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German Pages 154 Year 1941
SCHRIFTEN DES KOLONIAL-INSTITUTS DER HANSISCHEN UNIVERSITÄT Band 6 Kolonialwirtschaftliche Reihe Nr. 3 Veröffentlichungen des Instituts für Kolonialwirtschaft
Dr. Hildegard Mühlhoff
Grundlagen und Problematik der deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen unter dem Gegenseitigkeitsprinzip
HAMBURG FRIEDERICHSEN, DE GRUYTER & CO. 1941
Grundlagen und Problematik der deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen unter dem Gegenseitigkeitsprinzip von
Dr. Hildegard Mühlhoff Diplomvolkswirt
HAMBURG FRIEDERICHSEN, DE GRUYTER & CO. 1941
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D r u c k v o n J . J . A u g u s t i n i n Glflckotadt a n d H a m b a r g
Meinem Vater.
Vorwort Die vorliegende Arbeit stützt sich zur Hauptsache auf Material, das mir im Hamburgischen Weltwirtschafts-Archiv und vom Hamburgischen Weltwirtschafta-Institut zur Verfügung gestellt wurde. Weiterhin ist sie gefördert worden durch eine große Zahl von Auskünften, die mir freundlicherweise von verschiedenen Stellen (insbesondere vom Reichswirtschaftsministerium, yom Auswärtigen Amt, von der s.-a. Gesandtschaft in Berlin, vom Afrika-Verein Hamburg-Bremen, von den Deutschen Afrika-Linien, von der Nederlandschen Bank voor Zuid Afrika in Hamburg und von den Außenhandelsstellen) erteilt wurden. Ferner bin ich zu Dank verpflichtet einigen Hamburger Kaufleuten, die mir das Material über ihre Erfahrungen im Südafrika-Geschäft zur Verfügung gestellt haben. Die Arbeit wurde zum großen Teil vor dem Kriege geschrieben und nach einer Unterbrechung durch eine mehrmonatige Tätigkeit in einem WBetriebe im Januar 1940 fertiggestellt. — Sie schließt mit dem Zeitpunkt des Abbruches der Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern ab. Die Ausführungen sind im allgemeinen nur auf die Union von Südafrika gerichtet und lassen Deutsch-Süd-West als nicht zur Union gehörendes Mandatsgebiet außer Betracht. Nur dort, wo es der Zusammenhang erforderte, ist auch Deutsch-Süd-West miteinbezogen worden. Dr. H i l d e g a r d M ü h l h o f f .
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Vorwort
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Einleitung
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I. T e i l : Die Wirtschaftsstruktur der Südafrikanischen Union als Grundlage der deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen. I. Das Land und seine Bevölkerung. 1. Das Land als Grundlage der für die südafrikanische Wirtschaftsstruktur 2. Bevölkerungsprobleme a) Die Zusammensetzung der Bevölkerung b) Der burisch-britische Gegensatz c) Das Negerproblem d) Die Asiatenfrage e) Das MischlingspToblem 3. Die Kaufkraft der südafrikanischen Bevölkerung und ihre Bedeutung für den deutsch-südafrikanischen Güteraustausch a) Nationalvermögen und Volkseinkommen b) Die finanzielle Lage des Staates c) Die Kaufkraftverteilung zwischen Weiß und Schwarz d) Die Kaufkraftschichtung innerhalb des weißen Bevölkerungsteiles I I . Die Stellung des Bergbaues in der südafrikanischen Wirtschaftsstruktur und seine Bedeutung für den Außenhandel 1. Übersicht über die Mineralienförderung 2. Die Goldgewinnung und ihre Problematik a) Vorkommen und technische Besonderheiten b) Bestimmungsfaktoren der Lage der Goldindustrie c) Bedeutung der Goldindustrie für die südafrikanische Volkswirtschaft d) Die Goldausfuhr und die Austauschmöglichkeiten zwischen der südafrikanischen Goldproduktion und der deutschen Industrie 3. Sonstiger Bergbau a) Der Kohlenbergbau b) Die Diamantengewinnung aa) Die Diamantenindustrie und ihre Bedeutung für die südafrikanische Volkswirtschaft bb) Die Absatzorganisation der Diamanten cc) Der Diamantenexport dd) Der Diamantenexport nach Deutschland c) Die Gewinnung von Chromerzen d) Der Eisenbergbau e) Der Kupferbergbau f) Die Asbestgewinnung g) Die Platinfunde h) Die Manganerzgewinnung i) Die Zinnförderung j ) Weitere Erzvorkommen
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Inhaltsverzeichnis I I I . Die Industrie 1. Industriepolitik und Binnenmarktspflege der Regierung Hertzog a) Gründe f ü r die Förderung der Industrie b) Mittel zur Förderung der Industrie aa) Die Zollpolitik in ihrer Entwicklung bb) Der Frachtenschutz cc) Steuervergünstigungen 2. Der Einfluß der Industrialisierung auf den südafrikanischen Außenhandel 3. Der Stand der einzelnen Industriezweige a) Entwicklung und Struktur der südafrikanischen Industrie. . . b) Die Eisenindustrie c) Die Metall- und metallverarbeitende Industrie d) Die Nahrungs- und Genußmittelindustrie e) Die Textil- und Bekleidungsindustrie f ) Die Schuhindustrie g) Die Papierindustrie h) Die Chemische Industrie i) Die Kriegsindustrie j ) Sonstige Industrie 4. Zusammenfassung der Auswirkungen der südafrikanischen Industrialisierung auf den Außenhandel IV. Die Stellung der Landwirtschaft in der S.A.U. 1. Die Entwicklung und Bedeutung der südafrikanischen Landwirtschaft innerhalb der gesamten Wirtschaftsstruktur a) Die Viehzucht aa) Schafzucht und Wollgewinnung bb) Weitere Exportprodukte der ViehwirtBchaft b) Der Ackerbau aa) Entwicklungstendenzen und Bekämpfung der Schwierigkeiten bb) Die wichtigsten Produkte des Ackerbaues, ihre Exportlage und Absatzmöglichkeiten nach Deutschland 2. Die Subventionierung der Landwirtschaft und ihre P r o b l e m e . . . V. Das Verkehrswesen der Südafrikanischen Union 1. Die Eisenbahn als das wichtigste Binnenverkehrsmittel a) Organisation und technischer Stand b) Die Tarifpolitik im Dienste der Binnenmarktspflege 2. Der Kraftwagenverkehr 3. Das südafrikanische Straßennetz 4. Der Luftverkehr 5. Die Hafenanlagen 6. Die Entwicklung und Problematik der südafrikanischen Schiffahits° konferenz 7. Die deutschen Schiffsverbindungen nach Südafrika 8. Die Bedeutung des Verkehrswesens fiir die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen V I . Kurze Zusammenfassung der relativen Bedeutung der einzelnen Wirtschaftszweige innerhalb der Gesamtstruktur der südafrikanischen Volkswirtschaft
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Inhaltsverzeichnis II. Teil: Die Problematik der deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen unter dem Cegenseitigkeitsprinzip. I. Der Gesamtaußenhandel der Südafrikanischen Union und seine Bedeutung für die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen 1. Südafrikas Stellung im Welthandel 2. Der Außenhandel der Union in Größe, Warenzusammensetzung und Problematik a ) Allgemeine Übersicht der Länderanteile b) Der Anteil des Gesamtimperiums am Außenhandel der Union aa) Die Stellung der Union innerhalb des Imperiums bb) Die Auswirkungen der Empirebindungen für die Union und ihre Bedeutung für die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen c) Die Stellung der Vereinigten Staaten von Nordamerika im Außenhandel der Union d) Die Stellung Japans im Außenhandel der Union 3. Deutschlands Anteil am Außenhandel der Union II. Die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen in ihrer Entwicklung und Problematik 1. Die Entwicklung des deutsch-südafrikanischen Handelsverkehrs a) Die Nachkriegszeit b) Der Handelsvertrag zwischen Deutschland und Südafrika . . . 2. Die Zeit der Gegenseitigkeit innerhalb des deutsch-südafrikanischen Handelsverkehrs a ) Kurze Übersicht über die Entwicklung zum Verrechnungsabkommen des Jahres 1934 b) Die technische Durchführung des Abkommens c) Die Entwicklung der Abkommen seit 1934 d) Die Wirkungen der Verrechnungsabkommen e) Die Problematik der Verrechnungsabkommen f ) Die Gegner der Abkommen g) Verrechnungsabkommen und Staatsaufträge III. Hindernisse auf dem Wege bestmöglicher deutsch-südafrikanischer Handelsbeziehungen 1. Auf Seiten der Union a ) Politische Hindernisse b) Die Großraumwirtschaftspläne der Union c) Internationale Kapitalverflechtungen d) Die schwierige Lage der deutschen Ware auf dem südafrikanischen Markte aa) Konkurrenzverhältnisse Japan U.S.A bb) Die Zollgesetzgebung cc) Die Buy-British-Bewegung dd) Der Boykott deutscher Waren durch die Juden ee) Die Absatzorganisation deutscher Waren in der Union.. . 2. Auf Seiten Deutschlands a ) Die wirtschaftliche Lage Deutschlands und ihre Problematik für die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen aa) Der wachsende Binnenmarkt und die deutsche Devisenlage bb) Die deutsche Südostorientierung b) Werbung, Preis- und Angebotsabgabe c) Die Lieferzeiten d) Die Ausführung von Aufträgen
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IV. Maßnahmen und Vorschläge zur Überwindung der Schwierigkeiten 1. Herstellung persönlicher Bindungen 120 a) Austausch kaufmännisch und technisch vorgebildeter K r ä f t e . 120 b) Gemeinsame Forschungsarbeit 121 c) Kulturelle und wissenschaftliche Beziehungen 121 2. Die Organisation des deutschen Südafrikahandels 122 a) I n Deutschland: aa) Auswahl der f ü r den Export zugelassenen Firmen 122 bb) Erweiterung der Exportfinanzierung 123 cc) Größere Unterstützung des Transithandels 125 dd) Verbessertes Auskunfteiwesen 126 b) I n Südafrika: aa) Handelspolitische Leitung 127 bb) Kaufmännische Zusammenschlüsse 127 cc) Haltung von Warenlagern und andere Vorschläge 128 dd) Förderung besonders aussichtsreicher Exportartikel 129 ee) Vorschläge zur Gewinnung der Goldproduzenten f ü r die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen 130 f f ) Maßnahmen gegen den Judenboykott 131 gg) Stärkung des burischen Elementes 131 hh) Investitionen 134 Schlußbetrachtung
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Anhang. Wortlaut des Abkommens 138 Warenmäßige Aufteilung und Entwicklung aller abgeschlossenen Verrechnungsverträge.
Einleitung. Das Gegenseitigkeitsprinzip, das die deutsche Handelspolitik seit der Weltwirtschaftskrise beherrscht, hat sich als ein erfolgreiches Mittel zur Wiederbelebung des internationalen Wirtschaftsverkehrs unter den in der Nachkriegszeit gegenüber früher veränderten Bedingungen erwiesen. Aus der abfälligen Kritik, die es zuerst fast überall in den Ländern liberalistischer Einstellung erfuhr, ist daher allmählich eine ernstere Beachtung, in der letzten Zeit sogar hier und dort eine Nachahmung geworden. Gleichwohl sind auch heute noch die Meinungen über das Gegenseitigkeitsprinzip — auch in ein und demselben Lande — sehr geteilt: denn es hat Umwälzungen im Gefolge, die gewissen Gruppen großen Nutzen, anderen jedoch Schaden und Niedergang bringen. Das trifft vor allen Dingen dann zu, wenn sich das Gegenseitigkeitsprinzip mit dem Gedanken der Beseitigung unerwünschter internationaler Wirtschaftsverknüpfungen verbindet. Daß sich der Gegenseitigkeitsgedanke trotz dieser erheblichen Widerstände auch in Ländern durchzusetzen vermag, die ihn bis vor kurzem als den schlimmsten Schädling der Weltwirtschaft bezeichneten, deutet darauf hin, daß die revolutionierenden Tendenzen in der Weltwirtschaft bereits sehr stark geworden sind. Besonders leicht hat sich das Gegenseitigkeitsprinzip in Neuländern durchgesetzt, die von der Weltwirtschaftskrise und dem immer wiederkehrenden Druck auf die Rohstoffmärkte am meisten heimgesucht sind. Die Entwicklung des deutschen Handelsverkehrs mit Südamerika und Südosteuropa sind die bekanntesten Beispiele dafür. Nicht ganz so einfach liegen die Dinge in der Südafrikanischen Union, denn in der Wirtschaft dieses Landes befinden sich mächtige Gruppen, die dem Gegenseitigkeitsprinzip und darüber hinaus überhaupt einer Intensivierung des Handelsverkehrs mit dem nationalsozialistischen Deutschland ablehnend gegenüberstehen. Trotzdem ist es auch dort möglich gewesen, dem neuen Prinzip Geltung zu verschaffen. Hier lag der Grund weniger in Vorteilen, die das Land aus dem Gegenseitigkeitsverkehr als solchem zog, als vielmehr darin, daß die auf politische Verselbständigung des Landes und Stärkung des Binnenmarktes abzielende Politik es erwünscht erscheinen ließ, die großen Absatzmöglichkeiten für gewisse Produkte in Deutschland den eigenen Bestrebungen dienstbar zu machen. Da dies nur auf dem Wege des Gegenseitigkeitsverkehrs möglich war, auf den sich die deutsche Handelspolitik unter dem Druck der Verhältnisse eingestellt hatte, hat man die Widerstände, die sich im eigenen Lande ergaben, überwunden. In der folgenden Arbeit sollen die Voraussetzungen und die Problematik des Gegenseitigkeitsverkehres zwischen Deutschland und der Südafrikanischen Union und die Handelsbeziehungen zwischen diesen beiden Ländern 1
Mühlhoff.
Einleitung
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überhaupt untersucht werden. Dazu ist es erforderlich, die Struktur der beiden Volkswirtschaften miteinander zu vergleichen. Um den Umfang der Schrift nicht unnütz anschwellen zu lassen, wird der A u f b a u der deutschen Volkswirtschaft als bekannt vorausgesetzt. Die Arbeit beginnt daher mit einer Darstellung der Südafrikanischen Volkswirtschaft, schränkt jedoch den Kreis des Betrachteten ein, indem sie die Ausführungen unter den Gesichtspunkt des Handels mit Deutschland stellt. Die mannigfachen Probleme, die sich beim Handelsverkehr zwischen Deutschland und Südafrika ergeben, werden im 2. Teil der Arbeit behandelt, und zwar wie sie erwachsen zunächst aus der allgemeinen Struktur des s.-a. 1 ) Außenhandels überhaupt, und weiter aus den speziellen Schwierigkeiten im Handelsverkehr der Union mit Deutschland. I n einem letzten Abschnitt werden einige Vorschläge besprochen, die der Überwindung der beobachteten Schwierigkeiten u n d Mängel dienen sollen. ]
) südafrikanisch = s.-a.; Süd-Afrika = S.-A.; Südafrikanische Union = S.A.U.
I. Das Land und seine Bevölkerung. 1. Das Land als Grundlage für die südafrikanische Wirtschaftsstruktur. Betrachten wir zunächst unter dem skizzierten Gesichtswinkel der Beschränkung auf diejenigen wirtschaftlichen Faktoren, die Einfluß auf den deutsch-südafrikanischen Güteraustausch haben, die geographischen Bedingungen der s.-a. Wirtschaft, so zeigt sich im wesentlichen folgendes: Die große Ausdehnung des Landes 1 ), die erheblichen Höhenunterschiede 2 ) und die Lage teils an warmen und teils an kalten Meeresströmungen 3 ) bringen es mit sich, daß S.A., das erdzonenmäßig zum subtropischen Gebiet zu rechnen ist, doch in seinen einzelnen Teilen klimatisch sehr verschiedenen Charakter aufweist. Die weiten, meist wenig fruchtbaren Flächen der kühlen Hochländer begünstigen extensive Viehzucht, vor allem die auf Wollgewinnung abgestellte Schafzucht. Daneben sind die Hauptausfuhrprodukte landwirtschaftlicher Natur Häute und Felle, Mais, frische Früchte und Zucker. Auf die für den deutsch-südafrikanischen Handelsverkehr wichtigen landwirtschaftlichen Exportgüter wird unter IV des I . Teiles näher eingegangen. Die Extensität der landwirtschaftlichen Produktion, die Möglichkeit der Gewinnung subtropischer Pflanzenprodukte und das Vorkommen von Mineralien, nach denen in Deutschland Bedarf besteht, bewirken, daß die s.-a. und die deutsche Volkswirtschaft sich gegenseitig in erheblichem Umfange ergänzen. Insbesondere auf dem Gebiete der agrarischen Urproduktion vermag die s.-a. Wirtschaft der deutschen Volkswirtschaft Güter zur Verfügung zu stellen, die diese benötigt. Auf der anderen Seite ist die S.A.U. gerade in dem Stadium des Ausbaues einer eigenen Industrie, in dem sie sich seit kurz vor dem Weltkriege befindet, in weitgehendem Umfange auf den Bezug von Industrieerzeugnissen angewiesen, wie Deutschland sie liefert. Auch das mit der S.A.U. zu einem Wirtschaftsgebiet verbundene Mandat Deutsch-Südwest steht zur deutschen Volkswirtschaft in weitgehendem Maße in einem Ergänzungsverhältnis. Deutschland ist ein wichtiger Ab1 ) Die S.A.U. umfaßt ein Gebiet von 472550 Quadratmeilen. Sie gliedert sich in die Kapprovinz mit 277169 sqm = 59% der Gesamtfläche, in Natal mit 35284 sqm = 7%, in Transvaal mit 110450 sqm = 23% und in den Oranje-Freistaat, der eine Größe von 49647 sqm = 11% der Fläche der Union hat. Durch den Zusammenschluß dieser 4 Gebiete im Jahre 1910 ist die S.A.U. entstanden. 2 ) Von dem ca. 300 m über dem Meeresspiegel liegenden Küstenstreifen vollzieht sich der Anstieg des Landes in ein^Hochland in rascher Form. Dieses Hochland liegt teilweise über 1200 m über dem Meeresspiegel und umfaßt den größten Teil der Union, und zwar den Hauptteil Transvaals, den ganzen Freistaat, die obere Karroo in der Kapprovinz, das Namaquahochland, Kalahari und Buschmannsland. 3 ) Die kalte Bengualaströmung an der Westküste und die Mozambiqueströmung an der Ostküste.
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Wirtschaft»-Struktur der S.A.U.
nehmer für seine Hauptprodukte wie Karakulfelle, Wolle und Diamanten. Darüber hinaus bestehen z. B. bei Produkten der Viehzucht weitgehende Austauschmöglichkeiten. Die geographischen Eigenarten des Landes sind von maßgebendem Einf l u ß auch auf die Verkehrsbedingungen. Dem Steilrand, der die Grenze des s.-a. Hochlandes bildet, u n d der fast parallel der Küste verläuft, ist nur ein schmaler Landstreifen vorgelagert. Die Flüsse, die das Land durchströmen, sind trotz ihrer teilweise beachtlichen Länge und trotz der Tatsache, daß sie während des ganzen Jahres in ihrem Unterlauf, also in dem Küstenstreifen, Wasser führen, weder in der Hochebene noch im Küstenland auf großen Strecken schiffbar, da sie durch Stromschnellen unterbrochen und an den Mündungen durch Sandbarren versperrt sind. Auch der ungleichmäßige Ausbau des Eisenbahnnetzes der S.A.U. ist zum großen Teil auf die schwierige Bodengestaltung des Landes zurückzuführen. Da die s.-a. Küste wenig Gliederung aufweist, ist die Zahl der natürlichen Häfen gering. Außer Durban sind alle Häfen der Union künstliche Anlagen, die zum Teil kostspielige Aufwendungen erforderlich machten. 2. Bevölkerungsprobleme. a) Die Z u s a m m e n s e t z u n g d e r B e v ö l k e r u n g . Neben den geographischen Bedingungen ist der A u f b a u der s.-a. Bevölkerung von maßgebendem E i n f l u ß auf den Handelsverkehr mit dem Auslande. Die eigenartige Zusammensetzung der Bevölkerung läßt vielerlei Probleme auch f ü r den Güteraustausch mit Deutschland entstehen. Südafrika wird von Europäern, Negern, Asiaten und Mischlingen bewohnt, also von einem bunten Völkergemisch mit widerstreitenden politischen und wirtschaftlichen Interessen, deren E i n f l u ß auf die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen noch näher darzustellen sein wird. I m J a h r e 1936 wohnten in der S.A.U. 2003000 Europäer, 6597000 Bantu, 220000 Asiaten u n d 768000 Mischlinge 1 ), also insgesamt 7585000 Nichteuropäer. Seit Beginn des J a h r h u n d e r t s hat sich das Verhältnis der weißen zur farbigen Bevölkerung ständig zu Ungunsten der ersteren verschoben. 1921 war die Gesamtzahl der Farbigen 3,6 mal so groß wie die der weißen Bevölkerung. Seit dieser Zeit ist die Zahl der Europäer u m 3 0 % gestiegen, trotzdem weist die Zählung des J a h r e s 1936 ein Verhältnis von Weiß zu Farbig wie 1 : 3,7 auf. Der durchschnittliche jährliche Zuwachs der weißen Bevölkerung in den J a h r e n 1911 bis 1936 betrug 1,8%, der der Bantu in der gleichen Zeitspanne 2 % , der Asiaten 1,4 u n d der Mischlinge 1,3 % 2 ). Abgesehen davon, daß eine prozentuale Verringerung des weißen Elementes sich überhaupt hemmend auf den Handel auswirkt, da der Weiße im allgemeinen die Triebkraft in S.A. ist, läuft sie auf eine Verringerung der kaufkräftigen und eine Vermehrung der kaufschwachen Bevölkerung x
) und 2) Schumann: Gold und Konjunktur in S.A., Seite 7.
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hinaus. Was das f ü r die Intensität der Handelsbeziehungen bedeutet, wird noch zu beleuchten sein (vergl. „Die K a u f k r a f t der s.-a. Bevölkerung"). Mit dieser Entwicklung parallel läuft die immer stärker werdende Konzentration der weißen Bevölkerung in den Städten. I m J a h r e 1936 wohnte nur noch y 3 der Europäer auf dem Lande gegen 4 7 % im J a h r e 1904 1 ). Die starke Zuwanderung in die Städte spiegelt die Tatsache wider, daß die Mineraliengewinnung und die darauf aufbauende Industrie eine immer größere Bedeutung im Rahmen der Gesamtwirtschaft erhalten. Damit ist zugleich ein Vordringen der kapitalistischen Geisteseinstellung verbunden. I n den Gebieten, in denen Mineralienfunde erwartet werden, ist dieser Geist auch bereits in das burische Bauerntum eingedrungen und h a t damit einen Krankheitskeim in diese f ü r die Existenz des Staates so wichtige Bevölkerungsschicht hineingetragen. Auch ein gesunder gewerblicher Mittelstand fehlt dem Lande fast gänzlich. Die Interessen beider Bevölkerungsteile — Bauerntum und Mittelstand auf der einen Seite und Nutznießer des Mineralienreichtums auf der anderen — stehen oft in scharfem Gegensatz zueinander. Während man früher der natürlichen Entwicklung, die vor allem den auf den Mineralien aufbauenden Wirtschaftssektor begünstigte, freien Lauf ließ, ist seit 1924 begonnen worden, der Erhaltung und Schaffung eines gesunden Bauerntumes und eines gesicherten Mittelstandes größere Aufmerksamkeit zu widmen. Es wird noch näher darauf einzugehen sein, einen wie starken E i n f l u ß diese neue wirtschaftliche und soziale Politik der s.-a. Regierung auf die Außenhandelsbeziehungen des Landes hat. Interessant und aufschlußreich ist die Gliederung der europäischen Bevölkerung nach ihrer Herkunft, über die die offizielle s.-a. Statistik keine genaue Auskunft gibt. Das „South and East African Year Book and Guide 1939" bringt darüber folgende Notiz: 1926 waren 5 7 % der europäischen Bevölkerung Buren, 3 4 % englischer, 4 % jüdischer, 2,5% deutscher u n d 0 , 5 % holländischer Herkunft 2 ). Spätere Ziffern sind nicht errechnet worden. Inzwischen wird sich das Verhältnis insofern etwas verschoben haben, als die jüdische Einwanderung einen immer größeren Prozentsatz ausmacht. Sie betrug im J a h r e 1938 ca. 12% der gesamten europäischen Einwanderung und konzentrierte sich vor allem auf Johannisburg. Diese Entwicklung ist zweifellos von ungünstiger Wirkung auf die deutschsüdafrikanischen Handelsbeziehungen, vor allem deshalb, weil es sich großenteils u m jüdische Emigranten aus Deutschland handelt. b) D e r b u r i s c h - b r i t i s c h e
Gegensatz.
I n bevölkerungspolitischer Hinsicht ist in politischer und wirtschaftlicher Beziehung das wichtigste Problem f ü r die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen das Verhältnis zwischen Buren u n d Briten. Zwischen diesen beiden Volksteilen besteht ein Gegensatz, der sich aus der Abstammung nicht erklären läßt. Da die Buren als Nachkommen holländi*) Südafrika-Bericht der Reichsgruppe Industrie, S. 12. a ) Seite ISO.
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scher, deutscher u n d französischer Hugenotten gelten, bestehen keine großen rassemäßigen Unterschiede gegenüber den Briten. Der Gegensatz ist vielmehr außer auf die Erinnerung an die Burenkriege vor allem auf die Unterschiede der Sprachen u n d die verschiedene Einstellung zur Frage der Unabhängigkeit der s.-a. Heimat zurückzuführen. Der Bure kämpft hartnäckig f ü r seine Sprache, das „Afrikaans", u n d f ü r die Durchsetzung seiner politischen Grundeinstellung, der Freiheit u n d Selbständigkeit Südafrikas. Südafrika ist seine Heimat, sein Leitspruch: „South Africa f i r s t " . Der Brite bleibt im Grunde immer ein Fremdling, der dem „South Africa f i r s t " sein britisches Weltbürgertum gegenüberstellt. „Die Tradition der Briten ist das Empire, die der Buren das Republikanertum der alten Freistaaten 1 )." Aus dieser verschiedenen Mentalität der weißen Bevölkerung Südafrikas ergibt sich ihre verschiedene Grundeinstellung zu den Handelsbeziehungen mit Deutschland. Während der Engländer auf jeden Fall seiner Tradition gemäß möglichst alle K ä u f e im Empire tätigt, ist der Bure weit eher geneigt, deutsche W a r e aufzunehmen, u n d zwar aus folgenden Gründen: 1. läßt ihn sein Prinzip „ S o u t h Africa first' 1 dort kaufen, wo es für ihn bezw. f ü r sein Land a m günstigsten ist. E r hält es daher f ü r richtig, die englische mit der deutschen und anderen Waren in Wettbewerb treten zu lassen. 2. ist er entsprechend seiner Abstammung nicht antideutsch gesinnt, und 3. drängt ihn seine landwirtschaftliche Bindung zu einem intensiveren Handel mit Deutschland, denn Deutschland bietet f ü r seine Agrarerzeugnisse weit größere Absatzmöglichkeiten als England. Die spezielle Problematik, die sich aus dem britisch-burischen Gegensatz in der politischen Entwicklung der Union f ü r die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen ergeben hat, wird später noch näher zu behandeln sein. c) D a s N e g e r p r o b l e m . Ein weiterer Problemkreis gruppiert sich um die Eingeborenenfrage. Zwei Ziele stehen hier einander gegenüber. Auf der ersten (politischen) Seite ist die von dem weißen Element getragene Regierung Südafrikas bestrebt, Südafrika als „Weißen Mannes L a n d " zu erhalten. Auf der anderen (wirtschaftlichen) Seite handelt es sich darum, die f ü r eine Entfaltung des Wirtschaftslebens erforderlichen Arbeitskräfte zu besitzen. Der rassenmäßige A u f b a u des Landes und die Politik der Colour Bar bewirken es, daß die hochbezahlte weiße Arbeitskraft nur f ü r verhältnismäßig wenige qualifizierte Arbeitsarten in Frage k o m m t . Soll die Wettbewerbsfähigkeit der s.-a. Wirtschaft auf dem Weltmarkte erhalten bleiben, so m u ß die Hauptmasse der f ü r eine Ausweitung der Industrie u n d Landwirtschaft erforderlichen Arbeitskräfte von dem schwarzen Bevölkerungsteil gestellt werden. In der Überbrückung der Gegensätze dieser beiden Ziele liegt eines der wichtigsten Zukunftsprobleme der Politik Hagemann: S.A. und der Reichsgedanke, Germania 6. 8. 27.
Das Land und seine Bevölkerung
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Südafrikas, zumal sich nicht nur im zahlenmäßigen Verhältnis, sondern auch in der Geisteseinstellung der Eingeborenen eine Veränderung ergeben hat. Der Neger der Union verliert in zunehmendem Maße seinen Respekt vor dem weißen Mann u n d wird selbstbewußt. Da er immer mehr in gehobene und angelernte Arbeit eindringt, und da die Unternehmungen großenteils ihre Rentabilität n u r durch Verwendung der billigen schwarzen Arbeitsk r a f t aufrechterhalten können, stellt er im Wirtschaftsleben keinen geringen Machtfaktor dar. Dieser Machtposition ist sich der Schwarze während wiederholter langwieriger Streiks sehr bewußt geworden. Jedoch h a t sich diese Stellung bisher noch nicht in Lohnerhöhungen auswirken können. Das bedeutet im Hinblick auf die Handelsbeziehungen, daß das Kaufkraftverhältnis der weißen zur schwarzen Bevölkerung nicht verschoben worden ist. Genau so wenig konnte der Neger die bisherige Machtposition dazu ausnutzen, eine Vertretung ins Parlament zu entsenden. E r wird daher in absehbarer Zeit nicht in der Lage sein, einen direkten Einfluß auf die Politik auszuüben. Das Großwerden des Negers ist daher zwar eine nicht zu leugnende Tatsache, die jedoch praktisch noch ohne Wirkung geblieben ist. Der Lösung des Negerproblemes wird seit geraumer Zeit großes Interesse in der S.A.U. geschenkt, da man die Dringlichkeit und Wichtigkeit dieser Frage einsieht. Die politische Tendenz zur Erhaltung Südafrikas als „Weißen Mannes L a n d " , die zur Absonderung des schwarzen vom weißen Bevölkerungsteil durch die Colour Bar führte, hat die Regierung des General Hertzog veranlaßt, den Plan der Segregation zu verfolgen, d. h. der abgetrennten Ansiedlung des Negers in besonders für ihn vorbehaltenen Landesteilen. Eine solche Politik muß natürlich weittragende wirtschaftliche Folgen haben, die im wesentlichen in den nachstehend aufgeführten Richtungen liegen. Die Zusammendrängung des Negers in Reservate und seine neuerliche Absonderung von der Zivilisation werden zur Folge haben, daß sein a n sich sehr intensives Bedürfnis, an den Kulturgütern teilzunehmen, nur in verhältnismäßig geringem Umfange befriedigt werden kann. Bei den bisher aus ihrer Stammesgemeinschaft nicht hinausgekommenen Negern wird das Wecken des Zivilisationsbedürfnisses unterbleiben, das durch die Berührung mit'der weißen Bevölkerung sonst unvermeidlich eingetreten wäre. Andererseits bedeutet die Segregationspolitik die Rückkehr des Negers zu seiner altgewohnten, primitiven Bodenbewirtschaftungsform. Das ist f ü r die Außenhandelsbeziehungen insofern von Bedeutung, als sich der Bedarf an europäischen Produktionsgütern u n d der Erzeugungsüberschuß f ü r Ausfuhrzwecke verringern. Diese hauptsächlich von den Buren beabsichtigte Absonderungspolitik steht nicht ganz im Einklang mit der amtlichen Londoner Auffassung, die mehr auf kulturelle u n d wirtschaftliche Hebung des Eingeborenen ausgerichtet ist 1 ) und damit f ü r die deutsch-südafrikanischen Handels') Südafrika-Bericht der Reichsgruppe Industrie, S. 13.
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Wirtschafts-Struktur der S.A.U.
beziehungen wenigstens zunächst günstiger erscheint. Denn die Hebung des Lebensstandards bedeutet größere K a u f k r a f t , größere Ansprüche u n d damit ein größeres Handelsvolumen vor allem deshalb, weil es sich um den weitaus größten Teil der südafrikanischen Bevölkerung handelt. d) D i e A s i a t e n f r a g e . Das dritte Problem in bevölkerungspolitischer Hinsicht, das an Wichtigkeit den anderen nachsteht, jedoch ebenfalls von Bedeutung ist, ist die Asiatenfrage, und zwar vorwiegend die Inderfrage. Die erste größere Einwanderung von Indern nach Südafrika fällt in das J a h r 1860. Die Zucker- und Teeplantagen Natals deckten ihren damaligen Arbeitermangel durch Inder niederer Kasten, die sich vertraglich auf 5 J a h r e verpflichteten. Beabsichtigt war, daß nach Ablauf der 5 J a h r e entweder eine Erneuerung des Vertrages oder eine Rückwanderung nach Indien stattfinden sollte. I n Wirklichkeit erfolgte jedoch weder das eine noch das andere. Südafrika bot den Indern bessere Aufstiegsmöglichkeiten als sie diese in ihrer an strenge Kastengesetze gebundenen Heimat erwarten konnten. Der größte Teil der einmal eingewanderten Inder blieb daher im Lande u n d suchte im Handel, besonders im Obst- u n d Gemüsehandel, seine U n t e r k u n f t . So ist es zu erklären, daß im J a h r e 1904 neben 97000 Europäern 100000 Inder Südafrika bevölkerten. Da die Europäer f r ü h die Gefahr erkannten, die die Inder f ü r sie darstellten, kam es schon bald zu Einwanderungsunterbindungen vor allem im Kapland und dem Oranje-Freistaat. Transvaal blieb den Indern jedoch vorläufig offen mit dem Erfolge, daß dieses Land einen Massenzuzug von Indern über sich ergehen lassen mußte. E s k a m daher auch hier zu Anti-Inder-Gesetzen, die einen jahrelangen Kampf zwischen der Regierung Botha-Smuts und den durch Ghandi geführten Indern verursachten. Der Ausgang brachte f ü r die Inder zwar das Positive, d a ß von dem Einwanderungsverbot „unerwünschte Personen" bei einigen ihrer Stammesgenossen höherer Kasten Ausnahmen gemacht wurden. Jedoch konnte der Inder, gleich welcher Kaste, niemals volle Bürgerrechte in Südafrika erlangen. E r gehört zu den „Farbigen 4 ' und damit ist sein Schicksal in Hinblick auf die Aufstiegmöglichkeiten entschieden. Die Geringschätzung drückt sich in der allgemein gebräuchlichen, wenn auch unpassenden Bezeichnung „ K u l i s " aus. Die Gründe f ü r eine solche Einstellung des Südafrikaners sind die folgenden: Wenn m a n Südafrika nicht zu einem bevölkerungspolitischen Schmelztiegel werden lassen will, k a n n m a n dem Inder keine Gleichberechtigung mit dem weißen Arbeiter zugestehen. Da aber das ganze Streben Südafrikas darauf ausgerichtet ist, „Weißen Mannes L a n d " zu bleiben, erfordert diese Zielsetzung eine konsequente Durchführung der Rassengesetze, also der Gleichstellung des Inders mit dem südafrikanischen „Farbigen" 1 ). Daneben sind wirtschaftliche Argumente von Bedeutung. Der I n d e r ist anspruchslos. E r begnügt sich mit einem sehr niedrigen Provisionssatz. Bei gleichen Fabrikpreisen kann er daher einen europäischen Händler *) Die Inderfrage ist entnommen: Basil Williams/Marielies Mauk „Südafrika", S.607.
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unterbieten, denn dieser hat einerseits in den meisten Fällen eine kostspielige Absatzorganisation zu unterhalten, und andererseits erfordert sein höherer Lebensstandard eine entsprechende Gewinnspanne. Ganz ähnlich liegt die Problematik bei Chinesen und Japanern. Erstere sind größtenteils als Arbeiter in Wäschereien und letztere wiederum im Handel vertreten. Die Japaner versuchen sich zugleich mit ihrer billigen Industrieware Eingang in die Union zu verschaffen. Hierauf wird im I. Teil I I I näher einzugehen sein. Nur der vorstehend geschilderten Politik der weißen Bevölkerung Südafrikas ist es zu verdanken, daß Südafrika heute einer fast 2 Millionen starken weißen Bevölkerung nur knapp % Million Asiaten gegenüberzustellen hat. Insofern ist die Asiatenfrage auch von Bedeutung innerhalb der Problematik des deutsch-südafrikanischen Handelsverkehrs. Denn die Zusammensetzung der Bevölkerung bestimmt 1. durch ihre Mentalität — europäisch oder asiatisch — und 2. durch ihre K a u f k r a f t den Außenhandel der Union. e) D a s M i s c h l i n g s p r o b l e m . Auch die 800000 Mischlinge, die es in Südafrika gibt, stellen einen nicht unwichtigen Bevölkerungsteil dar. Sie interessieren in diesem Zusammenhang jedoch lediglich in Hinsicht auf ihre K a u f k r a f t . „Wo es Mischlinge in der Union gibt, da besteht auch ein soziales Notstandsgebiet, in dem Unterernährung, enttäuschter Ehrgeiz und Verworfenheit herrschen." Die Mischlinge haben zwar Sprache und soweit wie möglich auch Lebensgewohnheiten der Europäer angenommen, werden jedoch in deren Sozialgemeinschaft nicht zugelassen. Sie leben in sehr verelendetem Zustande vorwiegend in der westlichen Kapprovinz und bilden dort den ungelernten und halbgelernten Arbeiterstamm. Solange sie ständig Arbeit fanden, war wenigstens ihre Existenz gesichert. In den letzten Jahren machten ihnen die Poor Whites und die Eingeborenen, die in zunehmendem Maße in die Städte wanderten, jedoch schärfste Konkurrenz 1 ) mit dem Erfolge, daß sie immer mehr verelendeten und heute für die Außenhandelsbeziehungen gar nicht ins Gewicht fallen. 3. Die Kaufkraft der südafrikanischen Bevölkerung und ihre Bedeutung für den deutsch-südafrikanischen Güteraustausch. a) N a t i o n a l v e r m ö g e n u n d V o l k s e i n k o m m e n . Ausschlaggebend für den Außenhandel, insbesondere für den Import eines Landes, ist die K a u f k r a f t seiner Bevölkerung. Daher ist diese Frage von allergrößter Wichtigkeit f ü r den deutsch-südafrikanischen Güteraustausch, wenn sie auch nicht allein maßgebend ist, da außer den materiellen Gegebenheiten politische und rassenmäßige Momente die Handelsbeziehungen gestalten. *) The Nineteenth Century and After September 1938.
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Eine Berechnung des Nationalvermögens der Südafrikanischen Union ist selbstverständlich außerordentlich schwierig, da der Wert der Bergwerksindustrie nicht zu beziffern ist, wenn man die nicht ausgebeuteten Bodenschätze mitrechnen will. Ein vorsichtiger Schätzungsversuch ist zu dem Ergebnis gekommen, daß das gesamte Nationalvermögen auf ungefähr 1680 Milliarden £ beziffert werden kann1). Diesem außerordentlich hohen Nationalvermögen, in das, wie gesagt, die Bodenschätze einbezogen sind, steht ein Volkseinkommen gegenüber, das pro Kopf der Bevölkerung gerechnet sehr niedrig ist. 1923 betrug es insgesamt 186 Mill. £, was pro Kopf der Bevölkerung £ 26 und auf die beschäftigte Person bezogen £ 43 ausmachte2). In diesem Auseinanderklaffen von Volksvermögen und Volkseinkommen spiegelt sich vor allem die Tatsache, daß ein sehr großer Teil der Bodenschätze noch nicht ausgebeutet worden ist. Ein wesentlich anderes Verhältnis zeigt sich, wenn man die Eingeborenenproduktion in den Reservaten und die dort lebende Bevölkerung nicht in die Rechnung einbezieht. Das Volkseinkommen stellt sich dann auf 178 Mill. £ oder 96 £ Jahreseinkommen pro beschäftigter Person. Aus dieser Rechnung geht die außerordentlich unterschiedliche Verteilung des Einkommens in der Südafrikanischen Union hervor. Schumann berechnet das Nationaleinkommen pro Kopf der europäischen Bevölkerung auf 130 £ jährlich 3 ). b) Die f i n a n z i e l l e L a g e des S t a a t e s . Günstig sind die Einkommensverhältnisse des s.-a Staates selbst. Seit Jahren weist der Staatshaushalt einen in die Millionen gehenden Überschuß auf. Wenn auch der Saldo zwischen Staatseinnahmen und -ausgaben in den letzten Jahren wesentlich kleiner geworden ist4), so liegt doch kein Grund zu Befürchtungen vor, denn insgesamt gesehen ist die Finanzlage des Staatshaushaltes durch die fortwährend gestiegenen Einnahmen „Manchester Guardian Commercial" Special Edition 14. 10.38. Folgende greifbare Aktiva dienten bei dieser Schätzung als Maßstab: Bankeinlagen 100 Millionen £, Einlagen der Baugenossenschaften 40 Millionen £, Private und Postsparkassen 17 Millionen £ (davon 4 Millionen auf Saving Certificates), Lebensversicherungen 182,131 Millionen £, Einnahmen aus dem Verkehrswesen ca. 170 Millionen £ und der Wert des Bodens vermutlich 850 Millionen £. Für den Wert der Bergwerksindustrie waren die amtlichen Schätzungen über die Goldvorräte des Landes mit 1 Md. £ angesetzt, die Investierungen der Bergwerksindustrie mit 100 Mill. £. Die Gemeinden haben einen steuerlichen Werteinsatz von 350 Mill. £, außerdem sind 70 Mill. £ aus ertragabwerfenden Einrichtungen und 30 Mill. £ als Investierungen im Rand Water Board der Electricity Supply Commission und ähnlichen Einrichtungen angesetzt worden. a ) Frankel: „Capital Investment in Africa", S. 138. 3) Schumann: „Structural Changes and Business Cycles in South Africa", S. 223. *) „Manchester Guardian Commercial" Special Edition 14.10.1938. Staatseinnahmen: Staatsausgaben: Saldo in 1000 £ 1933/34 37624 27281 (10343) 1934/35 38730 29551 (9179) 1935/36 39675 30135 (9540) 1936/37 42983 37650 (5333) 1937/38 41228 40048 (1188)
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außerordentlich stabil. Der Grund für die erhöhten Anforderungen liegt nur zum kleineren Teil in größeren Ausgaben für soziale Leistungen etc., zur Hauptsache liegt er in den großen Ausgaben der Regierung, z. B. für die Hebung der Landwirtschaft und für umfangreiche verkehrstechnische Neuerungen, die sich, wenn auch erst in geraumer Zeit, so doch im Endeffekt amortisieren und rentabel machen. Ähnliches gilt für die Nationalschuld der Südafrikanischen Union, die sich im Jahre 1938 um 7680970 £ auf 262617906 £ erhöht hat. Der Betrag erscheint ziemlich hoch, zumal er pro Kopf der europäischen Bevölkerung gerechnet 126 £ ergibt. Jedoch bergen auch diese Zahlen keinen Grund zur Beunruhigung in sich, da der größte Teil des Geldes produktiven Zwecken dient. Das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Stabilität der Staatsfinanzen geht schon daraus hervor, daß ca. 62% der Gesamtschuld durch einheimische Investierungen gedeckt sind gegen nur 8% im Jahre 19101). Für die hier zu behandelnde Problematik ergibt sich daraus die Folgerung, daß die Staatsfinanzen Südafrikas in weitem Maße Regierungsaufträge zulassen, so daß diese Käufe innerhalb des deutsch-südafrikanischen Handelsverkehrs von der finanziellen Seite aus gesehen eine nicht unbedeutende Rolle spielen könnten. c) Die K a u f k r a f t v e r t e i l u n g zwischen Weiß und Schwarz. Ein großer Teil der weißen Bevölkerung, und zwar vorwiegend die mit der Industrie verkettete europäische Bevölkerungsschicht, lebt in finanziell sehr günstigen Verhältnissen. Abgesehen von den hohen Dividendenzahlungen der Goldminen, die im zunehmendem Maße imlnlande bleiben und die Kaufkraft der besitzenden Klasse Süd-Afrikas stärken, sind auch die Gehalt- und Lohnverhältnisse derartig, daß eine tiefe Kluft zwischen der schwarzen und weißen Bevölkerung entsteht, was zum Teil in der verschiedenen Kulturstufe seinen Grund hat, zum Teil aber auch in einer konsequent durchgeführten Lohnpolitik den farbigen Arbeitern gegenüber. Der Schwarze bezw. Farbige wird vorwiegend zu ungelernten Arbeiten herangezogen. Nur ein relativ geringer Prozentsatz dringt in die angelernten Arbeiten vor. Da der Unterschied zwischen Höchst- und Tiefstlohn zwar in den einzelnen Industriezweigen sehr verschieden, in allen aber außerordentlich groß ist, erhält der Farbige bezw. der Eingeborene, nach der Art der Tätigkeit beurteilt, eine unverhältnismäßig niedrige Vergütung. Z. B. beträgt der Lohn eines ungelernten Arbeiters im Bauhandwerk 10—11% der für gelernte Kräfte ausgezahlten Vergütung; der des angelernten Arbeiters 29—30%. In absoluten Zahlen ausgedrückt beträgt der Lohn im Bauhandwerk 3/4 sh—3/6 sh für gelernte, 1/- sh für angelernte und 434 d für ungelernte Arbeit. Die Konfektionsindustrie weist das für den farbigen Bevölkerungsteil günstigste Verhältnis auf mit £ 3—£5 : £ 2 — £ 3 :l/4 sh pro Woche oder mit 100 : 66—60 : 30—272). Diese Lohnregelung ergab das folgende Verhältnis in der Privatindustrie, das, verglichen mit der Goldindustrie, für den Farbigen noch als sehr !) „South Africa", London 7. 1. 1939. 2 ) Frankel: „Capital Investment in Africa" S. 140.
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günstig zu bezeichnen ist : I m J a h r e 1934/35 waren 41 % der in der Privatindustrie beschäftigten Personen Europäer. Auf diese 4 1 % entfielen 7 4 % der Gesamtlöhne, was £ 202 pro Kopf ausmachte. Der Rest der Beschäftigten von 59%, Nichteuropäer, erhielt eine Lohnvergütung von 2 6 % des Ganzen oder £ 49 pro Kopf 1 ). Diese Zahlen sind, wie erwähnt, f ü r die in der Privatindustrie beschäftigten Personen maßgebend. Dehnt m a n die Betrachtung auf die Gesamtbevölkerung aus, so gestaltet sich das Verhältnis f ü r die Europäer wesentlich günstiger, da ihre großen Einnahmen nicht n u r aus den Löhnen, sondern vor allem aus Besitzanteilen fließen; f ü r die Farbigen aber bedeutend ungünstiger, denn die in Reservaten lebende Eingeborenenschicht, u n d auch die in der Landwirtschaft beschäftigten Farbigen verfügen nur über sehr viel geringere Einkommen. Hinzu kommt, daß, während der Durchschnittslohn in der Privatindustrie insgesamt seit 1928 gesunken ist, der Lohn f ü r die weiße Arbeitskraft seit 1932 wieder eine steigende Tendenz zeigt, f ü r den Eingeborenen jedoch weiter sinkt 2 ). Man kann also mit Recht sagen, daß die K a u f k r a f t der weißen Bevölkerung Südafrikas recht groß, die der Farbigen jedoch gering ist. Auf einen Europäer rechnet m a n durchschnittlich 7—8 Eingeborene 3 ). Trotzdem ist die Bedeutung der Farbigen als Käufer von Importgütern ständig im Wachsen begriffen. I n Hinsicht auf ihre K a u f k r a f t stehen innerhalb der farbigen Bevölkerung Südafrikas zwei Tendenzen nebeneinander. Durch die Wanderung der Neger aus ihren Stammesgebieten in die Städte und somit in Bergbau und Industrie wird die finanzielle Lage dieser großen Bevölkerungsschicht gehoben. Auf der anderen Seite geht die Entwicklung z. B. bei den Mischlingen dahin, daß ein wachsender Prozentsatz der Proletarisierung anheimfällt u n d damit ein vermindertes Kaufvermögen aufweist. Nachweislich erlebt die Gesamtkaufkraft der farbigen Bevölkerung jedoch trotzdem einen ständigen Aufschwung. I m J a h r e 1911 wurde von den Eingeborenen bereits 17,4% des gesamten Einfuhrzolles entrichtet. Bedenkt m a n die primitiven Lebensgewohnheiten, in denen die Mehrzahl der Eingeborenen lebten, so m u ß m a n sich wundern, daß sie trotzdem schon in so hohem Maße Verbraucher europäischer Waren waren 4 ). Seit dieser Zeit ist ihre Bedeutung als Konsumenten der Importwaren gestiegen. Nach Angaben des Officiai Year Book of t h e Union of South Africa s ) l ä ß t sich errechnen, daß die Außenhandelsquote pro Kopf der farbigen Bevölkerung von 1906/9 bis 1937 u m 76% gewachsen ist, während die der weißen Bevölkerung in der gleichen Zeit sich n u r u m ein Geringes mehr, nämlich u m insgesamt 80,6%, erhöht h a t . Daß eine Steigerung der K a u f k r a f t des Eingeborenen sich trotz entgegengesetzter Tendenzen, nämlich Verelendung der Mischlinge u n d l ) Frankel: „Capital Investment in Africa" S. 137. ') Südafrika-Bericht der Reichsgruppe Industrie, S. 20. a ) Schumann: „Structural Changes and Business Cycles in South Africa" S. 208 und Gerich: Außenhandel und Handelspolitik der S.A.U., S. 1. *) Koloniale Rundschau 1912. 5 ) Nr. 19, 1933, S. 957.
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Sinken des Lohnes für den farbigen Arbeiter, durchsetzen konnte, ist darauf zurückzuführen, daß eine immer größere Zahl von Eingeborenen in den Industrialisierungsprozeß der Union eingeschaltet wird. Da die Einkünfte des Negers, wenn er das Reservat verläßt und Industriearbeiter wird, doch immerhin erheblich steigen, n i m m t die Gesamtkaufkraft dieses Bevölkerungsteiles trotz allem zu. Was diese Sachlage für die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen bedeutet, wird noch zu prüfen sein, wenn die Art der deutschen Lieferungen in die Union untersucht worden ist. Es ist dabei einerseits die Frage zu klären, in welchem Umfang es sich u m Waren handelt, die f ü r den Absatz innerhalb der europäischen Kreise bestimmt sind, und andererseits inwieweit Deutschland Waren liefert, f ü r die auch der Farbige als Käufer in Frage kommt. d) D i e K a u f k r a f t s c h i c h t u n g i n n e r h a l b des weißen B e v ö l k e r u n g s t e i l e s . Wenn in den bisherigen Untersuchungen die weiße Bevölkerung hinsichtlich ihrer K a u f k r a f t als eine Einheit behandelt worden ist, so k a n n das nicht bedeuten, daß diese K a u f k r a f t gleichmäßig verteilt wäre. E s bestehen vielmehr ganz erhebliche Unterschiede, auf die im folgendes etwas näher eingegangen werden soll. Wenn auch im Durchschnitt das Einkommen der Europäer in Südafrika recht hoch ist, — nach Schumann 130 £ pro Kopf der europäischen Bevölkerung im J a h r e — so gibt es doch in den „Poor Whites" eine wachsende Bevölkerungsschicht, deren K a u f k r a f t ganz erheblich unter dem Durchschnitt steht u n d sich k a u m von der der Neger unterscheidet. Daß ein Mittelstand im europäischen Sinne k a u m vorhanden ist, wurde bereits erwähnt. Das bedeutet, daß die mittleren Einkommenschichten entsprechend geringer besetzt sind. Vergleicht m a n den Anteil der verschiedenen Wirtschaftszweige amVolkseinkommen, so ergibt sich folgendes: Wirtschaftszweige: Landwirtschaft Bergbau Industrie Eisenbahn Handel Dienstleistungen Mieten Gesamt
Mill. £ 26,0 32,5 10,0 8,0 15,0 13,0 9,0 113,5
1910—11 v. H. 22,9 28,6 8,8 7,0 13,2 11,5 7,9 100,0
1924—25 Mill. £ v. H. 50,1 23,2 42,2 19,5 36,2 16,8 11,0 5,1 31,0 14,3 26,8 12,4 19,0 8,8 216,3 100,0
1934—35 Mill. £ v. H. 16,2 44,4 20,0 54,9 57,7 21,0 6,3 17,2 14,2 39,0 11,9 32,7 10,4 28,5 100,0») 274,4
Die vorstehenden Zahlen zeigen einen starken relativen Rückgang der K a u f k r a f t der Landwirtschaft und ein schnelles Ansteigen derjenigen der Industrie. Die K a u f k r a f t des Bergbaus ist im Jahrzehnt 1925 bis 1935 erheblich weniger gestiegen als die der Industrie, obwohl gerade bei ihm u n d besonders bei der Goldindustrie die Abwertung sich in einer Erhöhung des Wertes der Erzeugung ausgedrückt h a t . ») Schumann: Gold und Konjunktur in Südafrika, S. 8.
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II. Die Stellung des Bergbaus in der südafrikanischen Wirtschaftsstruktur und seine Bedeutung für den Außenhandel. 1. Übersicht über die Mineralienförderung. Die Bodenschätze der S.A.U. haben für die Wirtschaft und den Außenhandel des Landes eine entscheidende Bedeutung. In ihrer geologischen Gestaltung ist die Union bis heute bei weitem noch nicht erforscht. Nach Angabe des Minenministeriums sind in der Kapprovinz 35%, in Natal 66%, in Transvaal 41% und im Oranjefreistaat 94% geologisch unerforschtes Gebiet 1 ), also ein Durchschnittsprozentsatz der Union von 45, der nach den bisherigen Erfahrungen wohl mit Sicherheit auf das Vorhandensein weiterer Erzvorkommen schließen läßt. Der Gesamtwert der geförderten Mineralien hat sich seit 1914 fast verdoppelte Sein Verlauf spiegelt ziemlich genau die Weltwirtschaftsschwankungen wieder, indem er einen Rückgang während des Weltkrieges, eine starke Steigerung in den Jahren 1927/28, einen erheblichen Rückschlag während der Krisenjahre aufweist und seit 1935 außerordentlich rapide steigt. 1937 hatte die geförderte Mineralienmenge einen Gesamtwert von £ 94291502 gegen £48471304 im Jahre 1914 aufzuweisen. Auf die einzelnen Staaten verteilte sich die Förderung des Jahres 1937 folgendermaßen: £ 4330033 Kapprovinz „ 1496987 Natal „ 87810006 Transvaal „ 654476 Oranje-Freistaat 2 ). Der Bergbau Südafrikas, vor allem der Goldbergbau, versetzte das Land aus einem primitiven landwirtschaftlichen Zustand in die Atmosphäre eines modernen Industriestaates, und zwar in einer so schnellen Entwicklung, daß man selbst in der Geschichte kolonialer Überseeländer kaum Gleichartiges findet. Die Förderung des Jahres 1936 gliedert sich wie folgt 3 ):
Kalk u. Kalksteine. Manganerz Asbest . . . Chromerz . Platin Eisenerz .. Zinn Silber . . . . 1
Wert: £ 79495202 3949736 2125216 742754 385571 259461 337229 182909 176292 94129 114516 97051
Menge 11336214 fine oz 15996376 tons 623923 metric carat. 1655104 tons 12196 tons 236861 tons 25237 tons 107198 tons 29045 onze 401565 tons 1065 tons 1075625 fine oz
) Südafrika-Bericht der Reichsgruppe Industrie. ) South and East African Year Book and Guide 1939, S. 378. 3 ) Südafrika-Bericht der Reichsgruppe Industrie, S. 14. 2
Die Stellung des Bergbaus in der südafrikanischen Wirtschaftsstruktur
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2. Die Goldgewinnung und ihre Problematik. a) Vorkommen und t e c h n i s c h e Besonderheiten. Die Goldgewinnung ist entsprechend der obigen Statistik der wichtigste Produktionszweig, der dem Wirtschaftsleben Südafrikas das Gepräge gibt. Fast die gesamte Goldmenge wird in Transvaal gefordert und hier wieder zu 90% auf den Feldern des Witwatersrand. Auch in der Welterzeugung steht Südafrika an der Spitze der goldproduzierenden Länder, wenngleich sein Anteil in den letzten 5 Jahren ständig zurückgegangen ist. 1934 betrug er 38%, 1938 waren es nur noch 32%, obwohl die eigene Erzeugung seit 1934 um 16,6% gestiegen war. Die Bedeutung der Goldfunde Südafrikas war für die Entwicklung der Weltwirtschaft sehr groß. Es ist sogar die Meinung vertreten worden, daß, wenn die Goldfunde am Witwatersrand nicht gewesen wären, die „Weltwirtschaft heute (1938) auf einem anderen Währungssystem beruhen würde"1). Da das goldhaltige Gestein aus Tiefen bis zu fast 3000 m gefördert werden muß, ist die Goldindustrie sehr arbeits- und kapitalintensiv. Das in der Goldindustrie des Witwatersrand von 1887 bis 1932 investierte Kapital beträgt 148 Mill. £, und zwar wurde davon der bei weitem größte Teil, nämlich 120 Mill. £, bereits vor dem Kriege investiert, und nur 23 Mill. £ in der Zeit von 1914 bis 1932. In den Jahren bis 1936 sind dann weitere 17,864 Mill. £ investiert worden, die man zur Hauptsache in neuen Minen anlegte. 2 ). Das südafrikanische Gold erhält seine Konkurrenzfähigkeit hauptsächlich durch die billige — vorwiegend ungelernte — schwarze Arbeitskraft. b) B e s t i m m u n g s f a k t o r e n der L a g e der Goldindustrie. Die Lage der Goldindustrie hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wegen ihrer Wichtigkeit für die gesamte Wirtschaftslage der Union soll auf sie näher eingegangen werden. 1. Schon die klassische Schule verweist auf die Zusammenhänge zwischen Preisniveau und Goldproduktion: bei einem festen Goldpreis führen niedrige Löhne und Preise zur Steigerung, hohe Löhne und Preise zur Verminderung der Goldproduktion. 2. Wird der Goldpreis geändert — also z. B. die Währung abgewertet — so folgt daraus ebenfalls eine Beeinflussung der Goldproduktion. Es handelt sich eigentlich um einen Unterfall von 1. Abwertungen wirken nur insofern anregend auf die Goldproduktion, als sie das Warenpreisniveau im Verhältnis zum Golde herabsetzen und damit die Rentabilität günstiger gestalten. Diese Folge tritt also nur dann ein, wenn die Löhne und Preise in dem Lande mit abgewerteter Währung keine der Abwertung entsprechende Steigerung erfahren. 2)
2
Manchester Guardian Commercial vom 14. 10. 38. Frankel: Capital Investment in South Africa, S. 94ff. Mühlhoff
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Zu diesen ersten zwei Faktoren, die eine Gegenläufigkeit zwischen der K o n j u n k t u r (allgemeines Preisniveau) u n d der Goldproduktion herbeizuführen tendieren, kommen jedoch noch weitere, die z. T. in anderer Richtung wirken: 3. die Produktionspolitik der Goldminenindustrie, die darin besteht, d a ß bei steigenden Gewinnen Erze mit geringerem Goldgehalt verarbeitet werden. Diese Politik bringt es mit sich, daß der Produktionsertrag der Goldgewinnung in Zeiten niedriger Preise und Löhne gegebenenfalls tiefer liegt als in Zeiten schlechter Gewinne. Dies war z. B. in den Jahren 1932 bis 1934 der Fall. Als 4. Faktor, der die oben erwähnte Gegenläufigkeit ebenfalls zu stören vermag, kommen die Veränderungen der Goldminensteuer hinzu, auf deren Auswirkungen hier jedoch nicht näher eingegangen werden soll. Nur soviel sei über diese Steuer gesagt: sie ist gegenwärtig hauptsächlich eine Gewinnsteuer und bevorzugt die Minen mit den höchsten Produktionskosten. Sie ist also eine der Grundlagen der eben erwähnten Produktionspolitik der Goldindustrie; denn sie läßt es angezeigt erscheinen, in Zeiten niedriger Löhne u n d Preise zur Vermeidung höherer Gewinnbesteuerung Erze mit geringerem Gehalt zu verarbeiten 1 ). Neben diesen 4 Faktoren wirken 5. auf den Umfang der Goldindustrie die Neufunde an Gold ein, wohl zu unterscheiden von dem verstärkten Abbau, der auf Änderung des Verhältnisses zwischen Ware und Goldwert zurückzuführen ist. I m Ganzen ist statistisch eine Parallelität zwischen Gewinn je Einheit Feingold und der Menge des verarbeiteten Erzes festzustellen. Infolge der Veränderungen des Gehaltes der abgebauten Erze blieb jedoch die Feingoldproduktion beinahe konstant 2 ). Daraus kann der Schluß gezogen werden, daß der Goldbergbau durch die Möglichkeit der Beschäftigung der vorhandenen Arbeitskräfte als Quelle großer inländischer K a u f k r a f t , als Steuerquelle, sowie als wesentlicher Faktor f ü r unsere Zahlungsbilanz unbedingt einen stabilisierenden Einfluß auf das Wirtschaftsleben ausgeübt hat 3 )". Der Goldpreis hat sich — ausgedrückt in s.-a. £ — in den Jahren 1919 bis 1925 und 1932 bis 1939 folgendermaßen entwickelt:
Dez. Jan. Sept. Dez.
1919 1920 1924 1932 1933 1934 1938
sh „ „ „ „ „ „
90/11 per Unze 112/9 „ „ 93/8 „ „ 84/120/140/148/6 „
Die Steigerung des Goldpreises in den letzten Jahren ist vor allem durch die Abwertung zu erklären. Sie war auch die Hauptursache der Erweiterung des Goldabbaues in dieser Zeit. — Vergl. hierzu Schumann: „Gold und Konjunktur in Südafrika". ) Vergl. hierzu Schumann: „Gold und Konjunktur in Südafrika", S. 13. 3 ) Vergl. hierzu Schumann: „Gold und Konjunktur in Südafrika", S. 17. 2
Die Stellung des Bergbaus in der südafrikanischen Wirtschaftsstruktur
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Es mag paradox erscheinen, daß das wichtigste goldproduzierende Land trotz einer Golddeckung von 5 7 % seine Währung auf Parität mit der englischen fallen lassen und vom Goldstandard abgehen mußte. Die Abwertung Englands hatte jedoch — da m a n nicht annahm, daß die Union auf die Dauer ihre Währung auf einem höheren Stand halten würde als das übrige Empire — eine so erhebliche Kapitalabwanderung im Gefolge, daß der Regierung keine andere Wahl blieb als ebenfalls abzuwerten, zumal auch noch andere Gründe f ü r einen solchen Entschluß sprachen. Als Folgen der Abwertung waren vor allem 1. eine erhöhte Konkurrenzfähigkeit der Landwirtschaft und 2. ein größerer Gewinn der Goldminen zu erwarten. Dr. K r a h m a n n vertritt sogar den Standpunkt, daß die durch die Abwertung bedingte Goldpreissteigerung und das parallel laufende rapide Steigen der Bergbauaktien 1 ) die Grenze der Abbauwürdigkeit („Pay limit") so erheblich gesenkt hätten, daß sie eine Vermehrung der abbauwürdigen Erzvorräte u m mindestens 150% verursacht hätten 2 ). Die günstigen Wirkungen dieser Währungsmanipulationen veranlaßten die s.-a. Regierung im August 1938, nicht, wie im J a h r e 1932, 15 Monate zu zögern, sondern der erneuten englischen Abwertung gleich zu folgen, um in den Genuß der 5%igen Steigerung des Sterlingpreises f ü r das Gold zu kommen. Die Folge davon war, daß der Rekordstand der Goldausbeute im Dezember 1938 wertmäßig bereits im J a n u a r 1939 übjertroffen wurde, was also nicht auf eine größere Ausbeute zurückzuführen ist. c) B e d e u t u n g d e r G o l d i n d u s t r i e f ü r die s ü d a f r i k a n i s c h e V o l k s w i r t s c h a f t . Die große Bedeutung des Goldbergbaue's für die Wirtschaft Süd-Afrikas ergibt sich aus der Tatsache, daß trotz zahlreicher Ansätze zum A u f b a u einer Nationalwirtschaft auch heute noch 80% der weißen und farbigen Bevölkerung direkt oder indirekt von der Goldindustrie leben. Die Einnahmen des Staates aus dem Goldbergbau sind so beträchtlich 3 ), daß sie den größten Teil des gesamten finanziellen Bedürfnisses des Staates decken. Sie ermöglichen dadurch eine steuerliche Entlastung anderer Wirtschaftskreise, vor allem der Landwirtschaft. Es besteht allerdings ein ') Von Dezember 1932 bis Mai 1933, also in 5 Monaten, sind die Goldaktien von 125 Mill. £ auf 350 Mill. £ gestiegen bei einem Nennwert des beteiligten Kapitals von 75 Mill. £. 2 ) Zeitschrift für Geopolitik vom Januar 1938. 3 ) Government Shares in profits: 1932/33 £
1936/37 £
Gold Mines 2514633 4394923 — Diamond Mines . . . 98373 Other Mines 139 1333 Income Taxation: Gold Mines 1797876 9390075 Diamond Mines . . . 537 25372 Other Mines 81352 126865 The South and East African Year Book and Guide 1939.
2*
1937/38 £ 4209000 5000 10000 9456000 5000 133000 S. 377.
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Wirtschafts-Struktur der S.A.U.
Streit darüber, ob die an sich ziemlich hohe Besteuerung der Goldgewinnung zu Gunsten der Landwirtschaft und der Binnenmarktsindustrie den Interessen des Landes entspricht. Dieser Streit deckt sich zum großen Teil mit der bereits angedeuteten Alternative: Arbeitsteilige Eingliederung in das britische Empire, oder Ausbau einer möglichst weitgehend auf eigenen Füßen stehenden Volkswirtschaft, die die Gefahren kolonialer Monokulturtendenzen vermeidet. Der Standpunkt der den britischen Interessen nahestehenden Goldproduktion ist neuerdings wieder in dem Buche von S. Herbert Frankel „Capital Investment in Africa" vertreten. Dieser Autor sucht mit zahlenmäßigen Nachweisen darzulegen, daß man in Südafrika bei der Förderung der übrigen Teile der Volkswirtschaft auf Kosten der Goldindustrie bereits bei der Grenze des Tragbaren angekommen sei. Seine Ausführungen entbehren indessen nicht der Einseitigkeit1) * Insbesondere dürfte er die große Unsicherheit, die heute hinsichtlich der Zukunft des Goldes und seiner Verwendungsmöglichkeit besteht, zu gering einschätzen. Professor Schumann, Stellenbosch, sieht die Lage etwas pessimistischer an. In Hinsicht darauf, daß der Goldpreis nicht in Südafrika bestimmt wird, sagte er, daß es vielleicht kein Land gebe, dessen Abhängigkeit von der Weltwirtschaftspolitik so groß sei, wie die Südafrikas 2 ). Die Goldkonzentration in Amerika birgt die Gefahr eines völligen Verzichtes auf das Gold als Basis eines Währungsstandards in sich. Bei einem Kriegsausbruch besteht die Wahrscheinlichkeit der Abkehr des übrigen Europas vom freien Kapitalverkehr. Die dort vorrätigen Goldreserven würden in diesem Falle als Kriegsschatz eingesetzt, d. h. im Endeffekt fänden auch sie ihren Weg in die U.S.A. In diesem Falle wäre also die Südafrikanische Union vollkommen abhängig von der Goldankaufspolitik der Vereinigten Staaten. Da das gehortete Gold für die U.S.A. eine völlig sterile Anlage bedeutet, sind Befürchtungen nicht unbegründet, die dahin gehen, daß U.S.A. sich einmal der Last des kostspieligen und einseitigen Goldankaufs entledigt. „Damit würden die Vereinigten Staaten zwar den Wert ihrer enormen Vorräte einbüßen, was durchaus nicht in ihrem Interesse liegt 3 )/' Jedoch besteht die Möglichkeit, daß vor allem im weiteren Verlauf eines Krieges, der ein „goldfreies" Europa im Gefolge hat, die Lasten der bisherigen Goldankaufspolitik für die U.S.A. zu einseitig groß werden4). d) Die G o l d a u s f u h r und die A u s t a u s c h m ö g l i c h k e i t e n z w i s c h e n der s ü d a f r i k a n i s c h e n G o l d p r o d u k t i o n u n d der d e u t s c h e n Industrie. Die Konstanz der Produktionsziffer für Feingold läßt es etwas erstaunlich erscheinen, daß die Goldausfuhr nicht unerhebliche Veränderungen durchgemacht hat. Die Werterhöhung der Goldausfuhr, die seit 1931 eingetreten ist, beruht in der Hauptsache auf der Abwertung. Legt man !) Frankel S. 111 ff. *) Frankfurter Zeitung vom 27. 10. 1939. 3 ) Schumann: Gold und Konjunktur in Südafrika, S. 19. 4 ) Frankfurter Zeitung vom 2. 10. 1939.
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den alten Goldankaufspreis zu Grunde, so ergibt sich sogar ein Exportrückgang. Zudem hat die Organisation des Absatzes des s.-a. Goldes Schwankungen in der Ausfuhr im Gefolge. Die Verkäufe werden nämlich durch die Union Reserve Bank in der Weise vermittelt, daß diese Bank den Produzenten alles Gold abkauft und es im Rahmen des Zahlungsbilanzspielraumes auf dem Londoner Goldmarkt absetzt. So kommt es, daß, wenn zu viel Gold auf den Londoner Markt gebracht wurde, dieses sich erst nach einer gewissen Zeit — d. h. wenn der Währungskurs es erlaubt — absetzen läßt. Die Goldexporte richten sich also letzten Endes nach der Gestaltung der s.-a. Zahlungsbilanz 1 ). Zu der hier vor allem interessierenden Frage nach den Austauschmöglichkeiten zwischen den Goldprodukten Südafrikas und den deutschen Industrieerzeugnissen läßt sich Folgendes sagen: Grundsätzlich sind solche Austauschmöglichkeiten vorhanden und es wird bei der Besprechung des Verrechnungsabkommens ein Vorschlag zu behandeln sein, der auf ihre Vergrößerung abzielt. Sie wären sogar im hohem Maße gegeben, da Deutschland einen aufnahmefähigen Markt f ü r s.-a. Gold darstellen könnte 2 ) u n d Südafrika Industrieerzeugnisse benötigt, wenn nicht der Verwirklichung dieser Möglichkeiten bisher unüberwundene Schwierigkeiten entgegenstünden. Es sind die folgenden: 1. Angesichts der starken Bindungen des sich um das Gold herum gruppierenden Sektors der s.-a. Wirtschaft an England besteht eine gewisse Tendenz, daß die Erlöse von Verkäufen in Deutschland doch wieder zum Erwerb englischer Industrieerzeugnisse verwendet werden. Diese Schwierigkeit ließe sich natürlich mit Hilfe entsprechender Gegenseitigkeitsabkommen überwinden, aber gerade die Goldproduzenten sind Gegner des Gegenseitigkeitsgedankens und insbesondere des Verrechnungsabkommens, denn sie befürchten, daß eine ohne Gold arbeitende Währungspolitik Anhänger gewinnen u n d auf die Dauer den Absatz des Goldes gefährden könne. Auf die Stichhaltigkeit dieser Befürchtungen braucht hier nicht eingegangen zu werden. Auf jeden Fall ü b t die erwähnte Tendenz — zumal sie gerade von wirtschaftlich besonders mächtigen Kreisen ausgeht — einen nicht zu unterschätzenden E i n f l u ß auf die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen aus. — Die aufgezeigte Tendenz wird noch dadurch verstärkt, daß das Kapital der Goldindustrie vorwiegend in englischen und jüdischen H ä n d e n ist, die gerade Deutschland keine Aufträge zukommen lassen möchten. — 2. Südafrika beginnt sich eine eigene eisenverarbeitende Industrie aufzubauen, die sich in steigendem Maße auf den Bedarf der Goldindustrie einstellt. Als Beispiele ihrer Erzeugnisse seien erwähnt: Eisenbahn- u n d Gerüstbaumaterial. 1 ) E. Mickwitz „Die ökonomischen Grundlagen des Empire", Wirtschaftsdienst vom 6. 8. 1937. 2 ) Die deutsche Goldeinfuhr betrug: 1934 282,6 Mill. RM, 1935 151,2, 1936 111,9, 1937 148,9 Mill. RM. St. Jahrb. f. d. D. R. S. 262, 1938.
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3. Sonstiger Bergbau, a) D e r
Kohlenbergbau.
Von großer Bedeutung f ü r die Wirtschaft der Union ist neben der Goldgewinnung der Kohlenbergbau. Die Union verfügt über reiche Kohlenlager. Die nachgewiesenen Steinkohlenvorräte betragen 8,7 Md. Tonnen, die geschätzten 15 Md. Außerdem hält man es auf Grund der geologischen Verhältnisse f ü r wahrscheinlich, daß das Land weitere 230 Md. Tonnen Kohlenvorkommen besitzt. Dabei handelt es sich in der Hauptsache u m Steinkohlen, die Braunkohlenvorkommen sind unbedeutend. Die Hauptkohlenlager befinden sich in Natal und im östlichen Transvaal. Die ersten Kohlenförderungen waren in ihrer Qualität verhältnismäßig schlecht, da sie viel flüssige Bestandteile und einen hohen Aschegehalt enthielten. Zur Verkokung eignet sich nur ein beschränkter Teil. Heute ist die Qualität ähnlich der durchschnittlichen englischen Kohle, h a t sich also wesentlich verbessert, weil der Abbau aus größerer Tiefe erfolgt. Die infolge der niedrigen Entlohnung der schwarzen Arbeitskräfte billige s.-a. Kohle ist die Voraussetzung f ü r die Gewinnung weiterer Bodenschätze und f ü r die Industrialisierung der Union überhaupt. Der gute Stand der Kohlenförderung und die dadurch entstehende billige Elektrizitätskraft haben für die Neuerrichtung von Industrien sehr günstige Verhältnisse geschaffen. Die Kohlenproduktion stieg von 10,6 Mill. t 1932 auf 16,7 Mill. 11937 1 ). Der größte Teil der geförderten Kohle wird im Lande selbst verbraucht. Beträchtliche Mengen werden auch als Bunkerkohle verwandt. Wenn der geplante Ausbau, der K a p s t a d t zu einem Half-Way-House macht, erfolgt sein wird, würden sich daraus günstige Absatzmöglichkeiten f ü r die Bunkerkohle ergeben. Auf dem Kohlenmarkt besteht keine Ergänzungsmöglichkeit zur deutschen Volkswirtschaft, denn sowohl Südafrika als auch Deutschland können ihren Kohlenbedarf selbst decken. Außerdem wäre die deutsche Kohle f ü r Südafrika zu teuer u n d die südafrikanische Kohle f ü r Deutschland nicht ergiebig genug. Hinzu kämen die hohen Frachtkosten, die das Verhältnis noch ungünstiger gestalten würden. Das Frachtproblem ist schon für den Inlandsverbrauch der Kohle recht bedeutend. Die Entwicklung des Kohlenbergbaues wird durch die hohen Transportkosten ungebührlich gehemmt. Obwohl die Gestehungskosten mit 4 sh jetzt die billigsten der Welt sind, werden die Verkaufspreise durch die teure Fracht mehr als verdoppelt. Infolgedessen stellt sich der Verbrauch ganz auf die teuersten Sorten ein, während die billigeren keinen Absatz finden. Das bedeutet einen schweren Verlust für die Volkswirtschaft 2 ). Indirekt kann allerdings die durch die eigenen Kohlenvorkommen ermöglichte Entwicklung einer eigenen Industrie sehr wohl auch fördernd auf die Austauschmöglichkeiten wirken, insofern nämlich, wie das häufig der Fall ist, als bei der Industrialisierung sich ein Arbeitsteilungsverhältnis zu anderen Volkswirtschaften ergibt. Auf diese Zusammenhänge wird im Abschnitt „Industrie 4 4 ausführlicher einzugehen sein. 2
The South and East African Year Book and Guide 1939, S. 426. ) Coal and Collery News Nr. 2373 vom 1. 9. 1938.
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b) D i e D i a m a n t e n g e w i n n u n g . aa) Die Diamantenindustrie u n d ihre Bedeutung f ü r die südafrikanische Volkswirtschaft. Besondere Beachtung innerhalb des s.-a. Bergbaues muß der Diamantengewinnung geschenkt werden. I n diesem Zusammenhang soll etwas ausführlicher auf sie eingegangen werden, weil die Diamantenindustrie eine nennenswerte Rolle innerhalb des deutsch-südafrikanischen Verrechnungsabkommens spielt, u n d weil sie sich im südafrikanischen Wirtschaftsleben einen einflußreichen Platz errungen hat, wenn ihre Bedeutung in der Vergangenheit auch größer war als sie in der Gegenwart ist. Die ersten Diamantenfunde wurden Ende der 60 er J a h r e des vorigen J a h r h u n d e r t s an den Flußrändern gemacht. Es folgte bald die Entdeckung der „pipes" (das sind vulkanische Durchbruchsschlote, die mit Diamanten führendem Blaugrund ausgefüllt sind) und etwa in den 20 er J a h r e n dieses Jahrhunderts die Erschließung mariner Lagerstätten. Die wichtigsten Abbaustätten sind heute in Kimberley, Namaqualand und Deutsch-Südwest. Die auf diesen Funden aufbauende Diamantenindustrie lenkte zuerst die Weltaufmerksamkeit auf das Land Südafrika. Ihre hohen Gewinne lockten Menschen u n d Kapital an. Bei einem Produktionswert von insgesamt 316 Mill. £ seit 1870 bis einschließlich 1934 wurden 80 Mill. £ Dividende gezahlt und 32 Mill. £ Steuern. Das ist wahrscheinlich ein größerer E r t r a g als in der gleichen Zeit bei irgend einer Ware in der Welt erzielt worden ist, wenn m a n den Umfang der Industrie in Rechnung zieht 1 ). Wenn auch — im Vergleich mit der später aufgebauten Goldindustrie — der Umfang der Diamantenindustrie klein u n d ihre Kapitalintensität gering geblieben ist 2 ), so kommt ihr doch das Verdienst zu, eine Schlüsselstellung in der s.-a. Wirtschaft eingenommen zu haben, denn auf ihren vorbereitenden Arbeiten konnte die spätere Goldindustrie umso schneller aufbauen. Die Diamantenindustrie zog zuerst gelernte europäische Arbeitskräfte an, sie begründete das Vertrauen der internationalen Geldgeber u n d k n ü p f t e internationale Marktbeziehungen an. Dieser großen Bedeutung für die Entwicklung der s.-a. Wirtschaft steht der Nachteil gegenüber, daß sie die am wenigsten stabile und die Konjunkturausschläge am meisten verschärfende Industrie der s.-a. Wirtschaft ist 3 ). Die Marktlage der Diamanten weist eine große Unstetigkeit auf, zu der schon f r ü h eine Tendenz zur Überproduktion hinzukam, die die Preise stark zu senken drohte. Um die Erlöse hochzuhalten u n d zu stabilisieren ist daher die Gewinnung zeitweise planmäßig stark eingeschränkt worden. Die Gewinnungskapazität wird infolgedessen fast nie ganz ausgenutzt. Den Beweis d a f ü r bietet die größere Ausbeute des Jahres 1928 4 ). Auch *) Hailey: An African Survey. S. 1512. ) Das investierte Auslandskapital beträgt nicht mehr als 20 Mill. £. Frankel: „Capital Investment in Africa". 3 ) Schumann: Gold und Konjunktur in Südafrika, S. 16. *) Die Ausbeute des Jahres 1928 betrug 16677772 £. The South and East African Year Book and Guide 1939. S. 380. 2
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aus den Aussagen maßgebender Persönlichkeiten geht hervor, daß die Vorräte ausreichen würden, die Diamantengewinnung je nach Bedarf zu steigern 1 ). bb) Die Absatzorganisation der Diamanten. Voraussetzung f ü r eine Beherrschung des Marktes war eine monopolistische Zusammenfassung des Diamantenangebotes. Sie wurde erschwert durch immer neue Funde. Außer den Neuentdeckungen in Namaqualand ist es besonders die erhöhte Gewinnung in Belgisch Kongo, Brasilien, Angola usw., die die Unternehmungen [der [Diamantenproduktion stark gefährdeten 2 ). Durch rücksichtslose Einschränkung der Diamantengewinnung u n d Zusammenschluß aller Diamanten produzierenden Länder mit Ausnahme von Brasilien ist es seit der Weltwirtschaftskrise gelungen, der Diamanten* Produktion wieder eine feste finanzielle Grundlage zu schaffen. Nach der Weltwirtschaftskrise wurde an Stelle des 1893 gegründeten „London Diamond Buying Syndikate" eine neue Organisation gesetzt, die „Diamond Corporation Ltd.", die das alte Syndikat ersetzte u n d die angeh ä u f t e n Vorräte übernahm. Diese Zentralisation eröffnete den Weg f ü r ein Abkommen zwischen den Beteiligten einschließlich der Regierung. Jedes Mitglied der Vereinigung — auch die Regierung, die gleichfalls ein direktes Interesse als Produzent h a t — erhielt eine Absatzquote zugewiesen, u n d der Verkauf der Diamanten wurde einer Hilfsgesellschaft überwiesen, der „Diamond Trading Company L t d . " . Ein Parlamentsbeschluß bestimmte Kimberley als den einzigen Exportplatz f ü r Diamanten in der Union. Verkäufe ungeschliffener Steine wurden nur an 3 Plätzen und zu gleichen Preisen erlaubt: Kimberley, London u n d Amsterdam. Die Gesellschaft h a t ein Abkommen mit den Unternehmungen geschlossen, die die bedeutenden Vorkommen in Belgisch Kongo, Angola u n d Westafrika ausbeuten. Sie k a u f t diesen alle Steine ab u n d bringt sie auf demselben Wege auf den Markt, auf dem sie die südafrikanischen Diamanten dem Absatz zuführt. Diese Preispolitik verteuert künstlich die Diamanten u n d stellt somit ein Hindernis f ü r eine Steigerung des deutschen Diamantenimportes dar. Sie wirkt sich zudem nicht überall zu Gunsten der beteiligten Länder aus. Deutsch-Südwest-Afrika, das zeitweise — während der Weltwirtschaftskrise — im Interesse der Union auf die Fortsetzung seiner Diamantengewinnung verzichten mußte, h a t stark unter den Folgen dieser Preispolitik zu leiden gehabt. Von dem hierdurch entstandenen wirtschaftlichen Niedergang konnte sich das Mandatsgebiet erst J a h r e später erholen. cc) Der Diamantenexport. Der Anteil der Union an dem Gesamt-Weltverkauf von Diamanten, der im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts 85% betrug, ist nach dem Kriege erheblich gefallen. 1920 betrug er n u r noch 71%, 1932 war er — insbesondere infolge der großen Ausdehnung der Produktion in Belgisch Kongo — auf wenig über 13% gesunken 2 ). J 2
) Südafrika-Bericht der Reichsgruppe Industrie. ) Frankel: Capital Investment in Africa, S. 71.
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Innerhalb des Gesamtexportes der Union betrug die Diamantenausfuhr im Jahre 1937 2,5 %. Sie entwickelte sich in den letzten Jahren wie folgt1): 1935 1936 1937 Ungeschliff. Steine: Carat 2459662 1002603 837916 Wert £2091141 2509114 2254516 Carat 38930 35372 42217 Geschliffen u. poliert: Wert £ 884584 804387 1063652 Demnach bleibt der Umfang des Exportes geschliffener Steine erheblich hinter dem der rohen zurück. Eine Diamantschleifindustrie, die man in S.A. aufzubauen versuchte, konnte auf die Dauer nicht wirtschaftlich arbeiten, da der Lohnstand zu hoch war. Seit 1935 berichten die s.-a. Zeitschriften fortwährend von Stillegungen solcher Betriebe. Im August 1938 bringt die deutsche Bergwerkszeitung die Notiz, daß dieser Industriezweig endgültig gescheitert sei, und die Mehrzahl der in S.A. beschäftigten holländischen Schleifer in die Heimat zurückkehrten2). dd) Der Diamantenexport nach Deutschland. Der Diamantenexport nach Deutschland erstreckt sich fast ausschließlich auf Industriediamanten. Hiernach besteht eine große Nachfrage auf dem deutschen Markt. Die Industriediamanteneinfuhr innerhalb des deutschsüdafrikanischen Yerrechnungsabkommens, die üher die allgemeine Absatzorganisation, also über London, getätigt wird, nahm daher eine stark steigende Entwicklung. Die Gesamteinfuhr des Jahres 1934/35 im Werte von 10000 £ stieg im folgenden Jahre auf 80000 £, fiel 1936/37 wieder auf 70000 £, und erhöhte sich in den nächsten Jahren über 85000 £ (1937/38) auf 125000 £ (1938/39). Das 6. Abkommen sieht eine Einfuhr von 115000 £ vor, ein Betrag, der dem Kontingent des 5. Abkommens entspricht. Dieses Kontingent wurde durch einen Zusatz erweitert, wozu selbstverständlich auch bei Abschluß des 6. Abkommens die Möglichkeit bestand. Mit den genannten Summen ist die Industriediamanteneinfuhr einer der größten Posten innerhalb des deutsch-südafrikanischen Yerrechnungsabkommens geworden. c) Die Gewinnung von Chromerzen. Außer Gold und Diamanten ist die Gewinnung folgender Erze für die Union von Bedeutung: Eisen, Chrom, Kupfer, Mangan, Asbest, Platin, Zinn und Silber. In Hinsicht auf die Handelsbeziehungen mit Deutschland interessiert vor allem das Chromerz. In dem Südafrikabericht der Reichsgruppe Industrie wird folgendes darüber gesagt: „Die Union besitzt große Vorkommen an Chromerzen. Die Förderung betrug 1936 107198 t im Werte von £ 182909. (1937 1863791 im Werte von £ 344037). Eines der bekanntesten Lager liegt in der Nähe von ßustenburg. Dort wird der Abbau in Schächten unter Tage außerordentlich primitiv durchgeführt. Ein weiteres Lager 2)
Off. Year Book of the U. of S.A. Nr. 19, 1938, S. 966/969. Deutsche Bergwerkszeitung vom 21. 8. 1938.
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liegt im Lydenburgdistrikt im nördlichen Transvaal, Verschiffungshafen Lourenco Marques. Die Vorräte werden auf ca. 20 Mill. t geschätzt. Sie haben allerdings den Nachteil, daß sie nur 42—45% Chromsäure haben. Das Vorkommen soll eine Regelmäßigkeit wie ein Kohlenflöz haben und über 12 km lang sein, Mächtigkeit 4 Fuß. Der Abbau des Lagers lohnt sich aber nur, wenn größerer Absatz gesichert ist. Dann wäre es allerdings möglich, daß dieses Chromerz zu günstigen Preisen u n d in festen großen Mengen bezogen werden könnte." Die Kommission regt an, daß in Deutschland geprüft wird, ob weitere Verwendungszwecke f ü r Chrom in der Zusammensetzung des Vorkommens gefunden werden, insbesondere unter Berücksichtigung der Tatsache, daß hier Chromerze zu sehr niedrigen Preisen bezogen werden können. Besitzer des Vorkommens ist Dr. Merensky. Wie er mitteilt, würde die s.-a. Regierung bereit sein, eine Bahnverbindung von dem Lager nach Lourenco Marques zu bauen, falls es festliegt, daß das Erz in bestimmtem Umfang u n d f ü r längere Zeit exportiert werden kann. Da die heutige deutsche Handelspolitik das Mittel langfristiger Abnahmeverträge schon oft mit Erfolg angewendet hat, d ü r f t e n hier keine unüberwindlichen Hindernisse vorliegen. Die bisherigen Bezüge Deutschlands aus der Union betrugen im J a h r e 1936 1937 1938
36767 t Chromerz 46625 t Chromerz 59694 t Chromerz 1 ).
Innerhalb des Abkommens h a t sich das Kontingent f ü r Chromerz folgendermaßen gesteigert: 1. u . 2 . A b k . 10000 £
3. Abk. 20000 £
4. Abk. 55000 £
5. Abk. 100000 £
6. Abk. 145000 £
Von der deutschen Gesamteinfuhr an Chromerzen im Jahre 1937 (176406 t) bezog Deutschland ca. 5 0 % aus der Türkei u n d ca. 3 5 % aus der S.A.U. 2 ). Ein weiterer wichtiger Abnehmer f ü r Chromerze der Union ist England. Es führte im J a h r e 1936 12839 t u n d 1937 25575 t Chromerze aus der Union ein. I m J a h r e 1938 ist der Import jedoch plötzlich stark gesunken, was auf starke Überkäufe des Jahres 1937 zurückzuführen ist 3 ). Diese Zahlen vermitteln ein Bild über die Aufnahmefähigkeit Englands in diesen Erzen 4 ), u n d über den Wert des deutschen Marktes f ü r die s.-a. Chromerzförderung. x
) Monatliche Nachweise über den auswärtigen Handel. Ergänzungsheft 1, 1938. ) Errechnet nach: Statistisches J.B. f . d. D.H. 1938, S. 270. ) Chemical trade journal & chemical engineer Nr. 2723 v. 7. 39. *) V. S. 31 Gesamtimport 1936 41624 t, D. dagegen 132166 t, 1938 4888 t, D. dagegen 59694 t. 2
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d) Der Eisenbergbau. Bedeutungsvoll versprechen auch die reichen Eisenreserven der Union zu werden. Die s.-a. Eisenerzlager werden geschätzt auf: Hochgradiges Eisenerz über 122000000 t Mittelgradiges Eisenerz „ 5900000000 t Titaneisenerz „ 2140000000 t Geringgradiges Eisenerz „ 2286000000000 t Die Hauptlager befinden sich in Natal (Newcastle) und Transvaal (Pretoria). Die Produktion betrug 1936 401565 t im Werte von £ 941291) und 1937 509046 t im Werte von £ 1185592), also eine verhältnismäßig noch sehr geringe Förderung. Jedoch können die Eisenvorkommen die Grundlage für eine sehr wichtige s.-a. Industrie werden3). Damit könnte einerseits die Möglichkeit gegeben sein, südafrikanische Eisenerze nach Deutschland zu exportieren, eine Frage, die von der Beschaffenheit der künftigen Erzförderungen, und nicht zu einem kleinen Teil von der Gestaltung der Frachtkosten abhängig sein wird; andererseits bliebe die bereits bei der Kohle erwähnte indirekte Beeinflussung des deutsch-südafrikanischen Handelsverkehrs durch den Aufbau einer eigenen weiterverarbeitenden Industrie, die bei arbeitsteiliger Entwicklung sehr günstige, und bei parallel laufender Entwicklung sehr ungünstige Folgen für den Handelsverkehr mit Deutschland haben könnte. Hierauf wird im Abschnitt Industrie näher einzugehen sein. Bisher hat Deutschland innerhalb des Abkommens nur Schrotteisen und Weißblechabfälle in geringen Mengen aus Südafrika bezogen. e) Der K u p f e r b e r g b a u . Von Bedeutung für den s.-a.-Bergbau sind auch die Kupfervorkommen, deren Förderung allerdings zurückgegangen ist. Während 1915 Verkäufe in Höhe von 28920 t stattgefunden hatten, waren es 1921 nur noch 158 t, 1931 wieder 16396 t und 1937 12196 t im Werte von 610192 £s). Davon wurden Kupferbarren etc. im Werte von £592749 exportiert, alsoca.97% 4 ). Deutschland führte in den letzten Jahren folgende Mengen Kupfer ein: 1935 1936 1937 153365 t 127549 t 169920 t davon aus S.A.: 47654 t 40037 t 52026 t 5 ) Die Bezüge aus der Union liegen also in den letzten Jahren zwischen % und y% des gesamten deutschen Kupferimportes. Nachdem infolge des Aufschwunges am Kupfermarkte 1937 neue bedeutende Kupferlager im Namaqualand erschlossen werden konnten, kann die Kupferausfuhr der Union, wenn die Ausbeute dieser neuen Lager entwickelt sein wird, bedeutend gesteigert werden'). ') Südafrika-Bericht der Reichsgruppe Industrie, S. 10. 2 ) The South and East African Year Book and Guide, 1939, S. 432. 3 ) The South and East African Year Book and Guide, 1939, S. 438. 4 ) The South and East African Year Book and Guide, 1939, S. 171. 5 ) Manchester Guardian Commercial 19. 9. 1938. 6 ) Manchoster Guardian Commercial 14. 10. 1938-
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f) Die A s b e s t g e w i n n u n g . Die Gewinnung von Asbest, das größtenteils in Transvaal gefunden wird, zeigt ebenfalls eine steigende Tendenz, und zwar stieg die Produktion von 25237 t 1936 auf 28069 t im Jahre 1937. Diese Mengen wurden fast ausschließlich exportiert. Deutschland ist ein wichtiger Abnehmer des südafrikanischen Asbestes. Die deutschen Bezüge steigerten sich unter dem Gegenseitigkeitsverkehr von 15000 £ 1934/35 auf 20000 £ 1935/36 auf 40000 £ 1936 bis 1939. Trotz großer eigener Asbesterzeugung und trotz des umfangreichen Exportes in diesem Rohprodukt hat die Union einen großen Import verarbeiteten Asbestes aufzuweisen. g) Die P l a t i n f u n d e . Obwohl die Platinfunde bisher noch gering sind, gewinnen sie doch an Bedeutung. 1937 wurden 30125 Unzen im Werte von 237663 £ gefördert gegenüber 29045 Unzen im Jahrel936. Auch für Platin bestehen auf dem deutschen Industriemarkt vielfache Verwendungsmöglichkeiten. Der deutsche Import dieses Metalles aus der Union betrug innerhalb des 3. Abkommens (1936/37) 20000 £ und steigerte sich im 4. Abkommen auf 25000 £. Einschließlich Palladium-Konzentrate erreichte der Import 1938/39 52500 £, und im 6. Abkommen war ein Betrag von 47500 £ vorgesehen. h) Die M a n g a n e r z g e w i n n u n g . Steigende Wichtigkeit kommt der Manganerzgewinnung zu. Sie hat von 281866 t im Jahre 1936 auf 695000 t 1937 zugenommen1), also eine Steigerung um ca. 145% in 1 Jahr erreicht. Exportiert hat die Union davon im Jahre 1936 229105 t, 1937 531589 t 2 ). Das Erz wird also zum größten Teil für die Ausfuhr verwandt. Deutschland bezog aus der Union an Manganerzen: 1936 108602 t 1937 290679 t 1938 268044 t 3 ) oder wertmäßig innerhalb der Verrechnungsabkommen: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 60000 £ 220000 £ 400000 £ 300000 £ 450000 £ 400000 £ Es nahm demnach im Jahre 1936 ca. 47% und im Jahre 1937 sogar ca. 55% des gesamten Exportes der Union an Manganerzen ab. Der GesamtEngineer Nr. 4309 vom 12. 8. 1938. *) Official Year Book of the Union of South Africa, 1938, S. 966. 3 ) Monatliche Nachweise über den auswärtigen Handel Deutschlands, Ergänzungshefte 1 1936, 1937 und 1938.
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import Deutschlands in diesem Rohstoff betrug im Jahre 1937 554170 t, 1938 425785 t, und zwar bezog Deutschland die Manganerze zu 52% aus der Südafrikanischen Union, zu 22% aus Britisch Indien und zu 2% aus Rußland. Der Rest verteilt sich in unbedeutend kleine Posten1). Die vorstehenden Zahlen lassen die Schlußfolgerung zu, daß trotz der bereits starken Bindungen zwischen Deutschland und der Union in Hinblick auf Manganerze die Grenze der Absatzmöglichkeit auf dem deutschen Markte noch längst nicht erreicht ist, sondern daß die S.A.U. fast ihren gesamten Export dort unterbringen könnte. Wirtschaftlich gesehen besteht diese Möglichkeit jedenfalls und müßte für Deutschland um so erwünschter sein, als die Bezüge aus der Union gleichzeitig einen Export dorthin nach sich ziehen, während z. B. die Bezüge aus Britisch Indien für Deutschland keinen ähnlichen Vorteil bringen dürften. Eine andere Frage ist selbstverständlich, ob eine derartig starke Bindung aus wehrwirtschaftlich-politischen Gründen erwünscht ist. Sie birgt für beide Teile in Verwicklungsfällen Risiken in sich. In tendenziöser Weise drückt die englische Zeitschrift „Engineer" v. 12. 8. 1938 die etwas verminderten Bezüge Deutschlands im Jahre 1938 folgendermaßen aus: „Der Boom der südafrikanischen Manganerzindustrie hat aufgehört. Große Mengen von Manganerzen werden zur Zeit in Durban gelagert. Während der letzten beiden Monate ist sehr wenig Erz verschifft worden. Im März wurden noch 65000 t von 2 Unternehmungen in Durban verschifft, im Mai nur noch die Hälfte. Die deutschen Käufe hängen von den finanziellen Abmachungen des Wollabkommens ab. Da dessen Auswirkungen sich in diesem Jahr verzögerten, ist die Manganerzindustrie entsprechend benachteiligt. Ein weiterer Großabnehmer ist Frankreich, dessen Manganerzkäufe natürlich durch die Deutschland gewährten Handelsbedingungen beeinflußt werden." i) Die Zinnförderung. Im Gegensatz zu der steigenden Gewinnung der meisten bisher besprochenen Erze ist die Zinnförderung zurückgegangen. Die größte Förderung weist das Jahr 1913 mit 3600 t Zinnerz auf 2 ). Im Jahre 1936 betrug die Förderung noch 1065 t im Werte von £ 114516 und 1937 nur noch 955 t im Werte von £ 118226. Der Preis verdeckt hier also einen absoluten Rückgang. Der Zinnexport zeigt ebenfalls eine mengenmäßige Verminderung und eine wertmäßige Steigerung. Im Jahre 1936 exportierte die Union 1158 t Zinnerz im Werte von 128330•£ und 1937 1065 t im Werte von 136316 £3). Deutsche Zinnimporte aus der S.A.U. wurden erstmalig in das 3. Verrechnungsabkommen, also für das Jahr 1936/37 einbezogen, und zwar in einem Werte von 15000 £. Im 4. Abkommen stieg der Betrag auf 22 000 £ und fiel im 5. wieder auf 20000 £. Derselbe Betrag wurde für das 6. Abkommen vorgesehen. x) 2)
Statistisches Jahrbuch für den Welthandel, 1938, S. 47. Manchester Guardian Commercial 14. 10. 1938. 3 ) Official Year Book of the Union of South Africa Nr. 19.
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j) Weitere E r z v o r k o m m e n . Neben den bisher angeführten Erzvorkommen verfügt der geologisch reichhaltige Boden der Union über Vanadium, Silber, Radium, Blei, Graphit, Kobalt, Nickel, Zink, Quecksilber und Arsen, also großenteils Erze, für die auf dem deutschen Markte eine Nachfrage besteht. Die deutschen Bezüge in Vanadiumerz sind innerhalb der Verrechnungsabkommen bereits sehr beträchtlich1). Im 2. Abkommen wurde erstmalig ein Betrag von 20000 £ für Vanadiumerz vorgesehen, der sich im 3. Abkommen auf 30000, im 4. auf 65000 und im 5. sogar auf 120000 £ steigern konnte. Das 6. Abkommen sah 100000 £ für den Bezug von Vanadiumerz vor. Erhöhungen durch Zusatzabkommen wie im Vorjahre waren selbstverständlich möglich. Im Verhältnis zum Gold tritt die Bedeutung des Silbers in der Union ganz zurück. Die Ausbeute ist nur gering und spielt für den Export keine Rolle.
III. Die Industrie. 1. Industriepolitik und Binnenmarktspflege der Regierung Hertzogs. Wenn im Folgenden von „Industrie" gesprochen wird, so werden darunter nicht der Bergbau und seine Hilfsindustrien, die der Aufbereitung der Rohprodukte dienen, verstanden, sondern nur die Produktions- und Verbrauchsgüterindustrien. Die Interessen des Bergbaues und der Verbrauchsgüterindustrie stehen oft schroff einander gegenüber (z. B. in der Zollpolitik), und es ist eine schwierige Aufgabe der Regierung, die volkswirtschaftliche Wichtigkeit der beiderseitigen Interessen abzuwägen und danach die Entscheidung zu treffen. Für die Produktionsgüterindustrie trifft das zwar auch, aber doch in geringerem Maße zu, denn hier ist häufiger eine Übereinstimmung mit den Bestrebungen des Bergbaues festzustellen, weil der Bergbau der größte Kunde der Produktionsgüterindustrie ist. — a) G r ü n d e f ü r die F ö r d e r u n g der I n d u s t r i e . Einer der Kernpunkte der bereits mehrfach erwähnten Politik der Binnenmarktspflege, die die Regierung Hertzogs betreibt, ist die Förderung der Industrie; denn durch die Industrialisierung wird die Schließung des inneren Wirtschaftskreislaufes herbeigeführt, die die Unabhängigkeit der s.-a. Wirtschaft von Weltmarktsschwankungen herbeiführen soll. Auch wehrwirtschaftliche Gesichtspunkte spielen für den Ausbau des Binnenmarktes eine Rolle. Ein weiterer Grund, der die Regierung zur Förderung der Industrie veranlaßt, ist das immer dringlicher werdende „Poor White"-Problem und überhaupt die Notwendigkeit, neue Beschäftigungsmöglichkeiten für die zunehmende weiße Bevölkerung zu schaffen. *) Sie sind überwiegend deutsch-südwestafrikanischen Ursprungs.
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j) Weitere E r z v o r k o m m e n . Neben den bisher angeführten Erzvorkommen verfügt der geologisch reichhaltige Boden der Union über Vanadium, Silber, Radium, Blei, Graphit, Kobalt, Nickel, Zink, Quecksilber und Arsen, also großenteils Erze, für die auf dem deutschen Markte eine Nachfrage besteht. Die deutschen Bezüge in Vanadiumerz sind innerhalb der Verrechnungsabkommen bereits sehr beträchtlich1). Im 2. Abkommen wurde erstmalig ein Betrag von 20000 £ für Vanadiumerz vorgesehen, der sich im 3. Abkommen auf 30000, im 4. auf 65000 und im 5. sogar auf 120000 £ steigern konnte. Das 6. Abkommen sah 100000 £ für den Bezug von Vanadiumerz vor. Erhöhungen durch Zusatzabkommen wie im Vorjahre waren selbstverständlich möglich. Im Verhältnis zum Gold tritt die Bedeutung des Silbers in der Union ganz zurück. Die Ausbeute ist nur gering und spielt für den Export keine Rolle.
III. Die Industrie. 1. Industriepolitik und Binnenmarktspflege der Regierung Hertzogs. Wenn im Folgenden von „Industrie" gesprochen wird, so werden darunter nicht der Bergbau und seine Hilfsindustrien, die der Aufbereitung der Rohprodukte dienen, verstanden, sondern nur die Produktions- und Verbrauchsgüterindustrien. Die Interessen des Bergbaues und der Verbrauchsgüterindustrie stehen oft schroff einander gegenüber (z. B. in der Zollpolitik), und es ist eine schwierige Aufgabe der Regierung, die volkswirtschaftliche Wichtigkeit der beiderseitigen Interessen abzuwägen und danach die Entscheidung zu treffen. Für die Produktionsgüterindustrie trifft das zwar auch, aber doch in geringerem Maße zu, denn hier ist häufiger eine Übereinstimmung mit den Bestrebungen des Bergbaues festzustellen, weil der Bergbau der größte Kunde der Produktionsgüterindustrie ist. — a) G r ü n d e f ü r die F ö r d e r u n g der I n d u s t r i e . Einer der Kernpunkte der bereits mehrfach erwähnten Politik der Binnenmarktspflege, die die Regierung Hertzogs betreibt, ist die Förderung der Industrie; denn durch die Industrialisierung wird die Schließung des inneren Wirtschaftskreislaufes herbeigeführt, die die Unabhängigkeit der s.-a. Wirtschaft von Weltmarktsschwankungen herbeiführen soll. Auch wehrwirtschaftliche Gesichtspunkte spielen für den Ausbau des Binnenmarktes eine Rolle. Ein weiterer Grund, der die Regierung zur Förderung der Industrie veranlaßt, ist das immer dringlicher werdende „Poor White"-Problem und überhaupt die Notwendigkeit, neue Beschäftigungsmöglichkeiten für die zunehmende weiße Bevölkerung zu schaffen. *) Sie sind überwiegend deutsch-südwestafrikanischen Ursprungs.
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Diese Notwendigkeit läßt sich im Bergbau nicht verwirklichen, denn 1. handelt es sich dort um Masseneinstellungen ungelernter Arbeitskräfte, für die aus den bekannten Prestigegründen nur farbige Kräfte in Frage kommen, und 2. würde der hohe Lohn des weißen Mannes für die unqualifizierte Arbeit in den Bergwerken die Kosten übermäßig hoch werden lassen. Daher versucht die Regierung diese Beschäftigungsmöglichkeit durch Förderung der weiterverarbeitenden Industrie herbeizuführen. b) M i t t e l zur Förderung der I n d u s t r i e , aa) Die Zollpolitik in ihrer Entwicklung. Die Mittel, deren sich die Regierung zur Förderung der Binnenmarktsindustrie bedient, sind sowohl Zollvergünstigungen als auch Subventionen — vorwiegend indirekter Art. So wurde der Industrie durch den am 30. 7. 1925 in Kraft tretenden dreispaltigen Zolltarif ein Vorsprung auf dem Binnenmarkt gesichert. Die Vorteile, die dieser Tarif der jungen südafrikanischen Industrie brachte, waren kurz folgende: Die Beschränkung in der Vorzugsbehandlung Englands stärkte die Konkurrenzfähigkeit der südafrikanischen Produkte auf dem heimischen Markte den englischen Waren gegenüber. Die Einführung des Maximaltarifes sollte in verschiedener Hinsicht fördernd wirken: Zunächst war er für Artikel vorgesehen, die in der Union zu Gunsten der heiniischen Industrie besonders geschützt werden sollten1). Ferner sollte er dazu dienen, die Arbeitsbedingungen der weißen Arbeiter zu bessern. Seine Anwendung auf Industriewaren wurde daher teilweise davon abhängig gemacht, welcher Art die Arbeitsbedingungen in dem betreffenden Industriezweige sind, und wie groß die Zahl der beschäftigten weißen Arbeiter dort ist. Der Industrie wurde also die Einstellung qualifizierter Arbeiter erleichtert. Ein weiterer Vorteil des Zolltarifes war die Erleichterung der Einfuhr unentbehrlicher Rohstoffe und Halbfabrikate, die teils zollfrei hereingelassen wurden2), und teils eine so niedrige Zollbelastung erfuhren, daß sie als fast zollfrei anzusehen waren3). Weitere Zölle, die aber vorläufig nicht in Kraft traten, sollten den Industrien zugute kommen, deren gegenwärtige Entwicklung einen Schutzzoll noch nicht rechtfertigte, für die jedoch ein Schutz notwendig wurde, wenn sie in ein vorgeschritteneres Stadium kamen. Bis 1934 waren schon eine ' ) Zollerhöhungen wurden vorgenommen bei: Jams, Konditoreiwaren, Stahlspänen, Möbel, Wolldecken, Stoffen für Bettücher, Kleidungsstücken, Rohren, Milchkannen, Bürsten, Kartons, Papierwaren, Druckereierzeugnissen, Raucherwaren, Tinten etc., alles Güter, die in der Union selbst hergestellt werden konnten. Gerich : Außenhandel u. Handelspolitik der S.A.U., S. 76. 2 ) Klasse XV des Tarifes führt alle Waren zur gewerblichen Weiterverarbeitung auf, die vollständige Zollfreiheit genießen. 3 ) Beispiele dafür sind: Molkereiutensilien und Maschinen, Eisen- und Straßenbahnmaterialien einschl. Ausrüstungsgegenständen, eine Reihe Eisen- und Stahlwaren, wissenschaftliche Apparate, Instrumente für Télégraphié und Telephonie, Motore für Schiffe etc. Gerich: Außenhandel und Handelspolitik der S.A.U., S.? »
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Reihe der zunächst suspendierten Zölle in K r a f t gesetzt, so z. B. f ü r Zucker, Desinfektionsmittel, Kondenzmilch, pflanzliches F e t t etc. 1 ). Neben den angeführten Vergünstigungen erwuchs der Industrie ebenso wie dem Bergbau u n d der Landwirtschaft der Vorteil, daß eine Verschiebung der Zollbelastung von lebensnotwendigen Gütern auf Luxusgüter stattfand. Die Lebenshaltung mittlerer Bevölkerungsschichten wurde also verbilligt. Damit wurde die Gefahr einer Lohnerhöhung vermindert. Außerdem diente in vielen Fällen die Einführung des Minimaltarifes dazu, Absatzvergünstigungen auf fremden Märkten f ü r Produkte der Union zu schaffen. Der letztere Vorteil kommt jedoch f ü r die Industrie wenig in Betracht, da sie einen Export kaum aufzuweisen h a t . Inzwischen entspricht jedoch dieses Zollsystem nicht mehr den Anforderungen der heutigen weit entwickelteren s.-a. Industrie. Die Fertigwarenindustrie verlangt z. B., daß das nunmehr 15 J a h r e alte Schutzzollsystem einer Revision unterzogen wird. Eine Unterlassung dieser Revision würde weitgehende Betriebseinschränkungen dieser Industrien u n d schwere Schäden f ü r das ganze Land zur Folge haben. I m J u l i 1938 wurden bereits Abordnungen der Gewerkschaften u n d Arbeitgeberverbände beim Finanzminister vorstellig, u m einen höheren Schutz zu bewirken. Die Antwort war nicht negativ, jedoch dazu angetan, die Erledigung hinauszuschieben, denn man verlangte die Einreichung genauer Preise und Einzelheiten über die Einfuhr von Konkurrenzware, die nur sehr schwierig, und manchmal gar nicht zu beschaffen waren. Die Gründe f ü r diese Entwicklung sind einmal darin zu sehen, daß sich unter dem Zollschutz die Industrien stark entwickelt haben u n d nunmehr ein erweitertes Absatzgebiet benötigen. Da ihr schnelles Aufblühen größtenteils auf die künstliche Förderung zurückzuführen ist, u n d da sie andererseits mit verschiedenen viel höheren Kostenfaktoren zu rechnen haben als ihre ausländische Konkurrenz, sind sie heute noch nicht in der Lage, sich ohne besonderen Schutz auf dem s.-a. Binnenmarkt durchzusetzen 2 ). Die steigenden Selbstkosten, die vor allem durch steigende soziale Maßnahmen verursacht worden sind, haben dazu geführt, daß Mitte des Jahres 1938 bereits viele Fabriken verkürzt arbeiteten, u n d daß die Arbeitslosigkeit zunimmt 3 ). Aus dem Beschäftigungsstand vom J a n u a r 1939 ist dieser Rückgang mancher Industriezweige zu ersehen. So beschäftigte die Bekleidungsindustrie (bezogen auf 1935 = 100). z. B. n u r : Europäer 90 Eingeborene 125 Asiaten 99 Mischlinge 114. Gerich: Außenhandel und Handelspolitik der S.A.U., S. 77. ) Z. B. sind Löhne und Gehälter für die weiße Arbeitskraft in kaum einem Lande so hoch wie in S.A. Im Jahre 1938 wurden 231 £ Durchschnittslohn für die weiße Arbeitskraft bezahlt, Engineer 9. 9.1938. Da die Lebenshaltungskosten seit der Abwertung 1932 nur um etwas über 4% gestiegen sind (St. Jahrb. f. d. dt. R. 1938, S. 203), entspricht das etwa einem Betrage von rund 4500 RM. 3 ) Industrial and Commercial South Africa, Kapstadt, 8. 1938. 2
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Das Ledergewerbe beschäftigte nur 91 Europäer, das Baugewerbe 98. Wenn die verarbeitende Industrie insgesamt gesehen seit 1935 auch einen Beschäftigungszuwachs zu verzeichnen hat, (Europäer Eingeborene Asiaten Farbige
105 118 114 124)
so ist im Vergleich zum Dezember 1938 doch ein Rückgang zu verzeichnen. (106:119 :116:128 1 ).) Weiter findet der Rückgang in den Einwanderungsbestimmungen seinen Niederschlag. Wenn Südafrika bisher Ausländer in großer Zahl aufnahm, so sah es sich seit Mitte 1938 gezwungen, die Einwanderung zu beschränken. Vor allem Facharbeiter, denen sich kurz vorher noch große Aussichten in S.A. boten, können jetzt dort keinen festen F u ß mehr fassen, sofern sie nicht englischer Nationalität sind. Diese Bestimmungen treffen vor allem Baufacharbeiter u n d Hotel- u n d Restaurationspersonal. Verschiedene Anfragen holländischer Arbeiter mußten bereits abgelehnt werden 2 ). bb) Der Frachtenschutz. Dem Zollschutz mindestens gleichzusetzen ist der Frachtenschutz, den die junge südafrikanische Industrie durch die Tarifpolitik der s.-a. Eisenbahnen und des s.-a. Schiffahrtsamtes erfährt. Neben dem großen natürlichen Frachtenschutz, den die s.-a. Industrie durch die großen Entfernungen zwischen Südafrika einerseits u n d den Industrieländern andererseits genießt, erstreben diese s.-a. Verkehrsinstitutionen eine zusätzliche Unterstützung der nationalen Industrie durch Erhöhung der Frachten f ü r Importgüter, die mit Waren der eigenen Industrie in Konkurrenz treten. Die Eisenbahntarife in den Dienst der Handelspolitik zu stellen, bedeutet f ü r S.A. keine große Schwierigkeit. Jedoch diese Politik auch der s.-a. Schiffahrtskonferenz aufzuzwingen, d ü r f t e problematischer sein. Das Schiffahrtsamt h a t jedoch berechtigte Hoffnungen, daß es seine in gleicher Richtung gehenden Tarifvorschläge in steigendem Maße in der Konferenz durchsetzt 3 ). cc) Steuervergünstigungen. Die weiteren Vergünstigungen der Industrie liegen hauptsächlich auf steuerlichem Gebiete. Es wird in Südafrika immer wieder darauf hingewiesen, daß sowohl die Landwirtschaft als auch besonders die Verbrauchsgüterindustrie zu einem großenTeil mit Hilfe der hohen Besteuerung der Minen, insbesondere der Goldminen, erhalten werden. Man h a t darüber die verschiedensten Berechnungen aufgestellt, die alle darauf abzielen, die Höhe der Belastung der Goldindustrie zu Gunsten der Binnenmarktspflege zahlenmäßig zu erfassen. ') Deutsche Nachrichten für den Außenhandel, 16. 5. 1939. 8 ) De Telegraaf, Amsterdam Nr. 17267 vom 10. 9. 1938. 3 ) Schulz-Kiesow: Freie Seeschiffahrt und Konferenzen S. 119/20. 3
Mühlhoff
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Im Jahre 1937/38 haben z. B . die Goldminen fast; 2/3 der Einkommensteuer aufgebracht, während sie nur % der weißen Arbeitskräfte der gesamten Industrie beschäftigten 1 ). Alle solche Schätzungen sind natürlich in irgendeiner Weise nicht einwandfrei. Immerhin läßt sich die Tendenz daraus erkennen, daß die Binnenmarktsindustrie in weitem Umfange Kostgänger der Minenindustrie ist 2 ). Verfolgt man den Gedankengang weiter, so ergeben sich natürlich hieraus einige schwerwiegende Probleme, vor allem, wie es mit der Lebensfähigkeit dieser Binnenmarktsindustrien bestellt sein würde, wenn mal diese indirekten Subventionen in Fortfall kämen. Die Hoffnungen der Regierung Hertzog gehen wohl dahin, daß, bis dieser Zeitpunkt einmal eintritt, der Binnenmarkt eine genügende eigene Tragfähigkeit bekommen haben wird. Auf der anderen Seite soll die Förderung gerade für solche Zeiten Vorsorgen, in denen die Gewinne aus den Goldminen zurückgehen. Wie die S.A.-Kommission der Reichsgruppe Industrie berichtet, konnten sich die Vergünstigungsmaßnahmen nicht ganz ausreifen. Minenbesitzer und Farmer veranlaßten zum mindesten eine starke Verlangsamung des Förderungsprozesses der Binnenmarktsindustrien. Sie führten folgende Gegenargumente an: Die Minen befürchteten durch die Zollpolitik eine Erhöhung der Lebenshaltungskosten und damit eine Gefährdung ihrer Kostengrundlage. Auf der anderen Seite verlangten die Farmer, daß durch den Ausbau der weiterverarbeitenden Industrie nicht der Absatzmarkt für Agrar- und Wollerzeugung gefährdet wird. Außerdem macht sich in einzelnen Fällen bereits das Problem bemerkbar, daß die Binnenmarktsindustrie der Landwirtschaft die Kräfte entzieht. — Diese Gegnerstellung der Goldminenindustrie und der Farmerkreise mögen bestimmend dafür sein, daß die Regierung ihren 1925 eingeschlagenen Kurs des besonderen Schutzes nicht mehr in demselben Maße beibehalten kann, wie das bereits geschildert wurde. 2. Der Einfluß der Industrialisierung auf den südafrikanischen Außenhandel. Oft ist die Frage aufgeworfen worden, ob durch den Ausbau einer eigenen Industrie in Südafrika die deutschen Exportmöglichkeiten verringert würden. Es handelt sich hier im Grunde um eine sehr alte Kontroverse, nämlich ob die Industrialisierung der Neuländer die Exportmöglichkeiten der alten Industrieländer verringere. Eine Kontroverse, die bekanntlich bereits dem Streit Agrar- oder Industriestaat um die Jahrhundertwende zugrunde gelegen hat. Zumeist hat man die Frage leichthin dadurch abzutun gesucht, daß man darauf hinwies, daß die Industrieländer sich gegenseitig die besten Kunden seien, und daß z. B . die kleine Schweiz mehr Halb- und Fertigwaren von Deutschland aufnimmt als der ganze Kontinent Afrika zusammengenommen, und daß Südafrika auch heute nur reichlich % so viel deutsche Waren importiert wie die Schweiz. Frankfurter Zeitung, Oktober 1939. Tatkräftig unterstützt wird diese Politik der künstlichen Förderung durch die Städte, die der Industrie besonders vorteilhafte Grundstücksangebote machen. 2)
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Auf lange Sicht mag diese Argumentation richtig sein, auf kürzere Frist jedoch ist es ohne Zweifel so, daß die Industrialisierung der Neuländer die Gefahr einer Verringerung und Erschwerung des Absatzes der Industrieländer mit sich bringt. Man kann insbesondere die Frage nicht generell entscheiden, sondern muß im Einzelnen untersuchen, welche Industrien in dem Neuland aufgebaut werden, und welche Bedeutung denjenigen Industrien im Exportland zukommt, die durch diese neuentstehenden Industrien in ihren Absatzmöglichkeiten beeinträchtigt werden. In dieser Richtung sollen im Folgenden einige Betrachtungen über die Rückwirkungen der bisherigen Industrialisierung Südafrikas auf die deutschen Exportmöglichkeiten angestellt werden. 3. Der Stand der einzelnen Industriezweige, a) E n t w i c k l u n g u n d S t r u k t u r der s ü d a f r i k a n i s c h e n I n d u s t r i e . Den Anstoß zum Aufbau einer eigenen Produktions- und Konsumgüterindustrie in Südafrika hat der Weltkrieg gegeben. S.A. war auf sich selbst angewiesen, da die Lieferungen der europäischen Staaten ausblieben, und U.S.A. durch Kriegslieferungen bessere Geschäfte machen konnte. Nach dem Kriege setzte dann allerdings zunächst eine Rückentwicklung ein, denn eine europäische Warenwelle überflutete Südafrika. Durch die Schutzzollpolitik 1925 wurde jedoch die neue Grundlage zur Weiterentwicklung geschaffen. Außerdem trugen die folgenden günstigen Voraussetzungen dazu bei, daß sich in wenigen Jahren eine Industrie sprunghaft aufbauen konnte, zu deren organischer Entwicklung Jahrzehnte notwendig gewesen wären. Diese Voraussetzungen sind: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.
reiche Erzlager, ausgedehnte Agrarproduktion, Kapitalreichtum und Investitionsfreudigkeit, billige schwarze Arbeitskraft, relativ hohe Kaufkraft der Bevölkerung, großer Überschuß im Staathaushalt, fortschreitender Ausbau der Verkehrswege1).
Die Zahl der Betriebe hat sich seit 1911 vervierfacht, die Zahl der weißen Arbeitskräfte versechsfacht, die der farbigen vervierfacht, und der Produktionswert hat sich in der gleichen Zeit verneunfacht2). Die Struktur der weiterverarbeitenden Industrie ist durch einen hohen Prozentsatz ausgesprochener Kleinbetriebe gekennzeichnet. Die Zahl der Industriebetriebe betrug nach der Zählung von 1934/35 9042. Von ihnen müssen ungefähr 20% als reine Handwerksbetriebe bezeichnet werden, denn sie beschäftigen weniger als 5 Personen3). 30% der Industriefirmen beschäftigten 5—10 Arbeiter, 15% zwischen 10 und 20 und 14% zwischen 20 und 50. Die Zahl der Mittelbetriebe ist verhältnismäßig gering, denn Südafrika-Bericht der Reichsgruppe Industrie. ) Südafrika-Bericht der Reichggruppe Industrie, S. 20. 3 ) Barth von Werenalp : Europa blickt nach Afrika, S. 309. 2
3*
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nur 5 , 5 % beschäftigen 51 bis 100 Mann, 3 % 100 bis 200, 1 % 200 bis 300 Mann. Großbetriebe mit mehr als 300 Beschäftigten sind n u r wenig vorhanden, nämlich 1 % mit 300 bis 500 Arbeitern und n u r 0,8% mit einer Gefolgschaft von mehr als 500 Mann. Gleichwohl beschäftigten die Großbetriebe mit über 500 Mann Belegschaft 22,2 % aller in der Industrie tätigen Personen. Den 14% Mittel- und Kleinbetrieben steht auch eine Belegschaft von 14% der Beschäftigten gegenüber, während die 2 0 % mit weniger als 5 Arbeitern nur 1,6% der in der Industrie Beschäftigten umfassen 1 ). Nach der Zahl der beschäftigten Arbeitskräfte ergibt sich folgende Rangordnung: 1. 2. 3. 4.
Metallverarbeitende Industrie, Nahrungs- und Genußmittel-Industrie, Baugewerbe, Textilindustrie.
Diese 4 Industriezweige beschäftigten zusammen 2 / 3 der Industriearbeiter. Aus der geringen Zahl der Großbetriebe ergibt sich, daß die Vorteile dieser Betriebsgröße in Südafrika nur wenig ausgenutzt werden können. I n vielen Industrien kennt man nicht den Grad der Rationalisierung und Massenproduktion, die die europäische Industrie charakterisiert. Ein weiteres Kennzeichen f ü r die weiterverarbeitende Industrie Südafrikas ist der geringe Produktionswert pro Kopf des Beschäftigten. E r betrug 1934/35 £ 494 gegen 1000 £ in Neuseeland, £ 812 in Australien u n d £ 955 in K a n a d a . Der Nettoertrag zeigt ein ähnliches Bild, nämlich £ 229 gegen £ 329 in Neuseeland, £ 319 in Australien und £ 416 in Kanada. Pro Kopf der weißen Bevölkerung liegt dagegen in S.A. sowohl der Produktionswert als auch der Nettoertrag weit über den Werten der angeführten Vergleichsländer 2 ). b) D i e E i s e n i n d u s t r i e . I n mehr oder weniger entwickelten Stadien sind fast alle Industrien in der Union vorhanden. Die eisenverarbeitende u n d eisenerzeugende Industrie, deren erste Anfänge Jahrzehnte zurückliegen, h a t ihren Aufschwung durch die von der Regierung 1928 gegründete South African Iron and Steel Industrial Corporation = ISCOR erhalten. Auf Grund der günstigen Rohstoffverhältnisse und der Eignung des afrikanischen Koks zur Eisenerzeugung kann das Erz zu einem sehr billigen Preise geliefert werden. I m J a h r e 1936 h a t die ISCOR mit der internationalen Rohstahlgemeinschaft u n d der British Iron and Steel Federation ein Abkommen getroffen, auf Grund dessen die Stahlerzeugung in S.A. auf 350000 t beschränkt bleiben muß. Der steigende Bedarf der Stahlverbraucher h a t die heimische Industrie jedoch veranlaßt, umfangreiche Erweiterungen zu planen, u n d 2
Manchester Guardian Commercial 14.10. 1938. ) Frankel: Capital Investment in South Africa, S. 136.
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zwar werden die Vorbereitungen dazu bereits getroffen, so daß nach Ablauf des Vertrages die Anlagen zu einer wesentlich erweiterten Produktion fertiggestellt sind. Die bisherige Roheisenerzeugung durch die ISCOR, so bedeutend sie auch ist, deckt doch nicht y 3 des s.-a. Bedarfes 1 ). Das Unternehmen stellt sich jedoch immer mehr auf den Bedarf der Goldindustrie Südafrikas ein, so daß die Eigenerzeugung wohl einschränkend auf den europäischen Export wirken wird. c) D i e M e t a l l - u n d m e t a l l v e r a r b e i t e n d e
Industrie.
Besondere Wichtigkeit kommt der Metall- u n d metallverarbeitenden Industrie zu, die ihren Mittelpunkt in Durban u n d K a p s t a d t hat. Wie bereits erwähnt, steht sie mit einer Zahl von 50000 Beschäftigten, davon 20000 Europäern, (die Elektroindustrie ist in diesen Zahlen einbegriffen) an der Spitze der weiterverarbeitenden Industrien. Sie umfaßt heute 1041 Unternehmungen, darunter 308 Maschinenfabriken, 289 Galvanisierungsanstalten u n d 125 Werkstätten f ü r die Herstellung elektrischer Bedarfsartikel. Da sie sich immer mehr auf den Bedarf der heimischen Bergwerksindustrie einstellt, beginnt sie die deutschen Exportaussichten zu schmälern. d) D i e N a h r u n g s - u n d
Genußmittelindustrie.
Ist die metallverarbeitende Industrie nach der Zahl der Beschäftigten gemessen die bedeutendste, so kommt diese Stelle nach dem Produktionswert gemessen der Nahrungs- u n d Genußmittelindustrie zu. I h r Wachstum hängt mit der Bedeutung des heimischen Ackerbaues u n d der Viehzucht zusammen. Sie zählt insgesamt 2120 Betriebe. Da sie nicht so viele Arbeitskräfte u n d außerdem nicht so geschulte K r ä f t e notwendig h a t , liegen bei ihr die Veredelungskosten bedeutend tiefer als bei der metallverarbeitenden Industrie. Sie betragen in S.A. n u r % des Produktionswertes. Die Kosten f ü r das Rohmaterial sind hingegen höher als die der vergleichsweise angeführten Industrie, fließen aber auch im Gegensatz zu dieser ausschließlich der s.-a. Wirtschaft zu. I n dem hier besprochenen Zusammenhang ist die genannte Industrie allerdings von geringem Interesse, da die deutsch-südafrikanischen H a n delsbeziehungen durch sie nicht beeinträchtigt werden. e) Die T e x t i l - u n d
Bekleidungsindustrie.
Die Textil- u n d Bekleidungsindustrie befindet sich noch in den Anfängen. Sie ist jedoch wichtig, weil sie weit mehr europäische als farbige Arbeitsk r ä f t e benötigt. Dieser Industriezweig befindet sich fast ausschließlich in jüdischen Händen u n d orientiert sich lediglich nach dem Preis, wobei selbst der Boykott deutscher Waren in den Hintergrund tritt 2 ). Abgesehen von 2
Barth von Werenalp: Europa blickt nach Afrika, S. 317. ) Südafrika-Bericht der Reichsgruppe Industrie.
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einem geringen Textilexport sind jedoch bisher lediglich einige deutsche Firmen zu Lieferungen von Farbstoffen herangezogen worden. Die Untersuchung, ob nicht auch deutsche Kammgarne in Frage kommen, ist neuerdings eingeleitet 1 ). Trotz der ungeheuren Wollproduktion Südafrikas ist das Material für die Textilindustrie aus dem Ausland bezogen worden. Erst seit 1937/38 setzte sich die Regierung auch für die Verwendung von Wolle ein2). f) D i e S c h u h i n d u s t r i e . Die Schuhindustrie — ein Kriegskind — hat sich so ausgeweitet, daß sie fast den gesamten Inlandsbedarf selbst befriedigt. Sie ist dabei allerdings auf den Import besserer Ledersorten angewiesen, da das südafrikanische Leder nicht hochwertig ist. Auch Deutschland liefert dieses Leder, jedoch stellen sich größeren Bezügen aus Deutschland, vor allem auch in Maschinen zur Lederverarbeitung insofern Hindernisse in den Weg, als die südafrikanische Lederindustrie großenteils vertraglich an amerikanische Unternehmungen gebunden ist. Die Bindung besteht darin, daß diese amerikanischen Werke der Schuhindustrie Südafrikas z. B. Spezialmaschinen gegen hohe Leihsätze zur Verfügung gestellt haben. Obwohl sich die Lederindustrie bemüht, von den daraus entstandenen Verpflichtungen frei zu werden, ist das doch erst einem sehr kleinen Teile gelungen. g) D i e P a p i e r i n d u s t r i e . Umfangreich ist auch die Papierindustrie Südafrikas. Sie soll nach einem Bericht in der „ H o u t " den Haag vom 18. 11. 1938 demnächst auch auf die Zelluloseproduktion ausgedehnt werden. Hiermit sollen sich 2 Konzerne, und zwar die Premier Paper Mills Ltd. und die South African Pulp and Paper Industry befassen. Bisher ist die Zellulose von den Papierfabriken eingeführt worden, da das s.-a. Holz meist zu hart zur eigenen Herstellung war. Jetzt hat man jedoch festgestellt, daß sich die einheimische pinus patula ausgezeichnet zur Zellulosenherstellung eignet und hat bereits in verschiedenen Gegenden Ost-Transvaals 23000 ha damit bepflanzt. Die Folgerung daraus ist, daß die bereits gut ausgebaute Papierindustrie einen weiteren Aufschwung erleben wird. Sie umfaßt heute 472 Betriebe, von denen sich 402 auch mit Buchbinderei und der Produktion von Schreibwaren, Briefpapier, Briefumschlägen, Spielkarten usw. befassen. Ferner gibt es 36 Papiersack- und Kartonnagenfabriken, sowie 15 lithographische Anstalten 3 ). Da der deutsche Export an Papierwaren in die Union nicht unbedeutend ist, (1937 betrug er 74400 dz im Werte von 1,7 Mill. RM) wächst dadurch eine Konkurrenz der deutschen Exportware heran. x 2 8
) Südafrika-Bericht der Reichsgruppe Industrie. ) Barth von Werenalp: Europa blickt nach Afrika,S. 318. ) Manchester Guardian Commercial v. 14. 10. 1938.
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h) D i e C h e m i s c h e
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Industrie.
Ähnlich verhält sich die Sachlage bei der chemischen Industrie. Sie deckt z.B. heute bereits vollständig den Bedarf der Minen an Explosivstoffen. Ihre Produktion erstreckt sich zur Hauptsache auf die folgenden W a r e n : Möbelpolitur, Schuhputzcremen, Kerzen, Seifen, Farben und Lacke, P a r f ü m s und kosmetische Artikel, Düngemittel, Desinfektionsmittel, Insektenpulver, Explosivstoffe, Zündhölzer u n d Gerbstoffe 1 ). Die Bedeutung dieses Industriezweiges geht nicht n u r soweit, daß er den Umfang der südafrikanischen Importe wesentlich einschränkt, sondern er ist z. B. in der Ausfuhr von Naphtalin Deutschlands Nachfolger auf dem Weltmarkt geworden. Die Tatsache, daß Deutschland vor einiger Zeit seinen Export in diesem Produkte einstellte, h a t t e eine erhebliche Steigerung des südafrikanischen Exportes darin zur Folge, und zwar hauptsächlich nach Amerika. Die chemische Industrie Südafrikas wurde durch die vor einigen J a h r e n stattgefundene Rationalisierung auf eine gesunde Basis gestellt und verspricht daher eine selbständigere Entwicklung als andere Industriezweige. Insbesondere wird die Düngemittelfabrikation begünstigt. Zweifellos wird sie durch die Versuche landwirtschaftlicher Hochschulen u n d privater Versuchsanstalten großer Herstellerfirmen gefordert. Ferner unterliegen der besonderen Förderung die Viehfuttererzeugung (z. B. Fischmehl), die Walöl- u n d Glyzeringewinnung, die Salzproduktion u n d die Konservenindustrie. Diese Industriezweige sind außerordentlich stark im A u f b a u begriffen, und ihre Produkte werden sich immer mehr den einheimischen Markt zu sichern wissen 2 ). Da die Einfuhr Südafrikas an chemischen Erzeugnissen aus Deutschland verhältnismäßig groß ist, — im J a h r e 1937 betrug sie 144700 dz im Werte von 4,2 Mill. RM — wird diese Entwicklung die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen nicht unbeeinträchtigt lassen. i) D i e K r i e g s i n d u s t r i e . Seitdem die Selbständigkeitsbestrebungen Südafrikas auch auf das militärische Gebiet übergegriffen haben, ist der Wunsch aufgetaucht, eine eigene Kriegsindustrie zu besitzen. Die Aufrüstung h a t zunächst zu starken Importsteigerungen — vorwiegend aus England — geführt. Seit einigen J a h r e n ist jedoch auf diesem Gebiete eine eigene Industrie im Werden. Besonders seit 1937 haben die ersten Industriewerke f ü r militärische Zwecke zu arbeiten begonnen. I m Herbst 1937 hat das erste selbstgebaute Flugzeug — ausgerüstet mit englischen Motoren — die Werkstätten der Luftwaffe in Robert Heights verlassen 3 ). Kleine Betriebe haben Aufträge f ü r Gasmasken, Handgranaten, Stahlhelme u n d sonstige Ausrüstungsstücke erhalten. Eine große Munitionsfabrik ist bei Pretoria im Werden, Bestellungen von Infanteriewaffen sollen an die Privatindustrie vergeben werden. Auf 1
) Manchester Guardian Commercial v. 14. 10. 1938) Chemistry and Industry, London vom 5. 8. 1939. 3 ) Barth von Werenalp S. 319. 2
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Grund eingehenden Studiums der englischen Waffenindustrie beabsichtigt man, sich durch eine eigene Rüstungsindustrie selbständig zu machen. — Im Jahre 1937 ist ein besonderes Amt der Landesverteidigung gegründet worden, das alle wehrwirtschaftlich wichtigen Industrien überwacht und die Verwendung der Werke im Kriegsfall durch eingehende Erhebungen vorbereitet. j) S o n s t i g e I n d u s t r i e n . Die Möbelindustrie Südafrikas ist noch sehr wenig entwickelt. Der Hauptgrund dazu mag die Holzarmut der Union sein. Ganz anders dagegen liegen die Dinge bei dem Aufbau eigener Motortreibstoffanlagen. Das Parlament fordert Unabhängigkeit von ausländischen Motortreibstoffen. Bisher lieferte Südafrika Mais nach Deutschland, der dort zum Teil zur Herstellung von Treibstoffen verwandt und dann wieder in die Union ausgeführt wurde, um mit anderen Treibstoffen gemischt und so verwandt zu werden. Diese Maisverarbeitung soll jetzt im Lande selbst aus der Maisüberproduktion stattfinden. Das FischerTropsch-Verfahren hat bei der Umwandlung von s.-a. Torbanit in öl das befriedigendste Ergebnis gezeitigt. Eine Probe des Erzeugnisses hat man nach Deutschland geschickt, wo nach eingehender Prüfung die Feststellung gemacht wurde, daß es sich zur Herstellung von Treibstoffen durchaus eigne. Durch dieses Verfahren kann der Bedarf Südafrikas an Treibstoffen selbst gedeckt werden. Die Regierung will die Erzeugung sofort in Angriff nehmen. Man glaubt bereits 1941 3 Mill. Gallons davon herstellen zu können1). Also auch in dieser Hinsicht ist eine Beeinträchtigung des deutschen Exportes durch die südafrikanische Industrialisierung festzustellen. Ähnlich ist es bei der Errichtung einer Radioindustrie. Diese ist, wie die „South African Broadcasting Corp." in ihrem Jahresbericht für das Jahr 1937 erklärt, zur Notwendigkeit geworden, denn 1. verlangen die umfangreichen Reparaturen eigene Werkstätten, und 2. drängen die übermäßig langen Lieferfristen aus Übersee infolge der starken Beanspruchung der Fabriken durch Rüstungsaufträge zu dieser Verselbständigung2). Die stark ausgebaute Elektrizitätsindustrie Südafrikas ist in diesem Zusammenhang weniger bedeutungsvoll. 4. Zusammenfassung der Auswirkungen der südafrikanischen Industrialisierung auf den Außenhandel. Suchen wir nach dieser Überprüfung der einzelnen Industriezweige zu einer Antwort auf die oben gestellte Frage zu gelangen, ob und inwieweit der Aufbau einer eigenen Industrie in Südafrika den Handelsverkehr mit den europäischen Industriestaaten beeinträchtigt hat, so ergibt sich folgendes: Die S.A.U. befindet sich heute noch in dem Stadium des Ausbaues der neuen Industrie. Das bedeutet für sie einen gesteigerten Einfuhr>) Engineer, London v. 14.10. 1938. Industrial Commercial South Africa, August 1938.
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Die Industrie
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bedarf an vielen der hierfür erforderlichen Produktivgüter. Manche Industrien sind allerdings in ihrem A u f b a u bereits so weit gediehen, daß sie europäische Erzeugnisse vom s.-a. Markt verdrängen konnten. Insoweit h a t sich also eine Verschiebung zu Ungunsten der Exportgüter europäischer Verbrauchsgüterindustrien und zu Gunsten der Ausfuhr von Produktionsmitteln ergeben. Da allerdings auch eine eigene Produktionsmittelindustrie im Werden ist, wird dieser Teil des südafrikanischen Importes sich in Zuk u n f t wohl verringern, wenn auch nicht zu erwarten ist, daß er ganz wegfallen wird. Auch hinsichtlich der Luxusartikel und mancher anderer Produkte wird eine Arbeitsteilung mit den Industrieländern zweifellos noch bestehen bleiben. Aber es steht außer Frage, daß f ü r den europäischsüdafrikanischen Handelsverkehr eine Periode der Umgruppierungen in der Zusammensetzung des europäischen Exportes begonnen hat, die sowohl f ü r die Handelspolitik als auch f ü r die europäischen Exporteure mancherlei Schwierigkeiten mit sich bringen wird. I n einer Zeit, in der sich das Gegenseitigkeitsprinzip immer mehr durchsetzt, werden die europäischen Industrieländer umso mehr von der Industrialisierungstendenz Südafrikas betroffen werden, je weniger sie geneigt und in der Lage sind, selbst südafrikanische Waren aufzunehmen. Da die Produkte der Landwirtschaft und auch eines Teiles des Bergbaues ihren Absatz vorzugsweise außerhalb des britischen Empires finden, wird der Rückgang der Exportmöglichkeiten vor allem England treffen, soweit es nicht in der Lage ist, diese südafrikanischen Produkte aufzunehmen 1 ). Allerdings wird die Industrialisierung Südafrikas nicht unbeschränkt in dem bisherigen Tempo weiterzuführen sein. Eine natürliche Grenze gerade beim Ausbau der weiterverarbeitenden Industrie ist der Union in der Zahl der weißen Arbeitskräfte gesetzt. So lange die weiße Bevölkerungszahl 2 Millionen nicht wesentlich überschreitet, wird es schwierig sein, die notwendigen geschulten Arbeitskräfte zu mobilisieren, auf die gerade die Produktionsmittel- u n d Konsumgüterindustrie angewiesen ist. I n absehbarer Zeit wird daher die weiterverarbeitende Industrie immer nur eine bescheidene Rolle neben der Schlüsselindustrie spielen. Einen Anhaltspunkt über die Auswirkung der bisherigen Industrialisierung Südafrikas auf seinen Außenhandel mögen die folgenden Zahlen geben: Von 1924 bis 1932/33 h a t — nach Feststellung des Industriezensus — der industrielle Verbrauch an Importgütern u m 11,5% abgenommen, während der Verbrauch an im Lande selbst produzierten Materialien, zur Hauptsache Industriegütern, u m 3 5 % anstieg 2 ). 2
Wirtschaftedienst vom 6. 8. 1937. ) Wirtschaftsdienst vom 6. 8. 1937.
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Wirtschafte-Struktur der S.A.U.
IV. Die Stellung der Landwirtschaft in der Südafrikanischen Union. 1. Die Entwicklung und Bedeutung der südafrikanischen Landwirtschaft innerhalb der gesamten Wirtschaftsstruktur. Eine Darstellung der landwirtschaftlichen Verhältnisse im Rahmen dieser Arbeit ist um so wichtiger, als die Landwirtschaft auf Seiten der Union das Hauptbindeglied der Beziehungen zu Deutschland bildet. Da der Bergbau in den letzten 25 Jahren das wirtschaftliche Leben Südafrikas so sehr beherrscht hat, daß es — wie alle einseitig ausgerichteten Wirtschaften — außerordentlich empfindlich für Gleichgewichtsstörungen geworden ist, kommt der Landwirtschaft zusammen mit der Industrie die wichtige Aufgabe eines Stabilisierungsfaktors zu. Die Regierung legt daher besonderen Wert auf die Erhaltung und Ausdehnung der Landwirtschaft. Durch Förderungsmaßnahmen aller Art soll eine weitgehend eigene Ernährungsgrundlage für die s.-a. Bevölkerung geschaffen werden, und darüber hinaus ist eine erhebliche Steigerung des Exportes landwirtschaftlicher Produkte beabsichtigt. Eine Förderung der Landwirtschaft ist um so dringender, als die außerhalb der Städte lebende weiße Bevölkerung in diesem Lande, das bis vor kurzem noch überwiegend agrarisch war, nur noch gut % der weißen Bevölkerung der Union überhaupt ausmacht und sich in schnellem Tempo verringert. Pessimistische Anschauungen, wie sie in der Union vertreten werden, — nämlich, daß das Einkommen der Landwirtschaft zu gering zur Aufrechterhaltung europäischer Zivilisation und Kultur sei, und man daher möglichst die Landwirtschaft Nichteuropäern überlassen solle — mögen ihren verhängnisvollen Einfluß bei dieser Entwicklung geltend gemacht haben1). Über die einzelnen Förderungsmaßnahmen, die sowohl in finanzieller Hinsicht — direkte und indirekte Subventionen — als auch durch die Errichtung von Forschungsstellen zur Beratung der Farmer gewährt werden, wird im weiteren Verlauf dieses Abschnittes noch zu sprechen sein. In Hinblick auf die besondere Aufmerksamkeit, die die Regierung Hertzog der Landwirtschaft widmet, ist es erstaunlich festzustellen, daß sich sowohl die Nettoproduktion der Landwirtschaft als auch ihr prozentualer Anteil am Volkseinkommen erheblich verringert hat. Von 50,1 Mill. £ Nettoproduktion 1924/25 = 23,2% des Volkseinkommens ist der Anteil der Landwirtschaft auf 44,4 Mill. £ = 16,2% in den Jahren 1934/35 gesunken2). *) Frankel: „Capital Investment in Africa", S. 123. 2) Schumann: „Gold und Konjunktur in S.A.", S. 8.
Die Stellung der Landwirtschaft in der Südafrikanischen Union
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a) D i e V i e h z u c h t , aa) Schafzucht und Wollgewinnung. Die Art der südafrikanischen Landwirtschaft wird weitgehend durch die Eigenarten der Bodenbeschaffenheit bestimmt. I m J a h r e 1935 gab es in der Union 101277 Farmen, die größtenteils eine Betriebsgröße zwischen 21 und 2000 s.-a. Morgen aufwiesen und insgesamt eine Fläche von 99129000 s.-a. Morgen bewirtschafteten 1 ). Nur ein sehr kleiner Prozentsatz dieses Landes eignet sich zu einer intensiven Bodenbearbeitung, also zum Ackerbau. Der überwiegend größte Teil (93,5%) der landwirtschaftlichen Nutzfläche kann nur durch extensive Bearbeitung nutzbar gemacht werden. Dementsprechend nimmt die Viehzucht den wichtigsten Platz in der s.-a. Landwirtschaft ein u n d innerhalb dieser die Schafzucht, wie die nachstehenden Zahlen deutlich ersichtlich werden lassen: 1938 betrug der Viehbestand 11 Mill. Rinder und 39 Mill. Schafe. Die Ursache f ü r die überragende Bedeutung der Schafzucht in der s.-a. Viehwirtschaft ist nicht nur die Eignung der s.-a. Pflanzenwelt als Nahrung f ü r diese Tiere, sondern sie ist zu einem großen Teile auch in der Landbevölkerung Südafrikas zu sehen. Die Zucht erfordert zwar einige Spezialkenntnisse, vor allem in Hinsicht auf die Zusatzsilofütterung, im übrigen ist sie aber mit sehr wenig Mühe f ü r den weißen Herdenbesitzer verbunden. Ein Versuch, die sehr viel mühevollere Karakulzucht, die in DeutschSüdwest vorherrscht, auch in Südafrika einzuführen, ist gescheitert 2 ). Die ersten Wollschafe wurden 1654 durch die holländisch-ostindische Kompanie eingeführt, und zwar in die Kapprovinz. Das Merinoschaf dagegen, das heute die Hauptzucht in der Union darstellt, wurde erst etwa 1790 durch Colonell Gordon eingeführt. Seit 1904 h a t sich der Bestand der Union an Wollschafen verdreifacht und der an anderen Schafen u m 5 0 % vermehrt 3 ). Die Schafhaltung Südafrikas unterscheidet sich wesentlich von der des anderen großen Produktionslandes von Merinowolle, Australien, da es Schaffarmen, die Wolle im großen Stil produzieren, in Südafrika n u r wenige gibt. Während auf australischen Farmen die Stückzahl der Schafe sich a u f t a u s e n d e beziffert, vielfach 10000 und 20000 überschreitet und sogar bis zu etwa 340000 Schafen geht, zählen in Südafrika die Farmen mit 2000 Schafen, die etwa 80 bis 100 Ballen scheren, schon zu den größeren. Die Züchtung des Tieres ist in Australien sehr viel sorgfaltiger als am K a p . Überdies ist auch die Klassierung des Vließes nach Feinheit sehr viel gründlicher. Man klassiert in Australien auf den zahlreichen großen Gütern zumeist in sogenannte „Vließe" und teilt die Abrisse vom Vließe in „Nackenstücke" (necks), „broken" Stücke, erste Stücke, zweite Stücke, möglicherweise erste u n d zweite, Bäuche, Locken etc. ein. Das kann sich der kleine Produzent in Südafrika nicht leisten. I h m genügt — wenn er überhaupt South and East African Year Book, 1939, S. 298. ) Barth von Werenalp : Europa blickt nach Afrika, S. 109/10. 3 ) Südafrika-Bericht der Reichsgruppe Industrie, S. 11. 2
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Wirtschafts-Struktur der S.A.U.
klassiert — eine Unterteilung in Vließe, Stücke oder Bäuche, Locken etc.1). Das Taxieren und Einkaufen der Wolle ist in Südafrika daher viel schwieriger. Vor den Auktionen wird in den „stores" jeder Ballen ausgestellt. Von den „brokers", denen die Wolle im Lande angeliefert wird, sowie von der Regierung wird jedoch sehr auf Qualität geachtet. Durch systematische Arbeit konnte die südafrikanische Schur quantitativ und qualitativ ständig verbessert werden, so daß jetzt eine Wolle erzeugt wird, die der guten australischen nahezu gleichzustellen ist. Große Laboratoriumsarbeiten sind die Voraussetzung. Vorschläge für eine deutsche Mitarbeit in diesem Zusammenhang sollen im letzten Abschnitt des 2. Teiles besonders behandelt werden. Die zahlenmäßige Entwicklung des südafrikanischen Wollexportes zeigt die folgende Tabelle: 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937
Scoured in grease Scoured in grease Scoured in grease Scoured in grease Scoured in grease Scoured in grease Scoured in grease Scoured in grease
lbs. 6366766 268657645 5096172 231552752 5461753 367198822 6996332 265411386 5676150 184130151 8590442 251200591 7572138 206371476 7481085 229825905
£ 404796 8239694 224896 5475777 188406 6372170 423669 8407697 497905 7885760 591462 8924370 590908 9249658 711369 11933980 s )
Die Entwicklung der deutschen Wollkäufe unter der Herrschaft des Gegenseitigkeitsverkehrs ist die folgende: 1934/35 Wollkontingent : 1935/36 1936/37 1937/38 1938/39 1939/40
2400000 £-Sterling. 2700000,, 3020000 „ 3850000 „ 3900000 „ 3). 3700000 „
Durchschnittlich kaufte Deutschland innerhalb des Verrechnungsverkehrs y a der gesamten Wollproduktion Südafrikas. Trotzdem machten die Wollkäufe aus der Union 1937 nur ca. 18% des gesamten deutschen Wollimportes aus 4 ). In ungefähr der gleichen Höhe bezog Deutschland Wolle aus Australien und in geringerem Umfange aus einer Reihe anderer Länder, und zwar: Argentinien, Chile, Frankreich, Groß-Britannien, Spanien, China, Türkei, ) Auskunft einer Hamburger Wollimportfirma. ) The South and East African Year Book and Guide 1939, S. 352. 3 ) Siehe Anhang. ') Errechnet nach dem Stat. Jahrbuch f. d. dt. R. 1938, S. 268.
1
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Die Stellung der Landwirtschaft in der Südafrikanischen Union
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Uruguay, Neuseeland, Brasilien, Iran, Kanada, Britisch Indien, U.S.A., Italien u n d der Schweiz. Es bestehen also f ü r die Union noch sehr große Möglichkeiten für den Absatz ihrer Wolle, denn bei einem gegenseitigen Interesse zur Intensivierung der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland u n d Südafrika würde es kaum Schwierigkeiten bereiten, Wollbezüge aus einigen anderen Ländern zu Gunsten der s.-a. Wolle zu reduzieren. Da im Augenblick bereits die Qualität der s.-a. Wolle der als gut bekannten australischen Wolle gleichkommt, und andererseits die s.-a. Regierung sich alle erdenkliche Mühe gibt, weitere Qualitätsverbesserungen zu erzielen, dürfte auch hier kein Hemmnis liegen. Wirtschaftlich wäre also durchaus die Möglichkeit gegeben, aus noch intensiveren Wollbeziehungen beiderseits Nutzen zu ziehen. Die Entscheidung darüber muß selbstverständlich der Politik überlassen bleiben, die außer den wirtschaftlichen auch andere Momente zu berücksichtigen hat. Durch die Machtstellung Deutschlands auf dem s.-a. Markt ist es in der Lage, einen maßgebenden Einfluß auf die Preisgestaltung auszuüben, der nicht dahin ausgenutzt werden soll und wird, die Preise möglichst niedrig zu halten, sondern der durch kluge Berücksichtigung berechtigter Wünsche der Farmer das Interesse der landwirtschaftlichen Kreise an dem Handel mit Deutschland stärken u n d damit den s.-a. Markt aufnahmefähiger für deutsche Produkte machen soll 1 ). I n der gesamten Landwirtschaft der Union ist n u r die Schafzucht lohnend, alle anderen Zweige sind stark auf die Unterstützung der Regierung angewiesen. bb) Weitere Exportprodukte der Viehwirtschaft. Nach dem Wollexport kommt der Ausfuhr von Häuten u n d Fellen eine maßgebende Bedeutung zu. Seit einem J a h r h u n d e r t ist die Gewinnung von Häuten und Fellen in erster Linie als Exportindustrie aufgebaut worden. Erst in den letzten 2 Jahren h a t die heimische Verarbeitung dieses Artikels an Bedeutung gewonnen. Dem Viehbestand entsprechend setzte sich der Export bisher zur Hauptsache aus Schafhäuten zusammen (1937 54%), es folgen Rindshäute (34%), Ziegenfelle (15%) u n d Straußenhäute (1%) 2 ). Der südafrikanische E x p o r t von Häuten u n d Fellen nach Deutschland konnte von 75000 £ im 1. Abkommen auf 90000 £ im 2., auf 125000 £ im 3., 110000 £ im 4. und 135000 £ im 5. u n d 6. Abkommen gesteigert werden (s. Anhang). Die Straußenzucht, die vor dem Kriege sehr bedeutend war, ist auf Grund der Modeänderung unrentabel geworden und daher außerordentlich stark zurückgegangen. Die Frischerzeugnisse der Viehwirtschaft, Milch, Butter u n d Käse sind zur Hauptsache f ü r den Inlandsverbrauch bestimmt. Allerdings hat sich der seit kurzer Zeit bestehende Aufschwung der Milchwirtschaft auch in 1 2
) Darauf wird im II. Teil, 2. Abschnitt, näher einzugehen sein. ) Manchester Guardian Commercial 14. 10. 1938.
Wirtschafts-Struktur der S.A.U.
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einem steigenden Export gezeigt. Südafrika gehört heute zu den regelmäßigen Butter- u n d Käselieferanten Englands 1 ). Der Fleischanfall dient ebenfalls zum größten Teil der Befriedigung der Inlandsnachfrage. Ein geringer Export nach Rhodesien ist zu verzeichnen, und seit vielen Jahren werden auch größere Mengen von Gefrierfleisch geringerer Qualität nach Belgien, Italien und den afrikanischen Küstengebieten ausgeführt. Insgesamt gesehen ist dieser E x p o r t jedoch bedeutungslos geblieben. Eine Besserung wird auch so lange nicht zu erwarten sein, als kein größerer Wert auf die Zucht hochwertiger Tiere gelegt wird 2 ). Auch hier setzen die Bemühungen der Regierung ein, die vor allem die Ausfuhr besserer Fleischqualitäten nach Groß-Britannien zu fördern sucht. Wichtig f ü r Südafrika ist ferner die Geflügelzucht. Der E x p o r t von Eiern stieg von 50,3 Mill. 1929 auf 70,7 Mill. 1930 und fiel 1934 wieder auf 37,1 Mill. Der Transport bereitet hierbei große Schwierigkeiten. 4 4 % der Einnahmen werden allein durch Absatzunkosten aufgezehrt. F ü r die Schweinezucht bietet die S.A.U. günstige Voraussetzungen. I n dem Buche: Barth von Werenalp „ E u r o p a blickt nach A f r i k a " wird die Ansicht vertreten, daß Südafrika in Erzeugnissen derViehzucht nicht n u r seinen eigenen Bedarf befriedigen könnte, sondern darüber hinaus in ganz erheblichem Ausmaß die Möglichkeit hätte, Lieferant des europäischen Marktes zu sein 3 ). I m Augenblick ist Südafrika allerdings lange noch nicht so weit. Seine Fleischeinfuhr vor allem von Bacon u n d H a m aus Dänemark und U.S.A. ist noch recht beträchtlich 4 ). b) D e r A c k e r b a u , aa) Entwicklungstendenzen u n d Bekämpfung der Schwierigkeiten. Wie bereits erwähnt, k a n n der Ackerbau in Südafrika n u r in sehr begrenzten Gebieten, u n d zwar zur Hauptsache in Kapland u n d N a t a l betrieben werden. Aber selbst dort h a t er mit unverhältnismäßig großen Schwierigkeiten zu kämpfen, die teilweise durch die Natur bedingt sind und teilweise ihre Ursache in der Eigenart der s.-a. Bevölkerung haben. Furchtbare Hagelstürme u n d Schädlinge aller Art, darunter vor allem Heuschreckenplagen, bringen f ü r den Farmer fortlaufend neue Risiken und lassen mit einem sicheren E r t r a g nicht rechnen. — Ganz besonders schwierig sind die Bewässerungsprobleme. Die durchschnittliche Regenmenge ist gering und örtlich sowie jahreszeitlich sehr ungleichmäßig verteilt. Hinzu kommt, daß das Land h ä u f i g unter unerwarteten Trockenzeiten zu leiden hat. Seit einem J a h r h u n d e r t verfolgt man die Austrocknung von bestimmten südafrikanischen Gebietsteilen mit großer Besorgnis. I n allen Provinzen der Union arbeitet m a n an Bewässerungsplänen. Das größte dieser Projekte liegt 65 Meilen nördlich 1
) Barth von Werenalp: Europa blickt nach Afrika, S. 111. ) 50% des Rindviehbestandes befinden sich in Händen von Eingeborenen and sind von geringer Qualität. Nur 15% sind in Händen von Europäern und gehören hochwertigen Rassen an. 3 ) S. 108/9. *) Manchester Guardian Commercial 14. 10. 1938. *) South and East African Year Book, 1939, S. 169. 2
Die Stellung der Landwirtschaft in der Südafrikanischen Union
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von Kimberley in dem Gebiet zwischen dem Vaal u n d dem Hartz. Hier wird ein neues Besiedlungsgebiet erschlossen. Das Projekt wurde im J a h r e 1933 von der Regierung bekanntgegeben u n d begonnen. Heute sind die Arbeiten fast fertig. Mit ähnlichen Maßnahmen in Natal, Transvaal u n d in der Kapprovinz sucht m a n die Abwanderung vom Lande aufzuhalten 1 ). Trotz all dieser durch die N a t u r gegebenen Hindernisse wird die Meinung vertreten, daß auf Grund technischer Verbesserungen und zweckmäßigerer Bewirtschaftung eine weitgehende Ausdehnung des Ackerbaues sehr wohl möglich sei. I n diesem Zusammenhang schreibt Frankel in seinem Buche: „Capital Investment in Africa": "There are reasons for believing t h a t t h e immediate limitations in South Africa still lie in t h e institutions and tradition of its inhabitants rather t h a n in t h e inadequacy of natural resources' 2 ). bb) Die wichtigsten Produkte des Ackerbaues, ihre Exportlage und Absatzmöglichkeiten nach Deutschland. Die H a u p t p r o d u k t e des südafrikanischen Ackerbaues sind Mais, Weizen, Tabak, Zuckerrohr, Früchte u n d Wein. — Die bei weitem wichtigste Feldfrucht Südafrikas ist der Mais. R u n d 6 3 % des Ackerlandes sind mit Mais bebaut 3 ). Der Inlandsverbrauch an Mais ist sehr groß, da er das wichtigste Nahrungsmittel f ü r die Eingeborenen-Bevölkerung darstellt und außerdem das wichtigste K r a f t f u t t e r f ü r die Viehhaltung ist. Der durchschnittliche Maisverbrauch in den letzten 15 J a h r e n betrug über 1300000 t . Als einziges Getreide wird Mais von der Union in großem Umfange exportiert. Durchschnittlich können 4 Mill. Sack zu je 200 lbs ausgeführt werden. Da infolgedessen die s.-a. Maisproduktion stark den Schwankungen des Weltmarktes unterworfen ist und außerdem mit starken Ertragsschwankungen auf Grund der unsicheren klimatischen Bedingungen zu rechnen hat 4 ), ist die Lage der Maisbauern oft sehr kritisch. Die Regierung h a t zu ihrer Stützung bisher große Opfer gebracht. So wurden im J a h r e 1936 Beihilfen in einem Betrag von £308233 gezahlt, u m unvorhergesehene Schwierigkeiten zu überbrücken 5 ). Eine wertvolle Unterstützung finden die Maisbauern ferner in der Tarifpolitik der s.-a. Eisenbahnen. Wie sehen nun die Absatzmöglichkeiten für den südafrikanischen Mais auf dem deutschen Markte aus ? Times 4. 11. 1938. *) S. 123. 3 ) Manchester Guardian Commercial 14. 10.1938. 4 ) Die Maisproduktion der S.A.U. hat folgende Entwicklung genommen: 34/35 18 500 000 bags 1930/31 16 008 000 bags, 31/32 19 034 000 „ 35/36 14 882 000 „ 32/33 8 341 000 „ 36/37 24 580 000 „ 37/38 18 156 000 -, 33/34 18 728 000 „ South and East African Year Book 1939 S. 301. ') Afrika Rundschau 1937, S. 48.
Wirtschafts-Struktur der S.A.U.
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Deutschland führte in den J a h r e n 1929 bis 1937 folgende Mengen Mais ein: 1929 1932 1935 1936 1937 in 100 t : 629 468 282 172 2159 Die S.A.U. f ü h r t e in den gleichen J a h r e n aus: 333 244 454 17
7771)
Also mit Ausnahme des Jahres 1935 h a t Deutschland einen größeren Maisimport aufzuweisen als der E x p o r t der Union betrug. Der deutsche Import des Jahres 1937 setzte sich aus Lieferungen folgender Länder zusammen: Argentinien Rumänien Jugoslavien Ungarn Südafrika
72% 17,5 % 4,9% 4,0% 1,6 % 2 )
Wenn der bisherige Maisexport der Union nach Deutschland im Verhältnis zum Gesamtimport Deutschlands auch gering ist, so geben die angeführten Zahlen doch ein klares Bild über die großen Absatzmöglichkeiten auf dem deutschen Markte. Innerhalb der Verrechnungsabkommen haben sich die deutschen Maisimporte aus der Union folgendermaßen entwickelt: 1934/35 1935/36 1936/37 1937/38 1938/39 1939/40
£ 10000 £ 20000 £ 35000 £ 65000 £ 150000 £ 150 000 3 )
Es ist klar, daß die Einbeziehung größerer Maislieferungen in die Verrechnungsabkommen in normalen Zeiten eine erhebliche Risikominderung f ü r die s.-a. Maisproduzenten bedeutet, u n d daß diese daher derartige Maßnahmen sehr begrüßen. — Da England als H a u p t k ä u f e r von südafrikanischem Mais prozentual immer niedrigere Mengen abnimmt — 1921/24 67%, 1937 44,5 % 4 ) — m ü ß t e es den s.-a. Maisproduzenten u m so erwünschter sein, wenn der deutsche Markt zu einem Ersatz heranwachsen würde. E i n großer Schritt in dieser Richtung wurde durch die Kontingente des 5. u n d 6. Abkommens bereits gemacht. — AI» Folge des Gegenseitigkeitsverkehrs ist damit eine günstige Beeinflussung des deutschen Exportes in die Union verbunden. Nicht weniger problematisch als der Maisanbau ist die Weizenproduktion Südafrikas. Da der Weizen fast ausschließlich zur Deckung des InlandsStatistisches Jahrbuch f. d. dt. Reich 1938, S. 164. ) Statistisches Jahrbuch f. d. dt. Reich 1938, S. 267. 3 ) s. Anhang. 4 ) Manchester Guardian Commercial 14. 10. 1938. 2
Die Stellung der Landwirtschaft in der Südafrikanischen Union
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bedarfes benötigt wird1), interessiert er hier nur indirekt insofern, als er die Mentalität und wirtschaftliche Lage mancher Farmerkreise charakterisiert. „Der Hauptfehler der s.-a. Weizenproduktion liegt in dem unausgeglichenen Anbau der Frucht und in einem rein spekulativen Vorgehen eines großen Teiles der Farmerschaft, der sich infolgedessen einseitig auf den Ertrag nur einer Frucht einstellt" 2 ). Unter dem von der Regierung garantierten Preis steigerte sich die Weizenproduktion von 3068000 bags im Jahre 1933 auf 4603000 bags 1934, auf 7112000 bags 1936 und fiel 1937 wieder auf 2917000 bags. Eine Folge des garantierten Weizenpreises ist selbstverständlich die Verteuerung des Brotes, die, genau wie der hohe Zuckerpreis, Anlaß zu mancherlei Problematik gibt. Die folgende kurze Notiz des South and East African Year Book and Guide: "Protection has raised the price of bread higher than in Great Britain or any other Dominion. It is to be regretted that the white population does not make greater use of maize as human food"3) mag ein Licht auf die Möglichkeit von Konsumwandlungen und ihren Folgen geben, die eine derartige Politik verursachen kann. Der Anbau und Export von Früchten und Weinen wird besonders gepflegt. Für ihn haben Eisenbahnen, Hafenverwaltungen und Schiffahrt Spezialeinrichtungen geschaffen. Durch das Obstausfuhrgesetz von 1914 wurde eine Pflichtkontrolle für alles ausgeführte Obst eingeführt, um die Einhaltung der Qualitätserfordernisse sicherzustellen. Zwei Genossenschaften und ein Verschiffungskontrollamt regeln die gesamte Obstausfuhr4). Nachdem der Obstexport zunächst zurückgegangen war, hat man von 1931 bis 1937 eine Steigerung von £ 1603585 auf £ 3642289 erreicht5). Die Abnahme von Früchten spielt auch im deutsch-südafrikanischen Verrechnungsverkehr eine steigende Rolle, da Südafrika großen Wert darauf legt, einen Teil seiner Früchte in Deutschland unterzubringen. Frische Früchte sowie getrocknete Früchte und Rosinen würden bereits in das 1. Abkommen eingeschlossen. Die Kontingente steigerten sich von 10000 £ für frische Früchte im 1. Abkommen auf 45000 £ im 5. und 6. Abkommen und von 5000 £ für getrocknete Früchte und Rosinen im 1. Abkommen auf 40000 £ in den letzten beiden Vereinbarungen. In das 2. Abkommen wurden weiter Citrusfrüchte im Werte von 15000 £ einbezogen, die im 5. Abkommen die große Summe von 150000 £ ausmachten, sich also verzehnfacht hatten. Im 6. Abkommen war für Citrusfrüchte ein Kontingent 1 ) Infolge hoher Schutzzölle reichte 1931 die einheimische Weizenproduktion zum erstenmal zur Befriedigung des Inlandsbedarfes aus, während vorher nur 70% des Bedarfes aus eigener Erzeugung gedeckt werden konnten. 1935 hatte S.A. sogar einen Weizenüberschuß und 1937 konnte es 300000 Sack exportieren. In den folgenden Jahren mußte es jedoch wieder Weizen einführen. — Der Überschuß der s.-a. Weizenproduktion kann ausreichen, eventuelle Mängel schlechter Jahre auszugleichen. Eine weitere Ausdehnung der Produktion für den Export wird jedoch nicht möglich sein, da S.A. infolge der hohen Produktionskosten auf dem Weltmarkt nicht konkurrenzfähig ist. Commercial Manchester Guardian 14. 10. 1938. 2 ) Afrika Rundschau 1937, S. 48. 3 ) The South and East African Year Book and Guide, 1939, S. 299. 4 ) Manchester Guardian Commercial 14. 10. 1938. 6 ) Südafrika Bericht der Reichsgruppe Industrie S. 11.
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Mühlhoff
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Wirtschafts-Struktur der S.A.U.
von £ 100000 vorgesehen. Außerdem bezog Deutschland Fruchtsäfte und Fruchtkonserven aus der Union, deren Gegenwert in den letzten beiden Abkommen 10000 und 20000 £ ausmachten1). Bei der besonderen Pflege des Obstexportes und des Obstanbaues in Südafrika mag es um so erstaunlicher erscheinen, daß die Einfuhr der Union an frischen Früchten außerordentlich stark gestiegen ist2). Die Einfuhr erfolgte in großem Umfange aus Rhodesien und ist zum Teil daraus zu erklären, daß die Früchte großenteils wieder zur Ausfuhr gelangen. Die südafrikanische Zitronenkultur ist noch in anfanglichen Entwicklungsstadien und daher auf dem Weltmarkt noch nicht konkurrenzfähig. Bei Verbesserung der Kulturen könnten sich jedoch auch in dieser Frucht größere Absatzmöglichkeiten auf dem deutschen Markt ergeben. Die Weinkultur wird seit alters her betrieben, jedoch wurden südafrikanische Weine immer mehr durch europäische verdrängt und erlebten erst 1925 wieder einen neuen Exportaufschwung nach England durch die Einführung englischer Vorzugszölle für Weine aus dem britischen Imperium. Südafrika konzentrierte sich dabei auf die Erzeugung hochwertiger Dessertweine, weil es gegenüber australischen Weinen niederer Qualität nicht konkurrenzfähig war. In diesen hochwertigen Weinen würden sich bei besonderem Wunsch im Rahmen des Verrechnungsabkommens sicher auch Möglichkeiten auf dem deutschen Markt ergeben. 2. Die Subventionierang der Landwirtschaft und ihre Probleme. Bei einem allgemeinen Überblick über die Landwirtschaft Südafrikas muß man die Feststellung machen, daß sie nicht als gesund angesehen werden kann, obwohl sie den Goldsegen dadurch mitgenießt, daß die Steuerzahlungen der Goldminen eine steuerliche Entlastung der Landwirtschaft zulassen. In der Zeitperiode von 1925 bis 1929 betrugen die steuerlichen Einnahmen der Regierung aus der Landwirtschaft 5078000 £ = 5,8% des gesamten Steuereinkommens. Von 1930 bis 1934 waren es noch 1630000 £ und damit weniger als die Ausgaben, die das Central Government for Agricultural in der gleichen Zeit für Förderungsmaßnahmen angelegt hat. Im Jahre 1933/34 betrug das Einkommen der Regierung aus der Landwirtschaft nur noch 1,6% des gesamten Steueraufkommens. In Anbetracht der Bedeutung der Landwirtschaft innerhalb des südafrikanischen Wirtschaftssektors sind diese Zahlen außerordentlich gering. Die Ursache liegt einmal in den geringen Einkünften der Landwirtschaft *) siehe Anhang. ä) 1914 betrug sie 1920 1922 1924 1926 1928 1930 1932 1933
63 000 £ 73 000 £ 71 000 £ 92 000 £ 123 000 £ 205 000 £ 189 000 £ 176 000 £ 207 000 £.
Die Stellung der Landwirtschaft in der Südafrikanischen Union
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und zum anderen in der steuerlichen Bevorzugung auf Kosten der Goldindustrie. Übereinstimmend mit den unter 1,3. d) (S. 15) angegebenen Werten über die Einnahmen der Landwirtschaft zeigen demnach die Steuereinnahmen, daß sich die Lage der Landwirtschaft in den letzten Jahren verschlechtert hat 1 ). Große Aufgaben zur Besserung der Landwirtschaft bleiben Farmern und Regierung zu lösen übrig. Vor allem sind das: Erhaltung der natürlichen Grundlagen durch Verhinderung der Erosion, ausreichende Wassergewinnung für die Viehhaltung, Weideverbesserung, Errichtung von Pflanzungen und Silos, um die Futterkonservierung für Notzeiten zu sichern, und nicht zuletzt die Schaffung einer zuverlässigen Absatzorganisation, die durch gleichmäßige Verteilung der Produkte deren Preise stabilisiert. Seit Beginn der Depressionsjahre bis zum August 1936 hat die Regierung zur direkten Subventionierung der Landwirtschaft rund 10 Mill. £ Exportunterstützungen gezahlt. Für die Heuschreckenbekämpfung hat sie von 1921 bis 1936 ca. 2 Mill. £ aufgewandt, und für Bewässerungsanlagen und Bohrlöcher wurden in der gleichen Zeit 14,5 Mill. £ ausgegeben2). Hinzu kommen die großen Aufwendungen der Eisenbahn, sowohl direkter als indirekter Art. Für unrentable Strecken, die zur Stützung der Landwirtschaft gebaut wurden, hatte die Bahn bis 1936 Investierungen in Höhe von 14 Mill. £ vorgenommen. Ferner gewährt sie in weitem Maße Ausnahmetarife für landwirtschaftliche Erzeugnisse. In der bereits geschilderten schwierigen finanziellen Lage der Farmer, die auch aus der Notwendigkeit der angeführten Subventionierung hervorgeht, liegt ein großer Teil der Problematik der deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen überhaupt. Deutschland tritt vorwiegend als Käufer landwirtschaftlicher Produkte auf. Der Kaufpartner jedoch, der Farmer, ist wirtschaftlich nicht so gestellt, daß er seinerseits deutsche Waren in gleichem Umfange aufnehmen könnte. Infolge des Verrechnungsabkommens müssen sich in der Union daher andere Käuferkreise für deutsche Waren finden, die ihrerseits keinen Vorteil von den Handelsbeziehungen zu Deutschland haben und daher keine Bindungen zu deutschen Waren verspüren. Die hieraus entstehenden Schwierigkeiten und die Versuche zur Überwindung derselben werden im II. Teil, IV u. V näher behandelt werden müssen. 1) 2)
4*
Frankel: Capital Investment in Africa S. 122. Afrika Rundschau 1937, S. 47.
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Wirtschafts-Struktur der S.A.U.
V. Das Verkehrswesen der Südafrikanischen Union. 1. Die Eisenbahn als das wichtigste Binnenverkehrsmittel. a) O r g a n i s a t i o n u n d t e c h n i s c h e r
Stand.
Die Ausgestaltung der Handelsbeziehungen zwischen zwei Ländern ist abhängig von den Transportmöglichkeiten, nicht nur zwischen ihnen, sondern auch innerhalb jedes der beiden Länder. Es ergibt sich daher die Frage nach der Entwicklung und dem gegenwärtigen Stand des Verkehrswesens in der S.A.U. und der Schiffsverbindungen mit Deutschland. I m Binnenverkehr der S.A.U. sind die Eisenbahnen das wichtigste Verkehrsmittel. Ahnlich wie in anderen afrikanischen Ländern wurde auch in der Union der Ausbau der Eisenbahnen und der Häfen (auf die später noch eingegangen werden soll) durch den Fortschritt in der Gewinnung der Mineralien maßgeblich bestimmt. Vor der Gründung der Union sind die wichtigsten Eisenbahnlinien Südafrikas im Wettbewerb um die Transporte des Witwatersrand entstanden. Nur wenige von ihnen waren Privatbahnen. Schon bald haben sich die später in der Union zusammengeschlossenen Staaten des Eisenbahnbaues angenommen. Mit der Gründung der S.A.U. wurden diese Staatsbahnen für das ganze Land zusammengefaßt. Sie besitzen über 97% des gesamten Bahnnetzes 1 ). Verwaltungsmäßig ist die Leitung der Eisenbahn mit der der Hafenverwaltung zu dem bei weitem größten Unternehmen der S.A.U. „South African Railways and Harbours" (SAR) zusammengefaßt. Die Eisenbahnen unterstehen direkt dem Verkehrsminister, dem ein Railway-Board beigeordnet ist. So kann die Eisenbahnverwaltung ohne Befragen des Parlamentes ihre Entscheidung treffen. Das gibt ihr eine große Beweglichkeit und rasche Anpassungsfähigkeit an die Bedürfnisse des Landes. Da der Verkehrsminister Pirow gleichzeitig auchVerteidigungsminister ist, werden die wehrwirtschaftlichen Interessen an einem gut ausgebauten Verkehrssystem von der gleichen energischen Persönlichkeit betreut. Das hat zur Folge gehabt, daß in den letzten Jahren weitgehende Ausbau- und Verbesserungsarbeiten vorgenommen worden sind. Die S.A.U. ist von einem verhältnismäßig dichten, wenn auch sehr ungleichmäßig verteilten Bahnnetz überzogen. Auf den Kopf der Gesamtbevölkerung in Südafrika kommen etwa 2,5 mal so viel Bahnkilometer wie in Deutschland 2 ). Die Gesamtlänge des Schienenweges betrug im Frühjahr 1938 22209 km, wovon 3046 auf Deutsch-Süd-West entfielen 3 ). Da der Goldboom des Jahres 1937 eine so erhebliche Verstärkung des Güterverkehres mit sich brachte, daß er mit dem vorhandenen Material nicht bewältigt werden konnte, sah sich die Regierung veranlaßt, Aufträge großen Umfanges vor allem in Dampflokomotiven zur schnellsten Lieferung zu vergeben. Afrika Reisehandbuch S. 302. ) Afrika Reisehandbuch S. 303. 3 ) Südafrika-Bericht der Reichsgruppe Industrie S. 29. 2
Das Verkehrswesen der Südafrikanischen Union
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Neben diesem allgemeinen Ausbau der Eisenbahnen hat die Regierang ein großes Elektrifizierungsprogramm aufgestellt. Bis Ende 1939 sollen 912 km elektrifiziert sein. Bisher ist Deutschland für Lieferungen dieser Art noch nicht herangezogen worden. Die Kommission der Reichsgruppe Industrie sieht allerdings die Möglichkeit, daß durch Anpassung an englische Vorlieferungen und durch Lieferung besonders moderner Apparate Deutschland auch einen Teil dieser Aufträge erhalten könnte. b) Die T a r i f p o l i t i k im Dienste der B i n n e n m a r k t s p f l e g e . Der Umstand, daß die s.-a .Eisenbahnen zum ganz überwiegenden Teil Staatsbahnen sind, hat es ermöglicht, die Eisenbahnpolitik ohne Kompromisse in den Rahmen der Regierungspolitik einzugliedern. Sie dient in hohem Grade der Förderung der Landwirtschaft und Industrie und der Ergänzung und Unterstützung der Außenhandelspolitik. Die Unabhängigkeit der Eisenbahnen von Hemmnissen parlamentarischer Natur hat die hierin liegenden Möglichkeiten noch vergrößert, denn es können die Gewinne der Eisenbahnen unter diesem System für den Ausbau des Netzes und für die Senkung der Tarife besonders zu fördernder Güter verwendet werden, während vor dem Zusammenschluß der 4 Staaten zu der Union der Eisenbahnprofit jährlich den allgemeinen Einkünften zuzuführen war und hinsichtlich seiner Verwendung der Beschlußfassung der Parlamente unterlag. Die charakteristischen Merkmale der Tarifpolitik der s.-a. Bahnen sind: 1. Unterstützung der Exportgüter auf Kosten der Importgüter, und zwar zur Hauptsache derjenigen Importgüter, die von der jungen s.-a. Industrie allmählich im Lande selbst hergestellt werden können und 2. die Belastung des wohlhabenden Sektors der s.-a. Wirtschaft (der Goldindustrie) zu Gunsten anderer schutzbedürftiger Sektoren (Landwirtschaft und Binnenmarktsindustrien). Diese neue Politik der Binnenmarktsförderung konnte sich ohne weiteres auf überlieferten Gepflogenheiten aufbauen, nämlich den größtmöglichen Nutzen aus dem Verkehr mit dem Witwatersrand zu ziehen. Für die Produkte der Goldminenindustrie im Exportverkehr wie auch im Binnenverkehr werden äußerst hohe Tarife berechnet. Dasselbe gilt für die europäischen Importgüter, die für den Witwatersrand bestimmt sind. Die Einnahmen aus diesen hohen Tarifen befähigen die Eisenbahn, an den gestellten volkswirtschaftlichen Aufgaben mitzuarbeiten. Die Pflege der lokalen Industrien und der Landwirtschaft geschieht in den bereits geschilderten Formen, also Sondertarifen und Anlage neuer Bahnlinien, die vorerst eine Rentabilität nicht erwarten lassen. Es soll damit für die Landwirtschaft der Nachteil ausgeglichen werden, der ihr durch die großen Entfernungen von den überseeischen Absatzmärkten entsteht. Im Jahre 1936 äußerte sich der Minister für Eisenbahn und Verkehr ausführlicher über die Fragen der s.-a. Eisenbahntarifpolitik. Er betonte, daß sie eine ihrer Aufgaben in der Förderung der Landwirtschaft gesehen
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Wirtschafts-Struktur der S.A.U.
habe. Die aus diesem Grunde eingeführten Sonderfrachtraten haben bemerkenswerte Erfolge erzielt, indem sie eine Vergrößerung des Verkehrs an sich und damit zusammenhängend gesteigerte Einnahmen bewirkt haben. I m J a h r e 1932/33 seien 15348000 Tonnen = 85,16% der insgesamt beförderten Güter mit Ausnahmetarifen berechnet u n d 2673000 Tonnen = 14,84% mit dem normalen hohen Tarif. Dabei brachten die 85,16% zum Ausnahmetarif beförderten Güter 41,64% der Einnahmen und die 14,84% normal beförderten Güter 58,36%. Daß bei dieser Diskrepanz Unzufriedenheit in der Industrie, die die hohen Raten zu tragen hat, aufträte, sei nicht verwunderlich. Jedoch ließe sich eine Änderung nicht durchführen, denn eine Erhöhung der Tarife f ü r landwirtschaftliche Güter sei nicht tragbar, d . h . das Ausmaß des Verkehrs würde darunter erheblich leiden. Die Ermäßigung der hohen Tarife dagegen würde f ü r die Arbeit der Eisenbahnen ein Defizit bedeuten u n d sei deshalb nicht durchführbar 1 ). Der Generaltarif in Südafrika ist, wie fast überall in Afrika, sehr hoch. Selbst die Sondertarife sind als solche genommen nicht niedrig. Sie bieten aber einen Vorteil gegenüber dem Normaltarif u n d leiten daher trotzdem Investierungen in Richtungen, die sonst unrentabel gewesen wären. Die Einnahmen der Eisenbahnen haben sich auf Grund der an sich hohen Frachtsätze mit zunehmendem Verkehr immer günstiger gestaltet 2 ). Außer den bereits erwähnten Leistungen der Eisenbahn im Dienste der Binnenmarktspflege war es ihr daher möglich, die gesamte Kapitalverzinsung bis zur Gegenwart zu verdienen u n d darüber hinaus 11 Mill. £ einem Verbesserungs- und 54 Mill. £ einem Erneuerungsfonds zuzuführen. Der letztere wurde bisher auch dazu benutzt, neue Kapitalausgaben aus den Einkünften zu bestreiten. Außerdem konnte die Bahn beachtliche zusätzliche Reserven bilden. Diese günstige Finanzlage verhinderte es, daß die in den Depressionsjahren angehäuften Defizite ernstere Folgen zeigten und erreichte, daß diese Defizite in der folgenden guten Periode durch normale Einnahmen wieder ausgeglichen wurden. Frankel kritisiert die Politik der s.-a. Bahnen u n d fordert, daß sie die seiner Meinung nach übertriebene Ausnutzung ihrer Monopolgewalt aufgeben und ihren Generaltarif einer Revision unterziehen sollten, wodurch die wirtschaftlichen Unternehmungen des Landes, die jetzt unter der unterschiedlichen Behandlung zu leiden haben, von dieser Last befreit wurden. Diese Forderung mag vom liberalistischen S t a n d p u n k t aus gerechtfertigt erscheinen. I m Interesse der Förderung aller Teile der Volkswirtschaft m u ß jedoch die momentane Grundeinstellung der Eisenbahnpolitik als erfolgversprechender angesehen werden. Selbstverständlich wird es der s.-a. Eisenbahn trotz eines sehr ausgebauten und verzweigten Netzes in absehbarer Zeit nicht möglich sein, alle dünnbevölkerten und entlegenen Distrikte mit Bahnen zu versorgen. Zur Unterstützung der Produktion dieser Gebiete wird
') Frankel: Capital Investment in Àfrica, S. 383. 2 ) Frankel : Capital Investment in Africa, S. 382.
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2. Der Kraftwagenverkehr eingesetzt. Die Eisenbahn besaß 1936 selbst etwa 450 Lastwagen und Omnibusse. Der Zubringerverkehr zu den Bahnstationen liegt größtenteils in ihrer H a n d . Es entstand in Südafrika genau wie in anderen Ländern das Konkurrenzproblem zwischen privaten Kraftwagenunternehmungen und der Eisenbahn als solcher. Dieses Problem ist durch die Einrichtung einer Zentrale f ü r den Ferntransport 1932 gelöst worden, u n d eine unfaire Konkurrenz der m i t viel weniger Verpflichtungen und viel geringeren fixen Kosten arbeitenden privaten Kraftwagen ist durch diese besondere staatliche Aufsicht ausgeschaltet. Auch diese Kraftwagenpolitik wird von Frankel kritisiert. E r fordert, daß die privaten Unternehmungen im Motortransport von den unökonomischen Einschränkungen befreit werden, die man ihnen zum Schutze der Eisenbahnen auferlegt h a t . Eine zentrale Regelung des Motortransportes ist jedoch, wie langjährige K ä m p f e in dieser Hinsicht in Deutschland gezeigt haben, nicht zu vermeiden, wenn die volkswirtschaftlichen Interessen den privaten vorangehen sollen. 3. Das südafrikanische Straßennetz. Voraussetzung für den Einsatz der Kraftwagen wie f ü r die Motorisierung Südafrikas überhaupt ist ein genügend ausgebautes Straßennetz. Seit 1925 ist der Ausbau energisch betrieben worden. I m J a h r e 1938 gab es 13594 Meilen Autostraßen in der Union 1 ). Auf Grund der günstigen Finanzlage des Staatshaushaltes seit dem Goldboom ist in den letzten J a h r e n ein besonders großes Straßenbauprogramm aufgestellt worden. Innerhalb eines 5-Jahresplanes sollen 8690 km Straßen 1. Ordnung fertiggestellt werden, deren Kosten ca. 11 Mill. £ betragen, da es sich um Straßen modernster Art von 10 m Breite in Beton- und Teer-Ausführung handelt. Ca. 6,5 Mill. £ der Kosten werden durch die Motorbrennstoffsteuer gedeckt werden. 4. Der Luftverkehr. Der Luftverkehr Südafrikas wird ebenso wie der Kraftwagengüterverkehr von der Staatlichen Eisenbahn kontrolliert, u n d zwar in diesem Falle dadurch, daß die Staatseisenbahn maßgebende Anteile der „ S o u t h African Airways" besitzt. Der s.-a. Luftverkehr ist sehr gut ausgebaut. Als größere Maschinen werden ausschließlich deutsche Junkersflugzeuge verwendet. 1938 besaß S.A. elf 14-Sitzer J U 52 und fünfzehn 10-Sitzer J U 86, während zwei J U 86 noch geliefert werden sollten. Ferner lag eine Bestellung von zwei 30-Sitzern J U 90 vor 2 ). x 2
) Manchester Guardian Commercial 14. 10. 1938. ) The Chamber of Commerce Journal, Dezember 1938.
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5. Die Hafenanlagen. Auch die Hafenanlagen unterstehen der Verwaltung der Eisenbahnen. Sie werden alle zur Zeit in großzügigster Weise ausgebaut. Trockendocks, Schwimmdocks und Wendebecken werden angelegt. Uber die Größe der in Arbeit befindlichen Umbauten geben die Kosten, die schätzungsweise in Durban 3 Mill. £ und in Kapstadt das Doppelte betragen, eine ungefähre Vorstellung. Die Umbauarbeiten sind einer holländischen Firma übertragen. Abschließend kann m a n feststellen, daß das s.-a. Verkehrswesen einer Verbreitung deutscher Exportware mancherlei Möglichkeiten bietet. Auch der Umstand, daß die Eisenbahnen den Kraftwagen-, Flug- und Hafenverkehr maßgebend beeinflussen, muß sich deshalb günstig auswirken, weil die Politik der Bahnen weitgehend mit den deutschen Interessen übereinstimmt. 6. Die Entwicklung und Problematik der südafrikanischen S chiffahrtskonferenz. Die Problematik der Seeverbindungen Südafrikas liegt in der Geschichte der Südafrika-Konferenz. Darum sei diese hier kurz behandelt 1 ). I m Jahre 1924 erfolgte die Gründung der Südafrikanischen Schiffahrtskonferenz unter der Führung der Union Castle Mail Steam Ship Co. Diese Konferenz setzte sich zusammen aus britischen Schiffahrtsgesellschaften, der Holland Afrika Linie und 5 deutschen Schiffahrtslinien. Sie stellte eine Verständigung über Gebiets- und Ratenfragen dar und bestimmte grundsätzlich, daß keine Konkurrenzhandlungen unter den Mitgliedern unternommen werden sollten, also Unterbietungen der Beförderungspreise, Geheimrabatte, Rückvergütungen etc. waren untersagt. Gebietszuweisungen wurden vorgenommen, und wo Parallellinien bestanden, wurde die Fracht kontingentiert. Es herrschte das Prinzip der Frachtengleichheit, jedoch erfolgte eine Abstufung nach der Schnelligkeit der Dampfer. Die Folge dieser Verständigung der Hauptschiffahrtslinien im Südafrikaverkehr waren erhebliche Steigerungen der Frachtraten und eine Zunahme des Verkehrs. Dadurch mußten in der s.-a. Wirtschaft selbstverständlich verschiedenartige Probleme auftauchen. Vor allem beschwerte sich die Landwirtschaft über die steigenden Frachtsätze. Ihre Exportartikel litten an sich schon unter der Marktferne und außerdem kam hinzu, daß die Frachtsätze von Südafrika aus wesentlich höher waren als von Konkurrenzländern. Auch von anderen Seiten gingen verschiedenartige Klagen ein, so daß die Regierung Verhandlungen mit der Konferenz aufnahm, die jedoch zu keinem Erfolg führten. Die s.-a. Regierung ließ bei ihren Forderungen die Verdienste der Konferenz außer Acht, die zweifellos darin bestanden, daß ihr gutes und schnelles Schiffsmaterial und nicht unerhebliche Investierungen für Kühleinrichtungen etc. manches Exportgeschäft der Union überhaupt erst ermöglicht hatten. *) Die nachstehenden Ausführungen sind entnommen: Schulz-Kiesow: „Freie Seeschiffahrt oder Konferenzen?"
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Nach Abbruch der Verhandlungen spielte man in Südafrika mit dem Gedanken, eine eigene Staatsflotte zu bauen. Dieser Plan kam jedoch nicht zur Ausführung, weil man die schlechten Erfahrungen, die Kanada und Australien damit gemacht hatten, vor Augen behielt. C. W. Malan brachte stattdessen den Entwurf eines Schiffahrtsgesetzes ein, das der S.A.U. ganz erhebliche Befugnisse und der Konferenz Einschränkungen größten Ausmaßes auferlegte. Aber auch diese „Ocean Freight Bill" kam nicht zur Annahme. — Dagegen kamen in der Folgezeit der Union zwei große Außenseiter der Konferenz in ihrer Auseinandersetzung mit dieser zu Hilfe. Es handelte sich um die „British and Continental South African Line" und die belgische „Compagnie Africaine de Navigation". Die Folge des Auftretens dieser Außenseiter war, daß ein fast 15 Monate anhaltender heftiger Ratenkrieg ausgefochten werden mußte. Die Raten sanken unaufhörlich und brachten damit nicht nur Schwierigkeiten für die Rentabilität der südafrikanischen Schiffahrt, sondern wurden auch für die südafrikanische Wirtschaft verhängnisvoll. Denn die auf Grund niederer Frachtraten auf den s.-a. Markt dringenden billigen Importgüter verursachten eine Entwertung der noch zu höheren Einstandskosten angelegten Lager des soliden Kaufmannes und ihre Abstoßung zu Verlustpreisen. „Noch ernster war der Umstand zu beurteilen, daß die junge s.-a. Industrie, welche sich bisher, abgesehen von den hohen Zöllen, eines großen natürlichen Frachtenschutzes erfreut hatte, durch den riesigen Frachtensturz der Vorteile des Transportschutzes verlustig ging. Seitdem die Frachten für europäische Industriewaren um 50—80% gesunken waren, schnellten die Importe hinauf und bedrohten die Existenz der nationalen Industrie Südafrikas" 1 ). Der gesamte Handel sowie alle mit dem Außenhandel in Verbindung stehenden Wirtschaftssektoren verloren durch die ständige Änderung der Frachtraten die feste Kalkulationsbasis. Seit Mitte 1927 wurde daher der Wunsch nach Beendigung des Ratenkrieges immer dringender. Anfang 1928 wurde dann der Kampf durch eine Einigung der s.-a. Regierung mit der Konferenz beendet. Dieses Abkommen der Regierung mit der Konferenz setzte für 10 Jahre Höchstfrachten fest und verpflichtete die Linien, ihre Kühlraumanlagen erheblich zu erweitern. Außerdem wurden die Frachtraten für Wolle besonders weitgehend ermäßigt. Das Abkommen trat am 1. Januar 1929 in Kraft. Durch ein Gesetz vom Mai 1929 wurde in Südafrika das Schifffahrtsamt errichtet, das den Staat bei seinen Verhandlungen mit den Konferenzlinien zu beraten hat. Aus dem grundlegenden Gesetz geht hervor, daß man den Kampf mit der Konferenz als beendet betrachtete und bestrebt war, die Politik der Konferenzen den Interessen des Landes entsprechend zu beeinflussen. Das Staatliche Schiffahrtsamt „bildet eine Sammelstelle für alle die Frachtentwicklung in der Fahrt von und nach Südafrika betreffenden Nachrichten. Darüber hinaus beobachtet es, ob der Export südafrikaniSchulz-Kiesow: „Freie Seeschiffahrt oder Konferenzen?" S. 109/10.
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scher Produkte durch künstlich hohe Frachten gehemmt und der Import nicht durch zu niedrige R a t e n die Belange der nationalen Industrie in der S.A.U. schädigt. Bei Einfuhrgütern, die nicht mit Erzeugnissen der nationalen Industrie konkurrieren, achtet das A m t darauf, daß die Frachtraten möglichst niedrig sind. Es ist seine Aufgabe, darüber zu wachen, ob die Öffentlichkeit der Tarife gewahrt ist, ob die Bedingung der gleichen Behandlung aller Verlader eingehalten wird, und ob Tarifanderungen den Verladern rechtzeitig mitgeteilt werden. Besondere Aufmerksamkeit schenkt das A m t der Klassifikation der Güter in den Tarifen der Konferenzen" 1 ). Nach einer Erklärung des Präsidenten des Schiffahrtsamtes h a t die dem Gesetz zu Grunde liegende Absicht darin bestanden, „das Schwergewicht der s.-a. Frachtangelegenheiten durch das Schiffahrtsamt von Europa nach Südafrika zu verlegen". Die Interessen Südafrikas waren vorher durch das „South African Trade Association Ltd. London" gewahrt worden, das mit den Konferenzen auf einer durchaus freundschaftlichen Verhandlungsbasis stand. Durch diese Änderung beabsichtigte die s.-a. Regierung einen maßgebenden Einfluß nicht n u r auf die Festsetzung der Frachten f ü r ihre Exportgüter, sondern auch f ü r die Importgüter nach Südafrika zu erhalten. Natürlich ging das nicht ohne Widerstand von Seiten der Konferenz vor sich, aber die tatsächliche Entwicklung der Dinge zeigt, daß der Wunsch nach selbständiger Leitung der eigenen Angelegenheiten durch das Schifff a h r t s a m t durchgesetzt werden konnte. I m Sinne der Binnenmarktspflege der Regierung Hertzog war das Schiffahrtsamt insbesondere bestrebt zu verhindern, daß die Schutzmaßnahmen f ü r gewisse afrikanische Industrien durch Ermäßigung der Frachtsätze für europäische Exportgüter illusorisch gemacht würden. Schon 1934 wurde als Gegenmaßnahme gegen derartige Fälle die Anwendung von Frachtdumpingzöllen angekündigt. Da die Konferenzvereinbarungen sich auf Ratenfestlegung und Verhinderung von Konkurrenzhandlungen durch das Gewähren finanzieller Vorteile erschöpfen, bleibt ein freier Wettbewerb zwischen den Konferenzmitgliedern insofern gestattet, als sie durch hohe Leistung ihre Transporte innerhalb einer gesetzten Höchstgrenze zu steigern in der Lage sind. Es ist daher von Interesse, die Entwicklung der deutschen Schiffahrt innerhalb der Konferenz zu betrachten. 7. Die deutschen Schiffsverbindungen nach Südafrika. Bereits vor dem Weltkrieg bestand eine rege Schiffsverbindung zwischen Deutschland u n d Südafrika. Der Krieg u n d das Versailler Diktat haben sie jedoch fast gänzlich zerstört. Der Verlust der deutschen Handelsflotte und der Kolonien erschwerten ein neues Anbahnen der Beziehungen außerordentlich. Trotzdem gelang es hansischen Kaufleuten in k a u m 10 J a h r e n nach Beendigung des Krieges die Schiffsverbindungen nach Südx
) Schulz-Kiesow: „Freie Seeschiffahrt oder Konferenzen?" S. 114.
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afrika und den Güterverkehr dorthin wieder aufzubauen und in manchen Beziehungen über den Vorkriegsstand hinauswachsen zu lassen. Die Tonnage der Afrikalinien von 1914 ist allerdings noch nicht erreicht. Während die deutschen Afrikalinien vor dem Kriege 1914 über eine Flotte von 263000 B R T verfügten, besaßen sie Mitte des Jahres 1939 eine Afrikaflotte von rund 160000 BRT. Daneben hatte die Hamburg-Bremer AfrikaLinie 5 kleinere Schiffe mit zusammen 22169 BRT. Mit dieser Flotte unterhielten die „Deutschen Afrika-Linien"—unter diesem Namen sind folgende 4 Linien zusammengeschlossen: Woermann-Linie, Deutsche OstAfrika-Linie, Hamburg-Amerika-Linie (Afrika-Dienst) und die HamburgBremer Afrika-Linie — seit langer Zeit 4 Hauptlinien, und zwar einen Schnelldienst nach Südafrika, einen monatlichen Dienst nach allen westlichen Häfen bis Kamerun und je eine östliche und westliche Rundfahrt um Afrika. Für den reinen Südafrika-Dienst waren ca. 112000 B R T eingesetzt. Diese Tonnage wurde aber je nach Bedarf durch den Einsatz anderer Afrikaschiffe in den Südafrikadienst erweitert. Ebenso wurde in den Hauptverkehrsmonaten statt eines monatlichen Dienstes ein halbmonatlicher Dienst eingesetzt. I m Jahre 1936 liefen deutsche Schiffe mit einer Tonnage von insgesamt 487 789 südafrikanische Häfen an. I m Jahre 1937 steigerte sich diese Zahl auf 570863 BRT. Die britische Schiffstonnage war erheblich höher. Sie betrug im J a h r e 1936 5551232 und 1937 5728310 BRT 1 ). Jedoch waren die britischen Abfahrten vom Kontinent nicht zahlreicher als die deutschen. Von den insgesamt südafrikanische Häfen anlaufenden Schiffen fiel auf Groß-Britannien 1936 ein Prozentsatz von 64,31, 1937 noch 63,75. Der Prozentsatz der Tonnage betrug 1936 65,12 und 1937 63,85. Die deutschen Anteilsziffern betrugen: 1936 in der Zahl der Schiffe 5,52% und 1937 5,46%, in der Brutto-Register-Tonnage 1936 5,72°/0 und 1937 5,84%. Tonnagemäßig folgte nach England im Jahre 1937 Italien mit 6,36% und an dritter Stelle Deutschland 2 ). 8. Die Bedeutung des Verkehrswesens für die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen. Für die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen ist das Verkehrswesen Südafrikas in verschiedener Weise von Bedeutung. Die gute verkehrsmäßige und relativ vielseitige Erschließung des Landes, die raschen Beförderungsmöglichkeiten und die relativ niedrigen Tarife der Exportgüter begünstigen eine Intensivierung des Handelsverkehres, zumal gerade diejenigen Güter besonders bevorzugt sind, die Deutschland aus der Union bezieht. (Wolle, Mais etc.) Auch die Seeverbindungen zwischen den beiden Ländern sind sehr gut ausgebaut und bieten die Möglichkeit, die Transporte mit größter Beschleunigung und zu angemessenen Preisen durchzuführen. a
The South and East African Year Book and Guide for 1939, S. 162. ) Ebenda.
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Wirtschafts-Struktur der S.A.U.
Als Abnehmer deutscher Waren hat das Verkehrswesen Südafrikas ebenfalls eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Die Staatseisenbahnen haben besonders in den letzten J a h r e n manche Aufträge an deutsche Firmen gegeben. So wurden seit Anfang 1937 320 Dampflokomotiven in Deutschland bestellt. Der Waggonimport ist allerdings nach dem begonnenen A u f b a u einer eigenen Waggonindustrie im Sinken begriffen. Der gute Ruf der deutschen Lokomotiven h a t sich gegenüber der sonst in Südafrika üblichen Bevorzugung kanadischer Maschinen durchgesetzt. F ü r den Straßenbau werden zwar vorläufig keine deutschen sondern vorwiegend amerikanische Maschinen verwendet. Die Afrika-Kommission der Reichsgruppe Industrie vertritt jedoch den Standpunkt,, daß es f ü r deutsche Firmen angesichts ihrer großen Erfahrung bei den Reichsautobahnen und in Hinsicht auf das Aufsehen, das diese Bahnen in der Welt erregt haben, nicht schwer sein dürfte, in diesen Bereich des Geschäftes einzudringen. — Bei der fortschreitenden Motorisierung der Union wurde Deutschland in folgendem Umfange zu Lieferungen herangezogen: Importiert wurden 1937: Personenwagen aus U.S.A 39600 aus Groß-Britannien 5500 aus Deutschland u n d anderen Ländern 2900 48ÖÖÖ
Lastwagen 8300 760 400 9460
Da es keine nennenswerte Eigenfabrikation an Wagen in Südafrika gibt, ist die Einfuhr auf diesem Gebiete sehr umfangreich. Für den deutschen Autoexport erweist sich die später in ihren Auswirkungen genauer darzustellende Heimatwertklausel als sehr verhängnisvoll beim Wettbewerb besonders mit amerikanischen Wagen. Auf diese Fragen wird im weiteren Verlauf der Untersuchung noch mehrmals zurückzukommen sein. Jedenfalls ist der deutsche Autoexport nach Südafrika bisher noch bei weitem hinter den an sich vorhandenen Möglichkeiten zurückgeblieben. Auch der beschleunigte Ausbau der Häfen in den letzten J a h r e n bietet der deutschen Industrie z . B . f ü r den E x p o r t von Kühl- und Konservierungseinrichtungen gute Aussichten. Ferner sieht die Afrikakommission der Reichsgruppe Industrie eine Exportsteigerungsmöglichkeit f ü r Deutschland durch das Indienststellen von Spezialtransportschiffen, die es ermöglichen, schwere Güter wie Lokomotiven in fertig montiertem Zustande in das Bestimmungsland zu bringen. I n dieser Hinsicht h a t Amerika sich einen großen Vorsprung sichern können.
Kurze Zusammenfassung
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VI. Kurze Zusammenfassung der relativen Bedeutung der einzelnen Wirtschaftszweige innerhalb der Gesamtstruktur der südafrikanischen Volkswirtschaft. Die unter I, 3. d) aufgeführten Zahlen über die Aufteilung des Volkseinkommens sind gut geeignet, die relative Bedeutung der einzelnen Wirtschaftszweige innerhalb der Gesamtstruktur der südafrikanischen Volkswirtschaft zu verdeutlichen. Sie zeigen vor allem, daß es nicht richtig ist, die Goldminenindustrie als die größte Reichtumsquelle des Landes zu bezeichnen. Sie ist nicht mehr als ein sehr wichtiges Glied in dem Produktionssystem der Union1). Dabei muß noch berücksichtigt werden, daß die Bedeutung der Goldminen im Sinken begriffen zu sein scheint, und daß es sich hier — wie bei der Besprechung der Zukunftsaussichten des Goldmarktes dargelegt wurde — um einen besonders schwachen, d. h. um einen für die Zukunft mit großen Risiken belasteten Punkt der südafrikanischen Volkswirtschaft handelt. Auch die Zahl der Beschäftigten in Bergbau und Industrie weist darauf hin, daß die Union von einem Agrar-Bergbau-Land immer mehr zu einem Industrieland heranwächst. Während der Bergbau im Jahresdurchschnitt 1934—36 43500 Weiße beschäftigte, war die entsprechende Zahl für die Industrie 101800. Vergegenwärtigt man sich, daß zu Ende des Krieges nur etwa 45000 Europäer beschäftigt waren, so erkennt man da% schnelle Fortschreiten der Industrialisierung. Der Rückgang des Anteiles der Landwirtschaft am Sozialprodukt von 23,2% in den Jahren 1924/25 auf 16,2% in den Jahren 1934/35 zeigt mit großer Deutlichkeit, wie stark die Tendenzen zur Industrialisierung sind, besonders wenn man bedenkt, daß mit dem Jahre 1924 die oben besprochene Politik der Regierung Hertzog einsetzte, die nicht zum geringen Teil eine Förderung der Landwirtschaft bezweckte. Schumann: „Gold und Konjunktur in Südafrika", S. 8.
I. Der Gesamtaußenhandel der Südafrikanischen Union und seine Bedeutung für die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen. 1. Südafrikas Stellung im Welthandel. Während Deutschland das drittgrößte Welthandelsland nach GroßBritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika ist und einen steigenden Welthandelsumsatz von 9,4% 1937 auf 10,4% im Jahre 1938 aufzuweisen hat 1 ), spielt die Südafrikanische Union im Welthandel noch eine ziemlich geringe, wenn auch steigende Rolle. Die Südafrikanische Einfuhr ist von 1,1% der Welteinfuhr des Jahres 1929 auf 1,8% 1936 gestiegen und 1937 wieder auf 1,7% gefallen. Den noch geringeren Ausfuhrprozentsatz des Jahres 1929 von 0,7% konnte die Südafrikanische Union auf 0,9% im Jahre 1935 steigern. Das Jahr 1937 brachte jedoch wieder einen Rückgang auf 0,7% der Weltausfuhr 2 ). 2. Der Außenhandel der Union in Größe, Warenzusammensetzung und Problematik. Charakteristisch für den südafrikanischen Außenhandel, d. h. für die Handelsbilanz der Union ist der seit Jahrzehnten bestehende Aktivsaldo. Seine Entwicklung seit 1929 war die folgende: 1929 1930 1931 1932 1933
in Mill. £ +14,18 +18,74 +18,78 +36,19 +45,11
1934 1935 1936 1937 1938
in Mill. £ +15,12 +26,70 +27,42 +21,88 + 5,503)
Auf die Gründe des Aktivsaldos und die Zusammensetzung der Handelsbilanz wird noch einzugehen sein. Zunächst soll ein Uberblick über die Entwicklung des südafrikanischen Importes gegeben werden (in 1000 £): ') Halbjahresbericht der Reichskreditgesellschaft, Berlin 1939, S. 42. *) Statistisches Jahrbuch f. d. dt. Reich, 1938, S. 173. 3 ) Statistisches Handbuch des Welthandels 1939. 5
Mühlhoff
66
1933 1934 1935 1936 1937
Die Problematik der deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen
Animals (living)
Agric. Articles for use
13,2 32,8 595,7 430,9 ' 348,2
808,2 1527,9 1737,9 1814.2 2148.3
Food and Drinks 3488.5 4263,8 4447,2 4892,1 5658.6
Rawmaterial Manufactured for Articles Manufacture 4627,6 5835,8 6431,6 7433,1 10087,8
39423,5 53412,3 62088,9 71711.8 85124.9
Total Import 49121.0 66259.1 75301,1 86282,1 103367,8 1 )
in Prozenten der Gesamteinfuhr 1933 1934 1935 1936 1937
0,03 0,05 0,79 0,50 0,34
1,64 2,31 2,31 2,10 2,08
7,10 6,43 5,91 5,67 5,47
8,69 8,81 8,54 8,62 9,76
80,26 80,61 82,45 83,11 82,35
Insgesamt gesehen zeigt die Einfuhrstatistik eine ungeheure Aufwärtsentwicklung. Seit 1933 hat sie sich mehr als verdoppelt. In Anbetracht dessen ist es verständlich, daß ein großer Wettbewerb der Exportländer zur Erringung des südafrikanischen Kunden einsetzt, und Deutschland daher mit einer scharfen Konkurrenz auf dem SüdafrikaMarkt zu rechnen hat. — Wie die Statistik zeigt, ist der bei weitem größte Posten der südafrikanischen Einfuhr die Position: „Manufactured Articles". Da Fertigwaren auch die Hauptausfuhrprodukte Deutschlands sind, ergeben sich auf diesem Gebiete prinzipiell große Möglichkeiten für die deutsche Ausfuhr in die Union. Der nächstgrößte Posten der südafrikanischen Einfuhrstatistik, Rohmaterial zur Verarbeitung, kommt nur in geringerem Umfange für die deutsche Ausfuhr in Frage; und eine Spezifikation der Nahrungsmitteleinfuhr2) läßt erkennen, daß in diesem drittgrößten Posten, der allerdings nur 5,47% der Gesamteinfuhr ausmacht, die deutschen Exportmöglichkeiten in die S.A.U. verschwindend klein sind. Innerhalb der Gesamtsteigerung der Einfuhr haben sich Verschiebungen im Größenverhältnis der einzelnen Posten zueinander ergeben, die die grundlegende Strukturwandlung der südafrikanischen Wirtschaft in der letzten Zeit widerspiegeln, und auf die bereits hingewiesen wurde. Der Anteil der wichtigsten Produktionsgüter (Fertigwaren und Rohmaterial) an der Gesamteinfuhr ist gestiegen, während sich die Bedeutung der Nahrungsmitteleinfuhr entsprechend verringert hat. Damit konzentrieren sich die südafrikanischen Bedürfnisse zunehmend auf Waren, die Deutschland vorzugsweise zu liefern in der Lage ist. Insgesamt gesehen — auf die Einzelheiten ist bereits im I. Teil eingegangen — befindet sich die Union also in einem für den deutschen Export nicht ungünstigen Entwicklungsstadium. Der Export der Union ist genau wie der Import bis 1937 stetig gestiegen. Da auf die Exportlage der verschiedenen südafrikanischen Erzeugnisse l ) Off. Year Book of the Union of South Africa, 1938, S. 957/8. *) The South and East African Year Book and Guide, 1939, S. 169.
Der Gesamtaußenhandel der Südafrikanischen Union
67
bereits näher eingegangen ist, soll hier ein Überblick über die Gesamtentwicklung genügen. 1934 1935 1936 1937 79,51 99,96 111,54 122,50 Mill. JE1). Im Jahre 1938 ist die Ausfuhr jedoch wieder auf 98,34 Mill. £ gefallen, d. h. ungefähr auf den Stand von 1935. Auch im ersten Halbjahr 1939 ist ein weiterer Exportrückgang um 10 Mill. £ zu verzeichnen2). In Anbetracht der überragenden Bedeutung des Goldes innerhalb der südafrikanischen Ausfuhr ist es angebracht, den Export aufzuteilen nach Waren- und Goldexport: Waren £ Gold £ insgesamt £ 10572488 71612356 82184844 26136278 76270878 102407156 32740867 81801421 114542288 42410366 82751159 119662 9583) Nach Angaben des „Deutschen Außenhandels"4) hat sich die reine Güterausfuhr im Jahre 1938 um gut 8 Mill. £ vermindert und der Goldexport ist auf 47995255 £ zurückgegangen. Der Gesamtausfuhrrückgang ist demnach zur Hauptsache auf die ungeheure Verminderung des Goldexportes zurückzuführen. Dieser Rückgang ist jedoch größtenteils nur ein scheinbarer. Er erklärt sich daraus, daß auf Grund der unsicheren politischen Lage des Jahres 1938 die Goldverschiffungen nach Großbritannien eingestellt wurden. Statt dessen wurden diese nicht verschifften Mengen, und zwar in Höhe von 40 Mill. £, in der Südafrikanischen Reservebank für die Goldkunden der Union bereitgestellt, d. h. das Gold wurde in Südafrika nur gelagert. Wie im Import hat sich auch innerhalb des Exportes eine Verschiebung ergeben. Die angeführte Statistik, die die Ausfiihr aufgliedert in reine Waren- und Goldausfuhr, gibt einen Überblick über diese strukturelle Wandlung. Während sich die Warenausfuhr zur Goldausfuhr im Jahre 1934 noch fast wie 1 : 7 verhielt, änderte sich das Verhältnis bis zum Jahre 1937 auf ca. 1 : 2 . Demnach hat die Ausfuhr des Goldes stark an Bedeutung verloren und die der übrigen Güter gewonnen, wobei allerdings nicht übersehen werden darf, daß die Goldausfuhr immer noch doppelt so groß ist wie die der übrigen Waren zusammengenommen. Immerhin läßt sich die aufgezeigte Tendenz feststellen. Sie ist vom Standpunkt der deutschsüdafrikanischen Handelsbeziehungen aus zu begrüßen, denn sie vermindert die Abhängigkeit Südafrikas von seinem größten Goldkunden, Großbritannien. Von einem anderen Gesichtspunkt aus betrachtet gewinnt die Goldausfuhr für Südafrika wieder an Bedeutung, nämlich wenn man einen Vergleich der reinen Warenausfuhr mit der Wareneinfuhr durchführt. E s ergeben sich dabei die folgenden Passivsalden für die Union: ') Statistisches Handbuch des Welthandels, 1939. -) Deutscher Außenhandel, Oktober 1939. 3 ) Südafrikabericht der Reichsgruppe Industrie, S. 46. 4 ) 11. 5. 39, S. 148. 5*
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Die Problematik der deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen
1934 £ 55755918 1935 £ 49208993 1936 £ 53563217 1937 £ 53901813 Die aktive Handelsbilanz der S.A.U. ist also lediglich auf den großen Goldexport zurückzuführen. Ein u m so unerfreulicheres Bild würde die Zahlungsbilanz der Union ohne Goldexporte bieten, als Südafrika im Saldo der Kapitalbilanz Schuldnerland ist, da die südafrikanische Industrie großenteils mit englischem Kapital aufgebaut wurde, f ü r das nicht unerhebliche Dividendenzahlungen geleistet werden müssen 1 ). Angesichts dieser Abhängigkeit der Union von den Goldexporten ist es verständlich, daß die Politik Hertzogs darauf ausgerichtet ist, möglichst einen Ausgleich zwischen der reinen Waren-Aus- und -Einfuhr zu schaffen. Die hierzu erforderlichen Maßnahmen der Subventionierung von Landwirtschaft und Industrie sind bereits eingehender behandelt worden. Die Bemühungen, im Ausgleich der Handelsbilanz unabhängiger von dem Goldexport zu werden, gehen H a n d in H a n d mit dem Ausbau des Binnenmarktes, der dazu dienen soll, die S.A.U. durch Verringerung ihrer so starken Verknüpfung mit dem Weltmarkt weniger empfindlich f ü r die internationalen Konjunkturschwankungen zu machen. Trotz großenteils erfolgreich durchgeführter Bemühungen in dieser Richtung, u n d trotz des dementsprechend bedeutend gewachsenen Binnenmarktes ist die Union von Südafrika immer noch in großem Ausmaß von ihrem Außenhandel abhängig. Während in Deutschland der I m p o r t 2 5 % u n d der E x p o r t 19,5% des Volkseinkommens ausmacht, ist das Verhältnis in Südafrika 24,1% zu 41,8%. I m Vergleich dazu weisen Großbritannien ein Verhältnis von Frankreich U.S.A.
31,5%: 22%, 2 3 , 7 % : 19,8% und 4 , 9 % : 6 , 4 % auf.
Wenn das Verhältnis von Import zu E x p o r t innerhalb des südafrikanischen Außenhandels vom Standpunkt der Union aus auch als günstig angesehen werden kann, so ist doch ihre außerordentlich starke Verknüpfung mit dem Weltmarkt in mancherlei Beziehung problematisch. a) A l l g e m e i n e U b e r s i c h t d e r L ä n d e r a n t e i l e . Es ist verständlich, daß das Britische Imperium im Außenhandel des jüngsten Dominions an erster Stelle steht. So gingen von dem Gesamtexport der Union des J a h r e s 1937 von £ 125395436 £ 100662 965, also rd. 8 0 % in das Empire einschließlich Großbritannien 2 ). Auch der Import zeigt eine starke Verknüpfung mit dem Empire. Von einem Gesamtimport in Höhe von £ 97304619 im J a h r e 1937 wurden *) Nur 40% der Dividendenzahlungen blieben in den Jahren 1932/33 der Union. Paul Catz, Deutscher Volkswirt, S. 640. 2 ) The South and East African Yearbook and Guide 1939, S. 172.
Der Gesamtaußenhandel der Südafrikanischen Union
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Waren f ü r £ 50108797, also mehr als die Hälfte aus dem Empire bezogen. Diese Außenhandelsbindung an das Imperium ist zum allergrößten Teil durch den Handel mit Großbritannien hervorgerufen. An zweiter Stelle in der Kundenliste der Union stand im J a h r e 1937 Deutschland mit einem Import von £ 4930212, während U.S.A. sich als zweitgrößter Lieferant der Union mit £ 19978726 behauptete. I n der Ausfuhr der Union folgen dann J a p a n (£3308466), Frankreich (£2467280), Belgien (£ 2310649), U.S.A. (£ 1338529) u n d Holland (£ 1070506). Weniger bedeutungsvoll sind Italien u n d die portugiesischen Besitzungen Afrikas. Dagegen ist die Ausfuhr nach Nord- u n d Südrhodesien, die in den Statistiken besonders aufgeführt wird, in Höhe von £ 1601279 recht beachtlich. Beim Import Südafrikas verschiebt sich das Verhältnis etwas. Nach U.S.A. folgen — wertmäßig gesehen — Deutschland (£ 5315104), J a p a n (£ 3869064), Belgien (£ 2635109), Schweden (£ 1878831), Holland (£ 1265690), die ehemalige Tschechoslowakei (£ 1226428) und Italien (£ 1159915). Eine kurze Ubersicht der Anteile verschiedener wichtiger Länder am Gesamtaußenhandel der Union gibt die folgende Zahlenreihe: Wert in 1000 £ 1935 England USA Deutschland .. . Japan Kanada
£ 36 628 12 747 3 893 2 657 2 642
1936
%
48,6 16,9 5,2 3,5 3,5
£ 39 952 16 148 4 931 3 066 2 976
1937
%
46,3 18,7 5,7 3,6 3,4
£ 40 862 19 981 5 316 3 869 3 419
%
42,4 20,7 5,5 4,0 3,6
Der prozentuale Anteil der übrigen Länder liegt unter 3% 1 ). b) D e r A n t e i l d e s G e s a m t - I m p e r i u m s am A u ß e n h a n d e l d e r U n i o n . aa) Die Stellung der Union innerhalb des Imperiums. Zwischen der Union u n d dem Britischen Imperium besteht nicht n u r die oben erwähnte starke Bindung, sondern diese Bindung h a t sich in den letzten J a h r e n sowohl absolut als auch prozentual noch verstärkt. U m die Frage zu beantworten, ob diese Entwicklung durch handelsvertragliche Abmachung verursacht wurde, oder ob es sich u m einen Konkurrenzsieg des Imperiums auf freiem Markt handelt, muß d i e S t e l l u n g d e r U n i o n i n n e r h a l b d e s I m p e r i u m s in ihrer Entwicklung betrachtet werden. Die Klärung dieser Frage ist erforderlich, da durch die Art der Beziehungen Südafrikas zum Imperium — ob frei oder gebunden — zu einem großen Teil die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen bestimmt werden. 1
) Südafrika-Bericht der Reichsgruppe Industrie, S. 46.
Die Problematik der deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen
70
Mit der Einführung der englischen Präferenzzölle 1903 war es nicht allein Ziel und Zweck, den Handel zwischen dem Mutterland und den Kolonien zu festigen, sondern gleichzeitig sollten die Handelsbeziehungen der Dominions u n d Kolonien untereinander gefördert werden. Die Vorzugsbehandlung, die Großbritannien 1903 in der S.A.U. genoß, bestand in einem Zollrabatt von 2 5 % für Waren aus dem Vereinigten Königreich u n d in dem Nachlaß des gesamten Zolles bei Waren, die einem /4%igen Wertzoll unterlagen 1 ). Die Tendenz der südafrikanischen Wirtschaftspolitik, Großbritannien so weit wie möglich Vergünstigungen einzuräumen, änderte sich erst im J a h r e 1924, als der nationalistische General Hertzog die Leitung der Union übernahm. E r war bemüht, durch handelspolitische Maßnahmen dem Handel der Union eine neue Richtung zu geben u n d machte es sich zur Aufgabe, unter Umgehung Großbritanniens sowohl f ü r den I m p o r t als auch f ü r den E x p o r t direkte Handelsverbindungen anzuknüpfen. Zu diesem Zwecke stellte er Handelskommissare ein, die Sorge f ü r den direkten Einkauf tragen sollten. Bei all seinen Maßnahmen stellte General Hertzog das nationale Interesse der Union in den Vordergrund u n d lockerte die Bindungen an Großbritannien u n d das Empire, soweit sie der freien E n t wicklung der Union hinderlich waren. Die Änderung des Zolltarifes u n d der Präferenz im J a h r e 1925 liegenin dieser Richtung, da durch Verminderung der Warengruppen, f ü r die eine Vorzugsbehandlung in Frage kam, der Umfang der Vergünstigungen wesentlich eingeschränkt wurde. Allerdings blieben sie f ü r die Hauptabsatzprodukte Großbritanniens, Eisen- und Stahlwaren, bestehen. Gleichzeitig wurde eine Präferenzbehandlung f ü r einige Imperiumländer, z. B. Kanada, Australien u n d Neuseeland vereinbart. Voraussetzung f ü r eine wirtschaftliche Selbständigkeit war die politische Unabhängigkeit, die von Hertzog in der Reichskonferenz von 1926, durch die Union Nationality Act 1927 und durch die Reichskonferenz zielsicher verfolgt und 1934 mit dem Union Status Act abgeschlossen wurde, wodurch Südafrika die volle Souveränität bekam. Inzwischen war die Weltwirtschaftskrise hereingebrochen, die Hertzog veranlaßte, in wirtschaftlicher Hinsicht den Kurs zu ändern. Die Abwertung des englischen Pfundes h a t t e die Fundamente der südafrikanischen Wirtschaft erschüttert, Absatzschwierigkeiten tauchten auf, Arbeitslosigkeit entstand und Kapitalflucht setzte ein. Durch diese Krise t r a t e n zudem die Unzulänglichkeiten der nationalen Industrie, die sich noch in den ersten Entwicklungsstadien befand, besonders kraß hervor. So erschien als einziger Ausweg aus dem wirtschaftlichen Dilemma wieder eine engere Bindung an England u n d das Imperium. Diese Bindung wurde dann im Juli/August 1932 in Ottawa verwirklicht 2 ). Die Abmachungen der Ottawa-Konferenzen waren doppelter A r t : Einmal waren es die Allgemeinbeschlüsse, die f ü r das gesamte Imperium Geltung haben, und zum anderen waren es Beschlüsse zwischen dem x
) Gerich: Außenhandel und Handelspolitik der S.A.U. ) Afrikarundschau Juli 1939.
2
Der Gesamtaußenhandel der Südafrikanischen Union
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Mutterland und den einzelnen Reichsteilen und zwischen diesen, also Dominions und Kolonien, untereinander. Von den Allgemeinbeschlüssen hat sich vor allem die Bestimmung, daß die in Ottawa beschlossenen Vorzugsbehandlungen innerhalb des Imperiums nicht durch bestehende oder zukünftige Handelsverträge mit anderen Ländern beeinträchtigt werden dürfen, hemmend auf die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen ausgewirkt. Ein weiterer hemmender Faktor für den deutsch-südafrikanischen Handelsverkehr ist die Tatsache, daß dem Vereinigten Königreich durch Ottawa eine über die Präferenzen der übrigen Teile des Imperiums hinausgehende Vorzugsstellung eingeräumt wird. Diese besondere Bevorzugung Großbritanniens wird für Deutschland um so spürbarer, als der englische Export nach Südafrika sich großenteils auf die gleichen Warengattungen erstreckt, die auch Deutschland liefert. Die Zugeständnisse, die England gemeinsam mit den anderen Teilen des Imperiums der Südafrikanischen Union als Dominion oder ihr speziell machte, sind die folgenden: 1. die Verlängerung der Zollbefreiung von dem im britischen Zollgesetz von 1932 und den dazu erlassenen VO über den 15. 1. 1932 hinaus, 2. die Bindung der bereits bestehenden Präferenzen (bei einzelnen Warengattungen erhebt Großbritannien einen 10%igen Wertzoll, der von Waren südafrikanischen Ursprunges nicht erhoben wird), 3. indirekte Präferenzbehandlung durch Erhöhung bestehender Zölle auf fremdländische Erzeugnisse. Die Ottawa-Beschlüsse wurden für die Behandlung britischer Waren in der Union so ausgeführt, daß Vorzugsspannen gegenüber nichtbritischen Erzeugnissen festgelegt wurden, ohne daß man gleichzeitig die absolute Höhe des britischen Vorzugszolles oder die Höhe des allgemeinen Zollsatzes bestimmte. Es handelte sich dabei 1. um neueinzuführende Vorzugsspannen, 2. um solche, die durch neue Alternativzölle geschaffen werden, und schließlich 3. um Verpflichtungen, die bestehende Präferenzspanne nicht zu ändern1). Außer diesen Zollvergünstigungen sind weitere Verpflichtungen von den Dominions eingegangen, indem 3ie Großbritannien die Zusicherung gaben, einen vernünftigen Wettbewerb zwischen der englischen und ihrer eigenen Industrieware jederzeit zu gewährleisten. Damit ist in gewissem Maße die Zollpolitik der Dominions Großbritannien gegenüber festgelegt, da der Zoll ja nur eine etwaige Preisdifferenz zwischen englischer und einheimischer Ware ausgleichen darf. Allerdings wird diese Bindung dem Protektionismus der Union vorerst wenig lästig werden, da die im Aufbau begriffene Industrie ausdrücklich von dieser Regelung ausgenommen ist. Die Industrie der Union wird aller Voraussicht nach länger im Aufbau begriffen sein als die vorläufige Dauer der Ottawa-Verträge befristet ist, so daß südafrikanische Ware vorläufig noch nicht mit der englischen in Konkurrenz zu treten braucht. Für die Kolonien gelten die gleichen Bestimmungen wie für die Behandlung des Mutterlandes. l)
Gerich: Außenhandel und Handelspolitik der S.A.U., S. 84.
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Die Problematik der deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen
In diesem Zusammenhang ist der kanadisch-südafrikanische Vertrag ebenfalls von Interesse, in dem Kanada der Union eine Präferenz für Agrarerzeugnisse und Rohstoffe zugesteht, und die Union als Gegenleistung Kanada die unbedingte Meistbegünstigung einräumt, was also praktisch die Gleichstellung mit England bedeutet. Angesichts des Umstandes, daß die Außenhandelszahlen für das Gesamtempire aus den sehr ungleichen Posten des Handels mit England und desjenigen mit den übrigen Empirestaaten sich zusammensetzen, ist es erforderlich, diese Zahlen noch aufzugliedern. Der Anteil Englands am Import der Union hat zwar wertmäßig eine Steigerung, prozentual jedoch eine Abnahme erfahren: 1931 1934 1935 1936 1937
m % in 1000 £ des Gesamtimportes 21751 43,2 30717 48,1 34360 48,34360 42,3 40866 42,-i)
Diese Entwicklung ist insofern von Interesse, als sie sich trotz der Zollpräferenzen, der Buy-British-Bewegung und anderer Bevorzugungen vollzogen hat, die im einzelnen noch behandelt werden. Demgegenüber konnte Deutschland seit dem Abschluß des Verrechnungsabkommens im Jahre 1934 seinen prozentualen Anteil halten. (Gegenüber der Zeit vor der Pfund-Abwertung ist der deutsche Anteil allerdings zurückgegangen.) Der Anteil Englands an der Ausfuhr der Union ist noch größer und hat sich folgendermaßen entwickelt: m % in 1000 £ des Gesamtexportes 68,3 1931 48240 1934 72,5 43970 73,4 1935 54105 1936 93188 80,7 81,22), 1937 97213 also eine absolut wie auch prozentual starke Steigerung im Gegensatz zum englischen Anteil am südafrikanischen Import. Im Jahre 1937 betrug der Anteil des Goldes am Export nach England £ 82751000, so daß für die Warenausfuhr nur 14460000 £ verblieben. Die Handelsbilanz zwischen der Union und England gestaltete sich einschließlich der Goldlieferungen wie folgt: Ausfuhr Einfuhr Aktivsaldo 40866219 £ 56346790 £ 1937 97213009 £ Ohne die Goldlieferungen ergibt sich ein für die Union wesentlich ungünstigeres Verhältnis: *) The South and East African Yearbook and Guide 1939, S. 170. 2 ) The South and East African Yearbook and Guide 1939, S. 172.
Der Gesamtaußenhandel der Südafrikanischen Union
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Ausfuhr Einfuhr Passivsaldo 1937 40862000 £ 14460000 £ 26402000&) Für den reinen Warenhandel bietet demnach die S.A.U. dem Mutterland ein weit größeres Absatzgebiet als umgekehrt das Mutterland seinem Dominion. Das wirtschaftliche Interesse Südafrikas am Außenhandel mit England wird also vorzugsweise durch die Coldlieferungen bestimmt. Der gegenseitige Austausch zwischen den übrigen Empirestaaten und der S.A.U. spielt keine so große Rolle wie das vermutet werden könnte. Trotz einer absoluten Steigerung des Exportes in das übrige Empire von £ 1501890 auf £ 3449956 in der Zeit von 1931 bis 1937, also um mehr als 100%, blieb diese Zahl doch beträchtlich hinter der Beteiligung Deutschlands (£ 4930212 im Jahre 1937) zurück. Dabei darf nicht vergessen werden, daß es sich hier um 9 verschiedene Länder handelt. Für die Dominions und Kolonien im einzelnen sind die Anteile zum Teil wesentlich kleiner als die der großen Nichtempirestaaten, wie aus nach' stehender Statistik zu ersehen ist: Export nach SA. £ Kanada 1 346 690 Indien 311 132 Ceylon 55 701 Australien 102 066 Neuseeland 59 853 Straits Settl. 103 722 Mauritius 39 759 Kenya 64 734 Südrhodesien 1 245 112
1937
Import aus SA. £ 3 680 000 1 944 000 754 000 462 000 89 000 311 000 3 000 143 000 641 000 2 )
bb) Die Auswirkungen der Empirebindungen für die Union und ihre Bedeutung für die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen. Obwohl Großbritannien der Union gegenseitige Präferenzbehandlung zugesichert hat, begegnet man diesem Problem von nationaler Seite immer wieder mit Mißtrauen, weil man sich sagt, daß der Export Südafrikas großenteils aus Waren besteht, für die eine Präferenzbehandlung nicht in Frage kommt. Gold und Diamanten, die Präferenzen von vornherein ausschließen, machen 60 bis 65% des Exportes nach Großbritannien aus. Es folgen dem Werte nach Wolle, Felle und Häute und andere landwirtschaftliche Produkte und Rohstoffe. Dazu kommt noch ein Teil des Mais- und Maismehlexportes, der Kohlenausfuhr und schließlich des Walöls. Insgesamt machen diese Erzeugnisse, also fast ausschließlich Rohstoffe, auf die die Industrie des Importlandes angewiesen ist, 30% des Gesamtexportes aus, auf die nur der Präferenz halber Zölle zu legen unsinnig und untragbar wäre. Für die übrigbleibenden Produkte, etwa 5%, hatte England großenteils bereits vor 1932 Vorzugszölle gewährt, so daß Ottawa praktisch der Union nur eine geringe Ausweitung der Vorzugszölle — z.B. für frische Früchte l ) u. 2) The South and East African Yearbook and Guide 1939, S. 172 u. Official Yearbook of the Union of South Africa Nr. 19, S. 970.
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Die Problematik der deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen
und Eier — bringen konnte. Auch für die Zukunft ist unter Berücksichtigung der Zusammensetzung des südafrikanischen Exportes selbst bei verstärkten Präferenzen kein nennenswerter Vorteil durch eine stärkere Bindung an das Empire zu erwarten. Vor allem der landwirtschaftlich gebundene Teil der s.-a. Bevölkerung erkennt diese Lage, da er den von Ottawa versprochenen Nutzen nicht gespürt hat. Der zusätzliche Absatz in die Empirestaaten war nicht derart, daß die dem Ottawablock nicht angehörenden Märkte dadurch entbehrlich geworden wären. Aus diesen Kreisen wird daher eine Kritik und Ablehnung der Bindung an die britischen Gebiete deutlich spürbar. Es liegt infolgedessen auch jetzt wieder im Sinne der Politik Hertzogs, die Bindungen zu lockern und die eigenen Interessen der S.A.U. in den Vordergrund zu stellen. In die gleiche Richtung weisen die Worte Pirows, mit denen er weitere Sondervorteile über die bereits gewährten hinaus an England ablehnte und sich auf den Standpunkt stellte, daß der Verkauf landwirtschaftlicher Produkte zu Preisen, die dem Farmer einen angemessenen Nutzen ließen, für die handelspolitischen Maßnahmen ausschlaggebend sein müßten. Der prozentual sinkende Anteil der Einfuhr aus England: 1935 48,6%, 1937 42,4% mag eine Folge dieser Entwicklung sein. Auf jeden Fall aber sind das ständig erneut mit Deutschland abgeschlossene Verrechnungsabkommen und der Handels- und Schiffahrtsvertrag mit Italien Ausdruck der Meinungsänderung, die sich seit Ottawa in Südafrika vollzogen hat. Wenn also zusammenfassend auch festgestellt werden muß, daß die Bindung an das Empire und vor allem an Großbritannien und Kanada noch verhältnismäßig stark ist, so stehen ihr doch die eigenen Interessen der Union entgegen, die einer Intensivierung der deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen günstige Voraussetzungen bieten. Eine Ausdehnung des deutschen Exportes auf Kosten des englischen wird allerdings vorläufig noch kaum in Frage kommen, aber die Zeit arbeitet doch aller Voraussicht nach zugunsten Deutschlands, vorausgesetzt, daß Südafrika seine Selbständigkeitsbestrebungen mit Erfolg durchzusetzen versteht. c) D i e S t e l l u n g d e r V e r e i n i g t e n S t a a t e n v o n N o r d a m e r i k a im A u ß e n h a n d e l d e r U n i o n . Während die Exportindustrie Europas das rasche Aufblühen des südafrikanischen Marktes zunächst nicht erkannte, nutzten die Vereinigten Staaten die sich neu bietenden Geschäftsmöglichkeiten aus und sicherten ihren Industrieerzeugnissen einen erweiterungsfähigen Absatzmarkt. Die Ausfuhr der U.S.A. in die Union hat sich seit 1931 fast verdreifacht: in £ 1931 7015884 1935 12697384 1937 199787261) 1934 10804840 1936 15927157 Die Ausfuhr der Vereinigten Staaten betrug im Jahre 1937 also rd. 20 Mill. £ oder 20% der Gesamteinfuhr der Union im Gegensatz zu dem relativ geringen Anteil Deutschlands von nur 5 % % . ') The South and East African Year Book and Guide 1939, S. 170.
Der Gesamtaußenhandel der Südafrikanischen Union
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I m J a h r e 1938, das fast durchweg einen Rückgang des Außenhandels aller Länder aufweist, ist der s.-a. I m p o r t amerikanischer Waren u m 3 Mill. £ gesunken, jedoch erreichte er im ersten Halbjahr 1939 wieder den Stand des Vorvorjahres (£ 9288970) 1 ). Stellt m a n dieser hohen Ausfuhr der U.S.A. in die Union den Wert ihrer Einfuhr aus der Union gegenüber, so ergibt sich das folgende Bild: 1937 Ausfuhr U.S.A.'s in die S.A.U. 19978726 £ Einfuhr U.S.A.'s aus der S.A.U. 1338529 £ 18640197 £ Das heißt, die S.A.U. bezieht ca. 2 1 % der E i n f u h r aus den Vereinigten Staaten u n d setzt nur ca. 4 % ihrer Ausfuhr dort ab. I m J a h r e 1938 und im ersten Halbjahr 1939 hat sich daran nichts Wesentliches geändert. Vergleicht m a n diese geringe Aufnahme südafrikanischer Produkte in den Vereinigten Staaten mit der Aufnahme dieser Produkte in Deutschland, so ergibt sich, daß Deutschland den 4 % der Vereinigten Staaten einen Satz von 13,4% der gesamten Ausfuhr der Union gegenüberzustellen hat. Trotzdem ist die Ausfuhr Deutschlands im Verhältnis zu der der Vereinigten Staaten nach Südafrika als sehr schwach zu bezeichnen. Sie verhält sich wie 1 : 4 . Nachstehend soll der Vergleich der deutschen und der amerikanischen Ausfuhr in die Union für einige Warengattungen durchgeführt werden. E r läßt sich aus dem Grunde ohne allzu große Ungenauigkeit anstellen, als die Ausfuhrgüter der Vereinigten Staaten größtenteils technische Erzeugnisse sind, die in gleicher Qualität und zu konkurrenzfähigen Preisen auch in Deutschland hergestellt werden können. Einfuhr in die Union 1937 Pflüge, Rechen landwirtschaftliche Traktoren andere landwirtschaftliche Maschinen und G e r ä t e . . . . primäre Batterien elektrische Maschinen und Apparate Zugmaschinen und -Teile Fabrikationseinrichtungen Industriemaschinen Minenmaschinen Windmühlen Maschinen Damenkleider Unterkleidung Schreibmaschinen Werkzeuge Radioapparate Automobile Kraftwagenchassis Ersatzteile und Zubehör für Kraftwagen Motorlastwagen Lastwagenchassis Lastwagenersatzteile und Zubehör Benzin streichfertige Farben *) Deutscher Außenhandel Mai und Oktober 1939.
aus USA
I aus Deutschld. in £
149 742 202 260 155 785 115 079 245 496 244 905 274 564 226 508 429 357 105 454 937 731 396 816 113 078 103 423 207 673 550 564 3 277 541 1 157 230 1 068 772 272 407 779 080 116 036 672 582 110 720
158 24 20 3 216 11 298 145 66 3 24 203 1 30 58 11 446 28 3 53 27 2
648 548 269 944 559 911 622 106 961 401 164 082 141 223 355 344 780 190 151 762 742 187 21 813
76
Die Problematik der deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen
Iii einzelnen Warengebieten kann man nahezu von einer Monopolstellung amerikanischer Erzeugnisse sprechen, z. B. in Radioapparaten, Kühlschränken, motorisierten Fahrzeugen und deren Ersatz- und Zubehörteilen etc. Da die U.S.A.-Ware außer der englischen die größte Konkurrenz für den deutschen Export auf dem südafrikanischen Markt darstellt, und da die bevorzugte Stellung der englischen Ware eine vorläufig noch unüberwindbare Schranke darstellt, wird der deutsche Exporteur danach trachten müssen, seinen Export auf Kosten des amerikanischen zu vergrößern. Er hat dabei allerdings einige Schwierigkeiten zu überwinden. Es besteht zwar keinerlei zollpoliti6che Bevorzugung der amerikanischen Ware, aber der deutsche Import ist dadurch benachteiligt, daß die später näher zu erläuternde Heimatwertklausel den deutschen Waren höhere Zölle auferlegt als den amerikanischen. Daraus ergibt sich im Wettbewerb eine Benachteiligung der deutschen Waren gegenüber den amerikanischen. Andererseits sind die Absatzmöglichkeiten in den Vereinigten Staaten für südafrikanische Waren weniger gut als in Deutschland. Deutschland könnte daher aus seiner Stellung als guter Kunde Nutzen für seinen Export auf Kosten des amerikanischen ziehen. Notwendig dazu wäre allerdings zunächst eine genaue Prüfung der Art und des Absatzes der amerikanischen Ware, also eine Ergründung des großen Absatzerfolges der Vereinigten Staaten. Hierauf wird später näher einzugehen sein. d) Die Stellung J a p a n s im A u ß e n h a n d e l der Union. Ebenso wie U.S.A. hat Japan frühzeitig die kommenden großen Geschäftsmöglichkeiten in der S.A.U. erkannt und dementsprechend auf einen Ausbau seiner Handelsbeziehungen zu diesem Lande hingearbeitet. So zeigte denn auch der Außenhandel Japans mit S.A. bis zum Jahre 1937 eine stark steigende Tendenz. Ebenfalls hat Japan das Charakteristikum der Außenhandelsbeziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und der S.A.U., die passive Handelsbilanz für die Union, zu erringen gewußt. Die nachstehenden Zahlen verdeutlichen das :
Importe der S.A.U. aus Japan Exporte der S.A.U. nach Japan . . . .
insgesamt in 1000 £ 1910/14 1925/29 1930/34
1935
1936
1937
100
1129
1904
1657
3066
3869
— 100
98 1031
193 1711
429 2128
2336 730
3308 561»)
Der verminderte Passivsaldo der beiden Jahre 1936 und 1937 zeigt aber bereits deutlich, daß sich ein Umschwung anbahnt. Dieser hat sich dann im Jahre 1938 stark ausgewirkt. Zunächst brachte aber das Jahr 1937 !) Official Year Book of the Union of South Africa No. 19, S. 971.
Der Gesamtaußenhandel der Südafrikanischen Union
77
noch eine Abnormität, nämlich daß Japan im ersten Vierteljahr durch Käufe in der Union im Werte von 1,56 Mill. £ der größte Kunde der Union außerhalb des Imperiums wurde, und daß die Verkäufe Japans an die Union in dieser Zeit nur 0,8 Mill. £ betrugen. Für das erste Vierteljahr 1937 entstand also ein Aktivsaldo für die Union von 0,76 Mill. £. Diese Entwicklung ist dadurch zu erklären, daß Japan infolge eines Handelskonfliktes mit Australien in starkem Umfange südafrikanische Wolle kaufte. Man war sich in der Union aber klar darüber, daß es sich dabei nur um vorübergehende Käufe handeln konnte, und daß Japan nach Bereinigung der Differenzen seinen Einkauf wieder inAustralien tätigen würde. Die weitere Entwicklung des Jahres 1937, das im Enderfolg doch wiederum ein Passivsaldo für die Union brachte, bestätigte dann auch diese Befürchtung. Ein Hemmnis für weitere Wollkäufe Japans in der Union mögen auch die britischen Banken gewesen sein, da diese keinen Kredit mehr gewährten1). Japan befürchtete eine ungünstige Weiterentwicklung seiner Handelsbeziehungen zu der Union, denn es hatte Grund anzunehmen, daß die S.A.U. Gegenmaßnahmen gegen ihre passive Handelsbilanz ergriffe, wozu ihr der Drei-Spalten-Zolltarif eine gute Handhabe bot. Im Sommer 1937 entsandte Japan daher eine Handelsdelegation, die versuchen sollte, ein Abkommen abzuschließen. Dieser Versuch mißglückte jedoch und das Jahr 1938 zeigte einen starken Rückgang der Handelsbeziehungen zwischen Japan und der Union. Im ersten Halbjahr 1938 betrugen die japanischen Käufe nur £ 294551 gegenüber £ 3203517 in der gleichen Zeit des Vorjahres. Diese Ziffer ist im ersten Halbjahr 1939 weiter gesunken. Die gleiche Tendenz zeigt die Ausfuhr Japans in die Union, die in den ersten sechs Monaten 1939 um £ 200000 gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres zurückgegangen ist 2 ). Diese Entwicklung, die einen weit stärkeren Rückgang aufweist als die Handelsbeziehungen der Union zu irgendeinem anderen Lande, ist auf verschiedene Ursachen zurückzuführen. Die Inanspruchnahme Japans durch den chinesisch-j apanischen Krieg, der dieses Land an der besonderen Pflege seines Außenhandels hindert, und die Rückkehr Japans zur australischen Wolle haben an dem Rückgang maßgeblich mitgewirkt. Zudem legt Südafrika keinen Wert auf verstärkte Beziehungen zu Japan. Die Gründe dafür sind einmal darin zu suchen, daß die billige japanische Ware eine zu große Konkurrenz für die Erzeugnisse der eigenen Industrie wurde. Man ist diesem Übel darum mit Antidumping-Zöllen begegnet. Zum anderen versuchten die Japaner gleichzeitig mit ihrer Ware als Händler festen Fuß in der S.A.U. zu fassen, und da sie zu den „Farbigen" gerechnet werden, ist ihre mengenmäßige Verstärkung in Südafrika unerwünscht. Es spielen also auch politische Gründe eine Rolle. Nachrichten für den deutschen Außenhandel, Berlin 1. 12. 39. Deutscher Außenhandel vom 13. 10. 39, S. 360 und Devisenwirtschaft und Außenhandel vom 8. 10. 38, S. 255. 2)
Die Problematik der deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen
78
3. Deutschlands Anteil am Außenhandel der Union. I m Gegensatz zu anderen großen Handelspartnern der Union m u ß Deutschland dem Verrechnungsabkommen entsprechend letztlich eine ausgeglichene Handelsbilanz mit der S.A.U. haben, wenn dieses auch in den Statistiken bisher noch nicht deutlich zum Ausdruck gekommen ist.
1910/14 1925/29 1930/34 1935 1936 1937 1938
Importe der S.A.U. E x p o r t e der S.A.U. aus Deutschland nach Deutschland in 1000 £ 3198 1736 4983 4129 3416 1852 3892 3796 4930 2339 6784 4982 1 ) 5025 4995«)
I m ersten Halbjahr .1939 ist der Export ziemlich stark gesunken, u n d zwar von £ 2530836 auf £ 2186748 in den gleichen Monaten des Vorjahres und der Import der Union wieder beachtlich gestiegen. I n Prozent des Außenhandels der Union ausgedrückt nimmt der Anteil Deutschlands den folgenden Verlauf: an der Gesamteinfuhr an der Gesamtausfuhr
1934 5,0 9,1
1935 5,2 14,1
1936 5,7 8,8
1937 6,6 13,3
1938 5,7 20
i/ 2 1939 8,1 73)
Insgesamt gesehen ergibt sich also eine steigende Tendenz, die im Vergleich zu dem fallenden Anteil Englands am Außenhandel seines Dominions ein erfreuliches Bild bietet. Auf Grund der hohen K ä u f e Deutschlands in der Union ist es zum zweitgrößten Kunden dieses Landes geworden. Selbstverständlich sind die deutschen Käufe im Vergleich zu den englischen gering, wenn m a n die Goldkäufe einbezieht. I m reinen Warenhandel ist der Unterschied jedoch bei weitem nicht so erheblich. I m J a h r e 1937 war das Verhältnis ca. 3 :1 (£14460312 englische K ä u f e zu £ 4930212 deutsche Käufe). Der Wert des deutschen Absatzmarktes f ü r die Union liegt aber nicht allein in seiner Größe, sondern zu einem nicht geringen Teil in der Stabilität der Nachfrage. Durch das Verrechnungsabkommen wird von vornherein eine wertmäßige deutsche Beteiligungsquote am Außenhandel der Union festgelegt, die einen stabilisierenden Faktor in der stark den Weltwirtschaftsschwankungen unterworfenen Wirtschaft der Union darstellt. Auf die wichtigsten Waren des Handelsverkehrs zwischen Deutschland und Südafrika ist im einzelnen bereits eingegangen. Nachstehend soll eine allgemeine Übersicht über diese Produkte gegeben werden, die gleichzeitig die Wandlungen innerhalb des Warenverkehrs aufzeigt, die sich in den letzten J a h r e n vollzogen h a b e n : Official Year Book of the Union of South Africa No. 19, S. 971/2. ) Deutscher Außenhandel vom 11. 5. 39. 3 ) Ebenda vom Oktober 1939. 2
Der Gesamtaußenhandel der Südafrikanischen Union
Einfuhr Deutschlands aus S.A.: Erze und Metallaschen Walöl Mais Wolle und andere Tierhaare Felle und Häute Gerbhölzer und -rinden Manganerze Chromerze Steine und Erden Kupfer Ausfuhr Deutschlands nach S.A.: Leder Papiere und Pappe Chemische Vorerzeugnisse Stab- und Formeisen Eisendraht Eisenbahnoberbaumaterial Schmiedbarer Guß Stangen, Bleche, Draht Kleidung aus Seide, Kunstseide u. Zellwolle Glaswaren Eisenwaren Maschinen darunter: Werkzeugmaschinen landwirtschaftl. Maschinen Dampflokomotiven Kraftmaschinen Fahrzeuge darunter: Kraft- u. Luftfahrzeuge Elektrotechnische Erzeugnisse Zubehörteile für Maschinen Wasserfahrzeuge
1934 1,59
79
1935 I 1936 in Mill. RM. 2,38
1937
—
—
—
—
—
—
39,25 1,9 3,54
28,6 1,8 1,2 3,1 1,4
1,5 2,6 41,5 1,4 1,6 8,5 2,1
—
—
1,7 1,2 3,4
1,2 1,7 4,2 1,8 1,1 3,8 1,9 1,3 1,3 1,1 8,0 14,5 1,7 2,1 4,4 1,1 8,3 6,8 5,8
34,79 0,74 2,13 — —
—
—
1,19 17,35
1,29 17,27
1,51 1,18 4,64 (12,62) 1,49 1,70
1,52 1,33 4,21 (14,19) 1,29 2,16
— —
2,07 1,22 —
9,71 7,42 1,49
—
—
—
1,9 2,5
—
1,69 1,55 —
4,41 0,64 2,0
1,3 1,2 6,4 8,2 1,6 1,5
— —
—
—
—
0,29 1,44 0,84 —
1,09 1,87 1,06 —
—
6,9 4,2 4,1 —
—
2,2
Die Wandlungen innerhalb der einzelnen Warenpositionen seien im folgenden kurz aufgeführt: Absoluter und r e l a t i v e r Rückgang der Einfuhr aus Deutschl a n d : Posamente, elektrische Maschinen, Druckpapier, Schneidewaren, Spielzeug, Fahrräder, Getränke, sonstige Strümpfe. W e r t m ä ß i g gleichgeblieben oder gestiegen, r e l a t i v aber gesunken ist der Export in folgenden Positionen: Pflüge, elektrische Motoren, Transformatoren, Antriebsmaschinen, Werkzeugmaschinen mit Antrieb, Bergwerkmaschinen, Textildruckmaschinen, Eisen- und Stahlwaren, Bahnwagen, Öfen und Herde, Automaten, Werkzeuge, Umzäunungsplatten, Elektrogeräte, Autoteile, Gläser und Glasbehälter, Kalbsleder, Pappe, Uhren, Schul- und Hospitaleinrichtungen, Chemikalien, Nähmaschinen. W e r t m ä ß i g gestiegen, prozentual aber gleichgeblieben oder gewachsen: Frauenoberkleidung, Kunstseidenstrickwaren, Kräne, Hebemaschinen, sonstige Bergwerkmaschinen, Setz- und Druckmaschinen, Statistisches Jahrbuch f. d. Deutsche Reich 1936, S. 270, 1937, S. 284, 1938, S. 301.
80
Die Problematik der deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen
Eisen, Stahl, Stahlröhren, Automobile, Motorräder, Motortreckerteile, Pharmazeutika 1 ). Während Deutschland nur in dieser letzten Gruppe eine Steigerung der Ausfuhr nach Südafrika verzeichnen kann, hat Südafrika in fast allen Positionen eine vermehrte Einfuhr aufzuweisen, aus der die Vereinigten Staaten den größten Nutzen gezogen haben. Diese Tatsache beweist einerseits, daß die oft geäußerte Ansicht, der s.-a. Markt sei gesättigt und könne keine vermehrte deutsche Einfuhr mehr aufnehmen, völlig abwegig ist, und andererseits, daß die U. S.A.-Ware oder ihre Absatzorganisation doch einen gewaltigen Vorteil vor der deutschen haben muß, da sie im Konkurrenzkampf siegt, obwohl es keine Kreise in Südafrika gibt, die speziell ein Interesse an amerikanischer Ware haben könnten wie z. B. Regierungs- und Farmerkreise es an der deutschen Ware haben. Aus diesen Gründen äußert die Südafrika-Kommission der Reichsgruppe Industrie, daß gerade in den Positionen, in denen sich die deutsche Ware nicht behaupten konnte — es handelt sich hierbei sowohl um Staats- als auch um Zivilbedarf — verstärkte Anstrengungen unbedingt erforderlich wären und in vielen Fällen auch zum Erfolge führen würden2). Bei einer allgemeinen Betrachtung der deutschen Lieferungen in die Südafrikanische Union wird ersichtlich, daß der Hauptteil der Güter für den Absatz innerhalb der weißen Bevölkerungsschicht bezw. der Industrie bestimmt ist. Daher sind die Kaufkraft der Europäer Südafrikas und die Lage der Industrie von ausschlaggebender Bedeutung für die Gestaltung der Handelsbeziehungen. Der Einfluß des schwarzen Bevölkerungsteiles kann nur gering sein. Für einen direkten Absatz an Eingeborene mögen teilweise die Positionen Glaswaren, Kleidung, Papiere und Pappe, landwirtschaftliche Geräte und Fahrzeuge (Fahrräder) in Frage kommen. Diese Positionen sind aber nicht sehr bedeutend. Außerdem könnte man einige Warengattungen hinzuzählen, die indirekt der Bedürfnisbefriedigung des Eingeborenen dienen, wie z. B. innerhalb der Position „Chemische Vorerzeugnisse", Medikamente in Minen und Krankenhäusern, oder Leder etc. Jedoch kann innerhalb der deutschsüdafrikanischen Handelsbeziehungen dem schwarzen Bevölkerungsteil eine ausschlaggebende Bedeutung wohl kaum zugesprochen werden. 1 ) Südafrikabericht der Reichsgruppe Industrie. Es wird darauf verzichtet die zahlenmäßigen Nachweise für die Entwicklung der einzelnen Positionen hier aufzuführen, da sie im statistischen Jahrbuch für das Deutsche Reich nachzulesen sind. 2 ) Südafrikabericht der Reichsgruppe Industrie, S. 54.
Die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen in ihrer Entwicklung
81
II. Die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen in ihrer Entwicklung und Problematik. 1. Die Entwicklung des deutsch-südafrikanischen Handelsverkehrs. a) Die N a c h k r i e g s z e i t . Der Krieg hatte die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Südafrika völlig zerschlagen. Einem Neuaufbau der Beziehungen nach dem Kriege stellten sich eine Reihe von Schwierigkeiten hemmend in den Weg, die sich zunächst vor allem aus der feindseligen Einstellung des britischen Teiles der Bevölkerung ergaben, ferner aus der Auflösung deutscher Vertretungen in der Union und aus der Beschlagnahme deutschen Eigentums. Diesen Hindernissen standen jedoch auch günstige Momente entgegen: Auf der einen Seite hatte sich der deutsche Kaufmann vor dem Kriege Sympathien bei dem nichtenglischen Teil der Bevölkerung erworben, und auf der anderen Seite arbeitete dieser Bevölkerungsteil jetzt wieder mit aller Energie darauf hin, sich vom britischen Weltreich loszulösen und selbständig zu werden, ein Versuch, der vor dem Kriege bereits einmal unternommen aber fehlgeschlagen war. Auf dieser Grundlage gelang es allmählich wieder in einen normalen Handelsverkehr mit der Union zu kommen. Auf Seiten der Union sind zu diesem Zwecke verschiedene Maßnahmen getroffen worden: Gleichzeitig mit der Ratifizierung des Friedensvertrages wurde das Gesetz aufgehoben, das den Handel mit dem Feinde verbot (September 1919). Einen Extraaufschlag auf deutsche Waren, wie ihn England einführte, erhob Südafrika nicht. Es war auch eines der ersten Länder, die das beschlagnahmte deutsche Vermögen wieder freigaben. Trotzdem bahnten sich die Beziehungen langsamer an als das auch in Anbetracht der folgenden Tatsachen zu erwarten gewesen wäre: Deutschland war bereits vor dem Kriege ein wichtiger Abnehmer südafrikanischer Erzeugnisse, und außerdem wurden die deutschen Waren während des Krieges in Südafrika entbehrt. Es sprachen also wirtschaftliche Notwendigkeiten innerhalb der Union für eine Wiederbelebung des Handelsverkehrs mit Deutschland. Jedoch waren die hemmenden Faktoren zunächst noch stärker. Unter anderem mußten sich zuerst die Neuregelungen der Finanzierungs- und Transportfragen einspielen. Ein nicht zu unterschätzendes Verdienst haben sich dabei die deutschen Schiffahrtslinien erworben, denn ihre Aktivität ermöglichte es, daß bereits 1919 das erste deutsche Schiff südafrikanische Häfen wieder anlief, und schon 1920 ein regelmäßiger Schiffahrtsdienst aufgenommen und ausgebaut werden konnte. Der Wiederaufbau der deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen wurde durch die deutsche Geldentwertung erleichtert. Während der Gesamtimport der Union von 1920 bis einschl. 1923 stark sank, stieg der Export Deutschlands in die Union in der gleichen Zeit gewaltig. In den 6
Mühlhoff
82
Die Problematik der deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen
J a h r e n 1924 bis 1926 setzte dann eine allgemeine Importsteigerang ein, die jedoch hinter dem Tempo der Einfuhrzunahme aus Deutschland weit zurückblieb. Der Gesamtimport der Union erhöhte sich von 1924 auf 1925 u m ca. 14,17% u n d von 1925 auf 1926 u m ca. 25,5% gegen eine deutsche Exportsteigerung in die Union um ca. 29,4% u n d 6 6 % in den gleichen Zeitabschnitten 1 ). Die deutsche Inflation kann daher als eine der wichtigsten Ursachen angesehen werden, die es ermöglichten, den deutschen E x p o r t in die S.A.U. von £ 30000 im J a h r e 1919 auf £ 3530000 im J a h r e 1924 zu bringen, eine Höhe, die in der Vorkriegszeit noch nicht erreicht worden war. b) D e r H a n d e l s v e r t r a g z w i s c h e n D e u t s c h l a n d u n d S ü d a f r i k a , I m J a h r e 1928 wurde zwischen Deutschland u n d der Südafrikanischen Union ein Handels- u n d Schiffahrtsvertrag auf der Grundlage der unbedingten Meistbegünstigung abgeschlossen. Der Vertrag enthielt keine Tarifverabredungen, sah jedoch solche f ü r die Z u k u n f t vor. I n dem später sehr umstrittenen Artikel 8 bestimmte der Vertrag, daß zwar die bestehenden Präferenzen Englands u n d der Dominions diesen Ländern vorbehalten blieben, daß aber Deutschland in den Genuß aller zukünftigen Präferenzen gelangen solle. Es ist verständlich, daß die letzterwähnte Bestimmung auf den heftigen Widerstand der Imperialisten Südafrikas stieß, u n d daß sich ein politischer Kampf zwischen den Verfechtern der Empire-Idee u n d denen der Richtung „South Africa f i r s t " entspann. Obwohl die imperialistische Presse in jeder Weise versuchte, den Vertrag zu sabotieren, blieb sie ohne direkten Erfolg. Jedoch schadete diese antideutsche Propaganda dem Absatz deutscher Waren erheblich. J e mehr die Union die politischen Bindungen zu lockern trachtete, um so mehr bemühte sich England engere wirtschaftliche Bindungen zwischen der Union u n d dem Mutterlande herzustellen, wozu es vielerlei Handhaben hatte, z. B. in der privaten Kapitalverflechtung. Für Deutschland war der Handelsvertrag von 1928 praktisch zunächst ohne größere Bedeutung, denn die deutschen Waren m u ß t e n auf gleicher Basis verzollt werden wie diejenigen anderer Länder, mit denen Südafrika keinen Vertrag abgeschlossen hatte. F ü r die Union wirkte sich der Vertrag schon günstiger aus, obwohl ihre Hauptabsatzprodukte Wolle, H ä u t e und Felle zollfrei waren. Größere Vorteile waren für Deutschland aus dem Vertrage erst d a n n zu erwarten, wenn es einmal in den Genuß zukünftiger Empirepräferenzen gelangen würde. Infolge der Weltwirtschaftskrise ist es dazu nicht gekommen 2 ). Wie bereits geschildert, sah General Hertzog keinen anderen Weg aus dieser Krise als den über Ottawa. *) Errechnet aus Angaben des Official Year Book of the Union of South Africa 1927, S. 620 und 633 und 1910—24, S. 619. 2 ) Mertsch: Entwicklungsepochen und Entwicklungstendenzen der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Südafrika, S. 47.
Die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen in ihrer Entwicklung
83
Auf der anderen Seite sah sich aber auch Deutschland gezwungen, Zollerhöhungen auf Agrarprodukte zum Schutze seiner eigenen Landwirtschaft vorzunehmen1) und teilweise zum Kontingentierungssystem überzugehen. Diese Maßnahmen beeinflußten die Einfuhr südafrikanischer Erzeugnisse und wiesen damit die Union stärker auf den Empiremarkt hin. Angesichts dieser neuen Sachlage mußte der Artikel 8 des deutsch-südafrikanischen Handelsvertrages abgeändert werden. Dieses geschah durch ein Zusatzabkommen vom Oktober 1932. Deutschland verzichtete auf den Genuß irgendwelcher dem britischen Imperium auch in der Zukunft gewährten Präferenzen. Damit wurde der Vertrag für die nächsten Jahre praktisch bedeutungslos. 2. Die Zeit der Gegenseitigkeit innerhalb des deutsch-südafrikanischen Handelsverkehrs. a) K u r z e U b e r s i c h t ü b e r d i e E n t w i c k l u n g zum V e r r e c h n u n g s a b k o m m e n des J a h r e s 1934. Seit Beginn der Weltwirtschaftskrise wuchsen die Schwierigkeiten für den deutschen Export auf dem s. a.-Markt ständig. Die Abwertung des englischen Pfundes, der nach reichlich einem Jahr das s.-a. Pfund folgte, machte den Anfang. Hinzu kamen die Buy-British-Bewegung, eine Propaganda, durch die England in der Krisenzeit seinen Export in die Dominions und Kolonien zu schützen suchte, und schließlich der seit 1933 organisierte jüdische Boykott deutscher Waren. Die erheblichen deutschen Devisenschwierigkeiten des Jahres 1934 machten dann auch die noch bis dahin aufrechterhaltenen Käufe besonders in Wolle unmöglich. Damit erreichte der deutsche Handel mit der Union einen Tiefpunkt, und für die Wollproduzenten der Union ergab sich eine katastrophale Lage. — Große Mengen Wolle lagerten in Südafrika und fanden keinen Absatz. Die Folge dieses übermäßigen Angebotes war ein starker Preissturz. Der s.-a. Farmer hatte also einmal einen stark verringerten Absatz und zum anderen einen sehr verminderten Erlös pro Einheit zu tragen, ohne daß sein Aufwand entsprechend zurückgegangen wäre. Diese Notlage der Farmer veranlaßte die Regierung, bereitwilliger auf Vorschläge handelspolitischer Art einzugehen als in normalen Zeiten, wenn sie nur eine Besserimg des Wollmarktes versprachen. Als im September 1934 eine deutsche Abordnung unter der Führung des Herzogs von Mecklenburg in die Union reiste um ein neues Abkommen zu besprechen, fand sie die oben geschilderte Lage vor. — Die Rücksicht, die die s.-a. Regierung auf England zu nehmen hatte, stellte jedoch ein ') So stieg der Zollertrag aus der Maiseinfuhr von 18,2% der 1930 insgesamt eingeführten Maismenge auf 24,7% 1931 und auf 32,6% 1932 der jeweiligen Maisgesamteinfuhr. FOr Wolle stiegen die Zolleinnahmen von 0,7 % 1930 auf 1,2 % 1931 und 1932. Häute und Felle hatten eine Steigerung von 0,4% 1930 auf 0,5% 1931 auf 0,9% 1932 aufzuweisen. Errechnet aus Angab, d. Statistischen Jahrbuches f. d. Dtsch. Reich 1933, S. 491, 1932 S. 523. 6*
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Die Problematik der deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen
Hemmnis f ü r neue Abmachungen mit Deutschland dar und gestaltete diese noch schwieriger als sie durch die deutsche und südafrikanische Wirtschaftslage ohnehin schon wurden. Zur Lösung des Problems wurde der folgende Vorschlag gemacht 1 ): Südafrika solle Deutschland einen Kredit f ü r zusätzliche Wareneinfuhr in Höhe der Wollmenge einräumen, die Deutschland normal in den nächsten Monaten kaufen würde. Der Kredit sollte dergestalt eingeräumt werden, daß die s.-a. Regierung den Farmern den Preis f ü r ihre Wolle in S.A.-£ auszahlte, u n d daß die deutschen Wollkäufer in Reichsmark auf ein Konto der Reichsbank, das f ü r die Union neu zu errichten wäre, ihre schuldigen Zahlungen leisteten. Dieses Konto sollte zur Bezahlung zusätzlicher deutscher Warenexporte nach der Union Verwendung finden. Die s.-a. Regierung wäre bereit, — so heißt es in dem Bericht, dem dieser Vorschlag entnommen ist — diesen Kredit, der in Wahrheit j a n u r ein Warenkredit sein sollte, auf längere Zeit — es wurden 5 bis 6 J a h r e genannt —• einzuräumen. D a f ü r verlangte dann die s.-a.-Regierung eine Kreditgarantie der deutschen Regierung. — Die Hauptschwierigkeit bei dieser Lösung lag f ü r Deutschland darin, von Südafrika eine Garantie f ü r die Mehraufnahme deutscher Waren zu bekommen. Man 2 ) war jedoch der Ansicht, daß diese durch geschickte Verhandlungen zu erreichen sei, so daß die Abdeckung des gesamten Kredites durch einen zusätzlichen E x p o r t vollzogen würde. Finanzminister Havenga vertrat die Meinung, daß vor allem die Farmerorganisationen größere Mengen deutscher Waren aufzunehmen in der Lage seien. Dieser Vorschlag wurde indes von der deutschen Regierung abgelehnt. Man war zunächst — vor allem in deutschen Kreisen Südafrikas — darüber unangenehm überrascht, da m a n den günstigsten Verhandlungsmoment fiir verpaßt hielt und f ü r die Wolle anderweitige günstige Absatzmöglichkeiten kommen sah. Die Entwicklung erwies jedoch, daß die Ablehnung, die die deutsche Regierung mit der Begründung gab, daß sich f ü r Deutschland ein garantierter Zusatzexport ergeben müsse, wenn die Sache nicht überhaupt undiskutabel werden sollte, richtig war. Denn es gelang den deutschen Bemühungen, am 31. 12. 1934 ein Verrechnungsabkommen abzuschließen, das f ü r Deutschland wesentlich günstigere Bedingungen enthielt. b) D i e t e c h n i s c h e D u r c h f ü h r u n g d e s A b k o m m e n s . Dieses Verrechnungsabkommen, dessen Wortlaut weder in Südafrika noch in Deutschland veröffentlicht wurde, ist in jedem folgenden J a h r f ü r die Dauer eines weiteren Jahres in fast unabgeänderter Fassung erneuert worden 3 ). Die Abwicklung dieses Verrechnungsverkehres geschieht in folgender Form. Man k a n n sie in 4 Phasen einteilen: 1 ) Bericht des Freiherrn von Bodenhausen an den Präsidenten des Werberates der deutschen Wirtschaft. 2 ) Freiherr von Bodenhausen. 3 ) Wortlaut des 6. Verrechnungsabkommens siehe Anhang.
Die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen in ihrer Entwicklung
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Die deutsche Regierung verpflichtet sich, die erforderlichen Einkaufsgenehmigungen und Devisenbescheinigungen f ü r eine in besonderen Listen aufgeführte Menge südafrikanischer Waren zu erteilen. Auf Grund dieser Genehmigungen eröffnen die drei eigens hierzu bestimmten Banken, die Nederlandsche Bank voor Zuid-Afrika N.Y., die Standard Bank of South Afrika L t d . u n d die Barclays Bank (DC & O), durch ihre jeweiligen Zweigstellen in Deutschland dem deutschen Importeur einen Wechselkredit in Südafrika, u n d zwar in £-Sterling, mit dem der deutsche Importeur die Bezahlung seiner dort eingekauften Wolle vornimmt. Die Trassierung dieser Wechsel wird durchschnittlich auf London vorgenommen, ganz ausnahmsweise jedoch auch auf deutsche Bezogene. Das wäre die erste Phase, nämlich die Bezahlung der Ware. Es folgt die Abdeckung des Kredites: Diese wird von den deutschen Importeuren am Tage der Fälligkeit des Wechsels in Reichsmarkzahlungen auf ein Aski-Konto der drei oben genannten Banken 1 ) vorgenommen, u n d zwar wird der Berliner Mittelkurs des genannten Tages der Umrechnung zugrunde gelegt. Dieses Aski-Konto der Union wird von den drei Banken in doppelter Währung geführt, nämlich in Reichsmark und in englischen Pfunden 2 ). Maßgebend ist immer der £-Betrag. Der Reichsmark-Betrag spielt n u r bei der Verrechnung der drei Banken mit der Reichsbank eine Rolle, auf die noch eingegangen wird. Die 3. Phase besteht darin, daß die Reichsbank die Exporterlöse aus Südafrika „earmarked", d. h. sie auf einem Sonderkonto ausschließlich f ü r die Abdeckung der genommenen Devisenkredite bereithält. Der letzte Schritt ist der, daß die Reichsbank die Devisenzuteilung von ihrem Sonderkonto auf das jeweilige Askikonto der Union bei den drei Südafrikabanken vornimmt, u n d zwar immer dann, wenn £-Beträge auf dem Sonderkonto der Reichsbank eingelaufen sind. Bei dieser Umrechnung wird ebenfalls der Berliner Mittelkurs am Tage der Zuteilung zugrunde gelegt. Der sich so abwickelnde Verrechnungsverkehr erstreckt sich auf Waren, für die ein wertmäßiges Kontingent zu Beginn des Abkommens festgelegt worden ist. Uber diese Höchstbeträge hinaus brauchen Waren nicht abgenommen zu werden. Auch solche Waren fallen unter das Abkommen, die durch Vermittlung, i m Namen oder f ü r Rechnung von Personen zwischen Südafrika u n d Deutschland versandt werden, die ihren Wohnsitz in dritten Ländern haben. 1 ) Hierbei handelt es sich allerdings nur um eine im Grunde bedeutungslose Namensführung der Askikonten auf die Zentralen der 3 erwähnten SA.-Banken bzw. ihre Hauptniederlassungen in Südafrika. In Wirklichkeit ist die SA.-Reservebank Pretoria Inhaberin der Konten; sie gibt dementsprechend auch alle Instruktionen über Geldanlagen etc. Der in einem Kriegsfall verbleibende Aktivssaldo kommt infolge des Aktivwerdens der Bürgschaft der Reservebank, die diese für den Fall der Nichtremittierung durch die Reichsbank den 3 SA.-Banken gegeben hat, daher auch ihr zu. Es handelt sich im Grunde also nur um eine treuhänderische Verwaltung von Seiten der 3 SA.-Banken für die SA.-Reservebank in Pretoria. ! 2 ) Engl, und nicht S.A.-£ aus dem Grunde, weil durch die Umrechnung von S.A. in Engl.f den Banken ein kleiner zusätzlicher Gewinn entsteht. (5 sh pro 100 £ im Durchschnitt der letzten Zeit) den der deutsche Importeur zu tragen hat.
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Die Problematik der deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen
Private Kompensationsgeschäfte sind durch das Abkommen ausgeschlossen. Als „Südafrikanische Union" im Sinne des Abkommens gilt auch DeutschSüd-West, Basutoland, Betschuanaland und Swaziland. Auch die in London bei der Zentralverkaufsstelle des Diamantensyndikates „Diamond Board" gekauften Industriediamanten fallen unter das Abkommen. Die Verteilung der Risiken innerhalb des Abkommens ist wie folgt vorgesehen: Das normale Bankrisiko tragen auch innerhalb des Verrechnungsabkommens die drei Südafrikabanken. Das ist ihnen ohne weiteres möglich, da sie grundsätzlich die Dokumente nur gegen Zahlung aushändigen. Das Kursrisiko innerhalb des Abkommens trägt die Reichsbank. Es entsteht dadurch, daß nicht immer zur gleichen Zeit £-Sterling aus deutschen Südafrika-Exporten anfallen, zu der die ¿-Wechsel in London fällig werden, d. h. daß die Überweisung der Reichsbank an die drei Banken terminmftßig nicht mit den Zahlungen der Importeure übereinzustimmen brauchen. Für beide Überweisungen bleibt jedoch der ¿-Betrag maßgebend, und der Umrechnung wird jeweils der Berliner Mittelkurs am Tage der Überweisung zugrunde gelegt. Bei jeder Kursschwankung ergibt sich also ein anderer Reichsmark-Gegenwert. Die daraus zu Ende eines Jahres entstandenen Gewinne oder Verluste gehen zu Gunsten oder zu Lasten der Reichsbank. Durch eine jährliche Abrechnung zwischen der Reichsbank und den drei genannten Banken wird der Ausgleich für diese vorgenommen. Hier bliebe zu überlegen, ob dieses teilweise nicht unerhebliche Risiko durch Termingeschäfte auszuschalten wäre. Das 3. Risiko, das für die drei Banken dann entsteht, wenn es der Reichsbank nicht mehr möglich sein sollte, engl. ¿-Devisen anzukaufen, also z. B. in einem Kriegsfalle mit England, hat die s.-a. Reservebank übernommen. In diesem Falle würden also die ¿-Zuweisungen an die drei Banken fortfallen, während diese ihren Wechselverpflichtungen in London trotzdem nachkommen müssen. Die Reservebank Südafrikas hat sich verpflichtet, in einer solchen Lage den drei Banken die zur Wechselabdeckung notwendigen ¿-Sterling zur Verfügung zu stellen. Sie ist ihrerseits hierfür durch die s.-a. Regierung rückgesichert. c) Die E n t w i c k l u n g der Abkommen seit 1934. Die jährlichen Verrechnungsabkommen sind durchschnittlich durch mehrere Zusatzabkommen erweitert worden. Sie haben die folgende Entwicklung durchgemacht1): 1. Abkommen v. 31. 12. 1934 für 1. 1. 1935 bis 30. 11. 1935 1. Zusatz vom 8. 5. 1935 x)
1000 £-Sterling 2 400 460 2860
S.A.-Bericht der Reichsgruppe Industrie. Akten W.W.A., Hamburg.
Die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen in ihrer Entwicklung 2. Abkommen vom 18. 12. 1935 für 1. 12. 1935 bis 30. 11. 1936 1. Zusatz vom 17. 6. 1936 2. Zusatz vom 31. 8. 1936 3. Zusatz vom 15. 12. 1936 3. 1. 2. 3.
Abkommen vom 21. 12. 1936 für 1. 12. 1936 bis 30. 11. 1937 Zusatz vom 19. 3. 1937 Zusatz vom 28. 4. 1937 Zusatz vom 30. 8. 1937
4. Abkommen vom 19. 9. 1937 für 1. 9. 1937 bis 31. 8. 1938 1 ) 1. Zusatz vom März 1938 5. Abkommen vom 19. 9. 1938 für 1. 9. 1938 bis 31. 8. 1939 1. Zusatz vom 15. 5. 1939 2. Zusatz vom 7. 6. 1939 6. Abkommen für 1939/40
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1000 ¿-Sterling 3 000 100 500 20 3 620 4 015 500 10 96 4 621 4 630 1 056 5 686 6 355 350 40 6 745 6 355
Bei Ausbruch des Krieges 1939 waren bereits einige Geschäfte innerhalb des 6. Verrechnungsabkommens getätigt worden. In das 5. und 6. Abkommen sind Beträge für den Touristenverkehr einbezogen, 1938/39 war für diesen Zweck eine Summe von 5000 £ vorgesehen, die im 6. Abkommen auf das Doppelte erhöht wurde. Auf Grund dieser Übereinkunft wird deutschen Staatsangehörigen ein 28tägiger Aufenthalt in der S.A.U. ermöglicht. Für diese Zeit kann über einen Betrag im Gegenwert von 400.— RM verfügt werden, der jedoch dem Reisenden nicht in Devisen ausbezahlt wird. An Bardevisen bekommt er lediglich 4 sh täglich zur freien Verwendung. Die Verfügung über den durch das Verrechnungsabkommen zu Reisezwecken bereitgestellten Betrag haben zur Hälfte die deutschen Schiffahrtslinien, die die Ausnutzung dieses Betrages ihren Reisenden zugänglich machen. Sie üben gleichzeitig die Kontrolle aus, daß die Aufenthaltsdauer 28 Tage nicht überschreitet. Bei der Abfahrt muß bereits die Rückreise belegt werden. Sollte trotzdem ein längerer Aufenthalt genommen werden, so ist das im Rahmen des Verrechnungsabkommens beanspruchte und in Reichsmark eingezahlte Geld in Devisen zurückzuerstatten. Die Verfügung über die zweite Hälfte des in dem Abkommen vereinbarten Betrages behält sich die deutsche Reichsregierung vor. d) Die W i r k u n g e n der V e r r e c h n u n g s a b k o m m e n . Wie die oben wiedergegebene Entwicklung der Beträge zeigt, hat sich der deutsch-südafrikanische Handelsverkehr unter der Herrschaft des Gegenseitigkeitsprinzipes durchaus günstig entwickelt. Der zunehmende deutsche Bedarf an südafrikanischen Erzeugnissen, den der wirtschaftliche Aufschwung mit sich brachte, konnte durch das Verrechnungsabkommen in der Weise befriedigt werden, daß seine Bezahlung durch zusätzlichen deutschen Export erfolgte. 1)
Geänderter Termin mit Rücksicht auf die 'Wollsaison.
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Die Problematik der deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen
Eine Steigerung von 2 % Mill. £ auf ca. 7 Mill. £ 1938/39, also fast eine Verdreifachung in 5 Jahren wäre ohne Verrechnungsabkommen angesichts der Schwierigkeiten, die der deutschen Ware auf dem s.-a. Markt begegnen und angesichts der deutschen Devisenlage wohl kaum möglich gewesen. Vielmehr würde die Entwicklung des deutsch-südafrikanischen Handelsverkehrs ohne Gegenseitigkeit wahrscheinlich auf eine einseitige Steigerung des Importes südafrikanischer Waren nach Deutschland hinausgelaufen sein, oder — nach den Grundsätzen des „Neuen Planes" — auf eine Beschränkung in der Befriedigung der Nachfrage. Neben diesem günstigen Einfluß des Gegenseitigkeitsprinzips im allgemeinen auf den deutsch-südafrikanischen Warenaustausch ist — nach Aussagen maßgebender Persönlichkeiten1) — gerade das Abkommen mit Südafrika das bestfunktionierende aller deutschen Handelsabkommen. Die Art der Verrechnung ermöglicht es, daß dieses „S.A.-Aski" nicht mehr Kosten verursacht als ein freies Geschäft, im Gegensatz zu Im- und Exporten aus und nach anderen Ländern, deren Abwicklung über AskiKonten erfolgen, wie das z. B . im Handelsverkehr mit Mittel- und Südamerika der Fall ist. Aus dem s.-a. Verrechnungsverkehr entstehen dem deutschen Importeur folgende Kosten: 1. Der Diskontsatz in Südafrika. 2. Der Kurswechsel zwischen dem s.-a. £ und dem engl. £. (Im Durchschnitt der letzten Zeit 5/- sh pro 100 £.) 3. Die Akzeptprovision von % bis % % bei 30 bis 90 Tagen Sicht und 4. Die Manipulationsgebühr von % % . Bei mittel- und südamerikanischen „Aski"-Geschäften kommen Rembourskredite nicht in Frage. Die Geschäfte werden entweder durch Akkreditivstellung oder „Dokuments against Payment" getätigt. Im 1. Fall betragen die Kosten für den deutschen Importeur: 1. % % Provision für die Aufnahme des Akkreditivs, 2. % % Aski-Einzahlungsgebühr und bei „unwiderruflichen" Akkreditiven, 3. 1 — 4 % Bestätigungsprovision. Im 2. Falle sind nur % % Aski-Einzahlungsgebühr zu zahlen. Unverhältnismäßig teuer wird das Aski-Geschäft nach Mittel- und Südamerika aber durch das Disagio, das die Reichsmark auf diesen ausländischen Märkten aufzuweisen hat. Dieses betrug in Rio de Janeiro am 23. 6. 1939 für den Kauf 28,95% gegenüber £-Sterling und 29,04°/o gegenüber U.S.A.-Dollar, für den Verkauf 24,02% gegenüber £-Sterling und 2 4 , 0 % gegenüber U.S.A.-Dollar. In Lima betrug es am 26. 6. 1939 2 2 % für den Kaufund 21,5% für den Verkauf, in Valparaiso 19,24% für den Kaufund 19,56% für den Verkauf, in Montevideo 9,91% für den Kauf und 9,72% für den Verkauf. Für Mexiko betrug das Disagio der Reichsmark Mitte bis Ende des Jahres 1939 durchschnittlich 23 % 2 ). ' ) R.W.M.; S.A.- Gesandtschaft, Berlin; Nederlandsche Bank voor Zuid Afrika in Hamburg. 2 ) Kursangaben der „Deutsche Überseeische Bank".
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Da es ein Disagio der Reichsmark auf dem s.-a. Markte nicht gibt, und da außerdem die Spesen teilweise niedriger sind, verursacht das südafrikanische Aski beträchtlich weniger Kosten als mittel- und südamerikanische Askis. Auch für die Südafrikanische Union sind die Wirkungen der Gegenseitigkeit durchaus günstige. Der Handelsminister Pirow äußerte sich über das Abkommen in der Form, daß dieses den Wollmarkt vor dem Zusammenbruch gerettet und den Farmern ihre Existenz gesichert habe. Das gilt nicht nur für die kritische Zeit des 1. Wollabkommens von 1934, sondern auch für die folgenden Jahre, denn auch in besseren Zeiten ist ein Käufer wie Deutschland, der ca. y 3 des gesamten Angebotes aufnimmt, von unschätzbarem Wert. Ein Vergleich mit Australien, das auf die deutschen Anregungen zu einem Gegenseitigkeitsverkehr nicht einging, mag die Vorteile Südafrikas aus dem Verrechnungsabkommen verdeutlichen: Während Deutschland im Jahre 1933 63000 t australische Wolle einführte, kaufte es im Jahre 1938 nur noch 24000 t. Der deutsche Bezug australischer Wolle weist also einen Rückgang auf fast y a in 5 Jahren auf, trotz des seit 1933 einsetzenden deutschen Wirtschaftsaufschwunges, dessen natürliche Folge verstärkte Bezüge hätten sein müssen. Da die australische Wolle zunächst der Capwolle überlegen war, und es letzterer erst in neuester Zeit gelang, eine qualitative Gleichstellung zu erlangen, muß der Grund für die Umstellung vor allem in dem deutschsüdafrikanischen Verrechnungsabkommen gesehen werden, also in den konsequent durchgeführten Grundsätzen deutscher Wirtschaftspolitik: der Gegenseitigkeit. e) Die P r o b l e m a t i k der V e r r e c h n u n g s a b k o m m e n . Nachdem die günstige Entwicklung des deutsch-südafrikanischen Güterverkehrs unter der Gegenseitigkeit festgestellt worden ist, würde es interessieren, einen Vergleich des Verrechnungsverkehrs mit dem freien Warenverkehr durchzuführen. Ein derartiger Vergleich ist verständlicherweise nur annähernd richtig durchführbar, weil sich die Vor- und Nachteile des freien Handels auf der einen und der Gegenseitigkeit auf der anderen Seite nicht ohne weiteres gegeneinander abwägen lassen. Z. B. darf hierbei nicht außer Acht gelassen werden, daß bei dem freien Handelsverkehr die Wirtschaftlichkeit des Im- und Exportes die bei weitem größte Rolle spielt, während das innerhalb der Gegenseitigkeit nicht der Fall zu sein braucht. Die Gegenseitigkeit kann Ziele verfolgen, die der freie Warenverkehr nicht einschließt, wie z. B. Sicherung genügender Rohstoffmengen, Sicherung eines Absatzmarktes für die Exportindustrie etc. Da derartige Momente für ein Land von ausschlaggebender Bedeutung sein können, kann unter Umständen ein teuerer Import doch als der wirtschaftlichere angesehen werden. Wenn also die Untersuchung einzelner Warenkäufe in S.A. ergibt, daß diese Käufe beim freien Einkauf wahrscheinlich nur niedriger hätten bezahlt zu werden brauchen als innerhalb des Verrechnungsabkommens, so
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braucht das nicht zu bedeuten, daß dadurch der Volkswirtschaft insgesamt ein Verlust entstanden ist, wenn m a n normalerweise auch wohl sagen kann, daß ein Land Opfer bringen muß, wenn es trotz seiner schlechten Devisenlage nicht auf die notwendigen Rohstoffimporte verzichten will. Der erwähnte Vergleich wird zweckmäßigerweise in Wolle durchgeführt, da das Abkommen sich zunächst ausschließlich auf Wolle bezog, u n d dieses P r o d u k t auch in den weiteren Abkommen den überwiegend größten Teil ausmacht. Die Prüfung wird sich in erster Linie auf die Preisentwicklung erstrecken müssen: Als Beispiel sei der Preis f ü r Supra Langkamm a/aa beste 12-Monatswolle, berissen, sozusagen fehlerfrei, angeführt, u n d zwar jeweils c i f E u r o p a in pence per Ib.:
Saison „ „ „ „
1933/34 1934/35 1935/36 1936/37 1937/38 1938/39
Anfang: (August/September) 32i/ 2 d 20i/ 2 d 27i/ 2 d 33 d 34 d 24 d
Ende: (Dezember bis April) 37 d 24 d 32 d 38 d 27 d 26 d 1 )
Zu Beginn der Saison 1934 spiegelt also der äußerst gedrückte Preis die geringen Wollabsatzmöglichkeiten wider. Das E n d e der Saison brachte bereits wieder einen merklichen Preisaufschwung. Das erste Verrechnungsabkommen mit Deutschland wurde im Dezember 1934 abgeschlossen und t r a t am 1. 1. 1935 in K r a f t , so daß die deutschen Importeure erst ab J a n u a r 1935 ihre Wollkäufe tätigen konnten. Das bedeutet, daß Deutschland zu dem zu Beginn der Saison bestehenden billigen Preise nicht mehr kaufen konnte, sondern bereits einen höheren Preis bezahlen mußte. Dieser Umstand ist deshalb zu bedauern, als — nach Aussage von Fachleuten 2 ) — gerade das zu erwartende Verrechnungsabkommen mit Deutschland die Hauptursache f ü r die Preiserhöhung gewesen ist. Die Verhandlungen über das Abkommen konnten nicht ganz geheim gehalten werden, Gerüchte darüber drangen durch u n d veranlaßten englische, französische u n d andere ausländische Wollhändler, die freies Kapital zur Verfügung hatten, Wolle in größeren Mengen aufzukaufen, den billigen Preis auszunutzen und einen Preisanstieg zu verursachen. Dieser Aufpreis, den Deutschland bereits bei dem 1. Verrechnungsabkommen zu zahlen hatte, h ä t t e aller Wahrscheinlichkeit nach bei freien Einkaufsmöglichkeiten nicht bezahlt werden müssen, da die deutschen Importeure dann bereits zu Anfang der Saison, also noch zu den niedrigen 2
Angaben einer Hamburger Wollimportfirma. ) Nederlandsche Bank voor Zuid Afrika.
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Preisen, ihre K ä u f e hätten tätigen können. Insofern als mit den vorhandenen Devisen aus Exporterlösen der größtmögliche Nutzen erzielt werden mußte, h ä t t e sich der freie Einkauf in diesem Falle als wirtschaftlicher erwiesen, wenigstens f ü r eine Augenblicksbetrachtung. Wenn m a n aber die Vorteile dieses Aufpreises in Rechnung zieht, die darin bestehen, daß der Farmer durch ihn am Handel mit Deutschland besonders interessiert wurde, und sich damit die Stellung der deutschen Ware auf dem s.-a. Markte stärkte, so wird der volkswirtschaftliche Nutzen aus dem preislichen Vorteil des freien Handels bereits fraglicher. Daß der Aufpreis, den Deutschland während aller Verrechnungsabkommen bezahlt hat, in Farmerkreisen eine große Rolle spielt und sich sehr zu Gunsten des Handelsverkehres mit Deutschland ausgewirkt h a t , geht schon daraus hervor, daß die Gegner des Abkommens immer wieder klarzulegen versuchen, daß dieser Aufpreis viel zu gering sei (x/g d pro lb oder ca. 3 sh pro Ballen und nicht wie allgemein angenommen wird 10% über Weltmarktpreis), u m den Schaden f ü r die s.-a. Volkswirtschaft auszugleichen, der ihr innerhalb des „Barterabkommens" dadurch entstände, daß sie nicht frei einkaufen könne, sondern gezwungen sei, deutsche Ware aufzunehmen (vor allem durch Regierungskäufe), obwohl an sich n u r eine äußerst geringe Nachfrage nach deutschen Gütern bestände 1 ). Diese Kreise behaupten sogar, daß nicht n u r die Einkaufsmöglichkeiten bei liberalistischem System vorteilhafter f ü r Südafrika wären, sondern daß der Liberalismus auch eine günstigere Preisentwicklung f ü r die Wolle gewährleiste. Eine Betrachtung der weiteren Entwicklung der aufgeführten Preise zeigt, daß diese während der zwei folgenden Saisons dauernd gestiegen sind, und d a ß der Preis zu Ende der Saison jeweils höher lag als zu Anfang derselben. Vergleichen wir damit den Abschluß der beiden folgenden Abkommen, so stellen wir fest, daß er beide Male zu Ende der Saison erfolgte. (Vergl. S. 87). Da die deutschen Wollkäufer in Südafrika durchschnittlich kein Eigenkapital zur Verfügung haben, mußten sie mit ihren Käufen warten, bis ihnen auf Grund des neuen Abkommens Kredite zur Verfügung gestellt wurden. Sie konnten also frühestens Dezember/Januar kaufen, d. h . sie mußten jeweils den zu Ende der Saison bestehenden höheren Preis zahlen. Bei der 4. Vereinbarung wurde der Abschlußtermin geändert, und- zwar t r a t das neue Abkommen am 1. 9. 1937 in K r a f t , so daß die deutschen Importeure sich bereits zu Anfang der Saison eindecken konnten. Das bisherige „Zuspätkommen" Deutschlands auf dem Wollmarkt h a t t e außer den preislichen Nachteilen auch den Bezug einer verminderten Qualität zur Folge, denn die zuerst auf dem Markt erscheinenden ausländischen Händler kauften die besten Wollsorten auf. Diese Qualitätsverschlechterung wäre bei freien Einkaufsmöglichkeiten vermutlich zu vermeiden gewesen, wurde seit dem 4. Abkommen jedoch auch innerhalb der Gegenseitigkeit durch Terminveränderung vermieden.— ') Ausschnitt aus einer englischen Zeitung.
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Der zu Ende der Saison 1936/37 bestehende außergewöhnlich hohe Preis ist durch die starken Wollkäufe Japans in Südafrika zu erklären, das — wie erwähnt — vorübergehend seinen Wollbedarf in Südafrika und nicht wie sonst immer in Australien deckte. Da diese Wollkäufe aber bald wieder nach Australien zurückverlegt wurden, sank der Preis in der folgenden Saison wieder und war — eigenartigerweise — in der ersten Saison, in der Deutschland bereits zu Beginn kaufen konnte, am Ende der Saison wesentlich niedriger als am Anfang. Die neue Krise für die Wollfarmer begann. Der Preis sank zu Beginn der Saison 1938 weiter, zog bis zu ihrem Ende jedoch wieder etwas an. — Eine gute Übersicht über die Preisentwicklung der Capwolle vermittelt die Errechnung der Ballen, die in den einzelnen Jahren für denselben Gesamtbetrag gekauft werden konnten. Ein Ballen Capwolle wiegt ca. 250 bis 350 lbs. Legen wir im Folgenden als Durchschnitt ein Gewicht von 300 lbs zu Grunde und nehmen wir an, Deutschland hätte ausschließlich Supra Langkamm a/aa beste 12-Monatswolle, berissen, sozusagen fehlerfrei, gekauft, so ergibt sich folgendes Bild: Zu Anfang der Saison 1934/35 kostete der Ballen dieser Wollqualität £ 25.12.-. Hätten die deutschen Importeure also bereits zu Anfang der Saison kaufen können, so hätten sie für den Betrag von £ 2400000 93750 Ballen Wolle erhalten. Da auf Grund des 1. Abkommens die Käufe jedoch erst zu Ende der Saison getätigt werden konnten, mußte ein Preis von £ 30 pro Ballen bezahlt werden, d. h. der Gesamterlös für die im Abkommen eingesetzten £ 2400000 betrug nur 80000 Ballen. Innerhalb des 2. Abkommens verhielt sich die Sachlage ähnlich. Zu Beginn der nächsten Saison war der Preis für einen Ballen Wolle auf£34.8.- gestiegen, d.h. er hätte den Einkauf von 69767 Ballen Wolle ermöglicht. Zu Ende der Saison, als die deutschen Käufe stattfanden, war eine weitere Preissteigerung auf £ 40 pro Ballen erfolgt mit einem Gesamterlös von nur mehr 60000 Ballen für £ 2400000. Zu Beginn der Saison 1936/37 betrug der Preis £ 41.5.- pro Ballen oder 58186 Ballen insgesamt. Der Kauf wurde wieder zu Ende getätigt, so daß derselbe Gesamtbetrag nur noch eine Menge von 50526 Ballen zu £ 47.10.pro Stück ergab. Anfangs der Saison 1937/38 fiel der Preis wieder. Ein Ballen Wolle der genannten Qualität kostete nur mehr £ 42.10.-, d. h. insgesamt konnten 58823 Ballen für £ 2400000 gekauft werden. Ende derselben Saison betrugen die Zahlen £33.15.- gleich 71111 Ballen, Anfang der Saison 1938/39 £ 30 gleich 80000 Ballen und zu ihrem Ende wieder £ 32.10.- gleich 73846 Ballen. Vergleicht man die Preisentwicklung der Capwolle mit der australischen, so kann man im allgemeinen feststellen, daß der Preis für die Capwolle seit Abschluß des Verrechnungsabkommens durchschnittlich etwa 10% über dem Preise für australische Wolle gelegen hat. Zusammenfassend kann man bei dem vorstehend durchgeführten Vergleich zu dem Ergebnis kommen, daß das Verrechnungsabkommen für Deutschland aus folgenden Ursachen teurer gewesen ist, als der freie Einkauf es hätte zu sein brauchen:
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1. Das Abkommen an sich veranlaßte zu Lagerkäufen ausländischer Firmen und verursachte dadurch eine Preissteigerung. 2. Der Zeitpunkt des Abschlusses der ersten 3 Abkommen gab den deutschen Importeuren erst zu Ende der Saison Einkaufsmöglichkeiten. Dadurch entstanden die folgenden Nachteile: a) Zu Ende der Saison war der Preis jeweils höher. b) Die besten Qualitäten waren zu diesem Zeitpunkt vergriffen. Zudem ist bis zum Jahre 1938 eine stetige Steigerung der Wollpreise zu verzeichnen gewesen, nicht zuletzt eine Folge davon, daß von vornherein ein großer Absatz nach Deutschland festgelegt war; Deutschland hatte sich verpflichtet, jeweils die festgesetzten Mengen abzunehmen. Die Möglichkeit der Ausnutzung günstiger Einkaufsgelegenheiten wurde also durch das Abkommen beschränkt. Demgegenüber stehen die Vorteile der Gegenseitigkeit, die sich noch weniger berechnen lassen als die Nachteile. Sie bestehen in erster Linie darin, daß nicht nur der deutsche Wollbedarf gedeckt werden kann, sondern daß auch die Bezahlung dieses Importes gesichert ist, denn laut Abmachung hat Deutschland keine Devisen zur Bezahlung aufzuwenden, die nicht aus den Erlösen des Exportes nach Südafrika stammen. Die Bezahlung des Importes geschieht also durch den Export. Da die deutsche Ware gerade auf dem s.-a. Markt mit sehr großen Schwierigkeiten zu rechnen hat, ist diese Vereinbarung in ihrem Wert nicht zu unterschätzen. f) Die Gegner der Abkommen. Es gibt drei Kreise in Südafrika, die ausgesprochen Gegner der augenblicklichen deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen sind, und die der deutschen Ware auf dem s.-a. Markt immer wieder Schwierigkeiten in den Weg zu legen versuchen. Den ersten Kreis bilden die Anhänger der Dominion-Party, die in der deutschen Ware die große Konkurrenz zu der englischen sehen und aus diesem Grunde den deutschen Einfluß in Südafrika gering zu halten versuchen. Die zweite Gruppe setzt sich zusammen aus den Juden und demjenigen Teil der Wollhändler, der von dem Abkommen keinen Vorteil hat. Deutschland ist bemüht, die Wolle durch Deutsche oder deutschfreundliche Firmen zu kaufen, so daß eine Reihe alter — meist jüdischer — Wollhändler von diesem Geschäft ausgeschlossen wird. Den dritten und einflußreichsten Gegner des Verrechnungsabkommens stellen die Goldproduzenten dar. Diese Gegnerschaft der Goldindustrie kann sich weniger gegen das Verrechnungsabkommen als solches richten als gegen den Gegenseitigkeitsverkehr überhaupt. Denn dem Goldmarkt ist es abträglich, wenn immer mehr Länder von der Goldwährung abgehen bezw. ihre Goldreserven für die Zwecke des internationalen Zahlungsausgleiches vermindern. Eine solche Entwicklung ist aber die Folge nicht allein eines Verrechnungsabkommens sondern der Durchführung des Gegenseitigkeitsprinzips im Handelsverkehr überhaupt. Je mehr auf diesem Wege die Salden der Handelsbilanzen beseitigt werden, in je geringerem Umfange also aus diesem Grunde internationale Goldbewegungen
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zum Ausgleich der Zahlungsbilanzen erforderlich werden, desto geringer wird der Bedarf der Volkswirtschaft an Gold sein. U m die Goldproduzenten an dem deutsch-südafrikanischen Handelsverkehr zu interessieren, macht die Kommission der Reichsgruppe Industrie den Vorschlag, Goldkäufe in das Verrechnungsabkommen mit einzuschließen. Solche Käufe h ä t t e n zwar den Vorteil, der Gegenpropaganda den Boden zu entziehen u n d damit den Absatz deutscher Waren zu erleichtern. Aber andererseits darf dabei nicht außer Acht gelassen werden, daß Deutschland aus seinen Exporterlösen n u r deshalb nicht seine Goldreserven auffüllt, weil die Deckung des dringenden Warenbedarfes im Auslande wichtiger ist als die des Goldbedarfes. Vielfach h a t die s.-a. Regierung versucht, die Gegner des Verrechnungsabkommens dadurch zu beschwichtigen, daß sie die freie Einkaufsmöglichkeit der Handelspartner auf dem jeweiligen Markt betont, wodurch das liberalistische Prinzip selbst innerhalb des Verrechnungsabkommens zur Auswirkung kommen könne. Nähere Überlegungen zeigen jedoch, d a ß dieses Argument wenig geeignet ist, die Gegnerschaft des Abkommens zu verringern, denn gerade die freien Einkaufsmöglichkeiten Deutschlands bergen neue Problematik f ü r manche Bevölkerungsteile der Union in sich. Als Beispiel sei hier die Lage Deutsch-Südwests geschildert: Deutsch-Südwest ist in das Verrechnungsabkommen insbesondere f ü r Karakulfelle, Karakulwolle u n d neuerdings auch Butter eingeschlossen. Auch der deutsche Import von Industriediamanten stammt teilweise aus Deutsch-Südwest. Der Bezug von Karakulfellen wurde bereits in das 1. Abkommen mit einem Kontingent von 150000 £ eingeschlossen. Dieses Kontingent stieg stetig bis auf 450000 £ innerhalb des 5. Abkommens und 400000 £ im 6. Verrechnungsvertrag. (Der gleiche Betrag war ursprünglich auch im 5. Abkommen vorgesehen. Durch ein Zusatzabkommen wurde er u m 50000 £ erhöht.) Damit steht dieser Posten wertmäßig mit Manganerz an 2. Stelle innerhalb des Verrechnungsabkommens, also gleich hinter dem Bezug von Wolle. Auch der Karakulwolle konnte ein nennenswerter Betrag innerhalb des Abkommens gesichert werden. Nach langwierigen Kämpfen wurde sie in das 2. Abkommen mit 12000 £ eingeschlossen u n d erreichte im J a h r e 1938/39 das Kontingent von 100000 £, das im nächsten J a h r e etwas niedriger, mit 90500 £ festgelegt wurde. Der Bezug von B u t t e r aus Deutsch-Südwest konnte erstmalig in das 4. Abkommen eingeschlossen werden mit einem Betrage von 20000 £, der im 5. und 6. Abkommen auf 60000 £ erhöht wurde. 1 ) Die Union läßt deutsche K ä u f e in ihrem Mandat bis zu einem Werte von 10% vom Gesamtbetrage des Abkommens zu. Es ist verständlich, daß Deutschland zu diesen Käufen deutsche Farmer bevorzugt, die ihrerseits versuchen, die Engländer möglichst aus den a. Anhang.
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Verrechnungskäufen Deutschlands auszuschalten, was ihnen teilweise auch gelingt. Wenn man bedenkt, daß Deutsch-Südwest1) und insbesondere diese Farmerkreise nicht in der Lage sind, deutsche Waren in dem Umfange aufzunehmen, in dem sie ihre Produkte in Deutschland absetzen, daß also als Folge des Verrechnungsabkommens die Union zu Gunsten ihres Mandates oder englische Kreise zu Gunsten deutscher Farmer deutsche Waren aufnehmen müssen, obwohl die englischen Kreise damit nicht einverstanden sind, ist eine Mißstimmung leicht erklärlich. Diese psychologische Wirkung tritt allerdings deshalb nicht in entsprechendem Umfange ein, weil es gelingt, viele deutsche Waren auf den Markt der Union zu bringen, ohne daß ihr deutscher Ursprung erkannt wird. g) V e r r e c h n u n g s a b k o m m e n und S t a a t s a u f t r ä g e . Die südafrikanische Regierung hat sich verpflichtet, im Falle eines Zurückbleibens der südafrikanischen Käufe deutscher Waren hinter dem Bezug südafrikanischer Waren durch Deutschland die Lücke durch Staatsaufträge zu schließen. Es ist daher interessant die Entwicklung dieser Regierungsaufträge zu verfolgen. Sie betrugen: 1932 £ 107000 „ 174000 1933 1934 an Eisenbahnmaterial . . . £ 200125 an Flugzeugen 5204 ' • 99 an anderen Waren 93662 99 298991 1935 an Eisenbahnmaterial ..• • 99 286144 an Flugzeugen 18861 an anderen Waren • • 99 138729 99 443734 1936 an Eisenbahnmaterial . . . 99 434007 99 , 470000 an Flugzeugen 194216 99 1089223 an anderen Waren 1937 an Eisenbahnmaterial . .• • 99 842650 280960 an Flugzeugen 345355 99 1468965 an anderen Waren 1938 an Eisenbahnmaterial . » • 99 1943613 an Flugzeugen 293649 406132 99 2 643 3942) an anderen Waren . . . ') Für Deutsch-Südwest hat das Verrechnungsabkommen sehr große Vorteile gebracht. Es hat wesentlich dazu beigetragen, daß das Land sich langsam von den Schäden erholen konnte, die ihm durch die Brachlegung seiner Diamantenfelder zugefügt wurden. Insbesondere hat das Abkommen gerade dieser ehemaligen deutschen Kolonie erheblich gesteigerte stetige Absatzmöglichkeiten eröffnet. Ein Beispiel für die Wirkung des gesicherten größeren Absatzes nach Deutschland ist die Steigerung der Persianerzucht, die sich von 2400 Fellen auf mehr als 1 Mill. vergrößert hat mit dem Erfolg, daß die Kosten pro Fell von 1 £ auf 15 bis 16 sh fielen. Auf diesem und anderen Gebieten hat das deutsche Verrechnungsabkommen Deutsch-Südwest nicht nur den deutschen Absatzmarkt gesichert, sondern auch eine größere Konkurrenzfähigkeit für den Weltmarkt ermöglicht. 2 ) Südafrika-Bericht der Reichsgruppe Industrie S. 55 und The African World.
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Demgegenüber haben die Regierungskäufe insgesamt folgende Entwicklung durchgemacht: Regierungsimporte insgesamt: 1933 £ 1586627 1934 „ 2366556 1935 „ 3670954 1936 „ 5182748 1937 „ 6063146 1 ) 1938 „ 9487496 2 ) Vergleicht man diese beiden Zahlenreihen miteinander, so stellt man fest, daß sich die Käufe der südafrikanischen Regierung in Deutschland während der Zahlungsabkommen um ca. 884°/0 vermehrt haben, während die Steigerung der Regierungsimporte insgesamt in dem gleichen Zeitabschnitt nur ca. 401°/0 betrug. Dieser Rechnung ist das Jahr 1934 zu Grunde gelegt, als letztes Jahr vor dem Inkrafttreten der Abkommen. Die Zahlen versinnbildlichen, daß die südafrikanische Regierung auch ihrerseits bemüht war, zur Intensivierung des Handelsverkehrs mit Deutschland beizutragen und den von ihr übernommenen Verpflichtungen nachzukommen, obwohl sie dabei manchen Widerstand zu überwinden hatte. 3 ) Trotzdem wird in deutschen Kreisen Südafrikas die Meinung vertreten, daß sich gerade auf dem Wege verstärkter Regierungskäufe der Absatz deutscher Waren auf dem südafrikanischen Markte nicht unwesentlich erweitern ließe.
m . Hindernisse auf dem Wege bestmöglicher deutsch-südafrikanischer Handelsbeziehungen. 1. Auf Seiten der Union. a) P o l i t i s c h e H i n d e r n i s s e . Die Einstellung der verschiedenen Teile der südafrikanischen Bevölkerung zu den Handelsbeziehungen mit Deutschland ist im Teil I bereits behandelt worden. l ) Official Year Book of the Union of South Africa No. 19, S. 956. *) Akten der Barclays Bank (Dominion, Colonial and Overseas) Hamburg Branch. *) Die englische Bevölkerung Südafrikas kontrolliert die Regierungsaufträge daraufhin, ob nicht Deutschland Aufträge erhält, die auch nach England hätten gehen können. Das beweist die folgende Begebenheit: Das South African Trades and Labour Council richtete am 26. Januar 1938 ein Protestschreiben an das Eisenbahnministerium, in dem es angab, Deutschland habe eine Reihe von Staatsaufträgen vorzugsweise erhalten. Das zuständige Ministerium konnte daraufhin erwidern, daß alle vergebenen Aufträge genauestens geprüft seien, und daß Großbritannien bei der Einfuhr von Lokomotiven — um solche Lieferungen handelte es sich vorzugsweise — eine Präferenz von 5 % erhalten habe, d. h. daß keine Aufträge nach Deutschland gegangen seien, für die nicht aus Deutschland das günstigste, Angebot — bei Lokomotiven mindestens 5 % unter der englischen Offerte — vorgelegen habe. (Eildienst für den Außenhandel und Auslandswirtschaft.)
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Demgegenüber haben die Regierungskäufe insgesamt folgende Entwicklung durchgemacht: Regierungsimporte insgesamt: 1933 £ 1586627 1934 „ 2366556 1935 „ 3670954 1936 „ 5182748 1937 „ 6063146 1 ) 1938 „ 9487496 2 ) Vergleicht man diese beiden Zahlenreihen miteinander, so stellt man fest, daß sich die Käufe der südafrikanischen Regierung in Deutschland während der Zahlungsabkommen um ca. 884°/0 vermehrt haben, während die Steigerung der Regierungsimporte insgesamt in dem gleichen Zeitabschnitt nur ca. 401°/0 betrug. Dieser Rechnung ist das Jahr 1934 zu Grunde gelegt, als letztes Jahr vor dem Inkrafttreten der Abkommen. Die Zahlen versinnbildlichen, daß die südafrikanische Regierung auch ihrerseits bemüht war, zur Intensivierung des Handelsverkehrs mit Deutschland beizutragen und den von ihr übernommenen Verpflichtungen nachzukommen, obwohl sie dabei manchen Widerstand zu überwinden hatte. 3 ) Trotzdem wird in deutschen Kreisen Südafrikas die Meinung vertreten, daß sich gerade auf dem Wege verstärkter Regierungskäufe der Absatz deutscher Waren auf dem südafrikanischen Markte nicht unwesentlich erweitern ließe.
m . Hindernisse auf dem Wege bestmöglicher deutsch-südafrikanischer Handelsbeziehungen. 1. Auf Seiten der Union. a) P o l i t i s c h e H i n d e r n i s s e . Die Einstellung der verschiedenen Teile der südafrikanischen Bevölkerung zu den Handelsbeziehungen mit Deutschland ist im Teil I bereits behandelt worden. l ) Official Year Book of the Union of South Africa No. 19, S. 956. *) Akten der Barclays Bank (Dominion, Colonial and Overseas) Hamburg Branch. *) Die englische Bevölkerung Südafrikas kontrolliert die Regierungsaufträge daraufhin, ob nicht Deutschland Aufträge erhält, die auch nach England hätten gehen können. Das beweist die folgende Begebenheit: Das South African Trades and Labour Council richtete am 26. Januar 1938 ein Protestschreiben an das Eisenbahnministerium, in dem es angab, Deutschland habe eine Reihe von Staatsaufträgen vorzugsweise erhalten. Das zuständige Ministerium konnte daraufhin erwidern, daß alle vergebenen Aufträge genauestens geprüft seien, und daß Großbritannien bei der Einfuhr von Lokomotiven — um solche Lieferungen handelte es sich vorzugsweise — eine Präferenz von 5 % erhalten habe, d. h. daß keine Aufträge nach Deutschland gegangen seien, für die nicht aus Deutschland das günstigste, Angebot — bei Lokomotiven mindestens 5 % unter der englischen Offerte — vorgelegen habe. (Eildienst für den Außenhandel und Auslandswirtschaft.)
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Es liegt auf der Hand, daß die Handelsbeziehungen den Schwankungen der Politik unterworfen sind, und daß die jeweils herrschende Schicht den größten Einfluß ausübt. Im Folgenden soll daher kurz die augenblickliche politische Lage der Union charakterisiert werden. Die Politik der Loslösung von England und der Verselbständigung Südafrikas setzte mit dem Regierungsantritt General Hertzogs 1924 ein. Konsequent konnte diese Politik jedoch nur bis 1933 durchgeführt werden. In diesem Jahre ging Hertzog eine Koalition mit der „Südafrikanischen Partei" unter Führung General Smuts ein. Hertzog erhielt durch den Zuzug der „Südafrikaner" eine gesicherte Parlamentsmehrheit. Dafür gab er den Gedanken einer radikalen Verselbständigung auf, ohne jedoch auf das Recht einer gelegentlichen Lockerung der Bindungen an Großbritannien zu verzichten. Als Gegenleistung erkannte Smuts das Recht der Südafrikanischen Union auf volle Souveränität an und trat in die Regierung ein. Die Ziele Smuts und Hertzogs waren jedoch zu konträr. Smuts verfocht die Idee, daß Südafrika zur Verteidigung seiner demokratischen Ideale an der Seite Englands stehen müsse, während Hertzog betonte, daß das Ziel der südafrikanischen Außenpolitik die Wahrung der Neutralität sei, und daß die Entscheidung über Frieden oder Krieg nur in der Hand des südafrikanischen Volkes selbst liegen dürfe. Dieser letztere Standpunkt wird auch von dem Wehrminister Pirow vertreten. Trotz dieser grundsätzlichen Uneinigkeit innerhalb der Regierung, die zur Folge hatte, daß die Regierungsmaßnahmen an Konsequenz einbüßten, war Hertzog bestrebt, den Anschein der Einigkeit nach außen hin zu wahren. Folgende Gründe waren für ihn maßgebend: Er befürchtete, daß mit einem Zerfall der südafrikanischen Regierung auch die Vereinigte Partei 1 ) sich auflösen würde, und zwar in der Weise, daß der Flügel Smuts zusammenbliebe und Fühlung mit der DominionParty des Oberst Stallard bekomme, der das „britische Gewissen" im innerpolitischen Leben Südafrikas verkörpert. An die Stelle der früheren großen Nationalen Partei, wie Hertzog sie vor der Fusion führte, würden zwei nationale Gruppen treten, durch Hertzog auf der einen — gemäßigteren — und Dr. Malan auf der anderen — radikaleren — Seite vertreten. Diese beiden Gruppen würden, solange sie voneinander getrennt blieben, kaum in der Lage sein, Smuts die Führung der Regierung streitig zu machen. Um also einerseits Südafrika nicht wieder in die Abhängigkeit Englands und damit auf den Stand von 1914 zu treiben, und um andererseits eine parteipolitische Zersplitterung des Landes zu verhindern, muß Hertzog manche Eigenmächtigkeiten seines Gegenspielers Smuts decken, die absolut nicht in der Richtung seiner Politik liegen. Angesichts der unklaren Haltung Südafrikas zu den großen außenpolitischen Problemen sind auch die alten völkischen Gegensätze zwischen Buren und Briten wieder stärker hervorgetreten und scheinen sich zu einer Kluft zu erweitern. Die „Nationale Partei" unter Hertzog und die „Südafrikaner" unter Smuts. 7
Mühlhoff
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Es ist klar, daß diese innerpolitische Zersplitterung der Union ungünstige Auswirkungen auf die Handelsbeziehungen mit Deutschland haben muß. Solange die Regierung keine eindeutige Politik im Sinne der Verselbständigung verfolgt, wird eine Ausweitung des Handelsverkehres über den traditionell nicht deutschfeindlich gesinnten Teil der Bevölkerung hinaus nur in beschränktem Umfange möglich sein. Da gerade in dieser Bevölkerungsschicht die Verkaufswünsche größer sind als die Aufnahmefähigkeit, wird der Absatzkampf, den die deutsche Ware auf dem südafrikanischen Markte auszufechten hat, noch verschärft. Die eben geschilderte politische Lage der Union ist nicht angetan, diesen Kampf wesentlich zu erleichtern. b) Die Großraumwirtschaftspläne der Union. Bereits im I. Teil wurde darauf hingewiesen, daß die auf Verselbständigung und Marktstärkung der Union gerichteten Bestrebungen nicht an den gegenwärtigen politischen Grenzen Halt machen, sondern die S.A.U. zu einem Groß-Südafrikanischen Staatsgebilde erweitern wollen, dessen „natürlicher" Bereich von manchen Politikern sehr weit bemessen wird. Als erstes Ziel schwebt ihnen die Erweiterung der territorialen Herrschaft der Union auf die britischen Protektorate Basutoland, Swaziland und Betschuanaland und auf das Mandat Deutsch-Südwest vor, der später eine Einbeziehung Rhodesiens und gegebenenfalls Portugiesisch-Ostafrikas folgen soll. Mit der Übernahme des Mandates von Deutsch-Südwest, die nur formell eine Mandatsübernahme blieb, praktisch jedoch einer Annexion gleichkam, glaubte die Union einen Schritt in dieser Richtung getan zu haben. Die wirtschaftliche Seite dieser Bestrebungen zur Erweiterung des Herrschaftsgebietes der S.A.U. ist der Gedanke der Gründung eines großen, einheitlichen südafrikanischen Wirtschaftsgebietes. Aus den Großraumwirtschaftsplänen der Union, die weniger britischimperialistische als südafrikanisch-partikularistische Gründe haben, ergeben sich für die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen drei Problemkreise. Der erste liegt darin, daß die Voraussetzung für die Verwirklichung der Ziele eine englandfreundliche Politik ist, da sie den sichersten Weg zum Erfolge darstellt. Logischerweise bedeutet das eine engere Verkettung mit dem Imperium in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht und damit neue Schwierigkeiten für den Handelsverkehr mit Deutschland. Der zweite Problemkreis entspringt der englandfreundlichen Einstellung der einzubeziehenden Staaten, vor allem Rhodesiens. Da Rhodesien, in besonders hohem Maße das heutige Südrhodesien, durch seinen Kupferbergbau aber auch Nordrhodesien, ein für afrikanische Verhältnisse stark industrialisiertes Land ist, wird der Einfluß seiner Bevölkerung mehr als der der anderen Länder (z. B. Deutsch-Südwests) ins Gewicht fallen. Eine Verstärkung des sowieso schon rührigen britischen Elementes in der Union würde daher neue Schwierigkeiten für den Absatz deutscher Waren wie überhaupt für eine wirtschaftliche Verständigung mit Deutschland mit sich bringen.
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Eine politische Bindung zieht selbstverständlich eine wirtschaftliche nach sich. Dabei ergibt sich die Frage, ob die Länder, für die der Zusammenschluß zur Großraumwirtschaft in Frage kommt, über Ergänzungsmöglichkeiten zur Volkswirtschaft der Union verfügen und damit eine Verselbständigung des südafrikanischen Binnenmarktes und eine größere Unabhängigkeit vom Weltmarkte bewerkstelligen können. Hierin liegt der dritte Problemkreis. Angesichts des Entwicklungsstandes der meisten dieser Länder taucht diese Frage höchstens für Rhodesien auf. Es soll daher kurz an Hand des Außenhandels der Union mit diesem Lande untersucht werden, ob sich daraus eine spezielle Problematik für die Handelsbeziehungen der Union mit Deutschland ergibt. Die Importe der Union aus Nord- und Südrhodesien erstrecken sich auf folgende Waren: Vieh, Rohtabak, Mais, Maismehl, Nahrungsmittel und Getränke, Felle und Häute, Wolle und Wollwaren und Gold. In diesen Waren ist der Import von £ 97095 in den Jahren 1919/24 auf £ 992096 im Jahre 1937 gestiegen1). Der Import der Union aus Rhodesien berührt also die Handelsbeziehungen zu Deutschland nicht. Da er sich zum Teil auf solche Güter erstreckt, die die Union selbst ausführt, ist anzunehmen, daß die importierte Ware von der Union großenteils wieder exportiert wird. Die Union wird daher durch die Angliederung zunächst eher abhängiger vom Weltmarkte werden, denn die weitgehend gleichartigen Produkte verstärken die Notwendigkeit des Absatzes auf femden Märkten. Etwas anders liegen die Dinge hinsichtlich der Ausfuhr der S.A.U. nach Rhodesien. Zwar hat die Ausfuhr von lebenden Tieren, Zucker und Zuckerprodukten, Weizenmehl etc. geringe Bedeutung für den deutschen Handelsverkehr mit Südafrika. Dagegen deutet die nicht unbeträchtliche steigende Ausfuhr von Industrieprodukten, hauptsächlich Verbrauchsgütern, aber auch z. B. von Fahrzeugen darauf hin, daß bei einem Zusammenschluß der beiden Länder sich hier ein Absatzgebiet für die südafrikanische Industrie und ein Konkurrent für die deutsche Ausfuhr nach Rhodesien ergäbe 2 ). Wenn auch die deutsche Ausfuhr nach Rhodesien nicht groß ist, so könnte dieser Umstand doch von Bedeutung für die Bezahlung des deutschen Kupferimportes aus Rhodesien werden. Trotz der Bestrebungen Südafrikas, den Handelsverkehr mit den beiden Rhodesien im Hinblick auf Anschlußbestrebungen schon jetzt zu intensivieren, ist er — in Prozenten des Gesamthandels Rhodesiens betrachtet — gefallen. Nur der absolute Umfang des Handels ist gestiegen. Export der Union nach Rhodesien: 1910/14 £ 1375917 1937 „ 3092160 1 2
) Official Year Book of the Union of South Africa No. 19, S. 977/78. ) Official Year Book of the Union of South Africa No. 19, S. 977/78.
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Import der Union aus Rhodesien: 1910/14 £ 97095 1937 „ 992 0961) In Prozentzahlen ausgedrückt bedeutet das, daß sich der Import Rhodesiens von 19,5% 1933 auf 15,6% 1937 vermindert hat, und daß der Export Rhodesiens in die Union in der gleichen Zeit eine Abnahme von 6,6% auf 5% erfahren hat. Hinsichtlich der Ausfuhr der Union nach Rhodesien läßt sich eine entsprechende Feststellung machen, denn während der Gesamtexport der Union von £ 70636403 1931 über £ 73715745 1935 auf £ 125395436 im Jahre 1937 gestiegen ist, hat der Export der Union nach Rhodesien nur eine Steigerung von £ 1109375 im Jahre 1935 auf £ 1245112 1937 erfahren2). Aus den verschiedenen Betrachtungen ergibt sich, daß die Entwicklung zu einem Groß-Südafrika zunächst keine besondere Förderung der Handelsbeziehungen Deutschlands mit diesem Gebiete verspricht. Ob später, wenn der Großraum sich in schnellerer Entwicklung befindet, ein vergrößerter Bedarf nach deutschen Waren auftreten wird, ist natürlich nicht abzusehen. Zudem müßte der Durchführung der südafrikanischen Großraumwirtschaftspläne eine Auseinandersetzung mit Deutschland über seine Kolonie Deutsch-Südwest vorausgehen, und es wird für die gesamten wirtschaftlichen Beziehungen zu Südafrika darauf ankommen, in welcher Form — friedliche Verhandlung oder kriegerische Auseinandersetzung — die Bereinigung dieses Problemes vor sich geht. c) I n t e r n a t i o n a l e K a p i t a l v e r f l e c h t u n g e n . Ein Land, das erst kurze Zeit über das Stadium der Kolonie hinaus ist, hat natürlich erhebliche Kapitalverpflichtungen gegenüber dem Auslande. Das trifft in besonders hohem Maße für ein Land wie Südafrika zu, dessen Reichtum in erster Linie in den bergbaulichen Schätzen besteht. Der Bedarf an Kapital wird dadurch noch vermehrt, daß die eingeborene Bevölkerung sich besonders für solche Arbeiten eignet, bei denen ein ausgebildeter technischer Apparat ihr viel von der Verantwortung (Interesse und Aufmerksamkeit) abnimmt3). Auf der anderen Seite waren die Kapitalinvestitionen in Südafrika für die Kapitalbesitzer so verlockend, daß sie von Anfang an geneigt waren, hohe Summen im Bergbau dieses Landes anzulegen. Die Summe des in Südafrika investierten Kapitals ist dementsprechend sehr hoch. Paish hat sie für das Jahr 1913 auf insgesamt 350 Mill. £ errechnet4). Inzwischen ist die Summe des Fremdkapitales weiter gestiegen und erreichte im Jahre 1936 die Höhe von 523 Mill. £5) oder 55,8 £ pro Kopf der Gesamtbevölkerung6). l)
South and East African Year Book and Guide 1939, S. 208. Frankel: Capital Investment in Africa, S. 13. 4 ) Frankel: Capital Investment in Africa, S. 150. 5 ) Nach Schätzungen Frankels. 6 ) Hailey: An African Survey, S. 1319.
s)
2)
Ebenda S. 172.
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Wie bei allen Ländern, die allmählich aus ihrer kolonialen Epoche herauswachsen, finden wir auch in Südafrika eine sinkende Tendenz der Investitionen ausländischer Kapitalisten. Immerhin sind sie auch heute noch recht beträchtlich. Während sie in der Periode 1870 bis 1913 im Jahresdurchschnitt 8 Mill. £ betrugen, haben sie sich im Jahresdurchschnitt 1914 bis 1936 auf 7,8 Mill. £ vermindert1). Im Verhältnis zu den Gesamtinvestitionen ist der Anteil der in Händen von Südafrikanern befindlichen Aktien erheblich gestiegen, und zwar von 14% vor dem Kriege auf 40% im Jahre 19382). Es ist verständlich, daß der größte Teil (etwa zwei Drittel des „private listed capital"), nämlich ca. 250 Mill. £, den Minen zufloß und davon wieder der Hauptteil den Goldminen. Von dem Rest (etwa ein Drittel der oben genannten Summe) gingen etwa zwei Fünftel in Handel, Landwirtschaft und Industrie und drei Fünftel an Landeigentümergesellschaften, Finanzierungsgesellschaften, Banken und Versicherungen3). Aus der hohen Kapitalverschuldung ans Ausland ergeben sich erhebliche Dividenden- und Zinsverpflichtungen. Nach Schätzungen Frankels war das Ausland bis 1932 etwa mit 75% an den Dividenden der Goldindustrie beteiligt. Die ausländischen Kapitalgeber erhielten also mehr Geld als der Betrag ihrer Investitionen im gleichen Zeitraum betragen hatte 4 ). Nach einem Artikel im L'Informateur 5 ) sind in den letzten Jahren 60% der Dividenden der Goldgruben ins Ausland geflossen, für die Kohlengruben betrug der Prozentsatz 28 und für andere Bergwerke 83. Zum Ausgleich hoher Verpflichtungen aus Auslandskapitalinvestierungen ist es erforderlich, daß die übrigen Teile der Zahlungsbilanz einen entsprechenden Aktivsaldo aufweisen. Da hierfür die Dienstleistungsbilanz im vorliegenden Falle nicht in Frage kommt, muß der Zins- und Tilgungsverpflichtung ein entsprechender Ausfuhrüberschuß gegenübertreten. Es entsteht daher die Frage, wohin der der Kapitalverzinsung entsprechende Teil des Sozialproduktes abgezogen wird. Der bei weitem größte Gläubiger der s.a. Wirtschaft ist Großbritannien. Da an der Erschließung des Landes und seiner Reichtümer auch Frankreich, Holland, Deutschland und die U.S.A. beteiligt gewesen sind, bestehen auch diesen Ländern gegenüber Kapitalverpflichtungen. Der deutsche Einfluß auf dem Wege über Kapitalforderungen, der vor dem Kriege nicht unbeträchtlich war, ist heute bedeutungslos. Der daraus folgende Antrieb zur Aufrechterhaltung und Vergrößerung des Verkehres mit Deutschland fallt also fort. Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß der den Zinszahlungen entsprechende Exportüberschuß im Verkehr mit England zum größten Teil in Goldlieferungen besteht. *) Frankel: Capital Investment in Africa, S. 151. Diese Zahlen sind nicht ganz einwandfrei, weil ein Prozentsatz der in Südafrika gezahlten Dividenden für Personen bestimmt ist, die ihren Wohnsitz im Ausland haben. Vgl. Frankel S. 93/94. 3 ) Frankel: a. a. O., S. 156. 4 ) Der Uberschuß betrug 60 Mill. £. Vgl. Frankel a. a. O. S. 89. 4 ) Nr. 231, Brüssel 19. 8. 38. 2)
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Das Auslandskapital wirkt nicht nur auf die Zahlungs- und Handelsbilanz ein, sondern es übt seinen Einfluß auch in der Weise aus, daß die Kapitalbesitzer die Politik ihrer Schuldner mehr oder minder beherrschen. Es ist schon einige Male darauf hingewiesen, daß sich der große Einfluß Englands in der S.A.U. vorzugsweise auf diesem Wege durchsetzt, und daß Deutschland dem nichts Entsprechendes gegenüberzustellen hat. Besonders der Umstand, daß sich der größte Teil des Kapitals der Goldminenindustrie, die, wie gezeigt, heute noch das Fundament der s.-a. Volkswirtschaft bildet, in englischen (und jüdischen) Händen befindetest in dieser Beziehung von größter Bedeutung. E s ist das Bestreben aller selbständig werdenden Kolonialländer, von dem Aderlaß fortwährender Zinszahlungen und von der Bevormundung durch die ausländischen Kapitalbesitzer freizukommen. Wie oben gezeigt, ist dieser Befreiungsprozeß auf dem Gebiete des Kapitals im vollen Gange, und es ist verständlich, daß eine auf politische Verselbständigung bedachte Regierung dieser Entwicklung ihre fördernde Aufmerksamkeit widmen muß. d) Die s c h w i e r i g e S t e l l u n g der d e u t s c h e n W a r e a u f dem s ü d a f r i k a n i s c h e n M a r k t e . aa) Konkurrenzverhältnisse. Es ist bereits darauf eingegangen, daß Deutschland auf dem s.-a. Markt mit einer außerordentlich scharfen Konkurrenz zu kämpfen hat, da die Entwicklung der Union immer mehr Anreiz zu großen Geschäften bietet. Außer der englischen Ware, die eine bevorzugte und schwer anzugreifende Stellung auf dem Markte Südafrikas einnimmt, sind es vor allem die U.S.A. und Japan. Japan. E s ist bekannt, daß die billigen Lieferungen japanischer Ware, die auf Grund unverhältnismäßig niedriger Nominallohnzahlungen erfolgen konnten, häufig als Sozialdumping bezeichnet werden. Man hat Japan auf Grund der Erfahrungen vergangener Jahre vorgeworfen, mit Schundware Konkurrenz zu treiben. Eine Zeit lang mag das auch zutreffend gewesen sein, besonders in Ländern mit primitiver Bevölkerung. Inzwischen jedoch ist die Qualität der japanischen Ware so erheblich gestiegen, daß bis vor kurzem ein Vergleich zwischen dem geforderten Preis und der Dauerhaftigkeit etc. anfing, auch bei ernsthafter Überlegung zugunsten der japanischen Ware zu sprechen. Dies ist die Zeit, in der Japan begann, ein gefahrlicher Konkurrent für die europäische Exportindustrie zu werden. Allerdings hat es sich dabei immer nur um wenige Waren gehandelt (z. B. Textilien, elektrotechnische Artikel, Fahrräder usw.). Seit sich jedoch die Folgen des japanisch-chinesischen Krieges auf die Wirtschaft und den Export auszuwirken begonnen haben, ist die Bedeutung Japans als Konkurrent erheblich gesunken. Das hat bereits die
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Betrachtung der wertmäßigen Entwicklung der japanischen Einfuhr in die Union von Südafrika gezeigt. J a p a n ist heute nicht mehr das billige L a n d wie vor einigen J a h r e n , sondern sein Preisniveau ist auch in Gold gerechnet wesentlich gestiegen. U, S.A. Schwerwiegender ist die Konkurrenz der Vereinigten Staaten. Das f ü r die Union ungünstige Außenhandelsverhältnis, das sich trotz heftiger Gegenströmungen in der Union durchsetzen u n d halten konnte, beweist ihre starke Stellung u n d die besonderen Vorzüge ihrer Ware. E s wird daher notwendig sein, die Beschaffenheit der nordamerikanischen Ware u n d ihren Absatz zu prüfen, u m daraus die Konsequenzen f ü r das deutsche Vorgehen ziehen zu können. Die amerikanischen Fabrikanten haben, insonderheit f ü r die Einführung u n d den Vertrieb technischer Fabrikate in der S.A.U. erhebliche finanzielle Aufwendungen gemacht. Zur Durchführung des im Kleinhandel üblichen Ratenzahlsystemes, vor allem bei Automobilen, Radioapparaten, Kühlschränken usw., haben sie Finanzgesellschaften gegründet oder sich an ihnen beteiligt. Sie haben eine kostspielige Propaganda aufgezogen u n d Niederlassungen errichtet, die einen administrativen Charakter tragen u n d organisatorische Aufgaben erfüllen. Als Beispiel sei hier das Vorgehen der Westinghouse Electrical International Company, New York angeführt. Diese Firma h a t von allen überseeischen Märkten gerade Südafrika ausgewählt, u m dort eine K e t t e von Einzelhandelsgeschäften zu gründen. Seit langer Zeit nimmt sie Lieferungen schwerer elektrischer Maschinen f ü r Kraftwerke und Bergwerke nach Südafrika vor und hofft, dieses f ü r sie wichtige Absatzgebiet durch die erwähnten großen Absatzinvestierungen zu erweitern 1 ). Diese Politik der Absatzinvestierungen h a t sich so bewährt u n d der amerikanischen Ware einen solchen Vorsprung verschafft, daß es vor allem in den Branchen: motorisierte Fahrzeuge, Schreib- u n d Rechenmaschinen, Registrierkassen etc. den deutschen Fabrikanten mit den normalen Absatzmitteln, d. h. mit der Übertragung des Vertriebes ihrer Fabrikate an Einzelvertreter auf Provisionsbasis, nicht gelingen wird, der amerikanischen Konkurrenz wirksam zu begegnen. 2 ) Hinzu kommt, daß die seit J a h r e n in der Union eingeführten bekannten Vertriebsfirmen der technischen Branche bereits feste Bindungen zu amerikanischen Lieferwerken haben, die sie ohne besondere Gründe nicht aufgeben. Der deutsche Fabrikant m u ß daher häufig auf die Mitarbeit der verhältnismäßig geringen Anzahl südafrikanischer Vertriebsfirmen verzichten, die finanziell u n d organisatorisch in der Lage wären, die Einf ü h r u n g eines neuen Fabrikates mit Erfolg durchzuführen. E s seien im folgenden einige Warengattungen angeführt, in denen der amerikanische Ausfuhrhandel im J a h r e 1937 besonders stark vertreten w a r : *) Engineer London 12.8.38. Nach Aussage des Präsidenten und Generaldirektors dieser Gesellschaft. *) Einem Bericht der Außenhandelsstelle für den Niederrhein vom Januar 1939 entnommen.
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Gesamtamerikaeinfuhr nischer 1937 Anteil Wertangaben in £ 56 832 17 882 46 280 34 873 51 574 18 557 315 463 32 358 79 301 32 751 526 238 207 673 33 783 5 237 383 049 48 048 23 706 11 193 60 775 42 037 11 854 5 850 37 278 8 377 43 401 18 433 261904 110 720 94 935 31 353 65 343 37 260 91481 32 737 22 696 12 941 56 470 35 410 221 167 67 618 22 672 6 802 29 465 7 019 73 286 47 759 15 647 13 242 114 481 42 492 9161 7 523 16 095 5 968 225 469 70 954 39 990 32 115 49 572 42 647 12 928 4 562 31 393 3 706 39 935 5 686 113 197 45 188 568 072 149 742 9 213 8 723 17 038 10 012 35 968 9187 124 219 60 977 19109 7 071 108 236 28 411 204 344 63 339 154 450 115 079 155 052 98 459 602 128 429 357 349 016 86 513 50192 19 672 76 457 28 877 4 484 2 071 133 398 105 454
Diese Aufstellung erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit1). ') Bericht aus dem Rundschreibendienst der Außenhandelsstelle für den Niederrhein 3.1. 39 „Die Lieferstellung der Vereinigten Staaten als Hauptwettbewerber Deutschlands."
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Der Erfolg amerikanischer Waren ist aber nicht allein den finanziellen Aufwendungen in der Absatzorganisation zuzuschreiben, sondern in ebenso großem Maße wohl der Geschäftstüchtigkeit des amerikanischen Ausfuhrfabrikanten, der seine Verpflichtung dem Käufer gegenüber nicht mit der Lieferung der Ware allein als abgeschlossen betrachtet, sondern darüber hinaus um die Einführung und den erfolgreichen Weiterverkauf der an den Händler gelieferten Erzeugnisse bemüht bleibt. Die Erleichterungen, die dem Kleinhändler beim Vertrieb amerikanischer Ware geboten werden, bestehen zunächst in der Anpassung der Ware an afrikanischen Geschmack und afrikanische Verhältnisse, der selbstverständlich ein eingehendes Marktstudium vorausgehen muß. Ferner bestehen die Erleichterungen in einer sinnvollen Aufmachung der Ware und in der Anwendung der sogenannten „Standardpackungen", die ohne Auspacken der Kisten dem Händler mühelos die Übersicht über seine Warenbestände gestatten. Hierbei ist nicht zu vergessen, daß diese Standardpackungen für den Weiterverkauf günstige und gebräuchliche Stückzahlen enthalten. Als Schaufenster- oder Ausstellungspackungen sind besonders geeignete ansprechende Formen entworfen. J e nach der Art des Artikels sind den Normalpackungen Beschreibungen über die Vorzüge und die Anwendung des Gegenstandes beigefügt, also Reklamematerial, das sowohl in seiner Beschaffenheit als auch verbrauchstechnisch hervorragend durchgebildet ist. Zur weiteren Förderung des Verkaufes übernimmt der amerikanische Fabrikant häufig eine wirksame Zeitungsreklame auf seine Kosten. Kurz umrissen ist der Vorzug der amerikanischen Ware, durch den diese einen so ausnehmenden Erfolg zu verzeichnen hat, die sinnvolle Auslegung des Wortes „Dienst am Kunden". In dieser Richtung wird der deutschen Exportindustrie noch viel zu tun übrig bleiben, wenn sie es der amerikanischen Konkurrenz gleichtun will. bb) Die Zollgesetzgebung. Auf Grund der Ottawa-Verträge mußte Deutschland sich, wie erwähnt, mit einer erneuten Vorzugsbehandlung der Empire-Länder durch die S.A.U. einverstanden erklären. Damals ist ein noch heute gültiger DreiSpalten-Zolltarif ausgearbeitet worden. Der Mindestsatz dieses Tarifes wird als Vorzugszoll für eine Anzahl von Waren aus dem Empire angewandt, der Mitteltarif ist für Waren aus nichtbritischen Ländern zu entrichten, und der Höchsttarif tritt nur bei besonderer Proklamation in Kraft. Für die deutsche Ware kommt der Mitteltarif in Frage, das bedeutet also eine Benachteiligung Deutschlands gegenüber dem Empire. Neben dieser Schlechterstellung im Vergleich zu dem britischen Imperium hat sich die Art der Zollberechnung für den deutschen Export als außerordentlich ungünstig erwiesen. Die meisten Zölle des Tarifes sind Wertzölle. Teilweise bestehen Wertund spezifische Zölle nebeneinander, und es wird jeweils die Zollart angewandt, die den höchsten Zollbetrag ergibt.
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Bei deutschen Waren erweisen sich die Wertzölle für die Zolleinnahmen Südafrikas als die ergiebigsten, denn auf Grund einer Sonderbestimmung, der „Home consumption Value clause", ergeben sie einen unverhältnismäßig hohen Zollsatz. Diese Klausel besagt, daß nicht der fakturierte Betrag für die Zollerhebungen maßgebend ist, sondern derjenige Wert, den die betreffende Ware in der Heimat besitzt (Heimatwertklausel). Daß eine derartige Bestimmung für ein Land wie Deutschland, das durch seine nicht abgewertete Währung ein überhöhtes Inlandspreisniveau hat, besonders ungünstige Auswirkungen haben muß, liegt auf der Hand. Als Beispiel dafür seien die Zollverhältnisse bei der Einfuhr von Opelwagen erwähnt. Der Zoll für einen solchen deutschen Wagen beträgt £ 50, während er für einen vergleichbaren amerikanischen Chevroletwagen nur 25 £ ausmacht. Bei gleichem Zollsatz könnte der Absatz der Opelwagen nach Aussagen maßgebender Stellen verdoppelt werden1). Daneben hat die Heimatwertklausel noch eine Reihe anderer unangenehmer Nebenerscheinungen. Die Union behält sich das Recht vor, den Heimatwert durch Kommissare bei den Ursprungwerken prüfen zu lassen, oder, falls keine Unterlagen dafür vorhanden sind, eine willkürliche Festlegung des zu verzollenden Wertes vorzunehmen, was z. B. bei Gütern in Frage kommt, die lediglich für den Export hergestellt werden und im Inland keine Verwendung finden. Die Nachprüfung bringt die große Gefahr der Werkspionage mit sich, und die willkürliche Festlegung gibt den Verwaltungsstellen der Union eine Handhabe zur beliebigen, gut- oder böswilligen Behandlung deutscher Waren. Nach dem Bericht der Reichsgruppe Industrie sind gerade darüber heftige Klagen eingegangen, daß diese willkürliche Festsetzung den deutschen Exporteuren große Verluste gebracht hat, abgesehen davon, daß die große Unsicherheit in bezug auf die Höhe des Zollsatzes hemmend auf den Geschäftsablauf wirkt. Hinzu kommt, daß die Angabe des Heimatwertes an sich schon mancherlei Problematik in sich birgt. Die Exporteure verfolgen verschiedene Methoden der Deklarierung, so daß die verschiedensten Werte für die gleiche Ware als „Heimatwert" angegeben werden. Teilweise erfolgen diese abweichenden Wertangaben auch aus einer ungenügenden Festlegung des Begriffes „Heimatwert". Diese Unstimmigkeiten in den Zollangaben müssen den südafrikanischen Prüfstellen auffallen. Sie sind einer der Gründe dafür, daß deutsche Lieferungen, die, um konkurrenzfähig zu sein, billiger erfolgen müssen als im Inland, als offenes Dumping angesehen und bezeichnet werden, vorallem dann, wenn als Heimatwert der Inlandsverkaufspreis deklariert worden ist. Bisher sind daraus keine weiteren Zollbenachteiligungen entstanden, denn die in Südafrika bestehenden Antidumpingzölle — Währungs-, Fracht-, Verkaufs- und Prämiendumpingzoll — finden auf deutsche Waren keine Anwendung. Sie sind teilweise gegen amerikanische Waren gerichtet, so z. B. der Antidumpingzoll für Eisen- und Stahlerzeugnisse von Mitte l)
Südafrikabericht der Reichsgruppe Industrie, S. 57.
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des J a h r e s 19381), und teilweise wenden sie sich auch gegen J a p a n . Sie werden bis zu einer Höhe von ca. 5 0 % des Einfuhrwertes erhoben 2 ). Die Gefahr jedoch, daß diese zusätzliche Zollgesetzgebung auf deutsche Güter Ausdehnung findet, wird durch alle Tatbestände verschärft, die in den Augen der Südafrikaner berechtigte Argumente f ü r ein deutsches Dumping darstellen. Ernstliche Befürchtungen in dieser Hinsicht h a t t e man Mitte des J a h r e s 1938 im Export von Ketten. I n Südafrika wurde eine neue Kettenfabrik gegründet. Zum Schutze der eigenen Ware war es daher verständlich, daß alle an diesem Werke interessierten Kreise mit vereinten Kräften den bereits gegen japanische Waren bestehenden Dumpingzoll auf deutsche Ketten zu übertragen versuchten 3 ). Der Mißstand der stark abweichenden Zollangaben, der einen Hauptanlaß zu derartigen Schwierigkeiten gibt, konnte bisher jedoch aus anderen wichtigen Gründen nicht abgeschafft werden. Solange das Verrechnungsabkommen besteht und dadurch die deutsche Stellung auf dem s.-a. Markt gestärkt ist, da eben Ware in dem Maße abgenommen werden muß wie Deutschland K ä u f e tätigt, wird jedoch eine weitere Schädigung deutscher Ware zu vermeiden sein, weil Deutschland in häufigen Verhandlungen in Südafrika seinen Einfluß geltend machen kann, u m eine Ausdehnung der Dumping-Zollgesetzgebung zu verhindern. Schwieriger würde die Lage, wenn kein Einfluß mehr auf die südafrikanischen Zollbestimmungen ausgeübt werden könnte. Die beste Lösung des Problemes wäre selbstverständlich die Abschaffung der Heimatwertklausel in der Zollgesetzgebung der Union. Von deutscher Seite ist daher immer wieder darauf gedrängt worden, allerdings bisher ohne einen weiteren Erfolg als die Zusage der s.-a. Regierung, sich ernstlich mit der Frage zu beschäftigen. Die Regierung erklärte, daß, wenn auch effektiv eine Benachteiligung deutscher Waren entstände, diese zum mindesten nicht beabsichtigt sei. Man wolle sich dementsprechend bemühen, eine f ü r alle Teile befriedigende Lösung zu finden. Über den Weg hat man sich allerdings noch nicht einig werden können, da m a n die Auswirkung, die eine Abschaffung der Sonderklausel f ü r andere Länder mit sich bringt, nicht übersieht. Kanada h a t das Problem gelöst, indem es einen Mittelkurs f ü r das s.-a. £ eingesetzt hat. Diesen Weg versucht die Union jedoch zu vermeiden. Sie neigt eher dazu, die Wertzölle durch spezifische f ü r die in Frage kommenden Warengattungen zu ersetzen. Diese Umgruppierung ist bereits in der Durchführung begriffen. Durch sie werden zwar die augenblicklichen Nachteile der Zollregulierung verhindert, andererseits bringt sie aber eine Benachteiligung der billigen Ware mit sich. x ) Der Zoll ist auf die Beschwerden der s.-a. Eisen- und Stahlindustrie zurückzuführen, die um Abhilfe gegen Preisunterbietung der USA-Exporteure bat. Die Einfuhr erfolgte zu Preisen, die bedeutend unter dem Weltmarktpreis und den Binnenmarktpreisen in USA lagen. Trotz höherer Selbstkosten setzte die s.-a. Industrie ihre Preise herab um konkurrenzfähig zu sein, was jedoch zwecklos war, da USA für jeden Preis verkaufen wollte. Die Untersuchung ergab, daß Preisermäßigungen von USA in Höhe von 50—83 % gewährt worden waren, also ein wirkliches Preisdumping vorlag. Engineer No. 4313 v. 9. 9. 38. Dt. Außenhandel v. 4. 8. 38. 2 3 ) Bericht eines deutschen Südafrikavertreters v. 3. 8. 39. ) Ebenda.
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Die Auswirkung dieser Änderung auf die deutsche Ausfuhr nach Südafrika zu beurteilen, ist sehr schwierig. Es würde eine Abhandlung für sich erfordern, die Unterlagen für eine solche Beurteilung klarzulegen. Daher soll hier nicht weiter darauf eingegangen werden, sondern es soll lediglich erwähnt werden, daß die Meinungen sehr geteilt sind. cc) Die Buy-British-Bewegung. Ursprünglich stellte die Buy-British-Bewegung eine Propaganda dar, die in den Krisenjahren zur Stützung der englischen Ausfuhrindustrie in Dominions und Kolonien durchgeführt wurde. Wie sehr viele einmal bestehende Organisationen wurde sie nicht mit der Erreichung ihres Zweckes, also mit Beendigung der kritischen Lage der englischen Industrie während der wirtschaftlichen Depression aufgelöst, sondern sie erweiterte ihre Aufgaben dahingehend, fortdauernd Sorge für den bevorzugten Absatz britischer Ware zu tragen. Heute ist ihr Einfluß — vor allem in englischen Kreisen, an den Küstenplätzen und in Johannesburg — stark spürbar, während in Burenkreisen eher eine Ablehnung dieser Propaganda festgestellt werden kann. Die durch die Buy-British-Bewegung hervorgerufene Vorzugsbehandlung Englands sowohl bei Käufen der öffentlichen Hand als auch privater Wirtschaftskreise geht so weit, daß britischen Angeboten auch dann der Vorzug gegeben wird, wenn sie preislich ungünstig liegen. Obwohl sich objektiv gesehen gegen diese Bevorzugung Englands anführen läßt, daß sie eine Schädigung der eigenen im Aufbau begriffenen Industrie darstellt, weil letztere nicht in Konkurrenz mit ihr zu treten vermag, ist ein Kampf gegen diese Einstellung nur sehr schwer durchführbar. Leider verbirgt sich in vielen Fällen unter der Buy-British-Bewegung auch eine antideutsche Propaganda. So unterliegen z. B. größere nach Deutschland gegebene Bestellungen in Lokomotiven, Flugzeugen etc. sehr oft Anfragen im Parlament, warum diese Bestellungen nicht nach England gegeben seien, während diese Erkundigungen bei einer Auftragserteilung an andere Länder unterbleiben. Als Begründung dieser antideutschen Handlungsweise wird angegeben, daß derartige Geschäfte mit Kontrahenten abgeschlossen werden müßten, auf die man sich im Kriegsfalle verlassen könne, und daß diese Voraussetzung bei Deutschland nicht gegeben sei1). dd) Der Boykott deutscher Waren durch die Juden. Das letztgenannte Beispiel stellt bereits eine Überschneidung der BuyBritish-Bewegung mit dem Boykott deutscher Waren dar, der allergrößtenteils auf jüdische Elemente zurückzuführen ist. Wie kaum in einem anderen Lande ist die Wirtschaft der Union mit Juden durchsetzt. Obwohl der Anteil der Juden an der gesamten weißen Bevölkerung nicht mehr als 7,5% ausmacht, ist doch ihre wirtschaftliche ') Ein Beispiel für den Kampf gegen den deutschen Import ist die Beschwerde, die ein Provinzialparlamentsmitglied in einer öffentlichen Sitzung über aus Deutschland stammende Parlamentsbleistifte einreichte. Er verlangte für die Zukunft die Verwendung englischer Stifte. S.A.-Bericht der Reichsgruppe Industrie.
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Machtstellung derartig, daß sie einen außerordentlich starken Einfluß auszuüben in der Lage sind. Die Verwaltung der Goldminen liegt zumBeispielfast zu 100 %in jüdischen Händen, der Aktienbesitz zu 75%. Die Diamantenhändler sind 100% jüdisch, Theater- und Kinobesitzer sowie Pfandhausverleiher ebenfalls. Börsengeschäfte werden zu 97% von Juden betrieben, Groß- und Kleinhandel befinden sich zu 90% in jüdischen Händen (pharmazeutischer Handel 70%, Warenhäuser und Fleischgeschäfte fast 100% jüdisch). Fast 50% der Rechtsanwälte und Ärzte sind Juden, die sich zum Teil in leitenden Stellungen befinden, und damit auch noch Einfluß auf die Bestellung chirurgischer Instrumente ausüben1). Diese einflußreichen Juden führten seit 1933 einen Boykott durch, der so heftig wurde, daß die deutsche Gesandtschaft sich 1935 gezwungen sah, von der s.-a. Regierung Maßnahmen zu verlangen, die die Durchführung eines derartigen Boykottes unmöglich machten. Die Regierung erwiderte, daß sie zur Zeit noch keine gesetzliche Handhabe besitze, das Vorgehen der Juden zu unterbinden, daß sie jedoch im Begriffe sei, eine solche zu schaffen. Es sollte nämlich ein Gesetz ausgearbeitet werden, daß die strafrechtliche Verfolgung bei Beleidigung bestimmter Personengruppen vorsah, denn bisher bestand ein derartiges Gesetz nur, bei Beleidigung von Einzelpersonen. Es ist bemerkenswert, daß dieses Gesetz auf Bitten der Judenschaft selbst entstehen sollte, die für sich dadurch einen Schutz gegen die Hetzreden der Grey-Shirts erhoffte. Da die Juden als Gegenleistung für den versprochenen stärkeren Schutz die Abstellung des Boykottes deutscher Waren zugesagt hatten, sah man von einer Anwendung des Gesetzes gegen sie ab und gab den Rat, keine öffentlichen Gegenmaßnahmen deutscherseits zu treffen, die dann auch unterblieben. Der Boykott unterblieb jedoch nicht. Es war auch keine Abschwächung festzustellen, sondern er wurde im Gegenteil von dem durch das South African Trades and Labour Council ins Leben gerufene Non Sectarian Boykott Committee erneut und diesmal organisiert durchgeführt. Trotz heftigen Widerspruches im Parlament unter Hinweis auf die schädlichen wirtschaftlichen Folgen konnte die Regierung sich nicht zu eingreifenden Maßnahmen entschließen. 1936 war ihre Antwort auf die erneuten Vorstellungen der deutschen Gesandtschaft, sie wolle zunächst Erkundigungen einziehen, wie das Problem in anderen Ländern juristisch gelöst sei, um dann, etwa mit der Begründung, daß der Boykott eine unzulässige Einmischung in die Handelsfreiheit darstelle, eine Unterbindung zu bewerkstelligen. Aber auch daraufhin erfolgte keine Besserung. Mitte 1937 wurde von der deutschen Gesandtschaft berichtet, daß jüdische Firmen den Ankauf deutscher Waren ablehnten. Sie seien zwar vorsichtiger geworden und vermieden, auf die Organisation der Bewegung hinzuweisen, was jedoch nicht verhindere, daß diese bestehe und von dem Führer des jüdischen Boykottes in der Welt, Rechtsanwalt Untermayer in New York, und seinem Unterführer Owjedoff in Johannesburg geleitet werde. *) Die Angaben sind den Akten des Afrika-Vereins Hamburg-Bremen entnommen.
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Etwas Eingreifendes ist bis heute von Seiten der s.-a.-Regierung noch nicht unternommen worden. Sie h a t sich lediglich scharf gegen den Boykott ausgesprochen unter Hinweis auf die Schädigung der Handelsbeziehungen zwischen der Union u n d Deutschland. Nach dem Bericht der Reichsgruppe Industrie t r i t t die Bewegung infolgedessen nicht mehr in der Öffentlichkeit hervor, h a t aber trotzdem noch einen so bedeutenden Einfluß, daß sie dem Absatz deutscher Waren in Südafrika erheblichen Schaden zufügt. I n besonders hohem Maße ist sie dazu in der Lage, wenn deutsche Firmen ihre Vertretungen in jüdische Hände geben. I n den meisten Fällen haben jüdische Vertreterfirmen neben der deutschen auch englische, amerikanische u n d japanische Vertretungen, so daß es ihnen leicht gelingt, den deutschen Umsatz so klein wie möglich zu halten, ohne sich selbst zu schaden. Nebenher können sie eine nicht zu unterschätzende Spionage betreiben. Daher dürfte es f ü r deutsche Exporteure nicht in Frage kommen, sich eines jüdischen Vertreters zu bedienen. Nach dem Bericht der Kommission der Reichsgruppe Industrie ist es in nichtjüdischen Kreisen Südafrikas unverständlich, daß dieses trotzdem noch der Fall ist. Wenn auch schon viele der Verträge mit jüdischen Vertretern in den letzten Jahren gekündigt wurden, so sei ein noch weiterer Abbau unbedingt erforderlich. Sonderfällen müsse dabei selbstverständlich Rechnung getragen werden 1 ). Da die Regierung den Boykott nicht direkt verhinderte, haben sich frühzeitig aus der Bevölkerung antisemitische Gegenströmungen herausgebildet, vor allem in der Organisation der Grau- u n d Schwarzhemden. Wirksamer jedoch als diese politischen Organisationen, die bisher keinen maßgebenden Einfluß in Südafrika erlangen konnten, sind die Abwehrmaßnahmen der Farmerschaft. Da der südafrikanische Farmer die Gefahr erkannt h a t , die f ü r ihn durch die Bekämpfung seines größten Kunden entsteht, h a t er Zusammenschlüsse gegründet, die durch direkten Einkauf die jüdischen Händler umgehen. Diese Organisationen werden unter IV eingehender behandelt. Ein weiteres Kampfmittel gegen den Boykott ist die Errichtung afrikanischer Geschäfte, die vor allem auf dem Lande manches jüdische „störe" zum Schließen gezwungen h a t . Selbstverständlich haben daraus die J u d e n die Konsequenzen gezogen u n d insofern ihre Haltung geändert, als sie den Eindruck des Boykottes zu verwischen suchen, indem sie deutsche Vertreter besonders freundlich empfangen und deutsche Ware, für die ein großer Absatz nicht in Frage kommt, bevorzugt kaufen u n d sie f ü r die Auslage verwenden. Erfahrungsgemäß wird es eine Täuschung bleiben anzunehmen, der jüdische Boykott deutscher Waren würde auf Grund von Einsicht oder Versprechungen jüdischer Kreise eingestellt. Wenn man mit einem Erfolge rechnen will, so muß m a n dem Boykott mit durchschlagenden Mitteln begegnen. ee) Die Absatzorganisation deutscher Waren in der Union. Der Absatz deutscher Waren auf dem s.-a. Markt weist verschiedene Formen auf: Südafrikabericht der Reichsgruppe Industrie, S. 63.
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Zunächst gibt es eigene Niederlassungen deutscher Firmen in Südafrika, deren sich sowohl der direkte Export als auch der Exporthandel bedient (Über seekombination). Andere deutsche Firmen arbeiten Hand in Hand mit selbständigen Einkaufshäusern in Südafrika, die in eigenem Namen und für eigene Rechnung Käufe tätigen, oft aber für nur eine einzige Uberseefirma tätig sind. Schließlich kann der Absatz deutscher Waren durch deutsche oder ausländische Vertreter oder Vertreterfirmen vorgenommen werden. Die sonst im Afrikahandel so verbreitete Betriebsform des kombinierten Ein- und Ausfuhrhandels mit angegliedertem Faktoreisystem, das sowohl die Käufe besorgt als auch die heimischen Produkte absetzt, findet sich in dem schon entwickelteren Südafrika nur noch verhältnismäßig selten. Man könnte allerdings den Begriff „Faktoreisystem" auf viele der in Südafrika sehr verbreiteten „stores" ausdehnen, denn diese kombinieren häufig den Kleinverkauf an die Landbewohner mit dem Aufkauf ihrer Produkte. In vielen Fällen wird allerdings der Einkauf landwirtschaftlicher Produkte auch als selbständige Geschäftsart betrieben. Das trifft insbesondere beim Einkauf von Stapelwaren aus Eingeborenenpflanzungen zu. Die Hauptmasse der durch Vermittlung des selbständigen Handels einund ausgeführten Waren geht im deutsch-südafrikanischen Handelsverkehr durch die Hände reiner Import- oder Exportfirmen, die die Geschäfte für eigene Rechnung tätigen. Kommissionsexport spielt in Deutschland eine verhältnismäßig geringe Rolle, dagegen betreiben eine ähnliche Art dieses Geschäftes mit Vorliebe die Londoner „confirming-houses" (shippers). Auch der deutsche Südafrikahandel bedient sich häufig der Vermittlung dieser englischen Häuser. Die Geschäftsform dieser Unternehmungen ist das Indentgeschäft, das sich in Südafrika besonders in den Fällen eingebürgert hat, wo Inder als selbständige Ladenbesitzer auftreten. Dieses Indentgeschäft unterscheidet sich von der gewöhnlichen Einkaufskommission und dem zweiseitigen Kaufabschluß dadurch, daß der Indentnehmer durch die Entgegennahme des in der Regel mit einem festen Preislimit ausgestatteten Indents noch keine endgültige Lieferungsverpflichtung übernimmt, wogegen der Indentgeber solange an seinen Auftrag gebunden ist, bis der Indentnehmer die Ausführung des Auftrages ablehnt oder binnen einer im voraus bestimmten Annahmefrist keine Annahmeerklärung abgegeben hat. Neben diesen genannten Absatzformen treten neuerdings auch Farmerorganisationen auf genossenschaftlicher Grundlage für den direkten Bezug deutscher Waren auf. Auf die daraus entstehende Problematik soll in IV. näher eingegangen werden. Trotz mancher durch die geschilderten Absatzformen entstandener erfreulicher Geschäftsbeziehungen kann man im allgemeinen sagen, daß die Absatzorganisation deutscher Waren auf dem s.-a. Markt ungenügend und nicht ausreichend ist, ein Hauptgrund dafür, daß sich trotz günstiger Möglichkeiten die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen nicht noch besser entwickelt haben. Das wird im folgenden zu belegen sein:
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Der s.-a. Kunde will die Ware, bevor er sie kaufit, vorgeführt haben. Dafür fehlen Musterlager für deutsche Waren, während sie für amerikanische und japanische vorhanden sind. Der Südafrikaner ist sehr empfanglich für einen guten Kundendienst {service). Auch dieser läßt bei deutschen Vertretungen sehr zu wünschen übrig, und zwar ist er ihnen in den meisten Fällen gar nicht möglich, weil sie — wie die S.A.-Kommission der Reichsgruppe Industrie feststellt — von ihrem deutschen Stammhaus aus zu knapp gehalten werden. Infolge der großen Entfernung und langen Transportdauer von der Heimat müßten die Lager eigentlich besonders groß gehalten werden, damit etwa benötigte Ersatzteile schnellstens herbeigeschafft werden können. Aber auch das ist nicht der Fall. Es wird allgemein darüber Klage gefuhrt, daß die deutschen Firmen für Ersatzteillieferungen vielzulange Lieferfristen verlangen. Weiterhin wird in dem Bericht der Reichsgruppe Industrie z . B . daraufhingewiesen, daß die Autoindustrie vielfach kleinlich in der Verrechnung von Reparaturlieferungen verfahrt, und daß die in Deutschland übliche Lieferung „franko ab Werk" in Südafrika sehr unerwünscht ist. Es kommt — immer nach dem genannten Bericht — hinzu, daß deutsche Vertretungen fast nur an den Hafenplätzen und in den großen Städten ansässig sind. Eine Verzweigung über das Land, die sehr wichtig wäre, fehlt, so daß der Nachfragende, wenn der dort ansässige jüdische Kleinhändler «ich weigert, deutsche Waren zu beziehen, diese gar nicht bekommen kann. Außerdem fehlt es an deutschen Fachleuten in Südafrika, die eine Absatzorganisation aufbauen können. 2. Auf Seilen Deutschlands. a) Die w i r t s c h a f t l i c h e L a g e D e u t s c h l a n d s u n d i h r e P r o b l e m a t i k f ü r die d e u t s c h - s ü d a f r i k ä n i s c h e n Handelsbeziehungen, aa) Der wachsende Binnenmarkt und die deutsche Devisenlage. Als Deutschland nach 1933 den Tiefstand der Weltwirtschaftskrise au überwinden begann, glaubten viele Einzelwirtschaften ihre Hauptaufmerksamkeit dem Binnenmarkt widmen zu sollen. Die Industrie glaubte sich um so mehr auf das Inland verwiesen, als sich der Absatz deutscher Güter im Auslande ganz im Gegensatz zu der wachsenden inländischen Aufnahmefähigkeit immer schwieriger gestaltete. Abgesehen davon, daß -die Überwindung der Wirtschaftsdepression in den übrigen Ländern längere Zeit in Anspruch nahm und der sich anschließende Aufschwung langsamer vonstatten ging, riefen die besonderen deutschen Währungsverhältnisse neue Komplikationen hervor. Nur zu leicht war eine Vernachlässigung des ausländischen Absatzmarktes die Folge. Den Nachweis der schnelleren Entwicklung des deutschen Binnenmarktes im Vergleich mit der Entwicklung des Weltmarktes bringen die folgenden Zahlen: Die deutsche Produktion lag im Jahre 1934 bereits 33% über der Erzeugung des Jahres 1933. 1935 stieg sie auf 50%, 1936 auf 67% und 1937 war sie fast um 100% über den Stand von 1933 gestiegen.
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Die Weltproduktion hingegen nahm in den gleichen Zeitabschnitten um 12%, 25%, 41% zu und erreichte 1937 erst einen Stand, der um 51% über der Produktion des Jahres 1933 lag. Die Aufnahmefähigkeit des Weltmarktes stieg also längst nicht in dem Maße wie die des deutschen Marktes, obwohl die deutsche Erzeugung die absolute Weltdurchschnittsproduktion erst im Jahre 1937 überschreiten konnte1). Betrachtet man im Vergleich dazu die Entwicklung der deutschen Ausfuhr, so tritt die geringer werdende Bedeutung des ausländischen Absatzmarktes klar zutage. Einer innerdeutschen Produktionssteigerung von 33% im Jahre 1934 steht ein Ausfuhrrückgang von 1,4% gegenüber. Bis 1936 war noch ein leichter Rückgang des Exportes im Verhältnis zu 1933 festzustellen. Erst im Jahre 1937 trat eine wesentliche Veränderung der Lage durch eine Ausfuhr Steigerung um 21,8% ein, die in Anbetracht der gleichzeitigen 100%igen Produktionssteigerung trotzdem noch als niedrig bezeichnet werden muß. Stellt man dieser Entwicklung die deutsche Einfuhr gegenüber, so kann man feststellen, daß diese im Jahre 1934 bereits eine Steigerung um 5,8% erfuhr, ein sehr natürlicher Vorgang, da die aufblühende deutsche Industrie ausländische Rohstoffe benötigte. Die entgegengesetzte Entwicklung von Ein- und Ausfuhr führte bald zu den bekannten Devisenschwierigkeiten des Jahres 1934, zu deren Abstellung der Neue Plan mit seiner starken Drosselung der Einfuhr (im Jahre 1935 um 6,6%, 1936 5,2%) in Kraft gesetzt werden mußte. Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Vergleich der allgemeinen deutschen Außenhandelsentwicklung mit derjenigen des deutsch-südafrikanischen Handelsverkehrs: Die deutsche Einfuhr insgesamt weist von 1928 bis einschließlich 1933 eine starke Abnahme auf, und zwar von 14228 Mill. RM 1927 auf 4204 Mill. RM 1933, also auf ca. 30%. Seit 1934 ergab sich eine geringe Einfuhrsteigerung um ca. 5,9%, 1935 wieder ein Rückgang unter den Stand von 1933, 1936 wurde der Stand des Jahres 1933 wieder erreicht und das Jahr 1937 weist eine ca. 30%ige Steigerung der Einfuhr auf. Die deutsche Ausfuhr zeigt eine etwas andere Entwicklung. Sie weist in der Zeit von 1930 bis 1934 eine starke Abnahme auf, und zwar von 13483 Mill. RM im Jahre 1929 auf 4167 Mill. RM 1934, also ebenfalls auf ca. 30%. Ab 1935 erlebte sie dann eine geringe Steigerung und erreichte im Jahre 1936 ungefähr wieder den Stand des Jahres 1933. 1937 ergab sich dann eine 21%ige Steigerung gegenüber 19332). 1 ) Reichskreditgesellschaft A.C.: wende 1938/39, S. 32. a) 1927 Gesamteinfuhr: 14 228 Gesamtausfuhr: 10 801
Deutschlands wirtschaftliche Lage an der Jahres1928 14 001 12 276
1933 1934 4 204 Gesamteinfuhr: 4 451 Gesamtausfuhr 4 871 4167 Statistisches Jahrb. f. d. Deutsche Reich 1938, 8
Mühlhoff
1929 13 447 13 483
1930 10 393 12 036
1935 4 159 4 270 S. 254.
1936 4 218 4 768
1931 6 727 9 599 1937 5 468 5 911
1932 4 667 5 739
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Stellt man dieser allgemeinen deutschen Außenhandelsentwicklung den Außenhandel Deutschlands mit der Union gegenüber, so ergibt sich folgendes Bild: Die deutsche Einfuhr aus der Union ist im J a h r e 1934 kaum nennenswert gegenüber 1933 zurückgegangen, im J a h r e 1935 dagegen ganz erheblich gestiegen, u n d zwar um ca. 93%. Das J a h r 1936 brachte wieder einen beträchtlichen Rückgang. Der deutsche Import aus der Union lag jedoch immerhin noch um ca. 2 0 % über dem des Jahres 1933. Das J a h r 1937 brachte eine ca. 150%ige Importsteigerung gegenüber 19331). Der deutsche Export in die Union weist dagegen seit 1932 eine ständig steigende Linie auf, und zwar hat er sich von diesem Zeitpunkt bis zum J a h r e 1937 um ca. 123% vergrößert 2 ). Aus diesen Zahlen läßt sich also erkennen, daß der Handelsverkehr mit der Union eine weit günstigere Entwicklung genommen hat, als der allgemeine deutsche Außenhandel sie aufzuzeigen vermag. Zweifellos ist der Grund hierfür in dem deutsch-süafrikanischen Verrechnungsabkommen zu sehen, das bereits eingehend behandelt worden ist. bb) Die deutsche Südost-Orientierung. Um festzustellen, ob und inwiefern die deutsche Südost-Orientierung die Handelsbeziehungen Deutschlands mit der S.A.U. beeinflußt, muß kurz der Stand des deutschen Außenhandels mit den Balkanstaaten untersucht werden: Dabei wird es sich im wesentlichen um eine Prüfung der Einfuhr aus der Ländergruppe des südöstlichen Europas im Vergleich zu der deutschen Einfuhr aus der Union handeln müssen. Eine Beeinträchtigung des deutschen Exportes in die Union durch die Ausfuhr in die Balkanstaaten sollte unter dem Primat des Außenhandels f ü r Deutschland nicht in Frage kommen. Allerdings kann dies in einem Zustand übermäßiger Beschäftigung eine Beschränkung des Inlandabsatzes zur Voraussetzung haben. I m Rahmen der allgemeinen Tendenz der letzten Jahre zur Konzentration des deutschen Außenhandels auf Agrar- und Rohstoffländer und zur Lockerung der Bindungen mit den Industrieländern hat eine besonders starke Verflechtung des Außenhandels mit den Südoststaaten stattgefunden. Die wichtigste Ursache dieser Entwicklung war der auf Grund des deutschen Wirtschaftsaufschwunges steigende Einfuhrbedarf an Nahrungsmitteln und Rohstoffen und die ihm gegenüberstehende ÜberschußProduktion der Südostländer. Diese fand um so leichter ihren Weg nach Deutschland, als die Weltmarktpreise f ü r Agrarerzeugnisse infolge eines starken Angebotsdruckes überseeischer Agrarländer außerordentlich niedrig waren. Zudem bestand sowohl in Deutschland als in den Südostländern eine Devisenbewirtschaftung. Es lag daher f ü r beide Teile nahe, durch *) Errechnet aus Angaben des South and East African Year Book and Guide 1939, S. 172. Es konnte hier nicht das Deutsche Statistische Jahrbuch verwendet werden, da es den Außenhandel der Union und Südrhodesien bis 1935 gemeinsam erfaßt und daher keine Vergleichsmöglichkeit gibt. 2 ) Errechnet aus Angaben des South and East African Year Book and Guide 1938 und 1939, S. 170.
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Abschluß von Verrechnungsabkommen den Warenaustausch zu beleben. Für eine solche Belebung sprachen außerdem noch die günstigen Transportbedingungen und die wehrwirtschaftliche Erwägung, daß im Falle eines Krieges mit den Westmächten nur solche Handelspartner von Wert sein würden, mit denen der Verkehr nicht beeinträchtigt werden konnte. I m R a h m e n dieser Arbeit muß der warenmäßigen Zusammensetzung der deutschen Einfuhr aus Südosteuropa und den Möglichkeiten in dieser Hinsicht besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden, weil sie Aufschluß über die Frage geben, ob Südosteuropa Südafrika als Bezugsland f ü r Deutschland entbehrlich zu machen in der Lage ist. Der Bezug von Nahrungsmitteln und Rohtabak steht bpi der deutschen Einfuhr aus den Balkanländern im Vordergrund. I m J a h r e 1938 betrug er 7 2 % der gesamten Einfuhr aus diesen Ländern oder 2 2 % des gesamten deutschen ernährungswirtschaftlichen Importes. Bei einzelnen wichtigen Waren z. B. Weizen und Schweinen k a m rd. die Hälfte der deutschen Einfuhr aus den genannten Ländern. Neben der großen Nahrungsmitteleinfuhr nimmt der Import von gewerblichen Rohstoffen einen bescheidenen Platz ein. E r beträgt ca. 2 5 % der deutschen Einfuhr aus den Balkanländern und nur 5,8% der gesamten deutschen E i n f u h r gewerblicher Rohstoffe. Damit liegt er weit unter der Durchschnittsbeteiligung der Balkanstaaten an der Gesamteinfuhr Deutschlands, die 12,1% beträgt. Die Ursache für diese geringe Bedeutung der Einfuhr gewerblicher Rohstoffe liegt einerseits darin, daß derartige Produkte nicht oder n u r in geringem Umfange vorhanden sind, andererseits aber auch darin, daß gerade diese Erzeugnisse in andere Länder exportiert werden, und zwar.teilweise veranlaßt durch die devisenwirtschaftliche Zwangslage dieser Länder u n d zum anderen Teil durch internationale — englische, amerikanische u n d französische — Kapitalverflechtungen. Da also Deutschland aus den Südostlftndern zur Hauptsache seinen Bedarf an Nahrungsmitteln deckt, u n d der deutsche Import aus Südafrika sich dagegen vorwiegend auf Produkte gewerblicher Art erstreckt (vergl. I I . Teil, I), kann die Beeinträchtigung der deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen durch die deutsche Südost-Orientierung grundsätzlich nur gering sein. Eine ins Einzelne gehende Aufgliederung des deutschen Importes zeigt, daß Deutschland einige Warenpositionen jedoch sowohl aus den Balkanländern als auch aus Südafrika bezieht. Diese gleichartigen Lieferungen liegen vor bei Mais, Häuten und Fellen sowie bei Obst und Südfrüchten. Bisher sind diese Bezüge aus den Balkanländern noch nicht so umfangreich, d a ß sie den I m p o r t aus Südafrika beeinträchtigen (Mais 15,7%, Obst u n d Südfrüchte 22,7 % , H ä u t e und Felle 5,1 % der gesamten deutschen Einfuhr dieser Produkte) 1 ). Eine andere Frage ist es, wie sich die künftige Entwicklung in diesem P u n k t e gestalten wird. Eine Antwort daraufist selbstverständlich schwer zu geben, doch ist der Ausbau der südosteuropäischen Handels1
) Deutschlands wirtschaftliche Lage in der Jahresmitte 1939, Bericht der Reichskreditgesellschaft A.G., S. 37. 8*
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Die Problematik der deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen
beziehungen mit Ausnahme von Mais weniger in den genannten Warengattungen geplant als z. B. in Mineralölen, Kupfer, Bauxit und Holz, vorwiegend also Waren, die nicht aus der Union bezogen werden. Eine Problematik könnte sich in der Zukunft etwa in den Kupferbezügen ergeben, vor allem dann, wenn die Union einen Zusammenschluß mit Rhodesien herbeiführte. Vorläufig ergibt sich jedoch aus der Südost-Orientierung keine Veranlassung, den Südafrikamarkt in den Hintergrund treten zu lassen. b) W e r b u n g , P r e i s - und A n g e b o t s a b g a b e . Da ein nachhaltiger Exporterfolg verlangt, daß der Anbahnung des Geschäftes, also der Werbung, Preis- und Angebotsabgabe genau so großer Wert beigemessen wird wie der Lieferung selbst, müssen auch diese Dinge hier kurz behandelt werden. Im Südafrikageschäft: tauchen natürlich die Probleme, die sich allgemein für den deutschen Außenhandel und insbesondere für den Export ergeben, ebenfalls auf. Es werden jedoch im folgenden nur solche Probleme und Schwierigkeiten näher behandelt, die besonders im Handelsverkehr mit der Union von größerer Bedeutung sind. Eine Werbung in Südafrika ist für den deutschen Exporteur aus verschiedenen Gründen erschwert. Des Boykotts und der Buy-BritishBewegung halber ist sie in vielen Fällen sogar unangebracht. Die deutsche Ware muß im Gegenteil vielfach unerkannt in das Land eingeführt werden. Die Schwierigkeiten, die entstehen, sind insbesondere finanzieller Art und ergeben sich aus der Knappheit der im Rahmen der Devisenbewirtschaftung zu diesem Zwecke zur Verfügung stehenden Mittel. Aus diesem und anderen Gründen konnte eine großzügige Werbung bisher nicht entfaltet werden. So bleibt als wichtigstes Werbemittel der deutschen Industrie dasjenige, mit dessen Hilfe sie sich vor dem Weltkriege den Südafrikamarkt erobert hat. Dieseft Mittel ist die Güte der Ware, das Anpassen an den Bedarf des Landes und das Eingehen auf die besonderen Wünsche des Kunden. Hierin hat dann allerdings die amerikanische Industrie die deutsche nach dem Kriege übertroffen, und es werden Klagen geäußert, daß dem von deutscher Seite nicht genügend Wert mehr beigemessen wird. Die bei der Angebotsabgabe entstehenden Fragen und Forderungen sind größtenteils allgemeiner Natur, z. B . die Verwendung der Landessprache im Schriftverkehr, die Angabe landesüblicher Maße und Gewichte etc. Es soll darauf hier nicht näher eingegangen werden. Einige Besonderheiten ergeben sich bei der Preisstellung. Das Bestreben der Exportindustrie allgemein muß es sein, für die Ausfuhrware den bestmöglichen Preis zu erzielen, und zwar kann sich dieser Preis nur nach den Möglichkeiten auf dem s.-a. Markt, nicht etwa nach einem Durchschnittsweltmarktpreis richten. Da jedoch die ausländische Konkurrenz großenteils ebenfalls hochwertige Erzeugnisse einführt, wird nur in den seltensten Fällen ein höherer Preis erzielt werden können als er für die Konkurrenzware bezahlt wird. Normalerweise wird im Gegenteil ein geringer Preisvorteil geboten werden müssen, um einen Ausgleich für die
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Vorzöge z. B. amerikanischer Ware wie bequemere Beschaffungsmöglichkeit, eingeführte Typen etc. zu schaffen, und u m ein Kampfmittel gegen die Maßnahmen deutschfeindlich eingestellter Kreise in der H a n d zu haben. Dieser Preisnachlaß als Kampfmittel im Zusammenhang mit einer mindestens gleich guten Qualität wie die der Konkurrenz war in den Anfangsjahren nach dem Kriege in besonders hohem Maße erforderlich, als die deutsche Ware erneut versuchen mußte, sich auf dem inzwischen von Amerika eroberten Markt wieder durchzusetzen. I n späterer Zeit, als die Güte der deutschen Qualität bekannt geworden war, die in der Union eine ausschlaggebendere Bedeutung hat als z. B. in Rhodesien, konnte die deutsche Ware bereits mit einer geringeren Preisdifferenz die gleichen Erfolge erzielen u n d zeitweise sogar mit gleichen Preisen auskommen. Das war allerdings nur der Fall, wenn die Boykottbewegung einmal vorübergehend abflaute u n d auch dann vorwiegend bei Neuerschließung von Märkten, d. h. bei dem Export in Gebiete der Union, in die bisher der betreffende Artikel noch nicht geliefert worden war. Der Bedeutung des Preises f ü r den Umfang des Absatzes deutscher Erzeugnisse auf dem s.-a. Markt wird verschieden großer Wert beigemessen, was teilweise daraus zu erklären ist, daß der Preis bei den verschiedenen Exportwaren auch jeweils eine andere Rolle spielt. Die vorstehenden Ausführungen stützen sich auf Erfahrungen die im Landmaschinenexport in die Union gemacht worden sind. Ein etwas anderer Standpunkt wird in einer Darstellung gebracht, die in dem Rundschreibendienst M. 99 der Außenhandelsstelle f ü r den Niederrhein erschienen ist. Es heißt hierin, daß die durch die Währungsunterschiede bedingte Uberhöhung des deutschen Preisniveaus zwar die Absatzmöglichkeiten einer großen Anzahl deutscher Erzeugnisse verschlechtere, daß es aber falsch sei, die Bedeutung der Preise zu überschätzen, denn es sei z. B. durch die verschiedenen Formen des deutschen Ausfuhrverfahrens häufig die Möglichkeit gegeben, mit den niedrigeren Konkurrenzpreisen in Wettbewerb zu treten. Bei einer Reihe von Erzeugnissen, vor allem Spezialerzeugnissen, hochwertigen Maschinen etc. spiele infolge der ungewöhnlich großen Kaufk r a f t der Union der Preis jedoch nicht unbedingt die entscheidende Rolle. Das Gleiche h ä t t e Geltung für Erzeugnisse, die der Mode unterworfen seien oder einem typisch südafrikanischen Geschmack entsprechen. Schließlich genössen auch heute noch manche Gruppen deutscher Waren, z. B. pharmazeutische Artikel, eine so deutliche Monopolstellung, daß ihnen von preislicher Seite aus keine Schwierigkeiten gemacht würden. Der Beweis dafür, so sagt das Rundschreiben, sei die ständig steigende Einfuhr Südafrikas an technischen und pharmazeutischen Artikeln. Eine Stellungnahme dazu ist nicht einfach, weil die Rolle, die der Preis spielt, nicht statistisch erfaßbar ist. Trotzdem scheint es, daß die Bedeutung des Preises in dem erwähnten Bericht zu optimistisch gesehen wird. Zum mindesten ist der Beweis f ü r das Gesagte nicht richtig durchgeführt, denn während sich die gesamte Ausfuhr Deutschlands in die S.A.U. stark vergrößert h a t (vgl. I I . Teil I), ist gerade die Position „chemische und pharmazeutische Erzeugnisse", die eine deutliche Monopolstellung
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auf dem s.-a. Markt genießen soll, erstaunlich konstant geblieben. Nach den Angaben der statistischen Jahrbücher für das Deutsche Reich hat die Ausfuhr dieser Artikel in die Union folgenden Verlauf genommen: 1932 4,21 Mill. RM 1933 4,2 „ „ 1934 4,64 „ „ 1935 4,21 „ „ 1937 4,2 „ c) D i e L i e f e r z e i t e n . Seit die deutsche Wirtschaft sich immer mehr dem Stand der Vollbeschäftigung näherte und diesen schließlich erreichte, sind die Liefertermine zu einem nicht zu unterschätzenden Problem innerhalb der deutschen Ausfuhr geworden. Von der Union wird sehr häufig darüber Klage geführt, daß die Länge der angegebenen Lieferzeiten praktisch ein Geschäft: unmöglich mache, oder daß zugesagte Lieferfristen nicht eingehalten werden, was eine noch größere Verärgerung des Kunden zur Folge hat. Wenn man bedenkt, daß England bestrebt ist, seine Termine für Exportaufträge herabzusetzen, und daß U.S.A., Kanada und Japan Lieferungen innerhalb kurzer Zeit vornehmen, kann es nicht Wunder nehmen, daß der südafrikanische Käufer sich häufig der Konkurrenzware zuwendet, nur um rechtzeitig mit dem Eintreffen rechnen zu können. Die Folgen zu langer oder nicht eingehaltener Liefertermine können also sehr schwerwiegend sein. Die S.A.-Kommission der Reichsgruppe Industrie ist der Ansicht, daß es von Seiten deutscher Exporteure nur in seltensten Fällen gerechtfertigt ist, ein Ausfuhrgeschäft abzulehnen, oder einen Liefertermin anzugeben, der einer Ablehnung gleichkommt. In Hinsicht auf die Ablehnung muß jedoch gesagt werden, daß es für die Kontinuität von Geschäftsverbindungen besser sein kann, einen Auftrag nicht anzunehmen als schlecht zu erfüllen. Wenn daher auftretende Schwierigkeiten befürchten lassen müssen, den Verpflichtungen aus einem Exportauftrag nicht voll nachkommen zu können, so braucht eine Ablehnung in geeigneter Form nicht falsch im Sinne der Förderung des deutschen Exportes zu sein. d) Die A u s f ü h r u n g v o n A u f t r ä g e n . Besonders wesentlich für die Aufrechterhaltung und Erweiterung des deutsch-südafrikanischen Handelsverkehres ist das Eindenken deutscher Exportfirmen in den s.-a. Markt, das auf Grund des mehrfach hervorgehobenen Marktstudiums erfolgen muß. ») 1934 S. 245/46; 1936 S. 271; 1938 S. 301. Bei dem letzten Posten handelt es sich um „Chemische Vorerzeugnisse". Da jedoch kein anderer Ausfuhrposten für die pharmazeutischen Artikel in Frage kommt, dürften sie unter dieser Position zusammengefaßt sein.
Hindernisse deutsch-südafrikanischer Handelsbeziehungen
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Diese Fähigkeit des Einfühlens in s.-a. Verhältnisse ist vor allem bei der Ausführung von Aufträgen von Bedeutung. H ä u f i g wird die verlangte Ausführung genauestens vorgeschrieben, vor allem dann, wenn die Ware auf dem südafrikanischen Markte gut eingeführt u n d durch Farbe u n d Aufmachung bekannt geworden ist. Ebenso häufig sind jedoch keine bis ins Einzelne gehenden Vorschriften gemacht, u n d die Ware h a t sich auf dem neuen Absatzmarkt gegen die ausländische Konkurrenz durchzusetzen. I n diesem Falle hängt der Erfolg in großem Umfange von der Fähigkeit des deutschen Fabrikanten ab, eine Aufmachung zu finden, die f ü r den s.-a. Geschmack besonders ansprechend ist, und die gegenüber der Konkurrenzware einen in die Augen fallenden Vorteil hat, mag sich dieser auch lediglich auf ein gefälligeres Äußere beziehen. Vor allem bei Waren, die fiir die eingeborene Käuferschicht bestimmt sind, spielt dieser P u n k t eine wichtige Rolle. Selbst bei vorgeschriebener Ausführung kann eine Verbesserung des Aussehens der Ware, oder ein Vorschlag in dieser Hinsicht sehr fruchtbringend sein. Allerdings muß der K a u f m a n n dabei ganz genau über die Stellung der Ware auf dem s.-a. Markt informiert sein, denn wenn er z. B. das Äußere eines mühsam eingeführten Erzeugnisses so abändern würde, daß es nicht mehr als die bewährte Marke erkannt wird, so könnte dadurch das Geschäft verloren gehen. Eine große Rolle spielt ferner die Beweglichkeit des Fabrikanten hinsichtlich der äußeren Ausführung der Ware. Mancher Auftrag konnte in Deutschland gebucht werden, weil keine Schwierigkeiten gemacht wurden, z. B. eine bisher grün gelieferte Maschine nunmehr in einer roten Ausfuhrung fertigzustellen. Darin hat sich jedoch bisher im allgemeinen der Amerikaner dem Deutschen überlegen gezeigt, eine Tatsache, die im Interesse des deutschen Exportes auf schnellstem Wege abgeändert werden müßte, da das mit verhältnismäßig geringen Mitteln — vor allem in Devisen gesehen— erreicht werden kann. I n letzter Zeit arbeitet die ausländische Konkurrenz besonders häufig mit der Behauptung, die nach Deutschland gegebenen Aufträge könnten nicht mehr in der bisherigen Güte ausgeführt werden, da auf Grund der Rohstoffknappheit Ersatzmaterialien verwandt werden müßten. Von deutscher Seite wird dagegen festgestellt, d a ß neue Werkstoffe nur dann Verwendung finden, wenn sie gewünscht werden, oder wenn sie sich als zweckentsprechender herausgestellt haben als das bisher verwandte Material. Wie manche Klagen zeigen, wird dieser Forderung jedoch noch nicht überall in vollem Umfange entsprochen.
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IV. Maßnahmen und Vorschläge zur Überwindung der Schwierigkeiten. 1. Herstellung persönlicher Bindungen. a) A u e t a u s c h k a u f m ä n n i s c h u n d t e c h n i s c h v o r g e b i l d e t e r Kräfte. Die erste Voraussetzung zur Überwindung der hemmenden Faktoren in den deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen ist der persönliche Einsatz, der der Warenausfuhr die Wege ebnet. Persönliche und kulturelle Bindungen erleichtern die Überwindung von Schwierigkeiten, und die Kunden- bezw. Lieferantentreue tritt durch irgendwelche persönlichen Berührungspunkte sehr viel stärker in Erscheinung. Gerade in Hinblick auf die Andersartigkeit der Verhältnisse in Südafrika wird dem deutschen Lieferanten ein Einfühlen in den Markt und die Mentalität der Kunden sehr viel einfacher werden, wenn er die dortigen Verhältnisse, Menschen und ihre Umgebung kennt. Nach englischem Muster werden in Südafrika die Hauptgeschäfte weniger in Büros als bei geselligen Veranstaltungen abgeschlossen. Die Erfahrung hat gezeigt, daß es von großem Wert ist, wenn die persönlichen Beziehungen auf Gegenseitigkeit beruhen, wenn also auch der Südafrikaner deutsche Verhältnisse kennenlernt. Eng damit zusammen hängt ein reger Austausch kaufmännisch und technisch gut vorgebildeter Leute. Die vorhandenen deutschen Firmen in der S.A.U. sind größtenteils voll beschäftigt oder sogar überlastet durch Vertretungen. Es kommt darauf an, den bestehenden Firmen sachkundige Kräfte zuzuführen, die den immer anspruchsvoller werdenden Markt mit speziellen Kenntnissen bearbeiten. Die Vermehrung der Verteilerhände ist, nach dem Bericht der Reichsgruppe Industrie, die wichtigste Lebensfrage der Ausfuhr in die Union. Daneben müssen frische Kräfte mobil gemacht werden, die geeignet sind, deutsche Erzeugnisse einzuführen und „8ervice"-mäßig zu betreuen. Diese Forderung bezieht sich nicht nur auf deutsche Firmen in der S.A.U., sondern es müssen möglichst auch südafrikanische Firmen herangezogen werden, vor allem als Vertreter deutscher Exporteure. Da das Auffinden einer richtigen südafrikanischen Vertreterfirma so außerordentlich schwierig ist und Vertrauensmißbräuche nicht selten sind, empfiehlt es sich zu verlangen, daß der Vertreter einen Fachmann der Lieferantenfirma übernimmt, der den Absatz deutscher Waren erleichtert, die technisch richtige Beratung des Kundenkreises vornimmt und einen Mißbrauch der Vertretungsmacht weitgehend verhindert. So wird in dem Südafrika-Bericht der Reichsgruppe Industrie erwähnt, daß über die Vereinigung deutscher Wollkäufer in Südafrika, die in vielen Städten ihre Untergliederungen unterhält, die an der Wolle interessierten und auskömmlich verdienenden Firmen über den Eigenbedarf hinaus junge Deutsche aus der Heimat kommen lassen, um sie auszubilden. Diese
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Leute sollen Kraftreserven für deutsche Exportfirmen sein, die bei einem schwachen Anfangsgeschäft eigene Kräfte kaum hinaussenden können und auch hierfür kaum verfügbare Devisen haben. Die Wollfirmen sind aber sowohl finanziell als auch devisenmäßig in der Lage, diese Hilfestellung zu leisten. b) G e m e i n s a m e F o r s c h u n g s a r b e i t . Besonders wertvoll ist es, wenn die Wirtschaftsinteressen der miteinander im Handelsverkehr stehenden Länder sich in gemeinsamer Forschungsarbeit niederschlagen. Nach Angabe des mehrfach erwähnten Berichtes ist bereits eine wichtige Zusammenarbeit der südafrikanischen und deutschen Forschung auf dem Gebiete der Wollqualitäten eingeleitet. Die s.-a. Regierung wird bei ihren Maßnahmen in bezug auf die Wolle von einem Woolboard beraten, einem Kreise von Schafzüchtern und Leitern der Genossenschaften, die unter dem Vorsitz des Staatssekretärs des Landwirtschaftsministeriums alle zwei Monate tagen. Die Südafrika-Kommission der Reichsgruppe Industrie hat z. B. in der Nähe Pretorias eine landwirtschaftliche Versuchsstation größten Ausmaßes mit Veterinärklinik und bakteriologischem Institut besichtigt, in der dem Wollgebiet eine gründliche Forschung gewidmet wird. Die meisten dortigen Prüfungsapparate waren in Leipziger Wollkämmereien erfunden, erprobt und vervollkommnet. Auch die deutschen Zellwollarten waren in Mustern von Rohmaterial, Kammzug, Garn- und Stoffarten vorhanden. Die leitenden Beamten begrüßten außerordentlich die Zusammenarbeit mit Deutschland und mit dem technischen Ausschuß der internationalen Wollkonferenz, insbesondere auch die Gründung des International Coordinated Committee forWool Promotion als Bindeglied zwischen der internationalen Wollkonferenz und den Wollzüchtern. Der Vorsitz dieses Komitees wurde kürzlich dem Leiter der genannten Kommission übertragen. Eine solche Zusammenarbeit auf wissenschaftlichem Gebiete wird sich auch wirtschaftspolitisch günstig auswirken. Von der genannten Südafrika-Kommission wird daneben auch der Austausch junger land- und viehwirtschaftlicher Akademiker empfohlen. Zur Erleichterung des Austausches wären Stipendien auf unseren landwirtschaftlichen Hochschulen erwünscht. Man hofft, daß auch auf den s.-a. Universitäten und bei den dortigen landwirtschaftlichen Instituten weitere Freistellen für deutsche Studierende im Austausch geschaffen werden. c) K u l t u r e l l e u n d w i s s e n s c h a f t l i c h e B e z i e h u n g e n . Eine nicht zu unterschätzende Förderung der wirtschaftlichen Interessen ergibt sich aus einer Verbesserung der kulturellen Beziehungen. In dieser Hinsicht berichtet Freiherr v. Bodenhausen an den Präsidenten des Werberates der deutschen Wirtschaft, daß die Professoren in Stellenbosch es außerordentlich bedauern, auf Grund des Valutaunterschiedes keine deutschen Bücher mehr kaufen zu können und infolgedessen zum Bezug einschlägiger Literatur aus England gezwungen seien.
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Da die Universitäten in Südafrika zum größten Teil auf deutscher Wissenschaft aufgebaut sind und die meisten Professoren auch in Deutschland studiert haben, würde ganz fraglos ein Rückgang des deutschen Einflusses eintreten, wenn auf Grund dieses Valutaunterschiedes die deutsche Wissenschaft aus dem Felde geschlagen würde. Freiherr v. Bodenhausen wollte, dem Bericht entsprechend, die Universitäten veranlassen, eine Aufstellung zu machen, wieviel sie anlegen könnten und wieviel von Deutschland aus vergütet werden müßte, um das entsprechende deutsche Buchmaterial zu beschaffen. Freiherr v. Bodenhausen ist der Ansicht, daß mit einem verhältnismäßig geringen Aufwand eine ungeheure Propagandaarbeit für Deutschland geleistet werden könnte, da außer dem deutschen Einfluß in der Wissenschaft damit gerechnet werden kann, daß bei einem Entgegenkommen Deutschlands auch ein erweiterter Bezug anderer deutscher Waren für die Universitäten, wie Objektive, Filmgeräte, Mikroskope, Chemikalien etc. erfolgen würde1). 2. Die Organisation des deutschen Südafrikahandels. a) I n D e u t s c h l a n d , aa) Auswahl der für den Export zugelassenen Firmen. Es wurde bereits des öfteren erwähnt, daß unter den zum Export zu" gelassenen Firmen eine Auswahl getroffen werden muß. Die in dieser Hinsicht bestehende Regelung ist noch nicht ganz zufriedenstellend. Mag auch eine eifrige Bearbeitung des Südafrika-Marktes durch die deutsche Industrie erwünscht sein, so bedeuten doch allzu viele Anbieter eine Zersplitterung des Gesamtabsatzes. Ein schädlicher Kampf deutscher Firmen untereinander kann nach Ansicht der Kommission der Reichsgruppe Industrie nur vermieden werden, wenn gelegentlich ein Druck auf die beteiligten Firmen ausgeübt wird, den Markt örtlich oder warenmäßig aufzuteilen, sowie Preisverständigungen durchzuführen. Es wird vorgeschlagen, die am besten auf das Südafrika-Geschäft eingerichteten deutschen Firmen und die für den Markt geeigneten Waren mit allen Mitteln zu fördern, um eine Konzentration auf Höchstleistung zu erzielen. Weniger geeignete Firmen und Waren sollen durch Beratung und notfalls durch Druckmittel so weit ausgeschieden werden, daß kein Schaden für die deutsche Ausfuhr im allgemeinen entsteht. Die praktische Auseinandersetzung mit diesem Problem ist mehrfach von zuständiger Seite erörtert worden. Jedoch ist hier eine Lösung äußerst schwierig zu finden. Die Notwendigkeit der Ausschaltung ungeeigneter Firmen tritt immer wieder dringend hervor. Jedoch kann dieser Ausschluß nicht dergestalt vollzogen werden, daß bestimmten Firmen ein festes Kontingent — markt- oder warenmäßig — gegeben wird und damit allen anderen aufstrebenden tüchtigen Elementen die Ausdehnungsmöglichkeit genommen wird. Das würde nicht im Interesse des deutschen *) Entnommen aus den Akten des Afrikavereines Hamburg-Bremen.
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Exports liegen. Der folgende Vorschlag wurde in diesem Zusammenhang gemacht: Der deutsche Export kann grundsätzlich direkt durch die Herstellerfirmen vorgenommen werden oder indirekt durch Exporthändler. Der direkte Export setzt eine eingehende Kenntnis des ausländischen Kundenkreises und der Marktverhältnisse von Seiten des Industriellen voraus und kann fruchtbringend nur auf einer gründlichen Exporterfahrung aufgebaut werden. Beim indirekten Export dagegen bedient sich der Industrielle der Erfahrungen alter deutscher Im- und Exporthäuser, sowie ihrer Beziehungen und Absatzorganisationen auf dem ausländischen Markt. Er tritt also nicht unmittelbar mit dem ausländischen Käufer in Verbindung sondern überläßt das Firmen, die großenteils Pioniere des deutschen Überseehandels waren und in großem Umfange ein persönliches Vertrauensverhältnis zu ihren Überseefreunden herstellen konnten. Die grundsätzlichen Exportfehler, die sich in den meisten Fällen weniger auf schlechte als auf ungeeignete Qualität, ungeeignete Aufmachung, falsche Absatzwege, falsche Preisstellung etc. beziehen, also durch eine Unkenntnis der Marktverhältnisse verursacht sind, werden daher durch Zwischenschaltung deutscher Exporthändler weitgehend vermieden. Der Vorschlag geht infolgedessen dahin, daß den auf dem SüdafrikaMarkt alteingeführten Industriefirmen, die von den jeweiligen Fachgruppen namhaft aufgeführt werden können, das Vertrauen geschenkt wird, diesen Markt volkswirtschaftlich richtig zu beurteilen und ihnen dementsprechend ein größerer Spielraum für freie Entscheidungen zugebilligt wird, der ihnen die notwendige Bewegungsfreiheit der ausländischen Konkurrenz gegenüber sichert. Diesen Firmen soll es dann überlassen bleiben, direkt oder indirekt zu exportieren. Dasselbe Vertrauen gebührt selbstverständlich den deutschen Exporthändlern. Allen anderen deutschen Industriefirmen jedoch, die sich bisher noch nicht oder nur wenig im Export nach Südafrika betätigt haben, und denen daher die Erfahrung fehlt, soll die Verpflichtung auferlegt werden, sich der Vermittlung deutscher Exporthändler zu bedienen. Die für den gesamten deutschen Export so schädliche Marktverwirrung aus Unkenntnis wäre damit ausgeschaltet. Die mannigfachen Formen des deutschen Exporthandels, SüdafrikaFirmen speziell, Fachexporteure oder Exportagenten — letztere unterhalten ein Musterlager und verfügen über Fachkenntnisse — sind für den Absatz jeder Ware geeignet. Es besteht daher auch bei Spezialartikeln kein in der Ware liegender Grund dafür, daß solche Firmen den Exporthandel umgehen. bb) Erweiterung der Exportfinanzierung. Um die Schwierigkeiten in der Exportfinanzierung klarzulegen, ist es zweckmäßig, die im Südafrikahandel tätigen deutschen Firmen wie folgt aufzugliedern:
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1. Firmen, die nur durch Vermittlung eigener Filialen in Südafrika arbeiten. Bei dieser Gruppe handelt es sich vorwiegend um Unternehmungen, die, wie etwa die AEG, Siemens, Junkers etc. Anlagegüter großen Umfanges liefern und gleichzeitig die Installationsarbeiten dazu ausführen. 2. Firmen, die nur ein Konsignationslager drüben unterhalten, sich aber nicht mit Anbringungsarbeiten und ähnlichem befassen. Zumeist sind es reine Händlerfirmen. 3. Die letzte Gruppe bilden die Handelsvertreter, die zur Hauptsache das Indentgeschäft auf Kommissionsbasis betreiben. Die Exportfinanzierung durch die Reichsbank, die im Jahre 1939 bereits eine wesentliche Erweiterung erfahren hat, erstreckt sich auf die Diskontierung von Auslandswechseln, die bis zu 12 Monaten laufen, und zwar zu dem Diskontsatz des Landes, in dessen Währung der Wechsel ausgestellt ist, höchstens aber zu Reichsbankdiskont. Aus der Art der Geschäfte, die von den einzelnen Unternehmergruppen getätigt werden, geht die Art ihres Kreditbedarfes hervor. Die erste Gruppe kann auf Grund dieser kurzfristigen Kredite ihre langwierigen Errichtungsarbeiten nicht durchführen. Sie ist daher auf anderweitige Finanzquellen angewiesen. Da es sich bei dieser Gruppe jedoch nur um wenige Größtunternehmen handelt, die die Erfordernisse der Selbstfinanzierung größtenteils erfüllen, macht sich hier der Mangel einer ausreichenden deutschen Kreditgewährung für den Südafrikaexport nicht so stark bemerkbar. Anders in der genannten 2. Gruppe. Diese Unternehmungen können nur zum kleinen Teil Nutzen aus den kurzfristigen Krediten ziehen, nämlich insoweit, als es sich um die Finanzierung des laufenden Geschäftes bandelt. In Hinsicht auf den Unterhalt ihrer Konsignationsläger sind auch sie auf ihre eigene Finanzkraft angewiesen. Vor dem Weltkriege besaßen die Firmen fast ausschließlich ein beträchtliches Vermögen in Südafrika, so daß die Voraussetzung zur Selbstfinanzierung ihrer Läger gegeben war. Nach dem Weltkriege ging jedoch das deutsche Vermögen in der Union verloren. Ein neues konnte auf Grund der Wirtschafts- und Devisenschwierigkeiten, in die Deutschland in der Folgezeit kam, nicht erworben werden. Es war den Firmen daher nicht mehr möglich, ihre Läger selbst zu finanzieren, und da sie keine ausreichende anderweitige Finanzierungsmöglichkeit fanden, ging diese 2. Gruppe deutscher Exportfirmen ganz beträchtlich zurück. Für die 3. Gruppe ist es am leichtesten möglich, ihre Geschäfte auf Grund des bestehenden Kredites aufzubauen, da sich ein Indentgeschäft in normalen Zeiten innerhalb der gegebenen Frist abwickeln läßt. Die Problematik einer fehlenden ausreichenden Exportfinanzierung liegt also zur Hauptsache bei der zweiten Gruppe der deutschen Südafrikauntemehmungen, also bei den alten deutschen Exporthändlern, die eigentlich die Standardunternehmungen des deutschen Südafrikahandels darstellen müßten, da sie, wie bereits mehrfach betont, persönliche Bindungen und langjährige Exporterfahrungen mit kaufmännischer Leistungsfähigkeit, unterstützt durch umfangreiche Konsignationsläger, verbinden können.
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Die Amerikaner haben die besondere Bedeutung der Exporthändler, die gleichzeitig ein Konsignationslager unterhalten, für den Südafrikahandel frühzeitig erkannt, und sie haben in großzügigster Weise alles getan, um gerade auf dieser Gruppe amerikanischer Unternehmungen ihren Export nach Südafrika aufzubauen. Die Unterstützung, die sie amerikanischen Exporthändlern haben zuteil werden lassen, erstrecken sich zur Hauptsache auf folgende Gebiete: In Amerika selbst wurden Finanzierungsgesellschaften gegründet, die die finanziellen Möglichkeiten zum Unterhalt eines Konsignationslagers in Südafrika schufen. Ferner wurde das Risiko solcher Läger von der amerikanischen Industrie getragen. Diese sorgte dafür, daß alle in Südafrika lagernde Ware, die dort unmodern zu werden drohte, herausgenommen und einem anderen Markte zugeführt wurde. Damit vermied man das Entstehen der Ladenhüter, die den Markt nur belasten konnten. Besonders wertvoll wurde das Wirken amerikanischer Finanzierungsgesellschaften dadurch, daß sie neben anderen finanziellen Erleichterungen in Südafrika lagernde Ware auf lange Zeit bevorschußten. Eine ähnliche Unterstützung selbständiger Handelsfirmen mit Konsignationslagern würde auch dem deutschen Südafrikahandel sehr fördernd sein. Aus diesem Grunde ist die Frage erörtert worden, ob nicht eine Exportkreditbank gegründet werden könnte, deren Aufgabe eben diese finanzielle Unterstützung hauptsächlich des selbständigen Exporteurs sein sollte. Zweckmäßigerweise müßte diese Bank, so -wurde vorgeschlagen, ein staatliches Unternehmen mit eigenem Devisenverfügungsrecht sein. Ihre Haupttätigkeit solle sich zunächst auf die sofortige Verflüssigung langfristiger Wechsel beziehen. Bisher konnten die Schwierigkeiten, die sich vor allem in devisenpolitischer Hinsicht dabei ergaben, jedoch noch nicht überwunden werden1). cc) Größere Unterstützung des Transithandels. Das Transitgeschäft spielte, bevor Deutschland in die Devisenschwierigkeiten kam, innerhalb des deutsch-südafrikanischen Handelsverkehres keine unbedeutende Rolle. Vor allem war es das Belgiengeschäft in billigen Zaunpfählen, Bulkartikeln, das Deutschland ganz beträchtliche Deviseneinnahmen brachte, und aus dem vor allem Hamburg großen Nutzen zog. Dieses Geschäft wird seit alters her von England finanziert. Weiter war der Handel in Papier, den Dänemark, Finnland und Schweden über Deutschland mit Südafrika trieben, von Bedeutung. Dieser Transit nach Südafrika hat, wie die deutschen Transitgeschäfte überhaupt, infolge der Devisengesetzgebung — Devisenzuteilung nach volkswirtschaftlicher Dringlichkeitsskala — auf das Stärkste abgenommen. Die Erkenntnis, daß der starke Rückgang des devisenbringenden Transitgeschäftes von volkswirtschaftlichem Nachteil sein mußte, hat zu einer Sonderregelung für dieses Gebiet geführt. Transithändler, die durch eine Bescheinigung ihrer Industrie- und Handelskammer als solche ausgewiesen werden, erhalten allgemeine Verwendungsgenehmigungen für Akten Nederlandsche Bank voor Zuid Afrika.
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einen bestimmten Devisenbetrag mit dem sie ihre Geschäfte durchzuführen haben. Diese Regelung ist als unzureichend bezeichnet worden, weil sie 1. infolge saisonabler Schwankungen usw. zu einer sehr ungleichmäßigen Ausnutzung des Kontingentes durch den einzelnen Transithändler führt, und weil sie 2. die an sich vorhandenen Kredit- (Rediskont-)möglichkeiten, die für solche Geschäfte bestehen, nicht ausnutzt. Man hat daher den Vorschlag gemacht, den Transit-Devisenfond zu zentralisieren und seine Verteilung und Verwaltung einer besonderen Kreditbank zu übertragen1). Eine Belebung des Transitgeschäftes auf solche oder ähnliche Weise könnte natürlich auch dem deutsch-südafrikanischen Handelsverkehr sehr förderlich sein. dd) Verbessertes Auskunfteiwesen. Eine weitgehende Förderung könnten die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen auch durch die Errichtung einer zuverlässigen branchenmäßigen Auskunftei erfahren, die die Voraussetzung für eine sorgsame Auswahl der Kunden schaffte. Mit den Standardauskünften, die bisher von den Banken erteilt wurden, ist dem praktischen Kaufmann nicht sehr viel geholfen. Abgesehen davon, daß es eine Kunst ist, derartige Auskünfte richtig zu lesen, die man sich nur durch gründliche Erfahrung aneignen kann, geben sie auch durchschnittlich nur in finanzieller Hinsicht Aufschluß und sagen nichts über die branchenmäßigen Verhältnisse und Fähigkeiten, die für die Praxis des Kaufmannes doch von ausschlaggebender Bedeutung sind. Der Versuch, ein branchenmäßig umfassendes und zuverlässiges Auskunftswesen zu schaffen, ist von den deutschen Außenhandelsstellen unternommen worden. Jedoch standen den Außenhandelsstellen nicht genügend Informationsquellen im Auslande zur Verfügung, so daß sie in großem Umfange doch auf die Informationen der Banken angewiesen waren. Ein wesentlicher Fortschritt gegenüber den Standardauskünften der Banken ist daher nicht erzielt worden. Grundsätzlich bleibt bei der Errichtung einer derartigen Auskunftei die Frage zu klären, ob es zweckmäßig ist, staatliche oder rein wirtschaftliche Stellen damit zu betrauen. England hat diese Fragenkomplexe in einer durchaus geeigneten und sich bewährenden Form gelöst. Darum sei es hier als Beispiel erwähnt. Es hat in Südafrika einen Wirtschaftsagenten eingesetzt, Colonel, der den gesamten Außenhandel der Union überwacht. Voraussetzung für das erfolgreiche Wirken des Colonel ist seine vollkommene Unabhängigkeit und sein ausschlaggebender Einfluß bei den höchsten englischen Stellen in Hinsicht auf den Handel Englands mit Südafrika. Dieser Colonel, der wirtschaftlich außerordentlich gut gestellt ist — eben um seine Unabhängigkeit zu gewährleisten — tritt im öffentlichen Geschäftsleben gar nicht in Erscheinung, ist dagegen im Gesellschaftsleben der maßgebenden wirtschaftlichen Kreise überall eingeführt und holt daher seine genauesten ') Akten Nederlandsche Bank voor Zuid Afrika.
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Informationen über alle Außenhandelsgeschäfte der Union. E r hat unbemerkt überall seine H a n d im Spiele u n d kann so dem englischen Handelsverkehr mit der Union von großem Nutzen sein.
b) I n S ü d a f r i k a , aa) Handelspolitische Leitung. Die meisten Vorschläge, die zur Besserung des deutschen Exportes in die Südafrikanische Union gemacht werden, beziehen sich auf die Absatzorganisation deutscher Waren auf dem Südafrikamarkt. Da gerade in dieser Hinsicht die deutsche Ware schlechter gestellt ist als ihre ausländische Konkurrenz, vor allem die amerikanische, herrscht allgemein die Ansicht vor, daß durch eine organisatorische Verbesserung eine bemerkenswerte Steigerung des Absatzes deutscher Waren erreicht werden könnte. Aus dieser Erwägung heraus macht die Südafrika-Kommission der Reichsgruppe Industrie den Vorschlag, die Stellung des deutschen Handelsattaches bei der Gesandtschaft in Pretoria entsprechend auszubauen, damit die deutsche wirtschaftliche Tätigkeit sich auf eine Marktbeobachtung u n d Firmenberatung stützen kann, wie sie der amerikanische „Trade Commissioner" bietet u n d wozu auch englische Kaufleute einen ausreichenden und nutzbringenden Apparat zur Verfügung haben. Selbst wenn ein größerer Kostenaufwand damit verbunden ist, verspricht sich die genannte Kommission viel von dieser Maßnahme. Bisher sind in dieser Richtung von der Wirtschaftsgruppe Maschinenbau u n d dem Leipziger Meßamt einige Schritte unternommen worden. Da jedoch eine Einheitlichkeit gewahrt bleiben muß, hält die Kommission es f ü r richtig, die Außenposten dieser Stellen, falls sie nebenher noch aufrechterhalten werden sollen, dem Handelsattache zu unterstellen. Dieser soll die Oberleitung behalten ohne mit Kleinarbeit überlastet zu sein. Da eine Vertretung des Werberates der deutschen Wirtschaft in Südafrika, u n d zwar innerhalb dieser handelspolitischen Leitung zweckmäßig wäre, könnte diese Vertretung entweder dem Handelsattache selbst übertragen werden, oder es könnte ein Verbindungsmann des Werberates unter der Leitung des Handelsattaches tätig sein. Es wäre zweckmäßig, daß sich etwa die Reichswirtschaftskammer an den Kosten dieser Stelle beteiligte. Die Errichtung einer deutschen Handelskammer in Südafrika hält die Kommission nicht f ü r erfoderlich. bb) Kaufmännische Zusammenschlüsse. Eine wesentliche Verbesserung der Absatzorganisation deutscher Waren würden kaufmännische Zusammenschlüsse darstellen, deren Wichtigkeit immer wieder betont wird. Sie sind schon aus dem Grunde von besonderem Wert, weil sie eine Plattform bilden, von der aus deutsche Vertreter in die s.-a. Handelskammern gelangen können. Die Mitgliedschaft bei diesen Handelskammern ist deshalb von Bedeutung, weil diese Kammern erstens einflußreich in südafrikanischen
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Geschäftskreisen sind, und zweitens sich durch sie mancher Angriff gegen den deutschen Handel geschickt abwehren läßt. Kaufmännische Zusammenschlüsse bestehen in loser Form bereits in Johannesburg. I m Sinne der Absatzsteigerung liegt es, diese zu festigen und in anderen Städten derartige Gründungen vorzunehmen, wozu die Konsulate und Gesandtschaften ihre Hilfestellung angeboten haben 1 ). Die Gründung der „Südafrika-Gemeinschaft Bremer Exporteure", die eine Gliederung des Arbeitsausschusses Bremer Exporteure ist, liegt in dieser Richtung. Sie stellt einen Zusammenschluß kleinerer und mittlerer Exporteure dar, die beabsichtigen, ein ständiges Büro in Johannesburg zu errichten, um durch diese gemeinsame Organisation neue Absatzmöglichkeiten zu gewinnen. cc) Haltung von Warenlagern und andere Vorschläge. Von den zahlreichen anderen Vorschlägen organisatorischer Art zur Besserung des Absatzes deutscher Waren in der Union seien noch einige erwähnt: So wurden z. B. in der Haltung von Warenlagern große Vorteile gesehen 2 ). Diese Warenlager sollen möglichst im Inland, also in Deutschland, und nicht wie es gewöhnlich geschieht, in Südafrika, bevorschußt werden, und zwar sei es zweckmäßig, daß diese Bevorschussung sich bis auf den Zeitpunkt des Verkaufes der Ware erstreckt. Die Außenhandelsstellen sollten deutsche Betriebe veranlassen, Konsignationslager in Südafrika zu unterhalten, wobei kleinere Industrien die Vorteile der gemeinsamen Haltung eines derartigen Lagers ausnützen könnten. Etwaige Verluste entständen — das wird besonders betont — nicht in Devisen, sondern in Reichsmark und seien daher für die Gesamtheit leichter tragbar. Von derselben Seite wird die Ansicht vertreten, daß eine Subventionierung der Absatzorganisation wichtiger sei als eine Subventionierung der einzelnen Waren. Darauf aufbauend wird ein konkreter Vorschlag für die Art der Absatzorganisation gemacht: Diese soll weniger offiziell sein als es z. B. ein Handelskommissar ist und dabei möglichst elastisch und aktiv. Sie soll ein staatliches Unternehmen sein, aber als private Gesellschaft auftreten. Den Außenhandelsstellen und dem Konsulat soll sie unterstehen und letzteres in Handelsfragen entlasten. Der Leiter sei zweckmäßigerweise ein Südafrikaner, dem ein Berater aus Deutschland zur Seite stehe, während die Abteilung Südafrika bei der Außenhandelsstelle in Deutschland einem deutschen Leiter mit einem südafrikanischen Berater anzuvertrauen sei. Als Aufgaben der Organisation sind die folgenden vorgesehen: 1. Devisenbeschaffung, 2. Deviseneinsparung, 3. Überseeinvestierungen und 4. Devisenkontrolle. Außerdem soll sie die Privatinitiative unterstützen, Vorschläge für die Erweiterung des deutschen Absatzes und für Neugründungen machen, Absatzmöglichkeiten erkunden, die Kosten ausrechnen etc. Die Ausführung dagegen soll der deutschen Industrie und dem Handel über') Südafrika-Bericht der Reichsgruppe Industrie, S. 66. s ) Moehrke, Inhaber eines Agenturgeschäftes in Südafrika.
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lassen bleiben. Außerdem wäre es zweckmäßig, eine Steuer- und Devisenkontrolle anzugliedern. Bei der Auswahl leitender Persönlichkeiten muß Wert darauf gelegt werden, daß diese keine Sonderinteressen vertreten. Die Kosten der Stelle würde die Regierung zu tragen haben. Jedoch wären diese entsprechend gering, da die Stelle sehr weit mit der freiwilligen Mitarbeit südafrikanischer Parteigenossen rechnen könne. Ein anderer Vorschlag, der aber als unbrauchbar von der deutschen Regierung abgelehnt worden ist, sah die Gründung einer Handelszentrale an der Küste vor. Dieser Zentrale sollten Haupt- und Nebendepots in großer Anzahl angegliedert sein, denen je zwei Kraftwagen zur Verfügung ständen. Die Kraftwagen sollten durch eine weithin erkennbare Aufschrift „Deutsche Ware" gekennzeichnet werden. Für ihre Führung war ein deutscher Handelsvertreter und ein Bure vorgesehen. Außerdem sollten Musterwaren und ein genügend großer Verkaufsvorrat mitgeführt werden. Diese so ausgerüsteten Wagen sollten schlagartig von allen Seiten in die zu bearbeitenden Gebiete vordringen, Verkäufe tätigen und Aufträge sammeln; gegebenenfalls diese gegen Landesprodukte einhandeln und den Transport der Landesprodukte an die Küste übernehmen. Dieser Vorschlag entspricht der Idee, daß Südafrika nach deutschen Waren „schreie", sie des jüdischen Händlers wegen aber nicht bekommen könne. Die deutsche Regierung ist zwar der Ansicht, daß Südafrika in größerem Maße aufnahmefähig für deutsche Ware ist, daß es aber übertrieben sei zu sagen, das Land „schreie" danach. Außerdem würden die erheblichen Investierungen in s.-a. Währung sich nicht rentieren, weil der Vorstoß nicht geheim gehalten werden könnte und bereits vorher ein heftiger Boykott einsetzen würde. dd) Förderung besonders aussichtsreicher Exportartikel. Neben einer allgemein gut ausgebauten Absatzorganisation würde es nach Ansicht der erwähnten Kommission der Reichsgruppe Industrie zweckmäßig sein, aussichtsreiche Exportartikel besonders zu fördern. In Frage dafür käme z. B. der Autoexport. Diesem Export würde eine eigene Absatzorganisation in Südafrika sehr zustatten kommen. Die amerikanischen Firmen Ford und Chevrolet fuhren z. B. ihre Wagen in Teile zerlegt ein und erreichen dadurch eine geringere Zollbelastung. Sie haben ihre Werkstätten in Südafrika, die die Teile zusammensetzen, so daß der amerikanische Kleinwagen in Südafrika kaum teurer ist als der englische. Ähnlich müßte auch der deutsche Export aufgebaut sein. Hinzu kommt, daß die Wagenhändler in Südafrika mindestens 50 oft sogar 60—75% an dem Vertrieb der Wagen verdienen. Der Verkauf deutscher Wagen durch s.-a. Firmen wäre demnach nur bei einem entsprechenden Verdienst aussichtsreich. Eine eigene Verkaufsorganisation ermögliche dagegen eine unabhängige Preispolitik und damit einen verstärkten Absatz. Unbedingt notwendig ist ferner ein Einstellen der deutschen Industrie auf wenige für die Union geeignete Typen, ein nicht zu schnelles Wechseln der Typen, kurze Lieferfristen, Lagerhaltung in Ersatzteilen und geschultes technisches Personal zur Durchführung des Kundendienstes. 9
Mühlhoff
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Die geringen Erfolge, die die Auto-Union bisher hatte, sind nicht zul Hauptsache auf die allgemein auftretenden Schwierigkeiten fttr den deutschen Export zurückzuführen, sondern dem Umstand zuzuschreiben, daß es unterlassen wurde, sich genügend auf die Bedürfnisse des s.-a. Marktee einzustellen1). Durch ähnliche Förderungsmaßnahmen ließe sich auch der Export in Motorrädern, Radioempfängern und elektrischen Öfen wesentlich steigern. ee) Vorschläge zur Gewinnung der Goldproduzenten für die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen. Die einflußreiche Stellung der Goldproduzenten in der s.-a. Wirtschaft sowie der Grund ihrer ablehnenden Haltung den deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen gegenüber sind bereits behandelt worden. Wenn diese Bevölkerungsschicht als Abnehmer deutscher Waren gewonnen werden könnte, wäre ein großer Schritt vorwärts getan. Die S.A.Kommission der Reichsgruppe Industrie nimmt hierzu wie folgt Stellung: Bei einer Verdoppelung des deutschen Absatzes in die Union wird die Aufnahme südafrikanischer Produkte in Deutschland problematisch, nicht weil Deutschland nicht genügend aufzunehmen in der Lage wäre, sondern weil die Union aus kaufmännischer Vorsicht heraus z. B. in ihren Wollverkäufen an Deutschland kaum höher gehen kann als bis zur Hälfte der Schur. Diese Höhe würde etwa bei 7 Mill. £ liegen, also nicht in weiter Ferne. Ähnlich verhält sich die Sachlage bei anderen uns erwünschten Rohstoffen. Die Union würde daher auf ihre Wunschliste Wein, Obst, Straußenfedern und andere uns nicht so erwünschte Produkte setzen. Ea würde also für Deutschland bereits bei einem Handelsvolumen von etwa 10 Mill. £ die Frage akut, was zweckmäßigerweise gekauft werden soll. In diesem Falle schlägt die genannte Kommission eine Einbeziehung des Goldes in das Verrechnungsabkommen vor, das zwei große Vorteile nach sich zöge: 1. würden die goldproduzierenden Kreise systematische Goldkäufe Deutschlands, das als gefährliches Vorbild für goldlose Währungspolitik gilt, sehr begrüßen, und als Auftraggeber für Deutschland großen Wert bekommen. 2. würden Goldbestände in Deutschland weitaus verbesserte Möglichkeiten zu großen Einkäufen in der Union schaffen und damit die Saugkraft des Abkommens für den deutschen Export steigern. „Wenn im Rahmen des Abkommens von Deutschland auch Gold gekauft werden kann, besteht nämlich keinerlei Grund mehr, durchaus ein ausgeglichenes Konto oder gar einen Aktivsaldo zu erreichen und zu erhalten. Im Gegenteil wäre unter diesen Umständen ein Passivsaldo das handelspolitisch erstrebenswerte Ziel, weil er die dauernde Saugwirkung für die Ausfuhr gewährleistet. Auch sichert er die s.-a. Behörden gegen Angriffe, die sich gegen die deutsche Aktivität richten. Die Kommission empfiehlt daher für den Handelsl ) Bericht des Freiherm v Bodenhausen an Sickhäuser. Den Akten des Afrika-Vereines Hamburg-Bremen entnommen.
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verkehr mit diesem goldproduzierenden Land eine Auflockerung des Grundsatzes der aktiven Handelsbilanz. Solange der einzubeziehende Betrag der Goldkäufe größer ist als die dann im Warenverkehr nominell vorhandene Passivität, besteht ja auch in Wirklichkeit ein Aktivposten, der für die Käufe in dritten Ländern, zur Schuldentilgung oder zur Stärkung unseres Goldbestandes verwendet werden kann 1 )". Gegen den Vorschlag, Goldkäufe zum Zwecke der Schuldentilgung und Stärkung des Goldbestandes vorzunehmen, läßt sich einwenden, daß Deutschland gegenwärtig aus Südafrika kein Gold, sondern Waren aus dem Grunde bezieht, weil der Warenbezug so dringend ist, daß die anderen Verwendungen von Exporterlösen zunächst nicht in Frage kommen. ff) Maßnahmen gegen den Judenboykott. Außer der Stärkung des burischen Elementes, die im nächsten Punkt behandelt wird, besteht noch eine Möglichkeit, einen wirksamen Gegenschlag gegen die Juden zu führen, der in Verbindung mit der deutschen Wollkäufervereinigung angewandt werden kann. Diese Vereinigung kann den Beschluß fassen, auf den Auktionen nur noch Wolle aus erster Hand, also von Farmern zu kaufen. Dieser Schritt würde sowohl im Sinne der Farmer und Broker als der Regierung liegen, da beide bestrebt sind, alle Elemente auszuschalten, die durch unreelle Manipulationen den Farmer oder Käufer schädigen. Hierzu gehört in erster Linie der jüdische Storekeeper, der dem Farmer die Wolle gegen Geräte oder sonstigen Farmbedarf zu ungünstigen Bedingungen abnimmt, und der ihn weiter durch irreführende Sortierung der Wolle schädigt. Ein Beschluß der Vereinigung in der vorgeschlagenen Art, der sich äußerlich nur gegen den Zwischenhandel richtet, würde in der Hauptsache die Juden wirksam treffen. Der Vorsitzende der Vereinigung hat zugesagt, in dieser Richtung zu wirken. gg) Stärkung des burischen Elementes. Den burisch national gesinnten Farmerkreisen Südafrikas wird die fast völlige Beherrschung des ländlichen Handels durch die Juden mit den oben geschilderten ungünstigen Wirkungen immer unerträglicher. Aus diesem Grunde versuchen sie, sich von der Abhängigkeit zu befreien, indem sie zielbewußt an dem Aufbau eines eigenen burischen Handels arbeiten. Sie schließen sich in steigendem Maße zu genossenschaftlichen Verbänden zusammen, die den Ein- und Verkauf für den einzelnen Farmer übernehmen. Die ersten dieser „Cooperatives", kurz „Coops" genannt, wurden in den Jahren 1934/35 gegründet. 1938 bestanden bereits fünfzehn auf genossenschaftlicher Grundlage arbeitende Verteilerorganisationen rein burischer Prägung. Obwohl diese Organisationen sehr schnell an Bedeutung gewinnen, stecken sie doch noch in den Anfangsstadien. Ihre rasche Entwicklung wird von der Regierung begrüßt und unterstützt. *) Südafrika-Bericht der Reichsgruppe Industrie, S. 74. 9*
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Die Problematik der deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen
Die Aufgabe der Coops ist es selbstverständlich, die Interessen der Farmer zu wahren. Daraus ergibt sich ihre Einstellung, die antisemitisch, antienglisch und prodeutsch ist. Der Antisemitismus ist leicht erklärlich, sind die Coops doch gerade aus Opposition gegen die Ausnutzung durch den jüdischen Handel entstanden. Die antienglische Einstellung erklärt sich zunächst daraus, daß es sich um burische Organisationen handelt, ferner daraus, daß der englische Absatzmarkt für ihre Produkte nur geringe Bedeutung hat. Dagegen haben sich die Farmer von dem Wert des deutschen Absatzmarktes für ihre Wollproduktion überzeugt und erstreben daher engere Handelsbeziehungen zu Deutschland. Die Bedeutung, die diese Genossenschaften bereits heute erlangt haben, ist nicht zu unterschätzen. So wird von maßgebender Stelle mitgeteilt, daß die Coops direkt mit der s.-a. Regierung in Verbindung stehen und daß diese vor Abschluß der jährlichen Verrechnungsabmachungen mit Deutschland die Farmerorganisation zu Rate zieht1). Im Handel von Weizen ist es der Arbeit dieser Bewegung bereits gelungen, die jüdischen Händler vollkommen auszuschalten. Die gesamte Weizenernte muß den Coops abgeliefert werden, die dann die Verteilung vornehmen. Damit ist dem Farmer ein festgesetzter Preis gesichert. Die Entstehung dieser Genossenschaften hat vor allem bei den im südafrikanischen Importgeschäft tätigen Firmen und den weiteren Handelsstufen viel Staub aufgewirbelt. Es entstand die große Frage, ob diese Coops direkt von den Fabriken beliefert werden könnten, oder ob man sie zwingen kann, von Groß- bezw. Kleinhändlern zu kaufen, und andererseits, welche Preise ihnen die Fabriken zu berechnen haben: Preise mit Mengenrabatten, wie sie für Einkäufe im Großen — also hauptsächlich den Großhändlern — berechnet werden, oder Kleinhandelspreise. Der Standpunkt der Großimporteure ist der folgende: Die Coops liefern direkt an die Konsumenten. Sie haben ihrer Organisation entsprechend geringe Absatzunkosten, die mit den beträchtlichen Aufwendungen, die ein Großimporteur für den Absatz seiner Güter zu tragen hat, nicht zu vergleichen sind. Es ist den Coops daher bei gleichen Einkaufspreisen möglich, weitaus billiger zu liefern als es die Großimporteure können. Eine Konkurrenzfähigkeit der Kleinhändler mit den Coops kommt noch weniger in Frage, weil diese nicht zu Großhandelspreisen einkaufen können. Die Großimporteure vertreten den Standpunkt, daß den Coops etwas höhere Preise berechnet werden müssen, als sie den Country Stores gemacht werden. Daß diese Art der Berechnung auch für die deutschen Interessen die einzig richtige sei, begründen sie folgendermaßen: Wenn die Coops direkt zu Fabrikpreisen beziehen können, so bedeutet das, daß alle Country Stores notgedrungen den Gerätehandel aufgeben müssen. Da die Händler sich darüber klar sind, daß ihr Geschäft durch deutsche Fabriken ruiniert worden ist, werden sich Tausende weigern, überhaupt noch deutsche Waren aufzunehmen. Aus dieser Lage wird dann die ausländische Konkurrenz den größten Nutzen ziehen, und die Folgen für den deutschen Export werden sehr ernst sein. >) Bericht eines S.A.-Großimporteurs v. 27. 2. 39.
Maßnahmen und Vorschläge zur Überwindung der Schwierigkeiten
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Zudem würde sich die deutsche Ware selbst Konkurrenz machen, wenn sie gleichzeitig durch Großimporteure und durch Coops eingeführt würde. Da diese „Preisunterbietungen" jedoch für den deutschen Devisenanfall keine Bedeutung haben — denn dieser ist in beiden Fällen j a derselbe u n d der Aufschlag ist durch höhere Absatzunkosten in S. A. bedingt — d ü r f t e das letztere kein triftiges Argument sein. Eher wäre es als Gegengrund zu betrachten, denn der deutsche Exporteur m u ß selbstverständlich bemüht sein, seine Ware ohne erhebliche Verteuerungen an den Konsumenten heranzubringen. Der oben geschilderten Auffassung der Großimporteure t r i t t die folgende gegenüber: I m Interesse des deutschen Exportes müßte die Arbeit der Genossenschaften weitgehend unterstützt werden, und zwar aus folgenden Gründen: Zunächst sind die von den Genossenschaften bestellten Mengen so groß, daß sie Großhandelspreise rechtfertigen. Größere Aufträge als durch die Coops werden Deutschland durch Importeure nicht zugehen. Diese Mengen befähigen die Coops selbstverständlich, überall einzukaufen. Ohne Schwierigkeiten würden die Orders in anderen Ländern unterzubringen sein, wenn Deutschland höhere Preise berechnete. Deutschland sei auch nicht in der Lage, die Genossenschaften zu zwingen, durch Groß- oder Kleinhändler einzukaufen, denn sie legten Wert auf direkten Einkauf von deutschen Werken, da sie in irgendeiner Weise als vermittelnde oder beratende Stellen in das Verrechnungsabkommen eingeschaltet zu werden hoffen. Deutschland könne auch kein Interesse daran haben, die Coops zu verärgern, denn während die Country Stores durch ihre jüdischen Inhaber sowieso ein Hemmnis f ü r den deutschen Export darstellen, seien die Farmerorganisationen zuverlässige Kunden. Sie legten zudem Wert auf eine E A ö h u n g der K ä u f e in Deutschland, weil sie damit ihre Landesprodukte in noch größerem Ausmaß in das Verrechnungsabkommen einzuschieben wünschen. Die Erfüllung dieses Wunsches liegt nicht außerhalb des Bereiches des Möglichen, denn während zunächst das Abkommen nur f ü r den Absatz von Wolle getroffen worden war, ist es bald auf andere Produkte erweitert. Die letztere Meinung wird auch von der Afrika-Kommission der Reichsgruppe Industrie vertreten, die betont, daß es das deutsche Ziel sein muß, die Genossenschaften zu fördern und sie vorsichtig zu unterstützen. Dieses kann einmal durch verbesserte Werbung in Farmerkreisen geschehen, dann aber, weit wirksamer, durch Schaffung persönlicher Verbindungen mit den Buren. Die führenden Persönlichkeiten der burischen Bewegung waren sich mit der genannten Kommission einig, daß es förderlich sei, alljährlich eine festzulegende Zahl junger Buren in Deutschland kaufmännisch auszubilden, ihnen genaue Kenntnis deutscher Waren zu vermitteln und in ihnen das Verständnis f ü r Deutschland zu pflegen. Diese Leute werden später eine große Stütze f ü r die deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen sein.
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Die Problematik der deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen
hh) Investitionen. Für den Ausbau der südafrikanischen Handelsbeziehungen auf lange Sicht wird es erforderlich sein, eine Anzahl von Investierungen vorzunehmen. Insbesondere wird es zweckmäßig sein, reichhaltige Lager aufzubauen, Kundendiensteinrichtungen zu schaffen, den Werbungsapparat zu vergößern usw. Die mehrfach genannte Kommission stellt den Vorschlag zur Erwägung, ob nicht in dem Verrechnungsabkommen für solche Zwecke Beträge festgelegt werden können. Die s.-a. Regierung ist neuerdings nicht mehr abgeneigt, solche Beträge abzuzweigen, wenn sie anfangs in der Höhe maßvoll gegriffen und genau abgegrenzt werden. Die Kommission hält 100000 £ für erreichbar und regt einen entsprechenden Antrag an.
Schlußbetrachtung. Die Untersuchung der Hemmungen, die dem Handelsverkehr Deutschlands mit der Südafrikanischen Union entgegenstehen, hat gezeigt, daß es eine große Anzahl von Schwierigkeiten gibt, deren Beseitigung durchaus im Bereiche des Möglichen liegt. Wenn es gelingt, einen erheblichen Teil der handelspolitischen Hindernisse sowie der technischen, preispolitischen und organisatorischen Schwierigkeiten zu beseitigen, so kann nach Ansicht der Südafrika-Kommission der Reichsgruppe Industrie in absehbarer Zeit eine Verdoppelung des deutschsüdafrikanischen Güteraustausches erzielt werden. Aber selbst bei einer Verdoppelung wäre der deutsche Anteil an dem Gesamtaußenhandel der Union — gemessen an den Möglichkeiten — noch recht gering. — Bei den Bemühungen, Deutschlands Anteil am Außenhandel der Union zu vergrößern, ist es empfehlenswert, den Weg der Gegenseitigkeit vorerst weiter zu verfolgen, denn er hat nicht nur zu mengenmäßigen Erfolgen geführt, sondern er hat vor allem den hohen psychologischen Wert der Eroberung von Stützpunkten in der für die Union so wichtigen Farnierschaft. Die Werbeparole des Gegenseitigkeitsverkehres: „Every penny you are spending in Germany comes back to your country" kann vorerst nicht entbehrt werden. Da das Verrechnungsabkommen auch keine starre Regelung darstellt, sondern eine erhebliche Freizügigkeit beim Kauf sowohl preislich als auch in der Art der Ware zuläßt, besteht vorläufig kein Grund, zu einer anderen Art des Handelsverkehres überzugehen.
Aufteilung der Verrechnungs- a in 1000 £-Sterling: II. Ab- Zusätze: II. AbI. AbZu- I. Ab- kommen kommen 1.satz kommen 18.12. 17. 6. 36 kommen 31. 12. 1934 8. 5.1935 Zusatz 1935 31. 8. 36 + Zusatz Wolle Ziegenhaare Häute und Felle Aloe Gerbrinde und Extrakt . . . . Mais (und Maisprodukte) . . . Frische Früchte Getr. Früchte u. Rosinen .. Chromerz Manganerz Schrotteisen Asbest Buschbaumholz Karakulfelle Industriediamanten Därme Verschiedenes Karakulwolle Citrusfnlchte Vanadiumerze Langusten Fruchtsäfte Fruchtkonserven Mineral Pigmente Straußenfedern Baumwolle Langustenmehl (u. Weißfischmehl) Fruchtpulpe Wein Korund (und Granat) Taback Turmalin Leimleder Walöl Zinnerz Platin (u. Palladium Conzentrate) Drogen Butter aus Südwest Trauben Zitrusöl Zitrusnebenprodukte Weißblechabfälle Halbedelsteine und Mineralien für optische Zwecke Wolframerz Grape Concentrate u. Jelly . Touristenverkehr Traubengallert
2 400 — — — — — — — — — —
— — — — — —
3 75 2 20 10 10 5 10 60 3 15 2 150 10 10 5
2 400 3 75 2 20 10 10 5 10 60 3 15 2 150 10 10 5
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2 200 10 90 2 90 20 10 2 10 100 3 20 2 250 80 —
15 12 15 20 20 1 2 2 1,5 12
500
2 700 10 — 90 — 2 — 90 — 20 — 10 — 2 — 10 120 220 (15.12.36) 3 — 20 — 2 — 250 — 80 —
— — — — — — — — —
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15 12,5 15,5 20 20 1 2 2 1,5 12
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10
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Quellen: Merkblätter der Nederlandschen Bank voor Zuid Afrika N. V. Akten Afrika
abkommen in Warengruppen in 1000 £-Sterling: Zusatz: III. Abkom. 19. 3. 1937 21. 12. 28.4.37 1936 2 520 13 125 3 130 15 20 5 20 400
500 — —
2 20 20 (30. 8. — — —
40 3 300 70 12 22 50 42 30 20 3 3
—
3 15
—
—
40 — —
1,5 10 — — —
A
— — —
— —
oO
—
u o
40 3 270 65 9 15,5 70 30 35 20 2,5 5
3 15
2 12
10 4 3 3 2
7,5 2 2,5 1 1,5
10 85 15
7,5 100 12 15 1,5 20
oO
—
3 250 10 100 3,5 100 65 15 10 25 300
40 3 340 70 12,5 24 50 52 30 20 3 3 ùA
Ù
10 85 15
3 020 13 125 5 150 35 37) 20 5 20 400 óO
9 O
10 4 3 3 2
IV. IV. ZuIII. Absatz Abkom. Abkom. März kom. + Zu- 19. + Zu9. satz 1937 1938 satz
10
10
20
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600 3 850 3 700 200 — 60 50 60 — 10 110 135 6 7,5 — 9,5 — 130 30 225 — — 65 (150) — — 15 45 — 15 25 40 30 55 60 40 300 450 — — 9 ¿t
—
100 20 —
26 30 —
30 10 2 —
2 —
40 3 370 85 9 41,5 100 30 65 30 4,5 5
40 4 400 115 12 100 90,5 125 100 50 10 20
4 12
5 12
7,5 2 3 1 1,5
— —
0,5 — —
70 10 (10) — —
4 1i
—
—
(10) 20 10 (5) 5
8,5 7,5 170 170 22 20 25 (47,5) 3 1,5 20 60 4 15 i 5 5
— —
V. V. Zu- 2. Zu- AbVI. Ab- 1.satz Abkom. 15. 5. satz kom. kom. 19. 9. 1939 7. 6. + Zu- 9.1939 1939 satz 1938
—
5 10
3 900 3 700 60 60 — 135 135 — 7,5 7,5 20 245 225 — (150) (150) — 45 45 — 40 40 — 100 145 400 450 — —
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30 10
20
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25 20
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10
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(5)
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9 —
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1
40 4 450 125 12 100 90,5 150 120 50 10 20
40 4 400 115 12 85 90,5 100 100 50 10 20
5 12
5 6
(10) 20 20 (5) 5
(10) 20 10 (5) 1
8,5 8,5 170 170 20 20 (52,5) (47,5) 3 3 60 60 15 15 14 5
5 5
5 10
5 10 oe 10
1
ika Verein. Nachrichten für den Außenhandel, Berlin. Zeitungsausschnitte W. W. A.
—
Anhang. Deutsche Gesandtschaft Nr. 612—88.
Pretoria, den 19. August 1939.
Herr Staatssekretär! Ich habe die Ehre unter Bezugnahme auf die zwischen Vertretern der Deutschen und Südafrikanischen Regierung stattgehabten Verhandlungen betreffend Erleichterung der Bezahlung des deutsch-südafrikanischen Warenaustausches zu bestätigen, daß zwischen den beiden genannten Regierungen ein Einverständnis über ein Abkommen folgenden Inhalts erzielt worden ist: 1. Die Deutsche Regierung verpflichtet sich, die in Frage kommenden Überwachungsstellen anzuweisen, die notwendigen Einkaufsgenehmigungen und Devisenbescheinigungen an deutsche Importeure zu erteilen, damit in der Zeit beginnend mit dem Tage des Abschlusses dieses Abkommens bis zum 31. August 1940 einschließlich die in der anliegenden Liste aufgeführten südafrikanischen Erzeugnisse bis zu dem in der Liste neben jedem Erzeugnis angegebenen Wertbetrage von der Südafrikanischen Union angekauft werden können, mit der Maßgabe, daß die Einzahlung auf die Sonderkonten gemäß den Artikeln 3 und 4 dieses Abkommens nicht vor dem 1. September 1939 stattfinden soll. 2. a) Einkaufsgenehmigungen und Devisenbescheinigungen unter diesem Abkommen sollen nicht mehr nach dem 31. August 1940 sowie hinsichtlich der einzelnen Erzeugnisse auch dann nicht mehr erteilt werden, wenn der in der anliegenden Liste jeweils neben dem betreffenden Erzeugnis angegebene Betrag erschöpft ist. b) Wenn trotz der Bestimmungen des vorstehenden Absatzes Einkaufsgenehmigungen oder Devisenbescheinigungen für irgendwelche Erzeugnisse über die in der LiBte zum Abkommen vorgesehene Wertgrenze hinaus erteilt werden sollten, so wird die Deutsche Regierung die nötigen freien Devisen zur Verfügung stellen, um den Rechnungen zum Fälligkeitstage zu genügen, wobei Einverständnis darüber besteht, daß durch diese Vereinbarung Verhandlungen zwischen den beiden Regierungen über die Unterbringung solcher Mehrverschiffungen im laufenden oder im folgenden Abkommen nicht ausgeschlossen werden. 3. Die Deutsche Regierung wird die Einrichtung von Sonderkonten auf Sterlingbasis für die Standard Bank of South Africa Ltd., die Netherlands Bank of South Africa und die Barclays Bank (D. C. & O.) bei deren jeweiligen Zweigstellen in Deutschland oder im Falle daß Zweigstellen nicht bestehen, bei korrespondierenden deutschen Devisenbanken genehmigen. Jede dieser drei genannten Banken darf nur ein Sonderkonto haben. 4. Die deutschen Importeure von Erzeugnissen aus der Südafrikanischen Union werden veranlaßt werden, nach Ablauf des üblichen oder vereinbarten Zahlungszieles den Reichsmarkgegenwert der gekauften Erzeugnisse auf die unter Artikel 3 genannten Sonderkonten einzuzahlen. 5. Abgesehen von der in Artikel 8a und 8b getroffenen Regelung dürfen die in Artikel 4 erwähnten Beträge lediglich zum Ankauf von deutschen Waren verwendet werden, die nach der Südafrikanischen Union ausgeführt werden.
Anhang
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6.
Die Deutsche Regieiung verpflichtet sich, keinerlei Bestimmungen zu treffen, durch die eine Verwendung der bei den Zweigstellen der oben erwähnten südafrikanischen Banken oder ihren korrespondierenden deutschen Devisenbanken eröffneten Sonderkonten für den Ankauf deutscher Waren durch Importeure in der Südafrikanischen Union erschwert werden würde. 7. Das Union Customs Department wird zum Nachweis der Einfuhr deutscher Waren in die Südafrikanische Union ein Register für deutsche Einfuhren einrichten, das enthalten wird: a) den Namen des Einfiihrers. b) Den Ursprung der Waren. c) Den Namen des Schiffes und das Ausreisedatum. d) Die Art der Ware. e) Den Wert der Ware. f) Den Namen und die Anschrift des Verschiffen; eine von dem Union Customs Department ausgestellte Bescheinigung, die diese Angaben enthält, soll zum vorläufigen Nachweis der tatsächlich erfolgten Einfuhr der deutschen Waren nach der Südafrikanischen Union dienen. 8. a) Die Reichsbank verpflichtet sich, alle aus der Ausfuhr deutscher Waren nach der Südafrikanischen Union anfallenden Devisen auszusondern und diese Devisen gegen Zahlung des Reichsmarkgegenwertes den südafrikanischen Banken zur Verfügung zu stellen bis zu dem Zeitpunkt, in welchem die unter dem Fünften Abkommen vom 19. September 1938 errichteten Sonderkonten ausgeglichen sind. Sollte der aufgekommene Devisenbetrag zu irgendeinem Zeitpunkt größer sein als der zur Ausgleichung der Salden unter dem Fünften Abkommen erforderliche Betrag, so soll dieser Überschuß gegen Zahlung des Reichsmarkgegenwertes sofort auf die Sonderkonten des laufenden Abkommens übertragen werden. b) Die Reichsbank verpflichtet sich femer, alle aus der Ausfuhr deutscher Waren nach der Südafrikanischen Union anfallenden Devisen auszusondern und sie gegen Zahlung des Reichsmarkgegenwertes den südafrikanischen Banken von dem Zeitpunkt an, zu welchem die unter dem Fünften Abkommen vom 19. September 1938 errichteten Sonderkonten ausgeglichen sind, für die Dauer der Frist zur Verfügung zu stellen, die zur Ausgleichung der unter dem Sechsten Abkommen gebildeten Sonderkonten erforderlich ist, längstens aber bis zum 30. November 1940. 9. Es wird femer vereinbart, daß Verhandlungen zwischen den beiden Regierungen im Laufe des Juni 1940 zu dem Zwecke aufgenommen werden sollen, ein Siebentes Abkommen für die Zeit vom 1. September 1940 bis zum 31. August 1941 abzuschließen. Für den Fall, daß Umstände eintreten sollten, die den Abschluß eines weiteren Abkommens verhindern, kommen die beiden Regierungen überein, zu diesem Zeitpunkt über die Frage der Verfügung hinsichtlich solcher Salden zu verhandeln, die auf den Sonderkonten des Sechsten Abkommens am 30. November 1940 offenstehen; es besteht jedoch Übereinstimmung darüber, daß alle solche Salden nur durch Ausfuhr deutscher Waren nach der Südafrikanischen Union ausgeglichen werden sollen. 10. Alle Reichsmark-Ein- und Auszahlungen auf die in Pfund-Sterling geführten Sonderkonten sollen znm Berliner Mittelkurs für telegraphische Auszahlung des Tages der Einoder Auszahlung stattfinden.
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Anhang
11. Die in Artikel 8a und 8b vorgesehene Verpflichtung bezieht sich auf alle deutschen Waren, die mit durchgehenden Verladepapieren von deutschen Häfen oder über deutsche Grenzpunkte nach der Südafrikanischen Union verschifft, bzw. versandt werden, sowie auf Erzeugnisse, die mit Paketpost aus Deutschland an Empfanger in der Union von Südafrika gesandt werden. Darunter sind auch solche nach der Südafrikanischen Union ausgeführte Waren einbegriffen, deren Ausfuhr durch Vermittlung, im Namen oder für Rechnung von Personen erfolgt, die ihren Wohnsitz in dritten Ländern haben. 12.
Unter die in Artikel 1 erwähnten Erzeugnisse fallen nur solche Erzeugnisse der Südafrikanischen Union, die mit durchgehenden Verladepapieren von Häfen der Südafrikanischen Union und dem Hafen von Lourenijo Marques aus nach Deutschland verschifft werden, sowie Erzeugnisse, die mit Paketpost aus der Union von Südafrika an Empfänger in Deutschland gesandt werden. Darunter sind auch solche nach Deutschland auszuführende Waren einbegriffen, deren Ausfuhr durch Vermittlung, im Namen oder für Rechnung von Personen erfolgt, die ihren Wohnsitz in dritten Ländern haben. 13. Die Deutsche Regierung und die Regierung der Südafrikanischen Union sind sich darüber einig, daß private Kompensationsgeschäfte während der Laufzeit dieses Abkommens nicht zugelassen werden. Falls jedoch ein Siebentes Abkommen nicht zum Abschluß gebracht werden sollte, besteht Übereinstimmung darüber, daß private Kompensationsgeschäfte vom 1. September 1940 ab zugelassen sind. 14. Es besteht Einverständnis darüber, daß die Reichsbank der Südafrikanischen Gesandtschaft in Berlin regelmäßig Aufstellungen zur Verfügung stellt über die Summe der aus den Exporten deutscher Waren nach der Südafrikanischen Union anfallenden Devisen und über die bei den drei Banken ausstehenden Beträge. 15. Überall, wo in diesem Abkommen die Worte „Südafrikanische Union" vorkommen, ist das Mandatsgebiet von Südwestafrika als darin inbegriffen zu verstehen. 16. a) Erzengnisse von Basutoland, dem Protektorat Bechuanaland und von Swaziland sollen, wenn sie in Übereinstimmung mit den Bestimmungen in Artikel 12 dieses Abkommens aus der Südafrikanischen Union nach Deutschland ausgeführt werden, als Erzeugnisse der Südafrikanischen Union gelten. b) Unbeschadet der Bestimmungen in Artikel 12 dieses Abkommens sollen Platin, Palladium und deren Konzentrate, die von deutschen Importeuren von der Firma Johnson, Matthey & Co., London, gekauft werden so behandelt werden, als ob sie unter dieses Abkommen fallen, sofern eine Bescheinigung des Handelskommissars für die Südafrikanische Union in London vorliegt, wonach sie südafrikanischen Ursprungs sind. c) Unbeschadet der Bestimmungen in Artikel 12 dieses Abkommens sollen Diamanten, die von deutschen Importeuren durch den Diamond Board in London gekauft werden, so behandelt werden, als ob sie unter dieses Abkommen fallen, sofem eine Bescheinigung des Handelskommissars der Südafrikanischen Union in London vorliegt, wonach die Diamanten oder der größere Teil derselben aus der Union von Südafrika stammen. 17. Dieses Abkommen tritt, vorbehaltlich der in Artikel 1 hinsichtlich der Erteilung der Einkaufsgenehmigung und Devisenbescheinigungen getroffenen Bestimmung, mit Wirkung vom 1. September 1939 in Kraft. Gern benutze ich diesen Anlaß, um Ihnen Herr Staatssekretär, die Versicherung meiner ausgezeichnetsten Hochachtung zu erneuern. gez. Leitner. An den Herrn Staatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten Dr. H. D. J . Bodenstein, Pretoria.
Literatur - Verzeichnis. Barth v. Werenalp, E.: Europa blickt nach Afrika, Leipzig 1939. Blumhagen, H.: Südwestafrika Einst und Jetzt. Berlin 1934. Dove, K . : Wirtschaftsgeographie von Afrika. Jena 1917. Frankel, S. H.: Capital Investment in Africa. Oxford University Press 1938. Frankel, S. H.: The Railway Policy in South Africa. Johannesburg 1927. Gedat, G. A.: Was wird aus diesem Afrika? Stuttgart 1938. Gerich, K . : Außenhandel und Handelspolitik der Südafrikanischen Union unter besonderer Berücksichtigung der Wirtschaftsexpansion der Union. Münster 1937. (Lord Hailey): An African Survey. Study of Problems arising in Africa south of the Sahara. London, New-York, Toronto 1938. Hilger, W.: Deutschlands Wirtschaftsbeziehungen zu der Südafrikanischen Union. Köln 1929. Hoops, O. W. A.: Der Status der Südafrikanischen Union. Rostock 1937. Kapferer/Schwenzner: Export-Betriebslehre. Berlin 1935. Karstedt, O.: Der weiße Kampf um Afrika. Berlin 1938. Karstedt, O.: Englands afrikanisches Imperium. Berlin 1937. Krugmann, Dr. W. W.: Südost-Europa und Großdeutschland. Berlin 1939. Leubuscher, Dr. Ch.: Der südafrikanische Eingeborene als Industriearbeiter und Stadtbewohner. Jena 1931. Leutwein, Dr. P.: Kämpfe um Afrika. (Bode, Pr. Fr. E. Cecil Rhodes). Lübeck 1936. Lohmann, Dr. M.: Wandlungen in den Betriebs- und Finanzierungsformen des deutschen Außenhandels. Jena 1938. Malherbe-Boucke, J . : Südafrika von Heute. Das Heimatland der Buren. Stuttgart 1936. Martens/Karstedt, Dr. O.: Afrika, ein Handbuch für Wirtschaft und Reise. Berlin 1938. Mertsch, A. H.: Entwicklungsepochen und Entwicklungstendenzen der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Südafrika. Hamburg 1937. Rohrbach, P. und J . : Afrika Heute und Morgen. Berlin 1939. Padmore, G.: Afrika unter dem Joch der Weißen. Zürich, Leipzig. Schmidt, Pretoria: Südafrika Gestern und Heute. 1937. Schulz-Kiesow, Dr. Dr. P.: Freie Seeschiffahrt oder Konferenzen? Ein Beitrag zur Frage: „Staat und Konferenzen". Jena 1937. Schumann, C. C. W.: Structural Changes and Business Cycles in South Africa 1806—1936. London 1938. Schumann, C. G. W.: Gold und Konjunktur in Süd-Afrika. In der Reihe der Kieler Vorträge. Jena 1938. Skawran, P . : Das Südafrikabuch. Berlin 1937. Standing: The Story of Rhodesia. 1935. Wagemann, E . : Der neue Balkan. Hamburg 1939. Westermann, D.: Der Afrikaner Heute und Morgen. Berlin 1937. Woolf, L . : Empire and Commerce in Africa. London 1920. Williams/Mauck, B. M.: Südafrika. Berlin 1939.
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Literatur-Verzeichnis
Mining Handbook. South African Mining Year Book. Monatliche Nachweise über den auswärtigen Handel Deutschlands mit Ergänzungsheften. Statistica Abstract of the Empire. Statistisches Handbuch des Welthandels v. Dr. £ . Hickmann, 1939. Statistisches Handbuch der Weltwirtschaft.
Berichte. Südafrika-Bericht der wirtschaftlichen Studienkommission der Reichsgruppe Industrie über ihre Reise durch die Union im Frühjahr 1938. Berichte der Außenhandelsstelle für den Niederrhein. Berichte der Reichsstelle für den Außenhandel an die Außenhandelsstellen. Berichte der Reichs-Kredit-Gesellschaft A.-G.: Deutschlands wirtschaftliche Lage. Berichte deutscher Exportvertreter in der Union und dortiger Großimporteure.
Zeitschriften und Tageszeitungen. Afrika Rundschau. Afrika Nachrichten. Börse für Eisenhändler und Warenmarkt. Cape Times, Kapstadt. Chemical Trade Journal and Chemical Engineer, London. Chemistry and Industry. Coal and Colliery News, London Daily Telegraph Deutsche Kolonialzeitung. Deutscher Außenhandel. Der deutsche Volkswirt. Die deutsche Volkswirtschaft. Devisenwirtschaft und Außenhandel. De Telegraaf, Amsterdam. Economist, London. Engineer, London. Financial Times, London. Frankfurter Zeitung. Hout, Den Haag Industrial Briten, London. Industrial and Commercial South Africa, Kapstadt. L'essor du Congo, Elizabethville L'Informateur, Brüssel. Manchester Guardian Commercial. Mines, Carrieres et Pierres et Minerais, Paris. Official Journal of the Department of commerce and industry. South Africa, London. South African Engineer and Electrical Review, Johannesburg. The Africa World. The British and South African Export Gazette, London. The British Empire Review. The Chamber of Commerce Journal, London. The Farmers Weekly. The Nineteenth Century and after, London. The South African Mining and Engineering Journal. Times, London. Übersee. Weltwirtschaft. Weltwirtschaftliches Archiv. Wirtschaftsdienst.