Handbuch für den Offizier zur Belehrung im Frieden und zum Gebrauch im Felde: Abteilung 1 9783111595061, 9783111220093


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German Pages 627 [632] Year 1817

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Table of contents :
Inhalt
Vom Gefecht
I Von den allgemeinen Bebingungen des Gefechts
I. Don den Truppen oder Waffcnarten
I. Abschnitt. Von Truppen und Waffen im Allgemeinen
II. Abschnitt, Vom Fußvolk oder der Infanterie
III. Abschnitt. Von der Reiterei oder Kavallerie
IV. Abschnitt. Von der Artillerie oder dem Geschützwesen
V. Abschnitt. Von den Pionieren und dem Schanzwesen
III. Elemente der Gefechtslehre
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Handbuch für den Offizier zur Belehrung im Frieden und zum Gebrauch im Felde: Abteilung 1
 9783111595061, 9783111220093

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Handbuch für

d e n

Offizier zur

Belehrung in? Frieden und zum Gebrauch im Felde.

H e r a u s g e g e b e n

von R.

v.

L.

Apis inore.

Erste

bei

Abtheilung.

Berlin, G. Reimer,

1817.

I

Von den allgemeinen Debingungen des Gefechts.

L Gefecht ist bas Hauptelement bes Krieges.

Heike t

S. Zweck, Mtttcl und Umstände bestimmen jede mit Bewußtsein vollbrachte Handlung i Z. Sieg ist nicht immer d.er Zweck des einzelnen Gefechts. 2 4. Art der Bewaffnung ist die erste Bedingung des Gefechts. 2 5. Art des WechselverhaltnisseS zwischen Freund und Feind dir Zweite. 3 6. Beschaffenheit des Kampfplatzes die dritte. 4 7. Die mannichfaltigere Benutzung de^ Terrains zum Gefecht, ein Beweis für die höhere Vollendung dec neuern Kriegskunst. 5 8. Die Beschaffenheit deß Bodens ist nur für den gefahrbringend, der sie nicht zu beurtheilen und zu gebrauchen versteht. 5 9. Die Kirnst Positionen aufzufinden ist heutzutage weniger wich­ tig, als die Kunst in jedem Gelände zweckmäßig zu manövriren. 7 10. Einfluß der Witterung und Jahreszeit aufS Terrain. 7 11. Von der Jmpraktrkabilität des Bodens. 8 12. Einfluß der physischen Beschaffenheit des menschlichen Körpers aufs Gefecht, bebens- mch Kriegsbedürfnisse 8 13« Einfluß der geistigen Eigenschaften, lö

IV

14- Einfluß des Gemüths und Charakters, n 15* Die moralischen Eigenschaften werden im Kriege noch immer viel zu wenig beachtet und benutzt. 12

U.

Don den Truppen oder Waffcnarten. I.

Abschnitt.

Von Truppen und Waffen im Allgemeinen 16. Leichte und schwere Truppen; geschlossene Massen und zerstreute Haufen. 15, 17- Schutz- und Trutzwaffen; blankes und Schießgewehr. 16 18. Gebrauch und Ergenrhümlichkelten des blanken Gewehrs. 16 19. Grundformen des blanken Gewehrs. 17 20. Eigenthümlichkeit des Schießgewehrs. Munition. 17 21. Wesentliche Bedingungen für den vortheilhaften Gebrauch deL Schießgewehrs. 18 22. Zwitter - Waffen und Truppen. 19 23. Gewöhnliche Eintheilung der TruppenarLen. 20.

II.

Abschnitt,

Vom Fußvolk oder der Infanterie. 24. Gebrechen und Vorzüge des Fußvolks; es muß als Hauptmast betrachtet werden. 21 25. Bewaffnung des Fußvolks. 22. 26. Es ist gleich sehr geeignet für das nahe und Ferngefecht. Das Schießgewehr ist seine Hauptwaffe. 22 27. Vom Bajonet. 23 2& Bon der Pike/. 24 29. Vom Seitengewehr. 25 30. Fertigkeit im Schießen und Sicherheit im Treffen, Haupt* fache. 25 Zi. Beschreibung der Bajonetflinte. 26 32; Ueber die Wahrscheinlichkeit des Treffens mit dem Infanterie­ gewehr. 31 33. Die neuere Taktik hat auf die Wirkung des kleinen Gewehrs ei­ nen bedeutenden Einfluß. 33 34. Unterschied des leichten und schweren Fußvolks. 34 35. Von den Jägern und Büchsenschützen. Windbüchsen. Verhalten der Büchse zur gewöhnlichen Flinte. 35 36. Grenadiere und Musketiere. 37 37. Pikeninfanterie. -37 38. Dreifache Art der Aufstellung des Fußvolks. Z8

39. 40. 41. 42.

Bon der Linienaufstellung. 39 Von der aufgelösten Feuerlinie. 40 Von der Aufstellung in liefen geschloffenen Massen. 4t. Das Fußvolk muß in allen drei Aufstellungsarten und den raschey Uebergangen aus einer in die andre eine gleiche Fertigkeit besitzen. 42.

III.

Abschnitt.

Von der Reiterei oder Kavallerie. 43. Rsiterei die zweite Hauptwaffe. 43 44. Eigenthümlichkeit der Reiterei. 43 . 45* Fortsetzung. Schnelligkeit und Ungestüm die charakteristischen Vor­ züge der Reiterei. 44 46. Erste Bedingung des Kavalleristen ist, daß er reiten könne. 45 47* Von der Reitkunst. 47 48. Das Feuergewehr spielt bei der Reiterei eine untergeordnete Rolle. 49 49* Unterschied der leichten und schweren Reiterei. 50 50. Wie die für beide bestimmten Pferde beschaffen sein müssen. Zl 51* Von den blanken Waffen. Stangengewehr. 5? 52. Von den schwerdtartigen Waffen. 54 53* Vom Schießgewehr der Reiterei. 56 54* Von den Schutzwaffen oder der Rüstung. 59 55* Unterarten der Reiterei. 95 56. Von den Dragonern oder der berittenen Infanterie. 60 57* Von den drei Arten der Aufstellung. 63

IV.

Abschnitt.

Von der Artillerie oder dem Geschützwesen.

58. Die Artillerie ist dritte Hauptwaffe. 64 59. Dem Artilleristen ist eine größere Masse von Kenntnissen und eisteskultur nöthige 65 igenthümlichkeiten der Artillerie unb wesentliche Verschieden­ heit derselben von andern Waffen. 67 61. Unmittelbare Folgerungen daraus. 69 62. Von den Vorzügen und Gebrechen der Artillerie. 70 63. Die Fechtkunst der Artillerie zerfällt in zwei Hauptbestrebun­ gen. 72 64. Gegenstände, deren Kenntniß zum Verständniß des Artilleriegefechts unumgänglich nöthig ist. 73 65. Eintheüung des Geschützes in Feld - und Belagerungsgeschütz. 73 66. Was die Auswahl der ins Feld mitzunehmenden Kaliber- be­ stimmt. 76 67. Bemerkungen über die eigenthümlichen Vorzüge und Gebrechen der verschiednen Kaliber und Geschützarten. 73 68. Von den Versuchen, die Beweglichkeit des Feldgeschütze? Ur ver­ mehren. 79

f

VI 6y. Dreierlei Geschwindigkeiten in der Bewegung, welche die Arktt? lerie annehmen kann. 80 70. Vom Verhältniß der reitenden zur- Fußartillerie. 81 71. Bon der fahrenden oder gemischten Artillerie. 82 72. Von den eigenthümlichen Vorzügen und dem richtigen Gebrauch der reitenden Artillerie. 84 73. Von einigen in Vergessenheit gerathenen Geschützarten. 88 74. Von der Aufstellung dec Artillerie zum Gefecht. Zerstreute und konzentrirte Aufstellung. 89 75» Einfachheit der Elementartaktik hep Artillerie, 91 76. V--rhal!niß der Stärke ? er Artillerie zu andern Truppenarten. 91 77* Zusammenstellung der Geschütze in Batterien und dieser mit ap? -eru Kruppenmgffen. 9»

Vom

Geschütze.

7$. Wesentliche Bestandtheile des Geschützes. 93 79. Das Rohr. 94 80. Wesentliche Eigenschaften des Geschützmetastes, oder, der Mass? de-K Rohres. 94 81. Seele des Rohres. Kaliber, Spielraum, Fehler der Seele. 95 8^. Von der Gestalt der Kanonen. 97 83. Von der Länge der Seele. 98 84» Vom Gewicht der Geschützrohre, ioj 85. Von der Dlcke oder Metallstärke des Rohreß. 102 86. Vom Zündloch, toi 87- Korn, Visir, ZtufsaH, Quadrant, 103 88. Schildzapfen, Delphinen, Traube. 104 89. Die Lastete. 105. 90. Eigenschaften des Materials zu den Affüten. 106 91. Dimensionen der Affüten? 108 92. Laffetenschwanz, Protzloch, Zapfenlager, Mqrschlqger, Patteswagen. 109 93. Von den Mörserlaffeten. iiq 94. Von den Richtmaschinen, m 95. Verfchiedne Arten von Affüten. HZ 96. Eigenthümlichkeiten der Bückeburgischen, Grjbeauvalfchen, Montalembertfchen Lasteten. 114

Bon her Munftron,

97. Vom Schießpulver, 116 98. ' Von den Bestandtheilen des Schießpulvers. 117, 99. Eigenschaften eines vorzüglichen Pulvers. 119 100. Von den Ursachen, welche die Größe ;mh Att der Vl'rsunß ei­ nes Schusses modifiziren. 120 tQfr Pon den GMossen. 124 102. Bon den Vo'llkugeln. 126 X03, Doy glühenden Kugelfl. 136 104, Bon'den Hohlkugeln. i2§

VII 105« 106. 107. 108. 109. 110. in.

Bon der Ladung der Hohlkugeln. 129 Von den Karrätschen; Spiegel, Kartätschbüchse. 130 Von den Kartuschen. 131 Vom Zündzeuge. 132 Von den Brandraketen. Don dem Gebrauch der Raketen und Bomben -u Signalen. Von den Leuchtkugeln. 134

134

Von der Fo rtfchaffung der Munition, den Fuhr­ werken und dem Angespann.

112. Don der Wichtigkeit sorgfältiger Aufbewahrung der Muni­ tion. 135 113. Von der Verpackung der Munition. 136 114. Verschiedene Arten, die Munition mit sich zu führen. 137 115. Einrichtung des Munitionskastens. 139 116. Von den Militärfuhrwerken. 140 117. Theorie der Fuhrwerksgestelle, 141 118. Folgerungen daraus für die zweckmäßige Einrichtung der Rad­ gestelle. 143 118. Von der Anspannvorrichtung, 147 119. Von der Bespannung. 149 120. Von den verschiedenen Arten der Bespannung beim Geschütz­ wesen. 152 121. Ewige praktische Regeln für dir Anspannung. $53

Van Imet Bedienung Ire8 Geschützes. 122. Von der Bedienung überhaupt. 153 123. Wie hie Geschäfte der Bedienung unter die Mannschaft ververtheilt werden. 155 124. Es ist gut, daß die Bedienung hewaffnet fti. 157 125. Belagerungs - und Festungö - Geschütz bedarf verhältnißmäßig weniger Mannschaft zu seiner Bedienung als Feldgeschütz. 157

Hon den Bedingungen^ unter welchen die Geschosse die beabsichtigte Wirkung hervorbringen.

126. Von den Bedingungen der Möglichkeit und der Leichtigkeit des Treffens. 158 127. Ueber die Bemühungen der Theoretiker die Lehre von den Flugbahnen ins Klare zu setzen. 159 123. Anfängliche und End - Geschwindigkeit und Richtung. Dreierlei Ursachen, welche die Flugbahn bedingen. 161 129. Ursachen welche vor dem Abfeuern statt finden. Bei gekrümmter Flugbahn muß für jede Entfernung Richtung und Ladung eigens kombinirt werden. 162

VIII IZO. Krumme Linien sind mannichfacher Art, einfach und doppelt gekrümmte. Wovon das Treffen abhängt bei einfach gekrümm­ ten Flugbahnen. 162 iZi. Wie Flugkraft und Schwerkraft gemeinschaftlich die Kurve der Flugbahn erzeugen. 165 132. Ueber die Elevation, Hintheilung und Unterscheidung der Schüsse hiernach. 168 133. Ursachen, welche zwischen dem Moment des Abfeuerns und dem Augenblicke, wo das Geschoß das Rvhr verläßt, auf die Flugbahn einwirken. 170 134. Ursachen, welche nach dem Abfeuern auf die Flugbahn einwirken. Widerstand der Luft. 175 135- Dieser Widerstand der Lust erzeugt auch bisweilen eine doppelt gekrümmte Flugbahn. 176 136. Von der Flugbahn der bei Schleuderschüssen stattsindenden fol­ genden Aufschläge. 177 137* Bon den Flugbahnen der Hagelschüsse. 178 138. Von den Schußweiten ün Allgemeinen. 181 139. Rekapitulation der Ursachen, welche die Schußweiten bedin­ gen. 182 140. Von der größten Schußweite. 184 141. Schußtafeln. Wirksame Schußweite. 185 142. Schußweite der Rckoschettschüsse. 186 143. Von den Wurfweiten der Mörser. 137 144. Von den Ursachen welche die Perkussionskrast der Geschosse be­ dingen. Beschaffenheit der Masse. 137 145. Einfluß der Geschwindigkeit. 188 146. Einfluß des Einfallwinkels. 147. Die größere Perkussionskrast ist nicht jederzeit die vortheilhafteste. 190 148. Voi, der Tiefe des Eindringens der Geschosse überhaupt, und in Massen lebendiger Wesen. 192 149. Tiefe des Eindringens in Erd- und Steinmassen. 193 150. Perkussionskraft der Bomben gegen Gewölbe. 196 151. Widerstandsfähigkeit des Holzes.' Wirkung der glühenden Ku­ geln gegen Schiffe. 197 152. Von der Wirkung zerspringender Hyhlkugeln überhaupt. 198 153. Wirkung derselben gegen Menschen, Schanzen, Blockhäuser, Geschütz- und Fuhrwttkskolonnen. $99 $54. Von der Wirkung der Roklschüffe und Kartätschen. 200 155. Von der Wahrscheinlichkeit des Treffens. 201 156. Erfahrungsfätze hierüber. 202 157-. Don den Seitenabweichungen. 205 Von der Wahrscheinlichkeit des Treffens mit Rollfchüssen. 206 i59t Mit Bogenschüssen. 209 160. Wahrscheinlichkeit des Treffens mit Kartätschen. 209 16$. Mit Steinhagel. $15 162. Von der Wirkung des Feuers in gewissen Zeiträumen. 216 i&h Vergleichung der Eigenthümlichkeit verschiedener Kaliber, in Hinsicht auf ihre Wirksamkeit im Feldet 21a

IX

V.

Abschnitt.

Von den Pionieren und dem Schanzwesen. 164. Was hier unter Pionieren verstanden wird. 220 165. Diese Truppengattung ist bei den heutigen Armeen noch in -u geringer Anzahl vorhcmden. 221 166. Die Verrichtungen der Pioniere sind nicht blos defensiver, son­ dern auch oft offensiver Natur. 224 167. Nähere Auseinandersetzung der zum Felddienst derselben gehöngen Verrichtungen. 225 163. Ueber die zweckmäßige innere Organisatlon der Pioniere. 226 169. Von der Verbindung der Pioniere mit den übrigen Truppen­ arten. 228 170. Die Artillerie kann der Zutheilung besondrer Pionierabtheilun­ gen am leichtesten entbehren. 231 171. Nöthiger bedarf derselben die Kavallerie, aber sie müßten be­ ritten sein. 231 172. Vom Nutzen berittener Pioniere bei Avanti und Arriergarden, und Widerlegung einiger Einwurfe gegen ihre Zweckmäßig­ keit. 232 173. Uebergang zu den folgenden Abschnitten. 235

Von der Ausbesserung der Wege, und dem Brückenbau. 174. Bon dxn Wegen überhaupt, und den verschiedenen Arten ihrer Schlechtheit. 236 175. Von dem Material zum Straßenbau. 237 176. Wie ein guter Weg beschaffen fein muß. 238 177. Besserung von Wald - und Hohlwegen. 239 178. Ausbesserung von nassen und steilen Wegen. 29 179. Don Laufbrücken. 241 180. Von Bock-, und andern Nothhrücken über Gewisser von gerin­ ger Breite. 242 181. Faß-, Seil- und Schanzkorbbrücken. 244 182. Pfahlbrücken. 245 183. Floßbrücken. 247 184. Schiffbrücken. 249 185. Pontonbrücken. 251 186. Kolonnenbrücken. 256 187. Fliegende Brücken. 255 183. Vom Abbrechen der Kriegsbrücken. 256 189. Vernichtung eigner Brücken. 257 190. Vernichtung feindlicher Brücken. 257 191. Wie man eine Brücke gegen die feindlichen Vernichtungen schützen kann. 258 192. Wie?>ie Schiffahrt eines Flusses gesperrt wird. 259 193. Herstellung verdorbener Schiffarlh, Flottmachen versenkter Schiffe. 260. 194. Verdcrbung und Herstellung verderbter Fürthen. 260 195. Vom Verderben der Wege. 261

X

Don den Gchayzen. ry6. Unterschied -er Feldwerke und Festungswerke, wesentliche Ei­ genschaften der erstern. 263 197. Die gewöhnliche Art der Schanzen besteht aus Erdaufwürfe» oder Erdvertiefungen, oder aus beiden gemeinschaftlich, 264 198. Dicke der Brustwehr. 265 199. Böschungen derselben. 266 200. Höhe der Brustwehr in der Ebne. 268 Lvi. Höhe dec Brustwehr in unebnem Boden. Destlement. 269 202. Traversen rm Innern, um das Destlement zu erleichtern. 271 203. Bonnets. 273 204. Erleichterung des Defilements durch eine geschickte Anordnung des Grundrisses. 273 205. Von dem Austritt oder der Fußbank, 274 206. Dimensionen des Grabens. 274 207. Graben hinter der Brustwehr. Einschneiden. 276 ?o3. Bewässerung des Grabens. 267 209. Glazisförnnger Aufwurf vor dem Graben. 277 210. Nutzlosigkeit des bedeckten Weges und der Waffenplätze auf demselben. 278 211. Von der Berme. 278 212. Vom Bekleiden der Böschungen. Placken. 279 213. R.aseybeklei-ung. 281 214. Faschinenbekleidung. ” 282 215. Flechtwerk. 282 216. Schanzkorbverkleidung. 282 217. Bekleidung von Brettern, Baumstämme», Steinen, feuchten Lehmpatzen. 283 $18. Anordnungen für das Estschhtz. ?84 219. Ueber Bank feuern; Pritsche,' Bettungen. 285 220. Schießscharten; Scharrenzesle. 286 221. Vortheile und Nachtheile, welche mit beiden Anordnungen vevhunh^n sipd. 283 322. Vorschläge zu einer vortheilhastern Aufstellung des Geschützes in Feldschanzen. 290 223. Munitronsmagazrne. 292 224. Bau der Brustwehr, wenn es an Erde gebricht, voy Schanz­ körben, Faschinen oder Sandsäcken. 293 225. Bon der Widerstandsfähigkeit der Schanzen. 294 226. Vom aktiven und passiven Vermögen der Schanzen. 297 227. Allgemeine Grundsätze der Feldverschanzungskunst. 298 328. Bon den Drygen, selche das Maaß der Vertheidigungsfähigkeit der Schanzen bedingen. 301 229. Vonr Profil. 302 230. Von der unmittelbaren Stärke und mittelbaren Berstärruyg des Profils 303 231. Profil und Grundriß siyd gleich wichtig und ergänzen sich ge­ genseitig, §04 232. Vom Grundriß. 306 233. Zwei Hauptsachen, -je beim Grundriß in Erwägung kommen; Ausdehnung und Form. 307 234. Von der Ausdehnung deß Grundrisses. 307

XI 235* Natürliche und künstliche Richtung der Schußlinien. 309 236. Von der Form der Feucrlinie. 311 237. Bon den Vortheilen und Gebrechen der graben Linie, des kdnkaven uud konvereu Bogens. 312 2Z8. Bon den Vortheilen und Nachtheilen der aus - und einwärts gehenden Winkel. 313 239. Vorschläge um den Nachtheilen der aufspringenden Winkel ab» zuhelfen. Abrundung, Abstumpfung. 315 240. Die Kremaillieren sind durchaus verwerflich. 317 241. Noch ein Gebrechen der einwärtsgehenden Winkel. 318 343. Von den Reduten. 319 243. Von den Sternschanzen. Z^r 244. Von den Bollwerksschanzen. 322 245. Von offnen und geschloßnen Schanzen. 323 246. Von den Eingängen in die. geschloßnen Schanzen. 324 • 247. Sehr ausgedehnte' zusammenhängende Verschanzungen sind feh­ lerhaft. 325 248. Von isolirren sich gegenseitig unterstützenden Schanzen. 325 L49. Don-dem Einfluß 'des Terrains auf Has Schanzenwesen, 32T 250. Von der Verschanzung der Berge und Anhöhen. 328 251. Schanzen auf unellkem Boden. 331 252t Verschanzung von Schluchten und Ddsileen. 332 253. Vlsn Brückenschanzen. "334 254. Ufer- und KüftenfchanzeN. 338. 255. Von der Angemessenheit des Terrains zux Urpnt- oder kendeckung. 34a

Von der mittelbaren Verstärkung des Profils oder tz e^ Barrikade ff, Äon den Pallisaden und Sturmpfählen. 343 Wo man sie anbringen soll. 245 Von den Tambours. 346 Von den spanischen Reitern. 347 Vom.natürlichen und geschleppten Verhau« 348 Gebüsch und .Dornhecken. 35a. Kleine Pfälchen. 351 Eggen und Fußangeln. 351 Von den Wolfsgruben. 352 Anstauungen rprd Ueberschwommungen. 353 Vom Gefall. 354 Anfertigung der Dämme. 356 Anfertigung des Ueberfalls. 359 269. Was sonst noch bei Anlegung von Ueberschwemmungen zu de» rücksichtigen ist. 360 270. Ueber die Wahl unter den vcrschiednen Hindernissen. 361 271. Born Glazis und dem bedeckten Wege. 363 272. Vom doppelten oder Vorgraben. 363 273. Bon detaschircen Werken. 364 274. Von den vorliegenden Werken. 365 «75. Von rückwärts gelegnen Werken. 368 276* Von den Reduits. 369

256. 257. 258. 259. 260; 261. 262. 263. 264. 265. 266. 267.

XII Don oben gedeckten Schanzen. 277» Von der Einführung dieser Werke in die Feldbefestigungskunst. 371 278» Verschiedne Arten des Holzhohlbaues. 372 279* Von der Konstruktion und den Dimensionen der Wände eines Blockhauses. 373 280. Von der Konstruktion der Decke des Blockhauses. 377 281. Von der Konstruktion der Schießscharten. 379 282. Von den Eingängen und der anderweitigen innern und äußern Zurichtung des Blockhauses. 382, I83. Von den Einwürfe» gegen die Brauchbarkeit der Blockhäuser. 383 284. Von den übrigen Arten des Holzhohlbaues. 335

Von der Art, wie Gebäude und bewohnte Oerter in Verth erdig ungsstand gesetzt werden.

2LL. Von den Gegenständen, welche sich zu einer solchen Vorrichtung eignen, und was dabei zu überlegen ist. 387 286. Von -er Zurichtung freistehender Mauern. 389 287. Von der Zurichtung einzelner Gebäude. 390 288. Von den Rücksichten auf das umliegende Terrain. 39z 289. Von der Rücksicht auf die Stärke der Besatzung. 394 ^ 299. Vom, Reduit und der Möglichkeit des Rückzugs. 395 2tyt* Von der Verbindung mehrerer Gebäude. 396 292. Von der Verschanzung der Dörfer, und in wiefern dieselben dazu geeignet sind. 396 293. Wie Städte beschaffen sein muffen, um sich zur Befestigung zu eignen. 398 294. Von den in dieser Hinsicht nöthigen Anstalten. 399 295. Noch mancherlei nachträgliche Bemerkungen über diesen Gegen­ stand. 402

Von den ZerstorungS - oder Angriffswaffen der P ioniere. 296. Ueber die Zerstörungswaffen der Pioniere im Allgemeinen. Was­ sermanöver. 407 297. Von denBrandtzistungen, Pechkränzen, Brandtüchern u. s.w. 407 298. Von den Minen und der Art, wie daL Schießpulver in ihnen seine Wirksamkeit äußert. 408 299. Verschiedne Punkte, auf die es bei Anlegung der Minen vor­ nehmlich ankommt, ah 300. Von den Fladdernnnt'n und ihrer Ladung. 412 301. Anfertigung des Brunnens und der Leitrinne. 414 302. Ueber die Zweckmäßigkeit der Minen zum Gebrauch im Felde. 416 303. Bedingungen, welche bei der Anwendung derselben durchaus ber rücksichtigt werden muffen.. 416 304. Dom Ge rauch de(. Scnrmbalken und Grauaren zur Berthei-igung des Grabens. 419

XIII 305» 306. 307. 308. 309. 310. Zu,

Handgranaten und Puloersäcke. 419 Petarden. 420 Neue Art Brücken zu sprengen. 421 Sprengen von Gebäuden. 422 Sprengen des Eises. 422 Erdwürfe. 423 Verderben von Geschützen und Fuhrwerken.

424

Don der Telegraphie.

312. In wiefern dieser Gegenstand im Feldkriege zur Sprachekommt. 424 313. Alle militärische Telegraphie muß zu gleicher Zeit Fernsprache und Geheimschrift sein. 425 314. Von den sichtbaren Signalen. 426 315. Von den hörbaren Signalen. 427 316. Noch einige Andeutungen über diesen Gegenstand. 428 317. Fanale oder Lärmstangen. 429

UI. Elemente der Gefechtslehre. 318. Von der Fechtart und den Ursachen, welche Veränderungen in - ihr hervorbringen. 430 319. Von den Veränderungen, welche die Fechtart in unsern Tagen erlitten. 431 320. Von der Analogie des einzelnen Gefechtes mit den Kriegs­ kämpfen im Großen. 435 Z2i. Rekapitulation der allgemeinen Bedingungen des Gefechts. 437 322. Vom 'Charakter des Gefechts und den Perioden desselben. 433 F2Z. Ueber die Klage, daß es in der Kriegskunst keine zuverlässigen Regeln gebe. 439 324. Es fehlt noch an einer zweckmäßig bearbeiteten Gefechtslebre. 444 325. Verschiedene Fälle, die im Gefecht zwischen zwei einzelnen Personen zu betrachten sind. 445 3^6. Vom Zweikampfe mit blanker Waffe. 445 327. Allgemeine Wahrnehmungen daraus. 449 328. Verschiedenheit desselben vem Kriegsgefechr mit blanker Waffe. 450 329. Zweikampf zu Pferd. 452 330. Charakteristik des einzelnen Schießgefechtes. 453 331. Blanke Waffe dem Schießgewehr gegenüber. 457 332. Der Reiter gegen den Fechter zu Fuß. 457 333. Einer gegen Mehrere. 458 334- Mehrere, auf beiden Seiten. 459 335. Das Haufengefecht Mehrerer setzt gewisse beständig geltende Normen voraus. 460 336. Von den bei der Bildung organischer Fechthaufen wesentlich zu berücksichtigenden Bedingungen. 461

XIV 337- Don ber 2frf, wie die einzelnen Fechter in geordnete Haufen/zu­ sammengestellt werden können. 463 338. Ueber tiefe und dünne Aussi< llung. 466 339. Ueber den Organismus der Befehliffüng. 467 340. Dressur und Diszislin. 469 341. Allgemeine Bemerkungen über das Haufengefecht zu Fuß, 471 342. Ob man ohne Feuer blos mit dem Bajonet angreisen^ oder Feuer und blünke Waffe mit einander verbinden solle. 472 343* Von den Umständen, welche eine Abweichung von der gewöhn­ lichen Fechtart bedingen. 476 -44* Wie daS Terrain hiebei einwirkt. 477 345* Erwägung der Verhältnisse des Bodens für den- welcher den Angriff des Feindes zu erwarten' gesonnen ist 478 346. Für den, welcher sich zum Angriff in Bewegung setzt. 482 347* Vom Manövrrren. 483 348. Welche Aufgaben beim Manöyriren vorkommen. 484 349* Frontveränderungen. 386 350. Formationsveränderungen. 486 351. Ortsveränderungen. 487 35s. Die Aufgabe wird dadurch, daß alle drei Veränderungen gteichzeitig vorgenommen werden sollen, nicht jederzeit verwickelter. 489 353* Stütz - und Gesichtspunkt. 490 3ß4» Wichtigkeit, daß die organischen FechthaufeN den Charakter der Flüssigkeit und moralische Cohärenz besitzen. 491 355. Trennende und beengende Terrainhindernisse. Defileen. Ab­ marsch aus. der Mitte und von den Flügeln. 49s 356. Von den 'ÄtaNövrirkünsten. Klankenmanöver. 494 357* Dom Gefecht in zerstreuter Ordnung. 495 358* Fortsetzung. Sekundiren., Hornist. 497 359. Abwechselung der aufgelösten Feuerlinie mit dem verdichteten Schwarm. ÄngrU mit dem Bajonet., Hurrah. 499 360. Frühes Feuern; rasche Bewegung; Feuer wahrend der Bewe. gung. 501.. 36s. Vom ManovrireN der aufgelösten Feuerlinie. 502 362. Gebrauchswerth der zerstreuten Feyerlinie und der geschlossenen Kolonne. 504 363. Vortheile, welche aus der Kombination mehrerer abgesonderten Fechthaufen hervorgehn. 5C8 364. Vom Annulliren unsrer und der feindlichen Streitkraft. 510 365. Theilung und Konzentration der Kraft können beide das.Streit­ vermögen annulliren und potemiiren. 512 366. Unterschied der Tendenzen in der ehemaligen und jetzigen Fecht­ art. 513 367. Aufstellung zum Gefecht in diskreten Haufen. 513 , 368. Vortheile zweier getrennt agirenden Hausen^ gegen einen einzig gen von gleicher Stärk.e. 515 . 369. Das Verfahren mehrerer Hausen ist eine bloße Vervielfälti­ gung des Verfahrens zweier. 517 370. Von der sukzessiven Einführung der Strertmasscn ins Gefechte Vordertreffen, HaupttreffenRückhalt. 519 37t. Der rechte Gebrauch, nicht die Stärke der Reserve entscheidet über ihren Werth. 52 s 372. Großer Vortheil der Verbindung von geschlossenen und zerstreu­ ten Fechtern. ^4

XV 373- Bestimmung der zerstreuten Fechter bei ihrer Verbindung mirgeschloßnen Haufen. 527 374. Auf welche Weise ein Haufe Fußvolk von der Stärke eines Bataillons beide Trupenarten in Gefecht verwenden könnte. 529 375. Dasselbe Bataillon in durchschnittenem Boden und in der Bewegung. 532 376. Verhalten wenn es die Offensive ergreift; und zwar die Front des Feindes zu durchbrechen beschließt. 533 Z77» Wenn es einen Flankenangriff vorzieht. 535 373. In der aus mehrern Bataillonen gebildeten Linie treten andre Verhältnisse ein. 536 379. Worin sich die Taktik der Reiterei von der des Fußvolks un­ terscheidet. 537 380* Für die geschloffenen Haufen der Reiterei sind einfache Anord­ nungen nöthig, und eme ins Kleinliche gehende Genauigkeit nicht anpaffend. 539 381» Von der zweckmäßigen Stärke der geschloffenen Haufen. Vor­ theile der Einteilung einer Schwadron in fünf Züge. 539 382. Gliederung der geschloffenen Haufen. Abtheilung zu Dreien und zu Vieren. 541 383» Tiefe der Haufen. Zwei Glieder hinlänglich. Die Linie meist vorteilhafter zum Angriff als die tiefe Kolonne. 54.3 384» Vom Manövriern der Reiterei. 546 385. Von den Frontveränderungen. 547 386. Von der Inversion. 550 387» Von den Formationsveränderungen. 551 388» Dom Chok oder Anrann; von Sammeln nach btmiuoen. 552 389. Von der Richtung des Ehoks und dem Ausweichen desselben. 556 390. Arten des Ehoks r en muraille, mit Intervallen, eu echeiun, en echiquier. 557 391. Angriff mit der Flügelkolvnrrez mit einem Reservetrupp. 559 392. Gefecht mit diskreten Haufen. 561 393. Leichte und schwere Reiterei einander gegenüber 564 394. Verbindung von geschloßnen Massen und zerstreuten Fechtern. 567 395. Vom Plänkern. 569 396. Von der Benutzung deß Terrains durch die Reiterei. 571 397. Fußvolk und Reiterei einander gegenüber. 572 398. Was dem Fußvolke dabei zum Vortheil wirkt. 574 399. Welche Umstände die Reiterei begünstigen. 578 400. Fechtart des Fußvolks gegen die Retterei. 580 401. Vergleichung des vollen Vierecks mit dem hohlen Quarree. 58L 402. Fechtart der Reiterei gegen das Fußvolk. 583 403. Von der Fechtart der Artillerie. 536 404. Was den Gebrauch des Geschützes im Allgemeinen modifizirt. 588 405. Von den subjektiven Rücksichten, die dabei statt finden. Gedeckte Aufstellung der Geschütze selbst, und der zugehörigen Pferde und Fuhrwerke. 589 406. Fortsetzung. Geräumigkeit des Platzes; Sicherung der Kommuni­ kation, insonderheit rückwärts; behinderter Zugang zur Front. 592 407. Objektive Rücksichten. Freie Aussicht; Aufstellung auf erhabe­ nen Dünkten; den Rollschüffen und Kartätschen günstiger Boden. 594 408. Fortsetzung. Form der Frontlinie; Hakenstellung; Schräg­ feuer. 595* 409. Untersuchung vor dem Gefecht, ob man mit allem Nöthigen ver-

XVI sehen sei; Rekognoszirung des umliegenden Terrains. Voraussehn der wahrscheinlich im Laufe des Gefechts eintretendett Fälle. 596 410. Beurtheilung der Entfernung; richtige Wahl des Moments, in welchem das Feuer beginnen muß-; Maßkiren des Geschützes. 597 411. Einige allgemeine Schießregeln. 598 412. Demonstrationen und Beschäftigung des Feindes. 602 413. Fortsetzung. Haushalt mit der Munition. 602 414. Paaren der Geschütze; Vermischung ungleicher Kaliber. 605 415. Reserve. Gebrauch der verschiednen Kaliber. Ungleiche Kaliber einander gegenüber» 605 416. Verfolgung des Feindes. Benehmen im Verlust und beim Rück­ züge. Ausdauern im Augenblicke der Gefahr. 607 417. Fechtarr der beiden andern Waffen gegen die Artillerie. 609 418. Pioniere habest kein ihnen eigenthümliches isolirtes Gefecht zu bestehen. 611.

Vom

*h

V o m G e f e ch tI.

Von den allgemeinen Bedingungen des Gefechts,

i.

^rieg ist Kampf.

Aus dem Standpunkte des Subal-

ternoffijiers erscheint er als ein? Reihe von Gefechten, oder wenn man will, als Ein großes Gefecht mit häufigen Pau­ sen und Unterbrechungen mancherlei Akt, welche dazu die­ nen das wirkliche Handgemenge der im Kampf begriffenen Partheien vvrzubereiten odep sich davon zu erholen, oder auf irgend ein« andere Weise mittelbar darauf hinzuwirken. Die Entscheidung der Kriegszwecke durch die unmittelbare Anwendung der Waffen, oder durch daS Gefecht der großen und kleinen.bewaffneten Haufen ist deninach nicht nur einer der wesentlichsten Punkte bei gt ammten Kriegführung, son­ dern es giebt auch fast keinen einzelnen Auftrag während des Krieges, der nicht mit einem wirklichen Gezechte ver­ bunden wäre, oder wo man sich nicht darauf gefaßt halten müßte in ein Gefecht verwickelt zu werden. Eine deutliche Vorstellung von den allgeme nen Bedingungen eines Gefech­ tes überhaupt, ist daher nächst der Uebung in der ernsten Handhabung seiner Waffen selbst, das was jedem Krieger vor allem andern Wissen nöthig ist. Für den Offizier inson­ derheit ist es die Grundbedingung der Möglichkeit, die ihm zu Theil gewordenen Aufträge, auf eine den dabei beabsich­ tigten Zwecken gemäße Weise zu vollführen. 2. Bei einer jeden mit Bewußtsein vollbrachten Hand­ lung kommt es an: i) auf den Zweck welcher erreicht wer­ den soll, 2) auf die Mittel welche uns zu Gebote stehen für die Erreichung des wecks, und 3) auf die Kenntniß der äußern von uns unabhängigen Umstande, welche auf den A

2

Erfolg der anzuwendenden Mittel günstig oder nachtheilig einwirken, «nd demnach den Gebrauch der Mittel selbst auf mancherlei Weise bedingen. Wir wollen demnach auch hier damit beginnen, möglichst deutlich und vollständig zu ent­ wickeln, worauf es bei einem jeden Gefechte, sei es groß oder klein, einfach oder zusammengesetzt und verwickelt, im All­ gemeinen ankommt; welche Umstande und Kräfte auf die Führung und den Erfolg desselben einen entschiedenen Einstuß äußern, und was man demnach zu thun habe, um soviel es von dem Darzuthun des Menschen abhangt, ein Gefecht, welches man sucht oder das man anznnehmen gezwungen ist, so zu leiten, baß der Ausgang unsern Absichten'entsprechen möge. 3. Ist es gleich das rastlose und gemeinsame Bestre­ ben beider kriegführenden Partheien im Großen, eine über die andre odzusiegen und eine glorreiche Beendigung des Krieges herbeizuführen, so ist dennoch bei dem einzelnen Vorfällen im Kriege, vornamlich aber bei den Unterneh­ mungen kleinerer Kriegöhanfen, der Eieg nicht immer der wahre unmittelbare Zweck eines sich ereignenden Gefechtes, sondern es können, wie wir dies in der Folge noch deutlicher sehen werden, dabei gar mancherlei andre Absichten und Zwecke obwalten. Durch den Zweck, oder was in unter­ geordneten Verhältnissen dasselbe zu sein pflegt, durch den Befehl welchen der Anführer eines Trupps erhalten hat, wird also allem andern zuvor das Benehmen oder die Hand­ lungsweise des Kriegshaufens bestimmt, welcher in Begriff steht, oder bereits damit beschäftigt ist ein Gefecht zu lie­ fern. Der Mangel an dem gehörigen Verständniß dieser Wahrheit und das Hintenansetzen derselben im Augenblicke der Ausführung ist die Veranlassung s» mancher verkehrten Anordnungen, und in Folge dessen mißlungenen Unterneh­ mung, daß man es nicht genug anempfehlen kann, dieser Bemerkusig eine besondere Aufmerksamkeit zu schenken. 4. Ein Gefecht wird (einstweilen abgesehen von einem dabei besonders beabsichtigten Zwecke) zuförderst bedingt, durch die Artwieder Fechtend ebew ehrt und aus­ gerüstet ist. Die Natur und Einrichtung der Waffen, und der Deckungsmittel gegen die Wirkung oder Verletzung des feindlichen Angriffs bestimmt in der Regel die Fechtart, und zum großen Theile auch das Maaß der Beweglichkeit, w.elche dem Fechtenden erreichbar ist. Oft findet sich zwar in' der Wirklichkeit das Gegentheil, d. h. die Fechtart ist nicht auf eine vollständig entsprechende Weise der Natur der Waffe gemäß eingerichtet; Unkundeoder Vorurtheil erhal-

teil eine Fechtart im Gebrauch, welche der Beschaffenheit der Waffe zuwider ist, oder doch die daraus entspringenden Vortheile nicht vollständig zu benutzen gestattet. Diese Un­ angemessenheit der Fechtart, ist aber jederzeit ein Gebre­ chen, dessen Nachtheile oft sehr empfindlich zu unserm Scha­ den wirken, und kann demnach nicht als Regel gelten. 5. Ein Gefecht setzt ferner daü Dasein und die Wechselwirkung zweier sich befeindenden Par­ theien voraus. Nicht nur Wir suchen den Ausgang nach unserm besten Wissen und Können zu unserm Vortheile zu entscheiden, sondern unser Gegner hat die gleiche Absicht. Einige Umstände begünstigen ihn, andre uns. Einen un­ thätigen oder uns in jeder Hinsicht untergeordneten Feind darf man im Kriege nie vorauesetzen, gesetzt auch, daß er es in einzelnen Fallen wäre. Man muß im Gegentheil stets darauf gefaßt sein, daß der Feind mit aller Thätigkeit, Kenntniß und Umsicht verfahre. Der Gang und Erfolg ei­ nes Gefechts hängt demnach eben so sehr von der Trup­ pengattung und Fechtart des Gegners, von Seinen Kräften und Anordnungen ab, aj- von den Unsrigen. Je weniger btefe der Fall, sein sollte, um desto schlechter versteht sich der Feind auf seinen Vortheil, und desto besser ist es für uns. Der Feind bedingt indes­ sen nicht blos Uns, sondern auf gleiche Weise ist unser Thun und Lassen auch eine Bedingung des Seinigen. Alles was den Feind begünstigt, was feine Absichten befördert, , seine Angriffskraft und Widerstandsfähigkeit erhöht, ist ein Nach­ theil für uns, aber auch umgekehrt. Allerdings gehört zur Möglichkeit des Sieges, zur Ueberwindung des Feindes, daß sich auf unsrer Seite ein Uebergewicht von Kräften oder Vortheilen be­ finde. Dieses Uebergewicht wird aber nur in wenigen Fäl­ len, durch die bloße Mehrzahl erreicht werden können; eine Menge andrer Umstände wirken auf mancherlei Weise dazu mit, daß die Summe aller Verhältnisse für uns oder für den Feind ein günstiges Endrechltat gebe, und es giebt da­ her vielerlei Arten und Mittel, den Nachtheil der Minder­ zahl Vortheilhaft aüszugleichen. Wäre das Resultat aller Umstünde und Verhältnisse auf beiden Seiten gleich, sp wür­ den sich beide Partheien das Gleichgewicht halten, keine würde ihren Zweck erreichen. Eine jede wirb daher danach streben auf irgend eine Weise das Uebergewicht auf ihre Seite zu bringen. Oft muß man jedoch im Kriege zufrieden sein, wenn A2

4 man es nur dahin bringen samt, die Lage der Dinge im Gleichgewichte zu erhalten. Oft muß ein Gefecht unter den ungünstigsten Umstanden begonnen werden, und in sol­ chem Falle entscheidet bisweilen gegen alle Wahrscheinlich­ keil sodann das Glück, wohin auch der Fall zu rechnen ist, wenn eö sich im Verfolg der Ereignisse aubweiset, daß wir von falschen Voraussetzungen ausgegangen waren, und das Resultat der gegenseitige» Verhältnisse keineswegs so un­ günstig gewesen war, als wir nach den uns bekannten Da­ ten vernünftigerweise glauben mußten. > Vor der Hand kommt es uns hier nur darauf an, auf dieses Wechsel­ verhältniß zwischen Freund und Feind im Allge­ meinen aufmerksam gemacht zu haben. Späterhin wird sich vielfältige Gelegenheit finden, aus der richtigen Beurthei­ lung dieses Mechselverhaltuisses eine Menge nützlicher Maximen abzuleiten. 6. Auf eine dritte Weife wird das Gefecht mannichfach bedingt, durch'die Beschaffenheit der Erdober­ fläche, als des unvermeidlichen Schauplatzes aller Land­ gefechte. Wohl zu merken ist,, dass das Gelände (Terrain) in dreifacher Beziehung auf die Kriegführung überhaupt und somit auch insonderheit'auf das Gefecht einen wesent­ lichen Einfluß äußert. Zuförderst, in wie fern von seiner Beschaffenheit das Maaß der Beweglichkeit jeder Truppengattung abhangt. Ist der Boden einerseits die Be­ dingung der Möglichkeit sich zu bewegen, so ist er auf der andern Seite auch eine Quelle unzähliger Hemmnisse, wo­ durch die gewöhnliche oder ursprüngliche Schnelligkeit und Bewegbarkeir d.er verschiedenen.Truppenarten, oft sehr be­ schränkt, bisweilen ihr "Gebrauch ganz unmöglich gemacht wird. Steile Klippen und Abgrunde sind selbst für den Alpen­ jäger oft unübersteiglich, im Walde wird die Reiterei un­ nütz, in liefen morastigen Wegen versinkt das schwere Ge­ schütz u. s. w. Nicht minder wichtig wird die Beschaffen­ heit des Bodens, in wie fery..durch feine Unebenheit, Vege­ tation und Anbau, über die Belegungen und Anordnungen beider Partheien ein Schleier gebreitet wird, der zwar das Geheimniß unsrer Unternehmungen, das Verberge« unsrer Schwachen begünstigt, uns aber eben so oft die Ueber­ sicht und Kenntniß deö Beginnens und der Lage des Fein­ des entzieht. Endlich aber erheischt die Beschaffenheit deij Bodens, und was hiezu gerechnet zu werden pflegt, no$ eine besondre und unaufhörliche Berücksichtigung, in wir fern derselbe sich auf gedoppelte Art zur unmittelbare«

5 Schutzwaffe gestaltet: einmal als direktes Hinderniß des Zugangs, wodurch wir oder der Feind gehindert wer­ den, diese oder jene Waffenart in die ihr eigenthümliche Thätigkeit zu setzen (in welchen Fall sich z. B. die Reiterei befindet, wenn sich ihr ein breiter Graben, eine dichte Hecke u. s. w. entgegenstellt) und sodann als unmittelbares Deckungsmittel, welches wie ein undurchdringlicher Harnisch die feindliche Streiche auffangt, und insonderheit die Wir­ kung des Geschützes mildert oder gänzlich zu Schan­ den macht. 7. In älterer Zeit mied man gegenseitig zum Behufe des Gefechts solche Gegenden, welche die Entwickelung und Bewegung der Truppenmaffen hinderten, die freie Aussicht beschränkten, dem vollständigen Gebrauche aller Waffen Schranken setzten. Heutzutage, wo man überhaupt beweg­ licher geworden ist, das Gefecht mit kleinen und zerstreu­ ten Haufen mehr ausgebildet hat, die Chikanen des Ter­ rains zu nützen und mit in den Kalkül zu ziehen weiß, ist man gerade umgekehrt oft bemüht, eine recht durchschnit­ tene Gegend zum Schauplatz des Gefechtes auszuwahlen, und dies ist ein unläugbarer Beweis für die Fortschritte und höhere Vollendung der Kriegskunst in neuester Zeit,' wenn man gleich nicht in Abrede sein kann, daß noch fast alle europäischen Heere bei einzelnen Vorkommenheiten in dieser Beziehung eine ganz verwundersame Unbeholfenheit bewähxen. 8. Die Einzelnheiten des Geländes find allerdings von der Art, daß fie diesen oder jenen Zweck, diese oder jene Fechtart und somit entweder unsre oder aber die feindlichen Trupps insonderheit begünstigen; sonst würde es überflüssig sein ein besonderes Nachdenken zu verwenden, ob man sich so oder so aufstellen wolle, und es würde gleich­ gültig sein, ob man einen Terraiuabschnitt vor oder hinter sich lasse, ob man sich an einen Gegenstand anlehne oder ihn in die Mitte nehme u. s. w., da doch im Gegentheil von die­ ser richtigen Auswahl in der Regel so sehr viel abhängt. Im Ganzen und auf große Strecken ist es indessen wohl selten der Fall, falls das Gelände nicht den Charakter höch­ ster Einförmigkeit tragt, daß es einer Parthei ausschließ­ lich diene, der andern aber unbedingt nachtheilig sei. Ist das Gelände untermischt, wechseln Höhen und Tiefen, Wald und Gewässer, Felder und Gehöfte mit einander ab, find die gegenseitigen bewaffneten Massen, aus verschiede­ nen Truppengattungen gemischt, wie dies gemeinhin zu

6 sein pflegt, so sind im Allgemeinen von Haufe aus die Vor* theile und Nachtheile einer Gegend für beide Partheien ziemlich gleich. Schon Friedrich der Große behauptete, daß es für eine Armee im Flachenraum einer Quadratmeile hundert verschiedene Positionen gebe. Für Trupps von ge­ ringerer Starke muß demnach eine unendliche Menge von Fallen statt finden. Ist uns daher eine gewisse Gegend zum Tummelplätze des Gefechts angewiesen, und sind wix nur nicht durch besondre Verhältnisse oder Befehle an ei­ nen bestimmten Punkt unabänderlich gefesselt, so hangt es in der Hauptsache von unsrer Umsicht, von unsrer Fertig­ keit ab, die allgemeine Beschaffenheit und den Zusammen­ hang des Geländes zu erkennen, den Einzelnhciten desselben uns entweder anzuschmiegen oder es unsern Absichten ge­ mäß, durch eine kleine Nachhülfe zuzustutzen, füx pns selbst einen günstigen Platz zu wählen, oder den Feind an der Be­ nutzung eines uns gefährlichen Gegenstandes zu hindern n. s. w., um den vorhandenen Umständen, so weit sie von der Beschaffenheit des Bodens abhängig find, eine unsern Absichten angemessene Gestalt zu geben. Eben sp ist ein ein­ zelner Gegenstand oder Terrainabschnitt selten von der Art daß er nach allen Seiten hin, oder bis über eine gewisse Ent­ fernung hinaus, auf gleiche Weise den Angriff erschwerte, oder die Vertheidigung begünstigte und umgekehrt, und es kommt demnach sehr oft nur darauf an, sich ein wenig mehr so oder so ZU wenden, etwas mehr links oder rechts zu ge­ hen u. s. w., um wiederum das Verhältniß zu ändern. Je größer die fechtenden Massen sind, je komplizirter daher ihre Bewegungen werden, und je langsamer ihre Entwicke­ lung von statten geht, um desto abhängiger werden sie von den Verhältnissen und Zufälligkeiten des Bodens sein, und nicht selten scheitert daran die Man§vrirfähigkeit des Hee­ res und das Talent des Feldherrn. Je geringer aber di« Haufen sind, um desto größer ist die Freiheit, um desto er­ wünschter sind die Launen des Bodens, um desto größer» Spielraum gewinnt das Talent des Anführers. - Eben so wahr ist es aber auch, daß man die Beschaffenheit des Terrains im Allgemeinen nicht ändern kann, und daß man im Felde das Terrain oft nehmen muß wie man es eben findet. Die Kriegszwecke im Großen und die Operationen des Feindes werden uns oft wider unsre Neigung in dieser oder jener Gegend festhalten, und man muß daher in der Behandlung aller Formen des Bodens gewiegt sein, man muß sich in jedem Gelände schlagen können, ohne dem Gegner zrr

7 große Blößen zu geben, man muß anscheinende Schwierig­ keiten und üble Verhältnisse durch taktische und andre Kunstgriffe zu überwinden und uns zum Vortheil zu wen­ den wissen. 9. Man kann hieraus folgende Grundsätze ableiten: 1) Für die Unternehmungen des Partheigangers ist je­ des Gelände gerecht. Je verwickelter und durchschnit­ tener um desto besser. 2) So wie es möglich sein muß auf jedem strategischen d. h. für die Erreichung großer Kriegszwecke und Be­ hauptung ausgedehnter Landstrecken wichtigen Punkt eine günstige Aufstellung und ein dem Feinde widriges Schlachtfeld zu wählen, so muß es für den Befehlsha­ ber eines Vorpostentrupps möglich sein, sich in dem ihm angewiesenen Terrainabschnitt auf eine zweckmä­ ßige Weise zu postiren, in wie fern er nur mit dem Hauptcorps und seinen Nebenposten in gehörige Ver­ bindung gesetzt wird. 3) Die anfängliche Aufstellung einer bewaffneten Masse ist allerdings nicht ohne wesentliche Bedeutsamkeit für das bevorstehende Gefecht; von viel größerer Wichtig­ keit aber ist die allmälige Veränderung dieser anfäng­ lichen Aufstellung, die zweckmäßige Benutzung des Bo­ dens in der Bewegung und während dem Laufe des Gefechts. Mit andern Worten: in der heutigen Kriegführung kymmt es viel weniger auf die Kunst an, Positionen aufzufinden, als auf die Kunst, in jeh?m Gelände zweckmä­ ßig zu manövriren. 10. Außer gewissen fortwährend unveränderlichen Eigenthümlichkeiten, wird die Praktikabilität oder Zugäng­ lichkeit des Geländes und insonderheit der Wege und Wassrrkommunikationen noch periodisch oft sehr bedeutend durch Jahrszeit und Witterung modifizirt« Wetter, Jahrs­ zeit und Tagszeit gehören daher nicht allein in Hin­ sicht ihres Einflusses auf hie Beschaffenheit des Erdbodens, zu den Umständen, welche beim Gefecht zu berücksichtigen sind und den Erfolg desselben bestimmen helfen, sondern sie wirken auch noch zwiefach auf dasselbe ein, in wie fern sie theils den Gebrauch einzelnes Waffen und Truppengattun­ gen unmittelbar erschweren und begünstigen/theils auf den Körper und die Gesundheit der Menschen und Thiere mehr oder minder nachtheilig wirken, und beide auf diese Weise unfähig machen, sich ihrer Bewaffnung im vollen Umfange

zu bedienen. Die Finsterniß der Nacht, starker Nebel bei Lane, he-nger der Kriegführung: nämlich die geistigen und Ge­ nt üths ei genschaft en der Fechtenden und derer/ die sie anfähren. Es wäre in der That eine niederschlagende Bemerkung, wenn Reichthum und rohe thierische Kraft allein den Ausschlag gäben im blutigen Kampf um das hei­ ligste Besitzthum der menschlichen Gesellschaft, wenn grade hier Genius und Begeisterung vollständig aufgewogen wer­ den könnten durch todtes Metall und einen handfesten Gliederbau. Schon in der einfachsten Gattung des Gefechts, in dem Faust- oder Schwerdkampfe zweier einzelnen Personen, ent# ftheiden körperliche Kraft und Gewandheit nicht allein und ausschließlich über den Sieg. Auch schon hier müssen Geist und Gemüth hinzutreten, um den günstigen Moment wahrzunehmen, um den Gegner überlisten und irre führen zu können und um sich in derjenigen.Stimmung zu erhal­ ten, durch welche in letzter Instanz die richtige Anwendung der Kraft und der Kunst allein in unsrer Gewalt bleibt. Um so einleuchtender muß es demnach sein, wie viel grö­ ßere Geistesthätigkeit, das bei weitem zusainmengesetztere Kriegsgefecht erfordert, wo nicht blos Einzelne, Mann ge­ gen Mann, mit gleicher Waffe und nach gewisser Ueberein#

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kunft, auf fester ebner Erde einander gegenüber treten, son­ dern wo ganze Schaaren mannigfach bervaHwter und be­ weglicher Menschen und Maschinen, unter oft verwickelte» und von Hause aus ungünstigen, (oder durch das bald aüyialige bald plötzliche Hinzutreten neuer Umstände, unauf­ hörlich wechselnden) Verhältnissen, in den Kampf geführt werden, mit steter Berücksichtigung des Zwecks, der §ufaminenstiinmung zu einem größern Ganzen, und der vorhandnen Eigenthümlichkeit des Lokals u. s. w. Manche Er­ eignisse des Krieges tragen freilich auch ein Lehr einfaches Gepräge, so daß ein wenig Glück, Muth und gesunder Mrnschenverstand hinreichen, das Wagstäck glücklich zu voll­ bringen. Muth und Mutterwitz sind indessen doch auch etwas Geistiges, und selbst das Glück wird wenigstens nicht zu den körperlichem Eigenschaften gerechnet werden könen. In allen Fallen kommt man aber cmch nicht si> leicht davon, sondern im Laufe des Krieges, zumal bei der Ueberlegenheit des Gegners, besonders aber wenn uns ein widriges Geschick verfolgt, kann der Untergang der großen Wie der geringen Kriegsbaufen oft nur durch die Kriegsge­ wohnheit der Masse und das Talent des Anführers glück­ lich gbgewendet werden; durch eine geschärfte Aufmerksam­ keit, eine richtige Beurtheilung aller Vethältuisse, durch den Besitz vielfältiger Erfahrung, durch einen unerschöpf­ lichen Reichthum an Kunstgriffeir und Hülfsmitteln, und die geschickte Benutzung selbst der geringfügigsten Umstände. Ueberhaupt aber, so off davon die Rede ist, gervisse ge­ gebne Zwecke auszuführen, diese oder jene bestimmte Absicht zu erreichen, begreift ein Jeder wohl, daß Ueberkgung vonnöthen sei, daß zu Armen und Beinen auch noch der Kopf hinzukomlnen mässe. 14, Aber auch mit bloßen Talenten, Kenntnissen und Erfahrung ist es noch nicht abgethan. Es träte eine be­ queme Sache um den Krieg, wenn seine Aufgaben durch eine bloße Anstrengung des Witzes und der UrlHeilskraft zu lösen wären. Es ist aber im Kriege noch nicht genug, daß man wisse wie es in diesem ober jenem Falle angegriffen .werden müsse; was unter diesen ober jenen Umstanden zu thun sej. Oft ist selbst das Wissen und Schlußfolgeziehen unmöglich, weil eS an hinreichenden Wahrnehmungen und Vordersätzen fehlt, oder weil keine Zeit zu sorgfältiger Ueberkgung vorhanden ist, ober weil uns der Geist, dessen Schöpferkraft nicht immer von unsrer Willkühr abhängt, grabe wo wir ihn nöthig hatten, im Stiche läßt u. f. w»

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Meist aber kommt es im entscheidenden Augenblicke weniger auf das.Denken, wie auf das Handeln an, und selbst wo dies nicht durchaus der Fall ist, muß doch immer das, was man als richtig und nützlich erkannt hat, nun wirklich vollbracht und ausgeführt werden. Dann tritt an die Stelle des Geistes das Gemüth; die moralische Kraft des Menschen muß den Ausschlag geben, und da ereignet es sich dann bisweilen, daß die überschwengliche Tugend eines ein­ zelnen, vielleicht auf ganz untergeordneter Stelle befindlichen Mannes, über das Echickfal ganzer Generationen entschei­ det, und den Funken bildet, an dem sich die gewaltige Flamine entzündet, wodurch die kunstreichsten Anlagen, die geschicktesten Einleitungen, und eine ganze Reihenfolge vor­ angegangner günstiger Ereignisse in wenigen Stunden in ein Nichts verwandelt werden. Man pflegt dann zu sa­ gen : das Kriegsgläck hat sich gewendet. Wir geben zu, daß solche glanzenden Augenblicke nicht zu den gewöhnlichen Ereignissen gehören. Aber auch in dem alltäglichsten Handgemenge sind Verachtung der Ge­ fahr, oder besonnene Ergebung in das unvermeidliche Verhangniß, Kaltblütigkeit oder Entschlossenheit, Beharrlich­ keit oder Gegenwart des Geistes, Gelassenheit oder Unge­ stüm, wie die Umstande die eine oder die andre Seite des Charakters in Anspruch nehmen, Eigenschaften, deren Man­ gel oder vorherrschendes Dasein über den Erfolg des Ge­ fechtes zu entscheiden vermögen. Welche von den beiden entgegengesetzten Richtungen das Gemüth einschlagen müsse, laßt sich im Allgemeinen schwer festsetzen, selbst nicht einmal, ob es besser gethan sei, in diesen oder jenen Fall die Mittelsiraße za halten, das eine oder das andre Extrem zu er­ greifen. Oft kann man auf dem einen Wege so weit kom­ men und so sicher zum Ziele gelangen wie auf dein andern; jeder macht es eben wie er kann, wie es seinem Wesen an­ gemessen ist, und wie er sein inneres Thun und Lassen in der Gewalt hat. „Unwiderstehlich im Glück, unerschütterlich im Unglück; — weder vermessen im Wagen, noch verzagt in mislichen Lagen;"— sind sonst wohl nicht zu verachtende Wahlsprüche. 15. Wer die Kunst recht versteht, sich das Gemüth der Menschen gehörig zu unterwerfen, kann in allen Verhält­ nissen des Lebens, und insonderheit im Kriege, ganz unge­ meine Wirkungen hervorbringen. Nicht genug daß der Ge­ horsam, das Vertrauen, die treue Ergebenheit der Unterge­ benen, das Ehrgefühl und feste Zusammenhalten der Kampf-

15 genossen ganz allein aus dieser Quelle entspringt, unh also durch die Eigenthümlichkeiten des menschlichen Ge­ müthes, überhaupt die ursprüngliche Möglichkeit und auch jegliche Vollendung des gemeinsamen Wirkens und Begin­ nens mehrerer Menschen zu einem Zweck gegeben und be­ gründet ist: man hat es auch noch auf andre Weise, züm großen Theile in seiner Gewalt, die Handlungen der Men­ schen, entweder mit-ihrem Wissen und Willen, oder ihnen ganz unbewußt und unwillkührlich nach den vorhandnen Ab­ sichren zu lenken. Wer es vrrmögte, nickt allein seinen eignen Leuten unbedingte Folgsamkeit einzuflößen, sondern selbst den Feind und insonderheit die feindlichen ANführ'er nach Belieben so oder so verfahren zu machen, der hatte be­ greiflich den Gang und Erfolg eines Gefechts durchaus in seiner Gewalt, und gäbe es ein unfehlbares Mittel, sich die Gedanken und Entschlüsse der Menschen in solcher Allge­ meinheit unterthanig zu machen, so wäre es überflüssig, noch auf irgend einem andern Wege die Entscheidung der Begebenheiten Herbeifähren zu wollen. Daß man von einer so ausgedehnten und untrüglichen Wirkung eines mensch­ lichen Gemüthes auf das andre kein Beispiel hat, bedakf erst keiner ausdrücklichen Erwähnung. Wer.aber nur ein­ mal die Gelegenheit hatte zu erleben, welche ungeheuren Erscheinungen, Schrecken, Verzweiflung, Begeisterung und Fanatismus veranlassen, wenn sie bis auf eine,gewisse Höhr getrieben werden, der wird über die Wichtigkeit und An­ wendbarkeit der moralischen Kräfte und Eigenthümlichkeit ten für das Gefecht und die Kriegführung im Großen und Kleinen, in keiner Ungewißheit sein. So wie man durch Gründe, durch Ueberredung, durch die Macht der Gewohnheit und des Beispiels, durch Furcht und Liebe, durch Gewalt und Reiz auf den Verstand das Ge­ fühl und Gewissen der Menschen sich eine mannichfache Ge­ walt anmaßen und sie zu dem Entschlüße bringen kann, so oder so zu handeln, so sind auch ganz vornämlich die Leidenschaf­ ten und Begierden, vor allem aber die Phantasie zwei große Hebel, um dem Thun und Lassen der Menschen mancherlei Richtungen aufzudringen. Man kann in dieser Beziehung in­ sonderheit zwei Wege einschlagen, indem man entweder dem Willen der Menschen Zaum und Gebiß anlegt, und sich der­ selben bemeistert, oder aber, wo man dies nicht kann, ver­ sucht ihnen Zaum und Zügel gänzlich abzustreifen, sodaß auch kein Andrer, selbst ihre eigne Vernunft es nicht mehr vermag. Es ist bemerkenswerth, daß es ganz vornamlick, wenn

14 auch nicht ausschließlich, die Unarten des menschlichen Ge­ müthes sind die man in dieser Hinsicht zu behandeln, zu bän­ digen oder in die gesetzloseste Thätigkeit zu setzen hat. Der Grund hievon mag wohl darin liegen, weil es unzählige Un»ollkommenheiten giebt, und daher auch die moralische Voll­ kommenheit in geringerer Anzahl und Ausbildung angerroffen wird'als die Unvollkommenheiten des Gemüths. Sei dem übrigens wie ihm wolle, so lehrt wenigstens die täg­ liche Erfahrung, daß Vorurthrile, Leidenschaften und das Spiel der Phantasie die seltsame Eigenschaft haben, daß sie einerseits die innre Kraft erhöhen, den Willen stählen, andernseits ihn aber auch lähmen, und erblinden machen. Sonderbar genug ist es, daß alles Entfernte, Zukünftige, Unklare, oft einen bebeutendern Einfluß auf das Gemüth «usübt, als das Nahe, Gegenwärtige und Offenbare; daß «ine eingebildete Gefahr grade so wirkt wie eine wirklich vorhandne; daß die Vorstellung, der Gedanke einer Gefahr viele Menschen in größere Beängstigung versetzt, als die Gefahr selbst, und daß ein unerwartetes Ereigmß jederzeit sich im ersten Augenblick furchtbarer darstellt, als es spä­ terhin wirklich befunden wird. — Es mag dies hinreichen, um im Allgemeinen anzudeuten, wie theils die Beschaffenheit und Behandlung des Ge­ müths überhaupt zn den Umstanden gehören, welche das Gefecht und dessen Erfolg bedingen, theils aber die erwähn­ ten Eigenthümlichkeiten des Gemüths Ursach werden, daß zu der vorhin berührten physischen oder körperlichen Ver­ letzlichkeit der Kriegsmaschine, auch noch eine mo ralische Verletzlichkeit hinzukommt, deren Bedeutsamkeit immer noch viel zu wenig benutzt und in Anschlag gebracht wird, obschon darauf das Gelingen der meisten Kriegslisten, der Hinterhalte und Ueberfälle gegründet ist, und die sogenann­ ten strategischen Maaßregeln im Gefecht, wo man oft mit dem besten Erfolge versucht, den Feind durch Blendwerke und Vorspiegelungen (Demonstrationen) und die ihn da­ durch eingeflößte Besorgniß, ohne Handgemenge aus dem Felde zu schlagen, im Wesentlichen auf diese moralische Verletzlichkeit der Kriegshaufen, insonderheit ihrer Anfüh­

rer, berechnet find.

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Von den Truppen oder Wasserratten.

I. A b s ch n i r t. Von Truppen und Waffen im Allgemeinen. 16. Wenn Mehrere in Gemeinschaft sich in ein Ge­ fecht gegen einen ebenfalls aus mehrern Personen-bestehen­ den Feind einlassen sollen, so können sie entweder zu diesem Ende dicht zusammengedrängte Haufen und geschlossene Massen bilden, die meist in einer bestimmten Ordnung ne­ ben und hintereinander zusanimengestcllr sind, odettaber sie können in lockern Schwärmen und in einzelne Gruppen zerstreut, den Kampf unternehmen. Auf diese Bestimmung gewöhnlich in geschlossenen Massen oder in der Re­ gel in zerstreuten Haufen zu fechten, gründet sich zum größern Theile die fast allgemein angenommene Eintheilung der verschiedenen Truppen in leicht e und schwer e,' obschon auch das verhälmißmäßig geringere oder größere' Gewicht ihrer Waffen, und die eben dadurch erreichbare ge­ ringere oder größere Beweglichkeit dabei in Erwägung ge­ zogen zu werden pflegt. Je zahlreicher geschlossene Massen sind, um desto mehr Hemmnisse wird die manichfach durchschnittene Gestalt des Erdbodens ihrer frei?» Bewegung entgegensetzen, und sie wer­ den sich oft in dem Fall befinden, ihre Form oder innere Anordnung aufgeben oder wesentlich abändern zu müssen, um fort kommen zu können. Je schwerfälliger sie vermöge ihres Waffengewichts sind, um desto mehr werden sie mit erweichtem Boden, schroffen Abhängen und schlechten We­ gen zu kämpfen haben. In Bezug aufö Terrain kommt die Sache daher meist auf die Beantwortung der Frage an: wie viele oder wenige Hindernisse setzt dasselbe unsrer Be­ wegung entgegen? Leichte Truppen, obschon die Beschaffenheit des Bo­ dens und der Wege für sie nicht durchaus gleichgültig ist, kümmern sich darum weniger. Ihnen, soll in gewissem Grade iedeö Terrain zugänglich sein. Für sie kommt daher umgekehrt die Frage so zu stehn: Auf welche Weise begün­ stigt die Manichfaltigkeir und Durchschnittenheit des Ge­ ländes, die verdeckte Aufstellung des Einzelnen und die Ab­ wehr geschlossener Massen durch kleine zerstreute. Trupps? Große entscheidende Schlage, plötzliche Vernichtung des Feindes, die Herbeiführung von Endresultaten u. s. w.



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find bas Werk und die Aufgabe der schweren Truppen. Zu stetiger eunruhigung und allmaliger Antreibung l es Feindes, xnr Einleitung, Hinhaltung und Vermeidung ent, scheidender Gefechte, find leichte Truppen unentbehrlich. Beide sind demnach zur Kriegfüdrung gleich nothwendig und keine von beiden völlig geeignet, den Mangel der andern in jedem Falle Unschädlich zu machen. 17. Hie Waffen pflegt man im Allgemeinen einzutheilen in Schutz- und Trutz-Waffen *) in blankes und in Sichjeß - Gewehr. Schanzen, Brustwehren, Pallisaden u. s. w., sind im Grunde auch nichts anders als eine Art unbeweglicher, an einen bestimmten Orr gebundener Schutzwaffen. - Manche Waffen sind von der Art, oaß sie eben s gut zum Schütz (zur Abwehr) als zum Trutz (zum Angriff) dienen. Andre und zu gleicher Zeit als blankes und als Schießgewehr zu ge­ brauchen und zu betrachten. Mit bloßen Echutzwaffen wird nie der Sieg erfochten, der Krieg nie entschieden, denn es ist nicht genug hen eignen Untergang abzuwenden, man sott auch außerdem ndch den Untergang des Feindes wirklich' machen. 78 Der Gebrauch des blanken Gewehrs, welches ausschließlich in der Nähe wirksam ist, führt unmittelbar das Handgemenge herbei, es fetzt aktiven Muth oder wirkliche Tapferkeit voraus, bedarf eine große Freiheit der Bewegung, gewinnt durch Bewegung an Kraft, und durch daS Ergreifen und Behaupten der Offensive an Wirksamkeit.' Die Wirksamkeit deS blanken Gewehrs bewahrt sich am bedeutsamsten im Massengefecht, d. h. einzelnes oder zerstreutes Gefecht, wird trotz gleicher Anzahl auf beiden Seiten gegen die Anwendung geschloßner Massen jederzeit' den Kürzern ziehen, wenn ausschließlich mit blankem Ge­ wehr gestritten wird. Als Hauptwaffe der Alten, so wohl in der vorchristlichen Zeit alS im Mittelalter, gab sie daher dem geschloßnen Phalanx gepanzerter Krieger ein entschie­ denes Uebergewicht. DaS Wurf- und Schießgewehr je­ ner Zeit war von keiner großen Bedeutung, und es konnten statt dessen Elephanten und Sichelwagen eine Rolle spielen. Die Tiefe und Unzertrennlichkeit der Schlachtordnung wa­ ren wesentliche Vorzüge, und weil das Maaß der Wirksamkeit der •)

Warum sagt man nichr eben so Sch-G- und 'Lruh-Gefecht, ftait Offensiv - und Defensiv- Gefecht i

17 der Trutzwaffen durch die einem menschlichen Arme erreich­ bare Kraft in der Hauptsache beschränkt war, standen Schutzwaffen aller Art in einem unverwerflichen Ansehen. Die Erfindung des Schießpulvers gab diesen Verhältnissen eine durchaus veränderte Gestalt, und das Handgemenge blanker Waffen in Masse ist in unsrer Zeit eine seltne Er­ scheinung geworden. Das einzelne Gefecht mit blanker Waffe erfordert eine bei weitem größere gymnastische Ausbildung des Körpers im Allgemeinen und in der Handhabung der Waffe selbst, als das Gefecht in Masse. Im Vergleich mit alten Völkern, und manchen kriegerischen Stammen des Orients stnd wir in dieser Hinsicht bedeutend zurück. — Auch sind nicht alle Waffen für dieses Gefecht geeignet. Je mehr die Wirkung einer Waffe von der bloßen rohen Gewalt abhangt, mit der sie auf den Feind gerichtet, wird, und je weniger sie eine kunstreiche Führung gestattet, vermittelst welcher sich der Fechter ihrer bald als Schutz - bald als Trutzwaffe zu bedie­ nen im Stande ist, indem er abwechselnd mit ihr die Streiche des Feindes ablenkt, oder selbst Streiche führt, um desto untauglicher ist sie fürs einzelne Gefecht. 19. Für das blanke Gewehr giebt es im Allgemeinen drei Grundformen,, je nachdem es darauf abgesehen ist, mit demselben entweder den Körper des Feindes zu zertrüm­ mern, oder bohrend in ihn einzudringen, oder einzelne Glied­ maßen von ihm abzutrennen. Für den ersten Fall ist die Waffe keulenartig, für den zweiten stachelförmig, und" nä­ hert sich entweder in ihrer äußern Gestalt dem Dolche oder dem Spieße, für den dritten Fall setzt sie eine Schneide vor­ aus, um entweder dem Beile ähnlich gebraucht zn werden oder damit wie mit einem Messer schneiden zu können, "wel­ ches letztere insonderheit bei allen stark gekrümmten Klingen der Fall ist. Es ist hier nicht der Ort, dies weiter auszufüh­ ren. So viel zum allgemeinen Verständniß nöthig ist, soll bei der nähern Betrachtung der verschiedNen Truppen und der für sie üblichen Bewaffnung angedeutet werden. Daß jene drei Grundformen sich in manchen Waffen gemischt vorfinden, wird sich bei geringem Nachdenken von selbst ergeben. 20. Alles Schießgewehr setzt seiner Natur nach ein Instrument voraus, mit welchem geschossen wird; nächstdem ein gewisses Material, welches auf den Feind geschleu­ dert werden soll und endlich noch in den meisten Fällen ein drittes Medium, vermittelst dessen die fortzuschleuderndm B

18 Gegenstände in Bewegung gesetzt werden. Mit andern Worten: der Fechter bedarf zur vollständigen Ausrüstung fürs Gefecht außer seiner Waffe auch noch der M u n i t i o n. Die Vortrefflichkeit der Waffe selbst ist bedingt i) durch die Gewalt ihrer Schleuderkraft und 2) durch di«mögliche Sicherheit des Treffens, in so weit sie von der in­ nern Construktion der Waffe und nicht von der Geschicklichke't und der richtigen Handhabung des Schätzen ab­ hängig ist. Wegen der ausnehmenden Gewalt, mit welcher die meisten Geschosse ihre Ladung von sich schleudern, gewähren die gewöhnlichen tragbaren oder beweglichen Schußwaffen eine geringe Sicherheit gegen sie. Theils dieserhalb, theils weil sie ungesehen und urvlötzlich aus beträchtlicher Entfer­ nung wirken, kann von keinem Handgemenge, von keinem kunstreichen Auffangen und Ableiten der einzelnen Streiche die Rede fein. Daher bestehen die wesentlichen Dcckungsmittel gegen Geschosse darin, daß man sich entwe­ der dem Auge des FeindeS zu entziehen sucht, ihm das Zie­ len und somit das Treffen erschwert, oder den Körper mög­ lichst hinter unbewegliche und undurchdringliche Massen ver­ birgt, wozu die Bildung des Erdbodens und die zum Ter­ rain in weitester Bedeutung gehörigen Gegenstände mannichfaltige Gelegenheit geben. 2i. Wesentliche Bedingungen.für den Vortheilhaften Gebrauch deS Schießgewehrs sind demnach: 1) Eine verdeckte Aufstellung des Fechters und Hindernisse des Zugangs zu unserer Aufstel­ lung, um den mit blankem Gewehr bewaffneten Feind theils der Vortheile zu berauben, welche er aus freier Bewegung und dem Herbeiführen des Handgemenges ziehen könnte, theils um den sich nähernden Feind, in der für unser Geschoß wirksamen Entfernung, eine Zeit­ lang festzuhalten. 2) Ein Zu stand der Ruhe, theils um sicherer zielen, theils um von den unbeweglichen Deckungsgegenständen einen fortgesetzten Gebrauch machen zu können. Truppen, deren ganze Kampffähigkeit auf das Geschoß beschränkt ist (wie z. B. die Artillerie), erhalten daher durch die möglichst erhöhte Freiheit der Bewegungen und Zugäng­ lichkeit des Bodens in Bezug auf die Bekämpfung des Fein­ des keine wesentlichen Vortheile; die Bewegung hindert im Allgemeine« den ausgezeichneten Gebrauch ihrer Waffen,



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and dir Offensiv« ist keine ihre Wirksamkeit vermehrende Form des Gefechts. Ferner: ein? tiefe und geschlossene Aufstellung erhöht nicht nur nicht die Widerstandsfähigkeit Und Angriffskraft der mit Geschoß Fechtenden, sondern sie vermindert sie auf doppelte Weise. Einmal weil dann der Gebrauch der eig­ nen Waffe beschränkt wird, indem diese grade umgekehrt eine Entwicklung in Linien, eine Ausdehnung in die Breite erheischt, und für eine gewisse Entfernung des Fein­ des durch den Abstand unserer Geschosse von einander, die konzentrische Wirkung derselben nicht gehindert, bas Erzeu­ gen eines kreuzendenFeuers im Gegentheil begünstigt wird. Sodann aber auch, weil die tiefe geschlossene Stel­ lung die Wirksamkeit des feindlichen Geschosses ganz un­ gemein erhöhet, in wie fern die Möglichkeit mit demselben Schusse mehrere Gegenstände und Personen auf einmal zu verletzen, dadurch vervielfältiget wird. Das Schießgewehr begünstigt demnach auf viel­ fache Weise das zerstreute Gefecht, vorzüglich aber auch noch dadurch: daß es Einzelne in den Stand setzt, sich mit Vortheil der W affe gegenüber zu stellen; daß es weniger Ansprüche auf physische Kraft und gymnastische Ausbildung des gejammten Körpers macht, und daß bloße Unerschrockeruheit oder das Dasein passiven Muthes dazu erforderlich ist. (Obschon hinsichtlich dieses letztern Umstandes Manche der Meinung sind, daß ruhiges Ertragen der Gefahr eine grö­ ßere moralische Kraft voraussetze, als thätige Bekämpfung derselben.) 22. Man ist vielfältig bemüht gewesen, die Nachtheile der verschiedenen Massen dadurch auszugleichen, daß man mehrere in einer Person vereint hat, in der Meinung einer sol­ chen Person durch die Möglichkeit sich nach den Umständen bald dieser bald jener Waffe oder Fechkart bedienen zu kön­ nen, eine vervielfachte Kampffähigkeit zu verleihen. Oie Erfahrung hat indessen gelehrt, daß dies seine Gränzen hat. Wer zu viel auf einmal will, verfehlt gemeinhin am ersten seinen Zweck, und was man fein soll, dem muß man »ich ganz hingeben. Es ist ein durchgreifender Grundsatz für alle Verhältnisse des Lebens, daß eine Maschine um desto gebrechlicher wird je komplizirter sie ist, daß sich die Brauch­ barkeit eines Dinges für einzelne bestimmte Zwecke in dem Maaße verringert, als es eine vielerlei Zwecken angemessene Einrichtung erhält, und ihm zugemuthet wird, in mehrer» cntgrgengefeßten Beziehungen zu wirken; — und daß dir

Hervorbringung von Gegenständen oder Erscheinungen, die das Resultat mannichfacher Bestrebungen und Kunstfertig­ keiten sind, um desto musterhafter erreicht wird, je zweck­ mäßiger die Arbeit vertheilt worden war. Im Allgemeinenchat es sich daher als zweckmäßiger er­ wiesen, Trupps aus verschiednen Waffen zu gegenseitiger Unterstützung einander beizugesellen, als Zwittergattun­ gen von Truppen zu organistren. Wie weit die Vereini­ gung verschiedner Waffen und Fechtarten in einer Person be­ dingungsweise zu rechtfertigen ist, soll bei der Betrachtung der einzelnen Truppen eingeschaltet werden. In einzelnen Fallen ist es oft nicht zu verwerfen; ein allgemeines Stre­ ben danach aber würde verderblich sein. Eine Frage ähn­ licher Art ist: ob es nothwendig sei, für das zerstreute und das geschlossene Gefecht eigne Lruppenarten zu haben, oder ob nicht alle Truppen auf beiderlei Fechtarten eingeäbt werden sollen. Es ist nicht zu laugnen, -aß mit Ausnahme der Artillerie, die sogenannten leichten und schweren Trup­ pen hinsichtlich ihrer Bewaffnung und Ausrüstung heutzu­ tage nicht so bedeutend von einander abweichcn, auch hin­ sichtlich ihrer Beweglichkeit nicht so auffallend unterschieden sind, um nicht für beide Fechtarten tauglich zu sein. Daß einer jeden beide nicht durchaus fremd sind, gewahrt gewiß mannichfachen Nutzen, aber schon aus dem so eben Gesagten muß einleuchten, was sich in der Folge noch deutlicher be­ wahren wird, daß es zweckmäßiger ist, eine jede in der ei­ nen ihr am meisten entsprechendenFechtart ausschließlich zu gebrauchen, und daß es schwer erreichbar sein würde, beide Richtungen an einer Truppe zu gleicher Musterhaftigkeit und Virtuosität auszubilden.

23. Die Truppen theilt man bekanntlich ein in Fuß­ volk, Reiterei, Artil lerie und die zum Jngeni eurwesen gehörige Mannschaft (Pionire, Sappeure, Mi­ neure und Pontoniere); die drei ersten Arten wiederum in leichte und schwere.

Wir werben zunächst die Eigenthümlichkeiten feder ein­ zelnen Truppenart in Hinsicht ihrer Fechtart, Beziehung aufs Terrain u. s. w. entwickeln, und sodann das Nöthige über ihre gegenseitige Unterstützung und ihre Art, sich wechselseltig zu bekämpfen, folgen lassen.

— II.

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Abschnitt.

Vorn Fußvolk oder der Infanterie.

24. Jede Truppenart hat ihre eigenthümlichen Vor­ züge, gewährt Vortheile, welche in gewissen Verhältnissen (die in diesem oder jenem Begebnisse des Krieges zufällig grade entscheidend sein können) durch keine andre Truppen­ art zu ersetzen sind; daher sind in einem gewissen Sinne alle Truppenarten gleich wichtig, und es verdient keine der an­ dern unbedingt hintenangesetzt zu werden. Aber eben so hat auch eine jede gewisse Mängel, Schwachen und Gebrechen, welche von ihrem Wesen unzertrennlich sind. Diejenige Lruppenart, welche von allen das günstigste Verhältniß ihrer Gebrechen zu ihren Vorzügen besitzt, die man dem­ nach als die Hauptwaffe betrachten muß, und die durch das allgemeine Anerkenntniß dieser Wahrheit, fast überall in den europäischen Heeren zu solcher Stärke angewachsen ist, daß ihre Zahl die Summe aller übrigen Truppenarten zu übersteigen pflegt: ist das Fußvolk, oder wie man sie mit fremdem unpassenden Namen nennt, die Infanterie. Ihre Vorzüge bestehen in ihrer gleichmäßigen Taug­ lichkeit: für den Kampf in der Nähe und in der Ferne; für das Gefecht mit blankem und mit Schießgewehr, in ge­ schlossenen und aufgelösten Haufen; in ihrer vorzüglichen Wi­ derstandsfähigkeit gegen alle andre Truppenarten; in ihrer wenn auch nicht unbedingten Paßlichkeit und Angemessen­ heit zu jedem Kriegsgeschäft; ihrer Brauchbarkeit in jedem Terrain, so weit dies überhaupt noch Kriegführung zuläßt; in ihrer leichteren Abrichtung, wohlfeileren Ausrüstung und ihren geringern Bedürfnissen. Ihre Bewegung ist nicht so rasch, ihre Massenangriffe sind nicht so ungestüm und gewaltig als die der Reiterei ; ihr Geschoß reicht nicht so weit als das der Artillerie, und steht ihm nach, wenn es auf die schnelle Zertrümme­ rung fester und dicker, todter oder lebendiger Massen an­ kommt. In der freien Ebne ist daher die Reittpei, und da, wo sie in großen Massen zu operiren genöthigt ist, daS schwere Geschütz ihr gefährlichster Feind. ,9luf die Dauer und auf langen Strecken macht sie indessen wegen ihrer geringern Abhängigkeit von mancherlei Bedürfnissen, und Hindernissen des Erdbodens und der Witterung, und we­ gen der Möglichkeit (bei nicht allzugroßen Haufen) Pferde, Land - und Wasserfuhrwerk aller Art für das schnellere und ununterbrochene Fortkommen zu benutzen, selbst der Reite-



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ret die größere Beweglichkeit streitig, und es fehlt nicht an Bespielen, daß entschlossenes Fußvolk in völlig offenem Ge­ lände nicht verächtliche Reiterei aus dem Felde geschlagen hat. Geschütz aber, in wie fern es nicht hinter unzuganglicken Gräben, Wällen und Mauern steht, oder nicht durch andre Truppen auf übermächtige Weise unterstützt wird, ist dem Fußvolke nie fürchterlich, und wird sich nimmer da­ gegen behaupten können. 25. Die Bewaffnung des Fußvolks besteht in einem Feuergewehr theils mit, theils ohne gezogenen Lauf, theils mit, theils ohne Bajonet; häufig noch aus einem kurzen Seitengewehre, und neuerdings wieder unter gewissen Um­ stände^ auch statt des Schießgewehrs aus einer nicht über­ mäßig langen Pike. — ^Tragbare Schutzwaffen, außer ei­ nem Strohkranze oder zusammengelegten Tuche in der Kopf­ bedeckung, und dem wulstfönnig über die Schulter gehäng­ ten Mantel, sind für daS Fußvolk nicht üblich. Ohne den Mann der Wirkung des Feuergewehrs zu entziehen würde ihre Last auf Marschen und im Gefecht höchst beschwerlich für ihn sein. Die Ueberlegenheit der türkischen Reiterei hat in den Kriegen gegen den Orient bisweilen den Gebrauch der Schweinsledern oder beweglichen spanischen Reiter veran­ laßt. Man ist aber auch davon znräckgekommen. Die zuverlaßige Schutzwaffe des Fußvolks gegen jegliche Reiterei ist Unerschrockenheit und eine tiefe geschlossene Stellung, so wie gegen die Wirkung des Feuergewehrs eine gewandte und umsichtige Benutzung der dazu geeigneten Gegenstände des Bodens. 26. Vermöge der genannten gemischten Bewaffnung ist das Fußvolk nicht nur zum Kampf in der Ferne, mittelst des Schießgewehrs, sondern auch zum nahen Handgemenge mit blanker Waffe geeignet. Die Meinungen sind selbst ge­ theilt, welches für sie die Hauptwaffe sei, und welches von beiden Fechtartrn man für sie als das entscheidendste be­ trachten müsse. Mehrere große Feldherrn rathen: sich in der Schlacht mit dem Feuern gar nicht aufzuhalten, sondern unaufhörlich und unmittelbar dem Feinde mit dem Bajonet auf den Leib zu gehen, und es ist diese Ansicht vorzüglich der Grund des großen Gewichts, welchen mehrere achtungswerthe Schriftsteller auf die ausgedehnte Einführung 1>er Pike gelegt haben. So ritterlich dies klingt, und so gewiß das Gefecht im Großen im entscheidenden Augenblick durch den kraftvollen Gebrauch des Dajonets in Masse «''gethan werden muß, so sind wir nichts desivweniger geneigt, das



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Schießgewehr für die Hauptwaffe des Fuß­ volk s zu erklären. Einmal würde man sich des so wirk­ samen Gefechts in der Ferne ohne dasselbe muthwilligerweise begeben. Beim Gefecht in der Nähe aber ist zwei­ te n s die Vertheidigung mir dem Bajon et und der Pike durch­ aus mangelhaft, und für den Angriff mit diesen Waffen finden sich drittens, selbst in Völkerschlachten, nur einzelne Mo­ mente und Gelegenheiten, wo es möglich und nützlich ist, dasselbe zur wirklichen Anwendung zu bringen. Für das zerstreute Gefecht, und für dir Praxis geringer Haufen end­ lich viertens wird man wenige Beispiele aufführea kön­ nen, in welchen man des Schießgewehrs nur einigermaßen hätte entbehren können. 27. Unstreitig ist das Bajonet eine sehr wesentliche Verbesserung der Bewaffnung des Fußvolkes. Das dunkle Gefühl, daß man insonderheit zur Abwehr der Reiterei, sich der blanken Waffe beim Fußvolk nie ganz entübngen könne, ist wahrscheinlich die Veranlassung zur Einfindung dieses Surrogats für den Spieß. Doch war in ältern Zei­ ten der Gebrauch solcher Waffenamphibien überhaupt auch mehr im Schwünge, und man findet noch in alten Rüstkam­ mern häufig Piken und Degen, an welchen zugleich ein klei­ nes Schießgewehr angebracht ist. Was man in neuerer Zeit immer gegen die Zweckmä­ ßigkeit des Bajonets eingewendet haben mag, und wie sehr man bemüht gewesen ist, es im Vergleich mit der Pike in Miskredit zu bringen, so wird es dennoch wohl nie gelingen, es im Allgemeinen aus der Mode zu bringen. Wir können uns hier auf keine ausführliche Kontroverse einlassen. Wen« indessen nach der Natur unfrer heutigen Taktik und in Ge­ mäßheit einer mehr als 20jährigen ununterbrochnenKriegs­ erfahrung, i’k des JnfanteriegefechtS auf den Gebrauch des Schießgewehrs fast ausschließlich redvjirt find; wenn durch die Beweglichkeit des Bajonets die Freiheit gegeben ist, von dem Schießgewehre die uneingeschränkteste Anwen­ dung zu machen, dasselbe aber auch, sobald die Gelfgenheit zur zweckmäßigen Anwendung der blanken Waffe eintritt, binnen wenigen Augenblicken in ein nachdrückliches Stoßge­ wehr umzuwandeln, so scheint es keiner Bedenklichkeit un­ terworfen, daß man sich unbedingt zu Gunsten der Bajonetflinte erklären müsse. Vielfach hat man den Tadel des Bajonets dadurch zu rechtfertigen gesucht (sich auf die mehrmals gemachte Er­ fahrung berufend), daß im Handgemenge das Gewehr um-

gekehrt und mit der Kolbe gefochten werde. Wo sich dieser Fall ereignete, würden wir daraus blos eine Folgerung auf die geringe Kriegsgewohnheit und mangelhafte Abrichtung der Truppen machen, die sich dieser Fechtart bedient hätte. Wenn ein Landsturmhaufe, der unmittelbar aus den Scheuern zusammengelautet worden, dieses Auskunftsmit­ tel ergreift, so ist ein solches Benehmen verzeihlich, obschon man in'Tyrol, in Kroaten- und Kosackenprovinzen schwerlich dies Schauspiel erleben würde. Einem Soldaten indessen, der das Bajonet zu gebrauchen weiß, und sein Gewehr eini­ germaßen lieb hat, welcher überlegt, daß das Bajonet fest und spitz, die Kolbe aber zerbrechlich ist, daß er um einen nachdrücklichen Schlag zu thun, weit ausholen muß, und verloren ist, wenn sein Gegner mit einiger Enschlossenheit und Gewandheit auf ihn zuspringt, wahrend er ausholt, oder wenn er einen Fehlschlag gethan; — einem solchen Soldaten sollte es billig nie einfallen, mit der Muskete wie mit einem Dreschflegel zu agiren *). — 28. Die Pike ist fürs Handgemenge im Einzelnen ein unbeholfenes Instrument. In der Masse können ihr so­ wohl beim Angriff, als auch zur Vertheidigung gegen den Anfall der Reiterei manche Vorzüge vor der Bajonetflinte nicht abgesprochen werden. In beiden Fällen wären aber für jeden geschlossenen Haufen so viel Pikenträger als in seinem äußern Umfange Raum finden, mehr als überflüssig genug. Das Urtheil über den Gebrauch der Pike im Fuß­ volk würde daher folgendergestalt ausfallen: für die Abthei­ lungen im stehenden Heer ist in jedem Fall nur eine geringe Anzahl von PikenlrägerN (deren bestimmte Anzahl durch Erfahrung und Nachdenken näher ausgemittelt werden mö­ gen), als zweckmäßig anzusehen. In der Landwehr richtet sich das Abweichen von demselben Verhältnisse nach den vorhandnen Bewaffnungsmitteln; für den Landsturm aber ist die Pike schon deshalb als Hauptwaffe empfehlungswerth, weil ein Schießgewehr ohne hinlängliche Munition und in den Händen einer Person, die mit ihrem Gebrauche nicht ge­ hörig vertraut ist, als die schlechteste Bewehrung angesehen werden muß, auch die Anschaffungskdsten und der Verlust bei möglicher Entwaffnung der vom Feinde beherrschten •)

Waren unsre Leute daran gewöhnt, fich des Pajonet» wie eines Dolches zu bedienen, so würde man im'Handgemenge vorzüglich im Waldgefechie damit furchtbare Verletzungen her­ vorbringen.

25 Provinzen, für den Staat eine zu empfindliche, und mit dem davon zu erwartenden Nutzen in keinem günstigen Ver­ hältnisse stehende Beschwer sein wurden *). 29. Das Seitengewehr bewahrt sich beim Fuß­ volk, so fern es mit Schießgewehr bewaffnet ist, meist als ein unbenutzter Zierrath, obschon man erzählt, daß die Bergschotten davon im Handgemenge einen ernsten und nachdrücklichen Gebrauch davon zu machen pflegen. Sind die Seitengewehre so eingerichtet, daß sie als Faschinen­ messer gebraucht werden können, so können sie allerdings dem Infanteristen überhaupt, den leichten aber insonder­ heit, bei vieler Gelegenheit von Nutzen sein. 30. Die Fertigkeit im Schießen und Sicher­ heit im Treffen ist demnach nächst der Manövrirfahigkeit beim Fußvolk die Hauptsache, und da Angriff und Ver? theidigung mit dem Bajonet oder der Pike keine besonderen Künste voraussetzen, so sind nächst der militärischen Dressur des Körpers im Allgemeinen, so wie der Geläufigkeit in allen Elementarbewegungen und Evolutionen, die Schieß­ übungen auf der Stelle und in der Bewegung, gegen stillste­ hende oder sich bewegende Gegenstände, mit steter sorg*)

General M orla fällt über die Pike folgendes Urtheil: „Die besten Schriftsteller find über den Vorzug der Flinte oder der Pike getheilt, und stutzen sich beide auf nicht ganz unwichtige Gründe. Zu den vornehmsten Empfehlungen der Pike gehört die Erfahrung, daß die an scharfem (blankem) Ge­ wehr überlegnen Armeen, welche gewöhnlich auch an Kaval­ lerie stark find, an regnigen Tagen sehr wichtige Vor­ theile haben: daß die Infanterie der mit Lanzen bewaffneten Reiterei, ja sogar einer andern mit Piken bewaffneten In­ fanterie nicht widerstehen kann, so bald sie mit ihr zum Handgefechte kommt: vorzüglich aber daß sich der Gebrauch des Feuergewehrü nicht mit der tiefen Stellung vertragt." Der bekannte Montekukuli sagt von den Türken: „Es fehlt ihnen aber die Königin der Waffen, die Pike, ohne die sich keine Infanterie geschloffen erhalten kann." Morla fügt noch hinzu: „Obschon die Piken bei den Armeen im Felde abge­ schafft find, leisten sie doch bei der Vertheidigung det Festun­ gen (der Breschen) gute Dienste." — Ein großer Theil der hier an die Pike gespendeten Lobsprüche mögte doch wohl schwer­ lich die Kritik und die Probe der Erfahrung auehalten. Für den Gebrauch im Handgemenge mögte das Beispiel Winketrieds und seiner tapfern Gesellen, welche in die enggeschloffene Speer­ wand der gepanzerten Ritterphalanx glücklich eindrangen, we­ nigstens als Beleg dienen können, daß die Pike, selbst unter den geistigsten Umstanden, dem Seitengewehr in tapfrer Faust nicht gewachsen if w,

j Dreipfänder

der Mannschaft zu berechnenden) Ausfall! an Kranken zu decken *). Man darf daher annehmen, daß die Geschütze folgen­ dermaßen besetzt sein müssen:

Zur Bedienung...... Zur Ersparung der im Gefecht Beschädigten...... Zur Deckung des Ausfalls an Kranken .......

Summa des vollzähligen Bestands

5

_ 1 _ I

T

/Z o E „E o Schritt

der Zwölfpfünder 36 Mann 48 Mann — Sechspfünder 28 — 39 — — Dreipfünder 30 — 19 — in der Mitte ihrer Körper zu durchdringen im Stande fei. Einzelne Erfahrungen über Kugeln und Granaten, die in ge•)

Eine L4pfündige Kugel z. E. hat eine viermal größere Flache 016 die Jpfändize; ihr Gewicht aber ist achtmal so groß: folglich ist der Widerstand, welchen sie im Verhältniß ihres Gewichts empfindet, -nur die Hälfte de« der zpfündigen Kugel widerstrebenden.

193 geschlossene Menfchenmassen eingedrungen, widersprechen diesen Annahmen nicht. Von Pferden würde nur die Hälfte jener Anzahl durchdrungen werden. Bei dem Ge­ brauch des Geschützes gegen lebendige Wesen ist es hinlang, lich, wenn diese an irgend einem empfindlichen Theile ver­ letzt werden, und es wäre daher nicht unmöglich, daß durch eine einzige Dollkugel eine noch größere Menge von Men­ schen als so eben angegeben worden, außer fechtlichen Stand gesetzt würden. Es gehört indessen stets zu den höchst selt­ nen Fälle», wenn ein Geschoß eine so verderbliche Richtung gewinnt, und es ist immer noch die Frage, ob durch einen Kartätschenschuß dessen volle Kugeljahl in eine dicht aufge­ schlossene Kolonne träfe, nicht ein größerer Schaden zugefügt werden mögte als durch eine einzelne Vollkugel. Nicht minder zu beachten ist bei dieser Anwendung des Geschützes der Eindruck, den die Geschosse auf die Sinne machen, und mittelst ihrer aufs Gemüth. Das Aufschla­ gen der Geschosse bei den Rollschüssen, wenn es vor der Auf­ stellung des Feindes geschieht; das Krepiren der Hohlku­ geln, und vor allen das Getöse und Sprühen der Raketen, ist den Pferden sehr widerwärtig, und wird oft eine eben so erwünschte Wirkung hervorbringen, als wirkliche Verletzung. Begreiflich liegt die zu erwartende Größe des Effektes außer aller Berechnung. 149. Das Eindringen der Geschosse in Erdwände ist sehr verschieden, je nachdem die Erde unlängst aufgeschüttet ist, oder lange gelegen hat, je nachdem sie mehr aus sandi­ gen oder mehr aus thonigten und andern festen Bestandthei­ len besteht, mit Wurzeln, großen Steinen gemengt ist u. f. w. Ein gleicher Fall findet bei Mauern statt, deren Halt­ barkeit sich theils auf die Art des Gesteins begründet, aus denen sie angefertigt sind, theils auf den Grad der Festig­ keit, den der Mörtel durch Zeit und andre Umstände erlangt hat, theils auf die Art und Weise des Verbandes. Beim Holze kommt es viel auf die Richtung, Elastizität und Zä­ higkeit der Fasern an; laufen diese in derselben Richtung, in welcher das Geschoß eindringt, so widerstehen sie viel stär­ ker, als wenn sie von demselben senkrecht durchschnitten wer­ den. Zwar dringen die Geschosse unter allen Umständen in Erdbrustwehren tiefer ein als in Holz und Mauerwerk; allein in «inen Erdwall, der keine Bekleidungsmauer hat, welche das an sie gelehnte Erdreich herunter stürzen macht, läßt sich eigentlich gar keine Bresche legen. Man kann allen­ falls auf sehr geringe Entfernungen und durch eine große



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Menge rasch auf einander folgender Schüsse die Brustwehr bis zu ihrer halben Hohe abkaurmen, dann aber hat auch alle Wirkung ein Ende, und jedes langer fortgesetzte Schie­ ßen ist zwecklos. In Hanover hat man beim Kanonenprobiren die Beobachtung gemacht, daß die letzten Kugeln nicht tiefer als die ersten eindringen und zuletzt fast gar keine Wirkung mehr leisten, indem alsdann Kugel auf Kugel kommt. Hier zeigen sich horizontal geschossene Granaten am wirksamsten, wenn man ihnen keine zu starke Ladung giebt (weil sie sonst j» tief eindringen, um noch einen Trichter aus­ werfen zu können), und die Schüsse möglichst auf einen Fleck zu konzentriren sucht. Aber auch eine große Anzahl von Granaten thut oft viel geringere Wirkung, als man erwar­ ten mögte. Ist die Erde erst aufgelockert, so, wird sie beim Krepiren der Granaten weniger weit aus einander geschleu­ dert, und sie fallt dann größtentheils wieder in die Trichter zurück. Hat man Mörser, welche eine geringe Elevation erlauben, so würde sich durch fünfundzwanzig - und fünfzigpfündige Bomben unstreitig die erwünschteste Wirkung Her­ vorbringen lassen. — Wie viel Kugeln dazu gehören um eine Schießscharte zu ruiniren, und das dahinter aufgestellte Geschütz außer Thä­ tigkeit zu setzen, laßt sich zwar eigentlich schwer besiirmnen, weil dabei zuviel vom Zufall abhangt; auf beträchtliche Distanzen werden dazu aber jederzeit auch eine beträchtliche Anzahl von Schüssen erforderlich sein. Gen. Tempelhof ist der Meinung, daß erst 50 Kugeln eine Schießscharte gänzlich ruiniren, daher auf eine Distanz von 4 bis 500 Schritt 125 Schuß, auf 800 bis 1000 Schritt aber 250 nöthig sein wür­ den; und Gen« Scharnhorst hält dies noch für zu wenig, weil man nur von 4 bis | der abgeschossenen Kugeln erwar­ ten darf, daß sie treffen. Sind indessen mehrere Schieß­ scharten neben einander, so werden dennoch die meisten Ku­ geln in den Raum treffen, worin sich jene befinden, und so die Wirkung vergrößern. Eine etwas höhere Lage des Standpunktes der zum Demontiren bestimmten Geschütze, und eine kreuzende Richtung der Geschosse innerhalb der zu zerstörenden Schießscharten, tragt ebenfalls zu vermehrter Wirkung bei, und nicht selten wird man durch ein rasches Kartätschrnfeuer insofern seinen Zweck erreichen, als man die Bedienung der Batterie zum Davonlaufen bringt. Mauerwerk, obgleich es dem Eindringen der Geschosse mehr widersteht, als Holz und Erde, wird dennoch leichter von denselben verdorben und beschädigt, weil dnrch die

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heftige Erschütterung bald Risse entstehen, und so die Mauer zuletzt durch ihr eignes Gewicht einstürzt, ohne eigentlich durch das Geschütz unmirtclbar niedergeschossen zu sein. Es ist wahrscheinlich, daß man mit Eechöpfündern auf 200 bis 300 Schritt, mit Zwöltpfündern auf 400, und mit Vierundzwauzigpfundern auf 500 Schritt eine nicht besonders starke Mauer niederschießen kann. Wird, wie einzelne Er» fahruugen bezeugen, dies auf weitere Distanzen bewirkt, so gehört der Fall zu den Ausnahmen, und es müssen beson­ ders begünstigende Umstande vorhanden sein. In Neiße hat man in den Futtermauer» die 24pfündigen Kugeln 3 Fuß, und die i2pfundigen 1 Fuß tief gemnden. Eine 3 Fuß dicke freistehende Mauer daselbst war 1807 öfter von zwölf- und vierunbzwanjigpfundigen Kugeln getroffen worden, keine aber hatte hindurch geschlagen, sondern erst durch mehrer? wenn sie auf eine und dieselbe Stelle trafen, war ein Loch entstanden. Eine 12 Zoll dicke Maner von Sandstein ward 1814 bei Dresden auf 1000 Schritt von l2pfündigen Ku­ geln nicht durchdrungen; nur wenn sie auf einen Punkt tra­ fen, ging die dritte hindurch. In eine Mauer von Ziegel­ und Feldsteinen drang eine 7pfündige Granate 9 Zoll tief, und machte ein Fuß weites Loch, zersprang aber selbst in kleine Stücke. Alte Mauern leisten, theils ihrer ungewöhn­ lichen Dicke, theils ihrer durch die Zeit erhöhten Festigkeit wegen, dem Geschütz wett langer» Widerstand, als man dem Anscheine nach erwarten sollte. In den letzter» Kriegen sind Beispiele vorgekommen, wo alles Schießen gegen alte von festem Bruchstein erbauere Mauern vergeblich war. Dagegen ward in der Belagerung von Valenciennes aus der 2ten Parallele auf 800 Schritt, und aus der gten auf 500 Schritt mit Vierundzwanzigpfändern Bresche geschossen *)♦ *)

Gewöhnlich liegen die Breschbalterien nicht über 200 Schritt von der Maner entfern», in welche die Bresche geregt wer­ den soll, obgleich die französischen Ingenieuroffiziere in den Mfinoires sur la fortific. perpendicul. 1786 versichern, baß man auf 550 Toisen, oder 870 Schrill, eine Mauer mit Vierundzwanzigpfündern niederschießen könne. Mindestens wird auf eine solche Weiie eine sehr große Anzahl von Schüssen dazu erfordert werden. In der Regel fangt man beim Bresche­ legen damit an, daß man die Größe der Bresche, oder des herabzustürzenden Stückes Mauerbekleidung, durch zwei senk­ rechte Linien bezeichnet die man Herabschießl, und auf dte man eine, dritte horizontale dichte am Wasserspiegel oder bei ei­ nem trocknen Graben 6 Fuß über dem Grunde desselben folgen läßt. Da» auf diese Weise bezeichnete Stück wird N2

Wenn man alles in Erwägung ziehet, so scheint es, -all man mit dem Iwölfpsünder Thore noch auf icoo, und schwache Mauern auf 600 Schritt niebrrschießen könne; daß -ei gleicher Weite der Zwölfpfünder sowohl gegen diese als andre Gegenstände beinahe zweimal so wirksam als der DreiPfänder, und um -j wirksamer als der Sechspfünder sei; daß man auf das Weiteste mit dem Zwölfpfünder auf 1200, und mit dem Dreipfünder auf 800 Schritt ordinäre Wohn­ häuser, schwache Thore u. s. w. durchdringen könne; daß die 7vfündige Haubitze gegen dicke Mauern ohne Effekt, ge­ gen kleine Mauern, hölzerne Gebäude u. f. w. aber wirk­ samer als die drei- und sechspfünbige Kanone sei, indem ihre Granate hier wegen ihrer Schwere und geringeren Ge­ schwindigkeit mehr Erschütterung verursacht als die drei-, vier- und sechspfündige Kanonenkugel. 150. Die Perkusstonekraft der Bomben gegen Ge­ wölbe und alle solche Gegenstände, die mehr in einer der Vertikale als Horizontale nahe kommenden Richtung getrof­ fen werden, erleidet dadurch einige Modifikationen, wenn die Mörserbattrrie bedeutend höher oder niedriger liegt, als der zu bewerfende Gegenstand, weil durch den großem oder geringern vertikalen Abstand desselben von dem Schei­ telpunkte der Flugbahn nothwendig die Kraft des Auf­ schlags vermehrt oder vermindert werden muß. Außer der unmittelbaren Festigkeit und Spannkraft der Gewölbe an und für sich, hängt sodann noch die Wirkung der Bomvurch andre senkrecht herabgeschoffene Linien in kleinere Stücke zertheilt, gegen die man lagenweise mit 6er ganzen Bauerie feuert, um die Erschütterung zu vergrößern und den Einsturz des Wa>ie» zu deschieunigen. Sollten die starken Strebe? Pfeiler, oder die hinter der Mauer angebrachten Bogen die» verhindern, so muß man sie durch schräge Schüsse äu» dem Wege zu räumen suchen, durch die man überhaupt bei nicht zu starken Ladungen weit schneller zum Zweck kommt, als bei übermäßiger Ladung und senkrechter Richtung. Unter den bei­ den letzten Bedingungen wird nämlich die Kugel in eine Mauer von gewöhnlicher Dicke ein bloßes Loch machen, und ohne weitere Wirkung «n den dahinter liegenden Erdwall dringen. Gegen sehr dicke Futtermauern und starke Gewölbe muß man sich jedoch auch solcher Ladungen bedienen, weiche der Kugel eine Geschwindigkeit von 1200 bis 1500 Fuß in einer Sekunde mittheiien, nur darf hiebei nicht da» Verhältniß überschritten werden, in welchem die Stärke der Ladungen mit dem Wider­ stande de» Stückmctall» und der Lasteten steht, wenn man sich nicht du'6> zu frühes Ausbrennen der Zündlöcher und Aertrümmern der Räder und Lasteten aufgeha-ten sehen will.

197 ben auf sie sehr von der Form ihrer äußern Bedachung und von der Dicke und Elastizität der Gegenstände ab, mit denen man sie zu öberichötten und zu bekleiden pflegt, um dir Bombey entweder abgleiten zu machen, oder ihre Ge­ walt zu dämpfen. Diese schlagen bei hohen Elevationen und schwerem Kaliber gewöhnlich 4 bis 5 Fuß tief in die Erde, oder wenn sie auf ein nicht gewölbtes Gebäude fallen, durch daS Dach und zwei bis drei Stockwerk hindurch. 151. Gegen Schiffe erlangt man durchgehends die größte Wirkung durch glühende Kugeln, die auch dann, wenn ihre Perkussion keinen bedeutenden Schaden anrichtet, doch das Holz- und Tauwerk in Brand stecken. Der Erfin­ der der schwimmenden Batterien behauptet zwar, daß glü­ hende Kugeln besonders in grünem oder feucht erhaltenem Holze nur dann augenblicklich zünden, wenn sie dasselbe durchbohren, aber erst nach langer Zeit oder gar nicht die Flamme zum Ausbruche bringen wenn sie im Holze -stecken bleiben, weit sich die vordere Oeffnung, vermöge der Elasti­ zität des Holzes, zum großen Theil wieder schließe, und den durchaus nöthigen Andrang des Luftzuges hindre. Doch ist man von der Gewißheit dieser Behauptung noch nicht allge­ mein überzeugt. Bei andern mit glüher^en Kugeln angestellten Versuchen fingen von einer Z2pfündigen rothglähenden Kugel zwei grüne eichne Balken, von 1 Fuß Dicke, zwi­ schen die sie in »ine dazu bestimmte Aushölung gelegt ward, sogleich zu rauchen und nach 4 Stunden zu brennen an, ob­ gleich die Kugel 4 Minuten in der Luft gelegen hatte, und dreimal in kaltes Wasser getaucht worden war. Nach 8 Stunden fiel das Holz auseinander und war in 11 Stun­ den in Asche verwandelt. Unter denselben Umständen setzte «ine 24pfändige glühende Kugel nach 7 Minuten Taue und Erilwerk in Flammen, so daß das Feuer, nachdem es durch Handsprützen gelöscht worden war, naü) 50 Minuten aufs Neue zum Ausbruch kam. Auch gegen Holzwerk scheinen schwächere Ladungen eine größere Wirkung hervorzubringen, indem sie mehr Splitter losreißen, als starke Ladungen. Die mit 6 bis 9 Pfund ab­ geschossene Kugel des Sechsunddreißigpfünders hat man auf 500 bis 1000 Schritt 31 Fuß tief eindringrn gesehen; auf 1500 Schritt betrug das Eindringen in Eichenholz nur 2 Fuß. Der Graf von Sachsen hat mit seinen Amäsetten, welche | Pfund Blei schossen, auf 1000 Schritt Fuß dicke Eichen durchdrungen. In der Belagerung von Gibral­ tar widerstanden drei Reihen 12 Zoll starker Balken, welche

198 kreuzweis über einander gelegt und 35 bis 40 Grad gegen den Horizont geneigt waren, der Perkussion der Bomben. — Eine güpfuiidige Granats mit 2^ Pfund Ladung drang um 7 Zoll tiefer als ihr Durchmesser in Holjwerk ein, und warf beim Krepiren ganze Planken heraus. 152. Bomben und Granaten wirken überhaupt auf eine dreifache Weise, durch die Perkussion im Monient des Treffens, durch die minenartige Explosion beim Krepiren, und durch die dabei umhergeschleuderten Stücke. Das Springen oder Krepiren der Hohlkugeln hängt theils von der größer» oder mindern Zähigkeit des Eisens, theils von ihrer Größe, theils von ihrer Ladung ab. Kleine Granaten zerspringen weder in so viel Stücken, noch werden diese mit solcher Gewalt fortgeschleudert, als bei den größern. Uebrigens ist zur möglichst großen Wirkung der Hohlkugeln eine durchaus gleiche Eisenstärke am vorkheilhaftesten; außer der größern Sicherheit der Schüsse, zerspringen sie in die mehresten Stücke. Eine Handgranate wird durch ihre Ladung von 3 Loth Pulver in 3 bis 4 Stücke von 4 Pfund zersprengt, die eine Geschwindigkeit von 56 Fuß in einer Sekunde er­ halten, und folglich nicht mehr Kraft besitzen, als die ist, womit ein starker Mann einen Stein von gleicher Schwere von sich schleudert. Bei größern konzentrischen Hohlkngeln stößt von ihrer untere Hälfte ungefähr * gegen den Erdbo­ den, wo es wirkungslos liegen bleibt; das zweite Drittheil schlägt unter einem Winkel von 45 bis 20° gegen den Erd­ boden , und springt sodann 10 bis 20 Schritt weit; das oberste Drittheil, so wie das unterste der obern Hälfte, wird unter 30 bis o Grad fortgetrieben, und erreicht theils rasirend, theils rikoschcttirend eine Flugweite von etwa 150 Fuß; ein andres Drittheil fliegt in hohen Bogen von 20 bis 75 Grad (unter Voraussetzung gewöhnlicher Ladung) bei den lopfündigen Granaten bis auf 300, — — 20 — — — 400, — — 36 — — — — 450 Schritt weit, und der noch übrige oberste Theil wird unter einem noch höhern Winkel fortgeschleudert, und ist gewöhnlich von geringer Wirkung. Die Kraft, womit die Hohlkugeln dem Zerspringen widerstreben, steht mildem Auseinande-fliegen der Stücke in einem entsprechenden Verhältnisse. Die Kraft des Anschlagens (oder mit dem Kunstausdruck: die Mo­ mente) der zersprungenen Stücke verhalten sich bei der zehn-, zwanzig- und sechsundbreißigpfündigen Hohlkugel ungefähr wie 1:3:5, Die Gefahr von Bombenstücken ge-

199 troffen zu werden, nimmt ab, wie die Quadrate der Entfer­ nung, des Standpunktes zunehmen; mit andern Worten: sie steht im umgekehrte« Verhältniß mit den Quadraten der Entfernung des Standpunktes von der platzenden Hohl­ kugel. - Es entsteht bei der Ladung be-r Hohlkugeln natürs lich die Frage: ob es vortheilhafter sei sie ganz mit Pulver anzufüllen, oder ihnen nur die bei dem Grade ihrer Zähig­ keit zum Zerspringen nöhige Ladung zu geben?. Da jeder Zusatz von Pulver blos die einzelnen Stücke mit vermehrter Geschwindigkeit forttreibt, würde für den Feldgebrauch durch zu kräftige Ladung blos ein unnützer Pulveraufwand ent­ stehen, und die zersprungenen Stücke, die unter solchen Um­ standen bis gegen 1000 Schritt weit fliegen, vielleicht bis in die diesseitigen Batterien zurück getrieben werden. Solche Bomben im Gegentheil, die gegen entfernte Festungswerke, Kaponieren, Koffres u dergl. geworfen werden, wo sie zu Erreichung des Endzwecks die Wirkung kleiner Fladderminen thun müssen, erhalten nothwendig eine stärkere Ladung, durch welche die herumfliegenden Stücke noch die stärksten Lasteten zu zertrümmern im Stande sind, und bei der die 5 Fuß tief in den Erdboden eingedrungcnen Bomben einen desto größern Trichter bilden. In der Belagerung von Valenciennes wurden von den ganz mit Pulver gefüllten sechszig- und fnnfundsiebenzigpfündigen Bomben fast ganze Häu­ ser in Haufen gestürzt. 153. Gegen Truppen, welche in Linie aufgestellt sind, kann mau von Granaten, die in zwölf Stücke springen, aufs höchste ungefähr folgende Wirkung erwarten: Kaliber der

zehn Granaten beschädigen in einer Entfernung von

Granaten.

10 t. 20 Schr ; 5c Echr. • 100 Schr «5° Sch . •OÖ Sch'. 1^0 E chr.

7- bis iopf. Lo- biüZ6pf.

2k Mann i 16 M. | 10 M. 26 — 1 17 — 1 13 —

1 M.

9 —

— M. 1 —

— —

Die Wirkung der 7pfändigen Granaten gegen Menschen ist wahrscheinlich ebenso groß, als die der lopfändigen, viel­ leicht, weil diese eine zu große Eisenstarke im Verhältniß ihrer Ladung haben. Bomben von sehr großem Kaliber (zopfündig u. s. w.) leisten wie es scheint gegen Menschen keine so große Wirkung als man glauben sollte. — Bei einzelnen Hohlkugcln ist die Wirkung sehr ungleich, und oft um das Drei - und Vierfache verschieden. In geschlossenen Schanzen wird unter gleichen Umstanden «ine mehrfach grö­ ßere Wirkung erfolgen; bei einem Durchmesser derselben von 50 bis 250 Schritt würde man von 10 darin zersprun-

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seien Granaten auf einen Verlust von 40 Mann rechnen können. In der Belagerung von Namur 1746 wurden durch eine Bombe, welche kurz ehe sie den Boden berührte, krepirte, mehr als 30 Mann übel zugerichtel und verschie­ dene getödtet. Es kommt hier auf die Aufmerksamkeit und Geschicklichkeit der Bombardiere an. Sind die Brandröh­ ren so eingerichtet, daß die Hohlkugel ehe sie niederfallt in einer nicht zu großen Höhe krrpirt, so ist die Wirkung gegen Menschen gewiß zehnmal größer, als in dem Fall, «0 dies auf der Erde geschieht. Alle Hohlkugeln, welche sich eingraben, verlieren dadurch, in wiefern sie blos bestimmt sind Menschen zu beschädigen, den größten Theil ihrer Wir­ kung. — Eine höchst verderbliche Wirkung bringen Hohl­ kugeln gegen Blockhäuser hervor (glühende Kugeln hat man beim Augriff auf dieselben wohl selten bei der Hand); zwei oder drei Granaten, welche durch eine Schießspalte oder sonst irgend wie in ein Blockhaus dringen, treiben die Be­ satzung unfehlbar hinaus. Doch ist die Explosion des Pul­ vers nicht so groß, daß durch sie bei einzelnen sieben- und zehnpfändigett Granaten das Blockhaus selbst sehr beschä­ digt werden sollte, Gegen Geschütz ist .es am Vortheilhaftesten, wenn die Hohlkugeln hinter den feindlichen Batterien springen, wo die herumfliegenden Stücke noch auf 100 Schritt im Stande sind die Rader, Deichseln u. s. w. zu zerschlagen. Am größ­ ten ist die Wirkung der Hohlkugeln gegen Wagen -, Trainund Truppenkolonnrn. Denn bei den ersten kann man auf 10 springende Granaten immer 60 mit voller Kraft tref­ fende Stücken rechnen, und das Zünden beim Krepiren ist ebenfalls in/Anschlag zu bringen. Von den Stücken ei­ ner sieben- bis zehnsifündigen Granat«, die in eine-Ko­ lonne schlägt, werden in einem Kreise von 20 bis 150 Schrit­ ten im Durchmesser ungefähr die Hälfte treffen / in einem Kreise von 360 Schritten fast wovon der größere Theil in der Nähe feine Wirkung thut, und der Rest in hohen Bo­ gen bis auf 300 Schritt weit fliegt. In Absicht des Anzündens kann man annehmen: daß die lopfündige Granate in einem Kreife von 7 Fuß im Durchmesser um sich her zündet. — 154. Die größere oder geringere Wirkung der Rikoschett- und Rollschässe hängt insonderheit von ihrem ver­ vielfachten Treffen ab, weshalb hierüber in dem Ab-

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schnitte über die Wahrscheinlichkeit des Treffens geredet werden wird. — > Bei den Kartätschen ist dies zum großem Theile auch der Fall, doch kommt es -ei ihnen jederzeit sehr viel darauf an, daß ihr Kaliber in gehörigem Verhältniß zu der Entfer­ nung stehe, in welcher die Kugeln treffen. Auf welche Distanz dieselben noch als wirksam oder als tödtend anzu­ nehmen find, ist durch Versuche noch nicht hinlänglich aus­ gemacht. Man nimmt gewöhnlich an, daß fie die dazu nö­ thige Kraft nur dann besitzen, wenn fie ein fichtenes Brett von i bis ij Zoll Dirke noch zu durchdringen vermögen, im Fall sie aber darin stecken bleiben oder nur einen starken Ein­ druck machen, werden sie nur in solchem Fall erhebliche Ver­ letzungen hervorbringen, wenn sie auf edle und empfindliche Theile des Kvrpets treffen. — Bei 6löthigen Kugeln hat man gefunden, daß auf eine Entfernung von 600 Schritt ihre Gewalt kaum halb so groß ist als auf zoo Schritt. Imletztem Falle sind fast alle tödlich. Auf 900 Schritt aber darf man höchstens dem 4ten Theile eine solche Gewalt bei­ messen. Auf eine größere Distanz würde man daher nur von schweren Kalibern eine genügende Wirkung erwarten dürfen, die slöthigen Kartätschen dagegen sich nur auf sehr geringe Distanzen von wenigen 100 Schritten (insonder­ heit gegen Kavallerie) mit entschiednrm Vortheil bediene« können.— Die Vermehrung der Ladung von | bis zu $ Kartätsch­ schwere, giebt zwar den Kattätschkugeln eine größere Ge­ walt, jedoch ist diese wohl von keiner so großen Bedeutung, daß sie einen wesentlichen Einfluß auf die Wirkung hätte. 155. Will man von derWahrscheinlichkeit des Treffens eine deutliche und mit der Wirklichkeit überein­ stimmende Vorstellung gewinnen, so müssen nicht nur die Ursachen des Nichttreffens oder der Fehlschüsse vollständig erwogen werden, sondern man muß auch die Art und Weise oder die Bedingungen naher beleuchten, unter welchen über­ haupt das Treffen erfolgt wenn das in Rede stehende Ob­ jekt nicht verfehlt wurde. Die Ursachen der Fehlschüsse können begründet sein : a) in der Mangelhaftigkeit des Instrumentes, d. h. in irgend einer fehlerhaften Einrichtung oder unvollkcmmnen Beschaffenheit der Geschütze, Geschosse, Ladungen, Richtanstalten u. s. w«; oder: b) in der Unangemessen­ heit des Objektes, sowohl seiner Lage als seiner Aus­ dehnung nach, indem es bald zu klein ist in Verhältniß zu

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wir

seiner Entfernung und zu der Genauigkeit deren die Schüsse überhaupt fähig sind, bald so aufgestellk, daß das Treffen erschwert wird, bald in der Bewegung begriffen u. s.w.; pder: c) in der Beschaffenheit des zwischen dem Objekte und demGesch ütz.besi »blichen Mediums, oder des Bodens und der Atmosphäre, je nach­ dem dadurch das Zielen erschwer, oder die Flugbahn der Geschosse abgelenkt wird; oder «Mich: d) in der Ung«# sch icklicbk eit, Nachlässigkeit, den Irrthümern und Fehlschlüssen des Manipulators,oder derjeni­ gen, welche das Geschütz bedienen Und befehligen, indem theils dem Geschütz ein ungünstiger Platz-zur Aufstellung angewiesen oder das genaue Zielen veynachläßigt, theils Boden und Entfernung falsch beurtheilt/ und danach ein« unangemessene Ladung und Elevation gewählt wird. Obschon es keinem Zweifel unterworfen ist, daß grade durch die Virtuosität, Erfahrung, Kaltblütigkeit und rich­ tige Beurtheilung dessen, der das Geschütz befehligt, ein großer Theil der Ursachen, aus welchen die Fehlschüsse ent­ stehen, vermieden oder beseitigt werden kann, so ist es doch in der Natur der Sache und der im Kriege eintretenden Umstände gegründet, daß diese Ursachen sehr oft ganz unab­ hängig von der Klugheit und Willenskraft des Menschen wirken, und die Gewißheit des Treffens fast uneingeschränkt denl Zufalle überlassen bleibt. In diesem Betracht reduzirt sich die Wahrscheinlichkeit des Treffens vornämlich auf die körperlich große Ausdehnung deS Objektes, und auf die Vielheit der Schüsse welche gleichzeitig oder sukzessive dar­ auf geschehen, und um den Grad der Wahrscheinlichkeit zu beurtheilen kommt es darauf an, ?die Gränzen zu kennen, innerhalb welcher die sich gewöhnlich ereignenden Fehlschüsse zu fallen pflegen. Dem Gen. Scharnhorst, welcher die­ sem Gegenstände eine besondre Aufmerksamkeit gewidmet hat, verdanken wir hierüber größtentheilö die folgenden Aufschlüsse. 156. Wie groß die körperliche Ausdehnung eines Ob­ jektes, welches beschossen werden soll, immerhin fein lpag, so kann bei tinim einzelnen Schusse das Geschütz doch immer nur auf einen einzelnen Punkt desselben gerichtet werden. Ist es für den vorliegenden Zweck gleichgültig, welcher Punkt desselben von dem Geschoß getroffen werde, so wird man am besten thun, grade auf die Mitte zu zielen, weil so­ dann ein jeder Schuß, welcher nicht zu weit von dem ge­ wählten Zielpunkte abschweift, doch noch höchst wahrschein-

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lich irgendwo das Objekt berührt. Ist das Objekt indessen von so großer Ausdehnung, daß beim Rikoschettiren der Kugel mehrere Aufschläge derselben innerhalb des von ihm eingenommenen Raumes fallen können, so würde man besser fahren, wenn der erste Aufschlag in die zunachsigelegenen Theile des Objektes fiele, oder diesseits derselben statt sande. Ist das zu treffende Objekt von der Beschaffenheit, daß es schon dadurch verletzt wird, wenn das Geschoß dasselbe be­ rührt oder streift, oder ist der Widerstand desselben so gering, daß die Flugkraft des Geschosses nicht beim ersten Zusam­ mentreffen mit ihn erschöpft ist, so können von einer einzi­ gen Kugel ganze Strecken desselben beschädigt, und folglich, wenn das Objekt aus einer Menge einzelner, in einem Hau­ fen neben einander befindlichen Gegenstände besteht, nach dem Umstanden eine mehr oder weniger große Anzahl dieser Gegenstände auf einmal getroffen werden. Die Größe der­ jenigen Wirkung des Geschützes, welche auf der Vielheit der getroffenen einzelnen Bestandtheile eines Objektes beruht, hangt demnach vornamlich davon ab, in wiefern die Flug­ bahn zunächst vor und hinter dem Punkte des Aufschlagens innerhalb dem Raume statt findet, welcher durch daö zu treffende Objekt eingenommen wird. Die im Kriege vorkommenden Objekte dieser Art (Truppenmaffen, Wagen- und Geschützkolonnen u. s. w.) besitzen insgesammt nur eine geringe Höhe. Die Wirkung eines Schusses gegen dieselben wird demnach dann am größten fein, wenn das Geschoß in der Richtung ihrer längsten Aus­ dehnung in einer Höhe von etwa ; Fuß über den Boden hin­ streicht. Schüsse, welche auf diese Weise treffen, werden Rasier- und Enfilir-Schüsse genannt. In ebnem Ge­ lände hat der Kern - oder Horizontalschuß diese Eigenschaft; in unebnem bergigen Boden können zufällig auch Bogen­ schüsse zu einer ähnlichen Wirkung gelangen. Im Allge­ meinen gilt hicnach die Regel: je größer die Eleva­ tion des Geschützes, um desto geringer ist in ebnem Boden die von demselben gegen Trup­ pen und Geschütz zu erwartende Wirkung. Denn je flacher der Bogen ist unter welchem ein Geschoß sich durch die Luft bewegt, um desto kleiner sind am Punkte des Auf­ schlags der Einfalls- und Abpralls-Winkel, und um desto größer allo die Anzahl der Gegenstände, welche diesseits und jenseits des Aufschlagsp-unktes möglicherweift von dem Ge­ schoß berührt werden können. Nach den hierüber gemach­ ten Erfahrungen sind dem zufolge beim Vlfirschuß oder bei

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i° Elevation, alle 6 Fuß hohen Gegenstände die sich 67 Schritt diesseits oder jenseits des Aufscdlagspunktes int Striche der Flugbahn befinden, der Gefahr ausgesetzt von den aufschlagenden Geschossen getroffen zu werden. Bei 2° Elevation ist die gefährliche Entfernung vor und hinter dem Aufschlagspunkte nur 34, bei 30 nur 22 Schritt, und jenseit desselben noch außerdem um desto geringer, je mehr die Be­ schaffenheit des Bodens Veranlassung wird, daß daL Ge­ schoß seine Bahn unter einem höher» Winkel fortsetzt, als nach gewöhnlichen Umständen und Voraussetzungen der Fall fe n sollte. Es ergiebt sich hieraus der doppelte Grund, aus welchem Rollschüffe überhaupt, insonderheit aber in der letzten Hälfte und gegen daö Ende ihrer Bahn, gegen Trup­ pen und Geschütz eine vorzügliche Wirkung leisten, daher sie in der Ferne gegen gedrängte Massen eben so empfehlensWerth sind, als Kernschüsse in der Nähe. Wenn nun ein Gegenstand, dessen Entfernung bekannt ist *), durch den ersten Aufschlag eines Schusses getroffen werden soll, die Richkungslinie sich wirklich mit der Flug­ bahn in einer Ebne befindet, Elevation und Ladung auf ent­ sprechende Weise gewählt wurden, so lehrt dennoch die Er­ fahrung, daß selbst bei einem sehr eingeschränkten Spiel­ räume und vorzüglich guten Geschossen, die kleinste und die größte Entfernung, in welcher der erste Aufschlag beim Visirschuß und bis zu 2° Elevation erfolgt, noch um 250 Schritt von einander unterschieden zu fein pflegen. Der 6 Fuß hohe Gegenstand wird also bei den hier angenommenen Voraus­ setzungen nicht unbedingt getroffen werden, sondern nur dann, wann der Aufschlag nicht über 34 bis 67 Schritt diesodrr jenseits des. Gegenstandes statt findet. Da nun die Distanz von 68 bis 134 Schritt ungefähr J bis j der Diffe­ renz der größten und geringsten Schußweite ausmacht, so darf man bei wiederholtem Schießen hoffen, daß bei i° Ele­ vation | bis die Hälfte, bei 2 Grad | bis ,, bei 3 Grad f bis | der ganzen Anzahl der geschehenen Schüsse den 6'Fuß hohen Gegenstand treffen werden. Wäre der Gegen­ stand höher, so würde die Wahrscheinlichkeit des Treffen­ söder die gewöhnlich statt findende Wirkung) sich in ei#

•)

Um die Entfernung eines Gegenstandes mit Genauigkeit aus;lrnitteln, ist dem Artilleristen ein sogenannter Distanz, mess er oder Mikrometer, ein sehr nützliches und fast unentbehrliches Instrument. S. hierüber Hoyer« Wörterb. d. Artillerie.

205 tiftn entsprechenden Verhältniß vermehren, und bis 9 Fuß Höh« j. •£>. unter i Grad | bis |, 2 — i — I, — 3 — L — A der Anzahl der Schüsse j« den Tref­ fern gehören. Diese Schatzung des Effekts wird sich jedoch nur dann durch den Erfolg bewahrt erweisen, wenn die Entfernung Leö Objekts genau bekannt war, und die passenden Erhö­ hungsgrade gewählt wurden; irrt man sich aber in der Ent­ fernung um ioo Schritt, oder nimmt man 4 Grad zu viel oder zu wenig Elevation, so ist der Effekt etwa 4, bei dop­ pelt so großem Irrthum um | geringer; bei einem Irrthum von Zoo Schritt, oder um i Grad in der Elevation trifft man fast gar nicht. Doch findet dies nur in dem Falle statt, wenn.man ent­ weder gar keine Korrektionen vornimmt, oder wenn man den Ausschlag der Geschosse nicht sehen kann. Kann man ihn noch wahrnehmen, wie dies bis zu 1200 Schritt bei Hellem Wetter, zumal auf trocknen» Boden, wo der Auf­ schlag Staub erregt, augeht, so kann man sich wenigstens für das Ueberhinschieße« in Acht nehmen. Und alsdann wird dir Wirkung von der Beschaffenheit des Bodens, der Ent­ fernung des Objektes und der getroffenen Korrektion der Richtung abhangen. BiS zum 7ten Grade ungefähr nimmt das Treffen sodann in gleichem Maaße ab, wie die Grade zunehmen. Bei höherer Elevation bleiben die Geschosse in weichem und unebnen Boden ohne Rikoschrtte nach dem er­ sten Aufschläge stecken, und dadurch wird der Effekt um mehr als die Halste verringert und unbedeutend. 157. Die Seitenabweichungen fallen, wenn die Schuß­ weiten gleich sind, bei den kleinern Kalibern bedeutend grö­ ßer auS, als bei den größer» Kalibern, und nehmen in weit größer»» Grade zu als die Schußweiten verhaltnißinaßig größer sind, als bei dem kleinern. Besondre Umstände ha­ ben hiebei ndch außerdem einen großen Einfluß. Die mei­ sten Versuche stimmen darin überein: daß bei gleichen Schuß­ weiten die Abweichungen der Geschosse von der Mittellinie Lei Rollschüssen nicht größer alS bei Bogenschüssen find, und daß Haubitzen in der Regel größere Abweichungen geben als die Kanonen. Man kann annehmen, daß bei der Hälfte der geschehenen Schüsse auf 2000 bis 2600 Schritte die Abwei­ chungen von der Mittellinie ungefähr 30, und auf 1400 bis 1800 ungefähr 20 Schritte betragen. Innerhalb der Weite

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des Visirschusses wird man mit demselben in einen 9 Huß hohen und 12 Fuß breiten Gegenstand die Hälfte derSchnsse zum Treffen bringen; und in eine 8 bis 9 Fuß breite 4 Fuß hohe Schießscharte demnach ungefähr die 6te Kugel. Die Seitenabweichungen der Bombe betragen, wenn sonst alle Umstande günstig sind, selten über 20, und fast nie über 50 Schritt, während die Differenz der-Wurfweiten biswei­ len bis auf 200 Schritte steigt. Doch lehrt die Erfahrung daß auf nicht zu große Entfernungen bei schnellem Werfen die größere Menge der Bomben in einen 50 Schritt langen und 25 Schritt breiten Rektangel fallen *). Auf 1000 Schritt würden bei 130 Elevation auf den Wallgang einer 100 Schritt langen 30 Fuß breiten Face von je 3 Bomben 2, und auf einen 50 Schritt großen Waffenplatz von 8 Bomben 3 gebracht werden können. Soll eine Batterie von 8 Kanonen beworfen werden, so ist die Brustwehr 50 Schritt breit, 7 Schritt lang, und es würbet70 treffende Bomben, folglich überhaupt 490 Würfe erfordert, um die Batterie völlig zu zerstören, was durch 8 Mörser ohne Schwierig­ keit zu bewirken sein würde **). Auf ebnem Boden trifft man mit den letzten Aufschlä­ gen (wo die Wahrscheinlichkeit des Treffens der Rollschüsse begreiflich weit größer ist als bei den ersten Aufschlagen) in eine 6 Fuß hohe und 200 Schritt breite Wand mit der gten bis 4ten Kugel; auf weniger günstige Distanzen muß man zufrieden sein, wenn man £ biü | der Schüsse zum Tref­ fen bringt. 158. Von der Tiefe nach der Höbe, d. h. gegen einen flachen ungefähr 100 Fuß über den Standpunkt des Ge*) Nach Scharnhorst darf man zufrieden sein, wenn man beim LZpfüiidigen Mörser auf 400 Schrine der ganzen Anzahl der geworfenen Bomben in ein Viereck bringt, welches 20 Schritt breit und 60 Lang ist, auf 800 Schritt in ein Viereck von 120 Schritt Lange und 50 in der Breite, auf 1200 Schritt in ein Viereck von 150 Schritt Länge und 100 Schritt Breite, und auf 2000 Schritt in ein Quadrat welches 2000 Schritt zur Seite hat. — Beim Werfen nach Gegenständen von geringer Ausdehnung, wie Schießscharten, Bettungen, einzelne Geschütze u. s. w. darf man bei einer Entfernung von 500 bis 600 Schritt eine doppelt so große Wirkung erwarten, wie auf ßoo bis 900 und eine viermal so große, wie auf 1200 bis 1500 Schritt. **) Ueber die Wahrscheinlichkeit des Treffens gegen Schiffe sehe man Hoyers Wörterb. d. Artil. II. 2te Abtheil. S. 26g vis.276. Ueber das Beschoßen der Wallgänge mit Rikoschettschüssen, ebendas. I. 217 und II. 2te Abch. 107.



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—•

schützes erhabnen Berg, welcher verschiedne, dem Rikoschettiren der Kugeln nachtheilige Absätze hatte, hat man bei Versuchen in eine 280 Fuß breite, 6 Fuß hohe Wand die 7« Kugel gebracht. Im umgekehrten Fall von der Höhe nach der Tiefe würde man | bis | der Kugeln als Treffer annehincn dürfen. In einem der Wirkung der Rollschüsse günstigen Bo­ den darf man ein doppelt so großes Resultat erwarten, als in einem welches ihr ungünstig ist. Unter einem günstigen Boden hat man zu verstehen: Wiesen, Weiden, Haiden, be­ narbten Sand und Aecker, sowohl in wellenförmigen Lagen als in abwechselnden sanften Bergen. Ein den Rollschüssen ungünstiges Terrain ist: Hägelichter loser Sand, Morast, mit vielen Graben durchschnittene Wiesen uno Aecker, steile Berge, hohle Wege, tiefe Dache, Damme und alle Erhö­ hungen und Vertiefuiigen welche sehr steil sind. Doch ist der Boden nur dann für ungünstig zu achten, wenn viele von den zuletzt genannten Gegenständen sich in demselben befinden.

Aus den Versuchen über die Rollschüsse haben sich in Hinsicht der Wirkung auf verschiedne Distanzen folgende Be­ merkungen ergeben. ' Die Rollschüsse sind auf ebnem Boden anzuwenden: bei dem Dreipfüuder von 800 bis 1800 Schritt — — Sechspfänder — 1000 — 2200 — — — Zwölfpfünder — 1200 — 2600 — Sie find aber am wirksamsten: bei dem Dreipfünder auf 1000 bis 1600 Schritt — — Sechspfänder — 1200 — 1900 — — — Zwölfpfünder — 1400 — 2200 — Auf diesen Distanzen haben bei den Sechspfündern in der Ebene die ?te, und bei den Zwölfpfändern die gte bis 4te Kugel getroffen. Auf 1000 Schritt ist dagegen bei den Sechspfündern nur die 8te bis 9te Kugel, und auf 1200 Schritt bei den Zwölfpfündern nur die rote Kugel zum Tref­ fen gebracht worden. Die Distanzen von 1600 bis 1800 Schritt beim Dreipfänder, von 1900 bis 2200 beim Sechs­ pfänder und von 2200 bis 2600 Schritt beim Zwölfpfänder erreichen nach Beschaffenheit des Terrains oft nicht | der ganzen Anzahl der Kugeln; und hier trifft sodann nach Um­ standen die 9te bis i2te Kugel. Man wird sich nicht viel irren, wenn man annimmt, daß auf allen Distanzen, welche nur durch den dritten Theil der Kugeln erreicht werden,

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ungefähr die 8te trifft, wenn sonst der Boden den Rollschüssen nicht allzu ungünstig ist. Auf weitere Distanzen als solche, welche nur vom gten Tbeile der Rollschüsse erreicht werden, schießen zu wollen, scheint zu Kanonaden ohne alle Wirksamkeit, und also zu »«nöthiger Verschwendung bet Munition zu führen, wenn nicht ganz besondre Umstande ein solches Verfahren rechtfertigen; (wie z. E. gegen feind­ liche Lager oder Bivouacs. wo wegen der Größe des mit ver­ letzlichen Gegenständen dicht besäeten Raums fast keine Fehl­ schüsse zu erwarten sind.) In diesen Entfernungen sind alle Distanzen schwer zu beurtheilen, und wenn man die Absicht hätte, noch auf eine Distanz zu schießen, welche nur vom ;ten'Theile der Kugeln erreicht zu werden pflegt, so würde man, wegen der Unmöglichkeit der richtigen Beurtheilung derselben, immer in Gefahr kommen, auf eine Weite ge­ schossen zu haben, welche von gar keiner Kugel erreicht wird. Wozu noch kommt, daß man auf so große Entfernungen nur selten wahrnehmen kann, ob sich vor dem Feilide harter oder weicher Boden, viele Vertiefungen, hohle Wege, Graben u. s. w. befinden. Aus diesen Gründen wird es auch fast niemals oder doch nur höchst selten rathsam sein, die Elevation bei Roll­ schüssen mehr als einen Zoll über den Vistrschuß zu erhöhen, obschon dadurch eine größere Schußweite zu erlangen sein dürfte. Wenn man den Feind auf 1000 bis 1500 Schritt entfernt halt, wird der Kernschuß, auf 1400 bis 1800 Schritt der Visirschuß, auf 1600 bis 2100 Schritt ungefähr ein Zoll Aufsatz oder 1 Grad über den Visirschuß vorzugsweise zu wählen sein. Die Wirkung der Rollschüsse bei Haubitzen (wozu aber noch die der zerspringenden Granaten kommt) nkag ungefähr in Hinsicht des Treffens denen der Kanonen gleich kommen, obschon die aus Versuchen erhaltenen Resultate bald größer, bald geringer ausgefallen find. — Die größte Rollschuß­ weite kann matr bei her /pfündigen Haubitze zu .1800, bei der tvpfändigen zu 1900 Schritt annehmen, und da man die Aufschläge der Haubitzgranaten auf beträchtliche Distan­ zen sehen kann, so kann man sich bei ihr noch der Elevatio­ nen bis 4 oder 5 Grad bedienen, wenn das zu beschießende Objekt über 1500 Schritt geschätzt wird. Man glaubt ge­ wöhnlich, daß beim Rikoschettiren die Zünder abgestoßen würden, dies ereignet sich jedoch nur zu Zeiten; aber auch dann leisten die Granaten immer noch die Wirkung der Ku­ geln Bei einer zweckmäßigen Einrichtung der Jündertöpfe und



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und Brandlöcher der Granaten wird man vollends das Ab­ stößen vermindern. 59. Bei Bogenschüssen wird: auf eine Entfernung von 2000 Schritt vom Zwölfvfunber — — — — 1800 — — Sechspfündek eine 6 Fnß hohe, 200 Fuß breite Wand nur noch zufällig ge­ troffen, und über diese Entfernungen hinaus ist auf gar kein» bestimmte Wirkung mehr zu rechnen. Bei den Hau­ bitzen kommt auf diese Distanz eigentlich nur die Wirkung der zersprungenen Stücke in Betrachtung. Die Entfernung von 1800 Schritt erreicht man bei gewöhnlicher Ladung und 10 Grad Elevation, allein fast alle Bomben rollen weiter. Bei 15 Grad fallen nur wenige Bomben auf igoo Schritt; man wird glücklich sein, wenn nur die 2o(te Bombe in einen Raum von 50 Schritten vor oder hinter der Wand fällt, unter welcher Bedingung man einzig beim Krepiren einige Wirkung erwarten darf. Nahme man eine solche Ladung, bei welcher die Haubitzgranate unter 150 Elevation unge­ fähr 1800 Schritt erreichte, bei der 7pfündigen Haub-tze nämlich i Pfund und der lopfündigen Pfund Pulver, so würde die Wirkung wahrscheinlich ums Doppelte bis Vier­ fache größer sein. 160. Bei den Kartätschen hängt die Wirkung, in Hin­ sicht auf das Treffen, insonderheit von der Ausbreitung der Kugeln ab. Diese ist aber bei einzelnen Schüssen unter glei­ chen Umständen so verschieden, daß Man oft mit dem einen Schusse das Doppelte und Dreifache der Wirkung des an­ dern erhält. Es ist daher schwer, darüber etwas Bestimmrrs auszusagen, und alle früheren Versuche, bis auf die neuerdings bei der preußischen und dänischen Artillerie an­ gestellten, geben selbst für die mittlere Wirkung mehrerer Schüsse sehr unvollkommne Resultate. Die Kartatschku­ geln sind übrigens auf eine größere Weite wirksam »ls man gewöhnlich glaubt, und einzelne Erfahrungen zu be­ kräftigen scheinen. Man hat gefunden, daß von Llöthigen Kugeln auf 700 Schritt, im Durchschnitt von 100 Stück noch eine durch die bretterne Wand geschlagen war, auf 500 Schritt aber schon die izte Kugel. Eben so von 6löthigen Kugeln auf 100 Schritt die 7oste. Selbst nöthige ge­ schmiedete Kugeln haben sich auf 250 Scbritt noch von so großer Wirkung gezeigt, daß gegen eine 6 Fuß hohe Bret­ terwand der ;te Theil der Kugeln durchgeschlagen haben würde, auf 400 Schritt aber nur die 6oste bis 7«ste. Re­ sultate dieser Art darf man indessen nur erwarte«, wenn

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eint große Anzahl von Kartätschen verschossen wird, und man erhalt aus diesem Grunde bei den großen Kalibern der Geschütze (wegen der großem Anzahl von Kugeln, wel-» e sie fassen) auf eine beträchtliche Distanz noch einige Wirkung, wenn sie bei Geschützen von geringen Kalibern (bei übrigens gleichen Kartätschkugeln) ganz unbedeutend ist» Aus dm Versuchen scheint hervor zu gehen, daß auf looo Schritt von ungefähr 14 Stück iLlöthigrn — 800 — — — 14 — 6 — — —

5OO 400 200

— — —

— — —

— — —

14 14 14

— — —

L I 2

— — —

geschmiedeten eisernen Kugeln, eine die 6 Fuß hohe und 1 Zoll dicke fichtene Wand durchdringt, wenn der Boden ziem­ lich eben und hart ist. Hiebei ist aber zu bemerken, daß die lalöthige durchgedrungene Kugel meistentheils weit wirk­ samer ist, als die 6löthige, indem ihr eine doppelt so große Flugkrast beizumeffen ist, und daß daher die Wirksamkeit der treffenden Kugeln nicht bloß nach der Anzahl beurtheilt werden kann, sondern daß hierbei bas Gewicht mit erwogen werden muß. Eine 6löthige Kugel, welche eine bretterne Wand durchdringt, wird eher ein Pferd tödten oder außer Bewegung setzen, als eine ein * oder zweilöthige Kugel. Auch die Stärke der Labung ist nicht ohne allen Einfluß, obschon 4 bis 3 Kartätschschwere fast dieselbe Wirkung her»orzubringen pflegt, welche eine stärkere von J bis H leistet. Nimmt man sie aber geringer als so kann daraus kein Vortheil, sondern nur ein Nachtheil entstehen. Bedeuten­ der als durch die Stärke der Ladung wird bei übrigens glei­ chen Geschützen und Kartatscheinrichtungen, auf-eder ge­ gebnen Weite, die Wirksamkeit der Kartätschschüsse durch die Beschaffenheit des Bodens uud die Wahl der Elevation modifizirt. Auf sehr unebnem Boden erhält man nur ungefähr |, selten die Hälfte der Wirkung, welche auf ebnem Boden zu erwarten steht. Beim Schießen von einem Berge zum andern, zwischen welcher sich ein beträchtlich tiefes Thal befindet, erhält man ebenfalls | der Wirkung, welche in der Ebne statt findet. Von der Tiefe nach der Höhe, selbst gegen ziemlich bedeutende aber sanft anlaufenbe Berge mit einzelnen steilen Stellen und Absätzen ungefähr eine halb so große Wirkung wie in der Ebne. Unter gleicher Terrain­ beschaffenheit, von der Hohe nach der Tiefe hinab, ist die Wirkung zwar bedeutend geringer als in der Ebene, selten aber so gering als bei den Schüssen von der Tiefe nach der

211 Höhe, und wenn der Abhang eben ist, bei weitem größer als in unebner Flache. — Eine Aenderung in der Elevation bringt zwar biswei­ len eine ganz andre Wirkung hervor, als man dabei beab­ sichtigt, -och ist diese auffallende Erscheinung wohl meist in der Beschaffenheit des vorliegenden Geländes begründet, und es ist gewiß ein sehr wesentliches Erforderniß beimKartatschenfeuer, baß man die zur Distanz passenden Erhöhungsgraoe wähle. Alle Versuche stimmen darin überein, daß bei zu geringer Elevation die Wirkung, besonders auf unebnem Boden, weit geringer, als bei der zur Weite pas­ senden ist, zumal wenn man sein Augenmerk auf die durch­ geschlagnen richtet *). Bei einem Versuche mit islöthigen Kugeln erhielt man bei ij Zoll Aufsatz auf 700 .Schritt eine doppelt so große Wirkung wie bei der Richtung über Disir und Korn. Ein Unterschied in der Erhöhung der Richtung von ungefähr Z bis 1 Zoll oder Grad, hat selbst in der Ebne einen bedeutenden Einfluß auf die Schüsse; «ine noch bedeutendere Aenderung erzeugt natürlich auch eine größere Verschiedenheit der Wirkung. Ueber den Ef­ fekt hoher Bogenschüsse mit Kartätschen von schwerem Ka­ liber fehlt es noch an genügenden Beobachtungen. Folgende Erhöhungsgrade haben für di« verschiednen Kartätschkaliber beim preußischen Geschütz die größte Wir­ kung gegeben:

•) Auf sehr nahe Distanzen, unter soo Schritt, besonder« wenn' e< an Kartätschen von kleinem Kaliber fehlt, wird man jedoch nicht übel thun, da« Geschütz etwa« unter die Horizontal« zu senken, weil e« sich sonst leicht ereignet, daß der größer« Theil der Kugeln über den mehr herangedrun, genen Feind hinweggeht, ohn« ihm irgend «inen beträchtlü ch«n Schaden zu thun.

Or

Haubitze.

B e i der lopfunbig, B .

500 Schritte 4 Schr.

700 Schr.

slöthkgen

Msiru.Korn Dis. u. Korn Fuß d. Wand Mit. d.Wand

| Grad

i£ Grad

6löthiz«n

Vis. «.Korn Dis. 11. Störn Vis. u. Korn Vis. m. Korn 50 Schritt v. Fuß d. Wand Mitte drx obre kinie d. Wand Wand der Wand Vis. u.Äorn 4 4 4 Fuß d-.WaAd

iLlöthigen Mi«» Pfund1 Ladung. 6söthigen i2löthigen

!M,l-zPfund Ladung. 6löthigen iirlöthigen Mit 5 Pfund Ladung. 1 i2löthigen I





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4

4

4

4

4

4





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4

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4

I Z\T>

Haubitze.

d. -7pfd.

_ v et Kanonen.

Siif 500 Schr. | 6oo Schr.

4

NB-. Die angegebnen Grade un» Aufsätze find vom Vistr und Störn «n gerechnet. I G/ad Elevation.

2 —

3 Zoll

Distr und Störn giebt imgefähr



21'3

ktm Allgemeinen laßt sich annehmen, baß bei | bis ’ kartatschenschwercr Ladung Lie.Wirkung bciKugelnvon verschiednrm Kaliber sich auf gleiche Distanzen ungefähr ver­ halt, wie die Anzahl der Kugeln, mit denen das Geschütz ge­ laden wird. Cs scheint, daß die Ausbreitung der. kleinem Kugeln auf eine Entfernung unter 300 Schritt nicht grö­ ßer als die der kleinern Kugeln ist, auf »veitere Distanzen aber bei den großem Kugeln eine geringere Ausbreitung statt findet, als bei denen von kleinem Aaliber.. In jedem Fall ist aber der Unterschied der Ausbreitung bei großen und kleinen Kugeln nicht sehr bedeutest», und um so weni­ ger bemerkbar, als selbst bei einer mittlern Kahl von 5 bis io Schüssen die Ausbreitung, unter scheinbar völlig gleichen Umstanden, oft so überaus verschieden ausfallt. Ueberalk findet man beim Beobachten der Ausbreitung der Kartätschen, daß zunächst der Mitte der Schußlinie die Kugeln ngher beisammen halten, als an der außer« Seite -es Streuungskegels. Auf 300 bis 400 Schritte kommen fast Z, auf 500 — mehr als die Hälfte, — 6oq — nicht ganz die Hälfte, — 800 — — — — I, — 900 — mehr als Z -er ganzen Anzahl -er treffenden Kugeln in eine Dickte von 50 Fuß, bei H Fuß Höhe. Auf kung, welche eine oder die andre Kugelart, bei einem gewisse« Kaliber auf eine bestimmte Di­ stanz leistet, in der Ausübung (im Kriege) unter manchen Umständen nicht so bedeutend, als bei den Versuchen. 161. Bei dem Steinhagel aus Mortieren zerstreuen ffch die Steine um desto mehr, je stärker die Ladung ist; man nimmt daher für einen 1 Centner schweren Steinkorb ungefähr 1$ bis höchstens 2 Pfund Pulver. Die Wurfweite beträgt sodann ungefähr 200 Schritte; die weitesten Steine fliegen bis auf 250 Schritt. Die Seitenabweichungen sind sehr ungleich und meistentheils noch größer als die Differen­ zen in der Wurfweite der einzelnen Steine. Wird daher gleich burd) einen solchen Steinschuß eine bedeutend große Flache unsicher gemacht, so ist dennoch die Wirkung dessel­ ben gegen eine bestimmte Fläche sehr gering. Unter den oortheilhaftrsten Umständen darf man nur rechnen; mit 25 Strinkörben (welche zusammen etwa 900 Steine fassen) in einer bis auf 200 Schritt hcrangerücktrn Transchee den gosten Mann zu beschädigen, und man würde hiernach in der Nähe mit 400 Steinkörben erst unter gewissen Umständen eine entscheidende Wirkung gegen die Mannschaft in der

si6 Tranfchee erhalten können. Bediente man sich eiserner Kngeln stakt der Steine, so ist es wahrscheinlich, daß die Wir­ kung theils wegen des regelmäßiger» Fluges der Projekti­ len, theils auch deshalb größer sein würde,weil eine ifpfätt# d!«e Kugel leicht eben so wirksam ist als ein gpfündiger Srein. Doch würde dies in jedem Fall einen großen Üebrrfluß von Kugeln in der Festung voraussetzen. (Siehe Car­ not von der Vertheidigung fester Plätze, übersetzt von R. v. L. S. 325 u. f. und S. 346 u. f.) 162. Wenn man die Wirkung von Äugel« und Kar­ tätschschüssen wahrend eines gewissen Zeitraums ausmittrln will, so kommt es außer der spezifischen Wirkung der Geschütze unter den vorhandnen Umstanden oder ange­ nommenen Voraussetzungen vopnämlich auf die Anzahl der Schüsse, welche binnen einer bestimmten Zeit gethan wer­ den können, oder auf die Geschwindigkeit des Feuerns an. Da diese nicht bei allen Geschützen und Schußarten gleich groß ist, so wird oft bei mehrer« Schüs­ sen die Wirkung sich ganz anders verhalten als bei einzelnen Schüssen. Auf 600 und 400 Schritt z. B. ist die Wirkung der 6pfüiidsgeü Kanone beinahe doppelt so groß als die der Haubitze, weit diese außerdem- daß sie viel langsamer schiesst, aus) nicht so viel Kartätschfchüsse bei sich führt, daß sie 24 Minuten ohne Unterbrechung mit Kartätschen feuern könnte. Nach den bei der preußischen Artillerie angesteüten Versuchen kann man annchmen, daß beim Gebrauch der Kartätschen mit dem Drei- und Sechspfünder 2, mit dem Zwölfpfünder Und den Haubitzen i? Schuß in einer Mi­ nute geschehen können, wenn gehörig geladen und ge­ richtet wird. Auch bei Rollschüssen mit Kugeln wird man diese Geschwindigkeit erhalten können, weil die Höhenrich­ tung nicht so genau als bei Bogenschüssen zu sein pflegt; bei diesen aber, wo man über einen zu jeder Distanz pas­ senden Aufsatz richten muß, kann man bei den Kanonen nicht mehr als Einen Schuß auf die Minute, und bei den Hau­ bitzen auf 3 Minuten 2 Würfe rechnen. Gewöhnlich nimmt man an, man könne mit dem Drei - und Sechspfünder in Einer Minute 4, und mit dem Zwölfpfünder 3 Schüsse thun, wenn man die Kanone nur immer nach dem dritten Schuß auswischen und vorbringen ließe. Gen. Scharnhorst will aber dieser Meinung nicht beitreten, weil das Aus­ wischen und Vorbringen weniger in Betracht komme als das Richten. Dies hält am meisten auf, und kann schlich-

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serdings nicht erspart werden; denn ohne Richten dient daS Schießen zv nichts, und ein gulgerichteter Schuß ist mehr werth, als mehrere schlecht oder gar nicht gerichtete. Ma» kann der den Nebungen höchstens, durch sehr geübte Leute bei strenger Aufsicht und großer Ordnung eine größere Ge­ schwindigkeit des Feuerns als Sie eben angegebne erreichen, wenn alle Vorbereitungen zu diesem Kunststück sorgfältig ge­ troffen sind *). Im Allgemeinen aber ist dies schon nicht der Fall bei den Uebungen, vielweniger noch vor dem Feinde. Hier treten Aufenthalte manches Art ein. Das Terrain, auf welchem das Geschütz aufgefahrest wird, ist oft sehr unbe­ quem für dir Bedienung desselben; das langer anhaltende Feuer erfordert eine Menge Munition, von der das Zutragen bunde­ nen nachbarlichen Welt ganz unbedenklich scheitert. Welch «in ungeheurer Schatz von kriegerischen Hälfsntitteln du Gro­ ßen, Elemente und Beschaffenheit des Bodens darzubieten vermögen, lehrt theils dir Kriegsgeschichte, theils eine kurze Betrachtung der innern oder Gränzbeschaffenheit Rußlands, Dänemarks, Portugals, Tyrols u. s.w. Selbst die Grund­ feste der unerschütterlichen Sicherheit Englands, beruht sie nicht allem andern zuvor auf seiner insularischen Lage? Daß in neuerer Zeit Festungen so geringen Widerstand ge­ leistet, und auf den Gang der Kriegsbegebenheiten irn Gro­ ßen einen so unbedeutenden Einfluß geäußert haben, hat theils die bekannten politischen Gründe, theils aber muß man die Schuld davon auch im Verfall der praktischen Ingenieurkunst, und in der geringen Berücksichtigung suchen, welche ihnen von Seiten derer geschenkt ward, deren Boll­ werke sie bilden sollten. Die Beispiele von Saragossa und Cadix, beweisen sie etwa nichts? Abstrahiern wir aber auch ganz von den Beziehungen im Großen, und betrachten wir blos den Nutzen, der sich aus der Jngenieurkunst für das einzelne Gefecht, für die gesicherte Aufstellung gegen den Feind, für die Bewegl ichkeit einzelner Abtheilungen ziehen läßt; wieviel bei Angriff, Ver­ theidigung, Verfolgung und Rückzug oft blos von der au­ genblicklichen Wegräumung oder Erschaffung einzelner Hin­ dernisse des Zugangs, von der unmittelbaren Deckung der Schätzen und des Geschützes abhängt; so wird man sich leicht überzeugen, daß im ganzen Umfange des kriegerischen Handelns fast kein Schritt gethan werden kann, wo sich der Werth eines zahlreichen und allgegenwärtigen Pionierkorps nicht auf eine sehr bedeutsame Weise bewahren würde. So wie man den Hauptnerv des Kriegswesens Mb im Geld«, bald in den Beinen, bald im gefällten Magen gesucht hat, so hat man auch eine Zeitlang geglaubt, daß der Erfolg hauptsächlich von der größer» Masse der Feuergewehr« ab­ hange. Nicht zu läugnen ist es, daß die Mehrzahl der Streiter »ft den Sieg entschieden hat, und wenn alle übrigen Umstände gleich sind, auch wohl den Sieg entscheiden muß. Allein in der Jngenieurkunst ist eben ein unerschöpfliches Mittel gegeben, die Umstände ungleich zu machen, und wenn Mann, Roß, Geschütz, Munition, An-

iHrung und Tapferkeit auf beiden Seiten gleich sind, fs ist es grade durch ihre Hülfe möglich, das Uebcrgewicht in die eint oder die andre Schaale zu legen. Wenn man bedenkt, wie oft durch zufällige Krankheit mehrere Taufende in den Lazarethen gefangen gehalten werden, wie oft in Schlach­ ten ganze Regimenter völlig außer dem Gefecht bleiben, weil ne entweder blos figuriren oder für den letzten Nothfall auf# bewahrt werden müssen, oder weil das Terrain nicht erlaubt sie wirksam gegen den Feind zu führen, so kann es unmög­ lich auf eine nachtheilige Weife entscheidend fein, wenn sich die bei einem Armeekorps vorausgesetzte Masse von einigen tausend Pionieren während des Kugelregens selbst ganz ohne eine ihrem eigentlichen Berufe Angemessene Beschäftigung auf dem Schlachtfelde befände. Abgerechnet, daß sie für die so menschenraubende Fortschaffun^ der Verwundeten und zu mancherlei ähnlichen Hülfsleistungen jederzeit sehr nützlich verwendet werden könnten, würde man sie zu Demonstrationen, zur Ausfüllung von einzelnen Intervallen n. s. w. füglich gebrauchen können, und im Fall Noth an Mann wäre, würd« ein braves Pionierbataillon auch unbe­ denklich, trotz jeder andern Truppe, einen durch ihm selbst befestigten Posten vertheidigen, feine Patronen verschießen, und dem andringenden Feinde nach Därenhorst's Ausdrucke „ eine Garbe (von Bajonetten) in die Rippen tragen." Der Fall, daß Pionier- und Sappeurkompagnien zur Vertheidi­ gung von Schanzen, Brückenköpfen u. s. w. befehligt wur­ den, gehörte bei den Franzosen keineswegs zu den Selten­ heiten, und mit welcher Erbitterung oft in den Minengangen gefochten wird, ist eine bekannte Sache. — Gesetzt nun aber, das Gefecht nimmt eine nachtheilige Wendung, dem ungestümen Nachdringen des Feindes bei unserm begon­ nenen Rückzüge soll durch die Sperrung eines Defilee's oder sonst wie ein Ende gemacht werden; oder im umgekehrten Fall, es wird ein ähnliches Hinderniß Ursache, daß wir den so eben erfochtenen Sieg nicht auf eine entscheidende Weise verfolgen können; — wie hoch werden jene paar tausend ge­ ringgeschätzter Aerme sodann in ihrem Werthe steigen! — 166. Der Belagerüngskrieg ist gewissermaßen das wahre Element der Pioniere, sowohl inner- als außerhalb des angegriffenen Platzes; von ihnen und der lie unter­ stützenden Artillerie hangt, wenn gleich nicht alles, doch gewiß zum größern Theile die Entscheidung ab. Die nähere Aus­ einandersetzung des ihnen hiebei zufallenden Wirkungs - und Geschäftskreises muß jedoch auf eine andre Gelegenheit »er» spart

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spart werd»». Ihr Beruf im Feldkriege ist, wie bereits er­ wähnt : die Bereitung des Bodens und aller im ausgedehn­ testen Sinne in das Gebiet der elementarischen Kräfte, der natürlichen und der architektonischen Produktionen gehörigen Gegenstände in doppelter Rücksicht: a) als unmittelbare Schußwaffe und Deckungsmittel, b) als Grundlage, HemmNiß oder Befördecniß der Truppenbewegung. Man würde sehr irren, wenn man meinte, daß die in dieses Gebiet rinschlagenden Verrichtungen blos defensiver Natur waren, oder wenn man gar sich einbildete, daß sie in der Hauptsache alö eine dem (Koldatenwesen fremdartige friedliche Arbeit betrachtet werden müßten. Wer sonst den Trieb m sich fühlt, seinen Muth in standhafter Verachtung der höchsten Lebensgefahr und ehrenvoller Thätigkeit fürs Vaterland zu bewähren, findet im Dienst der Pioniere, so »ft es darauf «»kommt, im Angesicht und wirksamen Waf­ fenbereich des Feindes die befohlne Arbeit zu vollbringen, gleich dem Seemann, Gelegenheit im Ueberfluß. Näcdstdem nehmen die Verichtungen beö Pioniers jederzeit einen offen­ siven Charakter an, sobald ihr Zweck ist, die vom Feinde vertheidigten Werke und Deckungsanstalten gewaltsam zu zerstören, und den übrigen Truppen zur Eroberung oder Ueberwältigung derselben den Weg zu bahnen. Nicht selten werden die Pioniere hiebei auf mannichfaltige Weise in das Handgemenge verwickelt, und zum persönlichen Kampfe ge­ nöthigt, so daß sie mit Fug und Recht der wirklich fech­ tenden Klasse des Militarpecfonales angehören, und eine eigne Waffengattung bilden. 167. Gehn wir ein wenig mehr ins Detail, so besteht der Dienst der Pioniere im Felde: a) In der Anfertigung, Vervollkommnung, Ausbes­ serung und Eröffnung von wirklichen Kommunikanonen aller Art, als Landstraßen, Damme, Brücken, Ueberfahrten u. s. w.; in der Ebnung des Bodens, Lichtung von Ge­ hölzen, Ableitung von Gewässern, Erweiterung von Defileen, kurz mit der Hervorbringung alles dessen, was auf irgend eine Weise die freie Bewegung der Truppen begLnstigt. b) In der Vernichtung und Derderbung aller dieser Dinge, in wiefern es darauf aukonmit, die freie Bewegung der feindlichen Schaaren oder Zufuhren zu verhindern oder zu unterbrechen. c) In Hervorbringung und Zurichtung alles dessen, was irgend zur Befestigung und erhöhten Vertheidigungs-

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226 fähkgkeit ganzer Terrainstrecken oder einzelner Posten und Zugänge beitragen kann; der Anlegung von Verhauen, Gräden, Wolfsgruben, Überschwemmungen, Schleusen, Was­ serleitungen, Zugbrücken, Schlagbäumen; dem Bau von Schanzen, Blockhäusern, Batterien, Echultrrwehren, Blen­ dungen, bombenfesten Bedeckungen; der Zurichtung von Hausern, Kirchen, Thoren, Mauern, steilen Abdachungen; der Herbeischaffung und Anordnung aller Hülfsmittel, welche den unmittelbaren Gebrauch und die Wirkung der feindli­ chen Waffen schmälern, den kräftigen und ungestörten Ge­ brauch der unfrigen erhöhen und begünstigen. d) In der Zerstörung aller ähnlichen von Feinde «n«ltgegengestellten Werke und Anordnungen, in wiefern die­ ses nicht durch die Artillerie bereits aus der Ferne hat be­ wirkt werden können; also in der Ausräumung von Ver­ hauen , dem Einreißcn und Aafsprengen der verschloßnen Zugänge, der Ausfüllung von Vertiefungen, Durchstechung von Dämmen, dem Angriff und der Demontirung von Schanzen, Pallisaden; in Brandstiftungen und Braudlöschungen u. s. w. e) In der Ausführung aller solcher Arbeiten und Unternebmungen, welche in daü Gebiet des unterirdischen und Gewässer - Krieges einschlagen, so weit sich dergleichen im Feldkriege zu ereignen pflegt. f) In der Besorgung der sich auf telegraphische An­ gelegenheiten beziehenden Geschäfte. 168. Wenn man die Mannichfaltigkeit der eben ge­ nannten Geschäfte erwägt, mögte es fast zweckwidrig schei­ nen, sie insgesammt in eine Masse zu werfen, und es ist auch keinem Zweifel unterworfen, daß ein Einzelner eS schwerlich weder in der Ausübung sämmtlicher Zweige zur Virtuosität bringen, voch selbst geschickt sein mögte, ihrer speziellen Leitung unmittelbar vorzustchen. Uebrigens aber ist dennoch in ihrer gesammten Praxis sehr viel Analoges, und jene Leitung sowohl als die wirkliche Vollbringung ein ganz subalternes Geschäft; die Theorie derselben aber muß ein jeder Jngenieuroffizier völlig ergründet, und minde­ stens die Praxis in dem Maaße inne haben, wie ein Bau­ meister des Maurer-, Zimmermanns-, Tischler-, Glaser, Handwerks kundig sein muß, weil alle einzelnen Zweige deS Pionierwesens im Belagerungskriege seiner gemeinsamen Direktion unterworfen sind, und ihre Verrichtungen dort ebenso in einander eingreifen, wie die der übrigen Truppen im offnen Feldgefrcht. Auch ist es ganz füglich vereinbar.

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baß ein Pionierbataillon oder jede Kompagnie desselben in sich in besondre Pontonier-, Mineur- und Sappeur-Ab, «Heilungen zerfalle, deren jede aus dazu geeigneten Hand­ werkern rekrutirt und zusammengesetzt, und durch eigens zu dem verschiedenen Dienst abgerichlere Offiziere kommandirt wird, während die obere Leitung des Ganzen sowohl im Kriegs - als Friedenszustande einem Staabsoffizier des Jngenieurskorps anvertraut bleibt. Diese Einrichtung hat den Vortheil, daß der Jngenieuroffizier in direkterem prak­ tischen Verkehr mit den verschiedenen, seiner Kunst dienen­ den Technikern bleibt, daß die verschiedenen Zweige des Pio, nierwefens untersteh in eine innigere befreundete Verbin­ dung treten, und es lernen, sich gegenseitig in die Hände zu arbeiten; daß das Pionierkorps die subalternen Grade des Jngenieurkorps bildet, folglich zu gleicher Zeit dir passendste Pflanzschule für die höher» Stufen des Geniewesens und «in schickliches Unterkommen für wissenschaftlich und tech­ nisch gebildete Manner abgiebt, die jedoch nur Talente nie­ derer Art besitzen. Um die Emulation zu befördern und aus­ gezeichneten Individuen eine Gelegenheit zu schnellerm Em­ porkommen zu geben, können jüngere dazu geeignete Offi­ ziere in die Umgebung der höher» Grade gezogen, aus ih­ nen eine Art von Stab gebildet, und sie mit Aufträgen versehen werden, worin ihre höhere Fähigkeit sich be­ währen mag. Mit der taktischen Elementardressur seiner Untergebe­ nen sollte der Pionier- und Jngenieuroffizier sich eigentlich nicht zu befassen haben. Eine Menge andrer Fertigkeiten «nd Studien nehmen seine Thätigkeit auch während des Friedens in Anspruch,/ Wasser-, Straßen-und Festungs­ bau sind die angemessenen Exerzierplätze dieser Truppenart. Da der Pionier indessen aus mehr als einem Grunde auch durch die Schule der militärischen Gymnastik gegangen, und mit den gewöhnlichen Evolutionen und Waffenübungen ver­ traut sein muß, so mögte man den Grundsatz aufstellen, daß niemand feine militärische Laufbahn im Pionierkorps begin­ nen dürfe, ohne zuvor ein angemessenes Noviziat in einer der drei andern Truppengattungen überstanden zu haben. Auf diese Weise würde er alles, was der Soldat an allge­ meiner disziplinarischer und gymnastischer Bildung unum­ gänglich bedarf, vermöge seiner früher gewählten bürger­ lichen Beschäftigung aber zugleich die praktischen Elemente irgend einer in das Pionirrfach einschlagenden Technik bei seinem Eintritt in das Pionierkorps mitbringen; die Wahr-

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fcheinlichkeit seiner Brauchbarkeit f5r dasselbe wäre dadukch gleich zum Voraus in zwiefacher Ri6)tung begründet, und somit der speziellern Ausbildung für seine neue Bestimmung um ein Großes vorgearbeitet. — Wie nützlich und unent­ behrlich selbst dem Pionier die Künste des Turnplatzes und der Schwimmschule sind, leuchtet o-hne weitere Auseinan­ dersetzung ein. Daß er aber außer der vorhin erwähnten blos technischen Ausbildung, wahrend des Friedens zu gleicher Zeit auch eine eigentlich kriegerische erhalten müsse, nm für alle Vorkommenheiten des Verschanzungs­ krieges — als seines ausdrückliche» Elementes — tüchtig ju sein, bedarf wohl kaum noch einer besondern Er­ wähnung. In welchem Verhältniß der Stärke die verschiedenen einzelnen Zweige deS Pionierkorps bei ihrer innern Orga­ nisation zusammengestellt werden müßten, und wie sich die Zahl dieses Corps wiederum zur Anzahl der übrigen Trup­ pen eines Armeekorps verhalten müsse, richtet sich theils nach dem mehr oder minder häufigen Gebrauch, der ver­ möge der im Heere eingefährten üblichen Fechtart während eines Feldzuges wirklich von demselben gemacht wird, theils nach der allgemeinen Beschaffenheit des Bodens, innerhalb der eignen Gränzen und der zunächst gelegenen benachbar­ ten Staaten. In einem durchaus gebirgigen Lande wird man weniger Pontoniere, Czaikisten und Mariniers bedür­ fen, als in einem Kästen- oder mit zahlreichen Gewäs­ sern durchschnittenen Lande; je mehr Festungen die Kriegs­ theater enthalten, desto zahlreicher mässen die Mineurabtheilungen sein. Das wirkliche oder wahrscheinliche Be­ dürfniß giebt den natürlichen Maaßstab für ihre Menge. Liefert die Geschichte mancher neuern Kriege gleich den Beleg, daß man leicht der Pioniere zu viel haben könne, weil auch der geringer vorhandnen Anzahl nirgends eine erheb­ liche Verwendung gegönnt wurde, so ist es dennoch, wie schon erwähnt, fast keinem Zweifel unterworfen, daß unsre heutigen Heere, in Betracht deS zweckmäßigerweise mög­ lichen und zu wünschenden Gebrauchs, »och insgesammt zu sparsam mit dieser Waffe ausgerüstet sind, daß ihre Ver­ mehrung aber mit beschleunigten Schritten zunehmen wird, sobald die Befehlshaber sich nur ein wenig mehr daran ge­ wöhnt haben werden, sie gern und häufig in Thätigkeit zu setzen. 169. Wenn man die Sache ein wenig genauer erwägt, so wird man sich bald überzeugen, daß nicht nur in allen

229 Begebnissen des sogenannten kleinen Krieges, sondern auch in dem täglichen Verkehr jeder einzelnen Truppengattung, im Lager, auf dem Marsch und wahrend des Gefechts, un­ zählige Veranlassungen statt finden, wo die Gegenwart int Pionierdienst erfahrner und dazu ausgerüsteter Leute mit großer Bequemlichkeit verknüpft wäre. Wollte man die Feld - Pionierkompagnien dergestalt in den Brigaden »ertheilen, daß jeder entsendeten größer» oder kleinern Abtheilung stets eine entsprechende Zahl von Pio­ nieren beigegeben würde, so würden jene Kempagnicn ent­ weder bald gänzlich aufgelöst sein, und ein ähnlicher Nach­ theil sich ergeben, wie durch die aus gleichem Prinzip ent­ springende Zersplitterung der Kavallerie und Negnnentskanonen, d. h. man würde für die größeren Operationen fast niemals eine hinreichende Masse von Pionieren bei der Hand haben; oder aber das Gesammtbedürfniß der Armee würde es so oft nöthig machen, jene zerstreueten Abtheilun­ gen auf den entscheidenden Punkt zu versammeln, daß wie­ derum die einzelnen Triippenrheile sich wie bisher fast un­ ausgesetzt von pionistischer Hülfe entblößt befanden. Es scheint daher nicht unzweckmäßig zu /ein, außer jenen in Massen formirten Pionierkompagnien, welche ein für alle­ mal nach einem schicklichen Verhältnisse, bei der Avant- und Arrirrgarde (oder beim Vorpostenkorps überhaupt) und bei der Reserve eingetheilt blieben, noch in jeder Truppe eine gewisse geringe Anzahl von Köpfen ausdrücklich für den im Innern derselben benöthigten Pionierdienst zu bestimmen. Es ist allerdings im Gebrauch, eine gewisse Anzahl hiezu dienlicher Werkzeuge, als Aexte, Schippen, Hacken u. s. w. unter die Truppen zu vertheilen. So wie dies indessen ge­ wöhnlich betrieben wird, kommt man selten zum Zweck. Wer weiß nicht, daß Piese Instrumente, oder die Personen denen sie anvertraut werden, Hann niemals gegenwärtig sind, wenn man sich in der Nothwendigkeit befindet, von ihnen Gebrauch zu machen. Theils sind diese Perso­ nen wirklich anderswohin kommandirt, krank oder im Ge­ fecht geblieben, theils haben sie sich langst unter irgend einem Vorwande der überlastigen Bürde entledigt, die sie von Zeit zu Zeit zu ungewöhnlicher Arbeit verdammte. Will man daher von seid)er Einrichtung wirklichen Vortheil er­ warten, so muß den hiezu bestimmten Leuten daraus irgend «in kleiner Vortheil, sei es durch Vermehrung des Soldes »der Verminderung des übrigen Dienstes, oder sonstwie er­ wachsen, und es müssen aus der Klasse der Unteroffiziere

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und Gefreiten besondre Individuen benannt sein, denen die Aufsicht über diesen Gegenstand permanent übertragen wird, und die dafür verantwortlich find, daß die hinsichtlich des­ selben gegebnen Befehle pünktlich und fortdauernd gehalten werden. Aehnlich wie das Personale der Scharfschützen beim gewöhnlichen Fußvolke unter einem eignen SchÜtzenoffizier steht, könnte auch hier die Oberaufsicht einem aus­ drücklich für dies Geschäft bestimmten Offizier übertragen werden, dem im Frieden die Dressur und den Unterricht der Leute, im Kriege, nächst der Aufsicht, zugleich die Direktion der vorkommenden Arbeiten und, sobald einzelne Theile des Regiments zu irgend einem Dienst versendet würden, die dem Zwecke angemessene Zutheilung der ihm untergebne» Mannschaft obläge. Bei der Infanterie findet eine solche Einrichtung ge­ meinhin wenig Schwierigkeit und Widerspruch *)♦ Der

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*) Im Jahre 1815 bestand beim ersten preußischen Armeekorps wirklich eine ähnliche Einrichtung. „Jede Jnfanteriekompagnie stellte einen Mann, der entweder allgemeine Kennt­ nisse vom Pionierdienst besaß, oder wenigstens eine dahin einschlagende Profession, als: Stellmacher, Zimmermann, Schiffer u. s. w. erlernt hatte. Lin jedes Regiment stellte, nach ähnlichen Grundsätzen, einen Unteroffijier, und von der ganzen Brigade ward ein Offizier zur Oberaufsicht kommandirt. Die reute waren vollständig bekleidet und bewaffnet, auch außerdem iheilweise mit Aexten, Schippen, Hacken, Bei­ len u. s. w. versehen. Die Offiziere waren Männer, deren früheres Verhältniß entweder in die Pionierwiffenschaft ein­ schlug, oder welche sich durch eigenthümliche Kenntnisse zu diesem Geschäfte besonders eigneten. Auf diese Weise erhielt jede Brigade eine eigne Pionierabtheilung, welche aus 1 Of­ fizier, 5 Unteroffiziere und 56 Mann bestand; sie ward, in der Zeit als das Armeekorps an der Sarnbre kantonirte, durch den bei jeder Brigade befindlichen wirklichen Pionier­ offizier in dieser Wissenschaft unterwiesen und bildete sich sehr schnell. Die Vortheile, welche den Brigaden hieraus ent­ sprangen, wurden sehr bald bemerkbar; sie räumten auf dem Marsche die Hindernisse aus dem Wege, sie wirkten bei der Besetzung von Dörfern thätig zur Dertheidigungsinstandfetzung derselben mit, und leisteten bei allen Gelegenheiten vortreffliche Dienste. Der erste nützliche Gebrauch wurde von ihnen bei Anlegung eines Verhaues gemacht, Pas dadurch in Zeit von einer Stunde fertig wurde u. f. w. Demunaeachtet behielt diese Einrichtung, so vortrefflich sie für den Augenblick auch war, nothwendig etwas stiefmütterliches, das aus der Natur der Sache entspringen mußte, und er­ zeugte nur den Wunsch, daß die Anzahl der wirklichen Pioiritrt bei der Armee vermehrt werden mögte u. s. w,"



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Nutzen liegt zu sehr am Tage, und die Idee enthält nichts Ungewöhnliches. Bei der Artillerie und Kavallerie ist ihre Einführung schon ein mißlicheres Geschäft, und man könnte auch wohl mit Recht die Frage aufwerfen, ob diese Trup­ pengattungen wirklich eigner Pioniere benöthigt waren. 170. Die Artillerie, sollte man meinen, könnte ihrer am wenigsten entbehren, und dennoch werden sie, nach dem Urtheil der Artilleristen, am mindesten vermißt. Warum?— Weil im Grunde die vorgeschlagne Einrichtung mit einigen Modifikationen bei ihr längst im Gange ist. Ein jeder Ar­ tillerist ist, der Natur seines Dienstes nach, schon jum Theil Pionier; die Artillerie ist mit einer hinreichenden Menge von Schanzzeug und andern Werkzeugen (die auf den man­ cherlei Fahrzeugen bequem fortgeschafft werden können) ver­ sehen, durch die sich täglich und stündlich ereignenden, ins Pionirrfach einschlagenden Verrichtungen ist sie mit den mechanischen Handgriffen ungleich vertrauter als die In­ fanterie, und kann sich daher auch weit leichter helfen als diese. Im Belagerungskriege ist sie selbst und nicht mit Unrecht sehr eifersüchtig darauf, daß die Batterien durch ihre eignen Leute erbaut werden, und daß die Ingenieure mit ihren Pionieren sich damit gar nicht befassen. Die Reserve-Ar­ tillerie marschirt überdies selten allein, sondern fast immer in Masse und vereint mit andern Truppentheilen eines Ar­ meekorps, folglich werden die Wege, die Brücken u. s. w. auch für sie gemeinschaftlich hergestellt, und es kommen ih­ nen die Arbeiten vereinter Pionierkompagnien jederzeit vor­ zugsweise zu statten, weil sie gemeinhin und in der Haupt­ sache zu ihren Gunsten veranstaltet wurde«. Man könnte selbst die Handwerkskompagnien der Artillerie als eine für die Eigenthümlichkeiten des Geschätzwesens besonders ausge­ bildete Abart von Pionieren betrachten, wenn sie nicht darin, daß sie nie in Folge ihres eigentlichen Dienstes direkten An­ theil am Gefechte nehmen, doch noch wesentlich von diesen unterschieden waren. 171. Umgekehrt mögte fast keine Truppenart so sehr als die Reiterei des Beistands der Pioniere bedürftig ffitt, wie paradox dies immer scheinen mag. Oft werden zwei, drei oder mehrere Kavallerieregimenter detaschirt,um schnelle Expeditionen auszuführen, und ihnen wird absichtlich keine Infanterie mitgegeben, um sie nicht aufzuhalten. Man pflegt zwar zu sagen, die Kavallerie kommt Überall durch, und man hat Recht; allein man vergißt, wie yiel Zeit die Kavallerie braucht um durchzukommen, und scheint ganz zu

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übersehen, daß sehr oft der Bericht über solch« Expeditione« so lautet: „Schon glaubte ich den Feind mit Sicherheit zu erreichen, als die Spitze der Kolonne auf die und die Brücke stieß, welche abgebrochen war. Da sich nun keine Furth m der Nähe befand, mir auch keine Mittel zur Wiederherstel­ lung der Brücke zu Gebote standen, so war ich gezwungen, einen Uebergang drei Viertel Meilen weiter oberhalb zu fu# chen, wodurch der Feind einen ansehnlichen Vorsprung ge­ wann u. s. w." Hätte die Kolonne eine Pionier - Abthei­ lung bei sich gehabt, so würde wenigstens der angeführte Grund wegen Mangel an Mitteln beseitigt gewesen sein. Allein die Pioniere, so wie sie jetzt sind, würden mit der Ka­ vallerie nicht mitkommen können, denn bas Manöver, auf die Pferde der Kavallerie hinter den Reitern auffitzen, mögte wohl auf die Dauer für beide Theile nicht ausführbar sein. Es ist also wohl die natürlichste Schlußfolge, daß Pioniere, welche die Reiterti begleiten und ihr von Nutzen sein sollen, ebenfalls beritten sein müssen. Nur frägt es sich: ist es zweckmäßiger, eine Anzahl von Pionieren in jedes Kavalle­ rieregiment einzuschalten, oder eine abgesondert fvrmirte Abtheilung berittener Pioniere beim Armeekorps zu haben, die nach den Umstanden hier oder dorthin kommandirt wird? Die schwere Kavallerie, welche stets in Masse beisammen­ bleibt, würde sich füglich mit einem bei der Reserve des Armeekorps befindlichen Pionierhaufen genügen lassen kön­ nen. Die leichte Reiterei dagegen, die am häufigsten zu schnellen Expeditionen gebraucht, die unaufhörlich vereinzelt wird, würde wahrscheinlich besser fahren, wenn sie eigne von ihrer prima plan« unzertrennliche Pioniere besäße. Ein Partheigänger vollends würde ohne sie gar nicht bestehen können, oder wenigstens würde er in ihrer Gesellschaft in unzählige Verlegenheiten weniger gerathen, und zehnmal mehr wagen und gewinnen können, als ohne sie. i7«. Den Einwurf, daß hiedurch der Troß der Ar­ meen wiederum vermehrt würde, an dessen Verminderung so thätig und mit so glücklichem Erfolge gearbeitet worden, erwarten wir gar nicht. Denn ob rin Armeekorps auf ei­ nem Kriegstheater, welches für den Gebrauch der Kavallerie überhaupt geeignet ist, eine oder rin paar Schwadronen mehr mit sich fährt, kann im Ganzen feint große Beschwer verursachen. Je weniger aber das Terrain für Reiterei geeignet ist, um desto nöthiger wird die geringe Masse der­ selben, welche dem Korps zugetheilt ist, der Pioniere bedür­ fen, und es ist zehn gegen eins zu wetten, daß diese die gr-

235 wandtesten Fouragirer fein werden. Zum entbehrlichen ober gar beschwerlichen Troß kann man billigerweife nur solches Gerath und solches Personale rechnen, welches zum Gefecht nicht mitwirkt, wohl aber die Bewegung hemmt. Paßt diese Beschreibung auf berittene Pioniere? Solche berittenen Pioniere, welche der leichtern Fortschaffung wegen mit In­ strumenten viel reichlicher versehen werden können, als die ju Fuß (wenn diese nicht eine kleine Wagenburg hinter sich her­ schleppen sollen), würben obenein nicht blos der Reiterei, son­ dern überhaupt dem ganzen Korps auf vielfache Weise nützen. Wenn eine größere Truppenabkheilung, sei es ein Ar­ meekorps oder eine Brigade, einen Marsch vorwärts an­ tritt, so geht, nach der Regel, ein Offizier des Generalstabs mit der Avantgarde voran; diesem ist, wann Pioniere vor­ handen sind, eine Abtheilung derselben mitgegeben, mit de­ ren Hülfe die schadhaftesten Stellen in den Wegen ausgebeffert, die vem Feinde abgewcrfenen Brücken hergestellt, die Kolonnenwege um die Dörfer und ahnlicl)e Defileen aus­ gemittelt und eingerichtet, kurz alle Hindernisse des Mar­ sches, so viel es die Kürze der Zeit erlaubt, aus den: Wege geschafft werden sollen. Angenommen, die Avantgarde habe einen Vorsprung von einer vollen Stunde, so reicht diese Zeit zwar hin, um das erste aufstoßende Hinderniß aus dem Wege zu räumen, allein die Kolonne ist nunmehr heran, grade wenn btt Pioniere fertig geworden sind. Auf welche Art holen diese die Avantgarde wieder ein? und wie steht es um die Aufräumung des nächsten Hindernisses? — Soll die Kolonne Halt machen, um den Pionieren einen neuen Vorsprung ju geben? Das wäre wohl ein sehr verderb­ licher Aufenthalt. Oder wollte man in Vorschlag bringen, die Pioniere auf Wagen weiter zu schaffen? — Es ist nichts so leicht ausgesprochen, als Wagen anzufchaffen, und nichts im Felde so schwer ins Werk zu setzen, als eben die­ ses; das weiß ein Jeder, der einen Marsch gegen den Feind mitgemacht hat. Im Februar 1814 sollte das 2te preußische Armeekorps von ChateauThiery nach kaferte Gaucher marschiren; die Wege waren grundlos, der Regen hatte die Ab­ zugsgräben überschwemmt, die kleinen Damme durchbro­ chen, und einzelne Stellen in den Wegen tief ausgehöhlt. Das erste Armeekorps war denselben Weg vorangegangen, die Artillerie desselben hatte vollends ruinirt, was noch einigen festen Grund hatte, und besonders in den Dörfern war die Passage fast ganz gehemmt. Sie mußten also um-

gangen werden Die Pioniere waren von den Brigaden wegkommandirt, das wenige Schanzzeug der Infanterie war bet den frühern Gefechten verloren gegangen, die Artillerie hatte alle Hande voll zu thun, um nicht stecken ju bleiben, genug, es fehlte an allen möglichen Hülfsmitteln, Sträucher abzuhauen, die Löcher ju fällen, die Garten und Hecken zu durchbrechen, Uebergänge über ausgetretene Gräben zu machen u. s. w. Um bod> wenigstens etwas zu thun, ward ein Detaschement des schlesischen Schützenbataillons voran­ geschickt, das mit Hülfe seiner Hirschfänger Pionierdienste verrichten sollte. So mangelhaft diese Arbeit natürlich aus­ fallen mußte, so äußerte sich doch der Vortheil augenschein­ lich. Die Schätzen hieben junge Bäume ab, warfen sie in die ausgefahrensten Stellen der Wege; sie hoben Scheunenthore aus, deckten sie über die Abzugsgräben in den Dör­ fern, öffneten die Hecken und thaten wirklich alles, was ih­ nen mit ihren unvollkommnen Werkzeugen möglich war. Dies glückte grade so lange als der Vorsprung dauerte, den sie vor der Kolonne gehabt hatten; als diese aber mit der Tete heran war, waren keine Mittel vorhanden, die Schützen wieder voranzuschicken, sie blieben also bei den Truppen und der Marsch ward unbedingt stundenkang dadurch verzögert. Hätte man berittene Pioniere gehabt, so würden diese nicht nur schneller an Ort und Stelle angekommen, sondern auch nicht so ermüdet gewesen fein, als es die Schützen nothwen­ dig sein mußten; sie würden auch bald eineu neuen Vor­ sprung gewonnen haben, wenn sie auch nur im starken Schritt voranzeritten wären, denn das Trabreiten »erbot sich da von selbst. Wieviel davon abhängt, wenn man bei etwas eilferti­ gen Rückzügen (und oft ist in diesen eben so viel Heil, als in einer halbgerathenen, und dem Ungestüm des nachdrän­ genden Feindes nicht gehörig gewachsenen Contenanz) eine bedeutende Pionierabthrilung schnell voraussendrn, für die Begünstigung unseres Rückzugs und die Erschwerung deS feindlichen Verfolgens das Nöthige vorbereiten, und sie, wenn unsre Kolonnen vorüber sind, beim Nachtrab zurück­ lassen, der feindlichen Reiterei die Zugänge sperren, unsrer reitenden Artillerie beispringen, und dann erst mit den letz­ ten Kavallerietrupps davoneilen lassen kann, — muß einem Jeden einleuchten *)♦ *)

Insonderheit würden durch berittene Pioniere auch Rekog« noszirungen aller An sehr begünstigt werden.

»55 Li« andrer Einwurf gegen die Zweckmäßigkeit der be­ rittenen Pioniere iß auf die größeren Kosten gegründet, welche ihre Dressur und Ausrüstung verursacht, und auf die Abhängigkeit, in welche diese Leute von ihren Pferden gerathen. — Wenn man sie nur aus solche Subjekten zusammen setzt, welche früher in der Reiterei gedient haben, so bringen sie schon von dort die nöthigen Elemente der Reitkunst und Pferdewartung mit. Daß' sie schön beritten sind, daß sie es der wirklichen Kavallerie in Reiterkänsten und präzisen Evolutionen gleich thun, wäre nid)t nur unnöthig, sondern selbst überflüssig und zweckwidrig. Es würde eigentlich nur beim Ausbruch des Krieges nöthig sein sie beritten zu machen, und jedes eingrlieferte Bauern­ pferd wird, wenn es sonst gesund ist, für ihren Bedarf ge­ nügen, da die Pferde ihnen blos Mittel des schnellern und bequemern Fortkommens und durchaus nichts anders fei« sollen. Man könnte den größer» Theil der Pioniere über­ haupt, und folglich die berittenen insonderheit, sehr füglich als eine Art von Landwehr betrachten, welche, eine kurze Exerzierperiode abgerechnet, sich das ganv Jahr außer Dienst und Löhnung befänden, und nur zur Kriegszeit ein­ gefordert würden. Die Pionier« eignen sich zu dieser Be­ handlungsart in viel höherm Maaße als alle andre Trup­ pengattungen, «eil ihre bürgerliche Beschäftigung so viel Uebereinstimmendes mit ihrem Kriegsberufe hat. — Aber grade weil das Pferd dem Pionier während des Gefechtes völlig unnütz ist, bedarf er innerhalb dieser Zeit der Hülfe eines andern Mannes, der sein Pferd hütet und für ihn nach vollendeter Arbeit bereit hält, und es würden als» durch das Dasein der berittenen Pioniere, jederzeit noch eine An­ zahl andrer Reiter dem Gefecht entzogen. Dies ist aller­ dings nicht zu laugnen. Man kann darauf jedoch entgeg, «en: daß diese Anzahl nicht groß sein wird, daß sie nur vorübergehend andrer Dienstleistung entzogen werden, daß es sich bei der berittenen Artillerie eben so verhält, und daß die im Allgemeinen vermehrte Brauchbarkeit der Pioniere als Ersatz für den in einzelnen Fällen dadurch verursachten Urbelstand betrachtet werden muß. — 173. Obschon die Instruktion zur Ausbesserung der Wege, zur Erbauung von Schanzen, Brücken u. s. w. ei­ gentlich in das Pionier - oder Ingenieur - Reglement ge­ hört, so wird ein« kurze Anleitung dazu hier doch um so mehr an ihrem Orte sein, als nach der dermaligen Organi­ sation der Heere, Offiziere aller Truppen leicht in den Fall



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kommen können, sich selbst helfen zu mässen, oder in Er­ mangelung gegenwärtiger Pioniere mit der Ausführun­ ähnlicher Geschäfte beauftragt zu werden. Don der Ausbesserung der Wege und dem Brückenbau.

174. Die Wege im Allgemeinen unterscheiden sich zu­ nächst in eigentliche Straßen, und in Feld-, Dorf- und überhaupt Nebenwege allerlei Art. Die letzter» sind, wenn sie nicht über freie Ebne führen, zum Gebrauch der Artillerie und des schweren Fuhrwerks selten durchgängig geeignet, und gehören als solche meist in das Gebiet der Kolonnenwege, d. h. solcher Pfade, welche zum aller­ meisten Kriegsgebrauch, ohne Rücksicht auf die sonst übliche Richtung der Wege, sobald man ihrer bedarf, durch beson­ ders dazu beauftragte Offiziere ausgesucht, ihrer Richtung nach bezeichnet und für die momentane Benutzung zugerichter werden *). Die eigentlichen Straßen sind wiederum g ewö hnliche, d. h. mit allen, durch Boden, Lokal und Wit­ terung verursachten Gebrechen behaftete, oder Kunststra­ ße n (Chausseen), welche durch mancherlei, zum Theil kost­ bare und langwierige Vorarbeit erheischende Anstalten, in einem dem Einfluß der Witterung trotzenden und zum Ge­ brauch für alles schwere Fuhrwerk geeigneten Zustand ver­ setzt worden sind, und gemeinhin durch eine permanente Auf­ sicht und ununterbrochene Ausbesserung in einer stets leid­ lichen Verfassung erhalten werden. Die gewöhnlichen Stra­ ßen befinden sich bei anhaltend schlechter Witterung und nachlaßiger Landespolizei während des Kriegs gemeinhin in einem so drplvrabeln Zustande, daß es fast besser wäre, wann sie gar nicht existirten, und auch die Kunststraßen sind öfters stellenweis durch Zufall oder absichtliche Verberbunz von Feindeshand so zugerichtrt, daß sie durchaus *)

Ein solcher, von dem gewöhnlichen kaufe der Wege abivei» chender, Kolonnenweg muß jederzeit entweder mit Stangen, auf welchen Strohbnndel stecken, oder mit Strohwischen, die man an den Hecken, Baumzweigen u. s. w. zu beiden Seilen befestigt, bezeichnet werden; in Waldern haut man von den die Kolonnenwege cinfassenden Daumen breite sichtbare ©tret» fest Rinde ab. Da bei Rächt diese sämmtlichen Zeichen nicht sichtbar genug sind, so bleibt dann nicht« übrig, al» den Weg mit Laternen oder brennenden Holzstößen zu bezeichnen. Im Winter bei tiefgefallenem Schnee ist e» g.eichfallr sehr nöthig, die Richtung selbst der gewöhnlichen Straßen auf bei» den Seiten sorgfältig ju bezeichnen.



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zuvor gebessert und durch Kolonnenwege ergänzt «erde» müssen«— Im letzter» Falle sind sie ganz oder stellenweis impraktikabel (ungangbar) überhaupt, oder nur färrinzrlne Truppenarten. Schlechte Wege find entweder nur beschwerlich (man kann ftd) nur langsam, mit verdoppel­ tem Kraftaufwande auf ihnen bewegens oder zugleich auch gefährlich (Pferd und Wagen laufen, bei der Unmöglich­ keit gewisse Stellen zu vermeiden, Gefahr darin stecken zu bleiben, oder zertrümmert zu werden). Welcher von beiden Graden der Schlechtigkeit am verdrießlichsten und verderb­ lichsten ist, laßt sich unter manchen Umständen schwer be­ stimmen. Die Schlechtigkeit der Wege besteht theils in der Be­ schaffenheit des Bodens und zwar in dessenUnebenheit, je nachdem entweder in den Felsgrund köcher, tiefe Geleise und Leitpfade eingewählt sind, oder die Erdmasse desselben mit hervorragenden großen Steinen, Wurzeln, Uebrrresten verdorbner Knüttel und Strindämme, unregel­ mäßig angefällt ist. Oder auch darin, daß der fette und zähe Boden wegen der tiefen Lage des Weges durch Wit­ terung, Quellen, Ueberschwemmungen, sumpfigen Grund u. s.w. zu sehr erweicht und dadurch tiefe Löcher und grundloser Schlamm verursacht werden. Theils wiederum in der zu großen Abschüssigkeit, wenn die Wege zu plötzlich über jähe Schlünde und Anhöhen, -oder in der z u geringen Breite, wenn sie als Hohltvege und Dämme/ durch Schluchten, zwischen Gräben, Erdrändern, dichtem Gehölz, Hecken, Mauern, Hausern, über schmale Brückey u. s. w. hinlaufen. — Zu diesen verschiednen Arten der natürlichen Schlechtigkeit gesellt sich sodann die durch Ueber­ schwemmungen, Durchstiche, Sprengungen und Ausfüllun­ gen künstlich und absichtlich hervorgebrachte Verdorbenheit. 175. Um einen Weg auf eine dauerhafte Weise zu bauen oder auszubeffern, bedarf man allerhand Materialien: Erde, Sand, Steine, Schlacken, Holz und Strauchwerk. Die beste Erde zur Ausfüllung der Grundsteine sowohl als zum Ausschütten oder Erhöhen ist die mit Sand vermischte roth - oder blauthonige. Fette schwarze, rothe, gelbleimigte, tvrfarrige oder sumpfige Moor- und Dammerde sind un­ brauchbar, weil sie das Wasser an sich ziehen, und schwer trocknen. — Der allerdienlichste gegrabene Sand ist der glänzende oder grobkiesige, dann der röche und graue. Der gemeine Erd- und Flugsand ist zum Straßenbau nicht zu verwenden, weil er eine zu geringe Eohäsion besitzt, obschon



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aller Sand dir Eigenschaft hat, daß sich in ihn das Wasser schnell einsickert, nach allen Seiten vertheilt und schnell wiederum verdunstet. Mit besonder»» Nutzen bedient man sich des Kiessandes aus Flüsse» und Bächen jur Ausschüt­ tung der Löcher und Gleise und jur Verbesserung morasti­ ger oder lehmiger tiefliegender Straßen.. — Die besten Steine sind Kieselsteine, Granitftlsenstücke, Quarj, gut ausgetrocknete Kalk- und Sandsteine, kurj alle solche Stein­ arten, welche möglichst der Verwitterung wiederstehen. Manche Schieferarten find dieserhalb zum Straßenbau ganj untauglich, weil sie sich leicht jermalmen and nach geringer Zeit sich in einen zähen Schlamm auflösen. Doch hindert dirs keineswegs, solche Steine ju augenblicklicher Ausbes­ serung schadhafter Stellen zu benutzen. Den Schutt aus den Steinbrüchen von harten Steinen braucht man jum Ausschütten oder Planiren, so wie die Schlacken von Erz­ oder Steinkohlen, wenn sie kleingeschlagen und gut einge­ rammt werden, die Straßen auf fettem Moor und Lehm­ boden sehr dauerhaft verbessern. Gebirgs- und Waldwege haben bei ihrer Anlage zur Schlechtigkeit wenigstens die Annehmlichkeit, daß das zu ihrer Ausbesserung erforderliche Material in und dicht am Wege vorhanden ist, und nicht erst mühsam aus der Ferne herbeigeschafft werden muß, was im Kriege, wo es gemeinhin an Zeit und Transportmitteln gebricht, einen wesentlichen Vortheil stiftet. Wo es an Kies und Steinen fehlt, muß man sich mit Holz und Reisig behelfen, welches letztere gewöhnlich in nassen Gegenden in Menge angetroffen wird. 1 176. Zu den Eigenschaften und Kennzeichen eines gu­ ten Weges gehört insonderheit: daß er möglichst eben und waagerecht sei; sich über das zur Seite gelegene Erdreich, «osnamlich aber über die Grundwasserlinie gehörig erhebe; eine aus Felsgrund, großen Steinen oder Schallhölzern be­ stehende Grundlage besitze, welche wiederum mit einem La­ ger von kleinern Steinen oder Reisig ausgefüllt und bedeckt, und oben mit Kies, grobem Sand oder kleingeschlagenem Eteinschutt überschüttet, un*b an den Seiten flach abgerun­ det sein muß, damit das Regenwaffer leichter abfließe; und endlich, daß er mit Gräben eingefaßt sei; wo möglich einen nebenherlaufenden sogenannten Sommerweg besitze; alle De« silern möglichst vermeide; und unzweckmäßigen Wendungen und Neigungswinkeln umgehe; mit soliden Brücken verse­ hen und selbst überall so geräumig sei, daß er nicht nur für jegliches Geleise tauge, sondern mehr als ei« Wa«



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gen «eben dem andern Platz habe, und sich bequem auSweichen könne. 177. Beim Marsche durch Walder, deren Zweige so tief herabhängen, daß sie der Kavallerie und dem Fuhrwe­ sen das Fortkommen beträchtlich erschweren, müssen diesel­ ben bis auf eine gewisse Höhe zu beiden Seiten der Straße abgehauen werden. — Im Winter, besonders bei abwech­ selndem Frost und Thauwetter, pflegen die meisten Wege besonders im Gebirg sehr schlecht zu werden. Man muß sodann Sorge tragen, daß gehörig aufgeeist, der Schnee «eggrschaufklt und an den Abhängen die Wege rauh ge­ macht werden. — Wenn die hohlen Wege zu enge, oder ihre Geleise zu tief und ungleich ausgefahren sind, daß die Ach­ sen brr Wagen aufseyeu könnten, so werden die Wände zu beiden Seiten abgestoßen und hinlänglich nach dep größten Breite der Achsen erweitert. Diese Erde muß aber aus dem Wege herausgeschafft werden, weil sie ihn sonst des nassem Wetter vor Koth unbrauchbar machen würde. Ueberhaupt ist nichts nachtheiliger und verkehrter, als wenn man, wir dies so häufig geschieht, die Kochstellen mit loser Erde über­ schüttet, und auf solche Weise, statt zu bessern, alles vol­ lends grundlos macht.

178. Eine Hauptsache ist es überall, dem stehengebliebenen oder eingedrungenem Wasser einen Abweg zu verschaf­ fen, und wenn man dies gehörig beachtet, wird man oft mit unbedeutenden Mitteln die schlechtesten Wege sehr bald in einen ganz leidlichen Zustand versetzen. — Ist der Boden felsigt, so muß das Geleis mit Steinen, Schutt oder in die Qurer gelegten Schällhölzern so viel als nöthig ausgefällt und erhöhet, oder der hervorstehende Rand und die einzel­ nen Höcker mit Hacke und Steinhaue geebnet werden. Man verwendet zum Zusgmmensuchen der Steine von den Fel­ dern die Bauern der nächsten Orte. Alle Löcher und Gru­ ben füllt man eben so mit Schutt, Steinen oder Strauch­ bändeln, welche letzteren wieder einen halben Schuh hoch mit Rasen oder Schutt belegt werden mässen, damit die Pferde nicht eintreten und straucheln. Die eingeschütteten Steine mässen mit Handrammen festgestoßen werden. — Ist der Boden mit vielen kleinen Gräben oder sumpfi­ gen Plätzen durchschnitten, so läßt man aus grünen Baumstämmen Rinnen hauen, legt sie über diese Stellen, und die Rader der Wagen und Kanonen passiren sodann ohne Gefahr des Einfinkens über zwei solche Rinnen. Die-

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ses Mittels bedient man sich auch bei alten morschen Brücken *). Die Quellen und Wassergallen, aus deren gehemmtem Abflusse morastige Senkungen oder Wasseriöchcr entstehen, »erden durch gezogene Gräben abgeleitet, und diese mit höl­ zernen Brücken versehen. Auch alle die Straße queer durchschneidenden Gewässer werden überbaut, durch Schleu­ sen oder Abzug« unschädlich gemacht. Den Graben zu bei­ den Seiten der Straße muß man in ebnen Gegenden jeder­ zeit die nöthige Ausdehnung, einen hinlänglichen Fall, und an den tieferen Stellen einen Seitenabfluß zu geben suchen, weil sich sonst das Wasser in ihnen zu sehr ansammelt, und nicht selten auf die Straße übertritt. — Mit Wasserfaschi­ nen, die aus Reisigbündeln, in welchen Steine mit einge­ bunden sind, bestehen, macht man Dämme durch stehende Wässer und Moräste, indem man ihrer so viele ins Wasser legt, bis sie zwei oder drei Schuh hoch über die Oberfläche desselben herausragen, dann einen Schuh hoch Schutt und Erde darüber schüttet, und denselben feststampft. — Durch sumpfige Wälder und Moräste führt man die Straße mit Gchallhölzern, indem man zu beiden Seiten in der nöthi­ gen Breite der Straße Bäume nach ihrer Lange und auf diese in die Queere die Schallhölzer dicht an einander legt, und sie wieder beiderseits mit angepflöckten Latten befestigt (Knätteldämme, aufgebrückte Wege). Wenn der Boden sehr weich ist, kann man zuerst starke Baumstämme in einem Abstande von 3 bis 4 Ellen in die Queere, und über diese sodann die tragenden Balken oder Bäume legen. Ist das Wasser zu tief, um darin zu arbeiten, so muß man Joche von starken unten angebrannten Pfählen eiorammen und auf diese die Träger befestigen. — Bei jeder Ausbesserung mit Faschinen muß man nie verabsäumen, sie sämmtlich sorgfältig festzupfiöcken, weil sie ohne diese Vorsicht sehr leicht wieder herausgewühlt wer­ den, sobald man sehr schweres Fuhrwerk darüber hinweg­ fährt. Auch ist es eine Hauptsache, dergleichen Passagen möglichst breit anznlegen, damit bci langen Wagenkolonnen die einzelnen Fuhrwerke nicht durchaus einer Spur folgen mässen, sondern links und rechts abweichen können, auch einzelne Stellen, ehe sie ganz grundlos geworden, während der

*) Wenigstens wird dieses Mittel von einigen sonst sehr prad tischen Schriftstellern in Vorschlag gebracht.



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der Zug daneben seinen Weg fortsetzt, wieher hergestellt werden können. — Auf steilen Wegen bringt man hie und da Absätze von Steinen, oder eingelegten und wieder mit Kies oder Sand übeyschätteren Baumen an, welche das Zuräckrollcn der Rader verhindern, und den Pferden zum Ausruhen dienen. Man macht diese Absätze schräg und bringt hinter denselben Rinnen an, welche das sich sonst stemmende Wasser ableiten Wenn die Straße längs dem steilen Abhange eines Berges hinlauft, so wird die Seite gegen den Abgrund hin erhöhet, damit, besonders beim Glatteise, keine Wagen hinunterstürzrn *). — Die Krümmungen des Weges muß man so breit anlegen, daß die größten mit 4 und 6 Pferden bespann­ ten Militarfuhrwerke ohne Gefahr des Umwerfens umlen­ ken können. 179. Bei Passirung von Schluchten, Gräben **) und schmalen Flüssen bedient man sich der Laufbrücken, welche, wenn man keine dergleichen fertige bei sich führt, auch aus Baumstämmen und Pfosten, die man aus den näch­ sten Dörfern und Gehöften nimmt, verfertigt werden kön­ nen. Man legt nämlich einige solche starke Baumstämme oder Pfosten in gleicher Weite und nicht zu großem Abstande von einander über das Wasser, und befestigt sie an beiden Enden mit Pfählen und Pflöcken, welche Haken haben, und aus Baumstämmen gemacht werden. Ueber diese legt man in die Queere Schällhöljer oder starke Bretter, und befestigt sie seitwärts durch darüber gelegte und angenagelte Latten; dann wird die ganze Brücke mit Rasen belegt. — Soll eine sehr zahlreiche oder sollen mehrere Kolonnen zugleich über­ setzen, so macht man mehrere solche Brücken neben einander. Sie müssen jedesmal hinlänglich breit gebaut sein, damit die Züge nicht in zu kleinen Abtheilungen abbrechen dürfen, wodurch der Marsch gemeinhin aufgehalten wird. Soll auch Geschütz und schweres Fuhrwerk über eine solche Brücke gehen, so wird sie verhälrnißmäßig stärker und brei-

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Die französischen Chausseen haben zwar in solchen Fällen gewöhnlich eine kleine Neigung gegen den Abhang (wahr­ scheinlich um dir Feuchtigkeit leichter abfließen zu machen), ist aber bei wirklichen Abgründen kein Geländer vorhanden, so kann dadurch leicht rin Unglück geschrhen.

•*) Bei srhr schmalen und flachen Gräben pflegt man blos die Erde wegzunehmen, um durch die Abflachung der Ränder der Durchfahrt «ine größere Anlage zu geben. Q

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ter gemacht. Man kann;. D. die kragenden Dalken in zwei Reihen über einander legen, so daß die obere Reihe die Fu­ gen d-r untern deckt; auch wird, wenn man die ganze Brücke einen Schuh hoch mit Stroh, und darüber mit Rasen be­ legt, der Druck und die Erschütterung sehr vermindert. Dieses letzter» Mittels kann man sich mit Erfolg auf jeder schlechten oder baufälligen Brücke bedienen. Wenn man in der Eil weder Bauholz noch Bäume i« -er Nähe finden kann, so bedient man sich ves nächsten Hau­ ses dazu, um aus den in dessen Dache oder Holzwänden be­ findlichen Dalken eine Laufbrücke zu bauen. Auch kann man sich der Leitern, über welche Bretter gelegt werden, alS einer Eilbrücke für Fußgänger bedienen. Bei nicht sehr breitrn und hochufrigen Gräben kann man zwei starke Thor­ flügel so gegen einander legen, daß sie sich in der Mitte stemmen, oder man legt mehrere Balken Paar und Paar so über einander, daß sie über der Mitte des Grabens sich kreuzen, belegt diese Balkenkrcuze mit Brettern, Thüren, Hürden, Stücken von Schindeldächern u. s. w., und füllt die Zwischenräume mit Strauchwerk, Rasen u. dergl. 180. Sehr schmale aber tiefe und oft reißende Bäche und Waldströme, die leicht anschwellen und dann nicht ohn? Drücken zu passiren sind, werden — wenn ihre Breite nicht über 9 bis io Schritt beträgt — mit 6 bis 7 graben Baum­ stämmen überlegt, die 14 bis 16 Zoll im Durchmesser ha­ ben, und mit ihren Enden auf beiden Ufern durch eingefchlagene 3 Fuß lange Pfähle befestigt. Kann man die Stämme auf der obern Seite behauen lassen, so dient es zu einer bes­ sern und frstern Lage der Decke, die aus starken Brettern, Schwarten oder Knütteln besteht, und durch zwei schwä­ chere, an beiden Enden mit Seilen fest gerödelte Bäume gehalten wird. Wäre der Fluß etwas breiter, oder waren »ie Unterlagen schwächer, daß man die zu heftige Erschüt­ terung und dadurch das Brechen derselben befürchten müßte, werden auf jeder Seite der Brücke 2 Stämme von dem Ufer schräg nach der andern Seite des Wassers geschoben, so daß sie unten auf dem Grunde aufstehen, und — indem sie sich kreuzen — eine Art von Bock bilden, der ein starkes gueer herüber gelegtes Holzstück trägt, auf welchem die La­ gerbalken der Brücke ruhn. Ueber noch breitere Flüsse, wo die Dalken oder Baume nicht von einem Ufer zum andern reichen, baut man eine Brücke, indem man Wasserfahrzeuge zusammrntreibt, und auf dieselben, wie auf die Pontons, Tragbäume legt. Wenn



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der Fluß tief und reißend ist, so muß matt, um die Fahr­ zeuge im Strome festzuhalteu, Spreukörbe, oder mit Bö­ den versehene Schanzkörbe mit Steinen fällen und statt der Anker in den Fluß senken. Am besten dienen hiezu die Mühl­ steine aus den nächsten Schiff- oder Landmühlen. — Sind solche breite Gewässer nicht über 4 bis 5 Fuß tief*), so kann man sie vermittelst einer Bockbrücke passtren, indem man besondre Böcke verfertigt, diese, nach Beschaffenheit der Starke der Lagerbalken, 8 bis 12 Fuß aus einander stellt, die letztern mit eisernen Klammern auf ihnen befestigt, und mit Brettern oder Knütteln belegt. Die Böcke bestehen aus einem 16 Fuß langen, 10 Zoll breitem und 7 Zoll hohem Balkenstäck, in welches 5 Beine eingelassen werden. Das mittlere davon steht senkrecht, und hat einen Zapfen von 6 und 4 Zoll ins Gevierte und von 7 Zoll Höhe. Die an je­ dem Ende befindlichen Beine stehn unten 4 Fuß von einan­ der **). Sie bekommen zu dem Ende schräge Zapfen, die eine Neigung einwärts von 1 bis Zoll haben und beide in ebendasselbe, 6 Zoll viereckig weite Loch des obern Tragholzes gehen. Je schwerer und stärker das Holz solcher Böcke ist, desto mehr widerstehen sie dem Andrange des Wassers. In der Eil und wo es an hinlänglichem Material ge­ bricht, pflegt man es auch so genau nicht zu nehmen, man hilft sich wie man kann, benutzt zu den Trägern der Brücke theils queer in den Fluß gesahrne Wagen, Maurerböcke ***), theils große starke Schanzkörbe und Fässer und was man sonst an aus dem Boden ruhenden erhabnen Gegenständen auftreiben kann. Ist der Boden jedoch sutttpstg oder mit Triebsand versehen , so kann man von allen diesen Dingen keinen Gebrauch machen, weil sie zu tief einsinken werden, wenn die Last darüber hingeht, und man muß seine Zuflucht sodann zu schwimmenden Trägern ****) nehmen. Kähne und ähnliche Gefäße sind hiezu allerdings (nächst den PonIm Feldzuge von 1814 sind über die Marne und Maa« selbst bei 6 bi« 10 Fuß hohem Wasserstande mit Erfolg Bockbrücken geschlagen worden. •*) Da« mittlere Bein, welche« ohnehin den Tragbalken schwächt, kann indessen auch füglich wegbleiben. ***) Der Gebrauch der Maurerböcke ist jedoch meist gefährlich, weil sie selten au« sehr festem Holze gebaut sind, und die nur angenagelten Füße vom Druck der Last au« einander gehen. *■***) Oder man muß den Böcken wenigstens eine breite Grund­ lage geben, die aus Brettern zusammengeschlagen und mit Steinen beschwert wird.

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fon7Z Fuß im Lichten von einander entfernt wer­ ben, welches schon Dalken von 46 Rhrinl. Fuß Länge erfordert. Maa hat ehedem geglaubt, daß Schiff- und Ponton­ brücken eine größere Festigkeit besäßen, wenn fie in einem

•) Auch kann man, wenn die Schiffe dem Feinde gehören, den B^rd in der Breite der drücke so weit weghauen, das da« Belege waagerecht gelegt werben kann.



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gegen bett Strom konvex anlaufenden Dogen gebaut wür­ de», allein bet näherer Beleuchtung wird man sich bald überzeugen, daß dadurch die Balken eine viel zu schiefe Lage erhalten, um nur eine gleiche, viel weniger eine größere Festigkeit zu gewahren, als in dem Falle, wo die Brücke in grader Linie über den Fluß geht. — Befinden sich unter den Schiffen solche, die am Borb nicht die gehörige Stärke besitzen,, fi> werden Gerüste in sie gesetzt, und dadurch bewirkt, daß die Last vom Boden und nicht votr den Seitenwanden getragen wird. ZuweilenMst der Fluß nicht überall tief genug, die zur Brücke bestimmten Schiffe zu tragen, sondern er hat Untie­ fen und Sandbänke in seinem Bette, wo sogenannte Land­ brücken gemacht werben mässen. .Dennoch, muß man stets die für btt, ganze Breite erforderliche Anzahl in Bereitschaft für den Fall haben, daß der Fluß plötzlich stark anfchwtllt. Insonderheit pflegt dies an beiden Ufern der Fall za sein. Doch wählt man gern solche Stellen des Flusses, wo sehr nahe am Ufer tiefes Wasser ist, weil eine Brücke, wo man io und mehrere Ruthen Landbräcken verfertigen muß, we­ nigstens eine Stunde länger aufhält, als eine andre, wo man die Landbräcken (die auf Jochen oder Schanzkörben ruhen), ganz entbehren kann» Sobald mck den Landbräcken.daS jtiefe Wasser- erreicht worden, kommen die Schiffe 17$ Fuß im- Lichten voneinan­ der zu stehen; indem zugleich das erste mittelst zweier Spann- oder:Ankertaue hinten und- vorn an 2 starke, auf dem Ufer eiugeschlagene Pfählender Anker befestigt wird. Die Balken werden zu besserm Widerstand gegen die Ge­ walt des Stromes dergestalt aufgelegt, daß ihre nach dem jenseitigen Ufer gerichteten Köpfe aslezeit stromaufwärts, die nach dem? diesseitigen Ufer gekehrten Enden aber unter­ wärts dicht, neben jene zu liegen kommen und auf beiden Seiten wenigstens 3 Zoll über den Bord der Fahrzeuge überstehen. - Nachdem die Balken mit eisernen Klam­ mern sowohl unter sich, als auf den Gerüsten oder an den Bord der Fahrzeuge befestigt, auch letztere durch starke Spannraue dergestalt mit einander verbunden sind, daß sich nichts aus seiner Stelle verrücken kann: werden i| bis 2 Zoll starke, n Zoll breite und 14 Fuß lange Dielen oder Bretter darüber gedeckt, und dadurch die Breite der Brücke bestimmt. Es wäre unnütz sich längerer Bretter zu bedie­ nen, denn eine breitere Brücke wird nie den Vortheil einer auf einmal übergehenden breitern Kolonne gewähren, weil

251 dadurch eilt viel zu heftiges Schwanken entstehen würde. Eben so ist es gefährlich, mehrere Wagen neben einander übergehen oder wohl gar sich begegnen zu lassen. Truppen, und insonderheit Reiterei, dürfen auS gleichen Gründen durchaus nie die Breite der Brücke einnehmen. Während die Brücke geschlagen wird, muß jedes Schiff, sobald es eingefahren, b. h. an einer Leine unterhalb der Brücke bis an seinen Ort geleitet worden- und während man es mit den ersten Balken belegt, einen Anker gegen den Strom erhalten. Je schneller und reißender der Strom ist, desto größer muß die Entfernung des Ankers von der Brücke, desto länger folglich der Ankertau sein. Zur Vermeidung des Schwankens gegen die Einwirkung stromaufwärts we­ hender Winde wird jedes Schiff (bei kleinern, weniger rei­ ßenden Flüssen eins ums andre) auf der entgegengesetzten Seite gleichfalls mit einem Anker versehen. Die Anker­ taue werden durch Winden scharf angespannt. — Um dec Brücke noch eine größere Festigkeit zu verschaffen, werden zu beiden Seiten grade über den äußersten Streckbalken zwei Rödelbalken über die Bretter gelegt, jeder von ihnen dreimal mit starken Rödelleinen an dem unter ihm befind­ lichen Streckbalken festgebunden, und hierauf mit dem Rö­ del (oder einem i8 bis 20 Zoll langen, 2 Zoll starkem runden Holze) stark zusammengewürgt. — Sowohl um die Schiffahrt nicht zu hindern, als uyr feindliche Zerstörungsmafichinen durchlaffen zu können, ver­ fertigt matt gewöhnlich eine eigne Durch laß maschine, die aus 3 oder Mehreren dichter an einander gerückte« und überbrückten Schiffen besteht, und die.dergestalt mit Riegel oder Einlegern befestigt wird, daß sie ohne Schwierigkeit von dem übrigen Theil der Brücke gelöst, heraus geleitet, und bis nach vollendeter Durchfahrt der vvrbeizulassenden Gegenstände hinter die Brücke gebracht werden kann, worauf sie sodann wieder in die alte Stelle eingefugt wird. 185. Pontonbrücken haben vor allen andern Wafserbrücken den Vorzug, daß sie sehr schnell geschlagen und wieder abgebrochen sind, und daß, sobald der vollständig ausgerüstete Train an dem zum Brückenschlägen gewählten Punkte angekommen ist, auch gar keine andre Zubereitun­ gen mehr nöthig sind, indem die Träger- Queerbalken, Pfosten, Bretter, Anker u. s. w. schon vollkommen vorge­ richtet, in der erforderlichen Anzahl mitgcführt werden. Ihr Bau hat sehr viel Aehnliches mit dem Baü der Schiff­ brücken/ — ein Ponton ist nichts anders als ein für den

Transport jtt Lande und der Benutzung zum Brückenbau ganz eigen eingerichtetes Schiffchen — und kann um so füglicher hier übergangen werden, als es ein gewiß höchst selt­ ner Falt ist, daß eine solche Brücke ohne eine hinlängliche Anzahl dazu eingeübtev und mit allen kleinen Vortheilen be­ kannter Leute geschlagen werden sollte. — Da alle Pontons, aus welcher Materie sie immerhin bestehen mögen, dazu bestimmt sind, im Felde der Armee auf ihren Märschen zu folgen, so ist ihre erste und vorzüg­ lichste Eiarkrschaft unstreitig die einer solchen Bestimmung angemessene Leichtigkeit, damit sie selbst auf den schlechte­ sten Wegen ohne Schwierigkeit und Zeitverlust an den zum Uebergang über ein Gewässer bestimmten Ort gebracht und auf und abgeladen werden können. Dennoch wäre es ein gefährlicher Irrthum, ihr andre nicht minder wichtige Ei­ genschaften aufzuopfern, und die Pontons z. B. auf Kosten ihres Vermögens dermaßen zu erleichtern, daß sie unfähig würden, die im Gefolge eines Heeres vorkommenden Lasten zu tragen, obschon man nicht selten in dieser Hinsicht über­ triebne Forderungen zu machen pflegt. Je größer die Träch­ tigkeit des einzelnen Pontons ist, um desto kleiner ist aller­ dings die Anzahl, welche zu einer Brücke von bestimmter Hänge erfordert wird. — Dauerhaftigkeit, sowohl der Struktur als Materie nach, verbunden mit besondrer Leich­ tigkeit der Ausbesserung schadhaft gewordner Theile, und eine solche Einrichtung, daß die einzelnen Brückenglieder schnell und möglichst fest mit einander in Verbindung gesetzt «erden können, sind nicht minder wichtige Erfordernisse der Pontons. Insonderheit ist auf die letzte Eigenschaft wohl zu achten, denn in eben dem Maaße, wie die Verbindung der einzelnen Theile einer Brücke fester, inniger und un­ wandelbarer ist, wird das Ganze nicht nur der Gewalt deS .Stromes und Windes besser widerstehen, sondern zugleich auch viel größere Lasten tragen. Bei einer lockern Verbin­ dung trägt jedes Ponton fast nur für sich allein die Last, 'die mithin nie größer sein darf, als eine seinem körverlichen ' Inhalte gleiche Wassermasse, in Pfunden ausgedrückt, nach -Abzug des eigenthümlichen Gewichtes der Materie, woraus es besteht, und der darauf liegenden Bretter und Balken. Im umgekehrte» Falle hingegen helfen auch die auf beide» Seiten zunächst angränzrnden 6 und mehr Pontons einen Theil der Last tragen, so baß diese bei gleicher Beschaffen­ heit der Pontons wohl um ein Drittheil größer sein darf,

als vorhin. — Da die Trächtigkeit von der Größe des

253 körperlichen Inhalts abhangt, so ist auch ln dieser Hinsicht die Form ober äußere Gestalt nicht gleichgülrig, doch sind mit einer jeden der hie und da üblichen Formen wiederum gewöhnlich andre kleine Vorrheile verbunden. — Die hölzernen Pontons haben den Vorzug, daß man sich ihrer ohne Unterschied auf allen Flüssen, auf den brei­ ten und schnellfließrnden wie auf den kleineren und gelasse­ nen bedienen kann, und daß sie von allen das größte Vermö­ gen besitzen, so daß man sich ihrer, wenn sie gliederweis (je­ des Glied zu 3 Pontons) geschlagen werden, selbst beim Transport des Belagerungsgeschützes bedienen kann*). Da sie geräumig genug sind, um 30 Mann zu fassen, kann man sie selbst einzeln zum Uebersetzen kleiner Detaschements ge­ brauchen. Nächstdem ist ihre Reparatur mit wenigen Ko­ sten und Umständen verknüpft. Jeder Pontonier, er sei tzchiffszimmermann oder nicht, kann mit Hülfe eines Stück Bretts, einiger Nagel und eines aufgedrehten Taues die Ausbesserung eines Pontons unternehmen, ohne daß es des­ halb aus der Brücke genommen und aufs Land gezogen wer­ den darf. Bei allen diesen Vorzügen macht dennoch das große Gewicht der gewöhnlichen hölzernen Pontons ihren Gebrauch sehr beschwerlich; es sei nun, daß es an Arbeitern fehlt, oder daß man einen kleinen Schlag von Pferden zur Bespannung hat. — In Absicht der Dauer übertreffen die kupfernen jede andre Art; sie würden fast unzerstörbar sein, wenn man nicht genöthigt wäre, der Erleichterung wegen sehr schwache Kupfertafeln zu : ehmen. Dagegen ist ihre Reparatur mit ungemein vielen Weitläufigkeiten verbunden; auch geben sie in der Schwere den hölzernen wenig nach, und find dabei ungleich theurer. In Hinsicht der Leichtigkeit werden die beiden ebener« wahnten Arten von den aus verzinntem Eisenblech verfertigten Pontons bei weitem übertroffen. Sind sie nach Art der sächsischen oben gedeckt, und im Innern in Fächer abgetheilt**), so gewähren fie nächstdem beim Transport ♦) Sonst pflegt man zu diesem Behuf, wo e« an wirtlichen Schiffen gebricht, auch wohl Pramrn zu erbauen, die wie­ derum im Grunde nichts anders sind, al« hölzerne Pontons von einem so ungewöhnlich großen Maaßstabe, daß sich ihr Vermögen bi« auf 1400Pfund erstreckt, statt deffen daß die größ­ ten üblichen Ponton» nur etwa iLc» Pfund zu betragen pfleg«. *•) Die« ist für den Fall, daß rin Ponton leck oder durchschos sen wird, sehr wichtig. Die Engländer haben sich neuerlich



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und bei der Zusammensetzung noch mancherlei kleine Vor, theile: dagegen werden sie ungleich leichter beschädigt als die kupfernen und hölzernen, sind viel theurer als biese­ eben so schwierig auszubeffern als jene, und den aus ihnen erbauten Brücken kann nur ein geringer Grad der Spann­ kraft und innern Festigkeit gegeben werden. Am leichtesten von allen sind die bei den Russen einge­ führten Pontons von getheertem Segeltuch. Sie be­ stehen aus einem hölzernen Gerippe, welches mit doppeltem Segeltuch überzogen ist, daß, um völlig wasserdicht zu wer­ den, nicht nur vorher in liebenden Theer getaucht, sondern auch, nachdem es mit starken Faden an die Rippstäcken und Knie genaht worden, nochmals mit Theer überstrichen wird, wodurch es zugleich einen ziemlichen Grad der Dauerhaftig­ keit erhält, -aß eS nicht so leicht zerreißt ober Löcher bekömmt. Das Gewicht derselben ist ungefähr: das hölzerne Gerippe mit Einfluß des eisernen Beschlages (beides nach Möglichkeit erleichtert) 450 Pfund bie Leinwand mit Einfluß des darin eingesogenen Theeres ...... . . . . 90 — zusammen 540Pfund. Muß man gleich eingestehen, daß diese Pontons nicht auf reißenden und sehr breiten Gewässern zu gebrauchen, auch nicht für sehr große Lasten geeignet sind, sehr leicht beschädigt werden, und dann meist aus der Brücke genom­ men werden müssen, so kann man es dennech nicht läugnen, daß es mit ganz ungemeinen Annehmlichkeiten verknüpft ist, einen solchen Brückentrain mit sich zu führen. Es ist un­ glaublich, mit welcher Gemächlichkeit und Schnelle das Sius# und Abladen, der Aufbau und das Abbrechen des Ganzen, die Ausbesserung und Einführung einzelner Pontons von statten geht. Dabei können sie nebst dem gesammten Brückenapparat auf zweispännigen Wagen fortgeschafft werden, kommen auf allen Wegen fort, und sind nirgends im Wege. Im Jahre 1813 hat man sich ihrer bei der schle­ sischen Armee unaufhörlich mit dem besten Erfolge bedient; nicht selten sind i2pfändige Batterien darüber hinweggetn Spanien her zylinderförmigen mit Kammern verse­ henen Pontons bedient, welche immer zu a und 2 zusammengekuppelt waren. Sie scheinen jedoch nach Maaßgabe ihre» Volumens nicht Tragfähigkeit und nicht Stoßfahigkeit genug zu haben.

255 ganzen, und ohne sie wäre der Elbübergang bei Warten­ burg vielleicht gar nicht möglich gewesen. 186. Für den schnellen Uebergang über so schmale Gewässer, wo es der Mühe nicht lohnen würde, eine ordent­ liche Pontonbrücke zu schlagen, hat man die Kolonnen­ brücken eingeführt. Eie bestehn gewöhnlich aus einer hinlänglichen Anzahl 28 Fuß langer Balken, 14 Fuß langer Dielen, und einigen starken Brückenböcken mit 5 Beinen; alles zusammen auf a oder 3 Wagen geladen, die dann auf den Marsch an der Spitze der Kolonnen fahren. 187. Fliegende Brücken find nichts anders als zwei überbrückte Kähne, die fich an einem weit abwärts in den Fluß geworfenen und mit der Brücke durch ein starkes Lau verbundenen Anker hinüber und herüber bewegen. Sie find in allen den Fallen, wo es an hinreichenden Fahr­ zeugen fehlt, um eine Brücke daraus schlagen zu können, zum Uebersetzen der Truppen und des Geschützes sehr be­ quem. Ihre Bewegung erfordert wenig Arbeit und Kunst, so daß sie — besonders auf schnellen Strömen, die dieser Art Maschinen vorzüglich günstig sind — von Leuten dirigirt werden können, die der Wasserfahrt wenig kundig find. — Man pflegt nur große Fahrzeuge zu ihnen anzu­ wenden, deren Vermögen an sich schon so beträchtlich ist, daß es blos noch darauf ankommt, genugsam starkes Holz zu den Balken zu finden, um die größten Lasten darauf übergehn zu lassen. — Auf beiden Seiten des bedielten und mit einem Geländer umschlossenen Brückenbodens muß Raum genug in den Kähnen ftiti, damit die Schiffer die zur Bewegung der Brücke nöthige Arbeit verrichten können, ohne von den eingefchifften Truppen und Fuhrwerken ge­ hindert zu werden. — An beiden Ufern mässen an den kandungspunkten die nöthigen kandbrücken gebaut werden. — Ist es gleich nicht durchaus nöthig, auf der fliegenden Brücke Masten und ein Gerüst zu haben, an welchem das Giertau hin und her läuft, Jo wird doch die Bewegung der .Maschine dadurch sehr begünstigt. — Einer der wichtig­ sten Punkte ist das Werfen des großen Ankers, weil von der Lage und Entfernung desselben und der Länge des Gier­ taues die regrlmäßitze und möglichst schnelle Bewegung der Drücke abhängt. Diese erfolgt nämlich blos durch den Druck des Stromes, indem die Maschine seinem Striche nachzugehen strebt, sobald sie vom Lande losgemacht wird; während dem sie vom Giertau zuräckgehalten, und nächst der Mitwirkung der Steuerruder dadurch genöthigt wird, fich

2Z6 ftt einem Zirkekbogen von einem Ufer ütim andern zu bewe­ gen. Zu diesem Ende muß der Anker in der Mitte oder vielmehr im Stromstrich des Flusses liegen, das Giertau aber um desto kürzer gemacht werden, je mehr die Bewegung beschleunigt werden soll. Es ist begreiflich, daß eine zu große Kürze des Giertaues bei reißenden Flüssen wie­ derum eine zu gewaltsame Bewegung hervorbringen würde, und es muß die Entfernung des Ankers daher jederzeit nach dem mehr oder minder großen Gefälle deS Stromes abge­ messen werden. — Damit das Giertau wegen seiner Länge nicht im Wasser schleppe, werden in einer Entfernung von je iso Fuß von einander kleine Kahne darunter gestellt, die es auf hölzernen Gabeln tragen, und sich zugleich hinüber «nd herüber bewegen. — 188. Alle Kriegsbrücken müssen in der Regel wieder abgebrochen werden, sobald sie ihren Zweck erfüllt haben. Soll dirs mit Ordnung betrieben werden, so müssen die dazu befehligten Arbeiter wie beim Aufbau gehörig ringetheilt werden, und Schritt vor Schritt in einer zweckmäßi­ gen Folge ihr Geschäft vollenden. Ohne eine solche Vor­ sicht würden die zur Brücke verwendeten Materialien ent­ weder für den eignen künftigen Gebrauch verloren gehen, oder gar dem Feinde zur Unzeit in die Hände fallen. Da dies jedoch keine zu leichte Arbeit ist, indem selbst die meisten schwimmenden Drücken mit eisernen Kiammekn und Nägeln befestigt sind, so kann, wenn der Feind nahe ist, das sorg­ fältige Abbrechrn selten mit der nöthigen Geschwindigkeit geschehen. Besteht die Brücke aus schwimmenden Jochen, so sucht man diese so schnell als möglich im Ganzen oder gliederweise ans diesseitige Ufer zu bringen,, wo man ihre völlige Auflösung mit größerer Ruhe und Sicherheit wird vollbringen können. Ist aber auch dies nicht möglich, so ist di« vornehmste Sorge, dem Feinde den Besitz der für ihn brauchbaren Materialien zu entziehen. Sie einzeln dem Strome zu überlassen ist bedenklich, wenn dem Feinde Mittel zu Gebote stehen, sie weiter abwärts auffischen zu lassen, und der sicherste Ausweg bleibt sodaniz jederzeit das Ver­ brennen. Das Schwenken läßt sich eben so gut mit Floßund Faßbrücken, als mit Schiffen und Pontons unterneh­ men, wenn anders die Brücke in ihren Theilen gehörig ver­ bunden ist, und nicht von der Gewalt des Stromes aus­ einander gerissen werden kann. Fehlt hingegen die gehörige Spannung, so wird keine Drücke'in der Welt dieses Ma­ növer auShalten. — Soll die Brücke glieder ♦ oder abtheilungs-

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lungSweise abgebrochen werden, so müssen schon vorher in das diesseitige Ufer so viel Einschnitte gemacht worden sein, als Glieder aus der Brücke entstehen. Hierauf werden vor­ erst wenigstens die Windanker gehoben, und die Seitenlei­ nen hinweg genommen, wahrend man an allen den Stellen, wo sich die Glieder abtheilen, die Epannraue losmacht und die Balken und Bretter aufhebt, die nicht herausgetragen, sondern blos auf die Seite gelegt werden. Die Brücke zer­ fallt dadurch in ihre Abtheilungen, die man mit dem Strome abwärts treiben läßt, sobald man die Taue der Skromanker mit einem daran gebundenen Brette in das Wasser wirft. Hierauf werden sie mit Staken oder Rudern nach den im Ufer gemachten Einschnitten gebracht und ans Land gezogen. Eine 300 bis 400 Schritt lange Pontonbrücke kann nach Hoyer auf diese Weise in höchstens j Stunden aus dem Wasser und wieder auf dem Wagen sein. — 189. Soll eine uns gehörige Brücke vernichtet wer­ den, und fie ist auf Schiffen oder Pontons erbaut, so wer­ den diese gewöhnlich durch eingehauene Löcher an tiefen Stellen des Stromes versenkt, oder die ganze Brücke in Brand gesteckt. Ruht die Brücke auf eingerammten Pfah­ len, so müssen diese zuvor dicht am Wasser abgesagt werden. Man laßt fie sodann mit Stroh, Pechfaschinen, dürrem Holz und Reisern und andern schnellbrennbaren Materien anfül­ len, wendet die möglichste Vorsicht an, daß fie nicht zufällig früher als beabsichtigt wird in Brand gerathen, und setzt sie, wenn es Zeit ist, durch eingeworfene Pechkränze und Schwe­ felbände in Flammen. Gleich anfangs alle Ankertaue loS zu hauen, ist nachtheilig. Die Brücke würde forttreiben und vielleicht durch Wind und Strom ans jenseitige Ufer geworfen werden. Um den Feind vom Löschen abzuhälten, legt man an den Eingang der Brücke einige Granaten unter daS Stroh, und macht ein ununterbrochnes Kartätschen­ feuer aus den diesseitigen Batterien. 190. Zur Vernichtung feindlicher Brücken reichen große Bäume, Flößen oder mit Steinen beschwerte Fahr­ zeuge, die man durch den Strom gegen fie antreiben laßt, nur dann hin, wenn fie auf schwimmenden Gliedern erbaut ist. Bei Pfahl- oder andern festen hölzernen Brücken mutz man sich nothwendigerweise der Feuerkähne und Spreng­ maschinen bedienen. Große, aus starken Baumstämmen zu­ sammengesetzte, durch mehrere Queerlatken verstärkte.und mit Ketten umwundene Flöße verfehlen gegen eine unbefchüßte Pontonbrücke selten ihren Zweck. Die feindlichen

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Arbeiter zuräckzufcheuchen legt man eine Anzahl von Bom­ ben mit Brändern von verschiedner Länge darauf. Große, mit Steinen beladene Schiffe haben den Nachtheil, daß man ihnen entgegenfahren Änb durch hineingehauene Löcher fit leicht versenken kann. Besser noch ist es, sie durch einge­ bohrte Löcher selbst so weit Mit Wasser zu füllen, daß sie nur etwa 14 bis 16 Zoll Bord über dem Wasser behalten. Fest verschlossene und verpichte Tonnen mit einer Schwemmung von Bkettern versehn und mit Pulver angefällt, das durch «int genau abgemessene Lunte oder durch eine Schlagfeder «»gezündet wird, dienen zu demselben Zweck, ohne einen zu großen Aufwand an Zeit und Geld zu erfordern. — Ge­ gen Schiffbrücken wird man schon Mehrere große durch Ket­ ten verbundne, und mit Wasser beschwerte Fahrzeuge im Finstern absenden mässen, wenn sie die erwünschte Wirkung hervorbringen sollen. Feuerkahne und Sprengmaschinen (S. Hoyers Pontonier-Wissenschaft Th. 2. Kap. IX) lau­ fen theils bei ihrer künstlichen Einrichtung Gefahr, durch irgend einen Zufall zur Unzeit aufzufliegen, ohne den Feind beschädigt zu haben, oder sie werden deshalb unnütz, weil der Feind in solchen Fällen, wo sie anwendbar wären, feiten verabsäumt, seine Brücke durch künstliche Vorrichtungen in Sicherheit zu setzen. Jur Wahrscheinlichkeit ihres wirksa­ men Erfolgs ist es durchaus erforderlich, mehrere solcher Maschinen zugleich abgehn zu lassen; und dennoch wird man selten den gewünschten Zweck erreichen, wenn man die Un­ ternehmung nicht durch gleichzeitig abgesendete Kanonen­ fahrzeuge oder schwimmende Batterien unterstützen kann. — 191. Unter den Mitteln, die vom Feinde zur Spren­ gung unsrer Drücken abgesendeten Gegenstände von den­ selben abzuhalten, ist ein über den Fluß gespanntes, auf einigen leeren Tonnen ruhendes Tau das einfachste. Ohne starke Befestigung auf beiden Ufern an Bäumen, Ankern oder eingeschlagenen Pfählm wird es jedoch nie hinlänglich sein, und leicht auf die Seite geräumt werden können, vor­ züglich wenn es nicht durch seitwärts am Ufer oder auf Flößen aufgestellte Mannschaft und Posten beschützt ist. Ketten, die auf verankerten Fahrzeugen ruhen, können in finstern Nächten zwar nicht so leicht durchschnitten werden, gewähren aber gegen die herangeschwemmten Lasten kaum den Widerstand des zähern Taues. — Starke Flößen oder leichte schwimmende Drücken als eine Art von Außenwerk vor die Drücke zu legen, ist nicht nur unnütz, sondern vernrehrt sehr oft noch die Gefahr, weil diese Barvikade leicht

559 durchbrochen wird, und dann selbst als Zerstörungsmittel uiitwirkt. Man mag übrigens Laue oder Ketten anwenden, so mässen ste jederzeit in obliker Richtung pbrr den Strom gespannt werden. Dabei wird man wohl thun, mehrere Taue in einiger Entfernung hinter einander anzubringen, wo es thuniich ist mehrere Reihen von starken Pfahlen ein­ rammen zy lassen, und vor allen» andern stets inehrere mit unternehmenden Pontonieren bemannten Fahrzeuge bereit zu halten, um alles was der (Strom gegen die Barrikade heranführt, schon in einiger Entfernung dem Ufer zuzulenken. — Breite Durchlaßmaschinen sind nicht minder ein erpräftes Deckungsmittel. Den solidesten Schutz indessen erhalt man durch Anfertigung solcher Seeschlagbäume, wie sie die Engländer in der letzten Belagerung von Gibraltar zur Deckung -er Landungsplätze angefertigt haben. Zwei starke Taue bienen solchen Schlqgbäunien zur Grundlage, und müssen eben so laug sein, als der zu versperrende Fluß breit ist. Rund um sie werden 4 oder 6 Sparren gelegt, die 8 bis io Zoll im Durchmesser haben, und durch ange­ triebene und vernietete eiserne Bänder zusainmengehalten werden. Wo zwei Sparren an einander stoßen, sind sie mit eisernen Klammern verbunden, so daß der ganze Pamu nur Ein unzertrennliches Ganze ausmacht. Beide, aus dem Baume hervorragende Enden werden am Ufer mit hin­ länglicher Sorgfalt befestigt, der Schlagbaum selbst aber gegen den Strom durch Anker festgehalten, welche mit Ket­ ten an ihm befestigt sind, Die Richtung des StromstricheS muß ebenfalls von dem Schlagbaum unter einem schiefen Winkel geschnitten werden. — 193. Die Schiffahrt eines Flusses sperrt man durch versenkte Fahrzeuge, eingerainrnte Pfähle, große Bäume U. dergl. Die Fahrzeuge fällt man mit Kies und großen Steinen; die Pfähle müssen wenigstens 6 Zoll im Durch­ messer haben, und ihre Köpfe dem Wasserspiegel gleich ab­ gesägt werden; zu den Bäumen wählt man am beste»» krunimgewächsene, knotige und mit starken Aesten versehene Eichen. Wo sich der Fluß zwischen Gebirgen und steilen Felswänden hindurch windet, kann man auch große Felsenstücke absprengenund hinabrollen lassen; in sehr flachen niedrigen Gegen­ den dem Strome bisweilen durch Ableitungskanäle und Durchstechen der Deiche seine Schiffbarkeit rauben. Unter unmittelbarer Aufsicht und Vertheidigung nahestehender starker Posten, reicht oft auch «in Schlagbaum oder eine bloße Kette hin. Rs

s6o 193, Versenkte Schiffe aus dem Grunde in die Höhr ju bringen werden zwei andre große Fahrzeuge erfordert, die man durch Steine oder eingeschöpftes Wasser bis an den Rand eintaucht, und dann vorn und hinten an das versenkte Schiff befestigt. Letzteres geschieht, indem man 2 hinläng­ lich starke Ketten, die mit ihren beiden Endin an den Bord der Schiffe befestigt sind, auf dem Grunde des Wassers hin­ schleift, und durch Stangen unter den Boden des versunknett Schiffs zu bringen sucht. Sobald dies bewerkstelligt worden, fangt man an die beiden Fahrzeuge auszuleeren, daß sie aus dem Wasser in die Höhe steigen, und dadurch das »er fünf ne Schiff um einige Fuß vom Grunde des FlusseS erheben. Es wird nun nicht schwer sein, starke Taue unter dem Boden des versunkenen Schiffs hindurch zu ziehn, sie an die in den beiden Fahrzeugen befindlichen Winden zu be­ festigen, und durch deren Hälfe jenes vollends flott zu ma­ chen. Durch ein ähnliches Verfahren werden versenkte Bäume aus dem Flusse geschafft. Eingerammte Pfähle werden erst durch wiederholte Schlage gegen ihre Seiten locker gemacht, und dann ver­ mittelst einer Wucht herausgezogen, indem man nämlich den Kopf des Pfahls an das Ende eines Hebebaums mit starken Seilen festbindet, über zwei Fahrzeuge von mittler Größe einen starken Balken und über diesen den Hebebaum legt, und an dem andern Ende desselben durch die vereinte Kraft mehrerer Arbeiter so lange wuchtet, bis der Pfahl uachgiebt und sich herausziehen läßt. Fruchtet dieses Mittel nicht, fo muß man sich dazu einer Schraubenma­ schine bedienen. 194. Die in einem Flusse befindliche Führten können «»brauchbar gemacht werden: r) durch Aufstauen des Wassers, indem mau einen Damm unterwärts vorzieht; 2) durch in den Grund geschlagene kleine Pfahle, die in 4 bis 5 Reihen schachbrettförmig hinter einander stehen; 3) durch in den Fluß geworfene Wagenräder, Eggen, ganze Bäume und Fußangeln; ' 4) durch mehrere mitten in der Fuhrt aufgeworfene Gräben. Nicht selten ist es schwieriger, eine verdorbne Fuhrt wieder herzustellen, als eine Drücke daneben zu bauen. Fuß­ angeln können nur mit Mähe durch eiserne Harken (Rechen) herausgrbracht werden. Am besten werden sie unschädlich gemacht, wenn man Horben oder mit Steinen beschwerte

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Faschinen in den Flnß wirft. Ans eine gleiche Weise füllt man die Gräben aus, oder deckt Bretter darüber, an wel­ chen Steine gebunden sind. 195. Wege zu verderben kann nur in solchen Fälle» zu einem Zwecke führen, wenn auf eine bedeutende Entfer­ nung zu beiden Seiten desselben das Terrain so beschaffe» ist, daß es keine anderweitige Passage gestattet; wie sich dies im Gebirge und in morastigen Gegenden häufig, genug ereignet. Nachstdem kommt es vor allen darauf an, welche. Absicht damit erreicht werden soll: ob man dem Feinde nur augenblicklich den Gebrauch der zu verderbenden Passage rauben, oder sie ihm auf lange Zeitraume verfterren will. Auf Rückzügen, oder in einem Gefecht, das auf das Zusam­ mentreffen mehrerer von fernher anrückender Kolonnen be­ rechnet ist, kommt es bisweilen nur darauf an, wenige Stunden Zeit zu gewinnen, und in solchen Fällen find meh­ rere einzelne an sich wenig bedeutsame Hindernisse oft viel vorkheilhafter als ein großes, fast-Unübersteigliches. Denn sahe der Feind voraus, daß er mehrere Tage verlieren müßte, eine Straße in brauchbaren Stand zu setzen, so wird er eS verziehen, einen Umweg von mehreren Meilen zu machen, und wenn die Ereignisse plötzlich eine andre Wendung neh­ men, kann es uns oft selbst beschwerlich werden, eine Straße in solchem Maaße verdorben zu haben. Bisweilen, wie z. B. in Winterquartieren und in allen Fällen wo große Ter­ rainabschnitte durch eine verhältnißmaßig geringe Anzahl von Truppen behauptet werden sollen, man mithin darauf be­ dacht sein muß, die Anzahl der Zugänge und möglichen An­ griffspunkte zu vermindern, soll aber auch eine Straße der­ maßen impraktikabel gemacht werden, daß auf ihr der Zu­ gang für Wochen und Monate unmöglich wird. Es ist nicht zu läugnen, daß es in sehr durchschnittenen und gebirgigen Gegenden einzelne Lokalitäten giebt, welche sich zu einer solchen Vorrichtung eignen, doch wird dies stets ein seltner Fall sein, viel Zeit und Arbeit erfordern, und nur in so fern als eine verläßliche Deckung betrachtet werden dürfen, wen» man solche Passage unausgesetzt beobachten läßt, und eine hinlängliche Anzahl von Truppen bereit halt um alle Ver­ suche des Feindes zur Wiederherstellung ernsthaft zurück zu weisen. Es versteht sich von selbst, daß man einen Weg nur stel­ lenweis verdirbt, und dazu solche Platze auswählt, wo et Defileen bildet, und die Beschaffenheit des zur Seite gele­ genen Terrains die Arbeit erleichtert. Am leichtesten wird

s6s man gewöhnlich da feinen Zweck erreichen, wo man stark­ fließendes Wasser dazu benutzen kann, sei es durch die Ver­ dichtung von Schleusen, Durchstechung von Dämmen, Auf­ stauung u. f. w.; in engen Dörfern durch Feuersbrünste, die man durch Anfüllung der Gassen mit brennbaren Materia­ lien verstärkt und beschleunigt; in dichten Waldern, wo viele Bäume von mittlerer Stärke in der Nähe des Weges stehen, durch Verhaue. Kleinere Aufenthalte werden durch Schlag­ bäume, spanische Reuter, abgeworfrne Brücken, einzelne Queergräben, verfahrene, schwerbeladene auch wohl in Brand gesteckte Fahrzeuge, von denen man die Achsen zerschlagen ober einzelne Räder abgezogen hat, u. s. w. verursacht. Bei weichem Boden und gesenkter Lage macht man meh­ rere tiefe und breite Graben in kurzen Zwischenräumen hin­ ter einander, und streut die Erde weit umher, um dem Feinde die Ausfüllung zu erschweren, -r. Im Gebirge wählt man gewöhnlich waldige Schluch­ ten und steile Hohlwege aus, und bedient sich in Gemäßheit der lokalen Verhältnisse und der zur Ausführung der Arbeit freigegebnen Zeit, Werkzeuge und Menfchrnmasse: der Ver­ harre, der Verschüttungen, Gräben und lleberschwemmungen einzeln oder gemeinschaftlich. Verhaue sind um so vorthrllhafter, wenn die erforderlichen Bäume in der Nähe sind, weil sich diese leicht handhaben lassen und in geringer Zett herbeizuschaffen find. Der Feind wird sie, wenn die Schlucht eng und tief ist, und man das Verhau nicht nur queer durch sie hin, sondern auch an den Seilen heraufgeführt hat, nicht umgehen und schwer öffnen können« Man pflegt auch wohl einzelne Bäume an den Boden und unter einander zu befestigen, ganz enge Stellen durch dicht gelegte Hueerhölzer zu verkeilen, vor Anlegung des Verhaues den Boden aufzuwühlen, und nachmals Erd- und Felsmassen darüber hinzuwälzen und von den Seitenwanden loszu­ sprengen. Die Geschichte der Tyrolerkriege liefert mehrere belehrende Beispiele für die Sperrung nicht Nur einzelner Straßen, sondern ganzer Gebirgsthäler, und zeigt zugleich. Wie man, selbst unter den günstigsten kokalverhältniffen, den­ noch durch die bloße Sperrung der Gründe und Schluchten selten auf die Dauer und gegen einen unternehmenden Feind seine« Zweck erreicht, wenn nicht zugleich die dazwischenlie­ genden Höhen auf eine zweckmäßige kraftvolle und dem gesummten rerrainzusammenhange entsprechende Weise verOridigt werden. —



s6§



Don den Schanzen.

iy6. Soll das Terrain zur Waffe umgeschaffen wer­ ben, d. h. soll irgend ein mit Truppen und Geschütz besetzter »der bestellter Ort eine erhöhet« Vertheidigungsfähigkeit er­ halten, so daß auf dieser Stelle Wenige den Angriff von Dielen mit Erfolg zuräckwrisen können, so muß man die natürliche Beschaffenheit dieses Orts durch künstliche Ver­ anstaltungen dermaßen für den Kriegsgebrauch vervollkomm­ nen: daß unsre Truppen nicht nur gegen die Wirkung der feindlichen Waffen möglichst in Sicherheit gestellt werde», sondern sich auch zugleich selbst in den Stand gesetzt sehen, ihre eignen Waffen mit Überlegenheit in Anwendung zu bringen *). Es kann hier nur von Feldwerken, d. h. von solchen Befestigungsanstalten die Rede sein, wie sie im Laufe des Feldkriegrs vorkommen, und auch von ihnen nur in so weit, als es dem Zweck dieses Buches entspricht. Feldwerke aber unterscheiden sich von eigentlichen Festungswerken darin, daß sie in kurzer Zeit für kurze Zeit errichtet, nur zu vor­ übergehenden Gebrauch und gegen gewaltsamen Angriff, mit, solchen Mitteln ins Dasein-gerufen werden, die sich schnell in Wirksamkeit setzen lassen, und deren man sich ohne große Wahl bedient, so wie sie durch Zeit und Gelegenheit gebo­ ten wurden. (Die Kenntniß der dabei vorkommenden Kunst­ wörter und technischen Ausdrücke wird hier als bekannt vorausgesetzt.) Man ist gedeckt gegen die Fernwaffen des Feindes, wenn man seinen Augen durch solche Gegenstände entzöge» ist, die von seinen Geschossen nicht durchdrungen werden können; oder wenn man sich so stellt, daß er in der wirksa­ men Schußweite keinen gelegnen Platz für ihre Aufstellung findet. Geschützt gegen das Handgemenge mit demselben: wenn man sich mit solchen Hindernissen des Zugangs um# giebt, welche es ihm unmöglich machen, sich uns zu nähern, ohne sich in den Krieg mit diesen todten Gegenständen ein# zulassen, und sie durch künstliche und gewaltsame Mittel zu­ vor aus dem Wege zu räumen. Ferner kann man sich der *) Der Zweck der Verschanzungen ist von einigen auch dahin charakcerisirt worden, daß sie einerseits ein Mittet Ubaeben, sich mit dem Feinde in das Gefecht rinzulaffen, ohne daß man selbst zum Handgemenge gezwungen werden könne; wahrend daß sie andernseits den Feind zwingen, Menschenkräfte und Mu­ nition auszuopfern, um leblose Gegenstände zu überwinden.

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eignen Fernwaffen mit Ueberlegenheit bedienen, wenn man selbst persönlich geschützt einen unbedeckten Feind vor sich hat, der genöthigt wird sich möglichst lange an solchen Or­ ten zu verweilen, die im wirksamsten Bereich unsrer Feuer­ waffen liegen. Man kann sich der blanken Waffen mit Ueber# legeiiheit bedienen, wenn sich der Feind im Augenblick des Handgemenges entweder durch unerwartete Hindernisse Überrascht sieht, oder in der freien Ausübung seiner Waffe» und Entwicklung seiner Mehrzahl dergestalt gehemmt wird, daß wir im Stande sind, ihm wo er eindringt eine überlegne Kraft entgegenzusetzen. In dieser letzten Hinsicht lassen die gewöhnlichen Befestigungsanstalten meist noch viel zu wün­ schen übrig. Die Besetzung ist gemeinhin verloren, oder doch in der übelsten Lage, sobald es dem Feinde gelingt, sich einen Weg durch die Hindernisse des Zugangs zu bahnen, und dies erklärt es einigermaßen, warum man so häufige Beispiele findet, daß Feldwerke nicht hartnäckig und stand­ haft genug vertheidigt werden. Gewiß ist cs, daß es bis jetzt unmöglich war und stets unmöglich bleiben wird, eine Befestigungsart zu erdenken, welch« feige Truppen gegen den Angriff tapferer und gewandter Krieger unüberwindlich macht. Nur zu oft aber ist auch die mangelhafte oder ver­ kehrte Einrichtung der Fcldwerke, und das Ausbleiben oder Nichtvorhandensein einer angemessenen Unterstützung von außen her, die Ursache, daß sonst tapfre Truppen in einzelnen Fällen ihren Charakter vrrläugnen. Das Vertrauen des Kriegers in die innere DortreffÜchkeit seiner Waffe ist eine der ersten Bedingungen zur Tavferkeit. — Es wird eben nicht schwer sein, aus dem Ebengesagten Merkmale für die Kritik einzelner Befestigungsanstalten zu entwickeln, und die vornehmsten Grundsätze für eine zweckmäßige Construktion der verschiebnen üblichen Vorrichtungen abzuleiten. — 197. Von den zur Anfertigung von Deckungen gegen das feindliche Feuergewehr tauglichen Materialien ist Erde das gewöhnlichste und angemessenstes nicht nur weil sie fast überall vorhanden ist, und sich bequem Handthieren läßt, sondern auch weil fie vor Holz und Stein den Vorzug hat, daß durch das schwere Geschütz keine Splitter und Stücke davon losgescklagen werden, welche den hinter der Be­ schirmung stehenden Truppen oft so viel Schaden thun, als die Geschosse des Feindes. Selbst für den einzelnen Mann ist das einfachste Deckungsmittel, daß er sich entweder eine Vertiefung auswählt, oder eine Erdmasse vor sich auf, thürmt. Gleichmäßig entstehen auch die Brust - und Schul-



26§



terwehren für größere Truppenabtheilungen im Wesentüchen dadurch, daß man sich entweder in die Erde einschnei­ det oder Erdwalle vor sich aufwirft, ober beide Mittel ge­ meinschaftlich anwendet, und zu vermehrter Haltbarkeit des Werkes es von außen mit Rasen, Faschinen, Flechtwerk tu dergl. bekleidet. Der Fall, baß die Reiterei durch Erdaufwärfe gedeckt werden muß, kommt selten vor, weil es fast überall sanfte Anhöhen, Ortschaften, Gebüsche u. dergl. natürliche Gegen­ stände giebt, hinter welchen sie vom Feinde ungesehen so aufgestellt werden kann, daß sie vom Feuer desselben wenig leidet, und doch bereit steht, bei der ersten günstigen Gele­ genheit hervorzustärzeM Der größ-.re Theil dieser natür­ lichen Deckungen hat vor den künstlichen Schulterwchren noch den Vorzug, daß er keine Arbeit nöthig macht, die freie Bewegung der Reiterei weniger hindert, und eine tie­ fere Aufstellung gestattet. Es kommt daher vornänchch nur darauf an, Verschanzungen für Fußvolk und Geschütz, zu bauen. 198. Die Dimensionen des Profils (Höhe, Dicke und Böschung) einer Brustwehr richten sich nach den Zwecken und der Gattung von Truppen für die sie »«gefertigt wird, nach der Wirksamkeit des Geschützes, das der Feind mit sich fährt, der Beschaffenheit des Erdreichs, woraus sie erbaut werden muß, zuweilen auch «ach Zeit und Mitteln, die uns zu Ge­ bote stehen, und nächstdem vorzüglich nach der Gestaltung des umliegenden Terrains. In wie weit die Dicke der Brustwehr von dem Zwecke abhängt, dem das zu erbauende Werk entsprechen soll, kann man bi# Feldbefestigungen in 3 Klassen theilen: 1) in solche Werke, welche blos einzelne Posten gegen die Plänkeleien der feindlichen Patrouillen sichern solle»; 2) in solche, worin ein Posten einen feindlichen Angriff so lange abhalten soll, bis sich das dahinter stehende Corps in Schlachtbereitschaft ge­ setzt hat, oder von fern her eint angemessene Unterstützung herangekommen sein kann; und 3) in solche Werke, an deren zuvcrläßiger Behauptung alles gelegen ist, weil an ihrem Besitz oder ihrer Erhaltung bedeutende Kriegeszwecke ge­ knüpft sind. Für Werke der ersten Art, welche blos auf das kleine Gewehr berechnet sind, würde schon eine 2 Fuß dicke Brust­ wehr hinrrichen. Soll sie aber einige Zeitlang der Witte­ rung trotzen, oder ist das dazu genommene Erdreich von ge-

-66 ringem Zusammenhänge, so kann man ihre Dicke doppelt so stark machen, wodurch fie zugleich den Vortheil gewahrt, daß man schon gegen gpfändige Kugeln ziemlich gesichert ist. Werke der zweiten Art müssen dem Artilleriefeuer des Feldgeschützes eine Zeitlang Widerstand leisten können, folg-» lich so dick sein, daß keines der Feldgeschoffe hindurch dringt, folglich nie unter 8 bis 12 Fuß dick, je nachdem das Erd­ reich mehr oder minder kompakt ist. Werke der dritten Art müssen mir dem möglichsten Fleiß erbaut sein, um einen gan­ zen Tag lang eine nahe Kanonade anshalten zu können. Bei Verschanzungen von einiger Wichtigkeit ist das Profil jederzeit die Hauptsache, denn die Konstruktion mag noch so sinnreich, ihre Lage noch so angemessen sein, so bleiben sie dennoch stets schwach und unhaltbar, weil sie durch das feindliche konzentrirte Kanonenfeuer in kurzer Zeit so zugerichtet werden, daß man sie so gut als nicht vorhanden be­ trachten kann. Ihre Brustwehr muß man daher in gutem Erdreich nie unter 12 bis 14 Fuß, in mittlern nicht unter 14 bis 15, und in schlechtem wohl 16 bis 18 Fuß dick ma­ chen. Dabei wird stets vorausgesetzt, daß die aufgeschüt­ tete Erde nicht blos lose über einander geworfen, sondern lagenweise sorgfältig festgetretrn und gestampft worden sei. (Brustwehren von Holz und Mauerwerk pflegt man gern von außen noch mit einem Mantel von Erde zu bekleiden, weil in fie trotz ihrer größer» Dichtigkeit und Festigkeit, dennoch leichter Bresche geschossen werden kann, als in Erdbrust­ wehren.) 199. Wegen des geringen Zusammenhanges der Erd­ theile unter sich, und der damit zusammenhängenden Er­ scheinung, daß steil an den Seiten abgestochene Erdmassen in kurzer Zeit von selbst eine ihrer Cohäfion entsprechende Abdachung annehmen, darf man eine Erdbrustwehr nicht senkrecht aufführen, sondern es muß den Seiten derselben gleich bei der Erbauung eine angemessene Böschung gegeben werden. Je steiler die äußere Böschung ist, um desto schwieriger läßt sie sich beim Sturm erklettern, aber um desto leichter wird sich auch eine ersteigliche Bresche hinein­ legen lassen. Die Beschaffenheit des Erdreichs giebt stets den Hauprbestimmungsgrund für die größere oder geringere Steilheit der Böschungen ab, und billig muß diese in jedem einzelnen Falle an Ort und Stelle geprüft und beurtheilt werden. Gewöhnlich giebt man die Regel: daß die Anlage der äußern Böschung in gutem Erdreich der halben

Höhe; bei mittelmäßig festem f der Höhe; und

»—

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-f

6et lockerem der ganzen Höhe gleich gemacht wer­ den müsse *). Die Größe derinnern Böschung richtet sich haupt­ sächlich danach, daß der dahinter stehende Soldat bei einer Höhe der Brustwehr, welche ihn hinlänglich decken soll, sein Gewehr bequem über die Brustwehr anschlagen könne, um -en am äußern Grabenrande stehenden Feind bis auf den Fuß beschießen zu können. Daher macht man dieselbe so steil als möglich, und giebt einer Erdbrustwehr ohne andre wichtige Gründe, nie eine Böschungsanlage, welche | bis | der Höhe übersteigt. Da tie Beschaffenheit des Erdreichs selten erlaubt, die Böschungen eines Werks so steil zu machen, als es aus an­ derweitigen Gründen nöthig und wänschenSwerth wäre; so pflegt man sie nach Maaßgabe des vorhandnen Mate­ riales und Handwerkszeuges, der disponiblen Zeit und Arbeirerzahl und andrer örtlichen Verhältnisse auf irgend eine Art?» bekleiden oder zu revrtiren, wovon «eiter unten ein Mehreres. Die obere Fläche oder die Krone der Brustwehr kann nach Beschaffenheit des umliegenden Terrains eine horizon­ tale Lage haben, oder nach außen, oder in einigen wenigen Fällen selbst nach innen zu um etwas geneigt sein. Sie soll im Allgemeinen so beschaffen sein, daß sie die Besatzung nickt hindert, den Feind in der ganzen vorliegenden Sphäre des Gewehrbereiches zu beschießen. Je mehr die Krone nach außen hin abhängig gemacht wird, um desto vollstän­ diger lassen sich die unmittelbar vor der Brustwehr befind­ lichen Raume überschauen und durch das kleine Gowehr ver­ theidigen. Je mehr dies aber der Fall ist, um desto spitzer wird zugleich der Winkel, welchen die Krone mit der innern Böschung bildet **), und um desto weniger ist demnach der obere Theil der Brustwehr geeignet, di« hinter ihr befind­ lichen Gegenstände gegen die Wirkung des feindlichen Ge­ schützes zu beschirmen. Bei Werken, welche keine Eeitrnvertheldigung besitzen, und deren Heil folglich im Augen­ blick des Sturmes von ihrem in der Nähe wirksamen Fron*)

Man giebt indessen bei permanenten Anlagen, selbst wenn geplackt wird, in der Ziegel 45°, und es dürfte daher nur in wenigen Fallen gerathen sein, bei Feldyerschanzungen yon Wichtigkeit darüber hinaus zu gehen.

**)

Dieser Winkel soll eigentlich nie geringer al« und einspringrnder Win­ kel so zu kombiniren, daß sich sämmtliche Linien unter einan­ der flankiren und der gesammte vor dem. Graben gelegene Raum gehörig besehen und bestrichen ist. Sobald aber ein vollständiger Kreis befestigt, .oder überhaupt ein Raum ringsum nach allen Seiten hm mit Brustwehren umgeben werden soll, so giebt es nur wenige Formen, welche dies unter der Bedingung thun, daß alle eiuspringendeü Winkel gleich 90°, die ausspringenden aber nicht unter 6o°. werben. Von den regulären Figuren genügt dieser Forderung die viereckige rechtwinklige Kreuzschanze am einfachsten Und voll­ ständigsten. Die gewöhnlichste Form geschlossener Schanzen ist die­ jenige, welche aus lauter gradep Linien und ausspringendett Winkeln besteht, und unter dem Namen derReduten be­ kannt ist. Sie wird von den meisten Schriftstellern als die schicklichste und bewährteste empfohlen, weil ihre Konstruk­ tion leicht, und der Batt init keinem großen Zeitaufwande verbunden ist, auch jedex. Besatzungsstarke leicht angepaßt

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werben kann. Man behauptet, daß sie beinahe dasselbe leiste, waS mit größerem und mehrerem Aufwande von Zeit und Kosten erbauten Feldforts erreichbar sei, und will sie vorzüglich bei solcheviPosten angewendet sehen, die abge­ sondert liegen und »meist ihre» eignen Kräften überlassen sind. Sie besttzen indessen insgesammt drei wesentliche Fehler, welche mit.diesen Lobsprüchen nicht sonderlich Har­ monien, und .die grade bei einzelnen gewissermaßen als selbstständig betrachteten Schanzen am gefährlichsten wer­ den. Der Graben nämlich liegt bei ihnen seiner ganzen Ausdehnung nach im todten Winkel/ die Vertheidigung ist einzig auf Frontalfeuer beschrankt, und die Summe der un­ bestrichenen Winkel vor den Ecken ist unter allen Umständen gleich 4‘ R. Die runde oder KrWredu.te, die als ein Po­ lygon von sehr vielen Seiten betrachtet werden kann, vertheilt die unbestrichenen Raume am vollständigsten auf den gesammten Umfang. Je weniger Seiten dieRedute hat, um desto weniger stumpf werden ihre ausspringenden. Win­ kel, und.um desto größer daher der vor jedem derselben ge­ legene Unbestrichene Raum, um desto kleiner wird jeder der unbestrichenen Winkel, um desto mehr aber werden auch die günstigen Angriffspunkte vervielfacht. Durch eine geschickte Wahl des Ortes, wo die Redete hingelegt wird, und eine zweckmäßige Kombination mit dem umliegenden Terrain, vorzüglich aber durch mittelbare Prosilverstärkungen, und am vollständigsten durch di« Verbin­ dung mehrerer Reduten mit einander oder mit andern Ver­ schanzungen, können die genannten Gebrechen, der Schan­ zen mit blos ausspringenden Winkeln in mehr oder minde­ rem Maaße ausgeglichen werden. Dreiseitige Reduten würden nur zulässig sein, wo daS Bedürfniß eines .ringsum geschlossenen Umfangs ent­ scheidend wäre, und das Lokal durchaus keine, andre Form gestatten wollte; ein Fall, der streng genommen, sich wohl nie ereignet. Runde Reduten vereinigen in sich, wenn sie klein sind, alle Gebrechen und Unbequemlichkeiten des kon­ vexen Bogens in erhöhtem Grade *); und bei einem Um# ____________ _______ ' ______________________ fange

•)

So leicht ihre Konstruktion beim ersten Anblick erscheint, so sind sie doch schwer zu erbauen, indem die «razirren Li­ nien oft verloren gehn, und rin« bedeutende Menge von Profilgerüstrn erfordert wird, daher der Bau langsam von stat­ ten geht, und, gewöhnlich eh» ganz verschobne« Werk zu Stande gebracht wird. Auch ist die Bekleidung der Bör fchungen mit mancherlei kleinen Schwierigkeiten verbunden.

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fang« von bedeutender Größe, kann man viel vortheilhaftere Formen in Anwendung bringen. Viereckige Reduten eignen sich am Meisten für die kleinsten Besatzungen, weil sie nach dem Dreieck bei der geringsten Ausdehnung des Um­ fangs die stärkste Frontalvertheidigung besttzrn. G n. Scharnhorst hatte eine besondre Vorliebe für das Fünfeck, Uebrigens hängt es vom Terrain und von der Größe der Besatzung ab, welches Vieleck man im einjelnen Falle vor­ zugsweise zu wählen hat, weil man so viel Seiten bedarf, als gefährliche Zugänge oder dergl. eigens gebildete LerraiNabschnitte vorhanden sind, und weil für eine und dieselbe Besatzung die Seiten desto kürzer, also aktiv schwächer wer­ den, je größer die Anzahl dieser Seiten ist *). 243. Für Schanzen, an deren Umfange aus- und «infpringrnde Winkel wechseln, lassen sich unzählige Formen erdenken. Unter den regelmäßig gebildeten werden gewöhn­ lich die sogenannten Sternschanzen vorzugsweise ge­ nannt, die man füglich auch Tenaillenfchanzen nennen könnte. Sie entstehen, wenn man die Seiten der Reduten in der Mitte bricht, und unter einem eingehenden Winkel zuräckzieht. — Die Lktivstärke einer Sternschanze hängt ganz vornämlich von der Beschaffenheit dieser einspringrndenWinkel ab. Sind diesestumpf, soist die Vertheidigung des zunächst vorliegenden Raumes und der Schenkel unter sich nur schwach, und wächst in dem Grade, in welchem sich diesel­ ben der Neigung von 90° nähern. Nun kann mm zwar tri einem jede« Vieleck den Scheitelpunkt der Tenaille so «eit gegen das Innere zurückziehn, daß der eivspringende Winkel ein rechter wird; um desto enger wird indessen der innere Raum, und um desto spitzer werden zugleich die aus-

•) Nach Reiche darf eine vierseitige Redute nie unter ig, und nie über 72 Schritt in der Seite haben. Reduten, die 18 bi« 24 Schritt zur Seite haben, können (wenn die Te, satzung im Innern den nöthigen Lagerraum füllen soll) nur einen Mann hoch besetzt werden. Reduten von 36 bi« 7a Schritt Seilenlänge sind die einzigen, von denen man den gehörig kräftigen Widerstand erwarten kann, weil sie überall 2 Mann hoch besetzt und durch eine im Innern befindliche Reserve verstärkt werden können. — Wenn Geschütz in di« Redute ausgenommen werden soll, lassen sich nicht füglich allgemeine Untersuchungen über die erforderliche zweekmößige Größe derselben anstelle«. Wird dasselbe in dir au«, springenden Winkel gestellt, so braucht man nicht so viel Be­ satzung, und die Reduie kann kleiner gemacht werden, al« wenn dieselbe Anzahl von Geschützen auf den Seilen ange­ brache werden soll.





springenden Winkel. Wollbi maft diese so weit abstumpfen oder abrunden, als nöthig sein würde, um in der Richtung der Kapitale rin noch wirksames Frontalfeuer zu erhalten, so werden in gleichem Maaße, wie man mit der Abstum­ pfung nach innen hereinrückt, die Tenaillenschenkel verkürzt, und ihre Feuerwirkung beeinträchtigt. Es folgt hieraus, daß nicht jede Grundfigur sich ju einer tüchtigen Strrnschanze eignet (erst beim Zwölfeck werden die einspringenden Winkel bei der gewöhnlichen Konstruktion 90, und die aus­ springenden 6o°), und ferner, daß man bei Vielecken von wenigen Seiten nur dann eine brauchbare Tenaillenform konstruiren kaun, wenn sie für eine Besatzung von mehrer» hundert Mann bestimmt ist. Sternschanzen dieser Art wer­ den demnach im Allgemeinen den Reduten vorzuziehen stift. — (Viereckige Sternschanjen dürfen für keine Be­ satzung uutcr ico Mann angelegt werden. Unter Voraus­ setzung eines genügsamen Raums zum Lagern ist, wenn der ganze Umfang 1 Mann hoch besetzt werden soll, 104 Mann die geringste Zahl der Besatzung, und dabei wird doch die Länge der Tenaillenschenkel nur 13 Schritt. — Für eine achteckige ringsum 2 Mann hoch zu besetzende Sternschanze, mit 1.7-Schritt langen Tenaillenschenkeln, wird schon eine Be, satzung von ungefähr 550 Mann verlangt; dennoch wird jeder (sowohl aus - als einspringendrr) Winkelaus einer solchen Schanze nur durch das Feuer von 68 Mann vertheidigt. 244. Wenn man die Schenkel einer Tenaille nochmals bricht, indem man auf ihre nach innen zu verlängerte Rich­ tung senkrechte Flanken aufsetzt, so erhalt man eine ähnliche Konstruktion, wie bei den Polygonseiten der Bollwerkssysirme in der Festungsbaukunst. Bei allen Frldschanzen in­ dessen, deren Vertheidigung in der Hauptsache auf dem klei­ nen Gewehrfeuer beruht, wird man diese Anordnung (so­ wohl mit halben als ganzen Bollwerken) nichtvvrtheilhaft anwenben können, weil man entweder zu be­ schränkte innere Räume und kurze Vertheidigungslinien er­ hält, oder aber die Defenslinien so lang werden, daß die Facen nicht mehr vollständig von den Flanken aus bestrichen werden können *). Bei den Schanzen mit eingehenden Winkeln, wird die zunächst dem Scheitelpunkte eines solchen Winkels aufge­ stellte Mannschaft bis an die Punkte, wo die verlängerte

*) Die größte anwendbare Länge für die Polygonseite einer solchen Feldschanze würde 50 bis 6» Ruthen sein.

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äußere Kretenlinie des zugehörigen Schenkels schneidet, ge­ wöhnlich unnütz, weil unter Voraussetzung des natürlichen oder senkrechten Anschlags die Schußlinien dieser Schützen längs der Krone der Brustwehr hinstreifen. Beim rechten Winkel und 12 Fuß dicken Brustwehren giebt dies eine Ersparniß von 12 Rotten, denen man irgend eine andre zweck­ mäßigere Bestimmung geben kann. 245. Wenn eine Schanze isolirt liegt, und sich eine gewisse Zeitlang gegen den von allen Seiten her möglichen Angriff deS Feindes soll ans eigner Kraft behaupten können, muß sie durchaus geschlossen sein. Eine hinten offene Schanze wird der Feind in der Fronte beschäftigen, und sie in der Kehle ohne Mühe und Gefahr erstürmen. Selbst in dem Fall, wo die Kehle durch Pallisaden oder andre schwache Profilhindernisse geschlossen ist, wird von der selbstständigen Vertheidigung einer solchen Schanze eben nicht viel zu er­ warten sein. Die Besatzung lauft gewöhnlich hinaus, ehe es zum Sturme kömmt. Man rechnet es gemeinhin für einen Vortheil hinten offner Schanzen, daß sich der Feind derselben, wenn er sie erobert hat, weder zu unserm Nach­ theil bedienen, noch'sich selbst überhaupt darin halten kann. Dies setzt voraus, daß sich hinter ihnen eine angemessene Reserve befinde, und in solchem Fall besteht der ganze Werth solcher Schanzen darin, daß sie einer gewissen An­ zahl von Truppen und Geschütz eine Zeitlang eine gedeckte Aufstellung vergönnen, gegen die der Feind im freien Felde anräcken muß. Eine eigentliche Widerstandsfähigkeit be­ sitzen sie nur in dein Falle, wenn der Feind sie nicht umge­ hen kann, entweder weil Flank und Rücken an genügsame Terrainhinderniffe angelebnt sind, oder Gegenstände dieser Art vor ihrer Front befindlich sind, z. B. vor dem Eingänge eines Dorfes, Schlosses oder Stadtthores, vor einer Brücke oder einem Damme, der durch einen Morast oder eine Ueberschwemmung führt; vor, neben oder zwischen andern Schan­ zen; hinter einem Flusse, Moraste u. dergl. Offne Schanzen dieser Art haben selbst fthr oft bedeu­ tende Vorzüge vor den geschlossenen. Sie gestatten eine »ortheilhaftere Konstruktion und einen leichtern Bau; sie sind weniger der Enfilade, dem Rückenfeuer und der Gra­ natenwirkungausgesetzt; der feindliche Angriff verliert groß« tentheils den Vortheil deS konzentrischen Umfassens, wah­ rend die ganze Stärke der Besatzung gegen die einzelnen An­ griffspunkte in Thätigkeit gesetzt werden kann, und im schlimmsten Falle (wenn das Ersteigen der Brustwehr nicht



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mehr abzuwenden ist), bleibt der Besatzung noch die Mög­ lichkeit des Rückzuges. Auch kann man sie im gebirgige« Terrain oft dazu an­ wenden, um von vorliegendenlAbhängen, die rückwärts durch andre Werke vollständig bestrichen werden, die Einsicht in gewisse Terrainabschnitte ganz oder vollständiger zu gewin­ nen, welche dem Feinde eine gedeckte Annäherung an jene Werke gewähren würden. Doch sind sie in solchem Falle selten von dem Fehler aller vorwärts detaschirten Werke frei, daß die aus ihnen retirirende Mannschaft eine Zeitlang die freie Wirkung des Feuers aus dem rückwärts gelegnen Hauptwerke hindert, und dem Feinde nicht selten eine gün­ stige Gelegenheit gewährt, durch möglichst ungestümes Nachdringen sich ohne großen Verlust diesem Hauptwerke zu nähern. 246. Alle geschlossenen Schanzen mässen irgendwo eine Oeffnung besitzen, welche der Besatzung zum Ans - und Ein­ gänge, und überhaupt zur Verbindung mit den äußern Um­ gebungen dient. Ist das Innere mit Geschütz besetzt, so müssen dieselben bis 9 Fuß breit gemacht werden. Man kann zu diesem Ende im Graben einen Damm stehen lassen, oder den Graben irgendwie überbrücken. Die Dämme so­ wohl als die stehenden Brücken vermeidet man möglichst, weil Uebergangsmittel dieser Art auch dem Feinde Vortheil bringen können. Ist die Schanze blos mit Truppen besetzt, und der Graben von keiner beträchtlichen Breite, so macht die Anfertigung von Stegen und Laufbrücken keine Schwie­ rigkeit. Es bleiben diese stets nur für den Augenblick des wirklichen Gebrauches über dem Graben liegen, und werden unmittelbar darauf in daS Innere der Schanze zurückgezo­ gen. Vorzüglich des Nachts darf schlechterdings keine Möglichkeit zur Gemeinschaft des Aeußern und Innern vor­ handen fein. — Die Oeffnung in der Brustwehr zu schützen wird sie mit einer im Innern der Schanze dahinter gelegten Traverse versehen, und die Oeffnung durch spanische Reiter, krenelirte Thüren von starken Pfosten oder ähnliche Wehren geschlossen. Diese Traversen müssen nicht nur ia Fuß von der Brustwehr entfernt sein, wenn man bei ihnen Geschütz will vorbei bringen können, sondern es muß bei Schanzen von geringer Größe auch der Raum in Erwägung gezogen werden, der durch sie an dem innern Lager- oder Flächen­ raum verloren geht. Nur größere auf längere Dauer berechnete Felbforts werden mit förmlichen Zugbrücken versehen.

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Man legt die Eingänge gern in die eingehenden Win­ kel, und überhaupt an solche Orte, deren Zugang eine mög­ lichst starke aktive Vertheidigung besitzt. Sie schräg oder gar mit einer Wendung durch die Brustwehr zu führen, scheint den Nachtheil zu haben, dasi dadurch eine Stelle ent­ steht, die von dein feindlichen Geschütz leicht zusamrrrengeschvssen werden kann. 247. Ueber die Verbindung mehrerer Schanzen, über die Beziehungen des Terrains der Besatzung und Reserve zu den Schanzen, wird, so weit diese Materien zu der Sphäre gegenwärtigen Buches gehören, in dem Abschnitte von dem Angriffe und der Vertheidigung fester Posten, Mans­ ches bequemer berührt und beigebracht werden. Hier müs­ sen wir uns auf Folgendes beschranken. Vielfach bewährter Erfahrung zufolge ist eine zweckmä­ ßige Verbindung mehrerer einzelnen für sich bestehenden Schanzen fast unter allen Umständen den zusammenhängen­ den und ausgedehnten Verschanzungslinien vorzuzirhrn; — selbst in dem Fall, wenn die sich verschanzende Parthri ih­ rem Gegner an Zahl und Güte der Truppen! bedeutend un­ terlegen ist. Mangel an genügsamer Besatzung oder an Zeit und Arbeitern, und Lokalbeschaffenheiteu aller Art, machen es in der Regel unmöglich- allen Punktemso ausgedehnter Linien eine gleiche Stärke und zweckmäßige Konstruktion zu geben. Ein Hauptgebkechen solcher Verschanzungen aber ist, daß sie einen zu großen Theil der Streitkräfte zur pas­ siven Defensive verdammen, und offensive Bewegungen im Großen, ohne daß die Vortheile der Verschanzung in der Hauptsache aufgegebrn werden müssen, fast ganz unmöglich machen, während bei einzelnen abgesonderten Schanzen nur eine geringe Tkuppenmasse zur Besatzung erfordert wird, der größere Rest aber zu allen möglichen Bewegungen und Un­ ternehmungen disponibel bleibt. Auch wird bei ihnen der zufällige Verlust eines einzelnen Werks nie so entscheidend auf das Schicksal des Ganzen wirken, als wenn der Feind, durch Glück oder Tapferkeit begünstigt, an irgend einer schwachen Stelle die zusammenhängende Linie durchbricht.— Die Kunst große Terrainabschnitte, ganze Läger u. f. w. zweckmäßig zu befestigen, liegt übrigens außer den Gränzen unserer Betrachtung. — 248. Sollen isolirte Schanzen zu einander in Bezie­ hung treten, und demgemäß der Grundriß angeordnet wer­ den, so kommt es stets darauf an, ob der Hauptzweck und Beweggrund solcher Anordnung mehr auf ihre- gegenseitige



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Unterstützung, ober auf die gemeinschaftliche Vertheibigung irgenb eines dritten Gegenstandes (sei es um eines vorliegenden Terrainabfchnittes oder einer zwischen und hinter ihnen befindlichen Truppenmasse'» abgezielt ist, ober ob beide Zwecke eine gleichmäßige Berücksichtigung verdienen. — Es ist klar, baß in beiden Fallen das Geschütz die Hauptrolle wird übernehmen mässen, und auf die Wirkung des kleinen Gewehrs nicht viel wird gerechnet werden können. Ohne diese Voraussetzung würden die einzelnen Schanzen nahe an einander gerückt werben müssen, und dadurch dem Feinde die Möglichkeit eröffnet werden, nicht nur beim Angriff aus der Ferne durch dieselben Batterien mehr als eine Schanze zugleich aufs Korn zu nehmen, sondern auch beim Sturm eine solche Richtung und Angriffsseite zu wählen, wo ihm die unmittelbar angegriffene Schanze mehr oder minder als Deckung gegen die Feuerwirkung ihrer Nachbarin zu stat­ ten kommen würde. — Die meisten Regeln, welche bei der Kombination der Feuerlinien einer einzelnen Schanze zur Sprache kommen, finden mit gehöriger Beurtheilung, der nicht übereinstim­ menden Umstände, auch bei der Kombination mehrerer für sich bestehenden Schanzen ihre Anwendung, weil sie mehrentheils als einzelne Bollwerke betrachtet werden können, zwischen denen hie Kurtine oder unmittelbare Verbindung fehlt. Unter allen Umstanden kommt es beim Entwürfe vornämlich darauf an, zu beachten, welche Figur oder wel­ ches System von Linien und Winkeln biejenigen Theile der Schanzen, die sich unterstützen solle«, bilden, wenn man ihre Richtung so weit verlängert, bis fi« einander schneiden ober streifen. Hauptrückfichten dabei sind: daß die ganze Anordnung dem umliegenden Terrain entspreche; — daß alle Waffen sich gemeinschaftlich unterstützen, nach Belieben offensiv oder defensiv agiren, den Schanzen beispringen oder sich unten.ihren Schutz begebe« können; — und daß die Er­ oberung einer der mittelbar verbundenen Schanzen bet« F-'inde bxn dem Angriff der noch übrigen, ober der dahinter befindlichen Truppenmassen, nicht überwiegende Vortheile ge­ währe. — Verschanzungen ohne diese Eigenschaften sind nachtheiliger als Aufstellungen ohne Verschanzung. Ob übrigens die Ecken oder Seiten der Schanzen in die Front gelegt werden sollen, ist in vielen Fällen willkährlich, und ergiebt sich gewöhnlich durch die Lokalität von selbst. Zwei Schanzen gewähren fast immer eine mangelhafte Ver­ theidigung. Unter mehrern lassen sich unzählige Kombina-

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tionen erdenken,, doch wird ihr Lagenverhältniß fast immer auf die Form eines konvexen oder eines konkaven BogenS, eines Polygonumfangs oder eines. Schachbretts (Ouiykunx) zurückgeführt werden können. 249. Das Terrain ist diejenige Potenz im Schanzen­ wesen, die einerseits dem Bamncistrr die schwierigsten.Hin­ dernisse und Schikanen in den Weg legt, oft aller kunstrei­ che« Bildung des Durchschnittes und Grundrisses spottet, aber auch andernserts ihm die entschiedenste Hülfe gewahrt, indem sie ihn mit fast allen, znm Bau der Schanze und zur Anlegung der dieselbe umgebenden Hindernisse, nöthigen Ma­ terialien versteht, und durch ihre seinen Abfichtvn gefügige äußere Beschaffenheit, feinen Anlagen erst wahren Werth und Bedeutsamkeit verschafft. Eine genaue Untersuchung, der Unebenheit, Cultur und innern Beschaffenheit des Bodens, und eine wohl überlegte Auswahl des Platzes ist daher das,, was dem wirklichen Bau unter allen Umständen vorangehen muß. Ein Theil der hieher gehörigen Rücksichten ist bei Gelegenheit des Defilements bereits erwähnt worden. Die geschickte Wahl des Platzes beruht auf richtiger Beurtheilung der individuellen Lokalbeschaffrnheiten, unb- daher mehr auf einer durch Praxis und eigne- Nachdenken ausgebildeten Naturgabe -es Baumeisters, als auf dein Wissen theoretischer Regeln, obschon eine vollständige BekÄmtschaft mit der Fechtart allek Truppenarten (insonderheit des Geschützes) und denje­ nigen Kenntnissen, die znr Terrainlehre gerechnet werde«, dabei unentbehrlich ist. Sie ist indessen um so wichtiger, als die möglichen Korrektionen des Terrains stets mit Schwierigkeiten verbunden find, und sich im Gebiete der Feldfortifikation meist auf Abholzung, Grabenausfüllung, Eskarpirung oder Abflachung einzelner Erdränder und dergl. zu beschränken pflegen, während oft eine geringe Unange­ messenheit und fast unbedeytende Sinuosttät des Bodens den feindlichen Angriff ungemein begünstigt und Über daS Schicksal der Schanze entscheidet. Begreiflich ist es daher, wenn man für die Anlegung wichtiger und ausgedehnter Schanzen gern ein möglichst ebnes und gleichförmiges Ge­ lände wählt, obschon es ein Fehlschuß zu sein scheiiit, wenn man ebenmäßig behauptet, daß eine solche Gestaltung des Bodens unter allen Bedingungen diejenige sei, welche den Gebrauch von Verschanzungen am meisten begünstige. Eine Verschanzung im Sande ist nur halb so viel werth, als eine andre in derberem Erdreich, besonders in Abficht



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»er Graben, Wolfsgruben u. s. w. Oft findet man einige Fuß unter der Erde Sandstein und andres Geschiebe, oder Wurzeln und dergleichen Dinge, welche die jur Anfertigung der Erdwerke nöthige Zeit um das Doppelte vermehren. Solche Stellen muß man, wenn es die übrigen Umstände irgend erlauben, möglichst vermeiden. Liegen Felsen nahe unter der Oberfläche der Erde, so »st es vollends schlimm; man muß fich durch Einschneiden, Faschinenbau u. dergl. helfen, »eint man einigermaßen gedeckt sein will, und wird dennoch kein brauchbares Grabenprofil erhalten. Auch im Morast hat der Bau große Schwierigkeit, weil man wegen des herzuströmenden Wassers den Graben nur mit vieler Mühe jur gehörigen Tiefe bringen kann. Dagegen sind fast alle durch das Wasser geschaffenen Terraingegenstände sehr erwünscht ju Anlehnungen, Frontdeckungen u.s. w., weil sie gewöhnlich große Räume unwegsam machen, ohne die Aussicht aus der Schanze zu beftl)ränken. Kann man Schan­ zen an solche Oerter legen, welche die Bewässerung des Gra­ bens begünstigen, so muß man, diesem wesentlichen Vor­ theile viele anderen aufopfern,denn nichts verstärkt das pas­ sive Vermögen einer Schanz/ so sehr, als ein genugsam tie­ fer nasser Graben. — 250« Wenn man die Regeln des Defilements zu Rathe zieht, ist es zwar nicht unbedingt nöthig, daß eine Schanze höher liege als das zunächst vorliegende Terrain; im Ge­ gentheil kann sie am Fuße einer sanft ablaufenden Anhöhe unter manchen Umständen vortheilhafter situirt sein, alS auf dein Kamme derselben. Im Allgemeinen aber wird man schon der freieren Aussicht wegen die erhabenen Punkte »orziehen, in wiefern die Böschung ihres Abhanges nur Nicht den wirksamen Gebrauch der Feuerwaffen beschränkt. Diejenigen Gegenstände, welche bei der Verschanzung von Anhöhen jederzeit eineHquptberücksichtigung verdienen, sind: der Grad ihrer ErsteigUchkeit; die Menge und Lage der möglichen und den Feind-begünstigenden Angriffspunkte; und die in der Nähe befindlichen natürlichen Gegenstände, welche Aussicht und Feuerwirkung beeinträchtigen. Wäre der Abhang so steil, daß er nicht erklettert wer­ den könnte, so ist natürlich gegen ben ©türm keine Brust­ wehr nöthig. Höchstens werden die vorhandenen Zugänge und Fußsteige innerhalb dem Bereich des Gewehrfeuers un­ gangbar gemacht, ober durch Graben und Barrikaden in sol­ chen Zustand gesetzt, daß wenigstens der Feind keinen Nutzen von ihnen ziehen kann, einzelne sanfter geneigte Stellen eskar-

5-9 pikt, und das Gehölz dicht über der Erde weggehauen. — Don der Tiefe aus kann man nur durch Bogenschüsse zufäl­ lig getroffen werden; gegen das Feuer von nahgelegenen gleichhohen oder dominirenden Anhöhen deckt man sich durch Traversen und Schulterwehren, die gehörig besilirt und pro# filirt sein'müssen, so weit es die Umstände nöthig machen; und da man keines Grabens vor der Brustwehr bedarf, wird man dabei durch Einschneiden gewöhnlich am leichtesten sei­ nen Zweck erreichen. Wäre der Abhang zwar nicht uncrsteiglich im strengsten Sinne, aber doch nur an kinzelnen Stellen mit Mühe zu er­ klimmen, auch von nahgelegnen Höhen fein wirksames Ge­ schützfeuer zu besorgen; so würde eine starke Pallrsadirung hinlängliche Sicherheit gewahren. Die Pallisaden können in solchem Falle leicht so gesetzt werden, daß sie die Bestrei­ chung des Abhanges selbst vollständiger gestatten, als bei einer Erdbrustwehr möglich sein würbe. Sturmbalken und Steinmassrn die man hinabrollen läßt, wenn der Feind den Abhang etwa zur Hälfte erklommen hat, gewähren dabei, vorzüglich wenn der Abhang nicht sehr uneben ist, eine gute aktive Vertheidigung. Ersteigliche und znm geordneten Angriffe geeignete Anhöhen müssen unter allen Umstanden entweder vermie­ den, oder nach allen Regeln der Kunst mit Graben und Brust­ wehr verschanzt werden. Die schwerersteiglichen Abhänge eignen sich in der Regel am wenigsten für eine Verschanzung, «eil sie meist mit felsigem Boden vergesellschaftet sind, und die zwiefache Aufgabe — die steile Böschung von der Brust­ wehr aus zu bestreichen, und doch auch sich gegen das Feuer nahgelegner Höhen in Front, Flank und Rücken genugsam zu sichern — nicht selten Kollisionen erzeugt, welche durch die sinnreichste Verbindung der Konstruktion des Grundris­ ses mit dem Defilement nicht befriedigend gelöst werden können. Schon bei einer Abdachung, welche io Grad über­ steigt, fangt der Gebrauch des Geschützes an, mißlich und unvollkommen zu werden. Gewöhnlich folgt man im Grundriß mit der Feuer­ linie dem Kamm der Anhöhe, doch wird dirs mit einiger Vorsicht und Beurtheilung geschehen, damit man nicht Fehlgriffe thut, die nachmals nur mit vieler Mühe zu ver­ bessern sind. Die einspringenden Winkel insonderheit mäs­ sen öfters davon abweichen und in eine solche Lage gebracht werben, in welcher das Ganze gut zu defiliren ist, und mit der möglichsten Ersparung an Masse und Zeit vollendet

werden kann, ohne daß eine parallele Lage einzelner kinien, «nd eine zu große Verengung des Raums zwischen den vorspringenden Partheien veranlaßt wird. Hierbei kann es sich sehr leicht ereignen, daß es Vortheilhaft wird, den unmittelbaren Zusammenhang des Umfangs zu unter­ brechen, einzelne entbehrliche Theile desselben ausfallen zu lassen, und blos durch Verhaue, Wolfsgruben u. s. w. die nöthige Verbindung zu bewirken. Bietet eine Höhe dem Gegner nur eine mögliche An­ griffsseite (sei es daß die andern an sich unersteiglich oder durch natürliche Hindernisse der Annäherung gedeckt sind), so darf auch diese nur allein verschanzt, die übrigen aber mässen beobachtet werden. Bei mehrer» Angriffsseiten wird auf ähnliche Weise verfahren. Findet die Verschan­ zung der hervorspringenden Theile auf ihren Flügeln oder Seiten an den unerstriglichen Theilen des Abhanges oder andern unzugänglichen natürlichen Hindernisse hiebei gute Stützpunkte, so kann der Umfang oft um Vieles ermä­ ßigt, und das Unbequeme ringsum geschloßner Schanzen ohne Besorgniß vermieden werdeit. — Die Lage und Ge­ stalt der Feuerlinie einer auf einer isolirten Höhe anzulegenden Verschanzung, aus welcher der Fuß bestrichen wer­ den soll, läßt sich am besten unten bestimmen, indem man um den Fuß herumgeht, aufwärts sieht, und oben die wich­ tigen Punkte bezeichnen läßt. Alles Holz, Gebüsche, Gestrüppe, einzelne Bäume, ho­ hes Korn, Plankwerk, Hecken, Zäune u. s. w., womit b$r Abhang der zu verschanzenden Anhöhe, und überhaupt in jedem Fall die vor - und umliegende Gegend, bis auf die Gränze des Kartätschbereichs bedeckt ist, muß abge­ hauen, zu Verhauen gebraucht oder weggeschafft werden. Schluchten, Hohlwege u. dergl. sind nur dann nicht ge­ fährlich, wenn sie durch eine genugsam ausgedehnte oder zahlreiche Feuerlinie ihrer ganzen Länge nach bestrichen wer­ den. Alle Hohlwege und Gründe, welche unter dem.Ge­ wehrschuß queer vor der Schanze hinlaufen, werden mit großen Baumstämmen und Steinen angefällt,. unwegsam gemacht, ihre der, Schanze zugekehrte Böschuflg, wenn es thunlich ist und eine Einsicht in sie gewährt, abgeflacht u. s. w. Wenn ein Berg viele Absätze hat, so legen diese der Befestigung desselben große Schwierigkeiten in den Weg. Verschanzt man sich auf der höchsten Höhe, so decken sie den Feind dergestalt, daß er den größten Theil deS Abhan­ ges, von der Schanze ungesehen, heraufkommen kann.



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Verschanzt man sich auf den untersten Absätzen, so wird die Auedchnung sehr groß, oder das Ganze in eine Menge kleiner Werke zersplittert, die einen geringen Wi­ derstand besitzen und schwer zu defiliren sind. Den Fuß des Berges wird man daher nur dann zum Platze der Verschanzung wählen, wenn dort unten Defileen oder andre Tcrraingegenstande liegen, deren Vertheidigung oder Deckung nothwendig ist. Ist dagegen die Vertheidigung des Berger Hauptzweck, so wird ein auf der höchsten Höhe mit allem Fleiße erbautes und mit solchen Hinder­ nissen , die den Feind in einer kurzen Entfernung von der Schanze so lange als möglich im Feuer der Besatzung aufhalten, umgebenes Werk eine hartnäckigere Vertheidi­ gung zulassen, und den Sturm am meisten erschweren. Dem Nachtheil einzelner Absätze und uneingesebener thien kann durch detaschirte Werke bisweilen zweckmäßig abgeholfen werden. In gebirgigem Terrain wird man überhaupt isolieren Schanzen selten eine sehr große und entschiedene Vertheidigungskrast geben können, wenn nicht besonders günstige Lokaluwstande zu Hülfe kommen. Berge und Anhöhen sind von Gründe» und Schluchten unzertrennlich, so daß meist nur die zweckmäßige Verbindung mehrerer Werke erst dem Vertheidiger eine gewisse Uederlegenheit über den angrei­ fenden Gegner giebt. Daß alle Werke dieser Art nach dem vorhanbnen Lokale und nicht nach einer voraushestimmten Besatzung proportionirt werden müssen, wenn sie ihren Zweck ganz erfüllen sollen, versteht sich von selbst. Dennoch giebt es im Kriege Falle genug, wo dies aus an­ dern Gründen nicht angeht, und wo man sich dann in die gegebnen Bedingungen schicken muß, so gut man es kan» und versteht. 251. k. Müller (in seiner Derschanzungskunst auf Winterposiirungen) giebt über die Anlegung von Verschan­ zungen auf ungleichem Boden folgende Regeln: Man kann bei dem Bau einer Schanze die Ungleich­ heiten des Terrains in drei Klassen theilen: entweder ist 1) der Platz selbst, auf dem die Schanze erbaut werden soll, «»gleich; oder 2) das Terrain nahe und rund um die Schanze herum ungleich, mit Gründen und Hohlwegen durchschnitten; oder 3) endlich kann es mit entfernten Hö­ hen, unter 1000 Schritt Abstand von dem Erbauungsort, umgeben sein. Die erste Art der Ungleichheiten hat Ein­ fluß auf die Figur, Vie dritte auf die Abänderung der

Durchschnitte, die zwrite auf Figur und Durchschnitt rugleich. Wenn auf der Baustelle kleine Hügel oder Haufen, bis höchstens io Fuß Höhe und ioo Schritt im Durchmes­ ser find, so muß man sie weder nahe außerhalb, noch ganz innerhalb der Schanze dulden, sondern sie mit der Feuer­ linie eineS ausspringenden Winkels durchschneiden. Wenn aber der Hügel etwas breit wäre, so müßte der größte Theil innerhalb der Schanze fallen, damit der Graben nicht zu groß, und dadurch zu viel Arbeit verursacht würde. Mach Befinden der Höhe des Hügels kann die Brustwehr zum Theil eingefchnitten werden, um das vorliegende Feld desto rasanter bestreichen zu können. Niemals aber darf man die Krone eines Berges wenn die auf demselben be­ findliche Flache für die zu erbauende Schanze zu klein ist, in die Mitte deS Werkes nehmen*). Tällen und kleine Gruben mässen ins Innere "der Schanzen fallen; hier sind sie niemand im Wege, und es ist vielmehr nützlich, sowohl um Wasser in die Schanze ein­ zuschließen, als damit die feindlichen Granaten zum Theil da hinabrollen. Bei Hohlwegen kann die Figur so gelegt werden, daß sie grade auf den Eingang der Schanze zutref­ fen. Ist der Hohlweg über 7 Fuß tief, so kann er wo ihn die Walllinie durchschneidet, mit starken Bohlen belegt werden. Ware er breit, so werden zwei Reihen Balken doppelt übereinander gelegt, damit sie das darüber aufge­ führte Ende Brustwehr desto leichter tragen, oder man kann dasselbe mehrentheils von Faschinen und mit wenig Erde aufführen, oder auch die Balken durch Pfosten un­ terstützen. In diesen Fällen geht der Hohlweg unter dem Walle durch. Die Hohlwege könnten auf solche Weise auch zu inwendigen bedeckten Gängen benutzt werden. *— 553. Sollen Destleett, Hohlwege, Gebirgspasse, Tha-

•) Ich muß gestehen, daß mir die Allgemeinheit dieser letzten Regel nicht recht einleuchtct. Im Gegentheil sollte man weinen, daß man die in die Milte fallende Krone in man­ chen Fallen füglich a!« Traverse oder Rackenschirm betrach­ ten und verbrauchen könne. Auf eine ähnliche Weise kann man bisweilen zur Ersparniß des Baues von solchen dünnen oder dammartigev Hügeln (Bergraupen) Gebrauch machen, die man häufig in sandigen Boden antrisft, wenn man sie gehörig abböscht und als Theil der Brustwehrlinie verwen­ det, oder sie ebenfalls zu Seiten» und Rückeuschirmen um­ gestattet.

353 Itr, Schluchten und diesen ähnliche Terraintheile, durch Ver­ schanzungen vertheidigt werden, so legt man die Brusiwehr­ linie queer vor ihren diesseitigen Ausgang; doch ist Ge­ schütz zu diesem Zwecke, fast unentbehrlich. Wenn sie flach auslaufen, kann man oft den Ein- und Ausgang mit Kreuzfeuer bestreichen; wenn sie aber nicht in grober Rich­ tung fvrtlaufen, müssen die Stellen verschanzt und mit Gra­ den oder Queerwallen durchschnitten werden, von wo aus man das Innere auf eine bedeutende Strecke enfiliren kann. Laufen die Vertiefungen, Gebirgsthäler oder Gründe in einer solchen Richtung, daß man nicht umhin kann, die Verschanzungen auf die Anhöhen zu legen, welche einen der beiden Thalränder bilden, so sperrt man so viel alS möglich alle dem Feinde zugewendeten Eingänge, wahrend man den diesseitigen Zugang möglichst erleichtert und ver­ vielfältigt, um an möglichst vielen Stellen zugleich dem Feinde entgegenrücken zu können. In solchen Fällen aber beruht die Starke der Schanze nicht sowohl auf ihrer Be­ satzung und innern Anordnung, als auf der Unterstützung der ihr zur Reserve bestimmten Truppen. — Fließen in den Thalern kleine Gewässer, so kann man durch Ueber# schwemnmngen oft große Strecken ungangbar machen. Straßen, welche an oder durch Wälder und Gebüsche hinlaufen, deckt man am schnellsten und besten durch un­ durchdringliche Verhaue, die entweder selbst zur Vertheidi­ gung angeordnet sind, oder blos als Umgebung der zu die­ sem Zwecke angelegten Schanzen dienen. Aus dem, waS weiter unten über die Verhaue gesagt ist, geht indessen hervor, daß sie selten undurchdringlich gewacht werden können, und selbst bei der günstigsten Beschaffenheit sietS nur in so fern ein bedeutendes Hinderniß abgeben, als sie durch Truppen und Geschütz vertheidigt werden können. — Ist der Wald sehr ausgedehnt, so ist es hinlänglich ihn in solcher Breite nmzuhauen, daß man ein dem Zwecke ange­ messenes Verhau bekömmt. Ob es besser ist, das Verhau vor, hinter oder in die Mitte des Waldes zu legen, hängt von den Umständen ab. Liegt es vor demselben, so hat man eine freiere Aussicht auf das vorliegende Terrain, während die eignen Anordnungen mehr verborgen sind. Dagegen ist man dem feindlichen Geschütz mehr ausgesetzt, und nie sicher, ob sich bei Nacht, Regen u. dergl. nicht ir­ gend etwas in unserm Rücken herangeschlichen habe. Liegt der Verhau hinter dem Walde, so ist zwar die unmittelbare freie Aussicht nach vorne benommen, da sich aber der Feind

534 in diesem Fall gewöhnlich im Gebrauch seines Geschützes sehr behindert sieht, durch vorpouistrte Posten und Pa­ trouillen auch seine Anordnungen im Großen erforscht Werden können, das Verhau sich zwischen uns und ihm befindet, und bei einer Breite von 300 Schritt die Bewe­ gungen des Feindes innerhalb dem Flintrnbereich sich über­ sehen lassen, so sind dennoch manche nicht unwichtige Vor­ theile mit dieser Anordnung verbunden. Wird das Verhau in der Mitte des Waldes angelegt, welcher Fall sich biswei­ len ereignet, wenn wichtige Passe und Kommunikations­ punkte im Innern einer ausgedehnten Waldung besetzt ge­ halten werden sollen, so können sich bald die Vortheile, bald die Nachtheile der beiden vorige» Anordnungen hiebei vereinigt finden. Es kommt hiebei vornehmlich darauf an, daß man den Rücken frei habe, d. h. daß zu beiden Sei­ ten sich weit ausgedehnte Hindernisse, Moraste, Seen, unzugängliche Felswände u. dergl. durch den Wald hinzie­ hen, welche es dem Feinde unmöglich machen, uns unbe­ merkt in den Flanken zu umgehen, und den freien Verkehr mit unserm Hauptkorps zu unterbrechen. 253. Verschanzungen, welche an die Ufer von strö­ menden Gewässern gelegt werden, haben gewöhnlich den Zweck, einzelne bequeme Uebrrgangspunkte zu versperren, und zu diesem Ende für eine gewisse Anzahl Truppen und Geschütz eine gedeckte Aufstellung abzugeben. Will man blos dem Feind den Uebergang verwehren, so werden sie in der Regel auf dem diesseitigen Ufer angelegt, und der Fluß selbst vertritt sodann die Stelle der Hindernisse des Zugangs zu ihnen. Es kommt daher in solchem Fall nur darauf an, die Brustwehr gehörig zu defilirrn, und den Grundriß so zu führen, daß die Uebergangsstelle möglichst wirksam bestrichen werden könne. Verbindet man dage­ gen mit solchen Verschanzungen zugleich den Zweck, irgend einen Uebergaugspunkt für unsre eignen Bewegungen zu benutzen, ohne daß der Feind unS diesen Gebrauch streitig machen könne, so pflegt man sie gewöhnlich auf das dem Feinde zugewendete Ufer zu legen. Der Fluß kann in sol­ chem Falle der Schanze also nicht zur Deckung der Front, sondern nur zur Anlehnung ihrer Flanken dienen, und es werden überhaupt mehrere von dem vorigen Falle ganz ver­ schiedene Anordnungen nöthig. In beiden Fällen läßt sich jedoch im Allgemeinen nicht wohl behaupten, ob es den gegebnen Zwecken schlecht­ hin angemessener sei, sich diesseits, jenseits oder auf den

555 im Bette des FlusseS gelegnen Inseln zu verschanzen. Es hängt dies durchaus von den Umständen ab, und zwar theils: von der Beschaffenheit des UebergangsPunktes, ob nämlich daselbst irgend ein Uebergangs, mittel (eine Furth, steinerne, hölzerne, schwimmende Brücke) bereits wirklich vorhanden ist, oder ob die Lokalität nur zur Urberschiffung oder Erbauung einer Brücke sich vor­ züglich eignet. Theils und ganz besonders von der indi­ viduellen Beschaffenheit des Stromes, seiner beiden Ufer und deS ihnen zunächst gelegnen Geländes: welche Biegung oder Gestalt, Breite und Mächtigkeit der Strom besitzt, ob beide Ufer gleich zu­ gänglich, gleich erhaben über den Wasserspiegel, ob In­ seln und mehrere Aerme vorhanden sind u. s. w. Theils endlich von dem gegenseitigen Verhältniß zwi­ schen Freund und Feind, den Absichten, Plänen und anderweitigen Anordnungen des Oberbe­ fehlshabers, ob wir nämlich im Besitze beider Ufer, ob wir stark genug sind, es auf einen Kampf mit dem Feinde ankommen zu lassen, welche Vertheidignnasanordnungen hinter und zu beiden Seiten des zu verschanzenden Punk­ tes getroffen worden u. s. w. Da die Anordnung einer Verschanzung der hier be­ trachteten Art wegen der Wichtigkeit derselben und wegen ihrer Beziehung auf das Ganze der Operationen gewöhn­ lich von oben her bestimmt wird, und die Lösung der da­ bei vorkommenden Aufgaben solchergestalt entweder in der Hauptsache außer der Sphäre unsrer dermaligen Betrach­ tungen liegt, oder auch beim Scdanzengefecht und an ein­ zelnen Beispielen in der Folge fäglicher entwickelt werden kann, so beschränken wir uns hier auf eine kurze Erörte­ rung der in der Terrainbildung gegebnen Bedingungen. Vor allem wird vorausgesetzt, daß i) der Ort, an wel­ chem durch eine am diesseitigen Ufer angelegte Schanze dem Feinde der Uebergang auf Wasserfahrzeugen, oder die Erbauung irgend einer Brücke verwehrt werden soll, sich vorzugsweise dazu eigne, und zu gleicher Zeit die günstige Beschaffenheit des Lokals zu solcher Unternehmung auf die Sphäre des Feuerbereichs der Schanze eingeschränkt sei, weil diese außerdem für den beabsichtigten Zweck ganz un­ zureichend sein würde; — 2) daß durch anderweitige An­ stalten dem Feinde die Uebergangsmittel so viel als mög­ lich entzogen worden, und daß das jenseitige Ufer keine nnstrn Absichten zu ungünstige Beschaffenheit besitze. Es ist

schon sehr unangenehm, wenn das Gewässer zu breit ist, um das jenseitige Ufer noch auf eine gewisse Strecke durch kleines Gewchrfeuer bestreichen zu können. Ist aber das diesseitige Ufer hoch und steil, so halt es sehr schwer, die Wasserfläche rasant zu bestreichen und tobte Raume vor der Verschanzung zu vermeiden. Liegt es wiederum bedeu­ tend tiefer als das jenseitige Ufer, so wird es dem Feinde leicht, in unsre Schanze die Einsicht zu gewinnen und seine Massen dem wirksamen Feuer so lange zu entziehen, bis seine Batterien die unfrigen zum Schweigen gebracht haben. Zu den ungünstigen Beschaffenheiten des feindli­ chen Ufers gehört auch insonderheit, wenn in der Nähe des Uebergangsvrtes andre Gewässer einfallen, auf wel­ chen der Feind, von uns ungesehen, alle zum Uebergange nöthige Veranstaltungen treffen, und sobald ihn Nacht oder Witterung begünstigen, plötzlich in Masse seine Unterneh­ mung beginnen kann. Was bei einem Flußäbergange am meisten in Erwä­ gung kommt, ist die Figur des Flußbettes und der Grad der Zugänglichkeit zu dessen,Ufern. Eine grade oder wenig gekrümmte Richtung des Stromlaufs gewährt dem, der den Uebergang beabsichtigt, nicht mehr oder weniger Vor­ theile, als dem, der ihn streitig macht. Macht der Fluß dagegen eine starke Biegung, so ist, wenn die übrigen Lokalumstände (Zugänglichkeit und gegenseitige Ueberhöhung) gleich find, der Vortheil auf Seiten dessen, dem die kon­ vexe Seite derselben zugewendet ist, sowohl wenn ein Uebergang unternommen, als wenn eine innerhalb dieser Biegung befindliche Fräcke vertheidigt werden soll. Der Grund hievon liegt darin, daß man das vor der Sehne eines sol­ chen Bogens gelegene Terrain, durch Batterien und Schan­ zen, die an den Endpunkten dieses Bogens auf dem dies­ seitigen Ufer angelegt werden, sehr vorrheilhaft mit kreu­ zendem Feuer bestreichen, und auf diese Weise dem Feinde den Zugang zur Biegung, und zu dem Segmente, welches sie umfaßt, sehr schwierig und gefährlich machen kann. Brückenschanzen legt man daher jederzeit gern in die Sehne eines solchen Bogens, wo sie in beiden Flanken nicht nur durch die Anlehnung an den Fluß, sondern auch noch durch die am jenseitigen Ufer befindlichen, dem feind­ lichen Angriffe gänzlich entzogenen Batterien sehr Vortheil­ haft gedeckt werden können. — Für den, der den Ueber­ gang im Angesicht des Feindes bewerkstelligen will, ge­ währt indessen die erwähnte konvexe Form nicht ganz so viel

537 viel Vortheile, denn eine geschloßne nach allen Heiken ge­ hörig defilirte Schanze, auf der konkaven Seide angelegt, wird ei dem Feinde (falls ihn nicht andre Umstände be­ günstigen ) noch immer schwer genug machen, ihr gegenüber den Üebergang- zu ertrotzen. — Oft wechseln konkave und konvexe Biegungen unmittelbar mit einander, und dann «erden Vortheile und Nachtheile natürlich wieder auf bei­ den Seiten gleich. Auch wird sowohl im gebirgigen alebnen Bode» nicht selten die Beschaffenheit der Ufer Ur­ fach, daß die Vortheile der Flaßbiegung weniger erheblich sind. Ist das Flußbett nämlich tief in dm Boden eilige# schnitten, so bildet gewöhnlich das Ufer hart an der kon­ vexen Seite hohe und steile Wände > die keinen Zugang zum Flusse gestatten, mithin würde dort auch eine Brücke wenig an ihrer Stelle sein. In breiten, flachen Niederun­ gen aber ist der Lauf deS Flusses häufig mit nassen Wie­ sen begleitet, welche dem Geschütze den Zugang verbieten, weshalb Man an die Endpunkte deS Bogens keine schützen­ den Batterien etabliren kann. Nicht minder Vortheilhaft alS die Biegungen find solche Stellen-eine- Flusses, wo er mehrere Arme und In­ seln bildet, sowohl zum Uebergehen, als um den Üebergang streitig zu machen, jederzeit für den, der fich bereits im Besitze der Inseln befindet. Besonders günstig ist es da­ bei, wenn die Inseln etwas höher find, als das vorlie­ gende Terrain am Ufer. Daß die Besatzung von, Inseln eine gesicherte Kommunikation ihrer' Besatzung mit dem hinter ihnen gelegnen Ufer voraussetzt und nöthig Machte versteht sich von selbst. — Bräckenschanzen, welche nächst der bloßen Vertheidigung einer Brücke auch das Vorgehn oder Zurückziehn von Trnp# penmassen begünstigen sollen, mässen stets folgende Eigen­ schaften in möglichster Vollkommenheit in sich vereinigen: i) Sie müssen die Brücke gegen das feindliche Feuer vollkommen decken. — Es kann aber eine drücke durch Flankenschüsse oder gradezu, durch Eenkschüsse zerstört werden. In beiden Fällen läßt sich die- durch eine ge­ schickte Verbindung der Konstruktion und des Defilements mit den Lokalbeschaffenheiten abwehren. Cs müssen die Li­ nien der Vräckenschanze so gezogen werden, daß sie Flanken­ schirme für die Brücke abgebech oder man muß eigne Traver­ sen für diesen Zweck erbauen- oder durch Seitenbatterien die Aufstellung deS feindlichen Geschützes an den für die Brücke gefährlichen Punkten möglichst zu hindern suchen.



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s) Eie müssen voni entgegengesetzten Ufet eine Flaukenvertheidigung erhalten, die vom Feinde nicht leicht zum Schweigen gebracht werden kann. Auch hiezu sind In­ seln oft sehr schicklich gelegen. 3) Ihr innerer Raum muß nicht mir den Bewegun­ gen der durchziehenden Truppen, des Geschützes und Fuhr­ wesens angemessen, sondern auch groß genug sein, eine dcn Absichten gemäße Truppenmasse hi sieh aufzunehmen. Zu diesem Ende kann es oft zweckmäßig sein, statt einer einzi­ gen zusammenhängenden Verschanzungslinie mehrere abge­ sonderte, |um Theil geschlossene Werke, die sich rvtchselseitig vertheidigen, vor die Drucke zu legen. . 4) Die Zahl, Größe, Lage und Deckung der Ausgange muß dem Zwecke des Dorrückens und dm offensiven Be­ wegungen von der Brücke ans sowohl, als dem Zuräckziehcn über dieselbe gehörig entsprechen. •— Eine Brücken schanze unterscheidet sich von andern einzelnen Feldschanzeu ganz vorzüglich darin, daß sie Ausfälle bedeutender Truppenmassen gegen den im Angriff begriffenen Feind be­ günstigen muß. Auch dieser Zweck wird durch abgeson­ derte Wsrke bequemer, als durch zusammenhängende Linien erreicht. 254. Alle Verschanzungen, wenn sie diesseits des Uebergangsortes liegen, selbst wenn sie die Bestimmung haben, eine vorliegende Drücke zu vertheidigen, könnte man füg­ lich Uferschanzen nennen. Will man vyn einer solclzen Brücke selbst keinen eignen Gebrauch machen, oder ist wegen Ueberlegenheit des Fein­ des Vermeidung des Handgemenges Hauptzweck, so ist es der einfachste Ausweg, die Brücke zu zerstören oder mit solchen Vorbereitungen zu versehen, daß sie jeden Augen­ blick abgebrannt oder in die Luft gesprengt werden kann. Sind Gründe vorhanden, dir Brücke entweder gar nicht oder doch nur mangelhaft zu zerstören, so wird selbst das hef­ tigste konzentrirte Feuer der diesseitigen Schanzen und Batterien, einen zahlreiche» und unternehmenden Feind nicht abhalten, im. .Sturm über die Brücke zu gehen. Da­ her wird man wohl thun, dicht hinter der Brücke einen brei­ ten und tiqfen Graben zu ziehen, der auf beiden Seiten in den Fluß mündet, und durch ihn bewässert wird, oder, je nachdem es die Lokalität begünstigt, diesseits der Brücke anderweit einen Terrainabschnitt abzugranzen suchen, der den über die Drücke vorgedrungenen Feind iw unserm wirk-; samsten Feuerbereich festhält, während es ihm unmöglich

339 wird, rum Handgemenge mit uns weiter wtubrittgen. Eine Verschanzung im einwärtsgehenden Bügen, deren Flanken dem Feinde unzugänglich sind, und vorderen Front ein Terrainabschnitt befindlich ist, zu dem nur eia einzelnen Zugang fährt, ist wohl das günstigste Lokalverhältniß, was man zur Vertheidigung wünschen kann. Eine ähikticheVorrichtung wird sich überhaupt in vielen Fallen erdenken-lassen, wo es darauf ankommt, ein vorliegendes Defilee zu vertheidigen. Eine eigne Art der Uferschanzen sind diejenigen, welche bestimmt sind, die zur Vertheidigung einzelner Landungs­ plätze aufgepflanzten Batterien in sich aufzunrhmm. Es kommt hiebei vor allen Dingen darauf an, ein Gleichge­ wicht zwischen der auf den-Schiffen befindlichen Artillerie und den Landbattekien hervorbringen, was keine so leiste Aufgabe ist, alS man gewöhnlich denkt, wenn anders die Beschaffenheit des Ufers gestattet, daß sich die Schiffe nach Belieben bewegen, und den Batterien nähern können. Um nur einem einzigen Linienschiffe eine gleich große.Anzahl Stücke von gleich schwerem Kaliber entgegenzusetzen, wird schon ein bedeutender Aufwand von Geschützen erfordert. Auf wessen Seite in solchem Falle.der Vortheil fei, darüber sind die Meinungen der Schriftsteller M>ar sehr verschie­ den. Montalembert indessen, der über diesen Gegen­ stand viel nachgedacht und manche Erfahrungen gesammelt hatte, war von der Uumöglichkeit, mit gewöhnlichen Land­ batterien gegen große Schiffe etwas auszurichten, si> unbe­ dingt überzeugt, daß er die Ueberlegenheit seiner-kaseinatrirten Batterien ganz vornehmlich aus ihrer Analog» mit Kriegsschiffen ableitet. In voller Bewegung Gegriffene Schiffe find auf große Entfernungen, wegen der Geschwin­ digkeit dieser Bewegung, sehr schwer zu treffen, mrd in der Nahe verhalt sich ein solches Sckiff zu einer Landbatterie ungefähr wie sich hölzerne Kasematten zu offnen Feld­ schanzen verhalten wurden, wozu sich für die letztern noch der Nachtheil gesellt, daß sie von den Masikörben übtrhöbet, und die Artilleristen durch daö von dort ausgehende Gewehrfeuer sehr belästigt werden. Es fcheifit hisrauhervorzugehn, daß Küstenbatterien, welche Kriegsschiffen auf eine Entfernung von zoo Schritt entschiedenen.Wi­ derstand leisten sollen, in bombenfeste Kasematten gestellt werden müssen; oben offne Landbatkerien aber, zumal wenn sie eine fiiedrige Lage haben, gewöhnlich schon nach zwei bis drei Salven demontirt werden, oder sich doch

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tost ihrer Bedienung in einem kläglichen Zustande 6e# finden *). 255. Man kann die Frage aufwerfen, welche Terraingegenstände vornehmlich zu Flankenankehnungen und welche mehr zur Frontdeckung sich eignen? — Znr Flankenan­ lehnung ist ein jedes Terrain geschickt, welches den Feind hindert, sich der Schanze auf die Nahe eines Kanonenschus­ ses zu nähern» ein Terrainhindcrniß, welches die Umge­ hung der Schanze auf große Distanzen abwendet, braucht in vielen Fällen nahe an der Schanze selbst nicht einmal diese Breite zu besitzen, doch ist sie stets vortheilhafk. Ein ähnliches Terrain in der Front würde die Schanze an sich in den meisten Fallen entbehrlich machen. Hier kommt es weniger auf die Ausdehnung und Undurchdringlichkeit des Hindernisses überhaupt, als darauf an, daß die freie Aus­ sicht und Wirkung deS Feucrgewehrs der Schanze nicht beeinträchtiget werde, daß der Feind sich nur möglichst lang­ sam, mit Mühe und auf (der Zahl und Ausdehnung nach) beschränkten Pfaden nähern könne, und daß das jenseits des Kartätschenbrreichs, bis zur äussersten Gränze des wirk­ samen Kanonenschusses gelegene Terrain ihm keinen schick­ lichen Platz zur Aufstellung seines Geschützes vergönne. Bei den Frontdeckungen kommt daher nicht blos ihre Beschaf­ fenheit, sondern ebenmäßig auch ihre Entfernung von der Schanz« in besondre Erwägung. Die Vortheilhaftesten Flanken - wie Front-Deckungen finden sich unter denjenigen Terrningegenständen, in welchen das Wasser die Hauptrolle spielt, nur daß man bei ihnen nie der wandelbaren Zustände vergessen darf, welche Win­ ter, große Dürre u. s. w. bei ihnen hervorbringen. Bei der Anlehnung von Verschanzungen an das Meer muß man auf die Beschaffenheit des Ufers, auf die Liefe des Wassers an demselben, auf die Veränderungen, welche Ebbe und Fluth verursachen, und darauf Bedacht nehmen, yb feindliche Schiffe Flanken ober Rücken beunruhigen oder gar Truppen aussetzen können. Sobald das Ufer hoch und bis zum Meere noch eine Niederung ist, so kann sich der Feind leicht um uns hrrumziehm, ohne daß man es ge­ wahr wird oder genugsam hindern kann. Eben so kann uns der Feind überfallen, wenn das Wasser dicht am Ufer *)

S. Hoyer Wörterbuch d. Kriegsbaukunst, unter den Ar­ tikel Küstenbatterien, und Lielke Beitrage zur Kriege­ kunst, letzte« Stuck.



5.4?



sehr flach oder die Ebbe, eingetreten ist. Hinsichtlich den größer» Schiffe ist es wichtig, ob sie sich innerhalb eines Äanonenschuffes vor Anker legen können. Flusse, wem, sie breit, reißend nnb tief sind, so d»ß sie der Feind nicht ohne weitlauftige Anstalten, dir unsrer Auf­ merksamkeit nicht entgehen können, passtren kann; fernex wenn sie zwischen steilen und hohen Ufern fließen, uyd zu­ mal wenn das diesseitige dominirt: geben vortrefflicheIlanken- und unter vielen Umstanden auch sehr brauchbare Frontdeckungen. Sobald sich in der Nähe Führten oder Brücken befinden, so müssen diese zerstört oder durch eigne Verrheidigungsanstakten unschädlich gemacht werden. Bache können durch die morastige oder felsige Beschaf­ fenheit ihrer Ufer, und in wiefern sie sich zu brauchbaren Ueberfckwemmungen eignen-, ebenfalls in Front und Flan­ ken gute Dienste leisten. Seen und Teiche geben nur alsdann eine gute Flanken­ deckung, wenn sie einen großen Umfang Habe», so daß der Feind bei ihrer Umgehung auf anderweitige Postirupgen trifft, oder dazu doch mehr Zeit bedarf, als. wir zur Anord­ nung gehöriger Gegenanstalten. Hiebei und: in allen ahulichcn Fallen wird aber stets, das Dasein andrer zur Unter­ stützung der Schanze disponiblen Truppen vorausgesetzt. In der Front sind solche stehenden Gewässer, wrnnsie nicht allzu unbedeutend sind, stets Vortheilhaft; sie vermindern den Raum, den der Feind j zur Bewegung und Aufstellung benutzen. könnte. Auf eine ähnliche Weife verhält es sich mit Morästen und nassen Niederungen. Man muß sich .ober von ihrer permanenten Jmpraktikabilitat auf das unzweideutigste überzeugt haben, und wo sich rinzelne gangbare Stellen finden, diese sorgfältig mit tiefen und breiten Gräben in entsprechender Richtung durchschneiden. Einzelne trockne Flecke in den Morästen eignen sich oft sehr zur vortheilhaf-r ten Aufstellung von flankirenden Geschützen. Walder sind in den Flanken nur brauchbar, wenn sie andrer Terrainbeschaffenheiten wegen ungangbar oder dem Feinde unzugänglich sind. Außerdem aber sind sie gefähr­ lich, selbst wenn sie verhauen und durch unsre Truppen be­ setzt sind, weil man in der Schanze nie mit Sicherheit weiß, was darin vorgeht. Vor der Front können sie Vortheil bringen, in wiefern sie ftd) zu Verhauen eignen, oder in einiger Entfernung über dem Boden abgeholzt, durch die stehen gebliebenen Strauch - und Stammenden die freie Be-



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wegung des FeindeS hindern. Auch ist die Nähe von Wälder» für den Bau der Schanzen erwünscht, in wiefern sie Busch zu Faschinen und Echanzkörben, Stamme zn Pallisaden und allen Ztrten des Holzbaues liefern. Berge, Gründe und überhaupt die Ungleichheiten des Erdbodens, wenn sie nicht schlechthin unerstriglich sind, be­ günstigen in der Regel mehr den Feind als die Ebene, weil die ^rtftbernifle, die sie demselben in.den Weg stellen, gewöhistich mir andern Umständen und Beschaffenheiten ver­ knüpft sind, wodurch die größtmögliche aktive Vertheidi­ gung der Schanze beeinträchtigt wird. Zu Flankendeckungen eignen sie sich daher gewöhnlich in so fern, als sie selbst verschanzt und mit Truppen besetzt sind. .In der Front ist innerhalb des Karrätschenschusses eine amphitheatralisch sanft ansteigende ebne Fläche die günstigste Beschaffenheit. Ueber diese Entfernung hinaus ist alles, was. des Feindes Beweglichkeit hemmt,, ihm die freie Ansicht der Schanze raubt, ihm iibdie Ausstellung seiner Batterien Fesseln anlegß, begünstigend für die Schanze. Es ist dieserhalb schon von Wichtigkeit, wenn man eine Schanze von dem Abhange des Borges, auf dem sie erbaut werden soll, so weit zurück­ legen kann, daß die obere Fläche desselben durch ihr Ge­ schütz ftch mit Kartätschen beschossen wird, sie selbst aber vom Fusse dos Berges "und der daran gränzenden tief ge­ legnen Gegend aus nicht gesehen, folglich nicht mit graben Schüssen bczielt and getroffen werden kann *). Ueberhaupt ist es für die Erhaltung der Schanze sehr günstig und für die feindliche Artillerie em widerwärtiger Umstand, wenn man madw Entfernung des wirksamen Kanonenschusses von aussen her eine Schanze .und ihre Konstruktion möglichst wenig bestimmt und detaillirt wahrnehmen kann. Der glazisförmige Aufwurf vor dem Graben, oft unbedeutende Biegungen des'vorliegenden Terrains, die .Farbe der Beklei­ dung, die Abrundung der Ecken und Kanten, eine wenig sorgfältige Abglattung der äußern Flächen und Böschun­ gen, trübes Wetter, der Hintergrund der Schanze, so daß sich ihre Umrisse nicht gegen den Horizont scharf abgrän*)

Gen. Scharnhorff war besonder«' so gelegenen Schanzen zugeihan. Richt zu übersehen ist indessen hiebei, ob nicht gride da, rop der Abhang de« Berge» an der Gränze der« Kartätschenschnffe« beginnt, mit Hülfe von Pionieren eine voi-heilhafte Aufstellung für da« feindliche Geschüy in der Ge­ schwindigkeit nablirt werden kann, welche der Schanze sehr sttfahrlich werden durfte.

5.43



jen, u. deral. Umstände werd?« in dieser Hinsicht -em feindlichen Fernangrisse oft sehr hinderlich, öbfthon sich t>ie Figur einer Schanze aus ihrem Feuer ziemlich richtig veurche-len laßt. ~ gittjdne Wohnungen, Ortschaften und deren Umge­ hungen. sind in der Fronte stets gefährlich; in den Flanken fiintT sie in der Regel nur dann von Werth, wenn sie selbst verschanzt, oder doch von unsrer Seite mit Truppen und Geschütz besetzt und in Vertheidiguugssiand gesetzt woks den sind. Don der mitteltgrcn Profilperßärkung yder den Barrikaden

256. Wir: gehen «Mimehr zur nähern Betrachtung derjenigen Anordnungen über,ckmrch welche das PvofilmitdelSur verstärkt wird, und die man , in wieferMsie insge­ sammt auf irgend eine Art dem. Bemühen des Feindes, mit der Besatzung einer Verschanzung handgemein zu werden, Hinderniß« in den Weg steilen, unter dem allgemeinen Na­ men. der-Barrikaden zusammen fassen kann. Und zwar wollen wir. hiebei mit-den Pallisaden Heu Anfang machen. Pallisaden sind starke, oben zugespitzte, unken in die Erde' erngigrabne und so dicht an einander gereihte Pfahle, daß sie eine Wand bilden, die man nicht überschreiLen, noch sich durch sie einen Weg bahnen kann, ohne meh­ rere dieser Pfahle abgehauen oder niedergestürzt zu habenJe dicker diese Pfähle sind, desto! schwerer sind sie wegzuraumen, folglich »M desto besser: wenn schon in dem­ selben Maaße, wie sie an Gewicht! zunehmen, auch der Transport und die Behandlung derselben beim Bau größere Beschwerde verursacht. Die zweckmäßige Dicke wird in den Lehrbüchern sehr verschieden angegeben. Wo es indes­ sen nicht durchaus an starkem Holze mangelt, sollte man sie ■nie. schwacher als 6 Zoll im Durchmesser machen. Sehr dicke Pallisaden stehen zwar für sich selbst fest, und find schwer abzuhauen, dennoch kann eine jede einzelne Pallisade mit Hülfe eines darumgeschlungenen Stricks, an welchem Mehrere zugleich rucken oder wuchten, ziemlich leicht aus dem Boden gerissen werden. Daher ist es rathfam, sie nicht- nur mindestens 2 Fuß tief in den Erdboden einzusenken, sondern sie auch auf der inwendigen Seite unten mit langen eisernen oder hölzernen Nägeln (die ungefähr i£ bis 2 Zoll länger sein müssen als die Dicke der Pallisaden be­ trägt) «n eine Schwelle, und oben an eine Qurerlatte fest-

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zunageln, um die ganze Pfahlwand in ein möglichst schwer zu trennendes Ganzes umzuwandeln. — Ist gar kein, oder -och nur ein geringer Zwischenraum zwischen den Pallisa­ den, so braucht der Feind längere Zeit, um fich einen ge­ nugsam breiten Eingang durch sie zu eröffnen, als im ent# geeengsfetzten Fall; aber je dichter sie gestellt sind, um desto Mehr werken für eine bestimmte Strecke erfordert. Die Größe ihrer Entfernung von einander richtet sich da­ her oft nach der vorrathigen MSffe und nach der Zeit, die guf die Anfertigung einer Pallisadirung verwendet werden kann. Doch sollten die Zwischenräume nie über 3 Zoll be­ tragen ; uqd wenn die Pallisaden zugleich.die Stelle einer Brustwehr verkreren, so müssen sie durchäus dicht anein­ ander stoßen, weil ohne diese Vorsicht dtp Feind die Ge­ wehrläuse hindurch stecken könnte'*),. Uebrigens ist es gleich, ob sie rund ober eckig sind. Man nimmt zu ihnen entweder Stamme von der nöthi­ gen Dicke, oder spaltet mehrere aus stärkeren Stämmen. Um sie mit dem geringsten Holzaufwande zu verfertigen, sind Nadelholz-bäume von 15. dis 20 Zoll. Durchmesser am Stammende, am tauglichsten; denn stärkeres Hoig muß ge­ wöhnlich zu andern Zimmerarbeiten aufbewahrt werden, und von Eichen oder ähnlichen krummgewachsmrn Hölzern kann man gewöhnlich nur | fb viel Pallisaden machen, als von Ellern oder Nadelholz. Ihre Länge ist so verschieden als ihr Gebrauch, ge­ wöhnlich aber sink sie. 8 bis 10 Fuß lang, damit sie noch um eine starke Mannslange über den Boden hervorragen. In. de,:Regel werden sie senkrecht, für manch« Zwecke jedoch auch unter schiefem Winkel, in die Erde gefetzt. Wenn man in horizontaler oder etwas davon abweichender liegenden Richtung die äußern Böschungen damit bespickt, werden sie gewöhnlicher Sturm.pfahle genannt. Bei schiefer Neigung müssen sie etwas tiefer eingegraben wer­ den, als wenn sie rechtwinklicht gestellt sind; und bei Ver­ schanzungen, die Seitenvertheidigung haben, darf die Spitze der Sturmpfähle nicht über den Fuß der Böschung hervor­ ragen, Hamit der Feind unter ihnen im Graben keinen Schutz gegen dqs Flankenfruer finde. Man hat in neuerer Zeit zwar sehr viel, gegen di« Pallisaden «ingewendrt, dennoch bleiben sie in solchen Gr-

•) In dieser Hinsicht würden sie Vorzüge vor den Hecken Haden.



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i^nftett, denen es an Holz nicht mangelt, für Feldschanzen einS der vorzüglichsten Hindernisse, dessen Ueberwindung dem Feinde, besonders wenn er mit keiner zahlreichen Ar­ tillerie versehen ist, mehr Zeit und Mühe kostet alS irgend ein andres. Es kommt nur darauf an, sie so anzubringen, daß sie der Wirkung des feindlichen Geschützes nicht z« sehr Preis geaeben sind,, und daß man ihre äußere Crite durch Flanken feuer bestreichen kann. Von vorn lassen sich die Pallisaden in den meisten Fallen mehr oder minder «ask'ren, und ob es wirklich eine so leichte Sache sei, Hin­ länglich starke und verfestigte Pallisadenwande durch Enfilirschüsse niedkrzustürzen, steht noch dahin. Es ist we­ nigstens em sehr günstiges Zeichen für ihre Brauchbarkeit, daß man sie noch immer in Kem- Festungen als ein wesent­ liches Vcrstärkungsmittel aller' Erdwerke betrachtet, inso­ fern man 'sie nicht mit kremlllirterr Mauern am Fuße der Eskanpe versieht. Im Felde'hat man selten die Mmutiou und Zeit, welche das Niederftbießen einer Pallisadirung er­ fordert; einzelne zufällig treffende Kugeln aber verstüm­ meln gewöhnlich auch nur einzelne Pallisaden, und selten so, daß sie ihre Dienste ganz versagen. 457. Es giebt fast keinen Ort, vor und an einer Ver­ schanzung, tob man nicht versucht hakte, Pallisaden und Sturmpfähle in einzelnen oder "doppelten Reihen anjubringen. Daß dies nicht überall mit gleichem Nutzen, und Erfolge geschehen kann, ist leicht einzusehen. Im Innern der Schanze, sowohl unmittelbar an der innern Brüffwehrböschung als etwas, davon abgerückt, kön­ nen sie am wenigsten nützen. Derselbe Fall tritt ein, wenn sie l senkrecht oder geneigt) auf oder vor dem Glazis, oder überhaupt m einiger Entfernung vor dem Graben, ange­ bracht sind. In beiden Fällen sind sie zugleich der freien Feuerwirkung der Schanze hinderlich. Auf der Sohle des Grabens sind sie nur dann rathsam, wenn der Grabe» eine bedeutende Breite und Seitenvertheidigung besitzt, weil außerdem der Feind mit völ­ liger Sicherheit an ihrer Demolirung arbeiten kann. Stellt man sie dicht an den Fuß der Kontreekarpe, so erleichtern sie meist das Einstigen in den Graben, statt es zu hindern. Es sei denn, daß sie, wie Scharnhorst vorgeschlagen, zu glei­ cher Zeit die Verschalung des untern Theils der Kontreskarpe bilden. Vielleicht würden sie in gleicher Art an der Eskarpe angebracht, besonders wo es an aktiver Graben­ vertheidigung nicht fehlt, auch nicht unzweckmäßig fein.



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Selbst auf der Derme aufrecht stehend, und im Innern der "Brustwehr verankert, sollte man meinen, müßten Sit das Erklettern der Brustwehr sehr erschweren, und das Bresche« schießen theils schwieriger, theils unwirksam machen*). .Gewöhnlicher ist es jedoch, fie liegend als Sturmpfahle so­ wohl auf der Perm«, als am obern Rande der Kontrrekarpr anzubringen. . Beide Arten sind empfehlcnswerth. An der Eskarpe mässen sie mit den Spitzen unter den Horizont ge­ neigt werden.. Sie sind auf solche Werse mehr gegen das feindliche Geschütz gedeckt, und schwerer wegzuraumem Auf dem Rande der Kontreskarpe mässen sie schräg auf einer-starken wohlverankecten Schwelle, mit den Spitzen gegen die Brustwehr gekehrt, befestigt^ und zu gleicher Zeit dierSohle des Grabens mit kurzen.Pallisaden verse­ hen werden. Auch der entschlossenste Mann wird sich un­ ter solchen Umständen nicht aufgelegt fühlen, den Sprung -in den Graben zu wagen, und wenn er es thäte, würde er schwerlich ganzbeinig dort anlangem ■ 258 Außerdem werden die Pallisaden noch sehr häufig theils als Brustwehr, theils als bloße Umzäunung an den Aus- und Eingängen der Verschanzung gebraucht, in wel­ chem Falle man sie'gewöhnlich mit dem Namen der Lam­ bo urs belegt. Sollen sie bei solchem Gebrauche kräfti­ gen Widerstand leisten, und selbst; der Gefchätzwirkung ein« Zeitlang Trotz bieten, so 'muffen sie. fußdick und darüber stark sein. Soll von ihnen eine aktive Vertheidigung aus­ gehen, so mässen sie entweder mit Schießiöchern, welche nach dem Feinde zu 6 Fuß hoch über dem Boden erhaben und, und inwendig mit einem hinlänglich hohen Auftritt versehen werden; oder man setzt zwei Reihen hintereinan­ der, von denen die in der äußern Reche ? Zoll Distanz be­ kommen, die Hintern aber i^ bis r Fuß kürzer gemacht, oben abgestumpft und so gestellt werden, daß sie grabe apf di« -Lückrn der vorder» treffen, wodurch ebenfalls oben Schießscharten entstehen **). In gleicher Art werden sie, besonders im Gebirge, wo der Feind wenig oder gar kein Geschütz heranbringen kann,

Vor den Schießscharten dürfen sie nicht weggelassen wer» den, wenn man nur vor denselben die Berme em wenig fcr.fi; oder die Pallisaden etwa- kürzer macht. **) Wenn man auf der inwendigen Seite einen Graben zieht, kann man a.ch dicht über dem Boden Schießschartenlvcher am dringen, und so «Ine doppelte Lenerlini« gewinnen.

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zur Verbindung einzelner Drustwehrlinien, ober bei-er Flankenanlehnung an steile Gründe und Abhänge, oder als Kaponieren in den Gräben, ober auch bei Befestigung von Gebäuden u, s. w. mit .gutem Erfolge angrwendet. —. . . Die Verfertigung sowohl als das, Setzen derselben geht sehr rasch, wenn man einigermaßen mit den einfachen Kunstgriffeu bekannt ist, die dabei in Anwendung kommen. 259. Spanische Reiter sind: Balken von einem Fuß Dicke im Gevierten, die auf je 6 Zoll ihrer Länge, der -Dicke nach durchlöchert, und überS Kreuz mit bis,2 Zoll -.starken, 3 Zoll breiten und 7;,Fnß langen, cm den Efiden z»gespitzten (oder besser noch mit eisernen Spitzen, ver­ sehenen) Pfählen (Fedenv oder- Pinnen) durch steckt-oder be­ spickt sind. Da si« dem Geschütze gar nicht blosge stellt «erben dürfen, gegen Fußvolk kein bedeutendes Hinderniß sind, die Reiterei, aber in.Schanzen wenig zu fürchten ist, Auch ihre Anfertigung mühsam^ zeitraubend und kostspielig ist, finden sie heutzutage- nur noch als Schlagbäume oder Barrieren eine Anwendung. Doch kann es sich in felsigem Boden ereignen, daß kein andres Mittel den Zugang zur Schanze beschwerlich zu machen zu- Gebote steht. Auf kurze Strecken lassen sich einzelne- bequem vvn einer Stelle -zur andern bewegen, weshalb mau sic auch vorzüglich bei.Ver­ theidigung der Breschen gebraucht. Sollen sie aber ans Wagen transportirt werden, so ist eZ.rathsam, sie aus zwei Balken zusa-mmenznsetzen,- deren jeder mit einer Reihe Fe­ dern versehen ist. Diese wenden für den Gebrauch: so zu­ sammengepaßt, daß die Federn des einen Balkens durch die Zwischenräume der Federn des andern zu stecken kommen, und sodann durch eisernen Bolzen an einander befestigt, auf deren inwendigen Ende ein Kopf aufgeschraubt wird. Eben so muß man die spanischen Reiter, wenn mehrere ne­ ben einander gestellt werden-,, durch aufgenagelte Latten, oder irgend eine andre schwer zu vernichtende Weise, an ihren Enden mit einander verbinden, weil sie sonst leicht aüf die Seite geworfen werden. Wo sie die Stelle d>er Schlagbäume.vertreten, muß die eine Reihe der Federn lothrecht,: die andre aber horizontal stehen, und zwar dür­ fen die letzter» nur an der auswendigen Seite befindlich sein, damit die Vertheidiger ganz nahe an den Baum treten kön­ nen. Sie «erben dabei entweder um einen durch die Mitte greifenden Zapfenpfahl bewegt, ober sie sind auf der einen Seite des zu sperrenden Durchganges vermittelst einer Drehpforte und durch Pfannen und Spindeln beweglich)

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Hub lassen sich auf einem am andern Ende des Baumes an­ gebrachten Wagenrade leicht öffnen und schließen. s6o. Befindet sich eine Verschanzung in oder nahe hinter und neben Gehölzen, so müßten diese schon der freien Aussicht wegen niedergrhsuen werden, können aber zu glei­ cher Art auch als Verhau zu einem Hindernisse der An­ näherung dienen. Soll aber ein Gehölz zu dieser Absicht tauglich sein, so Muss sich nicht viel Strauchwerk darin finden, noch darf eS aus zu starken einzelnen Bäumen be­ stehen.- Stamme von' i Fuß Dicke, welche möglichst dicht bei einander stehen , eignen sich hiezu am besten. Die Bäume mässen so gefällt werden, daß sie kreuzweis über einander und mit den Wipfel» nach dem Feinde hin zu lie­ gen kommen. Man schalmt zu-diesem Ende zwei Reihen Bäume an, welche die äußere und innere Gränze des Ver­ haus bezeichnen, und beginnt das Fällen an der vorder« oder dem Feinde zugekehrten Seite desselben, nachdem alles Strauchwerk zuvor medergehaur» worden. Die Stamm­ enden läßt man etwa 3 Fuß hoch über der Erde stehen; auch ist es Vortheilhaft, -sie an der dem beabsichtigten Falle entgegengesetzten Seite nur so weit anzuhauen oder zu sa­ gen, bis sie von selbst durch die Schwere ihrer Wipfel stnken, wobei sie gewöhnlich noch einigen Zusammenhang mit dein stehengebliebenen Stumpf behalten, und wodurch das Aufräumen sehr erschwert wird *). Selten besitzt ein Gehölz eine solche gleichmäßige Dichtigkeit, daß nicht hin und wieder leere Stellen bleiben sollten; diese müssen durch andre Bäume oder starke Aeste ausgefällt werden, die man anderswo herbeiholen muß, und wozu das vor dem Verhau gelegne Terrain oft eine schicklich« Gelegen­ heit bietet, da dies in vielen Fällen auf die Gewehrschuß­ weite ohnehin völlig gelichtet werden muß. Man wird aber wohl thun, diese lichten Stellen vorher auszumitteln, und die nöthigen Stämme und Aeste durch Menschen und Pferde früher Herbrischleppen zu lassen, ehe man das Fällen des eigentlichen oder natürlichen Verhaus begonnen hat. Häufig genug ereignet es sich auch, daß die kage der Schanze und der Gehölze überhaupt nicht so-mit einander überein stimmen, wie es den Ansichten des Baumeisters ent­ sprechend ist, daher oft ganze lange Strecken deS Ver­ haues aus herbeigefchleppten Bäumen und Aesten verfer-

») Die hiezu nöthigen kleinen Kunstgriffe sind allen Holz, schlögern bekannt.



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tigt werden «äffen» waS allerdings nicht wenig Arbeit macht. Den Transport ju erleichtern wählt man sich die schicklichsten Stämme dazu ans, läßt ste gleich tat Walde von den kleinern Zweigen reinigen, und die größer« Aeste zuspitzen. Wmn ein solches, geschlepptes Verhau dicht und sorgfältig gelegt wird, giebt eS gewöhnlich ein besseres Hinderniß ab, als die natürlichen Verhau«. Es mässen aber die Gtämpw gehörig festgepflöckt und «untereinander verschränkt.und. verbunden werden, wfil sie fich sonst zu leicht aufräulnen lassen würden. Sowohl um hier» mit­ zuwirken, als damit fle sich nicht zu hoch jfor dem Bohm erheben, was, wenn der Verhau tat Bereich des kleinen Gewehrfeners liegt, nachtheilig werden kann, wird es gu» fein, die starken Aeste auf der untern Seite abzustutzen. Trotz aller solchen Maaßregeln ist indessen ein Verhau, das nicht seiner ganzen Ausdehnung «ach im wirksamen Bereich unseres Feuers liegt, ein wenig bedeutendes Hin­ derniß. „Ein Verhau (sagt L. Müller) welches einige Meile» lang, von ioo Menschen in länger als & Tagen so gut und stark als immer möglich gemacht worden, kann da­ gegen von 20 Mann in wenigen Stunde« an einzelnen Stellen geöffnet, und vom Feinde mit ganzen Kolonnen durchgangen werden." Je breiter «in Berhaw in der Rich­ tung ist, in welcher es vom Feinde durchschnittm, werden muß. um desto vortheilhaster ist es allerdings. Die Haupto sache aber bleibt stets, daß es entweder selbst durch Trup­ pen besetzt, oder in solchen Limen geführt werde, daß sts von den dahinter oder dazwischen liegendem Verschan.zung«n der Länge nach bestriche« werden können. DaH beste dabei ist, daß ihm das feindliche Geschütz wenig oder nichts zu schaden vermag, und die Ausräumung daher durchaus von Menschenhänden vollbracht werden muß» Dagegen ist «S ei» verdrießlicher Umstand, daß besonders die natür­ lichen Verhaue, auf der Ebne oder auf sanften Abhängen, die Aussicht benehmen, daher sie auch den schicklichsten Ort am Fuß der Anhöhen und überhaupt im Bereich des Kar­ tätschenfeuers finden. Aus den angeführten Gründen sind fir oft weniger nützlich, wenn sie die Front'der Schanzen ringsum umgeben, als in solchem Fall, wo sie die Verbindungslituen einzelner Schanzen bilden, oder auch vor denselben nur dazu dienen, daS zugängliche Terrain mög­ lichst zu beschränken. Hiezu ist es gar nicht nöthig, daß di« einzelne«, Strecken unter sich zusammen hängen, daß st« «ine große Breite besitzrn, oder in regelmäßigen Linie«

550 und Winkln geführt werden. Es kann hiebei nicht selten vortheilhafter sein, wenn'sie -er Lange nach auf die Linien der Schanzt zulaufen, als wenn sie sich queer vor dieselben -inziehn u. s. w. Besonders geschickt auch sinh geschleppte Verhaue, um Hohlwege, Gräben und andre Vertiefungen zu füllen, die vor der Schanze liegen, weil sie die Aussicht nicht hindern, und vom Feinde in der Ferne nicht wahrgenommen wer, den. In dieftm Fall aber müssen die Stammenden nach unten jlt stehen kommen und die Aeste sämmtlich zugespitzt «»erden« Kropfweiden und ähnlich« Baume mit dichtbeasteten Kronen sind hiezu vorzüglich geeignet, und geben auch «in gutes Hinderniß auf der Sohle des Grabens vor der Brustwehr ab. Auch die Kontreskarpe pflegt man wohl durch solche ästige Baumstämme zu bewaffnen, die unten an sie angelehnt und hinlänglich befestigt werden. Verhaue selbffzur Vertheidigung als Brustwehren znzurichten, mögte nur in solchen Fallen rathsam sein, wo der Boden, kein taugliches Grabenprosil vor der Brustwehr gestattet. Man könnte das Verhau in solchem Fall glazisförmig in gehöriger Breite bis an die Kroue der Brust­ wehr ansteigen lassen, so daß das Feuer von der Brust­ wehr über und zwischen die Spitzen der Aeste hinstreifte. Dicht an der Brustwehr (die eine hinlängliche Höhe besitzen müßte) würden hiebei mehrere Lagen von Bäumen über­ einander kommen, die unter sich recht fest verbunden, und die Lücken durch dazwischen geworfene Erde ausgefüllt, gewiß ein schwer zu überwältigendes Hinderniß abgeben würden. Doch würde dies auch leicht in Brand zu stecken sein, was überhaupt bei günstigem Winde, wenn der Verhau schon eine Weile gelegen hat, und man den Angriff nicht unmittelbar darauf (sondern vielleicht erst am andern Morgen ) vornehmen will, das einfachste und leichteste Mittel 'scheint, sich durch Verhaue einewWeg zu bahnen. Zweckmäßiger ist es daher allerdings, Schanzen, oder wie Müller vorschlagt, Blockhäuser zwischen lange Ver­ haue zu legen, die nach den Regeln der Verschanzunaskunst in Linien und Winkel gebrochen werden, und auf diese Weise sowohl das Verhau selbst als das vor derselben befindliche Terrain mit einem Streickseuer aus Geschütz und kleinem Gewehr zu versehen. 261. Selbst ein jedes Gebüsch, dessen Stamme schon armsdick sind, und das recht strupfige und mibeugsimt Aeste besitzt, weiß - und rothbüchne, auch allerlei

55i Dorn-, Pflanmbäume rind dergleichen Zweige YM 8 bis 12 Fuß laug, mit den Etammenden eingegraben und an den Boden befestigt, geben nahe vor der Schanje^ ein Hin­ derniß bas freilich nicht sehr schwierig wcgzuraumeu ist, den Feind aber doch aufhält und in Unordnung bringt.. Recht verwachsene Dornenhecken find gleichfalls nicht zu verachten. ' 262. Zu den empfeblungswerthen Hindernissen' in ge­ ringem Abstande vom Erabenrande gehören auch kleine L bis 2 Zoll dicke, 2j bis 4 Fuß lange zugespitzte Pfählche», die in einem so großen Abstande von einander, daß man dm Fuß nicht zwischen sie setzen kann, 16 bis 18 Zoll tief, mit­ telst eines ausgehöszken Schlägels in den Boden geklopft werden, so daß sic ohne Ordnung 1, ix bis 25 Fuß hervor­ ragen» Diese Pfälstchen sind sehr bald gemacht-, eben so: geschwind eingcschlagen und oben zugespitzt, weil sehr vielt Arbeiter zugleich angestellt werden können. Die meisten Soldaten im Lager können sich ein paar Stunden damit beschäftigen, zumal da es keine ermüdende Arbeit ist, und es nicht darauf ankommt, daß alle gleich lang und dick gemacht werden. Da aber wenigstens 12 bis 15 Reihen hinter einander angebracht-werden müssen, braucht man allerdings eine sehr große Anzahl derselben, und es würd« daher nicht rathsam sein,. sie weit vom Grabenrande -ab zu legen, oder lange Linien damit bespicken zu wollen. Auch zwischen den Wolfsgruben und auf der Grabcnsohle können sie mit Nutzen angebracht werden. 263. Sobald man in den nahgelegnen Dörfern eine hinlängliche Anzahl von Eggen mit eisernen Spitzen (die man aber schärfen und aufwärts richten lassen muß) be­ kommen kann, so laßt sich auch hieraus ein den Pfahlchen ähnliches und noch gefährlicheres Hinderniß bereiten. Auch sie müssen in solcher Breite angebracht werden, daß man nicht darüber hinwegfpringen sann. Dabei müssen sie an einander gekettelt und mit Pfählen an den Böden befestigt werden. Sollten die Zinken zu weit auseinanderstehen, f» schlagt man hie und da hölzerne Pfählchen dazwischen in die Erde. Bretter mit durchgeschlagenen starken eisernen N äg^eln und mit Dorngebüsch überstreut, sind ebenfalls am grabenrande auf der Sohle des Grabens u. s. w. gute Stellvertreter der Eggen und Bepfählungen.. Fußangeln recht dicht und in hinlänglicher Breite ausgestrcut, würden ein sehr gutes Hindcryiß sein, da man

353 sie überall anbringen und ein# große Strecke schnell damit bestreuen kann, während sie sich im Feuer der Schanze sehr mühsam auflesen und aus dem Wege schassen lassen, — wenn sie Hic'it so kostbar, selten zu haben, und schwer zu rransportiren-wären. Sie finden daher nur meist vor Festungen eine Anwendung. 264. Sehr gebräuchlich und beliebt sind die sogenann­ ten Wolfsgruben, d. i. 6 Fuß tiefe und oben eben so breite, unten aber zugefpitzte und mit einem spitzigen Pfahl bewaffnete Löcher, welche schachbrettförmig, wenigstens drei Iteihen breit, dicht nebeneinander in die Erde gegraben wekden. Im Sand# sind sie ein unbedeutendes Hinder­ niß, in hartem Boden aber beschwerlich zu passiren. Sie «erden von den meisten Schriftstellern so empfohlen, daß man sich fast fürchten muß, als ihr Gegner aufzutreten. Dennoch scheint es, daß sie, wenn der Feind mit Schützen und Pionieren versehen ist, keine sehr großen Vortheile gewähren- auch wenn die aus ihnen ausgeworfene Erde ringsum verstreut wird, und die Zwischenräume mit Pfähl« chen besteckt sind. Bringt man sie nämlich innerhalb deS kleinen Gewehkfeuers an, so sind sie für die feindlichen Schätzen ein bequemer und erwänscl)ter Zufluchtsort, von wo aus sie die Besatzung hinter der Brustwehr wenigstens mit gleichem Vortheil aufs Korn nehmen können. Legt man sie aber in den Kartatschenbereich, so werden lange Linien erfordert, durch die man, zumal bei Nacht, mit we­ niger Mähe und in geringer Zeit selbst für Reiterei und Geschütz brauchbare Durchgänge, zu Stande bringt, weil auch der Pionier, wahrend er arbeitet, sich fast ganz ge­ deckt darin aufhalten kann. Sie sind indessen (nur nicht auf der Grabensvhle, wohin sie manche Fortifikationslehrer legen wollen» auch wiederum schnell und leicht angebracht, gegen den Sturm immer besser als gar kein Hinderniß, zumal wenn der Feind unerwartet auf sie stößt*»; und nebst den Verhauen fast das einzige Hinderniß, was sich in der Entfernung des Kartätschenbereiches (wo übrigens ihr Vortheilhaftester Platz ist) anbringen ließe. Man kann sie grade wie die Verhaue, um einzelne Schanzen mit einan­ der zu verbinden, oder als Mittel gebrauchen, des freizugLngljchm Terrains vor einer Schanze so wenig als mög­ lich

•) Man pfleg« die Wolfsgruben auch wohl leicht zu über­ decken, damit fit der Jeind nicht gleich sieht.

353 lief, zu machen. Sie aber nahe am Graben i^,,6ttt unbe», ftri •heuen Winkeln anjubringen, oder die Kehle hinten offner Schanzen mit ihnen zu sperren, dürfte bei der heutzutM üblichen Fechtart oohl am wenigsten rarhsam sein. D>e Beispiele aus der ältern Kriegsgeschichte, roo man .^ dirung und Verstärkung desselben zU beschränken. Die htet# sten Gehöfte und Manern sind in grrrde Linien gebrochen, man wird daher vorzüglich an den aus-'und einst? ringenden Winkeln oder vyr den Eingängen durch Tambours öder Erdaufwütfe oder dahinter angebrachte Gerüste, 'öder sonst irgendwie sich eine Art von Bastion oder von flankirendm Linien zu verschaffen suchen, von welchen aus man die da­ zwischenliegenden unbesetzten Räume bestreichen kann*). In solchem Falle aber muß ein Theil der Besatzung steig in Re­ serve gelassen werden, um den Feind, wenn er irgendwo zwischen den Bastionen eindringen will, mit dem Bawnek zu vertreiben, und hinter den Stellen, wo eS-ihr vielleicht gelingen sollte eine Bresche zu bilden, schnell auf irgend eine Weise hinter derselben eine Art von Abschnitt anzubrin­ gen, welcher ihn hindert sich im Innern auszübreiten. Ist dieses Innere durch Zwischenmauern, Hecken u. f. w. schon an und für sich in mehrere Abtheilungen gesondert, so wird solche lokale Beschaffenheit zu diesem Zweck sehr gut benutzt werden können, in wiefern man nur dafür sorgt, daß man selbst im Innern nach allen Richtungen eine freie Kommu­ nikation behalte. Ist dies nicht der Fall- so muß man Schanzkörhe, Sandsäcke, Baumwipfel, Wagen oder derglei, chen in Bereitschaft haben; auch durch große Massen von Brennmaterial, Holzstöße, mit Heu Und Stroh Madene Fuhrwerke u. f, w., die man tm Moment des feindlichen An­ dringens ansteckt, wird man den Feind eine Weile an der Benutzung der Bresche hindern können, in wiefern man Nur den Brand eine Zeitlang zu unterhalten vermag. 290. Ein dritter Hauptpunkt ist, ob die Besatzung den Rücken frei hat, um im schlimmsten Falle, wenn oer Femd nun einmal nicht mehr abzuwchren ist, ihr Heil im Rück­ züge zu versuchen. Dies setzt einen Ausweg durch ein Defilee voraus, zu dem der Feind nicht gelangen kann, ohne die Besatzung aus dem befestigten Raume vertrieben zu ha­ ben, Oft kann man sich diese günstige Beschaffenheit durch eine kleine Byrrichtung bilden, indem mau sich eine gesicherte •)

Wo fein Durchgang vorhanden ist, muß die Mauer an den Stellen, vor welchen "solche Tambour y. s. w. gelegt «erden, durchgebrechen werden.



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jtorntttttttikfieit mit einer rückwärts nahgeleg-en Brücke, Straße, Dainm oder dergleichen verschafft, und wo dies möglich ist, muß man hieraus ein Hauptaugenmerk richte«, ugd sich keine Mühe, und Anstrengung verdrießen lassen. Außer dieser gesicherten Kommunikation muß man sodann zunächst darauf denken, das Defilee an besonders dazu ge­ eigneten Stellen schnell hinter sich verschließen, und dem Feinde allerhand Hindernisse entgegenstellen zu können, welche sein schnelles Nachdringen möglichst erschweren. Ein weniger günstiger Fall ist, wenn sich im Innern des vertheidigten Umfangs ein abgesonderter Raum oder ein hinlänglich festes und bequem geformtes Gebäude be­ findet, das man als Reduit benutzen unh hiezu einrichten kann. Die Zurichtung dieses Reduits zur Vertheidigung ist ganz dieselbe, wie die eines jeden Gebäudes überhaupt. Es kommt nur darauf an, den Eingang in dasselbe so zu barrikadiren oder vor demselben ein künstliches Defilee so anzubringen, daß man nicht gradezu in den Eingang rindringen kann, sondern zu diesem Ende genöthigt wird, dicht vor demselben einen Umweg zu machen, während dessen man Rücken und Flanke nach irgend einer Gegend Preis zu geben gezwungen ist, die sich im Voraus mit Schätzen besetze« läßt. Auf solche Weise kann man den nachdringenden Feind aus dem Reduit mit der darin bereits vorhandnen oder an­ gelangten Mannschaft fortwährend beschießen, wahrend der Rest unsrer Mannschaft noch im Defiliren begriffen ist. ryi. Wenn mehrere zur Vertheidigung sich eignende Gebäude in einer entsprechenden Entfernung und einem günstigen Lagenverhältniß zu einander, beisammen liege», so wird man sich durch ihre gemeinsame Besetzung oft nach­ drücklicher vertheidigen können, als wenn die in ihnen verthellte Mannschaft in einem einzigen Raume beisammen wäre. Doch kann hierüber ganz allein die Lokalität ent­ scheiden, und es ist dabei das zu Rathe zu ziehn, was über die Verbindung isolirter Schanzen überhaupt gesagt wor­ den. Eben so hängt es von den Umständen ab, ob es vorrheilhaft ist, solche einzelnen Gebäude durch Brustwehren oder Pallisadirungen, Kommunikationsgrabe«, Wolfsgru­ ben, Verhaue u. f. w. mit einander in Verbindung zu setzen, oder sie ganz abgesondert für sich zuzurichten und mit dem einen oder andern der besagten Hindernisse des Zugangs zu umgeben. 2Y2. Die Verschanzung von Dörfern und kleinen Städten beruht im Grunde ganz auf denselben Grundsätzen

597 wie die Dertheidigungszurichtung tinjtioer Gehöfte. Hier wie dort muß erwogen werden: i das Verhältniß der Be­ satzung zur Ausdehnung des zu vertheidigenden Ortes, und das der disponiblen Zeit und Mittel zur Anfertigung der nöthigen Werke; d. h. in wiefern man fich auf die Ver­ theidigung des Ganzen einlaffen darf, oder auf das Festhal­ ten und Zurichten einzelner Theile und Abschnitte beschran­ ken muß. 2) Die Beschaffenheit der Umgegend, insonder­ heit innerhalb des Kanonenschusses; ob man fich ringsum verschanzen muß, oder nach irgend einer Richtung nicht um­ stellt und angegriffen werden kann; ob das Gelände für alle Truppenarten ringsum zugänglich ist, oder ob der Feind auf bestimmten Wegen anrücken muß; ob es das Artillerie­ gefecht, unsrer vdkr feindlichen Seits begünstigt; ob das Innere oder einzelne Theile des Umfangs von der Angriffs­ seite beherrscht und eingesehen sind; ob der Feind sich ir­ gendwo ungesehen nähern kann u. s. w. 3) Die Beschaf­ fenheit des Ortes selbst, und zwar: die Figur, Aus­ dehnung und Erstciglichkrit oder Zugänglichkeit überhaupt des U m fa n g e s; die Lage, Zahl und Eigenthümlichkeit der Eingänge; die Bauart und die Anordnung der Kommunikation im Innern. Dörfer sind ihrer Lage und Bauart wegen sehr oft zur Befestigung nicht geeignet. Zu den nicht verschanzungsfähigen gehören: 1) überhaupt fast alle Dörfer, deren Hauser mit Stroh und Schindeln gedeckt und aus Wänden von Lehm errichtet sind. 2) Alle langgedehnten, aus einzelnen abgesonderten Gehöften bestehenden Ortschaften, sie mögen wie die Dauerschaften in Westphalen, die Kolonistendörfer und Holländergemeinden in andern Provinzen in der Ebene, oder wie dir Gebirgsdörfer in Sachsen und Schlesien längs den Bächen in engen tiefen Gründen, und an dem Hange oder Fuße langgestreckter Höhen liegen. 3) Alle Dörfer, ohne Unterschied ihrer Gestalt und Größe, die von nahen Höhen beherrscht oder von Defilern und Waldungen umgeden find.— Wenn dagegen ein Dorf auf einem Terrain liegl^ welches man weit übersehen kann; meist Ziegeldächer und außer der mit einem hohen wohlerhaltnen Thurme versehe­ ne« Kirche noch einige massive Häuser enthält; ziemlich breite Straßen hat, einigermaßen ins Gevierte oder in der Runde gebaut und nut Garten umgeben ist, die mit starken Planken, Hecken, Zäunen, Mauern und Wällerwänden ein­ gefaßt find; wenn in dem Dorfe viele Fruchtbaume auch größt Eichen und Linde« stehen, welche den allgemeinen

598 Branö der Häufte etwas hindern, auch die Aufstellung und Bewegung her Truppen dem Feinde verbergen; wenn end­ lich in dem Umfange kleine Teiche oder Pfähle mit einge­ schossen sind, so kann man schon allenfalls die Verschan­ zung desselben unternehmen. Hat aber ein Ort, außer die­ sen guten Eigenschaften, noch einige unzugängliche Seiten, liegt er am Rande eines schwer zu ersteigenden Felsenö oder steilen Abhanges, nahe und längs dem Ufer eines die An­ griffsrichtungen des Feindes durchschneidenden Flusses; sind eine oder mehrere Seiten desselben durch Seen, Teiche, morastige Wiesen, Brächer und Graben gedeckt, sind die Hauser und Dermachungen fast durchgehends massiv; so dient er vorzüglich gut zur Verschanzung. Flecken unterscheiden sich von Dörfern entweder durch die Größe des Umfangs oder dadurch, daß das Innere kadtartiger und in regelmäßigere Straßenform geordnet st, als man es gewöhnlich in Dörfern antrifft. Beides ann auf ihre fortifikatortsche Behandlung indessen keinen bedeutenden Einfluß äußern, wenn sie ihrer übrigen Be­ schaffenheit wegen zur Befestigung geeignet sind. Dasselbe gilt von ganz offnen Landstädten. 293. Wenn man im Laufe des Krieges eigentliche, oder mit Mastern umgebne Städte befestigt, so liegt diesem Unternehmen gewöhnlich ein Zweck zum Grunde, der eine längere und nachdrücklichere Vertheidigung eines solchen Ortes voraussetzt. Diesem Zwecke zu genügen wird schon eine Besatzung von gewisser Stärke nebst einiget Artillerie erfordert, und etwas mehr Mittel und Zeit, um das Ganze so zuzurichten, daß der Ort sich gegen die sorgfältiger vorgericbteten Angriffe des Feindes behaupten könne. In einem verschanzten Dorfe hat man gemeinhin nur eine Kanonade auszuhalten Und' wie in freiem Felde oder gewöhnlichen Schanzen den Sturm abzuwehren. In einer verschanzten Stadt muß man sich auf eineLeiterersieigung, auf ein Bom­ bardement, oder auf einen Sturm gefaßt machen, der durch Breschbatterien eingeleitet wird. Es liegt daher die Befestigung der Städte, in wiefern sie in eine Art von Festung umgewandelt werden sollen, schon außer den Grän­ zen dieses Buchs; da sich indessen doch auch der Fall ereig­ net, daß sich kleinere Haufen mit wenigen Mitteln und Vor­ kehrungen in einer gehörig situirten und günstig beschaffe­ nen Stadt behaupten müssen, so wollen wir die hiezu nö­ thigen wesentlichen Punkte ebenfalls kurz berühren. Je größer und weitlauftiger eine Stadt ist, je baufäl-



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liger «nb enger ihre Häuser zusammengedrängt sind, in jt schlechterem Huftande ihre Ümwallung sich befindet, je freier von allen Seiten der Zugang ift, und je mehr sie vdn-nah­ gelegnen Höhen eingesehen wird, uns desto weniger ist H zu einer solchen einstiveiligen Befestigung geeignet. I« manchen Gegenden findet man Städte, an welchen sich die in früherer Zeit angelegten Befestigungswerke noch ziemlich vollständig erhalten haben, und bet deren Anlegung schon auf die kriegstaugliche Beschaffenheit der Gegend einige Rücksicht genommen worden ist. Sind solche Städte mit hohen und überall festen Mauern, und überwölbten Tho­ ren, mit einem breiten und tiefen nassen Graben, Meh­ rern bombenfesten Gebäuden, breiten Straßen, freien Platzen und einer ungehinderten Kommunikation hinter der Mauer versehen, so ist es gewöhnlich leicht, sie in brauchba­ ren Stand zu setzen und sich gegen die genannten Angriffs­ formen nachdrücklich darin zu vertheidigen. Ist aber die aus langen unbestrichenen kinien zusammengesetzte Mauer verfallen, theilweiS eingerissen, abgetragen, hinter leichr feuerfangenden Vorstädten versteckt, oder an ihrer innern Seite verbaut: finden sich außen Reste von Erdwällen und trocknen Graben, die durch Alter oder Kultur verfallen; und degenerirr sind, so verlohnt es sich selten der Mühe, «ine« solchen Ort in Vertheidigungsstand fetzen zu wollen, den« welche Angriffsart der Feind wählen mag, so wird er sich in zu großen Vortheil befinden. 294. Hinsichtlich der bei der Befestigung von Dör­ fern und Städten zu treffenden Anstalten ertheilt N orzet St. Paul folgende Vorschrift: Wenn ein bewohnter Ort, der ringsum angreifbar ist, einem militärischen Posten bestimmt worden, so darf der 'Befehlshaber der zu Vertheidigung desselben beorderten Truppen nicht immer hoffen, den ganzen durch die Ver­ breitung der vorhandnen Baulichkeiten unveränderlich ge, gebnen Umfang zu behaupten. Ehe sich dieser Befehlshaber daher auf die Zurichtung eineS solchen Postens einläßt, soll er das räumliche Verhältniß desselben erwägen, und wenn er nicht stark genug ist, das Ganze mit Nachdruck zu be, fetzen, einen Theil desselben aufgeben, und nach Maaß;abe seiner Truppenzahl und Art mehr oder weniger feinen Vertheidigungskrcks verengern. — Wäre der zu besetzende Ort eine kleine massiv gebaute Stadt, dessen Ausdehnung zur Stärke der Mannschaft in einem angemessenen Verhältniß stände, so würde folgendes zu thun sein:

— 4p° —1) Bor alle Aus- und Eingänge Les Orts werden Verschanzungen gelegt, oder sie durch möglichst tüchtig« Barrikaden verschlossen, je nachdem die Lokalität dem Feinde den Zugang zu diesen Punkten mehr oder weniger erschwert. Artillerie und kleines Gewehrfeuer müssen sich dabei gegen­ seitig unterstützen. Das Geschütz stellt man an solche Orte, wo es einen möglichst freien und ausgedehnten Wirkungs­ kreis hat, ohne selbst konzentrisch beschossen zu werden. 2) Alle zwischen diesen Eingängen gelegnen Gebäude werden zur Vertheidigung eingerichtet: man bringt Schieß­ löcher in den Setten derselben an, die dem Felde zugekehrt sind, oder vorspringende Flanken bilden; und vermacht sorg­ fältig alle Thüren und Fenster, durch welche der Feind ein­ dringen könnte. 3) Finden sich Gartenmauern, Bohlen, Zäune und Hecken vor den Gebäuden, und hat man Truppen genug um sie auswärts zu verwenden, so werden von diesen Dermachungrn alle diejenigen beibehalten, welche eine vordere Verthetdigungslinir bilden, so wie alle diejenigen eingeris­ sen, welche wegen Mangel der Truppen oder wegen ihrer ungünstigen Lage unbesetzt bleiben müßten, oder dem Feinde eine Deckung gewähren mögten. Oft können diese Gegen­ stände theils zur Verkleidung der Brustwehr selbst, theils als mittelbare Profilverstärkung sehr gut benutzt werden. Dringt es die allgemeine Disposition zur Vertheidigung mit sich, so verbindet man die einzelnen Gehege durch Verhaue oder dergl., und läßt hinter ihnen die zur Unterstützung ein­ zelner Punkte oder zum Rückzug der postirten Mannschaft dienlichen Kommunikation einrichten. 4) Alle Zufälligkeiten der Terrainbildung, Schluch­ ten, Hohlwege, Bäche, Hügel, einzelne Gebäude «. s. w., welche sich in die vordere Vertheidigungslinie anschließen und zu ihrer Verstärkung dienen, werden benutzt, mit de» übrigen Anordnungen in Verbindung gesetzt, oder wenn sie umgekehrt nachtheilig und gefährlich sind, vermieden, weg­ geschafft oder nach Möglichkeit umgeformt u. s. w. Eine Hauptregel, welche durch die gesammte Kriegfüh­ rung sich gültig bewährt, ist: daß man nie mehr Linien an­ ordnen und Werke anlegen soll, als man mit Geschütz und Truppen besetzen kann; daß eine mangelhafte, halb ausge­ führte Verschanzung meist weniger nützt, als gar keine; vnd baß eine weit ausgedehnte noch so gut ungeordnete aber schwach besetzte Vertheidigungsltnie an keinem Punkte den nöthigen Widerstand zu leisten vermag. In diesem Sinne wird

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wird man also verfahren mässen, wenn die Besatzung nicht hinreicht, den ganzen Umfang eiqes bewohnten Ortes voll­ ständig zu besetzen. Würde die Mannschaft noch ausrei­ chen, die Hauptzugänge kräftig zu bchauptey: so legt man nur Werke vor die Zugänglichsten von ihnen, und sperrt so fest als möglich alle übrigen. Man versieht nur die stankirenden Theile des Umfangs mit Schießlöchern, giebt die Vertheidigung der übrigen Baulichkeiten auf, versperrt auch hier alle Oeffnungen, durch welche der Feind eindringen könnte, und begnügt sich, sie durch einzelne Leute beobach­ ten zu lassen. Man richtet nur solche umschlossene Räume zur äußern aktive« Vertheidigung ein, welche vornehmlich bedroht sind, und sucht die andren auf irgend eine Weise unzugänglich zu machen, oder die Aufmerksamkeit des Fein­ des von ihnen abzuleiten. Ueberstiege aber auch diese Anordnung noch das Kraftn»aaß der Besatzung, so ist es am gerathensten, an irgend einem im Innern gelegenen Abschnitte, der geräumig genug ist, die.Besatzung zu fassen, und der von den umliegenden Häusern durch einen freien und durch unser Feuer genug­ sam bestrichenen Raum gesondert «st, alle Srreikkrafte zu versainmeln; diesen Abschnitt auf das sorgfältigste zu be­ festigen, daß er in eine Art von Zitadelle verwandelt wird; den Umfang und das übrige Innere des Ortes aber blos durch ausgestellte Vorposten beobachten zu lassen, die sich auf kein hartnäckiges Gefecht rinlassen dürfen. Alle Bau­ lichkeiten, welche die freie Aussicht oder Vertheidigung der Zitadelle beeinträchtigen, mässen niedergerisseu, oder nach den Umständen bei der Annäherung des Feindes in Brand gesteckt werden. — Wen«« die Häuser eines Ortes keine zusammenhängenden Massen und Straßen bilden, wird es selbst hei ansehnlicher Stärke der Besatzung meist unmöglich bleiben, die Vertheidigung des Ganzen durchzusetzen, und folglich um desto nöthiger sein, die Behauptung des Umfängs aufzugeben, und sich auf einzelne Punkte oder Ab­ schnitte einjufchränken. Ist der zu vertheidigende Ort ein Dorf mit leicht ent­ zündlichen, Gebäuden, so legt man entweder vor die Ein­ gänge in gehöriger Entfernung von den Gebäuden die zu einem kreuzenden Geschütz- und kleinen Gewehrfeuer nöthi­ gen Verschanzungen an, zu deren Verbindung man einzelne schicklich gelegne Mauern u. s. w., so viel es sich thun läßt, benutzt, oder man erbaut an einem den gegebnen Zwecken entsprechenden Punkte außerhalb des Dorfes eist tüchtiges

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isolirtes Werk; oder man richtet ein hiezu geeignetes map sives Und geräumiges Gebäude (Schloß, Kirche, Kloster, Amtswohnung, Fabrik oder dergl.) zu einem Reduit rin, und sucht von den übrigen Lokal- und Lerrainbeschaffenhei« test für das Tiralltuvgefecht so viel Vortheile, als nur im# wer möglich ist,.zu ziehen. Gegen feindliche Reiterei wird es zumal nicht schwer werden, sich schon auf diese Weise sicher zu Men. Liegt der zu vertheidigende Ort in der Dorpostenlinie eines Armeekorps, von dem, sobald es nöchig wird, eine an# sehnliche Verstärkung gesendet werden kann, so hat der Befehlshaber des Postens einen bei weitem größer» Spiel, raum. Er kann nicht nur einzelne vorliegende Punkte viel hartnäckiger vertheidigen, sondern es dürfen auch die anzulegenden Werke nach Maaßgabe der Wichtigkeit des Postens, der sich eignenden Lokalität, und der freigegebnen Zeit, ohne strenge Berücksichtigung der Stärke der Mannschaft, ganz nach den Regel» der Kunst und den Gründen der allgemei, nen Zweckmäßigkeit, vervielfältigt und ausgedehnt werden. Die Befestigungsanstalten mässen indessen doch jederzeit so berechnet fein, daß die Besatzung sie aus eigner Kraft wenigstens doppelt so lange behaupten kann, als der Ent­ satz Zeit gebraucht heran zu kommen. 295. In Müller und andern Werken über die Fetdbefrstigungskunst findet man über die Verschanzung der Dörfer und Städte noch folgende nützlichen Andeutungen^ Wenn eine Stadt mit großen Vorstädten umgeben ist, welche mit belegt werden mässen, so muß man sie, nach Art der Dörfer, besonders verschanzen. Es würbe grausam sein, sie ohne di« Gewißheit eines bevorstehenden Angriffs, sogleich niederzureißen; ihre Anzündung im Augenblicke des Gefechts kann bisweilen unsre Vertheidigung äberdem noch begünstigen, und wenn die Stadt dem Feinde gehört, so entsteht dadurch bisweilen ein neuer Bewegungsgrund für ihn, bei, Angriff zu unterlassen, wenn er besorgen muss, dckss bei den von uns getroffenen Vorkehrungen seist Anrückest Ursach wird, daß alle der Hauptvertheidigung nahgelegnen Gebäude den Flammen geopfert werden. Bloße Mauer» aber, die eine nachtheilige Lage haben, müssen im Voraus eingerissen werden, denn sie brennen nicht, und bei Ver« laffuna der Vorstädte fehlt es an Zeit zu ihrer Demolirung. Vor den Eingängen der äußern Verschanzung werden, wie gewöhnlich, mit Echweinsfedern versehene Schlagbäume angebracht, und dies« hinter Erbaufwärfen verborgen.

— 4°3 — Auf ähnliche Weife sperrt man die auf die Stadtthore «u# führenden Gassen an niehrern schicklichen Punkten, wo sie möglichst schmal mir mafiiven Häusern einaefaßt "^d, u >d aus andern qneer vorliegenden Hausern oder Mauern be­ strichen werden können. Auf beiden Seiten der Straße, unmittelbar an den Häusern, werden zu diesem Ende Pla­ sten von starkem Holze so tief als möglich eingearaben. Ein aus einem sehr schweren, allenfalls iwt eisernen Stan­ gen beschlagenen Balken verfertigter spanischer Reiter von -er Breite der Straße hangt an dem einen Pfosten in einer Kette, so daß die Federn nur eine Hand hoch über bvr Eroe schweben. Bei Tage wird er an die Seite gestellt, Abends aber, oder bei zir envae endem Angriffe, mittelst Hebebaumen queer vorgesetzt, j.vei Rostnägel, über r Fußlang, am Kopfe bis 2 Zoll ins Gevierte oick und mit scharf einaehauencn Van.en versehen, liegen bereit, um in die durch den Dalken des Reiters und den Pfosten so tief eingebvbrten Löcher, daß die Köpfe der Nägel noch yZoll etwa verste­ hen, eingepaßt, und auf erhaltnen befehl durch die dabei­ stehende Sch-ldwache mit einem «roßen Schmiedehammer bis an die Köpfe in daö Holz getrieben zu werden. Keine menschliche Gewalt vermag mit irgend einem Instrumente diese Nägel wieder herauszuziehrn. Jwerchwalle würden ein für allemal die Kommunikation hemmen, auch dem Feinde die bequemsten Logementer darb'eten. Minen sind zu umständlich; besser würde für schmale mit hölzernen Gebäuden eingefaßte Stellen ein mit brennbarem Material angefällter Wagen fein, den man beim Zurückzuge hinter sich her zieht, und ihn, wo man es paffend findet, durch inStroh gethanene Schüsse in Brand steckt. Die Thore, bis auf eins oder zwei, welche sich bequem vertheidigen lassen und zur Gemeinschaft mit außen noth­ wendig sind, werden barrikamrt, und besonders wenn ihre Außenseite durch Flankenfeuer bestrichen werden kann, durch große Haufen nassen mit fchiperen Feldsteinen untermischten Düngers, äußerlich, verschüttet, und oberhalb mit Schieß­ löchern versehen. Wo sich Fallgitter oder Zinnen (machicoulis) vorfinden,« kann man den Zugang auch von oben vertheidigen. Brücken vor denselben werden abgebrochen; aste Zugänge unter der Stadtmauer werden mit großen Steinen Wb Dänger verpackt. Mit dem Dermanern kann man sich selM abgeben, weil es viel Zeit und gelinde Wit­ terung erheffcht. Bor die offen bleibenden Thore werden geräumige Werke von einem starken Durchschnitt gelegt. Cc 2

— 4°4 — Auch werden Fladderminen hier mit Nutzen anzubringen sein, nur mässen sie so angelegt «erden, daß man die eig, nen Derrheibigungsanstaltm durch sie nicht über den Hau­ fen wirft. Sind vorspringende Thürme in der Mauer, die jti diesem Ende von allen Bäumen, Sträuchern, Queergehegen u. f.w. gereinigt werden, so sucht man durch das darin ausgestellte Geschütz den äußern Fuß derselben zur Verhinderung der Leiterersteigung zu bestreichen. Fehlt es an einer hinreichenden Menge solcher vorspringenden Theile, so durchbricht man an den schicklichsten Stellen die Mauer ungefähr 6 Fuß breit und 5 Fuß hoch, und so niedrig über dem Horizont als möglich, und legt vor diese Oeffnung ein kleines Bollwerk oder Blockhaus dergestalt, daß das Loch in der Mauer, und die auf den niedrigen Flanken placirteu Geschütze gehörig von vorn maskirt sind. — Eine mehr als 24 Fuß hohe Mauer schätzt an und für sich gegen «iue Leitrrersteigung. Viele alten Stadtmauern sind auch so dick und fest, daß eine Bresche nicht sehr zu fürchten ist. — Wären Lücken in der Mauer, so könnten diese Stellen vorzugsweise zu jenen Bollwerken gewählt werden; sind sie zu diesem Zweck nicht passend, so werden sie durch eine starke Erdbrustwehr besser als durch Pallisa­ den oder Dalken vermacht. — Wo in den Thürmen und Mauern alte Schießscharten vorhanden sind, werden Ge­ rüste dahinter angebracht; neue Scharten durchzubrechen ist nicht ratbsam, doch ist dies sehr oft nicht zu vermeiden; kann man sie nicht gehörig ausmauern, so hilft man sich mit Sandsäcken oder Holzbau. Wo die Mauern sehr nie­ drig sind, werden inwendig alle 12 Fuß auseinander Stiele eingegraben, über welche ein fraisirter Holm angebracht wird. Die Stiele sowohl als der Balken des Holms müs­ sen aber durch die Mauer geblendet sein. Der Stadtgraben, besonders die zugänglicheren Stel­ len desselben, werden durch große krauszackige Obstbäume oder alte Kopfweiden u. s. w. barrikaditt. Man muß ihn wohl in Augenschein nehmen, damit er in solchen Stand ge­ setzt werde, wie rS nöthig ist, um daß er ein wirkliches Hin­ derniß abgebe. Ist die Kontreskarpe nicht bekleidet, so läßt man sie so steil als möglich abstechen, und die Erde glaziS» förmig nach außen verbreiten. Ist sie mit einer Mauer be­ kleidet, so muß man einzelne schadhafte Stellen derselben auszubessern suchen, Werke davor legen, oder sie mit Pal­ lisaden aussetzen. — Die Drücken, welche über den Grat



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ben führen, und die man der Kommunikation wegen beibe­ halten muß, find durch vorgelrgte und seitwärts liegende Werke gut ju decken; im Fall sie massiv sind, schneidet man sie auf beiden Enden durch einen breiten und tiefen Graben vom Ufer a.b, über welchen man höljern« leicht abwerfliche oder zerstörbare Laufbrücken legt. — Die Kommunikation an der innern Seite der Mauer wird frei gemacht. Starke massive Häuser, welche daranstoßen, aber lassen sich wegen ihrer Stockwerke sehr gut zur Vertheidigung benutzen. Ein alter vor, dem Graben gelegner Wall nmß entweder abgetragen oder zu einer Brustwehr ausgeputzt werden. Beides ist sehr zeitraubend und beschwerlich; außer Acht gelassen aber könnte er gefährlich werden. Bisweilen wird man ihn theilweis zu den vorspringenden Erdwerken be» rllltzen können. — Kann man den Graben durch Stauun­ gen unter Wasser setzen, so ist dadurch viel gewonnen; falls es nicht strenger Winter ist. Zur Deckung gegen Breschen mässen wahrend des An­ griffs Abschnitte gemacht werden; die deshalb nöthigen Anordnungen gehören in den Abschnitt von der Verthei­ digung. Müller schlagt noch vyr, zur Deckung solcher Städte, in welchen Magazine angehäuft sind, ringsum dieselben (besonders wenn nur gewisse Seiten zugänglich sind^, in der Entfernung von 4000 Schritten vom Mittelpunkt der Stadt, Blockhäuser- in der doppelten Entfernung des Musketen­ schusses eins von dem andern anzulegen. Er will dadurch das Bombardement verhindern. Höchstens würde es hie­ durch indessen auf ein oder zwei Tage abgehalten werde« können; denn weil man diese Blockhäuser wegen ihrer Ent­ fernung von der Stadt nicht sonderlich unterstützen kann, nimmt der Feind eins oder zwei derselben durch die Sappe, und dann sind die übrigen unnütz. Auch setzen sie eine be­ trächtliche Stärke der Besatzung voraus. Der Marktplatz oder sonst ein geräumiger Platz im Innern muß zu einer geschlossenen Verschanzung eingerich­ tet werden, indem man die darauf stoßenden Straßen durch Traversen verschließt. Da die Eckhäuser dieser Straßen gewöhnlich «inen Eingang nach der Straße, und eine« an­ dern nach dem Markte zu haben, so müssen die Traversen so weit in die Straßen hineingerückt werden, daß der auf die Straße führende Eingang dieser Häuser hinter die Tra­ versen kommt, weil der Feind sonst den Durchgang durch die Häuser benutzrn konnte. Die übrige» Straße« -er



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Stadt, die nicht zum Zurückzuge der eignen Truppen die­ nen, werden durch Traversen, Graben, Pallisaden, spa­ nische Reiter, tn einander gefahrne Wagen, abgehauene Bäume u. dergl. ungangbar gemacht, damit die sich zurück­ ziehenden Theile der Besatzung vom Feinde nicht abge­ schnitten werden ^Knnen. ES werden also nur diejenigen Straßen offen erhalten die von den'besetzten Thoren oder Platze direkt nach jener Cent; alverfchanzung führen. Diese Straßen müssen den Truppen bekannt gemacht werden, und dürfen einander Nicht kreuzen, weil die Unordnung sonst unvermeidlich ist; (mithin muffen alleQueerstraßen ge­ sperrt werden). Wenn die RückzugsstraßrU in grader Linie auf den Marktplatz stoßen, ist dies ganz gut, weil sie als­ dann von dortauo bestrichen werden können. Zunächst den Thoren aber ist eine gekrümmte oder unter Winkeln g?brochne Richtung vortheilhafter, damit der Feind nicht unsre Rückzngslinir enfiliren kann Was über die zweckmäß'ge Anordnung des Eingangs in rin Reduit gesagt wor­ den, wirb man daher auch hier in Anwendung zu bringen suchen müssen. Sowohl die Häuserreihen, als die in die Rück uqslkraße führenden Queergassen werden tnaiinid)# fache Gelegenheit darbieten, bett gegen die Centralverschanzuna andringenden Feind von der Seite und im Rücken mit Feuer und Bawnet anzugreifen und abzuhalten. Auch ist es oft vorteilhaft, in der Kommunikation längs der Mauer vertheidigungefahige Abschnitte anzubringen, von wo ans der durch ein Thor oder sonst irgendwo eingedrun­ gene Feind in die Flanke genommen, und von der schnellen Verbreitung in die übrigen Quartiere der Stadt abgehalten werden kann. Hat der Ort eine freie Rückzugsseite, so wird die Centralverschanzung begreiflich zunächst dieses Auewegs oder doch so angelegt werden müssen, daß man flch von ihr unter Umständen, die der schrittweisen Verthei­ digung günstig sind, und das Abschneider» unmöglich ma­ chen, dahin begeben könne. Man muff überhaupt eine solche befestigte Stadt be­ trachten wie rin erweitertes Hans oder Gehöft, welches zur Vertheidigung eingerichtet worden. Wie man sich dort von einen» Zitnmer, einem Stockwerk in das andre fechtend zurückzieh/, und den» Feinde jeden Schritt streitig macht, so wei Ht inan hier aus einer Straße in die andre; was dort die Eingänge, sind hier die Thore; was dort Seitenthüren, hier Queeraassen u. f. w., nur daß eine Stadt, wenn man Zeit und Mannschaft genug hat, und allenfalls auf den



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Beistand der Bürgerschaft rechnen kann, unendlich mehr und maiimchfaltigete Hülfsmittel barbieret, den Feind in Falken und Hinterhalte zu locken, wo er unerwartet von mehrern Seiten ein Kreuzfeuer erhalt, :oder ihm unvermuchet auf einem verborgnen Umwege in den Rücken zu fallen, ihn aus bereits eroberten Quartieren Und Straßen mit an, sehnlichem Verlust wieder herauszutreiben u. s. w. Do» de» Zerstörung«- oder Angriffswaffen der Pioniere.

296. Haben wir bisher die Pioniere blos als schaffendes und vertheidigendes Element betrachtet, so müssen wir nun­ mehr zu denjenigen Gegenständen übergehen, deren sie sich als Zerstörungs- und Angriffswaffen bedienetk, — Zu den unmittelbaren Bekampfungsmckteln (gleichsam ihrer blanken Waffen > darf man im Allgemeinen alle dieje­ nigen Werkzeuge und Geräthschaften rechnen, mittelst de­ ren ffe die feindlichen Schirme und Hindernisse ein reif tn und aus dem Wege räumen. Die Kenntniß der Beschaf­ fenheit dieser meist auch im gewöhnlichen Leben angewendtten Werkzeuge dürfen wir bei unsern Lesern voraussetzen; über ihren Kriegsgebrauch wird späterhin das Nöthige bei­ gebracht werden. Die mittelbaren Zerstörungswaffen der Pioniere sind vornehmlich dreierlei Art: Wasser, Feuer und Schießpul­ ver. Das Wasser kommt im Gebiete des Feldkrieges weni­ ger in Anwendung, als beim Angriff und bei der Verthei­ digung fester Plätze, weil dessen Verwendung in großer Masse mancherlei künstliche Vorrichtungen, als Kanäle, Schleusen u. s. w. erfordert, zu deren Erbauung im Felde die Zeit gebricht. Doch kann es auch hier Falle geben, wo durch Verdammung fließender oder plötzliche Freimachung angespannter Gewässer dem Feinde und seinen Werken, Kommunikationen u. s. w. ein empfindlicher Schaden jugefugt werden könnte. Häufiger wird das Feuer in Anwendung gebracht, um entweder feindliche Verrathe und leicht entzündliche Hin­ dernisse und Deckungen durch Brandstiftungen zu Grunde zu richten, oder durch angezündete Gegenstände die freie Bewegung des Feindes und somit das Gefecht selbst irgend­ wie zu modifiziren. 297. Die Brandstiftungen geschehen entweder da­ durch , daß man die schnell fenerfangenden Gegenstände unmittelbar mit der Flamme in Berührung bringt, oder die

— 4°&> dafür weni'ger empfänglichen Gegenstände mit leicht ent­ zündlichen Dingen (Stroh, He«/--Reiser, Schwefel, Spirirus, Oele, Harze u. f. iv.) in gehöriger Masse umgiebt, oder sie durch eigentliches Brandgeräthe und Kunstfeuer in Flammen setzt. Häuser mit Schindeldächern werden am leichtesten angezündet, wenn man die Mündung der Gewehre in das Stroh steckt und abfeuert. Das Dach brennt nach we­ nigen Schüssen. — Wie durch Heuwagen, die mau eine Strecke hinter sich herzieht, auf eine ähnliche Weise Defileen gesperrt, Blöcken in Brand gesetzt werden können u. f. w., haben winschon früher erwähnt. — Die Brandstif­ tungen auSder Ferne gehören in dir Sphäre der Artillerie; Loch fxägt es sich, oh man die Brandraketen nicht lieber den Pioniere» zutheilen sollte. BranHfchwärmer werden wie die gewöhnlichen Lustfchwarmer, welche das Kaliber eines Pistolenlaufs- ha­ ben, rollirt, und mit einem Satze von i Pfund Mehlpulver «nd 2 bis 3 Loth Kohlen, etwa 4 Zoll hoch geschlagen, eine Karabinerkugel darauf gekittet, der Hals ein wenig aufge­ bohrt und auf die gewöhnliche Weise angefenert. , Pech kränze werden entweder aus trocknen Reisern geflochten, oder aus Toiinenreifeizgemacht, mit Stroh oder Werg bewickelt, in eine über Kohlenfeuer geschmolzne Masse von 2 Theilen weißem Pech, »Theil Kolophonium, i Theil Terpentin, | Theil schwarzem oder grünen» Pech, 1 Theil weißem Harz und 1 Theil Theer getaucht, sodann mit Mehl, pulver bestreut, einige Stücke geschmolzenes Zeug darauf geklebt, und das Ganze nochinals mit Werg bewickelt. Pechfafchiuen sind 2 Fuß lange Bündel aus Hobel­ spänen und trocknen» Reisig, welche auf eine ähnliche. Meise praparirt worden. — Brandtücher werden aus grober Leinwand gemacht, die in einen Satz von 18 Pfund Pech, 9 Pfund Harz, 4 Pfund Talg, 1 Pfund Leinöl, 1 Pfund Terpentinöl, 9 Pfund Schwefel getaucht worden. Sie wer­ den über hölzerne Rahmen geheftet, mit Stücken Zändlicht und mit Haken versehen, um- sie an die zu entzündenden Gegenstände schnell zu befestigen. Man bedient sich dieser Gerathe besonders auch bei Ausfälle»», um die feindliche»» Brlagerungsarbeiten anzuzünden, bei Vertheidigung von -Dreschen, beiin Angriff der Blockhäuser, der Schiffe u. s. w. — Der einfachste Brandsatz wird aus Theer und Pulvevgemachtz zwei Dinge, die mar» im Felde überall zur Hand hat. 298. Bedient sich die Artillerie des Schießpulvers,

— 4°9 — «m die Geschosse kn weiter-Form grgen rm Feind zu schleu­ dern/ so m»H es dagegen den Pionieren feine ungeheure/ die Gewalt erhitzter Wafferdämpfe »och vielfach überstei­ gende, Expansivkraft leihen, um feste und ausgedehnte Mas» sen auseinanderzusprengen. Man kann eine jede zu einem ähnlichen Zwecke angebrachte und mit einer Bvrrtchtung zum Anzändrn versehene Pnlvermasse eine Mine Nennen. Ur# sprängiich bediente man sich dieses Ausdrucks zwar über­ haupt für unterirdische Gange aller Art, späterhin aber be­ zeichnete man insonderheit damit die mit Pulver angefüllton Höhlungen derselben, und im Dergwerkswesen wird das Wert noch jetzt in beiden Bedeutungen gebraucht. — Die Minen können übrigens ebenfalls blos als Zerstff# rungsmittel lebloser Massen, oder als Waffe und Bekämpfungsmittel des Feindes selbst in Anwendung kommen. Um «ine minenartige Wirkung zu erhalten, darf mau nur eine hinlänglich große Masse von Pulver zur gleichzei­ tigen Entzündung bringen; die übrigen besondern Anord­ nungen richten sich danach, ob nur eine Explosion überhaupt oder aber ob diese in bestimmter Richtung, Gewalt und Aus­ dehnung erfolgen soll. Es ist hier übrigens nicht der Ort, die Theorie der Minen vollständig abzuhandeln, sondern nur soviel davon beizubringen, als zum Verständniß ihrer An­ wendung im Fekdkriege nöthig ist. Die aus entzündetem Pulver entwickelte elastische Flüs­ sigkeit hat ein Strebeu und Vermögen, sich nach allen Sei­ ten schnell und gewaltig auszudehnen. Ist der Widerstand, den dieses Streben von außen erleidet, überall gleich stark, so zeigt sich auch die Wirkung deö Expansivvermögens nach allen Richtungen in gleicher Stärke. Ist der Widerstand aber irgendwo geringer, so wendet sich die ganze ursprüngliche oder noch vorhandene Kraft gegen diese Seite, und äu­ ßert ihre Gewalt in der dadurch sich erzeugenden Richtung. Hierauf beruht nicht nur die Möglichkeit des Schießens, sondern auch die der Minenwirkung in irgend einer be­ stimmten Richtung. Man muß die Mine nämlich so legen, daß sie in der Richtung, worin sie spielen soll, einen gerin­ gern Widerstand findet, als sonst irgendwo. Je größer der Widerstand ist, den die elastische Flüssigkeit unmittelbar nach dem Augenblicke der Entwicklung vor sich findet, um desto gewaltiger äußert sich in der Regel ihre Wirkung. Daher pflegt man die Ladung der Minen möglichst enge und fest einzuschließen. Doch will man gefunden haben, daß ein geringer freier Spielraum für die Ladung gemeinhin eine

stärkere Explosion verursacht, als wenn hie Pulvermasse unmittelbar eingeschlossen ist. — Wenn sich sehr große Massen von Pulver gleichzeitig in freier Luft entzünden, fp geschieht die Ausdehnung der elastischen Flüssigkeit mit Mer so großen anfänglichen Geschwindigkeit, daß die atmosphärische Luft «id)t schnell genug auszuweichen ver­ mag. Aus dem hieraus erfolgenden ungemein großen Wi­ derstande erklären sich die fürchterlichen Wirkungen auffliegonder Pulvermagazine. Nur 4 Pulverwagen zerstörten in Eisenach durch ihre Explosion auf fre,er Straße nicht nur alle Gebäude auf beiden Seiten derselben, sondern drückten auch die Wände der jenseits zweier paraüelen Straßen ste­ henden Häuser ein. Gräbt man eine Masse Pulver in dir Erbe, si» ist der geringste Widerstand, oder wie man es zu nennen pflegt, die k ü r z e st e W i d e r st a n d e l i n i e, in der senkrechten Rich­ tung nach der über der Mine befindlichen Flache des Erdbo­ dens, daher die über der Mine liegende Erddecke, wenn sie von gleichförmiger Dichtigkeit ist, in eben dieser Richtung bei der Explosion in die Luft geschleudert zu werden pflegt. Wie groß aber übrigens die Kraft des Pulvers fein mag, so hat sie dennoch für bestimmte Ladungen eine bestimmte end­ liche Größe. Befindet sich daher eine gewisse Quantität Pulver so tief unter der Erdoberfläche, daß der Widerstand der über ihr befindlichen Erddecke überall größer ist als die Federkraft der durchs Entzünden entwickelten Flüssig­ keit, so besteht die ganze Wirkung der Mine in einer Zerrei­ ßung und Erschütterung der innerhalb eines kugelförinigen, oder vielmetzr eiförmigen (elliptischen) Ranmes ringsum die Mine gelegnen Erdthcile und übrigen darin befindlichen Gegenstände. Die Ausdehnung und die mehr oder weni­ ger regelmäßige Gestalt dieser Erschütterungssphäre hangt von der Stärke der Ladung und der gleichförmigen Weiche, Elastizität, Mischung und anderweitigen Beschaffen­ heit des Erdbodens ab. Ist aber die Federkraft größer als der Widerstanb der Erddecke, wo sie am wenigsten dick ist, so zeigt sich die Wirkung der Mine zu Tage. Es entsteht zuerst ein dumpfes Getöse, sodann eine Erhebung eines ku­ gelförmigen Erdhügels ringsum den Punkt, welcher der Linie des kürzesten Widerstandes entspricht; es dringen durch die in demselben enistehenden Risse Rauch und Flam­ men, ringsum die Minenkammer erfolgt eine starke Er­ schütterung, und endlich wird eine Masse von Erde in Ge­ stalt einer feurigen Garbe emporgeschleudert, die sich rings-



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am nach allen Sekten um die entstandene -trichterförmige Oeffnung oder Höhlung verbreitet. Die Dimensionen diesxr Trichter sind abhängig von der Starke der Ladung, und mandxrki andern örtlich und augenblicklich wirkenden Naturkräften. Die Schwierigkeit, Minenversuche im Gro­ ßen und in hinreichender Menge anzustellen, und die Iden­ tität oder Verschiedenheit der vorhanden gewesenen Um­ stände zuverläßig auszumitteln, sind Ursach, daß die Theo­ rie der Minen noch lange nicht im Klaren ist. EhehtV glaubte man, daß der Durchmesser des Trichters die dop­ pelte Lange der kürzesten Widerstandslinie nie überschreiten könne. Bei neueren Versuchen hat man gefunden, daß das Pulver seine Wirkung bis auf die drei - bis viermalige Lange der kürzesten Widerstandslinie rundumher zu zeige« vermöge, und man im Stande sei, durch angemessene Vor­ richtungen große und flache Trichter zu erhalten, deren Durchmesser fast sechsmal so groß ist als die kürzeste Widerstandslinie. 299. Die wesentlichen Dinge die bei einer Mine vor­ kommen sind: 1) die Ladung selbst nebst dem Behälter der sie umschließt; 2) der Ort wo man die Anzündung der La­ dung bewerkstelligt oder der Minenheerd; g) die Ver­ bindung zwischen dem Heerde und der Ladung, mittelst wel­ cher das Feuer von jenem zu dieser, fortgeleitet wird, oder das keitfeuer. Bei der Anlegung von Minen ist entweder die Quan­ tität des zu verwendenden Pulvers gegeben, und es kommt darauf an, es in solcher Entfernung unter die Erde zu legen, daß eine dem Zwecke entsprechende Wirkung erfolgt, ober aber es soll die Stärke der Ladung ausgemittelt wer­ den, mit welcher es möglich ist, von einem gegebnen Punkte ans einen Trichter von bestimmtem Durchmesser herauszu­ werfen. Um die eine wie die andre Aufgabe lösen zu kön­ nen, muß man das Verhältniß beider Gegenstände zu ein­ ander kennen. Man hat zu diesem Ende in allerlei Gat­ tungen Erdreich Versuche angestellt, und da man annehme« darf, daß die Trichter der Minen einander ähnlich sind, wenn ihr Durchmesser und die kürzeste Widerstandslinie ein gleiches Verhältniß haben sollen, so können aus einem oder mehreren durch solche Versuche gefundenen Resultaten leicht für andre gegebnen Falle die verlangten Größen durch Rechnung ausgemittelt werden. In dem Taschenbuche wird man eine Tabelle finden, welche für die im Felde vor­ kommenden Fälle die erforderlichen ReLbältnisse angiebt«



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-av» 95ei den Fladdermiuen pflegt man di« kadung so einzurichten, daß der Durchmesser des Trichters ungefähr doppelt so groß als die kürzeste Widerstands>ini.e wird. Man darf aber, wenn die Leitrinne gehörig tief, ein# Kegraben werden soll, die kürzeste Widerstandslinie nicht unter 5 Fuß wählen, es fei denn, daß die Leitrinne auf ir­ gend eine andre Weife gegen eine Beschädigung von außen kicher gestellt worden. Aus den Tabellen ergiebt sich zudem, daß 5 Fuß die schicklichste Tiefe für Fladderminen ist, weil «ine größere Länge der kürzesten Widerstandslinie auch eine stärkere Pulverladung erfordert, ohne einen doch beabsichtetkn verhältnißmaßig weiteren Trichter auszuwerfen. Bei einerlei Erdreich verhalten sich die Größen der er­ forderlichen Pulverladung wie die Würfel der kürzesten Wi-erstandslinien. Hieraus hat man, um für die gewöhn­ lichen Fälle die Stärke der Ladung ungefähr zu bestimmen, folgende leicht zu merkende praktische Regel abgeleitet: Man erhebe die in Fußen ausgedrückte kürzeste Wtderstandslinie auf die dritte Potenz, und divibire dieses Produkt durch ip, so giebt der Quotient die Pukverladung in Pfunden aus­ gedrückt. Die Gestalt des Behälters für die Ladung ist zwar nicht ohne Einfluß auf die Art und Größe der Wirkung: im Felde wählt man für den Pulverkasten indessen gewöhn­ lich einen Würfel, weil auf diese Weise die angemessene Größe des Kastens ober Behälters nach dem Raum, wel­ che» die Ladung einnimmt, am leichtesten bestimmt werden kann *). Der rheinländische Kubikfuß oder 172g Kubikzoll Pulver wiegen ungefähr 60 Berliner Pfund, und 1 Pfund Pulver nimmt also 28,g Kubikzoll Raum ein. Aus dem Produkte der in Pfunden gegebnen Stärke der Pulverla­ dung mit dieser Zahl 28,8 die Cubikwurzel ausgezogen, giebt die Seite des würfelförmigen Kastens im Lichten in rheinländischen Zollen ausgedrückt. Auch hierzu giebt es eine praktische Regel, welche der Wahrheit so nahe kommt, *)

Nach den neuesten Erfahrungen sind Pulverkasten von nicht kubischer, sondcrn^chachtformiaer Gestalt vortheilhafter, wenn sie so angebracht werden, daß ihre breitere Flache mit der Erdoberfläche parallel liegt. Auch für sie macht die Berech, nung der Dimensionen kerne große Schwierigkeit; und sollte auch die Ladung den Kasten nrcht genau ausfütten, so verliert dadurch die Wirkung der Mine nicht nur nicht-, sondern sott selbst dadurch noch an Wirksamkeit gewinnen.

— 4i5 — als unter den meisten Umstanden nüchig ist. Man foU nämlich die Seite des Pulvertastens im Lichq ten dem achten oder neunten Theil der kürze­ sten Widerstandslinie gleich machen. Man darf also nur einen Kasten von dieser Größe machen lasten Und ihn mit Pulver füllen, so hat man aus der Stelle die zur Sprengung der Mine hinlängliche Ladung. Sobald der Kasten mit Pulver gefüllt ist, so wird er mit einem hölzer­ nen Deckel zugemacht, der mit hölzernen Nägeln festge­ nagelt werden muß. An der einen Seite des Kastens must eine Oeffnung befindlich fein, in welche der Leitkasten genau hineinpaßt, der schon*vor dem Laden darin befestigt fein muß. Vermuthet man, daß die Mine lange liegen bleche, oder das Pulver im Kasten feucht werden mögte, so muß derselbe zuvor wasserdicht verpicht werden. Auch pflegt man ihn wohl auf ein Lager von hohlliegenden Steinen zu setzen, damit fich die Feuchtigkeit um ihn nicht sammeln kann; oder den Kasten doppelt zu machen, «nd den Zwi­ schenraum zwischen dem innern und äußern Kasten mit Kohlenstaub auszufällen; ober auch statt des hölzernen Ka­ sten einen großen irdenen Krug zu nehmen. — Hat man Bomben oder schwere Granaten zur Hand, so wird man fich ihrer ebeyfallö mit Vortheil als Fladdermitten bedienen können. DchTitfe, in welcher sie unter der Erde liegen bfiri fen, ist übrigens nur 2 bis 3 Fuß. Denn da die -ozöllige Bombe 10 Pfund und die lirzöllige 17 Pfund Pulver faßt, jene aber von 3 und die letztem voll 5 Pfund gestrengt wird, so bleiben hier 12 und dort 7 Pftmd übrig, die bei 2 Fuß Tiefe in leichtem Boden einen beinahe 12 Fuß weiten Trichter auswerfen, und noch durch die herumstiegendeu Bombenstucke schaden werden. Vorzüglich ist ihre Anwen­ dung in solchen Fällen anzuempfehlen, wo das Grundwasser nicht gestattet den Minenofen bis zu 5 Fuß in die Erde zu senken; um so mehr, da auf den Schreck, den die Epplvston auf das Gemüth des Feindes macht, und auf die Besorgniß desselben vor der möglichen Gefahr, meist mehr gerechnet sterben muß, alö auf den wirklichen Schaden oder Verlust, der dem Feinde durch die Fladderminen zugefugt werben dürfte. Fladderminen werden in der Regel vor die Brustwehr, in den meisten Fallen selbst vor den Graben gelegt, der Minenheerd aber hinter der Brustwehr oder innerhalb der Kaponieren angeordnet, um die Mine ohne Gefahr und vom Feinde unbemerkt anzünden zu können« Dieser Heerd wird

— 4'4 “ sorgfältig gegen Feuer und Nässe verwahrt, und zu diesem Ende gewöhnlich mit einer Kapelle von Brettern^ umgeben. Die Ladung wird mit dem Heerde durch dieZändwurst verbunden, welche bis in die Mitte des Pulverkastens Hineinreicheck muß. um sie zu zünden, wird sie auf dem am Heerde befindlichen Ende mit einer Schlagröhre verse­ hen, die auf die gewöhnliche Weise eingepudert, und durch eine Lunte oder sonst wie losgebrannt wird. Die Zündwurst ist ein 4 bis Zoll weiter, von Parchent, Leinwand oder sockst von einem glatten und starken Zeuge angefertigter und mit Pulver angefällter Schlauch, der entweder mit Werg uttb Stroh fest umwickelt, oder besser noch in einen aus sattelt zusammengenagelten und im Nothfall verpichten Leit­ kasten geborgen wird. (Zu je io Fuß einer Zoll weiten Zündwurst braucht man ungefähr nj- Loth, und zu einer z Zoll weiten 2$| Loth Pulver.)

501. Sollen Minen in den gewachsenen Poden, also Unter die natürliche Erdoberfläche, angebracht werden, so muß 1) an dem Orte, wo sie zu liegen kommen sollen, ein koch oder Brunnen gegraben werden, der so geräumig ist, daß ein Mensch sich darinnen bewegen, den Minenofen aus­ holen und darin den Pulverkasten legen kann, 2) ein Gra­ ben oder «ine Leitrinne von dem Ofen na!ch dem Heerde geführt werden, auf deren Sohle der Leinastcn ju. liegen kommt, und 3) sowohl Brunnen als Graben wieder ver­ schüttet, und gehörig fest gedämmt werde». Die Tiefe des Brunnens richtet sich nach der Länge der kürzesten Widerstandslinie, und muß etwas größer sein als diese, damit in der gehörigen Entfernung von der Erd­ oberfläche seitwärts, dicht über der Sohle des Brunnens, der Minenofen ausgehöhlt werden kann, Gewöhnlich macht man den Brunnen 3 Fuß breit und ungefähr 4 Fuß lang. Der auf der Oberfläche der Erde bemerkte Punkt, unter dem die Mine gelegt werden soll, muß in die Mitte der kür­ zesten Seite des Brunnens, und dieser ganz nach der Seite hinausfallen, welche der Richtung, in welcher die Leitrinne herangefuhrt wird, gegenüber liegt. — In leichtem Bo­ den wird man die obere Oeffnung des Brunnens etwas ge­ räumiger machen müssen, damit derselbe nicht einstärzt. Ihn deshalb mit hölzernen Rahmen auszusetzen ist für die Tiefen, die bei Fladerminen Vorkommen, nicht nöthig. Die Leitrincke- welche gleichzeitig mit dem Brunnen gegraben werden kann, wird gewöhnlich 3 Fuß tief und



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i Faß bkelt bis kn den Brunnen geführt, wo der Leitkasten nur einem -Knie sich bis zum Minenofen hiliabsenkt, und von der Seite des Brunnens in den Pulverkasten mündet. Die einzige Schwierigkeit beim Bau der Fladderminen ist die, den keitkasten und die Zündwurst unter dem Graben und der Brustwehr hindurch zu führen. Man pflegt die Leitkasten zwar auch wohl quecr durch den Stäben zu füh­ ren, und zu feiner Unterstützung einige Ränder'anzubringerr. Diese Anordnung aber ist sehr gefährlich, weit der Leit­ kasten hier durch das feindliche Geschütz und andre unvor# Hergesrhene Umstande leicht beschädigt werden kann. Bei nassen Graben würde man sich dennoch dazu entschließen müssen, bei ihnen aber kann man auch die Fladderminen füglich entbehren. Wollte man das vor einer Schanze gfi lcgne Terrain erst nach vollendetem Bau derselben unter# miniren, so.würde die Führung der Leitrinne sehr viel Nebelstand verursachen, weil dir Brustwehr und die Bö­ schungen aufgewühlt werden mässen, was vorzüglich, wenn beide bekleidet sind, eine weitlanftige Sache bleibt. Man muß sich daher hiezu, wenn der.Heerd nicht im Graben oder an der Kontreskarpe angebracht werden kann (was nur mit Sicherheit geschehen kann, wenn die Kapömeren vor­ handen sind)-, gleich beim Entwurf der Verschanzung ent­ schließen. Das beste ist sodann, den Theil des Leitkastens, der unter die Brustwehr zu liegen kommt, gleich nach dem Traziren ein^graben, ohne jedoch die Zündwurst hinein zu thun. Statt dieser wird eine starke Schnur ganz durchge­ führt, an welcher die Zündwurst nachmals, wenn die Mine geladen wird, dürchgezogest werden kaum Ist die Mine geladen, die Zündwnrst in die Leitrinne eingelegt, so werden die Zwischenräume zwischen dem Pul­ verkasten und den Seiten des Minenofen mit Rasew ver­ stopft, der Brunnen und die Leitrinne zugewcrfen, sehr gut die Erde festgetreten oder gestampft, und wenn alles der Oberfläche gleich ist, der Platz, wo die Minen und Zünd­ würste gelegt sind, unkenntlich gemacht. Einige wollen zur bessern Verdammung gegen den Kasten einig« Hölzer oder Kloben stammen, andre halten es für vortheilhafter, wenn dte sorgfältige Ausfüllung und Verdämmung des Ja.n$ unterbleibt, indem sie behaupten, 'baß auf solche Weite em größerer Trichter ausgeworfen werde; es scheint daher gleichgültig zu sein, ob man dir Kammer über dem Pnlverkasten ausfuttert oder nicht. Sollen Minen in Mauerwerk, Gestein und Felsen ge.



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legt werden, um diese zu sprengen, so muß ebenfalls eine Höhlung oder ein Brunnen darin gemacht, und der Ofen mit dem außerhalb befindlichen Heerde durch eine Feuerleitung verbunden werden! Bei Minen dieser Art kommt es vornehmlich darauf an, Ofen und Leitrinne zweckmäßig zu placiren, eine dem beabsichtigten Zweck angemessene Ladung zu wählen, und die gemachte Oeffnung fest genug wieder zu vermachen, damit hier nicht der mindeste Widerstand entstehe, und die Ladung in Gestalt eines Schusses zur Oeffnung hinausfahre, ohne ihre Kraft zur beabsichtigten Sprengung verwendet zu haben. Ohne Erfahrung und praktische Kunstgriffe wird man bei Unternehmungen dieser Art viel Lehrgeld bezahlen müssen, und man wird daher wohl thun, sich in solchem Fall mit einem geschickten Mi­ neur oder Bergmann sorgfältig zu berathen. 302. Die Ansicht der Kunstverständigen über die Zweckmäßigkeit der zur Unterstützung der Feldschanzen be­ stimmten Minen ist sehr getheilt. Manche verwerfen sie durchaus, andre haben eine große Meinung von ihrem Werthe. Die Anlegung der Minen, behaupten ihre Geg­ ner, sei mit mancherlei Schwierigkeiten, Vorsichten und Er­ wägungen verknüpft, welche mit der Natur des Feldkrie­ ges unverträglich erschienen; vorzüglich aber sei ihre Wir­ kung höchst unsicher, weil der Angriff des Feindes nicht, wie bei den Festungen Schritt vor Schritt, sondern mit großer Schnelligkeit bald hie bald da erfolge, daher der rechte Zeitpunkt des Losbrennens schwer zu finden sei. Ein wenig zu früh oder zu spat angezändet aber sei der Effekt für die Schanze verloren, und. der Feind werde dadurch nicht im mindesten aufgehalten. — Wahr ist es allerdings, daß Minen vor Feldverschanzungen, wo der Angriff über­ haupt, und vornehmlich der Angriffspunkt, ungewiß sind, sehr oft entweder gar nicht oder zur unrechten Zeit zur An­ wendung kommen, und selbst wenn dies der Fall ist, nur einen sehr unbedeutenden direkten Erfolg zu haben pflegen. Bei dem allen haben die Truppen doch eine schwerüberwindliche Scheu vor den Minen, und greifen fast niemals eine Schanze, wovor sie eine Mine wissen, mit dem gehö­ rigen Muthe an. Man mögte dieserhalb behaupten, daß Fladderminrn am gefährlichsten sind, ehe sie losgebrannt werden, und General Scharnhorst empfiehlt es grade aus diesem Grunde, von ihnen so oft als es angeht Gebrauch zu nrachen. 303, Wenn man alle Gründe und Gegengrände ge­ gen-



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gknemander aufwägt, so scheint folgendes Endresultat hrrauszukommen: 1) Man muß Minen nur auf solche Punkte hinlegen, über die der Feind durchaus hinwrgschreiten muß, und über die er nicht schnell und einzeln hinwegrilen kann, und daher seine Anordnungen so treffen, daß der Feind an deü unterminirten Orten durch Hindernisse allerhand Art eine Zeitlang festgehalten und unwillkührlich verleitet wird,, sich in größer» Massen zu sammeln *). Der Einwand, daß die Trichter solcher schwachen Minen keine große Ausdehnung besitzen, hört bei dem Gebrauch derselbe» in Defileen und überhaupt in beschränkten Raumen auf bedeutend zu fein. Um aber mit der Wirkung der Minen nicht auf einen zu kleinen Raum und einzelne Momente beschränkt zu sein, muß man: 2) darauf bedacht sein, statt einer einzelnen starken Mine lieber mehrere kleine an^ulegen, die man nach Be­ lieben gleichzeitig oder in verschiedenen Momenten aufflie­ gen lassen kann. Bei sehr bedeutenden Werken würden die Widerstandskräfte ohne Zweifel sehr vermehrt werden, wenn man das Terrain um den ganzen Grabe» herum unterminirte, und sich nicht blos auf den unbestrichenen Raum ein­ schrankte, selbst gegen den Angriff mit der Sappe. Wenn man bedenkt, daß eine kleine Mine nicht viel mehr Pulvep bedarf als etn schwerer Granatschuß, unh wenn man Ar­ beiter **) genug hat, um sie gleichzeitig astzulegen, die Voll­ endung brr gelammten Erdarbeit des ganzen Minensystemnicht über 5 Stunden Zeit erfordert, so^wirh man vor den Schwierigkeiten einer solchen Aufgabe nicht so gewaltig er­ schrecken.— Nebeneinander liegende Minen müssen um das Dreifache ihrer kürzesten WiderstanbSlinie attseinandergrlegt werden, damit dasselbe Terrain nicht zweimal ge­ sprengt wird. Man legt sie daher gern schachbrettförmig in zwei Reihen hintereinander. Jede Mine muß ihr eigAN« Hinderniffe, welche ein Aufwühlen des nahgelegnea Poden» nöthig machen, sind hiezu nicht geeignet; Söerpfa'fy langen, Eggen und Dorngesträuch scheinen dazu am zwcckmäßigsten zu sein, ?•) Die Menge der Arbeiter hängt von der Länge der £cit rinnen ab. Im Durchschnitt aber kann man rechnen, dah man zur Erdarbeik feder Fladdermine 4 Mann nöthig Hai; und da diese erst größtenrheilo dann vorgenommen wird, wenn der" Graben vollendet ist, so kann man nie Mangci. an Arbeitern habe».

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nes keitfeuer haben, deren Mündungen, je nachdem eS bequem ist, in mehrere gemeinschaftliche Heerde versammelt werben können Sollen mehrere zugleich spielen, so können fie sich auch -egen den Heerd zu in eine einzige Zündwurst vereinigen, aus der so viel'Aerme ober Zweige, alS nöthig ist, nach den verfchirdnen Orten hinführen. Sollen sie zu verfchiednen Zeiten losgebrannt werden, so muß der Heerd so eingerichtet sein, daß eilte jede für sich, ohne Gefahr für die andre angezändet werden kann; auch müssen die Leirrinnen so geführt werden, daß keine die Wirkungs» oder Erschütkerungssphare der benachbarten Minen berührt oder durchkreuzt Will man aber solche Minen unter gewis­ sen Umstanden dennoch zugleich spielen lassen können, so müssen die Zündwürste so geführt werden, daß sie eine gleiche Länge erhalten. Rei6)e hat vorgeschlagen, kleine Fladderminen, zu de­ nen Granaten genommen werden können, so tief unter die Grabensohle zu legen, daß die kürzeste Widerstandslinie der halben untern Breite des Grabens gleich ist. Die Vortheile derselben find, daß ihre Wirkung unter den meisten Umstän­ den sicher und ansehnlich sein wird, weil der Feind sich, ehe er die Brustwehr erklimmen kann, im Graben verweilen muß; daß der unvermeidliche Schreck sich auch auf die noch jenseits des Grabens befindliche Mannschaft erstrecken, und dieser einen Theil ihres Muthes benehmen wird; daß da­ durch der Graben eine nicht unbedeutende Vertheidigung mehr gewinnt, und die Trichter den Graben vertiefen, statt dessen die auf dem Glazis gesprengten Minen dem Feinde ein bequemes Deckungsmittel verschaffen. Sollten auch die Böschungen des Grabens unterhalb beschädigt werden, so ist dieser Schaden, zumal wenn die Minen ein wenig nä­ her nach der Kontreskarpe zu gelegt werden, von keiner Be­ deutung. Ueberdem erfordern diese Minen bei weitem nicht so viel Arbeit und Pulver als die außerhalb des Grabens angebrachten. •) Der Radius der Wirkungssphäre ist gleich der Linie, die aus dem Mittelpunkt des Pulverkastens nach irgend ei­ nem im Rande des Trichters befindlichen Punkte gezogen werden kann. .Da nun diese Linie mit der kürzesten Widerpandslinie und dem nach demselben Punkte gezogenen Halbe messer des Trichters stets ein rechtwinkliges Dreieck bildet, so läßt sich jede Seite dieses Dreiecks durch Rechnung fim den. Es ist der Radius der Wirkungssphäre gleich der ßua; draiwurzel aus der Summe der Quadrate der kürzesten Wr. derstandslinie und de» halben Durchmessers des Trichters.

— 4>9 — -) Muß das Feuergebcn am Heerde ganz zuverlaßi-en Personen anvertraut werden, welche Kontenanz genug besitzen, den rechten und günstigen Zeitpunkt abzuMrten, um die eine oder die andre der vorhanduen und am Heerde durch bestimmte Zeichen angedeuteten Minen spielen zu lasse«. — 304. Es ist oft vorgefchlagen und eben so oft als un­ praktisch verworfen worden, zur Vertheidigung des Grabens über die Krone der Brustwehr Steine, Baumstämme oder Dalken, und angezündete Granaten hinabzurolleü. Die Schwierigkeit, dieses Mittel in Anwendung zu bringen, ist vornehmlich der Zustand der Brustwehr im Augenblick deö Sturms. Die Krone pflegt zu dieser Zeit durch das feind­ liche Geschütz so zugerichtet zu sein, daß sie weder glatt noch abhängig genug ist, um die erwähnten Gegenstände in die nöthige Bewegung setzen zu können. Dennoch würden insonderheit die Granaten eine nicht verwerfliche Verstär­ kung der Grabenvertheidigung sein. Vielleicht ließe sich da­ durch eine erwünschte Auskunft treffen, daß an mehreren Stellen durch die Brustwehr in geneigter Richtung Lcitrinnen von einem so großen Durchmesser geführt würden, daß Man durch ste könnte die vorhandnen Granaten hinabrollen lassen. Wäre der Graben mit entzündlichen Gegenständen, alö von Seiten, des Feindes mit Faschinen, oder von unsrer Seite mit Daumzöpfen angefüllt, so würde man diese, wp und wann es nützen mögt«, auch durch hinuntergesendete Brandkugeln und Pechkränze in Flammen setzen können.— 305. Noch müssen wir hier der Handgranaten, Petar­ den, Pulversäcke und Erdwürfe einer kurzen Erwähnung würdigey, da man diese Dinge füglich als zum Gebiet der Pionierwaffen gehörig betrachten kann. Hie Handgranaten sind 3$ Zoll im Durchmesser groß, hassen oben 4 Linien und unten 5 Linien Eisenstarke, und wiege« 3 bis 4 Pfund. Ihre Brandröhren müssen 12 bis 15 ^künden dauern. Man kann sie mit der Hand 50 bis 60 Schritt weit werfen. Bei der Vertheidigung von Landau- im Jahr ^04 durch die Franzosen, wurden sie mit Erfolg durch eigens dazu verfertigte lederne Schleudern ge­ worfen.' Sie gehörten noch zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts zu den wichtigsten Angriffs- und Vertheidigungsmitteln deS bedeckten Weges. Man hat sie wahr­ scheinlich abgeschafft, weil es sich öfters ereignet, daß sie den Grenadieren in der Hand zersprangen, oder durch Un­ geschicklichkeit rückwärts in dir eignen Reihen fielen. Durch Dd s



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yttt Schltubrr« und zweckmäßig eingerichtete« Drandröhren würde sich diesem Uebelstande indessen abhelfen lassen. Statt der Handgranaten bedient man sich auch wohl der Pulversäcke, die aus starkem Drell oder Segeltuch verfertigt, umgrwendet und derb mit Pulver ausgestopft werden. Man macht die Ladung s bis 3 Pfund schwer, bindet einen Zünder ein, überstreicht den Sack mit Brandkitt und taucht ihn behutsam in Pech. Nach geschehener Anzün­ dung wirft man sie wie die Handgranaten unter den Feind. 306. Zu den außer der Mode gekommenen minenarti­ gen Waffen gehören auch die Petarden. Eie sind im Grunde nichts anders als Bomben, welche mit einer Vor­ richtung versehen sind, um sie an andre Gegenstände anhän­ gen oder festschrauben zu können. Man bediente sich ihrer insonderheit zum Sprengen der Thore, Fallgatter, Ziehbräckey und starker Ketten. Sie bestanden aus einem hoh­ len gemeinhin unten 9$ Zoll weiten und eben so hohen eiser­ nen oder metalllrrn Kegel/ welcher an der Seite, wo die Mündung war, an einem starken hölzernen Brette (dem Madrillbrett) festgeschraübt war. Zu diesem Ende ibaren drei oder vier eiserne Vorstände (Lappen) an dem äußern Um­ kreise angegossen, durch welche, so wie durch das Brett, Kopfbolzen gingen, an deren Ende ein Schraubengewinde eingeschnitten war. Die Mündung befand sich an dem un­ tern Ende und hielt 8| im Dürchmesser; die inttere Tiefe der Seele betrug ungefähr /Zoll und schloß sich halMuaelförmig. Das Zündloch ging mitten durch die obeiie stumpfe Seite, und war an demselben eine mit Zündeksatz geschla­ gene Röhre angebracht, welche so lange brennen müßte, bis der die Petarde anzündende Mann Zeit gewinnen konnte, sich zu entfernen; das Gewicht des Ganzen betrug zwischen 80 und 90 Pfund. Um dir Petarde anzuwenden, ward ein ei­ serner Haken in das Thor geschraubt, an diesem die Pe­ tarde mit einer am Madrillbrette befindlichen Haspe ange­ hangen, und die Drandröhre angezündrt *). Die dadurch Wenn man sich bei schnellen Unternehmungen der Petarde bedienen will, wird sie auf einen Wagen bis in die Nahe des. Orrs gebracht, wo sie gebraucht werden soll, und sodann, durch 4 Mann, die sich zu zweien ablösen, vollends bis zu ihm hingetragen.- Sech« andre Arbeiter haben: , Aexte, einen großen Schmiedehammer, 2 Bohrer von angemessener Größe, 1 stählernen Schneidebohrer (im Fall das Thor mit Blech beschlagen ist), 2 Brechstangen, 1 Blendlaterne, 1 Lunte und einige Ludelfaden.

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verursachte Explosion zersprengt zum wenigsten die Riegel und das Schloß des Thors. Man könnte sich statt der Pe­ tarde auch wohl einer geladenen Bombe oder schweren Gra­ naten bedienen, die ebenfalls an einen ins Thor geschraub­ te» Haken gehangen, und mit einer angemessenen Brand­ röhre versehen sein müßte. Weil jedoch die herumfliegenden Stücke die in der Nähe befindliche Mannschaft be­ schädigen könnten, würde man nach Hoyer noch besser ein mit 50 bi$ 60 Pfund Pulver angefülltes Faß dazu änwenden können, das entweder angehaket oder auch nur dicht an das Thor auf die Erde gesetzt, und vermittelst eines sogenann­ ten Mönches angezündet Wirts. (Dieser Mönch besteht aus einem pyramidenförmigen Stück Zundcrschwamni, das unten 2 Linien im Gevierten breit, und 12 bis 14 Linien hoch ist. Nachdem man den untern vierfach gespaltenen Theil mit Mehlpulver stark eingerieben hat, wird die obere Hälfte des Schwammes durch ein Quartblatt Doppclpapier, das in der Mitte ein kleines £od) hat, geschoben, und an der Spitze angezündet, nachdem zuvor daS Papier art den Ecken mit kleinen Steinen beschwert worden, um es in einer urrverrückten Lage zu erhalten. Ist die Petarde noch nicht ge­ laden, so wird feines Iagdpulver dazu genommen, das man in 2 Holl starken Lagen eindrückt, und auf jede solche Lage ein wenig Quecksilber ausbreitet, weil dies die Wirkung des Pulvers außerordentlich verstärkt. 307. Das Sprengen von steinernen Brücken laßt sich, den neuesten Erfahrungen zufolge, am leichtesten durch ein Pulverfaß bewerkstelligen, das man mitten itbev den Schluß­ stein eines Bogens auf der Brücke eingräbt und vermittelst einer Feuerleitung anzändet. Ein Faß mit ioq Pfunden, das an einer 20 Zoll dicken Mauer und auf einem 9 Zoll dicken Gewölbbogen stand, stürzte durch seine Entzündung das Gewölbe und ein 18 Fuß langes Stück von der Mauer ein. — Der Gen. Chasseloup behauptet, daß man mir i bis lZ Centner Pulver, welche in einer Tonne fresschwebend innerhalb oder unter dem Bogen eines Brückengewöl­ bes aufgehängt worden, die Sprengung noch leichter be­ werkstelligen könne. Die Cache hat auf den ersten Anblick etwas Unwahrscheinliches; bei Napoleons Flucht von Leip­ zig soll jedoch die berüchtigte Brücke bei kindenau auf eben diese Weise vernichtet worden sein, und wenn man damit die große Wirkung bedeutender in freier Luft entzündeter Pulvermassen vergleicht, so scheint jene Behauptung doch

«ich» ganz ungereimt zu sein.



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Weil jedoch bei diesem Verfahren die Brückenpfeiler stehen bleiben, und die Drücke durch über sie gelegte Balken und Dielen leicht wieder hergestrllt werden kann: ist cs bes­ ser, wenn man Zeit dazu hat, in jeden Pfeiler selbst zwei Minenkammern mit einer angemessenen Ladung anzubrlngen. (Nach den in Verdun gemachten Versuchen erfordert: feuchtes Mauerwerk, bei welchem der Kalk schlecht ist, auf die Kubiktoise . . . i6 Pfd. Pulver gewöhnliches trocknes Mauerwerk . ♦ 19 — — neues festes Mauerwerk mit gutem Kalk 27 — altes Mauerwerk von derselben Beschaf­ fenheit ......... 30 — — ganz altes fast unverstörbares Mauerwerk 35 — — ) Zur Sprengung von Brücken, an welche man nicht un­ mittelbar gelangen kann, bedient man sich entweder starker Bomben, die mit einer Echwemmung versehen sind; oder man mauert in einem nicht zu großen Fahrzeuge ein läng­ liches Viereck von Backsteinen auf, dessen oberer Theil die Gestalt eines flachen Daches hat. Dieser überall 2 Fuß starke Kasten wird mit Pulver gefüllt, und entweder durch eine genau abgemessene Lunte oder auch durch ein Flinten­ schloß angezändet, dessen Schlagfeder an eine senkrecht em­ porstehende Stange befestigt ist. 308. Das Sprengen feindlicher Magazine und andrer Gebäude geschieht entweder durch kleine Pulverkasten, die man in den Säulen und Widerlagen ihrer Gewölbpfeilrr »«bringt, und sie durch eine gemeinschaftliche Fruerleitung zündet. Oder, wenn es an Zeit zu solchen Vorbereitungen fehlt, so schüttet man auch blos einen Haufen Pulver mit­ ten auf den Fußboden des Gebäudes, verrammelt Thüren und Fenstern, und zündet das Pulver mittelst einer heraus­ geführten ZÜndwurst an. Um die Stärke der Ladung zu bestimmen, sucht man aus der bekannten Länge und Weite des Gebäudes im Lichten und der Stärke der Widerlagen die erforderliche Menge von Minenkammern und die Stärke ihrer Ladungen, welche nöthig sein würde, um eine Verklei­ dungsmauer von derselben Lange und Dicke einzustürzcn. Die Summe dieser Ladungen, um ihre Hälfte vermehrt, wird hinreichen, um das Gebäude zusammenzustürzen, ohne die Trümmer über io Schritt weit herum zu schleudern. (Meh* rrre Beispiele von ähnlichen Sprengungen s. Hoyers Wör­ terbuch d. Artillerie 2trr Th. S. 187 u. f.) 309. Ein Gebrauch der Minen, der sowohl im Frie­ den wie im Kriege sich ereignen kann, ist das Zerstören

— 425 — von Eisdecke» und Eismassen überhaupt. Man klemmt zu diesem Ende schwere (25 - dis ;opfündige) Bomben zwi» schen die Eisschollen. Soll aber blos eine Eisdecke zum Bersten gebracht werden, so läßt man Löcher von der Größe der Bombe in dieselbe hauen, und da durch di« Bombe in das Wasser hinab, während man an den Zünder ein im Pech getauchtes Zündlicht angebracht, und um den Zänderkopf rin Strick geschleift hat, welches durch einen am andern Ende befestigten Stock ober Knebel die Bombe dicht unter der Eisdecke festhält. Auch kann man mit Schwemmungen versehene Bombe» oder Pulverkasien durch die Gewalt des Stroms unter das aufgethürmte Eis trei­ ben lassen. Zum Aufeisen von Festungs- und Echanzgräden im Angesicht des Feindes, und selbst im Augenblick sei­ nes Angriffs, kann man auch starke hölzerne mit 15 bis 20 Pfund geladene und mit Steinen beschwerte Kisten ge­ brauchen, die in angemessenen Intervallen von einander aufgestellt, und mit einem gehörig verwahrten Leitfeuer, dessen Heerd im Werke befindlich ist, versehen sind. — 310. Erdwärfe sind Minen, mittelst welcher man Massen von losen Steinen gegen den Feind schleudert. Sie sind vor Erfindung der Strinmörser in der Mitte des i7ten Jahrhunderts besonders von den Schweden Jtt Pohlen und andern Orten angewenbet worden. Man gräbt hiezu unter einen Winkel von 40 bis 50 Graden ein star­ kes Faß ohne Boden (von 3 bis 4 Fuß Durchmesser) in die Erde, hinter welchem die Ladung in einem hölzernen oder eisernen Kasten angebracht und dieser dergestalt fest verdammt worden, daß die kürzeste Widerstandslinie durch die Axe deS Fasses geht. Auf die Ladung kommt ein 3 bis 4 Zoll dicker Hebespiegel, und dann wird das Faß bis auf -5seiner Höbe mit Pflastersteinen «ngefüllt, so daß die größ­ ten zunächst der Kammer, die kleinsten aber obenauf zu lie­ gen kommen. Ein durch den Hebespirgel gebohrtes Loch und eine durch dasselbe aus der Pulverladung bis vor die Steinmasse hervorragende Stopine oder ähnliche Vorrich­ tung dient die Mine anzuzänden. Man rechnet bis 2 Loth Pulver auf jedes Pfund Steine, und kann auf diese Weise mehrere Cenrner zugleich einige 100 Schritt weit fortschleu» der«. Bekannt ist es, daß man bei Belagerungen durch ge­ hörig konstruirte Minen ganze feindliche Breschbatterien von VierUndzwanzigpfändern an ioo Fuß weit rückwärts nach der Festung zu schleudern kann. Dies Experiment kann «an ebenfalls mit unter die Erdwärfe rechnen.



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3ii» Das Vernageln und Verderben von Ge­ schützen überhaupt kann zwar durch jede Truppenart ge­ schehen, die Pioniere aber müssen vor allen andern darin geübt sein. Um irgend ein Fuhrwerk schnell zu verder­ ben, schlägt man Rader, Achsschenkel und Deichsel entzwei. Sollen Protzen und Munitionswagen vernichtet werden, so darf nur eine hinlänglich lange Lunte vorsichtig hineinge­ legt werden, welche erst nach Verlauf einer gewissen Zeit die "Munition entzündet. — Zu dem Vernageln der Kano­ nen bedient man sich eines starken stählernes, wohl gehär­ teten und gerippten viereckigen Nagels, welcher mit Gewalt in das Zündloch getrieben wird. Oder man verkeilt eine Kugel auf dem Boden der Seele mit spitzen eisernen Kei­ len, welche widerhakenförmig eingehauen (geschröpft) sind. Sicherer ist es, die Geschütze entweder einzeln zu Schande zu schießen, indem man das Rohr der einen dicht vor die Mündung eines andern Geschützes stellt; oder aber sie zu sprengen, indem man die Kugel in das zu verderbende Stücke vor der (gewöhnlichen oder besser doppelten) La­ dung festkeilt, und sodann mittelst eines Leitfeuers los­ brennt.. In jedem Falle wird die Seele wenigstens dadurch dermaßen verdorben, daß das Rohr nothwendig umgegossrn werden muß. — Von der Telegraphie.

312. Es ist bei dem Geschützwesen (in.) schon die Rede von einigen Gegenständen gewesen, die sich zu Sig­ nalen eignen; nach der von uns aufgestellten Berufsfphäre der Pioniere würde aber die Fernschreiber« überhaupt wenigstens so lange in diese gerechnet werden können, bis eine eigne entweder dem Jngenieurkorps oder dem Generalstaabe beigegebne Abtheilung von Telegraphisten in der Armee eingefuhrt worden wäre. Wo diese Angelegenheit in solchem Umfange betrieben werden soll, wie zur Zeit Napoleons in Frankreich geschah, setzt sie nicht nur die Errichtung einer angemessenen Menge von Telegraphen oder permanenten Fernschreibma­ schinen voraus, sondern nothwendig auch die Anstellung ei­ nes geübten und fortdauernd im Dienst begriffenen Perso­ nales. Von der Einrichtung und Bedienung solcher Ma­ schinen kann begreiflich hier nicht die Rede sein, obschon die Operationen in einem mit vielen nahgelegnen Festungen versehenen Kriegsschauplätze eine ähnliche Anstalt, mittelst



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welcher sich die Kommandanten derselben von allen wich­ tigen Vorfallenheiten gegenseitig unterrichten könnten, ganz zweckmäßig sein dürfte. Allein auch im beweglichen Feld­ kriege, und vornehmlich in einem von Partheigangern und Landsturm geführten kleinen Kriege, überhaupt aber in allen Fallen, wo entfernte TruppenabtheilUngen nach einem ge­ meinschaftlichen Plane handeln und sich bewegen sollen, würde ein wesentlicher Vortheil davon zu ziehen sein, wenn die Befehlshaber dieser Abtheilungen sich gegenseitig von Zeit zu Zeit auf das schnellste von unerwarteten und wichtigen Ereignissen und.Unternehmungen des FeindeNachricht geben könnten. Ja man mögte behaupten, daß ohne eine solche Korrespondenz ein ähnlicher Krieg gegen einen gewandten Gegner eigentlich gar nicht mit einige» Erfolge geführt werden könne. Soll dies aber nützlich sein, und nicht ein ganz unbeholfenes, mangelhaftes Wesen blei­ ben, so muß man durchaus eine gewisse Anzahl von Leuten zurHand haben, welche über dieses Geschäft ein wenig nach­ gedacht, und in der Ausübung desselben einige Eewandheit, Erfahrung und Fertigkeit erlangt haben. Die ganze Sache ist übrigens, wenn man sich auf das Wesentliche und Noth­ wendige beschranken will, weder schwierig noch komplizirt, und erfordert einen sehr einfachen Apparat. Eine bestimmte Verabredung, einige wenige vernehmliche Zeichen, nach lo­ gischen Gründen und mathematischen Gesetzen kombinirt, und einiges Interesse für die Sache, ist alles, was matt dazu nöthig hat. Was die Schntzenflgnale in einem be­ schrankten Raume sind, würde jene Fernschreiberei in einem auf mehrere Meilen ausgedehnten Raume sein; und wenn man sich überzeugen will, was auf solchem Wege geleistet «erden kann, darf man nur der Art und Weise, wie sich die Schiffe auf dem Meere zu unterreden pflegen, einige Auf­ merksamkeit schenken. 5i£. Zwei Hauptbedingungen sind es, welche bei aller militärischen Telegraphie in Erwägung kommen: sie muß zu gleicher Zeit F e r u sp r a ch c und G e h e i m sch ri ft sein, vernehmlich für den Eingeweihten auf weite Distanzen, und unverständlich für den Feind, und überhaupt für jeden, den sie nichts angeht, und der von ihrem Verständniß einen un­ schädlichen Gebrauch machen könnte. — Gesicht und Ge­ hör sind die beiden einzigen Sinne, zu denen man in einiger Entfernung reden kann, daher muß man sich entweder sichtbarer oder hörbarer Zeichen bedienen, oder a» besten, beide mit einander verbinden. Die Wirkungssphäre



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beider Arten von Zeichen hat aber nicht nur überhaupt eine gewisse physische Gränze, sondern es giebt auch man­ cherlei sie unterbrechende oder störende Umstande, welche in der Gestalt der Erdoberfläche, der Beschaffenheit der Atmo­ sphäre, der Eingeschränktheit unserer Sinneswerkzeuge und m der reitenden Artillerie insbesondere, dieBitoaditrtt i iittb die Requisitionsverpflegüng, und noch maiiche andren einzelnen Verbesserungen und Modifikationen im Gei­ biete des Kriegswesens waren die unvermeidlichen Folgen jenes immer mehr überhand nehmenden Strebens nach ge­ steigerter Beweglichkeit.— Eine größere innere' Güte und zweckmäßigere Aus­ rüstung der Truppen,»höhere Bildung ist allen Graden der Anführer, vermehrte Beweglichkeit und vervollkommte Or­ ganisation der-Masch i ne,- voll standigere Benutzung des Bo­ dens, der n'vralifthen Krastomstd der Fähigkeiten des ein­ zelnen Mani-.es, und der ernstere Charakter deS Kampfes — sind demnach diejenigen Punkte, worin sich die heutige Krieg­ führung und Fechtart,» von der vsrmalMäblichen, insonder­ heit unterscheidet. 320. Wir haben zu Anfänge dieses Buches den Krieg als bas Gefecht im Großen charakterisirt. Umgekehrt läßt sich das Gefecht als Krieg im Kleinen betrachten, Das heißt: die größer» Operationen, deren Inbegriff Krieg ge­ nannt wird, sind nicht bloS aus einer Menge gleichzeitiger oder aufeinanderfolgender einzelner Gefechte zusammenge­ setzt, sondern in der gesamm'ken Kriegführung von oben bis unten herab herrscht ein durchgreifendes Gesetz, nach wel­ chem der Oberfeldhbrr mit ganzen Armeen und mit den Staatskraften ausgedehnter Lar -strecken auf eine ähnliche Weise zu Werke geht, wir der Anführer eines Trupps mit der ihm überantworteten Mannschaft, und der einzelne Fech­ ter mit den Gliedmaßen seines Körpers und den ihm zu Ge­ bot stehenden Waffen. —Diese wechselseitige Vergleichung des Krieges mit dem Gefechte ist übrigens kein mäßigeDerstandesspiel, sondern in wiefern es mit den darin aus­ gesprochenen Behauptungen seine Richtigkeit hat, mässen sich im einzelnen Gefechte die wesentlichen Beziehungen deS Krieges überhaupt auffindcn, und eben so aus der Kriegfuhrung «ich die wesentlichen Regeln und Maximen für die Leitung und Ausführung des Gefechtes, oder für die Fecht­ art (im ausgedehnten Sinne dieses Wortes) entwickeln und herleiten lassen. Die Theorie des Krieges'muß am Gefecht, den können Gefechtes am Kriege deutlich gemacht werDaß es gewisse allgemeine Verhältnisse und Rücksich­

ten gebe, welche jedem Gefechte, jedem Wafftnkampfe zu» Ee 2



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ckvmmm, es falle zwischen zwei Heeren oder zwischen zwei einzelnen Menschen vor, wird jeder ohne Schwierigkeit ein­ sehen und zugeben. Desgleichen: daß im Kriege, in der Gesammtheit aller Gefechte überhaupt, sich daö Allgemein­ gültige für ein einzelnes Element oder Ereigniß jener Ge­ sammtheit vorfinden mässe. Weniger einleuchtend ist es Huf den ersten Anblick, und allerdings nicht so unmittelbar in die Augen springend, wie sich in dem einfachen und be­ schränkten Kampfe zweier unbedeutenden Kriegshaufen, oder vollends zweier einzelnen Personen, der Krieg im Gro, ßen abzuspiegeln vermöge. Man wird es höchstens für möglich halten, diese oder jene entfernte und dürftige Andeutung einzelner Kriegsvrrhültnisse darin vorznfinden. Wenn man indessen die Sache nicht blos obenhin betrachtet, sondern die Mühe nicht scheut, bei ihr ein wenig tiefer auf den Grund zu gehen, so wird man sich bald überzeugen, wie weit sich die Analogie des einzelnen Gefechts mit den grö­ ßeren Operationen fortsetzen und nach allen Richtungen hin verfolgen läßt, wenn dasselbe nur in der ausgedehnteste» ZRannichfaltigkeit, deren es fähig ist, gedacht und nichts übersehen wird» was zu seinen wesentlichen Bedingungen ge, rechnet werden muß. Allerdings muß sich zwischen ihnen auch ein Unterschied oder etwas von einander Abweichendes nachweisen lassen, denn sonst waren sie beide einander nicht blos ähnlich (analog), sondern wirklich identisch (kongruent, «in und dieselbe Sache). Dies Abweichende besteht natür­ lich nicht allein in der verschiednen Anzahl der gegen einan­ der auftretenden Kampfer und Waffen, sondern auch darin, Laß überhaupt beim Kriege überall und in jeglicher Rücksicht ein größerer Maaßstab und eine größere Mannichfaltigkeit aller Elemente, Zwecke und Verhältnisse obwaltet, als beim einzelnen Gefecht zwischen einzelnen Personen. Vergleicht man jenen mit dem Walde, so erscheint dieses als ein nie­ driger Strauch. So wie aber der Wald ein Inbegriff von vielen und mancherlei hochemporgeschossenen Baumen ist, die alle aus Wurzeln, Stämme und Aestcn bestehen, welche wiederum, grade wie beim Strauche, aus Rinde Holz und Mark zusammengefägt, mit Blüthen, Früchten, Blattern m. s. w. bekleidet sind, eben so sich auf eine ganz analoge Weise nähren, wachsen, fortpflanzen u. s. w. u. s. w., so las­ sen sich auch dieselben Grundbedingungen, welche bei den Operationen int Großen berücksichtigt werden müssen, mit überraschender Vollständigkeit nachweisen in dem kleinsten Gefecht. (Daß ein jedes wirklich vorfallende Gefecht seine

— 457 — individuelle Physiognomie habe, und überhaupt an einen einzelnen konkreten Falle oder Dinge nicht alle Grundei» genschaften der Gattung mit gleicher Ausführlichkeit und gleich vollkommen ausgebildet sichtbar hervortreten können, versteht sich am Rande, und stößt die Wahrheit unsrer BehaMtung nicht um. Ein Krieg begiebt sich auch nie genau wie ein andrer, und dennoch läßt sich vom Kriege etwas Allgemeines aussagen.) 321. Wir haben schon in der Einleitung die allgemei­ nen Bedingungen eines Kriegsgefechtrs überhaupt angedeu­ tet, und darauf aufmerksam gemacht, daß bei einem jeden, fei es groß oder klein, einfach oder zusammengesetzt, von langer oder kurzer Dauer, vorhanden sind oder erwogen werben mässen: i) beide einander befeindende Partheien, deren jede das gemeinsame Bestreben hat, gewisse eigne Zwecke durchzusetzen, und die Zwecke und Absichten des Gegners zu verhindern *). 2) Bei beiden der Besitz gewisser Kräfte oder Mittel, an welche die Mög­ lichkeit des Gelingens der vorhandnen Absicht und das An­ kleben gewisser Jnfirmitäten, Hemmnisse oder ver­ letzliche Theile, an welche die Wahrscheinlichkeit des Mißlingens geknüpft ist. 3) Der für das Gefecht gewählte Kampf- oder Tummelplatz., 4) Die physische, gei» stige, moralische Aufgelegtheit, Stimmung, Krank­ haftigkeit oder Kraftfülle der Fechtenden und ihrer Anfüh­ rer. 5) Die zufälligen und veränderlichen äußern Um­ stände, welche auf Geist, Körper und Gemüth einwirken, und so theils mittelbar, theils unmittelbar Waffengebrauch und Bewegung (ohne welche der Waffeugebrauch nicht statt finden könnte) hemmen, befördern oder überhaupt modifiziren. Nächstdem erfordert ein jedes Gefecht: 1) Eine durch Zweck, Umstände und Verfahren des Gegners bedingte An­ ordnung der eignen Kräfte und Mittel, um von ihnen den möglichst ausgedehnten und ihrer Wirksamkeit angemes­ senen Gebrauch zu machen. 2) Eine vollständige oder doch möglichst gute Deckung der eignen Blößen oder verletz­ lichen Theile, um dem Feinde so wenig Gelegenheit zu einer

*) Diese» Bestreben wird die Ursache de« Gefechte, denn wo oder wenn die« nicht ausdrücklich vorhanden wäre, wür­ den dir 'j)artheien einander beobachtend ruhig gegenüber ftehn, oder jeder für sich nom andern ungestört seine Zwecke »erfolge«.

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erfolgreichen Verwendung seiner Kräfte und Nittel darzu­ bieten als irgend angeht. gs Eine unausgesetzte Bec-bachtung, Erforschung (Enthüllung- der feindlichen Kräfte, Schwächen und Absichten, damit weder wir selbst in eine un­ erwartete Gefahr oder Verlegenheit gerathen, noch ein? bt-in Feinde dargebotne Blöße uirentdeckr verloren gehe. 4) Een« gleichmäßig auftnerksame Beachtung, Beurtheilung und B enutzung aller übrigen Umstände, wodurch em unsern Ab­ fichten und unsrerEage nachtheiliges Verhältniß vermieden oder selbst, noch während des Gefechtes ein günstigeres Ver­ hältniß herbeigesührt werden konnte. 322. In Hinsicht auf seinen Charakter kann ein Gefecht entweder zufällig oder absichtlich ein bloßes Scharmützel oder ein entschiedenes Ernstgefecht sein; entweder.Offensiver, defensiver oder gemisch­ ter Natur sein, -je nachdem die eine Parthei entweder aus­ schließlich den Feind und die von ihm beschützten Gegen­ stände antastet, oder die Angriffe des Gegners auf sich selbst und die in ihren Schutz genommenen Gegenstände abwehrt, oder aber in wiefern Angriff und Abwehr von beiden Thei­ len abwechselnd und gegenseitig geschieht. Hinsicht auf bie zeitlichen Verhältnisse der Bege­ benheit kann man an jedem Gefecht drei Perioden unter­ scheiden: 1) die Einleitung, Vorbereitung und An­ knüpfung des Gefechts; 2) die mittlere Periode, wo es zu völliger Entwickelung oder eigentlich in Gang ge­ kommen ist; und 3) die Beendigung, das Entscheiden, Abbrechen oder Auflösen und die Benutzung des Sieges oder der freigegebnen Flucht. 323,.. Ehe wir zur Entwicklung derFechtart und des Verhaltens im Gefechte übergehen, mag eö uns vergönnt sein, eine kleine Abschweifung, zu mirchen, die mit dem Eben­ gesägten in näher Beziehung steht, und deren Beherzigung manchem, dem es Ernst uln seine Ausbildung ist, nicht un­ willkommen oder nutzlos sein dürfte. Man hört- sehr häufig die Klage, daß die Theorie der Kriegskunst (oder was für uns dasselbe ist, die Theorie des Gefechtes) sehr unzulänglich sei,, daß es keine feste Regeln Hebe, oder wohl gar die Behauptung, daß die Kriegskunst überhaupt nicht gelehrt werden könne, und daß es also Thorheit sei, Regeln aufstellcn zu wollen, die niemand nützen könnten. Das eitzx wie.das andre zeugt 11 geringer SachkenntNiß, oder von verworrenen Begriffen. Allerdings kann die Kriegskunst even so wenig gelehrt und erlernt wer-



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den, als irgend eine andre Kunst, wenn man unter lehren und lernen, mechanisches Abrichten und Einprägen ins Ge­ dächtniß, unter Kunst aber die wirkliche zweckmäßige Aus­ übung versteht. In dem eben ausgesprochenen Sinne be­ trachtet ist die Kunst überall etwas Höheres, als gedanken­ loses Können und mechanisches Wissen. Sie ist nicht bloßeS Wissen, weil von einer wirklichen Handlung die Rede ist, nicht bloßes Können, weil diese Handlung gewissen Zwecken oder Verstandes- (Vernunft,) Bedingungen gemäß voll­ bracht werden soll. Nur in wiefern das Kriegführen rin geregeltes Thun ist, ein gewissen Zwecken und Bedingungen gemäßes Handeln sein soll, ist es überhaupt möglich, dasselbe zu kritisiren, es in bestirnmten Fallen zu loben oder zu tadeln, ein Verfahren als musterhaft oder alS fehlerhaft anzuerken­ nen. Musterhaft aber ist ein Verfahren nur dann zu nen­ nen, wenn es als Vorbild und Richtschnur für eine -Menge von ähnlichen Fällen dienen kann. Alle im Kriege vorkommenden Ereignisse sind, in irgend welchen Beziehungen von einander abweichend; wäre dieses Abweichendein ihnen aber stets so groß und so wesentlich, daß nie das in dem eine» erfolgreich gewesene Verfahren Vorbild für das Benehmen in einem andern Falle sein könnte, so würden Geschichte und Erfahrung, eben so wenig zur kriegerischen Ausbildung etwas beitragen können, als Nachdenken und Studiu«». Zweierlei Arten giebt es, wie etwas Richtschnur werden kann für ein dereinstiges Handeln: wenn es entweder als allgemeine Regel für mehrere analoge Falle abstrakt ausge­ sprochen wird, oder wenn es als Beispiel dasteht, als die auf einen einzelnen Fall wirklich angewendete Regel. Aus der systematischen (gesetzlich und folgerecht geordneten) Zu­ sammenstellung der von der bisherigen Kriegserfahrung ab­ geleiteten abstrakten ( abstrahirten, von individuellen Umsianden entblößten) Regeln entsteht die Theorie der Kriegskunst*); durch eine reichhaltige Sammlung von

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Theorie nennt man überhaupt da» Wissen, welche» i« ausdrücklicher Beziehung auf die Natur und das Leben ge­ dacht wird. Eine solche Theorie kann nichts ander« enthal­ ten, als eine Menge von einzelnen Behauptungen und Er« fahrungssäyen, die entweder in irgend einer beliebigen Ord­ nung aneinqndergereiht, oder außerdem noch unter sich auf solche Weise zusammengestellt und auf einander bezogen sind, daß die Wahrheit einer jeden folgenden, au» andern Voran« ?,egangnen nachaewiesen und erklärt wird, so daß jede zu« ammengesetzte Behauptung auf wenige einfache und leicht

• 440 belehrend«« Beispielen entsteht die Kriegsgeschichte. Die Theorie der Kriegskunst studiren, heißt jene abstrakten Regeln so verstehen und begreifen lernen, daß man im Stand« ist, ihre Zweckmäßigkeit in diesem oder jenem be­ stimmten Fall schnell einjusehen, und sich ihrer als Norm in solchen Fällen zu bedienen. Die Kriegsgeschichte studi, ren heißt eben so: den Zusammenhang von Ursach und Wik, kung in den aufgestellten Beispielen so vollständig erkennen lernen, daß man das Allgemeine und Wesentliche in ihnen vom Zufälligen und Inoividuellen absondern, und sich dar­ aus eine Regel für ähnliche Falle bilden könne. Theorie und Geschichte erläutern sich daher gegenseitig; bald ist es für jemand schwerer zu begreifen, wie die abstrakte Regel mit konkreten Umstanden oder wirklichen Verhältnißen in Beziehung gesetzt werden könne, bald schwerer auf dem be­ sondern konkreten Falle das Allgemeine hrrauszukennen oder zn abstrahiren. Schwierig bleibt die Auflösung einer praktischen Auf­ gabe jederzeit, wenn die Umstande verwickelt, die Bedingun­ gen unvollständig gegeben, oder die wesentlichen Verhält­ nisse unter einer Menge von Zufälligem oder Außerwesent­ lichem verborgen liegen, wie dies bei der Kriegführung sehr oft der Fall zu sein pflegt. Darum aber ist sie eben eine Kunst, und nicht ein jeder zum Künstler berufen. Wer zum Hammer nicht taugt, der begnüge sich Amboß zu fyn!— Daß die Schwierigkeit musterhaft (künstlerisch) zu verfahr

verständliche evidente Sätze znrückgeführt und aus ihnen stufenweise abgeleitet werden kann. -i- Je abstrakter die Sätze ausgesprochen find, und je konsequenter sie in der Theorie geordnet wurden, desto schwieriger ist e«, sie überhaupt an, -»wenden, weil die systematische Ordnung weniger auf ein« bequem« Anwendung, al« darauf berechnet ist, alles ohn« Lücken, Sprünge, Wiederholungen und Willkührlichkeir so zu, fammenzustellen, daß ein Say gehörig aus dem andern her, vorgehe, oder daß jeder in umfassendster Allgemeinheit aus­ gedrückt fei. Aber auch, je weniger System in der Darstcl« lung beobachtet wird, je weniger allgemein die Sätze ausge­ sprochen, je mehr sie in« Besondre und Individuelle abgefiuft sind, um desto größer wird qus andern Gründen die Schwierigkeit der Uebersicht und des vollendeten Verständniffc« v die ju große Maste de« Einzelnen und die Verwor­ renheit, mit der es sodann gewöhnlich im Gedächtnisse kleben bleibt, wird abermals ein Hinderniß die Theorie zu ver­ dauen, d. h. sie sich dermaßen geläufig zu machen, daß man sie ohne Anstoß und verkehrte Folgerungen auf die Erfah­ rung beziehen kann.

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rett, im Kriege moralischer Gründe wegen Kfößer sein mag, als in andern praktischen Künsten, lassen wir dahin gestellt; aber ähnliche Schwierigkeiten finden sich Hei Allen, finden sich überhaupt bei jeder Anwendung der Wissenschaft aufs wirkliche Leben. Es wird niemand der Mathematik die Zuverlaßigkeit ihrer Lehren absprechen, noch in Zweifel sein, ob sie gelehrt werden könne und ob es nützlich und nö­ thig sei sie zu erlernen. Sobald aber die Rede davon ist, die Lehren der Mathematik auf Ereignisse im Leben, oder nur auf solche Gegenstände in Anwendung zu bringen, welche beweglicher Natur sind, bei denen veränderliche Um­ stände statt finden, oder mehrere verschiedenartige Kräfte in Wechselwirkung treten, so ist weder die Evidenz und All­ gemeinheit der mathematischen Lehren und Grundsätze, noch die entschiedne Gewißheit, daß die zu behandelnden Ge­ genstände einer mathematischen Berechnung und Konstruk­ tion fähig sind, hinreichend, um demjenigen, der sich diesem Geschäft unterzogen hat, die richtige und bequeme Prozedur anzugrben. Es gehört im Gegentheil nicht nur ein großer Scharfsinn, sondern selbst eine gewisse Erfahrung und Fer­ tigkeit dazu, wenn man sich nicht lange in zwecklosen Spe­ kulationen Herumtreiben, oder das Resultat ganz verfehlen will. Man darf sich hiebei nur an die diophantischen Auf­ gaben in der Algebra erinnern. Eine bereits geordnete Glei­ chung aufzulöseu, ist eine Kleinigkeit; aber aus einer etwas verwickelten oder versteckten Aufgabe die richtige Gleichunz zu bilden, kann schon etwas mehr Kopfbrechen verursachen. Eine aus der Erfahrung abstrahirte und für die Praxis gegebne Regel oder Maxime ist kein Rezept, was nach der gegebnen Vorschrift mechanisch zusammengerührt und ohne weiteres Nachdenken blind angewendet werden könnte. Sie ist gewissermaßen eine in Worten ausgesprochene algebrai­ sche oder trigonometrische Formel, welche geometrisch ton# struirt werden soll *)♦ Die meisten Menschen aber mögten es gern recht bequem haben; es wäre ihnen am liebsten. *) So lange in solcher Formel die unbekannte Große nur in der Form von Summen und Produkten vprkomml, läßt sich die Sache leicht übersehen; wenn aber x negativ wird oder eine Wurzelgröße, al» logarithmische oder trigonometrische Funktion vorkömmt, gewinnt die Sache eine andre Gestalt. Ülehnlich verhält c» sich bei den Vorfällen im Kriege. Ein an sich einfacher Fall, kann durch einzelne hinzugetreiene Um, stände so verwickelt werden, daß es allerdings nicht leicht ist, die Aufgabe der entsprechenden Regel gemäß zu losen.



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die gejammte Kriegskunst in Form eineS Lexikons mir sich führen könnten, um nach dem Alphabet schnell auffinden zu können, was im vorliegenden einzelnen Falle gethan werden müsse *). Sie begreifen nicht, daß bloßes Wissen und Kennen "der Regel» schlechthin nichts nützen kann, wenn nicht zugleich die Urtheilskraft in einem der Masse der eingesammelten Kenntnisse entsprechendem Grade gehörig geübt und ausgebildet worden ist. Wenn für einen gegebnen Fall die passende allgemeine Regel gesucht, sobald sie gesunden worden, sie darauf ange­ wendet werden soll, muß jederzeit eine Reflexion oder Ver­ gleichung vorangehu, wodurch die Analogie oder das Korrcspondirende zwischen beiden ausgemittelt und klar gewor­ den ist. Das Unähnliche und Abweichende zweier Dinge oder Begebnisse (das, was grade die Anwendung de? Regel erschwert) ist indessen gewöhnlich das, was zuerst und am leichtesten wahrgenommen wird, weil sehr oft der bloße Sinnengebrauch hinreichend ist, um zu erkennen, daß dieser oder jener an dem einen Dinge bemerkbare Umstand an dem andern nicht angetroffen wird, oder sich auf eine andre Weise darstellt. Das Aehnliche zweier Dinge (das also, was die Beziehung der allgemeinen Regel auf den gegebnen Fall begründet oder zulaßig macht) fallt weniger auf, weil es gewöhnlich nur theilweis» statt findet, die bedingungs­ weise Ueboreinstinimung zweier Gegenstände weniger durch die Sinne erkannt, als durch den Verstand ausgemittelt wird, und das Talent versteckte Aehnlichkeiten herauszufin­ den, sie sich oder andern deutlich zu machen, viel seltner an­ getroffen wird, ihrer Sache so gewiß, daß man ihrer Leitung die verwickeltsten Angelegenheiten mit Zuversicht anvertrauen darf. Der Mensch soll übrigens noch geboren werden, dessen unwillkührliches Thun und Dafürhalten unter allen Umstanden zur unbedingten Richtschnur dienen könnte, und wenn man die Sache recht genau untersucht, so findet sich, daß die wahr­ haft großen Genies, deren Andenken die Geschichte aufbe­ wahrt hat, mit ihren Naturanlagen stets entweder eine sehr auSgebreitetr Erfahrung, oder ein gründliches Studium oder beide gemeinschaftlich verbünde!» haben. Wie groß die Naturgaben immerhin sein mögen, müssen sie, wenn in einer bestimmten Praxis etwas Bedeutendes geleistet wer­ den soll, für dieselbe dennoch ausdrücklich gebildet werdem Umgekehrt, wie siicfmütterlich jemand, der nur nicht geistig verkrüppelt zur Welt kam, mit solchen Naturgaben aüsgestattet sein mag, so fehlt es ihm doch nicht an jeglicher An­ lage, ttnb (wo nur irgend ein Keim vorhanden ist) nicht äa der Bildungsfahigkeit, diesen Keim bei einem beharrlichen selbstthätigen Bestreben bis zu einem gewissen Grade der Brauchbarkeit zu entwickeln. Zweierlei ist es sodann vor­ nehmlich, worin das geistige Vermögen geübt werden muß

— 444 um praktisch Nichtig zu werd««. Einmal darin, daß man jeglicheS Ding scharf und bestimmt ins Auge fasse, und schnell das Mannichfaltige desselben, seine besonderen Le-, schaffenheiken, seine veränderlichen Zustande, seine Verhält­ nisse zu andern Dingen u. f, w. wahrnehme, innerlich zer­ gliedern und unterscheiden könne. Sodann aber darin, daß man eine Fertigkeit gewinne, allgemeine Regeln auf be­ stimmt gegebne Fälle aNjuwenben, und auS einzelnen Vor­ fällen sich wiederum allgemeine Regeln zu abstrahiren. Wer diese Fertigkeiten nicht besitzt, dem kann.weder eigne Erfahrung, noch fremdes Bei spie», noch Studium der Ge­ schichte und der Kriegskunst nützen. We? die Dinge nicht zu erkennen vermag wie sie sind — und diese Kunst geht vielenj Leuten ab — ist noch viel weniger im Stande, sie mir ir­ gend etwas Anderem zu vergleichen, und wird unaufhörlich im Finstern tappen. Wer keine allgemeine Regel anzuwen­ den, wer nichr zu beurtheilen versteht, ob das, was er wahr­ nimmt oder was ihm begegnet, in diese oder jene Klaffe von Fällen gehört, dem kann man eben so wenig Verhaltungsregel« gehen, als er wird nach Instruktionen oder beding­ ten Vorschriften zu Werke geben können. Und endlich, wer nicht vermag, aus mehrer» ähnlichen Fallen das alle» Ge­ meinsame heranszuscheiden, den Zusammenhang von Ursach und Wirkung gehörig zu erkennen, und von diesem oder jenem Falle, auf andre analoge Fälle einen folgerechten Schluß zu ziehen: von dem laßt sich kaum erwarten, daß er uns seinem Vorrath von Kenntnissen und Erfahrungen werde für ein unvorherzubestimmendes Ereigniß, oder für be­ stimmte Zwecke unter veränderlichen Umstanden, eine äuge» mrssrne Auswahl von Anordnungen zu treffen wissen. 324. An einer vollständigen und zweckmäßig bearbei­ teten Gefechtslehre oder Theorie der Elemente der Kriegführung in Beziehung auf die Fechtart der verschied, nen üblichen Waffengattungen fehlt es im Grunde noch ganz. Rur einzelne brauchbare Bruchstücke über das Ver­ halten einzelner Lruppenarten im Gefecht sind hie und da in militärischen Schriften zerstreut, von denen wir zusam­ menstellen wollen, waS uns bekannt ist, und dessen Ange, «essenheit uns einleuchtet. — Meistentheils haben die Schriftsteller das Gefecht kleinerer Haufen entweder ganz übergangen, oder es an der Kriegführung und dem Gefecht im Großen deutlich zu machen gesucht. Uns scheint es ein, facher und dem Zwecke dieses Buches angemessener, mit dem ABC des Gefechtes zu beginnen, und von demselben stufenweis



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zu bew zusammengesetzteren Formen fortznschreiten. Theils wird diese Methode der Masse von Dorkenntnissen und Er­ fahrungen, die wir bei unsernLesern voraussetzen dürfen, mehr entsprechen; theils wird es ihnen zum Fingerzeige dienen, wie sie noch in höheren Berufszweigen, in ihrem dereinst erweiter­ ten Wirkungskreise nach denselben Prinzipien und Maximen zu Werke gehen können, die sie in verjüngtem Maaßstabe zur Orientirung in ihrer früheren beschränkten Sphäre zurei­ chend gefunden hatten. Wer die niedre Kriegskunst sich recht gründlich und vollständig zu eigen gemacht hak, der wird sich auch in der höheren ohne Mühe orientirew: vbe.r wer sich .mit Vernachläßigung brr Elementarbegriffe zu früh zum Studium der Schlachten mit» Armeebewegnngcn ver­ steigt, der wird daraus höchstwahrscheinlich nicht einmal die Fähigkeit erwerben, fehlerlos eine Patrouille zu führen, oder mit Zuverläßigkeit seine Disposition auf der Feldwacht zu treffen. 325. Legen wir bei der Betrachtung des Gefechtes zwischen zweien einzelnen Personen die Verschiedenheit ihrer Bewaffnung und Ausrüstung zum Gründe, so ergeben sich für uns insonderheit folgende verschiedene Falle: 8« Fuß: der Zweikampf an sich mit blanker Wa ffe; — derselbe in kriegerischer Beziehung gedacht; — das Schieß­ gefecht; — blanke Waffe dem Schießgewehr gegenüber. Das Gefecht zu Pferd: mit blanken Waffen allein; -r un­ terstützt durch Schießgewehr; — 'der Mann zu Pferd gegen den zu Fuß. Es kann begreiflich nicht die Absicht sein, hier die ei­ gentlichen Handgriffe des Waffcngebrauchs zu lehren, zu be­ schreiben oder zu kritisiern, sondern nur, das Charakteri­ stische dieser verschiednen Fechtarten auf eine solche Weife anzudeuten, daß es als Grundlage der Betrachtungen über das zusammengesetztere Gefecht in Massen und sich gegensei­ tig unterstützende Trupps einer oder verschiedner Waffen gebraucht werden könne. 326. Jeder Zweikampf mit blanker Waffe seht (wenn er nicht aus einer ganz rohen ungeregelten Rauferei, deren Ausgang ausschließlich dem Zufall oder doch zufälligen Um­ standen überlassen ist, bestehen soll), eine gewisse allgemeine gymnastische Ausbildung des Körpers oder des Mnskelsystems überhaupt, und nächstdem eine Fertigkeit in beson­ dern, auf dre Eigenthümlichkeiten der Schutz- und Trutzwaffnung der Kampfenden berechneten Fechterkünsten vor­ aus. Sind diese Fechterkünste nicht von der Art, daß sie



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dem rohen Angriff des Naturalisten gewachsen sind, fall« sich Muth und Körperkräfte auf beide» Gerten in gleichem Maaße vorfinden, so sind sie nicht nur ein unnützer, sondern selbst, ein gefährlicher Zeftvertreib. — Bei den Römern wurde der. einzelne. Fechter im Frieden mit sehr großer Sorgfalt und Anstrengung, nicht nur im Ringen, Sprin­ gen, Laufen und Schwimmen,, sondern auch in der kern ha ft ten Führung seiner Masse -geübt. Ihre Friedensübungeis waren nach dem Zeugniß des jüdischen Schriftstellers Jo» sephus ein so treues. Bild des Krieges, daß man sie Ge­ fechte ohne Blutvergießen, und ihre Kriegsgeftchte blutige Uebungskampfe nennep könnte. Die Uebungen bestanden vornehmlich darin: sich in, der Last ungewöhnlich schwerer Waffen und Rüstungen mit Leichtigkeit und Gewandheit be­ wegen zu können, um.im Kriegsgefechte-mit Waffen von gewöhnlicher Schwere desto gelenker und- weniger der Er­ müdung ausgesetzt z» sein. Nächstdem in der vollständigen Deckung ver von der Rüstung entblößten. Theile des.Kör­ pers hinter dem Schilde,,und in der Führung gewaltsamer und präzis treffender Streiche. Der Römer, bediente sich eines kurzen dolchärtigen Schwerdtes- und sowohl dieforhalb, als weil die Deckung vermittelst des Schildes geschah, mußte seine Fechtart von der unsrigey, die wir uns länge­ rer Schwerdter bedienen, deren Spitze und Schneide wenig­ stens gleichmäßig zur Anwendung gebracht wird, und in deren gewandter Führung zu gleicher Zeit die Hauptabwehr, der feindlichen Streiche besteht, im Wesentlichen durchaus abweichen. Auch scheint es, daß die Fechtübungen, weil sie ohne gefährliche Verletzungen kaum hätten vorgenom­ men werden können, nicht von Zwei gegen, einander käm­ pfenden Personen, sondern von Einem ausgeführk wurden, der seine Kraft und Künste an einem leblosen Gegner ver­ suchte. Die wirklichen Zweikämpfe waren in die Mordspiele der Gladiatoren verwiesen. Unsre Kunst des Schwerdtgefechtes besteht, außer der gymnastischen Fertigkeit, das In­ strument eine Zeitlang kräftig schwingen, und damit be­ stimmte Flecke des Gegners mit Zuverlnßigkeit auf eine ver­ letzende Weise treffen zu können, in der Gewandheit: alle Ängriffsstreiche des Gegners durch eine zweckmäßige Wen­ dung der Waffe selbst.zu der Bewegung aufzufangen, ab­ zuleiten und sodann mit Schnellkraft den Streich zu erwie­ dern, bevor der Feind.sich in der Verfassung befindet, ihn auf eine ähnliche Weise-unschädlich zu machen. Betrachten wir ein solches Gefecht ein wenig genauer,

— 447 ~ so sehen wie Leide Kampfer einander gegenüber treten, in einer Entfernung, welche beim Ausfall gestattet, die Wirkung der Waffe auf das vollständigste fühlbar zu machen; jeder festgestellt und im Gleichgewicht die uuZglichst geringe Aus, dehnung des Körpers dem Gegner zugewandt, die Waffe in einer halb deckenden halb zum Ausfall oder Angriff bereit gehaltenen Lage, und mit der gespanntesten Aufmerksam» feit auf die Initiative des Gefechts. Wer diese ergreife, ist in den meisten Fallen ziemlich gleichgültig; gewöhnlich wird sie dem zu Theil, welcher der innern Ungeduld und Kampflust nicht zu steuern vermag. Nur der Naturalist, der sein Heil hu überrqschenden Witz einer einzelnen unerwartete» Bewegung sucht, wird in deö Initiative einen bedeutenden Vortheil zu finden glauben; der gewiegte Fechter zieht es nicht selten vor, den ihm noch unbekannten Gegner komme» zu lassen. Der Streich wird entweder dahin geführt, wo der Gegner eine Blöße zeigt, oder derselbe durch irgend eine ge­ waltsame oder demonstrative Bewegung vermögt wird, die vortheilhafte Deckung seiner Auslage zu verlassen, und da, durch eine verletzliche Stelle Preis zu geben. Kein Stoß der sich nicht pariren ließe, kein Streich der nicht mit Erfolg zurückgewiesen werden könnte, wenn man den Degen zu führen versteht. Es kommt also blos darauf an, die Bewegung des Gegners genau zu beobachten, seine Absicht richtig zu beurtheilen, und mit der erforderlichen Kraft, Schnelligkeit und Präzision dem Angriff die Abwehr oder Parade entgegenzuführen. Die abwehrende Bewe­ gung sowohl als der ihrentwegen verfehlte Streich füh­ ren unabwendlich auf beiden Seiten irgend eine Blöße her­ bei ; es findet ein Moment statt, wo von beiden Seiten sich Vortheile und Nachtheile bas Gleichgewicht zu halten pfle­ gen, wenn nicht ein ungemessener Ausfall oder eine unfirme Parade Ursache werden, daß eS nicht so ist. Wer am schnellsten diesen Moment zu benutzen vermag, versetzt seinen Gegner durch einen abermaligen Ausfall in die Nothwen» digkeit sich zu vertheidigen; in der Regel aber ist der, wel­ cher parirte, am bereitesten, seinerseits in die Offensive über, jugehen. Wie die Kämpfer sich immer gegen einander ausgelegt haben mögen, so wird dadurch die Zahl der möglichen ein­ fachen Stöße jederzeit auf einige wenige zurückgeführt, t Ä’Un1fer Umstanden vernünftigerweise »der mit zu hoffendem Erfolge unternommen werden können. Der An-



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greifende wirb daher seinen Gegner gewöhnlich immer auf seiner Hut antreffen, wenn er nicht dadurch, daß er irgend eine Scheinbewegung dem ernstlich gemeinten Streiehe voraiigehn laßt, entweder die Zahl der möglichen AngriffSsormen effektive vermehrt, und so daß Errathen dessen was da geschehen wird überhaupt erschwert, oder seinen Gegner durch die Finte wirklich irre führt. Je gröber die Finte,., um desto weniger ist sie zur Verführung geeignet, um desto leichter wird sie parirt. Ist sie umgekehrt zu fein, so wird sie nicht selten vom Gegner übersehen, und geht zwecklos verloren. Einfache Finten führen Cavadett, doppelte §in# ten Derkettmigspakaden herbei u. s. w» Jeder überbietet den andern in immer kunstreicheren Formen ; bis eine wohl abgrpaßte Ligade, ein kräftiger Tempostoß oder dergleichen, dem Gefechte wieder eine einfachere Haltung giebt. . Auf diese Weise währt, unter steten« Wechsel von An­ griff und Abwehr, von List und Gewalt, der Kampf so lange fort, bis Kraft und Aufmerksamkeit bei einem von beiden Theilen ermüden, oder sonst irgendwie ein Fehlgriff geschiehk.' Je ungleicher an Kräften und Fähigkeiten die Gegner einander sind, oder je weniger kunstfertig beide sind, nm desto schneller ist die Sache meistens abgethan. Je weiter es beide Theile in der Kunst gebracht, desto lan­ ger pstegt der Ausgang unentschieden zu bleiben. Ein Kampf, der mit dem ersten Streich entschieden toitrbe, wäre kaum ein Gefecht zu nennen: denn in dein fortgesetzten Wechsel von Angriff und Abwehr besteht eigentlich das Cha­ rakteristische desselben. Wenn keiner von beiden Theilen offensiv verfahrt, so hat das Gefecht ein Ende, oder es ent­ steht wenigstens eine Pause. Ei«: offensives Verfahren von beide«« Seite«« kann auf mancherlei Weise statt finden. Ent-, weder die demonstrativen oder einleitenden Bewegungen von einer Seite bieten eine günstige Gelegenheit dar, dem Gegner ins Tempo zu stoßen, und dann ist es Resultat der Ueberlegung und den Regeln der Kunst gemäß. Oder beide Theile folgen blos dem Antriebe ihrer Kampflust, sind blos auf die Vernichtung des Gegners bedacht, ohne auf ihre eigne Verletzlichkeit und die aus der Vernachläßigung dec Deckung für sie entspringende Gefahr Rücksicht zu nehmen; dann ist es die Leidenschaft, der Naturalismus, welcher «m Gefecht vorherrscht, und dem Zufall die Entscheidung fast gänzlich anheimgegeben. Oder die Gegner find einander sehr ungleich an Kräften und Geschicklichkeit. Der Stär­ kere und Gewandtere ist theils seiner enlschiednen Ueberlege«i-

genheit überhaupt, theils in dem vorliegenden Fall der frufrle'en, verkehrten und ungeschickten Offensive seines Cranerö so gewiß, daß die eigne für sich in besorgen :e Gefahr in keinen Betracht kömmt gegen die Gefahr, welche dem Gegner dadurch bereitet wird. Oder der nn 'de" ge­ schickte Fechter ward zur unrechten Zeit zu einer offensiven Bewegung verleitet, weil er wegen Unaufmerk'amkelt und vernachlaßigter Fühlung an der Klinge nicht gewahr ge­ worden war, daß sich sein Gegner bereits in der Offensive befinde. Oder man laßt den unvorsichtigen i#nb unbesonne­ nen Gegner auflaufen; man weicht durch das sogenannte Abziehen (eine Art von Hinterhalt) der möglichen Gefahr aus, und entwaffnet oder vern'chtet den unvorbereiteten Gegner in dem Momente, wo er aus dem- Gleichgewicht ge­ rathen ist; u. s. w. u. s. w. — Wer sich blos befensio t>er#halten, ohne Ausfall und Nachstoß auf bloße Paraden ein­ schränken wollte, würde sich muthwiüig seines natürlichenVortheils begeben, und nach aller Wahrscheinlichkeit bald den Kürzern ziehen *). 327. Man kann die Betrachtungen dieser Art noch in mancherlei Richtung verfolgen und vervielfältigen. Rächeiner unparkheiifchen und aufmerksamen Vergleichung der verschlednen Falle wird man jedoch immer -auf das fol­ gende Resultat zuräckkommen: daß im Gesucht mir 'erneut gehörig gewachsenen Gegner, und unter ungefähr gleichen Umstanden ans beiden Seiten, weder ein ausschließliches (Streben nach der Offensive, noch ein starres Verbarren in der Defensive sicher zum Ziele führe; daß es nicht in der Gewalt der einen Parrhei stehe, die andre nach Belieben zur Defensive zu zwingen, und daß es nur unter der Bedingung, daß man selbst gehörig gedeckt sei, räthlich werde, die Of­ fensive zu ergreifen; daß Initiative und Nachstoß an und für sich gleich Vortheilsaft sei, und nur besondre Umstande über den größer» Vorzug des einen oder des- andern ent­ scheiden können. Zu gleicher Zeit aber auch: »aß ohne Of­ fensive der Gegner nicht besiegt werden könne, daß daher *)

Es har zwar von Zeit zu Zeu Virtuosen in, her Hecht'gyst gegeben, weiche (bisweilen se.bst Mit einem kurzen 'KuM'tel vewaff iet), um die Größe ihrer Geschicklichkeit zii zeigen',' sich M bioßes Abwehren beschränkten; ein solche» Fall seyl hb -el sind, so sank der Werth und Gebrauch des Tiraillirens in etwas. Auch das Bajonet, die alte Lieblingswaffe der Franzo­ sen, ist verhältnißmäßig nicht oft gebraucht worden, vermuthlich weil man zum Theil mit jungen, oft nur einen Feldzug alten Soldaten, mit Rekruten zu schlagen hatte. Man hat sich da­ her zu den Entscheidungen, hauptsächlich der Artillerie, der Ka­ vallerie, taktischer Hülfsmittel und einer neuen Modifikation des Heuersystems, welches wir das unterstützte nennen wollen, bedient. ?Seine Grundzüge sind, im Anfang der Schlacht ein bedachtes euer, Weichen und Wiederkommen, beständige unterstützende Re­ serven, kurz ein oszillirendes Verhalten im Gefecht, das dem stei­ fen Ausdauern weit vorzuziehen ist, weil' es mehr mit der menschlichen Natur harmonirt, mit weniger Verlust verbunden und oft erneuerten Truppen angemessener ist; sobald der Fein­ wankt, dann entscheidet kräftiges, anhaltendes'Eindringen. Doch nicht sowohl durch dieses System, durch höhere Intelligenz in -allen Zweigen, besonders der höhern Taktik, bewirkte Napoleon seine Thaten. Eben so war es nicht das bloße Dajonetsystem, das SuworoffS Glück gründete, sondern Scharfblick, fürchter­ licher Nachdruck, Genie und das Siegsvertrauen seiner Sol­

daten."



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es darauf ankommt, das Instrument dem Feinde irgendwo in den keib zu rennen, Stirn gegen Stirn mit ihm anzubinden; lind weil die Bewegung die Vehemenz vermehrt. Beim Feuergewehr umgekehrt bedient man sich seiner Waffe am vortheilhaftesien, so lange man sich außer dem Handge­ menge erhalten kann, sieht ohne gesehen zu werden, verletzt ohne der Verletzung in gleichem Maaße Preis gegeben zu sein. Der blanken Waffe ist alles hinderlich, waS irgendwie die Beweglichkeit und den Zugang zum Feinde erschwert, dem Feuergewehr alles fördersam, was im Allgemeinen die Beweglichkeit beschrankt, den Zugang zu uns abwehrt. In wiefern nun aber der Infanterist durch die zwiefache Be­ waffnung, mit der man ihn versieht, zweilebkg geworden ist, und wegen der Möglichkeit und wegen des angebornen Ge­ schicks, beide Zustände in sich zu verbinden, es jederzeit unwillkährlich werden muß; — und da das Terrain fast überall so mannichfaltig gebildet ist, daß es Bewegung und Angriff, Abwehr und gedeckte Aufstellung bald begünstigt bald beeinträchtigt: Zufall aber und höhere Kriegszwecke das Gefecht bald hier bald dort herbei führen: da das Fuß­ volk unvermeidlich eben so oft zum Handgemenge als zum Ferngefecht gezwungen ober aus freier Wahl veranlaßt wird: — so giebt cs keinen andern vernünftigen Ausweg, als den kleinen und größer« Haufen desselben in ihrer For­ mation oder Aufstellungsweise die Möglichkeit zu sichern: Leiden entgegengesetzten Bedingungen auf gleich ange­ messene Weise genug thun zu können. Die Verfechter der bisherigen oder ehemaligen Feuer­ taktik waren eben deshalb für die geschloßne aber dünne Linienform so eingenommen, weil sie in dem Wahne standen, daß in dieser Form jenes Problem schon gelöst sei. Sie bemerk­ ten nicht, daß diese Form zwar weniger gefährlich im Feuer ist, als die tiefe Masse, und größere Konsistenz besitzt als die Schützenlinie: aber in gleichem Maaße auch weniger kon­ sistent ist als jene, und weniger ergiebig im Feuer als diese; daß sie die wenigst schlechte Form ist, wenn man sich passiv verhalten, aber die schlechteste; wenn man aktiv verfahren will, mit einem Worte also: daß sie für die heutige Art Krieg zu führen nur in besondern Fällen taugen kann. — Da Fern- und Nahgefecht in der Regel nicht gleichzeitig statt finden, sondern in der Zeit auf einander zu folgen pfle­ gen, fo könnte man allerdings den Ausweg wählen, nachdem die Truppen auf beide Fälle gehörig dressirt worden, nach Maaßgabe der Umstände ebenfalls sukzessive' während des

508 Gesichts bald die eine baldd'ie andre passende Aufstessungss form anzunehrnen. Oft genug kann und muß man zu dieser Auskunft greifen, und als vorläufige oder JnterrnediairAufstellung zwischen den beiden Extremen wird daher die dünne Linienform auch ferner ihren Werth behaupten. Allein mit diesem Verfahren sind mancherlei wesentliche Un­ bequemlichkeiten verbunden. Der Uebergang selbst ans einer Form in die andre bringt grade im entscheidenden Augenblick eine halb wehr- halb thatlose Periode hervor, die dem Feinde sehr günstig zu statten koiumt, zumal wenn, waS so leicht ist, der rechte Moment versäumt wurde. Nicht min­ der verlangt jede der beiden Fechtarten, wenn sie bis zu einer gewissen Virtuosität oder Musterhaftigkeit ausgebildet werden soll (was doch eigentlich immer der Fall sein sollte), eigne Naturanlage der Fechter und eine Angewöhnung eines bestimmten Benehmens im Gefecht. Daher scheint es aller­ dings das Vortheilhafteste, die Haufen des Fußvolks gleich Ursprünglich nach der Individualität der Einzelnen aus zer­ streuten und aus geschloffenen Fechtern zusammensetzen, beide zwar so abzurichten, daß jeder im Nothfall die dem andern bestimmte Rolle mit übernehmen könne, in der Regel aber jeden nur auf die ihm zur Fertigkeit gewordne Weise im Gefecht zu verwenden. Wenn wir die Zusammensetzung einer Brigade zerglie­ dern, so finden wir, daß von der ganzen Masse des dazu ge­ hörigen Fußvolks 4 regelmäßig für das zerstreute Gefecht be­ stimmt ist, dieses Drittel aber, im Fall beide Füselierbataillone ganz zum zerstreuten Gefecht aufgelöst wurden, dermaßen erweitert werden kann, daß sich die aufs Tirailliren aus­ drücklich abgerichtete Masse zu der, welche eigentlich nur ge­ schlossen fechten soll, verhält wie u : io. Es scheint dies Verhältniß dem wahrscheinlichen Bedürfnisse sehr ange­ messen gewählt. 363. Ehe wir von der Bestimmung oder dem natür­ lichen Berufe reden, welcher in der Verbindung der zer­ streuten und geschloßnen Fechter einem Jeden dieser beiden Elemente obliegt, wird es nöthig sein, erst einige Bemer­ kungen über dje Fechtart mehrerer zusammengehörigen Hau­ sen überhaupt voran zu schicken. Der Grund, warum größere Massen in mehrere für sich bestehende und agirende Haufen getheilt werden, ist nicht allein die Ungelrnkigkeit so ausgedehnter Maschinen, oder die stninöglichkeit sie von einem und demselben Crntralvunkte-'aus unmittelbar zu übersehen und zu dingirrn, sov-

— 50p — der» nebenbei und überhaupt auch der vortheilhafte Etustuß der durch diese Maaßregel erhöhten wechselseitigen HülfLleistung. Die Summe in verschiedner Richtung anfeinglerches oder gemeinschaftliches Ziel hlnwirkcnder Kräfte «Hat ost vor einer eben so mächtigen einzelnen Kraft den Vorzug-: daß wir das Resultat der Kraftaußerung, das Maaß.der Kraftanwendung und die der Richtung und MachKgkelt des Widerstandes angemessene Direktion des uns zu Gebot ste­ henden Wirkungsvermögens viel mehr in unsrer Gewalt behalten und den Umständen genauer anpassen können»"In dieser letzter« Hinsicht kann es daher sehr oft zweckmäßig «erden, auch selbst kleinere Massen, die sich ohne Schwierig­ keit als Ein Ganzes führen und gebrauchen lassen, in meh­ rere getrennte Hausen aufzulösen. Derselbe Grund, tim deffentwillen die Menge der Streikkräfte in eine« geregelte« und in sich organisch verknüpften Körper verbunden ward,^die vollständigere und den gegebnen Zwecken angemeffetttztt Verwendung jener einzelnen Kräfte nämlich, — wird «nreb andern Umständen Ursach: diesen größeren Körper in Meh­ rere kleine Organismen wieder auftulösen. Wir haben früher schon darauf hingedeutet, daß wenn «inzelne Punkte der in eine zusammenhängende Masse ver­ einten Fechter ausschließlich angegriffen werden, dirs« Punkte, von denen rings nm sie befindlichen Theilen der Masse nur bis auf eine gewisse D stanz vertheidigt werden könne, der Rest der Streitkraft aber, welcher sich jenseit dieser Distanz befindet, in solchem Falle zweckmäßiger zu verwenden ist, wenn man ihn seine Stelle ändern laßt, ihn näher herbeiholt, die bedrohten Punkte dadurch verstärkt, oder die vom Feinde absichtlich außer dem Gefecht gehalte­ nen Theile ebenfalls angreift, bedroht oder verletzt u. s. w. Eben so ist in dem Abschnitte von dem Vermögen der Schanzen entwickelt worden, daß die Divergenz des Feuers (und der wirkenden Kräfte überhaupt oft eben so wichtig und wesentlich ist, als die Konzentration derselben. Es ist stets von überwiegender Wichtigkeit, daß man in seinen Maaßregeln so wenig als möglich gebunden und an ein­ zelne bestimmte Formen und Anordnungen gefesselt sei; die Freiheit, die vorhandnen Mittel nach Willkühr kombiniren und verwenden zu können, ist eine der nothwendigsten Bedingttngen des Kriegführens. In dem Gewinn einer zweckmäßigern und den Umstän­ de« angemeffenern Unterstützung einzelner Theile durch andre, im Raume sowohl als in der Zeitfolge, bei der Ab-



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wehr sowohl als beim Angriffe — besteht demnach der Dorzug des Gefechts mit Mehrern Haufen. Im Raume, in rvirfern man es mittelst ihrer möglich macht, die gesammty Streitkraft derverschiednen Bestandtheile des Ganzen gleich'zeitig auf einen bestimmten Lerrainabschnitt oder zu Gunsten rines einzelnen Theils'der Schlachtordnung zu konzeyttirett, mich die Vortheile der Aufstellung mit denen der Bewegung zu vereinigen; — in der Zeit; in wiefern man nach Maaß­ gabe der Vorhandyen Gefahr oder des beim Gefecht beabstchtigten Planes die vorhandnen Kräfte entweder sukzessive ins Gefecht bringt, oder abwechselnd ihnen bald Ruhx gönnt, bald sie thätig eingreifen läßt. Man könnte hier den Einwurf machen, oder die Frage aufwerfen: wie kann die Theilung der Streitkraft Vortheil­ haft sein, da nur die Uebermacht den Sieg entscheidet? — oder: ist es nicht einFehler, sowohl beim Angriffals bei. der Abwehr, seine Kraft zu zersplittern? — Zum Theil wider­ legt sich dieser Einwurf durch das bereits Gesagte von selbst, dennoch ist er von solchem Belange, daß er wohl eine nä­ here Erörterung verdient. Einmal (kann man erwiedern) ist es nicht Zweck bei­ der Partheien, in jedem Gefecht den Sieg erringen zu wollen. Der Schwächere, oder der, dem das Gefecht wider Willen aufgedrungen und abgenöthigt ward, will sich oft blos mit dem mindest möglichen Schaben aus dem Handel ziehen; untergeordnete Kriegshaufen haben den Auftrag, den Feind blos zu beschäftigen, ihn abzuleiten, ihn ungewiß zu machen u. s. w. Kurz es giebt Fälle, wo man seine ganze Streit­ kraft nicht entwickel» und verwenden will oder soll. Zum andern aber behaupten wir, daß unter vielen Umständen grade durch die Theilung der Masse das wirkliche Streit­ vermögen erhöht, und die Wahrscheinlichkeit des Sieges gewonnen werde; und daß überhaupt ein Manövrirgefecht— der mit Bewegung und Terrainbenutzung verbundene Waf­ fengebrauch — wie es die jetzige Kriegführung unaufhör­ lich erheischt, ohne Theilung, Trennung und abgesondertes Agiren einzelner Haufen fast nicht gedacht werden könne. Die Entwicklung des ersten Punktes müssen wir auf eine andre Gelegenheit versparen; hinsichtlich des zweiten halten wir eS dienlich, folgendes hinzuzufügen. 364. Das bloße Vorhandensein der Kraft, die Mög­ lichkeit sie zu äußern, oder das Vermögen zu etwas, ist für die Verwirklichung gewisser bestimmter Absichten nur in so fern etwas werth, als sich Gelegenheit findet, dies



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Vermögen in thätige Wirksamkeit überhaupt zu- fttzcn, und dieser Wirksamkeit die dem Zwecke gemäße besondre Rich­ tung zu geben. Wenn wir doppelt so viel Streitkräfte be> saßen als der Feind, so würde uns dieß dfnNoch menig hel­ fen, wenn die Beschaffenheit des Terrains, obrp -das Det» hLltniß der feindlichen AnvrdnunAen ju den unsrigeü, oder sonst irgend ein Umstand, es uns nur möglich machte, die Hälfte unsrer Truppen im entscheidenden Augenblick kns Gefecht zu bringen, oder wir den Feind nicht hindern kömrten, gegen einen unsrer verletzlichen Punkte eine größere Masse von Kraft in Wirksamkeit ju setzen, als wir ihm to diesem Ort und zu dieser Zeit entgegenzusetzen vermögen. Seinen Gegner durch eine geschickte BenutzunL der Um­ stände in eine solche Lage zu setzen, daß wir es stets nur mit einem Theile seiner Macht wirklich zu thun haben, wahrend der Ueberrest derselben nicht dazu gelangen kann, entschei­ dend mitzuwirken, ist einer der Hauptkunstgriffe deä Krieg­ führens. In wiefern jener Ueberrest in Beziehung auflein solches Ereigniß in der "That keinen intrgrirenden Theil der zur Wirksamkeit gebrachten Streitkraft ausmacht, kaun man sagen, es.sei derselbe annullirt gewesen. Ob eine uns zu Gebot stehende Streitkraft im entscheidenden Mo­ mente und Raumabschnitte gar nicht gegenwärtig war, oder trotz ihrer Gegenwart am hülfsbedssrftigen Orte nur nicht wirksameingreifen konnte, kommt auf Einsheraus, fle ist in beiden Fällen als annullirt zu betrachten *). Es gehört demnach ein gewisser Scharfblick, ein nicht allen Anführern eignes Talent dazu, vom vorhandnen Streitvermögen in vollem Maaße Gebrauch zu machen, es so zu disponiren, daß es sich als wirkliche Kraft geltend macht; und es wird «Lchstdem jederzeit der effektive Werth einer gewissen Masse von Streitkräften durch die Beschaffenheit des LokalS be­ dingt, innerhalb welchem dieselbe in Thätigkeit gesetzt wor­ den. Bei den Operationen im Großen ereignet es sich öfter, daß man mehr Streitkräfte versammelt hat, als man *)

TS verhält sich diemit ungefähr wie im Schach, wenn man gewisse Figuren nicht von der Stelle rühren kann oder darf, weil ihnen der Weg versperrt ist, oder weil sie unnütz aufgeopfert werden würden, oder weil eine wichrigere Figur dadurch'in Ge­ fahr geräth u. s. w. — (Soldaten unterscheiden sich übrigen« außer mancher andern Hinsicht auch darin von den Schachpup­ pen, daß sie veränderliche Werthe haben, an diesem Tage, unter diesen Umständen u. s. w. weniger oder mehr leisten, al» ein an»ne» Mal.)

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eigentlich bedürfte oder gebrauchen kann. Im sogenannten Keinen Kriege ist man umgekehrt in Bezug auf daS Terrain, worin man.sichiaufstellt, in der Regel zu schwach. Dennoch ereignet es sich auch bei geringen Detaschements häufig ge­ nug, daß inan in währender Bewegung durch Lokalumstände gehindert wird, seine ganze disponible Streitkraft nach Be­ lieben konzetttrirt wirken zu lassen. 365. Seine Kraft zersplittern heißt die disponible Masse dergestalt im Raume auseinanderstreuen, daß man M nicht nach Willkühr und den Umständen gemäß wieder vereinen und zusammen wirken lassen kann, so daß dem Aeindebadurch eine Gelegenheit gegeben wird, jeden Theil «tNzeln für sich aufzureiben. In diesem Fall wird die Thei­ lung der Kraft Schuld, daß sich das Streitvermögen Bis auf einett gewissen Grad annullirt befindet. Wenn man aber, um diesem Uebel zu entgehen, seine Streitkraft dicht aneinander drangt, fei es in einer Linienstellung, ober in «irrer tiefen Marschkolonne, oder auch in einer möglichst konzentrirten tiefen Aufstellung, so hindert dies allein noch kei­ neswegs den Feind, seinen Angriff dergestalt auf einzelne Theile'zu richten, daß die von dieser Gegend abgewendeten Theile unsrer Aufstellung keinen direkten Antheil am Ge­ rechte nehmen können; ft daß es Vortheilhafter gewesen wäre, wenn ein Theil der disponiblen Masse nach einer dem feindlichen Angriffe entsprechenden Richtung und Entfer­ nung weggesendet worden wäre, um von außen herzu sei­ ner Zeit mitzuwirken. In solchem Falle wird das Streit­ vermögen ebenfalls annullirt, aber umgekehrt durch eine Den Umstände» nicht angemessene Konzentration dec Kraft. — Es ist demnach weder mit der Theilung der Kräfte, noch mit der Konzentration derselben an und für Och ein absoluter Vortheil oder Nachtheil verbunden, sott# tarn dies hangt in beiden Fallert davon ab, ob es zur rech­ nen Zeit und auf die rechte Weise geschieht, oder nicht. Wenn zwei Menschen über Einen herfallen, der so viel Streitvermögen besitzt wie sie beide zusammengenommen, so würde er unbedenklich mit ihnen bald fertig werden, wepn sie sukzessive mir ihm anbinden wollten, oder so ungefchrckt andringen, daß er einen mit der Rechten, den ander» mit der Linken fassen könnte. Wenn sie sich aber auf ihre» Vortheil verstehen, und den Einen gleichzeitig, dieser von vorn und jener von hinten anfallen, ft ist es höchst wahr­ scheinlich, daß sie als Sieger aus dem Kampfe gehe» werden,

513 366. Wenn man die ehemalige Fechtart mit der jetzi­ gen vergleicht, so findet man in jener ein vorherrschendes Streben, die vorhandne Streitmasse in eine möglichst aus­ gedehnte aber kontinuirlich zusammenhängende Linie zu formiren, dabei gleich zu Anfang des Gefechts möglichst vollständig die definitiven Anordnungen zu treffen, und durch das Festhalten dieser anfänglichen Ordnung den Sieg zu erfechten, oder eigentlich die Besiegung abzuwenden. Wenigstens war dies die defensive Form; beim Angriff fährt unter allen Umständen die dazu nöthige Bewegung auch eine gewisse Veränderlichkeit herbei. Dennoch suchte man ehemals auch hier wie beim Rückzug die kontinuirliche Linearform so viel es irgend anging bcizubehalten. Die attaque en echelon, die retraite en echiquier, die Deckung der Flanken durch einen kurzen Haken (öfters von einem einzigen Zuge auf jedem Flügel eines langen Treffens gebildet) und das hohle Viereck, waren die exzentrischsten Abweichungen, ju denen die Theorie sich aufschwang, ob­ schon die Geschichte vielfältige Beispiele aufzeigt, wo Zu­ fall, Nothwendigkeit oder Genie die Regel zu Schanden machten, was denn natürlich sehr beitrug, die Geringschätzung der Theorie im Allgemeinen und den Glauben an ihre Un­ haltbarkeit überhaupt zu vermehren. — Die neuere Fecht­ art charakterisirt sich umgekehrt durch ein überall sichtba­ res Streben, das Ganze in diskrete (abgesonderte) Haufen oder Flächen zu formiren, das Gemeinsame weniger im kontinuirlichen Beisammensein, als in der konzentrischen Zu­ sammenwirkung zu suchen, das Gefecht Mit vorläufigen An­ ordnungen zu eröffnen, und durch einen den Zwecken und Umständen angemessenen mannichfachen Wechsel der dis­ kreten und kontinuirlichen Form den Feind aus dem Felde zu schlagen.

367. Da bei dieser Fechtart das Auflösen des Gan­ zen in diskrete Elemente stets ein gemeinsames Wirken ge­ gen irgend einen Centralpunkt zum Zwecke hat, da jede ein­ zelne Form der gegenseitigen Aufstellung der Clemente meist als vorläufig, als einstweilig oder vorübergehend betrachtet werden kann, und die Auflösung vornehmlich ein Mittel werden, oder dazu dienen soll, jede andre im Verlauf des Gefechts sich als angemessen bewährende Form desto leichter anzunehmen, so macht dies durchaus nöthig, daß die einzelnen Haufen, aus denen das diskrete (das un­ terbrochene) Ganze besteht, ungeachtet ihrer Trennung im



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Raume, dennoch in einer ununterbrochenen Beziehung zu einander bleiben. Es muß fortdauernd die Möglichkeit vorhanden sein, in einer bestimmten Zeit aus der diskreten in die kontinuirlich zusammenhängende Form äberzugehen, und die zunächst aneinandergränzenden Haufen muffen sich unausgesetzt in der Verfassung befinden, daß sie einander (ohne sich gegen­ seitig in ihrer vollständigen Kraftäußerung gegen den Feind hinderlich zu werden) auf die thätigste und nachdrücklichste Weise wechselseitig unterstützen und zu Hülfe kommen können. Es kann dabei zwar, weil eben die Umstände über die jedesmalige Aufstellungsweise entscheiden muffen, keine für alle Falle durchgreifend gültige Norm für die angemessene Entfernung der einzelnen Haufen von einander gegeben wer­ den; dennoch scheint es überall, wo in den Umstanden kein genügender Grund zur Abweichung gegeben ist, als Regel betrachtet werden zu dürfen, daß nebeneinanderstehende Ko­ lonnen sich in den Zwischenräumen in Feuerlinien müssen entwickeln, hintereinanderstehende Linien aber wenigstens sich als diskrete Haufen mässen in Kolonne setzen können. Man kann annehmen, daß ei» jeder diskreter Haufen, um in seinen Bewegungen, so weit sie zur Veränderung der Front und innern Anordnung nöthig sind, eines quadratischen Raums bedürfe, dessen Seite gleich der Frontausdehnnng des Haufens ist, wenn er zwei Mann hoch in Linie aufmarschirt sieht. Wollte man sich dichter bei einander stellen, so würden die Haufen nicht nur sich gegenseitig behindern, sondern es würde auch der feindlichen Feuerwirkung ein zu sehr verletzliches Objekt dargcboten, und ein andrer Haupt­ vortheil der diskreten Stellung, daß nämlich noch andre Truppentheile bequem durch die Intervalle» sich bewegen können, dadurch ganz verloren gehen. Je größer die diskreten Haufen sind, um desto größer wird bei Beachtung der obigen Regel der zwischen ihnen frei zu lassende Raum, desto mehr Zeit wird erfordert, um aus ihnen, sobald es die Umstände mit sich bringe», die kontinuirliche Linie herzusteilen, desto unbeweglicher sind die einzelnen Haufen, desto weniger überhaupt gewahren sie so­ dann die Vortheile, welche bei dieser Anordnung beabsichtigt wurden. Sind umgekehrt die Haufen zu klein, so fehlt es ihnen an Kraft und Nachdruck, und es wird abermals der Endzweck verfehlt. Eine mittlere Größe scheint demnach unter allen Umständen empfehlenswerth; bei an sich schon

5»6 nicht sehr bedeutenden.Massen aber wird man sich besser mit einer geringeren Anzahl von Haufen behelfen (und sollten es nur zwei sein), als durch eine zu weit getriebne Zerstückelung die vorhandne Kraft, statt sie zu mehren, am Ende auf Nichts zurückzuführen. Eine jede noch so bewahrte Anord­ nung büßt die ihr eigenthümliche Vortrefflichkeit wieder ein, sobald das rechte Maaß so oder so überschritten wird. Die Auflösung des Ganzen in diskrete Haufen hört alsobald auf nützlich zu sein, so wie sie nicht mehr Mittel oder Veran­ lassung wird, einerseits die dem Ganzen innewohnende Ak­ tivkraft in einem erhöhet?» Grade zur gemeinsamen Anwen­ dung zu bringen, und andernscits die verletzlichen Theile desselben durch wechselseitiges Beispringen und. Abwehren der einzelnen Haufen untereinander vollständiger sicher zu stellen. 368. Die Ordnung des Systems der diskreten Hau­ fen, in welche das Ganze zerfallt wird, kann auf sehr mannichfache Weise geschehen. Je einfacher indessen, um desto bes­ ser. Das Terrain muß dazu die Anleitung geben. Als Fundamentalform würde die schachbrettförmige Aufstellung in mehrere Treffen, so daß Tiefe und Breite der Aufstellung ungefähr gleich werde», vielleicht am meiste» empfchlungswerth sein. — Je zwei Haufen können übrigens entweder nebeneinander, hintereinander, oder so aufgestellt werden, daß die Verlängerung ihrer Frontlinien (oder der Front des einen und der Flanke des andern) irgend einen Winkel mit einander bilden. Die Direktion des feindlichen Angriffs (wenn demsel­ ben eine koutinuirliche Aufstellung zum Grunde liegt) kann entweder gegen einen unsrer Haufen allein gerichtet sein, und zwar 1) gegen die ursprüngliche Front desselben, 2) ge­ gen die dem andern Haufen abgewendete Flanke, 3) gegen den Rücken; — oder beide Haufe» zugleich affiziren, indem der Feind 4) gegen den zwischen beiden befindlichen Raum anräckt, 5) sich in einer Linie nähert, deren Endpunkte so ausgedehnt sind, daß sie sich beiden Haufen gegenüber befindet. Der Gebrauch des Schießgewehrs begründet die Mög­ lichkeit, daß die getrennten Haufen sich aus der Ferne Hülfe leisten. Nur wird dabei vorausgesetzt: daß sich der Unter­ stützende nahe genug befinde, um den zum Angriff anrückenden Feind mir skinen Kugeln abreichen zu können; daß er sich nicht auf der dem Angriffe entgegengesetzten Seite be­ finde; und seine Fronte Sit der des angegriffenen Hau,

— £16 — ftns eilten Winkel bilde. Sobald demnach der feindliche Angriff gegen Einen Haufen ausschließlich -«richtet, ist, so muß der andre unverzüglich sich in ein solches Lagenverhältniß zu ihm zu setzen suchen, das den eben angegebnen Be­ dingungen entspricht. Hiebei kann es unter gewissen Um­ standen vorkheilhafter sein, wenn der Angegriffene der Be­ wegung des Unterstützenden auf halbem Wege entgegenfomiut, oder dem Angriffe ausweichend sich gegen und um den Nichtangegriffenen bewegt, wahrend dieser seine an­ fängliche Stellung unverräckt beibehalt. Eben so muß sich aus den Umständen ergeben, ob es besser ist, daß beide Hau­ fen die Kolonnenform beibehalten, oder einer, oder beide sich in Linienform entwicklen. Wenn zwei Haufen auf diese Weise im Einverständnist gegen einen einzigen ihnen zusammengenomnien an Anzahl gleichen, oder selbst in Etwas überlegnen Feind zu Werke gehen, so gewinnen sie, bei der geringen Schwierigkeit, welche für sie mit Ort- und Feontvcränderungen verknüpft ist, da­ durch folgende Vortheile: 1) können sie fast alle Ort-, Front- und Organisationsveränderungen in halb so kurzer Zeit vollenden, als ihr Gegner dazu nöthig hat.. 2) Kön­ nen sie die Vortheile der Bewegung mit denen der gedeck­ ten Aufstellung vereinigen, den Angriff erwarten oder ihm zuvorkommen, das Gefecht annehmen oder ihm auSweichen. 3) Einer kann die Fehler und Unglücksfalle des Andern ver­ bessern und ausgleichen, im schlimmsten Fall selbst ein Theil des Ganzen durch die hcldenmüthige Aufopferung der An­ dern gerettet werden. 4) Bei uns fassen Zwei ein und das­ selbe Objekt gemeinschaftlich ins Auge, wahrend die Auf­ merksamkeit des Feindes getheilt wird, weil sie stets auf zwei Objekte zu gleicher Zeit gerichtet sein muß: für ihn wird es doppelt so schwer, die rechte Anordnung zu treffen, weil er sich leichter über unsre Absichten und Unternehmun­ gen täuschen kann, und überhaupt die Kombinationen des Beginnens Zweier mit den Umstanden viel mannichfaltiger sind, als das was ein Einzelner zu unternehmen vermag. 5 . Man kann sowohl Feuer als Chok gleichzeitig von zwei vcrschiednen Seiten gegen den Feind wirken lassen, weil Zweie sich stets so stellen können, daß sie gegen einen Drit­ ten einen Winkel bilden, zwischen dessen Schenkeln er sich befindet; dem Kreuz- und Flankenfeuer, das man gegen ihn zu Wege bringt, vermag er nur durch ein divergirtes Feuer zu antworten; — dem Anrann von verschiednen Rich­ tungen her bietet er entweder sches eine wehrlose Seite dar,

— 5*7 ftetttt er sich ausschließlich gegen Einen wendet, ober will er sich Beiden widersetzen, so muß er nach zweien Seiten Front machen, was öfters Verwirrung erzeugt, und ihn unfehlbar nöthigt, feilte Bewegung einzustellen (wenn er nämlich nicht ebenfalls sich theilen will). 6 Das Umgehen der feindlichen Flanke, das Legen von Hinterhalten, das Abbrechen des Gefechtes, das Vermeiden der Entscheidung, das Verlocken -es Feindes in ein ihm ungünstiges Terrain, und alle der­ gleichen ähnliche Stratageme und Kunstgriffe sind nur ausznführen, wenn man sich in mehr als einen Haufen stellt, weil sie voraussetzen, daß ein Theil unsrer Kraft den Feind beschäftige, damit der andre Theil Zeit und Freiheit ge­ winne, das beabsichtigte Manöver auSzufähren. Daß sich übrigens die diskrete Aufstellung nicht blos zur Defensive, sondern gleichmäßig zur Offensive eigne, folgt schon daraus, daß der größere Theil der dis jetzt betrachteten abwehrenden Anordnungen auf Bewegung berechnet ist, und eine ver­ steckte Offensive oder einen Uebergang aus Abwehr in An­ griff in sich schließt. 369. Das Verfahren mehrerer Haufen ist jederzeit aus dem vervielfältigten Verfahren von je zweien zusam­ mengesetzt; dabei ist eine noch vollständigere Benutzung des Terrains und der Umstande, eine noch ausgedehntere Sphäre »on Mauöver» Kombinationen gegeben; 'ober, so wie die Zahl der Haufen zunimmt, wachst auch die Schwierigkeit des zusammensiimmenden Operirens, des gleichzeitigen an­ gemessenen Wirkens, der gemeinschaftlich leitenden Ueber­ sicht von oben her; Fehlgriffe und Mißverständnisse verviel­ fältigen sich, die Aufmerksamkeit der Häufenführer wird ge­ theilt zwischen dem Feinde und dem Bestreben, bald diesen bald jenen feiner Nachbaren aus dem Wege zu gehen oder zu Hülfe zu kommen, und was dergleichen Gebrechen zu komplizirter Maschinen mehr sind. Es folgt hieraus aber kei­ neswegs, daß man sich nur auf zwei Haufen beschränken müsse. Dreie z. B. haben vor Zweien ganz unstreitig bedeu­ tende Vortheile, wenn sie in Form eines Dreiecks agiren. Von blosgegebner Flanke oder Rücken kann hiebei gar nicht mehr dir Rede fein. Don wo der Angriff des Feindes immer Her­ kommen mag, trifft er entweder auf eine Spitze oder auf eine Seite des Dreiecks. In beiden Fällen aber befindet sich dev Feind durch eine geringe Bewegung der diskreten Haufen als­ bald im Centrum eines von drei Seiten gegen ihn gerichteten Angriffs. Wenn er nämlich eine Spitze zum Angriff gewählt

hat, zieht sich der Hausen, dm es betrifft, entweder etwas

518 zur Seite, während sich die andern Haufen nähern, oder er geht grade rückwärts durch die Intervalle der beiden an­ dern Haufen, oder diese bewegen sich zu beiden Seiten des­ selben vorwärts bis sie den Feind in der Mitte haben u. s. w. Hätte der Feind zu seinem Angriffe die Linienform ge­ wählt, so würde der Handel- für ihn um desto schlimmer ausfallen. Ist nächst alledem das Terrain von der Beschaffenheitdaß cs verdeckte Aufstellungen und Bewegungen unsrerseits zuläßt, daß es die Angriffsrichtungen des Feindes auf ge­ wisse einzelne mögliche Falle beschrankt, so sind die Um­ stände für die Fechtart in diskreten Haufen um desto günsti­ ger. Alsdann wird die offenbare Gewalt und die Ueberzahl immer weniger entscheidend, während die Kunst, die Gewandheit, bte Fertigkeit, in überraschenden Kombinationen immer mehr im Werthe steigt. In solchem Falle hängt auch das Gelingen nicht mehr so vollständig von der Geilkesgcgenwart und dem augenblicklichen genialen Entschlüsse der einzelnen Hanfenführer ab; der Oberbefehlshaber ge­ winnt mehr.direkten Einfluß auf den Gang des Manövers, weil eine bestimmtere Abrede statt finden kann, wie in die­ sem oder jenem Falle die diskreten Elemente Zusammenwir­ ken, Zeit- und Lokalvcrhältnisse benutzt werden sollen. Man muß sich bei solchem Entwürfe oder solcher Abrede aber stets eingedenk sein lassen: daß alles, was von äußern Umstan­ den die Willkühr und Beweglichkeit des Feindes hemmt, auch gewöhnlich der unsrigen irgend welche Fesseln anzule­ gen pflegt, daß jeder zu komplizirte Plan den Keim deck Mißlingens eo ipso in sich kragt/baß man nie alle Fälle im Voraus erwägen und beurtheilen kann, daher dem eignen Thun und Lassen der einzelnen Haufensührer stets den gehö­ rigen Spielraum lassen, und alle detaillirte Vorausbestimmungen möglichst vermeiden müsse. Die Fcchtart in diskreten Haufen setzt durchaus voraus, baß die Unkerbe­ fehlshaber aus Männern bestehen, die ihrem Posten im aus­ gedehntesten Sinne gewachsen sind, die sich selbst zu helfen, nach einer allgemein ausgesprochenen Idee das Detail anznordnen,- und Mittel und Umstände mit dein gegebnen Zwecke zu kombiniren verstehen. — Wie klug die Disposi­ tion entworfen sein, und wie geschickt der Oberbefehlsha­ ber die Leitung im Großen zu handhaben vermag, so treten , doch fast überall Umstande ein, welche den Plan verrücken, die Lage der Dinge plötzlich umgcsialten, und wo nur das präzise und entschlossene Eingreifen und selbstständige Hai;»



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Mit einzelner Unkerbefehlshaber die Sache im Geleise hal­ ten kann. Wäre dies aber auch nicht, so bat man es selbst bei der striklestrv Befolgung der gegebnen Disposition doch stets mit einem beweglichen eigenwilligen. Objekte zu thun, Zach dessen Beginnen Zeit und Gelegenheit gehörjg abge­ messen werden nuiß', was unter allen Umstanden nur dem Geschicke der Beurtheilung und Anstelligkeit der Unterdes fehlshaber überlassen bleiben kann. In einem noch diel höhern Grade findet begreiflich das Gesagte statt, wenn der Feind nicht in einer kominuirlichen Masse operirt, sondern es ebenfalls vorzieht, sein Heil in der diskreten Fechtart zu versuchen. Der entschiedne Vor­ theil dieser Anordnung wird nun auf beide Partheien verrheilt, und das Uebergewicht kann sodann nur dadurch er­ reiche werden, daß man es den Feind an Gcwandheit, Ent­ schlossenheit, Scharfsinn, an Benutzung des Augenblicks und Beurtheilung der Lokalverhäitniffe zu überbieten sacht. Alles kommt darauf an: entweder die Absicht des Feindes zu errathen, die Anordnungen desselben zu übersehen, und dem­ gemäß die Gegenlektion zu machen; oder ihm durch die Ver­ borgenheit, Präzision und Vehemenz der unsrigen so zu überraschen und zu imponiren, daß er in einen möglichst passiven Zustand übergeht; — oder wenn bcidcs nicht glücken will, zu temporisiren und der. Entscheidung ausznweicherr, bis sich ei» Moment darbietet, wo der Feind vorschnell oder saumselig ober verkehrt zu Werke geht, wo sich ein Theil der feindlichen Haufen auf irgend eine Weise annullirt oder so gebunden befindet, daß er cs nicht füglich hindern kann, wenn wir gegen einen seiner exponirten Theile plötzlich eine überlegne Macht entwickeln. — Ein großer Irrthum würde es sein, wenn man sich dadurch in Vortheil zu setzen ver­ meinte, daß man es dem Feinde in Vervielfältigung der Haufen zuvor zu thun suchte; im Gegentheil ist eS rathsam, in solchen Fallen die Kraft mehr beisammen zu halten, um ir­ gendwo mit entschiednem Erfolge durchbrechen zu können. — Es ließen sich wohl noch manche brauchbare Verhal­ tungsregeln über diesen Gegenstand aufstellen; doch ist cs schwer, sie ohne Beispiele und ohne Beziehung auf bestimmt modifizirte Verhältnisse deutlich zu machen, daher wir es vorziehn, sie späterhin an einem bequemern Orte nach^uholen.

370. An einem jeden Gefechte kann man drei Perioden, oder Instanzen unterscheiden; die erste, in welcher das Ge­ fecht ertzgeleitet wird, die zweite, während welcher es sich »er-

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wickelt ober in bollem Gange ist, und die dritte endlich, durch welche es aufgehoben oder entschieden, oder überhaupt beendigt wird. Es wäre wünschenswerth, den Gang des Gefechtes alle drei Instanzen hindurch in seiner Gewalt be­ halten zu können', und das Bestreben der Kriegskunst ist auch ganz ausdrücklich dahin gerichtet, so viel als möglich Herr desselben zu bleiben, und dem Zufall sowohl als den Anordnungen des Gegners so wenig als möglich Einfluß darauf zu gestatten. Leider aber ist dies rin in der Regel unerreichbares Ziel, und man muß zufrieden sein, wenn man glücklich genug ist, sich demselben auf eine bemerkliche Weise genähert zu haben. Die Fechtart in diskreten Hau­ fen begünstigt allerdings den, der sie gehörig anzuwenden weiß, ungemein in seinem Bestreben, weil in ihr die Mög­ lichkeit gegeben ist, die vtrschiednen Truppentheile theils sukzessiv, theils alternirend ins Gefecht zu bringen und aus demselben losrulösen. Dennoch ist die zweite Periode des Gefechts gewöhnlich ganz in den Händen des Zufalls, und selbst über die beiden andern zu gebieten, ist nicht so ganz leicht, weil man einerseits bei der Eröffnung des Gefech­ tes meist noch zu wenig klar sieht, die Verhältnisse nicht hin­ länglich entwickelt, das Lokal zu fremd, die Absichten des Gegners zu verborgen sind, um ein entschiednes Urtheil zu haben, und eine zweckmäßige Disposition zu treffen; man sich andernseits aber, wenn das Gefecht dem Ende naht, nur zu oft außer Stan.de befindet, auf die Truppen einzu­ wirken, und das, von dessen Nothwendigkeit und Angemes­ senheit man sich überzeugt hat, zur wirklichen Ausführung zu bringen. Es hat dies die Veranlassung zu der bekannten und allgemein üblichen Maxime oder Manier gegeben, das Ge­ fecht nur Wit einem Theil der Streitkraft zu eröffnen, und einen andern Theil bis auf die Letzt ganz außer dem Gefecht zu halten/ um, wenn das Gefecht sich auf allen Punkten ent# und verwickelt hat, damit irgendwo plötzlich und definitiv einen entschiednen Nachdruck zu geben. . Mit andern Wor­ ten, man pflegt seine Streitmasse in drei verschiedne Ele­ mente zu zerlegen: in ein« Avantgarde, in das Hanpttreffen und die Reserve. Vielleicht hat die Eigenthümlichkeit des Bewegungskrieges hiezu die erste Veranlassung gegeben; denn wenn man zum Angriffe anrückt, trifft man mit der Spitze zuerst auf den Feind, es gehört einige Zeit dazu, sich aus der Marschkolonne gehörig in die Breite zu entwickeln, und der Schweif derselben langt meist erst an, wenn das

521 Gefecht mit den übrigen Truppen in vollein Gange ist. Der Angegriffene umgekehrt, wenn er auf dies Ereigniß nicht völlig vorbereitet war, und seine Aufstellung und bisherige Anordnung nicht schon eigens darauf berechnet hatte, wird auch nicht viel anders thun können, als die dem Angriffs­ punkte zunächst gelegnen Truppentheile mit dem Vortrupp des Feindes zu engagiren, und wahrend der Zeit, welche der Angreifende zum Aufmarsch bedarf, seine übrige Masse in «ine den Umstanden angemessene Verfassung zu setzen. Mas aber früher blos unwillkührlich geschah, ward spater in ein feststehendes, absichtlich und unveränderlich so geordnetes Verfahren umgeändert. 371. Die durchgreifende Nützlichkeit dieses Verfah­ rens ist keinem Zweifel unterworfen. Dennoch hat es Fälle gegeben, wo grade die strikte Anwendung desselben Schuld an dem unglücklichen Ausgange des Gefechtes gewesen ist. Warum? — weil es in der Fechtkunst durchaus kein absolut erfolgreiches Mittel giebt; weil sich gegen jeden Stoß eine Parade und eine wirksame Kontrelektion erdenken läßt; und weil jede Anordnung, welche blos mechanisch ohne Urtheil (sine granu salis) einmal wie allemal angewendet wird, wie alles Todte den Keim der Vernichtung in sich tragt, und seinen Untergang findet, sobald es mit etwas Lebendigem in Berührung tritt. Wenn der Angreifende mit firmer Spitze oder seinem Vortrupp auf eine zum Gefecht in Bereitschaft stehende überlegne Masse des Feindes trifft, und dieser den Augenblick wahrzunehmen versteht, so wird er jenen Vor­ trupp erdrücken, oder aus dem Wege schleudern, sich mit Ungestüm auf die in der Entwicklung begriffene Kolonne stürzen, und so vielleicht den Sieg davon tragen. Ist die­ ser Erfolg aber die Schuld der Anordnung eines Vortrupps überhaupt, oder nicht vielmehr die Schuld der Art, wie die­ ser Vortrupp agirte und zusammengesetzt war? oder auch die natürliche Folge des natürlichen Gebrechenseiner schma­ len und tiefen Marschkolonne überhaupt — kurz irgend eines andern taktischen Versehens oder Versäumnisses? Würde Her Angreifende besser gefahren sein, wenn er gar keinen Vortrupp gehabt hatte? Wird dgs Terrain dem Angegrif­ fenen jederzeit ein solches Verfahren gestatten;— kann es ihm dabei nicht begegnen, daß er in einen Hinterhalt gelockt wird? u. s. w. u. s. w. Wenn ein Befehlshaber einen bedeutenden Theil seiner Macht außer dem Gefecht halt, um ihn in Reserve zu be­ halten, dadurch seine Streitkraft aber entweder so schwächt,



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-aß der ihm ohnehin an Zahl and Gewandheit überlegne Feind Muße und Gelegenheit findet, durch eine vereinte Wirksamkeit aller ihm zu Gebote stehenden Mittet bas Haupltccffen aufzureiben/ ehe die Reserve zu Hülfe kommen samt, — oder wenn jener Befehlshaber seiner Reserve einen so unangemessenen Platz anweiser, daß er sie nicht nach -?e# lieben verwenden kann; — oder wenn er seine Kraft selbst­ eigen dadurch annullirt, daß er von seiner Reserve gar nicht, oder nicht am reichten Orte «nd zur rechten Zeit Ge­ brauch macht, — und seist Gegner auf diese Weise den Sieg erficht: — kann man dann wohl nn't Recht die Schuld der Niederlage auf Rechnung der Maxime schreiben, jeder­ zeit einen Theil seiner Macht in Reserve zu behalten? — Bedeutet denn Reserve nicht einen Schlachthairfen, der auf die Letzt gebraucht werden soll, dem Feinde den Sieg zu entreißen, — und darf man behaupten, ein Mittel tauge nichts, wenn e.s deshalb nicht hilft, weil man es verkehrt anwendet oder gar nicht braucht*)? Da ohnehin jene Falle, wo man besser gethan hatte, ohne Avantgarde und Reserve das Gefecht zu bestehn, zu den seltner» gehören, und uns im Grunde nichts hindert, die dazu bestimmten Trupps, wenn es die Umstände rathsam machen, trotz dieser ursprünglichen Bestimmung ganz wie die übrige Masse zu verwenden, wird man nie etwas dabei riskiren können, wenn man die Einkheilung des Ganzen in .Vortrupp, Haupttreffen und Rückhalt als eine, für jede zum Gefecht zu formirende Masse, permanent beizubehalteude Fundamentalanordnung betrachtet. Selbst kleinere Haufen, wenn sie selbstständig und abgesondert für sich agiren, sollten diese Regel nie verabsäumen. Den wievielten Theil des Ganzen man zur Reserve und Avantgarde verwenden soll, hängt allerdings von den Um­ ständen, vom Terrain, von der Fechtart des Feindes, von der Absicht ab, die wir bei dem Gefechte haben tu s. w.

♦)

Begrz schreibt den Karthaginicnsern die Erfindung der zweiten Lreffett und der Reserve zu. Die Römer vervollkommnn dies System in ihrer Legion. Gustav Adolph ahmte die Römer nach. Die Erfahrung hat schon seit lange dafür entschieden, daß der­ jenige Theil bet Masse, welcher unterstützen soll, getrennt sein müsse von dem welcher ficht. Die weithin sich erstreckende Wir­ kung unsrer Feuerwaffen macht es um so nöthiger, die Reserven so weit zu entfernen, daß sie nicht vor dem Gebrauch und mit den im Gefecht unmittelbar begriffenen Massen zugleich mürbr gemacht und aufgerieben werden. (Rdgniat.)

525 Im Allgemeinen aber wird man das Haupitreffen wenigs stens eben so stark, wo möglich aber doppelt so stark 'affetz müssen als Vortrupp und Rückhalt zusammengenommen *). Nicht die größere Zahl giebt diesen beiden Elementen den wahren Werth, sondern ihr dem Zwecke und den Umstanden angemessener Gebrauch, und die Auswahl der Mannschaft dazu. Die Avantgarde hat überhaupt nichts zu entschei­ den; ihr Zweck ist vorübergehende Beschäftigung, Zeitge­ winn, um das Hanpttreffen entwickeln zu können und über die Starke, Disposition und Lenden; des Feindes, so viel sich thun laßt, vor der Verwicklung des Gefechtes ins Klare zu kommen. Die Reserve soll zwar entscheiden, aber we­ niger durch das Gewicht ihrer Masse, was sie nur schwer­ fällig machen würde, als durch die Vehemenz, das Ueberraschende und die adäquate Richtung ihrer Operationen, Um fo mehr, da sich varaussetzen läßt, daß in dem Augen­ blicke, wo die Reserve gebraucht wird, der Feind durch das bisherige Gefecht schon etwas mürbe geworden, und vom Getümmel befangen ist. In der Regel bestimmt man die gewandteste Mannschaft zum Vortrupp, die zuverlaßigste und tapferste zum Rückhalt. Bei'geringen Haufen sieht man sich jedoch oft genöthigt, eine und dieselbe Mannschaft für beide Zwecke zu verwenden, die Avantgarde gegen das Ende des Gefechts wieder als Reserve zu gebrauchen, oder wenigstens diese durch jene zu verstärken. Wenn das Haupttreffen in diskrete Haufen geordnet ist, können sich Avantgarde und Reserve wohl ohne Uebel­ stand durch die Intervallen desselben- aus und ins Gefecht begeben. Außerdem aber ist es Regel, daß eine Avantgarde

*)

Rogniat will, daß die Reserve ungefähr J des Ganzen be­ trage, er beruft sich dabei auf die Römer, die es im besten Zeit­ alter ihrer Kriegskunst eben so gehalten. Es scheint dies indes­ sen für die meisten $5Ke zu viel zu sein, Ueberhaupt legt er wohl einen zu großen Werth auf die Reserve. Er macht bcn Sieg gänzlich abhängig von ihrem Hinzntreren. Er will sich ihrer, wenn es irgend 'angeht, nicht eher bedienen, als bis der Feind die seinige bereits engagier hat, um ohne Besorgniß eines Widerstands damit das Endresultat hcrbeizufuyren, „Pollte ssagt er) der Feind wider alle Waorscheihlichirir dieser letzte» Krafcanstreagung widerstehen, so ist das Gefecht für uns verlo­ ren, und es bleibt uns nichts übrig, als MI den Rückzug zu den­ ken." — Wenn nun aber der Feind eben so denkt, wird das Schicksal des Tages nicht entschieden. Beide werden zaudern, und am Ende doch unter ungefähr gleichen Umständen ihre Re­ serve« >n Has Treffen bringen,



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sich nie grade auf bas Haupttreffen, sondern stets seitwärts «eben dasselbe vorbei zürückbegeve; und daß die Reserve nie grade hinter dem Haupttreffen, sondern etwas zur Seite hinter demselben ausgestellt werde; — damit der Zurückgehende nie den Vorhergehenden oder hinterwärts Aufgestell­ ten in seiner Bewegung und Feuerwirkung hindre, oder wohl gar im Fliehen ebenfalls in Unordnung bringe und mit sich fortreißc, sondern demselben umgekehrt die Gelegenheit ver­ schaffe, einen Flankenangriff gegen den verfolgenden Feind zu unternehmen, und wenn dadurch der Feind zum Stutzen gebracht wird, vielleicht selbst noch unverzüglich wieder einen entscheidenden Antheil am Gefecht zu nehmen. — Auch stellt man die Reserve gern verdeckt, und außer dem Bereich des feindlichen Feuers auf: nur muß man sich hü­ ten, sie dieserhalb nicht zu weit vom Haupttreffen zu entfer­ nen. damit sie zur rechten Zeit demselben, wo es Noth thut, Hülfe leisten könne. — Ebe» so muß man es vermeiden, die Avantgarde zu lange ohne Unterstützung im Gefecht zu lassen, damit sie nicht unnütz aufgerieben werde; und um­ gekehrt die Reserve auch nicht zu früh in das.Gefeck)« brin­ gen, weil sie sonst leicht gleich der übrigen Masse verwickelt wird, ohne definitiv entscheiden zu können. Wo übrigens die Gränze des zu früh oder zu spat, des zu viel oder zu we­ nig ist, läßt sich im Allgemeinen nicht angeben; dies ist nur an Ort und Stelle zu entscheiden, und muß der Beurthei­ lung dessen, der das Ganze leitet, überlassen bleiben. 372. Ist bas zur diskreten Fechtart angeordnete Ganze aus verschiednen Waffenarten zusammengesetzt, so wird die Eigenthümlichkeit derselben gemeinschaftlich gewonnen. Da ein Terrain und andre Umstände unaufhörlich wechseln, und, um von ihnen den möglich größten Vortheil ziehen zu kön­ nen, bald diese bald jene Truppenart vorzugsweise erhei­ schen, so wird man, wenn schon nicht in jedem einzelnen Falle, dock im Allgemeinen (in der Mehrzahl der vorkomluenden Falle) dadurch an Streitvermögen gewinnen, wenn die der Zahl nach selbe Masse der Streiter aus mehrer» Waffen gemischt wird. Die Vermischung verschiedner Mas­ sen, oder vielmehr die angemessene Verbindung von diskre­ ten Haufen derselben, so daß sie sich nach den Umständen gleichzeitig unterstützen oder sukzessive ablösen können, ist demnach eine der wichtigsten Maximen der Fechtkunst. Wenn man beim Fußvolk den geschloffenen Haufen Gchützenfchwarme zugesellt, so werden dadurch die Vor­ theile der diskreten Fechtart überhaupt, and der Mischung

— 525 verschiedner Dassen zu gleicher Zeit gewonnen» Hierdurch erst wird die Fähigkeit gegeben, die an dem Fußvolk ge­ rühmte Allgemeintüchtigkeit für die verschiedensten Ver­ hältnisse, in höchster Vollständigkeit zu entwickeln. Auf solche Weise erst ist dasselbe im Stande, sich je welckem Ter­ rain augenblicklich anzuschwiegen, bei derselben Starke eben sowohl möglichst große Raume zu füllen und zu umfassen, als sich in einem höchst beschrankten Lokal noch mit Freiheit und Erfolg zu regen; in der Ebne im Gefühl seiner Kraft ruhig und imponirend anfzutreten und durch das verwor­ renste und schwierigste Gewebe des durchschnittenen Bodens unaufhörlich fechtend nach jeder beliebigen Richtung vorzuschreiten; durch das Festhatten einzelner günstiger Punkt« die Bewegung des Ganzen sicher zu stellen, oder durch ange­ messene Manöver bas fortgesetzte Festhalten wichtiger Terrainabschnitte möglich zu machen; wie es Zweck und Um­ stande rathen oder gebieten, angriffsweise oder abwehrend verfahren; aus der Offensive in die Defensive übergehen, und umgekehrt; sich im nahen wie im Ferngefecht gel­ tend machen, seine Feuerwirkung auf das vollständigste rntwickelo, ohne dadurch unfähig zu werden, den Anraun mit schnell gesammelter Kraft zu vollführen; bald schnell ent­ scheiden, bald scharmntziren, das Gefecht verwickeln oder es abbrechen; die Masse verbergen und außer Kollision er­ halten, oder sie im ausgedehntesten Sinne wirken lassen und durch vorspiegelnde Kunstgriffe ihre Bedeutsamkeit noch illu­ sorisch erhöhen; u. s. w. u. s. w. Geschlossene Haufen, selbst wenn sie in zwei Gliedert» entwickelt sind, stehen der aufgelösten Schützenlinie in der Wirksamkeit des Feuers fast immer nach. Weit schießen und sicher treffen ist der eigenthümliche Vortheil des ifolirtm Schützen. Es ist unmöglich, in der geschlossenen Aufstellung das Gewehr eben so erfolgreich zu gebrauchen, theils weil die Uebereiluna und beengte Stellung, vorzüglich aber der Pulverdampf kein richtiges Zielen gestatten; theils weil der Mann die Ladung nicht so sorgfältig auSübt, und nicht ge­ wahr wird, ob sein Gewehr noch im gehörigen Stande ist; theils weil das Feuer nicht nach dem wirklich vorhandenen Bedürfniß modifizirt, verstärkt oder vermindert, lebhafter oder sparsamer gemacht werden kann. Entweder wird das Feuer zu früh begonnen, die Munition unnütz verschwen­ det, die Steine stumpf, das Zündloch verstopft, — oder es ist, wenn mau de» andringenden Feind ruhig auf die wirksame Schußweite heranläßt, dem Feuer eine zu genüge



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Dauer gegönnt, um großen Schaden anrichten zu können; oder man vermag nicht, das einmal begonnene Feuer zur rechten Zeit wieder aufhören zu lassen: — man kann sich nicht bewegen, ohne Las Feuer einzusiellen, nicht feuern ohne den Vortheil der Beweglichkeit aufzugeben; — ist unbehülflich im durchschnittenen Boden; kann trotz der Masse der Kugeln, die man dem Feinde entgegensendet, dem zerstreut fechtenden Feinde keinen Verlust verursachen, der in einem leidlichen Verhältnisse zu dem Schaden stände, den man selbst erleidet. Schätzenschwärme dagegen, wie empfindlich sie den Feind verletzen mögen, wen» er eine geraume Zeitlang ihrem Feuer ausgesetzt ist, und das Terrain sie gegen das Hand­ gemenge schätzt, würden eines theils dem raschen kraftvol­ len Anlauf des in dichteren Haufen anräckenden Feindes, doch nicht gehörig gewachsen sein; sie würden wenigstens nicht vermögen ihm ein Terrain auf die Dauer streitig zu machen, um dessen Besitz er ein empfindliches Opfer zu bringen bereit wären. Andererseits ist auf kurze Distanzen, wenn es plötzliche Entscheidung gilt, ihr Feuer nicht wirksam genug, weil es zu dünne gesäet ist, und es gestattet aüch nicht den unmittelbaren Uebergang aus dem Feuer in den Angriff mit geschlossener Kolonne, wie bei der dichteren Linie geschehen kann. Eine zerstreute Feuerlinie, ohne ge­ schlossene Haufen (Soutienö) hinter sich, die ihr schnell zu Hälfe kommen wenn sie im Gedränge ist, unb den Feind umrei-uen und vom Platze treiben, den sie dünne und nmrbe gemacht, würde theils aus Besorgniß um ihre eigne Exi­ stenz nicht mit der nöthigen Keckheit auf den Feind losgehen, sich um ihn her ausbreiten, und bis auf den letzten Moment Stich halten, sondern wenn sie zum Rückzüge gezwungen, einmal ins Laufen gerathen wäre, beinah schwer wieder zu sammlen sein; was dagegen ohne Mühe und fast mechanisch von selbst erfolgt, so wie sie sich im Rücken ihrer Soutirns befindet *) *)

Blos schwere Truppen sind unbehulflich, langsam, man kann den schwächere Soldaten, das leichtere Pferd nicht gut brauchen, manches Terrain nicht nutzen und seine Siege nicht gehörig ver­ folgen. Die Kriege geben also keine große Endresultate. Zu viele leichte Truppen bringen einen Geist der Spielerei hervor, und geben keine Kernsiege, also keine sicher zum Ziel führenden Feldzüge. Sind indessen beide Armeen auf gleiche Art organisirt, so kommt au sich alles aufs Gleiche. Bei Armeen aus schweren Truppen wird man schrecklichere Schlachten schlagen,

373» In der Verbindung der gefchlossne» Haufen mtt den Schützenschwärmen werden die letztern vornehmlich in folgenden Beziehungen zu gebrauchen sein. 1) Zu allem Ferngefecht überhaupt. Da sie siche­ rer treffen solle« und weiter schießen dürfen, so ist es na­ türlich, daß sie fast überall iw Gefecht zuerst mit dem Feinde in Wechselwirkung treten; und daß sie überall noch mit Er­ folg zu brauchen find, wo die geschlossenen Haufen ihre Mu­ nition ohne Nutzen verschwenden wurden. Sobald und wo irgend der Feind über 200 Schritt von uns entfernt ist, be­ ginnt die ausschließliche Wirkungssphäre der zerstreuten Fi chrer, und erstreckt sich bis zu der entferntesten Distanz, auf welche mir Büchsenkugeln der Feind getroffen und ver­ letzt werden mag. In der ersten Periode des Gefechts eignen sie sich daher zpm Vortrupp; in der zweiten zur Deks kung der eignen und Verletzung der feindlichen Fianken, und zur Verbindung der diskreten geschlossnen Haufen, in der dritten und letzten Periode zum Verfolgen des fliehenden Feindes und zur Abwehr der feindlichen Verfolgung , so oft wir durch einen Rückzug dem Gefecht ein Ende machen. 2) Zu «llenl theilweisen Gefecht. Ihre Ge­ wohnheit in kleinen Haufen zu fechten, und die Leichtigkeit, sie in Abtheilungen von je beliebiger Große auflösen zu kön­ nen, ohne dadurch ihre eigenthümliche Wirksamkeit zu schwachen, machen sie ganz besonders geschickt zum Scharmutziren, zur Beschäftigung und Beunruhigung des Fein­ des überhaupt, zur allmahligen sukzessiven Entwickelung unsrer Streitkraft; überall wo es darauf «»kommt, das Gefecht in die Länge zu ziehen, die Geduld, die Konkenanz oder den Ungestüm des Feindes zu erschöpfen und wankend zu machen, find sie an ihrem Platze. Es liegt ihnen Sa her ganz vornämlich ob, durch wohlgezielte Schusse die fcstgeschloffenen Massen des Feindes gleichsam zu erweichen oder und bei leichten vielleicht mehr, wenigstens schneller -erobern. Werden blos leichte Truppen schweren entgegensetzt, versteht sich beide gut angeführt und beide tapfer: so wird keiner nichts rech­ tes gewinnen. Die leichten Truppen werden die schweren nicht schlagen können und tuese werden wenig erobern, wett man sie immer harcelirt und die Subsistenz ihnen erschwert, doch wahr» scheinlicher ist es, daß die schweren am Ende was reeucS gewimnen, die leichten aber nichts als Beure. Dagegen ist der Rnckr zug für schwere Truppen weit verderblicher als für leichre. Diese sind ans Fliehen gewöhnt, bei jenen nimmt d-r Rückzug das Seihstvertraue». Als Beispiele dienen die meisten Kriege dec Euro­ päer mit Asiaten.'' (Äanfrin.)



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aufzulockern, damit Unsrer Anrann desto weniger Wider­ stand finde, der des Gegners aber, bevor er unsre Haufen erreicht, schon den wesentlichsten Theil seiner Energie eingebüßt habe, und so desto leichter zurückg,ewiesen werden könne, oder sich Mittelwegs aus eignem Antriebe in, Nichts auflöfe. 3) 3« allem Gefecht in verwickeltem und durch­ schnitt »em Boden. Theils um den Zugang zu bahnen, die Aussicht frei zu machen, und die Schlupfwinkel von ein­ zelnen Feinden zu reinigen, damit wahrend dessen oder nach­ dem dies geschehen, die geschlossenen Haufe» mit Sicher­ heit folgen, sich sammken, die unterbrochne Ordnung her­ stellen, und mit Besonnenheit die Schwierigkeiten überwin­ den können, welche die Natur des Bodens ihren Bewegun­ gen entgcgenstellt. Theils um die Vortheile der Aufstel.lung, welche Kunst - und Naturbeschaffenheit des Gelän­ des darbieten, bis in bas kleinste Detail zu benutzen, und theils endlich, um die hem Feinde dadurch zugewachsenen Begünstigungen durch ein allmaliges, vorsichtiges der Lo­ kalität angemessenes und von einem möglichst wirksamen Feind unaufhörlich begleitetes Annähern, so viel es sich thun läßt, zu schmälern und wieder aufzuwiegen. 4) Um gleichsam die Fühlhörner unsrer Massen zu bilden. Bei dem Bewegungskriege ist es unausgesetzt von der größten Wichtigkeit, eine günstige Gelegenheit anszuspären, sich unbemerkt heranzuschleichen, jeden ver­ borgenen Fallstrick, jede plötzlich heranstürmende Gefahr frühzeitig zu entdecken, überhaupt an dem Feinde umherzutasie», nm über dessen Absichten und Unternehmungen stets im Klaren zu sein; uns auf unzähligen einzelnen Punk­ ten an ihn heranzudrängen, um ihn nirgend aus den Au­ gen (nicht die Fühlung an der Klinge) zu verlieren; ihm ausweichen zu können, wo er mit Uebermacht vorprellt; oder ihn festzuhaltrn wo er uns entwischen will. 5) Um einen Schleier über unsre Absichten, Kräfte, Anordnungen und Bewegungen zu verbreiten, und das Ausstrecken der feindlichen Fühlhörner unwirksam zu ma­ chen. Den Allgen des Feindes unsere Annäherung oder unsern Abzug, Flaükenmanöver und dergleichen zu entzie­ hen; Masken und Vorspiegelungen zu machen; einzelne Punkte zu bedrohen, zu allarmiren, zu beschäftigen, wah­ rend unser Hauptaugenmerk auf ganz andre Gegenstände gerichtet ist; den Feind in Hinterhalte zu locken u.s.w.— Zu allem Beginnen dieser Art, zu allen stratagematischen

schen Manövern, zur Abwehr aller beschwerlichen Necke­ reien dec feindlichen leichten Truppen, zur allmaligen An­ knüpfung oder Loswickelung aus dem Gefechte, zur angemessnrn Vorbereitung des Angriffs, und des Handgemen­ ges insonderheit, und zur Abwendung vollständiger Nieder­ lagen, bleibt eine Masse von Truppen, dir mit den Eigen­ thümlichkeiten des zerstreute»' Gefechts gehörig vertraut sind, eine ganz unentbehrliche und unersetzliche Sache. Ein Feind der ihrer entbehrt, und wäre er fast noch einmal so stark, muß gegen einen Gegner, der mit ihnen in entspre­ chendem Maaße versehen ist, auf die Dauer nothwendig den Kürzern ziehen Die Mischung oder Vergesellschaftung von Energie und Geschmeidigkeit, welche dieser dadurch gewinnt, ist unter allen Umstanden die vortheilhafceste Beschaffenheit. Das Geschäft der geschlossenen Haufen beginnt da, wo das der zerstreuten Fechter zu Ende geht. Sie müssen vol­ lenden, was jene eingeleitet haben, ihnen zu Hülfe kom­ men, wenn sie durch geschlossene feindliche Haufen oder überhaupt durch eine Urbermacht ins Gedränge kommen, ihnen zum Stütz « und Sammelpunkt dienen, wenn sie ge­ worfen werden, das Gefecht entscheiden durch das Bajonet und eine in Zeit und Raum dicht zusammengedrängte Ku­ gelsaar. 374. Die Anordnung und Kombination beider Lruppenarren zum Gefecht läßt eine Menge verschiedener Kom­ binationen zu. Diese mässen nach den Umständen geregelt werden, doch ist es nöthig, irgend eine bestimmte Anord­ nung, welche sich bequem so oder so ändern läßt, zur Fundamentalstellung zu wählen. Als ein Beispiel mag die fol­ gende dierren, die einem Jeden nach seiner Einsicht zu ver­ bessern oder zu ändern anheim gestellt bleibt. Es soll ein auf die gewöhnliche Weise in zwei Glieder» und acht Zügen formirtes Bataillon, dessen drittes Glied in vier Schützenzäge zusammenzogen worden, zum Ge­ fecht ausgestellt werden. Das Terrain ist ringsum offne, freie Ebne; der Feind eine Masse Fußvolk, von ungefähr gleicher Stärke; das Bataillon steht in grader Linie aufs marschirt. Drei Viertel der geschlossenen Züge bleiben unverrückt stehen, wm das Hauptlrrffen auszumachen, und zwar bildet der iste, 2te und zce Zu« die Abtheilung des rechten; der 6te, 7te und 8te Zug die Abtheilung linken Flügels. Der 4te und stt Zug stellt sich in einer Entfernung von zwei bis drei hundert Schritt hinter der durch seinen Abmarsch enkste-

550 henben Intervalle als Reserve «» dicht aufgeschlossene Sek/tionen, der 4te rechts, der zte links abmarschirt. In unge­ fähr gleicher Entfernung vor derselben Intervalle breitet sich der 2te und zre Schützenzug in zerstreuter Linie als Vordertreffen aus. Auf gleiche Weise umgiebt der erste Schützenzug die rechte, der vierte Schützenzug die linke Flanke des Haupttreffens. Der Reservetrupp mit den bei­ den Abtheilungen des Haupttreffens bildet auf diese Weise eine Kombination von drei diskreten geschlossenen Haufen, von der alles gilt, was wir über eine solche Anordnung bei­ gebracht haben; für jede« dieser drei Haufen ist ein ihm be­ quem beizuordnender Schützenschwarm vorhanden, wah­ rend die drei Schützenschwarme wieder unter sich ebenfalls eine Kombination zu dreien bilden. Nichts ist leichter als aus dieser Aufstellung die einfache Linie, die aus der Mitte oder die von einem der beiden Flügel formirte Marschko­ lonne herzustellen. Den Schützenschwärmen noch besondre Soutientrupps zuzuordnen, dürfte in diesem Fall kaum nö­ thig sein, würde auch das Haupttreffen zu sehr schwächen. Gegen Fußvolk kann das zerstreute Dorbertreffen Trotz dem unbedenklich sich bis auf 5 und 600 Schritt vom Haupt­ treffen entfernen, zumal wenn die Schutzenschwärme von beiden Flanke» ihm zur Unterstützung auf dem halben Wege folgen. Der Feind vermag sich nicht schneller zu bewegen als wir, im Gegentheil können wir uns doppelt so schnell konzentriren, als er auf uns andringen, weil sich unser Haupt- und Vordertreffen auf halbem Wege entgegenkoms men kann Rückt der Feind, ohne sich durch unser Vordertreffen aufhatten zu lassen, in geschlossener Masse gegen unsre Fronte an, so weicht das Vordertreffen stets feuernd allmältg zurück, bis es sich 2 0 bis 150 Schritt dem Haupttref­ fen genähert hat, und macht sodann plötzlich in vollem Rennen die Fronte frei, indem es sich in drei verschiedenen Direkrionen aus dem Staube macht. Die erste Hälfte des 2ten Schützenzugs nehmlich begiebt sich auf die rechte Flanke, die sie Hälfte des gten Schützeyzuges auf die linke Flanke des Haupttreffcns, der Rest beider Züge füllt die I tervalle in der Mitte zwischen beiden Abtheilungen des­ selben. Der erste und vierte Schützenzug haben unterdessen so weit gegen die Mitte im Haken geschwenkt, daß sie mit dem geschlossn«» Haupttreffen, das nunmehr durch das Vordertreffen verstärkt ist, gegen die feindliche Kolonne eine konkave Feuerlinie bilden, welche die Angriffskolonne ton»

531 zentrisch behageln kann, falls man ihr die ganze Kraft sei­ nes Feuers empfinden lassen will. Zieht man es dagegen vor, ihr im Handgemenge zu begegnen; so bilden die ge­ schlossenen Abtheilungen des Haupttreffens (hinter dem istm und dem 8ten Zuge), wahrend sämmtliche Schätzen ein möglichst lebhaftes Feuer machen, zwei geschlossene Kolon­ ne». Diese fallen mit dem Dajonet, und wo möglich die Letezäge zwei Kugeln im Lauf, die feindliche Angriffskolonne gleichzeitig in beiden Flanke« an, wahrend sich die Reserve ebenmäßig in Bewegung setzt, um für alle Falle näher bei der Hand zu sein. — Es ist nicht wahrscheinlich, daß der Feind gegen diese Anordnung Stich halten wird, denn die größere Masse sei­ ner Kolonne nutzt ihm zu nichts. So wenig jederzeit durch eine größere Menge gleichzeitig verschossener Kugeln eine größere Anzahl von Feinden zu Boden gestreckt wird, eben so wenig wird jederzeit die schwächere Kolonne von einer ihr au Zahl überlegenen feindlichen geworfen. Hier aber wird wahr­ scheinlich der überraschende Angriff von zwei entgegengesetz­ ten Seiten de» Feind obenein zur Unentschlossenheit oder zu verkehrten Maßregeln verleiten und in Verwirrung brin­ gen. Sollten aber wirklich wider Erwarten unsre beiden Angriffskolonnen mit Erfolg zuräckgewiesrn werden und die Flucht ergreifen, so finden ste an der Reserve (woran sich das Borbertreffen angeschlossen) und an den beiden Schüzzenzügen in den Flanken, einen genügenden Anhalt, um sich wieder zu sammeln, und ihrerseits den zweiten Angriff zu fouteniren, den diese nunmehr jgegen den sich höchst wahr­ scheinlich auch in dem Zustande der Auflösung befindenden Feind versuchen werden. Wäre der feindliche Angriff mehr gegen eine unsrer Flanken gerichtet, so ist nichts leichter, als hinter dem zer­ streut'fechtenden Vordertreffen, auf die früher von uns an­ gegebene Weise, die Front des Haupttreffens zu verändern, den bedrohten Flügel zu verlängern, zu verstärken, den umgehenden Feind in seine Flanken zu fassen, oder ihn eben wie vorhin zwischen zwei Feuer zu bringen. Das Vortheil­ haft» solcher beweglichen Aufstellung ist eben, daß sie, so lange keine gewöhnliche Hauptmaaßregrl verabsäumt wird, eigentlich gar keine Flanken besitzt, der Feind trifft stets auf die Mitte, wie er immer die Richtung seines Angriffes wah!len mag. Wollte der Feind von allen Seiten her einen konzentri­ schen Angriff gegen «ns unternehmen, so wär« es für uns L l 2

532 um desto besser, da er bei dieser Anordnung an keinem Orte stark sein kann, wir aber aus dem Centro mit vereinter Kraft gegen jeden beliebigen Punkt losbrechrn können, während die Fruerlinie durch die Reserve unterstützt, die übrigen Haufen des Feindes in einer angemessenen Entfernung halt. Ein solches Manöver so wie fast alle übrigen, wo es darauf ankommt durch eine geringere Masse überlegne Haufen deS Feindes zu beschäftigen, wahrend man gegen einen abge­ sonderten Theil desselben eine ansehnliche Masse plötzlich konzentrisch agiren läßt, wird fich um so leichter ausführen lassen, wenn das Terrain, nicht wie wir bisher voraus­ setzten, ganz offen und eben ist, sondern unsrer Unterneh­ mung ein wenig zu Hülfe kommt, indem es theils den zer­ streuten Fechtern eine schwer zugängliche und verdeckte Aufstellung bei freier Aussicht gewährt, theils Gelegenheit bietet, sich ungesehen mit den geschlossenen Haufen zu be­ wegen, sie der feindlichen Feuerwirkung zu entziehen und plötzlich gegen einen bloßgegebnen Theil der feindlichen Haufen vorzubrechen. 375. Es versteht sich von selbst, daß das von uns an­ gegebne Schema zu einer Fundamentalstellung, so oft das Terrain eine mannichfalkigere Bildung besitzt, nicht mehr in der beschriebenen steifen Regelmäßigkeit beibehalten, son­ dern den Linien und Formen dieses Terrains angeschmiegt werden muß. Es ist genug, wenn man dabei die Idee der diskreten Aufstellung, der steten Verbindung beider Waf­ fen, der sukzessiven Einführung ins Gefecht und der Mög­ lichkeit, selbst dann, wenn man den Feind zum Angriff nahe herankommen laßt, im entscheidenden Momente stets noch eine offensive Bewegung machen zu können, — im Allgemeinen festhält, und dabei im Einzelnen die Maxi­ men in Ausübung bringt, deren wir bei Abhandlung dieser Gegenstände Erwähnung gethan. Hat man blos die Ab­ sicht, sich in einer bestimmten Stellung zu behaupten, so wird es oft nicht nöthig sein, der zerstreuten Feuerlinie mit einer ganzen Abtheilung des Hauptrreffens zu Hülfe zu kommen. Ein einzelner Zug, passend in ihrer Nähe auf­ gestellt, wird dazu hinreichen, oder man läßt die Reserve sich in Bewegung setzen, einen Theil der geschlossenen Linie sich ebenfalls debandiren u. s. w. u. s. w. Besonders muß man bei solcher Gelegenheit darauf denken, daß uns das Feuer nicht früher ausgehe als dem Feinde, daß ihm seine Munition abgelockt sei, «he er seinen Angriff durchzusetzen dermogte.

555 Soll sich das Bataillon in Bewegung setzrn, ohne die Fundamentalanordnung aufzugeben, so hat dieS keine Schwierigkeit, so lange das Terrain kein« Hindernisse entgtgeostellt, doch wird man in den meisten Fällen wohl thun, die kinienabtheilung des Haupttreffens vor dem Abmarsch in Kolonne zu setzen. Man gewinnt dadurch an Beweglichkeit, obschon man beim Halt nicht so unmit­ telbar zum Feuer bereit ist. -Hat man auf dem Wege aber Defileen zu gewärtigen, so ist es am besten, sich gleich in eine Marschkolonne zu setzen, die, aus der Mitte abmarschirt, den 3 seit und 6ten Zug an der Spitze, und den 2ten und gten Schützenzng zum Vortrupp hat. Die Reserve (der 4te und zteIug) schließt sich unmittelbar an den isten und 8ten an, der ist« und 4te Echützenzug vertheilen sich, wie es das Terrain gestattet, zu beiden Seiten und als Nachtrab hinter dem Schweif der Kolonne. Der Wieder­ aufmarsch bedarf keiner nähern Beschreibung. 376. Erwählen wir unsrerseits die Offensive, so kann der Angriff entweder in grader Linie oder überhaupt pa­ rallel mit der feindlichen Front längs der ganzen Ausdeh­ nung derselben unternommen werden, oder man sucht keil­ förmig deren Mitte zu durchbrechen, ober zangenförmig eine Flanke oder vorgeschobene Spitze derselben zu umfas­ sen. — Der erste Fall findet gewöhnlich dann statt, wenn das Terrain auf den Flanken des Feindes keine bequeme Umgehung gestattet, und wird außerdem auch in vielen Fällen als Demonstration den beiden andern Angriffsarten vorangehn müssen. Denn wollte man gleich anfangs unmit­ telbar den Angriff gegen einen bestimmten Punkt der feindli­ chen Front richten, bevor man sie längs ihrer ganzen Ausdeh, nnng oder doch gleichzeitig auf mehreren Punkten beunruhigt und beschäftigt hätte, so würde ohne Zweifel der Feind unsre Absicht erkennen, die zweckmäßigen Geqenanstalten treffen, und dadurch unser Angriff »»nöthig erschwert wer­ den. — Der vollständig durchgrfährte Parallelangriff wird übrigens selten gelingen, wenn anders der Feind Kontenanz behält, das Terrain zu benutzen weiß, und zur rech­ ten Zeit in die Offensive übergeht: es sei denn, daß zufallig unsre Feuerwirkung von ungewöhnlich größerem Erfolge wäre als die seinige, oder die an irgend einem einzelnen Punkt,« beim Handgemenge einger:sscne Unordnung die Ver­ wirrung des Ganzen nach sich zöge. Zum Durchbrechen der feindlichen Front eignet sich nicht immer grade die Mitte derselvrn. Oft ist dirs zunächst



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einem der Flügel viel leichter und rathfamer, zumal wenn der Feind seine Mitte etwas zurück gezogen und hinter der­ selben feine Reserve in Bereitschaft hat. Während unser Vordertreffen sich mit dem Feinde herumschießt, muß man den zu unserm Vorhaben günstigen Ort auszumitteln suchen, diesem gegenüber die Feuerlinie unvermerkt verdichten, um ein möglichst lebhaftes Feuer auf demselben konzentriren zu können, sodann aber plötzlich mit der Reserve oder der dazu am Meisten gelegnen Abtheilung des Haupttreffens eine» kernhaften Sturm wagen. Bei einer jeden Unternehmung dieser Art muß man gewärtig sein, daß der Streich miß­ lingt und der anrennende Trupp in Unordnung zurückgeworfen wird. Deshalb soll man den Durchbruch nie mit seiner ganzen Masse, sondern stets mit einem angemessenen Theile derselben unternehmen, während ein andrer seitwärts be­ reit steht, die Zurückgeworfenen aufzunehmen und dem ver­ folgenden Feinde in Me Flanke zu fallen. Oft ist bei einer sta'rken Stellung ein solcher mißlungener, den Feind zu un­ vorsichtiger und übereilter Verfolgung hinreißender Anrann das einzige Mittel zum Siege. — Zum Durchbruch selbst, wenn er durch unser Feuer gehörig vorbereitet worden, ist in der Regel nie eine große Masse erforderlich; ein kleinerer Haufen reußirt gewöhnlich besser als wenn die Fronte zu breit ist; und die große Tiefe ist ebenfalls überflüssig- Was die ersten 8 bis io Glieder nicht umrennen, das hält auch gegen die übrigen Stich, die beim Mißlingen blos von den Vordem, ehe sie noch an den Feind gelangen, in Unord­ nung gebracht und in die Flucht verwickelt werden. Mit dem einfache» Durchbruch an und für sieb ist übrigens nur wenig gewonnen, wenn nicht die zunächst der bewirkten Lücke befindlichen Abtheilungen des Feindes ebenfalls in Auflösung gerathen und das Feld raunten. Die durchbre­ chende Masse kann eigentlich nichts anders thun, als mit gesenktem Haupte unfr vorgestreckter Bajonetspitze blind darauf losgehen. Sip wird es daher oft kaum gewahr werden, ob sie den Feind wirklich geworfen und vor sich her in die Flucht getrieben hat, oder ob er ihr nur seit­ wärts ausgewichen ist. Hatte ihr der Feind wirklich di­ rekten Widerstand geleistet, so hat sie alles geleistet was ihr oblag, wenn der Durchbruch gelingt. Mehr muß man ihr aber auch nicht zumuthen, sie ist im nächsten Augen­ blick darauf als unfähig zur Vollbringung irgend eines andern Geschäftes zu betrachten, und wird wahrscheini^ch genug mit sich selber zu thun haben. Wäre aber der Fe

535 blos ausgrwichen, so wird noch viel weniger auf sie gerech­ net werden können. Es ist dieserhalb dienlich: abgesondert von der zum eigentlichen Durchbruch bestimmten Masse, unmittelbar zur Seite hinter ihr einen zweiten geschlosse­ nen Haufew folgen zu lassen, der mit gleicher Vehemenz den zunächst der kucke befindlichen Feind anfällt, und ihn ehe er zur Besinnung gekommen ist, aufzurvllen sucht. Der­ jenige Theil unsrer zerstreuten Feuerlinie, welcher bis zum Ausbruch des Stürmens den dazu gewählten Ort maskirt hatte, eilt so wie unsre Angriffsblock über sie hinaus ist, seitwärts in einen geschloffenen Hansen zusammen, um im glücklichen wie im unglücklichen Erfolge zu angemessener Mitwirkung bei der Hand zu sein. — 377. Wenn des Feindes Flanken in der Luft stehn, w/ihlt man diejenige zurr» Angriffspunkt, der »nan sich am ungesehensten nähern kam», oder welche am leichtesten zu­ gänglich, oder welche am dünnsten mit Truppen versehen ist, kurz die wo der Erfolg am wahrscheinlichsten ist. Wären aber auch die Verhältnisse auf beiden Flanken gleich, so muß »nan sich doch stets nur eine von ihnen ausdrücklich zum Angriffspunkte wählen. Man soll den Feind auf alle« oder doch wrlen Punkten beschäftigen, antasten und Be­ sorgnisse erregen, aber nie an zwei Orten zugleich den An­ griff ernstlich durchsetzen wollen. Wer zu vielerlei will, er­ reicht gewöhnlich gar nichts. Das Gelingen hängt hier wie überall davon ab, gegen den Angriffspunkt eine wo möglich überlegne Macht unter günstigen Fechtverhältnisse« in Wirksamkeit zu setzen, den Feind zu überraschen, und es ih»n so schwer wie möglich zu machen, den angegriffenen Punkt von anders woher zu Hülfe zu kommen. — Hat der Feind eine der unsrigen ähnliche Anordnung, gewählt, so werden wir,' wenn er anders unser Vorhaben bei Zeiten entdeckt, nirgends eine Flanke antreffen; es sei denn, daß seine Reserve durch einen Scheinangriff von unsrer Seite verleitet, grade um diese Zeit sich nach einer ganz entgegen­ gesetzten Richtung gewendet hatte. Erlaubt daher das Tevrain oder die feindliche Anordnung nicht, daß man sich un­ gesehen um die anzugreifende Flanke ßerumschleiche«, und dann von Dorn und Hinten konzentrisch gegen sie loSgehen und so sie aufrollen kann, so muß man längs der ganzen Front ein lebhaftes Feuer erhalten, und irgend wo anders ( an einem Orte jedoch wo dem Feinde ein Angriff plausibel dünken möchte, ) eine Bewegung vornehmen, die geeignet

ist, ihm allda ei»e Brsorgniß zu erregen.



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Bei der geringen Ausdehnung des Raums, der keichligkeit das Ganje zu übersehen, und sich von einem Flügel zum andern zu bewegen, werden freittch Manöver dieser Skt seltner gelingen, als wenn sie mit ausgedehnteren Hchlachtlinien unternommen, werden. Es ist indessen auch nicht viel zu riskiren, wenn man gehörig auf seiner Hut ist. Man muß bei allen Flankenmanövern nur auf zwei Kontrelektionen gefaßt sein, die gefährlich werden könnten. Ein­ mal daß man nicht in einen ausdrücklich vorbereiteten Hin­ terhalt falle, oder der Feind eine geschickte auf uns unbe­ kannte individuelle Verhältnisse des Terrains berechnete Bewegung mache, wodurch wir selbst bei unserm Angriff umfaßt würden, statt ihn zu umfassen; — und zweitens: daß der Feind nicht hier unserm Angriffe ausweichend, gleichzeitig gegen den vornehmlich geschwächten Theil un­ srer Front eine rasche Offensive mit Erfolg durchsetze. — Zu diesem Ende ist es nöthig, daß ein ganz geringer Trupp besonders gewandter Leute, kurz vor und wahrend unsres Angriffs aufs schärfste beobachte, was sich in dem zunächst des angegriffenen Punktes gelegnen Terrain zuträgt, und daß wir, wo die Aussicht nicht frei ist, zwar rasch aber den­ noch behutsam zu Werke gehen, — (denn im Fall die Un­ ternehmung mißlingt, steht dem geschlagenen Trupp keine Re­ serve zu Gebot die ihn aufnchmen könnte, und er ist folg­ lich ganz auf seche eigne Kraft, Gewandheit und Gegen­ wart des Geistes verwiesen) — und endlich daß unsre übri­ gen Haufen sich gefaßt halten, der Offensive des Feindes auf solche Art ausweichend zu begegnen, daß unsre Ver­ bindung im Ganzen nicht getrennt und einzelne Theile ohne Hülfe blosgegeben werden; zu welchem Ende man zuvor wohl überlegt haben muß, in wie fern das Terrain hinter unsrer Front hiezu geeignet oder misgebildet iss *). 378. Ist ein Bataillon zwischen mehreren andern ein­ gefugt, so fallt natürlich die angegebne detaillirte Anord­ nung weg. -Cs ist sodann Theil eines größer» Ganzen, wel­ ches ebenfalls im größern Maaßstabe sein Vordertreffen ♦)

Vielleicht dürsten Manchem diese Anordnungen für ein einzel­ nes Bataillon zu komplizirt erscheinen. Sie sind es indessen in der That nicht: wie man sich davon leicht überzeugen wird, wenn man ein paar Bataillone diese Schute eine Zeitlang gegeneinan­ der durchüben laßt. Nächstdem mußten auch hier im Kleinen an dem gegebnen Beispiele alle Anordnungen vollständig entwickelt werden, die bei größern Unternehmungen dieser Art nicht ohne empfindliche Erfahrungen vernachlässigt werden dürfen.



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seinen Rückhalt und seine Flankendeckung gebildet hat, M»erhält fich zu diesem ungefähr wie em einzelner Zug zu dem vorhin als selbstständig gedachten Bataillon. .In solchem Falle wird gewöhnlich die ganze zerstreute Feuerlinie v.or der Front oder in de? Flanke aufgestellt, die je nachdem das Terrain das sie ausfüllen soll, enger oder weitläuftiger ist, ihre Soutientrupps entweder aus sich selber bildet oder aus den geschlossenen Zügen des Bataillons erhalt. — Wie ejti ganzes Bataillon die Angriffskolonne bildet, ist durch das Reglement vorgeschrieben, und werden wir beim Gefecht des Fußvolks gegen Reiterei Gelegenheit finden, darüber noch Einiges nachträglich beizubringen. Wie aber ganze Linien oder aus mehreren Bataillonen zusammengesetzte Massen von Fußvolk zu dirigiren und fürs Gefecht zu verwenden sind, gehört eigentlich nicht zur Sphäre dieses Buches. 379. Was im Bisherigen theils im Allgemeinen, theils in besonderer Beziehung auf das Fußvolk, über die Fechtart in aufgesößten Schwärmen, in einzelnen geschlvssnen und mehrern, diskreten Haufen, gesagt worden, findet zum großen Theile auch eine Anwendung auf das Gefecht der Reiterei, wenn schon die eigenthümliche Natur und Bestimm mung dieser Waffe allerdings einige wesentlichen Modifikaebnen nöthig macht. Die Taktik der Reiterei ist einfacher, weil sie in der Hauptsache nur auf eine Art des Gefechts, auf das Handgemenge, berechnet werden dqrf; dennoch ist sie zugleich auch um etwas entwickelter, weil das ursprüng­ liche Element der zusammengesetzten Hänfen, der einzelne Reiter, nicht wie der einzelne Mann zu Fuß, zur Grund­ fläche ein Quadrat hat, sondern ein Oblongum bildet, des­ sen Tiefe dreimal so lang ist als die Breite der Front. In beh Unbequemlichkeiten, welche durch diesen Umstand bei den Wendungen und einigen Auf- und Abmärschen verursacht werden, und den Rücksichten, welche das schnellere Tempo der Bewegung nöthig macht, besteht im Grunde die ganze Verschiedenheit der Taktik zu Fuß von der zu Pferd. Diese beiden Umstande, verbunden mit dem dritten, daß die Ma­ schine stets zur Hälft« auS vernünftigen, und zur andern Hälfte aus unvernünftigen lebendigen Wesen zusammenge­ setzt ist, werden Ursach, daß die Führung eines Reiterei­ haufens in den meisten Fällen schwieriger geachtet werben muß, mehr schnelles Urtheil und Gegenwart des Geistes erfordert, als die Führung eines Jnfanterietrupps. Uebrigens aber wird man durch dir ganz entgegengesetzte An-

538 ficht, welche die erfahrensten Reitergenerale über mehrere

Brr einfachsten Prinzipien ihrer Frcht- und Bewegungskunsi haben und verfechten, zu dem Glauben verleitet, daß die Kavallerietaktik noch nicht zu einem solchen Grad der Vol­ lendung gediehen sei, wie die des Fußvolks, und daß die Theorie des Exerzierplatzes noch nicht in genügendem und entschiedenem Einklänge stehe mit den Bedürfnissen der Kriegspraxis. Ein großer Theil der Kriegsverständigen ist der Meinung, daß fast alle europäischen Reitereien seit dem siebenjährigen Kriege nicht nur keine bedeutenden Fort­ schritte gemacht haben, sondern theils durch den Pedantis­ mus einer langen Friebensruhe, theils durch die zerstören­ den Einwirkungen der von Frankreich ausgegangenen Kriege und Kriegsmaximen selbst mehr oder minder in Verfall gerathen sind. Das allgemeine Streben nach Vervollkormwnung des Kriegswesens in jeglicher Richtung ist indessen so groß, und durch die lange und vielfältige Kriegserfahruug und die nähere Bekanntschaft einzelner gebildeten und den­ kenden Offiziere mit den heterogensten Kriegsherren unseres Welttheils so viel Stoff zum Nachdenken und zur gründ­ lichen Prüfung gegeben, daß wir nicht ohne Grund einer baldigen Vervollkommnung auch dieses Zweiges der Kriegs­ kunst entgegensehen dürfen. Bewegung soll das Element der Reiterei sein. Schnel­ ligkeit, Ungestüm und stetes Verlangen nach beschleunig­ tem Uebergange in das Nahgefechk ihr Charakter; aller Waffengebrauch offensiv; alle Defensive entweder strategi­ scher Natur (Vermeidung des Gefechts überhaupt) oder offensive Begegnung des feindlichen Angriffs, jede einzelne Unternehmung wie aus dem Stegreif, ersonnen und vollhracht im selben Angenblick. Dies ist die Basis der Beur­ theilung, der Probirstcin der Zweckmäßigkeit aller Anord­ nungen für und während des Kavalleriegefechts, wobei man nächstdem noch eingedenk sein muß, daß auch der Feind weder todt noch folgsam ist. Wir haben ausführlich von der Verschiedenheit der schweren und leichten Reiterei in Hinsicht ihrer Ausrüstung, Eigenthümlichkeit und Anwendung geredet, und die leichte Reiterei nächstdem noch in solche unterschieden, welche be­ stimmt ist, gleich der schweren inj geschlossnen Haufen zu fechten, und solche, die eigentlich nur zum Vorpostendie, ss und zerstreuten Gefecht gebraucht werden sollte. Wir reu daher wie beim Fußvolk zuerst von »er Ausstellung,

559 Bewegung und Fechtart in geschlossenen Haufen, und so­ dann vom Gefecht in aufgelößten Schwärmen reden. 380. Die Verschiedenheit der Größe und Dimensionen der Pferde in einer Schwadron, selbst die Verschiedenheit ihrer Temperamente bei der Gangart, die Schnelligkeit der meisten Bewegungen und die mancherlei zufälligen Störun­ gen, welche dabei im Einzelnen statt finden können, machen so­ wohl eine haarscharfe nach Zollen abgemessene Genauigkeit in Richtung und Ausdehnung der geschlossenen Haufen bei der Reiterei unmöglich, als ein pedantisches Streben nach her möglichsten Vollkommenheitdarin unnütz. Höchste Einfach­ heit in allen Anordnungen und Unternehmungen, eine ge­ ringe Zahl derselben, eine fast mechanische Gewöhnung, in­ sonderheit der Pferde, an gewisse unveränderlich und ein für allemal bestimmte Verfahrungsweisen, wo durch Zwei­ fel und Willkähr in der Wahl Verwirrung entstehen mochte, Vermeidung jeglicher systematischen Regelmäßigkeit welche durchs Kanonenfeuer und schwierigen Boden augenblicklich in ihren Grundvesten erschüttert und zu Schanden gemacht wird: sind nvthtvendige Berücksichtigungen für die zum geschloffnen Gefechte bestimmte Reiterei. Es ist allerdings wahr, daß manche Formen und Anordnungen für besondre einzelne Falle ein wenig bequemer zu sein pflegen; der da­ durch mögliche einzelne Vortheil steht indessen meist in kei­ nem entsprechenden Verhältnisse zu der Menge von Ver­ wirrung, Unentschlossenheit und Mißverständnissen, die bei andrer Gelegenheit daraus entstehen können. Eben so wahr ist es, daß die mechanische Gewöhnung an eine ge­ ringe Anzahl bestimmter Formen auch nur eine beschränkte Anwendung zuläßt, und den beweglichern Gemüthern und ihrer innern Thatkraft einen lästigen Zwang auferlegt. In wenigem recht bewandert und geläufig fein, giebt indessen in ider Regel einen größer» Geörauchswerth als die unvollkommne, halbvollendete Tauglichkeit zu möglichst Vielem; und die Absonderung der Mannschaft in geschlossene und zerstreute Fechter giebt Gelegenheit genug, dem maschinalrn Gewohnheitsmenschen und dem denkenden freithätigen Händler, Jeglichem seine angemessene Sphäre zuzuweifen. 381. Die Starke der zu einem Ganzen verbundenen Haufen bestimmt sich in der Hauptsache nach denselben Ge­ setzen wie beim Fußvolk; die größtmögliche Ausdehnung derselben, nach der Möglichkeit daß ein Einzelner theils ihre Bewegungen übersehen und durch Zwischenorgane nach ftinem Willen lenken, theils sie unmittelbar ,durch seine



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Stimme und den Ruf der Trompete regieren könne. Nach dem übereinstimmenden Urtheile fast aller taktischen Schrift­ steller und erfahrnen Kavalleristen scheint die Starke einer Schwadron am zweckmäßigsten auf 150 Mann in zwei Glie­ dern gesetzt werden zu müssen, wenn nach Abrechnung des stets vorhandnen Ausfalles an Kranken, Fehlenden und Kommandirtrn noch eine hinlängliche Masse fürs Gefecht übrig und die Unterabtheilung in 4 bis 5 Zügen möglich bleiben soll. Ob die ganze Masse der in einem Heere befindlichen Reiterei zu Regimentern von -4 oder 5 Schwadronen in der angegebnen Stärke abgetheilt istrde, macht im Ganzen we­ nig Unterschied. Die Auflösbarkeit kn kleinere Ganzen (als Grundbedingung der Beweglichkeit) ist in beiden Fällen gleich groß, und die Totalfumme bleibt ebenfalls^ieselbe. Für den Führer eines einzelnen Regimentes aber macht es allerdings einen bedeutenden Unterschied. Die Abtheilung der Eskadron in 5 Zügen macht eine größere Anzahl von Offizieren nöthig, scheint aber für die Fechtart mit diskreten Haufen, und die Möglichkeit das zerstreute Gefecht mit dem geschloßnen zweckmäßig zu verbinden, mancherlei wesentliche Vortheile zu gewähren. Wenn man zwei Drittheile der Eskadron oder circa ivo Pferde in zwei Gliedern aufstellt, so erhält man zwei halbe Schwadronen zu 24, und vier Züge zu 12 Rotten, welche stch stets zu Dreien oder Vieren abtheilen lassen. Der noch übrige Rest von 50 Pferden ist bestimmt, den $ten oder Reservrzug zu bilden, ans dem am Tage der Schlacht jene vier ersten Züge vollzählig gemacht werden, und dessen sodann noch übrige Mannschaft theils als Reserve, theils zum Vordertreffen und zu Seitenpatrouillen verwendet wer­ den kann. In diesem Reservezug würden stch vielleicht am schicklichsten die bei unserm Heere eingeführten freiwilligen Jäger zu Pferde unterbringen lassen, die als aufgeweckte junge Leute, zum Theil auch mit besseren Pferden versehen, das zerstreute Gefecht stets derEinzwangung in die geschlos­ sene Schwadron vorziehen, auch so mehr Gelegenheit finden werden, stch persönlich auszuzeichnen und zum Offiziersiande vorzubereiten. Diese Einrichtung hat übrigens den Vortheil, baß die eigentliche Schwadron, wann es gilt, ftesS vollzählig erscheint, und ohne ihre innere Anordnung und Eiuchestung zu stören mit einer größern Anzahl von geübten zerstreuten Fechtern umgeben ist, als jonst zu diesem Zwecke hergege­ ben zu werden pflegen. Wenn eine Schwadron einzeln detaschirt wird, ist diese lockere Umgebung, welche sie gegen



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alle ihr von irgend einer Seite her drohenden Uebcrraschuirgen sicherstellt, eine ganz unentbehrliche Sache. Ist aber das Regiment beisammen, so bilden die vier vereinten fünf* te« Züge auch nach Abzug der Spähertrupps noch eine der Stärke des Ganzen angemessene Resrrveschwadron, die nach den Umständen als Rückhalt oder zerstreute Linie ver­ wendet werden kann. — Ob die Mannschaft des Zten Zu­ ges als ein separar formirres drittes Glied, oder als ein be, sondrer Zug betrachtet wird, ist an und für sich ganz gleich, gültig, in wiefern man nur die Idee feschalt, daß er i) aus lauter Leuten bestehen soll, die ausdrücklich auf das zer­ streute Gefecht eingeübt und zu diesem Ende also aus der gesummten Schwadron auserlesen sind; daß er 2) gleich den Schützenzügen bei der Infanterie ein für allemal außer der Linie verwendet wird, und 3) aus eben diesen Gründen auf seine minder - oder überzählige Starke kein besondrer Nach­ druck gelegt wird. Im Grunde würde sich bei vier Zügen dieselbe Einrichtung treffen lassen, wenn nur nicht die Er­ fahrung lehrte, daß sodann der 4te Zug selten die ihm zu­ gedachte Bestimmung erhalt. Auch lassen sich die sodann übrig bleibenden drei geschlossenen Züge nicht so bequem in zwei gleiche Hälften theilen, als wenn ihrer viere sind. 382. Wenn man des Gefechtes gewärtig ist, soll man nach der Regel stets in so breiten Abtheilungen marschiren, als es das Terrain erlaubt, bisweilen aber werden die Defileen, durch welche man sich hindurchdrängen muß, so schmal, daß man wie auf Reisemärschen, zu der möglich kleinsten Front seine Zuflucht nehmen muß, daher das Ganze demgemäß gegliedert und auf solche Falle ein­ geübt sein muß. Im Gebirge find die meisten Wege so schmal, daß nur zwei Pferde bequem neben einander gehen können, und vollends in solchen Gegenden, wo zweirädrige Karren im Gebrauch sind, ist an vielen Orten auch dies nicht wohl möglich. In der geschlossenen Linie kann weder durch einen ein# zelnen noch durch je zwei Reiter die halbe und ganze Wen­ dung auf der Stelle gemacht werden. Die einzelnen Reiter find nämlich darin- so zusammengestellt, daß sich die Kniee derselben berühren. Die größte Länge des Pferdes beträgt im Durchschnitt 90 Zoll, die größte Breite, mit dem Sattel und Knie des Reiters nach einem gleichen Durchschnitte 30 Zoll; folglich bilden erst drei Pferde nebeneinander ein gleichseitiges Viereck, welches sich bequem, ohne seinen Standpunkt zu verändern, um seinen Mittelpunkt pach Be-



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kleben drehen oder wenden kann. Demgemäß ist fast überall die Abtheilung zu Dreien als beständige Anordnung bei der Reiterei angenommen worden. Man hat sich indessen lange darüber gestritten, ob die Abtheilung zu Dreien oder die zu Vieren größere Vortheile gewahre, und noch jetzt sind die Meinungen über diesen Gegenstand getheilt. Die Verfech­ ter der Anordnung zu Dreien stützen sich darauf, daß bei ihr die Wendung aus dem Verhältniß der Front und Tiefe am besten, schnellsten, und mit der meisten Ordnung hervor­ gehe, dagegen die Anordung zu Vieren die unbequemste, langwierigste und unordentlichste von allen sei. Sie behaup­ ten, daß ihre Anordnung auf Reisemärschen und bei Dessleepasstrungen die bequemere sei, weil im ebenen Lande (als demjenigen Terrain, welches dem Gebrauch der Reiterei ent­ spreche) auf den meisten Drücken mit drei, und auf den Mei­ ssen Wegen mit sechs Pferden nebeneinander fortzukommen sei, indem letztere gemeinhin so eingerichtet wären, daß ein Wagen neben einem andern bequem vorbeifahren könne. Ferner: daß, wenn die Pferde wahrend des Marsches stets dicht auf bleiben, in jedem Augenblick die Front geschloffen wieder hergestellt werden könne. Sie machen der Anord­ nung zu Vieren den Vorwurf, daß man mehr Gliederdistanz nöthig habe, und sich beim Abmarsch auf der Standlinie beim Frontmachen um 4 Pferdebreiten weiter vorwärts befinde. — Die Verfechter der Abtheilungen zu Vieren dagegen wenden ein, daß diese Vorwürfe unwesentliche Dinge be­ träfen. Daß die Abtheilung zu Vieren viel bequemer sei, um zu Zweien, wie man gewöhnlich im Kriege über Land zu marschiren genöthigt werde, abzubrechen. Daß bei ihr die Pferde eine Pferdrbreite mehr Raum zur Bewegung ihrer Füße hätten, man mithin auch im gestreckten Trabe und Galopp ohne Stocken zu befürchten marschiren könne, daß der Reiter sehe wo sein Pferd Hintritt, ihm die nöthige Hülfe geben, und benöthigten Falls über ein Gräbchen springen könne, ohne die Bewegung des Hintermanns zu unterbrechen. Sie läugnen, daß man mit Abtheilungen zu Dreien in jeder Gangart dicht aufgeschlossen marschiren könne; denn da jedes Pferd sich in starkem Trabe oder star­ kem Galopp allongire, seine-Vorderfüße vor dem Perpen­ dikel, welches man von seiner Nase auf die Erde fallen läßt, vorbringe, bedürfe es mehr Raum zu ferner freien Bewe­ gung, als auf der Stelle, oder zum Marsche im Schritt, kurzen Trab ober kurzen Galopp, wo jene senkrechte Linie



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nicht erheblich überschritten wird *). Es fei daher die Wendung zu Dreien und der darauf folgende Flanken­ marsch zwar bei fieisiger Uebung und mehreren Hülfen auf dem Exerzierplätze ausführbar, scheine aber n.ir vorzüg­ licher zu sein, weil das Fehlerhafte, was in defl 'n System liege, leichter.zu verbergen sei. Komme aber ein Regiment iw Felde mit müden und schlecht genährten Pferden auf wei­ chen Boden, auf Sturzacker oder steinigtes Terrain, an kleine Feldgraben, über welche die Pferde springen sollen, so werde man sich bald überzeugen, daß die in Friedenszeiten so wohl ausgedachte und berechnete Theorie und die auf eb­ nem festem Exerzierplätze erprobte Praxis mit der im Kriege gar oft in mächtigem Widerspruch gerathe. Wären aber auch tziese Gründe noch nicht hinreichend, den Vorzug der Abtheilungen ^u Vieren zu erweisen, so würde doch gewiß der sehr wichtige für ihn entscheiden, daß, da das immer­ währende Abzählen und veränderte Abtheilen in der Aktion nicht thunlich und räthlich sei, man diesem Ucbelstandr bei Abtheilungen zu Vieren viel häufiger und leichter entgehe, indem nach erfolgtem Abgänge eines Mannes von vieren die drei übrig bleibenden nur neue Fühlung nehmen dürfen, und dann bei vorkonnncnder Wendung die Bewegung doch noch ausfähren könnten, was bei einem Ausfall in den Ab­ theilungen zu Dreien nicht mehr möglich sei, weil eben zwei Reiter nicht hinreichenden Raum zur Wendung haben. 383. Was die Tiefe der Aufstellung betrifft, so wäre ein Glied offenbar zu wenig, weil dabei der nöthige Nach­ druck fehlen, auch sehr leicht Lücken und eben daher Schwan­ ken und Unordnung entstehen würden. Ein drittes Glied würde die Beweglichkeit in Wendungen und Abmärschen er­ schweren, und den Nachtheil haben, daß um so viel weniger Mannschaft thätigen Antheil am Gefecht nehmen könnte. Um den Pferden des zweiten Gliedes, so wie allen in der Tiefe hintereinandergestellten Pferden den nöthigen Raum zum Vorgreifen in den schnellern Gangarten zu ge­ ben, darf man die Köpfe derselben nicht dicht an die Hinter*)

Das Vorgreifen des Pferdes in kurzem Trabe erfordert 3 bis 34 Fuß, im starken Trabe gegen 4 Fuß, in kurzem Galopp ge­ gen 6 Fuß, und in gestrecktem Galopp wenigstens 7 Fuß. Mik. hin wirft ein gehörig gezäumtes und geselltes Pferd seine Bor­ derbeine vor dem von seiner Rase her: n.er gelassenen Lothe, int kurzen Trabe 1 Fuß, in starkem Trabe gegen 2 Fuß, im kurzen Galopp gegen 4 Fuß, «n> im gestreckten Galopp wenigstens 5 Fuß.

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theile der vorder» aufstellen, sondern es muß zwischen je zwei Gliedern ein freier Abstand von 2 bis 3 Fuß bleiben, und noch außerdem das Pferd im Hintern Gliede, das gleichna­ mige vordere um eins halbe Pferdebreite überflügeln, so daß es 'auf die Lücke zwischen den Hintertheilcn der vorder» trifft *). Bei diesem Abstande nun ist es selbst dem zweite» Gliede ganz unmöglich, den Feind mit den Säbel zu errei­ chen, so lange das erste Glied vor ihm ist; und auch die Pike ist deshalb nicht anzuwenden, weil sonst wahrscheinlich daS erste Glied beschädigt und in dem Getümmel von den Pfer­ den gestochen werden würde. Zu gleicher Zeit ergiebt fich aus dem Gesagten, daß beim Einbruch in die feindliche» Reihen auch nur die Stoßgewalt des ersten Gliedes sich wirksam zeigen, das zweite Glied aber f» wenig als eine ganze Menge darauf folgender Glieder auch nur im Minde­ sten die Vehemenz des Anranns vermehren könne. Es ist daher eine durchaus falsche Ansicht, wenn man sich einbildet, daß bei einer größeren Tiefe eine Masse Reiterei auch eine» verhaltnißmaßig großem Druck ausüben müsse. Aus an­ dern Gründe» muß indeß ein zweites Glied hinter dem er­ sten sein; nämlich um die etwa im Gefechte und durch Stür­ zen entstehenden Lücken des ersten Gliedes zu ersetzen; wah­ rend desselben dessen Deckung und Unterstützung zu bilden; dem beim Zusammenrennen in unser erstes Glied eingedrungenen Feind einen nochmaligen Widerstand rntgegenzustellen; und überhaupt der angreifenden Linie mehr Haltung zu geben. Die Flanken, zumal die linke, der Reiterei sind noch viel wehrloser, als die des Fußvolks. Je tiefer eine Ka­ valleriekolonne ist, um desto mehr Flanke besitzt sie, über­ haupt und in Verhältniß zur Ausdehnung ihrer Front. Z» gleicher Zeit ist sie dadurch um so nwhr der Wirkung des feindlichen Geschützes Preis gegeben. Ihre Verletzlichkeit wächst also mit der zunehmenden Tiefe im doppelt vergrö­ ßerten Verhältnisse. Das Gewinnen der Flanke oder des Rückens ist beim Gefecht zwischen Reirereitrupps obenein noch viel entscheidender, als beim Fußvolk, und ein sicheres Mit*)

Süßmilch glaubt jedoch, daß in Folge dieser Lückenstcllung sich bei einer Wendung im währenden Marsche die Hinterfüße der Borderpferde mit den Bordcrfüßcn der Hintern leicht verwickeln, und das Stürzen der Reiter befördern möglen. Wahrscheinlich hat er den Fall vor Augen gehabt, wo die Lückenstellung ohne Distanz zwischen den Gliedern angewendet werden soll.

— s4s — Mittel mit geringen Massen über größere obznsiegen. Denn der Rucken von hundert Fliehenden oder von hin­ ten Angegriffenen ist um nichts weniger verletzlich und um nichts mehr vertheidignngsfähig als der Rücken von funfzigen. Auch ergiebt sich hieraus, daß für Reiterei - Aufstel­ lung und Angriff die kinie die meist geeignete Form ist, da sie in den meisten Fällen die hinreichende und erreichbare Kraft besitzt, und die größte Anzahl zur unmittelbaren Thä­ tigkeit bringt. Man kann daher mit Recht fragen, wozu die Bildung der Lolsnne nütze, wenn weder der Ungestüm, noch die Schnelligkeit, sondern blos die Verletzlichkeit dadurch vermehrt werde? Es läßt sich darauffolgendes antworten: Die Marschkolonne ist ein nothwendiges Uebel, weil man ebne sie oft nicht marschiren und nianövriren könnte. Eden so verhalt es sich mit dem Angriff, wenn man in dieser Marschverfassung mit dem Feinde zusammentrifft, und keine Zeit zur Entwicklung übrig ist. Die geöffnete Kolonne ist übrigens eben so schnell und ungestüm als die Linie, dabei aber mehr geeignet zur Verbergung der Stärke und zur schnellen Frontveränderung, wenn der Feind in der Flanke erscheint, oder darin angegriffen werden soll. Die völlig geschloßne Kolonne erlaubt zwar keine andre Bewegung als die grade auS. Man hat aber das Ganze näher beisammen, daher die Entwicklung großer Massen schneller bewirkt wer­ den kann. In kleinern Massen wird die nöthige Distanz leicht vorwärts gewonnen. Nächstdem imponirt die Ko­ lonne nicht nur beim Anrann, sondern sie besitzt in der Rich­ tung auf ihre Front auch in der That eine größere Wider­ standsfähigkeit. Umgeritten, und durch die physische Kraft einer entgegenkommenden Linie auseinandergesprengt, kann sie wenigstens nicht werden. Umkehren und stutzen ist eben­ falls unmöglich. Wenn die Vordem stürzen oder auf ein Hinderniß treffen, welches zum Ausweichen nöthigt, ist es freilich übel. Man soll daher die geschloßnen Kolonnen nie sehr tief machen, nie Alles in Eine Kolonne formiren, und überhaupt nach den Umständen beurtheilen, welche Anord­ nung im einzelnen gegebnen Falle am angemessensten ist. Kann sich eine kinie schnell genug einer geschlossenen Ko­ lonne in die Flanke werfen, so wird diese ohne besondre Rücksicht auf das gegenseitige Zahlverhältniß in der Regel verloren sein. Begiebt es sich aber umgekehrt, oder treffen sie in der Fronte auf einander, so wird die Linie den kür­ zern ziehn. Mm

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y84» Erwägt man die eben angeführten Verhältnisse gehörig , so kann man über die Nothwendigkeit der Gewandheit im Manövriren, und bei den Vortheilen, welche «ine diskrete Aufstellung und eine Umgebung der geschlosse­ nen Haufen mit einzelnen'Spähern und zerstreuten Fechtern in Hinsicht auf das Manövriren gewähren, über die Nütz­ lichkeit dieser beiden Anordnungen nicht mehr in Zwei­ fel sein. Alle Manöver der Reiterei sind gleich denen, des Fuß­ volks aus Ort-, Front-und Formationsveränderungen zu­ sammengesetzt. — Dem Feinde gegenüber kommt es dar­ auf an, solche Bewegungen möglichst zu vermeiden, welche, wenn die Operationen des Feindes eine rasche Gegenwir­ kung erfordern, -leicht Unordnungen herbeiführen können, oder bei denen man seinen Trupp nicht mehr in der Hand behält, und keine freie Wahl mehr übrig hat. Die richtige Erwägung von Ort und Zeit ist demnach hier wichtiger als irgendwo. Je rascher das Tempo der Bewegung, um desto einfacher und wohl berechneter muß der Manövrismus sein. Je mehr die Pferde im Schuß sind, ft lockrer ist das Band der Brfehligung; Getümmel, Staub, die Folgen der Ungleichheiten des Bodens, und der Ungestüm der' Bewe­ gung gestatten weder Uebersicht noch Lenkung. Demgemäß muß man sich wohl einprägen, daß durch Uebereilung weder Schnelligkeit noch Beweglichkeit vermehrt wird. Die Gang­ art muß stets in Uebereinstimmung mit den Schwierigkeiten des Bodens bleibe«, und mit den Kräften der Pferde ver­ nünftig hausgehalten werden. Sie sind gewissermaßen die Munition des Reiters; daher man Bedacht nehmen soll, die Pferde nie unnütz und vor der Zeit zu ermüden und sie stets bei frischem Athem zu erhalten. Nächstdem darf es nicht übersehen werden, daß im Galopp plötzliche Direktionsver­ änderungen nach der auswendigen Seite ihre Schwierig­ keiten haben, und leicht Veranlassung zum Stürzen geben. Die menschliche Stimme reicht für die Befehligung nur bei kleinen Haufen und langsamer Gangart hin. Die Tronipete ist daher ein unentbehrliches Bedürfniß, um den Willen des Befehlshabers kund zu thun. Die Erfahrung scheint zudem zu beweisen, daß der Klang derselben einen angenehmen Eindruck auf die Pferde mache; sie lernen nicht nur die Bedeutung der gegebnen Zeichen selbst verste­ hen, sondern werden auch durch die Musik, dem Charakter derselben gemäß, entweder mehr angefeurrt, oder unterhal­ ten und zur Beruhigung gebracht.



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Die Art bex Formation hat einigen Einfluß' auf die Zeiträume, innerhalb welchen gewisse Distanzen in den verschiednen Gangarten zurückgelegt werden können. In Front­ märschen kann bei gleicher Beschaffenheit des Bodens ein größerer Raum in kürzeres Zeit zurückgelegt werden, als bei Kolonnenmärschen, weil die Bewegung in jedem Pferde­ gange bei jenen freier und ungehinderter von starten geht, als bei diesen, wo durch das nicht zu vermeidende starke Ausreiten die Pferde in keiner Gangart so frei ausgreifen, daher weniger Boden gewinnen. Ferner, je größer die zu­ sammenhängende Front der Reiterei ist, desto schwieriger wird es, den Marsch in Fühlung und Richtung zu erhalten, daher auch hiebei die Linie weniger rasch fortrückt. Nicht alle Pferde können, vermöge ihres Baues und ihrer Kräfte, die Karriere gleich stark und schnell vollbringen. Damit also dennoch das Ganze möglichst gleichzeitig in dieser Gangart an den Feind gelange, muß der Grad der Karriere berücksichtigt werden, den die größere Masse der in einen Haufen zusanzmengestellten Pferde zu laufen vermag *). 385 Die Frontveränderungen auf der Stelle wie in der Bewegung werden entweder durch die Wendung öder durch das Schwenken im Ganzen oder in Abtheilungen zu Wege gebracht. Bei größern Linien vermeidet man auch hier gern das Schwenken im Ganzen; man bedient sich ent­ weder des staffelförmigen Abfallens und sukzesfiven Ein-' rückens der einzelnen Züge in das neue Allignement; oder man formirt eine Marschkolonne, mit der man sich gehörigen Orts um den Haken drsht, und zu seiner Zeit die Front (nach Beschaffenheit des Abmarsches durch Wendung oder Einschwenken' wieder herstellt -Kontremarfch. Bel der Aufstellung in zwei Gliedern kommen durch die halbe Wendung beide Glieder je welcher Abtheilung in eine *)

Rottenburg in seiner Elemcntartaktil' für die Neiteri rech­ net für die Schrittbewegung des Pferdes auf die Minute nur ioö Menschenschritte, auf den Trab i8o bis 200, tm gestreckten Galopp ein Drittel dieses Raumes mehr, und in der Karriere 80 bis 100 Schritte Wegs in J Minute, wobei auf jeden Karrieresprung 5 Schritt gerechnet sind. Diese Annahme weicht ganz ungemein von den Angaben der übrigen taktischen Schrift­ steller ab, denen auch wir S. 43 gefolgt sind. Hiernach würde die Karriere nur doppelt so schnell sein, als der Lauf des Fuß­ volks; statt dessen man zu behaupten pflegt, daß die Bewegung der Reiterei bei raschen Angriffen 4 Mal größer angenommen werden dürfe als die des Fußvolks, was übrigens auch wohl sel­ ten in der Praxis vorkoriuntn wogte. Mm 2



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Linie nebeneinander zu stehn. Bei vollbrachter ganzer Wen­ dung bildet das ste Glied die Fronte. Beim Schwenken bleibt überall das erste Glied vorn. Durch die Schwen­ kung der Abtheilungen von i8o° bildet das Ganze wieder «ine zusammenhängende Linie, nur in verworfener oder um­ gekehrter Ordnung nebeneinander. — Geringere AbtheilunJien als zu Dreien können die Wendung nicht machen. Die kittfit Abtheilung, mit der sich Schwenkungen in 2 Gliedern {equem ausführen lassen, ist zu 9 Rotten. — Ein Glied, as mit weniger als drei, und ein Trupp von zwei Glie­ dern der mit weniger als 6 Pferden Front abmarschiren soll, kann sich nicht in allen seinen Theilen zugleich in Be­ wegung setzen. Es muß von irgend einem Flügel an >ge, rechnet nach und nach abgeritten (abgebrochen) werden. Wo die Abtheilung zu Dreien Fundamenralanordnung ist, ist der Abmarsch zu Zweien, und die Herstellung der Front dar­ aus gewöhnlich mit. einer Formationsveränderung verbun­ den. Die beiden ersten Nummern des ersten Gliedes jeder einzelnen Abtheilung reiten nebeneinander zuerst vor, so­ dann folgen ihre beiden Hinterleute aus dem zweiten Gliede, und zuletzt Nro. 3 oder die dritte Rotte aus beiden Glie­ dern. Beim Wiederaufmarsch ziehen sich die aus derselben Nummer beider Glieder bestehenden Rotten, je nachdem links oder rechts abmarfchirt ist, rechts oder links heraus auf den Flügel ihrer Abtheilung zu Dreien. — Sowohl beim Schwenken als bei den Wendungen nimmt die Mann­ schaft, welche die dazu nöthige Kreisbewegung machen muß, das erforderliche schnellere Tempo an, damit die Pivots während dessen ununterbrochen ruhjg fortschreiten können. Die Wendungen werden stets ein bequemes Mittel blei­ ben, manch« Bewegung, die man schwerlich im Angesichte des Feindes machen wird, auszufähren; auch kann selbst in der Aktion der Fall eintreten, daß die Kavallerie einen Damm, ein Dorf, einen beschrankten Weg passiren muß, wo die Front des Zuges zu breit ist, um hindurchzukommen. Im Angesichte des FeindeS aber ist es der Klugheit gemäß, die Wendungen so viel als möglich zu vermeiden. Bedürfte auch die Schwadron, um in Zügen rechtsumkehrt zu schwen­ ken, einiger Sekunden mehr, so wird sie dagegen weit wenitzer Gefahr laufen, in Unordnung zu kommen. Auch scheint es, daß eine in Zügen oder halben Eskadronen mar# schirende Kolonne von der Seite her schwerer oder seltner durch das Geschütz getroffen wird, als die beim Marsch in Rechts- oderLinksum entstehende tusammeubanaende Linie.



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Mä» könntp einwenden, daß das oft wiederholte Schwen­ ken ein Ruin der Pferde sei; es kommt aber darauf an, in welcher Gangart geschwenkt wird. Zehn Schwenkungen tat Trabe werden dem Hinterthril der Pferde nicht so viel schaden, als eine in der Karriere, oder eine ganze Wendung in währendem Galopp. — In der Bewegung giebt es nächstdem noch eine andre Art von Frontveränderung: die durch den Schrägmarfch. Gewöhnlich soll dieser zwar dazu dienen, um ohne Front­ veränderung sich, in paralleler Richtung der Front mit der verlassenen Standlinie, zugleich vorwärts und zur Seite zu bewegen, und es wird deshalb die unter dem Namen Kopf an Stiefel bekannte Manier des Schragmarfches ver­ worfen, weil es bei ihr fast nicht vermieden werden kann, daß der Flügel, nach welchem die Bewegung zur Seite ge« richtet ist, nicht verkäme. Wenn man dies Manöver indes­ sen anwendet, um den Feind, ohne daß er unsre Absicht ge­ wahr werde, zu überflügeln, scheint das Borkommen des Flügels eher Vortheilhaft als nachtheilig, und an dem Fest­ halten der Parallelität wenig gelegen zu sein. Im Gegen­ theil ist es bei den Ueberflägelungen mit beizudehalrender Parallele, wenn sie gegen Kavallerie angewendet «erde«, wahrscheinlich, daß man auf der entgegengesetzten Seite selbst in die Flanke genommen werde, da der Feind in sol­ chem Fall blos feinen Flügel vornehmen darf, um dies zu bewirken *)♦ *)

Go wie es eine Sage giebt, daß Seidkitz bei der schweren Reiterei stätische Pferde für zweckmäßig gehalten, weil sie beim Chat das Umdrehen erschwerten;- so behauptet eine andre Sage, daß Ziethen vorzüglich dadurch die feindliche Reiterei so oft ge­ worfen habe, daß er eine besondre Fertigkeit besessen, seine Linie unvermerkt in schräger und also .beim Zusammentreffen in übcrflüaelnder Richtung an den Feind zu bringen. Süßmilch sagt noch folgendes über den Schrägmarsch: ,.Eine langsame Dirertionsveränderung während dem Marsche hat die.'Vorzüge, daß sie leichter und dem Feinde unbemerkbarer ist, und nach Beschaf­ fenheit der" Umstände und des Verlangens weniger oder verächt­ licher sein kann. Lange vorhergehende Maaßregeln, dte dem Feinde die Absicht zeitig verrathen, vernichten' die Ausführung des Vorhabens; nur durch unvermerkte Veränderung unsrer Rich­ tung zum wirklichen Angriff klrrz vor dec Attäke kann man' bec Gegenbewegung zuvorkommen, Vielleicht würde nachstehende Me­ thode diesen Bedingungen Genüge leisten. Wir nehmen z» B. 5 Eskadrons an, welche mit Richtung rechts #>n front Matschiren, und ihren linken Flügel vornehmen, den rechten aber zurück­ halten sollen, um die Direktion rechts zu verändern» Auf bat

55o 386» An eine zweckmäßig geübte Truppe soll man billig zu der Forderung berechtigt sein, daß sie nach jeder mög­ lichen Inversion fechten könne. Vorzüglich gilt dies von der leichten Reiterei, bei der häufig Falle eintreten können, wo von dem Gebrauche der Inversion ihr ganres Heil ab­ hangt. Bei der schweren Reiterei ereignen sich diese Fälle allerdings seltner, weil sie mehr in großen Massen und offner Gegend agirt, wo dergleichen Ueberraschungeu in Flank und Rücken weniger vorkomnreu, und sich eigentlich nur dann ereignen können- wenn die Spahertrupps ihre Schuldigkeit nicht thun, oder man sich mit ihnen nicht versehen hatte. Zn der Nähe des Feindes marschirt man ohnehin häufiger mit halber oder ganzer SchwadiMsbreite als mit Zügen; die verworfne (verkehrte) Stellordnung der ganzen Schwa­ dronen eines Regiments aber kann und darf von keinen nachtheiligen Folgen sein, da jede Schwadron für sich und in sich ein selbstständiger taktischer Körper ist. Bei kleinern isolirt agirenden Reiterrimaffen indessen treten die einzel­ nen Züge zum Ganzen in das Verhältniß der Schwadronen zum Regiment, und müssen darauf eingeübt sein, sich eben­ falls als selbstständige Körper zu betrachten und zu benetzerfolgte Kommandowovt vermindert also der rechte Flügeloffizier Las bisherige Tempo um die Hälfte, der linke verdoppelt es, so daß, wenn der Frontmarsch im Trabe war, der vom rechten Flü­ gel in Schritt, der vom sinken hingegen in einen mäßigen Ga­ lopp fällt, die Eskadrons selbst aber vom rechten nach den lin­ ken Flügel, den zu diesen Flügelpunkten verhältnißmäßigen Pferdegang reiten. Wäre der Frontmarsch im Schritt gewesen, so verhält der rechte Flügel, auf den halben Pferdeschritt; der linse trabt. Der Pivot bleibt also jederzeit beweglich, und wen­ det nur unter immerwährendem Vorwärtsgehen ganz gelassen. Alles richtet sich nach dem rechten Flügel, und der Offizier des­ selben sucht -die allmälige Wendung feines Pferdes so einzurech­ ten,. daß der. linke Flügel nicht genöthigt sei mehr als den obcnbenarmten Pferdegaüg zu reiten; ist die erwünschte Direktion erreicht,, so kommandirt der Befehlshaber den ihm beliebigen PferLegany, worauf alles in diesem wieder gradeaus geht. Diese vorZeschlagene Bewegung ist nichts anders als der bei den Frontmürschen der.Kavallerie so oft vorfallende Fehler,, wo nämlich hutzch ein Versehen deß- Flügeloffiziers die Direktion verändert wird, deren bogenförmige.Bewegung so unvermerkt geschieht, daß Mur zu .oft-die in best weichen Erdboden eingedrückten Fußtapfen d?rte wo es sich befindet auf dem ihm zug-dacbren neuen Platz hinzu­ schaffen. Ob es sich hiebei tu Position oder in Mar'chkolonne befand, macht keinen wesentlichen Unterschied. Die Frvutveranderuttg hat eben so wenig eine Schwierigkeit, weil die Inversion unschädlich ist, und jedem Geschütze Raum genug zu beliebiger Wendung frei steht. Aus irgend einer vorhandenen Aufstellung, hterbtn oder dorthin hinter einander zu Einem ober Zweien adzutahren, erfordert auch keine große Künste, obschon besonders bei der reitendry Artillerie, wegen des rascheren Tempo'ö und des Getüm­ mels so vieler Pferde, einer zur Geläufigkeit gewordenen Einübung. — Die sogenannte reine oder niedere Taktik der reitenden und Fußartillerie ist zwar allerdings im De­ tail verschiedner Art: selbst die verschiednen Kaliber machen in der für die Bewegung nöthigen Manipulation einige Dif­ ferenzen nöthig; desgleichen ob das Geschütz mit Pferden bespannt ist, oder von Menschen gezogen wird, bas Schlepp­ tau angebracht ist oder eine andre Vorrichtung u. s. w. Im Wesentlichen, in den Grundsätzen und allgemeinen Anord­ nungen, bleibt sich indessen die Sache dennoch gleich. Die Berücksichtigungen/welche durch die Beschaffenheit des Bo­ dens abgenöthigt werden, sind in der Regel von größer« Belange als diejenigen, welche der Organismus der takti­ schen Maschine erfordert. — 404. Der Gebrauch des Geschützes wird theils durch die Art desselben, theils durch das Terrain, in welchem man ficht, theils durch die Art und Aufstellung der feindli­ chen Truppen, theils durch die besondern Zwecke, die mit dem stattfindenden Gefechte verbunden werden sollen, mobifizirt; und es müssen demnach alle diese Dinge auch bei der Aufstellung zum Gefecht berücksichtigt werden. Ma« kann die hiedurch veranlaßten Rücksichten bequem unter zloei Hauptgestchtspunkte bringen. Sie sind nehmlich entweder subj e kt iv, d. h. sie betreffen die zu unsrer eignen Sicher­ heit, oder wegen der eignen Verletzlichkeit, nöthigen Maaß­ regeln; oder sie sind objektiv, sind Anordnungen, welche sich unmittelbar auf die unsern Zwecken angemessene Ver­ nichtung der feindlichen Streitkräfte beziehen. Für beide läßt sich aus den Grundsätzen der Verschanzungskunst manche, nützliche Belehrung gewinnen, welche Kunst ohne-

699 hin fast mehr zum Schutze und zur Hälft her Artillerie, als irgend einer andern Waffe, vorhanden ;u fein scheint. Wir verweisen unsre Leser auf die hierhergehörigen Nummern im Abschnitte von den Pionieren. 405. Wie nöthig und wichtig es sei, bei Aufstellung ber Artillerie auf die möglichst gute Deckung der einzeln Geschütze sowohl, als ihrer Bedienung und zugehörigen Fuhrwerke bedacht zu sein, bedarf wohl keiner näheren Auseinandersetzung. Auf diesem Wege allein wird es mög, lich, das ungünstige Verhältniß in Zahl und Kaliber wie, der auszugltichen, mit wenigerem und leichterem Geschütze sich gegen die Patterieen des Feindes z« behaupten, und sie zum Schweigen zu bringen. Die natürliche Beschaffen­ heit des Lokals und eine oft unbedeutende Nachhälfe deffelden bieten zu diesem Zwecke auf die mannichfaltigste Weise die Hand. Es ist dieferhalb indessen nöthig, daß nachdem im Allgemeinen der Platz für die Aufstellung der Batterien fest­ gestellt worden, noch die Stellen genauer ausgewählt und untersucht werden mässest, auf welchen fedrs einzelne Ge­ schütz innerhalb jenes Platzes aufzufahren ist. Sobald eine Batterie Befehl erhält, sich gegen den Feind zu formiren, reitet der Batteriechef in diffizilem Terrain (wo möglich von einem Offizier und noch einigen Geschützführern begleitet) schnell voran, und mirtelt die beste Stellung der Barterie im Allgemeinen sowohl als der Geschütze im Einzelnen vor­ läufig aus. Ist er darüber einig, so wird,das Signal oder Kommando zum Aufmarsch gegeben. Ein jedes Geschütz wird alsdann auf dem nächsten Wege grade nach dem ihm bestimmten Platze dirigirt und dort nach Möglichkeit, so viel es dir Nähe des Feindes und das Bedürfniß schnell zum Feuern zu kommen gestattet, in der dazu freigegebenen Sphäre die bequemste und vorrheilhafteste Stelle für das­ selbe durch die Geschützführer angewiesen. Eigentliche DeckungSmittel, wie sie die Verschanzungs­ kunst schafft, finden sich in freiem Felde zwar nur höchst selten, desto mehr Blendungen aber trifft man fast in jegli­ chem Gelände an. Unter Blendung versieht der Artille, rist nämlich eine jede Erhöhung von 2 bis 3 Fuß, an welche die Geschütze dicht herangefahren werden. Man benutzt dazu kleine Hügel, Erdaufwürfe, Vertiefungen, selbst Ge­ büsche und Hecken. Von einer Sicherstellung gegen die feindlichen Kugeln kann im letzter« Falle zwar nicht die Rede fein, wohl aber wird der Feind am genauen Zielen gehin­ dert, in der Schätzung der Entfernungen irre gemacht und

59° zu Fehlschüssen verleitet» Finden sich keine dergleichen Un­ ebenheiten. und hat man irgend Zeit dazu, so soll man nie unterlassen, sich i£ Fuß tief einzuschneidcn und die Erde vorwärts anfzuwerfen. Geschütz und Bedienung sind dann wenigstens zur Hälfte gegen das feindliche Feuer gedeckt, und man gewinnt dadurch schon viel. Die Franzosen sind in diesen kleinen Nachhälfen und Vorsichten besonders ge­ schickt; sie steilen ihre Artillerie fast immer auf solche Weise, daß es den Anschein hat, als waren sie bis an die Zähne verschanzt. — Es,giebt aus manchem Terrain kleine Absätze oder Terrassen von 6 bis io Fuß Höhe. Eine am Rande oder bis ungefähr 20 Schritt hinter dem Rande einer sol­ chen Terrasse ausgestellte Batterie steht fast so sicher als hinter einer Brustwehr, vornehmlich gegen die Rollschüsse des Feindes *). Es schlagen nämlich die meisten Kugeln vor dem Absätze auf, so daß sie über ihn und die Batterie hinweggehen, oder aber sie bleiben in dem Absätze stecken. Selbst ein glazisförmiger Abhang vor der Batterie beför­ dert schon die Ablenkung der feindlichen Kugeln» Ist es demnach die Bestimmung einer Batterie, sich an demselben Orte eine geraume Zeitlang zu schlagen., so muß man sie so aufzustellen suchen, daß sich auf 50 bis 150 Schritt vor ihr ein sogenanntes ungünstiges Terrain befin­ det, hügliges Erdreich, Haide, Weichmoor oder Sumpf­ land, insonderheit auch in die Quere laufende Beete. Die letzten Aufschläge sind wegen ihres flachen Bogens jederzeit die gefährlichsten, werden aber aus demselben Grunde durch die genannte Beschaffenheit des Bodens in der Mehr­ zahl unschädlich gemacht. Dagegen trägt festes, ebnes und steiniges Erdreich in der Nahe des Geschützes sehr zu Ver­ mehrung des Verlustes bei; Gegen Flankenfeuer und Enfilade sucht man sich eben­ falls durch seitwärts gelegene Erhabenheiten oder auch wohl dadurch zu schützen, daß man die .Geschütze nicht in «ine Linie, sondern immer eins ein wenig vor oder hinter das andre stellt. Die letzte Auskunft ist indessen stets sehr un­ zulänglich und die erste meist nur für einzelne Geschütze an­ wendbar. Am besten ist es, die Geschütze durch Verände­ rung des Emplazements der Gefahr zu entziehen, oder «ine« solchen Play zu wählen, dem zur Seite der. Feind in

*) Hinter 'Absätzen oder Wänden von größerer HöhÜ'stind nur Wnvfgeschütze zweckmäßig Ausgestellt, weil bei ihnen Dtt Senk» schüffe nidjt so nachteilig sind als Ker den Mnönen,



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-er angemessenen Entfernung keinen bequemen Ort jur Auf­ stellung seines Geschützes aufzufiuden, oder sich dessen nicht zu bemächtigen vermag. Eine gleich große Sorgfalt muß auf die Unterbrin­ gung der Protzen- und Reitpferde verwendet werden. Am besten eignen sich dazu Vertiefungen, welche hinter der Front der Batterie gelegen sind; auch Wohl geräumige Kalk-, Sand-, Stein- and Lehmgruben, wenn sie nahe genug sind, und einen bequemen und freien Ausgang be­ sitzen Man behält sodann nur ein paar Protzen bei der Batterie, und laßt die andern nach und nach herbeiholen, sobald man neue Munition bedarf. Bergrücken von hin­ länglicher Breite, welche sich mit einer Neigung von 5 bis ig Grad sowohl vorwärts als rückwärts abdacbrn, und so gelegen sind, daß si>> sich quer vor die einjunehmende Front hinziehen, sind daher für die Aufstellnng der Artillerie unge­ mein günstig. Die Geschütze werden so weit zurückgezogen, daß sie mit der Mündung noch so eben über den Nücke» wegsehen können; die Protzen aber rückwärts in die Vertie­ fung gestellt. — Beim Angriff kann auf die Deckung der Protzen und Pferde selten Rücksicht genommen werden, da man sie nicht eben sehr weit von den Geschützen entferne» darf, auch überhaupt weniger freie Wahl in der Aufstellung behält als bei der Vertheidigung. Die Mnnitiönswqgen gehen in der Regel nicht mit ins Gefecht, wenigstens halt man sie gern aus dem wirksamen Kanonenschuß zurück. Daher sie aus der Marschkolonne herausgezogen werden, und nebeneinander auffahren, sobald sich die Artillerie zum Gefecht formirt. Sie dürfen indessen nie so weit Hinte« bleiben, daß sie ihre Batterien aus den Augen verlieren, und zur Herbeiholung frischer Munition lzu welchem Ende man entweder die ausgeleeeten Protzen allmahlig zum Füllen zurückseudet oder die Wagen einzeln herangeholt werden können, zu viel Zeit erfordert wird. Im Fall man die Wagen verdeckt aufstellt, müssen sie so viel als möglich senkrecht hinter der Batterie ihren Platz erhalten, damit die zu ihrer Aufsuchung oder Herbeiholung «bgesendeten Kommandirten sie nicht verfehlen können. Der zur Aufsicht über dir Wagen befehligte Offizier oder Unteroffizier, (in welchem letzten Fall jederzeit ein ganz zu­ verlässiger und umsichtiger Mann auszuwählen ist, dem dies Geschäft fortdauernd übertragen wird), muß seinerseits die Batterie beständig im Ange behalten, zu dem Etide etwas vorrriten, und wenn er einen Artilleristen zurückeiley

592 steht, ihm entgegeiyPreNgen, damit sowenig Zeit als mög­ lich verloren werde. Da die «Wagen den Bewegungen der Batterie, falls diese hren Platz verändert, von weitem fol­ gen müssen, so ist es zu gleicher Zeit die Pflicht des Wagen­ führers, sich im -Voraus mit dem zwischenliegenden Terrain und den Zugängen zur Batterie gehörig bekannt zu machen, und den Batteriechef unverzüglich davon in Kenntniß zu setzen, wenn durch Eeitenbewegungen im Laufe des GefechtS die freie Kommunikation Gefahr läuft, unterbrochen zu werden. — Im Gefecht werden die Wagen stets mir den Deichseln vom Feinde abwärts gestellt, damit sie im Noth­ falle gleich den Rückzug antreten können, und nicht durch das Geschrei einzelner Leute verleitet, zu schnell umdrehen und vielleicht umwerfen. Bewegt sich die Batterie vor­ wärts, so behalten die Wagen immer noch Zeit zu wenden und der Batterie nachzufolgen. — Die ausgeleerten Wagen werden gewöhnlich ungesäumt vom Schlachtfelde dahin ge­ sendet, wo sie in Folge der vom Staabsofstzicr der Artillerie erhaltenen Weisung die Munitionskolonne zu suchen haben, damit das rasche Vvrschreiten glücklicher Operationen nicht durch den Mangel an Munition gehemmt werden möge. Artilleristen, welche einen Munikionswagen stehen lassen, und mit den Pferden davon reiten, müssen auf das allerstrengste bestraft werden. Der Verlust des Wagens kommt.hiebei iveniger in Betracht, als der Nachtheil, welcher sich daraus ergeben kann, wenn ein solcher Wagen, vielleicht in einem Defilee oder in andern engen Stellen des Weges stehen geblieben ist, der Rückzug der Truppen dadurch gehindert, und wohl gar Veranlassung zum Verlust ganze? Batterieen ge­ geben wird. — '3a den Maaßregeln für,die eigne Sicher­ heit kann auch noch gerechnet werden, daß man Geschütze und Munitionsbehälter nie in solcher Nähe an Gebäude stel­ len soll, daß «in plötzlich darin ausbrechender Brand, oder die abgeschossenen Splitter und Stücke derselben nachtheilig werden können. 406. Die einzelnen Geschütze werden von Mitte zu Mitte 15 bis 20 Schritt auseinandergestellt. Ohne eine Intervalle von 10 Schritt kann man das Geschütz nicht ge­ hörig behandeln. Sie allzuweit auseinanderzufttzen, würde die Uebersicht und den schnellen Abmarsch des Ganzen er­ schweren, obschon dadurch dem Feinde das Treffen sehr viel schwieriger gemacht wird. Dennoch rechtfertigen eS oft die Umstände, daß man die Geschütze einer Batterie bis auf «ine gewisse Anzahl vereinzelt: einige auf eine Anhöhe stellt. Eine

593 einige rechts am Abhange, andre links u. f. w., je nachdem es das Terrain oder die Stellung des Feindes verlangt. Eine solche Dertheilung schadet auf keine Weise dem verein­ ten Effekt, weil sie an sich kein Hinderniß ist, demungeachtet das Feuer Aller auf beliebige Punkte zu konzentriren. Bei kleinen Detaschements, wo die ganze beigegebne Artil­ lerie höchstens aus einer Batterie und weniger besteht, und der Feind sein überlegnes Geschütz in Massen gestellt hat, wird man sich bei einer solchen Dertheilung wahrscheinlich biesser befinden, als wenn inan alles auf einen Fleck zu einer bequemen Zielscheibe für den Feind zusammengestellt hatte. — Hat man mehrere Batterien, so dürfen sie nicht über Kartätschenfchußweite auseinander gestellt werden, wenn man das zwischen ihnen.befindliche Terrain dem Feinde soll strei­ tig machen können. Gewöhnlich stellt man sie gern bis auf 600 Schritt Entfernung an einander. Solche Gegenstände, welche der Bewegung des Ge­ schützes hinderlich werden können, sehr nahe vor oder hin­ ter sich zu haben, ist gewöhnlich nachtheilig, weil im Ver­ folg des Gefechts sehr leicht der Fall vorkommt, daß man die bisherige Stellung ändern muß. Schon wenn man sich vor Defileen aufstellt, muß man ein wachsames Auge auf die Entfernung und die Bewegungen des Feindes ha­ ben, daß er uns nicht beim etwa nöthigen Rückzüge über­ raschen könne. Auch ein weiches, steilabgedachtes, oder sehr steiniges Gelände ist kein wänschenswerther Umstand, weil es die Geschütze beim Abmarsch zu langsamer Bewegung verdammt. Daß sich bei den Batterien solche Spahertrupps befänden, wie wir bei der schweren Reiterei anempfohlen, würde aus diesen und vielen andern Gründen wohl nicht ohne Nutzen sein. Wer so abhängig vom Boden ist, wie die Artillerie, kann nicht genug Sorgfalt auf die Untersu­ chung desselben verwenden; die Mannschaft des Geschützes hat indessen gewöhnlich genug mit dessen unmittelbarer Be­ dienung zu thun, um sich noch andern Gegenständen mit ungetheilter Aufmerksamkeit widmen zu können. Hindernisse des Zugangs vor der Front und in den Flanken dienen jedoch auch sehr oft dazu, in solchen Aufstel­ lungen, wo man den Angriff des Feindes zu erwarten be­ schlossen hat, das. Geschütz gegen den Aulauf feindlicher Truppen sicher zmstellen. Ohne die größte Nothwendigkeit darf das Geschütz nie so stehen, daß es durch einen raschen unerwarteten Angriff des Feindes genommen werden kann. Man sollte zwar meinen, daß sich heutzutage der Fall selten



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ereignen könnte, wo Batterien und Geschütze Überhaupt ohne eine angemessene Bedeckung sich selbst überlassen blie­ ben. Trotz dem aber kann es der Artillerie gefährlich wer­ den, wenn sich in ihrer Nähe Terraingegenstände befin­ den, unter deren Schutze feindliche Tirailleurs sich bis auf die wirksame Schußweite des kleinen Gewehrs heranschlei­ chen können; oder wenn (zumal in solchen Fällen wo das Geschütz sich in Bewegung befindet) aus einem Schlupf­ winkel eine Masse Reiterei plötzlich hervorbricht, welche die Bedeckung über den Haufen wirft und gleichzeitig auf die Batterie einhaut. 407. Zu den objektiven Rücksichten bei der Aufstellung des Geschützes zum Gefecht gehört im Allgemeinen: daß man dazu solche Terrainabschnitte oder Punkte wähle, von wo aus diese Waffe für die offensiven oder denfensive» Zwecke des bevorstehenden oder laufenden Gefechts, auf eine ent­ scheidende Weise eingreifen könne. Im Besondern aber zu­ nächst: die Sorge für freie Aussicht, wo möglich nach allen Seite«, unbedingt aber in der Richtung nach dem Feinde zu. Ob es dabei wünschenswerth sei, ebenfalls vom Gegner übersehen, oder aber ihm möglichst verborgen zu bleiben, hängt davon ab, ob wir ihm durch unser Dasein imponiren wollen oder nicht. Der erste Fall kommt jedoch selten vor; und die subjektiven Rücksichten spreche« meist dafür, sich we­ nig sichtbar zu machen. — Zur ungehinderten Aussicht gehört auch, daß sich zwischen unserm Geschütz und dem Feinde keine Vertiefung, kein Hohlweg oder dergl. befinde, unter dessen Begünstigung der Feind sich ungesehen nähern könne. Im Abschnitte von den Feldverschanzungen ist die­ ser Gegenstand zur Genüge abgehandelt worden. Auch über die Vortheile und Vorurtheile des Dominirens und der Auf­ stellung des Geschützes auf Anhöhen findet man dort eine hinlängliche Auskunft. Mit Ausnahme des Wurfgeschützes steht die Artillerie auf hohen und steilen Bergen fast jederzeit schlecht, weil man den Fuß des Berges, die hinaufführenden Schluchten u. f. w. nicht gehörig einsehen und bestreichen kann, Bohrschüsse überhaupt die wenigst vortheilhaften sind, der Feind sehr bald unter das Feuer der Batterie kommt, Kartätschen unter diesen Umständen eine nur ge­ ringe Wirkung thun, und das mit großer Anstrengung hinaufgeschleppte Geschütz Gefahr läuft, bei eittem raschen A»-^ griff des Feindes auf dem Abmarsche, der nur langsam er­ folgen kann, eingeholt zu werden, und in die Hände des­ selben zu fallen. Ein Lokal, das sich wegen der ange-

69.6 messenen Beschaffenheit der Umgegend zur Anlegung von Schämen eignet, läßt sich aus denselben Gründen gewöhn­ lich auch zu einer vortheilhaften freien Aufstellung des Ge­ schützes verwenden. Ueber den Einfluß, den die Beschaffenheit des gegen den Feind zu gelegnen Terrains, auf die Wirkung der Rvllund Kartätschschüsse äußert, und über die Entfernung, in­ nerhalb welcher die verschiebnen Kaliber, Projektilen und Schußarten mit Vortheil angewendet werden können, mag man die Abschnitte Nachlesen, in welchen die Wahrscheinlich­ keit des Treffens abgehandelt worden ist. 408. Aus dem, was im Abschnitte von den Schanzen über die Vortheilhafte Form der Feuerlinie, über divergirendes und konzentrirtes, über Kreuz-und Flankevfeuer gesagt worden, wird man leicht abnehmen können, daß die Auf­ stellung mehrerer Geschütze in grader Linie am häufigsten vorkommt; die Aufstellung im konkaven Bogen oder auf den Schenkeln des eingehenden Winkels große Vortheile ge­ währt; die Aufstellung in konvexen Bogen aber, oder so, daß die Geschütze einen ausspringenben Winkel bilden, von al­ len die unvortheilhafteste ist. Das häufig anempfvhlene Mittel, Batterien im Haken aufzustellen, um sich gegen ein zu gleicher Zeit erhaltenes Kreuzfeuer zu sichern und sich in Front und Flanke gleichzeitig zu vertheidigen, ist gewiß die schlechteste Auskunft, welche erdacht werden kann. Wah­ rend unser Feuer eine divergente Richtung erhält, jede der Batterien des Feindes nur durch die Hälfte unsrer Streit­ kraft verletzt werden kann, geben wir ihm nicht nur eine Gelegenheit, seine ganze Streitkraft gegen uns zu konzentriren, sondern selbst bei jedem Schusse beide Schenkel des Winkels, den wir bilden, zugleich aufs Korn zu nehmen, und sogar von der, aus den unvermeidlichen Seitenabweichun­ gen und Differenzen in der beabsichtigten Schußweite zu ge­ winnenden zufälligen Wirkung des Geschützes den größt­ möglichen Vortheil zu ziehen. — Hat man unter solchen Umständen keine anderweitigen Geschützabtheilungen in Be­ reitschaft, welche man schnell seitwärts auffahren, und durch sie die Aufmerksamkeit des Feindes theilen, das Feuer wenigstens Einer feindlichen Angriffsrichtung ableuken oder zum Schweigen bringen kann, so bleibt nichts übrig, als den innegehabten Platz, ehe man bedeutenden Verlust erlitten (je nachdem es die übrigen Verhältnisse des Gefechtes ge­ statten ganz oder zum Theil) zu verlassen, für das Ganze eine neue angemessene Aufstellung zu wählen, oder einen Pp-



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Theil desselben seitwärts zu detaschiren, damit eine der feindlichen flankirenden Batterien unsrerseits in die Flanke genommen, und so das Gleichgewicht wieder hergestellt werde. Die vortheilhaften Eigenschaften der Flanken- und des Schrägfeuers (d. h. eines solchen, dessen Schußlinie mit der Richtung der feindlichen Front einen schiefen Winkel bil­ den) siüd nicht zu verkennen. Dennoch würde man wenig ge­ winnen, wenn man ein Flankenfeuer auf Unkosten der wirk­ samen Entfernung zu erhalten suchte. Die Enfilirschüsse sind noch vortheilhafter als die schrägen Schüsse. Feindliche Linien sind wegen der geringen Breite des Objektes jedoch schwer aufdiese Weise zu treffen. Lange Kolonnen des Fein­ des werden enfilirt, wenn man sie in der Front beschießt, und da die Differenzen in der Schußweite bedeutender zu sein pflegen als die Seitenabweichung von der beabsichtigten Schußlinie, so scheint es >ruch aus diesem Grunde mehr Vortheile zu gewähren, wenn man solche Kolonnen von vorn, als wenn man sie von der Seite beschießt. Dock wir­ ken hiebei überhaupt in den meisten Fallen noch so viel andre Umstände mit, daß man wohl thut, sich hiebei an keine all­ gemeine Regel zu binden, sondern nach den vor Augen lie­ genden Umständen den zu nehmenden Entschluß zu motiviren. 409. Ist es für eine jede Truppenart nöthig, vor dem Beginnen des Gefechtes zu untersuchen, ob man mit allem dazu erforderlichen Geräthe versehen sei, ob sich die Waf­ fen in völlig brauchbarem Stande befinden u. s. w., so ist diese Vorsicht bei der Artillerie wichtiger als irgendwo. Man soll nie an zu feuern fangen, eh« man nicht alles dazu in Bereitschaft hat, damit man gleich anfangs etwas Entschei­ dendes ausrichten könne, und nicht das feindliche Feuer eher auf sich zieht als man im Stande ist, ihmnachdräcklich zu antworten. Nicht minder ist es von vielem Nutzen, sich das Terrain, in welchem man sich wahrscheinlich bewegen wird, oder über welchescker Feind zum Angriff wahrschein­ lich anräcken dürfte, so viel es die Umstande erlauben, im Voraus bekannt zu machen. „Der Kommandeur einer Batterie, sagt Gen. Scharnhorst, muß in vielen Fällen die Bewegung, welche die Truppen der Wahrscheinlichkeit nach machen werden, die Bewegung und Stellung, in welche die Batterie bei dem Fortgänge der Affaire kömmt — (die Art der Geschosse, welche nach Beschaffenheit des Bodens oder der beim Feinde üblichen Frchtart u. s. w. wahrscheinlich

597 am häufigsten gebraucht werden dürften) — vorauszusehen sich bemühen und vorläufig die Anordnung dazu treffen. Nicht selten wird der gesetzteste Mann bei einem nicht vorhergesehenen Vorfall übereilt, und verliert dann die Ent­ schlossenheit und scharfe Beurtheilung, die ihm sonst eigen ist. — Ist man auf solche Weise postirt, daß man den Angriff durchaus erwarten muß, so macht man sich die Ent­ fernung der vorliegenden Gegenstände, die der vorrückende Feind passiren muß, bekannt: ja man kann selbst, wo es an bemerkbaren Gegenständen fehlt, die wichtigsten Entfer­ nungen durch Stangen und Sträucher oder ähnliche Dinge bezeichnen lassen." (Hat man, wie dies heutzutage wohl selbst bei jedem einzeln detaschirten Geschütze der Fall ist, ein Instrument zum Distanzmeffeo zur Hand, so find diese Anstalten allerdings weniger nöthig.) 4