Geschichte und Tradition von Beerseba im alten Testament [Reprint 2021 ed.] 9783112459263, 9783112459256


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Geschichte und Tradition von Beerseba im alten Testament [Reprint 2021 ed.]
 9783112459263, 9783112459256

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Geschichte und Tradition von Beerseba im alten Testament Von

Walther Zimmerli

1932 V e r l a g v o n AI f r e d T o p c I m a n n

inGießen

Vorwort. Vorliegende Untersuchung stellt einen Teildruck aus einer größeren, der theologischen Fakultät Göttingen eingereichten Arbeit dar, die auch Geschichte und Tradition von Bethel (Jakob) behandelte und die sachgemäß durch eine analoge Untersuchung über Hebron (Abraham) zu ergänzen wäre. Für mannigfache Förderung bei dieser Arbeit, wie auch überhaupt bei meinem Studium des Alten Testamentes bin ich Herrn Prof. H e m p e 1 zu großem Danke verpflichtet, gerne ergreife ich den Anlaß, an dieser Stelle meinem Dank Ausdruck zu geben.

V

Inhalt. Seite

Geschichte Beersebas

1

Tradition Beersebas

11

Beerseba und der Norden (Isaak — Jakob)

25

vn

Geschichte Beersebas. Von Dan bis Beerseba (B.), von den Quellen des Jordans bis an den Rand der südlichen Wüste gegen Ägypten hin (1. Reg. 193f., Gen. 21±4)*) reicht das Israel der großen davidischen Zeit (2. Sam. 242.15 u. ö.). Der Reichstag von Sichern zerbricht die Einheit, die politischen Geschicke des Nordens und Südens nehmen ihren eigenen Weg. Dies ist die Lage nach 926/25 2), der die nun zu besprechenden, für die Geschichte des Heiligtums von B. bedeutsamen Stellen entstammen. Gegen die Übergeschäftigkeit des kultischen Betriebes im Nordreich der Mitte des 8. vorchristlichen Jahrhunderts treten Arnos und Hosea auf und rufen zur innerlichen Umkehr zu Jahwe: Sucht nicht Bethel auf, Kommt nicht zum Gilgal, Zieht nicht hinüber nach B. *) Die Ortslage von B. ist noch nicht eindeutig festgelegt. Schwerlich dürfte sie beim heutigen Bir-es-Seba' zu finden sein. Scherben von kanaanäischer Keramik stellte Watzinger am Westhügel von Alt-B. (Tell-es-Sebac 7 km östlich von Bir-es-Seba') fest, während Bir-es-seba' und Ost- und Mittelhügel von Alt-B. nach dem Scherbenbefund erst in byzantinischer Zeit besiedelt sein dürften (Wiegand: Sinai 1920 S. 54 ff.). An den noch weiter landeinwärts liegenden teil el meschäsch dachte Albright 1924 (Bull, of the American schools of or. research Nr. 15 S. 6). 1932 läßt er freilich die Frage wieder ganz offen (The archaeology of the bible S. 207 Anm. 15). 2 ) Chronolog. Daten nach Begrich: Die Chronologie der Könige von Israel und Juda 1929; RGG2 II Art. Israel. Chronologie.

1

Denn weg muß das Gilgal Und Bethel wird zu Schanden 3). Sucht Jahwe, so werdet ihr leben (Am. 55f.) Arnos 814 droht Unheil an denen, die da schwören bei der „Verschuldung Samarias" (beim Gott von Bethel?) 4 ), die da sagen: 3

) „Denn Gilgal wird zum Galgen gehen und Bethel wird des Tenfels werden." Wellhausen, Skizzen und Vorarbeiten V, 1892. — Am 55 hat zu mancherlei Änderungsvorschlägen Anlaß gegeben. Die Nichterwähnung einer Drohung an B. scheint auf eine Unordnung im Text hinzuweisen. Dem hilft man entweder so ab, daß man die Aussage über B. in 5 a streicht (so von Gall: Altisraelitische Kultstätten 1898 S. 50; Lohr: Untersuchungen zum Buche Arnos 1901 S. 18). Oder man tilgt 5 b mit der weiteren Auskunft, daß Arnos seinen Kampf gegen die Heiligtümer dem Volke gegenüber viel tiefer begründe als mit dem bloßen Hinweis auf den Untergang der Kultstätten (so Marti und Nowack, Komm. z. St.; ähnlich Duhm ZAW 31 (1911) S. 8). Dagegen ist zu sagen: Den Passus über B. in 5a zu streichen, weil in 5 b die parallele Drohung fehlt, liegt kein Grund vor. Arnos war keineswegs gehalten, die Drohung parallel bis zu Ende durchzuführen. Das Fehlen wird zudem ganz begreiflich, wenn man sich die Lage B.s vor Augen hält. Die Drohung gegen B. hätte die Androhung des Unterganges von Juda bedeutet, während Arnos hier doch offenbar in erster Linie das nordisraelitische Volk und dessen mißbräuchliche Schätzung der Heiligtümer treffen will (von der Frage, ob Arnos Jada sonst Unheil angedroht hat, kann hier abgesehen werden). Daher ist das Fehlen B.s im Zusammenhang der Drohung kein Grund gegen dessen Ursprünglichkeit in 5 a. — Die metrischen Fragen sind zu wenig geklärt, als daß sie den Grund für eine Streichung von 5 a abgeben dürften. — Dann zu 5 b. Das Fehlen einer Erwähnung B.s ist schon besprochen. Dafür, daß Arnos hier kein Wortspiel zuzutrauen sei, fehlt der Beweis (vgl. zum Stil des Verses: Weiser „Die Profetie des Arnos" 1929 S. 192). Umgekehrt läßt sich sagen, daß diese kurze, prägnante Art der Bede, die schlagwortartig unbesehen gebrauchte Worte zu schärfsten Treffern umprägt, gerade für Arnos bezeichnend ist ( ö i s T a g Jahwes, etwas andersartig y p — y p 8lt., doppelsinniger Gebrauch des ttj~n Ö5f.). Daß diese kurzen Wortspiele nicht die tiefste Begründung der Ablehnung der Heiligtümer bieten wollen, ist klar. Es handelt sich hier nur darum, sie mit einem grellen Schlagworte zu entwerten. — Ich halte also (mit Sellin, Komm, z. St. und Weiser) an 5 a und 5 b fest. 4

) Für die Textberichtigung scheint doch die Vermutung, daß durch die •¡•naiä naON eine Erwähnung des Gottes (Bildes?) von Bethel verdrängt wurde, die wahrscheinlichste Annahme. Eine Nichterwähnung von Bethel

2

„so wahr dein Gott lebt, Dan" und: „bei deinem Patron 5 ), Beerseba"! Auch die Stelle Hos. 415 b, die in ihrer gegenwärtigen Gestalt 8 ) keinen Sinn hat, enthielt wahrscheinlich ursprünglich eine Beziehung auf B. in sich, sei es, daß diese schon in dem » s o gehört wurde, oder daß siai "isn als Homoioteleuton ausgefallen ist. Doch ist sie ganz in der Art des Arnos gehalten und offensichtlich Eintragung auf Grund einer Vereinigung von Am. 5r, mit 814 ? ).

wäre — zumal neben Dan — sehr auffällig. — An die Göttin na^iÖN (2. Reg. 17 30 Vgl. dazu den Gottesnamen 'b^rmauiN in Elephantine. Cook: The religion of ancient Palestine in the light of archaeology 1930 S. 144. 146. 149 ff.) zu denken wird durch den stat. constr. nnuiN widerraten, auch stehen zeitliche Bedenken im W e g e . 6)

V g l . König Z A W 34 (1914) S. 17 f.

M. T. liest: „Beim W e g e nach B . " ; als Garant des Schwures würde

danach die Tatsache der Wallfahrt nach B. aufgerufen. Dafür ist ins Feld zu führen, daß das Vorkommen solcher Wallfahrt gerade durch Arnos selbst sicher verbürgt ist.

Aber gewichtige Gründe sprechen dagegen.

Man er-

wartet nach der direkten Anrede: „So wahr dein Gott lebt, Dan", die Fortführung für B. in der gleichen Form. H i l f e : i f j 6 {leck aov Btjgoaßes.

Dem kommt

die Lesart von G. zu

Erschwerend steht der Lesart von M. T.

weiterhin entgegen, daß T I im Schwur sonst immer nur in der Verbindung mit Gott oder lebenden Menschen vorkommt, nie aber mit einer irgendwo bestehenden Tatsache. — Nun bietet sich als sehr ansprechende Lösung die kleine Textänderung von - p n in

die auch dem griechischen T e x t ge-

recht wird,

für Gott ist uns zwar nicht direkt

bezeugt,

" n ( T r i ) als Bezeichnung

wird aber durch

i n T f i mit G(B A ) L

zu lesen.

den Namen

nrp^n (so wohl 2. Chr. 2037 statt

Noth ZDMG N. F. 6 S. 22 Anm. 5), der durch

2. Chr. 20 für die Zeit des Josaphat bezeugt ist, sichergestellt.

V g l . noch

• m Jud. 10 t u. ö. Mesa Z. 12. — Stade: Atliche Theol. S. 78. — Deutung gegen Noth: Die israelitischen Personennamen im Rahmen der gemein-semitischen Namengebung 1928 S. 149, der i n

auf den Menschen (Freund J.s) bezieht.

Die ursprüngliche Herkunft des Stückes von Arnos ist durch seine Stellung als unvermittelt eingefügtes Splitterstück in dem sonst allerlei verdächtiges Gut enthaltenden Zusammenhang 84-14 fraglich (vgl. dazu Weiser S. 37 ff.). Statt des sonst bei Arnos und Hosea genannten Gilgal ist hier von Dan die Rede.

Aber auch bei Annahme späterer Abfassung des Verses wird man

in ihm tatsächliche Verhältnisse widergespiegelt finden dürfen. «) Und kommt nicht zum Gilgal und zieht nicht hinauf nach Bethawen, und schwört nicht: so wahr Jahwe lebt.

3

Diese zum Teil von Arnos selbst stammenden, zum Teil ihm nachgebildeten Stellen erlauben uns den Schluß, daß zur Zeit Jerobeams II., als das Nordreich nach außen seine letzte große Blüte erlebte, das Volk des Nordreichs als beliebten Wallfahrtsort B. aufsuchte na»). Für das Volksbewußtsein stand die Wallfahrt nach B. gleichartig neben der Verehrung der Gottheit in Bethel und Gilgal. Wenn der Israelit im Schwur das zum Zeugen anrief, was ihm heilig und religiös bedeutsam war, so nannte er neben den Gottheiten von Bethel und Dan auch den „Freund" (Noth S. 149, doch siehe S. 3 Anm. 5), den Heiligtumspatron von B. Die Verbindung des Gottes von B. gerade mit dem Schwur — in Am. 8±4 neben Bethel und Dan, in Hos. 4I 5 im Unterschied zu Bethel und Gilgal — sei hier festgehalten (s. u.). — Ebenso sei festgehalten, daß Am. 7 9 die Kultorte kurzerhand als „Höhen Isaaks" (parallel: Heiligtümer Israels) bezeichnet sind, oder 7i 0 Israel im Munde Amazjas — offenbar archaisierend — einfach „Haus Isaaks" heißt. Diese Benennung ist festzuhalten zusammen mit dem Umstand, daß dies gerade bei Arnos und nur bei Arnos der Fall ist, der allein unter den Propheten die einflußreiche Stellung B.s im rel. kultischen Leben des Nordreichs erwähnt, weil er offenbar (als Judäer?) den religiösen Geist von B. in seiner Art und Wirkungskraft auf das Volk genauer kennt. Auf die Bedeutung B.s im 9. Jahrhundert wirft 1. Reg. 193f. ein kurzes Schlaglicht: Elia flieht um sein Leben vor Isebel. Aus dem Nordreich, in dem er wirkte, geht er mit seinem ^ISD bis nach ') So mit Marti, Nowack gegen Sellin. — Die von Sellin vorgeschlagene ursprüngliche Lesung p i r o Ti wäre wohl recht schön, aber auch ihr steht entgegen (s. vorletzte Anm.), daß in nur in Verbindung mit lebenden Personen (rrsnB Ti Gen. 4215.16. "pOEO TI 1. Sam. 126 u. ö.; "¡TI 2. Sam. 1111. f b a n ''DIN Ti 2. Sam. 1521 oder in Verbindung mit Gott vorkommt. Isaak ist aber — dafür muß ich auf Greßmann ZAW 30 (1910) 1 ff. 15, Alt: Der Gott der Väter 1929 und auf die weiter unten anzustellende, anf Alt fußende Untersuchung der Gestalt Isaaks verweisen — nicht die Gottheit von B . ; vielmehr müßte es dann zum mindesten heißen: pn^"1 iriD Tl. Dafür fehlt aber jeder Anhaltspunkt.

4

B., dort läßt er diesen zurück. Das erinnert an die freilich in einen anderen Erzählungskreis hineinführenden Episoden 2. Reg. 2±£f. Da wandert Elia mit Elisa von Gilgal über Bethel, Jericho zum Jordan. An jedem der Orte versucht er, seinen

1575* Elisa — offenbar bei

den dort vorgefundenen ^r^-kreisen —

zurückzulassen, um allein

vor Jahwe zu treten. E s sind bekannte Orte: Bethel, das große Landesheiligtum, Gilgal, wahrscheinlich identisch mit dem Gilgal bei Arnos und Hosea, vielleicht identisch mit dem Gilgal bei Sichern (Sellin: Gilgal 1917 S. 13 f.), ebenfalls ein großes Heiligtum.

Da

der Aufenthalt von Propheten an den hl. Orten auch sonst mehrfach bezeugt i s t 9 ) , so dürfen wir vielleicht auch im judäischen B. eine solche Prophetengruppe voraussetzen, welcher der nordisraelitische Prophet Elia bekannt ist, bei der er seinen

zurückläßt,

wäh-

9

rend er selber noch weiter w e g in die W ü s t e ) geht, u m Jahwe sein

8 ) 1. Sam. 105.10; 1. Heg. 13; Jer. 29261 vgl. auch Am. 7l0ff.; Mowinckel, Psalmenstudien I I I : Kultprophetie und prophetische Psalmen, 1923, bes. S. 17; I. Hylander: War Jesaja Nabi? (Le monde oriental XXV 1931 S. 53 ff.). 9 ) Es scheint in der Nähe von B. in der Wüste einen Ort gegeben zu haben, von dem man wußte, daß dort die Gottheit dem Menschen erscheint. Darauf deutet vielleicht schon das Vorgehen des Elia selbst — mag es historisch zutreffen oder von der Legende gebildet sein. — Er flieht vor Isebel. In B. wäre er schon seines Lebens sicher, das Weitergehen hat nicht den Sinn weiterer Flucht, ist auch nicht nur ein verzweifeltes „In die-Wüste-hineinlaufen", sondern geschieht offenbar in der Absicht, Jahwe zu begegnen (darum wird, wie in 2. Reg. 2 versucht ist, der 153 zurückgelassen). Nichts in der Erzählung deutet darauf hin, daß Elia schon vor der Engelerscheinung an den Weg zum Horeb denkt. Er sucht •— dies scheint mir das ungezwungenste Verständnis — einen „Ort" auf, von dem er bestimmt weiß, daß Jahwe ihn dort hören muß -into'i m a b TSJD3 n x bNizi"1!. . . . n u r i an -1 ! . . . -jbn Nim Es ist nicht so, daß er vor der Zeit ermüdet und hier schon, was er erst am Horeb tun wollte, Jahwe sein Leid klagt. Diese Vermutung nun, daß die Elia-Erzählung in 1. Reg. 19 4 ff. eine an einem bestimmten Ort haftende Ortslegende verarbeitet hat, wird bestärkt durch die Wahrnehmung, daß uns in der Hagargeschichte Gen. 2114 ff. (E.) eine nach Ort und innerem Aufbau sehr verwandte Erzählung begegnet. Gen. 2114 ff. verlegt infolge der dem E. eigentümlichen Konzentrierung aller Patriarchen nach B. (s. u.

S. 11 ff.) das bei J. in Beerlachairoi sich ereignende Begebnis (c. 16) an den

5

L e b e n u n d seinen A u f t r a g z u r ü c k z u g e b e n .

Solche B e k a n n t s c h a f t

E l i a s a b e r m i t d e n P r o p h e t e n k r e i s e n in B. w ü r d e a n einer w e i t e r e n Stelle die B e z i e h u n g B.s z u m N o r d r e i c h s i c h t b a r m a c h e n . Bis in die v o r k ö n i g l i c h e Zeit z u r ü c k will die Notiz 1. S a m . 8 2 f ü h r e n , die von den S ö h n e n S a m u e l s J o e l u n d Abia

10

) berichtet,

d a ß sie in B. i h r e r i c h t e r l i c h e T ä t i g k e i t a u s g e ü b t h ä t t e n . D u r c h die A u f f a s s u n g v o m R i c h t e r t u m weist sie sich deutlich als s p ä t e r H e r k u n f t a u s

11

).

Ort in der Wüste B. (2114 b), identifiziert, so können wir vermuten, den Ort des Hagarbegebnisses mit dem „Ort" in der Wüste B. Daß der nordisraelitische E. offenbar in B. gut Bescheid weiß, fügt sich in das durch die Amosstellen gezeichnete Bild. Die Parallele zu 1. Reg. 19 4 ff. läßt sich weithin ziehen: hier wie dort kommt ein verzweifelnder, ermatteter Mensch bis zu einem Busch in der Wüste (Hagar legt das Kind unter einen Busch — bei Elia ist der Busch genannt: Dm, Ginster), ein verzweifelter Stoßseufzer hier, dem ermattetes Einschlafen folgt, das Schreien des Kindes dort (lies mit G 2116 •p'n i V i p n s Subj.: "IT"). Da erscheint ein -jüib», in der Genesis ruft er vom Himmel her: i y : n rifci "'NttJ "Wp, in 1. Reg. 195 rührt er geheimnisvoll den Schläfer an: bDx Dlp. [Jnd nun gehen dem Dal i e g e n d e n die A u g e n auf (Gen. 2119 rrrs> rix öTibN npö'n 1. R e g . 19e orro

m m ) , er entdeckt die stärkende Erlabung (bei Elia Speise und Trank, bei Hagar der Wasserbrunnen). — Die Unterschiede der beiden Berichte: Die Hagarerzählung, welche die Ismaelverheißung in sich trägt, hat abschließende Bedeutung, die Eliaerzählung ist zur bloßen Durchgangsepisode gestaltet. Weiterhin fehlt in der Eliageschichte die Erwähnung des Brunnens, der die Hagar erquickt; doch entspricht die übernatürliche Art der Speise besser der Stellung als Episode auf dem Weg zum Horeb (die Speise stärkt für 40 Tage). Ein weiterer Unterschied liegt darin, daß Elia vielleicht bewußt den Ort aufsucht, Hagar dagegen nichts von der Eigenschaft des Ortes ahnt. Die meisten der mit 1. Reg. 19 verwandten Züge fehlen der E. entsprechenden Vorlage in J. — Darüber, welcher geschichtliche Wert der Eliaerzählung zukommt, wieweit sie bloß Aufnahme einer schon geprägten Ortslegende ist — daß das Motiv der wunderbaren Speisung gerne gerade mit Elia verbunden wurde, lehrt 173ff. auch 178ff. — ist hier kein Urteil abgegeben. 10 ) Beide Namen sind — für die vorkönigliche Zeit ist dies selten — Jahwe-haltige Namen (Achija fehlt unter den von Noth: Personennamen S. 107 aufgeführten 5 Beispielen des Vorkommens solcher Namen in der Richterzeit).

6

Der Passus 7i5 bis 83 hat aber seine Schwierigkeit. In 716 ist berichtet, wie Samuel in Bethel, Gilgal und Mizpa umherzieht, seines Richteramtes zu warten. 81 sagt, daß Samuel sich entlastet, indem er seine Söhne als Richter nachrücken läßt. Man erwartet, daß diese nun in einem der genannten Orte als Richter auftreten, statt dessen heißt es 82, daß sie in B. richten. Samuel muß also nach wie vor die volle Last des Amtes im Hauptgebiet im Norden tragen. Es scheint mir ziemlich sicher, daß 82 und 7I6 nicht ursprünglich im Zusammenhang abgefaßt sind 12). Das ganze Stück 7 i5 bis 83 macht in seinen Einzelaussagen einen unausgeglichenen Eindruck (Bethel — Gilgal — Mizpa 7 i6 ; Rama 717; B. 8 2 ). Ich möchte darum kein Gewicht darauf legen, daß auch hier wieder B. als einziges Heiligtum des Südens neben den großen Heiligtümern von Benjamin und Ephraim genannt ist, was sich vom nordisraelitischen Standpunkt der Königszeit aus wohl verstehen ließe. Wichtiger ist, was 82 ganz unabhängig vom Zusammenhang, in dem es steht, hergibt. Es gibt offenbar eine B.-Tradition wieder, welche das Priestergeschlecht von B. von Samuel als seinem Ahn herleitet 13 ). Ist dem so, dann stellt sich die Frage: wie kommt der doch sonst so klar am benjaminitisch-ephraimitischen Bergland haftende Samuel nach B.? Wir können die Frage nicht beantworten, aber ohne allen Zweifel ist es nur möglich gewesen, wenn zwischen B. und dem Gebirge Ephraim Beziehungen gepflegt wurden, die wir nicht mehr kennen 14). So weit die spärlichen Nachrichten f ü r die Geschichte B.s, die ja fast alle im Zusammenhang nordisraelitischer Überlieferung auf") Nach Alt: Die Staatenbildung der Israeliten in Palästina (Leipziger Reformationsprogramm 1930) S. 18 Anm. 2 vordeuteronomisch. 12 ) Alt 1. c. hält den Znsammenhang für literarisch einheitlich. Ebenso offenbar Bißfeldt: Die Komposition der Samuelisbücher (1931) S. 6. 56. 13 ) Vgl. die analoge Notiz für Dan in Jud. 1830. 14 ) Die Erwähnung von Joel und Abia ist im jetzigen Zusammenhange für diese nicht sehr rühmlich. Haben wir in ihrer Erwähnung gerade an dieser Stelle jerusalemische Kultpolemik am Werke zu sehen?

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treten. Dazu müssen wir nun aber, um die Tragweite der Aussagen richtig zu übersehen, das f ü r das kultische Leben des Nordreichs richtunggebende Geschichtsereignis bedenken, das Edikt Jerobeams I., dessen Absicht dahin geht, dem Norden seinen eigenen kultischen Schwerpunkt zu geben. Dem steht gegenüber der tatsächliche Zustand des kultischen Lebens zur Zeit des Arnos: B. steht für die Frömmigkeit des nordisraelitischen Volkes gleichberechtigt neben B. und Gilgal. Einem Widerspruch von Seiten des nordisraelitischen Königshauses begegnen wir nirgends. Wie ist dies zu verstehen? Jerobeam I. will seiner polemischen Absicht nach einer neuen Annäherung Israels an das Davididenhaus vorbeugen 15). In der ständigen kultischen Beziehung zu Jerusalem mußte ein Zwiefaches gefährlich werden: die enge Beziehung des jeweiligen judäischen Königs zum Tempel einerseits und im Zusammenhang damit die unlösliche Verankerung der Jerusalemer Tempeltradition (Lade, Altar) in der Davidtradition (2. Sam. 6.24). Beides mußte unwillkürlich zu neuer Hinwendung zum davidischen Herrscherhaus führen. Wollte Jerobeam dagegen einen entscheidenden Schlag führen, so mußte er vollwertigen Ersatz finden. Eine neue, der davidischen ebenbürtige Geschichte, die den Grund zur Neubildung einer starken Gegentradition gegeben hätte, besaß er nicht. So knüpfte er in der Erhebung von Bethel und Dan an ältere, von keiner davidischen Tradition belastete Lokaltradition an. Er nahm die alten Traditionen von Bethel und Dan, die offenbar bisher ohne Beziehung zur Nation als Gesamtgröße bestanden hatten, auf, gab den Heiligtümern das, was den Jerusalemer Tempel gefährlich machte: er verband sie mit dem Königshaus (vgl. Am. 7I3) und betonte ihre Verknüpfung mit der alten, vordavidischen Volkstradition vom Auszug (1. Reg. 1228)- — Für B. werden durch die Vergleichung 15 ) Diese Tendenz ist in dem vom Jerusalemer Standpunkt aus abgefaßten Bericht 1. Reg. 12 26«. allein erwähnt. In Wirklichkeit mußte aber für Jerobeam ganz abgesehen von aller Feindschaft gegen Jerusalem die Nötigung bestehen, seinem Reich und Königtum einen kultischen Mittelpunkt zu geben. So hatte auch David gehandelt.

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dieser Kultpolitik des nordisraelitischen Königs mit dem tatsächlichen Stand der Dinge in der Folgezeit einige Aussagen möglich. Die Beziehung B.s zum Nordreich ist schon älter als die Reichsteilung. Eine Neuknüpfung dieser Beziehung wäre aus den Motiven der getrennten Reiche nicht mehr verständlich. Warum setzt sich aber gegenüber dieser älteren Beziehung des Nordens zu B. die auf Verselbständigung des Nordens ausgehende Kultpolitik der israelitischen Könige nicht durch? Die Ausschaltung Jerusalems ist offenbar gelungen, von Wallfahrt nach Jerusalem erfahren wir, solange das Nordreich besteht, nichts mehr. Wäre dieser älteren Tradition gegenüber die Macht der königlichen Kultpolitik zu schwach gewesen? — Eine andere Erklärung dürfte besser zutreffen. B. ist offenbar von den Maßnahmen 1. Reg. 12 nicht in voller Schärfe betroffen worden, weil es die durch diese Maßnahme in erster Linie bekämpften Gefahrmomente gar nicht in sich trug: die Verbindung mit der davidischen Tradition, den Anspruch, die alten echten Symbole des Volksgottes Jahwe in sich zu bergen. B. gehört zusammen mit Bethel und Dan zu den Heiligtümern, deren kultische Geltung auf älterer Tradition beruhte, zur Zeit Davids durch das Königshaus auf Kosten Jerusalems vernachlässigt wurde. Die kultische Verbindung mit B. brauchte daher Jerobeam nicht zum Einschreiten zu veranlassen, da sie nicht mit national-judäischer, davidischer Tradition in Verbindung brachte. Noch ein weiteres erhellt sich dadurch. Warum ist uns im Zusammenhang der judäischen Geschichte keine Nachricht über die Bedeutung des großen, in den Grenzen Judas liegenden Heiligtums B. erhalten? — Die Nachrichten aus dem Südreich (Reg., Jes. und Mi.) zeigen ganz deutlich den Vorgang, daß hier die von David begonnene Entwicklung folgerichtig weiter fortschreitet. Die Landheiligtümer treten vor dem großen Reichsheiligtum in Jerusalem zurück, die Konzentration nicht nur des kultischen, sondern auch des politischen Lebens auf Jerusalem ist unverkennbar 16). ") Vgl. dagegen die ganz andere Lage im Norden, der viel weniger zentralisiert ist. Knitisch: Bethel, Gilgal, Dan etc.; politisch: Samaria, die Zimmerli

2

9

Obwohl auf judäischem Gebiet liegend, verblaßt daher B. in seiner Bedeutung für die Frömmigkeit des Südreichs in steigendem Maße vor Jerusalem. Seine Bedeutung ruht auf dem Zuzug vom Norden her 17 ). Wir hören denn auch nach 721, wo uns nur mehr judäische Nachrichten zur Verfügung stehen, nichts mehr von einer Bedeutung des großen Heiligtums in B. Offenbar ist es 721 mit seiner Bedeutung endgültig zu Ende 18). Nach 2. Eeg. 23 sa wird es durch Josia zusammen mit all den kleinen Höhen und Afterheiligtümern im Lande herum beseitigt als eine ihresgleichen. Von einer besonderen Bedeutung ist keine Spur mehr zu entdecken, seiner Lage allein verdankt es, daß es neben Geba, dem nördlichsten, als südlichster Ort überhaupt genannt wird. Zu dem gleich nach dem Exil wieder besiedelten Gebiet (Esr. 2) gehört es nicht mehr 18 ). Über das Schicksal des Südens nach dem Exil siehe Alt, PJ 21 (1925) S. 115 f. und PJ 25 (1929) S. 80 ff. Hauptstadt Omris, Jesreel, die zweite Residenzstadt Ahabs (1. Reg. 211), Gilead, der Herd des Jehu-Aufstandes (2. Reg. 9ih.) und offenbar auch noch späterer Aufstände (2. Reg. 15 25). ") Dem Norden mußte umgekehrt nachgerade ein solcher unbestrittener Stützpunkt im Süden nicht unwillkommen sein. Über eine allfällige Spiegelung dieses Ringens um den Einfluß in der Traditionsgeschichte s. u. S. 19 f. 18 ) Die Erwähnung 2. Reg. 122 — 2. Chr. 241 als Heimatort der Königinmutter Zibia zur Zeit des Joas läßt keinen Schluß auf die Bedeutung B.s zu, da in 2. Reg. 2119, 221, 2331.36 auch ganz unbedeutende Orte im gleichen Sinne genannt sind. w ) Neh. 11 (vgl. v. 27) weist offenbar in noch spätere Zeit, vgl. Hölscher: Kautzsch* z. St.

10

Tradition Beersebas. Wir haben die Geschichte des heiligen Ortes verfolgt. Wie kommt man aber dazu, gerade hier Jahwe zu verehren? Antwort auf diese Frage, die auch den Frommen jener Zeit beschäftigen mußte, fand dieser in der alten Überlieferung aus der Väterzeit, die berichtete, wann es zum erstenmal so geschehen sei. Da die Erzählungen der Gen., die uns die Reste dieser Vätersage erhalten haben, nicht eindeutig sind, muß eine erste Vorarbeit darin bestehen, die verschiedenen Uberlieferungsstränge klarzulegen. Daraufhin erst ist nach der gemeinsamen Urform zu fragen, die uns dann vielleicht noch einige Aufschlüsse über die Vorgeschichte des Heiligtums zu geben vermag. Der Priesterkodex (P.) 2 0 ) enthält keine Nachrichten über B., da bei ihm die ganze Patriarchengeschichte in Südkanaan auf Hebron gelegt ist. Dagegen zeigt der Elohist (E.) eine starke Vorliebe für B. —• Abraham zieht Gen. 20i von einem ungenannten Orte im Norden nach Süden. Die erste Erzählung, die von ihm dort berichtet, findet ihn als "O (20i ""^i vgl. 2123) in Gerar 21 ). Dessen König Abimelech bietet ihm (20I 5 ) sein ganzes Land zur Niederlassung an. — a0

) Zur Quellenscheidung vgl. außer den Komm, vor allem Eißfeldt: Hexateuch-Synopse 1922. 21 ) Nach Flinders Petrie: Gerar 1928 (vgl. bes. S. 28 fl.) im teil eddschemme zu finden. Dazn paßt freilich die Angabe: zwischen Kadesch nnd Schur (äg. Maner ? Kittel, Spiegelberg: Der Aufenthalt Israels in Ägypten 1904 S. 27 f.) recht schlecht. So vermntet Gunkel (Gen.5 z. St.), daß Gerar erst auf Grund einer Verwechslung zum „Philistäischen" Gerar c. 21. 26 (auf dem teil ed-schemme) geworden sei, während ursprünglich d. Wadi elDscherür (vgl. 2617.19 (G) Tal von Gerar) gemeint war, doch s. auch zu c. 26. 2*

11

Die Erzählung von Hagars Austreibung dagegen (218ff.)> die i m heutigen E. die Abimelecherzählung zerreißt, setzt Abraham an seinem normalen Wohnorte voraus. Da sich Hagar in der Wüste B. verirrt (v. 14), wird als Abrahams Wohnort B. selber anzunehmen sein 2 2 ). In B. sucht ihn auch die gleich anschließende Erzählung von seinem Zwist und Schwur mit Abimelech (2122—33)23). 22i9 kehrt Abraham nach dem Begebnis der Isaaksopferung nach B. zurück, wo sein Wohnsitz vorausgesetzt ist. Auch Isaak, von dem E. außerordentlich wenig berichtet, wohnt in B. 28i0 verläßt J a k o b das Vaterhaus in B. Nun scheint freilich nach E. (vgl. u. bei J.) Isaak nicht einfach nach Abrahams Tode am Orte geblieben zu sein. 262b schimmert vielleicht eine el. Vorlage durch, die Isaak von Gerar heraufziehen und ihn von B. als dem verheißenen Land Besitz nehmen läßt 2 4 ). 22

) So Prockscli, anders Gunkel: „Ans v. 14 ist zu schließen, daß es der bekannte Brunnen von B. gewesen ist . . . Gott erscheint und hört an dieser Stätte." Nach Gunkel — ihm folgt Westphal: Jahwes Wohnstätten 1908 S. 105 — bleibt aber Abrahams Wohnsitz, der im folgenden (v. 22 ff.) ohne weitere Erklärung in B. selbst gesucht wird, ganz im Dunkeln. — Einfacher dürfte die Annahme sein, daß ein Wüstenort in der Nähe von B. bekannt war, an dem „Gott erscheint und hört", s. 0. S. 5 Anm. 9. 53 ) Die vv. 22—32 können — mit Holzinger, Eißfeldt gegen Procksch und Gunkel — E. ganz belassen werden. Gunkels Hauptargument dafür, daß die etwas andersartigen vv. 25. 26. 28—30. 32. 33 J. zugehören, beruht darauf, daß v. 33 nach Sprache und Inhalt sicher J. zuzuweisen ist. Nun ist aber die Verbindung von v. 33 nach vorn sehr fraglich. Einmal ist in v. 33 Abraham nicht genannt, was nach v. 32, der Abimelech und Pichol zum Subjekte hat, erwartet wird. Umgekehrt ist die Ortsangabe „in B." überflüssig, da B. in v. 31 u. 32 eben erst genannt war. Mit dem Anschluß von v. 33 nach vorn wird auch die Zugehörigkeit von 25 f. 28—30. 32 zu J. fraglich. — Daß die vorliegende Erzählung zwei verschiedenartige Bestandteile in sich trägt, die mit Gunkel in 22—24. 27 und 25. 26. 28—30 zu erkennen sind, ist nicht zu bestreiten, sie können aber schon in E. zusammengearbeitet sein. M ) 261—6 ist nicht einheitlich. Isaak, wegen Hungersnot in Gerar (J.), erhält eine Jahweerscheinung; nach dem Zusammenhang von J., zu dem (2 a) 3 a gehören, verheißt ihm Jahwe seinen Schutz auch in diesem Lande.

12

Ähnliches gilt von Jakob. Auf seiner Rückwanderung aus der Fremde zieht er nach einem Aufenthalt in Sichern (33i8ff.) und Bethel (35iff.) über das Rahelgrab (3520) weiter nach Süden. Ortsangaben fehlen, doch nimmt er offenbar nach E. wieder, in B. Wohnung 25). Von B., seinem und seiner Väter Wohnsitz aus verläßt Jakob das Land, um nach Ägypten zu ziehen, nachdem ihn Gott dazu aufgemuntert hat (465) 2e). In diese an sich klare Situation ist nun mit (2 a?) 2 b, 3 b—5 eine von 3 b ab deutlich deuteronomistisch überarbeitete Verheißungsrede Jahwes eingearbeitet, als deren Kern ein Bericht von E. anzunehmen ist. Dieser ist sichtbar in 2b (bit "TON = jemand anweisen vgl. 222 E.). 2 a kann ebensogut Angleichung an c. 12 (Procksch) sein, als ursprüngliche Notiz von E., die dann mit 463 gegensätzlich zusammenzuhalten wäre (Gunkel zu 461—5) — 2 b ist mit Smend: Erzählung des Hexateuch 1912 S. 54 (der ihn freilich J. 2 zuteilt) gegen Gunkel, der darin die den Kult in B. begründende Vision Isaaks findet, zu verstehen: „v. 2b zielt allein auf Isaaks Niederlassung in B., wo Jahwe v. 24 ihm erscheint und ihm Segen und zahlreiche Nachkommenschaft verheißt", v. 24 (J.) hätte dann die Parallele aus E. verdrängt. — Danach zeigte E. eine Erinnerung daran, daß Isaaks selbständige Anfänge nicht in B. liegen. Freilich wiegt das im Gesamtaufriß von E. nicht schwer, da nach ihm schon Isaaks Vater in B. gewesen war und die Erzählung c. 24 Isaak offenbar schon in B. sucht (v. 62 bE.), sein Kommen infolgedessen bloße Rückkehr nach B. bedeutet. 25

) Vgl. außer 2810.21 noch 37 22: Zisterne in der Wüste. Da dürfte an die Wüste bei B. gedacht sein, für den Norden läßt sich die Wüste mit durchgehender Handelsstraße nicht unterbringen. 26 ) Quellenscheidung v. 4 6 i - 5 : v. 1 = J . ; 2—5a = E. (in 2 a dürfte btoia^b für ursprüngliches I p y b eingedrungen sein, vgl. 2 b). Die Frage, die hinter der Quellenscheidung steht, lautet: weiß J. etwas davon, daß Jakob in B. dem Gott Isaaks Opfer darbringt, oder läßt er ihn geradewegs von dem nördlichen Ort (Sichern?), den er als Jakobs Wohnsitz annimmt, nach Ägypten ziehen? (So Gunkel, Holzinger l a a = J . ; l a / ? = R.; l b — 5 a = E.). Dann würde das Opfer in B. E. angehören und müßte mit der Gotteserscheinung als deren Ursache verbunden werden (so Gunkel). Das Überraschende der Erscheinung wird aber dadurch zerstört. 2 a ist zudem gut als Neueinsatz zu verstehen: bN")il3"'b statt des bei Verbindung mit l b zu erwartenden ib. Das Opfer Jakobs an seines Vaters Gott wird darum eher J. zugehören, während E. seiner bekannten Vorliebe für Traumgesichte folgend, von einer spontanen Nachterscheinung Gottes berichtet, die Jakob auch für seinen Wegzug fest an den Gott Isaaks bindet.

13

So läßt sich das Bild nach E . zusammenfassend beschreiben: Alle drei Patriarchen haben ihren endgültigen Wohnsitz in Palästina in B . : Den Abraham weist Gottes Verheißung aus dem Osten nach B., das er nur mehr vorübergehend verläßt (wegen Hungersnot c. 20, um Isaak zu opfern c. 22). — Isaak kommt nach vorübergehendem Aufenthalt in Gerar

(durch

Jahwes Yerheißungswort

hingeführt?) nach B . Dort wird ihm eine Gottesoffenbarung zuteil. I n B., seinem Wohnsitz, trifft auch J a k o b vor seinem Wegzug nach Ägypten noch eine Offenbarung des Gottes Isaaks. Was weiß der Jahwist ( = J . ) von B . ? " )

Da wird als erstes

deutlich, daß B . nicht die beherrschende Stellung hat wie in E . — Abraham

kommt aus dem Osten nach Palästina und zieht über

Sichern (12„), Bethel — Ai (12 8 ), wo er Altäre baut — nicht nach B., sondern nach Hebron, wo er sich für die Dauer niederläßt (13i S ). Eine Einschaltung

läßt ihn von Bethel

aus zunächst

nach

Ägypten ziehen, von wo er über den Negeb nach Hebron zurückkehrt

28

).

Eine vereinzelte Notiz weiß von einer Beziehung Abrahams zu B . 2I33: und er pflanzte eine Tamariske in B . und rief dort den Namen des Jahwe E l Olam a n 2 B ) . 27) Icli behandle J i J2 — so Smend (Gunkel) —, L. J . — so Eißfeldt — im Text zusammen unter J . Einmal, um die Unsicherheit, die in der Frage der weiteren Auflösung von J noch weithin herrscht, nicht an die Spitze der Behandlung zu stellen; dann sind die beiden jahwistischen Stränge hei aller Verschiedenheit untereinander für unsere Frage gegenüber E. in charakteristischer Weise verwandt. 28) Der klare Reiseplan Siahem—Bethel—Hebron dürfte J i zugehören. Er wird gewonnen durch Ausscheidung der J 2 zuzuweisenden, von Abrahams Erlebnis in Ägypten redenden vv. 12io—131, die durch 129, 133.4 mit J i verklammert sind. J2 läßt dann Abraham langsam von Ägypten nach Norden ziehen, im Negeb (131) zeltet er. 181 findet ihn wieder in Hebron. Dabei bleibt es unklar, wo die zwischenliegenden Erzählungen c. 15 f. ihn suchen. Smend S. 65 denkt an B. — wahrscheinlicher dürfte in J . an Hebron gedacht sein (eine Ortsangabe kann durch J i 1318 verdrängt sein) — aber auch nach J 2 nimmt Abraham in Hebron endgültig Wohnung. M ) Zur Quellenscheidung s. 0. S. 12 Anm. 23. — Im Bericht von J i hat die Notiz gar keinen Anknüpfungspunkt, eher in J2- Dann wäre die Be-

14

I n g a n z a n d e r e m M a ß e a b e r ist B . bei J . m i t I s a a k v e r k n ü p f t . I s a a k s A n f ä n g e — von der novellistischen

Abraham-Isaak-Erzäh-

l u n g c. 24 s e h e ich a b — l i e g e n n i c h t in B . selbst. E r w e i l t z u n ä c h s t i m S ü d e n bei B e e r l a c h a i r o i (24 6 2 a. 2 5 n b ) 3 0 ) . V o n h i e r z i e h t e r ü b e r G e r a r n a c h B. V e r s c h i e d e n e B r u n n e n auf d i e s e m W e g e s i n d m i t seinem Namen v e r k n ü p f t . Dem Zanken der Hirten von Gerar, mit dem er zunächst in freundschaftlicher Beziehung gestanden hatte (26„—11), w e i c h t er i m m e r w e i t e r a u s :

Esek, Sitna, Rehoboth

31

).

gründung des Heiligtums in B. durch Abraham während seines Aufenthaltes im Negeb (131) erfolgt. — Holzinger will sogar (nach Kautzsch-Sozin: Genesis Anm. 80) die Beziehung von v. 33 auf Abraham ganz aufheben, » m i r Offln t o p sagt nur J., nur kann das Subjekt des Satzes bei J. nicht Abraham sein aus dem mehrfach genannten Grunde, daß J. diesen nicht nach B. versetzt. Der Vers redet nur von Isaak und ist, soweit er J. gehört, vermutlich hinter 2625 gestanden." Diese radikale Lösung behält, auch wenn man bedenklich gegen sie bleiben mag, etwas Bestechendes. Die Zufiigung des Subjektes Abraham von G (außer Handschrift 75, wohl Lucian, s. Bahlfs: Genesis S. 28) SV —. von Procksch für ursprünglich gehalten — dürfte doch wohl eher als Glättung zu verwerfen sein. — Zu b'iiti s. Cheyne: Enc. bibl. Art. tamarisk tree. Ch. rekonstruiert auf Grund von G (äoovqa) als ursprünglichen T e x t : rniBN (s. auch Stade: Theol. S. 112; vgl. Gunkel z. St.). G soll "iyns>, verdorben aus miziN gelesen haben. Sollte aber an allen drei Stellen, die blüti bieten (noch 1. Sam. 226. 31i3), das in G regelmäßig mit agovQa wiedergegeben ist, diese gleichförmige Textverderbnis eingetreten sein, ohne in der Überlieferung eine Spur zu hinterlassen? ,0

) Dies ist ein Hinweis auf die genealogisch durch die Halbbruderschaft ausgedrückte nahe Beziehung zu Ismael: Beerlachairoi ist der Ort, wo Hagar die Verheißung Ismaels bekam (16iif. J.). Bs ist nach 16 H in der Nähe von Kadesch zu suchen. al ) Esek nicht identifiziert. Rehoboth dürfte in Er-Ruhaibeh wiederzufinden sein, ebenso wird der Name Sitna in dem von Ruhaibeh Sick nach Norden öffnenden Tal Shutnet er Ruhaibeh erhalten sein. Vgl. Palmer: Der Schauplatz der 40 jährigen Wüsten Wanderung Israels 1876 S. 296 f., vgl. Karte S. 232/33; Wiegand: Sinai 1920 S. 57—61. — Die Wanderung Isaaks würde klarer, dürfte man hier das „Tal" Gerar v. 17. 19 (G) im Wadi Dscherür suchen, s. o. S. 11 Anm. 21. Der Weiterzug von Rehoboth nach B., der doch offenbar auch als weiteres Abrücken von den unangenehmen geraritischen Nachbarn im Text verstanden werden will, wird von der Gleichsetzung dieses Gerar mit dem teil ed-Dschemme aus schwer begreiflich, da

15

In B. kommt sein Weichen zum Stillstand, hier gräbt er sich endgültig seinen eigenen Brunnen, hier schwören weiterhin (vv. 26 ff.) er

und Abimelech

sich Freundschaft,

wobei nach dem heutigen

Wortlaute Isaak der gnädig sich dazu Hergebende ist. Die vorausgegangenen

Brunnenstreitigkeiten,

der

Rest

einer

Abraham-

rezension der Sage in E . (2125f., asff.) legen das umgekehrte Verhältnis nahe

32

). In B. erscheint J a h w e dem Isaak (26 24 f.) und ver-

heißt ihm den Segen seines Vaters Abraham.

Und Isaak heiligt

am andern Morgen den Ort, indem er J a h w e einen Altar baut. Eine Rückbeziehung auf den älteren Kult Abrahams (21 3 3 ) am Ort fehlt (anders

46iff.) 3 3 ).

An den heiligen Ort von B., an dem offenbar anachronistisch ein regelmäßiger Dienst vorausgesetzt wird, mag auch 25 2 2 denken, wonach Rebekka geht m r r m izrnb wegen der seltsamen Vorgänge vor der Geburt ihrer Kinder. B. näher beim teil ed-Dschemme liegt als Rehoboth. Die Reihenfolge SitnaRehoboth paßt so freilich weniger gut. Vgl.-auch Greßmann ZAW 30 (1910) S. 2 6 2 ; Dalman P J 20 (1924) S. 61 ff. Wie man sich anch in dieser Frage entscheiden mag (vgl. noch S. 23 Anm. 46), wesentlich ist in erster Linie die Verbindung Isaaks mit diesen südlichen Brunnenorten: Beerlachairoi, Rehoboth, Sitna. a2) Der Bericht über den Zug Isaaks von Süden her wird J i ( L ) zugehören, J 2 erzählt von der Gefährdung der Ahnfrau in 1210—20. — In 26231t. ist B. (wie bei Arnos) mit dem Schwur verbunden, eine für die Volksetymologie naheliegende Verbindung, die hier ätiologisch ausgewertet wird. Daneben (2128 ff.) der andere Erklärungsversuch durch die „7 Lämmer". Über den tatsächlichen Ursinn des Namens gehen auch heute noch die Meinungen auseinander. Zuletzt Bauer ZAW 48 (1930) S. 78 „Löwenbrunnen" ; Kittel GVI S 1189 Brunnen der 7 (Gottheiten). Noeldeke (ARW 7, 340 ff.) dagegen weist durch Parallelen die Heilighaltung einer Mehrzahl von Quellen unter dem Namen „7-Brunnen" als semitischer Religion auch sonst bekannten Brauch nach und will danach auch den Namen B. so verstehen. 3a) Die vv. 24 f. sind keine ursprüngliche Kultlegende (Gunkel: Zusatz, Eißfeldt: ,T.). Sie müssen aber schon alt sein, danach der Art der jahwistischen Komposition der Vätersagen ein Verbindungsglied, das den Abrahamssegen an Isaak weiterleitet, zu erwarten ist. Die ursprüngliche Kultlegende des Ortes, die auch nach J . 461 an dieser Stelle zu erwarten wäre, ist durch diese farblosen, nach dem Schema von J . gebauten Verse verdrängt.

16

Für Isaaks Söhne ist bei J. keine ausdrückliche Verbindung mit B. belegt. Erst als Jakob über B. nach Ägypten zieht, hören wir, daß er seines Vaters Isaak Gott durch ein Opfer verehrt habe (s. o. S. 13). So bietet J. folgendes Bild: Abraham, der sonst in Hebron wohnt, wird in einer einzelnen Notiz (2133, vielleicht in 13i) in B. gefunden, wo im besonderen eine heilige Tamariske von ihm gepflanzt sein soll. — Ganz fest ist dann Isaak in B. verwurzelt, sein Sohn Jakob weiß es nicht anders: in B. opfert man dem Gott Isaaks. Offensichtlich stehen wir mit der Aussage: Isaak in B. auf festem, J. und E. gemeinsamem Grund. — Weiterhin scheinen J. und E. von einem Zug Isaaks von Süden her nach B. zu wissen, der bei J. durch die Brunnenstreitigkeiten motiviert ist. Nun weiß offenbar auch E. von Brunnenstreitigkeiten Abrahams (21 2 5f., zumal wenn v. 25 mit G n n t o zu lesen ist, siehe Gunkel z. St.). Die weit eindeutigere, durch beide Quellen bezeugte Festlegung Isaaks auf B. aber läßt die Vermutung wach werden, daß die Verbindung Abrahams mit den Abimelech-Gerar-Erzählungen, die hier wie dort im Schwur von B. sich krönen, die spätere Stufe darstellt. Diese Erzählungen: Brunnenstreitigkeiten, Schwur von B. — die Geschichte von der Gefährdung der Ahnfrau ist weniger lokal gebunden, doch ist die Übertragung auf die größeren Verhältnisse in Ägypten sicher sekundär — sind, soweit wir sehen, schon frühzeitig durch den Namen Abimelechs von Gerar miteinander verbunden. So dürfte auf der anderen Seite auch e i n bestimmter Patriarch zunächst der Gegenspieler Abimelechs gewesen sein. Ganz allgemein ist nun festzustellen, wie Isaak mehr und mehr (J. — E. —P.) vor Abraham verblaßt und in seiner selbständigen Bedeutung zurücktritt. Daß dann gerade J., dem sonst die Abrahamstradition sehr wichtig ist, plötzlich Stoffe von Abraham auf Isaak übertrüge, ist wenig wahrscheinlich. Wir würden zudem, falls wirklich einmal der Prozeß in umgekehrter Richtung vor sich gegangen wäre, d. h. falls einmal die

17

Isaakgestalt Stoffe aus Abraham-Sagen an sich gezogen hätte 34 ), Spuren

eines Herübergreifens

Isaaks nach Hebron, dem

Sitz

Abrahams, erwarten. Solche fehlen aber völlig. Gehören aber die B. — Abimelech betreffenden Doubletten der Patriarchengeschichte ursprünglich mit Isaak zusammen, so ist die Bezeugung für ein Wohnen Abrahams in B. nicht mehr groß. Mit seinem ägyptischen Abenteuer (Isaak-Parallele in c. 26) wird sein ganzer Aufenthalt im Negeb (13i) in Frage gestellt, das Heraufziehen vom Süden her läßt sich als Parallele zum Zuge Isaaks begreifen, wenn man es nicht einfach als Verbindungsnaht zu der alten Abraham-Hebron-Geschichte

fassen will. — Das

stärkste

Argument, das nicht nur die offenbar tendenziös durch E. vollzogene völlige Verlegung Abrahams nach B. (s. u.), sondern auch die Notiz 2133 J. als eine — erst literarisch (Holzinger) oder vorliterarisch — auf Abraham abgewanderte Isaaktradition zu verstehen nötigt, wird durch die Stelle 46i (J.)

463f.

(E.) gegeben. Wie

kämen J. und E. darauf, Jakob in B. dem Gott Isaaks opfern zu lassen, den Gott Isaaks im Traume erscheinen zu lassen, wenn B. primär mit Abraham verknüpft wäre? Für Jakob schließlich erheben die Quellen, auch E., der ihn in B. wohnen läßt, gar nicht den Anspruch, B. durch Jakob einen besonderen Charakter zu geben. Jakob ist als Verehrer des Gottes seines Vaters in B. (46± J., 2—5 E.). Die Isaaksage von B. ist einfach als älter vorausgesetzt. Die Probe auf die Richtigkeit der getroffenen Annahme muß nun darin geliefert werden, daß von der gefundenen Urform der Sage aus die spätere Entwicklung begriffen werden kann. Abraham in Hebron 35 ) — Isaak durchaus selbständig in B., so scheint die älteste Patriarchentradition gelautet zu haben. J. nun wurzelt offenbar in judäischen Kreisen 3 "). Ihm steht das

34)

Das scheint Kittel, der c. 26 anders verteilt, G V I I 235 voraus-

zusetzen.

18

Keine Entscheidung wagt Gunkel L X I V .

35)

Anders Gunkel, z. B. L X I I I .

39)

Gunkel L X X X V I I , Procksch S. 15.



eigentlich kalibbitische — Hebron und dessen Patriarch am

nächsten. So sehen wir einmal, wie in J . Abraham Teile der Isaak(und Jakob- c. 12, s. u. S. 26) Tradition an sich zieht.

Abraham,

nicht Isaak hat den Kult in B. begründet (2I33). Diese Behauptung bedeutet den Machtanspruch Hebrons über das alte B. und seine Tradition. Dieser Anspruch ließe sich gut aus der Zeit Davids begreifen 3 7 ). Dann macht noch ein anderer Punkt deutlich, wie Isaak in seiner selbständigen Bedeutung hinter Abraham zurücktreten muß. E r wird diesem vom Schöpfer der genealogisch geordneten Patriarchengeschichte 3 8 )

als sein Sohn untergeordnet. — Diese

Weiterbildung der Tradition scheint auch in B., das ja politisch zu Juda gehörte, selbst Wurzel gefaßt zu haben. Diese Lage findet E . in B. vor: Abraham ist unbestrittener Ahn der Patriarchenreihe. In B. sind Abrahamtraditionen — neben der alten Isaaktradition — heimisch geworden. E . scheint mir nach seinen Genesisstoffen (trotz Smend 1. c. c. 3, Hölscher, Geschichte § 37n) am besten als Schrift aus dem Nordreich verständlich

30

).

Die Bevölkerung des Nordreiches traf am Wallfahrtsort B. auf die Traditionen des Südreiches. E. nun übernimmt die Patriarchensage als gesamtisraelitisches Gut. E r übernimmt auch den Abraham als Patriarchen von B., schneidet aber — dieses hatte natürlich niemals in der Absicht des ursprünglichen Übergreifens des Abraham nach 37 ) Daß die Unterscheidung eines im engeren Sinn judäischen, z. B. David viel näher stehenden Hebron von B., das doch später auch als judäische Stadt erscheint, nicht nur aus der Luft gegriffen ist, belegt 1. Sam. 3028—31. Da muß auffallen, daß David, der die Gunst des Ältesten in Juda gewinnen will, wohl an die Ältesten der Städte des engeren Juda, der Keniter und Jerachmeeliter, an das kalibbitische Hebron, nicht aber nach B. Beuteanteile schickt. Das belegt doch zur Genüge, daß B. — als simeonitische Stadt?, s. u. — gegenüber dem Kernland des Reiches Juda, zu dem Hebron gehört, eine eigenartige Stellung einnimmt.

) Vgl. auch S. 25 ff. ) An Kreise in B. zu denken, empfiehlt sich weniger, da E. offenbar nicht die geographischen Kenntnisse im tieferen Süden hat, wie z. B. J . Vgl. c. 26 J . ; Lokalisierung der Hagargesch. s. 0. — s. auch Procksch: Das nordhebr. Sagenbuch 1906 bes. S. 175 ff. 38 M

19

B. gelegen —

einfach die Verbindung Abrahams mit Hebron

ab, Abraham wird der Patriarch von B. Statt daß der Abraham von Hebron B. unter seinen Einfluß bringt, kehrt sich die Sache nun um: das mit nordisraelitischer Tradition verbundene B. beansprucht Abraham und mit ihm die ganze „großisraelitische" 40 ) Tradition für sich. Das völlige Schweigen E.s über Hebron läßt sich nur aus bewußt polemischer Haltung verstehen 41 ). Ist diese Entwicklung richtig, dann läßt sie uns etwas von der Bedeutung B.s für den in der Tradition ausgefochtenen, aber von geschichtlichen Gegensätzen und Leidenschaften getragenen geistigen Kampf um die Idee des wahren israelitischen Reiches zwischen Norden und Süden ahnen. Die Geschichte hat freilich der elohistischen Traditionsgestalt den Lebensfaden abgeschnitten, indem sie das Nordreich 721 zerschlug. P. zeigt aus viel späterer Zeit die ganz veränderte Lage: J., Hebron hat gesiegt, einen Anspruch auf B. zu erheben, ist überhaupt nicht mehr nötig, weil B., seit ihm der Rückhalt im Norden genommen ist, keine geschichtskräftige Tradition mehr hat, um die sich zu streiten lohnte. Der Abraham von Hebron ist die Abrahamsgestalt der Zukunft 42 ). Soweit über die Gestalt des Stifters. Erlauben die erhaltenen Traditionen Rückschlüsse auf Kult und Gottesauffassung in B.? — Der iegog köyos ist uns verloren, doch läßt sich aus einzelnen Angaben einiges rekonstruieren. Es ist selbstverständlich Jahwe, der in der Zeit von J. und E. hier als i n

von B. verehrt wurde



aber es ist ein ganz bestimmter Jahwe, nicht mit schematisch gleichen Zügen wie der Jahwe von Bethel, von Dan. Je weiter wir 40)

Vgl. Galling: Die Erwälilnngstraditionen Israels 1928. " ) Wie wenig diese Ideologie des E. — oder hinter ihm stehender Nordreichskreise — in der ganzen Breite der Tradition durchgedrungen ist, zeigt wieder 462 ff., wo nach E.s Voraussetzung der Gott Abrahams erscheinen müßte. 4S) Nach Abrahams Namen nennen noch Christen ihre Kirche in B. Vgl. Alt: Die griechischen Inschriften der Palaestina tertia westlich der 'Araba (1921) Inschrift 8.

20

zurückgehen, desto deutlicher ist er erkennbar als Jahwe, der Gott Isaaks. In dieser Aussage finden sich verschiedene Elemente: Jahwe — Gott des Volkes Israel; der Gott Isaaks — ein Einzelner ist es hier, nach dem der Gott heißt. Ist dieses Einzelnen Erwählung von allem Anfang an nur die im Ahnen vorausgenommene Volkserwählung? Gott von B. — nicht die Zugehörigkeit zu bestimmten Menschen, sondern der Ort, an dem sie wohnt, kennzeichnet hier die Gottheit. Andere Aussagen kommen dazu: in B. stand eine Tamariske, die offenbar etwas mit dem Kult zu tun hatte (2133), ein Beiname des dort verehrten Gottes war El Olam. Keine der Aussagen zeigt zunächst eine innerliche Beziehung zum Gotte Isaaks und Jahwe. Es legt sich die Frage nahe: welche Geschichte hat einen so ungleichförmigen Traditionskomplex gebildet? Haben die Einzelelemente schon vor der Verbindung ihr eigenes Leben gehabt, oder sind sie von der Geschichte eigens für die heutige Gestalt der Tradition von B. geschaffen? Der Kultname El Olam, El der Ewige (oder der El von der Urzeit her?) weist das ursprünglich in B. verehrte Numen in die Reihe der vorisraelitischen, kanaanäischen Numina «). Von solcher kanaanäischen Bevölkerung in B. erfahren wir sonst nichts mehr, die Sage stellt B. als Neugründung Isaaks hin. Doch weist der heilige Baum und der El-Name sicher in eine solche vorjahwistische Stufe zurück "). Über Kult und Gottesvorstellung im ältesten B. noch etwas auszumachen ist nicht möglich. Neben dem heiligen Baum wird auch die Quelle (die Quellen?) besondere Bedeutung gehabt haben«). Ob der Name -n in diese alte Zeit 43 ) Zu El als spezifisch kan. Gottesnamen vgl. Baudissin, Kyrios III 128 ff. u. 8. Auch in dem Olam glaubt B. auf Grund des phönizischen OvXw^e (Kosmogonie des Mochos bei Damascius: de principiis ed. Kopp. 385) einen kan. Gottesnamen finden zu können (S. 130). 44 ) Vgl. auch den Scherbenbefund S. 1 Anm. 1. 45 ) Von dem scheuen Aberglauben, der noch in späterer Zeit an der Quelle v. B. hing, berichtet Tabari I 271 f. (zit. nach Hölscher § 25s).

21

zurückreicht und selbständige Bedeutung als Gottesname gehabt hat, läßt sich auch nicht beantworten. Der Gott von B. heißt weiter: der Gott Isaaks. Alt (Der Gott der Väter BWANT 3. F. 12 1929) hat es sehr wahrscheinlich gemacht, daß hier ein dem Jahweglauben bei den Israeliten vorausgehender eigenartiger Religionstypus vorliegt, der die Gottheit in erster Linie mit den geschichtlichen Menschen und im weiteren mit den geschichtliehen Organisationen menschlichen Lebens verbindet und sich erst in sekundärer Weiterbildung auf bestimmte Orte festlegt. Wer ist nun aber dieser Gott Isaaks? In Gen. 3142. S3 (z. St. siehe u. S. 27 Anm. 51; 3153 bezeichnenderweise im Zusammenhang eines Schwures) haben wir wahrscheinlich seinen ursprünglichen Namen vor uns (Alt): prer i n s , „Schreck Isaaks", was dann später abgeblaßt ist zu „Gott Isaaks". Wer ist aber Isaak, wer sind die Isaakleute, die den schon früher verehrten Gott Isaaks nach B. bringen? In ihm, wie es die Sage in ihrer heutigen Form will, den Ahn von ganz Israel zu sehen, ist durch die in der neueren Forschung gewonnene Anschauung von den Anfängen Israels, wie auch durch die Wahrnehmung, daß der Name: Haus Isaak im besonderen am Nordreich (siehe u. S. 27) hängt, unmöglich gemacht. Isaak wird ursprünglich nur in einem Teil des Stämmevolkes heimisch gewesen sein. — Isaaks Name haftet zuerst an Beerlachairoi. Da eine nachträgliehe Hinverlegung Isaaks an diesen — soweit wir sehen — außerhalb des Gesichtskreises des im Lande ansässigen Israel liegenden Ort wenig wahrscheinlich ist, wird darin alte, in den Kreisen der „Isaakleute" bewahrte Uberlieferung vorliegen. Der „Schreck Isaaks" und mit ihm seine Verehrer mögen von dort hergekommen sein, dort mögen diese früher (gemeinsam mit dem Stamm Ismael?) dem Schreck Isaaks gedient haben. Dürfen wir noch weiter die Sage vom Stammvater auf seine Stämme (bzw. seinen Stamm) umdeutend sagen: die Dürre der Wüste treibt die Stämme ins Tal von Gerar? Von dort werden sie weggedrängt: Esek, Sitna, Rehoboth sind die Stationen auf dem

22

Wege? In B. werden die nachdrängenden Gerarleute endgültig durch Schwur und Vertrag am heiligen Ort zurückgewiesen? — Mag man diese Deutung im einzelnen für möglich halten oder nicht 4 6 ), auf jeden Fall bleibt bestehen, daß die wohl unter den „Isaakleuten" gepflegte Tradition eine Reihe von Orten auf dem Weg von Beerlachairoi nach B. mit Isaak verbindet. Die Annahme, daß sich darin die Einwanderungstradition dieser Isaakleute erhalten hat, dürfte die müheloseste Erklärung dieses Tatbestandes bieten. In welcher Stammesgruppe des späteren Israel können wir aber diese Isaakleute wiederfinden? Nach Jos. 19 2 1. Chr. 4 2 8 vgl. auch Jud. li 7 (gegen Jos. 15 28 P.) ist B. bis zur Zeit Davids (1. Chr. 4 3 I) simeonitische Stadt gewesen. Das legt nahe, die Simeoniten als Isaakleute anzusehen, in ihnen wenigstens einen Teil der Isaakverehrer wiederzufinden. Die Rivalität Hebron—B. innerhalb des Reiches Juda bekäme dann noch eine besondere Färbung durch diesen Hintergrund einer Stammesrivalität. Die in B. eindringenden Verehrer des „Schreck Isaaks" finden in B. die Verehrung des El Olam vor. Der neue Stoß der Geschichte mit seiner neuen, lebendigen Tradition saugt die alte Tradition auf. Dabei verschmilzt Altes und Neues. Der „Schreck Isaaks" verliert seine bloße Bezogenheit auf den Menschen, erfährt eine bestimmte örtliche Bindung, indem er von nun an als El Olam in oder bei der Tamariske von B. seinen festen Wohnsitz hat. Der alte El Olam anderseits gewinnt eine neue Beziehung, er bekommt eine innerlich notwendige Beziehung zu einem neuen Verehrerkreis, den Isaakleuten. E r ist deren Gott (auch wenn sie nach Sichern weiterziehen s. u.), weil er sich einst ihrem Stammvater offenbart hatte, — er läßt sich aber auch jetzt nur in B. finden. 4 6 ) So scheint mir die andere Möglichkeit, wonach die Motivierung des Zuges über die einzelnen Brnnnenorte durch den Streit mit den Gerarleuten sekundär ist und auf der Eintragung später (in B.) mit den Gerarleuten gemachter Erfahrung beruht, aller Erwägung wert. Die (Volks-)etymologie von Esek, Sitna mußte dieser Verbindung günstig sein.

23

Wenn dieser Assimilierungsprozeß für sich dargestellt wurde, so muß das jetzt dahin erweitert werden, daß sich fast zu gleicher Zeit noch ein anderer Prozeß damit verband: so wie in B. der El Olam zum „Schreck Isaaks" wurde, so wurde der Schreck Isaaks zum Jahwe Israels. Das Geschichtsereignis, das dazu den Anstoß gegeben hat, ist der Zusammenschluß der Stämme im Jahweglauben. Ganz in der Stille hat sich auch diese Angleichung vollzogen, wir können nur noch ihr abschließendes Ergebnis feststellen, das schon in der ältesten Schicht von J. vollzogen ist: Jahwe, der „Schreck" bzw. Gott Isaaks. Und damit war selbstverständlich auch das andere gegeben: Jahwe, der Gott Isaaks, der in B. als El Olam angerufen wird. Das ist die Tradition, die in der Folgezeit zur Wirkung gelangt.

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Beerseba — Nordreich (Isaak — Jakob). Aus den geschichtlichen Nachrichten über B. war immer wieder die Tatsache der Verbindung B.s mit dem Norden deutlich geworden und auch die Weiterbildung der Tradition B.s im Elohisten schien von dieser Beziehung her Licht zu empfangen. Diese Beziehung war bisher einfach als gegeben hingenommen worden. Die Frage nach ihrer Herkunft und Art verlangt nun aber nähere Aufmerksamkeit. Man könnte versuchsweise diese Beziehung in die Sprache der Tradition übersetzen und würde dann auf eine Beziehung geführt zwischen Isaak und der Stiftergestalt der wichtigsten Heiligtümer des Gebirges Ephraim: Jakob 47). Und tatsächlich begegnet diese Beziehung auch in der uns erhaltenen Tradition in der Form: Jakob, der Sohn Isaaks. Diese Verbindung ihrerseits ist heute ein Teil aus dem größeren Zusammenhang des Dreipatriarchenschemas. Die genealogische Zusammenfassung der drei ursprünglich je mit eigener Tradition dastehenden Patriarchengestalten (vgl. auch S. 19) ist offenbar unter der vereinheitlichenden Wirkung der Jahwe-Religion vor sich gegangen 4 8 ). Diese Genealogie selbst ist nicht ursprüngliches Traditionselement, sondern spätere Bildung und wird erst später im Volke lebendig. Diese Ansicht läßt im einzelnen manche Frage offen. Wie kommen gerade diese drei Gestalten zusammen? Wie erklärt sich gerade diese Anordnung zum heutigen Schema? — Der folgenden ") In das epbr. Gebirge weisen die Belege ans Arnos, ans den Geschichten von Elia nnd Samuel. Über Jakob als Stiftergestalt dieses Gebietes vgl. Alt: Gott der Väter S. 56 f. 48 ) Isaak hat dabei in der Überliefernng am wenigsten ausgesprochene Individualität behalten (Noth: Die 12 Stämme S. 6); nach Greßmann ZAW 30 (1910) S. 15 hätte er überhaupt „keine selbständige Existenz gehabt", sondern wäre von allem Anfang an nur „Sohn seines Vaters" Abraham. Zimmerli

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Untersuchung, die eine Teilfrage daraus aufgreift, sei gleich die These vorangestellt: in der Verbindung Isaak-^Jakob vermögen wir ein älteres, dem Dreipatriarchenschema gegenüber ursprünglicheres Traditionselement zu erkennen, und zwar in der Reihenfolge der heutigen Anordnung: Isaak—Jakob 49). •— Diese These ist im folgenden sicherzustellen und nach Möglichkeit auf ihren geschichtlichen Hintergrund hin zu erhellen. Zunächst müssen die Spuren solch alter Verbindung in Tradition und zugehöriger Geschichtslage möglichst vollzählig zusammengestellt werden. Dabei ist natürlich von jeder Beziehung, die aus dem triadischen Patriarchenschema fließt, abzusehen, da gerade hinter dieses Schema zurückgegriffen werden soll. Dieses darf nur gegensätzlich verwendet werden beim Nachweis von Beziehungen, die von ihm her unverständlich bleiben. — Die Ausschau nach ebensolchen Spuren ursprünglichen Zusammenhangs mit Abraham darf auf der andern Seite aber nicht unterbleiben, wenn wirklich der Nachweis schlüssig sein soll, daß die Verbindung Isaak— Jakob ursprünglicher ist. — Früher schon Berührtes muß in der folgenden Zusammenstellung nochmals aufgeführt werden. Der nordisraelitische E. vereinigt alle drei Patriarchen im Süden auf das ihm offenbar besonders gut bekannte B., s. o. S. 11 ff. Bestätigend treten dazu die Stellen aus Arnos und der Elia-Geschichte. Die Tradition bringt uns in ihrer Sprache den klaren Beleg für diese Verbindung in Gen. 46 B. Ob nun hier schon J. das Opfer Jakobs zum Gott Isaaks erwähnt hat oder nicht (s. o. S. 13), das ändert nichts an der Feststellung, daß E. die Begegnung Jakobs mit dem Gott Isaaks in B. als wichtigen Bestandteil in seiner Quelle (mündlich oder schriftlich) vorgefunden haben muß. Denn zu der Tendenz E.s, B.s Heiligkeit schon vom Patriarchen Abraham herzuleiten, steht 462ff. gerade im Widerspruch. Eine durch alte Ortstradition belegte analog enge Verbindung zwischen Jakob und Hebron, oder umgekehrt Abraham und dem Nordreiche, fehlt. (Gen. 12 e ff. J. ist durchsichtige tendenziöse Nachkonstruktion vom judäischen Standpunkte aus.) 4

") Beurteilung Isaaks gegen Greßmann, s. vor. Anm.

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Bei Arnos ist das Nordreich meist als Jakob bezeichnet (68, 72. B; vgl. 3i3, 87, 9s). Daneben tritt aber im Buche Arnos die Bezeichnung: Isaak, Haus Isaaks (s. o. S. 4). Also nicht nur geht Jakob nach B., um durch seine Gegenwart an Isaaks Stätten seine eigene Verbundenheit mit diesem darzutun, hier treffen wir auch umgekehrt an einer Stelle, die sonst Jakobs eigenster Bezirk ist, ganz unvermutet den Namen Isaak. Daß wir hier nichts über bestimmte Örtlichkeiten ( p n ^ mcn ist ganz allgemein) im Nordreich erfahren, an denen der Name Isaak hinge, tut der Feststellung keinen Abbruch, daß hier die Namen Isaak und Jakob, nicht aber Abraham in der Benennung desselben Gebietes nebeneinanderstehen, also auch irgendwie in Beziehung zueinander zu vermuten sind. Weitere Belege der Gen. kommen dazu. — Mit allem Vorbehalt möchte ich auf die Gestalt der Rebekka hinweisen, die, in der später allein gültigen Tradition Isaak zur Seite gestellt, in Gen. 358 (14) im Zusammenhang lokaler ephraimitischer Jakobtradition 50) erwähnt wird. Deutet nicht diese doppelte Möglichkeit der Zuweisung der Rebekka-Gestalt auf eine ältere Nachbarschaft von Isaak und Jakob hin? — Wichtiger ist Gen. 3142.53. Da weist die Erwähnung des „Schreck Isaaks" (pror ins) in E. 5 1 ), mag sie auch erst durch 50 ) Gen. 35 leitet die Mazzeba Deboras, der Amme der Rebekka, von Jakob her. Gerade die Schwierigkeit der Stelle, die sich nicht recht in unsere genealogisch geordnete Patriarchengeschichte einfügen will, also sicher nicht ans ihr herausgesponnen ist, spricht für ihre Ursprünglichkeit. Daß andere Geschlechter auf andere Weise der Schwierigkeit Herr zn werden suchten, zeigt Jud. 45, wo der Debora-Ort (heiliger Stein und Baum zusammen, auch Jos. 2426) bei B. von einer bekannteren Debora hergeleitet wird. 51 ) Zweimal fällt hier im Laufe der Auseinandersetzung Jakobs mit Laban, deren Bericht sich offenbar auf J. und E. verteilt, im Munde Jakobs der Name des „Schreck Isaaks". Die Formulierung v. 42: wenn nicht der Gott meines Vaters, der Gott Abrahams und der „Schreck Isaaks" mit mir gewesen wäre . . . ist uneben. . Erst der Gott des Vaters (Isaaks), dann der Gott Abrahams, dann nochmals der „Schreck Isaaks". In v. 53 tritt, was in v. 42 verschlungen ist, gelöst nebeneinander auf: der Gott Abrahams, dem hier noch der Gott Nahors als Entsprechung für Laban beigefügt ist, einerseits — der Gott seines Vaters und der „Schreck Isaaks", hier ver-

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die literarische Komposition dem „Sohne Isaaks" Jakob in den Mund gelegt worden sein, wieder ins Nordreich: der „Schreck Isaaks" muß — dies ist die allervorsichtigste Folgerung — der Nordreichüberlieferung, in der vor allem die Jakobsgestalt beheimatet war, ein bekannter Kultname gewesen sein 52 ). Auch hiernach bestätigt sich die besondere Beziehung des Nordreiches — Jakobs zu Isaak. Ähnliche Spuren, die etwa Abraham und Isaak in offenbar Verbindung brächten, fehlen dagegen. Die Rivalität um B., Abraham auch an dem Isaak-Ort auftreten läßt, versteht sich als Entwicklung seit der Zeit Davids, wo offenbar zuerst B.

alte die gut und

einigt zur Formel: der „Schreck seines Vaters Isaak" anderseits. Für die Zuweisung der Aussagen an J. und E. wird man von v. 53 auszugehen haben. — Was Alt: Gott der Väter S. 17 Anm. 5, S. 18 Anm. 1 und 2 bloß zu vermuten wagt, daß die Erwähnung des „Schreck Isaaks" zu E. gehört, dürfte sich doch zu großer Wahrscheinlichkeit erheben lassen. Die Gileadgeschichte ist bei J. und E. charakteristisch verschieden. Bei J. schimmert unverkennbar durch: es geht hier darum, daß der Aramäer und der Israelite sich auf Gilead als Grenze einigen (v. 51 f.). Bei E. dagegen steht das Menschlich-Persönliche im Vordergrund. Der besorgte Vater Laban läßt sich von Jakob zusichern, daß seine Töchter, auch wenn Laban nicht mehr über sie wacht, gut aufgehoben sind (v. 31. 43. 50). — J. gibt darum in 53 a ganz richtig die Anrufung der Gottheiten der b e i d e n Vertragskontrahenten, des Gottes der beiderseitigen (Volks)ahnen: Abrahams und Nahors. Das fügt sich auch in das systematisierte theologische System des J. ein: Gott Abrahams — Gott Nahors, individuelle Züge hat weder der eine noch der andere (Nahor wird auch sonst bei J. immer wieder genannt ll26ff., 2220«., 2410.15. 24. 47, 29 5 nach Gunkel überall J. E. nennt Nahor nur Jos. 242). — Anders bei E. Nach seiner Darstellung ist Laban der Fordernde, Jakob der das Versprechen Leistende. Ganz richtig fährt er darum 53 b fort: . . . Jakob schwur beim Schreck seines Vaters Isaak. Nach dem vorangehenden jahwistischen Halbvers 53 a würde man notwendig einen analogen Schwur Labans erwarten, nach den Voraussetzungen von E. fehlt er ebenso notwendig. Auch paßt der individuell geprägte „Schreck Isaaks" besser zu E. als zu J., dessen Bestreben, die drei Patriarchengestalten unter ihrem Gott Jahwe zu nivellieren, nicht zu verkennen ist, vgl. z. B. J. und E. in der Bethelerzählung c. 28. 6a

) Bes. beheimatet im Schwur?

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Hebron im Staate Juda vereint 5 3 ) ihre Ansprüche gegenseitig zu messen anfangen. So ergibt sich die eigenartige Erscheinung, daß trotz größerer Nähe zu Hebron die Verbindung B.s mit dem Norden (in ihr einbeschlossen die Verbindung Isaak-Jakob) ältere Tradition darstellt als die Verbindung mit Hebron. Das bisher gewonnene Ergebnis drängt aber weiter: wo liegen die Wurzeln dieser alten Beziehung B.—Norden, Isaak—Jakob? Und weiter: was hat sie der uns geschichtlich sichtbaren äußeren politischen Lage (Trennung von Nord und Süd nicht erst 927/26, sondern offenbar schon zur Zeit des Debora-Liedes) zum Trotz durch die Zeiten hindurch lebendig erhalten, bis Isaak und Jakob ihre endgültige Stelle im größeren Zusammenhang des Dreipatriarchenschemas bekamen, während die enge Verbindung B . — Norden bis 721 geschichtlich weiterlebt? Letztere F r a g e zuerst. Das Auftreten des Isaak- und Jakobnamens in den Formeln des „Schreck Isaaks", des „Starken J a kobs" 54 ), zeigt, daß ihr „Sitz im Leben" ursprünglich im Kultus lag. Und noch in E. zeigt sich, daß die Verbindung Isaak—Jakob, wenn wir von den Stücken absehen, in denen Jakob infolge der nun fest geprägten „profanen" Drei-Patriarchen-Genealogie als Sohn Isaaks naturgemäß mit seinem Vater in Beziehung stehen muß (Kap. 25. 27), gerne gerade in kultischem Zusammenhang erwähnt ist: beim Schwur Jakobs fällt der altertümliche Name des „Schreck Isaaks" (31 42 .53); ein Opfer Jakobs (bzw. eine Gotteserscheinung an Jakob) ist es, bei dem nochmals lange nach Isaaks Tod sein Name genannt wird. Eingebettet in kultische Beziehungen — die Verbindung des Hauses Joseph mit B. ist uns ja auch nach 927/26 ausdrücklich als kultische bezeugt — hat danach offenbar die traditionelle Verbindung von Jakob mit Isaak ihre Kraft und Lebendigkeit behalten (trotz andersgearteter politischer Bedingungen) 5 5 ). ) S. 0. S. 19. ) Vgl. Alt: Gott der Väter bes. S. 26 ff. 55 ) Vom Kult aus mußte immer wieder die Anregung ergehen, über die Individualgestalt Jakob zu erzählen. Im weiteren bekam die Jakob68 M

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W a s sind a b e r die H i n t e r g r ü n d e dieser T r a d i t i o n ? W i r m ü s s e n uns

an einzelnen A n h a l t s p u n k t e n

zurückzutasten

versuchen.



W e n n w i r z u n ä c h s t die V e r h ä l t n i s s e z u r Zeit des Arnos a n s e h e n , die B e d e u t s a m k e i t d e r beiden P a t r i a r c h e n n a c h d e r Gen. v e r g l e i c h e n , so w i r d eines v o n v o r n h e r e i n k l a r : auf G r u n d dieser V e r h ä l t n i s s e w ä r e I s a a k wohl k a u m z u m A h n e n J a k o b s g e m a c h t w o r d e n .

Da

würde m a n eher das Verhältnis einer N e b e n - 5 6 ) oder U n t e r o r d n u n g u n t e r J a k o b e r w a r t e n . D e n n J a k o b ist die große, b e h e r r s c h e n d e Gestalt. reichs.

Seine Heiligtümer

sind die

großen Kultstätten

des

D e r „ S t a r k e J a k o b s " w i r d u m seinen S e g e n ü b e r

NordJoseph

a n g e r u f e n (Gen. 49 2 4 Zeit D a v i d s ? ) . N o r d i s r a e l i t e n p i l g e r t e n zu Arnos Zeiten n a c h B., J a k o b zieht n a c h B., d o r t d e m Gott seines V a t e r s zu o p f e r n . D e r J ü n g e r e g e h t

gestalt dann durch die Verbindung mit den mancherlei Sagen des Landes eine viel breitere, profane Bedeutung als Volksahn. Aber ein kräftiger Quellpunkt der Anregung, von Jakob zu erzählen, wird, wenn die Formel des „Starken Jakobs" richtig verstanden ist, der Kult geblieben sein. — Daneben hat sich aber früh schon eine Weiterentwicklung in anderer Richtung vollzogen: Jakob wird Volksbezeichnung, infolge der Gleichsetzung mit Israel sogar Bezeichnung für ganz Israel (ist diese vielleicht bei Sichern, wo nach Gen. 3320 — Jakob als Kultstifter des Israel - Heiligtums (vgl. Jos. 24) — , die Formeln api»'1 Tibi* und b t O " ^ Tibi* [nirp] sich begegnen mußten, angebahnt worden ? Der Nachweis Steuernagels (BZAW 27 S. 343 ff.), daß der Gottesname bto©" 1 T i b s m r p im besonderen in Sichern daheim war, käme dieser Annahme entgegen), so daß danach in der Folge Jakob für die Nationalüberlieferung (Bileamsprüche, Levispruch in Dt. 33) das große Volksganze bedeutet. •— Im Volke lebte der Name Jakob in dieser Doppelgestalt (vgl. Hos. 1 0 t l [Juda zu tilgen]: 123f.). Einem ähnlichen Prozeß — f r e i l i c h in viel schwächerem Maße — unterliegt der Isaakname. Bei Arnos begegnet er uns in seiner politischen Bedeutung (7 9.16). Diese Entwicklung ist offenbar im Typus der im Stammverband heimischen Vatergottreligion angelegt. Das vollkommene Fehlen einer solchen Entwicklung für Abraham in den vorexilischen Zeugnissen rückt ihn auch hier deutlich von Isaak und Jakob ab. Auch ist dieser Tatbestand der Annahme einer Herkunft Abrahams aus dem gleichen Religionstypus nicht sonderlich günstig (gegen Alt). 6°) So wie aus anderm Zusammenhang heraus Esau Jakobs, Ismael Isaaks Bruder wurde.

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zum Älteren. Lassen sich hier weitere Beobachtungen anreihen, die diese Einseitigkeit der Wallfahrtsrichtung erklären? Da ist nun daran zu erinnern, daß Isaak nach der Gen. vom Süden her bis nach B., aber nicht mehr weiter in den Norden zieht. Und kein Heiligtum des Nordens erwähnt offenbar zur Zeit von J. und E. in seiner Tradition den Namen Isaaks. — Zwei Einwände könnten sich aber erheben: Isaak unterliegt nachweislich innerhalb der uns bekannten Quellen einem Verdrängungsprozeß. Kann dieser nicht schon zur Zeit unserer Quellenschriften Isaak aus seinen allfälligen Kult-Haftpunkten im Norden auf Kosten Jakobs verdrängt haben, wie er im Süden später durch Abraham verdrängt worden ist? — Das andere ist die Bezeichnung des Nordreiches bei Arnos als (Beth) Isaak. Da scheint Isaak wirklich einmal im Nordreich heimisch gewesen zu sein, denn die Annahme, daß die Heiligtümer des Nordreichs um ihrer bloßen kultischen Beziehungen zu B. willen als „Höhen Isaaks" und infolgedessen das ganze Land uneigentlich als Haus Isaaks (Arnos 7I6) bezeichnet worden sei, ist nicht eben einleuchtend. Die letzte Einwendung läßt uns nicht um die Annahme herumkommen, daß eine Verehrergruppe des „Schreck Isaaks", die dann kurzerhand als Isaak bezeichnet wurde, im Gebiet des späteren Nordreichs Wohnsitz genommen hat, nach welcher dann in gehobener Sprache Nordisrael Isaak heißen konnte. Aber macht diese Annahme nicht den Sachverhalt noch viel rätselhafter? Warum berichtet dann keine der in der Genesis erhaltenen Traditionen von diesem Zug „Isaaks" nach Norden? — Genaueres Hinsehen verbietet, dies einfach mit dem allgemeinen Verdrängungsprozeß gegenüber Isaak zu begründen. Soweit wir sehen, handelt es sich überall dort, wo Isaak verdrängt wird, um die Eivalität Abraham— Isaak, wobei der Vorstoß von Abraham ausgeht. Dagegen entdecken wir von einer Tendenz Jakobs, Isaak zu verdrängen, keine Spur. Ganz im Gegenteil wird Jakob, wo er in B. ein Opfer bringt, oder wo er Laban schwört, ehrerbietig Isaak untergeordnet. Eine andere Erklärung scheint mir der Schwierigkeiten besser Herr zu werden. Isaak kam in den Norden mit einer bestimmten

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Stammesgruppe, die aber nicht stark genug war, ihn an einem Heiligtum heimisch werden zu lassen. So wurde die Verbindung mit dem Isaak-Heiligtum B., das noch Stammesheiligtum anderer im Süden gebliebener „Isaak-Leute" war, nach wie vor aufrecht erhalten. — Und das macht uns weiter verständlich, warum keine Nachricht berichtet, daß Isaak in den Norden gezogen sei, obwohl eine Isaak-Gruppe im Nordreich wohnte. Es wurde gesagt, daß von den Heiligtümern aus immer wieder der Anstoß zum Erzählen von den individuellen Patriarchengestalten ergehen mußte. Ein sich von Isaak herleitendes Nordheiligtum hätte in seiner Tradition notwendig den Bericht über einen Zug Isaaks nach dem Norden schaffen müssen. Das Fehlen eines solchen Heiligtums bedeutete das Fehlen eines Kristallisationspunktes. So unterblieb die Bildung einer Isaak-Tradition im Norden. Das Gesagte mag zusammengebracht werden mit einer von Alt, Gott der Väter S. 57 Anm. 7 (vgl. Noth: 12 Stämme S. 77) gemachten Vermutung. Dürfen wir im Überfall der Stämme Levi und Simeon auf Sichern (Gen. 34 J.), der für die beiden so übel ausging und mit ihrer Zerstreuung in Jakob endete (Gen. 495ff.) das Ende der schon früher nach Norden gewanderten, den Gott Isaaks aber weiterhin in B. verehrenden Israeliten sehen? Der Mißerfolg dieser Scharen könnte es uns auch wieder begreiflich machen, warum sich der „Schreck Isaaks" in keinem Heiligtum des Nordens festsetzen konnte. Aber mag man diese Vermutung teilen oder nicht, ein anderes darf nun wohl von den verschiedenen Schicksalen von Isaak und Jakob her mit großer Bestimmtheit angenommen werden: Jakob und Isaak sind in zwei nach unmittelbarer Herkunft und auch wohl Einwanderungszeit verschiedenen Volksschichten beheimatet und haben vorerst nichts miteinander zu tun. Soll weiterhin auf Grund des gegebenen Materials ein Urteil über das Zeitverhältnis der beiden zueinander abgegeben werden, so muß uns die Schicht, die den Jakobnamen in sich trägt, als die jüngere vorkommen. Die Kraft, mit der die Jakobgestalt alte Traditionen auf dem Gebirge Ephraim und in Gilead an sich zieht

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(Gen. 28. 31—35), nicht nur Ephraim, nicht nur Nordisrael, sondern ganz Israel den eigenen Namen aufzwingt 5 7 ), macht es uns schwer, noch einen Vorstoß des Hauses Isaaks in den Bereich dieses jungen, kräftigen Hauses Jakobs anzunehmen 58), der dazu doch noch so weit von Erfolg gekrönt gewesen wäre, daß er im Nordreich den Namen Isaak neben den Namen Jakob hätte setzen können. Nach einer heute mehrfach geteilten Auffassung 5 9 ) ist das Haus Josephs der letzte der in Palästina einwandernden Stämme. Im Gebiete des Hauses Josephs lebt nachmals die Tradition von Jakob. Das trifft sich mit der eben gemachten Beobachtung, nach welcher aus inneren Gründen die Jakobgestalt als jünger zu bezeichnen war 60). Die Verehrer des „Schreck Isaaks" 61) siedelten sich zum Teil im Süden, im Negeb an. Ein Teil der Einwanderer aber zog weiter bis ins Gebirge Ephraim, ohne doch die Verbindung mit dem Süden aufzugeben. So ergibt sich folgendes Bild f ü r die Vorgänge der israelitischen Landnahme im späteren Territorium des Hauses Josephs: von Süden her drängt eine Gruppe (der Lea-Stämme?) nach Norden vor, um dort Fuß zu fassen. Diesem Vordringen muß die durchschlagende Kraft gefehlt haben. Die kultische Beziehung zu B. wird nicht aufgegeben — ein eigenes kultisches Zentrum für den eigenen Vatergott im Norden sich zu schaffen, gelingt nicht. — Später erfolgte der von ganz anderer Energie getragene Einbruch des Hauses Josephs, das jene erste, wohl in recht gedrückter Lage vorgefundene 6

') S. 29 f. Anm. 55. — Ob dies noch rein aus der Kraft der Vaterreligion des „Starben Jakobs" oder schon in Verbindung mit Jahwe, dem „Starken Jakobs" geschehen ist, ändert nichts für die Jakobgestalt. 58 ) Gen. 34 erzählt von dem wohl früheren Vorstoß gegen das nichtisrael. Sichern. B9 ) Steuernagel: Die Einwanderung der israelitischen Stämme in Kanaan 1901; Noth: 12 Stämme S. 37 f., 66. m ) Wenn wir mit Recht unter den Verehrern des Schreck Isaaks den Stamm Simeon (Levi, Gen. 34 ?) finden können, so gehören dagegen diese zu den Lea-Stämmen.

") Nach Noth S. 77 ff. hätten sie sich mit den übrigen Leastämmen zu einer Sechseramphiktyonie zusammengeschlossen.

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Schicht verwandter Stämme in sich aufnahm, mit ihr deren Namen Haus Isaaks. Daß dieser Name nicht gleich in dem von den Eroberern gebrachten Neuen aufging, sondern sogar noch die Ausweitung zur — gelegentlich gebrauchten — Synonymbezeichnung zu Israel werden konnte, dürfen wir uns daraus erklären, daß dieses ursprüngliche „Haus Isaaks" seine alten Isaak-Traditionen in der Verbindung mit B. weiterpflegte. Die religiöse Berührung beider Kreise mußte notwendig erfolgen. Die Wallfahrt nach B. wurde auch im Hause Jakobs heimisch, so wie der ursprüngliche Verehrer des „Schreck Isaaks" im Nordreich auf die Dauer nicht an Bethel und den andern JakobsStätten vorbeigehen konnte. Politisch sind diese Splitter von Lea-Stämmen spurlos in den Joseph-Stämmen aufgegangen, keine Stämmeliste berichtete uns von Isaak-Stämmen ( = Lea-Stämme?) innerhalb Ephraims. Aber die in der Verbindung mit dem Kult in B. lebendig erhaltene Bezeichnung als „Haus Isaaks" haben sie doch hinüberzuretten vermocht und offenbar die Wallfahrt nach B. zum kultischen Anliegen auch für Jakob gemacht. Wennn die im vorhergehenden gewagte Konstruktion richtig ist, so veranschaulicht dies deutlich, wie zäh religiöse Tradition ganz anderen geschichtlichen Bedingungen zum Trotz sich halten kann. Nun erst können wir zurückkehren zu der bei der Betrachtung des Verhältnisses Isaak—Jakob aufgeworfenen Frage, wieso die im Kult von B. lebendige Einzelgestalt Isaak zum Vater der Kultstiftergestalt von Bethel, Sichern usw. werden konnte. Kein Rangverhältnis, keine politische Kräftekonstellation ist in der Vorordnung Isaaks vor Jakob ausgedrückt, sondern die einfache Erinnerung: zum „Schreck Isaaks" ging man früher als zum „Starken Jakobs", zum Heiligtum des Isaak in B. wurde von Jakob her gewallfahrtet, bevor man zu Jakobs Gott nach Bethel ging. Dieses Bewußtsein wird sich in der Heiligtumserzählung zu der konkreten Tradition, in der es uns heute vorliegt, gestaltet haben. Am Heiligtum, in der Kulttradition,

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m u ß t e die N o t w e n d i g k e i t , I s a a k u n d J a k o b k l a r g e g e n e i n a n d e r abzusetzen, a m u n m i t t e l b a r s t e n e m p f u n d e n w e r d e n . S o w i r d a m ehesten die P r i e s t e r s c h a f t v o n B . die n e u e T r a d i t i o n g e b i l d e t h a b e n 6 2 ) , d a ß d e r M a n n , d e r seinem Gott in B . u n d Sichern ein G e d ä c h t n i s g e s t i f t e t hatte, eines T a g e s a u c h in B . d e m „ S c h r e c k I s a a k s " Opfer

dargebracht

habe,

I s a a k s " gehabt habe. den

Isgog

bzw.

eine

Erscheinung

sein

des „ S c h r e c k

D a ß diese T r a d i t i o n , die m a n g e r a d e z u als

der W a l l f a h r t nach B. bezeichnen möchte, nicht

n u r in B . selbst, s o n d e r n a u c h i m N o r d r e i c h a n e r k a n n t w a r , b e l e g t E., d e r sie e r z ä h l t . (E. i m U n t e r s c h i e d z u J . in d e r U m b i l d u n g , d a ß er J a k o b v o r h e r s c h o n eine Z e i t l a n g i n B . w o h n e n l ä ß t [s. o.].) W a n n diese, s o w e i t w i r sehen, f r e u n d s c h a f t l i c h e u n d v o n k e i n e r Seite h e r a n g e f o c h t e n e A l t e r s z u o r d n u n g I s a a k — J a k o b sich in d e m V e r h ä l t n i s V a t e r — S o h n e n d g ü l t i g f e s t g e l e g t hat, ist n a c h d e m v o r l i e g e n d e n M a t e r i a l n i c h t m e h r z u entscheiden.

E s m u ß als G r e n z -

f a l l die M ö g l i c h k e i t o f f e n g e l a s s e n w e r d e n , d a ß sie e r s t m a l i g innerhalb der Drei-Patriarchen-Genealogie

in dieser

ausgesprochenen

F o r m g e s c h e h e n ist. D a s t u t d e r E r k e n n t n i s k e i n e n A b b r u c h , d a ß die i n d i v i d u e l l e n

Kultstiftergestalten Isaak

und

Jakob

auf

dem

k u l t i s c h e n W e g d u r c h d a s B i n d e g l i e d der W a l l f a h r t n a c h B . schon v o r h e r in f e s t e m A l t e r s v e r h ä l t n i s e i n a n d e r z u g e o r d n e t w a r e n . — Die W a l l f a h r t n a c h B . m u ß in f r ü h i s r a e l i t i s c h e Z e i t 6 3 ) z u r ü c k r e i c h e n . L i e g t d a die V e r m u t u n g so f e r n , d a ß a u c h d e r „legös

Aoyog" dieser

W a l l f a h r t , der heute als E t a p p e auf d e m W e g e J a k o b s n a c h Ä g y p ten e i n g e b a u t ist, a u s alter Z e i t s t a m m t u n d mit i h m die V e r b i n d u n g Isaak—Jakob? D e r S c h ö p f e r d e r D r e i - P a t r i a r c h e n - G e n e a l o g i e f i n d e t d a s Elem e n t I s a a k — J a k o b v o r . S e i n W e r k ist v i e l l e i c h t n o c h die b e s t i m m t e

°2) In B. wird der judäische Schöpfer der Drei-Patriarchen-Genealogie dieses Traditionselement vorgefunden und aufgenommen haben. os) In ihr einen Überrest kanaanäischen Kultbrauches zu sehen, wird uns durch nichts nahegelegt. Sie entspricht auch innerlich — wie ausgeführt — besser dem Typ der Vatergott-Keligion als kanaanäischer ElKeligion.

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Zusammenordnung als Vater und Sohn und — dies die schärfste Neuerung, die sicher ihre kultpolitischen Hintergründe hat — die Unterordnung dieser vorgefundenen zweigliedrigen Patriarchentradition unter den Ahn Abraham. Das Verfolgen dieser letzten Fortbildung muß einer Untersuchung der Hebron-Tradition vorbehalten bleiben.

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