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German Pages 195 [389] Year 1809
Gotthold Ephraim Lessing'»
sämmtliche Schriften.
Zwölfter Theil.
Sweyt« Aufläge:
Mit Zusätzen deSHerrn Hosrath Eschenburg vermehrt.
Berlin, 1808. Bey Friedrich Nievla t.
Artistische und
Antiquarische Schriften. (Fortsetzung.)
Briefe, antiquarischen Inhalt-: Zweyter Theil.
(Fortsetzung.)
Vier und vierzigster Brief. Und nun die Anmerkung, welch« sch sonst
-der die in meinem Vorigen angeführte Stelle der Herrn Lippert ju machen habe. Also einen doppelten Nutzen hatten die schildförmigen Steine? Einmal den, den Herr Klotz so lächerlich mißverstanden? und zwey' tene den, daß unter dem hohen Rande, wel chen dir Convexität bey dem Abdrucke im Wach se jurücklirß, die Figur gleichsam gesichert lag, und sich nicht so leicht drücken konnte? Aber nur diesen boppelten Nutzen hattrn sie? A 2
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Antiquarische Briefe,
E« befremdet mich ein wenig, daß Herr Lipe pert einen dritten vergessen, der vielleicht der wesentlichste war. Wenigsten» hat ihm Natter dafür erkannt, und ihm auf seiner ersten Tafel aurdrücklich zwey Figuren gewidmet. Er br# steht darin, daß bey einem convexen Steine der Raum -wischen dem Werkzeuge und dem Rand« de« Steine» größer ist, al« bey einem platten, -lnd jene« folglich in den convexen Stein weiter «indringen und einen tiefern Schnitt verrichten kann *), als ihm in den platten -u verrichten ♦) Nro. 9. Ceci reprefente une pierre L surface convexe , avec un Outil que l’on y applique, 8c c’eft pour montier Pavantage qu’il y a de travailler ces lbrtes de pierre»»• car Pespace qui se trouve entre la pierre 8c POu» til etant plus c;onfiderable dans une pierre convexe, que dans une pierre plate, il arrive de-U que POutil peut penetrerplus avant, 8c faire une gravure plus profonde dans la pier re convexe que dans Pautre, Voyez le No» 10» ou le meine Outiltouche bien plütot aux bord» de le pierre plate«
zweyter Theil.
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möglich wäre, ohne den Stein schief -ü wett# -en, wodurch da« Werkzeug zwar weiter ein« dringet, aber mit einem Sotto Squadro, der -em Abdrucke nachtheilig wird. Nur daher läßt sich denn auch behaupten, „daß dieschild, förmigen Steine zur Abwechselung in dem mehr »der weniger Erhabenen bequemer sind," al» die platten; in so fern sie e» nehmlich gewissen Werkzeugen erleichtern, gegen die Mitte tiefer einzudringen, al« sie wohl auf den platten ein« dringe» können. Doch muß auch der Künstler seine Figuren nach dieser Bequemlichkeit einrich« len; er muß sie so wählen ober ordnen, daß sie ihr höchster Relief gegen die Mitte bedürfen.. Denn wählt oder ordnet er sie ander«, bedür« fen sie ihr höchste« Relief mehr gegen den Rand: so ist ihm die Convexität de« Steine« gerade mehr nachtheilig, al« vorcheilhast. Ue« berhaupt läßt, sich von der Vorzüglichkeit dieser »der jener Art der Fläche nicht« Allgemeine« bei Haupte». Nach Beschaffenheit der Figur, die darauf kommen soll, ist bald diese bald jene zu« träglicher; und eben so gut, al« Herr Klotz de« AZ'
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Antiquarische Briefe,
Häupten k-nnen, daß die schildförmige Fläch« zur Abwechselung in dem mehr oder weniger Er« habenrn bequem sey, eben so gut kann man auch behaupten, daß sie nicht minder bequem sey, «ine Figur durchaus flach darauf zu schnei« den, ohne daß darum alle Theile dieser Figur gleich nahe oder gleich weit entfernt zu seyn scheinen. Ich will ein ganz einfältige« Exem, prl geben, welche« beyde Fälle erläutern kann. Man nehme en; re solle ein runder bauchichtrr Schild mitten auf einen sphärisch convexen Stein geschnitten werden. So wie man »er langt, daß sich dieser Schild auf diesem Steine zeigen soll, ob auch von seiner convexen oder von feiner concaven Seit«; so wird auch der costvrxe Stein sich bald mehr, bald weniger da« zu schicken. Soll der Schild seine convexe Seite zeigen, so ist e« klar, daß der Künstler au« dem convexen Steine den Umbo de« Schilde« so tief herausholen kann, al« er nur will, ob schon auch mit viel unnöthiger Arbeit mehr, al« er auf einem platten Steine haben würde. Soll der Schild hingegen seine concavr Sette zeigen.
zweyter Theil. , so
f
----— - -
ist es eben so klar, daß
er btn ganzen
Schild, wenn er will, ziemlich gleich flach
schneiden und doch mit aller Täuschung uottx
enden kann,
indem
der höchste Punkt
Dreines im Abdrucke den tiefsten Punkt des concaven Schildes von selbst giebt. — Das freyere Spiel indeß, welches die Werk zeuge bey einem convexen Steine haben, tnn,
nm mich wieder an das Vorgehen des Salmafius, welches ich in memem fünf und zwanzig*
sten Briefe berührte *).
Weil auch Salma,
sius die Nachricht des Plinrus, daß man stch ehedem enthalten, die Smaragde zu schneiden,
nicht so recht wahrscheinlich fand; so glaubte er den Plinius dadurch zu retten, daß er annahm,
es müsse diele Nachricht nur von einer gewissen Art der Smaragde verstanden werden.
Da
nehmlich vor den Worten, quapropterdecreto hominum iia parcitur scalpi vctitis, gleich
vorhergeht:
iidem plerumque SC cor.cavi,
ut^visum colligant; so will er, daß jenes ü» 214
') Theil XL S. 190.
s
Antiquarische Bkleft,
auf dieser concavi, nicht «Brr auf iidem gehe, und der Sinn dieser sey, daß nicht alle Sma ragde überhaupt, sondern nur die concav ge schliffenen zu schneiden verboten gewesen *).
•) In seiner Anmerkung über die Worte de« Ssiinus: ^ec aliam ob causam plaruit ut non scalperentur (Smaragdi.)ne offenfum de» cus, imaginum lacunis corrumperetur. Fch
sehe -e ganz her, aus einer Ursache, die sich gleich zeigen wird. De concavis hoc tantum dicit Plinius: Iidem plerumque S. 31. (Cassel 176s.) in 11.
zweyter Theil.
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Betrug sind: ich will sagen, daß sie nicht au« Einem Steine bestehen, dessen Streife von verschiedener Farbe man so kunstreich -»nutzet, sondern daß er verschiedene Steine stob,/ die man so unmerklich auf einander zu sehen vere standen. Sardonyches, sagt Pltntu« *), e ternis glutiuantur gemmis, ila ul depre* hencti ais non pofllt: aliunde nigro, aliunde candido, aliunde minio, tumlis omnibus in fuo genere probatiflimis. Schlimm! und Betrug bleibt Betrug, rv mag noch so fein seyn. — Aber doch ist auch so viel wahr, daß tf einem Künstler weit an» ständiger ist, den Stoff, t» den er arbeitet, seinen Gedanken, al« sein« Gedanken dem Stoffe zu unterwerfen **).
•) Libr. XXXVI). Seit. 75,-) S. .Zus. XXL
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Antiquarische Briefe,
Sieben und vierzigster Brief. Es versteht sich, baß ich unter dem Tadel meine« vorigen Briefe« nicht die eigentlichen Cameen mit begreife. Sie werden mich fragen, wa« ich eigeat« liche Cameen nenne? Solche erhaben geschulte teile Steine, dir allein diesen Namen führen sollten. Ich weiß wohl, daß man jetzt einen jeden erhaben geschnittenen Stein «inen Cae wer nennet. Ich weiß aber auch, daß die, ser weder immer geschehen, noch jetzt von un« geschehen müßte, wenn wir genuin, und be, stimmt sprechen wollten. Eigentlich heißt ein Camee nur ein solcher erhaben geschnittener Stein, welcher zwey Schichten von verschiedener Farbe hat, deren «ine dir erhabene Figur geworden, und die ander« der Grund derselben gebliebru. Diese«
-wryttr Theil.
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bekräftiget für mich Doot *): Dum crufta tiniue coloiie fcalpitur, ac alterius colo-
•) Lib, TL cap. $4 p. 234* Edit. Adr. Tollii. Ich eitire biet den Boot, weil sein Werk/ mit Den Anmerkungen und Zusätzen des TolliuS und et/ unstreitig das vollständigste und gewöhnlichste Handbuch in dieser Art rott Kenntnissen ist. Denn sonst hätte tch eben so wohl andere, als z. E. den Cäsalpinus, citi eren können, welcher hbr. II. de Metalhcis cap. 36/ das Nehmliche/ fast mit den nehmli chen Worten, sagt: fcalpunt gemman» has (Onychas) vano modo. St emm crufta alba alten nigrae fuperpofita fit, aut lecuridum alioa colores, ut rubfns, albae aut nigrae, aut e converfo, fcalpunt in fuperiön imaginem, ut inferior veluti ftratum fit, has vulgo Cameos vocant. Es ist bekannt, daß CäsalPinuS einige Jahre früher als Boot schrieb: und aus solchen gleich lautenden Stellen hat daher Caylus -en Boot zum Plagiartrw deS Cäsalvinus zu machen, kein Bedenken getra gen. „Dieser Schriftsteller," schreibt Cay-
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Mttistuarifthe Briefe,
ris pro strato relinqüitur, tum gemmarii Camehujam-vel Cajneum vocant, five Onyx, sive Sardonyx fit. Es ist gleich viel, welche luS, (in seiner Abhandlung vom Obstdiani schen Steine S. 31, deutsche Ueb.) „hat »ft //Sanz« Stücke aus dem Texte des Cäsalpi-
„nus abgeschrieben, indem er nur einige Aus drücke daran verändert, »der hinzugesetzt. „Er ist nicht zu entschuldige», daß er hiervon „gar nichts gedenkt und den CäsalpinuS unter „der Zahl der Schriftsteller, deren er stch bey „Verfertigung seincs Werks bediente, nicht „einmal genennt hat." - Diese Anklage ist
hart: -der Boot hat ei» Verzeichniß so vie ler andern Schriftsteller, die er gebraucht, seinem Werke vorgesetzt; warum sollte er nun eben den CäsalpinuS ausgelassen haben, wenn er ihn wirklich gebraucht hatte? Er hätt« ihn doch wahrhaftig nicht tnebr gebraucht, al« irgend einen andern. Folglich kann «S gar wohl seyn, daß Boot mit seinem Buche, da« 1609 zurrst gedruckt ward, langst fertig war, al«
zweyter Theil.
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welch« Won den Schichten bet Künstlet zu bet Figut nimmt, ob die lichtete, vbet die dunkle, re; aber freylich, wenn ihm die Wahl frey stehet, wird et liebet die dazu nehmen, deren Farbe für die Figur die natürlichst« oder schicklichste ist; wenn et «inen Mohrenkopf z. E. auf «inen Qnyr schneiden soll, der ein« gleich hohe weiß«
al« das Buch d«S CäsalpinuSzu Rom heraus, kam, oder in Deutschland durch den Nürn berger Nachdruck von 1602 bekannter ward. Ich wüßte auch wirklich nicht, was Boot nur aus dem CäsalpinuS hätte nehmen können; waS er nicht eben so gut schon in ältern Schriftstellern hätte finden können. Wo er daher mit dem CäsalpinuS, mehr al« von un gefähr goschehen könnte, zusammen zu tref fen scheint, dürfen ste beyde nur Eine Quelle gebraucht habe«. Ja, ich wollte e« wohl selbst auf mich nehmen, bey den mehresten Stellen, wo CayluS den Boot für den Aus schreiber des CäsalpinuS halten können, diese, Beyden gemeinschaftlicheQuellenachzuwesien. relstngr Echt. xii. It>. au AustD
So
Antiquarische Briefe,
und schwarze Schichte hat, so wäre ««wohl sehr ungereimt, wenn er die weiße zum Kopfe und die schwarze zum Grunde nehmen wollte. Hier muß er der Farbe nachgehen, weil er ihr nach gehen kann, ohne seiner Kunst den geringsten Zwang anzuthun: und von diesem Malerischen des Steinschneiders, sehen Sie wohl, habe ich nicht reden wollen. Uebrigen« kann «« jedoch bey dem jetzigen Sprachgebrauch« nur bleiben, und es mag im« merhin ein jeder erhaben geschnittener Stein «in Camee heißen, ob schon die von Einer Farbe so nicht heißen sollten. Aber dar Wort Camee selbst? — Ich bekenne Ihnen meine Schwä che: mir ist es selten genug, daß ich ein Ding kenne, und weiß, wie dieses Ding heißt; ich möchte sehr oft auch gern wissen, warum diese« Ding so und nicht ander« heißt. Kurz, ich bin einer von den entschlossensten Wortgrüblern; und so lächerlich vielen da« etymologische Studium verkömmt, sd geringfügig mir er selbst, mit dem Dtudlo der Dinge verglichen, erscheint, so erpicht bin ich gleichwohl darauf.
zweyter Theil
Der Geist ist dabey in einer so faulen Thätig« seit; er ist so geschäftig und -ugletch so ruhig, daß ich mir für eine gemächliche Neugierde kei
ne wollüstigere Arbeit denken kann.
Man
schmeichelt sich mit dem Suchen, ohne an den Werth de« Dinar« zu denken, da« man sucht: man freuet sich über da« Finden, ohne sich dar
über zu ärgern, daß e« rin Nicht« ist, iva« man nun endlich nach vieler Mühe gefunden hat. Aber jede Freude theilt sich auch gern mit:
und so müssen Sie sich schon da« Wort Camee yon mir erklären lassen.
Wir neuern Deutschen haben Lamee unstrei tig gerade zu, von dem Italiänischen Cameo
entlehnt.
Meine Untersuchung muß also auf
diese«, oder auf da« ihm entsprechende franzö sische Camayeu gehen.
Nun lassen sie uns
für« erste den Menage *) unter Camayeu
nachschlagen, und die daselbst gesammelten Abltltungrn erwägen. Gaffarel und Hurt machen D 2
•) Dict. Etym, de la Langue Fr.
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Antiquarische Briefe,
tt ursprünqttch -u eins. ’ hebräische». Managt selbst aber zu einem grieu-ischen Worte» Gaffarelsagt, Camayeux hießen in Frank reich figurirte Achate, und weil man wässerichte oder gewässerte Achate habe, welche vollkommen wie Wasser^aursähen *), so hätten die Juden, die feit tanger Zeit in Frankreich gewohnt und i« deren Händen der Steinhandel größten Theils gewesen, das Wort vielleicht von dem Hebräischen Chemaija gemacht; welcher soviel heiße, als Himmlische wasser, oder, nach dem eigenen Auedrucke dieser Sprache, sehr schöne Wasser. — Aber war sind wässerichte oder gewässerte Achate? War sind Achate, die vollkommen wie Wasser aussehen? Sind dar 'Achate, die so klar sind wie das reinste Wasser? oder Achate, deren vielfarbige Flecken den Wel len des Wassers gleichen? Und waren die figuritten Steine denn nur solche Achate, solche seltene Achate? Gab er denn nicht eben so viele. ') A faule qu’on voit des Achates ondees, rer pielentant parfditement de Feau«
zweyter Theil.
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nicht unendlich mehrer», die mit dem Wasser
durchaus nichts ähnliches hatten? Kaum daß
«in so seichter Einfall eine ernstliche Widerlee gung verdient. Gründlicher wäre noch der Einfall de» Huet. Auch Huet leitete Camay^u au» dem Hebräi«
schm her: e6tr von Karnia, welche» etwa« be» deut», da« man an den Hal« hänget, um dem
Gifte oder andern Schädlichkeiten ju widerst«,
hen; mit Einem Worte, ein Amulet. Denn,
sagt er, man legte dergleichen Steinen, auf die von Natur irgend ein« Figur geprägt ist, sehr
große Tugenden bey *). Doch Hurt hätte wist
sen sollen, daß Kamia nicht eigentlich ein He» brätsche», sondern «in Radbtnische« Wort ist; da« ist, «in solche«, welche« di« Juden selbst
«u» einer fremden Sprache entlehnt haben. Und so fragt sich: au« welcher ? und was bedeu« D 3
♦) Parcequ’on attribuoit de grandes vertu» i ces pierres, qui fönt' empreinte* naturelle» ment de quelque» figutei.
Antiquarische Briefe,
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•‘tfr***--.
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ttt bteft« Wort in der Sprache, au» der sie rt entlehnt haben?
Menage
würde
un
ie Wen bald hören, was tr da« Pit für elht ^ewandniß hat. Penn NM lpar der erste Theil dieser Briefe erschienen:,unt> kaum war er erschienen, so war auch schon in dem siebenten Glücke der Deut' ^en.Bibliothek he» Herrn Klotz — wie soll,ch es.nennen,? wie wsirden Sie es nennen, wa« Sie da von Seite 463 bl« 78 gelesen ha» den: ,qt!£r geschwind noch lesen müssen?
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Antiquarische Briefe,
Zwey und fünfzigster Brief. Herr Klotz sah, daß ich «S nicht bey der Schuhwehr wolle bewenden lassen; er sah, haß ich ihm den Krieg in sein eignes Land spie» le; und das war ihm zu arg i Nach diesem Hochverrarhe war weiter an keine Schonung zu denken, und er brach mit seiner ganzen Artille» rie von Voraussetzungen, Verdrehungen, Der» läumdungen und Vergiftungen wider mich auf. Hatte ich es doch gedacht! Indeß, meinen Sie, müsse eck damit wohl seine Richtigkeit haben, daß ich den Herrn Klotz um sein Urtheil über meinen Laokoon ersucht. Denn er erzähle ja die ganze Geschichte, wie er auf di« Prüfung desselben gekommen, und diese fange er mit einem Briefe an, den ich au« Berlin, unter dem tzlen Jun. 1766, an iha geschrieben. Schlimm
zweyter Theil.
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—«r—
Schlimm genug, daß er fit damit an« sängt. Ich habe also wohl zuerst an ihn geschrieben? Nicht Er ist es, sondern ich bin es also wohl, der dir Correspondenz zwi« schen uns eröffnet har? Oder hat er es im Ernst vergessen, daß mein Dries vom yten Jun. nichts als eine Antwort auf seine Zu« schrifl vom "yten May, war? Hat er es im Ernst vergesse«, daß er mich in dieser seiner frühern, seiner ersten Zuschrift, um Erlaub« uiß bat, mir seine Zweifel über den Laokoon in den Actis liter. mittheilen zu dürfen? Wenn das ist, so bin ich genöthiget, ihm fein Gedächtniß- aufzufrischen: und er kann es nicht übel deuten, daß ich in der Art, es zu thun, seinem Beyspiele folge. Wenn ihm erlaubt war, eine Stelle aus meinem Briese drucken zu lassen ; so kann mir nicht anders als vergönnt seyn, eben das mit seinem gan« zen Briese zu thun. Hier ist er, von Wort ‘ zu Wort! kekkng» Schr. xn. rü- Mt «uff. H
-lntiquausche Briefe,
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erinnere mich, mein werthester Her
„Sie in meinem zartesten Alter bey
meinem
„Ba»r in Bischofswerda gesehen zu haben,
„wohin Sir «in gewisser Herr Lindner, wo ich „nicht irre, begleitet hatte-
Sie k-nnen nicht
„glauben, wir sehr ich mich freue, so oft ich „meinen Freunden sagen kann, daß ich Sir von
„Person zu kennen da« Glück habe.
Warum
„ich e« für ein Glück halte, würde ich Ihnen „erzählen, wenn ich glaubte, daß man Ihre „Freundschaft durch «ine Sprache verdienen
„könnte,
welche Ihnen
verdächtig
scheinen
„möchte, da sie so oft von der Verstellung ge« „braucht worden.
Aber erzeigen Sie mir im#
„wer dir Wohlthat, und glauben Sie mir auf
„mein Wort, daß
ich e« allezeit für meine
„Pflicht gehalten,
einer Ihrer auftichtlgstrn
„Verehrer zu seyn, und daß vielleicht wenige
,-S«t so zärtlich, so ohne alle Nebenabsichten „geliebt haben, al« ich."
„Wie viel Vergnügen macht mir nicht Ihr
„Laokeon! Ich bin Ihnen e« schuldig, daß ich
zweyter Theil.
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„einmal an einem Orte, wo Barbarey und Utu ^wlssenheit herrscht, und wo ich nur verdrieß-
„ltche Geschäfte hab», auf einig« Tage aufge«
„heitere worden. Ein Man» von ihrer Den„kungsart nimmt mein Geständniß nicht übel, „da- ich nicht überall mit Ihren Meinungen
„jusriedrn bin. Ja, ich bin so frey ju glauben, „daß Die mir erlauben, wenn ich meinen Zwei eseln weiter nachgedacht habe- solche in den
„Actis liker. Ihnen mitzutheilen. Ich thue es, „um noch mehr von Ihnen ju lernen. Denn
,,wie viel habe ich nicht schon in Ihrem Buche „gelesen, daß ichzuvor nicht wußte.'"
„Ich habe mir vorgenommen, eine neu«
„Ausgabe de« Epp. Homeric. zu
machen.
„Se sind mir verschirvrne geschnitten« Steine
„und andere Monumente vorgekommen, wor«
„aus «in ziemlicher Zuwachs von Anmerkun« „gen entstandkn. Das Gedicht des Dadolets „über den Laokoon hatte ich. au« Job. Mat„ihaei cani Carmin. Poetar. iHufl-. Italo-
„rum (Lutetiae 1577.) wo es im 2ten Thei,
H 2
116
Antiquarische Brieef, •
-
„1< D. IZ2 stehet, mir gleichfalls avqrmrrkt. „Nun sehr ich, daß Dir mir zuvorgekom„men sind " ' „Vielleicht ist dem Lieblinge der griechische» /Muse tf. nicht unangenehm, wenn ich noch „hinzusetze, daß die noch nickt bekannte Antho, „logte des Strato nun völlig in meinen Hän» „den sey. Ich habe «inen Theil dieser kleinen „Gedichte meinem Commentar über den Tyr bäu« «tngrwrbt, welchen Richter jetzt mit eie „ner vielleicht übertriebenen Pracht druckt. Ein „großerTheil aber ist zu frey, al« baßer wenig, 1 „stens von mir bekannt gemacht werden kön, „ne. — Doch ich trage Bedenken, weiter mit. „Ihnen zu reden, bis ich die Versicherung ha, „be, daß Sie mir erlauben, Ihr Freund zu „seyn. Unterdessen bin ich doch allzeit
Ihr. Halle, -en 9 May, 1766.
gehorsamster Diener, Klotz.
117
zweyter Theil.
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jt
Es ist kein Schluß von dem, was wir jeht nicht zu mach«» wissen, aas dl« Alten, daß sie re auch nicht gewußt hätten. Möglichkeit, daß cs verschiedene Arten kann gegeben haben; gezeigt an dem, dessen sich Ri» v»z und vage gerühmt haben *), Auch den Valerio Vincenti hatte man in Verdacht, daß er eine geschwindere Art zu ar beiten haben müsse. D. dessen Artikel beym Fueßlin.
XCVII. Und doch ist Klotz auch der Plagkarius von Christ. Außer dem Beweise, den ich von den' Ahnenbildern der Römer insbesondere ge führt habe, noch andere aus Lhnst's Vorle sungen über die Literatur.
•) ®. Kollekr. I, ®, 26s.
Briefen antiquarische- Inhalts.
*
I.
Zum neunten Briefe. Th. I. S. 55.
Die Einschränkungen/ welche Lessing in diesem
Briefe von seiner Behauptung im Laokoon macht/ daß die Künstler des Alterthums niemals die Furien abgebildet hätten; sind an sich zwar sehr sinnreich und gegründet. Fast vermuthe ich aber/ daß er sie selbst erst nach per Hand zu machen nöthig gesunden habe/ und durch die von 2lotz ihm gemachten Instanzen dazu veranlaßt sey. Im Laokaon •) wird jene Behauptung wirklich et was zu ausschließcnd und allgemein ausgedrückt/ und e« werden da bloß die Münzen ausgenommen; obgleich der Zusatz/ daß die Figuren derselben nicht zur Kunst/ sondern zur Bildersprache gehöO 5 ') B. IX. S. 30.
214 . ..
Zusätze zu den Briefen ....... .--.
-
i
rett/ welches' jedoch auch nicht allgemein zutref fend ist/ einen Wink enthielt, den Lesstng in diesem Briefe zu seiner Rechtfertigung und nä hern Erklärung benutzen konnte, und wirklich auch trefflich benutzt bat. In dem Vorschläge, daß man dem "Namen der Kunstwerke nicht ohne Unterschied allen Antiken, sondern nut denen geben sollte, in welchen sich der Künstler als Künstler zeigen können, bey welchen die Schönheit seine erste und letzte Absicht gewe sen, liegt an sich ein sehr richtiger und wahrer Ge danke zum Grunde. Wenn der Bildhauer für ir gend einen gottesdienstlichen oder politischen Zweck, der Stemvelschnyder für irgend eine öf fentliche Bestimmung, der Steinschneider für ir gend einen eigensinnigen Gedanken einer Privat* Person arbeitete: so sah er sich durch dies alles in seiner Kunst, und in der Wahl des Stoffes sowohl als der Behandlungsart, beschränkt, und tonnte nicht mehr der Schönheit, als dem höchsten Ge setze seiner Kunst, allein folgen. Hier also mußte er mehr mechanischer, als schöner Künstler seyn. Aber für uns ist eS doch wohl, in den meisten Fällen schwer, wo nicht gar unmöglich, den besonn dern und individualen Zweck jc-er einzelnen AEc
-ntiquarischen Inhalt».
»15
zu unterscheiden, und mit Gewißheit zu bestimmen, ob ste eigentliches Kunstwerk, in jenem engern Sinne des Wort-, oder bestellte Arbeit, gewesen sey. Und so möchte die Verwirrung und das Miß verständniß in den meisten Fällen durch jenen Un* tcrschied eher vervielfältigt und vergrößert, als vermieden und gehoben werden. Die Furien im Tempel zu Athen, deren Pausania» gedenkt, und die Lessing für die nehmli chen hält, deren Clemens Alexandrinus erwähnt, waren indeß wohl gewiß von der letzter» Art be stellter und verabredeter Arbeiten; ste waren zur Aufstellung in dem ihnen gewidmeten Tempel be stimmt. Aber auch hier waren ste nicht schrecklich, nicht als Göttinnen der Wuth und Zwietracht ge bildet; ste hatten, sagt Pausanias, Hiervon aber läßt sich vielleicht noch eine be stimmtere Ursache angeben, als die Abstcht der Künstler, das Widerliche zu vermeiden, und auch hieb das Gesetz der Schönheit, als das höchste Kunstgesetz, zu beobachten. Man weiß, daß die Erinnyen oder Furien den Namen der Eumenidn, der Gütigen und Wohlthätigen, erst da erhielten, als Dress ste durch Opfer versöhnt, und stch ge neigt gemacht hatte. Der Tempel zu Athen, vpn O4
2i6
Zusätze zu den Briefen s— l
---
tem hier die Rede iss, war nahe an dem Areopa^
guS; und, wie Pausanias unmittelbar vorher sagt, war Brest vor diesem Gerichte, der Sage nach, entsühnt und freygesprochen worden. Man sieht dort noch, setzt er hinzu, einen Altar der minerva Area, den Oresi nach dieser Lossprechung geweiht haben soll. Offenbar stand dieser Tempel mit jenem Gerichssaale in Verbindung, und, wie es scheint, nicht bloß der Lage, sondern auch der
Bestimmung nach. Als Eumcniden also, als ausgesöhnte Göttinnen, hatten sie lhrcnDcmpcl nahe bey dem Gerichte, dessen' Zweck Schlichtung der
Streitigkeiten war. Di« Freygesprochencn sollten hier, wie es scheint, den Göttinnen danken, deren
Zorn und Rache sie nun nicht mehr zu fürchten hatten. Die Eumenivten waren ein athcniensischeö Fest von gleicher Bestimmung. Und an einem andern Orte gedenkt Pausanias •) des Tempels
zu Ake, unweit Megalopolis, wo Orest von fei ner Wuth geheilt seyn, und den.Eumcniden ge opfert haben soll. Zum Andenken an diese Be gebenheit, setzt er hinzu, hält man sich dort fnr berechtigt, diesen Göttinnen und den Grazmi zu gleicher Zeit zu opfern.
•) L. VIII, c. 34.
«ttiqüarifchen Inhal«.
317
II,
Zum neunten Briefe. S. 6z.
Ueber die beyden großen Gemälde bet
Polygnotus in der Lefche zu Delphi. Das Werk, worauf Lloy in seiner Abhandlung
über de» Nutzen und Gebrauch der geschnittenen Steine, S. 104, verweiset, und welches Less-ng Nicht jur Hand hatte, ist die Hiftotre de l’Academie des Inscnptions 8c des belle» lettres, Tom.
XXVII, p. 34. Es findet sich daselbst ein Ausjug aus einer in der Akademie vom Grafen CesauruS, Lxxix, 30. Es ist nichts weiter, ar$ ei ne Abbildung der Brücke Trajan'«, wo der Bo«.
antiquarischem Inhalt-.
L27
gen unten nicht nur gewölbt, sondern zugleich ein Theil der Unterlage dem Auge sichtbar gemacht ist. Man sicht also/ wie sehr Lessmg Recht hatte, wenn er in diesen vorgeblrchen Gegenbeweisen nichts Beweisendes zu finden hoffte. Auch derB?* griff der Militarperspektiv war, wie Lessing zeigt/ von ixlotx ganz irrig gefasst; und man dürste dreist behaupten, daß die Künstler, vollends die Maler des Alterthums so gut wie gar keine Per spektiv gekannt hatten, wenn ihnen nur diese Art derselben bekannt gewesen wäre. Und L. hatRccht, dass, den Alten in dem Sinne Perspektiv abspre chen wollen, wo sie nichts weiter ist, als WkffeNschaft, Gegenstände, .auf einer Fläche so vorzustellen, wie sie sich in einem gewissen Abstande unsern Augen zeigen, wahrer Unsinn seyn würde.
Nachtrag zum neunten Briefe. ^essiny's Behauptung im Ladkssn, S 30/ ttnb seine genauere Bestimmung derselben im nenn ten der Antiquarischen Briefe, erhielt nnlangst ccne grössere Bestätigung durch einen unsrer ver dienstvollsten Alterthumskenner. Von dem HofP 2
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Zusätze zu den Briefen
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rath Bärtiger in Dresden ist die dichterische und artistische Behandlungsart des Mythus von de« Furien in einer besondern Schrift •), der er jene
Leffingische Behauptung als Motto vorangesetzt hat, mit der ihm eignen Gründlichkeit uud grö ßt» Belesenheit erörtert worden. Unter andern hat er die Gründe, warum der Künstler in der Darstellung jener Rachgöttinnen anders verfuhr, als der Dichter, in folgender Stelle trefflich ent wickelt ••): „Der scharfsinnige, aber auch behutsame Ken ner des Alterthums hätte sich nie zu einer so ab sprechenden Behauptung bewogen gefühlt, wen« nicht die Gründe dazu in jener ganze» Schrift ldcm Laokoon) so offen und unwiderleglich auf gestellt waren. Der Dichter kann sich sehr wohl zur Erreichung des Schrecklichen häßlicher For
men bedienen; eine Freiheit, von der Aeschylus
•) Die Furienmaoke, im Trauerspiele und auf den Bilderwerken der alten Griechen. Eine archäologische Untersuchung von C. ' . Bärtiger. Mit 3 Kupfertafeln. Weimar, 1801. gr. 8.
••) S. 64.
antiquarischen Inhalts.
sag
nut
allzusehr, selbst für die Bühne, Gebrauch gemacht hat. Die Poesie hebt durch die Verän derung ihrer cocxistirenden Theile in successive ihre widrige Wirkung fast gänzlich auf.-------Aber Ekel und Häßlichkeit werden in den For
men der bildenden Kunst gleichsam auf immer festgehalten, sind daher nicht einmal einer ge mischten Empsindung fähig, und als Vorwurf der Kunst durchaus unzuläßig. Die Künstler al so , welche in dem scenis agitutus Orejlet früh einen LieblingSgegenstand ihrer Kunstdarstellungen zu behandeln ansingcn, bildeten und mal
ten nie eine Furie in allen den Schrecknissen, in welchen das Drama sie aufzustellcn Fug und Recht hatte. Der AtticiSmus, den die weisen Schuhgenoffen der Minerva durch die mildere Benennung der zürnenden Rachgittinnen mit
zarter Schonung in die Sprache des gemeinen Lebens übergehen ließen, ging für die idealisiren« den Künstler nicht verloren.
Sie ließen ihnen
gerade nur so viel Ernst, und gaben ihnen nur so viel bezeichnende Merkmale, als erforderlich war, um das Geschäft der Ehrwürdigen kennt
lich zu machen." — —
P»
2go .1
_
Zttfätze z» dm Briefen —
.
„W Lefflny die oben angeführte Behanvtung niederschrteb, waren die Furien auf Denk mälern der alten Kunst noch so selten/ daß. un ter allen, die er selbst anführt *), höchstens nur eine altgriechische, damals noch etrurisch genannte Base eineunbezweifelte Abbildung davon darbot. Unsre Kenntniß alter Denkmäler hat seit jener Zeit^ durch die Bekanntmachung so vieler Re liefs und Vasenabbildungeu/ die man damals entweder noch nicht beschrieben, oder noch gar nicht auSgegrqbün hatte, ungemein gewonnen. Ich kann eine ganze Reihe dergleichen, die auf den ersten Blick für Vorstellungen jenerFurienftene erkannt werden müssen, aus den noch im mer sehr unvollständigen Hülfsmitteln, die mir zu Gebote stehen, aufführen. Aber alle bewei sen, waS Lessrng im Voraus so zuversichtlich be haupten konnte, daß die alte Kunst nte Furien, wohl aber idealisivte Eumeniden bildete, und sich durch keine Dichterphantasmen, bie des Schreck lichen und Ekelhaften hier nicht genug haben können, von ihrer richtigen Bahn abbrjngen *) werke, Bd. w. G. 30 u. iss. ff.
antiquarischen Inhalt-. "----------
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Di« Anführung mehrerer Kunstwerke dieser Art und ihre feine Beurtheilung muß man ie der gedachten Schrift selbst nachlesen. Hier hebe ich aus derselben nur noch die Erinnerung auf»), daß pansania» in der Beschreibung der Kapelle der Furien auf dem Areopag/ und der Abbildung dieser Göttinnen •• , ausdrücklich die Bemerkung machte, die Messing in seinem Laokoon für sei nen Zweck sehr paffend gefunden haben würde: in ihren Bildern sey eben so wenig, als in den Abbildungen der übrigen unterirdischen Götter, etwas Schreckhaftes zu sehen.
Ueber die pom Pansqniap beschriebenen bei den Gemälde heS Polpgnoru» in der 8esche $« Delphi sagt auch «5. Füeßlin in seinen Vorle sungen über die Malerei •••): es laste sich aus jeP 4 *) S. 73. Note. *•) PAUSAN. L 28, p. 108: T.7; )c VT» t«ttu ew» V?» «V* *XX# MtextiT«) S’iwi t«i
•••) Uebers. S. 24.
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ZiWe zu den Briefen ~
Nör Beschreibung schließen, daß in diesen ®e* Malden, als ein Ganzes betrachtet, völlig das gefehlt haben- müsse, was wir jetzt Komposition nennen. Denn p. fange seine Beschreibung an dem Einen Ende des Gemäldes an, und beschließe sie an dem andernEttde; eine widersinnige Ver-
fahrurrgsatt, wofern man annehmen wollte, daß ‘ eine Gruppe in der Mitte des Gemäldes, oder eine Hauptfigur, der die übrigen in gewissem Grade untergeordnet gewesen wären, das Auge
auf sich gezogen habe. Und eben so deutlich er gäbe sich, daß diese Gemälde keine Perspektiv hat ten ; denn die Reihe.der auf dem zweiten oder Mittelgrunde befindlichen Figuren werde als über die im Vordergründe gestcUt, und die in der Ferne als über allen übrigen stehend beschrieben.
Auch die treuherzige Weise, nach welcher der Maler bei vielen feiner Figuren ihre Namen heischrieb, schmecke gar sehr nach der Kindheit der Malerei// — Hr. F. entschuldigt mdeß diese Mängel damit, daß sich Polygnotus vielleicht ab sichtlich, bei Gemälden, die zu Denkmälern be stimmt und durch ein Gelübde den Göttern ge
weiht waren, der Befolgung strenger Kunstre geln begeben habe.
antiquarischen Inhalts ii'-1!
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Ueber die in diesem Briefe/ und sonst so ost,
vor und nachher wieder, |uv Sprache gebrachte». Frage: ob die Künstler des Alterthums die Per, fpekeiv gekannt und in ihren Kunstwerken beob» achtet haben, hat neulich Prof. Ziorillo ein« neue lehrreiche Untersuchung «»gestellt ♦). ES ist dar in auch Lessings Behauptung geprüfte daß die» ser Theil der Kunst den Alten gänzlich abzu sprechen sey. — „Der Ausdruck gänzlich, sagt
Hr. F. scheint mir etwas zu hart und zn einsei tig, wenn nicht L. unter dem Worte Perspektiv
nur dasjenige, was wir Aussicht oder theatrali sche Scene nennen, verstehen will. Denn hatte er bedacht, daß man keinen Gegenstand/ wenn
ich
nur Grundrisse und geometrische Elevationen, ausnehme, ohne irgend einen Gesichts - und Ent fernungspunkt auf einer Flache darstellen kann, und daß die Verkürzung menschlicher Figuren
nicht« weiter als Perspektiv ist, so würde er eS kaum gewagt haben, sich jenes Ausdrucks zu be
dienen." PS *) Kleine Schriften artistischen Anhalts von Johann Dominikus Fiorillo. Erster Band. Gottingen, 1803. 8. S. 288.
»34
Zusätze zu den Briefen
Daß aber Lessing das Wort Perspektiv mehr in jenem engern Sinne, nicht aber in diesem allgemeiner» nahm, sagt er nicht nur ausdrücksich sondern man sicht eS auch au« der De< sinition, die er in eben diesem Briefe (D. 62.) «on ihr, als von einer Wissenschaft giebt, meh rere Gegenstände mit einem Theile des Raums, in welchem sie sich befinden, so vorzustcllen, wie diese Gegenstände, auf verschiedene Plane de» Raum» verstreuet, mit sammt dem Raume, dem Auge aus einem und rbai demselben Stand ort erscheinen würden. Freilich aber wird dieser engere Begriff in dem Verfolge des Briefes nicht immer fest gehalten, und den Alten |u unbe dingt fast jede Art von Perspcktiy abgesprochen-
Von der Art, wie L- in den antiquarischen Briefen die von Llotz vvrgebrachtcn Gegengrün-, de aufnahm und zu widerlegen suchte, urtheilt Herr Fisrillo, er habe zwar mit überraschender
Gewandtheit und großem Scharfsinn das ganze Räsonnement seines Widersachers vernichtet, aber auch nur zu ost sich selbst widersprochen
und in das Gewebe seiner Sophismen verwickelt.
•) Anriguar. Briefe, Th. 1. Br. f. S. 62.
antiquarisch«»» Inhalts.
2ZK
Uebrigens zieht dieser einsichtsvolle Kunsigelehrte aus seinen Untersuchungen und Prüfung gen der bisherigen verschiedenen Meinungen über diesen ganzen Gegenstand folgendes Resultat: „Die alten Künstler kannten dre Grundsätze der Perspektiv und übten sie aus; allein Einige unter ihnen, von denen sich zufälligerweise etwas bis auf uns erhalten hat, begingen aus Unerahrenhert Fehler wider dieselben, indem sie in Einer Darstellung mehrere Gesichts - und Entfernungs punkte und Horizontallinren anbrachten. Diese Fehler sah man gewiß vor zweitausend Fahren in Griechenland eben so gut, als wir gegenwär tig, ein; denn die Principien der Optik, wor auf sich die Persyektiv gründet/ sind schon deut lich im Euklide- enthalten. Und wenn auch seine Voraussetzung von der Verbreitung der Strahlen aus den AugeN verworfen ist; so bleibt doch die Richtigkeit der übrigen Folgerungen unangefochten."
S36
Zusätze zu den Briefen
IV. Zum zehnten Briefe. S. 73.
§essing gedenkt in diesem Briefe des bekannten allegorischen Gemäldes, oder der so genannten Takel de. Lebe»; und er hat wohl unstreitig
Recht, wenn er behauptet, daß in der ganzen An-
Habe desselben an gar keine Perspektiv zu denke»
sey, und daß daher alle bisherigen Versuche, eS
nach des Lebe» Beschreibung wirklich zu entwer fen, verunglückt st >d. Der von dem jünger» Me, «ian, de» er noch den erträglichsten nennt, befin det fich bey der deutschen Uebersctzungvon iiipiwS
R 4
264
Zusätze zu den Briefe»
xin. Zum sechs und zwanzigsten Briefe. S. ,185. lieber dasjenige, was die erst itt neueren Zeiten entstandene Benennung des Acharsnvx betrifft, vergleiche man diesen Artikel im ersten Bande der Lrssinyischen Aollekraneen, S. 18. f. und die daselbst beygefügtcnAnmerkungen deSHerrn Leib medikus Drückmann. Ich sehe hier nur noch dasjenige her, wasMarieree •) über diesen Stein erinnert, da sein Buch vielleicht nur wenigen Le sern zur Hand seyn möchte: On ne grave en creux avec succes que für des Agathes d’une feule couleur, qni fönt le plus ordinairement noires, rougeätres, tannees, brunes, bleuätres, ou ardojfees, ou bien für les dgathes qu*on nomme Onyxt Celles-ci cacheht fous uns epaisseur Manche 8c assez mince, une mässe noire, •) Traite des Pienes gravees, T. I, p. 18S.
antiquarischen Inhalts.
265
grife tou rongeatre* qui paroit fotis cette espfece de peau fomme la chair au travers de Pongle •), 8c que le graveur decouvre pour peu qu’il enfonres, en depomUe certaines parties,on fait de ces travaux dehcats, qm A peine effleurem la pierre z ou met eniin Pame, Pelprit 8c la finefTe dans la gravure. Man sieht alfO/ daß Mariette der Dtamantfvitze keinen so geringen Antheil/ ander Voll endung der Arbett des Steinschneiders beylegt/ als Herr Rloy. Selbst die Kraft/ dem Steine erst Geist/ Leden und Feinheit zu ertheilen/ legt er ihr bey.
«Ntiquarischer» Inhals.
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In -er Folge redet Marlette von der Behand lungsart der Kameen, und hält eS zur feinen und völligen Ausarbeitung derselben für durchaus nothwendig, daß der Künstler dieDiamantspiHezu Hülfe nehme. Quand on examine, setzt er hinzu, le iravail de plus beaux Camees des Anciens, il ne paroit pas polTible, qu’ils^les aient executc's $utrement; 8c petit-etre elt-ce pouravoir neglige de fe lervir de ces derniers iuftrupiens, 8c avoir cramt les longueurs de Poperation, que plusteurs Camces fönt d’un travail si lourd 8c st indctjs. Les excellent graveurs de l’Antiquite, moins avares de leurs tems que jaloux de leur ieputatipn, ne menagoient point am st la peine, 8c louvent ils fortöient dePouvrage lesyeux st fatigues , que ne poiivant plus foulenir la vue des petits objeta qu’ils gravoient, ils etorent obliges, s'il en saut croire Pinie, de regarder des Emeraudes,. dont la Couleur agreable 8c bienfailante les recreo.it 8c remetfoit leurs yeux dans leur alliette naturelle. Eden diesen, zu mehr als bloßer Vollendung und Ausfeilung, und selbst zu den ersten scharfen Umrissen der Figuren angewandten, Gebrauch der Diamantspitze vermuthet auch Herr Marunr von den Steinschneidern des Alterthums, in seinen
2?r
Zusätze zu den Briefen
schätzbaren Zusätzen zur neue-eu Ausgabe der Archäologie -es fei. Ernesti *). Nachdem er be merkt hat/ daß die alten Künstler sich eben so wie die neuern des Rades/ und/ wie er glaubt/ auch -es Diamantpulver/ höchst wahrscheinlich bedien ten/ setzt er hinzu: eos, verifimife ess, Adam antem quoque acuminatum, five natura, five arte, live forte, dum pulvens caussatundebatur, itafactum; quod posterius Plinn verba (H. N. lib. XXXV1TW e. 4.) indicare vulentur, lnssrumentis quibusdam incluliffe; in du lum u für paffe ad fimendas particulas Sclmeas tenu^fllmas, quae terebrarumfervore, nondum filo fatis tenero 8c fnbtili, fed quasi craffiori ductae, nec fatis ad amufsim praecifae 8c elaboratae erant: qua in haeresi quoqüe fuit Klotzius, dum invivis esset, celebernmus. Quid? quod non minus sie« potuit, ut ejusmodi adamante ecummato, idoneisque manubnolis inclüso, extrema sigurae, vel sigurarum lmeamenta in gemmil ducerent, 8c partium singularum dimenfiones, jussumque locum defignarent, antequam Täs terebrando tentarfnt. Manis emm firmier 8c exercitatiorsimile quasi telum facilius Screctius gerere,
*) P. 272.
antiquarischen Inhalts.
a.73
=S== MMM»===sss; gerere, fine ullo errandi metu dirigere, eodemque
111 as terebra, qyae minus in ipfius erat potestate, leviffime delignare potuiiTe, mihi certe ydemis extremas figurarum linear, easdemque artis legibus convenientiilime exactiflimeque dudas, le se animadvertilTe, testatur Lippertus (Praefat.Dadylioth. p. XXIX.) eae non. terebrae fervore, led ejusrr\odi adamante acuminato scalptas suiise. Quam conjeduram meam dijudicent, ac vel probandam, vel lmprobandam statu ant ledores me prudentiores»
Nachtrag zum sieben und zwanzigsien Briefe. siebet den Gebrauch, den schon die Steinschnei« der der Alten von der Diamantspitze gemacht haben mässen, verdient auch das gelesen zu werden, was der verstorbene Grafvonvelcheim darkesfingSSchr. xu. rh. «re Aufl. ©
Zusätze zu den Briefe«
«b« sowohl, als von -er Kunst btt Alten in Glas und Stein zu schneiden überhaupt, gesam melt und erwiesen hat t7en. LH. sre Aust.
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Zusätze zu den Briefen ............ i
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mischen tesludo die clypeos undunterscheidet, ob er gleich das Wort »ttäk für beyde braucht, und denen Kriegern, welche jene führten, tu« erTiri ran xtiAaif rmit ruXwteiieri
,
d. i. solche, die sich hohler kanalförmiger Schilde dedienten, entgegen setzet
XVIII.
Zum vierzigsten Briefe. S. 298. Einige« Lesern ist «S vielleicht nicht unange
nehm, wen».ich die Stelle des PaschaUuo hier ganz hersehe, die von Lessmg am Schluß dieses Briefes nur nachgewiesen wird: Ac senfim natum eit hoc artificium nectendi corollas 8c coronas pul ehr 10res 8c operoiiores, quod a Sicyomis manaffe Plinius eft autor ••): *) S. Lips’ de Milit. Rom. p. 103. 108. ••) L. XXL e. 2.
antiquarischen' Inhalts.
291
Hi dicuntur accendijje odores ortir d’acheve de la main d*un jeune komme, 8c que lote» qu*on est parvenu a Tage Je plus propie pour y exceller, la vüe cotnmence A s’afsoiblir; il y a beaucoup d'apparence que les anciens Artilte» ont en recours comme nous ä quejques lunelte ou microfcope, pour iuppleer A ce defaut 8c facilitec leur travail. Die Art/ wie sie sich diese Erleichterung bewirkt haberr, laßt t? irrer/ wie man sieht/ unbestimmt; und von gläsernen Ku geln mit Wasser gefüllt/ ist be< ihm die Rede nicht. Wenigstens habe ich in seinem ganzen Bu che keine hierher gehörige stelle außer der eben angeführten/ aussinden können. Eben so wenig erwähnt auch Mari- tu etwas von der Art, selbst da nicht/ wo er alle Werkzeuge und Geratheund das ganze Verfahren d-.s Steinschneiders umständlich beschreibt. Diesem dienen auch die Vergrößerungsgläser wohl mehr nur, um den Fortgang und Erfolg seiner Arbeit von Zeit zu Zeit zu prüfen/ als sich während der Arbeit selbst die Gegenstände dadurch in die Augen fal lender zu nmchen.
Soo
Zusätze zu -en Briefen
So viel ich weiß, giebt es aus dem Alter thum keine Dioptrik, außer die des «§eeo von Alexandrien, der ungefähr anderthalb Jahr hunderte vor C. G- lebte, und von dessen Katoptrik «Zeliodor von Larissa ein Fragment aufbchirlten hat. Seine Dioptrik ist, nach Lamdeck's Zeugnisse, handschriftlich in der kai serlichen Bibliothek zu Wien vorhanden, und besteht aus einigen dreyßig Blättern in Quarts. Vermuthlich dachte Lippert hieran, wenn er in der oben S. -9. ausgewogenen Stells seiner Vor rede sagt.- daß die Diovtrik bey den Alten im Gange gewesen sey, -finde er nicht, oder doch Jtur eine kleine Muthmaßung. — Daß aber die Alten einige Wissenschaft unter dem Namen der Apakiastik gehabt hatten, davon finde auch ich' «licht die mindeste Spur. •) S- Heilbronneri Hiftor. Mathel. univerf. p- atr.
antiquarischen Inhalts.
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Nachtrag zum fünf und vierzigsten
Briefe. G,.s v Veltheim batte in seiner Schrift über die Reformen in der Mineralogie •) behaup tet/ daß Nero ein Myope, und der Smaragd, Lessen er sich als Zuschauer der Fechtersviele be diente, ein hohlgeschliffener Al-uamarin gewesen sey. Beydeö hat er in der Abhandlung über Memmon'6 Bildsäule, u. s. f. ••) weiter ausge führt. Lessings Meinung ***)/ daß Nero nicht Myops, sondern preebyt gewesen je-.', war dem Derf. unerklarbar, da sich auö den von ihm an geführten Zeugnissen das Gegentheil ergiebt; er versichert jedoch, L. habe ihm, als er seine Ge gengründe ihm anführte, wirklich gestanden, er glaube hierin girrt -zu haben. Don dem Snm-
♦) Einzeln, Helmstadt- 1793. 8. und im zwei ten Bande der angef. Sammlung, gleich zuerst.
S. die angef. Samml. Bd. 2, S. 119. •••) Werke, Th. 12, S. 17,
Zusätze zu den Briefen
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ragt)/ womit jener Kaiser bey -en Fechterspielen satter Kurzsichtigkeit zu Hülfe kam,'wird aus op tischen Gründen gezeigt/ daß dabey weder an ei nen Spiegel zu denken / noch anzunehmen sey, daß der Smaragd linsenförmig geschliffen war. Auch aus den Worten -cs pimtue: »dem pletumque concavi^ ut vilum coihgant, ergebe sich. Laß er h^hl geschlissen gewesen sey. Die Grün de/ woraus es wahrscheinlich wird, daß dieser Stein unser Aquamarin/ oder em etwas dunkel gefärbter Beryll gewesen, sehe man in der an geführten Schrift selbst nach.
XXI. Zum sechs und vierzigsten Briefe. S- 45. Vor dem von Lessing nach dem Pliniu« be merkten Betrüge bey den vorgeblichen Cameen von mehrern über einander liegenden Schichten
antiquarischen Inhalt-.
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warnt auch Marierre *). Les pierres grames che rehef, fügt CV/ fönt celles qm offrent plus frc>quemment des occafions de faire de ces reftaujrations. Je Tai deja dit, il eft rare d’en trouver de bien entieres; mais il ne Fest pas moins d*eji rencontrer, qui remplissent toutes les conditions qu'exige un Camee parfait. Une de prmcipales, fest que les couleurs loient diftinctes; que celle qui pemt un objet, ne s’etende point Jur l’objet voifin, 8c qu’il n’y ait dans cette diftnbution des Couleur aucune confufion. 11 saut de plus s'affurer, si la couleurs qui feit de lond, eft veritablement celle de FAgathe« 11 (e fait lur cela bien de luperchenes. J’ai vu des Camees dont le champ etoit peint artificiellement, 8c d’autres qui etant conliderablement ammcis, n’avoient de couleur, que celle que la feuille, qui etoit appliquSe deffous, leur donnoit: 8c quiconque n’en eft pas prevenu-, peut ailement s’y laiffer furprendre, d'autant plus' que cette couleur attißcielle eft ordinairement mife avec beaucoup d’art. D’autrefois les parties de relief du Camee qnt ete enlevees de deffus leur fund, cernees exadement
*) Traili des pierres gravies, T. I. p. gg.
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Zusätze zu den Briefen
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tout autour, 8c cellees für un -nouveau- send d’Agathe; 8c c’est de cet fa^on qu’on ete retarblis, meme anciennement, quantite de Camees, qui etoient ecornes, 8c qui par - lä ont beaucoup perdu de leur pnx. 11 eft alle de difcerner les Camees ainfi -reftaures, lors meme qu’ils Pont ete avec le plus de 1‘oin. Car dans les Camees qui fönt purs 8c entiers, le fond eft toujours eyn peu inegal 8c un peu onde, il n’eft pas pofiible de Punir davantage a Foutil; dans les aut res au contraire ce meme fond eft tres hffe, 8c extremement bien dreffe, parce que l’Agathe für laquelle on a rapp orte le relief, a paffe auparavant für la roue du Lapidaire,
xxn.
Zum sieben und vierzigsten Briefe. S. 58. Obgleich Marietke •) allen erhaben ober im
Relief gescluiitter.cn Steinen den Namen der La mee» •) k- 31.
antiquarischen Inhalt-.
305
meen giebt; so schränkt doch auch er bald hernach diese Benennung vorzüglich auf diejenigen Steine eilt/ welche mehrere Farbenschichten haben. Cat les Came'es, sagt er, le fönt avec des Agathes, 8c si le giaveur f^ait profiter des differentes nuan* ces, ainfi que des couJeurs accidentelles qui fönt presquetoujours repandues für ces pierres fines, il peut en faire des applications heuretifes, 8c faire paroitre la fculpture embelhe de couleure qui. fembloient reiervees ä la peinture. C’eft ce qui a ete pratique plus d’une foispar d’excellene graveurs. Lesflng's Herleitung der Wörter Cemte und camayeux aus der Zusammenziehung der beyden Wörter gemma onychia ist/ fürcht'ich/ mehr sinn* reich, als wahr. Die Wörter catnaeus, camahu* tus und camaheius, von dergleichen Steinen gebraucht/ kommen/ wje.M Zresne und Ade lung bemerken, und jener mit Beyspielen be legt, schon im dreyzehnten und vierzehnten Jahr hunderte vor. Ohne hier noch mehrere, als die von Lesffng angeführten, Vermuthungen Anderer, über die Herstammung dieses Wortes, herzusehen, gedenke ich nur derjenigen, die Herr Leibmedikuö Drück, Lejfin-S Scvr. xii. rtz. ate Ausi. M
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Zusähe zu den Briefen
M«i»') hat, und die mir von alle« die meiste Wahrscheinlichkejt-für sich ju haben schemt. Ich gebe sie hier mit seinen eigenen Worten; „Der Graf Laylus ••) behauptet, daß auch hie Alten bereits in verschiedene Arten von Sehne« cken und Muscheln ihre Lameen geschnitten ha ben. Es mag dieses nun seine Richtigkeit haben aber nicht, so hat eS mich doch auf die Gedanke» gebrach^ ob nicht das Wort cameo oder camie von chama. welches eine bekannte Art Muscheln bedeutet, am richtigsten abruleiten sey"'). Einige schreiben statt cameo, chameo; oder chamaeo; und ?s ist bekannt, daß man nicht selten dieMuscheln, die Alten und Neuern chainas nennen, erhaben geschnitten antrifft. Dergleichen geschnittene Mu schel» und Schnecken,, am mehresten deren Ab*) Beyträge der Abhandlung von Edelstein nen, S. 153. ••) Recueii d’Antiquites, T. I, p. 26.
***) Dir deutsche Bencnunng ist Gienmnschel. Man vergl. Schmied!!»'» Larholik-'N, B. ", S. 46, wo camcts durch Ringe aus Gien» muscheln, mit ausgeschnittenen oder eingegra« denen Figuren erklärt werden. E.
antiquarischen Inhalts.
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schnitte oder Stücke/ gleichen wegen ihrer abwech selnden rothen/ grauen, bläulichen, schwärzlichen/ braunen und gelblichen Farben, den verschiedenen mit andern Steinen verbundenen Onyxarten oft so sehr, daß man dann und wann Mühe hat, solche eine geschnittene Muschel - oder Schneckenschale, wenn sie als ein RingAein, oder sonst, geschnitten und polirt ist, von einem ächten geschnittenere Onyx zu unterscheiden; so, daß man oft den besten Schiedsrichter, die Feile, zu Hülfe nehmen muß. ES ist bekannt, daß man dergleichen Muschel-und Schneckenarten jederzeit erhaben geschnitten cm* trifft; und e6 ist mir daher sehr wahrscheinlich, daß nachher auch die erhaben geschnittenen Onyx arten und andere Steine chamaei, chamees oder camei und camees, sind genannt worden. Dix Franzosen pflegen fast jederzeit, wenn von diesem Muscheln die Rede ist, camt statt chama zu schreib den." u. s- fEben diese, hier so einfach und anmaßungsloH vorgetragene Vermuthung hat unlängst ein Ungee aannter*) als ganz neu und unerhört, und mitein U2
•) Meufel'6 Museum für Künstler und für Kunstliebhaber, G. xiu und X1V.
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Zusötze za den Briefe«
«em bis zur Abgeschmacktheit gekünstelten und verschwendeten Wortaufwande, wieder vorgetragen. Ihn veranlaßte dazu die'schon vonBrydone gegebene, auch von Herrn Drückmann erwähnte Nachricht, die er in Houel'o malerischer Reise «ach Sieilien fand, daß zu Trapani in Sicilien dergleichen in der Nähe gefundene Muscheln vorküglich geschickt, erhaben geschnittenen Steinen gleich, verarbeitet werden. Vielleicht also, daß man ähnlichen Arbeiten zu Steinen schon deswe gen den Namen der Muscheln selbst gab, noch ehe man die Muscheln künstlich bearbeitete'); weil dazu schon die zwey abstechenden Farben dieser letz ter» Anlast geben konnten. Und dies würde denn auch mitLefflng'o Behauptung zusammenstimmen, -aß nicht in der erhobenen Arbeit, sondern in der Verschiedenheit der Farbenschichten, der wesentli che Charakter der Cameen zu suchen sey. ES käme nur noch darauf an, den ältesten Nach richten von dieser Art Muscheln und dem erste» Gebrauch ihres Namens auf die Spur zu kom men, um zu sehen, ob dieser letztere früh genug
•) Ueber diese Arbeit vergl. Maritttt Tr. d. p. g. T. I. p. gl. 1.189* Lorsqu’on veut rendte le travail de» camees, ob a recour« ä de peil-
sntiquarischrn Inhalt-.
309
da gewesen sey, um die anologjsche Benennung der ihnen ähnlichen Edelstein« ju veranlassen.
Nachtrag zum sieben und vierzigsten Briefe. Ueber die Entstehung des Wortes Lamee stellt«
neulich Prof. Fisrillo eine neue Untersuchung an *). Wie sehr verschieden und verstümmelt
diese- Wort in mehrer» Sprachen geschrieben sey, sieht man aus de» auch von ihm aus dem
du Fresne und Andern gesammelten Beyspiele». Die Meinungen über die Ableitung desselben sind, wie bekannt, fast eben so mannigfaltig.
Mit
Lessing'« Vermuthung, daß es, besonder- in der Form vo» Cemmahuja, nug gjcmma onychia eilt* standen seyn könne, stimmt Hrn Fi-rills's Mei* »ung zum Theil überein; außer daß ihm das erste dieser beyden Wörter genügt. „Ich wage,
sagt er, die Vermuthung, daß cameut au- dem U 3 tei coquillel de mer appelleei Porcelaine», ou Ä celles qui portent le nom de Chamest ces dernieres fönt du genre de Bivalves.
•) Kleine Schriften artistischen Inhalts, Bd. S, S. 351.
Zusätze zu bett Briefen
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Worte gemma entstanden sey. Die Buchstaben C, K und G, werden in dem Latein deS Mittel alters oft verwechselt; und in einer Stelle beym Carpenttev heißt'der Camee sogar Qamau Auch findet man Jamme für gemma in den Provenzallschen Dichtern. Diese Etymologie wird sich den Sprachforschern vielleicht mehr als die an dern empfehlen, bey denen man zu den orienta lischen Sprachen seine Zusiucht nehmen muß." — Aus zwei Stellen bey m vasari macht Hr. F. es wahrscheinlich, daß die Jtaliäner anfänglich die zweyfarbige Steinart, aber nicht die Arbeit, Ca*ieo genannt haben, jene mochte vertieft oder er» höht bearbeitet seyn; und erst nachher sey der Name bloß den Steinen mit erhobener Arbeit ausschließlich gegeben worden.
XXIII. Zum acht und vierzigsten Briefe.
S. 73Kleber denSardon^x vergleiche, man die Bemer
kungen des Herrn Leibmedikus Vrückmann *), •) Abh von Edelsteinen/ S. 2i4. Beytrag. S. 18. 152.
antiquarischen Inhalts.
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UM zu sehen/ wie abweichend die Angaben seiner Charaktere nicht nur der Neuern von den Alten/ sondern auch jener von einander Knd. Dr-o ver zeihlicher war es/ wenn Winkelmann diese Be nennung brauchte/ ohne dabey die Beschreibung des Plinius in Gedanken zu haben, die auf den jetzigen Sprachgebrauch ohnehin nicht ganz zu trifft. Das Braune und Bräunliche des Steins veranlaßte ihn vielleicht zur Wahl dieser Benen nung. Auch Marierre *) sagt: Si c’eft le rouge ,qm fait le fond de FAgathe- Onyx, c’eft alors nne Cornahne - Onyx; 8c c’eft une SardoineOnyx, lorsque le champ en eft jaunatre, ou en-
Diesen Unterschied übrigens mißbilligt Herr Brüekmann/ weil die Alten das Wort Carneol nicht brauchten/ und ihr Sarder mit demselben einerley war. Marierre hatte hier aber wohl nur den neuern Sprachgebrauch im Sinne. core plutut fauve.
♦) p. 184.
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Zusätze zu dm Briefen .
XXIV. Zum acht und vierzigsten Briefe. S. 78. dem Mohacksteine/ s. Brüekmanns Abh. S. 193/ und Brytr. S. 142.— Gort war noch «herzu entschuldigen/ als vloy, wenn er im La teinischen moco als die Benennung dieses «Stein# setzte/ da ihn die Jtaliäner moccho nennen.' Auch redete er von dem orienrali>'ct>en Dendracdat, der diesen besondern Namen führt/ und drückte sich also besiimmter aus, als wenn er den Name» der Gattung gewählt hätte.
XXV. Zum neun und vierzigsten Briefe. S. so. Umständlicher sehe man hierüber Lessings Kol/
lekraneen/ Th. 1» S. 405 und 486.
antiquarischen Inhalts.
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st« nimmt er mit asteria oder asiroitet für ttit nehmlich«« Stein.
Nachtrag zum neun und vierzigsten Briefe. §8en« man auch folgende Vermuthung Hm. ÄrAtfmann’e über den Grund, warum der Opal auch orphanus benannt ityn soll, mehr sinnreich als wahrscheinlich sinde» sollte; so verdient sie hier doch wohl eine Stelle. „Sollte nicht, fragt er *), orphanot in den damaligen barbarische« Zeiten aus dem Italiänischen re, oder dem Französischen or (Gold) und dem Griechischen fdurchscheinend, zusammengesetzt, und der schönste Opal, welcher einen Eoldschein giebt, »der mit goldfarbigen Flämmchen spielt, darun ter verstanden seyn? Hätte dieß seine Richtigkeit so würden die Ucbersetzungcn deß Worts orpha-
♦) Ueber -en Sarder-«. f; f. S. 95, ,
Zusätze zu den Briefen
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'An den aus Lessings Papieren mitgetherlten kurzen Entwürfen der Fortsetzung dieser antiquarischen Briese ließen sich der Zusätze eine Menge liefern- Aber ich würde hier theils dasjenige wiederholen müssen, was sich Lessing selbst schon in seinen Lollekraneen dazu gesam melt hatte, worauf er so oft in jenen Entwür fen verweiset, und die ich dabey oben schon, nach der gedruckten Ausgabe, nachgewiesen habe; theils halte ich e§ für besser, die Streitigkeiten, worauf sich diese Briefe beziehen sollten, jetzt nicht wieder zu erneuern, da sie zum Theil vergessen, und durch die Stimme deö Publi* eumö längst zu Lessings Vortheil entschieden sind. Also nur noch ein Paar kurze Erinne rungen.
Im vier und siebzigsten, und den beyden folgenden Priesen war Lessmg Willens, sich mit
anüchuarijHk'n Inhalts.
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tick Kerfaffer der literarischen Briefe/ eines» zweyte» Verfechter von Klotz, einznlaffen. Do» tiefen Briefen sind zu- Altenburg 1769 bis 1774
drey Pakete erschienen, die sehr vermischten In» haltS sind, und setzt wohl größtentheils in Ma
kulatur » Packele verpackt seyn mögen.
Ich
laffe eS dahin gestellt seyn, ob der nachyialige, setzt verstorbene Etats-Rath Herr bon Schirach damals noch «3err Schirach tont couft — ihr Verfasser gewesen sey, oder nicht. In Men» sel's gelehrtem Deutschlande werden sie ihm we» nigstens beygelegt. Die »ter letzten Briefe deersten Pakets betreffe'» de» streit zwischen Les»
-ng und Klotz'; und eS ist freylich sonderbar genug, -aß dieser Briefsteller denselben auf drey Hauptpunkte zurückführt: auf die Homerische Nachahmung bey den alten Künstlern — auf die Bildung der Furten — und auf die Frage von ter Perspektiv der Alten. Es war mein Vorsatz, mich wider die in dieseck Briefen ge machten neuen Vorwürfe in neue Erörterun
gen und Rechtfertigungen der Leffingischen Be hauptungen einzulassen. Aber indem ich sie in dieser Absicht wieder durchlese, finde ich alles, des siegreichen und höhnischen TonS ungeachtet.
Zusätze zu Vm Briefe-
so oberstachlich «nd so seicht widerlegbar, daich eS für reinen 3 itverlust halten würde, mich dieser Mühe p, unterziehe».
2, A» den neun und sechzigsten Briefe wollte Lessing von seinen zwey noch nicht bekannte« Steine», mit EP und ANTHPOz bezeichnet, redenDie beyden erster« griechischen Buchstaben siebe» auf der Figur eines Stiers, in einen Chalcedon »der weißen Karneol geschnitten, Wie auch auf der zweyten Kirpfrtafel »« S. so4., des eilften Bandes dieser Sammlung abgebtldet ist. Was Lessng darüber sagen wollte, hatt« er sich, der Hauptsache nach, in seinen Ksllek, kaneen ««gemerkt, die man darüber Nachsehen kann *) Der Meinung, daß die Buchstaben römisch sind, und der Stein «ach einer Münz« von Epirus geschnitten sey, ist «ich der Steten«.
•)> D. I. S. 27«.
qntiquanschen ZuhaltS.
sent der Kokektaneen in den Götttngischen Anleigen *). Eben daselbst **) nahm stch Lessrng vor, tU nen unbekannten Stein, mit der Inschrift Anrero-, im -ritten Theile der antiquarischen Briefe bekannt zu machen,, und setzte einige Zweifel über die Deutung der auf diesem Stei ne befindlichen Figuren hinzu. Ich konnte da mals nichts weiter darüber sagen, weil mir der Stein fremd war, den auch Lessing als noch unbekannt angab. Bald aber nach dem Abdrucke der Kollektaneen überraschte mich mein vereh rung-würdiger Freund, Herr LelbmedikuS L rück, mann, mit der Vorzeigung der, in einen Ring gefaßten, Gemme selbst, die nach Lessings To de in seine Sammlung gekommen war. Un nicht lange hernach übersandte mir Herr Nico lai, da er mir den Antrag zu dieser neuen AuS, *) Vom Jahp 1791/ St., ?4. — In Herrn Ra'p^s sogleich anzufuhrendem Verzeichn niffe steht dieser Stein unter der Klaffe der Dionysischen Stiere, R. 1303. ••) A difcnptive Cat.alogue of a general Colkctton oi ancient and modern engraved Gcms, etc. »Lond. 1791, 2 Voll. 4» L». 94.
Z2o
Zusätze ju bey Briefen
fi»6e der antiquarischen ‘ Briefe machte, einen Abdruck der hier beygefügten Kupfertafcl, di« schon im Iah 1769 zu dem dritten Theile die» str Briefe vorläufig gestochen war. Man steht hier zur Rechten vor einem Baume einen runden Alta>> oder eine kleine Säule, wor auf ein Storch, oder ein Ibis, mit dem Einen Beine steht) indem er das andere mit ausgefpreiteten Klauen über die Spitze eines.auf der Erde empor stehenden Schwerte« hält, um es) wie eS scheint, zu schützen. Ueber dem Schwert« steht ein Stern. Weiter links ein Adler mit ei nem langen Stabe oder Spieße, auf dessen Spitz«' das steckt, worüber Lessing mit Recht zweifel haft ist, was es eigentlich vorstellen solle. Eim Delphin ist es schwerlich; eher noch ein halb um gekehrter Lelm, aus dem eine Schnecke hervor kriecht. Der Adler hat seinen Kopf hinter sich, dem Storche zu, gekehrt. Endlich noch linker Hand eine Säule, und auf derselben ein Krug, oder ein Ovfcrgefäß, mit einer, dem Adler zu gekehrten, Handhabe. In Herrn Raspe'o schätzbarem Verzeichnisse vlM lkaffie s Pastensammlung findet sich dieser nehm lich« Stein Nr. io4i, mit folgender Beschrridung;
atttlquarischen Inhalts.
Jsi
Vang: „Ktn Adler, der in Einer seiner Klanen
„eine LaNze hält, auf welcher eine Schnecke und „eine Schlange'-ecken. Auf' der einen Seite iK „eine Säule mit einem Gefäß, und auf -er nrf« „dern ein entblößtes Schwert, ein Altar mit einem
„Storch, und ein Baum, ltntett; authpö.« — Auf der zwanzigsten Kupfertafrl rst eine Abbik» düng dieses Steins befindlich, in' der aber dtie
Darstellung dessen, «aS auf dem Spieße steckt, ganz verfehlt ist, und einer Katze völlig ähnlich steht.
Aus dem Baume ist hier ein schwebender-
Zweig geworden. Uebrjgens wird hier weder die Materie der Gemme, noch die Sammlung woraus ste genommen ist, angezeigt; die Paste
wurde also vermuthlich nach einer andern Ko
pie verfertigt. Die Dorfindüng dieser abgebildeten Paste in der gedachten Sammlung brachte mich indeß na türlicher Weise auf die Vermuthung, -aß diese Gemme doch wohl so ganz fremd und unbekannt nicht seyn möchte, und daß ste vielleicht schon in irgend einer durch Kupfertafeln und Beschrei bungen erläuterten Sammlung befindlich sey. Glücklicher Weise fiel ich gleich auf diejenige, in der ich ste wirklich fand.
keffingo e Ex e&ypo'Musei V, C, Eraneisti Comm, ViSorii. Sie befand sich also, aber, wie e« scheint, auch nur in einer Pgste, in der Sammlung «den de< Verrsri, dem Lesfing in seinen Kollektaneen einen so ausführlichen Artikel widmete, und dessen glyptographische Ahe Handlung er einer so vorzüglichen Aufmerksam keit würdigte. Neugierig war ich nun auf die Erklärung dePasseri über die auf diesem Steine befindliche Vor stellung, ob mich gleich die von ihm gewählte Ueherschrist, Monstrum chimaericupt, wenig Befrie digung hoffen ließ. Er sagt geradezu, daß die se Gemme unter die chimärischen Seltsamkeiten zu zähle« sey, weil auf ihr rin Adler und der Dogel Ibis etwas thun, was über ihre Natur« •) Thesaurus Gemmarum antiquanim Aftnferarum; interprete Job. Bapt. Pufferte; curaSc Audio Ant. Franc. Gorii. Flur. 1750, 3 Vol. iol. nun.
antiquarischen Inhalt-.
S2Z
kkästt hinausgeht: galeam haftae fubfixam, 8c
gliadum ltnngunt.
Was fltlf dem Spieße Heckt,
konnte er schlechthin für einen Helm erklären; -en es hat auf der hier gegebenen Abbildung völlig die Gestalt eines Helm-, an dem sich auch nichts Schneckenähnliches befindet/ und der hier
auch eine ganz verschiedene Lage hat. Am läng« -en verweilt er sich bey der Anschrift Unteroe, wovon 'hernach; und hält das Ganze für eia
amuletum amatorium.
Bey der weit hergthol« ten Gelehrsamkeit/ die er, nach der Sitte ita« liänischer Antiquare/ zur Erläuterung der Flgu
ten beybringt, mag ich
mich nicht aufhalten.
Es wird gerade nichts dadurch erläutert; und Paffen selbst erklärt am Ende alles für bloße Muthmaßungen/ weil Gemmen dieser Art/ di« von den gewöhnlichen mythischen Grundsätzen
abweiche«/ schwer;u erklären find. mit der sehr wahren Bemerkung;
Er schließt
Latent etiam
quandoque in hisce fcalptuns meri attificum In tus atque loci, feu etiam fcommata, qüae olim Nota, nunc penitus ignorantui: qvod adnotaffe
non pigebit, ne in hisce openbue. adeo a com-
muni veterum mente atque ftilo recedentibui, operam proteramus. Ls
324
Zusäße zu den Briefe«
Dieser guten Lehre will ich denn auch hier folge», und Andern die Deutung des Subjects dieser Gemme gern überlassen. Nur noch ein Paar Worte über seine Inschrift. In den Kollektaneen •) setzte Lessing i“ dem
Artikel Anreros: „Soll der Name eines alte« Steinschneiders seyn." Und, wie sein Brudess, Herr Münzdirector Lessing auf einem Abdrucke deS hier beygefügten Kupfers aus einem Briefe von Hrn Lesstny an Hrn Nicolai anmerkt, wollte Lessing im dritten Theile seiner antiquarische« Briefe erweisen, dass esgar keinen solchcnKünK-
ler gegeben habe, und Am^os ganz etwas an ders bedeute. Wenn er hingegen in einem von den hinterlassenen kleinern Fragmente artistischen Inhalts *•) die Stelle aus dem N.onkfancon an führt, worin derselbe bey einem ander» mit die
sem Namen bezeichneten Steine, zuerst vermu thet, es-sey hier der Gott der Gegenliebe, An teros, gemeint- und hernach die Meinung ande rer anfl'lhrt, daß es vielmehr der Name des Künstlers sey; so setzt er hinzu: „Und so i') Th. I. S. 74. S. Th. X. S. 82.
antiquarischen Inhalts.
32$
„es auch; denn Siosch führt einen andern ge„schnittenen Stein mit diesem Worte an." Dies letztere hat nun zwar nicht ganz seine Richtigkeit; denn Srosch **•) ) gedenkt zwar eines ähnlichen Steins/ setzt aber ausdrücklich Hinz«/ daß darauf gar kein Künstlername- befindlich sey. So viel sieht man indes«/ -aß Lessins über dieseii Umstand noch zweifelhaft tyar. Passeri ist es gleichfalls *•); aber doch neigt er sich mehr zu der Meinung/ daß hier der Gott Antero» gemeint sev/ über den er nun al lerley zu eommentiren Gelegenheit findet. Ich selbst fand diese Vermuthung wahrscheinlich •••); und sie wurde es mir noch mehr/ als ich inHrn. Raspen'o Verzeichnisse «in Paar Gemmen mit dem Worte Ero» bezeichnet fand/ von dem es wohl noch zweifelhafter ist/ ob darunter ein Künst ler zu verstehen sey. Was wäre nun natürli cher gewesen, als das Geschenk eines mit dem Namen des Gottes der Liebe bezeichneten Steins oder Ringes mit einem andern zu erwiedern, X 3 *) Gemm. Ant. Col. n. IX. p. IO. *•) l. c. T. 11. p. 173. •'*) Koüektaneen, Th. L S. ‘347.
z-6 Zusätze zu der» Briefe» ic. der den Namen des Gotte- der Gegenliebe r»r Inschrift gehabt Hatter Bey dem Steine deSkosch, dem HcrkuluS Buphagus, ist hingegen die Inschrift antepötoc, schon des Genitiv'« «egen, öher für den Namen -eine- Künstler- zu nehme»/ «nd vielleicht daraus nichts auf die Inschrift unser- Steins |u folger« *). Doch, ich. wage nicht- zu entscheiden. •) Aus der verfehlten Orthografie in *vrn»*s, die auf der andern Gemme richtig ist, laßt sich auch wohl nichts schließen. Alan weiß, daß dergleichen Fehler auf alten Inschriften jeder Axt nicht selten stnd.
Zusätze zu der
Abhandlung
vom
Älter der Oelmalerey. Don dem Herausgeber.
gleich der Nachtrag, den ich hier ziz der im achten Theile diesex Sammlung befind-» tzchm Abhandlung pom Alter der Oelmaleypy liefere, mehr historisch als kritisch ausfallenuyd die noch immer streitige Frage über dü eigent-f liche Erfindung derselben zu keiner völligen Ent scheidung bringen wird- so darf ich doch vermu then, daß es den Lesern dieser Schriften angenehm seyn werde, *die weitern Fortschritte dieser Unter suchung,^ die «zum Theil durch die 8eflmgtfd)t Schrift veranlaßt ryurden, übersehen zu sonnet^ PNd dadurch die Frage selbst ihrer Entscheidung P-enigstenö näher gebracht zu finden. Völlig ent scheiden mochte sie sich wohl so leicht nicht lassen«; und auch hier werden die ersten Anlässe und die vorbereitenden sowohl als die begleitenden UmstandreserErfindung, wie.sy mancher andern,wohl im Dunkeln bleiben. So viel aber wird am Ende aus allem erhellen, daß die Beymischung des Oels zur Bereitung der Farben weit früher bekannt gewesen Ist/ als man -abott nicht zum bloßen Slnstreichen,
33°
Zusätze zu der Abhandlung
sondern;ur Verfertigung eigentlicher Kunstgemalde, und zur Bewirkung ihrer größern Vollkom menheit/ Gebrauch machte. Die Einführung die ses Lehtcrn Gebrauchs demIohann van Evck adzusprechen-/ hat man immer noch zu wenig Grund. Die Gemcinmachung desselben scheint vielmehr ibitt und fernem Zeitalter um so gewisser zu gehören/
da d-eses in der Geschichte der Malerey eine so merkwürdige Eiwche macht, und sich erst vvn die
sem Zeitalter die schnellen Fortschritte der Kunst, und die edelsten Arten ihrer Anwendung/ anhcbm. Die erste nähere Prüfung dieses (Gegenstände-, wozu Lessings Schrift unmittelbar Gelegenheit gab/ sind, soviel ich weiß, des Herrn von Murr
Beyträge zur Geschichte der Gelmalerey*). Gleich zu Anfänge derselben gedenkt er der von Lessing entdeckten Handschriften des Theophiluv Presbyter, den er aber nicht für einen deutschen
Mönch, noch mit bem Cutilo im neunten Jahr hundert für Eine Person, sondern für ein Mönch
von griechischer Herkunft hält, der inItalien sey ge-
•) In seinem Journale zur Kunstgeschichte und zur allgemeinen Literatur, Th. l. (Nürnberg 1775. 8-) S. 17. f.
Dom Alter der Oelmalerey.
331
Boren und erzogen worden •)» Auch hält Herr V. m. sich überzeugt, daß vor Johann van Eyck bereits in Italien Versuche/ mit Oelfarben zu ma len/ gemacht worden, die man aber äußerst geheim gehalten habe. Man behaupte/ daß in Neapel schon im Jahr 1300 mit Oel sey gemalt worden. Aus des Bernardo de'Domenict Lebensbeschrei bungen der dortigen Maler, Bildhauer und Bau künstler führt er eine dahin gehörige Stelle an, worin dieser sich aufdasZeugniß eincrHandschrift deS Cavaliere Massimo Sranzioni beruft/ und wo die Reise -es Anronetto von Messina nach Flandern zum Johann van Eyck/ die tieffing be zweifelt/ schlechthin gclaugnct wird. Hierin aber geht Gtanzioni/ nach des Herrn v. M. Urtheile, zu weit; und es sind ihm - wie es scheint/ mit Recht — alle die Maler verdächtig/ die zu den Zeiten des Johann van Eyck lebten, und doch •) Herr Breitkopf schrieb mir indeß vor einte, gen Jahren, er habe bey Gelegenheit seiner Untersuchungen vom Ursprung derHolzschneiderey, diesWerk mit genutzt, und sich genauer um diesen Cbeopbt’ue bekümmert. Hierbcy Klaube er 0 viele Merkmahle gefunden zu ha ben, daß Lessing's Meinung wohl ihre Rich tigkeit habe.
Mr Zusätze zu der Abhandlung t?;--------- —
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vor ihm, obe» wenigstens aoS ihrer, eigenen Erfahrung, die Oelmalerey gekannt Haben sollen. Dies' gilt sowohl vom Colantonio da Flore in Neapel, als vom Lipp» Dalmaslo in Bologna. Dom Antonello da Messina, der zu Venedig zu erst mit Oelfarben gemalt haben soll, sagt nicht «urvasari, sondern auch Ridorfi, derGrafSalvarolo,! und lveyermann, daß er diese Kunst in Wandern von Johann van Eyck gelernt habe. Daß dem Antonello die von Lessing erwähnte Grabschrift wirklich gesetzt worden sey, leidet wohl keinen Zweifel; und vermuthlich Hat sie vasari, der oft in Venedig war, selbst abgeschnebrn. Jetzt aber findet sie sich nicht mehr. Herr v. M. ver muthet, daß Antonello in San Lassiano begraben, «nd sein Grabmahl durch nachherige Veränderung der Kirche verschüttet sey. — llebrigens ist die Ausgabe deL.vasar» von 1578 nicht, wie Lessing meint, die erste, die er selbst besorgte; sondern diese erschien schon im Jahr 1550 in zwey Oetavdänden. Herr v. M. macht S. 30- einen Der, such, die Epoche der alten Oelmalerey, wie sie von Johann van Eyek mehrer«, italienischen «nd niederländischen Künstler» zunächst bekannt wurde, chronologisch zu ordnen.—In Deutsch land
vom Altee der Oelmglerey.
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giebt es zwar viele alte Oelgemälde; aber ihre frühere Verfertigung laßt sich nicht beweisen. Oie von Keyßler aus dem Praumischen Kabinette in Nürnberg/ als mit der Jahrzahl izi8 versehen/ angeführte, in Oelgemalte, Tafel ist, nach desHrn. v. M. Meinung, unstreitig aus dem fünfzehnten Jahrhundert; und die Jahrzahl, die 1518 heißt, gehört gar nicht zu dem Gemälde. — Bey Weyerj mann steht die Nachricht von Johann van Eyck, der Hauptsache nach, eben so, wie bey van Min der. Van Goel und Gerard Hoer haben hier über nichts; noch weniger Houbraken, der den van Mander fortsetzte, dessen Werk nicht, wie Lessing meint, durch ihn neu herauögegeben ist. Die Stelle des Descampe darüber hat Herr«v. M. der Länge nach abdruckcn lassen. Sie ist Wogt Wiederholung des gewöhnlichen Berichts, nur im Vortrage etwas aufgvschmuckt und erweitert. Das Resultat von den Untersuchungen des Hrn. von Murr ist folgendes: ,/Es dünkt mich sehr un,/billig zu sein, einem Künstler, den alle Maler „seiner Zeit verehrten, weil er ein Geheimniß be-,saß, das sie nicht wußten, das Verdienst derEr„sindung der Oelmalerey abzufprechen, die doch -/io ganz Italien damals so ne«, so erwünscht
334 Zusätze jit der Abhandlung ■ j.
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„war. Kurz/ vor van malte man zwar tii ,,Oel/ aber ohne Geschicklichkeit. Man ließ rott« //der davon ab/ weil viele andere Hindernisse fidjj ,/dabey ereigneten. I^bann aber überroand sie „alle/ und wurde der Lehrer, der welschen Kolo//rissen." Herr von Murr vermuthet/ daß sich in eint« gen ältern flandrischen Chroniken, und ähnlichen hi-orischen Werken doch wohl eine Erwähnung von der dem van Eyck ^geschriebenen Entdeckung sinden müsse. Die Annales de Fiandes des Ema nuel 3iieöro habe ich vor mir; und es wird in ihnen allerdings dieses Umssandes gedacht*). Aber •) T. II. p. 88« (Anvers, 1624» fol.) Florecian en la Ciudad de Hrujas Juan y Huberto van tycke bermanos, pmtores y artifices inlignes, qu«, legun la opimon de algunos, nalcieron en Mas-eyck* lugar pequeno ä la onlla de la Mola y de la junsdicion de Lieja. Hallo e] Juan el modo de defender la pintura de las injunas del tiempo, meielanao los coloree con el azeyte ö oho lacado de las sinnen les del Imo, invencion rara y quelecomunicd deipues A otras naciones, siendo el primero An» tonelfo de Meffina Siciliano, (el quäl fe hallo en aquel tiempo en Bnijas.) que enlend en Italia la forma ä Dominico Veneto y otrpe juniores de aquella Äegion, donde tomo en
vom Alter der Oelmalerey. 335 ■■
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tzucyrs ist ein zu neuer Schriftsteller, der erst im Jahr 1629 starb. Er gehört also in die Reihe de, ter, von denen Lesting in keinem derselben das Mio» beste anzutreffensey, und setzt hinzu, er habe schim ehedem über diesen Gegenstand Untersuchungen, jedoch vergeblich, angestellt. Bisher also ist Lessing'» Behauptung, daß vor dem vasari kein Schriftsteller der Entdeckung deS van Eyck erwähne, noch nicht widerlegt; und es verdient gar sehr die Aufmerksamkeit der Kunst« gelehrten, diesen Umstand, wo möglich, noch mehr
aufzuklären.
II. Lessing» Auffindung der Handschrift deS Theophiluo, und seine dadurch veranlaßten Untersu chungen blieben auch in Italien nicht unbekannt. Im zweyten Bande 6er Antologia Romana 1775") erschien einziemlich wcitläuftiger, und mit Einsicht entworfener Auszug seiner Abhandlung, und
>) Roma, 1776. 4. No. VII. p.4§. f.
vom Alter der Oelmalerey. nr.
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und ihres wesentlichsten Inhalts. Eigene, dadurch veranlaßte, Bemerkungen enthält aber dieser Aus
zug nicht; nur, daß sich der Verfasser am Schluffe desselben noch den Fall als möglich denkt, daß die Oelmalerey zwar zu den Zeiten des Theophjlus bekannt gewesen, hernach aber in jenen Iahrhunderten -er Barbarey in Vergessenheit gerathen,
und durch van E^ck, auf'S neue wieder erfunden sey. Auch erinnert er in Ansehung deö Vafart, daß man sich in den Angaben der Zeitpunkte nicht son derlich auf ihn verlassen könne, Weiler hierin man che Fehler begangen habe, worunter der größte oh
ne Zweifel der sey, daß er dem Lrmabue die Wie derherstellung der Malerey beylege, da eS doch in einer Kirche zu Srena ein Gemälde deö Giulio da
Siena gebe, der lange vor dem Ltmabue gelebt habe, mit der Aufschrift:
Julius de Senis diebus
Wider diesen Vorwurf ließe sich indeß Vasari leicht rechtfertigen; denn dadurch, daß Limabue durch seine bekannten eigenthümli chen Verdienste und Bemühungen in der Kunst
pinxit amems,
Epoche macht, wird nicht gelaugnet, daß e6 schon vor ihm Maler in Italien gegeben habe. UebrigenS will ich hier das nicht wiederholen, was Lessing selbst von den Ansprüchen der ItaliäLessings Schr. xii. rv. 2tt Aust.
V
Zusätze zu dr Abhandlung
Ner auf die Erfindung d'erOÄrnalereybeyge-v-cht hat; sondern nur das noch hierher setzen/ was sich darüber in den Zusätzen des Mongirore Lu der Siciha Inventriee des Anna findet, da 8eflmy S. 343. bedauerte/ dies Werk nicht nutzen-u können. Es enthält aber diese/ in gedachtem Werke S. 250. defindliche Stelle nichts mehr, als was Lesflny darin vermuthete/ und was er schon in der Räccoka &Opujcoii u. s. f. angeführt fand: Molti autori attnbudcono la gloria di queft’ invenzione ad Antonello degli Antonii, detto altri mente Antonello da Mefftna, celebre pittore Mesfinele. Cf. Bonfiglio, Messina, lib. 7. foL Saavedra, Bep. Hiterar. f. g. Ahn perd Icrivono, ehe söffe ftato mventore del colonto ad oglio Giovan ni da Bruggia, in Fiahdra, di cui portale alcunte tavole m Italia, vedute da Antonello da Messina, d’un subito- accesso del defiderio di apprendere quel fuo colonto, li trassen in Fiandra, e daessp ebbe quell’ invenzione, ehe dopo la morte di Giovanni da Bruggia 1 raffen in Italia, e fermatofi in Venezia, l’infegnd a Domenico Veneziano, e da esso l’ebbero ahn. Cosi icrive Vajari, Vite d#’ Pitt, f. 85, es. 379. LI Cosi pur fi legge nel fuo jfcpilajio in Venezia. dal Valan: Coioribus oleo mi&-
vom Akter der Otlmaltrßy.
ZU
qendis splendorem et perpetuitatem primus Italia« pi&urae contulit. Quai opmione, e leguitadalno« ftro Auria nel Gpgino Redivivo^ cap« 4. L. IS.
in. Sieben Jahre nach der Bekanntmachung der Lessingischen Schrift vom Alter der Oelmalerey, erschien zu London ein kritischer Versuch der. Herrn Raspe über eben diesen Gegenstand*). Of fenbar ist derselbe nicht nur durch jene Schrift ver anlaßt, sondern auch so ganz und durchgehends auf sie gegründet, daß er an mehrern Stellen/ und in Ansehung der vornehmsten Beweisgründe für das höhere Alter dieer Gründung, fast wörtlich nur aus ihr genommen und übersetzt ist. Um sich von dem ganzen Inhalte und dem Werthe dieD 2
*) A critical Essay on Oil - Painting, proving, that the Art of painting in Oil was knowiS before the pretended Dilcovery by John and Hubert van Eyck; to which are added Theo*^ philut de arte pingendi, Eraclius de artibus Romanorum, and a Review of Farinatofs Lu~ men animae9 by R. £, RASER« Loi}dph, 1781. 4.
340 Zusätze zu der Abhandlmrz s«S kritischen Versuch- einen D«griff zu machen, verweise ich den Leser auf die ausführliche und überaus gründliche Beurtheilung desselben in der Neuen Bibliothek der schönen Wissenschaften '), die mich eine- völligen Auszugs überhebt, und
schränke mich auf die bloße Anführung einiger Um stände ein, die zur nähern Erörterung der Haupt frage beytragen können. WaS Herr Raspe, S. 2t bis 35, über verschie
dene Spuren von dem Gebrauche des Oels in der
Malerey derAlten und der Neuern vor der angeb lichen Zeit der Erfindung der Oelmalerey vorträgt, läuft, seiner eigenen Aufzählung nach, vornehmlich auf folgende Umstände hinaus: Die Alten w..ren
schon mit dem weiße« Knlk- oder Kreidegrunde be kannt, dessen sich die neuern Meister zuOelgemälden aufHolz bedienten; und hieraus folgt freylich Nicht mehr, als daß sie vielleicht auf den nehmli chen Grund auch die nehmlichen Farben getragen haben. Die Oelsirniffe, deren sich die Aegypter
und Apelleo, nach Herrn Raspe'» Voraussetzung, bedienten, hätten sie auf die Erfindung der Oelfarben leiten könne». Da sich aberweder aur den
•) D. XXV1L St. 2. @.209..
-om Altt!- der Oelmalerey.
541
von Herrn R. untersuchten ägyptischen Mumien.noch auS einer von ihm angeführten und erläuter ten Stelle des ältern pliniuo ♦), schließen läßt^
daß sie auch ihre Farben mit diesem Firniß berei tet und gemischt hätten, und da eS vielmehr offen bar ist, daß dieser Firniß nur äußerlich auf die schon fertigen Gemälde aufgetragen wurde- so läßt
sich auch hieraus nichts weiter folgern, aksdaß die Alten der Erfindung sehr nahe waren, und daßeS zu verwundernisi, wie sie nicht auf dieselbe gera
then sind. Die Außenlinien und Umrisse der alten griechischen und hctrurischen Gefäße geben bloß
einen zweifelhaften und trüglichen Anschein zu die ser Voraussetzung. Die alten griechischen und rimischenGemälden auf denWänden und aufStein wurden entweder auf nassen Kalk gemalt, oder sind noch nicht hinlänglich untersucht worden. Das/ Ocl, dessen man sich bey der grober» Wachs - undWand'Malerey, oder zum bloßen Ansireichen, be diente, beweist hichsien« nur, daß man Versuche
mit Oelfarben gemacht habe; und so haben wir wcnigsienS keine direcre Beweise, daßdieOelmaTS
•) L. XXXV. c, IS.
Zusätze zu der Abhandlung
54$ »
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kerey den Neqyptern, Griechen und Römern bey
ihren eigentlichen Gemälden wirklich bekannt ge
wesen sey. Aus ihrem,großen Scharfsinne, und aus der Einfachheit der Erfindung selb-, läßt fich durchaus nichts Gewisses schließen. Herr Raspe wendet sich also zu den Neuern, und gründet sine Beweise, daß diese schon früh zeitig mit dem Gebrauche der Oelfarben bekannt gewesen sind, auf die handschriftlichen Werke de6 Th ophilu» und Eraklrus. Von dem ersteru ge denkt er der Drey schon von Lesstny angeführten
Handschriften, und setzt dann noch die Beschrei
bung einer vierten hinzu, dir er auf ter Univer sitätsbibliothek zu Cambndge fand, undin'sdreyzehnte Jahrhundert setzt, deren Gebrauch ihm aber nicht gestatter wurde. Sie ist indeß nicht vollstän
dig, sondern enthalt nur das erste Buch des TheopH,luv. Eine fünfte Abschrift findet sich gleich falls zu Cambridge in ^em Trinity-College, unter der Angabe: Theophilus 'Monachus de omni seien•
tia artis pingendi, wobey angeblich Noch Gratsiui de artibus Romano.rum angebunden ist, daS aber
zu Hrn. Raspel großerZreude, kerne andere, als dre langst von ihm geluckte Schrift des Eraklius
war. —
Dvn dem TheopHrlus enthält diese
vom After der Oelryalerey.
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343 --- -
Handschrift noch weniger, als die vierte: nur die ersten 28 Kapitel des ersten Buchs. Herr R. hat dies Stück hier aus jener letztem Hand schrift abdrucken lassen; aber sehr fehlerhaft, so wohl in Ansehung der Rechtschreibung als der Unterscheidungszeichen. -Die Schrift des Eraklius de artibut Romanorum befindet sich auch in der Königl. Bibliothek zu Paris in eben dem Codex, worin die vom Theo, philue befindlich ist. Lessmy, der sie bloß aus der Bachweisung des Catalog's kannte, wurde schon auf ihre Ueberschrift sehr aufmerksam, und ver sprach sich viel Neues und Interessantes davon Diese Erwartung erfüllt die Schrift selbst, die Herr R. zuerst hier abdrucken Ließ, nun freylich bey weitem nicht. Wer dieser Eraklins gewesen sey, und wo und wann er gelebt habe, darüber laßt sich bis letzt nichts Gewisses sagen. Gesner, Simler, Klont« fMcon/ Fabrrcius und andere BidliograV 4 *) S. B. VIII. s. 356. **) Bey'M Sabriduß Biblioth. lat.med. Seins, aet T. 11. p. 314.) kommt zwar ein Eraklius vor, der bey'm Laroniuo u. a. Eravm*
344
Zustße zu der Abhandlung ..
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«hen, schweigen ganz von ihm. Daraus, daß er
in der Überschrift seines Merkchens virsaptientisJimus heißt, vermuthet Herr Ruspe, daß er kein
Priester oder Geistlicher gewesen sey, und daß daS Zeitalter, worin er lebte, und welches ihn mit die sem Bcynamrn beehrt«, sehr barbarisch müsse ge wesen seyn, denn seine Schreibart ist äußer schlecht, seine Leichtgläubigkeit sehr groß, und sei ne Sachkenntniß ungemein oberflächlich. Beydem allen mag erviellcicht ein Laienbruder oder Mönch gewesen seyn; denn er richtet sein Werk an einen frater. worunter wohl kein leiblicher Bruder zu «erstehen ist. Unstreitig aber war er ein unwissen der Empiriker und Geheimnißkrämer. Der Na me Herakliu» oder Erasiiuo ist griechisch; und griechische Namen wurden in Italien schon bald »ach der Theilung des Kaisertums sehr gemein, weil ein Theil von Italien «m Besth der griechi schen Kaiser blieb. Daß seine Schrift aber eine yeberseyung aus dem Griechischen sey, läßt -ch
hei"t, Presbyter zu Hippo, und Freund und Zeitgenosse Augustin', war An diesen aber ist wohl, der barbarischen Schreibart wegen, hier nicht zu denken. Auch die Anführuim Ifldsr'o erlaubt da- nicht.
vom Alttr der Oelmalerey.
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Nicht wohl annehmen, da er bloß lateinische SchriftHeller anführt, unter welchen Istdsruo, her im siebenten Jahrhunderte lebte, der spateste ist. Viel leicht lebte und schrieb er bald nach diesem Zeital ter. Seine Nachrichten von einigen zu seiner Zeit in Rom gangbaren Handgriffen, und besonders von Glasmanufaeturen, scheinen zu verrathen, daß er kein geborner Jtalianer, wenigstens kein Römer, «ar, und daß er in einem fremden Lande, oder für ein iremdeS Land schrieb, um diese fremden Künste demselben mitzutheilen. Daß er in oder vor dem dreyzehnten Jahrhunderte geschrieben habe, erhellt aus der ganzen Beschaffenheit der hiev abgedruckten Handschrift. Dies« Handschrift besteht theils aus metri schen, theils aus prosaischen Anweisungen zu al lerley Künsten und Handgriffen; und ungeachtet ihres unbedeutenden Gehalts, wäre es doch wohl der Mühe werth, sie auch in Deutschland der Länge nach abdrucken zu lassen. Da hier indeß der Raum dazu fehlt, so begnüge ich Mich, sowohl von den Verse«, als von der eben so schlechte» Vrose, einige Stücke auSzuheben, deren Inhalt vorzüglich hierher gehört r
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3$6
Zusätze zu der Abhandlung.'
■e*==e=ss«e6Ad9QCS^MeHee™. De preHosa jrifiura vitru . E vitro fr quifc depingere vafrnla'quaeijt, Ehgat ip(e duas rufo de marmore petras, Inter quäs vitrum Romanum conteref; 8c cum Ut pulvis terrae silent panter refolutum, Hoc faciet liquidum clara pinguedmegummi. Poft haec depmgat petulas, quas fimtit honeft« Figulas. Hoc facto fuccenlo imponat easdem Fornaci, caveatque fimul, quae terra probate Has teneat, quo fi valeat obftare colori, Illas qui facies plena virtute nitentes.
Quomodo aptetur lignumt antequam pingatur• Quicunquö aliquod lignum ornare diverfis co lo nbus fatagis, auch quae dico. lmpnmis lpfum lignum multum rade aequalem T 8c planiflimum radendo 8c ad ultimum fncando cum lila herbatl quae dicitur afperella. Quod si ligni materies talis fuerit, ut non poflis aequare ejus alpentates,; ▼el non velis propter aliquas occafiones, nec ta rnen cum cono illud velis operjre vel panno: album plumbum teres super petram liccam, fed non täntum, qyantum ii inde pingere velis. Deinde ceram in vafo super igne liquefacies , tegulamque tntam subtihter; albumque plumbum, quodant«
»sm Alter der Oelmalerey.
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trivifti, fimu| commilces faepius movendo cujif parvo ligno, 8c iic fine refrigerari. Pofteaahquod ferrum'fac cahdum, 8c cum ipso ceram fünde in ipfas cavernulas, doilec aequalessint, 8c cum cultello defuper abrade ea, quae sunt Icabrofa. Si aut em plumbum mifcere cum cera dubitas, (cito, quod quantum plus milcuens , tanto duuus ent« Et ficut dixi )*m, aequali facto. Abundantiui plumbum valde lubtiliffime tntum cum oleo de* super per totum, ubicunque pingere vis, tenuifli-n me extendendo cum pemcello atinino sie aptato*. Deinde ad folem exficcan bene perntitte. At cum ficcatus fuerit color, Herum fuperpone: ficut prius fecifti, de eodem 8c fpjfliorem pones; fed non ltalpifliorem. ut abundantiorem colorem fuperponas, led ut oleum minus habeat. Nam 8c Ui hoc multum cavendum est, nt nunquam craflio* rem colorem'luperponas. Quod fi fecens, 8abunde poluens, cum exticcari coepent, rugae defuper erunt. — —
QuomQdo praeparatur columna ad pingen* dum. Si ins aliqüam columriam vel lämiMam de pettifc pingere, inpnmis opume ad fol4m vel ad ignem
£4$ Zusätze jtt der Abhandlung'
fittari permittes. Dein album accipies» 9c cum oho super marmorem clanfllme leres. Poftea dlamcoDumnam jam bene fine ahqua foflula planam So pofitam de illo albo cum lato pemcello luperli* nies duabus tnnis vicibus. Poftea impnmes cum manu vel brufla de albo- fpiffo, 8c ita dimittes paululum. Cum vero modicum ficcatum fuerit, cum manu tua album planando fortiter retrahei. Hoc tamdiu facies« donecplanum fit quafi vitrnm« Tune vero potens deluper deumnibus coloribus cum oho dißemperatis pmgere. Si vero marbnre voluens, super colo rem vel brunum.vel nigrum vel ahum colorem, cum ficcata fuerunt, marbnre poteris; poftea vernicia ad lolem.
Was in diesen beyden letzter» Abschnitten von der Beymischung deSOels zu derFarbenbercitung Vorkommt/ ist alles'/ was sich aus der Schrift des Eraklius zum Behuf der hier vorliegenden Streit frage anfuhren läßt; und/ wie man steht/ ist es äußerst wenig, nicht einmal-st viel/ als bey-nr Theopbilus/ besonders im 2ssten Kapitel seines ersten Buchö / darüber vorkommt. Aus beyden Schriften-obcr erhellt doch wenigstens/ daß der Gebrauch des OelS zu den Farben in den dama^ ligen Jetten schon bekannt gewesen ist.
tzom Alter der Oelmalerey. u., , .
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Außer jenem h i'nzu gekommenen Zeugnisse des Lrakliuo führt Herr Raspe auch noch S 51. f. dasjenige an, was Walpole gleich zu Anfangeseiner Anekdoten über die Malerey in England von
dem daselbst schon früh bekannten Gebrauche der Oelfarben beybringt. Ich will lieber hier seine Quelle selbst zu Rathe ziehen, und' unmittelbar au-
diesem in Deutschland nicht sehr bekannten Buche die hierher gehörenden Stellen ganz mittheilen •) „Folgende Vorschrift, sagt Walpole, ist sehr merkwürdig, weil man daraus sieht, daß der Ge brauch der Oelfarben") schon weit früher bekannt «ar, als man die Erstndung derselben gewöhnlich •) Anecdotes of Painting in England — by Mr. HORACE WAI POLE. 3d. Edit.Lond. 178». 5 Vols. Svo.Vol.l. p. 10.
**) In der eben angeführten, neuen und ver mehrten Ausgabe dieser Anekdoten steht hier noch folgende Anmerkung: „Johann van „Byek, der vorgebliche Eründ.r der Oelmale„rey, die er bey seinen Nachforschungen über „den Firniß entdeckt haben soll, starb im Jahr „1441. In der obigen Urkunde werden bcy„deS Gel und Firniß erwähnt; und das erstere „wurde vielleicht bloß zur Verfertigung des „letzter» gebraucht. Herr Raspe hat in seiner „lmJahr ifSi bekannt gemachten merkwur-
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Zusätze zu der Abhandlung —,
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anzunehmen vstegt. Sie ist vom 2zsten Jahre der Regierung Heirrttchs Ul. 1239 datirt/ und lau tet so: „Rex thefaurario 8c cameraiis suis falutem» „Liberale de thefauro uoftro Odoni aunfabro 8£ „Edwardo film suo centum 8c feptemdecem soli„dos 8c decem denanos pro oleo, vernicifa colo„ribus emptis, 8c pictuns factis in camera reginae „noürae apnd Weftm. ab octavts lunetae tnmtatis „anno regni noftri XXIII, usque ad feftum sancti „Barnabae apoftolo eodem anno , scihcet per „XV dies.“
Inder Folget kommt Herr Walpole auf die sen Umstand zurück/ dey Gelegenheit eines Gemäl des von dem englischen Könige Richard U, in -er Pembrokischen Dammlungzu Wilton. ES ist ein kleines, aus zwey Tafeln bestehendes Stück, wor auf der König knieend yorgesteüt ist, begleitet von feinen Schutzheiligen, Johannes dem Täufer, St. Edmund dem Könige, und Eduard dem Be-
„diaen Abhandlung bewiesen, -ast die Oelma„lerey lange vor ihrer angeblichenErfindung „durch van Eyck bekannt war."
*) & Al
fern Alter der Helmalerty. g§i
sinnet, vor der Mutter GottrS und dem Kinde) von Engeln umgeben. Unten an diesem Gemälde -ehen folgende WoM: „Invention of painting in „Oil 1410- This was pamtfcd betöre in theb^mt „nmg of Richard II, 1378. See.*6 — //Diese Wow
tcz sägt Walpole/ die sehr zwehdeutig sind/ mach ten einen Zweifel in mir rege/ den mir Niemand aufzulösen wußte. Sollen sie andeuten / -aß dies Stück in Oel gemalt sey/ ehe Johann van Evck itn Jahr i4w dies Geheimniß entdeckte? DaSsollte man fast glauben. Denn was sagte dieJnschrift Neues'/ wenn ihr Urheber nur damit sagen wollte/ daß die Malerey in Wasserfarben/ oder die Mmi'aturmalerey früher auSgeübt wurde, als das Ma len in Oelfarben? Jede illuminirte altere Hand schrift bewies das schon. Alles kommt aufdie Fra ge an, womit das gegenwärtige Gemälde gemalt sty? Und hierauf kann ich nur so viel antworten, daß (6 mit Glas bedeckt/ und eine zu große Merk würdigkeit ist/ um Versuche damit ansiellen zu können. ES ist auf einem Hellen Goldgründe ge malt; die Farben sind äußerst frisch, und nicht schwarz geworden/ wie Oelfarben geworden wären, und ist/ wie gesagt, unter Glas' verwahrt; lauter Beweise, daß er ein Miniaturgemälde ist. Und
3ß i Zusätze zu der Abhandlung - 4*$ Q1 Ml
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doch wag« ich hier nichts zu entscheiden. Die ge» dachte Inschrift/ und einige andere Umstände schein nen es zweifelhaft zu mache«/ ob Johann van Eyck wirklich der erste gewesen sey/ der seine Far ben mit Oel mischte •). Aus einer oben angeführ ten Urkunde haben wir gesehen, daß man sich lang« vor dieser Zeit M OelS wenigstens als eines Fir nisses bediente; und es läßt stch schwer begreifen, wie es möglich gewesen sey, Wasser- oder Leim farben mit einem Oelstrnisse zu überziehen. ES sicl mir ein, zu untersuchen, womit die Maler vyr Johann van Eyck ihre Farben gemischt habe». Selbst hier in England sind noch einige Gemälde auf Holz vorhanden, die älter sind, als man die Einführung der Oelmalerey bey uns annehmen kann. Des Gemäldes zu Wilton nicht zu geden ken, muß man nothwendig annehmen, daß auch ein anderes Gemälde von Richard n zu Westmin ster •) Auch Herr Raspe beschreibt dies Gemälde aus eigener Ansicht, S. 54. f. seines Ver suchs, und ist sehr geneigt, es kür ein Oelgemälde.zu halten.-Von den übrigen hernach angeführten, und mehren ähnlichen, redete« ebendaselbst. Mm vergleiche des tzerrn voi» Vu ->berg Versuch über das Alter der Oelma lerey, (Gott. 17-2. 4.) S. 21. f.
-om Alter der Oelmalerey.
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——***^cy,At*‘-------fiet/ und ein unzweifelhaftes Originalbildniß vott Heinrich IV zu Hamptoneourt in Herfordshire, der zwey Jahr nach van Eyck's Entdeckung starb/ früher verfertigt sind, als die neue Kunst hier be kannt wurde. Das Gemälde in Westmünster ist freylich wieder neu aufgemalt worden; und es läßt stch folglich nichts daraus schließen. So leicht mir auch diese Untersuchung anfänglich schien/ so fand ich doch, daß man sie nie mit sonderlichem Fleiße angestellt hat/ und daß sie noch nicht zur Entschei dung gebracht ist/ ob sie gleich von der gelehrten Gesellschaft der Alterthumsforscher aufgegeben wurde. Nachdem ich verschiedene Malerbucher nachgeschlagcn hatte/ die alle von Johann van Eyck'o Erfindung redete»/ ohne ein Wortvon der Methode zu erwähnen, dre durch fern Gehemmlß abgeschafft wurde/ fand ich zuletzt, was ich suchte/ im Sandrarr *): //Weil sie aber fürchteten, sagt „er, daß die Mauern schricken mochten/ haben sie
•) Walpole führt diese Stelle au§ dem lateini schen Texte des Sandrarr an; kh nehme sie aber aus dem altern deutschen Texte seiner Akademie, Th. L B. U. S. 6r>. Es ist dort allerdings nur vom Frevkomalen die Rede,
kesfinas Echt, tu« rv. »re äiufi«
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354 Zusätze zu de? Abhandlung
„solche, vermittelst d«S Leims, mit Tuch oder ,/Leinwatüberzogen, daraus gegypst, und dann erst „ihre Gemälde geführt, welches sie Tempera be* „namet. Diese Tempera haben sie also zugerich-„tet. Eie nahmen erstlich ein Hühnerey, schlugen
„es ein, und zerrieben darin ein zartes Uestlein
„von einem jungen Feigenbaum; da dann, aus der „Milch dieses SchößleinS, und aus dem Eyergelb, „die Tempera entsprungen. Mit dieser haben sie „nachmals, anstatt des Wassers, Gummi oder
„Tragant, ihre Farben zugerichtet und gebrochen, „und also ihre Arbeit verrichtet/^, — Aus den letzten Worten dieser Stelle, fährt Walpole fort, ist eS wahrscheinlich, daß sie-ihre ersteFar-
be bloß mit Wasser oder Gummi auftrugen, „Man wird mir vielleicht e,«wenden, setzt er Hinz«, daß man sich dieser VerfahrungSart bloß bey der Malerey auf Stein und Kalk bedient
habe; wenn man aber die Bewerfung wegläßt, so sehe ich kein Hinderniß, warum man sich nicht eben dieser Zubereitung auf Holz hätte bedienen können. Welcher Mischung sich Cimabue, der
Wiederhersteller der Kunst, bediente, sagt uns eben dieser Schriftsteller *): „Viel Historien undBilder
•J Ebendas. Th. U. B. U. S. 57»
vom Alter Ver Oelmalerey.
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„auf Holz mit Eyer undKeimfärbe'n, wie auch //auf Maüerwerk in nassem Kalk, sind noch in
„Floren; von ihm ;n sehen." „Indeß läßt der weit ältere Gebrauch -eSOelS, wäre es auch nur zum Firniß, es immer noch zwei« felhaft, ob Johann van Eyck'» Entdeckung völ lig ihm eigen war. Dir mehrmals gedachte merk würdige Urkunde seht den Zeitpunkt der Oelmalerey über hundert Jahr früher hinauf, van Ey»
soll auf diese Erfindung bey seiner Nachsuchung ei nes bessern Firnisses gerathen seyn. Hirte er nicht vielleicht, daß ein solcher Firniß, oder eine solche Composition, in England gebräuchlich sey •)?
32 ») „Ich kann nicht umhin, hier eine Vermu thung tu wagen ob sie gleich von keinem Schriftsteller über die Malercy bestätigt wird. ES giebt zu Lhiewick ein altes Altarblatt, welches den Lord Llifford und feine Gemah lin knieend vorstrllt. Van Erck's Name ist auf der Rückseite des Brettes eingebrannt. Ist van Epek jemals in England gewesen; sollte eS dann nicht wahrichcinlich seyn, daß er hier den Gebrauch der Oclfarbcn gelernt, und sich die Ehre der Erfindung selbst ange maßt habe, weil England damals in der Kunstwelt wenig bekannt, und beyden dama ligen Unruhen nicht müßig genug war, um
ZHS Zusätze zu der Mhaudlung
Selb- die gedachten noch vorhandenen. Gemälde, die allem Anschein nach Oelgemalde sind/ scheinen noch mehr zu beweist«. Die von