Jahresbericht des Historischen Vereins in Mittelfranken [32]

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Zweiunddreißigster

Jahresbericht

des

historischen

Vereins

in

Mittelfranken .

1864.

Ansbach.

Druck von Carl Brügel

& Sohn.

393391 - C

PERIOD .

K

K.

O

H

S. 1.

Allgemeine Bemerkungen. Die Anwälte des

historischen Vereins

in Mittelfranken übergeben den sehr verehrlichen

Vereins-Mitgliedern den zwei und dreißigſten Jahresbericht.

Nach der Einrichtung des Vereins enthält

derselbe die Gaben, welche ihm zu Theil geworden, die Anfragen, über die er sich zu äußern gehabt, die Darlegung seiner innern und äußeren Verhältnisse.

Das Reſultat der in dieser Hinsicht gemachten

Erfahrungen darf ein erfreuliches genannt werden : die Theilnahme an Förderung der Vereinszwecke steigert sich, besonders die Mittheilungen nach Außen.

Dadurch hat sich eine Literatur gebildet , die

eine Masse geschichtlicher Angaben zu Tage fördert und , je nachdem die unbeschränkte Benüßung der Archive oder Staatsbibliotheken zu Gebote steht , mehr oder weniger gründliche Nachweise liefert. Es ist wohl keinem Zweifel unterworfen , daß die Bearbeitung der Nationalgeschichte dadurch an Material gewinnt und daß beſonders volksthümliche Einrichtungen , Gebräuche , Anſichten über Handel, Gewerb und Landwirthschaft in den Vereinsschriften deswegen mit Sicherheit besprochen werden, weil die mündliche Tradition in dem innern Treiben einer Volksgemeinde von gar großer Bedeutung ist und die Glieder der Gemeindefamilien in diesem Sagenkreise, in dieser Mittheilung veralteter Einrichtungen und Gebräuche gleichsam einen geſchichtlichen Anfang finden , der jene Volkspietät bildet, -in deren Pflege ein Grund zum edlen Bürgerſinne liegt. So erfreulich nun diese Erscheis nungen in den zahlreichen Vereinsheften sich zeigen , so bleiben doch dieselben , nach der Natur der Vereine und der Zerſplitterung der Staaten, in welchen jene

an das Licht trefen , fragmentarische

Notizen, die nur da an innerem Zusammenhange gewinnen , wo Gelegenheit geboten ist , eine unbeschränktere Untersuchung anzustellen.

Es fehlt an organiſcher Leitung, an einem Centralpunkte , der

in sich aufnähme , was geschichtliche Bedeutung hat und dasselbe, gründenden historischen Zeitschrift der allgemeinen Prüfung vorlegte.

gehörig verarbeitet , in einer zu Es erscheint zwar seit einigen

Jahren ein Centralblatt , welches von dem Ausschusse der vereinigten historischen Vereine redigirt und gegen einen sehr mäßigen Preis verkauft wird.

Dieses Unternehmen scheint aber keinen sicheren

Bestand zu haben, wenigstens deckt die Abnahme der Zeitschrift die Kosten derselben nicht . (1*)

Gründe

IV

für dieſe Theilnahmslosigkeit laſſen ſich im Allgemeinen nicht aufführen. dort eine Ansicht geltend , welche Anerkennung verdienen möchte. die beſtehende Einrichtung des Centralvereins.

Indeß macht sich hier und

Und diese Ansicht gründet sich auf

Man hält es namentlich für beſſer ,

daß der Aus-

schuß die Herausgabe des Blattes einem bestehenden Institute übergeben möchte , das durch den Umfang seiner Sammlungen einen sichern Besit nachweist und reiche Quellen für geschichtliche Unterſuchungen darbietet.

Die jährlichen Versammlungen sollen dadurch nicht beeinträchtigt werden , es

ſollen vielmehr die in denselben gewonnenen Ansichten und Mittheilungen von einem am angegebenen Institute gebildeten Ausschusse von Vertrauensmännern zum Ganzen vereinigt und in hiſtoriſchen Jahrbüchern den Freunden geschichtlicher Untersuchungen vorgelegt werden.

Vielseitig ausgesprochene

Wünsche bezeichnen das Germanische Museum in Nürnberg als dasjenige Institut , welches den Vereinigungspunkt bilden solle. Als Mitglieder sind beigetreten :

Herr Auerochs , Lehrer an der lat. Vorschule in

Herr Friedr. Richenbächer, k. Subrektor in Feuchtwangen,

Ansbach,

"

Baron von Lindenfels , Direktor,

kgl.

Regierungs-

"I

G. K. D. von Merz, kgl. Bezirksamtmann in Dinkelsbühl ,

"

Ludwig , f. Commiſſär in Lichtenau ,

"

A. Müller, k. Bezirksg.-Assessor in Ansbach,

"

Christ. Trösch, Pfarrer zu Großalfalterbach,

"

Dr. A. Heidenschreider ,

F. M. Sixt , Pfarrer in Tauberzell , Bürgermeister Beer in Neustadt a. d. A.

"

Justus Stettner, Pfarrer zu Weidenbach,

"

J. M. Wendel, kgl. Regierungs -Direktor ,

,,

"

Monniger, kgl. Subrektor in Dinkelsbühl,

"

prakt.

Arzt

in

Herrieden ,

In der Anwaltschaft des Vereins hat sich eine Aenderung ergeben.

Professor Fuchs wird

in Kurzem seinen Wohnsiß nach Nürnberg verlegen und dadurch aufhören Anwalt zu seyn . An seine Stelle trat Herr Pfarrer Caselmann, der neben dem Conservatorium der Vereins - Sammlungen zugleich die Stelle eines kgl.

Regierungs -Bibliothekarz übernehmen wird.

Der abgehende Anwalt,

Professor Fuchs , dankt den sehr verehrlichen Vereinsmitgliedern für das Vertrauen , welches sie ihm viele Jahre hindurch geschenkt haben und bittet seine zahlreichen Correspondenten , sich für die Zukunft in Vereins - Angelegenheiten an den historischen Verein in Ansbach zu wenden . Immer wieder macht sich das Bedürfniß eines größern Lokalz für die Vereins- Sammlungen geltend ; die günstige Lösung der Frage scheint bei gänzlichem Mangel an passenden Gebäuden nur von einem Neubau abzuhängen , der in sich aufnähme , was Kunst und Gewerbe in älteren oder neueren Objekten vertritt.

Dann würde die Stadt Ansbach eine Zierde erhalten , die ihr bis jetzt

abgeht und die neben dem industriellen Aufschwung , der sich vorbereitet , auch den Weg zu einer ästhetischen Betrachtungsweise anbahnete.

Möchten doch die Lenker der städtischen Angelegenheiten

dieses Bedürfniß berücksichtigen. Herr Archivar Ernst von Braun zu

Altenburg hat durch Uibersendung der gründlichen

Abhandlung : „ Die Rauten-Paare im herzoglich Sachsen- Erneſtiniſchen Ahnenſaale“ die Vereins- Samm-

V

lung bereichert und den Wunsch erregt , der Verein möge mit dem Herrn Verfaſſer in nähere Verbindung treten.

Dieß geschah durch die Ernennung desselben zum correspondirenden Mitgliede.

Der Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen wünscht mit unserm Verein in Verbindung zu treten.

Wir fühlen uns durch diesen Wunsch geehrt und werden mit Vergnügen den

Austausch der Vereinsschriften besorgen. Das Bezirksamt Fürth hat den Antrag gestellt , dem adelichen Geschlechte der Herren von Puttendorf (ältere Schreibart ) im Filialkirchdorfe des Pfarrsprengels Roßstall, Buttendorf , einen Gedenkstein zu sehen .

Herr Pfarrer Muck aus Poppenreuth und Herr Archivar Baader in Nürn-

berg hatten gründliche historische Notizen

über dieses

Geschlecht der

Eingabe des

Bezirksamtes

beigelegt , welche von dem Verkehr desselben mit dem Kloster Heilsbronn , von Güter-Erwerbung und Verkauf, von Verträgen mit Nachbaren handeln . 1132 und schließen mit 1494.

Diese urkundlichen Belege beginnen mit dem Jahre

So wichtig nun dieſe Mittheilungen für das alte adeliche Geschlecht

von Puttendorf find, so geht doch aus denselben nicht hervor , daß die Adelichen von Puttendorf eine hervorragende Stellung eingenommen haben , daß sie vielmehr zu jenen Rittern gehörten , welche durch Uiberfälle und Plünderung der Reisenden sich Mittel zum Unterhalt erwarben.

Wenn auch der Ort,

an welchem das Schloß stand , mit großer Wahrscheinlichkeit angegeben ist, so findet sich doch in urkundlichen Nachweisen , in Dokumenten nichts

darüber und

Monumentes an geschichtlichen Nachweisen fehlen.

es möchte daher zur Errichtung eines

Vielleicht würde eine Gedenktafel , die im Garten

oder am Hauſe des Bauers Müdham angebracht würde, genügen zur Bezeichnung des Ortes , wo das Schloß zu suchen seyn möchte.

In der Pfarrbeschreibung , sowie in dem Gemeindebuche dürfte eine

schriftliche Notiz niedergelegt werden über die adeliche Familie von Puttendorf. Die K. Commandantſchaft Wülzburg wünschte nähere Nachricht zu erhalten über das Stift Wülzburg.

Wir haben diesem Gesuche mit Vergnügen entsprochen , finden uns jedoch zu der unmaß-

geblichen Bemerkung veranlaßt , daß die Nachrichten über die Entstehungsgeschichte des Klosters Wülzburg mit großer Vorsicht zu behandeln sein möchten. In der lezten Sigung der Anwälte wurde beſchloſſen , daß die Mitglieder zu einer im Mo' nat Oktober zu veranstaltenden Versammlung eingeladen werden sollten. In den Verzeichnissen ist Alles aufgeführt , was bis zum 1. Oktober abgegeben worden war.

§. 2.

Verzeichniß von Büchergeschenken und Druckſchriften. 1) Das Maximilians-Gymnaſium in München übersendet : Uiber den Jotacismus der griechischen Sprache.

Echuh.

Th. 2.

1863 .

2) Der Verein für Geschichte und Alterthum in Frankfurt übersendet : Neujahrsblatt für 1863. 3) Herr Buchdruckereiveſißer Junge in Ansbach übergibt : Feſtworte, gesprochen bei der Ansbacher Gedächtnißfeier der Leipziger Völkerschlacht am 18. Ditober 1863.

Hänle.

4) Herr Rechnungskommissär Miedel übergibt : Colonia Sumlocenne. Jaumann.

1857.

2. Nachtrag. Von

VI

5. Herr Pfarrer Fischer von Artelshofen übersendet : Die Einführung des Christenthums im jezigen Königreich Bayern.

Fischer.

1863 .

6) Der historische Verein für Krain übersendet : Marci a S. Paduano Bibliotheca CarDimitz. 1862 .

niolia.

7) Herr D. Hänle übergibt : Bittſchrift der Einwohner des M. Ansbach an den König von Preußen , nebst Bemerkungen eines Anspachischen Beamten über diese Schrift.

1806 .

8) Der Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen übersendet : Das Homiliar des Bischofs von Prag. - Die Laute der Tepler Mundart. - Geschichte von Trautenau. 1. Abth. 9) Herr Seminar-Inspektor Harleß zu Schwabach übersendet : Zur Erinnerung an die im Jahre 1863 zu Schwabach begangene Jubelfeier des 18. Oktobers 1813 . 10) Der Hanauer Bezirks-Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde übersendet : Historische Beiträge zur Geschichte der Schlacht bei Hanau am 30. u . 31. Oktober 1813. Röder 1863. 11 ) Herr Professor D. Gengler in Erlangen übersendet : Codex Juris Municipalis Germaniae Medii Aevi.

D. Gengler.

B. 1, § . 1.

1863.

12) Herr Buchhändler Junge in Ansbach übergibt : Hänle.

Das gute Recht Schleswig-Holsteins.

1863. 13) Die Herren Thieme und Fuchs in Leipzig übersenden :

Numismatischer Verkehr von

Thiene in Leipzig. 14) Der Verein für Geschichte und Alterthum Schlesiens übersendet : Codex diplomaticus. Vol. IV. 15) Herr D. Adalbert v. Kellner in Tübingen übersendet : Jacob Grimm (Separat-Abdruck aus dem Württemberg. Staats -Anzeiger). 16) Die Universität zu Chriftiania in Norwegen übersendet : Anzeige des Todes des NaElementaer- Undervisning i Landbruget Almueskoterne . - Stational-Historikers Munch. 1858. - Veiledning til Vibe. tistische Efterretninger om Christiania Kathedralskole. Dyrkning af glaciale , alpinske og arctiske Planter. Moe. 1862. visningsvaesen . Norske Vaegtloder fra Fjortende Aarhundrede.

Det swenske UnderHolmboe.

1863. -

Index Scholarum in Univ. Reg. Fredericiana MDCCCLXIII . habendarum. — Beretning om det Kongelige Selskab for Norges Vel. 1862. - Det Kongelige Norske Frederiks Universitets Aarsberetning. 1861. - Det Kongelige Frederiks Universitets Halvhundredaars -Fest. ― Johnsons Forslag om 1853. Christiania. Saga Olafs Konungs ens Helga. 1861. Oprettelsen af lonnde Docentposter ved Universitetet.

1861.

Knudsens Forslag til visse

Forandringer i den hidtil ved Undervisningen i Modersmaalet i de offentlige Skoler Saedvanlig brugte Retskrivning .

17) Herr Privatier Schwarz aus M. Stefft übersendet : Programm zur Feier der Krönung des Königs Wilhelm von Preußen.

1861 .

18) Der Verein für Geschichte und Alterthumskunde in Frankfurt übersendet : Dertliche Beschreibung der Stadt Frankfurt aM. von Johann Georg Battonn. kranke im Mittelalter.

Frankfurt .

1863.

D. Kriegk.

Aerzte, Heilanstalten, Geistes-

VII

19) Der Verein für Rheinische Geſchichte und Alterthümer übersendet : Führer in dem Muſeum des Vereins zur Erforschung Rheinischer Geschichte und Alterthümer in Mainz und dem Nheinisch-Germanischen Central-Museum daselbst.

1863 .

20) Herr Hof- und Staats-Bibliothekar D. Thomas in München übergibt : Der Periplus des Pontus Eurinus nach Münchener Handschriften , nebst einer Karte , ingleichen der Paraplus von Syrien und Palästina und der Paraplus von Armenien ( des Mittelalters) von D. Thomas . 1864. Die Stellung Venedigs in der Geschichte. D. Thomas . München. 1864.

Mün-

chen.

21 ) Die k. k. Geographische Gesellschaft in Wien übersendet : Mittheilungen.

Jahrg. VI. 1862.

22) Der historische Verein für Unterfranken und Aschaffenburg übersendet : Die Sammlungen des hiſtoriſchen Vereins für Unterfranken und Aſchaffenburg.

D. Conßen. 1856. Abth. I, II, III

23) Die Königl. Regierung übergibt : Darstellung des socialen und wirthschaftlichen Volkslebens des Landgerichtsbezirks Moosburg.

Lipowsky .

1861 .

24) Die Kgl. Akademie der Wiſſenſchaften übersendet : Quellen und Erörterungen zur bayer. und deutschen Geschichte.

B. IX. Abth. I, II, 1863.

25 ) Der hiſtoriſche Verein für das Großherzogthum Heſſen übersendet : Urkundenbuch III. 26) Herr Regierungs - Affeffor D. Höfele übergibt : Jahresbericht der Kreis- Gewerbe- und Handelskammer von Mittelfranken.

1863.

27) Der Alterthums - Verein zu Wien übersendet : Illustrissimo et Excellent. D. D. R. E. Comiti a Stahrenberg &c. Viennam Austriae cum sua Vicinia Nuper a Turcis oppugnatam quidem non vero expugnatam quia auxilio Altissimi munitam, ad vivum delineavit aerique incidit Henricus Schmidts Geldriensis Belga.

(Werthvolles Geschenk).

28) Herr Pfarrer Jäckel von Sommersdorf übergibt : Von der neulichen größten Uiberschwemmung, welche die Stadt Nürnberg erlitten.

Will. 1784.

29) Herr Prof. D. v. Weech aus Freiburg übersendet : Zur Erinnerung an Joh. Friedrich Böhmer von D. v. Weech. 30) Herr Archivar v. Braun aus Altenburg übersendet : Rauten-Paare im Herzogl. SachsenMittheilungen. B. 6, H. 1 .

Ernestinischen Ahnenſaale von Eduard v. Braun, Archivar.

31 ) Die Gesellschaft für vaterländische Alterthümer in Zürich übersendet : Remarques sur le livre intitulé ; „ Habitations lacustres des temps anciens et modernes ", par Frédéric Troyon. 32) Herr Buchdruckereibeſizer Carl Brügel übergibt : Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken.

Vetter.

1864.

33) Der hist. Verein in Bayreuth übersendet : Erinnerung an Jean Paul. Kraußold. 1863 . 34) Die historische Gesellschaft in Leyden übersendet : Werken van de Maatschappij der Nederlandsche Letterkunde.

1863.

35) Das Schulehalten im XIX. Jahrhundert.

W. K. Schultheiß.

Nürnberg.

1860.

36 ) Herr D. Valentinelli , Bibliothekar in Venedig , übergibt : Bibliografia del Friuli saggio Di Giuseppe Valentinelli.

Venezia.

1861 .

38. Herr Privatier H. Schwarz aus Marktstest übersendet : Urkundliche Geschichte der Stadt Marktbreit in Unterfranken.

Plochmann.

1864.

VIII

§. 3. Eingesendete Abhandlungen, Handschriften Urkuuden. 1 ) Herr Prof. D. Weech aus Freiburg übersendet : Die jährliche Rechnungsablage zu Nürnberg im 15. Jahrhundert.

D. v. Weech.

Mscrpt.

2) Herr stud. jur. Schraß übergibt : Sechzig nach Bayern gehörige Kupfermünzen der soge→ Einiges zur Münzgeschichte der Stadt Erlangen. Mscrpt. nannten Kipperzeit. Schraß. Mſcrpt. 3) Professor Fuchs übergibt : Hiſtoriſche

Nachricht vom Markte Stefft ,

geschrieben von

Anna Babetta Dauchin in M. Stefft, den 26. April 1828. — Abschrift der von dem kgl. Archiv zu Nürnberg und Herrn Pfarrer Muck zu Poppenreuth mitgetheilten Nachrichten über die adeliche Familie von Puttendorf. a, b. - Notizen über Schwarzenberg, a, b, c. 4) Herr Stadtgerichts -Assessor Vocke in Fürth übersendet : Bericht über die Verwahrlosung der kirchlichen Alterthümer.

Brandenburgisches Halsgericht in den fränkischen Provinzen . Mscrpt.

5) Herr Revisor Nonnenmacher übergibt : Aus der Markgrafenzeit ; eine historische Erinnerung.

Mscrpt.

Nonnenmacher.

6) Herr D. Grünsfeld in Fürth übersendet einen Auszug aus dem Testament des verlebten Herrn Conrad Gebhardt zu Fürth . 7) Herr Musikdirektor Schletterer in Augsburg übergibt : March Ruthen für Georg Adam Lang, Haudtboist.

Bayreuth den 19. Januar 1784. -- Mehre Hefte. „Poetischer Versuche“ von

J. 6. M. W. Reuthner.

Msept.

8) Erworben wurden :

Wortgetreue Abschrift des Tagebuchs eines Soldaten , der unter der Ansbach. Brigade den Zug nach Amerika mitmachte, den 8. März 1777 - 19. Oktober 1781 . 9) Herr Archivar Baader in Nürnberg übersendet : des Markgrafens Carl Wilhelm Friedrich zu Ansbach Hochzeit zu Berlin.

Mscrpt.

10) Herr Hof- und Staatsbibliothekar und Akademiker D. G. M. Thomas übersendet die Abschrift einer Urkunde aus dem Archiv in Venedig , das Gumbertus - Stift betr.

Der Coder, welchem

dieser Brief entnommen ist , enthält lauter Originalbriefe vom Ende des 15.

Jahrhunderts , meist

Berichte an den Papst über kirchliche Dinge in Deutschland , Böhmen , Ungarn , Polen , Frankreich, England 2c.

Der unten stehende kleine Brief ist nicht numerirt und ist von Herrn D. Thomas be-

zeichnet mit 67 a.

Die Lücken sind im Bruch des Papiers , so wie es als Brief zusammengelegt

war, durch Feuchtigkeit und Reibung entstanden, ehe dasselbe der jetzigen Sammlung war.

Sie lassen sich leicht ergänzen.

eingereiht

In demselben Coder n. 22. iſt ein Schreiben von Wilhelmus

Episcopus Eystettensis d. d. Eystett die quarta m. Sept. a. octuagesimo tertio, wegen eines - Bibl. Marc. cod, lat. clx. 178. Fridericus Mauerkircher. — Im Stück 66 eingeheftet : Beatissime pater et clementissime domine , post beatorum oscula pedum. hic princeps hec responsa scripta exhiberet , duo rogavit.

Dum illustrissimus

Primum quod Sanctitas vestra

suppleat pro sua prudentia id , quod lingua materna vellet et sciret in hac re longe melius explicare quam sui canzelarii latine.

Secundum quod , postquam habuit a pluribus ponti-

ficibus et postremo efficacius a Sanctitate vestra jus patronatus et presentandi apostolice

IX . # sedi certas preposituras et beneficia , inter quas est prepositura una , que fuit domini Johannis Horn. ad quam ... . . . vendam suum carissimum Sanctitati vestrae presentavit , ne suum jus presentandi negligere videretur. a quibuscunque

Eadem . . . ea do vestra quod concessit illesum • ps servari tuerique dignetur. arbitraturque prefatus illustrissimus . •

quod cum ipse honorem apostolicae sedis in summa veneratione semper habuerit , eandem sedem ejus hou . . . prebenda gratia curaturam, foelix et phausta sit Sanctitas vestra. cujus sanctissimis pedibus me commendo. E. Stis V.

Onolspach. e. XXVII May MCCCCLXXXIIII. Servulus. b. episcopus Castell. etc.

11) Bei der Restauration der Kirche in Warzfelden hat sich folgende Urkunde aufgefunden : In Nomine Domini amen. Nos Johannes Dei et apostolicae sedis gratia Episcopus Dioscopolis venerandi in Christo patris et Dom. Dom. Gerhardi eadem gratia Episcopi ecclesiae herbipol.

Vicarius in Pontificatu de anno domini MCCCLXXXX nono die vicesima mensis

Januarij hoc altare sanctae Agathae Dominae nobis clementia cooperante consecravimus in honore • in hoc ccclesiae altari per nos venerabiles repositae sunt reliquiae Sanctorum Mauricy et sororis ejus Undecim milium Virginum et Caeciliae Virginis.

In cujus rei evi-

dens testimonium praesentes hoc mei sigilli robore sunt munitae.

§. 4. Alterthümer ,

Münzen ,

Zeichnungen

und

Landkarten ,

welche

der

Sammlung des Vereins übergeben worden sind. 1 ) Herr. D. Hänle übergibt : Stirps Marchico. Brandenburgica et Burggrav. Noribergens.

Guil. Ziemetshusen.

1632.

2) Herr Hof- und Staatsbibliothekar D. Thomas übersendet : Karte zum Periplus des Pontus Euxinus und zum Paraplus von Syrien, Palästina und Armenien von D. Thomas.

1864,

3) Herr Kunstmaler Scharold aus Würzburg übersendet Wachsfiegel : Sig. Ulrici de HoSig. Christian von Leinig. - Sig. Ulreich 1337. Sigill. Albrecht Leobinger. Indman. Sig. Stephani Ducis Bawary. Sig. Secretum Civium Ratisponensium. henloch.

Sig. Lupoldi Dei gra. Babenberg . eccles. Epi. 1299. Petri Vollmar. 1- Zwei Siegel noch nicht gelöſt.

Sig. Heinrici de Wisendar. -- Sig.

Hohenlohesche Münze 1597. - Mo. Münzen : Eine Kufische Glasmünze (sehr selten) . No. Pala. Nevburg. 1628. Mon. Reip. Ratisp. 1674. Leopold. D. G. Rom. Imp. S. A. H. B. Rex, Hungariae Patrona . 1676. Nürnberger Schaumünze mit dem Alphabet. ― Comes Gorics Archid (?) Pfalz Bayern, Friedrich III., Kurfürst 1559-1576 . oder Ludwig VI 1576-1583 . -

Paderborn , Sanctus Liborius.

Salzburg 1679. --- Chur Trier 1654. -

Nürnberg 1676.- Mailand , Joh. Maria Visconti , 1402-1412. bis 1740 . - Brandenburg 1521. — Chur Hessen 1680.

Kaiser Karl VI., 1711

4) Herr Revisor Nonnenmacher übergibt Münzen : Churbayer. Landminz 1687. Jahresb. des historischen Vereine. 1864. (2)

Ferd. II.

X

D. G. B. J. S. A. G. B. H. Rex. Arch. Du. Bu . C. T. 1629. '

Leopoldus D. G. R. J.

S. A. G. H. B. Rex. Archid . Aust. Dux. B. Com. T. 1694 . 5) Herr Pfarrer Dienst übergibt Münze : Chur-Pfälz . Land-Münz .

1746 .

6) Herr Georg Drauner , Schuhmachermeister zu Großenried , überbringt 6 Händelpfennige aus einem bei Großenried gemachten Funde. 77) Erworben wurden Münzen : Polon. 1610.

Moneta Nova Tugensis. Moneta Arg. Polo. --- Chur. Pfalz 1746.

S. A. Lucius Episc. Curie..

1541.

1665.

Sigism . D. G. Rex..

Carol. VI. D. G. Rom. Imp.

Carolus D. G. Ep. Olomucensis .

1666 .

8) Der K. Bezirksamtmann zu Dinkelsbühl , Herr C. von Merz , hat der Vereinssammlung werthvolle Funde überwiesen und veranlaßt die Anwälte zu folgenden Bemerkungen : In den Gräbern bei Nierstein , Geisenheim (Rheingau), Oberolm

( Rheinhessen), Nordendorf ( Augsburg) , Darmstadt

hat man Schmuckstücke , Zierplatten gefunden , welche der Fränkisch-Alemanniſchen Zeit angehören ― Den eingeſenund in der Metall-Bearbeitung größere oder geringere Kunstfertigkeit nachweisen. deten Exemplaren'ähnliche ſinden sich abgebildet in Lindenſchmits Alterthümern unserer heidnischen Vorzeit , H. I. VI.; ſie ſind theils von Kupfer , theils von versilbertem Erz oder ganz von Erz. Die uns übergebenen Stücke sind von Erz und schon deswegen für die Untersuchung beachtungswerth ; sie nähern sich aber auch in der Form jenen obengenanuten Abbildungen und dürften daher mit denselben zu vergleichen seyn. by Akerman,

Aehnliche Abbildungen kommen vor in Remains of Pagan Saxondom

London 1855.

Letterer rechnet sie zu Schild- und Waffenverzierungen (Nabel) zu

Fibeln und Bullen , besonders auf Platte XXX.

Die beiden genannten Werke sehen in dieſen Alter-

thümern Sächsische , Fränkisch-Alamannische Ueberbleibsel. ohne zu entscheiden, ob römisch oder germanisch.

Wagner sieht sie für Schmucksachen an,

— Uiber ein, unserer Steinkugel ähnliches

Eremplar äußert sich D. Emele in seiner Beschreibung römischer und deutscher Alterthümer folgendermaßen:

Die Meisten dieser Kugeln sind auf einer Seite eingedrückt und auf der andern erhaben ;

der größte Theil derfelben scheint mir ein Schmuck gewesen zu sein , welchen man den Opferthieren „anhing.” — Wahrscheinlich ist diese Steinkugel ein discus , rund , von gebrannter Thonerde, dick, in der Mitte ein Loch um einen Riemen durchstecken zu können. des Heffelberges , auf Gerolfinger Flurmarkung, in der Nähe walles.

Der Fundort ist auf der Südseite des noch wohl wahrnehmbaren Erd-

Die einzelnen Stücke sind : a) eine größere , runde , metallene Scheibe , in der Mitte mit

einem achteckigen Steine beseßt; b) drei kleine ,

runde , durchlöcherte Platten von Metall ; c) eine

rundgedrehte Kugel von Stein. 9) Die Verwaltung der Gefangen-Anstalt in Lichtenau übersendet : eine zwanzig und ein halb Pfund wiegende schwere eiserne Kugel, sehr alt. 10) Erworben wurden : Abbildungen aus der Mythologie und Kunstgeschichte der Griechen und Römer in 98 Blättern. - Heft mit Trachten aus dem Mittelalter.

ΧΙ

§. 5. Mittheilungen von inländischen historischen Vereinen und

anderen

gelehrten Gesellschaften. 1) Der historische Verein von Niederbayern : Verhandlungen B. IX, H. 34. 2) Die k. Akademie der Wissenschaften : Sizungsberichte 1863. IV.

1864.

I, IV, II, § . I, II, III

I, §. I, II, III.

3) Das Germanische Museum : Anzeiger 1863.

bericht

B. X, H. 1 .

12.

1864.

1 , 2, 3, 4, 5, 6, 7 .

Jahres-

IX . 4) Der historische Verein zu Neuburg : Collektaneen-Blatt 29.

1863.

5) Der historische Verein für Oberfranken in Bamberg : Sechsundzwanzigster Bericht 1863. 6) Der historische Verein für Unterfranken und Aschaffenburg : Archiv. B. XVII, H.:V. , ; 7) Der historische Verein für Oberpfalz und Regensburg : Verhandlungen. 8) Der historische Verein zu Bayreuth übersendet : Archiv.

B. XII, 1864 .

B. 9, H. 1.

9) Der naturhistorische Verein zu Augsburg übersendet : Jahresbericht XVI, XVII. 10) Der historische Verein für Oberbayern übersendet : Archiv , B. XXIII.

S. 6.

Mittheilungen von auswärtigen Vereinen. 1) Der historische Verein für Steiermark: Mittheilungen .

H. XII.

1

2) Der Verein für Geschichte und Alterthum Schlesiens : Codex diplomaticus. V. 1V. Zeitschrift.

B. V, H. 1, 2.

3) Der historische Verein für Niedersachsen übersendet : Zeitschrift 1862. 4) Der Verein für Geschichte der M. Bd. VIII.

Brandenburg

5) Der historische Verein für Krain übersendet :

Nachricht 26.

übersendet : Märkische Forschungen.

Mittheilungen.

Jahrgang

17,

1862 .

Jahrgang 18, 1863 . 6) Die Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur übersendet : Abhandlungen. lung für Naturwiſſenſchaft und Medicin. wissenschaft.

1862.

H. 3.

1862.

H. 2.

Philos. hist. Abtheilung.

Jahresbericht III.

Abthei-

Abtheilung für Natur-

1864. H. 1 .

7) Die Geschichts- und Alterthumsforschende Gesellschaft des Osterlandes übersendet : Mittheilungen.

B. 6 , H. 1 .

8) Der Verein für Geschichte der Deutſchen ` in Böhmen übersendet : Mittheilungen. II. Jahrgang.

N. I, II, III, IV. Geschäftsbericht 186. Abth. 1. Quellensammlung.

Jahrgang 3. H. 1.

Beiträge zur Geschichte

Böhmens.

9) Der historische Verein in St. Gallen übersendet : Mittheilungen II.

----10) Der Württembergische Alterthums - Verein übersendet : Jahresheft X. Vereins. H. 6.

(2*)

Schriften des

XII

11) Der Verein für Geschichte und Alterthumskunde in Frankfurt übersendet : Mittheilungen. B. 2, H. 3. 12) Der hist. Verein für das Wirtembergische Franken übersendet : Zeitschrift. B. 6. 13) Der Hanauer Bezirks- Verein übersendet : Landeskunde. Nr. 3.

H. 2.

Mittheilungen für Hessische Geschichte und

14) Der Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde übersendet : Zeitschrift.

B. X

H. 1, 2.Mittheilungen 9, 10, 11 . 15) Der Ausschuß des historischen Vereins für das

Großherzogthum Hessen übersendet :

Archiv X, 3. 16 ) Der Alterthums-Verein zu Wien übersendet : Berichte und Mittheilungen.

B. VIII.

B. VII.

17) Die Gesellschaft für vaterländische Alterthümer in Zürich übersendet : Mittheilungen. Jahresberichte 1862, 1863. --- Anzeiger für schweizerische Geschichte und Alterthums-

funde 1864, I. 18) Die Schleswig-Holstein - Lauenburgische Gesellschaft für vaterländische Geschichte übersendet : Jahrbücher.

B. 7, H. 1 .

19) Der Verein für Siebenbürgische Landeskunde übersendet : Archiv . Bd. VI, Heft 1 , 2 . Jahresbericht 1863. Deutsche Sprachdenkmäler aus Siebenbürgen. --- Programm der Gymnasien

in Hermannstadt, Mediaſch. 20) Der L Sächsische Verein in Dresden übersendet : Mittheilungen.

§. 13.

21) Die hiſtoriſche Geſellſchaft zu Leyden übersendet : Handelingen der Jaarlijksche Algemeene Vergadering van de Maatschappij der Nederlandsche Letterkunde.

1863.

§. 7. Erwerbungen für die naturhistorische Sammlung. Herr Kaufmann und Naturalienhändler Friß Nühl aus Ansbach übergibt : Seestern Oreaster mammillatus. (Mare rubr.), Fisch Tetrodon lineatus (Mare rubr.) , Gryphaea ( Syrien), Obeliscus teres (Mare rubr.), Helix adspersa (Europa meridion .) candidissima Drap. (Algier),

limbata Drap. (Toulouse), unidentata Drap. (Styria), assicina Cam. (Eur. merid.) ,

candidula Drap. (Eur. mer.) , variabilis Drap. (Athen), pyramidata Drap. (Olymp .) , conica Drap. (Croatia), explanata Rost. (Gallia merid.), trizona L. (Banat), vermiculata M. (Banat).

Die Anwälte des Vereins sprechen den verehrlichen Mitgliedern desselben für die vielen Beweise wohlwollender Theilnahme den verbindlichsten Dank aus und empfehlen den Bericht ſelbſt freundlicher Aufnahme.

XIII

Rechnung über Einnahmen

und

Ausgaben

der

Kasse

des

Mittelfranken pro

historischen Vereins

1863 .

Betrag.

Vortrag.

fr.pf.

fl. Cinna Tit.

e.

82

I. An Aktivkassebestand aus der vorigen Rechnung II. "I Aktivausständen III. Rechnungsdefekten und Ersagposten IV . " Zinsen von Aktivkapitalien V. " Jahresbeiträgen von 209 Mitgliedern à 2 fl. VI. An Sustentationsbeiträgen VII. Erlös aus veräußerten Gegenständen VIII "I heimbezahlten Kapitalien IX. " sonstigen Einnahmen

730 418 100 6 48

Einnahmsſumme A

Tit. "1

I. II. III.

9 3 11811912

" "/ "/ " "

hi

in

614 27

usgabe.

Auf Zahlungsrückstände voriger Jahre : Rechnungsdefekte und Ersagpoſten die Verwaltung : 3 a) Schreibmaterialien 17 b) Schreibgebühren und Lithographie 12 c) Porto und Fracht d) Miethzins , Reinigung und Beheizung des Lokals 53 115 e) Remunerationen 5 f) Feuerversicherung 10 g) Binden des Jahresberichtes

225

3

fl. 6 fr. - pf. fl. 23 fr. -fl. 18 fr. fl. 42 fr. fl. 48 kr. fl. 38 kr. - pf. fl . 44 fr. pf. 218 39

Tit. IV.

Auf Erwerbungen : a) von Alterthümern b) von neuen Büchern c) Buchbinderlöhne

10 fl . 9 fr. 123 fl. 42 fr. - pf. 10 fl. 55 fr. - pf. 144 46

Tit. V. Tit. VI.

Auf Kapitals -Anlagen Extraordinaria

131 Ausgabssumme

589 59

3

XIV

Abschluß :

Einnahme .

Ausgabe

614 fl. 27 kr.



3 pf.

589 fl. 59 fr. - pf.

Auf das Jahr 1864 übergehender Aktivrest



Ansbach am 28. September 1864.

M. Merl, Vereinskassier.

24 fl. 28 kr.

3 pf.

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Neigungsheirath , Poder :

5 robo Leonhard Groland und Katharina Harsdörfferin Jag.ga dumh / mov von … ** , : 07 of 1 ' , ' , Herrn Dr. Georg Wolfgang Karl Lochner ,

nob - The all inquiese, k. Studienrector zu Nürnberg . J

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twee 4

i Es liegt in der menschlichen Natur , dass das zarte Geheimniss einer gegenseitigen Neigung sich vor den Augen der Welt scheu zurückzuziehen sucht und erst dann an die Klarheit des Tages tritt , wenn die Hindernisse , welche der Vereinigung liebender Herzen entgegenstanden, beseitigt sind und einem abzuschliessenden Bündniss nichts mehr im Wege ! steht. Wenn man daher erst durch den Ehevertrag, den vorsorgliche Eltern und Vormünder abschliessen , von einem neuen Ehebündniss in Kenntniss gesetzt wird , so wird man freilich nur mit der geschäftlichen Seite der Sache bekannt und glaubt , es seien die Herzen vorher gar nicht befragt , es sei eben nur ein Handel, ein Geschäft abgeschlossen worden , ohne die Zuneigung oder die Abneigung der beiden Hauptpersonen zu berücksichtigen. 12 In vielen Fällen mag es ehemals allerdings so gehalten worden sein , wie es auch jetzt nicht immer die Neigung allein ist , welche beide Theile zusammenführt , sondern auch recht , oft kluge Berechnung , obgleich dessen ungeachtet solche Vernunftheirathen oft einen erfreulicheren Verlauf nehmen , als Ehen , welche eine zur Leidenschaft gesteigerte Neigung geschlossen hat.

Dass aber in der alten Zeit die Neigung gar nicht befragt und beachtet

worden sei , kann desswegen , weil man von der vorausgegangenen Annäherung in der ReJahresb. des historischen Vereins. 1864. 1

2

gel nichts erfährt und in den nicht wenigen auf uns gekommenen Eheverträgen allerdings nur die Bedingungen zu lesen sind , wodurch das materielle Wohl des künftigen Ehepaares möglichst sicher gestellt werden soll, doch noch keineswegs gefolgert werden . Die menschlichen Herzen haben vor tausend und aber tausend Jahren gerade so gefühlt und geschlagen wie jetzt und werden nach tausend und aber tausend Jahren immer noch so schlagen, es ist dieselbe alte Geschichte und ist doch immer neu , nur mögen die Mittel und Arten der Kundgebung je nach dem Geschmack und den Sitten der Zeiten und Länder verschieden sein .

Zu einer früheren öffentlichen Kenntniss gelangt die Welt in der Regel nur da,

wo sich die Familien mit dem Wunsche ihrer Kinder entweder gar nicht oder nur nachträglich versöhnen , wo hingegen Alles glatt ab und ohne Kampf und Streit vorübergeht, wird die Sache nur in den nächsten davon berührten Kreisen besprochen und entbehrt alles romantischen Interesses .

Vermag nun die wirkliche Geschichte nur sehr wenige Verhält-

nisse aufzuzählen , die mit dieser romantischen Bedeutung auch die Politik berühren , wie Z. B. die Liebschaft Werners von Walbeck und der schönen Luitgard , oder des Welfen Heinrich des Langen und der hohenstaufischen Agnes ,

so darf man sich nicht wundern,

wenn man in der auf einen engen Raum beschränkten Stadtgeschichte von Nürnberg auch nur wenige solcher Art auffinden kann uud wenn unter diesen nur eine , das Verhältniss Leonhard Grolands und der Katharina Harsdörfferin, mit ziemlicher Deutlichkeit hervortritt. Die schon früher in Nürnberg ansässige und im Pegnitzthal begüterte Familie der Harsdörffer , die schon 1401 von den Abspergen¹ ) das früher zu Reicheneck gehörige Hirstorf, daun 1403 von den Wolffsteinen das Schloss Eschenbach gekauft hatten, auch Enzendorf, weiter aufwärts im Pegnitzthale gelegen, besassen und daselbst einen nun längst eingegangenen Eisenhammer betrieben, * F war 1450 mit Peter Harsdörffer auch in den Rath gokommen und seitdem fast immer in demselben vertreten gewesen.

Ein Bruder dieses Peter

Harsdörffer , Sebald , hatte sich zu Malesitz in Böhmen niedergelassen , und von seinen Söhnen war Andreas , der Ursula Behaimin zur Frau hatte , bei den Besitzungen und Erwerbungen seiner Vettern betheiligt, wie denn auch eines zweiten Sohns Anton Sohn Hanns , nachdem er seine Jugend in Böhmen zugebracht hatte , sich später nach Nürnberg wandte und am 11 , Sept.

1481 Margaretha , Gabriel Nützels und der Agnes Hirsvoglin Tochter,

heirathete , des wohlbekannten Kaspar Nützels Schwester , mit der er drei Töchter, Katharina, Anna, Ursula erzeugte.

Er scheint sich von öffentlichen Geschäften, so lang er konnte,

absichtlich fern gehalten zu haben , denn erst an Ostern 1501 trat er als Alter Genannter in den Rath und als er an Ostern 1505 zu Altem Burgermeister gewählt wurde, weigerte er sich diese allerdings mehr Anspruch an den Einzelnen machende Stelle anzunehmen, so 1 dass ihm der Rath am Mittwoch nach Quasimodogeniti (2. April) in Jeronimus Schürstabs und Endres Geuders Frage durch Anton Tucher und Anton Tetzel ernstlich sagen liess ,

3

des Raths Meinung sei, dass er gehorsam sei, denn der Rath wolle ihm das Amt aus guten Ursachen nicht } erlassen. Er fagte sich , als er aber * am Samstag ་། nach Alexii (21. Juli) 1509 in Jeronimus Holzschuhers und Georg Hallers Frage an Jacob Grolands Stelle , der an des am 15. Juli verstorbenen Ulman Stromers . Stelle : Oberster Hauptmann geworden war , Viertelmeister am Salzmarkt werden sollte , weigerte er sich abermals und es wurde Gabriel Nützel dazu ernannt.

Doch scheint er auch hier nachgegeben zu haben, denn nach

seinem Tode wurde das von ihm getragene Viertelmeisteramt am Freitag nach Dorothee (7. Fbr.) in Georg Holzschuhers und Hanns Volkamers Frage , an Jeronimus Ebner übertragen.

Dass nicht Abneigung vor Thätigkeit Ursache dieses : Ablehnens war ,

sieht man

daraus , dass er bis zu seinem am 11. Jan. 1511 erfolgten ) Tode zu Rathe ging und wie I kaum ein anderer des Raths mit Aufträgen (Commissorien) aller Art in Anspruch genommen wurde, namentlich fast alle in fünf neu erworbenen Pflegen vorkommenden Angelegenheiten theils mit Andern theils allein zu besorgen hatte , wozu er wegen seines dort gelegenen Grundbesitzes am besten geeignet war.

Enzendorf hatte er schon vorher zur Hälfte

besessen , am 10. Sept. 1502 kaufte er seinem Vetter und dessen Schwester Barbara, Lienhards von Ploben Ehefrau , die diesen beiden gehörende andere Hälfte um 700 fl. ab

In

Anton Tetzels und Jeronimus Holzschuhers Frage 1509 , am Donnerstag nach Judica (29. März, „ wurde ihm nachgelassen , dass er von dem Kupfer , Blei und anderen zollbaren Waaren , die er auf seine Hütte gen Enzendorf führen lasse, ausser dem Wegzoll zu Lauf „ sonst keinen Zoll geben , sondern dessen sein Lebtag befreit sein , dessgleichen auch von dem Erbrecht seiner Schmelzhütte zu Enzendorf und andern Erbrechten daselbst nicht ,, schuldig sein solle ,

einige Losung und Steuer zu geben , dieweil die in die Steuer der

„ Frauen von Bergen ( Kloster im Eichstättischen) gezogen werden , aber was ' Gült , Zins oder Weysat

er daselbst von den Gütern empfaht und hat , die soll er wie Andere zu

„ gewöhnlicher Zeit hie verlosungen und versteuern. "

Ohne Zweifel kam er auch auf dio-

selbe Weise, indem er seinen Vettern ihren Antheil abkaufte , in den alleinigen Besitz des Schlosses und Gutes Eschenbach.

Ursula , Heinrich Harsdörffers Wittwe

Leupolt Schür-

stabs und der Agnes Hallerin Tochter, hatte , auf Einwilligung ihrer Kinder, Fabian und Kunigund, bereits am 13. Juni 1472 ihren vierten Antheil an dem Schloss an ihre Schwät ger Andreas und Peter , und an Margreth, ihres Vettern Paulus hinterlassene Wittwe; weil sie vermöge ihres darauf stehenden Zuschatzes von 1400 fl. ein Recht dazu hatte, verkauft, Andreas starb 1498 ohne Kinder , die des Paulus von Margreth 1 Schlüsselfelderin scheinen auch nicht zu ihren Jahren gekommen zu sein, und da Peter, der jedoch Leibeserben verliess , ebenfalls 1498 starb ,

so mag es für Hanns Harsdörffer keine besondern Schwierig-

keiten gehabt haben , den Ankauf von Eschenbach zu erwirken , in dessen " Besitz man ihn zuletzt findet.

Als 1501 Herzog Georg von Bayern

Hannsen Harsdörffer , seinch Sitz zu 1*

4 Eschenbach und seine Armeleut daselbst zu besteuern

vorhatte, beschloss am Freitag nach

Viti ( 18. Juni) , in Erasmus Hallers und Wilibald Pirkheimers Frage , der Rath , eine Rathsbotschaft , nämlich Dr. Gabriel Paumgärtner und 1 Conrad Imhof an den Herzog zu schicken und zu bitten ,

solch neu Vorhaben abzustellen, nachdem die weder seiner Gna-

„ den noch seiner Gnaden Vorfahren keine Steuer nie gegeben hätten, “

Die Schmelzhütte

zu Enzendorf war damals um so werthvoller, als der Rath , nachdem er , zwischen 1461 und 1469 nicht ohne grosse Mühe die vielen einzelnen Schmelzhütten, welehe theils in theils nahe

an der Stadt waren , eingestellt und abgeschafft und nur seine eigene auf der Hader-

mühle, wohin er einen Pächter setzte , bolassen hatte , durch einen eigenen Verlass , die Entfernung von 3 Meilen bezeichnete , innerhalb welcher Schmelzhütten "1 nicht bestehen dürften. * Man schien dabei ausdrücklich die der Tucher zu Ellingen und der, Harsdörffer zu Enzendorf im Auge gehabt zu haben. Da nun die Verwaltung eines bedeutenden

a'h . 1 at ab demum „fun

atxat

Vermögens alle Kräfte des thätigen

Mannes in Anspruch nahm und er dabei auch noch seinen Rathspflichten zu genügen hatte, was man durch die immer wieder ihm gegebenen Aufträge Beweise des in ihn gesetzten Vertrauens - ersieht , so lässt sich wohl begreifen , wenn er von neuen Belastungen, wie von der Stelle des Viertelmeisters, sich loszumachen siichte.

Die sämmtlichen Pflegen

Hersbruck , Reicheneck, Velden, Hohenstein und Hauseck , welche nach seinem Tode unter drei Rathsfreunde vertheilt wurden , standen unter seiner Oberaufsicht ;

wie er im Kriege

von 1504 wegen seiner Kenntniss des Böhmischen , um mit den Söldnern von dorther I als Landsmann zu verkehren , dem Rathe unentbehrlich war , so wurde auch nachher bei den vielen Beziehungen , welche die Stadt damals zu der Krone Böhmen hatte , nichts gethan, ohne dass Hanns Harsdörffer beigezogen und beauftragt worden wäre , und sein Tod muss, da er von keiner sich vordrängenden, Ruhm und Ehre an sich raffenden Art war,

und

doch sich den Geschäften gewissenhaft unterzog , dem Rathe ein schmerzlicher Verlust, gewesen sein.

In welcher Weise seine letzten Lebenstage verbittert, ja auch durch erlitte-

nen Verdruss sein Ende herbeigeführt wurde, ist man jetzt zu sagen natürlich nicht mehr im Stande, doch mögen Wilibald Pirkheimers Worte hierüber schon desshalb hier wiederholt werden ,

weil sie zugleich eine ehrenvolle Anerkennung des Mannes enthalten.

sagt in der Verantwortung ³) gegen das Hanns Schützische Libell :

Er

wiewohl Hanuss Hars-

„ dörffer seliger ein frommer Bidermann gewest ist, auch gemeiner Stadt wohl angestanden, „ nutz gewest , und viel guter Sach ausgerichtet , noch dann (dennoch) , als er zuletzt nit

99, thun hat wollen , was diesen Leuten gefällig gewest, ist er gar durch sie verworfen wor„ den , haben ihm auch dermassen zugesetzt , dass er sich am Ende also „ dass er Dessen gestorben ist. "

bekümmert hat,

Pirkheimer schrieb Diess 1514 , noch vor seines Wider

sachers Anton Tetzel gegen das Ende desselben Jahrs erfolgtem Sturz, und dass eben die-

5 ser Tetzel es hauptsächlich war , den er unter diesen

Leuten" versteht , ist ausser allem

Zweifel , wer aber sonst zu den besonderen Anhängern desselben , gehört habe , 1 lässt sich kaum vermuthen , noch weniger bestimmt aussprechen , und eben so wenig lassen ; sich die Gegenstande bezeichnen , durch welche dem alten Harsdörffer von Tetzel und seinem Anhang Aerger ' bereitet wurde:

Dem

Rathe mochten die erst drei bis

vier Jahre vorher

stattgefundenen Vorfälle noch in gutem Gedächtniss soyn , aber in den Rathsbüchern , ist 1 nichts niedergelegt , was einen melir oder minder deutlichen Fingerzeig gewähren könnte. Republiken haben so gut wie Monarchien ihre

historia arcana , aber für die Aufzeichnung

solcher Heimlichkeiten ,

die oft höchst kleinlicher , unwürdiger Art sind , -findet sich mur dann und wann ein Procopius oder ein Varnhagen von Ensest 11 er bod sh 1 ' . Gerade ' während der Krieg von 1504 量 zwar noch im Gange war, aber alle bedenkliche Gestalt , die er für Nürnberg eigentlich gar nie gehabt , schon • verloren und der Stadt den leicht errungenen Gewinn der pfälzischen 1 Pflegen gebracht hatte , kam das heimlich gehaltene Liebesbündniss von Hanus Harsdörffers. ältester Tochter Katharina mit Leonhard Groland , Bartholomäus Grolands und der Barbara yon Ploben Sohn , ‫ ا‬an den Tag... Die Grolande gehörten zu" deh ältesten Geschlechtern , Heinrich Groland wird schon 1346 in den Rathsverzeichnissen gefunden .

An Glücksgütern mögen sie den Harsdörffern aller

dings nachgestanden haben , doch besassen sie nicht bloss ausserhalb der Stadt , besonders zu ' ) Diepoldsdorf, in der Nähe des Rotenbergs , Grundstücke und Unterthanen , sonderu 1 auch mehrere Häuser in der Stadt lassen sich als Grolandisch , freilich zum Theil nur als l. vorübergehender Besitz, ' bezeichnen. So besáss Jacob Groland , der 1 Anna Berthold Tuchers und der Anita Pfinzingin Tochter zir Frau Nhatte, das nachher , Anton Tucherische Eckhaus am Hengasslein , jetzt S: 922.

Peter Groland , Zollamtmann von 1479 bis 1507, und sein

Sohn Niklas besassen eine damals gegenüber der 1850 - abgetragenen St., Niklaus Kapelle gelegene Behausung , jetzt L. 17, die sie 1499. an Lassla (Ladislaus) . Derrer, verkauften ; Hanns Groland , der in erster Ehe mit Clara Schärstäbing, in zweiter mit Margareth Ebnerin verheirathet war (Bied. G16 ), besass an der Fleischbrücke, wo jetzt S. 807 steht, ein Haus, das aber so baufällig war , dass bereits im Okt. 1443 auf des Raths Geheiss -Hanns Grasor der Baumeister und Georg Hallor mit der hoch darin wohnenden Wittwe und den Söhnen Leonhard , Sebald und Stephan , ' redeten

sie möchten es verkaufen

was sich aber, wie es

scheint, durch Uneinigkeit der Söhne noch einige Jahre hinauszog, bis endlich in Folge des grossen Wassers" (heuerdings „ Hochwassers ) 1451 das Haus einstürzto, worauf. Heinrich Meichssher , ein eingewandortori reicher Industrieller , der auch 1458 in den Rath, kam kaufte und neuaufbauté Grolands des

reichen

einem junger

es

Hanns Groland , vermuthlich einem Sohne, Sebald

wurde in Endres Genders und Hanns Schoppers, Frage 1482 , am

Dinstag nach Aegidij (3 Sept.) vergönnt , auf seinem steinernen Stock 1 bei dem Luginsländ

6

hinter der Mauer gelegen , unverhindert des Gesetzes der 18 Schuh , ferner zu bauen , vielleicht ist es dasselbe , das 1495 , als er es an einen Seidennähter vermiethet hatte , einfiel, worauf ihnen beiden am 17. Januar der Rath gebot ,

die Hofstatt räumen zu lassen ,

nicht , so würde es vom Rath auf ihre Kosten geschehen ; den Haus

Augustinern

wird ebenfalls

öfters

erwähnt;

endlich

auf dem Dilinghof , 1 da wo jetzt S. 763 steht,

WO

Sebald Grolands Haus bei

war auch

ein

Grolandisches

Der Baumeister Endres Tucher er-

wähnt ( 191 , 9 ) des Brunnens vor Linhard Grolands Haus auf St. Gilgenhof,

und „ aus

Lienhart Grolands des ältern Haus an Sanct Egidien Hofe gelegen " stand die Eigenschaft und 15 Guld. Stadtwährung der Frau Kunigund Berthold Holzschuhers seligen Wittwe zu, worüber der Brief vom Pfinztag St. Agathatag (5. Febr. ) 1467 Auskunft giebt ( Cod . dipl. Holzsch. n. 161. p . 170 ) .

Dieser ebengenannte Lienhard (Leonhard) der ältere ist jeden-

falls der Grossvater des mit Katharina Harsdörfferin in Liebesbanden verstrickten gleichnamigen Enkels ;

aber obgleich der Stammbaum der Grolande gedruckt vorliegt , so ist

doch an demselben eben so wie an den andern bei Biedermann gedruckten , nur die grenzenlose Verworrenheit dieses Theils geschichtlichen Apparats und Hilfsmittels ersichtlich, und der Versuch, diese Linie der Grolande mit ihren übrigen „ Freunden" in bestimmten Zusammenhang zu bringen , ist eine beinahe hoffnungslose Vermessenheit zu nennen. Nur Das muss bemerkt werden , dass zwar in besagtem Geschlechtsregister sowohl von Leonhard Lorenz Grolands Sohn (tab. 613. B) als auch von Leonhard Hanns Grolands Sohn (tab. 616 ) gesagt wird , er sei 1451 Senator geworden , Diess aber , nach den vorliegenden Rathsgängen , nur von Einem gelten kann .

Und zwar ist es der zweite der hier

genannten , der , nachdem er lange heftigen Zwist mit dem Rathe gehabt hatte , 1451 offenbar um ihn zu gewinnen --- als junger Burgermeister in den Rath kam , 1461 alter Burgermeister wurde und noch bis Ostern 1468 im Rathe war.

Gleichzeitig kommt nur

1462 ein zweiter Lienhard Groland , nur diess einzige Jahr , und unter den Alten Genannten vor , möglicherweise wenn der Name nicht vom Schreiber verwechselt ist und Niklas heissen soll - der gleichnamige Sohn des ebengenannten.

Bei einer Abstimmung am

24. Merz 1468 wird Lienhard Groland unter den Abwesenden aufgeführt , ob er aber gleich nachher mit Tod abgegangen oder sich des Raths überhaupt begeben habe , ist nirgends vorgemerkt.

Niklas Muffel erwähnt in seinem am 24. Febr. 1469 gemachten Testament,

dass in einem ihm gehörenden Hause Lienhard Groland sitze ,

als Erbmann oder aber als

Beständner , so dass er damals noch nicht gestorben seyn konnte.

Doch kann Lienhard

Groland der alte , welcher in der Agnes Hanns Volckamerin Auf- und Uebergabsbrief der Unterburg ) (Bürgleins) an die beiden Holzschuher Jacob und Karl , ihrer Schwester Gerhaus Söhne , vom 20. Dez. 1473 , „ etwan (d. h. ehedem) bei der Fleischbrucken, gesessen“ und „ selig

genannt wird , kein anderer als Hanns Grolands Sohn seyn , da die Wohnung

7

nur auf diesen hinweisst , der also damals gestorben war.

Der „ alte " heisst er gegenüber

seinem Sohn . Dieser , der von 1482 bis 1485 in ehelichem Zwiste lebende Lienhard Gro1. land , der in erster Ehe Brigitta Tetzlin , in zweiter Elisabeth Zollnerin von Bamberg zu Frauen gehabt hatte, starb nicht 1467, wie bei Bied. steht, sondern mit Ausgang Juli oder Anfang August 1486 , da am Donnerstag 3. August in Andreas Geuders und Erkenprecht Colers Frage, Gabriel Holzschuher anstatt Leonhard Grolands seligen zn einem Hauptmann ertheilt wurde. wird auch in

Dass er ein Sohn des vorgenannten und der Kunigunde Rumlin gewesen, einem handschriftlichen Tetzlischen Stammbaum angegeben und erwiesen

durch eine Urkunde vom 14. Nov. 1448 , in welcher auch seine Schwester Anna und ihr Ehegatte Sebald Pfinzing erscheint. Leonhard Groland der ältere , Lorenz Grolands Sohn, kommt schon 1441 am Mon1 tag nach Sebaldi ( 21. Aug. ) in Ulrich Ortliebs und Georg Geuders Frage , als Waldamtmann Sebaldi vor , und dass er dieses Amt bis 1458, wo er Waldamtmann Lorenzi wurde, zu begleiten fortfuhr , sieht man aus dem 1458 in Erhart Schürstabs und Niclas Grossen Frage , am Eritag nach Jubilate (25. April) gegebenen Verlass , worin gesagt ist , „,, Lienhard Groland habe gelobt bei dem Eid, den er vor von des Walds wegen, in Sanct Sebalds

? Pfarre gelegen, geschworen hat, des Waldes in Sanct Laurenzen Pfarre zu pflegen und also „zu halten, dazu sind ihm auch die Weiher auf demselben von einem Rathe befohlen worden. " Da ein Waldamtmann nicht auch zugleich zu Rathe gehen konnte, so erhellt hieraus, dass eben nicht dieser Leonhard Groland, sondern nur der oben besprochene „ Senator " oder „ des Raths " war.

Das Amt des Waldes Sebaldi wurde dem Balthasar Pomer übertragen , der

am folgenden Donnerstag (27. April) den Eid leistete .

Auch in Niklas Muffels und Niklas

Grossen Frage 1460 wurde Groland am Samstag vor Cantate (10. Mai) noch auf ein Jahr in seinem Amte bestätigt , und 1462 in Hanns Colers und Hanns Pirkheimers Frage wird am Abend vor Matthia (23. Febr.) verlassen, dem Lienhard Groland Forstmeister sein Salarium zu geben, wie „, ferent" (ferten, fértn, im vorigen Jahre ).

Dass er hier Forstmeister

genannt wird, mit welchem Titel damals nicht eine höhere Würde bezeichnet wurde wie heutzutage, sondern eine untergeordnete , kann nur aus einem Verschen des Schreibers erklärt werden.

Dann findet sich erst 1465 , in Martin Holzschuhers und Hanns Pirkheimers

Frage , dass am Dinstag vor Valentini ( 12. Fbr. ) Stephan Haller zu einem Amtmann des Walds an Lienhard Grolands Statt ernannt wurde , diesem jedoch soll sein Lohn ausgerichtet und zur Prüfung seiner Rechnung Jobst Tetzel und Berthold Pfinzing ernanut werden.

Gleichzeitig ging aber der andere Lienhart Groland fortwährend zu Rathe ,

und das

beigelegte Prädikat „ Herr “, z. B. da er mit

ihn , wo er andern Personen gegenübersteht , 66 „ Herrn Ludwig Pfinzing von Raths wegen 1465 in Hanns Volckamers und Gabriel Nut-

zels Frage, am Abend vor Matthaei (20. September) mit Peter und Paulus, den Harsdörffern ,

8

Gebrüdern , " wegen der Schmelzhütte in Enzendorf ein Abkommen trifft, bezeichnet ihn A als einen des Raths und unterscheidet ihn von dem Forstmeister oder, richtiger, Waldamtmann.

Wenn aber nun auf einmal 1466 , in Berthold Pfinzings und Hanns Jmhofs Frage ན am Samstag vor Rogate (10. Mai) Lienhard Groland dem ältern vergönnt wird zu schmel* ! ! zen wie die Andern , wird man doch wieder zu " dem gewesenen Waldamtmann geführt, F während 1467 in ' Anton Tuchers und Hanns Lemleins Frage , Lienhard Groland , zu dem ) -1 Secret Insiegel geordnet wird ; was nur von dem, der des Raths" war, gelten kann , 山 Mit Ausnahme jones jungern , 1486 verstorbenen Lienhard Grolands wird dieser ii. 11. 14 Name (Lienhard) längere Zeit nicht gehört , während andere Grolande , Peter , Niklas , Jacob , Sebald , in verschiedenen Lebensstellungen , auch in Aemtern und im Rathe, vorkommen .

Des ' Waldamtmanns Lienhard Sohn Bartholomaeus , dem bei Biedermann noch zwei

Brüder beigelegt werden , aber welche ausser seinem

(Biedermanns) Zeugniss

zunächst

nichts vorliegt , während eine mit dem 1506 gestorbenen, Georg Pessler (Martin Pesslers Sohn) verheirathete , zu dieser Zeit ebenfalls schon gestorbene Schwester Ursula nicht yorgemerkt ist , wurde sogleich im neuen Rathe , in Anton Tuchers und Endres Geuders Frage, am Mittwoch nach Ostern ( 13. April) 1474 zum Amtmann des Waldes Lorenzi und Hanns Fürst zum Forstmeister ebendaselbst ernannt. wiederholt,

Seine Bestallung wird 1478 ,

1479 , 1482

aber am Dinstag nach Jubilate (18., April) 1486 , in Ruprecht Hallers

und

Erhart Gabriel Muffels Frage , wird Stephan Tucher zum Amtmann des Walds 4.1Laurenzi , Pessler ( auch ein Sohn des obengenannten Martin P.) zum Amtmann des Walds Sebaldi bestellt , an Hahnsen Fürsten seligen Stelle wurde in Jobst Hallers und Jacob Grolands Fragé 1486 am Samstag vor Elisabeth (18. Nov.) Stephan Haller zum Forstmeister bestellt

,, wo er es' thun wolle.

Warum Bartholomaeus Groland die Stelle aufgab oder yerlor , ist

nicht gesagt , aber 1485 wurde er im neuen Rath , in Ruprecht Hallers und Gabriel Mufy am Freitag nach Ostern (10.. April) an Stephan Tuchers Stelle wieder zum

fels Frage ,

Amtmann Lorenzi bestellt und muss nun längere Jahre im Amte geblieben seyn , da gelegentlich "seiner mit dem Belsatz Bestallung die Rede ist.

, Amtmann

gedacht wird , ohno dass von einer neuen

Bald nachher heirathete Paulus Zingel , Dr. Johann Zingels Bru-

der , ein wohlbegüterter Hummerwerksbesitzer aus . Sulzbach , seine ,

Barthel Grolands und 44 der Barbara von Ploben, Tocliter Barbara, zu welcher am Eritag nach Viti (17. Juni) 1488 zu haltenden Hochzeit das Rathhaus und der Stadt Pfeifer geliehen wurden .

Als Amt-

mann wird er 1490 auf gelegte Rechnung wieder gebeten bis zum neuen Rath und, da dieser 1 ‫ןי‬ A keine Aenderung brachte , er also stillschweigend wieder bestellt , wie ihm denn im Okt. " 1490 als Amtmann aufgetragen wird , Hannsen Gärtner einen Lehenbrief tiber Mayach 6) zu geben , und ebenfalls im Okt. 1500 gesagt wird , Heinrich Meichssnern bei den brief1 lichen Rechten , die derselbe auf Rotenbach habe , bleiben zu lassen. Im Jahre 1501 muss

9 ཝཱ་ er aber das Amt aufgegeben haben , denn am Samstag Leonhardi (6. Nov.), in Marquard Mendels und Jeronimus Holzschuhers Frage , wurde Seifrid Coler zu einem Amtmann des Walds Lorenzi ertheilt und ,, man soll ihm den Sold geben , wie man dem Groland geben hat." Erst in dem Landshuter Krieg wird des ehemaligen Waldamtmanns Name wieder gehört.

In raschem Anlauf war das Städtlein Lauf genommen worden, Hersbruck hatte

vorgezogen , sich mit Vorbehalt seiner bisherigen Rechte und Freiheiten den Nürnbergern zu ergeben , auch Reicheneck hatte keinen Widerstand gethan , und schon am Dinstag nach Viti ( 18. Juni) 1504 , in Martin Geuders und Sigmund Grossen Frage ,

konnte verlassen

werden , drei neue Fähnlein zu machen , roth und weiss , in die eroberten Flecken gen Lauf, Hersbruck ,,und Reicheneck."

Nach Lauf wurde am 22. Juni Endres Stromer als

Pfleger geordnet ,,sofern er es will annehmen" -

es löste ihn aber bald Paulus Topler 1

ab ; in Hersbruck hatte man den bisherigen Pfleger Jorg (Georg) Hittenbeck, dem man die Unterwerfung der Stadt hauptsächlich verdankte , in seiner Stelle belassen , aber in dem unsichern Schwanken , das bei einer ganz neuen Stellung der Stadt begreiflich ist, ernannte man Bartholmes Groland am Montag vor Udalrici ( 1. Juli) zum Hauptmann gen Hersbruck, und Hanns Harsdorffer nebst Jacob Muffel wurden verordnet , ihn in das Amt zu Hersbruck wie auch den Stromer in die Laufer Pflege einzusetzen.

Nach Reicheneck wurde am

Samstag nach Alexii (22. Juli ) Sebald Kötzel bestimmt , welchen Anton Tucher einsetzte. Die Doppelherrschaft aber des Pflegers und des Amtmanns konnte unmöglich lange gut thun .

Im Fbr. 1505 schickte der Pfleger ein Schreiben herein , worin er aber sechs Arti-

kel Auskunft begehrte , der sechste betraf seine Stellung zu Bartholomaeus Groland.

Nun

verliess der Rath, in Anton Tuchers und Jacob Muffels Frage, am Freitag nach Scolastice (14. Fbr.)

dem Pfleger sei zu eröffnen, dass ein Rath hinfüro an sie bede wolle schreiben

,, lassen und sei eines Rathes Meinung ,

dass ihr keiner ohne den andern dieselben Briefe

„ aufbreche , sondern sollen Das mit einander thun. "

Mit diesem Ausweg war natürlich

auch nichts gebessert und in Jacob Grolands und Jacob Muffels Frage am Dinstag nach Rogate ( 29. April) wurde, wie an Endres Stromers Stelle Paulus Topler bestellt wurde, auch anstatt Bartholomaeus Groland der Kanzleischreiber Ulrich Rechlin gefertigt und ihm einige Tage nachher der Titel Kastner beigelegt , wodurch seine besondere Stellung als eines Rentbeamten bezeichnet und dem Pfleger seine richterliche und administrative Wirksamkeit gesichert war.

Ausser den Schritten, die Bartholomaeus Groland 1506 nach Georg

Pesslers , seines Schwagers 7), Tod durch Verbot (Beschlaglegung) auf dessen in oder bei Auerbach gelegene Güter that , wird sein Name nicht weiter vernommen. Während der Zeit, dass Bartholomäus Groland in Hersbruck war, traf seinen Sohn Leonhard das Missgeschick , das süsse Geheimniss seiner Liebe entdeckt zu sehen. Jahresb. des historischen Nereink. 1863. 2

Muth-

10 · masslich, war von , Seite der Eltern ein Hinderniss zu befürchten , wesshalb sich die Neigung auf heimliche Wege begeben musste , und nach Allem mag dieses Hinderniss eher von Harsdorfferischer als von Grolandischer Seite vorhanden gewesen sein.

Die Ebenbürtig-

keit des Geschlechts war nicht in Frage zu stellen, die Grolande konnten sich sogar einer um hundert Jahre älteren Rathsfähigkeit berühmen als die Harsdörffer ; an Geld und Gut mag allerdings diese Grolandische Linie weniger bemittelt gewesen seyn als der unstreitig reiche Hanns Harsdörffer , aber wenn dieser Unterschied da war , so konnte er doch kaum geltend gemacht werden . haben ,

Eher möchte persönliche Abneigung einigen Einfluss

ausgeübt

aber bei der Dürftigkeit des aus bloss amtlichen Berichten bestehenden Materials,

das durch keine Privataufzeichnungen ,

wie sie dann und wann auch in Chroniken über-

gegangen sind, einigermassen Fleisch und Blut, Leben und Wärme, erhält, muss man sich bescheiden , Jeden seine eigenen Vermuthungen aufstellen zu lassen , aus welchem Grunde auch allein , um hiezu Stoff zu geben , Alles , was über die Grolandische Verwandtschaft aufzubringen war, möglichst genau, wenn auch in unvermeidlicher Trockenheit, zusammengestellt worden ist. Die beiden Liebenden hatten, da die Liebe eben so schlau und erfinderisch als gelegentlich auch blind und kopflos ist, Mittel und Wege gefunden, Briefe zu wechseln, und Leonhard bat seine Geliebte nicht bloss um ihre Hand, sondern erklärte ihr auch in einem Briefe, mit dem er ihr ein goldenes Kettchen , als Unterpfand der Verlobung , überschikte, dass , wenn der Vater darob zürnen und seinen Willen nicht dazu geben wolle, er bei königlicher Majestät erlangen wolle, dass seine Majestät einen ihrer Räthe abfertigen und beschicken werde, damit ihr Vater angehalten und angewiesen werde , nachzugeben , und einzuwilligen. den.

Offenbar waren also die Hindernisse nur von Harsdörfferischer Seite vorhan-

Wie die

erste

Annäherung und Bekanntschaft der Liebenden vermittelt worden,

welche ihrer Herrin ergebene Zofe oder sonstiger Diener die Briefe besorgte, Das ist eben so wenig berichtet als wie es kam ,

dass der Briefwechsel verrathen wurde.

Jeder mag

sich selbst solch ein unangenehmes ,

entweder durch eigene Unvorsichtigkeit oder durch

schadenfrohe Wohldienerei oder auch , um Aergeres zu verhüten , durch wohlgemeinte Bedenklichkeit herbeigeführtes Zusammentreffen denken.

Kurz, die Briefe der Liebenden,

wahrscheinlich zuerst die von der armen Katharina aufbewahrten ihres Geliebten Leonhard , dann, als man sich seiner bemächtigte , auch die ihrigen , wurden gefunden und von dem Vater Harsdorffer die Hilfe des Raths gegen solchen Angriff auf häusliche Zucht und Ordnung wie auch gegen den Eingriff in die Rechte der Stadt und die Machtvollkommenheit des Raths angerufen. Dass ein hinter den Eltern eingegangenes Eheversprechen der alten Sitte ganz entgegen war , ist kein Zweifel , aber von den vorhandenen Satzungen gegen Entführer

11

und Verführer , wollte doch keine (Polizeiordn . p . 21 u . 27) eigentlich auf den vorliegenden Fall sich anwenden lassen.

Mehr noch musste der Rath durch die an die Majestät

des römischen Königs in Aussicht gestellte Berufung gereizt werden , da man auch in an deren Dingen durch Einmischung der Majestät in die Stadtverwaltung gleichsam das Hausrecht als beeinträchtigt ansah und namentlich bei der Ermordung der Helena Nützlin durch ihren Ehemann eine Vermittlung des Königs zu Gunsten des Mörders mit sehr entschiedenen Worten ( 1496) abgelehnt hatte. Leonhard Groland wurde daher festgenommen, bei hausihm - wie man daraus sieht, dass man die Briefe der Katharina ebenfalls hatte, gesucht und er vorläufig auf den Luginsland gebracht.

Daselbst wurde er verhört , wobei

er Alles gestand und namentlich die ihm vorgelegten Briefe als seine Handschrift anerkannte.

Nun wurde , nachdem seine Aussage und die Corpora delicti im Rathe vorgelegt

waren, in Ulmann Stromers und Endres Geuders Frage am Samstag nach Lucae (19. Okt.) 1504 durch Stimmenmehrheit verlassen , Eides statt geltendes Versprechen ,

ihn auf eine Urfehde , (d . h. ein schriftliches , an

sich wegen der gegen ihn genommenen Massregeln

nicht rächen , namentlich nicht etwa aus der Stadt und dem Bürgerrecht austreten und gegen Nürnberg Feindschaft anfangen zu wollen) nebst Bezahlung der Atzung aus dem 4 Gefängniss zu lassen und um seine Verhandlung ( Vergehen) zu strafen zwen Monat auf einen versperrten Thurm, halb auf Gnade , halb mit dem Leib zu vollbringen , das andere, ob er will, mit Geld abzulösen , und darnach die Stadt Nürnberg , Wöhrd und Gostenhof, fünf Jahre zu meiden , und der Ehe halben lasse es der Rath in seinem Werth bestehen (d. h. er mische sich in diese Sache nicht weiter).

Dabei ist noch bemerkt, dass Leonhard

Groland ,,auch alsbald hinter die Hauptleute hat müssen schwören" (nicht , das was ihm auferlegt war zu halten, sondern überhaupt um als ein vollbürtiger, selbstständiger Bürger zu erscheinen, gegen den man, wenn er seiner Bürgerpflicht nicht nachkam, einzuschreiten alles Recht hatte). Leonhard Groland bestand seinen Verhaft, der weiter nichts als eine polizeiliche Massregel ohne die geringste seine bürgerliche Stellung beeinträchtigende Folge war , und verliess dann ,

wie ihm auferlegt war , Nürnberg , ging aber gerades Wegs zu König Max ,

bei dem er auch wirklich ein vermittelndes Schreiben an den Rath auswirkte , in dessen Folge ihm schon am Donnerstag Dorothae (6. Febr. ) 1505 , in Anton Tetzels und Hanns Volkamers Frage ,

seine auferlegte Strafe der Verbannung erlassen und ihm bloss zur

Pflicht gemacht wurde , seinen Burgerpflichten

nachzukommen.

Der damals

zuerst zu

Rathe gehende Hanns Volkamer wurde 1514, indem er, Wittwer von Margaretha Tucherin, die jüngste der Harsdörfferischen Schwestern heirathete , Leonhard Grolands Schwager. *) 1 Dennoch dauerte es noch zwei Jahre , bis das liebende Paar durch die Ehe verbunden wurde.

Welche Hindernisse noch immer im Wege standen , welche Wege von 2*

12 ihnen eingeschlagen

wurden , um den

offenbar

von Harsdörfferischer

dauernden Widerstand zu besiegen , wie es endlich gelang ,

Seite noch fort-

den Vater Katharinas zum

Nachgeben zu bewegen , Das sind Dinge , um welche sich die Akten nichts kümmern und desshalb auch nichts darüber enthalten.

Man findet nur , dass am 9. Fbr. 1507 Leonhard

Groland mit Katharina Harsdöfferin ehelich eingeleitet wurde (Ebn. Hochzeitbüchl n. 87 und Bied. 146 und 614, auf letzterer Tafel mit dem falschen Jahr 1501 ) .

Vielleicht hatte

zur Nachgiebigkeit von Seite der Harsdörffer das herannahende Ende des alten Barthel Groland beigetragen , der nur wenige Wochen nach der Hochzeit am 27. Fbr. 1507 starb (Bied. 613 B).

Dass das Rathhaus und Zubehör zu prunkvoller Begehung der Hochzeit

nicht begehrt wurden , kann unter diesen Umständen , wenn man den Tod des alten Groland vor Augen hatte, nicht befremden, eben so wenig dass von einem nachher gehaltenen Gesellentanz nichts erwähnt wird.

Das Leben hatte die beiden jungen Ehegatten zu ernst

angegriffen , um auf solche wesenlose Auszeichnungen und Genüsse noch einigen Werth zu legen. Dagegen wurde Leonhard Groland gleich am folgenden Ostermontag 1507 als Junger Burgermeister in den Rath gewählt , im nächsten Jahre 1508 als Alter Genannter , dann aber wieder als Burgermeister , und nun stieg er , als ein anerkannt brauchbarer und thätiger Mann, rasch empor.

Bei dem Tode Herzog Albrechts zu München, für den der Rath,

ungeachtet man nur einen Tag vorher, am Donnerstag nach Reminiscere (23. Merz) 1508 ) , in Anton Tetzels und Michel Behaims des jüngern Frage, beschlossen hatte, zu Verhütung eines neuen „ Eingangs" für den eben verstorbenen Pfalzgrafen Philipp Kurfürsten ,, einer Begängnuss" müssig zu stehen , am Freitag (24. Merz) beschloss , in Bedacht ,

dass der-

selbige Herzog Albrecht dieser Stadt mit besondern Gnaden geneigt gewesen und dazu in Einung (Bündniss), die noch viele Jahre zu währen habe, bei der Geistlichkeit zu bestellen , seiner Seele in ihrem Gebet und Andacht zu gedenken und am Freitag nach Oculi (31. Merz) im Neuen Spital ein fürstlich Begängniss zu halten, das anzuordnen Hanns Volkamer und Hanns Stromer beauftragt wurden, ordnete man auch zwen des Raths ab, zu Herzog Wilhelm gen München zu reiten , um den Abgang seines Vaters zu klagen und ihm unterthänig zu erbieten, der Rath werde gegen ihn nicht weniger geneigt sein, als vormals gegen seinen Vater.

Diese zwei waren Wilibald Pirkheimer und Leonhard Groland ; sie ritten

ab am 28. Merz .

Als Caspar Nützel seine Stelle als Rath beim Bund zu Schwaben 1514

aufgab , wurde am 23. Dec. Leonhard Groland damit betraut und bekleidete sie bis 1519 , worauf Christoph Kress am 29. April für ihn ) eintrat .

Ebenfalls mit Ende 1514 nach

Anton Tetzels Sturz wurde er Alter Burgermeister , und als

sich der geheime Rath der

Aeltern Herren mit zwei Personen 1519 verstärkte , wurde am 14. Mai Leonhard Groland und Jacob Muffel gewählt und ausdrücklich verfügt, Groland habe den Rang vor Muffel.

13

Er war auch unter andern Sendungen mit Wilibald Pirkheimer 1512 auf dem Reichstag zu Köln , wurde mit Hanns Ebner und Niklas Haller 1520 nach Aachen abgesendet, um den Krönungsapparat für den jungen Kaiser Karl zu überbringen , demselben Glück zu wünschen und der Krönung selbst beizuwohnen und die Kleinodien wieder zurückzubringen, und auch auf dem nächstfolgenden Reichstag zu Worms 1521 wurde die Stadt durch ihn und Caspar Nützel vertreten , denen der Rathsschreiber Lazarus Spengler beigegeben war. 隔 Aber schon am 17. Nov. 1521 starb er , offenbar noch in aller Fülle männlicher Kraft, da er bei seiner Verheirathung schwerlich viel älter als 25 , also bei seinem Tode etwa gegen 40 Jahre, jedenfalls wenig darüber, alt seyn mochte.

Als in der Mitte des 17. Jahr-

hunderts , wo an das Erlöschen des Grolandischen Geschlechts noch nicht gedacht wurde, Johann Hellwig Dr. med. , unter dem Dichternamen Montano , Mitglied { des pegnesischen Schäferbundes, seine ,,Nymphe Noris," eine Verherrlichung der Stadt und des Regiments von Nürnberg (Nürnberg, Jeremias Dümmler, 1650, 4 ) , herausgab, worin auch eine Reihenfolge von Lobsprüchen auf je Einen eines Geschlechts zu finden (pag, 121 ff.) , ist Leonhard Groland der Vertreter seines Stammes , und zum Andenken des tüchtigen , seiner Stadt und den Seinen zu früh entrissenen Mannes , steht folgender Spruch daselbst : ,, Der Fleissige : Was ich dem Vaterland gedient mit meinem Fleisse , des gibt gemeine Stadt mir heut noch grossen Preisse , drum mir auch manches Ambt wurd höchlich anvertraut, wo Fleiss ist mit Verstand ,

wird grund fest aufgebaut."

Schwäher Hanns Harsdörffer, als

Ihm zunächst voran steht sein

der Bemühete" mit folgenden Zeilen : Königs Ladislaus

Gnad mir grosses hat vertraut ,

drum seine Hofnung auch der Rath auf mich gebaut ; 1 durch meine Müh und Fleiss ich die Belehnungsgab der Aemter in der Pfaltz der Stadt

zu weg bracht hab." Wenn man einzelne Namen fast ununterbrochen preisen und rühmen hört , so mag es wohl auch in der Ordnung sein , die weniger bekannten Namen anderer tüchtiger Männer ebenfalls aus dem Dunkel der Vergessenheit hervorzuziehen. Leonhard Groland hinterliess drei Söhne, Christoph , Sebastian und Erasmus

X und

zwei Töchter , Helena , die am 11. Fbr. 1538 den Franz Straub, und Katharina , die am 27. Aug. 1531 den Hanns Deichsler heirathete.

Die Wittwe Katharina hatte schon zwei

Jahre nach ihres Ehegatten Tod ihren Wittwenstuhl verrückt und am 19. Mai 1523 Sebald Rech , auch einen Wittwer , den ersten Erwerber des nach ihm genannten Gutes Rechenberg geheirathet (Bied. 146 und 614) , mit dem sie noch 17 Jahre hauste .

Sie starb 1540;

Der älteste Sohn Christoph hatte von seiner ersten Frau, Magdalena , Sixtus Oelhafens und der Barbara Rieterin Tochter, keine Kinder , von der zweiten , Helena , Wolf Tuchers und der Drusiana Ulstättin Tochter ,

zwar drei Söhne , von denen aber zwei nur

je ein Jahr , der dritte nur acht Jahre alt wurde , so dass nur 1 die Töchter in Betracht kommen können .

Magdalena heirathete erst Hanns Ebner , dann Maximilian, Veit Holz-

14

schuher, Katharina Alexander Stockamer, Maria Jobst Friedrich Tetzel, und Felicitas Franz Friedrich Tetzel (nicht Hanns Fr. T. wie bei Bied . 614 ) .

Christophs Bruder Sebastian

hatte von der ersten Frau, Ursula , auch einer Tochter Sixtus Oelhafens und der Rieterin, zwei Söhne und drei Töchter ; der eine Sohn, Nikolaus, starb zwanzig Jahre alt unvermählt, der andere, ältere, Hanns, hatte von Anna Ebnerin zwei Töchter, aber keinen Sohn. hard Grolands dritter Sohn , Erasmus , war blödsinnig.

Leon-

Sebastian starb am 12. Dec. 1582

zu Diepoldsdorf, als letzter männlicher Nachkomme und Sohn Leonhards . Leonhard Groland hatte das vom Vater und Grossvater auf ihn gekommene Haus 10) auf dem Aegidienhof besessen und bewohnt, das 1541 zwischen Hanns Ebner und Christoph Coler gelegen war.

Dieses, das den drei Söhnen zu gleichen Theilen gehörte, kaufte Chri-

stoph Groland am 1. Nov. 1541 seinem damals noch unter Vormundschaft von Sebald Pfinzing und Hanns von Ploben stehenden Bruder Sebastian und am 5. Merz 1545 dem andern , auch unter Curatel von Jacob Tucher stehenden Bruder Erasmus ab , besass es hinfort allein und vererbte es auf seine Töchter , beziehungsweise deren Erben .

Diese,

nemlich Magdalena Maximilian Veit Holzschuhers , Katharina Alexander Stockamers damaligen Stadtrichters Ehefrauen und Franz Friedrich Tetzel , als ,,legitimus tutor" seines mit seiner verstorbenen Ehewirthin Felicitas Grolandin erzeugten Töchterleins Maria Magdalena (Maria Jobst Friedrich Tetzels Ehefrau war ohne Leibeserben erzielt zu haben gestorben) verkauften am 9. August 1601

an Martin Peller (des Bartel Viatis bekannten

Schwiegersohn) das Haus oben an St. Aegidienhof zwischen Wilhelm Imhofs (dessen Vater Andreas, zufolge tab. 247, die Häuser auf St. Aegidienhof erworben und eine Vorschickung darauf errichtet hatte) und Elias Ebners Häusern gelegen , um 6290 fl. Kaufs- und 100 Reichsguldengroschen Leikaufs Summa , wobei ausser den drei Verkäufern auch die erbetenen Zeugen , M. Matthias Schiller und Hasdrubal Rosenthaler der ältere (also Zweifel der mit Katharina

Ebnerin verheirathete Wagamtmann ,

der nicht schon

19. Mai 1587 gestorben war , wie Bied. 28 steht , sondern erst 1602 starb ; nächster Nähe S. 760) ihre Insiegel anhängten.

ohne am

er wohnte in

Das alte Grolandische Haus wurde ab-

getragen und auf seiner Stätte von Barthel Viatis und Martin Peller das gegenwärtige, wohl von Allen, die Nürnberg besucht haben , gekannte stattliche Haus S. 763 aufgeführt. Von dem alten Hause gibt es keine Ansicht , während von dem neueren eine ziemliche Zahl aller Grösse und Gestalt vorhanden ist ; auch ist äusserlich und innerlich nichts mehr zu sehen, was an das 16. Jahrhundert und weiter zurück erinnerte ; doch mag man immerhin dabei auch gedenken, dass hier einst die Wohnung Leonhard Grolands stand, eines der tüchtigsten und verdientesten Bürger der Stadt. Mit Gabriel Paul Groland, dessen Vater Paul Karl noch zu Rathe gegangen war, ist am 4. April 1720 das Geschlecht erloschen.

15

Anmerkungen

und

Beilagen .

Anmerkungen, 1. Heinrich und Hanns , beide von Absperg , Gebrüder , gesessen zu Reicheneck , ihre ehelichen Hausfrauen , und alle ihre Erben , verkaufen 1401 am Sonntag vor Lichtmess ( 30. Jan.) an Heinrich Harsdörffer , Burger zu Nürnberg , seine eheliche Wirthin , und alle ihre Erben , ihre eigenen (näher bezeichneten) Güter zu Hirsdorf , wie Das alles von ihrem Schwäher seligen Herrn Ludwig Schenk an sie gekommen ist und setzen als Leistungsbürgen Hadmar von Absperg ihren Vetter. Ex orig. Vgl. Würfel Nachr. 113. Hanns vom Wolfstein Ritter , Albrecht , Wilhelm und Wigaleis, alle vom Wolfstein, des vorgenannten Herrn Hannsen Brüder, verkaufen 1403 am Sonntag vor Himmelfahrt (20. Mai) an Heinrich Harsdorffer , Burger zu Nürnberg , Margareth seine eheliche Hausfrau, und ihre Erben , ihre Behausung zu Eschenbach , mit allen Zugehörungen , und setzen zu Leistungsbürgen und Sieglern Jacob vom Wolfstein gesessen zu Allersberg, Wolfhart Hittenbeck zu Henfenfeld, Peter Stralenfelser zu Reichenschwand und Jorg Sittenbach Richter zu Hersbruck. Aus neuerer Abschrift. Köler Histor. Wolfst. p. 47 . 2. Bied. tab. 146 giebt als Todestag Hanns Harsdörffers den 11. Jan. an. Wahrscheinlich starb er erst mit Ende Januars oder Anfang Februars. Er war seit dem 8. Jan. im Amt mit Jorgen Fütterer , als jungem Burgermeister , und noch am Donnerstag vor Antoni (16. Jan. ) wurde eine die Waldgerechtsame von Lauf betreffende Frage den Waldherren und ihm zur Erledigung übertragen. Auch wird erst in der folgenden am 5. Fbr. beginnenden Frage Georg Holzschuhers und Hanns Volckamers sein Tod und zugleich die von den Aeltern getroffene Verfügung über seine Aemter angezeigt, indem das eines Alten Burgermeisters an Hanns Stromer überging, die Verwaltung der Pflege Hersbruck an Georg Holzschuher , Reicheneck an Leonhard Grundherr , Velden , Hohenstein und Hauseck an Jeronimus Ebner gegeben wurde. 3. Pirkheimer von Ernst Münch ( Basel. 1826. 8) p. 230. 4. Diepoldsdorf gehörte in das Landgericht Auerbach ; wegen Schaftrieb gab es Irrungen. Der Pfleger zum Behemstein nahm Bauern gefangen und 1496 am Samstag nach Vincenz (23. Jan.) in Paulus Volckamers und Martin Geuders Frage , wurde verlassen : "" Bartolmes Groland soll reiten zum Pfleger vom Behemstein und um der gefangenen Bauern von Diepoldsdorf Atzung mit dem Pfle„ger handeln , und ein Rath soll derselben Atzung bezahlen ; doch soll sich Bartolmes Groland nit 22 anders merken lassen, dann als ob die Bauern ihm solche Atzung wiedergeben müssen. " Vgl. Summar. Deduction der Tucher ( 1764. fol. ) p . 106. Delic. Topogeogr. ( 1774. fol . ) 132. Die 1814 ausgestorbenen Pömer besassen den einen der beiden Herrensitze daselbst und schrieben sich davon. 5. Dass die Unterbürg und Bürgleins einerlei ist , beweist unter anderm die Urk, vom 20. Dec. 1473. in Cod . dipl. Holzsch. p . 184. n. 169 *). Die daselbst testirende Agnes Hanns Volkamerin (s. Bied. 528 und 615) , eine geborne Gruberin , war vorher mit Hanns Groland verheirathet, einem Brudersohn des Hanns Groland an der Fleischbrücke , dessen Sohn Leonhard „ der alte" von 1451 bis 1468 zu Rathe ging. Wie diese Güter , da Leonhard doch einen Sohn hatte , an diese Agnes, beziehungsweise ihren ersten Mann , fallen konnten , ist schwer zu erklären, wenn auch bei Bied . 616. gesagt ist , er , Leonhard , habe 1453 Bürgleins an Ortolf Stromer verkauft , worüber grosser Streit entstanden sei. 6. Mayach , das Hanns Gärtner später an Hanns Tucher verkaufte , und Rötenbach , genannt zu St. Wolfgang , das der ältere Heinrich Meichssner erworben und ein Hammerwerk nebst einer zu

16 St. Wolfgang geweihten , jetzt verschwundenen Kapelle daselbst errichtet hatte - jetzt Eigenthum der Schlüsselfelderischen Stiftung , liegen beide im Lorenzer Reichswalde. Das Herrenhaus von Rötenbach , ziemlich abwärts vom Dorfe gelegen, heisst von dem ebenfalls verschwundenen Hammerwerk, wo hauptsächlich Kugeln gefertigt wurden, der Kugelhammer. 7. Die den Jorg Pessler und seine Verschwägerung mit den Grolanden belegenden Stellen sind folgende : 1506 quinta post kungund ( 16. Sept.) : auf Absterben Jorigen Pesslers ist sein Bruder Sigmund Pessler zu einem Hauptmann ertheilt (Bgmstr. Endres Tucher und Hanns Volckamer.) 1506 secund . p. Francisci ( 5. Okt.) Bartholmes Groland soll man aus Obrigkeit gebieten, die Rechtfertigung und Verbot, so er durch den Landbüttel zu Auerbach gegen etliche Jorigen Pesslers Güter vorgenommen, auch den Gewalt seinem Sohn desshalb gegeben , abstelle in 14 Tagen den nächsten , bei einer Pön im Gesetz begriffen , welcher den andern ihren Burger an fremde Gerichte ziehe etc. (Bgmstr. Marquard Mendel u. Caspar Nützel.) -- Eod. a. et magg. Sabato p. undecim mill . virg. (24. Okt. ) : auf Begehr Bartholmes Grolands soll man ihm seiner Schwester der Jorig Pesslerin seligen Geschäft lassen hören , doch dass er alsdann , seinem Bewilligen nach , die Rechtfertigung oder Citation am Landgericht zu Auerbach , wie ihm nächst geboten , fürderlich abstelle. Thue er aber Das nicht , was dann einem Rath oder den Bauern Schaden daraus erfolge , dess wolle ein Rath bei ihm gewarten (sich desshalb an ihn halten). - Die also noch vor Georg Pessler ohne Kinder zu verlassen soust hätte ihr Bruder auf ihre Hinterlassenschaft keine Ansprüche gehabt gestorbene Frau hiess Ursula , wie aus Bied, tab . 616 zu sehen , wo sie aber als Leonhard Grolands und der Kunigund Heuglin Tochter aufgeführt ist. Dass sie aber dieselbe ist , welche hier in Betracht kommt, geht aus dem ebendaselbst richtig angegebenen Todestag Georg Pesslers 1506 Mittwoch nach Aegidi (2. Sept. ) ganz deutlich hervor. 8. Hanns Ebner heirathete am Montag 17 : Jan. 1508 Ursula Harsdörfferin , Hanns Volckamer am Montag 10. Juli 1514 die dritte Schwester Anna. Eschenbach , das Hanns Ebner später allein übernahm , besassen anfangs die drei Schwiegersöhne beziehungsweise ihre Frauen gemeinsam , wie namentlich aus einer 1517 durch Frevel, den markgräfische Bauern aus Hohenstadt beim Kirchtag zu Eschenbach verübt hatten , veranlassten Frage über zuständige Gerichtsbarkeit , und aus dem Vertrag über die Anstellung des Michael Ayerschöttel als Pfarrer von Eschenbach , d . d. 30. Okt. 1524 (n. XI. p. 61. in Nachrichten z. Gesch. d. Kirche von Eschenbach , Nürnberg. 1859. 8. ) zu ersehen ist. 9. Doch scheint Groland noch vorläufig in seinem Amte geblieben zu seyn , wie aus dem unten in der Beilage 2. mitzutheilenden Brief vom 26. Aug. 1519 hervorgeht. Auf dem Bundestage zu Nördlingen 1517 lernte er den Steinmetzen und Baumeister Stephan kennen und suchte ihn für Nürnberg zu gewinnen. (Jos. Baader Beitr. z . Kunstgesch. Nürnbergs. Zweite Reihe. Nördlingen 1862. 8. p. 17, Statt Bernhard ist zu lesen Leonhard). 10. So unzweifelhaft gewiss die Bestimmung des früher Grolandischen , nachher Pellerischen, zur Zeit Fuchsischen Hauses ist , wofür der noch vorhandene Kaufbrief vom 9. Aug. 1601 volle Ge-währ leistet , so bedenklich ist es , sich über seine Nachbarhäuser auszusprechen. Nach Endres Tuchers Baumeisterbuch 145 , 33 und 154, 9. 10. besass Hanns Coler das Haus S. 762 und das nächste, gegenüberstehende Eckhaus 761 muss dem jungen Plattenberger gehört haben, von welchem sich freilich, als am 21. Nov. 1481 der Goldschmidt Ulrich Feuchter und seine Frau Ursula das Erbe dieses 1. Hauses an Adam Weidner verkaufen , keine Spur mehr vorfindet. Dagegen wird 1492 am Samstag nach Kreuzerhöhung ( 15. Sept. ) Jorgen Coler vergönnt , aus seinem Haus in den Eichstätter Hof einen Gussstein zu richten , doch auf eines Raths Widerrufen. Das kann nur von 762 gelten, welches also von Hanns Coler auf seinen Sohn Georg (Jorg) gekommen war (Bied. 601 ) . Als 1513 Jorg Coler starb , wurde am Montag 28. Fbr. Leonhard Groland (sein Nachbar) statt seiner zum Hauptmann ernannt. Auch nur auf dieses Haus (762 ) weist die im Kaufbrief desselben Hauses 761 vom 20. Nov. 1527 befindliche Bezeichnung seiner Lage ,, das Eckhaus in St. Sebalds Pfarr auf St. Egidienhof gegen Herrn Christoff und Casparn der Coler Gebrüder Haus über gelegen ." Dass bei Biederm. unter den Söhnen Georg Colers zwar Christoph vorkommt , Caspar aber nicht , hat , wie nun einmal diese

17

Geschlechtsregister beschaffen sind , gar nichts zu sagen. Somit wäre daran, dass es 762 den Colern gehörte , wohl nicht zu zweifeln. Hanns Ebner müsste somit auf der andern Seite da , wo jetzt S. 764 steht, gewohnt haben. Dafür spricht auch die Stelle in Wald. Beitr. 3, 459 , wo ihm der Bau des mittlern Imhöfischen Hauses zugeschrieben wird. Dennoch erweckt die Urkunde vom 9. Aug. 1601 wieder insofern Zweifel, als die Wohnhäuser Wilhelm Imhofs und Elias Ebners diesen Annahmen zu widersprechen scheinen und endlich ein am 19. November 1707 nach Jobst Wilhelm Ebners Tod aufgenommenes Inventar von einem zwischen dem Pellerischen Vorschickungshaus ( 763) und dem Imhofischen Haus gelegenen Ebnerischen Haus redet , von welchem auf dem grossen Graffischen Blatt von 1682 eben so wenig eine Spur zu entdecken ist als auf dem Blatt , das den Leichenzug der Markgräfin Sophia (1639) darstellt.

Beilage 1. So vermessen es auch erscheinen mag , einen Stammbaum anzufertigen , so bleibt doch zur leichtern Verständigung nichts anders übrig , wobei aber nur das Bedürfniss des vorliegenden Aufsatzes ins Auge gefasst ist und hauptsächlich die verschiedenen Träger des Namens Leonhard aus einander gehalten werden sollen.

Heinrich Groland , st. 1350. Anna Sachsin Martin Groland st. 1388. Margaretha Stromerin (Bied. 465 A.)

Ulrich Groland st. 1373. Clara Ortliebin Ulrich Groland st. 1404. 1. Elisabeth Zollnerin 2. Elisabeth Schopperin Hanns Groland 1. Clara Schürstabin 2. Margareth Ebnerin. Er war schon vor 13. Okt. 1445 gestorben, an welchem Tage mit der Wittwe und den drei Söhnen wegen des baufälligen Hauses gehandelt wurde. Ein älterer Bruder, auch Hanns geheissen, war des Raths und st. 1449 . Leonhard Groland d. ältere 1451 bis 1468 im Rath, wird 1467 zumSecretinsiegel geordnet , stirbt 1469. 1. Brigitta Tucherin (Bied. 494). 2. Knnigund Rumlin 3. KunigundHeuglin

Stephan Groland wird 1457 bei Besichtigung der Gewichte etc. verwendet (Polizeiordn. 181).

Leonhard Groland derJunger war 1462 im Rath. st. Ende Juli (1486 1. Brigitta Tetzlin 2. Elisabeth Zollnerin st. ohne Kinder. Jahresb. des historischen Bereine. 1864.

Lorenz Groland st. 1425 Jun. 2. Margareth Pfinzingin (Bied. 498. )

Jacob Groland st. 1419. Anna Tucherin (Bied. 493.) st. 1432.

Leonhard Groland der ältere am 21. Aug. 1441 Waldamtmann Sebaldi, vom 25. April 1458, desgl. Lorenzi bis 12. Febr. 1463. Am 10. Mai 1466 wird ihm erlaubt zu schmelzen , starb ? Agnes Schröterin aus Schwaben.

Sebald Groland.

Leonhard Groland Katharina Harsdörfferin.

Anna Sebald Pfinzing (Bied . 402. wo sie unrichtig Katharina heisst. )

Ursula Georg Pessler st. 2. Sept. 1506.

Bartholomäus Groland Waldamtmann Lorenzi von 1474 (mit kurzer Unterbrechung) bis 1501 , st. ' 7. 26 April 1507. Barbara von Ploben ; -Ursula 1. Sebald Köler 2. Paulus Topler

Barbara Paulus Zingel 17. Juni 1488

3

Katharina Georg Camerer oder von Camer 27. Nov. 1508

18 Die bei Biedermann vorhandenen Angaben mussten , wo ihnen nicht andere richtigere entgeT genstanden , vorläufig beibehalten werden. Für den Namen der mit Sebald Pfinzing verheiratheten Anna Grolandin diene als Beweis folgende jedoch nur so weit , als es hieher dienlich ist , aus dem Original mitgetheilte Urkunde : ,,Jch Wernher von Parsperg Ritter Schultheiss vnd wir die Schöpfen ,,der Stat zu Nuremberg Verichen offenlichen mit disem briefe , daz für vns kome Jngerichte her „Berchtolt Volkmeir , vnd erzeugt als recht was mit den Ersamen mannen hern Görgen Zenner vnd ,,hern Hannsen Sigwein dem eltern , die sagten auf Jr aide , da sie des geladen zeugen wern , ,,daz Sebolt Pfinzing mit gesampter handt frawn Annen seiner elichen wirtin, vnd lienhart Grolant ,,der Junger , Jr Bruder vnd Swager , von vollem gewalt , den sie bracht vnd beweiset hetten mit ,,frawn kungunden lienharten Grolants des eltern elichen wirtin , Jrer muter vnd Swiger seligen guten ,,heyratbriefe u. s. w. Geben am Pfinztag nach sanct Merteins tag ( 14. Nov. ) 1448. " Die Mutter war also damals schon todt, der Vater aber, der zum Unterschied von dem gleichnamigen Sohn , wie dieser der jüngere , der ältere heisst , war noch am Leben . So heisst auch Leonhard Groland Lorenz Grolands Sohn zum Unterschied von seinem Vetter ebenfalls der ältere. Nach Bied. war Kunigund Rumlin eine Tochter Heinrich Rumels und einer Kunigund Köpfin , was vor der Hand ununtersucht bleiben muss.

Beilage 2 . Leonhard Groland an Wilibald Pirkheimer. Mein ganntz willig Dienst sind Euch mit fleiss zuuor Her Birckhamer Doctor Johann Rewchlein hat ainen potten von Stutgarten mit dreyen prieffen hie her geschickt der ain prieff Jst an Euch der annder an doctor pewtinger der dritt an Vlrich Neythart von Vlm vnd Jn seinem abwessen an Statschreiber alhie gestanden , der selb pott Jst mit den prieffen gestern Donnerstag hie her komen, die weyl wir am potten vermerckt das doctor Rewchlcins Maynung gewest sein sol , das die prieff mit dem Ersten geoffnet vnnd die sach weytter gelanngen sol , vnd als Cunrat ayttinger des Neytharts prieff auff gethan vnd verlessen , hat sich vlrich artzt Doctor pewtinger und Jch auch Ewr gemechtigt vnd Ewre zwien prieff so ains Jnhalts dem dritten gleich gewest auch geoffnet ; vnd solichs nach volget den andern zweyen punds hawbtlewten furgetragen , dieselben Hawbtlewt vnd wir haben solich schrifften gern gehört , vermuten vns genntzlich das solich schrifften mit des herzogen wissen vnd willen sind aussganngen, und das er noch ein forcht Jn Jm hab auch der stanngen begere , vnd da pey bedacht wie man sich noch zu der zeit klain muttig als ob man sich Richten wollt lassen vernemen lass , das mocht der sach nit dienstlich sonder den Herzogen Erst gail machen , vnd den pund stennden meer zu Nachtail dan zu Vorthail reichen, haben sich die hawbtlewt dar auf mit Einander Vntter Redt vnd auss beweglichen Vrsachen die sach noch zu der Zeit an die pundsversamlung nit wollen gelanngen lassen, sonder auff ain weytter bedencken gestelt vnd besorgt Etlich mochten Jr pundische Hilff destminder schicken oder mit verziehen , denselben Ewrn prieff schick Jch Euch hiemit zu , vnd Jst mein freuntlich pit Jr wollet mir nit verargen, das Jch den geoffnet hab sonder Jm pesten versten , Sonst weiss Jch Euch nit vil gutter Newer Zeittung dissmals zuschreiben dan wir horn hie alle tag das wir nit gern horn vnd hewt Jst vnns ein schreiben kome , das sich Besica das stettlein auch an Hertzog Vlrich Ergeben haben sol , das Jst ein guter fleck vnd het sich wol lennger halten mogen vnd welich schon gut Bundisch sein vnd einhilten , so sehen sie wol das wir lanngsam mit vnsern sachen vmbgien vnd das sie kain Rettung haben , damit Erpewt Jch mich zu Ewrn diensten alzeit willig datum Vlm am freytag nach sannd Barthelmes tag anno dni Jm 1519 Lienhart groland Dem fürsichtigen Erbern vnd weysen Her Wilbolt Birckhaimer des Rats zu Nuremberg meinem Hern vnd freund.

19 Bartholomaei war Mittwoch, der Brief ist also Original auf der Stadtbibliothek zu Nürnberg. vom 26. Aug. - Besica , Besigheim. Das Gerücht, die Stadt B. habe sich ergeben, erwies sich als irrig. - Die andern im Brief erwähnten Personen sind bekannt genug, Conrad Aytinger, ein geborner Ulmer , war früher Notar zu Nürnberg , wird mehrmals genannt , z. B. wurde er, nachdem Götz von Berlichingen 1512 Mai 17 bei Forchheim die von Leipzig heimziehenden Kaufleute überfallen hatte , sogleich am 18. mit Credenz nach Forchheim und Bamberg geschickt , um Näheres über den Vorfall zu erholen ; auch nahm er 1513 das Instrument über die am 1. Okt. vorgenommene Reformation vom Kloster Engelthal auf (gedruckt bei Martini) ; da ihn seine Vaterstadt Ulm zum Stadtschreiber gewählt hatte , sagte er am Montag 2. Jan, sein Burgerrecht zu Nürnberg auf, und erhielt auch Erlass der Nachsteuer von seinen Gütern und ein Jahr Frist zur Zahlung eines gemachten Anlehens.

Nachträgliche Bemerkung. Vorstehender Aufsatz stützt sich hauptsächlich auf die Rathsbücher auf dem kgl. Archivsconservatorium , zum Theil auch auf ungedruckte , im Besitz des Bearbeiters befindliche Urkundenabschriften. Eine Hinweisung auf die Originale schien daher einerseits überflüssig, andererseits ganz unfruchtbar , und wurde desshalb unterlassen. Wo hingegen gedruckte Quellen oder Hilfsmittel benutzt wurden , ist in der Regel auf sie verwiesen worden. Lochner. Nbg., Montag nach Exaudi ( 18. Mai) 1863.

3*

Beilage II.

Uiber

römische

Schleudergeschoffse von

Herrn J. G. Pfister in London.

Zwei in Italien gefundene römische Schleudergeschosse aus Blei , (Plumbatae, Glandes, Schleuder-Blei) für Schleudern (Fundae) , welche in Formen gegossen von den Funditores (Fundibalatores) geschleudert wurden.

Beide sind oval oder vielmehr in Form einer doppelten

Spitkugel. Die eine zeigt die Nummern der XIII. Legion erhaben und hat auf der andern Seite den Buchstaben L, auch sind wohl noch andere Lettern bemerkbar , aber undeutlich.

Mit dem Stempel

der XIII. Legion sind mehrere solcher bleiernen Schleuderkugeln im Museum der Universität zu Bologna, und eine ist im Museum Kircheriano zu Rom. Zu Anfang des Jahres A. D. 14 , wo Germanicus den Oberbefehl über das große Römerheer in Germanien mit der Provinz Gallien erhielt, ſtand die XIII. Legion, genannt ,,Germanica “, in Ober- oder dem ersten Germanien (d. i. von Basel bis an die Mündung der Nahe oder der Mosel) , dessen Statthalter in Mainz seinen Siß hatte.

A. D. 16 gewann Germanicus durch eine

geschickte Anordnung seiner Schleuderschüßen einen Sieg über die Germanen.

Die XIII . Legion

war auch mehremale in Italien ; sie kämpfte vor Cremona ( Tacit. L. II. C. 21 , 27, 32, 61 ) unter Antonius Primus , Feldherrn des Veſpaſian , gegen die Vitellianer, 27. Oktober des Jahres A. D. 69. Sie war auch zu einer Zeit ſtationirt zu Bologna, und ſodann später zu Rom. Die zweite unserer Schleuderkugeln hat auf einer Seite ein Meduſenhaupt eingeſchnitten, wo die Endungen der Haarlocken, wie ich glaube, Schlangenköpfe andeuten sollen. Auf der

andern Seite erscheinen die gleichfalls eingeschnittenen Lettern Q. TITI. LV.

Einige dieser Schleuderbleie führen zuweilen sehr bezeichnende Aufschriften, meiſt mit erhabenen griechischen oder lateinischen Characteren ,

z. B. NIKH AOHNI?NOC. (Athenio , der Anführer der

21

Sclaven in Sicilien.

vid. Bullettino del Instituto.

Roma 1851 , p. 129.)

Andere mit Bliz,

und EPLOY, auch mit AEZAI (nimm es !) , DAINOY zeige dich ! vielleicht damit gemeint : triff ! Sodann FERI ROMA, FERI POMP.eianos.

(Dergleichen mögen immerhin von den Schleu-

derern in der Armee des Cäsar gewesen sein, in der Schlacht von Pharsalus , 9. Auguſt 48 vor Christus gegen Pompejus Magnus .) Andere sind nur mit einzelnen Lettern bezeichnet , so wie J.ovis V.ictor F.ulmen, und haben auf der andern Seite den Bliz .

Die der zwölften Legion L. XII. FVL.minatrix.

In der

Sammlung Kestner, ehemals in Rom, jezt in Göttingen, sind zwei mit den Nummern der XI. und XII. Legion.

(vid. Bullettino 1847, p. 116 ,,Ghiande missili degli eserciti romani ad italici.“)

In dem Lobenswerthen Werke des Herrn Professor Lindenſchmit „ Die Vaterländischen Alterthümer“, Mainz 1860, ist eine Plumbata angeführt mit dem römischen Zahlzeichen L. XV.

Tafel

40, Fig. 17, und ist in der Fürstlich Hohenzoller'schen Sammlung zu Sigmaringen aufbewahrt. Fm Museo Kircheriano in Rom ist eine bei Perugia gefundene (die wohl auf die berühmte Belagerung dieser Stadt gegen L. Antonius 41 vor Chriſtus hinweiſen möchte), worauf mit erhabenen Lettern ein Wunsch an Octavianus gerichtet ist, der den Wünschen oder dem Zuruf manches Tirolers (1809) hie und da an unsere bayerischen Soldaten, oder auch vice versa wohl in nichts nachstehen dürfte.

So war es aber auch bei den Helden der Vorzeit Griechenlands und ihren Göttern, z. B.

der Peleide kreischt dem Sohne Atreus entgegen : „ Trunkenbold , mit dem Blicke des Hundes , und dem Muthe des Hirsches.” II. I. 225. Und so mahnet Aeneas den Peleiden : „Was nöthigt uns in Erbitterung gegen einander Läſterworte zu lästern und Schmähungen , gleich den Weibern."

II. XX . 251 . Here nennt die Artemis eine schamloſe Hündin und giebt ihr Ohrfeigen (XXI. 481.)

So=

gar der galante Mars zu Pallas Athene : „Was nun treibst du die Götter zum Kampfe schamloseste Fliege Stürmischer Dreistigkeit voll ? Und bei all dieser Wirthschaft sißt Zeus auf Olympos Höhen ihm".

(XXI. 394.) und es lachte das Herz

Es mag hier bemerkt werden , daß die Schleuder auch der Artemis als Attribut zugetheilt

wurde, wodurch angedeutet werden soll, daß die göttliche Gerechtigkeit selbst aus der Ferne den Schuldigen erreicht. In der Pontificia Academia Romana di Archeologia vom 3. Dezember 1839 ist eine gute Abhandlung über Schleiderbleie von Gaetano de Minicis mit vielen Abbildungen solcher Bleie mit Schrift.

Die Waffe der Schleuder scheint ursprünglich dem Orient anzugehören.

Plinius schreibt

die Erfindung (so wie die der Trompete) den Tyrrhenern zu ,, balistam et fundam aeneam tubam

22

Pisaeum Tyrrhenum".

VII. 56, Sect. 57.) ;

Vegetius den Einwohnern der balearischen Inseln

(Phönizier) ,,fundarum usum primi Balearium habitatores et invenisse et perite exercuisse dicuntur."

(de re milit. L. I. C. 16. )

Die Schleuder, eine an und für sich höchst einfache aber doch nichts destoweniger wirkungsvolle Waffe, bildete ein mehrfach gewundener Strick (II . XIII. 599), soll aber auch aus Binsen bestanden haben (Strab. 168) .

Am häufigsten mochte sie aus Leder gewesen sein , ein dem

Zwecke entsprechend zugeschnittener ziemlich langer Lederriemen (Plin. VII. 56. 23.)

einer Art

Veget. de re mil.

Zum Wurfe wurden die Enden des Schleudertaues mit der rechten Hand zusammen gefaßt,

hierauf der Stein oder das Blei in die etwas breitere Mitte desselben hinein gelegt und mit der linken Hand so lange gehalten, bis man, seines Zieles gewiß , die Schleuder in Schwingung ſeßte und im geeigneten Moment das eine Ende derselben und somit das Steingeschoß entfesselte. gab auch Stockschleudern.)

(Es

Die älteste Kunde von Schleuderern findet man nun freilich wieder bei

den Aegyptern, bei Monumenten von Beni-Hasan der XII. Dynastie nach Sir Gardner Wilkinſon 1740-1621 vor Christus (nach Lepsius früher).

In Sir Gardner's bekanntem Werke „ Manners

and Customs of the ancient Egyptians " , Vol . I. p. 316 ist ein solcher Schleuderer abgebildet.

Die

zweite Abbildung einer gleichen Figur sieht man (loc. cit. ) bei einem Seegefechte in einem Maſttorbe stehen. Andere bei Rosselini . „ Monumenti Reali", Taf. 131 , Zeit des ägyptischen Königs Rameſis III., XX. Dynastie um 1100 vor Christus .

Noch heut zu Tage wird in Aegypten

die Schleuder von Knaben gebraucht, um die Vögel von den bebauten Feldern wegzujagen ; sie treffen auch zuweilen mit glücklichem Erfolge.

Von den Balearen wird erzählt , daß die

Mütter ihren Knaben öfter die Nahrung vorenthielten , um sie zu nöthigen , sich dieselbe durch die schaffen.

Schleuder zu ver-

(Cibum puer a matre non accipit , nisi quem

ipsa monstrante percusserit."

Florus L. III. C. 8.)

Li-

vius berichtet, daß Hannibal vor seinem Einfall in Italien 219 vor Christus sich mit 870 Balearischen Schleuderern verſah , die er nach Afrika zur dortigen Sicherheit hinüber sandte.

Als 206

vor Christus Mago (Sohn Hamilcars Barcas und Bruder Hannibals) einen Verſuch machte, auf der größten der baleariſchen Inseln (Majorka) zu landen, wirbelten die Einwohner mit ihren Schleudern eine solche Menge Steine auf seine Schiffe, daß er damit nicht in den Hafen einlaufen konnte. Um nun wieder auf höheres Alterthum zurück zu kommen , so galten zur Zeit der Richter die Benjamiten ihrer geschickten Schleuderer wegen als furchtbare Krieger.

( 1406 vor Chr. )

„ Und

unter allem Volk waren sieben hundert Mann auserlesen , die links waren und konnten mit der Schleuder ein Haar treffen , daß sie nicht fehlten ."

(Richter XX ., 16.)

Auch zur Zeit Davids

23

( 1055 vor Chr .) finden wir ähnliche Bemerkungen. noch verschlossen war vor Saul, dem Sohne Kis .

„Auch kamen diese zu David gen Zicklag, da er Und sie waren auch unter den Helden , die zum

Streit halfen, und mit Bogen geschickt waren zu beiden Händen auf Steine ( Steine zu schleudern), Pfeile und Bogen.

Von den Brüdern Sauls, die aus Benjamin waren."

(I. Chron. XIII., V. 1.)

Ferner die bekannte Stelle im I. Buch Samuels XVII., V. 40—49, wo David fünf glatte Steine erwählte : „Und schleuderte und traf den Philister an seine Stirn, daß der Stein in seine Stirn fuhr und er zur Erde fiel auf sein Angesicht."

Wo die Israeliten die Moabiter schlugen ( 895 vor

Christus) und ihre Städte zerbrachen ( II. V. der Könige III., 25) und wo es heißt : ,,Und sie umgaben sie mit Schleudern," wird wohl auf Belagerungsgeschüß hinzudeuten sein. *)

Unter den Assy-

riſchen Denkmalen im Britischen Muſeum (Konyunjik Gallery, Basreliefs Nr. 9 und 22) ſind gute Abbildungen von Schleuderern, die mit andern Soldaten zur Belagerung oder vielmehr zur Einnahme der Stadt Lachis (Lachiſch) vorrücken.

Diese Abbildungen gehören in die Zeit des aſſyrischen Königs

Sennacherib (Sin-akhi-erba), nach den leßten mehr beſtimmten Untersuchungen des Sir Henry Rawlinson 706-683 vor Christus (vid. Athenaeum, 31. Mai 1862 ) .

Sie stellen Scenen aus den er-

ſten 8 Negierungsjahren dieſes Monarchen vor ; in Uebereinstimmung mit dem berühmten Cylinder, wo die Belagerung von Lachisch erwähnt wird.

(vid.

XXVIII. Jahresbericht des historischen Vereins.

Anz-

bach, 1860, in 4º , S. 5 ).

Diese Schleuderer ſind

nun einander in der Zeichnung gleich.

In der mit

der Nechten umschlungenen Schleuder liegt ein runder Stein, und einen zweiten hält der Schleuderer in der linken Hand. Höchst interessant ist es , daß der Prophet Hefefiel (um 593-594 vor Christus ) das Costüm mancher dieser Krieger naturgetreu geſchildert hat.

„ Und

sah gemalte Männer an der Wand in rother Farbe, die Bilder der Chaldäer.

Um ihre Lenden gegürtet,

und bunte Regel auf ihren Köpfen und alle gleich anzusehen, wie gewaltige Leute ;

wie denn die Kinder

Babels, und die Chaldäer tragen in ihrem Vaterlande." J.GRE

NFELL

-

T FECI

(XXIII. V. 14, 15.)

Solch eine Figur mit conischer,

oder wie bei Hesekiel

kegelförmiger Müße benannt,

gehört auch unter die Monumente des assyrischen Königs *) Josephus führt uns noch zurück auf die Schleuderſchüßen der Juden , indem er uns berichtet, daß beim ersten Ausbruch der Empörung gegen die Römer Agrippa, Herodes II. (A. D. 48—100 ) bei der Belagerung von Gamala durch einen Schleuderstein in die rechte Schulter verwundet wurde. (de Bello Jud. L. IV. C. I, Sec. 3.)

24

Sennacherib, im Britischen Muſeum Assyrian Basement Room Konyunjik Collection, Basrelief Nr. 12 . Indem nun Hesekiel von gemalten Männern spricht, ſo muß ich hier bemerken, daß dieſe Basreliefs meistens, wo nicht alle, mit Farbe überzogen waren , nicht nur die Waffen und das Pferdegeschirr, sondern auch die Gewänder , das Fleisch, und mit besonders kräftigem Schwarz Bart, Augenbraunen und Wimpern , ein Gebrauch, welcher sich bis auf die Gegenwart herab bei den Orientalen erhalten hat. gleichen Figuren um 593–594 vor Chriſtus.

Hesekiel sah also der=

(Um 703 v. Chr. half der

Herr dem König Hiskia und denen zu Jeruſalem aus der Hand Sanherib des Königs zu Assur, 2. Chron. XXII., V. 22.)

Benannte Basreliefs

kommen nun aus den Ruinen von Niniveh und stellen bemerkenswerthe Begebenheiten oder Thaten des assyrischen Königs Sennacherib vor, so wie Schlachten, die Einnahme von Städten, Löwenjagden u. s. w. Daß nun dieſe Monumente weder nach der ersten Einnahme Ninivehs durch die Meder 625 v. Chr., noch bei der zweiten durch Cyrus 536 ( 538) vor Chr. zerstört wurden, davon haben wir den deutlichsten Beweis, indem sie wohlbehalten im Britischen Muſeum sich befinden (man sehe nur den Artikel von Dr. Hinds im Athenaeum, Nr. 1810, London 5. Juli

1862

„ Bible History and

the Rawlinson Canon."

Ferner die Antwort des Sir Henry Rawlinson, Athenaeum, Nr. 1812,

London, 19. Juli 1862. )

Wenn nun Hesekiel ungefähr 130 Jahre nach der ersten Einnahme dieser

ungeheuern Stadt die oben erwähnten Bilder „ dieser gewaltigen Leute, die anzusehen waren, wie die Kinder Babels " mit eigenen Augen zu Niniveh gesehen hat, indem er sagt : (Hesekiel war ein paar Jahre früher, man kann annehmen um 595 vor Christus , zu Chebar , am Flusse gleichen Namens, das heutige Arban war. )

angenommen , daß Khabur

„im dreißigsten Jahr, am fünften Tage des

vierten Monats, da ich war unter den Gefangenen am Wasser Chebar.“

I. C. V. V. 1 ,

(Khabur

möchte vom Tigris, von Niniveh, 3 oder 4 Tagreifen entfernt ſein) , ſo ließ sich daraus folgern, daß Niniveh zu der Zeit noch in gutem Zuſtande existirte. Doch wieder auf unſere bleiernen Schleuderkugeln zu kommen.

Xenophon sagt, daß Cyrus

bei seinem Vorrücken gen Babylon (583 vor. Chr .) eine Abtheilung von Schleuderern hatte. Als Darius Codomannus seine Anordnung vor der Schlacht von Iſſus ( 423 vor Chr.) machte, stellte er eine Macht von 20,000 Schleuderern und Bogenschüßen an den rechten Flügel seiner Cavalerie , und in die Fronte der ganzen Armee stellte er 8000 mit Wurfspießen und Schleudern versehene Krieger.

Bei den Griechen war in früher Zeit die Schleuder (opevdovy) wenig im

Gebrauch, bei Homer wird sie meines Wiſſens nur zweimal erwähnt :

auf der Trojaniſchen Seite,

wo Menelaos dem Helenos, einem von Priams Söhnen, die Hand durchbohrt, der sich schnell in der Freunde Gedräng entzog.

25 10 2

,,Dann verband er sie selbst mit gedrehter Flocke des Schafes , Einer Schleuder, die dort ein Genoß trug jenem Beherrscher." II. XIII. 599-600. Auf griechischer Seite gegen die Trojaner mag folgende Stelle gelten , nämlich, wo der Lofrer Herz nicht duldet, im stehenden Kampfe zu kämpfen. „Denn nicht hatten sie Helme von Erz mit wallendem Noßschweif, Auch nicht Schild im Rande gewölbt und eschene Lanzen ; Sondern mit Bogen allein und gedrehter Flocke des Schafes

II. XIII. 716.

Zogen fie voll zutrauens gen Jlios.“

Eine dritte Stelle, wo die Hauptumlockten Achaier auf Hector zielten mit Wurfspießen daher und schleuderten Steine, mag weniger bestimmt erscheinen, indem Schleudern dort (II. III. 80) auch als Werfen gelten kann.

In späterer Zeit jedoch , nachdem die Griechen die Wirksamkeit der

Schleuder durch die Schleuderschüßen im Heere des Xerres kennen gelernt hatten , wurden auch von einzelnen griechischen Stämmen diese Waffe angenommen.

Plato (428-389 v. Chr. de Legibus)

empfiehlt oder verficht die Annahme oder die Einführung des Schleuderns nicht nur bei Männern, sondern auch bei Frauen, als ein dem Körper Kraft verleihendes Mittel.

Nach Livius (XXXV. 29)

sollen einzelne Stämme im Peloponnes selbst die balearischen Schleuderer übertroffen haben.

Daß

die Spartaner ihr Ziel mit Sicherheit durch Schleuderwürfe zu erreichen wußten , wird durch den Tod

des

Persers

Mardonius

in der

Schlacht von Platää (479 v .

Chr .) bestätigt.

Außerdem

soll auch Pyrrhus durch einen wohlgerichteten Schleuderwurf ( 272 v. Chr.) betäubt worden sein. Unter den Griechen , die sich als Schleuderer hervorgethan haben , werden die Acarnanen erwähnt. (Im Jahr 429 v. Chr. fielen die Lacedämonier in Acarnanien ein , unter Befehl des Cnemus, fie wurden aber durch die berühmten Schleuderer dieses Landes Rückzug anzutreten. )

vollkommen besiegt und genöthigt den

Acarnanische Schleuderer waren auch in der Armee Alerander des Großen.

Ferner werden die Bewohner von Aegium erwähnt ; und der Ruhm der Achäer im Schleudern würde ſogar zum Sprichwort : Axaïxov ßɛlos , ein achäischer Treffer oder Wurf. Paträ und Dymä.

Sodann noch die von

Um 219 vor Chr. wird Philipp III. von Macedonien durch 300 Achäische

Echleuderer als Hülfstruppen unterſtüßt.

Indeſſen von griechischen Bildwerken geben uns nur die

so intereſſanten und schönen Silbermünzen der Stadt (oder vielmehr des Freistaats) Selge in Pisidien am Abhang des Tauros , und die der Stadt Aspendus in Pamphylien das Bildniß eines Schleuderers ; sodann auf den Silbermünzen der Aenianer in Theſſalien erscheint ihr Führer Phenikos als Schleuderer (hier wohl als Halbgott), der durch einen Schleuderwurf den Hyperochus , Anführer der Inachier, ihrer Gegner, tödtete. Philipp II. , König von Macedonien , verlor ſein rechtes Auge bei der Belagerung von Methone (die lezte Befißung der Athenienser an der Küste von Macedonien) 354-353 vor Chr. Jahresb. des historischen Bereins. 1864. 4

26

durch einen Pfeil * ) und als der Pfeil aus dem Auge gezogen ward , so soll sich darauf, der Erzählung gemäß, dieſe Aufschrift befunden haben : „ Aster" (Name des Schüßen) dem rechten Auge Phis lipps."

Da aber dem

Berichte zufolge Philipp nach

einer

so

schrecklichen

und

schmerzlichen

Verlegung immer noch mit Standhaftigkeit und Geistesstärke die Belagerung leitete, so mag es vielleicht wahrhafter

erscheinen ,

Aufschrift verursacht wurde.

daß

die Verwundung durch eine bleierne Schleuderkugel mit jener

Philipp vertraute sich der Sorgfalt des Wundarztes Critobulus, deſſen

Geſchicklichkeit in solch einer wichtigen Kur die Geschichte auf die Nachwelt zu bringen würdigte. Bleierne Glandes

oder Bleikugeln (uohvßdides Xen. Anabasis III, 3, 17) werden zu-

weilen in der Ebene von Marathon und andern Orten Griechenlands gefunden.

Sie sind von

schönerer Form als solche, die in Italien sich vorfinden , und gleichen ungefähr einer Olive , nur ſind ſie größer, oder auch einer Mandel in der Schale. Die römischen, mit Schrift, find indeſſen ſeltener als die griechischen.

Das Britiſche Mu-

ſeum beſißt eine bedeutende Anzahl von beiden Sorten , und es wäre wohl der Mühe werth , alle, die Aufschriften haben , bekannt zu

machen.

Herr

Charles

Newton

zeigte

mir

mehrere

mit

erhabenen Lettern, eine mit ANTI4QPOC (ANTIAOZIZ ? Zurückgabe, Gegengeſchenk) und Scorpion. (Hier wohl immerhin als Symbol des Todes. **)

Sie wurden bei Kameiros auf Rhodos mit andern

bedeutenden Gegenständen des Alterthums gefunden. In der unglücklichen Expedition der Athenienser gegen Sicilien (415 vor Chr.) machten, während des ersten Gefechts vor Syracus, die Schleuderer und Bogenschüßen von beiden Seiten den erſten Anfall ; Nicias hatte 700 Schleuderer von Rhodus , ſodann blieſen die Trompeter zum Hauptangriff und die hoplites oder Schwerbewaffneten rückten vor.

In der Expedition der Griechen , um

Cyrus den Jüngern in seinem Rechte oder Anspruch auf den perſiſchen Thron zu verhelfen oder zu unterſtüßen , erzählt uns Xenophon, der Anführer und Geschichtsschreiber des berühmten Rückzugs der 10,000 (401 v. Chr.), daß die Griechen sehr gelitten von den Schleuderern in der Armee des Mithridates ,

indem sie selbst weder Cavalerie noch Schleuderer hatten und unfähig waren, den

Feind mit Pfeilen und Wurfspießen zu erreichen.

Indessen hatte Xenophon vernommen , daß in

seiner Armee Rhodier wären, die den Gebrauch der bleiernen Schleuderkugeln verſtänden, und orga nisirte auch sogleich aus diesen ein Corps von 200 Schleuderern.

Dieß hatte auch den besten

Erfolg, indem die Rhodier ihre Kugeln noch einmal so weit zu schleudern wußten als die persischen Schleuderer , die größere Steine verwendeten. Am intereſſanteſten ſind natürlich solche Glandes mit Schrift, die auch vielleicht im Allge=

*) vid. Tom. Leland ,,The History of the life and reign of Philip King of Macedon. London 1775, Vol. I. p. 215. **) Buckingham in seinem Berichte über die Wiese östlich von Orfah (Travels in Mesopotamia p. 140) bemerkt als merkwürdiges Thier dort den schwarzen Scorpion, im Arabischen genannt „ akrabee“ (das Hebräiſche „ akrab“), deſſen Stich gewöhnlich tödtlich iſt.

27

meinen meistens nur an die besten Treffer vertheilt wurden.

Die Schleuderer führten Schleuder-

fugeln entweder aus Stein (lapides missiles) oder aus Blei , die sodann ihrer Form wegen auch Eicheln (glans) benannt wurden , in einer Hängetasche mit sich.

Bei den Medern und Assyriern

wurden die Bogenschüßen mit 30 Pfeilen und die Schleuderer mit 30 Steinen versehen. Daß dergleichen Steine öfter vorher schon durch darin bewanderte Leute ausgesucht und mit anderem Kriegsbedarf aufbewahrt wurden , beweisen die Nachrichten in Chron. II. XXVI, 14 : „Und der König Ufia (Uzziahu, Uzzia, derselbe Titel wie das aſſyriſche Yahu-khazi, Herleitungen von dem Wurzelwort der Keilschrift, welches übereinstimmt mit dem, was im Hebräischen für ſtark, stark sein, mächtig gilt , vid. Atheneum Nr. 1795, March, 22d 1862 , p. 396.) ſchickte ihnen für das ganze Heer Schilde , Spieße , Helme, Bogen und Schleudersteine."

(810 vor Chr.)

Gegen

das Ende des fünften Jahrhunderts vor Chriftus wurde der Gebrauch der Schleuderſteine meiſtens durch Bleikugeln erseßt , indem von dieser Periode abwärts am häufigsten die bleiernen SchleuderFugeln von griechischen und römischen Schriftstellern genannt werden. Die Schleuder wurde auch bei den Tuskern angewendet , von denen de Minicis in obenbenannter Abhandlung Taf. I. Fig. 1 die Zeichnung eines Schleuderers gibt , einer Vaſe entnommen, die gefunden wurde zu Chiusi , dem alten etruskischen Kamars . appellabant. "

( Clusium quod Camars olim

Livius.)

Virgil läßt den gräßlichen Mezentins, König der Tyrrhenischen Etrusker zu Caere (Agylla) im Kriege gegen Aeneas, des Anchises Sohn, durch ein Bleigeschoß von der Schleuder seiner gewalti= gen Hand in den blutgetränkten Sand mit zerschmettertem Gehirn darnieder strecken..

" Et media adversi liquefacto tempora plumbo Diffidit, ac multa porrectum extendit arena. “ Aen. IX. 581-589. Ferner, wo der Hirten Schaar dem Trojer-Heer entgegen kommt : „Allein der kleinste Theil hat blanke Waffen Und Schild und Wagen find den Hirten kaum bekannt ; Dem Schleud❜rer muß das Blei die blauen Kugeln schaffen , Es führen Wen'ge nur zwei Spieß' in droh’nder Hand. pars maxima glandes

VII. 686-690.

Liventis plumbi spargit." Schleuderbleie mit etruskischen Lettern find sehr selten. Schleuder doch nur , wie es scheint ,

als

Im römischen Heere kam die

außergewöhnliche Waffe ,

gittarii) erst durch fremde Truppen nach dem punischen Kriege (201

wie

die Bogenschüßen

v. Chr.) in Gebrauch.

(SaIn

der Armee, mit der der römische Consul M. Fulvius die Stadt Samos in Cephalonien nach einer viermonatlichen Belagerung bezwang ( 189 v. Chr.), waren 100 Schleuderer (Liv.

XXXVIII , 29.)

Namentlich verwendete man dafür die ſpaniſchen Inselbewohner , die balearischen Hülfstruppen, von 4*

28

Majorka und Minorka (Phöniziſche Coloniſten , vermuthlich aber schon vorher während der Keltiſchen Einwanderung von Jberischen Stämmen beseßt).

Zur Zeit Herodot's , der um 456 vor Chr. sein

großes Werk schrieb, saßen die Kelten schon in Spanien (II, 33. IV, 49.)

Sie verstanden dem

Wurf eine solche Gewalt zu geben, daß er, wie aus einer Maſchine geſchnellt, Schild und Helm zerschmetterte.

So sagt Diodorus Siculus (XIX, 106 ) , der auch ferner bemerkt , daß die Balearen

von allen lebenden Menschen die größten Steine schleudern konnten (fundis lapides magnos jacere optime omnium mortalium.

lib. V , 19 , 20 ) , selten ihres Ziels verfehlten und daß auch ihr

Name von Balλɛı , werfen, abzuleiten ist.

Cäsar beschäftigte balearische Schleuderer mit dem heſten

Erfolge im Galliſchen Kriege, und bei einer Gelegenheit schlug er den Feind durch die Verwendung von Schleuderſteinen (bis zu einem Pfund Gewicht) und Bleikugeln.

Zu Cäsar's Zeiten scheint es,

daß die bleiernen Schleuderkugeln den Spiznamen „ Martibarbuli " befamen. Plin. H. N. IX . immerhin

Barbus die Barbe,

C. 30 , wahrscheinlich die von den Römern sehr bevorzugte Meerbarbe.

des Mars Leckerbissen."

Also

Auch Ovid erwähnt der Balearen Geschicklichkeit , Kugeln oder

vielmehr Bleikugeln in Form einer Eichel zu schleudern.

Er spricht sogar von Entzündung der durch

die Heftigkeit der balearischen Schleuder erhißten dahin wirbelnden Bleikugeln („ non secus exarsit quam cum balearica plumbum Funda jacit, volat illud et incandescit eundo. "

Met. II . 727. )

Aehnliches erwähnt Seneca in seiner Naturlehre, nämlich, daß zuweilen die bleiernen

Schleuderku-

geln durch die Gewalt der Schleuder oder des Schleuderns förmlich erweicht werden und sich durch die Friction der Luft , wie durch Feuer auflösen ( ,,sic liquescit glans funda et attritu aëris velut igne destillat."

Nr. 9 II, 57) .

Vielleicht zielen obige fabelhafte Aussagen darauf, daß die

Griechen in späterer Zeit eine Art Feuerkugeln (лvoоßoλi

idi) von ihren Schleudern warfen,

Kugeln mit brennbaren Stoffen gefüllt, auch mit einer eisernen Spiße versehen, sich hie und da festzuſeßen und deſto leichter zu entflammen.

Die Römer warfen brennende Speere (Falaricae), auch

Gegenstände in Form der Schleuderkugeln aus Terra-cotta wurden zuweilen glühend ( und wie ſich denken läßt durch Stockschleudern) geworfen.

Bei den römischen Heeresabtheilungen erscheinen die

Schleuderer als beſondere Centurien unter dem Corps der rorarii , (Leicht bewaffnete hastati).

Die

auf der Columna Trajana abgebildeten ſind nur mit der Tunika und dem Sagum bekleidet ; während in dem über den linken Arm geschlungenen Faltenwurf die Munition ruhte, schwang der Schleuderer in der Rechten ein kurzes Schwert und trug einen nur mit einer Handhabe versehenen kleinen Schild.

Die auf der Columna Antoniana erscheinenden Schleuderer sind nur mit der Schleuder

bewaffnet. Bei dem Einfall Cäsars in Britannien, 55 vor Christus, ordnete er Schleuderer und andere leichte Truppen auf die Verdecke der Kriegsschiffe in der Absicht, die Britten zu erschrecken und das Landen seiner Truppen zu decken. Spartianus im Leben des Kaiſers Septimius

Severus erwähnt auch der Wirkung einer

dieser Schleuderkugeln oder Glandes, indem er uns berichtet „ daß Severus in große Gefahr kam

29

durch das Herabſtürzen vom Pferde, verursacht durch den Schlag einer bleiernen Schleuderkugel , ſp daß man ihn für todt wegtrug."

(Vita Septim. Severi C. II. 12. 1652. pp. 191-192.)

Celsus de medicina Lib. VII. bemerkt,

daß man zuweilen genöthigt ist, Kugeln aus3 . Blei und

Stein, nebst andern dergleichen Dingen aus dem Fleische zu ziehen.

Es mag noch beachtet werden,

daß die Schleuder auch mit gutem Erfolg gegen die Elephanten gebraucht wurde , indem die Kugeln ebensowohl durch den schwirrenden oder zischenden Laut in der Luft als durch den wirklichen Schlag die Elephanten so erschreckten , daß sie sich gegen ihre Herren oder Führer wandten und zuweilen Hiob, scheint es , spricht vom Hippopotamus , wenn 9 er sagt :

schreckliche Verheerungen anrichteten.

„Kein Pfeil wird ihn verjagen , die Schleudersteine sind ihm wie Stoppeln." ,

(Cap. 41 , V 9 . 19.)

Derartige Projectile in Blei, jedoch ohne Schrift , von der Größe einer doppelten Spizkugel haben sich in großer Anzahl erhalten.

Nach Klemm, Seite 247, fanden sich in altdeutschen Gräbern Noll-

ſteine, die man wohl, wie er meint , der Asche geschickter Schleuderer beilegte. Waffe gebrauchten sie im Beginn des Gefechts oder aus dem Hinterhalt.

Die Schleuder als

In den Jahrbüchern, des

Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande B. IX, Bonn 1846 S. 32 werden Kugeln von gebranntem Thon erwähnt ,

die als Schleuderkugeln gedient haben sollen, 1 sowohl wie , 19 andere

von gebranntem Thon und einer in Jaspis in der Form von Glandes, deren Bestimmung unbekannt. (Mögen immerhin ebensowohl zum Schleudern verwendet worden sein.)

Ein Stein von ähnlicher

Gestalt wie unsere Schleuderbleie, nur größer, wurde gefunden in einem altbritiſchen Grabe*) und ist abgebildet in „ Proceedings of the Archaeological Institute of 1849, Taf. IX. Fig. W. vid. p. 82.

Diary of the Examination of Barrows and other earthwork in the neighbourhood

of Silbury hill. "

Dieser Stein wurde im Grabe Nr. 26 gefunden und mag vielleicht auch als

Schleuderstein gedient haben.

In benannter Dissertation des Signor Minicis habe ich die Stelle

angezeigt gefunden, wo das Schleudern der Römer von Steinen aus gebrannter Erde im

Galliſchen

Krieg sich zu bewahrheiten scheint,,, septimo oppugnationis die, maximo coorto vento, ferventes fusili ex argilla glandes fundis et fervefacta jacula in casas, quae more Gallico stramentis erant tectae, jacere coeperunt. V. 43.)

Hae celeriter ignem comprehenderunt. "

(Caesar de B. G.

Quintus Cicero, Cäsars Statthalter in Gallien, gebrauchte auch diese gefürchteten Schleu-

dergeschosse gegen die Nervii , 47 vor Christus.

Von solchen bleiernen Schleuderkugeln , wie eine

der unsrigen , die eingeschnittene statt erhabene Lettern zeigen, hat Signor de Minicis auf Taf. III. die Zeichnung von 20 Stück gegeben.

Andere haben bei erhabenen Lettern zuweilen auch fehlende

in Mitte oder am Ende des Worts eingeschnitten.

Ueber die vertieften Lettern Q TITI LV auf

der einen unserer Schleuderkugeln möchte ich mir noch erlauben (als Hypothese) zu bemerken , daß ein Quintus Lucretius (circa 54 vor Christus) in den Briefen Ciceros an Atticus (IV, 16) als intimer Freund des C. Caffius Longinus erwähnt wird, der auch als eine Stüße der aristokratiſchen *) Wilhelmi (die Todtenhügel von Sinsheim S. 19) fand auch bei Eröffnung des ersten Hügels einen Schleuderstein aus röthlichem Sandstein.

30 Partei galt.

Beim Ausbruch des Bürgerkriegs war er zu Sulmo (Colonia Sulmontine * ) mit

fünf Cohorten ftationirt, jedoch öffneten die Truppen dem M. Antonius die Stadtthore, und Lucre tius mußte die Flucht ergreifen. (Caes. de B. C. I, 18.) Zum Schluß unserer Abhandlung will ich noch als bemerkenswerth hinzufügen , daß unter den alterthümlichen Gegenständen aus Neuseeland , welche Sir George

Gray im Jahr 1854 dem

Britischen Museum zum Geschenke machte, sechs Schleudergeschoffe aus einer sehr harter Steinart sich befinden.

Sie gleichen, in Form und Größe wie unsere bleiernen, einer doppelten Spißkugel, nur

daß sie bei weitem schöner und glätter gearbeitet sind ,

als die antiken.

Die meisten davon sind

in Größe und Dicke einander so gleich, daß, wenn sie nicht von Stein wären, man glauben könnte, fie kämen aus ein und derselben Form und gleichem Guß. Somit hätte ich nun wohl so ziemlich alles zusammengerafft , was sich über diese bet uns wenig bekannten bleiernen Schleudergeschoffe der Alten fagen läßt , und kann nur wünſchen, daß die etwas mühevollen Zusammenstellungen besser geordnet wären , damit man nicht vielleicht wie Swift einmal ſich ausdrückt, sagen könnte,,,daß, wenn man diese Abhandlung durchgeht, man immer erft auf eine Schicht utile und dann wieder auf eine Schicht dulce fommt." J. G. Pfister.

*) Prov. Abruzzo Ulteriore. Von Sulmona existiren kleine mittelalterliche Silbermünzen, geprägt zur Zeit Carls III. ( Durazzo), König von Neapel, 1382-1386 . Sie zeigen im Felde der Hauptseite vier Buchstaben S. M. P. E., die den Ausspruch Ovids „ Sulmo mihi patria est“ bedeuten ſollen.

Beilage III.

Die

jährliche

Rechnungsablage

zu

Nürnberg

im

15.

Jahrhundert.

Mitgetheilt von Herrn Dr. Friedrich von Weech in Freiburg.

Im I. Bande der Nürnberger Chroniken hat Professor Hegel in der XII. Beilage sehr interessante Mittheilungen über „ Nürnbergs Stadthaushalt und Finanzverwaltung" gemacht ,

auch eine Stadtrechnung aus dem Jahre 1388 vollständig abdrucken lassen.

„ Diese Rechnung erstreckt sich nur über den Zeitraum von drei Monaten und einigen Tagen.

Denn die Rechnungsablage fand damals noch nicht von Jahr zu Jahr statt, sondern

in wechselnden Fristen.....

Erst seit Beginn des 15. Jahrhunderts schloss die Jahres-

rechnung regelmässig im Monat März innerhalb der Fastenzeit , mit Rücksicht auf die Rathserneuerung, für welche der dritte Ostertag festgesetzt war. " *)

Die Art und Weise

der Rechnungsablage ist verzeichnet in einem Pergamentcodex des k. Archiv-Conservatoriums in Nürnberg, im Jahre 1458 niedergeschrieben, (N. 319 der historischen Manuscripte in 4º , betitelt : „ Ordnung der losungstuben. ") und soll hier mitgetheilt werden.

Als An-

hang fage ich aus demselben Codex eine kurze Aufzeichnung über die Art der Ablieferung der an den Thoren eingenommenen Abgabe für das Holz bei.

Freiburg, im September 1863. Der Obige. *) Nürnberger Chroniken L, 8. 277.

32

Ordnung und schickung zu der rechnung . (fol. 39 b)

Und wann nu in den jerlichen registern eynnemens und auszgebens von stundan

nach dem eynnemen geschriben stet die besliessung einr yden rechnung , stet hernach geschriben die ordnung und schickung der losunger zu irer jerlichen rechnung. Zum ersten sullen die losunger in acht haben , das die nachgeschriben amptleute ettlich tage vor irer rechnung ermant und angelangt , ein yder sein rechnung zu tun, und gevordert werden. Der stat zinssmeister, der pfennter, der zollner , die amptleut des walds Laurencij, der weyermeister, der amptman des walds Sebaldi, der zinssmeister oder richter zu Werde von den zinsen zu Werde und der dorffer Buch, Snygling etc. , der wechsler , der pfleger der burger getreids und kornhewser, der stat pawmeister *), der götzhewser rechnung. (40a)

Alle posta des eynnemen sullen gesummet seyn und dasselb eynnemen nach innhalt

des jerlichen registers mag man dann tayln in 3 oder 4 posta und die eygenlich vertzeichen und eins yden derselben posta ir eygen summa machen, mit namen zum ersten von der grossen wage bisz auf das ungelt, zum andern vom ungelt bisz auf die newen burger, zum dritten von den newen burgern bisz auf den unterkauf von specerey , zum vierden vom unterkawf, der specerey bisz zum ende des eynnemens , und und dann dann dieselben vier summa des eynnemen auf einander legen, wann wenn man des eynnemen also nit teyln, sunder gantz auf einander legen wil , mag man im lesen oder legen gar bald irren , das man am anfang wider anfahen mus, dorauf mwe und arbeit geet, des die geteylten posta SO mercklich nit bedürffen!

Und besunder, so man nu rechnung tun wil , werden zwen

der 'eltern herren zu dem legen beschiden, die des legen nach der stuben ordnung zu zeiten nit am vertigisten seyn und ist ye voderlicher, so man geirret hette, ein cleyne posta wider zu legen, dann das gantz eynnemen wider zu summen.

1

Und wenn das eynuemen also zu eyner summa gelegt und gemacht ist, sol A man dann dorauf legen die summa des rechenbriefs , die die losungstub den burgern an der nechst vergangen rechnung schuldig belieben ist , derselb rechenbrief sol dann in (40 b) dem jerlichen register, doraus man rechnung tut, in vodersten zweyen blettern von wort zu Worte geschriben steen, und dieselben zwei bletter pfligt man mit wachs auf einander zu vermachen bisz zu der zeite der rechnung, umb das von den , dester mynner dorein gesehen werd.

den solchs niht gepurt,

{

Cart Und wenn dann eynnemen und der rechenbriefe zu eyner summa gemacht seyn, sullen denn alle posta des auszgebens auch gesummet sein, und dann ob man von furdrung wegen wil, das auch in 3 oder 4 posta teyln, zum ersten die frage zu samen bisz auf cenevido 8 *) Vergl. Endres Tuchers Baumeisterbuch der Stadt Nürnberg, herausgegeben von Lexer, S. 239-246.

33

sus cappellanorum *) zum andern von census cappellanorum bisz auf den pawmeister, zum dritten vom pawmeister bisz auf den ungelter, zum vierden vom ungelter bisz zum ende des auszgebens . Und dieselben posta des auszgebens dann alle auf einander legen und ein summe machen, so vindt sich gemeinclich, das die summa des auszgebens die mynner summ ist, doran haben dann die losunger zu stewr, als hernach geschriben stet. Zum ersten sullen sie das gold, das sie vorhanden haben , abzelen und vertzeichen und sullen dann das buch zwischen den türen **) fur awgen nemen , ob icht gelts von gotzhewsern oder erbern lewten hinder den rate zu behalten gelegt sei, das sullen sie an dem gold, das sie (41 a) vor handen haben , abziehen. Item darnach sullen sie auszziehen, was sie auf dieselben zeite verfallens unbezalts ewigs gelts, leipdings, solds oder solarium an gold schuldig seyn in dem jerlichen register desselben auszgebens, das sullen sie an dem obgemelten gold auch abziehen und dann des überigen golds ein summ machen, die mügen dann anslahen als die gulden zu den zeiten gelten und dieselben summa zu pfunt hallern machen und an ein besunder zettel vertzeichen. Und ob sie icht golds an beyslegen , bosen guldein , oder unverbraucht silber vor handen hetten, sullen sie auch zu gelt anslahen und an dieselben zettel vertzeichen. d Darnach sullen sie abrechnen alle silbreyne müntz und der auch ein summ machen und man sol dann das auszgeben übersehen , ob man icht verfallens solarium oder solds an müntz schuldig sey.

den sol man doran abziehen und die uberigen summ an die vor-

gemelten zettl vertzeichen. Darnach sol man das buch zwischen den türn ubersehen, wer der stat schuldig sey, item wievil der wechsler von des wechsels wegen innen hab und ob er in dem manual oder in der tafel oder in dem müntzbuch ichts schuldig sey , und waz im manuale fur eynnemen und auszgeben nit geschriben were , das sol man auch uberslahen. ***) Item wievil der wegmeister von zin und pleyes (41b) wegen inn hab , item wievil man den turnern furgelihen hab , das sie noch nit verdient haben , itom ob man ettlichen dienern iren sold furgeliehen hette, das alles sol an ein besunder zettel vertzeichent und auch ein summa gemacht werden. Und die

obgemelten summ aller parschaft und

schulde

sullen

dann auch auf

einander gelegt und zu eynr summ gemacht werden. Hetten dann die losunger icht uberlaufs , das der stuben zu der nehstvergangen

*) Census capellanorum wird in demselben Codex f. 59 a also erklärt : Den von Heilsprun gibt man alle jar 100 Pfd. hlr. halb Walpurgis und halb Michaelis zu zins vom Rathaws. vgl. Nürnb. Chron. I. S. 292. **) cod.: tür. ***) und waz - uberslahen im Cod. von derselben Hand am Ende der Seite nachgetragen Jahresb. des hiſtoriſchen Vereins. 1864. 5

34

rechnung uberloffen wer , als sich dann zu zeiten und doch nit alle jare begibt , das sol dann an der egeschriben summ abgetzogen werden. Und darnach sullen dann das auszgeben des jars und die summa der parschaft und der

schulde

zu einander gelegt und ein summa doraus gemacht werden.

dieselb

summ sol dann gegen der summ des eynnemens und rechenbriefs aufgehoben werden ; do erfindt sich dann clerlich, ob die losungstub an parschaft und schulden sovil vor ir hab, als sie den burgern fur eynnemen und den rechenbrief schuldig ist. 1' Erfinde sich dann, das die losungstub uber solch der burger schuld icht uberlaufs hette, davon mügen sie den burgern ein schenck tün , oder denselben uberlawf zu dem vordern uberlawf, den sie vormals haben , schreiben, darnach (42a) dann der uberlawf auf dieselben zeite tapfer oder cleyn were, er mochte auch so gering seyn , man liess

in sein

als er wer, wann die losungstub vil auszgibt, als der losunger solarium, auch der schreiber und ander bibales*), die nit verschriben noch verrechent werden, doran dann solcher uberlawf erspriessen mus. Begebe es sich aber, das die losunger solchen tapfern uberlawf hetten , der dann allein doraus wechst, wenn man mer golds eynnymbt denn auszgibt, und das sie den burgern ettwas schencken wolten , dieselb schenck

sol dann besunder in dem besliess der

rechnung gemelt und vertzeichent und dann zu der burger schulde , die in die losungstub zu derselben rechnung schuldig beleibt, gelegt und dann in sunderheit in das register verschriben werden , als man dann dieselben ordnung des eynnemen des rechenbriefs , auch des auszgebens der schenck vom uberlawf und die sum, die die stub den burgern schuldig ist, in den jerlichen registern nach dem ende des eynnemens eygenlich geschriben vindt. " Und wenn dann

solch rechnung in eynnemen und auszgeben durch all posta

ordenlich gemacht und endtlich im jerlichen register beslossen ist,

sol man dann nemen

ein grossen pogen welisch pappirs , ob man den gehaben mag und den (42b) nach der leng zu zweyen blettern schicken und die sum eynr yden posta gleich dem register, doraus man die rechnung tut, setzen, mit namen: gross wage sovil ,

silberwag sovil , schrotampt

sovil etc. , und die posta sol man vor abzelen und die zwey bletter darnach liniren und schicken , das das eynnemen mitsambt dem besliess der rechnung und auch das auszgeben gantz gleich dem register dorauf geschriben seyn, und man sol auch das register denselben zweyen blettern durch alle posta gantz gleich

ablesen , das sie ye in eynr yden posta

gleich lauten. Und wil man dann eynnemen und auszgeben teyln in vier posta und yder posta ir besunder summa machen , als vorgemelt ist , tut nit not , dieselben besundern suma in

*) d. h. trinkgelder.

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das register zu vertzeichen , sunder man sol an ein besunder zettel an eyner seyten das eynnemen : summa prima von der grossen wage bisz auf das ungelt macht sovil etc., summa secunda vom ungelt bisz auf die newen burger macht sovil etc. und desgeleichen ' im auszgeben auch also auf die andern seyten, als die teylung derselben posta davorn vertzeichent sind etc., doch sol man dieselben summa ir yde, da si hingepürt, in den egemelten gegenbriefe setzen, also das das register, die zettel und der gegenbriefe in allen (43a) summen ye gleich gein einander sagen sullen. Und wenn dann solche ding alle volbracht sein, sol man dann machen ein newen permetein rechenbriefe in der weise und form, als die alten rechenbriefe in den jerlichen registern clerlicher zu erkennen geben.

des sol man ein abschrifte behalten und den in

das nehst new register eynncmens und auszgebens in die vordersten zwey bletter von wort zu wort eygenlich verschreiben, auch mit wachs vermachen und dann die abschrift abtun oder verprennen. Item den nehsten verslossen und versigelten rechenbriefe sol man am nehsten tag vor der rechnung zu wege suchen, das der des morgens in der rechnung , so die summa des rechenbriefs dargelegt werden sol, alsdann geoffent, gelesen und dargelegt werde. Item man sol auch ein lauter zettel machen und yde person, die der stat schuldig seyn, mit namen und wievil doran vertzeichen und den herren , die dartzu beschiden sein, nach der rechnung lesen und sagen : so vil habt ir an schulden und das uberig an parschaft vorhanden. Item man sol auch lesen an eynr zettel, von wem und wievil das vergangen jare leipdings abgestorben und an eym ende derselben zettel , welhe genanten dieselben zeite mit tode abgangen seyn. (436)

Item man sol auch da haben grün wachs und dann den newen rechenbriefe ver-

sliessen und versigeln, ut in forma. Zu der rechnung und zu dem mal darnach werden von den losungern durch den losungschreiber des abents davor gevordert und gepeten die eltern herren und der elter burgermeister und eyner von den hantwercken, die dann von rats wegen dartzu beschiden sein, sich des morgens zu eynr benenten stund zu der rechnung in die losungstuben zu fugen, ire insigel mit in zu nemen und doheym zu verlassen, ir mit dem essen nit zu harren, und werden auch die ding etlich frage vor der rechnung angesehen, das ye der eltern herren zu denselben zeiten burgermeister eyner sey. Item es werden auch geladen die schreiber in der cantzlei und die gerichtschreiber, und nach dem mol gibt man den eltern herren auch den losungern und dem losungschreiber ir ydem ein ungerischen guldein , item den ratschreibern und losungschreibern ir 5*

36 ydem 20 guldein stat werung , den andern schreibern in der canźley ir ydem 6 4 gulden stat werung und den gerichtschreibern nichts. Und wie man das mol zu richt, auch was man den knechten, kochin und eehalten zu liebung gibt, vindt man in ettwievil zetteln in der eyn laden unten am langen tisch, auf (44a) solchen zetteln geschriben steet : das mal zu der rechnung anno etc. , und was das mal kost, wirt fur dhein auszgeben verschriben noch verrechent.

Anhang. (Aus demselben Codex .) Holtzgelt unter den fünf awssern torn. (f. 29a)

Ayn yder zollner

unter den fünf aussern torn

hat

ein

verslossen buchs mit

zweien slossen und solch slüssel hangen an eym besundern riemlein an ,der wende beym ་ spigel in der losungstuben, und was sie gelts vom holtz unter den torn eynnemen, pflegen sie alle wochen oder über 14 tag nach der losunger fürnemen am pfintztag in die losungstuben zu antworten.

davon gibt man den zollnern unterm Frawentor und Lawffertor ir

ydem alle wochen 60 dn. und den dreyen zollnern unterm Spitalertor , Newentor und Tiergartnertor ir ydem alle wochen 48 dn.

Und wann nu die losunger nit geschickt sein

mügen, solch gelt zu eynr yden zeite , wenn das geantwort wirdt , ab zu zelen , hat ein ygliches tor sein besunder pewtel, dorauf der erste buchstab des namen desselben tors und schilling, dn., hlr. vertzeichent sind, und ligen bei einander im mitteln kalter im vach in der losungstuben bey einander.

mitteln

Da wirt alsdann ein yede müntz in iren pewtel

getan und darnach , wenn ez den losungern am beqwemsten ist , ein yglicher pewtel in sunderheit abgezelt und dieselb summe bisz auf denselben tage, so man das abgezelt (29 b) hat, in desselben tors posta verschriben in ein besunder püchlein dartzu geordent und ligt im mitteln venster und holtzgelt dorauf geschriben stet, und wenn dann die losunger zu irer rechnung greiffen wöllen, sol man dasselb gelt , sovil das vergangen jare unter eym yden tor gefallen ist , in sunderheit summen und dann yglichs tor mit seinen namen und seiner summe in sunderheit in dise posta verschreiben und zu leczst in eynr summa verrechen , ut patet in registro.

Beilage IV.

Der

Heffelberg.

Ein geographisch - topographisch - geschichtlicher

Versuch

von

Herrn Pfarrer Guth in Weiltingen.

Hätte nicht das Wort durch den phantaſiereichen Arzt am Fuße der Weibertreue eine eigengelinde gesagt - zweideutige Bedeutung erhalten, so möchte ich wohl sagen : der

thümliche und

Heffelberg ragt in bemerkenswerther Weise in mein Leben herein. Im Jahre 1821 vom k. Oberconſiſtorium als Vicar, resp. Pfarrverweser, nach Wörniß aus der fernen Pfalz herüberberufen, ersah ich bald bei meinen Spaziergängen von höheren Puncten aus im Süden die alles ringsum weit überragenden Kuppen des Hesselbergs .

Wörnig liegt unfern der

Quellen des gleichnamigen Flusses , der Hesselberg ungefähr in der Mitte des Laufes desselben.

Bald

in die Gegend von Neustadt a/A. verseßt , wäre ich nun zwar 10 Jahre lang außer dem Bereiche des mir schon intereſſant gewordenen Berges gewesen, aber ein kleiner Ausflug führte mich noch in den zwanziger Jahren nach Wassertrüdingen und somit an den Fuß des Berges, und wie sich jeder, der mit gleich lebhaftem Antheile die Schönheiten und Sehenswürdigkeiten unserer Erde betrachtet, leicht denken kann , auch auf den Gipfel

desselben.

Schon in den nächſtfolgenden Jahren brachte

mich eine weitere kleine Reise in das schöne Ries, südwärts des Berges , von wo aus er noch häu= figer, und in dem größten Theile der weiten Ebene fast allgemein gesehen wird , und schon 1832

38

war ich durch die Gnade Seiner Majestät Pfarrer in Ehringen , mit dem Wohnsize in Wallerstein, und sah den schönen Berg von meiner Wohnung und von meinem Garten aus täglich. wenigstens einmal mußte ich ihn besuchen , das ging nun schon nicht anders.

Alljährlich

Quer über den brei-

ten Gürtel des Dettinger Forstes, ohne sonderlich gebahnten Weg zog er mich zu sich hinüber auf ſeinen Gipfel .

Und als ich bald, i . F. 1837 , durch die Gnade Eeiner Durchlaucht des Fürſten von Wal-

lerstein nach Mauren befördert wurde , welcher Ort 5 Stunden südöstlich gegen den Ausfluß des Wörnißflusses liegt , sah ich meinen lieben Berg wiederum, wie früher von Norden her , so jezt von Süden aus, auf jeder Anhöhe , die ich bestieg , und bei jedem Gange in die nahe Riesebene. Und nun endlich hat mich mein Schicksal gar ganz in ſeine Nähe geführt.

Mein Haus und

Garten, auf einer kleinen Anhöhe unmittelbar über der Wörniß gelegen, zeigen mir stündlich und oft jeden Augenblick in einer Entfernung von kaum 1

Stunden den imposanten Berg .

Gewiß ! bei meiner Gewohnheit Alles, was mir im Leben begegnet so viel wie möglich mit Aufmerksamkeit zu betrachten, kennen zu lernen und wohl auch gründlich zu ſtudieren , mußte ſich der Berg so zu sagen mit mir verwachsen, einen Theil meines Denkens , ja fast möchte ich sagen meines Seyns und Lebens ausmachen, und jezt, nachdem ich am Abende meines Lebens angekommen, drängt es mich nach meinen schwachen Kräften demselben ein kleines , wenn auch nur papiernes, Denkmal zu setzen. Der Hesselberg ist wo nicht der höchste, doch einer der höchsten Puncte im Innern von ganz Bayern.

Denn alle eigentlichen Gebirge mit ihren allerdings zum Theil weit höheren Gipfeln er-

heben sich an den Grenzen des Landes im Süden, im Osten und im Norden.

Der Heffelberg liegt,

wenigstens von Norden nach Süden gerechnet , also auf der längsten Achse , gerade in der Mitte, freilich in der Richtung von Ost nach West ziemlich nah an der westlichen Grenze des Landes .

Er

erhebt sich 2400′ bayr. über das mittelländische Meer, während die andern bedeutenderen Höhen des Innern sich meines Wiſſens meist unter 2000 halten , oder doch nur wenig sich über dieſe Linie " erheben. Der Wörnißſpiegel an seinem Fuße ist 1457′ , folglich ist seine relative Höhe 943′. Wie ansehnlich auch diese relative Höhe schon ist , werden diejenigen am besten bemessen können , welche schon öfter am Fuße des Harburger Schlosses oder ähnlicher ſteilen Höhen , zu deren Felsenkrone hinaufgeblickt haben, und nun bedenken, daß der Hesselberg fast gerade dreimal so hoch mit seinem Gipfel über den Wörnizspiegel hervorragt. --Dazu steht der Berg beinahe ganz isolirt , da nur ganz niedrige Hügel ihn mit anderen Bergen verbinden, die alle wenigstens mehrere Wegstunden von ihm entfernt stehen, und die er ohne Ausnahme weit überragt.

Das Alles zusammengenommen, giebt ihm etwas Ueberwältigendes , und

wir finden es sehr begreiflich, daß er im Volksmunde weit umher keinen besonderen Namen führt, fondern einfach „Der Berg" genannt wird. Fast ganz im südwestlichen Winkel von Deutschland , wohl mit dem Schweizer Jura über den Rhein hinüber oder unter dem Rheine weg in Zusammenhang stehend, erhebt sich ein merkwürdiger

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Gebirgszug zwischen den Quellen der Donau und des dann Hard und dann Rauhe Alp bekannt.

Neckar , zuerst unter dem Namen Heuberg,

Er bildet, von Südwest nach Nordost laufend, die Waf-

serscheide zwischen beiden Flüssen, doch alle Zeit so, daß der südliche Abfall gegen die Donau weniger jähe mehr einem Hochplateau gleich sieht, in welches die Donau sich ihren Weg eingeschnitten ; der Nordabfall aber ungleich steiler , tiefer

und

abgeriſſener

wahr- und großentheils scharf-gezeichnete

Bergformen aufweist, insbesondere häufig einzelne Gipfel und ganze Gruppen von kegelförmigen, mehr oder weniger isolirten Bergen in das niedrige Hügelland nordwärts vorſchiebt.

Sie und eben so

die hervorspringenden steilen Enden der langgestreckten Bergrücken trugen namentlich im Nordosten der Alp, wo sie sich dem Römer- Grenzwall nähert, häufig Römercastra, später deutsche Burgen und schmücken oft heute noch die Gegend mit ihren wohlerhaltenen Baulichkeiten oder mit ihren Ruinen, oder doch mit ihren romantischen Formen weithin. So kommt der Gebirgszug an die bayerische Grenze zwischen Bopfingen und Nördlingen auf der Nord- und der Donau auf der Südseite.

Hier aber tritt eine Störung der Verhältnisse

ein, Züge der sogenannten Fränkischen Höhe bilden nun viel weiter nördlich die Waſſerſcheide zwischen Donau und Rhein, die südwest-nordöstliche Richtung findet eine plößliche eigenthümliche Unterbrechung.

Der Gebirgszug seßt sich zwischen der Donau und dem Niese nur noch in sehr schmaler

Erstreckung und in östlicher Richtung fort. Im Norden dieses geschmälerten Bergzuges aber finden Die ter wir ein tief eingesenktes Süßwasserbecken von fast kreisrunder Form , das Ries genannt. tiäre Bildung dieses Beckens ist auf den wenigen Hügeln in seinem Innern und fast überall an ſeinen Rändern, in dem sehr zahlreiche Muschelbänke enthaltenden Süßwafferkalk,

und hie und da in

Süßwasserquarz und Granitsandstein, einem sehr jungen Sandstein aus Granittrümmern, zusammengeseßt , sehr deutlich ausgeprägt , während der ganze Gebirgszug sonst überall aus den bekannten Juragebilden besteht.

Hier und zwar im Innern des Beckens , wie an den Rändern ringsumher,

in langer Erstreckung auch mitten in jener geschmälerten Fortsetzung des Juragebirgszuges, tritt der Baſalttuff auf, und hat überall ſehr sichtbare Störungen der Juraschichten verursacht .

Auch Um-

wandlungen des geschichteten weißen Jurakalks in dichten und körnigen Kalk kommen vor ; Dolomit und Marmor. Hier hat die Wörniß bei irgend einer örtlichen Erdrevolution aus dem nicht unbedeutenden Becken ihren Ausfluß gefunden und trennt jezt vermittelst eines ziemlich tiefen Einschnittes den Gebirgszug zwiſchen Harburg und Donauwörth.

Aber jenseits der Wörnig seht sich derselbe weiter,

immer dem linken Donauufer folgend, ostwärts und nordostwärts fort, und schließt sich endlich bei Regensburg den Vorbergen des bayerischen Waldes, und nordöstlich über die Altmühl hinüber verbreitend, in der obern Pfalz den Höhenzügen an, welche sich von dem Fichtelgebirge herab südlich verbreiten.

Ueberall behält der merkwürdige Gebirgszug seinen Charakter, die Juraformation , bei

und dürfte wohl in ganz Deutschland der einzige Gebirgszug sein, welcher sich in so weiter Erstreckung so sehr gleich bleibt in seiner Bildung und Zusammenseßung.

40

Von Donauwörth aus dehnt ſich nun dieser Bergrücken, östlich von der Einrückung des Nieses, wieder weiter nördlich aus , und bildet zunächst um das Ries herum einen ziemlich mächtigen Bergrücken, den Hahnenkamm, welcher sich zum Theil wieder bis 2000' bayer. und darüber erhebend, über Heidenheim hinaus gegen Gunzenhausen hinziehend plößlich mit dem Spielberg gegen Norden steil abfällt und mächtig in das niedere Land der Keuperformation hereinragt.

Westlich das Wör-

niß-, östlich das Altmühlthal, vor sich die nur von niederen wellenförmigen Hügeln durchzogene, gegen Nordoſt immer mehr fanft abfallende Formation des Keupers steht er da gleich einem mächtigen Vorgebirge, welches in das wogende Weltmeer hineinragt. brochene Aussicht im ganzen nördlichen Horizont !

Eine herrliche fast durch nichts unter-

Doch dort in Westnordwest erhebt sich ja noch

bedeutend höher und noch impoſanter, weil völlig ohne Nachbaren, mitten aus dem Hügelmeer heraus ein anderer Koloß, gegen seine unmittelbare Umgebung ganz fremdartig abstechend.

Das ist unser

Heffelberg ! und mit ihm hat jezt nordwärts die Jurabildung bis weithin gänzlich ein Ende ; als hätte das Erdinnere , als es die ganze lange Bergkette emportrieb , in dieser Gegend allzustarken Widerstand der Erdrinde gefunden , und mit leßter Kraftanstrengung nur noch einmal einen sehr gelungenen Versuch gemacht.

Aber, nein ! rufen die Neptunisten , gerade der Hesselberg ist ja , so

regelmäßig von unten bis oben aus geschichtetem Gestein in ungestörter Lagerung bestehend , ein ſonnenklarer Beweis gegen die Erhebungstheorie !

Wenn nur das nahe Ries mit seiner ganzen

ringförmigen Umgebung nicht wäre , wo der feuerflüssige Baſalttuff überall so sprechend zu Tage tritt und die Störung

und Ueberstürzung

der

Schichten so in die Augen fallend wird, und die

Regellosigkeit der Ueberlagerungen und Nebeneinanderlagerungen eine ausnahmslose Unterwasserbils dung der Gesteine und Gebirge denn doch nicht recht gestatten zu wollen scheint. ihm wolle, unser Hesselberg ist ganz regelmäßig in 3 Stockwerken aufgebaut.

Doch dem sei wie

Den Fuß bildet der

schwarze, den Bauch der braune und die aufgeſeßten steilen Kuppen der weiße Jura, und nicht leicht sieht der Geognost wieder die drei Abtheilungen dieser Formation so schön und so regelrecht aufeinander gelagert. Aber großartig ist vom Gipfel aus die Rundschau, der ein materielles Hinderniß faſt_nirgends entgegen steht .

Nur die nicht vollkommene Durchsichtigkeit der Luft hindert uns in weiter

Ferne den zug der Gebirge Deutschlands und zwiſchen ihnen die verſchiedenen natürlichen Abtheilungen, und viele Länder und Gebiete zu sehen.

Aber auch so ist das Panorama ein prächtiges !

In nächster Nähe bedeutende Theile des fruchtbaren Wörniß- und Altmühlthales, faſt der ganze Lauf der Sulzach und südlich das herrliche Ries.

Weiterhin in Südwest vom Bopfinger Nipf an das

Würtemberger Härtsfeld, ein Theil der rauhen Alp .

Mehr westlich die nördlichen Ausläufer der-

selben um Aalen und Wasseralfingen, und mehr in der Ferne hervortretend die schönen Kegel Hohenstaufen, Hohenrechberg und ein dritter , weiter gegen Nordwesten das niedere Land um Faxt und Kocher und darin sich als kleinerer Kegel erhebend, Rechenberg ; dann weiter nördlich die fränkiſchen Höhenzüge Schloß Schillingsfürst an der Spize.

Von hier an scheinen die Höhen um Ansbach

$41

herum die Aussicht zu schließen , aber bald , mehr oſtwärts , gestattet die Einſenkung des Terrains, welcher die Rezatflüffe, dann die Straße nach Nürnberg und eben so die Eisenbahn folgen , eine köstliche Fernsicht. " Heideck und die niederen nördlichen Ausläufer der Bergzüge jenseits der Altmühl, weiterhin St. Moriß, Nürnberg ſelbſt, darüber hinaus Hohenſtein und die ganze Reihe der Berge bis zum Rothenberg und bis zum Rathsberg bei Erlangen , dann wieder mehr niedwärts hin das sonst so bekannte Walperle, die Ehrenbirg, Bamberg, Staffelstein bis Banz und die andern Berge an der Grenze gegen Coburg , alles das liegt wie eine Karte offen vor dem Auge des erstaunten Naturfreundes, wenn er einen ganz günſtigen Tag zu seiner Rundschau zu gewinnen so glücklich und so" orientirt ist, die Gegend zu unterſcheiden und zu erkennen. Auch ein kleines Fernglas thut dabei die vortrefflichsten Dienste ; ein guter Tubus läßt keinen Zweifel über die Richtigkeit dieſer Angaben zu, und wenn Hunderte von Besuchern des Heffelbergs alle diese entfernteren Punkte noch nicht gesehen haben, so mag vielleicht schon die persönliche Unfähigkeit zu ſehen und zu unterſcheiden, noch häufiger aber die Undurchfichtigkeit der Luft daran schuld seyn.

Schreiber dieses war selbst nur einmal so glücklich, dieses Alles sehr deutlich, und

wieder ein anderes Mal nur sehr undeutlich und verſchwommen zu sehen, so daß er selbst in Zweifel über das Gesehene geblieben sein würde, wenn er es nicht das erſtemal ſo deutlich gesehen und erkannt hätte. miss

Von Often nach Süden herumgehend erblicken wir, auch ſelbſt an trüben Tagen, die Wülz-

burg, und weiterhin die Berge um Eichstädt u. s. w., unter ganz günſtigen Verhältnissen sehen wir tief in die Oberpfalz hinein und die Berge des bayerischen Waldes in dunkler , weiter Ferne , dann mehr südwärts die bayerischen Hochebenen und endlich tief im Süden die bayerischen und tyroler Alpend in ihrem ganzen langen Zuge vom Bodensee an bis hinunter zum Wazmann : die Ebene natürlich nur ganz verſchwommen und wie in Nebel gehüllt , mit Ausnahme der der Donau nahe gelegenen Theile jenseits Donauwörth, die Gebirge nur bei durchsichtiger Luft, aber dieß nicht so sehr selten.

Vor Allem aber ragt die Zugspiße hervor und wird oft geſehen, wenn auch das übrige

Gebirge durchaus nicht

sichtbar

oder doch für

das

unbewaffnete Auge nicht sichtbar ist.

Auch

Augsburg würde sich leicht dem Blicke zeigen, wenn es sich nicht in solcher Ferne grau in grau in der fast unermeßlichen Ebene gleichsam verlöre. Faffen wir das Geſagte zusammen.

Mit gutem Fernglas findet es der Gegendkundige leicht. Von diesem einzigen Standpunkte aus alſo ſieht

bei günstiger Luftperspektive das scharfe oder gut bewaffnete Auge einen großen Theil des Königreichs Bayern und ein gutes Stück von Wirtemberg,

die Städte Bamberg , Nürnberg und

Augsburg, kleinere Städte und Orte fast ohne Zahl *), und die mächtigen Pfeiler der Nord- und Südgrenze von Bayern zugleich, in gerader Linie über 3 Breitengrade, also gegen 50 Meilen, so zu sagen mit einem Blicke.

*) Von den kleinen Städten seyen hier nur genannt die , welche auch mit bloßem Auge gesehen werden und nicht erst aufgesucht werden dürfen : Dinkelsbühl , Herrieden , Gunzenhauſen , Weißenburg , Waſſertrüdingen, Dettingen, Wemdingen, Nördlingen und . Wallerstein. Jahresb. des historischen Bereins. 1864. 6

42

BLIOTE Auch München, unſere raſch mit großen Schritten anwachsende Jſarſtadt, müßte mit gutem Glaſe von einem Kundigen ohne Zweifel aufgefunden werden können ; denn das Hügelland , das ſich jenseits Donauwörth bis Dachau erhebt, kann dem Blicke die mehrere Stunden weiter fübwärts in

Wille

flacher Ebene liegende Hauptstadt wohl nicht verdecken.

.id ....

"

Eine solche Rundsicht verdiente doch in der That, daß sie mehr bekannt und daß ein Belvedere bort errichtet würde, welches durch ein genaues Panorama ringsum auch dem weniger Kundigen gleichsam die Augen zu öffnen im Stande wäre.

Eine Gallerie rings um ein kleines einfaches

Haus mit polirtem Solenhofer Kalkstein, in welchem die Karte eingegraben, wäre für Unzählige ein rechter Schaß und würde ganz gewiß die Schritte manch eines Reiſenden nach dieſem jezt faſt unbekannten Punkte hinlenken. *** J Aber wie merkwürdig auch immer unser Heffelberg in geographiſcher , topographischer und geognostischer Beziehung in der That ist, noch viel wichtiger erscheint er dem Geschichtsforscher in historischer Beziehung.

Hier übersehen wir alle Zeitalter unseres Wohnplages.

Die vorada

' mitiſche Zeit in den 3 Perioden der Juragebilde mit ihren zahlreichen Versteinerungen und am Fuße in dem Alluvium des Wörniß-Thales die jüngste vorgeschichtliche Zeit, mit ihren fosfilen Ueberresten einer Thierwelt, welche der jeßigen schon sehr ähnlich.

Auf dem Rücken des Berges selbst die

urgermanische Zeit mit ihren rohen ´aber großartigen Denkmälern von Menschenhand , ringsumher im Lande bis hart an den Fuß des Verges die mathematiſch regelmäßige Verlaſſenſchaft der gewaltigen * schon hochgebildeten Römer und endlich wieder auf dem Gipfel des Berges die neueste Zeit , dieſe Teider mehr in ihrer zerstörenden als in ihrer schaffenden Kraft. Mit dem staunenswerthen Werke der gewaltigen, und doch zulegt von den Deutschen bezwungenen, Römer möge der Anfang zu machen gestattet sein. Dort von Südwest her mitten zwischen Wilburgstetten und Weiltingen, der Neumühle gegenüber, tritt die Grenzwehr, welche die Römer gegen das unbezwungene Deutschland bauten , die sogenannte Teufelsmauer aus dem Walde hervor in gerader Richtung nach Weiltingen zu

Hier

Überschritt sie die Wörnig und hier war ohne Zweifel ein Brückenkopf errichtet, aller Wahrscheinlichteit nach mit seinem starken noch jest großentheils vorhandenen Walle nicht nur die spätere mittelalterliche Burg Weiltingen, sondern auch den jezt noch „Flecken“ genannten Theil des Markts Weiltingen umfassend.

Hinter dem Pfarrhause, die ganze Länge des Gartens bis an die Wörniß hinab,

läuft noch der Wall auf der Oftſeite der ehemaligen kleinen Römerfeſte ; das mittelalterliche Schloß, in späterer Zeit mehrfaltig

umgestaltet ,

Spottgeld auf Abbruch verkauft worden.

ist leider ,

nach der

Uebergabe an

Bayern um ein

Schon oberhalb des Ortes, am Hügel über der Teufels-

mauer, liegt ganz gut erhalten ein Schanzwerk, offenbar ein Römercaſtrum , regelmäßig viereckig, in der Ferne sich noch ganz scharfkantig zeigend , mit dem Thor gegen Morgen ; höchstens für eine Abtheilung der Grenzwache, unserem jeßigen Bataillon oder einer Diviſion desselben etwa entſprechend. Von hieraus mochten die Wachen auf der nähen Grenzmauer ſelbſt von Zeit zu Zeit abgelöst werden.

43 Gold

Jenseits an der Mörnig, hart an Wörnighofen porbei, zieht sich der Grenzwall, bisher von

südwest nach nordoft gehend , fast ganz nördlich hart an der Neumühle bei Untermichelbach vorbei, über Düren fort um sich in die Haide wieder östlich nach Gunzenhausen zu wenden. So zieht er an der West- und Nordseite des Berges vorüber und wurde von ihm aus weithin übersehen.

Ob aber auf seinem Gipfel selbst eine Römerstandwache gewesen, ob nicht, das kann

nur durch eine genaue Untersuchung von Sachverständigen entschieden werden.

Auf der Südseite des

Berges zwischen Aufkirchen und Reichenbach, auf dem Rücken eines bedeutenden Hügels steht ein größeres Römerlager, gleichfalls ziemlich gut erhalten, an den Ecken, wie es scheint, mit vorspringens dem Walle.

Der Naum dürfte vielleicht für eine Cohorte, oder doch einen bedeutenden Theil der-

ſelben groß genug gewesen sein.

Von dort aus wurden ohne Zweifel die Abtheilungen in den klei-

neren, dem Walle näher gelegenen, Lagern von Zeit zu Zeit abgelöst ; und ſp dürften ſich die Lager längs der Grenze hin von Zwischenraum zu Zwischenraum regelmäßig erstreckt haben , die kleineren nahe am Walle, die größeren etwas weiter rückwärts, alle möglichst an die Lokalität ſich anſchmiegend. Es wäre sehr belehrend, diese Lager, Brückenköpfe und andere Befestigungswerke längs der Teufelsmauer thunlichſt genau aufzusuchen und chartographisch zu verzeichnen. *).

40 0.1

J

Wassertrüdingen, das Schloß und ein Theil der Stadtmauer, scheint Römerspuren zu zeigen, und der Spielberg hat gewiß einst eine Römerburg auf seinem

Vorsprung gegen Norden getragen,

denn eine solche Lage haben die kriegskundigen Römer nicht unbenüßt gelassen. Ungefähr der Mitte unseres Berges gerade gegenüber, auf dem rechten Wörniß-Ufer an einem Hügel, vom Flusse amphitheatralisch aufsteigend , liegt Aufkirchen , ansehnliches Pfarrdorf oder Marktflecken ; vor Zeiten, wie es scheint, ein Städtchen.

Es kommt schon 1250 in einer Dettingen-

ſchen Urkunde vor , und ist nach den bayerischen Regesten 1252 der Sig eines telonarius

(Böll-

ners ?) und 1290 eines ,,Cunradus minister", wobei zugleich von einem ,,Rudegerus, quondam minister" in Aufkirchen die Rede ist. J Solche kaiserliche unmittelbare Beamte waren damals auch in Dinkelsbühl, Nördlingen, Harburg und Donauwörth.

Von diesem Aufkirchen nun gegen West-

Südwest jenseits der Rücken mehrerer Hügel und dann einer kleinen Ebene liegt Weiltingen , ein ebenfalls sehr alter Marktflecken, und von Aufkirchen bis Weiltingen , sagt die Volkssage , erstreckte sich einft zu Römerzeiten eine große Stadt.

Solchen Sagen scheint zwar heut zu Tage von mans

chem Geschichtsforscher wieder viel zu viel Gewicht beigelegt zu werden ; aber ſie haben doch meiſt irgend eine geschichtliche Grundlage. In der Mitte dieses Striches ungefähr zeigen sich denn auch deutliche Spuren einer Römerniederlassung.

Ob diese Niederlassung aber eine kleinere oder größere, ob vielleicht nur eine Villa,

*) Dieß ist vortrefflich für Wirtemberg von Paulus geschehen. Die Römische Grenzmauer im Rezatkreise, dargestellt in 42 Blättern. 1832. Charte über die alten Grabhügel, Schanzen, Castelle und Wälle des Nezatkreises. Zwey Blätter. 1837.(Die beiden leßten Werke befinden sich in der Sammlung des historischen Vereinst) # 2017 6*

44

wie sie Römer auch in Deutschland so gerne erbaut zu haben scheinen, gewesen, hat Schreiber dieses näher zu untersuchen noch keine Gelegenheit gehabt.

Auch auf der andern Seite des Berges werden

sich zuverlässig solche Spuren des Daseins jenes berühmten Volkes sprechen auch ältere Berichterstatter mehrfältig von dergleichen.

nachweisen lassen, und wirklich

Da

aber augenscheinlich mit gar

wenig Kritik und Sachkenntniß erzählt wird, so kann aus Mangel an eigener Anschauung bis jezt nicht auf Einzelnes eingegangen werden. Wir wenden uns lieber — Näheres aus der voradämitiſchen Zeit hier übergehend zu den merkwürdigen Ueberresten aus altgermanischer Zeit auf dem Gipfel " des ›› Berges. Auf dem weit ausgedehnten, sanft sich erhebenden untern Theil des Berges aus schwarzem und braunem Jura oder „Lias “ und Dolith aufgebaut, erhebt sich der weiße Jura steil in mehreren Kuppen. Dieſe Ruppen sind durch schmale Grate miteinander verbunden und bilden mit denselben einen fortlaufenden ausgezeichneten Bergrücken von wenigstens einer halben Stunde Länge. • Und diese ganze Strecke ist ringsum mit einem noch fast überall erhal tenen bedeutenden Walle umgeben.

Eine wahre Riesenarbeit !

Selbst an den schmälſten

Stellen, wo die beiderseitigen parallel laufenden Wälle kaum einen Zwischenraum von etwa 10-12′ laſſen, ist diese Umwallung doch gerade so gut durchgeführt, als da, wo der Bergrücken am breiteſten ift.

Aber es gibt wieder Abtheilungen in der Umwallung. Die Hauptkuppen bilden natürlich breitere, ausgedehntere Rücken auf dem Gipfel.

find durch andere querlaufende Wälle abgetheilt und bilden zum Theil unregelmäßige Vierecke.

Dieſe Dieß

gilt hauptsächlich vom westlichen Rücken des Verges ; die größere Abtheilung im Often des Berges „die Osterwiese“ scheint nicht durch besondere Wälle abgeschieden gewesen zu sein.

Im Innern der

Abtheilungen kommen auch wohl wieder kleine Kuppen und Kegel vor, ob von der Natur oder von Menschenhand aufgethürmt, verdient genau untersucht zu werden.

Solcher Umwallungen steiler Berg-

gipfel finden sich, wahrscheinlich in ganz Deutschland, gewiß aber in den südlichen Provinzen allenthalben viele, und namentlich auch in dem eben geschilderten Gebirgszuge, außer dem Heffelberg mehreve.

Aus

eigener Anschauung kennt Schreiber dieſes

den Nipf bei Bopfingen , die Burg bei

Meggingen unfern von Kleinſorheim und Großſorheim, den Rollenberg bei Höppingen, und die Burg bei Heroldingen, dieſe 3 im Rieſe keine Stunde eine von der andern entfernt, und der Nipf bekanntlich in das Ries hereinschauend.

Auch weiter östlich, mehr in dem Gebirgszug von Donauwörth nach

Norden, schon zum Hahnenkamm gehörend, soll unfern von Fünfstetten noch eine solche sogenannte Burg vorhanden sein.

Was waren diese Burgen ?

Aus welchen Zeiten sind sie auf uns herabge-

kommen, diese lautsprechenden Zeugen von einer relativ dichtgedrängten und in der Cultur längst nicht mehr in den ersten Anfängen befindlichen Bevölkerung unseres Vaterlandes ? Fragt man das jeßige Volk , so weiß dasselbe größtentheils gar nichts von dem Daſein dieser Denkmäler des Landes, in dem es geboren ist und lebt , oder es wirft diese Schanzen in eine Klaſſe mit den andern in der Regel viel kleineren und meiſt offenen und nennt sie Schwedenſchanzen,

45

in faſt unbegreiflicher Ungewißheit und Gleichgiltigkeit, in der selbst die Landes- und Ortsgeschichte B des vorigen Jahrhunderts bereits eine völlige terra incognita geworden ist. Läßt uns die Volkssage ganz im Stiche , " so find wir auf die Forschung hingewiesen und wir müssen auf die Quellen zurückgehen, aus denen wir Wesen und Bestimmung dieser Umwallungen zu erforschen im Stande sein könnten.

Quellen ersten Ranges wären , da hier von Inschriften nicht die· Rede sein kann, gleichzeitige Schriftsteller, oder doch solche, welche der Zeit, in der diese¿' Werke entstanden oder noch im Leben und fürs Leben des Volks vorhanden waren, näher stehen ; dann die

Natur der Dinge selbst, von denen die Rede ist, und endlich Aufgrabungen an Ort und Stelle, 'mit Umsicht und Sachkenntniß vorgenommen.

Quellen fecundärer Art sind früher etwa schon angestellte

Forschungen und in Schriften niedergelegte Ansichten und Meinungen von Chroniken- oder Geschichtsschreibern späterer Zeit und bezügliche Forschungen und Aeußerungen neuerer und neuester Zeit. Can mand, "

Faſſen wir nun die Natur der Dinge zunächſt in's Auge , so wird wohl kaum irgend ' wenn er nicht vorgefaßte Meinungen hegt oder überhaupt nicht urtheilsfähig ist

auf

den ersten Blick diese Umwallung für etwas Anderes ansehen können, als für Befestigungen. Ueberall auf steilen Bergen, überall da angelegt , wo sie am steilsten waren , in der Regel also auf den Spißen, Kuppen, Nücken derselben angelegt, ist zunächst kein anderer Zweck sichtbar .

Dieſe Anſicht

findet ihre Bestätigung in dem Umstande, daß auf einzelnen solcher Burgen , wenn sie mit andern Bergen zusammenhängen, und dem zu Folge von einer Seite her der Aufgang zu den eigentlichen Umwallungen minder steil ist, gleichsam Vorwerke angebracht sind , wie auf dem Nipf gegen Kirchheim her, und wenn wir nicht irren auch auf dem Heffelberg gegen Röckingen , ja selbst auf der Burg bei Meggingen allem Anscheine nach.

Es ist in keiner Weise abzusehen, wozu diese einfachen

offenen Schanzen an solchen Stellen gedient haben könnten, als zu Vorwerken. " Sodann ist die Einfachheit, fast möchte ich sagen, Rohheit der Werke, an welchen unseres Wiſſens nirgends eine mathematische Figur hervortritt , und nie ein künstlicher Aufbau , irgend ein Mauerwerk, selbst nicht bei den Eingängen oder Thoren , wenn man diese Namen gebrauchen darf, wahrgenommen wird, und überall nur die Figur der Bergkuppen, und

der zunächst vorhandene

Boden, gleichviel von welcher Art, Gestalt und Material der Wälle hergibt , scheint, ein sicherer Bürge des sehr hohen Alters dieser Werke.

wie uns

wenigstens

Dazu kommt noch, daß dieſe Burgen

ohne Ausnahme an Wasser Mangel leiden und, der Natur der Dinge nach, diesem Mangel nur durch Grabung gewaltig tiefer Brunnen hätte abgeholfen werden können.

Von solchen Brunnen aber , wie

fie die Römer in ihren Kastellen wohl hie und da gruben und wie sie das Mittelalter in seinen Ritterburgen fast überall aufzeigt, findet sich in unseren Umwallungen keine Spur .

Sie waren nicht in einer

Zeit gebaut, und wurden nicht mehr in einer Zeit benüßt , in welcher die Kriege mehr wissenschaftlich und kunstgerecht geführt wurden.

Sie gehörten

einer Zeit an ,

in der man gegen plögliche

Ueberfälle und Verfolgungen eines kriegerisch noch nicht ausgebildeten Feindes auf eine Nacht " oder auch auf einige Tage Sicherheit suchte und fand.

Dieser dachte noch an keine regelrechte Belageruns

46 oder Einschließung, sondern ging weiter oder zog sich wieder zurück, versuchte höchstens eine raſche Erſtürmung und zog ab, wenn sie nicht gelang. Wir müſſen darum dieſe Umwallungen a priori nicht nur weit über den dreißigjährigen Krieg und die Schwedenzeit, sondern auch weit über das Mittelalter hinauf verlegen , ja wir müssen ihren Ursprung jenseits der Römerzeit suchen.

Nur altgermanische Denkmäler erkennen

wir in ihnen , ebenso wie in den zahlreichen Hügelgräbern , die wir in allen germaniſchen¸ Ländern, mehr oder weniger in verschiedenen Theilen Deutschlands verschieden modificirt, aber überall ähnlich vorfinden und die nach übereinstimmender Ansicht unserer tüchtigsten, urtheilsfähigsten Forscher nur altgermanisch sein können. Aufgrabungen, wenigstens zweckmäßig unternommene, wiſſenſchaftlich geleitete Aufgrabungen ſolcher Umwallung sind unseres Wiſſens noch nicht vorhanden.

Sie werden

aber, wo sie etwa unternommen werden und Reſultate ergeben ſollten, gewiß die aufgestellte Behauptung bestätigen, indem die zu Tage geförderten Funde, zufällig später hinzugekommene Sachen ausgenommen, auf eine sehr alte Zeit hinweisen werden.

Wir haben in neuesten Zeiten gesehen , daß

sich durch aufmerkſames, geduldiges und doch eifriges Forschen selbst noch Blicke in eine Vergangenheit thun laſſen, deren Zugänge längst für verſchloſſen gehalten wurden.

Die Pfahlbauten an den

Gewässern der Schweiz , Hügelgräber aus verschiedenen, in größeren Perioden aufeinanderfolgenden Zeiträumen, haben durch das, was sie dem geübten Forscherauge darboten , auf eine viel längere Vergangenheit unseres Volkes schließen laſſen , als sich unsere Geschichtsschreiber vordem träumen ließen.

Dahin, in jene ferneren Perioden einer bis jezt noch sehr wenig gekannten Zeit, dürften auch

unsere Umwallungen hinweiſen. Um so mehr müssen wir bedauern, daß gleichzeitige schriftliche Aufzeichnungen leider nicht vorhanden sind, und aus dem einfachen Grunde nicht vorhanden sein können, weil unsere Vorfahren, obgleich schon diese von ihnen uns gebliebenen Werke sprechendes Zeugniß dafür ablegen, daß ſie, wie wir uns oben ausdrückten, längst nicht mehr in den ersten Anfängen der Cultur sich befanden , doch gewiß damals noch nicht die Schreibekunst verstanden. Alterthümlern gefabelt

worden sein und

gefabelt

Denn was auch zuweilen von übereifrigen

werden mag :

eine

uralte

Runen- oder auch

andere alte Schrift ist für unser Deutschland nicht nachzuweisen ! So werden wir denn also auf die Römer , als die velquasi Entdecker Germaniens hingewiesen.

Aber auch hier finden wir eine deutliche und nicht zu mißdeutende Erklärung unſerer

Umwallungen.

Schreiber dieses ist -

Dank sei es dem eifrigen Studium seiner Söhne ―

Längst nicht

mehr im Besiße der lateinischen Geschichtsschreiber , aber in seinem Gedächtnisse hat er in irgend einer Ecke es sich aufbewahrt, daß schon vor den Verfolgungen Cäsars die nördlichen Gallier und Belgier sich in Sümpfe retteten.

Da haben wir die Analogie !

Cäsar selbst sah von dem eigent

lichen Deutschland diesseits des Rhein sehr wenig , aber seine Nepoten, welche von ihm den Namen Cäsar führten, kamen schon tiefer herein.

Zwar im teutoburger Walde und in den nördlichen Nie-

47 · derungen an der Weser und Elbe konnten sie solche altgermanische Burgen nicht sehen , aber Tiberius, wenn ich nicht irre, traf sie oben in Südwesten, als er vom Rhein aus gegen Pannonien und die untere Donau hin operirte.

Irgendwo bei einem Römer hat Schreiber dieſes die

Flucht der Deutschen oder ihrer Nachbaren der Helvetier, auf eine oder einige solcher Burgen, kurz aber entschieden geschildert gelesen. Doch noch viel klarer wird die ursprüngliche und eigentliche Bestimmung unserer Umwallungen von Livius beschrieben, - wenn wir nicht irren - im Mithridatiſchen Kriege des Sulla oder Pompejus , wo in der Schilderung des Eroberungszugs des einen oder andern dieſer großen Feldherren in der Provinz Galatien eine Flucht der Galatier auf eine folche Burg und ihre Verfolgung von den Römern so erzählt wird, daß wir uns auf dem Heſſelberg oder Nipf oder der Burg bei Heroldingen die ganze Erzählung so anschaulich machen können, als feien wir auf dem Kampfplage selbst.

Die Galatier aber waren ja vor nicht gar langer Zeit aus

Deutschland oder dem benachbarten Gallien nach Kleinafien gekommen und hatten doch wohl ihre Kriegsweise wie ihre Vertheidigungsart mit sich gebracht !

Aber eben durch die Römerkriege kamen

zuverlässig auch dieſe Burgen außer Gebrauch ; ihre Zeit war vorbei und sie verſanken in Vergessenheit.

Wir finden ihrer nicht ferner erwähnt , und hätte der Pflug der weniger kriege-

rischen Nachkommen darüber gehen können oder wären diese Werke weniger coloffal gewesen , die Epigonen hätten sie in ihrer unwürdigen Sorglosigkeit für ihre alte Geschichte zerstört und vernichtet.

Die Geschichte schweigt demnach seit jener Zeit, und eine lange Vergessenheit lagert sich über

die alten bemoosten germanischen Wälle.

Die auf Bergkegeln und Hügeln oft kühn genug empor

ragenden mittelalterlichen Burgen zogen und ziehen jezt noch in ihren romantischen Ruinen faſt alle Aufmerksamkeit auf sich, wenn gleich selbst die größten derselben sich an Großartigkeit bei weitem nicht mit den größeren der altgermanischen Burgen messen können.

Erst in späteren Tagen , als

überhaupt die Muse der Geschichte wieder mehr Herzen und Köpfe für sich zu begeistern anfing, richtete hie und da ein Forscher seine Blicke auch auf dieſe Denkmäler unserer Vorfahren. wußte schon längst kein Mensch mehr etwas von der Bedeutung und Bestimmung derselben. alſo der hiſtoriſchen Hypotheſe freier Raum gegeben.

Aber jezt Es war

Schreiber dieses, von seinen Jugendjahren an

ſtets auf dem Lande und den größten Theil seiner Zeit auf beschwerlichen Pfarreien lebend, noch dazu mit ausgebreiteter Dekonomie belastet , fand begreiflich wenig Zeit und Gelegenheit , die bezügliche Literatur genauer kennen zu lernen, hat sich jedoch stets im Allgemeinen in einer gewissen Bekanntschaft mit dem Stande der Wissenschaft zu erhalten bestrebt und ist insbesondere mit der Geschichte der Literatur, namentlich der historischen Literatur , etwas vertraut , oder mit der Geschichte der Geschichte , wenn man so sagen darf.

Was nun, so viel ihm bekannt , über unſern

Gegenstand in dieser Beziehung zu sagen ist, dürfte sich etwa auf Folgendes zurückführen laſſen. 1 Unsere älteren Lokalforscher, von den in der Schule schon eingebläuten lateiniſchen Klaſſikern ausgehend, und damit so viel als möglich die biblische Geschichte verquickend, sahen überall in unsern alten Germanen Gößendiener nach Art der Griechen und Römer und seßten an die Stelle der in

48

Deutschland nicht zu findenden prachtvollen Tempel „ Höhen und Haine“, in denen und auf denen unsere Vorfahren ihre Götter verehrt haben sollen.

Da träumte man von Hercules und von Mercur

und Jupiter und Ceres, und sogar von einer deutschen Venus u. s. w .

Da war denn ganz Deutsch-

Land durch die schöpferische Kraft unserer damaligen Alterthümler mit Göttern und Göttinnen bevölfert, und jede besonders gestaltete Felsplatte und jede einigermaßen ins Auge fallende Vertiefung in derselben mußte zum Opferaltar und zur Opferblutſchüssel werden , und jede Rinne mußte zum Ablaufen des in Strömen vergossenen Opferbluts gedient haben.

Damals konnte auch unser Heffel-

berg dem allgemeinen Schicksal nicht entgehen, und wie der im Westen drüben hervorragende Bopfinger Nipf seinen Namen von einem Gott Niphon oder so etwas ähnlichem erhalten haben sollte, so unser Berg von dem altgermanischen Gott Hesus oder Esus.

Ob man aber und wie man die

gewaltigen Umwallungen alle, also den ganzen großen Berggipfel, zu einem ungeheuren Tempel stempelte, oder ob man über die unverhältnißmäßige Größe eines solchen Tempels stillschweigend hinwegging, ist dem Schreiber dieses nicht bekannt. Die Zeiten und die Menschen ändern sich ,

und

auch die Wissenschaft hat ihre Mode.

Der in Deutschland rasch aufblühende und bald Alles beherrschende Rationalismus hielt sich vor allen Römer-Historikern an Tacitus, und bald verschwanden die altgermaniſchen Götter und Göttinnen mit ihrem ganzen Anhängsel aus dem Gehirne der Forscher und ihrer Nachbeter, und unsre Vorfahren wurden zu den nüchternſten aller Heiden gemacht, die nicht allein keine Tempel von Menschenhänden gemacht , ſondern auch faſt keinerlei Gottesdienst hatten.

Ihre Religion wurde dermaßen

vergeistigt, daß sich ihre späten christlichen Nachkommen, selbst die nüchternſten Protestanten , fast vor ihnen schämen mußten.

Da verschwanden denn auch natürlich Opfer und Altäre, und Schüſſeln und

Rinnen wurden vom ernüchterten Auge als ganz natürliche und zufällige Gestaltungen erkannt. waren eben Wälle, und man dachte nicht mehr daran , dahinter noch etwas

weiteres

Wälle

zu suchen

und zu finden. In unsern Tagen endlich wehte vom kalten Norden, von Skandinavien her, sonderbarer Weise ein gar warmer, die Phantasie auf's Neue mächtig

anregender, Wind über Berlin herein,

und mit den sehr dankenswerthen und denkwürdigen Forschungen und Entdeckungen verband sich, da bald alles wieder Entdecker werden sollte , auf's Neue eine lebhafte Einbildungskraft, und die lieben, erst noch als so wackere deistische Philosophen geltenden, Vorfahren sind auf dem besten Wege wieder für entsegliche Kannibalen zu gelten, welche nicht genug Hekatomben, selbst in Menschenopfern, abschlachten konntén ! Soviel Schreiber dieses weiß und versteht, ist die ganze Sache noch nicht abgeschlossen.

Ob

nicht hie und da einzelne umwallte Punkte, namentlich Hügel und auch selbst Berge, wirklich Opferſtätten gewesen, und ob nicht unsere Vorfahren , wenn auch gleich keine Hekatombenſchlächter, doch

་་

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lebende Opfer, namentlich bei besonderen und außerordentlichen Gelegenheiten und Veranlassungen, dargebracht, und dabei abgesonderte geheiligte Orte benüßt haben ; das zu verneinen, dazu reichen die Nachrichten der im eigentlichen Deutschland sehr wenig bekannten römischen Historiker , die noch dazu als , dünkelvolle Römer Alles in eigenthümlichem Lichte angesehen , denn doch noch nicht hin.

Die

Sache schwebt noch, wie so Vieles im heiligen römischen Reich. Aber eben darum müssen alle Ueberbleibsel von unseren barbarischen oder philosophischen Vorfahren dem vorurtheilslosen Forscher höchst willkommen sein, damit durch eingehende Untersuchungen, vornehmlich auch durch Vergleichung aller vorhandenen ähnlichen alten Ueberreste, in allen Theilen unſeres großen Vaterlandes, diese Sache wo möglich immer mehr der Spruchreife entgegengeführt werde.

Dazu gehört eine vollſtändige oder doch möglichst vollſtändige Erhaltung jener alten Denk-

mäler, und namentlich der größeren und bedeutenderen derselben.

Dafür ist aber bis jezt eben so

wenig, als für deren gründliche Erforschung geschehen, und unser Hesselberg insbesondere geht sichtbar und rasch einer totalen oder doch sehr umfassenden Schleifung und Zerstörung entgegen. Das obenerwähnte Häuschen auf seinem Gipfel, einst ein Hauptpunkt für die trigonometriſche Landesvermessung, ist längst untergegangen mit seinen schönen panoramatischen Karten auf den Fenſterbänken.

Auf derselben Stelle ungefähr ist neuerlichst ein einfaches Monument von Stein errich-

tet worden zum Andenken an Gustav Adolph und später an den preußischen König Friedrich 1 Wilhelm III., welche beide zu ihrer Zeit an dieser Stelle gestanden und sich die Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit betrachtet haben sollen. Das ist aber auch das Einzige, was die neuere Zeit hier geschaffen und zu ihrem Gedächtniß Erwähnenswerthes aufgerichtet hat.

Sonst zeichnet sie sich hier , wie leider auf vielen andern

Punkten, in ihrer materiellen Richtung, nur im Zerstören aus. 30

10 Wir haben schon oben bemerkt, daß unser Berg der lezte und gegen Norden ziemlich weit

umher einzige der Jurabildung sei und so kommt insbesondere der weiße Jura, der vulgo sogenannte weiße Kalkstein, seit Unterbrechung des obengeschilderten Gebirgszugs, nur auf dem Gipfel des Hef= selbergs wieder vor. Dieser weiße Kalk aber wird sehr gesucht zum Weißen der Zimmer und der Häuser, und er läßt sich in der That durch den grauen, braunen oder wie immerhin sonst gefärbten Kalk anderer Gebirgs- und selbst der untern Jura-Formation nicht erseßen.

Aber weit mehr noch wird derselbe

Stein benüßt als Straßenstein und er ist auch als solcher, ob mit oder ohne hinreichenden Grund, weit beliebter als die anderen Kalksteine der Gegend. 11

Von Waſſertrüdingen bis Wittelshofen , also

geographische Meilen weit, vielleicht auch sonst noch, wird der Stein auf der Straße von den

ſie paſſirenden Fuhrwerken zermalmt und alljährlich wieder friſch aufgeschüttet, daher sehr emſig gebrochen. Nimmt man hiezu , daß ringsumher alle Kalköfen diesen Stein wenigstens einmal oder Jahresb, des historischen Bereins. 1864. 7

50

zweimal des Jahres brennen, und in all den zahlreichen Ortschaften der Umgebung weithin wenigstens alle Zimmer bis zum Armenhauſe herab, und vielfältig auch auf dem Lande die Häuser äußerlich mit dem blendenden Weiß von diesem gebrannten Steine angestrichen werden, dann läßt sich leicht ermessen, mit welchem Eifer und in welcher Quantität diese Steinart auf dem Gipfel des Berges gebrochen wird . Jn . Folge, hievon wird die Oberfläche der Kuppe des Berges umgewühlt und aufgewühlt, und an den ſteilen Seiten werden förmlich Steinbrüche eröffnet, und die Wälle verschwinden ganz oder theilweise, und wenn es so fort geht, wird in kurzer Zeit auch das geübteste Kennerauge Umfang, Gestalt und Art der Werke unserer Vorfahren aus so alter Zeit nicht mehr zu finden und anzugeben im Stande sein. Daran dürfte schwerlich zu denken sein , daß ein Gebot vom Kaiſer Auguſtus ansging, vermöge deſſen Niemand mehr auf dem Bergrücken Steine brechen oder herauswühlen dürfe. -

MEM

Darum muß unser Berggipfel topographisch genau aufgenommen, die Aufnahme gehörig vervielfältigt und also dem höchſtinteressanten Berg ein Denkmal geſeßt werden. noch ausseinem andern Grund durchaus nöthig .

Es ist das aber auch

Nicht jeder Kenner und Sachverständige, und nicht

jeder Alterthümler und Geschichtsforscher kann und will ſelbſt zum Hesselberg kommen, um ihn zu sehen, und nicht jeder, der den Hesselberg gesehen und kennt, kann und will andere ähnliche Ueberbleibsel aus der altgermanischen Zeit sehen , und vergleichen. könnten dergleichen Denkmäler Allen zugänglich machen.

Topographische genaue Bilder allein

Ist ja doch die Kunst zweckmäßiger und

getreuer Vervielfältigung in unsern Tagen so vervollkommnet und verbreitet, daß dies als eine kleinigkeit angesehen werden darf. Die genaue Aufnahme wird also die Hauptsache sein und auch dies dürfte unter der Regierung eines Königs, der der Wiſſenſchaft im Allgemeinen so geneigt und als ein allgemein verehrter Mäcen wahren wissenschaftlichen Strebens bekannt und geehrt iſt, und der wieder insbesondere die Geschichte, und im allerbesondersten die vaterländische Geschichte in so wirksamer Weise aufmuntert und fördert, durchaus nicht als etwas Allzuſchwieriges oder gar Unmögliches angesehen werden. Von dem historischen Verein vorgetragen, von dem hohen königl. Präsidium befürwortet und höchſten. Orts in geeigneter Weise vorgelegt, würde der Wunsch des Unterzeichneten gewiß bald zur schönen Wirklichkeit werden, und hiemit ein Vorangehen gegeben sein, das zuverlässig bald Nachfolge haben würde.

Dixi et animam salvavi meam.

41202 Nachschrift : Vor ein paar Tagen lockte das schöne Spätherbstwetter den Schreiber dieſes zum

Spaziergange hinaus , und sich in der

Gegend der Römerstadt in der Volksſage ergehend,

bemerkte er in der Ferne, daß eine Stelle des Landes, auf dem Hügel zwischen Frſingen und Nuf-

51

fenhofen umgewühlt ſei , weil man dort den gewöhnlich nah an der Oberfläche liegenden grauen

Kalk gebrochen. Alsbald begab er sich dahin und fand zu seiner großen Befriedigung außer Thierknochen wie es scheint von einem Ochsenfchädel

aus ziemlich alter Zeit, offenbar Römische Ziegelsteine,

Vasentrümmer 2c. 2c. und insonderheit 3 große Stücke von einem sehr großen und dicken irdenen Gefäße, vielleicht einer Amphora oder einem Weinfasse.

Ein Römergrab war das nicht , wohl aber

ſind die bezeichneten Sachen Zeugen von einer Römerwohnung , die einst hier gestanden.

Er wird

ſeine Aufmerksamkeit fest auf dieſe Gegend richten und mit dem Beginn des Frühlings beim Pflügen, bei Negengüſſen 2c. Nachforschungen anstellen und einen Ueberblick zu gewinnen suchen, um vor allen Dingen, wenn möglich, zu erkunden, ob wir es mit einzelnen Billen oder mit einer größeren ausgedehnten Römerniederlassung zu thun haben.

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Beilage V.

Nürnbergs

Stadtviertel

im

Mittelalter

hinsichtlich

ihrer Feftungswerke und deren Vertheidigung und Bewaffnung

von

Herrn Joseph Baader, k. Archiv - Conservator .

Vorwort. Das königliche Archiv zu Nürnberg besigt einige alte Ordnungen , wie man zu Zeiten in den Stadtvierteln der alten Reichsstadt gemeine Wache halten und dieselben , wenn sie vom Feinde belagert oder angegriffen werden, mit Mannschaft besetzen und vertheidigen soll.

Sie enthalten eine

ausführliche Beschreibung der Festungswerke und ihrer Bewaffnung mit Geſchüß und aller Zugehörung.

Die Ordnung des Viertels am Weinmarkt stammt aus dem Jahre 1449 , die übrigen ge-

hören den folgenden zwei Decennien an.

Sie sind wichtig für die ältere Topographie der berühmten

Reichsstadt und ein schäßbarer Beitrag zur Kenntniß ihrer Wehrverfaſſung und des Kriegs- und Geschüßwesens im Mittelalter überhaupt. Sie ergänzen die Kriegsordnungen, die Erhard Schürſtab in seiner Beschreibung des ersten markgräflichen Krieges vom J. 1449 und 1450 *) aufgezeichnet hat und umfassen die Stadtviertel *) Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte.

36. VIII. p. 16% 2 .

53 am Weinmarkt, Milchmarkt und Salzmarkt, bei den Barfüßern, am Kornmarkt und bei St. Elsbeth. Von den Vierteln bei St. Egidien und den Karthäusern existiren solche Beschreibungen leider nicht; aber eine Auſzeichnung über die Geſchüße der Stadt, von Conrad Gürtler, Anschicker in der Peunt pder im Bauamt, im J. 1462 angefertigt, machte es möglich , auch über die Festungswerke dieſer zwei Viertel und über ihre Bewaffnung, sowie über den Vorrath von Geſchüßen und Munition überhaupt die nöthigen Ergänzungen in der Einleitung vorauszuschicken. Den einzelnen Beschreibungen der Viertel sind Ordnungen der Viertelmeister und Feuerordnungen 2c. beigegeben.

Sie sind für alle Viertel gleichlautend ; es wurde deshalb nur die Ord-

.nung der Viertelmeister am Weinmarkt und die Feuerordnung dieses Viertels aufgenommen,

) Einleitung. Nürnberg wurde im

XV. Jahrhundert in acht Viertel eingetheilt. *)

Vier davon lagen

gegen Mitternacht am rechten Ufer der Pegnitz oder auf der sogenannten St. Sebalder Seite ; die andern vier lagen gegen Mittag am linken Ufer der Pegnitz , genannt auf der St. Lorenzer Seite. Die erstern nannte man die Viertel am Weinmarkt, am Milchmarkt, bei St. Egidien und am Salzmarkt, die lettern die Viertel bei den Barfüßern , bei den Karthäusern , am Kornmarkt und bei St. Elsbeth. Jedes Viertel hatte zwei Viertelmeister, die meistens aus den Geschlechtern genommen wur`den.

Sie führten die Aufsicht auf die Festungswerke, das Geschüße und die Wehren ihres Viertels,

und leiteten in Kriegszeiten die Vertheidigung desselben. Sicherheit und Polizei der Stadttheile übertragen. rere Hauptmannschaften eingetheilt.

Ihnen war im Krieg und Frieden * die

Die Viertel waren je nach ihrer Größe in meh-

Jede hatte einen Hauptmann, der in der Regel von den Viertel-

meistern ernannt wurde und unter ihren Befehlen stand. Die Thätigkeit der Viertelmeister war insbesondere in Anspruch genommen, wenn gemeine Wache gehalten werden sollte, und

in Kriegs-Läuften , wenn die Stadt vom Feinde bedroht oder

belagert wurde. Gemeine Wache wurde gehalten, wenn die Zeitläufte sich sorglich anließen, der Ausbruch eines Krieges drohte oder Rüstungen in den Gebieten der benachbarten Fürsten vor Augen waren, 1 wenn ein Reichstag gehalten wurde zu Nürnberg, wenn der Kaiser und die Fürsten kamen und viel Volk mitbrachten, oder wenn die Reichsheiligthümer gezeigt wurden und sonst außerordentliche Ereignisse eintraten.

In allen diesen Fällen mußten die Viertelmeister die Hauptthore und Eingänge

*) Im Jahre 1408 findet man nur 6 Viertel, nämlich das Viertel zu Et. Egidien mit 2 Viertelmeiſtern und 10 Hauptleuten, das Viertel am Salzmarkt mit 2 Viertelmeiſtern und 12 Hauptleuten, das Viertel am Weinmarkt mit 2 Viertelmeiſtern und 10 Hauptleuten, das Viertel am Milchmarkt mit 2 Viertelmeiſtern und 13 Hauptleuten, das Viertel bei der Barfüßerbrücke mit 2 Viertelmeiſtern und 15 Hauptleuten, und das Viertel an der Altenmarktbrüden mit 2 Viertelmeistern und 14 Hauptleuten.

54

ihres Viertels und die vorzüglichsten Zwinger und Vorwerke mit etlichen Wäppnern und Schüßen unter dem Befehl einiger Erbern (d. h. Mitglieder des Patriziats und der Geschlechter) befehen laſſen. Kam es aber zur Belagerung oder Bedrohung der Stadt, da mußte sich Männiglich im -Viertel anwappnen und mit seiner Wehre zu seinem Hauptmann eilen.

Dieser rückte sodann mit

seiner Mannschaft auf die Festungswerke, Thore, Thürme, Zwinger und Stadtmauern, wohin er von seinem Viertelmeiſter beschieden wurde.

Den Hauptleuten wurden in der Regel etliche Büchsenmeister

und ein Hauptmann mit 10 Handbüchsen zugetheilt. nern.

Leßtere nahm man gewöhnlich aus den Söld-

Eine, manchmal auch mehrere Hauptmannschaften waren auf dem Hauptplaß des Viertels

aufgestellt ; hier harrten sie der Befehle des Rathes, der obersten Hauptleute und der Viertelmeister ; ſie dienten als Reserve , die auf die meistbedrohten Punkte des Viertels , oder wo es sonst Noth that, entsendet wurden. Die Vertheidigung und Bewaffnung der Festungswerke in den einzelnen Vierteln war folgender Maßen organisirt : Das Viertel am Weinmarkt und seine Festungswerke wurden von schaften vertheidigt.

Eine Hauptmannschaft stellte sich auf dem Weinmarkt auf.

durch 13 Büchsenmeister und 5 Hauptleute mit 50 Handbüchsen . man es nannte „ das große Werk" , wurde von 11 meistern bedient.

12 Hauptmann-

Sie wurden verstärkt

Die großen Büchsen, oder wie

im Viertel angesehenen geschworenen Büchsen-

Das Viertel zählte über 500 bewaffnete Bürger. *)

Die Hauptfestungswerke des Viertels am Weinmarkt waren der große Thurm im Wasser, der Schleierthurm genannt, das Vorwerk davor und der Gang ob den Schwibbogen, der Zwinger am Neuenthor, das Neuethor und der Zwinger und Thurm davor, die hohe Stadtmauer vom Neuenthor bis zum Waſſer und die zwei Thürmlein dabei, sodann der Schwibbogen am Wasser und das Vorwerk davor.

An denselben waren bei 300 Zinnen, Schränze und Schießlöcher angebracht.

Bewaffnet waren diese Festungswerke mit 3 Steinbüchsen mit 1 Kreuz auf niedern Gerüſten, 1 Steinbüchse mit 1 Kreuz auf hohem Gerüste, 1 Steinbüchse mit 2 Kreuzen auf niederm Gerüste, 1 kleinen eisernen Büchse in einer Lade mit einem halben Kreuze, 1 Bockbüchse mit dem b , 33 furzen Büchsen, in Holz gefaßt, mit dem a , 54 Hackenbüchsen mit dem d und einer Anzahl Büchsensteinen, Bleikugeln, Feuerkugeln, Pulver, Armbrusten , Pfeilen , Ladbüchslein , Ladeiſen und anderer Zugehörung der Geschüße. Das Viertel am Milchmarkt zählte 15 Hauptmannſchaften mit ungefähr . 300 bewaffneten Bürgern und 8 im Viertel angesessenen geschwornen Büchsenmeistern mit dem großen Werk, denen einige gewöhnliche Büchsenmeister und Hauptleute mit den Handbüchsen beigegeben waren. Zu den Festungswerken des Viertels gehörten das Thiergärtnerthor , der Thurm und das *) Da die Stärke de Hauptmannſchaften, die auf den Hauptpläßen als Reſerve aufgestellt waren, in den wenigsten Fällen angegeben ist, so sah man ſich bezüglich derselben zu einer durchſchnittlichen Berechnung genöthigt, die sicher keine zu hohe Ziffer ergeben hat.

55 Vorwerk davor, die Mauer vom Thiergärtnerthor bis zur Vesten oder Burg und die dazu gehörigen kleinen Thürme

und Zwinger , sodann die Stadtmauern vom Thiergärtnerthor herab gegen das

Neuethor und der neugebaute Thurm, ferner die Stadtmauer bis zum Neuenthor und der dazwischen ſtehende Thurm, der Zwinger vor dem Thiergärtnerthor, das Haus auf der Vesten , genannt der Berg- oder Burgfriede, mit den zur Schlagbrücke gehörigen Erkern des Hauses, und die Stadtmauer mit dem Thurm

Alt-Nürmberg“ und seinem Vorwerk bis zum Thurm „ Luginsland“.

An demſelben

waren bei 250 Zinnen und Schränze. Ihre Bewaffnung bestand aus einer Kammerbüchse mit 1 Kreuz und 3 Kammern auf hohem Gerüste , einer ebensolchen Kammerbüchse auf niederm Gerüste ,

1

Steinbüchse mit

niederm Gerüste, einer Steinbüchse mit einem halben Kreuz , 3 Bockbüchsen mit dem

1 Kreuz auf b, 17 kurzen

Büchsen, in Holz gefaßt , mit dem a, 29 ebensolchen Büchsen mit dem b, 28 Hackenbüchsen mit dem d , 2 Hackenbüchsen mit dem b und 7 mit dem c, und der nöthigen Zugehörung . Das Viertel zu St.

Gilgen oder Egidien hatte als Festungswerke den Thurm

„Luginsland“, die Zwinger davor und darunter, die hohe Stadtmauer bis zum äußern Lauferthor, den Thurm mit dem schwarzen P. und das Vorwerk vor dem äußern Lauferthor. Das Viertel am Salzmarkt zählte 22 Hauptleute mit beiläufig 550 gerüsteten Bürgern, 14 geschworenen Büchsenmeiſtern wit dem großen Werk, 7 andern Büchsenmeiſtern und 1 Hauptmann mit 10 Handbüchsen. Zu den Festungswerken des Viertels gehörten das Vorwerk an dem äußern Lauferthor und die Thürme ober- und unterhalb desselben, die Stadtmauer von dem äußern Lauferthor mit ihren Thürmen bis hinab zum Thurm am Wöhrder Thürlein , der Zwinger am Wöhrder Thürlein und der Zwinger, der hinabgeht an die Pegniß, die dazugehörigen Thürme, sodann der Thurm am Wöhrder Thürlein, die hohe Stadtmauer mit ihren Thürmen bis hinab an den ersten hohen Thurm am Schoßgatter der Pegniß, der Schoßgatter und Schwibbogen am Sand , sodann der erſte hohe Thurm daselbst an der Pegniß bei dem Schoßgatter , die hohe Stadtmauer oberhalb des Schoßgatters und der nächſte Thurm an der Bleiche bis an den Thurm mit dem blauen a.

An denselben befanden

sich bei 350 Schränze, Zinnen und Schießlöcher. Diese Werke waren bewaffnet mit 3 Steinbüchsen mit 1 Kreuz auf hohen Gerüsten, 3 ebensolchen Steinbüchsen auf niedern Gerüsten , 2 dergleichen Steinbüchsen auf hohen umgehenden Gerüften, 2 Steinbüchsen mit 2 Kreuzen auf niedern Gerüsten und Rädern , 2 eisernen kleinen Steinbüchsen mit halben Kreuzen auf umgehenden Gerüſten, 1 kleinen Steinbüchse mit einem halben Kreuz, 18 Hackenbüchsen mit dem c , 66 Hackenbüchsen mit dem d ,

23 Hackenbüchsen, in Holz gefaßt, mit

dem b, 9 ebensolchen Hackenbüchsen mit dem a, 11 kurzen Hackenbüchsen , in Holz gefaßt, mit dem a, 10 kurzen Büchsen, in Holz gefaßt, mit dem b , 2 Bockbüchsen mit dem a und 7 mit dem b, und der nöthigen Zugehörung. »

Das Barfüßer Viertel hatte 14 Hauptmannſchaften und gegen 735 gerüstete Bürger

56

mit 26 geschwornen Büchsenmeistern des großen Werkes 2c.

Diese vertheidigten folgende Festungs-

Werke : den Thurm hinter dem Wildbad, den Gang ob den Schoßgattern daselbst, den Eckthurm auf der andern Seite, den Schoßgatter und Schwibbogen innerhalb der Stadt bei dem Wildbad mit ihren Wehren und Vorwerken, das äußere Vorwerk und den Zwinger vom Schoßgatter bei dem Wildbad bis hinauf zu halbem Zwinger bei dem Frauenthor mit den dazugehörigen Thürmen , ferner den andern halben Theil des Zwingers hinter der Peunt ſammt den Thürmen bis zum Frauenthor, dann die hohe Stadtmauer vom hohen Thurm am Ecke des Schoßgatters bis hinauf zum großen Thurm am Frauenthor mit 13 Thürmen und den neuen Zwinger auf der Schütt zwiſchen den 2 Schwibbögen und seine 2 Thürme.

Diese Werke zählten 450 Zinnen und Schränze.

Ihre Bewaffnung bestand aus 1 Steinbüchse mit 2 Kreuzen auf einem niedern treibenden Gerüst, 1 Steinbüchse mit 2 Kreuzen, 1 Steinbüchse mit 3 Kammern und 1 Kreuz , 1 Steinbüchse 散 mit 1 Kreuz auf einem umlaufenden Rad , 1 Steinbüchse mit 1 Kreuz auf einem hohen Gerüste, 5 Bockbüchsen mit dem af, 7 Bockbüchsen mit dem b, 11 kurzen Büchsen, in Holz gefaßt, mit dem a , 40 ebensolchen Büchsen mit dem b , 6 kurzen Hackenbüchsen mit dem b und 20 Hackenbüchsen mit dem d, und der nöthigen Anzahl Blei- und Feuerkugeln, Armbrüste und Pfeile 2c. Das Karthäuser Viertel hob sich an mit dem äußern Frauenthor und dem Vorwerk desselben und umfaßte in der Richtung gegen das Spitalerthor die Zwinger und die hohe Stadtmauer bis an den Thurm, der mit dem rothen 1 bezeichnet war, aber schon in's nächste Viertel gehörte. Im Viertel am Kornmarkt waren 17 Hauptleute mit ungefähr 360 gerüsteten Bürgern, 2 gewöhnlichen Büchsenmeistern , 2 Hauptleuten über 20 Handbüchsen und 18 geschwornen Büchsenmeistern mit dem großen Werk. Sie beseßten und vertheidigten die hohe Stadtmauer hinter } den Karthäusern von dem Thurm mit dem grünen a bis an das Spitalerthor und die übrigen Thürme ihres Viertels, dann den Zwinger hinter den Karthäusern bei dem Thurm mit dem grünen a und die dabei befindlichen Thürme bis hinab an das Vorwerk beim äußern Spitalerthor, und den äußern Spitalerthurm und ſein Vorwerk unten und oben. dem Kornmarkt aufgestellt.

Einige Hauptmannſchaften waren auf

Das Viertel zählte bei 700 Zinnen und Schränze .

Die Bewaffnung dieser Werke bestand aus 4 Steinbüchsen mit 1 Kreuz auf hohen Gerüsten, ebensoviel Steinbüchsen mit 1 Kreuz auf niedern Gerüsten, 2 Steinbüchsen mit 1 Kreuz , 8 kurzen Büchsen, in Holz gefaßt, mit dem a , 50 ebensolchen Büchsen mit dem b , 12 Bockbüchsen mit dem b, 35 Hackenbüchsen mit dem d , und einer Anzahl Büchſenſteine, Bleikugeln 2c. Das Viertel zu St. Elsbeth zählte 14 Hauptleute mit etwa 530 bewaffneten Bürgern, 12 Büchsenmeistern, 5 Hauptleuten mit 50 Handbüchsen und 17 geschwornen Büchsenmeistern mit dem großen Werk, die im Viertel saßen.

Sie besetzten den Zwinger von dem äußern Spitaler-"

thor bis hinab an den neuen Zwinger bei des Erkels Garten und die dabei ſtehenden Thürme , ferner die hohe Stadtmauer von dem äußern Spitalerthurm bis hinab an den neuen Zwinger, dieſen Zwinger sammt den 3 Thürmen dahinter an der Mauer, die 2 Schwibbögen oben bis an den Thurm

57

im Waſſer und innerhalb der Stadt den Schoßgatter und Schwibbogen unten an der Pegniß bis an den großen Thurm auf der Seite Laurenzi. Plaß bei St. Elsbeth commandirt.

Vier Hauptleute mit ihrer Mannschaft waren auf den

An diesen Festungswerken waren bei 800 Zinnen und Schränze.

Sie waren bewaffnet mit 1 Steinbüchse mit 2 Kreuzen auf einem hohen Gerüste , 4 Steinbüchsen mit 1 Kreuze auf hohen Gerüsten, 3 Steinbüchsen mit 1 Kreuze auf niedern Gerüsten , 7 kurzen Büchsen, in Holz gefaßt, mit dem a , 29 ebensolchen Büchsen mit dem b ,

16 Bockbüchsen mit dem

b, 4 Hackenbüchsen mit dem a, 10 Hackenbüchsen mit dem c und 52 Hackenbüchsen mit dem d, und einer Anzahl Bleikugeln, Büchsensteinen mit 1 und 2 Kreuzen 2c.

Summa der gerüsteten Bürger : Viertel Biertel Viertel Viertel Viertel Viertel

am Weinmarkt am Milchmarkt am Salzmarkt bei den Barfüßern am Kornmarkt bei St. Elsbeth

500 gerüstete Bürger. " 300 " " 550 " 735 " 360 " 530 " " Gesammt-Summe

2975 gerüstete Bürger.

Nimmt man für die Viertel bei St. Egidien und bei den Karthäusern, über die leider keine Beschreibungen vorhanden sind, eine durchschnittliche Anzahl von je 374 Bürgern an , so entziffert sich die bewaffnete Bürgerschaft bis zu 3723 Mann , eine Anzahl , die derjenigen gleichkommt, die Erhard Schürſtab beim Ausbruch des ersten markgräflichen Krieges i . J. 1449 * ) verzeichnet hat. Summa der geschwornen Büchsenmeister mit dem großen Werk :

a) in vorgenannten 6 Vierteln b) in den Vierteln bei St. Egidien, und den Karthäusern (durchschnittlich) Gesammt-Summe

94 Büchsenmeister. 20 Büchsenmeister. 114 Büchsenmeiſter.

Summa der gewöhnlichen Büchsenmeister : a) in den 6 Vierteln b) in den Vierteln bei St. Egidien und den Karthäusern (durchſchnittlich)) Gesammt-Summe

57 Büchsenmeister. 14 Büchsenmeister. 71 Büchsenmeister.

Summa der Hauptleute über die Handbüchsen : a) in den 6 Vierteln b) in den Vierteln bei St. Egidien und den Karthäusern (durchschnittlich) Gesammt-Summe

18 Hauptleute mit 180 Handbüchsen. 5 Hauptleute mit 44 Handbüchsen. 23 Hauptleute mit 224 Handbüchsen.

Anzahl des Geschüßes in den Festungswerken der 6 Viertel : 1 1 1 2 1

Steinbüchse mit 2 Kreuzen auf einem niedern Gerüſte. Steinbüchse mit 2 Kreuzen auf einem niedern treibenden Gerüste. Steinbüchse mit 2 Kreuzen. Steinbüchsen mit 2 Kreuzen auf niedern Gerüsten und Rädern. Steinbüchse mit 2 Kreuzen auf hohem Gerüste.

*) S. Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutſchen Geſchichte. Jahresb. des hiſtoriſchen Vereins. 1864.

B. VIII. 8

S. 233. 234.

58

1 Steinbüchse mit 1 Kreuz und 3 Kammern auf hohem Gerüste. 1 Steinbüchse mit 1 Kreuz und 3 Kammern auf niederm Gerüste. 1 Steinbüchse mit 1 Kreuz und 3 Kammern . 14 Steinbüchsen mit 1 Kreuz auf niedern Gerüsten. 13 Steinbüchsen mit 1 Kreuz auf hohen Gerüsten. 1 Steinbüchse mit 1 Kreuz auf einem umlaufenden Rade. 2 Steinbüchsen mit 1 Kreuz auf hohen umgehenden Gerüsten. 1 Steinbüchse mit 1 Kreuz. 2 Steinbüchsen mit 1, Kreuz. 2 eiserne kleine Steinbüchsen mit 1/2 Kreuzen auf umgehenden Gerüsten. 1 kleine eiserne Büchse in einer Lade mit 12 Kreuz. 76 kurze Büchsen, in Holz gefaßt, mit dem a. 164 kurze Büchsen, in Holz gefaßt, mit dem b. 13 Hackenbüchsen, in Holz gefaßt, mit dem a. 11 kurze Hackenbüchsen, in Holz gefaßt, mit dem a. 23 Hackenbüchsen, in Holz gefaßt, mit dem b . 2 Hackenbüchsen mit dem b. 35 Hackenbüchsen mit dem ' c. 255 Hackenbüchsen mit dem d. 5 Bockbüchsen mit dem at. 2 Bockbüchsen mit dem a. 46 Bockbüchsen mit dem b. Im Ganzen 677 Geſchüße. Pfeile 2c. 20.

Dazu kommen

noch einige

100 Armbrüste

und viele 1000

Eine Aufzeichnung im k . Archiv , angefertigt i. J. 1462 von Conrad Gürtler, Anschicker in der Peunt oder dem Bauamte, macht es möglich, auch über die Festungswerke im Egidier und Karthäuser Viertel und ihre Bewaffnung, sowie über das Geschüß der Reichsstadt, Einiges zu berichten : *) Das Egidier Viertel hatte in seinen Zwingern folgende Thürme und Geschüße : Im ersten Zwinger unter dem Luginsland ein kleines Thürmlein mit dem blauen A und darin eine Bockbüchse mit dem b , dazwiſchen 23 Zinnen und 5 Schränze , sodann einen halbrunden Thurm unter dem Luginsland mit dem blauen B.und darin eine Steinbüchse mit 1 Kreuz auf einem niedern. Gerüste, 3 Bockbüchsen mit dem b , 6 Hackenbüchsen mit dem c , bei 55

Steinen , bei 700 Blei-

fugeln, ein Beil, 2 Schlägel, 8 Ladeisen , 1 Fäßlein Pulver mit 50 Pfund , 1 Mülterlein 2c., und bis zum andern halbrunden Thurm 29 Zinnen und 9 Schränze . In diesem Thurm, mit blauem C gezeichnet , war eine Steinbüchse mit einem Kreuz auf niederm Gerüste, 4 Bockbüchsen mit dem b, 6 Hackenbüchsen mit dem e und der nöthige Ladzeug . Dann folgten 13 Zinnen und 12 Schränze. Unter der „ vor dachten“ Mauer ** ) bei dem sogenannten Froschthurm mit dem blauen D eine eiserne Steinbüchse in einer Fichten-Lade mit einem halben Kreuz , 2

Bockbüchsen mit dem b,

4 Hackenbüchsen mit dem c , der gewöhnliche Ladzeng , die Munition und darunter ein Schäfflein mit Pulver , sodann 3 Zinnen und 7 Schränze. *) Vergl. Soden, Geschichte des ehemaligen Weilers Affalterbach. **) Wahrscheinlich eine mit einem Vordache versehene Mauer.

59

Nun folgte der erste Thurm von der

vor: dachten" Mauer mit dem blauen E.

Darin war

eine Steinbüchſe mit 1 Kreuz und 3 Kammern auf umgehendem Gerüste, 4 Hackenbüchsen mit dem d, der Ladzeug und darnach 5 Zinnen und 13 Schränze. Der nächste Thurm mit dem blauen F. war ebenso bewaffnet wie der vorhergehende.

Dabei

gab es 3 Zinnen und 10 Schränze. ": 1 Der dritte und vierte Thurm, mit dem blauen G und H bezeichnet , hatten die nämliche Bewaffnung wie die vorhergehenden und in den Zwischenräumen je 4 Zinnen und 12 Schränze.

: -

Im fünften Thurm am Eck auf der hohen Stiege, mit dem blauen I bezeichnet , 1 Bockbüchse mit dem b und 4 Hackenbüchsen mit dem d, und die Behältnisse für alle Thürme des vorgegenannten Zwingers, oben für die Hackenbüchsen und unten zum Pulver und zu den Büchſenſteinen. Dazwischen 5 Zinnen und 15 Echränze angebracht. Im sechsten Thurm mit dem blauen K eine Steinbüchse auf einem umgehenden Gerüste und mit 1 Kreuze und 4 Hackenbüchsen , im Zwischenraume 5 Zinnen und 10 Schränze , im siebenten Thurm mit dem blauen L eine ebensolche Steinbüchse, im Zwischenraume 5 Zinnen und 17 Schränze, und im achten Thurm mit dem blauen M. 4 Hackenbüchsen mit dem 7 d und im Zwischenraume 2 Zinnen und 2 Schränze. Das Vorwerk vor dem äußern Lauferthor gehörte auch noch zu dem

Egidier Viertel.

Im

érsten Thurm dieses Vorwerks neben der Einfahrt des Grabens eine Steinbüchse mit 1 Kreuz auf niederm Gerüste, 1 Bockbüchse mit dem b, 6 Hackenbüchsen mit dem c, auf dem Gang des Vorwerkz zwischen den 2 Thürmen 2 Bockbüchsen mit dem b , auf dem mittlern Thurm desselben 1 Kammerbüchse mit 3 Kammern und 1 Kreuz auf hohem Gerüste , 2. Steinbüchsen , mit 1 Kreuz auf einem hohen und einem niedern Gerüste, 6 Hackenbüchsen mit dem e und der nöthige Zeug, auf dem Gang ob dem Thor 2 Bockbüchsen mit dem b, 6 Hackenbüchsen mit dem c , bei 80 Steine und 600 Bleikugeln 2c., und auf dem untern Thurm des Vorwerks 2 Steinbüchsen mit 1 Kreuz auf hohen Gerüſten, 5 Hackenbüchsen mit dem c und 2 Bockbüchsen mit dem b.. Außer diesen Thürmen in den Zwingern, und Vorwerken hatte das Viertel noch folgende Thürme an und auf der hohen Stadtmauer : Erstens den Thurm Luginsland, mit dem schwarzen A bezeichnet und mit 26 Hackenbüchsen mit dem d, 23 Armbrüsten, 2500 Bleikugeln, 1300 Pfeilen, 8 Hämmern, 1 Mülterlein, 1 Reißbank, 1 Reißſehne, 7 Spannböcken, 2 Fässern mit Feuerkugeln, 1 Schäfflein mit Pulver und allem Ladzeug ausgerüstet. Dann folgten vier Thürme, mit dem schwarzen B , C , D und E bezeichnet. Vom Luginsland bis auf das schwarze E am Thurm hinter Mertein Haller 70 Zinnen und 23 Schränze. Nach diesem kam der sogenannte Froschthurm mit einem schwarzen F.

In der Zeugkammer

desselben befanden sich 20 kurze Büchsen, in Holz gefaßt, mit dem a, 28 kurze Büchsen mit dem b, 8*

60

eine Scherm- oder Standbüchse auf einem Bock, die Steudin genannt und mit einem halben Strahl oder Pfeil gezeichnet, 31 Armbrüste, bei 1300 Pfeile, bei 1200 Bleikugeln 2c.

Dazwischen waren

17 Zinnen und 8 Schränze. Nach dem Froschthurm folgte ein Thurm mit dem schwarzen G und mit dazwiſchen angebrachten 16 Zinnen und 8 Schränzen, dann der dritte Thurm mit dem schwarzen H , der als Pulvergewölbe diente, dazwischen 17 Zinnen und 8 Schränze, ferner der vierte Thurm mit einem schwarzen I und einem Pulver- Gewölbe, dazwischen 17 Zinnen und 8 Schränze, hierauf der fünfte Thurm mit einem schwarzen K, dazwischen 6 Zinnen und 3 Schränze, und

der sechste Thurm mit einem

schwarzen L und dazwischen 8 Zinnen und 4 Schränze. Dann kam des Hirten Thurm am Treiperg * ) mit einem schwarzen M.

Darin stand eine

Schermbüchse auf einem hohen Bocke, die Steudin genannt und mit 2 Strahlen oder Pfeilen gezeichnet, mit Munition und Ladzeug, dazwischen 16 Zinnen und 9 Schränze , sodann der andere Thurm mit einem schwarzen N, dazwischen 15 Zinnen und 8 Schränze, und darnach der dritte Thurm mit einem schwarzen D und einer Schermbüchse auf einem Bock und mit einem halben Strahl, die Steudin genannt.

Dazwischen waren 18 Zinnen und 11 Schränze.

Der äußere Lauferthurm schloß das Egidier Viertel ab.

Derselbe war mit einem schwarzen

P bezeichnet und bewaffnet mit einer Schermbüchse auf einem hohen Bock, die Widersteinin genannt und mit 2 Strahlen gezeichnet, dann mit 7 kurzen Büchsen mit dem a und b , in Holz gefaßt, 16 Hackenbüchsen mit dem d, 22 Armbrüſten, bei 50 großen Bleikugeln , 900 kleinen Bleikugeln , 600 Pfeilen 2c. 2c. Das Karthäuser Viertel begann am äußern Frauen-Thurm mit einem blauen X. Auf demſelben war eine Schermbüchſe, mit einem Thurm bezeichnet, auf einem hohen Bock , 7 kurze Büchsen, in Holz gefaßt, mit dem a , 10 mit dem b, 50 Bleikugeln zu der Schermbüchse 2c. und noch viel anderer Zeug.

Dazwischen 13 Zinnen und 11 Schränze.

Unterhalb des äußeren Frauenthurms auf der hohen Stadtmauer : Ein Thurm mit dem rothen A, dazwischen 6 Zinnen und 12 Schränze, darnach der Thurm mit dem rothen B, St. Claren Garten-Mauer gegenüber, mit einer Schermbüchse auf einem hohen Bock , mit 2 Strahlen bezeichnet, dazwischen 7 Zinnen und 14 ' Schränze .

Diesen folgte ein dritter Thurm mit einem rothen C, da-

zwischen 6 Zinnen und 12 Schränze, dann der vierte Thurm mit einem rothen D, dazwischen 6 Zinnen und 11 Schränze, und ein fünfter Thurm mit einem rothen E, dazwiſchen 7 Zinnen und 14 Schränze. Es folgte dann ein Thurm neben dem Fischbach , mit dem rothen F bezeichnet.

Darauf

waren 16 kurze Büchsen, in Holz gefaßt, mit dem a und 8 ebensolche Büchsen mit dem b, 31 Armbrüste 2c. und dazwischen 6 Zinnen und 12 Schränze. Vom Fischbach ab standen noch 3 Thürme, mit rothem G, H und J bezeichnet, und dazwischen 7 Zinnen und 14 Schränze, dann 7 Zinnen und 13 Schränze und drittens 8 Zinnen und 13 Schränze.

*) Zwischen dem Froschthurm und Laufer:hor.

61 Der vierte Thurm mit einem rothen K schloß das

Viertel

ab.

Auf demselben waren

8 kurze Büchsen, in Holz gefaßt, mit dem a und 16 ebensolche Büchsen mit dem b, 18 Armbrüſte 2c. und dazwischen 8 Zinnen und 17 Schränze. Außer diesen Thürmen auf der hohen Stadtmauer gehörten in's Karthäuser Viertel das Vorwerk vor dem äußern Frauenthor mit einem Thurm , auf dem 2 Steinbüchsen mit einem Kreuz auf niedern Gerüsten und 4 Hackenbüchsen mit dem c standen, dann der Gang des Vorwerks

mit

3 Bockbüchsen mit dem b, das Thor des Vorwerks mit einer Steinbüchse auf einem hohen Bock und mit 1 Kreuz, einer Schermbüchse auf einem hohen Bock und mit einem halben Strahl , die Steudin genannt, und mit 8 Hackenbüchsen 2c., und der andere Gang des Vorwerks gegen das Spitaler Thor mit 3 Bockbüchsen mit dem b. Im Zwinger vor dem Frauenthor gegen das Spitalerthor waren folgende Zinnen , Thürme und Geschüße : Vom Vorwerk bis an den Erker mit dem schwarzen A 10 Zinnen und 15 Schränze, im Erker eine Bockbüchse mit dem b, dazwischen 12 Zinnen und 15 Schränze, im ersten Thurm von dem Erker, mit dem schwarzen B bezeichnet, eine Steinbüchse mit 1 Kreuz auf einem hohen Bock, 2 Bockbüchsen mit dem b, 4 Hackenbüchsen mit dem d 2c., dazwischen 4 Zinnen und 6 Schränze , sodann die zwei Erker auf dem Fischbach mit einem schwarzen C, darin eine Schermbüchse mit einem halben Strahl, die Steudin genannt, 1 Bockbüchse mit dem b, 4 Hackenbüchsen mit dem d 2c. , dazwischen 8 Zinnen und 12 Schränze, und ein anderer Erker mit dem schwarzen D und dazwischen 11 Zinnen und 20 Schränze. Hernach folgte der Thurm mit dem schwarzen E , darin eine Steinbüchse mit einem Kreuz und auf hohem Bock, 2 Bockbüchsen mit dem b und 4 Hackenbüchsen mit dem d, dazwischen 14 Zinnen und 18 Schränze ; der nächste Thurm mit dem F hatte ebensoviele Büchsen wie der vorige. Dann kamen 17 Zinnen und 16 Schränze. Im dritten Thurm mit dem schwarzen G, dann im vierten , fünften und sechsten ebenfalls je eine Steinbüchse mit einem Kreuz und auf einem Bock, 2 Bockbüchsen mit dem b und 4 Hackenbüchsen mit dem d, dann in den betreffenden Zwischenräumen 18 , 16, 7 und 10 zinnen und 17, 16, 9 und 12 Schränze. Unter der kaiserlichen Burg oder , wie sie gewöhnlich genannt wurde, des Königs Veften, ein Zwinger und in dieſem ein halbrunder Thurm mit einem braunen M und darin eine Steinbüchse mit 2 Kreuzen auf einem hohen Bock, eine Schermbüchse, die Widersteinin genannt, auf einem hohen Bock und mit einem Thurm bezeichnet , 30 Hackenbüchsen mit dem C, 24 Armbrüſte , bei 60 Steine, bei 50 große Bleikugeln 2c.

Im Kämmerlein neben des Königs Küche auf dem Hofe eine

Schermbüchse, die Steudin genannt, mit einem halben Strahl und auf hohem Bock, 12 Nothbüchsen, die Gronwaldin genannt, mit dem b, 6 Hackenbüchsen mit dem d 2c. St. Margarethenthurm auf des Königs Vesten war bewaffnet mit 4 Hackenbüchsen mit dem d , 4 Armbrüsten 2c. , der Sinwelthurm

62

mit 7 Hackenbüchsen mit dem d, 12 Armbrüſten 2c. , und das Steinhaus auf der alten Veſte mit 7 Hackenbüchsen mit dem C 2c. Der innere Frauenthurm war mit 10 Büchsen mit dem e , 10 Armbrüsten 2c., der innere Spitaler - Thurm mit

12 Büchsen mit dem e , 10 Armbrüsten 2c., und der innere

Lauferthurm ebenso bewaffnet. Verzeichniß der Büchsen und des Zeugs in allen Festungswerken der acht Stadtviertel und in den Zeughäusern nach der vorbenannten Aufzeichnung v . J. 1462 . 1) In den äußern Zwingern und ihren Thürmen: 1 Büchse mit 1 Stern, 1 Büchse mit 1 Thurm, 6 Steinbüchsen mit 2 Kreuzen, 48 Steinbüchsen mit 1 Kreuz, 5 eiserne Steinbüchsen mit einem halben Kreuz, 2 Schermbüchsen mit 2 Strahlen, 8 Bockbüchsen mit einem a und 1 Kreuz dahinter, 99 Bockbüchsen mit dem b , 10 Schermbüchsen, die Steudin genannt, mit einem halben Strahl, 135 Hackenbüchsen mit dem c, 217 Hackenbüchsen mit dem d und 46 Armbrüste. 2 ) In den Thürmen der hohen Stadtmauern : 3 Schermbüchsen mit dem Thurm , 1 ganzen Strahl , 11

Schermbüchse, die Gronwaldin genannt , mit einem

Schermbüchsen mit 2 Strahlen kreuzweis übereinander , 4 Schermbüchsen, die

Steudin genannt, mit einem halben Strahl , 6 Hackenbüchsen mit dem c , 130 Hackenbüchsen mit dem d , 377 kurze Büchsen mit dem a, in Holz gefaßt, 8 Steinbüchsen mit 1 Krenz, 428 Armbrüste und 34 Handbüchsen

der siweln" mit dem e.

3) In sämmtlichen Zwingern , Thürmen und Zeughäusern. 1 Büchse, die Kün genannt, mit dem a , 4 Steinbüchsen mit dem b, 5 Steinbüchsen mit dem d , 1 Steinbüchse mit dem e, 5 Steinbüchsen mit dem f, 1 Steinbüchse mit dem g, 1 Steinbüchse mit dem h , 21 Steinbüchsen mit 2 Kreuzen , 79 Steinbüchsen mit 1 Kreuz, und 6 eiserne Steinbüchsen mit einem halben Kreuz, dann 1

Schermbüchse mit einem Stern , 6 Nothbüchsen, die

Gronwaldin genannt , mit einem ganzen Strahl, 4 Schermbüchsen mit dem Thurm, 21 Schermbüchsen mit 2 Strahlen, 27 Schermbüchsen mit einem halben Strahl, 10 Bleibüchsen mit dem a und 1 Kreuz dahinter auf Böcken , 99 Bockbüchsen mit dem b, 50 Büchsen mit dem b , die Gronwaldin genannt, 415 kurze Büchsen, in Holz gefaßt, mit a und b, 220 Hackenbüchsen mit c , 351 Hackenbüchsen mit d , 691 Büchsen mit dem e , 216 Handbüchsen mit dem f, ein Theil davon auf dem Rathhause, und 615 Armbrüste. 4) Im Zeughaus unter dem alten Kornmarkt bei dem Tochterhaus : *) 1 große Steinbüchse, die Kün genannt, mit einem a, schoß einen Stein im

Gewichte von

4 Zentnern und 45 Pfunden, dann 1 Büchse, die Kaltenburgerin genannt, mit einem b, schoß einen Stein 1 Zentner und 80 Pfund schwer, eine Büchse, die Welhin genannt, mit einem b , schoß einen

*) Berdell.

63

Stein 1 Zentner und 85 Pfund schwer, eine Büchse , die Widerſteinin genannt , mit einem

b und

Kreuz bezeichnet und darauf St. Anna, schoß einen Stein 2 Zentner schwer, 1 kurze Büchse auf einem Wagen und mit einem b, die Sozerin genannt, schoß 1 Zentner und 85 Pfund ,

1 Büchse , die Fi-

scherin genannt , mit einem Seiten-Hebzapfen und einem d, schoß einen Zentnerſtein ,

1 Büchse, die

Ulrichin genannt , mit eisernen Hebringen und einem d , schoß einen Zentnerſtein , 1 Büchse , die Widersteinin genannt, auf einem Wagen zugerichtet und mit einem d bezeichnet , schoß einen Zentnerstein, 1 kurze Büchse, in eiserne Ringe gegossen und auf einem Wagen mit einer Richten zugerichtet und mit dem d bezeichnet , schoß einen Zentnerſtein , eiserne Ringe gegossen, mit einem d, schoß einen Zentnerstein, eine

Schraube zum

1 ledige kurze Büchse , in

einlwczige" * ) Büchse mit einem

e, auf einen Wagen gerichtet und die Markgrafin genannt , schoß einen

Stein 47

Pfund schwer,

1 Büchse, die Gronbaldin genannt, auf einem Wagen und mit einer Meſſingſpindel und Schraube zum Richten zugerichtet und mit einem f bezeichnet, schoß einen Stein 21 Pfund schwer, 1 schwarzer Wagen mit einer Steinbüchse mit einem f, die Welchin genannt, schoß einen Stein 21 Pfund schwer, 3 Büchsen auf 3 Wägen mit dem f, die Widerſteinin genannt, schoſſen einen Stein 21 Pfund schwer, 1 kurze Büchse auf einem schwarzen niedern Wagen, darob ein Scherm und neben daran die Büchse mit einem g, schoß einen Stein 19 Pfund schwer, 1 Büchse auf einem niedern Wagen mit einem h, schoß einen Stein 12 Pfund schwer, 1 Wagen , die Hell

genannt , mit

einer Steinbüchse mit

einem Kreuz, schoß einen Stein 4 Pfund schwer , und mit 2 Kammerbüchsen daneben , mit dem c bezeichnet, schossen eine Bleikugel von 21, Loth, 1 Wagen mit einer Steinbüchse mit 1 Kreuz und auf einem umgehenden Gerüste, schoß einen Stein 4 Pfund weniger

1/2 Vierling schwer , nebst 2

Kammerbüchsen mit dem c , schoffen eine Bleikugel 2½ Loth schwer, 1 Raiswagen mit einer Kammerbüchse mit. 1 Kreuz und auf einem umgehenden Gerüste, schoß einen Stein, 4 Pfund weniger 1½ Loth schwer, 6 hohe Karren mit je einer Steinbüchse mit 2 Kreuzen, schoffen einen Stein 8 Pfund schwer, 8 Karren mit niedern Rädern mit je 1 Steinbüchse mit 2 Kreuzen , schoſſen einen Stein 8 Pfund schwer, 23 hohe Karren mit je 1 Steinbüchse mit 1 Kreuze, schoffen 4 Pfund weniger

1/2 Vierling,

6 Karren mit niedern Rädern mit je, 1 Steinbüchse mit 1 Kreuz, schoffen 4 Pfund weniger 1/2 Vierling, und 1 Rennkarren mit hohen Rädern, darauf eine Steinbüchse mit einem halben Kreuz und daneben 2 Kammerbüchsen mit dem c , die Bleikugeln im

Gewichte von 2

Loth schossen.

Die

Steinbüchse schoß einen Stein 2 Pfund schwer. Bleibüchsen ** ) im vorgenannten Zeughaus : Zum ersten zwei schwarze Wägen mit Schermen, auf jedem Wagen eine Riegelbüchse mit 2 Strahlen , schossen eine Bleikugel 2

Pfund minder



Vierling schwer , dann vier hohe Karren, auf jedem eine Schermbüchse mit 2 Strahlen, schoffen ebensolche Bleikugeln wie die vorigen , 5 Karren, auf jedem eine Nothbüchse , die Gronwaldin genannt, mit einem ganzen Strahl, schossen eine Bleikugel 5½ Pfund schwer , ein geleiterter wagen , darauf *) Einzelne. **) Aus welchen Bleikugeln geschossen wurden, im Gegenſaß zu Steinbüchsen, deren Geſchoſſe aus Stein waren.

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eine Schermbüchse mit einem halben Strahl und auf einem umgehenden Gerüste , die Steudin genannt, schoß eine Bleikugel 1 Pfund und 3 Loth schwer, 15 hohe Rennkarren, auf einem jeden eine Schermbüchse mit einem halben Strahl , die Steudin genannt , schossen Bleikugeln wie die vorige, 1 Karren mit hohen Rädern, darauf eine Schermbüchse mit einem halben Strahl , die Steudin genannt, und 2 Kammerbüchsen mit dem c, schossen Bleikugeln 2 eine Bleibüchse mit b , schoß eine Bleikugel 3 schossen Bleikugeln 2

Loth schwer, 1 Rennkarren, darauf

Loth schwer , und daneben 6 Büchsen mit dem c,

Loth schwer, 1 Rennkarren, darauf 2 Bleibüchsen mit dem a , die Winspa-

cherin genannt, schossen 7½ Loth schwere Bleikugeln, 2 Streitkarren , die Orgel genannt , auf dem einen Karren 29 Bleibüchsen mit dem d und e , auf dem andern 27 , die Büchsen mit d schoffen eine Kugel 2 Loth und 1½ Quintlein schwer, die mit e schossen 1 Loth und 1 Quintlein , 8 Streitkarren mit feuerschießenden ( ?) Zinken, auf jedem 3 eiserne Büchsen mit b und c, b schoß 3½, c 10 Loth, und 38 Hackenbüchsen, in Stiele gemacht und mit b bezeichnet, die Gronwaldin genannt, nnd 3 Hackenbüchsen mit dem a ; diese schossen 72, jene 22 Loth. Außer diesen Büchsen befanden sich in obigem Zeughause noch 196 Handbüchsen mit dem f, 38 Hackenbüchsen mit dem c, 2 werfende Werke, in Holz gefaßt, 12 große Seßtartschen mit je 2 zusammengehörigen Blättern, 5 ganze Seßtartschen mit einem Blatt, 152 Pafesen oder große Schilde, 8 Truhen mit Pfeileiſen, und in der Zeugkammer bei 40000 angeschäftete Hauspfeile , bei 40000 Pfeilschäfte, 2 Truhen mit 2 Brechzeugen und Steigzeugen und im „ gelen“ *) ob

der Thüre ein

„ gelenstange“ zum Steigzeug, 1 Truhe mit Bohrzeug zu Stein- und Bleibüchsen und 3 Tonnen mit Sehngarn, 1 Truhe mit Trichtern und Ladbüchslein ,

11

Messingscheiben zu der Kaltenburgerin

„legern“, und 46 Futterwannen und 6 Fürhänge, mit alten Sailen geflochten. 5) Im alten Haus bei dem innern Frauenthor bei dem Waldstromer : In der Kammer 105 Mordärte mit Spigen und Schneiden gegen einander , die Stiele mit Eisen gebunden, mit N bezeichnet, 123 gute Helparten mit dem N, 153 altfränkische Helparten , an den Stielen mit Eiſen gebunden, mit dem N, 6 gute Streithacken mit dem N, 43 große und kleine Hebeisen und Geisfüße, 45 gute Armbrüste , 9 Wagenplachen, 24 neue Roßbarn zu 10 und 15 und weniger Barn, 30 Schrotbeile, 91 breite und schmale Hauen, 26 große Eiben oder Bogen und Winden dazu, viele Wagenburgketten zum Schließen der Wagenburg, eine große Summe gefaßter Häfen mit Fußeiſen , viele Mauerbänke und Pafeſen, von Brettern gemacht , bei 400 Eiſenſchaufeln , ein Steigzeug, eingebunden, viele Trichter und allerlei Ladbüchslein und kleine Ladeiſen, 22 Spieße mit Langen Eisen, 27 Raiswägen und 5 große geleiterte Büchsenwägen , 7 ungeleiterte Wägen, darauf man Steigleitern und Scherm über Land führt, 3 niedere Wägen zu Büchsen, die man für ein Thor brauchen will, bei 140000 Pfeilschäfte, bei 14000 angeschäftete Pfeile , bei 21000 Spießschäfte , bei 537 Eſchenspießschäfte zu den Schweizer- Spießen ; in der Kammer in einer Truhe viele angeſchäftete und unangeschäftete Feuer- Pfeileisen, etliche neue *) Wahrscheinlich ein Gesimse oder eine Stellage.

geleneisen", 5 Stück Zwilch zu Zelten , viele Bar-

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chentsäcklein zu Feuerpfeilen, 40 Senſen, 10 gute Armbrüste, 280 Sicheln , eine große Truhe mit Hufeisen, eine Lagel und ein Stübich mit Hufnägeln, 40 Bauerndriſcheln, viele hohe „ reiſzein“, und 3 Fäßer mit gemalnem Schwefel. 6) Auf dem Waghaus : 371 bleierne Mordärte, 197 Mordärte mit Spißen und Schneiden gegen einander und mit eisengebundnen Stielen, 138 Brustbleche, 54 Eisenhüte, viele alte Spieße und beschlagene Drischeln, 29 Pafesen, 14 Renntartſchen. 7) Im Rathhaus in den Gewölben und oben in der Zeugkammer : im Gewölbe unter der neuen Rathſtube eine Truhe mit Bleikugeln zu allen Blei- und Schermbüchsen, eine jede Gattung in ihrem Fach und oben am Lid (Deckel) der Truhe mit dem Zeichen, das die Büchſen haben, in der Zeugkammer 20 bleierne Mordärte, 22 altfränkische Helparten , 40 Mordärte mit Spißen und Schneiden gegen einander und mit eiſengebundnen Stielen , 191 Mordärte mit zweifachen Hauben und langen Stielen, 19 Mordärte ,

ein Theil derselben mit Geisfüßen, 20 Handbüchsen mit dem f

und allem Zeug, 30 Armbrüste und 6 Winden dazu und 1 Reißbank und 1 Reißsehne, 12 schwarze Eisenhüte und 8 Brustbleche, 57 Pafesen und 5 Seßtartschen, 4 große Heerpauken ; im vordern Gewölbe, da wo man hinten linker Hand zum Brunnen geht , 20 Fässer mit Schwefel , jedes bei 3 Zentner schwer, 6 Fäſſer mit „ pachen kwgel vnd schwſſer“, im hintern Gewölbe bei 80 Zentner Blei, davon ein Theil unter dem Holzgewölbe ; oben in der Zeugkammer auf der Kanzlei 20 mit 6 Winden, bei 40000

Armbrüste

Pfeilschäfte und bei 13000 angeschäftete Pfeile und 7 „pant negber“

oder Bohrer. 8) Im neuen Zeughaus auf der Peunt : ein großes Zelt mit abgedruckten Bildern im Firſt und daran eine Kapelle.

Der Sack, darin das Zelt hing, war bezeichnet mit einem a und

dahinter mit einer Kirche mit 2 Thürmen.

Dann abermals ein großes Zelt mit einem Knauf und

mit schwarzen Leisten, der Sack, darin das Zelt hing, bezeichnet mit einem f und einem Kreuz dahinter, ein Zelt mit 5 Knäufen, der Sack, mit b bezeichnet, ein Zelt mit 2 Knäufen und rothwollnen Leisten, der Sack mit e bezeichnet , ein Zelt mit 2 Knäufen und blauen Leisten von Gugler oder blauer Leinwand, der Sack mit g bezeichnet, ein Zelt mit 2 Knäufen und ein Umhang mit blauem abgedruckten Umhang und roth, der Sack mit N bezeichnet, ein kleines Hauptmannszelt mit 2 Knäufen und rothen wollnen Leisten, der Sack mit einem d und i dahinter bezeichnet, und ein Küchenzelt mit 4 Knäufen und 2 Firststangen, gebunden mit Eisen ; dann in dem Behälter an der Mauer die Zelt- und Firststangen und die Knäufe und Fahnen darauf , ebensoviele Raisfähnlein zu den Raiswägen.

Im Hüttlein am neuen Haus lagen die Zeltpfähle.

In diesem Zeughauſe ſtanden auch

10 Truhenkarren und auf jedem Karren 55 Handbüchsen der finweln oder runden mit dem e und noch 7 Büchsen, ferner 9 Stübich mit 10000 Hauspfeilen und alle Ringe zum Hauen der Büchsenſteine, vom größten bis zum kleinsten, deren jeder mit den Zeichen und Buchstaben , die die Büchſen führten, bezeichnet war. Jahresb. des historischen Vereins. 1864.

9

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Vorrath an Pulver, Schwefel , Salpeter , Pech, Kohlen und anderm Material : In den zwei Gewölben am Treiberg, und zwar in dem ersten Gewölbe mit dem schwarzen H, 67 Fässer mit Feuerwerk, ein Theil davon zu Feuerpfeilen hergerichtet, im Ganzen bei 45 Zentner, 17 Fässer mit schlagendem Feuerwerk, um einen Sturm abzuschlagen, 12 Feuerkugeln, die man aus der Büchse mit dem F, schoß, viele Pechringe zum Anzünden bei Nacht, und eine versperrte kleine Truhe mit heimlichem Feuer „ auf etlich ſtund“, dann im hintern Gewölbe mit dem schwarzen I, 26 Fässer mit Pulver, große und kleine, im Ganzen bei 50 Zentner, und

11 Fässer mit unge-

läutertem Schwefel. Im alten Zeughaus beim innern Lauferthor 60 Fässer mit Salpeter, jedes bei 2½ Zentner schwer, im Ganzen bei 150 Zentner , etliche Lageln mit Venediſchem

Schwefel bei

100

Zentner,

1 Stübich mit Fußeisen, viele Pfähle mit Fußeisen und unten auf dem Boden im Loch etliche Schaff mit Harz. Auf dem ersten und zweiten Boden des Faulthurms

84 Fäßer mit geläutertem Schwefel,

jedes Faß zu 2½ Zentner, und auf dem obern Boden unterm Dach 51 Fäſſer mit Salpeter , jedes Faß zu 2½ Zentner, dann 12 Stübich mit Feuerpfeilen, 16 Fässer mit Feuerkugeln und 5 Fässer mit gemalnem Schwefel mit beiläufig 16 Zentnern. Im Zwinger ob dem Marstall in einer Abſeiten bei 40 Fässer ner, und in einer Stallung des Marstalls und

im Gewicht zu 100 Zent-

oben darauf viel Föhren- und Lindenkohlen zum

Pulver und in einem Kämmerlein neben dem Narrenhaus viele ungefaßte Feuerfäßlein, und im Pechthurm ob dem Münzgewölb am Marstall in einem Thürmlein , da wo man von St. Kathareinbrücken die Gaſſen hinaufgeht hinter St. Lorenzen, viel Harz und Pech. Im Gewölbe hinter St. Katharein mit dem blauen H, 34 Fässer mit Steinbüchsen-Pulver und Handbüchſen-Pulver bei 30 Zentner, ein Theil Ladung in einer kleinen Truhe mit Pulver zu den Büchsen mit 2 Strahlen und etliche Feuerkugeln. Im Gewölbe hinter dem Teutschen Haus mit einem grünen G, viel Harz und Pech. Im Zwinger vor dem Frauenthor rechter Hand 3 Scherm unter einer versperrten Hütten, und im Zwinger hinter der Peunt linker Hand, wo man von der Peunt in den Zwinger geht , ein grosser Scherm mit seiner Zugehörung unter der versperrten Hütten, und im Thurm dieſes Zwingers mit dem grünen F auf dem mittlern Boden etliche Fässer mit gemalnem faulen Buchenholz zum Feuerwerk und Rauchmachen und schließlich im Pulverhaus desselben Zwingers etliche Fässer mit „genewten kollen zu pwlfer vnd : gereden.“ Gewicht aller Bleibüchsen : Die Schermbüchsen mit den Thürmen , wigt jede 5 Zentner 48 Pfund , die Büchſen mit den 2 Strahlen, jede 4 Zentner 10 Pfund, die Büchsen mit halbem Strahl, jede 1 Zentner 10 Pfund, die Büchsen, die Gronwaldin genannt und in Eichenstiel gefaßt , mit dem b , jede 25 Pfund, die kurzen Büchsen, in Holz gefaßt, mit dem a, jede 18 Pfund, die kurzen Büchsen, in Holz gefaßt, mit

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dem b, jede 14 Pfund, die Sinwel -Bockbüchsen mit dem b, jede 21 Pfund, die neuen Hackenbüchsen mit dem c, jede 21 Pfund, die alten Hackenbüchsen mit dem c, jede

13 Pfund , die Hackenbüchsen

mit dem d, jede 8 Pfund , die Sinwel-Handbüchsen mit e , jede 5 Pfund, die Handbüchsen mit dem f, jede 5½ Pfund . Zahl der Thürme, Erker und Gänge. 1) In den Zwingern und Vorwerken. Im Zwinger unter dem Luginsland 12 Thürme. Auf dem Vorwerk vor dem Lauferthor 3 Thürme und 2 Gänge. Im Zwinger zwischen dem Laufer und Wöhrder Thor 3 Thürme. Im Zwinger unterhalb 4 Thürme.

des Wöhrder

Thürleins

Im Zwinger vor der Bleiche 2 halbrunde Thürme und 1 Gang.

Im Zwinger hinter St. Katharina 7 Thürme und 3 Gänge. Auf dem Vorwerk vor dem äußern Frauenther 1 Thurm und 2 Gänge.

Im äußern Zwinger vor dem Spitalerthor 7 Thürme, 1 Erker und 1 Zwerchgang . Im Zwinger auf dem Neuenbau 2 Thürme , einer davon Pfeifferthurm genannt. Im Bollwerk beim Frhersteg das Jrherthürl und ein Zwerchgang. Im Zwinger vor dem Neuenthor gegen das Wasser 1 halbrunder Thurm und ein kleines Thürmlein. Das Vorwerk vor dem Neuenthor. Das Vorwerk vor dem Thiergartnerthør mit einem kleinen Zwinger unter der Vesten und dem Kleinen Thürmlein an diesem Zwinger. Der Zwinger auf des Königs Besten mit cinem halbrunden Thurm.

Im Zwinger vor dem Frauenthor 10 Thürme und 4 Erfer.

St. Margarethenthurm auf der Veſten , der Sinwelthurm und das Steinhaus daselbst. Auf dem Vorwerk vor dem äußern Spitalerthor Das Vorwerk hinter Altnürnberg, und der Thurm 2 Gänge und 1 Erker. Altnürnberg. 2 ) Auf der hohen Stadtmauer. Der Thurm neben dem Fischbach und darnach Der Thurm Luginsland und nach ihm noch 4 an4 andere Thürme. dere Thürme. Der Thurm bei des . Georg Futers Stadel, gegen= Der Froschthurm und nach ihm nech 5 andere Thürme. über gegen die Karthäuser Gaſſe. Der ,,Vor weter" Thurm und darnach noch 3 Thürme. Der Hirtenthurm am Treiberg und noch 2 andere Thürme. Des Sturms Thurm gegen die Lodergasse und darnach noch 6 andere Thürme. Der äußere Lauferthurm und nach ihm noch 4 andere Thürme. Der äußere Spitalerthurm und darnach 6 andere Thürme. Der Wöhrder Thurm und nach ihm 4 andere Thürme. Der Thurm, genannt des Königs Thurm, hinter Der Wasserthurm mit den 4 Erkern. dem Teutschen Haus, und darnach 5 andere Der Thurm auf der Bleiche und der Thurm außen Thürme , wovon der lehte des Pfeiffer's Thurm an der Bleich hinter dem Wildbad. Der Wasserthurm hinter St. Katharina und nach genannt wird. Er liegt am Wasser, ihm 4 andere Thürme. Der große Thurm im Waſſer auf dem Neuenbau, Der Thurm hinter St. Katharina mit noch 5 an genannt der Schleierthurm, und darnach 1 Gang und 2 Thürme .. dern Thürmen. Der Thurm hinter der Beunt und darnach noch Das Neuethor und darnach 1 Thurm und 1 Thurm1 Thurm. stück unterhalb dem Thiergartnerthor. Der Thiergartnerthurm und oberhalb desselben unter Der Thurm mit den 4 Erfern des Kätels Garten der Beste ein kleines Thürmlein. gegenüber hinter der Peunt mit noch 1 Thurm. Der innere Frauenthurm , der innere Spitalerthurm Der äußere Frauenthurm und darnach noch 5 an= dere Thürme. und der innere Lauferthurm. Summa bei 150 Thürme ohne die Erker und Gänge.

9*

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1. Viertel am Weinmarkt. Das Viertel am Weinmarkt hebt sich an mit der were ¹ ), mit dem Newen Turm Im waſſer 2), vnd geet vnz an das Newe Tor vnd Turm vnd vorwerck mitsampt dem Newentor vnd vorwerck, vnd sind vierteilmeiſter Wilhelm Löffelholcz, Hans Pirckheymer . 3) So man ein gemaine wache haben sol , So sullen die vierteilmeister bestellen auf den newen Turn Im wasser zwen Erber mann vnd zwen veber die pogen auff den gangck, vnd zwen In den zwinger oder vorwerd vor dem Turnn vnd zwen In das newe vorwerck bey dem Jrher steg 4 ) , vnd vier In den zwinger vom Newentor gegen der Pegnitz, vnd zwen erber mann auff das Newtor, facit 14 weppner. Nota ob man aber dise Stat berennet, zu nöten oder belegern meynet, vnd so man die Sturmmglogken an einander leutet, so sol sich meniclich von statt an anwappen , vnd mit seiner were sich fügen zu seinem hauptmann ; so solten die Hauptleut fürbaß beschiden werden von den vierteilmeistern an die Stette vnd ennde In der ordnung als hernachgeschriben stett : Item Hanns Gartner vnd Hans Ewgel mit Iren hauptmanſchafften haben bey 80 personen, damit sollen sie bewaren den grossen Turnn Im waßer vnd das vorwerck dauor, vnd den gangk ob dem Swypegen ; vnd man sol Ju darzu geben 3 püchsenmeister vnd ein hauptmann mit 10 hantpüchsen. Item Jorg Kezel, Conrad Kelner vnd Caspar Spalter mit Jren hauptmanschafften haben bey 100 personen, damit sollen sie bewaren den zwinger vom Newentor gegen dem waſſer, vnd darzu ſol man In geben 4 püchsenmeister vnd ein hauptman mit 10 hantpüchsen . Ott Sulmaister vnd Conrad Topler mit Iren hauptmanschaften haben bey 90 personen , damit Darbu sol man In geben zwen sullen sie bewaren das Newtor, den Turnn vnd das vorwerck dauor. püchſenmeiſter vnd ein hauptmann mit 10 hantpüchsen. Frit Derer vnd Bartholomes Mayer mit Iren hauptmanſchafften haben bei 70 personen , damit söllen sie bewaren die hohen Mawer vom Newentor an vnz an das waſſer vud die zwey Türnlein darķu , vnd man sol In geben zwen püchssenmeister vnd ein hauptmann mit zehen hantpüchssen . Niclas Weler , thoman Zeiler hauptmannschaft haben bey 80 personen ; damit sol er bewaren. den Swypogen an dem waſſer vnd das new vorwerck dabeh auf der erden ; darzu sol man Im geben zwen püchsenmeister vnd ein hauptman mit zehen hantpüchssen. Item So sol Hanns Vlstat mit seiner hauptmanschaft komen auff den weinmarkt 5) vnd do harren vnd beleiben, vnd was er von einem Rate und den obersten hauptleuten oder den vierteilmeistern gehaissen werde, daz er das also thu vnd gehorsam ſey. Item das obgeschriben vierteil hat bey 300 zynnen vnd Schrent , venster vnd Schießlocher In Turnen, zwingern vnd auff der hohenmawr. Item So steen do hernach geschriben die püchſenmeister mit dem groſſen werck 6) , die In das vierteil geordent seyn : Cung Moser, Spengler, Heinz pfnurr , wagner , Hanns Hübner , kirchenmeister , Dheß Swynde, flaschner, Senftenberger, huffmid , Cong pfnurr, goltsmid , lienhart Beheim, peutler , Hanns Mayr , Not--ſmid, Reinhart Müllner, herman kob, pürstenpinder, Heinz Manrieder. Nota die alle sizen In dem vierteil mit hause. Summa 11 püchsenmeister. Gesworen meister der Stat : Vlrich Imhof, Meister Hanns Vischer beh sant Claren. Nota auß der vorgeschriben ordenung , wo hederman hin beschiden ist auf Turm , Mawren, zwinger, pleße, Möchten die vierteilmeister nach eines Naß geheißen an ein yglich ende , als sie beschiden sind, von denselben beschiden ein vierteil oder ein dritteil , oder ein halbteil oder ganz nemen , wie es dann not tette vnd Jn einem Rate auff dieselben zeite beslossen wurde, Also daz der wechsel mit den leu1) Die Festungswerke dieses Viertels umfaſſen den nordwestlichen Theil der Stadt. 2) Tem segenannten Schleierthurm. 3) Die Namen dieser beiden Viertelmeister sind mit anderer, wie es scheint, jüngerer Schrift geschrieben. 4) Am Hallerthürlein unmittelbar vor dem Ausfluſſe der Pegniß aus der Stadt. 5) Der Play hinter St. Sebald in westlicher Richtung. 6) Das große Geschüß.

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ten mag gemacht werden allenthalben , vnd die vorgeschriben ordnung dennoch nicht zubrochen wurde. Auch möcht man den Achtteil nennen. zewg In dem vierteil auf den Turnen vnd Im zwinger : Item In dem groſſen Turen auff dem waſſer, do das prawn A anstett, 15 kurzer püchſſen in Holz geuaßt mit dem A, 34 Hackenpüchsen ) mit dem D , etwieuil ladpüchslein , ladeysen , Rawmeysen, triechter, 16 hemer, 2 mülterlein 2 ), bey 2000 pleykugeln, 2 veßlein mit fewrkugeln, 12 seck mit puluer, macht bey 60 Pfund, 62 armprust, bey 6000 pfehlen, 7 Spanpocklein 3), 1 Raißpand und ein Raißſennen. Item auf dem gang von dem genanten grossen turen biß an den Turen mit dem prawn b 12 zynnen vnd 12 Schrenz . Item vom prawn b biß an den Turen mit dem prawn C 21 zynnen vnd 6 Schrenß. Item vom prawn C biß an den turn mit dem prawn d. Das ist das new tor 16 zyumen vnd 15 Schren . Item auf dem Newentor 18 kurz püchsen In holz gemacht mit dem A , 12 Hackenpüchſſen mit d, bey 1000 pleykugeln, etwieuil ladpüchsen, ladeysen, Rawmeyſen vnd Trichter, 10 hemer , 2 mülterlein, 2 veßlein mit fewrkugeln, 16 Seclein mit puluer vud 1 Michler ) sack mit puluer, macht alles bey eim Zentner, 35 armbrost, 35 zerff 5), bey 3000 pfeylen, 5 Spanpocklein, 1 Raiſpank vnd ein Rayſſenne. 3 winger : Item Im vorwerck vor dem grossen turen Im waſſer 1 Steinpüchſſen mit zwey kreußen ®) , auff eim nydern gerüßt, 1 Steinpüchsen mit 1 Kreuß, auch auff eim gerüßt, bey hundert Steynen ) , 2 ladschauffeln, etwieuil rawmeysen, fürsleg, Tamhader vnd tamholzer 8) , 1 pehhel , 1 hamer , 1 Slegel vnd ein Mülterlein. Item Im zwerchgang zwischen dem Jrher Steg vnd dem Schoßgattern 1 Steinpüchsen mit eim Kreutz, auf eim hohen gerüßt, 1 kleine eyßnein püchsen In einer laden mit eim halben Kreuz, 1 pock: püchß ) mit eim b, 4 hackenpüchsen mit eim d, bey 90 steinen , bey 500 pleykugeln , 1 ladſchauffel, etwieuil ladpüchslein, ladeysen, Rawmeysen, Triechter, fürsleg, Tamhadern, tamholzer , 1 peyhel , 1 hamer, 1 Slegel vnd 1 multerlein. Item In dem Turnlein Im zwinger am ec gegen dem Jrher Steg 1 Steinpüchsen mit eim kreuk, bey 10 ſteinen. Item von demselben Turnlein biß an das vorwerck vor dem Newentor 24 zynnen, 12 Schrent. Item Im vorwerd vor dem Newentor 15 zynnen vnd 13 Schrent, darinn ein Steinpüchsen. mit 1 Kreutz, 4 Hackenpüchsen mit dem d, bey 80 Steinen, bey 550 pleykugeln , 1 ladschaufel , ettwieuil ladpüchſlein, ladeysen, Nawmeyſen , Triechter, fürsleg , Tamhadern vnd Tamholzer , 1 peyhel , 1 hamer, ein Slegel, ein multerlein. Ordnung der Viertelmeister im Viertel am Weinmarkt. Nota es sol ein heder vierteilmeister mit teglichem fleisse verpunden sein bey dem aide , wo ein Hauptman mit tode abgieng oder nicht anheim oder krank were , daz er einen andern an desselben ſtat mache oder seße, (der) der Hauptmanſchafft vor sey, In aller maße als hener. 1) Büchsen, die mittels eines Hackens auf ein Geſtell gelegt werden konnten. 2) Mulde, ausgehöhltes flaches Gefäß. ³) Dieſes und die folgenden zwei Worte werden wahrscheinlich Werkzeuge 2c. 2. zum Spannen der Armbrüſte bedeuten.

4) Großer. 5) Jedenfalls ein Bestandtheil der Armbrust oder ein dazu gehöriges Werkzeug, vielleicht Stüße, auf die die großen Armbrüste beim Abschießen gelegt wurden . 6) Bezeichnet das Kaliber des Geſchüzes. Steinbüchsen sind Kanonen, aus welchen Steinkugeln geschossen wurden. Steinkugeln zu den Steinbüchsen. *) Dieses und das vorausgehende „ Tamhader“ dienten zur Befestigung der Kugeln in den Büchſenläufen. 9) Eine kleine Steinbüchse, die 2 bis 3 Pfund schoß und vorn 2 Füße auf Nädlein hatte.

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Nota daz sie aufsehen haben, So man den leuten pewtt an die wach , daz sie Ir harnasch vnd were haben, vnd nicht abgeen ein yglicher von seiner lehe, do er hin beschiden sey. Ein heder bleib In seinem geschicke ¹ ) vnd gehorsam seins hauptmans ; vnd welicher das nicht hielt , In welicher maße das geschehe, das solten sie einem Nate fürbringen bey dem aide. Item sie sollen auch alle Jar vier stund zu allem zeug auff Türnen vnd In zwingern beſehen mitsampt dem zeugmeister, daz der nicht schaden nemen oder verloren werde. Nota wenn man die Stat belegert, da got vor sey, So sullen die vierteilmeister mit fleiſſe be= stellen, daz das puluer In den Turnen bewart werde, vnd anderßwo, vnd daz die püchsen nit verslagen 2) werden. Sie fullen auch Fren hauptleuten vnd vndertanen , die fie geprauchen , allweg sagen , was ein heder höre oder sehe oder vermercke, das In bedunckt schedlich sein der Stat , In zu wissen tun , einem Burgermeister oder den obristen hauptleuten, bey dem aide. Nota So man die Stat belegern wolt, da got vor sey, So solten die vierteilmeister die Slüſſel zu den Toren In Iren vierteilen zu Iren handen nemen vnd solten damit tun vnd halten , als In von dem Rate beuolhen wurde mit auff- vnd zusperren, bey dem aide. Nota die vierteilmeister sullen auch beuelhen Iren vndertanen , daz nyemant von keyner wache abgee, von Turnen, Mawren vnd zwinger oder anderswo, alslang vnß sie der vierteilmeister selber heißt abgeen ; So fullen sie mit guter stille abtretten vnd angeen. L Nota es fullen auch die vierteilmeister beschawen die leute, die sie bescheiden an die wache oder anderswo, daz nyemant ein andern oder sein knecht an sein stat sennde ; daz das nicht geschehe on derselben vierteilmeister laub 3) vnd wissen. Nota Es sullen die vierteilmeister, So man die Stat belegert, In Jren vierteilen kein hundt dulden. L Es fullen auch die vierteilmeiſter alle tag besehen , daz nicht mangel sey an pfehlen , puluer, Stein, Kloße ), allenthalben Ju Jren vierteilen, Auch Armbruste vnd ander ding, das not ist zu der were. .L Es fullen auch die vierteilmeister, verflissen sein, wenn es not tut, die genanten auf Turen vnd zu den Toren vnd auf die pogen (zu) hauptleute zu machen, vnd auf den pleyen, zwinger vnd allenthalben, wo es nott tette, also wo sie konnen vnd mügen, daz man die Genanten ) eynteile. Nota fie sullen auch in gedechtnuß haben, ob icht von gepewen vor Iren toren oder in den Gerten, das der Stat schedlich were, ob man das wolt abrawmen. Nota es ſullen die vierteilmeiſter verflißen (ſein) In Jren vierteilen, daz die Mülen vor fewr wel bewart vnd Rüstig sein. Item es fullen auch die vierteilmeister Jr losung beschaiden nicht anders dann als sie das ge= haißen werden vom Nate vnd Burgermeister vnd obersten hauptleuten. 6) Item Es ſullen die vierteilmeister halten die ordnung mit dem wechsel, an vnd ab zu geen an wach oder an wer, alle tage, So der tag angeet vnd die glock außſlecht. Item Es sullen die vierteilmeister an alle leze vnd ende vnd wache, wo es not tutt , da man Leute hyn bestellet, Als auff ein heden tage nach des Raß heißen beuelhen vnd bestellen wienil person. Item Es fullen auch die vierteilmeister In Iren vierteilen bestellen, daz alle Schöpfprunnen auff der gemayn mit ketten angehangen werden. Item es ſullen auch die vierteilmeister die hantpüchſſen, 7) Armbrust, und was darzu gehört, 1) Ordnung, in der die Aufstellung der Hauptmannschaft geschah. 2) Wehl gleichbedeutend mit dem heut gebräuchlichen Vernageln der Kanenen. 5) Erlaubniß. 4) Kloz oder Dammholz. 5) Das die ganze Bürgerschaft repräsentirende constitutionsmäßige Collegium nannte man die Genannten eder den größern bürgerlichen Rath. 6) Diese wurden aus den sieben älteren Herrn des Rathes gewählt. Zu ihnen gehörten auch die 2 Losunger, die an der Spite des Rathes ſtanden und das Staatsärar verwalteten. Die obersten Hauptleute hatten das Stadiſiegel, und ihnen mußte die Bürgerſchaft ſchwören 2c. 20. 7) Tragbare Feuerrohre.

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ordenlichen teylen auff die Turen, Mawern vnd In die zwinger, ob es not tette, vnd das bestellen vnd bewaren als es not ist. Item Es sullen auch die vierteilmeister bestellen zu folichen zeiten, daz nyemant gast ¹) bey Im hielt, Er hett dann vor der Stat gelobt vnd gesworen, trew, gewer vnd gehorsam zu sein. L.. Item Es fullen auch die vierteilmeister bestellen mit allen Fren Hauptleuten vnd In auff Ir aide empfelhen, daz sie allen Jren vndertanen auch auff Ir aide empfelhen, Alsbald fie die Sturmglogken an einander hören leuten , daz sich dann hedermann anwappen , vnd on alles vertzichen dahin gee Auf Turen, Mawer, zwinger, vorwerck, gätter oder do Ir veder hingeschickt iſt ; vnd welich vor zu der wach geschickt weren , die sullen auch an denselben Stetten, dahin sie geschickt sein, beleiben , Also daz he nyemanz von seiner ordenung geen sol, Alslang biß daz sie Ir vierteilmeiſter ſelber von dannen heißen geen vnd als Jr hedes ordnung steet. Item was auch den vierteilmeistern, Iren hauptleuten vnd vndertanen empfolhen ist, das ſol Ir yeder außrichten, vnd auch darzu wartten, daß es außgericht werde, bey dem aide. Item ob das were, ob dhein Rumor oder geschrey wurde, oder ob es in der Stat prünne, oder daz man die Sturmmglogken an einander leutet, vnd daz man yemands von der vierteilmeister wegen von seiner ordnung gepüte abzugeen, daran sol sich doch nyemang keren , Sunder daz dennoch hedermann an seiner stat , do er hin geschickt ist , bleiben ſol, bey seinem aide , Alslang vnz daz In ſein vierteilmeiſter selber heissen abgeen, vnd als vorgeschriben stett. Item man sol auch den vierteilmeiſtern von dem hause 2) leyhen panzer vnd andern harnasch, daz sie das fürbaß leyhen den leuten In den vorstetten, die da wachen vnd hütten sollen. Vnd fullen auch die vierteilmeister die wache alle nacht selber schawen. Item das auch yeder vierteilmeister eigenlich merck, wer sein ordnung nicht halte , daz er den oder die einem Burgermeister vnuerzogenlich beschriben gebe, vnd nyemanß daran ſchone, vnd die ſol man dann zu stund an straffen. Die vierteilmeister sullen auch den Hauptlenten, vnd wem man der Stat harnasch oder zeug beuylht, antwort oder leyhet, empfelhen auf Ir aide, daz sie denselben zeug vnd harnaſch getreulich bewarn, daz des icht verloren , Sunder wider geantwurt werde. Es sol auch ein heder ein Holzhacken haben, der sust nicht harnasch hat. Item es ſullen auch die vierteilmeister schicken, daz auf den Mawern, Turnen vnd Jn den zwingern vnd vorwercken In Iren vierteilen wurfstein ³) genug seyn. Item die vierteilmeister ſullen auch denn bestellen, daz heder Jr hauptmann beschreib , wer und wieuil pferde ein yglicher In seiner hauptmanſchaft habe; vnd dieselben schriffte fullen dann die vierteilmeister von allen Iren hauptleuten nemen vnd einem Burgermeister antwurten. Nota es sullen die vierteilmeister In acht haben, Iren vndertanen zu bieten , die Slöt zu fegen vnd waſſer zu setzen zu solichen zeiten , In den man sich dann besorget , vnd ketten, 4) Stöcke, Sloß, hocken beschawen. fre Nota Es were auch gut, daz man allwegen veber vier Jare In der ordnung, als oben geschriben steet, die Hauptleut vebersehe, ob sie icht tode oder verendert weren worden, daz ander mit namen eingeschriben würden. Es were auch gut , daz ein yeder Hauptmann sein letz west, oder wo er hyn beschiden were mit ſeinen vndertanen zu der were oder zu der gehorſam. Der Vierteilmeister Ayde : Es sullen die viertailmaistere sweren zu den heiligen, das Sie den obersten haubtleuten gehorsam 1) Gastfreund, Fremde. 2) Zeughaus der Stadt. 3) Bedeutet Büchsensteine. Die Schleudern oder sogenannten Pleyden, zu denen man ebenfalls Wurfſteine ge= brauchte, waren in der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts faſt ganz außer Gebrauch gekommen. 4) Mit welchen die Straßen gesperrt werden konnten. Eie waren zum Theil an Stöden, zum Theil an den Häusern selbst befestigt und durch Schlösser gesperrt.

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sein, was sie die heyssen thun von des Rat wegen, der alle Jare vmb fant Walburgen tag erwelet wirdet mit der merern menig Schöpffen-Razz vnd der genanten als von alter mit guter gewenhait herkomen ist, das sie das thun. Wer aber, das ein sach als gehe were, also das sich ein krieg oder zweyung erhübe oder erheben wolte, das man des Raz alspald nit gehaben mochte , wenn dann die obersten heubtleute Sie oder Jr vnterthan ermanten, So sollen sie. Inen gehorsam vnd geuolgig sein als uerr sie konnen vnd mogen on alle argelist vnd geuerde, das das vnterstanden werde ; vnd sie sullen auch die heubtleute vnd Ir vnterthan nicht anders heyssen thun denn das sie von Ratz wegen oder von den obersten Heuptleutten, ob die sach als gehe were als vorgeschrieben stett , geheyſſen werden. Wer auch, das der obersten heuptleute einer oder mer abgiengen, oder ob die burger vom Nate einen ändern an deſſelben ſtat geben, den solten sie gehorsam vnd geuolgig sein in allerweyse als vorgeschrieben stet , bey demselben Ayde , an alle geuerde. Auch sullen die viertailmeiſtere in Jrem Viertail alle Stock, hacken, Sloß vnd was darzu gehört zu dem mynsten alle goltuaſten besehen vnd beschawen , das die ganz vnd gerecht sein , damit die Stat bewart sey. Ordenung des fewers. Zum Ersten, ob des nachh ein fewer außkome , man slug an die Sturmmglogken oder nicht, So fullen die Scharwachter das den hauptleuten, die veber die fewr gesetzt sein , vnd auch den vierteilmeiſtern deſſelben vierteils, do és Innen prünne, on alles verziehen zu wissen tun, vnd die Scharwachter darnach von stund an wider an Ir ordnung geen; So sullen sich die obgemelten Hauptleute vnd vierteilmeistere von stund an zu dem fewr fügen, die leute, die darzu gehören , anschicken vnd ordinieren vnd nach dem pesten darob sein, daz solich fewr geleschet, vnd ander ding nach notdurfft fürgenomen vnd ge= handelt werden . Vnd ob mer denn ein fewr außköme, So sol ein yeder bey seinem aide gepunden sein , sich von stundan wider In sein vierteil zu fügen, vnd was fürbaß mit Im geſchafft wirdt, den gehorsam zu seinz Außgenomen die, die vor zu dem fewr geordent weren, die sullen In Frer ordnung beleiben. Die vierteilmeister vnd hauptleute sullen auch In dem vierteil, do es prynnt, von statt an darzu schicken lang vnd kurz laittern , groß vnd chein fewrhocken. Es sullen auch alle prunnenmeister guten fleiß tun, daz sie ketten an Iren prunnen haben vnd veberige sayle. Item Man sol auch bestellen gein sant Sebalt In die parkammern ¹ ) 70 schaff auff einem karren, die ſullen die vierteilmeiſter darinnen zu holen bestellen, So es nott tut. So sol der meßner geflissen sein, soliche Schaff In guter Acht zu haben, daz die an kein ander ennde denn zu dem fewr gebracht werden, vnd daß die allweg ganz vnd vertig seyn ; vnd ob keinerley daran gebreche, daz er das den vierteilmeistern zu wissen twe, damit Soliche schaff wider geuertigt vnd gepessert werden. Se sol man auch bestellen In yedes Tor vnd Türlein , Sperrers hause 10 Schaf. Dieselben Sperrer fullen auch gepunden sein, Soliche schaff bey In vnuerruckt vnd in acht zu haben , daz die icht erlechſſen oder verloren werden ; vud wenn es In Ir Ryfier prynut , So sullen sie foliche Schaff on uerziehen zu dem fewr bringen. Es sullen auch yedem vierteil hie In der Stat vier meßein Sprühen geben vnd geordinirt werden, die die vierteylmeister eins yglichen vierteils behalten sullen ; vnd In welichem vierteil fewr außfumpt, So sullen die vierteilmeister soliche sprühen darzu bringen, vnd an die ennde teylen , da sein am nötigiſten ist. Es sullen dieselben vierteilmeister bestellen zu dem Newentor 8 Mann , zu dem Jrhertürlein 8 Mann, vnd zu dem nehsten Swinpegen vnd schoßgattern am Jrhertürlein auch 8 Mann. Dieselben Mann auch yeh namhafft gemacht vnd als vorgeschriben stett geordinirt werden fullen , Also wenn mer denn ein fewr hie In der Stat außkumpt, So sullen dieselben bestellten menner gewappent mit Jrer were an das end als sie von Iren vierteilmeistern geordent sein, vnuerziehen komen ; vnd dieselben fullen auch

1) Emporien und Dachböden.

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Ir heder an seinem geordenten ennde daselbs sein empsig vnd fleissig zusehen vnd die ding wol In acht haben ; vnd ob sie icht verlichs da ſehen oder erfüren, das ſol Ir einer einem Burgermeister vnuerziehen zu wissen thun ; vnd dieselben sullen auch alslang da beleiben vnd nicht abgeen biß das sollich fewr gedempt oder sie abgefordert werden.

Viertel am Milchmarckt. Bierteilmeister am milchmarckt Sein Mertein Holczschuer vnd Endres Tucher , der heder hatt In seinem hawß fünfzehen lyderen Eymer, vnd zwu gress Sprüczen In einem lyderein Sace. 1) Das vierteill am Milchmarckt 2) hebt sich an mit der were vnd zwynger oberhalb dem Newen thore vnd vorwerck als man hynauß geet auff der Rechten handt, vnd Nemlich auff der hohen Statmawer an dem nechsten Thurnn ob dem Newen there, der mit einem grün. S. gezeychent ist, vnd geet also hynauff pyſs an die vesten, mitsampt dem vorwerck vor Thyergartner there vnd dem thurnn mit dem grünen r bezeichent, auff der hohen Statmawer, oberhalb thyergartner thors. Item die vesten Ist auch In dem vierteil ; die bewaren die obersten hawbtlewt In dem zwynger vnd sunst mit der were allenthalben Im Schloß. Item das hawss genant der Bergkfrydt mitsampt , der Schlachprucken vnd Erdern hyndten hynauss, auch der hochen Statmawer vnd dem thurnn, alt-Nüremberg 3) genant, gehört auch In das vierteil mit der were. 4) So man ein gemaine wach haben sol, So sullen die vierteilmeister bestellen in den zwinger vom Newenthor vncz zu Tiergartner thor vnd in das vorwercht vor Tiergartner tor fünff weppner vnd auf den thurnn zwen erberg man vnter, vnd darzu vier schüczen . Nota So man aber die Stat berennet, zu noten oder belegern mainet, vnd So man die SturmGlocken an einander lewtet, So ſol sich meniglich von Stat an auwoppen vnd mit seiner wer sich fügen zu seinem houptmann, So solten die Heuptleut fürbass beschieden werden von den vierteilmeistern an die Stet vnd ende In der ordnung als hernach geschriben stet : Peter Kraft , Jacob awer , Mertein löffelholcz am weinmargkt vnd Hanns löffelholez an der Smydgaſſen 5) mit Ir Houptmanſchäft haben bej 80 mannen ; damit ſullen sie bewaren das Tiergartner thor, den Thurnn mitsampt dem vorwerck, vnd die Mawr von dem Tiergartner thor hinauf biß an die veſten mitsampt den Türnulein vnd zwingerlein dazwischen ; darzu ſol man In geben drey püchſſenmeiſter vnd ein houptmann mit zehen Hantpüchſſen. Hanns Müllner mit seiner Houptmanſchaft hat bei 20 personen ; damit sol er bewaren die mawern von dem Tiergartner thor herabwerk gein dem Newenthor mitsampt dem Newgepawten thurm darnach. Darczu sol man Im geben zwen püchsfenmeister vnd einen houptman mit 10 hantpüchssen. Petter czelner mit seiner Hauptmanschaft hat bei 30 personen ; damit sol er bewaren die mawer hinab biß zu dem Newenther mitsampt dem thurnn dazwischen ; darzu sol man Im geben zwen püchſſenmeister vnd einn houptman mit 10 hantpüchssen. Jeronimus Haller, Heincz schawb, kuncz kammerer mit Zrer Houptmanfchaft haben bey 70 personen; damit fullen sie bewaren den zwinger vor dem Tiergartner thor biß zu dem Newenther ; vnd darzu sol man In geben drey püchssenmeister. Vlrich offner, hanns schürſtab , Walther Prüting , Linhart Pehaym, Jorg stramer ..... mit Jr

1) Nämlich Feuer-Eimer und Feuersprisen , die bei Feuersgefahr an die Leute im Viertel vertheilt wurden . Die Spriten waren von Meſſing und mit dem Stadtwappen bezeichnet ; eine koſtete acht alte Pfund. Die Eimer waren mit einem N. bezeichnet ; jeder kostete 4½ Pfund alt oder auch 4 Pfund alt und 18 dl. 2) Die Festungswerke dieses Viertels decken die Stadt gegen Nerden. 3) Oder der fünfectige Thurm. 4) Die Beschreibung des Umfangs und der Ausdehnung der Festungswerke in diesem und den nächſtjolgenden Vierteln ist dem im hiesigen k. Archiv hinterliegenden Baumeisterbuch des Endres Tucher v. J. 1464 entnommen. 5) Zicht sich unter der Veste in westlicher Richtung gegen das Thiergartnerther. Jahresb. des historischen Vereins. 1864, 10

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Houytmanſchaft ſullen komen vff den placz am milchmargkt¹) vnd da harren vnd bleiben , vnd was ſie von einem Rate vnd den obristen Houptleuten oder den vierteilmeistern geheissen werden , das sie das thun vnd gehorsam sein. Heinrich Toppler mit seiner Hauptmanschaft hat bej . .. .. . person ; damit sol er bewaren das hawß, der Berckfrid genant auff der vesten, vnd die Erder an dem hawß, die da dienen zu dem thor daselbs mit der slagprucken, vnd die Maur vom Berckfrid biß zum luginßlant 2 ) mitsampt dem turrn AltNürmberg vnd dem vorwercklein davor ; darczu sol man Im geben .... püchsenmeister. Nota in dem vorgeschriben viertel sind pey 250 zynnen vnd schrenz In den czwingern , obern Maur vnd thurnen. Item so steen do hernach geschriben die püchsenmeister mit dem grossen werck , die in das vierteil geordent sein vnd hewßlich darinn siczen : Hanns Hamer, schreyner, Hartman vnuerdroſſen, Retſmid, Heinz Pochstorffer, slosser, Vlrich pürstenpintter, Fricz Spalter, Hanns kliber, weinschenck , Hanns Sigwein , Albrecht Hewgel, Sneprer, geschworen meiſter. Zeug in dem viertel auf den Turen vnd Im zwinger : Item vom newentor biß an den turn mit dem gelben a 19 zynnen vnd 12 Schrenz. Item vom Gelben a biß an den Turn mit dem gelben b 14 zynnen, 10 Schrent. Item vom gelben b biß an den turn mit dem Gelben e 19 zynnen. Item auf dem Tirgartner tor 12 kurcz püchsen in holz geuaßt mit dem a ; 25 kurz püchſen in holz geuaßt mit dem b, bey 2000 pleykugeln , etwieuil ladpüchslein , ladeysen, Rawmeysen , Trichter, 10 hemer, 2 mülterlein, 2 veßlein mit fewrkugeln, 11 Secklein vnd ein grossers mit puluer , macht bei 60 pfund, 54 armprust, 32 zerff, bey 3000 pfeiln, 6 Spanpock, 1 Raispanck vnd 1 Raiſsennen. Item von dem Tirgartner tor biß an den turn mit dem gelben d 6 zynnen, Item vom gelben d biß an die vesten 2 zynnen vnd 3 Schrent . Item in dem turn alt Nüremberg 5 kurcz püchsen in holcz genaßt mit dem a 4 kurcz püchsen in holz geuasßt mit dem b, 18 hackenpüchsen mit dem d, bey 1500 pleykugeln, etwieuil ladpüchslein, ladeisen, Rawmeysen vnd Trichter, 2 hemer, ein mülterlein, bey 20 Pfund puluers, 2 veßlein mit fewrkugeln, 17 armprust, bey 1000 pfeylen, 4 Spanpock. 1 Reispand vnd 1 Raiſſenne. Item vom Vergfrid biß an alt Nuremberg vnd In vorwerglein vor alt Nüremberg 14 zynnen vud 12 Schrens. Item von alt Nüremberg biß an den turn Luginsland 6 zynnen vnd 4 Schrenz.

3 winger : Item vom Newentor In dem zwinger biß an das Tirgartner vorwerck 61 zynnen vnd 23 Schrent . Item in dem turn genant des ewlnsmids turn 1 kamerpüchsen 3) mit eym kreuß vnd 3 kammern auf cym hohen gerüßt , 1 kamerpüchsen mit cym kreutz vnd dreven kammern auf eim nidern gerüßt, 2 hackenpüchsen mit dem b, 6 hackenpüchsen mit dem d , bey hundert Stein , bey 600 pleykugeln , 2 ladſchauffeln, etwieuil ladpüchslein , ladeysen , Rawmeysen , Trichter , fürflege , Tammhadern vnd Tamholzer, 2 peyel, 2 hemer, 2 Slegel vnd 2 mülterlein, vnd dabey ein ledig nyder gerüßt. Item Im vorwerd vor Tirgartner tor 17 zynnen vnd 18 Schren ; darjun 1 Steinpüchsen 12 freut, 4 hackenpüchsen mit dem c , 4 Hackenpüchsen mit dem d , bey 90 steyn , bey 600 pleykugeln, 1 ladschawffeln , etwieuil ladpüchſlein , ladeysen , Nawmehsen , Trichter , fürsleg , Tamhadern , Tamholzer, 1 peyel, 1 hamer, 1 Slegel vnd 1 mülterlein. Item Im ganng oberhalb Tirgartner ter vnter der vesten 1 Steinpüchsen mit cym kreuß uf eim .

1 ) Der Platz, der sich von St. Morigenkapelle in der Richtung gegen das Thiergartnerthor ausbreitet und gegenwärtig Albrecht Dürers -Platz genannt wird. 2) Dieſer Thurm ſteht östlich und ist an das Kornhaus oder die sogenannte Kaiſerſtallung angebaut. 3) Zu den Läufen dieser Büchsen hatte man stets mehrere Pulverkammern , die man vom Laufe wegnehmen und laden konnte, während die bereits geladenen an den Büchsenrohren befestigt und abgeschossen wurde.

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Nidern gerüßt, 3 pockpüchsen mit dem b, 6 hackenpüchsen mit dem c, bey 60 Stein, bey 600 pleykugeln, 1 ladschawfeln, u. s. w. wie oben. Item in demselben gang 7 zynnen vnd 16 Schrenß.

3.

Viertel bei

St.

Egidien.

Vierteilmeister In Sant Egidien Vierteil Sein Berchtolt Pfinczing vnd Hans Lemlein, der heder hat In seinem hawss Fünfzehen lyderen Eymer vnd zwu gross Messen Sprüczen In einem lyderen Sacke. Das Vierteil zu Sant Gilgen ¹) hebt sich an mit der were vnd zwynger mit dem Luginslandt, der mit dem Swarczen a bezeichent ist, vnd geet also hynab mitsampt den zwyngern darvor vnd der hochen Statmawer zu dem ewſſern Lawffer thore vnd thurm, der mit dem ſwarczen P gezeychent Ist, mitsampt dem vorwerck vor demselben ewſſern lauffer thore, gehört alles In das vierteyll.

4. Viertel am Salzmarkt. Anthoni Tucher vnd Nicklas Gross Sein vierteilmeister Am Salczmarckt ; der heder hat Inn ſeinem hawſs fünfzehen lyderein eymer vnd zwu gross sprüczen In einem lyderen Sack. Mit der were vnd zwinger hebt sich das vierteyl am Salezmarckt 2) an vndlerhalb des ewſſern lauffer thors vnd vorwercks, als man hynauß geet auff die rechten handt vnd Nemlich auff der hohen Stat Mawer an dem lauffer thurnn, der mit dem swarczen P gezeichent ist , vnd geet hynab für das werder thürlein 3) vnd veber die Begnicz, die bey der seytten herein In die Stat geet, vnd geet byß auff den waſſer turnn, der hyndter Sant kathereiu weyer Stet vnd mit dem Ploben G gezeichent ist ; dann derselb thurrn auch In das vierteyll gehört , vnd geet also verrer nach der Begnicz herab phß an die fleyschprucken, was auff die Nechten handt ist. So man ein gemeine wach bestellen sol, Sollen die vierteilmeister bestellen auf dem lauffer thurn zwen Erber man vnd zwen vntter das thor, vnd vier schüßen , vnd in den zwinger vnt für das werder Türlein vier man vnd auf die obern mawer darob zwen man, vnd von werder thürlein In den zwinger vnh an die Pegnitz drey man, vnd auf die hohen mawer dabey zwen man, vnd auf den pogen ob dem wasser vnz an das plab a drey man, vnd Innwendig der Stat vntten auf die erden für den Pogen zwen man, facit 24 man. So man aber die Stat berennet , die zu nötigen oder zu belegern mahnet , vnd so man die Sturmglocken aneinander leutet, So sol sich meniglich von ſtat an anwappen vnd mit seiner wer sich fügen zu seinem Hauptman. So solten die haubtleut fürbaß geschiden werden von den vierteilmaiſtern an die Stett vnd ende In der ordenung als hernachgeschriben stet : Jeronimus Numel der elter mit seiner haubtmanſchaft hat bey 60 person, Steffan Negwein mit 40 personen. Die sullen mit Frem volk bewaren das vorwerck vor dem äuferm lauffertor , vnten vnd oben mitsampt den turnen daran ; vnd darzu ſol man yn geben drey püchſenmayſter. Heinz Gewder mit seiner haubtmanſchaft hat bey 30 person ; damit sol er bewaren die hohen Statmawer von dem ewſſern lauffer turn biß hinab an den turn am werder türlein mitsampt den turnen an derselben mawer. Sebolt Rieter vnd Hanns Gutmayr mit Irer Haubtmanſchaft haben bey 130 personen , die ſullen damit bewaren den zwinger zwischen dem werder türlein vnd den andern zwinger darnach biß hinab an die pegnig, mitsampt den turnen daran; vnd darzu sol man yn geben drey püchsenmayſter. Cont Imhoff hat bey 30 person, vnd damit sol er bewaren den Turn an dem Werder türlein, die hohen ſtatmawer mitsampt den turnen daran, biß hinab an den ersten hohen turn an der Pegnit am Schoßgattern. ') Die Festungswerke dieſes Viertels decken die Stadt gegen Nordosten. S. Einleitung. 2) Die Zwinger und Stadtmauern dieses Viertels umgeben die Stadt gegen Often. ³) Das Thor, welches in die Vorſtadt Wöhrd führt.

10*

76 Anthoni Tallner vnd Erhart Meyer mit Jrer haubtmanschaft haben bey 70 person ; damit sullen sie bewaren den Schoßgattern vnd Swigpogen Inwendig am Sandt ; vnd man sol yn darzu geben ein haubtman mit 10 hantpüchsen. Heinz Slüsseluelder vnd hanns Ryssnehder mit [ Irer] Haubtmanſchaft haben bey 90 personen ; damit sullen sie bewarn den ersten hohen turn daselbst an der Pegnitz am sant beym Schoßgattern vnd dieselben hohen mawer ober dem schoßgattern vnd den nechsten turn darnach an der Pleich biß an den turn, da das plab A anstet. Und man sol yn darzu geben ein püchsenmaister. Auß den vorgeschriben weren sint bey 350 schren , zynnen vnd schießlöcher. So fullen Jeronimus Kress , Karl Holzschuer, Heymeran zingel , Hanns hoffman , Friderich Awerbach , Herman schreppler , frizz vischer , Erhart wolff, Herman spilberger, vlrich ſcharpff, friz knyſling, Hanns Pawmgartner mit Iren vndertanen komen zuſamen auf den play am zotenberg ¹) , vnd do harren vnd pleiben, vnd was sie von eynem Rate oder den Obersten hauptleuten oder den viertelmaiſtern gehaiffen werden, das sie das also tun vnd gehorsam sein. So steen do hernachgeschriben die püchsenmayster mit dem großen werck, die in das virtail geordent ſindt vnd ſizen In dem virtail mit hauße : Cunt Gabler , Cunt Werniß , Heinz Hamer , Cunt Gewman , Hans Jacob , Hainh Nudolt, Hans Stawd, alle Rotsmid, Fritz Kaltenhauser, Drechsſel, Herman Ernst, Rinkelmacher , Heinz Wilhelm, püttner, Hanns dürr, mawrer, Krauß, flaschner, Hanns fleischman am zotenberg, Peter slegel, kandelgieſſer. Summa 14 püchsenmaister. Der zeug 3m vierteil am salczmarct In den turen , auf den hohen maurn vnd in dem zwinger : Ewser lauffer turn : Item in dem turn 6 hackenpüchsen in holz geuast, mit dem a , 9 hackenpüchsen in holtz geuaßt mit dem b , 7 hackenpüchsen mit dem d , bey 900 pleikugeln , etliche ladeysen , ladpüchslein , Rawmeysen vnd trichter , 8 hamer , 3 michel 2) seck mit puluer, mer 24 clein seclein mit puluer , Summa bey 12 centner puluers, 2 vaß mit fewerkugeln , 22 armbrust , bey 5000 pfeiln , 2 Naiſpanc , 2 Raiſſennen, 7 Spanpect, 42 zerf, 2 multerlein. Item zwischen dem Ewsern lauffer turn biß zum turm, do das Not A anstet, 16 zynnen vnd 13 Schrent. Item vom turnn mit dem roten A biß zu dem turn mit dem Roten C 14 zynnen vnd 17 Schrent. Item von dem Roten C biß an den turn mit dem roten D , das ist der werder turn, 7 zynnen vnd 14 Schrenz . Werder turn : Item in dem selben turn 11 kurt hackenpüchsen in holtz geuast, mit dem a , 6 kurz püchsen. in holz geuaßt mit dem b , 11 hackenpüchsen mit dem d , bey 2000 bleikugeln, etlich ladeisen, ladpüchslein, Nawmeysen, 2 multerlein, 24 armprust, bei 1000 Pfeilen, 1 Raißſennen, 1 raiſpank, 6 Spanpock, 9 hemer. Item zwischen dem turn mit dem Noten D biß an den turm mit dem roten E, 9 zynnen vnd 15 Schrent.

4 kur

Item zwischen dem roten E biß an den turm mit dem roten F 12 zynnen vnd 14 Schrent. Item von dem roten F biß an den turn mit dem roten G , 12 zynnen vnd 12 Schreny. Item von dem roten G biß zu dem roten H, 10 zynnen vnd 9 Schrenß. Item von dem roten H biß an den turn mit dem roten J, 8 zynnen vnd 8 Schrenz. Item in des Mollen turn, da das rot I anstet, 3 kurt püchsen in holz geuaßt, mit dem a, püchsen in heltz geuast, mit dem b, 17 hackenpüchsen mit dem d , 2 vaß mit sewerkugeln , bei

1) Nunmehr Dötschmannsplay genannt. 2) Große.

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1000 pleikugeln, 3 hemer, etlich ladeyſen , ladpüchßlein, rawmeysen , trichter vnd 1 multerlein , 29 arm= prust, 1 raißpand, 1 raissennen, 6 Spanpok, bey 1300 pfeilen. Item von des mollen turn biß an den turn, do das rot K anstet, 13 zynnen vnd 7 Schrenß. Item auf dem turn auf der pleiche, do das rot K anstet, 1 Steinpüchsen auf ehm hohen gerüst mit einem kreuß, bey 60 Stainen, 1 ladſchauffeln, etlich fürsleg, Tamhadern, tamrigel, 1 peyel, 1 hamer, 1 multerlein. Item von dem turn, do das rot K anstett, biß an den turn mit dem plaben A, 11 zhnnen vnd 6 Schrent . Zwinger: Item im vorwerck vor lauffer tor Im ersten turn vnd zwerchgang zu der linken hant , als man zu dem tor hinauß get , 1 Steinpüchß mit 1 kreuß auf ehm nydern gerüst , 1 potpüchß mit dem b, 6 hackenpüchsen mit dem d , bei 117 staynen , bey 730 pleikugeln , etwieuil ladeysen , trichter , fürſleg, Tamhadern vnd Tamholzer, 2 ladſchaufeln, 2 peyel, 1 hamer, I multerlein, 2 Slegel. Item im gang zwischen dem ersten vnd dem mittlern turn, 1 Steinpüchsen auf 1 hohen gerüst mit 1 freut, 2 pockpüchsen mit dem b vnd 2 slegel. Item Im mitteln turn Im vorwerck 1 Steinpüchsen mit eim kreuß auf eim nydern gerüst, 7 hackenpüchsen mit dem d , bey 90 Staynen , bey 950 pleikugeln , 2 ladschaufeln , 2 Peyel , 1 hamer. etweuil ladeysen, ladpüchslein, Raumeysen, fürsleg, tamhadern, tamholzer, Trichter, slegel vnd 1 multerlein, Item im gang zwischen dem mitlern vnd dem vnttern turn ein Steinpüchß mit dem kreuß auf eim hohen gerüst, 2 peckpüchsen mit dem b, 7 hackenpüchsen mit dem d , bey 100 Stainen , bey 400 pleikugeln, 2c. 20. Item Im vnttern turn vnd Im zwerchgang 1 Steinpüchsen mit eym kreuß auf eim nydern ge= rüst, 2 pockpüchsen mit dem b. Item in dem ersten turn vntterhalb des vorwercks vor lauffer tor gegen dem waſſern ein eyſnein clein Steinpüchsen mit dem halben kreuß auf eim vmbgenden gerüst, 6 hackenpüchsen mit dem C, bey 55 Stain, bey 430 pleikugeln 2c. 20.

6

6

1

6

Item zwischen dem ersten vnd dem andern turn 3 zynnen vnd 11 Schrent. Item Im andern turn 1 cysnein steinpüchs mit 1/2 kreuz auf eim hohen vmbgenden gerüst, hackenpüchsen mit dem C, bey 55 Steinen vnd bey 380 pleikugeln 2c. 2C. Item zwischen dem andern vnd dritten turn 4 zynnen vnd 14 Schrent vnd Schieflöcher. Item in dem dritten turn 1 Steinpüchsen mit 1 kreut auf eim hohen umbgenben gerüst, hackenpüchsen mit dem C, bey 80 steinen, bey 400 pleikugeln 20. 20. Item zwischen dem dritten und dem vierden turn, 4 zynnen vnd 22 Schrent vnd schießlöcher. Item in dem ersten turn vutterhalb werder türleins gegen dem waßer 1 Steinpüchsen mit kreuß auf eim hohen umbgenden gerüst, 6 hackenpüchsen mit dem d, bey 70 ſtainen, bei 700 pleikugeln 2c. Item zwischen vnd auf dem werder törlein 6 zynnen vnd 26 Schrenk. Item in dem andern turn vnterhalb werder türlein etn clein ſteinpüchsen mit dem halben kreuß, hackenpüchsen mit dem d, bey 80 stain , bey 500 pleikugeln 2c. 20.

Item zwischen dem andern vnd dem dritten thurn, 6 zynnen vnd 19 Schrent. Item in dem großen Ekettenturn vnd der dritt thurn vnterhalb werder türlein gegen dem waſſer 2 Steinpüchsen mit zweyen kreußen auf 2 nydern gerüsten auf redern, 2 kurz hackenpüchsen mit dem b, 4 Hackenpüchsen mit dem C, bey 60 stainen mit 2 kreuzen, bey 450 bleikugeln , 2 ladschaufeln , etwieuil ladeysen, ladpüchslein, trichter, fürsleg, Rawmeiſen , Tamhadern, Tamholzer , 2 hemer , 2 slegel , 2 pehel vnd 2 multerlein. Item zwischen dem dritten vnd dem vierden thurn 4 zynnen vnd 15 Schrenz vnd schießlocher. Item in dem Edturn am wasser nach dem werder thürlein 1 Steinpüchsen mit 1 kreut auf eim vmbgenden gerüst, 2 pockpüchsen mit dem a, 4 Hackenpüchsen mit dem d , bei 56 Steinen , beh 800 pleikugeln 2c. 20. Item zwischen dem vierden vnd dem obgenanten cdtürnlein 17 zynnen vnd 41 Schrent. Item auf der zwerchmawer am wasser 3 zynnen.

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5.

Viertel bei den Barfüßern.

Vierteilmeister pey den Parfuſen Cristom Imhoff vnd Steffan Haller, der heder hat In seinem hawß fünfzehen lyderein Eymer vnd zwu groß meſſen - Sprüczen In einem lyderen Sack. Das vierteil pey den parfüssen 1 ) hebt sich an mit der were vnd zwynger ucben dem Thurn, der do steet am wasser bindter Sant katherein, der mit dem ploben G gezehchent ist, vnd geet von demselben thurn hynauff mit dem zwynger vnd der hochen Statmauer hyndter der pewndt pyß an das vorwerck vnd vnd das ewsser frawen thore, das mit einem ploben r bezeichent ist doselbst. In dem vierteil Ist ein haubtmanschafft, die gehört In Hanns Imhoffs vnd Anthoni Holzschuers vierteil 2), Nemlich von dem Echawß am fischpach vorn an der pfandschmydt- Gaſſen, doran die Rotten topff steen, pyß hinhinter an das Eckhawß peh der alten Statmawer gegen Meister Lorenzen hoff veber, was der hewser an derselben Rychsen am vischpach sein vnd nit mer. Item so man ein gemeyne wache haben sol, so sullen die vierteilmeister bestellen zwen mann auff den Pögen vnd für den Pegen auff die erden 2 mann, vnd 4 mann in den zwinger vom frawentor vnz an das waſſer, vnd 2 mann auf die hohen mawr vom waſſer vnh an das frawentor ; facit 10 mann . Nota, So man aber die Statt berennet, zu nöten oder belegern meynt, vnd so man die Sturmglogken an einander leütet, do got vor scy, So sol sich menigclich von ſtadt an anwappen vnd mit seiner were fich fügen zu seinem Hauptmann, So selten die Hauptleute fürbaß beschiden werden von den vierteilmeistern an die Etett vnd ende In der ordenung als hernach geschriben steet : Item Ludwig sned mit seiner Hauptmanschafft hat bey 60 personen, vud sol damit bewaren den Turnn hindter dem wiltpad ) , da das plob A ansteet, vnd den gangk ob dem Schoßgattern dabey mit dem andern eckturn mit dem pleben b an der andern seyten, vnd man sol Im darzu geben zwen püchsenmeister mit dem großen werd vnd ein hauptmann mit 10 hantpüchsen. Item So sol Jörg Meylinger mit seiner Hauptmanschafft bewaren den Schoßgattern vnd Swypegen ynnwendig der Statt bey dem wiltpad mitsampt denselben weren vnd vorwerck ynwendig dauor, vnd der hat bey 70 personen . Item Peter Schön hat in seiner Hauptmanschafft bey 20 personen, vnd Eberhart Stetpeck hat in seiner hauptmannschafft bey hundert personen, die sollen damit bewaren das ewßer vorwerck vnd zwin'ger vom Schoßgattern bey dem wil pad an vnt hinauff zu halbem zwinger gen dem frawen tør mitsampt den Turnen an demselben zwinger, vnd man ſol In darzu geben 5 püchsenmeister vnd ein hauptman mit 10 hantpüchsen. Item Frizz Linck hat in seiner Hauptmanſchafft bev 100 personen ; damit sel er bewaren den andern halben teyl des zwingers hindter der pewnt lawrencij mitsampt den Turnen daran biß vollent hinauf an das vorwerck bey dem frawentor, vnd man sol In darein geben drey püchsenmeister. Item Herman Sternecker in seiner Hauptmanſchafft hat bey 30 personen vnd Cunt Schilher hat in seiner Hauptmanschafft bei 55 personen ; die sullen damit bewaren die hohen Statmawren mitsampt den 13 Turnen daran , von dem hohen Turn am Ect vom Schoßgattern an big hinauff an den großen Turun am frawentor , vnd sullen die egenanten zwen Hauptmann sich vereynen , welicher vndten oder oben beleib. Item Hanns Glockengiesser hat bey 40 personen vnd Herman Heberlein bey 60 personen In Iren Hauptmanschafften ; die sullen damit bewaren den Newen zwinger auff der schütt zwischen den zweyen Swynpegen mitsampt den zwayen turnen In demselben zwinger ; darhu sel man In geben 3 püchsenmeister mit dem großen werck. Item so hat Lenhart Hirsturgel In seiner Hauptmanschafft bey 30 personen , Cont Zinck bey 40 personen, Prawn von Aich 20 person , Vlrich Segensmid bey 80 perſon , Conrat Engler bey 30 personen ; die sullen alle kumen auff den Plaz vor den parfüssen zu Iren vierteilmeistern vnd da harren

1) Die Festungswerke dieses Viertels zichen sich gegen Südoſten. 2) Karhäuser Viertel. ³) Auf der Schütt am Einfluß der Pegnis in die Stadt.

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vnd bleiben, vnd was sie von eim Rate vnd den obersten Hauptleuten oder den vierteilmeiſtern gehaiſſen werden, daz sie das also tun vnd gehorsam sein. Nota : In dem vorgeschriben vierteil sindt bey 450 zynnen vnd schrentz In den zwingern vnd obern mawern. Item So steen do hernach geschriben die Püchsenmeister mit dem großen werck , die In das vierteil geordent sein: Cunt Meyenschein zu sant Martha, Cunt Smid bey sant Claren , Michel Smid , Sebalt Kutt ler, Zymmermann, Eberhart Span, Rudolff Wagner , Vlrich Steinprucker , Rotsmid , Hanns Thermann, Zymmermann , Hanns Moler Swob , Jacob Ninckelmacher , Gürtler in der Pewnt , Clas Puff, Notſmid, Diez Lobenschrot, klingensmid , Peßensteiner, Meßrer, Andres Pflawm , Nagler , Meister Hanns Glogken= gießer vnd sein Sun. Die siten alle in dem vierteil mit hawse. Hanns Gewmann, Salzer, Hanns Ammann, Notſmid, Herman Payr , Peter Pöhlinger , Harnaschpolierer, Hanns Winckler , Herman Newmeister , Peckslaher , Berchtolt lang , Kürstner , Vlrich Ernst, Rinckelmacher, Luz Storr, Vingerleinmacher. Die ſizen alle in Hannsen Grolants vierteil. Summa 26 Büchsenmeister. Der Zeug im Parfuser virteil in den turnen , auf der hohen mawer vnd in dem zwinger. Item in dem Turn hinter dem wiltpad, do das plob A anstet, 1 Steinpüchsen mit einem kreüß auf einem hohen gerüst, bey 60 Stein, 1 ladschaufel , etlich fürflege , Tamhadern , Tamrigel, 1 Peyel, 1 Hamer, 1 Slegel, 1 müterlein. Item vom Turn mit dem ploben A biß an den turn mit dem Ploben b auf dem gang 17 zynnen vnd 2 Schrent. Item in dem Turn hinter ſant Kathrein am waſſer, do das ploe b anstet , 5 kurz püchsen in holz gefaßt, mit dem a, 6 kurz püchsen in holz geuaßt , mit dem b, bey 700 pleykugeln , etwieuil ladpüchslein, ladeysen, Trichter, Rawmeysen, 2 vas mit fewrkugekn, 4 Hemer, 25 armprust, bey 700 pfeilen,: 1 Naispanc, 1 Naiſſennen, 6 Spanpock. Item vom ploben b biß an den Turn mit dem ploben C 20 zynuen vnd 9 schrent . Item vom C biß an den Turn mit dem ploben d 10 zynnen vnd 9 Schrenz. Item vom D biß an den Turn mit dem ploben E, 8 zynnen vnd 8 Schrent. Item von ploben E biß an den Turn mit dem ploben f 8 zynnen vud 9 Schrent . Item in dem turn mit dem ploben f 6 kurt püchsen in holz geuaßt, mit dem a, 34 kurg püchsen in holt geuaßt, mit dem b, bey 1000 pleykugeln, etwieuil ladpüchslein, lädeysen, Nawmeysen, Triechter, 11 Hemer, 2 vaß mit fewrkugeln, 47 armprust, bey 2000 pfeiln, 9 Spanpenck, 1 Naiſpand, 1 Naiſſennen. Item vom ploben f biß an den turn mit dem ploben g, 6 zynnen vnd 10 schrenz. Item vom ploben g biß an den turn mit dem h, 6 zynnen vnd 10 Schrent. Item vom h biß an den turn mit dem J, 6 zynnen vnd 9 Schrenk. Item vom I biß an den Turn mit dem K, 6 zynnen vnd 9 Schrent. Item vom ploben k biß an den turn mit dem I 6 zynnen vnd 8 Schrenk. Item vom I biß an den turn mit dem M, 6 zynnen vnd 9 Schrenz. Item von dem ploben M biß an den turn mit dem N, 6 zhunen vnd 8 Schrent. Item vom N biß an den turn mit dem ploben O, 6 zynnen vnd 11 Schrenz. Item vom big an den Turn mit dem ploben P, 6 zynnen und 11 Schren . Item vom P big an den turn mit dem 13 zynnen vnd 14 Schrent. Zwinger. Item in dem newen zwinger außerhalb des wildpads zwischen den Swibogen Item Im zwerchgang bey dem Swybogen am wasser hinter sant kathrein vnd in dem Syubeln türnlein daran 4 Steinpüchsen mit eim kreuß auf ehm vmblauffenden rad, 2 kurz hackenpüchsen mit dem b, 4 hackenpüchsen mit dem d, bey 80 stein, bey 800 bleikugeln, 2 ladschawfeln 2. 2 . Item in dem vorgenanten gang am wasser 3 zyunen vnd 5 Schrenz.

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Item Im gang, der verdeckt ist oberhalb des Synbeln türleins , 5 pockpüchsen mit dem at zeichen, vnd 2 kurz hackenpüchsen mit dem b, 4 hackenpüchsen mit dem d , bey 600 pleykugeln , etlich ladeysen 2c. 2c. Item Im gang 13 zynnen vnd 19 Schrent. Item in dem ersten turn nach dem Synbeln turn herauf gen frawen tor wärk , den man nent des Colers turn, 1 Steinpüchsen mit 3 kammern mit eym kreuß, 2 pockpüchsen mit dem b, 4 hackenpüchsen mit dem d , bey 100 Steynen, bey 720 pleykugeln, 1 ladſchauffel, etlich ladpüchslein, ladeysen, Rawmeysen, Trichter, flürslege, Tammhadern vnd Tammrigel, 1 peyel, 1 hamer, 1 multerlein , 2 Slegel. Item Im Erker darnach 1 pockpüchsen mit dem b. Item zwischen dem benanten Ercker vnd dem andern turn nach dem Synbeln turnlein 8 zynnen vnd 20 Schrenk. Item in dem andern turn, den man nennt des Eschenloers turn , 1 Steinpüchsen mit 2 kreuzen 2 pockpüchsen mit dem b , 4 hackenpüchsen mit dem d , bey 100 Steynen , bey 900 bleykugeln , 1 ladschauffeln 2c. 20. Item zwischen des Eschenloers turn vnd dem nesten erker 8 zynnen vnd 10 Schrenz. Item In dem genanten Ercker ein pockpüchß mit dem b. Item von dem egenanten Erder biß zum turn , genant des münchs turn , 14 zynnen vnd 42 Schrenz. Item in dem turn hinter der peunt Im zwinger , genant des münchs turn , 1 Steinpüchß mit 2 kreußen, auf ehm nydern treybenden gerüßt , 2 hackenpüchsen mit dem b, Item 4 hackenpüchsen mit dem d , bey 40 steynen , bey 750 pleykugeln , 1 ladſchauffeln 2c. 2c. Item zwischen des Münchs turn vnd den nehſten erckern gen frawen tor warz 13 zynnen vnd 22 schrenk . Item in demselben erder ein pockpüchsen mit dem b. Item von demselben ercker biß zu dem andern ercker hinaufwart gen frawen tor, 10 zynnen vnd 12 schrent. Item von demselben ercker biß an das ewsser frawen tor 6 zynnen vnd 7 Schrent.

6.

Das Viertel bey den Karthäuſern.

• Virteilmeiſter pey den karthewſern Hanns Imhoffe vnd Anthoni Holczſchuer ; der veder hat In seinem hawß fünffzehen lyderein Eymer vnd zwie groß Sprüßen, messen, In einem lyderen Sacke. Das vierteill pey den karthewsern ¹) hebt sich an mit der were vnd zwynger mit dem ewſſern frawen thore, das mit einem ploben 2c. bezeychent ist, mitsampt dem vorwerd vor frawen thore , das auch In das vierteil gehört, vnd geet also hynvmb gegen dem Spitaler thore mit dem zwynger vnd der hochen Statmawer pyß an den thurn, der mit dem Rotten I bezeychent ist ; derselb thurn gehört aber nit In das vierteil , Sunder In das ander vierteill darnach.

7.

Das Viertel am Kornmarkt.

Vierteylmeister am kornmarckt Hanns Voldkamer vnd Wilhelm Rumell, der heder hat in seinem hauss Fünfzehen lyderen eymer vnd zwu gross meſſen Sprüczen In einem lyderen Sack. Das Vierteil am kornmarckt ) hebt sich an mit der were vnd zwynger, auch auff der hochen. Statmauer mit dem thurn, der mit dem rotten C bezeichent ist ; derselb thurn dan auch In das vierteil 1) Umfaßt die Südseite der Stadt. 2) Zieht sich gegen Südwesten.

S. Einleitung.

81

gehoret, vnd geet also hynvmb biss an das ewiſer Spitaler thore , das dann mit dem grün A gezeichent ist, mitsampt demselben vorwerck dauor, das alles gehort In das vierteil. Item so man ein gemeyne wache haben ſol, ſo ſullen die vierteilmeiſter bestellen von dem grön A vnz an das vorwerck vor dem Spitaler Tor in den zwinger 4 mann , vnd auff die hohen Mawern 2 mann, vnd in das vorwerck vor Spitaler Tor 2 erberg mann vnd 4 schüßen darzu, vnd auff den Spitaler Turn 2 erber mann , facit 14 .... weppner. Item so man aber die Stat berennet , zü nöten oder belegern meynt , vnd so man die Sturmglocken an einander lewtet , so sol sich menigclich von stat an anwappen, vnd mit seiner wer sich fügen zu seinem Hauptman. So sullen die Hauptleute fürbaß beschieden werden von den vierteilmeistern an stett vnd ennde In der ordnung als hernach geschriben steett. Item Friz Muffelein vnd Heinz Kustrich mit ir Hauptmanſchafft haben bey 70 perſon, vnd die ſullen mit denselben iren vndertanen bewaren die hohen Statmawr hindter den karthewsern ¹) vnd an vähen mit dem Turn, da das gron A ansteet biß hinab an das Spitaler Tor vnd auch alle Turn an der selben hohen Mawern dazwischen steende. Item Wilhalm Rumell junior , Lienhart Slegel , Hanns Pfewffer vnd Cunt Süss mit iren Hauptmanschafften haben bey 90 personen. Die sullen damit bewaren den zwinger hindter den Karthewsern an bey dem Grön A mitsampt den Turnen daran biß hinab an das vorwerd beym ewſſern Spitaler Tor, vnd darzu sol man In geben einen hauptman mit 10 hantpüchsen vnd hagkenbüchsen. Item Hans Hupfauf, Cunt Krel, Seit Hamer und Peter Jrr mit iren hauptmanschaften habenbey 100 personen. Die sullen damit bewaren den ewſſern Spitaler Turn vnd das vorwerck da vor vntten vnd oben, Vnd man sol In darzu geben 2 püchsfenmeister vnd ein hauptman mit 10 hantpüchsfen vnd hagkenbüchsen . Item Jorg Peßler, Cung Fürleger, Cunt Wagner , Friz Holfelder , Herman Püttner , Hanns Mawrer vnd Hanns Zeyſſer, die ſullen mit ir hauptmanſchaft kumen auff den kornmarckt zu Iren viertelmeistern vnd In gehorſſam sein, wazu fie sie prawchen. Nota. In dem vorgeschriben vierteil sein bey 700 zynnen vnd schrenk In den zwingern vnd obern mawern vnd Turnen. So steen do hernach geſchriben die püchſſenmeiſter mit dem grossen werck, die in das vierteil geordent ſein : Hanns Zehenkorn, platslosser, vor der Heldin gesessen, Hanns Holfelder, verber , Erhart Zapffenmacher, Cont Huß zymerman, Pet Dürr vnderkeuffel, Heinz Vogler kupfferſmid, Cont Körber , Sweißer verber, Heinz Goll verber. Vnd die obgeſchriben ſizen alle in dem vierteil. Fritz Keym, rotsmid, Eberlein Henz, rinckelmacher, Michel Jacob, rotsmid, Thoman Heym, rotsmid, Andres Pechslaher, Friz Pregelhan, glaser, Hanns Platsmid zu Werd, Cong Münich von Werde, Summa 18. Nota. Auß der vorgeschriben ordnung , wo yederman hin beschieden ist auf Turn , Mawern, zwinger, pset, mochten die vierteilmeiſter nach eins Rats geheiſſen an ein yeglich ende , als sie beschieden sint , von denselben beschiden ein vierteil oder ein dritteil oder ein halbteil oder ganz nemen, wie es dann not tette vnd in einem Rate auff dieselben zeite beslossen wurd, also daz der wechsel mit den leuten mag gemacht werden allenthalben, vnd die vorgeschriben ordnung dennoch nicht zubrochen würde. Auch möcht man den Achtteil nemen. Zeug in dem virteyl , auf dem Turn vnd in dem zwinger : Item von dem Thurn, do das grün A anstet, biß an den turn mit dem grün b 9 zynnen vnd 17 Schrenz. Item vom grün b biß an neu turn mit dem grün C zynnen, 18 Schrenh. Item vom C biß an den turn mit dem d 9 zynnen vnd 17 Schrent . Item vom grün d biß an den turn mit dem grün e 9 zynnen vnd 17 Schrenk. Item in dem turn, do das grün e anstet, 5 kurz püchsen in holz geuast mit dem b (?), 28 kurzer püchsen in holz geuaßt, mit dem b, bey 1000 pleykugeln , etwie uil ladpüchslein , ladeysen , rawmeysen, Trichter, zwey veßlein mit fewrkugeln, 10 hemer, 34 armprust , bey 2500 pfeiln , 6 spanpöcklein, 1 Raispanck, 1 Raiſsenne, 1 mülterlein. Item vom grün e biß an den turn mit dem grün f 8 zynnen vnd 17 Schrent. 1) Karthäuserklosſier. Jahresb. des historischen Bereine. 1864.

11

82

Item vom grün f biß an den turn mit dem grün g 9 zynnen vnd. 18 Schrenz. Item vom grün g biß an den turn mit dem grün h 8 zynnen vnd 16 Schrent. Item vom grün h biß an den turn mit dem grün j 7 zvnnen vnd 16 Schrent. Item vom grün j biß an den turn mit dem grün k 5 zynnen vnd 6 Schrent. Item von dem grün k biß an den turn mit dem grün 1 5 zynnen vnd 5 Schrenß. Item vom grün 1 biß an den ewſern Spitaler turn, do daz grün M anſtet, 10 zynnen vnd 5 Schrent. Item in dem euſſern Spitaler turn 8 kurz püchsen in holz gevaßt mit dem a , 17 kurt püchsen in, holz gevaßt mit dem b, bey tausent plehkugeln , etwieuil ladpüchſlein , ladeysen , Rawmeiſen , Trichter, 10 hemer, 24 clein secke mit puluer vnd 2 michel seck mit puluer , alles bey 1 zentner, 2 veßlein mit fewrkugeln, 2 mülterlein, 48 armprust, 39 zerff, bey 4000 pfeylen, 10 Spanpockel, 2 Raiſpend, 2 Raiſsenne. 3 winger. Item in dem turn im zwinger , der do stet gegen dem ploben a abart gegen Spitaler tor 1 Steinplichs mit 1 freut auf eym hohen gerüßt, 2 pockpüchsen mit dem b , 4 hackenpüchsen mit dem d, bey 90 steynen , bey 600 pleykugeln , 1 ladschawfel, etwie uil ladpüchslein , ladeysen , rawmeisen , trichter, fürsleg, tamhadern, vnd tamholzer, 1 peyel, 1 hamer, 1 mülterlein, 1 Slegel. Item zwischen dem egenanten turn vnd dem neſten turn darnach gegen Spitaler tor warz 17 punen vnd 16 schren . Item in dem turn darnach 1 Steinpüchß mit 1 früh auf eym hohen gerüßt , 2 pockpüchsen mit dem b , 4 hackenpüchſen mit dem d , bey 90 stein, bey 550 pleykugeln, ein ladſchawfel, etwieuil ladpüchſlein, ladeysen, Rawmeysen, Trichter, fürſlege, Tamhader, tamholzer, ein Pehel, 1 hamer, vnd 1 multeriein, 1 Slegel. Item von dem gemelten turn big an den nesten turn darnach 18 zynnen, 17 Schrenz . Item in dem dritten turn in dem vierteil, im zwinger gegen Spitaler tor warß ein Steinpüchß mit 1 freü , 2 pockpüchsen mit dem b, 4 hackenpüchsen mit dem d , bey 80 steyn , bey 600 bleykugeln, ein ladschaufeln, etwieuil ladpüchslein, ladeysen, rawmehsen, trichter , fürflege , Tammhadern , Tammholzer, 1 pehel , 1 hamer , 1 Slegel vnd 1 mülterlen. Item von dem gemelten turn biß an den nesten turn darnach 16 zynnen vnd 16 Schrent. Item in dem virden turn im zwinger ein Steinpüdyß mit 1 kreüß auf eym hohen gerüßt, 2 pocpüchsen mit dem b , 4 hackenpüchsen mit dem d , bey 100 Stein, bey 550 pleykugeln, 1 ladschaufeln, etwieuil ladpüchslein 2c. Item zwischen dem gemelten turn biß an den gemelten turn darnach 7 zynnen vnd 9 schrent. Item in dem fünfften turn 1 Steinpüchs mit eym freut , 2 pockpüchsen mit dem b , 4 hackenpüchsen mit dem d , bey 100 steyn , bei 550 pleikugeln, 2c. Item zwischen dem gemelten turn vnd dem nesten turn darnach 7 zynnen vnd 8 Schrent. Item in dem Sechsten turn, der do stet zu nest bey dem vorwerck, nicht. Item in dem vorwerck vor dem ewſſern Spitaler_tor. Zum ersten in dem zwerggang auf die linken hant, so man hinauß geet, 2 pochpüchsen mit dem b. Item ob dem tor 2 Steinpüchsen mit cym kreut auf nydern gerüßten, 5 hackenpüchsen mit dem d, bey 80 steyn , bey 800 pleikugeln, 2 ladſchawfeln 2 . Item auf dem mitteln gang 1 steinpüchß mit cym keuß auf ehm hehen gerüßt , 5 hackenpüchsen j # mit dem d , bey 70 steynen, bey 300 plehkugeln 2c. Item in dem ercer Im vorwerck auf die rechten hant, so man hinauß get, 2 steinpüchsen mit 1 kreuz auf nydern gerüßten , fünf hackenpüchsen mit dem d, bey 80 steynen , bey 400 pleykugeln, 嫠 ! 2 ladscha ufeln 2c. Item in dem andern gang darnach 2 pockpüchsen mit dem b 8.

Von dem Viertel bei St. Elsbeth.

Bierteilmeister pey Sant Elspetten Jörg Gewder vnd Lorenk Rumel. Der yeder hat in ſeinemhawss fünfzehen lyderen Eymer vnd zwu groß messen Sprüczen In einem lyderen Sac . Das Bierteil pey Saut Elspetten ) hebt sich an mit der were vnd zwynger am ewſſern Spytaler

1 ¹) Die Festungswerke dieses Viertels deckten die Stadt von der Weſtſcite.

88

thore vnd thurn, der mit dem grün A gezehchent ist, vnd geet von demselben (thwin vnd vorwerd hynab 1 gegen dem wasser vnd doselbst vber das wasser pyss an den thurn , der mitten in waffer steet vnd mit dem grün O bezeichent ist , genant der Schleyer thurn ; derselb thurn aber mit 34 in das , funder in das annder vierteil am weynmarckt gehort. i Item So man ein gemeine wache haben sel, so fullen die vierteilmeiſter bestellen in den zwinger vom Spitalertor vnh an den newen zwinger fünff man, vnd auf der obern mawrn drey man, vnd in den newen zwinger vah an die Pegniß drey man, vnd auf die Swybogen zwen erber man , vnd vndten für ! 19008 64 die pögen in der statt vier man , facit 17 wepner.

Nota : Se man aber die Statt berennet , zu nöten oder belegern meynet, vnd só man die Sturmglogken aneinander leutet , so sol sich menigclich von stat anwappen vnd mit seiner were fich fügen zu seinem hauptman. So folten die hauptleute fürbaß beschiden werden von den vierteilmeistern an die stette vnd ende in der ordenung als hernach geschriben steet : " Item Michel Part mit seiner hauptmanſchafft hat bey 30 perfon , vnd Jacob Meister hat bey 60 person , Hanns Elbanger hat bey 70 perſon, vnd Eberhart Beiler hat bey 60 person , macht zweh hundert vnd zweinzig mann . Die sullen damit bewaren den zwinger von dem äußern Spittalertor big hynnab an den newen zwinger, bet des Ercels garten , mitsampt den Turnen daran , Bndan sol in BI . 01 J darzu geben 8 püchßenmeister vnd zwen hauptman mit 20 hantpüchßen. Stem Cunt Stör vnd Cunt Merrer peck mit irer hauptmanſchaffte haben bey 80 person, vnd die sullen damit bewaren die hohen Statmawr von dem äußern Spittalerturn biß hinab an den newen zwinger an dieselben gedachten mawr hinter des Erckels garten. Item Kegler kürßner vnd Friß Prunner mit Ir hauptmanſchafft haben bet 70 perſon, : vnd die sullen damit bewaren den newen zwinger gegen des Erckels garten veber mitsampt den drehen Turnen " dahinter an derselben gedackten mawern. Bud man sol In darzu geben dret püchßenmeister, vnd ein ፡ A 10 hauptmann mit 10 hantpüchßen. Item Hans Muffelein mit seiner hauptmanschafft hat bey 30 person ; vnd der sol damit bewaren die zwen Swipegen oben biß an den Turn Im waſſer, vnd man ſol Im darzu geben ein püchsenmeister .} vnd ein hauptman mit 10 hantpüchßen. Item Hartmann Wolff mit seiner hauptmanſchaft hat bey 60 personen ; vnd sol damit bewaren 7 inwendig in der Statt den Schoßgattern vnd Swipogen vndten an der Pegniß biß an den großen Turn auff der seyten Laurench, vnd man, sol Im , darzu geben ein hauptman mit 10 hantpüchßen. Item Heinrich Hornrichter , Jacob Puck , Cunrat Gabler und Kunz Müllner , hauptleute , die fullen mit iren Hauptmanschäfften kommen für ſant Elspeten ¹ ) zu iren vierteilmeiſtern vnd also beleiben vnd gehorsam zu sein, warhu sie ir vierteilmeister bescheidet. Nota in dem vorgeschriben vierteil sind bey 800 zynnen vnd Schrenze in den zwingern vnd turnen vnd der hohenmawre. Item so steen do hernach geschriben die püchßenmeister mit den großen wercken , die in das vierteil geordent seyn : Hanns Marc, verber, Cunt Gabler , verber , Fris Brunner , verber , Stephan Prophet , meßrer, Hanns Frick, Niclas Marck ; die alle ſizen in dem vierteil mit hawse. - Hanns Rosentzweig , nagler, Cunt Henz, Rinckelmacher , Hanns Gerstner , rotſmid , Herman Werſgern , Peckslaher , Heinz Strolock, retſmid, Hanns Kaltenhawser, zymmermaun , Heinz Kuylin , falwürt , Hanns Snawß , kammacher , Sebalt Gerstner, rotsmid, Friz Weygel , rotsmid , Cunt Scheckenpach , pewte ; Sie alle ſizen in hannsen Grolants vierteil. # Zeug in dem vierteyl auf den turnen vnd in dem zwinger. 1.1. Item auf dem ynnern Spitaler turn 12 hackenpüchsen mit dem d, bey 500 pleykugeln, etwieuil ladpüchslein, ladeysen, rawmeysen, Trichter, 10 armprust, bey 600 pfeilen, 2 Spanpöcklein. Item vom ewsern Spitaler turn biß an den turn mit dem grün n 4 zynnen pud . 9 Schrent. Item vom grün n biß an den turn mit dem grün o 20 zynnen, 39 Schrent. Item von dem grün o biß an den turn mit dem grün p 7 zynnen, 9 Schrent. 4 Plas vor der St. Siisabethenkapelle zunächst vor dem weißen Thurm und dem deutſchen Hauſe. 11*

84 Item vom grün p big an den turn mit dem grün q 8 zynnen vnd 12 Schrent. Item vom grün q biß an den turn mit dem grün R 8 zynnnen vnd 14 Schrenß. Item vom grün R biß an den turn mit dem grün S 8 zynnen vnd 16 Schrenk. Item vom grün S biß an den turn mit dem grün T 9 zynnen vnd 16 Schreng. Item in dem turn, do das grün T anstet, den man nent des künigs turn , 7 kurczpüchsen in holz geuaßt mit dem a , 29 kurcz püchsen in holz geuaßt mit dem b, bey 1000 pleikugeln , etwieuil ladpüchslein, ladeysen, rawmeysen, trichter, 9 hemer , 1 mülterlein , 2 veßlein mit fewrkugeln , 18 armprust, bey 3000 pfeilen, 8 Spanpock, 1 raiſpanck vnd 1 raiſſennen. Item vom grün T biß an den turn mit dem grün v 9 zynnen vnd 17 Schrent. Item von dem grün v biß an den Turn mit dem grün x 8 zynnen vnd 15 Schrenß. Item vom grün x biß an den turn mit dem grün y 7 zynnen vnd 14 Schrent. Item vom y biß an den turn mit dem z kein zynnen noch Schrenk. Item zwischen dem z vnd dem groſſen turn, der im waſſer ſtet, auf dem gang 8 zynnen vnd tein Schranz. Im Zwinger. Item vom vorwerd vor Spitaler tor biß an den ersten turn gegen wasser war 16 zynnen vnd 16 Schrent. Item in demselben ersten turn nach Spitaler vorwerck gegen dem wasser 1 Steinpüche mit 2 kreußen auf ehm hohen gerüßt, 1 Steinpüchs mit 1 kreuß auf eym hohen gerüßt , 4 hackenpüchſen mit dem c , 4 hackenpüchsen mit dem d , bey 80 steynen mit 1 freut, bey 80 stehnen mit 2 freußen, bet 900 pleikugeln , 2 ladschäuffeln 2c. Item zwischen dem egemelten erſten vnd dem andern turn 12 zynnen vnd 8 Schrenß. Item in dem andern turn 1 Steinpüchß mit 1 kreuß auf 1 hohen gerüßt , 2 hackenpüchſen mit eym A, 4 hackenpüchsen mit eym d , bey 70 Steynen, bey 700 bleykugeln 2c. Item zwischen dem andern vnd dem dritten turn 7 zynnen vnd 8 Schrenß. Item in dem dritten turn 2 pockpüchsen mit dem b, 4 hackenpüchsen mit dem d , bey 400 bleykugeln, etweuil ladpüchslein, ladeysen, rawmeysen, trichter, 1 hamer vnd 1 mülterlein. Item zwischen dem dritten vnd virden turn 7 zyunen vnd 9 Schrent. Item in dem virden turn 1 Steinpüchs mit eym kreuz auf eym hohen rüßt , 2 hackenpüchsen mit eym A, 4 hackenpüchsen mit eym d, bey 60 steynen , bey 500 pleikugeln 2c. Item zwischen dem virden vnd dem fünfften turn 7 zynnen vnd 9 Schrent. Item in dem fünfften turn 2 pockpüchsen mit dem b, 4 hackenpüchsen mit dem d, bei 400 pleykugeln 2c. Item zwischen dem fünfften vnd dem Sechsten turn 8 zynnen vnd 9 Schrent. Item in dem Sechsten turn 1 pockpüchsen mit ehm b , 4 hackenpüchsen mit dem d , bety 400 bleykugeln 2c. Item zwischen dem Sechsten vnd dem Sybenden turn 8 zynnen vnd 9 Schrenz. Item in dem Sybenden turn 1 pockpüchsen mit dem b, 4 hackenpüchsen mit dem d, bey 400 pleikugeln 2c. Item zwischen dem Sybenden turn vnd dem ercker darnach 9 zynnen vnd 9 Schreuß. Item in demselben ercker 1 pockpüchsen mit dem b. Item zwischen demselben ercker vnd dem zwerchgang oberhalb des Erckelsgarten über 16 zynnen vnd 15 Schrenh. Item in dem zwerchgang oberhalb des Erckelsgarten über 2 Steinpüchsen mit 1 kreutz , eyne auf evm hohen gerüsst , die ander auf em nydern gerüßt, 1 pockpüchß mit ehm b, 6 hackenpüchsen mit dem d, bey 120 stein , bey 600 pleykugeln 2c. Item in dem zwinger gegen des Erckelsgarten über 27 zynnen vnd 29 Schrenz , daryun 8 pockpüchsen mit dem b, bey 400 bleykugeln 2c. Item im ecturn am wasser in dem genanten zwinger 2 Steinpüchsen mit ehm kreut auff nydern gerüßten, 6 hackenpüchsen mit dem c, bey 100 stein, bey 700 pleikugeln 2c. Item vnden im zwerchgang an der Pegnitz 3 zynnen vnd 5 Schrent.

21.-

iff

1

1

Beilage VI.

Bemerkungen über

einen

Backſtein

aus

den

Ruinen

von

Babylon

von

Herrn Johann

Georg

Pfister.

Vorwort.

Freiherr von Liebig soll irgendwo gesagt haben : „ jede wissenschaftliche Wahrheit lasse sich in wenigen , Jedermann verständlichen Säßen ausdrücken." So richtig und vortrefflich diese Worte sind , so sicher mag aber auch angenommen werden, daß sie gerade eine der schwersten Aufgaben enthalten , nämlich die Wiſſenſchaft in leicht faßlicher und verständlicher Form vorzutragen und in gefälliges Gewand einzukleiden.

Die Schwierigkeit einer

Arbeit , die Mühe , welche man bei derselben gehabt hat , spiegelt sich nur gar zu leicht in der Darstellung des Resultats.

Anmerkung.

Möge es mir gelungen sein, dieſe Klippe einiger Maßen vermieden zu haben.

Dieser Stein ist von Herrn J. G. Pfister dem Antiquarium zu Ansbach übergeben worden.

D. R.

86

Ein sehr gut erhaltener Backstein aus den Mauern der maſſenhaften Reſte ausgedehnter Palaftanlagen und Prachtbauten Babylons , aus den Ruinen zu Neffer (ſo heißt die Lage der alten Babel magna¹ ) mit dem Namen des Monarchen des babylonisch-chaldäischen Reiches , Nebucadnezar 604-561 vor Christus.

Könnte die Geschichte davon schweigen , Tausend Steine würden redend zeugen, Die man aus dem Schoß der Erde gräbt. Schiller.

Dieser Stein mißt 14 Zoll im Viereck , ist 3 Zoll dick und wiegt 25 terial ist aschgraue Thonerde von der Anschwemmung des Euphrat.

von zwei Sorten , an der Sonne getrocknete und durch Feuer gebrannte. ander : Wohlauf lafſet uns Ziegel streichen und brennen. Thon zu Kalk. . _.

Lasset uns einen Thurm bauen."

Pfund.

Das Ma-

Die Backſteine sind überhaupt („ Und ſprachen unterein-

Und nahmen die

Ziegel zu Stein , und

I. B. Mofe XI, 3. )

Die ersteren sind

gewöhnlich die größeren und ihre Dauer ist gleich jener der härtesten Steine , worüber man sich eben nicht zu wundern braucht , wenn man bedenkt, wie selten es in jener Gegend regnet , und daß zugleich auch das Material , dieser aus Sand und Schlamm -Rassen formirte Thon , hauptsächlich aus verwittertem Granit bestand , vermischt mit Theilen von Palmen und andern Pflanzen.

Der Fels

mußte ſich erſt zerklüften und zerbröckeln , alsdann haben Regenfall und Flußströmungen die feinen Bestandtheile weggespült und in Lagern gesammelt , bis endlich aus dieſen vom Kaukaſus ²) herabgewaschenen Lagern tüchtigen Materials die Städte Aſſyriens und Babylon ſelbſt erbaut worden ſind.

¹) Aus grauer Vorzeit ragt die Herrschaft des alten Babylon mit mythiſchen Umriſſeu in die geſchichtliche Epoche hinein. Zu beiden Seiten des Euphrat, welcher die Riesenstadt mitten qurchfloß und in eine westliche und östliche, ältere und neuere Stadt theilte , erheben sich , soweit das Auge reicht , in der gegenwärtigen Wüſte zahlreiche Trümmerhügel, deren Gesammtarcal die früher als fabelhaft erſchienenen Nachrichten von dem meilenweiten Umfange Babylons , (jede Seite des fie umschließenden- Quadrates soll nach Herodot 120 Stadien = 3 geographischen Meilen betragen haben) als vollkommen wahr erscheinen läßt. Nur darf man sich unter Babylon keine europäische Stadt mit dichtgedrängten Straßen und lauter himmelhohen Häusern denken , man muß jederzeit im Auge behalten , daß Babylon nebst einer abgeſchloſſenen Königs- und Tempelstadt auch noch weitläufige Gärten , Dattelhaine und Ackerfelder in sich barg. Trei große Hauptmaſſen der Ruinen von Babel bedecken mehrere engliſche Meilen, von denen die erste, eine viereckige Anhöhe, bei den Arabern „ Babil“ benannt wird ; die andere Anhöhe an der Oſtſeite des Fluſſes heißt : „ Mukelibe el Kasr, “ (Palaſt , Ueberreſt der Burgcitadelle ) und die dritte gegen Süden (Ueberreste eines Palaſtbaues - wo Alerander der Große starb) hat von einem Grabe, das oben steht, den Namen „ Amram." 2) Kaukasus , vielleicht von dem persischen Koh , ein Berg und Kaf, weiß.

87

Auch wurde der Thon noch mit Pflanzenfasern oder Stoppeln vermischt ; ganz nach ägyptischer Art.

(Man gibt

deinen

Knechten

kein

Stroh und sollen doch Ziegel machen.

II. B.

O

C

115A

Mose V, 6. ) ¹)

un

‫الله‬

|?

PSP

Ehe nun dieſe in viereckigen hölzernen Formen gebildeten Maſſen an der Sonne gehärtet oder gebrannt wurden , hat man sie mit dem Namen des zur Zeit ihrer Verfertigung ` regierenden Herrschers versehen. So einfach diese Zubereitung

war ,

so

haben die Steine doch mit Erfolg den Verwü-

stungen der Zeit widerstanden und bezeugen in erstaunlicher Weise die primitive und wundervolle Art der assyrisch-babylonischen Bauwerke und überhaupt jener Baukunst , worin sich die Passion für das Massenhafte ausspricht.

Herodotus gibt eine Beschreibung von der Verfertigung der an der

¹) Die Original-Wandmalerei , von der diese Abbildung des Ziegelmachens genommen ist , findet sich zu Theben in einer Sepulchral-Kapelle. (Vid. Dr. Heinrich Brugsch, Histoire d' Egypte, Leipzig 1859, p. 106.) Diese ist eigentlich nur eine obere verzierte Kammer , wie ſie ſich bei den meiſten ägyptischen Gräbern von Bedeutung vorfindet und öfter von den Verwandten des Verstorbenen besucht wurde , die sodann auch für deſſen Wohlfahrt Opfer darbrachten. Von dieser Art Kapelle ging eine Vertiefung in einen Gang oder in Gänge, die zu dem eigentlichen Grabgemach oder der Gruft führten. Die Ausführung des Wandgemäldes gehört in die Zeit des Königs Tothmosis III . (Rà-men-cheper, Errichter , Gründer. Tâuud-mes) der XVIII. Dynastie. Er regierte 1625 bis 1577 vor Chriſtus.

88 Sonne getrockneten Bausteine.

Lib. II , 136.

Es mag hierbei noch bemerkt werden , daß sich zu

Nimrud und Ninive auch glasirte Ziegel und sogar ganze Särge vorgefunden , (Drei sind im Britiſchen Muſeum) und unsern Chemikern den Beweis geliefert haben , daß man mit Dryden von Zinn, Blei, Antimonium und Kupfer die Glasur zu erzielen verstand.

Die Abbildung zweier solcher Särge

gibt uns W. K. Loftus , „ Travels and Researches in Chaldaea and Susiana." p. 204.

London 1842,

Ein großer Theil der in Babylon gefundenen Backsteine ist mit dem Namen Nebucadnezar

gestempelt.

Er regierte dreiundvierzig Jahre ( 604—561 vor Chriſtus ), das zweiundvierzigſte Jahr

seiner Regierung wurde angezeigt gefunden auf einem Täfelchen von Thon. ')

(Manche dieser Tä-

felchen waren Befehle oder Verordnungen , Anweisung an die königliche Schaßkammer , 2) datirt nach dem laufenden Jahr der Regierung des Monarchen. Auch war das achte Jahr der Regierung Nebucadnezars das erste des Jüdischen Königs Jojachim.

(Aber Jojachim, der König Judas, ging hinaus zum König von Babel mit seiner Mutter

und seinen Knechten, mit seinen Oberſten und Kämmerern, und der König von Babel nahm ihn auf im achten Jahr seines Königreichs.

II. B. der Könige XXIV, V. 12.)

Die Babylonier, frühzeitig in große Massen zuſammengedrängt und zugleich durch die Lage ihres niedrigen Flußlandes zu schüßenden Bauunternehmungen hingetrieben , haben schon in uralten Zeiten große Werke ausgeführt , wozu als Material wenig Holz (fast nur Palmstämme) und Stein,

" der weit aus Armenien kommen mußte , gebraucht werden konnte ; dagegen aus der feinen Thonerde des Bodens haben sie dieſe trefflichen Backſteine , für die innern Theile der Gebäude an der Sonne gehärtete , für die äußeren gebrannte , verfertigt , die dann durch Aſphalt und Gyps mit dazwischen angebrachten Rohrlagen oder Stroh zu einer fest zuſammenhängenden Maſſe vereinigt wurden.

Doch

gab es auch Verbindungen von umfangreichen Quaderſteinen zu Unterbauten, so wie ſie auch bei der

1) Solche thönerne Aktenstücke sollen aus dem Schutthaufen von Ninive sogar schon zur Zeit Herodots hervorgenommen und von ihm benügt worden sein. Wenn Herodot auf seiner Reise nach Babylon (V, 52) vom Tigris ſpricht, o nennt er ihn als den Fluß , an dem ehemals Ninive ſtand. Kaiſer Napoleon I, einst im Gespräch mit dem berühm = ten Denon , richtete die Frage an ihn : welche Monumente der Nachwelt wohl am längsten verbleiben ?" worauf Denon antwortete : „ Les médailles ! " Sire. Das war die Veranlassung jener bekannten Reihenfolge von Medaillen , die Napoleon prägen ließ. Zur Zeit Denon's kannte man wenig babylonische Backsteine und wohl gar keine dergleichen Täfelchen. Die Aschenurné zerbrach ein ungeschickter Schlag , aber Jahrtausende haben die Scherben nicht zu zerstören vermocht. - Den Namen eines Großen , eines Mächtigen , für den eine schöne Vase verfertigt wurde , fischt Niemand mehr aus der Vergangenheit auf, aber der Name des Töpfers steht noch lesbar darauf. Indessen sagt ein Franzose irgendwo : ,,un instant de bonheur vaut mille ans dans l'histoire."

2) Wir werden dabei an jene famose Strophe eines ehemaligen Heidelberger Studenten erinnert : Im schwarzen Wallfisch zu Ascalon, Da bracht' der Kellner Schaar In Keilschrift auf ſechs Ziegelstein' , Dem Gast die Rechnung dar.

89

großen Euphratbrücke vorkamen, die durch eiserne Klammern und einen Umguß von Blei verbunden waren.

Zerstreute Fragmente von Stein, Marmor und Basalt, die unter dem Schutt sich vorfinden,

zeigen , daß die Wände mancher Gebäude dergleichen Verzierungen hatten.

Bei den Lagen oder

Schichten der Backsteine wurde auch als Bindemittel Erdharz oder Erdpech angewandt , ¹) das so 1 haltbar war , daß es jetzt noch Mühe kostet , sie zu trennen und von mehrtausendjährigem Schutte, der sie hügelartig bedeckt , zu befreien und so der hiſtoriſchen Forschung zu überweisen , als Belege, daß die alten Völker und Könige, von denen wir so Wunderbares lesen , wirklich eriſtirt haben, daß ſie keine müſſigen Phantasiegebilde , keine Erfindungen der Dichter sind , wie manche Schriftsteller behaupten wollen und uns überreden möchten, die ganze Geschichte des Alterthums , alle geschriebenen Urkunden desselben seien im Mittelalter von den Mönchen geschmiedet worden. Wenn man der vielen Jahrhunderte gedenkt , die vergangen sind , ehe Babel , ehe die herrliche Pracht der Chaldäer zum Erbe der Igel und zum Waſſerſee geworden , so sollte man sich nicht verwundern, daß von dieser Wildniß verlassener Wohnungen , deren Lage noch dazu in der Nachbarschaft volkreicher Nationen ist , so wenig zu sehen übrig blieb , sondern vielmehr staunen , daß sich dort noch so Vieles vorfindet , da aus ihren Mauertrümmern und verfallenen Thürmen nicht nur manche noch bestehende benachbarte Städte sich erhoben haben , sondern auch solche, die, wie fie selbst, schon längst in den Staub gesunken sind.

Seit Alexander dem Großen finden sich wenigstens

vier Hauptstädte , welche aus den Ruinen oder Ueberresten Babels erbaut wurden , nämlich Seleucia der Griechen, Ctesiphon der Parther, Al-Maidan der Perser, und Kufa durch die Khalifen. andere kleine Städte , Dörfer und Karavanen- Stationen ohne Zahl.

Daneben

Reisende unserer Zeit, die sich

dort aufgehalten haben, erzählen, daß selten ein Tag vergeht, an welchem nicht Leute kommen , die in den Erhöhungen oder in den aus Backsteinen bestehenden Hügeln Babylons nach solchen Steinen graben , sie zu dem Flusse schaffen und durch Boote dorthin führen , wo sie wieder zum Bauen verwendet werden.

Hierbei mögen die Worte Hesekiels vergleichungsweise paſſen : „ Deine Mauern wer-

den sie abbrechen und deine feinen Häuser umreißen ; und werden deine Steine, Holz und Staub in das Wasser werfen."

(XXVI, 12.)

Die besten an der Sonne getrockneten Backsteine finden sich

in den Ruinen von Akerouf (gewöhnlich Nimrud's Thurm benannt) wie uns C. J. Rich berichtet : „Memoir on the Ruins of Babylon . "

London 1815. p . 96 .

Eine der Flächen unsers Steines hat nun die mit einem Stempel eingedruckte , aus sechs Zeilen bestehende Legende in babylonischer Keil- oder Pfeilschrift.

1) Dieses Bitumen, Erdharz oder Erdpech, womit die Babylonier ihre Backsteine zuſammenkitteten, fand sich in Menge in der Nachbarschaft Babylons, es wurde härter als Stein selbst, und war also besser als jeder andere Mörtel. Den Gebrauch davon finden wir schon erwähnt im I. V. Mose, VI, V. 14. "Mache dir einen Kasten von Tannenholz, und mache Kammern darinnen, und verpiche sie mit Pech inwendig und auswendig.“ Jahresb. des historischen Vereins. 1834.

12

90

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*

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ET

FW.FAIR HOLT, F.S.A. Die Uebersetzung dieser aus 35 zusammengeseßten Monogramm-Charakteren oder Gruppen, woraus diese Zeilen gebildet sind , lautet :

Nebucad-Nezar ¹) König von Babylon , Wiederhersteller 2) des Tempels von Saggatu ³)

Und des Tempels von Zida.¹) Aeltester Sohn Nabo-polassers

König von Babylon.

Ich bin es. 5)

Folgende entscheidende, ganz passende Stelle finden wir in Daniel C. IV, V. 27 , wo Nebucadnezar anhob und sprach: „ Dieß ist die große Babel, die ich erbaut habe zum königlichen Hause, durch meine große Macht, zu Ehren meiner Herrlichkeit.

Hier doch wohl bloß als Wiederhersteller

(zanim), sowie auch eine Inschrift die Wiederherstellung von Birs- Nimrud in Babel , wo die Burg der alten babylonischen Könige, so wie auch der Tempel Baals und dessen goldene Bildsäule stand,

1) Nabukadunussur, Nabuchodonosor. Nasar bedeutet siegreich, so wie auch bei den Aegyptern. Im Coptischen heißt nosher ein Geier (Nescher hebr. Adler) und der Geier war bei den Aegyptern das Emblem des Sieges. Sar-mishari, triumphirender König, ist auch einer der Titel des Nebucadnezar. Tar (der Sohn von) Nabiu-pal-ussur (Nabopolasser) Sar (König) Babilu (von Babylon) anaku (3ch bin es). 2) wetaru, ich stelle wieder her. 3) saggatu , erhabenen Hauptes. 4) zida , die rechte Hand, oder auch Süden, denn sieht man gegen Sonnenaufgang, so ist Süden zur rechten Hand. 5) Der in der Entzifferung der assyrischen Schrift so rühmlichst bekannte deutsche Gelehrte Dr. J. Oppert sagt in seinem Werte : ,,Expédition scientifique en Mesopotamie." Paris 1863. Vol. I. L. III. Cap. I, p. 260, daß die ältesten Könige von Chaldäa bis zu Nabuchodonosor und Nabouimtouk Spuren ihrer Herrschaft , ihrer Macht hinterlassen haben, und Seite 260 spricht er auch über die beschriebenen Backsteine Nebucadnezars ,,Le grand roi Nabuchodonosor n'est pas resté sans laisser des traces de sa puissance à Chalanné , et nous avons des brigues qui contiennent l'inscription suivante ,,Nabuchodonosor, roi de Babylon, j'ai construit le temple du Az de la grande Déesse, le temple de Sin qui est situé dans Chalanné, en honneur du Dieu Sin mon Seigneur." Ferner: Nabuchodonosor, roi de Babylon, reconstructeur de la pyramide et de la tour , fils ainé de Nabopollassar , roi de Babylone, moi , j'ai bâti le temple du jour, le temple du soleil en l'honneur du Dieu Samas, mon maître.

91

als von ihm geschehen bezeichnet. ¹ ) hunderte vor Nebucadnezar erbaut. )

(Daniel III, V. 1.)

Denn diese Terrasse wurde schon Jahr-

Hesekiel (um 595 vor Chriſtus ) äußert sich über Nebucadnezar

Er ſei König zu Babylon und ein König aller Könige, mit Rossen, Wagen, Reitern und mit großen Haufen Volks.“

XXVI, V. 7.

Wie alle Geschichten der ältesten Zeit , so ist die der Babylonier

eingehüllt in Dunkel und beginnt mit der mythischen Periode. eine historische Person. auf Erden.“ der Sinäer."

Uebrigens ist Nimrod als Gründer

(„ Chus aber zeugete den Nimrod, der fing an ein gewaltiger Herr zu ſein

„ Und der Anfang seines Reichs war Babel , Erech , ³) Acad 4) und Calne 5) im Lande „Von dem Lande (Babylon) ist darnach gekommen der Affur (Nimrod , Sar-Ashur

König der Assyrer) und bauete Ninive, Rehobeo, Jr und Calah. " Von Nimrod find alle Sagen des Orients voll. im

Mythus

der

Griechen.

Odysseus

sieht

I. B. Mose X , V. 8 , 10 , 11. )

Als Riese an den Himmel gefesselt , ist er der Orion ihn

in

des

Aides

unterirdischem Reich

als

ge

waltigen Jäger.

auch Orion den ungeheuern sah ich Schaaren Gewilds fortscheuchen ,



Seine Keul' in den Händen, von Erz unzerbrechlich geschmiedet.

Odyſ. XI, 572. Unter den Namen der sechs babylonischen Könige , die auf dem berühmten Kileh- oder Kalah-Shergat- Cylinder im Britischen Museum vorkommen, ist der erste Nin-pala-kura , von dem berichtet wird, daß er der König war, der das assyrische Land organisirt hatte. nach Dr. Brandis 1270 vor Chriſtus angenommen wird.)

( Deſſen Gründung

Der lehte dieser sechs Könige war Tig-

lathi-Nin, dieſem folgte Asshur-dani-pal, der Sardanapalus der Griechen , der , wie man vermu-

1) Jede der alten Städte des babylonisch -chaldäischen Reiches war einem besonderen Gotte geweiht oder zugeeignet, wie in Acgypten zuweilen auch einem Gotte und einer Göttin , so wie Ur oder Mugheir heilig dem Mond (Sin) , Larsa oder Senkerch der Sonne (San oder Sansi, Shamas), Erech oder Warka dem An und der Beltis , und Babylon selbst dem Bel-merodach , eigentlich dem Planet Jupiter ; denn viele babylonische Götter laſſen ſich identificiren mit den Himmelskörpern, so wie ferner Nin oder Ninip Saturn , Nergal Mars , Ishtar Venus Nebo Merkur u. s. w. 2) Indeſſen wird in Layard's Niniveh and Babylon Eeite 496 bemerkt , daß in den Ruinen von BirsNimrud keine andern Backſteine bis jezt ſich vorfanden, als nur solche , die mit dem Namen Nebucadnezar bezeichnet ſind. Bis zu diesem Tage gibt es Leute, die dort weiter keine andere Beschäftigung haben , als aus dieser ungeheuern Maſſe von Birs-Nimrud, diesem Riesen-Denkmal hiſtoriſcher Urzeit, solche Backsteine zu sammeln und sie zum Verkauf in die benachbarten Städte und Dörfer zu bringen ; ja sogar bis Bagdad.

Und zu Hillah iſt kaum ein Haus , das nicht davon

erbaut ist. Wenn nun der Reisende durch ihre engen Straßen paſſirt , ſo mag er in den Mauern jeder Hütte eine Urkunde øder Document des Nuhms und der Macht Nebucadnezars entdecken. (Die beschriebene Seite der Backsteine lag immer nach unten zu .) Bemerken wir noch , daß zu Alexander des Großen Zeiten zehntausend Arbeiter zwei Monate lang beschäftigt waren , das ursprüngliche Fundament frei zu machen und den Schutt von Xerres Zerstörung hinwegzuräumen . 3) Vermuthlich das Arecca, Ar-Erech des Ptolem. zwiſchen Susiana und Babylon, jezt Warka am linken Ufer des Euphrat in einiger Entfernung vom Fluß. 4) Acad erscheint in den babylonischen Inschriften als Kinzi- Accad. 5) Calne , das oben erwähnte Ctesiphon der Parther, am östlichen Ufer des Tigris. *12*

92

thet , um 930 bis 883 vor Chriſtus regierte ¹) und den Siz des Reichs von Assur (Kalah Sherghat), der damaligen Hauptſtadt Assyriens, nach Calah ( Nimrud) verlegte. 2)

Später im großen Sy-

rischen Feldzug unter Sargon 747-721 vor Chriſtus, so lesen wir im 2. Buch der Könige XVII, V. 6. und XVIII, V. 12. „ im neunten Jahr Hosea, gewann der König zu Assyrien Samaria und führete Israel weg in Assyrien (um 720 vor

Chr.) und seßte sie zu Calah und zu Habor , am

Wasser Gosan und in den Städten der Meder." ³) König Sargon wird von Jesaia erwähnt XX, V. 1.

Im Jahr , da Thartan gen Asbod

kam ,

als ihn gesandt hatte Sargon, der König zu Assyrien ,

und stritt wider Asbod und gewann

fie."

Nachdem nun Nabopolaffer (625 bis 604 vor Christus) durch Befestigungen und Unterbauten

Babylon zu sichern und zu verschönern gestrebt hatte , wurde dieses durch deſſen Sohn und Nachfolger Nebucadnezar ( 604-561 vor Christus) in erfolgreicher Weise fortgesezt. Mittelpunkt des

Verkehrs zwischen

dem Orient und

Occident.

Babylon wurde der

Karavanen gingen nach Indien

und Baktrien , phönikische und arabische Schiffer vermittelten den Handel mit Indien und Arabien.

Schiffe auf dem Euphrat holten Wein. und Steine aus Armenien. Der durch seinen Vater glücklich erfochtene Sieg über das ägyptische Heer des Pharaonen

Neccho ) welcher dadurch seine sämmtlichen Besitzungen in Syrien eingebüßt hatte, ermuthigte diesen

1 ) Outlines of Assyrian History collected from the cuniform Inscription by Sir Henry Rawlinson . Royal Society. Gelejen am 5. Juni 1852. p. 23. 2) Diese den Arabern unter den Namen Kilah- oder Kalah-Sherghat oder auch Tobrak Kalaa (vid. Rich's Karte vom Tigris . Vol. II, p. 355) bekannten Ruinenmaſſen , woraus die Engländer den größten Theil ihrer aſſyriſchen Denkmale entnahmen , hält Layard für eine füdliche Extremität von Ninive mit dem alten Namen Aſſur benannt. Nawlinſon identifizirt es mit Halah (dem Calah der Schrift), bei Andern wird Resch angenommen. („ Dazu Neſſen zwiſchen Ninive und Calah. Dieß ist eine große Stadt.“ I. V. Moſe X, 12.) Die große Anhöhe daſelbſt gehört zu den wichtigsten und ergiebigsten Ruinen Assyriens. Um 930 bis 720 vor Christus war Galah die Hauptstadt des Reichs , denn dahin (von Asshur aus ) verlegte der kriegerische Sardanapalus seine Reficenz. Sie blieb es auch unter mehreren seiner Nachfolger bis zur Zeit des Königs Sargon, der eine neue Hauptstadt baute und sie nach seinem Namen nannte (Sargina, Dur-Sargina), es hatte die Lage des heutigen Khorsabad. Calah blieb aber fortan immer noch eine Stadt von Bedeutung unter späteren Königen, und war vorzüglich noch begünstigt von Esarhaddon , welcher nach der Ermordung ſeines Vaters Sennacherib (683 ver Chr.) im Tempel beim Dienſte ſeines Gottes Nisroch (Adlerköpfig) (II. Chron. XXXII , V. 12) auf den Thron kami und dort einen der größten afſvriſchen Paläſte baute. In späterer Zeit gab die Stadt den Namen einem der Hauptdiſtrikte des Landes , welches bei dem Geographen Ptolemäus VI, 1. als Calcine, oder bei Strabo XVI, 1. §. 1. als Calachêne vorkommt. 3) Phulus um I. B. der Chron. VI, 26. send Centner Silber , daß 4) Neccho II.

770 ? vor Chr. König von Aſſyrien, brachte schen den halben Stamm Manasse nach Halah . ,,llud es kant Phul der König von Aſſyrien ins Land. Und Menachem gab dem Phul tauer mit ihm hielte." 2. B. der Könige, XV, V. 19. 610-595 vor Chriſtus (XXVI. Dynaſtie). Derselbe, der im Jahr 604 Joachas , den König

der Juden, gefangen nach Acgypten führte. „ Aber Pharao Neccho ſing ihn zu Niblath im Lande Hemath , daß er nicht regieren ſollte zu Jeruſalem und legte eine Schahung auf das Land , hundert Centner Silber und einen Centner Gold. “ II . B. der Könige XXIII, V. 33. Um dieſe Zeit (625 vor Ghrinus) wurde auch Ninive eingenommen und wohl vieles zerstört , durch Cyarares, König der Meder, im Bündniß mit Nakopelajſer, dem Vater des Nebucadnezar; þeſſen Gemahlin Amythis eine Tochter des Gyarares war. Aus alten Schriftstellern erfahren wir auch, daß die weltberühmten Gärten der

93

gewaltigen König zu dem Plan , den alten Glanz des babylonischen Reiches zu erneuern. starker

Heeresrüstung

Kämpfen

wandte sich

Nebucadnezar

zuerst

gelang es ihm , sich endlich einen großen

gegen

Eyrien

Theil dieses Landes

und zu

nach

hartnäckigen

unterwerfen.

Reich Juda nebst der stark befestigten Hauptstadt Jerusalem mußte sich ihm ergeben.

Mit

Das

Die Wegfüh-

rung eines beträchtlichen Theils seiner betriebsamen Bevölkerung (gegen 10000¹) in die Gefangenschaft nach Babylon war davon die Folge. wenn wir an Zion gedachten.

An den Waſſern zu Babel saßen wir und weineten,

Psalm 137, V. 1 .

Neben dem vollen kriegerischen Muthe des Eroberers besaßz Nebucadnezar zugleich die Kraft, die so gewonnenen Provinzen im Zaume zu halten.

Machtvoll wußte er allen Versuchen derselben,

ihre Selbständigkeit wieder zu gewinnen, zu begegnen . namentlich der aufrührerischen Juden. Babel ; und Jojakim

(Jehojachim ,

Und so versicherte er sich seines Reiches und

Zu seiner Zeit zog herauf Nebucadnezar, der König zu

Eliakim , von

609 bis 598 vor Christus) ward

thänig drei Jahre und er wandte sich und ward abtrünnig von ihm.“ V. 1.

ihm unter-

2. B. der Könige XXIV,

Die Truppen Nebucadnezars fingen an, Jerusalem zu belagern am 10. Tag des 10. Monats

588 vor Chr., mußten aber nach einiger Zeit wieder abziehen , da der König Jojakim ägyptische Hülfstruppen von Pharao Hophra erhalten hatte.

„So war das Heer Pharao aus Aegypten gezo-

gen und die Chaldäer, so vor Jerusalem gelegen , da sie solches Gerücht gehört hatten , waren von Jerusalem abgezogen." Jerem. 37, 5.

(Unter den zahlreichen Chaldäern befanden sich auch Schaaren von

Syrern, Moabitern und Ammonitern, welche Babylon unterthänig waren.)

Allein am 9. Tag des

4. Monats 586 vor Chr. finden wir Nebucadnezar in eigener Person vor Jerusalem, und die Stadt wurde eingenommen. 2)

Und nachdem er sogar Tyrus zu einem für ihn günſtigen Vertrage gezwun-

gen hatte , wandte er nunmehr seine ganze Thätigkeit auf den Ausbau und die Verschönerung seiner Reſidenz, und schnell erblühte sie unter seiner Herrschaft zu einem zweiten Ninive.

Abydenus , der

die Geschichte von Assyrien schrieb , eignet dem Nebucadnezar auch den Bau des großen Canals Nahr-Malikah 31 .

Semiramis eigentlich das Werk Nebucadnezar's sind, welcher bergähnliche Terrassen anlegte und mit Bäumen bepflanzte, um seiner Gemahlin, dieser medischen Prinzessin, den Anblick einer in babylonischem Tieflande schmerzlich entbehrten heimathlichen Berglandschaft zu gewähren. 1) Und führete weg aus Jerusalem alle Obersten, alle Gewaltigen, zehn tausend Gefangene, und alle ZimmerLeute, und alle Schmiede. 2. B. der Könige. XXIV, V. 14. 2) In einer Schrift des Herrn H. F. Talbot ,,Translation of an inscription of Nebucadnezzar." action of the Royal Society of Literature.

Vol. VII.

New. Series. London 1863.)

(Trans-

Auf Seite 3 äußert sich der-

ſelbe über die Etymologie des Namens Jerusalem (Ursalimma im Aſſvrijden) auf folgende Art : Er wäre der Meinung, daß eigentlich doch noch in keiner befriedigenden Weiſe eine Erklärung darüber gegeben sei. Vielleicht heißt es „ Die VollFemmene.“ Ur-Salim, die Stadt ohne Mangel, Herrscherſtadt. Im Affyriſchen bedeutet Ur, so wie Ar und Ir, eine Stadt.

dern Sinn

im Hebräischen.)

Eder hätte mustalam die Bedeutung „ Er der Gedeihen hervorbringt."

salem , perfectus).

(In einem an-

So kann ursalim eine Stadt der Wehlfahrt andeuten ; und ſo ließe sich auch

94

Sämmtliche geistige und industrielle Kräfte seines Reiches waren jezt, wie einst, in ihr zu einem zusammenwirkenden Ganzen vereinigt worden.

Um seine Hauptstadt gegen Nordosten zu sichern,

baute er zwischen dem Euphrat und Tigris eine riesenhafte Verbindungsmauer von

100 Fuß Höhe

und 20 Fuß Dicke ; und in Babylon selbst an dem Ausfluß des Euphrat , zu beiden Seiten der Stadt, koloffale Vorwerke. mauer von 360 Stadien. ¹ ) überall mit

Die von ihm erbaute Begränzung der Stadt war eine einzige UmfaſſungsDer umschlossene Raum war indessen (so wie im alten Rom) nicht

Gebäuden bedeckt.

In kurzer Zeit hatte sie sich nicht nur den Namen der „stolzen

Babel" und den Ruhm einer mächtigen und üppigen Handelsstadt erworben , sondern war auch der Sig aſſyriſch-babyloniſcher Civiliſation geworden. merodach, ein Tyrann und Wollüstling ,

Da starb Nebucadnezar 2) und fein Sohn Irbil-

bestieg den Thron, und regierte

Jahre ; ihm folgte Neriglisser (Nergal- shar- uzur, 559 vor Chr.) 4 Jahre.

(nach Josephus ) zwei Ferner Belfazer (Bels-

hazzar), der, wie wir durch Daniel wissen (V, V. 1 2c .) , nicht besser als Irbil-merodach war. Ein mächtiges Reich fing an von seiner Höhe herabzuſteigen.

Im

Jahr 539 vor

Christus begann

Cyrus seine Rüstungen gegen die schöne Sünderin , daß holde süßduftige Babel.

Der eigentliche

Verfall Babylons beginnt bald nach dem Tode Alexander des Großen.

Aber wo gab es ein Reich,

welches nicht verfallen und eine Herrlichkeit, welche nicht vergehen müßte ?

Früher , später.

Völker

erhoben sich und schwanden, Staaten blühten empor und erloschen , Revolutionen stürmten über den Erdboden.

Die Kleider , in welchen heute Jugend ,

Schönheit und Hoffnung geglänzt , ſehen wir

leicht das griechische Hiero-solyma erklären . Ihre Gründer konnten aber kaum daran denken , sie eine Stadt der Seligmachung oder die Heilige zu benennen. 1) Nach Andern mehr. Stadium ein Weiten-Maß von 125 Schritten, und mithin der 8. Theil eines Milliarii Romani oder einer heutigen Italieniſchen Meile, und der 32. Theil einer gemeinen deutschen, mithin 360 Stadien, etwas über 11 deutsche Meilen. 2) H. Fox Talbot, Esquire, of Laycock Abbey.

Vice-President der Royal Society of Literature, der in

England nicht nur als ausgezeichneter Entziſferer der Babyloniſchen Keilſchriften gilt, ſondern auch als Erfinder des dort jogenannten Talbot-Type, d . i . der Art und Weise der Aufnahme von Photographien auf Papier. In Wirklichkeit soll er der Erfinder des heutigen Systems der Photographie ſein. Dieser Gelehrte las kürzlich eine solche Keilschrift , auf einem Cylinder aus Thonerde zu Babylon gefunden (im Besitz des Sir T. Phillipps zu Middle-Hill) , dessen Inhalt Bezug hat auf Ereigniſſe während der Regierung Nebucadnezars (vid. Transactions of the Royal Society of Literature. Vol. VII. New Series. London 1863. „ Translation of an inscription of Nebuchadnezzar.) Jch entnahm daraus u. A. folgendes : Columne I, Linie 1. Nabiu-kudur- ussur sar misharim," Nebucadnezar der siegreiche König. Linie 7. ,,tar Nabiu-pal ussur sar Babilu anaku", der Sohn von Nabopolaſſers König von Babylon , Ich bin es. Linie 34. „ Bid Zida, subat Sarikimir Niya" der Tempel von Zida (d. h. Wiederhersteller, Zanim des Tempels .) Wohnort des Gottes Sarikimir und der Göttin Niya. In Columne II , Linie 5. kommt das Wort „,dali " als Name der flachen babylonischen Backsteine vor Kar-dali, Backstein-Ziegelmauer , wovon wohl das griechische Seiros ein Täfelchen, sodann auch „ daliti", welches aber auch gleichfalls Planke, Diele (Schindeln ?) bedeuten mag , so wie z. B. Seite 28, Linic 36 . ,,erim daliti valtu Labnanu dishti," d. i. Cedernplanken aus dem Walde zu Libanon (dalle im Französischen bedeutet Fliesenstein. Dallages, Pflaster von flachen Steinen.) Obige Schrift von Herrn Talbot von 35 Seiten ist in meinem Besit , so wie eine andere von 71 Seiten : The Annals of Esarhadon", translated from the Assyrian by H. F. Talbot. London 1863. Beide interessante Schriften werden auch mit der Zeit in unsere Bibliothek wandern.

95

morgen in der Trödelbude , und in die Wohnungen , welche der Reichthum und die vornehme Abgeschlossenheit verlassen, zieht der Bettler ein.

Denn wenn an die Stelle des rasch umtreibenden

Blutes allmählich die Agonie, die länger oder kürzer dauernde Kälte des nahen Todes tritt , dann sterben zuerst die edelsten Blüthen ab, es siechen Kunst, Wiſſenſchaft, es ſicchen die edlern Arbeiten, die Großartigkeit des Verkehrs dahin, das Volk tritt auf die Stufe des Ackerbaues herab, durchläuft die verschiedenen Arten deſſelben und kehrt , wenn es ein ungünstiges

Geschick so will , endlich zu

dem Hirten- und Jagdleben zurück , von dem aus es so mühsam aufstieg.

Nichts erweckt in dieser

Welt der allgemeinen Hinfälligkeit traurigere Empfindungen als eine Etadt , die im Verfall oder so zu sagen im Absterben ist.

„ La mort des Villes (fagt M. Gautier, „ Caprices

Paris 1852, p. 324) est un phénomène que l'on n'a pas assez

étudié .

et Zigzags. "

Ces grands corps

qu'anime une vie multiple et collective semblent avoir des maladies particulières dont les historiens n'ont que confusément tracé la pathologie.

L'existence l'abandonne et ses rues

sont comme des veines ouvertes par où son sang s'écoule .

Tantôt c'est une invasion de

barbares ou de conquérants , tantôt une révolution climatérique , ou bien encore une maléA diction céleste. Impénétrable mystère, problème insoluble qu'on cherche en vain à expliquer par les conquètes et les changements d'empires , les écroulements de dynasties , les substitutions et les dispersions des races. Für Manchen mag immerhin etwas Wehmüthiges darin liegen , in einer Stadt herum zu wandern , die einſt betriebsam und blühend war und nun schon geraume Zeit in Abnahme, im Verfall, im Sterben ist ; wie z . B. Avenches oder Payerne in der Schweiz , Todi

(29. Jahresber.

S. 58 )

oder Ferrara in Italien , kleine ehemalige Residenzen oder kleine freie Reichsstädte in Deutschland. Da sieht man zuweilen , wie die Stadtgräben sich mit Maſſen von Schutt und Steinen füllen , über ihnen wächst Unkraut, verwickelte wilde Sträucher und Schlingpflanzen , Gras und Blumen, aber auch dieses geht wieder zu Grunde, wird Staub und Erde.

Doch immerwährend ſprießt auch aus diesen

wieder neues Leben hervor , so wie in Pompeji , oder um , wie bei den Tempeln zu Päſtum , mit heulender Wildniß zu contraſtiren. Würdige Prachtgebäude stürzen , Mauer fällt, Gewölbe bleiben. Daß nach tausendjähr’gem Treiben Thor und Pfeiler sich verkürzen. Dann beginnt das Leben wieder ; Boden mischt sich neue Saaten. Rank auf Nanke senkt sich nieder ;

Der Natur ist's gut gerathen. ¹ )

Göthe.

1) Die Natur hat überall Schönheiten, und eine reizloſe Gegend gewinnt , wenn wir öfter durchkommen oder heimisch darin geworden sind. Selbst die römische Campagna schien mir Naturschönheiten zu besigen, obgleich vor mehr

96

Die Stadtmauern mit ihren zahnlosen Zinnen und Wartthürmen , worin die Spaßen niſten und durch deren Lücken der Wind pfeift , waren nicht immer so morsch und verfallen , sondern einſt ſtolz und ſtark. Aber da wo sonst eine Reihe Häuſer ſtand , gibt es nur noch eine Mauer , und wo eine Mauer war, ist nichts mehr zu sehen ; das Gras erseht das Pflaster.

Das Leben zieht sich

gegen den Mittelpunkt der alten Stadt zurück, gegen das Herz , wie bei einem mit dem Tode ringenden Menschen.

Es sind die äußersten Theile, welche am ersten ein langſames Dahinſterben zeigen , die

Glieder bei den Menschen , die Vorstädte bei den Städten. Stockwerke.

Manche bewohnte Räume verlieren die

Die Grundpfeiler der Kirchen (so wie die Leichensteine unter den Füßen) geben nach,

sie verunſtalten sich und verfallen , was in unseren industriellen Ameisenhaufen nicht der Fehler der Gläubigen , sondern vielmehr der der Gläubiger ist.

Ganze Stadtviertel fallen in Ruinen , und ein

Vorübergehender gilt dort für etwas ungewöhnliches .

Eine Art roher leutescheuer Bevölkerung (als

ob sie nach Schäßen suchen wollten) setzt sich darinnen fest.

Hier ist nicht mehr die Stadt, die sich

hinaus in das Gefilde ausbreitet , sondern das Land zieht sich in die Stadt hinein :

Etraßen , in

denen sich einſt frisches Leben bewegte , wo es Macht und Pracht , Luſt und Leid, Liebe und oft viel Haß gab (die Hydra der Parteiſucht), wo die patrizischen Altbürger und die Zünfte , welche sich wieder nach ihren verschiedenen Gewerken abtheilten , beiderseitig nach der Alleinmacht rangen, unter dem Vorwand, das freie Gemeinwesen zu erhalten.

(Aber wo es zu Schuß und Truz gegen den nach-

barlichen Naubadel galt , da waren sie auch alle wieder fest verbunden) .

Solch eine Straße wird

auch hie und da urbar gemacht und wird natürlich zur armselig häßlichen Gasse, die man schon durch das zerrissene Thor erblickt ; man bepflanzt den Kreuzweg , umgräbt die Schwellen der Häuser von hundertjährigem Alter , wo aus den alterthümlichen Stockwerken zuweilen noch ein Geiſt von Ehedem gleich einer Sage der Vorzeit herunter schaut.¹)

Manches ist noch imposant und ehrwürdig,

als 2000 Jahren auch dorthin der Mensch kam mit ſeiner Qual und etwa 24 blühende Städte zerstörte.

Das erinnert

uns auch an die von Nom ausgehenden unbegrenzten Katakomben , (so wie an die zu Neapel) an diese aus dem hohen Alterthum herrührenden unterirdischen Brüche von Stein und Puteolanerde, die einſt den frühen christlichen Gemeinden der Verfolgung wegen als Aufenthalt dienten. Später hat man Theile dieser ungeheuern Abgründe zur Aufnahme der Todten eingerichtet. In die Katakomben von Paris steigt man in einem Schacht von 90 Stufen durch mehrere Schichten hinab bis man auf den prächtigen Bauſtein kommt, aus dem Paris gebaut ist und der den Boden bildet. Man weiß nicht, wie viele Jahre vorher man die Steinbrüche benügt hat. - Bei der Vermessung und Kartirung betrug die Länge der Stollen nur innerhalb der Barrieren 44 Kilometer , etwa 12 Wegſtunden. Ein verhältnißmäßig kleiner Theil enthält die Gebeine von drei Millionen Menschen. Die legten eingemeißelten Daten ſind die über die Gefallenen : „Kampf auf dem Grèveplay , am Hôtel Brienne in der Straße Maslée, um die Hauptwache ; 28. und 29. August 1788." „Kampf in der Vorſtadt St. Antoine 28. April 1789." ,,Kampf um die Tuilerien , 10. August 1792." „ Der zweite und dritte September 1792.“ Nach einigen Autoren soll auch in jenen Katakomben unter Tod und Verweſung neues Leben keimen und knoſpen. 1) Von dort umher spukenden Gespenſtern wird indeſſen nichts vernommen. Auch hier in London gibt es längst schon keine mehr ; denn zwischen zwölf und ein Uhr, der Stunde , die nun ciumal von jeher den Geſpenſtern zum

97

aber der Puls der Gegenwart klopft nur noch langſam in den Hauptarterien des alten Stadtkörpers, der sich immer mehr zuſammenzieht , die neue Zeit rollt und tost um ihre Grundmauern , die tiefen Wagengeleise der Mistkarren zerrütten und höhlen das alte Steinpflaster aus.

Durch den Regen

entstehen Pfüßen an den Thüren ; der frühere Lärm der Menge oder der Wagen mit Braufäſſern , das Hämmern dès Kupferschmiedes, Hundegebell, das Klappern des Böttchers , das Schreien, Gezwitſcher und Getrippel einer erlösten Schule , das Klingeln der Läden und Hausthüren , was zuſammen die Stimme oder vielmehr das (eigene) , mehrstimmige Lied einer tüchtig bevölkerten Stadt war , ging längst verloren.

(und die freundlich lachende Miene) Von allen Seiten starrt uns das Bild

der Vergänglichkeit an , es herrscht eine öde Stille , die nur dann und wann durch einige schreiende Kinder,

kreiſchende Weiber

und brüllende Kühe unterbrochen wird , auch wohl durch ein langes

mißtöniges Gakern der Hühner, gleichsam die langweilige Vorrede zu den Eiern , höchstens auch noch durch Hammerschläge auf einen Ambos und das Pfeifen einer Amsel am offenen Fenster des Schuhflickers. Aus

einem

Plag ,

der

früher

kaiserlichem Ceremoniel vorbehalten war , hat man ein

Gartenstück gemacht, mit Kohl und Lattich bepflanzt.

In einer jegt finstern und abenteuerlichen

Ruine der benachbarten Burg, saß aber auch zuweilen ein herrschaftlicher Vogt , der wie ein Falke herab schoß, wenn man ihn rief, und auch manchmal ungerufen kam. Eule und alles hat etwas abgestorbenes , unheimlich spukhaftes.

Aber jezt verkriecht sich dort die Die Kirche ohne Rücksicht auf die

Denkmäler und den Moder der Todtengruft wird eine Scheuer ( wie wir zu Payerne die uralte Kirche sahen) und der Gerichtshof oder Palaſt mit noch wenig bewohnbaren Zimmern, wird eine Meierei.

Die Zimmer zeigen ein kummervolles Bild der Vergänglichkeit.

Zerbrochene Möbel , zer-

feßte Tapeten, wenig ganze Fensterscheiben , hie und da der Fußboden aufgeriſſen.

Und da, wo viels

leicht ein ehemaliges Boudoir der Freifrau oder des Fräuleins war , hält eine Sau Wochenbett, und auf den Zinnen des Giebelhauses mit manchen fabelhaften Phantasiegebilden halten jezt die Dohlen Rath.

Im alten Garten sind die großen Bäume theils verstümmelt , zum Theil niedergebrochen und

höhnische Wucherpflanzen erheben sich über die gefallenen Bäume. Tarusbüſchen kann man die ehemaligen Wege erkennen.

Hie und da, an den aufgeschossenen

Hie und da standen auch Statuen , denen

meiſtens die Köpfe , wenigstens die Nasen fehlen (nur die lachenden Nymphengesichter blieben verschont).

An einer Diana iſt die untere Hälfte mit dunklem Epheu umwachſen , und aus dem Füllhorn

einer Göttin des Ueberflusses

blüht lauter mißduftendes Unkraut hervor.

Alte Mauertrümmer

Spuken angewiesen ist , rauscht noch das lebendige Leben in den Gaſſen. Wie müßte sich ein armes spukendes Gespenst unglücklich fühlen in dieser heitern Menschenbewegung zu Haymarket - und den zum Spuken nöthigen Ernst beibehalten, da wo die lieblichſte aller Rosinen (Signora Patti), dem altem Doktor Bartholo die Nase dreht. — Am Ende könnten sich die Gespenster in London ohne Neid und Aerger über das Leben der Lebendigen ebenso amüſiren als bei uns die Lebendigen bei Tage. Indeſſen mag noch bemerkt werden , daß das London der Lebendigen immer noch gedrängt voll ist von dem London der Todten. Die Kirche von St. Martins in the Fields (mitten in der Stadt) enthält noch über 2000 Särge. Und die Kirche St. Mary-le-Bowist buchstäblich in ihrem Grunde vollgestopft von bleiernen Särgen, dreißig Fuß hoch, und von ihrer eigenen Schwere der eine einbrechend in den andern. Jahresb. des historischen Vereins. 1864. 13

98

und deren Thürme, die schweigsam den Wandel der Zeiten gesehen haben , werden zu Taubenhäusern verwendet , das Haus selbst wird zur Hütte , der Laden zur Krambude , das Brunnenbecken beinahe zum Weiher , der Bürger wird Bauer.

Ueberall Einöde , Langweile , Staub , Zerstörung , und was

nicht zusammenfiel durch Alter oder, wie man gewöhnlich ſagt, durch das Nagen des Zahns der Zeit, (aber der Zahn der Zeit ist eine schlechte Metapher , denn sie ist so alt, daß sie gewiß keine Zähne mehr hat ; bei den Menschen ist es die Hand der Zeit, die uns die Haare weiß färbt , wo nicht gar ausrupft , und die Stirne faltet) , da reichte der Mensch die helfenden Hände.

Auf den verlassenen

Pläßen sieht man die Vorübergehenden eingehüllt und düster mit traurigen Gesichtern an den Seiten der eingesunkenen niedern Häuser (wo zuweilen aus einem Fensterchen ein altes Mütterchen herausguckt), vorbeiſchleichen, und das Auge des Gedankens meint die melancholischen Schatten einer untergehenden Sonne zu sehen oder auch wie der Mond aus dunkeln Wolken hervortritt und wehmüthig die alte sterbende Stadt beleuchtet. Daß Alles sich verwandelt , vergeht und nichts dauerhaft von Menschenhand bleibt , darauf (nämlich auf die Verwüstung der Städte) deuteten auch schon die Alten hin.

Eine merkwürdige

Stelle darüber findet sich in dem Trostbriefe des Servius Sulpicius an Cicero über den Tod seiner einzigen Tochter Tullia.

Bei meiner Zurückkunft aus Asien (schreibt Servius ), da ich von Aegina

gegen Megara segelte , verfiel ich beim Anblick der Gegend um mich herum in tiefes Nachdenken. Hinter mir Aegina , vor mir Megara, rechts Piräeus, links Corinth : alle diese einſt blühenden und berühmten Städte sind jezt zerstört und in ihren Ruinen begraben . nicht umhin an

etwas

anderes

zu

denken

als : ach !

Bei diesem Anblick konnte ich

wie härmen wir uns ab

und quälen

uns , wenn einer unserer Freunde stirbt oder sonst umkommt, dessen Leben so kurz ist, und hier liegen die Trümmer von so vielen Städten vor mir.“ Wenn Seneca (Consol. ad Helviam C. VI . 10) ähnliche Bemerkungen über das Verlaſſen mancher Städte und Bezirke macht , so scheint es , daß er hierbei als Grund mehr auf die Errichtung von Colonien hinweist ¹) . Aber jezt ist es

hohe Zeit , den geduldigen Leser von dieser Extravaganz 2) wieder auf

unſren babylonischen Backſtein zurück zu führen. 1 ) Nec omnibus eadem causa relinquendi quaerendique patriam fuit.

Alios excidia urbium suarum,

hostilibus armis elapsos , in aliena spoliatos suis expulerunt ; alios domestica seditio submovit : alios nimia superfluentis populi frequentia ad exonerandas urbes, emisit : alios pestilentia aut frequentes terrarum hiatus, aut aliqua intoleranda infelicis soli vitia ejecerunt : quosdam fertilis orae in majus laudatae fama corrupit ; alios alia causa excivit domibus suis. Nicht alle hatten denselben Grund ihr Vaterland zu verlassen und ein anderes aufzusuchen. Die Einen den feindlichen Waffen entronnen , ihrer Habe beraubt , hat die Vernichtung ihrer Städte in die Fremde getrieben ; die Andern hat heimischer Aufruhr verjagt , Andere wieder hat die übermäßige Uebervölkerung zur Erleichterung der Staatslaſt aus der Heimath gesandt. Noch Andere haben Pestilenz , häufige Erdbeben oder irgend welche andere unerträgliche Schäden eines unglückseligen Landsſtriches verjagt ; Einige hat die Kunde von einem fruchtbaren , über die Maſſen gepriesenen Erdreich verlockt und Andere hat irgend eine andere Ursache aus ihren Häusern geführt. 2) Nur die Spinne wirft der Biene vor , daß sie aus tauſend Blumen das Material ſammle, wovon sie ihren Wachsbau und den Honig darin bereite.

99 Die Inschriften , welche auf dieser Gattung von Backsteinen, wie der unsrige ist, vorkommen, sind meistens in

einem viereckigen Stempel eingeschlossen , und die Lettern sind mit Zartheit und

genauer Sorgfalt ausgeführt.

Die Inschrift auf dem Stempel, der dazu gebraucht wurde, war in

Relief geschnitten, da sie sich auf dem Stein vertieft darstellt. geschnitten gewesen zu seyn , und nicht in isolirten Lettern

Auch scheint der Stempel im Ganzen

oder Gruppen.

Man vermuthet , daß

andere vertiefte Inschriften , vielleicht solche von Wichtigkeit (über Staatsereignisse), zuweilen mit Blei ausgefüllt waren.

Hiob spricht von bleiernen Tafeln.

„ Ach daß meine Reden geschrieben wür-

den mit einem eisernen Griffel auf Blei und zum ewigen Gedächtniß in einem Fels gehauen würden “ ¹) (XIX , 24).

Es ist dargethan , daß dieſe Art von Stempelſchneidekunſt, die den Holzblöcken

bei der Erfindung der modernen Druckerei nahe kommt, in eine sehr entfernte Periode des buntgefärbten , von Hieroglyphen wimmelnden Aegyptens ( und Chinas ) hinauf reicht , da schon die ägyptischen Könige ihre Namen auf Backsteine stempeln ließen ; jedoch waren die darauf befindlichen Charaktere oder Hieroglyphen in Intaglio oder vertieft eingeschnitten und brachten also die Charaktere erhaben hervor.

Dergleichen Stempel aus Aegypten sind noch auf unsere Zeit gekommen.

Das

britische Muſeum beſißt solch einen sehr gut erhaltenen hölzernen Stempel in ovaler Form, der vier Zoll lang und mit einer Handhabe versehen ist und immerhin einem großen Siegelstempel neuerer Zeit verglichen werden kann.

Die darauf eingeschnittenen Charaktere oder Hieroglyphen bezeugen den

Namen des Königs Aménophis III., der XVIII . Dynaſtie ; er regierte von 1560 bis Chriſtus 2).

1529 vor

In einem der obern Räume ägyptischer Antiquitäten im Muſeum ſind 20 Backſteine

ausgestellt, die auch nur wie der unsrige durch Sonnenhiße gehärtet sind, fie gleichen in Form mehr unsern heutigen , nur daß sie dicker sind .

Jeder dieser Steine zeigt einen Stempel , und 14 davon

find durch die darauf befindlichen Hieroglyphen erläutert, in ſofern die Namen und Vornamen ägyptischer Könige ohne schwankende Leseart beſtimmt hervortreten.

In einem Klima , wie in Aegypten,

wo es nur vier oder fünfmal in einem Jahre regnet , waren natürlich solche Backsteine ebenso hinlänglich probefest der

Witterung zu widerstehen, wie zu Babylon ).

Und deßhalb waren dort

nicht nur Häuſer und Paläste davon erbaut, ſondern auch mehrere Pyramiden, wie die zu Dashur, Illahun , Howara, Abu und Ruasch. Ja sogar die große Mauer , die Aegypten gegen Osten einſchloß und sich 1500 Stadien von Pelusium nach Heliopolis erstreckte , war von solchen Steinen aufgeführt.

In den Ruinen Babylons (meist zu Neffer) wurden Backſteine gefunden, die mit dem Namen

eines Königs läßt.

Urukh gestempelt sind , deſſen Regierung ſich bis 2234 vor Chriſtus zurück führen

Er wird für einen der frühesten Monarchen der Chaldäer gehalten und war, wie sich heraus-

ſtellt , Gründer mehrerer , großer Hauptstädte im Lande der Chaldäer, so wie Ellarsar, oder Larsa, ¹) Die älteste Schrift war in Stein gehauen oder in Thon eingeschnitten. 2) Aménophis III. (Amén- hotep , Râ-maa-neb , Regierer , Richter des Rechts) .

Er gehört unter die Zahl

ägyptischer Könige, von denen die meiſten als Monumente bewunderungswürdiger Vollkommenheit in der Bildhauerei, wie in der Baukunst , herrühren. 1). Die perſiſchen Könige brachten ihre Winter in Babylon wegen des milden Klima's zu. 13*

100

„ Ur" oder Mughir (wo sich solche als älteste beschriebene Backsteine mit dem Namen Urukh in Menge vorfinden). Dieses Ur oder Hur wird als die erheblichste Stadt der Chaldäer (Chastin , Ur Chastin) erkannt ; ſie lag am Euphrat, wahrscheinlich nicht weit von deſſen Mündung und war , wie sich auch vermuthen läßt, der Hauptstapelort des dortigen Handels zu jener Zeit. Geographical Society Vol.

XXVII , p . 185) .

(vid . Journal of the

In den frühesten Inscriptionen findet sich öfter

Erwähnung der Schiffe von Ur, was auf den Handel mit Aethiopia hindeutet.

Es war die Stadt,

von der Abraham um 1961 vor Chriſtus (nach Andern früher) auszog.¹) Ferner zu Warka (Accad) zu Senkereh und Niffer, und da man also diese so beschriebenen Backsteine gewöhnlich auf der Grundfläche verſchiedener Gebäude benannter Städte vorfindet , und solche, die mit den Namen anderer Könige in Stockwerken darüber erscheinen , so schließt man aus diesem Umstande , daß Urukh der ursprüngliche Gründer dieser Städte war.

Er nennt oder betitelt

ſich auf solchen Steinen König von Hur und Kinzi-Accad, 2) leßteres eine ethnologische Bezeichnung des Semiten-Stammes oder Race ³) und mag dem Accad im Lande Sinear , das die Provinz Ba1) In G. Rawlinson's „ Bamton Lectures" 1859. Historical Evidences of the Scripture Records. Second Edition. London 1860, p. 300, Note 1. wird bemerkt , daß dieses „ Ur“ der Chaldäer, der Ort , so wie die ganze Umgebung mit einer bedeutenden Erhöhung jezt Mughir genannt wird , und daß es am rechten Ufer des Euphrat nicht weit oberhalb des Zuſammenfluſſes mit Shat-el-Hie liegt , und daß dieſe Region das wahre Chaldaca der heiligen Schrift und der Geschichte ist. Diese Gegend lieferte auch die meiſten ältesten babyloniſchen Inschriften. Sie sind entweder auf Backsteinen oder Cylindern aus Thonerde und einigermaßen in roher Weise ausgeführt ; sie weisen auf eine Periode von zweiundzwanzig hundert Jahren vor Chriſtus hin , also um 350 Jahre früher abweichend ,' als Thara seinen Sohn Abraham und seines Sohnes Weib von Ur aus Chaldäca führte, daß er mit ihnen ins Land Canaan zöge. I. B. Mose London 1858, XI , 13. In dem vortrefflichen Werke des Herrn G. Rawlinson ""The History of Herodotus. Vol. I. p. 400 findet sich auf einer Zeittafel früherer assyrischer Könige Urukh um 2200 vor Christus. Dr. G. B. Winer in seinem biblischen Wörterbuch , Leipzig 1848 , B. II, Seite 643 , Note 2 bemerkt, daß man über den Urſprung und die Bedeutung des Namens Ur noch zu keiner Uebereinstimmung hat kommen wollen. Da nun, wie schon erwähnt, Ur so wie Jr im Aſſyriſchen Stadt bedeutet, so erlaube ich mir als Hypotheſe folgendes in Vorindem ja auch der Römer, schlag zu bringen : Da der Name Ur allein steht , so könnte es Hauptſtadt bedeuten wenn er von der Hauptſtadt ſprach , nicht Rom sondern Urbs ſagte , im Gegenſaz zu dem Oppidum und Municipium. Auch heut zu Tage heißt es ja noch in Rom beim Segensprechen : „ Urbi et Orbi." Auch der Engländer benennt ſeine Metropole im Allgemeinen nicht London , sondern nur mit Town. (I am going out of town ). Beispiele, wo Ur oder Ir nicht allein stehen , haben wir in Ur-salem, in Ir-Adumu , die Stadt von Edom , Ir-danuti mati Arabi , die starke Stadt der Araber. Sodann Ir-sames, ( und die Grenzen ihres Erbtheils war Zarea , Esthaol , Irsames. Jos. XIX, 41). Ferner Ir-Heres , Ir-ha-heres , Civitas Solis. (Zur Zeit werden fünf Städte im Aegyptenlande reden nach der Sprache Canaans , (alſo Phöniziſch) und schwören bei dem Herrn Zebaoth. Eine wird heißen Ir-heres. Jesaia XIX, V. 18). Auch im ersten Buch der Chroniken IV, 12 haben wir Ir-Nahasch , oder Nahas , die Stadt von Erz. Auch Erech erscheint noch als Ar-Ecca oder Ar-Erech. (Ur soll übrigens den Beinamen „Um-Mugheir" gehabt haben, d. i. die Mutter des Bitumen oder Erdharzes).

2) In oben benanntem Werke des Herrn Loftus p. 169 finden sich die Abbildungen von zwei auf König Urukh sich beziehenden Inschriften; die erste mehr in Monogrammen, die zweite in den gewöhnlichen Charakteren der Keilschrift. 2) Mehrere assyrisch-babylonische Eigennamen sollen unbezweifelt ſemitisch sein. Auch Abraham, ein wahrer Nachkomme Sems , wohnete zu Ur, dem heutigen Warka in Chaldäa. Ich bin der Herr, der dich von Ur aus Chal-

101

bylon (Gegend von Bagdad) umfaßt , entsprechen.

Bei den alten Babyloniern ging die Sage über

die Lokalitäten ihrer Gegend, daß ein großer Theil der Ebene oder des babylonischen Tieflandes, ehe Semiramis, ³) die Gattin des Ninus , die Bewunderung des Morgenlandes, die Dämme anlegte, durch die Ueberschwemmung des Euphrat und des Tigris einem Meere gleich gewesen. 184.)

Denn durch

Canäle,

Dämme, Seen

und

Deiche wurde

sowohl

Grenze gesezt als auch der sonst dürre trockene Boden fruchtbar gemacht.

(Herodot I,

der Verheerung

eine

Deßhalb mußte auch die

Weissagung Jesaias und Jeremias eine so wahrscheinliche Drohung enthalten, die auch buchstäblich in Erfüllung gegangen ist.

Denn sobald dieſe Dämme in Folge irgend einer Calamität, sei es Peſt,

Krieg oder anderer Jammer vernachlässigt wurden, so mußte natürlich „ Ein Meer über Babel ergehen und sie mit derselbigen Wellen-Menge bedecken und ihre Mauern zerfallen ." 43, 44.

Jeremia LI,

Durch das Steigen der Gewässer des Euphrat werden jezt öfter noch im März und April

die Ruinen Babylons überschwemmt und viele Stellen sind dann unzugänglich. Zum Schluffe unserer Abhandlung mag noch bemerkt werden, daß man aus den architektonischen Ueberbleibseln , die im südlichen Babylonien entdeckt wurden , in Verbindung mit andern Denkmälern und Urkunden, beschriebenen Thontäfelchen und Cylindern , schließen zu können glaubt, daß Babel in frühester Zeit weder eine Haupt- noch sonst bedeutende Stadt war.

Und manche mei-

nen, daß im Anfang dort nur ein Tempel für ein Nomadenvolk errichtet und in deffen Bezirk (nach alter Sitte) auch ein Gerichtshof war.

Nach den auf Tradition gegründeten Nachrichten, welche die

Griechen von den Babyloniern um die Zeit Alexander des Großen erhalten haben, soll die eigentliche Stadt ursprünglich um 2230 vor Christus erbaut sein. Lage der alten Babel einnimmt ,

Wenn also Neffer einen Theil der

so mögen die mit dem Namen Urukh gestempelten , dort in der

größten Tiefe gefundenen Backsteine darauf hindeuten , daß dieser König das Meiſte zur Erbauung (oder Erweiterung) Babylons beigetragen habe. Mit unserm babylonischen Backstein fand sich zugleich ein Stück Palmholz , Ueberrest von großen, zum Theil verkohlten Balken , die man unter den Trümmern Babylons entdeckte , und die vermuthen lassen , daß man als Bauholz meist nur Palmstämme benutzt habe.

Jedoch hat man

daneben zu gleichem Zwecke sowohl die Ceder, den Maulbeerbaum, wie auch die Cypreſſe verarbeitet. (Diod. II, 8.)

Strabo schreibt, daß die Babylonier fast so vielerlei Nußen vom Palmbaum gehabt,

däa geführt hat." I. B. Moses XV, V. 7. däer werden als Hamiten gedacht.

Unter die Semitiſchen Stämme gehören die Phönizier ; die früheren Chal-

3) Sammouramat, Sammuramit, um 2182 vor Chriſtus. Sie wurde von den Aſſyrern zur Göttin erhoben. Ganz eigen ist's mit mythologischer Frau: Der Dichter bringt ſie , wie er's braucht , zur Schau ; Nie wird sie mündig , wird nicht alt, Stets appetitlicher Gestalt, Wird jung entführt, im Alter noch umfreit G'nug , den Poeten bindet keine Zeit.

Göthe.

102

als Tage im Jahr.

( Lib. XVI. )

Jest sollen nach einigen Nachrichten die Palmwaldungen oder

vielmehr Gruppen in den Ebenen Babylons dürftig sein und nur ein spärliches Nuhholz liefern. Allein die Nachrichten, die uns Dr. Oppert in seinem oben benannten Werke gibt , beſtätigen , daß der Palmbaum doch noch so ziemlich dort vorhanden sein muß , denn seine Worte ſind : travers les forêts de Palmiers " (Vol. Babylon, am 16. April 1855.)

I, Cap . XIII, p. 252.

j'allai à

Excursion vers le midi de

Da nun unser brauner Holzklumpen , in Folge von Jahrtausend

langem Liegen in der Erde beinahe so weich wie Seife ist, so war die Bestimmung zwischen Cederund Palmholz etwas zweifelhaft.

Herr Bennett, Direktor der Abtheilung für Pflanzenkunde im Bri-

tischen Museum, hat es für die Palme erkannt. Obgleich schon seit mehreren Jahren hier und dort einige Händler in London von mir den Auftrag hatten, wenn irgendwo in Auctionen von Alterthümern solch ein babylonischer Backſtein mit dem Namen des Königs Nebucadnezar vorkommen sollte, ihn für mich anzukaufen, so ist es mir doch erst in diesem Jahre geglückt, dieses gut erhaltene Exemplar käuflich an mich zu bringen.

Nach dem

Bericht öffentlicher Blätter hat der berühmte Forscher in den Ruinen von Ninive und Babylon, Herr A. H. Layard, im vorigen Jahre solch einen Stein dem Museum der Stadt Lauſanne zum Geſchenke gemacht.

Und wie wir in Dr. Bernh. Dorn's Beschreibung des Aſiatiſchen Muſeums der kaiserlichen

Akademie der Wiſſenſchaften zu St. Petersburg , Seite 28, lesen , so hat auch der Präsident der Akademie und Minister

der

Volksaufklärung

derartigen Backstein mit Keilschrift aus den übergeben.

S.

S. von

Ruinen von

Uwarow vor mehreren Jahren einen Babylon

dem Museum als

Geschenk

103

Zwei

Doppelfiegel des Johanniter- Ordens

auf Rhodus .

Aus dem XIV. Jahrhundert , in Elektrotyp . Die eine Seite des ersten Siegels oder Bulla knieend vor dem auf Stufen stehenden Patriarchenkreuz.

zeigt den Großmeister mit sieben Brüdern, Bei den Stufen des Kreuzes sind die Buch-

ſtaben A. W. M. Umschrift BVLLA MAGISTRI ET CONVENTVS . die Vorstellung des heiligen Grabes.

Die andere Seite hat

Umschrift † HOSPITALIS. IHERVSALEM .

Das zweite Siegel ist von dem Großmeister Raimund Berenger 1365-1374 , dem undzwanzigsten.

Neun-

Die eine Seite zeigt den vor dem Patriarchenkreuz knieenden Großmeister , beide

Hände emporhaltend.

Umschrift † RAIMVNDVS . CVSTOS. HOSPITALIS . HIERVSALEM .

Die andere Seite zeigt das heilige Grab.

Umſchrift † HOSPITALE. DE . HIERVSALEM.

Neuen Glanz gab dieses Großmeisters Tapferkeit dem Orden.

Unterstüßt vom König Peter

von Cypern unternahm er einen Seezug gegen die ägyptischen Saracenen, welche oft die christlichen Inseln plündernd überfielen.

Alexandria, damals eine reiche und blühende Stadt, einer der Haupt-

ſize arabischer Cultur, wurde erobert und geplündert , aber troh ungeheurer Anstrengungen konnten die Ritter sie nicht halten, und so blieb auch diese glänzende Unternehmung, wie so viele jener Zeit, erfolglos.

Ein Streit zwischen den Zungen von Provence und Italien über die ersten Vorrechte,

der in Avignon entschieden werden mußte, verbitterte Berengers lehte Jahre.

Zwei Schwerter

aus

dem XIII .

Jahrhundert.

Von dem einen fehlt der Griff, der aber bei dem andern sehr gut erhalten , rund und 41½ Zoll lang ist, und besteht, wie es scheint , aus dem Röhrenbein eines Pferdes oder Ochsen , hat eine gerade und starke, aber nicht lange, Parirstange und den eisernen Knopf bildet eine Halbkugel. Die 32 Zoll langen Klingen sind nun freilich von einem 600 jährigen Roste sehr mitgenommen worden, so daß sie nur mit genauer Noth noch zusammen halten. Tabida consumit ferrum , lapidemque vetustas. Ovid. IV, Ep. ex Ponto VIII , 49. Diese beiden Schwerter kommen aus Neapel und sollen bei Benevent gefunden sein.

Wenn

dem so ist , so mögen sie immerhin von dem dortigen berühmten Schlachtfelde herrühren , wo der heldenmüthige Hohenstaufe Manfred , Sohn Kaiser Friedrich II., gegen Karl I. von Anjou fiel ( 26 . Febr. 1266 ).

Hierbei wird man erinnert an die mitleiderregenden Worte des gewaltigen Dichters

104 der Hölle , wo sich mit der großartigen Phantasie des Dichtergeistes zugleich auch die nackte Wahrheit vereint. J'o son Manfredi , Nipote di Costanza Imperadrice , Ond' io ti prego che quando tu riedi , Vadi a mia bella figlia , genitrice Dell' onor di Sicilia e d' Aragona , E dichi il vero a lei , s' altro si dice : Poscia ch'i' ebbi rotta la persona Di due punte mortali , io mi rendei Piangendo a quei , che volentier perdona. Dante , Purgatorio, Canto III.

Manfred bin ich! Wenn Dich zur Welt zurück die Schritte tragen, Zu meiner schönen Tochter geh' ich bitte Dich , Die unterm Herzen jenes Paar getragen , Das Aragonien und Sicilien ehrt , Ihr Wahres , wenn man Anderes ſagt , zu sagen : Als zweimal mich durchbohrt des Feindes Schwert, Da übergab ich weinend meine Seele

Dem Richter , der Verzeihung gern gewährt.

Beilage VII.

Brandenburgisches

Halsgericht

in den

fr

á n

k is chen

Provinzen

mitgetheilt von

Herrn Stadtgerichts- Aſſeſſor

Heinrich

Vocke

in

Fürth.

Sauerader behauptet in seinem Versuch einer Geschichte des Hofmarks Fürth , Bd. II. S. 499 u. folg., daß noch 1787 Ueberreste der alten Schöffenrechte der Bürgerschaft in den onolzbachiſchen Städten vorhanden gewesen sind und die bei Blutgerichten zugezogenen Beisißer Einfluß auf den Vollzug oder Nichtvollzug des Todesurtheils gehabt haben. Ich habe in Schwabach , Roth , Gunzenhausen, Waſſertrüdingen, Ansbach , Windsbach, Langenzenn und Wendelstein nichts darauf Bezügliches in den Stadtbüchern finden können.

Nur bis

1618 scheinen Schöffen zur Rechtsprechung und nur in Civilsachen oder bei den Nüggerichten verwendet worden zu ſein. Obige Behauptungen erscheinen schon im Allgemeinen nicht recht glaublich , wenn man erwägt, daß die aus den Zeiten der Burggrafen von Nürnberg überkommene Politik für ein freies Bürgerthum sehr mißgünstige Blicke , nur für Adelwesen und Beamtenthum Wohlwollen hatte und ' darin die Stüßen des Staates sah. Betrachtet man aber die Zuſammenſeßung des Urtheiles , ſo ſieht man, daß schon in früher Zeit die Rechtsprechung nicht sowohl in den Händen der Bürgerschaft , als vielmehr eines gänzlich Jahresb. des historischen Vereins . 1864. 14

106

der Regierung gefügigen Gemeinderaths war.

Zum Beweis mag die von dem Markgrafen und

Churfürsten Friedrich I. erlassene Raths- und Gemeindewahlordnung dienen , die ich in allen obigen Städten fand.

Hienach war die Rathswahl

jährlich und ging in folgender Weise vor sich.

Der

Vogt , d. h. der herrschaftliche Stadtkommissär jener Zeit , wählte einen aus dem abgehenden Rath, dann mit demselben hieraus noch einen , dann mit diesen beiden weitere drei gleichfalls bisherigen Rath. Rath.

aus dem

Der Vogt und die gewählten Fünfe setten und wählten dann den ganzen neuen

Der Vogt brauchte also als ersten nur einen recht gehorsamen Mann, nur einen zu wählen,

dem die jährliche Wiederwahl Bedürfniß war, und er, könnte die anderen vier , und damit den ganzen neuen Rath ernennen. Der nämliche Brief des Markgrafen bestimmt auch , daß die Nathsherren die Schöffen im Blutgerichte sind.

Dies geht auch aus Artikel 34 des Langenzenner Stadtbuches von 1530 und aus

Seite 58 des Schwabacher Land- und Stadtbuches von 1530 hervor. Obschon dem Vogt, wenn er seine Schuldigkeit that , hienach die Möglichkeit gegeben war, die fähigsten und geschäftsgewandtesten Leute in den Gemeinderath und in das Blutgericht zu bringen, so sagt doch die brandenburgische peinliche Halsgerichtsordnung von 1516 und die von 1582 in der Einleitung : „ Sondern wir haben das mehr bedenken müſſen , wie wir derselben Leute Unbegreiflichkeit (und geringfügigen Verſtand ſeßt die von 1582 hinzu) zu Hülfe kommen.

Dabei schließt

ſie im Artikel 276 und 285 : „ Nachdem solche schlechte Leute als gewöhnlich an den Halsgerichten ſizen , durch Beschreibung einer gemeinen Ordnung begreiflich und gründlich nicht soviel unterwiesen werden können , damit sie in allen irrigen zweyfeligen Fällen rechtmäßig Urtheil finden und aussprechen mögen" - so sollen sie nur fleißig in Ansbach bei den Räthen anfragen. Aber troß des geringfügigen Verſtandes und der Unbegreiflichkeit der Schöffen durfte der Angeklagte sich doch nicht, wie die peinliche Halsgerichtsordnung des Kaiſers Karl des Fünften von 1532 in Artikel 88 erlaubte , „einen Fürsprecher außerhalb der geschworenen Gerichtsschöffen_nehmen", sondern er mußte sich mit einem aus dem Gerichte begnügen , gemäß Artikel 101 und 102 der brandenburgischen Ordnungen ; wie heutzutage unsere Soldaten und Officiere mit ihren Standesgenossen.

Den Ankläger auf Leib und Leben machte der Peinlein , der Folterknecht, wie hernach

näher beschrieben wird . cher aus dem Gerichte ,

Dieser nichtrechtskundige Staatsanwalt erbat sich gleichfalls einen Fürſprewelches nach Artikel 97

und 98 mit wenigstens neun Schöffen besett

sein mußte. Es waren viele Formen vorgeschrieben, welche das Verfahren zwar schleppend, aber auch feierlich machten, so lange die schon damals durchblickende Absicht noch nicht gelungen war , den Nicht-Rechtsverständigen die Rechtsprechung ganz abzunehmen. Bald genug gelang dies. Von da an wurden die würdigen Gebräuche der öffentlichen Rechtsprechung zu einem bloßen Wortgepränge , um nicht zu sagen Gaukelſpiel ; denn schon von der Hand desjenigen, welcher um 1656-1667 Gerichtsſchreiber zu Langenzenn war, findet sich im Stadtbuch von 1530 die peinliche Halsgerichtsordnung zu Langenzenn Blatt 319 in nachstehender Weise bekundet : Wann eine Mißthätige Person ist zum todt verurtheilt worden , so kommt 3 Tag zuvor (vor der Hinrichtung) von Onolzbach der Befehl (das Urtheil), worüben sein Verbrechen soll an Leib und Leben gestrafft werden."

Der arme Sün-

107

der wird nun bei Tag und Nacht von dem Stadtknecht , dem Flurer und zwei Wächtern auf dem Nathhaus bewacht und erhält geiſtlichen Zuspruch und das hochwürdige Sakrament als den legten Zehrpfennig von dieser Welt.

Dabei wird ihm allezeit durch den Vogt 2c . ſein

Verbrechen vorgeleſen, ob er noch geſtändig wie er gütlich und peinlich (nach der Folter) bekannt hat, auch darauf leben und sterben wolle. Wie es vormals bei der Henkersmahlzeit, dem Essen und Trinken des Verurtheilten während ſeiner lezten drei Lebenstage , zuging , ist zu merkwürdig ,

als daß wir hier einer landesherrlichen

Verordnung vom 20. April 1583 nicht erwähnen sollten, welche wir zu Windsbach und Wassertrüdingen fanden.

Sie besagt, daß es glaubhaft oft vorgekommen sei , daß der Hinzurichtende nicht nur

die drei Tage lang, sondern auch am Richtstag selbst von Fressen und Saufen so voll gefüllt zur Nichtstatt gekommen sei , daß mit ihm , als er sich nunmehr mit Gott versöhnen sollte , das Wenigſte nicht auszurichten gewesen wäre.

Es wurde also verordnet , daß sonst der tägliche Aufwand für den

Gefangenen 24 Pfennige sei, und diese Ausgabe während der drei Henkerstage zuſammen nicht höher als auf 5 Bazen belaufen dürfe. Am dritten Tage, an welchem immer Vormittags um

11 Uhr die Hinrichtung ſtattfinden

soll, versammeln sich um sieben oder halb acht Uhr die Bannrichter mit den Schöffen von Langenzenn, zu denen noch zwei von Markterlbach und zwei von Roßſtall verordnet werden , in der Rathstuben, es wird die Rangordnung festgestellt und „ den Schöffen durch den Herrn Stadtschreiber der Exekutionsbefehl verlesen, in welchem befohlen wird , mit waß gelegenheit er solle gerichtet werden, auch waß seine Mißhandlungen die er begangen. “

„Wann dann die Kirche , wie dann alle

Tage umb 8 Uhr nach altem gebrauch und Stifftung von einem Caplan ein Kapitel darinnen geleſen wirdt, zu Endt gebracht , so soll der Fluhrer in der Kirchen wegen deß armen Sünders läuten, wenn nun diß beſchehen ſo ſtehet ein Erbar Gericht uff dem Rathhauß uff und gehen in der Ordnung je zween und zween mit einander hinab und verfügen sich in den (öffentlichen) Gerichtsstuhl und seßt sich ein ieder in seine gebührende Stelle dahin er verordnet ist.“ Es wird nun jeder Schöffe, der Bürgermeister zu Langenzenn zuerſt, umständlich befragt, ob das Gericht recht besezt ist , und dem Gerichtsboten befohlen, Stille zu gebieten und auszurufen, wer zum Rechten zu klagen habe. „Wenn nun solches der Gerichtsknecht

ausgeruffen , so führt der peinlein außerhalb deß

Rings, (der Staatsanwalt hatte alſo nicht den erhöhten Stuhl, wie heutzutage) darinnen die Gerichtsherrn ſizen, an und bringt seine Clag vor , wie er habe

eine Mißthetige persohn allhie in ſeines

Gnedigsten Fürsten und Herrn Frohn, pandten und Eyßen ligen, wider dieselbe klage er an uff Leib und Leben, und bitte also Herrn Panrichtern, er wolle gemelte persohn , wohl verwahrt durch die Gerichtsknechte laffen vor Gericht bringen, damit er wiſſe auf sein schwehre Clagen antwort ben und sebe es hiemit zu Recht." Hierauf wird der arme Sünder von den

zu ge=

Gerichtsknechten in Begleitung des Nachrichters

und der Herrn Geistlichen vom Rathshaus auf seine „ Sißſtett“ geführt.

„ So fährt der knecht wider

an, wer zu Clagen habe, solle seine Clagen anbringen , dieweil der arme Sünder vor Gericht sey, Hierüber fährt der Peinlein an und clagt ihn wider an wie vorgemerkt uf sein Leib und Leben. 14*

108

stumpf und stihl , alles was er umb und an habe , als einen öffentlichen nach dem er gehandelt, und bitte umb einen Wortredner“, den er benennt .

Diebe u. s. w.,

Dieser bittet um Erlaub-

niß und trägt die Klage vor. Nun erbittet der Henker für den Angeschuldigten um einen Vertheidiger : „ denn es gelte Ihnen nit ein kleines , sondern Leib und Leben und alles was er umb und an habe," und bezeichnet diesen Fürsprecher selbst. Leztérer fragt den Bannrichter, ob er dies auf ſich nehmen solle, und nach Bejahung „ gehet er hin und fähet an und thuet des armen Sünders Wort auch, beschwehrt sich wider den Ankläger, daß er Ihn auf Leib und Leben anklage , da er Ihn doch nicht kenne , begehrt auch von Ihme, von wem er solche hohe Macht und Gewalt habe."

Des Anklägers Wortredner erwidert : „ daß sich

des armen Sünders Wort Jeder beschwere und verwundere" und läßt sich zum Beweis der Vollmacht vom Peinlein einen besiegelten Brief auf Pergament geschrieben geben. Brief dem Bannrichter und legt ihn auf den Tisch.

Er überantwortet den

Der Richter läßt ihn vom

Stadtſchreiber ab-

lesen.

Der Vertheidiger findet die Vollmacht genügend und begehrt , daß die Mißethat bewieſen

werde.

Des Anklägers Wortredner gibt darauf zu vernehmen, daß er seine

schriftliche Urkunde und

Mißhandlung bei einem Erbaren Gericht ligen" habe und bittet den Bannrichter, sie durch den Stadtschreiber vorlesen zu lassen, und nachher den armen Sünder vom Leben zum Tode abzuſtrafen. Auf Befehl steht dann der Stadtschreiber auf und liest artikelweise ab , was er begangen , was sein Thun und Laſſen von Anfang bis zum Ende war. Ueber diß stehet des armen Sünders Wortredner auff und gehet wider zu dem

armen

Sünder und bittet die Herrn Richter, Ihme wegen deß armen Sünders noch weiter anzuhören, Solches wird nun ferner erlaubt.

Hierauff sagt er an des armen Statt , er habe seine Mißhandlung

und Urgicht Artikul weiß vor jedermann hören verlesen und waß dißmahl durch Herrn Stattſchreiber verlesen worden, sey er alls geständig ?

Er erkenne und bekenne nun seine Sünde , die

seind Ihme von herzenleidt und bitte jedermenniglich umb Verzeihung , er wolle darauff leben und sterben und bitte Herrn Richter umb ein gnädiges Urtheil , sag hiemit seine Sachen zu Recht."

Das ist doch wohl das Gegentheil einer Vertheidigung.

Dagegen bittet der peinliche An=

kläger um die Verurtheilung an Leib und Leben zum Tode. Jede einzelne Gerichtsperson wird hienach des Rechtens gefragt und antwortet (nicht etwa, ob sie das in Ansbach gefertigte Todesurtheil für gerecht halte oder nicht, sondern die vorgeſchriebenen Worte) : Herr Richter, Ich sprich es geschiehet billich auff alles gerichtlich einbringen und handlung, was nach des Gerichts Ordnung recht und ( in Ansbach nämlich) beschlossen worden. wird befohlen, das Urtheil abzuleſen.

Darauf

Wenn dies vollzogen ist, fragt der Bannrichter, ob die Urtheil

so beschlossen worden sind, wie sie verlesen wurden , was die

Schöffen bestätigen ; worauf er fort=

fährt : „Herr Bürgermeister, ich frage warnungsweiß , waß der verwirkht , ſo dieſe einmahl Rechtlich erkante Straff rechten oder zu rechnen (rächen) sich unterſtündten ? Straff, darein die verurtheilten Persohnen zu Recht erkannt sein.

Antwort : die fallen eben in diſe Hierauff, wan nun der Lezte seine

Frag vollendet, so zupricht Herr Pannrichter seinen Staab zu dreyen Stückchen und wirfft den von sich und befihlt den armen Sünder dem Nachrichter und gebeuth Ihme bey seinem Aydt die gegebene

109

Urthl getreulich zu vollziehen.

Hierauff antwort der Nachrichter, er wolle dem getreulich nachkommen,

so fern Ihme Gott seine Gnade darzu verleyhe." Unter Vorsingen der Schuljugend wird der arme Sünder auf die Nichtſtatt geführt, „ öffentlich im beschlossenen Ring außgerufen, dem Nachrichter keine Verhinderung zu thun , auch ob's dem Nachrichter mißlinge, nicht Hand anzulegen bei Straff Leib, Ehr und Guth.

Wann diß beschehen,

so gehen die Herrn Geistlichen mit dem Armen in den Kreiß hinein und bitt der arme Sünder (der jezt zum ersten Male das Wort erhält) , wo er iezo Unrecht gethan habe , wolle man Ihme solches verzeihen und ein ieder Christenmensch ein Andächtig Vatter Unser mit Ihme beten , damit seine arme Seel zu gnaden möge angenommen werden.

Uff diß führt

man Ihme zu dem Meister, der die Urthl vollziehen soll.“ Nach der Frage des Nachrichters, wie in Artikel 119 und 120 der brandenburgischen Halsgerichtsordnungen vorgeschrieben ist :

ob er recht gerichtet habe ? und nach der Antwort des Richters : So du gerichtet haſt, wie Urtheil und Recht geben hat , so laß ich es dabei bleiben, -- gehet alles

Volckh von der Gerichstatt hinweg und die Bürger so mit Ihrer Haußwehr das

Gericht beschüzet

haben, gehen auch zu Nuch mit Trommel und pfeiffen , allein Herr Stattſchreiber oder sein Jung bleibt drauß neben dem Stattknecht und Rufft auß : ob die Fenige, so in der frayßlichen Obrigkeit fizen, es seindt was herrschaften es wolle, sollen antworten, damit Sie sehen, daß Sie schuldig , daß Halfgericht zu besuchen.

Wenn diß beschehen undt die Burger mit Ihrem

Gewöhr in die Statt

kommen, so danckht man Ihnen ab und leſt ein ieden wider zu Hause gehen und verfügen sich die Gerichts - Schöpfen zuſammen uff daß Rathhauß oder wo keines in ein Wirthshaus

und tra-

gen Ihren Unkosten , dieweil 4 Aembter, alß Cadolzburg, Langenzenn, M. Erlbach und Roßſtall miteinander Nichten zusammen und theilen den Unkosten auß, waß iede Herdtstatt geben muß, damit diß Gericht der Ordnung beschloßen.“ Wer sieht hierin nicht ein leeres, wenn auch für den Verurtheilten furchtbares , und seine Todesangst um drei

oder vier Stunden verlängerndes und erhöhendes Formenwesen.

Wer ſieht

nicht, daß den Schöffen auch nicht der kleinste Theil Einfluß auf das Urtheil gegönnt , sondern ſie überhaupt nur zugezogen waren, damit sie doch wüßten, wofür sie schlüßlich die Zeche zahlen mußten.

im

Beilage VIII.

Bruchstück aus einer

Sammlung

von

Beiträgen

zur

Geschichte

der

Stadt

und

des

Fürstenthums

Ansbach.

Mitgetheilt

von J.

M.

Fuchs , Professor.

Einleitung in die Periode des Markgrafen Car! Wilhelm Friedrich. Die Regierungsperiode des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich fällt in eine Zeit , in welcher französische Lebensansichten einen mächtigen Einfluß auf die höheren Stände äußerten.

Durch

die Vermittlung der Sprache hatte sich besonders unter Ludwig XIV. ein Kreis von Formen gebildet, der in fich aufnahm, was Sitte, Bildung, bürgerliches und staatliches Leben bezeichnet und um so mehr einen modernen Zuschnitt gestattete , als, neben der deutschen Nachahmungslust, das haltlose Schwanken politischer Anschauungen , die seit dem Westphälischen Frieden immer schärfer hervortretende Zerfahrenheit der Neichsstände, der blendende Glanz der dargebotenen Verführungsmittel in Literatur und Lebensgenuß, eine seichte Behandlung der wichtigsten Fragen begünstigte.

Die Reichs-

stände , die Reichsgewalt , der Kaiser waren in innern Widerspruch mit einander gerathen , das sich

111

immer stärker aussprechende Gefühl für Selbständigkeit bemächtigte sich der Staaten oder wurde von Frankreich ermuthigt und

unterſtüßt.

Ja selbst das

einzige

Verbindungsmittel der

Deutschen :

Sprache, Gesittung und Geschichte, blieb nicht frey von fremder Einmischung und mußte sich , dem Beispiel der Mächtigen folgend , manchen Eingriff gefallen lassen. Die kleineren Staaten waren dieſem verderblichen Einfluſſe mehr ausgeseßt, als die größeren : Desterreich, Preußen, Sachsen und später Bayern und Wirtemberg.

Sie hatten sich in früheren und

späteren Zeiten von der Reichsregierung frei gemacht und die Einheit Deutschlands nur im Zusammenhalt gegen äußere Angriffe gesucht.

Denn wenn auch Friedrich II. von Preußen franzöſiſcher

Sprache und Literatur in eben dem Maße huldigte als er seine Unbekanntschaft mit deutſcher Bildung offenbar zur Schau trug, so war doch, mit Ausnahme der bitter getadelten , nach franzöſiſchem Fuße eingerichteten Acciſe, Friedrichs Regierung eine Selbstregierung im höchſten Sinne des Wortes und was dem Auslande anzugehören schien , konnte nur gelten durch Einfügung in das angenom= mene Regierungssystem. Es gehört nicht hierher, nachzuweiſen , auf welche Weise ein solches Selbstregieren auf die Verwaltung des Staates wirkt , worauf solche Grundsäße die Stärke des Staates bauen , wie der Beamten- und Militärſtand zum Schaden des Staates sich trennt, wie ein Geist der Uiberſchäßung sich erheben kann ,

der mit seinen traurigen Folgen in der Geschichte als warnendes Beiſpiel

sich zeigt. Das Verhältniß der unmächtigeren und kleineren Staaten und Fürstenthümer war unter den größeren Bewegungen der nach eigenem Gutdünken Ton angebenden Machthaber ein ungesichertes und mancherlei Schwankungen Preis gegebenes.

Die geistlichen Fürstenthümer waren gesichert durch

das Band, welches die Kirche um sie geschlungen hatte, so wie durch den Einfluß, welchen die Lehre auf die Gemüther übt ; ihre reichen Besißungen und Einnahmen schienen öfter von kriegsluftigen Nachbaren nur deswegen geachtet worden zu seyn , damit im Falle eintretender Noth oder drückenden Mangels Vorrathskammern vorhanden wären, die von ihrem Uiberflusse mittheilten .

Die kleineren

weltlichen Staaten hatten sich entweder durch natürliche oder erzwungene Neigung , durch Verwandtschaft oder Verheirathung, durch Dienste, welche Glieder der fürstlichen Familie oder der Fürſt ſelbſt in größeren Staaten genommen hatten , enge mit denselben verbunden , und konnten im Allgemeinen dabei nur gewinnen : ihre Selbständigkeit erhielt der Schüßherr , und für Handel , Induſtrie und Gewerbe bietet die Verbindung mit einem größeren Staate Vortheile dar , welche besonders in früherer Zeit territoriale Beschränkungen erleichterten oder aufhoben , die Benüßung der Landesprodukte vervielfältigten und die Kraft drückender Monopole schwächten.

Selbst ohne Begünstigung von oben

herab schuf das Bedürfniß im menschlichen Leben Mittel und Wege zu näherer oder erweiterter Befriedigung und bahnte nach und nach die Uiberschreitung der Gränzen an , welche eine Maſſe verſchiedenartiger Zollstätten und Schlagbäume in unserm gutmüthigen deutſchen Vaterlande abſchloſſen. In diese Zeit trat Carl Wilhelm Friedrich ein, als Regent eines Fürstenthums , das durch

112

Lage, Fruchtbarkeit des Bodens , Rührigkeit der Bewohner , politischen Zusammenhang mit mächtigen ---Regentenhäusern, manchen größern deutschen Staat an Bedeutung übertraf. Der Erbprinz hatte eine Erziehung genossen, die seiner natürlichen Aufgeregtheit nicht entsprach. -

Die Erziehung fürstlicher Kinder hatte im vorigen Jahrhundert nur die Aenderung erfah-

ren, daß man neben militärischer Ausbildung eine nähere Kenntniß französischer Sitte und Sprache zu begründen suchte.

Genaue Bekanntschaft mit dem eigenen Lande, das der Zögling einmal beherr-

schen sollte, wurde nicht als nothwendig erachtet und war auch durch die Eigenschaft der die Bildung überwachenden Erzieher nicht immer ermöglicht.

Was nun den Erbprinzen Carl Wilhelm Friedrich

betrifft , so war seine erste Bildung einer Frau von Neuhaus übertragen , die durch ihren frommen, wohlthätigen Sinn in der Geschichte der Stadt Ansbach eine Rolle spielt.

Da der Prinz schon mit

tem sechsten Jahre männlicher Leitung übergeben wurde , so möchte dieß für die Lebhaftigkeit des Charakters, so wie für die Unzulänglichkeit weiblicher Aufsicht sprechen.

Claus Josias von Behr

aus Mecklenburg übernahm die Leitung, mußte sie aber bald an den Freiherrn Johann von Brehmer, einen Liefländer, abtreten , der den Titel „ geheimer Rath" erhielt und in der Regierungsgeschichte des Markgrafen öfter genannt wird.

Dieser Mann besaß gelehrte Bildung , konnte aber die-

selbe durch pedantische Strenge und unpraktiſches Schulmeiſtern bei ſeinem Zögling nicht zur Geltung bringen.

An ihm bestätigte sich der Grundſaß : die Erziehung auf klaſſiſchem Wege, dieſes trefflichſte

unter allen Bildungsmitteln, muß möglichst gleichen Schritt halten mit der Entwicklung des Lernenden. Denn darin liegt eben die Kraft der klaſſiſchen Bildung , daß sie für gewiſſe Abschnitte im Leben auch eine gewiſſe Maſſe von Lernstoff vorschreibt , aber durchaus nicht geſtattet , daß durch ängstliches Halten an Formen der Eifer ermüdet, die Luſt zur höhern Ausbildung gehemmt werde.

Ich getraue

mir nicht die Frage zu beantworten, woher es komme, daß ein großer Theil der jungen Männer, die auf der Hochschule das Fachstudium beginnen , das klaſſiſche Studium ganz auf die Seite schieben, ja zuweilen mit der Erinnerung an dasselbe hadern möchten.

Solche Aeußerungen vernimmt man

auch von denen, die den hohen Werth , des klassischen Studiums anerkennen. Die Jfolirungs-Methode, welche die Erziehung des Prinzen am Hofe charakterisirte , sollte ihre Vollendung erhalten durch die Wahl eines damals dem menschlichen Umgange beinahe entrückten Aufenthaltes .. In einer schönen Gegend, 3 Stunden von Ansbach, einige Stunden von Nürnberg entfernt, in einem angenehmen Thale vom Bieberbache durchflossen, liegt Brudberg.

Das

Dörfchen ſelbſt

zerfällt in 2 Theile : Groß- und Klein-Bruckberg ; in der Mitte liegt ein Schloß auf einem Hügel, von dem aus man die umliegende Gegend übersehen kann.

Die bedeutenden Waldungen, welche frü-

her in unmittelbarer Nähe sich befanden , hatten dem Schlosse die Bestimmung eines Waldschlosses gegeben.

Als Rittergut gehörte es im 14. Jahrhundert zum Canton Altmühl.

Als älteste Besizer

werden die Reichs -Ministerialen von Bruckberg genannt , die wahrscheinlich mit den Vestenbergern desselben Geschlechtes waren.

Dahin gehörten die Wirthschaftshöfe Adeldorf, Adelmannsgefees, Fran-

1131

kendorf.

Von diesem adelichen Geschlechte kommen vor : Conradus de Bruggberg a. 1258 ; Fried-

rich von Bruggberg a. 1295 ; Conradus de Bruggberg a. 1302 ; Heinricus , Rudolphus , Conradus junior, fratres uterini

dicti de Bruggberg , Ministeriales Imp. a. 1306 ; Heinricus de

Bruggberg, a. 1335 ; Heinrich der ältere, Friederich und Heinrich der Jüngere von Bruckberg , in gleichen Hermann und Conrad von Bruckberg, a. 1359 ; Niklas von Bruckberg , Bruder zu Hailsbronn, a. 1376.

Peter von Bruckberg.

Ritter von Rothan a. 1504. und zwar im Jahr 1600.

Nach Erlöschen dieser Familie kamen die Güter an die

Unter dem Namen „Mitgift“ kam Bruckberg an die Familie von Eyb

Johann Christoph von Eyb zog 1687 gegen die Türken zu Feld ; er

wurde gefangen und in die Sclaverei geschleppt.

Da die Feinde für seine Befreiung eine große.

Geldsumme forderten, so konnte dieselbe nur durch Veräußerung einzelner Theile des Familiengutes beigeschafft werden.

Bruckberg wurde daher a. 1687 verkauft an den Adelichen von Löwen , deſſen

Wittwe sich später an Julius Dieterich Freiherrn von Crailsheim verheirathete, wodurch Bruckberg an das Trailsheim'sche Haus gekommen ist.

Der genannte Freiherr von Crailsheim behielt das Gut

nicht lange, sondern verkaufte es a. 1715 an den Markgrafen Wilhelm Friedrich, welcher das Schloß durch Neubauten verschönern und zu einer bequemeren Wohnung einrichten ließ für den jungen Erbprinzen und deſſen Erzieher ; 1767 wurde es in eine Porzellan-Fabrik umgewandelt , welche Anfangs gute Geschäfte machte, nach und nach in Verfall gerieth , endlich als Fabrik ganz aufhörte.

Im Jahr

1862 nahm der Staat das Schloß zu Bruckberg an sich und richtete eine Erziehungsanſtalt für verwahrloste Knaben von 12 bis 18 Jahren protestantischer Confession ein, die mit dem Beginne der Wirksamkeit der neuen Strafgefeße eröffnet werden sollte. testantischer Geistlicher seyn.

Der Vorſtand dieſer Anſtalt ſoll ein pro-

Diesen abgelegenen Ort wählte 1717 der Markgraf zum Bildungsfiße seines Sohnes und beſtimmte den obengenannten Freiherrn von Brehmer, den Hofrath Neukirch, so wie den M. Schülin zu Aufsehern und Lehrern des Prinzen .

Geheimrath von Lang entwirft von dieser Erziehungsweise

kein sehr glänzendes Bild : die Unterrichts-Methode der Lehrer scheint ſehr unpaſſend geweſen zu ſeyn und im geraden Widerspruch mit der Natur des Schülers.

Unterricht , Zucht , Erholung arbeiteten

sich gegenseitig in die Hand, um den Prinzen zum Widerwillen gegen das Lernen , zur Mißachtung seiner Aufseher und Lehrer, zum verbotenen Streben nach Erholung anzutreiben.

Umgang mit gleich-

alterlichen Gespielen war ihm nicht gestattet und so schloß er sich an die Diener an , welche seinen Lieblingsneigungen Vorschub leisteten und allerdings geeigneter waren, ihren Herrn auf den Streifereien im Walde zu begleiten als jene bedächtigen Informatoren , die gar bald die Zielscheibe des Damals wurde der Grund gelegt zu der wahrhaft unmäßigen ― Liebhaberci für Jagd mit ihren Attributen : eine drückende Laſt für die Unterthanen im Fürstenthume. Spottes ihres Zöglings wurden.

Der Markgraf Wilhelm Friedrich war in den lezten Jahren seiner Regierung kränklich, hatte sich der Sorgen der Regierung und ſeines Hauſes entſchlagen und die Regierung dem Landhofmeister Grafen von Caſtell überlaſſen. Jahresb. des hiſtoriſchen Vereins. 1864.

Sein Tod erfolgte 1723 im Jagdschloß zu Reichenbach bei 15

114 Schwabach.

Da der Erbprinz noch zu jung war, so übernahm die Wittwe des Markgrafen, Chri-

ſtiane Charlotte, die' vormundſchaftliche Regierung , welche der Markgraf vor seinem Tode eingeſeßt hatte.

Ihr zur Seite sollten stehen : der Landhofmeister Graf von Castell , der Minister Christoph

Friedrich von Seckendorf , der geheime Rath von Brehmer , die Räthe Baumgärtner , von Seefried, Schweser , Appelt , Schemel , Rosa. ---

ད་

Es mag nicht unpaſſend ſeyn, hier einige Momente aus dem Leben der fürstlichen Vormünderin anzuführen, da von dieſer Markgräfin zwar öfter die Rede ist, aber in kurzen Abriſſen und in verschiedenen Werken. Sie war die Tochter des Herzogs von Wirtemberg und Teck, Friedrich Karl und war geboren den 20. August 1694.

Jhr Vater starb, nachdem sie kaum das vierte Jahr erreicht

hatte ; indeß sorgte ihre Mutter , Eleonore Juliane, eine Tochter des Markgrafen Albrecht zu Ansbach , für ihre Erziehung und Bildung und sah ihre Bestrebungen mit dem glücklichsten Erfolge belohnt.

Es kann nicht fehlen , daß die Art , auf welche in frühester Zeit Hofgeschichte gemacht

wurde, auch in der Schilderung dieser Fürstin sich geltend machte ; nicht überall aber findet sich eine solche Uibereinstimmung der Angaben : Großmuth gegen Männer, die sich Verdienste erworben hatten, Freigebigkeit gegen Arme und Nothleidende , Anregung und Belebung des Fleißes , Vorliebe für klassische Bildung , Ordnung im Geschäftsgange. Im Jahre 1709 war sie mit dem Markgrafen Wilhelm Friedrich vermählt worden.

Der

Einzug des neu vermählten Paares in Triesdorf und Ansbach geschah mit großen Feierlichkeiten. Kurz dauerte die Ehe ; der Markgraf starb 1723 und die junge Wittwe übernahm, wie oben bemerkt, die Obervormundschaftliche Regierung. --- Zum geschichtlichen Nachweis dieser Uibernahme sind sehr ſchön geprägte Thaler und Medaillen vorhanden.

Aber auch durch treffliche Portraits ist für das

Andenken an diese Fürstin gesorgt. Die Prinzessin von Wales und nachmalige Königin von England , Wilhelmine Caroline, eine Schwester des Markgrafen, wünschte Gemälde von dem Bruder und der Schwägerin zu besißen. Man sah sich deshalb in Ansbach nach einem Künstler um und berief den in der Kunstgeschichte. Ansbachs berühmten Portraitmahler Johann Peter Feuerlein nach Ansbach. *) *) Feuerlein ist geboren 1668 in dem kurpfälzischen Städtchen Vorberg , wo sein Vater Chirurg war. Im zwölften Jahre wurde er dem Würzburgischen Hofmahler Oswald Orgers in die Lehre gegeben. Während der vierjährigen Lehrzeit machte er so bedeutende Fortschritte, daß er sich zur höhern Ausbildung auf Reiſen begeben konnte. Zuerst kam er nach Ansbach und fand hier einen Gönner an dem Markgrafen Johann Friederich, der Kunst und Wiſſenſchaft begünſtigte und in Feuerlein einen genialen jungen Künſtler erkannte. Dieser trat in Markgräfliche Dienste und sollte auf Staatskosten größere Reiſen in's Ausland unternehmen , um sich zu vervollkommnen. Leider starb der Markgraf und Feuerlein sah sich auf sich selbst angewiesen. Er begab sich nach Wien , wo seine Leistungen bald Anerkennung fanden und er sich der wohlwollenden Unterſtüßung des Kammermahlers von Aalen zu erfreuen hatte. Eine Kunstreise, die er bei der Krönung des Kaiſers Joseph I. nach Ungarn unternahm, verſchaffte ihm die Mittel, Italien zu besuchen und die dortigen Schäße kennen zu lernen. In Venedig, Nom, Neapel hielt er sich 9 Jahre auf, mahlte Portraits, Hiſtorien und kehrte nach Deutschland als großer Künſtler zurück. Im Jahre 1695 kam er wieder in Ansbach an und gelangte zu ſol chem Ansehen, daß fürstliche Höfe ihm ihre Dienste anboten. Für die Sächsischen Höfe entschied er sich und schlug seinen

115

Die Thätigkeit der verwittibten Markgräfin zeigte sich recht deutlich in inneren Einrichtungen und in Vertheilung der Geschäfte an die der Ober-Vormünderin beigegebenen Räthe.

Nachdem die

kaiserliche Bestätigung erfolgt und die Erb- und Landeshuldigung vorgenommen war , ergriff Christiane Charlotte die Zügel der Regierung, versammelte zweimal in der Woche den Geheimen-Rath, ließ in einer von diesen Sißungen die Staats-, Reichs-, Kreis- und übrigen öffentlichen Angelegenheiten berathen, in der andern die Landes-Verfaſſung, die Vorschläge der Hofkammer, der LandſchaftsCollegien einer genauen Prüfung unterwerfen.

Die unermüdete. Thätigkeit , welche sie selbst an den

Tag legte , die Gründlichkeit, mit welcher die Verhandlungen gepflogen wurden , verſchaffte ihr ſelbſt Sicherheit in Beurtheilung der Staats-Verhältnisse, ihrer Umgebung Eifer und Willen , zum Besten des Landes zu wirken. Herzen.

Vor Allem aber lag ihr die Ordnung der Einnahmen und Ausgaben am

In den Rechnungen und Ablieferungen der Gelder an die verschiedenen Kassen müssen sich,

nach der Verordnung vom 1. September 1723 zu urtheilen, bedeutende Mängel gezeigt haben : eben so beweisen die strengen Erlaſſe gegen heimathlose Landstreicher, welche das Fürstenthum durchzogen, wie tief gewurzelt dieses Uibel war.

Eine ruhige, anständige Feier der Sonn- und Festtage, Entfer-

nung roher Vergnügungen wurde ernstlich befohlen , das Mandat gegen Wildfrevler erneuert ; das Geld für das aus den Staatswaldungen angekaufte Holz mußte binnen 4 Wochen gezahlt werden : gewiß, eine sehr heilsame Verordnung, da verlängerte Zahlungstermine nicht vortheilhaft auf Holzpreise einzuwirken pflegen. Mit Einholung und Begleitung der Beamten waren gewöhnlich Gastereien , kostspielige Aufzüge verbunden, welche den Gemeinden zur Last fielen und zu mißliebigen Aeußerungen Gelegenheit gegeben haben mochten. für die Zukunft Verbot ein.

Dagegen trat die Obervormünderin auf und legte

Ungewöhnliche Sorgfalt verwendete sie auf den Zustand der Kirchen-

Wohnsig in Hildburghausen auf. Es ist schon oben angegeben worden, daß er 1714 nach Ansbach berufen wurde , um die Portraits des Markgrafen Wilhelm Friedrich und seiner Gemahlin Christiane Charlotte zu fertigen. Er löste die ihm ertheilte Aufgabe mit ungewöhnlicher Geschicklichkeit und erwarb sich dadurch das Vertrauen des Markgrafen , der damit umging, ihn in seine Dienste zu nehmen. Der Markgraf hatte den Schloßbau unternommen und die Ausführung desselben dem Oberbaudirektor von Zocha übertragen. Dieser richtete sein Augenmerk auf bedeutende Kräfte und veranlaßte den Markgrafen, den Mahler Feuerlein nach Ansbach zu berufen. Leßterer nahm endlich den Ruf an , übersiedelte nach Ansbach, wo er viele große und kleine Gewählde fertigte, die aber, mit Ausnahme der Portraits , nur selten in Privathände gekommen sind. Die meisten zierten die Gemächer des Schloſſes zu Ansbach und sicherten dem Künſtler die Gunſt des Fürsten. Wilhelm Friedrich würdigte seinen Hofmahler freundlichen Umgangs und besuchte ihn öfter in seinem Arbeitszimmer, wo er an der geistreichen Unterhaltung des vielgereisten Mannes Gefallen fand. Da der große Saal im Neubau des Schloſſes mit fürstlicher Pracht eingerichtet werden sollte, so erhielt Feuerlein den Auftrag , den Platfond in dieſem Saale zu mahlen. Die Vorbereitungen zu dieser Arbeit waren bereits getroffen, da starb Feuerlein zu Ansbach 1728. Auf dem dortigen Kirchhofe hatte er sich eine Gruft bauen laſſen, iu welcher er beigesezt wurde. Drei Gemählde von seiner Hand zieren dieselbe : die 3 christlichen Haupttugenden : Glaube , Liebe , Hoffnung. Es ist nicht bekannt, wer die Grabschrift gefertigt hat ; der Inhalt derselben ist nicht gerade erheblich. - Das Andenken an dieſen gefeierten Künſtler ist gesichert durch ein schön boſſirtes einseitiges Schauſtück, das des Mahlers Bruſtbild von der rechten Seite , in der Perücke, mit umgeschlagenem Gewande und am Kinn zuſammengeknüpfter Halsbinde, deren Ende sich unter dem Gewande verliert, darstellt. Die Umschrift lautet : Petrus Feuerlein. Pict. Excell. -15*

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und Heiligen Pflegen, auf Krankenhäuſer, Unterſtüßungs-Anstalten , was um so größere Anerkennung verdient , da die Verwaltung des Stiftungsvermögens nicht mit der gehörigen Präciſion überwacht zu seyn schien. - In diese Verwaltungs- Periode 1727 fällt die Stiftung des Wittwenhauſes durch die Oberhofmeisterin Maria Barbara von Neuhaus , ferner die Vollendung

der

Infanterie-Ka-

ſerne 1724. Besonderes Verdienst erwarb sich Christiane Charlotte um Herſtellung einer topographischen Beschreibung des Burggrafthums Nürnberg unterhalb Gebürgs .

An Johann Georg Vetter , Inge-

nieur und Landmesser, hatte man den rechten Mann gefunden.

Vetter hatte früher die Unterhaltung

der Landstraßen zu besorgen und war freilich auf seinen Inspectionsreisen mit sehr geringen Diäten bedacht ; es war ihm nämlich für persönlichen Bedarf ein tägliches Deputat von Einem Gulden ausgefeßt , für das Pferd aber Futter bewilligt ; die Unterthanen waren angewiesen , sich dem Landmeſſer dienstwillig zu erzeigen.

Die Ober-Vormundschaftliche Regierung betrieb die Sache mit solchem Eifer,

daß schon i. I. 1732, unter der Regierung des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich , der Abschluß des Werkes geschehen konnte.

Für Territorial- und Fraisch-Grenzen , für Angabe der Orts-Unter-

thanen, für Kirchen- , Pfarr-, Schulen , Zehenden-Vogtey , Dorf und Gemeindeherrschaft , für ZollGeleit- Fischwasser- Weiher Hohe und Niedere Wildbahns-Beschreibungen ist diese Topographie noch immer ein wichtiges Werk und wird häufig benüßt. Von besonderer Bedeutung für den gegenseitigen Verkehr war der im Jahre 1725 geſchloſſene Münzvertrag, für deffen Durchführung die Markgräfin ſich thätig zeigte.

In dieser Zeit begann

sich eine größere Bauluft in den Städten zu regen ; damit standen erhöhte Ansprüche der Arbeiter in Verbindung.

Dieſe Ansprüche scheinen zu Beschwerden Veranlassung gegeben zu haben , denn am

9. Februar 1726 erschien eine Markgräfliche Verordnung, welche die Arbeitszeit , den Taglohn , das Benehmen während der Arbeit regelte. ― Bösartige Fieber , welche 1726 im Ansbach'schen viele Opfer forderten, veranlaßten eine genau ausgefertigte Inſtruktion für die Chirurgen.

Die Ober-

Vormünderin ſuchte auch dadurch das materielle Wohl ihrer Unterthanen zu befördern , daß sie mit Strafen gegen die immer weiter sich verbreitende Spielwuth auftrat und nicht nur die Spielenden, sondern auch die Wirthe, welche das Spiel gestatteten, zu Strafen verurtheilte.

Uiber Aufenthalt,

Zahl, Erwerb der Judenfamilien sind umfangreiche Verordnungen vorhanden , ebenso über Waldaufficht, Holzabgabe, Streurechen , Wildbahns -Herrschaft.

Einen widerlichen Eindruck macht die Bestim=

mung des Lohnes für den Scharfrichter ; jede einzelne Funktion desselben ist genau angegeben , und das Verzeichniß dieser Funktionen liefert einen traurigen Beweis von der Unmenſchlichkeit der damaligen Exekutionen. Zur Erleichterung des Geschäftsverkehrs wurde unter dem Vorsiz des Freiherrn von Seckendorf eine Commission niedergesezt , um die Eintheilung des Hofraths - Collegiums und tung einer kurzgefaßten und deutlichen Proceß-Ordnung zu beſorgen. Ordnung geschah erst am 12. Mai 1730. -

die Ausarbei-

Die Einführung der neuen

117

Christiane Charlotte hatte sich lange mit dem Lieblingsgedanken beschäftigt : in ihren Landen eine Universität gegründet zu sehen und bestimmte eine bedeutende Summe für die Ausführung dieses wichtigen Werkes.

Sie erlangte von K. Karl VI. ein Privilegium 1725 den 16. Juni und

hatte die Absicht, die Universität in Gunzenhausen zu gründen.

Der Sage nach soll auch von Feucht-

wangen die Rede gewesen seyn : Dokumente zur Bestätigung des letteren Planes find dem Verfaſſer dieſer Zeilen nicht unter die Hand gekommen. Der Nachfolger Carl Wilhelm Friedrich wählte Erlangen als Universitäts-Stadt. - Der wissenschaftliche Sinn der Markgräfin zeigte sich auch in der Vermehrung der Schloßbibliothek durch Ankauf von Büchern aus der Verlassenschaft des Preußischen Geheimrathes von Blaspiel, aus Versteigerungen der Bücherſammlungen des Boſſius und des Cardinals du Bois. Wenn man die unter der vormundschaftlichen Regierung erlassenen Verordnungen durchliest und die Umsicht ehren muß , mit welcher in denselben das Wohl des Landes vertreten ist , so kann man doch nicht umhin, einiges Befremden zu äußern, wie eine so kluge, wohlwollende Frau die Erziehung des Sohnes keiner nähern Controle unterworfen habe.

Denn es läßt sich nicht denken , daß

fie die Bildung des Zöglings in Bruckberg habe gut heißen können und wenn auch die Pädagogen, welche den jungen Prinzen überwachen sollten , vom Markgrafen Wilhelm Friedrich ernannt worden waren und Anſprüche darauf haben mochten , von der Vormundschaftlichen Regierung in ihrer Funktion bestätigt zu werden, so war doch dadurch keineswegs eine Prüfung und Untersuchung dieser Erziehungs-Methode auf die Seite geschoben.

Sollte Chriſtiane Charlotte nicht an die treffliche Erzie-

hung gedacht haben , welche sie von ihrer Mutter Eleonore Juliane erhalten hatte ; ſollte ihr die Geheimmütterliche Pflege aus dem Gedächtniß entſchwunden sein , der sich ihre Jugend erfreute ? w rath von Lang ist der Ansicht, sie sei in der abenteuerlichen Erziehung des Prinzen entweder ſelbſt getäuscht worden oder habe früher keinen Einfluß darauf üben können.

Wenn auch das Bild,

welches Geheimrath von Lang von Carl Wilhelm Friedrich entwirft , zu stark gefärbt

erscheint , ſo

zeigen sich doch in dem ganzen Treiben des Markgrafen manche Ausbrüche der Leidenschaft , welche das jugendliche Alter dem männlichen zu übergeben pflegt und deren erstes Auftreten nur durch forgfältige Erziehung bewältigt werden kann. Der gelehrte Johann Matthias Geßner hat ein klaſſiſches Programm geschrieben : De vita ac morte Dominae Christianae Charlottae.

In dieser Abhandlung berührt er mit einigen Wor-

ten die Erziehung des Prinzen und geht bald auf den Plan der fürstlichen Mutter über : den künftigen Regenten zu veranlassen , fremde Länder zu besuchen, um dort bis jezt unbekannte Anſichten zu gewinnen.

Die damalige Sitte forderte von Erbprinzen, ehe ſie die Regierung des eigenen Landes

übernahmen , Reisen in's Ausland, um sich an fremden Höfen sehen zu lassen oder Verbindungen mit denselben zu schließen. Im Jahre 1724 verließ der Prinz das Bruckberger Schloß und wurde möglichst schnell auf das Reisen vorbereitet.

In der Umgebung der Markgräfin hatten sich

zwey Parteien gebildet : die eine war für den Reiseplan , die andere gegen das Reisen überhaupt ;

118

die Markgräfin sezte den durch den Willen des verstorbenen Markgrafen bestimmten Reiseplan durch, und der Erbprinz sollte Holland, Berlin, Frankreich besuchen.

In den Niederlanden sollte der junge

Reisende erfahren, auf welche Stufe des Wohlstandes ein Land sich erheben kann, das in ſeinen Einrichtungen einer freien geistigen Entwicklung huldigt, in der Bewegung der Bevölkerung durch gute Gefeße geſchüßt ist.

Aber auch Frankreich sollte der künftige Regent berühren , um den Gegenſaß

staatlicher Einrichtungen kennen zu lernen : was in den Niederlanden die schaffende Kraft der Volksthätigkeit, unterſtüßt durch fördernde Privilegien, in's Leben gerufen hatte, das lag in Frankreich in der Hand eines autokratischen Willens, der den Krieg, die Gewalt der Waffen , die Winkelzüge der Diplomatik an die Spiße seines Treibens stellte und es vorzog , durch die Schrecken des Krieges auf seine Umgebung zu wirken.

Der Entschluß , eine Reise nach Frankreich zu geſtätten , mag auch

dadurch beschleunigt worden seyn, daß die Pracht und Eleganz, welche am franzöſiſchen Hofe herrschte, einige Rückwirkung auf den Markgråflichen Hof zu äußern begann. Damit der junge Neisende , der damals 14 Jahre zählte und nach 2 Jahren zurückkehren sollte, nicht mit gar zu kindlichem Ungestüme im Auslande Beweise . seiner Bildung ablegte , wurde ihm ein Gefolge beigegeben , das aus folgenden Männern bestand : von Brehmer, von Nostiz, D. Cramer, Archivar Strebel, Georgi als Reiseprediger.

Die drei letteren bildeten die gelehrte Abtheilung,

welche dazu bestimmt war, auf den jungen Fürſten durch Lehre und Aufmunterung einzuwirken, denselben mit den Instituten der Wissenschaft und Kunst bekannt zu machen und ihn nach und nach in ein ernsteres Jünglingsalter einzuführen. Mit größerer Uibereinstimmung wurde die Reise nach Berlin in's Werk gesezt , die , wie früher bemerkt , eine nahe Verbindung mit Preußen zu Wege brachte und die später erfolgte Verbindung der Fürstenthümer Ansbach und Baireuth mit dem Königreich Preußen anbahnte. Die Reise des Erbprinzen mag an befreundeten Höfen, welche der Fürst besuchte , entweder mit Geringſchäßung betrachtet worden seyn oder den Weg zur politischen Spekulation eröffnet haben. Dem Preußischen Hose war der Einfluß auf die fränkischen Fürstenthümer Ansbach und Baireuth wichtig genug, um diese Landestheile in einer gewiſſen Abhängigkeit zu erhalten.

Wenn daher die

i . J. 1726 nach Berlin unternommene Reise des Prinzen eine Verlobung desselben mit der zwölfjährigen zweiten Tochter des Königs von Preußen zur Folge hatte, so liegt hierin ein diplomatischer Akt , der die selbständige Prüfung des wichtigen Schrittes der Verbindung beider Kinder auf die Seite schob und die so oft sich wiederholenden Beispiele ehelichen Mißglückes auf dem Throne in auffallender Weise vermehrte.

Mit der Vermählung sollte gewartet werden, bis der Bräutigam 17,

die Braut 15 Jahre zählte.

Die Zwischenzeit wurde ausgefüllt mit Reisen, Vorbereitungen für

staatsmännische Bildung, Bekanntschaft mit fremden Gebräuchen, Genüssen. Hochschulen konnte bloß als Durchflug gelten.

Der Besuch ausländischer

Da der Markgraf , wenn er nicht von leidenschaft-

licher Hiße hingerissen war, Beweise von Urtheilskraft und wohlwollender Gesinnung gab , so darf mit Sicherheit angenommen werden, daß er für das Wohl des Landes , für den Entschluß , an der

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Verwaltung deſſelben felbstthätig zu feyn, empfänglicher gemacht worden wäre , wenn die damals beliebte Methode, Regenten zu erziehen, ihm Zeit gegönnt hätte, auf dem Wege geistiger und gemüthlicher Bildung sich zu bewegen und dadurch den ſtarren , zum Aufbrausen geneigten Charakter zu mildern.

Wir brauchen überhaupt nur auf die Erziehung des Markgrafen in Bruckberg hinzuweisen,

um zu der Uiberzeugung zu gelangen , daß das Resultat dieser Bildungsmethode nicht anders ausfallen konnte. Obgleich nun, wie oben bemerkt , Christiane Charlotte den Reiseplan durchgesezt hatte, so mußte doch den Wünschen der andern Partei Rechnung getragen und die Rückkehr des Reisenden beſchleunigt werden : als Grund wurde die Kränklichkeit der fürstlichen Mutter angegeben , bei der sich allerdings schon damals die Vorboten einer schweren Krankheit meldeten.

Die Markgräfin wollte mit

der Vermählung des Sohnes die Uibertragung der Regierungsgeschäfte verbinden und hatte , bei der Jugend des künftigen Regenten, sich an den Kaiserlichen Hof gewendet, um Alters - Dispenſation zu erlangen.

Die Bewilligung erfolgte, und Freiherr von Seckendorf erhielt den Auftrag , nach Berlin

zu reiſen, die Wünsche der Mutter zu überbringen und die baldige Rückkehr des jungen Paares zu veranlassen. Zum feierlichen Empfang wurden von Hof und Stadt große Anstalten getroffen. Es ist ein Ausschreiben vom 25. Mai 1729 vorhanden, in welchem angegeben ist , daß in den fürstlichen Vorrathskammern ein großer Mangel an Baum- Lein- und anderm Del, an Wachs, Unschlitt, Lichtern, Fackeln , Pech 2c... herrsche.

Da nun vorauszusehen , daß bei den Festlichkeiten

ungewöhnlicher Bedarf eintreten und dadurch Theuerung verursacht werde , so wird an alle Aemter, Bürgermeister und Räthe in den Städten, an alle Schultheißen auf dem Lande des Fürstenthums, an sonst Jedermann, ſowohl Einheimische als Fremde , durch das öffentliche Patent verkündet und wissend gemacht, daß einem Jeden nicht nur mit allerhand Viktualien allhier sich einzufinden , sondern auch, daß in specie erlaubt sey, vom 1. Juni an bis auf die Zeit der Illumination oben genannte und andere erforderliche zu bringen. -

Materialien an den Wochenmärkten in Onolzbach zum Verkauf

Die Freude der Mutter über die Rückkehr des fürstlichen Paares und das freundliche Verhältniß , in welches sie zur Schwiegertochter trat , äußerte sich vortheilhaft auf die wankende Gesundheit der Markgräfin Christiane Charlotte.

So lange sie lebte , stand sie dem jugendlichen Paare

rathend zur Seite und suchte die kindischen Neigungen deſſelben zu leiten und dadurch den Familienfrieden zu erhalten.

In Carlsbad glaubte sie Linderung körperlicher Leiden zu finden , allein die

Krankheit nahm zu.

Vor ihrem Tode nahm ſie Abschied von ihren Kindern , ertheilte ihnen weiſe

Lehren zur Leitung der öffentlichen Angelegenheiten und starb 1729 den 25. Dezember.

Sie ruht

neben Wilhelm Friedrich in der St. Johannis -Kirche zu Ansbach.

Carl Wilhelm Friedrich hegte immer Liebe und Hochachtung für seine Mutter und fügte sich willig ihren Eingebungen. — Die Reise des Erbprinzen nach Berlin, um sich die Braut zu besehen und Vermählung zu fehern, ist näherer Betrachtung werth.

Die Aufzeichnung findet sich in dem Reise-Journal eines

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Hofbediensteten und ist mit allen den Formalitäten ausgestattet , welche Rang, sorgsame Wahl der Begleitung, Mangel an guten Verbindungsstraßen , Berührung fremder Gebietstheile nothwendig zu machen schien.

Der Zug selbst bewegte sich so lange als möglich auf Markgräflichem Territorium,

zuerst nach Kloster Heilsbronn, wo das Mittagsmahl eingenommen wurde , von da über Farrnbach und Erlangen nach Baiersdorf. heim.

Von hier bildeten die Baiersdorfer Reuter das Geleite bis Forch-

Ganz im Stillen wurde am nächsten Tage das Bamberger Land durchzogen und in Lahm

bei dem Fürsten von Lichtenſtein übernachtet. halten.

Das nächſte Nachtquartier wurde in Gräfenthal ge-

Dann führte der Weg über Saalfeld, Böseneck, Neustadt an der Orla , wo die Straße so

schlecht war , daß man den ganzen Tag nur 3 Meilen zurücklegen konnte.

Die Reisegeſellſchaft über-

nachtete in Gera ; der Graf ließ einen Theil seines Contingentes vor dem Markgrafen paradiren ; dieser war aber von den Anstrengungen der Reise so ermattet , daß er die ihm zugedachte Ehre nicht nach Gebühr zu würdigen im Stande war.

Der Aufenthalt in Zeiß, Leipzig , Düben , Witten-

berg wurde verherrlicht durch militärische Bewachung, Besuch fürstlicher Personen, ausgedehnte Tafelfreuden.

Vom nächsten Nachtquartier, Treuenbrißen, wurde ein Bote abgesendet, um dem König von

Preußen die Ankunft des Erbprinzen zu melden.

Um jedoch den Preußischen Hof nicht mit allzu

vielen Gäſten zu belästigen , sollten nur General von Seckendorf, Geheimrath von Brehmer , Hofrath Cramer das Gefolge des Prinzen in Potsdam bilden , die übrige Suite sollte in Berlin bleiben. Vergebens : eine Eſtaffete beruft das ganze Gefolge nach Potsdam. um zu Potsdam die Annäherung des erlauchten Bräutigams zu melden.

Von Brehmer eilte voraus, In Beliz , 3 Meilen von

Potsdam, fand man unterlegte Pferde aus den Leibzügen des Königs und in der Nähe des genannten Städtchens kam der Kronprinz selbst mit seinem Adjutanten von Hagden , Stallmeister von Keyferling und einigen Pagen dem Markgrafen entgegengeritten.

Die Begegnung war eine höchst zärt-

liche ; der Kronprinz ſeßte sich in den Markgräflichen Wagen und beide Herren fuhren weiter.

Eine

kleine Meile von Potsdam kam der König selber geritten : Neuer, zärtlicher Empfang , so daß nach dem Manuscripte

der König Serenissimum embraſirten und küßeten auf eine so tendre Art, zu —— „zu mehr als fünfmal, daß denen Umſtehenden die Thränen in den Augen standen. " Der König

sezte sich wieder zu Pferd, der Kronprinz, General von Seckendorf und Nostiz traten in den Markgräflichen Wagen, neben welchem der König eine Zeit lang ritt, plößlich aber nach Potsdam vorauseilte.

Hier erwartete er den Bräutigam an der untersten Schloßtreppe und führte ihn zur Königin

und zur Braut.

Beide empfingen den Markgrafen im äußersten Vorgemach.

Der König ſelbſt nahm

die Prinzessin Braut bei der Hand, „führte sie zum Gnädigsten Markgrafen hin , nahm Ihro Bede. „Hoher Häupter und drückte sie durch eine daraus erfolgende tendre Embrassade zuſammen , daß beide hohe Verlobte mehr roth als blaß wurden. " — Von Nostiz wurde zum Oberhofmeister ernannt. Jezt begab man sich zur Tafel , welche in dem Reiſe-Journal ängstlich getreu beschrieben " und selbst durch Zeichnung dargestellt ist ; ja selbst die Auffäße mit Del , Essig , Citronen , Pfeffer, Zucker , die 24 Schüſſeln mit Speiſen ſind bezeichnet.

Kein Confekt wurde geſehen und aufgetragen.

121

An dieser Tafel ſpeiſten 24 Personen , während der Tafel.

an der Marschallstafel dreißig ; die Hautboisten muſicirten

Der König war sehr vergnügt , brachte Braut und Bräutigam durch derbe

Späße in Verlegenheit, unterhielt sich herablaſſend mit der Ansbacher Suite und fing an aus großen Deckelgläsern ſtark zu trinken.

Nach dem Essen spielte die Königin mit den Verlobten in ihrem

Zimmer ; die übrigen königlichen Kinder mit den Damen und Cavalieren befanden sich in Berlin . — Es ist erklärlich, daß hier im Journal eine Schilderung der Persönlichkeit der künftigen Frau Markgräfin folgt : „ſie ſind ohngemein größer als vor 2 Jahren gewachsen und haben sich sehr zu ihrer „avantage elongirt , sie haben was großes , leutseeliges , Gnädiges , friedliches und angenehmes in „ Dero Gesicht !" --Außer den Gastmählern, die sich bey Hofe oder andern Hofbeamten und Herren vom Adel wiederholten , fanden besonders größere Musterungen der bei Berlin und Potsdam zuſammengezogenen Truppen-Abtheilungen Statt ; der König ritt als Obrist an der Epiße seines

Regimentes und

der Kronprinz führte zu Fuß mit der Pique in der Hand als Obristlieutenant das zweite Bataillon vorüber.

Der Markgraf mit seiner Umgebung wohnte dem Manöver zu Pferd bey.

Nach der Mu-

sterung wurde getafelt und Viel getrunken, „jedoch blieben Serenissimus bei Dero ordinärem Ge„tränke und kleinen Gläsern ; Jeder von der Tischgesellschaft hatte Freiheit, nach Verlangen einzu„schenken. " Nach der Tafel wurde getanzt und vom König sogar eine Polonaise veranſtaltet, -welche in ganz modester art getanzet war." Die Aufwartungen bey Hof , die Bestimmung der Personen, welche den Hofstaat der Verlobten bilden ſollten, die militärischen Paraden , die unaufhörlichen Tafelgenüſſe, die Schnepperschießen , die Rauchreunionen , die Feierlichkeit in der Garnisonskirche erhielten den gesammten Hof in beständiger Spannung.

Denn obgleich die dargebotenen Ge-

nüsse keineswegs sich einem ästhetischen Geschmacke näherten und an dem damaligen Preußischen Hofe die Individualität des Fürsten einen feinern Ton nicht aufkommen ließ , so blieb doch der Körper immer aufgeregt und es gehörte die kräftige Natur des Markgrafen dazu,

um sich dem Schwieger-

vater gegenüber ebenbürtig zu zeigen. Um Vorbereitungen auf einen würdigen Empfang des Brautpaares zu treffen , war der König mit dem Kronprinzen am 22. Mai nach Berlin geritten, und die Königin fuhr mit den Verlobten und einer zahlreichen Suite am 23. dahin.

Feierlicher Empfang mit Canonenſalven , Revue

über 10 Regimenter, Geschenke an stattlichen Rossen und Wagen, Besuche von hohen Herrschaften 2c. Der Verfasser des Journals ist so gewissenhaft, daß er sogar die Kleidung angibt , welche die Prinzessin Braut vom 19. bis 23. Mai getragen hatte. Last.

Den Stoffen nach zu urtheilen , war dieß eine

Der König und der Markgraf ließen sich von dem bekannten Künstler Been mahlen ; das

erstere dieser beiden Gemählde befindet sich im Schloß zu Ansbach. Am 30. Mai um 6 Uhr Abends kam der Kronprinz mit einem Kammerherrn und führte den Markgrafen zur Prinzeſſin Braut ; Bräutigam und Braut wurden in den Trauungsſaal geleitet und daselbst der Trauungsakt durch den Garnisons - Prediger Gedicke vollzogen. Nachher folgte das Jahresb. des historischen Bereins . 1864. 16

122

Mahl , an welchem 300 Personen Theil nahmen , die jedoch an verschiedenen Tischen nach Rang und Würden Plaz genommen hatten.

In der Nähe des Schlosses waren 36 Canonen aufgestellt , deren

Salven den Ohren der Gäste gräßlich zuseßten. Pauckenschall.

Dann begann der Brauttanz unter Trompeten

Die daran theilnehmenden Cavaliere trugen Fackeln.

und

Der Oberschenk von Schlippen-

bach schloß den Zug der Fackelträger ; nach ihm tanzte das Brautpaar , der König mit der Braut, der Bräutigam und die Prinzen mit den Prinzessinnen. Stunde.

Dieser Tanz dauerte ungefähr eine halbe

Die neuen Eheleute wurden nun von dem König und der Königin in das anstoßende

Zimmer gebracht , wo das Paradebette stand ; dem Markgrafen, der von seinen Bedienten ausgekleidet worden war, wurde von dem Könige selbst die Schlafmüße, das Hemd und der Schlafrock dargereicht ; die Markgräfin wurde von der Königin und zwei Prinzessinnen ausgekleidet , dann wurden Ihrer Hoheit die Augen verbunden , um ihre Person selbst schloß sich ein Kreis von Damen ; ſie nahm die Krone , welche sie trug, vom Haupte und reichte dieselbe , ohne zu sehen , einer aus dem Kreise hin.

In diesem Akt lag für die Anwesenden die Annahme einer Vorbedeutung : welcher die

Krone zu Theil geworden, die möge in diesem Jahre Braut werden.

Jezt mußten die Anwesenden,

mit Ausnahme des königlichen Paares und der Neuvermählten, das Zimmer verlassen. Nachdem sich leştere in das Paradebette gelegt hatten , wurden die Thüren für die Gesellschaft wieder geöffnet . Jeder konnte die im Paradebette Liegenden sehen ; Gratulationen wurden erstattet und Alles begab sich nach Hause.

Bald aber erhoben sich die Neuvermählten vom Lager und ließen sich in 2 Chai-

ses à porter in die für sie eingerichteten Zimmer tragen. Vor und bei der Trauung, beim Essen und Tanzen war eine solche Menge von Damen und Cavalieren anwesend, daß man sich im Gewühle die Kleider zerriß und der Hiße wegen dem Verschmachten nahe war.

Am 31. gegen 10 Uhr Morgens erschien der König im Schlafgemache des

jungen Paares, welches eben Thee trank, und wünschte guten Morgen ; zu gleichem Zweck kam auch die Königin. Der Verfasser des Reise-Journals vergißt als guter Patriot nie anzuführen , wo die Ansbacher Cavaliere zu Mittag oder Abend gespeist wurden, eben so wenig unterläßt er die Benennung -der Regimenter, welche gemustert wurden ; die Angabe der Uniform des Königs und des Kronprinzen. Der Schluß der Ballvergnügungen wurde verherrlicht durch einen scherzhaften Aufzug .

Ez

erschien nämlich der Obristlieutenant von Truchseß mit einem Lichte in der Hand , ihm folgte Freiherr von Löwen, in der einen Hand ein Licht, in der andern einen Teller haltend , auf welchem ein Strohkranz mit einigen Attributen lag ; diesem Führer reihten sich ungefähr dreißig Paare unverheiratheter Herren und Damen an, die ersteren mit Lichtern in der Hand , und zogen um die Tafel, an welcher die Neuvermählten saßen.

Von Löwen hielt eine Rede in Versen an die Frau Mark-

gräfin, welche von diesen schwülstigen, unzarten Anspielungen nicht gerade sehr erbaut gewesen seyn wird. - Dieſer poetische Erguß gleicht ganz den Hochzeitgedichten, welche im achtzehnten Jahrhundert besonders die Spruchsprecher in den Reichsstädten fertigten und vortrugen. -

Nur am Ende hoben

123

sich Löwens Verſe zur Begeisterung und ſchloſſen mit dem hohen Ausruf : Preußens Adler geht stets der Sonne näher.

Endlich erschien der General Schwerin mit der vollständigen Musik und führte die ganze Procession fort. ―― Am 2. Juni wurden die Ansbacher Herren vom Geheimrath Borstell gespeist. Obgleich aus den Berichten hervorgeht, daß bei den verschiedenen Spielen und Luftbarkeiten, welche während dieser Feste Statt fanden, Gaben und Preise von edlem Metall gereicht wurden, so find doch auch einfachere Geschenke aufgeführt , namentlich ein sauber lackirter Schreibtisch, welcher von der Kronprinzessin dem Markgrafen übergeben worden ist.

Große Freude wurde dem Markgra-

fen bereitet durch ein Geschenk von zwölf großen Heßhunden , für welche Art von Geschöpfen er ungewöhnliche Theilnahme zeigte und derselben späterhin Gefühle der Menschlichkeit opferte. Zum Schlusse der Festlichkeiten vertheilte der König selbst das zweite Strumpfband der Frau Markgräfin an die Ansbacher Cavaliere, während mit dem ersten am ersten Hochzeittage die fürstlichen Personen beschenkt worden waren. — Vor der Abreise ließ der König die Begleitung des Markgrafen reichlich beschenken.

Am 11. Juni begann die Rückreise, welche der Bequemlichkeit wegen auf

verschiedenen Routen erfolgte, da die Größe des Gefolges und des

Gepäckes zureichende Nachtquar-

tiere erschwert hätte. Die Rückreise sollte über Wusterhausen angetreten werden.

Dieser Ort ist für die königlichen

Kinder von Bedeutung gewesen und erregt in Friedrichs Jugendgeschichte die Theilnahme des Lesenden. ·Wusterhausen liegt ungefähr 4 Meilen südöstlich von Berlin , auf dem Weg nach Schlesien. Dhne örtliche Schönheiten oder Prachtbauten gab es doch Uiberfluß an Wild und Fischen. in königlichen Besit übergegangen war , gehörte es der Familie

Schenk.

Ehe es

Zöllner hat in seinen

Briefen über Schlesien nicht gerade gar zu ungünſtig über diese Gegend geurtheilt, die ihm als lichter Punkt in einer trostlose Einöde erscheint.

In diesem Jagdschlosse sollte der Kronprinz Friedrich

seine Studien betreiben und zwar nach dem Regulativ, welches König Friedrich Wilhelm eigenhändig entworfen und unterzeichnet hatte ; die darin dem Knaben vorgeschriebenen Beschäftigungen waren so bedeutend , daß der Genuß der freien Luft auch in der unwirthbarsten Gegend Wonne zu nennen war.

Der Markgraf mochte sich dabei an Bruckberg erinnern ; freilich war der Kronprinz Friedrich

in Wusterhausen glücklicher daran, wo der Aufenthalt nur einige kurze Herbstwochen dauerte und Umgang mit gleichjährigen Gespielen gestattet war.

Wenn man aber liest , was Prinzessin Wilhelmine

über den ländlichen Aufenthalt zu Wusterhausen geschrieben, so kommt man allerdings auf andere Ansichten und befindet sich an einem Orte, „ in dem es schrecklich gedrängt hergeht, wo man in Dach„stuben hineingeſtopft wird und nicht Raum zum Umdrehen hat !

Die Terrassen sind von einiger

„ Großartigkeit, ringsum mit kleinen beschnittenen Bäumen eingefaßt , an jeder Ecke ein hoher Linden„baum ; unter einem dieſer hohen Lindenbäume, an dem ein Zeltdach gespannt, läßt S. Majeſtät gerne „das frugale aber kräftige Mittagsmahl, mit 24 Belegen, Schlag zwölf ausbreiten , um so sub dio „ zu speisen.

Brach Regen aus , so ward man naß bis hinauf an die Knöchel , da der Boden an 16*

124

„jener Stelle vertieft war.

Nach Tisch schläft S. Majestät auf einem Gartenstuhle ungefähr ein

„Stündchen, und wir armen Prinzeſſinnen müſſen ſtille ſizen, indeß wir alle Heiligen um ſeine bal„ dige Auferweckung anrufen.

Dieß geschieht gegen 2 Uhr Nachmittags ; der glücklichere Friß iſt mitt,,lerweile zu seinen Studien abgegangen." _______ Indeß hat sich Wusterhausen einen diplomatiſchen Namen errungen, indem Friedrich Wilhelm I. hier am 12. Oktober 1726 mit seinen Ministern Jlgen, Bork und Knyphauſen den geheimen Vertrag unterzeichnete .

Die Grundlagen deſſelben bildeten : der

Kronvertrag ( 1700 ) ,

das ewige Bündniß ( 1686) , die durch des Kaisers pragmatische Sanction ( 1713) eingeführte Erbfolgeordnung. Die Rückreise des Markgrafen nach Ansbach wurde beschleunigt durch beunruhigende Nach-

richten, welche über den Geſundheitszustand der verwittweten Markgräfin Chriſtiane Charlotte eingelaufen waren.

Nach längeren Leiden starb sie am 25. December 1729.

Ihr Hauptstreben war dahin

gerichtet , den Erbprinzen zu vermählen , ihm die Regierung zu übergeben und seinem jugendlichen Ungeſtüme durch die Leitung erfahrener Räthe Zügel anzulegen.

Es war ihr gelungen , vom Kaiſer

die Erlaubniß auszuwirken , daß der Prinz mit dem siebzehnten Jahre die Regierung im Fürstenthum Ansbach antreten durfte.

Da nach den Brandenburgischen Hausverträgen das achtzehnte Jahr als Regierungsalter galt, so mochten die Kaiserlichen Bedenken leicht zu überwinden ſeyn. Während nun der Markgraf des Beilagers wegen in Berlin weilte , übertrug ihm die Regentin die Landesregierung in einem Schreiben, welches zwar die Schwerfälligkeit des damaligen

Hofstils nachweist , aber die Empfindungen der Mutter und Fürstin ausspricht und in dem Leser Bedenken erregt über die Erziehungsweise, unter der man den Prinzen im Waldschloß Bruckberg zum fünftigen Regenten aufwachsen ließ. wirklich verheimlicht worden seyn ?

Oder sollte der Markgräfin dieses Das

pädagogische

Manöver

Schreiben selbst ist d . d. Onolzbach , den

20.

Mai 1729 . Es war voraus zu sehen, daß die Fürstliche Residenz Ansbach den Einzug des neuen Paares auf feierliche Weise ehren werde.

Daher überboten sich Hofdiener, Beamte, Adel, Bürger, Jnnungen

an großartigen Aufzügen , Festen , Huldigungsfeierlichkeiten.

Aber nicht nur in Ansbach, sondern

auch in den übrigen Städten des Fürstenthums, namentlich in Schwabach, feierte man auf glänzende Weise den Regierungsantritt des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich. - Da jedoch dergleichen Feierlichkeiten, mit Ausnahme besserer oder schlechterer Gelegenheitsgedichte, sich ihrer Form nach zu wiederholen pflegen, so überlassen wir es dem geneigten Leser, eine ausführliche Beschreibung derselben in den mit großem Aufwand und Kunstfleiß verfaßten Werken nachzulesen.

Verzeichniß der

Bücher

historischen

des

Vereins.

XXII. Abtheilung. The Archaeological Journal.

London.

Fortsetzungen : Grimm, Wörterbuch der deutschen Sprache.

Bavaria.

Raumer , historisches Taschenbuch.

Die Chronik der deutschen Städte.

Raumer, Geschichte Europa's seit dem Ende

fers Munch.

des 16. Jahrhunderts. Monumenta Germaniae historica.

telalterlichen Frankfurt a. M.

Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiſerzeit. und

deutschen

1863 .

3097. Aerzte, Heilanstalten, Geisteskranke im Mit-

Carlyle, Geschichte Friedrichs des Großen.

Quellen zur bayerischen

3096. Anzeige des Todes des National-Histori

D. Kriegk.

1863.

Ge3098. Acta, die von Officieren nach der Rück-

schichte.

kehr von Amerika zu erseßenden Vorschüsse

Regesten des Kaiserreiches. betr.

1794/5 .

Haupt, Zeitschrift. 3099. Anzeiger für Schweizerische Geschichts- und Ranke , Englische Geschichte.

Alterthumskunde .

1864.

Stälin , Wirtembergische Geschichte.

4000. Andeutungen zur Stofffammlung in den Kühne , Zeitschrift.

deutschen Mundarten Böhmens.

Petters.

Grote, Blätter für Münzkunde. Prag 1864. Lindenschmit , die Alterthümer der heidnischen 4001. Bion , Mathematische Werkschule.

Dop-

Vorzeit. Wachsmuth, Geschichte deutscher Nationalität. Leo , Vorlesungen. Nitsch, Vorarbeiten zur Geschichte der Stau-

pelmayr.

1717.

4002. Beretning om det kongelige Selskab for Norges Virksomhed.

fischen Periode.

Vel ,

dets

1861.

Tilstand

Christiania,

og

126

4003. Beschreibung

von

Bayern gefunden.

antiken

Münzen , in

Ferchel.

1831 .

von

4004. Beiträge zur Geschichte Kaiser Karl's V. Knaake.

1864.

4005. Codex juris Medii Aevi.

Municipalis

Germaniae

D. Gengler.

dini sub initio saeculi

noni

decimi.

1853. ,

Anno MDCCCLII.

4008. Die jährliche Rechnungsablage zu Nürn-

4009. Die Einführung

des

Christenthums

im

jeßigen Königreich Bayern. Fischer. 1863 . 4010. Die Wüstungen im Großherzogthum Heſſen. Wagner. 1863.

Naffl.

4012. Das Homiliar des Bischofs

von Prag.

Saec. XII. gute

Recht

Schleswig - Holsteins .

1863 .

Christiania.

1861 .

1840.

4023. Die Monumenta Boica vor den Richterstuhl der Kritik gefordert.

v. Lang.

4024. Die Laute der Tepler Mundart. 1863.

Naſſl.

von Prag.

Saec. XII. 4026. Deutsche Sprachdenkmäler aus Siebenbür

Hermannstadt.

Fr. Müller.

gen.

1864.

in ihrer Beziehung zu einander und zu

4016. Det Kongelige Norske Frederiks Universitets Aarsberetning.

1861 .

Schück.

Schlesien

Berlin.

1790/2,

1864.

4028. Die Krönung K. Karls IV . nach Johan-

ler.

Prag.

Friedrich's

Hochzeit

zu

Höf-

1862.

4029. D. Emil Franz Rößler, eine biographische 1864.

4030. Die Egerländer , eine ethnographische Be sprechung.

1864.

4031. Das Wappen und Siegel der Stadt Rei-

4017. Des Markgrafen zu Ansbach Carl WilBerlin .

1729.

4018. Die Pfinzinge.

in

den Nothständen

Skizze.

4015. Det svenske Undervisnings vaesen . 1859.

chenberg.

1864 .

4032. Das deutsche Städtewesen und sein politischer und socialer Einfluß auf Land und

Nürnberg .

1864.

4019. Der Periplus des Pontus Eurinus mit einer Karte, herausgegeben von D. G. M. Thomas.

Hrbelt.

nes dictus Porta de Avenniaco.

Halvhundred-aars -Fest.

Micrpt.

der Ceremonien und

Gebete bei der Einweihung einer Katho-

1804/5.

4014. Det Kongelige Frederiks Universitets

helm

4022. Das Wesentlichste

1861 .

4027. Die Minister Struensee, Hoyen und Stein

4011. Die Tepler Mundart.

Hänle.

Aschaffenburg.

4025. Das Homiliar des Bischofs

Mscrpt.

berg im 15. J.

v. Lipowsky .

lischen Kirche.

corum bibliothecae civitatis Treviren-

4013. Das

und

lichen Volkslebens des Landgerichtsbezirks Moosburg.

1863 .

4007. Catalogus Incunabulorum typographi-

sis.

Unterfranken

Abth. 1 , 2 , 3. 4021. Darstellung des socialen und wirthschaft=

4006. Commentatio de statu Gymnasii Onol-

Bomhard.

4020. Die Sammlungen des historischen Vereins

München .

1864.

Volk in Böhmen und den Nebenländern . 1864.

4033. Die Bauernhochzeit in der Teplergegend. Thurnwald.

1864.

127

4034. Das Lied

von der Schlacht bei Außig .

D. Hallwig.

4049. Historische

Beiträge

zur

Geschichte

der

Schlacht bey Hanau am 30. und 31. Dk-

1864.

tober 1813.

Röder.

1863.

4035. Die deutschen Bauernkolonien in Böhmen. 1864.

4050. Historische Nachricht vom Markte Steft,

Theologorum Acade-

geschrieben von Anna Babetta Dauchin.

4036. De

doctoratus

mici dignitate

Oratio

D.

MDCCCXVII .

habita

a

III.

Nov.

M. Stefft d. 26. April 1828.

Kaiser.

4051. Honores in Theologia summos inter

4037. Diem natalem S. P. ac D. Christ. Fr.

moriam Sacrorum a M. Luthero emen-

D.

Erlang.

Solemnia Saecularia Publica ad Me-

C. Alexandri solemn. et relig. celebran-

datorum pie recolendum D. III. No-

Erlang.

vembr. MDCCCXVII. celebranda in

dam indicit C. Fr. Elsässer.

D. XXIV. Febr. MDCCLXXVIIII. 4038. Eichstettische Recesse 1537 , 1557 , 1683,

Erlangae .

1684 , 1736 , 1738 , 1747 , 1749. 4039. Examinirung der Bader und Wundärzte. 1711 .

4040. Elementar-Undervisningi Landbrugeti Almuesskolerne.

4052. Handelingen der meene

Jaarlijksche

Vergadering

schappij kunde.

4041. Erinnerung an Lorenz von Westenrieder.

Schöberl.

nonnullos Viros plurimum Venerabiles rite conferendos indicit D. Bertholdt.

der

van

Maat-

Nederlandsche

Leiden.

Alge-

de

Letter-

1863.

4053. Jaumann, Colonia Sumlocenne.

1857.

1840. 4054. Johnsons Forslag om Oprettelsen af

4042. Entwurf einer Medicinal- Topographie des lonnede Docent poster ved UniversiLandger. Greding im Rezatkreise. D. Plank.

tetet.

1861.

1823. 4055. Index Scholarum in Universitate Re4043. Feſtworte , gesprochen bei der Ansbacher gia Fredericiana Habendarum.

Chri-

Gedächtnißfeier der Leipziger Völkerschlacht stiania. am 18. October 1863.

1863.

Hänle. 4056. Jakob Grimm, Abdruck aus dem Staats-

4044. Führer in dem Muſeum des Vereins zur Anzeiger für Württemberg .

1863.

Erforschung rheinischer Geschichte und Alterthümer in Mainz.

4057. Knudsens

1863 .

Forslag til

visse Foran-

dringer i den hidtil ved Underviisnin4045. Geschichte von Trautenau. Lippert.

1863.

4046. Geschiedenis van het Veemgerigt door Tadama.

Leiden.

1857.

4047, Hohenloh-Ingelfing .

Receß.

Skoler saedvanlig brugte Retskrivning. 1785 .

4048. Hochfürstl. Brandenb. Onolzb. und Bayreuth. 1769.

Jagd-

gen i Modersmaal et i de offentlige

und Wildbahns -Ordnung.

4058. König Maximilian II . und die Wissenschaft von D. J. v. Döllinger.

1864 .

4059. Marci a S. Paduano Bibliotheca Carniolia.

Dimitz.

1862.

128

4060. Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen.

Ernst, Grafen zu Hohenlohe , verschiedene

4061. Miscellorum Philologicorum Pempas. D. Döderlein .

1863 .

Haudtboist. Bayreuth d. 19. Januar 1784. 4063. Marianne Hastings von D. Lochner.

1863 .

4064. Mansfeld und die Stadt Schlaggenwald. 1864.

Leipzig.

Holmboe.

1863.

4068. Notizen über Schwarzenberg.

Mscrpt.

Christianae per Martinum Lutherum ante CCC annos restauratae. D. SchreMDOCCXVII.

Erlangae.

d . II. Januar MDCCCXVIII. recitavit D. C. Heller.

Erlangae.

4072. Programm zur Feier der Krönung des 1861 .

Königs Wilhelm von Preußen. wegen der

Oberhochſtatter Wild-

4079. Receß zwischen

Brand.

Onolzbach

und

1730 .

4080. Remarques sur le livre intitulé ,,Ha-

des Gulden-Zolls.

1761.

Würz-

Mscrpt.

4081. Sechzig nach Bayern gehörige Kupfermün-

4076. Recesse zwischen Onolzbach und der Reichs-

1552 ,

Mscrpt.

1703 ,

1705,

4082. Steffter Statt Privilegia. 4083. Statistisches HandMittelfranken.

1712.

und Adreßbuch von

Vetter.

1864 .

Ein fie-

C. Brandſch.

benbürgisches Fürstenbild. Hermannstadt.

1863.

den Freiheitskampf i. Iau.

J.

1813.

Bres-

1864.

4086. Skizzen aus dem Böhmerwalde. 4087. Statistiske

Vibe.

Efterretninger

1864.

om Chri-

1858.

Snorre Sturlasson. Christiania.

1853.

stissimi temporis quo Christiania Doctrina per Martinum Lutherum ad priscam

1707 , 1782 . H.

1863.

4089. Tertia Saecularia in Memoriam Fau-

1612 , 1614 , 1617 , 1705 .

zwischen

Frédéric Troyon.

4088. Saga Olafs Konungs Ens Helga ved

4075. Rotenburger Recesse , die Nachsteuer betr.

stadt Rotenburg.

et modernes" par

stiania Kathedralskole , 1843 - 1853

1732.

haues-Differenz.

4077. Receß

1528 .

4085. Schlesiens Bedeutung und Leistungen für

4071. Plan des Steffter Niederlags- Wesen. 1765.

burg .

sachen.

4084. Stephan Bátori von Somlyó.

4070. Oratio in Memoriam Lutheri , quam

4074. Receß wegen

zu

zen aus der sogenannten Kipperzeit. Schraz.

Mscrpt.

4069. Ode saecularis in Memoriam doctrinae

4073. Receß

in Bergwerks-

Lichtenberg

denfelß

1863 .

4067. Nachrichten über die adeliche Familie von

ger.

denb. Onolzbach und Hannsen von Wal-

bitations lacustres des temps anciens

4066. Norske Vaegtlodder fra Fjortende Aar-

Puttendorf.

1717.

Pappenheim, den Zoll betr.

4065. Numismatischer Verkehr von Thieme in

hundrede.

Irrungen betr.

4078. Receß zwischen dem Hochf. Hause Bran-

4062. March Ruthen für Georg Adam Stang,

Kohl.

Markgr. zu Brandenburg und H. Philipp

Wilhelm

Friedrich,

est

et

genuinam

revocari ,

Formam

indicit D.

III.

coepta Nov.

129 MDCCCXVII. rite celebranda . D. Meh-

Brigade den Zug nach Amerika

Erlangae.

mel.

macht hatte, d. 8. März

Breslau.

Beliz.

4105. Wooerdenboek op de Gedichten von

1864 .

Bredero, door Oudemans, Leiden . 1857.

4091. Uiber die verschiedenen Conjugationen und Deklinationen in den Indogermanischen, Sprachen, besonders im Lateinischen. Stenzler.

Breslau .

1777 bis 19.

October 1781 .

4090. Uiber Englisches und Preußisches Schwurgerichtswesen.

mitge-

4106. Zwei Predigten, gehalten in Ansbach bei der fünfzigjährigen

Gedächtnißfeier

des

18. Oktobers 1813 .

1864.

4092. Uiber die historische Entwicklung des National-Prinzips. D. Höfler. Prag.

4107. Zoll- Roll- Instruktion.

1864 .

1740.

4108. Zoll-Roll v. J. 1738 .

4093. Uiber die chirurgische Behandlung der Knie-

4109. Zur Erinnerung an die i. J.

1863 zu

.

Breslau.

gelenks-Ankylose Biefel.

1862 .

Schwabach begangene Jubelfeier des

4094. Wiber Bevölkerungs - Statistik in Breslau. 1859-1861 . 4095. Wiber syphilitische Lyniphgefäß- Erkrankun gen.

Köbner.

Breslau:

18 .

Octobers 1813. 4110. Zur Erinnerung an Joh. Friedrich Böhpada mer. von Weech. Freyburg. 1864. mer.

1862.

4111. Zum Gedächtniß S. M. des Königs Marimilian II. D. Harnack. Erlangen. 1864 .

4096. Uiber die öffentliche Armen-Kranken-Pflege

Breslaus i: J. 18624112. Zur

Interpolation von fehlenden Glie-

dern' in den Beobachtungsreihen periodiI A scher Naturerscheinungen. M. Guist. 294 4RX Hermannſtadt.´´ ~ 1863.

4097. Veiledning til Dyrkning af glaciale, alpinske og aretiske Planter. Moe . 1862 4098. Vortrag bei der Akademischen Feier des

• 3. Jubiläums der Augsburger Confeffion. D. Winer.

Erlangen.

1830.

D. G. M. Thomas.

4099. Vortrag bei der Akademischen Feier des Jubelfestes der Reformation zu Erlangen D. Vogel.

am 3. November 1817.

1797-1806 . 1808 .

1810.

4114. Das Schulehalten im XIX . Jahrhundert. Schultheiß.

1860 .

seppe Valentinelli.

Venezia 1861 .

4116. Introductory Report of the Commissioner of Patents for 1863.

4101. Verzeichniß von älteren Ortsnamen im Markgrafthum Ansbach. Fuchs. Mscrpt. 4102. Würzburger Receß.

1863.

1742.

4103. Weißenburger Receß betr.

1697.

4104. Wortgetreue Abschrift des Tagebuchs eines Soldaten ,

1864.

4115. Bibliografia del Friuli Saggio Di Giu-

4100. Verzeichniß der Lektionen auf dem Gymnasium zu Ansbach.

4113. Die Stellung Venedigs in der Geschichte.

der

unter

Jahresb. des historischen Berein . 1864.

der

Ansbach'ſchen

4117. Sixteenth Annual Report of the State Cabinet of Natural History.

1863.

4118. Annual Report of the Smithsonian Institution. 1862 .

4119. Urkundliche Geschichte der Stadt Marktbreit in Unterfranken.

Plochmann. 17

1864.

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f Inhalt .

Seite. 1) Jahresbericht,

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I- XII

2) Eine Neigungsbeirath e eschoffe isch Schleuderg Jo 3)mUiber

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20

4) Die jährliche Rechnungsablage zu Nürnberg im 15. Jahrhundert

31

5) Der Heffelberg

37

6) Nürnberg's Stadtviertel im Mittelalter



7) Bemerkungen über einen Backstein aus den Ruinen von Babylon 8) Brandenburgisches Halsgericht3. in den fränkischen Provinzen

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52 85 105

9) Bruchſtück aus einer Sammlung von Beiträgen zur Geschichte der Stadt

und des Fürstenthums Ansbach 10) Verzeichniß der Bücher

110 816 /

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