, äußerst wertvolle Sammlung alter Dinge hatte. Darunter befand sich auch ein sog. „Steierisches Schlösserbuch" von Vischer aus dem Ende des 17. Jahrhunderts. Hievon gibt es noch ziemlich viele Exemplare, merkwürdigerweise ist aber beinahe keines vollständig: in dem einen fehlen diese, in dem anderen jene Aufnahmen. Um nun eine vollständige Ausgabe zu besitzen, kopierte jener Herr aus zahlreichen anderen die in seiner fehlenden Aufnahmen, indem er die Holzschnitte mit der Feder abzeichnete. Er legte mir einmal sein „Schlösserbuch" mit der Aufforderung vor, die „gezeichneten Holzschnitte" herauszusuchen. Trotz aller Mühe fand ich nur einige, alle anderen waren, wenigstens für flüchtiges Untersuchen, als Imitation nicht kenntlich. Hat es aber dieser alte Herr vermocht, so zu zeichnen, so können es Fälscher auch machen. —

i) Email. Was da geleistet werden kann, hat der auch heute noch belehrende Prozeß gegen Sal. W e i n i n g e r gezeigt, der wertvolle Gegenstände aus der bekannten Sammlung des Herzogs von Modena gefälscht hat ( 1 8 7 6 und 1877) und zwar so gut, daß die Fälschungen als solche nach dem Ausspruche der im Prozesse vernommenen Sachverständigen noch einen großen Wert darstellten. ') Vgl. die (richtigen) Mitteilungen Februar 1877.

der Wiener „Neuen Freien

Presse",

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Porzellan, B ü c h e r .

b) Fayence, Steingut und Porzellan. D i e s e D i n g e w e r d e n f ü r S a m m l u n g e n u n d D e k o r a t i o n e n in g r o ß e r M e n g e benötigt und d a h e r auch in g r o ß e r M e n g e e r z e u g t . W a s m a n davon falsch nennen muß, ist dann s c h w e r zu sagen, w e n n alte F a b r i k e n nach ihren alten M u s t e r n u n d alten M a r k e n , o f t auch aus den noch v o r h a n d e n e n alten M o d e l n f o r t a r b e i t e n . G e w i ß falsch ist natürlich alles, w a s von U n b e r e c h t i g t e n nach echten M a r k e n neu e r z e u g t w i r d . Nächst falschen M ö b e l s t ü c k e n ist das G e s c h i r r aller Art j e n e A n t i q u i t ä t , die man den K ä u f e r „ e n t d e c k e n " läßt. Die Sachen w e r d e n zu Bauern o d e r in kleine, alte B ü r g e r h ä u s e r g e b r a c h t , d o r t a u f g e h ä n g t , e i n g e m a u e r t o d e r selbst in G e b r a u c h g e n o m m e n u n d dann macht man geschickt einen L i e b h a b e r darauf a u f m e r k s a m . D i e Geschicklichkeit b e s t e h t in der richtigen Art, das letztere durchzuführen. Bei der E r z e u g u n g der Fälschungen b e d i e n t man sich eines ähnlichen V o r g a n g e s w i e bei den Silbersachen. Da nämlich die alte B r e n n a r t , die alte G l a s u r und ü b e r h a u p t der a l t e „ T i m b r e " g e r a d e bei F a y e n c e u n d Porzellan nicht leicht n a c h z u a h m e n ist, so k a u f e n die Fälscher mit V o r l i e b e echte, alte, w e i ß e o d e r w e n i g b e m a l t e G e f ä ß e , namentlich T e l l e r und Schüsseln. D i e s e w e r d e n dann o f t w a h r h a f t künstlerisch b e m a l t und neu g e b r a n n t . Dies G e m i s c h von W a h r e m u n d Falschen sieht h ä u f i g vortrefflich aus und ist s c h w e r zu k e n n e n , w e n n der Künstler a n d e r s g u t e V o r l a g e n h a t t e und malen k o n n t e 1 ) . B e s o n d e r s geschickt ist man in d i e s e r T e c h n i k in den W e r k s t ä t t e n der F i r m a Sanson, R u e B e r a n g e r , und w e n i g e g r o ß e S a m m l e r u n d M u s e e n w e r d e n nicht irgend e t w a s „ a b s o l u t e c h t e s " aus dieser Fabrik besitzen.

I) Handschriften, Bücher und Einbände. H a n d s c h r i f t e n w e r d e n von g e ü b t e n Leuten f a s t v o l l k o m m e n g u t kopiert, d i e H e r s t e l l u n g a l t e r D r u c k e m a c h t der h e u t i g e n f o r t g e s c h r i t t e n e n T e c h n i k w e n i g S c h w i e r i g k e i t e n u n d im Z u s a m m e n setzen von Echtem u n d Falschem leistet man viel an Geschicklichkeit u n d U n v e r s c h ä m t h e i t . Da w e r d e n o f t M i s c h u n g e n aus Echtem u n d von durch P h o t o g r a v ü r e N a c h g e b i l d e t e m o d e r von verschiedenem, u r s p r ü n g l i c h nicht Z u s a m m e n g e h ö r i g e n so geschickt d u r c h g e f ü h r t , d a ß d e r V e r f e r t i g e r nach kurzer Z e i t o f t selber nicht m e h r weiß, w i e das G a n z e entstanden ist. Aber auch ganz p l u m p e Fälschungen k o m m e n o f t v o r 2 ) . — l ) S o w e r d e n n a m e n t l i c h C a f f a g i o l o - und G u b b i o s c h ü s s e l n (16. Jahrhundert) in M e n g e n a c h g e m a c h t . R e l i e f d a r s t e l l u n g e n n a m e n t l i c h n a c h R o b b i a und P a l i s s y w e r d e n f r i s c h w e g g a n z n e u d a r g e s t e l l t . W e n n a l l e s e c h t wäre, w a s v o n R o b b i a in S a m m l u n g e n ist und n o c h i m m e r v e r k a u f t wird, s o hätte er s e i n l O f a c h e s Alter e r r e i c h e n und T a g und N a c h t a r b e i t e n m ü s s e n . s ) Vgl. d i e f a m o s e n F ä l s c h u n g e n d e s V r a n i - L u c a s , d e s s e n P r o z e ß 1869 vor den Pariser A s s i s e n v e r h a n d e l t wurde.

H a n s G r o ß , H d b . f. U R .

6. Aufl

II.

70

1102

Bucheinbände.

E i n e der gewöhnlichsten „ Z u s a m m e n s t e l l u n g e n " b e s t e h t darin, daß man schöne Einbände von minder wertvollen oder heute nicht gesuchten Büchern abnimmt und über Bücher bindet, welche g e r a d e gesucht sind oder daß man fehlende T i t e l b l ä t t e r eines Buches ersetzt. E n t w e d e r läßt man diese neu mit, wenn auch nur entfernt e n t s p r e c h e n den Lettern drucken oder man bindet ein anderes T i t e l b l a t t dazu. M e r k w ü r d i g e r w e i s e kann da der Fälscher viel wagen und so sehr die Kenner jeden Buchstaben im B u c h e zu unterscheiden wissen, so lassen sie es sich mitunter bieten, daß ein T i t e l b l a t t vor ein Buch gebunden wird, welches nicht zum T e x t e paßt. Häufig werden Titelblätter (Lettern und Verzierungen) mit der Hand chemisch gezeichnet, auf Zink übertragen und a b g e d r u c k t ' ) . W i r d das g u t gemacht, so ist es von echtem Letterndruck kaum zu unterscheiden. Namentlich wichtig ist hier das „anastatische V e r f a h r e n " von A p p e l , das verbesserte Reproduktionsverfahren von R e i n e c k e und b e s o n ders der sog. Manuldruck von F. U l l m a n n in Z w i c k a u 2 ) , durch welche Verfahrensarten ein seltenes gedrucktes Blatt (z. B. ein in mehreren E x e m p l a r e n fehlendes T i t e l b l a t t ) mehrere M a l e h e r g e s t e l l t werden kann, wenn man das Blatt auch nur einmal besitzt. Auch hier darf man übrigens mit dem Vorwurfe der Fälschung nicht zu rasch sein. Man weiß, daß z. B. die sogenannten Falzstreifen, in welchen die einzelnen Lagen eines Buches g e h e f t e t sind oder eigentlich waren, in früherer Z e i t oft aus P e r g a m e n t g e m a c h t wurden, auf welchem mitunter W e r t v o l l e s geschrieben ist. D i e F o r scher, namentlich Sprachforscher, machen nun auf solche Falzstreifen J a g d und finden auf diesen recht häufig T e i l e irgendeines wichtigen Sprachdenkmales, alte Dichtungen usw. Um nun dazu gelangen zu können, wird manches alte Buch zerlegt, die Falzstreifen werden herausgenommen und dann bindet man das Buch neu. Es ist allerdings entwertet aber unecht ist, außer dem neuen Bindemateriale, nichts g e w o r d e n . K o s t b a r e Bucheinbände werden gerade in letzter Z e i t besonders eifrig g e s a m m e l t und teuer bezahlt, und da S a m m e l e i f e r und G e schicklichkeit im Fälschen stets Hand in Hand geht, s o wird auch da Gutes geleistet. D i e Einbände aus den Bibliotheken G r o l i e r und M a i o l i werden z. B. so vorzüglich gefälscht, daß ein falscher Einband dieser Art zu des Polyphilus H y p n e r o t o m a c h i a von einem deutschen M u s e u m als Haupt- und Prachtstück der S a m m l u n g veröffentlicht worden ist. Sehr schön fälscht man heute die so sehr gesuchten „ E x l i b r i s " , Verlegerzeichen, und, um auch das zu nennen, in ungeheuren M e n gen B r i e f m a r k e n ! 3 ) ') B e s o n d e r s b e i B i b e l d r u c k e n g e r n e verwendet. ) D i e s e s , einstweilen in seiner T e c h n i k noch g e h e i m g e h a l t e n e Verfahren hat den V o r z u g , daß das Original hiebei völlig erhalten bleibt. ") V g l . D e n n s t e d t in H. Groß' Archiv Bd. I p. 27 und S t o o ß ibidem Bd. 1 p. 183. s

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Möbel.

m) Möbel und Stoffe. Bevor man vor mehreren Jahrzehnten angefangen hat, der Urväter Hausrat wieder herauszukramen und sich damit einzurichten, konnte man sich mit wenig Schwierigkeiten und wenig Geld eine vollständige Wohnungseinrichtung echter Sachen zusammenstellen. Als aber diese Mode mit seltener Schnelligkeit überhand genommen hatte, und als sich jeder „altdeutsch" und später wieder „ R o k o k o " , „ K o n g r e ß - " oder „ B i e d e r m a i e r z e i t " einrichten wollte, waren schöne alte Sachen bald gar nicht mehr oder doch nur um teures Geld zu haben. Eine Zeitlang nahm dies rasch ab, da alles wieder „in S e z e s s i o n " , „in Neuenglisch", iri „ M o d e r n " eingerichtet sein wollte. Das war aber nur für eine beschränkte Zahl von Leuten Mode, und heute sind Renaissance-Sachen, sogen. „Altdeutsch" und Biedermaiermöbel und Bilder usw. wieder gesuchter und teurer als jemals. W i e immer, war die Industrie bereitwillig dafür besorgt, dem Mangel an guten Stücken abzuhelfen. Man studierte alte Sachen und alte Techniken, man stöberte entfernte O r t e nach solchen Schätzen ab, man renovierte, ergänzte und imitierte und bald gehörten wirklich echte Sachen zu den Seltenheiten. G u t werden die Sachen selten gemacht, man hat doch nicht die rechten Werkzeuge, nicht das rechte Material, nicht die rechten Farben, nicht die rechte Geduld und hauptsächlich nicht den alten, behaglichen und schönheitsfreudigen Sinn. Dazu kommt noch der wichtige Umstand, daß gefälschte Möbel nur von Handwerkern und nicht, wie z. B. Bilder, Münzen, Statuen usw., von Künstlern gemacht werden und so entstehen bei diesen Erzeugnissen oft derart grobe Fehler, daß man sich darüber wundern muß, wie „ g e b i l d e t e " Leute den B e t r u g nicht sofort merken konnten. Mitunter geht man da recht plump zu W e r k e ; der Händler, der z. B. irgendwo eine wirklich schöne, echte Truhe findet, läßt diese beileibe nicht so, wie sie ist. Sie wird zerlegt und eine Anzahl neu gemachter Truhen bekommt j e e i n e n echten T e i l : die eine den Deckel, die andere einen Seitenteil, die dritte den Vorderteil usw. und beim Verkaufe wird dann immer auf das echte Stücklein gewiesen und daran herumdemonstriert, so daß der Käufer schließlich überzeugt wird, daß die ganze T r u h e echt ist. So macht man's fast mit allen Stücken und sorgt dafür, daß selbst das Wenige, was noch an Echtem gefunden wird, nicht echt bleibt. Das Material zum Imitieren wird allerorts zusammengetragen, jede Demolierung eines alten Hauses bringt eine M e n g e alten, wurmstichigen, verräucherten Holzes, der Eisentrödler liefert echte alte Schlösser, an welche man nur einen neuen Kasten dran zu machen braucht; eine alte Türangel genügt, um eine zweite danach zu erzeugen, und an diese fabriziert man dann eine Türe. Irgendein alter verschlissener Stofflappen wird zum Überzuge eines eben erst fertig gewordenen Sessels, zwei alte Ofenkacheln werden Füllungen in den Türen eines Kastens und zu zwei echten Uhrzeigern wird Werk und Gehäuse neu geliefert. 70*

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Möbel.

Waffen.

H a t man a b e r g a r nichts Altes, so w i r d a l l e s neu g e s c h a f f e n : das H o l z w i r d gebeizt, in den S c h o r n s t e i n g e h ä n g t , g e k o c h t , m i t A m m o n i a k g e r ä u c h e r t , in h u m u s r e i c h e E r d e mit g e m a h l e n e m K a l k stein und A m m o n i a k s a l z v e r g r a b e n o d e r s o n s t übel b e h a n d e l t und dann v e r a r b e i t e t ; die W u r m l ö c h e r w e r d e n e i n g e b o h r t , auch m i t V o g e l d u n s t e i n g e s c h o s s e n 1 ) , die Kanten w e r d e n a b g e w e t z t und v i e l l e i c h t i r g e n d etwas a b g e s c h l a g e n und recht a u f f ä l l i g ergänzt. D e r S a m t für d i e M ö b e l w i r d g e w a s c h e n o d e r alten K u t s c h e r h o s e n e n t n o m m e n , d a s P a p i e r zum A u s k l e b e n d e r S c h r ä n k e aus alten B ü c h e r n g e r a u b t , d i e E i s e n t e i l e mit S a l z s ä u r e r o s t i g g e m a c h t und w i e d e r n o t d ü r f t i g geputzt und wenn nötig, w i r d das E r z e u g n i s zu einem B a u e r n transportiert, w o m a n dann den H e r r n h i n s e n d e t , der e t w a s für s e i n e „altdeutsche" Einrichtung braucht2). W e r a b e r eine solche S a c h e g e n a u a n s i e h t , wird den F e h l e r f i n d e n , w e n n er auch n i c h t K e n n e r i s t ; d i e s e r „ r i e c h t e s " , wenn e i n e F ä l s c h u n g da ist, von w e i t e m , a b e r d e r a u f m e r k s a m e B e o b a c h t e r , der zwar nicht K e n n e r ist, a b e r die A u g e n o f f e n hält, s i e h t b a l d e t w a s „ U n l o g i s c h e s " im G a n z e n , und g e r a d e das ist das m a ß g e b e n d e . E s ist u n l o g i s c h , wenn z. B . eine T r u h e , die f r ü h e r als S i t z m ö b e l benützt w u r d e , a u f dem D e c k e l s c h a r f s c h n e i d e n d e L e i s t e n h a t ; es ist u n l o g i s c h , wenn ein K a s t e n a u s w e n d i g s e h r a b g e n u t z t a u s s i e h t und das, zwar alte P a p i e r , m i t w e l c h e m er i n w e n d i g b e k l e i d e t ist, e r s c h e i n t w o h l e r h a l t e n und n i r g e n d s a b g e w e t z t ; es ist auch unlogisch, w e n n ein S c h r a n k viel b e n u t z t a u s s i e h t und die inneren T e i l e des S c h l o s s e s sind s o w e n i g a u s g e s c h l i f f e n , a l s ob s i e e b e n vom S c h l o s s e r k ä m e n , w i e es j a t a t s ä c h l i c h der F a l l ist. Solche und ähnliche F e h l e r , d i e n i c h t in d e r Möbelerzeug u n g , s o n d e r n im D e n k e n g e m a c h t w u r d e n , kann j e d e r s e h e n , d e r d e n k t , und s o kann man in der T a t vom U R . zwar nicht K e n n t n i s s e in alten M ö b e l n , w o h l a b e r ein b i ß c h e n Nachdenken verlangen. n) W a f f e n . 3 ) sind e b e n s o den F ä l s c h u n g e n a u s g e s e t z t , w i e M ö b e l und in ä h n l i c h e r W e i s e als n a c h g e m a c h t zu e r k e n n e n . E s f e h l t den F ä l s c h u n g e n die f l e i ß i g e , Z e i t v e r w e n d e n d e A r b e i t , die auch das K l e i n s t e und L e t z t e l ) Es wird sogar behauptet, daß man echte Bohrwürmer auf Kartoffelbrei züchtet (I), dann auf das Holz setzt und sie sich einbohren läßt. Haben sie ihre Arbeit verrichtet und genügend Bohrlöcher erzeugt, so werden sie mit Petroleum, durch Hitze oder gar mit Röntgenstrahlen getötet (?). J ) Über solche Entdeckungsreisen, die man nicht bloß „grüne" Sammler, sondern auch oft erfahrene Kenner machen läßt, werden oft die drolligsten Geschichten erzählt, — sie sind zuverlässig nicht sämtlich erfunden und werden von glaubwürdigen Autoren versichert; ich erinnere nur an die Mitteilungen des Sammlers v. Lychdorff z. B. von dem Perser mit den „tieftraurigen Augen", der zu einer „unparen" Vase das Gegenstück besorgte, dann von der eingemauerten Schüssel in Pisa und endlich die köstliche Geschichte von dem Mann, der sich gerichtlich pfänden ließ, um einen behördlichen Vermerk auf seinen nagelneuen Kasten zu kriegen: „Intarsierte Credenz aus dem 17. Jahrhundert im ger. Schätzwert von 450 fl.". — s ) Insbesondere Baron Dr. v. P o t i e r in H. Groß' Archiv Bd. VI p. 1.

Bronzen, Geigen usw.

1105

s o r g f ä l t i g a u s a r b e i t e t . Einen schönen H a r n i s c h w i r d an den H a u p t stücken vielleicht kein S a c h v e r s t ä n d i g e r als g e f ä l s c h t e r k e n n e n ; w i r d a b e r auf Nieten, Lederbesatz, V e r b i n d u n g s s t ü c k e u n d a n d e r e Kleinigkeiten g e s e h e n , so w i r d es vielleicht auch dem Laien klar, d a ß die Sache nicht echt sein kann. Rost w i r d künstlich erzeugt, T a u s c h i e r u n g e n , Ätzungen, Z i s e l i e r u n g e n macht man h e u t e auch, aber der alte, edle Rost sieht a n d e r s aus, als der rasch e r z e u g t e ; den Verzierungen fehlt nichts, als der ruhige, b e h a g l i c h e F l e i ß der Alten, die sich Z e i t ließen. W e r einmal das Echte neben dem N a c h g e machten g e s e h e n und sich e i n g e p r ä g t hat, e r k e n n t es f a s t i m m e r w i e d e r ; alter Rost z. B. riecht tatsächlich a n d e r s als n e u e r . Man merke überhaupt: D e r g e b i l d e t e Kenner alter Sachen f i n d e t s i c h i n j e d e m F a c h e z u r e c h t . W e n n er sich eigentlich nur um M ö b e l o d e r Spitzen o d e r P o r z e l l a n k ü m m e r t , so wird er doch auch u n e c h t e W a f f e n erkennen, o b w o h l f ü r diese eine e i g e n e Technik nötig ist. Der u n g e b i l d e t e , s o g e n a n n t e K e n n e r , der A n t i q u a r , e r r ä t bisweilen einiges durch g r o ß e Ü b u n g , einiges durch Instinkt, a b e r mit Sicherheit ist auf seine A n g a b e n nie zu gehen.

o) Verschiedenes. A u ß e r diesen wichtigen G e g e n s t ä n d e n der m o d e r n e n Fälscherk u n s t wird aber auch alles a n d e r e g e f ä l s c h t , was die S a m m l e r l i e b e n . S t o f f e w e r d e n auf alten H a n d w e b s t ü h l e n g e w e b t , E l f e n b e i n w i r d zuerst in E s s i g g e l e g t u n d weich g e m a c h t , dann geschnitzt, w i e d e r in W a s s e r gelegt u n d g e h ä r t e t . D a ß d a d u r c h die F o r m e n e t w a s verzogen w e r d e n , s c h a d e t nichts, das s i e h t „ e c h t e r " aus ; zuletzt w e r d e n die E l f e n b e i n s c h n i t z e r e i e n im Rauch o d e r Schweiß g e l b g e m a c h t . E u d e l erzählt von einem alten J u d e n , der schöne E l f e n b e i n s a c h e n schnitzte u n d die seine dicke und stark s c h w i t z e n d e F r a u so lange im M i e d e r t r a g e n m u ß t e , bis sie gelb u n d „ a l t " w u r d e n . Bei B r o n z e n ist die E r z e u g u n g N e b e n s a c h e ; d a s Material hat man, die F o r m e n können hergestellt w e r d e n u n d g i e ß e n k a n n man a u c h : das s c h w i e r i g s t e ist nur die H e r s t e l l u n g der P a t i n a ; a b e r d i e s e w i r d auch so a u s g e z e i c h n e t nachgeahmt, daß die E n t d e c k u n g o f t nicht möglich ist. Die f r ü h e r e k ü n s t l i c h e P a t i n a w a r mit Z i t r o n e n s a f t w e g z u b r i n g e n : h e u t e machen sie P a t i n a , die allen Z i t r o n e n s ä f t e n w i d e r s t e h t 1 ) . E b e n s o e r k a n n t e man f r ü h e r galvanoplastisch e r z e u g t e „ B r o n z e n " an den Löchern, die durch die angesetzten L e i t u n g s d r ä h t e entstanden w a r e n . H e u t e b o h r t man diese Löcher g u t a u s und f ü l l t sie mit E x p a n s i o n s m a s s e (neun Teile Blei, zwei T e i l e A n t i m o n , einen Teil W i s m u t ) aus, w e l c h e sich beim A b k ü h l e n a u s d e h n t , so d a ß n i e m a n d e t w a s kennt, w e n n g e n u g P a t i n a auf d e m w e i ß e n Fleck sitzt. — ') Z. B. durch Eintauchen in verdünnten Essig und dann Aussetzen in feuchte Kohlensäure oder wiederholtes Eintauchen in ein G e m e n g e von 941/» T. destilliertem Essig, 47a T. Salmiak und 1 T. Sauerkleesalz.

1106

Raritätenbetrug

überhaupt.

Von Musik - I n s t r u m e n t e n w e r d e n z u m e i s t G e i g e n gefälscht. F r ü h e r g l a u b t e man, d a ß die A m a t i , S t a i n e r , S t r a d i v a r i , O u a r n e r i und w i e d i e b e r ü h m t e n G e i g e n b a u e r h e i ß e n m o c h t e n , ihr G e h e i m n i s in F o r m u n d Lack b a r g e n u n d d a ß die Zeit auch viel b e i g e t r a g e n hat. A b e r F o r m und Lack ist nachzumachen ') u n d die Z e i t k a n n auch nichts a n d e r e s tun, als a u s t r o c k n e n ; d e n n h e u t e g l a u b t man nicht m e h r recht d a r a n , d a ß sich die H o l z a t o m e durch d a s viele Spielen auf einem I n s t r u m e n t e a n d e r s und g ü n s t i g e r lagern, o b w o h l es auch viele F a c h m ä n n e r gibt, die dies s o g a r b e w e i s e n w o l l e n . A n d e r e b e h a u p t e n w i e d e r , es zeige das M i k r o s k o p , d a ß die alten G e i g e n b a u e r n u r b e s o n d e r s g e w a c h s e n e s H o l z (mit eigentümlich a n g e s e t z t e n J a h r e s r i n g e n ) v e r w e n d e t h a b e n ; solches H o l z ist selten, a b e r h e u t e noch zu f i n d e n u n d w e r es hat und g u t trocknet, kann auch „ a l t e " G e i g e n 2 ) m a c h e n . K e n n e r ersten R a n g e s w e r d e n namentlich d a n n nicht g e t ä u s c h t , w e n n sie die G e i g e a u s e i n a n d e r n e h m e n . A b e r w e r läßt dies mit einem wertvollen I n s t r u m e n t machen, u n d w e r hat s t e t s einen „ e r s t e n K e n n e r " zur Seite. U n d falsche G e i g e n g i b t es in g r o ß e r M e n g e 3 ). W a s s o n s t noch g e f ä l s c h t wird, ist mit den W o r t e n zu s a g e n : Alles, w a s G e w i n n b r i n g t . U h r e n , Schlösser, Schlüssel, Spitzen, Grisaillen, Z i n n g e f ä ß e , S p i e l k a r t e n , T y p a r e , Fächer, W a c h s b o s s i e r u n g e n , Reliefs auf K e l h e i m e r P l a t t e n , g e s c h n i t t e n e Steine, Sachen des täglichen G e b r a u c h e s , endlich s o g a r a n g e b l i c h uralte K i n d e r s p i e l sachen w e r d e n mit m e h r o d e r m i n d e r Geschick gefälscht, in den V e r k e h r g e b r a c h t u n d g e r n e g e k a u f t . U n d wollen wir ehrlich sein, so m ü s s e n wir g e s t e h e n , d a ß dies nicht g e r a d e zur E h r e d e r J u s t i z gereicht, da das schamlose, s o z u s a g e n fast v o l l k o m m e n s t r a f l o s e Betreiben eines an sich s t r a f b a r e n E r w e r b e s die ö f f e n t l i c h e M o r a l schädigt. „ W e n n das erlaubt ist, w a r u m s o l l t e m a n nicht auch dies u n d j e n e s tun d ü r f e n ? " In d e r T a t ist es schwer, die F r a g e zu beantworten, w a r u m m a n j e d e B e t r ü g e r e i , d i e l e i c h t z u beweisen ist, s t r e n g e bestraft und das gewerbsmäßige Betrügen um g r o ß e S u m m e n straflos läßt, w e n n m a n es nicht d a m i t b e g r ü n d e n sollte, d a ß d e r B e w e i s h i e r m ü h s a m , umständlich und nur mit A u f w a n d b e s o n d e r e r K e n n t n i s s e zu e r b r i n g e n sei. M a n sage nicht, es s c h a d e ja nichts, w e n n einer ') Ein Herr M i g g e in K o b l e n z („Das G e h e i m n i s der berühmten italienischen G e i g e n b a u e r ' , Frankfurt a. M. 1894) sagt, daß er namentlich d e n „richtigen" Lack g e f u n d e n habe. ') N e u e r d i n g s wird b e h a u p t e t , d a ß m a n d a s A l t m a c h e n d u r c h E n t f e r n e n aller H a r z e u n d Öle b e w i r k e n k a n n ; ein H e r r R e n é in S t e t t i n will d a s mit „ o z o n i s i e r t e m S a u e r s t o f f " b e s o r g e n u n d Prof. B a t ¡ s t e l l i m e i n t , - d i e a l t e n G e i g e n seien nur aus g e s c h w e m m t e m Holze g e m a c h t worden, dessen „Zellzustand" d u r c h d e n l a n g e n A u f e n t h a l t im W a s s e r g ü n s t i g b e e i n f l u ß t w o r d e n ist. — ') V o r k o m m e n d e n Falles v e r s ä u m e e s der UR. niemals, sich in der Literatur d i e s e s für uns w i c h t i g e n Kapitels u m z u s e h e n . Ein v o r z ü g l i c h e r Kenner, Herr A. F r i e d m a n n in Wien, stellte sie mir so z u s a m m e n : G. H a r t , „The Violin, its f a m o u s makers and their imitators", L o n d o n 1887; Heinrich G r e t s c h l , „Lehrbuch der G e i g e n m a c h e r k u n s t " , W e i m a r 1869; W. P e a r e e jun., „Violins and Violinmakers", London 1866; n a m e n t l i c h aber H. B. D r ö g e m e v e r , „Die Geige", Bremen 1892 (p. 135 ff.)

Brandlegung.

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um sein Geld k o m m t , der es d u r c h a u s los w e r d e n will, d e n n abgesehen davon, d a ß nicht j e d e r S a m m l e r törichte S p i e l e r e i t r e i b t , kommen die gefälschten Sachen auch in ö f f e n t l i c h e S a m m l u n g e n , w o sie ernsten Z w e c k e n dienen u n d w e n n sie d a n n den G e g e n s t a n d kulturh i s t o r i s c h e r Arbeiten bilden sollen, so k ö n n e n sie zu den b e d e n k lichsten I r r u n g e n f ü h r e n . Nach diesen F ä l s c h u n g e n zu s e h e n lohnt sich also g e w i ß der M ü h e .

XIX. Abschnitt.

Brandlegung. I. Wirkliche Brandlegung. So wichtig das Kapitel der B r a n d l e g u n g ist, so w e n i g läßt sich eigentlich von der Technik des V e r f a h r e n s sagen, w e l c h e s der UR. hier einzuschlagen h a t 1 ) . D a ß er nach r ü c k g e l a s s e n e m Z ü n d s t o f f u n d nach S p u r e n des V e r b r e c h e r s zu forschen hat, ist e b e n s o selbstverständlich, w i e d e r U m s t a n d , d a ß er f e s t s t e l l e n m u ß , w o der Brand a u s g e b r o c h e n ist, w i e er sich w e i t e r v e r b r e i t e t hat u s w . Von all d e m w i r d aber in den meisten Fällen nicht viel zu f i n d e n sein, da d i e M e h r z a h l solcher V e r b r e c h e n so geschieht, d a ß sich der T ä t e r etwa in s t ü r m i s c h e r N a c h t dem O b j e k t e naht, ein Z ü n d h ö l z c h e n a n s t r e i f t u n d i r g e n d e i n e n b r e n n b a r e n Teil des G e b ä u d e s in Brand steckt. Da bleiben nicht viel v e r w e r t b a r e S p u r e n ü b r i g u n d ein e t w a zu k o n s t r u i e r e n d e r S c h u l d b e w e i s f i n d e t o b j e k t i v w e n i g A n h a l t s punkt. W i c h t i g e r e Arbeit g i b t es a b e r in den vielen Fällen, in w e l c h e n der V e r b r e c h e r g e w u ß t hat, d a ß sich der V e r d a c h t leicht auf ihn lenken könnte, w e n n z. B. F e i n d s c h a f t , Rache, a u s g e s p r o c h e n e r N e i d u s w . vorlag u n d w e n n er g e t r a c h t e t hat, sich f ü r die Z e i t der Ents t e h u n g des B r a n d e s ein Alibi zu sichern. Ähnliches p f l e g t noch h ä u f i g e r v o r z u k o m m e n , w e n n ein verschuldeter H a u s e i g e n t ü m e r s e i n e ') V g l . „ F r a g e b o g e n für B r a n d s t i f t u n g s u n t e r s u c h u n g e n " von Medem, G r e i f s w a l d 1901, A b e l ; Dr. v. S c h w a r z , „ H a n d b u c h z u r E r k e n n u n g , B e u r t e i l u n g u n d V e r h ü t u n g d e r F e u e r - und E x p l o s i o n s g e f a h r " , K o n s t a n z 1902, E. A c k e r m a n n ; A. W e i n g a r t , „ H a n d b u c h für d a s U n t e r s u c h e n v o n B r a n d s t i f t u n g e n " , L e i p z i g 1895; K a s t n e r , „ U r s a c h e n d e r in D e u t s c h l a n d 1 8 7 8 - 1 8 8 9 s t a t t g e h a b t e n Brände", 1891; R. E. S c h n o r f , „ S c h e m a t i s c h e A n l e i t u n g z u r U n t e r s u c h u n g v o n Brandfällen", Z ü r i c h 1907; P o p p e , „ N a c h w e i s v o n f l ü s s i g e n B r e n n m i t t e l n b e i B r a n d s t i f t u n g e n " , Z e i t s c h r i f t f. U n t e r s u c h u n g v o n N a h r u n g s - und G e n u ß m i t t e l n B d . X I V Heft 1/2, 1907; R e i ß im Man. d e pol. s c i e n t . p. 324 ff. 1; Jos. J o h n s o n , „Report o n i n c e n d i a r i s m in G r e a t e r N e w York 1912", M. B. B r o w n P r i n t i n g C o . N e w Y o r k ; W . A. P a n n e b o r g , „ B i j d r a g e tot d e P s y c h o l o g i e v a n d e n m i s d a d i g e r , in 't b i j z o n d e r v a n d e n brandstichter", G r o n i n g e n 1912, M. de Waal.

Z u n d e r z ü n d u n g und T h o m a s u h r e n .

G e b ä u d e selbst in Brand gesteckt hat, um die hohe Versicherungssumme zu erhalten. In diesen Fällen ist der T ä t e r besonders b e s t r e b t , darzutun, daß er bei Beginn des Brandes weit entfernt von seinem Hause, also nicht in der L a g e war, den Brand selbst zu stiften. Da müssen denn solche Vorrichtungen ersonnen werden, die das Entstehen eines Brandes für eine spätere Z e i t bewirken. Leider g i b t es genug solche Mittel, oft von sehr einfacher Konstruktion, oft sinnreich a u s g e d a c h t 1 ) . Das gewöhnlichste ist eine lange und dicke Kerze, die mit ihrem untersten E n d e in einen Haufen Heu oder sonst in leicht b r e n n b a r e G e g e n s t ä n d e gesteckt und angezündet wird. Bis die Kerze herunterg e b r a n n t ist und das eigentliche Zündematerial erreicht hat, ist der Brandstifter über alle B e r g e und kann leicht beweisen, daß er zur Zeit des B r a n d e s vor vielen Zeugen in einem entfernten G a s t h a u s e , auf einem J a h r m a r k t usw. gewesen ist. Könnte der Lichtschein der Kerze bedenklich wirken, so schneidet man Feuerschwamm (sogenannter Z u n d e r ) in schmale Streifen, die dann zusammengenäht werden, so daß ein langes Band aus Feuerschwamm entsteht. Dieses wird dann z. B. auf dem Dachboden der Länge nach oder in Windungen hingelegt und auf eines der Enden ein Häufchen Zündhölzchen oder S c h w e f e l , dann Heu, klein g e s p a l tenes Holz usw. gebracht, das andere Ende wird angezündet. Auch hier dauert es lange, bis das G l i m m e n des Zunderbandes sein Ende erreicht hat. Ist der F e u e r s c h w a m m genügend in S a l p e t e r l ö s u n g getränkt worden, so ist ein Verlöschen nicht zu erwarten. Eine solche Lösung kann übrigens auch j e d e W o i l s c h n u r , selbst hänfenen Bindfaden ( S p a g a t ) zu einer, nicht leicht verlöschenden Lunte umges stalten. — W i c h t i g sind heute namentlich Brandstiftungen, die vom E i g e n tümer selbst wegen der Versicherungssumme mit H i l f e von P e t r o leum, Benzin, Naphtalin usw. veranstaltet w e r d e n 2 ) . Ein intelligenter Verbrecher wird gerne zu einer s o g e n a n n t e n T h o m a s u h r greifen, einem Uhrwerk, welches nach Ablauf einer gewissen Z e i t einen kräftigen Schlag auslöst. D i e s e r S c h l a g muß gegen irgendeine E x p l o s i o n s m a s s e gerichtet sein, w e l c h e wieder Zündhölzchen usw. in F l a m m e n setzt. S o l c h e „ T h o m a s u h r e n " oder H ö l l e n maschinen, welche außer zu Brandlegungen auch für E x p l o s i o n e n , Dynamitattentate usw. benützt werden, kennt man neuestens g e n u g ; um eine Vorstellung von dem Aussehen solcher Maschinen zu ermöglichen, bringe ich die Abbildung von zwei solchen, wie sie in g r o ß e r ') W i e alt derlei V o r r i c h t u n g e n sind, beweist eine Notiz v o n K. P f ä f f in Müller-Falkes „Zeitschrift f. K u l t u r g e s c h i c h t e " II, 435, n a c h w e l c h e r eine 1540 bei Eßlingen g e f a n g e n e M o r d b r e n n e r b a n d e g e s t a n d , B r ä n d e „auf Z e i t " mit „Holl ä n d e r r ö h r c h e n " g e l e g t zu h a b e n ; e b e n s o finden wir ein altes M o r d b r e n n e r Zeichen a u s d e m 16. Jahrh., w e l c h e s b e d e u t e t , daß „in d i e s e m H a u s e d e r Z ü n d stoff bereits l i e g t " . Vgl. p. 408 und m e i n e M o n o g r a p h i e zu den F r e i s t ä d t e r Gaunerzinken in H. Groß' A r c h i v Bd. II p. I ff. und „Italiän. M o r d b r e n n e r d e s 16. J a h r h . " , ibid. X X X I X , 309. *) H e s s e l i n k in H. G r o ß ' A r c h i v X X X V , 3 5 0 ; L o o c k , „ C h e m i e u. P h o l o g r a p h i e " , D ü s s e l d o r f 1 9 0 ? , II. p. 71.

Thomasuhren.

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A n z a h l bei L o n d o n e r G e r i c h t e n ( N e w S c o t l a n d Y a r d ) v o r k a m e n . F i g . 156 stellt ein M o d e l l von e t w a 1 8 8 5 vor, bei w e l c h e m d u r c h ein U h r w e r k ein k l e i n e s M e s s e r a u s g e l ö s t w i r d ; d i e s e s d u r c h s c h n e i d e t e i n e g e s p a n n t e S c h n u r , u n d m a c h t so e i n e F e d e r f r e i , d i e d a n n eine Zündkapsel losschlagen l ä ß t ; dies veranlaßt die eigentliche Entzündung. Bei d e m z w e i t e n W e r k z e u g ( F i g . 157) m u ß z u e r s t d e r D e c k e l g e ö f f n e t w e r d e n . H i e r d u r c h b e g i n n t d a s U h r w e r k (in d e r k l e i n e r e n A b t e i l u n g ) zu l a u f e n u n d e n t z ü n d e t s o f o r t o d e r nach B e l i e b e n ( d u r c h e i n e Z ü n d s c h n u r ) d a s S c h i e ß p u l v e r o d e r d a s D y n a m i t (in d e r g r ö ß e r e n A b t e i l u n g ) , so d a ß die ö f f n e n d e P e r s o n g e t ö t e t , u n d d a s G e b ä u d e , w o r i n d i e E r ö f f n u n g g e s c h a h , in B r a n d g e s e t z t o d e r in die L u f t gesprengt wird. —

Fig. 150. Sogenannte

Thomasulir.

D i e s e r G e d a n k e h a t w e i t e V e r b r e i t u n g g e f u n d e n u n d h a t sich, w i e bei s o vielen a n d e r e n E r f i n d u n g e n d a r a u f e r s t r e c k t , d e n s e l b e n E r f o l g mit e i n f a c h e r e n M i t t e l n zu e r r e i c h e n . So ist m a n auch h i e r d a r a u f g e k o m m e n , d a ß f ü r g e w ö h n l i c h e B r a n d l e g u n g e n auch j e d e W e c k e r u h r b e n u t z t w e r d e n k a n n , b e s o n d e r s a b e r solche, w e l c h e a u t o m a t i s c h Licht m a c h e n . D i e s e b e k a n n t e n u n d o f t b e n ü t z t e n W e c k e r b e s i t z e n e i n e b e s o n d e r e F e d e r , d i e an i h r e m E n d e ein W a c h s z ü n d hölzchen t r ä g t . D i e F e d e r w i r d n i e d e r g e b o g e n u n d d u r c h e i n e H e m m u n g f e s t g e h a l t e n . W e n n n u n d i e s e zur b e s t i m m t e n S t u n d e d u r c h d a s U h r w e r k a u s g e l ö s t w i r d , so s c h n e l l t d i e F e d e r m i t d e m Z ü n d hölzchen e m p o r , d i e s e s s t r e i f t w ä h r e n d d e s A u f s c h n e l l e n s an e i n e r s c h a r f r a u h e n F l ä c h e (z. B. S c h m i r g e l p a p i e r ) u n d e n t z ü n d e t sich. S o bequem diese Einrichtung f ü r den durch den W e c k e r aus dem Schlafe G e r u f e n e n s e i n m a g , so g e f ä h r l i c h ist ein s o l c h e s W e r k f ü r B r a n d -

1110

W e c k e r u h r e n als Z e i t z ü n d e r .

legungen, zumal seine V e r w e n d u n g w e n i g Intelligenz u n d Geschicklichkeit b e a n s p r u c h t . Noch e i n f a c h e r kann j e d e G e w i c h t s u h r (nach Art der Schwarzwälder U h r e n ) in v e r s c h i e d e n e r W e i s e zu ähnlichen Z w e c k e n verw e n d e t w e r d e n - - man b r a u c h t nur einmal zu b e o b a c h t e n , zu w e l c h e r S t u n d e das frisch a u f g e z o g e n e G e w i c h t bis zu einer g e w i ß e n Stelle h e r a b g e s u n k e n ist. D a n n b e f e s t i g t man am u n t e r e n E n d e des G e wichts f r e i h ä n g e n d ein Päckchen s c h w e d i s c h e Zündhölzchen u n d stellt

Fig. 157. Höllenmaschine.

am e n t s p r e c h e n d e n O r t ein o f f e n e s G e f ä ß mit k o n z e n t r i e r t e r Schwef e l s ä u r e ( d a r ü b e r Z u n d m a t e r i a l u s w . ) hin. S o b a l d die Z ü n d h ö l z c h e n in d i e S c h w e f e l s ä u r e tauchen, entsteht F e u e r 1 ) . — Eine b e s o n d e r s g e f ä h r l i c h e , n a m e n t l i c h in A m e r i k a h ä u f i g g e ü b t e Art in ähnlicher W e i s e Brand zu s t i f t e n , b e s t e h t in der B e n ü t z u n g der gewöhnlichen elektrischen H a u s g l o c k e n . Es w i r d lediglich d i e Schelle a u s dem A p p a r a t h e r a u s g e n o m m e n u n d statt ihr ein m i t S c h w e f e l s ä u r e g e f ü l l t e r Ballon aus s e h r d ü n n e m G l a s e e i n g e f ü g t , so ') D e n n s t e d t , C h e m i e p. 191; dieser V o r g a n g läßt sich natürlich in u n zähligen F o r m e n und mit v e r s c h i e d e n e n C h e m i k a l i e n variieren.

Hausglocken und Brenngläser.

1111

d a ß n u n m e h r der in T ä t i g k e i t g e s e t z t e L ä u t h a m m e r s t a t t auf die Schelle, auf den Ballon h ä m m e r t und ihn z e r b r i c h t ; d i e Schwefels ä u r e f l i e ß t in ein d a r u n t e r g e s t e l l t e s G e f ä ß m i t einem G e m e n g e von z. B. c h l o r s a u r e m Kali und Z u c k e r ') ; so e n t s t e h t F e u e r u n d d i e s e s k a n n in g e e i g n e t e r W e i s e zur E r z e u g u n g eines g r o ß e n Brand e s v o r g e r i c h t e t w e r d e n . In dieser W e i s e w u r d e n n a m e n t l i c h hoch v e r s i c h e r t e W a r e n m a g a z i n e zur N a c h t z e i t e i n f a c h durch Anläuten an der H a u s g l o c k e , durch einen H e l f e r s h e l f e r in B r a n d gesetzt, w ä h r e n d d e r E i g e n t ü m e r natürlich f ü r den N a c h w e i s s e i n e s Alibi g e s o r g t hat. Selbstverständlich b r a u c h t der H e l f e r nicht einmal e t w a s von der Sache zu wissen, er k a n n z. B. ein e n t s e n d e t e r Bote, ein T e l e g r a p h e n d i e n e r sein, der d a n n anläutet, o h n e zu a h n e n , d a ß er h i e r d u r c h brandstiftet. — Eine h e r v o r r a g e n d e Rolle w i r d in dieser B e z i e h u n g den Brenng l ä s e r n zugeschrieben, ja es ist h ä u f i g im Volke die M e i n u n g verb r e i t e t (vielleicht absichtlich v e r b r e i t e t w o r d e n ) , d a ß der Besitz von B r e n n g l ä s e r n , eben w e g e n der B r a n d s t i f t u n g e n „polizeilich v e r b o t e n " sei 1 '). M a n stellt sich die B r a n d l e g u n g durch s o l c h e G l ä s e r in der W e i s e vor, d a ß d e r T ä t e r ein B r e n n g l a s so f i x i e r t , d a ß es zu einer g e w i s s e n S t u n d e von der S o n n e ( e t w a auf dem D a c h b o d e n ) e r r e i c h t w i r d u n d d a ß die Strahlen auf einem b e s t i m m t e n P u n k t e k o n z e n t r i e r t w e r d e n , w o Schwefel, P e c h , Z ü n d h ö l z c h e n , Stroh u s w . z u s a m m e n gelegt w u r d e n . Ist die Sache richtig g e s t e l l t — sagen w i r z. B. f ü r 8 U h r m o r g e n s — so w i r d d a s Brennglas bedeckt und die Bed e c k u n g erst w e g g e n o m m e n , w e n n die S o n n e f ü r h e u t e das Glas nicht m e h r erreicht — also e t w a um 10 U h r m o r g e n s . Der T ä t e r e n t f e r n t sich u n d erst am nächsten s c h ö n e n M o r g e n , w i e d e r um 8 Uhr, b e s c h e i n t die S o n n e d a s B r e n n g l a s und die E n t z ü n d u n g erfolgt. In einem alten Akte (von 1838) las ich von einem Brande, bei welchem eine b e s o n d e r s v e r w i c k e l t e V e r w e n d u n g eines B r e n n g l a s e s a n g e n o m m e n w u r d e . B e w i e s e n k o n n t e d i e Sache nicht w e r d e n , da nur Teile des A p p a r a t e s v o r g e f u n d e n w u r d e n . Der M ü h l j u n g e einer g r o ß e n Mühle w a r auf einen w o h l h a b e n d e n B a u e r erbost, d e s s e n H a u s d e r Mühle g e g e n ü b e r ( j e n s e i t s der S t r a ß e ) s t a n d . Der M ü h l j u n g e verließ den Dienst und etwa dreiviertel J a h r e s p ä t e r b r a n n t e d a s H a u s des Bauern in den N a c h m i t t a g s s t u n d e n , da alles auf den Feldern war, ab. Es w u r d e nun a n g e n o m m e n , d a ß der Mühlj u n g e auf dem D a c h b o d e n der Mühle eine V o r r i c h t u n g a n g e b r a c h t habe, um d a s g e g e n ü b e r l i e g e n d e H a u s a n z u z ü n d e n . E r hätte den ') Ähnliche Zusammenstellungen gibt es ebenfalls viele, sie sind in jedem Lehrbuche der Chemie ausführlich angegeben. ') Was Brenngläser z. B. leisten können zeigen die W i r k u n g e n , die T s c h i r n h a u s e n schon Ende des 17. Jahrh. mit seinen Brenngläsern erzeugte. B r i s s o n und L a v o i s i e r setzten 1774 große, urglasähnliche Schalen zusammen, die sie mit Terpentin füllten und dann überraschende Effekte z u w e g e brachten. C o u t e i l e hat mit seinen eigenartig konstruierten Brenngläsern Diamanten verbrannt und Platin g e s c h m o l z e n . Heute interessiert man sich um diese so merkwürdigen Dinge wenig, aber das Volk weiß, daß man mit Brenngläsern allerlei Bedenkliches bewerkstelligen kann.

1112

B r a n d l e g u n g auf Zeit.

o b e r s t e n Teil des M ü h l e n b o d e n s , der f a s t nie b e t r e t e n w u r d e , dazu a u s e r w ä h l t u n d h a b e vor einer D a c h l u k e eine starke eiserne F e d e r mit einer Schnur n i e d e r g e s p a n n t und an dem E n d e der F e d e r einen P e c h k r a n z b e f e s t i g t . U n t e r der Schnur b r a c h t e er Z ü n d m a t e r i a l u n d ein B r e n n g l a s so an, d a ß dieses in g e w i s s e r Jahreszeit u n d zu g e w i s s e r S t u n d e von der Sonne erreicht w u r d e . Als alles f e r t i g w a r , b e d e c k t e er das B r e n n g l a s und w a r t e t e einviertel Jahr, bis es die S o n n e f ü r h e u e r nicht m e h r e r r e i c h t e ; dann e n t f e r n t e der Mühlj u n g e die B e d e c k u n g d e s Brennglases u n d v e r s c h w a n d . Nach w e i t e ren dreiviertel J a h r e n erreichte nun die S o n n e eines T a g e s d a s B r e n n g l a s w i e d e r u n d der Z ü n d s t o f f kam in B r a n d ; h i e r d u r c h w u r d e zweierlei e r r e i c h t : der P e c h k r a n z kam in F l a m m e n und gleichzeitig w u r d e die Schnur d u r c h g e b r a n n t , welche die F e d e r in S p a n n u n g hielt. D i e s e schnellte nun auf und s c h l e u d e r t e den b r e n n e n d e n P e c h k r a n z durch die Dachluke auf das g e g e n ü b e r l i e g e n d e Strohdach, welches s o f o r t F e u e r f i n g . Natürlich fing durch den e n t z ü n d e t e n B r e n n s t o f f auch das M ü h l e n d a c h F e u e r und so w u r d e die verdächtige V o r r i c h t u n g auch, w e n i g s t e n s zum Teile zerstört. U n m ö g l i c h ist die Sache in der T a t nicht, sie zeigt w e n i g s t e n s , d a ß sich bei einiger Geschicklichkeit auch da U n w a h r s c h e i n l i c h e s leisten läßt. — D a ß die etwa v e r w e n d e t e n V o r r i c h t u n g e n in den m e i s t e n Fällen m i t v e r b r e n n e n w e r d e n , erschwert natürlich die A r b e i t des U R . o f t zum Ä u ß e r s t e n ; allerdings nicht i m m e r . So hat einmal ( 1 8 7 8 ) ein B a u e r seine w e i t l ä u f i g e n G e b ä u d e ( w e g e n d e r V e r s i c h e r u n g s s u m m e ) in Brand setzen wollen u n d sich hierzu des o b e n e r w ä h n t e n F e u e r s c h w a m m b a n d e s bedient. Um sicher zu gehen, brachte er z w e i solche V o r r i c h t u n g e n in zwei, ziemlich weit e n t f e r n t e n G e b ä u d e n des ganzen K o m p l e x e s an. Die eine V o r r i c h t u n g tat i h r e n Dienst und ä s c h e r t e H a u s und Stall ein. Die zweite, im N e b e n g e b ä u d e , versagte, da das Z u n d e r b a n d an einer N a h t s t e l l e v e r l ö s c h t e u n d g e r a d e das G e b ä u d e , in welchem diese V o r r i c h t u n g lag, k o n n t e g e r e t t e t w e r d e n . D o r t f a n d sich beim A u g e n s c h e i n e auch d i e Vorrichtung1). Ist aber alles v e r b r a n n t , so wird es sich doch der M ü h e l o h n e n , n a c h z u f o r s c h e n , ob der Verdächtigte G e g e n s t ä n d e b e s e s s e n o d e r e r s t e i n g e s c h a f f t hat, die zu einer ähnlichen V o r r i c h t u n g dienen k o n n t e n (Kerze, Z u n d e r , W e c k e r u h r , Brennglas u s w . ) . Im a l l g e m e i n e n m e r k e man aber, daß v e r h ä l t n i s m ä ß i g w e n i g B r ä n d e wirklich v e r b r e c h e r i s c h e n T r i e b e n ihre E n t s t e h u n g v e r d a n k e n , u n d wenn auch ja nicht zu leichtsinniger A u f f a s s u n g v e r l e i t e t w e r d e n will, so soll doch d a r a u f h i n g e w i e s e n w e r d e n , d a ß nichtverbrecherisches Entstehen eines B r a n d e s nie aus dem A u g e g e l a s s e n w e r d e n darf. Von den B r ä n d e n , die durch U n v o r s i c h t i g k e i t und D u m m h e i t , dann den ü b e r r a s c h e n d vielen Fällen, die durch s p i e l e n d e K i n d e r ') Es ist d i e s j e n e r Fall, in w e l c h e m der S c h u l d b e w e i s n a m e n t l i c h d a d u r c h geführt wurde, d a ß d i e M i k r o s k o p i k e r d a r t a t e n : e s sei der Zwirn, w o m i t die Zunderstreifen g e n ä h t waren, d e r s e l b e , womit der B a u e r s e i n e P e l z m ü t z e g e f l i c k t hatte ( s i e h e p. 275).

„Pyromanie."

Selbstentzündung.

1113

veranlaßt wurden, von Blitzschäden und Bränden aus technischen Gründen soll hier nicht gesprochen werden, wohl aber soll auf jene Fälle verwiesen werden, in welchen Feuer gelegt wurde, um halb krankhaften Trieben zu entsprechen. Es soll sicher nicht die alte Geschichte von den Pyromanien vorgebracht werden, aber leugnen läßt es sich nicht, daß namentlich halb entwickelte junge Leute Brandstiftungen begehen, wobei normales Verhalten nicht vorliegen kann. Ich hatte selbst in einem Falle zu tun, bei dem ein geistig und körperlich auffallend gut entwickelter Knabe von 13 Jahren viermal nacheinander Brand gelegt hat, um, wie er selbst zugab, das Ausfahren der im Orte neu gegründeten Feuerwehr ansehen zu können. — Ein ähnlicher Fall wurde vor kurzem in Leoben (Obersteiermark) verhandelt; ein junger, bestbeleumundeter Mann hatte nacheinander s i e b e n Brände gelegt, darunter drei mit sehr traurigem Ausgang, bloß deshalb, damit er als Mitglied der freiwilligen Feuerwehr Gelegenheit bekäme, sich bei den Löschungsarbeiten durch besonderen Eifer, Mut und Geschicklichkeit hervorzutun! — Übe.raschend oft kommen Brandlegungen durch halberwachsene Mädchen vor, die übermäßig an Heimweh leiden, und der chronischen Nervenreizung durch einen recht kräftigen akuten Reiz abzuhelfen trachten1). —

II. Selbstentzündung. Von Wichtigkeit für den U R . ist die Frage über die sogenannte Selbstentzündung - wichtig, weil durch sie die gefährlichsten Brandlegungen bewirkt werden (sogen, „veranlaßte Selbstentzündung"), wichtig aber auch, weil Brände zufällig entstehen können, welche scheinbar nur durch fremde Hand gelegt wurden. Man unterscheidet uneigentliche und eigentliche Selbstentzündung ; von ersterer pflegt man zu sprechen, wenn durch zufällige Kombination gewisser Umstände, von welchen keiner für sich als feuergefährlich bezeichnet werden kann, ein Brand entsteht — von letzterer redet man dann, wenn ein Körper infolge seiner eigenen Eigenschaften in Brand gerät, ohne daß eine ä u ß e r e Einwirkung nötig ist.

1. Uneigentliche Selbstentzündung, a ) Durch physikalische Ursachen. Hierher gehörige Fälle gibt es in M e n g e ; wir wissen, daß schon oft eine gefüllte Wasserflasche als Brennglas gewirkt, und dahinter ') Einen s o l c h e n ( e i n g e s t a n d e n e n ) Fall bringen z . B . die „Münchner Neuesten N a c h r i c h t e n " v. 5. S e p t . 1900 (Gerichtssaalbericht). D a n n : W i l m a n n s , „Heimweh oder impulsives Irresein", A s c h a f f e n b u r g ' s Monatschrift 3. J a h r g . 3. H e f t ; E. M a r t i n , „Brandstiftung aus H e i m w e h " , H. Groß' A r c h i v Bd. X X p. 1 4 5 ; J. R o s e n b l a t t , „Pyromanie oder v e r b r e c h e r i s c h e B r a n d l e g u n g " , ibid. Bd. X X I I I p . 3 3 4 ; R e i c h e l , ibid. X X X V I , 193; H e s s e 1 i n k , ibid. X X X V , 3 4 0 ; K e r s t e n , ibid. X X X , 190.

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Verschiedene Brandursachen.

b e f i n d l i c h e G e g e n s t ä n d e : T i s c h t e p p i c h , G a r d i n e n , P a p i e r , Kleidungsstücke entzündet hat. D a s s e l b e haben auch die Linsen der P h o t o g r a p h e n veranlaßt, w e s h a l b h e u t e P h o t o g r a p h e n die Linsen b e d e c k t zu halten p f l e g e n . E b e n s o w i r k e n auch G l a s k u g e l n ( w i e sie die S c h u h m a c h e r vor ihren L a m p e n m i t u n t e r noch h a b e n ) , dann Glaskugeln, die als B r i e f b e s c h w e r e r d i e n e n , s e l b s t Brillen und a n d e r e o p t i s c h e Gläser, s o g a r die s o g e n a n n t e n B u t z e n s c h e i b e n u n d g e w ö h n liche F e n s t e r s c h e i b e n , in d e n e n r u n d e Blasen e n t h a l t e n s i n d ; auch B e h ä n g e der venetianischen Luster u n d G i r a n d o l e n sollen w i e Brenngläser g e w i r k t h a b e n . Ähnlich verhalten sich auch b l a n k e M e t a l l schüsseln, v e r t i e f t e T e l l e r , L a m p e n b l e n d e n u n d a n d e r e k o n k a v e M e t a l l scheiben als H o h l s p i e g e l , w e l c h e S o n n e n s t r a h l e n a u f f a n g e n u n d vereint nach einem b e s t i m m t e n P u n k t e s e n d e n , w o d a n n F e u e r entstehen kann. A n d e r e h i e r h e r g e h ö r i g e Fälle w e r d e n h ä u f i g von den Blättern e r z ä h l t : Ein Schreiner, der in einer J u t e f a b r i k ein Brett n a g e l n wollte, traf einen N a g e l schief, so d a ß d i e s e r f o r t f l o g . Er wird d u r c h einen R i e m e n in die Z e r f a s e r u n g s m a s c h i n e g e f ü h r t , erzeugt einen F u n k e n u n d setzt die J u t e in Brand. Einen Fall b e r i c h t e t m a n a u s N e w - Y o r k , w o ein Brand durch eine F e u e r s p r i t z e v e r u r s a c h t w u r d e . Ein kleines G e b ä u d e b r a n n t e , die Spritzen w u r d e n in T ä t i g k e i t gesetzt, u n d einer der W a s s e r s t r a h l e n f u h r in einen Raum des b e n a c h barten G e b ä u d e s , w o a u ß e r B r e n n s t o f f e n auch u n g e l ö s c h t e r Kalk v o r h a n d e n w a r ; dieser w u r d e heiß u n d setzte das N a c h b a r h a u s in Brand. Als C l e v e l a n d zum P r ä s i d e n t e n der Vereinigten S t a a t e n g e w ä h l t w u r d e , f r e u t e sich e i n e r seiner A n h ä n g e r in B i d d e f o r d so sehr, d a ß er des A b e n d s vor seinem G a s t h a u s e ein g l ä n z e n d e s F e u e r werk a b b r e n n e n ließ. E i n e der R a k e t e n f l o g im hohem Bogen in den Schornstein einer b e n a c h b a r t e n B a u m w o l l s p i n n e r e i , fiel durch diesen hinab, e x p l o d i e r t e auf dem Boden u n d setzte d i e S p i n n e r e i in Brand. In Verona f u h r ein E i s e n b a h n z u g ü b e r eine W e i c h e ; an einem W a g e n w a r eine Achse heiß g e w o r d e n , so d a ß das Schmieröl b r a n n t e . G e r a d e dieser W a g e n entgleiste auf d e r W e i c h e und s p r a n g mit seinem b r e n n e n d e n A c h s e n l a g e r in einen g r o ß e n d a n e b e n s t e h e n den P e t r o l e u m b e h ä l t e r . Es e n t s t a n d ein g e w a l t i g e r Brand, dem eine b e n a c h b a r t e F a b r i k zum O p f e r fiel. Die E n t s t e h u n g eines g r o ß e n B r a n d e s in e i n e r G a r n s p i n n e r e i will ein B e a m t e r der Fabrik b e o b a c h tet h a b e n : Ein K ä f e r w a r durch das o f f e n e F e n s t e r der F a b r i k h e r e i n g e f l o g e n , w a r in eine Flocke W e r g g e r a t e n u n d h a t t e d i e s e im W e i t e r f l i e g e n m i t g e t r a g e n ; nun kam er an e i n e r G a s f l a m m e v o r b e i u n d fiel mit der e n t z ü n d e t e n F l o c k e in die W e r g v o r r ä t e , w e l c h e im N u in F l a m m e n s t a n d e n . U n m ö g l i c h ist der H e r g a n g ja nicht. W i e d e r h o l t u n d vielleicht m a n c h e s Mal mit Recht w i r d die E n t s t e h u n g von F a b r i k s b r ä n d e n darauf z u r ü c k g e f ü h r t , d a ß d i e M a s c h i n e plötzlich stehen g e b l i e b e n , die T r a n s m i s s i o n a b e r w e i t e r g e g a n g e n sei der Riemen sei g l ü h h e i ß g e w o r d e n u n d h a b e H o l z entzündet. —

Verschiedene

Brandursachen.

1115

Hieher gehört auch noch die alte, von H ä p k e J ) neuerdings exakt beobachtete T a t s a c h e , daß sich ein glimmender Funken in feuchter B a u m w o l l e w o c h e n l a n g erhalten kann, bis endlich F l a m men e m p o r s c h l a g e n 2 ) , und die wichtige T a t s a c h e , daß Holz, welches durch längere Z e i t auf einer nicht besonders hohen T e m p e r a t u r erhalten wird, plötzlich F e u e r fängt. So kommt es, daß z. B. hölzerne Ofenschirme, in der Nähe von Öfen befindliche Schränke, auf dem Oberteile des Herdes zum T r o c k n e n a u f g e l e g t e s H o l z usw. plötzlich zu brennen anfangen können, obwohl die W ä r m e keine g r ö ß e r e war als die, welcher die genannten G e g e n s t ä n d e früher durch lange Zeit ausgesetzt waren, und obwohl diese W ä r m e lange nicht genügen würde, um anderes, nicht so lange vorgewärmtes Holz zu entzünden. Zu erwähnen wäre endlich noch, daß z e r s e t z t e s Dynamit durch unbedeutende Erschütterungen, z. B. durch das Zuschlagen einer T ü r e explodieren kann. E b e n s o kann das s o feuergefährliche Z e l l u l o i d längere Zeit ziemlich nahe z. B. beim warmen O f e n liegen, ohne zu zünden ; ist es aber mit W o l l e , Haaren, Papieren usw. bedeckt, so genügt der W ä r m e s c h u t z , um es zu e x p l o s i o n s a r t i g e m Brennen zu bringen. Bezüglich der oft herangezogenen E x p l o sionen von Petroleumlampen sei bemerkt, daß die R i c h t i g k e i t einer solchen Behauptung vom Fachmann noch untersucht werden kann, wenn die Lampe auch recht arg beschädigt i s t 1 ) . Alle diese F ä l l e möchten den U R . nur darauf aufmerksam machen, daß man deshalb, weil die Entstehung eines Brandes nicht s o f o r t erklärt werden kann, noch nicht gleich mit „ b ö s w i l l i g e r Brandl e g u n g " zur Hand sein darf.

b) Durch chemische Ursachen. E i n e Selbstentzündung durch chemische Mittel wird dann vorliegen, wenn durch das Zusammenbringen g e w i s s e r Substanzen Hitze und Feuer entsteht. Solche V o r g ä n g e werden nicht oft zufällig wirken, wohl aber können sie zu den gefährlichsten b ö s w i l l i g e n Brandstiftungen dienen. Sie bleiben deshalb im g r o ß e n und ganzen am besten u n b e s p r o c h e n ; nötigenfalls lasse sich der U R . vom Sachverständigen unterrichten. Nur beispielsweise seien die sogenannten flüssigen F e u e r (liquid fire, fenian f i r e ) erwähnt, deren B e r e i t u n g in jedem Lehrbuche der C h e m i e oder im Konversationslexikon ohnehin zu lesen ist. Man versteht darunter eine Auflösung von P h o s p h o r in Schwefelkohlenstoff. T r ä n k t man mit der Lösung L ö s c h p a p i e r ') „Die S e l b s t e n t z ü n d u n g " , B r e m e n 1893. Die D u r c h s i c h t d i e s e r v o r z ü g lichen Arbeit m ö c h t e ich j e d e m UR. raten, wenn ihm ein Fall v o r k o m m t , wo S e l b s t e n t z ü n d u n g vorliegen kann. — V g l . Ferd. C o h n , „Uber t h e r m o g e n e B a k t e r i e n " ( B e r i c h t e der d e u t s c h e n b o t a n i s c h e n G e s e l l s c h a f t 1893, Bd. X I p. 66). „Ober S t e i n k o h l e n s e l b s t e n t z ü n d u n g " siehe „Montanzeitung" vom 1. Juli 1895. (Abdruck aus „ G e r m . " ) Dann R a n k e in S c h w a l b e s Annalen 1878. B e s o n d e r s M e d e m , „Über S e l b s t e n t z ü n d u n g und B r a n d s t i f t u n g " , Greifswald 1898, A b e l . ») D e n n s t e d t , C h e m i e p. 211. ' ) Ibid. p. 195.

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Eigentliche

Selbstentzündung.

oder Gewebestoffe u. a. m. und breitet diese aus, so verflüchtigt sich der Schwefelkohlenstoff sehr bald und der zurückbleibende äußerst fein verteilte Phosphor entzündet sich an der Luft von selbst. Diese Lösung soll von Feniern vielfach zu Brandstiftungen verwendet worden sein und wurde im amerikanischen Sezessionskriege zum Füllen von Brandgeschoßen a n g e w e n d e t ; die Flüssigkeit ist umso gefährlicher, als auch nach vorläufigem Löschen die Feuersgefahr fortbesteht, da der Phosphor sich wieder entzündet, sobald er trocken geworden ist. Als „neues griechisches F e u e r " bezeichnet man eine Mischung der eben besprochenen Lösung mit Benzin und etwas metallischem Kalium. Kommt das Gemisch mit Wasser in Berührung, so entzündet es sich und bildet mächtige Feuergarben. Die Entzündung wird durch das Kalium bewirkt, welches das Wasser zersetzt, wobei eine so bedeutende Wärmeentwicklung stattfindet, daß der frei werdende Wasserstoff sich entzündet. Unter Mischung stoff, die Berührung

„Lothringischem F e u e r " (feu lorrain) versteht man eine von Chlorschwefel mit phosphorhaltigem Schwefelkohlensich entzündet, wenn Ammoniak-Flüssigkeit mit ihr in kommt.

Solche Mittel Feuer zu machen gibt es unzählige, ihre Gefährlichkeit ist, wie erwähnt, unabsehbar, namentlich dann, wenn sie so benützt werden können, daß die Entzündung erst lange Zeit nach der Zusammenstellung erfolgt. Es gibt z. B. ätzende Säuren,' welche mit gewissen Stoffen zusammengebracht, Feuer geben. Wird nun eine solche Säure, z. B. Schwefelsäure, in ein Fläschchen gebracht und dieses verkorkt über einen jener Stoffe, z. B. ein Gemenge von chlorsaurem Kali und Zucker, u m g e k e h r t aufgehängt, so wird die Säure vorerst den Kork durchfressen, dann auf jenen Stoff tropfen (s. p. 1110), und durch die Verbindung damit Feuer geben.

2. Eigentliche Selbstentzündung. Über die eigentliche Selbstentzündung ist viel gestritten worden. Was heute darüber wissenschaftlich 1 ) festgestellt ist, geht dahin, daß eigentlich alle Körper Gase an ihrer Oberfläche zu verdichten vermögen, daß dies aber bestimmte Körper in hervorragendem Maße zustande bringen und daß hierbei Hitze und unter Umständen Brand entstehen kann. Hierzu besonders geeignete Körper nannte B o y le (1680) „ P y r o p h o r e " . H e m b e r g bezeichnete bald darauf Schwefell ) G u t e s darüber findet sich in e i n e m a n o n y m e n A u f s a t z e „ S p o n t a n e o u s c o m b u s t i o n " in N o . 1252 vol. 48 v o m 26. O k t o b e r 1893 in der „Nature", d a n n in e i n e m A u f s a t z e von. Dr. L. H ä p k e in der „Gaea", 1. H e f t v o n 1894 und in einer Arbeit v o n Dr. A. E i s n e r , „ A l l g e m e i n e B r a n d u r s a c h e n " , Berlin 1877. V g l . L. M e u n i e r , „ D i e B r a n d u r s a c h e n in Fabriken", d e u t s c h v o n A. E i s n e r 1877, und R. K i ß l i n g , „ V e r s u c h e ü b e r d i e S e l b s t e r w ä r m u n g etc." (Zeitschrift für a n g e w a n d t e C h e m i e , J a h r g a n g 1895); D e n n s t e d t , „ C h e m i e " p. 2 0 6 f f . ; H i l l in „Polizei" No. 10 e x 1911 p. 190.

1117

Selbstentzündung.

kalium, Kohle usw. als solche, und B ö t t g e r 1 ) w u ß t e schon eine M e n g e derartige S t o f f e aufzuzählen. Für uns von W i c h t i g k e i t ist es namentlich, daß viele oft vorkommende G e g e n s t ä n d e diese E i g e n s c h a f t der Selbstentzündung teilen, z. B. alle Pflanzenfasern ( H a n f , W e r g , B a u m w o l l e , W a t t e , G e webe, Fäden, Schnüre, T a u e usw.), aber alle diese n u r , wenn sie mit Öl (namentlich L e i n ö l ) getränkt o d e r nur damit verunreinigt s i n d 2 ) ; nur bei mit Öl beschmutztem P a p i e r ist Selbstentzündung mindestens sehr u n w a h r s c h e i n l i c h 3 ) . E b e n s o wirken M i n e r a l ö l e nie selbstentzündend 1 ), wenn sie b l o ß auf Lappen, W e r g usw. t r o p f e n . — W e i t e r s Kienruß, f e i n e r Kohlenstaub und namentlich Steinkohle 5 ), und diese wieder besonders dann, wenn sie stark schwefelkieshaltig i s t ; (daß dieser Gehalt die a l l e i n i g e U r s a c h e der Selbstentzündung ist, wird nicht allgemein z u g e g e b e n ) . Außerdem wurde S e l b s t e r h i t z u n g und Entzündung noch b e m e r k t bei T o r f s t r e u , P r e ß k o h l e 6 ), B r i k e t t s '), Getreide, Fischguano, Knochenmehl, g e r ö s t e t e m Getreide, Badeschwämmen, K a u t s c h u k a b f ä l l e n 8 ) , Sägespänen, j a Glühen wurde sogar bemerkt bei Metallspänen, die mit ö l verunreinigt waren. Zinkstaub entzündet sich namentlich leicht, wenn er feucht wurde. Besonders gefährlich ist in dieser Richtung das so vielfach verwendete Benzin, dessen Selbstentzündung nicht mehr b e z w e i f e l t wird. Abgesehen davon, daß Benzindämpfe (sie entstehen bei gewöhnlicher Z i m m e r t e m p e r a t u r ) mit atmosphärischer Luft gemengt, explosive G a s e bilden, s o kann Benzin sich selbst entzünden, was m a n 9 ) auf „reibungselektrische E r r e g u n g " zurückführt. Benzin kann beim Umschütten von einem G l a s g e f ä ß in das andere (nicht leicht bei den gut ableitenden B l e c h g e f ä ß e n ) durch die beim R e i b e n des Benzins am Glas entstandene Elektrizität e x p l o d i e r e n ; ebenso kann F u n k e n b i l dung und Losgehen entstehen, wenn S e i d e n s t o f f e in Benzin gewaschen werden 1 0 ), j a man behauptet sogar, daß beim Haarwaschen mit P e t r o leumbenzin dieses durch elektrische Funken aus den gekämmten Haaren entzündet worden ist 1 1 ). D i e ehem. F a b r i k G r i e s h e i m - E l e k t r o n veröffentlicht eine Statistik, nach w e l c h e r in Deutschland 1 9 0 9 durch Benzinexplosionen 3 4 Menschen getötet, 37 leicht und 1 1 5 s c h w e r verletzt w u r d e n ! 1 2 ) ') Journal für p r a k t i s c h e C h e m i e Bd. VII p. 477. *) Also b e s o n d e r s F e t z e n , W o l l e usw. die zum Reinigen der mit ö l b e schmutzten M a s c h i n e n verwendet werden. S . H. G r o ß ' Archiv Bd. V I p. 334. •) Mitteilungen des k. Materialprüfungsamtes in Oroßlichterfelde bei Berlin 1910. *) D e n n s t e d t , „ C h e m i e " p. 210. *) D e n n s t e d t und B ü n z in der Zeitschrift f. angew. C h e m i e 1908 p. 1825. •) N e u e s t e Erfindungen und Erfahrungen (bei Hartleben, Wien) Heft 1 J a h r gang 39. ') D e n n s t e d t , „ C h e m i e " p. 206, 209. ") N a c h mündlichen Mitteilungen de9 b e k a n n t e n K a u t s c h o u k - C h e m i k e r s Dr. D i t m a r , Graz. ' ) M . M . R i c h t e r , „Die B e n z i n b r ä n d e " , R. Oppenheim 1893. 10 ) V o r t r a g Dr. H i l l , Mitteilungen der öffentl. r e u e r v e r s i c h e r u n g s a n s t a l t e n X L I I No. 2 5 und 26. u) B r u n s v i g , „ E x p l o s i v s t o f f e " , L e i p z i g 1909, B a r t h . " ) K o l l e r , „ N e u e s t e Erfindungen und E r f a h r u n g e n " , 37. Jahrg. p. 257. H a n s G r o ß , Hdb. f. UR.

6. Aufl. II.

71

1118

Selbstentzündung von Papier und Heu.

Diese Frage kann für den UR. oft wichtig werden, da Benzinbrände, und mit ihnen entsetzliche Verbrennungen von Menschen, namentlich in Materialwarenhandlungen, in sogenannt chemischen Wäschereien, aber auch in Haushaltungen häufig vorkommen. Daß ähnliches bei der Verwendung zu Motorzwecken nicht öfter vorkommt, begreife ich nicht. — Auch hier möchte ich nochmals (vgl. pag. 680) darauf aufmerksam machen, daß frischverkohltes Papier bei Luftzutritt wieder zu brennen anfangen kann, wenn die Verkohlung noch keine vollständige war. Wenn also bei einem Brande sogenannte feuersichere Kassen im Feuer waren 1 ), so sorge man dafür, daß sie nicht eher geöffnet werden, bis man nicht bestimmt annehmen darf, daß sie auch innen vollständig abgekühlt s i n d ; sonst kann es geschehen, daß die verwahrten und vielleicht nur wenig angekohlten Wertpapiere sofort in hellen Flammen stehen, sobald die Kasse geöffnet wird. — Für eine weitere Art der Selbstentzündung müssen selbstverständlich wieder die Bakterien 2 ) haftbar gemacht werden ; wenigstens wird die Selbstentzündung von Heu, Stroh, Tabak usw. auf Bakterien zurückgeführt, welche durch ihr Entstehen große Hitze erzeugen; diese, von Bazillus calefactor, B. colli und B. oidium lactis bewirkte Wärme wird auf 7 0 — 8 0 ° angegeben, und da diese Temperatur natürlich noch lange nicht genügt, um z. B. Heu zu entzünden, so hat O d e r n h e i m e r 8 ) gefragt, woher denn die Hitze von 8 0 ° bis zur Entzündung kommen soll? Man antwortet heute, daß durch die Tätigkeit der Bazillen der betreffende Stoff — also z. B. Heu — sehr porös wird (katalytisch), dann verdichten sich daran die G a s e und so erfolgt weitere Erhitzung und dann Entzündung ( ? ) . — Sehr gefährlich können auch Azetylenexplosionen werden, die schon bei 4 o/0 des Luftgehaltes beginnen*). — Nicht eigentlich hierher gehörig, aber doch hier zu erwähnen ist der Umstand, daß fein verteilte pflanzliche Körper, also Mehl, Staub 5 ) von Jute, Flachs, Hanf usw. explosionsartig zu brennen anfangen können, wenn ein mit solchem Staub gefüllter Raum mit offener Flamme (Kerze usw.) betreten w i r d ; angeblich sogar dann, wenn Metallager recht heiß gelaufen sind! — Alle diese Momente sind vorkommenden Falles in Erwägung zu ziehen und vom Sachverständigen erst zu prüfen. — Eine Frage, die dem UR. häufig, besonders bei ersten Anzeigen, zu schaffen geben kann, ist die über die „Selbstverbrennung von ') Daß der UR. in einem solchen Falle zu intervenieren hat (z. B. in Fällen des § 169 öst. Str.-G., § 265 deutsches Str.-G.) kann leicht vorkommen; ebenso leicht könnte es dann gerade der UR. sein, der auf rasche Öffnung und Durchsicht der Kasse gedrungen hat. *) Vgl. auch hier die zitierte Arbeit in den Berichten der deutschen botan. Oes. 1893 Bd. IX p. 66 und die ebenfalls zitierte Arbeit von A. W e i n g a r t . ') Naturwissenschaft!. Wochenschrift No. 6 ex 1911. 4 ) D e n n s t e d t , „Chemie" p. 182. ') Vgl. Friedr. H o o d , „Über Staubexplosionen" („Zeitgeist" No. 35, Beilage des „Berliner Tageblatt" vom 2./9. 1901; K o l l e r s »Neueste Erfindungen und Erfahrungen" XXXVI. Jahrg. p. 591.

Selbstverbrennung von Menschen.

Menschen", die brennenden Gase im menschlichen Körper. Die unsinnigsten Meinungen hierüber sind unter den Leuten merkwürdig stark verbreitet, so daß man oft Unglücksfälle oder Verbrechen damit rasch erklärt h ö r t : der Mann sei ein Säufer gewesen, die Branntweingase haben sich entzündet, und so sei er elend zugrunde gegangen. Seit langem weiß man, daß solche Fälle grundlos erfunden, oder zur Maskierung von Verbrechen benützt wurden, und so kam es, daß man eine Zeitlang von den „brennenden Oasen im Menschen" gar nichts wissen wollte, und alle derartigen Erzählungen in das Reich der Fabeln verwies. Dies scheint auch zu weit gegangen zu sein, und es blieb nun wieder mancher Fall gar nicht oder falsch erklärt, weil man Tatsachen leugnete. Daß brennbare Oase im menschlichen Magen entstehen und sich auch entzünden können, ist dermalen von Ärzten, wie Dr. Franz K ü h n , Dr. P o p o f f , Dr. S c o t t O r r , Dr. B e a t s o n , Dr. S c h u l t z e , Dr. A r n o l d usw. außer Zweifel ges t e l l t 1 ) ; es wird aber nicht mehr behauptet, als daß die Oase beim Aufstoßen usw. dem Munde entströmen, und sich entzünden können, wenn sie mit einem Lichte usw. in Berührung kommen. M e h r a l s die E n t s t e h u n g von B r a n d b l a s e n am M u n d e , Vers e n g e n d e s B a r t e s usw. h a t m a n n i e b e o b a c h t e t . — Jedenfalls ist es Pflicht des UR., die Frage der Selbstentzündungen nicht aus dem Auge zu lassen, und Sachverständige zu befragen, wenn nur der entfernteste Verdacht vorliegt, daß ein Fall durch „Selbstentzündung" erklärt werden könnte. — Ebenso wird aber der UR. immer dann zu verschärfter Aufmerksamkeit veranlaßt werden, wenn man ihm einen Todesfall als „Selbstentzündung" aufdrängen will, und wenn die Erscheinungen hierauf nicht passen, namentlich wenn die Verbrennungen zu großartig aufgetreten sind. — Hätte ein UR. mit wirklichen Explosivstoffen zu tun, so wird seine Tätigkeit eine bescheidene sein, er wird die ganze Arbeit den Sachverständigen überlassen müssen. Um aber für Haussuchungen usw. gerüstet zu sein, namentlich, um wirkliche Explosivstoffe zu erkennen und mit der unbedingt nötigen größten Vorsicht vorzugehen, wird es notwendig sein, sich erforderlichen Falles aus der bestehenden Literatur 2 ) etwas zu unterrichten. — Blitzschläge endlich, können für den UR. wichtig werden, da sie oft als Ausrede bei Brandstiftungen, Assekuranzbetrug usw. verwendet werden. Man merke: Soll ein echter Blitzstrahl gewirkt haben, so muß das Gewitter als Nahgewitter festgestellt werden — Zündungen bei Fernwettern kommen nicht vor. Daß beim „Einschlagen" sog. Schwefelgeruch (Ozon) wahrzunehmen ist, muß als richtig bezeichnet werden, er dauert aber ') Die ältere Literatur s. Justus L i e b i g , „Zur Beurteilung der Selbstverbrennungen des menschlichen Körpers", Heidelberg 1850. ' ) K e d e s d y , „Sprengstoffe", Hannover 1909, J ä n e c k e ; B r u n s v i g , „ E x plosivstoffe", Leipzig 1909, B a r t h ; Anlage C der deutschen Eisenbahnverkehrsordnung v. 23. Dez. 1908 (sehr gute Darstellnng darüber, w a s Explosivstoff ist, wie zu behandeln und zu v e r p a c k e n — für UR. w i c h t i g ! ) ; P o p p , „Bomben, E r ^ u r e n . und Instrumentenuntersuchung", Zeitschrift f. öffentl. Chemie Heft 71*

1120 nie lange. Blanke Metallteile w e r d e n blind, Eisen w i r d magnetisch, g e t r o f f e n e s Holz ist z e r s p l i t t e r t 1 ) . D a ß bei Blitzschlägen der Brand oben a n f a n g e n m u ß , ist nicht zu b e h a u p t e n : er b e g i n n t dort, w o er g e e i g n e t e s Material findet, d a h e r k a n n der Brand an mehreren Stellen begonnen haben. —

XX. Abschnitt.

Unfälle bei größeren Betrieben.') W i e sich der U R . zu b e n e h m e n hat, w e n n ein Unfall angezeigt wird, der auf s t r a f b a r e r Nachlässigkeit b e r u h e n kann, läßt sich w e g e n der Mannigfaltigkeit der F o r m e n nicht in kurzem b e h a n d e l n . Es sollen n u r einige W i n k e f ü r j e n e Fälle g e g e b e n w e r d e n , w o bei einem größeren Betriebe, also z. B. bei Eisenbahnen, in F a b r i k e n , in Mühlen, bei Bauten usw. ein Unglück g e s c h e h e n ist. T r o t z der unendlichen Verschiedenheiten im H e r g a n g e , im E r f o l g e und schon in den Anlagen der b e t r e f f e n d e n W e r k e ist der Verlauf bei den ersten Erh e b u n g e n doch ein ähnlicher, und w e n n ein UR. einige Male hierbei zu tun hatte, so wird er sich in einem neuen Fall auch zurecht f i n d e n , w e n n er auch einen Unfall g e r a d e bei d i e s e r Art von Betrieben noch nicht gesehen h a t ; Wurden also z. B. durch einen U R . ein halbes Dutzend E r h e b u n g e n geleitet, die je einen E i s e n b a h n u n f a l l zum G e g e n s t a n d e hatten, so w i r d er sich auch bei einem Unfall in einer Spinnfabrik oder bei einem Brückenbau auskennen, w e n n er sich nur die ersten Fälle recht a n g e l e g e n hat sein lassen. — Im allgemeinen will es mich bedünken, als ob bei solchen Unglücksfällen von den B e h ö r d e n zu w e n i g geschähe, und den G r u n d hiervon möchte ich w i e d e r darin suchen, daß die U R . zu w e n i g g e ü b t sind, zu w e n i g Kenntnisse besitzen und es nicht verstehen, die Augen aufzumachen. Sonst m ü ß t e ö f t e r der w i r k l i c h S c h u l d t r a g e n d e entdeckt w e r d e n , als es b i s l a n g geschehen ist. — W e r Gelegenheit hatte, amtlich bei solchen U n f ä l l e n einzuschreiten, weiß, wie es da zugeht. Ist das Unglück geschehen, und die V e r s t ä n d i g u n g an die Behörden erfolgt, so w i r d der U R . zwar wohl s o f o r t an O r t und Stelle sein, die Sachverständigen wird er aber n u r in seltenen Fällen augenblicklich bei sich h a b e n ; ja es w ä r e dem U R . s o g a r zu verübeln, w e n n er s o l a n g e w a r t e n wollte, bis er seine beiden Sachverständigen in aller F o r m e i n g e l a d e n und deren E i n t r e f f e n a b g e w a r t e t hat. Ist d i e Anzeige erfolgt, so h a t sich der ») D e n n st e d t , „Chemie" p. 700. , , . . ) Vgl. Jahresbericht der Unfallheilkunde usw. von Dr. P l a c z e k , Leipzig 1901, G. Thieme. a

Vorgang bei großen Unfällen.

1121

UR. o h n e d e n m i n d e s t e n V e r z u g an Ort und Stelle zu begeben und nur den Auftrag zurückzulassen, daß von anderer Seite die Verständigung und sofortige Nachsendung der Sachverständigen veranlaßt werde. Ist der UR. am Unfallsorte angelangt, so stürmt g e n u g auf ihn ein: die Verwüstung ist zumeist eine b e d e u t e n d e ; T o t e und jammernde Verletzte sind noch da, die eigentliche Unglücksstelle bietet ein unverständliches Durcheinander — überall Elend, Verwirrung und Unordnung. Mitunter — ich s a g e : mitunter, nicht immer — sind sofort Eigentümer und Beamte des betreffenden Unternehmens zur Stelle und bestreben sich eifrig, dem UR., der „von der Sache ohnehin nichts versteht", das Unglück als den pursten unseligen Zufall, oder — falls einer vom Personale den Tod gefunden hat — als die alleinige Schuld dieses armen Teufels darzustellen. Der Wortschwall wird erst eingedämmt, wenn der UR. durch einige sachgemäß gestellte Fragen zu zeigen vermag, daß man es mit keinem vollkommen Unwissenden zu tun hat, gelingt dies, so verändert sich die Sachlage allerdings, indem man dann dem UR. zwar keinen Unsinn, aber immerhin nicht Zutreffendes erzählt, was doch den Zweck hat, auf niemandem oder wenigstens keinem Lebenden ein bißchen Schuld haften zu lassen 1 ). Lange hält man sich dabei aber nicht auf, sondern geht an die Räumungsarbeiten, die unter dem Titel „Sicherung" vorgenommen werden. Dem UR. wird die bestimmte Erklärung abgegeben, daß "die Räumung sofort und unbedingt verfügt werden müsse, da die Gefahr einer Explosion, einer Ausströmung, eines Brandes, eines neuerlichen Zusammensturzes usw. sonst unmittelbar bevorstehe. Im Notfalle muß sogar ein „ V e r m i ß t e r " herhalten, der unter den Trümmern liegen kann und unbedingt befreit werden muß. In Wahrheit betrifft die angebliche Sicherung aber bisweilen nur die zu gewärtigenden Corpora delicti, einzelne Bestandteile, die verfehlte Anlage, nicht angebrachte oder zu sehr belastete Sicherheitsventile, schlechtes oder zu schwaches Material usw., was man alles gerne den Augen der Behörde und der Sachverständigen entziehen möchte. Zum mindesten h o f f t man, durch die „ R ä u m u n g s a r b e i t e n " die Sachlage unklar und schwer verständlich zu machen, so daß die Sachverständigen ein bestimmtes Urteil über die Schuld eines Einzelnen nicht abgeben können. Ich gebe gerne zu, daß es auch hier ehrenvolle und nicht seltene Fälle gibt, in welchen man begangene Fehler offen bekennt — mitunter geschieht es aber so, wie eben geschildert. Die Frage, wie sich der UR. gegen das Begehren um Gestattung der Sicherungsarbeiten verhalten soll, ist die schwierigste in der Sache, da der UR. einerseits nicht die Verantwortung auf sich nehmen kann, wenn er die Vornahme dieser Arbeiten verbietet, die vielleicht doch notwendig oder wenigstens geraten sind, und da er andererseits es auch nicht zugeben kann, daß vor seinen Augen und mit seiner Bewilligung die Anhaltspunkte für den Nachweis einer strafbaren ') Dies bestätigt auch z. B. D e n n s t e d t, „Chemie" p. 222; s. dort Uberhaupt über Kesselexplosionen p. 212.

1122

Vernehmungen bei Unfällen.

Handlung beseitigt werden. Hat der UR. einigen Grund zur Annahme, daß dies beabsichtigt wird, so tut er am besten, wenn er es den auf Räumung dringenden Leuten unumwunden erklärt und ihnen mitteilt, daß sie es zu verantworten haben, wenn sie zu einer Vertuschung ihre Hand bieten, daß jeder Handgriff, der vorgenommen wird, protokolliert werden muß, und daß über ihre Notwendigkeit unbedingt später die Sachverständigen zu sprechen haben. Endlich ist ihnen zu erklären, daß trotz der „Sicherung" kein Stückchen verschwinden darf, sondern aufbewahrt bleiben muß. In vielen Fällen werden nach dieser Erklärung die Räumungsarbeiten als „doch nicht gar so dringend" bezeichnet und man unterläßt sie. Ist dies aber nicht der Fall, so muß das, was angekündigt wurde, auch wirklich durchgeführt werden: alles, was nun bei der „Sicher u n g " geschieht, ist umständlich zu protokollieren, und namentlich ist darauf zu sehen, daß nicht das geringste, wenn auch noch so unscheinbar aussehende Stück verschleppt werde. Um so weniger der UR. von der Sache versteht, um so mehr ist er verpflichtet, solches Beiseitebringen zu verhindern. Endlich hat er auch darauf zu sehen, daß nichts zu sehr „verräumt", d. h. vergraben oder verstellt werde, wodurch eine spätere Untersuchung durch die Sachverständigen unmöglich oder doch zu schwierig gemacht werde. Ist alles, was geschehen ist, genau protokolliert und nichts enttragen worden, so wird durch die Sicherungsarbeiten nicht leicht eine zu große Unklarheit geschaffen worden sein und so werden die mittlerweile doch eingelangten Sachverständigen fast eben so urteilen können, als ob sie Von allem Anfange an dagewesen wären und alles mitangesehen hätten. — So bald nur möglich, wird der UR. sich an ein, wenigstens summarisches Verhör der Auskunftspersonen machen, selbstverständlich, nachdem er den Tatort der strengsten Bewachung eines oder mehrerer Sicherheitsorgane übergeben hat. Der UR. wird am besten tun, wenn er sich vorerst nicht mit umständlicher Vernehmung von Direktoren, Betriebsleitern, technischen Beamten und Ingenieuren abgibt. Ich weiß, daß man dies gerne tut, um zuerst und für die späteren Vernehmungen eine „sachgemäße" Äußerung zur eigenen Aufklärung und als Grundlage für eigene Fragen zu bekommen: es ist bequem, aber vorsichtig ist es nicht; man wird selbst voreingenommen, die technisch gebildeten Leute suchen bisweilen die Sache in ein gewisses Geleise zu bringen und suggerieren unter Umständen Untergebene und Behörde darüber, „wie die Sache eigentlich gewesen ist". Werden erstere dann vernommen, so wissen sie häufig nicht mehr, was sie selber wahrgenommen haben und was sie der Vorgesetzte, meistens nicht in böser Absicht, gelehrt hat. Die untergeordneten Leute, Arbeiter, Wärter und ihre Gehilfen, sagen in der Regel gerne die Wahrheit und urteilen auch richtig, wenn sie nur nicht beeinflußt sind, sie müssen also zuerst und r a s c h vernommen werden. Sie sind ja auch der Natur der Sache nach in der Mehrzahl der Fälle diejenigen, welche etwas gesehen und wahrgenommen haben, also wirklich etwa« Zweckdienliches sagen können.

Schuldiger bei Unfällen.

1123

Die Schuld am ganzen Unglücke wird übrigens regelmäßig auf einen dieser Leute k o m m e n : tatsächlich wird auch die E n d u r s a c h e darin zu suchen sein, daß sich einer dieser Leute ein Versehen zuschulden kommen ließ, ob er aber dafür verantwortlich gemacht werden muß, ist eine andere Frage, die der UR. hier besonders nicht aus dem Auge lassen darf. Er wird sich entweder nach eigener Überzeugung oder nach Aussage der Sachverständigen klar legen müssen, w a s d e r M a n n , dem die Schuld beigemessen werden will, z u t u n g e h a b t hat, w a s er t u n k o n n t e u n d in w e l c h e m V e r h ä l t n i s s e d i e v o n i h m v e r l a n g t e L e i s t u n g zu s e i n e n F ä h i g k e i t e n u n d seiner Kraft steht. Diese Feststellung ist nicht jene gewöhnliche, die immer geschehen muß, wenn jemand verantwortlich gemacht werden soll, sie hängt von den besonderen technischen Verhältnissen ab und ist vom UR. schon gelegentlich des Lokalaugenscheines zu machen. O f t g e n u g wird es sich herausstellen, daß der Mann viel zu sehr überanstrengt war, sei es, daß er im Tage zu lange im Dienst bleiben muß, sei es, daß er außerdem noch andere Verrichtungen zu leisten hat. Ein anderes Mal wird es sich wieder ergeben, daß er formell f ü r seinen Dienst geeignet ist, weil er ihn schon seit langem verrichtet und etwa die entsprechende P r ü f u n g abgelegt hat, daß er aber für den besonderen, vielleicht außergewöhnlich schwierigen Dienst nicht genügend ausgebildet ist oder daß er zu kurze Zeit bei einer Maschine war, um ihre Eigentümlichkeiten und vielleicht schon längst entstandene Schwäche kennen zu lernen, ja vielleicht stellt es sich heraus, daß der Mann auf Fehler aufmerksam gemacht hat, aber nicht gehört worden ist. O f t zeigt es sich auch, daß der Mann zur Zeit, als er die P r ü f u n g abgelegt hat, und als man ihn zur Maschine gestellt hat, ganz tauglich war — seither ist er aber alt oder krank oder sonst unfähig geworden. Bei a l l e n U n f ä l l e n in t e c h n i s c h e n U n t e r n e h m u n g e n : Bergwerken, Fabriken, Maschinen usw. kommt die Schuld in d e r R e g e l a u f e i n e n a r m e n A r b e i t e r : in W a h r h e i t i s t d i e S c h u l d a b e r zu s u c h e n i n u n g e n ü g e n d e r Z a h l v o n Leuten, und daraus e r f o l g e n d e r Überlastung, unzulängl i c h e r A u s b i l d u n g d e r A r b e i t e r , in m a n g e l h a f t e r A u f sicht über die Leute, und die Schuld von a l l e d e m ist w i e d e r : unselige Sparerei, und G e l d m a c h e n : man stellt den möglichst billigen Arbeiter zur möglichst schweren und verantwortlichen Arbeit. Das Resultat dieser Überlegung geht aber d a h i n : der UR. hat seine Aufgabe nicht gelöst, wenn er herausbringt, daß ein Arbeiter irgendein Übersehen begangen hat, der UR. muß herausbringen, wer den Arbeiter auf seinen P o s t e n g e s t e l l t und ihm d i e s e A r b e i t z u g e t e i l t h a t , ob er i h m n i c h t z u v i e l z u g e m u t e t hat, z u v i e l an I n t e l l i g e n z , K r a f t u n d Z e i t a u f w a n d , u n d o b m a n es n i c h t an d e r g e h ö r i g e n Überwachung

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Wert-Erhebungen.

f e h l e n l i e ß . Bringt der UR. heraus, daß und wer hierin einen Fehler begangen hat, dann hat er den Richtigen. — W a s noch das Technische im Vorgang des UR. anlangt, so ist wenig zu sagen: man sichere sich etwa vorhandene Pläne, Risse, Zeichnungen, Detailskizzen des betreffenden Betriebes, auch vorhandene Beschreibungen, Kostenvoranschläge, Rechnungen und die Korrespondenz über die Herstellung usw. müssen beigeschafft werden, da sie oft über Konstruktionen, Quantität und Qualität des Materiales usw. wichtige Aufschlüsse geben. Wenn möglich, sind nicht bloß die Sachlagen im allgemeinen, sondern auch einzelne Gegenstände, die von den Sachverständigen bezeichnet werden, durch Photographien, Zeichnungen und genaue Maße so gut als möglich festzuhalten. Sie sind selten überflüssig. —

XXI. Abschnitt.

Wert-Erhebungen.1) Die juristisch und sachlich wichtigen Wert-Erhebungen können in mehrfacher Beziehung Schwierigkeiten bieten, von welchen die bedeutendste darin gelegen ist, daß Wissenschaft und Praxis keineswegs darüber einig sind, w a s eigentlich den Gegenstand der Schadenbestimmung zu bilden hat. Auch hier wird man allein richtig vorgehen, wenn man tunlichst j e d e r berechtigten Anschauung Rechnung trägt und die W e r t - E r h e b u n g so vornimmt, daß jeder, der dann endgültig einer bestimmten Rechtsanschauung Geltung zu verschaffen hat, die Grundlagen f ü r seine Arbeit finden kann. Zuerst ein allgemein einleitendes Beispiel. Es sei in bloß diebischer Absicht (ohne auch Sachbeschädigung aus Bosheit unternehmen zu wollen) einer wertvollen Bronzestatue ein Arm abgeschlagen und entwendet worden. Die Schadenbestimmung kann nun in verschiedener Weise geschehen : a) Die Statue war als Unikum, etwa wegen des Fundortes 4000 wert und wurde durch die Beschädigung um 1/4 e n t w e r t e t : Schaden 1000. b) Sie war als Antike ü b e r h a u p t 1000 wert und wurde durch die Beschädigung um 1/4 e n t w e r t e t : Schaden 250. c) Der entwendete Arm als Kunstwerk an sich ist ¡00 w e r t : Schaden 100. d) Die Bronze des Armes hat Metallwert 5 : Schaden 5. Dazu können kommen z. B.: e) Die Reparaturkosten (Anlöten des etwa wieder zustande gegebrachten Armes) bei unkenntlicher Herstellung betragen 2 0 : Schaden 20. — usw. usw. ') Vgl. Ernst L o h s i n g in H. Groß' Archiv Bd. VIII p. 319.

Schadenberechnung.

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Welcher Auffassung sich seinerzeit Anklage und Urteil anschließen werden, welche Fragen bei der Privat-Entschädigung auftauchen werden, wie sich etwa der Zivilprozeß, dem möglicherweise das O b j e k t nicht mehr vorliegen könnte, gestalten wird, das alles weiß der UR. nicht, ebenso wie ihm zur Zeit der Erhebung meistens die Verantwortung des Beschuldigten, die Ansprüche des Beschädigten und zahlreiche andere Momente noch unbekannt sein werden. Es erübrigt also nichts anderes, als die Erhebung des Schadens nach dem angedeuteten Schema in jeder denkbaren Art d u r c h z u f ü h r e n ; dann hat der UR. f ü r seine weitere Arbeit und alle Zufälle ebenso sichere Grundlage, wie alle anderen, die später den Fall zu bearbeiten haben, f ü r ihre Anschauungen die Vorbedingungen geschaffen finden. Einige Beispiele sollen hier a u f g e f ü h r t werden, um zu zeigen, wie verschieden die Art der Berechnung und wie berechtigt jede von ihnen vom juristischen Standpunkte aus sein kann. Der Knecht hat mit den Pferden seines Herrn aus der Grube des letzteren Kohle in die benachbarte Stadt zu führen und sie dort dem Händler abzuliefern ; die Kohle hat nun loco Grube einen W e r t von 50 per Zentner, loco Stadt (also inklusive Fuhrlohn) einen W e r t von 70 per Zentner. Der Knecht erhält nun loco Grube jedesmal vierzig Zentner zugewogen und stiehlt nach der Z u w ä g u n g von den in der Grube angehäuften Vorräten bei jeder Fuhr einen Zentner Kohle, den er auflädt und in der Stadt verkauft. Wird das nun eine Zeitlang fortgesetzt, so kann es in der W e r t b e m e s s u n g einen großen Unterschied machen, ob ihr der Kohlenwert an der G r u b e mit 50 oder in der Stadt mit 70 zugrunde gelegt wird. Für beide Auffassungen läßt sich etwas sagen. Für die erste spricht, daß der Knecht die Tat loco Grube begangen hat, indem er von dem d o r t i g e n Vorrate seinem Herrn Kohle weggenommen h a t ; freilich hat er den W e r t der Kohle dadurch vermehrt, daß er sie mit den Pferden seines Herrn zur Stadt gebracht h a t ; das war aber nur furtum usus, der als straflos gilt und bliebe also als g e s t o h l e n nur die Kohle im W e r t e von 50 per Zentner zu berechnen. Für die zweite Auffassung spricht der Umstand, daß die Kohle, sowie sie wirklich loco Stadt verkauft wurde, einen W e r t von 70 dargestellt h a t ; die P f e r d e des Herrn waren schon um den einen Zentner, den sie mehr ziehen mußten, mehr geplagt worden, und es erscheint also der H e r r nach den, vom Knechte selbst geschaffenen Verhältnissen nicht um 50, sondern um 70 geschädigt, und wäre dieser W e r t der Berechnung zugrunde zu legen. Welche dieser beiden Ansichten aber schließlich bei Anklage und Urteil angenommen werden wird, weiß der UR. auch hier nicht, und er wird nur dann vorwurfsfrei gearbeitet haben, wenn er alle diesfällig in Betracht kommenden Umstände erhebt, so daß man seinerzeit f ü r jede Berechnung, die beliebt wird, die nötigen Faktoren vorbereitet findet. — Ein o f t auftauchender Zweifel ist der über die W e r t a n n a h m e bei den W a r e n der Kaufleute, wenn sie z. B. von ihren Dienstleuten

1126

Schadenerhebung.

an der Verkaufsware bestohlen werden. Ist Einkaufspreis oder Verkaufspreis als „gemeiner W e r t " der Sache anzunehmen? Meistens wird der Preis angenommen, den der Kaufmann für die Ware bezahlt hat, da man sagt, um diesen Preis kann er die Ware zu jeder Zeit wieder haben, man weiß auch nicht, ob, wann und zu welchem Preise die Ware an den Mann zu bringen gewesen wäre, ob die Ware nicht beschädigt oder sonstwie entwertet worden ist usw. Ist die Ware im Werte gestiegen, d. h. ist der Einkaufspreis seither höher geworden, so könnte freilich dieser höhere Preis, nie aber der Verkaufspreis angenommen werden. Gegen diese Annahme spricht aber wieder der Umstand, daß auf jeder Ware ein aliquoter Teil der Kapitalzinsen, Steuer, Beleuchtung, Ladenmiete usw. liegt, welche Ausgaben ja seit Ankauf der Ware auf diese gelagert wurden, so daß man auch sagen kann, die Ware habe dem Kaufmanne am Diebstahlstage schon mehr gekostet, als am Ankaufstage. Da nun: Verkaufspreis = Ankaufswert - f Anteil an allen Auslagen -f- Kaufmannsgewinn, und da "der Kaufmann auf letzteren schon fast bestimmt rechnen kann, so ist der V e r k a u f s p r e i s als gestohlen anzunehmen, d. h. der „nächste" Preis, um den der Kaufmann noch verkaufen kann, wenn er sich mit dem geringsten Nutzen zufrieden gibt. — In allen diesen Fällen ist es für den UR. mühelos, wenn er den Beschädigten um Ankaufswert, Verkaufswert und allenfalls um seinen r e i n e n Gewinn befragt. Dann kann gewählt werden. — Ein diesfalls nicht uninteressanter, schon mehrere Male vorgekommener Fall ist folgender: Der technische Gehilfe eines Zahnarztes gedachte, die Badereise des letzteren sich dadurch zunutze zu machen, daß er die reichen Vorräte des Zahnarztes an falschen Zähnen verwertete. Die falschen Zähne selbst waren, ohne sofort Verdacht zu erregen, nicht anzubringen, wohl aber die Platinstifte, die in jedem Emailzahn zum Zwecke seiner Befestigung eingeschmolzen sind, da die Stifte als „Platin-Abfall" gelten können. Nun ließ es sich der Mensch beifallen, nicht weniger als 5000 falsche Zähne durch je einen Schlag mit dem Hammer zu zerschlagen, das Platinstiftchen herauszunehmen und als „Abfall" zu verkaufen. Die zerschlagenen, natürlich wertlosen Zähne wurden weggeworfen. Wert der zerschlagenen Zähne: ungefähr 5000, Wert des gewonnenen Platins: nicht ganz 200 — was ist der Berechnung der Schadensziffer zugrunde zu legen? Wir wollen es nicht besprechen, gewiß ist, daß der UR. in diesem Falle nicht bloß die genannten zwei Ziffern, sondern auch eine dritte zu erheben gehabt hat, die den Wert des schon zu Z a h n s t i f t e n verarbeiteten Platins (etwa 300) ausgedrückt hat, da diese 300 den eigentlichen „gemeinen W e r t " der v e r k a u f t e n Platinstifte dargestellt haben. — Ein Taschendieb hatte eine Geldtasche mit einigen Gulden und etwas Scheidemünze gestohlen ; unter der letzteren befand sich eine vom Beschädigten als sogenannter „Heckepfennig" unter der Scheidemünze verwahrte Römermünze, die der Beschädigte auf 20—30 kr.

Schadenberechnung.

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bewertete. Geldtasche und Inhalt wurden dem Diebe abgenommen und durch einen Zufall stellte es sich heraus, daß "die Römermünze im vermeintlichen W e r t e von 20—30 kr. ein „Kaiser Nerva, linkss c h a u e n d " sei, der einen unschätzbaren Wert f ü r Sammler darstellt, wovon weder der Beschädigte, noch der Dieb Kenntnis hatten. Auch in diesem Falle werden die Ansichten über die Bewertung verschieden ausfallen — zu erheben ist j e d e Bewertung, die der endlichen Entscheidung zugrunde gelegt werden kann. — Eine besondere Formel ist anzuwenden, wenn die Beschädigung eine Ausbesserung nötig gemacht hat, durch welche aber der W e r t der Sache erheblich vergrößert wurde. Z. B.: Der Überzug an der Polsterung einer Kalesche wurde boshafterweise mit Wagenschmiere verunreinigt, so daß er erneuert werden mußte. War nun der alte Überzug schon überbraucht, wenn auch noch verwendbar, so wäre der Schaden zu hoch gegriffen, wenn man die ganzen Reparaturkosten dem Täter anrechnen wollte. Man wird also die Formel so stellen: W e r t des W a g e n s v o r der Beschädigung Reparaturkosten — W e r t des neuhergestellten Wagens = Schaden. Wollen wir die Formel mathematisch aufstellen und nennen wir den W e r t des alten W a g e n s AW, den W e r t des neuen Wagens N W und die Reparaturkosten RK, so heißt die Formel: Schaden = RK — ( N W - AW) somit = RK - N W + AW. Die Reihe dieser Fälle ließe sich ins Endlose vermehren, und doch gleicht keiner vollkommen dem anderen ; gewiß ist es, daß sich der UR. zu bemühen hat, sich alle Standpunkte vorzustellen, welche jemand bei der Bewertungsfrage einnehmen könnte, und daß er sie alle bei der W e r t - und Schadenserhebung berücksichtigen muß. —

I. Sachregister. (Die Zahlen bezeichnen die Seiten.)

A. Aasfressen Ton Krebsen 190 Anm. Abartang, moralische der Kinder 121 Anm. Abbeten des Lebens 542. Abbildungen im Gerichtssaal 309. Abdecker und Hündinnen 921. Abdeck-Larven 352. — -Methode bei Photographien 352. Abdrehen von Schlössern 946. Abdrücke, Ausheben von Spuren 699. — blutige auf dem Tatorte 371. — von Fingern usw., der Leute machen 374. — — — sichtbar machen 305. — auf Kugeln 585. — mit Wachs machen 165. — und Bindrücke von Spuren 698. Abdruckspuren studieren 727. — von Kleidern 769, Abenteuerlichkeit pseudonymer Leute 387. Aberglauben, allgemeines 528. — Diebstahl aus 1004. — und Einbruch 951. Hysterie 229. Leichenschändung 857. — — Manier zu stehlen 945. — psychopathischer 857. — und Selbstmörderwaffen 891, 1005. abgesetzter Stuhl 258. — Verbreitung von 857. — wegen Zurückkommen auf den Tatort 180. Abergläubische Mittel — schwierig anzuwenden 538. Abformen 666. — von Fußspuren 738. — — Zähnen 165. Abfragen beim Pferdebetrug 1055. — der Zeugen 914. Abführmittel und Abortus 861, 863. Abgearbeitete Hände als Kennzeichen 937, 995. 1045. Abgekaufte Vorladungen 134. Abgequetschte Haare 267. Abgeschnittene Haare 267. Abgesetzte Form von Sensenwunden 832. Abgesonderte Skizzen 642. Abgetanes, nicht Zurückkommen auf 174. Abhängigkeitsverhältnis und Hypnotismus 245-

„Abheben" beim Falschspielen 1084. Abhobeln des Bodens wegen Blutresten 793. Giftresten 856. Abkippender Gewehrlauf 583. — Lauf bei Pistolen, Gefahren des 169. Abklatschen 160, 162, 668. Abklatschpapier für die Kotnm.-Tasche 160. Abklopfen der Mauern 192. Abkürzung der Arbeit 65. Ablaufenlassen des Vorgestellten 874, 902. Ableiten des Eides 556. Ablenkung beim Falschspiel 1081. Abmagerung und Heimweh 239. Abmessen von Spuren 739. Abmessende Zeugen 118. Abnehmen von Blutspuren 778. Abnormität in der Fußspur 690. Abnützung von Sohle und Absatz 704. Aborte, Verständigung durch 440. Abortjauche und Blut 786. Abortiva und Botaniker 294. Abortiva und Schwindel 1008. Abortschlauch, Dieb durch den 991. Abortus 859. — und Suggestion 247. — s. auch Abtreibung. Absägen der Pferdezähne 1067. Absakis, ihre Zinken 423 Anm. Absatz, Abnützung des 704. Absätze in der Schrift 1040. Absatzeisen und Spuren 733. Absatzkante in der Spur 686. Absatzlaufen 711. Abschaben von Blut 783, 784. Abschiedsbriefe von Selbstmördern 877, 897. Abschließen der Zugänge beim Diebstahl 956. Abschraubgewehre 578. Abschreiben von Chiffrenschriften 821. Abschrift und Schrift 1034. Abschrift von Urkunden 1015. Absehen des Gewehres 589. Absenzen bei Epileptikern 225. Absicht und Fußwinkel 718. Absichtliche Qualen beim Selbstmord 881. Absorption von Pflanzenfaser und Botaniker 295-

Absorptionsfähigkeit der Haare 261. Abstemmen von Brettern mit Blut 779.

Abstoß — Almanach. Abstoß des Fußes beim Gehen 705. — und Vorwärtskommen 710. Abstürzen, aktives und passives 901. Absud von Giftpflanzen 273. Absynth und Geistesstörung 853. Abtreibung 859. — und Betrug 863. — im Großen 863. — und Suggestion 247, 249. — s. auch Abortus. Abtreibungsmittel der Zigeuner 517, 520. Abwechselnd gefärbte Haare 270. Abwechslungsuchen der Landstreicher 235. Abwesende prügeln 541. Abwickeln des Tarsus vom Boden 701. Abwischen der Hände an Tischplatten 766. A b w ü r g e n von Schlössern 978. Abydosschädel 269 Anm. Abzeichen, weiße, der Pferde 1070. Abzeichnen eines Gegenstandes und ihn Kennenlernen 872 Anm. Abziehen von Fingerspuren, s. Abziehverfahren. — Fußabdrücken 696. Papillarlinien 378, 609. — — Spuren 700. Abziehpapiere, s. Abzieh verfahren. — für die Kommissionstasche 160, 162. Abziehverfahren 160, 162, 369, 377, 378, 609, 696, 697, 700, 783. A b z u g sichern, des Diebes 956. Abzugsvorrichtung bei Selbstmord mit Gewehr 895. Achorium Schönleinii 759 Anm. Achselhöhlenhaare 266, 267. Aconitvergiftung 853 Anm. A^vatthazweig 541 Anm. Addieren von Beobachtungen 88. — — von Empfindungen 933. — zur Kontrolle 657. — von photographischeu Spuren 1016. Additionsphotographie 313. Adeschloß 981. Adel und Tätowierung 348. Adelsgeschlechter, Verzeichnis der 391. Adelsmacherprozesse, böhmische 1010. Ader, spritzende 761. Adern für Identität 379. Ad hoc studieren des Aktes 802. — — vergleichen 632. Adipocire 867. — als Heilmittel 538. Adler, Verein 392. Ad oculos demonstrare bei Zeugenaussagen 36. Adressen beim Dieb 923. Affektivität, suspekte 217 Anm. Affenschmalz 538. Affigierung an die Gemeindetafel 326. Africanite 237. Afterhaare 266. Agenten des Pferdehändlers 1075. Agnoszierung und Farbenblindheit 253. — Gründe dafür 329. — nach His 338. — von faulen Leichen 209.

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Agnoszierung und Photographie 349, 354. Zähne 340. — siehe auch Erkennen. Agnoszierungszeugen, Vorsorge für 158. Agonale Bewegungen und Selbstmord 895. Agonie, Verletzungen u. latente Spuren 306. Ägyptische Altertümer, falsche 1093. — Tätowierungen 348 Anm. Ägyptisches Traumbuch 554. Ähnlichkeit von Kundschaftern 916. — bei Photographien 353. — u n d Vererbung 336. A h n u n g e n 243. — und Suggestion 247. Aiguilettes nouées 543. Akten für die Kommissionstasche 159. — Generalrevision der 44. — der Vorprozesse studieren 43. Aktenkenntnis des Sachverständigen 208, 277. Aktentaschen bei Einbrechern 980. Aktuar, siehe Schriftführer. Akustische Täuschungen 91. — Zinken 435. Akzepttauschschwindel 1007. Alabaster-Gips 745 Anm. Alarmdrähte und Kassen 985. Alaun und Blutspuren 789 Anm. — zum Gipshärten 494. Alaunlösung als Geheimschrift 427. A la vue-Aufnahmen 666. Albern, Friedhof in 871. Albinos bei Zigeunern 514. Alchimistische Mittel 531. — Symbole 410. Alegast-Meisterdieb 961 Anm. Alibibeweise bei Brandstiftung 1107. — späteres Einfallen von 129. — falsche 128. — durch falsche Zeugnisse 1044. Alibizeugen, Beschaffung von 437. Alineschädel 269 Ann). Alizarintinte 1020. Alkaloide der Giftpflanzen 273. — Schwierigkeit ihres Nachweises 886. Alkohol und Fußspur 724. — für verkohltes Papier 678. Alkoholiker und Exhibitionismus 232. — und Sehstörungen 86 Anm. Alkoholintoleranz bei Epileptikern 225. Alkoholismus 233. — und Irrtum 217. — Kennzeichen für 233. — und Selbstmord 903. — leichtester und Zeugenaussage 234. Alleinsein mit Hysterischen zu vermeiden 228. Allensteiner Fall 323 Anm. Allermannsharnisch 536 Anm. Allgemeine Ausdrücke vermeiden 177. Allgemeines und Einzelnes im Wahrnehmen 125. Alliterierende Assoziation 154. Allium victorialis 536. Alltagsleben und Menschenkenntnis 45. Almanach, Gothaer, Wichtigkeit des 390,391.

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Alraun — Anrufen.

Airann 536. Altamira, prähistorische Zeichnungen in 90 Anm. Alte, historische Blutspuren 758 Anm. — Leute und Ganglinie 716. ihre Schrift 1031. — — Spuren von 707. — — als Zeugen 125. Alter von Blutflecken 762, 785 Anm. — einer Person und Haare 267. — hohes, und Stockspur 753. — von Patronen 597 Anm. — der Pferde und Betrug 1066. — von Schneespuren 738. — — Schriften 1021, 1022. — und Schriftgröße 723. Selbstmord 879. — von Tätowierungen 345, 348. — der Zeugen 118. Altersbestimmung nach Knochen 337 Anm. — von Wasserleichen 841. Alterskombinationsbilder 314. Altertümer, falsche 1093. Althäawurzel, siehe Dextrin. Aluminium und Thermit 984. Aluminiumschirme bei Projektionen 310 Anm. Amanitavergiftung 853. Amateurphotograph 207, 299, 300 Anm. Ainbidextrie, siehe Linkshändigkeit. Ameisen an Leichen 189, 190, 851 Anm. — unter Wasser 188. Amerikanische Abtreibungen 864. — Ausweispapiere 386 Anm. — Duelle 893, 902. — Gauner und ihre Warner 434. — Gaunersprache 451. — Hoteldiebstähle als Sammelsport 222 Anm. — Landstreicher 235. — Schießart 598. — Schlösser, sog. 978. — Zinken 420, 421. Ammoniak sulf. cyanac. für Fußspuren 687. — und Blut 786, 797 Anm. — — Schriftfälschung 1019, 1020. Amnesie und Hypnotismus 244. — retrograde 1 1 1 Anm. Amtliche Verlautbarungen 324. Amtsdiener, Wichtigkeit des 48. Amtsgeheimnis und Presse 321. Amtssiegel für die Komm.-Tasche 160. — echte, Bekanntmachung der 1050. Anachronismen in Urkunden 1010. Analogie und reflektoides Tun 240. Anaphylaxiereaktion u. Knochen 337 Anm. — siehe auch Serumüberempfindlichkeit. Anastatisches Verfahren 1102. Anästhesieren der Pferde 1073. Anatomiediener u. Schädelbehandlung 212. Anatomiedienerfall mit Erstechen 896. Anatomische Varietäten des Verbrechers 148. Anatomisches und Zoologen 294. Anblasen, sog., der Schlösser 980. Anbohren bei Fenstern 964.

Andenken und Aussage Sterbender 137. Änderung des Äußeren 381. — von Rechts- und Linkshändigkeit 254. — des Themas im Beweisverfahren 888, 901. Andrücken der Waffe 891. Anerkennungen, eingebildete 140. — über Leistungen 55. Anfassen erst nach Feststellung der Sachlage 174, 564. Angaben bei Photographien 317. Angeber, gezinkte 441. Angebliche Situation, photographiert 876. Angehörige bei Haussuchungen 191. — und Aussage Sterbender 137. Angekohltes Papier und Feuersgefahr 680. Angeln der Fenster und Einbruch 964. — von Türen und Einbruch 967. — der Zigeuner 508, 518. Angenehm beim Riechen 97. Angeschossene Leichen 858, Angeschraubte Kassen 983. Angriffe auf Hypnotisierte 247, 249. — und latente Spuren 306. — auf den UR. 142. Angst und beobachten 47. — und akustische Täuschungen 91. Ängstliche Zeugen 1 1 7 . Ängstlichkeiten beim Verhör 141. Angstzustände, nervöse 105 Anm. — suspekte 218. Anhängeschlösser 977. Anhängseln, Untersuchung vou 282. Anilin und Abortus 861 Anm, Anilinfarben für Spuren 697. Anilinschwarz für die Kommissioustasche 160, 164. Anilinsiegel, Kopierbarkeit der 1052. Anilinstempel, Gefährlichkeit der 1052. Anilintinte 1020. zur Briefsicherung 1053 Anm. Animalische Nahrung und fäces 257. Anis zum Geflügelstehlen 518. Anklänge bei falschen Namen 387. Anlage und Lügen 137. Anlehnen von Sachen gegen die Türe beim Einbrechen 958. Anleimen von Parketten 193. Anlügen der Reporter 323 Anm. Annahme, bedingte 28. — Stadium des 242. — und Verstellung 84. Annahmen, falsche, und Erfahrungen 46. — und Lombrosos Statistik 150. Annoncen und Abortiva 863. Annullierungszeichen bei Chiffren 805. Anomalien und Lombrosos Statistik 150. Anonyme Anzeigen und Schrift 1033. — Leute 387. — Schreiben und Diebstahl 921, Anordnen und Widerrufen auf dem Tatorte 169. Anordnung von Vorstellungen und Wahrnehmung 84. Anordnnngsbilder beim Wahrnehmen 80. Anormales Lügen 137. Anrufen von Bezeichnungen 68.

Anschlag —

A n s c h l a g a n die Gemeindetafel 326. Anschlüsse, s o g . beim Skizzieren 650. Anschraubschlösser 978. A n s c h u l d i g u n g e n durch Hysterische 228. Ansehen u n d Fehler entdecken 872. — v o n verschiedenen A n l a g e n 51. — — W u n d e n , langes, zur K l ä r u n g 831. A n s i c h b r i n g e n des Gestohlenen 936, 938. A n s t e c k u n g , moralische 222. Anstoßspuren 755. Anstreicher, ihre Schwielen 342. A n s t r e n g u n g u n d S c h l a f t r u n k e n h e i t 238. Anthropologisch zu bestimmendes Geschlecht 232. A n t h r o p o l o g i s c h e r Landstreicher 235. — V e r b r e c h e r 151 A n m . A n t h r o p o m e t r i e 357. — g e g e n D a k t y l o s k o p i e 364. — s. a u c h Bertillonage. A n t h r o p o p h a g i e 530 A n m . Anthropozentrisches i m Geschwornen 62. — M o m e n t der Leute 187. Antihaloplatten 316. A n t i k e Z e h e n f o r m 731. Antikes, falsches 1094. Autiliebestrank 852 A n m . A n t i m o n u n d Blei 606. A n t i q u i t ä t e n b e t r u g 1089. Antiquitätenhändler u n d Spähblätter 384. A n w ä l t e u n d E i n b i l d u n g 140. Anwerben von Genossen 433. Anzeigen Irrer 219, 220. — suspekte 217. — W i c h t i g k e i t der 870. Anzeiger, g e z i n k t e 442. A n z u g u n d S i m u l a t i o n 382. Apachen, Pariser, M o r d d u r c h 898 A n m . Apfelsaft f ü r Geheimschriften 427. Aphrodisiaca 853. — u n d B e t r u g 1008. A p o d i k t i s c h e A u s s a g e n des Arztes 209. A p o p l e x i e u n d S p u r 690. A p o t h e k e r u n d N a m e n von Giftpflanzen 845 A n m . — u n d U r k u n d e 1014, 1025. A p o t h e k e r m a n i e r für Pulververwahren 797. Apparate z u m Falschspiel 1086. — p h o t o g r a p h i s c h e , von A m t s w e g e n ank a u f e n 300. Appell-Verfahren 1102. Appendicitis u n d Arsenverdacht 850 A n m . Apperzeption bei K i n d e r n 119. — u n d Z e u g e n a u s s a g e 117. A q u a T o f a n a 520 A n m . Ä q u i v a l e n t e bei Epileptikern 225. A r b e des Schlosses 977. Arbeit, A b k ü r z u n g der 65. — S c h l u ß v o n dieser auf Güte des Fabrikates 563. — u n d S t a u b 281. Arbeiten u n d Landstreichen 235. Arbeiter u n d Berufsschwielen 341. Arbeitsbestätigungen, f a l s c h e S i e g e l f ü r 1041. — Z a h l der falschen 1043. Arbeitsgeber, große, u n d F ä l s c h u n g ihrer S i e g e l 1041.

Arzt.

1131

j Arbeitslust u n d W e t t e r 182. ! Arbeitsnecessaire des Einbrechers 980. Arbeitsorte, A n g a b e , u n d Landstreicherei 1045. : Arbeitsscheu u n d Landstreicher 235. Archaistische F o r m e n der S c h r i f t 1031. Ardissonfall 232 Anm., 1082. A r g o t 451. Aristolochia 861. | A r m b a n d , Messerchen i m 923, 995. 1 A r m e e g e w e h r e in Privathänden 591. j A r m h a a r e 266. | A r m s c h w i n g e n beim Marschieren 704. A r m u m f a n g u n d L i n k s h ä n d i g k e i t 254. A r m u t und V e r b r e c h e n 151 A n m . A r o n s t a b 861. Arrestantenbriefe 428. Arreste, V e r k e h r in dem 129. — s. a u c h Gefängnis. Arretierenlassen, sich, und A u f p a s s e r 926. Arsen 848, 850. — u n d A b o r t u s 861, 862. — h ä u f i g e r Besitz von 847. — z u m G e n u ß 848. — N a c h w e i s v o n 288. — natürliches V o r k o m m e n im K ö r p e r 286 Anm., 850 A n m . — Probe auf 854, 855. — bei Schroten 571. — in Totenkränzen 846. — bei Z i g e u n e r n 520. Arsenesser 848. Arsenfüttern der Pferde 1069, 1071. \ Arsenvergiftungen, chronische 888. ! — u n d H a a r e 268. — H ä u f i g k e i t der 886. — und P h o t o g r a p h i e 307. Arsenwasserstoff u n d K a s s e n 990. — -Vergiftungen 287. A r t der E n t s t e h u n g einer E r s c h e i n u n g 208. — des Landstreichers 1045. — zu lügen, Kennenlernen der 143. — des Selbstmordes 879. — zu stehlen 942. Arterielles B l u t 761. Arteriosklerosetod, plötzlicher 830 A n m . Arthemisia u n d A b o r t u s 860. Artillerieknoten 203 A n m . Arzneien der Z i g e u n e r 519, 526. Arzt als A u s k u n f t s p e r s o n 49. — und A b d r ü c k e v o n Papillarlinien 372, 376.

— bei falschen Beschädigten 134. — und Blutspritzer 761. Blutspuren 757, 758. — — E i n b i l d u n g 140. — — Epilepsie 225. a n g e b l i c h e E r k r a n k u n g e n 398. F a r b e n b l i n d h e i t 253. weibliche Geschlechtsfunktionen 234. — als Gerichtsarzt 204. — Haare u n d V e r g i f t u n g 268. — und H e i m w e h 240. — — F r a g e n der H y p n o s e 250. H y s t e r i s c h e 227, 228. K o n t r o l l e durch den A k t 208.

1132

Arzt — Augengruben.

Arzt und Narben usw. auf Photographien 354-

— Orientierung über den 53. — und Personendurchsuchung 195. Protokollieren 4. Schrift 1033. simulierte Schwachsichtigkeit 401. Signalement 385. Spuren 689, 723, 724, 737. Aussagen Sterbender 136. Tätowierungen 345. UR. 205, 826. — — Urkunden 1014, 1025. Vererbungsfragen 336. Verstellungen 381. — Verwendung des 205. — Würgspuren und Hände 756. — seine Schrift 1032. Ärzte, falsche Beschuldigung von und Narkose 854. Asa fötida 861. zum Geflügelstehleu 518. Asbest und Kassen 986. Asche und Geheimschriften 427. Kassen 986. Aschwurzel 861 Anm. Aspergillus als Gift 520. Asphyxie und Aussage I i i Anm. Assekuranz nnd dissimulierter Selbstmord 883. Asseln an Leichen 189, 190. Assentierung und Bertillonage 361. Asservierung von Blutspuren 793 Anm. Assoziationen als Gedächtnishilfe 100. Assoziationsbahnen 102. Assoziationsmethode 153. Assoziationsgedächtnis 104. Äste als Zigeunerzinken 421. Astronom als Sachverständiger 201. — und Zeitbestimmung 41. Asymetrie des Körpers 96. Asymetrische Gesichter und Photographien 351. Atharva-Veda 541 Anm. Athleten und Landstreicher 236. Atlas für ger. Med. 827 Anm. — stereosk. ger. mediz. 206 Anm. Atmosphäre, Nachweis des Aufenthaltes in 272. — um den Landstreicher 1045. — und Staub 281. Atmosphärilien, Fragen über 181, 291. Atmosphärische Verhältnisse und psychophysisches 181. Atropa 536. Atropin 852. — in Zigaretten 856. Attaken und Schlaftrunkenheit 238, 239. Attentate beim Verhör 142. Ätzkalilauge, Lösung von Haaren und Alter 267. Atzmann 542. Ätzungen von Papillarabdrücken 370. Aufbewahrung von Aufträgen 55. Blutspuren 793. — — Knochensplittern 211.

Aufbewahrung von Köpfen 210. „Aufblasen" der Pferde 1068. Aufblitzen des Schusses und Sehen 89. Aufdringlich schöne Spuren 725. Aufdringlichkeit der von Aufpassern begangenen Delikte 927. Aufenthaltsort und Inhalt des Auswurfes 258. — und Geruch der Haare 261. Auffallendes Licht und Lupe 256. mikroskopieren im 765 Anm. — in der Schrift und Arzt 1033. — beim Selbstmord 882. — und Vorstellung 381. Auffassung des Gehörten nach dem Sinn 92. — beinflußt durch Zeitung 322. — verschiedene, der Zeugen 76. Aufforderungen, Zinken mit 417. Aufgabe des UR. 16. Aufgebundene falsche Schuhe 726. Aufgehen im Berufe beim UR. 10. Aufgeregte, ihre Schrift 1034. Aufhellung, momentane, und Irrsinn 217. Aufmerksamkeit auf sich lenken bei Aufpassern 927. — auf Aussagen 133. — Psychologie der 105 Anm. Aufnahme eines Augenscheins 155. — von Photographien u. Unrichtigkeit 314. Aufpasser beim Diebstahl 924. — Kinder als 326. Aufprägen des Namens 385. Aufputzen vor dem Selbstmord 882 Anm. Aufregung und falsche Erinnerung 104. scheinbare Simulation 402. Aufsaugen von Blutspuren 784. Aufschreibungen auf Chiffren, durchsuchen 802. — beim Dieb 923. „Aufsetzen" der Pferde 1071. Aufsichnehmen fremder Schuld 145. Aufsicht, mangelnde und Hausdiebstahl 1004. Aufsuchen von Blutspuren 765. — beseitigter Blutspuren 787. — von Menschen mittels Photographie 350 Anm. Aufträge, Erteilung von 55. — posthypnotische 244 Anm. Auftreten der Grecs 1079. Aufwand erheben bei Hausdiebstahl 1003. — bewachen von Angestellten 909. Aufzeichnungen, meteorologische 182. Auge und Mikroskop 256. Augen des Beschuldigten bei Haussuchungen 191. — und simulierte Dummheit 405. — falsche, der Pferde 1071. — für Identität 379. — gläserne bei Leichen einsetzen 211 Anm. — von Leicheu und Glyzerin 211 Anm. — Schuß durch die, bei Selbstmord 892 — der Toten 867. Augenbrauen 266. Augenfarbe, Änderung der 384 Anm. Augengruben der Pferde fälschen 1067.

Augenhintergrund — A u g e n h i n t e r g r u n d für Identität 379. A u g e n k r a n k h e i t e n , simulierte 401. A u g e n l o c h im P e r g a m e n t und F ä l s c h u n g 1013. A u g e n m a ß und S e n k r e c h t e 657 A n m . — zeichnen nach 639. A u g e n n e r v e n durchschießen bei Selbstmordv e r s u c h 892. A u g e n s c h e i n bei E i n b r u c h 972. A u g e n s c h e i n s a u f n a h m e 155. A u g e n s c h e i n s p r o t o k o l l als Prüfstein 156. A u s b e u t e r , moderne 1008 A n m . A u s b i l d u n g von Erkenntnissen 1028. A u s b l e i b e n eines Vorgeladenen 396. A u s d e h n u n g von Gips 748. A u s d e m A u g e lassen, den zu Verhörenden 142. A u s d r u c k der A u g e n und simulierte D u m m heit 405. A u s e i n a n d e r g e h e n der S c h r o t e 619. „ A u s f a h r t s s e t z u n g e n " des 12. Jahrhunderts 540.

A u s f ü h r u n g von Siegeln 1046. Ausfüllen von E r i n n e r u n g s l ü c k e n bei Epileptikern 225. — — L ü c k e n im W a h r n e h m e n 88. A u s g a b e n e r h e b e n bei Hausdiebstahl 1003. A u s g a n g sichern beim D i e b 956. A u s g a n g s p u n k t bei Beschreibungen 176. A u s g e f a l l e n e Haare 267. „ A u s g e h e n " beim Zeichnen 640. A u s g e r a s t e t e r F u ß u n d S p u r 738. A u s g e r i s s e n e Haare 262, 267. „ A u s g e s c h r i e b e n e " Schriftform 1031. A u s g e s t a l t u n g der Kriminalistik 2. A u s g e t r e n n t e M ä r k e untersuchen 275. A u s g i e ß e n von Wasser und V e r g r a b e u e s 193. A u s h e b e n des Gitters 961. — von Türen 967. A u s h u s t e n k ö n n e n im Wasser 839. A u s k r a t z e n von Dielenritzen w e g e n Blutresten 792. A u s k u n d s c h a f t e n 911. — beim Diebstahl 912. A u s k ü n f t e , erste, auf dem Tatort 1 7 1 . A u s k u n f t s p e r s o n e n 49. — u n d A u f p a s s e r 932. — bei lokalen Ü b e r p r ü f u n g e n 178. — auf dem Tatort 1 7 1 . A u s n a h m e n u n d Kasuistik 200. A u s r e d e n bei Befehlen 56. — auf H y s t e r i e 249. — beim K i n d s m o r d 865. A u s r u f u n g s z e i c b e n , Blutspritzer in F o r m von 772. A u s r ü s t u n g der D i e b e 921. — f ü r E x k u r s i o n e n 158. A u s s a g e n S t e r b e n d e r 136. — s u g g e r i e r t e 248. — mit Widersprüchen 130. A u s s a g e p s y c h o l o g i e 36 A n m . Ausschließen von D a z u g e k o m m e n e m auf dem Tatort 171. A u s s c h n e i d e n von Fensterscheiben 964. — z u m M i t n e h m e n 609. A u s s c h u ß ö f f n u n g 625. Hans

G r o ß , H d b . f. U R .

6. A u f l .

II.

1133

Balken.

A u s s c h u ß ö f f n u u g , doppelte 623 A n m . A u s s e h e n der Grecs 1079. — v o n Leichen n a c h L a g e 190 A n m . — verändertes 381. A u ß e n , Nachmessen v o n 647. — O r i e n t i e r u n g von, bei einem E i n b r u c h 95o. Außenverletzungen und Inneres 830. A u ß e n w e l t u n d V e r k e h r mit Verhafteten 129. Ä u ß e r e U r k u n d e n u n t e r s u c h u n g 1014. — Widersprüche bei Z e u g e n 132. Äußeren, S u c h e n von V e r b o r g e n e m im 190. Ä u ß e r e r Fußrand, L a u f e n 713 A n m . Äußeres, Ä n d e r u n g des 381. Ä u ß e r u n g e n , widersprechende, bei s i m u lierter D u m m h e i t 405. A u s s p u c k e n und E i d 556. Ausstellungsschwindel 1007. Austern, g i f t i g e 287. Ausstopfereien und G i f t 847. Australier und S p u r e n s u c h e n 691. Ausstreichen beim Schriftfälschen 1021,1022. Austreten nach Stehenbleiben 724. Austrittseite bei Schußlöchern in Glas 6 1 1 . A u s t r o c k n e n , F r a g e n über 291. A u s w ä r t i g e A m t s h a n d l u n g e n 156. A u s w ä r t s g e h e n 717. — -spur, D e u t u n g der 719. A u s w e i c h e n und S p u r 724. Ausweispapiere u n d falscher N a m e 386. — gestohlene 395. A u s w e n d i g l e r n e n von P h o t o g r a p h i e n 354. Auswiegen des Gitters 961. A u s w u r f zu untersuchen 258. A u t o c h r o m p l a t t e n 308 A n m . A u t o m a t e n 1089. A u t o m a t i s m e ambulatoire 226 A n m . A u t o m o b i l u n f ä l l e u n d P h y s i k e r 293. — — W a h r n e h m u n g 89. — — W e g k r e u z u n g e n 51. Autoritätsglauben u n d Z e u g e n v e r n e h m u n gen 117. A u t o s u g g e s t i o n 243. — der Epileptiker 138 A n m . — und Erkennen 335. Autozentrisches M o m e n t der L e u t e 187. Azetylenexplosionen 1118. — -schneidebrenner und Kassen 984. A z o t i n 603.

B. Barfüßig s. bloßfüßig. Bachschädel rekonstruiert 338. B a c k e n b a r t 266. B a c k f i s c h als Z e u g i n 123. Bad, Geburt im 866. Badende, ihre Fußspur 693, 734. Badeschwämme, Seesand u n d V e r g l e i c h s spuren 707. Bajonettverletzungen 634, 835. — -Verschluß an K a s s e n 990. Bakterien und Papiere 186. — — Schriften 673. — t h e r m o g e n e 1 1 1 5 Anm., n 18. — T ö t u n g durch 289. Balken im K u g e l l a u f 587. 72

1134

Balkon — Benzin.

Balkon und Gitterausheben 963. Balle D, französische 592 Anm. Ballen der Sohle, Belastung des 704. Ballen und Papillarlinien 365. Ballenlaufen und Fersenlaufen 711. Ballistit 603. Bambusstock beim Dieb 922. Bandagist und Verstellung 385. Banddamast 576. Bandförmige Streifen am einzelnen Haare 271. Banknoten, verdaute 289 Anm. Banknotenfälscher und simulierte Blindheit 401. fälschung und Übersichtstafel 69. Baraas-Wurzel 537 Anm. Baranysches Lärmverfahren 400 Anm. Bärenschmalz 538. Bart, Wachstum des 268, 272. Barthaare 266. Bärtige Photographie und rasierte 353. Baryt und verkohltes Papier 677. Baryumhydrat zum Gipshärten 749. Basis, falsche und Schlüsse 42. — des Gehenden und Ganglinie 716. Bastpapier für Abklatsche 669 Anm. Batteriefeder und Steinschlösser 580. Bauchhöhle, Sensibilität der 868 Anm. Bauchschuß bei Selbstmord 892. Bauer und Entfernungsangabeu 50. — als Sachverständiger 631. — im Schießfache 561. — als technischer Gehilfe 779. — und Wetterbeobachtungen 183. — als Zeuge 116. Bauernfängerei 1079. — höhere 1007. — mit „Kümnielblättchen" 1087. — -häuser, Orientierung über die 53. — -kalender, steierischer 412. Bauhüttenmarken 409. Bäume, Streifschüsse an 606. Baumfrevel 278, 295. — -rinde mit Blutspuren 780. — - wachs, s. Pflaster. — - wolle und Botaniker 295. — — — „Selbstentzündung" 1 1 1 5 . — — untersuchen 274. Baumwollenpapier zum Kinderersticken 866. Bauplan beim Skizzieren 646. — -Schwindel 1007. Bayardpistole 168, 599. Bazillen, s. auch Bakterien. Bazillus calefactor, colli, oidium lactis n 18. Beamte und Einbildung 140. — ihre Schwächen 342. IJeamtenjargon und Geschworene 63. —• -schiift 1032. Beauvaisfunde, falsche 1093 Anm. Bearla lagair 451. Bedecken von Spuren 739, 763. Bedenkliche Sachen, Beisichtragen von 195. Bedenkliches Tun und Hypnose 248. Bedeutung, kriminelle, des Hypnotismus 246. Bedienstete, frühere, als Kundschafter 917.

Bedienstung erhalten durch falsche Zeugnisse 1044. Bedingte Antworten des Arztes 208. — Vorstellungen 28. Bedingtheit mnemotechnischer Hilfen xoi. Bedrohungen, eingebildete 218. Beeilen, sich bei Spermauntersuchung 259. — mit Zeugenvernehmungen 397. Beeinflußbarkeit Hysterischer 228. Beeinflussung von Kindern 120. Beeinträchtigungsideen Hysterischer 227, 228. Beethovenschädel 340 Anm. Befangenheit 47 Anm. Befehle, Erteilung von 55. — vervielfältigen 161. — wiederholen 56. Befestigungsmittel und falsche Spuren 725. Befeuchten spoliierter Briefe 1053 Anm. Beförderung von Briefen in den Arresten 43°-

Befunde und Gutachten, Muster für S27 Anm. Begehung von Verbrechen suggeriert 249. Beginn des Irreseins 217 Anm. Begleitumstände und Sachverständige 200. Begräbnisscheine für die KommissionsTasche 160. Begriffe bei Kindern 119. — Unsicherheit im Festhalten von 153. Behaarung, besondere, und Identität 349. Behandlung von Blutspuren 793. Behaupten, weniger ist mehr 200. Behelfe in Bildern 70. Behörden, Orientierung über andere 48. Beile, Scharten an 279. Bein, stärkere Entwicklung eines 96. Beinlänge, verschiedene 254 Anm. Beischlaf, plötzlicher Tod beim 830 Anm. — zaubern 543. Beiseiteschaffen vor Protokollierung 174. Beisichtragen bedenklicher Sachen 195. Beize für Pulver 603 Anm. Bekanntes, hängen am 8 1 1 . Bekenntnis und Selbstmord 904. Bekleidete Körperstellen und Schuß bei Selbstmord 893. Belastung der Fußsohle 727 ff. — und Spuren 725. — — Stockspur 753. Beleuchtung, künstliche, und Agnoszieren 335 Anm. — — und Photographie 308. — und Astronom 41. Erkennen 335. — — plastisch Sehen 84. Belladonna, füttern der Pferde 1069. Belobungen, eingebildete 140. Benagen durch Insekten und Vergiftungsverdacht 189, 190, 851 Anm. Benützung eines Stockes und Spurenabnahme 754. — der Tagespresse 324. Benzidinmethode zum Blutspursucheu 766 Anm. Benzin und Brände 1108, 1 1 1 7 .

B e n z i n — B e w e g l i c h e Lettern. Benzin als Gift 847. Beobachtung, unrichtige, und A u f r e g u n g 104. — und Beschreibung 872. — von angeblicher Ohnmacht usw. 398. — der Situation auf dem Tatort 170. Beobachtungen und ihre Verwendung 46,47. — Irrer, Wert der 220. — und Natur und Kultur 1 1 5 . Beobachtuügsfehler und Aberglauben 531 Anm. grenzen beim Kinde 120. Stationen, meteorologische 182. Bequemlichkeit des Menschen 1084. Berchtoldfall 250. Berechnungen des Schadens 1 1 2 5 . Bereiter und Pferdehandel 1065. Bereitschaftszustand und Hypuotismus 245. Bergauf und bergab gehen und Fußwinkel 719. Bergen von Wasserleichen 188, 840. Bergfexen und brünette Kniee 383 Anm. Bergmannpistole 599. Bergstättige Pfade, künstlich gemacht 1077. Bergwerkunfälle und Farbenblindheit 253. Berichte über Kriminalfälle 322. — — Verhandlungen 325. Berlinerblau und Urkundenfälschung 1 0 1 1 . Berliuergips 745 Anm. Bernard Damast 576. Bernsteininsekten, falsche 1093. Bernsteinöl 861 Anm. Bertiltonage 357. — Alter der 357 Anm. — und Lionardo da Vinci 357 Anm. — Vorgang beim 359. — und Zigeuner 516, 524 Anm. — s. auch Anthropometrie. Beruf und Schrift 1 0 3 1 . — — Tätowierung 346. Berufsphotograph und Amateurphotograph 299. — -Schwielen 3 4 1 . — -spräche, Gaunersprache als 446 Anm., 447-

Berührte Stelle, Empfindung der 933. Berühruug zweier Körper und Photographie 3 1 3 . Berührungstäuschungen 86 Anm. Berußen des Schlüssels 980. Beschädigte, falsche, zur gerichtlichen Untersuchung 134. Beschädigungen abformen 667. — von Bäumen usw. 278. — bei Einbrüchen 954. — von Spuren 1 7 1 . Beschäftigung, einseitige und Gedächtnis 104. — gewisse, und Inhalt des Auswurfes 258. — pseudonymer Leute feststellen 388. — und ihre Kennzeichen 341. Beschmutzung untersuchen 277. Beschneidung und Identität 349, 392. Beschneidungswunde, Heilmittel f ü r die 538 Anm. Beschreibende Meldung nach Bertillon 361.

1135

Beschreibung vor Agnoszieren 333. — — Anfassen 564. — von Blutspuren 774. — und Fehler entdecken 872, 899. — — Photographie 303. Skizze bei Lokalaufnahmen 180. — von Spuren 739. — des Tatortes 173. — von Wasserleichen 840. Beschuhter und nackter Fuß 692. Beschuhung mit Blutspuren 764. — K o t auf 284. Beschuldigter, erkrankter 396, 398. — und Gerichtssaalberichte 325. Tat, Relation zwischen 996. — suggerierter 248. — unterschobener 135. — Vernehmung des 140. — und Vorakten 44. Beschuldigungen, psychopath ische 237 Anm. — ungerechte, suggeriert 249. Beschwerden Irrer 219. Beseitigte Blutspuren suchen 787, 791. —• —• photographieren 307. -- Tätowierungen 343. Beseitigtes, Wichtigkeit des 825. Besetzeu der Linien durch die Polizei 24. Besichtigungen und Augenschein 156. Besonderes beim Photographieren 316. Besprechungen der Zeugen auf dem Tatort 1 7 1 . — — — untereinauder 397. Bestätigungen für die Kommissionstasche 160. Bestechung und falsches Geständnis 145. Bestimmtes Verlangen vom Arzte 204. Bestimmung von Spuren 685. Wurzel und Spitze eines Haares 263, 264. Besuche als Kundschafter 914. Betäubte, im Kreisgehen der 96. — und S p u r 724. Betäubung mit Chloroform usw. 854 Anm., Beteiligte, erste Mitteilungen von 170. Beteiligtsein au der Sache und Aussage 1 3 1 . Betriebsunfälle 1120. Betrug und angebliche Abtreibung 863. L ü g e 1057. Betrügereien 1005. Betrunkene, scheinbare, als Wachposten 925, 926. Bettdecke Vergifteter 274. „Bettelstempel" 1047. Bettelstudentenzinken 4 1 2 . Bettelvogt, Bezeichnung des 437 Anm. Bettelwesen, Literatur über 1043 Anm. Bettler und Landstreicher 235. Simuliertes 396. Bettlerkleider einer Leiche angezogen 187. Bettlerzinken 406 Anm., 410, 412, 414, 4 1 5 . Bettnässen und Epilepsie 225 Anm., 226. Beurteilung von Schriften 1030. Bevölkerung und Blutspuren 763. Bewachung des Tatortes 180. Bewegliche Lettern für Siegel 1 0 5 1 . 72*

1136

B e w e g u n g — Blindschüsse.

Bewegung und Spuren 700. — erzeugen wollen auf dem Tatort 170. — in Untersuchungen und Übersichtstafeln 69. Bewegungen heftige, und Aborte 860. — beim Erhängen 899. — und Photographie 351. — Sehen von 83 Anm. — Wahrnehmung von 88. Bewegungsenergie und Fußwinkel 718. Beweis, Lehre vom 169 Anm. — beim Pferdebetrug, Schwierigkeit des 1055— mit Photographie, Gefahren bei 301 Anm. — und Strafe II06. Beweislehre und Augenschein 155. Beweismaterial schaffen durch Photographie 301. Beweismittel und Augenschein 155. Beweisthema ändern 888, 901. Beweisverfahren, Definition des 10. Beweiswürdigung, freie, und Polizeihund 196. Bewertung der Zeugenaussagen 76. Bewußtlose, Erstechen von 896. Bewußtseinssphären 114. Bewußtseinsstörungen bei Epileptikern 225. Bezeichnen von Abziehpapieren 378. — bei Blutspuren 786, 791, 792, 795. — von corpus delicti 68. — beim Spuren heraus stemmen 779. Beziehungen und Aussage 130. Bibergeil 861. Biegen der Gittersprossen mit Stricken 962. Bihänder 632. Bild (Photographie) vergleichen 354. Bilder, Eingemauertes hinter 192. — falsche 1098. — telegraphieren 752. — als Versteckort 191. — für Wertsachen usw. 70. Bildhauer als Gehilfe 666. — als Sachverständiger 203. Bildhauergips 745. Bildhauermarken 409. Bildung und Chiffriertes 802. Zuhören 146. Bildungsgrad und Verstehen 93. Bildzauber 542. Billets für die alte Polizeichiffre 819. Bilsenkraut 273. — und Vergiftung 853, 886. Bindfaden für die Kommissioustasche 160. — untersuchen 275. Biuokuläres Sehen 83 Anm. Biologische Methode bei Blutfragen 199 Anm. — — — Knochenuntersuchen 273. — — — Pflanzenvergiftungen 886. — Tier- und Menschenblut 756 Anm. Biologisches und Zoologen 294. Birkenrute als Zinken 422. Biruenform von Blutspritzern 772. Biseautieren der Karten 1083. Bißspuren 341.

Bißspuren zur Irreführung 756. Bißverletzungen 756. Bitterholz und Blutspur 759 Anm. Bittersüß 536. Blankes Eisen und Blutspuren 796. Blasen erzeugen, Fragen über 291. Blasenstrauch 861. Blässe bei Epilepsie 403. — falsche 384. — von Wasserleichen 841. Blässerwerden der Schrift 1034. Blaß werden, künstliches 403. Blätter mit Blutspuren 778. — durchschossen 606. — Entgegenkommen der 324. Blattern, sichtbare, vor Ausbruch 305. Blattspitze als Beweismittel 274, 295. Blau und Photographie 307. Blaue Gesichtsfarbe bei Erhängten 898. Blausäure 852, 889. Blausäuredämpfe und Kassen 990. Blausäurevergiftete, nicht sofort tot 902. Blaustifte, Anstreichen von Urkunden mit 1014. Blau weiße Haut bei Wasserleichen 841. Blechbüchsen mit Haaren 261. Blei bei Geschossen, Zusammensetzung des 562. — zum Pferdefärben 1070. — in Würfeln 1089. — und Zeitungspapier 259 Anm. Bleibender Punkt, Messen vom 177. Bleibenkönnen und Landstreicher 235. Bleich, s. blaß. Bleigießen für Freikugeln 535 Anm. Bleihaltige Glasur 287. Bleiplatten zum Siegelfälschen 1053. Bleipräparate als Abortiva 861 Anm., 862. Bleisalze und Phosphorsalze 850. Bleistaub im Auswurf 258 Anm. Bleistift, Bißspuren an 341. — Feder und Schrift 1036. — für die Kommissionstasche 160. Bleistiftschrift, getilgte, lesen können 1022. auf verkohltem Papier 678. Bleivergiftungen 288 Anm., 846. — durch Schrot 571 Anm. Bleiweiß für die Kommissionstasche 160. Bleizuckerpräparat und Sukzessionspulver 888 Anm. Blenden an Fenstern und Einbruch 966. — beim Gewehr 590. „Blender" und Pferdebetrug 1061. Blick, böser 544. — bei simulierter Dummheit 405. — des Gi'ec io3o. Blickfixation und Hypnotismus 244. Blindboden und Parketten 193. — — Verstecktes 192. Blinddarmentzündung und Arsenverdacht 850 Anm. Blinde und ihre Sinneswahrnehmungen 93 Anm. — Zeichen bei Chiffren 805. Blindheit, Simulation von 401. Blindschüsse bei Selbstmördern 891.

Blitz — Blitz vom Schuß und Erkennen 89, 336. „Blitzkarten" 1083. Blitzlicht bei Photographien von Interieurs 316. Blitzlichtphotographien 308. Blitzschäden 1113. Blitzschläge, Wichtigkeit von 1119. Block für Notizen 67. — für Skizzen 162. Blonde Haare und Verwesung 268. Blondwerden dunkler Haare 268. Blößengeben in Protokollen 62. Bloßfüßig und Fußwinkel 720. Bloßfüßig Gehende und antike Fußform 731. — — — Torsion 704. — —• — falsche Zehenstellung 732. Blumen und Chloroform 855, 856, 937. Blumentöpfe uud Einbruch 966. Blut, abgelecktes 783. — auf blankem Eisen und Abspringen 759 Anm. — Erde und Regenwürmer 782. — und Gehirnmasse 761. — auf Holz und Schwefelsäure 793. — und Individualfeststellung 337. — von Knaben oder Mädchen 199. — auf Mörtel, Kupfer, Holz, Möbeln usw. 765. — Schriften mit verdünntem 672 Anm. — und Schimmelpilze 757, 765. — im Siphon 768. — und Spektroskopie 310. — in Ubereinstimmung zu den Wunden 783. — und Zauber 542. Blutaberglauben 529 Anm. Blutandrang zur Gebärmutter und Abortus 861, 862. Blutaustritte, latente 306. Blutegel und Abortus 860. Blutende Stigmata und Hypnotismus 245. Blutfarbstoff und heißes Wasser 789. Blutfeststellung und Präzipitinmethode 763. Blutforschung und Verwandtschaft 336. Blutglaube 858 Anm. Blutige Male und Suggestion 248. — Objekte, Verstecken von 795. Blutkörperchen und Zoologen 294. Blutlachen, Treten in 172. Blutlaugensalz und verkohltes Papier 678. — — Schriftfälschung 1019. Blutleere bei Ohnmacht 404. Blutmenge, verlorene, Feststelluug der 783. Blutnachweis aus Pflanzen 791 Anm. Blutquantität 783. Blutrinne 633. Blutskizze, anfertigen einer 775. Blutspeien und Spuren 761. Blutspritzer, Form der 772. — und Kreuzprojektion 646. — wie Lage angeben 178. Blutspuren 756. — ihr Alter 785 Anm. — in auffallendem Licht 765 Anm. — und Aberglaube 532. — beseitigte 787. — Farbe der 757.

Botaniker.

1137

Blutspuren und Farbenblindheit 253. — auf dem Getöteten 768. — neue, durch Herumtreten 762. — intakt erhalten 793. — mit Kerze suchen 765. — latente, Photographieren 306. — L ö s u n g von 785. — mangelnde am Mörder 769, 770. — unter Nägeln 838. — große, und Netzzeichnen 778. — Nachweis, daß sie da waren 791. — und Papillarlinien 370. — auf Pflanzen konservieren 778. — photographieren 766. — rasch behandeln 797. — ihre Schicksale angeben 786. — suchen bei angeblichem Selbstmord 894. — in der Sonne 757, 765. — Unterscheidung von 758. — verborgene 766. — verzeichnen und Beschreiben der 774. — zu zeichnen 661. — zerstören von 762. „ B l u t s t o c k u n g e n " und Abtreibung 863. Blutung bei Schüssen 626. Blutunterlaufungen, Bedeutung von 829. Blutuntersuchung 277. Blutzellen, Form der 759. — Größe der 759. Blutzersetzung und Haare 268. Bockflinten 577. Boden, messen am 178. — sprechen gegen den, als Verständigung 440. — stampfen bei simulierter Taubheit 399. — Verborgenes im 193. Bodenbeschaffenheit und K o t an Schnhen 285. Bogen des Schlosses 977. Bogenform, gehen in 96. — des Sohleneindruckes 705. — von Wunden 832. Bogenmuster der Papillarlinien 368. „ B o h n e n " der Pferdezähne 1066. Bohnenvergiftung 287 Anm. Bohren bei Türfüllungen 968. Bohrer und Spreitze gegen die Türe beim Einbruch 958. Bohrlöcher zum Beseitigen von Riegeln 969. Bohrung des Laufes 575, 586. Revolvers 595. Boletus cervinus als sexuelles Mittel 853. Bombastuswerkeprozeß 250. Bonbons für die Kommissionstasche 160. — und Narkose 937. le „ b o n n e t e a u " 1086. Bonsa (Werkzeugtasche) für Kommissionstasche 163. Borax, s. Dextrin. Borchardtpistole 599. Börsentelegramme und Bertillonage 357. Böser Blick 544. Bosheit und Zuhören 146. Botaniker und Chemiker 849. Giftpflanzen 273, 887. — für Urkunden 1009.

1138

Botaniker —

Botaniker, Verwendung des 294. Botulismns 287 Anm. Bramahschlösser 981. Bramfeldemord 266, 330 Anni. Brand und Luftstrom 291. — sog. der Schrotläufe 628. Brandblasen und Suggestion 247. Brandlegungen 1107. — fingierte 32, 33. — und Heimweh 239. Photographie 302. Pulverhorn 602. Brandnarben, verschwundene, hervorrufen 583Brandsaum und Nahschuß 616. Brandzeichen bei Pferden 1071. Branntwein mit Asche als Abortus 861. — für Pferde 1068. Branntweinladen, Auskundschaften aus einem 912, 917. Bratuschafall 139 Anm., 145. Brauchenkönnen von Fertigkeiten 638. Braun und rot beim Photographieren 305. Bräunliche Haare durch Alter 269. Brausemethode von Hodann bei Fußspuren 740. Brechmittel und Abortus 861. Brechstangen für Kassen 984, 986. Brechweinstein 861. — zur Konservierung 210 Anm. Breite des Messers und der Wunde 834. Breitspuriger Gang 716. Brenngläser und Brandstiftung i m . — Wirkungen von Flaschen als 291. Brennspiritus für verkohltes Papier 677. Bretter mit Blut 779. Brettersäge ansehen 51. Briefe bezeichnen 68. — auf Chiffren durchsuchen 802. — mit Gaunerworten 449, 450. — von Häftlingen 428. Selbstmördern 877. — Widersprüche in 136. Briefmarken, falsche 1102. Briefmarkenbetrug, verschiedener 1007. Briefmarkenchiffre 820. Briefpapier für die Kommissionstasche 160. Briefsicherung durch Tinte 1053 Anm. Briefsiegelfälschung 1053. Brieftaschen, Staub in 281. Briefumschläge als Geheimschrift 820. Brillen und Brände 1114. Brillenfutteral als Versteck 191. Bromsilberverfahren für Photographien 318. Bronzen, falsche 1105. Brotkrume zum Abformen 751. 752. — und Schriftfälschung 1023. — — Siegelfälschung 1053. Browningpistolen 168, 598 Anm. Bruch, Chiffren im 806. Bruchleiden und Ganglinie 716. Bruchstellen untersuchen 293. „Brücke machen" beim Falschspiel 1084. Brücken, Kenntnis der 52. Brünetter Teint, falscher 383. Brunnen, Kenntnis (1er 52.

Chemiker. Brunnenfall, galizischer 885, 899. Brunnerfall 113. Brustbild bei Photographien 351. Brustumfang und Nägelform 838 Anm. Brustwarzen bei Wasserleichen 842. Bryonia 536. Buchchiffre 813, 814. Bücher, falsche n o i . — verkohlte 679. Büchsenmacher, als Sachverständige 560. Büchsflinten 577. Buchstaben auf Skizzen 642. Buchstaben und Schriftvergleichen 1039. Buchstabenchiffre 807. Buchstabenwahl bei Plänen 644. Buchstabenzahl im Deutschen 821. Budement der Hunde 918. Bummelige Leute und Spur 716. Bürste für Abklatsche 669. — bei Abziehen von Spuren 697. — für die Kommissionstasche 160. Bürstenversuch, Gowseefscher 400 Anm. Bussole für die Kommissionstasche 160. — benützen 641. — ersetzen durch die Uhr 175 Anm. Butter zum Einfetten von Spuren 746. Butzenscheiben und Brände 1114.

c.

C siehe allenfalls auch sub K oder Z. Cafard 237. Café, Kundschaften aus einem 912, 917. Caffagioloschüsseln, falsche n o i Anm. Cagnotte des Grec 1085. Calabarbohne 861, 863. Caledonite 237. Calò mexicano 451 Anm. Camée und plastisch sehen 84. Camera lucida 662. Camora und Slichener Zinken 442. Canaille, hysterische 226. Cants, englisch 450. Carnots Ermordung 106. Cassia 861, 862. Casus conscientiae 137 Anm. Cellinisalzfaß 1091. Cellulose und Papier 1027 Anm. Ceresin für Spureneinfetten 746 Anm. Cetonia 861, 862. Chamottemehl beim Modellieren 664, 666. Champagner für Pferde und Doping 1069. Charakter und Schrift 1036, 1037. — des Verbrechers und Geständnis 144. Charakteränderung suspekte 218. Charakteristika bei Anordnungsbildern 8t. — beim Diebe 942, 956, 972. — und Tastsinn 95. Chassepotgeschosse, ihre Distanzwirkung 627. Chassepotgewehr, sein Drall 589. — Wirkung des 623, 624. Chelidonium 861. Chemikalien beim Dieb 922. — bei Schriftfälschungen 1019. Chemiker, Verwendung des 285.

1139 C o l o n i t e 237. C h e m i k e r u n d P a p i e r 1027. C o l t p i s t o l e 599. — — v e r k o h l t e s P a p i e r 680. C o l u t e a 861. — — S c h r i f t f ä l s c h u n g 1017. C o m b e t t e s - F a l l 258 A n m . — bei S c h u ß f r a g e n 561. C o m p o u n d g e s c b o s s e 606. — u n d f a l s c h e S i e g e l 1053. C o n t a g i o n m o r a l e 223 A n m . — f ü r U r k u n d e n 1009, 1012. C o n v a l l a r i a 537 A n m . — u n d v e r s c h w u n d e n e S c h r i f t 1026. Cordit 603. — bei der A r b e i t z u s e h e n 848. C o r o t b i l d e r 1099. C h e m i s c h e K a s s e n s i c h e r u n g 990. C o r p o r a delicti, b e z e i c h n e n 68. — K e n n t n i s s e , V e r b r e i t u n g der 286. — I n t e g r i t ä t d e r 212. — und m i k r o s k o p i s c h e U n t e r s u c h u n g 272. C o r y n a n t h i n u n d E r o t i s c h e s 853. — Schlösser s o g . , bei G e w e h r e n 582. C o s t e r m o n g e r S l a n g 451 A n m . — S u b s t a n z e n i m S i p h o n 768. C o u l e u r s t u d e n t als T y p e f ü r A u s s a g e 124. — Untersuchung gegen mikroskopische — u n d p h o t o g r a p h i e r t e S c h m i s s e 305. 284. Courrières, S c h r e c k p s y c h o s e n d e r L e u t e v o n Chemisches und Selbstentzündung 1115. 105 A n m . C h e r c h e z la f e m m e 26. Courrièreskatastrophe und Linkshändigkeit C h i f f r e i n d é c h i f f r a b l e 808. C h i f f r e p a r e x c e l l e n c e 808. 254. Chiffre quarré 808. C r o c u s 861. C h i f f r e n t a b l e a u 810. Croquis, W e r k v o n 639. Chiffriertes, H ä u f i g k e i t v o m 799. — s. a u c h K r o k i . Croton t i g l i u m u n d A b o r t u s 860. — W i c h t i g k e i t v o m 799. ! C r o y f a l l - P h o t o g r a p h i e 303. C h i f f r i e r u n g e n 798. j C u r a r e als Z i g e u u e r g i f l 520 A n m . China, S e l b s t m o r d in 869 A u m . | C y a n k a l i u n d K a s s e n 990. Chinesen u n d D a k t y l o s k o p i e 366. C y a n o s e b e i E p i l e p s i e 403. Chinesin, F i n g e r a b d r u c k e einer 358. C z o l g o s z - F a l l u n d P h o t o g r a p h i e 303. Chinesische C h i f f r e 807. C z y n s k i - F a l l 250. — G e o m a n t i e 550. Chinesischer T r i c k m i t B r i e f m a r k e n 1007. D. Chinin als A b o r t i v 862. D - C h i f f r e 812. C h i r o g n o m i e 554 A n m . D a c h b o d e n d i e b 996. C h i r o m a n t i e 553. D ä c h e r , E i n d r i n g e n des D i e b e s ü b e r 9 9 1 . Chlor- u n d S c h r i f t f ä l s c h u n g 1020. D a c h s f e t t 538. C h l o r d ä u i p f e u n d c o r p u s delicti 212. — z u m P f e r d e f ä r b e n 1071. C h l o r k a l k u n d S c h r i f t f ä l s c h u n g 1020. D a c k e r u n d T ä t o w i e r u n g 348. Chloroform u n d e r o t i s c h e V o r s t e l l u n g e n D a k t y l o s k o p i e 362. 854. — A n g r i f f e auf 369. C h l o r o f o r m u n d V e r b r e c h e n S54 A n m . , 889, — g e g e n A n t h r o p o m e t r i e 364. 937— u n d B i l d e r i d e n t i f i z i e r u n g 1099 A n m . Chlorsaure Salze u n d P e r k u s s i o n s g e w e h r e — u n d F ä l s c h u n g e n v o n Bildern und 582. W e c h s e l n 369. C h l o r s a u r e s K a l i als G i f t 847, 851. — an M u m i e n 207. Chlorzink u n d R e g e n e r a t i o n s v e r f a h r e n 209, — u n d P h o t o g r a p h i e 350 A n m . 210. — der Z i g e u n e r 524 A n m . C h o c h e m e r L o s c h e n 452. — s . auch Fingerspuren und Papillarabdruck. C h o k e - b o r e 575. D a l t o n i s m u s , s. F a r b e n b l i n d h e i t . Choleraartige Vergiftungserscheinungen D a m a s t l ä u f e 576. 846. D a m e n d o r f e r M o o r l e i c h e u n d H a a r e 269 Cholin 287. Anm. Christliche B e g r i f f e der Z i g e u n e r 515. D ä m m e r u n g u n d A g n o s z i e r e n 335. C h r o m l e i m u n d S c h ä d e l r e k o n s t r u i e r e n 213. Dämmervorstellung und Aussage 113. C h u b b s c h l ö s s e r 981. D ä m m e r z u s t ä n d e b e i E p i l e p s i e 225. Chubbschlüssel, a n g e b l i c h e n , u n t e r s u c h e n — u n d H y s t e r i e 229. 982. D ä m p f e , g i f t i g e u n d H a a r e 262. Cicindro-Fälle 855. D ä m p f i g e P f e r d e 1062. C i n e r i c i u m z u m S i e g e l f ä l s c h e n 1054. D a n k b a r k e i t b e i Z i g e u n e r n 514. C i r c e u m 536. D a p h n e 861. Clausiuspistole 599. Darandenken und F u ß winkeländern 719. C l a v u s H y s t e r i s c h e r 228. D a r d u d i a l e k t 503. Clementpistole 599, D a r l e h e n v e r m i t t l u n g s s c h w i n d e l 1007. C o b u r g e r D e s i g n a t i o n 452. D a r m i n h a l t u n d B o t a n i k e r 295. C o d e S i g n a l e t i q u e i n t e r n a t i o n a l 357 A n m . — m i k r o s k o p i s c h u n t e r s u c h e n 273. Cold-cream u n d G r e c 1081. D a r m r i ß u n d T o d 830. Collidin 287. D a r m s t ä d t e r B o h n e n v e r g i f t u n g 287 A n m . „ C o l o n e l " b e i m F a l s c h s p i e l 1085.

1140

Darstellung — Dioramen.

Darstellung, günstigere, von Pferden 1058. „ D a s merke ich mir schon" Unrichtigkeit des 66. Datieren von Ereignissen und Alibibeweis 128. Datumstempel und falsche Zeugnisse 1047. Datura 533. Datura fastuosa, Betäubung mit 855. Dauerhaftigkeit der Papillarlinien 367. Daumenabdrücke auf Bildern 1099 Anm. Siegeln 378. Daumeneinbiegen und E i d 556. Daumennagel und Saukreuz 1058. Da vonsprechen undFußwinkel ändern 719. Dazugekommenes ausschliessen, auf dem Tatort 1 7 1 . Dechiffrierung 728, 820. Deckelspiel 1087. Decken, Eindringen durch die 992. D e c k u n g von Unterschriften 1 0 1 7 . Deflorationsblut zu erkennen 761. Deformierte Geschosse, Wirkung der 625. — — und Zusammengehörigkeit zu einer W a f f e 574. Degen 633. Degeneration 148 Anm., 218 Anm., 236. — und Alkoholismus 233. — — Giftmischer 856. Vagabundage 235, 1044 Anm. Degenerationspsychosen 138 Anm. Degenerationsstigmen und Vererbung 336. Degenerative Absenzen 225 Anm. Dehnung der Haut und Tätowierung 345. Dehnungsverletzungen 834 Anm. Dejekte und Botaniker 295. Dekolletierung als normale Form zum E x hibitionismus 232. Dekorationsmaler und Charakteristika der Wahrnehmung 82. — ihre Schwielen 342. Delhougnelinien in der Schrift 1039. Deliktbegehen bei Aufpassern 927. Delinquente uato 148. Delirien von Fiebernden und Verantwortung 221. Demonstratio ad oc'ulos bei Zeugen 132. Denken und Schrift 1033. Denkfehler beim Fälschen 1104. Deportation und Degeneration 148 Anm., 218 Anm., 237 Anm. Depressionen und Heimweh 239. — — Selbstmord 879. Desertion und Tropenkoller 237. Designollepulver 602. Desinfektion mit Formalin 210. — von Verletzungen 166. Desodorisierung von Leichen 210. Detailkarte für die Kommissionstasche 160. Details in Aussagen und Widersprüche 130. — s. auch Einzelheiten. Detailskizzen für Blutspuren 776. Detektivromane 395 Anm. Detentionsarzt und positivistische Schule 152Detonation der Selbstlader 599.

Deutliche Spuren, aufdringlich gemachte 725. Deutlichkeit, größere, der Photographie 3 1 4 . Deutsch-Echeder usw. (Dietrich) 979. Deutsche und Autosuggestion 247. — Sprache und ihre Buchstaben 8 2 1 . Deutschland, Selbstmord in 870. Deutsch-russische Adelsverhältnisse 392. Dextrin zum Gipserhärten-Verzögern 749. Dezimalmaß beim Skizzieren 642. Diachylonpflaster als Abortiv 862. Diagnose nach dem Blute auf Individuen . 337Diagnostik, gerichtsärztliche 206 Anm. Diagnostische Assoziationsmethode 154. Diagonalchiffre 807. Dialekt und falsche Namen 387, 388. — — verstehen 93. Diamant, zum Fensterausschneiden 964. Diamantbohrer zum Kassenerbrechen 987 Anm. Diamantbort und Kassenerbrechen 988 Anm. Diapositive bei Fußspuren 695. — und Projektionen 310. Diavolini di Napoli 854 Anm. Dickbäuchige, ihr Gang 720. Dicke von Kopfhaaren 267 Anm. — des Kugellaufes 586. — Leute und Ganglinie 716. Dictamus albus 861 Anm. Diebslichter 529, 537. Diebssegen 539. Diebssichere Kassen 976, 983. Diebstahl 909. — an Betäubten 855. — und Fetischismus 2 3 1 . — fingierter 32. — literarischer, scheinbarer 103 Anm. — aus Sammelsport 222 Anm. — von Selbstmörderwaffen 891, 1005. — und Zauberei 546 Anm. — durch Zigeuner 508, 957. Diebstaschen 939. Diebswerkzeug der Zigeuner 5 1 7 , 957. Dielen, Verstecktes unter 192. Dieleuritzen und Blutreste 791. — — Giftreste 856. Dielitz-Wappenbuch 392. Dienstboten, Diebstahlsverdacht auf 508,959 991, 1000, 1001. — frühere, als Kundschafter 917. Dienstbotendiebstahl 1002. Dienstmänner und Polizei 25. Dienstnehmen des Hoteldiebes 997. Dietrich 979. — und Kratzspuren 755. Dikatopter 662. Diktamswurzel 861. Diktaphon, Verwendung des 67 Anm. Diktat und Schrift 1033. Diktieren und Kontrollieren 872. Dilettantismus und Geschworene 56. Diluvialtiere und Haarfarbe 269. Diopter beim Gewehre 590. Dioramen und Schließen 83.

Diplomaten — Dynamit. Diplomaten als Sachverständige beim Dechiffrieren 801. Diplomatisches Chiffrenwesen 798. Dippelboden, Eindringen durch 992. Dipsomanen als Zeugen 221 Anm. Diptam, s. Dictam. Direkte Erhebung durch Zeugen 75. — Rede in Protokollen 61. Direktes Ansehen und Größenschätzung 315. — Nachschauen, Ersatz dafür 36. Diskrete Fragen beim Verhören 915. Disposition zum Verbrechen 148. Dissimulation bei Irren 402 Anm. Dissimulierte Spuren 725. Dissimulierter Selbstmord 883. Distanz, Agnoszierung auf 334. — der Zeilen und Leserlichkeit 67. Distanzangaben von Bauern 50. Zeugen 37. Distanzen im Gesicht, Gleichbleiben der 356. Distanzwirkung von modernen Geschossen 626. Ditmarscher Papierschutz 674. Dolch 633. — und Messerwunden 833. Dominospiel und Augenbilder 81. Doping der Pferde 1069 Anm. Doppelfenster, Schuß durch 613. Doppelflinten 577. Doppelich 1 1 4 Anm., 243 Anm. Doppelkonsonanten im Deutschen 821. Doppelselbstmord 879. — und Homosexualität 880. Doppelsiegel, gefälschte 1054. Doppelsinn, Phrasen mit 429. Doppeltfühlen, falsches 94. Doppeltvorkommen von Bildern 1099. Dormuspistole 599. Doubleschuß 577. Dragendorfmethode zum Blutsuchen 772. Draht zum Erhängen 881. — — Fensteröffnen 964. — und Türenöffnen 970. — beim Türenverbinden 511, 957. Drahtdamast 576. Drahthaken zum Öffnen von Türvorlegern 976 Anm. Drahtlose Photographie und Fernphotographie 314 Anm. Drall im Kugellauf 588. Drang nach Giftbesitz 847. Drängen des Arztes auf bestimmte Antwort 204. Draufsicht, zeichnen in der 659. Drechsler als Sachverständige 203. Drehkäfer 861, 862. Drehleier und Kassenerbrechen 988. Drehling 593. Drehriegel an Spaletten 969. Drehung des Körpers bei Stichwunden 836. Drei, Zigeunergift 517, 520. Dreileiteranlagen und Kassensicherung 986. Dreinreden des Aktuars 158. Dreiviertelprofil von Photographien 350. Dressur des Polizeihundes 195 Anm. Dreysepistole 599.

1141

Dri 5T7, 520. Drillbohrer und Kasseneinbruch 987. Drillinggewehre 577. Dritte Schule, s. Rosenfeld. Droguen, Nachweis von 273 Anm., 274 Anm. Drohbriefe und Schrift 1033. Drohung, Zinken mit 417. Drohungen und Mikroskop 276. Drong, sogen. 948. Druauxfall 846 Anm. Drucke, alte, falsche H o l . — kopieren 670. Druckerschwärze macht Zeitungspapier als Emballage gefährlich 259 Anm. — und Papillarlinien 367, 368. Druckfehler, übersehen der 80. Druckpapier für Abklatschen 669. Druse der Pferde 1073. Drüsen und Tätowierungen 344. Dr y 5i7i 5 2 °Dudaim der Bibel 537 Anm. Duell, amerikanisches 893, 902. — markiertes 890, 896. Duisburger Vokabulare 452. Dum-dum-Geschosse 627. Dümmerhalten des Inquisiten 406. Dummheit 223 Anm. — und Aberglauben 531. — die eine große 21, 804, 873, 878, 899,1010. — simulierte 404. — suspekte 217. Dummkollerige Pferde 1062. Dummstellen des Taschendiebes 995. Dunkle und helle Haare gemischt 271. — Haare und Verwesung 268. — Linien, sogen, in der Schrift 1039. — und helle Photographien 352. — Wahrnehmungen 114. Düpierte bei Hochstaplern 394. Duplikaturen der Kleider nach Papieren durchsuchen 802. Durcheinanderlaufen der Muskeln beim Epileptiker 402. Durchfallendes Licht und Mikroskop 256. — — Urkunden im 1016. Durchgedruckte Schrift lesen 1023. — Schriften photographieren 312. „Durchleiten des Eides" 556. Durchscheinendes Papier bei Chiffren 815. Durchschlagen der Schrift 67. Durchschlagskraft der Verteidigungswaffe 168. Durchschlüpfen bei Gittern 959, 962. Durchschnittsbilder 313. Durchschnittsmasse beim Bertillonisieren 360. Durchschossene Glastafeln 608. Durchsehen des Kalenders 66. Durchseihen bei Pflanzengiften 274, 887. Durchsichtige Gelatinephotographien 312. Durchstreichen beim Schriftfälschen 1021. Durchsuchung der Person 195. Dutroa 534 Anm. Dynamische Veränderungen und Suggestion 247. Dynamit 603.

1142

Dynamit

Dynamit, Attentate mit 1108. — Explosion von 1 1 1 5 . — V e r g i f t u n g mit 853.

E. E a u de Javelle 1020 Anm. — — Labarraque 1020 Anm. Bbartpapier 669 Anm. Ebenso gescheithalten des Inquisiten wie sich selbst 406. E c a r t 1082 Anm. E c h e d e r sogen. 979. E c h t e Situationen bei Erhängten 875. — Zeugnisse mit falscher Ausfüllung 1042. Echtheit und Wert bei Raritäten 1091. Echtheitsvermutung bei Siegeln 1046. Eckstube, Einbruch in 957. Edeldamast 576. Edelsteine, synthetische 1098. Edictum Rotharis 436. Edinburg, Rundgeuiälde von 83 Anm. Edisonfeder 1035 Anm. Efeusprossen und Abortus 860. Effekte und Kräfte, U R . und Physiker 293. — bei Untersuchungen 17. Effeminierte 229. — und Giftmischer 856. — — Selbstkastration 32. Effloreszieren bei Wasserglas 699. E g a l simulierter Giftselbstmord 887. Egoismus, jugendlicher und Aussage 124. Egozentrisches Alter 124. — Wesen Hysterischer 227. — und Zeitungsberichte 322. E h e n der Zigeuner 524. Ehepaare, Selbstmord von 880. Ehering und Agnoszierung 333. Ehmersche Kreuzprojektion 644. Ehrenbeleidigungen und Menstruation 234. Ehrenpunkt beim Gestehen 144. E h r g e f ü h l und Gerichtssaalberichte 325. „Ehrlich zeigen" des Händlers 1064. Eibenbaum 861. Eibischwurzel, s. Dextrin. Eichenmistel als Webestrank 520 Anm. Eichenzweig als Zinken 422. Eid und Aberglaube 555. Suggestion 247. Eifersucht, Psychose der 233 Anm. Eigene Angelegenheiten, Gewichtlegen auf 187. — Fälle, Studium der Gutachten über 216. — Haare in der Hand des Ermordeten 372. Eigenschaften des UR. 33. — gute der Zigeuner 514. Eigenschaitliche Assoziation 154. Eigentlich gerichtsärztliche Fälle 208. Eigentümlichkeit, Homosexualität als 229. Eigentümlichkeiten des Diebes 944, 956. — der deutschen Sprache 822. Eihautstich und Abortus 860. Eile und Schrift 1035. Einbalsamierung 211 Anm. Einbände, falsche 1101. Einbildungen und Angst und Schrecken 91.

Einseitig. Einbildungen von Kranken 105 Anm. — und Schrecken 105. — — Wahrsagen 549. — — Zeugenaussagen 117. Einbinden von Schroten 573, 619. Einbrecher und gestohlene Legitimationspapiere 386. — und Tätowierung 347. Einbrecherzeichen 412. Einbrechzeug der Zigeuner 517. Einbruch 948. Einbruchdiebstähle und Photographie 303. Einbruchsichere Kassen 976, 983. Eindruck und Abdruck von Spuren 698. — erster 869. — von Füßen und Messer 735. — beim Kind 119. — der Photographie, unrichtigen, anzugeben 298, 299. — um gefälschte Siegel 1054. — richtiger, einer Skizze 640. Eindrücken von Fensterscheiben 964, 965. Eine große Dummheit, die, s. Dummheit. Einfachheit des Ausdruckes in Protokollen 61, 62, 63. — als Voraussetzung 21. Einfälle notieren 66. Einfallen von Alibibeweisen 129. — und forschen 35. Einfetten von Spuren 743, 746. Einflußnahme auf Kinder 120. Einfüllen von Flüssigkeiten 162. Eingaben Irrer 219. E i n g a n g s ö f f n u n g bei Schußwunden 616. Eingebildete Anerkennungen usw. 140. — Verbrechen Irrer 219. Eingebungen Hypnotisierter 246. — und Suggestion 244. Eingefalzte Fensterscheiben herausnehmen 610. Eingegrabenes 193. Eingehende Vernehmung 126, 130. Eingemauertes suchen 191. Eingeschobene Türen, sog., und Einbruch 968. Eingeweidewürmer im Kot, als Beweismittel 258, 33°. — in Leichen 189. Einhaken der Sohlenspitze und Rückwärtsgehen 724. Einheitspatrone 593, 605. Einkrallen der Sohle im Boden 705 Anm. Einläufige Gewehre 577. Einleiten des menschlichen Sinnes 82. Einpassen vom Schuh im Abdruck 705. Einprobieren in Spuren 739. Einreiben von verschwundenen Tätowierungen 344. Einreißbarkeit der H a u t 834. Einrosten von Nägeln des Fußbodens 192. Einschleichen des Diebes 996. Einschüchterung durch B e w a f f n u n g 169. Einschußöffnung 616, 625. Einseitig Bedrucktes usw. zu kopieren 318, 670. —

Beschreiben des Papieres 67.

Einseitige — Entfernungen. Einseitige B e s c h ä f t i g u n g und Gedächtnis 104. Einsenkungen, im Gesichte korrigieren 383. Einsilbige Zeugen 1 1 8 . Einsinken von Wasser und Vergrabenes 193. Einspritzen von Glyzerin bei Augen von Leichen 2 1 1 Anm. Öl, Schwefelsäure usw. und Abortus 860. Einstemmschlösser 978. Einstülpen der Einschüsse 620. H a u t und Wundbreite 834. — von Kleidern in Schußwunden 6 2 1 . — bei Witikelschüssen 625. Einstürze und Physiker 293. — Verletzungen bei 828. Eintauchen und Schrift 1034. Einteilung und Plan 20. Eintragungen, in Ordnung halten 66. Eintrittsöffnung bei Schußlöchern in Glas 611. Eintrocknung von Leichen 189, 334. — bei Spuren 736, 737. Einwärtsgehen 7 1 7 . Einwärtsgestellte Spuren 7 1 9 , 7 2 : . Einzelheiten und Agnoszierung 333. — fragen beim Alibibeweis 128. — beim Photographieren 3 1 6 . — siehe auch Details. Einzelne Zeugen und ihre Aussagen 130. Einzelner u n d Masse 223. Einzelnes u n d Allgemeines im Wahrnehmen 125-

Ein-Zug-Zinken 413. Eisen, blankes und Blutspuren 796. — beim Pf erde vorreiten 1060. — untersuchen durch Physiker 293. Eisenbahn, Hypnose auf der 248. Eisenbahndiebstahl 935. Eisenbahnleute und Schrittgröße 7 2 1 . Eisenbahnüberfahren Ermordeter 890 Anm., 901. Eisenbahnunfälle und Farbenblindheit 253. — und Photographie 303. Physiker 293. Eisenchlorid f ü r Fußspuren 687. Eisenfeilspähne zur I r r e f ü h r u n g 756. Eisengallustinte 1020 Anm. Eisengeschosse 624. Eisenhaltige Tinte u. Schriftfälschung 1 0 1 8 . E i s e n h u t v e r g i f t u n g 853 Anm. Eisenläufe 575. E i s e n o x y d f ü r die Kommissionstasche 160. — f ü r latente Spuren 697. Eisensachen photographieren 3 1 7 . Eisenstaub im Auswurf 258 Anm. Bisentinten, „ H o f " bei 1 0 2 1 . — und Papierkohle 678. Eiserne Werkzeuge und Arsen in Kanälen 287 A n m . Eiszeittiere und H a a r f a r b e 269. Eitelkeit und Pferdehandel 1065, 1066. — pseudonymer L e u t e 387. Eiterspuren dringlich behandeln 797. Eitervergiftung, dolose 288.

1143

Eiweiß und Blut 760. E k e l h a f t i g k e i t abergläubischer Mittel 53S. Ekrasit 603. Ekstasen 223 Anm. Elastizität der H a u t 625. Elbengeist-Meisterdieb 961. Eleganz, schäbige, beim Eisenbahndieb 937. Elektrische Glocken und Brandlegung 1 1 1 0 . — Lichtbogen und Kassen 984. — Tätowierung 348. Elektrizität und Abortus 860. — — Kassensicherung 985. Physiker 293. „ E l e m e n t e " des Grec 1082. Elementezeichen 410. Elfenbeinsachen, falsche 1 1 0 5 . Eltern, Agnoszierung durch 334. Email, falsches 1 1 0 0 . Emanzipation der Weiber 1 2 2 . „ E m b e l l i e r u n g e n " beim Pferde 1066. — und Raritätenbetrug 1090. E m b o l y e n und Giftverdacht 846 Anm. E m b r y o und tinwärtshalteu der Füße 7 1 7 . E m p f ä n g l i c h k e i t f ü r Hypnotismus 245. Empfindungsvermögen, Eigentümlichkeiten des 933. Emphysematische Schwellungen bei faulen Leichen 209 Emplastrum diachylon 862. Endemische Linkshändigkeit 254. E n d p u n k t e in der S c h r i f t 1035. E n d u r s a c h e bei Unfällen 1 1 2 3 . E n e r g i e der B e w e g u n g und Fußwinkel 718. — und Tätowierung 346. E n face Photographie 350. Engelmacherinnen 866. E n g l a n d und die Geschworenen 58. E n g l i s c h e Edelleute und Tätowierung 34S. — Gauner und ihre Warner 434. — Gaunersprache 4 5 1 . — Gaunerzinken 4 1 5 . — Manier bei Reisegepäck 937. — S l a n g 450. Englisch-Welsch (Nachschlüssel) 979. Englisieren der Pferde 1068. Entartungszeichen 148 ff. Entäußerung des Gewohnten 203. Entbindungen und Hypnotismus 246. Entblößter Fuß und Selbstmord mit Gewehr 895. Entdeckenlassen der S a m m l e r 1095, n o i , 1104. E n t d e c k u n g von Kindsmorden 865. Entferntere Spuren beachten 688. Entfernungen, Angaben durch Bauern 50. — Darstellung von 660. — regelmäßige, bei Dienstboten 1003. — doppelt angeben 178. — und Erkennen 334. — auf die Geschosse wirken 626. — im Gesicht, Gleichbleiben der 355. — und Hören 93. — der Zeilen und Leserlichkeit der Schrift 67. — schätzen, bei Zeugen 37. — und Zigeuner 525.

1144

Entgegenkommen — Erschießen.

Entgegenkommen, Stadium des 242. — suggeriertes bei Zeugen 248. Entladen eines Gewehres 564, 565. Entladungsvorrichtungen beim Revolver 594Entlassene Gefangene und Alibibeweise 129. Entlastungszeugen, erkrankte 396. — falsche 129. Entleertes, mikroskopisch untersuchen 273. Entscheidungen und Presse 322. Entschluß zum Selbstmord, Komplettierung des 903. Entstehung von Spuren 700. Entstellte Leichen agnoszieren 333. Entwicklung natürliche, der Fälle 73. — des Herganges 874. Entwicklungsalter bei Mädchen und Aussage 122. Entwicklungsfähigkeit der Erkenntnis 1028. Entwicklungshemmungen und Verbrecher 148. Entzünden von Papier bei Schüssen 618. Entzweigeschnittene Worte und Lesen können 81. Eosin für Spuren 698. Epidertnisspuren unter Nägeln 838. Epidemische Psychosen 221, 223 Anm. Epilepsie und Exhibitionismus 232. abergläubische Heilmittel 537, 538. Irrsinn 217. Nachahmung 221. — simulierte 401. Epileptiker 224. — und Autosuggestion 138 Alim. — seine Eigenschaften 225, 404 Anm. — ihre Nachkommen und Träume 239. — reizbar, lügnerisch und bigott 225, 404 Anm. — als Zeugen 221 Anm., 225. Epimikroskop 256, 765 Anm., 790. — im Verhandlungssaal 310 Anm. Episkopische Projektionen 310 Anm. Eppers'scher Dikatopter 662. Erbleichen bei Ohnmacht 404. Erbliche Veranlagung und Irresein 217. Erblichkeit von Farbenblindheit 253. Linkshändigkeit 254. — der Zigeunernamen 524. Erbrochenes und Botaniker 295. — mikroskopisch untersuchen 273. Erbse, Experiment mit der 94. Erbsieb usw. 538. Erdboden und Blutspuren 782. — Verborgenes im, s. Erde. Erde, Vergrabenes in der 193, ?g2. — untersuchen 278. — Zinken in der 422. Erdgrab, Aussehen von Leichen im 190 Anm. Erdolchen und Selbstmord 895. Erdrosseln 897. Erdrücken eines Kindes im Schlaf 866. Erfahrener Verbrecher und Verstellung 381. Erfahrung und Falschsehen 315. — und Geschworene 59. — beim Kindervernehmen 121.

Erfahrung, Kritik der 46 Anm. — im Leben und Verwertung 45. — und plastisch sehen 83. Erfinder und Einbildung 140. Erfindung und Lüge 138. Erfolg bei jeder Untersuchung 16. — und Zeitungen 323. Erfundene Angaben von Mädchen 122. Ergebnisse vergleichen bei Handschriften 1039. Ergotin 861. Ergrauen, plötzliches 272. Erhaltung von Haaren Toter 268. Erhängen 897. — Häufigkeit des 879. — und Schmerz 881. Erhängte, angebliches Aussehen der 898. — unwahrscheinliche Situationen 875. Erhebungen dem Arzt zeigen 208. — über Anzeigen Irrer 220. — bei Einbrüchen 954. Erhitzen von Blutspuren 786. Erinnerung 97. — und Photographie 354. — in loco rei sitae 102. — und Schlaftrunkenheit 238. Erinnerungsfälschungeu 138 Anm., 139 Anm. — im Berchtholdprozeß 251 Anm. — suggerierte 248. Erinnerungslücken bei Epileptikern 225. Erinnerungstäuschungen 85 Anm., 98 Anm., 103. Erkalten des Körpers und Parasiten 189. Erkennen und Assoziation 154. — bei Identifizierungen 332. — nach Kombinationen 335. — von Leuten, Distanz dafür 334, 335. — nach Photographie 350. — s. auch agnoszieren. Erkennender Richter und frühere Vernehmungen 71. Erkenntnisse, ihre Entwicklungsfähigkeit 1028. Erkennungszeichen von Gaunern usw. 433. Erkrankungen und Geständnis 145. Suggestion 247. Wahrsagen 549. — von Zeugen und Beschuldigten 396. Ermordete, verscharrte 193. Ermüdung und déjà vu 103. Erörterungen mit Sachverständigen 202. Erotik und Tätowierung 347. Erotische Wirkungen 853. Erotisches und Hysterie 229. Vergiftungen 853. Erpressung vcn Geständnicsec 145 Anm. — und Hysterie 249. Erprobung abergläubischer Mittel 538. — von Aussagen 1 3 1 . Erregbare Zeugen 117. Erregung und Wahrnehmung 105. Errektion bei Erhängten 898. Ersatzmittel für Bertillonage und Daktyloskopie 379. Erschießen, maskierter Selbstmord durch 889.

Erschlagen — Erschlagen und angeblicher Selbstmord 901. Erschüttern von Patronen 597 Anm. Ersetzen der Dinge aus der Kommissionstasche 161, 167. Erstangezeigtes, Eindruck des 30, 870. „Erste Papiere", sog. amerikanische 386 Anm. Erstechen und Selbstmord 895. Ersticken bei Epilepsie 403. — und Giftverdacht 846 Anm, — kleiner Kinder 866. — von Kindern in Japan 866. — und angeblicher Selbstmord 897. Ertränken 840. — sich, Häufigkeit des 879. — und angeblicher Selbstmord 900. Ertrunkene 183, 839 Anm. — Kennzeichen der 841. Erwachsene und Kinder als Zeugen 119 Anm. Erwärmen von Häftlingsbriefen 428. Erwärmtnethode für Spuren 741. Erwartetes, Ausfüllen von Lücken durch 89. Erweichen von verkohltem Papier 676. Erworbene Eigenschaften 148. — Linkshändigkeit 254. — weiße Zeichen bei Pferden 1070. Erwürgen durch ein Schaf 882. Erzählenlassen der Tour des Landstreichers 1045. — bei anonymen Leuten 387, 394. Erzähltes sich vorstellen 133. Erzeugung von Vorstellungen und Hypnotismus 244. Erziehung und Verbrechen 148. Erzsucherzeichen 410. Eschenwurzel 861 Anm. Esel als Glückstier 528 Anm. Eselsmist und Sexuelles 854. Eserin 861 Anm. Essen und Nachahmung 221. Eßwaren, rückgelassene 756. Ethisch-idiotische Anlage und Lüge 139. Ethnographischer Landstreicher 236. Ethyl-Dichlor-Azetat und Kassen 990. Etruskischer Goldschatz 1098. Eulenruf als Zinken 435. Euphorbia 536. Europäer, Fingerabdruck von 358. Evoutement 542. Exaktes Arbeiten 17, 35. Excremente, Untersuchung von 257, 258, 33°— zurücklassen, s. grumus merdae. Exemptio alibi 128 Anm. Exhibitionismus 232. — und Epilepsie 225 Anm., 226. Exhumierungen von Gruftleichen 868. — und Haare 268. — Vorsorge für 158. Exkursionen, auswärtige Amtshandlungen 156. E x libris, gefälschte 1102. Expansionsgase bei Schüssen 891. Expansionsgeschoße 605. Expeditiver UR. 63. Explosionen und Photographie 303.

Falscheid.

1145

Explosionen bei Heimweh 240. — von Pflanzenstaub 295, 1118. —• und Physiker 293. Explosionsgeschosse, Wirkung der 624. Explosionskraftvermehrung des Pulvers 603 Anm. Explosionsmasse in Patronen, Zersetzen der 597Explosivschüsse 625, 627. Explosivstoffe zu behandeln 1119. Extensiv erheben, intensiv arbeiten 915.

F. Fabrikanten als Sachverständige 274. Fabriksanlagen ansehen 51. Fabriksnummer und Chiffre 804. Fabrikszeichen bei Papier 274. — von Werkzeugen und Blutreste 790. Fabulieren, Lust zum 29. Fachgelehrte als Sachverständige 2or. Fachkenntnisse des Einbrechers 202, 945, 953Fachmänner und Ausnahmen 200. — als Geschworne 61. — erste Mitteilungen von, auf dem Tatorte 170, 1122. — Prüfung auf angebliche Gewerbe, durch 386. — und ihre Sonderausdrücke 447. Faden zum Schloßöffnen 979, 981. Fäden untersuchen 274, 275. Fadenchiffre 817. Fadengläser, falsche 1096. Fadenkontakt und Kassen 985. Fähren, Kenntnis der 52. Fahrende Leute und Hündinnen 920. Fahrgelegenheit für auswärtige Amtshandlungen 158. Fahrlässigkeit und Physiker 293. Fahrradspuren 754 Anm. Fahrrichtung und Radspuren 755. Fajumer Porträts 1099 Anm. Fäkalien, Untersuchung von 257, 258, 330. Fakten, Geständnis bloß einiger 144. Falkenruf als Zinken 435. Fälle, eigene, Studium der Gutachten über 216. — für Photographien 301. Fallen des Epileptikers 402. Fallenlassen und Strick beim Erhängen 900. Fallenleger 1005. Falsche Auffassung des Zeugen 76. — Aussagen und rasches Vernehmen 126. — — suggerierte 248. — Coups 1084. — Erkrankungen 396. — Hände und Taschendieb 935, 995. — Namen 385. und Bertillonage 358. — Siegel 1041. — Spuren 724. — Vorstellungen 27. — Werkzeuge vorweisen 839. Falscheid und Aberglauben 555. — — Hypnotismus 246 Anm.

1146

Falscheid — Feststellungen.

Falscheid und Traum 239. Fälscher und simulierte Blindheit 401. Falschladen sog., eines Gewehres 573. Falschmischen der Karten 1083. Falschspieler 1078. — und Nepper 1008. — ihre Verständigungsart 431. Falschspielerzinken 412. Fälschung und Absätze machen 1040. — — blasse Stellen 1035. Fingerabdruck 369. — von Fingerspuren 305 Anm. — und Schrift 1034. Falschverstehen 92. Falten als Kennzeichen 341 Anm. Faltige Haut, Schnitt über 834. Falzstreifen und alte Schriften 1102. Familienähnlichkeit 336. Familienanlage und Selbstmord 905. Familienrücksichten und Aussage 1 1 8 . Familienstandsfälschungen 1007. Farbe von Blutspuren 757, 764. — — Haaren und Verwesung 268. — zur Irreführung 756. — der Pferde und Täuschung 1062. — und Photographie 307. Färbemittel, Beseitigung von 272. — und Gauner 383. — von Haaren feststellen 267. — bei verschwundenen Tätowierungen 344. Färben der Pferde 1070. Farbenblindheit 252. Farbenerhaltende Konservierung 2 1 1 . Farbenphotographie 308 Anm. Farbenskala für Sichlbaikeit 87. Farbentöne eines Fußabdruckes 727. Farbenuntersuchungen 274 Anm. Färbespuren 755. Farbige Streifen auf Reisegepäck 937. Farbmasse und Sohlenbelastung 727. Farbstifte beim Krokieren 654. — und Schriftfälschen 1021. Farbstoffe und Botaniker 295. gefälschte Spuren 725. Farbstoffmenge und Abdruck 693, 733. Färbungen von Zeugenaussagen 132. Farnkrautwurzel 536. Faschinenmesser 634. Fasern untersuchen 278. — bei Baumfrevel 278. Fassen mit den Augen 3 1 5 . Fassungsvermögen des Kindes 120. Faszinationsprozeß 250. Faszinieren 250, 251. Fauchés Schweißverfahren und Kassen 984. Faulende Substanzen und Haarfarbe 260. Faulheit, menschliche 1084. — der Zigeuner 507. Fäulnis und Agnoszierung 209. — und Haare 268. Verdauung 207 Anm. Fäulnisgase bei Wasserleichen 188. Fauna an Leichen 189. Fausse reconnaisance 103. Faustmachen beim Eid 556. Faustwaffen 569.

Fayence, falsche 1 1 0 1 . Fecit cui prodest 877. Feder, Bleistift und Schrift 1036. Federeintauchen und Schrift 1034. Federhaltung und Schriftfälschung 1040. Federn für die Kommissionstasche 160, 164. — zum Skizzenzeichnen 651. — untersuchen 276. Federstiele, Bißspuren an 341. Fehler, begangen, bei Aufpassern 931. — Behandlung begangener 24. — entdecken und anderer Standpunkt 302. — an Fenstergittern 960. — der Pferde verdecken 1060, 1071. — auf photographischen Platten 353. — der Photographie anzugeben 299. — — Situation 872. Fehlerquellen des Gedächtnisses 138. Fehlgriffe bei Verhaftungen 931. Fehmzinken 424. Feigheit der Zigeuner 504, 512. Feilen und Gittersprossen 961. Feinheit des Geruchsinnes 97. Felder im Kugellauf 587. Feldgips zum Formen 749, 752. Feldstecher für die Kommissionstasche 160. Feldvermesser und Schrittgröße 721. Fell als Zinken 422. Felsen, Scbußspuren an 606. Fenbyschloß 981. Feng-Shui 550. Fenian fire 1 1 1 5 . Fenster, Eindringen durch die 958. — vermachen und Diebstahl 921. — Verwahrung der, ansehen 51. Fensterbretter und Daraufstehendes 966. Fensterflügel und Einbruch 963. Fenstergitter 958. Fensterkitt und Einbruch 964. Fensterladen und Einbruch 966. Fensterrouleaux und Einbruch 966. Fensterscheiben durchschneiden 964. — durchschnittene, konservieren 609. — und Falschspiel 1085. — Untersuchung von Urkunden auf den 1016. Fensterverschluß und Einbruch 964. Fernphotograpliie 314. Fernseher 314 Anm. Fernwirkung 541. Ferse, Belastung 727. — und Papillarlinien 365. Fersenlaufen und Ballenlaufen 7 1 1 . Fertigkeiten, markante, des Diebes 945. — aus dem früheren Leben 203, 946. — Notwendigkeit gewisser 658. Fertigmachen von Skizzen berühmter Maler 1099. Fesselsegen 539. Fesselung des Beschuldigten 141. Feste Meinung des UR. 18. Festhalten von Begriffen, Unsicherheit im 153. Feststellungen und Augenschein 156. — des Einbrechers von außen 949. — und deren Entwicklungsfähigkeit 1028.

Fetischismus — Fluor. Fetischismus 231. Fett und Färbung 698 Anm. — — Gerüche 261. — — Hände des Taschendiebes 995. —• von Leichen und Tieren 538. — in den Patronen 597 Anm. Fettabdruck von Fingern 377. Fettgeruch und Zigeuner 509. Fettschminken und Gauner 383. Fetzen als Zigeunerzeichen 420. Feu lorrain 1 1 1 6 . Feuchtigkeit, Fragen über 291. — und Fußspuren 737. — und Schießpulver 602. Feuerbestattung 868. Feuerbitten und Taschendieb 995. Feuermale und Simulation 382. Feuerschwamm und Brandstiftung 1108. Feuersichere Kassen erbrechen 976, 983. — — und angekohltes Papier 680. Feuersteingewehre 580. Feuerwaffen 558. — ihre Bestandteile 569. Fiakerfall und „Lewone" 972. Fibrinlose Blutspuren 761. Fibrolysiu gegen Narben 383 Anm. — und Paraffininjektionen 380. Fichtenharz und Papierleimung 1017. Fieber und Heimweh 240. Fieberdelirien und Verantwortung 221. Figur, ganze, bei Photographien 351. Filage beim Falschspiel 1084. Filit 603, Filtrieren bei Pflanzengiften 774, 887. Filtrierpapier für Abklatsche 669 Anm. — und Blutspuren 783. — für die Kommissionstasche 159, 161. Filzläuse unter Wasser 188. Finger, fehlende und Identität 349. Fingerabdrücke und falsche Namen 387. Fingerabdruck auf Siegeln 378. Fingerformen, ihre Bedeutung 555. Fingerhutspiel 10S7. Fingerhutvergiftung 853. Fingernagel mit Blutspuren 785. — langer, beim Grec 1087. Fingernägel abformen 667. — und Papillarlinien 365. — Schmutz unter den 279, 838, 839, 840. — Spuren von 279 Anm. — siehe auch Nagel. Fingerspitzen, operierte, wegen Papillarlinien 370. Fingerspuren, gefälschte 305 Anm. — suchen 377. — siehe auch Daktyloskopie und Papillarlinien. Fingierte Diebstähle und Fensterscheiben 964. — Verbrechen 30. Finstern, Gehen im, und Gang 722. — Schießen im 598. — Tasten im 95 Anm. Firmen auf Kleiderknöpfen 186. Firnis und Retusche 353. Firnisfarbe von Blut 766.

1147

Fischangeln beim Dieb 922. — der Zigeuner 517. Fische, giftige 287. — und Schädigen von Präparaten 210. Fischer, tätowierte 346. Fischerknoten 203. Fixativ für verkohltes Papier 678. Fixe Meinung bei Untersuchungen 19. Fixierung des Blickes und Hypnotismus 244. — von Gesichtszügen bei Leichen 2 1 1 Anm. — — Haaren 263. — — Querriegeln 970. — der Sohle beim Gehen 705 Anm. — von Verletzungen und Tastsinn 94. Fixing fluid für Papierkohle 678. Flache Schmisse und Photographie 305 Flächen mit Blutspuren photographieren 306. Flachs und Botaniker 295. Flecken und Botaniker 296. — an Kleidern untersuchen 282. — und Mineralogen 294. — auf Photographien 353. Fledermausstein und Diebstahl 1005. Fleisch, verdorbenes, Vergiftung durch 287. — des Kugellaufes 586. Fleischer, tätowierte 346. Fleischerknoten 203. Fleischvergiftungen 287 Anm. „Fieppenmacher" 1009, 1042. Flickarbeit als Beweismittel 281 Anm. Flicke an Sohlen und Spuren 733. Fliederzweig als Zinken 422. Fliege am Gewehr 589. Fliegen und Leichen 868. — uud Todeszeit 189, 294. — unter Wasser 188. Fliegenholz und Blutspur 759 Anm. Fliegenkönnen und Stechapfel 533. Fliegenpapier beim Dieb 922 Aum., 965 Anm. Fliegenschwamm 853. Fliegenstiche, falsche und Taschendieb 995. Fließende Tinte 1026. Fließendes Wasser, Köpfe auswässern 210. und Leichen 183. Fließpapier, siehe Filtrierpapier. Flimmerepithel in Blutspuren 761. Flinkes Arbeiten 65. Flobertgewehre, deren Geschosse 584. — deren Gefährlichkeit 168 Anm., 621. Flohbisse, Blut von 761. Flöhe unter Wasser 188. Flohkrebse und Leichenbenagung 189, 190. — und Schädigung von Präparaten 210. Florawachsbüste und Fingerabdrücke 369. Florian-Schädel 207. Flösser, tätowierte 346. Flöte als Zinken 415. Flucht sichern beim Diebe 956. Flüchtig geschriebenes und Fälschung 1035. Fluchtsignal beim Stehlen 925. Fluchtvorbereitung des Zigeuners 509. Fluchtzeichen beim Diebstahl 925. Flugbahn von Geschossen bei Selbstmord 894. Fluor und latente Spuren 697.

1148

Fluoreszierende — Fußböden.

Fluoreszierende Körper und Photographie 3°7Fluoreszin und Augenfarbe 384 Anm. Flüssige Sprengstoffe und Kassen 990. Flüssiges Feuer 1 1 1 5 . Flüssigkeiten, Aspirieren von 272. Flüstergalerien 440. Fogel-Fall 305. Föhnwetter und Selbstmord 879. Folgerungen aus Fußabdrücken 730. Fönum gräcum und Abortus 860. Form der Buchstaben beim Schriftenvergleichen 1039. Form und Gehalt, Wichtigkeit der Unterscheidung 74. Form des Kaufes 575. Formaldehyd, s. Formalin. Formalin für Konservierung 210. Format der Selbstlader 599. Formen des Gesichts 147. Formmassen 667. Formularieu für die Kommissionstasche 159Forschen und Einfallen 35. Fortglimmen von Fasern und Botaniker 295. Fortlocken der Leute und Diebstähle 921. Fortreissen der Zeugen 118. Fortschleudern nach der Tat 829. Fötus und Arsen 862. Fourniere mit Blutspuren 780. Fragen, Antwort mit 521. — an den Arzt 204, 208. — Beeinflussung von Kindern durch 120. — beim Pferdebetrug 1055. — bei Vernehmungen, Wert der 127. Fragmente von Knochen, aufbewahren 21 J. — von Pflanzen als Beweismittel 274. Frangipani-Parfüm 945 Anm. Frankreich, Selbstmord in 869 Anm., 870 Anm. Franzose, sog. 979. Französische Gaunersprache 451. — Zinken 415, 416. Frau, Mann und Fußwinkel 717 Anm. — oder Mann und Urinspuren 258. — und Mann als Zeugen 124. Frauen und Aberglauben 544 Anm. — alte, als Auskunftsperson 49. — und halbechte Ohnmacht 404. — ihre Laufart 713 Anm. — und Lombrosos Statistik 150. — in Männerschuhen 726. — als Taschendiebinnen 993 Anm. — tätowierte 346. — ihre Wichtigkeit im Strafprozeß 26. — siehe auch Weiber. Frauenemanzipation 122. Frauenfuß und antike Form 731. Frauenkleider und Saliromanie 231. — Selbstmord von Männern in 882 Anm. Frauenmilch zu untersuchen 258. Frei Herumgehender und Photographie 354. Freibrief 531. Freie Beweis Würdigung und Polizeihund 196. Freien, Blutspuren im 770, 791.

Freien, Lokalaufnahmen im 179. — suchen im 193. Freies Auge und Mikroskop 256. Freihängende und Tarsen kreuzen 717. Freikugelgießen 535 Anm. Freimann und Freiseher 545. Fremdartiges von Photographien 314. Fremde Gauner und ihre Warner 434. — Schuhe und falsche Spuren 726. — Schuld auf sich nehmen 145. Fremdkörper in Verletzungen 2 1 1 Anm. Fressende Tinten 1026. Freude, Tod aus, und Giftverdacht 846 Anm. Freundschaft und Aussage 130. Freundschaften von Gaunern 432. Freundschaftlicher Verkehr zwischen Arzt und UR. 206. Freystädter Handschrift 418. Friedhof der Namenlosen 871. Frieren von Blut 786. Schneespuren 737. Frischerhalten von Pflanzen mit Blutspuren 778. Frische der Spuren 738. Frischen der Läufe 572. Friseur bei Haarbestimmungen 263. — seine Kennzeichen 341. — und Verstellung 385. Friseurmordfall 901. Fristen für den Arzt 208. — vormerken 66. Frisur und Agnoszierung 333. Frith-Panton-Fall 882. Frommachen der Pferde 1069. Frömmelei des Epileptikers 223. Froschgequacke als Zinken 435. Frost, Abgüsse im, machen 744. — und Arbeiten mit Gips 748. — feststellen 181. Früher Bestrafte und Lombrosos Zahlen 151. — und später Geschriebenes 1021, 1022. Fruchtabtreibung 859. — siehe auch Abortus. Fruchtsaftflecken und Blutspuren 759. Frühsymptome des Irreseins 217 Anm. Füchse und verscharrte Leichen 194. Fuchsigrot werden alter Haare 268 Anm., 269. Fuchsschwanz und Blut auf Holz 779 Anm. Fugue 237. „Fuhren" in den Arresten 129 Anm., 430. Führung des Polizeihundes 195 Anm. Führungen des Schlosses 980. Füllfeder für die Kommissionstasche 160, 164. Füllungen von Türen 967. Funde und Schulkinder 326. Funktionen des Gedächtnisses 98. Furcht und Beobachtung 105. — beim Vernehmen 141. Furten, Kenntnis der 52. Furtum usus 1125. Fußbäder und Abort 860. Fußbekleidung bei Wasserleichen 184 Anm Fußbild 726. Fußböden und getilgte Blutspuren 791.

Fußböden — G e g e n w e h r . Fußböden mit latenten Blutspuren 307. — und latente Spuren 697. — Verstecktes unter 192. Fußbodenbretter mit Blut 779 793. Fußleiden und Schuhe 721 Anm. Fußlinie 716. Fußrand, Laufen auf dem 713. Fußsohlen von unten aufnehmen 681. — Belastung der 727. — blutige 769. — und Papillarlinien 365. Fußspitzenrand, Bewegung des 705. Fußspuren 680. — und Aberglauben 532. — bei Einbruch 949. — photographieren 304. — unvollständige 730. — siehe auch Spuren. Fußspurenabnahmematerial für die Kornmissionstasche 160. Fußspurvergleichung und durchsichtige Photographie 312 Anm. Fußspurzauber 542, 543. Fußwinkel 716, 717. — Gleichbleiben des 719. — bei Mann und Frau 717 Anm. Fußwinkeländerung und Belastung 720. Futuristen 82 Anm.

G. Gabelzweige als Zinken 421. Gadinin 287. Gähnen und Nachahmen 221. Galgenbriefe 424 Anm. Galgenhumor der Gaunersprache 448. Galgenmännchen 536. Galläpfeltinte 1020. „Gallon" als Warnruf 436. Gallustinte 1020. Galvanokauter für Tätowierung 348. Galvanoplastik und Gift 847. Gammarus an Leichen 189, 190. Gang, Art des, und Stockeindrücke 754. — simuliert 382. Gangart eines Pferdes und Spuren 754. Gangbild 715. Ganglinie und Spur 716. Gangliöse Funktionen und Hypnotismus 245. Gangschema 701. — Verwendung des 708. Gänsehaut von Wasserleichen 841. Garnituren von Dietrichen 979. Gasdrucklader 591 Anm. Gase und Haare 261. — des Schießpulvers 602. Gasleitungen, Verständigung durch 440. Gasofen für verkohlte Bücher 679. Gasthofdieb 922, 937. Gattinen und Übertragbarkeit von Einbildungen auf sie 140. Gaumen, Veränderungen am 341. Gauner und gefälschte Papillarabdrücke 370. Gaunerfreundschaften 432. Gaunerlisten, alte 408 Anm. H a n s G r o ß , Hdb. f. UR.

6. Aufl.

II.

1149

Gaunerpraktiken 380. Gaunersprache 443. — Bedeutung der 449. — ihre Form und Aussprache 453. — ihre Verwertung 450. Gaunerzinken, von Kindern entdeckt 327. Gebetbuch als Versteck ort 191. Gebirg, maskierte Morde durch Abstürzen 890, 901. Gebiß abformen 165, 166, 667, 756. — für Identität 379. — Veränderungen durch Hitze und Fäulnis 340 Anm. — Verschiedenheit des 341. Gebohrte Öffnungen 970. Geborgene Wasserleichen 840. Gebrauch der Worte und Unregelmäßigkeit 447. Gebräuchliche Giftpflanzennamen 845. Gebrechen, angebliche 381. Gebrechliche Leute, Spuren von 707. Gebrechlichkeit und Stockspur 753. Gebrochene Ganglinie 716. Gebühren der Sachverständigen 318. — — Zeugen 320. Geburt und Aussage 234. — — psychopathische Zustände 864. — — Hypnotismus 246. Geburtsfragen und Milch 259. Geburtszauber 543. Gedächtnis 97. —, ergänzen aus dem 642. — für lokale Dinge 52. — und Photographie 354. — — Skizzieren 642. Gedächtnisabnahme, suspekte 218. Gedächtnisbilder und portrait parlé 361. Gedächtnistäuschungen 139 Anm. Gedächtnisverstöße in Schriftstücken 136. Gedanken photographieren 300. Gedränge und Diebstahl auf Eisenbahnen

937-

Gedrückte Stimmung und Selbstmord 879. Gedrucktes auf Chiffriertes durchsuchen 802. — Vertrauen für 322. Gefahren bei Beweisen durch Photographien 301 Anm. Gefälschte Fingerspuren 305 Anm. — Papillarabdrücke 370. — Spuren 724. Gefälschter Tatbestand 874. Gefängnis, phonischer Verkehr im 437. — siehe auch Arrest. Gefängnispsychosen (Lit.) 216 Anm. — und Tropenkoller 237. Geflammter Dolch 633. Geflügelangeln durch Zigeuner 518. Gefühl am weiblichen Genitale 94 Anm. Gefühlsbetonung und Hypnotismus 243. Gegend und Heimweh 239. Gegengifte, ob es sie g i b t ? 856. Gegensätzliche Assoziation 154. Gegensinn, Zeichen des, und Chiffren 805. Gegenständliche Assoziation 154. Gegenwehr und Haare 262.

73

1150

Gegenwehr — Gerader Weg.

Gegenwehr und Kratzen 838. „Gegeuzaumgeld" beim Pferdehandel 1077. Geheime Zeichen 407. Geheimniskrämerei und Presse 324. Geheimschriften 426 ff., 798 ff. — Verhafteter 426. Geheimsprache und Gaunersprache 446 Anm., 447. Geheimtuerei vor dem Schriftführer 157. Gehen im Kreise 96. — Mechanik des 700. Gehenergie und Ganglinie 716. Geh gesch windigkeit und Schrittweite 721. Gehilfen des Diebes 924. Gehilfen beim Eisenbahndiebstahl 935. — beim Pferdebetrug 1074. — — Taschendiebstahl 933. — — „Wechselfahrer" 1008. — suchen und finden 433. Gehirn und Fußspuren 723. Gehirn photographieren 307. Gehirnaffektionen und Irrsinn 217. Gehirnblutung und Aussage m Anm. Gehirnmasse in Blutspuren 768. Gehirnzentren und Wahrnehmung 109. Gehörsleiden fingierte 31. Gehörstäuschungen 91. Gehrichtung, Darstellung der 659. — und Tropfspur 773. Gehspuren von Blut 773. Geh- und Stehspuren 731. Geige als Zinken 415. Geigen, falsche 1106. Geigenspieler, ihr linker Arm 342. Geisterglauben der Zigeuner 515, 525. Geisteskranke, siehe auch Irre. — und Assoziation 154. Geisteskrankheiten simulierte 401. — und Schrift 1030—1033. Geistesstörung und Geständnis 145. — und Selbstmörderbriefe 877. Geisteszustand untersuchen lassen 214. Gekränktes Wesen der Trinker 233. Gelatine für Fußspuren 743. — bei Schriftfälschungen 1018. Gelatine-Brom ure-Verfahren bei Photographien 318. Gelatinefolien zum Blutsuchen 766, 772. — und Fälschungen 1017. Gelatinelösung für verkohltes Papier 678. Gelatinephotographie 312, 313. Gelbe Flecken und Salpetersäure 851. — Körnchen im Magen 855. Gelber Schein und alte Schriftzüge 1021. Gelbsucht fingierte 32. — und Phosphor 850. Geld und Landstreicher 235. Strafjustiz 63. Geldausgeben, Art des, als Kennzeichen 389. Geldmacheu und Betriebsunfälle 1 1 2 3 . Geldschränke, Einbruch in 976, 983. Geldspielautomaten 1089. Geldtaschen, Staub in den 281. Gelegenheitsdieb und Fenstergitter 960. Gelegenheitsdiebstahl durch Werkzeug 951. Gelegenheitseinbruch 950.

Gelegenheitsverbrecher 148. Gelehrte, ihre Schwielen 342. Gelehrtenschrift 1032. Gelenkform und einwärtsgehen 717. Gelübde und Tätowierung 347. Gemachtes im Hergang 874. Gemäßigtes Klima und Tropenkoller 237. Gemeindetafel, Affigierung an der 326. Gemeindevertretung und der Mensch im Plural 59. Gemeindevorsteher und Sittenzeugnisse 49. Gemeinsamer Zug mehrerer Kundschafter 916. Gemeinsames herausfinden 946. Gemerkte Wäsche nie beim Dieb 923. Gemischte Art im Messen 640. Gemme, das Sehen der und Wahrnehmung 84. Gemüse, mit Giftpflanzen gemengt 273, 887. Gemütsverfassung und Wahrnehmung 107. Genauer ausführen, Verschieben des 641. Genauigkeit im Aktenstudieren 130. Messen 639. — des UR. 35. Gendarmenmord durch Zigeuner 417, 512. Gendarmerie bei Exkursionen 158. — Jahrbuch 195 Anm. — militärische Ausbildung der 54. — Orientierung über die 54. — und Photographie 300 Anm. — statt Polizei usw. 54 Anm. — Tätigkeit der 54. Gendarmerieposten, Entfernung der 51. Genealogie, Wichtigkeit der 392. Genealogische Taschenbücher 391. Generalempfindungsvermögen 933. Generalisieren, Notwendigkeit von 74. Generalrevision der Akten 44. Generalsgalopp, Vorreiten im 1061. Generalstab und Chiffrenwesen 798. Generalstabskarte für die Kommissionstasche 160, 162. — Modellieren nach der 663. Generalstabsoffiziere als Sachverständige beim Dechiffrieren 801. Genialer und Dummer 405 Anm. Genieren, sich, vor Kretins 221. Genitalien erhängter Weiber 898. — weibl., falsche Empfindung an 94 Anm. Genossen suchen bei Gaunern 433. Gensckenscher Schalldämpfer 603 Anm. Genußsucht und Diebstahlsentdeckung 909. — der Zigeuner 512. Geographie der Reiseroute des Landstreichers 1045. Geomantie 550. Geometrische Identifikation 355. Georgsmünze als Beweisstück 201. Gepäck des Eiseubahndiebes 936. Gepäckmarken zur Signierung 441. Gequetschte Hauttrennungen und Werkzeug 829. — Stellen im Fußboden, und Verborgenes 192. Gerader Weg beim Eruieren von Verbrechen 932-

Gerbstoff — Gerbstoff und Blutspuren 782. — und Schriftfälschung 1018. Gerechtes Vorgehen beim Verhör 142. Gereiztheit, suspekte 217. Gergone 451 Anm. Gericht, Zigeuner vor 521. Gerichtliche Medizin, Bedeutung der 204. und ihre Behauptungen 200. Gerichtsarzt, s. Arzt. Gerichtschemiker genau informieren 849. — zusehen bei der Arbeit 848. Gerichtsdienerzinken 419. Gerichtssaalberichte 325. — Suggestion durch 248 Anm. Gerichtsverhandlungen, Berichte über 325. Gerichtszeugen für Exkursionen 158. Germanen und Tätowierung 348. Geruch und Haare 261. — von altem Rost 1105. — der Zigeuner 509. Geruchlosmachen von Leichen 210. Geruchsinn 96. — und Gedächtnis 102. — Unterstützung des 196. Gesamtausdruck und Physiognomik 146. Gesamtbilder, Schaffen von 90. Gesamtwille, Ethik des 223 Anm. Geschabsei aufzubewahren 161, 797. Gescheiterhalten des Inquisiten 406. Geschicklichkeit und UR. 638. Geschicklichkeiten, gewisse und Täter 202. Geschlecht, anthropologisch zu bestimmendes 232. — und Pußwinkel 717 Anm. — — Schrift 1031. — — Selbstmord 879. — — Urinspuren 258. — der Zeugen 118, 124. Geschlechtsakt und Sadismus 230. Geschlechtsbestimmung nach Knochen 337 Anm. Geschlechtsfunktionen, weibliche 123, 234. Geschlechtskrankheiten und Aberglauben 531Geschlechtsteile läufiger Hündinnen und Diebstahl 920. — tätowiert 347. Geschlechtsverbrechen und Spermaflecken 259Geschmacksinn 96. Geschmeide, falsches 1097. Geschorene und Haarige, Photographie von 353Geschoß 604. — auf Waffe, Schlüsse ziehen 572. — und Waffe bei angeblichem Selbstmord 894, 895. Geschosse mit Lupe untersuchen 563. Geschoßformen 605. Geschoßspuren 755. Geschwätz unter Zeugen auf dem Tatort 171. Geschweißte Geldschränke 984. Geschwister und Selbstmord 88o, 905. Geschworne und Presse 323. —• als Sachverständige 58. — und der UR. 56.

Gewohnheit.

1151

Geschworne während der Verhandlung 59. Geschwüre, fingierte 32. Gesichter und Hände bei Fälschungen 1051. Gesichtsasymetrie korrigieren 383. Gesichtsfarbe bei Epilepsie 403. — und Gauner 383. Gesichtsformen 147. Gesichtsleiden, fingierte 31. Gesichtslesekunde 146 Anm. Gesichtssinn, Unterschätzung des 196. Gesichtszüge, Agnoszierung von, bei Leichen 209. — von Leichen, Fixierung von 211 Anm., 330— und Schädel 338. Gesiegelte Briefe, Erbrechen von 1053. Gespensterfurcht der Zigeuner 515, 525 Anm. Gespreizter Gang 716. Gespritzte Wände und Blutspuren 773. Gespure, sog. 714. Gestalt und Fußgröße 706. Geständnis 144. — und Geistesstörung 145. — suggeriertes 248. — von Zigeunern 522. Gesten als Gaunerzinken 432 Gestocktes Geblüt und Abortiva 863. Gestohlene Papiere 395. Gestohlenes und Segen 539. — zum Zaubern 546 Anm. Gestreifte Haare 270. Gestütezeichen 410, 1071. Gesundheit, volle und Selbstmord 903. — angreifende Kassen 990. Gesundhexen des Viehes 551. Getöteter, Lage des 172, 302, 305. Geträutntes für wahr halten 239. Getroffene Gegenstände 606. Geübter Dieb und Fenstergitter 960. — Gauner und Verstellung 381. Gewährleistung und Betrug 1058. Gewährsleute bei Gaunersprache 444. Gewässer und ertrinkende Kinder 51. Gewebeabdruck auf Geschossen 585. Gewebeschichten und Schädel 338. Gewehre 570. — Selbstmord mit 895. Gewehrpfropfen untersuchen 274, Gewehruntersuchung 563. — chemische 562. Gewerbe, Prüfenlassen auf das 386. — Pseudonymer feststellen 388. — und Staub 281. Gewerbliche Anlagen, ansehen 51. — Betriebe und Gift 847. Gewicht antiker Vasen 1094. — Erhängter 899. Gewichtsuhren als Brandlegeapparate 1110. Gewissen und Geständnis 144. Gewissenlosigkeit und expeditives Arbeiten 66.

Gewitter, Feststellungen wegen 182. Gewohuheit und falscher Name 387. Fußwinkel 718. Lüge 137. — — reflektoides Tun 240. 73*

1152

Gewohnheit —

Gongsong.

Glaserkitt beseitigen 610. Gewohnheit und Schrittweite 721. — erweichen 610 Anm. — — Verbrechen 148, 202, 945, 953. — beim Modellieren 664. Gewohnheitstrinker, Heilung von 538. Glaskugeln und Brände 1114. — s. auch Alkohol. Glasphotographien zum Spurenvergleichen Gewohnheitsverbrecher 148. Gewöhnliche Namen bei Siegelfälschungen 736 Anm. Glasplatten, Urkunden zwischen 1015. 1042. Glasröhren für Arsenvorproben 161, 854. Gewöhnliches Leben, Lernen aus dem 77. Gewohnte Hantierungen 203. — und -fläschchen für die Kommissions Gewohntes und Schlaftrunkenheit 238. tasche 160. Gewölbe, Verständigung im 440. Glasscherben für verkohltes Papier 675. Gewundener Stil bei Chiffriertem 812, 813. — als Zinken 423. Gezinkte Karten 407. Glasstaub im Auswurf 258 Anm. Glastafeln, durchschossene 608. Gezwungener Stil und Verdacht auf Chiffren — zum Papierzusammensetzen 670. 812, 813. Gichar des Damastes 576. — Urkunden zwischen 1015. Gichtrübe 536. Glasur, giftige 287. Gießzapfen bei Pfosten 571. Glaswarenträger und Arsen 848. Gift und Botaniker 294. Glaswunden 832. Glätten nach Schriftfälschungen 1018. — Definition von 856. Glaube an abergläubische Mittel 538. — in gewerblichen Betrieben 847. — und Selbstmord 904. — und latente Spuren 306. Gläubige, ihre Aussage auf dem Totenbett — Nichtbesitz von, verdächtigend 844. 137— im Siphon 768. — Suchen nach 288, 844. Gleichbleiben von Entfernungen im Gesicht — Verbreitung von 286, 847. 355— der Zigeuner 517, 520. Gleichbleibendes beim Dieb 943. — und Zoologen 294. Gleiche Größe, gleiches Papier bei PhotoGiftbesitz, Drang nach 847. graphien 312. Giftmischer, Qualität der 856. Gleichgültige Zeugen 118. Giftmorde, Häufigkeit der 273, 886. Gleichheit und Identität 328. Giftnachweis, physiologischer 846. Gleichständigkeit der Pferde, künstliche Giftpflanzen 273. 1059, 1062. — ihre angebliche Wirkung im Volke 845. Gleichzeitigkeit der Eindrücke und ErinneGiftpflanzensammlung 845 Anm. rung 102. Giftpilze 853. Gleiten im feuchten Boden 707. — und Jungfrauen 845. — des Fußspitzenrandes in der Spur 705. Giftsammlung 843 Anm. — und Spur 732. Giftschwämme s. Giftpilze. — der Vorstellungen 82. Gips, Aufbewahren von 745. — s. auch Rutschen. — für Fußspuren 745. Gleitrichtung und Fußwinkel 719. — Quantität für eine Spur 747. Gleitspuren 691, 693, 732. — für Siegelerbrechen 1053. Glitschen und Spuren 691. — mit Zement bei Formen 744. Globepointed pen 164. Gipsbrei anmachen 746. Globetrotter und Landstreicher 235. Gipserhärten zu verzögern 749. Globus hystericus 228. Gipsgießer als Gehilfe 666. Glockengeläute und Hundegebell zu hören Gipshärten 749. 92. Glück und UR. 801. Gipsmodell beim Spurenmessen 735. Glückbringende Kinder und Zigeuner 514. Gipswände und Projektionen 310 Anm. Glücksmännchen 537 Anm. Gipsy Lore Society 503 Anm. „Glücksritter" 1007. „Gitschen" der Pferde 1067. Glückstier, Esel als 528 Anm. Gitter bei Fenstern 958. Glühend suggeriertes Metall 248. Gittersprossen abformen 667. Glühstrumpfpräparat und verkohltes Papier Giudice-Formmaße 667. 678. Glänzende Sachen photographiersn 317. Glanzpapier für Blutspuren 784. Glühwein und Abortus 861. Glas, falsches 1095. Glycerin und Abortus 860, 861. — — Augen von X,eichen 211 Anm. — und latente Spuren 697. Grec 1081. — photographieren 317. — — Hände des Taschendiebes 995. — heißes und Fingerabdrücke 375. — — verkohltes Papier 677. Glasaugen bei Leichenrekonstruktionen 211 — zum Pflanzenkonservieren 779. Anm., 330, 331. Godiva-Formmasse 667. Glasbläser und Backenmuskeln 342. Goldene W des Kriminalisten 171. Gläser, gefärbte, zum Blutsucheu 766, 772. Gongsong 520 Anm. Glaserdiamantund Fensterausschneiden 964.

Gorilla —

1153

Halluzinationen.

Gorilla, F i n g e r a b d r u c k von 368. Gorontaloleute u n d L i n k s h ä n d i g k e i t 254. G o t h a e r Almanach, W i c h t i g k e i t des 390, 391. Gowseefscher Bürstenversuch 400 A n m . Gräber, alte, Haare in 269. — der Z i g e u n e r 517. G r ä b e r f a u n a 189, 294 A n m . Grabstichel für falsche S i e g e l 1048. G r a d von psychopathischen E r s c h e i n u n g e n 215-

G r a m m a t i s c h e R i c h t i g k e i t von Diktaten 174. Granulation und W e r k z e u g 832. Graphische Darstellung auf Übersichtstafeln 69. — Z i n k e n 408. — — der Z i g e u n e r 423. Graphitschrift herstellen 1022. Graphologisches 1027. Gras mit Blutspuren konservieren 778. G r a s g e w e h r , sein Drall 589. Grashalme als Z i n k e n 421. Grausamkeit, suspekte 217. — der Z i g e u n e r 504, 511 A n m . Grauwerden, plötzliches 272. Gravelotte, S c h l a c h t bei 83 Anm. Graveur, seine S c h w i e l e n 342. — u n d falsche S i e g e l 1048. G r a y - F a l l 250. Graziöser G a n g u n d Fußspur 716. Grecs 1078. Greiforgan, S o h l e des M e n s c h e n als 705. G r e i f o r g a n e und Papillären 698. Greise als Z e u g e n 125. Greisen alter, Psychosen des (Lit.) 216 A n m . Greisenselbstmord 879. G r e n z e n der B e o b a c h t u n g beim K i n d e 120. Grenzzustand, Epilepsie als 225. G r e n z z u s t a n d psychischer 138 A n m . Griechisches F e u e r 1116. Griffe, z u n f t m ä ß i g e bei V e r b r e c h e n 148, 202, 945 953. G r i f f l i n g z i n k e n 424. G r o g a l d r m a l 539. Groiier-Einbände 1102. Gronfeldchiffre S04, 811. Große D u m m h e i t in j e d e m V e r b r e c h e n , siehe D u m m h e i t . — L e u t e u n d Abstoß beim G e h e n 705. — S c h r i t t e u n d A b s a t z a b d r u c k 686. — Zahlen, Gesetz der, u n d Glückspiel 1082 A n m . Größe bei P h o t o g r a p h i e n 312, 351. — des Fußes und Größe des Menschen 706. — — Pferdes 1059, 1062. — simulierte 382. — u n d S c h r i t t w e i t e 721. G r ö ß e ä n d e r u n g des Fußes 730. G r ö ß e n a n g a b e n in Bildern 70. Größerer S c h r i t t b e i m H i n k e n 723. Großzehe, ihre R i c h t u n g 732. G r o ß z e h e n a b d r u c k 731. Grübler-Scharlach z u m S p u r e n s u c h e n 377. Gruftleichen, Schicksal der 190 Anm., 868. G r u m u s m e r d a e 258 Anm., 529 A n m , 532. G r u n d u n r i c h t i g e r A n g a b e n erforschen 77. Grün und P h o t o g r a p h i e 307.

G r ü n d e für falsche Aussagen 130. — verschiedener A u s s a g e n 1 1 5 . — des S e l b s t m o r d e s 870, 903. G r u n d l a g e der A r b e i t 37. G r ü n s p a n 851. G r ü n s p a n b i l d u n g u n d Atmosphärilien 566. G r u p p e n z i f f e r n s c h r i f t e n 806. G r u p p i e r u n g von Handschriften 1037. G u a j a k t i n k t u r z u m Blutsuchen 772. Gubbioschüsseln, falsche 1101 A n m . G u c k e r b e i m G e w e h r 590. G u c k k a s t e n z u m Zaubern 545. G u g a n i t e 237. G u m m i u n d falsche Papillarabdrücke 370. G u m m i a b s ä t z e und Spuren 733. G u m m i a r a b i c u m für die K o m m i s s i o n s t a s c h e 160. G u m m i e r t e s Papier und Schädelrekonstruktion 213. G u m m i ü b e r s c h u h e u n d Spuren 726. G u m p e r t b l ä t t e r und N a g e l s c h a u 555. G ü n s t i g k e i t der Zeit für angebliche E r k r a n k u n g e n 398. G u r g e l w a s s e r als s y m p a t h e t i s c h e Tinte 427. Gußstahl für G e w e h r l ä u f e 584. Gutachten, psychiatrische, S t u d i u m von 216. G u t e Seite des Pferde zeigen 1059. „ G u t e n m o r g e n w ü n s c h e r " als Dieb 997. G u t m ü t i g k e i t und Z u h ö r e n 146. G u t e r UR., K e n n z e i c h e n des 71. G u t t a p e r c h a f ü r H a n d a b d r ü c k e 369. G u t t e n b e r g e r - F a l l 113. G y r i u u s natator 861, 862, 863.

H. H a a r e 260. — und A g n o s z i e r u n g 333. — bei B a u m f r e v e l 278. — u n d Blutspuren 787. — e i g e n e in der H a n d des E r m o r d e t e n 372. — fremde, in der H a n d Ermordeter 262. — v o n bestimmten Individuen 262. — u n d V e r w e s u n g 268. — W a c h s t u m der 268, 272. — und Z a u b e r 542. — — Z o o l o g e n 294. H a a r f a r b e u n d Fäulnis 268. Haarfärbemittel 383. — B e s e i t i g u n g der 272. — Feststellung von 267. H a a r i g e P h o t o g r a p h i e n und G e s c h o r n e 353. H a a r u n t e r s u c h u n g e n u. P h o t o g r a p h i e 311. H a c k e n m i t Ösen beim D i e b 923. H a c k e n , Scharten an 279. H a f t als S c h u t z g e g e n V e r k e h r nach A u ß e n 129. H ä f t l i n g s b r i e f e 428. H a f t s e g e n 539. H a g e l gleich Pforten. H a h n e n s c h r e i als Z i n k e n 435. H a k e s e n s o g . 438. H a l b e c h t e O h n m a c h t 404. Halluzinationen bei Epileptikern 225. — p o s t h y p n o t i s c h e 244. — und L ü g e 139 A n m .

1164

Halluzinationen — Hebebaum.

Halluzinationen, retroaktive bei Zeugen 248. — suspekte 217. Haloxylin 603. Halsschlagadern, Mord durch Druck auf die 869, 897, 998. Halsschuß bei Selbstmord 892. Haltbare Fakten, Arbeiten mit den 65. Haltbarkeit des Laufes 575. Haltung simulierte 382. — suspekte 217. Hämatochrom in Trentepholia 759 Anm. Hamburg - amerikanische Gummiwarenfabrik und Füllfeder 164. Hammer als Waffe 631. Härnorrhoidenblut und Spuren 761. Hand, falsche, beim Eisenbahndieb 935. — zu zeichnen 263. — of glory 537 Anm. Handabdrücke, blutige 769. — für Identität 379. — latente 697. — machen 369. Handbibliothek am kriminalistischen Institut 14. Hände besichtigen und untersuchen 787. — des Eisenbahndiebes 937. — falsche, und Taschendieb 995. — Ermordeter und Haare 262. — des Grec 1080. — des Landstreichers 1045. — Getöteter, Untersuchung der 262. — und Kleider der Leiche 187. — des Taschendiebes 995. — falten und Lokalisation 95. Händeklatschen als Zinken 436. Handelsmarken 410. Händewaschen und Aberglauben 532. Blutspuren 768 •— Kennzeichnendes daran 787. Handgriffe bei auswärtigen Amtshandlungen 156 Anm. — aus dem früheren Leben des Gauners 202, 203, 945, 946, 953. — markante, des Diebes 945. — Wichtigkeit von 637. Handkoffer, Typen von 937. Händler als Sachverständige 274, 1055. Handlesekunst 146 Anm. Handlungen, Suggestion durch 223. Handschar 633. Handschrift usw. bei Selbstmörderbriefeu 878. — auf Zeugnissen 1046. — s. auch Graphologie. Handschriften, falsche 1 1 0 1 . — und Projektionen 310. — telegraphieren 752. Handschriftenbeurteilung, s. Graphologie. Handschriftenkonservierung 673. Handschriftenuntersuchungeu und Photographie 31 r. Handschuhe beim Dieb 923. — wegen Papillarlinien 370, 609. — und Taschendieb 995. Handspuren, s. Handabdrücke. Handstellungen als Gaunerzinken 432.

Handtücher und Blutreste 768. Handwahrsagerei 553. Handwerk als Kennzeichen 202. Handwerker als Sachverständige 201, 202, 632, 953— — — bei Einbrüchen 953. — und seine Schwielen 341. Handwerkszeug in Ordnung halten 158,167. Handzeichen der Gauner 4 1 1 . Hanf und Botaniker 295. Hang, instinktiver, zur Lüge 138. — zum Übertreiben 29. Hängeohren der Pferde 1072. Hantierungen, gewohnte 203. — und Staub 281. — Wichtigkeit von 638. Harbaumfall 189 Anm., 851 Anm. Hären der Pferde unterstützen 1071. Harfe als Zigeunerzinken 420. Harmaten, Tätowierung bei den 348. Harmlose Mittel als Abortiva verlangt 863. Harn für Geheimschriften 427. — s. auch Urin. Harnabgang und Epilepsie 225 Anm., 226. Harnmittel und Abortus 861. Hartblei 606. Härten von Gips 749. Hartingtonfall 795. Hartmäulige Pferde 1071. Hartschrot 571 Anm. Harz zum Abformen 751, 752. — bei Schriftfälschungen 101S. Haschischvergiftung 853, 856. Haselstaude und Zauber 541. Häufigkeit der Buchstaben 823. Häufigkeitsproben bei Chiffriertem 821. Hauptskizze und Blutspuren 775. Hauptverhandlung und rekonstruierte Schädel 212. — und vorbereitende Vernehmungen 127. Haus, Umgebung eines, zeichnen 649. Hausdiebstahl 1001. Hauseinschleicher 997. Häuser, Orientierung über die 53. Hausgewehre, sog. 559. Hausierer und Arsen 848. Landstreicherei 236. Hausklingeln und Brandstiftung 1 1 1 0 . Hausmarken und Zinken 409. Haussuchungen 190, 1012. — bei Marktdieben 1001. — und Abschraubgewehre 579. — nach Gift 843. — und angeblich Tee, Pulver usw. 856. Haussuchungsergebnisse 194. Haut, Änderung der, und Tätowierung 345. — eingestülpte, durch äußere Gewalt 621. — Rötung der 305. — und Wunden 833. Hautausschläge sehen und sich kratzen 96. Hautemphyseme, fingierte 32. Hautpräparate und Messungen daran 2 1 1 . Haverssche Kanäle und Knochen 337 Anm. Hawamal 539. Haydnschädel 340 Anm. Hebebaum und Gitter 961.

Heben — Hochstapler. H e b e n und Abortus 860. — des Körpers bei großen Schritten 710. H e b r ä i s c h e Chiffre 807. H e b u n g e n im Schloß 982. Heft, Papier aus e i n e m zu Verbrecherzwecken 276. Hefte, verkohlte 67g. H e f t i g k e i t , suspekte 2 1 7 . Heftpflaster b e i m D i e b 922. Hehlerzinken 412, 415. H e i d e i s Chiffre 8 1 2 . Heiderfall 330 Anin. H e i k l e D i n g e und Verhör 9 1 5 . Heilmittel und Zeitungsschwindel 1008. — der Zigeuner 519, 526. Heilungsprozeß u n d Schluß auf W e r k z e u g 832. — Verlängerung des 32. Heilungstrieb bei Zigeunern 525. H e i l w i r k u n g u n d S u g g e s t i o n 244. H e i m a t s g e m e i n d e , Anfrage an und Photographie 395. H e i m w e h 239. — u n d B r m d l e g u n g 1113. Heißes Glas u n d Papillarlinien 375. Heißlaufen von Transmissionen und Brände 1114. Heizungsrohre, Verständigung durch 440. H e k t o g r a p h e n m a s s e und Siegelfälschung 1052. H e l e b o r u s 861. Heliogravüren u n d F ä l s c h u n g e n 1100. — nach Photographien 318. H e l l e und dunkle Haare g e m i s c h t 271. — Photographien 352. Hellebarde 634. Hellerwerden der Haare n a c h Krankheiten 2 7 1 Anm. Hellhoffit 603. Hellrote Totenflecken 851. H e m d k r a g e n u n d Strangulierungsmarken 841. H e m m u n g s v o r s t e l l u n g e n u n d Aberglauben 357. Henrifall 203 Anm. Henry-Martini-Geschosse 624. H e n r y - P e a b o d y - G e s c h o s s e 624. Heraldik, W i c h t i g k e i t der 391. H e r a n b i l d u n g des U R . 11. H e r a n w a c h s e n d e Mädchen als Z e u g e n 122. „ H e r a u s " als Signal 436. H e r a u s f a n g e n von Anordnungsbildern 81. H e r a u s n e h m e n von Blutspuren 779. H e r a u s s t e m m e u von Brettern mit Blut 779. H e r a u s s u c h e n nach Photographien 355. — von Spuren 685. Heraussuchenlassen bei Agnoszierungen 333Herbarium von Giftpflanzen 845 Anm. H e r g a n g , Betrug im 1055, 1057, 1066. — g e n a u erzählen lassen und Taschendiebstahl 995. — dem Sachverständigen mitteilen 278. — vorstellen zur Klärung 831, 874, 902. H e r o i n v e r g i f t u n g 852. „Herold", Verein 392.

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H e r o l d s a m t Berlin 392 Anm. Herrichten präparierter Schädel 212. Herstalwerke 168. H e r u m f r a g e n auf dem Tatorte 169. H e r u m g e h e n d e r und Bild 354. H e r u m k o m m a n d i e r e n auf d e m Tatorte 170. H e r u m l e g e n v o n Leichenteilen u n d Mord 857. H e r u m p r o b i e r e n beim Einbruch 9 5 1 . H e r u m s t r e i c h e n u n d Landstreicher 235. Hervorrufen verschwundener Tätowierung e n 344Herz als Zinken 4 1 2 . Herzfehler fingierte 32. Herzfressen 530. H e r z n a h t 837. Herzpresse u n d latente Spuren 306. Herzschuß nicht sofort tötend 902. — bei Selbstmord, Seltenheit des 892. — m i t Gewehr u n d Selbstmord 895. Herzstich, Seltenheit von 896. — und angeblicher Selbstmord 895. H e r z w u n d e n 837. Heu, Selbstentzündung von 1118. H e x e n u n d Stechapfel 533. H e x e n g l a u b e n 528 Anm. H i e b s c h n i t t e 831. H i e b w a f f e n 630. H i e b w u n d e n u n d Werkzeug 832. Hildburghauser Wörterbuch 452. Hilfen beim Dechiffrieren 804. — bei Epilepsie 403. — beim Gedächtnis 100. — durch die Tagespresse 323. — des U R . 199. Hilflose Menschen, Ersticken von 897. Hilfsmittel z u m Einbrechen 9 5 1 . — des UR., Kenntnis der 48. Hilfswissenschaften strafrechtliche 13. Hilfszeitworte, Unregelmäßigkeit der 447. Hindernisse wahrnehmen u n d Automobil 89. H i n d p a s t e zum Abformen 667. Hineinreden u n d S u g g e s t i o n 248. H i n k e n u n d A g n o s z i e r u n g 349. — simuliertes 382. — u n d Spur 690, 723. H i n r i c h t u n g und Selbstmord Irrer 2 2 1 . — der Maria Stuart 105. Hinterbacken tätowiert 347H i n t e r b o g e n s o g . 979. Hinterhufspuren 754. Hinterlader 583, 590. Hinterschieber sog. 979. Hinundhertreten u n d Spur 724. Hirschfänger 633. His'sche Rekonstruktion 338. Historische Assoziation 154. Hitze u n d Haarfarbe 269. Schwielen 343. H o b b s s c h l o ß 981. H o b e l n bei Blutresten auf d e m Boden 793. H o c h g e b i r g e , maskierte Morde durch Abstürzen 890, 901. H o c h m u t der Zigeuner 5 2 1 . Hochparterre u n d Gitterausheben 963. Hochstapler 393.

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Hodannmethode — Jahreszeit.

Hodannmethode bei Spuren 739, 740. Hodensackfalten, Wahrsagen aus den 544 Anm. „ H o f " um verwaschene Blutflecken 789. — bei Eisentinten 1021. Höhenkoten und Modellieren 663. Höhenmessungen 660. Hohlprojektile, Wirkung der 623. Hohlspiegel und Brände I i 14. Höhlung des Laufes 586. Holdereggerfall 1043 Anm. Holländerröbrchen (Hollerröhrchen?) zum Brandlegen 1108 Anm. Höllenmaschinen 1108. Höllenqualen, antizipierte, und Selbstmord 881. Höllenstein zum Pferdefärben 1070. Holz und getilgte Blutspuren 791. — künstlich alt gemacht 1104. — mit eingeschlagenen Lettern 429. — und Selbstentzündung 1115. — zum Schloßöffnen 979. — in Spuren eingießen 747. — Verletzungen an und Botaniker 295. — verwittertes, und Blutspuren 759. Holzapfelfall 238 Anm. Holzbildhauer als Sachverständiger 203. Holzknechte, tätowierte 346. Holzrestchen bei Baumfrevel 278. Holzsachen zur Arrestantenverständigung 43°Holzscheitchen und Gitterbiegen 962. Holzschnitte, gefälschte 1100. — und Projektionen 310. Holzsiegel 1048. Holzstoffpapier, Vergilben von 291. Holzwerke, Schußspuren an 606. Hölzchen als Zinken 422. Homosexualität 229. Homosexuelle, ihr Gang 722 Anm. Homosexuelle, deren Schrift 1031 Anm. — Zusammenfinden der 433. Hörensagen, Zeugnis vom Hörensagen 93 Anm. Hörerscheinungen subjektive 94 Anm. Hörigkeit, Hypnotische 245. Horizont des Kindes 119. Horizontale messen 178. Horizontalstrich bei gedruckten Worten 81. Hornmassen bei Identifizierungen 342 Anm. Hosenbund auftrennen 187, 1042. Hosenknopf und Eid 556. Hosensaum, falsche Siegel im 1042. Hosenschlitz auftrennen 187, 1042. — falsche Siegel im 1042. Hosentasche, Schießen aus der 593, 599. Hostie und Aberglaube 536. — blutende 759 Anm. — Diebstahl an 1005. — und Eid 556. Hoteldieh 922, 937. Hoteldiebe und Gepäckmarken 441. Hoteleinschleicher 997. Hotelmarken, Benutzung der 441. Hufbeschlagschmiede ansehen 51. Hufeisen, gegen Glasscheibe fliegend 613. |

Huflähmungen bei Pferden 1072. Hufnageldamast 576. Hufspuren 754. Hüftgelenk und Einwärtsgehen 717. Hugoulin-Formmethode für Spuren 741. Hummern, giftige 287. Humor des Zigeuners 510. Humpen, falsche 1096. Hund 691. — zum Suchen im Freien 193, 194, 195, 771. —• vergiften 918. — siehe auch Kettenhund. Hundefett als Heilmittel 528 Anm., 538. Hundegebell, wie weit zu hören 92. Hundehaare als Zinken 423. Hundehütte als Versteckort 191. Hundesspuren abnehmen 754. Hündinnen, läufige, und Wachhund 919, 920. Hundspetersilie 273. Hutfutter und Papiere 187. Hutnadelmord, sechsfacher 204, 835 Anm. Hydefall 289. Hydraulischer Druck bei Schüssen 624. Hygroskopie verkohlten Papieres 676. Hygroskopische Mauersteine und Fenstergitter 960. Hypermangansaures Kali und verkohltes Papier 678. — — für Spuren 697. — — und brünetter Teint 383. Hypnotisierbarkeit der Leute 245. Hypnotismus 241. — und Hysterie 229. — kriminalistische Bedeutung des 246. Hypochondrie und Irrsin 217. Hypotaxie charme und Hypnotismus 244. Hysterica mendax 139, 226. Hysterie 226. — und Giftmord 856. — — Irrsinn 217. — — Lüge 139, 226. Nachahmung 221. — als Symptomenkomplex 227. Hysterische Absenzen 225 Anm. — nicht allein sein mit 228. — Canaille 226. — Krämpfe und Epilepsie 402. — Literatur über 31 Anm. — als Zeugen 139, 221 Anm., 226, 227, 228.

I (J). Jaborandiblätter 861. Jadzinken 424. Jäger als Sachverständige 203. — — — bei Blutspuren 770. Jäger und Schrittweite 721. — — Spuren 690. — — Wetterbeobachtungen 183. — — Wildschützen, Mord 890, 901. Jägeraberglauben 541 Anm. Jahnit 603. Jahreszahl in Wasserzeichen 1027 Anm. Jahreszeit und Leichenfauna 189.

Jahreszeit — Iriswuirzel. Jahreszeit der Selbstmorde 878. Jahrmarktverzeichnisse beim Marktdieb 923. Jalousien zeigen verlassene Wohnungen an 921. Janais (französische Gaunersprache) 451. Janitscharenwaffe 633. Japaner, Fingerabdruck von 358. — und Kopfasymetrie 1 1 5 Aum. — ihr Schärfersehen 3 1 4 . — und Selbstmord 870 Anm. Japan. Bildzauber 542. — Hypnotiseure und Sulphonal 245. — Kindermord 866. — Papier f ü r Abklatsche 669 Anm. Jargon, Gaunersprache als 446 Anm., 447. — zwischen Pferdehändler und seinen Leuten 1075. J a u c h e und Blut 786. J a u m e s Formmethode bei Spuren 742. Javelle-Wasser 1020 Anm. Icterus und Phosphor 850. Idealbilder 3 1 3 Anm. Ideen, überwertige und Aberglauben 857. ldeeuassoziationen und Gedächtnis 102. Identifikation, geometrische 355. Identität der corp. del. 212. — nach Haaren 266, 268. — von Handschriften 1038. — und Messungen 358. — von Personen nach Haaren 270. — von Stoffen 274. — des vorgeladenen und erschienenen Zeugen 1 3 3 . Identitätsfeststellungen, falsche 85 Anm. — und Gedächtnis 99. — pseudonymer Leute 387. — und Schwielen und Narben 341. Identitätslehre 328. Identitätszeugen 332. Idiopathische Todesfälle 830 Anm. Idioten, ihre Schrift 1033. Jennisch 452. Ignotum per ignotius 174. Illusion und Lüge 138 Anm., 139 Anm. I m Achter führen der Pferde 1059, Im Kreis gehen Schwerverletzter 96, 7 7 1 . Impfnarben, Wandern der 345. Impressives Gedächtnis 104.] Impulsives Vorgehen 237. Im Wasser photographieren 3 1 7 . In die Hände spielen von Chiffren 806. Indien, Daktyloskopie in 366. Indigolösung und Tinte 1020. Indigopapier f ü r Kommissionstasche 160, 161. Indirekte Rede in Protokollen 61. — Erhebung durch den Beschuldigten 75. Indiskretionen beim Verhören 915. Individualbestimmungen bei Haaren 262. Individualblutnachweis 337, 760 Anm. Individualfeststellung durch Blut 337, 760 Anm. Individualisieren der Fälle 25. — Notwendigkeit von 74. Individualisierung des Täters durch Augenschein 972.

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Indizienbeweis 155. Indurit 603. Infantierieschritt 723. Infektion und Aberglaube 537, 538. — dol'ose 288 Anm. — des; Chemikers bei Vergiftungen 849. Informieren des Sachverständigen 277. — des Schriftführers 157. Infusorienerde im Mageninhalt 853. Inhalt der Protokolle und Wortzahl 127. — u n d Form, Wichtigkeit ihrer Unterscheidung 74. Injektionen für Identität 379. Inkonsequenzen in Urkunden 1 0 1 0 . In loco rei sitae und Erinnern 102. In natura nehmen von Blutspuren 778. Innenbringen verdächtiger Flecken 259. Innenraum, Zeichnung eines 642. Innenseite von Taschen und Blut 788. Innere Kritik von Urkunden 1 0 1 2 . — Widersprüche bei Zeugen 132. Innern der Räume, Aufpassen im 929. — S u c h e n im 1 9 1 . Inquisitionsprozeß 17. „ I n Rollen h ä n g e n " der Pferde 1068. Inschriften photographieren 3 1 7 . Insekten, blutsaugende und ihre Residua 762. — an Leichen 188. — und Leichenskelettieren 189 Anm. — Todeszeit 189, 294. Insektenlarven und Leichen 189. Insektennadeln bei Leichenrekonstruktionen 2 1 1 Anm., 330. Instinktiver H a n g zur L ü g e 138. Institute, kriminalistische 1 1 Anm., 12, 14. Instrument, Polizeihund als 196. Intakt erhalten von Blutspuren 793. Intakte Situationen 876. — — bei Ertrunkenen 840. Integrität der corp. del. 212. Intelligenz und Art der Geheimschrift 802. — der Epileptiker 225. Interessante Fälle, Seltenheit der 910. Interessantermachen eines Falles 29. Interesse am Ausgange und Aussage 1 3 1 . — f ü r sich selbst 322. — sachliches, U R . und Arzt 205. Interessieren der Zeugen für die Sache 1 1 8 . Interieurs aufnehmen 316. Internationalisierung der Bertillonage 357. — des Identitätsverfahrens 379. Interne Mittel und Abortus 861. Interrogatorien mit Kindern 1 2 1 . J o d bei Schriftfälschungen 1018, 1023. — und Siegelfälschung 1053. — f ü r Spuren 698. Jodtinktur und brünetter Teint 383. — f ü r Kommissionstasche 163. Johannishändchen 535. Jonesfall 330. J o n e s Konserv.-Flüssigkeit 2 1 1 . Jorubaneger, Fingerabdruck eines 358. Irisieren von Blutflecken 766. — von altem Glas 1095. Iriswurzel und Abortus 860.

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Irradiation — Kaufen.

Irradiation des Lichtes und Täuschungen 86. Irre, Anzeigen von 220. — und Bertillonage 361. — — Hypnotismus 245. — Nachahmung der 221. — psychiatrisches über 213. — und Tätowierung 347. — als Zeugen 220. Irreführung durch Falschladen 573. — — Rückgelassenes 756, 956. — — Spuren 724. Irregehen und Körperbau 96. Irrsinnige, s. Irre. Irrtum und Betrug 1092. Irrungen 85 Anni. — nach Annahmen 84. — bei Identifizierungen 332. — in Schriftstücken 136. Isabellenheim, Agnoszierungsfall im 334. Isoagglutinierungdes Blutes undlndividualfeststellung 337, 761. Isohypsen und Modellieren 663. Italienische Gaunersprache 451. — Militärgewehre 168 Anm. — Slichenerzinken 442. ,,Judas" beim Falschspiel 1085. Juden, Antworten mit Fragen 521. — und Ritualmord 530. — alte, und Tätowierung 348. Judenmanier mit unfrankierten Briefen 819. Judenzinken 419. Jüdische Rasse und Selbstmord 904. Jugend, erwachsene, und Aussage 124. Jugendirresein (Lit.) 216 Anm. Julius Caesarchiffre 807. Jüngeraussehen von Wasserleichen 333. Jungfernrosmarin 861, 862. Jungfrauen und Giftpilze 845. Juniperus 861, 862. Jute und Botaniker 295. Juwelier, Diebstahl beim 940. K. Siehe auch allenfalls sub C. Kadaverrekoustruktionen 330. Kadaverteile und Zoologen 294 Anm. Käfer und Todeszeit 189, 294. „Kaffeemühle" zum Gitterauswiegen 962. Kafirsprache 503. Kainszeichen und Tätowierung 348. Kaiserling'sche Konserv.-Flüssigkeit 211. Kalender in Ordnung halten 66. Kali chloricum 847, 851, 86r Anm. — ferrocyanatum für Fußspuren 687. Kaliber des Laufes 586. Kalilauge und Abortiv 861 Anm. Kaliumeisencyanür und Schriftfälscliung J019.

Kalk, Wirkung des, auf Leichen 868. — siehe auch Dextrin. Kalkstein und Schießpulver 603 Anm. Kalkwasser zum Pflanzenkonservieren 779. Kälte, Abgüsse bei 744. — von Wasserleichen 841. Kaltes Wasser und Blutspuren 789.

Kamin, Eindringen durch 992. Kampecheholztinte 1020. Kampf, Stadium des 242. Kampfunfähigkeit, nötig bei Notwehr 168. Kanaille, hysterische 139 Anm. Kanäle, Havers'sche, und Knochen 337 Anm. Kanalgase, Vergiftung durch 287. Kandaren 1060. Kannibale, siehe Bratuschafall. Kanonenkugeln, rotierende 629. Kanthariden 853. — und Abortus 86i, 862. — als sog. Sukzessionspulver 888 Anm. Kanzel, Verlautbarung von der 326. Kanzleipapier, nicht für Exkursionen 161. Kapillarrobr und Blutspuren 785. Kapselgewehre 581. Kapselsetzer 582. Kaptivieren der Sinne 82. Karabacekverfahren 671. Karboazotine 603. Karbolsäure 861 Anm. Karbolsäure-Vergiftung 851. Karborundumpulver und Kassenerbrechen 988 Anm. Karmin für die Kommissionstasche 160. — für Spuren 697. Karotiden, Mord durch Druck auf die 869, 897, 998. Karte für die Kommissionstasche 160, 162. — in Ordnunghalten seiner 50, 52. Karten, Bedeutung der 549. — Modellieren nach 663. — als Zinken 412. Karten aufschlagen 548. Kartenaufschlagezinken der Zigeuner 423. Kartenchiffre 819. Kartenieselupe 165. Kartensendungen und Diebstähle 921. Kartensignaturen 652. Kartenspiel und Augenzählen 81. Kartoffelsalat-Vergiftung 287 Anm. Karussellkassen 990. Karusselltreiber und Landstreicherei 236. Käsegift 287. Kasernen, Material in den, und Lombrosos Statistik 150. Kassabeamte und Wetter 182. Kassel-Fall 334 Anm. Kassen, Einbruch in 976, 983. — nach Bränden nicht zu früh öffnen 680, 1118. — mit angekohltem Papier 680, 1118. Kasseneinbrüche, verschiedene 986 Anm. Kassensicherungen 985. Kassier als Mittel gegen Diebstahl 940. Kassler Erde für Spurstudien 686. Kästen, Eingemauertes hinter 192. Kastration fingierte 32. — falsche bei Hengsten 1072. — in Hypnose 247. Kasuistik und Ausnahmen 200. Katalytischwerden von Heu 1118. Katastrophen und Masse 223 Anm. Kaufen von Raritäten und Betrug 1092.

K a u f h ä u s e r — Kleinkalibrige. Kaufhäuser, große, Diebstahl in 222, 940 Anm. Kaufherrenmarken 409. Käufliches Papier zu verbrecherischen Zwecken 276. Kaufmann-Fälschungen 1094. Kaufmannschrift 1032. Kausale Assoziation 154. Kausalität und Beweis verfahren 10. — Lösung der, als Untersuchungsaufgabe 72. Kautabakspeichel und Blutspur 759. Kautionschwindel 1007. Kautschukschlauch und Grec 1085. Kautschukstempel und Fälschung 1021. — Gefährlichkeit der 1052. Kauzruf als Zinken 435. Kavallerie-Offiziere als Sachverständige l°55Kazimirzer Gerichtsbücher 452. K e c k h e i t der Zigeuner 521. Kegelschieber, ihre Schwielen 342. Kehlkopfbrüche 205. Keile aus Holz beim Dieb 923. Keilform von Stichwunden 833. Keller, Eindringen durch den 992. — Eingemauertes im 192. — Vergrabenes im 193, Kellerasseln an Leichen 189, 190. Kellerhals 861. Kellner, tätowierte 346. Keltische Leute und Tätowierung 347. Kennen eines Menschen 329. Kenner und Antiquitäten 1090. Kenntnis eines Tatbestandes und Assoziation 154. — der Umstände und Sachverständige 200. Kenntnisse, technische und Betrug 1005. — des Diebes und Schlüsse daraus 950, 971. — Orientierung über besondere 53. — des U R . 9. — psychiatrische des UR. 215. Kennyeres'sche Kreuzprojektion 645. Kennzeichen, gefälschte 382. — des Irreseins 217. Kennzeichnendes bei Haaren 266. Kennzinken 431. Keramisches, gefälscht 1095. Kerze, Blutspuren suchen mit 765. — und Brandstiftung 1108. Kerzentropfen als Spuren 756. Kesselflickersprache 451. Kette, Erhängen mit 881. Kettenhunde, Zwecklosigkeit der 918. „Kettenziehen" 1087. Keutschacher Rubentaler, falsche 1097. Khoji, indische Pfadfinder 691. Kiefer, Veränderungen am 341. Kieselsäure zum Gipshärten 749. Kilometerverfahren bei Photographien 318. Kinder, eigene und Agnoszierung 334. — empfindlich g e g e n Benzinvergiftung 847 Antn. — als Beobachter 194, 326. — spielende, und Brände 1112. — bei Häftlingsbesuchen, Gefahr der 426. — und Hypnose 250 Anm.

1159

Kinder und Träume 239 Anm. — uneheliche bei Dienstboten 1003. — Vernehmen bei Exkursionen 166. — als Zeugen 118. Kinderblut und Aberglauben 529. Kinderdiebstahl 513. Kinderfuß und antike Form 731. Kinderselbstmord 879. Kinderspiel über Tastsinn 95. Kindesalter, moralische Abartung 222 Anm. Kindsmord 864. Kinematographische Aufnahmen von Fußspuren 681. Kinleyfall und Photographie 303. Kinntuch und Eid 556. Kinokarten, siehe Karten. Kipplauf bei Pistolen, Gefahren des 169. Kircheneinbruch u. Hostiendiebstahl 1005. Kitt bei Fenstern und Einbruch 964. — untersuchen von 283. Kittartige Masse bei Ziegelbodenfugen 193. Klammoniß sog. 979. Klarheit in den Protokollen 61. Klarsehen, Quantität des 315. Klassische Zehenform 731. Klavierspieler und Auffassen der Notenbilder 81. Kleben von Schädeln 213. Klebstoff für Abklatsche 669, 670. — Juwelendiebstahl mit 941. — für die Kommissionstasche 160, 165. — und Photographie 313. — Untersuchung von 289 Anm. Kleesalz und Blutspuren 789. Kleider bei Agnoszierungen 332, 333. — augein durch Zigeuner 519. — ohne Blut bei blutigen Morden 760, 769. — mit latenten Blutspuren 307. — Erkennen von, und Farbenblindheit 253. — Ermordeter, Herumlegen von 857. — falsche, an Leichen 187. — Flecken auf, untersuchen 282. — und Herzstich 896. — bei Leichen 186. — nach Papieren durchsuchen 802. — mit Physiognomie vergleichen 187. — ruinieren 231. — Schuß durch die, bei Selbstmord 893. — über Schußverletzuugen 620. — und Spermaflecken 259. — zu Täuschungszweckeu 332. Kleiderbürste für Abklatsche 669. Kleiderschüsse, sog. 620, 621, 893. Kleidertaschen durchsuchen 186. — Staub in den 280. Kleiderzauber 542. Kleidung 146 Anm. Kleie zum Lehm geben, bei Modellen 664, 665, 666. Kleine Diebstähle, Lernen an 910. — Schritte machen, Ursache von 721. Kleinigkeiten bei Aussagen 132. — Wichtigkeit der, beim Augenschein 179. Kleinkalibrige Geschosse 605. — Gewehre und Selbstmord 894. Wirkung der 592 Anm., 606, 622, 627.

1160

Kleinliches —

Kontrollprüfung.

K l e i n l i c h e s u n d Kleines 946. K o h l e n m e i l e r ansehen 51. K l e i n p u r i m s o g . 979. K o h l e n o x y d 851. K l e m m e an der Z w i c k e r s c h n u r und Grec K o h l e n o x y d g a s u n d Spektroskopie 310. 1085. K o h l e n o x y d Vergiftungen 145, 287, 846. K l e p t o m a n i e 222 A n m . — und Amnestie i n A n m . K l i m a k t e r i u m u n d A u s s a g e 234. Kohlensäure, V e r g i f t u n g d u r c h 287. — u n d Irresein 218. K o h l e n s t a u b im A u s w u r f 258 A n m . K o h l e n s t o f f a r m e Stahlsorten für L ä u f e 576. „ K l i n g e l ü b e r r u t s c h e n " u n d Einschleichen Kollektivdelikte 222, 223. 998. Kollektiv-Selbstmord 879. K l i n g e n f a l z , Staub im 281. K l i n i k , strafrechtliche (Station am krimiKoller „ N e u e s t e E r f i n d u n g e n und Erfahnalistischen Institut) 15. r u n g e n " zu lesen 290 A n m . Klistieren böser Pferde 1069. — bei Pferden 1074. K l o a k e n g a s , V e r g i f t u n g d u r c h 287. Kollodium-Stearin-Fixierung 642. K l o a k e n j a u c h e und Blut 786. K ö l n e r Gips 745 A n m . K l o p f e n beim Stehlen 964. Kolonisationsversuche bei Z i g e u n e r n 516. K o l o q u i n t e n u n d A b o r t u s 860. — V e r s t ä n d i g u n g d u r c h das 438. K o m b i n a t i o n e n u n d Erkennen 335. Klosettpapier für A b k l a t s c h e 669. K l o s o w s k i f a l l 210 A n m . — — Gedächtnishilfen 101. K l o ß , sog., z u m Türen schließen 957 A n m . — auf dem Tatorte 170. K n a b e n als Z e u g e n 121. — bei Z e u g e n v e r n e h m u n g e n 1 1 7 . K n a l l der Selbstlader 599. K o m b i n a t i o n s g a b e der Kinder 120. Knallfreie Schüsse u n d e n k b a r 622 A n m . K o m b i n a t i o n s - P h o t o g r a p h i e 313. K n a l l g a s u n d Kassen 984. K o m b i n i e r t e r Selbstmord 900. K n a l l q u e c k s i l b e r und G e w e h r e 582. Kommissionen, A u s w ä r t i g e 156. Kommissionstasche 159, 167. — i n K a p s e l n 603. K o m ö d i a n t e n und Landstreicherei 236. K n a l l s c h w a c h e s Pulver 603. K o m p a ß , siehe Bussola. — — und Stockflinten 578. K n e i p z a n g e n u n d Taschendieb 995. K o m p l i z e n b e i m Grec 1085. K n e t m a s s e n 667. | K o m p l i z e n s c h o n u n g beim Geständnis 144. K n i c k e r 634. Kompressionsgeschosse 605. Konduitelisten, W i c h t i g k e i t der 50. Knie, falsche brünette 383 A n m . K o n f e r e n z von Sachverständigen 849. Kniegelenk beim Laufen 711. K o n f r o n t a t i o n e n , Gefährlichkeit der 425. K n i f f e bei angeblichen E r k r a n k u n g e n 398. K ö u i g i n h o f e r H a n d s c h r i f t 1011. — der T a s c h e n d i e b e 993. K o n i s c h e Geschosse, W i r k u n g der 623. K n i r s c h e n v o n Arsen zwischen den Z ä h n e n K o n k l u s i o n e n in Protokollen 61. 886. K o n k u r r e n z u n d Diebstahl 944. K n o b l a u c h als A b o r t i v 861. Konservatives Wesen der Z i g e u n e r 422 A n m . K n o b l a u c h g e r u c h u n d Arsen 850. K o n s e r v i e r u n g von F u ß a b d r ü c k e n 696. K n o c h e n 337. — u n d A b e r g l a u b e n 556. — — H a n d s c h r i f t e n 674. — u n d A g n o s z i e r u n g 209 A n m . — — Leichenteilen 209. — alte, u n d gerichts-ärztliche F r a g e n 207. — — Pflanzen mit Blutspuren 778. — B e d e u t u n g der 207 A n m . Schriften 187. — u n d knallfreies Pulver 603 A n m . Konservierungsflüssigkeiten 210. — u n d K ö r p e r g r ö ß e 338. — u n d A u f b e w a h r u n g von K ö p f e n 334. — Messen u n d Bertillonage 358. Konstanzer H a n n s W ö r t e r b u c h 452. — Messerspitze u n d Chlordämpfe 212. Konstitutionen, p s y c h o p a t h i s c h e 237 A n m . Konstruieren beim Schriftvergleichen 1039. — zu unterscheiden 273. K o n s t r u k t i o n e n , systematische der Fälle 73. K n o c h e n f r a g m e n t e im A u s s c h u ß 625. K n o c h e n l e i t u n g bei T a u b e n 399. — bei Spurresten 730. Knochensplitter, A u f b e w a h r u n g v o n 211. — — vereinzelten Z e u g e n a u s s a g e n 107. K n o c h e n v e r l e t z u n g u n d W e r k z e u g 833. — und Zeugenvernehmungen 117. K n ö p f e mit F i r m e n , Feststellen 186. Konsumierbares der Kommissionstasche K n o r p e l m a s s e n u n d Bertillonage 358. sofort ersetzen 161, 167. K n o t e n k n ü p f e n z u m Zpubern 543. K o n s u m i e r u n g d u r c h den stärkeren Ein— verschiedene A r t der 203. d r u c k 108 A n m . Knüpfen, A r t des, als K e n n z e i c h e n 203. K o n t i n u i t ä t der Wildfo'ge, F r a g e n über 73S. K o b a l t z u m Papierfärben 1017. Kontrolladdieren 657. K o c h e n d e s W a s s e r u n d verkohltes Papier Kontrolle beim A b n e h m e n von Blutspuren 676. 781. Kochgeschirre, V e r g i f t u n g durch 287. — d u r c h den A k t u n d A r z t 208. K ö d e r n der H u n d e 918. — des Diktierten 872. K o f f e r der M a g d , Gestohlenes im 1002. K o n t r o l l p r ü f u n g beim A g n o s z i e r e n 335. K o h l e n d u n s t v e r g i f t u n g und falsches Ge— bei L o k a l a u f n a h m e n 178. ständnis 145. — g e g e n S u g g e s t i o n 248.

Kontrollprüfung — K o n t r o l l p r ü f u n g bei Z e u g e n a n g a b e n 37. — verdächtiger Z e u g e n 132. Kon trollspuren zum Messen 735. Kontusionen, latente, und photographieren 306. K o n v e n t i o n e l l e B e z e i c h n u n g e n 650. Konzentrationszustand und H y p n o t i s m u s 243Konzertkarten, s. Karten. K o o r d i n a t e n m e s s u n g bei teilweisen Fußspuren 734. K o o r d i n i e r u n g der Polizei 23. K o p f und Gittersprossen 959. — u n b e k a n n t e r L e i c h e n aufbewahren 333. K o p f b e d e c k u n g u n d Haarfunde 265. Köpfe, faule, rekonstruieren und aufbewahren 210. K o p f g r i n d 759 A n m . K o p f h a a r e 260. Kopfpolster V e r g i f t e t e r 274. Kopfschmerzen, suspekte 217. K o p f s c h u ß mit Gewehr bei Selbstmord 895. Kopfschüsse u n d Herzschüsse 892. K o p f s t i c h e 836. Kopfverletzung, allgemeines 836, 837. — alte, und Verantwortlichkeit 114. — und H a a r e 267. — — Irrsinn 217. — leichte, und falsche W a h r n e h m u n g 110 Änm. — und R a u s c h 115. — — a n g e b l i c h e r Selbstmord durch Ertrinken 900. — schwere und B e o b a c h t u n g 109. K o p i e r m a s c h i n e n , W i c h t i g k e i t der 67. Kopierpapier für die K o m m i s s i o n s t a s c h e 160, 161. Kopierpresse u n d Schriften untersuchen 1021 A n m . — — Urkunden, bedenkliche 1015. — W i c h t i g k e i t der 67. K o p p e n der Pferde 1071. K o i j ä t e n , ihre Zinken 423 A n m . K o r k e , Versichern mit P e r g a m e n t p a p i e r 162. K o r n am Gewehr 589. K ö r p e r b e s c h ä d i g u n g , F i n g i e r u n g von 31. K ö r p e r d u r c h s u c h u n g 195. K ö r p e r g e r u c h und R a s s e 509. K ö r p e r g e w i c h t und Spuren 725. K ö r p e r g r ö ß e und Fußgröße 706 A n m . — simulierte 382. K ö r p e r h e b u n g bei grossen Schritten 7x0. Körperliche E i g e n s c h a f t e n der Zigeuner 524. Körperliches Leiden als einziger Selbstmordgrund 903. K ö r p e r u m f a n g , Ä n d e r u n g des, und Tätowierung 345. Körperverletzungen 826. Korrespondenz usw. sichern bei Betriebsunfällen 1124. Korrespondenzen von Häftlingen 428. Korrigendinen, tätowierte 346 A n m . Korrigieren von P h o t o g r a p h i e n 317. — der Vorstellung auf dem T a t o r t e K o r r i g i e r t e Vorstellungen 85 A n m .

170.

Krippe.

1161

K o r t o r a r 504. K o s m e t i k und Schwindel 1008. — — Simulation 382, 383. „ K o s m o s " zu lesen 290 A n m . K o s t g e l d zahlen und stehlen 1003. K o t auf S c h u h e n 284. — feuchter, Spuren in, a b n e h m e n 707, 743, 746. — untersuchen 739 A n m . K o t m a s s e n , Untersuchen von 257. Kotzen beim Gitterauswiegen 962. K r a c h t f a l l 1029. K r ä f t i g e N a t u r und Tätowierung 346. Kraftwagen, siehe Automobil. K r ä h e n , A n s a m m l u n g von, und Schulkinder 326. — und L e i c h n a m e 194, 326. K r ä h e n a u g e n u n d H u n d e vergiften 919 Anm. K r ä m p f e und H y p n o s e 249. — H y s t e r i s c h e r 228. — hysterische und epileptische 402. — simulierte 228. — s u s p e k t e 217. K r a m p f h a f t e s Halten der Pistole bei S e l b s t morden 891. K r a n k e und S u g g e s t i o n 247. K r a n k e n h ä u s e r , Material in den, und L o m brosos S t a t i s t i k 150. K r a n k h e i t e n , a n g e b l i c h e 381. — Hellerwerden der H a a r e nach 271 Anm. — von Pferden, verdeckte 1072. — und S c h r i f t 1033. — von Selbstmördern 902. — simulierte 396. — suggerierte 249. — der Z i g e u n e r 525. K r a n k h e i t s e r r e g e r , T ö t u n g durch 289. K r a n k h e x e n 551. K r ä n k l i c h e s Aussehen, falsches 384. Kratzen und W e i b e r 838. Kratzer mit latenten Spuren 306. Kratzspuren von Nachschlüsseln 755, 981. Kratzwunden 838. K r ä u t e r h ä n d l e r und Giftpflanzennamen 845 Anm. Krebse und L e i c h e n b e n a g e n 190. — — S c h ä d i g u n g von Präparaten 210. Kreditschwindel ioo7. Kreide und F e n s t e r k i t t 965. K r e i s g e h e n Schwerverletzter 96, 771. Kreisrunde Blutspritzer 773. Kretins, Aussagen von 221. Kreuzen der Tarsen bei E r w a c h s e n e n 717. K r e u z m a c h e r = Getauft 515. Kreuzprojektion 645. Kriegsministerium u. Dechiffrierungen 8 0 1 . Kriminalistische Institute 11 Anm., 12, 14. Kriminalität, S e l b s t m o r d und R e l i g i o n 904. K r i m i n a l m u s e u m am kriminalistischen Institut 14. Kriminalpolizei 22. Kriminalpsychologie, W i c h t i g k e i t der 74. K r i m i n a l r o m a n e 3 9 s Anm. Kriminelle B e d e u t u n g des H y p n o t i s m u s 246. Krippe als V e r s t e c k o r t 191.

1162

Krohnchiffre — Lasttragen.

K r o h n c h i f f r e 807. Kroki, siehe auch Croquis. K r o k i r e t u i 654. K r o t n e r s c h l o ß 981. K r o n e n t r e t e u der P f e r d e 1073, 1074. K r o n p r i n z , R e i s e des 83 Anm. K r o t o n ö l und A b o r t u s 860. K r u m m e Beine und S p u r 721. K r ü m m e n der Gittersprossen 962. K r u m p e n d o r f e r M o r d 768. K r u p p s P a n z e r p l a t t e n 984. K r u p p s t a h l 576. K r u s t e s o g . bei S c h r i f t e n 1022. K r u z i f i x für die K o m m i s s i o n s t a s c h e 160. K r y p t o g r a p h i e 798. K u c h e n r e u t e r p i s t o l e n 593. K ü c h e n s c h a b e n , B e n a g e n d u r c h 851 A n m . K u g e l als G e s c h o ß 584. K u g e l a u s z i e h e n 567. K ü g e l c h e n w o - S p i e l 1087. K u g e l f o r m e n 605. K u g e l g e w e h r e 584. — u n d S e l b s t m o r d 894. K u g e l l a u f 586. K u g e l n , E r z e u g u n g der 571. K u g e l p f l a s t e r 584. K u g e l s c h ü s s e u n d A r g u m e n t a t i o n e n daraus 608. K u h d ü n g e r als Z i n k e n 422. K u h m i s t , s. Pflaster. K u l t u r u u d N a t u r u u d B e o b a c h t u n g e n 115. — — S e l b s t m o r d 869 A n m . K u l t u r m e n s c h u n d Z i g e u n e r 502, 507, 511 Anm. „ K ü m m e l b l ä t t c h e n " J086. K u n d e n u n d L a n d s t r e i c h e r e i 236. „ K u n d e n " d e r P f e r d e z ä h n e 1066. K u n d s c h a f t e r beim S c h a t z g r a b e n 552. — — S t e h l e n 912. K u n s t b l ä t t e r , f a l s c h e 1100. K u n s t g r i f f e der G a u n e r 380. K ü n s t l e r u n d B e r u f s s c h w i e l e n 341. — — L a n d s t r e i c h e r e i 236. Künstliche Beleuchtung und Photographie 308. — F a r b e n u n d P h o t o g r a p h i e 307. — L e i d e n u n d K u r p f u s c h e r 32. K u n s t p r ä g u n g e n u n d f a l s c h e M ü n z e n 1096. K u n s t s a c h e n , B e t r u g m i t 1089. Kunststücke, um Geständnis zu erlangen 144 A n m . — bei S i m u l a t i o n e n 398. K u n s t v o l l e S c h l ö s s e r u n d S c h w i n d e l dabei 981. K u p f e r , B l u t auf 765. K u p f e r d r u c k n a c h P h o t o g r a p h i e 318. K u p f e r s t i c h e , falsche 1100. K u p f e r v i t r i o l 851 K u p i e r e n der Pferde 1068. K u r p f u s c h e r u n d F i n g i e r u n g e n 32. K u r s z e t t e l m e t h o d e u n d B e r t i l l o n a g e 357, 497. K u r z s i c h t i g e A g n o s z i e r u n g s z e u g e n 333. — ihre S c h r i f t 1032. K u t s c h e r , ihre S c h w i e l e n 342. K w i e l e c k a p r o z e ß 336.

L. L a b a r r a q u e w a s s e r 1020 A n m . L a b o r a t o r i u m am k r i m i n a l i s t i s c h e n Institut 15. L a c h k r ä m p f e h y s t e r i s c h e 228. L a c k m u s p a p i e r u n d S c h r i f t f ä l s c h u n g 1019. L a d e a r t der G e w e h r e 580. L a d e n d i e b 940, 1001. L a d e n e i n s c h l e i c h e r 998. L a d u n g e n v o r G o t t und S u g g e s t i o n 247. L a g e bringen, nichts a u s der, v o r Protok o l l i e r u n g 174. — des G e t ö t e t e n p h o t o g r a p h i e r e n 172, 305. — v o n H a a r e n z u z e i c h n e n 263. — des K ö r p e r s u n d E m p f i n d e n 94. — verbessern u n d falsches G e s t ä n d n i s 145. L a h m e B e i n e v e r d e c k e n 1063. L ä h m u n g e n , s u s p e k t e 217. L a i e n e l e m e n t , A r b e i t e n m i t d e m 56. L a i e n h a f t e s i m G e s c h w o r n e n 60. L a k t a t i o n u n d A u s s a g e 234. L a m e l l e n im Glas bei S c h u ß l ö c h e r n 6 1 1 . L a m i n a r i a s t i f t und A b o r t u s 860. L a m i n e t t e d a m a s t e 576. „ L a m p e n " als W a r n u n g s r u f 436. L a u c a s t e r g e w e h r e 584. L a n d a r z t als A u s k u n f t s p e r s o n 49. — u u d G e r i c h t s a r z t 204. W e t t e r f e s t s t e l l u n g e n 182. L a n d g e i s t l i c h e und W e t t t e r b e o b a c h t u n g e n 183. L a n d h a n d w e r k e r als S a c h v e r s t ä n d i g e r 953. Landkarte bei Landstreichererhebuugen 1045. L a n d k i n d e r , K e n n t n i s s e der 120 A n m . L a n d m a n n als S a c h v e r s t ä n d i g e r 631. L a n d s c h a f t , K r o k i e r e n einer 654. L a n d s t r e i c h e r 234. — E r h e b u n g e n w e g e n 1045. — seine H ä n d e u n d A t m o s p h ä r e 1045. — Lit. ü b e r 1043 A n m . — u n d P s y c h o s e n 1044 A n m . falsche S i e g e l 1043. — — V e r b r e c h e r 1044. L a n d w i r t s c h a f t l i c h e A n l a g e n a n s e h e n 51. L a n g a t m i g k e i t d e r E i n g a b e n Irrer 219. L a n g b l e i 605. L a n g b l e i g e s c h o s s e , W i r k u n g d e r 623. L a n g s a m g e h e n u n d S t o c k e i n d r ü c k e 754. — u n d s c h n e l l laufen 7 1 1 . L a n g s a m k e i t des G e h e n s 88. L a n g u a g e f r a p p é 438 A n m . L a n g u e verte 451 A n m . L a n g w e i l e , sexuelle, u n d A u s s a g e 122. — u n d T ä t o w i e r u n g 347. L a n z e n a r t i g e W a f f e n 634. L a p p e n b ä u m e 420 A n m . L a p p e n w u n d e n u n d W e r k z e u g 829, 830. L a i j o n j i 451. L ä r m v e r f a h r e n B a r a n y s c h e s 400 A n m . Larven zum A b d e c k e n von Photographien 352— b e i m D i e b 922. — v o n I n s e k t e n u n d L e i c h e n 189. L a r v i e r t e r S e l b s t m o r d 868. L a s t t r a g e n u n d F u ß w i n k e l 719.

Lasttragende —

Leumundszeugnisse.

Lasttragende und Abstoß beim Gehen 705. Latah bei den Malaien 245. Latente Abdrücke sichtbar machen 363 Anm. — Fußspuren 697. — Spuren 305. Laternen für die Kommissionstasche 160. — mit rotem Licht und Schlafende 999. — zerschlagen und Salironianie 231, Laubsägen und Gittersprossen 961. Lauf der Schußwaffe 570. Laufen, Theorie des 709. Laufende und Fußwinkel 720. Läufige Hündin und Wachhund 919, 920. Laufmateriale 574. Laufschritt 722. Laufspurentstehung 712. Laugenvergiftung 852. Läuse unter Wasser 188. Läuteapparate und Kassen 985. Laxe Verfolgung und Vermehrung von Delikten 1055. Lazzarinipistolen 593. Lebelgewehre, ihre Distanzwirkung 626. Lebelsches Pulver 603. Leben abbeten 542. Leben, gewöhnliches, Lernen aus dem 77. Lebende, Identifizierung an 331. Lebendes Material, Studium am 216. Lebensbaum 861, 862. Lebensfähigkeit des Kindes und Milchuntersuchung 259. Lebensgewohnheiten und unbewußtes Gedächtnis 100. Lebensüberdruß, suspekter 218. Lebensverlängerung und Suggestion 247. Lebensversicherung und dissimulierter Selbstmord 883. Leberriß und Tod 829. Leclercdamast 576. v. Ledebur-Wappensammlung 392. Lederfalten von Tascheu uud Staub 281. Lederlappen als Zinken 422. Ledutn 861. Lee-Metfordgeschosse 624. Lefaucheuxgewehre 583. Legierung von Geschossen 562. Legitimationsbücher, falsche 1009. Legitimationspapiere und falsche Namen 386. — gestohlene 386 Anm. — im Hosenschlitz 187. Lehm zum Abformen 668, 751, 752. — feuchter, Spuren in, abnehmen 742, 746. — bei Zement 744. — siehe auch Pflaster. Lehmplatten zum Terrainmodellieren 664. Lehrer, Schulkinder und Beobachtungen 326. Leibesfrucht-Abtreibung 859. Leibschäden, fingierte 31. Leiche, Agnoszierung von 209. — angeschossene 858. — im Brunnen, aufgewunden 858. — Lage der, Beschreiben 176. — Eintrocknung von 189, 334. — und Papillarlinien 366.

1163

Leiche, Tätowierungen an 344. — verletzte 857. — verscharrte 193. — im Wasser 183, 839. Leichenagnoszierungen 341 Anm. Leichenalkaloide 287. Leichendaktyloskopie 374, 375. Leicheneröffnungsverfahren 206 Anm. Leichenerscheinungen 867. — bei Ertrunkenen 840. Leichenfauna 189. Leichengifte und Pflanzenvergiftungen 273, 278, 886. Leichenidentität und Haare 266. Leichenraub 857. Leichenrekonstruktionen 330. Leichenschändung 232, 530 Anm., 538, 857. Leichenstarre 205. Leichenteile, Entwendung von 857. — Konservierung von 209. Leichentemperatur 867. Leichenverbrennung 868. Leichenwachs 538, 867. Leichenwaschwasser 538. Leichte Kopfverletzungen und falsche Wahrnehmung 110 Anm. Leichtfertiger U R , Kennzeichen des 71. Leichtigkeit des Todschlagens in der Vorstellung 370. — antiker Vasen 1094. Leichtsinn und Hausdiebstahl 1004. Leiden, simulierte 396. Leidenschaftslosigkeit beim Vernehmen 141. Leidenschaftsverbrecher 148. Leihanstalten als Versteckort 191. Leim bei Abdrücken 699. — für die Konimissionstasche 160, 162. — s. auch Tischlerleim. Leimen von zertrümmerten Schädeln 213. Leimformen 742. Leimruten beim Dieb 922. Leimung des Papieres 1017. Leimwasser, s. Dextrin. Leinen für sog. Fuhren 430. Leinöl und Fensterkitt 965. Leintücher mit latenten Blutspuren 306. Leinwand untersuchen 274. Leistenschneider, Diebstahlsfall mit dem 202. — als Sachverständiger 203. Lektüre, vergessene, und déjà vu 103. Lemegauer, ein alter 340. Lemotfall 188 Leonardo da Vinci und Florabüste 369. Lèotade-Fall 258 Anm. Lernen an kleinen Diebstählen 910. Leserlichkeit der Schrift 67. Leserlichmachen von Schriften 672. Lettern, in Holz eingeschlagen 429. Leuchtgas, Tod durch 2S6, 287, 310. Leuchtsätze bei Nachtphotographien 316. Leugnen und gestehen 144. — gefährliches 888. — der Zigeuner 522. Leumundszeugnisse und Zeugenaussagen "5— Wert der 49.

1164

Leute — Lustmord.

Leute sortieren auf dem Tatort 171. „Lewon" als Signal 436. Lewone legen, sog. beim Einbruch 970. — an Fenstern 964. Lex Longob. 436. Lexikonchiffre 804, 813. Liber Vagatorum 407. Licht, künstliches, und Blutspuren suchen 765— und Schall 94. Lichtbogen, elektrische, und Kassen 984. Lichteffekte, Fragen über 291. Lichtfilter 307 Anm. Lichtpause-Verfahren 318, 670. Lichtquelle und plastisch sehen 84. Liebe, unglückliche, als angebliches Selbstmordmotiv 902. Liebenbergfall 788 Aum. Liebespaar, Selbstmord von 880. Liebestränke 853 Anm., 854. — und Alraun 536 Anm. — negative 852 Anm. — der Zigeuner 519, 538. Liebschaften bei Dienstboten 1003. Ligaturenmachen 543. Likör und Schlafmittel 937. Lineare Verletzungen und Werkzeug 829. Linke Zinken 407. Links und rechts bei Beschreibungen 177. — oder rechtstragen des Stockes 753. Linkshändigkeit 253, 902. — zu erkennen 201, 255. — und Identität 349. Nägelbreite 838 Anm. — Pulverschwärzung und Selbstmord 892. Linsen, photographische und Brände 1 1 1 4 . Liquor fern sesquichl. für Fußspuren 687. Literarische Zufälle 103 Anm. Lithographische Menschenfiguren 617 Anm. Lob über Leistungen 55. Lockere Erde und Vergrabenes 193. Lockrufe 435. Locus rei sitae und erinnern 102. — — — — Proben am 335. „Löffel" beim Pferde 1060. Logik und Fälschungen 1104. — — Stil im Protokoll 175. Logische Folgerungen auf falscher Grundlage 42. Logischer Aufbau von Protokollen 174. Lokalaugenschein 155. Lokale Dinge und Gedächtnis 52. — Fragen, Wichtigkeit der 283, 284. — Kenntnisse des UR. 50. Lokalisationen, falsche 95. Lokalisationovermögen 85 Anm. Lokalisiertes Empfinden 933. Lokalkenntnis des Diebes beim Einbruch 949. 97°. Lokalskizze machen von Änderungen 174. Lokalverhältnisse und Erinnerung 102. Lombrosolehre 147. Lombrosoliteratur (siehe Dallemagne) 153. Londoner Pöbelsprache 451. — Polizei und Anthropometrie 364 Anm.

Loocksches Verfahren und falsche Unterschriften 1017. Lore society Gipsy 503 Anm. Lorenzgeschosse 606, 623. Löschpapier für Abklatsche 669. Lösung von Blutspuren 785. — — Haaren und Alter 267. Losungen, geheime 407 Anm. Lösungsmittel für Fußabdrücke 696. Lot, Messen mit einem 178. Lotarspracha 448 Anm. Lothringisches Feuer 1 1 1 6 . Lötrohrbläser, ihre Backen 342. Louchebaune 451. Love powder 854 Anm. Lücken der Erinnerung und Gedächtnis 99. — im Verfahren und Beschuldigter 145. — — Wahrnehmen 88. Luft, Aussehen von Leichen in der 190 Anm. Luftabschluß, Fragen über 292. Luftblasen aufsteigen und Vergrabenes 193. — bei Wasserleichen 188. Luftliegen, derselben Gedanken, in der 103 Anm. Luftraum bei aufbewahrten Haaren 261. Luftröhrenschleimhaut photographieren 3°7Luftschiffahrt, Fragen über 291. Luftschiffer und Hundegebell 92. Luftstreifschüsse 620. Luftströme, Fragen über 291. Luftwege, Inhalt der, zu untersuchen 272. Luftzinken 425. Luftzug und Papierverkohlung 674, 675. Lügen, Absicht des Zeugen 76. — und Betrug 1057. — der Epileptiker 225. — Gründe der 46. — pathoformes 137. — und Prostituierte 230. — weiblicher Jugendlicher 123 Anm. — Zahl der 46. — der Zeugen 126. Lumiereverfahren 308 Anm. Lunten, Glimmen von, und Botaniker 296. Lupe und Abortiva 862. autike Tonsachen 1095. — beim Blutspursuchen 771, 772, 787, 788. — und Geschosse 563. — bei Giftsuchen 849. — für die Kommissionstasche 160. — und Maschinschriftfälschung 1025. — — Mikroskop 256. — bei Papillarlinien 366. — beim Photographieuntersuchen 353. — bei Radierungen 1018. — und Scharten 279. Schrift 1034. — und Schuhnägel 733. falsche Siegel 1048. — — Siegelfälschung 1053. — — Tätowierungen 344. — — Urkunden 1015. verkohltes Papier 679. Lust zum Fabulieren 29. Lustmord und Sadismus 230.

1165

Mauerschutt. Luxationen, fingierte 31. Lycopodium für die Kommissionstasche 160. Lyddit 603. Lymphdrüsen und Tätowierungen 344. Lysol als Gift 847. M. Maße von Rechts und Links 254 Anm. Mac Kinley-Fall und Photographie 303. Macacus, Fingerabdruck von 358. Maceration an Wasserleichen 841. Mädchen, halberwachsene, als Aufpasser 928, 929. — — und Brandlegung 1113. — junge, und Einwärtsgehen 717. — als Zeugen 122. Magazine, große, Diebstahl in 222, 940 Anm. Magazinlauf 591. Magazinpistolen 598. Magen, Banknoten im 289 Anm. — bei Obduktionen 889. Mageninhalt und Botaniker 295. — untersuchen 272, 273. — und Zeitbestimmung 207. Magensarcine 761. Magenschleimhaut photographieren 307. Magenschuß bei Selbstmord 892. Magnesiumlicht und Photographie 308. Magnetisches Wahrsagen 544 Anm. Magnetismus 243. — animalischer 244. — und Physiker 293. Magnetnadel benutzen 641. Magnetstäbe und Opferstockdieb 922. Mähne des Pferdes und Täuschung 1062. Main de gioire 537. Maioli-Einbände 1102. Mai wurm 861. Majestätsbeleidigung bei Aufpassern 927. Makler des Pferdehändlers 1075. Malaien und Hypnose 245 Anm. Malakoff, Sturm auf den, 83 Anm. Malegis-Meisterdieb 961 Anm. Maler und Farbenblindheit 252 Anm. — und Spiegelbild 301. Mammut und Haarfarbe 269. Mandeln, bittere, Selbstmord mit 889. „Mandschien" als Signal 436. Mandragora 536. Mängel einer Gittersprosse 960. Mangelhafte Spuren 730. — Verwahrung von Objekten 289. Mangelndes Verständnis und Hausdiebstahl 1004. „ M a n g e u r " des Grec 1085. Manien 222. Manier des Landstreichers 1045. — zu stehlen 944, 945. Mann, Frau und Fuß winket 717 Anm. — oder Frau und Urinspuren 258. — und Frau als Zeugen 124. — im Monde 437— mitphotographieren als Grössenangabe

317-

Hans Groß, Hdb. f. UR. 6. Aufl. II.

Männer und Farbenblindheit 252. — in Frauenschuhen 726. — und Lombrosos Statistik 150. Manneskraft, Mittel für die 853. Männliche Schrift bei Frauen 1031. Mannlicher Geschosse, Wirkung der 624. — Gewehre, ihre Distanzwirkung 626, 627. — Pistole 599. Manschetten und Taschendieb 995. Mantelgeschosse, ihre Übelstände 606. — W i r k u n g der 627. Manuelle Geschicklichkeit und UR. 638. Manuldruck 1102. Maquillage 1082. Maremokum 128 Anm. Märke untersuchen 186, 275. — ausgetrennte, photographiert 275, 307. Marken, falsche 1102. — moderne 410. — der Pferdezähne 1066. — um wichtige Spuren 174. Markieren von Abziehpapieren 378. — der Karten 1082. — des Wachpersonales 441. Marksubstanz und Alter 267. Marktdieb 940, 1001. Marschieren und Armschwingen 704. Marschschritt 722. Martingal 1060. Martiny-Henry-Gewehr, Züge im 587. Martzfall 739 Anm., 769 Anm. Maryfall 759 Anm. „Maschine" beim Falschspiel 1085. Maschinen photographieren 317. — Verletzungen durch, fingierte 32. Maschinenschrift und Fälschung 1025, 1041. Maske beim Dieb 922. — und Verstellung 385. Maskierte Spuren 724. Maskierter Selbstmord 868. Masochismus 231. Masse und Sadismus 230 Anm. — Verbrechen der 222. Massensuggestion 249. Massieren und Abort 860. Maßstab für die Kommissionstasche 160. — mitphotographieren 766 Anm. — bei Photographien 317, 352. Maßstabschrift 817. Mastdarm, Vergiftung durch den 289 Anm. Material des Schrotlaufes und Güte des Schusses 574. — falscher Siegel 1048. Mathematiker und Dechiffreure 821. — als Sachverständiger beim Dechiffrieren 801. Matrosen und Tätowierung 346. Matrosenknoten 203. Matryguna 536. Mauer, Blutspuren auf 765, 780, 782, 786. — Eindringen durch die 992. — Verborgenes in der 191. Mauerdicke zeichnen 643. Mauerflächen und Saliromanie 231. Mauermachen und Dieb 938, 940. Mauerschutt mit Blutresten 792.

74

1166

Maulda — Metallgifte.

Maulda 536. ,,Maullachen" der Pferde 1067. „ M a u l s c h e u " machen der Pferde 1067. Maulstangen und Kasseueinbruch 989. Maurerchiffre 816. Mäusegeruch und Zigeuner 509. Mausergeschosse 624. Mausergewehre, ihre Distanzwirkung 626. Mauserpistole 599. Mauser-Selbstlader 591 Antn. Mausköpf, sog. 409. Mazelfall 270, 787. Mechanik des Gehens 700. Mechanische Schriftprüfung 1038. Mechanisierte Bewegungen 100. Mechanograph 662. Medaillen, falsche 1096. Medicus pro viro usw. 9 1 5 . Medien und Homosexualität 229. — — Hysterie 229. Medikamente, angebliche, bei Haussuchungen S56. — vergiftete 856. Medizinische Fragen und U R . 826. — Kenntnisse des U R . 206 Anm. Medizinschachtel als Versteck 1 9 1 . Meerwasser und Mörtel 744 Anm. Mehl und falsche Tonsachen 1095. Mehl zur Irreführung 756. — Spuren in, abnehmen 162, 742. Mehiteig zum Abformen 668. Mehrere Zeugen und unrichtige Aussage 116. Mehrfache Schüsse bei Selbstmorden 890. Mehrhalten, von sich als richtig 140. Mehrmachen bei einem Falle 29. Mehrsehen der Photographie 301. Mehrteiligkeit eines Falles und Tabellen 68. Meinung, feste, des U R . 18. — vorgefaßte 27. — und Zeitungsberichte 322. — der Zeugen und Aussage 1 1 8 . Meisterdieb 961 Anm. — und Pfuscher 951. Melancholie und Heimweh 239. Tropenkoller 237. Melancholiker und Giftmischer 856. — als Zeugen 220 Anm., 2 2 1 . Meldung, beschreibende nach Bertillon 361. Melinit 603. Meloe 861. Memorieren von Photographien 354. Mendax hysterica 226. Mendelsche Regeln und Vererbung 337. Menephtarekonstruktion 330. Menge der Objekte wichtig 758. Mengisch 452. Menopause und Selbstmord 903. Mensch und Wetter 182. l.Ienschenblut 537, 538. Menschen- und Tierblut 756 Anm. Menschenfett 537. Menschenfiguren, lithographische, f ü r Skizzen 617 Anm. Menschenfressen 530. Menschenfresserei der Zigeuner 5 1 3 .

Menschenkenntnis 42. — beim Handel 1056, 1065. Menschenknochen und Tierknochen 273, 337Menschenkot als Zinken 422. Meilschliche Figuren, Wichtigkeit bei Fälschungen 1 0 5 1 . Menstrualblut, Unterscheidung von 205, 761. Menstruation und Aussage 234. — und Ehrenbeleidigungen 234. — — Hypnotismus 245. — — Irrsinn 218. — — y i g e . 1 3 9 Anm. Selbstmord 903. Warenhausdiebinnen 222 Anm. — — Zeugenaussage 123. Menstruationsmittel und Schwindel 1008. Mentalreservation bei Zeugen 132 A n m . Mentha pulegium 861 Anm. — — -öl 851 Anm. Merke, s. Märke. Merken von Einzelheiten, Schwierigkeit beim 264. — Unverläßlichkeit des 66. — der Vorgänge 76. Merkfähigkeit 98. Mertctuale bei Agnoszierungen 332. — Auffassen eines Gegenstandes nach den 80. — besondere, und Bertillouage 361. — des beschuhten Fußes 692. — beim Stehlen 942. — der Verbrecher 148. — von Vergiftungen, Unverläßlichkeit der 286. Merseburger Heilspruch 539. Mertens-Verfahren bei Photographien 318. Mesmerismus 243. „Meßbare" Bilder 3 1 4 . Messen bei I 946, 995Messerschartenspuren 752 Anm. Messinggeschosse 592 Anm. Messinggewichtedieb 947. Meßmethoden bei Spuren 733. Messungen von Fußspuren 730. — und Identität 358. — an Photographien 350. Metalle, Pflanzeiisaft und Botaniker 296. Metallfabriken und Gift 847. Metallgeschmack, irriger 96 Anm. Metallgifte, Selbstmord mit 880.

Metallmikroskop — Mord. Metallmikroskop 765 Arnn. Metallsargleichen 868. Metallsiegel, falsche 1048. Meteore, falsche 1093. Meteorologie, gerichtliche 181. Meter und Schritt 655. Methode, Wichtigkeit der 1 0 1 1 . Metrische Photographie 314 Anm. Mexikanische Gaunersprache 451. Mexikochiffre 807. Mienen des Beschuldigten bei Haussuchungen 191. Mietkutscher und Polizei 25. Migräne und Epilepsie 225 Aum., 226. Mikroben und Schriftzerstören 186. — Tötung durch 289. Mikrophotographie 308. Mikroskopiker 255. — und Blutspur 758. — — Fingerabdrücke 376. — — Geschoßuntersuchung 585. — — Giftpflanzen 273, S87. — — Haare 262. — — Mikrophotographie 308, 309. — — organische Gifte 853. - - — Papier 1027. — — Schmutz unter Nägeln 279, 838, 839, 840. — — Schuhnägel 733 Arnn. — — Alter von Schriften 1022. —• bei Spuren 739 Anm. — — Sputum, Erbrochenem usw. 272. — für Urkunden 1009, 1016. Mikroskopische Untersuchung im auffallenden Licht 765 Anm. — und chemische Untersuchung 272, 284. Milch für Geheimschriften 427. —• menschliche untersuchen 258. Milchvergiftung 846. Milchzähne der Pferde, ausziehen 1067. Militärbehörden als Auskunftspersonen 50. Militärgewehre und Jagdzwecke 591. — Kaliber der 606. — in Privathänden 591, 622. Militärische Ausbildung der Gendarmerie 54. Militärisch-konventionelle Zeichen 652. Militärvorschriften über Laufen usw. 722. Millefiorigläser, falsche 1096. Millimeterpapier 160, 162, 639, 655. Millykerze für Fußspuren 741. Mimik 146. Minderwertige 236, 237 Anm. — psychopathische 105 Anm. Mineralogen als Sachverständige 202, 294. Mineralöle und Selbstentzündung 1 1 1 7 . Mineralsäuren und Schrift 1026. — Vergiftung durch 880. Miniaturscheinwerfer 316 Anm. Minie-Büchseu 624. Minima non curat praetor 179. — untersuchen 277. Ministerium des Äußern und Dechiffrierungen 801. Minovici-Verfahren bei Leichen 330. Mirabeauchiffre 806. Misere und Verbrechen 148.

1167

Mißbildung des Fußes und Spur 723. Mißbräuche durch Suggestion 248. Mißhandeln bedenklicher Urkunden 1015. Mißverständnisse im Hören 93. — bei Vorlesung von Protokollen 62, 63. — und Schrecken 91. — des Zeugen 76. Mischvorstellungen und Aussage 114. — bei Riechen und Schmecken 97. Mistdrang „gepfefferter" Pferde 1069. Mistel und Eid 556. Mitgefangene und Alibibeweise 129. Mitnehmen von Fußabdrücken 696. — von Spuren 739. Mitteilungen über Gerichtsverhandlungen . 3 2 5Mittel beim Pferdebetrug 1057. — gegen falsche Siegel 1049. — ungeeignete beim Selbstmord 880. Mittelalterliche Haare 269. Mneme 98 Anm. Mnemotechnik 100. Moabitsche Altertümer, falsche 1094. Möbel, braunrote und Blutspuren 765, 7S0. — mit blutigen Fingerabdrücken 372. •— falsche 1103. Mode, Philosophie der 125 Anm. —• vorletzte, Prinzip der 559, 582. Modell für Papier 1027. Modellieren 663. Modellierer als Gehilfe 666. Modelliermassen 667. Moderator als Schalldämpfer 603 Anm. Moderne Gewehre, Wirkung der 622. — Malerei und Farbenblindheit 252. — Schriftformer 1031. — Zinken 417. Modus furandi 942. Mögliches, aber Unwahres vom Zeugen erzählt 107. Möglichkeit falscher Aussagen 130. Mohnkopfabsud als Gift 847, 852. Moiredamast 576. Mollin-Formmasse 667. Momentaufnahmen von Fußspuren 68). — und Wahrnehmung 90. Mommsenpapier 669. Mona Lisa-Bild und Fingerabdrücke 369. Monas prodigiosus und Blutspuren 759 Anm. Mondbedeutungen und Warnrufe 437. Mondschein, Fragen über 291. — Erkennen im 335. — als Signal 436. Mouoidesieren 250. Monopolisieren der Amtssiegelerzeugung 1051. Monte Carlo, Vorteile der Bank 1082 Anm. Mooncurser und moonshiners 437. Moorleichen und Haarfarbe 269. Moral insanity und Lüge 139, 149, 222. Moralische Ansteckung 222. Mord, motivloser und Aberglauben 857. — an Chloroformierten 854 Anm. Mord maskieren und falsche Fußspuren 725. 74*

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Mord — Nagy Idar.

Mord und Heimweh 240. — oder Selbstmord, siehe Selbstmord. — durch Zigeuner 505, 512. Mordbeten und Mordmesse 542. Mordbrennerzeichen 408, 1108 Anm. Mörder und Tätowierung 347. Mordkassen, sog. und Berechtigung dazu 991. Morgenanzüge und Hoteldiebe 1001. Morgue, Pariser, Überwachung der 180. Morphin und Ptomaine 287. Morphinisten als Zeugen 221 Anm. Morphium 852 Anm. Mörse-System und Gaunerverständigung 439-

Mort douce 830 Anm. Mörtel, Blut auf 765, 780, 782. Moscheenlampen, falsche 1096. Motion der Sohle am Boden 705. Motiv und Irrsinn 217. — beim Selbstmord 871. — von Unwahrheiten 46. Motivloser Mord und Aberglauben 857. Mricchakatika-Drama und Lombroso 148 Anm. Mücke am Gewehr 589. — an der Unterlippe, Farbe der 271. Müde Leute, Spuren von 707. Müdigkeit und Stockspur 753. Mühle, besehen 51, 52. Mühlsteine als Versteckort 191. Muira Puama und Erotisches 853. Müllerfall 330 Anm. Müllerknoten 203. Müllerscher Versuch 403 Anm. Müllerzinken 419. Multiple Organe 148. Multiplikationschiffre 808. Mumia spiritualis 532 Anm. — — siehe auch Grumus merdae. Mumien, falsche 1093. — und Haare 268. — Papillarabdrücke und Knochenverletzungen 207, 366. Mumifikation und Arsen 850. — von Gruftleichen 868. — der Nabelschnur 842. Mumifizierte Leichen und Tätowierung 345. Mund nicht die einzige Vergiftungspforte 288. Mundring am Säbel 633. Mundwinkel Vergifteter 274. Munition 600. Münzen, falsche, alte 1096. Münzfälscher und simulierte Blindheit 401. Muriatisches Pulver 6c2. Murizinken 419. Muschelform der Ausrisse bei Schußlöchern in Glas 6 1 1 . — von Glaswunden 832. Muscheln, Vergiftung durch 287. Musiker und Berufsschwielen 341 Anm., 342.

Musikanten und Landstreicherei 236. Muskatnuß 861. Muskelkontraktionen und Stichwunden 836.

Muster der Papillarlinien 368. Mustersammlung für Bezeichnungen 70. Mut zum Verbrechen suggeriert 249. Mutlosigkeit beim Vernehmen 141. Mutter, Agnoszierung durch die eigene 334. Mutterblätter 861, 863. Mutterkorn 273, 861, 862. Muttermale, falsche 382. — und Identität 349. Muttermilch für Geheimschriften 428. Mutternamen und falsche Namen 387. Mykosen und Vergiftung 520. Myrrhinafignren, falsche 1094. Mystifikation bei kunstvollen Schlössern 981. Mytilotoxin 287. N. Nabelschnur, mumifizierte 842. — Reißen der 305. Nachahmung und Schrift 1032. Irre 221. Selbstmord 905. Tätowieren 347. Nachahmungstrieb 222 Anm. Nacheinander und nebeneinander im Wahrnehmen 125. Nachfahren von Schriften 1038. Nachfolgendes und Vorausgegangenes 1 1 . Nach Gift suchen, Begriffe darüber 849. Nachmessen 36, 644, 647. Nachprüfen von Mnemotechnik 101. Nachschlüssel 978. — und Kratzspuren 755. Nacht, Erkennen bei 335. Nachtkästchen, Notizen auf dem 67. Nächtliche Einfälle notieren 67. Nachtphotographie und Leuchtsätze 316. Nachttopf, Verletzung mit einem 631 Anm. Nackte Füße, Spuren der 686, 692. — — s. auch bloßfüßig. Nackter Mörder 769. Nadeln bei Baumfrevel 278. — als Grabstichel 1048. — Tötung mit vergifteten 288. Nadelstiche auf Zetteln und Chiffren 803. Nägel mit Blutspuren 785. — an einem Pfahl und Verwundung 829. — Schmutz unter den 279, 838, 839, 840. — Spuren von 279 Anm. — weiße Flecken auf den 555. — iu Schuhen 733. — untersuchen 838. — und Zauber 542. — s. auch Fingernagel, Schuhnagel. Nagelbett, Blutspuren am 787. Nagelbreite und Brustumfang 838 Anm. Nagelform und Linkshänder 838. Nagelglieder und „Scheerenmachen" 994. Nagelköpfe und Verstecktes unterden Dielen 192. Nagelmethode bei Terraindarstellungen 665. Nagelschauen 555. Nagelschmiedzinken 412. Nagy Idar, Belagerung von 505.

Näharbeit —

Nierenentzündung.

Näharbeit, Art der, als Beweismittel 281 Anm. Nähe, unmittelbare, suchen in der 932. Naheliegendes, Greifen nach dem 811. Näherinnen, Kennzeichen der 342. Nähfaden zum Chiffrieren 817. Nähnadeln und Pferdebetrug 1077. Nahrung und Stuhl als Beweismittel 258. Nahschüsse 616, 625. — und Expansionsgase 891. Nähte um Blutflecke 789. — nach Papieren durchsuchen 802. — bei Pfosten 571. Namen, angenommene, braver Leute 395. — usw. aufprägen, jedem Menschen 385. — falsche 385. — — und Bertillonage 358. — von Giftpflanzen 845. — des Täters usw. bei Gerichtssaalberichten 325, 326. — der Zigeuner 523. Naphtalin und Brände 1108. Napoleonchiffre 811. Napoleonunterschriften 1032. Narben 341. — und Bertillonage 361. — von Blutegelu und Schröpfen und Abortus 860. — und die Haare darauf 271. Identität 349. — Kopfverletzung und Geistesstörung 115. — und Papillarlinien 366. — auf Photographien 353. — und Simulation 382. — von Tätowierungen 344. — verschwundene, hervorrufen 383. — auf der W a n g e als Slichenerzinken 44 r. Narkose, Selbstmord durch 889. — und Verbrechen 854 Anm., 889, 937. — — erotische Vorstellungen 854. Narren, s. Irre. Nasen, falsche 384 Anm. Nasenausflüsse der Pferde 1073. Nasenbluten, Feststellen 761. Nasenhaare 266. Nasenkorrekturen und Simulationen 383. Nasses Papier und japan. Kindermord 866. — Suggestion 248. Nationalität, fremde, und verstehen 93. — und Schrift 1032. Nationalitätssprache und Gauneridiom 447. Natriumhypochlorit und Schriftfälschung 1020. Natron für Spuren 698. Natronwasserglas bei Zementabgüssen 744 Anm. Natur der angeblichen Arbeit des Landstreichers 1045. Natur und Kultur und Beobachtungen 115. Naturalverpflegsstationen, ihre Stempel 1047. Naturerscheinungen von Kindern gemeldet 326. Naturkräfte, Physiker als Sachverständige 290. Natürliche Farben und Photographie 307. Naturmenschen und Träume 239 Anm.

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Naturunkenntnis bei Stadtkindern 120 Anm. Naturvölker, Gaunersprache der 452. Naturvölker, rasches Sehen der 90. Naturvorgänge und Suchen im Freien 193. Naturwissenschaften und Mikroskop 255. Nebel, feststellen 181. — Kreisgehen im 96. Nebeneinander und nacheinander im Wahrnehmen 125. Nebensachen, Wahrheit bei Angabe von 133. Nebenumstände erheben 1003. Negation, Stadium der 242. Negative Halluzinationen 244. Negatives im Lokalprotokoll angeben 175. Neger, Fingerabdruck eines 358. Negergeruch 509. Nekrophilie 232. Nemo moriturus mendax 137 Anm. Neolithische Pfahlbaufrau rekonstruiert 339. Nepper sog. 431, 1008. Nervamünze 1127. Nervenleiden und Selbstmord 905. Nervenshock 830. Nervenstärkungsmittel sog. 853. Nervenzustände und Hypnose 249. Nervöse Angstzustände 105 Anm. — und Schirokko 182. — ihre Schrift 1034. — Symptome simulierte 401 Anm. Nervosität und Selbstmord 879. Nervus vagus, Mord durch Druck auf den 869, 897, 998. Nestelknüpfen 543. Netzchiffre 814. Netzhaut des Forschers, die Photographie 3°i-

Netzspiegel, zeichnen mit 662. Netzzeichnen 659, 660, 665. — bei großen Blutspuren 778. Neubesohlte Schuhe und Strichspuren 707. Neuerer und Einbildung 140. Neugeborne und Tarsuskreuzen 717. Neuigkeiten, Verlautbarungen als 324. Neuling und Simulation 381. „Neunundvierziger" Karten 1083 Anm. Neurasthenie und Tropenkoller 237. Neurastheniker 236. Neuridin 287. Neuropathen und Giftmischer 856. Neuropathisches bei Künstlern und Dichtern 30. Neurosen und Irrsinn 217. — traumatische 32 Anm. Newellschloß 981. Niagarafälle, Selbstmord in den 879. Nichtausgehen beim Zeichnen, sog. 640. Nichtbesitz von Gift, verdächtigend 844. Nichtertappte Verbrecher und Lombrosos Zahlen 151. Nichtexistierende Menschen, Photographien von 313. — Schriften photographieren 312. Nichtkorrigierte Traumvorstellungen 239. Nichtpassen von Sohle und Abdruck 705. NichtVerbrecher bei Lombroso 150. Nierenentzündung und Liebesträuke 854.

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Nießwurz — Orthographie.

Nießwurz 273, 861. Nietenloch und Fenstergitter 960. Nigrosin für die Kommissionstasche 160, 164. Nigrosintinte 1020. Nihilismus und Lombrosolehre 147. Nikotinvergiftung 852. Nitokrismumie, falsche 1093. Nitrifizierte Kohlenwasserstoffe 603. Nitroamylum 602. Nitrobenzol 861. Nitroglyzerin 603. Nitromannit 602. Nivellierender Z u g und Lombroso 147. Nobelsches Pulver 603. „Nomade" 1079. Non valeurs 805, 807, 808, 816. Normale Form zum Exhibitionismus 232. zur Saliromanie 231. — Gehart 719. Normales und Abnormales, Übergänge 222 Anm. Northumberland, altes Tätowierungsverbot 348.

Nostalgie 239. Notdurftverrichten des Aufpassers 924. — siehe Grumus merdae. Notizbuch, Wichtigkeit eines 67. Notizen auf Chiffren durchsuchen 802. Notwehr und latente Spuren 306. Waffe 169. Notzucht an Chloroformierten 855. — Fingierung von 31, — und Haare 265. — — Hypnose 245, 247. Potenzmittel 853. Notzuchtbeschuldigungen durch Hysterische 228, Notzüchter und Tätowierung 347. Nudelwalker beim Terrainmodellieren 664. Numerieren der Verhörsartikel 67. Numismatiker als Sachverständiger 201. Nußschalenspiel 1087. Nüsse und Abortus 861. o. Obduktion und Gutachten 208. Obduktionsprotokolle, Muster für 175, 827 Anm. Obduktionsverfahren 206. Oberbewußtsein 114, 243. Objekte, Verwahrung von 289. Objektiver Vorgang bei Lokalaufnahmen 180. — Zusammenhang beim Zaubern 542. Oblaten, Gifte in 887. Obligatorische Geisteszustandsuutersuchung 214. Obscöne Tätowierungen 347. Ocker für Spurenstudien 686. Ofenrohr, Verständigung durch 440 Anm. Ofensichern bei verkohltem Papier 675. Ogivale Geschosse, Wirkung der 623. Ohnmacht und Epilepsie 225 Anm., 226. — bei der Geburt 866.

Ohnmacht, halbechte 404. — simulierte 404. Ohr des Dionysos 440. Ohren beim Erkennen 350. — der Pferde und Koller 1074. Ohren Verletzungen, Form von 835. Ohrmuschel für Identität 379. Ohrringe und Agnoszierung 333. Okkultismus und Sexualität 229 Anm. Ökonomie des Raschgehens 710. Ol und Gitterdurchschneiden 961. — für die Kommissionstasche 160. verkohltes Papier 677. — und Selbstentzündung von Pflanzenfasern 1117. Ölbilder und Fingerabdruck 369. Oleandergift 847. Ölen von Schrotläufen 629. Ölfarbe und Papillarabdrücke 370, 992. Onanie und falsche Aussage 122 Anm. Opakilluminator 765 Anm. Opal als Unglückstein 543. Operationen und Hypnotismus 246. — kosmetische und Gauner 383. Operationsbasis beim Skizzieren 647, 656. — der Untersuchungen 37. Opferstockdieb 922. Opium in Zigaretten 856. Opiumvergiftung 852, 853. Opoponax und Abortus 860. Optische Fragen 291. — Gesetze und Irrungen 86. — Raumwahrnehmungen 83 Anm. — Spielereien 84. Orchis maculata 535. Ordnung 66. — in seiner Lokalkarte 50, 52. Ordnungssinn und Situation ändern 876. Organ, behördliches auf dem Tatort 170. — wissenschaftliches, des kriminalistischen Institutes 15. Organe, innere, photographieren 307. Organisation der Gauner 410, 414. Organische Spuren dringlich behandeln 797. Organismus, jeder Hergang als 72. — Sprache als 446. Organrupturen 829. Originalspur, Manipulieren mit einer 738. Orient, Zigeuner im 503. Orientale, Antworten mit Fragen 521. Orientalisches bei Pferden 1060. Orientiertsein 48. Orientierung des Einbrechers 950, 971. — — Kindes 120. — durch Kundschafter 912. Orientierungssinn der Zigeuner 506. Origanum dictamus 861 Anm. Ort und Selbstmord 879. Stelle, Proben an 335. — Vernehmung an 102. Orthochromatische Platten 307 Anm. Orthographie der Gaunersprache 454. — und Schrift 1033. — — Schriftfälschung 1040. — von Selbstmörderbriefen 877, 878. — in Zeugnissen 1046.

Orthopäden — Orthopäden und Verstellung 385. Örtlichkeit beschreiben 175. Ortskarte, Richtighalten der 50. Ortsnamen auf Siegeln, ungenaue 1046. Ortspolizei und Blutspuren 763. — ihre Unterbringung 51. Ösen an falschen Siegeln 1043. Osmiunisäure und latente Spuren 697, 698. Osterluzei 861. Ostertagwerke in Aalen 991 Antn. Ostseeprovinzen, Adelsverhältnisse der 392. Ouistiti siehe Quistiti. Ovarie Hysterischer 228. Overlay a child 866. Oxalsäure 861 Anm. — und Blutspuren 789. — als Gift 847, 851. — und Stempel 1021. Oxihämoglobinlose Blutspuren 761. Oxyuris, Feststellung der Identität durch 33°-

P. Packmateriale bei blutigen Objekten 795. Päderasten und Tätowierung 347. Paginieren der Protokolle 67. Palissyschüsseln, falsche 1101 Anm. Pallasch 633. Palmalinien für Identität 379. Panchromatische Platten 307 Autn. Pantoffel beim Dieb 922. Pantograph 662. Panzerkassen 976, 983, 984, 990. Papier für Abklatsche 669. — und Bakterien 186. — frischverkohltes und Brand 680, 1118. — usw. der Kommissionstasche sofort ersetzen 161, 167. — Leimung des 1017. — gleiches, bei Photographien 312. — und Physiker 292. — — Schädelrekonstruktion 213. — zum Gewinnen von Schmutz unter den Nägeln 839. — und Selbstentzündung 1117. — untersuchen 274, 276. — weggeworfenes, Wichtigkeit von 825. Papiere suchen beim Beschuldigten 802. Papierasche und Geheimschrift 427. Papierfabrikanten als Sachverständige 1009, 1027. Papillarabdrücke, einstauben 375. — auf durchschossenen Fensterscheiben 609. — wo zu finden 371, 372. — gefälschte 370. — latente auf Glas und Tapeten 697. — ob vom Mörder oder Ermordeten 372. — von Mumien 207. — und Schriftfälschung 1018. Papillären und Greiforgane 698. Papillarlinien 363. — und Abdrücke 305. — — Blutspuren 370. — gleiche, Wahrscheinlichkeit von 370.

Pauspapier.

1171

Papillarlinien photographieren 317. — Prioritätsstreit 365 Anm. — siehe auch Fingerabdrücke und Daktyloskopie. Pappscheiben-Methode zum Modellieren 664. Päpstliche Siegel, Fälschung von 1054. Papyri, falsche 1093. Papyrus Ebers 536. — Rainer 672. Parabolische Gewölbe und Verständigung 440. Paraffin gegen Papillarabdrücke 370. Paraffineinspritzungen und Aussehenänderung 383. Paraffininjektionen für Identität 379. Paralytiker und Exhibitionismus 232. — — Giftmischer 856. — — Schrift 1033. Spur 690, 724. — als Zeugen 221 Anm. Paramnesie 103. Paranoiker und Exhibitionismus 232. „Parasiten" des Grec 1085. — ihr Verlassen des toten Körpers 1S9. — unter Wasser 188. Paratoluylendiamin als Färbemittel 272. Paratyphus und Fleischvergiftung 287 Anm. Parfum und Haare 262. — des Diebes 945. Parfümzerstäuber und verkohltes Papier 67S. — und Spuren sichern 745, Pariser Gips 745 Anm. — Polizei, ihre Signalemente 359. Parketten und latente Spuren 697. — Verborgenes unter 192. Parlamente und der Mensch im Plural 59. Parlé portrait 361. Pars pro toto und Aberglaube 533. Partielle Farbenblindheit 252. Partisane 634. Paßkugeln, ihre Wirkung 620. Pastillenform von Medikamenten für die Kommissionstasche 163. Pastilles galantes 854 Anm. Paternität und Ähnlichkeit 336. Pathoformes Lügen 137. Pathologischer Nachweis von Giftpflanzen 273 Anm. — Rausch, siéhe Alkohol. Pathologisches falsches Geständnis 145. — Lügen 138 Anm. Patina, falsche 1105. Patronen von Revolvern 596. Patronenbeschaffung und Mustergewehre 591Patronenchiffre 814. Patronenhülse 605. Paumhäckelkraut 537. Pausen von Chiffriertem 821. Pausleinwand zum Abnehmen von Blutstropfen 781. Pauspapier für „Blutskizzen" 775, 777. — für die Kommissionstasche 160, 161. — — verkohltes Papier 675. — zum Zeichnen 658.

1172

Pausverfahren — Photographien.

Pausverfahren 670. Peabodygewehr, Züge im 587. Pech zum Abformen 751, 752. — siehe auch Pflaster. Peddelarsfrench 450. Peigern der Hunde 918. Peilen mit Bussole 165. Peinliche Vorstellung und Selbstmord 892. Pelznashorn und Haarfarbe 269. Pendel, siderisches 553 Aiim. Pendelbewegung, angebliche, beim Gehen 703. Pendeln der Waffe bei Selbstmord 892. Penis bei Wasserleichen 842. Penny royal Oil 851. Pensionsvorschriften und Selbstmorddissimulierung 883. Perceptiones insensibiles 103. Pergamentpapier für die Kommissionstasche 160, 162. Pergamyn zum Urkundenverwahren 1015. Peiiodenmittel und Schwindel 1008. Periodizität, suspekte 217. Periphere Minderwertigkeit und Farbenblindheit 252. Perkussion und Verteidigungswaffe 599. Perkussionsgewehre 581. Perkussionskraft der Verteidigungswaffe 169. Permutationschiffre 807. Permutationsmaschinen für Schlosser 978. Permutieren des eigenen Namens 387. Personalkenntnis der Gauner 434, Personen im Freien aufnehmen 316. Persönliche Momente auskundschaften 912. — Verbindungen und falsche Aussagen 130. — Verhältnisse und Aussage 118. — Vermerkungen über Diebe 947. Personbeschreibungen und Bertillonage 358, 362. — nach aufgefundenen Haaren usw 265, 281. — telegraphieren 362. Personsdurchsuchung 195. Personsfeststellungen 330. Personsverwechslungen 85 Anm. Perspektive und Photographie 315. Perückenmacher als Sachverständiger 270 Anm. Perverse, sexuell 229. Petralit 603. Petroleum und Brände 1108. Petroleumlampen, Explosion von 1115. — bei Nachtphotographien 317. Petroleumpapier zum Pausen 658 Anm. Pfadfinder und Spuren 691. Pfahlbaufrau rekonstruiert 339. Pfänder untersuchen 191. Pfandleihanstalten als Versteckort 191. Pfandscheine auslösen und Pfänder untersuchen 191. Pfanne und Steinschlösser 580. Pfarrer als Auskunftsperson 49. — und Verlautbarungen 326. Pfarrstaffler 393 Anm. Pfeffer und künstliches Temperament der Pferde 1068.

Pfefferkornspiel 1087. Pfeifenspitzen, Bißspuren an 341. Pferde und Arsen 848. Pferde zeichnen 659. Pferdebürstenstaub und erotisches 854. Pferdediebstahl der Zigeuner 513. Pferdehandel 1054. Pferdehändler, ehrliche und unehrliche 1077. — und Landstreicherei 236. Pferdekotzen-angeln durch Zigeuner 519. Pferdesachverständiger und Hufspuren 754. Pferdespuren 754. Pferdetechnisches und Menschenkenntnis 1056. Pfiff als Warnung 436, 924. — als Zinken 435. Pflanzen, die Blut aufnahmen 791. — mit Blutspuren konservieren 778. — giftige 273. Pflanzenbestandteile suchen bei Giftverdacht 849. Pflanzenfaser und Haare 266. — — Selbstentzündung 1117. Pflanzennahrung und Blutnachweis 760 Anm. Pflanzenpulver untersuchen 274 Anm. Pflanzensamen usw. und Botaniker 294. Pflaster, sog., und Fenstereindrücken 965. — bei Kugelgewehren 584. Pflasterboden, Verborgenes unter 193. Pflasterepithel in Blutspuren 761. Pflaumenuntersuchung als Beispiel 273. Pflegende Personen und Vergiftung 856. Pfosten, Erzeugung der 571. Pfropfen aus Papier, deren Bedeutung 586. — und Schußschärfe 601. —- für Vorderlader 582. Pfullendorfer Wörterbuch 436 Anm., 452. Pfuschen, Warnung vor dem 3. Pfuscher und Meisterdieb 951. Phantasie und Aussage 138. Phantasieüberreizung und falsche Aussage 122 Anm. Phantasievolle Zeugen 117. Phantastisch aufputzen vor Selbstmord 882 Anm. Pharelis 535. Pharmakologen und Botaniker 294. „Philosoph" (Falschspiel) 1079. Philosophenklub des Grec 1085. Philtra 519, 538. Phlegmatische Leute und Spur 716. Phonischer Verkehr 437. Phontsmus 94. Phoralarven an Leichen 189. Phosphor 850. — und Abortus 861. — Nachweis von 288 Anm. — bei Zigeunern 520. Photismus 94. Photogrammetrie 314. Photograph, Verwendung des 296. — bei Urkundenfälschung 1009. — und Alter von Schriften 1022. Photographien, Agnoszieren mit 349.

Photographien — Polnische Manier.

1173

Photographien bei Anfragen 395. I Pilze, giftige 273. und Jungfrauen 845. — und Beschreibung 303. — bezeichnen 68. Pilzvergiftung 846, 853, 886. — und richtiges Bild 778. — und Aussage 1 1 1 Anm. — — Blutspuren 766. falsches Geständnis 145. — von Fußabdrücken 696. Pinsel für die Kommissionstasche 160, 165. — — Schriften (Tinte übergössen) 1022. — und verkohltes Papier 675. — messen 359. Pinzetten für die Kommissionstasche 160, — der Pariser Polizei 359. 166. — von Schwielen 342. — wegen Papillarlinien 609. — und Projektionen 310. Pistole, Festhalten der, bei Selbstmord 891. — von Selbstmorden 876, 894. — gesprungene, und Mord 891. Spuren 699, 739. Piston 582. — telegraphieren 752. Pitavalfälle 395 Anm. — von Toten 331. Plaid und Taschendieb 995. — von Urkunden 1015, 1016. Plan ändern auf dem Tatort 170. — vergrößern uud vergleichen 1038 Aum. — mitteilen dem Schriftführer 157. — Wichtigkeit der 299. — eines Stadtteiles 658. — wissenschaftliche 300, 301. — der Untersuchung 18. — zufällige 303. — zeichnen 642. Plastilin 667. — zuvielbringen der 641 Anm. Photographieren von Änderungen 174. Plastische, feine Sachen photographieren — von roten Fadenresten 276 Anm. 3i7— — Leichen 2 1 1 Anm. — Skizzen 663. — — Papillarabdrücken 376. Plastischsehen, Wesen des 83. — — Papillarlinien 371. Plattenfehler bei Photographien 353. — unleserlicher Schriften 672. Plattfüße und Einwärtsgehen 717. — von verkohltem Papier 679, 680. — Scheinspuren von 693, 734. — — Wäschemerken 186 Anm. — und ihre Spuren 685, 694. — — Wunden 632. Plätze und Straßen skizzieren 658. Photographische Fälschungen 1007. Plaudern des Aktuars 158. — Laboratorien und Gift 847. Plomben und Agnoszierung 340. Photoperspektograph 317 Aum. Plötzliche Erkrankungen 30. Phototelegraph 314 Anm. — Todesfälle 286. Phototypien und Fälschung 1100, 1 1 0 1 . — — kleiner Kinder 866. Phrasen mit Doppelsinn 429. — — Verdächtige 848. Physikalische Zusammensetzung und Miund Vergiftungsannahme 846. kroskop 256. _ Verletzungen 830. Physikalisches und Selbstentzündung 1 1 1 3 . Plumpe Leute, ihre Spur 716. Physiker bei Fußspuren 737. Plural, der Mensch im 59. — Verwendung der 289. Pneumatalogie, Zinken aus 417. Physiognomie des nackten Fußes 692. Pneumomykosis und Dry 520. — und Kleider der Leiche 187. Pöbelsprache, Londoner 451. Physiognomiengedächtnis und Agnoszieren Pocken, Fall der Frau mit den 305. Podagraleidende, ihr Gang 716. 333Point d'honneur des Verbrechers 144. Physiognomik 146. Pointieren der Karten 1082. Physiognomische Diagnose bei Taubheit Polarlicht und angebliches Knistern 94. 400. Polieren nach Schriftfälschungen 1018. Physiologische Momente beim Pferdehandel Poliertes Holz und Blut 765. 1062. Politische Stellung und Aussage 118. Physiologischer Giftnachweis 846. Politur zum Spurensichern 745. — Nachweis von Giftpflauzen 273 Anm. Polizei, Verwendung der 22. — Schwachsinn 1 1 5 Anm. Polizeianzeiger in vielen Händen 384. Physiologisches Vorkommen von Arsen im Polizei, Aviso, wegen der 416. Körper 286 Anm. Polizeibeamte und Presse anlügen 323 Anm. — und Zoologen 294. Physostigma und Physostigmin 861, 863. — — Aufpasser 930. Pieperwerke 168. Polizeichiffre, alte 819. Polizeidiener bei Exkursionen 158. Pietät für Verstorbene und Zigeuner 515. Polizeihund, siehe Hund. Pigment von Tätowierungen 345. Polizia scientifica 169 Anm. Pigmentablagerungen und Simulation 382. Polizist und Signalemente 385. Pigmentzellen und Alter 267. Polleisen und Blut auf Holz 779. Pikrate 603. Polleywasser 861. Pillen, angebliche, bei Haussuchungen 856. Pilocarpium 861. Polnische Gaunersprache 451. Pilze und Blutspuren 759 Anm., 770. — Manier mit unfrankierten Briefen 819.

1174

Polster — Psychopatischer Aberglaube.

Polster, Ersticken mit 897. Pomaden, Feststellung von 267. Pomerauzenlikör und Vergiftung 853. Porphyridium und Blutspuren 759 Anm. Porst 861. Portachiffre 811. Portées der Kartenspieler 1083. Portrait parlé 350 Anm., 361. Portraitmaler und Spiegelbild 301. Porzellan, falsches 1 1 0 1 . Porzellanfabriken-Zeichen 410. Position beim Verhör 142. Positiver Glaube und Selbstmord 904. Positives in Aussagen und Widerspruch 130. Positivgläubige und letzte Aussage 137. Positivistische Schule 147. Positivpapier für Photographien 318. Posten, Erzeugung der 571. Postepileptische Zustände 225 Anm. Posthypnose, Gefahren der 248. Posthypnotische Halluzinationen 244, 245. Postmenstrueller Selbstmord 903. Postmortale Verletzungen 857. Potator und ihre Art aufzutreten 233. Potenzmittel, sog. 853. Präcipitinverfahren 757 Anm. — und Exkremente 257. — und Knochen 337 Anm. Prägen von Kugeln 572. — falscher Münzen 1096. Prägungen auf Holzsachen, 429. Prähistorische Zeichnungen 93 Anm. Prähistorisches, gefälscht 1093. — und Haare 268. Praktiken der Gauner 380. „Praktische" Verbrecher und Lombrosos Zahlen 151. Prämeditation und Irrsinn 217. Prämenstruelle Zeit und Lüge 139 Anm. — Selbstmord 903. Pranger, Gerichtssaalberichte als 326. Präparate, Konservierung von 2 1 1 Anm. Präparieren von verletzter Haut 632. Präpariermikroskop zu Untersuchungen 1016 Anm. Präparierte Schädel herrichten 212. Präservativ und Abortus 860. Präventivjustiz 22 Anm. Preiswürdigkeit und Betrug 1057. Presse und Geschworne 58. UR. 321. Pressen der Zeugen 116. Pressionsgeschosse 605. Preßschwamm und Abortus 860. Priester über die Aussage Sterbender 137. Primai als Färbemittel 272. Primatoide Charaktere 148. Prinzip bei Lokalaufnahmen 179. Priorität von Fußspuren 738. — bezüglich Papillarlinien 365 Anm. — von Schriftzügen 1021, 1022. — — Schüssen 613. — bei kombiniertem Selbstmord 900. Privatleben und Menschenkenntnis 45. Privilegium majus 1 0 1 1 . Proben beimAbnehmen von Blutspuren 781.

Proben auf Arsen 854. — bei Aussagen 1 3 1 . — an Ort und Stelle 335. — mit Zeugen 77. Probeschüsse mit Gewehren 575. Probespur und Originalspur 734. Probieren bei Zeugenaussagen 36. Problem, wissenschaftliches, die Untersuchung als 16, 72, 910. Professionen, ihre Kennzeichen 341. Professionsbettler und Einschleichdieb 997. Professionsmäßiger Einbruch 950. Professionstätowierung 347. Profilphotographien 350. Projektile und Wunden 614. Projektillose Schüsse 89I. Projektionsapparat für Fingerabdrücke 377. — im Gerichtssaal 309. Propter hoc usw. 514. Prostituierte und Polizei 25. Sadisten 230. — — Tätowierung 346. Protektorschloß 981. Protokolle über Augenschein 156. — diktieren und Situationsfehler sehen 872, 899. — grammatische Richtigkeit der 174. — für die Kommissionstasche 159. — vorlesen 133. Protokollführer, Leserlichkeit seiner Schrift 67.

— siehe auch Schriftführer. Protokollieren , bei Betriebsunfällen 1122. — von jeder Änderung 174. — bei Urkundenuntersuchungen 1015. Protrahierte Explosion von Patronen 597. Provenienz bei alten Sachen 1095. Prozentsätze in Lombrosos Statistik 150. Prozeß, Aufgabe jedes 5. Prüfung von Geruch und Geschmack 97, — — Handschriften 1037. — — Zeugen 132. Zeugenaussagen 36. Prügeln von Abwesenden 541. Pseudologia phantastica 138 Anm. Pseudonyme Einladungen und Diebstahl 921. — Leute 387. Pseudovergiftungen 846. Psychiater, wann zu fragen? 215. Psychiatrische Kenntnisse des UR. 215. Psychiatrisches 213. Psychologen beim Kindervernehmen 121. Psychologie der Aussage 36 Anm. — des Tieres 196. — Wichtigkeit der 74. Psychologische Mittel und Pferdebetrug 1063. — Momente, Auskundschaften von 913. und Taschendieb 996. — Problem, Untersuchungen als 16, 72, 910. Psychopathische Persönlichkeiten 30 Anm., 105 Anm., 237 Anm. — Weiber und Magazindiebstähle 222, 940 Anm. Psychopathischer Aberglaube 529 Aum., 857.

Psychopatischer Aberglaube —

Rausch.

1175

P s y c h o p a t i s c h e r A b e r g l a u b e und SelbstQ u e c k s i l b e r in W ü r f e l n 1089. m o r d 881 A n m . Quecksilberapparate bei K a s s e n 985. P s y c h o p a t h o l o g i e der S p r a c h e 448. Q u e c k s i l b e r v e r g i f t u n g und H a a r e 268. — V o r l e s u n g e n über, hören 215. Quellen, g e m e i n s a m benutzte 103 A n m . Psycho-physisches u n d Atmosphärisches Q u e r r i e g e l bei Türen 968. Q u e r u l a n t e n u n d S c h r e i b w e i s e 219, 220. 181 A n m . Quis, quid, ubi usw. 171. P s y c h o s e n der Landstreicher 235. Quistiti 946, 1000. P s y c h o t i s c h Degenerierte 236. Q u i t s c h e n als Z i n k e n 435 A n m . P s y c h o t i s c h e L e u t e 214. Psychotisches im engeren Sinn 224. P t o m a i n e 287. B. — u n d P f l a n z e n v e r g i f t u n g e n 273, 287, 886. Pubertätsperiode u n d Irrsinn 218. R a b e n u n d L e i c h n a m e 194. P u b l i k u m als Gehilfe des U R . 325. R a c h e u n d T ä t o w i e r u n g 347. — w a s es liest 321. R a c h s u c h t der Z i g e u n e r 504. P u f f e r 593. R a d i e r u n g e n , gefälschte 1100. P u l v e r 602. — u u d P h o t o g r a p h i e 311, 312, 1016. — a n g e b l i c h e bei H a u s s u c h u n g e n 856. Radierwasser 1020 Anm., 1042 A n m . — a u f b e w a h r e n 797. — u n d S a c h v e r s t ä n d i g e r 1042 A n m . — für Papillären 697. 1 R a d i u m , F r a g e n ü b e r 293. — wie verwahren 161. ! — utfd Wünschelrute 552. Pnlverdampf auf Fensterscheiben 609. R a d i x p a l m a e Christi 535. P u l v e r h ö r n e r und Vorderlader 582. i R a d s c h u h s p u r e n 755. Pulverhülsen für S c h m u t z unter den N ä g e l n R a d s p u r e n 754. R a f f a e l - M a d o n n a in Dresden 1098. «39Raitel, sog., z u m Türen verschließen 957 Pulverkörner unter der H a u t und N a h s c h u ß Anm. 616. R a m b e r g s c h e K o n s e r v i e r u n g s - Flüssigkeit — eingesprengte, vermerken 617. 210. P u l v e r s c h m a u c h , chemische U n t e r s u c h u n g Randleisten an S c h u h e n 733. v o n 562. R a n d z ü n d u n g bei Gewehren 583. P u l v e r s c h w ä r z u n g der H ä n d e u n d SelbstR a r i t ä t e n b e t r u g 1089. mord 892. R a s a n z des Geschosses 587 A n m , P u l v e r t ä t o w i e r u n g 617 A n m . R a s c h e s G e h e n u n d A b s t o ß 705. Pulververbrennung, v o l l k o m m e n e 601. Punktieren der H a u t 348. — Z u s e n d e n w i c h t i g e r O b j e k t e 289. Punktierchiffre 818. R a s c h g e h e n und L a u f e n 710. P u n k t i e r k u n s t 550. S t o c k e i n d r ü c k e 754. Pupillen bei O h n m a c h t 404. — — Torsion 704. — im T o d e 867. R a s c h h e i t bei Z e u g e n v e r n e h m u n g e n 397. — u n d geometrische Identifikation 356. Rasieren u n d Todeszeit 268, 272. Pupillenerweiterung u n d A t r o p i n 852. Rasierte P h o t o g r a p h i e u n d b ä r t i g e 353. Pupillenstarre bei Epilepsie 403. Rasse und G e r u c h 509 A n m . „ P u t z " als W a r n r u f 436. — — H a a r e 261 A n m . P u t z s u c h t und T r u n k s u c h t 1003. Rasten u n d F u ß s p u r e n 689. P y j a m a u n d H o t e l d i e b 1001. R a t i o concludendi u n d W a h r n e h m u n g e n 78. P y m n a d e n i a 535. — sciendi 549. P y r a m i d e n c h i f f r e 807. — — bei Identifizierungen 329, 332. P y r o g a l l u s z u m Pferdefärben 1070. R a t s d'hotel 1000. Pyrokollodiutn 603. Rätselhafte Todesfälle 30, 273. P y r o m a n i e 222 A n m . 1113. Ratten an L e i c h e n 189, 190. — bei K i n d e r n 121 A n m . R a u b , F i n g i e r u n g von 30. Pyrophore 1116. Raubanfälle und akustische T ä u s c h u n g e n 91. R a u c h und H a a r e 262. Rauchmaterialien, zurückgelassene 176 Q. Anm., 341, 756. R a u c h s c h w a c h e s P u l v e r 603. Quadrieren u n d H a k e s e n 440. Quadrierte Chiffre 808. und S t o c k f l i n t e n 578. Qualen, absichtliche, beim Selbstmord 881. Raufereien u n d akustische T ä u s c h u n g e n 91. Qualität v o n Tinten feststellen 1023. — u n d P h o t o g r a p h i e 303. Qualvolle S e l b s t m o r d e 880. R a u h e Unterlage u n d Blutspuren 784. Quantitativer Blutnachweis 783. Räumungsarbeiten bei Betriebsunfällen Q u a n t u m der Blutspuren 758. IUI. Quartalsäufer, siehe A l k o h o l . R a u m v o r s t e l l u n g e n 83. Quarzlicht u n d S c h r i f t f ä l s c h u n g 1017. R a u s c h zu b e o b a c h t e n 47. Quasispuren, sog., 706, 707, 709. — u n d K o p f v e r l e t z u n g 115. Quassia u n d Blutspur 759 A n m . — siehe a u c h Alkohol.

1176

Rauscliimitation

— R i c h t i g e s Zeichnen.

Rauschimitation bei Aufpassern 925, 926. Räuspern als Zinken 436. Raute 861, 862. ReagentienbeimSchriftenuntersuchen 1022. — für Tintenqualitätfeststellung 1023. Reaktionen auf Blutspuren 772. Reaktionszeit und Automobilunfälle 89. Realien und Augenschein 155. — Wert der 76. Rebendolde 273. Reble-Pistole 599. Rebschnur für Kommissionstasche 163. Rechnungen der Sachverständigen 318. Rechts und links bei Beschreibungen 177. Rechts- oder linkstragen eines Stockes 753. Rechtshändigkeit, siehe Unkshändigkeit. Reconnaissauce fausse 103 Anm. Reden, endloses 521. Redseligkeit, suspekte 217. Reduktionsverhältnis bei Photographien angeben 317. Reduzieren beim Skizzieren 655. Reduzierte Perkussionskraft für Verteidigungswaffen 169. Reflektiertes Licht, Mikroskopieren im 765. Reflektoides Handeln 240. Reflektusapparat 662. Reflexbewegungen 240. Reflexion des Schalles, Verständigung durch 440. Reflexlichter beim Photographieren 316. Regeln für das Skizzieren 639. Regen, Benutzung der Karte im 162. — Feststellung des 181. — Fragen über 291. Regenerationsverfahren von faulen Leichen 209. Regenschirm und Eindringen durch die Decke 992. — — Taschendieb 995. Regenschirmausbesserer und fahrende Leute 424. falsche Siegel 1042 Anm. Regenwürmer und Blutspuren 782. Registrator und Eingaben Irrer 219. Registrierverfahren bei Papillarlinien 368. Reiber, sog., bei Fenstern 964. Reibungsfläche und Fußwinkel 719. Reichsadler als Wasserzeichen 1027 Anm. Reichtum und Verbrechen 151 Anm. Reihe von mnemotechnischen Erinnerungsbildern protokollieren 101. Reihenfolge von Schüssen 613. — und Vernehmung an Ort und Stelle 102. Reineckedruck 1102. Reinfarn 861, 862, 863. Reinigung von Werkzeugen 277. Reinigungsversuche und Blutspuren 788. Reise erzählen lassen beim Landstreicher 1045. Reisegepäck, Diebstahl von 937. Reiseroute des Landstreichers 1045. Reisetaschen, Typen von 937. Reiten und Patronen 597 Anm. Reiter, ihre Schwielen 342. Reizbarkeit des Epileptikers 225.

Reizbarkeit Hysterischer 227. Reizungen und latente Spuren 306. Reklame und Selbstmord 882 Anm. Rekonstruktion von Gesichtern 338. — — faulen Leichen 210. — — Leichen nach Minovici 330. Schädeln 212. — mangelhafter Spuren 730. — von Tätowierungen 344. Relation zwischen Tat und Beschuldigten 996. Relativempfinden beim Tastsinn 96. Reliefdarstellungen 663. Religion und Selbstmord 904. — der Zeugen 118. — der Zigeuner 514. Religionsstörung durch Aufpasser 927. Religiös Überspannte und Selbstmord 881. Religiöse Momente und Selbstmord Verheimlichung 883. — Stellung und Aussage 118. — Suggestionen 249 Anm. Religiosität suspekte 218. Rembrandtbilder, die 1500 Stück 1099. Remingtongewehre, Wirkung der 624. — Züge im 587. Rendezvous-Einladungen und Diebstähle 921. v. Renesse-Wappenbuch 392. Rennen, Art des 711. Rennspuren 713. Rentabilität von Urkundenfälschungen 313 Anm. Rente und dissimulierter Selbstmord 883. Repetierpistole 598. — und Selbstmord 895. — bei sich haben 168. Reporter und Publikum 322. UR. 323. Reproduktionen beim Gedächtnis 98. — und Lokalverhältnisse 102. Reproduktionstreue Hysterischer 227. Reproduktions-Verfahren für Fälschungen 1102. Reservatio mentalis bei Zeugen 132 Anm. Reserveschlüssel von Kassen 977. Restaurieren von Raritäten 1090. Reste, Feststellungen nach 337. Retortenform von Blutspritzern 772. Retouche bei Photographien 353. Retouchieren und photographierte Fingerabdrücke 376. Retroaktive Halluzinationen 140, 244. Retrograde Amnesie 111 Anm. Reue und Irrsinn 217. Revidieren des Kalenders 66. Revolver 593. — Häufigkeit ihrer Verwendung 615. — als Waffe 168. Rheinzabern, Falsifikate von 1094. Rhinophaguslarven an Leichen 189. Richardsonsche Konservierungsflüssigkeit 211. Richtige, der vorgeladene 133. Richtiges Zeichnen des photographischen Apparates 315.

Richtigkeit Richtigkeit der Protokolle 174. Richtung, bloß in einer arbeiten 22. — des Gehörten 92. Schrittes S35. — und Tropfspur 773. — der Zeugen und Aussage 118. Richtungslinie beim Gehen 715. — — Messen 177. — und Rückwärtsgehen 724. Riegersburger Putrenscheibe, falsche 1096. Rieglersche Blutprobe 757 Anm. ,, Riemenstechen" 1087. Rinde eines Baumes mit Blutspuren 780. Rindenfragmente als Beweismittel 274, 295. R i n g zum Kartenmarkieren 1083. Ripuaria lex und Tätowierung 34S. Risse in Kleidern von Leichen 186. — im Papier, Richtung der 671. — feine, im Schloß 981. — untersuchen 293. Rißstellen von Stricken usw. untersuchen 275 Anm. Rittergeschlechter, Verzeichnis der 39 t. Rittmachen, sog. 939. Ritualmord 530, 858 Anm. Robbiascbüsseln, falsche n o i Anm. Röcheln und Schlaftrunkenheit 238. Rockkragen auftrennen 187. — falsche Siegel im 1042. Rocksaum, Staub im 281. Röhrchen zum Schlüsseldrehen 999. Röhrenknochen und Körpergröße 33S. Rohrleitungen, Verständigung durch 440. Rollen von blutigen Kleidern 259, 795. Romanische Kennzinken 432 Anm. Romanschriftsteller und Zeugenaussagen 131Romanus-Büchlein 540. Röntgenaufnahmen für Identität 379. — photographische und Obduktion 298. Röntgenstrahlen und Abortus 860. — — Bertillonage 361 Anm. falsche Papyri 1093 Antn. — — Photographie 298. — — Physiker 293. — — Schriftenfälschungen 311. Rosendamast 576. Rosenkäfer 861, 862. Rosenkranz zurücklassen beim Stehlen 945. Rosiger Teint, falscher 383. Roßhaar zum Siegelfälschen 1054. — als Versteckort 191. Roßkamm als Sachverständiger 1055. Rossigtnachen der Stuten 862. Rost, alter, Geruch des 1105. — und Blutspur 759. — künstlicher 1104. — auf Schuhnägeln 733 Anm. Rosten von Fenstergittern 960. Rostiges Eisen, organische Spuren auf 797. in Tinte und Schriftfälschung 1021. Rot und braun beim Photographieren 305. Rotation der Geschosse 628. Rotationsachse der K u g e l 587. Rotationsdruck nach Photographie 318. Rotblonde Frauen, Geruch der 509 Anm.

1177



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I

Rotblondwerden dunkler Haare 268 Anm. R o t e Fäden und Photographie 276 Anm. — Haare und Kinder stehlen 514. — Spuren 305. — Tinte verwenden 642, 656 Anm. Rotes Licht und Schlafende 999. Roth-Sauerpistole 599. Rotstift, Anstreichen in Urkunden mit 1014. R ö t u n g der H a u t 305. Rotwelsch 452. — v. K l u g e 454 Anm. Rotwerden, künstliches 403. R o t z der Pferde 1073. R o u g e Soudan für Abdrücke 698. Rouletten und Einbruch 966. Roulettespiel 1078 Anm. Rubanläufe 576. Rubentaler, falsche 1097. Rubriken in den Tabellen 68. Rückbrenner bei Selbstmord durch Erschießen 893. Rückenmarkleiden und Fußspur 724. Rückfällige und Bertillonage 358. — — V a g a b u n d a g e 1044 Anm. Rückgelassene Sachen aus Aberglauben ¿31. — — beim Diebstahl 956. Rückläufige B e w e g u n g beim Gehen 702. Rückseite von abgenommeneu Spuren schützen 783. Rücksichten bei Aussagen Sterbender 137. Rückstand des Pulvers 602. Rückstoßlader 591 Anm. Rückwärtsgehen und Spur 724. R ü c k w i r k u n g und contagion morale 224. Rudimentäre Organe 148. R u f e des Aufpassers 924. R u h e bei Verhandlungen 169. — beim Vernehmen 141. Ruhelosigkeit und Landstreicher 235. Ruhestromleitung und Kassensicherung 986. R u h i g e Arbeit beim Diebstahl 510. Ruinieren von Kleidern 231. Runatal 539. R u n d k u g e l als Geschoß 584. Runenlieder und Segen 539. R u n g e n als W a f f e n 828. Rupturen von Organen 829. R u ß für Spuren 697. Rußen des Schlüssels 980. Russich-deutsche Adelsverhältnisse 392. Russisch quadriert 808. Russische Siegel, Beliebtheit der 1047. Russisches Hakesen 440. Rüstzeug des Diebes 921. R u t a 861, 862. Ruten beim Opferstockdieb 922. — als Wegweisungen der Zigeuner 421. R u t e n g ä n g e r 552. Rutschen, siehe auch Gleiten.

s. Säbel 633. Säbelbeine u n d ihre Spuren 685. i Säbeltasche für Kommissionen 159.

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Saccharinschmuggel —

Saccharinschmuggel 1007. Sachgedächtnis und Agnoszieren 333. Sachliche Verbindungen und falsche Aussage 130. — Vermerkungen über Diebstähle 947. Sachverhalt, dem Sachverständiger mitteilen 278. — vorstellen 133. Sachverständige, Benutzung von Leuten als 53. — bei Betriebsunfällen 1120. — — Einbrüchen 953, 972. — Gebühren der 318. — Geschworne als 58. — informieren 277. — Konferenzen der 849. — für Kunstsachen 1098. — Orientierung über die 53. — beim Pferdebetrug 1055. — Begleiter des Pferdekäufers 1066. — und Raritätenbetrug 1092. — im Schriftfache, Wert der 1041. — und Selbstentzündung 1119. — Verwendung von, Allgemeines 3, 199. — Vorsorge wegen, bei Exkursionen 158. — im Waffenfach 561. — Wirkung seiner Aussage 71. — bei zerstörenden Identifizierungen 331. — Zusammenarbeiten verschiedener 561. Säcke beim Dieb 939. Sacktuch Vergifteter 274. Sadebaum 86i, 862, 863. Sadismus 230. — und Masse 223 Anm. Safran 861. Sägemehl und Pulver 603 Anm. Sägespäne im Mageninhalt 853. — beim Modellieren 664. — und Schrot 619. — untersuchen 279. Saharite 237. Saitapherneskrone 1097 Anm. Salatmachen beim Falschspiel 1083. Salben zum Einfetten von Spuren 746. Saliromanie 231. Salmiak und Blutspuren 786. Salpeter und Brandstiftung 1108. Salpetersäure und Färbemittel 272. — — Fensterkitt 965. Salpetersäurevergiftung 851. Sälpetrifere und ihre Hysterischen 227. Salz und Zement bei Frost 744. Salzsäure und übertünchte Blutspuren 791. Färbemittel 272. — — Fensterkitt 965. — — Salpetersäure auf Glaserkitt 610 Anm. falscher „ H o f " bei Schriften 1021. — — Schriftfälschung 1019, falsche Siegel 1053 Anm. — bei Zementabgüssen 744 Anm. Salzsäurevergiftung 851. Salzsteine, sog., und Fenstergitter 960. Samen, siehe Sperma. Sammeln von Gaunerworten 444. Sammelsport 222 Anm. Sammler und Antiquitätenbetrug 1090.

Schänder.

Sammlung von Handschriften 1036. — — Giften, Giftpflanzen, durchschosseneu Glasscheiben, Einbruchs Werkzeugen usw. usw. im Grazer Kriminalistischen Universitäts-Institut, siehe die einzelnen Objekte. Sand, Spuren im 707, 746. — wie verwahren 161. — in Würfeln 1089. — und Zement zum Formen 744. — Zinken im 422. Sandarak bei Schriftfälschungen 1018. Sandhaufen, Schießen auf einen 629. Sandspuren abformen 742. — und Stearin 162. Sanftmachen von Pferden 1069. Sänger und Einbildung 140. Sanitätspolizeiliche Obduktion 869. Sänkelnackmantelknüpfen 543. Sansonimitationen 1101. Santoninvergiftung 853. „Sappel", Spurenabnahme davon 753. Saproivergiftung 852. Sargholz kauen 538. Sargleichen, Schicksal von 868. Satansmesse 542. Sattelpistolen 593. Satzbau in Eingaben Irrer 219. Saubartmord 38. Sauerstoff und Kassen 984. Saufeder als Waffe 632. Säufer, Heilung der 538. Säugen, Ersticken des Kindes beim 866. Saukreuz, sog. 1058. Säume um Blutflecken 789. Säuren und Schriftfälschungen 1019. Sauterfall 251 Anm. Scarabäen, falsche 1093. Schäbige Eleganz beim Eisenbahndieb 937. Schablonen für Chiffren suchen 802. Schachteldarstellung von Kennyeres 645. Schädel aufbewahren und konservieren 211, 212. — von St. Florian 207. — und Körpergröße 338. Schädelassymetrie und Geistesstörung 115. Schädelbasisbruch und Tod 829, 831. Schädelprofil für Identität 379. Schädelverletzungen und Erinnerung 109. Schadenbestimmungen im Strafverfahren 1124. Schaf, sich erwürgenlassen durch ein 882. Schaft der Schußwaffe 570. Schafwolle untersuchen 274. Schall und Licht 94. Schalldämpfer 603. Schallempfindung und Schrift 94 Anm. Schalleitung bei Tauben 399. Schallreflexion und Verständigung 440. Schallrichtung zu bestimmen 92. Scham der von Hochstaplern Düpierten 394. — und Selbstmordverheimlichung 883. Schamhaare 266, 267. — Fäulnis und Vergiftung 268. Schänder und Tätowierung 347.

S c h a r f b l i c k — S c h m i e d e i s e r n e Platten.

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Scharfblick und manuelle Geschicklichkeit Schlaf und Hypnotismus 243. 638. Schlafdaumen 537. Scharfe Messer und zackige Rißwunden 838. Schlafende chloroformieren 854 Anm. Scharfe Werkzeuge, Verletzungen mit 831. — Erstechen von 896. Scharfrichter von London 98 r. — und Hypnose 245 Anm. Scharlachrot Grübler für Spuren 377, 687, — und rotes Licht 999. 698. Schlaflosigkeit, suspekte 217. Scharten abformen 668. Schlafphotographien 308. — und Botaniker 295. Schlaftee, V e r g i f t u n g mit 850 Anm. — mikroskopisch untersuchen 277. Schlaftrunkenheit 47, 237. — untersuchen 279. — als Parallele zum Hypnotismus 243. Schartenspuren 752 Anm. Schläge und latente Spuren 306. Schatten, Fragen über 291. Schlagen oder Werfen, Differenzierung — Photographie eines 201, 304. von 88. — Wirkung auf Leichname 181. Schläger als Zinken 412. Schattenmessen 543. Schlagschatten, zeichnen von 651. Schatzgraben 530, 551. Schlammspuren 707. Schaum am Munde bei Erhängten 898. — abformen 743, 746. — vom Munde Verstorbener 538. | Schlecht geschweißte Gitterstäbe 960. — bei Pferden 1071. Schleifen der Karten 1083. — künstlicher des Pferdemaules 1067. Schleiferzinken 424. Schauspieler und Einbildung 140. Schleifspuren im Schnee usw. 707. Scheeisches Grün als Gift 847. Schleifwasser als A b o r t i v 861. Scheiben beim Einbruch 964. Schleim in Blutspuren 761. Scheibeupistolen 593. Schleimhaut pliotographiertn 307. Scheibenspitzfedern 164. „Schlepper" des Grec 1085. Schließen und Wahrnehmen 78. Scheide, Vergiftung durch die 289 Anm. Schiingenleger 1005. Scheidewasser als Abortiv 86 r. Schlingenmuster der Papillarlinien 368. Scheinbar stumpfes Werkzeug 828. Schlitzform von Stichwunden 833, 835. Scheinbare Chiffren 803. Schloß der Schußwaffe 570. — Unrichtigkeit von Photographien 314. Schlosser als Auskunftsperson 978. Scheinbarer Mord 885. Schlösser, Angriffe auf 976. Scheinheiligkeit und Selbstmord 905. „Scheinlingszwack" 432. — Kratzspuren in 755 Anm. Scheinselbstmorde 870. Schlösserbuch von Vischer 1100. Schek'sche Zellen in Gefängnissen 438. Schlummerlichter 529, 537. Schellack für verkohltes Papier 678. „Schlummerlied, Wiener" 1013. — für Spurensichern 745. Schlürfende Spuren und Maskierung 726. Schenkelhaare 266. Schlüsse aus der Arbeit des Einbrechers Schenkellähmungen bei Pferden 1072. 971. „Scheremachen" und Taschendiebstahl 994. — auf falscher Basis 42. Scheren der Zigeuner 517. — beim Erkennen 335. Scherenschleifer und falsche Siegel 1042 Sehen 315. Anm. beim Wahrnehmen 78. Scherenschleiferzeichen 424. Schlüssel abformen 667, 756. Scheuen von Pferden 1061. — und Chiffren 802, 804, 805. Schiavona als Waffe 633. — stehlen 918. Schiefer, Siegel aus 1048. — als Zinken 412. Schielen und Identität 349. Schlüsselbart und Schloß 982. Schienenselbstmord, angeblicher 890, 901. Schlüsselhöhlung als Versteckort 191. Schierling 853, 886. Schlüsselloch, A b d r u c k vom 918, 980. Schierlingsabsud 845. — der Kassen 990 Anm. Schießbaumwolle 602. Schlüsselparien für Kassen 976. Schießpulver 602. Schlüsselzahlen bei Chiffren 814. Schiffahrtsunfälle und Farbenblindheit 253. Schlußfolgerungen bei Wahrnehmungen 78. „Schiffsknacker" 1007. Schmähschriften und Schrift 1033. Schild der Türen und Einbruch 968. Schmalz zum Einfetten von Spuren 746. Schimmelpilze und Blutspuren 757, 759, 765. Schmelzlampen und Kassen 984. Schimpfliche des Selbstmordes, Annahme Schmerzhafte Vorstellung und Selbstmord des 870 Anm. 892. Schinken angeln durch Zigeuner 519. Schmerzlose Operationen usw. in Hypnose Schirokko und Nervöse 182. 246, 247. Selbstmord 879. Schmerzverursachende Mittel beim SelbstSchlachten von Jagdwild 591. mord 881. Schlachtfeld, Verwundete und Suggestion Schmiede, tätowierte 346. 247. Schmiedeiserne Platten in Kassen 984.

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Schminken — Schülerselbstmorde.

Schminken und Gauner 383. Schmisse auf Photographien 305. Schmutz, Definition von 279. — und Mineralogen 294. — untersuchen 277. — unter den Nägeln 279, 838. — — — — Art der Verwahrung S39. — bei Wasserleichen 840. — •— der Zigeuner 509, 5 1 1 . Schmutzflecken und Urkundenfälschung 1013. Schmutzige Wäsche und Diebstahl 1003, 1004. Schnappfedern bei Riegeln 970, 971. Schnapsschänke, Kundschafter aus einer 912, 917. Schnapstrinker, Selbstverbrennung von 1 1 1 9 . Schnee, Fragen über 291. — Spuren im 707, 737, 742, 746. — Zinken im 422. Schneegestöber, Kreisgehen im 96. Schneespuren, gefrorene 737. — und Leim 162. Schneidebrenner und Kassen 984. Schneider, seine Kennzeichen 341. — tätowierte 346. Schneidersches Abziehpapiere für die Kommissionstasche 160, 162. Schneiderfall 122 Anm. Schneiderfirmen bei Kleidern feststellen 186. Schneiderkreidesiegel 1048. Schneiderpapier (siehe auch Abziehverfahren) 160, 162. Schneidigkeit des UR. 34. Schnell vernehmen von Zeugen 397. Schnelläufen und langsam laufen 7 1 1 . Schnittrichtung 835. Schnittwunde, ihr Anfang und Ende 205. Schnittzahl, scheinbar größere 834. Schnitzer, sog., heim Einbrechen 968. Schnüre in Spuren eingießen 747. Schnüre untersuchen 275 Anm. Schnüren, latente Spuren von 306. Schnurrbarthaare 266. Schöffen statt Geschworne 57. Schöllkraut 861. Schönes Wetter und Arbeitslust 182. Schönheitsmittel und Simulationen 383. Schornstein, Eindringen durch 992. Schottis Chiffre 818. Schrägblickaufnahmen 1022. Schränkzeug, sog., des Diebes 979. Schrauben und „einbruchsichere" Kassen 983. Schrecken und Beobachtung 47, 105. scheinbare Simulation 402. — Tod aus, und Giftverdacht 846 Anm. — und Wahrnehmung 105. Schreckpsychosen 47 Änm. Schrei des Epileptikers 402. Schreibenlassen bei simulierter Taubstummheit 400. Schreiber, seine Schwielen 342. Schreibmaschine, Graphologie, deren Schrift 1025, 1040. — Verwendung der 67 Anm.

Schreibmaterial und Physiker 292. — bei Selbstmörderbriefen 877. Schreibpapier für die Kommissionstasche 159, 161. Schreibseligkeit Irrer 219. Schreibunterlage und Verständigung mit dem Aktuar 158. Schreibweise, suspekte 217, 218. Schreiner als Sachverständiger 202, Schrift von Abschiedsbriefen von Selbstmördern 877. — der Irren 218. — Leserlichkeit der 67. — und Schallempfindung 94 Anm. Ton 1033. Schriften und Bakterien 186. — kopieren 670. — photographieren 302. — untersuchen 276, 1022. — vergleichen und Photographieren 3 1 1 . — Widersprüche in 136. Schriftführer bei Exkursionen 157. — Mitteilung des Planes 157. Schriftliche Erteilung von Befehlen 55. Schritte, Gleichbleiben der 722. — und Meter 655. Schrittgröße 721. — und maskierte Spuren 726. — verschiedene 722. Schrittweite 721. — verschiedene Größen 722. Schrittzähler für die Kommissionstasche 160, 164. Schröpfen und Abortus 860. Schrot, Erzeugung der 571. — zu vergleichen 607. Schrotbeutel und Vorderlader 5S2. Schrotgewehre 571. Schrotschüsse wie Kugelschüsse 618. Schrumpfen von Penis und Brustwarzen bei Wasserleichen 842. Schubladen, Unterseite mit Blut 766. Schuh, Gestohlenes im 939 Anm. Schuhe, blutige 769. — und Eindruck 732. — — Fußwinkel 719. — Kot auf 284. — stehlen 231. — verkehrt aufgebundene 725. — bei Wasserleichen 184 Anm. Schuheisen und Spuren 733. Schuhflicken und Spuren 733. Schuhformen 721 Anm. Schuhnägel und Rost 733 Anm. Spuren 733. — siehe auch Nägel. Schuhnägelformen 694 Anm. Schuhsohlen, blutige 769. Schuhspuren und Schuster 690. Schuldbewußte Zeugen 117. Schuldlosigkeit und Assoziation 155. Schuldscheine, falsche 1009. Schuldtragender bei Betriebsunfällen 1123. Schulen, Material in den, und Lombrosos Statistik 150. Schülerselbstmorde 879 Anm.

1181

Schulkinder — Seidenpapier.

Schulkinder als Beobachter 194, 326. Schwatzhaftigkeit und Zigeuner 510. Schalkinderschriften 1040. Schwefel zum Abformen 750, 752. Schullehrer und Kinderschriften 1040. Schwefelammonium und Schriftfälschung — als Sachverständiger 201. 1018. — und Wetterbeobachtungen 183. Schwefelantimon für Spuren 697. Schulsättel beim Pferdehandel 1065. Schwefeläther und Erotisches 854. Schultzesches Pulver 602. Schwefelpasten 668. Schürzen stehlen 231. — zum Siegelfälschen 1054. Schußblitz und Erkennen 89, 336. Schwefelsäure und Blutspuren 793. Schüsseln, halbfalsche 1 1 0 1 . — Cyankali und Kassen 990. Schußkanal und Selbstmord 895. Schwefelsäureätzung, fälschlich angenomSchußöffnungen in Glas 610. men 189. Schußrichtung auf Glas 6 1 1 . Schwefelsaures Kali 861. Schußspuren abformen 667. Schwefelsäurevergiftung 851. — und Argumentationen daraus 60S. Schwefelstaub im Auswurf 258 Anm. — an Gegenständen 606. Schwefelwasserstoff, Tod durch 286. Schuß- und Stichwunden 618, 620. Schweif wackeln „gepfefferter" Pferde 1069. Schußverletzungen und Kleider 620. Schweigsamkeit, suspekte 217. — bei Selbstmord durch Erschießen 890. Schweine, Arsen für 848. Schußwaffenwirkung, ihre Reihenfolge 615. Schweinfurter Grün 847 Anm., 861. Schußwunden 614. Schweinsborsten am Würfel 1089. — postmortale 858. — als Zinken 423. Schuster, seine Kennzeichen 341, 342. Schweiß und Zauber 542. — als Sachverständiger bei Spuren 690. Schweißen des Eisens 960 Anm. — und Schuhnägelfragen 733 Anm. Schweißsekretion und Hypnotismus 245. Schusterpech beim Dieb 922. Schweißspuren, latente 697. — siehe auch Pflaster. Schweißverfahren und Kassen 984. Schützen von Skizzen 642. Schwerfälligkeit als Movens 8 1 1 . Spuren 688, 739, 763, 770, 779, 780. Schwerhörigkeit, simulierte 399. Schutzimpfung und Hypnose 248. Schwerkranke und Suggestion 247. Schutzleute und Aufpasser 930. Schwerpunkt und Fußwinkel 720. Schutzmann und Exkursionen 158. Schwertartige Waffen 633. Schutzmittel beim Verhör 141. Schwerverwundete und Suggestion 247. Schwache Schriftspuren und Photographie Schwielen 341. 1017. Schwierigkeit abergläubischer Mittel 538. Schwachsichtigkeit, simulierte 401. — und Kennen der Sache 250. Schwachsinn und Giftmischer 856. Schwimmen, Ertrinken beim 839. — moralischer 139 Anm. Schwindel und Epilepsie 225 Anm., 226. — physiologischer 1 1 5 Anm. Schwindel, suspekter 217. — simulierter 404. Schwindsucht, angeblich bewirkt durch — und Zeugenaussagen 1 1 5 Anm. Schierling 845. Schwämme und Vergiftung 273, 886. Schwingen des Armes und Tropfspuren 774. — siehe auch Pilze. Schwören, Aberglaube beim 555. Schwangere, ihr Gang 716, 720. Schwung und Abstoßen beim Gehen 705. Schwangerschaft und Aussage 125 Anm., Schwungrichtung und Fußwinkel 718. 2 34Scirocco, siehe Schirokko. Scrotumfalten, Wahrsagen aus den 544 Anm. — Dauer der 867. Scrotumhaare 266. — und Lüge 139. Seancieren beim Falschspiel 1084. — — Irrsinn 218. Sebenbaum 273. — und Selbstmord 903. Seeale 861. Schwänze, falsche, bei Pferden 1069. Schwanzschraube 568. Sedan, Schlacht bei 83 Anm. ,,Schwanzträger", sog. 1068. Seele des Laufes 586. Schwarze Agenten des Pferdehändlers 1076. Seeleute, ihr Gang 716. — Haare und Fuchsigwerden 268 Anm. Seesand zu Vergleichsspuren 707. — Verwesung 269. Seewasser und Mörtel 744. Segen 539. — Kabinette, sog. 1053. Segenbaum 861, 862. — Messe, sog. 542 Anm. Sehen, genaueres, und Mikroskop 256. — Stoffe als Maske 922. — Langsamkeit des 88. Schwarzlosepistole 599. — der Menschen, verschiedene 90. Schwarzpulver 602. Sehraum und Erfahrung 83 Anm. Schwärzung bei Nahschuß 617. Sehstörungen von Alkoholikern 86 Auni. — durch Pulverschmauch 616. Sehweite und Erkennen 335. Schwarzwälderuhren zu Brandlegungen Seidenpapier für Abklatsche 669 Anm. I i 10. — für die Kommissionstasche 160. Schwätzer, Behandeln des 521. H a n s G r o ß , Hdb. f. U R .

6. Aufl.

II.

75

1182

Seife — Simulationen.

Seife als Abortiv 861 Anm. | — und Gegenzaumgeld beim Pferdehandel 1 1077. — grüne, siehe Pflaster. — für die Kommissionstasche 160. — zum Schlüsseluntersuchen 982. Seiten, verschiedene, photographieren 305. Seitenspritzer und Tropfspur 773. Seitensprung und Spur 724. Seitenverkehrtheit und Farbenphotographie 308 Anm. Sektionen und Entdeckung von Verbrechen 982. — besonders genaue 902. — und Gutachten 208. Selbst anschauen bei der Arbeit 36. — anzeigen 139 Anm., 217, 221 Anm. — messen 641. Selbstentzündung 1 1 1 3 . — und Botaniker 295. — eigentliche 1 1 1 6 . Selbsterdroßlung 898 Anm. Selbsterkenntnis und Genossen finden 433. Selbsterlebthaben des erkennenden Richters, Bewirken des 71. Selbstkastration 32. Selbstladepistolen 598. — bei sich haben 168. Selbstmord 868. — und Heimweh 240. — maskieren und falsche Fußspuren 725. — und Menstruation 139 Anm. — oder Mord beim Ertrinken 840. — für Mord gehalten 885. — und Wetter 182. — zweifelhafter 273. Selbstmörder und Bertillonage 361. — als Wasserleichen 183. — photographieren 876. Selbstmörderhand und Aberglaube 537. Selbstmörderwaffen gestohlen 891, 1005. Selbstmordstatistik 878. Selbstschießer 591 Anm. Selbstspanner-Revolver 594. Selbstverbrennung von Menschen 1 1 1 8 . Selbstverletzungen und Selbstverstümmlung 3iSelbstverleugnung des UR. 34. Selbstverstümmlung und Hysterie 229. Selbstzersetzung von Patronen 597. Selbstzweck, Geldausgaben als 389. Senator bonus vir 59 Anm. Senil-Demente und Exhibitionismus 232. Senkrechte und Augenmaß 657 Anm. — messen 178. Senna als Abortiv 862. Sensenhammer ansehen 51. Sensenwunden 832. Sensibilität innerer Organe 868 Anm. Serumüberempfindlichkeit und Blut 760. Sexualität und Okkultismus 229 Anm. Sexualleben der Kinder 1 2 1 Anm. Sexuell erregende Mittel 853. Sexuell Perverse 229. Sexuelle Langeweile 122. Sexuelles und Aussage 123.

Sexuelles im Differenzieren 126. — und Greisenalter (Lit.) 216 Anm. — und Hysterie 226. Saliromanie 231. — und Tätowierung 346. — bei Weibern, siehe auch Geschlechtsfunktionen 234. Sgrafitti ablösen 782. Shakespearemaske 269. Shawlknoten 203 Anm. Shelta, englische Gaunersprache 450. Shoktod 830. Shutter Cutter und Kassenöffnen 987. Sichelwunden 832. Sicherer Gang und Ganglinie 716. Sicherheit der Aussage als Richtigkeitsprobe 77. — des Laufes 575. Sicherheitsketten 975. Sicherheitskontakt und Kassen 985. Sicherheitsorgan bei Exkursionen 158. Sicherung von Blutspuren beim Verpacken 795. 79 6 — des Diebes 956. — der Türen bei Einbruch 957. — beim Zigeunerdiebstahl 510. Sicherungen, angebliche, bei Betriebsunfällen 1 1 2 1 . Sichtbarmachen von Fingerspuren 369. Siderisches Pendel 553 Anm. Sieben goldene W des Kriminalisten 1 7 1 . Sieblaufen 548. Siebmacher Wappenbuch 392. Siedende Suppe als Versteckort 191. Siegel von Briefen fälschen 1053. — mit Daumenabdruck 378. Siegelfälschungen 1041. Siegellack für die Kommissionstasche 160. Siegelring mit Messerchen 923, 995. Siegwurz 536 Anm. Siemensstahl 576. Signale beim Diebstahl 925. — und Farbenblindheit 253. — im Gefängnis 438. Signalements, allgemeine Kenntnis der 384. — und falscher Name 387. Simulation 382. Signalementslehre 331, 357. Signalementsphotographien der Pariser Polizei 359. Signaletischer Codex 357 Anm. Signaturen, topographische 650. Signieren von Ölbildern 369. Sikkativ, Fensterkitt und Einbruch 965. Silbenchiffre 812. Silberlösungen und latente Spuren 697. — zum Pferdefärben 1070. — bei Schriftfälschung 1018. Silbernitrat für Spuren 698. Silhouetten sehen statt plastischem 85. Simplizissimus 4 1 1 . Simul cum hoc usw. 514. Simulanten photographieren 308. Simulationen des Aussehens 381. — Hysterischer 227. | — Irrer 218 Anm.

Simulationen — Simulationen von Krämpfen 228. Krankheiten 396. Selbstmord 886. — — Spuren 725. Singen und Verständigung 438. Singhalese, Fingerabdruck eines 358. Singular, der Mensch im 59. Sinken des „Epileptikers" 402. Sinn, Auffassen nach dem 92. Sinne, Einleiten, sog., der 82. Sinnesdelirien 139 Anm. Sinneseindrücke und Gedächtnis 101, 102. Sinnesschärfe Hypnotisierter 246. Sinnestäuschungen 85. — bei Epileptikern 225. Sinnliche Leute und Tätowierung 346. Sinnlose, Erstechen von 896. Sinnloses tun und Suggestion 248. Siphon der Wasserleitung und Blutreste 76S. — Giftreste im 856. Sittenzeuguisse, Wert der 49. Sittlichkeitsdelikte und Aberglauben 531. Situation beobachten auf dem Tatort 170. — intakte, bei Ertrunkenen 840. — klären durch Photographien 302. — unwahrscheinliche, bei Erhängten 875. Situationsfehler 872. — und Photographie S74. Situationszeichnen 643. Sitzen beim Verhöre 142. Skalphaare und Fäulnis 268. Skelette für Identität 379. — aufgefundene 337. — konservieren 211 Anm. Skeletteile von Kindern entdeckt 327. Skelettierung von Leichen durch Insekten 189 A n m . — Zeit für 189, 334. Skioptikon im Gerichtssaal 309. — siehe auch Projektionsapparat. Skizzen beschfitzen 642. — bei Lokalaufnahmen 180. — auf Millimeterpapier 639. — Wichtigkeit von 637. Skizzenblock 160, 162. Skoliose und S p u r 721. Skytale, Chiffre nach A r t der 820. Slang, englische Gaunersprache 450. Slaven und Autosuggestion 247. Slavische Gaunersprache 451. Slichener Zinken 441. Smith-Verfahren und Farbenphotographie 308 Anm. Smitmerische Siegelsammlung 1054 Anm. Snidergeschosse 624. Snidergewehr, Z ü g e im 587. Sodalösung und Blutspuren 793. Sodomie 232. Sohlen, Art der A b n ü t z u n g 704. — von unten aufnehmen 681. — blutige 769. Sohleneindruck, Bogenform des 705. Sohlenmotion auf dem Boden 705. Sohlenrand, einkratzen des 705. — Empfindlichkeit des 720. Sohlenschützer und Spuren 733.

Sperma.

1183

Sohlenspitze einhaken und Rückwärts | gehen 724. ! Soldaten und Schrittgröße 721. | — und Tätowierung 346, 347. — Zigeuner als 505. Soldatenschritt 722, 1032. Soldatensprache 452. Solenit 603. Solferino, Schlacht bei 83 Anm. Solidifizieren einer Spur 699, 745. Somatische Funktionen und Hypnotismus 245— Theorien des Hypnotismus 244. Somatisches und Suggestion 247. Somnambulen und Wahrsagen 544 Anm. Somnambulismus 244. j — und Hysterie 229. ; Somnolenz und Hypnotismus 244. j Sondeilles, Büste des heil. Martin in 1098 Anm. Sonderbare Schreibweise, suspekte 218. Sondersprachen 447. Sonne und Blutverfärbung 765. — W i r k u n g auf Leichname 181. Sonnen gebräunter Teint, falscher 383 Anm. i Sonnenhaare 514. ; Sonnenlicht und Anilintinte 1020. ! Sonnenschein, Fragen über 291. I Sonnenstand beim Photographieren 316. ! — und Weltgegenden 175 Anm. ! Soranthus als Liebestrank 520 Anm. | Sorgfalt und Schrift 1035. j — bei Verwahrung wichtiger Objekte 289. [ Sorgsamkeit 66. I Sortieren der Leute auf dem Tatort 171. Soudanite 237. Soziale Einflüsse und Verbrechen 148. — Momente und Hypnotismus 250 Anm. j — Stellung und Aussage 118. i Spähblätter in vielen Händen 384. Spähne mit Blut ausstemmen 779. | Spaletten und Einbruch 966. j Spaltbarkeit der Haut, sog. 834. ! Spalten von Geschossen 624. l — im Holz und Blutreste 278, 790. ! — von Holz zur Untersuchung 278, 790. Spanische Fliegen 853. und Abortus 86i, 862. — Gaunersprache 451. — Schatzgräberschwindel 552. Sparerei und Betriebsunfälle 1123. Zeugengebühren 320. Später Bestrafte und Lombrosos Zahlen 151. Spazierschritt 722. Spazierstock des Diebes 922 Anm. Spechtwurzel 861 A n m . Specksteinsiegel 1048. Speerartige W a f f e n 634. Speichel zu untersuchen 258. — und Blut unterscheiden 757 Anm. Speichelschrift 427 Anm., 672 Anm., 757 Anm. Speisen zu untersuchen 272. Spektroskopisches und Photographie 310. Spencergewehre, W i r k u n g der 624. Sperma und Blut unterscheiden 757 A n m . 75*

1184

Sperma — Statistische „Beweise".

Sperma untersuchen 259. Spermaspuren dringlich behandeln 797. Sperrvorrichtungen auskundschaften 912. Spezialisieren der Arbeiten 910. Spezialisten unter den Dieben 943, 944. Einschleichern 996. Spezialkarten, Modellieren nach 663. Sphären des Bewußtseins 114. Spicerfall 768. Spiegel, Eingemauertes hinter dem 192. — sog., Gewehruntersuchung mit dem 564. — und Grec 1085. — gegen Laden diebstahl 940. — und Photographie 316, 351. Porträts 876. Zauberei 545 Anm. Spiegelaufnahmen 317. Spiegelbild, Photographie als Spiegelbild 301. Spiegelzeichnungen 662. Spielautomaten 1089. Spielbank, Vorteile der 1082 Anm. Spielbetrug 1078. Spielbudeubesitzer und Landstreicher 236. Spießglanzfüttern der Pferde 1069, 1071. Spinale Reflexe und Hypnotismus 245. Spinnen unter Wasser 188. Spione, Zigeuner als 505, 506. Spiritismus und Hypnose 250 Anm. Spiritistische Betrügereien 1007. — Medien und Homosexualität 229. — Wunder und Wahrnehmungen 85 Anm. Spiritus für verkohltes Papier 678. — siehe auch Dextrin. Spitze des Haares 263. — — Messers 833. Spitzgeschosse 605. Spitzhengste, Betrug mit 1072. Spitzkugel als Geschoß 584. Spitzkugelyerletzungen und Stichwunden 620. Spitznamen als Zinken 418. Spitznamenartiges in der Gaunersprache 448. Splitter von Knochen, aufbewahren a n . — wie verwahren 161. Spoliierung von Briefen 1053. Sprache und Chiffriertes 802. — der Irren 218. — als Organismus 446. — pseudonymer Leute 388. — vergessen und Hypnose 245. Sprachenkenntnisse Hypnotisierter 246. Sprachforscher als Sachverständige 201. Sprachrohr, feststellen beim Stehlen 912. Spreitzen der Türe beim Einbruch 958. Sprenganilin 603. Sprengstoffe und Kassen 990. Spiengwolle 603. Sprichwörter der Zigeuner 527. Springen von Holz, Fragen über 291. — der Kugel im Revolverlauf 595. Springerpistolen 593. Springwurzel 536, 537. Spritzen einer Ader 761. Spritzform von Blutspuren 772.

Sprossenentfernung bei Fenstergittern 959. Sprüche bei verdächtigen Leuten 539. Sprünge in Fußeindrücken 736. — — Glas, Entstehung von 614. — untersuchen 293. — in Werkzeugen und Blutreste 790. Spulwürmer im Kot, und Beweis 258. Spurähnliche Abdrücke auf dem Tatort 688. Spuren, Abdrücke von, zu studieren 727. — absichtlich erzeugte 686. — Addition von mit Photographie 313. — Auslegung von Reihen 730. — Begriff der 714. — Beseitigung von 437. — Entstehung von 700. — gefälschte und Selbstmord 881. — auf Geschossen 585. — ihre Größe bei Markierung 726. — latente 305. — und lokale Unkenntnis 688. — bei Nacht entstanden 688. — in natura nehmen 739. — Reste von, als Striche 706. — und Schulkinder 326. — schützen auf dem Tatort 171 174, 739, 779. 78o. — für Studien 686. — suchen 377. — suggerierte 248, 249. — von Verunreinigungen untersuchen 278. — von Werkzeugen pbotographieren 305. — siehe auch Fußspuren, Fingerabdrücke, Daktyloskopie. Sputa, Untersuchung der 272. Staatliche Siegelerzeugung 1051. Staatsanwalt, UR. und Verlautbarungen 325. Stadien der Negation, des Kampfes, der Annahme 242. Stadtkinder, Unkenntnisse der 120. Stadtteil darzustellen 658. Staffage, die Zeugen als 73. Stahlpanzer für Geldschränke 984. Stammeszeichen, Tätowierung als 348. Stammler, ihre Schrift 1033. Stammnarren, sog. 219. Stampiglienfälschung 1041. Standesrücksichten und Aussage 118. Standhauer 634. Standort des Getroffenen und Streukegel 607. Standortberechnung bei Schüssen durch Glas 612. Standpunkt und Fehler entdecken 302. — richtigen, bekommen durch Photographie 302. — der Wahrnehmung und Aussage 116. Stärke des Kugellaufes 58S. — verschiedene, bei Mauern 648. Stärkerer Eindruck, konsumierende Wirkung des 108 Anm. Station, kriminalistische, am Kriminalistischen Institut 15. Stationen und Eisenbahndiebstahl 936. Statistik Lombrosos 150. — und Selbstmord 878. Statistische „Beweise" 151 Anm.

Statur — Stoß. Statur und Fußgröße 706. Schrittweite 721. Stanb, Definition von 279. — und Geheimschriften 427. Mineralogen 294. — untersuchen 278 bis 282. Staubexplosionen 1118. Staubmantel der Uhr 281. Staubspuren abnehmen 162, 742, 746. Stearin zum Abformen 752. Stearin-Gipsmethode von Jautnes 742. Stearinkerze für die Kommissionstasche 160, 162. Stearin-Kollodiumfixierung 642. Stearinlicht beim Dieb 922. Stearinmethode für Spuren 741. Steatitsiegel 1048. Stechapfel 273, 853. — blauer, und Betäubung 855. Stechapfelabsudzum Pferde Alarmieren 1068. Stechapfelsamen 533. — und Liebestränke 520 Anm. — — Zaubern 547. — und Zigeuner 511 Anm., 534. Stechapfelvergiftuug 850. Stecher beim Gewehr 590. — am Gewehr und Selbstmord 895. Stechschlösser öffnen 98 t. Steckbriefe, allgemeine Kenntnis der 384. — nach aufgefundenen Haaren usw. 265, 281. — und Verstellungen 381. Stehen beim Verhör 142. Stehenbleiben, Spur vom 700, 724. Stehlen der Zigeuner 50S. Stehspuren von Blut 773. —• Natur der 700. Steige, Kenntnis der 52. Steinbruch ansehen 51. Steinchen im Mund und Eid 556. Steine als Beweisstücke 202. — Schußspuren an 606. Steingut, falsches 1101. Steinkohle undSelbstentzündung 1115 Anm., 1117. Steinmetzmarken 409. Steinmetzsprache 451. Steinplattenboden, Verborgenes unter 193. Steinschloßgewehre 580. Steinstaub im Auswurf 258 Anm. Steinsucher, sog. 530. Steinwaffen, falsche 1093. Steinwurf auf Glas 610. Steinwtirfspuren 755. Stellung photographieren 305. — bei Photographien 350, 351. — der Polizei 23. — bei Selbstmördern 875. — der Zeugen und Aussage 118. Stemmeisen und Blut auf Holz 779. Stemmriegel an Türen 971. Stempel, falsche 407. „Stempelbörse" in Berlin 1043 Anm. Stempelfarbe und falsche Siegel 1043. Kautschukstempel 1021. Stenographie und Briefmarkenchiffre 820.

1185

Stenographie, Graphologie der 1040. Stenographieren, Erzählungen anonymer Leute 388. Stents als Formmasse 667. Sterben, Wille und Suggestion 247. Sterbende, Aussagen von 136. Sterblichkeit der Zigeuner 526. Stereophotogrammetrie 314 Anm. Stereoskopisch-gerichtsärztlicher Atlas 206 Anm. Stereoskopische Mikrophotographie 1023. Steyrpistole 599, 600. Stich- und Schußwunden 618, 620. Stiche in Kleidern von Leichen 186. — bei angeblichem Selbstmord 895. — und Schüsse als Stöße empfunden 94. Stichelhaare bei Pferden 1070. Stichflamme und Kassen 985. Stichkanal, Rekonstruktion des 896. Stich-Schnitte 831. Stichwaffen 630. Stichwunden durch Bajonette 835. — Empfindungen der Verletzten 868. — Form der 833. — Keilform der 833. — Täuschungen bei 836. — Tiefe der 836. — und Werkzeug 832. Stiefel, Blut auf 788. — K o t auf 284. — bei Wasserleichen 184 Anm. Stiefelleder, falsche Siegel im 1042. Stiefelwichsbüchschen, Stempelfarbeiu 1043. Stiel von Werkzeugen zerspalten zur Untersuchung 278. Stiftzünderrevolver 594. Stiftzündung bei Gewehren 583. Stigmata degenerationis 149. — Hysterischer 227, 245. — und Suggestion 248. — der Verbrecher 148. — und Vererbung 336. Stil und L o g i k im Protokoll 175. — von Selbstmörderbriefen 877. Stilett 634. Stilformen in falschen Urkunden 1010. Stimme, simulierte 382. — Stärke der, von Zeugen behauptet 92. Stimmung und Handschrift 1038. — — Heimweh 240. — Hysterischer 227. — und Wetter 181, 182. Stincus marinus als Poteuzmittel 853. Stimestreichen und Hypnotismus 244. Stock und Taschendieb 995. Stöcke zurücklassen durch Zigeuner 535. Stockeindrücke und Schlüsse daraus 754. Stockflinten 577. Stocksegen 540. Stockspuren 752. Stockwerke, verschiedene zeichnen 649. Stoffe, falsche 1103. — Untersuchung von 274. Stöhnen und Schlaftrunkenheit 238. Storchschnabel 662. Stoß, Stich und Schuß empfunden als 94.

1186

Stöße —

Tabetiker.

Stöße, Folgen von, untersuchen 293. ! — und latente Spuren 306. Stotterer, ihre Schrift 1033. Strafakt für die Kommissionstasche 159. Strafbarkeitsbewußtsein und Irrsinn 217. Strafbefehle für die Kommissionstasche 160. Strafgesetz für die Kommissioustasche 160. Strafhaft und Tätowierung 347. Strafhäuser, Material in den, und Lombrosos Statistik 151. | Strafhauswäsche bei einem Dieb 923. Straflosigkeit und reflektoides Handeln 240. Strafprozeß, Aufgabe jedes 5. Strafrecht und Hypnotismus 246. — und Mikroskop 255. Strafverfahren, Aufgabe des 5. Strafverschärfung durch Gerichtssaalberichte 325. Strahlenpilz und V e r g i f t u n g 520. Strangulatiofcsmarken 897, 898. — durch Bergung der Leiche 885, 899. Hemdkragen 841. — photographieren 877. Straßen, Kenntnis der 52, i — und Plätze skizzieren 658. | Straßenbahnwagen zu zeichnen 659. | Straßenkot auf Schuhen 284. ! Strecken des Knies beim Laufen 711. Streichen der Gebührenrechnungen 318. Stirne und Hypnotismus 244. Streifeisen beim Säbel 633. Streifen, farbige, auf Reisegepäck 937. Streifschüsse an Bäumen 606. Strenge, vom Verbrecher empfunden ¡43. Strengel der Pferde 1073. Streukegel 607, 619. Striche als Fußspuren 706. Zinken 422. Strichpaare statt Fußspuren 706. Strichregen, Feststellungen wegen 182. Stricke beim Erhängen 899. — zum Gittersprossenbiegen 962. Türensichern bei Einbruch 957. — untersuchen 275 Anm. Stroh beim Gitterauswiegen 962. Strohhalme als Zinken 421. Strohpapier für die Kommissionstasche 160, 161. Stromerwesen, Lit. 1043, 1044 Anm. Strophantin als Gift 847. Strukturabdruck auf Geschossen 585. Strumpf, abgeschnittener, undDiebstahl939Strümpfe, dicke, beim Diebe 922. — für die Kommissionstasche 160. — sog., bei Pferden 1070. — stehlen 231. Strychnin 847, 852. — Nachweis von 288 Anm. — und Ptomaine 287. Wachhunde 920. Strychninvergiftung und Blaseninhalt 852. Strychnos n u i vomica 919 Anm. Studentensprache 452. Studien an Spureu 686. Stufenform von Wunden 832. Stufenförmige Türen bei Kassen 990.

Stuhl und beweisender Inhalt 258. — abgesetzter und Aberglaube 258. aufzubewahren 258. Stummheit, simulierte 400. Stumpfe Werkzeuge, Verletzung durch 828. Stumpfheit, suspekte 218. Sturm, Fragen über 291. Sturmzünder für die Kommissionstasche 165. Stürzen des Epileptikers 402. Sturzgeburten 205, 865. Stützpunkte auf der Sohle 728. Subjektiver V o r g a n g bei Lokalaufnahmen 180. Sublimat 851. Sublimatlösnng und Regenerationsverfahren 209, 210. Sublimatpastillen für die Kommissionstasche 160, 166. Substanz des Gebäudes, Suchen im 191. Suchen von Blutspuren 765. — im Finstern, Schwierigkeit des 95 Anm. — nach Photographien 354. — von Spuren 688, Suggerierbarkeit des Geruchsinnes 97. Suggerierung bei Gedächtnishilfen 101. — von Kindern 120. Suggestibilität bei Epileptikern 225. —• suspekte 217 A n m . Suggestibilitätszustand 243. Suggestion und Agnoszieren 335 Anm. — siehe Hypnotismus. — und L ü g e 139 Anm. — — Massenverbrechen 223. — mentale 244. — durch die Presse 322. — und Wahrsagen 549. Suggestionismus 241. Suggestivfragen 103. Sugillationen, suggerierte 248. Sukzessionspulver, sog. 887. Sulphonal bei Hypnose 245 Anm. Suspekte untersuchen lassen 214. Swopefall 289. Symbole, alchimistische 410. Sympathetische Mittel der Zigeuner 519. — Tinten 426. für Punktierchiffre und Kartenschrift 819. und Wahlwort 803. Synsthesies 94 Anm. Synthetische Edelsteine 1098. System, sog., bei Hinterladern 583. — der Papillarlinien 368. — vorletztes, Sachen des 559. Systematische Konstruktion der Fälle 73. — Spurenstudien 686.

T. Tabakabsud und Blutspuren 782. Tabakschwärzerzinken 419. Tabakspfeife und Agnoszierung 333. Tabatieregewehre 624. Tabellen, Arbeiten mit 68. — für Vergiftungserscheinungen 846 Anm. Tabetiker und Spur 724.

Tafeln — Temperatur. Tafeln aus dem Parkettboden und Verborgenes 193. — für Übersichten 69. Tagesereignisse, Verlautbarungen unter 324. Tagespresse und UR. 321. Tageszeit, Fragen über 291. — und Selbstmord 879. Takt, Notwendigkeit von 74. Talglicht beim Dieb 922. Taltl, sog. 979. Tampon bei rotzkranken Pferden 1073. Tamponade und Abortus 860. Tanacetum 861, 862, 863. Tanagrafiguren, falsche 1094, 1095. Tangein von Sensen 832. Tangle foot beim Dieb 922 A n m , 965. Tannenzweig als Zinken 422. „ T a n t e " beim Falschspiel 1085. Tantum degenerati 236. Tanzböden, Eselsmist und spanische Fliegen 854. Tänzelnder Gang und Homosexuelle 722 Anm. Tapeten mit Blutspuren 764. — mit latenten Blutspuren 307. — und latente Handspuren 697. „Tarkeln" der Pferde 1067. Tarsuskreuzen bei Neugebornen 717. Tartar. stib. als Konservierung 210 Anm. Taschen und Blut 788. — beim Dieb 922, 939, 980. — der Kleider durchsuchen 186. Taschenapotheke für die Kommissionstasche 160. Taschenbücher, genealogische 391. Taschendiebstahl 993. — Verhör bei einem 932. Taschenlaterne für die Kommissionstasche 160. Taschenmesser bei sich haben 168. — Staub im 281. Taschenpistolen 599. Taschenspieler und Grec 1081. Sinneswahrnehmungen 85 Anm. — — Taschendieb 996. Taschenuhr bei sich haben 168. — Staub in der 281. — im Wasser 185. Taschenwörterbücher zum Chiffrieren 814. — medizin. 827 Anm. Tastbilder, falsche 94 Tasten und plastisch sehen 83. Tastender Schritt und Gehen im Finstern 722. Tastsinn, Täuschungen des 94. — Unterstützung des 196. Tat und Beschuldigter, Relation zwischen 996. Tatbestand beim Einbruch 949. — Wichtigkeit des 942, 943. Tatbestandsaufnahmen, Apparathöhe 317. Tatbestandsdiagnostik 153. Tätigkeit und Staub 281. Schwielen 341. Tätigkeitsdrang und Situation ändern 876. Tatort ansehen 942.

1187

Tatort und Assoziation 154. — Vernehmung am 102. — Vorgehen auf dem 169. Tatortsspuren 156 Anm. Tatsachen, gewöhnliche, beobachten 47. — Macht der 869, 870. — und Worte, Widerspruch in 133. Tätowierungen 343. — und Agnoszierungen 209 Anm. — Bedeutung der 345. — Beseitigung von 343. — und Identität 379, 392. Taubenpost und Projektion 309. Taubheit, Mittel zur Entdeckuug falscher 399— simulierte 399. Taubstummenalphabet als Zinken 424. Taubstummheit, simulierte 400. Tauendenpapier für Verbindungen 671. Taufsteinsiegel 1048. Tauknoten 203. Taumelkäfer 861, 862, 863. Täuschungen 86. — H a n g zu 138. — Hypnotisierter 246. — Verwirkung von 46. Taxus baccata 861. Technik des Augenscheines 156. — beim Einbrechen 202, 952. — und Gaunersprache 448. — gerichtsärztliche 206 Anm. — der falschen Siegel 1047. — der Wahrnehmung 143. Techniken, Wichtigkeit von 637. Techniker verwenden 659. Technische Einrichtungen ansehen 51. — Fehler in falschen Siegeln 1046. — Handgriffe des Diebes 148, 202, 945,953. Tee, angeblich, bei Haussuchungen 856. Teer beim Dieb 922. — s. auch Pflaster. Teiche, Kenntnis der 52. Teig, zum Abformen 751, 752. Teigsiegel, falsche 1053. Teilen von Beobachtungen 88. Teilspuren 706, 731. Teint, falscher 383. Teipelschustermord 39. Telegraph und Stehlen 912. Telegraphenbureau in Bern und Chiffren 814. Telegraphenisolatoren zerschlagen und Saliromanie 231. Telegraphenschwindel 1007. Telegraphieren von Fußspuren 752. — von Personbeschreibungen 362. Telegraphiersystem, geheimes 800 Anm. — zum Hakesen 439. Telepathie 243. Telephon und Stehlen 912. — Anfragen, ob Wohnung verlassen 921. Telephonschwindel, verschiedene 1007. Teller, halbfalsche 1101. Temperament der Pferde fälschen 1068. Temperatur, feststellen 181. — und Gräberfauna 189.

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Temperatur — Transvestiten.

Temperatur zum Kassenöffnen 984. — von Leichen 867. Termineingetrangen Hypnotisierter 246. Terpentin und Abortus 860. — als Gift 847. — und Phosphorleuchten 850. Retouche 353. Siegelfälschung 1054. Terra di Siena für Spurstudieu 686. Terza scuola, siehe Rosenfeld. Testamentsfälschungen 1009. Teufelsdreck 861. — zum Geflügelstehlen 518. Teufelsglauben 528 Anm. Teufelsmesse 542 Anm. Text, Zeichnungen im 642. Textilfaser und Botaniker 295. Theaterfriseur und Verstellung 385. Theaterkarten, siehe Karten. Theatermaler und Charakteristika des Wahrnehmens 82. Theatralisches beim Selbstmord 882. Themaändern im Beweisverfahren 888, 901. „Theoretische" Verbrecher und Sombrosos Zahlen 151. Thermit 984. „Thermitsichere" Kassen 984 Anm. Thiefs perfume 945. Thieme-Verfahren und Schriftfälschung 1017. Thomasuhr 1108. Thugs, indische 897. Thuja 861, 862. Thymustod und Giftverdacht 846 Anm. Tiefdruck für Photographien 318. Tiefe des Schlafes 238. — von Stichwunden 836. — der Züge im Kugellauf 588. Tiefenperspektive und Photographie 314 Anm. Tier- und Menschenblut 756 Anm. Tierarznei als Abortivum 863. Tierarzt als Sachverständiger 1055. Tierbändiger und Landstreicherei 236. Tierblase mit Glyzerin und Abortus 860. Tiere an Leichen 188. — Unzucht mit 232. Tierexperiment bei Giften 846. Tierhaare und Menschenhaare 266. — als Zinken 422. Tierknochen und Menschenknochen 273, 337Tierstimmen als Zinken 435. Tilgung von Blutspuren, siehe Beseitigung. Tinte zur Briefsicherung 1053 Anm. — für Geheimschriften 426. — verschiedene und Photographie 3 1 1 . — und Physiker 292. — für Spuren 697, 698. — Übergossenes mit 1022. Tintenqualität feststellen 1023. Tintenuntersuchung mit Mikroskop 1016. Tischler, seine Kennzeichen 341. Tischlerleim zum Abformen 752. — für die Kommissionstasche 160, 162. — siehe auch Leim.

Tischplatten und Blutspuren 766. Titelblätter, falsche 1102. Tobiassegen 531 Anm. Tobsuchtsanfälle und Vergiftung 853. Tod und Suggestion 247. Todesahnungen und Suggestion 247. Todesart bei Doppelselbstmord 880. Todeserscheinungen bei Ertrunkenen 840. Todesfälle, rätselhafte 30, 273. — zweifelhafte 286. Todesgefahr und akustischeTäuschungen 91. Todesursachen, Kenntnisse über 205. Todeszeit und Fauna 189. — und Verdauung 207 Anm. Zoologen 294. Tollkirschen 273, 536, 847, 852, 853, 886. Tölpelhafte Leute, Spuren von 707. Ton antiker Gefäße 1095. — von Photographien 352. — und Schrift 1033. Tonerde, essigsaure und verkohltes Papier 678. Tonwaren, falsche 1094. Töpferzinken 419. „Töpffer & Schädel"-Sicherung für Kassen 985. Topographie der Spuren 764. Topographische Signaturen 650. Torquieren der Zeugen 116. Torsion beim Gehen 704. — des Körpers bei Stichwunden 836. Totale Farbenblindheit 252. Totalisateur 1089. Tote, Identifizierung an 331. — Pietät für, bei Zigeunern 514. Töten der Schrote 629. Totenbett, Aussage auf dem 136. Totenflecke 867. — und Vergiftung 851. Totengräber und auswärtige Amtshandlungen 158. Totenkammern und Obduktion 51. Totenmaske Shakespeares und Haarfarbe 269. Totenmasken 340 Anm. Totenstarre 867. — und Strychnin 852. Totentuch und Eid 556. Totmachen des Beines und Pendelbewegung 703. Totschlagen, Vorstellung des 370. Totschläger und Tätowierung 347. Tourdessche Konservierungsflüssigkeit 2 1 1 . Touristen fragen wegen Taschenlaterne 163. Toxikologische Untersuchungsmethoden 273 Anm. Toxikologisches 843. Trägheit als Movens 8 n . — und falscher Namen 387. — Spekulation auf die 950, 1084. Tragkorb als Hehlerzinken 412. Tramböden, Eindringen durch 992. Tramps, ihre Zinken 420. Transitorische Störungen 237 Anm. Transportieren der Kasten 1083. Transvestiten 232.

Transvestiten — Übertriebener Wert. Transvestiten als Selbstmörder 882. Traumatische Neurosen 32 Anm. Traumbewußtsein 243. Traumdeuterei 554. Träume 239. — und déjà vu 103. Treibspiegel 605. Tremor, suspekter 217. Trennstücke von Stricken untersuchen 275 Anm. Trente et Quarante 1078 Anm. Trentepholia Jolithus und Blutspuren 759 Anm. Treppenförmiger Schlüsselbart 982. Tresorit 984 Anm. Treue des Geruchsinnes 97. Trichinen 287. Trichter aus Pergamentpapier 162. Trikot und Hoteldiebe 1000. Triks der Grecs 1081. — gegen Papillarabdrücke 370. — beim Pferdehandel 1062. Trinken und Nachahmen 221. Trinker als Zeugen 221 Anm. — siehe auch Alkohol. Tripoteur 1079. Tritheim chiffre 807. Trochuchiffre 804, 8 1 1 . Trockene Zeugen ri8. Trockenheit, Fragen über 291. Trocknungserscheinungen bei Fußspuren 736Trödler und Spähblätter 384. Trommel in der Königinhofer Handschrift 1012. — des Revolvers 595. — zum Zaubern 546. Tropenkoller 237. Tropfen von Kerzen als Spuren 756. Tropfspuren 773. Trübes Wetter und Selbstmord 182. Trugmittel, eigentliche, beim Pferdehandel 1066. Trunkene und Spur 724. Trunkenheit des Aufpassers 924. — und Spur 690. Trunksucht und Putzsucht 1003. — siehe auch Alkohol. Trusts von amerikanischen Landstreichern 235, 420. Tuch, nasses, zum Ersticken 897. untersuchen 274. Tümpel, Kenntnis der 52. Tünche, Blutspuren auf 780, 781. — und Eingemauertes 192. Tuugusen, ihre Zinken 423 Anm. Türangeln und Einbruch 967. Turbetzkoibastei-Gefängnis 439. Türen und Einbruch 966. — sichern bei Einbruch 957. — verspreitzen der Zigeuner 5 1 1 , 958. — Verwahrung der, anschauen 51. Türketten 975. Tumorfedern 164. Türschlösser, siehe Schlösser. Tttrvorleger, sog. 975.

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Tusch für Skizzen 642. Tuschtinte 1019. Typare, falsche, siehe Siegel. Typarfälschungen 1054. Typen der Maschinenschrift und Fälschung 1025. — photographieren 313. — von Reisetaschen 937. — vergleichen von Schriften 1039. Typhusbakterien, Tötung durch 289. Typische Farbenblindheit 252. Typisches bei Anordnungsbildern 81. — Mißverstehen 93 Anm. — und Physiognomik 146. u. Überblick beim Skizzieren 640. Überbrücken von Blutspuren 763. Übereinandergelagerte Spuren 738. Übereinstimmung von Papillarlinien, Wahrscheinlichkeit der 370. Überfahren, Tod durch 890 Anm., 901. Überfahrenwerden ohne Verletzung 830 Anm. Überflüssiges konstatieren, schadet nicht 181. — nicht zeichnen 641. Übergänge, Kenntnis der 52. — vom Normalen 222 Anm. Übergossenes mit Tinte 1022. Überhören von Beleidigungen usw. bei Aufpassern 927. Überladen der Waffe 891. Überlegen und reflektoides Tun 240. Überliefertes, Änderung des 514. Übermangansaures Kali, s. Hypermangansaures Kali. Überprüfung bei Lokalaufnahmen 178. Überragen des Fußes in die Spur bei Maskierung 726. Überraschung, Schatz vor, beim Einbruch 958. Überredungskunst, träge, und Diebstahl 1004. Überrumpeln beim Vernehmen 144 Anm. Überschätzung des Gefundenen 1012. Überschlagende Spur 716. Überschuhe und Spuren 726. Überschwemmungen, Fragen über 292. Übersehen von Kleinigkeiten 179 Übersichtstafeln 69. Überstempelung von Briefmarken beseitigen 1007. Überstreichen bei Schriftfälschungen 1021, 1022. Übertragbarkeit von Einbildungen 140. — beim Tastsinn 95. — der Vorstellungen 83. Übertragungspapier, photographisches 700. Übertreibung bei einem Fall 29. — und Lüge 138. — Stadium der 242. Übertreibungen durch Mädchen 122. — suspekte 217. Übertriebener Wert für Beweismittel 1 0 1 3 .

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Übertriebenes Interesse — Unsoziale.

Übertriebenes Interesse an sich selbst 322. Übertünchte Blutspuren 791 Anm. Überwachen des Aufwandes 909. — der Zeugen auf dem Tatort 1 7 1 . Überwertige Ideen und Aberglauben 857. Überwertigkeit von Identitätstnerkmalen .. 349Überzeugende Tatsache, Macht der 869. Überzieher und Taschendieb 995. Ufer, Fragen über die 292. Uhr bei sich haben 168. — als Bussole 175 Antn. — Staub in der 281. — als Versteck 191. — im Wasser 185. — Wege nach der Uhr gehen 50. — und Zeitangaben 36 Anm. Uhranhängseln, Untersuchung von 282. Uhren stehen lassen beim Einbruch 956. Uhrfeder als Feile 961. Uhrkette und Agnoszierung 189, 333. Uhrmacher als Sachverständige 185. Uhmummern und Chiffre 804. Uistiti siehe Quistiti. Ullmaimdruck 1102. Ultramarin zum Papierfärben 1017, 1019. Ultraviolettes Licht und Schriftfälschung 1019 Anm. Umdrehen des eigenen Namens 387. Umfallende Photographie korrigieren 317 Anm. Um Feuer bitten und Taschendieb 995. Umgang des Markt- und Ladendiebes 1001. Umgebung eines Hauses zeichnen 649. — und Heimweh 239. — des Körpers 181. — im kleinen = Staub 279. Umkehrbare Zeichnungen 83 Anm. Umlandfall 783. Umlegungen von Straßen und Wegen, Kenntnis der 52. Umrisse ffir Größenangaben 70. „Umschau" zu lesen 290 Anm. Umschauen und Spur 724. Umschläge, Briefe lesen durch die 1022. — für die Kommissionstasche 159. Umsehen und Schrittgröße 722. Umstellungen beim Riechen und Schmekken 97. Unangenehm beim Riechen 97. Unaufgeklärte Todesfälle 286. Unbefugte Hypnotisierung 249. Unbegreifliche Selbstmorde 880. Unbeholfenheit in der Schrift 1036. Unbekannte und gefundene Haare 265. — Motive heim Selbstmord 877. — Selbstmörder 871. Unbestimmte Ausdrücke vermeiden 177. Unbeteiligte bei lokalen Überprüfungen 178. Unbewußtes Gedächtnis 99. „Unechtes" im Aussehen des Eisenbahndiebes 936. — im Aussehen des Grec 1079. — im Aussehen des Hochstaplers 394. Unegaler Giftmord 888. Uneheliche K i r r e r bei Dienstboten 1003.

Unentdeckte Verbrechen und Loinbrosos Zahlen 1 5 1 . Unerklärliche Fälle und Diebstahl aus Aberglauben 1005. Unfähigkeit, Gestohlenes nicht sofort zu genießen 909. Unfälle und Farbenblindheit 253. — bei großen Betrieben 1120. — und Photographie 302, 303. Unfallsimulierungen 1007. Unfertige Untersuchung, Begriff der 71. Ungarische Gaunersprache 452. Ungeduld beim Verhör 116. Ungeleimtes Papier für Abklatsche 669. Ungenauigkeiten beim Bezeichnen 68, Ungerade Zeilen bei Netzchiffren 814. Ungerechte Anschuldigung, suggerierte 249. Ungereimtes der Situation 873, 899. Ungerfall 373. Ungeschicklichkeit und UR. 71, 638. Ungeschickte Selbstmorde 880. Uugeübter Verbrecher und Verstellung 381. Ungewohntes Schreiben 1036. Ungeziefer an Leichen 188. Ungleichartigkeit in den Spuren 723. Unglücklich fühlen und Heimweh 240. Unglücksstein 543. Unheimlich, Begriff von 87. Uniformen und ihre Sichtbarkeit 87. Universelle Kenntnisse des UR. 10. Unkenntnis und Betrug 1092 Anm. — der Sache beim UR. 145. Unkenruf als Zinken 435. Unkontrollierbarkeit von Geschmack und Geruch 96. Unleserlich gewordene Schriften 672. Unleserliche Schrift und addierte Aufnahme 1016. Unmittelbare Nähe, Suchen in der 932. Unmittelbarkeit des Verfahrens 17. Unmöglichkeiten in Aussagen 133. — bei Aufnahme des Vorlebens 143. — vorgestellter Tatsachen 133. Unnahbarmachen der Behörden 536. Unnatürliches in der Schrift 1033. Unordnung vermeiden 66. Unrechte Kehle, Wassertropfen in und Ertrinken 839 Anm. Unregelmäßigkeit des Körperbaues 96. Unrichtige Beobachtungund Aufregung 104. — Beschädigte 134. — Zeugen 133, 134. Unrichtiges perspektivisches Auffassen 315. Unrichtigkeit des Eindruckes einer Photographie anzugeben 299. — scheinbare, von Photographien 314. Unsclilitt zum Abformen 751, 752. — mit Schrot 619. Unselbständigkeit des Tastsinnes 96. Unsichere Zeugen 117. Unsicherheit im Festhalten von Begriffen 153Unsinniges Tun und Hypnose 248. Unsittlichkeitsverbrechen, falsche Beschuldigung von, und Narkose 854. Unsoziale und Degenerierte 236.

Unterbewußtsein —

Verbindungsglieder.

1191

Unwillkürliche Suggerierungen 249. Unterbewußtsein 114, 243. — und reflektoides Tun 240. j Unzucht u n d Haare 265. Unzurechnungsfähige, siehe Irre. Unterbrechungen in der Schrift 1034, 1039. — und L ü g e 138. Untergebene, Vorgehen gegen 55. Uranin und Augenfarbe 384 Anm. Untergetauchte Gegenstände zu photoUrin und pathologische Bestandteile 258. graphieren 317. — und Zauber 542. „Unterkabbern" einer Mauer 992. Urinfarbe und Karbolsäure 851. Unterlage, durchgedrückte Schriften auf Urinieren und Nachahmen 221. der 312, 1023. Uriniermittel und Abortus 861. Unterlagen, echte, mit falscher Bemalung Urinspuren 258, 752 Anm. u s w . 1096, 1097, 1098, I I O I . Urkunden, S c h ä d i g u n g durch den U R . 1014. Unterschätzung des zu Suchenden 1012. Unterscheidungsvermögen, akustisches 92. j — Widersprüche in 136. Unterschiede in den Auffassungen 115. 1 Urkundenfälschung 1009. — und Mikroskop 276. — bei Haaren 266. — — Photographie 311. — leugnen und Lombrosolehre 147. Physiker 292. Unterschobene Zeugen 134. ! Unterschrift, nie beim Dieb 923. ; — — simulierte Blindheit 401. — gekürzte und verschiedene 1036. ! Urmenschen, Raschsehen der 90 Antn. Unterschriftfälschungen und Loocksches j Urnische Schrift 1031 Anm. Verfahren 1017. ¡ Ursachen des Selbstmordes 870, 903. Urteile und Presse 322. Unterseite von Schubladen,Tischplatten usw. und Blut 766. i Urweltliche Tiere und Haarfarbe 269. Unterstreichen mit Farbstift in Urkunden j Utokolorpapier und Photographie 308 Anm. 1014. i Unterstützungsfläche und Fußwinkel 720. V. Unterstützungspunkte des Körpers auf der ¡ Sohle 728. I Untersuchung, ärztliche und falscher Be- ; Vagabunden, Literatur über 1043 Anm. Vagabundage, siehe auch Landstreicher. schädigter 134. Vagabundensprache 448 Anm. — von Blutspuren 772. Vagitus uterinus 205. — —- Feuerwaffen 560. — — Haaren 263. j Vagusanfälle und Epilepsie 225 Anm., 226. Vampyrglauben 529, 857. — als Problem 16. — von Revolvern 596. ! Varietäten der Verbrecher 148. — beendete und Verkehr nach außen 129. j Vaselin und Hände des Taschendiebes 995. j Vater, Agnoszierung durch den eigenen 334. Untersuchungsamt 11. Untersuchungsrichter nnd Mikroskopiker | Vaterschaft und Ähnlichkeit 336. Vaterschaftsnachweis aus Blut 337, 761. 255Kenntnisse im Pferdewesen 1055. ¡ Vegetabilien in den Fäces 257. Photographie 300 Anm. | Vegetabilische Gifte, Gefährlichkeit der 886. Physiker, gleiche Tendenzen beider ¡ Venöses Blut 761. Ventilationer, Verständigung durch 440. 293. Verabredungen im Gefängnis 437. — — Sammeln von Blutspuren 758. — von Zeugen 397. — — Spuren suchen 689. Veranda und Gitterausheben 963. — Stellung des 9. Veränderungen, Feststellen bei Lokalerhe— und Suggestion 248. bungen 178. — Zahl der 126. — vornehmen bei Selbstmordsituationen Untreue, eheliche, Beschuldigung über 233. 876. Unveränderlichkeit der Papillarlinien 366. — auf dem Tatort erzeugen 170. Unverbesserlichkeit und Landstreicher 235. feststellen 176. Unvermutet hören und verstehen 93. Veranlagung und Selbstmord 905. Unversöhnlichkeit und Menstruation 234. Veranlassung zum Selbstmord 903. Unvertilgbare Schrift, Namen aufprägen 385. Verantwortlichkeit Degenerierter 236. Unvollständige Spuren 730. | Verantwortung, übereinstimmende erzielen Unvorsichtigkeiten beim Verhör des Be437schuldigten 142. — beim Kindsmord 865. Unwahre Aussagen 126. Verbandzeug für Kommissionstasche 163. Unwahrheiten, Zahl der 46. Verbesserungen, angebliche, bei der BertilUnwahrscheinlichkeit von Photographien lonage 357. 314. Verbinden der Türen und Z i g e u n e r 511. — bei Selbstmordstellungen 875. Verbindungen und falsche Aussage 130. — bei vorgestellten Tatsachen 133. — bei falschen Namen 387. — von Zeugenaussagen 107. — Kenntnis der 52. Unwichtiges vergessen, um Wichtiges zu Verbindungsglieder beim Gedächtnis 100. merken 104.

1192

Verbindungsstellen — Verletzte.

Verbindungsstellen der Werkzeuge untersuchen 278. Verblassende Tinten 1026. Verbleien der Läufe 572, 573. Verborgene Blutspuren 766. Verborgenes, Suchen von 190. Verbranntes Papier 674. Verbrechen und Assoziation 154. — Begehung, suggerierte 249. — und Heimweh 239. — Mitteilungen über, und Publikum 321. Verbrecher, linksbändige 254. — und Tätowierung 346, 348. Verbrecherehre 144. Verbrechermerkmale 148. Verbrecherspur und Polizeihund 195 Anm. Verbrechertricks gegenPapillarabdrücke37o. Verbrecherwerkzeuge 630. Verbreitung der Repetierpistolen 598. Verbrennen von Haaren und Nahschuß 616. 618. — des Pulvers 601. Verbrennung von Leichen 868. Verbundgeschosse 606. Verdacht auf Irresein 217. Verdächtige Todesfälle 286, 848. und Photographie 306. Verdächtiges bei Siegeln 1046. Verdauung von Banknoten 289 Anm. — und Heimweh 239. Hypnotismus 245. Verdauungstrakte in dem, Enthaltenes botanisch untersuchen 273. Verdecken von Pferdemängeln 1060. Verdichtung von Gasen und Entzündung 1116. Verdorbene Nahrungsmittel und Todesfälle 286. Verdrehte Beine und Spur 721. Vereinen der Wundränder beim Messen 832. Vereinfachung der Arbeit 65. Vereinsrücksichten und Aussage 118. Vereinzelte Zeugenaussagen 107. Vererbung und Ähnlichkeit 336. déjà vu 103. — von Linkshändigkeit 254. — und Mendelsche Regeln 337. — der Papillarlinien 364 Anm., 365. — und Schrift 1032. Selbstmord 905. — von Stigmen 149 Anm. Verfehlte Untersuchung, Begriff der 71. Verfinsterung der Verhandlungssäle 310. Verfolgen von Fußspuren 688 Anm. Verfolgungswahn und Schreibweise 219. Verführung und erotische Mittel 853. — Notzucht und Hypnose 245. — und Verbrechen 148. Vergenneschiffre 819, Vergessen von Alibibeweisen 129. — von Befehlen 56. — und Gedächtnis 104. — als Ursache lit. Zufälle J03 Anm. Vergiftungen 843. — angebliche und Geschmacksempfindungen 96 Anm.

Vergiftungen, eingebildete 549. — mit Giftpflanzen 273. — und falsches Geständnis 145. Haare 268. — von Hunden 918. — irrig angenommene 846. — und mikroskopische Untersuchung 272. — und Mineralogen 294. — — Photographie 307. — simulierte 886. — zweifelhafte 286. Vergiftungserscheinungen, Tabellen für 846 Anm. Vergilben von Papier 291. Vergleichen von Fußspuren 695, 730. — von Photographieen 350, 352, 354. Spuren 739. Vergrabenes 193, 292. Vergrößerungen, bedeutende und Radierungen 1017. — von photographischen Fingerabdrücken 376. — beim Zeichnen 661. Vergrößerungsapparate 662. Vergrößerungsglas für Kommissionstasche 160, 165. Verhaftete und Verkehr mit der Außenwelt 129. — und Lombrosos Statistik 150. Photographie 354. Verhältnisse klären durch Photographie 302. — persönliche und Aussage 118. Verhältniszahlen bei Lombrosos Behauptungen 152. Verhandlungen, Berichte über 325. Verheimlichung von Selbstmorden 870 Anm. Verhöre, eingehende und falsche Aussagen 126. — Verwerten der 44. Verhörsartikel, numerieren 67. Verkäufer, Vorgehen des im allgemeinen i°57Verkehr in den Arresten 129. — zwischen Arrest und UR. 206. — mit Sachverständigen 200. Verkehrt aufgebundene Schuhe 725. Verkehrte Buchstaben in Siegeln 1046. Verkehrte Willensäußerungen 222 Aum. Verkennen von scharfen Wunden 831. Verkennung des Irreseins 216 Anm. Verkleidungstrieb 232. — siehe auch Transvestiten. Verkleinerungen beim Zeichnen 661. Verkleinerungsapparate 662. Verknüpfungen und Gedächtnis 100. Verkohltes Papier 674. Verkrüppelungen, simulierte 382. Verlangen, zu viel vom Arzte 204. Verlautbarung entdeckter Siegelfälschungen 1049. Verlautbarungen, amtliche 324. Verlegenheitshandeln und Situation ändern 876. Verlegerzeichen, gefälschte 1102. Verletzte und Spur 724. Stichwunden 868.

Verletzungen — Verwechslung. Verletzungen behandeln 166. — bei Einbrüchen 954. — und falsches Empfinden der 94. Fremdkörper 211 Anm. — an lebenden und toten Holz 291. — in Hypnose 247. — an Leichen 857. — auf Millimeterpapier zeichnen 639. — photographieren 317. — simulierte 396. — und Spur 690. — — Tastsinn 94. — an Wasserleichen 185. — und Werkzeug 752. — siehe auch Wunde. Verleumdungen, eingebildete 218. — und Mikroskop 276. Verlorne Spuren suchen 691. Verlöten von Blechbüchsen mit Haaren 262. Verluste und Schulkinder 326. Vermessungen im Terrain 655. Verminderte Zurechnungsfähigkeit 222. Vernarbung und Werkzeug 832. Vernehmungen 71. — und falsche Aussage 1 1 5 . — des Beschuldigten 140. — bei Betriebsunfällen 1122. — eingehende als Mittel gegen Lügen 127. — und weibliche Geschlechtsfunktionen 234. — in loco rei sitae 102. — und Suggestion 248. — Zahl der durch einen UR. 64. — von Zeugen 75. — eingehende von Zeugen 130. Vernis-mou Verfahren 670. Verpackung blutiger Objekte 795. — von Objekten, mangelhafte 289. Verpfändung zum Verstecken 191. Verputz und Eingemauertes 192. „Verrannte" Zeugen und Erkrankung 398. Verräter, gezinkte 441. Verräterische Worte von Zeugen 132. Verrechnen und Wetter 182. Verreißen des Schusses bei Selbstmord S92, 895Versatzämter als Versteckort 191. Verscharrte Ermordete 193. Verschiebbare Zahlenschrift 807. Verschieben des Genauerausführens 641. Verschiedene Haare am selben Menschen 271. — Seiten, photographieren 305. — Tinten und Photographie 3 1 1 . Verschiedenheit der Beobachtung und Aussage 116. — an Haaren 266. — beim Riechen 97. — im Sehen der Menschen 90. — im Wahrnehmen, Merken und Erzählen 76. Verschlafen sogen., eines Kindes 866. Verschleppungen bei Betriebsunfällen 1122. Verschlossene Briefe lesen 1022. Verschlucken und Ertrinken 839 Anm. — von Juwelen usw. 942. Verschluß von Objekten, mangelhafter 289.

1193

! Verschlüsse der Türen beim Einbruch 958. Verschnittene Haare und Spitzen 265 Anm. Verschnüren blutiger Objekte 795, 796. Verschönern, Hang zum 29'. Verschönerungsmittel beim Pferdehandel 1066. Verschüttungen, Verletzungen durch 828, 830. Verschwinden von Tätowierungen 344. Verschwindende Schrift 1026. Versendung von Sachen zum Photographieren 318. Versengungen und Nahschuß 616, 618. Versicherte und Bertillonage 361. Versicherung und dissimulierter Selbstmord 883. Versicherungsschwindel 1007. Versprengte Gaunergemeinschaften 433. Verstand und Zuhören 146. Verständigung mit dem Aktuar 158. — für fremde Gauner 434. — im Gefängnis 428, 438. — zwischen Grec und Hausherren 1085. — — Pferdehäudler und seinen Leuten 1075. — bei Zusammenkünften 425. Verständlichkeit der Protokolle 61. Verstärkung von Empfindungen 933. — der Spurformen 747. Versteckorte bei Abschraubgewehren 579. — verschiedene 191. Verstehen und Hören 92. Versteifung von Gipsformen 747. Versteinerungen, falsche 1093. Verstellte Spuren 724. Verstellungen und Erkrankung 398. — bei Gaunern 381. Verstimmung, suspekte 218. Verstöße in Schriftstücken 136. Versuchspersonen, Kinder als 118 Anm. — zum Protokoll vorlesen 63. Verteidigungswaffe bei sich haben 168. i — und Perkussion 599. J Vertikale messen 178. Vertikalilluminator 765 Anm. Vertrauen zum Protokollführer 157. Verunglückte und Bertillonage 361. — erste Mitteilungen von 170. Verunreinigungen untersuchen 277. Verunstaltungen und Identität 392. Vervielfältigung von Befehlen usw. 16 r. Photographien 318. — — Zeichnungen usw. 670. Verwahrung von Blutspnren 793. — — Haaren 261, 262. Objekten, mangelhafte 289. Wäsche und Kleidern mit Spermaflecken 259. Verwahrungsort falscher Siegel 1042. Verwandeln in Gold 551. Verwandtschaft und Agnoszierung 334. — — Ähnlichkeit 336. — — Aussage 130. — — Selbstmord 88 r Anm. Verwechslung und Bezeichnungen 6S. ! — präparierter Schädel 212.

1194

Verwendungsfälle —

Wachhund.

Vorführen der Pferde 1060. Verwendungsfälle für Photographien 301. V o r g ä n g e und Auffassung beim Kind 119. Verwertung alles Wahrgenommenen 50. — und Identitätsfragen 328. V e r w e s u n g und Haare 268. Vorgefaßte Meinung 27. Verwundete, deren Empfinden 94. Vorgeladene erkrankte 396. — und Suggesstion 247. Vorher und Nachher erheben beim DiebVerzählen sich, und Wetter 182. stahl 942. Verzeichnis von Blutspuren 774. Vorhersagungen, Zinken mit 417. Verzeichnisse beim Dieb 923. Vorkenntnisse des Einbrechers 950. — über Diebstähle 947. — von Schriftproben 1037. j Vorladungen, abgekaufte 134. — für die Kommissionstasche 160. Verzerrungen bei Photographien 317 Anm. 359! Vorläufige Beurteilungen von Körperverletzungen 826. Verziehen von Tätowierungen 345. ! Verzögern des Gipserhärtens 749. j Vorlauter Aktuar 158. Viehpässe, falsche 1009. ' Vorleben, Aufnahme des 143. Vigilantibus lex 1057. j — der Falschspieler 1078. Vorleger beim Dieb 923. Villeneinbrüche, Orientierung bei 950. Vorlehnen von Sachen gegen die Türe beim Violett und Photographie 307. Einbrechen 958. Violette Totenflecke 851. V i r a g o 229. i Vorlesen der Protokolle 133. Virginischer Wachholder 861. j Vorlesungen über Psychiatrie hören 215. Viscum und E i d 556. i Vorletzte Mode, Prinzip der 582. Visier beim Gewehr 589. | Vorletztes System, Sachen des 559. Visionen 243. | Vormerkungen über Diebstähle 947. Visitkartenformat von Photographien 352. j — in Ordnung halten 66. Visitkarteninißbrauch 1007. j „ V o r n e " reiten der Pferde 1061. Vitale Knochenverletzungen an Mumien 207. | Vorreiten von Pferden 1061. — Verletzungen 205. ' Vorsicht beim Verhör 142. Vorstellen des Erzählten 133. Vitriolattentate 851. Vogelbauer als Versteckort 191. j — falsches 27. — des Hergangs zur K l ä r u n g 831, 874. Vogelfedern untersuchen 276. — beim Kind 119. Vogelleim und Opferstockdieb 922. — der Situation 170. — siehe auch Pflaster. — der T ö t u n g 370. Vogelperspektive, Zeichnen aus der 659. — und Zeitungsberichte 322. Vogelquitschen als Zinken 435 Anm. Vogelscheuche, Kleider einer, der Leiche [ Vorstellung des Einbrechers und Schlüsse daraus 972. angezogen 187. ! Vorstellungserzeugung und Hypnotismus Vogelwelt und Zigeuner 511 Anm. 244. j Vokabulare der Gaunersprache 443, 454, Vokalchiffre 807. 1 Vorteile, markante, des Diebes 945. Volksart und Selbstmord 904. j Vorträge am Kriminalistischen Institut 14. Volksmeinungen über W i r k u n g von Gift- ! Vorübung für Fußspuren 682. Vorwärtsfallen des Körpsrs beim Gehen, pflanzen 845. sog. 703. Volksphantasie und Zigeunerverbrechen 513. Volksschullehrerschrift 1032. | Vorwärtskommen und Fußwinkel 718. 1 Vorweisen des falschen Werkzeuges 839. Volksseele 222. Vorweltliche Knochen, Rekonstruieren von Volkstümliche Namen von Giftpflanzen 845. 213. Vollbewußtes und reflektoides T u n 240. ! Vorwürfe der Welt und SelbstmordverheimVollmond, Erkennen im 335. lichung 883. Vols und Zauber 542. j Voüts und Zauber 542. Volteschlagen 1084. Vrani-Lukasprozeß 1101 Anm. Voraktenstudium 43. Vorausgegangenes und Nachfolgendes 11. Vorraussetzungen und Erkennen 335. j Voraussetzungslose Forschung bei jeder ' W, die sieben goldenen des Kriminalisten Untersuchung 16. 171. Vorbereitungen zun: Augenschein 156. Warenbausdiebstähle 222 Anm. Selbstmord, gefälschte 881. — und Hysterie 229. Stehlen 913, 918. — — Menstruation 234. Vorderbogen, sog. 979. Warenwert bei Diebstählen usw. 1125. Vorderhufspuren 754. Wachebeleidigung bei Aufpassern 927. Vorderlader 580. Wachbewußtsein 243. Vorderschieber, sog. 979. W a c h e beim Verhör 141. Vorderzähne abformen 756. Voreilige Gutachten 209. | Wachen beim Diebstahl 924. Vorfahren und Pferdebetrug 1063. | Wachhund, siehe Hund.

w.

Wachmann — W a s s e r .

1195

Wahrsagen 544. Wachmann und Exkursionen 158. — der Zigeuner 526 Anni. Wacholder 861. Wahrsagezinken der Zigeuner 423. Wacholderbeerenfüttern bei Pferden 1071. Wahrscheinlichkeit von PapillarliniengleichWachorgane und Aufpasser 930. Wachpersonale, Zinken des 441. heit 370. Wachposten beim Diebstahl 925. Wahrscheinlichkeitsschluß beim plastisch sehen 84. — und Zigeuner 510. Waidjunge als Sachverständiger bei Spuren Wachs zum Abformen 750, 752. 690. — Juwelendiebstahl init 941. Walchenzeichen 410. — siehe auch Pflaster. Wald, Kreisgehen im 96. Wachsabdruck des Schlüsselloches 980. Waldheimer Lexikon 452. Wachsbilder zum Zaubern 542. Walenzeichen 410. Wachshaut am Nagel und Blutspuren 787. Wallbüchsen 624. Wachskerzchen beim Dieb 922. Wallfahrtsorte und Bildzauber 542. — für die Kommissionstasche 160. Wallnüsse als Abortiv 861. Wachssiegel, Fälschung von 1054. Waltarsku 452. Wachstaffet für die Generalstabskarte 162. Wände mit latenten Blutspuren 307. Wachstum von Barthaaren 268, 272. — Verborgenes in den 191. — der Haare 272. Wachszünder für die Kommissioustasche ' Wanderbücher, falsche 1009. 165. Wandern des Farbstoffes von Tätowierungen Wachtelruf als Zinken 435. 344Wackelige Parketten und Verborgeues 193. Wandertrieb Epileptischer 226. Wackeln und Fußwinkel 720. Wanderzigeuner 504. Waffen bei sich haben 168. Wandgemälde ablösen 782. — Begriff der 630. Wandmachen und Diebstahl 932, 938, 940. — falsche 1104. Wangennarben als Slichenerzinken 443. — auf Geschoß, Schlüsse daraus 572. Wann fragen bei Psychiatern? 215. — und Geschoß bei angeblichem Selbst— — — Sachverständigen? 199. mord 895. Wanzenbisse, Blut von 761. — Lage der, bei Selbstmorden 890. Wänzlgeschosse 624. — von Selbstmördern stehlen 891, 1005. Wappen, Wichtigkeit der 392. — untersuchen 277. — und Zinken 409. — und Zigeuner 512. Wappeubücher 392. Waffenlehre 557. Wappenscheiben, falsche 1096. Waffenoffizier als Sachverständiger 560. Wärme und Blutspuren 786. Waffenzeichen 410. — Feststellung der 181. Wagen zu zeichnen 659. — Fragen über 291. Wagendeichsel als Waffe 828. Wärmequellen, Fragen über 292. Warmes Wasser und Blutspuren 789. Wageukipfen als Werkzeug 828. Warmgegaugener Fuß und Spur 738. Wagenspuren 754. „Warmreiten" von Pferden 1061. Wagen winde zum Gitteraus wiegen 962. Warmwerden des Gipses 748. — — Kassaöffnen 983. Warner fremder Gauner 434. Wagrechte messen 178. Warnrufe beim Diebstahl 924. Wahl des falschen Namens 387. Stehlen 925. Wahlbuchstabe 807. Warnzinken 436. Wahl wort 808, 809. Warzen auf Photographien 353. — zu entdecken suchen 811. Was fragen bei Sachverständigen 199. — suchen 803. Waschblau für latente Spuren 627. Wahlzahl 811. Wäsche, Diebstahl an 1003, 1004. Wahnbildungen Irrer 219 Ann-.. — und Spermaflecken 259. Wahnideen 531 Anm. Wäscheangeln durch Zigeuner 519. Wahnvorstellungen, suspekte 217. Wäschemarken 186. Wahrheit hysterischer Aussagen 249. Waschen von Kleidern und Wäsche und — bei Nebensachen 133. Blutspuren 788. Wahrheitstreue des UR. bei Vernehmungen Wäscherinnenhaut, sog., bei Wasserleichen 140. 841. Wahrnehmen, Verbinden und Verwerten 277. Waschwasser und Blutspuren 768. Wahrnehmung 77. — auf Urkunden und Photographien 1016. — dunkle 114. Wasser, Aussehen von Leichen im 190 Anm. — von Farben und Daltonismus 253. — des Damastes 576. — und Gedächtnis 99. — für zerrissenes Papier 671. — Schlüsse und Agnoszieren 335. — Fuß und Spur 693. — von Spuren 682. — gelegen und ertrunkensein 841. Wahrnehmungsproblem und Zeugen— Stricke und Gittersprossen biegen 962. aussagen 126 Anm.

1196

Wasser — Widersprüche.

Wasser ausgießen und Vergrabenes 193. Wasserabfluß und Giftreste 856. Wasserbestände, Kenntnis der 52. Wasserfarben zum Pferdefärben 1070. — und Retouche 353. Wasserflaschen und Brände 1 1 1 4 . Wassergehalt von Leichen und Fauna 189. Wasserglas und Abdruckspuren 699. — bei Zementabgüssen 744 Anm. Wasserläufe vermerken 50. Wasserleichen 183, 839. — und Agnoszieren 333. Papillarlinien 365. — — Physiker 292. Tätowierung 345. Wasserleitungsröhren, Verständigung durch 440. Wasserschierling 273. Wasserschüsse 891. Wasserspritze und Stechschlösser 981. Wasserstand feststellen 183. Wasserstoffsuperoxid und Stempel 1021. Wassertiere und Schädigen von Präparaten 210. Wassertropfen bei Radierungen 1018. Wasserzeichen im Papier 1027. Watscheliger Gang 716. Weber, tätowierte 346. Weberknoten 203. Websleypistole 599. Wechsel der Totenflecken 867. „Wechselfahrer" 1007. Wechselfieberkranke und Verantwortung 221. Wechselzeichen bei Chiffren 806. Weckeruhren zu Brandstiftungen 1109. Weg des Beschuldigten feststellen 283. Wegätzen von Tätowierungen 343. Wege beschreiben 175. — Kenntnis der 52. — nach der Uhr 50. Weggeätzte Schrift und Photographie 3 1 1 , 312Weggeworfenes, Wichtigkeit vom 825. Wegkreuzungen und Automobilunfälle 51. Weg Weisungen der Zigeuner 421. Wegwerfen des Werkzeuges nach der Tat 829. Wehrlose, Ersticken von 897. Wehrwolfglauben 857. Weiber und Farbenblindheit 252. Giftmischen 856. Kratzen 838. — siehe auch Frauen. Weibische Schrift bei Männern 1 0 3 1 . Weibliche Aufpasser 928, 932, 935, 936. - - Diebe und Rauciimaterialieti, rückgelassene 756. — Geschlechtsfunktionen 234. Weichbleigeschosse 624. Weidenzweig als Zinken 422. Weinerliche Art der Potatoren 233. Weinfaß als Versteckort 191. Weiningerprozeß 1100. Weinkrämpfe Hysterischer 228. Weiße Haare und Alter 267.

Weiße Haare und Verwesung 269. — Körnchen im Magen 854. Weitergeben des Gestohlenen 936. Weitwinkelapparate 315. Welsch Echeder usw. (Nachschlüssel) 979. Weltgegenden angeben 175, 177, 641, 644, 696. — feststellen durch die Uhr 175. Weltschmerz und Aussagen 122. Weltverbesserer und Einbildung 140. Wen fragen bei Sachverständigen 199. Weniger behaupten ist mehr 200. Wer als Zeuge zu vernehmen ist 72. Wer, was, womit usw. 68. Werfen von Holz, fragen über 291. — oder Schlagen und Differenzierung von 88. — sog., durch Schußwaffen 600. Werkzeug, Kopfwunden und Haare 267. — Polizeihund als 196. — des UR. 158. — vorweisen eines falschen 839. — wegwerfen des, nach der Tat 829. — und Wunde 829. Werkzeuge, besondere, beim Dieb 946. — blutige, verpacken 796. — und Blutspuren 790. — des Diebes ohne Marke 923. — entlehnte und Einbruch 951. — auf Millimeterpapier zeichnen 639. — untersuchen 277, 278, 279. — als Waffen 630. Werkzeugspuren 752. — bei Einbrüchen 954. — photographieren 305. Werkzeugtasche „Bonsa" für die Kommissionstasche 160, 163. — des Einbrechers 980. Werndlgeschosse 624. Werndlgewehr, Züge im 588. Wert und Echtheit bei Raritäten 1091. — beim Restaurieren 1030. Wertberechnungen im Strafverfahren 1125. Werterhebungen 1124. Wertgegenstände, Bilder für 70. Wertheimschloß 981. Wertschätzung, richtige, Stadium der 242. und Hypnotismus 250. — einer Zeugenaussage 115. Wettbureaux 1089. Wetter und Jäger als Sachverständiger 691. Selbstmord 878, 879. — — Spuren 738. — Vorsorge für, bei Exkursionen 158. — Wichtigkeit, dessen Feststellung 181. Wichsen blutiger Stiefel 788. Wichtigkeit der Wahrnehmung, Bemerken der 116. Wichtigste, vergessen des 787. Wickelchiffre 817. Wickerheimersche Konservierungs-Flüssigkeit 2 1 1 . Widemannsche Tinte 427. — — und Chiffren 803. Widersprüche und Alibibeweise 128. — gegen den anderen 873.

Widersprüche — Zahlen. Widersprüche bei Aufnahme des Vorlebens

1197

Wohin des Täters angeben 175. Wohlverhaltungszeugnisse, Wert der 49. Wohnung, Zeichnung einer 646. — — Aussagen 132. Wolfram als Geschoßmaterial 604 Anm. simulierter Dummheit 405. Wolfsfett 538. — und Erkrankung 398. — in Schriftstücken 136. Wollastons caruera lucida 662. — bei Selbstmörderbriefen 878. Wolle untersuchen 274. — in vorgestellten Tatsachen 133. Wollkonglomerate im Rocksaum 281. Zeugenaussagen 130. — und Blutreste 789. Widerstand gegen Suggestion 249. Wortbilder, Auffassen der 80. Wie fragen, bei Sachverständigen 199. Wortbildungen Irrer 219. Wiedehopf und Aberglauben 556. Wortchiffre 812. Wiederbelebungsversuche an Ertrunkenen Wortdelikte bei Aufpassern 927. 840. Worte, bezeichnende, aussprechen und Wiedererkennen, falsches 85 Anm. Gestehen 144. Wiedergabe, verschiedene durch Zeugen 76. Wörterbuch für gerichtliche Medizin 206 — wörtliche, Schwierigkeit der 93. Anm. Wiederherstellung von Zuständen und ErWörterbuchchiffre 813. innern 102. Wörtliche Wiedergabe, Schwierigkeit der 93. Wiederholen der Befehle 56. Wundbreite und Instrument 834. Wiederholt anschauen bei der Arbeit 36. Wunden behandeln 166. Wiederholte Untersuchungen des Verletzten — Blut aus 761. 208. — Empfinden von 94. Wiegen auf den Beinen auf Parketten 193. — photographieren 302, 304, 877. Wiener Polizei und Anthropometrie 364 — an Wasserleichen 841. Anm. — und Werkzeug 829, 831. — Schlummerlied 1013. — der Zigeuner 525. — Stadtplan, gefälschter 1013. — sehen und Schmerz empfinden 96. Wilddieb und Aberglaube 535. — siehe auch Verletzung. — — Mord an Jägern 890, 901. I Wunderkasten 545. — mit Zylinderhut 945. Wundinfektion, dolose 288 Anm. Wilddiebstahl 1005. Wundmale und .Suggestion 248. Wilden Mann machen 938. Wundränder vereinen beim Messen 832. Wilhelmsche Konservierungsflüssigkeit 211. Wünschelrute 552. Wille beim Erschießen 890. Wurf, Physiker als Sachverständiger 290. Wille und Suggestion 247. — auf harte Unterlage 828. Willensfreiheit und Hypnotismus 251 Anm. Wurfangel der Zigeuner 508, 518. Willenskraft und Hypnose 249. Würfelspiel 1088. Willkürlichkeit und Lombrosos Zahlen 152 Wurfkarten 1087 Anm. Wimpern 266. „Würgen" von Schlössern 977. Winchestergeschosse 624. Würgspuren und Hände 756. Winchestergewehr 591. — und photographieren 306. Wind, fragen über 291. — suggerierte 248. — und Zigeuner 525. Würgversuche und latente Spuren 306. Winde, lokale, festzustellen 182 Anm. Wurmlöcher, künstliche 1104. — zum Gitter beseitigen 962. Wurmmittel, Empfindlichkeit mancher — — Kassaöffnen 983. Kinder dagegen 853. Windeln als Versteck 191. Wurstgift 287. Winkel bestimmen 643. Wurzel des Haares 263. — der Schußrichtung auf Glas 612. Wutanfälle und Vergiftungen 853. Winkelchiffre 816. Winkelriß durch Schuß 621 Anm. y. Wirbelmuster der Papillarlinien 368. Yaleschloß 981. Wirbelsäule, verkrümmte, und Spur 721. Yatagan 633, 634. Wirkung der Presse 321. Yohimbebaum und Aphrodisiaca 853. Wirte für Verlautbarungen 326. Wirtshäuser und Raufereien 51. Wissenschaftliche Photographien 300, 301. z. Wissenschaftliches Problem, Untersuchung Siehe allenfalls auch sub C. als 16, 72. Withworthstahl 576. Z-förmige Schnitte 835. Witterung, siehe Wetter. Zackige Wunden und scharfe Messer 838. Wo sich Beschuldigter befand, feststellen Zähigkeit und falscher Namen 387. 283. Zahl, Entstehung der 208. Wöchnerinnen und Lüge 139. — der UR. 64. Zahlen bei Lombrosos Rechnungen 151. Woher des Täters angeben 175. H a n s G r o ß , Hdb. f. UR. 6. Aull. II. 76 143-

1198

Zahlenchiffre — Z e u g e n .

Zahlenchiffre, verschiebbare 807. Zahlensymbol und Daktyloskopierung 366. Zahlungsbestätigungen, falsche 1009. Zahnarzt und Verstellung 385. — Verwendung des 340. Zähne 340. — abformen 165, 756. — des Pferdes 1066, 1067. Zahnfeilen und Gitter 961. Zahnspuren 341. Zaponlack für Landkarten 162. — und Schriften 187, 673. — für Skizzen 642. „Zarfeß" sog. 979. Zaubereien der Zigeuner und Landvolk 507. Zauberer und Landstreicherei 236. Zauberkasten 545. Zauberknoten 543. Zaubermittel 519. Zaubersprüche 539. Zaubertränke 519, 538. Zaubertrommel 546. Zaunrübe 536. Zedernöl 861. Zehe, große und Schrittweite 721. — Losdrücken mit der, bei Selbstmord 895. Zehen, Belastung der 727. — .fehlende und Identität 349. Zehenballen, Belastung des 704. Zehengang und Fußwinkel 720. Zehenspuren 731. Zeichen, geheime 407 A n n . — für Skizzen 650. Zeichenapparate 662. Zeichenblock aus Millimeterpapier 639 Anm. Zeichnen 637, 638. — vor Änderungen 174. — und Gegenstand kennen lernen 872 Anm. — der Haut 348. — von Spuren 739. Zeichner, ihre Schwielen 342. Zeichnungen beschützen 642. — von gefundenen Haaren 262. — im Spiegel betrachtet 876. — umkehrbare 83 Anm. — vervielfältigen 670. Zeigefinger des Taschendiebes 995. Zeilen, ungleiche, bei Patronenchiffren 814. Zeilendistanz und Leserlichkeit der Schrift 67. Zeit, nach welcher noch Gift gefunden werden kann 288. — der Selbstmorde 878. — verflossene und gerichts-ärztliche Fragen 207. Zeitangaben und Tätowierungen 345. — durch die Leute 50. — und Uhren 36 Anm. Zeitausfüllungen, mangelhafte und Vorlebenaufnahme 143. Zeitbestimmung und Mageninhalt 207. Zeitbewußtsein 91 Anm. Zeitbrände sog. 1108. Zeit gewinnen bei der Arbeit 65. beim Stehlen 925. — haben und Zeugen gut vernehmen 126.

Zeitliche Kombinationsbilder 314. Zeitlosen und giftige Milch 846. Zeitpunkt, günstiger, für angebliche Erkrankung 398, 402. — zum Fassen des Planes 18. — wann Sachverständigen fragen 200. — für das Skizzieren 640. Zeitschriften, naturwissenschaftliche, zu lesen 290. Zeittabelle für Gräberfauna 189 Anm. Zeitungen und Abtreibereien 863. — alte und Chiffren 799. — teilen mit, wer verreist und Diebstahl 921. — und UR. 321. — als Versteckort 191. Zeitungsnachrichten und wissenschaftliche Arbeiten 325. Zeitungsnotizen und Publikum 321. — vom UR. 323. Zeitungspapier für Chiffren 818. — nicht als Emballage benutzen 259 Anm. Zeitungsschwindel 1008. Zellengenossen und Alibibeweise 129. Zellit zum Abnehmen von Blut 781. — für die Kommissionstasche 160, 161. — — Landkarten 162. — — verkohltes Papier 675, 677. Papierschutz 674. — und Schriften 187. — für Skizzen 642. Zellitplatten für Blutskizzen 775. — Urkunden zwischen 1015. Zelluloid nicht verwenden! 675, 1015 — Selbstentzündung von 1115. Zelluloidpräparat 674. Zement mit Gips bei Formen 744. — für Spurenformen 743. Zentimeterchiffre 817. Zentralkommission, österreichische, für Denkmalpflege 668. Zentralzünderrevolver 594. Zentralzündung bei Gewehren 583. Zerfallende Dokumente 1026. Zerfressende Tinten 1026. Zerkautes Papier 672. Zerkratzen und Saliromanie 231. Zerlegen eines Gewehres 568. — von Werkzeugen bei Untersuchungen 278, 790. Zerrissene Stricke etc. untersuchen 275 Anm. Zerrissenes Papier zusammensetzen 670. Zersetzen in Revolverpatronen 597. Zersprengen der Waffe bei Mord 891. Zerspringen von Läufen 575, 576. Zerstören von Urtundenteüen 10.'5. Zerstörende Tinten 1026. Zerstörungstrieb, suspekter 217. — und Saliromanie 231. Zerstreutheit, Ähnlichkeit mit Hypnotismus 243Zertrümmerte Schädel instand setzen 212. Zeugen und leichtester Alkoholismus 234. — und Aufpasser 932. — verschiedene Behandlung der 116. — Degenerierte als 236.

Z e u g e n — Z u n f t m ä ß i g e Arbeit. Zeugen einer und mehrere 92, 107. — Epileptiker als 225. — erkrankte 396, 398. — auf Geisteszustand untersuchen 214. — und Gerichtssaalberichte 326. — die helfen oder schaden wollen 131. — und Hypnose 249. — Hysterische als 227, 228. — bei Identitätsfeststellungen 332. — Irre als 220. — Irreführung durch, bona mente 972. — Kretins als 221. — und Reporter 322. — — Romanschriftsteller 131. — schwachsinnige 115 Anm. — suggerierte 248. — auf dem Tatort 171. — und Vorakten 44. — vorgeladen und erschienen 133. — und weibliche Geschlechtsfunktionen 234. — — Zeitungsberichte 322. — zugleich vorladen 128. Zeugenaussagen, Bewertung der 76. — dem Sachverständigen mitteilen 200 — Verwerten für Menschenkenntnis 45. Zeugengebühren 320. Zeugenprotokolle, Unrichtigkeiten und Arzt 208. Z e u g e n p r ü f u n g e n 36. Z e u g e n v e r n e h m u n g 75. Zeugenvorladungen vormerken 66. — Zahl der pro Jahr 64. Zeugnisse falsche 1041. Zeugnisfähigkeit abnormer Personen 116 Anm. — der Epileptiker 225. — Irrer 220. Zibeth zum Geflügelstehlen 518. Zickzacklinie bei Spuren 723. Ziegel, Verborgenes unter 193. Ziegelofen ansehen 51. Zielbewußtes beim Einbrechen 950. Zielen im Finstern 598. — und Streukegel 607. Zielvorrichtungen des Gewehres 589. Ziethenfall 109 Anm. Ziffemschriften 806. Zigaretten mit Opium usw. 856. Zigarettendose und Falschspiel 1085 Zigarettenpapier für Abklatsche 670. — und Artenvorprobe 855. — — Blutspuren abziehen 785. Schädelrekonstruktion 213. Spuren schützen 780. Zigarren, Bißspuren an 341. — und Schlafmittel 937. Zigeuner, Allgemeines 502. — und Einbruch 957. — als ethnographische Landstreicher 236. — in E u r o p a 516 Anm. — gezinkte 442. — und Pferdehandel 1056, 1068, 1077. „Zigeunerfeuer", sog., der Pferde 1068. Zigeunerknoten 203. Zigeunermord an einem Gendarmen 417.

Zigeunerpraktiken 442. „Zigeunersattel", sog. 1068. Zigeunersprache, Literatur 503. Zigeunerverschluß 511, 956, 858. Zigeunerzeichen 420. Zimmer, zeichnen eines 643. Zimmerhackls Reflektusapparat 662. Zinken 406. — von Verrätern 441. Zinkenstechen 407 Anm. Zinkvitriol, siehe Dextrin. Zinn und Blei 606. Zinnober für Spuren 697. Zirkel für die Kommissionstasche 160. Zirkusbesitzer und Landstreicherei 236. Ziseleur, seine Schwielen 342. Zitronensäure, Flecken von und Blutspuren 759— für Geheimschriften 427. Zittern des Epileptikers 402. Zivilisation und Selbstmord 869 Anm. Zivilisationsversuche bei Zigeunern 516. Zoologe, V e r w e n d u n g des 294. Zöpfe stehlen 231. Zorn und Beobachtung 47. Zorn wütigkeit, verdächtige 218. Zubehör der Schußwaffe 570. Zubinden als Kennzeichen 203 Aum. Zuchthäuser, Material in den, und Sombrosos Zahlen 152. Zucken des Epileptikers 402. Zuckerdose und Falschspiel 1085. Zuckerwasser für Geheimschriften 427. Zuckerwasserklystier für Pferde 1069. Zuckungen beim Erhängen und Gewicht 899. Zuerst Gehörtes, Hängen am 30. Zufall im Arbeiten 801, 804, 809. — und Diebstahlsart 944. E n t d e c k u n g von Kindsmorden 865. — und Haare, Identität 270. Zufälle, literarische 103 Anm. Zufällige Assoziation 154. — Photographie 303. Zufälligkeit von Lombrosos Daten 152. Z ü g e des Kugellaufes 587. Zugleichvorladen der Zeugen 128. Zugpflaster und Suggestion 248. Zuhälter und Tätowierung 347. Zuhaltungen im Schloß 981. Zuhören, Wichtigkeit des 146. Zum Schein rück gelassenes 956. Zunähen als Kennzeichen 203 Anm. Zunahme des Selbstmordes 869 Anm. Zunderzündung 1108. Zündfähigkeit des Pulverkorns 602. Zündhölzer, schwedische und Brandlegung 1110. — Erratenspiel mit, japanisches 1088. — für die Kommissionstasche 160. — und Phosphor 850. — als Spuren 756. Zündhütchen 582. Zündsatz der Kapseln 603. Zündvorrichtung bei Gewehren 580. Zunftmäßige Arbeit des Diebes 202, 945, 953.

76*

1200

Zunge — Zylinderische Geschosse.

Zunge, vorgefallene bei Erhängten 898. Zungenbrennen der Pferde 1073. Zungenreden, sog., und Hypnotismus 246 Anm. Zungenspiel beim Pferde 1060. Zuplanten, sog., des Gestohlenen 936, 938. Zurechnungsfähigkeit und Alkohol 233 Anm. — verminderte 222. Zurückgelassenes beim Diebstahl 956. — feststellen 176. Zurückkommen auf Abgetanes 174. — — den Tatort, Aberglaube mit dem 180. Zurückkratzen bei Fußspuren 706. Zurücklassen von Sachen aus Aberglauben 53iZurückversetzen beim Erinnern 101. Zurückziehen auf den Tatort 533. Zusammenerscheinen der Zeugen 397. Zusammenfallende Sachen photographieren 317Zusammenfassen von Wahrnehmungen 90. Zusammenfinden von Gaunern 433. Zusammengehörigkeit von Trennstücken untersuchen 275 Anm. Zusammengesetzte Muster der Papillarlinien 368. Zusammenhalten bei Schrotschüssen 618. Zusammenhang nicht kennen und verstehen 93Zusammenhangstrennungen in Kleidern von Leichen 186. Zusammenkleben zertrümmerter Schädel 213. Zusammenlegbare Flinten 578. Zusammenlegen verdächtiger Wäsche usw. 259-

Zusammenrollen blutiger Kleider 795. Zusammensetzen von Briefmarkenteilen 1007. Kadaverteilen 330. — — zerrissenem Papier 670. Zusammensetzende Assoziation 154. Zusammensetzung des Papieres 1027. Zusammenwirken von Arzt und UR. 205. Zusammenziehen von Fußspuren 736. Zutreiber des Grec 1085. Zuvielbringen der Photographie 778. Zuviel fragen bei Sachverständigen 199. — verlangen vom Arzt 204. Zuwenig fragen bei Sachverständigen 199. Zwang und Aberglauben 857. Zwangserscheinungen 139 Anm. Zwangsmäßiges der Assoziation 154. — Empfinden von Licht 94 Anm. Zwangsvorgänge und Zwangsvorstellungen 222 Anm. Zweifelhafte Geisteszustände untersuchen lassen 214. — Todesfälle 286. Zweikampf, siehe Duell. Zwickerschnur und Riemenstechen 1088. Zwiebel als Abortiv 861. Zwillinge und Aberglauben 530. — — Papillarlinien 365. Zwingen des Glückes 801. Zwirn zum Schloßöffnen 979, 981. — untersuchen 274, 275. Zwischen-Zeilen und Chiffren 803. Schriften 427. Zwitter 229. Zyankali 847. Zyklamen und Abortus 860. Zyliuderische Geschosse 628.

Personen-Namen. A.

v. A. 565. A (Anna) 3,30. Abels 289, 370, 442, 520, 598, 856, 861, 911, 1000. Abercrombie 109. Acbleitner 415. Adelung 1011. Adler 252. Afranio 246. Aidraka 148. Ainsworth 450. Albrecht 1007. Aldenhoven 1007. Aldorissus 1029. v. Alenipon 340. Aliette 548. Alimena 152. Allard 852. Alien 554. AUenstein 323. Alsberg 98, 125, 253. Altamira 90. Altrand 867. Amati 1106. Amenhotep 207. Ament 119. Amoédo 379, 340. Amos 31. Amschl 529, 769, 852, 859, 864, g i i . Anderson Gray 250. Andés 96. Andre 502. Andree 529. Anfosco 379. Angelo 757. Angelucci 252. Angiolella 908. Anjel 103. Anka 624. Anonymus (Chloroform) 854Anonymus (Diebstahl) 911. Anonymus (geistige Epidemien) 223. Anonymus (Falschspiel) 1081. Aiionymus (Prostituierte) 25.

Anonymus (Selbstentzündung) 1116. Anonymus (Wetter) 181. Anschütz 681, 712. Anton 80, 121, 222. Antony 907. Anuschat 156, 163, 279, 296, 667, 682, 754, 755. 954Apoulos 1078. Appel 1102. Appert 911. Aquilera 332. Aratnbasin 882, 898. Ardisson 1082. Aristoteles 86, 95, 148. Arneth 752. Arnheitn 839. Arnold 756, 1119. Arnoldus 542. d'Arpentigny 554. Artemidor 554. Ascarelli 363, 766, 846. Aschaffenburg 75, 116, 229, 346, 863. Aschrott 56. Äskulap 242. Asnaurow 230. Atkinson 233. Aubert 698. Aubry 249, 905, 906. Audenio 253. Audifferent 214, 907. Auer 75. Austerwell 235. Autonosus 1094. A v e I 912, 948, 980, 994, 998, 1081. Avenarius 46. Azam i n .

B.

Baade 80. Bach J. S. 338. Baecchi 260, 337, 760. Baginsky 119. Bagué Pedro 552.

Baldo 1029. Balduin 119, 253. Balthazard 258, 261, 268, 337, 364, 36s, 585Bälz 272. Balzer 343. Balzß 337. Bar 56. Baer 146, 149, 153, 214, 345. 346, 412, 879, 907. Barany 400. Bardeleben 253, 728. Bartel 903. Bartels 528. Barthelmi 111. Bartholini 148. Bärwald 80. Basler 83, 88. Graf Basta 506. Batistelli 1106. Batut 345, 346. Baudin 846. Bauer 156, 612, 621. Bauer R. 109, 115, 901. Bänke 193. Baumann 451. Baumeister 1056. Bäumer 119. Baumert 285, 383, 674, 854, 856. Baumgarten 25. Bayard 172, 763. Bayer Fritz 161, 162, 642, 674, 675. Bayer Jaques 1098. Beatson 620, 1119. Beaunis 241, 250. Becher 83. Bechstein 408, 410. v. Bechterew 222, 250. Beck 222, 223, 396, 577. v. Beck 620, 621, 623, 891. Becker 396, 682. Becker E. 717. Becker J. 1094. Becker Th. 404. Beckert 340, 622. Beely 721, 731. Beethoven 340. Bègue 592.

Beha Castagnola — Cacic. Beba Castagnola 999. Behr 139. Beickert recte Beckert 340, 622. Bein 3 1 3 . Beißel 1092. Belfray 1041. Belin 314. Beling 116, 195. Belletrud 232. Bender 1007. Benedikt 250, 298, 1043. Benedikt X I I . 542. Bennecke 3 1 . Bennot 531. Benoit 857. Bentivegni 149. Bentivieni 148. Benussi 91. Berard 1043. Berardi 80. Berchtliold 250. Berg 985. Berge 229. Berger 343, 346. Bergh 346. Bergmann 530, 538. Berillon 250. Berkes 452. Berkhan 1033. Bernheim 139,241, 242, 244, 245, 247. Bernstein 79. Bertel 682. Bertes 768, Berthelot 369. Berthold von Regensburg 422. Bertholet 582. Bertholon 348. Bertillon 2 1 1 , 253, 296, 318, 349, 350, 351, 352, 353, 357 ö-, 369, 385. 731. 1009. Bertraud 850, 906. Bertsch 417, 1043. Berzé 104, 222, 240. Bett 396. Bettmann 687. Beumer 273, 337. Beutler 552. Beykowsky 401. Bezold 400. Bianchi 235. v. Biedenfeld 981. van Bierflich 103, 253. Bihler 204, 835. Binet 80, 250, 1035. Binet-Sanglè 249. Binswanger 227. Biondi 189, 756. Birch-Hirschfeld 829. Birkhan 340. Birnbaum 30, 105, 138, 149, 219. 237, 396> Birnstengel 378, 783.

Bismarck 109, Bischoff 125, 139, 234. Black 503. Blake 32. Blanc 906. Blaschko 252. de Blasio 348. Bleuler 94, 153, 154, 217. Blind 348. Boas 80, 85, 86, 123. 147, 216, 222, 231, 233, 234, 2 39i 346, 39 6 , 8 6 5 . 9°3Boca 345. Bocarius 260. Boccaccio 103. Bock 592. Böck 119. Bockel 233. Bockelius 538. Boer 86. Bogdan 898. Bogdanoff 79. Böheim 558. Böhm 845. Böhme 25. v. Böhn 908. Boigny 348. du Bois-Reymond 4 1 1 . Bolk 253. Bollinger 1 1 . Boilstädt 242. Bolte 540. v. Boltenstern 250, 288. le Bon 223. Bonacci 592. Bonhöffer 138, 233, 235, 237. 1043. Bonn 847. Bonomelli 869, 907. Borchmann 682. Bornthau 847. Borri 756. Borrow 503, 516. Borst 79. Böse 78. Böttger 1 1 1 7 . Bötticher 545. Bötzel 801. Boucher 1093. Boufe 415. Bouei 4 1 1 . Bourbon Louis von 846. Bourdon 103. Bourgeois 83. Bourinski 296, 297, 306, 1029. Bournet 153. Boussimgault 797. Boyle 1 1 1 6 . Bra atz 721. Brack 358. Braid 242, 244, 250. Bramwell 242. v. Brandt 704. Brant Sebastian 555. BrantOme 105.

Brattasevic 906. Bratuscha 139, 145 Anm. Braun 700, 1043. Braune 682. Bregmann 226. Brenning 859. Bresler 146, 216, 217, 219, 237, 402. Breßlau 1 0 1 1 , 1054. Breuer 31, 80. Brezina 257. Briand 1 1 1 , 762. Bridgman 889. Brie 533Brieger 287. Brierre 906. Briguet 1027. Brindilliers 856. Brisson i m . Brosch 211. Brosch A. 908. Brosius 216. Brouardel 189,287,853, 859. Brugsch-Pascha 536. Brüning 255. Brunner H. 1 0 1 1 . Brunner Martha 1 1 3 . Bruno 242. v. Bruns 223, 614, 623, 626, 627. Brunsvig 1 1 1 7 , 1 1 1 9 . Bruylants 1023. Bucceroni 137. Buchbinder 403. Bucher 1093. Buchholz 80. Büchsenschütz 554. Buder 254. Bühler 75. v. Bülow 552. Bumke 217, 222. Bumm 288. Bungartz 195. v. Bunge 682. Bünz 1 1 1 7 . Buona fede 905. Buoncompagni 1054. Burchhardt 396 Bureau 338. Burgel 225. Bürger 308, 841, 859, 867. Bürgl 31, 851, 889. Burinski 1009. Burnham 103. Burr 217. v. Bürtz 847 Busch 1005. Busch M. 529. Buschan 2 1 1 , 358. Busse 827, 1029. Byloff 533.

c. Cabe Mac 420. Cacic 445.

Campanella — Campanella 242. Capdeville 379. Cappelletti 403. Caravaggio 1078. Cardanus 148, 554, 815. Carlè 531, 857. Carnevale 152. Carnot 106. Carpenter 109. Carrara 756. Cartouche 914, 993. Carus K . G. 554. v. Carvalho 451, 1041. Caserio 106. Caspar 114. Casper 109, 845, 889, 905. C a s p e r - I o n i a n 134, 2 1 7 , 2 1 8 , 257» 2 6 8 , 3 4 0 , 3 4 4 , 4 0 0 , 757. 785, 827.

Casper- Ionian - Schmidtruann 206, 261. Castagnola Beha 999. Cattaneo 148. Cattell 88. Cauler 997. Caussè 682, 695. de Cauzons 242, 528. Cavaillè 1081. Cavalieri 361. Cellini 1091. Cerebotani 752. Cevidali 837. Chamberlain 93. Charcot 226, 227. Charpentier 856. Chassel 993. Chaude 762. Chauvel 623. Cheilon 846. Cheinisse 866. Chevalier 269, 797. Chevallerie 1043. Chmel 1011. Christiani 227. Chuchul 1044. Churchill Deborah 993. Cicco Simonetta 800. Cicindro, Prinz 855. Cilleuls 908. Citron 760. CSulla 867. Claparède 75, 80, 119, 227. Classen 261, 520, 562, 742. Clemente 509. Cleveland 1114. Cloquet 247. Clough 337. Cohn Ferd. 1115. Colajanni 153. Colt 593. Coltart 847. Combettes 258. Compayrè 119. Conan Doyle 395Confiani 1099. Conkling Roscoë 769.

Conrad 1043. Corin 260, 363, 375, 629, 698, 756, 757, 839. 847, 869.

Coiot 1099 Corrè 830, 907. Costa 552. Couerbe 286. Coulier 698. Coupin 81. Couri 769. Courtagne 153, 260, 341, 682, 859,

879, 898.

Courth 147. Courtier 1035. Coutelle m i . Craciunescu 854. Cramer 138, 216, 219, 220, 222,

1203

Dubois.

224, 225, 227,

232.

Crasselt 542. de Crecchio 346. Crepieux 153. Crepieux-Jamin 1029. Crespi 618. Crocq 250. Crolas 853. Crooke 862. Crother 62. Croy 303. Cumston 865. Cunningham 253. Cuny 78. Czermak 86. Czerny 238. Czolgosz 303. Czynski 250, 554.

D. Daae 252, 36r, 363, 364. Dagobert 207. Dallemagne 149, 153. Danlos 343. Daries 171. Daske 760. Dastre 363. Dattmo 80. Däubler 760. Dautheville 237. David 296. Debarolles 1029. Debierre 153. Débouché 993. v. Dehn 392, 976. Deinert 558, 570. Dekker 119. Delboeuf 246. Delbrück 114, 138, 216, 241, 246.

Delesallés 451. Delhougne 1030, 1039. Delorme 189. Delvau 451. Demeny 682. Demme 846. Denkow 98.

Denneke 8o, 83. Dennstedt 97, 165, 259, 285, 286, 287, 292, 296, 3 1 1 , 426, 622, 672, 749, 760, 766, 846, 850, 855, 856, 965, 1009, 1015, 1016, I 0 2 2 , IO3O, I O 5 2 ,

297, 697, 847, 984, 1020, 1102,

i n o , 1115, 1116, 1117, I I 18,

1120,

I 121.

Derblich 32, 402. Dervieux 260, 761. Descoust 287. Desmont 756, 898. Despine 223, 905, 906. Dessauer 298. Dessoir 114, 241, 243, 250. Devergie 383. Dexler 294, 337. Dick 1030. Dickel 296, 682. Dickens 104. Dieckerboff 1066. Diefenbach 533. Diehl 78, 85, 99, iou. Dielitz 392. Diesbach 1011. Dietze 105. Dieudonné 287. Diez 905. Dillmann 502. Dionysios 440. Dioskorides 273, 534. Ditmar 674, 1117. Dittrich 109, 206, 216, 635, 7 5 7 , 827, 830, 832, 853. 857, 89°.

846,

Dolansky 1012. Dolenc 109, 138, 238. Doleris 864. Dölger 400. Dolorosa 230. v. Dombrowsky 682. de Domenicis 288, 765, 899. Domino, Signor 1081, 1082. Donald 230. Donat 226. Doncev 452. Donnadieu 317. Döpner 622. Dornblüth 206. Dost 75, 852. Douay 906. Douglas 1043. Douglas-Sawny 993. Doyle Conan 395. Dragendorf 762, 772. Drago 346. Dräsche 853. Drescher 337. Drobisch 86, 906. Drögemeyer 1106. Dröscher 119. Druaux 846. Dubois 8o, 105, 378, 379, 553. 783-

1204

Dubreuilh — Galton.

Dubrenilh 343. Dubuisson 222, 940. Dufour 25. Dugas 103, 104. Dumur 340. v. Dungern 3 3 6 , 760, 761. Dupre 2 2 1 , 856. Dupuytren 834. Durand 1044. Dürer Albrecht 4 1 2 . Dürk 520. Durkhem 879, 905, 906, 907. Durois 506. Dürr 78. Dutilleul 847. Dutrait 189.

E. E. 452. Ebart 669. Ebbinghaus 75. Ebers 536. Eckavarri 249. Edel 218, 288. Eder 296, 297, 3 1 1 , 1022. Edison 1035. Eeden 245. v. Eggeling 340. v. Egloffstein 85. Ehinger 859. Ehmer 68, 102, 162, 370, 6 3 8 , 639, 644, 645, 649. Ehrhardt 830. Ehrnrooth 830. Eichberg 75, 3 1 4 , 363. Eichert 216. Eilers 558. Eisenbach 3 1 8 . Elfstrand 756. Elisabeth, Kaiserin 837. EUer 346. Ellinger 1 0 1 1 . Elliot Smith 330. Ellis 346. Ellis-Havelock 239, 258. Elmers 288. Eisner 1116. Emmert 109, 259, 286, 287, 881, 887. Emminghaus 906. Engelen 401. Enghi 3 1 4 . Eppers 662. Erben 286, 287, 401, 845, 846, 847, 853. Erber 396. Erdelyi 452. Erdmann 93, 406. Erhard 239. Erlenmeyer 1029. E m b e r g 889. Ernst 56. Ernst Paul 787. Ernster Wallace 420.

Essex 134. Estreicher 4 5 1 . Etoc-Demazy 905. Eudel 1092, 1 1 0 5 . Eulenburg 288, 879. Evers 2 3 5 . Eversmann 3 1 , 139. Exner 1 1 4 .

F. Fabret 905. v. Fabrice-Weber 859. Falkenberg 452, 5 3 2 . Fallot m . Falret 225. Farmer 450. Farrer 1 0 1 3 , 1092. Fauché 984. Faulds 365. Favre 252. Federn 324. Fehlinger 233. Feifalik 1 0 1 3 . Felkl 79, 98. v. Felsenthal 22. Ferdinand v. Oestreich 506. Féré 245, 34i, 365Feris 252. Ferrai 207. Ferrand 369. Ferri 152, 1044. Ferriani 429, 1030. Ferner 346. Ferroul 298. Fick 682. Ficker 1 0 1 1 . Fielde 188. Fink 503. Finkelstein 830. Finkey 235. Finzi 297, 1007, 1047. Fischer 682, 700. Fischer B. 698. Fischer H . 1078. Fischer H . L. 529. Fischer Hans 3 4 1 . Fischer J. 11. Fischer M . 139. Fischer O. 682. Fischer W . 687. Fischer Wilhelm 542. Flamm 8 1 5 . Flavius Josephus 5 3 7 . Flechner 222. Flechsig 1 5 3 . Fleck 603. Fleischmann 1043. v. Fleißner 800, 801, 805, 815. Fletscher 993. Florence 256, 260, 363, 682, 756, 757, 760, 765, 772. Florian St. 207. Flügel 529. Flynt 4 1 1 .

Fochier 859. F o g e l 305. Follin 344. Fontaine 83. Forel 98, 99, IOO, 109, 139, 149, 241, 242, 243, 245, 250. Forgeot 365, 369, 697, 698. Fossel 5 3 1 , 538. Foucher 1026. Fouquet 345, 346. v. Franck 541. Frank 783. Fränkel 85, 104, 147, 4 5 1 , 760, 765, 896. Fränkl 109, 260, 880. Fränkl M. 860. Franz, Kaiser 1010. Fraser 385. Frauenstädt 922, 1 0 4 1 . Frazer 528. Frecon 363. Frédéric 261. Freemann 370. Fregier 9 1 1 . Freimark 229, 554. Frenkel 306. Freud 3 1 , 8o, 98, 1 1 4 , 153, 239Freund 206, 244, 3 3 7 . Freund H . 623. v. Frey 86, 250. Frianoro 1041. Friedemann 830. Friedendorff 670, 1089. v. Friedenthal 261, 266. Friedmann 233, 903. Friedmann A. 1106. Friedmann M. 5 3 1 . Friedrich 88, 208. Friegerio 762. Frischbier 533. Frith-Panton 882. Fröhlich 396. Frohner 1066. Fuchs 217, 3 3 5 . Funck 888. Funke 682. Fuorey 89. Fürst 340. Fürth 164.

G. Gabeiii 1 5 3 . Gabelsberger 8 1 1 . Gadaner 846. Gadek de Cassicourt 3 4 1 . Gädeken 1 8 1 . Galippe 149, 3 1 3 , 336. Gall 146. Gallian Mammert 800. Galliez 31. Gallus 225. Galton 362, 363, 365, 366, 367, 368, 369, 3 7 1 , 374.

1205

Oandert — Haury. Gandert 1043. Gans 864. Ganter 346, 347. Garofalo 152. Garraud 153. Garson 358. Gaßner Liesl 993. Gasti 332, 364. Gastpar 298. Gaubäri 536. Gaulke 114. Gaupp 96, 216, 253, 529, 857. 870, 903, 907. Gautier 286. Gebauer 1011. Geiger 906. Geiler von Kaisersberg 555. Geill 332, 830. Genersicb 70. v. Genepp 409. Genseken 603. Georgii 622, 891. de Gerando 503. Gerber 743. Gerlach 558, 757. Gersbach 195. Gerster 242. Gesche 856. Geßmann 550, 554. Gianelli 259. Giani 346. Giese 337. Gilles de la Tourette 544. Gimlette 850. Gjorgjevic 502. Giudice 667. v. Gizycki 125. Glas 226. Glaser 529, 857. v. Glauburg 815. Gf. Gleispach 864. Glos 79, 85, 401, 524, 869. Glücksmann 422. Glutz 552. Gmelin 80. Göbel 846. Gobert 311. Gocklenius 554. Gody 614. Goethe 29, 34, 56, 138, 1011, 1029. Göhlich 980. Goldenberg 852. Goldfeld 298. Goldscheid 223. Goldschmidt 336, 984. Goldstücker 80. Göll TOII. Goron 144. Görres 56, 63. Goß 340. Gosse 296. Gotthardt 145. Gottlob 225. Gottschalk 79, 861. Gouzer 346.

Gowers 225. Gowseef 400. Grabbe 125. Gradenwitz 115, 585. Graf 229. Graf A. 528. Granichstetten 827. Grasel 907. Grashey 102, 251, 298. Grasset 298. Gray 250. Greaves 346. Grellmann 506. Grenn 395. Gretschl 1106. Grey 752. Griesbacher 93. Griesinger 114. Griffiths 21, 324, 393, 691, 899, 9131 941, 970, 993Grigoijew 211, 750, 787. Grimm 260, 528. Grisa 1098. Grittstadt 906. Grohmann 529, 541, 1004, 1005. Grollier 1102. Grose 450. Groß Hans n , 13, 14, 16, 21, 27, 32, 37, 67, 74, 78, 79. 80, 85, 89, 91, 92, 93, 100, 108, 109, 115, 119, 126, 127, 140, 145, 148, 153, >9°. *95» i9 6 . 211, 218, 221, 229, 232, 233, 234. 237. 24o, 250, 288, 290, 292, 296, 301, 318, 325. 35°, 358, 408, 410, 418, 422, 428, 440, 446, 529, 531, 682, 688, 697, 760, 783, 839, 857, 859, 864, 868, 1007, 1027, 1029, 1044, 1052, 1088, 1089, 1092, 1108. Groß Otto 30, 78, 100, 105, 138, 230, 237. Großmann 241, 620. Großmann-Neuberger 1098. Grotefend 1054. Grotwohl 903, 907. Gruber 233, 268, 336. Gruber G. 271. Gruber R. 1052. Grübler 698. Gruhn 752. Guarneri 1106. Gudden 98, 222, 223, 233, 237Guder 114, 268, 272, 827, 842, 845, 859. Gudor 106. Guernesey 906. de Guerriy 905. Guibourg 542. Guillaume 362. Guillot 144.

Guineß 856. Gumprecht 900. Günther 79, 446, 528, 558. Güntz 189. Gussenbauer 109. Gutekunst 846. Gutmann Oskar 602. Guttenberg 811. Guttenberger 113. Guttmann 252. Guttzeit 861. Gutzmann 92. Gyr 843. Gystrow 121, 250.

H. v. H. 89. H„ M. S. 534Haacke 336. Haarhaus 236. Haase 270. Habart 623, 624. Haberda 761, 830, 859, 864, 872, 890. Haberland 144. Haberland M. 345. Habermann 674, 678, 1019, 1021. Häbler 830. Hack 439. Hacker 238. Hagen 139. v. Hagen 554. Hahn 79, 109. Hahn H. 115. Haldy 145. Hall 993. Halle J. S. 604. Hammer 85. Hammerl 757, 765, 786. Hammerschlag 396. Hanka I O I I , 1012. Hannecke 297. v. Hansemann 529. Hansen 533, 542. Hansen Jos. 348. Häpke 1115, 1116. Harbaum 189, 851. Harber 318. Hargrave 134. Harman 450. Harnack 301, 846. Harrfere 450. Harry 907. Harster 331, 363, 1094. Hart 1106. Hartenberg 227. Hartington 795. Hartlieb 535. Hartmann Fritz 98, 109, i n , 138. Hartmann Hugo 528. v. Haselberg 401. Hauer 612, 891. Haury 138.

1206 Hauschild 346. Hausner 102, 136, 145, 189. Havelock-Ellis 103, 239, 258, 752. Haydn 340. Haymann 119, 145. Hayn 78. Hebler 558, 606. Hebra 341. Hechinger 400. v. Hefner 1093. v. Hefner-Alteneck 558. Hegar 336, 864. Heger-Gilbert 869. Hegyi 273, 337Heidel 812. Heider 330. Heilbronner 233. Heimann 907. Heindl 37, 85, 332, 378. Heinrich H. 523. Heinrich v. Preußen, Prinz 89. Heister 502. Heller 139, 396, 890, 903, 9°5Heller E . 402. Hellwig 75, 79, 8o, 85, 91, 98. 195, 238, 258, 325, 332, 452, 502, 528 {f., 868, 1005, 1041. Helmholtz 252. van Helmont 242. Heipart 30, 138. H£ment 296, 341. Henkel 538. Henle 728. Henne am Rhyn 528, 533. Henneberg 138. v. Henri 86, 203. Henry 363, 365, 366, 368, 369Henschel 140. Hentze 1029. Hentzschl 411. Herbette 358. Herder 146. Herhold 616. Hering 252. Herlizka 96. Hermann 121, 138, 146, 222, 237. Hermann H. h. 436. Hermann J . 25. Hermann (Taschenspieler) 1081. Hero 543. Herrig 408, 445. Herrmann 533. Herschel 365, 366, 367. Hertsch 259. Hervi 898. Herz 235, 502, 846. Herzog A. 757. Hessel 979. Hesselink 1108, 1113.

Hauschild — Jeserich. v. Heuringer 745. Heydweiler 301. Heyfelder 905. Heymanns 104. Hildebrand 623. Hilger 250. Hill I i 16. Hinrichsen 80, 138, 1020. v. Hippel 235, 411, 1044. Hiram Percy Maxim. 603. Hirsch 25, 859. Hirsch M. 864. Hirsch P. 125. Hirschfeld 229, 232, 722, 1031. Hirt 80, 948. Hirt Georg 83. Hirt L. 341. Hirth Frz. 103. Hirtz 287. His 338. Hitzig 219, 220. Hoche 216, 227, 250, 845. Hoche-Finger 116. Hodann 682, 739, 740, 754. Hödelmoser 286. Hoderlein 649. Hofer 668, Höfer 535. Hoffbauer 906. Hoffmann 111, 145, 216, 535Hoffmann Chr. h. 1081. Hoffmann H. 830. Höfler 75, 78. Hofmann A. 308. v. Hofmann E . 145, 189, 203, 209, 228, 261, 268, 287, 288, 333, 340, 341, 346, 535, 616, 618, 623, 682, 743, 756, 759, 761, 762, 765, 786, 827, 829, 831, 832, 834, 842, 845, 860, 862, 877, 881, 889, 902, 907, 998. Hofmann J . J . 1023. v. Hofmann - Kolisko 109, 206. Hofrichter 856. Högel 411, 517, 1044. Fürst Hohenlohe 1046. Holderegger 1043. Holland 109, 213. Hollandia 993. Hollmann 144. Holmgren 252. v. Holtzendorff 1044. Holzapfel 238. Holzinger 529, 524, 911. Holzknecht 298. Homberg 1116. Homrighausen 334, 513. H ö n i g 623. Hood 1118. Hopf 536. Hoppe 77, 92, 233.

Horch 859. Horn 452. v. Horoszkiewicz 190, 839. Horst 528. Horst C. K . 418. Horstmann 123. Hosmann 411, 534. Hospital 114. Hößli 533. Houdin 1081. Houz£ 250. Hovorka 346, 420, 528, 536, 538, 539. 5431 557, 854, 859, 861. Howard 134, 582. Howell 238. Howkins 993. Hrehorowicz 859. Huber 80, 597, 1011. Huber Johannes 642. v. Hiibl 308, 314. Hübner 614, 908. Huddart 252. Hudson 246. Hueter 682, 728. Hugoulin 682, 741, 742. Hugouneng 288. Hume 395. Hummel 400. Humphreys 1010. Huppert 103. Hurlebusch 128. Husemann 846. Huß Karl 548. Hutin 344. Hutten 450. Huwald 336. Hyde 289. Hypolyte 1029. Hyrtl 728, 836.

I (J). Jäckel 545. Jackson 253. J a c o b i 149, 246. Jacobsohn 80, 98. v. Jagemann 4, 18, 140, 521. J ä g e r 346. J ä g e r J . 1044. J a g l c 451J a h n 529. v. J a k s c h 1011. Jam ni k 164. Janecek 758, 762. J a n s 911. Januschke 1083. Jasny 125. v. J a u e r 348. Jaumes 682, 742. v. Jaworski 123, 139, 234. Icard 357, 361, 363. 379Jensen 103. Jentsch 147. Jeserich 212, 301, 308, 310, 1030, 1053.

Jesina 452, 527. Jessen 1 1 4 . Ilberg 225, 530, 538. Imhofer 379. Impallomeni 153. Innocenz I I I . 1054. Jodl 75, 78. Joest 345. Johann X X I I . 542. John 528. Johnson 1107. Joire 250. Jolly 227. Jones 86, 2 1 1 , 330. Jordan 96. v. Josch 852, 864. Joseph II. 1056. Joseph, Erzherzog 516. Jost 358. Ipsen 756. Irène, la belle 345. Irvine 1009. Isao Shitara 245, 1089. Issel 83. J u d d 95. J u d e R . 47. Jühling 503. J u n g 145, 153, 154, 223. Jungmann 859 Juquelier 223. Jürgens 898. Just 318. K. Kaan 105. Käding 824, 825. Kahlbaum 139. Kahle 638, 649. Kaindl 451. Kaiserling 211, 296. v. Kaisersberg 555. Kaisertreu 558. Kalmus 256, 760, 765, 790. Kämpfer 533. Kant 148. Kantorowicz 1029. Kaplan 687. Kaposy 341. Karabacek 672, Karadi 435 Karger 206. v. Karman 332. Karmayr 408, 418. Kasiski 800, Kassel Elise 334. Kassner 181, 182 Kastner 1107. Katayatna 765. Katte 260, 847. Katzenstein 852. Kaufmann 1094. Kavcnik 504, 505, 510, 513, 517, 521, 535Keber 119. Kedesdy 1 1 1 9 .

Jesina — Kuchenreuter.

1207

Keferstein 827. Keith 1007. Keller 205, 239. Keller Gottfr. 246. Kemmer 25. Kennan 439. Kennyeres 206, 2 1 1 , 273, 337Kerckhoff 800 Kerl 744. Kern 530, 538. Kersten 1 1 1 3 . Kesselstadt 269. Kidd 365. Kiefert 9 1 1 . v. Kiene 233. Kiernau 139. Kiesow 86. Kimmig 859. Kingsbury 247. Kinley, Mac 303. Kippenberger 756, 763. Kirch 852 Kircher 682. Kircher A. 702, 704, 726. Kircher Anast. 242. Kirchhoff 721, 731 Kirchmann 86. Kirchner 682 v. Kirchner 558. Kirn 149, 153. Kissling 1 1 1 6 . Kister 756, 850. Kittka 169. Klages 1030. Klasing 1029. Klatt 358, 682. Klaußmann 37, 78, 169, 321, 529, 9 1 1 , 948, 1027. Klaußmann-Weien 400,992. Kleemann 144, 149, 408, 446. Klein 79, 94, 153, 288. Kleinschrod 169. Kleinwächter 859. Kleist 97. Klineberger 80. Klingelhöffer 189. Klingmüller 853. Gf. Klinkowström 553. Klix 139. Klosowski 210. Klotz-Forest 859. Klüber 800, 805, 821. Kluge 443, 445, 452, 454. Knauer 529, 668. Knecht 114. Knobloch 235. Knortz 530. Knotz 621. Köberlin 227. Kobert 32, 845, 850, 851,

Koch G. 558. Koch L. 274. Kocher 623. Kockel 210, 276, 279, 292, 604, 605, 668, 752, 839, 859, 1030, 1089. Kodicek 363. Köhl 850, 852. Köhler 540, 626. Köhler J . A. L. 529. Kohlschütter 238. Kolbe 252. Koller 290, 1 1 1 7 , 1 1 1 8 . Kollmann 340. König Franz 694. Konstantinowitsch 531. Konstanzer Hans 452. Kopp 531, 800. v. Koppen 31, 452. Korarick 558. Korn 287, 314, 752. Kornfeld 85, 346, 420, 528, 536, 538, 539. 543. 557, 854, 859, 861. Kosjek 123. Kosloff 358. Kosog 79. Köster 218, 219, 1030, 1033. Kotik 301. Kötscher 106. Kotte 100. Köttig 22, 297, 363, 364, 369. 528Kotzebue 103. Kracht 1029. v. Krafft-Ebing 30, 77, 123, 216, 2T7, 218. 220, 229, 237. 239. 241, 246, 827, 853, 903. 9°7Kralitner 98, 189, 682, 745. Kräpelin 103, 138, 139, 154, 216, 233, 235. Kraske 623. Kratter 189, 286, 756, 759, 846, 851, 880. Kraus 32, 56, 153, 223, 237, 530. Kraus A. 393. Kraus F. S. 510. Kraus Fritz 850. Kraus H. 1029. Kraus R. 757. Krause 345. Krebel 859. Kreibig 80. Kreß 140. Kreuser 139, 216. Kroch 145. Krohn 807. Kromayer 382. Kropatschek 623. K r u g 900. Krügel 850. Krumbacher 297. Krupp 984. Kuchenreuter 593.

862, 1019. Köbner 341. Koch 570. Koch F. 383.

1208

Kuhn — v. Lychdorfl.

K u h n 541. Kühn 1119. K ü h n e 100. Kulischer 93, 136. K ü m m e l 297. K u n g 93. K u n k e l 848. K u n o w 287, 846. Kurella 56, 147, 148, 222, 336, 346, 1044. K u r k a 451. Kurpjuweit 898. K u r t 345. Kutter 265. Küttner 623. Kutzen 649. Kwielecka 336.

L. Labatut 311. Lacassagne 153, 189, 205, 222, 258, 330. 345, 346, 347. 363. 630, 835, 837, 8 39. 8 5 i , 852, 906, 907, 940. Laczlo 250. Ladame 249, 250. Lafarque 898. Laguer 222. Lahr 222. Lalande 103, 104. Lambert 261. Lancaster 584. Landau 451. Lande 342. Landmann 287. Landois 682, 700. Landsberger 233, 1044. Langenbruch 1029. Langer 834. Langin 533. Langreuter 346. Langwieser 103. Lankmayr 558, 623. Lapponi 250. Larchey 451. Larguier 80. Lasch 447, 557. Lassaigne 765. Lattes 867. Laub 83. Laupts 229. Laurent 230, 249, 345, 451. Laures 94. Lavater 146, 1029. Lavoisier 1111. Lazzarini 593. Leale 125, 348. Lebon 223. Lebran 287. Lebrun 337. Lecha Marzo 361, 379. Lechner 297, 408, 638, 649. v. Ledden-Hulsebosch 257, 682, 688, 852.

v. Ledebur 392. Ledenig 80, 92, 248. Ledos 146. Leers 189, 334, 616, 759, 760, 761, 763, 765, 783, 78s, 786. Lefaucheux 583. Legoyt 906. Lehmann 94, 233, 528, 531, Leibholz 861. Leibniz 103, 846. Leland 450, 527. Lelewer 78, 98, 608, 613. 1021. Lemaitre 80. Letnot 188. Lennander 868. Lenormand 548, 550. Lenormant 554. Lentin 1056. Lentner 1044. Lentz 214. Lenz 1009. Leo X . 846. Leonardo da Vinci 348, 357, 369Leonhardt 448. Leötade 258. Lépine 244, 853. v. Lepkowski 340. Leppmann 222, 348, 940. Leppmann F. 228, 238,401. Leroy 246, 906. Lesser 206, 341, 682. Lessing Julius 1092. Leubuscher 77. v. Leupoldt 226. Levapeiir 869. Levinsohn 298, 379. Levy M. 840. Lewes 100. Lewin 273, 288, 846, 856, 859Libich 449. Lichtenstein 189. Liébault 241, 242, 244, 245, 247, 251. Liebenberg 788. Liebermann 231. Liebich 503, 521. Liebig 279, 1119. Liebmann A. 218, 219. Liégeois 241, 244, 245, 247. Liepmann 79. Liebrecht 537. Liebreich 115. Liersch 253, 379, 385. Lilien 250. v. Lilienthal 241. Li m au 207, 344, 400, 764, 766, 768, 786, 832. Lindenau 385, 548, 682, 1001, 1035. Lindenau - Niceforo, siehe Niceforo. Lindenberg 64.

Lindenmayer 846. Linhardt 674. Linossier 287. Linser 623. Linwurzky 85, 104. Lipmann 75, 80, 103 154. Lippmann 536, 537. Lipps 75. Lipps Tullian 918. Lisle 906. List Nicki 411. Liston 837. v. Liszt Ed. 859. v. Liszt Frz. 14. Litterski 852. Lobedank 115 Löbel 411. Lobsien 79. Locard 332, 358, 363, 364, 426, 825. Lochte 75, 80, 86, 287, 329, 363, 530, 616, 869, 883. 898. Löffler 153. Loguit 879. Lohsing 78, 79, 145, 1124. Lombroso 123, 147 ff., 254, 346, 347. 406, 451. 1029Lomer 216. Loock 2 i i , 260, 261, 266, 270, 271, 274, 275, 278, 279, 282, 285, 287, 289, 296, 340, 363, 614, 616, 682, 726, 754, 760, 763, 77°. 772, 789, 846, 847, 852, 861, 1016, 1017, 1022. Lorenz 392. Lösener 898. Loudon, Lord 1010, Low 56. Löwe 559. Löwenfeld 21, 139, 146, 222, 223, 301, 406. Löwenstitnm 222, 235, 528 ff., 543, 545, 1005, 1044. Löwenthal 89. Lubowski 787. Lucas 905. Lücke 146. Luckinger 530. j Lüdecke 347. i Lüdicke 981. Ludwig X I I I . 542. Ludwig X I V . 1053, 1078. Ludwig E. 762. Lueddeckens 253. Lumiere 308. v. Luschin 407, 1041. Luttenbacher 250. L u x 528. v. Lychdorff 1104.

M. Herzog v. — Näcke.

1209

May 233. Maydl 623. Mayer A. 77. Mayer H. 715. Mayer M. 830. Mayo 528. v. Mayr 879, 907. Mayßkopf 409. Mazarik 905, 906, 1011. v. Mazel 270, 787. Medem 1107, 1115. Meerscheidt-Hüllesem 350. v. Megenberg Conrad 537. Megnin 189. Meier Marg. 864. Meinhardt 1078. v. Meinong 46. Meissner 800. Mejer L. 533. Melchers 254. Meli 533. Menard 867. Mendel 250. Menderer 86. Mendius 1029. Menephta 330. Menzel 91. Mercier 232. Merian 147. Meringer 93. v. Merkel 344. Merker 313. Merren 880. 907. Mertens E. 318. Marani 80. Merzbachei 1007. Marcolini 548. Mesmer 242. Marer 312, 1029. Mesnier 906. Maresch 558. Meuinanu 91, 98, 868. Marey 681. Meunier 78, 1116. Margulies 136, 145, 225, [ Meurici 1009. Meyer 903. 25°. 839. Meyer A. 274. Marique 260. Meyer Bruno 229. Markovac 138. Meyer C. 529, 1005. Marro 239, 346. Meyer Carl 537. Martin 169, 237, 839. Meyer E . 110. Martin E. 345, 898, 1113. Meyer G. 1029. Martin, Heiliger 1098. Meyer H. 97. Martz 739, 759, 769, 827. v. Meyer H . 728. Marx 75, i n , 271, 340, Meyer Jonas 411. 400, 756, 839, 859. Meyer (Kon.-Lex.) 981. Marzo Lecha 379. Meyer L. 1029. Masao Takayama 427, 672. Meyer M. 91. Maschka 261, 346, 347, 400, Meyer (Waffen) 616. 612, 762, 845, 859. Meyer v. Kronau 1011. Masoin 250. Meynert 102. Massini 756. Mezzofanti 452. Masson 682, 692, 693, 731. Michel 451. Massow 1043. Michel F . 1078. Mathews 355. Michel O. 119. Matsura 267. Michelsohn 238, 757. Mattenheimer 558. Michon 1029, 1033. M a u c h 756. Miethe 296. Maudsley 104, 138, 222. Migge 1106. Maury 238. Miklosich 452, 503. Mauser 559. Minakow 253, 269, 838. Maxim Hiram Percy 603. Maxwell 75, 242, 252.

Minos 543. Minovici 189, 211, 273, 294, 297. 3°5> 33°. 331. 345. 346, 358, 756, 874, 876,

M.

M. Herzog von 439. Maack 363. Macco 392. Macdonald 230, 879, 908. Macé 855. Machmer 1029. Mac Kinley 303. v. Mackowitz 79, 237. Mäder 218. Madsen 361. Magitot 207, 340, 345. Magnanimi 759. Magnus 252. Maienbaum 993. Maioli 1102. Maitland 450. Malouscena 837. Malgaigne 834. Malinowski 804. Malle 341. Mammert 800. Mann 850. Mannhardt 529 Männlicher 559. Manolescu 941. Manouvrier 207, 340. Mansuino 260. Mantegazza 146. v. Manteuffel 1078, 1089. Marandon de Montvel 222,

898, 907, 1029.

Mirabeau 806. Mita 856. Mitlacher 273. Mittermeier 169. Möbius 146, 227. Modena, Herzog v. 1100. Modi 879. v. Mohl 22, 23, 393, 447, 911.

Mohr 119. Molitoris 760. Moll 229, 230, 241, 242, 246, 249, 250, 254.

Moll A. 121, 433. Moll A. (Phot.) 297. Möller 257, 258, 260, 266. M o m m e r t 529. Mommsen 669. Mona Lisa 369. Mönkemöller 121,345, 34Ó, 446, 687.

Mönninghof 238. Montanus 528. Mörchen 225. Moreau 839, 905, 906, Morel 241. Morgan, Pierpont 1098. Morrison 1043. Morse 439. Morselli 906. Mortgens 1056, 1075. Moser 254, 269. Most 195, 196. Motet 250. Mothes 440, 1007. Motta 907, 908. Moye 745. Müllar 906. Müller 25, 241, 403, 528, 861, 889, 903, 906.

Müller A. 207. Müller F. 244, 245. Müller Fr. 452. Müller G. E . 77Müller H . 330. Müller R . 400. Münchhausen 518. Münich 92. Munroé 990. Muscard 682. Muskat 687. M u t h m a n n 30, 138, 237. Muybridge 681.

N. Nabopolassar 1093. Näcke 32, 47, 78, 79, 80, 8 85. 86, 91, 94. 9 > 100. I02, I04, 119, 121, 126, 145. 149. 153. 218, 222,

1210

Nadar — Port.

223, 229. 2 3°. 231, 238, 239. 245, 253, 258, 326, 329. 332, 336, 341, 346, 347. 363, 364, 402, 403, 446, 520, 528, 530, 752, 867, 882, 903, 907, 1029. Nadar 296, 342. Nagel 83, 252. Napoleon I. 223, 548, 811, 1026, 1032. Napoleon IV. 340. Narbutt 452. Navarre 237. Naville 251. Navrat 903, 908. Nemanitsch 140, 783. Nemnich 297. Neßel 298, 529, 852. Netolitzky 257. Nettesheim 242. Neugebauer 682. Neuhaus 308. Neuhoff 104. Neumann 85, 119, 341, 571, 866. Neumann Ign. 558, 628. Niceforo 682. Niceforo-Lindenau 11, 22, 299. 3°2, 3°5, 314, 3i6, 317, 33«, 339. 342, 363, 365, 369, 417, 717, 867, 984, 992, 1022. Niem 56. Niette 814. Nietzsche 2t, 347. v. Niezabitowsky 189. Nihues n i . Nipel 227. Nitokris 1093. Nolte 830. Nußbaum 830, 858. Nutall 756. O. Obersteiner 95, 241, 244, 245, 246, 248, 403. Obici 403. Odebrecht 296. Odernheimer 1118. v. Öfele 257. Öffinger 287. Offner 98, 287. Ogier 287. Ogle 906. Öhlert 233. Okamoto Yanamatsu 756, 866. Ollivier 766. Olshausen 863. Ölzelt Newin 122, 853. Onix 91. v. Onor 1056. — 00 — 79, 8 5, 98Oppenheim 32. Orfila 286.

Origines 32. Òrtel 1089. Ortloff 128, 169, 190, 911, 1007. Ortmann 119. Osborn297, 311,1009, 1015, 1016, 1022, 1023, 1025, 1027, 1036, 1041. Osiander 905. Òsterlein i n , 261. Ostermann 363. Osterrieth 1092. Ostreicher 1019, 1021. Ostwald 411. Oswald 528. Òtiker 139. Otlet 362. Ottingen 906, 907. Ottmann 1097. Otto 100, 797, 850. Ottolenghi 11, 23, 149, 169, 332, 342, 346, 358, 364, 682, 867, 881, 1030.

P. Pachinger 529. Pagel 286. Paleske 757. Palissy n o i . Palmerston 151. Paltauf 340. Panneborg 1107. v. Pannwitz 105. Paoli 800. Paracelsus 242, 554. Parent-Duchatelet 343. Parish 86. Parisot 757. Parker 83. Parks 56. de Parville 706. Parvus Albertus 530. Paschkis 383. Pasini 800. Pasiphaë 543. Pâtissier 341. Pâtsch 538. Paul 22, 296, 358, 363, 374, 375, 682, 697, 766, 819, 1007, 1009, 1016. Paulian 1043. Pearce 1106. Pelikan 620. Pellehn 662. Pellerau 898, 907. Pelman 30, 105, 138, 237. Peltesohn 342. Penta 404. Peuwich 1011. Perenyi 505. Pérés 91. Peronet 244. Perrando 259, 260. Perret 800. Perder 149, 345, 348.

Perrin de la Touche 269, 271. Perthes 623. Peßler 133, 144, 335. v. Petersen 528. Petié 906. Pettenkofer 1092. Pfaff 239, 265, 266, 267, 281, 554. Pfaff E. 260 Pfaff K . 1108. Pfahl 343. Pfänder 75. Pfeiffer 757, 759, 760, 761, 827, 908. Pfister 21, 233, 403. Pflanz 287. Pflege 340. Pfleger 756. Pfungst 148. Pharao der Juden 330. Philipp V. 846. v. Philippovic 506. Pie J. L. 1012. Pick 218, 238. Pick A. 104. Piderid 146. Pierpont Morgan 1098. Piéron 95. Piesberger 238. Pietrowski 761. Pilcz 216, 903. Pillon 766. Pincus 265. Pitard 149. Pitfield 363. Pi tré 432. Pitt Baudin 846. Pizzigheli 296, 355. Placzek 78, 115, 206, 341 342, 865, 1120. Platter 906. Plinius 536. Plönnies 558. Ploß 859. Pohl 268. Pole 252. Poletti 153. Poll 837. Pollak 78, 445. Pollitz 75, 415. Polydore 1093. Polzer 670, 682, 730, 1007. Polzin 127. Pongo 96. Pontoppidan 867. Poore 209. Pope 862. Popeuscheller 369. Popoft 1119. Popp 156, 288, 296, 682, 755. 769, 868,1009, 1029, 1119. Poppe 911, 1107. Porée 146. Port 254, 332, 340.

della Porta della Porta 242, 554, 8oo, 8 1 1 , 815. Porzo 86. Posse 674, 1054. Potemkin 75. v. Potier 3 1 1 , 604, 1042, 1092, 1104. Pott 452, 503, 527. Powle 340. Prahl 869. Prant 176, 682, 688, 697, 756. Prätorius 554. du Prel 249. Pressel 528. Preuß 558, 571, 900. Prévost 83. Prévôt 651. Preyer 241, 251, 1029. Pribram 308, 543, 853. Prichard 222. Prince 216, Prins 1044. Prinzhofer 438. Prinzing 907. Pristley 252. Proal 879. Probst 79. Prölß 288. Prosper 223. Proti wenski 363, 365, 426. Proudhon 531. Przeworski 238. Pscholka 530. Puchheim 505. Puglia 223. Pugnat 756. Puppe 210, 212, 618, 827, 867, 879. Purkinje 365, 371.

Quareschi 287. Quirin 69.

Raab 86. Rabaud 149. Rabben 445. Radbruch 79, 859. Radoslawow 98. Radziszewsky 301. Raffael 1098. Rählmann 252. Raimann 31, 139, 396. Ramazzini 341. Ramses II. 1 1 5 . Ranke 682, 1115. Rapp 533. v. Raumer 25. Rauschburg 79, 98. Ravensburg 1030. Redlich 138. Regel 623.

1211

Sanglé-Binet.

Regnard 222. Rehberg 883. Rehburg 260. Rehfisch 879. Rehm 859. Reich 223. Reichel 75, 80, 132, 222, 246, 297, 530, 883, 1007, 1113. Reichert 165. Reinecke 1102. Reinhard 139. Reiß n , 21, 22, 85, 147, 203, 261, 272, 296, 297, 3 1 1 , 317, 318, 331, 340, 346, 347, 358, 361, 3 6 3. 426, 427, 441, 552, 667, 672, 678, 682, 694, 697, 706, 733, 754, 755. 855, 874, 984, 1000, 1007, 1009, 1016, 1019, 1022, 1056, 1078, 1107. Reiß-Schneickert 385. Reißig 859. Reitz 850. v. Reitzner 649. Rembrandt 1099. Remington 559. Rene 1106. v. Reneße 392 Renterghem 245. Renton 883 Reubold 188. Reuter 363, 374, 375, 847. Revenstorf 839, S47. Revesz 907. Rhode 220. Ribot 77, 104, 105, Iii, 24». 336, 905. Richardson 2 1 1 . Richer 227. Richet 241, -246. Richter 114, 621, 682, 700, 906. Richter M. M. 1117. Richter Max 206. Richter Th. 169. v. Richter-Binenthal 194 Ricklin 154. Riedinger 614. Rieger 32. Rigaud 451. Riger 246. Rignano 149. Rintelen 298. Ripping 139. Rissart 252. Ritter 682. Rittershaus 154. Rittler 9 1 1 . Rivers 86. Rixen 859. Robbia 1101. Rebertson 86, 1023. Robley 346. Rochholz 541.

Rochlitz 9 1 1 , 948. Rodenwald 79. Rogers 300. Rohland 745. v. Rokitansky 85, 239. Rollett 100, 253. de Romanini 800. Romary 89, 336. Roscher 25, 358, 363, 365, 366, 368, 375, 379, 783. Roscoe Conkling 769. Rose 796, 759. Rosegger 59. Rosen 237. Rosenberg 682, 739, 759, 769. Rosen blatt 1113. Rosenfeld 149, 152, 527, 907. Rosenthal 698. Röser 830. Roskoff 533. Rossi 906. Rossi G. B. 1098. Rossignol 451. Rößler 1093, 1097. Rost 907. Rostozil 363. Rotering 1 7 1 , 1043, 1044. Roth 847, 889, 907. Rothe 553. Rothschild 205, 253. Rotteck 528. | Röttger 261, 267, 269. Rouby 139. I Rouchomowski 1097. j Roumagnac 451, Rubbrecht 313. de Rubeis 147. Rüdin 216, 336. Rueff 898. Ruegg 570. Ruhmers 314. Ruiz 85, 332. Rundstein 341. Runkel 1041. Rupp 86. Ruttins 364. Rychere 125, 868.

s. v. S. i n . ß. 21. 169. Sachs 78, 851. Sachs Hans 8 1 1 . Sachs W. 761. Sade 230. Saitaphernes 1097. Salillas 346, 451. Salomon 906. Samassa 517. de Sanctis 79, 146. Sander 103, 114, 296. Gf. San dor 927. Sangl£-Binet 249.

1212 Sanson i i o i . Sante de Sanctis 79, 146. Santlus 222. Sanyayga-Naida 11. Sarochaga 365. Sarasin 254. Saubart 38. Sauter 251. Sawny Douglas 993. Schäfer 139, 216. Schaffhausen 758. Schanz 682, 1043. Schär 756. Schauenstein 682, 692, 695, 711, 740, 762, 787, 790, 794. 845, 889. Schaum 297. v. Scheffel 512. Scheinpflug 317. v. Schellendorf 1054. Schenk 233. Schermers 908. Scherner 554. Schicht 445. Schick el 411. Schickele 125. Schiedermaier 230. Schiefner 452. Schill 674. Schilling 908. Schindler 528. Schlagdenhaufen 286. Schlager 114. Scblaginbaufen 363, 365, 368, 372, 697, 698. Schlegel 341. Schleicher 639. Schleicher & Schöll 162. Schlick Kaspar 1011. Schlosser 537. v. Schluga 983. Schmidkunz 241, 242. Schmidt 296, 297, 783, 852, 865. Schmidt A. 257. Schmidt C. 761, 763, 766. Schmidt Karl 785. Schmidt Kurt 297. Schmidt Friedo 195. Schmidt Hermann 839. Schmidt Rudolf 558. Schmidt W. A. 766, 772. Schmidtmann 109, 340,827, 845Schmidt-Petersen 32. Schneidemühl 1030, 1040. Schneider378,528, 783,847. Schneider Marie 122. Schneickert 32, 79,155,195, 296, 33i. 361, 364, 37o, 396, 672, 800, 807, 859, 911, 1029, 1030, 1094, Schnorf 1107. Schöfer 289, 313, 762. Scholz F. 1029, 1032.

Sanson — Staël. Schönbach 393, 407, 422, 539. 542, 957Schönwerth 541, 830, Schopenhauer 45, 905. Schöpff 296, 1009. Schott 79, 225. Schraishuon 554. Schranka 445. Schreiber 206, 827. v. Schrenck-Notzing78, 79, 229, 241, 243, 250, 251, 252, 544Schröder 867. Schroff 859. Schrott-Fiechtl 279, 284. Schubert 312, 707, 771, 979. Schuchardt 407, 881. Schuhmann 91. Schukowitz 406, 424, 450, 804. v. Schulenburg 529. Schüll & Schleicher 162. Schultze 91, 226, 1119. Schultze Ernst 883. Schulz 279, 668, 756. Schulz A. 287, 296,614, 752. Schulz Artur 783. Schulze O. 91. Schürmann 288. Schurtz 503. Schuster E. 551. Schuster R. 1013. Schütte 342. Schütze O. 125. Schütze W. 89, 109, 369, 454, 55°. 557. 561, 568, 572, 680, 682, 688, 756, 768,799, 856,1027,1047. Schwabe 756. Schwarz 340, 537. v. Schwarz 1107. Schwarz Berthold 602. Schwarze 85. Schwarzwälder 859. Schwenker 911. Schwicker 503, 505, 527. Schwiedland 1029. Scott Orr 1119. Scripture 252. Sedlaczek 906. Seebeck 252. Seefeld 67, 156. Seelmann 422. Seidel 252. Seidl 346. Seifert 621. Seitz 622. Seligmann 544. Sello 47, 85, 89, 109, 133, 144, 145. 223, 225, 238, 332, 53°. 846. Semon 98, 100. Sennefelder 811. Serratrice 881. Sern 907. Sethos 1. 348.

Seydel 827. Seydel K. J. 769, 786. Seyffarth 793. Seyler 1046. Shakespeare 148, 269, 348 536. Shaw 908. Shinn 119. Shitara Isao 245, 1089. Shuze Kuré 346. Sidney Low 56. Sieber 237. Siebmacher 392. Siefert 79, 237, 765. Sieghardt E. 759. Siemens 80. Sighele 56, 222. Silberer 1078. Silek 533. Simar 529. Simens 119. Simerling 216. Simmel 125. Simon 218, 219. Simonet 800. Simonetta 800. Simonides 1013, 1014. Simrock 541, 542. Sinclair 346, 503. Sittewald, Phil. v. 411. Sittl 1029. Sittler 800. Slavik 401. Slevogt 82. Salita 850. Smith A. 411. Smith J. S. 308. Snell 346, 533Soguit 907. Söhn 536, 537. Sohnrey 557. v. Sokoll 803. Sollier 533, 868. Soltmann 1029. Sommer 139, 216, 336, 451, 1030, 1033, i o 4°Sonnenschein 204,261, 562, 742, 850, 1020. Sonnenschein-Classen 288, 788, 791, 1017. Sophokles 846. Sorge 207. Sourdin 905. Soury 103. Spark 908. Sparmann 86. v. Spaun 438. Spicer 768. Spinner 863. Spirlet 363. Spitzka 210, 223. Sporschil 911. Spottiswood 1010. Springer 593. Stadelmann 847. Stael 905.

1213

Stainer — de Vars. Stainer 1106. Stark 868. Stäudlin 905. Steffenhagen 337. Stehoukine 879. Steiger 342. Steinharter 244, 248. Steinhausen 409. Steinmetz 530, 538, 907. Stekel 105. Stelling 411, 1044. Stelzl 194. Stelzner 30, 138, 237, 881, 903, 908. Stengel 538. Stephan 614. Stephenson 210. Stern 75, 77, 86, 114. Stern B. 530. Stern E . 830. Stern L. W. 37. Stern W. 220. Sternberg 233. v. Sterneck 83, 86, 859. oteyersthal 227. Sticker 289. Stieber 169. Stieda 272. Stieler 128. Stier 233. Stierlin 47, 105, 223, 254. Stille 25. Stilling 252. Stimpfl 119. Stockis 260, 332, 363, 364, 365, 375, 377, 378. 663, 667, 687, 698, 766, 783, 795. 839. Stoll 249, 287, 528, 846, 896. Stolle 318. Stölzing 298. Stonescu 401, 756. Stooß (auch — 00 — ) 79,

Stübel 169. „Studenteufritz' 1 411. Stühlin g 410. Stüler 620. S t u m m e 445. Stumpf 839. Sturm 75, 235. Stursberg 1043. Sully 119, 138, 139, 241. Sulzer 505. Surclair 451. v. Sury 350, 846, 852. 866. Sutherland 772. Sventen 237. v. Swieten 555. Swoboda 75. Swope 289. Sympson 993. Szulczewski 508. Szymanowski 728.

T. Taif-al-hajal 536. Takayama masao 427, 672, 757Talbot 148. Talleyrand 1026. Tamarou 348. Tamassia 379. Tandler 340. Tangel 759. Tanner 119. Tapia 340. Tarde 148, 216, 222, 691, 905. 9°7Tardieu 125, 153, 288, 341, 343. 344, 756, 859. Tarnowsky 125, 229, 908. Tarter 530, 602. Taylor 85, 372, 763, 769, 795, 862, 889. Taylor Tom 993. Tazon 618. Teichmann 312, 1009. Teipelschuster 39. Teklu 674, 677, 678. Temesvary 530. Temme 992, 1007. v. Tennecker 1056, 1063. Testut 365. v. Tettau 558. Tetzät 757. Tetzner 502, 536. Teuscher 528. Then-Traunstein 251. Theophrastus 534, 536. Thiele 139, 911, 948, 979. Thiem 342, 392. Thieme 1017. Thierbach 558. Thoinot 827, 841. Thomas 236, 1007. Thompson-Bradford 75. Thomsen 908. Tirelli 207, 337.

85. 98, 783, Storing 80. Strack 529, 531, 538. Straduari 1106. Strahan 905. y. Stransky 651. Straßburger 257. Straßmann 31, 109, 206, 287, 296, 336, 397, 682, 783, 846, 865, 866, 869, 886, 898Straten 530, 538. Strauch 189, 757. Strauß Ad. 544. Streintz 314. v. Streit 205. Stricker 77. Strube 756. Strümpell 529. Struve 761. Strzyzowski 756. Stuart Marie 105. Stübe 502, 515. Hans Groß,

H d b . f. UR.

6.

Aufl. II.

Tischer 88. Tissot 905. Tolot 207. Tomelli 314. Tomellini 260, 363, 960, 9 6 5Tompson 1007. Tonneliier 245. Töpffer und Schädel 985. Toscani 400. Toulouse 95. Tourdes 211, 618, 756, 852. Tourette 544. Tovo 273, 337, 837, 901. v. Train 445, 452. Traut 548. Trazy 119. v. Trimberg 957. Tritheim 800, 807, 815. Tritheme siehe Tritheim. Tröger 288, 298, 846, 852. Tröltsch 540, 869. Trömtner 250. Tscharudatta 148. Tschinihausen 1111. Tschörner 314. Tuccimei 756. v. Tüköry 552. Tullian, Lips 411. Türkei 219, 314. Turner 411. Turnor & Comp. 164. u. Uffrecht 363. Uhlenhuth A. R. 745. Uhlenhuth Paul 756, 759, 760. Uhlhorn 411. Uhthoff 86. Ulimann 1102. Umland 783. Unger 79. Unger E . 93. Unger F. 529. Ungewitter 216. Urban 296, 297, 298, 314, 316, 317, 318, 369, 682, 992, 1009, 1016, 1022. Urbantschitsch 83, 92, 94, 1033. Urbye 58, 104, 738. Ursinus 856. Urstein 79.

V. Vaccaro 153. Vagedes 287. v. Valentini 911. Vanino 210. Varinard 1029. Variot 343. Varnhagen v. Ense 239. de Vars 1029. 77

1214

Vaschide — Zuschlag.

Vaschide 78, 95. Vater 538. Vauquelin 797. Vaynbaum 146. v. d. Velden 336. Velved Ned 913. Verbaek 346. Verderau 839. v. Vergennes 819. Vernois 296, 341. Veronese 239. Vesal 846. Vesin 800. de Viaris 800. Vibert 8o, 246. Vidocq 552, 997. Vierordt 682, 700, de Vigenere 800, 808. Vigouroux 223. Villebruti 253, 279, 83S. v. Villeneuve 340. Villiod 911, 1000. Vincent 334. Vinci, Leonardo da 348, 357. 369Virchow 153, 268, 269, ^44, 830.

Vischer (Croquis) 649. Vischer (Zeichner) 1 reo. Vocke 682, 689, 700. Vogel 296, 297, 30 r. Vogelhuber 537. Voigtländer 285, 292, 29b,

3 1 1 , 672, 697, IOO9, 1020, lOJO, IO52.

Voisin 250, 542, 856, 888. Volkelt 8o, 239. Voll 553v. Voß 250, 269, 402. Vötsch 721. Vrani-Lucas 1101. Vucetich 363, 365, 366. 368.

w. W. Moritz 998. Wachenfeld 229. Wachholz 269, 310, 340, 759. 8 39. 8 5 i . Wächter 1030. Wada 337. Wagner A. 906. Wagner Kasimir 1044. Wagner J. M. 407, 408, 445. v. Wagner 859. Wahl 149, 831. Wahle 75. Wailly 800. Wald 789. Wald H. 759, 768. Waldeyer 266. Waldow 300. Walker Cornhill 913. Wallenstein 506, 548. Wallhausen 559. Wallner 220, 260.

Walter 622, 800. Walter P. 1082. Walterv. d. Vogelweide43Ö. Wappäus 906. v. Waser 11. Wassermann 756, 908. Wassermeyer 401. Wattenbach 1011. van Wavaeren 80, 231, 1007. Weber 79, 149, 253. Weber W. 682. Weber W. und E. 700. Weber-Rumpe 100. Wederhacke 260. Weichhardt 756. Weidanz 760. Weien 144, 321, 529, 911. Weigel 649. Weigner 558, 623. Weikard 287. Weimann 850. Weinberg 123, 125, 139, 222, 234, 250, 903.

Weingart 11, 128, 169, 305, 343,43°. 981.1009. I 0 2 9 , 1107,

1118.

Weininger Fam. 1100. Weinlich 156, 165, 638, 649, 659, 660.

Weismann 336. Weismann Josef 993. Weiß 85. Weiß C. 332, 516. Weissenberg 861. Weissenbruch 502. Weissmann 1009. Weisstein 603. Welker 366, 528. Wende 287. v. Werner 83. Wernike 139. Wertheimer 79, 153, 903. Westcott 866, 906. Westermarck 869, 908. Westhoff 252. Westphal 222, 229. Wetterstrand 241, 245. Weygandt 153, 216, 223, 558. Wherry 254. Whitehead 911. Whitman R. 719. Wichmann 32. Wick 401. Wickersheimer 2 1 1 . Wiedemeister 103. Wieruszowskt 523. Wiesner 298. Wigan 104. Wild-Queisner 571. Wilhelm 211, 222. Wilke 94, 556. Wille O. 246. Wille R. 558. Wills 1010, 1027. Wilmanns 235, 1044, J I 1 3 .

Wilson 252. Winchester 559. Windelband 56, 32S. Windt 363, 365, 366, 368, 374, 375Winkel 859. Winslow 905. Winstedt 516. Winter C. 529. Witasek 75, 98. Witte 558. 606. Wittich s i i . v. Wlislocki 422, 423, 452, 5°4, 545, 554. 555Wolf 540. Wolff 756, 911. Wolff K. 287. Wollaston 662. Wollenberg 139, 234. Wolter-Peikten 839. Wood 756, 1019. Wood-Jones 207. Wreschner 98. Wulften 13, 75, 149, 297, 911.

Wundt 77, 78, 242, 25c, 6S2. Wurmann 1050. Wutscher 846. Wuttke 345, 528, 1005.

X. Xenophon 348.

Y. — y — 529Yanamatsu Okamoto 757, 866. Young 252. Yvert 363, 365.

z. Z. (Anatomiediener) 896. Baronin Z. im Faszinationsprozeß 251. Zaayery 850. Zafita 630. Zahler 529. Zapolya 506. Zappert 1013. Zeiß 165, 761. Zell 195. Zeller 622. Zenker 682, 689, 692, 705, 711, 731Ziehen 98, 109, 121. Ziemke 211, 286, 759, 783, 834, 850, 862.

Ziethen 109. Zimmer 570. Zimmerli 1029. Zimmermann C. W. 911. Zingerle 140, 216, 222. Zürcher I53. Zuschlag 195.

J. Schweitzer Verlag

(Arthur Sellier]

München, Berlín und Leipzig

G r o s s , D r . H a n s , o. ö. Professor des Strafrechts an der Universität Graz.

Die Erforschung des Sachverhalts strafbarer Handlungen. Ein Leitfaden für Beamte des Polizei- und Sicherheitsdienstes. 3 4 v e r b e s s e r t e A u f l a g e . Mit zahlreichen Abbildungen im Text. Gr. 8°. (IX, 192 S.) 1909. In Ganzleinen gebd. Mk. 2.50. Deutsche Juristen-Zeitung 1909 Nr. 2 4 : Binnen wenigen Jahren hat auch dieses vortreffliche Bach des grossen Kriminalisten, das von seinem weitverbreiteten und allgemein als wertvoll anerkannten Werk „Handbuch ftir den Untersuchungsrichter" wesentlich verschieden ist, bereits die dritte Auflage erreicht, die vor den früheren ausser verschiedenen Ergänzungen das eine voraus hat, dass dem Text Abbildungen eingefügt sind, die ihn erläutern und beleben. Der Verfasser bezeichnet sein Buch als einen Leitfaden für Beamte des Sicherheits- und Polizeidienstes. Es ist aber viel mehr. Namentlich auch für Richter und Staatsanwälte gibt es sehr beachtenswerte Hinweise Landgerichtsrat Kade, Berlin. Badische Rechtspraxis 1909 Nr. 12: . . . Wie jeder Jurist, der sich mit Strafsachen" befasst, das „Handbuch für Untersuchungsrichter" des gleichen Verfassers beherrschen muss, so darf auch kein Kriminalbeamter an diesem Werk vorbeigehen, wenn er in seinem Dienste etwas leisten will Gr. In den meisten deutschen Bundesstaaten und in Oesterreich-Ungarn offiziell bei der Gendarmerie eingeführt!

Signalementslehre (System Alphonse Bertillon) enthaltend I. Das gesprochene Porträt (Portrait parlé). Von Prof. Dr. R. A. Reis s, Lausanne. II. Identitätsfeststellungen o h n e Signalement.

Von Dr. H. S c h n e i c k e r t .

H a n d b u c h f ü r P o l i z e i b e h ö r d e n und P o l i z e i s c h u l e n . Mit 7 Tafeln und zahlreichen Illustrationen im Text. D e u t s c h e A u s g a b e bearbeitet und erweitert von Dr. jur. Hans Schneickert, Kgl. Kriminalkommissar beim Polizeipräsidium Berlin.

8°. (IV, 164 S.) 1908. Gebd. Mk. 4.50. Die Polizei 1909 Nr. 24 : Das Buch muss zu den unentbehrlichen Unterrichtsmitteln für die Polizeibeamten aller Dienstgrade gerechnet werden. Seine durch mustergültige Abbildungen erläuterten klaren Darstellungen lehren den Polizeibeamten den Polizeiblick. Wer das Buch gründlich durchgearbeitet hat, wird eine zutreffende, brauchbare Personenbeschreibnng geben können, unter Benützung von Bezeichnungen, die allgemein verstanden werden.

J. Schweitzer Verlag (Arthur Sellier) Mönchen, Berlin und Leipzifl Allfeld, Dr. Ph., Univ.-Prof. in Erlangen.

Die Strafgesetzgebung des Deutschen Reichs.

Sammlung aller Reichsgesetze strafrechtlichen und strafprozessualen Inhalts mit einem Oesamtregister. Für den akademischen Gebrauch und die Praxis. 2. Aufl. gr. 8°. (XII, 1315 S.). 1913. Gebd. Mk. 13.— Blätter für

Rechtspflege

im Bezirk

des Kammergerichts 1913 Nr. 8/9:

. . . . Das Buch bildet eine Ergänzung zu dem in demselben Verlage erschienenen Buche von E. J a e g e r , Reichszivilgesetze, so dass derjenige Praktiker, der diese beiden Bände auf seinem Arbeitstische hat, in jedem Augenblicke imstande ist, sich durch Einsicht eines der beiden Bücher über fast alle ihn interessierenden Gesetzesfragen sofort Aufklärung zu verschaffen. W. Grosch, Dr. fl-, I. Staatsanwalt.

Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich

vom 15. v . i87i. zum Gebrauch für Polizei-, Sicherheits- und Kriminalbeamte e r l ä u t e r t . 2. A u f l a g e .

8°. (IV u. 243 S.)

1912.

In Ganzleinen gebd. Mk. 3.—

Hessisohe Rechtsprechung 1912 Nr. 12: F ü r

Polizei-, Sicherheits-

und

Kriminalbeamte erläutert der Verf. das StGB, in einer dem Verständnis und den Bedürfnissen dieser Beamten angepassten Weise. In einem Anhang werden wichtige Bestimmungen des GVG. und der StPO. mitgeteilt und kommentiert. Die Novelle vom 19. Juni 1912 ist ebenfalls bearbeitet. Das Buch ist nicht nur fttr den Unterricht in Schutzmanns- und Gendarmerieschulen, sondern auch fttr den täglichen Gebrauch der Kriminalbeamten, für die ein gleichwertiges Werk nicht vorhanden ist, vortrefflich geeignet. W. Bei zahlreichen Verwaltungen offiziell eingeführt.

Müller(-Meiningen), Dr. Emst, K. Landger.-Rat, Reichstags- u. LandtagsAbgeoidneter.

Das deutsche Urheber- und Verlagsrecht. 1. Band (Urheberrecht an Werken der Literatur und Tonkunst. — Verlagsrecht). Mit Erläuterungen und ausführlichem Sachregister. 8°. (VIII, 425 S.) 1901. Broschiert Mk. 7.—. In Ganzleinen gebd. Mk. 8.20. 2. Band (Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und der Photographie. Gesetz vom 9.1. 1907). Mit Erläuterungen und ausführlichem Sachregister. 8°. (VIII und 332 S.) 1907. Broschiert Mk. 5.50. In Ganzleinen gebd. Mk. 6.50. [Die Bände sind einzeln käuflich.] Juristisches Literaturblatt: . . . . Das Material, welches der Müller'sche Kommentar vor allem dem praktischen Juristen bietet, ist nach jeder Richtung hin ein ganz bedeutendes, so dass es kaum eine Frage des Urheberrechts und des Verlagsrechts geben dürfte, über die man nicht aus dem Müller'schen Kommentar mit seiner reichen Kasnistik Belehrung schöpfen kann. Besonders ausführlich behandelt sind die internationalen Urheberrechtsbeziehungen des Deutschen Reichs.. Doerr, Dr. Fr., II. Staatsanwalt.

Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich nebst Einfuhrungsgesetz und ergänzenden Gesetzen in der Fassung der Nov. von 1912. Textausgabe mit Anmerkungen und Sachregister. 2. Aufl. (215 S.) gebd. Mk. 1.20