Gotische Wandmalereien in Mittelfranken: Kunstgeschichte, Restaurierung, Denkmalpflege
 3874907082, 9783874907088

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Ursula Schädler-Saub

Qotische Wandmalereien in Mittelfranken

Ursula Schädler-Saub

Qotische Wandmalereien in Mittelfranken Kunstgeschichte Restaurierung Denkmalpflege

ARBEITSHEFTE DES BAYERISCHEN LANDESAMTES FÜR DENKMALPFLEGE, BAND 109

Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege

Die Drucklegung erfolgte mit freundlicher Unterstützung der THURINGIA Versicherungs-Aktiengesellschaft in München, der Evang.-Luth. Landeskirche in Bayern, der Kost-Pocher’schen Stiftung Nürnberg, der Mittelfranken-Stiftung „Natur-Kultur-Struktur“, der Sparkassen-Kulturstiftung Weißenburg i. Bay., des Erzbischöflichen Ordinariats Bamberg und des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen

Umschlagabbildung: Nürnberg, kath. Stadtpfarrkirche U. L. Frau (Frauenkirche), Langhausnordwand, fragmentarische Wandmalerei mit Szenen aus dem Leben zweier Märtyer, Mittelteil; Aufnahme Eberhard Reichelt Umschlaginnenseiten: Nürnberg, kath. Stadtpfarrkirche U. L. Frau, Langhausnordwand, Originalputz, ehemals verdeckt durch das Peringsdörffer’sche Epitaph; Aufnahme Eberhard Reichelt

© Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, München 2000 Redaktion: Matthias Exner, Hildegard Sahler Layout: Hildegard Sahler Redaktionelle Mitarbeit: Michaela Baaske, Karlheinz Hemmeter, Ellen Latzin, Eduard Wätjen Gesamtherstellung: Lipp GmbH, Graphische Betriebe, Meglingerstraße 60, 81477 München Vertrieb: Karl M. Lipp Verlag, Meglingerstraße 60, 81477 München ISBN: 3-87490-708-2

Inhaltsverzeichnis

Vorwort 1.

Einleitung.....................................................................................................................................................................................

10

2. -

Beobachtungen zur M altechnik................................................................................................................................................ Die Freskomalerei....................................................................................................................................................................... Die K alkm alerei....................................................................................... Fresko-Secco-Mischtechniken.................................................................................................................................................. Die Temperamalerei................................................................................................................................................................... M etallauflagen............................................................................................................................................................................

12 12 17 21 21 22

3.

Freilegung, Restaurierung und Präsentation mittelalterlicher Wandmalereien in Nürnberg und im östlichen Mittelfranken im 19. und 20. Jahrhundert Ein Beitrag zur Geschichte der Denkmalpflege und Restaurierung.................................................. ................................... 3.1. Zur Entwicklung denkmalpflegerischer Auffassungen und restaurierungsästhetischer Vorstellungen.............................. Frühformen der Denkmalpflege: Beispiele der Pflege und Restaurierung von Wandmalereien vor dem 19. Jahrhundert....................................................... Denkmalpflegerische Auffassungen und restauratorisches Flandcln im 19. Jahrhundert in Nürnberg: Karl Alexander Heideloff und August von Essenwein ........................................................................................................... Positionen der Denkmalpflege im 1. Drittel des 20. Jahrhunderts und deren Auswirkungen auf die Restaurierung von Wandmalereien ............................................................ Die bayerische Denkmalpflege im 1. Drittel des 20. Jahrhunderts - Die beispielhafte Restaurierung von St. Sebald in Nürnberg - Wandmalereirestaurierungen im frühen 20. Jahrhundert - Neue Entwicklungen und Tendenzen in der Wandmalereirestaurierung der 20er und 30er Jahre Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg bis zum Erlaß des Denkmalschutzgesetzes 1973: Restaurierung und Präsentation mittelalterlicher Wandmalereien......................................................................................... Purifizierende Tendenzen: Entrestaurierungen von Wandmalereien - Purifizierende Tendenzen: Die „gestaltende“ Denkmalpflege und das Freilegen mittelalterlicher Wandmalereien Die Anfänge der wissenschaftlichen Restaurierung 3.2. Zur Entwicklung der Restaurierungsmethoden und -techniken vom letzten Viertel des 19. Jahrhunderts bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts ....................................................................................................................... Freilegung von Wandmalereien ................................................................................................................................................ Untersuchung und Dokumentation........................................................................................................................................... Konservatorische Überlegungen und Sicherungsmaßnahmen ............................................................................................... Restaurierungsmethoden und -techniken................................................................................................................................. Reinigen von Wandmalereien - Festigen der Malschicht - Kittungen - Zur Retuschiertechnik Abschließende Überzüge Abnahme und Übertragung von Wandmalereien .................................................................................................................... 4.

5. -

Beobachtungen zum Erhaltungszustand mittelalterlicher Wandmalereien in Nürnberg und im östlichen M ittelfranken................................................................................................................................................. Zur Geschichte und zur stilistischen Entwicklung der Wandmalerei in Nürnberg und im östlichen Mittclfranken im 14. und 15. Jahrhundert ........................................................................................................................................................ Zeugnisse der Wandmalerei in der 1. Hälftedes 14. Jahrhunderts.......................................................................................... Nürnberg und Böhmen: Die erste Blütezeit der Nürnberger Wandmalerei in den siebziger bis achtziger Jahren des 14. Jahrhunderts .................................................................................................................................................................. Die Wandmalereien an der nördlichen Langhauswand der Frauenkirche - Eine abgenommene Wandmalerei aus dem Ostchor von St. Sebald - Ein Malereizyklus in der Pfarrkirche zu Katzwang bei Nürnberg Zwei Votivbilder: Die Wendelinslegende in St. Lorenz zu Nürnberg und das „Volto Santo“ in der ehern. Karmelitenkirche zu Weißenburg i. B.

24 24 24 25 29

39

46 46 49 54 54

58

64

73 73 77

-

6. 7.

Der Schöne Stil: Die zweite Blütezeit der Wandmalerei im Nürnberger Raum und im südlichen Mittelfranken vom späten 14. Jahrhundert bis ins 2. Viertel des 15. Jahrhunderts ....................................................................................... Malereizyklen: Das Zusammenspicl von Architektur und Monumentmalerei - Bilderwände Bildhaft gerahmte Wandgemälde: Altarretabel und Epitaphien Wandmalerei im 3. Viertel des 15. Jahrhunderts ..................................................................................................................... Wandmalerei im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts: Die Werkstatt von Michael Wolgemut und ihr U m kreis............... Ausblick: Wandmalereien in Nürnberg im 1. Viertel des 16. Jahrhunderts...........................................................................

113 113 120

Ergänzungen zur Geschichte der Nürnberger Malerei im 14. und 15. Jahrhundert: Bedeutende Beispiele verlorener Wandgemälde in der Stadt N ürnberg................................................................................ Beispiele verlorener Wandmalereien aus dem 1. und 2. Drittel des 14. Jahrhunderts.......................................................... Verlorene Wandmalereizyklen aus dem letzten Drittel des 14. Jahrhunderts und dem frühen 15. Jahrhundert.................. Beispiele verlorener Wandmalereien aus dem 1. Drittel des 15. Jahrhunderts...................................................................... Hinweise auf monumentale Christophorusdarstellungen ........................................................................................................ Hinweise auf verlorene Wandmalereien aus dem letzten Drittel des 15. Jahrhunderts ........................................................

126 126 128 136 139 140

Was tun mit den Opfern der Restaurierung? Denkmalpflegerische und restauratorische Überlegungen zum heutigen Umgang mit freigelegten und restaurierten mittelalterlichen Wandmalereien .................................................................................................................

144

89

Katalog I. 1. 2. 3. 4.

II. 1. 2. 3. 4.

III. 1. 2. 3.

Stadt Nürnberg, innerhalb der M auern..................................................................................................................................... Kath. Stadtpfarrkirche Unserer Lieben Frau (Frauenkirche) Wandmalerei an der nördlichen Langhauswand....................................................................................................................... Evang.-luth. Pfarrkirche St. Jakob (ehern. Deutschordenskirche) Wandmalereien an der Chomordwand ..................................................................................................................................... Evang.-luth. Stadtpfarrkirche St. Lorenz Die Wandmalereien im Kirchenraum........................................................................................................................................ Evang.-luth. Stadtpfarrkirche St. Sebald Die Wandmalereien in der Kirche, am Außenbau der Kirche und in der „Westkrypta“ ....................................................... Stadt Nürnberg, eingemeindete Ortschaften............................................................................................................................. Eibach, Evang.-luth. Pfarrkirche, ehern. St. Johann Baptist Die Wand- und Deckenmalereien im C h o r............................................................................................................................... Katzwang, Evang.-luth. Pfarrkirche, ehern. St. Maria Wandmalereien im Langhaus..................................................................................................................................................... Kraftshof, Evang.-luth. Pfarrkirche, ehern. St. Georg Wandmalerei in der Sakristei..................................................................................................................................................... Reutles, Evang.-luth. Filialkirche, ehern. St. Felicitas Die Deckengemälde im C hor..................................................................................................................................................... Landkreis Nürnberger L an d ....................................................................................................................................................... Eschenbach, Gde. Pommelsbrunn, Evang.-luth. Pfarrkirche, ehern. St. Paul Die übertünchten Deckenmalereifragmente im C h o r.............................................................................................................. Unterferrieden, Evang.-luth. Filialkirche, ehern. St. Maria Die Wand- und Deckenmalereien im C h o r............................................................................................................................... Vorra, Evang.-luth. Pfarrkirche, ehern. St. Maria Die übertünchten Wandmalereifragmente im C h o r..................................................................................................................

IV Landkreis R o th .............................................................................................................................................................................. 1. Greding, Kath. Kirche St. Martin Die Wandmalereien in der Hauptapsis und im Langhaus........................................................................................................ 2. Hagsbronn, Stadt Spalt, Kath. Kirche St. Ägidius Die Wandmalereiffagmente im Langhaus ................................................................................................................................ 3. Heideck, Kath. Kirche Unserer Lieben Frau (Frauenkapelle) Die Wandmalereien im Chor und im Langhaus........................................................................................................................ 3a. Heideck-Selingstadt, Kath. Filialkirche St. Georg Das Wandmalereifragment im L anghaus.................................................................................................................................. 4. Kleinschwarzenlohe, Evang.-luth. Kirche, ehern. Allerheiligenkirche Die Wandmalereifragmente im Langhaus, am Chorbogen und im Chorraum ......................................................................

148 148 151 154 163 177 177 181 185 186 188 188 189 191 192 192 196 197 202 204

5. 6. 7. 8. 9. 10.

V. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.

VI. 1. 2. 3.

Mindorf, Kath. Kirche St. Stephan Die Wand- und Deckenmalereien in der Sakristei (ehern. C hor)............................. ............................................................. Rednitzhembach, Evang.-luth. Pfarrkirche, ehern. St. Antonius und St. Laurentius Die Wandmalereien im Chor und im K irchenschiff............................................................................................................... Spalt, Kath. Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt und St. Emmeran mit Laurentiuskapelle Wandmalereiffagmente am Langhauspfeiler der Pfarrkirche imd in der Laurentiuskapelle............................................... Untermässing, Kath. Pfarrkirche St. Leodegar Die übertünchten Wandmalereifragmente in der Sakristei (ehern. C hor).............................................................................. Wallesau, Evang.-luth. Pfarrkirche Die Wandmalereien im Chor ..................................................................................................................................................... Wasserzell, Stadt Spalt, Kath. Filialkirche St. Stephan Die Wandmalereien im Langhaus und im C h o r....................................................................................................................... Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen ..................................................................................................................................... Allmannsdorf, Gde. Pleinfeld, Kath. Filialkirche St. Lorenz Die Wand- und Deckenmalereien im C h o r.............................................................................................................................. Altenmuhr, Evang.-luth. Pfarrkirche St. Johannes der Täufer Die Deckenmalereien im Chor ................................................................................................................................................. Graben, Evang.-luth. Pfarrkirche, ehern. St. Kunigunde Die Wandmalereien im Chor und im Langhaus....................................................................................................................... Gunzenhausen, Evang.-luth. Stadtpfarrkirche, ehern. Bcatae Mariae Virginis Die Wandmalereien im Chor und im Langhaus....................................................................................................................... Haundorf, Evang.-luth. Pfarrkirche, ehern. St. Wolfgang Die Wand- und Deckenmalereien im C h o r.............................................................................................................................. Heidenheim, Evang.-luth. Pfarrkirche (ehern. Klosterkirche) und ehern. Klostergebäude Die Wandmalereifragmente im Chor der Kirche und im ehern. Kreuzgang......................................................................... Hörlbach, Evang.-luth. Filialkirche Die Wand- und Deckenmalereien im C h o r.............................................................................................................................. Nennslingen, Evang.-luth. Pfarrkirche, ehern. Beatae Mariae Virginis Die Wand- und Deckenmalereien im Chor und die Wandmalerei an der südlichen Turmwand.......................................... Ostheim, Evang.-luth. Pfarrkirche, ehern. St. Maria Die Wand- und Deckenmalereien im C h o r.............................................................................................................................. Pappenheim, Evang.-luth. Friedhofskirche St. Gallus Die Wandmalereien im Langhaus und im C h o r....................................................................................................................... Pappenheim, Burgruine, ehern. Burgkapelle Das Wandmalereifragment in der ehern. Burgkapelle ............................................................................................................ Pfofeld, Evang.-luth. Pfarrkirche, ehern. St. Michael Die Wandmalereien im Kirchenraum ....................................................................................................................

206 209 218 220 221 224 228 228 230 232 235 239 243 247 251 256 260 263 264

Stadt Weißenburg in Bayern ...................................................................................................................................................... 268 Weißenburg i. B., ehern. Karmelitenklosterkirche und ehern. Klostergebäude Die Wandmalereien im Chor der Kirche und im Ostflügel des ehern. Klosters ................................................................... 268 Weißenburg i. B., ehern. Spitalkirche, Kirchenpatrozinium St. Fabian und St. Sebastian Die Wandmalereien an der Chomordwand und Langhaussüdwand ...................................................................................... 277 Weimersheim, Evang.-luth. Pfarrkirche, ehern. St. Vitus Die Wandmalereien im Chor .................................................................................................................................................... 283

Bibliographie .........................................................................................................................................................................................

288

Abbildungsnachweis ............................................................................................................................................................................

293

Abbkürzungsverzeichnis

293

Vorwort

Gotische Wandmalereien im Nürnberger Raum waren bisher kaum Gegenstand kunsthistorischer Studien. Auch in den In­ ventarwerken der Bau- und Kunstdenkmale finden sie nur ver­ einzelt Beachtung. Dies liegt nicht zuletzt am schlechten Er­ haltungszustand vieler Wandgemälde und an ihrer Beeinträch­ tigung durch unseriöse Freilegungen und unsachgemäße Re­ staurierungen. Die Bedeutung der Monumentalmalerei für die Ausgestaltung von Sakralbauten im 14. und 15. Jahrhundert ist dadurch weitgehend in Vergessenheit geraten. Die Autorin, Restauratorin und Kunsthistorikerin und heute Professorin im Studiengang Restaurierung der Hildesheimer Fachhochschule, hat sich im Rahmen ihrer Tätigkeit als Refe­ rentin des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege für die praktische Bau- und Kunstdenkmalpflege im östlichen Mittel­ franken von 1986 bis 1993 ausführlich diesen bisher vernach­ lässigten Malereien gewidmet. Von notwendigen Konservie­ rungsarbeiten ausgehend, wurden gotische Wandgemälde in mittelfränkischen Kirchen aus historischer, technologischer und restauratorischer Sicht in Zusammenarbeit mit zahlreichen Fachleuten eingehend untersucht. Die Ergebnisse dieser Arbeit werden in der vorliegenden Publikation präsentiert. Die Auswahl der im Katalogteil bearbeiteten Wandmalereien geht von dem Gebiet aus, das die Verfasserin als Referentin des Landesamtes betreut hat und bezieht sich somit auf heutige Ver­ waltungseinheiten. Dieses Gebiet umfaßt die Stadt Nürnberg mit den eingemeindeten Ortschaften, die Stadt Weißenburg i. B. sowie die Landkreise Nürnberger Land, Roth und WeißenburgGunzcnhausen. Die Auswahl läßt sich aber auch aus kunsthisto­ rischer Sicht begründen, da an ihr die große kulturelle Bedeu­ tung Nürnbergs im 14. und 15. Jahrhundert weitgehend erkenn­ bar wird. Die Ausstrahlung dieses Kunstzentrums läßt sich noch heute an den überlieferten Zeugnissen im Nürnberger Raum und in der Stadt Weißenburg ablesen: Die untersuchten Wand­ malereien können zum größten Teil Künstlern zugeschrieben werden, die aus Nürnberg kommen bzw. von dieser Stadt maß­ geblich beeinflußt sind. In Nürnberg selbst sind bedeutende

Wandgemälde im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen, so daß die gotische Monumentalmalerei in der freien Reichsstadt heute nur anschaulich wird, wenn man auch die erhaltenen Beispiele im Umland berücksichtigt. Darüber hinaus sind einzelne Wand­ malereien im südlichen Mittelfranken erfaßt, für die wohl Künstler aus Eichstätt gerufen oder künstlerische Einflüsse über die Bischofsstadt rezipiert wurden. Die vorliegende Publikation verdeutlicht den Nutzen restau­ ratorischer Untersuchungen für die kunsthistorische und denk­ malpflegerische Beurteilung von Wandgemälden. Die hier zu­ sammengefaßten kunsttechnologischen Erkenntnisse stützen sich auf Berichte und laufende Untersuchungen der Rcstaurierungswerkstätten des Landesamtes wie auf Dokumentationen freischaffender Restauratoren, die seit vielen Jahren ausgezeich­ nete Arbeit in Mittelfranken leisten. Für wichtige Informatio­ nen, fachlichen Austausch und kollegiale Zusammenarbeit sei an dieser Stelle vor allem Claus Giersch, Eberhard Holter, Jürgen und Eva-Maria Lehmler, Sven Oehmig, Eberhard Reichelt, Peter Turek und ihren Mitarbeitern gedankt. Der Dank des Herausgebers gilt auch den Pfarrern, Heimatpflegem und Architekten sowie den Mitarbeitern der Denkmal­ schutzbehörden in Mittelfranken, die diese Arbeit vor Ort freund­ lich unterstützt haben. Insbesondere ist hier dem Nürnberger Stadtheimatpfleger Georg Stolz für sein Engagement zu danken. Schließlich gilt unser besonderer Dank der Thuringia Ver­ sicherungs-Aktiengesellschaft, der Evang.-Luth. Landeskirche in Bayern, der Kost-Pocher’schen Stiftung Nürnberg, der Mittelfran­ ken-Stiftung „Natur-Kultur-Struktur“, der Sparkassen-Kulturstiftung Weißenburg i. Bay., dem Erzbischöflichen Ordinariat Bam­ berg und dem Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, welche die Drucklegung dieses Arbeitsheftes unterstützt haben. Mit dem Dank an alle, die zum Gelingen der vorliegenden Publikation beigetragen haben, ist der Wunsch verbunden, daß diese Arbeit helfen möge, den bislang zu wenig beachteten Zeugnissen gotischer Wandmalerei in Mittelfranken mehr Auf­ merksamkeit und Pflege zuzuwenden. Dr. Egon Johannes Greipl Generaikon servator

2. Beobachtungen zur Maltechnik

In Fachkreisen wird der Begriff „Fresko“ häufig als Synonym für Wandmalerei verwendet. Aber in den Kunstregionen nörd­ lich der Alpen erfaßt die Bezeichnung „Fresko“ im allgemeinen nicht die Maltechnik, die bei der Ausführung einer Wandmale­ rei tatsächlich zur Anwendung kam. Nur sehr selten handelt es sich bei deutscher Wandmalerei des Mittelalters um ein buon fresco im Sinne der italienischen Freskomalerei des Trecento, meist dagegen um Kalkmalerei oder um Mischtechniken. Ange­ sichts der Vielzahl an Wandmalereitechniken, die nicht zur Ka­ tegorie der Freskomalerei gehören, tragen Definitionsschwie­ rigkeiten zur weiteren Verwirrung bei: Was ist ein Mezzofresco, ein Frescosecco, ein Kalkfresco, ein Kalksecco, um nur einige Begriffe zu nennen? A uf mittelffänkische Beispiele bezogen, sollen im folgenden die überlieferten Techniken mittelalterlicher Wandmalerei kurz beschrieben werden. Es besteht dabei kein Anspruch auf eine umfassende Darstellung mittelalterlicher Wandmalereitechnik.' Die genauere Kenntnis der Maltechnik ist jedoch eine wichtige Grundlage für die kunsthistorische Beur­ teilung der behandelten Wandmalereien, da künstlerische Ent­ wicklungen, Ausdrucksgualitäten und Alterungsphänomene eng mit den Möglichkeiten und Grenzen der gewählten Maltechnik verbunden sind. Vorweg sei daran erinnert, daß die maltechnische Untersu­ chung mittelalterlicher Wandmalereien heute im allgemeinen durch vorangegangene Freilegungen und Restaurierungen er­ schwert ist. Durch unsachgemäße Freilegung ist die Malschicht reduziert, oft sind nur noch Vorzeichnung und Untermalung bzw. die farbige Anlage der Malerei erhalten. Technologische Aussagen über die malerische Ausarbeitung, z. B. in Form eines mehrschichtigen Aufbaus mit Lasuren und Modellierung von Licht und Schatten, sind somit kaum mehr möglich. Durch Re­ staurierungsmaßnahmen wie u. a. das Festigen der Malschicht, werden neue Materialien in die Wandmalerei eingebracht, die Schwierigkeiten bei der chemischen Analyse bereiten, wenn es z. B. um die Bestimmung des ursprünglich verwendeten Binde­ mittels geht. Dasselbe gilt für Übermalungen, aber auch für transparente Überzüge, die nicht nur das Erscheinungsbild der Malerei verändern, sondern auch konkrete Aussagen zur histo­ rischen Maltechnik erschweren. Die folgende Darstellung mittelalterlicher Wandmalereitech­ nik bezieht sich daher nur auf Beispiele, die keine oder lediglich geringfügige Beeinträchtigungen durch vorangegangene Re­ staurierungen erfahren haben. Am aufschlußreichsten sind dabei die Untersuchungen an Wandmalereifragmenten, die bis vor kurzem durch historische bauliche und gestalterische Verände­ rungen verdeckt oder nicht zugänglich waren,-also im 19. und 20. Jh. mit Sicherheit keine Restaurierung erfahren haben. Hin­ zu kommen in jüngerer Zeit freigelegte Wandmalereien, die nach einer unseriösen, schatzgräberischen Aufdeckung aus Mangel an Geld und Interesse ihrem Schicksal überlassen wur­ den: Trotz großer Substanzverluste haben sich hier meist einige fragmentarische Bereiche mit relativ intakter Oberfläche erhal­ ten, die nicht durch Restaurierungsmaßnahmen verfälscht sind. Nicht zu vergessen sind schließlich die seltenen Beispiele gut

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erhaltener und korrekt konservierter Wandmalereien als aussa­ gekräftige Dokumente nicht nur für die Maltechnik.

Die Freskomalerei Die Technik des Fresco buono, typisch für die italienische Trecentomalerei, wird im späten 14. Jh. von Cennino Cennini in seinem Libro dell’Arte2 ausführlich beschrieben.3 Der für das italienische Fresko typische mehrschichtige Putzaufbau mit Arriccio und Intonaco ist in Deutschland nur sehr selten anzutreffen. Ebenso wenig verbreitet ist die echte Freskotechnik, bei der die Pigmente tatsächlich nur in Wasser angerührt sind, ohne zusätzliches Bindemittel, und a fresco auf den noch feuchten Putz gemalt wird. Allerdings kann man auch dann noch von Freskotechnik sprechen, wenn die Malerei weitgehend im Sinne des Fresco buono ausgeführt wurde, für die malerische Ausar­ beitung einzelner Bereiche jedoch zusätzlich anorganische oder organische Bindemittel eingesetzt wurden.4 Unter den mittelalterlichen Wandmalereien Mittelffankens findet sich ein einziges Beispiel, das insgesamt gut erhalten und im weitgehenden Sinne als Fresko zu definieren ist, das „Volto Santo“ im Chor der Weißenburger Karmelitenkirche [Kat.Nr. VI.I.].5 Bei dieser Malerei fehlt anscheinend die Sinopia6. Der Intonaco, ein sehr feiner, stark geglätteter Kalkputz, ist auf eine ältere, getünchte Putzschicht aufgetragen, die zur bes­ seren Haftung aufgespitzt wurde. Der Intonaco zeigt eine Reihe horizontaler Putzgrenzen; diese Pontate verweisen auf die Höhe der Gerüstlagen des Arbeitsgerüstes (Abb. 1, 2).7 Putzgrenzen, die z. B. den Konturen der Figuren folgen und somit als Giomate zu deuten wären, sind nicht eindeutig zu erkennen.8 Die Pa­ lette ist durch Erdfarben bestimmt, darunter Ocker, rote und grü­ ne Erde und Caput mortuum, die zum größten Teil freskal auf­ getragen wurden. Schwarz wurde vor allem für Konturen und Binnenzeichnung verwendet. Die für Freskomalerei typische Lasurtechnik wurde z. B. bei den Inkamaten eingesetzt. Einige Details, u. a. Schmuckelemente an den Gewändern und Licht­ höhungen wurden in Kalkseccotechnik ausgeführt, offensicht­ lich auf dem bereits getrockneten Intonaco. Der Hintergrund zeigt eine freskale grauschwarze Untermalung, die man als Veneda bezeichnen kann.9 Das darauf aufgetragene Blau, wohl Azurit mit organischem Bindemittel, ist noch in kleinen Resten erhalten. Verfärbungen auf Gewandbordüren u. a. könnten auf Reste eines Anlegeöls für Metallauflagen schließen lassen. Das „Volto Santo“ kann insgesamt als Fresko bezeichnet werden: Dafür sprechen der leichte Glanz der stark geglätteten Ober­ fläche sowie die kristalline Transparenz und Tiefenlichtwirkung der freskal aufgetragenen Bereiche. Das Wandmalereiffagment mit Szenen aus dem Leben zweier Märtyrer in der Nürnberger Frauenkirche [Kat.Nr. I.I.] ist in größeren Teilen zwar auch freskal ausgeführt, sein Erscheinungs­ bild ist im Gegensatz zum „Volto Santo“ jedoch von der aufwen­ digen a secco-Ausarbeitung wichtiger Bereiche charakterisiert, so daß es im folgenden als Mischtechnik beschrieben wird.

Farbtafel I

■ Abb. 1. Weißenburg i. B., ehern. Karmelitenklosterkirche, Chor-Nordwand, „Volto Santo“, Detail des Stifterpaares: Beispiel einer weitgehend a fresco ausgeführten Wandmalerei (Putzgrenze am rechten Bildrand; rote Vorzeichnung auf dem älteren Putz) Abb. 2. „Volto Santo“, untere Bildhälfte (auf Höhe der Altarmensa eine Pontata)

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Farbtafel II

Abb. 3, 4. Weißenburg i. B., Spitalkirche, Langhaus-Südwand, Wandmalereizyklus mit Szenen aus dem Marienleben sowie dem Leben und der Passion Christi, bez. 1480, Christi Himmelfahrt, Details: Beispiel einer unvollendeten Kalkmalerei mit roter Pinselzeichnung (Unterzeichnung) und Farblasuren (Untermalung)

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Farbtafel III

Abb. 5. Graben (Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen), evang. Filialkirche, ehern. St. Kunigunde, Langhaus, Ostwand rechts, fragmentarischer Wand­ malereizyklus, Marientod: Beispiel einer graphisch geprägten Kalkmalerei Abb. 6. Heideck (Lkr. Roth), kath. Kirche U. L. Frau (Frauenkapelle), Langhaus-Nordwand, Wandmalereizyklus, bez. 141(8), Jüngstes Gericht, Johannes der Täufer: Beispiel einer Kalkmalerei auf pastös aufgetragener Kalkschlämme

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Farbtafel IV

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Abb. 9. Weißenburg i. B., Spitalkirche, Langhaus-Südwand, Wandmalereizyklus mit Szenen aus dem Marienleben sowie dem Leben und der Passion Christi, bez. 1480, Heimsuchung, Detail: Beispiel einer Kalkmalerei mit Proteinzusätzen (mehrschichtiger Aufbau der Malerei, teils mit Lasuren, teils mit deckenden Farbschichten, Höhungen mit pastös aufgetragenem Kalkweiß; schwere Schäden durch unsachgemäße Freilegung)

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ter Pfeiler der südlichen Reihe, hl. Veronika mit dem Schweißtuch, von Engeln umrahmt, Vorkriegszustand

Abb. 3. Nürnberg, ehem. Dominikanerinnen-Kirche St. Katharina, Nordwand des linken Seitenschiffes, Heiligendarstellungen in Arkaden­ rahmung, Zustand vor 1928

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byteriums der ehern. Minoritenklosterkirche St. Johann Baptist in Jindrichuv Hradec sind Heiligendarstellungen unter Maß­ werkarkaden zu sehen.16Zu den Friesen in der Katharinenkirche gehörte auch eine schlecht erhaltene Malerei auf dem dritten Pfeiler der südlichen Reihe, die ebenfalls das Motiv der gemal­ ten Arkadenarchitektur mit Maßwerkbaldachin als Rahmen für figürliche Darstellungen aufnahm. Dargestellt war die hl. Vero­ nika mit dem Schweißtuch Christi, die von leuchtertragenden Engeln umrahmt wurde (Abb. 4).17 Aus derselben Zeit dieser Heiligenffiese stammten auch ein­ zelne Wandmalereien von tafelbildartigem Charakter.18Von In­ teresse ist hier vor allem das Epitaph der Gemahlin Michael Behaims, Kunigunde, an der Nordwand des Ostchores: Vor rotem, mit Sternen besetzten Hintergrund war der Erbärmde-Christus dargestellt, neben dem die kleine Figur der Stifterin kniete. Dar­ unter befand sich eine oft erneuerte Inschrift mit dem Datum 1360.19 Hierzu gibt es ein zehn Jahre älteres Vorbild in der Ta­ felmalerei: das Epitaph des Abtes Friedrich von Hirschlach im Münster zu Heilsbronn.20

Abb. 5. Nürnberg, ehern. Dominikanerinnen-KJoster St. Katharina, Kreuzgang, südlicher Flügel, Südostecke, Südwand, Szenen aus dem Leben und Martyrium der hl. Katharina von Alexandrien, Fragment einer Waldlandschaft mit Einsiedelei, Zustand 1943

Verlorene Wandmalereizyklen aus dem letzten Drittel des 14. Jahrhunderts und dem frühen 15. Jahrhundert Der größte und am besten erhaltene Wandmalereizyklus aus dem letzten Drittel des 14. Jhs. befand sich im Kreuzgang des ehemaligen Dominikanerinnenklosters St. Katharina. Er wurde im 2. Weltkrieg vollständig zerstört, ist jedoch durch eine Serie sehr guter Fotografien aus dem Jahr 1932 dokumentiert (Abb. 5-13).21 Fries beschreibt, daß die Wandmalereien den Ostab­ schluß und die Südwand des südlichen Kreuzgangflügels schmückten.22 Hauptthema war das Martyrium der hl. Katharina von Alexandrien, der Schutzheiligen der Kirche. Die in dreizehn Szenen gegliederte Darstellung begann an der Ostwand mit drei Bildern aus der Jugendzeit der Heiligen. Sie wurde an der Süd­ wand fortgeführt mit ihrer Begegnung mit dem Einsiedler,

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ihrem Zusammentreffen mit dem Kaiser Maxentius und der Dis­ putation mit den heidnischen Gelehrten. Es folgten die Szenen ihres Martyriums und Todes sowie ihrer Beisetzung auf dem Berg Sinai.23 An die Vita der hl. Katharina schlossen Szenen aus dem Neuen Testament an mit Christus als thronendem Welten­ richter zwischen Sonne und Mond, der Verkündigung an Maria und der Geburt Christi. Trotz der Schäden und Fehlstellen sowie der Retuschen, die auf den Fotografien erkennbar und wohl zum Großteil auf die Restaurierung der 20er Jahre zurückzuführen sind,24 läßt sich die künstlerische Gesamtkonzeption des Wandmalereizyklus gut nachvollziehen. Die Malereien nahmen Bezug auf die archi­ tektonische Gliederung der Südwand des südlichen Kreuzgang­ flügels mit den Wandvorlagen und bogenförmigen Wandni­ schen, deren oberer Abschluß schon zur Zeit der Ausmalung ge­ kappt war.25 Die Sockelzone war mit einer gemalten Vorhang­ draperie geschmückt. Die figürlichen Szenen in der Wandzone über dem Sockel nahmen mit ihrer Bilderzählung den gesamten zur Verfügung stehenden Raum in Anspruch. Sie waren nur teil­ weise von einfachem Rahmenwerk eingefaßt. Die trapezartige Form der Wandvorlagen wurde dabei geschickt für die Bild­ kompositionen ausgenutzt. Ebenso gekonnt verwendete man die schmalen Laibungsansätze der Wandnischen für einzelne Figu­ ren. Die Wandfläche der Nischen wurde nur bei der Darstellung der Beisetzung der hl. Katharina für eine einzelne monumenta­ le Szene genutzt, da die Nischenbreite hier der horizontal be­ tonten Bildkomposition entgegenkam. Die beiden anderen Wandnischen nahmen jeweils zwei Szenen auf, die bei der Vita der hl. Katharina durch ein einfaches vertikales Rahmenstück getrennt wurden, während man bei den Szenen der Verkündi­ gung an Maria und der Geburt Christi mit Hilfe des Stallgehäu­ ses zwei getrennte Bildräume schuf. Gemalte Architekturele­ mente zur Rahmung und räumlichen Trennung einzelner Dar­ stellungen verwendete man auch im östlichen Bereich des Kreuzgangflügels an den ungegliederten Wandteilen der Südund Ostwand. Fries datiert die Wandmalereien relativ spät in die Zeit um 1380/90. Stilistische Gründe sprechen für eine etwas frühere Entstehung um 1370/80.26 Fries weist daraufhin, daß die Male­ reien wohl nicht alle von einer Hand stammen. Diese Vermutung kann bei Betrachtung der Fotografien konkretisiert werden. Die Wandgemälde im östlichen Teil des Kreuzgangflügels an der Süd- und der anschließenden Ostwand27 weisen einen höheren Komplikationsgrad in der Bildkomposition mit räumlichen Staffelungen und perspektivischer Darstellung relativ kompli­ zierter Architekturgehäuse auf. Dagegen ist der anschließende Teil durch einen einfachen Erzählstil geprägt. Der Bildraum wirkt flächiger, die Architekturelemente sind schlichter. Fries stützt seine Datierung u. a. auf die Bekleidung einzelner Figuren im Stil der „Wenzel-Mode“: eng anliegende kurze Röcke, Schmuckgürtel, Beinlinge und Schnabelschuhe. Naheliegend ist ein Vergleich mit Miniaturen der Wenzelbibel, z. B. mit modisch

Abb. 6. Nürnberg, ehern. Dominikanerinnen-Kloster St. Katharina, Kreuzgang, südlicher Flügel nach Osten, im Vordergrund Szenen der Verkündigung an Maria und der Geburt Christi, Zustand 1932 Abb. 7. Südostecke im Anschluß an den östlichen Flügel, Szenen aus dem Leben und Martyrium der hl. Katharina von Alexandrien, im Vor­ dergrund eine fragmentarische Darstellung mit dem thronenden Kaiser Maxentius, Zustand 1932

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gekleideten Randfiguren im rahmenden Rankenwerk28 oder mit Zeichnungen eines böhmischen Musterbuches aus der Zeit um 1380/90.29 Fries nennt stilistisch vergleichbare Wandmalereien aus dem letzten Drittel des 14. Jhs., darunter den um 1365/75 entstanden Wandmalereizyklus in Slavietin30. Bestätigt wird die Bedeutung Böhmens und der böhmischen Mode für die fränki­ sche Kunst im letzten Drittel des 14. Jhs., wenn man die Wand­ malereien des Kreuzgangs von St. Katharina mit denen der Forchheimer Kaiserpfalz vergleicht,31 vor allem mit den um 1390 entstandenen satirischen Darstellungen König Wenzels im Königssaal. Die Haltung des Königs Maxentius in der dritten Szene der Südwand, im Dreiviertelprofil mit überschlagenen Beinen auf der Thronbank sitzend, entspricht recht genau der des Königs Wenzel in Forchheim. Bei zwei Malereien im Kreuz­ gang, der Beisetzung Katharinas auf dem Berg Sinai sowie der in einer Wandnische zusammengefaßten Darstellungen der Ver­ kündigung an Maria und der Geburt Christi, fällt der angedeute­ te Felsboden auf, der in vereinfacht dekorativer Weise an die um 1350 entstandenen Tafelgemälde des Hohenfurter Meisters erin­ nert.32 Bei der Szene der Geburt Christi verweisen die aus Wei­ den geflochtene Krippe und die einfache Balkenkonstruktion des strohgedeckten Stalls sowie dessen bildbestimmende Positi­ on auf dieselbe Darstellung im Hohenfurter Altar. Außerdem zeigt die Wandmalerei im Kreuzgang Ähnlichkeiten mit einem etwas älteren Nürnberger Tafelgemälde, der „Anbetung der Kö­ nige“ auf der linken Flügelaußenseite des Hochaltars von St. Ja­ kob.33 Der diagonal ins Bild gesetzte Stall und die würdevolle Haltung der auf einem Strohsack sitzenden Maria charakterisie­ ren beide Darstellungen. Vergleicht man die Malereien des Kreuzganges mit noch er­ haltenen Nürnberger Wandgemälden aus dieser Zeit, so ähneln die detailliert ausgearbeiteten Achitekturgehäuse und die per­ spektivischen Thronsessel mit ihrer rahmenden und raumbilden­ den Funktion den Architekturelementen auf dem abgenomme­ nen Wandgemälde „Paulus vor den Juden“ in St. Sebald, vor 1386 entstanden [Kat.Nr. 1.4.], und auf dem Fragment mit Dar­ stellungen aus dem Leben zweier Märtyrer in der Frauenkirche aus den 70er Jahren des 14. Jhs. [Kat.Nr. 1.1.]. Die figürlichen Darstellungen scheinen bei den Malereien im Kreuzgang jedoch einfacher gewesen zu sein.34 Der Erzählstil und einige Details

des Katharinenzyklus, insbesondere die stilisierten Bäume in der ersten Szene, beeinflußten die Wandmalerei der Wendelins­ legende in St. Lorenz aus der Zeit um 1380/90 [Kat.Nr. 1.3.].35 Aus den letzten Jahrzehnten des 14. Jhs. stammte die Ausma­ lung der Chorgewölbe in der ehemaligen Klosterkirche St. Ka­ tharina mit dem thronenden Christus und den vier geflügelten Evangelistensymbolen vor hellem stemengeschmückten Hinter­ grund. Diese Malereien sind nur durch eine Abbildung in der Publikation von Fries überliefert (Abb. 14),36 der ihre enormen Dimensionen hervorhebt, sowie auf eine gewisse Starrheit und

Katharina von Alexandrien, Enthauptung der Heiligen, Zustand 1932

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Kat.Nr. V8. Chorgewölbe, Symbol des Evangelisten Markus

Kat.Nr. V8. Chorgewölbe, Symbol des Evangelisten Lukas