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German Pages 256 Year 1977
WINFRIED KAUSCH
Geschichte der Theologischen Fakultät Iogoistadt im 15. und 16. Jahrhundert (1472-1605)
LUDOVICO MAXIMILIANEA Universität lngolstadt·Landshut·München Forschungen und Quellen
Herausgegeben von Johannes Spörl und Laetitia Boehm Forschungen Band 9
Geschichte der Theologischen Fakultät lngolstadt im 15. und 16. Jahrhundert (1472-1605)
Von
Winfried Kausch
DUNCKER
&
HUMBLOT 1 BERLIN
Alle Rechte vorbehalten & Humblot, Berl!n 41 Gedruckt 1977 bel Buchdruckerei A. Sayffaerth - E. L. Krohn, Berlln 61 Prlnted in Germany
ICJ 1977 Duncker
ISBN 3 428 08856 8
Zum Geleit Für den Herausgeber ist es eine Freude, in diesem Jahre gleichzeitig zwei Bände - Folgen 8 und 9 der Forschungsreih e - vorlegen zu können. Umso schmerzlicher ist es der Unterzeichneten , dieses Wort zum Geleit für die Fortsetzung der universitätsgesc hichtlichen Reihe allein unterschreiben zu müssen. Der eigentliche geistige Begründer und stete Mentor der Publikationsrei he ,Ludovico Maximilianea', Professor Dr. phil., Dr. iur. h. c. Johannes Spörl, ist am 19. April 1977 durch den Tod mitten aus dem Schaffen gerissen worden, also kurz vor dem Erscheinen der Bände 8 und 9, deren Fertigstellung er selbst noch wesentlich mit verfolgt hat. Daß er als Herausgeber die Auslieferung nicht mehr miterleben kann, erfüllt die nun als Herausgeber allein Unterzeichnend e sowie alle an der Universitätsges chichte Ingolstadt-Land shut-München mitarbeitenden Kollegen und Schüler von Johannes Spörl und mir mit großer Trauer, gleichzeitig mit dem Bewußtsein der wissenschaftlich en Verpflichtung zur zügigen Weiterführung der Forschungen und Editionen, deren Bearbeitung voll im Gang ist. Bis in das Wintersemester 1976/77 hat Johannes Spörl in den nunmehr seit 12 Jahren von uns gemeinsam geleiteten universitätsgesc hichtlichen Kolloquien und in vielen Gesprächen mit seiner nie ermüdenden, spontanen und dabei wissenschaftlich unbeirrbaren Art geistige Anregungen, Korrektive und Wegweisungen gegeben. Die ,Ludovico Maximilianea' ist seinem Vermächtnis tief verpflichtet. In diesem Jahre wird, so ist zu hoffen, auch der zweite, von Johannes Spörl noch mitbetreute, im Manuskript abgeschlossene Band "Die Ludwig-Maxim ilians-Universit ät in ihren Fakultäten" erscheinen, der insonderheit der Geschichte der ehemaligen Philosophischen Fakultät und einzelnen ihrer Disziplinen gewidmet ist. Wenn auch einige der Arbeiten zur altbayerischen und Münchener Universitätsges chichte nicht in der Publikationsrei he ,Ludovico Maximilianea' ihren Platz gefunden haben, - als Dissertations-n ruck ist 1976 erschienen I. Krafft, "Universität Ingolstadt und Magistrat in der Zeit des Absolutismus"; im Druck befindet sich die Dissertation von H. Dickerhof-Fröh lich, "Vom Studium der allgemeinen Wissenschaften zum Berufsstudium. Die Lehrverfassung der Philosophischen Fakultät der Ludwig-Maxim iliansUniversität München im 19. Jahrhundert unter besonderer Berücksich-
Zum Geleit
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tigung des Faches Geschichte", deren Ergebnisse und Weiterführung Verfasserin im Fakultäts-Band vorlegen wird; die Forschungen von A. Seifert, "Weltlicher Staat und Kirchenreform. Die Seminarpolitik Bayerns im 16. Jahrhundert" werden in den Reformationsgeschichtlichen Studien und Texten veröffentlicht; und Unterzeichnete selbst hat die organisatorische Entwicklung des bayerischen Hochschulwesens im "Handbuch der Bayerischen Geschichte", hrsg. von M. Spindler, bearbeitet, - so besteht die sichere Hoffnung, daß die finanziellen und sachlichen Voraussetzungen dafür gegeben und erhalten bleiben, in der Reihe ,Ludovico Maximilianea' bald weitere Bände der Forschungen und Quellen vorlegen zu können. In Vorbereitung befinden sich Untersuchungen sowohl zur frühen Neuzeit, wie u. a. zur Geschichte der Ingotstädter Theologischen Fakultät im 17./18. Jahrhundert sowie zur Geschichte der Professoren-Besoldung vom 15. zum 18. Jahrhundert, als auch zur Münchener Universitätsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Wie immer gilt der aufrichtigste Dank der Herausgeber - und hier darf ich Professor Dr. Dr. h. c. Johannes Spörl t voll einschließen vor allem dem Verleger, Herrn Ministerialrat a. D. Professor Dr. Johannes Broermann, Ehrensenator der Ludwig-Maximilians-Universität München, dessen wissenschaftliches Verständnis und dessen verlegerische Großzügigkeit die Herausgabe der Reihe ermöglicht. München,Juni1977 Prof. Dr. Laetitia Boehm
Vorwort Die vorliegende Untersuchung, die sich einem Gebiet der frühen Universitätsgeschichte Ingolstadts zuwendet, das bisher nur bruchstückhaft durch Forschungen über einzelne Professoren, insbesondere über J ohann Eck, bekannt geworden ist, wurde in ihrer ursprünglichen Fassung von der Philosophischen Fakultät der Universität München im Sommersemester 1973 als Dissertation angenommen. Sie entstand durch Anregung und unter der Leitung von Frau Professor Dr. Laetitia Boehm. Ihr sei an dieser Stelle nochmals gedankt. Mein besonderer Dank gilt auch Herrn Professor Dr. Johannes Spörl für seine stets wohlwollende Förderung der Arbeit. Den Leitern der Bibliotheken, vor allem Herrn Dr. Buzäs, dem Direktor der Münchener Universitätsbibliothek, und der verschiedenen Archive, besonders Herrn Apel vom Ordinariatsarchiv in Eichstätt, danke ich für ihre Hilfe bei der Suche nach dem sehr verstreuten Material. Herr Professor Dr. Walter Dürig hat mir in großzügiger Weise die Durchsicht des Archivs des Herzoglichen Georgianums gestattet. Die Suche hat gezeigt, daß das Archiv nicht nur für den theologischen Forschungsbereich eine Ergänzung der Materialien des Münchener Universitätsarchivs darstellt. Dem Bearbeiter des ersten Quellenbandes der Reihe "Ludovico Maximilianea", eines Werkes, das dieser Arbeit neben N. Mederer und K. Prantl als unentbehrliche Quellenedition diente, Herrn Privatdozent Dr. Arno Seifert, bin ich für zahlreiche Hinweise zu Anlage und Inhalt der Darstellung zu großem Dank verpflichtet. Reiche Anregungen hat der Verfasser auch in den Sitzungen des von Herrn Professor Dr. Johannes Spörl und Frau Professor Dr. Laetitia Boehm geleiteten universitätsgeschichtlichen Kolloquiums erhalten. Meiner Frau danke ich herzlich für die Erstellung des Registers. Vom Gesichtspunkt der Entwicklung der Theologischen Fakultät wäre eine Darstellung bis zum Jahre 1800, also bis zur Translokation der altbayerischen Universität von Ingolstadt nach Landshut, wünschenswert gewesen. Darauf mußte aber auf Grund der Fülle des Materials, wie sie vor allem für das 17. und 18. Jahrhundert gegeben ist, verzichtet werden. Inzwischen wird für den an diese Arbeit anschließenden Zeitraum aber von Herrn Karl Faußner eine eigene Untersuchung angefertigt.
Vorwort
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Herrn Professor Dr. Johannes Spörl und Frau Professor Dr. Laetitia Boehm danke ich schließlich für die Aufnahme der Arbeit in die Reihe "Ludovico Maximilianea". München, im Dezember 1976 Winfried Kausch
Inhalt I. Einleitung
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11. Hauptteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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1. Die Statuten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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2. Die Professoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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3. Die Vorlesungen der Professoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Tageszeit und Häufigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Lehrbücher und Lehrstuhlentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
51 52 55
4. Die Vorlesungstätigkeit der Bakkalare . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Die Bibelvorlesung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die Sentenzenvorlesung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
73 73 80
5. Die Disputationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Äußerer Ablauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die Disputationsschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
84 85 91
6. Das Graduierungswesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 7. Die Studenten .... .... .. . .. . . . .... . . ... ................. . .. .. .. . 117 a) Absolute und relative Frequenz ...... . ... . ...... .. .... .. ... . . 117 b) Die Studienfinanzierung .. . ............. . .................... 129 8. Die theologische Fakultät als Hüterio der Orthodoxie . . . . . . . . . . . . 135 9. Die Gutachtertätigkeit III. Schlußbetrachtung IV. Exkurse
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..................... .. ............................ . . . . . .. 173
1. Zur Entwicklung des Begriffs "cursus" im Rahmen der theologischen Fakultäten Paris, Wien, Köln und Ingolstadt . . . . . . . . . . . . 173
2. Eck auf dem Augsburger Reichstag (1530) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 3. Eck und Marstaller beim Wormser Religionsgespräch (1540/41) .. 183 4. Eck auf dem Regensburger Reichstag (1541) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 5. Hunger und Gretser auf dem Regensburger Religionsgespräch (1601) .... .. . . .... . ....... .. .......... .. ..... .. ....... . .. ... .... 199
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Inhalt
Anhang
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A. Quellentexte
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AnhangNr. I ........ .. ........ . .. . . . .. .. ................. . ... . ..... 211 Anhang Nr. II ............ .. . . ............ . . ................ .... .... 211 Anhang Nr. 111 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 B. Verzeichnis der Theologiestudenten ................. . . ... . .. . ...... 214 C. Quellen und Literatur ...... . ................. . ........ . ...... . .. . .. 238 I. Ungedruckte Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238
II. Gedruckte Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239 111. Literatur . .... . ... . . . .... . ... . .. .. .. . . .. .. . ......... . ...... . .... 244 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251
I. Einleitung Durch Bulle Papst Pius Il. vom Jahre 1459 waren an der Ingolstädter Universität von Anfang an alle vier Fakultäten - unter ihnen die theologische als erste von den drei oberen - zugelassen worden. Es dauerte noch 13 Jahre, bis die Hohe Schule endlich ihre Pforten für die Studenten öffnete. Schon unter den ersten waren auch Theologen nach Ingolstadt gekommen. Noch bestand aber keine Fakultätsorganisatio n im eigentlichen Sinne. Herzog Ludwig der Reiche hatte, besorgt um das Ansehen seiner Neugründung, mit zwei Ordinarien der bedeutenden Wiener Universität Verhandlungen führen lassen, doch waren diese ein Jahr vor Eröffnung der Universität ohne Ergebnis beendet worden. An ihrer Stelle wurde deshalb der Regensburger Weihbischof Johann Ludovici mit den Aufgaben eines Theologieprofessors und Dekans betraut. Er versah sein Amt bis zum Februar 1473 und wird wohl in dieser Zeit Vorlesungen gehalten und die nötigen organisatorischen Anordnungen getroffen haben. Zu diesem Zeitpunkt holte er Dr. Johann Hehrer aus Bamberg und Lukas Praun aus Augsburg nach lngolstadt, um ein beschlußfähiges Dreierkollegium zu schaffen. Es erließ dann die für die Erteilung der Lizenz und des Doktorats an Johann Permeter von Adorf nötigen statutarischen Bestimmungen, indem es aus den Leipziger Statuten die entsprechenden Titel übernahm. Adorf - so nennt sich der erste in Ingolstadt zum theologischen Doktor kreierte selbst - führte für die folgende Zeit allein die Dekanatsgeschäfte und hielt als Ordinarius gemäß den herzoglichen Bestimmungen Vorlesungen zur Heiligen Schrift. Noch war die Institution der Fakultät ein Provisorium, das von den Entscheidungen Adorfs getragen wurde. Das änderte sich erst mit den Statuten von 1475, die von Adorf, dem Wiener Professor Georg Zingel und Kilian Pfluger geschaffen wurden. Jetzt war die Aufbauphase der Fakultät abgeschlossen. Die Übernahme der Wiener Statuten, erklärbar durch die Person Zingels, gab der Fakultät für die Zeit des Humanismus, der Reformation und Gegenreformation ein mittelalterliches Gerüst. Es war großzügig genug, um sich den neuen Anforderungen anzupassen, ohne daß eine grundsätzliche Neuorientierung notwendig wurde. Die lange Tätigkeit der Väter der Fakultät gab die besten Voraussetzungen dafür ab, daß die Gesetze nach Geist und Buchstaben ausgeführt wurden. Fakultätsgeschichte ist stete Wechselwirkung von Statuten und ihrer Observanz. Beiden Seiten muß daher nachgegangen werden, ohne daß einer a priori eine Domi-
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I. Einleitung
nanz zugedacht werden darf. Noch zweimal wird sich die Fakultät mit ihren Satzungen befassen. Welche Gründe dafür jeweils vorlagen, wird im Zusammenhang gezeigt werden. Hier soll nur vorausgeschickt werden, daß die Arbeit an den Statuten nie in der Zeit der Anwesenheit bedeutender Professoren geschah. Das gilt sowohl für Johann Eck wie für Gregor de Valentia. Bei den Vorlesungen läßt sich die von den anderen theologischen Fakultäten her bekannte Zweigliederung in Exegese und systematische Theologie konstatieren. Da Adorf seinen Vorlesungen auch die Summa theologica des Thomas von Aquin zugrunde legte, reihte sich Ingolstadt unter jene Universitäten ein, die zu Vorkämpferinnen der Thomasrenaissance wurden. Die Entscheidung besaß indes noch nicht endgültigen Charakter. Die Bakkalare interpretierten noch weiterhin die Sentenzen des Petrus Lombardus. Wir wissen nicht, ob und wie stark an der Fakultät diese Diskrepanz empfunden wurde. Die statutarischen Bestimmungen, denen die Bakkalare unterlagen, erwiesen sich hier als konservativer als die lebendige Tradition, die mit Adorf von Leipzig gekommen war. Die kommende Fakultätsgeneration griff wieder auf den Lombarden zurück, und es sollte noch lang dauern, bis die Summe endgültig zum alleinigen Lehrbuch der Fakultät wurde. Mit den an der Artistenfakultät lehrenden Vertretern des Humanismus ist es in der Frühzeit der Fakultät nicht zu einer fruchtbaren Begegnung gekommen. Andererseits darf aber der Auseinandersetzung zwischen Georg Zingel und Jakob Locher nicht grundsätzlicher Charakter zugesprochen werden. Zingel hatte unter den Humanisten auch Freunde. Erst in der Zeit Ecks lernten die Theologen bei den Humanisten und verwerteten das Erworbene in ihren Vorlesungen. Die Wirren der Reformationsjahre verhinderten aber eine volle Synthese. Sie gelang erst dem spanischen Theologen Gregor de Valentia gegen Ende unseres Zeitraums. Wie sehr Fakultätsgeschichte und die allgemeine Zeitgeschichte einander bedingen, zeigt in deutlicher Weise die Person Ecks. Professor seit 1510, hat er eine Generation lang der Fakultät und der Universität seinen Stempel aufgeprägt. Er bewies sehr bald, daß für ihn der Rahmen Ingolstadts zu eng war. Die wenigen Jahre vor Ausbruch der Glaubenspaltung weilte er zu verschiedenen Disputationen außerhalb Ingolstadts, nach der Leipziger Begegnung mit Luther sah er in der Bekämpfung seiner Ideen seine Lebensaufgabe. Dem Einfluß des Prokanzlers und päpstlichen Protonotars widersetzte sich die Universität nicht lange. Durch Bücherzensur und -verbrennung, durch Einkerkerung und Ausweisung von Andersgläubigen suchte sie die Ausbreitung der neuen Lehren zu verhindern. Nikolaus Appel und Leonhard Marstaller - beide zur selben Zeit wie Eck an der Fakultät - standen in
I. Einleitung
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ihrer Aktivität gegen Luther nicht in gleicher Linie mit dem in Freiburg Promovierten. Überhaupt sind sie in ihrer Bedeutung keineswegs mit Eck vergleichbar, wie die Arbeit noch zeigen wird. Ecks Tätigkeit gegen das Luthertum ging übrigens Hand in Hand mit den religionspolitischen Bestrebungen des Staates und wurde daher von dieser Seite sogar durch eine jährliche finanzielle Unterstützung belohnt. Nach seinem Tod erlahmte das Engagement der Universität merklich, und es bedurfte schon eines kräftigen Anstoßes, sollte noch einmal Ähnliches erreicht werden. Er kam von den Jesuiten, die um die Jahrhundertmitte in der Donaustadt erschienen. - Die literarische Auseinandersetzung wurde auch im wesentlichen von Eck geführt. Appels und Marstallers Schriften sind unbedeutend. Leider drängte die Polemik die systematische theologische Arbeit zurück. Der Lehrbetrieb, Vorlesungen und insbesondere die Disputationen, blieb aber von der Kontroverse noch unberührt. Zu beiden Bereichen wurde im Verlauf der Arbeit eine Fülle neuen Materials in der Münchener Staats- sowie Universitätsbibliothek und in der Eichstätter Staatsbibliothek gefunden. Es war nicht Absicht dieser Darstellung, das Erhaltene wissenschaftsgeschichtlich zu würdigen. Das würde über den Rahmen einer institutions-, literar- und personengeschichtlichen Betrachtungsweise hinausgehen. Hier bleibt für weitere Forschungen noch ein reiches Feld. Das gilt im besonderen für die Disputation als einem wesentlichen Element der wissenscllaftlichen Tätigkeit der Fakultäten dieser Epoche. Seit 1522 lasen vier Professoren, von denen drei aus der Universitätskasse bezahlt wurden. Eck hatte als Prokanzler ein Eichstätter Kanonikat. Als 1532 von staatlicher Seite der Versuch gemacht wurde, den beiden nachmittags lesenden Kollegiaten Nikolaus Appel und Johann Schröttinger die Gehälter zu entziehen, widersetzte sich die Fakultät energisch. Sie bangte um ihr Ansehen. Die Professoren wiesen deshalb auf kleinere Universitäten hin, die ebenfalls vier Lektoren hätten. Der Einspruch blieb erfolglos, Appel und Schröttinger mußten bald die Fakultät verlassen. Es waren möglicherweise die hohen Kosten und die dafür zu geringe Zahl von Studenten, die den Hof veranlaßten, sein Vorhaben auszuführen. Die Zahl der Lekturen blieb bis zum Eintreffen der Jesuiten auf zwei beschränkt. Als der Nachfolger Marstaller.s Oswald Fischer 1548 die Fakultät verließ, war sie wieder wie 1508 ohne Ordinarius. Die Zahl der Studenten ging stark zurück. In diesem Zustand spiegelte die Fakultät nur die allgemeine kirchliche Lage dieser Zeit wider, die der Fakultät den Nährboden entzogen hatte. Die Jesuiten waren kaum in Ingolstadt, als die Immatrikulationsfrequenz sprunghaft in die Höhe stieg. Diese Arbeit kann zum ersten Mal detaillierte Angaben über die studentische Frequenz an der theolo-
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I. Einleitung
gischen Fakultät machen. Es zeigen sich dabei Schwankungen, die auch bei der Gesamtzahl der Einschreibungen vorhanden sind. Vergleiche mit anderen Fakultäten sind vorerst nur in begrenzter Weise möglich. Für Ingolstadt liegen bisher nur zur juristischen Fakultät genauere Zahlen vor. · Die Reformation stellte nicht nur den einzelnen Menschen vor die Entscheidung, welchem Bekenntnis er sich anschließen sollte, sondern auch Institutionen wie die theologischen Fakultäten. Als erste wandte sich die Wittenberger der neuen Lehre zu und wurde in ihrer von Philipp Melanchthon geschaffenen neuen Gestalt für andere wegweisend. Die Statuten von 1533 weisen ihr eine von der katholischen Fakultät deutlich geschiedene Richtung zu. In den Vorlesungen sowohl der Bakkalare wie der Ordinarien nahm die Schrift jetzt den ersten Platz ein. Die Sentenzen verschwanden ganz aus dem Lehrplan. Das Graduierungswesen vereinfachte sich, und damit wurde die Studienzeit kürzer. So verändert konnte die Fakultät jetzt eine neue Aufgabe übernehmen. Sie bestand darin, Kleriker für die Seelsorge auszubilden. Ansätze dazu waren bei der katholischen Fakultät dieser Zeit zwar schon vorhanden, sie war aber erst nach dem Tridentinum so weit umgestaltet, daß sie dieses neue Ziel voll verwirklichen konnte. Bei aller Verschiedenheit blieb eines beiden Fakultäten gemeinsam, die Auffassung, zur Hüterin des Glaubensgutes berufen zu sein. Da beide Seiten glaubten, im Besitz der wahren Lehre zu sein, kam es zu unerfreulicher Polemik, die das Klima zwischen den Konfessionen verschlechterte und der theologischen Forschung wenig weiterhalf. Als die Jesuiten 1549 nach Ingolstadt kamen, waren sie hier keine Unbekannten mehr. Schon 1544 hatte Claudius Jajus Vorlesungen gehalten und großen Anklang gefunden. Jetzt sollte die von Herzog Wilhelm IV. betriebene Berufung der Jesuiten der Fakultät neue Impulse geben. Schon die erste nur drei Jahre währende Tätigkeit zeitigte große Früchte. Den Mitgliedern des Ordens war ja die Tätigkeit als Professoren ein ernstes Anliegen. Die Zahl der sich immatrikulierenden Promovenden stieg binnen kurzem sprunghaft an. Neben einem breiten Angebot an Vorlesungen lebte die Disputation wieder auf, Grationen wurden wieder gehalten, kurz: die Krise der Fakultät war überwunden. Dem Orden wurden zwei Lehrstühle eingeräumt. Die restlichen zwei beziehungsweise drei verblieben den weltlichen Professoren. Bis zu seiner Aufhebung 1773 blieb der Orden an der Fakultät, ohne sie je ganz in seine Hand zu bekommen, obgleich Bestrebungen dazu vorhanden waren. Nur Valentia und Gretser waren längere Zeit an der Fakultät, die übrigen Jesuitenprofessoren wechselten sehr häufig, so daß eine gedeihliche Arbeit durch plötzliche Abberufung von Seiten des
I. Einleitung
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Ordensoberen oft abgebrochen wurde. Im Gegensatz zum Verhältnis des Ordens zur Gesamtuniversität kam es an der Fakultät zu keinerlei größeren Auseinandersetzungen, sieht man einmal von der Person Clenck.s ab. Die Zukunft zeigte, daß sich die verschiedenen Traditionen, hier die Fakultät mit ihren Statuten und ihren aus achtzigjähriger eigener Geschichte gewachsenen Gebräuchen, dort der straff organisierte Orden mit seinen Konstitutionen, die einheitlich und weltweit die Studien des Ordens regelten, verschmolzen. Die Patres vermieden rigoroses Vorgehen gegen schon Bestehendes. Sie fügten sich den Vorschriften über die bakkalaren Vorlesungen, die sie nicht kannten, regten andererseits aber die als wichtig erachteten Disputationen an. Bei aller Vorliebe für die thomistische Summe lasen sie den Lombarden und warteten, bis sich Mitte der siebziger Jahre die Gelegenheit bot, der Summe den Lehrplan zu öffnen. Als 1575 ein vierjähriger Kurs zur Summe geschaffen wurde, hatte der Orden nach über 20 Jahren zweierlei erreicht: die Summe war jetzt zum Lehrbuch geworden, womit die Fakultät an die Tradition Adorfs anschloß, und das Studiensystem war den Vorstellungen der Konstitutionen angenähert. Innerhalb von vier Jahren konnte der Student den ganzen Thomas hören. Diesechziger und siebziger Jahre stellen eine Zeit des Umbruchs dar. Durch die Einbeziehung der Kasuistik wurde der Fächerkanon endgültig erweitert. Die praxisorientierte Methode dieser Disziplin gab dem Studenten, der sich später der praktischen Seelsorge widmen wollte, Handreichungen für seinen Beruf mit. Neben den spekulativen Teil des Studiums trat jetzt ein zweiter, der nicht mehr ein Studium der Philosophie voraussetzte. Das universitäre Theologiestudium hatte dadurch eine doppelte Zielsetzung erfahren, es diente der Heranziehung des akademischen Nachwuchses und der Ausbildung von Seelsorgem. Durch letzteres kam die Fakultät den Erwartungen entgegen, die von staatlicher und kirchlicher Seite in sie gesetzt wurden, nämlich dem Land gebildete Seelsorger zu erziehen. Das Gesagte bedeutet nicht, daß nicht auch schon vor dieser Zeit Studenten in die Seelsorge gingen. Aber sie hatten keine spezielle Ausbildung dafür an der Universität erfahren. Die verkürzte Studienzeit, die 1565 statutarisch fixiert wurde, machte ein abgeschlossenes Studium eher möglich und verringerte die Kosten. Die staatliche und kirchliche Stipendientätigkeit, deren Ziel die Förderung des bayerischen Seelsorgsklerus war, konnte dadurch einem größeren Personenkreis zugute kommen. Die katholische Fakultät vollzog damit jetzt erst eine Entwicklung, die die protestantische schon einige Jahrzehnte früher vorgenommen hatte. Die ersten Statuten der Wittenberger Fakultät nach der Reformation hatten dem Dekan schon 1533 zur Auflage gemacht, aus den Studenten solche zu benennen, die für die Seelsorge geeignet waren.
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I. Einleitung
Für die Sozietät Jesu war die Universität nicht nur ein Ort der Vermittlung theologischen Forschungsgutes. Sie war Ausgangspunkt für die Rekatholisierung Bayerns und ganz Deutschlands. Entsprechend gestaltete sich die akademische Tätigkeit der Patres. Vor allem die Disputation wurde zu einer Waffe, die gegen die Reformatoren geschleudert wurde. Zur Abwehr protestantischen Gedankenguts wurde seit Canisius die Zensur wieder in verstärktem Maße ausgeübt. Im Übereifer wurden dabei auch Schriften von um die katholische Sache wohlverdienten Professoren wie Caspar Frank und Martin Eisengrein nicht verschont. Im Laufe der Zeit erlebte sie verschiedentlich Modifikationen, nachdem sie 1555, dem Jahr des Augsburger Religionsfriedens, in der herzoglichen Reformation verankert worden war. Sie wurde während des ganzen Zeitraums dieser Untersuchung praktiziert und hat sich auch während der folgenden Jahrhunderte noch erhalten, obwohl sich schon gegen Ende des sechzehnten Jahrhunderts mehr Liberalität in der Behandlung der Andersgläubigen zeigte. Die Bedeutung einer theologischen Fakultät dieser Zeit manifestiert sich nicht nur darin, daß ihre Professoren an Religionsgesprächen und Reichstagen teilnahmen, sondern auch darin, daß sie zu wichtigen Problemen um Gutachten angegangen wurden. Neue Handschriftenfunde haben gezeigt, daß diese Tätigkeit der Ingolstädter Fakultät in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts nicht gering war. In erster Linie war es der Landesherr, dem die Professoren auf diese Weise beratend zur Seite standen. Die Art des einzelnen Faktums bedingte manchmal die Gemeinsamkeit mit der juristischen Fakultät, für die die Abgabe von Gutachten eine in größerem Ausmaß geübte Gewohnheit war. Ob dieses Tun der Ingolstädter Theologen im Vergleich mit den anderen theologischen Fakultäten bedeutsam war, wird sich aber erst dann endgültig ermessen lassen, wenn weitere Einzelforschungen dazu vorliegen. Damit ist ein Anliegen methodischer Art dieser Untersuchung überhaupt angesprochen. Soweit Arbeiten zu theologischen Fakultäten anderer Universitäten vorliegen, wurden deren Ergebnisse zum Vergleich herangezogen. Erst das Überschreiten des Ingolstädter Rahmens läßt das Profil der Ingolstädter Fakultät deutlich hervortreten. Während sie sich als Institution in den Bahnen der allgemeinen Entwicklung bewegte, die in dieser Zeit des Umbruchs keinesweg gering war, hat sie in ihrem Kampf gegen die Ausbreitung der Reformation ganz eigene Züge gezeigt.
II. Hauptteil 1. Die Statuten Der Stiftungsbrief Herzog Ludwigs für die neue Universität Ingolstadt gestand jedem Dekan der vier Fakultäten sowie dem Fakultätsrat zu, "Ordnung und statut in den sachen ihre fakultet berürnd zemachen"1. Als die Fakultät daran ging, sich eine Satzung zu geben, berief sie sich dann auch auf dieses ihr zugestandene Recht, betonte aber gleichzeitig, daß es sich auch hier um ein allgemeines Recht handle2 , so daß von Seiten der Fakultät die Statutenkodifizierung in einem weiteren Rahmen als dem Universitäts- und Landesbereich gesehen wurde. Die Notwendigkeit von festen Regelungen - für eine Korporation, wie sie eine Fakultät darstellt, an sich durchaus einleuchtend- wurde von den Vätern der Fakultät mit dem Hinweis auf die Schwäche der menschlichen Natur eigens begründet, der Natur, die nur mit Hilfe von Gesetzen Ordnung hält und Tugend wahrt3 • Um die Einhaltung der Statuten zu gewährleisten, hatte die Fakultät auch das Recht bekommen, Sanktionen gegen Übertreter zu verhängen. Wer gegen eine Bestimmung verstieß, wurde als Eidbrüchiger betrachtet, da jeder Student vor der Promotion zum Bakkalariat einen Eid zu leisten hatte, daß er sich an die Fakultätsgesetze halten werde'. Wer als Promovierter gegen die Satzungen der Fakultät verstieß, wurde nicht zu den Akten zugelassen, zu denen der erworbene Grad berechtigte, und vom Senat der Universität und dem Fakultätsrat ausgeschlossen5. Der Grad selbst wurde aber dem Kandidaten, gleich einer kirchlichen Weihe, die ebenfalls nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, nicht entzogen. 1 Vgl. die letzte Redaktion der Statuten, die am 26. Juni 1472 entstanden ist (Prantl li 18). Zur Datierung: Prantl I 23; Seifert (Statutengeschichte 17 ff.) konnte den Beginn der verschiedenen Redaktionsarbeiten gegenüber Prantl weiter zurückdatieren. 2 Prantl li 55 f. a Prantl li 56: "Ita enim est ad dissentiendum prona natura hominum, ut, nisi privatis quibusdam legibus domita, quid agendum, quid contra omittendum esset, erudiatur, vel nunquam vel saltem admodum raro sit in rebus agendis ordinem decoremque servatura." ' Prantl li 67. 6 Prantl li 69, Die Sanktionen erstrecken sich also über die Fakultät hinaus auf Universitätsebene.
2 Kauseil
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li. Haupttell
Als Schöpferin rechtlicher Bestimmungen stand der Fakultät natürlich das Recht zu, in Einzelfällen von deren verpflichtendem Charakter zu dispensieren. Es wurden von seiten der Fakultät von Anfang an Dispense erteilt, die die Studiendauer, die vorgeschriebene Zahl von Disputationen oder kirchlichen Weihen betrafen, um hier nur einige zu nennen. Erste statutarische Anordnungen wurden 1473 getroffen6 • Vorher wurden die Angelegenheiten durch den ersten Dekan Johann Ludovici, Suffragan von Regensburg, nur im Rahmen des Stiftungsbriefes ohne genauere Bestimmungen geregelt. Angesichts der wachsenden Zahl von Studenten und der Notwendigkeit, Promotionen vorzunehmen, zog Ludovici 1473 den Bamberger Theologen Johann Hehrer und Lukas Braun heran, um Statuten zu schaffen. Über deren genaue Abfassungszeit läßt sich folgendes sagen. Seit 7. Februar war die Fakultät mit drei Mitgliedern beschlußfähig. Am seihen Tag wurde Johann Permeter von Adorf, Bakkalar der Theologie, zum Lizenzexamen zugelassen. Einen Tag später wurde ihm der Grad verliehen. Dies konnte aber nur auf Grund der schon bestehenden Statuten geschehen, so daß man deren Entstehung wohl noch auf den 7. Februar anzusetzen hat. Es bestand somit nur ungenügend Zeit zur Beratung und Erstellung, ein Umstand, der die enge Anlehnung an die Leipziger Statuten als an schon ausgearbeitete und erprobte Regelungen mit erklärt. Ob die herzogliche Bestätigung noch am Tag der Abfassung erfolgte, läßt sich nicht sagen7 • Eine nähere Analyse des Textes zeigt, daß die genannten Theologen nicht die Absicht hatten, ein alle Angelegenheiten der Fakultät regelndes Werk zu schaffen. Sie trafen nur Bestimmungen für die konkrete Situation, vor der sie standen. Es mußte für die Erteilung der Lizenz und des Doktorgrades für den Leipziger BakkalarS Adorf eine gesetzliche Grundlage geschaffen werden9 • Die starke inhaltliche Abhängig6 Der Text dieser Statutenredaktion ist nur im Dekanatsbuch der theologischen Fakultät (UA Georg. III/11 I,3'f.) erhalten. Gedruckt bei Schwaiger 18 A. 15. Der Text war Prantl nicht bekannt. Die Aufzeichnung geschah durch Adorf, den ersten Dekan, der im Dekanatsbuch über sein Dekanat berichtete. Ihm haben wir auch die Kenntnis der Vorgänge vor seinem Eintritt in die Fakultät zu verdanken (UA Georg. III/11 I,3 ff.). Die Aufzeichnung erfolgte aber anscheinend erst nach Ankunft Zingels (3. Dezember 1474) (vgl. ebd. 4). 7 Im Stiftungsbrief war die Notwendigkeit der herzoglichen Bestätigung als Voraussetzung für die Gültigkeit von Statuten festgehalten (Prantl II 18). s Adorf war am 30. Juni 1462 in Leipzig zum ersten Bakkalariat zugelassen worden, am 28. Juni 1465 wurde er Sententiar (Brieger, Theologische Promotion 9). s Nach diesen Statuten wurde noch 1475 dem ebenfalls aus Leipzig kommenden Kilian Pfluger die Lizenz erteilt (Brieger, Theologische Promotion 9; UA Georg. III/11 I,5).
1. Die Statuten
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keit der vier Titel von den Leipziger Statuten10 läßt sich durch die Anwesenheit Adorfs erklärenu. Die zunehmende Zahl von Studenten verlangte nach einer grundsätzlichen Regelung. Diese wurde nach Ankunft des Wiener Theologen Georg Zingel in Angriff genommen. Mit ihm war jetzt wieder ein Dreierkollegium tätig, das aus Adorf, Pfluger und dem Wiener Doktor bestand. Am 11. Oktober 1475 war das Gremium mit der Arbeit fertig, und der Notar Johann Altenheck konnte den Text zum allgemeinen Gebrauch - die Statuten wurden ja in regelmäßigen Abständen laut verlesen - in Anwesenheit der Zeugen Heinrich Schrickel von Spalt und Wolfgang Plassing von Ingolstadt abschreiben12 • Ein Problem stellt die herzogliche Approbation dar. Altenheck erklärt nämlich in einer dem eigentlichen Statutentext vorangestellten Passage, die Statuten seien zum Zeitpunkt der Abschrift schon von Herzog Ludwig bestätigt gewesen13• Nun findet sich aber im Dekanatsbuch ein Hinweis, der besagt, daß sie erst am 8. Februar 1476 vom Herzog konfirmiert wurden14• Wir können annehmen, daß es sich im zweiten Fall um die offizielle Bestätigung handelte, der eine vorläufige, vielleicht mündliche Absprache zwischen den Vätern der Fakultät und herzoglichen Beratern vorausging, von der der Notar durch eine Äußerung Zingels wußte11'. Das 1475 geschaffene, 59 Einzeltitel umfassende Werk16 kann man als das eigentliche Gründungsstatut der Fakultät betrachten. Es wird für den ganzen hier zu betrachtenden Zeitraum grundsätzlich in Geltung bleiben, spätere Beschlüsse ändern nur Einzelheiten. Ein Dekret, das e.s als ganzes aufhebt, hat es nie gegeben, ja die Statuten von 1605 berufen sich ausdrücklich auf 1475 und betonen die weitere Gültigkeit17• Der herzogliche Stiftungsbrief hatte die Universität auf das Wiener Vorbild hingewiesen18• Wenn wir in den theologischen Statuten eine weitgehende Übereinstimmung mit denen der Wiener theologischen 1o Der Leipziger Statutentext ist abgedruckt bei Zarncke 547 ff. Ein Vergleich mit Ingolstadt ergibt Abweichungen unwesentlicher Art. u Seifert (Statutengeschichte 65) hat das schon bemerkt. 12 Der Text befand sich in einem Buch, das in der Hand des Rektors war und die allgemeinen Universitätsstatuten sowie die Originale päpstlicher Bullen enthielt. Der Fakultät ging es darum, ein eigenes Exemplar zu besitzen (Prantl II 55). 13 Prantl II 55. 14 UA Georg. 111/11 1,6'. 15 Prantl II 55 f. 18 Prantl II Nr. 7. 17 Prantl II 359: " ... facultas theologica receptis et antiquis maiorum decretis et institutis insistens et pleraque ex iis innovans et confirmans .. . constituit." ts Prantl II 11.
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Fakultät feststellen, so genügt indes der Hinweis auf den Stütungsbrief nicht, hatte man sich ja auch 1473 nicht daran gehalten. Die weitgehende Parallelität der beiden Texte, die schon Prantl konstatiert hat19 , muß einen näherliegenden Grund haben, der auf der Anwesenheit und Mitverfasserschaft Zingels beruht. Es zeigen sich so viele wörtliche Übernahmen, daß man an die Vorlage einer Abschrift in Ingolstadt denken muß. Man geht jedoch fehl in der Annahme, daß die Ingolstädter Professoren nur mechanisch die Wiener Vorlage kopierten. Man hatte sich mit der Arbeit Zeit gelassen20 , sie knapper und in besserem Latein verfaßt und durchaus neuere Tendenzen aufgenommen2t, wie die folgenden Kapitel noch zeigen werden. Der äußere Aufbau der Wiener Statuten22 ist im ganzen gesehen beibehalten worden. Auf die die ganze Fakultät betreffenden Titel über den Gottesdienst, das jährliche Gedächtnis für die verstorbenen Fakultätsangehörigen, das Amt des Dekans und dessen Rechte bei der Verteilung der Predigten folgt ein Kapitel über die sittlichen Anforderungen, die an den Theologen der Fakultät gestellt werden. Es schließen sich Vorschriften für den Kursor, den Sententiar und Lizentiaten an und die vor der Promotion zu leistenden Eidesformeln. Vor der Beschreibung des Aktes der Lizenzverleihung sind zwei Titel über die Statuten eingeschoben23 • Den Abschluß stellt die Regelung der Feier der Verleihung des Doktorgrads dar. Die Berufung auf das Wiener Vorbild, die nur in indirekter Weise erfolgt, d. h. der Name Wien kommt in den ganzen Statuten nicht vor, gesprochen wird nur von den "anderen Universitäten", macht die Fakultät zu einer mittelbaren Nachfolgerinder theologischen Hochschule des Abendlandes schlechthin, der Pariser Universität, da Wien ausdrücklich auf Paris als Vorgängerin hinweist24 • Paris war die Universität, nach deren Vorbild viele Generalstudien errichtet wurden5 • Als die Universität Ingolstadt 1507 mit der Hohen Schule von Tübingen die Statuten austauschte, tat dies die theologische Fakultät ebenfalls. Sie sah aber keine Veranlassung, eine Änderung vorzunehmen26. Prantl I 140 f . Prantl II 56. 21 Die 1449 von der Wiener Fakultät gemachten Zusätze zu den Statuten von 1389 wurden von Ingolstadt allerdings nicht berücksichtigt. Ihre Rechtskräftigkeit ist ohnehin bestritten (Kink II 94 b). 22 Abgedruckt bei Kink II Nr. 15. 23 Prantl II 69. 24 Kink II 93. 25 Die Nachahmung beschränkte sich keineswegs auf den institutionellen Bereich, sondern ging bis in die Methode des theologischen Unterrichts. Zur Bedeutung der Universität Paris als Vorbild für andere Gründungen vgl. Denifle, Universitäten, 745 ff. 20 Mederer I 74. 19
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Der Anstoß zu einer Neuerung kam Jahrzehnte später von Seiten des Herzogs. In der Reform des Jahres 1555 wurde der theologischen Fakultät eine Statutenregelung in Aussicht gestellt27• Es vergingen noch zehn Jahre, bis die Ankündigung in die Tat umgesetzt wurde. Anfang des Jahres 1565 wurden einige Beschlüsse einstimmig von den Professoren verabschiedet28, die in der Hauptsache das Graduierungswesen betrafen. Die Bestätigung erfolgte von seiten des Herzogs am 25. Juni desselben Jahres29 • Der vom Notar geschriebene Text, der in einer Truhe der Fakultät aufbewahrt wurde, ist nicht erhalten30• Die Statuten von 1605 verstehen sich nur als Korrektur der Bestimmungen über die Promotion. Sie wurden am Haus des Prokanzlers Stevart verabschiedet31 • Von der mit dem großen Fakultätssiegel versehenen Urkunde besitzen wir noch das Original81• Was für die Universitätsgeschichte allgemein gilt, darf auch für die Fakultät gesagt werden: der Neugründung ging es nicht darum, frei von aller Tradition ihren Weg zu gehen. Ganz bewußt übernahm sie, was an anderen Hohen Schulen schon erprobt worden war. Sie handelte damit durchaus im Sinne ihres Gründers, Herzogs Ludwig des Reichen, dem sie letztlich verantwortlich war. Man darf indes das Überkommene nicht auf das schriftlich Fixierte einschränken. Die folgenden Kapitel werden zeigen, daß die Fakultät ungehindert Rechte ausübte, die ihr nirgends schriftlich zugestanden wurden. Im Laufe der Zeit hatte sich das universitäre Gewohnheitsrecht hier so gefestigt, daß es nicht mehr angezweifelt wurde.
Prantl II 201. Die gemeinsamen Voten vom 21. und 28. Januar 1565 bei Prantl II 256 f. Die von Prantl ebenda angefügten "decreta" stammen aus verschiedenen Jahren und sind alle späteren Datums. Der "Actorum liber", ein Buch in dem Geschehnisse der Fakultät aufgezeichnet wurden, ist verloren. Er hat auch die von Prantl zitierten Dekrete enthalten. 29 UA Georg. III/11 1,109. Das herzogliche Schreiben ist im Original erhalten im Archiv des Georgianums. Es trägt den Dorsalvermerk: "Scriptum principis Alberti de promovendis ac stipendiarijs." Siehe dazu den Anhang Nr.II. so Eine Abschrift wurde in das Dekanatsbuch aufgenommen (UA Georg. 111/11 1,108'). Eine zweite Kopie, die nicht den vollständigen Text umfaßt, ist im Archiv des Georgianums (Abteilung II Nr. 349). Sie geht auf den Notar Vitus Jacobäus zurück und enthält einige Textvarianten, die unwesentlicher Art sind. 81 uA Georg. III/11 11,16. 82 Es befindet sich im Archiv des Georgianums (Abteilung III Nr. 5). Die Urkunde ist eigenhändig von den Professoren Adam Tanner, Peter Stevart, Jakob Gretser und Jakob Keller unterschrieben. Prantl bietet ihr gegenüber einen verkürzten Text (Prantl II Nr. 126). 21
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2. Die Professoren Anfang März 1472 öffnete die Universität ihre Pforten1• Am 18. März begann der vom Herzog kommissarisch ernannte Vizerektor Wilhelm Kyrmann aus Werden mit der Führung einer Matrikel2 • Die offizielle Eröffnungsfeierlichkeit fand jedoch erst drei Monate später am 26. Juni 1472 im Beisein des Gründers Ludwig des Reichen, eines Gesandten des Königs von Böhmen und Ungarn, der Bischöfe von Eichstätt, Augsburg, Regensburg und Freising, des Suffragans von Regensburg und zahlreicher anderer Persönlichkeiten3 statt. Für die theologische Fakultät hatte sich Herzog Ludwig um zwei Professoren aus Wien bemüht, die am 24. Juni und 25. Juli in Ingolstadt eintreffen sollten4• Die Berufungsverhandlungen zerschlugen sich aber im Juni dieses Jahres, so daß sich Ludwig nach anderen geeigneten Leuten umsehen mußte. Inzwischen hatten sich schon Theologen an der neuen Universität eingeschrieben5, für die Vorlesungen gehalten werden mußten. In der kurzen Zeit konnte aber nur eine vorläufige Lösung in der Person des Regensburger Suffragans Dr. Johann Ludovici6 gefunden werden. Er stellte sich für die Arbeit in Ingolstadt zur Verfügung, bis andere Professoren zu gewinnen waren7 • Der Augustinereremit, der möglicherweise durch den Regensburger Bischof als herzoglichen Rat8 dem bayerischen Herzog bekanntgemacht worden war, weilte zur Zeit der Eröffnungsfeier schon in Ingolstadt, trug sich aber erst am 3. 7. 1472 in die Matrikel ein. Bis Februar 1473 repräsentierte er als erster Dekan die Fakultät allein. In diesem Monat konnte er zwei Doktoren kooptieren und dadurch ein beschlußfähiges Kollegium schaffen. Im Pfarrhof zu Unserer Lieben Frau nahm er am vierten des Monats den Theologen Johann Hebr"'r aus Bamberg in die Fakultät auf, der sich drei Tage zuvor in die Matrikel eingetragen hatte. Beide zogen am 7. den Dominikanerprior Dr. Lukas Praun aus Augsburg hinzu9 • Nach Schaffung von Statuten und der Promotion des ersten 1 Das am 2. 1. 1472 erlassene allgemeine Einladungsschreiben von Herzog Ludwig kündigte den Beginn der Vorlesungen für den 3. März 72 an (Mederer IV Nr. 11). 2 Pölnitz, Matrikel I 5 f. 3 UA Georg. III/11 I,3; Prantl I 22. 4 Seifert, Statutengeschichte Anhang II 3. 5 Kilian Pfluger am 18. März, Johann Permeter am 13. April und Heinrich Pfeilschmidt am 25. Juni. s Henle A. v., Matrikel der Diözese Regensburg, 1916, 42. 7 UA Georg. III/11 1,3. Wegen dieser Bedingung wird man deshalb in ihm nicht einen der beiden "doctores" der Wiener Universität sehen dürfen, wenngleich Ludovici in Wien studiert hatte (Lieberich 174). s Lieberich 153. 9 UA Georg. III/11 I,3. Praun hatte sich Tags zuvor immatrikuliert.
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Doktors der Universität, des ersten ordentlichen Professors der Theologie, J ohann Permeters von Adorf, an der Herzog Ludwig persönlich teilnahm 10, löste sich dieses Dreiergremium wieder auf und verließ Ingolstadt. Nur Ludovici kehrte im Mai 1473 nochmals nach Ingolstadt zurück zur Erteilung der Lizenz an Peter Schwarz11 • Aus dem Vogtland stammend, war Adorf als formierter Bakkalar von Leipzig durch Herzog Ludwig für Ingolstadt gewonnen worden12• Am 9. Februar 1473 zum Doktor der Theologie promoviert, übernahm er am folgenden Tag das Amt des Dekans und begann als solcher am 22. Februar seine ordentlichen Vorlesungen 13 • Im selben Monat wurde er vom Herzog auf die Pfarrei von St. Marien präsentiert14 , der er Zeit seines Lebens neben seiner Aufgabe als Professor vorstand. Er war damit der erste einer langen Reihe von Fakultätsmitgliedern, die hier als Seelsorger gewirkt haben. Die herzogliche Universitätsstiftungsurkunde hatte nämlich angeordnet, daß der Frauenpfarrer zugleich Professor der Theologie sein sollte. Dieser hatte die Aufgabe, ohne weitere Besoldung an allen gewöhnlichen Werktagen eine ordentliche Vorlesung zu halten15• Er hat mit der Führung des auf uns gekommenen Dekanatsbuches begonnen und damit nicht nur die ersten Vorgänge in der Fakultät festgehalten, sondern eine Tradition begründet, der wir einen entscheidenden Teil unserer Kenntnisse über die Geschichte der Fakultät verdanken. Literarisch scheint er nicht hervorgetreten zu sein. Seine Anhängerschaft an die "via antiqua" ist aus seinem Stiftungsbrief über vier Stipendien ersichtlich16• Als er 1505 an der Pest starb, wurde er in seiner Pfarrkirche beigesetzt17• Seit 3. Dezember 1474 hatte die Fakultät in Georg Zingel aus Schlierstadt einen zweiten Ordinarius. Dieser hatte in Wien, wo er seit 1458 studierte, das Doktorat erworben und war dort seit 1474 Mitglied der Fakultät18• Herzog Ludwig versprach ihm ein hohes Stipendium, um ihn für Ingolstadt zu gewinnen19 • Am 23. April 1475 übernahm er zum UA Georg. III/11 I,4. UA Georg. III/11 I,4'. 12 Mederer I 69; am 30. Juni 1462 war er in Leipzig Kursor, am 28. Juni 1465 Sententiar geworden (Brieger, Theologische Promotionen 9). Die Universität erinnerte sich seiner in einem Gutachten, das zwischen 1506 und 1537 verfaßt wurde (Stübel 318). 13 UA Georg. III/11 I,4. 14 Mederer I 7. 15 Prantl I 24 f., II 22 f. Die Vorschrüt wurde aber bei Georg Hauer durchbrachen, der Jurist war. ta Real 41. 17 UA Georg. III/11 I,42'; Götz, Grabsteine 29. 1s Szaivert II 57; Wappler 372. 19 Expurgatio rectoris 10. Er erhielt als Prokanzler ein · Kanonikat in Eichstätt (Mederer IV Nr. 6; Seifert, Stat\ltengeschichte 282). 1o
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ersten Mal das Dekanat und wechselte in der Folgezeit regelmäßig im Halbjahresturnus mit Adorf, später mit Plümel ab. Im Gegensatz zu seinem langjährigen Kollegen Adorf, der zehnmal das Rektorenamt bekleidete, hat Zingel dieses Amt gemieden. Er hat es nur viermal bekleidet, 1491 das letzte Mal. 1482 weigerte er sich, als es ihm angetragen wurde, es anzunehmen. Er begründete sein Verhalten mit dem Hinweis, er werde sich nicht gegen die Studenten durchsetzen können. Er nahm schließlich, nachdem ihm von herzoglicher Seite Unterstützung zugesagt worden war, an, hatte aber unter verleumderischen Schriften von Studenten zu leiden20• Auch mit Professoren kam Zingel in Konflikt. Ihn störten die Vorlesungen des Humanisten Jakob Locher!1 , in welchen dieser "heidnische" Dichter interpretierte. Locher sah sich gezwungen, im Juni 1503 wegen Zingels Auftreten Ingolstadt zu verlassen. Der Machtsphäre des Vizekanzlers entrückt, veröffentlichte er in Freiburg seine "Apologia", eine giftige Schmähschrift gegen den Theologen, die im Namen des Rektors in der "Expurgatio" am 28. August 1505 eine Erwiderung fand21:. Locher antwortete mit zwei weiteren Schriften. Aus der letzten, in der Locher seinen ganzen Spott über die Scholastik ergoß 23, hob Zingel 24 Thesen heraus, die er als häretisch betrachtet~4 • Er hat damit aber offensichtlich nichts erreicht. Locher wurde im März 1506 wieder nach Ingolstadt berufen und nach Zingels Tod nach Tübingen zur Anwerbung eines neuen Theologen geschickt!ll. 1508 starb Zingel am 26. April - er war zweiter Prokanzler der Universität - und fand seine Ruhestätte in der Minoritenkirchel'. Johann Plümel übernahm am 2. März 1506 die seit einem halben Jahr vakante Stelle Adorfs. Nach Zingels Tod war der Pfarrer von Unserer Lieben Frau27 einziger Ordinarius. Im lag offenbar nicht viel an der ihm vom Herzog28 übertragenen Aufgabe. 1508 ging er nach Bruchsal und übernahm dort die Stelle eines Predigers29, obwohl dadurch die Existenz UA D XIII 1, 24. April 1482 und 18. Oktober 1482. Der Streit Zingel - Locher ausführlich bei Hehle; vgl. auch Schlecht, Wimphelings Fehden 236 ff. und Prantl I 131 ff. 22 Hinter der Verteidigung Zingels stand indes nicht die ganze Universität. Die Artisten waren dagegen; unter den Juristen vor allem Croaria, mit dem Zingel einen Ehrenkränkungsprozeß führte (Schlecht, Wimphelings Fehden 237). 2s Vitiosa sterilis mulae ad musam roscida lepiditate predictam comparatio. Impressum Nurnbergae MCCCCCVI die XIII. Decembris. 24 Die Thesen: Schlecht, Wimphelings Fehden 243 ff. 25 Prantl I 133. u UA Georg. III/11 I,45'; Seifert, Statutengeschichte 494; Mederer I 77 f.; Rotmar- Engerd 97'. 27 Greving, Pfarrbuch 189. 2s Rotmar - Engerd 100. 20 Mederer I 78. 2o
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der Fakultät bedroht wurde, die jetzt keinen Ordinarius mehr hatte. Sein letzter Eintrag im Dekanatsbuch stellt das Ende der Fakultät fest: "Et sie eadem facultas desijt in universitate Ingolstatensi, donec iterum resuscitetur. Quod ut brevi fiat, velit deus omnipotens311 !" Die Fakultätsbücher übergab er dem Regens des Georgianums, Hieronymus Zaler, der zu dieser Zeit Rektor der Universität war. Vor ihm und in Anwesenheit einiger Bakkalare der Theologie machte er auch die Abrechnung der Fakultätskasse, die zwei Gulden enthielt31• Da sich das herzogliche Versprechen von 1507, einen dritten Theologen nach Ingolstadt zu schicken, nicht realisiert hatte, mußte 1508 der Bakkalar Johann Pettendorfer mit Vorlesungen einspringen32• Im Juni 1508 wurde dem Prediger von Ellwangen, Achaz Haiswasser, einem früheren Studenten der Fakultät, eine Professur angetragen. Da er aber zu hohe Anforderungen stellte, nämlich freie Wohnung, Umzugsgebühren, feste Promotionsgelder und eine Besoldung von zweihundert Gulden, zerschlugen sich die Verhandlungen33• Zwei andere Prediger aus Bamberg und Schorndorf, die nach Ingolstadt Rufe erhielten, lehnten ab34• Die Reise Lochers nach Tübingen blieb für die Fakultät ebenfalls ergebnislos35• Da keine Fakultät bestand, erwarb Pettendorfer 1509 in Ferrara das Doktorat36• Er führte als Dekan und ordentlicher Professor allein die Fakultätsgeschäfte, mußte aber für die Promotion Schweikers den Karmelitenprovinzial Johann Fortis hinzuziehen37• 1512 ging Pettendorfer als Suffraganbischof nach Würzburg. Dort trat er später zum protestantischen Glauben übezo38. Mit Eck kam 1510 ein Professor nach lngolstadt, der nicht nur die Krise der Fakultät beseitigte, sondern darüber hinaus der ganzen Universität über die Landesgrenzen hinaus Ansehen verschaffte. Johann Maiex-39 , aus dem schwäbischen Orte Eck stammend, bezog mit elfeinhalb Jahren die Universität Heidelberg, ging nach einem Jahr nach Tübingen UA Georg. III/11 I,46 (5. September 1508). UA Georg. III/11 I,45'. 32 UA Georg. III/11 I,44'. aa Prantl I 113. 34 Mederer I 79. 35 Prantl I 113; Mederer I 79. Die Universität hatte 28 Gulden für die Gewinnung eines Theologen somit umsonst aufgewendet (UA Georg. III/11 30 31
I,46).
Mederer I 80. UA Georg. 111111 I,47'. Mederer I 81. Bei dieser Promotion übernahm Pettendorfer die Aufgaben des Vizekanzlers (ebd.). 38 Mederer I 87; Rotmar- Engerd 98'. 39 Eine neuere Gesamtwürdigung Ecks steht · noch aus. Die Monographie von Wiedemann ist teilweise durch Einzelforschungen überholt. Eine Kurzbiographie neueren Datums: Zoepfl, F., Johannes Eck (1486 -1543): Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben 6 (1958) 186 ff. 36
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und erwarb dort die Magisterwürde. Da 1501 die Pest ausbrach, zog er an die Kölner Hochschule und setzte hier seine Theologiestudien fort. Auch von hier vertrieb ihn die Pest, und so suchte er, einem Wunsche seines Oheims entsprechend, die Universität Freiburg auf. Hier hörte er juristische Vorlesungen und beendete sein Theologiestudium. Seine Lehrer waren Georg Northofer, Johann Winkel und Johann Brisgoicus40. Als Extraordinarius begann er am 20. Januar 1509 mit Vorlesungen zu Occam und Gabriel Biel, für die er 25 Gulden bekam41 • Dem am 19. Juni zum Lizentiaten kreiertenu Theologen versprach der Senat verschiedentlich eine Professur, ohne die Tat folgen zu lassen43 . Ein zweiter Umstand, der Eck an einen Wechsel denken ließ, war der Neid seiner Kollegen, die die Erfolge des vielversprechenden jungen Dozenten mit Mißgunst verfolgten44 • In dieser Situation konnte ihm die Lage in Ingolstadt nur günstig sein. Er reiste in die Donaustadt45 und disputierte am 7. September 1510 über den Zustand der Kinder, die ohne Empfang der Taufe sterben46• Am folgenden Tag hielt er eine Predigt47. Beides hatte an der Universität und bei den Bürgern aufhorchen lassen. Der Rektor Sirnon Ribeisen setzte sich noch im September für eine Berufung Ecks beim Herzog ein. Am 23. September erhielt die Universität die Bestätigung, daß der Herzog Ecks Berufung befürworte. Es wurde nur die Auflage gemacht, daß Eck den Doktorgrad erwerbe und der "via antiqua" folge 48, der theologischen Schulrichtung, zu der sich auch Adorf bekannte. Eck reiste nach Freiburg zurück und ließ sich dort die Doktorwürde erteilen49 • Die Erhöhung seines Honorars am 30. September auf 40 Gulden konnten ihn nicht mehr dazu bewegen, in Freiburg zu bleiben50 • Am 31. Oktober verließ er die Stadt Freiburg endgültigM. 40 Wiedemann 3 ff.; Metzler, Epistola 40 ff.; Eck, Replica 52 ff.; Mayer, Johannes Eck 12 ff. 41 Bauer 74; Metzler, Epistola 45. 42 Eck, Replica 54. 43 Eck, Replica 54; Bauer 74 A. 411. 44 Eck, Replica 54'. 45 Nach Ecks eigenen Angaben (Replica 54) sei die Reise ohne Absicht geschehen. Man darf aber eher annehmen, daß er um die Verhältnisse in Ingolstadt wußte und deshalb zu diesem Zeitpunkt der Universität einen Besuch abstattete. 41 Eck, Chrysopassus K; Eck, Replica 54. 47 Eck, Replica 54. 48 Seifert, Texte Nr. 13; Wenn wir Ecks Ausführungen glauben dürfen, hatte sich auch die Bürgerschaft Ingolstadt für seine Berufung am Hofe eingesetzt (Eck, Replica 54'). Unter den Befürwortern war auch der ehemalige Professor Croaria, jetzt kaiserlicher Fiskal (Schlecht, Ecks Anfänge 13). 49 Eck, Replica 54'; Wiedemann behauptet fälschlicherweise im Anschluß an Mederer I 82, Eck .habe von Pettendorfer das Doktorat erhalten (Wiedemann 31 f.). 50 Bauer 74 f.; Mayer, Johannes Eck 12,18. 51 Mayer, Johannes Eck 19.
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An seinem Geburtstag- Eck war jetzt 24 Jahre alt- am 13. November begann er mit seinen Vorlesungen112 • Er blieb bis zu seinem Tode an der Universität Ingolstadt tätig. Von seinem Lehrberuf war er zeitlebens begeistert53 . Daneben entfaltete er in den 33 Jahren, die er in Ingolstadt lebte, eine reiche Tätigkeit. Seit 16. November 1510 war er Prokanzler der Universität54 • Sechsmal führte er das Rektorat der Universität, noch öfter das Dekanat. Von 1519 bis 1525 war er Pfarrer der Kirche von St. Moritz, deren Inkorporation in die Universität er im Auftrag der bayerischen Herzöge in Rom erwirkte55• 1533 wechselte er an die Frauenkirche über und wirkte dort bis 1533 und nach Veit Tuchsenhauser nochmals von 1538 bis 154056 • Daß Eck den Seelsorgerberuf ernst nahm, zeigt seine eifrige Predigttätigkeit57 und die Anlage eines eigenen Pfarrbuches58 • Seit Ausbruch der Reformation kam dazu ein starkes Engagement gegen die Neuerer im Dienste der alten Kirche. Davon war Ecks literarische TätigkeW~9 geprägt, soweit sie theologischer Natur war60 • Systematische theologische Abhandlungen legte Eck in seinem Chrysopassus, einer Darstellung von Gnade und Prädestination6 1, und seinen drei Büchern über den päpstlichen Primat vor'2. Nach Arbeiten über die Bilderverehrung, Buße und Beicht, das Fegfeuer und die Genugtuung erschien 1525 sein Handbuch Encheiridon locorum communium adversus Lutteranos, das über 90 Auflagen erlebte und ins Flämische 52 Eck, Replica 55. ss Kurz vor seinen Tode gestand er: "Ego aliud non cupio nec aliud per dies vitae mee quesivi, nisi vivere in gymnasio literario et mori." Für diese Aufgabe schlug er kirchliche Würden aus:" ... malui perpetuo humilem vitam laboriose agere in academijs, quam vacare otio in magnis ecclesiis." Eck, Replica 55; vgl. auch Eck, Schutzrede Eiii und Metzler, Epistola 74 f. 64 Die Ernennungsurkunde des Eichstätter Bischofs bei Seifert, Statutengeschichte 495. 56 Götz, St. Moritz 51,61; Wiedernano 35; Mederer IV Nr. 39. 56 Greving, Ecks Pfarrbuch 189 f. 57 Dazu Brandt, der die reiche Tätigkeit Ecks auf der Kanzel der Marienkirche von 1525 bis 1542 beleuchtet. 58 Text der Aufzeichnungen Ecks als Pfarrer von Unserer Lieben Frau bei Greving, Ecks Pfarrbuch 128 ff. 59 Ein über Wiedernano hinausgehendes Verzeichnis der Schriften Ecks bei Metzler, Tres orationes funebres LXVII ff. umfaßt 98 Werke, ist aber noch nicht vollständig. Es fehlen die Ecksehen Disputationen, soweit sie in Ingolstadt gehalten wurden. Sie sind bei Stalla unter dem jeweiligen Erscheinungsjahr zu finden. &o Eck hat auch philosophische Abhandlungen geschrieben (vgl. Wiedernano 448 ff. 464 ff. 472 ff.) und sich mit Problemen der Geographie beschäftigt (ebd. 488). Das trat aber mit der beginnenden Auseinandersetzung mit Luther in den Hintergrund. 61 Erschienen 1514 (Metzler, Tres orationes funebres Nr. 4). 62 Eck überreichte sie 1520 in Rom, als er dort in der Sache Luthers als Berater tätig war (Wiedemann 439, 517). Vgl. auch Metzler, Epistola 58.
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(1527), Deutsche (1530, 1533, 1565 und 1574) und Französische (1570) übersetzt wurde63. Seine Bedeutung liegt nicht so sehr in der wissenschaftlichen Leistung, sondern darin, daß es in der Zeit der ersten Reformationsjahre klar die katholischen Positionen aufzeigte und so zu einer Fundgrube für Polemiker, Prediger und theologisch gebildete Laien wurde. Es war zweifellos "eine allererste Waffe im Kampf gegen die Neuerung" 64 • Es genügte aber auch noch den theologischen Ansprüchen nach dem Tridentinum, wie die Erscheinungsjahre zeigen. Als Eck katholische Prediger dabei ertappte, daß sie aus lutherischen Büchern ihre Predigten entnahmen und dies mit dem Hinweis entschuldigten, daß es keine deutschen Predigten gäbe65 , schuf er auf Geheiß Herzog Wilhelms IV." deutsche Predigten. Von 1530 bis 1539 veröffentlichte er, der selbst als Pfarrer im Monat bis zu fünfzehnmal predigte67, fünf Bände deutsche Predigten. Sie galten dem Kirchenjahr. den Heiligenfesten, den Sakramenten und den Zehn Geboten68 • Die Initiative zu einer Bibelübersetzung ging ebenfalls von Herzog Wilhelm aus68 • 1537 erschien die ganze BibeF0. Durch die letztgenannten Arbeiten ist Eck in die Reihen derer eingetreten, die am katholischen Neuaufbau mitarbeiteten. Daß sein Schaffen weithin stark polemischen Charakter trug, darf bei einem Mann nicht verwundern, der für die Protestanten die Hauptzielscheibe auf katholischer Seite darstellte. Neben Eck waren später noch drei weitere Professoren an der Fakultät, so daß jetzt zum ersten Mal vier Ordinarien tätig waren. Balthasar Hubmaier folgte seinem Lehrer Eck von Freiburg noch Ingolstadt71. Dreieinhalb Monate nach seiner Promotion zum Sententiarn schrieb er sich in Ingolstadt ein7 3 • Von der vollständigen Absolvierung seines 68 Metzler, Tres orationes funebres Nr. 51. 84 Lortz II 90. 85 Metzler, Epistola 63 f.; Greving Ecks Pfarrbuch 74 f. 86 Metzler, Epistola 64. 87 Lortz II 86; Im ersten Jahr seines Priestertums predigte er 48mal (Eck, Replica 54), von 1525 - 32 456mal (Greving, Ecks Pfarrbuch 73). es Metzler, Tres orationes funebres Nr. 68 und 77; Metzler, Epistola 68; Der Anstoß, die Sakramente zu behandeln, ging von Kardinal Albrecht von Brandenburg aus, der Eck für diese Arbeit 100 Goldgulden gab (ebd. A 5; Geiger 185, 187). Die Homilien wurden von Ecks Schüler Johann Menzinger ins Lateinische übersetzt (ebd. 69). 89 Metzler, Epistola 70; Eck war gegen dieses Vorhaben, da der Laie nicht die Bibel lesen sollte (Wiedemann 616 f.). 70 Metzler, Tres orationes funebres Nr. 84; Eck konnte Hebräisch und Griechisch, so daß er die Heilige Schrift in der Ursprache lesen konnte (Wiedemann 23 f.). An der Übersetzung des Alten Testaments arbeitete er allein acht Monate (Metzler, Epistola 70). 11 Wiedemann 350. 12 Noch in Freiburg, am 28. 2. 1512 (Bauer 188). 78 Am 8. Juni 1512; dessen ungeachtet las er schon seit 10. Mai Sentenzen (UA Georg. III/11 1,50). - Die Fakultät, das war in diesem Fall Eck allein,
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bakkalaren Pensums durch Eck dispensiert, wurde der Friedberger - inzwischen war er Pfarrer von Unserer Lieben Frau in Ingolstadt geworden74 - schon am 2. September 1512 zum Doktor von Eck kreiert76. Bis 1516 war Hubmaier neben Eck an der Fakultät und wechselte mit ihm im Dekanat ab. Einmal 1515 war er Prorektor der Universität. Von Ingolstadt ging er als Domprediger nach Regensburg18• Später schloß er sich den Wiedertäufern an. Als solcher wurde er 1528 verbrannt77. Zur Promotion des Thomas Ramelspach mußte Eck erneut einen Theologen nach Ingolstadt bitten. Diesmal kam der Prior des Klosters Ebersberg, Stephan Septimius. Beide promovierten am 8. Mai 1516 Ramelspach zum Doktor~. Seine Tätigkeit in Ingolstadt war jedoch nur von kurzer Dauer. 1519 erhielt er vom Bischof von Passau in dessen Diözese eine Predigerstelle, die er im gleichen Jahr annahm79• Von April bis November war Eck jetzt wieder einziger Ordinarius. Am 19. November 1519 kooptierte Eck Leonhard Marstaller8°, der bis zu seinem Tod 1546 das Ordinariat innehatte. Er hatte 1510 sein Studium in Ingolstadt begonnen81, dann, ohne theologische Grade zu erwerben, die Universität verlassen und sich nach Paris gewandt82. In Wien schloß er mit dem Doktorat seine Ausbildung ab. Im gleichen Jahr 1519 wurde er Mitglied der dortigen Fakultät83• Marstallers Tätigkeit in Ingolstadt war neben Eck von sekundärer Bedeutung. Von ihm sind nur kleinere Schriften bekannt: drei Disputationen über die christliche Freiheit, die Messe und die Priesterehe sowie ein Brief an Leonhard von Eck11'\ in dem er sein Vorgehen gegen Seehofer verteidigt und sich als Gegner der Humanisten zeigt. Mit Eck verband den nur schenkte ihm die zwei Floriner, die er für die Fonnatur zu bezahlen gehabt hätte, "in Anbetracht seiner künftigen Regenz" (ebd.). 74 Greving, Ecks Pfarrbuch 189; UA Georg III/11 I,50. 75 Zur Promotion war erneut der Wiener Theologe Johann Fortis herangeholt worden. Die Reisekosten hatte der Promovend zu bestreiten (UA Georg. III/11 I,50). - Die frühe Promotion hatte zweifellos ihren Grund in dem Bestreben Ecks, so bald wie möglich einen zweiten Ordinarius für die Fakultät zu gewinnen. 78 UA Georg. III/11 I,52. 77 Mederer I 97 f.; Prantl I 113 f., II Biogr. Nr. 11. Ausführlich Bergsten T., Balthasar Hubmaier, 1961. 78 UA Georg. III/11 I,52'. 79 Er wurde Domprediger in Passau (Prantl I 114; Mederer I 106). 8o UA Georg. III/11 I,57'. 81 Pölnitz, Matrikel I 41. 82 Dort war er Schüler des späteren Legaten Aleander (Nuntiaturberichte 1/2. Erg. 43). 83 Wappler 375; Mederer I 109 f. und 198. 84 Cur Billicano cuidam, Lutherana perfidia infecto non responderit, epistola excusatoria (1524).
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mäßig Begabten85 die Treue zur Kirche, wenngleich er auch nicht die Aktivität wie Eck gegen die Neuerung aufbrachte. In den letzten Lebensjahren kränklich86, überlebte er Eck um drei Jahre und half so die Krise der Fakultät nach dessen Tod vermindern, wenn schon nicht beseitigen. Nikolaus Appel absolvierte sein Philosophie- und Theologiestudium in lngolstadt. Am ersten April 1522 - er war zu dieser Zeit erst Lizentiat - stimmte die Fakultät seiner Lektur zu87, neun Tage später erhielt er von Eck die Doktorwürde und wurde Mitglied der Fakultät88• Ende November übernahm er das Dekanat, das er in der folgenden Zeit noch viermal bekam. Zehn Jahre lehrte er an der Fakultät und wurde dafür als Kollegiat89 von der Universitätskasse bezahlt. Um die Heilige Schrift in der Ursprache lesen zu können, lernte er bei Johann Reuchlin, der ab 1520 in Ingolstadt Vorlesungen hielt, Griechisch und Hebräisch90• Seine exegetischen Vorlesungen fanden dann auch großen Beifall91 • Von Appel, der als "sehr scharfsinniger Disputator" galtD2, ist an Werken nur eine Disputation erhalten, die anläßlich des Widerrufs Seehofers gehalten wurde. Zweimal hatte er das Rektorat bekleidet, als er nach dem Dekanat des Wintersemesters 1532/33 nach Moosburg ging und dort die Predigerstelle übernahm03. Johann Schröttinger wurde am 13. November 1533 zum Doktor kreiert und in den Rat der Fakultät aufgenommen94• Als Kollegiat las er aber schon seit den frühen zwanziger Jahren TheologieBII, Bis zum 85 So lautet jedenfalls das Urteil des päpstlichen Legaten Lorenzo Campeggio (Nuntiaturberichte I/6 294). se Rotmar - Engerd 103'. 87 UA Georg. III/11 I,59'. 88 UA Georg. III/11 I,61. 89 Er wie der noch zu nennende Schröttinger - war einer der Kollegiaten, die nach der Kollegreform von 1518 nicht mehr an der Artistenfakultät, sondern einer höheren, in diesem Fall der theologischen Fakultät, eine Lehrverpflichtung hatten und mit Erwerb des Doktorgrades nicht mehr aus der Kollegiatenlaufbahn ausscheiden mußten. Dazu: Seifert, Collegium vetus 33 ff.; ders., Texte Nr. 22 - Zur Besoldung vgl. StAL Rep. 18 F.277 No. 1301, 20, 22, 105 f. oo Prantl I 207. Auch Eck war unter den Hörern (ebd.). 91 Mederer I 115; Rotmar Engerd 103'. 02 Rotmar- Engerd 103'. 93 Rotmar- Engerd 103'; Mederer I 91; Prantl I 187. Er war schon während des Studiums Prediger in Regensburg gewesen (UA Georg. III/11 I,59'). Mit der Verpflichtung für Ingolstadt hatte er ähnliche Stellen in Amberg und Moosburg aufgegeben (Seifert, Texte 140). Die übernahme der Frauenpfarrei, die ihm der Senat angeboten hatte, lehnte er mit dem Hinweis auf sein Alter ab (ebd.). Auch die Erhöhung seines Stipendiums konnte ihn nicht zurückhalten (StAL rep. 18 F. 277 No. 1301, 1530, 6). 94 UA Georg. III/11 !,75.
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Abgang Appels waren jetzt zum ersten Mal vier Professoren tätig. Als von staatlicher Seite der Versuch gemacht wurde, den beiden nachmittags lesenden Kollegiaten die Gehälter zu entziehen98, widersetzte sich die Fakultät energisch. Sie wies auf kleinere Universitäten wie Tübingen, Heidelberg und Frankfurt an der Oder hin, die ebenfalls vier Lektoren an der theologischen Fakultät hätten. Größere Studien hätten sechs. Das gelte für Leipzig und Löwen. Wittenberg habe vor der Reformation acht gehabt. Beide, Appel und Schröttinger seien verdiente Lektoren, letzterer lese schon über zwanzig Jahre in Ingolstadt. Appel habe für seine Lektur eigens das Benefizium der Eisernen Kapelle bekommen97 . Wie schon gesagt wurde, verließ Appel bald nach diesem Schreiben Ingolstadt98 • 1536 verließ auch Schröttinger die Fakultät. Er folgte damit einer Aufforderung des Passauer Bischofs, der ihm die Pfarrei Pfarrkirchen und das Amt des Generalvikars in seiner Diözese ü bertrug99 . Nach Ecks Tod am 10. Februar 1543 war Marstaller einziger Ordinarius. Als deshalb der Benediktiner Georg Flach um die Lizenz bat, mußte für die Promotion am 6. Oktober 1543 der aus Regensburg wegen seiner Tätigkeit für die Reform vertriebene Erzbischof Dr. Robert Vauchop 100 hinzugezogen werden. Er war auch dabei, als Flach zusammen mit Oswald Fischer (Arnsberger) am 10. Oktober das Doktorat erteilt wurde101. Beide Doktoren wurden in den Rat der Fakultät aufgenommen102. Während Flach die Fakultät bald verließ, wurde Fischer im folgenden Jahr Dekan 103. Bis zur Übernahme des Freisinger Suffraganats 1548104 war er Ordinarius, bis 1548 auch Pfarrer der Marienkirche105. In zwei Disputationen behandelte er 1547 das aktuelle kontro95 Seit 1522 las er an der theologischen Fakultät als Lizentiat "publice" (UA Georg. 1II/11 1,61). Dem Kollegiaten teilte der Senat die Vorlesungsbücher zu: 1523 hatte er das vierte Sentenzenbuch zu lesen (UA D II1 4, 155). Zu seinem Status vgl. Seifert, Collegium vetus 33 ff. 98 Ein diesbezügliches herzogliches Schreiben ist abgängig. 97 HStA Oefeleana 77, 28. April 1533 und Seifert, Texte Nr. 33. ss Schon seit 1530 verhandelte er mit Moosburg wegen der dortigen Prädikatur (StAL rep. 18 F. 277 No. 1301, 1530, 23'). 99 Rotmar- Engerd 105; UA Georg. III/11 1,193'. 100 Über den blinden schottischen Erzbischof: Jedin H., The blind "Doctor Scotus": Journal of ecclesiastical history 1 (1950) 76 ff. 101 UA D 1II 6, 141; UA Georg. III/11 1,82. Vauchop ließ dabei unter seinem Vorsitz über die Taufe disputieren (UB 20 H lit. 176, 19 ist die Disputation als Druck erhalten). Es ist dies Vauchops zweite Präsidenz. Bei Vernborger hatte er schon eine Disputation geleitet (UB 20 H. lit. 176, 12). Diese Thesen über die Firmung sind undatiert, könnten aber bei der Promotion Vernborgers zum Biblicus am 28. Juni 1543 verteidigt worden sein (UA Georg. III/11 1,82). 1o2 UA Georg. III/11 1,82'. 1os UA Georg. 1II/11 1,84. 104 Rotmar- Engerd 105'. 105 Greving, Ecks Pfarrbuch 189; OAE B 245, 88.
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verstheologische Problem der Guten Werke und die Autorität der Kirche. Nach Kommentaren zu den sieben Bußpsalmen beschäftigte er sich noch als Weihbischof mit der Methode des Theologiestudiums. Das Ergebnis seiner Arbeit waren drei Bücher "De vera studendi sacrae theologiae ratione", in denen er nachdrücklich neben Thomas von Aquin das Studium der Schriften Gabriels von Biel und J ohann Maiors empfiehlt108• 1547 zeigte sich erneut, wie schlecht die Fakultät personell versorgt war. Als am 5. April dieses Jahres Valentin Fabri um die Erteilung des Doktorats bat, mußte Fischer sich wieder nach einem Kollegen umsehen. Diesmal war es der Kontroverstheologe Johann Cochläus, der 1517 in Ferrara zum Doktor der Theologie promovierte107• Cochläus, den die Fakultät mit einem Mahle ehrte108, beteiligte sich selbst an der Vesperialdisputation mit einigen Argumenten1• . Fischers letzte Amtshandlung als Ordinarius war die Übergabe der Fakultätskasse an den Kämmerer Johann Agricola110• Von jetzt an111 war die Fakultät bis zur Ankunft Fannemanns wiederum verwaist. Die allgemein desolate kirchliche Situation entzog der Fakultät nicht nur Studenten, sondern machte auch die Gewinnung von Professoren sehr schwierig112• Nicht erst jetzt bemühte man sich auf staatlicher Seite um neue Professoren. Schon im Todesjahr Ecks hatte sich der bayerische Hof nach Köln und Löwen gewandt, jedoch ohne Erfolg. Deshalb schrieb Vauchop an die Universität Paris. Aber auch er konnte nichts erreichen113• Die Tätigkeit Fischers enthob Herzog Wilhelm IV. der größten Sorgen nur für kurze Zeit. Am 10. Juni 1547 wandte er sich erneut an die Kölner Universität um die Entsendung von Theologieprofessoren . Dort glaubte Ebd. Liber III,128 f. Das Werk erschien 1564 in Ingolstadt. Rahner - Höfer li 1243. Seit 1542 war er Lehrer an der Eichstätter Domschule und Kanoniker von St. Willibald (Reiter 118). 10s Das Rechnungsbuch der Fakultät weist dafür eine Ausgabe von über einem Gulden auf (Georg. Abteilung III Nr. 12, 16). 109 UA Georg. III/11 1,84'. 11o Georg. Abteilung III Nr. 12, 34. Dies geschah am 13. Februar 1548. Die Kasse enthielt etwas über 56 Gulden (ebd.). 111 Nicht schon seit 1546, wie Prantl glaubt (I 187). Im Dekanatsbuch hören die Eintragungen am 23. 8. 1547 auf. 112 An anderen theologischen Fakultäten waren die Verhältnisse nicht viel anders. In Leipzig war der Dekan im Wintersemester 37/38 allein (Kirn 27). In Freiburg war man das ganze vierte Dezennium auf der Suche nach Professoren (Bauer 81 ff.). Wien hatte von 1530 an für Jahrzehnte nur zwei oder drei Professoren, so daß auch Scholaren in die Fakultätssitzungen gerufen wurden (Wappler 66 f.). In Köln las 1544 nur ein Ordinarius (Keussen 429). us So der Bericht Vauchops an Kardinal Morone vom 10. August 1543 (Duhr, Ungedruckte Briefe 616 f. und Pfeilschüter IV/2 Nr. 139). 106
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er, einen Mann finden zu können, der nicht von lutherischen Anschauungen "beflecket" war114• Auch dieses Gesuch blieb umsonst. Es gilt dies auch für ein solches an den Papst115• Am 27. November 1547 richtete Herzog Wilhelm ein Schreiben an den Hildesheimer Bischof Valentin von Tetleben und suchte ihn für die Freistellung seines Weihbischofs Balthasar Fannemann zu gewinnen. Es war dabei nur an eine vorübergehende Lösung gedacht. Fannemann sollte ein oder zwei Jahre eine Professur in Ingolstadt übernehmen11.s. Tetlebens Antwort war ablehnend117 • Die Absicht, ihn durch eine Intervention des Apostolischen Stuhles zur Freigabe Fannemanns bewegen zu können, veranlaßte den Hof, sich nach Rom zu wenden. Nuntius Sfondrato leitete das herzogliche Gesuch am 14. Dezember an den Papst weiter und fügte eine Empfehlung bei118• Die Sorge um die Erhaltung der Universität als "Stütze des Glaubens" und die katholische Gesinnung Wilhelms veranlaßten Papst Paul III., den Weihbischof zur Übernahme der Professur in Ingolstadt zu bewegen11'. Am 5. Apri11548 teilte Kardinal Alessandro Farne!'e dem bayerischen Herzog mit, daß Fannemann durch ein päpstliches Schreiben verpflichtet worden sei, bei erster Gelegenheit sich nach Ingolstadt zu begeben129• Das Vorlesungsprogramm vom 1. Juni 1548 kündigte deshalb eine Vorlesung von Fannemann an121 • Am 7. Juli übernahm er das Dekanat. Mit der Fakultät hatte er keine großen Pflichten übernommen. Bis 1550 fanden nur zwei Promotionen statt, die der Dominikaner im Dekanatsbuch festhieJt1!!. Mit den Vorlesungen nahm er es nicht allzu ernst123• Zwei Disputationen sind erhalten, bei denen er den Vorsitz führte. Bei der Promotion Michael Wagners war das Thema der Einleitungsquästion die Frage, ob die Sakramente - von Christus eingesetzt - die des Alten Testaments überragen. Die zweite wurde von Theander verteidigt und handelte vom Glauben124• Fannemann hatte die Professur nur ungern nach hohen finanziellen 114 Bianco I 437 f. Die Kölner Universität hatte sich ja durch ihre starke antilutherische Aktivität hervorgetan (ebd. passim). 115 Pfeilschifter IV/2 Nr. 168. ue Pfeilschifter IV/2 Nr. 168. 117 Pfeilschifter IV/2 Nr. 169. 118 Nuntiaturberichte I/10 Nr. 71. 119 Pfeilschifter IV/2 Nr. 170. 120 Pfeilschifter IV/2 Nr. 171. 121 Braunsherger I 686 f. 122 UA Georg. III/11 I,85'. 123 Auch um die Pfarrei St. Moritz, die er am 28. November 1548 übernommen hatte (OAE B 245, 111), hat er sich nicht viel gekümmert (StA Ingolstadt RB 1549 - 1550, 87'). Als er Ingolstadt verließ, bereicherte er sich an Wertgegenständen des Pfarrhauses von St. Moritz und nahm sie nach Mainz mit (Georg Abteilung III Nr. 12, 36 f.). 124 UB 20 H. lit. 176, 13 und 60.
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Versprechungen125 angenommen. Ihn konnte aber die Bezahlung von 200 Gulden pro Jahr126 zusätzlich zu seinem Einkommen aus der Pfarrei von St. Moritz nicht in Ingolstadt halten. Er übernahm 1551 die Stelle eines Suffragans in Mainz121• Eine Neubelebung der Fakultät war durch Fannemann also nicht gelungen. Sie war auch von seiten der Regierung nicht durch ihn beabsichtigt. Sie blieb ein Werk der Jesuiten. Fannemann war kaum einige Wochen in Ingolstadt, als Wilhelm IV. seinen Sekretär Heinrich Schweiker nach Rom sandte, um unter anderem über die Sendung von Theologieprofessoren zu verhandeln. Dabei war von Mitgliedern der Bettelorden die Rede 128, aber ebenso auch von dem Jesuiten Jajus129, der in Ingolstadt kein Unbekannter mehr war. Die Verhandlungen mit dem JesuitengeneraP 30 führten im folgenden Jahr zur Entsendung von drei Patres, Petrus Canisius, Claudius Jajus und Alpbons Salmeron131 • Noch auf der Reise nach Deutschland erwarb Canisius den Doktortitel in Bologna1a2 • Über München kommend langten die drei am 13. November 1549 in Ingolstadt an, wo ihnen ein freundlicher Empfang zuteil wurde133 • Ihre Ankunft darf nicht nur als wichtiges Ereignis für die Fakultätsgeschichte gesehen werden, da sich die Tätigkeit des Ordens nicht auf sie beschränkte. Ihr eifriger Einsatz für die Kirche machte die Universität nach Eck erneut zu einem Bollwerk des alten Glaubens und war über Ingolstadt hinaus von entscheidender Bedeutung für den Erhalt des Katholizismus in Bayern134 • Petrus Canisius war 1521 in Nijmegen geboren135 • Während seines Theologiestudiums in Köln schloß er sich der thomistisch ausgerichteten Montaner Burse an. Kurze Zeit hielt er sich dann an der Universität Seifert, Texte Nr. 37 A 10. Buxbaum Nr. 12 - Die jährlichen 75 Goldgulden, die er vom Freisinger Kapitel wünschte, wurden ihm nicht gegeben (UA D III 4, 561). 121 Paulus, Dominikaner 86. Am 24. März 1551 war er ernannt worden. Auf die Pfarrei St. Moritz hatte er offenbar 1550 resigniert, denn am 21. Januar 1551 erfolgte schon die Neubesetzung (OAE B 245, 144). 12s Friedensburg, Zur Festsetzung der Jesuiten Nr. 2. 129 Buxbaum 317 ff. 1ao Ausführlich dazu: Buxbaum 57 ff. 1a1 Canisius war am 23. 2. 1549 für Ingolstadt bestimmt worden (MHSJ Monumenta Ignatiana 112 348) Jajus am 12. 2. (ebd. 342) und Salmeron am 6. 4. (ebd. 378 f.). 132 Polanco I 492. 133 Polanco I 413 ff.; Mederer I 213 f.; Prantl I 217 ff.; Doeberl I 378; Riezler IV 411; Bauerreis VI 217 f.; Simon, Kirchengeschichte 351 f. 134 Riezler IV 376; nach dem Willen des Generals Ignatius sollten ja seine Patres ganz Deutschland im Glauben erneuern (MHSJ Monumenta Ignatiana 1/12 239 ff.). tas Die neueste Kurzbiographie: Buxbaum, E. M., Der heilige Petrus Canisius: Bavaria Saneta I 1970, 327 ff. Dort auch weitere Literatur. 12s
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Löwen zu kirchenrechtlichen Studien auf. 1543 schloß er sich der Gesellschaft Jesu an.- Es ist anzunehmen, daß ihm die Amtsgeschäfte des Dekans zunächst übertragen wurden. Sicher ist es indes nicht, da er keine Aufzeichnungen im Dekanatsbuch gemacht hat136. Als Canisius am 18. Oktober 1550 zum Rektor gewählt wurde, stellte dies einen Sonderfall dar, denn die Universitätsstatuten verboten die Bekleidung dieses Amtes durch einen Ordensmann137. Ignatius verhielt sich zunächst ablehnend, überließ es aber schließlich Jajus, eine Entscheidung zu treffen, der sich dafür aussprach138. Das Amt, das dem Jesuiten eine schwere Belastung war, wurde zum Ausgangspunkt für reformatorische Maßnahmen in wissenschaftlicher und religiös-sittlicher Hinsicht139. In der Frage des Vizekanzellariats war Ignatius dagegen nur zu einem Kompromiß bereit: Canisius sollte die Amtsgeschäfte nur ehrenhalber für drei oder vier Monate übernehmen140. Er hatte es aber dann doch bis zu seiner Abberufung nach Wien inne141. - Von seinen Schriften142 fanden die verschiedenen Ausgaben des Katechismus die weiteste Verbreitung. 1577 erschienen Werke über Buße und Rechtfertigung, 1591 und 93 zwei Bände Homilien. Daneben edierte er Hieronymus, Andreas de Vega und Hosius. Als die Bemühungen um die Errichtung eines Kollegs scheiterten, wurden die Patres wieder abberufen: Jajus und Salmeron schon im Sommer 1550143, Canisius und Gaudanus, der für Salmeron nach Ingolstadt gekommen war, im Januar 1552144. Nur ungern ließen die Universität und der Hof die Patres, die alle Erwartungen übertroffen hatten, wegziehen145. Es war vor allem für die Fakultät ein großer Verlust. Nur allmählich gelang es, die frei gewordenen Stellen wieder 136 Die Eintragungen für diese Zeit wurden von Johann im Garten, dem Universitätsnotar, gemacht (UA Georg. III/11 I,85'-86'). Der Index des Dekanatsbuches weist für Folio 86 als die Zeit des Dekanats des Cansius hin. Er stammt aber aus dem Ende des sechzehnten Jahrhunderts. - Sicher datierbar ist nur ein Dekanat des Salmeron im Sommer 1550 (Braunsberger I 335). 137 Mederer IV 187. 138 MHSJ Monumenta Ignatiana I/2 667, 716; Polanco II 79; MHSJ Epistolae PP. Paschasii Broeti 363. Canisius' Amtsführung ist die einzige bekannte Ausnahme von der statutarischen Regelung gewesen (vgl. Seifert, Statutengeschichte 257). 139 Dazu ausführlich Buxbaum 111 ff. 140 Braunsherger I 710. 141 Braunsherger I 713; zur Amtsführung vgl. Buxbaum 118 ff. und Seifert, Statutengeschichte 284 ff. 142 Sommervogel li 617 ff.; Buxbaum 225 ff. 143 MHSJ Monumenta Ignatiana I/3 Nr. 1302. 144 MHSJ Monumenta Ingnatiana I/4 Nr. 2346 und 2349. Die letzte theologische Promotion, an der Canisius mitwirkte, war am 5. Februar 1552 (UA Georg. III/11 I,86). 145 Braunsherger I 331 f., 695 f., 715.
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zu besetzen. Zu Vorlesungen wurde jetzt der Bakkalar Georg Theander herangezogen146 . Vorübergehend fungierte der Dominikaner Johann Fabri, im Februar 1552 noch von Canisius zum Doktor promoviert147 , als Prodekan. Als solcher leitete er die feierliche Disputation des Michael Dornfogel am 13. Juli 1553148. Im Oktober dieses Jahres übernahm Michael Wagner als Ordinarius das Dekanat149. Sein Studium verdankte er seinem Lehrer Eck150. Schon den Studenten mußte indes die Fakultät zurechtweisen. Als er am 5. Mai 1544 um Zulassung zur Lizenz bat, - er legte dabei Empfehlungsschreiben des Eichstätter Bischofs und eines Würzburger Dekans vor - mußte ihm erst zur Auflage gemacht werden, das vorgeschriebene Studienpensum zu absolvieren und seine Konkubine zu entlassen. Obwohl er sein Studium nicht wie vorgeschrieben vollendet hatte, wurde einem erneuten Gesuch stattgegeben und er am 15. Mai 1544 zum Lizentiaten kreiert. Die Sentenzen sollte er nachträglich studieren151 . Sein Lebenswandel besserte sich anscheinend nicht. 1554 erhielt er 100 Gulden auf Widerruf, d. h. sofern er seinen Pflichten an der Fakultät eifrig nachkämeu12 • Dem Trunk ergeben, kümmerte er sich auch weiterhin wenig um die Fakultät, so daß im Jahre 1555 eine Erhöhung seines Gehalts abgeschlagen wurde163 . 1556, am 10. März, ernannte ihn Herzog Albrecht V. zum Pfarrer von St. Moritz. Am 2. Mai wurde er in sein Amt eingeführt154. - Sein literarisches Schaffen war nicht groß. Erhalten sind sechs Disputationen, die unter seinem Vorsitz gehalten wurden. Die Themen sind: Taufe, Buße, Glaube, Konkupiszenz und Bilderverehrung. Die "Apologie" seines Lehrers Eck übersetzte er ins Deutsche 165. Ihm hielt er auch die dritte Leichenrede156. 1562 ging Wagner nach Freising und übernahm dort das Amt eines W eihbischofs157 • 146 Dies wird durch eine undatierte Notiz in den Senatsprotokollen nahegelegt (UA D III 4, nach 472). 147 UA Georg. III/11 1,86. 148 UA Georg. III/11 1,86'. Die Disputation ist erhalten (UB 20 H.lit. 176, 16). 149 UA Georg. III/11 I,86'.Seine Aufnahme als Ordinarius geschah in der Senatssitzung vom 9. Oktober: In isto consilio nihil alium tractatum fuit quam qoud do.ctor Michael Wagner assumptus est in lectorem ordinarium theologie et corregentiam facultatis theologicae. Juravit ad facultatem et consilium ut moris (UA D III 7, 199'). tso Metzler, Tres orationes 41. 161 UA Georg. III/11 I,83'f.; D III 6, 143. 152 Prantl I 304. m Seifert, Texte Nr. 45. Ein Streit mit Theander wurde friedlich beigelegt (UA D III 7, 202'). 164 HStA Staatsverw. 3019, 1; OAE B 245, 199. 165 Wiedernano 643 f.: "Schutzred D. Ecken, als vil belangt Chur und Fürsten, Gaistlich und Weltlich, auch andere Christliche Stend betreffend." 156 Metzler, Tres orationes 41 ff.
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In den Sommerferien 1554 erhielt Georg Theander (Gotzman), seit 1548 Pfarrer von Unserer Lieben Frau158, seit 1553 Prokanzler, obwohl erst Bakkalar159, Lizenz und Doktorat. Am 7. September wurde er in die Fakultät aufgenommen, übernahm aber im folgenden Monat noch nicht das Dekanat, sondern ließ es ein zweites Mal von Wagner führen 160. Wir wissen nicht, welche Gründe ihn dazu veranlaßten. 1562 resignierte er auf die PfarreP61 . Möglicherweise war er durch seine Aufgabe an der Universität zu sehr in Anspruch genommen. Zur selben Zeit führte er mit dem Baroberger Bischof Verhandlungen über die Übernahme des Suffraganats162, die aber zu keinem Ergebnis führten. Trotz verschiedener anderer Angebote blieb er bis zu seinem Tode am 19. Januar 1570 als Professor an der Fakultät163 . - Sein besonderes Interesse galt den Psalmen. Diese legte er verschiedenen Disputationen als Thema zugrunde. 1546 erschienen seine Übersetzungen von zwei Werken des Hugo von Hohenlandenberg in Ingolstadt. Erhalten ist ferner die Totenrede, die er Friedrich Staphylus 1564 hielt1 64 • Schon 1553 bemühte sich Herzog Albrecht V. um die Rückkehr der Jesuiten. Die Sendung des herzoglichen Rats Wiguleus Hund nach Wien, wo sich Canisius aufhielt, zeitigte noch keinen Erfolg165. Deshalb wurde im folgenden Jahr Schweiker nach Rom geschickt. Er sollte die Berufung von Canisius und Gaudanus in die Wege leiten, dazu ein oder zwei andere Patres gewinnen. Ignatius konnte aber der herzoglichen Bitte nicht sofort entsprechen166. Erst nachdem über die gegenseitigen Bedingungen Einigkeit erzielt worden war167, teilte am 8. Juni 1556 der Ordensgeneral die Mission seiner Leute dem Herzog mit168. Am 157 Kobalt, A. M., Baierisches Gelehrten-Lexikon. Ergänzungen und Berichtigungen, 1824, 419. 1565 ist er dort gestorben (UA Georg. III/11 I,195'). us Am 4.1.1548 wurde im akademischen Senat über die Nachfolge Arnsbergers an der Marienkirche beraten (UA D III 7, 172'). Am 7. dieses Monats bat Theander vor diesem Gremium um die Pfarrei, erhielt zwar eine Zusage, mußte sich aber seine "schlimmen Sitten" vorhalten lassen (Seifert, Texte Nr. 37). Am 9. wurde er nominiert (UA D III 7, 172). 159 Seifert, Statutengeschichte 287. 160 UA Georg. III/11 I,88. 161 Mederer I 321. 162 StB Clm. 3018, 36. 163 UA Georg. III/11 I,195'. 1563 stand er z. B. mit dem Würzburger Domkapitel wegen der Dompredigerstelle in Verhandlungen. Es kam jedoch zu keiner Einigung (Wegele, F. X., Geschichte der Universität Würzburg, I 1882, 110). 184 Ungedrucktes Material findet sich noch in der Münchener Universitätsbibliothek (80 Cod. ms. 351). 165 Braunsherger I 425 f. 166 MHSJ Monumenta Ignatiana I/7 Nr. 4590 und Nr. 4638. 167 MHSJ Monumenta Ignatiana I/11 Nr. 6116 und Nr. 6562. 1&8 MHSJ Monumenta Ignatiana I/11 Nr. 6562.
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7. Juli kamen die Väter in Ingolstadt an. Am folgenden Tag wurden sie im Namen der Universität von Rektor Weber begrüßt. Wenige Tage später taten dies auch die Theologieprofessoren169. Couvillon und Thyräus waren für die theologische Fakultät bestimmt. Am 19. August, also noch während der Sommerferien, erhielten sie dafür die herzogliche Bestätigung. Gleichzeitig wurde ihre Aufnahme in den akademischen Senat verfügt, wie Canisius es vorgeschlagen hatte170. Johannes Couvillon, aus Lille stammend, war bis zu seiner Ernennung zum herzoglichen Vertreter beim Konzil von Trient 1562171 als Professor tätig. Obwohl er bei seinen Schülern Beifall fand 17z, versah er seine Professur nur ungern173. Es bedurfte verschiedener Mahnungen vonseitender Ordensoberen, mehr Eifer für seine Aufgabe zu zeigen174. Als Dekan leitete er dreimal die Fakultät. Aus seiner Ingolstädter Zeit sind sechs Disputationen erhalten, darunter eine von 1562, die sich mit der Autorität ökumenischer Konzilien beschäftigt175 • - Hermann Thyräus ging 1559 nach Trier176. Sein Nachfolger war Alphons Pisanus177 SJ aus Toledo. Am 12. Januar 1560 erfolgte von seiten des bayerischen Herzogs seine Ernennung178. Er promovierte am 27. April 1562 nach einer Disputation über die eucharistischen Gestalten seinen Ordenskollegen Theodor Peltanus zum Doktor, so daß dieser sogleich die Vorlesungen des Couvillon übernehmen konnte. Pisanus ging 1567 nach Dillingen179. Peltanus aus Pelta bei Lüttich hatte in Köln und Rom studiert und in Neapel Philosophie doziert, bevor er 1556 nach Ingolstadt kam und auch hier zunächst an der Artistenfakultät las180. Er war der erste 189 Braunsherger I 723; MHSJ Litterae quadrimestres IV 593. 110 Braunsherger II 6; UA Georg. III/11 I,91. 111 Sie erfolgte am 14. April {Ehses, Concilium VIII 619). Vgl. auch UA Georg. III!ll I,102 und HStA Jesuitica 1746, 28. 112 MHSJ Litterae quadrimestres V 572. 173 MHSJ Epistolae mixtae V 609; er wollte schon gegen Ende des Jahres 1556 von Ingolstadt wieder weg (Braunsberger II 27 f.). 174 MHSJ Monumenta Lainii II 271, 280. 175 Weitere Schriften s. Sommervogel II 1594. Die Ingolstädter Disputationen sind bei ihm nicht verzeichnet. 178 Eine Kurzbiographie: UB 40 Cod. ms. 819, 200. Die fünf Disputationen die er in Ingolstadt leitete, sind bei Sommervogel nicht verzeichnet {Sommervogel VIII 10 f.). 177 Duhr, Geschichte I 646, 662; Sommervogel VI 864; Hurter III 163. 178 Siehe dazu Anhang Nr. I. 179 Mederer I 303!. Mit Peltanus hatte er sich nicht gut vertragen (Braunsberger IV 513). - Neben seiner schon erwähnten Disputation sind weitere elf Thesenblätter von ihm erhalten. Sie behandeln u. a. den Ursprung der Hl. Schrift, die Kirche, das Fasten, die kirchliche Hierarchie und Themen aus der Bibel. 18o Duhr, Qeschichte I 661 f.; · UB 40 Cod. ms. 819, 208'. Sommervogel VI 458 ff.; MHSJ Monumenta Ignatiana I/11 523 ff.
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Jesuitenprofessor, der sein Theologiestudium in lngolstadt absolvierte. Zehn Jahre lehrte er Theologie, führte mit den anderen Kollegen abwechselnd als Dekan die Amtsgeschäfte der Fakultät und war zugleich Berater des Vizekanzlers Eisengrein181 • Aus gesundheitlichen Gründen bat er im Frühjahr 1572 um einen Nachfolger182 • Im Wintersemester 1572/73 entsprach die Ordensleitung seinen Wünschen. Peltanus wurde nach Augsburg versetzt183• Da er gerade Dekan war, führte Clenck die Amtsgeschäfte bis zum Mai weiter1B4• - Zu den Defendenten seiner zahlreichen Thesen zählten die späteren Professoren Alpbons Pinedanus (1563 Fasten) und Vizanus (1571 Gnade) sowie die schon lesenden Ordinarien Martin Eisengrein (1571 Gnade) und Albrecht Hunger (1571 Häresie). Sein Hauptwerk, die Akten des ersten Konzils von Trient, erschien 1576 in lngolstadt und war Herzog Albrecht gewidmet185 • 1564 ergänzten zwei weltliche Professoren, Clenck und Eisengrein, die Fakultät. Rudolf Clenck entstammte einer angesehenen Patrizierfamilie Bremens186• Als Protestant besuchte er die Universitäten Wittenberg, Königsberg, wo er Friedrich Staphylus kennenlernte, und Krakau. Am 3. Juni 1552 immatrikulierte er sich in Rostock. Dort schloß er mit dem Erwerb des Magistertitels sein Philosophiestudium ab. Am 3. September 1557 kam er nach lngolstadt und schrieb sich hier als herzoglicher Stipendiat ein187 • Nach kurzem Aufenthalt in Löwen zu kirchenrechtlichen Studien, die er hier mit der Lizenz beider Rechte abschloß, begann er im Mai 1559 in lngolstadt auf herzoglichen Befehl mit der kursorischen Bibellektüre188• Als er sich im folgenden Jahr die Lizenz erteilen ließ, wurde auf herzogliche Anordnung hin der ehemalige Ordinarius und jetzige Freisinger Suffragan Michael Wagner nach Ingolstadt geholt, um bei der Promotion zu assistieren. Es geschah dies "aus gewissen Gründen" 189 • Dahinter verbarg sich folgender Sachverhalt: Die Jesuiten waren der Ansicht, daß der ehemalige Protestant noch immer häretische Ansichten vertrete. Einer Nachricht des Canisius190 zufolge hatte Clenck Irrtümer hinsichtlich des päpstlichen Primats verteidigt und war dabei von Staphylus, dem
ARSJ Germ. 133 !1,311'. ARSJ Germ.134 1,121'; am bayerischen Hofe wünschte man außerdem seine Abberufung (ebd. 134 !1,439'). 183 ARSJ Germ. 134 !1,547. 184 UA Georg. III/11 1,123. 185 Sommervogel VI 463; vgl. auch Hurter 111 190 ff. 188 Pfleger, Clenck 45 ff. 187 Pölnitz, Matrikel 111 756. 188 UA Georg. III/11 1,98'. 189 So drückt sich das Dekanatsbuch aus (UA Georg. III/11 1,106'). 190 Braunsherger 111 554 ff.; vgl. auch ebd. 515. 181
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verheirateten Doctor bullatus, der auch theologische Vorlesungen halten durfte191 , unterstützt worden. Der Ordensgeneral selbst prüfte eine Schrift Clencks und beurteilte sie als häresieverdächtig hinsichtlich ihrer Passagen über das Papsttum192• Der Auftrag an Canisius, den Herzog darauf hinzuweisen, daß die Jesuiten nicht an der Promotion Clencks mitwirken würden193, wurde so nachträglich noch mehr gerechtfertigt. Um die Promotion Clencks durchzusetzen, schaltete sich Herzog Albrecht unmittelbar in das Fakultätsgeschehen ein und sandte ein Schreiben, das die Erteilung der Lizenz an Clenck ohne Mitwirken der Gesellschaft Jesu anordnete194• Die Fakultät gehorchte und vollzog die Promotion im Dezember in der geschilderten Weise. Am 10. Januar 1564 ging dem Superintendenten Staphylus ein herzogliches Mandat zu, Clenck in die theologische Fakultät aufzunehmen195• Acht Tage später vollzog die Fakultät den Willen des Landesherrn196, so daß Clenck jetzt alle Privilegien der Fakultät zuteil wurden. Wohl mit Rücksicht auf die Spannungen mit den Jesuiten übernahm Clenck nicht gleich eine Professur, sondern ging nach Eichstätt und wurde dort erster Regens des eben gegründeten Willibaldinums197 • Erst 1570 kam er nach Ingolstadt zurück und übernahm die Exegeseprofessur, der er später die Kasuistik hinzufügte198• Sein literarisches Werk umfaßt nur kleinere Arbeiten. 1564 verfaßte er eine Trauerrede auf seinen Freund Friedrich Staphylus. Außer einer Rede über das kanonische Recht hat er fünf Disputationen hinterlassen: über die Rechtfertigung, den Zölibat, die Werke, die Lossprechung und die Ehe. Seine überaus UA Georg. III/11 !,100. MHSJ Monumenta Lainii VII 60 f., 1. Mai 1563. Derselbe Brief kündigte die Abberufung von Pisanus und Peltanus an, die sich nicht der Meinung des Ordens angeschlossen hatten. Das Vorhaben kam jedoch, wie gezeigt, nicht zur Ausführung. 193 MHSJ Epistolae Nadal II 257; vgl. Braunsherger IV 146. 194 UA Georg. III/11 I, 105'. 195 Prantl II 248. 196 UA Georg. III/11 I, 107. 197 Reiter 166 ff. Es hat den Anschein, daß sich sein Verhältnis zum Orden auch später nicht gebessert hat. Als es nämlich in der Mitte der siebziger Jahre in Ingotstadt zu Reibereien zwischen den Jesuiten und den Seelsorgern aus dem Weltklerus kam, verfaßte der Lizentiat des Kirchenrechts auf Geheiß des Eichstätter Bischofs ein Privatgutachten, das sich deutlich gegen die Jesuiten, das heißt gegen ihre Seelsorgstätigkeit richtete. Das Schreiben geht ausführlich auf die frühere kirchliche Praxis ein. Unter Papst Bonifaz VIII. tauchte nämlich 1295 bereits die Frage auf, ob die Mendikantenorden ohne Erlaubnis des jeweiligen Ortsbischofs predigen und Beichten hören dürften. Da die Jesuiten ohne episkopale Lizenz dies tun, untergraben sie die kirchliche Disziplin. Deshalb ist der Heilige Stuhl zu unterrichten (Das Gutachten im Hauptstaatsarchiv Jesuitica 1746, 125 f. als Kopie). 1us Rotmar- Engerd 131'. Im selben Jahr wurde er Regens des Georgianums (Schmidt 95). Für seine Professur erhielt er 200 Gulden jährlich (StB Cgm. 3018, 26'). 191
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reiche Privatbibliothek, die nicht nur theologische Literatur enthielt1 99 und auch Werke von protestantischen Autoren verzeichnete, vermachte er 1577 der Universität, als er im Frühjahr in die Dienste des Herzogs von Braunschweig eintratf00 • Nach kurzer erfolgloser Tätigkeit bei der Rekatholisierung dieses Herzogtums starb Clenck am 6. August 1578. Martin Eisengrein, nach Eck und Canisius "die dritte Leuchte unter den Theologen Ingolstadts" 201 , stammte wie Clenck aus einem protestantischen Eltemhaus202 • Nach dem Besuch der Lateinschule seiner Heimatstadt Stuttgart bezog er die Universität Tübingen, anschließend immatrikulierte er sich noch als Protestant in Ingolstadt als Student der Jurisprudenz am 25. Mai 1553203 • Im folgenden Jahr schon treffen wir ihn in Wien, wo er konvertierte. Noch vor 1562 kehrte er nach Ingolstadt zurück, studierte Theologie und wurde im selben Jahr Pfarrer von St. Moritz204 • Am 10. Januar 1564 wurde er durch herzogliches Mandat205 in die Fakultät aufgenommen, obgleich er erst Lizentiat war. - Eisengreins akademische Lehrtätigkeit war von untergeordneter Bedeutung. Zahlreiche Reisen und die Ämter des Prokanzellariats und Inspektorats206 verhinderten eine kontinuierliche Arbeit an der Fakultät207 • Der Schwerpunkt seines Schaffens lag auf dem praktisch-seelsorglic hen Gebiet, an theoretischer Erörterung spekulativer Probleme der Theologie war er nicht interessiert. Seine schriftstellerische Tätigkeit-2°8 verband volkstümliche Belehrung mit konfessioneller Polemik und benützte häufig die Form der Predigt. Seine Homilien wandten sich unter anderem gegen die Agende des Chyträus, des Rostocker Professors, von der der Fakultät 1571 ein Exemplar zur Widerlegung vorgelegt worden war, gegen die Angriffe 199 Unter den 3517 Werken waren Historiker des 16. Jahrhunderts, römische Klassiker und deutsche und italienische Humanisten vertreten (Buzäs, Universitätsbibliothek, 39 f.). 2oo StB Cgm. 3018, 45. Es geschah mit herzoglicher Erlaubnis (Nuntiaturberichte III/5 383, 378). Engerd 120. 201 Rotmar 2o2 Eine Gesamtwürdigung bei Pfleger, Eisengrein. 2os Pölnitz, Matrikel I/1 703. 204 Rotmar- Engerd 122; 1572 resignierte er auf die Pfarrei (OAE B 245, 395). 205 Prantl II 248. 206 Prokanzler war er von 1570 bis zu seinem Tode 1578, und zugleich Inspektor, wie der Superintendent jetzt genannt wurde (Seifert, Statutengeschichte 290 f., 301 ff.). Als solcher hatte er keine leichte Mittlerstellung im Streit zwischen Jesuiten und Universität (Pfleger, Eisengrein 85 ff.). 2o1 1568 wurde er als Dekan von Torrensis vertreten (UA Georg. III/11 !,115'). Bei seinem dritten Dekanat 1575 machte er ins Dekanatsbuch keine Eintragungen (ebd. 133'). 2os Ein Verzeichnis seiner Schriften bei Pfleger, .Eisengrein 124 ff.
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der Protestanten auf die katholische Marienverehrung und das Papsttum. Als sein Hauptwerk kann man die "katholische Postille" ansehen, eine Sammlung von Erklärungen der sonntäglichen Evangelien von Advent bis Ostern, die nur Theologen seines Jahrhunderts entnommen sind. Was das Werk von den üblichen Postillen unterschied, war, daß der Autor hier auch die strittigen Lehrpunkte berücksichtigte. Eisengrein hatte damit dem katholischen Klerus reiches Material für die Unterweisung des Volkes in die Hand gegeben. Man wird die Bedeutung dieses Werkes erst recht einschätzen, wenn man weiß, daß der Klerus noch immer protestantische Predigtbücher benützte209 • Für die Geschichte der Universität ist Eisengrein noch dadurch bedeutsam geworden, daß er die bestehende unbedeutende Büchersammlung an der Universität, die durch die Jesuiten noch verringert worden war, durch die Erwerbung verschiedener großer Privatbibliotheken erweiterte. Durch seine Initiative kamen die Bücher des Augsburger Bischofs Johann Egolph von Knöringen, des Kanzlers Sirnon Thaddäus Eck, die Bücher des Theologen Eck enthielt, und Clencks in den Besitz der Universität. Auch seine eigene Bibliothek vermachte er der Hohen Schule, so daß die Sammlung den Erfordernissen der Zeit entsprach. Eisengrein kann daher als der eigentliche Begründer der Universitätsbibliothe k gelten210• Nach seinem Tode ließ ihm die Fakultät im theologischen Hörsaal eine Gedenktafel errichten, die ihn als "Geißel der Häretiker" der Nachwelt charakterisierte211 • Während Peltanus' Dekanat im Sommersemester 1567 übernahm Hieronymus Torrensis SJ die durch den Abgang des Pisanus freigewordene Professur und wurde für das folgende Semester zum Dekan gewählt212 • Der Katalane galt als besonderer Augustinuskenner. Als Professor in Dillingen hatte er seine "Confessio Augustiniana" herausgegeben, die mit der Lehre des Kirchenvaters vertraut machen sollte213 • 1575 verließ er Ingolstadt wieder214 • Durch den Tod Theanders war 1570 eine "weltliche" Professur freigeworden. Die Beratungen im Senat ergaben ein Votum für Albrecht Hunger, Lektor an der Artistenfakultät. Ein Schreiben an den Landesherrn sollte dessen Meinung erkunden215• Albrecht V. sprach sich 2oe Braunsherger IV 672, 727, 991. Selbst der Pfarrer der Universitätspfarrei St. Moritz entnahm seine Predigten protestantischen Vorlagen (Seifert, Texte 173). 21o Buzäs, Universitätsbibliotehe k, 35 f., 40. 211 UA Georg, III/11 I,197'. 212 UA Georg. 111/11 I,113'. 21s Sommervogel VIII 127 f. Das hier erschienene Schriftenverzeichnis ist hinsichtlich der Disputationen, die Torrensis in Ingolstadt gehalten hat, unvollständig. 214 Rotmar Engerd 156'; Duhr, Geschichte I 663. m UA Georg. 111/11 I,119.
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ebenfalls für Hunger aus, jedoch sollte er nicht als Ordinarius in der Fakultät nachrücken218 . Er war ja erst Bakkalar. Am 15. Juli wurde er Doktor217 und wohl gleichzeitig Ordinarius. Jedenfalls hatte er im Herbst, als er das erste Mal Dekan wurde, bereits diesen Titel218 • - Albrecht war der Sohn des Juristen Wolfgang Hunger. Er stammte aus Kelheim. Sein Philosophiestudium absolvierte er in Ingolstadt, wo er sich am 13. September 1557 einschrieb. Anschließend wandte er sich nach Rom und begann dort am Collegium Germanicum seine theologischen Studien. In Padua wurde er zum Bakkalar der Theologie kreiert. Nach Ingolstadt zurückgekehrt, lehrte er seit 1567 an der artistischen219 , seit 1570 dann 34 Jahre lang an der theologischen Fakultät. Zu den Schülern des herzoglichen Beraters und Kanonikers von Passau und Eichstätt gehörte auch Engerd, der von ihm in dem von Rotmar begonnenen Werk über die Hohe Schule rühmt, er habe seinen Zuhörern zu den besten Kommentaren noch zusätzliche Kenntnisse zu vermitteln gewußt220• Die letzten Jahre seines Lebens lehrte er offenbar nicht mehr, obgleich er Mitglied der Fakultät blieb221 • Er starb am 11. Februar 1604.- 1615 erschienen in Ingolstadt drei Bände seiner Reden, die er in seiner Eigenschaft als Prokanzler222 gehalten hatte. Ihr Wert besteht darin, daß sie uns Einblick in die Promotionsfeierlichkeiten aller Fakultäten geben, darüber hinaus vielerlei Streiflichter zum universitären Leben überhaupt. Erhalten sind von ihm ferner neun Disputationen. Sie behandeln Probleme wie Sünde, Glückseligkeit, Transsubstantiation, Kommunion unter beiden Gestalten, Menschwerdung Gottes und eine Verteidigung der Bibel gegen die Protestanten. Die 1569 in Ingolstadt erschienene Sammlung von Gebeten "Thesaurus precationum christianarum" enthält Texte von Laktanz, Gregor dem Großen, Beda, Hrabanus Maurus, Aeneas Sylvius und J ohann Engerd223 • Größere Werke sind von ihm nicht bekannt. 216 Die herzogliche Stellungnahme wurde am 11. Februar im Senat verlesen (D 111 7, 237). Ihr Inhalt ergibt sich aus einer Notiz des Dekanatsbuches (UA Georg. 111/11 1,119). 211 Rotmar- Engerd 136'. 21s UA Georg. 111/11 1,119'. 211 Mederer II 178; Gewold, Ad lectorem; Rotmar Engerd 134. 22o Rotmar- Engerd 137. 221 Ein Visitationsbericht von 1598 nennt ihn "emeritus". Er habe sich der täglichen Vorlesungen "begeben" (Seifert, Texte 479). Er wird aber weiterhin im Dekanatsbuch als Ordinarius bezeichnet und war auch nach 1598 noch Dekan (UA Georg. 111/1111,1,3,9). Vgl. auch die folgende Anmerkung. 222 Vizekanzler war er von 1578 bis 1604. Dazu versah er noch von 1578 bis 85 und von 1598 bis 1604 die Inspektur (Seifert, Statutengeschichte 291, 303 ff.). 223 Sicherlich hatte er einen Teil dieser Autoren in seiner reichen Privatbibliothek, die er nach seinem Tode der Universität vermachte (UA Georg. 111/11 II, Nr. 1). Vgl. auch Mederer II 179.
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Drei Jahre war Peltanus' Nachfolger Julius Priscianensis SJ Professor in Ingolstadt, von 1572 bis 75. In Ingolstadt trat der wohl aus Florenz stammende Pater224 seine erste theologische Professur an. Am 30. Oktober 1572 hatte er in Dillingen sein theologisches Studium mit dem Doktorat abgeschlossen und war am seihen Tag noch nach Ingolstadt abgereist225 • Aber seine endgültige Aufnahme in die Fakultät erfolgte erst im November 1574. Jetzt wurde ihm auch gleichzeitig das Dekanat übertragen226 • Der Grund für diese späte Rezeption war eine Kontroverse um den Professoreneid. 1571 verlangte Hoffäus dessen Aufhebung für die Professoren der Gesellschaft Jesu. Verhandlungen mit den herzoglichen Räten führten zu keinem Ergebnis. Priscianensis wurde deshalb nur auf Widerruf aufgenommen, so daß er zwar an Disputationen teilnahm und präsidierte, aber keine Vorlesungen hielt. Dazu hatte der Provinzial Hoffäus die Zustimmung verweigert227• Als den Patres schließlich der Professoreneid erlassen wurde und nur der Senatseid verpflichtend blieb228, stand der endgültigen Aufnahme nichts mehr im Wege229 • In seinen Vorlesungen griff Priscianensis vor allem kontroverstheologische Probleme-230 auf und dies in einer Weise, die dem Orden als zu frei erschien231 • Am 25. 9. 75 wechselte der Jesuit wieder nach Dillingen über23.!. Da mit ihm auch der kränkliche Torrensis die Universität verließ, kamen zwei neue J esuitenprofessoren, Lukas Pinellus und Gregor de Valentia233• - Pinellus234 übernahm einen Lehrstuhl für scholastische Theologie. Im August 1577 verließ er aber schon wieder Ingolstadt, nachdem er ein Jahr Regens des Albertinums gewesen war236, und ging nach Lothringen2st. Mit Gregor de Valentia kam 1575 ein Professor nach Ingolstadt237, der in seiner Bedeutung nur mit Eck vergleichbar ist. Der gebürtige Rummel 12; eine Kurzbiographie: UB 40 Cod. ms. 819, 201. Rummel 15; ARSJ Germ. 134 II,529. 22e UA Georg. III/11 I,127. 227 ARSJ Germ. 134 II,547. 22e Prantl I 240 ff. 228 Der Eid auf die Fakultätsstatuten blieb natürlich auch gültig (UA Georg. III/11 I,126'f.); OAE B 186, 13 f.). 2so Rotmar- Engerd 157. Engerd selbst hörte bei ihm Vorlesungen (ebd.). 231 Am 21. Juni 1575 berichtete der Kollegrektor Rabenstein an Merkurian, daß Priscianensis in Vorlesungen und Disputationen, für die er fast seine ganze Zeit verschwende, sich zu viele Freiheiten erlaube (ARSJ Germ. 136 I,251). 232 ARSJ Germ.136 I,377. 233 Im Herbst (ARSJ Germ. 136 I,464). 234 Kurzbiographie bei Sommervogel VI 802 mit Verzeichnis der Schriften (vgl. auch ebd. IX 771) und UB 40 Cod. ms. 819, 201'. 235 Rotmar Engerd 159. 238 OAE B 186, 42; Mederer II 34. 224
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Spanier hatte die Universitäten Salamanca und Valladolid besucht und dort Philosophie, Rechte und Theologie studiert. 1572 vom Ordensgeneral zum Professor für Deutschland bestimmt, kam er 1573 über Rom nach Dillingen, wo er zwei Jahre dozierte238. Am 20. Oktober begann er in Ingolstadt seine Vorlesungen239• Bis 1592 war er auf dem Katheder tätig, in diesem Jahr übernahm sein Schüler Gretser seinen Lehrstuhl. Valentia hielt jetzt bis 1597 nur noch gelegentliche Lektionen, da er ganz mit seinem Hauptwerk, den "Commentarii theologici" beschäftigt war240 . Unterbrechungen größerer Art waren durch verschiedene Reisen bedingt. 1581 reiste er mit dem Provinzial Hoffäus nach Rom, um an den ordensinternen Beratungen über die Erlaubtheit des Zinsnehmens teilzunehmen241 . 1591 war er Reisebegleiter des Herzogs Wilhelm V.242• 1594 wurde er zusammen mit Marianus von der Universität zum Reichstag nach Regensburg geschickt243. Der Südländer mit den feinen und klaren Gesichtszügen war ein anspruchsvoller Lehrer244, scheint aber bisweilen nur wenig Hörer gehabt zu haben. So beklagte er sich 1583 in einem Schreiben an den Ordensgeneral, daß er nur fünf Hörer habe, die obendrein nur geringe Fähigkeiten besäßen. Im selben Brief äußerte er deshalb den Wunsch, an einen anderen Ort versetzt zu werden245. Seinem Verlangen wurde im folgenden Jahr entsprochen und ihm Polen als neues Wirkungsfeld zugewiesen246 . Herzog Wilhelm V. ließ aber den Pater nicht frei, da er einen erneuten Niedergang der theologischen Fakultät durch dessen Abgang befürchtete247 • - 1591 gab er seine Schriften248 selbst heraus. Bis zu diesem Zeitpunkt waren es fünfzig, darunter allein 18 Diputationen. Neben den zahlreichen von der Kontroverse mit den Protestanten geprägten Schriften steht sein zusammenfassendes Werk "Analysis 237 Schon im Herbst 1574 hatte der Provinzial Hoffäus seine Versetzung nach Ingolstadt erwogen, da er das Dillinger Klima schlecht vertrug (ARSJ Germ. 135 II,502). - Biographisches: Hentrich, MoHnismus 4 ff.; Duhr, Geschichte I, 665 ff. 2ss Im September 1573 wurde er hier Lizentiat, im Oktober 1575 Doktor (Specht 301 A. 4). 239 UB 40 Cod. ms. 48, 327. 240 OAE B 186, 68; UA Georg. III/11 II,2. Er führte aber auch noch die Amtsgeschäfte des Dekanats (ebd. !,165'). 241 Bis zur Rückkehr am 26. Juni vertrat ihn Vizanus (OAE B 186, 48). 242 Prantl II 491; 1593 des Erbprinzen Maximilian (ebd.). 243 Romstöck 213 f. 244 UA Georg. III/11 I,201'. 245 ARSJ Germ. 161, 240. Er vertrug das Ingolstädter Klima auch schlecht (ebd.). 246 AOPM Mscr. XIII/I, 118' und 122; Valentia nahm mit Freuden die Entscheidung der Ordensleitung zur Kenntnis (ARSJ Germ. 163, 119'). 247 ARSJ Epp. ext. 28, 268; HStA Jesuitica 1748 II,236'f. 248 Das Verzeichnis bei Sommervogel (VIII 389 ff.) ist unvollständig.
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fidei catholicae" (1585), eine Gesamtdarstellung des katholischen Glaubensgutes und eine Orientierungshilfe angesichts der divergierenden Meinungen zwischen Katholiken und Protestanten. Es hat noch bis 1683 Gegenschriften hervorgerufen249• Sein Hauptwerk, die bereits erwähnten "Commentarii theologici", die vier Bände umfassen -sie waren Herzog Wilhelm V. gewidmet-, stellt einen Kommentar zur ganzen Summe des Thomas von Aquin dar, nimmt aber eine durchaus kritische Haltung ihm gegenüber ein. In seiner theologischen Forschung hat Valentia die Früchte der spanischen Theologie, die seit 1530 unberührt von der Unruhe der Reformation eine Synthese zwischen der Scholastik und dem Humanismus vollzogen hatte250 , nach Deutschland gebracht und mit dem Zurückgreifen auf Thomas der nachtridentinischen Theologie entscheidende Impulse gegeben251 • 1577 übernahm Christoph Parching SJ für drei Jahre eine öffentliche Professur, nachdem er schon seit 1575 im Jesuitenkolleg exegetische Vorlesungen hielt252• Als Dekan des Sommersemesters 1577 hat er im Dekanatsbuch keinerlei Aufzeichnungen hinterlassen. Am 29. Oktober 1578 leitete er die Disputation seines Ordensgenossen Richard Haller263• Im Januar 1579 respondierten unter seinem Vorsitz254 Scholl, Pollinger und Dietmair über die Messe.
Mit Bartholomäus Vischer bekam 1577 ein Lizentiat des Collegium Germanicum die Kasuistikprofessur, die Regenz des Georgianums und die Universitätspfarrei St. Moritz255 • Als er 1584 das Amt des Regensburger Generalvikars übernahm, war er einmal Dekan und Rektor und zweimal Vizerektor gewesen256. Caspar Franck, der 1578 eine Professur erhielt, stammte aus Ortrand in Meißen und studierte zunächst als Protestant in Wittenberg. Als Prediger der Grafschaft Haag von Eisengrein für den katholischen Glauben gewonnen, ließ er sich im Mai 1567 in Ingolstadt immatrikulieren. Am 25. Januar 1568 trat er öffentlich zur katholischen Kirche überm. Für kurze Zeit war er nochmals in der Grafschaft Haag tätig. Sommervogel VIII 393. In Salamanca wurde durch den Dominikaner Francesco de Vitoria, der seit 1526 las, die Summe des Aquinaten eingeführt (Höfer-Rahner X 823 f.). Vgl. auch Hentrich, Scholastik 294 ff. 251 Grabmann (Geschichte 168) sieht in Valentia den "Restaurator der Theologie in Deutschland". 252 OAE B 186, 23; am 26. August 1577 immatrikulierte er sich an der Universität (Pölnitz, Matrikel 1,1038). 253 UA Georg. III/11 I,142. 254 UA Georg. III/11 I,144; Sommervogel VI 372. 255 Während seiner ganzen Tätigkeit an der Fakultät war er Vorstand des Neuen Kollegs (Schmid 96). - OAE B 245, 458. 256 UA Georg. III/11 I,149'. 249
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Am 21. Februar 1572 wurde er zum Pfarrer von St. Moritz emannt, damit er seine Studien an der Universität fortsetzen konnte258 • Auf einer Romreise erwarb er 1575 in Siena den theologischen Doktorgrad. Nach Eisengreins Tod übemahm er 1578 dessen Lehrstuhl, den er bis zu seinem Tod 1584 innehatte259 • Francks Schriften260 lassen sich in drei Gruppen einteilen: Rechtfertigung seines Übertritts zur katholischen Kirche, Verteidigung der Kirche und Polemik gegen die Protestanten, schließlich Schriften pastoralen Inhalts. Mit den Jesuiten Otto Eisenreich und Mathias Mayrhofer kamen die ersten deutschen Jesuiten auf Ingolstädter Lehrstühle. - Eisenreich wurde nach seiner ersten Vorlesung als Lizentiat im September 1579 in das Professorenkollegium aufgenommen261 • Sein Nachfolger, der Valentia-Schüler Mathias Mayrhofer, las fünf Jahre als Lizentiat. Der Jesuit, dem die Professur Freude bereitete, wurde schon drei Jahre nach seiner Doktorierung durch Eiselin ersetzt. Von seiner Tätigkeit sind neben handschriftlichen Vorlesungsexzerpten fünf Disputationen erhalten über Sünde, gerechten Besitz, Restitution, Eid und Gelübde, sowie Menschwerdung~2 • Im Oktober 1584 wurden drei neue Professoren ernannt: Robert Turner, Peter Stevart und Paul Vizanus263 • Vizanus SJ aus Bologna lehrte vorübergehend schon 1580/81 an der Fakultät und vertrat dabei Gregor von Valentia zeitweise264 • Bereits nach zwei Jahren mußte er 1586 von seiner Aufgabe entsetzt werden, da er ihr gesundheitlich nicht gewachsen war265 • Der Engländer Turner, Student der Universität Oxford und des Germanicums, kam 1580 nach Ingolstadt und las im selben Jahr an der Fakultät266 • Seit 1584 Regens des Georgianums, übernahm er am 15. Januar 1585 die Kasuistikprofessur267, ließ sich 257 Paulus, Caspar Franck 545 ff. und 617 ff. Anläßlich seines Übertritts legten alle Senatsmitglieder außer zwei ein öffentliches Bekenntnis zur katholischen Kirche ab (UA Georg. III/11 I,114). 258 Rotmar Engerd 146; am 7. März fand die Investitur statt (OAE B 245, 395). m Rotmar- Engerd 146. 260 Verzeichnet bei Paulus, Caspar Franck, passim; Mederer li 84 ff. 1580 hatte Canisius den Wunsch geäußert, Franck möge sich in Schriften für die Verteidigung der Kirche einsetzen (Braunsberger VII 555). 261 UA Georg. III/11 I,144; Biographie bei Sommervogel III 372; 1582 ging er nach München an das Jesuitengymnasium (OAE B 186, 49). 262 Sommervogel V 365 ff. 263 UA Georg. III/11 1,149'f. 264 Siehe oben Anm. 241; UA F III, 22. Mai 1580. 265 ARSJ Germ. 166, 149. 266 Steinhuber I 262; UA F III 22. Mai 1580; 1581 übernahm er an der Artistenfakultät die Rhetorikprofessur (Seifert, Texte 343). 267 Schmid 96; UA Georg. III/11 I,150.
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II. Hauptteil
aber zwei Jahre später davon wieder befreierr268• Offenbar war ihm die Verbindung von Regenz in Eichstätt und Professur in Irrgoistadt zu beschwerlich. Theologisch bedeutende Werke hat er nicht verfaßt. 14 Reden wurden 1584 mit Erlaubnis des Dekans Caspar Franck in Irrgoistadt gedruckt. Zwei Kommentare befassen sich mit Matthäus Kapitel 23 und Apostelgeschichte Kapitel 2. Peter Stevart stammte aus Lüttich. Wie Turner absolvierte er sein Philosophiestudium in Rom, ging aber anschließend nach Ingolstadt und erwarb hier seine theologischen Grade269• Noch während seines Studiums wurde er von Bischof Martin von Schaumberg zum Leiter des Willibaldinums erannt, wo er gleichzeitig auch theologische Vorlesungen hielt und so seinen Aufgaben als Bakkalar nachkam270 • Mit seiner Ernennung zum Professor erfolgte auch seine Bestellung zum Pfarrer von St. Moritz271. Da die Einnahmen der Pfarrei nicht groß waren, erhielt er von der Universitätskammer 1598 einen Zuschuß von 50 Gulden "aus gnaden und khainer gerechtigkheit"272 • Stevart hat sich als Exeget einen Namen gemacht. Zu fast allen Briefen des Neuen Testaments hat er Kommentare geschrieben, die er in den meisten Fällen in Thesenform herausgab. Der Schwerpunkt dieser Arbeit lag dabei auf den Paulusbriefen. Daneben beschäftigten ihn Taufe, Beichte, Ehesakrament, Realpräsenz und kirchliches Amt. Für den Jesuitenorden schrieb er 1594 eine Verteidigungsschrift, "Apologia pro societate Jesu", die im gleichen Jahr eine deutsche Ausgabe erlebte. Die vakante Kasuistik-Professur übernahm 1587 der Pfarrer der Marienkirche, Lorenz Eiszeph. Seit Ende der Sommerferien ergänzte er das Kollegium273• 1590 wurde er mit herzoglicher Erlaubnis Suffragan von Eichstätt274 • Außer Gratulationsgedichten in lateinischer Sprache275 ist von ihm nichts gedruckt erhalten. Nur zwei Jahre lehrte Georg Everhard SJ in Ingolstadt. Am 4. Januar 1589 kam er als Lizentiat von Dillirrgen und kehrte im April noch einmal dorthin zurück, um sich den Doktorgrad erteilen zu lassen27•. 268 UA D III 8, 66 ff. 69; seit 1586 war er Präses des Eichstätter Willibaldinums (Reiter 171 ff.). 268 Am 20. November 1571 kam er nach Ingolstadt (UA G IX 1/1, 1. Mai 1598). Zwei Tage später immatrikulierte er sich (Pölnitz, Matrikel I 967). 270 Reiter 169 f. Für 1580 ist auch eine Römerbriefvorlesung von ihm in Ingolstadt nachweisbar (UA F III, 22. Mai 1580). 211 UA G IX 1/1, 1. Mai 1598; am 7. Mai erfolgte die Investitur (OAE B 245, 520). 212 Seifert, Texte 480. 273 Am 26. August hielt er seine Antrittsvorlesung (UA Georg. III/11 1,152'). 274 UA Georg. III/11 I,156'. 275 StB Clm. 4795, 16 f. 276 Er wurde privat doktoriert (OAE B 186, 58). Vgl. AOPM Mscr. VI 18, 61'.
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1590 wurde er als Rektor an das Regensburger Gymnasium berufen, dem er vier Jahre vorstand277 . 1595 kehrte er nochmals nach Ingolstadt zurück und las ein Jahr Kasuistik278.
Ebenfalls von der Schwesteruniversität kam der Schwäbisch-Gmünder Jesuit Michael Eisclin2711 • Erst nach einem Jahr, nämlich 1591, wurde er Mitglied der Fakultät und gleichzeitig Dekan280 . In seiner dreizehnjährigen Amtszeit leitete er sieben Disputationen281 und ging dann wieder nach Dillingen zurück. Im selben Jahr wie Eiselin wurden auch J ohann Riepel und Christoph Marianus Professoren. Marianus las während zwei Jahren auf herzogliches Geheiß hin Kasuistik282 • Der Weltkleriker Riepel, Pfarrer von St. Marien, wurde 1591 nur probeweise von der Fakultät zugelassen283 . Erst drei Jahre später wurde er einstimmig als Ordinarius in das Fakultätskollegium aufgenommen284 • Riepel blieb bis 1600 und ging dann nach Landshut285 . Von seiner akademischen Tätigkeit ist eine Disputation erhalten, die den Stadtvätern von Landshut gewidmet ist und Krieg und Duell zum Thema hat. Zu den geringen Einnahmen von der Pfarrei erhielt er von der Universitätskammer 100 Gulden und ebensoviel von der herzoglichen Kammer%8&. Zur Entlastung Valentias übernahm 1592 Jakob Gretser SJ den Lehrstuhl für scholastische Theologie. Der kongeniale Schüler Gregors aus Markdorf lehrte vorher im Ordenskolleg in Freiburg/Schweiz, seit 1588 in Ingolstadt an der philosophischen Fakultät287 . Da Valentia nach 1592 noch an der theologischen Fakultät tätig war, wurde Gretser erst am 15. Mai 1597 Vollmitglied der Fakultät. Erst jetzt wurde er auch voll stimmberechtigt, während er vorher nur nach Entscheidung der Fakultät in wichtigen Fällen seine Stimme abgeben durfte. Nur in Abwesenheit eines Professors durfte er in jedem Fall mit entscheiden288. Gretser war ein überaus fruchtbarer und vielseitiger Romstöck 84. 278 StB Clm. 27332/I,201. 279 OAE B 186, 62; AOPM Mscr. VI 18, 61'; UB 40 Cod. ms. 819, 206'. 280 UA Georg. III/11 I,158. 281 Sommervogel III 370. 282 UA Georg. III/11 I,156'; StB Clm. 27322, 201; OAE B 186, 65. 283 UA Georg. III/11 I,158': "Susceptus est ... ad professionem vero scholasticae theologiae ad probationem, ut loquuntur, si videlicet muneri huic et expectationi de se conceptae satisfaceret, reverendus dominus Joannes Riepelius, parochus beatae virginis." 284 UA Georg. III/11 I,161'. 286 Mederer II 164. 288 Seifert, Texte 480. 287 OAE B 186, 68; AOPM Mscr. VI 18, 61'; Duhr, Geschichte I 668 ff. 288 UA Georg. III/11 I,165. 211
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Schriftsteller. Die Zahl seiner Werke, deren Abfassung größtenteils in das 17. Jahrhundert fällt, übersteigt dreihundert28 9 • Sie umfassen alle Teile der Theologie: um die modernen Begriffe zu gebrauchen, Dogmatik, Moral, Patrologie, Liturgik, Kirchengeschichte290 und natürlich Kontroverse. Er war der erste Jesuit, der in die Polemik gegen Hasenmüllers Jesuitengeschichte eingriff. Seine Verteidigung des Jesuitenordens "Historia ordinis jesuitici ... refutata" erschien 1594 in Ingolstadt. Sein theologisches Hauptwerk "De cruce Christi" von 1598 erlebte nach zwei Jahren schon eine zweite Auflage. Einen auffallend häufigen Wechsel erlebte die Kasuistikprofessur um die Jahrhundertwende291 • Von Marian übernahm sie für ein Jahr 1593 Caspar Torrentinus SJ. Ihm folgte Andreas Sylvius292 • Georg Everhard wurde bereits erwähnt293 • Veit Michael vertrat die Professur für zwei Jahre als Weltkleriker und übernahm 1598 die Pfarrei Hofkirchen29 4• Ab dieser Zeit lehrten wieder Jesuiten dieses Fach. Zunächst von 1598 bis 1600 Mattbias Mayle aus Stockach296, dann Hugo Rott296 • Eine Ausnahme machte die vierjährige Professur des Jakob Keller SJ, der einmal auch Dekan der Fakultät war297• Nur kurze Zeit lehrte ein Franziskaner. Eine Anregung von seiten der Räte aufnehmend298 , berief Herzog Wilhelm V. 1581 den Leidener Franziskaner Gottfried Fabricius299 • Fabricius starb aber noch im gleichen J ahr300 • Für das Ansehen einer Fakultät ist das Professorenkollegium von entscheidender Bedeutung, deshalb war man am Hofe stets bemüht, für Ingolstadt gute Lehrer zu gewinnen. Indes, oft mußte man froh sein, überhaupt jemanden zu finden. So stellte auch der Beginn nur ein Provisorium dar, da Wiener Professoren erst nach hohen Gehaltsversprechungen an die unbekannte neue Schule kommen wollten. Das lange Wirken der ersten beiden Ordinarien enthob den bayerischen Sommervogel III 1473 ff. Als Historiker hat Gretser auch unbekanntes Quellenmaterial veröffentlicht (Duhr, Jesuiten als Historiker 62 ff.). 291 StB Clm. 27322/!,201 verzeichnet die Professoren. 292 Romstöck 400 ff. 293 Siehe S. 48 f. 294 UA Georg. III/11 !,167. Auch er war wie die weltlichen Kasuistikprofessoren vor ihm Regens des Georgianums (Schmid 97). 295 Romstöck 221 ff. 2110 Bis 1601; vgl. Romstöck 322 ff. 287 UA Georg. III/11 II,13; OAE B 186, 113. 288 1576 schlug eine Visitationskommission vor, einen oder zwei Franziskaner zu berufen (Seifert, Texte 343). 299 Am 21. 6. 81 nahm die Universität die Berufung des Paters zur Kenntnis (StM GL 1477/4, 171). aoo Rotmar- Engerd 166'; Mederer II 78. 289
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3. Die Vorlesungen der Professoren
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Herzog für die ersten Jahrzehnte der größten Sorgen, doch gelang es nicht, einen dritten zu gewinnen, ja, nach dem Abgang Plümels war die Fakultät verwaist. Alle Anstrengungen, Nachfolger zu bekommen, waren zunächst umsonst. Drei Dezennien später bietet sich das gleiche Bild, nachdem Eck der Fakultät in der Zwischenzeit einen Namen verschafft hatte. Auch jetzt verläßt der letzte Ordinarius Ingolstadt, um ein kirchliches Amt zu übernehmen. Die Predigerstelle in Bruchsal beziehungsweise das Suffraganenamt in Freising war wichtiger als das Fortbestehen der Fakultät. Wiederum muß der bayerische Herzog erkennen, welch geringes Interesse an Ingolstadt besteht. Er muß tief in die Tasche greifen, bis sich der Dominikaner und Weihbischof Fannemann herbeiläßt, nach Ingolstadt zu kommen. Es mußte ja eine hohe kirchliche Stellung aufgegeben werden. Von ihm durfte also nicht viel Einsatz erwartet werden. So konnte aber die Fakultät nicht dem kirchlichen Wiederaufbau dienen. Sie mußte erst selbst erneuert werden und in ihrem Bestand gesichert sein. Hier hat der Jesuitenorden Entscheidendes geleistet. In die weiten Planungen des Ordens einbezogen, hatte Ingolstadt jetzt immer gut ausgebildete Professoren, die Fakultät mußte es sich aber gefallen lassen, daß sie nach den Wünschen und Vorstellungen des Ordens geschickt und abberufen wurden, was nicht immer auch für die Ingolstädter von Vorteil war. Zwei Ordinarien haben der Fakultät hohes Ansehen erworben: Eck und Valentia. Beide bestimmten etwa eine Generation lang die Geschicke der Fakultät mit. Zu dieser äußerlichen, rein zufälligen Parallelität, die für Valentia einen gewissen Zwang darstellte, da er ja schon früher von Ingolstadt weggehen wollte, kommt hinzu, daß beide ein besonders gutes Verhältnis zu ihrem Landesherrn hatten. Man wußte am Hofe offensichtlich, wen man an ihnen hatte, denn beide haben ganz im Sinne des bayerischen Herrscherhauses für die Reform der Kirche gearbeitet und die Ausbreitung der Lehre Luthers zu verhindern gesucht.
3. Die Vorlesungen der Professoren Die "lectio doctoralis", auch "ordinaria" genannt, war ein Vorrecht des Doktors1 • Sie war für den Studenten bis zum Erwerb der Lizenz verpflichtend und trug damit deutlich das Schwergewicht gegenüber den bakkalaren Vorlesungen, die nur von Nichtgraduierten gehört wurden. Mit der täglichen Lektion trug der Magister - eine Bezeichnung, die in der Frühzeit der Fakultät durchaus noch für den Doktor 1 Dies verlangten gemäß den Universitätsstatuten von 1472 (Mederer IV 67) auch die Fakultätsstatuten (Prantl II 58). Obgleich die allgemeinen Statuten von 1522 (Mederer IV 194) und 1556 (Prantl II 194) an der Qualifikation festhielten, kam es in späterer Zeit gelegentlich vor, daß Lizentiaten lasen.
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der Theologie geläufig ist - den Hauptanteil des theologischen Unterrichts. Es ist dies eine gegenüber Paris nicht zu übersehende Bedeutungsverschiebung. Dort bestand für den Ordinarius nur die Verpflichtung, innerhalb von vierzehn Tagen wenigstens eine Vorlesung zu halten2 , eine Zahl, die sich später noch weiter reduzierte, so daß 1521 nur noch eine einzige pro Jahr vorgeschrieben war3 • Ein Blick auf die Wiener Statuten läßt deutlich werden, daß hier eine Neuorientierung vorgenommen wurde4 , die dann auch für Ingolstadt in der stärkeren Verpflichtung des Magisters bedeutsam wurde. Welche Gründe zu dieser Umstrukturierung des theologischen Unterrichts führten, darüber sind wir nicht unterrichtet. Jedenfalls wurde er jetzt wieder im wesentlichen vom vollpromovierten Fakultätsmitglied getragen. Damit war die starke Fluktuation beseitigt, die durch die kurze Tätigkeit des Bakkalars bedingt war, der nur zwei bis drei Jahre seines Studiums, wie noch zu zeigen sein wird, als Lernender selbst las. Gewiß hat zu dieser Veränderung auch die Überlegung beigetragen, daß der Doktor in der Regel doch mehr Sachkenntnis zu bieten hatte als der noch lernende Bakkalar. Erwartet man angesichts dieses Tatbestandes umfangreiche statutarische Bestimmungen, so sieht man sich bald getäuscht. Außer der Zuweisung der ersten Stunde des akademischen Tages für diese Vorlesungen und der Mahnung, sie nicht für Angriffe auf Kollegen zu mißbrauchen5 , findet sich sonst kein weiterer Hinweis. Die institutionsund literargeschichtliche Rekonstruktion muß deshalb auf anderen Quellen aufbauen und kann an dieser Stelle nicht die gegenseitige Abhängigkeit von Statuten und Praxis berücksichtigen.
a) Tageszeit und Häufigkeit Eine ordentliche Vorlesung hatte an jedem "dies legibilis", -Sonnund Feiertage, Feste und die Ferien also ausgenommen - stattzufinden, wie schon gesagt wurde. Ob dies geschah, läßt sich für die Zeit vor den Jesuiten nicht feststellen5a. Erst für das Jahr 1551 erfahren wir, daß an der Fakultät täglich gelesen wurde, aber jeweils nur eine Stunde. Die Professoren wechselten sich so ab, daß nicht jeder jeden Tag zu lesen hatte6 • Zu dieser Zeit waren die Jesuiten bereits seit zwei 2 Denifte Chatelain IV 718; diese Regelung war schon seit langem so üblich. s Thurot 159. 4 Kink II 99. s Prantl II 58, 60. sa Es fehlen nämlich für diese Zeit jegliche diesbezüglichen Quellenzeugnisse. Adorf hatte zwar die Auflage von Herzog Ludwig bekommen, an jedem gewöhnlichen Werktag eine Vorlesung zu halten, aber wir wissen nicht, wie weit er dieser Verpflichtung tatsächlich auch nachkam.
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Jahren an der Fakultät tätig und durch die Professoren Canisius und Gaudanus vertreten. Seit 1554 wirkten an Stelle der abberufenen Jesuiten die Weltkleriker Theander und Wagner als Ordinarien an der Fakultät. 1556 kamen die Jesuiten endgültig und erhielten zwei Lehrstühle eingeräumt. Somit waren jetzt vier Professoren an der Fakultät. Die Zahl verringerte sich für den zu betrachtenden Zeitraum von jetzt an nicht mehr. Canisius, bei der zweiten Ankunft des Ordens nicht mehr Professor, wohl aber in Ingolstadt immer wieder anwesend, um organisatorische Fragen zu entscheiden, forderte 1556, daß die bisherigen Ordinarien, Theander und Wagner, beide täglich lesen sollten. Das galt auch für die zwei Jesuiten7 • Gegen diese Vorstellungen erhob sich anscheinend bald Widerstand, der wohl von den beiden bisherigen Ordinarien kam. Das Schreiben Hunds, das der Universität die Vorschläge Canisius' bekanntgab, trägt nämlich am Rande der genannten Forderung von anderer Hand den Satz: "Hoc variandum est8." Als kurze Zeit später, etwa Mitte August, Canisius in einem Schreiben auf die Schwierigkeiten mit dem Theologiestudium in Ingolstadt einging, wurde diese Forderung fallengelassen9 • Die endgültige Entscheidung erfolgte am 19. August 1556 durch den Herzog. Er bestimmte, daß beide Weltkleriker, die zugleich Stadtpfarrer waren, abwechselnd lesen sollten und damit nur jeden zweiten Tag erscheinen mußten. Die gleichzeitig erfolgte Mahnung, den Vorlesungen fleißig nachzukommen, legt den Schluß nahe, daß das bisherige Alternieren nicht regelmäßig befolgt wurde. Die Jesuiten hatten nach dieser Regelung täglich zu lesen10 • Durch die Patres war die Zahl der Legenten auf vier angewachsen. Es wurde daher unmöglich, alle ordentlichen Vorlesungen auf den Vormittag zu verlegen, ohne die Sententiare zu verdrängen. Canisius machte deshalb den Vorschlag, Theander und Wagner sollten nachmittags lesen. Den Jesuiten, die ja täglich zu lesen hätten, sei eine Vorlesung zu dieser Zeit nicht zuzumuten. Gleichzeitige Vorlesungen kamen nicht in Frage, da der Student ja alle Vorlesungen aller Professoren hören mußte11 • Da zu befürchten stand, daß die beiden Weltkleriker durch den jesuitischen Vorschlag verärgert und noch weniger lesen würden, machte der Kämmerer, der Mediziner Johann Agricola12, den Vorschlag, die alten und neuen e Das geht aus der Neufestsetzung der Vorlesungen für den Sommer hervor, die durch Canisius als Rektor angeordnet wurde (Braunsherger I 353). Allein Gaudanus las jeden Tag (ehd. I 348). 7 Braunsherger II 5. s Braunsherger II 5 A. c. Das Schreiben trägt das Datum des 6. August 1556. • Braunsherger II 9. 10 HStA Jesuitica 1746, 18. u Braunsherger II 9 Canisius an Schweicker, Mitte August 1556. 12 Seifert, Statutengeschichte 506.
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Professoren sollten abwechslungsweise am Vormittag lesen. Seinen Vorstellungen zufolge sollte im Sommer früh um sechs und acht, im Winter um sieben und neun Uhr gelesen werden, nachmittags während des ganzen Jahres um zwei Uhr13. Die herzogliche Entscheidung schloß einen Kompromiß. Am Vormittag hatten danach zwei Vorlesungen stattzufinden. Die beiden Pfarrer behielten die bisherige Zeit bei: im Sommer um sechs, im Winter um sieben Uhr. Die Jesuiten schlossen unmittelbar an diese Lektion an, nachmittags war ihnen die Zeit zwischen ein und zwei Uhr unabhängig von der Jahreszeit zugeteilt14 • Die Jesuiten hielten sich an die herzogliche Verordnung16 , wenngleich ihnen die Verpflichtung nicht immer leicht fiel. 1564 beklagte Peltanus die ungünstige Nachmittagszeit und die tägliche Vorlesung, nachdem er fünf Monate lang wegen einer Krankheit nicht gelesen hatte16• Eine Ausnahme machte zunächst nur Couvillon, er brauchte wegen seiner schlechten gesundheitlichen Verfassung nur dreimal in der Woche zu lesen. Während der Fastenzeit bestand er aber auf der täglichen Vorlesung16a. In den späten sechziger Jahren trat eine Änderung ein, deren Ergebnis in einer Vorlesungsnachschrift des Torrensis sichtbar wird. Er begann am 14. Februar 1570 als Dekan das dritte Sentenzenbuch zu lesen. Bis zu den Sommerferien am 15. Juli hat er siebzig Mal gelesen. Rechnet man die Osterferien ab, ergibt sich eine Durchschnittszahl von etwa vier Vorlesungen pro Woche17• Schlechte Gesundheit18 zwang ihn später die Zahl noch weiter zu verringern. 1575 las er nur noch dreimal in der Woche. Sein Konfrater Priscianensis las dagegen täglich1s, fünfmal in der Woche, da der Donnerstag von diesem Jahr an von Vorlesungen freigehalten wurde20 • Die Weltkleriker kamen auf Grund des Alternierens auf höchstens je drei Stunden pro Woche. Mehr glaubte man indes an der Universität ihnen zusätzlich zu ihren pfarrlichen Pflichten nicht aufbürden zu dürfen, obwohl man ihre akademische Tätigkeit als unbefriedigend ansah21 • Ihre Stundenzahl Braunsberger II 12 f. HStA Jesuitica 1746, 18. 15 MHSJ Litterae quadrimestres V 902; Braunsberger V 716. 16 Braunsberger V 716. 16a Braunsberger li 210 ff. 17 UB Cod. ms. 69, 199 ff. Die gleiche Zahl ergibt sich für die Zeit vom 1. September 1570 bis 20. Februar 71 (ebd.). ts Am 21. Juni 1575 berichtete Rabenstain nach Rom, daß Torrensis von seiner Aufgabe als Professor gesundheitlich überfordert sei (ARSJ Germ. 136 1,251). 19 ARSJ Germ.136 1,70. 20 UA Georg. III/11 1,129. Dem Beschluß war allerdings die Einschränkung beigefügt, daß in einer Woche, in der "mehr als gewöhnlich" Vorlesungen ausfielen, auch an einem Donnerstag gelesen werden dürfe. 21 StB Cgm. 3018, 18 (11. März 1562). 13
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hat sich später etwas erhöht: 1571 las Clenck neben seiner außerordentlichen Kasuistikvorlesung dreimal und Hunger viermal12 • Die noch nicht in das Vorlesungsverzeichnis aufgenommene Moralvorlesung unterschritt die bisher angegebene Vorlesungsfrequenz noch. Eine Nachschrift der Jahre 1577 bis 1580, die am Ende das jeweilige Stundendatum angibt, macht deutlich, daß pro Woche eine Stunde gehalten wurde23 • Später erhöhte sich die Zahl. 1591 las Marianus dreimal und hielt dazu noch eine wöchentliche Repetitionn.
b) Lehrbücher und Lehrstuhlentwicklung Vorlesungsstoff und Lehrstuhlentwicklung sind eng miteinander verknüpft. Das Eindringen des Lombarden in den theologischen Unterricht in der Hochschulscholastik25 führte 1252 in Paris zu einer statutarischen Fixierung, die die Sentenzen zu einer notwendigen Voraussetzung für den Erwerb des theologischen Bakkalariats als zweites Lehrbuch neben der Bibel deklarierten28 • Diese Zweigliedrigkeit blieb für Wien und Ingolstadt für die Bakkalare aus den Statuten ersichtlich, nicht so freilich für die Doktoren. Ihnen wurde kein Lehrbuch vorgeschrieben. Über die Bibellektur der ersten beiden Ordinarien sind wir gut unterrichtet. Am 22. Februar 1473 kurz nach der Promotion zum Doktor begann Adorf mit der Vorlesung zum Johannesevangelium27 • Wie lange er damit beschäftigt war, wissen wir indes nicht. Zingel, der seit Dezember 1474 in Ingolstadt weilte, begann am 9. Januar 1475 seine Vorlesungen. Er las Ecclesiastes (Prediger). Für die zwölf Kapitel umfassende alttestamentliche Schrift brauchte er bis 17. Dezember 147928 • Im folgenVgl. das Vorlesungsverzeichnis von 1571 (Seifert, Texte Nr. 78). Nur für die ersten Monate liegt die Zahl etwas höher: Vom 24. November 1577 bis 13. Juli 78 fanden 39 Vorlesungen statt. Dabei wurde im April eine dreiwöchige Unterbrechung gemacht. In den 23 Wochen vom 24. August 1578, dem Ende der Ferien, bis 1. Februar 1579 - in der Weihnachtszeit wurde vierzehn Tage unterbrochen - fanden 23 Vorlesungen statt. Eine Wochenstunde ergibt sich auch für die nachprüfbare Zeit vom 10. Januar 1580 bis 16. Juli. Die Vorlesung, deren Hauptgegenstand die Zehn Gebote sind, ist in der Staatsbibliothek München erhalten (Clm. 28574, 121 ff.). 22
2s
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OAE B 186, 65 f.
Landgraf 34; Grabmann, Scholastische Methode II 397 f.; ders., Geschichte 40; Denifte - Chatelain I 473. Chatelain I 226; vgl. auch ebd. II 692 u. a. 26 Denifte 27 UA Georg. III/11 !,4. 28 Die Vorlesung ist in der Münchner Universitätsbibliothek erhalten (20 Cod. ms. 42). Blatt 1 trägt den Vermerk: "Rune librum incepi legere anno domini 1475 et fuit primus liber, quem legi in universitate Ingolstatensi." - "Finivi Ecclesiasten anno domini 1479, 17 die Deeembris et Ieeeionern eius anno domini 1475 die nona Januarii incepi (527')." - Die Arbeit an dieser Exegese hat Zingel ohne Zweifel schon in Wiep 'begonnen. 25
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den Jahr exegetisierte er einen Brief des Neuen Testamentes, den Hebräerbrief, den er bis 1497 las•. Schwieriger gestaltet sich die Frage, welches Lehrbuch Zingel für die scholastische Vorlesung benützte, ja, ob er überhaupt nach 1497 solche Vorlesungen hielt. Aus der "Expurgatio", die die Universität 1505 dem von Locher angegriffenen Theologen zuteil werden ließ, erfahren wir nur, daß er den Aquinaten nicht verachte30• Ob er ihn tatsächlich las, muß offen bleiben. Die Wahrscheinlichkeit spricht eher dagegen, da Zingel in Wien ja nur die Sentenzen als Lehrbuch kennengelernt hatte31• Adorf legte seinen Vorlesungen die thomistische Summe zugrunde32• Möglicherweise hatte er schon in Leipzig dazu Vorlesungen gehört. Die dortige Fakultät gehörte ja zu den Vorkämpfern dieses Lehrbuches. Seit 1502 gab es hier eine regelmäßige eigene Vorlesung "in partibus beati Thome"33• Ingolstadt stand mit den Bemühungen um die Summe, die freilich noch nicht von Dauer sein sollten, nicht allein da. In Köln wurde seit 1483 täglich eine Stunde die Summe gelesen34• In Löwenss und FreiburgM wurden zu Ende des Jahrhunderts Versuche gemacht, Thomas als Lehrbuch, nicht nur als Autorität neben anderen, heranzuziehen. Mit Ecks Eintritt wird ein breiteres Vorlesungsangebot exakter faßbar. Eck begann am 13. November 1510 seine Tätigkeit an der Fakultät mit einer Rede über die Hoffnung jener selig zu werden, die ohne Kenntnis der christlichen Lehre und ohne getauft zu sein, dem natürlichen Gesetz folgen37• 1511 interpretierte er - sich Skotus anschließend38 --die Sentenzen. Wir haben damit den ersten Nachweis für die 29 Auch diese Vorlesung hat sich erhalten (UB 20 Cod. ms. 41). Die erste Textseite trägt das Datum 1480 (5). Am Schluß: "Hanc epistolam ad Hebreos finivi legendo in studio Ingolstatensis (!) decima Novembris anno 1497" (571). Zur Beschreibung beider Handschriften Zingels vgl. Lehmann - Glauning 91 ff. - Eck hatte diese Vorlesung zur Hand. Er zitierte daraus in seinem Chrysopassus (V 34) eine Stelle, an der Zingel auf Römer 8 Vers 38 f. eingeht. so Expurgatio rectoris 7 f. 31 Wappler 25 f. 32 Mederer 69 f.; UB 80 Cod. ms. 351, 113'-114. 33 Dies verlangte die Fakultätsreform von November 1502 (Stübel 263; Kirn 30). 34 Löhr, Die Kölner Dominikanerschule 17. 35 De Jongh 82. Erst 1596 wurde die Summe offizielles Lehrbuch (ebd.). 36 Hier hatte die Themaserklärung vor allem bei den Dominikanern ihre Vertreter. Sie wurde aber von der Universität noch nicht gern geduldet. Erst nach 1540 setzte sich das Themasstudium durch (Bauer 120 f.). - In Wien dagegen setzte sich Thomas erst im 17. Jahrhundert durch. 37 Wiedemann 32. 38 Der Minorit, der zwei Kommentare zu den Sentenzen verfaßt hatte, gehörte zu den von Eck bevorzugt benützten Autoren (Greving, Eck als junger Gelehrter 35, 101).
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Benützung des Lombarden durch Ordinarien der Ingolstädter Fakultät. Die Beschäftigung mit Skotus hatte Eck angeregt, sich näher mit dem Problem der Prädestination zu befassen. Das Ergebnis seiner Arbeit legte er 1512 als Vorlesung39 vor. Sie fand so viel Beifall, daß Eck sie auf Anraten des Juristen Hieronymus de Croaria 1514 als Buch herausgab40. Die jetzt in den Mittelpunkt dE.'s Interesses rückende Frage der Erlaubtheit des Zinsnehmens berücksichtigte Eck 1514 auch in seiner Vorlesung. Daneben behandelte er Eid, Gelübde, Beichte, Sakramente und Gemeinschaft der Heiligen nach Gerson und Geiler von Kaysersberg41 • Über die Methode dieser Lektionen können wir nichts Genaueres sagen, da sich keine Nachschrift erhalten hat. Die stark seelsorglich ausgerichtete Arbeit beider Autoritäten'' läßt jedoch den Schluß zu, daß es sich hier um eine auf die Praxis ausgerichtete Vorlesung handelte. Diese Vermutung wird noch durch die Tatsachen gestützt, daß dazu Gabriel von Biels43 Meßkanon erklärt wurde und daß Eck darin eine Moralvorlesung sah44 • Ob es sich bei dieser Art von Vorlesung um eine vorübergehende Erscheinung handelte, muß dahingestellt bleiben. Erst in der .Jesuitenzeit werden wir wieder auf die Behandlung praktischer Fragen stoßen. Die weitere Vorlesungstätigkeit Ecks war in erster Linie der Exegese gewidmet. 1524 kommentierte er das Johannesevangelium45, möglicherav Sie ist erhalten (StB Clm. 5908, 1 ff.). Das Manuskript trägt den Hinweis: "Predestinationis materia per Joannem Eckium in studio Auripolitano collecta ac solemniter repetita" (ebd. 1). Begonnen wurde sie am 5. November 1512 (ebd.1). Das Folio 63 stehende Datum: "in die Vitalis 1513 emendatum. Laus deo." läßt darauf schließen, daß Eck bis zu diesem Zeitpunkt diesen Stoff las. - Der Codex enthält daneben noch weitere Aufzeichnungen Ecks, die der Summe folgen (ebd. 73'ff.: über die Erkenntnis der Engel = Summa theologica I quaestio 56, articulus 3 und quaestio 63, articulus 5. undatiert) oder die Sentenzen zugrunde legen (ebd. 177 ff. und 180: über die Inkarnation = Sententiae, I, distictio 27). Die Datierung 1513 (ebd. 199') legt nahe, daß es sich hier um Studien handelt, die Eck parallel zu seiner Vorlesung gemacht hat. -Zu dieser Zeit müssen Eck auch Spekulationen über die Trinität interessiert haben. Das Kollegheft enthält dazu Aufzeichnungen über das Hervorgehen der göttlichen Personen - Eck hat dabei wieder Thomas herangezogen -, über die gegenseitige Liebe zwischen Vater und Sohn, Darlegungen, die sich an den Lombarden anschließen, und über die Person des Vaters, wiederum nach Thomas (ebd. 271, 290, 303', 3/6). - Mit der Summe wurde Eck in Köln bei Dietrich von Süstern vertraut (Metzler, Epistola 42). 40 Greving, Chrysopassus 16 ff., Wiedemann 32 f., Metzler, Epistola 49. 41 Metzler, Epistola 49 f. 42 Rahner Höfer IV 606 f., V 1036 f. " Auch dieser ein mehr auf das Praktische ausgerichteter Theologe (Hermelink 88 ff., Jedin, Handbuch III,2 714). '' Metzler, Epistola 49: " ... animum appuli ad moralia." 45 Metzler, Epistola 57; Eck, Ein Sendbrief A iii. Eck schätzte Johannes sehr (Brandt 37 f.). Die Aufzeichnungen aus dieser Vorlesung "Collectanea
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weise im Anschluß daran einen Johannesbrief46 • Etwa vier Jahre später schloß sich ein alttestamentliches Buch an, das letzte aus dem Zwölfprophetenbuch, Malachias47 • Am 24. März 1528 endete die Vorlesung über den Propheten Habakuk48 • Wann Eck begann, sich mit den Psalmen zu beschäftigen, wissen wir nicht. Von den beiden ersten ist nur bekannt, daß er sie vom Katheder aus erklärte 49 • Den dritten begann er am 19. Oktober 1533 50• Dem schlossen sich weitere an, die offensichtlich nur kompendienartig behandelt wurden, denn schon am 8. September 1534 war Psalm 16 (17) Vers 8 an der Reihe111 • Noch im selben Jahr dürfte die Kommentierung der ersten zwanzig Psalmen abgeschlossen worden sein52• Mit Sophonias kehrte Eck wieder zu den Propheten zurück. Schon während der letzten Psalmenlektur hatte er ihn angekündigt, so daß wir annehmen können, daß er zu Ende 1534 oder Anfang 1535 gelesen wurde 53 • Es folgten die zwei Kapitel AggäusM, die 1535 zu einem vollständigen Kommentar mit lateinischem, griechischem und hebräischem Text umgearbeitet wurden, der auch Reformatoren zitierte115 • Zur selben Zeit war Eck mit der Übersetzung der Bibel bein evangelium Johannis ex doctore Eckio" gehen bis Kapitel5 Vers 23 (StB Clm. 24561, 37'- 95'). Annotationen zu Johannes auch UB so Cod. ms. 8, 23 ff., 77 ff., 119'ff. 46 Metzler, Epistola 57. 47 Metzler, Epistola 58. Die Datierung ergibt sich aus folgendem Hinweis: 1537 berichtete Eck an Aleander und Palladio, daß er seine Vorlesung über Malachias, eine Arbeit, die neun Jahre zurückliege, für den Druck vorbereite (Friedensburg, Beiträge 229). Am 26. Dezember 1527 begann er einen Predigtzyklus über diesen Propheten (Metzler, Epistola 39 A. 3; Brandt 38). Die Drucklegung geschah 1538 (Bigelmair - Zoepfl 387). Das in Solingen erschienene Werk ist noch zu Lebzeiten Ecks verlorengegangen (Metzler, Epistola 37; Wiedemann 447). · 48 Dieses Datum tragen die als "lectura" bezeichneten handschriftlichen Aufzeichnungen Ecks in der Münchener Universitätsbibliothek (20 Cod. ms. 37, 1 - 23). Die Ausarbeitung zu einem umfangreicheren Kommentar mußte zugunsten des mehrbändigen Predigtwerkes zurückstehen (Bigelmair - Zoepfl 387). 49 Bigelmair Zoepfl 386 f.; Walde 39; Metzler, Epistola 58. 60 Das geht aus dem Vermerk der Handschrift, welche Erklärungen zu den Psalmen drei bis zwanzig enthält, hervor (UB 20 Cod. ms. 37, 27). 5t Geiger 188. 52 Walde XXII. Am 14. Februar 1538 verließ eine Erklärung des zwanzigsten Psalms die Presse (Wiedemann 628). Eine kritische Edition erschien von B. Walde 1928. 53 Walde 29. In der Münchner Handschrift folgt die Prophetenerklärung unmittelbar auf die Psalmen (UB 20 Cod. ms. 37, 71 ff.). Metzler, Epistola 58. 64 Walde 29. Den unmittelbaren Anschluß legt wiederum auch die handschriftliche Aufzeichnung nahe (UB 20 Cod. ms. 37, 84 ff.). Metzler, Epistola 58. Daß die hier gemachte Aufzählung der gelesenen Schriften nicht in der Reihenfolge mit den Vorlesungen übereinstimmt, darf nicht als Gegenbeweis herangezogen werden. Eck ging es in seiner knapp gehaltenen Epistel über sein Studium, die er 1538 geschrieben hat, nicht darum, dem Bischof von Eichstätt, Moritz von Hutten, ein exaktes Studienverzeichnis zu geben, sondern nur ein Summarium (Metzler, Epistola 71).
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schäftigt, deren erste Ausgabe er dem Kardinal Matthäus Lang von Salzburg am 30. November 1536 widmete511 • Ob er noch während dieser Arbeit mit den Vorlesungen zum Pentateuch begann? Es läßt sich wahrscheinlich machen, daß er erst nachher die umfangreichen Bücher Moses' auslegte. Am 12. März 1537 begann Eck mit dem Buch Exodus57 • Im Oktober des nächsten Jahres war er mit den fünf Büchern schon soweit fertig, daß er für den nächsten Monat bereits die Paulusbriefe ankündigte 58 • Hat Eck aber für die vier Bücher nur eineinhalb Jahre gebraucht, so ist kaum anzunehmen, daß er für das erste mehr als die Zeit von November 1536 bis März 1537 benötigte59 • Die Paulusbriefe las er nur kompendienartig&0 • 1542 wandte sich Eck noch einmal der scholastischen Theologie zu und las das erste Sentenzenbuch61 • Wenngleich er selbst- soweit dies bei der Unvollständigkeit des Rekonstruktionsvers uches seiner Tätigkeit als Lektor überhaupt festzustellen möglich ist- der Exegese den Vorrang gab, hat er an der Notwendigkeit der scholastischen Theologie für die Ausbildung des Theologen festgehalten. Er wünschte dabei keineswegs übertriebene formale Schulung, da diese leicht zu unnützen, übertriebenen Spitzfindigkeiten führe, war aber der Meinung, daß nur der Theologe exakt argumentieren könne, der die Sentenzen studiert habe. Im mangelnden Interesse für die scholastischen Autoren sah er eine Folge der Reformbestrebungen der Lutheraner und des Erasmus«!. Ecks Vorlesungen brachten somit den Lombarden wieder an die Fakultät zurück. Er wahrte damit der katholischen Fakultät die alte Tradi55 Am 4. September 1536 unterzeichnete Eck die Dedikation an den Freisinger Bischof. 1538 erschien das Werk in Solingen (Wiedemann 628 ff.). ss Wiedemann 615. 57 UB so Cod. ms. 9, 60: "In librum Exodi annotationes a clarissimo theologo Joanne Eckio observatae, qui hunc librum ad XII diem Martij anni 1537 in publica theologorum scola Ingolstadii praelegere incepit non minus syncere quam erudite." Zoepfl 387. Dabei hat Eck kein Buch übergangen, wie aus 58 Bigelmair den Handschriften der Münchener Universitätsbibliothek nachweisbar. Annotationen zu Exodus: UB so Cod. ms. 9, 60 ff., zu Leviticus : ebd. so Cod. ms. 8, 15 ff., zu Numeri: ebd. 21 ff. und zu Deuteronomium: ebd. 1 ff. su Erklärungen von Genesis Kapitel 10 und 13 in der schon erwähnten Handschrift: UB so Cod. ms. 9, 1 ff. Eck hat nur einige Kapitel aus dem 50 Nummern umfassenden Buch herausgegriffen, wie er es nachweisbar auch bei Leviticus gemacht hat (Metzler, Epistola 58, 67). Zoepfl 387. Die Hebräervorlesung ist handschriftlich er60 Bigelmair halten (UB so Cod. ms. 9, 131 ff.). 61 UB so Cod. ms. 8, 179 ff.: "In primum librum sententiarum annotatiunculae domino Johanne Eckio praelectore anno ab Christo nato 1542 ... " Es schließt sich die von anderer Hand geschriebene Vorlesung an. 62 Friedensburg, Beiträge 256 (13. März 1540). In Wittenberg wurde zu dieser Zeit an der theologischen Fakultät fast ausschließlich Exegese getrieben (Eckert Beilage VI und XIII). Die Sentenzenvorlesung der Bakkalare war seit 1533 durch die Exegese der Psalmen oder eines Propheten ersetzt.
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tion, neben der Bibel scholastische Autoren zu lesen. In der Übernahme des Thomas wird die dritte Epoche der Fakultätsgeschichte dann aber wieder den Anschluß an die erste herstellen. Doch wie ging die Entwicklung zunächst weiter? Appel las als Ordinarius Paulusbriefe. 1533 war er mit der zehnten Epistel beschäftigt63. 1544 las Jajus als erster Jesuit vorübergehend in Ingolstadt einen Johannesbrief64 • Das erste gedruckte Vorlesungsverzeichnis der Universität von 1548 kündigte für die theologische Fakultät Vorlesungen von vier Professoren an85, von Balthasar Fannemann und drei nicht näher genannten Professoren aus Italien, die nicht sicher mit den im nächsten Jahr nach Ingolstadt gekommenen Jesuiten gleichzusetzen sind66 • Danach sollte Fannemann "ex ipsis fontibus" lesen, was wohl mit den Evangelien zu übersetzen ist. Die restlichen drei bekamen je eine weitere Schrift des Alten oder Neuen Testaments. Scholastische Theologie wurde nicht berücksichtigt. Darin scheint man bald einen Mangel gesehen zu haben. Als die Jesuiten mit ihrer Tätigkeit an der Fakultät begannen, standen die Sentenzen auf dem Plan. Am 26. November 1549 machte Petrus Canisius mit einer Rede, welche die Studenten für das Studium der Theologie begeistern sollte, sein Prinzipium zum vierten Sentenzenbuch. Vier Tage später begann Salmeron seine Römerbriefkommentierung. Jajus verschob den Beginn seiner Psalmenvorlesung auf den Anfang des nächsten Jahres. Fannemann blieb bei den Evangelien87 , auf die er indes nur geringe Mühe verwandt zu haben scheint68• Die Auswahl des Vorlesungsstoffes, die von Leonhard von Eck getroffen wurde, scheint mit Bedacht geschehen zu sein. Die Sentenzen garantierten die Kontinuität zur Zeit Ecks. Der Römerbrief spielte in den Auseinandersetzungen mit den Reformatoren eine nicht geringe Rolle, hatte doch Luther in seiner Römerbriefexegese klar und deutlich seine Auffassung über die Rechtfertigung formuliert49. Daß gerade Salmeron den Brief las, liegt zweifellos daran, daß 63 HStA Oefeliana 77, 28. 4.1533; Rotmar- Engerd berichtet, Appel habe zehn Jahre lang nur die Bibel kommentiert (ebd. 104). 84 Polanco I 132. 65 UB 20 Hist. Lit. 176, Nr. 161 ist der Originaldruck. Der die Theologen betreffende Teil bei Braunsherger I 686 f. 88 Buxbaum 246 ff. 87 Polanco I 414; Braunsherger I 317; MHSJ Epistoloae Broetii 344 f. es Zu Ende 1550 oder Anfang 1551 beklagte sich nämlich Johann Agricola als Universitätskämmerer bei Canisius, daß der Dominikaner trotz eines jährlichen Stipendiums von 200 Gulden kaum lese (UA D III 4, 661, abgedruckt bei Buxbaum 344 f.). 89 Jedin, Handbuch IV 27. Seit 1533 las der Bibliker in Wittenberg nicht mehr die ganze Bibel, sondern nur noch den Römerbrief (Förstemann, Liber decanorum 154). Dieselben Statuten, die von Melanchthon geschaffen wurden, empfahlen auch den Ordinarien die häufige Kommentierung dieses Briefes (ebd. 153).
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er mit dessen Problematik besonders vertraut war70• Die Psalmen gehörten zu den alttestamentlichen Büchern, die sich bei Katholiken wie Lutheranern besonderer Wertschätzung erfreuten71• Noch im Jahre 1550 wurden Salmeron und Jajus von Ignatius von Ingolstadt abberufen. Nach Canisius' Willen sollte Gaudanus, der an ihre Stelle trat, in der Interpretation des Römerbriefes fortfahren und dazu alternierend die Summe des Aquinaten lesen72• Gaudanus hielt aber statt Thomas eine Aristotelesvorlesung73, die mehr Hörer anzog als die theologische Lektur74 • Da Canisius weiterhin den Lombarden vortrug, war das Vordringen der Summe bis auf weiteres hinausgezögert worden75• Anfang 1552 wechselte er auf das Johannesevangelium über und alternierte mit Gaudanus in der Römerbriefexegese. Systematische Theologie wurde zu dieser Zeit nicht gelehrt. Die Darlegung des Evangeliums ersetzte die Sentenzen76• Für den Wechsel von Lombardus zur Bibel wird man kaum die Vorliebe des Canisius für Thomas als Grund heranziehen können77, viel eher zwang der Bildungsstand78 der Studenten den Jesuiten, zuerst die Fundamente zu erklären, bevor man sich auf darauf aufbauende scholastische Spekulationen einlassen konnte. Die neue Vorlesung traf bei den Studenten auf größeres Interesse79, während Unkenntnis und Unvermögen die systematische Theologie zu einem Gegenstand der Verachtung hatten herabsinken lassen80• Letzteres dürfte der zweite Grund für die Absetzung der Sentenzen gewesen sein. 10 Er hatte nämlich zwei Jahre zuvor auf dem Konzil von Trient über die Rechtfertigungslehre des Römerbriefs gesprochen. Dabei war er auch auf Luthers Lehre zu sprechen gekommen (Schweizer V., Concilium Tridentinum, Diariorum Actarum Epistularum Tractatuum nova collectio, XII/1 21966, 727 ff.). 11 Pfeilschifter II 411; Förstemann, Liber decanorum 153. 12 Braunsherger I 336. 73 Braunsherger I 348; Polanco II 70. 74 Braunsherger I 344. 75 Braunsherger I 348. Im Jesuitenorden gab es schon vor dieser Zeit Bestrebungen, die Summe als Lehrbuch einzuführen (Lukäcs 34). Canisius unterstützte sie nachdrücklich (Braunsberger I 366). 76 Polanco II 256; Braunsherger I 393. Dem Jesuiten, der ähnlich wie Eck in Köln die Summe des Aquinaten kennengelernt hatte, mußte die Sentenzenlektur sowieso nur als ein Rückschritt erscheinen. 77 Wie es Buxbaum (103 A. 34) tut. 78 Am 24. März 1550 schrieb Canisius an Polanco, daß man nicht zu hohe Anforderungen an die Studenten stellen dürfe, um sie sich zu erhalten. Scholastische Autoren könne man kaum zitieren, und bei der Schrifterklärung müsse man die Allegorie, also die schwierigere Stufe der Exegese, gänzlich vermeiden. Trotzdem würden kaum vier oder fünf aus den Vorlesungen Nutzen haben, die übrigen müßten erst einmal Grammatik und Dialektik hören (Braunsberger I 307; vgl. auch ebd. 340).Wohl mit Rücksicht auf diese Situation diktierte Canisius seine Vorlesung (ebd. 336). 10 Polanco II 70.
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Die gleichzeitige Privatvorlesung im Alten Kolleg, in dem die Jesuiten bis 1552 untergebracht waren, hatte eine doppelte Aufgabe. Hier wurden einmal die schwierigeren Stellen des Römerbriefes eigens erklärt, zum anderen diente sie dazu, Weihekandidaten auf ihren künftigen Beruf vorzubereiten. Dem Seelsorger Canisius war bekannt geworden, daß vielerorts ungeeignete Kandidaten wegen des großen Priestermangels von den Bischöfen zum Dienst in den Pfarreien zugelassen wurden. Diesem Mißstand sollte auf diese Weise begegnet werden81 • Als Canisius 1555 wieder in Ingolstadt weilte - diesmal ohne Lehrauftrag- hielt er wiederum eine Privatvorlesung, die er als Pastoral, "cura pastoralis", bezeichnet82 • Wir wissen nicht, welche Probleme der Jesuit dabei behandelte, deshalb wird man sich vor einer schnellen Gleichsetzung mit einer "casus conscientiae"-Vorlesung, wie sie in Messina, wo Canisius vor seiner Berufung nach Deutschland arbeitete, seit 1548 gehalten wurde83 , hüten müssen, wenngleich anzunehmen ist, daß "Gewissensfälle" und deren Beurteilung hier mit zur Sprache kamen84• Von den 1556 nach Ingolstadt kommenden Ordensmitgliedern übernahmen Thyräus und Couvillon Lehrstühle an der Fakultät. Nach den Sommerferien nahm Couvillon die Psalmen in Angriff 85, wechselte aber sehr bald auf eine neutestamentliche Schrift über, da er die Psalmen nicht in der Ursprache lesen konnte und ihm daher diese Vorlesung große Schwierigkeiten bereitete86 • 1557 interpretierte er das Matthäusevangelium87. Der zweite Jesuit begann mit den Sentenzen, hielt sich aber nicht an die vorgegebene Reihenfolge der Bücher88• Das Aufnehmen des traditionellen Lehrstoffes durch die Jesuiten ist insofern bemerkenswert, als sie bei ihrem ersten Aufenthalt mit den Sentenzen gescheitert waren und Ignatius in seiner zweiten Instrukso Braunsherger I 323, 362. Mit Rücksicht auf die geschilderte Situation riet Ignatius den nach Ingolstadt gesandten Ordensbrüdern, einfache Vorlesungen zu halten, d. h . scholastische Ausdrücke möglichst zu vermeiden (MHSJ Monumenta Ignatiana I/12 242). 81 Braunsherger I 393; Polanco II 256 f. Das Bedürfnis, dem Seelsorger Handreichungen für seine künftige Praxis mitzugeben, fühlte man auch an anderen Orten (Lukäcs 256). Das Collegium Romanum kannte von Anfang an eine eigene Vorlesung für den Seelsorgspraktiker (ebd. 551). 82 Braunsherger I 589. 83 Lukäcs 385. 84 Eine parallele Erscheinung ist in Dillingen mit Anfang der fünfziger Jahre festzustellen. Dort behandelte ein eigener theologischer Kurs Probleme der Pastoral und Sakramentenspendung (Specht Anhang Nr. 2). 85 Braunsherger II 16. 86 MHSJ Epistolae mixtae V 609. 87 MHSJ Litterae quadrimestres V 402; MHSJ Monumenta Lainii VIII 411. 88 Im Oktober 1557 war er beim vierten Buch (MHSJ Litterae quadrimestres V 402). 1558 las er das zweite (MHSJ Monumenta Lainii VIII 411).
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tion für Ingolstadt - auf diesen Erfahrungen aufbauend ihnen nahegelegt hatte, zu prüfen, ob anstelle der scholastischen Theologie nicht eher der Katechismus des Canisius gelesen werde oder eine Vorlesung über "Gewissensfälle" ("casi di conscientia") am Platze sei89. Daß jetzt Lombardus gelesen wurde, läßt den Schluß zu, daß das Bildungsniveau der Hörer jetzt höher war als vor sieben Jahren. Die Behandlung der systematischen Theologie blieb in der Folgezeit Aufgabe der Jesuiten90• Bei den Weltklerikern ist für die sechziger Jahre nur eine Psalmeninterpretation91 durch Theander nachweisbar, der sich längere Zeit dabei aufhielt. Erst das Vorlesungsverzeichnis von 1571112 gibt die Möglichkeit, die Vorlesungstätigkeit an der Fakultät in ihrer vollen Breite zu erfassen. Von den Säkularen las Martin Eisengrein P.i.ne Schrift des Alten Testaments, Rudolph Clenck den Römerbrief93. Die scholastische Theologie war durch drei Professoren vertreten: Torrensis erklärte die Sentenzen94, Hunger Albrecht und Theodor Peltanus die Summa95• Das Nebeneinander beider Lehrbücher sollte nur von kurzer Dauer sein. Bald wurde nur noch die Summa vorgelesen. Die Sentenzen genügten den Ansprüchen nicht mehr. Als Peltanus nämlich 1569 am 20. April das erste Buch zu lesen begann, legte er seinen Ausführungen die ersten 43 Quästionen des ersten Buches der Summe zugrunde und zog zur Auslegung nur noch einzelne Stellen des Lombarden heran. Er begründete sein Vorgehen damit, daß Lombardus zu wenig methodisch sei96 . Dem Lehrbuch widerfuhr jetzt auch inhaltliche Kritik. Anläßlich einer Promotion äußerte ein Promotor die Ansicht, daß die Sentenzen hinsichtlich ihrer Lehre durch Thomas oder Bonaventura zu korrigieren und durch kontroverstheologische Themen zu ergänzen seien97. 89 Das von Polanco ausgefertigte Schreiben bei Pachtler III 458 ff. Soweit die Anweisungen das Schulwesen betreffen, wurden sie von Lukäcs (480 ff.) neu ediert. 90 MHSJ Litterae quadrimestres VI 315 und 779. 91 Auf Disputationsdrucken der Jahre 1566 und 1568 bezeichnet er sich als "Interpres psalmorum Davidicorum". Vgl.: Psalmus regis et prophetae Davidis LXXV .. inter prelegendum explicatus per Georgium Theandrum; ähnlich 1568 in: Psalmus regis Israelitarum et divini prophetae ... illustratus per Georgium Theandrum. 92 Seifert, Texte Nr. 78. 93 Da Clenck seinen Verpflichtungen kaum nachkam, las Torrensis, der ursprünglich mit ihm alternieren sollte, täglich (ARSJ Germ. 133 II,473). 94 Er las das dritte Buch nicht erst seit jetzt, sondern seit 14. Februar 1570 (UB 40 Cod. ms. 69, 199 ff.). Am 22. 11. 1571 war er bei der neunzehnten Distinktion angelangt (ARSJ Germ. 133 II,473; Braunsherger I 714). 96 Seifert, Texte 260. 96 UB 40 Cod. ms. 69, 2: "Siquidem in his (den thomistischen Quästionen) ea breviter et summa cum methodo exponuntur, quae magister et eius interpretes fusissime simul et confusissime tractant in toto primo sententiarum volumine."
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II. Hauptteil
Neben diesen ordentlichen Vorlesungen verdienen zwei weitere Ankündigungen besondere Aufmerksamkeit. Eisengrein ließ seiner Exegese eine kurze Zusammenfassung der gesamten Theologie vorausgehen. Sie war für Studenten gedacht, die aus finanziellen Gründen nur für kurze Zeit die Universität besuchen konnten, und hatte den Sinn, diese "künftigen Priester" mit der Praxis der Sakramentenspendung vertraut zu machen 98 • Im zweiten Fall handelte es sich um eine Vorlesung, die nur an Sonn- und Feiertagen und an Tagen, an denen keine "ordinariae praelectiones" stattfanden, gehalten wurde. Sie befaßte sich mit den geläufigen Fällen des Gewissensbereiches und deren Beurteilung99 • Daß es sich hier um die 1556 von Ignatius für Ingolstadt in Erwägung gezogenen Kasuistik handelt, wird noch durch die Tatsache nahegelegt, daß für das Jahr 1572 eine Lektion über "casus conscientiae" nachweisbar ist, die an den genannten Tagen gehalten wurde 100. Damit war die Kasuistik auch in Ingolstadt zu einem universitären Unterrichtsfach geworden, wenngleich sie noch nicht eine Stellung wie die Exegese oder scholastische Theologie innehatte101. Beide Vorlesungen signalisieren das Bemühen der Fakultät, sich in Anbetracht der gesamtkirchlichen Situation in den Dienst der Ausbildung von Seelsorgern zu stellen. Der kompendienartige Vortrag der Theologie ermöglichte es dem Studenten, die ohnehin schon verkürzte Studiendauer noch zu unterschreiten. Stand hier die Behandlung aller Sakramente im Vordergrund, so beschränkte sich die Kasuistik vor allem auf die Beichtpraxis. Die mittelalterliche Fakultät sah es nicht als ihre Aufgabe an, künftige Geistliche auf ihre Aufgabe in der Seelsorge vorzubereiten. Dazu waren ihr Studiengang zu lang, die Vorlesungen zu spekulativ1ot. Jetzt sah sie in ihrer Arbeit ein doppeltes Ziel: Förderung des universitären Nachwuchses und- den Vorstellungen des Staates entsprechend103 - des Seelsorgsklerus. Hier sind ohne Zweifel die Ansätze für den Wandel des Theologiestudiums in ein Fachstudium zu sehen. 97 Rotmar 25'. Aus inneren Kriterien geht hervor, daß die Rede in die Zeit zwischen 1565 und 71 zu datieren ist. 98 Seifert, Texte 260. ue Seifert, Texte 261. 100 StB Cgm. 3018, 26'. Nach Angaben Rotmar - Engerds erhielt Clenck dafür keine Bezahlung (131'). 1575 forderte der Regens des Georgianums für seine außerordentliche Lektur für drei Quatember 75 Gulden. Sie wurden ihm von der Universitätskammer bezahlt. Ab März dieses Jahres erhielt er alle Vierteljahre diese Summe ausbezahlt (HStA Jesuitica 1767, 51). to1 "Casus Conscientiae" bedeutete zunächst Sünde oder Kirchenstrafe und wurde allmählich auch auf die Beschäftigung mit Gewissensfällen, auf deren Studium und Erklärung, ausgedehnt (Theiner 116 f.). 102 Oediger 63 ff. tos Prantl II 202; Mederer IV 302.
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Das Jahr 1575 brachte den endgültigen Durchbruch der Summe. Allein auf ihr baute der durch herzogliche Verfügung angeordnete vierjährige theologische Kurs auf10'. Drei Professoren erklärten gleichzeitig die Summe, einer las Exegese106• Die systematischen Vorlesungen waren dabei so verteilt, daß ein Student, der vier Jahre alle Vorlesungen hörte, die ganze Summe kennenlernte, also auch die thomistische Moral. Dazu kamen 1575 Teile der Psalmen, 1576 bis Ostern der Hebräerbrief, anschließend die Jakoberepistel, 1577 Isaias und im vierten Jahr das Lukasevangelium und eventuell ein Johannesbrief. An der Verteilung der Vorlesungen fällt das starke Übergewicht der scholastischen Theologie auf. Sie wird von drei Professoren gelehrt, während die Exegese in Clenck ihren einzigen Vertreter hat. In vier Jahren sollte der Student nur zwei Bücher des Alten, eventuell vier aus dem N euen Testament hören. Die Wochenstundenzahl macht das Gesagte noch deutlicher. Zwölf Stunden Dogmatik, wenn dieser erst später entstandene Begriff einmal verwendet werden soll, stehen drei Exegesestunden gegenüber. Man mag dies mit der Vorliebe der Jesuiten für Thomas erklären. In den Ländern nördlich der Alpen verfolgte der Orden damit aber ein spezielles Ziel. Hier stand die Thomaserklärung unter gegenreformatorischen Gesichtspunkten. Die scholastische Theologie hatte hier die Aufgabe, den Glauben gegen die Häresien zu verteidigen108• Erhob der Kurs den Anspruch, Professoren heranzubilden1or, so fragt es sich, ob auf den Seelsorger noch Rücksicht genommen wurde. Die Antwort scheint zunächst negativ auszufallen. Mit der Bibel- und Thomaserklärung ist das Programm erschöpft. Kasuistik fehlt. Sie wurde aber dennoch gelesen, und zwar von Clenck neben der dreistündigen Exegese als außerordentliche Disziplin108. Im Gegensatz zur 10• UA Georg. III/11 I,128'. Das entsprach in der Dauer dem jesuitischen Studienkurs (Lukäcs 305). 105 Das vom März 1575 datierte Vorlesungsverzeichnis bei Prantl l i Nr. 97. Nach Beratungen zwischen herzoglichen Räten und Theologieprofessoren wurde es im genannten Monat angenommen, setzte aber den Beginn der Vorlesungen auf Januar des gleichen Jahres fest. Die Diskrepanz läßt sich möglicherweise dadurch erklären, daß es im Januar schon vorlag, die Beratungen sich aber bis März hinzogen und die späte Billigung verursachten (Prantl li 269). 106 Dahin gehend äußerten sich einzelne Patres bei den Beratungen über die Studienordnung 1586 in Dillingen (HStA Jesuitica 701, 26 und 28). Ahnliehe Gedanken sind in einer Rede, die vor 1571 an der Fakultät gehalten wurde, enthalten (Rotmar 30 ff.). 101 Prantl II 296. Es werden hier nur Studenten zugelassen, die das Philosophiestudium absolviert haben. tos Vgl. oben Anm. 100. 1576 am 21. September begann Valentia mit einer Kasusvorlesung. Die erhaltenen Manuskripte lassen aber nicht erkennen, ob er im Kolleg oder an der Universität las (StB Clm. 25163, 1 ff. und StD HS XV 278, 1 ff.). - In Dilligen gab es das Fach Kasuistik seit 1573. In den Lektionskatalogen ist es aber erst 1609 erwähnt (Specht 185).
5 Kausch
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II. Hauptteil
systematischen Theologie setzte sie nicht ein Philosophiestudium an der unteren Fakultät voraus1oe. Durch Nachschriften von studentischer Seite sind wir über die Vorlesungen der späten siebziger und beginnenden achtziger Jahre unterrichtet. Von den Sommerferien bis Dezember 1577 las Valentia die Quästionen 90 bis 105 und 183 des zweiten Buches der Summe, Tugend der Gottesverehrung und des Gemeinschaftslebens110. Zeitgleich mit ihm erklärte Christoph Parching das dritte Buch von der 60. Quästion anfangend. Nach der Besprechung des Bußsakramentes behandelte er bis 7. Juli 1579 noch 9 Fragen des Supplements zum dritten Buch111. Nach den Ferien übernahm Otto Eisenreich die Fortsetzung und schloß am 7. März 1580 den Stoff über die Sakramente ab 112. Er ging dann ohne zu unterbrechen auf die anschließenden Kapitel über und behandelte den Zustand der Seelen nach dem Tode113. Am 20. Juni begann er mit der Summe von vorn und interpretierte bis 27. September 1581 die ersten 27 Quästionen: Gottes Dasein und Wesen, Leben, Erkennen und Wollen114. Ihre Fortsetzung fand diese Lektion nach den Ferien mit der Behandlung der Trinität. Die Schwierigkeit des Stoffes ließ Eisenreich vom 20. Oktober bis 6. Februar 1582 nur neun Fragen erklären, den Rest übernahm Mayrhofer, der am 29. Mai 1582 den Traktat abschließen konnte 115. Anschließend beschäftigte er sich mit der Schöpfung und den Engeln, ein Stoff, den er am 5. Dezember 1582 beendete118 • Später las er über die Sünde im Anschluß an den ersten Teil des zweiten Buches der Summe 117 • Valentia dozierte vom 26. Mai 1578 bis Juli 1579 thomistische Moral. Er behandelte Ziel und Handeln des Menschen, die menschlichen Leidenschaften und die Grundlagen menschlichen Handelns118. Noch vor Abschluß dieser Materie begann er am 22. Mai 1579 eine Parallelvorlesung, die sich mit den Quästionen 68 und folgenden beschäftigte. Dabei las er bis 26. September 1580 über die Sünde, das Gesetz des Neuen Bundes und die Gnade119 • Am 20. Juli 1579 war 109 UA G IX 1/1, 9. Oktober 1596, 6. März 1600. uo StE Hs. 398, 317 ff. 111 StE Hs. 401, 1 ff. Die 505 Seiten umfassende Mitschrift setzt erst nach dem 18. Oktober 1578 ein, mit Quaestio 84, mit der Behandlung der Beicht.
Der Schreiber ist nicht bekannt. 112 StE Hs. 401, 505. Diese Vorlesung ist nicht erhalten. 113 Er benötigte dazu etwa zwei Monate (StE Hs. 401, 15. Mai 1580 o. S.). m StE Hs. 392, 1 ff. stellt die 563 Seiten umfassende Nachschrift dar. 116 StE Hs. 393, 1 ff. 11& StE Hs. 393, 337 ff. 117 Die von Christoph Braun gemachte Nachschrift gibt nur als Abschlußdatum den 2. Oktober 1584 an (StE Hs. 317, 2 ff.). 118 StE Hs. 394, 1 ff.; die 516 handgeschriebenen Seiten enthalten 68 Quästionen. 119 StE Hs. 395, 1 ff.
3. Die Vorlesungen der Professoren
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das Pensum der ersten Vorlesung abgeschlossen, deshalb begann er noch am selben Tage mit dem zweiten Teil des zweiten Buches und erläuterte die theologischen Tugenden Glaube, Hoffnung, Liebe120• Nachdem Valentia am 16. Januar 1580 damit aufgehört hatte, übernahm Hunger zwei Tage später die Fortsetzung. Er handelte über Klugheit und Gerechtigkeit121, dann erklärte er die Tugend der Gottesverehrung und die Standespflichten122• Unbekannt ist, wann Gregor de Valentia in diesem Jahr mit dem dritten Buch begann. Bis 16. Mai 1581 las er nämlich die ersten 60 Quästionen123 und begab sich anschließend nach Rom. Nach seiner Rückkehr setzte er die Vorlesung an der gleichen Stelle fort 1z4 • Die Stoffverteilung der Jahre 1586 bis 88 läßt sich aus Vorlesungsverzeichnissen ersehen125• Hunger las über die Sakramente im allgemeinen, unterbrach das Thema aber vor Weihnachten 1587 durch einen Einschub über die Inkarnation. Valentia war mit dem ersten Buch beschäftigt und Mayrhofer mit dem zweiten Teil des zweiten Buches.
1593 schloß Gretser als Nachfolger Valentias seine Vorlesung über das Sakrament der Eucharistie am 27. September ab126• Am 19. Oktober begann er den Traktat über die Ehe, seit 5. Mai 94 war das Bußsakrament Gegenstand seines Vortrags. Er hielt sich also nicht an die von der Summe gegebene Reihenfolge127 • In den sechs Wochen vom 1. März 12o StE Hs. 396, 1 ff. Zur Datierung: Die Handschrift trägt auf dem Titelblatt die Angaben 1578 und 1579. Im Text selbst findet sich auf Seite 671 das Datum 16. Januar 1580. Wie sich aus den Tages- und Monatsangaben zu den einzelnen Kapiteln am Rande des Textes ergibt, wurde die Vorlesung im Zeitraum eines halben Jahres gehalten, so daß die vorn genannten Jahresangaben korrigiert werden müssen. Wir kommen also auf ein Anfangsdatum 1579, nicht 1578. So fügt sich auch die Vorlesung besser in Valentias Tätigkeit ein. Er hätte sonst drei Vorlesungen gleichzeitig gehalten. 121 StE Hs. 397, 1 ff. Am 8. Mai 1582 war er bei Quästion 80 angelangt (ebd. 537). 122 StE Hs. 398, 1 ff. 123 StE Hs. 399, 1 ff. 124 StE Hs. 400, 1 ff. Die Mitschrift bricht bei Kapitel 84 ab: "Atque hic quidem est finis lectionum theologicarum publice audiendarum, quem mihi semper proposui. Incepi anno 79 in Octobri audire materiam de poenitentia; una cum philosophia 3 anni etc." Wer war der Schreiber, der die Eichstätter Manuskripte Nr. 392 bis 400 angefertigt hat? In Codex 393 sagt er von sich, er sei am 5. Dezember 1582 zum Biblicus kreiert worden (ebd. 632). Dies würde auf den Studenten und späteren Professor Lorenz Eiszeph zutreffen, der nach Angaben des Dekanatsbuches am 17. Dezember 1582 Formatus wurde und einige Tage zuvor Biblicus (ebd. 147). Ein Bandschriftenvergleich mit den Eintragungen des Dekanatsbuches, die Eiszeph als Dekan gemacht hat, kommt zu dem Ergebnis, daß es sich hier um die gleiche Schrift handelt. - Eine die Quästionen 78 - 82 enthaltende Mitschrift dieser Vorlesungen wurde von Christoph Braun gemacht (StE Hs.152, 1 ff.). 125 UA F III 22, 7. November 1586, 20. Juni 1587 und 15. November 1587 (s. Anhang Nr. III). 126 StE Hs. 411, 223 ff.
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II. Hauptteil
bis 11. April1595 behandelte er die Sakramente der Krankensalbung und Priesterweihe und ging dann auf das Problem der Auferstehung über, da er die Ehe schon zuvor behandelt hatte. Am 20. Oktober desselben Jahres begann er mit der Summe von vorn128. Generell läßt sich zur Behandlung der scholastischen Theologie in dieser Zeit aus den lückenhaften Quellen sagen: Die Abberufung eines Ordensprofessors geschah ohne Rücksicht auf die Kontinuität der Vorlesung, d. h. der Student mußte einen Professorenwechsel innerhalb eines Traktats hinnehmen. Gregor de Valentia hielt zeitweise zwei Parallelvorlesungen in scholastischer Theologie. Die Autorität der Summe tat der Wahl des Stoffes ohne Rücksicht auf die gegebene Reihenfolge keinen Abbruch. Das Prinzip der Aufteilung der Themen unter den Professoren ist nicht sichtbar. Kehren wir zu den anderen Fächern zurück. Stevart las 1580 den Römerbrief, wie aus dem Vorlesungsindex von Mai dieses Jahres hervorgeht129. Wer Kasuistik las, ist für diese Zeit nicht ersichtlich. Am 15. Januar 1585 übernahm Robert Turner diesen Lehrstuhl von Bartholomäus Vischer130. Er blieb jedoch, wie die Exegese, die 1581 durch den Franziskaner Gottfried Fabricius einen zweiten Vertreter gefunden hatte131 , in dem Verzeichnis von 1586 unerwähnt132. Am 25. August 1587 erhielt Lorenz Eiszeph den Lehrstuhl für kasuistische Moral133• Er las 1587 über Taufe, Beicht, Eucharistie und Messe134, also Themen, die der Scholastiker, wie gezeigt wurde, auch behandelte. Der Unterschied lag in der Methode. Spekulative und praktische Moral blieben getrennt135. Da Marianus 1591 regelmäßig dreimal pro Woche las, können wir annehmen, daß das Fach jetzt nicht mehr als außerordentliche Disziplin galt136. 1596 wurde die "lectio casuum" auf Wunsch des 127 StE Hs. 411, 318 ff., 433 ff. Ende dieser Vorlesung: 1. März 1595 (ebd.
579').
12s StE Hs. 411, 580 ff., 627 ff., 2 ff. 129 UA F III 22. Mai 1580. 130 UA Georg. III/11 1,150. 131 Er las Apostelgeschichte (Rotmar - Engerd 168). 132 UA F III 22, 7. November 1586. Exegese wurde zu dieser Zeit durch einen "Externus", also Weltkleriker, gelesen. Es war dies zweifellos Stevart. Nach Wunsch der Beratungskommission der Studienordnung in Dillingen sollten die Studenten des Ordens bei ihm nicht hören, da seine Vorlesungen für Ordensansprüche zu wenig "sorgfältig" ("accurate") seien (HStA Jesuitica 701, 27). 133 UA Georg. III/11 1,152'. 134 Siehe Anhang Nr. III. 136 Pachtler II 78 f., 121 f., 306 f.; Theiner 152 f., 237. 136 OAE B 186, 65 f. Der Vorentwurf zur Ratio studiorum von 1586 hatte sie schon als eigenes Fach berücksichtigt (Pachtler II 118 ff.). Die Studienordnung von 1599 sah darin eine eigene Disziplin "zur Heranbildung von Pfarrern". Als Lehrstoff waren dafür vorgesehen: Sakramente, Zensuren,
3. Die Vorlesungen der Professoren
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Jesuiten Hoffäus den Weltklerikern übertragen137• Auf Bitten der Fakultät betraute aber Herzog Maximilian 1598 die Jesuiten wieder damit138 • Zu diesen drei Disziplinen kam 1605 ein eigener Lehrstuhl für Kontroverse hinzu. Die Behandlung der zwischen den Konfessionen "kontroversen" Meinungen begann jedoch nicht erst mit diesem Zeitpunkt. Die 1556 nach Ingolstadt kommenden Jesuitentheologen hatten von Ignatius die Anweisung, die Wahrheit des rechten Glaubens so darzustellen, daß Andersdenkende dadurch nicht abgestoßen würden. Das sollte auch für den Fall gelten, daß der bayerische Herzog wünsche, in den Vorlesungen sollten die "Irrtümer" offen angegriffen und enthüllt werden139 • Eine diesbezügliche Stellungnahme von seiten Albrechts V. ist nicht bekannt. 1559 und 60 las aber einer der Jesuiten Kontroverse140• Später kam man von einer eigenen Vorlesung ab und teilte diese Aufgabe der scholastischen Theologie 141 oder der Exegese zu142• Die Thomaserklärung hatte dabei den Hauptanteil zu tragen143• 1605 wurde die Zahl der Thomisten auf zwei verringert und der dritte Lektor ganz für die Kontroverse freigestellt. Die Praxis hatte nämlich gezeigt, daß der Kurs der vier Jahre leicht von zwei Professoren bewältigt werden konnte. Es war bei drei Professoren des öfteren sogar zu gegenseitigen Behinderungen gekommen, wenn einer sein Pensum nicht hatte vollenden können. Obendrein hatte der dritte fast keine Hörer. Der von Herzog Maximilian zum Professor für Kontroverse ernannte Adam Gerick begann am 12. November 1605 seine Vorlesungen, die er mit einer Erörterung über Notwendigkeit und Nützlichkeit der Behandlung und des Studiums der Kontroverse einleitete144• Mit der Errichtung dieses Lehrstuhls war die Aufgliederung der Theologie in verschiedene Disziplinen zu einem vorläufigen Abschluß Stände und Standespflichten sowie der Dekalog. Die Darbietung hatte ohne "scholastischen Apparat" zu geschehen und sollte dafür allgemeine Aussagen durch je zwei oder drei Einzelbeispiele erläutern (ebd. 322 ff.). Das zeigt offenkundig die Ausrichter des Faches. 137 StB Clm. 27322 1,201. 138 UA Georg. 111/11 1,167; HStA Jesuitica 111 f. 79. Das Schreiben der Fakultät an den Herzog: UA Georg. Abteilung II Nr. 328, 30. September 1598. 139 Lukäcs 480. uo MHSJ Litterae quadrimestres VI 315. Es war Couvillon für 1559, im folgenden wahrscheinlich Pisanus (ebd. 779). 141 Rotmar Engerd berichtet von Priscianensis, daß er in seinen systematischen Vorlesungen auch Kontroverspunkte erklärt habe (157). 142 Vgl. das Vorlesungsverzeichnis von 1571 (Seifert, Texte 260); HStA Jesuitica 701, 12. 143 Vgl. oben Anmerkung 106. 144 UA Georg. 111/11 11,22 f. Freiburg hatte seit 1595 einen eigenen Kontroversisten (Bauer 91).
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II. Hauptteil
gekommen. Zur Zweigliederung des traditionellen theologischen Fächerkanons konnten in der Zeit Ecks vorübergehende Erweiterungen festgestellt werden. Die stärkere Berücksichtigung der praktischen Berufsausbildung führte in der Jesuitenzeit zur Bildung eines eigenen Faches, der Kasuistik. Der 1605 eigens für Kontroverse errichtete Lehrstuhl blieb bis ins achtzehnte Jahrhundert hinein bestehen. Die Einführung und große Wertschätzung der thomistischen Summe sollte den Charakter der katholisch-theologischen Fakultät für lange Zeit entscheidend prägen. Sie führte im Rückgriff auf die Hochscholastik zu einer neuen Blüte der theologischen Wissenschaft. Das Ende des zu betrachtenden Zeitraums fällt etwa mit der Fixierung der jesuitischen Studienordnung zusammen. Als die ersten Patres nach Ingolstadt kamen, war das Studiensystem des Ordens noch nicht voll entwickelt. Eine definitive Studienordnung gab sich der Orden erst 1599 in seiner "Ratio studiorum" 141'. Bis dahin hatte er noch die Möglichkeit, praktische Erfahrungen in den eigenen Studienhäusern, an Ordensuniversitäten oder an Hohen Schulen, an denen er nur einzelne Mitglieder hatte, zu sammeln. Zur letzteren Kategorie gehörte Ingolstadt, wo der Orden zwei Mitglieder an der theologischen Fakultät hatte und später die philosophische Fakultät ganz übernahm. Hier konnte der Orden überkommene Traditionen auf ihre Brauchbarkeit prüfen und eigene Vorstellungen in die Praxis umsetzen. Die Studienordnung von 1599 schloß endlich die Zeit des Aufbaus durch endgültige, für den ganzen Orden geltende Satzungen ab und gibt damit die Möglichkeit, einen Vergleich mit dem vom Orden mitgestalteten Fächersystem der Fakultät herzustellen, wie es sich bis zum Jahre 1605 entwickelt hat. Die Interdependenz von Welt- und Ordensklerus an der Fakultät wird dabei Parallelen und Divergenzen erwarten lassen. Die Ordenssatzungen von 1599 gehen von einer Dreigliederung der universitären Theologie aus. Sie umfaßt die Disziplinen Bibelexegese, scholastische Theologie und Kasuistik. Das entsprach zu diesem Zeitpunkt auch den Ingolstädter Verhältnissen. Auch die Vorrangstellung der scholastischen Theologie war hier gewahrt. Diese Parallelität hat sich aber nicht lange erhalten. Als die Fakultät 1605 in Verbindung mit dem Herzog einen eigenen Professor mit der Vorlesung der Kontroverse betraute, ging sie eine eigene Entwicklung. Die Studienordnung sah das nicht vor. Sie wollte freilich die Kontroverstheologie keineswegs aus der Fakultät verbannen, sah aber einen anderen Weg vor, sie zu behandeln, der im Grunde der bisherigen Methode der Fakultät entsprach. Wie gezeigt wurde, kannte diese nur in der frühen Jesuitenzeit eine eigene Kontroversvorlesung. Dann wurde die Behandlung der m Gedruckt bei Pachtler II Nr. 13.
3. Die Vorlesungen der Professoren
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strittigen Fragen dem Exegeten und den Scholastikern übertragen. Das blieb so bis 1605. Dieses Modell wurde von der jesuitischen Ratio übernommen. Sie schrieb dem Professor der heiligen Schrift vor, die Kontroverspunkte - anband des Vulgatatextes - "gründlich und tüchtig" ("graviter et strenue") zu erklären. Dabei hatte er die besondere Beweiskraft der Bibelstelle hervorzuheben. Dies war zweifellos im Hinblick auf die hohe Autorität, die die Bibel bei den Protestanten genoß, gesagt. Der Erklärer sollte sich aber nicht zu weit auf das Feld der Kontroverse begeben. Er war in erster Linie "Erklärer der hL Schrift". Die Stelle zeigt, daß der Orden die Kontroverse möglichst aus den Vorlesungen heraushalten wollte. Das galt auch für die Behandlung dieser Fragen im Rahmen der scholastischen Theologie. Auch der Scholastiker sollte in seiner Vorlesung nur am Rande auf diese Probleme eingehen. Er sollte sich dabei an die scholastische Methode halten und jede seiner Thesen, d. h. Gegenthesen, mit zwei oder drei vollgültigen Schlüssen beweisen. Die Studienordnung maß also diesem Komplex nur mehr sekundäre Bedeutung bei. Sie galt ja nicht nur für die Länder nördlich der Alpen, wo der Protestantismus jetzt eine feste Kirchenorganisation besaß und diese weiter auszubauen bestrebt war, sondern auch für die Mittelmeerländer, wo der Orden sein Zentrum hatte und nicht direkt mit den Irrlehren in Berührung kam. In Ingolstadt war die Situation anders und dementsprechend gestaltete sich auch die Praxis der Fakultät unterschiedlich. Als die Jesuiten kamen, hatte die Fakultät sich bereits den Ruf erworben, in der Verteidigung der Kirche besonders aktiv gewesen zu sein. Die Jesuiten erkannten sogleich die Notwendigkeit einer Fortsetzung dieses antireformatorischen Engagements und setzten sich ganz dafür ein. Wir werden darauf noch zu sprechen kommen. In diesem Zusammenhang interessiert nur, daß sie sehr früh schon eine eigene Kontroversvorlesung hielten. Die spätere Übertragung dieser Aufgabe an den Exegeten und die Scholastiker genügte aber 1605 nach Meinung der Fakultät nicht mehr. Sie glaubte es dem Rufe der Universität als fester Stütze des Glaubens schuldig zu sein146, die Streitpunkte des Glaubens eigens behandeln zu lassen. Das sah zwar die Studienordnung von 1599 nicht vor, wohl abPr die von 1586, die nicht in die Praxis überführt wurde. Sie kannte nämlich für die Länder nördlich der Alpen eine eigene Vorlesung, für die einer der Scholastikprofessoren freigestellt werden ue UA Georg. III/11 1!,22: "Cum enim anthac facultas rem omnem accurate expendens animadvertisset et per se non parvi momenti et in nostris praecipue partibus adeo haereseon undique oblatrantium strepitu personantibus maximo emolumento esse passe eiusmodi controversiarum studium omnino sibi enitendum putavit, ut in nostra quoque academia introduceretur eamque syncerae et catholicae fidei propugnatione et propagatione semper hactenus claram et celebrem nova etiam, si fieri passet, accessione clariorem efficeret."
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li. Haupttell
sollte, so daß die Vorlesungen zur Summe dann nur noch von zwei Professoren gehalten würden147. Eben dies geschah jetzt in Ingolstadt. Wenn 1599 schließlich Thomas von Aquin zum "eigentlichen Lehrer" für den Orden erklärt wurde, - was freilich nicht hieß, daß ihm blindlings zu folgen sei, -so fand darin die Ingolstädter Entwicklung eine nachträgliche Rechtfertigung. Hier galt ja die Summe schon seit langem als das Lehrbuch für die scholastische Theologie. Nur in Ansätzen sind in Ingolstadt in der Mitte der siebziger Jahre zwei Gruppen von Studenten erkennbar: diejenigen, die ein akademisches Lehramt anstreben und die, welche sich dem Seelsorgdienst widmen wollen. Für erstere galt, daß sie zunächst Philosophie zu studieren und zu absolvieren hatten. In der Theologie hatten sie anschließend den ganzen vierjährigen theologischen Kurz zu hören. Die zweite Gruppe brauchte kein Philosophiestudium vorzuweisen, da für die Kasuistik der philosophische Begriffsapparat nicht notwendig zum Verständnis war. Wir können deutliche Parallelen zu den Satzungen des Ordens von 1586 konstatieren. Sie schlugen für die Länder nördlich der Alpen eine Zweigliederung vor in "Positivi" und "Scholastici". Die ersten hatten Kontroverse, Kasuistik und die Bibel zu hören, die zweiten scholastische Theologie, Schrift und Kontroverse148. Die Gegenüberstellung hat zu einer Profliierung des Ingolstädter Studiensystems geführt. Dieser Gesichtspunkt rechtfertigt auch die Einbeziehung der protestantisch-theologischen Fakultät. Betrachten wir deshalb deren Entwicklung am Beispiel Wittenbergs, das für die anderen Fakultäten als exemplarisch gelten kann. Luthers Ablehnung des scholastischen Lehrbetriebs und seine Hinwendung zu den Quellen der theologischen Wissenschaft, zur Bibel141, gab den Anstoß für eine Umgestaltung der Wittenberger theologischen Fakultät, an deren Endpunkt die protestantische Fakultät stand, die einerseits der Bibel die entscheidende Rolle einräumte, andererseits mit der Ablehnung der Autoritäten Lombardus und Thomas von Aquin andere Autoren in das Vorlesungsprogramm der Professoren aufnahm. Die "Reformation" fand ihren statutarischen Niederschlag in den von Melanchthon 1533 geschaffenen Satzungen. Im Gegensatz zu denen der katholischen Fakultät gaben sie genaue Anweisung hinsichtlich der ordentlichen Lektionen. Die vier an der Fakultät wirkenden Professoren haben sich danach in erster Linie mit der Heiligen Schrift zu beschäftigen. Dabei sollen aus dem Alten Testament vor allem die 147
Pachtler li 117.
148 Pachtler li 115. 149 Lortz I 211 f.; Friedensburg, Universität Wittenberg 94 ff.
4. Die Vorlesungstätigkeit der Bakkalare
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Psalmen, Genesis und Isaias gelesen werden, aus dem N euen der Römerbrief und das Johannesevangelium. An die Stelle der scholastischen Autoren ist Augustins Schrift "De spiritu et littera" getreten, "damit die Studenten erkennen, daß die Lehre unserer Kirchen auf den Zeugnissen der gelehrteren Kirchenväter beruht". Sie ist nicht kontinuierlich auf dem Stundenplan160• An die Stelle Augustins traten später mit der vorangehenden Entwicklung der protestantischen Kirche die eine Dogmatik des Luthertums darstellenden "Loci communes rerum theologicarum" Melanchthons. Die Prävalenz der Bibel blieb aber ein Charakteristikum der protestantischen Fakultät161 •
4. Die Vorlesungstätigkeit der Bakkalare a) Die Bibelvorlesung
Eine Eigenart der mittelalterlichen Universität, die sich in lngolstadt bis ins späte sechzehnte Jahrhundert erhalten hat, war die Vorlesung durch Bakkalare parallel zu der der Doktoren der theologischen Fakultät. Dem Scholaren wurden nach fünfjährigem Studium der Theologie im Zusammenhang mit der Promotion zum ersten theologischen Grad Bücher aus den beiden Testamenten zugeteilt. In der Regel handelte es sich dabei jeweils, sofern der Kandidat überhaupt die Absicht hatte, beide Kurse zu übernehmen, um ein Buch aus dem Alten und eines aus dem Neuen Testament. Als "cursus"l, so verlangten die Statuten von 1475, sollte jeweils ein noch nicht gelesener Schriftabschnitt zugeteilt werden, damit auf diese Weise nach Ablauf einer gewissen Zeit die ganze Bibel zum Vortrag kam2 • Hatte es ursprünglich dem Kandidaten 150 Förstemann, Liber decanorum 153. Die Statuten von 1545 enthalten die gleichen Bestimmungen (Friedensburg, Urkundenbuch 263). - "De spiritu et littera" hatte entscheidend zu Luthers Schriftverständnis beigetragen (Bauer, K., Die Wittenberger Universitätstheologie und die Anfänge der Deutschen Reformation, 1928, 33 ff.). 151 1587 lasen in Wittenberg drei Professoren, zwei Exegese, einer Loci communes (Friedensburg, Urkundenbuch 533 f.). 1592 lasen von vier Professoren drei die Bibel, einer Melanchthons Dogmatik (ebd. 585 f.). - Das für Wittenberg Gesagte gilt auch für andere protestantische Fakultäten: In Leipzig lasen drei Professoren Schrift, einer Melanchthon (Kirn 65), 1565/66 war überhaupt nur Exegese vertreten (ebd. 64 f.). - Zu Tübingen, das 1534 protestantische Neugründung, nämlich Königsberg, 1544. Dazu: Seile G. von, Kaehler 60, 117, 126; zu Jena, Heussi 98. Das Gleiche gilt auch für die zweite protestantische Neugründung, nämlich Königsberg, 1544. Dazu: Seile, G. von, Geschichte der Albertus-Universität zu Königsberg in Preußen, 21956, 19. 1 Siehe dazu den Exkurs Nr.l. 2 Prantl Il 61.
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II. Hauptteil
freigestanden, welche Bücher er sich aus der Schrift auswählte!, so wies jetzt die Fakultät die Bücher zu4 • Dabei ist- ungeachtet der mangelhaften Angaben - · zu beobachten, daß sich die Professoren bei der Vergabe der Bücher nicht an den von den Statuten geforderten Modus hielten, noch nicht gelesene Bücher dem Bakkalar zuzuweisen. Dies läßt sich an der Vorlesung über Genesis nachweisen. Das erste Buch Moses' wurde 1475 Nikolaus von Gunzenhausen zugeteilt5, 1488 schon zum zweiten Mal als Vorlesung gewählt und dem Studenten Johann Krener zugewiesen6• In dieser Zeit aber war es bei der geringen Zahl von Bakkalaren unmöglich, daß alle 45 Bücher des Alten Testaments schon gelesen waren. Bestimmte Schriften des Alten und Neuen Testaments wurden offensichtlich bevorzugt bei der Zuteilung der Vorlesungen. Dazu gehörten im Alten Testament die Psalmen7 • Wegen ihres Umfangs wurden sie nie als Ganzes einem Bakkalar zugewiesen, sondern aufgeteilt: anfangs je fünfzig, von 1527 an nur noch je zwanzig oder dreißig. Eine Ausnahme bildete Zerer, der nur einen Psalm zu lesen brauchte. Der Grund dafür war, daß er einen Ruf an den Hof des Herzogs erhalten hatte8 • Häufig gelesen wurde ferner Jesus Sirach (Ecclesiasticus), das Buch der Weisheit und Tobias. Man legte also besonderen Wert auf die alttestamentliche Weisheitsliteratur. Wir können Parallelen in der Behandlung der neutestamentlichen Bücher feststellen. Hier zählen zu den beliebten Schriften: der erste Johannes- und Petrusbrief, der Jakober- und Römerbrief und die Evangelien des Markus und Lukas. 1518 wurde das letzte Mal ein Evangelium zugewiesen, nach dieser Zeit bea Dies war nach den Pariser Statuten, die nach 1335 entstanden sind, noch der Fall (Denifle - Chatelain II 692). Für lngolstadt ist nur ein Fall bekannt, wo ein Kandidat sich die zu lesenden Bücher selbst wählen durfte. Michael Mareher wählte das Buch Deuteronomium (UA Georg. III/11 1,11'). 4 Durch das Dekanatsbuch sind wir über diese Tätigkeit an der Fakultät unterrichtet. Dabei darf jedoch nicht von einer absoluten Vollständigkeit der Angaben ausgegangen werden. Nur ganz selten sind die Abschlußdaten eines Kurses angegeben. s UA Georg. 111/11 1,5': "Quidam Nicolaus de Gomzumhusen nomine, magister Parisiensis, collegiatus collegij lngolstattensis, cum Parisiis et magistras et sententiarios ad quinquennium et ultra audijsset, ad cursum in theologia legendum concorditer assumtus et admissus est. Qui ex facultatis ordinacione post datis duobus ftorenis pro fisco die quinta Decembris mensis principium in Genesim ut in primum cursum . . . fecit. e UA Georg. III/11 1,24. 7 Die Psalmen wurden in Wien schon besonders bevorzugt. Seit 1436 wurden dort regelmäßig jedes Jahr während der Fastenzeit fünfzig Psalmen gelesen (Kink II 289). Die Psalmen gehörten aber auch außerhalb der Universitäten zu den besonders benützten und empfohlenen Büchern. Vgl. die Erlasse der Salzburger Reformsynode von 1537 (Pfeilschifter II 411). Daß der Klerus den Psalter auswendig können mußte, galt jetzt nicht mehr (Oediger 48 f.). s UA Georg. III/11 1,99'.
4. Die Vorlesungstätigkeit der Bakkalare
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schränkt sich die Lektur auf die Briefe, die Apostelgeschichte und die Apokalypse. Leider fehlen jegliche Angaben, aus denen ersichtlich wäre, nach welchen Gesichtspunkten die Fakultät die Bücher verteilte. Sie hat sich aber jeweils über bestimmte Zeiten im Rahmen einer literarischen Gattung gehalten. So wurden zwischen 1525 und 1541 nur Lehrbücher gelesen, zwischen 1565 und 1575, dem Ende der bakkalaren Vorlesungen, nur die kleinen Propheten. Für die hier geschilderte Vorlesung hatte der Bakkalar ein Jahr Zeit. In diesem Zeitraum mußte ein sehr verschiedenes Pensum bewältigt werden, das von Abdias und dem Judasbrief, insgesamt zwei Kapiteln, bis zur Zuteilung von Jesaias und dem Römerbrief, also 82 Kapiteln, reichen konnte9 • Nicht jede Lektur füllte deshalb das Jahr aus, und der Bakkalar konnte sich der Vorbereitung auf den nächsten Grad widmen. Wie lang der einzelne Bakkalar für seine Vorlesungen brauchte, läßt sich nur in ganz wenigen Fällen sagen, da hierzu die Angaben sehr spärlich sind. Den Abschluß dieser Vorlesung hielt der Dekan, der pro Semester die Eintragungen im Dekanatsbuch zu machen hatte, nicht für berichtenswert. Von Georg Eisenhut wissen wir, daß er am 20. Oktober 1481 seine Vorlesungen zu Isaias begann. Aber schon am 6. November, also etwa vierzehn Tage später, machte er sein Principium zum Römerbrief 10• In dieser kurzen Zeit konnte er unmöglich den ganzen alttestamentlichen Propheten gelesen haben, zumal pro Stunde nicht mehr als ein Kapitel gelesen werden durfte. Möglicherweise las er mit dem neutestamentlichen Buch zusammen Isaias zu Ende. Haiswasser dagegen las vom 17. November 1496 bis 2. Dezember 1497 das Buch der Weisheit11 • Hatte er für das neunzehn Kapitel umfassende Buch über ein Jahr Zeit, so ist anzunehmen, daß er nicht täglich las, zumal er als Kooperator an der Ingolstädter Stadtpfarrkirche St. Marlen neben seinem Studium noch seelsorglichen Pflichten nachzukommen hatte. Fabri hatte für die ihm zugewiesenen fünfzig Psalmen etwa 50 Tage Zeit12, so daß er also pro Stunde einen Psalm erklärte. Winhart las vom 26. Oktober 1500 bis 10. März 1501 Markusevangelium und Malachias13 . Da sein Pensum neunzehn Kapitel betrug, las er entweder nicht täglich oder in einer Stunde weniger als ein Kapitel. 9 Im Gegensatz zu anderen Universitäten war in Ingolstadt die Menge des Stoffes statutarisch nicht fixiert. In Tübingen wurden in zwei Jahren 160 Kapitel verlangt (Hermelink 33). Das gleiche galt für Heidelberg (Hautz II 335). to UA Georg. III/11 I,15'. 11 UA Georg. III/11 I,33'. 12 UA Georg. III/11 I,44'. 13 UA Georg. III/11 I,37'.
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li. Hauptteil
Mit der Zuweisung eines Buches war noch nicht garantiert, daß es auch tatsächlich gelesen wurde. Nur für einzelne Studenten läßt sich die Vorlesungspraxis positiv belegen. So ist dies möglich bei dem Dominikaner Peter Nestler14, bei Sebastian Faber15 und Hoiand. Letzterer verließ die Universität erst, nachdem er die ihm zugewiesenen Bücher gelesen hatte16. Von den Statuten nicht vorgesehen war die Möglichkeit, die Vorlesungen außerhalb der Universität zu halten. Davon machte die Fakultät in einigen wenigen Fällen Gebrauch. So durfte der Benediktiner Georg Flach in Plankstetten, wo er Prior war, seine Kurse lesen: Jesus Sirach und den 2. Korintherbrief17. Georg von Aichach konnte die Psalmen in Öhringen lesen, wo er die Stelle eines Predigers innehatte18. Der Pfarrer Georg Lauther von Ingolstadt legte einen Johannesbrief in Predigten an das Volk aus19• Stevart las als Professor der Philosophie im Willibaldinum in Eichstätt den Propheten Jonas20• Aus diesen wenigen Beispielen wird man noch keine Schlüsse auf das Verhältnis zwischen Fakultät und praktischer Seelsorge schließen können, sicher ist aber doch, daß durch diese Dispense den Bakkalaren, die ein kirchliches Amt neben dem Studium versahen, die Aufgabe, Studium und Beruf zu vereinen, erleichtert wurde. Las ein Bakkalar an der Universität, so durfte er wohl den theologischen Hörsaal benützen, nicht aber den Katheder der Professoren, sondern einen eigenen niederen. Er las, wie es ein Dekan einmal ausdrückt "ad pedes". Die Erklärung der Methode der bakkalaren Bibellesung kann nur von den Statuten her geschehen, da sich keine Aufzeichnungen Ingolstädter 14 Ihm bezeugt der Notar Georg Vischer, daß er die ihm zugewiesenen dreißig Psalmen gelesen habe (UA Georg. Abteilung II Nr. 354, 7. November 1528). 15 Georg. Abteilung II Nr. 354, 25. Juli 1563. 16 UA Georg. III/11 !,122': "Qui paucis diebus post legittimo examine praemisso eodem Peltano promotore baccalaureus biblicus creatus est. Et quamquam a praeposito cathedralis ecclesiae Salisburgensis, patrono suo, esset avocatus, non prius tarnen hinc discessit, quam libros sacrae scripturae sibi ad explicandum assignatos omnino explicuit." 17 Die Anfangsvorlesung machte er noch in Ingolstadt: "Anno domini 1541, die vero Jovis, ultima mensis Marcij, magister Georgius Flachius, ordinis sancti Benedicti, Laricensis monasterii, prior nunc in Planckstetten, fecit principium sibi proxime antea assignatum in veteri et novo testamentis pro cursu biblico et secum dispensatum, ut eundem perficeret in praedicto monasterio Planckstetten." UA Georg. III/11 !,81. 18 UA Georg. III/11 !,49. Ein ähnlicher Fall begegnet bei Pelagii, der die Psalmen 1519 in Ansbach erklärte (ebd. 57). 1e UA Georg. III/11 !,107'. 2o Am 5. Mai 1573 stellte ihm der Generalvikar Kuchner ein Zeugnis über diese Tätigkeit aus (UA Georg. Abteilung li Nr. 354).
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Studenten erhalten haben. Die Statuten verlangen in einem eigenen Titel, der fast wörtlich von Wien übernommen wurde: "Ordinate et solide texturn exponant et glosas notabiles declarent qualibet lectione unum capitulum finiendo secundum cursorie legendi modum in aliis universitatibus observatumz1." Während Ingolstadt den allgemeinen Hinweis auf "andere" Universitäten hat, spricht die Wiener Vorlage von der Universität Paris. Der Bakkalar, der somit gemäß den Statuten las, tat es nach dem modus Parisiensis. Die im zwölften Jahrhundert entwickelte Methode der Erklärung der Bibel mit Hilfe von Glossenzz, breitete sich von Paris auf andere Studia im vierzehnten Jahrhundert auszs. Dabei wurde sie zugleich Sache des Bakkalars. Im Gegensatz zum Magister hatte der Bakkalar seine Vorlesung "cursorie" zu halten, das heißt er hatte ohne längere Erklärungen schnell den Text auszulegen und nicht von der vorgegebenen Ordnung abzuweichen ("ordinate"). Der Bibelerklärer begann seine Vorlesungen entweder am zweiten Tag nach Bartholomäus, am 26. August, oder richtete sich nach den Wünschen der Fakultät. Dies war in der Praxis der häufigere Fall. Er durfte auch während der Sommerferien lesen. Was die Tageszeit anbelangt, so war ihm der frühe Nachmittag zugewiesen. In Einzelfällen durfte auch am späten Nachmittag gelesen werden. Die hier geschilderte Vorlesungspraxis hat etwa ein Jahrhundert gedauert. 1575 wurden zum letzten Mal einem Studenten zwei Kurse zugewiesenz4• Nicht von Ingolstadt her erklärbar ist der verschiedene W ortgebrauch für den bakkalaren Bibelleser, nämlich "cursor" und "biblicus"2S. Dieser hat seinen Ursprung in der Verschiedenartigkeit der Vorlesungen der Pariser Schule des dreizehnten Jahrhunderts. Als nach der Krise des theologischen Unterrichts zu Anfang des 13. Jahrhunderts die Bettelorden ihre Studien in Paris einrichteten26, lasen sie im Gegensatz zum Weltklerus die ganze Bibel fortlaufend während zwei 21 Prantl li 62. Der entsprechende Abschnitt der Wiener Statuten bei Kink li 79. 22 Mandonnet, P., Chronologie des ecrits scripturaires de Saint Thomas d'Aquin: Revue d'Histoire ecclE!siastique 34 (1929) 492. 2s Neben Wien ist hier Köln zu nennen (Gescher 79). Die Pariser Statuten von 1383- 89 sprechen bei der Methode dieser Vorlesung von einem seit langem üblichen Modus: "cursores theologie suos cursus legant ordinate texturn exponendo, et glosas notabiles declarando secundum modum antiquitus in dicto studio approbatum." Denifte- Chatelain li 698. 24 UA Georg. III/11 !,131'. Ob Collicola die ihm zugewiesenen Bücher noch las, ist nicht nachzuweisen. 25 Prantl li 61 f. 66. 26 Dazu Mandonnet, P., La crise scolaire au debut de XIIIe siecle et la fondation de l'ordre des freres Precheurs: Revue d'histoire ecclesiastique 15 (1914) 34 ff.
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Jahren. Die Säkularen dagegen lasen nur ein Buch aus jedem Testament27. Der Wiener Cursor bekam von der Fakultät "duos cursus de biblia" zugewiesen, die er innerhalb eines Jahres zu lesen hatte28 • Der Umfang der gesamten Vorlesung wurde von der Fakultät bestimmt. Sie war dabei nicht an ganze Bücher gebunden, sondern konnte auch einzelne Passagen zuteilen29 • Anders dagegen war die Vorlesung des Biblicus. Er las "per unum annum continuans bibliam" und durfte die Stoffmenge einer Vorlesung nach Pariser Sitte oder nach Anordnung der Fakultät selbst bestimmen3°. Die Methode, nach der beide Gruppen in Wien an der Universität 31 lasen, war die gleiche: sie lasen kursorisch32. Wir können also abschließend für Wien sagen: nicht die Methode unterschied die Bakkalare, sondern die Möglichkeit, länger als ein Jahr zu lesen, und das verschiedene Pensum einer Lektion33 • Die Ingolstädter Statuten scheinen zunächst die hier dargestellte Zweigliederung zu übernehmen. Eine vorläufige Wortanalyse läßt an der Faktizität einer Doppelbegrifflichkeit keinen Zweifel: "Item baccalarii biblici et cursores legendo cursus suos aut bibliam inter alia ordinate et solide texturn exponant et glosas notabiles declarent qualibet lectione unum capitulum finiendo ...34." Läßt man hier die Bestimmung über das Pensum pro Vorlesung beiseite, so ließe sich dem Bibliker die Bibel zuweisen und den Kursaren der Kurs, und man könnte an eine direkte Aufnahme der Wiener und Pariser Tradition denken. Aber die unsaubere Trennung der beiden Gruppen durch "et" bzw. "aut" läßt Zweifel an der Lösung aufkommen. Ein abschließender Textvergleich mit den Pariser, Wiener und Kölner Statuten35 zeigt dort eine deutliche Trennung beider Gruppen und die Beschränkung auf ein Kapitel pro Vorlesung nur bei den Kursoren. Wir können also als erstes Ergebnis 27 Denifle Chatelain II 692 (11). Die Weltkleriker lasen als "cursores" nur ein Kapitel pro Lektion. 28 Kink li 113. Er soll ebenfalls pro Stunde höchstens ein Kapitel lesen (ebd.). 29 Kink li 106. Diese Vorlesung dauerte daher nicht immer das ganze Jahr. 30 Kink li 114. Er sollte auch einen noch nicht behandelten Teil der Bibel lesen (ebd. 107). Diese Bestimmung rührte daher, daß die Forderung nach Einzelbüchern die Gefahr nahelegte, daß nicht mehr die ganze Bibel behandelt würde, sondern nur noch Einzelteile. 31 Die Mendikanten hatten in Paris bis ins 14. Jahrhundert ihre eigenen Hausstudien. 32 Die Ansicht Ehrles (83, 185 ff.), daß die Biblici anders als die Kursoren lasen, ist damit auch von den Wiener Statuten her widerlegt. 33 Wie weit die Praxis von den statutarischen Normen sich unterschied, kann hier nicht untersucht werden. Wappler unterscheidet nicht zwischen den beiden Arten von Bakkalaren, auch Kaufmann (Universitäten li 343 A 1) nicht. 34 Prantl li 62. ss Denifle-Chatelain li 689, Kink li 113, Gescher 92.
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feststellen, daß Ingolstadt hinsichtlich des Stundenpensums nur eine Art von Bakkalaren kennt. Es bleibt weiter zu fragen, ob es eine Differenz gab in der Menge des Stoffes, ob der Student einen Passus der Bibel zugewiesen bekam oder kontinuierlich während eines ganzen Jahres las. Indes, auch hier gab es keinen Unterschied: Kursoren wie Bibliker lasen zwei Kurse innerhalb eines Jahres36• Die Identität beider Gruppen ist schließlich auch durch den für beide gleichen Beginn der Vorlesungen zu belegen. Galten für Wien noch verschiedene Termine für die Principia - nur die Bibliker begannen am 15. September mit ihren Lektionen37 - so läßt sich für Ingolstadt deutlich machen, daß man die Bakkalare ein und denselben Bestimmungen unterwarf. Die Statutenschöpfer lehnten sich nämlich weitgehend an die Wiener Bestimmungen an, fügten aber zu den "biblici" die "cursores" hinzu, paßten also die Vorlage ihren Vorstellungen an38 • - In summa: Die Ingolstädter Statuten nennen zwar zwei Gruppen von Bakkalaren, weisen beiden aber die gleiche Stellung und Aufgabe zu, so daß sich in der Begrifflichkeit Traditionsgebundenheit bemerkbar macht, in der Praxis aber eine Abschleifung gegenüber Paris und Wien, die jedoch den großen Rahmen der Rückbeziehung auf diese beiden Hohen Schulen nicht sprengte. Wenn es somit nur noch eine Art von bakkalaren Vorlesungen gab, so heißt das nichts anderes, als daß die Religiosen in diesem Bereich ganz den Weltklerikern gleichgestellt waren und nur noch in der Anzahl der Disputationen und der besonderen Zulassungsgenehmigung zum Studium seitens des Ordensoberen Sonderrechte bzw. -pftichten hatten. Sucht man nach Parallelen für diesenunexakten Wortgebrauch, so bieten sich die theologischen Statuten der Universität Erfurt an39 • Auch sie kennen die beiden Begriffe, ohne ihnen verschiedene Aufgaben zuzuordnen. Der Kursor wie der Bibliker hat kursorisch zu lesen, ihnen werden Kurse zugewiesen, sie sollen den Schrifttext in gleicher Weise auslegen und haben die gleiche Summe für den Erwerb des Grades zu bezahlen. Für die Erklärung dieser Parallelität sind wir auf Mutmaßungen angewiesen. Will man nicht Zufälligkeit annehmen, läßt sich an einen Studienaufenthalt eines der Statutengründer in Erfurt denken. Daß dabei in der dortigen Matrikel die Namen Zingel, Adorf und Pftuger fehlen, bedeutet noch nicht sicher, se Prantl II 66.
Kink II 101. Prantl II 59 f., 66. Insgesamt erscheint der Begriff Biblicus mit oder ohne "ordinarius" viermaL Die letzte Stelle kann hier übergangen werden, da sie zu einer Klärung nicht beiträgt: Im Zusammenhang mit der Reihenfolge bei den Disputationen werden die Disputanten aufgezählt, unter ihnen "cursores seu biblici". Der Wortlaut läßt hier beide Möglichkeiten offen (Prantl II 58). 39 Ediert bei Meier.- Andere Fakultätsstatuten kennen nur einen Begriff. Vgl. für Heidelberg: Hautz II 334f., Ritter I 207; für Freiburg: Bauer 117; für Leipzig: Zarncke 548 ff.; für Tübingen: Hermelink 39. 37
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daß nicht einer von ihnen für eine zeitlang die dortige Hohe Schule besuchte. Das Verzeichnis der Ingolstädter Theologiestudenten bringt ja ebenfalls Namen, die nicht in der Matrikel zu finden sind. Es könnte endlich als Vermittler des Statutentextes auch der Erfurter Magister Peter Petz in Frage kommen. Der Würzburger immatrikulierte sich am 11. Mai 1472 in Ingolstadt40• Er hat möglicherweise der im Aufbau befindlichen Fakultät, die noch keine Statuten hatte, einen Text übermittelt. b) Die Sentenzenvorlesung
Mit der Bibel hatte der lesende Student den Ausgangspunkt aller theologischen Forschung kennengelernt. Jetzt konnte er sich mit der eigentlichen Theologie befassen. Das war für das Mittelalter das Lehrbuch des Petrus Lombardus, das schon zu Beginn des dreizehnten Jahrhunderts in den Lehrplan der theologischen Fakultät von Paris Aufnahme gefunden hatte1 • Für Ingolstadt war die Reihenfolge Bibel- Sentenzen, wie sie auch in Paris und Wien üblich war!, eine Selbstverständlichkeit. Eine Dispens wurde deshalb nie erteilt. Hatte der künftige "Sententiar" alle an ihn gestellten Voraussetzungen erfüllt, so konnte er um Zulassung zur Vorlesung bitten. Diese wurde mit dem "Principium" eingeleitet, einer besonders feierlich gestalteten ersten Vorlesung. Sie stellte nicht nur für den Bakkalar einen besonderen Akt dar, sondern war darüber hinaus in den Augen der Fakultät ein Ereignis, das nach Möglichkeit immer an der Universität stattfinden sollte, auch wenn die Fortsetzung außerhalb der Fakultätsräume geschah, wie dies schon bei der Bibellesung gezeigt wurde. Jedes der vier Sentenzenbücher hatte mit einem Prinzipium zu beginnen. Ein neues Buch durfte nur begonnen werden, wenn das vorhergehende abgeschlossen war'. Es mußte indes nicht jeder Student mit dem ersten Buch beginnen. Lasen mehrere zu ein und derselben Zeit, so erhielten sie verschiedene Bücher zugeteilt, sofern natürlich die Zahl vier nicht überschritten wurde. Die Höchstzahl gleichzeitig lesender Bakkalare betrug drei. Dies war der Fall in den Jahren 1479, 1490 und 1501. Als die Zahl der Studenten nach dem Eintritt der Jesuiten in die Fakultät anstieg, hörte diese Vorlesung allmählich auf. 40 Pölnitz, Matrikel I 16. Er kehrte später wieder nach Erfurt zurück und wurde am 20. Mai 1482 Doktor der Theologie (Kleineidam, Universität Erfurt 149; ders. Universitas XIV 282). 1 Denifle-Chatelain I 226. 2 Denifle-Chatelain I 226; Kink li 109. Eine Ausnahme machte Oxford. Dort wurden die Sentenzen vor der Bibel gelesen (Denifle, Enseignement 159). 3 Prantl II 67: Der Sententiar hatte dies vor Erwerb des zweiten bakkalaren Grades zu beschwören.
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Für die Dauer der Vorlesung war von der Fakultät ein Zeitraum von ein oder zwei Jahren angesetzt. Las einer die 171 Distinktionen der vier Bücher in einem Jahr, mußte er in der Woche drei- bis viermal lesen, wenn er sich an das geforderte Maß von einer Distinktion pro Stunde hielt. Die spärlichen Angaben des Dekanatsbuches lassen bei aller Vorsicht vermuten, daß die Zahl eher unterschritten wurde. Johann Huber begann seine Vorlesung am 24. Oktober 1491 mit dem ersten Buch und beendete das vierte am 7. März 14934• Er las die 171 Kapitel in 64 Wochen, die Ferien, die er als Bakkalar lesen konnte, mitgerechnet. Es ergibt sich ein Wochendurchschnitt von zwei bis drei Stunden. Willibald Krapff las vom 20. November 1497 bis 3. Januar 1499 das gleiche Pensum5• Er hatte 58 Wochen dafür Zeit. Die Berechnungen werden durch die Möglichkeit, einer kürzeren Distinktion noch eine weitere in einer Vorlesungsstunde hinzuzufügen6, noch erneut relativiert. Es ist auch nicht sicher, ob die Bücher ganz gelesen wurden. Zwar wurde dies von den Statuten gefordert7, allein die Anordnung gegenüber zwei Ordensangehörigen, die ihnen zugewiesenen Bücher ganz zu lesen8, deutet die Möglichkeit an, daß es nicht immer geschah. Auch bei dieser Vorlesung hatte der Bakkalar die Freiheit, außerhalb der Universität zu lesen. Im Gegensatz zur Bibellektüre erfahren wir hier gelegentlich die Gründe, die die Fakultät zu Dispensierungen veranlaßte. Sebald Wagner durfte aus finanziellen Gründen in Raitenhaslach lesen9• 1520 ließ man wegen der herrschenden Pest an anderen Orten lesen. Schaider und Schröttinger wurden davon betroffen1o. Auf Bitten des Regensburger Dekans durfte Konrad Thuman in Regensburg lesen, um auf diese Weise Zeit zu sparen11 • Johann Götz bekam Dispens, damit er seiner Residenzpflicht genügen konnte12• Der hochbetagte 4
UA Georg. III/11 I,27'f.
o UA Georg. III/11 1,35 und 36'.
6 Prantl II 65: "unam distinctionem integram et non plus legere tenetur, nisi partem longioris adderet breviori et econverso." 1 Prantl II 67. s UA Georg. 111111 1,43'. ' Die Dispens für die Wahl des Zisterzienserklosters erstreckte sich nur auf die beiden ersten Bücher: "XXI Aprilis m. Sebaldus Wagner petiit, ut posset ob paupertatem complere sententias in Braitenhaßlach. Cui decanus annuit in duobus primis libris usque ad revocationem facultatis." UA Georg. III/11 1,49'. 1o UA Georg. III/11 1,59'. u UA Georg. III/11 1,65'f.: "Anno domini 1525 die vero tertio Maj facultas theologica dispensavit cum magistro Conrado Thuman, praedicatore Ratisponensi, ob difficultatem temporis, quod faceret lectionem Ratispone in tertium sententiarum." Das Prinzipium hatte er in Ingolstadt nachzuholen, wo er auch um Anerkennung der Vorlesung anhalten sollte. 12 UA Georg. III/11 1,67.- Johann Hübschenauer, Prediger von St. Sebald in Nürnberg, durfte in Nürnberg die ersten beiden Bücher des Lombarden lesen, obwohl er seine Disputation noch nicht gehalten hatte. Er hatte sie
6 Kausch
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Freisinger Dekan Michael Knab, ein Verwandter Ecks, durfte 1561 in Freising lesen, mit Ausnahme des Prinzipiums und der einen oder anderen Vorlesung in Ingolstadt13• Früher als die Bibelvorlesung durch Bakkalare kam die Sentenzenlektion aus der Übung. Der Pfarrer von St. Marlen in Ingolstadt, Augustin Näser, war der letzte, der dem Dekanatsbuch zufolge 1565 ein Sentenzenbuch zugeteilt bekam14 • Sein Konfrater Jodocus Bentz, Pfarrer in Straubing, hatte im gleichen Jahr die Summe des Cajetan als Auftrag von der Fakultät erhalten. Er sollte das Handbuch für die Praxis des Beichtvaters seinen Vikaren erklären15• 1573 las Peter Stevart in Eichstätt anstelle der Sentenzen den Römischen Katechismus, der vom Tridentinum erarbeitet worden war16• Fassen wir zusammen: Das letzte Viertel des sechzehnten Jahrhunderts kannte den lesenden Bakkalar nicht mehr17• Was jetzt faktisch eingetreten war, hatten die Statuten von 1565 in der Theorie schon dadurch vorweggenommen, daß sie vom Studenten nur noch verlangten, daß er die Vorlesungen der Doktoren gehört haben müsse, nicht mehr, wie das 1475 der Fall war, daß er Vorlesungen von Bakkalaren und Professoren nachweisen könne18• Die damit von den Statuten nicht mehr getragene Einrichtung wurde durch die seit dem Eintritt der Jesuiten auf vier bis fünf gestiegene Zahl von Ordinarien, die ein breiteres Angebot an Lektionen anbieten konnten, weiter ausgehöhlt. Inhaltlich verlor die Sentenzenvorlesung an Bedeutung, da mit den Jesuiten die Summe des Thomas den Lombarden verdrängte. Wie gezeigt wurde, wurde zeitweilig auf ein anderes Buch ausgewichen. Dabei wurde aber nie der Versuch unternommen, Thomas von den unteren Graden lesen zu lassen. Er blieb von Anfang an den Ordinarien vorbehalten. Ein 1575 eingeführter straff organisierter Kurs garantierte die Behandlung der ganzen Summe in vier Jahren. Ein weiterer Grund für das aber schon konzipiert. In einem Schreiben vom 18. Januar 1520 verpflichtete er sich, die Fakultät über seine Vorlesung genau auf dem laufenden zu halten (UA Georg. Abteilung II Nr. 354, 18. 1. 1520). 13 UA Georg. III/11 1,100'. Michael Knab war seit 1524 Chorherr in Freising (Wiedemann 198 ff.). 14 UA Georg. III/11 1,110': Es war das 3. Buch der Sentenzen. 15 UA Georg. III/11 1,110' (17. November 1565). 16 UA Georg. III/11 1,123'. Einen Monat zuvor hatte man von seiten der Fakultät dem Lizentiaten Peter Damian den Auftrag erteilt, den Römischen Katechismus seinen Pfarrkindern zu erklären (ebd.). 11 In Freiburg hörten die Bakkalare 1605 auf zu lesen (Bauer 192), in Wien erwähnten die Reformgesetze von 1554 diese Einrichtung nicht mehr. Die Vorlesungen hörten deshalb nach und nach auf (Wappler 73, 82). 18 Der Kandidat muß: "omnes omnium doctorum theologiae ordinarie praelegentium lectiones" gehört haben (Prantl II 256). Auch in den Statuten von 1605 geschieht der genannten Vorlesungen keine Erwähnung mehr (ebd. 359). Ähnlich in Heidelberg 1575: Hautz II 422.
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Ende dieser Vorlesung war die Studienzeitverkürzung. Hatten die Statuten von 1475 noch ein fünfjähriges Studium vor dem ersten Grad gefordert, war es seit 1565 möglich, den Grad schon nach dem dritten Jahr zu erhalten19, so konnte 1605 das Doktorat schon nach dem vierten Jahr erworben werden20• In dieser knappen Zeit blieb für eine eigene Vorlesungstätigkeit kein Raum mehr. Die Studienordnung des Jesuitenordens kannte den lernenden und lehrenden Bakkalar nicht. Dennoch hielt sich der Orden in Ingolstadt an die vorgegebenen Bestimmungen, die vor seinem Eintritt in die Fakultät durch eine langjährige Praxis sich bewährt hatten. Die Professoren des Ordens des Ignatius waren deshalb selbst bei der Zuweisung von Büchern beteiligt, und die Ordensstudenten lasen gemäß den Statuten. Indes, man durfte nicht erwarten, daß die Patres entgegen ihrem eigenen Studiensystem sich für den lesenden Bakkalar einsetzten. Es spricht für den Anpassungswillen des Ordens, daß er sich während zwanzig Jahren den bestehenden Verhältnissen fügte. In der Studienordnung von 1586 äußerte sich der Orden zu dieser Art von Vorlesungen. Er lehnte sie jetzt ganz deutlich ab. Das eigene Lesen wurde nicht als Hilfe für den Studenten angesehen, sondern als Hindernis: "Id enim non tarn adiumento, quam impedimento estll1." Die zweite Studienordnung von 1599 ging auf dieses Problem gar nicht erst ein. Für Ingolstadt war die Frage, studentische Vorlesung oder nicht, schon längst geklärt. Es ist nicht uninteressant, damit die Entwicklung in Wittenberg zu vergleichen. Die vorreformatorische Gründung hatte der dortigen theologischen Fakultät die gewohnte Einrichtung der bakkalaren Vorlesung gegeben. Es wurden die Bibel und die Sentenzen gelesen!!. Letztere offenbar nicht mehr sehr lange, denn am 18. Mai 1517 berichtete Luther aus Wittenberg, daß man vor den Sentenzen nur noch Widerwillen empfindeza. Das lutherische Prinzip, nur noch die Bibel als alleinige Autorität gelten zu lassen24, rückte diese jetzt an der Fakultät mehr und mehr in den Vordergrund. Mit den Statuten von 1533 zog Melanchthon die praktischen Konsequenzen aus der Entwicklung. Er behielt die Vorlesungen für die Kursaren und Sententiare bei, trug aber dem neuen Denken insofern Rechnung, als jetzt die Bibel einziges Lehrbuch wurde, sie aber nicht in ihrer ganzen Breite, sondern nur in bestimmten Teilen. So hatte der Bibliker nur den Römerbrief auszulegen, "weil dieser die Summe christlicher Glaubenslehre enthält". Da10 20 21 22
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Prantl II 256. Prantl II 359. Pachtler II 113. Friedensburg, Urkundenbuch 34. Aland 165. Lortz I 399 f .
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mit wurde der Student nun sehr früh bekanntgemacht. Die Vorlesung zwang ihn, sich ausführlich damit zu beschäftigen. Nicht die Bibel als solche stand also im Mittelpunkt der Bemühungen, sondern das Glaubensgut der Kirche, das jetzt indes nicht mehr aus dem Lombarden geschöpft wurde, sondern direkt aus den apostolischen Schriften. Ähnliches gilt für die Lektüre des Alten Testaments, das jetzt dem Sententiar anvertraut war. Melanchthon lehnte den Lombarden ab, da er im dritten Buch in den Quästionen über die Rechtfertigung und im vierten in seiner Lehre von den Sakramenten nicht mit der Lehre der jungen Kirche übereinstimmte. An seiner Stelle las der zweite Grad einige Psalmen oder Teile aus den Prophetenbüchern. Damit war er auch noch als formierter Bakkalar beschäftigt26• 5. Die Di'Jputationen
Die Disputation als eine nach festen Regeln sich vollziehende, von der "lectio" verschiedene Form des akademischen Unterrichts fand nach der Mitte des zwölften Jahrhunderts Eingang in die theologischen Hörsäle in Paris1 • Ihre Blütezeit erlebte sie in der Zeit der ausgedehnten theologischen Forschung der Hochschulscholastik, und man kann annehmen, daß sie in diesem Zeitraum Bestandteil des institutionellen Gerüsts des Lehrbetriebs der Pariser Fakultät wurde. Die nach 1335 entstandenen Statuten schreiben bereits eine bestimmte Zahl von Disputationen für den Erwerb der Lizenz vor!. In der Zeit der niedergehenden Scholastik wurden zwar Bestimmungen gegen den Mißbrauch dieser akademischen Übung in die Wiener Statuten aufgenommen, aber ihre grundsätzliche Stellung nicht angetastet3, so daß durch die Übernahme des Wiener Textes die Disputation an der Ingolstädter Fakultät ihre wichtige Funktion behielt4 • In der Anpassung an die Erfordernisse der Reformationszeit konnte sie diese behaupten und zu einer geistigen Waffe in den Auseinandersetzungen -über den Rahmen der Universität hinaus- zwischen Katholiken und Neugläubigen werden. 25 Förstemann, Liber decanorum 154 f. Die reformierte Fakultät Leipzig verlangte ab 1543 von den Bakkalaren auch nur noch Vorlesungen zur Bibel (Zarncke 571). 1 Voraussetzung dafür war das Bekanntwerden des Organon der aristotelisch-logischen Schriften (Grabmann, Methode II 19, 218). 2 Denifle - Chatelain II 692. Die Bestimmungen von 1383 - 89 ebd. Nr. 1189, von 1452 ebd. IV Nr. 2690. s Kink II 103. ' Vgl. dazu die Einzelbestimmungen unter dem Kapitel Graduierungswesen.
5. Die Disputationen
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a) Außerer Ablauf
Eine jede Disputation begann mit einer Erklärung der Teilnehmer, nichts gegen den Glauben, das Urteil der Kirche und die "gesunde Lehre" der Kirchenväter sagen zu wollen. War dies festzustellen bei der allgemeinen theologischen Urklarheit der Zeit vor dem Tridentinum nicht immer leicht, so mußte eine weitere Bestimmung, die Thesen müßten den "guten Sitten" entsprechen und dürften nicht "fromme Ohren" verletzen11, eine Entscheidung stark in den Bereich des Beliebens der Fakultät stellen. Verstieß ein Teilnehmer gegen diese Bestimmungen, so mußte er Widerruf leistene. Wenn ferner die Forderung gestellt wurde, daß die Thesen, über die man disputieren wollte, vernünftig, ernsthaft und nützlich sein sollten7, so war dies zweifellos auch eine Übernahme von Wien, die für Ingolstadt nicht mehr von so großer Bedeutung war, denn die Konfrontierung mit der neuen Lehre zwang zu einer ernsthaften Auseinandersetzung mit den theologischen Problemen. Verwandter Sorge um die Seriosität dieser akademischen Übung mag auch die Vorschrift entwachsen sein, die die Mitglieder zu gegenseitiger Rücksichtnahme verpflichtete. Von dieser Zurückhaltung sollte nur der ausgenommen sein, dessen Äußerungen gegen die Kirche gerichtet waren. Diese Verordnung bekam mit der Loslösung weiter Kreise von der Kirche in der Reformation besondere Aktualität, verpflichtete sie doch das Mitglied der Fakultät, sich in seiner Argumentation ganz hinter die Lehre der Kirche zu stellen und den Verteidiger von Irrlehren "mit Eifer" zu bekämpfen8 • Jetzt konnte das eigentliche Rededuell beginnen. Der Leiter der Disputation, der Präses, der ein Student oder Professor sein konnte, erörterte die Thesen9 zunächst mit dem Respondenten, dem Verteidiger der vorgelegten theologischen Meinungen. War dies geschehen, konnten die Opponenten mit Gegenargumenten auftreten. Am Schluß entschied der Präses über die Richtigkeit der vorgebrachten Meinungen1o. 5 Prantl II 59: " ... quod sit contra fidem, contra determinationem sanctae matris ecclesiae aut quod cedat in favorem articulorum hic vel ubicunque condemnatorum vel condemnati rationabiliter, aut quod sit contra sanam doctrinam doctorum ab ecclesia approbatorum vel contra bonos mores aut quovis modo offendat pias aures ..." 6 Prantl II 59. 7 Prantl II 60: " ... quaestiones ... disputandae sint rationabiles, seriosae et utiles materias practicas vel speculativas tangentes ..." s Prantl II 60. • Auf das vielerörterte Problem der Verfasserschaft der Thesen soll hier nicht weiter eingegangen werden. Nach einer Untersuchung von Kern (38 ff.) ist eine generelle Bestimmung der Verfasserschaft der Disputationsvorschriften" nicht möglich, sie muß vielmehr in jedem einzelnen Fall gesondert untersucht werden. Vgl. auch Hentrich, Valentia 80 f. to Prantl II 59.
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Dem Vorsitzenden oblag auch die äußere Gestaltung. Er hatte den Teilnehmern die Plätze zuzuweisen11 und auf den ordentlichen Verlauf des Argumentierens zu achten. Das Vorbringen der Einwände hatte sich nach Alter und Studienbeginn des Teilnehmers zu richten. Eine Ausnahme galt für den Rektor der Universität, einen Doktor der Rechte oder der Medizin oder einen Lizentiaten dieser Fakultäten. Von der Artistenfakultät hatte nur der Dekan eine Sonderstellung. Auch Adelige waren nicht an die erwähnten Einschränkungen gebunden. Den genannten Personenkreis durfte der Präses an irgendeiner Stelle in die Auseinandersetzung einbeziehen, wie er es für geboten hieitt2. Das Prüfungsrecht der Thesen stand nach den Statuten von 1475 dem Dekan oder dem Pater, dem vom Studenten gewählten Professor, zu13• Dazu wurde 1575 durch Fakultätsbeschluß ergänzt, daß ein Dekan, der als Präses eine Disputation leitet, diese seinem Vorgänger zur Prüfung vorlegen muß14 • Am 3. Mai desselben Jahres wurde die Prüfung auf das ganze Professorenkollegium ausgedehnt. Als Ausnahme galt nur der Fall, daß ein Präses einen Stoff behandelte, der schon vor der Ausarbeitung in Thesenform Gegenstand seiner Vorlesungen war15• Letzter Entscheidung war 1575 eine Meinungsverschiedenheit in der Fakultät vorausgegangen. Ein Student hatte Thesen über die Beichtvollmacht geschrieben18 und sie dem Dekan zur Prüfung vorgelegt. Dieser - es war in diesem Semester der Jesuit Julius Priscianensis17 - nahm Verbesserungen daran vor18• Clenck, der kein gutes Verhältnis zu den u Die Kursoren saßen in der letzten Reihe. Vor ihnen hatten die Sententiare ihre Plätze. In der ersten Reihe vor dem Katheder saßen die Lizentiaten und diejenigen, welche im selben Jahr noch diesen Grad erreichten (Prantl II 63). 12 Prantl II 58. 13 Prantl II 63: "Ordinamus, quod baccalarii et licentiati suas positiones, determinationes, collationes et sermones ostendant decano facultatis vel magistro suo et stent consilio eius moderationi." 14 Nach Aussagen des theologischen Dekanatsbuches kam der Beschluß am 7. März zustande (UA Georg. III/11 1,128'). Prantl hat den Text des Beschlusses dem später verlorengegangenen "actorum liber" entnommen: "Ut si decanum pro tempore existentem publice contingat debere praesidere ea disputatio a praecedenti decano ante subscribatur." (Prantl II 257). 1s UA Georg. III/11 1,132': " . .. ne quisquam publice praesideat impressis thesibus sine totius collegii consensu, nisi disputatio esset de materia, quam praeses recens et futurus in schola tractavit." 16 Es handelte sich dabei um die Disputation des Christoph Colonarius ,.De absolutione, praecipuo sacramenti poenitentiae capite", die unter dem Vorsitz des Rudolph Clenck stattfand. Ein gedrucktes Exemplar befindet sich im Hauptstaatsarchiv (Jesuitica 1746, 84 eingeheftet). 17 UA Georg. III/11 1,127. 18 Einer Beschwerde des Jesuitenrektors Rabenstain zufolge waren es die Thesen 21 und 22, die bei den Jesuiten Mißfallen erregten, so daß wir
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Jesuitenpatres hatte, änderte als Präses die Anmerkungen des Dekans ab und ließ die Disputation so mit der Unterschrift des Dekans in den Druck gehen. Er tat dies, obwohl ihm zwei seiner Kollegen davon abrieten. Als der Dekan seine Änderungen nicht ausgeführt sah, berief er eine Versammlung der Fakultät ein. Clenck selbst war nicht anwesend. Eine gemeinsame Prüfung der Thesen ergab, daß einige nicht der kirchlichen Glaubenslehre entsprachen. Die Fakultät trug deshalb dem Dekan und einem Ordinarius auf, eine endgültige Klärung mit Clenck herbeizuführen. Dies geschah dadurch, daß in das gedruckte Exemplar handgeschriebene Zusätze eingefügt wurden. Einem Neudruck mit erneuter Variierung der Zusätze widersetzte sich Clenck mit dem Hinweis, dies könne seinem Ruf abträglich sein und überhaupt dem Ansehen des ganzen Kollegiums schaden. Seinen Bitten wurde nachgegeben, aber die Fakultät verlangte, daß dieser Vorfall im Dekanatsbuch festgehalten würde19• Es kann kein Zweifel daran bestehen, daß der erwähnte Beschluß vom 3. Mai die Wiederholung eines solchen "unangenehmen" Vorfalls verhindern sollte. In der Tat wird kein ähnlicher Fall mehr berichtet. Ungelöst blieb aber die Frage, wer sollte die Thesen eines Disputanten prüfen, der nicht zur Fakultät gehörte? Für den 18. Dezember 1589 legte nämlich ein Franziskaner aus Italien, Gotthard Montinus20, eine Disputation vor, die offenbar nicht gedruckt wurde21 • Der nicht näher bezeichnete Präses ließ die aufgestellten Thesen zu, und am 18. disputierte Montinus mit Gregor de Valentia22 • Die Auseinandersetzung über die dreizehn Thesen zog sich den ganzen Tag hin; erst nachträglich kam das Professorenkollegium zu der Ansicht, daß die vorgelegten Meinungen nicht geduldet werden könnten23. Es handelte sich um vermuten können, daß der Dekan dazu seine Verbesserungsvorschläge gemacht hatte. 19 UA Georg. III/11 I,129'ff. Der Vorfall war damit noch nicht beendet. Die im Druck unvariierte Disputation entsprach nicht den Anschauungen des Ordens. Deshalb protestierte der Kollegrektor Rabenstain gegen die Thesen 21 und 22, die besagten, daß ein Regulare nur dann Beicht hören dürfe, wenn er dazu die Erlaubnis vom zuständigen Bischof habe (HStA Jesuitica 1746, 84). Als Antwort darauf gab die Fakultät am 28. März 1575 eine einstimmig verfaßte Erklärung heraus, daß sie die Privilegien der Sozietät nicht habe schmälern wollen {ebd. 85). 2o Der nicht in der Universitätsmatrikel aufgeführte Franziskaner war 1589 Lektor im Franziskanerkonvent in Ingolstadt {OAE B 186, 62). 21 Die 13 Thesen sind im Dekanatsbuch verzeichnet; das ist bei keiner anderen Disputation geschehen {UA Georg. III/11 !,156). 22 Er, Gregor de Valentia, dürfte wohl auch der eigentliche Grund für die Disputation gewesen sein. Für den nur kurz in Ingolstadt weilenden (OAE B 186, 62) Ordensangehörigen mußte es eine große Ehre sein, mit dem weithin bekannten Jesuiten disputiert zu haben. 2s Die Begründung dafür lautete: " ... quod male sonarent et scandalosae principisque aurium offensivae viderentur." VA O:eorg. III/11 ! 1156. Vgl. oben Anmerkung Nr. 5.
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dreizehn Sätze, die sich mit Problemen der Trinität befaßten. Dabei behauptete Montinus unter anderem: die göttlichen Personen sind, insofern sie Personen sind ("ut personae sunt") nicht gut; der Vater liebt nicht den Sohn als Sohn, der Sohn den Vater nicht als Vater; der Vater ist, insofern er Vater ist ("ut pater"), keine Substanz. Die Definition der Person durch Boethius ist unrichtig. - Es gilt für alle Behauptungen des Franziskaners, daß sie rein spekulativer Art waren, also nur dem Fachtheologen verständlich waren. Die Fakultät brauchte also nicht Auswirkungen auf den Glauben des gewöhnlichen Volkes zu befürchten. Sie war sich aber bewußt, daß man am Hofe ein waches Auge über die in Ingolstadt in der Theologie diskutierten Probleme hatte. Aus diesem Grunde gingen Hunger, Mayrhofer und Stevart zu Montinus und warnten ihn, diese Ansichten weiterhin zu vertreten. Der Franziskaner versprach zu gehorchen. Der Klosterguardian und ein zweiter Ordensangehöriger verbürgten sich für ihren Mitbruder. Zu einem klärenden Statut konnte man sich an der Fakultät nicht durchringen24• In den genannten Fällen war die Zensur den Statuten entsprechend von der Fakultät ausgegangen und damit eine fakultätsinterne Angelegenheit geblieben. Als es 1514 zu einem Eingreifen von außen kam, gab es daher nicht nur an der Universität große Unruhe!&. In diesem Jahr wollte Johann Eck nach einer Disputation in Augsburg über die Erlaubtheit des Zinsnehmens Thesen mit dem gleichen Inhalt auch in Ingolstadt verteidigen. Das wurde ihm jetzt vom Kanzler der Universität, dem Bischof von Eichstätt, verboten28• Ein Einspruch vonseitender Universität war fruchtlos gebliebenn. Herzog Wilhelm IV. dachte indes nicht daran, diesen Eingriff in die "Lehrfreiheit" widerspruchslos hinzunehmen. Am 5. Februar 1515 schickte er seine Räte, Dr. Leonhard Eck, Jörg von Au und Anselm Göttinger nach Eichstätt, um eine Beschwerde überreichen zu lassen. Auf diese antworte Gabriel von Eyb am 9. März, das Verbot sei nicht aus Ungunst oder Ungnade gegen die Universität geschehen, er müsse die Wahrheit und Verantwortung in Betracht ziehen28• Mit diesem Anspruch des Wahrheitsbesitzes gegenüber der Fakultät29 blieb der Kanzler der Hohen Schule bei seinem 24 Mayrhofer hielt dieses Ereignis im Dekanatsbuch fest: "... ut posteritas sciat, quid in eiusmodi casu sit faciendum" (UA Georg. III/11 !,156). - Ein ähnlicher Fall hatte sich im gleichen Jahr in Wien ereignet. Die dortige Fakultät beschloß daraufhin, künftig keinem mehr eine Disputation zu gestatten, der nicht Mitglied der Fakultät ist, es sei denn die Thesen würden vorher vom Fakultätsrat approbiert (Wappler 78 f.). 25 Von Soden-Knaake 136. 28 Von Aretin 630. Es war dies auf Anraten seines Vetters Berhard Adelmann von Adelmannsfelden, der Eck nicht gut gesinnt war, geschehen (Neuhofer 102). z1 Von Soden - Knaake 136. 2s Sax - Bleicher 229 ff.
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Verbot. Eine Zensur dieser Art hat sich in der späteren Zeit nicht mehr ereignet. Im Gegensatz zu Wien, wo jeder Professor der theologischen Fakultät wenigstens einmal im Jahr eine Disputation zu halten hatte30, war dem Ingolstädter keine bestimmte Zahl vorgeschrieben. Wohl aber hatte der Student, wollte er Grade erwerben, an einigen dieser Übungen teilzunehmen, sei es als Defendent oder Arguent. Bis zum Erwerb der Lizenz waren sechs vorgeschrieben31 • In Einzelfällen wurde davon auch dispensiert:!%. Die zwischen die Grade eingeflochtenen Disputationen hatten ohne Zweifel den Sinn, den Studenten tiefer in den Stoff der Vorlesungen einzuführen, sie gaben ihm andererseits die Gelegenheit, seine Kenntnisse öffentlich zu zeigen. So gesehen war das Rededuell gleichzeitig ein Mittel, die Qualifikation eines Studenten (ähnliches gilt auch für den Professors) zu bemessen. Es ist dies eine Auffassung, die schon von den ersten Statuten vertreten wird. Hatte nämlich ein Student nicht den Magistergrad der Artistenfakultät erworben, so galt für ihn die Forderung, daß er wenigstens so weit gebildet sein sollte, daß er disputieren konnte. Stand dies nicht fest, hatte er sich an einer Probedisputation zu beteiligen; sein dabei geleisteter Beitrag wurde von einem Doktor der Fakultät beurteilt34 • Das Examen für einen Grad hatte er, wenn er diese Prüfung bestanden hatte, noch eigens zu absolvieren. Mit den Bestimmungen von 1605 konnte der Kandidat zwischen beiden wählen. Eine Disputation, "euro notoria satisfactione" bestanden, entsprach jetzt einem einstündigen Examen über den Stoff der Vor29 Bischof Gabriel hatte vom Mainzer Erzbischof eine Weisung erhalten, die nicht bekannt ist. Sie dürfte aber im Sinne des Gutachtens der Mainzer Universität gewesen sein, die der Mainzer Ordinarius darum angegangen hatte; dieses wollte die Erörterung des "unmoralischen" Themas auf die Schulen beschränkt wissen (von Aretin 631). In diesem Sinne sah wohl Gabriel von Eyb seine Verantwortung. Später änderte er seine Meinung und nahm selbst Darlehn "umb zins" auf (Neuhofer 103 A. 387). - Weitere Einzelheiten zu dieser Angelegenheit bei Schlecht, Ecks Anfänge 21 ff. so Kink II 102. 31 Die Zahl hatte sich somit gegenüber Wien um zwei erhöht, die beide vor dem ersten Grad abzuleisten waren. - Welche Gründe zur Erhöhung der Anzahl führten, läßt sich aus den Akten nicht ersehen. Die Fixierung von zwei zusätzlichen Disputationen vor dem ersten Grad erschwerte aber den Zugang zur Graduierung. 32 Solche Fälle sind nur für die Zeit vor den Jesuiten bekannt. Hier lassen sich Dispense nachweisen für Johann Menzinger 1534 (UA Georg. III/11 I,75); 1536 erließ ihm die Fakultät eine neuerliche Disputation, um ihm einen schnelleren Zugang zur Lizenz zu ermöglichen (ebd. 78'). Auch bei Paul Hirschbeck, Alex Zehentmair (ebd. 75 ff.) und Melchior Rauch (ebd. 79) wurde die vorgeschriebene Zahl verringert. 33 Für Ecks Berufung nach Ingotstadt war seine Disputation mitentscheidend. - Man vergleiche dazu auch Rotmars Professorenbiographien (Rotmar - Engerd 103'). 34 Prantl II 61.
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Iesungen. Dies galt für das Bakkalariat. Beim Erwerb der Lizenz stand es dem Studenten frei, über das gesamte Gebiet der Theologie zu disputieren, was "cum satisfactione" geschehen mußte, oder sich wenigstens zwei Stunden lang über den genannten Stoff prüfen zu lassen35• Durch diese Erweiterung ihrer Funktion hat die Disputation ihre Stellung im Lehrbetrieb der Fakultät auch institutionell weiter gefestigt. Nicht zuletzt war das öffentliche, von Professoren geleitete Rededuell ein gesellschaftliches Ereignis, das innerhalb der Universität nicht nur die einzelnen Fakultäten vereinte, sondern Personen des Adels und kirchliche Würdenträger als Zuhörer kannte. Es war dies sicherlich für manchen Gönner eine Gelegenheit, die Kenntnisse seines Stipendiaten zu prüfen, der ihm aus Dankbarkeit die ihm gewidmeten Thesen vorher zugeschickt hatte. 1557 beehrte Otto Kardinal Truchseß von Waldburg die Universität mit dem Besuch einer theologischen Disputationu. 1587 waren die Herzöge Ferdinand und Maximilian von Bayern, beide Studenten in Ingolstadt, öfter als Gäste zugegen37• Mit Disputationen außerhalb Ingolstadts in Augsburg, Bologna, Wien38 und Leipzig39 hat Eck seinen und der Universität Namen bekannt gemacht. Gerade die letztgenannte hat nicht nur religionsgeschichtlich große Bedeutung erlangt, insofern als hier Eck in aller Deutlichkeit die Richtung der Lehre Luthers bewußt wurde, sie ist für die Disputation überhaupt ein Eckstein geworden, weil hier zum ersten Mal nicht mehr von der Warte der katholischen Kirche aus theologische Probleme aufgegriffen wurden, sondern kirchliche und nicht kirchliche Standpunkte aufeinanderprallten. Der Rahmen der akademischen Übung wurde gesprengt. Die beiden Universitäten, die in der Rolle der Präsidenten eine endgültige Entscheidung treffen sollten, Erfurt und Paris, schwiegen40• Die Disputation ist in der Folgezeit nie recht zum Forum der direkten Begegnung zwischen Katholiken und Protestanten geworden, um so mehr vollzog sich die Auseinandersetzung in den Hörsälen mit den Teilnehmern nur einer Seite. Wir ss Prantl II 359. - Die Anrechnung einer Disputation als Examen vor dem Erwerb des ersten Grades 1530 durch die Fakultät bei Johann Eckhart war zweifellos ein Einzelfall (UA Georg. III/11 !,72). 31 U A Georg. III/11 !,95. 37 UA Georg. III/11 !,153 f. Bis 1648 waren seit Gründung der Universität 17 Personen aus dem Hause Wittelsbach in Ingolstadt (Müller, Adel 78). 38 Siehe unten das Kapitel: Gutachtertätigkeit. se Schottenloher, Bibliographie Nr. 5231, 13015- 13030, 41334 c- 41336 b; Selge, K. V., Die Leipziger Disputation zwischen Luther und Eck: ZKG 86 (1975) 26 ff. 40 Von Paris ist erst zwei Jahre später, nachdem Luther schon von Rom aus verurteilt worden war, eine Stellungnahme gegen Luther erfolgt (Feret I 98 ff.).
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kommen damit in einem zweiten Teil dieses Kapitels auf den Inhalt und Sinn der Thesen, auf die "Disputationsschrüt" zu sprechen.
b) Die Disputationsschrift Dazu muß zunächst eine Einschränkung gemacht werden. Eine Charakterisierung der Disputation nach inhaltlichen Kriterien kann nur auf den noch vorhandenen Thesen aufbauen. Sie kann nicht die tatsächliche Disputierpraxis mit den Auseinandersetzungen zwischen Defendenten und Opponenten schildern, sondern ist auf das zur mündlichen Erörterung vorgelegte Material angewiesen. Es stellte nur die Ausgangsbasis dar. Erst für die Zeit Ecks liegen gedruckte Thesen vor41. Entweder wurde es jetzt erst üblich, die Themen mit Hilfe von Druckexemplaren bekanntzumachen, oder frühere Beispiele haben sich nicht erhalten. Ohne Zweilei haben die Väter der Fakultät Adorf und Zingel schon Disputationen abgehalten. Dies wird letzterem nicht nur durch den Rektor bestätigt42, sondern ist für beide auch durch handschriftliche Aufzeichnungen belegt43. Mit der Jesuitenzeit wird das noch vorhandene Material reichlicher. Es bleibt dabei aber offen, welchen Prozentsatz es vom Ursprünglichen darstellt. Erst 1575 machte man sich in der Fakultät Gedanken darüber, wie die Disputationsdrucke erhalten werden könten. Der Rat entschied, daß der jeweilige Dekan von einer Disputation ein Exemplar im theologischen Hörsaal aufbewahren sollte44. Die Überlieferungssituation ist sicherlich durch Zufälligkeiten bestimmt, dennoch ergeben sich Parallelen zwischen ihr und der Disputationspraxis. Diese Übung war nämlich vor 1549, also vor Ankunft der Jesuiten, fast völlig in Vergessenheit geraten". Da sie im Lehrsystem des Ordens eine wichtige Rolle einnahm46, trachteten die Patres mit aller Energie danach, das Disputieren an der Fakultät wieder heimisch zu machen. Dies gelang ihnen nach anfänglichen Rückschlägen4 7 in kurzer Zeit48. Seit 1557 verzeichnet das Dekanatsbuch, wenn auch nicht 41 Der frühest erhaltene Einblattdruck ist die Ankündigung der Disputation von Willibald Franckmann am 28. Juni 1522, der neun Propositionen aus dem Johannesevangelium enthält (UB 20 H.lit. 176, Nr. 1). Vgl. Stalla I 20. 42 Expurgatio rectoris Ill. 43 Erhalten sind die Thesen der Disputationen von Leonhard Gans (StB clm. 18983, 188 ff.), von Johann Saltzinger (ebd. 195 ff.), Achaz Haiswasser (ebd. 200 ff.) und Konrad Distel (ebd. 210 ff.). 44 UA Georg. III/11 I,132. 45 Braunsherger I 362. Ähnlich war es in Wien (Wappler 77) und in Wittenberg (Wolf 337). 48 Pachtler II 103 ff. 47 Braunsherger I 340.
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regelmäßig, im Unterschied zur Zeit vorher, Disputationen, Thema, Präses und Respondenten. Erst für die Jesuitenzeit läßt sich der Brauch nachweisen, dem Druck eine Widmung voranzustellen. Das geschah aus verschiedenen Gründen. In den meisten Fällen bot die Schrift dem Studenten Gelegenheit, sich bei einem Gönner zu bedanken49• Da es sich bei dem angesprochenen Personenkreis vielfach um Adelige oder Prälaten handelte, zeigte der Student gleichzeitig seine Reverenz gegenüber dem Mäzenaten. Ein besonderer Anlaß war gegeben, wenn ein Studienfreund mit einem hohen kirchlichen Amt betraut wurde. So beglückwünschte der Pfarrer von Oberwaldbach, Johann Stocker, 1598 einen seiner Studienkollegen zur Wahl zum Abt des Klosters Fultenbach mit einer Disputation über die Beicht50• Ein Jahr zuvor war das in ähnlicher Weise von Johann Hilz geschehen, der dem Abt Bemhard von Niederalteich gratulierte51 • Als im Jahre 1574 der Student Adam Wagner Thesen über den Zins verteidigte, dedizierte er sie dem Rektor der Universität, dem Markgrafen von Baden und Baron von Spanheim, Philipp, in der Erwartung, der Name des Adelsrektors werde seinen Sätzen die nötige Autorität verleihenst. Das Vorhaben ist wohl daher erklärbar, daß Wagner diese Thesen selbst verfaßt hatte und daher nicht der Ruf eines Professors für ihn bürgte. 1601 widmete Stephan Neblmair seine Artikel über den Heiligenkult dem Regensburger Bischof, um sich auf diese Weise als sein Kaplan vor "frechen Verleumdungen und Anfeindungen" zu SC'..hützen53• 1603 verfaßte Johann Handschuer eigene Thesen über die Gesetze, die er im selben Jahr öffentlich verteidigte. Er widmete den Druck seiner Thesen dem Kanzler der Schule, dem Eichstätter Bischof, um, wie er selbst sagt, "sich vor Mißgunst zu bewahren"64• Die letzten drei Beispiele lassen sich dahingehend zusammenfassen, daß mit der Widmung die angesprochene Person gewissermaßen als Garant für die 48 Braunsherger I 362. Für das Jahr 1556 spricht Canisius von "häufigen" Disputationen (ebd. II 35). - Im Gegensatz zu den Studenten, die auch die Privatdisputationen der Jesuiten besuchten (MHSJ Litterae quadrimestres VI 315) scheint die Begeisterung bei den Professoren nicht im gleichen Maße gewachsen zu sein. Bei den Übungsdisputationen überließen sie den Jesuiten die Aufgabe des Vorsitzes (ebd. 315). Erst allmählich scheint sich hier ein Umschwung angebahnt zu haben. 49 Mehr dazu unter Studienfinanzierung. so Stevartius, Assertiones theologicae de confessione sacramentali, Prooemium. 61 Hilzius, Theses theologicae de locali circumscriptione corporis Christi, veraque ratione unionis hypostaticae, Prooemium. s2 De usura theses theologicae, ad quas publice respondebit Adamus Wagner, Prooemium. 63 Gretserus, De cultu sanctorum, Prooemium. 54 Handschuecher, Disputatio theologica de legibus, Prooemium (30. Juni 1603 geschrieben).
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Qualität der Thesen eintrat und den Disputanten vor persönlichen Angriffen schützte, weil er jetzt ein Thema nicht mehr in seinem eigenen Namen verteidigte. Daß solches nötig war, zeigt, daß man sich bei der mündlichen Argumentation nicht immer an die von den Statuten geforderte Sachlichkeit hielt65 oder die Polemik von protestantischer Seite gefürchtet wurde. In einer Zeit, da Zeugnisse nur einen sehr allgemeinen Eindruck von den wissenschaftlichen Leistungen eines Studenten vermittelten, kam der Disputation eine wichtige Aufgabe zu, da sie ein Bild von den Kenntnissen des Betreffenden vermittelte. Mit der Übersendung von Thesen wurde einem "Patron" die Möglichkeit gegeben, die Fortschritte seines "Klienten" zu überprüfen. Das bezeugen etwa die Worte des Christoph Colonar, der 1574 seine Arbeit Herzog Albrecht V. überreichen läßt: "ut ingenioli mei et eruditionis specimen ... praebam56." Welche Probleme wurden besonders häufig angesprochen? Vor dem Ausbruch der Reformation wurde diskutiert, ob Adam das Privileg der Unsterblichkeit hatte, ob die Hoffnung als theologische Tugend notwendig ist zur Erreichung der ewigen Seligkeit, ob Gott sich oder die Geschöpfe besser schaffen konnte, oder ob das Wort Gottes von Ewigkeit her seine Inkarnation vorher wußte57• Im Gegensatz zu diesen sehr theoretischen Erörterungen rücken mit dem Bekanntwerden der Lehren Luthers mehr praktische und kontroverse Punkte in das Blickfeld. Jetzt erörterte man Taufe, Beicht58, Eucharistie59, Firmung und überhaupt allgemeine Fragen der Sakramente6°. Nach der Definition durch das Konzil von Trient wurden Rechtfertigung (als zentrales Thema in der Auseinandersetzung mit den Reformatoren) und Erbsünde Gegenstände des Gesprächs61 • Mit der Zunahme der Disputationen in der ss Dies ist etwa von Eck bekannt, der bei der Badener Disputation seine Gegner beschimpfte (Muralt L. v., Die Badener Disputation, 1926, 105). 56 Torrensis, Assertiones theologicae de fide, virtute theologica, Prooemium. - Diese Aufgabe konnte natürlich ein Disputationsdruck auch dann erfüllen, wenn er keine besondere Widmung trug. sr StB Clm. 18983, 188 ff., 195 ff., 200 ff., 210 ff. 58 Nachdem die Bulle "Exsurge domine" verschiedene Lehren Luthers über die Beicht verurteilt hatte (Denzinger- Schönmetzer Nr. 1455 ff.) kam Eck beim Augsburger Reichstag erneut auf das Sakrament zu sprechen (siehe unten Exkurs 2). 59 Vgl. dazu die Gespräche des Augsburger Reichstags 1530 und des Re~ gensburger Reichstags 1541 (Exkurse 2 und 4). eo Zuvor hatte das Tridentinum sich dazu geäußert (Denzinger - Schönmetzer Nr. 1600 ff.). Gt Mit diesen Fragen hatte sich Eck schon vor Augsburg 1530, Worms 1540/1 und Regensburg beschäftigt (siehe Exkurse 2 - 4), als er 1520 in Rom das päpstliche Urteil gegen Luther miterarbeitete (Denzinger-Schönmetzer Nr. 1451 ff.). - Das Tridentinum verabschiedete am 13. Januar 1547 eine Stellungnahme zur Rechtfertigung (ebd. Nr. 1520 ff.), am 17. Juni 1546 zuvor zur Erbsünde (ebd. Nr. 1510 ff.). - Die Rechtfertigung bildete in Wittenberg in Luthers Disputationen den Kernpunkt (Eckert 64).
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Jesuitenzeit wird die thematische Streuung breiter. Dabei bleibt die Eucharistie weiterhin das am meisten diskutierte Problem. Es standen folgende Einzelaspekte im Mittelpunkt: Materie und Form des Sakraments, die Anwesenheit Christi unter den Gestalten, schließlich die Wesensverwandlung8!. Theologisch und politisch63 relevant war die Frage der Kommunion unter beiderlei Gestalt, die das Tridentinum dem Papst zur Entscheidung anheimgestellt hatte. Weitere Diskussionspunkte waren der Zölibat, durch die Verehelichung protestantischer Kleriker wieder in den Mittelpunkt des Interesses gerückt, der Ablaß 64 , das Fegfeuer65 , die Heiligenverehrung, die von den Protestanten abgelehnt wurde66, der Bilderkult67, die Kanonizität der Schrift88 und die kirchliche Hierarchie. Das starke Heranziehen kirchlich bereits definierter Probleme kann den streng kirchlichen Standpunkt der Fakultät schon erahnen lassen. Das soll aber hier einstweilen nur angedeutet werden. War die Fakultät in der Person Ecks unmittelbar mit der neuen Lehre konfrontiert, so ist es durchaus verständlich, daß schon vor der Jesuitenzeit kontroverstheologische Probleme erörtert wurden. Im Gegensatz zur zweiten Hälfte des Jahrhunderts wurden sie aber noch nicht herangezogen, um Reformatoren direkt anzugreifen. Wenn Häresien zur Debatte standen, waren es hauptsächlich solche der frühen Christenheit. Die Fakultät verteidigte die katholische Doktrin gegen die Valentinianer, Marcioniten, Manichäer, gegen Arius und Sabellius und die Anhänger Novatians. Unter den mittelalterlichen Irrlehrern wurden nur Berengar und Hus erwähnt. Ganz selten taucht einmal der Name Luthers auf. Dieser auffallende Tatbestand findet in den Ansichten 62 Definiert vom Tridentinum am 11. Oktober 1551 (Denzinger-Schönmetzer Nr. 1635 ff.). - Auch Luther ließ öfter darüber disputieren (Eckert 64). 63 Herzog Albrecht V. gehörte eine Zeitlang zu den Befürwortern des Laienkelchs und erreichte für einige Jahre (1564 -1571) dessen Zulassung in Bayern (Knöpfler 135 ff.). - 1563 verfaßten Clenck und Eisengrein ein Gutachten zur Zweckmäßigkeit des Laienkelchs (gedruckt bei Constant Nr. 69). Die beiden Theologen sprechen sich darin grundsätzlich im Sinne der herzoglichen Instruktion (HStA Staatsverw. 2724, 17 ff.) für die Zulassung des Laienkelches aus. In der Beurteilung der Frage, wie weit die Erlaubnis ausgedehnt werden soll, weichen sie allerdings von Albrechts Vorstellungen ab, da sie eine Beschränkung auf jene Orte, wo der Kelch "heftig" verlangt werde, nicht befürworten. 64 Dessen Auswüchse Luthers erstes reformatorisches Auftreten veranlaBten (Lortz I 198 ff.). 65 Dessen Existenz wurde vom Tridentinum am 3. Dezember 1563 definiert (Denzinger - Schönmetzer Nr. 1820). 66 Lortz II 304, nicht von Luther selbst. Das Tridentinum hielt an der Heiligenverehrung fest (Denzinger - Schönmetzer Nr. 1821 f.). 67 Denzinger Schönmetzer Nr.1823; vom Tridentinum für erlaubt und geboten erklärt. 68 Denzinger Schönmetzer Nr. 1501 ff.
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Ecks, dessen Disputationen einen Großteil des Materials vor den Jesuiten repräsentieren, eine Erklärung. Er sah in den reformatorischen Dogmen nichts grundsätzlich Neues. Deshalb bezeichnete er, als er 1530 an der ersten Fassung der Konfutation des Augsburger Bekenntnisses arbeitete, Karlstadt, Zwingli, Oekolampad und Schwenkfeld nur als "novi Berengarii"69 • An dieser Deutung hielt er während seines ganzen Lebens fest. Die jahrzehntelange Beschäftigung mit der protestantischen Lehre ließ ihn noch 1543 resümieren, sie seien nichts anderes als eine Wiederaufnahme der Irrlehren früherer Zeiten, wie sie von Arius, Nestorius, Vigilantius, Donatus, Aetius, Hus und Wiclif vertreten wurden7o. Die Fakultät ging somit der theologischen Auseinandersetzung keineswegs aus dem Weg. Sie versachlichte aber die Diskussion durch Historisierung der aktuellen Probleme. Dieser Zustand begann sich nach dem Eintritt der Jesuiten nach und nach zu ändern. Jetzt modifizierte die antireformatorische Aktivität des Ordens den Charakter dieser akademischen Übung. In den späten fünfziger und den sechziger Jahren - es ist dies zugleich das Jahrzehnt, in dem die katholische Gegenreformation zur vollen Wirkung kommt 71 - wurde sie zu einer Waffe gegen die Lehren der Reformatoren. Das geschah durch globale Erfassung der "novatores" oder auch gegen einen einzelnen von ihnen, dessen Lehren man als falsch zu erweisen suchte. Gegen "Luther, Calvin und die Neuerer" richtete sich 1573 eine Disputation unter Hungers Vorsitz über die Sünde. Sie hatte das Ziel, die Behauptung zurückzuweisen, man sündige mit der Hilfe Gottes, und die katholische Lehre sei entstellt. Die Thesen verstehen sich ausdrücklich nur als "Antithesen"n. Ihr Sinn ist einzig und allein, eine exakte Widerlegung, nicht eine positive Darstellung des katholischen Verständnisses zu geben. Daß diese Methode einseitig und daher letztlich unfruchtbar war, hat man gelegentlich erkannt. Darauf wird noch einzugehen sein. Die undifferenzierte Argumentation gegen die ,.Lutheraner", die "Calviner", die "Sektierer unserer Zeit" oder die "Häretiker", die notwendigerweise deren Lehre falsch darstellen mußte, wurde von Einzelwiderlegungen sekundiert. Dreimal griff man dabei Professoren der Tübinger Universität an, der Nachbarschule, die seit 1533/34 protestantisch war. 1564 ließ der dortige Kanzler Jakob Andreä über die Majestät des Menschen Christus disputieren73 und verteidigte dabei die Hypothese, daß die Menschheit Christi überall präsent sei. Die Ficker 40. Eck, Replica 5'; vgl. dazu auch Rischar, Eck als Polemiker 64. 11 Jedin, Katholische Reformation 36. 12 Hungerus, De peccato adversus Lutheri, Calvini aliorumque novatorum errores catholica disputatio, Argumentum. 73 Sommervogel VI 317 und 351 f. 69
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Ingolstädter fanden diese Behauptung irrig74 und veranstalteten im gleichen Sommer eine Gegendisputation75 • Es dauerte nicht lange, bis diese in Tübingen bekannt und dort genau examiniert wurde. Das Ergebnis dieser Untersuchung war, daß die Professoren ihre Ingolstädter Kollegen des Zwinglianismus beschuldigten. Es sei falsch zu behaupten, der Leib Christi sei nur an einem Ort gegenwärtig. Damit werde seine wahrhafte Gegenwart im Sakrament geleugnet. Sie wandten sich an Herzog Christoph von Württemberg und baten ihn, den bayerischen Herzog zu unterrichten. Dies geschah, und Albrecht V. erhielt ein vom 7. September 1564 datiertes Schreiben, dem beide Disputationen beigelegt waren78• Die Fakultät hielt es nicht für wert, auf Andreäs Apologie noch einmal zu antworten, beugte sich aber einem herzoglichen Wunsch und ließ Pisanus eine kurze "Antapologie" verfassen, die ihrerseits nun Andreä des Zwinglianismus überführen zu können glaubte77• Sein Nachfolger im Amt, Jakob Heerbrand, veröffentlichte verschiedene Streitschriften gegen die Jesuiten und namentlich gegen Gregor de Valentia. Dieser nahm deshalb 1578 die Gelegenheit einer Disputation wahr, um Anschuldigungen Tübinger Theologen und besonders Heerbrands zurückzuweisen78. Die erwähnte Disputation hatte die Aufgabe, die "überaus unverschämte Lüge", der Kult der katholischen Kirche sei nichts anderes als Abgötterei, als haltlos aufzuweisen. Als 1594 Meiern über die Eucharistie Thesen verteidigte, griff er aus einer Schrift eines mit dem Spottnamen "Mauskopf" bezeichneten Tübinger Theologen ein Kapitel heraus78 • Der Jesuitenorden hatte natürlich auch an anderen Orten Gegner. 1567 hatte Torrensis seine "Confessio Augustiniana" verfaßt 80• Sie fand bald eine Erwiderung durch den Stu.ttgarter Prediger Dr. Wilhelm Bidenbach81 • 1569 ging Torrensis darauf ein, als er seinen Schüler J oachim Typot disputieren ließ. Dieser griff in 92 Thesen die Punkte auf, die Torrensis in seiner Schrift an den Lutheranern getadelt hatte. Dabei wurde an Eidenbach auch kritisiert, daß er sich nur auf die Schrift stütze. Das wurde mit einer Berufung ARSJ Germ.145, 124. Bei dieser führte Peltanus den Vorsitz, Pinedanus verteidigte die Sätze (Sommervogel VI 458). 76 GStA Ks. schw. 222/11 (= 5207), 84 ff. 11 ARSJ Germ. 145, 229. In Andreä sahen die Jesuiten deshalb eine Gefahr, weil er mit seiner populären Sprache seine Ideen auch dem einfachen Volk nahebringen konnte. 78 Valentia, De idolatria adversus improbissimas nostri temporis haereticorum presertim Tubingensium calumnias disputatio (Sommervogel VIII 389). 1579 veröffentlichte er eine Apologie dazu gegen Heerbrand und, als dieser darauf erneut antwortete, eine Konfutation von dessen Antwort (Sommervogel ebd. 389 f.). 7& Melemius, Disputatio theologica de speciebus eucharisticis. 80 Siehe dazu oben S. 42. st Allgemeine Deutsche Biographie II 616 f. 74
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auf sein eigenes Urteil gleichgesetzt81• Als Albrecht Hunger ein Jahr später über die Sünde 34 Sätze verteidigte83, fügte er seiner Schrüt gelegentliche "Appendices" ein, die reformatorische Lehren wiedergaben. Darin wurden Luther, Calvin, Melanchthon sowie Martin Butzer berücksichtigt. Unter den ferner namentlich erwähnten Reformatoren stand Martin Chemnitz, dessen Schrüten unter anderem gegen die Gesellschaft Jesu gerichtet waren84• Seine Häresien griff Valentia 1580 auf, als er über den Unterschied zwischen Altem und Neuern Testament seinen Schüler Christoph Sella disputieren ließ85• Gegen .Johann Oekolampad verteidigte die Fakultät die Existenz des Fegfeuers88• Dessen Leugnung des Reinigungsorts fand auch einen Verfechter in Samuel Huber, einem Schweizer Lutheraner. Daß der Jesuitengegner87 das Purgatorium abschaffen wollte, genügte, um ihn 1597 mit den Epikuräem zu vergleichen88• Mit drei exegetischen Disputationen griff Stevart in die Auseinandersetzungen ein. 1587 ließ er zweimal Thesen aus dem Timotheusbrief verteidigen und dabei "Irrtümer" des Helmstedter Professors Tilemann Heßhus verwerfen. Ob dessen J esuitengegnerschaft89 dazu den Anlaß gegeben hatte, ist nicht bekannt. Gelegentlich griffen die Professoren auch jetzt noch hinter die Reformationszeit zurück. Es waren aber ausgesprochene Ausnahmefälle, daß 1566 auf Hus' und 1600 auf Wicliffs Lehren eingegangen wurde. Die direkte Auseinandersetzung mit der Gegenseite brachte ein stark polemisches Element in die Sprache der Disputation. Nun muß freilich zugegeben werden, daß das sechzehnte Jahrhundert überhaupt an einen zänkischen Ton gewöhnt war90• In der Disputation zeigte er sich aber erst nach dem Eintritt der Jesuiten in die Fakultät und wurde jetzt von Jesuiten wie Weltklerikern in gleicher Weise gehandhabt, gleichgültig, ob es gegen die "lutherische Hefe", den "ruchlosen Luther" 91 oder gegen die Reformatoren allgemein ging, die "mit vollen Backen unzählige Dummheiten in den Tag hinein schwatzen" und dabei die Torrensis, Theses theologicae XCII. Hungerus, De peccatis. 84 Duhr, Geschichte I 823. 85 Sommervogel VIII 390 f.; darin begegnen wieder die Namen Luther, Melanchthon, Calvin und Heerbrand. 86 Pinellus, De statu animarum in altero seculo theologica disputatio (1577). -Mit ihm hatte Eck 1526 in der Schweiz disputiert. 87 Duhr, Geschichte I 827. 88 De subterraneis animarum receptaculis. Die Form der Disputation zwang die beiden Defendenten Cron und Sutor sich auf Hubers Hauptargument zu beschränken. 89 Duhr, Geschichte I 826. 90 Dazu Lortz I 411 ff. Dl Stevartius, Praecipui loci epistolae domini Pauli ad Collossenses. 82
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"unverschämtesten Lügen" vorbringen92• Mit dieser Polemik ging Valentia besonders weit93• Er mußte sich daher den Tadel seines Ordensgenossen Canisius gefallen lassen, der ihm vorwarf, die Grenzen des rechten Maßes zu überschreiten94 • Als er deshalb 1580 erneut über die Idololatrie gegen Heerbrand Thesen schrieb, verteidigte er sich damit, daß die "Häretiker" in ihren Disputationen so überheblich und frech seien, daß er gar nicht scharfe Worte genug anführen könne, um sie zurückzuweisen9~>. Die Ausrichtung der Disputation auf das Dogma der Gegenseite ging bisweilen so weit, daß die Gefahr bestand, daß man die Darstellung der eigenen Lehre vergaß. Die Einseitigkeit wurde in der Tat auch erkannt. 1583 äußerte nämlich Valentia gelegentlich einer Erörterung des Amtes Christi als Erlösers96 , die Disputation habe eine doppelte Aufgabe, sie solle die falschen Anschuldigungen gegen die katholische Lehre aufzeigen (und widerlegen) und daneben die richtige Doktrin darstellen. Die Theologiestudenten hätten ein Anrecht darauf, daß nicht nur gesagt werde, was zur Bekämpfung der Feinde der Kirche notwendig, sondern auch, was zur Erfassung der orthodoxen Lehre nützlich sei. Dieses Anliegen wiederholte Stevart 1586 anläßlich der Drucklegung von Thesen aus dem Römerbrief: es gelte das wahre und echte Verständnis des Römerbriefs zu suchen, nicht die verurteilte Lehre97• Der Ordinarius blieb allerdings seinem Vorhaben nicht konsequent treu. Er scheute sich nicht, trotzdem einzelne Lehrmeinungen Luthers und Calvins anzugreifen. Das zeigt schon, daß das polemische Element weiterhin stark war. Eine öffentliche Erörterung des Philipperbriefs rechtfertigte derselbe 1595 damit, daß der Brief "sichere Hilfsmittel" enthalte, um die Wahrheit gegen den Irrtum zu verteidigenes. 92 Valentia, De idololatria (1578), Praefatio (Sommervogel VIII 389). Polancos Mahnung 1563, den Eifer bei den Disputationen zu zügeln, war offenbar ungehört verhallt (Braunsberger IV 38). Ba Weitere Beispiele bei Braunsherger VII 512. 94 Braunsherger VII 510 (24. Juni 1579). 95 Valentia, De idololatria contra sectariorum contumelias disputatio, praefatio. 96 Valentia, Disputatio de officio proprio Christi redemptoris et mediatoris, Ad lectorem (Sommervogel VIII 391). 97 Stevartius, Octo priorum capitum epistolae Pauli ad Romanos (10. September 1586). Mit der "verurteilten Lehre" sprach er die Römerbriefauslegung Luthers an. 98 Stevartius, Commentarius in epistolam domini Pauli ad Philippenses (26. April 1595). Hier sei noch eine Randbeobachtung wiedergegeben, die ohne Zweifel auch in diesen Zusammenhang gehört, ohne daß sie freilich für die Disputation als solche Geltung beanspruchen will. Gegen Ende des Jahrhunderts taucht nämlich bei Gerick, einem Schüler Stevarts, einmal der Begriff des "heiligen Krieges" für eine Disputation auf. Daran ist die Kampfesmetapher nicht ganz neu. Sie läßt sich bis in die Zeit Ecks zurückverfolgen, um hier im Rahmen der Fakultät zu bleiben. Der Disputant sah
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Die Falsifizierung der reformatorischen Dogmen hatte ihr notwendiges Fundament in der Schrift und der Lehre der Kirche, auf die der Theologe durch die Statuten verpflichtet war. Diese Tatsache wurde nie einer eigenen Erwähnung für wert gehalten. Anders nach dem Tridentinum; jetzt wurde ausdrücklich die Übereinstimmung mit der Lehre der Kirche betont. Um dazu nur ein Beispiel zu nennen: 1566 kündigte Peltanus seine Thesen über die Eucharistie und die Messe "ad normam verae catholicaeque doctrinae" an und ließ geradezu mit einer Unterwürfigkeitsformel enden, er werde alles Gesagte dem Urteil der Rechtgläubigen, die der wahren Lehre näher seien, unterstellen99. Dem katholischen Theologen stand zur Untermauerung ~>einer Thesen das ganze Beweisgebäude der theologischen Wissenschaft, die jetzt in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts einen starken Aufschwung1oo erlebte, zur Verfügung. Neben der Schrift konnte er die Kirchenväter, Definitionen von Konzilien und Entscheidungen des römischen Stuhles heranziehen. Die Schrift allein genügte nicht, da sich ja die Reformatoren auch auf sie beriefen und zu anderen Ergebnissen kamen. Eiszeph riet deshalb, nicht mit der Schrift allein zu argumentieren, sondern auch die Lehren der Väter und der ganzen Kirche heranzuziehen101. Hinsichtlich der Zitierung von Autoritäten ist vor allem festzustellen, daß die ersten christlichen Jahrhunderte bevorzugt wurden. Es mag dies seinen Grund einmal darin haben, daß die Kirchenväter eine Tatsache als von den Aposteln an gültig autorisierten102. Dadurch konnten katholische Dogmen und Bräuche als unmittelbar apostolisch und damit letztlich als von Christus selbst herrührend nachgewiesen werden. Das war bei Streitpunkten wichtig, die nicht in der Schrift erwähnt waren. Mit dem Rückgriff sollte aber ferner die lange Tradition gegenüber den Neuerern aufgezeigt werden. Es stand der Gedanke dahinter, ein Glaube, der so alt ist, kann nicht falsch sein100. Die Tatsache, daß bisweilen auch antike nichtchristliche Autoren zitiert wursich dabei als "Athlet", der in die "Palästra", den theologischen Hörsaal, einzog, um mit geistigen Waffen zu kämpfen. Neu ist also an Gericks Deutung die Qualifizierung, die der Übung eine religiös-kirchliche Aufgabe zuweist. Die Disputation ist zu einem Kreuzzug mit geistigen Waffen geworden. Das formale Element des Übens ist offenbar zurückgetreten, eine Ansicht, die sich etwa gleichzeitig auch bei Hunger findet (Gewold III 189). 99 Peltanus, Disputatio de sanctissimo eucharistie sacramento et tremendo missae sacrificio. 1oo Kraus 783. 1o1 Hungerus, Defensio scripturae sacrae, Prooemium (17. Dezember 1582). So habe es schon Eck getan. 1o2 Stevartius, Theses theologicae de ministrorum ecclesiae catholicae varietate eorundemque officiis. 1oa Peltanus, Doctrina catholica de purgatorio, animarum sedibus, purgatorii poenis et defunctorum suffragüs (1568).
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den, darf wohl den Einflüssen des Humanismus zugeschrieben werden. Die Zahl mittelalterlicher Autoritäten ist mit Anselm von Canterbury, Petrus Comestor, Hugo und Richard von St. Viktor, Thomas von Aquin und Petrus Lombardus schnell angegeben. Die beiden Letztgenannten nehmen eine Sonderstellung ein, da einzelne Disputationen als ganze ihnen entnommen wurden. Geht man der Tatsache weiter nach, so läßt sich eine Parallelentwicklung zu den Vorlesungen feststellen. Gegen Ende des Jahrhunderts schwindet der Einfluß des Lombarden zusehens, während Thomas mehr und mehr zur unangefochtenen Autorität wird. Bis 1574 wurden noch ganze Disputationen aus dem Lombarden gehalten. Im genannten Jahr disputierte Stevart unter Vorsitz des Torrensis über die Engel nach Thesen aus Lombardus und Thomas104 • Von diesem Jahr an wurde dies allein für Thomas üblich, gleichzeitig ging die Zahl der Einzelzitate aus der Summe ins Unermeßliche. An neueren Autoren finden wir Gabriel Biel, Cajetan, der einen Kommentar zur Summe des Aquinaten geschrieben hat, schließlich Professoren der eigenen Schule, nämlich Eck, Staphylus und Gregor de Valentia. Daß hier auch einmal der Name Luthers auftaucht, zeigt, daß es auch Bestrebungen gab, sich mit der neuen Theologie sachlich auseinanderzusetzen. Auf Entscheidungen des Konzils von Trient berief sich Couvillon 1559, also noch vor dessen Abschluß, in einer Disputation über die Rechtfertigung 105 • Daß es in der Folgezeit häufig zur Stützung von Behauptungen diente, liegt ohne Zweifel daran, daß es auf viele strittige Fragen eine verbindliche Antwort erteilt hatte. Für den Römischen Katechismus läßt sich nur eine Erwähnung nachweisen. Das zur Zitierpraxis Gesagte gilt in erster Linie für die Zeit nach dem Eintritt der Jesuiten in die Fakultät. Vorher wurden kaum Autoritäten angeführt, soweit dies aus den Drucken, auf die wir uns ja einschränkten, ersichtlich ist. Es ist davon nur die Heilige Schrift ausgenommen gewesen. Das änderte sich sehr bald und erreichte einen Höhepunkt in der schon erwähnten Disputation Peltans über die Existenz des Fegfeuers108 , die für das historische Interesse in der theologischen Forschung dieser Zeit107 bezeichnend ist, und daher besonders besprochen werden soll. Den Darlegungen Peltanus' geht es nicht darum, die gegenwärtige Lehre zum Purgatorium zu zeigen, sondern mit der Glaubensüberzeugung der Apostel, Propheten, Märtyrer, Päpste Torrensis, Theologicae assertiones (30. Juni 1574). Cuvillonius, De hominis justificatione coram deo conclusiones theologicae XXXIII ex canonibus concilii Tridentini (10. September 1559). 10s Siehe oben Anmerkung 103. 101 Das durch das Quellenstudium der Humanisten geweckt wurde (Grabmann Geschichte 185 f.). 104
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und übrigen Kirchenväter und Lehrer bekanntzumachen. In einem ersten Teil werden Argumente aus der Schrift gegeben. Es folgen einzelne Päpste wie Gregor der Große und Innozenz ill. Das dritte Kapitel zitiert Konzilsentscheidungen bis herab zum Tridentinum. Schließlich folgen Kirchenväter. Unter ihnen sind Origenes, Gregor von Nazianz, Basilius, Chrysostomus, Tertullian, Hieronymus, Augustinus und Posidonius genannt. Es schließt sich eine Widerlegung der Sekten an. Das Gewicht liegt aber auf dem historischen Teil. Die Polemik tritt zurück, was sich auch darin zeigt, daß Luther zitiert wird. - Wir haben bisher zwei Säulen der Beweisführung kennengelernt, Schrift und Tradition. Dazu kommt als dritte und letzte das rationale Argument, so daß wir es auch bei der Disputation mit dieser klassischen Dreiheit zu tun haben1oa. Eine Zuweisung einzelner Disputationen an die in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts verselbständigten Teilfächer der Theologie wäre ohne Zweifel von Interesse, kann aber in diesem Rahmen nicht vorgenommen werden, da dies ein genaueres Eingehen auf die verschiedenen Methoden der Fächer bedingt. Aus dem Material läßt sich nur eine Gruppe leicht herausheben, die sich durch ihre Methode von den anderen klar unterscheidet. Es sind dies die Thesen, die ein Buch der Bibel oder einige Kapitel exegetisieren. Dabei wird hier so vorgegangen, daß, wenn es sich um eine Schrift des Alten Testaments handelt, zunächst der Name erklärt wird, dann im "argumentum" der Hauptinhalt gebracht wird und schließlich die eigentliche Exegese satz- oder begriffsweise folgt. Dabei wurde der hebräische Text von Theander nur in den schwierigeren Fällen herangezogen, sonst folgte er der Übersetzung durch Hieronymus109 • Bei neutestamentlichen Schriften wurde ähnlich vorgegangen: Das Argurnenturn gab Auskunft über Verfasser, Inhalt und Abfassungszweck, dann folgten die Thesen110• Schon Horn 111 hat festgestellt, daß die Disputationsschrift gegenüber der mündlichen Disputation112 mehr und mehr an Bedeutung gewonnen hat. Diese Entwicklung läßt sich gut im Laufe des sechzehnten Jahrhunderts erkennen. Die ersten Thesenzettel bestanden aus Einblattdrucken, die dem Verfasser die Mühe des Abschreibens und Vervielfältigens ersparten. Schließlich, etwa Ende der fünfziger Jahre, setzte sich der Brauch durch, die Blätter zu falten, um auf diese Weise mehr Platz zu bekommen. Jetzt ging die Entwicklung dahin weiter, daß 10s So hat Valentia seine Thomaskommentare aufgebaut (Valentia, Commentarii I 4'). - Zu dieser Methode vgl. Polman 1 ff. 100 Theander, Psalmus regis et prophetae Davidis LXXV. 11o Beispiele dazu bei Stevart. 111 Horn, Disputationen 22. 112 Albrecht Hunger unterschied bereits zwischen der "disputatio viva", dem Rededuell, und der "muta", den Thesen (Gewold IU 183).
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ein zweites Blatt hinzugeheftet wurde. Die weitere Vermehrung der Blätter gab die Möglichkeit, wie Theodor Canisius 1577 beklagte113, unter dem Titel von Thesen ganze Abhandlungen herauszugeben, die sogar im Katalog der Frankfurter Buchmesse erschienen. Der vermehrte Platz kam nicht nur dem Bedürfnis, die Anzahl der Thesen zu erhöhen, entgegen, sondern auch dem Wunsch, das Gesagte durch eine Reihe von Autoritäten zu untermauern. Diese wurden jetzt an den Rand neben die betreffende These oder hinter sie in den Text gesetzt. Beides wurde 1586 von den Vätern der Gesellschaft Jesu bei den Beratungen über die Studienordnung von 1586 ausdrücklich gebilligt114• Mit dem Gewichtszuwachs erhielt die Schrift ein Vorwort an den Leser, das diesen mit dem Sinn des Textes vertraut machen sollte. 1573 wies Hunger seiner Disputation über die Sünde eine zweifache Aufgabe zu und bestätigt damit das Gesagte. Sie sollte dem Studenten zur Übung dienen, als gedruckte Abhandlung aber den Leser über das Problem informieren111• Im Interesse des Lesers wurde- 1562 ist dies das erste Mal der Fall bei einer Übung Theanders116 - den Konklusionen eine Kapiteleinteilung gegeben, die dann später sogar eigens vorangestellt wird, so daß der Leser mit einem Blick den Inhalt der Thesen erfassen konnte. Diese Bemühungen hatten einen Parallelerscheinung bei der mündlichen Disputation. Hier wurde nämlich - in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, so dürfen wir annehmen - eine Einführung durch den Präses in die zu erörternden Sätze gegeben, damit die Hörer nicht unvorbereitet dem Rededuell folgen mußten117. Wir können als Ergebnis feststellen: Die Disputation, als akademische Institution von den Jesuiten wiederbelebt, behält den ihr von den Gründungsstatuten zugewiesenen Notwendigkeitscharakter für den Graduanden bei, den sie schon an der Pariser Universität erhalten hat. Die Probleme der Reformation verdrängen die Erörterung theoretischdogmatischer Fragen und Spitzfindigkeiten118 und weisen ihr ein ARSJ Germ. 138 11,436. HStA Jesuitica 701, 21. Die Studienordnung der Jesuiten von 1586 gab folgende Richtlinien für die Länge der Thesen: Die wöchentlichen Disputationen sollten nicht mehr als 8 bis 9 Konklusionen disputieren, bei monatlichen Disputationen dürfe die Schrift 12 bis 15 Thesen enthalten. Nur bei Akten der ganzen Fakultät waren 50 erlaubt (Pachtler II 102). Die Zahl wurde bisweilen noch überschritten. 115 Hungerus, De peccato adverus Lutheri, Calvini aliorumque novatorum errores catholica disputatio, Argumentum. 116 Theander, Axiomata catholicae doctrinae le liturgia sacra. 117 Einladungen zu diesen Explikationen sind erst für das Jahr 1577 bekannt. Diese fanden außerhalb der Vorlesungen statt und waren auch für Studenten anderer Fakultäten gedacht (UA F III 25, 5. und 20. Mai 1577; 25. Juni 1579). 118 1516 stellte Eck noch die Quästion auf, ob ein Engel sich schneller als ein anderer bewegen könne (Virnich 32; vgl. auch ebd. 35). 113
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weites Feld in der literarischen Auseinandersetzung mit den Reformatoren zu. Sie übernimmt die Aufgabe, die neuen Lehren zu widerlegen und dadurch die katholische Kirche zu verteidigen, eine Funktion, die ihr in entsprechend modifizierter Weise auch an der reformierten Fakultät Wittenberg zuteil wird119 • Da sie im geschriebenen wie gesprochenen Wort über den Fakultäts-, ja Universitätsrahmen hinausgreift, garantiert sie dessen weite Verbreitung und eignet sich somit in hervorragender Weise für die ihr zugedachte Bestimmung. Die Auseinandersetzung mit noch lebenden Reformatoren führte teilweise zu scharfer Polemik, die gerade auf Valentias Verdienste einen dunklen Schatten wirft. Die Vermehrung der Thesen und die Aufnahme eines geradezu erdrückenden Autoritätenbeweises läßt die Disputationsschrift in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts zu einer eigenen Abhandlung werden, die den Leser umfassend über eine bestimmte Problematik informiert. Noch bleibt das gesprochene Wort wichtig, zur reinen Formalität sinkt es erst im 18./19. Jahrhundert herab.
6. Das Graduierungswesen Mit der Erteilung von Graden hatte die theologische Fakultät des fünfzehnten Jahrhunderts ein Erbe übernommen, das seine grundlegende Ausprägung schon während der ersten Jahrhunderte der abendländischen Universität erfahren hatte1 • Sie betrachtete die Promotion neben der Lehre als eine ihrer Hauptaufgaben, der sie immer mit besonderer Gewissenhaftigkeit nachkam. Stellte der "gradus" eine Ehrung für den Studenten und die Fakultät dar, so mußte ihr Bestreben dahin gehen, nur den zuzulassen, der sich für die Würde als geeignet erwiesen hatte. Bevor deshalb ein Kandidat zugelassen wurde, prüfte der Rat der Fakultät dessen geistige und sittlic..t,.en Qualitäten2 • Auf letztere wurde dabei mehr Wert gelegt. War der Kandidat unbescholten, so durfte trotz mangelnden Wissens der Bewerber zugelassen werden. Daß auf die sittliche Eignung großer Wert 119 Hier hatte sie die "sana doctrina Evangelii" gegen die katholische Kirche sicherzustellen (Eckert 58). 1 Boehm, Grade 166. Vgl. dazu die Statuten von Paris (Denifle Chatelain li Nr. 1188 und 1189) und Wien (Kink li Nr. 15). 2 UA GIX 111, 24. 11. 1599. Er kam damit den Forderungen der Statuten nach (Prantl li 61). -Als der Fakultät 1575 zu Ohren kam, daß seit einigen Jahren unfähige Studenten nach Italien gingen und sich dort die Grade der Lizenz und des Doktorats nicht nur geben ließen, sondern diese förmlich "kauften", wandte sich der Dekan der Fakultät am 25. Mai an den Nuntius Portia und bat um eine Überprüfung der Angelegenheit (Nuntiaturberichte III 5 Nr. 4 Beilage). Nach Cornos Antwortschreiben war die Fakultät aber falsch informiert (ebd. 108).
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II. Hauptteil
gelegt wurde, darf bei einer Fakultät nicht verwundern, die sich als Hinführung versteht zur Heiligen Schrift, zum Wort Gottes, zur sapientia, die nur dem geläuterten Menschen zuteil wird, die nicht nur Schule der Wissenschaften sein will, sondern auch der Tugend3• Von diesem hohen Selbstverständnis ausgehend verlangten die Gründungsstatuten vom Theologen ernste und beherrschte Sprache, ruhiges Auftreten, anständige Kleidung. Er soll kein Trinker sein, nicht sexuellen Ausschweifungen frönen, soll schlechte Gesellschaft und verdächtige Orte meiden und nicht in wertlose Schauspiele gehen4• Wollte ein Student sich um den ersten Grad bewerben, hatte er außerdem noch folgende Bedingungen zu erfüllen, sofern ihn die Fakultät nicht dispensierte: Er mußte fünfundzwanzig Jahre alt und in die Universitätsmatrikel eingetragen5, wenigstens Akolyth sein, also die letzte der vier niederen kirchlichen Weihen haben, und nicht körperlich mißgestaltet sein. Dazu kommen noch einige Forderungen, die das zurückliegende Studium betreffen. Hat der Kandidat nicht das Magisterium an der Artistenfakultät erworben, muß er sich einer eigenen Prüfung unterziehen, sofern nicht anderweitig feststeht, daß er genügend gebildet ist, um disputieren zu können. Einmal soll er vor den Klerikern der Universität eine Predigt gehalten und zweimal disputiert haben. Schließlich soll er wenigstens6 fünf Jahre, eine Zahl die sich später verringerte, Vorlesungen gehört haben7 • Für den Religiosen waren die Voraussetzungen nur gering modifiziert. Er mußte vor dem ersten Kurs nur einmal respondieren und hatte zusätzlich vor der Promotion der Fakultät die schriftliche Erlaubnis seines Ordensoberen vorzulegen. Da der Studiengang in allen anderen Dingen dem des Säkularklerikers gleich war, kann man das Ordensstudium als grundsätzlich voll in den theologischen Studiengang einbezogen bezeichnen. Der Student, der das Bakkalariat erwerben wollte, wandte sich zunächst an die Fakultät, die seine Eignung prüfte8• Entsprach der Kandidat, wurde er dem Prokanzler präsentiert, von dem er seinera Prantl II 57: "scholae theologorum ... non tantum sint scholae scientiarum, sed magis scholae virtutum et laudabilium morum." Diese Definition der Aufgabe der Fakultät ist neu gegenüber Wien. 4 Prantl li 57. 5 Prantl II 60. Ahnlieh in Paris: Denifle Chatelain II 698. Die Studentenstatistik hat indes eine ziemliche Anzahl von Promovierten, die sich nicht immatrikulierten, zutage gefördert. Mehr dazu unter: Studenten. s Auffallend viele dieser Forderungen verstehen sich übrigens als Minimalpostulate. 7 Prantl II 61. s Prantl II 62.
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seits die Zulassung erhielt. Es war dies ein Usus, der zwar statutarisch nicht verankert war, sich aber unzweifelhaft nachweisen läßt'. Der von der Mehrheit der Fakultät Zugelassene10 erwählte sich einen Doktor der Theologie zum Pater11 • Der "Doktorvater" überwachte den weiteren Studiengang bis zum Doktorat 12• Seine erste Aufgabe war die Führung der Disputation seines Klienten, nach der dieser erneut eine "petitio" machte, ein Gesuch um Zulassung zum ersten Grad. Wurde die "admissio" erteilt, wurden ihm zwei Distinktionen vorgelegt, die die Fakultät durch zufälliges Aufschlagen der Sentenzen gefunden hatte. Am folgenden Tag wurde der Kandidat über beide geprüft. War das Examen zufriedenstellend verlaufen, wies die Fakultät die zu lesenden Bücher zu13 • Bis zur Promotion konnten noch Wochen vergehenu. Die Promotion selbst begann mit der Eidesleistung. Der Kandidat hatte sich zu verpflichten, sich in Zukunft bei seiner akademischen Tätigkeit nach den Weisungen der Fakultät zu richten und den Magistern der Fakultät gegenüber ehrerbietig zu erweisen15• Einen zweiten Eid hatte er mit dem Sententiar gemeinsam16• Er enthält folgende Punkte: Achtung des Dekans und der Doktoren der Fakultät, Sorge für das Wohl der Fakultät, Verpflichtung auf die Statuten, Verbot der Wiederholung der Bibel- und Sentenzenvorlesung an einer anderen Universität, Wahrung des Friedens zwischen Säkularen und Religiosen an der Fakultät 17 und zwischen den Fakultäten, schließlich Wahrung der Rechtgläubigkeit18 und Bereitschaft zum Widerruf bei Verstoß gegen s UA Georg. III/11 I,9, 12', 14, 16, 18. In Wien hatte der Kandidat die Fakultät zu bitten, von ihr dem Prokanzler präsentiert zu werden (Kink II 105). Es ist denkbar, daß dieser "Brauch" durch Zingel in Ingotstadt eingeführt wurde (UA Georg. III/11 I,12'). Das vorhandene Material genügt nicht, um zu beurteilen, ob der Entscheidung des Prokanzlers noch wirkliches Gewicht zufiel oder ob es sich nur um eine Art Ehrung handelte. Es ist kein Fall bekannt, in dem der Vizekanzler einen Kandidaten zurückgewiesen hätte. 1o 1565 beschloß das Gremium der Fakultät, daß bei Kandidaten, die nur von einer Mehrheit der Doktoren zugelassen wurden, im Zeugnis nur vermerkt werde, sie seien zugelassen worden, bei denen aber, die die ganze Fakultät hinter sich hatten, bestätigt werde, sie seien "von allen ohne Gegenstimme" zugelassen worden (Prantl II 256). u Ab 1598 durfte der Kandidat nicht mehr wählen. Jetzt fiel diese Aufgabe jedem Regenten der Reihe nach zu (UA Georg. III/11 I,166'). 12 Prantl II 62. 1s UA Georg. III/11 I,131'. 14 Es war dies von Mal zu Mal verschieden: Kuchner wurde an einem Tag zugelassen und promoviert (UA Georg. III/11 I,99'); bei Lauther lagen zwischen Zulassung und Promotion dagegen vier Wochen (ebd. 107'- 108). 15 Prantl II 66. 1e Prantl II 67. 17 Der Friedensschwur fand nach den Kämpfen zwischen dem Welt- und Ordensklerus an der Universität von Paris im dreizehnten Jahrhundert Eingang in fast alle späteren theologischen Statuten.
II. Hauptteil
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die kirchliche Lehre. Mit welchen Worten der Dekan19 den Kandidaten promovierte, können wir für Ingolstadt nicht mit Sicherheit sagen. Nach der Wiener Formel, die wir in abgewandelter Weise wohl auch für Ingolstadt annehmen können, gab der Dekan auf Grund apostolischer und kaiserlicher Autorität dem Bakkalar die Vollmacht, den unteren Katheder besteigen und von hier aus die Bibel zu lesen und zu verteidigen20. Zu diesem Akt, der im theologischen Hörsaal stattfand, wurden neben Theologen auch Studenten anderer Fakultäten eingeladen21 • Aus diesem Grund fand er erst nach den ordentlichen Vorlesungen nachmittags um zwölf oder ein Uhr statt22 • Mit der Promotion durfte der Student die ihm aufgetragenen Bücher lesen. Alsdann sollte er sich für den nächsten Grad vorbereiten, das heißt er hatte weiterhin die ordentlichen Vorlesungen zu besuchen, zweimal zu disputieren und eine oder mehrere Predigten zu halten. Zulassung und Promotion zum Sententiar dürfte sich in ähnlicher Weise wie im eben geschilderten Fall vollzogen haben. Wiederum wurde an den Vizekanzler ein Zulassungsgesuch gestellt23 • Eidlich verpflichtete sich der Scholar, die Sentenzen in der von der Fakultät vorgeschriebenen Weise und Zeit zu lesen24 • Mit diesem Akt war der Bakkalar "sententiarius". Hatte er zwei Bücher der Sentenzen gelesen, wurde er mit dem dritten Prinzipium25 "Formatus", er hatte jetzt der Vorschrift ("forma") genügt216 • Eine eigene Promotion gab es in diesem Falle nicht. Der erste Grad kostete den Bakkalar drei Gulden; davon erhielt die Fakultät zwei und einen der Pedell. Das gleiche kostete die zweite ts Die hier nur rahmenartig gefaßte Verpflichtung auf die kirchliche Lehre erhielt durch den Tridentinischen Eid eine ins einzelne gehende inhaltliche Ergänzung 1568. 18 UA Georg. III/11 1,145. 20 Wappler 81. 21 Handgeschriebene Einladungen sind im Universitätsarchiv (F III 25) erhalten, jedoch erst aus der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts. Die "lntimationes" wurden vom Notar geschrieben und - mit dem Fakultätssiegel versehen- an der Tür der Stadtpfarrkirche Unsere liebe Frau angeschlagen. Manche Blätter tragen am unteren Rand den Hinweis: "Nemo refigat sub poena maxima." Das läßt vermuten, daß gelegentlich das eine oder andere abgerissen wurde. 22 UA F III 25, 5. März 1564. 23 UA Georg. III/11 1,16. Das wurde auch in Wien so gehandhabt (Kink II 105) und in Bologna (Ehrle 17). 24 Prantl II 67. Mehr ist von dieser Promotion nicht bekannt. 26 Es mußten nicht die ersten beiden Bücher gelesen sein. Entscheidend für den Titel war, daß er zwei Bücher gelesen hatte (vgl. UA Georg. 111/11
1,40). 28
Kaufmann, Universitäten II 56, 199.
6. Das Graduierungswesen
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Promotion21. Mit der Gebührenordnung von 1605 wurde die Promotion erheblich teurer. Der Grac'ln:mrl mußte jetzt für beide Akte fünfzehn Gulden bezahlen. Davon waren zwei für die gemeinsame Fakultätskasse, einer für den Notar und einer und dreißig Kreuzer für den Pedell bestimmt28. Der deutlich erkennbaren Dreigliedrigkeit des Bakkalariats entsprach nicht eine dreifache Graduierung. Nur die ersten beiden Einschnitte, der Beginn der Bibelvorlesung und die Zulassung zu den Sentenzen stellten eigene Grade dar, und wer Sententiar war, hatte bereits den letzten Grad innerhalb des Bakkalariats erreicht29. Mit der Umschichtung des Theologiestudiums in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts ließ man die Unterscheidung zwischen Sententiariat und Formatur wegfallen3D. Die beiden Grade wurden jetzt in der Regel gleichzeitig erteilt31 • Mit dem Aufhören der bakkalaren Vorlesungen hatte die Stufung innerhalb des Bakkalariats ihren Sinn verloren. Den Begriffen "biblicus" und "sententiarius" entsprach keine Aufgabe mehr; der so Graduierte härte nur noch Vorlesungen. Bibel und Sentenzen waren jetzt Sache des Doktors. Während die alten Ausdrücke allmählich verschwanden, erhielt sich noch die Erinnerung an die zweifache Graduierung, und man sprach weiterhin von den "beiden Bakkalariaten"32• Nach Abschluß der Sentenzen mußte der Graduierte noch wenigstens zwei Jahre warten, bis er sich an die Fakultät um Zulassung zur Lizenz wenden konnte. Die Zeit war ausgefüllt mit Vorlesungen, Disputationen - je eine pro Jahr - und Predigten. Er war bei Promotionen und Prinzipien anwesend33• In der Kleidung des Magisters der ArtistenPrantl II 64. Prantl II 360. 29 Vgl. UA F III 25, 9. Dezember 1567 und 21. November 1568: UA Georg. III/11 1,112 und 113. 30 Die Statuten von 1605 setzten "sententiarius" = .. formatus". Dabei wird obendrein der ursprünglich zeitlich vorherliegende Begriff "sententiarius" jetzt erst an zweiter Stelle verwendet (Prantl II 359). 31 Daß Johann a Via an einem Tage Biblicus, Sententiarius und Formatus wurde, war 1554 noch ein Sonderfall, der durch die eilige Promovierung des Kandidaten bedingt war (UA Georg. III/11 1,88). 1574 wurde Thomas Klaiber gleichzeitig Biblicus und Sententiarius und leitete damit die Praxis der bakkalaren Doppelpromotion ein (UA Georg. III/11 1,126'). Diese Entwicklung suchten die Statuten von 1605 dadurch zu bremsen, daß sie zwischen beide Bakkalariate ein Jahr Studium einschoben (Prantl II 359). Sie konnten aber die Praxis nicht mehr ändern (UA Georg. III/11 II,24). Sie waren ja selbst zum Teil schon Ausdruck der neuen Situation, denn bei der Bezahlung sahen sie nur noch die Möglichkeit gleichzeitiger Solvierung für "beide Bakkalariate" vor (Prantl II 360). Die Jesuitenfakultät Dillirrgen kannte von 32 UA Georg. III/11 II,24. Anfang an, also seit Mitte des 16. Jahrhunderts, nur zwei Bakkalariate (Specht 224). 33 Prantl II 65. 21
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II. Hauptteil
fakultätbat der Bewerber die Fakultät, dem Vizekanzler zum Examen präsentiert zu werden34 • War die Versammlung der Meinung, daß es geschehen könne, leistete er einen Eid, der eine Leseverpflichtung in Ingolstadt beinhaltet311 • Der Doktorvater hatte anschließend die Aufgabe, seinen Schüler dem Vizekanzler vorzustellen. Dieser bestimmte einen Tag für das Examen. Er wählte auch einen Doktor aus, der dem Lizentianden zwei "Punkte", das heißt zwei Distinktionen aus zwei Büchern des Lombarden zu geben hatte. Am folgenden Tag fand das Examen statt36 • Der Magister, der die Punkte ausgesucht hatte, legte sie vor, und der Kandidat las den ersten, worauf sich eine Disputation zwischen beiden über das in der Distinktion angesprochene Thema anschloß, deren Dauer im Belieben des Lehrers stand. Es reihte sich als erster der Dekan in die Redeschlacht mit Gegenargumenten ein. Ihm schlossen sich dem Alter nach die anderen Fakultätsmitglieder an. Nach einer Pause wandte man sich der zweiten Distinktion zu. Danach verließ der Graduand den Raum, und der Vizekanzler erkundigte sich bei den Professoren über Lebensweise, Kenntnisse, Redefähigkeit ("eloquentia") und mögliche weitere Fortschritte des Examinierten. War das Urteil zugunsten des Kandidaten ausgefallen, sandte ihm der Prokanzler ein Schreiben und teilte ihm darin den Termin für die Verleihung der Lizenz mW17• Dazu wurden neben den Professoren und Studenten der eigenen Fakultät die Dekane der anderen drei Fakultäten, der Universitätsnotar und der Pedell eingeladen38 • Die Festlichkeit begann mit einer Messe in der Marienkirche. Nachdem die Verleihungszeremonie in den Senatssaal verlegt worden war, zog man von der Stadtpfarrkirche in den geschmückten Saal. Hier fand seit 1588 ein zweites Examen statt, das öffentliche, das im Gegensatz zum ersten aber nur noch formellen Charakter besaß39 • Im Anschlußdaranhielt der Prokanzler4° eine Rede. 34
Prantl II 69.
ss Prantl II 67.
Prantl II 67. Dieser Termin wurde immer exakt eingehalten. Prantl II 69 f: "Magister vel frater N. veniatis die crastina tali vel tali hora ad ecclesiam beatae virginis ad recipiendum licentiam in facultate theologica." Im späten sechzehnten Jahrhundert wurde die Lizenz nicht mehr in der Marienkirche, sondern im Senatssaal erteilt (UA Georg. III/11 I,154). 38 Die öffentlich angeschlagenen Einladungsschreiben waren mit dem Fakultätssiegel versehen und vom Notar unterzeichnet. Einige davon sind im Universitätsarchiv (F III 25) erhalten. Es handelt sich dabei um handgeschriebene Originale aus dem späten sechzehnten Jahrhundert. 39 UA Georg. III/11 I,154; worin diese Prüfung bestand, läßt sich nicht sagen. 40 Prantl II 70. In diesem Zusammenhang spricht das Gründungsstatut zum ersten Mal von der Möglichkeit der Stellvertretung des Kanzlers durch einen Theologen. Diese direkte Übernahme von Wiener Verhältnissen (Kink 38
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Bei der Eidesleistung hatte der Kandidat Gehorsam gegenüber der Kirche, Ehrerbietung gegenüber dem Kanzler -und den Professoren zu schwören. Er verpflichtete sich, die Lizenz nicht mehr an einer anderen Fakultät zu erwerben und nach Empfang des Doktorates ein Jahr noch in Ingolstadt zu lesen41 • Seit 1568 schloß sich hier der Eid an, der vom Tridentinum vorgeschrieben worden war. Mit der Ablegung band sich der Kandidat an die vom Konzil definierte kirchliche Lehre. Im Gegensatz zu den früheren Verpflichtungen gegenüber dem kirchlichen Dogma sind die wichtigen Punkte jetzt inhaltlich fixiert. Der Kandidat bekennt zunächst seine Übereinstimmung mit dem Inhalt des Glaubensbekenntnisses. Es folgen als weitere Punkte, die einen klaren Trennungsstrich zur protestantischen Lehre ziehen: kirchliche Tradition, Auslegung der Schrift nach der Lehre der Kirche, Siebenzahl der Sakramente, Messe und Transsubstantiation, Verehrung der Heiligen, Ablaßrecht der Kirche, päpstlicher Primat, Definitionsrecht von Konzilen und Eintreten für die rechte Lehre gegen Häresien 42 • Zur Promotion, die der Prokanzler vornahm, kniete der Lizentiand nieder "aus Achtung vor Gott und dem Papst" 43 • Die neue Würde erhielt er mit folgenden Worten: "Ego auctoritate dei omnipotentis et apostolorum Petri et Pauli et apostolicae sedis, qua fungor in hac parte, do tibi vel vobis licentiam in theologica facultate legendi, regendi, disputandi et praedicandi atque alios omnes actus magistrales in eadem facultate exercendi hic et ubique terrarum in nomine patris et filii et spiritus sancti. Amen 44 ." Diese Formel ist für den Charakter der Universität bedeutsam. Nur sie verlieh nämlich das Recht, überall zu lehren. Dagegen war der Grad, den eine Partikularschule erteilte, nicht überall anerkannt. Die weltweite Garantie ging vom Papsttum aus, das jetzt zwar nicht mehr allgemeine Geltung beII 123) ist insofern auffallend, als es in Ingolstadt von Anfang an die feste Einrichtung des Prokanzellariates gab. Der erste Amtsinhaber war allerdings nicht Theologe, sondern Jurist, nämlich Karl Fromont (vgl. Seifert, Statutengeschichte 281 f.). Diese Entwicklung wurde offenbar absichtlich übergangen, da nach den Vorstellungen der Fakultät der Stellvertreter ein Angehöriger der eigenen Fakultät sein sollte. In Wien durfte seit 1441 nur ein Theologe den Kanzler vertreten (Kink II Nr. 34; Wappler 36 f.). - Zur Entwicklung des Universitätskanzellariats vgl. Boehm, Cancellarius universitatis. 41 Prantl II 67 f. Davon wurde des öfteren dispensiert. Dabei hatte der Prokanzler mitzuwirken (Prantl II 68), wohl deshalb, weil die Dispens im Namen des Papstes ("auctoritate Petri et Pauli apostolorum") erteilt wurde. Die Vorlesung konnte auch später nachgeholt werden: Anton Häring und Johann von der Grün hatten erst zu lesen, als ihnen dies "bequem" möglich war (UA Georg. III/11 I,30, 32'). - Bis 1520 dispensierte auch Wien nicht selten (Wappler 37 f.). 42 Prantl II Nr. 81. 43 Prantl II 70. 44 Prantl II 70; Kink II 123. Ingotstadt hat dem Wiener Text nur "vel vobis" hinzugefügt, also von Anfang an die Möglichkeit der Promotion von mehreren vorgesehen. Vgl. Denifie - Chatelain II 683.
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saß, im Mittelalter aber der Lizenz die allgemein gültige Stellung verschafft hatte45. In der Frühzeit endete der Akt mit der öffentlichen Verkündigung des neuen Lizentiaten46 . Später, wir wissen nicht genau wann, schloß sich ein Mahl 47 an, das der Neugraduierte zu bestreiten hatte. Die Kosten für die Promotion selbst beliefen sich ursprünglich auf drei Gulden für die Fakultät und vier für den Pedell48 • 1605 waren sie auf achtzehn Gulden angewachsen, zu denen noch zwe( Goldgulden für den Prokanzler hinzukamen, 32 Kreuzer für den Notar und ebensoviel für den Pedell4B. Der als Fakultätsmitglied längere Zeit lesende Lizentiat war in der Zeit vor den Jesuiten selten. Das änderte sich nach deren Eintritt in die Fakultät. Gegen Ende der zu betrachtenden Periode ist er als "regens et legens" eine nicht seltene Erscheinung50• Er übte damit eine Funktion aus, die ihm nach der schon erwähnten Ernennungsformel durchaus zustand. Die Lizenz beinhaltete noch eine zweite "Erlaubnis", nämlich die Doktorwürde zu empfangen51 • In der Regel52 leisteten die Vesperien 53 die Feier dieses Aktes ein. Etwa zehn Tage vorher ging der Kandidat zusammen mit dem Pedell zu allen Professoren und legte ihnen vier Quästionen vor, von denen zwei während der Vesperien und zwei bei der sogenannten Aula disputiert wurden. Von den älteren Magistem bat er einen, ihm die zweite Quästion vorzulegen und gegen ihn zu argumentieren. Die erste wurde als "expectatoria" zu Beginn diskutiert, bis alle Teilnehmer anwesend waren. Hier respondierte ein Bakkalar. Kaufmann, Universitäten II 281 f. 46 UA F 1II 25, 22. Juni 1598. 47 Die ersten Statuten erwähnen das Prandium noch nicht. Die Ordnung
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von 1605 dagegen spricht von einer "Gewohnheit" (Prantl II 360). Sicher ist, daß 1574 der Markgraf Philipp von Baden, zu dieser Zeit Rektor, Baron Friedrich von öttingen, ein Fugger und der Baron von Lamberg an einem Mahl nach einer Lizenzerteilung teilnahmen (UA Georg. III/11 1,125'). 48 Statt der vier Gulden konnte der Graduierte auch den Pedell auf seine Kosten für die Feier "honeste" kleiden (Prantl II 64). 49 Prantl II 360. so Die alten Statuten wiesen ausdrücklich darauf hin, daß die ordentliche Vorlesung nur den Doktoren vorbehalten sei (Prantl II 58). 51 UA F 1II 25, 15. April 1587; vgl. dazu Knapp 527. 52 So war es 1475 vorgeschrieben worden (Prantl II 70). Eine Ausnahme machte die Fakultät bei Johann a Via, der innerhalb von fünf Tagen alle theologischen Grade erhielt. Bei ihm fand der "actus versperialis" vor der Verleihung der Lizenz statt (UA Georg. III/11 1,88'); ähnlich war es bei Johann Fabri (ebd. 86). Den Freiburger Verhältnissen angeglichen war der Anschluß der Vesperien an die Lizenzverleihung bei dem Freiburger Lektor Valentin Fabri 1547 (Bauer 84, 146; UA Georg. 1II/11 1,84'). 53 Die Feier fand ursprünglich am Abend statt (Deni.fle- Chatelain II 693). Zu Wien vgl. Kink II 124 f.
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Dann legte ein Ordinarius die eigentliche Vesperialquästion vor und erklärte sie. Auf seine Argumente hatte der Doktorand zu antworten. Nach erneutem Eingreifen des Magisters durften auch die anderen sich an der Disputation beteiligen64• Mit einer Rede des Präses auf den Kandidaten endete der Akte. Über die Praxis der "Aula" sind wir besser unterrichtet66. Sie stellte den Rahmen der Verleihung der Doktorwürde dar und fand in Paris am "Hofe" ("aula") des Bischofs statt67• An dem von der Fakultät bestimmten Tage wurden nach dem Läuten der Glocken der Dekan und die übrigen Professoren - mit Doktorhut und -mantel bekleidet - von den Kandidaten und dem Notar vom Jesuitenkolleg abgeholt und zur Universität geleitet. Der Pedell ging mit dem Szepter voran. Das Geleit nahm etwa eine Viertelstunde in Anspruch, so daß sich gegen acht Uhr alle in der Universität befanden. Nachdem auch der Prokanzler und der Rektor sich hier eingefunden hatten, begab sich die Versammlung an den Ort der Promotion. Hinter dem Pedell gingen vier adelige Knaben aus dem Gymnasium. Von ihnen trugen zwei die Insignien, ein mit Kränzen geschmücktes Buch und den Doktorhut, die beiden anderen je zwei brennende, x-förmig zusammengefügte Fackeln. Es folgten der Dekan, die Professoren der Theologie, der Rektor, der Prokanzler und die Professoren der anderen Fakultäten. Am Ziel angelangt, sprach einer der Doktoranden über die rechtmäßige Berufung des Doktors und bat am Schluß um die Verleihung des Titels. Ihm antwortete der Promotor, sein Doktorvater, mit einer Ansprache über die Vorzüge der theologischen Wissenschaft. Knieend leisteten die Aulanden ihren Eid auf das Tridentinum und das Versprechen, dem Kanzler und den Professoren Ehrfurcht zu erzeigen, dem Kanzler ein zuverlässiges Zeugnis über andere Promovenden auszustellen, um das Wohl von Universität und Fakultät besorgt zu sein und sich den Grad nicht mehr an einer anderen Universität geben zu lassen58• Jetzt konnte die Verleihung der Insignien erfolgen. Für die Frühzeit ist nur das BarettM 64 Prantl (li 76 f.) hat in seinen Dokumentenband Beschlüsse vom 24. April 1478 aufgenommen, die geringes Interesse an dieser Disputation bei den Professoren vermuten lassen; denn von jetzt an mußte die Tätigkeit des Präses mit einem Gulden vom Vesperianden bezahlt werden, die eines anderen Doktors mit einem halben. 65 Prantl li 70. 66 Die statutarischen Vorschriften (Prantl li 70 f.) können hier durch eine ausführliche Schilderung im zweiten Dekanatsbuch vom Jahre 1605 ergänzt werden (UA Georg. III/11 II,19 ff. 67 Denifle-Chatelain li 693. 58 Prantl li 68. Wien kannte diesen speziellen Aulaodeneid nicht, deshalb übernahm Ingolstadt 1473 für Adorfs Promotion die Leipziger Vorlage; vgl. Schwaiger 18 A. 15 und Zarncke 554. 1475 fügte die Fakultät nur die Forderung, den Grad nicht an einer anderen Universität zu wiederholen, hinzu (Prantl li 68).
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nachweisbar, das dem Kandidaten mit den Worten: "Incipiatis in nomine patris et filii et spiritus sancti" 60 aufgesetzt wurde. 1579 wurden zum Doktorhut noch ein Buch und ein goldener Ring verliehen. Das Buch symbolisierte die Vollmacht, überall Theologie lehren zu dürfen. Der Ring galt als Zeichen des Glaubens und der Freiheit und Unterpfand der himmlischen Hochzeit. Der blaue Hut sollte den Promovierten als Zeugnis der Fakultät für dessen erfolgreiches Studium zieren. Die viereckige Form des Baretts sollte, so Hungers Auslegung'!, die Kandidaten daran erinnern, daß auch die Arche Noes als Abbild der Kirche aus vierkantigen Hölzern gebaut war und das himmlische Jerusalem nach Aussagen der Apokalypse einen viereckigen Grundriß hat. Den neuen Doktoren wurde damit angezeigt, daß sie der Kirche als feste Quader dienen, vergleichbar den Hölzern am Bau der Arche, und zuverlässige Bausteine für das himmlische Jerusalem abgeben sollten. Ab 1605 übergab die Fakultät bei dieser Feier noch einen Mantel, der wie der Hut die Farbe der theologischen Fakultät, blau, hatte und innen und außen von einem Purpursaum geziert war62. Mit dem Friedenskuß63 wurden die Neuen als Freunde in die Fakultät aufgenommen. Beifall von seiten der adeligen Knaben begleitete die Szene. Die von den ersten Statuten geforderte Rede stellte den pnmaren Akt des neuen Doktors dar. Es war eine Preisrede auf die Heilige Schrift64 • Ihr folgte die Disputation der dritten Quästion. Als Präses legte der Geehrte diese einem Scholaren und einem formierten Bakkalar vor. Alsdann konnte er selbst mit Gegenargumenten eingreifen. Die letzte Distinktion wurde von einem der älteren Magister vorgelegt und erklärt. Auf seine Argumente hatte ein jüngerer zu antworten. Die69 Prantl II 70. In Wien erhielt der Kandidat zu dieser Zeit schon Barett und Buch (Wappler 35). 60 Prantl II 70. Die Kreationsformel wurde später umfangreicher. 1579 ernannte Hunger als Prokanzler drei Lizentiaten zu Doktoren: "Licentiatos, nunc eiusdem sacrae Theologiae Doctores nomino, creo, constituo, constitutosque coram amplissimo consessu vivo praeconio declaro atque renuncio, tribuoque vobis omnibus et singulis plenam potestatem omnes actus magistrales seu doctorales deinceps in Theologia exercendi, docendi, disputandi, regendi, omnes insuper conferens honores, omnes praero~ativas et immunitates, quibus huiusmodi gradus a summis Christianae Reipublicae Principibus atque adeo vel a iure vel a consuetudine exornatus, quibus sive hic sive alibi locorum legitime promoti sacrae Theologiae Doctores gaudere solent aut possunt" (Gewold II 309). 61 Gewold II 310 f!.. 62 UA Georg. III/11 II,18. Die Anschaffung von Doktormänteln war schon 1564 beschlossen worden, aber nicht ausgeführt worden (UA Georg. III/11 I,108). 63 Eine Erwähnung des Kusses geschieht erst 1601 (UA G IX 1/1, 26. September 1601). 64 Prantl II 70.
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selbe Frage wurde gleichzeitig von einem anderen Paar aufgenommen und entgegengesetzt bestimmt, so daß diese doppelte Disputation zu zwei verschiedenen Lösungen führte. Diese Art von Disputation, "das Glanzstück akademischer Disputierkunst überhaupt" 65, hatte Ingolstadt von Wien übernommen und mit anderen Universitäten dieser Zeit gemeinsam66. Zu welchem Zeitpunkt sie in Ingolstadt während des sechzehnten Jahrhunderts fallengelassen wurde, können wir nicht sagen. 1605 jedenfalls gab es sie nicht mehr. Jetzt disputierte einer der drei neuen Doktoren die Frage, ob der Heilige Geist noch in der Welt wirke, in ihrer Problematik nach positiven und negativen Aspekten. Bevor man in die Marlenkirche zog, hielt ein zweiter eine Danksagung an alle Anwesenden. Den Weg zur Pfarrkirche ging wiederum der Pedell voran. Ihm folgten die vier Adeligen, der Promotor mit zweien der neuen Doktoren, der Dekan mit dem dritten, dann die übrigen Professoren mit Doktorhut und -mantel bekleidet. Nach der kirchlichen Danksagung kam das Prandium, der Doktorschmaus87• Daran sollten neben den schon Genannten der Stadtpräfekt, einige aus dem Jesuitenkolleg, der Pfarrer der Marienkirche, der Regens des Georgianums, verschiedene aus dem herzoglichen Ratsgremium, zwei aus dem Rat der Stadt, der Stadtphysikus und zwei Patres des Franziskanerklosters teilnehmen68. Die Aufwendungen für das Mahl hatte der Doktorierte zu bestreiten. Dazu kamen 36 Gulden für die Fakultät69 , ein Gulden für die Aufbewahrung der Insignien, zwei Gulden für den Promotor, drei Gulden dreißig Kreuzer für den Pedell, ebensoviel für den Notar, zwanzig Kreuzer für das Läuten der Glocken der Pfarrkirche, fünfzehn Kreuzer für den Organisten, vier für dessen Gehilfen, fünfzehn Kreuzer für den Zeremoniar, zehn für den Türöffner, dessen Famulus vier Kreuzer, für die Stadtpfeifer fünf Gulden, den Turmbläser von Sankt Moritz ein Gulden fünfzehn Kreuzer, für Arme der Stadt zwei Gulden70• Seit 1478 bekam jeder Professor, der an der Aulardisputation teilnahm einen Ritter, Heidelberg 204. Kink II 126; Hautz II 386 (Heidelberg); Bauer 152 (Freiburg); Roth, Urkunden 261 (Tübingen). In Ingolstadt wurden diese "Hahnenkämpfe" noch bis in die Zeit Ecks nachweislich ausgeführt. 1516 wurde dabei darüber disputiert, ob der Reiche des Evangeliums (Lukas 16, 19 ff.) im Höllenfeuer wirklich - "realiter" - brenne (StB clm. 5908, 108). Offenbar war aber diese Übung schon in Kritik geraten, denn derselbe Codex enthält eine Rechtfertigung der Hahnenkämpfe (ebd. 108). Dies erscheint angesichts des genannten Themas durchaus verständlich. 67 UA Georg. 111!11 11,21. 68 Prantl II 361. 69 Ursprünglich (1475) wurde für das Doktorat von der Fakultät nichts verlangt. Diese genannte Summe galt erst für 1605 (Prantl II 360). 10 Prantl II 360. Seit wann diese hohen Kosten gelten, wissen wir nicht. 1605 wurden sie in der genannten Weise statutarisch fixiert. 86
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halben Gulden71• Zu den Ehrenausgaben zählten die Erfrischungen bei den Vesperien durch Wein und Zuckerwerk und das Verschenken von Biretten und Handschuhen an die Professoren72• Mit der Bezahlung hat die Fakultät offenbar schlechte Erfahrungen gemacht, deshalb verlangte sie 1605, daß in Zukunft die Bezahlung vor der Promotion geschehen solle73• Am Tag nach der Aula hielt der neue Doktor seine erste Vorlesung. Dann nahm er noch einmal die Quästion auf, zu der er in den Vesperien geantwortet hatte, und führte die noch nicht gelösten Einwände an. Indem er auf sie einging, verteidigte er die Lösungen, die er am Vortag vertreten hatte. Der Dank an Gott und alle lebenden und verstorbenen Wohltäter ließ diesen Akt beschließen. Zu Beginn des neuen akademischen Jahres, bisweilen auch schon früher- dies dürfte dann der Fall gewesen sein, wenn die Promotion weit von diesem Termin entfernt war- legte er zum zweiten Mal die Quästion der Aula vor. Auf sie hatte ein Kursor oder Sententiar zu respondieren, gegen den dann alle formierten Bakkalare argumentierten. Zum Schluß löste der Doktor auch hier alle Einwände. Jetzt war der neue Doktor "magister resumptus" 74 • Die starke Kostensteigerung, mitbedingt durch eine allgemeine Inflation, bei der theologischen Promotion und nicht nur bei dieser veranlaBte Herzog Albrecht zum Einschreiten. Sein 1586 erlassenes Schreiben konnte aber die allgemeine Entwicklung nicht aufhalten75• Die Folge war, daß einzelne Studenten auf einen Grad verzichteten. Ein zweites das Graduierungswesen allgemein betreffendes Faktum war die Reduzierung der Studienzeit. 1475 wurden für den Erwerb des ersten Grades fünf Jahre verlangt, für den Sententiar sieben und für den Lizentiaten zehn bzw. elf 76• 1565 ließ die Fakultät zum ersten Grad schon nach drei Jahren zu, betrachtete diese Zeit aber als unterste Grenze und ließ die alte Konstitution über fünf Jahre ausdrücklich in Geltung17• Der Anstoß zur Studienzeitverkürzung ging von seiten des Prantl II 77. Prantl II 360. 73 Prantl II 361. Jetzt wurde diese Bestimmung in die Statuten mitaufgenommen. Schon 1522 klagte der damalige Dekan, daß die Studenten zu spät bezahlten (UA Georg. III/11 !,61). 74 Prantl II 71. 75 Prantl II Nr. 113; StB Cgm. 27322/I, 48. 76 Prantl II 51, 65. Paris verlangte nach 1335 im ersten Fall sieben Jahre, im zweiten neun (Denifle- Chatelain II 692), 1383-89 nur noch sechs Jahre bis zum ersten Grad, zum Sententiar neun (ebd. II 698 f.). Wien bestimmte 1389, daß der Kursor sechs Jahre studiert haben muß, der Sententiar acht, daß der Lizentiand nach dem Lesen der Sentenzen noch drei Jahre warten muß, so daß der letzte Grad ein elf- bis zwölfjähriges Studium voraussetzte (Kink II 111, 113, 115). 11 Prantl II 256. 71
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Staates aus, näherhin von der herzoglichen Reformation, die 1562 in Kraft trat. Sie forderte in Anbetracht der geringen Hörerzahl an der Fakultät, als deren Ursache sie die lange Studiendauer ansah, "die von der facultat" auf, die Dauer zu verkürzen78• Die Antwort der Fakultät zögerte sich hinaus. Man behalf sich mit Dispensen79, umging aber zunächst eine grundsätzliche Entscheidung. Erst am 21. Januar 1565 kam der obige Beschluß zustande, der insofern widersprüchlich war, als er die alte Minimalforderung von fünf Jahren bestehen ließ und die neue von drei Jahren hinzufügte. Er wurde am 25. Juni 1565 von Herzog Albrecht V. bestätigt80• Die statutarische Ambivalenz wurde 1605 dadurch beseitigt, daß vom Bibliker ein zweijähriges, vom Sententiar ein drei- und vom Lizentianden (Doktor) ein vierjähriges Studium gefordert wurde. Diese Dauer entsprach der Zeit eines theologischen Kurses der jesuitischen Studienordnung81 • Der Besitz eines theologischen Grades stellte in bestimmten Fällen eine notwendige Voraussetzung für den Erwerb eines kirchlichen Amtes darB2 • Dabei konnte die Promotion den fehlenden Adelstitel ersetzen. Nur ein Lizentiat der Theologie oder des Rechts konnte in Augsburg etwa zu kirchlichen Würden gelangen. Ähnliches galt für Regensburg und Würzburg und andere Orte83• Wir können zusammenfassend feststellen: Der Modus der Verleihung des theologischen Grades, der bis in die letzten Jahrzehnte des sechzehnten Jahrhunderts immer eine Anerkennung des vorausliegenden Studiums und gleichzeitig eine Leseverpflichtung für die Zukunft beinhaltet, hat sich bei zeitlicher Verringerung der Studiendauer im wesentlichen unverändert erhalten. Bis etwa 1575 hatte sowohl der Bakkalar wie der Doktor die Aufgabe, auf dem unteren beziehungsweise auf dem oberen Katheder zu lesen. Er konnte davon nur durch Dispens befreit werden. Bei den Bakkalaren geschah dies offenbar nur sehr selten, da das Dekanatsbuch nur wenige dieser Dispense erwähnt. In der Frühzeit der Fakultät war dies bei den Doktoren dagegen häufiger der Fall. Der Rückgang der Studiendauer im Verlauf des sechzehnten Jahrhunderts ist nicht nur in Ingolstadt zu beobachten. Er betraf Prantl II 202; Mederer IV 302. Diese gingen dem Münchener Hof bisweilen zu weit (Georg. Abtlg. III Nr. 4). Seine Bedenken waren in der Tat nicht unberechtigt: 1553 erhielt Michael Dornfogel alle drei Bakkalariate (UA D III6,146) ein Jahr später wurde Johann a Via innerhalb von fünf Tagen vom einfachen Scholar zum Doktor promoviert (UA Georg. III/11 1,88). 80 Das herzogliche Schreiben abgedruckt im Anhang Nr. II. 81 Prantl II 359. Die jesuitische Studienordnung, die Konstitutionen, verlangten für den Theologen ein Studium von vier Jahren, für den Doktor sechs Jahre (Lukäcs 303, 305). 82 Das galt nicht für den Adeligen (Scherg 34). sa Scherg 73; UA Georg. Abteilung II Nr. 354. 78
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vielmehr die Fakultäten allgernein 84 • Mit der Verkürzung des Studiums kam die Fakultät in ihrer Zielsetzung staatlichen Interessen entgegen. Sie konnte jetzt in Anbetracht des Mangels an Seelsorgsklerus besser als Stätte des Nachwuchses dienen. Das kürzere Studium war billiger und ließ daher die Möglichkeit zu, mehr Studenten zu fördern, die dann in den Dienst des Landes als Seelsorger traten. Vergleicht man die Wittenberger mit der Ingolstädter Fakultät, so ergibt sich eine deutliche Divergenz in der Entwicklung. Die Wittenberger Statuten von 1533 greifen auf die unteren Grade des Bakkalars wohl noch zurück, doch sind diese nicht mehr Voraussetzung für die Erlangung des Doktorgrades. Der Bewerber muß nur sechs Jahre lang exegetische Vorlesungen in Wittenberg oder einer anderen reformierten Hochschule gehört haben85• Die Folge war: die Erteilung dieser Grade wurde nicht mehr vorgenommen. Als der Kurfürst von Sachsen dazu eine Anfrage an die Universität richtete, rechtfertigte diese 1577 ihr Verhalten, das an allen oberen Fakultäten gleich war, diese Grade seien "tituli, so vorn pabsturn hero ruren" 88• Sie vergaß dabei freilich, daß der Grad des Doktorats auch aus der Zeit vor der Reformation stammte. Die Statuten zeigen ferner, daß die neugläubige Fakultät schon jetzt begonnen hat, die Studienzeit zu verringern. Hatte der Ingolstädter Student allein bis zum Erwerb des ersten Grades um diese Zeit noch fünf Jahre zu studieren, so konnte der Wittenberger in sechs Jahren bis zum Abschluß des Studiums gelangen. Was für Ingolstadt erst einige Jahre später beobachtet werden kann, nämlich Studienzeitverkürzung und gleichzeitig damit einhergehende Orientierung auf die Ausbildung von Seelsorgern, das setzt in Wittenberg bereits jetzt ein. Melanchthon sah in den Hohen Schulen in seinen 1533 geschaffenen Statuten "Seminare" für die Kirche 87 • Während an der katholischen Fakultät die Doktorwürde als Ergänzung zur Lizenz keine zusätzlichen Rechte brachte und der Kandidat daher ganz den Aufgaben an der Fakultät verpflichtet wurde, sah die protestantische Fakultät im Doktorat die Berechtigung, in der Kirche eine leitende Funktion auszuüben, nicht nur die Aufgaben eines akademischen Lehrers zu erfüllen88 • Ritter, Heidelberg 199 f.; Wappler 79. Förstemann, Liber decanorum 154. 86 Friedensburg, Urkundenbuch 433 f. 87 Förstemann, Liber decanorum 156. Der Dekan hat sich deshalb über die Fortschritte der Studenten zu informieren, damit er bei Anfragen an die Fakultät zur Seelsorge geeignete Kandidaten benennen kann (ebd.). Diese Forderung wird in den Satzungen von 1545 wiederholt (Friedensburg, Urkundenbuch 264). 88 Förstemann, Liber decanorum 155 f. 84
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Die Ingolstädter Fakultät hat keinen Verheirateten zu den theologischen Graden zugelassen. Von dieser Einschränkung ging Wittenberg 1533 ab. Diese Öffnung erwies sich als notwendig, da der protestantische Klerus nicht mehr an den Zölibat gebunden war. Von jetzt an fielen auch die Vesperien vor der Verleihung der Doktorwürde weg, da ihr "alberner Charakter" {"ineptiae") der Würde des Grades widersprach, dessen Empfang dem einer kirchlichen Würde glich. Nur der Doktor hatte ja das Recht, die göttliche Doktrin zu erklären. Eine Akzentverlagerung innerhalb der Graduierung ist also nicht zu übersehen. Während das Bakkalariat an Bedeutung verliert, weil ihm sein Voraussetzungsstatut für den Abschlußgrad genommen wird, legen die Satzungen allen Nachdruck darauf, daß das Ansehen des Doktorats erhalten bleibt.- Noch eines ist bedeutsam. Die Promotion geschah in der von Rom getrennten Fakultät nicht mehr im Namen des Papstes. Das bedeutete aber keineswegs deren Profanisierung. Im Gegenteil, der Kandidat soll zu diesem Grad hinschreiten wie zu einem "Altar". Die Fakultät aber hat die Aufgabe, nur die Bewerber auszuwählen, die sie guten Gewissens dazu für geeignet hält. Sie hat dabei die Worte des Paulus zu berücksichtigen, der mahnt, nicht jedem beliebigen die Hände aufzulegen. Der Vergleich mit der Weihe taucht also ein zweites Mal auf und gewinnt hier durch die Berufung auf Paulus besonderes Gewicht. 7. Die Studenten
a.) Absolute und relative Frequenz Bei der Ermittlung der Theologiestudenten Ingolstadts sind wir auf Zufallsfunde angewiesen1 • Die beiden Dekanatsbücher, die für unseren Zeitraum in Frage kommen, bezeichnen sich zwar als "Matricula", sind aber keine Fakultätsmatrikeln. Sie enthalten nur die Namen von Promovierten - gelegentlich konnten auch dazu noch weitere Kandidaten ergänzt werden -, von Studenten, die eine Predigt in der Marieukirche oder eine Disputation hielten, und von Stipendiaten, die das von der Fakultät zu verleihende Adorf-Stipendium erhielten'. Angaben 1 Nach den Statuten war die Fakultät verpflichtet, neben der allgemeinen Universitätsmatrikel noch ein eigenes Namensregister der Theologiestudenten zu führen (Prantl II 58). Es ist jedoch zweifelhaft, ob damit je begonnen wurde. Einerseits gibt es nämlich keinerlei Reste eines solchen Verzeichnisses, andererseits finden sich auch nirgends Hinweise, daß die neuankommenden Studenten von der Fakultät namentlich festgehalten wurden. 2 Eine Ausnahme bilden die Studenten Johann German, Leonhard Schoman und Leonhard Seiner, die unter dem 10. Mai 1563 als "inscripti" der theologischen Fakultät bezeichnet werden (UA Georg. III/11 1,104'). German
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II. Hauptteil
in der Universitätsmatrikel, die einen Scholaren als Theologiestudenten ausweisen, sind für die ersten achtzig Jahre ziemlich selten. Standesbezeichnungen wie Parochus, Presbyter, Sacerdos, Clerius, Canonicus, Diaconus, Decanus, Frater, Concionator, Sacellanus können nicht für die Zuweisung eines Immatrikulierten zur theologischen Fakultät herangezogen werden, da die Zugehörigkeit zum Klerus nicht das Studium an anderen Fakultäten ausschloß. In der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts taucht die Bezeichnung "studiosus theologiae" oder eine ähnliche häufiger hinter dem Namen auf, was auf eine stärkere Fluktuation der Studenten schließen lassen könnte3 , aber auch seinen Grund darin haben kann, daß das jetzt bestehende Kasuistikstudium nicht mehr die Absolvierung des philosophischen Kurses als nötig voraussetzte, so daß ein Student von Anfang an beides oder nur Theologie studieren konnte. Der Niedergang des Klerus, der Welt- und Ordensklerus erfaßte, schon lange vor der Reformation eingesetzt hatte und sich bis über die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts fortpflanzte\ ließ das Interesse am Theologiestudium sichtlich erschlaffen. Auch Ecks Ruf konnte nicht verhindern, daß die Zahl der Studenten abnahm5• 1537 mußte deshalb die Fakultät dem Sententiar Alex Zehentmair die Auflage machen, eine Predigt zu halten, da es an jüngeren Magistern fehlte8 • Noch vor der Berufung der Jesuiten nach Ingolstadt und unabhängig davon wurden in den vierziger Jahren Versuche gemacht, die Fakultät wieder zu beleben. Sie gingen von Robert Vauchop aus. Als er im Sommer 1543 in Rom weilte, bemühte er sich um Privilegien für Ingolstadt, um auf diese Weise der Fakultät einen größeren Hörerkreis zu gewinnen7 • Aber das geringe Angebot an Vorlesungen unter Marstaller als einzigem Ordihat sich erst am 11. Mai in die Universitätsmatrikel eingeschrieben, die beiden anderen sind dort nicht verzeichnet. Ein vierter, Erhard Schmid, hat sich am 17. August 1563 in die Matrikel eingetragen und am 19. August 1563 sich noch eigens bei der theologischen Fakultät eingeschrieben: "dedit nomen suum" (UA Georg. III/11 I,105). s Ingolstadts theologische Fakultät hatte nach Ankunft der Jesuiten einen guten Ruf. Nach Meinung des Canisius übertraf sie Köln und Wien (Braunsberger li 179, 555, 675). Dies könnte manchen Studenten bewogen haben, seine Studien in Ingotstadt fortzusetzen. 4 Lortz I 82 ff., Bauerreis VI XXV ff. Die Anzahl der Neugeweihten der Diözese Eichstätt nahm mit den zwanziger Jahren, also korrespanierend mit der sich ausbreitenden Reformation, stark ab (Götz, Primizianten 78). Klagen über den Mangel an Theologen beschränkten sich nicht auf Bayern, vgl. Pfeilschifter IV/2 193, 316, 318. 6 Eck beklagte wohl die Unlust der Jugend zum Studium, wußte aber nicht, wie dem übel abzuhelfen sei (Eck an Contarini 13. 3. 1540: Friedensburg, Beiträge 254, 256). 6 UA Georg. III/11 I,79'. 7 Vgl. den Bericht Vauchops an Farnese vom 10. August 1543 bei Duhr, Ungedruckte Briefe 616 f. Vauchop sieht in der Wiederbelebung der Uni-
7. Die Studenten
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narius ließ weitere Studenten abwandern8 • Als Jajus 1544 in Dillingen weilte. berichtete er an Ignatius, daß es nicht so sehr an Professoren in lngolstadt fehle, sondern an Hörern. Dies liege daran, daß der Priesterberuf in Deutschland kein Ansehen mehr genieße. Möglichkeiten der Abhilfe sieht Jajus nur in der Gründung von Kollegien9 , ein Gedanke, der für Ingolstadt noch von Bedeutung sein sollte. 1545 war das Theologiestudium offenbar ganz zum Erliegen gekommen10• Der Behebung der personellen Krise der Fakultät galten in dieser Zeit auch Bemühungen von herzoglicher Seite. 1544 hatte sich Wilhelm IV. mit dem Projekt einer Kolleggründung in einem nicht mehr erhaltenen Schreiben an den Erzbischof von Salzburg gewandt11 • Vier Jahre später schrieb Wilhelm an die Bischöfe von Salzburg, Freising, Regensburg, Passau, Augsburg, Eichstätt, Würzburg und Bamberg und forderte sie auf, geeignete Leute nach Ingolstadt zu schicken12• Auch das Versprechen, den Studenten ein Kolleg zu errichten, konnte indes die Prälaten nicht zu konkreten Maßnahmen bewegen. Alle genannten Versuche brachten keine Besserung. Die allseits herrschende starke Interesselosigkeit am religiösen Leben13 hatte der Fakultät den Nährboden für den Nachwuchs entzogen. 1550 betrug die Zahl der Hörer der Jesuiten nicht mehr als vierzehn14 ; von diesen war der größere Teil obendrein so ungebildet, daß Canisius nur bei vier oder fünf sich einige Erfolge erhoffte111• Das versität eine notwendige Voraussetzung für eine Vermehrung des Klerus: "deficiente hac universitate deficient Predicatores et Pastores Catholici in hac Provincia." Wenngleich hier der Universität eine wichtige Funktion in der Ausbildung des Klerus zugesprochen wurde, so war sie doch noch nicht die einzige Bildungsstätte des Klerus. s Duhr, Ungedruckte Briefe 617. s Pfeilschifter IV/2 536. 1o MHSJ Ep. Broetii 21. Jajus schlägt hier die Errichtung von Diözesanseminaren für zehn bis zwölf Studenten durch die Bischöfe vor, ein Projekt, das vom Tridentinum aufgegriffen wurde. 11 Pfeilschifter IV/2 Nr. 147. Es kam jedoch zu keiner Realisierung der Vorstellungen. 12 Pfeilschifter IV/2 Nr.172. Das herzogliche Schreiben steht ganz unter dem Zeichen antireformatorischer Zielsetzung: Die Zurückdrängung der neuen Lehre ist "one gelerte frume und geschickte cristliche prediger" nicht möglich. Die Förderung der Studien dient praktisch-kirchlichen, letztlich staatlichen Interessen. 13 Dies ist das Fazit eines Briefes des Jesuiten Canisius, in dem er den Zustand Deutschlands schildert (Braunsberger I Nr. 84). Canisius' Bemühen geht daher nicht nur auf literarische Bildung, sondern religiöse Erneuerung (ebd.). Dazu auch Buxbaum 123 ff. a Braunsherger I 694. 111 Braunsherger I 307. Ahnlieh waren die Gegebenheiten in Wien. Dort hatten die Jesuiten 1551 insgesamt auch nur zehn Hörer (Polanco II 274). An anderen theologischen Fakultäten waren die Verhältnisse nicht besser: In Köln wurde in den Jahren 1521 bis 1531 nur eine Lizenz erteilt (Keussen 208) Mehr dazu weiter unten.
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II. Haupttell
von den Jesuiten bei ihrem ersten Aufenthalt geforderte Kolleg zur Förderung des Theologiestudiums kam erst 1556 zur Realisierung18• Der Initiative von seiten des Jesuitenordens folgten in den kommenden Jahren staatliche und kirchliche Projekte zur Beseitigung des noch immer sich auswirkenden starken Priestermangels, die teils auf die Anregungen des Tridentinums zurückgingen, teils unabhängig davon waren. So wurde 1555 das Georgianum ganz in den Dienst der Förderung von Theologiestudenten gestellt17• Zwei Jahre später wurde durch Bischof Martin von Schaumberg das erste tridentinische Seminar18 in Eichstätt eröffnet. Der philosophischen Fakultät der Universität angegliedert, bot das Collegium Willibaldinum auch theologische Vorlesungen. In seiner Zielsetzung, Ausbildung von Seelsorgern, stellte es eine Ergänzung zur theologischen Fakultät dar19• 1576 errichtete Herzog Albrecht V. ein Seminar, das Albertinum, das den Jesuiten unterstellt wurde und dem Nachwuchs des bayerischen Weltklerus dienen solltel!O. Auf eigene Kosten ließ 1600 der Regensburger Propst Quirinus Leoninus ein Seminar für arme Studenten errichten. Diese besuchten an der Universität philosophische und theologische Vorlesungen und hatten mit der Übernahme des Freiplatzes die Verpflichtung abzugeben, in den Seelsorgsdienst einzutreten!1. Allen vier Einrichtungen ist das Bestreben gemeinsam, die Bildung des Weltklerus zu heben und die Zahl der Priester zu erhöhen. Wenn dabei die Ausbildung an der theologischen Fakultät geschehen sollte, bzw. in enger Kommunikation mit ihr, wie dies beim Willibaldinum durch den Wechsel von Professoren zwischen beiden Institutionen geschah, so wurde jetzt in der theologischen Fakultät in vornehmliebem Maße eine Ausbildungsstätte für die praktische Arbeit gesehen. Die in Ingolstadt errichteten Seminare bewirkten zweifellos zusammen mit den an der Fakultät jetzt wirkenden Ordensprofessoren eine Erhöhung der HörerzahL Ein Jahr nach der zweiten Ankunft der Duhr, Geschichte I 56; Buxbaum 143 ff. und 175 ff. Jeder Stipendiat war jetzt zum Theologiestudium verpflichtet (Mederer IV 313; Prantl I! 210). Ein für ein anderes Studium genossenes Stipendium mußte zurückgezahlt werden. - 1555 hatten die herzoglichen Räte, um die Zahl der Hörer bei den Jesuiten zu erhöhen und um die Kirche mit Priestern zu versorgen, die Schaffung von zwanzig oder wenigstens zwölf neuen Studienplätzen vorgeschlagen. Der Plan fand seine Realisierung in der oben genannten Weise. Das Gutachten der Räte: StA M GL 1477/3, 55. ts Jedin, Tridentinisches Dekret 197. 19 Die Studenten waren in der Ingolstädter Matrikel eingeschrieben. Da bei ihnen der spezielle Studienort nicht verzeichnet ist, können sie jedoch nicht festgestellt werden. Vgl. dazu Reiter 130 ff., Bauerreiss VI 302. 20 Prantl I 262 f. 21 Andernfalls mußte der Unterhalt zurückgezahlt werden (Prantl I 352 f.). 16
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7. Die Studenten
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Jesuiten konnte Peltanus berichten, daß die Begeisterung für das Studium unter den Studenten wachse22 • 1558 hatten die an der Universität Theologie dozierenden Jesuiten acht Hörer aus dem eigenen Orden und ebensoviele, die nicht dem Orden angehörten. Es war dies eine für deutsche Verhältnisse hohe Zahl an Theologiestudenten23 • 1562 hatte die theologische Fakultät etwa gleich viel Hörer wie die juristische24 • In den folgenden fünf Jahren stieg die Zahl der Hörer so, daß jeder der beiden Jesuitenprofessoren etwa fünfzig Hörer hatte25• Als 1575 der vierjährige theologische Kurs eingeführt wurde, nahmen im ersten Jahr sieben Jesuiten daran teil2e. 1579 konnten während des Dekanats Gregor de Valentias sieben Bakkalare promoviert werden. Diese Zahl während einer Amtszeit war bisher, wenn wir uns auf die übrigen Angaben im Dekanatsbuch verlassen, noch nicht in der Jesuitenzeit erreicht wordenn. Von der Frühzeit der Universität an waren Ordensleute an der theologischen Fakultät28 und anderen Fakultäten. Wie hoch der Prozentsatz der an der Universität studierenden dabei war, wird im Einzelfall eigens untersucht werden müssen. Offenbar war er nicht allzu groß, denn während des ganzen sechzehnten Jahrhunderts wurde versucht, den Ordensnachwuchs in verstärktem Maße an die Universität zu holen. Den Anfang dieser Bemühungen macht ein Schreiben Ecks an den Abt Konrad Reuter von Kaisheim, in dem der Ordinarius seine Reise nach Bologna schildert29 • Etwa um die gleiche Zeit unterstützte er die Bestrebungen des Pollinger Propstes Johann Zinngießer, seine Confratres an Universitäten zum Studium zu schicken, da es nach seiner - Ecks MHSJ Litterae quadrimestres V 402. So urteilt der Jesuit Peter Silvius in seinem Bericht über die Ingolstädter Verhältnisse am 28. Dezember 1558 (MHSJ Litterae quadrimestres V 902). 24 MHSJ Litterae quadrimestres VII 693. Die exakte Frequenz kann auch für diese Fakultät nicht ermittelt werden. Siehe dazu unten Anmerkung 58. 25 Braunsherger VI 562. Es waren also im Minimalfall fünfzig, im Maximalfall einhundert Studenten, die Vorlesungen hörten. Zum Vergleich: im selben Jahr hatte die Dillinger Fakultät etwa 26 Hörer (ebd. 534) 1586 waren es 30 Theologen und 1607 55 (Specht 383) 1626 waren von 288 Akademikern 80 Theologen (ebd. 384). - In Leipzig waren es in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts durchschnittlich etwa 60 Theologen (Kirn 49). 28 ARSJ Germ. 136 I,251. 27 UA Georg. III/11 I,143': Es handelt sich hier um eine absolute Zahl, da Valentia extra angibt, daß es "insgesamt" sieben waren. 28 Der erste Ordensstudent, den das Dekanatsbuch nennt, war der Domini:kaner Johann Schiltel; er wurde 1475 Bakkalar (UA Georg. III/11 I,5'f.). 29 Eck, Orationes tres F I. Der an drei Reden .Ecks angehängte Brief ist vom 4. September 1514 datiert. Das Schreiben blieb indes, was die Ingolstädter Schule anbelangt, ohne unmittelbare Auswirkungen. Erst 1536 nämlich immatrikulierten sich drei Kaisersheimer: Johann Knebel, Mathias Nachpauer und Cristanus Schintvogl. Damit schickte das Zisterzienserkloster nach 46 Jahren zum ersten Mal wieder Studenten nach Ingolstadt. 22
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II. Hauptteil
Meinung mit den Studien bei den Augustinerchorherren schlecht bestellt sei30• 1517 kamen die ersten Pollinger nach Ingolstadt. Paul Kretz und Sigismund Dietz immatrikulierten sich am 18. Oktober und erwarben unter Johann Eck akademische Grade31 • 1524 machte eine Kommission den Vorschlag: zur Steigerung der Frequenz der Universität sollte von allen umliegenden Klöstern ein Mönch zum Studium nach Ingolstadt geschickt werden32• - Im Januar 1543 öffnete die Ordenshochschule der schwäbischen Benediktiner in Ottobeuren ihre Pforten33• Zweifellos in diesem Zusammenhang ist das herzogliche Schreiben an die bayerischen Prälaten vom 1. Dezember 1542 zu sehen, das zu einer Zusammenkunft für den 6. Januar 43 einlud, auf der die Hebung der Bildung des Ordensklerus beraten werden sollte34 • Diese wie auch die in die fünfziger Jahre zu datierenden Bemühungen35 des Abtes von Scheyern, Angehörige seines Klosters nach Ingolstadt zu schicken, blieben für die theologische Fakultät ohne Bedeutung, wenn wir von den Promotionen von Ordensleuten ausgehen. Nachdem in Ingolstadt ein Seminar für den Weltklerus bestand, unterstützte auch der päpstliche Nuntius Felix Ninguarda Pläne zur Errichtung eines eigenen Religiosenseminars. 1580 verhandelte er mit zwei Prälaten und zwei Vertretern des Herzogs über eine Anstalt für die Benediktiner, Zisterzienser, Prämonstratenser und Augustinerchorherrn. Von einem eigenen Haus wurde dabei abgesehen38• 1585 stand das Konvikt, das den Namen "Convictus sancti Ignatii martyris" trug, den Religiosen offen, die im folgenden Jahr in einer Zahl von dreißig Personen nach lngolstadt kamen37• Sehr früh begann indes der Eifer der Klöster wieder nachzulassen38• Für viele Klöster scheiterte das so In Ecks Brief, der zwischen 1514 und 1517 zu datieren ist (Virnich XX), wird dagegen den Mendikantenorden ein gutes Zeugnis ausgestellt (ebd. 55). 31 Virnich XX f. Beide sind im Dekanatsbuch nicht verzeichnet. Möglicherweise gehörten sie zu den in diesem Jahr von der Universität erwarteten Religiosen (UA Georg. III 22, 21'). 32 UA G I 1, 1524. 33 Vgl. dazu Zoepfl, F., Geschichte der ehemaligen Universität Ottobeuren: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 5 (1916/1919) 517 ff. Als Lehrer war unter anderen Michael Dornfogel gewonnen worden, der nach dem Scheitern des Projekts in Ingolstadt Theologie studierte (Biglmair Zoepfl LIV). - Johann Eck war gegen die Gründung. Er hätte die Orden lieber in Ingolstadt gesehen (Biglmair - Zoepfl 459 f.). 34 Das herzogliche Schreiben: Pfeilschifter IV/2 Nr. 138. Ober die Beratungen ist nichts bekannt. Sicher ist jedoch, daß die bayerischen Äbte gegenüber der Ordensschule sehr zurückhaltend waren (Biglmair - Zoepfl LIVf.). 36 Braunsherger II 8. 36 Schlecht, Ninguarda 127. 37 OAE B 186, 53. 38 1593 mußte der Propst des Österreichischen Chorherrnstifts Reichersberg ermahnt werden, seine Ordensuntergebenen nicht nur "ad pietatem", sondern auch "ad studia" anzuhalten (HStA Staatsverw. 3033, 36).
7. Die Studenten
123
Studium in Ingolstadt an den hohen Kosten39• Als die Augustinerchorherren ein eigenes Haus für ihre Studenten errichten wollten, wurde ihnen mit dem Hinweis abgeraten, daß sie im Jesuitenkonvikt oder bei den Franziskanern wohnen, bei letzteren auch Vorlesungen hören könnten 40• Als es dennoch 1606 zur Gründung eines Klosters in Ingolstadt kam, wurden Studienplätze für sieben Mönche geschaffen41 • Die Ingolstädter Franziskaner hatten vor der Gründung der Universität ihr eigenes Hausstudium42 • Sieben Jahre nach Errichtung der Hohen Schule immatrikulierte sich der erste Franziskaner, Johann Winkler aus Regensburg, dem weitere 25 im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert folgten. Dabei muß aber die Tatsache mitberücksichtigt werden, daß der Orden wenigstens zeitweise neben der Universität noch ein eigenes Hausstudium hatte. 1589 hielt Montinus im Konvent Vorlesungen, und so blieben die Patres in diesem Jahr der Universität fern, kamen aber im folgenden Jahr wieder. Dabei war ihre Zahl, wie die Ingolstädter Kolleggeschichte vermuten läßt, nicht gering43. Ein eigenes, wenngleich nicht voll ausgestattetes Theologiestudium muß es auch später gegeben haben, denn der schon zitierte Bericht des Geistlichen Rates 44 spricht von der Möglichkeit, die Kasuistik bei den Franziskanern zu hören. Die Fakultätsgeschichte hat sich als eng mit der allgemeinen kirchlichen Situation, insbesondere mit dem Schicksal des Welt- und Ordensklerus, verknüpft gezeigt. Es gilt dies nicht nur für den Aspekt Studenten, sondern auch für die Professoren, wie schon gezeigt wurde. Gehen wir auf eine genauere Analyse des Zahlenmaterials über. Die im Rahmen dieser Arbeit gemachten Nachforschungen haben zwar eine bisher nicht bekannte Anzahl von Theologiestudenten für Ingolstadt nachweisen können, vermochten aber keine absoluten Angaben zu erbringen. Immerhin wurden etwa 650 Studenten ermittelt, von denen 39 Einem Schreiben des Propstes von Weyarn zufolge, mußten für den Unterhalt eines Studenten pro Jahr hundert Gulden gerechnet werden. Ein eigener Schulmeister kam das Kloster auf denselben Betrag und damit billiger. Ähnliche Schreiben erreichten die Geistliche Ratsbehörde von den Klöstern Dietramszell, Attel, Beyharting, Reichenhall, Weltenburg, Gars, Chiemsee, Schlehdorf, Gotteszell und Neustift (HStA Staatsverw. 3039, 42'f.). Vgl. auch Bauerreiss VI 374; 40 HStA Staatsverw. 3046, 139 f. 41 Lins B. OFM, Geschichte des ehemaligen Augustiner- und jetzigen (unteren) Franziskanerklosters in Ingolstadt: Ingolstadt 39 (1919) 8. 42 Stöcker! D. OFM, Die· deutschen Franziskaner auf süddeutschen Universitäten: Franziskanische Studien 13 (1926) Heft 3/4 306. 43 OAE B 186, 62. Neben Köln zählte Ingolstadt zu den Universitäten, die von den Franziskanern in größerer Zahl besucht wurden (Holzapfel, H., Handbuch der Geschichte des Franziskanerordens, 1909, 564). 44 Siehe- oben Anm. 40.
124
II. Haupttell
zu einem überwiegenden Teil genaue Einzelheiten zu Herkunft, Promotion, Studiendauer, Stipendium, Beruf und weiteren Studienorten beigebracht wurden. Das dürfte der Wirklichkeit am nächsten kommen, da ja die Aufzeichnungen des Dekanatsbuches in erster Linie den Promotionen gewidmet waren. Die im folgenden gegebene Tabelle muß von diesen Überlegungen her gesehen werden. Sie gibt nicht die jährliche Frequenz der in Ingolstadt studierenden Theologen wieder, sondern nur die Zahl der Immatrikulationen eines jeweiligen Jahres. Dabei bedeutet die erste Zahl diejenigen, die mit genauen Immatrikulationsdaten in der allgemeinen Universitätsmatrikel zu finden sind, die in Klammern gesetzte dagegen die, welche dort nicht zu eruieren sind. Es handelt sich dabei um 129 Universitätsangehörige, deren Namen vom Pedell nicht in der vorgeschriebenen Weise festgehalten wurden. Für sie wurden die Immatrikulationsjahre aus anderen Angaben rekonstruiert. Nur wenige konnten in diesem Zusammenhang statistisch nicht ausgewertet werden, da bei ihnen keinerlei zeitliche Fixierung möglich war. 1472 1473 1474 1475 1476 1477 1478 1479 1480 1481 1482 1483 1484 1485 1486 1487 1488 1489 1490 1491 1492 1493 1494 1495 1496 1497 1498 1499
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7. Die Studenten 1501 1502 1503 1504 1505 1506 1507 1544 1545 1546 1547 1548 1549 1550 1551 1552 1553 1554 1555 1556 1557 1558 1559 1560 1561 1562 1563 1564 1565 1566 1567 1568 1569 1570 1571 1572 1573 1574
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(1) (2) (2) (4) (3) (2) (2) (1) (1) (1) (1) (1) (2)
1537 1538 1539 1540 1541 1542 1543 1575 1576 1577 1578 1579 1580 1581 1582 1583 1584 1585 1586 1587 1588 1589 1590 1591 1592 1593 1594 1595 1596 1597 1598 1599 1600 1601 1602 1603 1604 1605
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(1) (3) (1) (2)
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In den ersten beiden Jahren nach Errichtung der Universität liegt die Zahl der sich einschreibenden Theologen ziemlich hoch. Die Zahl 11 (bzw. 18) im ersten Jahr wurde erst wieder in der Jesuitenzeit erreicht. Der Beginn der Tätigkeit Ecks bedeutet keinen Einschnitt, wohl aber sind im ersten Jahrzehnt seiner Professur bis 1519 25 {bzw. 32) Studenten nachweisbar, während die drei folgenden Dezennien, also die unmittelbaren Jahre, die auf die Reformation folgten, insgesamt nur 28 {bzw. 35) Immatrikulationen aufweisen. Die Wirren der religiösen
126
II. Hauptteil
Neuerung ließen die Fakultät aushungern, so daß die Jesuiten am Anfang nur etwa vierzehn Hörer hatten. Jetzt ging allerdings die Zahl der Studenten wieder sprunghaft in die Höhe. Sie erreichte für den ersten Aufenthalt der Jesuiten von 1549 bis 1552 die Höhe von 28 (bzw. 36). Es liegt nahe, gewisse Parallelen mit der Immatrikulationsfrequenz der gesamten Universität zu vermuten. Hier fiel die Zahl der sich einschreibenden Studenten von 2480 in den ersten acht Jahren auf 1289 im ersten Jahrzehnt nach 1500 ab. Im Dezennium des Ausbruchs der Reformation stieg sie wieder auf die stattliche Höhe von 2375. Von 1521 bis 1530 immatrikulierten sich nur 1053 Studenten. Dies stellt das Minimum in den 130 Jahren Fakultätsgeschichte dar. Die dreißiger Jahre zählten 1093 neue Studenten. Man kann also kaum von einem Anstieg sprechen; dieser kam erst im nächsten Jahrzehnt mit 1967 Neueinschreibungen. Von jetzt an steigerte sich die Zahl nach einem leichten Rückgang zwischen 1571 und 1580 auf 2410 nach 1601 45 • Wir haben somit in den Bereichen am Anfang eine hohe Zahl von Neueinschreibungen, ein Minimum in den zwanziger Jahren und einen auffallend starken Anstieg um die Mitte des 16. Jahrhunderts. Diese Angaben gelten teilweise sogar für die deutschen Universitäten überhaupt. Auch hier ist die Frequenz um 1530 auf ein Minimum herabgesunken, um dann allerdings schon zur Jahrhundertmitte hin stark anzusteigen46. Bei der knappen Hälfte der ermittelten Studenten, nämlich bei 290, können Grade nachgewiesen werden. Dabei verteilen sich die Anteile auf die Grade in den drei Perioden der Fakultätsgeschichte wie folgt: mit dem Bakkalariat - darunter wurden alle drei Einzelstufen subsumiert- haben in der Frühzeit der Fakultät 36 (1472- 1509) in der Periode Ecks 27 (1510 - 1548} in der Jesuitenzeit 78 (1549 - 1606) Studenten ihr Studium abgeschlossen. Mit der Lizenz haben in der Frühzeit der Fakultät der Periode Ecks der Jesuitenzeit (bis 1606) abgeschlossen.
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Das Doktorat erwarben insgesamt 128 Studenten47• Die Aufteilung ergibt dazu folgende Einzelheiten: 45 Die bei Mederer angegebenen jährlichen Immatrikulationszahlen stimmen nicht mit der Matrikel überein. Die Analyse muß daher von der Matrikel selbst ausgehen. Eine genaue Auswertung bei Müller, Adel 70. 46 Eulenburg 49, 267.
7. Die Studenten
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in der Frühzeit erwarben 15 in der Zeit Ecks 19 in der Jesuitenzeit (bis 1608) 94 das Doktorat. Es erwarben also etwa ein Drittel der Promovenden das Doktorat. Im Verhältnis zu den anderen Graden hat sich diese Zahl in der Jesuitenzeit erhöht. In der ersten Periode haben 44 Personen mit dem Bakkalariat oder der Lizenz abgeschlossen, 15 mit dem Doktorat, das ist weit weniger als die Hälfte; in der folgenden waren es 31 Studenten, die vor dem Doktorat aufgehört haben, neunzehn erhielten die Doktoralinsignien; das sind etwa zwei Drittel der ersten Gruppe. Im letzten Zeitraum begnügten sich 123 mit einem Bakkalariat oder der Lizenz, 94 erwarben das Doktorat. Das sind über Dreiviertel der unteren Grade. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts war also der Studienabschlu ß durch das Doktorat häufiger der Fall als in den Jahrzehnten vorher. Dies hat zweifellos seinen Grund in der gestraffteren Studienzeit, die sclmeller den letzten Grad erreichen ließ. Vergleiche mit anderen Universitäten sind nur in begrenztem Umfang möglich, da für diese im großen und ganzen die gleichen Probleme für die Frequenzberech nung bestehen wie sie hier geschildert wurden. Es lassen sich nur bruchstückhaft Zahlen rekonstruieren. Die Kölner Fakultät hatte in den Jahren 1471 bis 1558 insgesamt 299 Promotionen48, eine Zahl, an die Ingolstadt nicht heranreichte. Leider ist die Zahl nicht weiter aufgeschlüsselt, so daß wir daraus keine genaueren Schlüsse auf die Frequenz der Fakultät ziehen können. Genaueres Material besitzen wir für die Jahre 1574 und 1577. Zum ersten Zeitpunkt hatte die Fakultät 25 Bakkalare und 23 Lizentiaten. Drei Jahre später waren 14 Bakkalare anwesend und 22 Lizentiaten49• Diese Zahl hat Ingolstadt nicht erreicht. Das kann gesagt werden, obwohl für das genannte Jahr für Ingolstadt keine Angabe vorhanden ist, die die Zahl der gerade an der Fakultät tätigen Bakkalare und Lizentiaten vorhanden ist. Sie ist aber ungefähr aus der Promotionsfreq uenz erschließbar. Bekanntlich zählte Köln zu den großen Universitäten, Ingolstadt nur zu denen mittlerer Größe50• - Für Leipzig sind für die Zeit von 1472 bis 1539 nur 5 Doktorpromotio nen bezeugt51 • In der gleichen Zeit wurden in Ingolstadt 29 promoviert. - Die Erfurter Fakultät hatte 1455, in der 47 Die Angaben bei Eulenburg sind zu korrigieren. Er registriert bis 1612 nur 90 Doktorate (Eulenburg 233 f., 315). Unrichtig ist auch die Zahlenangabe bei Freninger (41). Er hat viele Promotionen nicht erfaßt. 48 Keussen 380. 49 Keussen 208. 60 Eulenburg 58 f. 51 Brieger, Promotionen 1 ff.
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II. Hauptteil
Zeit ihrer Blüte also. vierzig Studenten151• Von 1520 bis 1629 aber gab es dann überhaupt keine Promotion mehrM. Die Zahl aller Doktorpromotionen betrug daher von 1392 bis 1615 nach den Berechnungen Eulenburgs nur 11954• -In Freiburg promovierten zwischen 1470 und 1620 139 Studenten zum ersten Grad des Bakkalars. Von diesen nahmen 57 das Doktarat in Freiburg. Bis 1537 waren es von Biblikern 31. Die anderen 31 in Freiburg zu Doktoren promovierten hatten die niederen Grade anderswo erworben. Bei den Studenten, die alle theologischen Grade an der Universität erwarben, trafen auf 7 Bakkalare 3 Doktoren515. - Die Wittenberger Fakultät hatte in der Zeit von 1509/10 bis 1515/16 8 Bakkalare, 10 Sententiare, 14 Lizentiaten und 10 Doktoren60• In dieser Zeit schlossen in Ingolstadt 6 mit dem Bakkalariat, einer mit der Lizenz und 2 Studenten mit dem Doktorat ihr Studium ab. Ingolstadt war zu dieser Zeit ohne Zweifel kleiner.- In Dillingen wurden in der Zeit von 1564 bis 1770 insgesamt 350 Doktorate in der Theologie erteilt. Für die Zeit bis 1605 liegen keine Vergleichszahlen vor. Wir haben nur für 1591 die Angabe, daß 8 Bakkalariate erteilt wurden67. Die Ingolstädter Juristenfakultät war ohne Zweifel größer. Sie hatte von Anfang an mehr Lehrstühle. Hier promovierten insgesamt 12 Doktoren im Kirchenrecht, im Zivilrecht bis 1550 41, den Doktor utriusque juris erwarben bis 1599 11358• Von den 14 zu dieser Zeit in Ingolstadt an der Universität vertretenen Ordensgemeinschaften konnten für 10 Studien an der Fakultät nachgewiesen werden. Den Hauptanteil stellen die Jesuiten mit 26 Studenten. Es folgen die Karmeliten und Dominikaner mit je 5, die 52 Es sind in dieser Zahl auch die Promovenden einbegriffen (Kleineidam, Universitas 14 253). 1460/61 wurden 7 Bakkalare und 4 Lizentiaten kreiert. Das galt als hohe Zahl (ebd. 252). 53 Böhmer 240. 54 Eulenburg 234. 55 Bauer 34 f., 185 ff.; Müller, Freiburg 55 ff.: Verzeichnis von Freiburger Theologiepromovenden. 58 Aland 159. 57 Specht 242 Die Angaben bei Horn (Promotionen 469) sind unvollständig. ss Wolff 96. Die Zahl der Promotionen läßt noch nicht deutlich werden, daß diese Fakultät unter den drei "oberen" die am meisten besuchte gewesen zu sein scheint (vgl. Prantl I 194, 196, 358), wenn man die Graduierungen der theologischen Fakultät danebenstellt. Wolffs weitere Untersuchungen zeigen aber eine größere Zahl von Lehrstühlen - es waren stets mehr als vier - und eine größere Menge von Studenten. Zu den letzteren hat er ausführliche Berechnungen angestellt, die freilich, wie. schon gesagt wurde, den Bereich des Relativen nicht überschreiten. Für den untersuchten Zeitraum von 1472 bis 1625 ermittelte er eine Zahl von etwa 6000 Studenten (Wolff 97 ff., 166 ff.). Die oben Seite 121 festgestellte Gleichheit der Studentenzahlen beider Fakultäten ist deshalb offenbar nur von kurzer Dauer gewesen oder berücksichtigte nur die Studenten, die tatsächlich an Vorlesungen teilnahmen.
7. Die Studenten
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Benediktiner und Augustinerchorherrn mit je 4, die Augustinereremiten mit 3, die Zisterzienser mit 2 und die Franziskaner, Theatiner und Prämonstratenser mit je einem Studenten. Die Dominikaner stehen an erster Stelle hinsichtlich des Prozentsatzes der Promovenden. Hier haben alle einen Grad erworben. Bei den Karmeliten waren es drei Studenten, bei den Jesuiten sind es etwas mehr als die Hälfte, nämlich 15, bei den Benediktinern und Zisterziensern hat die Hälfte promoviert, bei den Augustinereremiten ist es nur einer. Von den vier Chorherrn hat keiner in Ingolstadt promoviert. Von den in ganz geringer Anzahl vertretenen Prämonstratensern, Theatinern und Franziskanern hat auch keiner promoviert. Sechs Studenten können sicher als Adelige (nobiles) nachgewiesen werden. Dieser überaus geringe Prozentsatz69 bestätigt bei aller Relativität die bisherigen Untersuchungen, die zeigen, daß der Adel vor allem die juristische Fakultät besuchte80• Nur einer von den Genannten hat promoviert, der Jesuit Otto Eisenreich. - Die Zahl der als "pauperes" gekennzeichneten Scholaren beträgt 15. Auch sie ist also mit 2,3 Prozent niedriger als bei der Gesamtheit der Studenten. Hier beträgt sie nämlich 6,5 Prozent81 • Sieben Pauperes haben theologische Grade erworben. Diese nicht geringe Zahl mag sich wohl daher erklären, daß die Universität durch Zahlungserleichterungen den mittellosen Studenten zu helfen suchte. b) Die Studienfinanzierung
Herzog Georg der Reiche leitete mit der Gründung des Georgianums im Jahre 1494, das elf Städten, nämlich Landshut, Ingolstadt, Lauingen, Wasserburg, Burghau.sen, Schärding, Braunau, Ottingen, Wemding, Hilpoltstein und Weißenhorn, für je einen Kandidaten einen Freiplatz gewährte, das Ingolstädter Stipendienwesen ein. Der Stipendiat war verpflichtet, das artistische Magisterium zu erwerben. Die verbleibende Zeit - die Dauer der herzoglichen Unterstützung war auf fünf Jahre begrenzt -sollte dem Theologiestudium gewidmet werden, doch blieb es dem Studenten unbenommen, auf das Stipendium als Magister zu verzichten1• Das änderte sich durch die herzogliche Reformation von 1555. Jetzt wurde die Laufzeit der Plätze auf acht Jahre verlängert und die Kandidaten nach dem Erwerb des Magistertitels auf das Theolo69 Unter den 34 126 Studenten, die sich von 1472 bis 1648 inskribierten, waren 4514 Adelige. Das sind 13 Prozent (Müller, Adel 70). 80 In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts waren es hier 17 Prozent (Wolff 173). 81 Müller, Adel 95. 1 Vgl. die Stütungsurkunde bei Prantl II 117 ff.; Scbmid 8 ff.; Mederer IV 128 ff.
9 Kausch
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li. Hauptteil
giestudium verpflichtet2 • Ein Plan herzoglicher Räte, die Zahl der Freiplätze um 20 oder wenigstens 12 zu erhöhen, um die Zahl der Hörer bei den Jesuiten zu erhöhen und die bayerische Kirche mit Priestern zu versorgen3 , war nicht zur Ausführung gekommen. Indes waren die Vorstellungen der Reformation Albrechts geeignet, Ähnliches zu erreichen. Das Georgianum erwies sich im sechzehnten Jahrhundert als Ausgangspunkt zahlreicher privater Stipendienstiftungen, so daß bis 1607 neben die elf herzoglichen Plätze noch 30 in das Kolleg von privater Seite hinzugestiftete Stipendien kamen4• Von den acht bis 1555 geschaffenen Stipendien waren sechs mit der Verpflichtung zum Theologiestudium versehen. Dagegen waren im letzten Drittel des Jahrhunderts die Stipendien in der Überzahl, die die Wahl der höheren Fakultät freistellten, eine der herzoglichen Reformation entgegenlaufende Intention. Die theologische Fakultät ist aber, berücksichtigt man alle vierundzwanzig Stiftungen, die obere Fakultät, die am häufigsten Ziel des vorgeschriebenen Studiums ist. Es mag dies unter anderem seinen Grund in der überwiegend religiösen Motivation der Stifter haben. Auf den Abschluß des Studiums mit dem Doktorgrad wurde weniger Wert gelegt, denn die normale Laufzeit von fünf Jahren reichte dazu nicht aus, auch nicht als in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts das Theologiestudium in einer kürzeren Zeit absolviert werden konnte. Den Stiftern war die Annahme kirchlicher Dienste nach dem Studium wichtiger als der Erwerb von akademischen Graden. Eine Ausnahme bildeten die zwei theologischen Stipendien von Adorf, die den Nutznießer zum Erwerb des Doktorgrades verpflichteten. Sie hatten deshalb für das Theologiestudium sieben Jahre vorgesehen, eine Dauer, die freilich den Kandidaten, wenn er nicht eine Dispens von den Gründungsstatuten erhielt, nicht so weit kommen ließ. Der Pettendorfer-Stipendiat hatte gemäß der Stiftung von 1520 in fünf Jahren die theologische Doktorwürde zu erreichen. Es gilt auch hier das im Zusammenhang mit Adorfs Stipendium Gesagte. Clenck ermöglichte mit seiner Stiftung den Erwerb des letzten Grades. Zingels Fundation von 1509 hatte eine Laufzeit von fünf Jahren, konnte aber um dieselbe Zeit verlängert werden, so daß der gleiche Abschluß möglich wurde. Die theologische Fakultät vergab die beiden erwähnten AdorfStipendien. Die Namen der Stipendiaten wurden deshalb im theologischen Dekanatsbuch festgehalten6 • Unter den Geförderten waren die Prantl Il 210. s StM GL 1477/3, 55. 4 Real 141. Die folgenden Ausführungen stützen sich auf die Ergebnisse dieser Arbeit. Im einzelnen wird nicht immer darauf verwiesen. 5 Das von Real gemachte Verzeichnis dieser Stipendiaten ist unvollständig (43 A. 64). Es fehlen Georg Eleutherius, der am 26. Mai 1564 das Stipendium 2
7. Die Studenten
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späteren Professoren Oswald Fischer und Georg Theander. Letzterer wollte es auch noch als Pfarrer behalten. Seine Bitte wurde aber abschlägig beschieden mit dem Hinweis, das Geld sei für arme Studenten da6• Es wird daraus deutlich, daß die Fakultät mit der Vergabe des ihr anvertrauten Stipendiums auch soziale Ziele verfolgte. Zu den genannten Professoren als Stifter kam in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts noch deren Kollege Eisengrein hinzu, der den Familienangehörigen die Wahl der Fakultät freistellte. - Theologiestudenten waren als Stifter durch Schwebermaier Georg, Georg Flach, Christian Kripper und Michael Bentz vertreten. Von den 24 Stiftern lassen sich somit neun als Professoren oder Studenten der Fakultät nachweisen. Diese formelle, das heißt von einem einmaligen Stifterakt ausgehende Unterstützung bedürftiger Studenten entzieht sich einer historischen Klärung weniger als eine zeitlich parallel dazu verlaufende, weiter über den Universitätsrahmen hinausgehende Tätigkeit einzelner Gönner. Eck verwandte "nicht unbeträchtliche Mittel" zur Förderung von Studenten7 • Er vertrat zeitlebens den Standpunkt, daß nur wissenschaftlich qualifizierte Theologen der Kirche von Nutzen sein können8 • Die Einkünfte der Pfründe des ihm verliehenen Katharinenbenefiziums, die 32 Gulden 3 Schilling betrugen9, überließ er einem bedürftigen unbekannten Theologiestudenten10• Seinen Stiefbruder Sirnon Thaddäus Eck unterstützte er bis zum juristischen Doktorat11• Großzügig förderte er die Studien der Kinder seiner beiden Schwestem. Johann Schaup studierte mit seiner Unterstützung in Paris12• Die Söhne der zweiten Schwester, Severin, Andreas und Moritz, schätzten offenbar den Unterhalt wenig, denn mit Ausnahme von Severin, der früh starb, härten sie mit dem Studium auf, ohne einen Grad erreicht zu haben13• Für zwei Verwandte besorgte Eck Kanonikate: für Michael Harrer, der seit 11. April1522 in Ingolstadt studierte, in Vilshofen und für Michael erhielt, und Belder Andreas, dem es am 3. Mai 1575 gegeben wurde. Wie lange beide es genossen, ist nicht ersichtlich. - Reus (Reis) gab es am 27. Mai 1564 zurück, Colonarius im Mai 1575. 6 UA Georg. III 7, 173. 1 Eck, Replica 51. s Eck, Super Aggaeo M 9'. 9 Dazu kamen noch ein Gemüsegarten und eine Wohnung im Alten Kolleg (Greving, Ecks Pfründen 142 f.). · 10 Eck, Replica 51. 11 Eck, Replica 51. 12 Eck, Replica 51. Da ein Kanonikat, das Eck ihm in der Diözese Konstanz besorgt hatte, nicht sicher war, empfahl er seinen Klienten dem Eichstätter Bischof, damit dieser nach seinem Tode ihn unterstütze (Friedensburg, Beiträge 476, 481). 1a Eck, Replica 51.
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II. Hauptteil
Knab, Student seit 21. Januar 1513, in Freising14• Harrer hat- wohl in Erinnerung an diese Dotierung - 1562 ein Stipendium für Mitglieder der Harrer-Ecksehen Familien geschaffen15• Unbekannt ist, aus welchen Motiven Eck den Dillinger Johann Fabricius, der sich 1530 immatrikulierte, unterstützte. Fabricius dankte es seinem Gönner mit zwei Gedichten, die er ihm nach seinem Tode widmete16• Zu den Ecksehen Alumnen gehörten schließlich zwei spätere Professoren der Hochschule Johann Salicetus und Michael Wagner17• Ecks Bereitwilligkeit, mit der er vielen ein Studium ermöglichte, war von humanistischer Gesinnung getragen, wie sie sich auch in seinen Briefen zeigt, in denen er zum Studium auffordert18• Er schränkte deshalb seine Klienten weder auf das Theologiestudium ein, noch schrieb er ihnen lngolstadt als Studienort vor. Die Zahl der von Eck unterstützten Personen ist recht hoch. Wir dürfen daher nicht annehmen, daß er jedem die Aufwendungen für das Studium bezahlte. Es ist viel eher wahrscheinlich, daß er diesem oder jenem nur einen einmaligen Betrag zukommen ließ oder ihm eine andere Gunst erwies. In Einzelfällen gab die Fakultät als Korporation aus ihrer Kasse Unterstützungen an bedürftige Studenten. 1544 erhielt ein Student aus der Pikardie drei Kreuzer, im folgenden Jahr erhielt ein an der Pest erkrankter Student eine Zuwendung1s. Als der bayerische Herzog in den vierziger Jahren den Versuch unternahm, die der Hohen Schule benachbarten Bischöfe zur Stiftung von Stipendien zu bewegen20, trafen diese Vorstellungen nicht überall mehr auf Neuland. So war 1519 von dem Würzburger Weihbischof ein Stipendium für einen Theologiestudenten in Ingolstadt geschaffen worden21 • Es war dies offensichtlich ein Einzelfall. Ein stärkeres Engagement der Ordinarien für die Schule läßt sich erst ab der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts nachweisen. Ab 1564 erhielt der Kanzler der Universität, Bischof Martin von Schaumberg, im Willibaldinum 12 Alumnen ganz auf seine Kosten und ließ sie Philosophie und Theologie studieren. Anderen Studenten gab er Benefizien, von denen sie während des Studiums leben konnten. Infolge des Klerikermangels waren ja Eck, Replica 51; Wiedemann 430. Real 68 ff. 16 Metzler, Tres orationes LXIV. Die lateinischen Verse ebenda Seite 66 ff. 17 Metzler, Tres orationes 3 f., 23, 25, 41. 18 Vgl. dazu das oben S. 121 f. Gesagte. 10 Georg. Abteilung III Nr. 12, 20, 22. Aus diesem Rechnungsbuch ist ersichtlich, daß die Fakultät allein in den Jahren 1538/39 acht Gulden für Arme ausgegeben hat (ebd. 5, 7). 20 Seifert, Georgianum 178. 21 UA Georg. III/11 1,58. Es ist das schon erwähnte Stipendium Pettendorfers. 14
15
7. Die Studenten
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zahlreiche unbesetzt. Deren Erträge wurden jetzt diesen Zwecken zugeführt22. Mit der Sustentation von Alumnen setzte er aber nur ein Werk seines Vorgängers fort23 • Von den Augsburger Bischöfen hatten Otto Truchseß von Waldburg und sein Nachfolger J ohann Egolf von Knöringen Stipendiaten an der Fakultät24 • Die Bischöfe von Regensburg Philipp und Wolfgang unterstützten die Studenten Buchhofer, Vietor und Eeblmair. Der Gründer der Würzburger Universität, Bischof Julius Echter, schickte Andreas Melem nach Ingolstadt, der Weihbischof von Würzburg Anton Rescius Joachim Typot. Bischof Ernst von Barnberg hatte in Tobias Hendschel einen Alumnen an der Fakultät, Bischof Theoderich von Worms in J ohann Kuchel, der Salzburger Probst Christoph von Lamberg in Sebastian Hoiand. Thomas Klaiber studierte, obwohl selbst nicht Ordensgeistlicher, auf Kosten des Abtes Georg Neupeck von Scheyern26• Benedikt VIII. Schwarz, Abt von Wessobrunn, ließ den Weltkleriker Wolfgang Jakob aus Wessobrunn studierents, der Abt von Kempten den Balthasar Zuntzer aus Schrattenbach bei Kempten, der Abt von Weingarten27 Sigmund Unz. Alle vier genannten Klöster sind Niederlassungen der Benediktiner, ihre Alumnen indes Weltkleriker. Die Augustinerchorherren stellten nicht nur ein starkes Kontingent an Ordensstudenten, sondern unterstützten ebenso wie die Benediktiner auch Säkularkleriker. Veit Michael hatte ein Stipendium vom Propst des Stiftes Rohr, Johann Holsteiner, Staedler und Sartorius von Johann Georg von Leonrod vom Stift Herrieden.- Der Regensburger Dompropst schuf 1600 ein Seminar für arme Theologiestudenten. Zu seinen Alumnen zählte unter anderen Johann Rogg. Erasmus Neustetter, Propst des Stiftes Haug in Würzburg, ließ dem Würzburger Kanoniker Erasmus Scheblin Unterstützung zukommen. Jakob Feucht finanzierte als Pfarrer von St. Marien in Ingolstadt seinem Mitbruder in der Pfarrei, Martin Dorner, das Theologiestudium. Karl von Bamberg, Dekan von Passau und Berater des Erzherzogs von Österreich, war Mäzenat des Studenten Wolfgang Schober. 22
Reiter 118, 127 f., 142 f.
zs Buxbaum 360.
u Jakob Feucht war Stipendiat des ersten; er widmete ihm eine Disputation als Dank. - Die folgenden Stipendiaten und ihre Patrone sind aus Angaben von Disputationsdrucken entnommen. Im einzelnen wird darauf nicht mehr verwiesen.- Zu Johann Egolf vgl. Rotmar- Engerd 81. u Rotmar - Engerd 144. 28 Vgl. dazu Bauerreis VI 298 f. 27 Georg Wegelin war für seine großzügige Förderung von Studenten bekannt (Reinhardt, R., Restauration, Visitation, Inspiration. Die Reformbestrebungen der Benediktinerabtei Weingarten von 1567 bis 1627, 1960, 40 ff.).
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II. Hauptteil
Zu den nichtkirchlichen Förderkreisen gehörten die Fugger, die teils selbst an der Universität studiert hatten28 • Hier waren es vor allem die Vertreter der Kirchberger und W eißenhorner Linie, J ohann und Philipp Eduard. Sie unterstützten Wolfgang Ernst Gruner, Christoph Baier aus Weißenhorn, Hieronymus Montan aus St. Florian, Joachim Zasius und Hektor Wegman29 • Von welchem Fugger Erhard Schmid unterstützt wurde, ist nicht nachweisbar311• Die Grafen von Schwarzenberg ermöglichten Johann Beringer das Studium, das Geschlecht der Montfort Martin Brenner. Adam Gerick hatte vom Schatzmeister des polnischen Königs ein Stipendium, Oswald Frick zu der Kher von Herzog Ferdinand von Bayern. Das Interesse des bayerischen Herzogs Albrecht V. an der Beseitigung der kirchlichen Mißstände ließ ihn an die Schaffung von Stipendien zu den schon bestehenden Freiplätzen im Georgianum denken. Neben der Finanzierung aus der Universitäts-Kammer wurden dazu Einkünfte vakanter Benefizien31 und Messpfründen3% herangezogen. Gelegentlich wurden auch auf die schon bestehenden privaten Stipendien vom Herzog Empfehlungen ausgesprochen33 • Der herzogliche Alumnus hatte sich einem Examen zu unterziehen, das seine Studientauglichkeit erweisen sollte. Hatte er es bestanden, so mußte er, um in den Besitz des Stipendiums zu gelangen, eine "Obligation" unterzeichnen. Darin verpflichtete er sich, in der Fakultät, für die er das Stipendium erhalten würde, zu studieren und eventuell den Doktortitel zu erwerben. Er versprach, ein ehrenhaftes Leben zu führen, die rechte kirchliche Lehre zu vertreten und nach Abschluß des Studiums den Wünschen des Herzogs gemäß, sich im kirchlichen Dienst verwenden zu lassen34 • Die Bereitstellung einer Unterstützung nützten viele zum Absolvieren des Theologiestudiums bis zum Doktorat. Dagegen wandte sich die Geistliche Ratsbehörde, welche im Namen des Herzogs die Stipendien vergab, in einem Gutachten an den Hof, das zwar die Bereitschaft aussprach, soviele Zöglinge wie nötig zu fördern, aber die UnterMüller, Adel 335. Als Wegman die Lizenz erhielt, nahmen deshalb Fugger am Prandium teil (UA Georg. III/11 1,125'). ao Er schrieb sich am 19. August 1565 als "Alumnus der Fugger" bei der Fakultät ein (UA Georg. 111/11 1,105). - Rotmar - Engerd nennt die Fugger langjährige Mäzene des Ingolstädter Studiums (62). st Das empfahl auch Canisius (Braunsberger IV 617); vgl. auch Götz, Primizianten 82 und HStA Stvw. 3046, 112'. 32 Seifert, Texte Nr. 49 b. St. Marien hatte zur Zeit Ecks allein 15 Meßpfründen (Greving, Ecks Pfarrbuch 21). Die Pfarrei war daher für die Versorgung von Theologiestudenten geradezu prädestiniert. Vgl. Buchner, Beiträge 84 f. 33 UA Georg. Abteilung II Nr. 358. 34 Seifert, Texte Nr. 49 b. 28
29
8. Die theologische Fakultät als Hüterin der Orthodoxie
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stützungnach den geistigen Fähigkeiten des Bewerbers bemessen wissen wollte, damit nicht alle nach dem Doktorat streben "aliquando etiam invita Minerva". Dahinter stand die Überlegung, daß man auch Pfarrer für das Land brauche und sich Doktorierte nicht gerne auf das Land versetzen ließen35• Später, 1596, beklagte sich dieselbe Behörde, daß die Alumnen generell nicht gern auf das Land gingen, auch wenn ihnen die besseren Pfarreien zugeteilt würden38• Untergebracht waren die Staatsstipendiaten im Georgianums7 , Albertinum und Ignatianum38 oder bei Ingolstädter Bürgern39. 8. Die theologische Fakultät als Hüterin der Orthodoxie Mit der Zensur der Meinungen des Theologen Amalrich von Bena nahmen die Magister der Pariser Hohen Schule 1207 zum ersten Mal das Recht für sich in Anspruch, unabhängig vom Erzbischof und päpstlichen Legaten die Lehren eines Mannes aus ihren Reihen zu überprüfen und (gegebenenfalls) zu verwerfen. Mit der Bestätigung dieses Urteils durch die Kurie war dieses Recht grundsätzlich anerkannt1 • Die Sachkompetenz schob der theologischen Fakultät notwendigerweise mehr und mehr diese Aufgabe zu. Die Statuten der Wiener theologischen Fakultät verpflichteten den Bakkalar, dem Dekan eine Anzeige zugehen zu lassen, wenn er etwas hörte, das gegen den Glauben, die kirchliche Moral oder Definitionen von Konzilien und Päpsten gerichtet war!. Die Fakultät verstand sich also von Anfang an als Ort des Kampfes gegen die Häresie und handelte auch danach3 , noch bevor sie ausdrücklich zu dieser Aufgabe von seiten der Kirche autorisiert wurde. Dies geschah erst 1441 durch eine Bulle des Basler Konzils und am 28. März 1452 durch ein Schreiben des Papstes Nikolaus V. an die Fakultät4• Das gleiche Recht nahm die Ingolstädter Fakultät auch für sich in Anspruch. Durch die Konfirmierung der Statuten wurde es ihr von seiten des Herzogs widerspruchslos zugestanden. Mit der Erfindung des Buchdrucks, insbesondere aber durch die Spaltung der Kirche in der Reformation, wuchs hier der Fakultät eine Aufgabe zu, die zeitweise 35 HStA Stvw. 3030, 561 (23. 4. 1590). so HStA 3030, 570' und 571' Klagen über undankbare Alumni: ebd. 3039, 10'. 87 1562 waren es 30 an der Zahl (Lurz I 338). 88 Seifert, Texte Nr. 127. 89 Seifert, Georgianum 184. t Bulaeus III 24 f. 2 Kink li 114 f. s Beispiele bei Wappler 41 ff. 4 Kink Il Nr. 35 und 36.
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II. Hauptteil
alle ihre Kräfte in Anspruch nahm und deren treue Erfüllung der Ingolstädter Universität den Stempel eines Anti-Wittenberg aufprägte. Im Streit gegen den Humanisten Jakob Locher glaubte Georg Zingel 1506 die Waffe der theologischen Zensur einsetzen zu müssen5 • Aus dessen Schmähschrift gegen die Theologie "Mulae ad musam comparatio" hob er 24 Artikel8 heraus, die ihm teils häretisch, teils häresieverdächtig erschienen. Er fand es für fromme Ohren anstößig, zu behaupten, im Himmel seien mehr Dichter als neidische Theologen, oder der Sinn der Heiligen Schrift könne mittels scholastischer Quästionen nicht erfaßt werden. Das war der Häresie verdächtig; falsch sei, daß Augustin auch Ungehöriges geschrieben habe. Locher schmähe ferner Skotus und Bonaventura und nenne Gersan und den heiligen Bernhard Söhne der Muse: eine verdächtige, Heiligen gegenüber ungeziemende, das Heidentum fördernde Äußerung. Waren das wirklich Äußerungen, die diese Waffe der theologischen Fakultät rechtfertigten? Zingel hat ohne Zweifel Lochers Anschuldigungen zu ernst genommen und dadurch sich zum Gebrauch des schweren Geschützes hinreißen lassen. Die Zeit vor der Reformation zwang die Fakultät noch nicht, die Zensur gegen wirkliche Abweichungen von der kirchlichen Lehre anzuwenden. Das sollte sich bald ändern. Die Leipziger Disputation ließ Eck die antikirchliche Haltung Luthers deutlich erkennen. Sie wurde zum entscheidenden Ereignis in seinem Leben. Jetzt wandte er sich ganz dem Kampf gegen die Neuerung zu. Jetzt fühlte er einen Ruf Gottes, sich als "Mauer für Israel" der Kirche zur Verfügung zu stellen7 • Eck versäumte nicht, über den Inhalt und den Erfolg des Rededuells nach Rom zu berichten. Dort sah man bald in ihm die geeignete Persönlichkeit, mit der man Maßnahmen gegen Luther beraten konnte. 1520 berief ihn deshalb Gregor X. Das Ergebnis der Beratungen war die Bulle "Exsurge domine" vom 15. Juli 1520, in der 41 Artikel der Lehre Luthers verdammt wurden. Sie gab dem mit den Rechten eines Inquisitors ausgestatteten Eck die Möglichkeit, gegen Luther und seine Anhänger vorzugehen und sie der weltlichen Gewalt zu überliefern8• Eck selbst wurde als päpstlicher Protonotar mit der Bekanntmachung der Bulle beauftragt•. 5 Siehe oben S. 24. s StE Hs. 419, 51 ff.; deutsch bei Schlecht, Wimphelings Fehden 243 ff. 1 Eck, Replica 49. s Ein Druckexemplar der Bulle im HStA Staatsverw. 2778, .13; die 41 Thesen auch bei Denzinger - Schönmetzer Nr. 741 ff.; Literatur zu den Beratungen in Rom bei Rahner - Höfer III 1319. 9 Zu dieser nicht überall erfolgreichen Mission: Greving, J., . Zur Verkündigung der Bulle Exsurge Domine durch Dr. J. Eck, 1520: Reformationsgeschichtliche Studien und Texte 21/22, 196 ff.; Wiedemann 153 ff.
8. Die theologische Fakultät als Hüterinder Orthodoxie
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Mit seiner Rückkehr nach Ingolstadt wurde die Universität unmittelbar in die Auseinandersetzungen um die neue Lehre hineingezogen. Am 17. Oktober 1520 sandte er ein Schreiben an die Universität und legte diesem eine Kopie der Bulle bei1°. Er verlangte, daß die Bulle allen Universitätsmitgliedern bekanntgemacht würde, und verbot, die darin angeführten Irrtümer - es handelte sich dabei um Erbsünde, Buße, Vergebung der Sünden, Altarssakrament, Ablaß, Bann, Stellung des Papstes, Konzilien, gute Werke, freien Willen, Fegfeuer und Mendikantenorden- in Vorlesungen oder Disputationen zu verteidigen. Es sollen ferner alle Bücher, die Luthers Lehren vertreten, dem Rektor übergeben werden. Widersetzt sich die Universität, muß sie damit rechnen, daß ihr das Recht, Grade zu erteilen und öffentlich zu lehren, entzogen wird. Am selben Tag wurden die Professoren Franz Burkhard, Georg Hauer und Pantaleon Brunner, also zwei Kanonisten und ein Mediziner, zur Visitation der Buchläden der Stadt bestimmt. Sie versiegelten die beanstandeten Bücher, ließen sie aber bei den Buchhändlern11 • Zu weitergehenden Handlungen konnte sich die Universität nicht entschließen. Sie war sich über die Publikation der Bulle noch nicht im klaren. Eck bestand aber erneut darauf. Deshalb wurde am 28. des Monats der Senat einberufen und über weitere Maßnahmen beraten. Da inzwischen vom Eichstätter Bischof ein Schreiben an die Schule abgegangen war12, die Bulle bekanntzumachen, entschloß sich das Konzil, zwei Boten zu Eck zu schicken und ihn um Aufschiebung zu bitten, bis sie in den beiden Pfarrkirchen der Stadt verlesen worden sei. Eck bestand aber "mit Nachdruck" auf der sofortigen Veröffentlichung. Jetzt wagte niemand mehr Widerstand zu leisten, und so versammelte sich am folgenden Tag die ganze Universität in der Aula des Alten Kollegs. Georg Hauer128 leitete die Feierlichkeit mit einer Rede ein. Er ging auf Ecks Schreiben ein und erinnerte daran, daß die Hohe Schule das Recht zu lehren und Grade zu verleihen vom Papst habe. Angesichts dieser Privilegien dürfe man die Publikation der päpstlichen Verurteilung nicht verweigern. Der Notar verlas die Bulle, und Hauer wiederholte nochmals deren Hauptinhalt, damit sich niemand auf Grund von Unkenntnis entschuldigen konnte. Als erstes praktisches Ergebnis konnte Eck buchen, daß dem Rektor viele Bücher zur Vernichtung übergeben wurden13. Er hatte damit ohne 1o Eine fehlerhafte Abschrift von UA D III 5, 508 f. bei Prantl II Nr. 44, Korrektur bei Loew 197. u Riederer 59. 12 Nämlich am 24.; das Mandat gedruckt bei Loew 199. 12a Hauer aus Tirschenreuth war seit 1518 Professor für Kanonistik. Von seiner Lehrtätigkeit ist wenig bekannt (Wolff 119, 268). 13 UA D III 4, 71 und 5, 510 ff. Dieser Aktenband enthält von Hauer 1520 veranlaßte Aufzeichnungen über das Vorgehen der Universität .gegen das
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II. Hauptteil
größere Schwierigkeiten wenigstens in Ingolstadt seinen Auftrag durchführen können. Mit Ausnahme eines "libellus famosus", einer Schmähschrift, die am 26. Oktober von Unbekannten heimlich angeschlagen worden war, hatte er keinerlei Anfeindungen erfahrenu. Man frägt sich, warum die Universität so schnell einlenkte und im Sinne Ecks handelte. Lag es an Ecks Persönlichkeit, an seiner Stellung, oder war es die theologische Fakultät, die Eck diesen Einfluß verlieh? Eines können wir ausschließen. Eck verdankte seine Bedeutung nicht der theologischen Fakultät. Er war es vielmehr, der ihr einen Namen verschaffte. Er war durch seine Disputationen. insbesondere die Leipziger, im ganzen Reich bekannt geworden. Was aber wichtiger war: er hatte eine nicht unbedeutende Stellung an der Universität und in der Kirche überhaupt erlangt. Seit 1510 Prokanzler der Universität, war er bei der Verleihung der akademischen Grade an allen Fakultäten der Vertreter der kirchlichen Gewalt. Er hatte nicht vergessen, die Universität daran zu erinnern, daß sie in ihrem Graduierungsrecht nicht eine autonome Korporation war. Der päpstliche Berater und Protonotar ging noch weiter. Er drohte mit der Entziehung dieses Privilegs, falls die Universität sich seinen Anordnungen nicht fügte. Schließlich hatte Eck als Inquisitor das Recht, die weltliche Gewalt um Hilfe anzugehen. In Ingolstadt mußte man evtl. mit einer Aktion des herzoglichen Hofes rechnen. Eck ließ von vornherein keinen Zweifel daran aufkommen, daß er gewillt sein werde, die ihm verliehene Macht zu gebrauchen. Ecks Persönlichkeit war und ist nicht unumstritten. Eines aber gilt sicher: er forderte nicht nur von anderen den vollen Einsatz gegen Luther, er ist selbst mit seiner ganzen Kraft für die Erhaltung der Kirche eingetreten. Hier liegen denn auch die Wurzeln für die Sonderstellung, die die junge Universität in den ersten Reformationsjahrzehnten einnahm. 1521 brachte die Pest das akademische Leben zum Erliegen1~. Erst am 8. Januar 1522 konnte man den Beschluß fassen, die Universität am 9. März wieder zu eröffnen18• Inzwischen hatte aber die Einstellung der bayerischen Herzöge zu Luthers Gedanken eine grundsätzliche Wandlung erfahren. Bisher hatten sie sich um die Neuerung kaum gekümmert. Das Wormser Edikt war in Bayern wohl verkündet worden, zu seiner faktischen Durchsetzung waren aber keine Maßnahmen ergriffen worden. Die Haltung zu Luther auf dem Reichstag war eher Eindringen reformatorischen Gedankenguts. Die "Acta contra hereticos lutheranos" beginnen mit Seite 507. 14 UA D III 4, 67. Für die Nennung der Autoren setzte die Universität den hohen Betrag von 20 Gulden aus (ebd.). 15 UA D III 5, 515. 1e Prantl I 164.
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wohlwollend gewesen17. Im Frühjahr dieses Jahres begann sich nun mit den Beschlüssen der Grünwalder Konferenz ein deutliches Engagement der staatlichen Gewalt gegen die neue Lehre abzuzeichnen18. Als die Universität wieder ihre Pforten öffnete, war die Ausbreitung des Luthertums weiter fortgeschritten. Im Senat äußerten deshalb einige Mitglieder die Befürchtung, unter den nach Ingolstadt kommenden Studenten könnten viele Sympathisanten Luthers sein. Johann Eck wandte sich daraufhin mit den beiden Kanonisten Franz Burkhard und Georg Hauer an den herzoglichen Rat Leonhard von Eck, der bei den Herzögen ein Mandat, das erste bayerische Religionsmandat, erwirkte, das die Lehre Luthers verbot19. Im April beschloß die Universität den am 5. März erlassenen herzoglichen Befehl öffentlich bekanntzumachen. Es sollten außerdem erneut alle Buchhändler visitiert werden und ein Verbot ausgesprochen werden, lutherische Bücher zu verkaufen20. Der Fall des Ingolstädter Franziskanerguardians Kaspar Schatzgeyer hatte nämlich gezeigt, daß die neuen Ideen nicht nur bei den Laien, sondern sogar im Ordensklerus Vertreter gefunden hatten. Er vertrat die Ansicht, die Kommunion unter beiden Gestalten sei mit den Aussagen der Bibel in Einklang zu bringen, obwohl diese These Luthers von der päpstlichen Bulle verurteilt worden war. Der Pfleger von Ingolstadt, der als herzoglicher Vertreter die Pflicht hatte, über die religiösen Anschauungen seiner Untergebenen zu wachen, stellte ihn zur Rede, worauf sich der Ordensmann erbot, dem herzoglichen Mandat gemäß sich zu verhalten 21 . Er bekannte sich aber noch offener für Luther und übte vor allem durch seine Äußerungen, er halte das Vorgehen gegen Luther für falsch, man solle Professoren oder ein Konzil mit Luther diskutieren lassen, dann werde sich zeigen, daß er in einigen Ansichten Recht behalten werde, Kritik an Ecks bisheriger Tätigkeit. Es dauerte jetzt auch nicht lange, bis Eck selbst den Franziskaner beim Herzog meldete, nachdem dieser auf seinen Behauptungen vor herzoglichen Räten und Vertretern von Universität und Stadt bestanden hatte!!. Obwohl das Universitätskonzil noch im selben Jahr beschloß, streng gegen Anhänger der Reformation vorzugehen, kam es in diesem Jahr zu 17 Lutz, Das konfessionelle Zeitalter 311. 1s Pfeilschifter I 1 ff. 19 Originaldruck im HStA Staatsverw. 2778, 30; Winter I 310 ff. Zeitgenössische Kopie UA D Ill 5, 516 ff. 20 UA D Ill 4, 90. 2t Der erste Bericht des Pflegers Johann von der Layter ist vom 13. März, also eine Woche nach Veröffentlichung des Religionsmandats, datiert (Druffel Nr.19). 22 Druffel Nr. 21 (23. März 1522); Winter I 84 ff. Ober das weitere Schicksal des Paters ist nichts bekannt.
II. Hauptteil
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keinen Maßnahmen mehr23• Anfang 1523 zeigte der Kanonist Georg Hauer einen Webergesellen vor der Universität an. Ihm wurde zur Last gelegt, daß er bei Zusammenkünften Bücher von Luther vorlese. Dem Religionsmandat gemäß ließ der Senat ihn einsperren und an den Herzog berichten. Dieser verfügte eine Unterweisung des Inhaftierten durch Theologen. Danach sollte er- aus dem Kerker entlassen- aus Bayern auswandern24 • Im selben Jahr fiel auch auf Jakob Daxer der Verdacht, daß er lutherischen Anschauungen huldige. Auf Betreiben der Universität wurde er von den Stadtbehörden eingekerkert. Eine Zeugenvernahme durch Leonhard Marstaller, Franz Burkhard und den Universitätsnotar bestätigte die Vermutung. Als Kleriker wurde der Magister daraufhin dem Bischof von Eichstätt übergeben und von ihm eine Woche lang eingesperrt. Nach seiner Entlassung wurde er aus der Diözese Eichstätt ausgewiesen~. Unter dem 14. August mußte der Theologiestudent Michael Dietenauer sich vor dem Senat verantworten. Ihm wurde zur Last gelegt, in seiner Vorlesung über den Titusbrief Auffassungen vertreten zu haben, die nicht mit der Lehre der Kirche übereinstimmten. Die Aussagen von Hörern wurden durch eine Prüfung seines Vorlesungskonzepts noch bestätigt. Da das Senatsgremium aber in Dietenauer einen Mann vor sich zu haben glaubte, der bisher nie durch irrige Glaubensäußerungen aufgefallen war, beurteilte es seine Thesen als Folge einer Unüberlegtheit und ließ ihn nach einem Tag Kerkerhaft wieder auf freien Fuß. Es wurde von ihm verlangt, sich in Zukunft an die Lehre der Kirche zu halten26• Das hat er ohne Zweifel getan, denn im nächsten Jahr gab ihm die Fakultät das AdorfStipendium, das nur an würdige Studieninhaber verliehen werden sollte27• Nur wenige Tage später wurden die beiden Buchhändler Jakob Focker und Georg Krapff von den Senatoren zurechtgewiesen, da sie Bücher von Luther verkauft hatten. Fockers Gesellen, die durch Zeugenaussagen als versteckte Anhänger Luthers indiziert worden waren, mußten einen von Georg Hauer verfaßten Widerruf leisten und dann Bayern verlassen. Bei ihnen hatte sich zunächst die Frage erhoben, ob sie unter die Jurisdiktion des Rektors fielen. Der größere Teil des Senats entschied mit Ja, da ihr Herr unter der Hand des Rektors stehe!S. Im September wurde der Humanist Brassican der neuen Lehre verdächtigt und verwarntzt. Als der Universität bekannt wurde, daß 23 24 25
28 21
28 29
UA D III UA D III UA D III UA D III Real 42. UA D III UA D III
4, 5, 4, 4,
119 und D III 5, 523 vermerkt für 1522 "nihil memorabile". 523 f.; StA Ingolstadt A V 169, März 1523. 136 und D III 5, 525. 147 und D III 5, 540.
4, 149, D III 5, 542. 4, 154.
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Georg Schack, Student der theologischen Fakultät, in Wemding, seiner Heimatstadt, in seinen Predigten Ansichten Luthers verteidigte, bekam er eine Geldstrafe3o. Am 11. November beschloß der Senat, daß alle Studenten, die von anderen Universitäten oder Städten kämen, ein Versprechen ablegen müßten, nicht dem Luthertum anhängen zu wollen31. Es liegt nahe, darin eine Reaktion auf den Fall des Magisters Arsatius Seehofer32 zu sehen. Dieser hatte im Wintersemester 1522/23 um Aufnahme in die artistische Fakultät nachgesucht, nachdem er zuvor in Wittenberg bei Luther und Melanchthon Vorlesungen gehört hatte. Er konnte seine beiden Lehrer in seinen Vorlesungen nicht verleugnen, obwohl er vor der Fakultät geschworen hatte, keine reformatorische n Thesen zu vertreten. Nikolaus Appel brachte als Rektor die Angelegenheit vor den Senat. Er und sein Kollege Marstaller untersuchten nun alle Schriften Seehofers und legten 17 Artikel vor, die sie als "häretisch" ansahen33• Darunter waren die Thesen, daß der Glaube allein rechtfertige, und daß in der Kirche nur die Worte des Evangeliums Geltung hätten34 • Am 7. September leistete Seehofer den Widerruf auf die 17 Artikel35• Da diese in verschiedenen Exemplaren in der Öffentlichkeit erschienen, wurde die Verhandlung Seehafers weit über Ingolstadt hinaus bekannt. Selbst Luther ergriff mit einer Schmähschrift gegen die Verurteilung Seehofers Partei30. Daß man sich an der Universität noch einmal mit den genannten Artikeln konfrontiert sah, ging auf das Betreiben der theologischen Fakultät zurück. Sie setzte für den 11. April 1524 eine öffentliche Disputation über die Seehofersehen Thesen an, die ihr die willkommene Gelegenheit boten, sich auf diese Weise mit den Lehren Luthers auseinandersetz en zu können. Es sollte die Disputation, deren äußere Organisation vom Senat Johann Eck, Georg Hauer und Franz Burkhard übertragen worden war, eine großangelegte Demonstration gegen das Luthertum werden. An die umliegenden Klöster und Orte wurden Thesenzettel verschickt, und man erwartete, daß sich viele Gäste an der Redeschlacht beteiligen, vor allem, daß sich Anhänger der neuen Lehre zur Diskussion melden würden. Darin hatte man sich freilich getäuscht. Aus den genannten Kreisen erschien niemand, da sie ihren Aussagen zufolge kein freies Geleit zugesichert bekommen hatten37 • So begann die Disputation in Anwesenheit nur weniger Frem30 UA D III 4, 157. 31 UA D III 4, 160; D III 5, 43 und 548, hier allerdings unter dem Jahr
1524.
'
Dazu ausführlich Pölnitz, Seehofer. 33 UA D III 5, 528 f. 34 UB 40 Theol. 3839 ein Druckexemplar der 17 Artikel und der Widerruf Seehofers. 36 UA D III 4, 154 und D III 5, 534 ff. 3& WA XV 95 ff. a2
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der, die zudem keine Gefolgsmänner Luthers waren, nach der Messe in der Madenkirche mit einer Rede des Magisters Georg Stengel. Zwei volle Tage zog sich die Erörterung der 100 von Marstaller vorgelegten Thesen über die christliche Freiheit hin; dieselbe Zeit brauchten die von Appel angefertigten 75 Propositionen über Glaube, Hoffnung und Liebe, sowie über den Unterschied zwischen alt- und neutestamentlichem Gesetz. Das von Hauer angeregte Protokoll zu den Vorgängen gegen das Luthertum an der Universität sah in der Disputation einen "nicht unbedeutenden und einem Christen ein großes Vergnügen bereitenden Kampf" 38• Die eigentlich beabsichtigte Wirkung war ihr indes durch das Fernbleiben der Neuerer versagt geblieben. 1524 bestätigten zwei herzogliche Erlasse der Universität erneut die staatliche Unterstützung in der Abwehr der neuen Lehre. Der Regensburger Vertrag vom 6. Juli bestand auf der Durchführung der Bücherzensur und verbot das Studium in Wittenberg39• Ende September erging ein zweites Religionsmandat, das die Regensburger Beschlüsse bestätigte. Eck und Hauer waren dessen Vollzugskommissare40• Am 14. November wurde es durch die Universität feierlich verkündet41 • In diesem .Jahr wurden zum ersten Mal in stärkerem Ausmaß Professoren mit der Untersuchung von Fällen betraut, die zeigten, daß auch außerhalb der Universität Interesse für die Sache Luthers bestand. Als das Regensburger Ordinariat bei Johann Freysleben, einem Prediger in Weiden, Sympathien für Luther feststellen zu können glaubte, bat es den Senat, einen Professor der Theologie zu schicken, der bei einem Verhör ein Urteil abgeben könne. Eine Prüfung der Ansichten des Predigers, die durch Übersendung von "Artikeln" möglich geworden war, bestätigte den Verdacht. Anstelle des zunächst vorgesehenen, dann aber durch eine Krankheit verhinderten Appel wurde Eck nach Regensburg gesandt. Da Freysleben nicht erschien, kehrte Eck unverrichteter Dinge zurück. Eine zweite Reise in die Donaustadt mit Appel zusammen hatte das gleiche ErgebnisU. Für den eingekerkerten Andreas Helmschrot fertigte die theologische Fakultät aus seinen Aufzeichnungen eine WiederrufsformeL Danach widerrief er vor dem Senat43 • Im August wurde ein Landauer Vikar - des Luthertums verdächtig - angezeigt. Vom Universitätskonzil 87 In Ingolstadt vermutete man eher, daß sich niemand darum bemüht hatte (Prantl II 175). ss Prantl II 175. 89 Pfeilschifter I Nr. 123. 40 Text bei Winter I 315 ff.; Prantl I 160. 41 UA D III 4, 190. 42 UA D III 4, 172, D III 5, 551. 43 UA D III 4, 178, D III 5, 552. Die Formel bei Prantl II Nr. 58.
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erhielt Eck den Auftrag, sich bei Hofe für eine Verbannung des Klerikers einzusetzen44 • Die Reisekosten erhielt er von der Universitätskammer ersetzt45• Wegen häretischer Ansichten wurde der Chorherr von St. Andreas in Freising, Wolfgang Wursinger, im gleichen Jahr 1524 beim päpstlichen Legaten Lorenzo Campeggio angezeigt. Eck, mit der Untersuchung des Falles beauftragt, zitierte den Kanoniker nach Ingolstadt. Die herzoglichen Räte verweigerten ihm aber das freie Geleit, das er sich ausbedungen hatte. Er nahm dies zum Anlaß, nicht in Ingolstadt zu erscheinen, sondern zeigte dem Freisinger Kapitel die Resignation auf das Kanonikat zugunsten seines Bruders an. In Freising sprach man ihm jedoch das Recht ab, darüber zu verfügen. Wiederholte Mahnungen von seiten Ecks, nach lngolstadt zu kommen, wurden von Wursinger nicht beachtet. Eck berief deshalb die Fakultät ein. Das Ergebnis der Beratungen war, daß Eck den Kanoniker als Häretiker aus der Kirche ausschloß. Er berief sich dabei ausdrücklich auf die ihm vom Papst verliehene Vollmacht. Mit der freigewordenen Pfründe versorgte Eck seinen Neffen Michael Knab48• Vor Eck als Rektor mußten im Oktober ein Magister Job aus Ochsenfurt, Karl Münch aus Würzburg und ein nicht näher bezeichneter Martin ihre Anhängerschaf t an Luther abschwören47• 1527 hatte die Fakultät über das Buch eines Klerikers der Baroberger Diözese zu befinden. Ulrich Burkard, der in Leipzig Theologie studiert hatte und daher der Ingolstädter Fakultät nicht bekannt war, hatte 1523 einen ,,Dialogismus de fide Christiana" verfaßt. 1527 ließ er es seinem Bischof, Wigand von Bamberg, überreichen. Der Ordinarius ließ nun die Schrift auf ihre Rechtgläubigke it prüfen. Dabei wurden häretische Sätze darin festgestellt. Das veranlaßte den Bischof, sich an die Fakultät zu wenden und das Buch erneut prüfen zu lassen. Zu diesem Zweck wurden neben einem Exemplar eigens von den bischöflichen Prüfern aufgestellte Artikel und die Antworten Burkhards dazu nach Ingolstadt übersandt, um auf diese Weise die Gesinnung des Klerikers besser deutlich werden zu lassen. Die Fakultät unterzog das Buch einer genauen Prüfung und setzte sieben Artikel auf, die sie für unkatholisch hielt. Darunter war auch die Ansicht, der Glaube allein rechtfertige. Dieser Irrtum sei - so die Fakultät - schon zu Zeiten Augustins gelehrt worden. Erst nach mehreren Beratungen sprach die Fakultät ihr Urteil: das Buch ist öffentlich zu verbrennen, der Verfasser zu öffentlichem Widerruf zu zwingen. Am 6. März 1527 war das Judizium der Fakultät ergangen. Trotz Bittgesuchen von seiten des Weihbischofs 44 45 46 47
UA D III 4, 183, D III 5, 555. StAL rep. 18 Fase. 277 Nr. 1301, 313. HStA Staatsverw. 2778, 160 f.; Wiedemann 198 ff. UA D III 4, 184, D III 5, 555 ff.
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für Burkhard saß er zwei Jahre später noch im Kerker. Einen Widerruf, den er nach Ingolstadt sandte, beurteilten die Theologen als nicht genügend. Dies dürfte auch der Grund für seine lange Kerkerhaft gewesen sein. Am 6. April1529 setzte sich die Fakultät für ihn ein, indem sie die Formel dem Baroberger Bischof zusandte und ihm nahelegte, den Priester nach Verbesserung seines Widerrufs wieder in den alten Stand zurückzuversetzen. Alles weitere überließ man dem Ordinarius48. Im selben Jahr 1524 wandte sich der Passauer Bischof, Herzog Ernst von Bayern, an die Universitäten Wien und Ingolstadt um Gutachten, wie im Falle eines in Passau inhaftierten Pfarrvikars zu verfahren sei. Bei diesem handelte es sich um den zu Raab bei Schärding geborenen Leonhard Käser. Dieser hatte sich als Seelsorger zu Weitzenkirchen mit der Lehre Luthers angefreundet und begonnen, im Sinne des Reformators zu predigen. Von seinem Pfarrer angezeigt, leistete er Widerruf, blieb aber nach wie vor der neuen Lehre verhaftet, ja er ging jetzt sogar nach Wittenberg, obwohl ihm bekannt sein mußte, daß dies von den bayerischen Herzögen ausdrücklich untersagt worden war. Zu seinem sterbenden Vater zurückgekehrt, wurde er denn auch eingekerkert. Während er in Passau festgehalten wurde, sandten die beiden Universitäten Professoren, Wien Albin Gräfinger"9 , Ingolstadt Johann Eck, der dem Bischof von seiner Studienzeit her bekannt war. Ein Gespräch Ecks mit Käser über die ihm zur Last gelegten Irrtümer50, bei dem Käser nur mit der Schrift argumentierte, führte zu keinem Ergebnis. Am 18. Juli 1527 wurde er deshalb von einem kirchlichen Richterkollegium, dem neben dem Ortsbischof der Regensburger Bischof, der Abt von Aldersbach, Pröpste umliegender Klöster und J ohann Eck angehörten, degradiert und dem weltlichen Gericht übergeben. Dieses ließ ihn am 16. August verbrennen. Von evangelischer Seite erschien bald nach seinem Tod eine Flugschrift51, die- in Einzelheiten unrichtig - ihn zu einem Märtyrer machte und so der katholischen Seite nach Ecks Meinung Schaden zufügen mußte. 1528 verfaßte er deshalb eine Widerlegung, die alle Züge einer Kampfschrift trägt und den offiziellen Bericht über die Exekution enthält: "Warhafftige handlung, wie es mit herr Lenhart Käser, zu Schärding verbrent ergangen ist52." 48 UA Georg. Abteilung II Nr. 308; OAE z 1. Erst am 12. 2. 1530 erreichte Burkard seine Entlassung, nachdem er zuvor geschworen hatte, "hinfort als ein frommer Priester" zu leben. Da er nicht in der Diözese Bamberg bleiben durfte, begab er sich wieder nach Leipzig. Dort wurde er im Oktober 1531 Lizentiat der Theologie (Kist J., Die Matrikel der Geistlichkeit des Bistums Bamberg, 1965, 60). 49 Wappler 375. so Verzeichnet bei Leeb - Zoepfl 72 f. s1 Leeb - Zoepfl 70 ff.
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1528 wurden mehrere Studenten wegen Übertretens des Fastengebots vor den Senat zitiert53• Am 15. September wies Eck den Landshuter Kooperator Georg Frempeck in das Kloster St. Veit in Neumarkt ein; der Vikar war wegen Häresieverdachts verhaftet worden, gab aber seinen Irrtum zu und zeigte sich willig, zur Kirche zurückzukehren. Der Aufenthalt im Kloster hatte den Sinn, die Echtheit seiner Umkehr zu zeigen. Sobald der Abt des genannten Klosters davon überzeugt war, durfte er ihn absolvieren64 •
Ecks Autorität in den Fragen der Orthodoxie galt nach wie vor unbestritten. Als 1530 eine Frau vor dem Rat der Stadt Ingol.stadt angezeigt wurde, weil sie "poes Rede" gegen die Muttergottes geäußert hatte, beriet dieser zweimal, ohne sich zu einem Entschluß durchringen zu können. Deshalb wandte er sich jetzt an Eck, durch dessen Initiative eine Meldung am Hofe erfolgte65• - - 1530 mußte die Fakultät in ihren eigenen Reihen gegen das Eindringen Wittenberger Ideen einschreiten. Am 27. April eröffnete sie dem Studenten Johann Eckhart, sie werde ihn nicht zum Bakkalariat zulassen, wenn er seine theologischen Ansichten nicht ändere. Eckhart hat offenbar seinen Irrtum bald eingesehen, denn im November begann er mit Vorlesungen66• 1531, das Jahr, in dem das dritte bayerische Religionsedikt erschien57, wurde auf Anzeige Johann Ecks hin ein Mann Namens Mittermüller in den Turm der Stadt geworfen. Ihm wurde zur Last gelegt, daß er nur einmal im Jahr beichten wolle. Er solle es zweimal tun58• Am 23. November wurden alle Schriften Melanchthons vom Universitätssenat verboten59.
Von der Zitierung des Mediziners Leonhard Fuchs wegen Äußerungen gegen die Kirche60 abgesehen, trat in den folgenden Jahren eine gewisse Beruhigung ein. Eck war mit einem umfangreichen Predigtwerk beschäftigt, Marstaller 1537 auf der Salzburger Reformsynode, beide Ende 1540 Anfang 1541 auf dem Wormser Kolloquium60a. Von dort zurückgekehrt, verfaßte Eck für Kardinal Contarini eine Anzahl von Artikeln aus zwei Schriften Georg Witzels, eines Konvertiten. Die 52 Leeb - Zoepfl 81 ff.; Käsers Testament bei Ekkert, A., Leonhard Keysser (Käser) in neuer Betrachtung: Ostbaierische Grenzmarken 7 (1965) 304. 53 UA D III 4, 259, 268. 54 HStA Kloster St. Veit/Neumarkt Urk. Nachtrag. Fase. 48, 15. 9. 1528. 65 StA Ingolstadt RB 1527- 30, 169', 172', 176. 56 UA Georg. III/11 1,72 f. 67 Gedruckt bei Winter I 280 ff. 68 StA Ingolstadt RB 1527- 1530, 59 (11. April 1531). 59 UA D III 4, 314. so UA D III 4, 317. soa Siehe dazu Exkurs Nr. 3. 10 Kausch
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Übersendung dieser Auszüge war für ihn Anlaß, ausführlich zu erörtern, warum Witzel in Glaubensangelegenheiten nicht zu vertrauen sei81 • Nach dem Abbruch des Wormser Kolloquiums blieb Albert Pigge auf dem Weg nach Regensburg in Ingolstadt, um einen Teil seiner Kontroversen drucken zu lassen. Der Abschnitt über die Erbsünde, ein Gebiet, über das man in Worms mit den Protestanten Einigung erzielt hatte, erschien gesondert und konnte am 13. Februar 1541 dem päpstlichen Nuntius übersandt werden61 • Eck, mit dem Inhalt des Buches bekanntgemacht, fand einige Irrtümer darin. Er handelte sehr schnell. Am 14. Februar wurde auf sein Betreiben hin der Senat einberufen. Das Gremium wandte sich an den Universitätspatron Leonhard von Eck mit der Begründung, Pigges Werk enthalte "puncta scandalosa"63• Einen Tag später teilte Eck Morone seine Bedenken zur Darstellung Pigges mit64 An Leonhard von Eck schickte er unabhängig von der Aktion des Senats einige Exzerpte, die seiner Meinung nach nicht gedruckt werden dürften. Einer persönlichen Aussprache mit Pigge ging er aber aus dem Weg65 • Die Motive seines Tuns teilt er in einem Brief an Morone mit: " ... non quod Pighio viro doctissimo et admirando ingenio male velim, sed quod me excusem, si quid diversius evenerit, ne dux incusaret me neglegentiae, quod permiserim hujusmodi imprimi in gymnasio suo68." Das Bekenntnis zwei Jahre vor seinem Tod darf ohne Zweifel für die ganze hier geschilderte Tätigkeit Ecks als bedeutsam angesehen werden. Eck sah seine antireformatorische Tätigkeit als Aufgabe im Dienste seines Landesherrn. Im erwähnten Fall waren alle Bemühungen Ecks freilich ohne Erfolg. Im März erschien ein erster Teildruck in Ingolstadt67 • Die Gesamtausgabe wurde trotz kaiserlichen Verbots gedruckt68 • 1543 kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Philologen J ohann Salicetus und Marstaller. Der Grund dafür war ein Hochzeitsgedicht, dem der Professor der Artistenfakultät deutsche Verse zum Lob der Ehe eingefügt hatte. Sie erschienen dem Theologen als Verunglimpfung des Zölibats. Er fühlte sich offenbar deshalb zum Einschreiten genötigt, weil er am 28. Juni, also nur wenige Wochen vorher, eine Disputation über den Zölibat hatte halten lassen und darin energisch für dessen Beibehaltung eingetreten war. Er sah in dem 61 62 63 &4 65 66
67 68
Friedensburg, Beiträge Nr. 134. Jedin, Albert Pigge 36. UA D III 7, 46'f., 145'f. Friedensburg, Beiträge 262. Friedensburg, Beiträge 473 f. Friedensburg, Beiträge 474. Dittrich, Contarini 156. J edin, Albert Pigge 37 ff.
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Gedicht eine Beleidigung für "fromme Ohren" und verbot dem Drucker Weißenhorn, es ohne Erlaubnis von Zensoren zu veröffentlichen. Eine gegenseitige Aussprache führte zu keiner Lösung, sondern zu gegenseitigen Beleidigungen. Jetzt wandte sich Marstaller an den Senat, und Salicetus wurde daraufhin für drei Tage inhaftiert69. Das Verhalten des Senats läßt erkennen, daß das Interesse der Universität an der Verfolgung unorthodoxer Ansichten nachzulassen begann. Salicetus wurde nicht bestraft, weil er eine kirchliche Tradition herabgesetzt hatte, sondern weil er dem Theologen Unrecht getan hatte. Zwar beschloß das Gremium 1548, eine Buchvisitation durchzuführen70, er scheinen aber keine praktischen Maßnahmen ergriffen worden zu sein. Als nämlich die Jesuiten 1549 nach Ingolstadt kamen, war eine Strafe für das Lesen lutherischer Bücher geradezu unbekannt. Allenthalben wurden Bücher mit reformatorischem Gedankengut gelesen71. Vom Professorenkollegium neigten nach Urteil des Canisius viele der Neuerung zu, an der juristischen Fakultät waren fast alle Studenten Lutheraner. Ganz offen wurde die Meinung vertreten, niemand solle wegen Häresie bestraft werdenn. Neben der Förderung der Wissenschaft tat sich hier den Jesuiten ein breites und schwieriges Arbeitsfeld auf. Ihrem unermüdlichen Einsatz gelang es, die Verhältnisse zu bessern, nicht aber, die Universität ganz von Protestanten zu reinigen. Wir können aus der Interesselosigkeit an der Abwehr des Luthertums nach Ecks Tod den negativen Schluß ziehen, daß Eck an der Universität der treibende Faktor war, die Persönlichkeit, die die ganze Universität zu ihrer antireformatorischen Haltung veranlaßte. Als er starb, fehlte dieser Impuls, bis er in den Jesuiten wieder erfolgte. Canisius trachtete zunächst danach, durchzusetzen, daß die Studenten die "ketzerischen" Bücher abzuliefern hatten73 • Der Jesuitenpater brachte dies auch tatsächlich zu Wege. Ihm wurden Bücher von Luther, UA D III 7, 160'f. (17. September und 5. Oktober 1543). 70 UA D III 4, 534 f. 71 Braunsherger I 308, 317, 319. 72 Braunsherger I 339. Unter den Juristen waren auch später viele Lutheraner (Braunsberger VII 491). Daß Herzog Wilhelm IV. trotz dieser Verhältnisse in einem Religionsmandat 1548 Ingolstadt als Studienort empfiehlt, läßt aufhorchen: "das alle unsere underthanen ire sone nit in frembde schuelen und universitet, derenden die verbotne und verdechtliche leren gelernt werden möchten, schicken." Pfeilschifter V 3/1 324. Es ist kaum anzunehmen, daß man am Hofe nicht um die Verhältnisse an der Universität wußte, wahrscheinlicher ist, daß Wilhelm der Ansicht war, an anderen Hohen Schulen werde reformatorisches Gedankengut noch viel mehr verbreitet. Sicher ging es dem Herzog auch darum, für die eigene Landesuniversität zu werben, um vor dem Eintreffen der Jesuiten die Frequenz zu erhöhen. 73 Braunsherger I 297. 69
1oe
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Butzer und Melanchthon gebracht. Aber nicht wenige Studenten forderten sie nach einiger Zeit wieder zurück74• Die Maßnahmen mußten notwendigerweise unbefriedigend bleiben, solange es unter den Professoren solche gab, die Bücher Luthers zur Lektüre empfahlen. Zu diesen gehörte der Kleriker und Philosophieprofessor Erasmus Wolf aus Landsberg. Als Regens des Georgianums75 hatte er obendrein einen großen Einfluß auf die Studenten. Er bot den Jesuiten arglos seine Bibliothek zur Benützung an und mußte sich deshalb von den Patres belehren lassen, daß er Werke von Reformatoren empfehle. Nun gehörte Wolf, der selbst Theologie studiert hatte, nach Canisius' Meinung zu den wirklich katholischen Leuten. Wie war es also bei den der Kirche Fernstehenden? Wolf entfernte natürlich sofort die anstößigen Bücher76• Das Amt des Rektorats gab Canisius den nötigen Einfluß auf die Universität, um wirksam gegen das Luthertum vorgehen zu können. Am 18. Oktober 1550 hatte er das Amt angetreten. Am 11. Dezember ließ er in einer Sitzung ein Verzeichnis protestantischer Bücher anfertigen77, so daß die Buchhändler jetzt genau wußten, welche Bücher sie verkaufen durften. Visitatoren überwachten die Durchführung des Beschlusses. Sie hatten neben den öffentlichen Bibliotheken auch private zu visitieren. Etwa drei Wochen später konnte er schon erste Erfolge nach Rom melden78. In der Sitzung vom 30. Dezember verweigerte das Konzil die Aufnahme des Poeta laureatus Kaspar Brusch als Lektor mit der Begründung, daß er sich in seinen Gedichten bisweilen gegen die Kirche gewandt habe79 • In der gleichen Sitzung kam erneut der Vorwurf gegen die Universität zur Sprache, sie sei lutherisch. Die Senatoren beschlossen an den Universitätspatron Georg Stockhamer zu schreiben, wie sich die Universität von dieser "Diffamierung" reinigen könne80• Canisius' Bemühungen um die Reform der Hohen Schule fanden weitgehend ihren Niederschlag in der herzoglichen "Reformation" von 74 Polanco li 71. 75 Von 1544 bis 1551 (Schmid 94). 76 Braunsherger I 309, 318. 77 Braunsherger I 363. - Erst sechs Jahre später, 1556 erschien der erste Münchener Index (Reusch 324 ff.). 78 Braunsherger I 345 (28. Dezember 1550). - Canisius hat sich auch selbst als Zensor betätigt. Die meisten der nicht zur Knöringenschen Bibliothek gehörenden, bis etwa 1570 erschienenen Bände der Ingolstädter Bibliotheken tragen den Prüfungsvermerk des Petrus Canisius: "Approbatus a Petro Canisio" (Buzäs, Universitätsbibliothek 35 A. 3). 79 Braunsherger I 703. 80 UA D III 7, 183. Darüber war am 11. Dezember schon beraten worden (ebd., Braunsherger I 702).
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155581 • Sie verbot den Professoren und Studenten aller Fakultäten, ohne Erlaubnis der theologischen Fakultät über Sachen des Glaubens zu disputieren und deklamieren. Die Lehre der Kirche solle weder öffentlich noch in privaten Kreisen in Zweifel gezogen werden. Jeder solle sich vielmehr so verhalten, daß er kein Ärgernis gibt. In Zweifelsfällen gelte das Urteil der theologischen FakultätB2'. Damit war zum ersten Mal das Zensurrecht der Theologen für die ganze Universität gültig rechtlich verankert. Hinsichtlich der Bücherzensur hatte Canisius Anfang Dezember 1555 angeregt, daß Bücher religiösen Inhalts nur dann in Ingolstadt gedruckt oder verkauft werden sollten, wenn sie vorher vom Dekan der theologischen Fakultät geprüft und zugelassen seien83 • Die herzogliche Reform verschärfte diese Anregung des Jesuiten insofern, als sie verlangte, daß jedes Buch, gleich welchen Inhalts, vor der Drucklegung vom Dekan der betreffenden Fakultät und dem der theologischen geprüft und approbiert werden müsse. Der Druckerei Weißenhorn wurde die Auflage gemacht, bevor sie ein außerhalb Ingolstadts gedrucktes Buch verkaufe, einen Katalog der in die Stadt gebrachten Bücher dem Dekan der Fakultät zu präsentieren, in deren Zensurbereich das betreffende Material falle 84 • Wie wichtig Canisius die Bücherzensur nahm, zeigt die Tatsache, daß er bereits im Sommer 1556, am 6. August, dem Universitätspatron Wiguleus Hund erneut die Überwachung der Buchhändler nahelegte. Sie sollten nur solche Bücher einführen- Canisius hatte die im Herbst stattfindende Frankfurter Buchmesse im Auge -, die von den Theologen gebilligt seien85• Er befand sich damit übrigens mit Jgnatius im Einklang, der 1554 ihm in einem Schreiben aus Rom die Notwendigkeit der Zensur für die Aufrechterhaltung des rechten Glaubens dargelegt hatte. Sie sollte durch eigens dafür bestellte Leute geschehen86 • Der Ordensvater hatte dabei noch nicht speziell die theologische Fakultät im Auge. Die Konzentrierung dieser Aufgabe auf die theologische Fakultät ist erst durch Canisius oder die herzoglichen Berater vorgenommen worden. Die starke Kompetenzerweiterung für den theologischen Dekan wurde in der Folgezeit wieder eingeschränkt. Am 10. Januar 1564 ordnete Herzog Albrecht V. in einer Instruktion für Staphylus an, daß nur der Dekan der Fakultät ein Buch zu prüfen habe, in deren Zuständigkeitsbereich es fiel 87 • Im folgenden Buxhaum 211; Braunsherger I 528 ff., Seifert, Statutengeschichte 110 ff. Prantl II 200. Die lateinische Fassung von 1562 formuliert das Gesagte noch etwas schärfer (Mederer IV 300). 83 Braunsherger I 583. 84 Prantl II 211; Mederer IV 316. 85 Braunsherger II 7. 86 Braunsherger I 492. s1 Prantl II 246. 81
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Il. Hauptteil
Jahr geschah eine neuerliche Modifizierung. Die Ingolstädter Drucker durften jetzt nur mit Erlaubnis des Rektors und des je zuständigen Dekans Neues drucken88• Die Fakultät der Theologen kam ihrem Auftrag eifrig nach.1567 beschloß sie, daß der Dekan mit einem der Stadtpfarrer oder einem älteren Theologen in bestimmten Abständen die Buchhandlungen kontrolliere; dies vor allem dann, wenn neue Bücher in Ingolstadt einträfens9. Die Fakultät erhielt jetzt auch regelmäßig Bücher zur Zensur zugesandt. Herzog Albrecht V. ging selbst mit gutem Beispiel voran. Er sandte seine ganze Bibliothek den Jesuiten zur Begutachtung90• 1573 schickte Martin von Schaumberg Reden des Johann a Via, die mit Zensuren versehen an den Kanzler zurückgingen. Auch Mitglieder des eigenen Kollegiums waren von der Überprüfung nicht ausgenommen. Im selben Jahr wurden etwa Bücher von Martin Eisengrein und Kaspar Franck examiniert91 • Die bisherigen Ausführungen haben deutlich werden lassen, daß die Bücherzensur seit der Ankunft der Jesuiten den Vorrang in der Bekämpfung des reformatorischen Einflusses hatte. Es gab aber auch jetzt immer wieder Fälle, wo die Universität glaubte, durch andere Maßnahmen dem Vordringen des Luthertums Einhalt gebieten zu müssen. So prüfte 1558 die theologische Fakultät in herzoglichem Auftrag92 die theologische Einstellung eines nicht näher genannten Abtes. Sie kam zu dem Urteil, daß er als "Häretiker"93 anzusehen sei und daher nicht mehr im Amt bleiben dürfe. Die Entscheidung, was mit ihm geschehen solle, überließ sie den Kollegen von der juristischen FakultätlM. Am 23. Januar 1567 wies der Senat den Buchbinder Lorenz Schrötter wegen seines andersgläubigen Bekenntnisses aus der Stadt aus. Schrötter, der 25 Jahre im Dienste der Universität als Universitätsverwandter gestanden hatte, hatte vergeblich versucht, die Ausweisung rückgängig zu machen beziehungsweise eine Verlängerung der Aufenthaltsfrist zu erlangen. Da er den Anschein erweckte, nur die Stadt zu verlassen, wenn er mit Gewalt vertrieben werde, ließ der Rektor die einzelnen Prantl I 270 f. (25. April 1565). UA Georg. III/11 I,113; Prantl II 257; Anfang 1568 wurde einem Buchhändler untersagt, Bücher nach Ingolstadt zu liefern (UA Georg. III/11 I,113'f.). 90 Braunsherger IV 943. 91 UA Georg. III/11 I,124'. 92 Es war Albrecht V. 93 "Nos haereticum dicere non dubitamus." 94 UA Georg. Abteilung II Nr. 312. Das in Eile verfaßte Judicium konnte offenbar nicht die Stimmen aller Professoren auf sich vereinen. Bei der Angabe "Im Namen des Vizedekans (d. i. Thyräus SJ) und der ganzen theologischen Fakultät" ist "ganz" durchgestrichen. 88
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8. Die theologische Fakultät als Hüterin der Orthodoxie
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Senatoren um eine schriftliche Stellungnahme beten. Darin sprachen sich die Theologen Theander, Pisanus und Peltanus für eine gewaltsame Ausweisung aus. Als sich Schrötter, nachdem er in der Nähe Ingolstadts, in überstimm, eine neue Heimat gefunden hatte, erneut an das Oberhaupt der Universität wandte, um die Erlaubnis, in Ingolstadt arbeiten zu dürfen, zu erbitten, stimmte Peltanus diesem Verlangen zu. Schrötters zornige Äußerung vor dem Rektor, andere Personenwürdentrotz ihrer Zugehörigkeit zum protestantischen Bekenntnis nicht ausgewiesen", können wir nicht auf ihre Richtigkeit hin überprüfen. Ihm hätte aber bekannt sein können, daß knapp zwei Jahre vor ihm Valentin Forster ebenfalls wegen seiner Religionszugehörigkeit ausgewiesen worden war. Damals hatten alle Theologieprofessoren mit Ausnahme Theanders für eine gewaltsame Entfernung des Lutheraners aus der Stadt plädiert. Theander überließ als Senator das Urteil den Kollegen der Juristenfakultät98 • Der von 1568 an verlangte Eid auf das Tridentinum97 trug weiter zur Konfessionalisierung der Universität bei. Seine Einführung erfüllte einen seit geraumer Zeit gehegten Wunsch der Jesuiten nach einer eindeutigen religiösen Ausrichtung aller Professoren und Promovenden. Schon 1555 hatte Canisius bei seinen Reformvorschlägen angeregt, daß jeder öffentliche Professor vor Antritt seiner Tätigkeit eine Erklärung über seine Zugehörigkeit zur katholischen Kirche abgeben sollte98• Eine solche Protestation fand zwar keine Aufnahme in die herzogliche Reform von 1555, sie setzte die Katholizität der Universitätsprofessoren aber voraus99• Versuche der Jesuiten im Jahre 1567, die herzoglichen Berater zur Einführung des Eides zu bewegen, scheiterten1oo. Einen ersten Erfolg konnten sie am 9. Dezember dieses Jahres für sich verzeichnen. An diesem Tag legte der Dillinger Student Georg Schweikhart vor seiner Promotion zum Sententiar den von Papst Pius 1564 angeordneten Eid ab101 • Vor der Veröffentlichung der päpstlichen Bulle "Iniunctum nobis" vom 13. November 1564, die den Text des Professio fidei enthielt, wurden die Theologen am 18. März 1568 von Otto Truchseß von W aldburg, dem Bischof von Augsburg, um ihre Meinung befragt. Ihr Urteil ist nicht bekannt. Fünf Tage später wurde die Bulle in UA Georg. Abteilung II Nr. 314. UA Georg. Abteilung II Nr. 313. 97 Die Formel bei Prantl II Nr. 81. Eine Parallele dazu findet sich in der seit 1550 in Wittenberg vorgeschriebenen Beeidung der Confessio Augustana (Friedensburg, Urkundenbuch I 301). 98 Sofern das an den Rand notierte "No" nicht mit "non" gleichzusetzen ist (Braunsberger I 584). 99 Prantl II 200 f.; Mederer IV 300 f. too Braunsberger V 464, 493. 1o1 UA Georg. III/11 I,113'. 95
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II. Hauptteil
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lngolstadt bekanntgegeben10!, nachdem der Eichstätter Oberhirte seinen Widerstand aufgegeben hatte103• Am 1. Mai konnte Canisius nach Rom berichten, daß der Tridentinische Eid an der Universität eingeführt worden sei, ohne daß sich ein Professor widersetzt habe104• Als sich doch Widerstand regte, dies von seiten Philipp Apians und Pröbstls, entschloß sich der Senat zu härtesten Maßnahmen. Beide mußten die Universität verlassen1ns. Nach wie vor konzentrierte sich das Interesse des Senats und der Fakultät auf die Überwachung von Buchhändlern und die Examinierung von Büchern. Am 1. März 1569 forderte das oberste Gremium der Universität den Buchhändler Magister Leonhard auf, sich in der "katholichen Religion unterrichten zu lassen". Für den Weigerungsfall wurde ihm mit Ausweisung aus der Stadt gedroht. Er hat sich aber dem Ansinnen der Universität nicht gebeugt. Deshalb durfte er nur noch zeitweise die Stadt betreten und seine Bücher verkaufen, sofern es sich nicht um Bücher von Protestanten handelte1" . Der Universitätsdrucker Alexander Weissenhorn, bei dem auch die Fakultät einen Teil ihrer Bücher drucken ließ, mußte im seihen .Jahr ein Zeugnis für seine katholische Einstellung ablegen, da er nicht nach katholischem Ritus die Kommunion empfing und nur selten die Messe besuchte101• Auch im nächsten Jahr erregte ein Buchhändler wieder den Verdacht des Senats. Hackermadl mußte alle Bücher zur Universität bringen, dort wurden sie durch die beiden Pfarrer Hunger und Eisengrein geprüft108• Aller Zensureifer konnte indes die vorhandenen Bibliotheken in Ingolstadt nicht "reinigen". Das wurde deutlich, als 1580 die beiden Franziskanerklöster der Stadt visitiert wurden. Die Visitation, die im Auftrag des Legaten Ninguarda erfolgte, förderte verbotene Bücher zu Tage. Den Konventen wurde deshalb zur Auflage gemacht, die beanstandeten Exemplare der theologischen Fakultät zu übergeben. Diese hatte die Aufgabe, die Werke zu korrigieren, wo dies nicht mehr möglich war, sollten sie verbrannt werden109• 1582 übertrug der päpstliche Nuntius dem Kanoniker der Münchener Frauenkirche Anton Weiser die Aufgabe, an Hand des Index des Trienter Konzils für die Feststellung und Entfernung verbotener Bücher zu sorgen. Dabei hatte die lngolstädter Fakultät den Auftrag, die in Regel 8 des Index genannten Bücher zu 102 UA Georg. III/11 I,114'; Prantl I 270 ff. toa Reiter 82 ff. to4 Braunsherger VI 192. 105 Prantl I 273, 328 II 86 f. 106 U A D III 7, 217'f., 221.
1o1
Dies eine Mandat des Senats (UA D III 7, 218).
tos UA D III 7, 243. toe Schlecht, Ninguarda 139 f.
8. Die theologische Fakultät als Hüterin der Orthodoxie
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emendieren. Es handelte sich dabei um Werke, die im ganzen der kirchlichen Norm entsprachen, nur in Einzelheiten falsche Meinungen vertratenli0. 1596 verbot die Fakultät den Druck der Revelationen der Mystikerin Mechthild von Hackeborn111 • 1599 widerrief sie die schon erteilte "licentia imprimendi" für eine Schrift des Augsburger Kanonikers Dr. Brand112. Mit der Anwesenheit protestantischer Studenten fand sich die Universität bald nach den Auseinandersetzungen um den Tridentinischen Eid ab. 1571 berichtete Martin Eisengrein von "vielen" unter den Scholaren, die Lutheraner waren113, aber es wurde nichts gegen sie unternommen. Nur ein einziger Fall ist bekannt, der Gegenteiliges zeigt. 1580 wurde Sigmund Frey von der Universität verwiesen114 • Die Hohe Schule wollte jetzt anscheinend nicht mehr auf den Zustrom von Scholaren aus protestantischen Gegenden verzichten. Im Vorlesungsprogramm von 1571 verkündete sie deshalb für alle Studenten Studienmöglichkeiten ,.ohne Inquisition des Glaubens" 111'. Diese Haltung größerer Liberalität hat sich weiterhin erhalten. Ein Senatsbeschluß vom 5. Mai 1580 verlangte von den Studenten des anderen Glaubensbekenntnisses nur, daß sie sich nicht in Privatdisputationen über Fragen der Religion einließen. Zur Klärung dieser Probleme sollten sie sich an die Theologen der Schule wenden. Man fürchtete, daß private Diskussionen nur zu Streitereien und zum Kauf glaubensgefährdender Bücher führen würden116 • 1587 konnte der Rektor berichten, daß die wenigen "sektischen" Studenten keine Konventikel bildeten117• Es bestand kein Grund, sie zu relegieren. Wir können das Gesagte dahingehend zusammenfassen: Auf der Tradition älterer Universitäten aufbauend betrachtete es die Ingolstädter Fakultät von Anfang an als ihre Pflicht, die kirchliche Lehre zu verteidigen. Durch Ecks Initiative erhält sie durch die Kurie die Bestätigung ihres Rechts, die weltliche Gewalt als Exekutivorgan anzurufen. Der akademische Senat, zum Teil aus Professoren der Fakultät bestehend, zögerte nur kurz, die in der päpstlichen Bulle von Eck ihm übertragenen Aufgaben zu übernehmen, so daß sein und der Fakultät das Ernennungsdekret bei Theiner, A., Annales eccle11o Reusch 249; siastici, III 1856, 326 f. 111 UA Georg. III/11 1,164. 112 UA Georg. Abteilung II Nr. 317. 113 Seifert, Texte 248. 114 UA D III 8, 7', 10'. 115 Seifert, Texte 259. 116 UA D III 8, 13. 117 Seifert, Texte 124. Die Matrikel trägt jetzt gelegentlich hinter dem Namen eines Studenten den Hinweis "haereticus'\ um seine Zugehörigkeit zum Protestantismus zu kennzeichnen (Pölnitz, Matrikel I 1183, 1186).
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II. Hauptteil
Handeln in vielen Fällen ineinander übergehen. Dabei übernahm die Fakultät teils Aufträge des Senats, wie dies bei Seehofer, Freysleben, Helmschrot, dem Vikar von Landau der Fall war, oder sie wandte sich an den Senat und veranlaßte ihn zum Handeln. Unter den Theologen ragen besonders Eck und Canisius durch ihren Eifer für die Eindämmung des Luthertums hervor. Daß Eck aus echtem seelsorglichem Interesse handelte, kann nicht bezweifelt werden, hat für ihn doch nur Anteil an Christus, wer auf Seiten der katholischen Kirche steht118 • Gemäß einer an Paulus erinnernden Auffassung von der Obrigkeit119 sieht er sich dabei als Werkzeug in der Hand des bayerischen Landesherrn120. In den Reihen der Betroffenen stehen in erster Linie die Buchhändler. Das Bemühen, lutherisches Gedankengut fernzuhalten, läßt ihre Tätigkeit besonderen Überwachens wert erscheinen. Über Kleriker fällte die Fakultät auch dann Urteile, wenn sie nicht der Universität angehörten, ja nicht einmal auf herzoglichem Territorium lebten. Nicht zu übersehen ist ein Wandel in den Anschauungen der Fakultät von ihrem Wächteramt. Dabei können wir die erste Zeit, die Periode Adorfs und Zingels weglassen, da es sich hier noch nicht um eine ernsthafte Auseinandersetzung um die Reinheit des Glaubens handelt. Diese geschah um so nachdrücklicher in der Zeit Ecks. Das bedrohliche Ausmaß der Neuerung ließ dabei die Zensur von Büchern als nicht ausreichend erscheinen. Gegen Anhänger der Ideen Luthers gingen Universität und Fakultät direkt vor durch Ausweisung, Einkerkerung, Abschwörung, Überweisung an die weltliche Gewalt, die im Falle Käsers sogar zur Hinrichtung führte. Die Jesuiten dagegen legten allen Nachdruck auf die Errichtung einer scharfen Bücherzensur. us Eck, Replica 56. Der Lutheraner geht also des ewigen Heiles verlustig. 119 Sich der Obrigkeit widersetzen, heißt sich Gott widersetzen (Eck, Schutzred B 1111'). 12o Entsprang also sein Eifer gar nicht so sehr seinem eigenen Engagement, sondern war es nur Gehorsam gegenüber der weltlichen Gewalt? Letzteres legt sich vor allem nahe, wenn man erfährt, daß Eck für seine Tätigkeit gegen das Vordringen des Protestantismus von den bayerischen Herzögen bezahlt wurde. In seiner "Verteidigung" gegen Vorwürfe Butzers nach dem Regensburger Reichstag gibt er dies ganz offen zu: "Nam ob id mihi largiuntur (sc. principes mei) stipendia ut quoties veteris religionis ac fidei catholicae negotium occurrat, eis inserviam." Aber das ist doch nur ein Motiv, das in der Forschung bisher übrigens kaum Berücksichtigung fand, denn er fährt weiter: "Hoc sciant omnes desertores fidei, etsi mea sponte sedem apostolicam et fidem catholicam defendere paratus sim, tarnen etiam ab optimis principibus ad hoc conductum, ut non mirentur, cur strenui militis indefessam operam praestem" (Apologia CLIII; vgl. Replica 51). Eigenes ernsthaftes Interesse wird man Eck in der Tat nicht abstreiten können, hatte er sich doch schon gegen das Vordringen der reformatorischen Ideen eingesetzt, als die bayerischen Souveräne Luther noch neutral gegenüberstanden.
9. Die Gutachtertätigkeit
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Andere Maßnahmen traten jetzt mehr und mehr in den Hintergrund, während die Zensur unvermindert als vom Landesherrn bestätigtes Recht geübt wurde. Während die Universität in den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts mehr einer freieren Haltung zuneigte, schränkte sich die Tätigkeit der Fakultät für die Reinerhaltung der kirchlichen Lehre auf die Bücherzensur ein und isolierte sich damit vom Universitä tsganzen. Für diese universitären Maßnahmen gilt ganz allgemein, daß sie häufig das Zusammenwirken von Korporation und Stadt bedingten. Dies ging gut, solange beide Seiten die gleichen Ziele verfolgten. Bisweilen weigerte sich aber der Rat der Stadt, von Universitätsseite Einschränkungen seiner Machtbefugnisse hinzunehmen. Als 1564 Eisengrein sich als Rektor an das Gremium wandte und von ihm verlangte, keine fremden Buchhändler in der Stadt ohne vorherige Prüfung durch einen Vertreter der theologischen Fakultät zuzulassen, weigerte sich der Rat, Maßnahmen in dieser Richtung zu ergreifen1ll1• Die Fakultät sah es, wie gezeigt wurde, von Anfang als ihre Aufgabe an, unkatholische Lehren zu bekämpfen. Während in der innerfakultären Diskussion, der Disputation, in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts noch frühere Irrlehren ihre Zurückweisung erfuhren, hat sich die Fakultät in den geschilderten Maßnahmen von Anfang an ganz- von den Ereignissen der Reformation gezwungen- gegen die neue Lehre gestellt. Ihr gegenüber verbJaßten die anderen Irrlehren, so daß man die Kräfte auf die Abwehr des Neuen konzentrierte.
9. Die Gutachtertätigkeit Mit der Anerkennung des universitären Zensurrechts durch die Kurie hatte auch das Erteilen von Gutachten schon sehr früh eine grundsätzliche Legitimierung erfahren. Es wurde daher lange vor Errichtung der Hohen Schule in Ingolstadt von den Universitäten praktiziert1. Diese Tätigkeit wurde im Laufe der Zeit zu einer so festen Tradition, daß die protestantisch gewordenen Universitäten sie übernehmen konnten%, ohne sie neu rechtfertigen zu müssen. 121 StA Ingolstadt RB 1564, 92.
1 In Wien nachweisbar seit 1418 (Wappler 38 ff., 94 ff.). Zu Köln vgl. Keussen 209; zu Erfurt Kleineidam, Universitas XIV 209. Es handelt sich hier um ein Forschungsgebiet, das merkwürdigerweise bei der theologischen Fakultät - im Gegensatz zur juristischen - bisher wenig Beachtung gefunden hat, obwohl es für die Beurteilung einer Fakultät nicht unerheblich ist. Die für Ingolstadt gefundenen Quellen lassen vermuten, daß auch an anderen Universitäten die theologische Gutachtertätigkeit noch ein lohnendes Arbeitsfeld darstellt. 2 Vgl. die Universität Marburg (Hermelink-Kaehler 128) oder die Leipziger Fakultät (Kirn 63 f.), um nur diese zu nennen.
156
II. Hauptteil
An der lngolstädter Fakultät wurde das erste nachweisbare Gutachten im Jahre 1514 erteilt=t. Am 21. Juli dieses Jahres sandte Papst Leo X. ein Schreiben an Kaiser Maximilian I. mit der Aufforderung, Theologen und Astrologen zum Konzil, dem fünften Laterankonzil, zu schicken, da die Versammlung eine Entscheidung über den Osterfesttermin treffen wolle. Gelehrte, die nicht selbst nach Rom kommen könnten, möchten ein Gutachten senden. Kaiser Maximilian leitete das päpstliche Breve am 21. Oktober an die Universität Ingolstadt weiter. Am 15. November bekam Eck davon Nachricht. Obgleich er gerade sehr beschäftigt war, machte er sich sofort an die Arbeit. Eile war geboten, da sich das Konzil am 1. Dezember mit der genannten Frage beschäftigen sollte. Sechs Tage brauchte der Achtundzwanzigjähr ige, um verschiedene Lösungsvorschläge auszuarbeiten. Bei der Klärung der Frage, ob der Ostertermin überhaupt zu revidieren sei, kommt er zu der Feststellung, daß das Osterfest des Jahres 1514 nicht am 16. April, sondern schon am 9. April hätte gefeiert werden müssen. Das Nichteinhalten des von Gott dem Menschen gebotenen Termins, an den sich auch Christus gehalten hat, ist ein Zeichen von Gottlosigkeit. Unter den verschiedenen Lösungsmöglichkeite n für eine Neufestlegung des Zeitpunkts sieht er eine Fixierung des Frühlingsäquinoktiu ms auf den 10. oder 11. März. Ostern zu einem unbeweglichen Fest zu machen, hält er nicht für ratsam. Das Gutachten erschien am 2. Mai 1515 in Augsburg unter dem Titel: "De verae paschae celebratione4." Die Herausgabe besorgte Ecks Neffe Michael Knab. Im Frühjahr 1545 wandte sich die Universität Köln wegen eines Gutachtens an Ingolstadt. Der Senat beauftragte damit die theologische Fakultät5 • Nun war zu dieser Zeit Marstaller alleiniger Ordinarius. Er hat sich offenbar geweigert, eine Stellungnahme abzugeben, denn das Rechnungsbuch der Fakultät weist für das Jahr 1545 Ausgaben für den Regens des Georgianums und Studenten der Theologie Erasmus Wolf auf "in negotio Coloniensium contra episcopum"6 • Das legt nahe, daß er die Stellungnahme abfaßte. Ein ähnlicher Fall ist in der Fakultätsgeschichte- auch der der juristischen Fakultät- nicht nachweisbar. Es war dies zweifelsohne durch die besondere Situation der Fakultät bedingt, die von dem kränklichen Marstaller allein repräsentiert wurde. a Für die Juristenfakultät ist dagegen ein Gutachten schon für das Jahr 1484 nachweisbar. Mehr zu dieser neben "Forschung" und "Lehre" dritten Aufgabe der Fakultät bei Wolff 233 ff. 4 Wiedernano 457 f. Es enthält auch das päpstliche und kaiserliche Schreiben. -An der Wiener Fakultät arbeiteten Trapp und Camers ebenfalls ein Gutachten aus (Wappler 40). 5 UA D III 7, 169'. e Georg. Abteilung III Nr. 12, 33.
9. Die Gutachtertätigkeit
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In den späten fünfziger Jahren wurde an die Fakultät die Anfrage gerichtet, welchen Nutzen Gebete und Fürbitten für die Verstorbenen hätten. Der herzogliche Auftraggeber, der mit seinem Schreiben eine sehr dinghafte Frömmigkeit verrät, wollte folgende Fragen geklärt wissen: Warum nützen die Fürbitten den Toten? Kümmern sich die Verstorbenen um menschliche Angelegenheiten? Kommen den Verstorbenen Gebete der Lebenden zugute? Bitten die Toten auch für die Lebenden? Besteht zwischen den Verstorbenen Bekanntschaft oder Verwandtschaft oder eine Beziehung, wie sie unter Eltern, Kindern, Gatten oder Freunden herrscht? Die Antworten der Fakultät griffen in ihrer Argumentation auf die Heilige Schrift und die Lehre der Kirche, die Tradition, zurück. Die Fürbitten nützen, weil Gott es so will. Die Abgeschiedenen kümmern sich nur soweit um irdische Angelegenheiten, als dies zu ihrer Befreiung aus dem Fegfeuer dient. Die dritte Frage wird mit der Berufung auf Augustinus bejaht. Aus Jeremias wird bewiesen, daß sich die Toten für die Lebenden einsetzen. Unter ihnen besteht nur "cognitio", nicht mehr. Für die Abfassungszeit ergeben sich verschiedene Momente. Die Stellungnahme wurde von den Professoren Michael Wagner als Dekan, Georg Theander, J ohann Couvillon und Hermann Thyräus unterzeichnet. Letzterer war nur von 1556 bis 1559 in Ingolstadt. In dieser Zeit war Wagner zweimal Dekan, 1556 und 15587 • Es kommen also nur diese beiden Jahre in Betracht. Als eigentlicher Verfasser könnte Couvillon gelten. Er schuf nämlich für Herzog Albrecht V. ein privates Gutachten, das zu den gleichen Fragen dieselben Antworten und Argumente bietet, wenngleich in weit ausführlicherer Forms. 1565 verfaßte die Fakultät für den bayerischen Herzog ein Memorandum über die Erhaltung des Katholizismus in Ingolstadt. Ihr Urteil fand im Senat höchste Zustimmung. Es wurde deshalb umgehend dem Hof übersandt9 . Es hat sich nicht erhalten, so daß wir nicht sagen können, wie weit und ob es überhaupt Eingang gefunden hat in das herzogliche "Landgebot" vom 30. September 1569, welches das Studium der Landeskinder außerhalb Ingolstadts auf die Universitäten Freiburg, Köln, Dillingen, Löwen und Douai beschränkt1o. 1571 wurde in Österreich durch den Protestanten Christophor Reuser die von dem Theologen und Rostocker Professor David Chyträus 1569 verfaßte Kirchenordnung veröffentlicht11 • Im November des Jahres
UA Georg. II1/11 1,91' und 96; das Scriptum: HStA Staatsverw. 2733,229. s HStA Staatsverw. 2733, 75 ff. e UA Georg. III/11 1,110'. to HStA Staatsverw. 2772, 138 ff. u Eder, Glaubensspaltung 107 ff., Loserth, J., Die Reformation und Gegenreformation in den innerösterreichischen Ländern im XVI. Jahrhundert, 1898, 139 f. 7
158
II. Hauptteil
1571 wurde der Fakultät ein Exemplar von seiten des Hofes übersandt. Hieronymus Torrensis erhielt vom Rat der Fakultät den Auftrag, eine Stellungnahme gegen die Veröffentlichung der Agende auszuarbeiten. Das zwei Kapitel umfassende Gutachten wurde in wenigen Tagen fertiggestellt und nach München übersandt. Es ist nicht erhalten. Außer ihm arbeiteten auch die anderen Professoren an Stellungnahmen, gaben aber ihre Arbeit bald wieder auf, da sie von der Nutzlosigkeit ihres Tuns überzeugt waren12. Clenck prüfte die Lehrep der Agende und widerlegte sie vor der Fakultät. Das Schreiben wurde versiegelt aufbewahrt13. 1578 übersandte Herzog Albrecht V. ein Manuskript des Österreichischen Rechtsgelehrten Dr. Georg Eder14 zur Begutachtung an das Professorenkollegium. Es handelte sich dabei um eine Fortsetzung der 1573 in Dillingen erschienenen Streitschrift "Evangelische Inquisition". Sie war ohne kaiserliche Genehmigung und ohne Approbation der Wiener theologischen Fakultät gedruckt worden. Nach Ansicht des Hofes verletzte sie den Religionsfrieden 15. Es bedurfte daher schon einer Ermunterung von Herzog Albrecht, das Werk fortzusetzen 16. Fünf Jahre nach dem Verbot, weiterhin Bücher über Religionsangelegenheiten zu publizieren, übersandte Eder jetzt das genannte Manuskript mit der Bitte, der Herzog möge von seinen Theologen ein Gutachten darüber anfertigen lassen17. Am 23. Februar 1578 legten die Theologen das Gewünschte vor. Die offenkundige Unterstützung der antireformatorischen Bestrebungen der Fakultät fand eine überaus positive Beurteilung. Die Ingolstädter hielten "Das guldene Flüß christlicher Gemain" für wert, daß es in mehrere Sprachen übersetzt würde. Es gebe kein ähnliches Buch, das man dem einfachen Volk, das mit den Lehren Luthers in Berührung gekommen sei, in die Hand drücken könne. Hatte die "Evangelische Inquisition" eine Darstellung der Sekten gegeben, so versuchte der Jurist jetzt eine Beschreibung der katholischen Kirche. Nur sie ist die wahre Kirche. Wer sie verläßt, geht der ewigen Seligkeit verlustig. Auf die Methode eingehend wurde dem Verfasser bestätigt, daß seine Arbeit "clar und statlich" aufgebaut sei und im Gegensatz zu den protestantischen Theologen von der Schrift und den Kirchenvätern aus argumentiere. Fazit: es solle möglichst bald im Druck erscheinen18 . Auf das Urteil gestützt wandte sich Herzog Albrecht 1578
12 ARSJ Germ. 133 II, 473; Maximilian II. hatte den Protestanten schon 1568 freie Religionsausübung zugestanden (Eder, Glaubensspaltung 111). 13 UA Georg. III/11 1,122; Rotmar - Engerd 157. 14 Aschbach III 166 ff. 15 Theiner A., Annales ecclesiastici, Bd. 1 1856, 126. 11 Paulus, Eder 86. 11 Paulus, Eder 85 f. 1s UA Georg. Abteilung II Nr. 319 (23. Februar 1578).
9. Die Gutachtertätigkeit
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an den Kaiser und legte ihm den Druck des Ederschen Entwurfs nahe, da es in Ingolstadt als ein "maßvolles" Werk angesehen werde19 • Da in Wien keinerlei Interesse bestand, ließ er es in Ingolstadt drucken. Es erschien 1579 und erlebte während des Dreißigjährigen Krieges 1629 eine zweite Auflage. Als sich die Fakultät 1580 mit der Frage der Erlaubtheit des Zinsnehmens befaßte, war sie sich bewußt, daß in Ingolstadt dieses Thema schon zwei Generationen früher diskutiert worden war. Der Aufschwung der Geldwirtschaft am Beginn des sechzehnten Jahrhunderts verlangte mit Dringlichkeit die Klärung des Problems, ob und in welcher Höhe Zinsnehmen legitim sei. Das alte kirchliche Zinsverbot war in vielfacher Weise durchlöchert worden, ohne daß eine grundsätzliche Entscheidung getroffen wurde!~'. Ecks Verbindungen zu den Augsburger Großkaufleuten , die wohl schon seit seiner Berufung nach Ingolstadt bestanden21 , können als Erklärung für sein Interesse an dieser Materie herangezogen werden. 1514 sprach er in einer Vorlesung über das Zinsnehmen. Am 25. Mai desselben Jahres vollendete er für seine Hörer ein Kompendium dazu22• Im Herbst wagte er zum ersten Mal in einer Disputation in Augsburg seine Ansichten einem größeren Publikum vorzuführen. Er verteidigte dabei gegen die Karmeliten Stephan von Brixen und Zenesius die Erlaubtheit eines Zinses von fünf Prozent23• Kurz danach verfaßte er für Peutinger ein Gutachten über den fünfprozentigen Zins24• Jetzt wurde deutlich, daß Eck im Dienste der Augsburger Kaufleute stand. Als er 1514 seine Augsburger Disputation in Ingolstadt wiederholen wollte, wurde sie vom Kanzler der Universität verboten25• Die Fugger suchten dieses Verbot durch eine Gegenaktion in Rom zu umgehen. Peutinger verfaßte aus diesem Anlaß den Text für zwei päpstliche Breven, deren eines an den Eichstätter Bischof, das andere an Eck gehen sollte216• Die Aktion kam jedoch nicht zustande. Das Verbot blieb bestehen. Dessenungeach tet, beschäftigte sich Eck weiterhin mit dem Zinsproblem. Zu seinem Traktat vom Winter 1514/15 "Quod ille contractus quingue de centum sit licitus probatus" 27 fügte er jetzt im Wintersemester eine weitere Abhandlung Götz, Beiträge Nr. 704 (30. Juni 1578). Funk (62 ff.) führt die anerkannten Ausnahmen vom Zinsverbot an. 21 Pölnitz, Ecks Beziehungen 685 ff.; Schlecht, Ecks Anfänge 10. 22 UB 20 Cod. ms. 125, 269 ff. Sein Titel: "De contractibus usurariis." Sie erschien nie gedruckt. Eine Inhaltsangabe bei Schneid 322 ff.; Assel hält die Handschrift fälschlicherweise für verloren (77 A. 3). 23 Eck, Replica 48; Wiedemann 53 f. 24 Es ist in der Staatsbibliothek Augsburg erhalten (20 Cod. 391, am Schluß des Peutinger Sammelbandes). Dazu Schlecht, Ecks Anfänge 26 ff. 2s Vgl. dazu S. 88 f. 28 Schlecht, Ecks Anfänge 25; Pölnitz, Ecks Beziehungen 692. 21 UB 20 Cod. ms. 125, 241 - 265. 19
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II. Hauptteil
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hinzu, die ebenfalls nicht gedruckt erschienl!8. Darin hält Eck den dreifachen Vertrag ("contractus trinus") für erlaubt, bei dem der einfache Gesellschaftsvertrag mit einem Versicherungsvertrag für das Kapital und einem Kaufvertrag, der einen sicheren Gewinn zubilligen sollte, verbunden wurde. Diese komplizierte Form hatte sich im Laufe der Zeit herausgebildet, um auf diesem Umweg das kirchliche Verbot eines reinen Zinsdarlehens zu umgehen29• Sie sei weder durch göttliches, noch bürgerliches, noch kanonisches Gesetz verboten. 5 °/o sind vom Gesetz gebilligt und als Gewohnheit schon längst rezipiert. Es kann also nichts gegen einen Vertrag sprechen, der fünf Prozent Zinsen vereinbart. Daß Eck seine Argumentation mit dem Hinweis auf den Wohlstand Augsburgs stützte, machte seine Abhängigkeit von den dortigen wirtschaftlichen Interessen erneut deutlich30• Mit dem Verbot der Disputation in Ingolstadt hatte sich die Möglichkeit, die Wirtschaftsthesen einer breiteren Öffentlichkeit bekanntzumachen, sehr verschlechtert. Auf Anraten seines Freundes Dr. Ilsung hin wandte sich Eck nunmehr an die theologische und juristische Fakultät von Bologna31 • Eine zweimalige Disputation konnte aber die Juristen wenig überzeugen. Von ihrer Fakultät war keine Stellungnahme zu erhalten. Nur einzelne Professoren beider Fakultäten schlossen sich seiner Meinung an und stellten ihm wohlwollende Zeugnisse über seine Fähigkeiten aus32• Als Eck 1516 vor der Wiener theologischen Fakultät das gleiche Problem von neuem aufrollen wollte, erlaubte es die Fakultät nicht33 • Mit diesem Jahr klang der Zinsstreit zunächst aus. Die Reformation ließ ·Eck keine Zeit mehr, sich damit noch einmal zu beschäftigen. Die Wirtschaft praktizierte das Zinsnehmen ohne Rücksicht darauf, daß das Problem theoretisch noch nicht endgültig geklärt war. Als Dank für seine Dienste verschaffte Jakob Fugger Eck am 29. Januar 1518 eine Predigerstelle bei St. Moritz in AugsburgM. 28 Tractatus super casum aliquem contractus quinque de centum cum rationibus collectum et in quatuor centurias seu articulos divisum." UB 20 Cod. ms. 125, 95- 239'. Dazu Pölnitz, Ecks Beziehungen 693 ff.; Schneid 473 ff.
29
Funk 58.
80 UB 20 Cod. ms. 125, 123. 31 Pölnitz, Ecks Beziehungen 694 ff.; Schneid 666 ff. 82 Schlecht, Ecks Anfänge Nr. II; Eck verfaßte zu seiner Reise einen eigenen Bericht und ließ ihn am schwarzen Brett der Universität anschlagen (Text ebd. Nr. IV.). - Die Behauptung von unbekannter Seite, Eck sei in Bologna mit seiner Meinung allein dagestanden (Eck, Ad venerandum patrem Chunradum, abbatem Caesariensem, epistola de profectione Eckij ad Bononiam et diputatione per eum habita, im Anhang an Eck, Orationes tres, EIIII) ist unrichtig. 83 Virnich 13. 34 Pölnitz, Ecks Beziehungen 700 f.
9. Die Gutachtertätigkeit
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Erneut aktuell für die Universität wurde das ungelöste Problem im letzten Viertel des Jahrhunderts, als der Einfluß des Katholizismus, getragen vom Jesuitenorden, wieder zu erstarken begann. Als sich der Jesuitenprovinzial Hoffäus in den SiebzigerJahren an HerzogWilhelm V. wandte und ihm den Rat gab, einen Erlaß an die bayerischen Gerichte ausgehen zu lassen, durch den 5 Ofo- Verträge verboten würden, richtete sich der Herzog zunächst an die Ingolstädter Universität, um deren Urteil über drei Fragen einzuholen35 • Darf der Herzog oder seine Berater Zugeständnisse zugunsten des Zinsnehmens machen? Darf der Hof dem Zinsvertrag eines seiner Untergebenen zustimmen, wenn dieser als Vasall das "jus feudi" als Sicherung des Vertrags mitobligiert? Darf er einen Rentenvertrag unterschreiben oder siegeln? Die Fakultäten der Juristen und Theologen gingen bei ihrer Antwort vom 6. 2. 1580 von der grundsätzlichen Anschauung aus, daß Zinsnehmen nach göttlichem und menschlichem Recht verboten und daher zu verurteilen ist. Unter der Voraussetzung, daß es sich bei den gestellten Fragen um einen wirklichen Zinsvertrag handelt, entschieden die Gremien, weder der Herzog noch seine Berater dürften die Zinspraktiken begünstigen. Es darf dies auch nicht durch einen Generalerlaß geschehen. Die jahrelange Gewohnheit des Zinsnehmens macht diese Sitte nicht erlaubt. Auch der Papst kann keine Erlaubnis erteilen. Nur bei ausfallendem Gewinn oder eintretendem Schaden darf ein Richter dem benachteiligten Partner das ihm Zustehende zuteilen. Dabei sind in jedem Falle bestimmte Klauseln zu beachten, damit hier kein Zinsnehmen vorliegt. Punkt 2 wurde mit einem klaren Nein beantwortet. Auch im letzten Punkt war die Entscheidung negativ mit der Begründung, die Untertanen sähen in einer landesherrlichen Unterschrift nicht die Bezeugung eines Geschäftes, sondern eine Billigung. Allgemein gilt: Im Zweifelsfalle, ob ein Zinsvertrag vorliegt oder nicht, soll der Herzog einem Kontrakt nicht zustimmen56. Ecks Theorien waren vergessen. Das Gutachten sprach sich eindeutig gegen das Zinsnehmen aus. Wilhelm ließ die Landgerichte in entsprechender Weise instruieren37 • Bei Hofe erwog man jetzt den Erlaß eines Generalmandats gegen den Zins. Man wollte diesen Schritt aber wiederum nur mit Absicherung von kompetenter Seite tun, deshalb wandte sich der Landesherr am 14. Juli zum zweiten Mal an die beiden Fakultäten38• Mit der Beantwortung ließen sich die Professoren diesmal Zeit, da es sich um "ein hoch und wichtige sach" handelte39 • Obendrein ss ARSJ Epp. Ext. 28, 167 f. sa StA M GR 323/10, 289 ff. (Kopie). 37 StA M GR 323/10, 296'; ARSJ Epp. Ext. 28, 168. sa UA Georg. Abteilung II Nr. 319 (14. 7. 1580) Original des herzoglichen Schreibens. 11 Kausch
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II. Hauptteil
waren Sommerferien. Am 2. August war das Kollegium mit seiner Arbeit fertig. Mit einem Begleitschreiben wurde sie nach München gesandt40. Es rechtfertigte nochmals die späte Absendung. Es liege hier ein Problem vor, das "in utroque foro (also im weltlichen und kirchlichen Bereich) vill bedenckliche consequentias auff sich hatt". Das Gutachten -· in lateinischer Sprache abgefaßt, weil sonst einige Theologen, die nicht Deutsch konnten, die Unterschrift verweigert hätten hatte zwei Dinge zu prüfen: erstens, ob ein Mandat in der beigelegten Form 41 gegen das Zinsnehmen öffentlich zu promulgieren sei; zweitens, mit welchen Gründen und unter Vorschrüt welcher Auflagen Zins "ultra sortem " 42 zugestanden werden könne. Die Professoren sprachen sich jetzt gegen ein Generalmandat aus. Der Vertrag von5°/osolle nicht verboten werden, mag er nun an sich unerlaubt sein oder nicht. Es fehle nicht an angesehenen Autoren, die ihn von seiner Natur her für erlaubt hielten. Die Verbote von Papst Pius V. und Kaiser Karl seien in Bayern noch nicht so rezipiert, daß sie verpflichtende Kraft hätten. Es sei ferner noch nicht genügend geklärt, ob das Zinsnehmen für das Land überhaupt eine Gefahr darstelle. Es genüge, wenn der Landesherr die Magistrate zu Vorsicht bei der Beurteilung von Zinsverträgen ermahne. Zum zweiten, heißt es, sollen sich die Richter bei den Autoritäten, also bei Autoren, deren Urteil zu diesem Problem als anerkannt gilt, informieren, da das ganze Gebiet an diesem Ort nicht dargelegt werden kann. Jüngst in Ingolstadt disputierte Thesen können eine erste Orientierung bieten. Im Gegensatz zum Februar-Gutachten unterschrieben diesmal sämtliche Professoren mit eigener Hand, da dies von Herzog Wilhelm so gewünscht worden war43 • Zu den Unterzeichnern gehörten aufseitender theologischen Fakultät die Professoren Albrecht Hunger, Otto Eisenreich, Gregor de Valentia, Caspar Frank und Bartholomäus Vischer. Die zweite Fakultät war durch die Ordinarien Caspar Lagus, Nikolaus Everhard, Georg Everhard und Friedrich Martini vertreten«. Der Hinweis auf probate Autoren genügte dem bayerischen Landesherrn nicht. Er wollte zwei Dinge genauer geklärt wissen. Wie lautet die probate Sentenz für den Zins und von welchen Autoren wird sie vertreten? \Vie kann sie auf den "deutschen Vertrag", d. h. fünf von ae Damit vertröstete ein Brief aus Ingolstadt vom 19. Juli 1580 den Hof in München (StA M GR 323/10, 299). 40 StA M GR 323/10, 303; das Gutachten ebd. 305 ff. 41 Abgängig. 42 d. h. zu dem verliehenen Kapital hinzu (Zech I 31). &a Wohl deshalb, weil man in München die Absicht hatte, das Responsum nach Rom zu schicken (UA Georg. Abteilung II Nr. 319, 7. August 1580). " Lagus war seit 1562 Ordinarius (Wolff 127 f., 269). Nikolaus Everhard vertrat seit 1571 den Kanonisten-Lehrstuhl (ebd. 267). Georg Everhard ist durch über 100 noch erhaltene Gutachten bekannt (ebd. 129). Der Hesse Martini trat 1579 als Institutionist in die Fakultät ein (ebd. 129, 269).
9. Die Gutachtertätigkeit
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Hundert, angewendet werden? Jetzt wurde auf Eck verwiesen, der in Bologna den dreifachen Zinsvertrag verteidigt habe: dieser Vertrag kann auf den deutschen Vertrag angewendet werden. Es gibt dazu zwar widersprechende Ansichten, aber dennoch ist dieses Tun nicht ungerecht und verurteilungswürdig45. Die Anschauungen Ecks fanden jetzt also in Ingolstadt wieder Vertreter. In München war die Bestürzung über die sich widersprechenden Stellungnahmen nicht gering. Dort sah man in den Jesuiten Hoffäus, Gregor de Valentia und Otto Eisenreich den Grund für den Meinungswandel46. Ihnen wurde Inkonsequenz vorgeworfen. 20 Jahre lang hätten sie in Deutschland den Zinsvertrag in Predigten, Vorlesungen und Disputationen verurteilt. Jetzt erklärten sie ihn für erlaubt und setzten sich für diejenigen ein, die sie vorher der Lossprechung nicht für würdig hielten. Auch außerhalb des Hofes fehlte es nicht an Leuten, die über den Gesinnungswandel der Patres aufgebracht waren. Herzog Wilhelm fürchtete, ohne eine klare Entscheidung die Stände nicht mehr beruhigen zu können. Da von den bayerischen Jesuiten eine solche in nächster Zeit nicht zu erwarten war, schickte er eine Anfrage an das Generalat des Ordens nach Rom und bat um eine Stellungnahme im Sinne des Papstes47 . Gregor XIII. ließ nun die herzogliche Anfrage von einer Theologenkommission, der auch Gregor de Valentia angehörte, beraten. Das Gremium kam zu dem Ergebnis, daß 5 Ofo Zins bei einem dreifachen Vertrag erlaubt sei48. Gregors Antwort an den Herzog lautete dahingehend, daß ein 5 Ofo-Vertrag nicht grundsätzlich erlaubt sei. Herzog Wilhelm ließ daraufhin ein Mandat an alle Landesgerichte ergehen, wonach es den Beamten verboten war, für 5 Ofo-Verträge einzutreten49. Die römische Entscheidung brachte aber dem Ingolstädter Ordinarius Valentia noch keine Ruhe. 1583 drängte Wilhelm V. ihn zu einem Privatgutachten. Von der römischen Entscheidung ausgehend, legte jetzt Valentia eine Reihe von Formeln vor, bei denen ein Vertrag über 5 Ofo Zins erlaubt ist50• Auf dem Landtag von 1583 erlaubte der Herzog, auf dieses Gutachten gestützt, den Ständen den beiderseitig kündbaren Zinsvertrag. In deutscher Sprache veröffentlichte er Valentias Formeln51 • StA M GR 323/10, 319 ff. Einem Bericht des Pater Haywood zufolge, hatten Hoffäus und Valentia die positive Stellungnahme veranlaßt (Braunsberger VII 579). Hoffäus hatte tatsächlich in einem Schreiben an Wilhelm den Zins verteidigt (ebd.). 47 Das herzogliche Schreiben vom 7. April 1581: ARSJ Epp. Ext. 28, 167 ff. 48 Zech III 164; Duhr, 5 Ofo Streit 240 f. 49 Zech III 170 f. so ARSJ Opp. NN 258 (Casus varii conscientiae III), 9 ff. 61 Diese bei Johannis Jacobi Speidelii, Speculum Juridico-Politico-PhiloIogico Historicarum Observationum, 1657, 548 ff.; dazu Zech III 175. 46
46
u•
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II. Hauptteil
Valentia hat sich mit diesem Problem noch weiterhin beschäftigt, wenngleich er nicht mehr direkt in die Tagespolitik damit eingriff. Im dritten Band seiner theologischen Kommentare, der 1595 in Ingolstadt erschien, zählte er eine Reihe von Fällen auf, in denen es unbeschadet der Sicherheit des Kapitals erlaubt ist, 5 °/o Zins zu nehmen. Der erste und allgemeinste Tatbestand liegt dann vor, wenn durch das Ausleihen einer bestimmten Geldsumme ein anderer Gewinn wegfällt {"lucrum cessans") oder gar ein Schaden entsteht ("damnum emergens"). Beides hatte Eck auch in seinem ersten Zinstraktat berücksichtigt. Zinsnehmen ist ferner beim dreifachen Vertrag erlaubt. Es ist auch gestattet, wenn zum Rentenvertrag ein neuer Vertrag hinzugefügt wird, durch den sich Käufer und Verkäufer verpflichten, die Rente wieder zu verkaufen und zurückzunehmen ("census realis utrimque redimibilis"). Eine vierte Möglichkeit liegt vor, wenn einer beim Verleihen des Geldes den Willen hat, einen Gewinn zu erzielen. Das ist aber nur dann gesetzlich, wenn ein erlaubter Rechtstitel vorliegt52• Wohl in das Jahr 1585 ist ein Gutachten beider Fakultäten zu datieren, das sich mit dem Verkauf bischöflicher Rechte und Besitzungen in Basel befaßte53• Am 11. April1585 hatte Bischof Jakob Christoph Blarer von Wartensee an die Stadt Basel die Kathedrale, die von ihr seit der Reformation 1529 benützt wurde, Kapitelshäuser und verschiedene Rechte, wie Zoll und Münzrecht, verkauft. Er hatte damit rechtlich vollzogen, was die Praxis schon lange als geschehen betrachtete. Einige Mitglieder des Domkapitels waren jedoch gegen den Abschluß und erreichten in Rom eine wenn auch nur vorübergehende Aufhebung des Vertrags. Der Auftraggeber des Gutachtens ist uns leider nicht bekannt. Man wird aber nicht fehlgehen, wenn man annimmt, daß er in diesem Kreis zu suchen ist. Diese Kanoniker haben offenbar erst die rechtliche Lage prüfen lassen, bevor sie sich- auf die Autorität eines universitären Gutachtens gestützt - nach Rom um Ungültigmachung des Verkaufsvertrags wandten. Der Auftrag, den die Fakultäten bekamen, war: sie sollten prüfen, ob der Bischof und das Domkapitel berechtigt seien, Domkirche, Zehnte und andere kirchliche Rechte an die Stadt zu verkaufen. Die Antwort der Ingolstädter war negativ. Sie verwiesen darauf, daß der Verkauf dieses Besitzes den Tatbestand der Simonie darstelle. Heilige Dinge dürfen nur im äußersten Notfall verkauft werden. Dafür gibt es genügend Beispiele aus dem Kirchenrecht. Die Stadt Basel hat obendrein die Kathedrale bisher zu Unrecht benützt. Bei den rechtlichen Bedenken ließ man es in Ingolstadt nicht bewenden und fügte deshalb die Befürchtung hinzu, durch den Verkauf des Domes würden die calvinistischen Stadtbewohner auch 62
63
Valentia, Commentarii III 1632; Duhr, 5 °/o Streit 246. HStA Jesuitica 640 (ohne Datum).
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noch ermuntert, dem Bischof seinen Titel abzukaufen. Es sei nämlich ihre Art, immer mehr zu wollen. Man müsse sich deshalb vor ihnen hüten. Schließlich gab man auch noch zu bedenken, daß die Transaktion ein Stein des Anstoßes für ganz Deutschland sein werde. Wie schon angedeutet, blieb die Stellungnahme ohne Erfolg. Blarer gelang es mit Hilfe des Bischofs von Vercelli, Rom für das Abkommen zu gewinnen. Die Gültigkeit des Vertrags wurde anerkannt 54 • Die Ingolstädter Universitätsstatuten forderten für die Wählbarkeit eines Universitätsmitgliedes zum Rektor Klerikat und Zölibat55• Beide Bedingungen schränkten naturgemäß den wählbaren Personenkreis stark ein und erklären die Häufigkeit von Theologen als Rektoren. Während die medizinische Fakultät von Anfang an häufig übergangen werden mußte, fehlten die Artisten von 1556 bis 1560 für längere Zeit, ab den achtziger Jahren vollständig. In den letzten beiden Dezennien fielen auch die Juristen längere Zeit aus, so daß zwischen 1588 und 1596 die Theologen achtzehn Semester lang den Rektor stellten. 1585 regte der Jurist Friedrich Martini anläßlich seiner Visitation an, der Herzog möge sich um Dispens für die Verheirateten bemühen56 • Am 23. Oktober forderte daraufhin Herzog Wilhelm von der juristischen und theologischen Fakultät ein Gutachten, das zur Verlängerung der Amtsperiode und der Zulassung von Verheirateten Stellung zu nehmen hatte57 • Am 5. November antwortete die Universität mit einer Entscheidung für die längere Amtszeit, um auf diese Weise dem "mangl teuglicher personen" abstellen zu helfen58• War dadurch die Möglichkeit einer Entschärfung des Problems angedeutet, so wurde dieser Beitrag dadurch rückgängig gemacht, daß sich die Fakultäten in der zweiten Angelegenheit negativ aussprachen, wenn auch nicht grundsätzlich. Da der Rektor auch über die Kleriker Jurisdiktionsgewalt hat, muß er selbst Kleriker sein. Von einer Änderung der Statuten wird abgeraten; es besteht dazu aber die Möglichkeit. Ihre ablehnende Haltung begründeten die beiden Gremien mit dem recht allgemeinen Hinweis, daß es mit den Universitäten, die Verheiratete zu Rektoren wählten, abwärts ginge. Für eine Änderung der Satzung sei andererseits auch kein positives Argument anzuführen. Nur wenn sich keine Personen mehr finden, die als unverheiratete Kleriker das höchste Amt der Universität u Dazu Rosen, J., Chronik von Basel, 1971, 111 f. und Bury, B., Geschichte des Bistums Basel und seiner Bischöfe, 1927, 236 ff. 55 Mederer IV 60. Es handelt sich hier um eine Tradition, die ihren Ursprung in Italien hat und über die Universitäten Prag und Leipzig nach Ingolstadt kam. Paris und Wien kennen sie nicht (Seifert, Statutengeschichte 252 f.).
StA M GL 1477/3, 122'. Prantl II Nr. 108. Teilweiser Abdruck von StA M GL 1477/4, 180 f. 58 Am 18. Oktober war Stevarts Amtszeit um ein weiteres Semester verlängert worden (StA M GL 1477/4, 177'). 56
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II. Hauptteil
übernehmen können, so dürfe in diesem äußersten Notfalle ein Verheirateter, gleichgültig, ob er nun Kleriker oder nicht, zum Rektor gewählt werden. Die Zulassung kann jedoch nicht autonom vonseitendes Herzogs geschehen, sondern bedarf eines päpstlichen Indults69. Da eine Eingabe um Dispens in Rom negativ beschieden wurde60, erhielten die Verheirateten erst 1642 unter Kurfürst Maximilian Zugang zum Rektorat81• Am 11. Februar 1589 verlangte Herzog Wilhelm von denselben Fakultäten ein Urteil zu einem EherechtsfalL Gregor de Valentia verfaßte es mit Zustimmung des Dekans Albrecht Hunger62• Leider ist das Schriftstück nicht mehr erhalten. Gegen Ende des sechzehnten Jahrhunderts forderte die Angst vor dem Hexenwahn auch in Bayern mehr Opfer«'. Ein wiederum von beiden Fakultäten zu diesem Zeitpunkt erstelltes Gutachten forderte staatliches Eingreifen, um Bayern vor größerem Übel zu bewahren. Am 25. April1590 hatte Herzog Wilhelm einen Berater, Dr. Petreus, nach Ingolstadt geschickt. Seine Aufgabe war es, von den Theologen und Juristen eine Stellungnahme einzuholen64• Beide Fakultäten berieten am 26. gemeinsam und beauftragten dann Gregor de Valentia, im Namen beider Sektionen eine Antwort abzufassen. Zwei Tage später schon konnte der Jesuit den Auftrag vorlegen. Seine eilige Arbeit fand die Billigung aller&. Der Gesandte aus München konnte sie am selben Tag, am 28. dem Herzog überbringen66• Die Antwort der Fakultäten schließt sich an drei Forderungen an. Die Suche nach den Hexen soll möglichst sorgfältig in ganz Bayern geschehen. Die weltliche Regierung ist dabei Rechtsvollstreckerin zur Bestrafung dessen, der Böses tut. Diese Aufgabe gilt um so mehr, als ihr schon von Paulus diese Pflicht zugewiesen ist. Da es sich bei der Verurteilung von Hexen um einen Prozeß des geistlichen und weltlichen Bereiches handelt, sollen zu den Verhandlungen auch Theologen hinzugezogen werden. Weil in den se Das Schreiben der Universität, das sich auf das Gutachten der beiden genannten Fakultäten stützt, auszugsweise bei Prantl II Nr. 109, ganz: StA M GL 1477/4, 195 ff. 80 Mederer IV 359. 81 Prantl II 393. 82 UA Georg. III/11 1,154. es Riezler, Hexenprozesse 149; Bauerreis VI 375 ff. 84 UA Georg. III/11 !,156'. es Mederer II 122. Am 28. 4. wurde es von den Professoren Albrecht Hunger, Mathias Mayrhofer, Peter Stevart und Gregor de Valentia für die theologische, von Vitus Schober, Caspar Lagus, Andreas Fachineus und Leonhard Zinndecker für die juristische Fakultät unterzeichnet (HStA Hexenakten 3, 28. April 1590). Das gleiche Gutachten in deutscher Sprache: HStA Hexenakten 1. 88 UA Georg. III/11 !,156'.
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Nachbarländern Bayerns das Laster schon stark verbreitet ist, müssen strenge Strafen angewandt werden. Im einzelnen wird zu folgendem Vorgehen geraten. Das Aufspüren der Hexen soll durch ein öffentliches Mandat angeordnet werden. Danach ist jeder verpflichtet, durch Anklage oder Mitteilung sein Wissen bekanntzugeben. Die Berechtigung einer derartigen Generalinquisition leitet der Verfasser aus der Notwendigkeit her, schädliche Verbrechen zu bestrafen. Wie kann Hexerei nachgewiesen werden? Hexenunwesen als ein das menschliche Fassungsvermögen übersteigendes durch einen Pakt mit dem Teufel bedingtes Geschehen kann einmal durch Geständnis der beschuldigten Personen selbst, zum anderen durch Eröffnung von Teilnehmern bekannt werden. Liegt von der verdächtigten Person ein Teufelspakt vor oder wird durch andere Personen bezeugt, daß sie den Teufel anruft, gilt dies als hinlänglicher Beweis. Das Faktum der Hexerei liegt auch vor, wenn eine Beschuldigte Gift oder Hostien im Hause hat. Die Anwendung der Folter ist zur Wahrheitstindung erlaubt, wenn das Verbrechen heimlich geschehen ist oder nur durch Denunziation publik wurde. Folgende Indizien genügen, um einen Verdächtigen einzukerkern oder gar der Folter auszuliefern: die oben genannten Gegenstände, wenn sie bei einer verdächtigen Person gefunden wurden; Nennung durch einen Konsorten des Verbrechens, sofern sie durch Folter bekräftigt wurde; Ehrverlust bei rechtschaffenen Bürgern; Anzeige seitens einer glaubwürdigen Person, eigenes Bekenntnis und schließlich alle Indizien, die auch bei anderen Verbrechen Kerker zur Folge haben. Zur Anwendung der Folter genügen Gründe, die auch bei anderen Delikten die Tortur bedingen, ferner die unter Anwendung der Folter gemachte Aussage eines Teilnehmers oder Gift und Hostien. Als Zeitpunkt der Festnahme gilt nach § 6 die Rechtskräftigkeit des richterlichen Urteils. Was endlich den Prozeßablauf anbelangt, so gesteht man dem Angeklagten Verteidiger zu87• Im Kerker sollen den Verurteilten die notwendigen "remedia spiritualia" zuteil werden: Priester sollen ihnen geistlichen Beistand leisten und sie, sofern sie zum Tode verurteilt werden, auf den Tod vorbereiten. Das Gutachten verheimlicht seine geistigen Väter nicht. Zu ihnen gehören Heinrich Institoris OP, Hauptverfasser des "Hexenhammer", seit 1479 Inquisitor für Oberdeutschland88, und sein Konfrater, Jakob Sprenger, dann Peter Binsfeld, dessen "Tractasus de confessionibus maleficorum et sagarum" 1590 deutsch 87 Diese formalrechtliche Bestimmung war durchaus keine Selbstverständlichkeit. Man hielt nämlich im allgemeinen eine Verteidigung in Hexenprozessen für überflüssig, ja sogar für verwerflich (Schrittenloher, J., Aus der Gutachter- und Urteilstätigkeit der Ingolstädter Juristenfakultät im Zeitalter der Hexenverfolgungen: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 23 [1963] 334; auch Wolff 241). es Rahner - Höfer V 713.
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II. Hauptteil
erschien und nicht nur in unserem Fall zum Vorbild wurde69 , und der Dominikaner Bartolomeo Spina. Nach dem eingangs Gesagten darf Valentia als der eigentliche Verfasser gelten. Daß er nicht nur die Meinungen seiner Kollegen zusammengeiaß t hat, sondern sich mit dem Gutachten identifizierte. beweist dessen Übernahme in das dritte Buch seiner Kommentare zur Summe des Aquinaten. Dort findet es sich fast wörtlich unter der 13. Quästion, Punkt 4, der von der Pflicht des Staates zur Bestrafung des Hexenwesens handelt70• Es bescheinigt dem großen Theologen eine starke Befangenheit in den Anschauungen seiner Zeit, die deshalb so betrüblich ist, weil sich infolge dieser Entscheidung die Verfolgungen in Bayern mehrten7t. Valentias Schreiben befaßte sich mit der theologischen und rechtlichen Seite des Hexenwahns. Es war zur Unterrichtung des Landesherrn gedacht. Dieser erkannte aber bald, daß das Volk über die Gefahren dieses Unwesens belehrt werden müsse. Er sandte deshalb im September ein Schreiben an die Fakultät und bat sie, eine deutsche Schrift dagegen zu verfassen. Daraufhin händigte Professor Marianus dem Hof eine Predigt aus. die er im Sommer über die Hexerei gehalten hatte72• 1592 waren wiederum beide Fakultäten mit der Abfassung eines Gutachtens7s für Herzog Wilhelm V. befaßt. Es handelte sich dabei um die Klärung eines kirchenrechtlich en Falles. Herzog Ferdinand, Sohn Wilhelms, war von Papst Sixtus V. zum Koadjutor mit Sukzessionsrech t des Würzburger Dompropstes Neidhard von Thüngen ernannt worden. Da dieser jetzt zum Bischof designiert worden war, war es Aufgabe der Fakultäten, zu prüfen, ob und wie Ferdinand zu seinem Recht kommen konnte. Ferdinand hat, wird festgestellt, das Recht auf Nachfolge, da es ihm von Rom zugestanden wurde. Es ist diese Regelung auch im Sinne des Tridentinums, das in seiner 7. Session die Ämterhäufung verboten hat. Die Dompropstei ist aber erst dann als frei zu betrachten, wenn ihr jetziger Inhaber geweihter, nicht nur ernannter Bischof ist74• Ferdinand braucht sich sein Recht auf die Domstelle nicht erneut in Rom bestätigen zu lassen. Für den Fall, daß Neidhard von der Kurie eine Dispens hat, die ihm erlaubt, die Propstei als Bischof zu behalten, erscheint es den Professoren als ratsam, in Rom für Ferdinand vorstellig zu werden. Unter Hinweis auf das Gesetz über die Beibehaltung eines gewährten Rechts und andere einschlägige Normen ee Rahner 70 71 72 73
74
Höfer II 484. Valentia, Commentarii III 2002 ff. Riezler, Hexenprozesse 126 ff. UA Georg. III/11 !,157. Er war zu dieser Zeit Prediger in St. Moritz. GStA Kasten schwarz 3236, 165 ff. (Original) 11. Januar 1592. Am 21. Juni 1593 trat Neidhard die Nachfolge als Bischof an (Eubel
III 142).
9. Die Gutachtertätigkeit
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soll die Kurie veranlaßt werden, Ferdinand ihre Gunst zu erweisen. Dies gilt auch für den Fall, daß die Dispens Ferdinands Recht erwähnt; tut sie das nicht, .so ist sie erschlichen und damit ungültig. 1602 hatte die Fakultät zu klären, ob Naturalabgaben durch Geld abgelöst werden können. Der Auftraggeber ist diesmal nicht bekannt, wir können aber vermuten, daß es sich um Herzog Maximilian, beziehungsweise Beamte seines Hofes handelt. Nach Ansicht der Professoren ist dies grundsätzlich möglich. Es darf aber kein Zwang ausgeübt werden, wenn einige Bauern an der bisher üblichen Form der Steuern festhalten wollen. Eine Entscheidung über die Höhe des Geldwertes lehnen sie mit dem Hinweis ab, daß sie davon keinerlei praktische Erfahrung hätten. Es müsse jedoch ein angemessener Geldwert gefordert werden75• Auch die Beurteilung der Gutachtertätigkeit der Fakultät muß von der Hypothese ausgehen, daß das vorhandene Material nur noch die Rekonstruktion von Teilen zuläßt. Diese machen deutlich, daß sich die Tätigkeit in erster Linie im Auftrag der jeweiligen Landesherrn vollzog. Unter ihnen ziehen vor allem die Herzöge Albrecht V. und Wilhelm V. die Fakultät zu Urteilen heran, die sich auf Gebiete rein theologischer Forschung, des Kirchenrechts, des weltlichen Rechts oder beider Bereiche zugleich erstrecken. Die Überschneidung beider Formen bedingt die Zusammenarbeit der theologischen und juristischen Fakultät. Da die Urteile den Landesherrn in dessen Entscheidungen beeinflußten, wuchs der Fakultät in dieser Aufgabe eine politische Rolle zu, die um so direkter war, je bedingungsloser der Herzog die Entscheidungen in die Praxis überführte. Besonders stark wurde Gregor de Valentia in Anspruch genommen, derjenige unter den Ingolstädter Theologen, der in wissenschaftlicher Hinsicht am meisten geleistet hat und am Hofe Wilhelm V. besonderes Ansehen genoß. Wir haben einleitend schon gesagt, daß schon vor der Gründung Ingolstadts der theologischen Fakultät der mittelalterlichen Universität die Aufgabe zugewachsen ist, Gutachten abzugeben. Sie wurde von Erzbischöfen, Bischöfen, Kurfürsten, Herzögen, Markgrafen und schließlich sogar vom Kaiser - das gilt vor allem für die Wiener theologische Fakultät - darum angegangen. Demgegenüber brachte die Tätigkeit der Ingolstädter keine Erweiterung. Dies gilt sowohl hinsichtlich des Kreises der Auftraggeber als auch hinsichtlich der Themen, die zur Begutachtung vorlagen. Wir können eher eine Einschränkung feststellen. Der weitaus überwiegende Teil der Anfragen wird vom Landesherrn gestellt. Daß sich die Gutachten gerade bei Herzog Albrecht V. zu häufen beginnen, mag nicht gerade zufällig sein. Er ist es, der stark in die 75
UA Georg. Abteilung II Nr. 319, 2. Dezember 1602.
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II.
Hauptteil
Struktur der Universität eingreift78 und die theologische Fakultät für seine antireformatorische Politik durch Umgestaltung des theologischen Studiums heranzieht und damit den Charakter der Universität als landesherrlicher Gründung71 in besonderem Maße deutlich werden läßt. Die Fakultät, in der Berufung der Professoren und deren Besoldung abhängig vom Landesherrn, wahrte sich indes in ihren Entscheidungen ihre Unabhängigkeit.
Seifert, Statutengeschichte 408. Dazu Seifert, Statutengeschichte 15 ff. ; Boehm, Hochschulwesen 821 ff. (mit weiterer Literatur). 78
77
III. Schlu.l3hetrachtung Mit Ingolstadt besaß auch das bayerische Herzogtum seine eigene Universität, die von Anfang an alle vier Fakultäten hatte. Wie die anderen Fakultäten schuf sich auch die theologische ihre Gesetze in enger Anlehnung an die Statuten einer älteren Schwesterfakultät und übernahm somit ein Studiensystem, das sich im 13. Jahrhundert entwickelt hatte. Sein Ziel war nicht die Ausbildung des Pfarrklerus, die Einweisung in die seelsorgerische Praxis, sondern die Heranziehung akademischen Nachwuchses. In jahrelangem Studium wurde er mit der Bibel und den Sentenzen des Petrus Lombardus vertraut gemacht. Eigene Vorlesungen und Disputationen, die das Studium der Logik an der Artistenfakultät voraussetzten, vertieften die Kenntnis der sacra doctrina. So stieg der Theologe die Stufenleiter der Grade empor, die ihm immer mehr Rechte an der Fakultät sicherten. Angesichts der langen Studiendauer blieb nicht jeder bis zum Erwerb des Doktorats an der Universität. Ein Abschlußexamen im heutigen Sinne gab es nicht. Diese Funktion hatte der erworbene akademische Grad, den stets die Fakultät, nicht die staatliche Gewalt verlieh. Das Graduierungsprivileg war den Universitäten von Rom verliehen. Dem einfachen Pfarrklerus konnte diese Art von Studium in seiner spekulativen Ausrichtung kaum von Nutzen sein. Er kam nach der Priesterweihe höchstens dann an die Universität, wenn er, um ein höheres kirchliches Amt zu erhalten, einen akademischen Grad vorweisen mußte. Die allgemeine kirchliche Lage hat sich begreiflicherweise auch auf die theologischen Fakultäten ausgewirkt: sie nahmen in gewisser Weise am Niedergang und Aufstieg der Kirche teil. Wie andere Fakultäten war auch Ingolstadt bis zur Jahrhundertmitte verschiedentlich in seiner Existenz bedroht, da nur mit großen Schwierigkeiten Professoren zu gewinnen waren. Dem entsprach eine zeitweise überaus niedrige Studentenfrequenz. Das änderte sich erst mit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, als Jesuiten an der Fakultät wirkten. Die Glaubensspaltung zwang nicht nur die Ingolstädter Fakultät zu Reaktionen. Sie gab sich jetzt - übrigens in Korrespondenz mit der neuen, protestantischen Fakultät - ein neues BildungszieL Diese neuen Fakultäten sahen von Anfang an ihre Aufgabe in der praktisch-seelsorglichen Ausbildung. Das Theologiestudium wuriiP. hier unter dem Einfluß vor allem Melanchthons zu einem Fachstudium mit vereinfachter
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111. Schlußbetrachtung
Graduierung und stärkerer Betonung der Bibelauslegung. Die alte Fakultät vollzog diese Umstellung erst nach und nach, seit Mitte des Jahrhunderts unter Mithilfe der Jesuiten. Sie verkürzte auch den Studiengang, entlastete den Bakkalar von seiner Vorlesungstätigkeit, reduzierte die Anzahl der Grade, ließ Vorlesungen zu praktischen Fragen der Seelsorge halten, ja sie schuf die Voraussetzungen für ein eigenes Kurzstudium, das nicht mehr das Magisterium bei den Artisten voraussetzte. Dem akademischen Nachwuchs blieb weiterhin die Möglichkeit eines vertieften Studiums. Das waren Vorgänge, die statutarische Änderungen bedingten und so in die innere Struktur der Fakultät eingriffen. Dennoch sind sie nicht auf Iogoistadt beschränkt. Iogoistadt hat aber darüber hinaus in ganz eigener Weise auf die Herausforderung Luthers geantwortet. und so ist hier das Charakteristikum der Fakultät zu suchen. Prantl hat mit Recht in seiner Universitätsgeschichte Iogoistadt als "Gegenstück Wittenbergs" bezeichnet. Diese Arbeit hat gezeigt, daß es die theologische Fakultät, das heißt für diese Zeit Eck, war, von der der Impuls zu dieser Aktivität kam. So stehen sich in den beiden Universitäten Iogoistadt und Wittenberg im Grunde zwei Personen gegenüber, Eck und Luther. Beide hatten die Universität für sich zu gewinnen vermocht. Keine der anderen deutschsprachigen theologischen Fakultäten hat in gleich energischer Weise gegen das Vordringen der Reformation vor dem Tridentinum gekämpft wie die Ingolstädter, und dies, obwohl sie selbst stark unter den Wirren der Reformation zu leiden hatte. Nach dem Konzil haben andere Kräfte die Verteidigung der Kirche übernommen, denen sich Iogoistadt als eine von vielen beigesellte, ohne diese Eigenart zu bewahren.
IV. Exkurse Exkurs Nr. 1 Zur Entwicklung des Begriffs "cursus" im Rahmen der theologischen Fakultäten Paris, Wien, Köln und Iogoistadt
"Cursus" läßt sich für das theologische Studium von Paris erstmals in den Statuten des Cluniazenser-Kollegs für die Jahre 1309 -1319 nachweisen. Dort heißt es in einer Glosse: "Cuiusmodi lectura in studio parisiensi cursus communiter appellatur." Es handelt sich also um eine "lectura", eine Vorlesung. Welcher Art ist sie und von wem wird sie gehalten? Das erklären die unmittelbar vorausgehenden Worte? "ad legendum sollenniter aliquem librum biblie 1." Der Cursus ist eine Vorlesung über ein Buch der Bibel, die von einem Bakkalar gelesen wird. Er ist zu diesem Zeitpunkt bereits zu einer Einrichtung geworden, die allgemein bekannt ("communiter") ist2• Zusätze in Form von "de bilia" 3 dienten möglicherweise einer Abgrenzung gegenüber dem übertragenen Wortgebrauch von "cursus sententiarum", der sich gelegentlich nachweisen läßt 4, in Form von "in theologia" 5 aber der Betonung des theologischen Charakters der Vorlesung gegenüber den "Kursen" anderer Fakultäten6 • Die Statuten, die nicht vor 1335 entstanden sind, lassen dem Bakkalar die Wahl der Bücher frei. Es muß jedoch aus jedem der beiden Testamente eines gewählt werden7 • Die Statuten von 1383-89 halten an dieser Bedeutung von "cursus" fest, erweitern aber die Wahlmöglichkeit insofern, als sie es dem Studenten freistellen, beide Bücher aus ein und demselben Testament zu lesen 8• Die Wiener Statuten von 1389 nehmen eine inhaltliche Modifizierung vor. Sie teilen dem Kursor auch "duos cursus de biblia" zu, verstehen 1 Denifle- Chatelain II Nr. 1187/8. Es handelt sich hier um Bestimmungen für den Bakkalar. 2 Denifle Chatelain I 137. a Denifle - Chatelain II Nr. 1002. 4 Denifle Chatelain II Nr. 1167 und 1170; vgl. dazu ebd. 1188 A. 8. 5 Denifle Chatelain II Nr. 1162 A. 25 f., Nr. 1188/15 f. 6 Für die medizinische Fakultät läßt sich ein "cursus" schon für die Jahre 1270- 74 belegen (Denifle - Chatelain I Nr. 452), für die Artisten gar schon 1215. 7 Denifle-Chatelain II Nr.1188/11 und 15. s Denifle - Chatelain II 1189/28.
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IV. Exkurse
darunter aber nicht mehr nur ganze Bücher, sondern auch einzelne Abschnitte der Heiligen Schrift9 • Das Gesagte gilt auch für die von Wien abhängigen Kölner Statuten10• Dieses Verständnis des Kurses liegt auch den Ingolstädter Statuten zugrunde 11 • Auch sie haben wie Wien und Köln seine Stellung im theologischen Unterricht nicht verändert. Das geschieht erst im Zusammenhang mit der Umstrukturierung des Studiums im Verlaufe des sechzehnten Jahrhunderts, die 1605 eine statutarische Fixierung erfährt. In den siebziger Jahren hört die Verteilung von Kursen an die Bakkalare auf. 1575 wird ein "cursus theologicus in divi Thomae summa" eingeführt12. Damit wird ein grundsätzliches Neuverständnis dieses Begriffs in die Praxis überführt. Der theologische Kurs bedeutet jetzt einen Vorlesungszyklus, der von Ordinarien gehalten wurde. Meist wird im Zusammenhang mit den Vorlesungen zur Summe des Aquinaten von einem Kurs gesprochen, der 1575 in Ingolstadt eine Dauer von vier Jahren hatte 13 und damit den Vorstellungen der Konstitutionen des Jesuitenordens entsprach14 • Daran halten auch die Statuten von 1605 fest1 6 • Ist bei diesem Verständnis des Wortes die Bibelvorlesung ausgeschlossen, so findet sich doch auch gegen Ende des Jahrhunderts gelegentlich eine andere Verwendung, die das ganze Theologiestudium unter das Wort "cursus" (mit oder ohne den Zusatz "theologiae") subsumiert und es so dem "cursus" der Philosophie gegenüberstelltil'.
Exkurs Nr. 2 Eck auf dem Augsburger Reichstag (1530)
Karl V., am 24. Februar 1530 in Bologna zum Kaiser gekrönt, konnte in diesem Jahr nach der Beilegung der Auseinandersetzungen mit Frankreich und der Kurie daran denken, in Deutschland die Einheit Kink II 107, 113. Gescher 56, 91. 11 Prantl II 61, 66. 12 UA Georg. Ill/11 I,128'. 1a Prantl II 295. u Pachtler I 60 f. (= Const. IV 15/3). 15 Prantl II 359. 18 UA G IX I/I, 8. Dezember 1598; 24. November 1599. Dabei ist die Dauer des Studiums nicht nur vier Jahre. 9
10
Exkurs Nr.2
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der Kirche wiederherzustellen1 • In seinem Ausschreiben suchte er deshalb die Protestanten zu einem neuen Gespräch einzuladen, denn es galt für "alle, eine einige und wahre Religion anzunehmen und zu halten"2. Angesichts des bevorstehenden Reichstags erteilten die bayerischen Herzöge Wilhelm und Ludwig am 19. Februar 1530 der theologischen Fakultät Ingolstadt den Auftrag, die Irrlehren der letzten 12 Jahre zusammenzustellen. Die Fakultät sollte ferner einen Rat erteilen, "wie denen zu begegnen seye". Die Herzöge wünschten nicht nur, daß Luthers Lehren herangezogen würden, wie man zunächst vermuten könnte, sondern auch "andere newe lerer", so daß sie eine zusammenfassende Darstellung aller aktuellen Häresien in der Hand haben wollten3 • Der Auftrag war an die Fakultät ergangen. Da ihn Eck allein ausführte, können wir annehmen, daß er von seinen Kollegen damit speziell betraut wurde. Er war ja der Mann, der auf Grund seiner bisherigen Tätigkeit die Lehren Luthers am besten kennen mußte. Nach erstaunlich kurzer Zeit legte er seine Arbeit schon am 14. März den Herzögen voz-4. Dies war nur möglich, weil er auf Vorarbeiten zurückgreifen konnte. Hatte er doch bei seiner Beratertätigkeit in Rom 1523 schon den Vorschlag gemacht, die Lehren der Reformatoren sollten durch ein Gelehrtengremium zurückgewiesen werden5 • Dieser Gedanke beschäftigte ihn offenbar so, daß er begann, einzelne Sätze aus den Meinungen der Neuerer für sich zu notieren. 1530 hatte er bereits 3000 davon gesammelt6 • Das Ergebnis der Bemühungen, die Vierhundertvier ArtikeF, entsprachen nicht ganz dem herzoglichen Auftrag. Eck hatte nur Thesen vorgelegt, die sich in erster Linie mit den Lehren Luthers auseinandersetzten, daneben aber auch Reformatoren wie Melanchthon, Bugenhagen, Lange, Strauß, Zwingli, Ökolampad, Täufer wie seinen eigenen Schüler Hubmaier oder Schwärmer wie Denk berücksichtigten. Die Frage, wie man die weitere Ausbreitung dieser Sekten verhindern könne, ließ er gänzlich unbeachtet. Eck verfolgte damit ein ganz bestimmtes Ziel. Er wollte in Augsburg vor dem Kaiser eine Disputation abhalten. Dazu konnten die Artikel ohne Umarbeitung herangezogen werden. Als er dem Kaiser ein Exemplar seiner Schrift überreichtes, bot t Lortz II 49 ff.; Schottenloher, Joachimsen 198 ff.; Joachimsen, Ranke III 179 ff.; Jedin Handbuch IV 264 ff.; Pastor, Reunionsbestrebungen 17 ff.; Wiedemann 268 ff.; Rischar, Augsburg 1 ff. 2 Förstemann, Urkundenbuch I 7. s Das herzogliche Schreiben bei Gußmann 196 f. 4 Gußmann 102. 5 Pfeilschifter I 116. e Dies geht aus einem Brief Ecks an Erasmus von Rotterdam vom 18. September 1530 hervor (Clericus III 1321). 7 Gedruckt bei Gußmann 101 ff. s Gußmann 103, 151.
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IV. Exkurse
er sich gleichzeitig zu einem öffentlichen Rededuell an. Man ist über Ecks Vorhaben erstaunt, wenn man berücksichtigt, daß er 1523 bei seinem Romaufenthalt die Disputation als Mittel zur Bekehrung der Neuerer ablehnte9, dann drei Jahre später in Baden in der Schweiz disputierte und 1529 in seinem Encheiridion unter Artikel 27 erneut die Disputation ablehnte10. Möglicherweise war es in Augsburg die besondere Situation der Anwesenheit des Kaisers, die ihn reizte, seine Kenntnisse zu zeigen. Er fand aber mit seinem Vorschlag bei den Protestanten kein Gehör11 . Als Melanchthon die Ecksehen Artikel bekannt wurden, arbeitete er die Apologie zu einer Bekenntnisschrift um, indem er den strittigen Artikeln einen dogmatischen Teil voransetzte12. Am 24. Juni beantragten die protestantischen Stände, diese Konfession deutsch verlesen zu dürfen13. Karl V. erlaubte aber nur eine Publikation in nichtöffentlicher Sitzung14. Am 25. wurde sie verlesen, und einen Tag später übergab sie der Kaiser den katholischen Ständen zur Widerlegung15. Es hatte sich der friedlichere Flügel auf seiten der Katholiken durchgesetzt. Eck und Fabri hatten sich umsonst für die gewaltsame Durchführung des Wormser Edikts ausgesprochen16. In kaiserlichem Auftrag setzte jetzt Campeggio als päpstlicher Legat eine Kommission ein, zu der neben den Protestantengegnern Fabri und Cochläus auch Eck gehörte17 • Von den Arbeiten dieser Gruppe sind nur vier Artikel erhalten18. Sie beruhen teilweise auf Ecks Vorarbeiten. Wie weit die Kommission im ganzen kam, können wir nicht mehr sagen. Es muß daher auch Ecks Arbeitsanteil ungeklärt bleiben. Sicher ist, daß Eck nicht die Leitung des Gremiums hatte, sondern Johann FabrP 9, der Vertreter König Ferdinands von Osterreich und seit diesem Jahr Bischof von Wien. Die Vorschläge der Theologen fanden aber nicht die Zustimmung des Kaisers20• Am 2. Juli beauftragten deshalb die Stände einstimmig Eck allein mit der Abfassung einer WiderlegungsPfeilschifter I 133. 10 Eck, Encheiridion 103'. u Clericus III 1321. Auch Rom wünschte keine Disputation. Dem päpstlichen Legaten Campeggio war Ecks Disputierwut zuwider (Lämmer, Monumenta 5). 12 Gußmann 48 ff.; von Walter, Reichstag 32 ff. 1s Bretschneider, Corpus reformatorum II 128. 14 Grundmann 74 f.; Nuntiaturberichte I Suppl. I 73. 15 Schirrmacher 98; Grundmann 77 f. 16 Bretschneider, Corpus reformatorum II 141, 146, 154, 175. 17 Nuntiaturberichte I Suppl. I 76; Eck war auf Grund herzoglichen Mandats von der Universität nach Augsburg gesandt worden (Döllinger, Beiträge II 543 f.). 18 Bretschneider, Corpus reformatorum XXVII 85 ff. 111 Ficker XXVIII f. 2o Döllinger, Beiträge II 544. II
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schrift21. In wenigen Tagen, bis 12. Juli, schuf er die erste vollständige Konfutationt! der Confessio Augustana. Seine Schrift wurde unter Vorsitz Fabris von einer Theologenkommission, der Eck selbst angehörte, nochmals beraten, aber kaum verändert23• Wie bei der Schrift ließ Eck auch hier jede Kompromißbereitschaft vermissen. Als einer der anwesenden Theologen die Möglichkeit der Kommunion unter beiden Gestalten andeutete, fuhr er ihn an, er zweifle, ob er in dieser Gruppe den richtigen Platz habe24• Er ging bei seiner vorgelegten Arbeit von folgenden Prinzipien aus: Die mit der katholischen Lehre übereinstimmenden Artikel der Protestanten wurden schon vor langer Zeit von den Kirchenvätern gelehrt. Die nicht übereinstimmenden Glaubenssätze sind von der Kirche schon früher verurteilt worden. Trotzdem sollen sie jetzt erneut Gegenstand von Verhandlungen werden, damit die Abtrünnigen zur Kirche, "die die Stütze der Wahrheit ist", zurückkehren. Er geht über das Verlangen des Kaisers hinaus, wenn er feststellt, daß die Konfutation nicht alle Irrtümer der Lutheraner erfaßt; Karl V. solle aber darauf dringen, daß sie auch von den nicht erwähnten ablassen. Schließlich soll der Kaiser durch die "confutatio" bewogen werden, die Häresie gänzlich auszulöschen!:~. Eck hatte damit seine Auffassung kundgetan. Er erwartete die Rückkehr der Lutheraner zu katholischen Kirche, auf deren Seite die Wahrheit lag. Methodisch ging er in der Weise vor, daß er dem Artikel Melanchthons die katholische Lehre folgen ließ, sodann das positive oder negative Urteil. Ebenso verfuhr er in dem Appendix, dem Anhang zu jedem Artikel. Einem Refrain gleich wiederholte er immer wieder die Mahnung an die protestantischen Fürsten, ihre Theologen zum Aufgeben ihrer Ansichten zu bewegen. Der zweite Teil der Konfession handelte von den "Mißbräuchen", die für Eck "heiligste Riten der Kirche" 26 waren. Hier führte Eck zuerst die katholische Auffassung an als auf göttlicher Autorität begründet. Dies wurde durch eine Menge zum Teil unverbunden aneinandergereihter Zitate aus der Heiligen Schrift und den Kirchenvätern nachgewiesen. Es schloß sich dann die Behauptung der Konfession an und die Widerlegung. Eck wandte diese Methode auch in seinem Encheiridion an. Es verwundert deshalb nicht, daß es auch inhaltlich herangezogen wurden. Als weitere Materialquellen dienten Eck, Replica 48. Bei Ficker 1 ff. 23 Ficker XLIII f .; Döllinger, Beiträge li 544. u Döllinger, Beiträge II 544 f. Erasmische Gesinnung lehnte Eck Zeit seines Lebens ab (Friedensburg, Beiträge 260). 25 Ficker 2 ff. 26 Ficker 75. 21 Ficker konnte nachweisen, daß teilweise ganze Beweisketten übernommen wurden (XXXVI ff.). 21
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12 Kauseil
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die 404 Artikel28, die Leipziger29 und Bernetro Disputation. Abschließende Beratungen über Ecks Vorlage änderten nur wenig, so daß Ecks Verfasserschaft für diese Redaktion voll erhalten blieb31 • Am 12. Juli erhielt der Kaiser die Reinschrift. Obwohl sich Eck im großen und ganzen um eine sachliche Widerlegung bemüht hatte, lehnten die katholischen Stände seine Arbeit ab 32• Die Ablehnung bedeutete für den Theologen eine bittere Enttäuschung33 • Als die Bemühungen von seiten des kaiserlichen Hofes, die protestantischen Fürsten einzeln zur Rückkehr zu bewegen, scheiterten34, entschloß sich Karl am 22. Juli, die Konfutation in seinem Namen ausgehen zu lassen, um den Protestanten auf diese Weise eine definitive Antwort zukommen zu lassen. Das machte eine neue Redaktion nötig. Unter Leitung Campeggios machte sich Eck mit anderen Theologen erneut an die Arbeit 35 • Die Konfutation wurde geändert und erging jetzt im Namen des Kaisers, nicht mehr der Theologen36 • Jetzt war es der Kaiser, der billigte, annahm oder einen Artikel verwarf. Infolgedessen wurde eine stoffliche Einschränkung allein auf die in der Konfession vorgelegten Thesen nötig. Es mußte gestrichen werden, was über die Diskrepanz der Bekenntnisartikel mit vorhergehenden protestantischen Lehren gesagt wurde. Bevorzugt wurde jetzt der Schriftbeweis angewandt37 • Wohl mit Rücksicht auf die protestantische Einstellung zur Schrift als alleiniger Autorität dürfte dies geschehen sein. Auch diese Fassung wurde von den kaiserlichen Räten noch verschiedentlich geändert38 • Am 3. August wurde endlich die Konfutation verlesen. Als die Protestanten eine Kopie erbaten, wurde dies an die Bedingungen geknüpft, daß sie keine Gegenantwort dazu einreichten, sie nicht drucken ließen, noch sie aus der Hand gäben39• Nach dem bisher erfolglosen Verlauf des Reichstages in der Religionsfrage glaubten beide Seiten durch direkte Verhandlungen zu einer AnFicker 1, 11, 16, 18, 25, 38, 40, 43 u. a. Ficker 59. 30 Ficker 45 u. a. 31 Ficker XLIII f. 32 Bretschneider, Corpus reformatorum II 232; die Stellungnahme der Stände bei Brieger, Th., Beiträge zur Geschichte des Augsburger Reichstags von 1530: ZKG 12 (1890) 151 ff. 33 Bretschneider, Corpus reformatorum II 241. 34 Von Walter 70 f. 35 Den Hauptanteil hatte natürlich Eck zu tragen (Brieger, Augsburger Reichstag 150). 36 Bretschneider, Corpus reformatorum XXVII 81 ff. 37 Vgl. Bretschneider, Corpus reformatorum XXVII 118 und Ficker 61. 38 Ficker LXVIII f. 39 Bretschneider, Corpus reformatorum Il 254, 256 ff.; Grundmann 99 f. 28
2e
Exkurs Nr.2
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näherung kommen zu können. Auf protestantischen Vorschlag hin wurde deshalb ein Ausschuß, der sich aus je sieben Personen von beiden Seiten zusammensetzte, gebildet. Jeder Teil war.durch zwei Fürsten, zwei Kanonisten und drei Theologen vertreten. Die katholische Seite wurde durch Herzog Heinrich von Braunschweig, der als gemäßigt galt40 und später durch Herzog Georg von Sachsen ersetzt wurde, Christoph von Stadion, Bischof von Augsburg, den Eck für einen Sympathisanten der Lutheraner hielt und daher ablehnte41 , ferner die Kanzler von Köln und Baden als Kanonisten vertreten. Die Theologen waren Wimpina, Cochläus und Eck. Auf der Gegenseite waren bestimmt worden: der Markgraf von Baden, der Herzog von Sachsen, der Kanzler Georg Brück, Dr. Sebastian Heller und die Theologen Brenz, Schnepf und Melanchthon42• Die Gesprächsführung lag bei Melanchthon und Eck43• Was den Verhandlungsmodus anbelangte, einigten sich die Partner dahingehend, die Konfession Artikel um Artikel durchzugehen. Die Konfutation wurde auch jetzt den Protestanten nicht in die Hand gegeben. Für die katholische Seite galt als oberstes Prinzip der Verhandlungsführung die Übereinstimmung mit den Lehren der Kirche44 • Nur solche Kapitel sollten also angenommen werden, die mit ihnen übereinstimmten, teilweise entsprechende nur partiell rezipiert werden. Bei den Nummern, die ganz vom katholischen Dogma abwichen, sollten von den Protestanten "Mittel", Vermittlungsvorschläge, gemacht werden45. Die Protestanten hatten also zuerst Schritte zur Wiedervereinigung der Konfessionen zu machen, die Katholiken sahen sich bereits im Besitz der Wahrheit und glaubten von dieser Warte aus, über den Wahrheitsgehalt ihrer Gegenseite urteilen zu dürfen. Am 16. August begannen die Verhandlungen des Vierzehner-Ausschusses. Über den ersten Artikel konnte Einigkeit erzielt werden46• Zum zweiten äußerte Eck, er sei der katholischen Lehre gemäß, lehnte aber die Definition der Erbsünde als Begierlichkeit ab. Als Melanchthon diesen Begriff als Übersetzung der scholastischen "carentia rectitudinis originalis" (Mangel ursprünglicher Gerechtigkeit) deklarierte, stimmte Eck bei. Es handelte sich hier nur um terminologische Differenzen, die auf diese Weise überwunden werden konnten47 • Die folgenden Artikel von Walter 80. Friedensburg, Beiträge 260; Eck hatte überhaupt die Teilnahme von Fürsten abgelehnt (Schirrmacher 208; Bretschneider, Corpus reformatorum 40
41
li 279).
Cyprian 153. Das wurde aber nicht rigoros eingehalten (Grundmann 119; Bretschneider, Corpus reformatorum Il 287). 44 Cyprian 157. 45 Grundmann 118. 46 Cyprian 159; Förstemann, Dr. Brück 91. 47 Grundmann 124; Förstemann, Dr. Brück 91 f .; Cyprian 159. 42
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lP
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3 bis 6 konnten nach längerer Diskussion ebenfalls "geeint" werden. Zum Problem der Rechtfertigung, das hier angesprochen war, erklärte Eck, daß nur der Glaube, der durch die Liebe wirke, den Menschen gerecht mache. Er stützte seine Ansicht mit verschiedenen Zitaten aus der Schrift. Was er erreichen wollte, war, die Protestanten dazu zu bewegen, von ihrer Meinung, der Glaube allein mache gerecht, abzugehen. Melanchthon gab zu bedenken, daß dieser Glaubenssatz bei Paulus zu finden sei, mußte sich aber von Eck belehren lassen, daß die Schriften des Apostels keine derartige Stelle aufwiesen. Obwohl Brenz weiterhin auf dem Zusatz ,.allein" bestand, gab Melanchthon nach und ließ das Wort weg48• Eck sah eine Ansichten bestätigt. Er hatte schon in einem Gutachten für den Erzbischof von Mainz und Herzog Georg von Sachsen vor Verhandlungsbeginn den Wegfall des Zusatzes "allein" gefordert49 • Es waren praktische Gesichtspunkte, die dazu führten. Er glaubte nämlich, das Volk werde dadurch verleitet, die Sakramente wie etwa die Buße, für wertlos zu achten und sich in falscher Heilssicherheit zu wiegen60• Grundsätzliche dogmatische Schwierigkeiten standen einer Einigung hier nicht im Wege. Zu den "Verdiensten" äußerte Eck, daß man unnötig um dieses Wort kämpfe. Melanchthon stimmte ihm bei. Man einigte sich dahin, daß Eck die Verdienste als Gnade Gottes erklärte. Das Ergebnis dieser Beratungen war: die Artikel galten als angenommen51 • Beim 8. Verhandlungspunkt kamen die Gesprächspartner überein, statt "Kirche der Heiligen" "heilige Kirche" zu sagen5 2 • Zum zehnten Artikel war Ecks Vorschlag, um die Art der Anwesenheit Christi in den Gestalten der Eucharistie zu präzisieren, "realiter" bzw. "substantialiter" hinzuzufügen. Hier konnte man sich wie im vorhergehenden Punkt einigen53 • Am nächsten Tag begann das Gespräch mit dem 12. Artikel, der Buße. Die Protestanten differierten in ihren Anschauungen insofern, als sie die Satisfaktion nicht als notwendig für die Vergebung der Sünden anerkannten. Obwohl Eck keine grundlegenden Schwierigkeiten sah - das gilt auch für Melanchthon -,kam es zu keiner Verständigung54• Von den folgenden Artikeln wurden bis 19 alle außer 14 und 15, die bis zur Behandlung des zweiten Teils der Konfession zurückgestellt wurden, verCyprian 163; Förstemann, Dr. Brück 92. Schirrmacher 203. 60 Müller, Aktenstücke 226. 61 Bretschneider, Corpus reformatorum II 299 f.; Cyprian 161 ff.; Förstemann, Dr. Brück 92. 62 Förstemann, Dr. Brück 92; Cyprian 166. 63 Förstemann, Dr. Brück 92; Cyprian 167. Auf dem Regensburger Reichstag nahmen die Protestanten dieses Zugeständnis wieder zurück. 64 Cyprian 167 f.; Förstemann, Dr. Brück 92; Bretschneider, Corpus reformatorum II 291, 300; Spalatins Bericht hört hier auf. An den weiteren Verhandlungen nahm er nicht mehr teil (Cyprian 168). 48
49
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glichen55• Schwierigkeiten ergaben sich bei Punkt 20. Zwar stimmten beide Seiten darin überein, daß man "gute Werke" tun müsse, sie waren aber verschiedener Ansicht über deren VerdienstlichkeitM. Bei der Diskussion über die Heiligenverehrung wies Melanchthon seinen Gesprächspartner darauf hin, daß es in der Schrift nirgends geboten sei, Heilige zu verehren 57• Damit war die Besprechung des ersten Teils der Konfession abgeschlossen. Grundsätzliche Schwierigkeiten hatte dieser dogmatische Abschnitt nicht gemacht. Daß die Verhandlungen zum praktischen Teil problematischer würden, darüber war sich Eck schon jetzt im klaren 58 • Vor der Fortsetzung der Gespräche wurden von beiden Seiten Gutachten zu den sieben Punkten des zu behandelnden Teiles angefertigt, deren Ergebnisse von den Sitzungen dann teilweise bestätigt wurden58. Zum zweiten Verhandlungszeitraum haben wir einen eigenen Bericht Ecks60 • Er billigte danach den Protestanten die Kommunion unter beiderlei Gestalten zu, knüpfte das Entgegenkommen aber an einige Bedingungen. Sie müßte ihnen vom päpstlichen Legaten P.rlaubt werden, also die Zustimmung der Kurie haben. Sie dürften in der genannten Weise nur ihre Untergebenen kommunizieren und das nur in Pfarrkirchen, wo dieser Brauch schon bestehe. Ihre Prediger sollen lehren, daß nicht sündigt, wer nur unter einer Gestalt das Sakrament empfängt. Wer unter den Bekennern der Augsburger Konfession ebenfalls in dieser Art kommunizieren will, dem soll das nicht verweigert werden. Die Krankenkommunion besteht nur in einer Gestalt, es sei denn, der Kranke nimmt an der Messe teil. Die Gegenseite wies einen Teil der Bedingungen zurück: der verschiedene Ritus führe zu Verwirrung der Gläubigen61 • Hinsichtlich des Zölibats entschied Eck, daß Priester, die geheiratet hätten, geduldet würden, aber vom Amt suspendiert werden müßten. Priester, die wieder zur Ehelosigkeit entschlossen sind, dürfen nach der Absolution ihr Amt ausüben. In Zukunft heiratende Priester sollen ausnahmslos relegiert werden. Die Entscheidung über jetzt heiratende Kleriker überließ Eck dem Legaten. Zu diesem Artikel lehnten die Protestanten alle Vermittlungsversuche ab 82• Zum nächsten Punkt bestand Eck auf der bisher üblichen Feier der Messe, auf der Beibehaltung von privaten und öffentlichen Messen und beiden CanoFörstemann, Dr. Brück 92; ders., Urkundenbuch 232. Förstemann, Urkundenbuch II 232. 57 Grundmann 125; Seilirrmacher 222; Förstemann, Dr. Brück 92 f. 58 Schirrmacher 208. 58 Ehses, Augsburger Reichstag XIX 143; von Walter, Tiepolo 71. so Müller, Aktenstücke 239 ff.; vgl. dazu Förstemann, Urkundenbuch 236 ff.,
55
58
249 ff., 274 ff.
et Seilirrmacher 229 ff. u Seilirrmacher 233 f.
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IV. Exkurse
nes. Die Protestanten kamen nur hinsichtlich der bisherigen Art der Meßfeier entgegen63. Bei den Gesprächen über den 25. Artikel zeigte sich, daß die Reformatoren an der Beicht festhielten64• In den Fastengeboten hatte sich die Praxis beider Kirchen noch nicht soweit voneinander getrennt, daß nicht auch hier eine Einigung erzielt wurde65 • Die Wirren der Reformationsjahre hatten viele Klöster veröden lassen. Es stellte sich deshalb die Frage, was mit diesen und den noch bewohnten geschehen solle. Eck regte an, daß die Klöster, in denen noch Ordensleute zu finden seien, belassen würden. Wer ausgetreten ist, soll wieder die Möglichkeit haben einzutreten. Keiner darf daran gehindert werden. Die Protestanten sollen in ihren Territorien keine Apostaten ohne Dispens des Heiligen Stuhles dulden. In leeren Klöstern sollen Prokuratoren die Einkünfte verwalten und sie dann dem Konzil zur Verfügung stellen. Verschiedene Ansicht herrschte nur dazu, wem die leeren Klöster unterstellt werden sollten. Die Lutheraner wollten sie der weltlichen Gewalt überlassen66• Beim letzten Kapitel stimmten sie einer umfassenden Anerkennung der bischöflichen Gewalt zu67• Die Klärung der in diesem Abschnitt der Verhandlungen aufgetauchten Differenzen wurde am 24. August einem kleineren Ausschuß aufgetragen. Jetzt verhandelten auf jeder Seite nur noch drei Personen. Auf protestantischer Seite waren dies Brück, Heller und Melanchthon, auf katholischer Seite die beiden Kanzler und Eck68• Die Aussichten auf eine Einigung verbesserten sich aber nicht, daMelanchthon der Verhandlungsspielraum von seinen eigenen Leuten eingeengt wurde, denen er zu viele Zugeständnisse gemacht hatte69 • Die katholischen Sprecher begannen die Verhandlungen70 wieder mit einer Erklärung, keine Beschlüsse gegen den Glauben oder die Kirche zu fassen. Da die Protestanten zu den verbliebenen Artikeln keine Vergleichsvorschläge mehr vorlegten, reichten die Katholiken welche ein. Zur Kommunion unter beiden Gestalten sollten die Lutheraner zugeben, daß unter jeder Gestalt Christus ganz sei und der nicht sündige, der nach katholischem Ritus kommuniziere. Sie dürfen niemanden zu ihrem Ritus zwingen. Hinsichtlich der Messe sollen sie sich an den großen und kleinen Kanon halten und auch Privatmessen lesen. Die weitere Diskussion über die Messe wird einem Konzil vorbehalten. Die Priesterehe ist auch künftig Schirrmacher 234 f. Schirrmacher 235. es Schirrmacher 236. 88 Schirrmacher 237 f. 87 Schirrmacher 238 f. &8 Bretschneider, Corpus reformatorum II 312 f.; Schirrmacher 242 ff. oe Schirrmacher 242 f. 10 Förstemann, Urkundenbuch II Nr.162; ders., Dr. Brück 105 ff.; Grundmann 132 ff. &a
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nicht zu gestatten. Man wolle aber mit dem Kaiser verhandeln, schon verheiratete Priester in ihrem Amte zu belassen. Es war dies eine Modifizierung der katholischen Position gegenüber den Verhandlungen des ersten Ausschusses. Auch bezüglich der Verwaltung leerer Klöster zeigte sich Kompromißbereitschaft. Dem Kaiser wurde nämlich jetzt das Recht eingeräumt, darüber zu bestimmen. Fasten und Festtage sind wie bisher zu halten. In der Beicht wird die bisherige Praxis gültig bleiben. Die Protestanten jedoch gingen auf diese "Mittel" nicht ein, sondern verwiesen auf schon gemachte Propositionen71 • Damit waren die Verhandlungen schon nahe vor einem glücklichen Abschluß gescheitert. Eck, Hauptträger der Verhandlungen auf katholischer Seite, mußte sich in seiner Schärfe gegen die Protestanten vom Kaiser korrigieren lassen. Bei aller Abneigung gegen sie zeigte er doch echtes Interesse an einer Wiedervereinigung der Konfessionen. Gegen Abschluß der Verhandlungen wandte er sich in einem sehr herzlich gehaltenen Schreiben an Melanchthon und bat ihn "bei der Liebe Christi", ihm bei seinen Bemühungen um die Einheit der Kirche beizustehen, damit wieder "eine Kirche" entstehe72• Gerade das wurde aber durch seine theologisch-dogmatische Haltung erschwert. Als Vertreter der Kirche war er von ihrem Wahrheitsbesitz überzeugt, deshalb lehnte er jedes Abweichen von ihrer Lehre als unerlaubt ab und erwartete nur von der Gegenseite Zugeständnisse. Als er in praktisch-kirchlichen Fragen sich nachgiebiger zeigte, war die Gegenseite nicht mehr bereit, darauf einzugehen.
Exkurs Nr. 3 Eck und Marstaller beim Wormser ReJigionsgespräch (1540/41)
Im Juni 1540 schrieb Kaiser Karl V. eine Versammlung nach Speyer aus, die einen Vergleich zwischen den beiden Religionsparteien zustande bringen sollte1• Wegen einer Seuche mußte ein anderer Tagungsort gesucht werden. Es bot sich das nahegelegene Hagenau an. 71
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Grundmann 134; Bretschneider, Corpus reformatorum II 336. Der Brief vom 27, August bei Schirrmacher 243 f. Joachimsen IV .151 ff.
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Angesichts der Abwesenheit des Kaisers und der Nachlässigkeit der Bischöfe, erwartete man am bayerischen Hofe keinen Erfolg2• Erst auf Drängen König Ferdinands von Österreich hin erklärte sich der bayerische Herzog Ludwig X. bereit teilzunehmen. Am 13. Juni reiste er nach Hagenau3 • Für eine Gesandtschaft war schon früher gesorgt worden. Sie bestand aus dem Propst Wolfgang von Seyboltstorf und Johann Weissenfelder. Diese hatten am 10. Mai 1540 schon ihre Instruktion für die Verhandlung erhalten4 • Auffallenderweise fehlt Johann Eck unter den Teilnehmern, obwohl doch gerade er am meisten Erfahrungen mitgebracht hätte. Von kurialer Seite war seine Teilnahme auch gewünscht worden5 • Papst Paul III. hatte am 14. Mai ein Beglaubigungsschreiben für Eck ausgefertigt, das Eck aber nicht erhalten zu haben scheint, denn nach Abbruch der erfolglosen Verhandlungen beklagte er sich, daß er nicht berufen wurde8 • König Ferdinand hatte ihn absichtlich übergangen, weil er ihn, wenn wir einer Nachricht Morones glauben dürfen, für "zu katholisch und unnachgiebig" hielt7. Ganz wollte man in Hagenau aber doch nicht auf Ecks Kenntnisse verzichten. Deshalb wurde er um ein Verzeichnis der in Augsburg verglichenen und nichtverglichenen Artikel gebeten. Eck übergab die gewünschte Aufstellung Gropper8 • In Anbetracht der erfolglosen Gespräche ließ Ferdinand den Konvent nach Worms vertagen, wo er nach einem Monat Verspätung am 25. November 1540 eröffnet wurde9• Für die Fakultätsgeschichte hat dieses Religionsgespräch eine besondere Bedeutung, da jetzt alle Ordinarien daran teilnahmen. Neben Eck und Marstaller waren noch der ehemalige Professor Appel und der an der Fakultät 1519 zum Doktor promovierte Matthias Kretz, jetzt Dekan in München, anwesend10• Während Eck und sein Schüler Kretz von den bayerischen Herzögen abgeordnet wurden und so von diesen ihre Instruktionen erhielten, waren Appel und Marstaller Vertreter des Erzbischofs von Salzburg. Dieser, Herzog Ernst von Bayern, hatte am 23. September 1540 an Herzog Wilhelm sowie Herzog Ludwig geschrieben und um Freistellung der beiden Theologen für eine Gesandtschaft Friedensburg, Briefwechsel 260. Pfeilschifter III/1 Nr. 73 ff. 4 Pfeilschifter III/1 Nr. 66. s Nuntiaturberichte I/5 Nr. 197. e Schultze, Zwei Briefe Ecks 472. An der Kurie äußerte man Befremden darüber, daß er nicht erschienen war (Nuntiaturberichte 1/5 459). 7 "Troppo catholico et duro" (Dittrich, Nuntiaturberichte vom Königshofe 161). s Gropper 37; Wiedernano 292; das Verzeichnis bei Bretschneider, Corpus reformatorum III 1054 ff.; vgl. Bretschneider, Religionsgespräch 290 ff. e Joachimsen IV 155 ff. to Die Teilnehmerliste Nuntiarberichte 1/6 Nr. 245. Die Vorlesungen mußten vorübergehend ganz von den Bakkalaren getragen werden. 2
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nach Worms gebeten. Diesem Wunsche war am 2. Oktober entsprochen worden11• In der Beurteilung der Erfolgsaussichten war sich Eck im Grunde mit den bayerischen Herzögen einig. Diese beurteilten den zu erwartenden Ausgang des Gesprächs sehr pessimistisch und schickten ihre Leute nur, um nicht dem kaiserlichen Mandat zuwiderzuhandeln12• Für Eck war der Ausgang des Hagenauer Gesprächs deutlich genug gewesen. Seiner Meinung nach war den Protestanten mit Vernunftgründen auf Gesprächsebene nicht beizukommen. Es mußte ein härteres Mittel gefunden oder gleich ein allgemeines Konzil13 einberufen werden14. In ähnlicher Weise äußerte er sich auch in einem Schreiben an den Abt von Salem, Johann Fischer. Danach waren es vor allem zwei Momente, die ihn um einen Erfolg in Worms bangen ließen: die ablehnende Haltung der Kurie gegenüber der Zusammenkunft und Melanchthons Hartnäckigkeit15. Man fragt sich, welche Gründe Eck nun überhaupt noch hatte, nach Worms zu reisen und an den Verhandlungen teilzunehmen. War es seine Geltungssucht, in aller Öffentlichkeit sein Können zu zeigen? Man wird dieses Motiv nicht ganz beiseite schieben können. Eck vergaß nicht, nach dem Gespräch seine Leistung herauszustreichen. So schrieb er am 1. April1541 an Papst Paul III., er hätte mit allen elf Sprechern der Protestanten einzeln disputiert, aber außer Melanchthon habe keiner gewagt, sich mit ihm zu messen18. Bei aller Erfolglosigkeit des offiziellen Gesprächs glaubte er jedoch, durch sein Beispiel auf andere zu wirken, wie einst Stephanus, Paulus oder Augustinus, und so Leute für die Kirche gewinnen zu können. Gegenüber diesem seelsorglichen Anliegen bedeuteten ihm auch die Einwände der Herzöge nichts17. Am 18. Oktober reisten die Gesandten nach Worms ab18. Der Konvent begann mit langen ermüdenden Verhandlungen über den Gesprächsmodus. In Hagenau waren jeder Seite elf Sprecher zugeteilt worden. Dies erwies sich jetzt für die katholische Seite als ungünstig und deshalb war sie gegen die Abstimmung nach Einzelstimmen. Unter den u Pfeilschifter III/1 Nr. 93. 12 Vgl. dazu den Inhalt ihrer Instruktion (Pfeilschifter III/1 Nr. 95). Nicht ganz so hoffnungslos sah der Salzburger Erzbischof das Gespräch (ebd. Nr. 97, Instruktion für Appel und Marstaller). 18 Später sah Eck in einem Generalkonzil das einzige Mittel, das die Spaltung überwinden könnte (Friedensburg, Briefwechsel 485). 14 Friedensburg, Briefwechsel Nr. 137. 16 Eck, An speranda sit concordia A 4 ff. 16 Schultze, Zwei Briefe Ecks 472. Zum Vorwuf des Stolzes, der Eck gemacht wurde vgl. Rischar, Eine unentbehrliche Stütze 26. 17 Eck, An speranda sit concordia A 4. 18 Dittrich, Nuntiaturberichte vom Königshofe 215.
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IV. Exkurse
katholischen Vertretern waren nämlich drei, die mehr oder weniger mit den Protestanten sympathisierten. Es waren dies die Unterhändler von Jülich, Brandenburg und der Pfalz. Als am 10. Dezember der kaiserliche Orator und die Präsidenten den Vorschlag einbrachten, das Gespräch nicht in mündlicher Weise zu führen, sondern durch Schriftverkehr, erklärte sich die katholische Seite damit einverstanden, obwohl dies gegen die Vereinbarung von Hagenau verstieß. Durch diese Verhandlungsführung hoffte sie, die Wankelmütigen überstimmen zu können19 • Die Annahme erwies sich indes als falsch. Schon zu Beginn der gemeinsamen Arbeit hatte es unter den Katholiken Meinungsverschiedenheiten gegeben. Es wurde deshalb ein Viererausschuß unter Ecks Leitung gebildet, der eine schriftliche Stellungnahme zur Augsburger Konfession und zu deren Apologie von Melanchthon ausarbeiten sollte. Ihm gehörten der Dominikaner Dr. A. Pelargus als Vertreter des Mainzer Erzbischofs an, J ohann Mensing, Suffragan von Halberstadt, als Sprecher des Erzbischofs von Magdeburg, Albrecht IV., und der Karmelit Dr. Eberhard Billick, vom Kölner Erzbischof Hermann von Wied gesandt20• Die geänderten Exemplare der Augsburger Konfession und Apologie erschwerten die Arbeit, so daß am 15. Dezember 1540 als erstes Ergebnis eine Stellungnahme nur für die ersten sechs Artikel erfolgte. Die Meinungsverschiedenheiten hatten nicht überbrückt werden können. Es wurden deshalb zu dieser Arbeit der Viererkommission noch drei weitere Gutachten übergeben, die von den Gesandtschaften von Jülich, Brandenburg und der Pfalz in eigener Regie geschaffen worden warent1 • Das Mehrheitsgutachten, das unter Ecks Leitung entstanden war, brachte nur zu zwei Komplexen eine Antwort, zu Erbsünde und Rechtfertigung!!. Die Zensur der jülischen Theologen rechtfertigte ihre Existenz damit. daß die Verfasser in Ecks Arbeit einige Artikel fanden, die nach ihrer Meinung nicht geeignet waren, als Grundlage für eine Einheitsformel zu dienen. Den kurfürstlich-brandenburgische n Theologen war das Mehrheitsgutachten in seiner Terminologie zu wenig exakt, so daß sie daraus nur neue Zwietracht entstehen sahen. Die Pfälzer gingen nicht auf Eck ein. Trotz der jetzt deutlich zu Tage getretenen verschiedenen Ansichten zu den beiden protestantischen Schriften wollte Eck die Fortsetzung der Arbeit nicht hinauszögern, da19 Pastor, Reunionsbestrebungen 203 ff.; Pfeilschifter III/1 293; Joachimsen VI 149 f. 20 Nuntiaturberichte I/6 110; Pfeilschifter III/1 300. 21 Der Text der Gutachten bei Pfeilschifter III/1 Nr. 102 A-D. 22 Auch unter dem verkleinerten Kreis hatte es noch starke Meinungsverschiedenheiten gegeben. Zwischen Eck und Pelargus war es zu einer langen Diskussion über die Formulierung der Erbsündenlehre gekommen (Bretschneider, Corpus reformatorum IV 15 f.).
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mit, falls das Gespräch kein Ergebnis bringen würde, die Gegenseite nicht sagen könnte, die Katholiken hätten keine Antwort gewußt. Das Vierergremium machte sich deshalb wieder an die Arbeit und kam in den folgenden drei Wochen bis zu Artikel24 23 • Kurz vor Beginn der eigentlichen Gespräche am 14. Januar 1541 war die Arbeit abgeschlossen24. Noch aber war es nicht so weit. Der Konvent beriet immer noch über den Verhandlungsmodus. Erst gegen Ende Dezember bahnte sich ein Kompromiß an. Da sich die Protestanten nicht auf schriftliche Verhandlungen einließen, schlug Granvella als kaiserlicher Vertreter am 31. Dezember vor, daß nur einer für jede Seite sprechen sollte25• Am 2. Januar fiel die Entscheidung der Präsidenten zugunsten dieser LösungM. Die Wahl eines geeigneten Sprechers fiel den katholischen Gesandten nicht schwer. Schon Ende Dezember, als noch von zwei Oratoren auf jeder Seite die Rede war, machten Campeggio und Morone bei Granvella eine Eingabe, in der sie Pelargus und Eck vorschlugen; für den Fall, daß nur einer die elf vertreten sollte, wiesen sie auf Eck hin27• Anders dachten die Protestanten von Eck. Für Melanchthon gehörte er zu den Menschen, an deren Händen das Blut von Gläubigen klebte!S. Er sollte deshalb vom Gespräch ausgeschlossen werden29 • Schließlich gaben die protestantischen Vertreter nach, und Eck und Melanchthon konnten mit dem direkten Gespräch beginnen. Am 14. Januar 1541 versammelten sich alle Beteiligten - etwa 80 Personen - um acht Uhr. Der Sitzungssaal war so eingerichtet, daß die Präsidenten an der Vorderseite des Raumes auf einem Podest saßen. Der Verhandlungstisch war so groß, daß an beiden Längsseiten elf Personen Platz fanden. Die beiden anderen Seiten waren für Eck und Nuntiaturberichte I/6 110. Nuntiaturberichte I/6 328. Der Text der bis zum Schluß fortgeführten Mehrheitsgutachten ediert von Müller, Johann Eck und die confessio Augustena 225 ff., jedoch fälschlicherweise dem Reichstag von Augsburg (1530) zugeordnet (ebd. 216 ff.). Der veränderte Text ist durch aufgenommene Verbesserungsvorschläge des Dominikaners Thomas Badia bedingt (Nuntiaturberichte I/6 84). 25 Pfeilschifter III/1 326. Am 5. Januar berichtete 26 Bretschneider, Corpus reformatorum IV 5 f. Osiander nach Nürnberg, daß sich auch die protestantische Seite für einen Sprecher entschieden habe (ebd. 11). Vergerio, poeta laureatus, im Auftrag des 27 Nuntiaturberichte I/6 104. Herzogs von Ferrara in Worms, hielt Eck ebenfalls für den geeigneten Mann. Sein Urteil über ihn ist nicht uneingeschränkt positiv: "Quel Ecchio e assai ben dotto et essercitato in queste lettere et materie, ma dotto alla fratesca et un poco alla sophistica, et parla con un latinozzo grosso, et non ha la linqua greca et e di una audatia rotta" (Nuntiaturberichte I/6 292). 28 Bretschneider, Corpus reformatorum III 26; dabei war wohl an die Mitwirkung Ecks bei der Verbrennung Käsers ~edacht. 2e Nuntiaturberichte I/6 86. 23
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IV. Exkurse
Melanchthon reserviert. Neben ihnen standen die Notare 30, die das Gespräch mitschrieben~ 1 .- Eck begann das Gespräch und äußerte den ernsthaften Willen zu einer sachlichen Unterredung. Er war auch kurz zuvor noch von Campeggio, dem Vertreter der Kurie, zu maßvoller Verhandlungsführung ermahnt worden32• Der späte Beginn des Gesprächs sei durch die Vorlage verschiedener Exemplare der Augsburger Konfession und der Apologie bedingt worden, da er dadurch erst Vergleiche habe anstellen müssen. Dies habe die Arbeit der Kommission verzögert. Den ersten Artikel sah Eck als verglichen an und überging ihn deshalb. Zum zweiten, der Lehre von der Erbsünde, wollte er von Melanchthon erklärt haben, ob die Konkupiszens nach protestantischer Lehre eine wahre Sünde sei. Dies widerspreche, wenn es bejaht werde, der Lehre der Väter. Melanchthon ging in seiner Antwort zunächst auf die verschiedenen Exemplare ein und bemerkte, daß die Lehre der Sache nach ja die gleiche geblieben sei. Die Erbsünde definierte er in gleicher Weise wie Eck, nämlich nach Thomas von Aquin 33 als Mangel der ursprünglichen Gerechtigkeit, die dem Menschen seiner Bestimmung nach innewohnen sollte. In der Beurteilung dieses Zustandes unterschied er sich von Eck dadurch, daß er im Fehlen der Gerechtigkeit einen sündhaften Zustand des Menschen sah, der Gottes Vergebung braucht. Er wird seine Auffassung später noch genauer darlegen. Am Nachmittag kam Eck noch einmal auf die verschiedenen Ausgaben zu sprechen und betonte, daß auch in der Sache eine Differenz bestehe. Hatte Melanchthon am Vormittag behauptet, die Protestanten seien aus der katholischen Kirche hinausgestoßen worden, sie hätten sie nicht verlassen, so gab ihm Eck jetzt zu bedenken, daß 21 Glaubensartikel aus ihrer Lehre sich vom Dogma der katholischen Kirche unterschieden. Die Anhänger Luthers hätten damit die Kirche verlassen34 • Melanchthons Ansicht von der bleibenden Sünde als Folge der Erbsünde erklärte er für unannehmbar, weil dadurch die Wirkung der Taufe, letztlich das Tun Christi, geschmälert werde. Es bleibe keine Schuld bestehen, man könne nur noch von einer Strafe reden. - Am 15. Januar, einem Samstag, eröffnete Ecks Gesprächspartner das Kolloquium und beklagte sich über die unfreundliche Haltung, die Eck seinen Mitbrüdern gegenüber einnehme. Anschließend wies er die Unterstellung Ecks, nach dem Verlust der ursprünglichen Gerechtigkeit bleibe die Sünde, als 30
332).
So schildert Campeggio den Verhandlungsraum (Lämmer, Monumenta
31 Die Mitschriften bei Bretschneider, Corpus reformatorum IV 33 ff.; Melanchthon, Colloquium 13 ff.; deutsch: ders., Alle Handlungen 125 ff. 32 Lämmer, Monumenta 331. 33 Summa theologica 1/II qu. 82 a. 3 c. 34 Bei Melanchthon hatte Eck auch jetzt noch die leise Hoffnung, daß dieser wieder zur Kirche zurückkehren würde, bei Luther dagegen nicht mehr (Eck, An speranda sit concordia A 7).
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falsch zurück. Das "peccatum" wird in der Taufe vergeben, allerdings nicht in der Weise, daß es nicht mehr besteht, sondern daß es nicht angerechnet wird36. Das Nachmittagsgespräch eröffnete Eck: er, Melanchthon, habe zugegeben, daß der Mensch in der Taufe im Überfluß Gnade bekomme. Es sei deshalb nicht einsichtig, warum dann die Schuld ("peccatum") nicht vergeben und getilgt werde. Zur Stützung seines Einwandes zitierte er Augustin, Cyprian, Ambrosius und die Heilige Schrift. - Am Nachmittag teilte Dr. Konrad Braun im Namen der Präsidenten der Versammlung mit, daß über die Erbsünde genügend diskutiert worden sei, man solle deshalb die Diskussion unterbrechen. Melanchthon durfte aber in diesem Tage noch auf Ecks "Anklagen" eingehen. Die ihm zugestandene Sprechzeit wurde aber verkürzt. Die weitere Verständigung wurde dadurch erschwert, daß beide Seiten gleichen Begriffen verschiedene Bedeutungen unterlegten, ein Ergebnis der divergierenden theologischen Forschung beider Kirchen. Die Fortsetzung des Gesprächs zeigte, daß Melanchthon von seiner These nicht abging: durch die Taufe wird die Sünde als Schuld ganz vergeben, die Sünde an sich ("corpus peccati") aber bleibt. Das "malum originale" bleibt so gesehen bestehen. Die von Melanchthon jetzt deutlicher definierte Auffassung von der Erbsünde zeigte, daß die Meinungsverschiedenheiten in einer grundsätzlich verschiedenen Position beider Seiten ihren Ursprung hatten. Während Eck in der Erbsünde eine Zurückweisung des Menschen durch Gott sah, erklärte Melanchthon die Erbschuld als Verderbnis der menschlichen Natur selbst. Die Kolloquenten hatten sich zwar in einer formalen Definition der Erbsünde einigen können, waren in der eigentlichen Sache aber verschiedener Ansicht. Am 17. mußte sich Eck als erster Sprecher wegen verschiedener beleidigender Äußerungen gegenüber seinem Gesprächspartner entschuldigen. In der theologischen Diskussion gestand er Melanchthon zu, daß alle Sünden, auch die Erbsünde, in der Taufe vergeben werden. Als kontrovers bezeichnete er die katholische Auffassung, daß die Folge der Erbsünde, die Konkupiszenz, zwar zur Sünde neige, aber nicht selbst im eigentlichen Sinne als verdammungswürdige Sünde bezeichnet werden könne. Zur Erklärung zog er den schon im Gutachten36 vor dem Gespräch gebrauchten Vergleich von Schrift und Hand heran. Wie Schrift und Hand nicht unabhängig voneinander gedacht und daher in gewissem Sinn identisch gesetzt werden können, so ist auch die Konkupiszenz von der Ursünde abhängig, aber nicht selbst Sünde. Soweit war die Klärung der gegensätzlichen Auffassungen gediehen, als die Nachricht vom Kaiser eintraf, das Gespräch solle in Regensburg ss "Non ut non sit, sed ut non imputetur" (Bretschneider, Corpus reformatorum IV 54). ss Müller, Johann Eck und die confessio Augustana 225.
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IV. Exkurse
fortgesetzt werden37• Granvella hatte mitten in den Schwierigkeiten über den Verhandlungsmodus am 11. Januar den Kaiser um Auflösung der Tagung gebeten, und Karl V. war von dem Beginn des Gesprächs am 15. nicht unterrichtet worden. Granvella hielt nun seinerseits die Auflösungsordre nicht zurück38• Er bemühte sich am selben Tag noch um eine Fixierung des Ergebnisses. Von den Theologen Eck, Mensing, Butzer und Melanchthon ließ er eine gemeinsame Formel schaffen. In ihr erklärten die Theologen, daß alle Menschen mit der Erbsünde geboren werden. Diese besteht im Mangel an der ursprünglichen dem Menschen zugedachten Gerechtigkeit und der Konkupiszenz. In der Taufe wird der formale Teil der Erbsünde, die Schuld vergeben, es bleibt das Materiale, die Konkupiszenz, die Schwachheit der menschlichen Natur39. Die Formel stellte einen Kompromiß dar, der manches offenließ. So spricht sie im Zusammenhang mit der Schuld einmal von "remitti", das heißt von vergeben, das zweite Mal von "tollere" bzw. "auferre", was eine gänzliche Beseitigung der Existenz der Schuld bedeutet. Es wurde auch eine Klärung des kontroversen Begriffes der "Schwachheit" ("morbus") der Natur vermieden. Die Protestanten stimmten der Formel unter dem Vorbehalt zu, daß das ganze Gespräch in Geltung bleiben sollte40• Das allgemeine Urteil der Beobachter war, daß Eck gesiegt hatte41 • Morone sah im Gespräch einen Gewinn für die päpstliche Partei42• Auf protestantischer Seite warf man Eck jetzt vor, er habe gegen sein Gewissen gehandelt, als er die Formel unterzeichnete, da er die gleiche Auffassung wie sie von der Erbsünde gehabt habe. Dies zeige seine sophistische Art43 • Eck stand aber hinter dieser Formel. Er hat sich bei den Regensburger Verhandlungen, die sich wenige Monate später anschlossen, wieder auf sie berufen.
Bretschneider, Corpus reformatorum IV 79. Lipgens, Theologischer Standort fürstlicher Räte 34. 39 Bretschneider, Corpus reformatorum IV 32 f.; Roeder 154 f.; Wiedernano 302. 40 Bretschneider, Corpus reformatorum IV 32 f., 89. 41 Lämmer, Menumenta 334; Campeggios Urteil zu Beginn des Kolloquiums wurde also nachträglich bestätigt. Er hatte schon am ersten Tag den Eindruck gewonnen, daß Melanchthon Eck unterlegen sei (ebd. 332). 42 Lämmer, Menumenta 338. 43 Bretschneider, Corpus reformatorum IV 88 f. und 113. 37
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Exkurs Nr.4
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Exkurs Nr. 4 Eclt auf dem Regensburger Reichstag (1541) Noch in Worms hatte Johann Eck am 17. Januar 1541 erfahren, daß das abgebrochene Religionsgespräch auf einem Reichstag, der in Regensburg stattfinden würde, fortgesetzt werden solle. Seine wichtige Rolle in W orms ließ eine Berufung nach Regensburg als selbstverständlich erwarten. Kaum aus der Rheinstadt nach Ingolstadt zurückgekehrt, erklärte er sich denn auch wieder bereit, in Regensburg an der Beilegung der religiösen Spaltung mitzuarbeiten1 • Verweigerung der Teilnahme galt ihm obendrein als Eingeständnis der Unterlegenheit in der religiösen Diskussion2 • Er dachte deshalb daran, auch ohne formelle Berufung nach Regensburg zu reisen. Das ließ aber der herzogliche Wille nicht zu3 • Die bayerische Politik hatte ihre Haltung zu den Religionsgesprächen nach Worms nicht geändert. Dies läßt ein Memorandum erkennen, das der herzogliche Rat Leonhard von Eck im Januar 1541 ausgearbeitet hat. Darin werden vier Prinzipien ausgesprochen: Religionsgespräche führen zu keinem Fortschritt in der Wiedervereinigung der Kirchen, sondern eher zu einer Vertiefung der Spaltung, zu weiterem Abfall von der Kirche. Disputationen bringen in theologischen Fragen keine Entscheidungen. Als gangbarer Weg bietet sich nur ein Konzil an. Des Kaisers Aufgabe ist es, den alten Glauben zu erhalten4• Beide Herzöge billigten diese Vorlage5. Bis zum Beginn des Reichstages war es deshalb das erklärte Ziel der bayerischen Politik, den Kardinallegaten G. Contarini für die Durchführung des Augsburger Reichstagsabschieds zu gewinnen•. Johann Eck mußte, wollte er nicht gegen den bayerischen Souverän handeln, eine Berufung nach Regensburg abwarten. Als er am 19. März noch immer nicht wußte, ob er zu den Teilnehmern des Reichstags zählen werde, wurde er bereits ungeduldig7 • Am 1. April glaubte er schon, übergangen worden zu sein8 • Erst Ende März wurde Eck aber in die engere Wahl für die Teilnehmer der Verhandlungen gezogen. Es geschah dies durch Contarinis Initiative'. Die Berufung selbst erfolgte Friedensburg, Beiträge 262 (15. 2. 1541). Friedensburg, Beiträge 473. s Friedensburg, Beiträge 473; Bretschneider, Corpus reformatorum IV 147. « Pfeilschifter III/1 Nr. 108. 6 Pfeilschifter Ill/1 Nr. 107 und 109. e Pastor, Die Correspondenz Contarinis 342 ff. 1 Friedensburg, Beiträge 474; Bretschneider, Corpus reformatorum IV 147. s Dittrich, Contarini 162. 8 Schultze, Aktenstücke 166; vgl. auch Nuntiaturberichte I/7 15, 43. In Rom wünschte man Ecks Teilnahme ebenfalls. 1
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durch den Kaiser. Erst am 21. April gab er die Namen der Gesprächspartner bekannt10• Ecks Hoffnungen hatten sich erfüllt. Wann Eck eine Nachricht bekommen hat, wissen wir nicht. Als der Reichstag am 6. April eröffnet wurde, war er schon in Regensburg, zunächst wohl ohne Ernennungsschreiben. Insgesamt waren sechs Kollokutoren ernannt worden: auf katholischer Seite noch Johann Gropper und Julius Pflug. Bei beiden hatte Eck übrigens die Vermutung, daß sie teilweise protestantischen Ansichten zuneigten11 • Er erwartete also von ihnen wenig Einsatz für die katholische Sache und hätte daher lieber seinen ehemaligen Kollegen Appel bei sich gehabt12• Den Protestanten galt Pflug als zu stark nach Rom orientiert und Gropper zwar als gelehrt, aber verschlagen13• Von der Gegenseite waren wiederum Melanchthon, dazu Martin Butzer und J ohann Pistorius berufen worden. Sie sahen nur ungern in Eck wieder ihren Gesprächspartner. Er war der "betrunkene Sophist, der Bacchus mehr liebte als die Religion" 14• Wie sollte man mit ihm die Wahrheit finden können? Um die Verhandlungen aber nicht von vornherein zu blockieren, ließen sie schließlich ihre Bedenken zu Ecks Person fallen 111• Am 27. April begannen die Gespräche, nachdem Kaiser Karl zuvor die Kolloquenten zu rücksichtsvollem Vorgehen ermahnt hatte16• Er war ernsthaft an einer friedlichen Beilegung der konfessionellen Spaltung interessiert17• Im Gegensatz zu Worms sollte als Gesprächsgrundlage diesmal nicht die Konfession von Augsburg dienen, sondern eine von Gropper ausgearbeitete Denkschrift, die später den Namen "Regensburger Buch" erhielt18• Durch gemeinsame Korrekturen sollten Konkordanzformeln gefunden werden. Im Gegensatz zu Contarini waren Eck und Melanchthon gegen das Buch als Arbeitsgrundlage19• IV 178. u Friedensburg, Beiträge 479. 12 Friedensburg, Beiträge 475. 13 Bretschneider, Corpus reformatorum IV 185. 14 Bretschneider, Corpus reformatorum IV 185. Bei anderen Protestanten galt Eck als verschlagen. Herzog Ulrich von Württemberg bezeichnet ihn in seinem Schreiben an Philipp von Hessen als "Schelmhals" (Neudecker 327). 15 Roth, Geschichte des Reichstags zu Regensburg II 36. Wäre Eck wirklich abgelehnt worden, man hätte auf katholischer Seite keinen ihm ebenbürtigen Ersatz gefunden (Nuntiaturberichte I/7 43). 16 Roth, Geschichte des Reichstags zu Regensburg 46; Bretschneider, Corpus reformatorum IV 184. 11 Brandi I 381 ff. 1s Es handelte sich dabei um einen Auszug aus Groppers "Encheiridion" (Stupperich, R., Der Ursprung des "Regensburger Buches" von 1541 und seine Rechtfertigungslehre: ARG 36 [1939] 89 ff.). 19 Bretschneider, Corpus Reformatorum IV 414. Nach protestantischer Meinung enthielt das Buch Glaubensirrtümer (Neudecker 276). 1o Bretschneider, Corpus reformatorum
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Ecks Wunsch war, wieder nach der Confessio Augustana vorzugehen. .Ein Eingehen auf das Buch hielt er aus folgenden Gründen nicht für ratsam: es enthielt Erklärungen, die nicht alle von den Katholiken angenommen werden konnten. Schon verglichene Artikel wurden erneut behandelt. Das stellte einen Zeitverlust dar. Schließlich waren Artikeln, deren Aussage dem katholischen Standpunkt entsprach, falsche Erklärungen beigegeben20• Auf einem Zettel notierte Eck alle "Irrtümer" und überreichte ihn Contarini, der aber darin nicht häretische Äußerungen sah, sondern nur ungenügende Erklärungen21 • Nach einer einstündigen Unterredung mit Eck gelang es ihm, den wegen der Vorlage des Buches Tobenden wieder zu beruhigen•. Um nicht gegen den kaiserlichen Willen zu handeln, begannen die beiden Kolloquenten doch, nach der Gliederung des Buches das Gespräch auszurichten23• Die ersten vier Artikel, Urzustand des Menschen, freier Wille, Ursache der Sünde und Erbsünde, bereiteten keine Schwierigkeiten. Die Atmosphäre des Gesprächs war freundlich, da Eck von seinen eigenen Leuten zur sachlichen Verhandlungsführung angehalten wurde24 • Zum letzten Artikel konnten die Ergebnisse von Worms wieder herangezogen werden. Eine erneute Diskussion der Erbsünde erübrigte sich25 • Die Erklärungen zum fünften Artikel genügten keiner Seite. Für Eck vertrat der Verfasser zur Rechtfertigung irrige Meinungen~. für Melanchthon war der Inhalt zu unklar formuliert27 • Er hatte zum Inhalt zunächst offenbar keine Einwände, ja überhaupt keine präzisen Vorstellungen. Als die Deklarationen des Gropperschen Buches nämlich vorgelesen wurden, erwiderte er anfänglich gar nichts, so daß sich Eck gegen Bezahlung anbot, die "Sophismen" des Buches aus protestantischer Sicht zu beantworten. Zwei weitere Sitzungen verliefen ergebnislos, bis die Kommission auf Anraten Ecks daran ging, unabhängig vom Regensburger Buch das Problem zu beraten28• Ein von Eck, Apologia CL' f. Pastor, Die Correspondenz Contarinis 368; Dittrich, Contarini 173; Brieger, Contarini 520 f. - Contarini selbst hatte 20 Stellen zuvor mit dem Verfasser noch verbessert (ebd.). 22 Bretschneider, Corpus reformatorum 239; Pastor, Die Correspondenz Contarinis 370. 23 Eck, Apologia CL'. Der Text des Buches: in der ursprünglichen Form bei Lenz, Briefwechsel III 39 ff.; der im Gespräch hergestellte Text bei Bretschneider, Corpus reformatorum IV 190 ff.; Eck, Apologia IV ff. und Hergang 76 ff. 24 Bretschneider, Corpus reformatorum IV 186, 239. Gerade das steigerte aber das Mißtrauen der Protestanten, die darin um so mehr Fallstricke vermuteten (ebd. und 332). 25 Eck, Apologia III. 28 Eck, Apologia XLI'. 21 Bretschneider, Corpus reformatorum IV 332. 2s Eck, Apologia CLIII'. 2o
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Gropper verfaßter Beitrag zur Rechtfertigung wurde von den Protestanten abgelehnt. Sie formulierten eigene Überlegungen29• Auch Eck legte seine Vorstellung schriftlich nieder. Seine Auffassung konnte sich aber ebensowenig durchsetzen, wie sich aus einem Vergleich mit der schließlich angenommenen Lehre ersehen läßt30. Diese beruhte auf einer Annahme der freilich stark geänderten Gropperschen Vorlage. Der Kompromiß nahm Melanchthon die Möglichkeit, die Verhandlungen, die ihm unangenehm waren, abzubrechena1 • Die gemeinsame Formel lautete dahingehend: Vom erbsündlichen Zustand kann der Mensch allein durch die Gnade Christi befreit und mit Gott versöhnt werden. Die Gnade wird allen Menschen im Wirken des Heiligen Geistes und im Hören der Predigt angeboten. Sie kann der Mensch, da er mit einem freien Willen ausgestattet ist, ablehnen oder annehmen. Stimmt er zu, so beginnt der Glaube, und es entsteht die Reue ("contritio"). Dieser folgt die Rechtfertigung. Sie ist N achlassung der Sündenschuld und Eingießung des Heiligen Geistes. Diese Erneuerung ist insofern noch unvollkommen, als die Konkupiszenz weiterbesteht. Deshalb gilt der Mensch im wesentlichen nur dadurch gerechtfertigt, daß ihm die Gerechtigkeit Christi zugerechnet wird. Von seitendes Menschen muß die Erneuerung durch Vollbringung guter Werke realisiert werden32• Mit der Einigung über die Rechtfertigung waren sich die Konfessionen wie nie zuvor nahegekommen. Die Tagung war sich dieses bedeutenden Schrittes bewußt. Granvella, Berater des Kaisers und Präsident der Versammlung, schrieb die Formel mit eigener Hand nieder33. Contarini sandte am 3. Mai voll Freude über die Einigung die Formel nach Roma4• Morone, pästlicher Nuntius in Deutschland, beurteilte die weiteren Aussichten des Reichstags als günstig35• Die Sprecher selbst beurteilten aber das Ergebnis nicht so einhellig positiv. Eck war sich darüber im klaren, daß es nicht der katholischen Lehre entsprach. Er unternahm aber nichts in der Erwartung, die Gegenseite werde noch eine Textinterpretation abgeben. Diese würde genügen. da er die Differenz nicht in der Sache, sondern nur in den verwendeten Begriffen begründet glaubtest. Sein Schweigen wurde später von protestantischer Seite als bloße Taktik ausgelegt. Er habe damit dem auf Ausgleich bedachten Kaiser zu Gefal29 Bretschneider, Corpus reformatorum IV 254; der Groppersche Artikel bei Dittrich, Miscellanea Ratisbonensia 7. 30 Ecks Arbeit bei Dittrich, Miscellanea Ratisbonensia 10 ff. 31 So sein Bericht an Luther vom 30. April 1541 (Bretschneider, Corpus reformatorum IV 239; vgl. auch ebd. 414). 32 Bretschneider, Corpus reformatorum IV 198 ff.; Eck, Apologia VIII ff. aa Bretschneider, Corpus reformatorum IV 582. 34 Pastor, Die Correspondenz Contarinis 372. 35 Die Urteile weiterer Teilnehmer s. Pastor, Reunionsbestrebungen 249. 36 Eck, Apologia CLI und CLIV.
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len sein wollen37• Gropper, der in erasmischem Sinne vermittelnde Theologe38, sah wie Eck die Notwendigkeit einer weiteren Klärung der Formel, sollte sie den katholischen Anschauungen entsprechen39• Melanchthon bezeichnete das Ergebnis als "zusammengeflickt"40. Im Grunde handelte es sich also um eine Scheineinigung. Das zeigte sich sehr bald in den Reaktionen Luthers41 und der Kurie. Sie verweigerte am 8. Juni ihre Approbation42. Zur Weiterführung der Gespräche wurde das Buch wieder als Grundlage herangezogen. Es folgte der Artikel über die Kirche. Da von Eck die Irrtumslosigkeit des allgemeinen Konsenses in der Kirche und rechtmäßig berufener Synoden behauptet wurde, kam es zu einer tagelangen fruchtlosen Diskussion. Eine Verschiebung des Themas erwies sich als notwendig, um die Gespräche nicht ganz ins Stocken geraten zu lassen43. Die folgenden Artikel konnten ohne größere Meinungsverschiede nheiten durchgesprochen werden. Differenzen grundsätzlicher Art ergaben sich erst wieder beim vierzehnten, dem Altarsakrament, dessen Behandlung am 5. Mai begann. Der Streit entzündete sich an der Frage der Transsubstantiation, der Wesensverwandlung der Gestalten Brot und Wein. Gropper hatte den Begriff nicht verwendet, Contarini ihn deshalb einfügen lassen«. Der Großteil der protestantischen Berater, unter ihnen auch Melanchthon, lehnten die essentielle Verwandlung ab, sah in den Gestalten von Brot und Wein nur "Zeichen""· Um Ecks Einwürfe besser parieren zu können, wechselten Melanchthon und Butzer jetzt miteinander ab46. Während die Eucharistie behandelt wurde, gewann Eck den Eindruck, daß die Gegenseite anhand von verfälschten Väterausgaben argumentierte. Granvella, davon unterrichtet, wandte sich deshalb an einen ihrer Vertreter, der Ecks Behauptungen als Verleumdung zurückwies47. Eine Einigung konnte nicht erzielt werden. Am 10. Mai - noch immer sprach man über die Eucharistie - wurde Eck kr ank und mußte den Gesprächen fernbleiben. Seine neun Wochen 37 Hortleder 334. Lipgens, Johannes Gropper 129 f. 39 Bretschneider, Corpus reformatorum IV 30. 40 Bretschneider, Corpus reformatorum IV 421. 41 WA Briefe IX 407 (20 f.). 42 Jedin, Handbuch IV 289 f. 43 Bretschneider, Corpus reformatorum IV 255, 332. Ecks Hartnäckigkeit ließ Melanchthon erneut einen Abbruch der Gespräche erhoffen (ebd. 414; Eck, Apologia II; Pastor, Die Correspondenz Contarinis 375). 44 Pastor, Die Correspondenz Contarinis 377. " Bretschneider, Corpus reformatorum IV 256, 279; Roth, Zur Geschichte des Reichstags zu Regensburg II 53. - Unter den Protestanten in Regensburg gab es indes auch einzelne, die mit der katholischen Auffassung übereinstimmten (ebd. 60). 46 Bretschneider, Corpus reformatorum IV 53. 47 Bretschneider, Corpus reformatorum IV 271 ff., 275 ff. as
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IV. Exkurse
dauernde Krankheit war möglicherweise durch Überanstrengung verursacht48• Daß man auf der Gegenseite Freude über seine Krankheit äußerte49, muß Eck tief getroffen haben. Der Versuch Contarinis, Cochläus an die Stelle Ecks treten zu lassen, scheiterte an Granvellas Einspruch60. Cochläus besaß ohnehin wenig Ansehen bei den Protestanten und, was noch schlimmer war, auch bei den Katholiken51• Die Gespräche wurden, da auch auf protestantischer Seite einer ausschied, von einem Vierergremium fortgesetzt. Auch auf der Seite der katholischen Gesprächspartner wurde Ecks Fernbleiben nicht bedauert. Der Ingolstädter Professor war offenbar auch bei ihnen nicht allzu beliebt. Seinen Kollegen war seine Disputiersucht lästig, da sich dadurch die Gespräche sehr in die Länge zogen61• Die Wochen der Abwesenheit von der Gesprächsrunde ließ Eck nicht ungenützt verstreichen. Hatte er bisher das Buch nur in einzelnen Aussagen beanstandet, so änderte sich in dieser Zeit seine Meinung dazu bis zur völligen Ablehnung. Im Auftrag der Herzöge befaßte er sich erneut mit dem Regensburger Buch und schrieb in seinen "Annotationes", die er später in seiner Apologie mit herausgab63, eine zusammenfassende Kritik und übersandte sie an Gropper, den er für den Verfasser hielt54• -Ecks Arbeit befaßt sich mit jedem Artikel. Er deckt dabei oft substantielle Mängel auf, bauscht aber auch oft nur Unwichtigkeiten auf. So kritisiert er bei Artikel zwölf in erster Linie den Ort, an dem er gebracht wird: dabei sei die Reihenfolge des Lombarden aufgegeben worden55• Eck bekennt offen, in aller Eile auf Geheiß der Herzöge56 zur Feder gegrilfen zu haben. Im Mai wurden die Religionsgespräche ergebnislos abgebrochen. Beide Seiten hoben hervor, daß die jeweilige Gegenseite sich ihren Vorstellungen angeschlossen habe, und überreichten einen Bericht, aus dem die geeinten bzw. nichtgeeinten Artikel ersichtlich waren. Am 31. Mai wurde dem Kaiser das emendierte Buch übergeben. Die Protestanten fügten neun Artikel bei, in denen sie sich gesondert zu den 48 Bretschneider, Corpus reformatorum IV 583. -Jede weitere Verhandlungsführung wurde ihm von den Ärzten untersagt (Eck, Apologia CXXI). 49 Hortleder 333. 50 Dittrich, Contarini 181. 51 Bretschneider, Corpus reformatorum IV 146 f. 52 Dittrich, Contarini 189. 53 Eck, Apologia XXXIII ff. 54 Schultze, Actenstücke 184. 55 Eck, Apologia XLV. Mangelnde theologische Tiefe hatte schon Contarini der Arbeit nachgesagt (Schultze, Actenstücke 184). Vgl. auch Iserloh 355 f. 5& "Non autem impetu effundi, sed pro celo in ecclesiam et fidem catholicam, et pro mea in principes meos observantia" Apologia CLIII; dazu S. 154 A. 120 dieser Arbeit).
Exkurs Nr.4
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Themen äußerten, bei denen keine Einigung hatte erzielt werden können57 • Die bayerischen Herzöge waren durch den Ausgang der Gespräche in ihrer Haltung bestärkt worden. Als Karl V. von den Fürsten eine Stellungnahme zur Arbeit der Theologen forderte, ließ Wilhelm eine scharfe Antwort ergehen, der sich Herzog Ludwig von Bayern, der Erzbischof von Salzburg und neben anderen die Bischöfe von Freising, Regensburg und Passau anschlossen58• Das Schreiben stellt eine klare Absage an das Regensburger Buch und an die Bemühungen dar, auf seiner Basis zu einer Vereinigung der kontroversen Standpunkte zu kommen. Man hätte, so die Darlegungen59, dem Kaiser besser über dessen Inhalt informieren sollen. Es enthalte nach wie vor noch "strittige" Artikel. Obendrein wolle es den Kaiser nur von der Durchführung des Augsburger Rezesses und anderer kaiserlicher Edikte abbringen. ~r.hließ lich geißelt das herzogliche Schreiben die Praktiken der Protestanten und fordert "gleichmessig recht" für beide Seiten. Nicht genug damit: Am 4. Juli reichten die Herzöge Wilhelm und Ludwig eine Erklärung zum Gutachten der Kurfürsten ein, das sich auf eine eigenhändig unterzeichnete Stellungnahme Ecks berufen konnte. Darin erklärte dieser, er habe die emendierte Ausgabe des Regensburger Buches nie gesehen. Er habe nur die ursprüngliche Form gesehen. Sie habe ihm nie gefallen und werde ihm auch nie gefallen, da sie zuviele Anklänge an Melanchthons Theologie enthalte60• Während der Krankheit hatte er auch von Ablehnungen des Buches durch Nikolaus Appel, Albert Pigge, Johann Cochläus und Robert Vauchop gehört61 • Möglicherweise hatten sie Ecks Urteil mitbestimmt. War die Erklärung Ecks Initiative entsprungen? In seiner Verteidigungsschrift gegen Angriffe Butzers mich dem Reichstag erklärte er, er sei von den Herzögen darum gebeten worden. Da er wegen seiner Krankheit nicht habe schreiben können, habe man beim zweiten Mal einen Schreiber geschickt, dem er nur zu diktieren brauchte. Ihm sei nicht bekannt gewesen, was mit seinem Schreiben geschehen werde, nämlich daß es in der Fürstenversammlun g vorgelegt würde. Nachträglich billigte Eck aber das Tun seiner Landesherrnsz. In der negativen Beurteilung des Buches sahen Ecks Kollegen Gropper und Pflug wie auch die Hergang 19. Der Text bei Pfeilschifter VI/3/2 Nr. 2. Pfeilschifter III/1 377 f. so PfeilsChifter lii/1 Nr. 199~ Die Protestanten sahen darin eine "giftige" Schrift, die jede VerständigungsbereitsChaft zerschlug (Bretsehneider, Corpus reformatorum IV 466 f.). 8o PfeilsChifter III/1 Nr. 120. 8t Eck, Apologia XXXI. e2 Eck, Apologia CLI' f. 57
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IV. Exkurse
Protestanten eine Einflußnahme auf die bayerischen Landesherrn83• Diese Annahme lag angesichts der gleichlautenden Urteile nahe. Eck mußte ihnen Recht geben. Er hatte in der Tat, solange er gesund war, sich bei den Herzögen gegen die Annahme des Gropperschen Buches eingesetzt. Nur seine Erkrankung setzte diesen Bemühungen ein Ende. Das weitere habe "Gott und der Heilige Geist" bewirkt84• Gab Eck damit seinen Einfluß offen zu, so wird man freilich auch sagen müssen, daß es angesichts der negativen Einstellung der Herzöge zum Religionsgespräch nicht viel bedurfte, um sie für eine Ablehnung des Regensburger Buches zu gewinnen. Mit seiner Erklärung vor dem Fürstenrat behauptete Eck, er habe das verbesserte Buch, wie es nach den Verhandlungen dem Kaiser überreicht wurde, nicht gesehen. Der tatsächliche Sachverhalt war etwas differenzierter. Während seiner Krankheit waren Gropper und Pflug zu ihm gekommen und hatten ihm die Artikel, bei denen eine Einigung erzielt worden war und die dem Kaiser als verglichen vorgelegt werden sollten, vorgelesen. Ecks Zustand war aber so schlecht, daß er nicht fähig war, das Gehörte aufzunehmen. Ein versprochener neuer Besuchstermin wurde nicht wahrgenommen, so daß es bei der für Eck unbefriedigenden Kenntnisnahme des emendierten Buches blieb. Mit der Verlesung der Erklärung im Fürstenrat wurde Ecks Einstellung zu den Verhandlungen bekannt. Gropperund Pflug sahen sich desavouiert. Sie richteten deshalb am 6. oder 7. Juli eine Supplik an Granvella, die bayerischen Herzöge sowie alle übrigen Teilnehmer des Reichstages, sie gegen Ecks Vorwürfe in Schutz zu nehmen35• Eck wurde ihre Aktion erst mit der Herausgabe der Regensburger Akten durch Butzer bekanntes. Er mußte sich jetzt mit Recht seine geänderte Haltung vorwerfen lassen. Hatte er doch während des Gespräches selbst einzelne Artikel angenommen, und jetzt verwarf er das Buch als unkatholisch. Nach des Kaisers Urteil, das er zugunsten Groppers und Pflugs fällte, stimmte es aber durchaus mit der Lehre der Kirche überein87. Als Eck sich im November/Dezember 41 gegen ihre Vorwürfe verteidigte, wußte er noch nicht, ob es sich dabei nicht um eine Fälschung durch Butzer handelte. Dafür sprach seiner Meinung nach die Tatsache, daß sie sich a]s seine "Kollegen" nicht bei ihm selbst gemeldet hatten, sondern gleich den Weg an die Öffentlichkeit angetreten hattenss. ea Butzer, Acta 95'; Friedensburg, Beiträge 480. Eck, Apologia CL, CLIII f.; vgl. auch Friedensburg, Beiträge 478. u Bei Butzer, Acta 94 ff. und bei Bretschneider, Corpus reformatorum IV Nr. 2292; deutsch bei Hortleder 337 f. 88 Friedensburg, Beiträge 479. 87 Bretschneider, Corpus reformatorum IV Nr. 2293; Hortleder 337 f. es Eck, Apologia CXLIX', CLII'; Friedensburg, Beiträge 479. M
Exkurs Nr.5
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Gleichgültig wer der Verfasser war, Eck sah sein Tun nicht als widersprüchlich an. Er hatte ja das Buch in seinem Endzustand nicht mehr gesehen und ihm daher auch keine endgültige Approbation gegeben. Gegenteilige Behauptungen seien Lügen". Am 30. Juli war Eck von Regensburg abgereist, aber die Auseinandersetzungen gingen, wie angedeutet, noch weiter. Eck hielt die Aktenedition Butzers zum Reichstag für verfälscht. Er glaubte deshalb auf dessen "Lügen" nicht schweigen zu dürfen. So antwortete er in einer eigenen Schrift, einer Verteidigung des Legaten Contarini, der katholischen Fürsten und seiner selbst. Das in dreißig Tagen geschaffene Werk umfaßt in erster Linie Dokumente des Reichstages und wurde im Dezember 1541 fertiggestellt. Um den Protestanten seine absolute Kirchentreue zu zeigen, widmete es Eck Papst Paul III.ro. Als Butzer Anstalten machte, seine Akten auch deutsch herauszugeben, ließ Eck seine "Verteidigung" von seinem Schüler Michael Wagner verdeutschen. Einer weiteren Schrift Butzers stellte Eck 1543 seine "Replica adversus scripta secunda Buceri" entgegen. Dem Erzbischof von Trier Johann Ludwig am 10. Januar gewidmet, trägt sie- wenige Wochen vor Ecks Tod entstanden- in der Antwort auf Butzers erneute Vorwürfe weitgehend selbstbiographische Züge und enthüllte so Motive seines lebenslangen intensiven Einsatzes gegen die Entwicklung des Luthertums. Rückblickend beurteilte Eck den Reichstag hinsichtlich der Religionsgespräche als Mißerfolg. Die Gründe dafür sah er in der hinterhältigen Verhandlungstaktik der Lutheraner und seiner eigenen Krankheit, die ihm ein Zuendeführen der Gespräche unmöglich gemacht hatte und den Gegnern die Chance gegeben hatte, verlorenes Terrain wiederzugewinnen, da Gropper und Pflug ihnen nicht gewachsen waren71 •
Exkurs Nr. 5 Hunger und Gretser auf dem Regensburger Religionsgespräch (1601) Bei einem Besuch Herzog Maximilians I. von Bayern bei Pfalzgraf Ludwig in Neuburg waren 1589 der Neuburger Hofprediger Jakob Heilbrunner und der Jesuit Gregor de Valentia über Glaubensfragen ee Eck, Apologia CLIII'. Friedensburg, Beiträge 478; Schultze, Zwei Briefe Johann Ecks 473 f.; - im Frühjahr 1542 schickte Eck fünf Exemplare nach Rom (Friedensburg, Beiträge 483). 11 Friedensburg, Beiträge 476 ff. 10
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IV~
Exkurse
in Streit geraten. Er wurde Anlaß zu weiteren literarischen Fehden zwischen Philipp Heilbrunner, dem Professor des Lauinger Gymnasiums, und dem Jesuiten Konrad Vetter, der im Verlaufe dieser Auseinandersetzung scharfe Schriften gegen Luther unter dem Pseudonym Conrad Andreae veröffentlichte. 1599 bei einem erneuten Zusammentreffen beider Regenten kam der Neuburger auf Vetters Ausfälle zu sprechen und schlug im Verlauf der Unterredung ein Religionsgespräch zwischen beiden Konfessionen vor. Maximilian nahm die Anregung auf, so daß beide Seiten in Verhandlungen über Thema, Ort und Modus des Gesprächs eintreten konnten. Am 25. Februar 1601 schlug Maximilian als Hauptpunkt der Erörterungen die Frage vor: Kann die Heilige Schrift alleinige Regel und Richtschnur der Glaubenslehre und demnach Richterin aller Streitigkeiten in Glaubensfragen sein? Nach langem Zögern erklärte Ludwig sein Einverständnis1 • Die Gespräche begannen am 28. November 1601 im Rathaus zu Regensburg. Beide Seiten führten von Anfang an genau Protokoll, so daß wir über den Verlauf bis ins einzelne unterrichtet sind2 • Zunächst wurden den Disputanten bestimmte Auflagen gemacht, die ein sachliches Gespräch garantieren sollten. Ziel der Gespräche soll die Findung der Wahrheit sein. Der Weg dazu ist die dialektische Methode der Disputation. Dabei sollen leere Sophistereien vermieden werden. Schmähungen dienen nicht dem besonnenen Austausch der Meinungen. Nur mit Erlaubnis der anwesenden Fürsten darf ein neuer Punkt in Angriff genommen werden. Die Sprecher der bayerischen Seite waren Albrecht Hunger und der Jesuit Jakob Gretser. Maximilian hatte Johann Pistorius mit der Aufgabe betraut worden. Dieser war aber von den Protestanten abgelehnt worden3 • Als Berater waren ihnen zugeteilt Georg Lauther, Propst von München, ehemaliger Student in Ingolstadt, der Freisinger Kanoniker Dr. Anton Weiser und Dr. Wolfgang Hannemann, Dekan von St. Peter in München. Ihnen standen auf Neuburger Seite Jakob Heilbrunner, Prediger in Neuburg, und Aegid Hunn, Professor in Wittenberg, gegenüber4. Beide hatten sich gut auf den Disput vorbereitet5. Ihnen ging es bei dem Gespräch darum, den Nachweis zu Herbst 38 ff.; Hirschmann 3 ff.; Stieve 588 ff. Das Protokoll der katholischen Seite wird im folgenden mit "Acta" zitiert, das der evangelischen mit "Colloquium". Die Protokolle werden durch einen Bericht Tanners (Relatio compendiaria) und Hunnius' (Relatio historica) ergänzt. 3 Herbst 54, 78. 4 Einer der "hervorragendsten Wittenberger Theologen" (Friedensburg, Universität Wittenberg 319 A. 2); ihm stand Heilbrunner nicht nach (Mederer II 166). 5 Tanner 3'. t
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Exkurs Nr. 5
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führen, daß der protestantische Glaube christlich sei und sogar auf den alten katholischen Fundamenten aufbaue8 • Gretser eröffnete das Gespräch, indem er die Lutheraner aufforderte, ihre Thesen zu beweisen. Er werde nach den Regeln der Dialektik antworten, denn diese Methode sei durchaus eines Theologen gemäß. Damit wurde schon zu Anfang die "ratio" des Gesprächs angesprochen. Sie sollte während der ganzen Zeit ein Zankapfel bleiben, der seine Wurzeln in der Verschiedenheit der theologischen Forschung hatte. Als Ausgangspunkt für die Erörterungen legte Gretser eine These vor. Sie formulierte sehr prägnant die Kernfrage des Kolloquiums und zeigte deutlich die von den Protestanten divergierende Auffassung von der Stellung der Schrift. Sie lautete: Die Schrift ist nicht Richterin aller Streitfragen des Glaubens und der christlichen Religion. Sie ist zwar "unfehlbare Norm", aber nicht alleinige und einzige. Neben ihr müssen Überlieferungen, kirchliche Entscheidungen und der Konsens der rechtgläubigen Lehrer der Kirche anerkannt werden7 • Die Aussage rührte an den fundamentalen protestantischen Lehren. Bereits 1519 hatte Luther die Schrift zum alleinigen Glaubensprinzip erklärt8 • Mit ihrer These lehnten die Theologen Maximilians nicht nur die "Sola scriptura"-Lehre der Protestanten ab, sondern anerkannten gleichzeitig die päpstliche .und konziliare Entscheidungsbefugnis, wie sie für die katholische Kirche geübt wurde. Das wurde aber erst vor der siebten Sitzung deutlich ausgesprochen. Jetzt wartete man erst auf die protestantischen Artikel. Sie hatten 12 vorbereitet, ·die sich aber im Grunde, wie auch Gretser gleich bemerkte, auf die Aussage des ersten zurückführen ließen. Das geschriebene Wort Gottes ist "einzige sichere und untrügliche Norm, Richtschnur und Maß", dem zu glauben ist, da Gott ihr Urheber ist. Nachdem Heilbrunner, zunächst Sprecher auf protestantischer Seite, dies vorgelesen hatte, griff er die gegenteilige Behauptung auf und bemängelte, daß in ihr nicht gesagt wird, wer als Richter zu gelten habe9 • Gretser ging darauf nicht ein, sondern bat um den Beweis der Heilbrunnersehen These, da die Katholiken die Respondenten waren und daher ihren Artikel nicht zu beweisen brauchten. Schließlich gab Gretser eine formale Definition des Richters. Hunger suchte den Streit zu beenden, indem er einwandte, daß es nicht notwendig sei, den Richter zu nennen. Es genüge einstweilen eine Klärung der Termini; das sei bereits geschehen. Die Neuburger sollten zuerst ihre These beweisen und damit den Regeln einer· Disputation s Dies äußerte er in der Eröffnungsrede (Acta 5 ff.; Colloquium 12 ff.).
1 Acta 6'; Colloquium 18. Die Proposition war von Hunger, Gretser, Weiser
und Hannemann unterschrieben. - Das Gesagte entsprach der Definition des Tridentinums (Denzinger-Schönmetzer Nr. 1501). s Lortz I 399 f.o Acta 8; Colloquium 24.
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IV. Exkurse
entsprechen10 • Auch ein Appell an die Fürsten beendete den Streit nicht. Deshalb ergriff Heilbrunner die Initiative und nannte aus einem Werke Gregors de Valentia den Papst als höchste Autorität der Katholiken. Das fürstliche Auditorium mußte noch eingreifen, bis Gretser endlich in feierlicher Weise11 den Papst als obersten Richter in allen Streitfällen nannte. Gleichzeitig drang er erneut auf Einhaltung der Regeln der scholastischen Disputation. Bisher sei es mehr ein Streit, denn eine Disputation gewesen. Nach Klärung der den Protestanten im Grunde bekannten Frage des Richters suchte Heilbrunner seine These mit Hilfe eines Schlusses zu beweisen. In Sachen des Glaubens und des Kultes kann nur Norm sein, was weder Zusätze noch Weglassungen duldet. Das ist nur beim geschriebenen Wort Gottes der Fall; also ist es allein als Norm der Religion und des Kultes anzusehen. Gretser stimmte dem Obersatz zu, negierte aber den Untersatz. Als Gegenbeweis führte er an, daß an den Pentateuch weitere Bücher hinzugefügt wurden, wie etwa Josua oder die Propheten. Neben dem schriftlich fixierten Wort gab es ferner im Alten Testament auch ungeschriebene Traditionen. Dazu zählen nach Gretser folgende Tatsachen: in der Zeit vor Christi Geburt wurden die Frauen Israels nur durch ein äußeres Zeichen von der Erbsünde befreit. Worin es bestand, konnte der Jesuit allerdings nicht sagen. Für die Existenz dieses Signums sei aber bei Augustin eine Stelle zu finden. Für Knaben, die vor der Beschneidung gestorben sind, gebe es ein Mittel, das sie von der Erbschuld befreite. Schließlich sei die Kanonizität und Authentizität der Bücher Moses" nur durch die "Überlieferung" bekannt. Auch mit dem letzten Beweis, daß es im Alten Testament Priester gegeben habe, deren Wort unter Todesstrafe verpflichtete, konnte Gretser seinen Gesprächspartner nicht überzeugen. Der führte nämlich an, die Hohenpriester hätten sich bei ihren Urteilen öfter geirrt. Zu Gretsers zweitem Argument verwies er auf den Schächer am Kreuz, der ohne äußeres Zeichen gerechtfertigt worden sei. Es sei also kein Grund vorhanden, warum das nicht auch früher geschehen konnte. Schwieriger wurde indes die protestantische Positon bei der dritten These Gretsers. Sie mußten zugeben, daß die Kanonizität der Bücher Moses' nur durch das Zeugnis der Kirche bekannt war. Sie konnten nur erwidern, dieses Amt der Kirche sei damit zu Ende, daß diese Tatsache bekannt sei. Am Schluß der Sitzung gab Heilbrunner zu Protokoll, die Katholiken könnten ihre These nicht beweisen.
10 Acta 10; Colloquium 30. u "Darauf Grettserus uffgestanden und mit sonderbahrer Reverenz langsamben und deutlichen Wortten iren Richter solenniter pronuncirt." Herbst
237.
Exkurs Nr.5
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Am 29. November begann die zweite Sitzung um sieben Uhr12 • Gretser nahm, das Gespräch beginnend, die Frage der Rechtfertigung des Schächers noch einmal auf, der auf Grund eines Glaubensaktes gerettet worden sei. Bei den Kindern des Alten Testaments, die ohne Beschneidung, und bei denen des Neuen, die ohne Taufe gestorben sind, ist ein solcher Akt nicht möglich gewesen. Sie müssen deshalb durch ein anderes Mittel gerechtfertigt worden sein. Das aber ist in der Schrift nicht zu finden. Hunn leugnete die Notwendigkeit eines solchen "medium" als Voraussetzung für die Erlösung von der Erbsünde. Als Gretser rationale Gründe anführen wollte, leugnete der Wittenberger die Zuständigkeit der Vernunft. Als er in der dritten Sitzung dann selbst mit Vernunftargumenten in das Gespräch eingriff, mußte er sich von Weiser vorhalten lassen, er habe heute die Vernunft schon als "blind" bezeichnet13• Hunger schaltete sich hier kurz in das Gespräch ein, um sich für Gretsers Ansicht auszusprechen. Er brachte aber keine neuen Argumente. Das Gespräch hatte weiterhin Gretser zu führen. Heilbrunner gab dem Wortgefecht eine neue Richtung, indem er die Frage stellte, ob und warum Gott befohlen habe, auch auf die Tradition zu hören. Gretser wies in seiner Antwort auf verschiedene Schriftstellen14 hin, aus denen hervorging, daß das Volk Israel von Gott an die Priester verwiesen worden ist. Die sich anschließende Diskussion suchte zu klären, in welchen Fällen das gesprochene Wort der Priester galt, da Heilbrunner auf eine Schriftstelle hinweisen konnte, die Christus vor den Priestern und Schriftgelehrten warnen läßt15• Es hat auch Aaron geirrt, als er das goldene Kalb erstellen ließ. Kaiphas hat bei dem Urteil über Christus geirrt. Über die Bedeutung des Hohenpriesters Aaron entspann sich eine lange Diskussion, in deren Verlauf Gretser zu spitzfindigen scholastischen Distinktionen seine Zuflucht nahm, um einen Unterschied zwischen Aarons und Moses' Stellung zu schaffen. Hunger drängte wiederum auf Einhaltung der Disputationsregeln. Es kam zu keiner Verständigung über Aarons Beteiligung an der Aufstellung des goldenen Kalbes und damit über die Frage, ob er als Hoherpriester gefehlt hat. Gretser konnte keine weiteren Argumente mehr vorbringen, Hunger steuerte nur eine unwesentliche Worterklärung bei. Das Gespräch hatte sich an dem Problem festgefahren. Jetzt griff auf katholischer Seite zum ersten Mal Adam Tanner ein, Professor am Jesuitengymnasium in München18, während man auf protestantischer Seite 12 Acta 16'ff.; Colloquium 48 ff. 1a Acta 29; Colloquium 85. 14 Malachias 2, 7; Aggäus 2, 5 u. a. 111 Matthäus 23, 1 ff. 16 Lurz, Tanner 7.
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schon an einen siegreichen Abschluß dachte17• Tanner las die betreffende Schriftstelle vor und interpretierte sie so, daß Aaron nicht Urheber des Götzendienstes war. Hunn ließ aber die Deutung nicht gelten. In der dritten Sitzung18 am 29. November nahmen die Sprecher das Problem des Vormittags wieder auf. Tanner, in den Augen der Protestanten "ein junger auffgeblassener Sophist und Jesuit" 19, kam ausführlich zu Wort. Er erklärte, daß ein Hoherpriester sich bei Entscheidungen, die er "ex cathedra" treffe, niemals irren könne. Heilbrunner hielt ihm entgegen, Kaiphas habe sich bei der Verurteilung Christi geirrt. Damals war er aber, so Tanner, nicht mehr Hoherpriester. Darauf konnte der Prediger nichts mehr erwidern. Er ging deshalb auf Urias über, der den wahren Kult abgeschafft habe. Als Gretser erklärte, er habe dies nicht als Priester getan, warf ihm sein Widerpart vor, ihm gehe es nur um bloße Wortstreitereien. Es war zu erwarten, daß das Gespräch an diesem Punkt auf das Oberhaupt der katholischen Kirche kommen würde. Heilbrunner glaubte in dessen Gewalt einen Widerspruch sehen zu können, der Papst könne zwar nicht irren, aber in Ketzerei verfallen. Gretser stellte richtig, der Papst könne nur bei Entscheidungen "ex cathedra" nicht irren. Erst jetzt gab der protestantische Teil den Beweis seiner Hauptthese. Er argumentierte natürlich mit Schriftzitaten, schloß aber mit einem Syllogismus, vermutlich, um den von Hunger erneut erhobenen Forderungen nach der dialektischen Methode nachzukommen. Als Tanner wieder eingreifen wollte, fiel ihm Hunn ins Wort, er sei nicht zum Kollokutor ernannt. Gretser lehnte Heilbrunners Beweis als nicht schlüssig ab. Auch von Hunger, der den Rest der Sitzung bestritt, geschah das. Wie sein Kollege verteidigte er die Rechtmäßigkeit der Tradition, sofern sie der Schrift nicht widerspricht. Die Protestanten blieben weiterhin bei ihrer Behauptung. Die dritte Sitzung hatte die beiden Parteien nicht nähergebracht. Hunn sah nachträglich diesen Abschnitt des Gesprächs als besonders sinnlos an und gab die Schuld daran den Jesuiten20• Mit der vierten Sitzung übernahm Tanner die Leitung des Gesprächs. Er hatte sich bisher auf Anraten des bayerischen Herzogs gelegentlich zu Wort gemeldet, aber erst jetzt wurde er zum Sprecher offiziell ernannt21 • Seinem Bericht zufolge hatte sich nämlich nach zwei Sitzungen gezeigt, daß Hungers Stimme für den großen Raum zu schwach 11
Hocker 201 (Bericht der Abgeordneten' Ansbachs).
1s Acta 25 ff.; Colloquium 73 ff. 19 20
21
Hocker 201. Hunnius C 2. Tanner 4'f.
ExkursNr.5
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war. Gretser bekam, von Natur aus schwächlich veranlagt, einen starken Katarrh, so daß er den Anstrengungen auf die Dauer nicht gewachsen war 22 • Die protestantische Seite sah darin indes nur einen Vorwand, um den in die Enge getriebenen Gretser entlasten zu können23. Tanner war unbeliebt. Die Folge war, das Gespräch wurde mit unnötigen persönlichen Angriffen belastet. Die vierte, fünfte und sechste Sitzung brachte keine Annäherung der Standpunkte24 • Es zeigte sich auch, daß die verschiedene Schriftauslegung die Verständigung erschwerte. In der siebten Session25 hörten die Sprecher auf zu diktieren, suchten aber durch langsames Sprechen, den Notaren die Arbeit nicht allzu sehr zu erschweren. Erneut wurden Regeln für die Disputation aufgestellt und damit die Einhaltung der syllogistischen Form gefordert. Tanner drängte deshalb darauf, weil er glaubte, ohne diese schulmäßige Form könnten sich die Protestanten beim einfachen Volk zu viele Sympathien erwerben26 • Gretser war inzwischen wieder soweit hergestellt, daß er jetzt wieder in das Gespräch eingreifen konnte. Er legte vor Beginn der Zusammenkunft eine erweiterte Form der ersten These vor, die den bisherigen Verlauf des Kolloquiums berücksichtigte. Sie lautete: Die Schrift ist nicht Richterin aller Glaubensstreitigkeiten, sondern diese Aufgabe steht dem römischen Papst zu. Seine Entscheidung, der ganzen Kirche in autoritativer Form vorgelegt, ist bei der Beurteilung strittiger Glaubensfragen unfehlbar, mag er nun mit oder ohne Konzil entscheiden. Die Schrift ist zwar unfehlbare Norm, aber nicht alleinige und einzige. Neben ihr müssen auch die Überlieferung und Definitionen der Kirche sowie die übereinstimmende Meinung der orthodoxen Väter zugelassen werden. Gretser hatte damit klar die päpstliche Unfehlbarkeit ausgesprochen, die erst im 19. Jahrhundert zum Dogma erhoben wurde. Gretsers Satz enthielt ein negatives und ein positives Element. Einmal wurde damit nämlich nach sechs Sitzungen die protestantische Meinung verworfen, zum anderen dem Bischof von Rom ein über das Konzil hinausgehender Unfehlbarkeitsanspruch zugebilligt. Die Antwort konnte kaum eindeutiger für die Gegenseite sein. Hunn blieb bei seiner Behauptung, daß die Schrift in sich ein "corpus perfectum" sei und lehnte damit jede weitere Autorität für die Kirche ab. Das Nachmittagsgespräch drehte sich um das nämlich Thema27 • 22 Tanner 4'. 23 So der Bericht Sebaldts von Regensburg (Herbst 239). 24 Acta 33 ff.; Colloquium 96 ff. 25 Acta 60 ff.; Colloquium 169 ff. ze Tanner 47. 21 Acta 68 ff.; Colloquium 190 ff.
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IV. Exkurse
Mit der neunten Sitzung28 vom 4. Dezember übernahmen die Vertreter Bayerns die Rolle des Defendenten. Sie gliederten die Hauptthese in fünf Unterpunkte, deren erster der Schrift die alleinige Richterrolle absprach. Bei der Diskussion darüber gab Hunn schließlich eine menschliche Autorität zu, die zwischen Gott und Schrift steht und letztere interpretiert. Damit hatte er im Grunde die katholische Ansicht anerkannt, ohne es offen zuzugestehen. Am Nachmittag brachte Gretser gegen Hunns These folgende Einwände: die Schrift sagt nichts über die Kanonizität des Matthäusevangeliums aus, sie enthält auch keinerlei Angaben über den Termin der Feier des Osterfestes noch über die Jungfräulichkeit Mariens. Hunn mußte zugeben, daß die Protestanten nicht jede Tradition verwerfen. Er machte aber einen Unterschied zwischen historischen und dogmatischen Traditionen. Es blieben jetzt die Meinungen geteilt, was als historisch und was als Glaubensgut anzusehen sei. Am 5. Dezember griff auch Hunger wieder ein. Am Nachmittag29 brachte Tanner als Beweis gegen die Schrift als alleinige Norm die Notwendigkeit der Kindertaufe vor, von der in der Schrift nichts ent· halten sei. Am 7. Dezember wurde das Gespräch mit der 13. Sitzung30 fortgesetzt. Tanner legte dabei der Kirche das Richteramt in Streitfällen bei und untermauerte seine These mit den Versen 15 ff. des 18. Kapitels des Matthäusevangeliums. Hunger mahnte wieder die rechte Form der Disputation zu wahren. Der Feststellung Hunns, die Glaubensparteien hätten das Recht, ein Urteil der Kirche zu überprüfen, hielt er entgegen, dann komme ein Streit nie an ein Ende. Die letzte Sitzung31 bestritt Gretser wieder zum großen Teil. Er ging von dem Syllogismus aus, daß die Kirche ein klares Urteil fällt, wenn sie darum gebeten wird. Das aber ist Zeichen eines absoluten Richters; also ist die Kirche absolute Richterin in allen Streitfragen. Hunn ließ diesen Absolutheitsanspruch nicht gelten. Letztes Urteil fälle nur Gott. Bei Entscheidungen von Konzilien ist immer zu prüfen, ob sie schriftgemäß sind; also ist ihr Urteil nicht absolut. Tanners Frage, wer die Häretiker Arius, Macedonius und Nestorius verurteilt habe, beantwortete er dahingehend, das sei durch den Heiligen Geist über die Schrift und die Kirche geschehen. Nun verwies Tanner auf die verschiedene Auslegung der Schrift bei Katholiken und Protestanten, ein Faktum, das sich auch während dieses Kolloquiums gezeigt hatte. Viele 28 Acta 101 ff.; Colloquium 269 ff. Das protestantische Protokoll spricht fälschlicherweise von einer Nachmittagssitzung; ebenso auch Hirschmann (228). 21 Acta 133 ff.; Colloquium 354 ff. 3o Acta 143 ff.; Colloquium 380 ff. 31 Acta 155 ff.; Colloquium 409 ff.
ExkursNr.5
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könnten die Schrift überhaupt nicht verstehen. Sie hätten, so Hunn, eigene ,,Mittel" dazu, die nur Gott kenne. Die restliche Zeit blieb dieses Thema Gesprächspunk t, ohne daß eine Annäherung erzielt wurde. Noch wußten die Sprecher nicht, daß es die letzte Sitzung war. Am nächsten Tag erfuhr Tanner, der Neuburger Herzog habe um Verschiebung des neuen Gesprächstermi ns gebeten, um eine Revision des Protokolls vornehmen zu können und seinen Theologen - Heilbrunner litt unter Heiserkeit- eine Erholungspause zu gewähren. Es kam das dem bayerischen Souverän nicht ungelegen. Wegen des Verhaltens der Protestanten hatte er nicht mehr die Absicht, noch länger am Gespräch teilzunehmen. Er wandte sich deshalb an Ludwig, das Gespräch in beiderseitigem guten Einverständnis zu beenden. Dies geschah in der Tat. Dem Wunsch der Protestanten, noch einige Argumente zu ihrer These nachreichen zu dürfen, wu~de nicht entsprochen32• Auf protestantische r Seite argwöhnte man, die Jesuiten seien es gewesen, die sich für den Abbruch des Gesprächs bei Maximilian eingesetzt hätten, da sie einer weiteren Diskussion über das Papsttum aus dem Weg gehen wollten33• In der auf das Religionsgespräch folgenden Polemik34 rühmten sich beide Seiten, als Sieger die Donaustadt verlassen zu haben31• Für die Beurteilung der beiden Ingolstädter Ordinarien wird man in Rechnung stellen müssen, daß beide erst spät ihre Berufung nach Regensburg bekommen hatten, weil Neuburg erst im August endgültig zusagte36• Sie konnten sich nur ungenügend vorbereiten37, wie auch die Protestanten zugaben38 • Schon die ersten zwei Sitzungen machten deutlich, daß sie nicht imstande waren, ihre Seite überzeugend zu verteidigen. Da sie auch gesundheitlich den Strapazen nicht gewachsen waren, wurde das Eingreifen Tanners entscheidend für den Fortgang des Gesprächs. Das Kolloquium blieb ohne konkretes Ergebnis, es zeigte aber in aller Deutlichkeit die verhärteten Fronten auf beiden Seiten auf.
s2 So der Bericht Tanners (53). aa Herbst 250 f. 34 Dazu ausführlich Hirschmann 643 ff. u Hunnius C 2; Tanner 55 ff.; Colloquium 491; GStA Ks schw. 8678 (21. Dez. 1601). as Tanner 3'. 37 Das wurde auf katholischer Seite auch als Grund für den Ausgang angesehen (Duhr, Geschichte II/2 400). 3B Colloquium 491.
Anhang
A. Quellentexte AnhangNr.I Befehl Herzog Albrechts V., den Jesuiten Alpbons Pisanus in die theologische Fakultät aufzunehmen (1560) (Original: Archiv der Universität, Bestand des Georgianums, Abteilung II Nr. 327). Vongottes genaden Albrecht hertzog in Obern unnd Nidern Bayrn etc. Unnsern günstlichen grues zuvor wirdigen ersamen hochgelehrten lieben getreuen. Nachdem jetzt abermaln einer de societate Ihesu mit namen Alphonsus Pisa der heiligen schrifft doctor in unnser colegium zu Inngolstat ankhommen, so wellen wir unnd ist unnser bevelch, das ir ine gleichsfals wie die anndern seines instituti in facultatem theologicam annemmet, und damit die anndern in der arbeit subleviert werden, zu zeiten lesen lasset, auch ime sunst in annder weg guten willen erzaiget, wellen wir unns zu euch gnedigclich versehchen. Datum München den XII. Ianuarii anno etc. 1560. RS: Den wirdigen ersamen unnd hochgelehrten, unnsern lieben getreuen rector, chamerer und rathe unser universtet Inngolstat.
Anhang Nr. II Herzog Albrecht V. bestätigt die Fakultätsbeschlüsse von 1565. (Original: Archiv des Georgianums, Abteilung III Nr. 4.) Albertus dei gratia comes Palatinus Rheni, superioris inferiorisque Bavariae dux etc. Reverendis honorabilibus et doctissimis viris, rectori, camerario et senatui academiae nostrae Ingolstadiensis salutem et gratiam nostram. Extat inter alias apud vos facultatis theologicae sanctiones constitutio quaedam theologica a primis illis academiae nostrae Ingolstadianae patribus conscripta et ab illustrissimis Bavariae principibus praedecessoribus nostris atque adeo ab ipso Romano pontifice approbata et confirmata et a professoribus nostris ad haec usque tempora religiose observata cavens, ne quisquam omnium theologiae studiosorum ad primam in theologia lauream admittatur, qui non ante toto quinquennio assiduam sacris litteris, vel in nostra, vel in alia universitate, navasset operam. Decernit praeterea haec eadem constitutio, neque hoc tempus neque aliud quodcunque censendum esse sufficiens, si iusta et ad eum gradum capessendum necessaria desideretur eruditio: addit postremo neminem, quantalibet etiam eruditione praeditum ad hunc, aut quemlibet alium theologiae titulum esse recipiendum, qui morum honestate vitaeque et maxime fidei catholicae integritate non fuerit ornatus. Itaque constitutio illa (ut rem totam paucis absolvamus) excludit omnes imprimis, qui iustum studiorum suorum spatium nondum compleverunt, omnes item indoctos, omnes denique vitiis quibuscumque contaminatos, scismaticos,
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Anhang
haereticos vel de fide orthodoxa suspectos. Verum quia consiliariis nostris et aliis quibusdam viris prudentibus tempus hoc quinquennale hoc tempore aliquanto prolixius iudicatum fuit (tametsi summa cum severitate Lovanij, Coloniae, Salmanticae, Compluti, ad quarum universitatum normam nostra universitas quondam fuit instituta etiamnum id ipsum observetur) in nova nostra reformatione novorumque canonum academicorum constitutione theologicae facultatis professoribus permittitur, ut quod ad tempus attinet, modo debita rerum theologicarum non desit cognitio neque ulla vitae fideive adsit contagio, suis auditoribus gratiam aliquam facere atque etiam cum iis queant dispensare. Caeterum hac concessione cognita et promulgata, certatim ad eos et plerumque ab indignis, pro gradibus designandis, itum fuit, ita ut plures paucis his annis parum alioqui idoneos petentium importunitate victi fractique ad promotionem admittere coacti fuerint. Cum ergo nullus petendi et concedendi modus fieret, placuit nobis, ut theologie professoribus omnibus et singulis in unum congregatis, serio et ex animo de remedio huic malo adhibendo, in medium consultaretur. Inter consultandum autem, quantumlibet alia alijs et quidem idonea satis, ut in talibus rebus fieri solet, occurrerent, nullum tarnen efficatius neque ad praesens negocium utilius iudicatum fuit, quam si theologi freno sibi et alijs iniecto, certurn aliquod tempus decernerent, infra quod, cum nemine omnino dispensare liceret. Gratia itaque dei et votis omnium consentientibus constitutionem quandam, eamque trimembrem, quam ipsi aediderunt, nos ratam gratamque habentes hoc scripto plane confirmamus et perpetuo ita observari volumus. Primo neminem prorsus in posterum ad baccalaureatum biblicum, qui infimus inter theologicos titulos habetur, recipiendum esse, qui toto, ut minimum, triennio sacrae theologiae operam non dedisset. Secundo nullam in tempore inde ab hoc gradu usque ad doctoratum intercurrente, quod breve satis videretur, dispensationem deinceps esse faciendam. Postrema ad nullum omnino gradum theologicum admittendos esse, sed neque ullo testimonio publico vel stipendio theologico donandos illos, qui non haberent fidum suorum praeceptorum, vel saltem iuratum duorum condiscipulorum testimonium, se assidue et diligenter omnes ordinarias theologiae praelectiones audivisse. Haec salubris et necessaria constitutio, etsi per se dignissima est atque studiosissime observetur atque ab omnibus theologiae candidatis atque studiosis magno applausu approbata sit, tarnen, quia iuxta sanctionum theolocicarum tenorem nulla theologica sanctio aut ordinatio prius decreti aut constitutionis alicuius vim habet, quam a nobis aut successoribus nostris fuerit approbata, totumque Collegium theologicum humillime et, quanta fieri potuit, submissione nobis supplicaret, ut ad laudem dei omnipotentis et scholae nostrae eam constitutionem nostro calculo comprobare non dedignaremur. Nos, qui sacre huius facultatis commodum et ornamentum, omniumque in ea proficientium, salutem et dignitatem promotarn maxime cupimus, eandem constitutionem novam, seu potius veteris severe constitutionis necessariam mitigationem, probamus atque confirmamus, perpetuis temporibus valituram, serioque mandamus, tarn ijs, qui iam sacras litteras profitentur, quam qui succedentibus temporibus id munus adituri sunt, ut stricte eam observent integramque custodiant. In cuius rei fidem et testimonium litteras hasce sigillo nostro firmavimus, Monachij XXV die Junij, anno millesimo quingentesimo sexagesimo quinto. (Ad mandatum serenissimi et illustrissimi domini ducis proprium.)
A. Quellentexte
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AnhangNr.m Vorlesungsverzeichnis der theologischen Fakultät vom 15. November 1587 (Original: Archiv der Universität, F III 22). Deeanus et eeteri professores eollegij theologiei leetori. Ut auditores nostri intelligant, quibus in rebus quantos progressus singuli faeultatis nostrae professores praelegendo usque ad deeani novi eleetionem sub initium mensis Maij anni 88 futuram sunt faeturi, notum faeimus, sie eonvenisse inter nos, ut reverendus et magnifieus vir Albertus Hungerus, proeaneellarius aeademieus, si per valetudinem lieuerit, absolvat usque ad nativitatem domini ea, quae restant de inearnatione Christi, deinde vero usque ad festurn domini Georgij de saeramentis in genere in 3a parte domini Thomae traetet. Reverendus dominus Laurentius Eyseephius, qui nune faeultatis nostrae deeanus est, in easibus eonseientiae ea absolvere proposuerit, quae pertinent ad saeramentum baptismi, eonfirmationis, eucharistiae et ad saerifieium missae. Reverendus pater Gregorius de Valentia in la parte domini Thomae e quaestione 22. usque ad materiam de angelis, hoe est de providentia, praedestinatione et de mysterio sanetissimae trinitatis versetur. Reverendus pater Mathias Mayrhofer in 2a 2 ae domini Thomae progrediatur usque ad quaestionem 89, exelusive quae est de iuramento. Reverendus dominus Stevartius auspieatus iam epistolam ad Hebreos absolvat septem illius eapita. Dabunt tarnen hi omnes et singuli operam, ut si ita fieri possit, maiores etiam progressus quam hie promittunt faeiant, ne ullo modo auditorum suorum studia et profeeturn remorati fuisse videantur vicissim et ipsi theologiae studiosi, uti omnino speramus, in audiendis publieis hisee praeleetionibus ita sese praestabunt sedulos ae assiduas, ne ullius desidiae merito argui possint illudque plurimum saepe reeogitabunt: legendi oeeasio semper, audiendi non semper. Datum sub sigillo eollegij nostri XV. Novembris anno domini MDLXXXVII.
B. Verzeichnis der Theologiestudenten Folgende Abkürzungen wurden in diesem Kapitel verwendet: AdorfStip. Al. bibl. form.
sent. Bi. Disp. EB Farn. Hg.(l) Kan. Kapl. Mag. St. Marlen St. Moritz Nob. Pfa. Pred. Princ. z. B. Princ. z. S. 1.- 4. Sent. Stip. Stud. theol. Vik. Zul. z. B. Zul. z. S.
-...... ..
Stipendiat des von Adorf gestifteten Stipendiums Alumnus (Stipendiat) biblicus formatus sententiarius Bischof Disputation Erzbischof Famulus (Diener) Herzog(lich) Kanoniker Kaplan Magister Pfarrei St. Marlen in Ingolstadt Pfarrei St. Moritz in Ingolstadt Nobilis (Adel) Pfarrer Prediger Prinzipturn zum Bibelkurs Prinzipturn zu den Sentenzen 1. bis 4. Sentenzenbuch Stipendiat Studiosus theologiae Vikar Zulassung zum Bibelkurs Zulassung zur Sentenzenvorlesung
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Die biblischen Bücher und die Ordensbezeichnungen wurden nach dem LThK-Lexikon für Theologie und Kirche abgekürzt (2. Auflage). Bei den Anfangsbuchstaben der einzelnen Namen wurden jeweils Bund P, C und K, D und T, sowie Fund V zusammengefaßt. Die Berufsbezeichnungen wurden in der Regel an den Anfang gestellt, ungeachtet ihrer zeitlichen Einordnung Abivero Peter (Kapl. des Kaisers) imm. 1550 22. Aug. als bac. theol. Adam Georg Ludwig aus Spalt, imm. 1548 14. April Adamosis Peter, imm. 1551, sent. Dez. 1563 Adelgaiß Johann aus Inningen, Farn., imm. 1533 30. Juli, Disp. 11. Aug. 47
B. Verzeichnis der Theologiestudenten
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Adler Jonas aus München, imm. 1549 2. April, Pfa. in Straubing Adriansen Cornelius S J aus Antwerpen, imm. 1593 17. Okt., Disp.1592 5. Juni Aedilis Georg aus München, Al. des Hgs. Wilhelm V., imm. 1582 16. Feb. in Taufkirchen, Vik. von St. Mor~tz, Disp. und Bac. bibl. 1586 10. Sept. Agricola Konrad aus Wengen, Al. d. Hgs Wilhelm, imm. 1591 12. Jan., Bac. bibl. et form. 1596 29. Okt., Disp. 1599 17. Okt. 1600 24. Dez., Lic. - Vik. von St. Moritz, als Lic. Pfa. von St. Marien Ahenarius Bernhard aus Haigerloch, imm. 1590 28. Aug. Vik. von St. Moritz 1598 17. Sept. Abschluß des bakk. Studiums Airnschmalz Augustin, Pfa. in Lauingen, imm. 1475 10. Jan. Bac. Albert Johann, imm. 1593 13. Apr. Albert Wolfgang aus Bad Wimpfen, imm. 1561 2. Sept., 1565 Sept.- Dez. Adorf Stip. Almacher Nikolaus aus Bernkastel-Kues, imm. 1594 14. Nov. Althamer Leonhard aus Spalt, Praeceptor, imm. 1593 22. Mai, Disp. und Bac. bibl. et form. 1598 5. Mai Ambulensis Salvator aus Tirol, imm. 1561 6. Mai Anglus Wilhelm, Pfarrer, imm. - Studienzeugnis 1587 26. Juni Ansleius Heinrich, Nob., Kan. der Fraunk. München, Al. d. Hgs Wilhelm V., imm. 1588 2. Dez., Disp. 1589 26. Mai, Lic. 1589 29. Mai Appel Nikolaus aus Egweil, imm. 1501 29. Sept., Princ. z. B. ((Abd., Hebr., Phm.) 1518 5. Mai, Princ. z. S . 1518 16. Nov., Lic. 1520 22. Apr., Dr. 1522 10. Apr., 14. Apr. in die Fak. aufgenommen Arboreus Heinrich, SJ imm. 1559 18. Nov., Zul. z. B. 1561 5. Sept. Princ. 1561 23. Sept. (Prov. 1 - 15, Jac.), Bac. sent. 1562 Arissius Sebastian, imm. - Disp. 1597 14. Nov. Arnold Leonhard aus Burgebrach, imm. 1479 17. Apr., Zul. z. B. 1486 9. Sept. (Ps. 100 ff. 1. Sent.), Zul. z. Sent. 1489 5. Sept., Princ. z. 1589 Okt., Zul. z. Lic. 1497 30. Sept., Lic. 1497 2. Dez. Arnsperger Oswald (Fischer) aus Arnsberg, imm. 1512 1. Okt., Adorf Stip. 17. Jan., Zul. z. B. 1524 13. Juni, Princ. 1524 18. Juni (Est., Gal., Eph.), Princ. z. S. 1536 28. Nov. Pred. in Amberg, Lic. 1540 24. Feb., Pfarrer v. St. Marien. Dr. 1543 10. Okt. Arrodenius Michael, Pfa. in Ziemetzhausen, imm. - Zeugnis d. Fak. 1587 15. Dez. Artmaier Johann aus Rohr, imm. 1572 23. Sept. Asch Konrad von, aus Landshut, imm. 1532 26. Mai Auer Wolfgang aus Odelzhausen, Kan. von Freising, imm. 1587 3. Juni Aumüllner Johann aus Schrobenhausen, imm. 1486 15. Apr., Zul. z. B. 1499 14. Sept. Princ. z. B. 1499 2. Okt. (Gn.) Avicula Johann, Pfa. in Wasserburg, imm.- Bac. bibl. et sent. 1587 14. Mai B ? Johann aus Schärding, imm. - Zul. z. B. 1498 14. Sept., Princ. z. B. 1499 5. Nov. Babst Nikolaus aus Ingolstadt, imm. 1515 10. Juni, Zul. z. B. 1536 19. Juni, Princ. z. B. 1536 22. Juni (Spr. 1 - 20 Röm.)
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Anhang
Bachmaier Johann aus Feldkirch, Vik. v. St. Moritz, imm. 1554 4. Apr. Backarius Peter, S. J., imm. - Lic. 1592 13. Apr. Badensis Daniel, imm. - Adorf Stip. 1562 Dez. - ? Baier Christoph aus Weißenhorn, imm. 1589 8. Okt., Bac. bibl. et form. 1596 20.Nov. Bargius Johann, S. J. aus Amsterdam, imm. 1582 31. Okt., Disp. 1584 12. März Parstorffer Abraham aus München, imm. - Disp. 1571 Bastius Thomas aus Frauenberg, Praeceptor, imm. 1594 15. Dez. Pastor Julas aus Stuttgart, imm. 1575 4. Okt. Paternoster Peter (Jeronimus?) aus Schwäbisch Hall, imm. 1472 9. Apr., Zul. z. B. 1478 4. Sept., Princ. z. B. 1478 4. Nov. (Pss. 1- 50) Zul. z. S. 1481 7. Sept., Princ z. S. 1481 1. Okt. Bauer Ulrich aus Bayreuth, Pred., imm. 1514 11. Mai, Princ. z. B. 1516 11. April (Tob.) Bauingh Egbert aus Metelen, imm. 1604 12. Jan. Bauknecht Johann aus Greifenberg, Farn., imm. 1575 3. Jan. Paulinus Michael, Fr. 0 Praem, Roggenburg, imm. 1549 23. Okt. Beck Johann aus Ehingen, imm. 1592 3. Juli Pedonius Georg, Mag. Heidelberg, imm. 1551 20. Sept. Behaim (Spies) Georg, Nob., aus Ansbach, imm. 1581 18. Sept. Bekler Andreas, imm. - Adorf Stip. 1575 3. Mai Pelagii Georg aus Ansbach, imm. - Zul. z. B. 1519 10. Juni (Pss. 1 - 50) P elargus Paulus aus Mainz, imm. 1564 20. Apr. Peltanus Theodor, S. J., imm. 1556 Juli, Zul. z. B. 1557 30. Aug., Princ. z. B. 1557 7. Sept., Zul. z. S. 1558 25. März (Jon., Phm.), Princ. z. S. 1558 31. März, Lic. 1559 Anfg. Mai, Dr. 1562 27. Apr. Bener Andreas aus Schwäbisch Gmünd, imm. 1599 11. Okt. Bentz Jodocus aus Feuchtwangen, Pfa. in Straubing, imm. 1549 14. Juni, Zul. z. B. 1565 16. Juli (Mich., Jak.) Zul. z. S. 1565 17. Nov. (Cajetan) Bentz Michael aus Weiler, Propst in Vilshofen, imm. 1516 14. Nov., Dr. 1565 Perez Hurtado, S J, Diözese Karthago, Spanien, imm. 1556 11. Juli. Dr. 1557 Berhorst Martin aus Paderborn, Pauper, imm. 1605 28. Mai Beringer Johann, imm. zwi. 1584 und 1591, Vik. v . St. Moritz, Bac. bibl. et form. Perius Abraham aus Mainburg, Kan. v . Regensburg, imm. - Zeugnis von 1589 28. Juli Permetter Johann aus Adorf, Bac. form. Leipzig, imm. 1472 13. Apr., Lic. 1473 8. Febr., Dr. 1473 9. Febr. Bernhardt Theodor aus Aufhausen, imm. 1598 19. Okt. Fernhausen Johann, Nikolaus von, Kan. v . Bad Wimpfen, imm. 1557 3. Sept., Pettendorfer Johann aus Regensburg, imm. 1490 16. Juli, Zul. z. B. 1506 12. Sept., Princ. z. B. 1507 27. Sept. (1. Kor., Mich), Zul. z S. 1508 24. April (4. Sent.)
B. Verzeichnis der Theologiestudenten
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Pfefferlein Anton aus Augsburg, imm. 1536 3. April Pfeiffer Georg aus Zwiefalten, imm. 1583 15. Jan., Bac. bibl. et form. 1586 26. Juni Pfeilschmidt Heinrich aus München, imm. 1472 25. Juni, Zul. z. S. 1473 7. Febr., Lic. 1477 21. Febr. Pfister Jakob, Pred. in Aichach, imm. 1541 16. Nov. Pfluger Kilian aus Bad Windsheim, imm. 1472 18. März, Bac. sent. 1473 7. Febr., Zul. z. Lic. 1475 6. Mai, Lic. 1476 3. April, Dr. 1476 April Pfrontner Johann aus München, imm. 1584 4. Juli, Bac. form. Phisie Georg, Diözese Konstanz, imm.- Adorf Stip. 1563 Nov.? Pholler (Pholer) Georg aus Pleinfeld, imm.- Zul. z. B. 1500 11. Sept., Princ. z. B. 1500 4. Nov. (Sir., 1. Jo.), Zul. z. S. 1502 12 Sept., Princ. z. S. 1502 5. Okt. (3 Sent.) Pilegius Georg aus Ansbach, Kan. v. Ansbach, imm. - Princ. z. B. 1519 Juni (Pss. 1 - 50), Lic. 1522 13. Nov., Dr. 1522 Pinder Johann aus Fessenheim, Pfa. in Dillingen, imm. 1519 13. Okt., Zul. z. B. 1557 6. Juni, Princ. z. B. 1557 21. Juli (Judith, 1. Joh. Brief) Pineda Alphons, imm. - Zul. z. B. 1562 Nov. (Abd., Phm.), Zul. z. S. 1563 21. Mai (1. Sent.) Binero Peter von, Dekan und Prior v. Granada, Bac. theol. imm.- Dr.1550 27.Aug. Pinn Johann aus Eichstätt, imm. 1582 4. Sept., Disp. 1594 7. Febr. Pistoris Johann aus Kubach?, Priester der Diöz. Freising, imm. 1556 12. Dez. Pitz Johann aus Eichstätt, imm. 1592 7. Okt., Lic. 1594, Disp. 1595 13. Juni, Dr. 1595 14. Juni Bleichenheck Heinrich aus Mlltenberg, Bac. form. Wien, imm. 1587 15. Apr., Lic. 1587 15. Apr. Plümel Johann, imm. 1472 15. Okt., Zul. z. B. 1480 12. Sept., Princ. 1480 25. Okt. (Job), Zul. z. S. 1482 7. Sept., Princ. z. S. 1482 14. Okt. (1 Sent.), Lic. 1486 19. Mai, Dr. 1506 13. Feb. Blyssemius (Blyssen) Heinrich, S J, imm.- Dlsp. 1577 Böckh Johann, Ehingen, imm.- Zeugnis 1592 9. Sept. Bobemus Valentin, imm. - Oration 1569 24. Dez. Pollinger Sebastian aus Burghausen, Pfa. v. St. Marien, imm. 1573 14. Dez., Bac. bibl. 1579 6. Mai, Disp. 1580 7. Jan., Bac. form. 1583 28. Okt., Lic. WS 1583/4 Bopp Johann aus Waldsee, imm. 1593 2. Sept. Portitor Johann aus Altdorf, imm. 1578 22. Nov. Bosch Leonhard aus Dinkelsbühl, imm. 1532 31. Dez., Disp. WS 1568/9 Posen Otto von, Kan. v. Melßen, imm. 1542 4. Nov. Braun Anton aus Haßfurt, Haunsfurt?, imm. 1511 22. Mai, Zul. z. B. 1524 13. Juni (Job, Phi!. und Kol.), Princ. z. S. 1529 25. Sept., Lic. und Dr. 1529 21. Okt. Braun Christoph aus Haslingen?, imm. 1583 24. Okt.
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Anhang
Braun Sebastian aus München, imm. - Zeugnis 1599 10. Jan. Brecheysen Johann, imm.- Zul. z. S. 1518 Mai Bredebach Tilmann, imm. 1565 6. Nov., Zu!. z. B. 1565 Nov. (Am, 1. Petr.), Disp. 1565 29. Dez. Pregel Johann, imm. 1566 13. Jan. Breitsehedei Paul aus Waldmünchen, Bac. Leipzig, Priester, imm. 1527 19. Febr. Bremberger IDrich, imm. - Lic. 1482 17. Juli, Dr. 1482 30. Juli Preminger Johann, imm. 1570 24. Okt. Brenner Martin aus Dietenheim, imm. 1571 25. Aug., Disp. 1572 Priefer Vitus aus Miesbach, Pfa. in Aichach, imm. 1582 2. März, Disp. 1594, Dr. 1594 28. Okt., Generalvikar Eichstätt Brucker Georg aus Langenargen, Pfa. in Pförring, imm. 1545 2. März, Lic. WS 1583/84, Disp. 1589 29. Aug., Dr. 1589 30. Aug. Prui Sebastian, imm. - Zut z .B. 1511 9. April, Princ. z. B. 1511 5. Mai (Pss. 1 -50, Röm.), Zul. z. S. 1512 1. Okt. (2. Sent.), Princ. 4. Sent. 1513 4. Febr. Püchelmair Johann Baptist, Pfa. v. St. Marlen, imm. 1568 28. Apr., Disp. 1577, Dr. SS 1579 Burchard Johann, imm. 1583 2. Feb. Buchhofer David aus Straubing, Pfa. in Pförring, Kan. von Regensburg, imm. 1578 23. Okt., Bac. bibl. et form. 1590, Lic. 1592 13. Apr., Dr. 1598 29. Dez. Puttersass Michael aus Kemnath, imm. 1475 15. Apr., Zul. z. B. 1486 9. Sept., Princ. z. B. 1586 Okt. (Ps. 51 - 100), Princ. z. S. 1488 20. Okt. Käffel Georg aus München, imm. 1484 12. Aug., Oration 1494 6. Mai Kager Johann aus Füssen, imm. 1578 10. Apr., Oration 1583 24. Dez. Kayser Paul aus Sittenbach, imm. 1561 25. Aug. Kammerlander Simon, 0 P, imm. 1594 20. Apr., Oration 1597 24. Dez. Capelmayer Georg aus Altomünster, Al. des Hgs Wilhelm V., imm. 1579 22. Aug., Disp. 1585 20. Dez., Bac. bibl. et form. 1587 7. Dez. Carl Ägid, OSB, Prior von St. Peter in Salzburg, imm, 1551 18. Nov. Karl Johann (Carolus) aus Straubing, Vlk. v . St. Marlen, imm. 1590 8. Jan., Oration 1598 7. Mai, Bac. bibl. et form. 1599 14. Mai Carlier Wilhelm, Mag. Löwen, imm. 1561 20. Okt., Zul. z. B. 1561 8. Nov. (Prd., 2. Petrus), Zul. z. S. 1561 12. Dez., Princ. z. S. 1562 14. Jan. (3. Sent.) Katzmair Wolfgang aus München, Vik. v. St. Marien, später Pfa. in Neustadt, imm. 1590 28. Aug., Disp. 1595 25. Sept., Bac. bibl. et form. 1596 29. Okt., Disp. 1597 Lic. Keller Caspar aus Wolfratshausen, imm. 1582 22. Okt., Adorf Stip. 1586 28. März, Oration 1587 24. Dez., Disp. 1589 Feb., Bac. sent. 1589 21. Feb. Keller Jakob aus Überlingen, imm. 1589 7. Febr. Kemph Adam aus Mainz, imm. 1599 12. Aug.
B. Verzeichnis der Theologiestudenten
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Kerle Markus, Pfa. in Niederhaustadt?, imm. 1576 14. Okt. Kern Georg, S J, imm.- Disp. 1599 7. Mai Kern Sebastian aus Hall, Al. des Hgs Wilhelm V., imm. 1584 28. Feb. Cholinus Johann aus Köln, imm. 1590 25. Dez., Lic. 1592 13. Apr., Disp. 1594, Dr. 1595 14. Juni Khorn Markus, Kan. v. Regensburg, imm. 1586 3. Juni Kinckes Hermann aus Heinsberg, imm. 1599 9. Febr. Klaiber Thomas aus Weißenhorn, Mag. legum, imm. 1570 13. Okt., Disp. 1573 6. Juli, Bac. bibl. et sent. 1574 Aug. Clenck Rudolph aus Bremen, Al. des Hgs Albrecht V., imm. 1557 3. Sept., Princ. z. B. 1559 Mai? (Sir., Phm.), Princ. z. S. 1562 9. Juni (4. Sent.), Lic. 1563 12. Dez., Dr. 1563 14. Dez. Klepman Mattbias aus Langenbruck, imm. 1562 16. Jan. Cleren Wilhelm von der aus Brüssel, Stud. in Löwen, imm. 1600, 24. März Kiesel Melchior aus Wien, imm. 1571 9. Nov., Bac. bibl. et form. Lic. 1579 SS Cloer Michael aus Neustadt, imm. 1577 11. Aug. Klostermair Lukas aus München, Pauper, imm. 1570 7. Aug., Bac. bibl. et form. 1582 17. Dez., Lic. 1582 18. Dez. Klostermair Matthäus aus München, imm. 1567 20. Dez., Adorf Stip. 1572- ?, Bac. bibl. et form. 1582 17. Dez., Lic. 1582 18. Dez. Knab Michael (Eckius), Dekan in Freising, imm. 1513 21. Jan., Zul. z. S. 1561 10. Juni, Princ. z. S. 1561 25. Juni (4. Sent.) Knafl Bartholomäus, imm. 1561 6. Mai Kner Konrad aus Ehingen, imm. 1601 17. Okt. Knitl Georg aus Kißlegg, imm. 1603 10. Nov. Koch Paul aus Salzburg, imm. 1575 12. Sept. Koler Kaspar, OFM, Guardian in Ing., imm. 1584 23. Nov. Collicola .Joh. Baptist, Priester, Kan. v. Münster, imm. - Disp. 1574 20. Apr., Bac. bibl. 1575 Colonarius Christoph aus Antwerpen, imm. 1572, Adorf Stip. 1573 Mai - ?, Disp. 1574 Jan. Kolsdorfer Matthäus aus Neiße, imm. - Zeugnis 1593 20. Aug. Confluentinus Peter, imm. - Bac. bibl. 1565 13. Dez. Coriarius Johannes aus Neustadt (Aisch), imm. 1557 19. Aug. Crässel Johannes aus Vilseck, imm. 1576 23. Juli, Oration 1588 6. Mai, Dr. 1594 Kramer Georg, imm. 1581 12. Sept. Krapff Willibald aus Berching, imm. 1484 8. Okt., Zul. z. B. 1496 28. März, Princ. z. B. 1496 10. O~t. (Mt., Mal.), Zul. z. S. 1497 30. Sept., Princ. z. S. 1497 20. Nov. (2. Sent., 4. Sent.) Kreizweger Chr istian, imm. 1566 14. Nov. Krener Johann aus Schärding, imm. 1476 9. Apr., Princ. z. B. 1488 7. Nov. (Gn.), Zul. z. S. 1490 7. Sept., Princ. z. S; 1490 28. Sept. (1. Sent.), Lic. 1493 20. Apr., Dr. 1493 23. Sept. als Pred. v. Heilbronn.
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Anhang
Krepser Vitus, Praeceptor, imrn. 1564 2. Nov., Disp. 1565 Kretz Mattbias aus Landsberg, Kleriker der Diözese Augsburg, Dekan v. München, imm. 1516 13. Juni, Zul. z. B. 1517, Lic. 1519 10. Febr., Dr. 1519 Kretz Paul, CanR, Polling, imm. 1517 18. Okt. Kriner Georg aus Ingolstadt, imm. - Princ. z. B. SS 1497 (Sir., 1. Jo.) Kripper Christian aus Loberg, imm. 1544 3. Juni, Zul. z. S. ? 22. Okt. Cristelpeck Kaspar (Pistor) aus Ingolstadt, imrn. 1473 5. Okt., B. z. Lic. 1477 17. Sept., Lic. 1477 21. Okt., Dr. 1477 27. Nov. Kromer Albert aus Schrobenhausen, imm. - Zeugnis 1590 18. April Cron Georg aus Langward, imrn. 1590 15. Okt., Disp. Bac. bibl. et form. WS 1597 Kuchner Johann, imm. -, Princ. z. B. 1559 (Prd., 3. Jo.) Küechlin Johann aus Heilbronn, imm. 1555 9. Sept., Zul. z. B. 1557 6. Juni (Est., Zwei Jo.) Oration 1557 13. Okt. Damian Johann, Pfa., imm. 1566 12. Sept., Zul. z. B. 1565 Dez., Disp. 1566, Disp. und Lic. 1573 Apr. Danner Adam S J, imm. - Disp. 1565 Nov. Danus Nikolaus Jakobi, Priester, Pauper, imm. 1549 7. Aug. Delius Joachim aus Hamburg, imm. 1574 14. Mai Dellinger Johannes, imm. - Oration 1582 30. Juni, Bac. form. Dellinger Wolfgang aus Wasserburg, imm. 1570 12. Sept. oder 1580 10. März, Bac.Dennlaer Willibald aus Kipfenberg, imm. 1559 27. Juli Deschler Johann aus Mindelheim, Priester, imm. 1595 3. Juni Textor Martin aus Stuttgart, Al. des Hgs Albrecht V., imrn. 1577 25. Sept. Thalhamer Gabriel aus Frohnhofen, imm. - Oration 1556 6. Mai, Zul. z. B. 1556 17. Mal (1. Petr., Sir.), Lic. 1556 14. Dez., Dr. 1556 17. Dez. Thanrieder Georg, imm. - Zul. z. S. 1520 29. Aug., Princ. z. S. 1520 4. Sept. Theander Georg (Gotzman) aus Aubing, imm. 1537 21. Mai, Adorf Stip. 1544 22. Jan.- ?, Princ. z. B. 1547 30. Mai (phil., Job.), Lic. 1554 28. Juli, Dr. 1554 1. Aug. Thome Franz, imm. 1559 16. Sept., Zul. z. B. 1560 1. Juni (Tob., 3. Jo.) Thuman Konrad aus Buch, Pred. in Regensburg, imm. - Adorf Stip. 1524 22. Jan., Princ. z. B. 1522 5. Apr. (Jdt., 1.2. Kor.), Princ. z. S. 1524 25. Aug. (4. Sent.), Lic. Dr. 1526 Thurn Wolfgang aus Neubeuern, Nob., imm. 1492 14. Mai Diers Johann aus Eichstätt, imrn. 1546 7. Juni, Zul. z. B. 1561 10. Jan., Princ z. B. 1561 13. Jan. (Lam., Philem.), Zul. z. S. 1561 3. Febr. (2. Sent.), Lic. 1562 28.Aug. Dietenauer Michael, imm.- Adorf Stip. 1524 17. Feb.- ?, 1523 (Tit.) Dietmair Johann OCist, Fürstenfeldbruck, imm. 1574 13. Mai, Disp. 1575, Bac. bibl. 1579 6. Mai, Disp. 1580 7. Jan., Lic. 1582 Juli, Dr. Dietz Sigmund CanR, Polling, imm. 1517 18. Okt. Dyll Johann, (Till), imm. 1511 12. Febr. Adorf Stip.
B. Verzeichnis der Theologiestudenten
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Till Valentin aus Moosbach, imm. 1506 4. Mai, Zul. z. B. 1518 10. Febr., Princ. z. B. 1518 4. Mai (Joel) Tilwang Friedrich aus Würzburg, imm. 1549 23. Juli Tinctor Nikolaus aus Gunzenhausen, Mag. Paris, imm. 1474 4. Juni, Zul. z. S. 1477 17. Sept. Dynner Beatus aus Überlingen, Priester, imm. - Zul. z. B. 1545 5. Okt., Princ. z. B. 1545 20. Okt. (Est, Kol.), Princ. z. S. 1547 25. Aug. (2. Sent., 4. Sent. 1548 30. Aug.) Typotius Joachim aus Brabant, imm. 1567 18. Nov., Disp. 1568, Bac. sent. 1568 22. Nov., Lic. 1569 Sept. Distel Konrad aus Markdorf, 0 Carm. Ravensburg, Pred. in Augsburg, imm. 1496 27. Jan., als bac. form., Lic. 1496 19. Nov., Dr. 1496 22. Nov. Dobereinner Philipp aus Tirschenreuth, Farn., imm. 1554 10. Nov. Dominatius Heinrich, Kan. v. Prag, imm.- Bac. bibl. 1479 6. Mai, Bac. form. und Lic. 1479 SS Dorfschmidt Andreas aus Peißenberg, imm. 1597 12. Okt. Dorner Martin aus Ober/Untermarchtal, Legum mag., Vik. v. St. Marlen, imm. 1563 22. Apr., Disp. 1570, Bac. bibl. 1570 27. Apr. (Ruth) Dornfogel Michael aus Meßkirch, imm. 1546 9. Juli, Disp. 1553 13. Juli, Princ. z. S. - (3. Sent.), Lic. 1554 28. Juli, Dr. 1554 1. Aug. Traentzer Konrad aus Kösching, imm. 1566 29. Okt., Adorf Stip. 1570 Febr.-? Drisselkind Kaspar aus Hall, Pfa. in Neustadt, Pfa. in Pfaffenhofen, imm. 1581 10. Jan. Troier Peter aus Salzburg, imm. 1564 1. Sept. Dumm Martin, Vik. v. St. Moritz, imm. 1568 8. Aug., Bac. form. - Disp. 1578 22. Jan., Lic. Dürmechtinger Johann, imm.- Zul. z. B. 1491 16. Sept. Theyser Johann aus Gebweiler, imm. - Zeugnis 1605 30. Mai Eberle Sirnon aus München, Kan. v. Freising, imm. 1586 9. Nov. Eberaberger Matthias aus München, imm. 1577 25. Sept. bac. form., Lic. 1586 3. Dez., Disp. 1594, Dr. 1595 14. Juni Eckhart Johann, Pfa. in Babenhausen, imm. - Zul. z. B. u. Disp. 1530 27. Apr., Princ. z. B. 1530 8. Nov. (Pss. 21-30, Tit., Phm.) Egkental Johann aus Zusamaltheim, imm. 1472 18. März, Zul. z. B. 1478 4. Sept., Princ. z. B. 1478 21. Okt. Eyrl Melchior aus Inchenhofen, Farn., Pfa. in Schärding, Kan. v. Straubing, imm. 1587 5. Juli, Lic. - Disp. und Dr. 1599 22. Nov. Eisengrein Martin aus Stuttgart, imm. 1553 25. Mai, Zul. z. Bac. form. 1562 26. Sept., Bac. form. 1563 8. Juli, Lic. 1563 Nov., Dr. 1571 Juli Eisenhart Valentin aus Dillingen, imm. 1583 23. Juni Eisenhut Georg aus Pressath, Pred. in Amberg, imm. 1473 15. Juni, Zul. z. B. 1481 7. Sept., Princ. z. B. 1481 22. Okt. (Is.) 1481 6. Nov. (Röm.), Zul. z. S. 1483 20. Dez., Princ. z. S. 1483 30. Dez. (1. Sent.), Zul. z. Lic. 1488 19. Mai, Lic. 1488 28. Mai, Dr. 1488 30. Juli Eisenmann Tobias aus Aichach, Mag. Prag, imm. 1574 16. Nov.
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Anhang
Eisenreich Otto S J aus Weilbach, Nob. imm. 1565 24. Aug., Bac. form. 1578 29. Okt., Lic. 1579 Juni 26 Eiszepf Lorenz aus Freising, Al. d. Hgs Wilhelm V. imm.- Bac. bibl. 1582 Anfg. Dez., Bac. form. 1582 17. Dez., Lic. 1586 3. Dez., Vorlsgn Princ. 1586 26. Aug., Dr. 1589 Eleutherius Georg, imm. - Adorf Stip. 1564 26. Mai- ? Ernhart Johann, imm. 1551 7. Sept. Endres Georg aus München, Vik. v. St. Marien, München, imm. 1587 19. Okt. Engerd Johann (Stenechton) aus Neustadt, imm. 1570 27. Sept. Bac. bibl. 1579 Englschal Rupert, OESA, imm. 1604 4. Nov. Episcopius Ludwig, hgl. Kapl., imm. - Lic. 1584 11. Juli Engelhard aus Nabburg, imm. - Zul. z. B. 1476 19. Nov. (Spr., 2. Kor.), Zul. z. S. 1480 12. Sept. Entzenmiller Jakob aus Babenhausen, Stud. Dillingen, imm. 1601 11. Sept. Ernmiller Johann aus Erding, imm. 1553 30. Okt. Erpach Ägid aus Bad Aibling, imm. -, Zul. z. B. 1477 17. Sept. (Lv., 1. Jo.) Zul. z. S. 1479 11. Sept., Princ. z. S. 1479 20. Okt. Ertel Johann (Ertlin) aus Sulzdorf, Pred. in Eichstätt und Forchheim, imm. als bac. form. 1567 Aug., Disp. 1573 13. Okt., Lic. 1573 15. Okt., Disp. 1575, Dr. 1579 SS Ertlin Johann, Dr. 1494 28. Okt. Esser Leonhard aus Jülich, Farn., imm. 1579 8. Jan. Faber Sebastian aus Feihelbach?, imm. 1556 Juni, Disp. 1562 März und 1564 6. Sept., Zul. z. B. 1564 18. Dez. (Tob., 2. Joh.), Zul. z. S. 1566 (4. Sent.) Faber Sebastian, imm. 1559 16. Okt., Zul. z. B. 1562 19. März, Princ. z. B. 1562 20. März (Sap., 1. Joh.), Zul. z. S. 1562 29. Okt., Princ. z. S. 1562 20. Nov. (2. Sent.), Lic. 1563 Aug., Dr. 1565 10. Juni Fabius Wendelin aus Riedlingen, imm. 1571 23. Jan. Fabri Georg, imm. 1515 -1522?, Bac. bibl. 1548 27. Aug. Fabri Johann OP aus Heilbronn, Pred. in Augsburg, Bac. Freiburg, imm. 1552 27. Jan., Lic. 1552 4. Feb. Dr. 1552 Fabri Nikolaus aus Heilbronn, Pred. in Moosburg, imm. 1506 2. März, Zul. z. B. 1500 12. Sept., Princ. z. B. 1507 30. Sept. (Pss. 1 -50, Titus), Princ. z. S. 1511 11. Nov. (3. Sent., 4. Sent. in Moosburg), Lic. 1516 24. Juni Fabri Valentin aus Mindelheim, Bac. Freiburg, imm. 1547 28. Juli, Disp. 1547 5. Apr., Lic. 1547 11. Aug., Dr. 1547 12. Aug. Fabricius Anton aus Trier, Dekan v. Passau, imm. 1558 5. Juli, Oration 1558 24. Dez., Princ. z. B. 1559 6. März (Eccl.) Fabricius Martin (Cellarius) aus Tübingen, imm. 1519 21. Mai Fabricius Raimund aus Augsburg, imm. 1569 1. Aug. Fabris Melchior de, imm. 1559 21. Febr., Adorf Stip. - 1561 25. Juni Fabritius Walter aus Köln, imm. 1579 1. Juli Fahe P eter aus Trier, imm. 1548 25. Aug., Lic. 1552 5. Febr., Dr. 1552 Faust Balthasar Adolph aus Mainz, imm. 1577 10. Okt.
B. Verzeichnis der Theologiestudenten
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Federkiel Wolfgang aus Dorfen, imm. 1472 5. Okt., Zul. z. B. 1475 7. Apr. Eccl.), Zul. z. S. 1476 4. Sept. Bitte um Lic. 1481 20. Aug., Lic. 1481 1. Sept., Dr. 1485 18. Jan. Feursmid Wolfgang aus Hohenlinden, imm. 1499 20. Apr., Zul. z. B. 1518 Mai (Hab. Soph. Agg. Jak.) Felder Paul aus Neumarkt, imm. -
Zeugnis 1593 16. Dez.
Venator Vitus aus Eltmann, Bibliothekar, imm. 1604 12. Jan. V end Georg aus Rain, Pfa. in Deggendorf, imm. -Zeugnis 1596 7. Febr. Vener Johann aus Kißlegg, Mag. Freiburg, imm. 1509 23. Okt., Princ. z. B . 1513 (Sir., Gal.) Veroberger Georg (Vornberger), Kapl. des EB Trier, imm. 28. Juni, Princ. z. B. 1543 30. Juni (Jdt., Phil.), Disp. 1543
Zul. z. B. 1543
Vetter Matthäus aus Lauingen, imm. 1507 9. März, Princ. z. B. 1516 14. Jan. (Hl.), Zul. z. S. 1517 Febr. Feucht Jakob, Vik., Pfa. v. St. Marien, imm. 1567 Apr., Oration 1567, Disp. WS 1569/70, Bac. bibl. 1570 27. Apr. (1. Jo.) Feucht Jakob aus Pfullendorf, imm. 1571 30. Juni, Bac. bibl. 1569 27. Juli (Tob., Jak.) Vez Kaspar aus Bayern, imm. 1603 9. Jan. Via Johann a aus Köln, Pred. v. Trier und Worms, imm. 1551 18. Aug., Bac. bibl. sent. et form. 1554 6. Mai, Lic. 1555 10. Mai, Dr. 1555 11. Mai Vietor Johann aus München, Kapl. des Hgs Wilhelm V., imm. 1582 17. Okt., Bac. bibl. et form. 1589 17. Nov. Firnabueck J ohann aus Hechingen, imm. - Bac. Vischer Bartholomäus aus Egg, Dekan Regensburg, imm. 1568 21. Juni als lic. theol., Disp. 1579 23. Apr., Dr. 1579 15. Juni Fischer Johann Albert aus München, imm. 1595 16. Okt. Stud. theol. et jur. can. Vischer Kaspar aus Wien, Mag. Dillingen, imm. 1572 7. Sept. Fischer Sebastian aus Ingolstadt, Farn., imm. 1551 2. Okt. Vizanus Paul SJ, imm. 1568 5. Okt., Disp. 1577 22. Mai Flach Georg aus Großheppach OSB, Lorch, Plankstetten, imm. 1536 27. Jan., Zul. z. B. 1540 8. März, Princ. z. B. 1541 31. März (Prd., 2. Kor.), Zul. z. S. 1542 22. Aug., Princ. z. S . 1543 Sept. (1. Sent.), 2. Princ. 1543 5. Juni (3. Sent.), Lic. 1543 8. Okt., Dr. 1543 10. Okt. Vogel Johann, imm. zw. 1570 und 1581 Bac. form. 1582 2. Apr., Lic. 1591 29.Apr. Vogl Felix aus Bad Tölz, imm. 1556 14. Mai Forstius Johann, imm. - Zul. z. B. 1516 23. Sept. (Spr.), Princ. z. B. (Phil.) 1517 Nov. Franckman Willibald aus Eichstätt, imm. 1513 12. Dez., Adorf Stip. bis 1524 13.Febr., Franck Caspar aus Ortrand, imm. 1567 Mai
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Anhang
Frantz Sebastian aus Ottenburg?, Fam., imm. 1560 22. Dez., Bac.- Disp. 1566 28. Juli, Lic. 1773 30. Sept. Freidenenter Johann aus Schwaz (Tir.), imm. 1553 16. Jan. Frenauer Simon aus Haag(en)?, imm. 1577 16. Dez. Frick zu der Kher Oswald, imm. 1594 6. Mai, Disp. 1604 11. Feb., Bac. bibl. Friderich Paul aus Landshut, imm. 1604 29. Nov. Froebisius Balthasar S J, imm.- Disp. 1583 Fümel Peter aus Kösching, imm. 1472 25. Aug., Zul. z. B. 1482 7. Sept. Gabriel Ulrich aus Egg, imm. 1570 9. Okt., Adorf Stip. 1572 - ? Gailhover Matthäus aus Bertoldsheim, imm. 1602 17. Juli Gaisberg Georg Christ von, Kan. v. Straubing, imm. 1598 19. Okt. Gans Leonhard aus Schwindegg, imm. 1576 7. Mai, Princ. z. B. 1596 19. Okt. (Lk. 1597 Apr. Abd.), Z. z. S. 1597 30. Sept., Princ. z. S. 1597 27. Nov. (3. Sent., 4. Sent.) Gantz Ulrich aus Riedlingen, imm. 1592 22. Juni Geil Christoph aus Dillingen, Kan. v. Freising und Passau, imm. 1561 29. Mai als Bac. form., Disp. 1577 9. Juli, Lic. 1577 Juli Geiler Peter, imm. - Stud. theol. um 1558 Gempel Wolfgang, Kan. von Regensburg, imm. - Lic. 1604 27. Jan. Gentzing Jakob SJ, imm. - Disp. 1594 8. März und 1595 16. März Georg von Aichach, Pred. v. Öhringen, imm. - Zul. z. B. 1511 3. Sept., Princ. z. B. 1511 10. Sept. (Pss. 50 - 100) Gerick Adam, imm. 1597 3. Nov., Disp. 1599 17. Dez., Dr. 1605 16. Nov. German Johann aus Berlingen, imm. 1563 11. Mai Glantz David aus Ostheim, imm. 1557 18. Aug. Glasser Ulrich aus Nürnberg, imm. - Zul. z. B. 1488 5. Sept., Princ. z. B. 1488 12. Nov. (Ex.), Princ. z. S. 1490 20. Okt. (2. Sent.) Gloring Matthäus aus Augsburg, imm. 1577 3. Apr. Gloss Albert aus Xanten, Mag. Köln, imm. 1579 29. Jan. Glughainer Velanus, imm. - gest. 1503 18. Okt. Gmelich Vitalis aus Salzburg, imm. 1541 18. Nov. Goeß Ulrich aus Feldkirch, Mag. Freiburg, imm. 1573 13. Nov. Gottram Peter S J, imm.- Oration 1605 Mai Götz Johann, imm. 1517 9. Febr., Adorf Stip. 1524 17. Febr. -1526, Zul. z. B. 1525 9. März (Job. c. 1-12, 1.2. Thess.), Princ. z. S. 1526 9. Nov. (1.2. Sent.), Bac. form. 1534 15. Mai, Lic. 1534 21. Mai Granet Johann, Praeceptor, Kan. v. Verdun, imm. 1595 10. Apr. Grave Johann aus Nancy, imm. 1590 8. Apr. Greissei Melchior aus Babenhausen, imm. 1598 24. Dez., Bac. bibl. et form. Lic. 1599 25. Okt., Dr. 1599 Okt. Gretser Jakob SJ aus Markdorf, imm. 1588 18. Okt., Disp. 1587 4. Nov., Lic. 1592 13. Apr., Dr. in Dillingen 1594
B. Verzeichnis der Theologiestudenten
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Gross Michael aus Mindelheim, imm. 1571 23. Okt. Grasskopf Andreas aus Amberg, imm. 1473 15. März, Zul. z. B. 1481 7. Sept., Zul. z. S. 1484 15. Sept., Princ. z. S. 1484 1. Dez. (4. Sent.) Grasskopf Johann aus Bayreuth, imm. - Zul. z. B. 1485 16. Sept., Princ. z. B. 1485 Nov. (3. Kg.), Zul. z. S. 1486 14. Sept., Princ. z. S. 1486 1. Okt. Grün Johann von der aus Bayreuth, Pred. v. Braunau, imm. 1478 20. Mai, Lic. 1494 15. Febr., Dr. 1494 29. Juli Gruner Wolfgang Ernst aus Augsburg, Pfa. in Wasserburg, Kan. v. Regensburg, imm. - Oration 1592 24. Dez., Disp. 1593, Bac. bibl. et form. 1594 3. Mai, Lic. 1598 22. Juni, Dr. 1599 22. Nov. Guetmann Felix aus Österreich, imm. 1571 8. Okt. Guetmann Johann aus Geisenfeld, imm. 1560 18. Apr. Guilhelmis Lukas de aus Tirol, imm. 1564 19. Jan., Adorf Stip. 1565 Dez. Disp. 1569, Zul. z. B. 1569 27. Juli (Abd., Jud.) Gutschalck Georg aus Überlingen, imm. 1589 7. Febr. Haas Vitus aus Rain, imm. 1601 23. Nov. Hacker Jakob, imm. - Zeugnis 1598 29. Aug. Hagenauer Johann aus Landshut, imm. 1473 31. Aug., Zul. z. B. 1484 15. Sept., Princ. z. B. 1484 27. Okt. (Ez. 1485 27. Juli, 1. Tim.) Hager Johann aus Winzer, imm. 1587 19. Okt., Bac. bibl. et form. 1594 3. Mai, Disp. 1594 17. Juni, Lic. 1595 2. Sept. Hager Michael aus Überlingen, imm. 1572 26. Aug. Hag Moses aus Schwaben, Mag. Dillingen, imm. 1572 2. Nov. Hagn Leonhard, imm. Haindei Andreas (Hainlin) aus Kronach, imm. 1507 21. Apr., Princ. z. B. 1514 23. Apr. (Prd., Gal.), Lic. 1517 12. Okt., Dr. 1517 14. Okt. Haldeoberger Castulus aus Gersthofen, imm. 1536 28. März Haller Richard SJ, imm. 1577 16. Okt., Disp. 1578 29. Okt., Bac. form. 1578 29. Okt. Halbpaur Hermes SJ aus Kärnten, imm. 1559 18. Nov., Zul. z. B. 1561 5. Sept., Princ. z. B. 1561 24. Sept. (Spr. c. 16 ff., 1. Petr.) Hammelmann Markus, Kan. von Stift Haug, imm. 1593 3. Juli Han Johann aus Markelsheim, imm. 1555 2. Aug. Handschuer Johann aus München, imm. 1595 23. Apr. Stud. theol. et jur. can., Disp. 1603 4. Juli Hankoschede? Theodor von SJ, imm. 1559 17. Nov. Hänzel Johann aus Wessobrunn, Priester, imm. - Zeugnis 1602 24. Juni Häring Anton aus Augsburg, Pred. in Braunau, imm. 1485 28. Febr., Zul. z. B. 1491 16. Sept., Princ. z. B . 1491 7. Nov. (Tob.), Princ. z. S. 1493 14. Okt. (3. Sent.), Lic. 1496 7. Mai, Dr. 1496 26. Mai Harsäus Johann Gregor aus Lüttich, Kan. v. Lüttich, imm. 1593 23. Okt., Lic. 1605 3. Jan., Dr. 1605 16. Nov. Hatzier Johann aus München, Kan. v. Moosburg, imm. 1564 6. Nov., Disp. 1571 Haukel Thomas, imm. - Bac. bibl. et form. 1599 14. Mai 15 Kausch
226
Anhang
Haupt Peter, imm. - Disp. 1564 10. Jan. Hausin Johann aus Flandern, Mag. Löwen, imm. 1558 30. Juni, Disp. Haydloff Sebastian (Haydlauf) aus Meßkirch, Pfa. v. St. Marien, imm. 1560 8. März, Adorf Stip. 1563 Nov.- 1564 27. Mai, Zul. z. B. 1565 21. Jan. Rt., 3. Jo.), Zul. z. S. 1566 (2. Sent.), Disp. 1566 Febr. Haydner Matthäus aus Tirol, imm. 1561 6. Mai Haym Leonhard aus Eichstätt, imm. 1590 8. Aug. Haiswasser Achaz aus Landau, imm. 1491 20. Sept., Princ. z. B. 1496 17. Nov. (Weish.), Princ. z. S. 1498 24. Okt. (1. Sent.) Heinsberger Abraham aus Salzburg, imm. - Zeugnis 1603 29. März Heiss Jakob aus Memmingen, imm. 1581 8. Juli, Bac. bibl. et form. 1585 30.März Heiss Sebastian SJ, imm. 1599 18. Apr., Disp. 1597 Held Agid aus Weilheim, Pfa. in Breitenbrunn, imm. - Disp. 1603 Okt., Dr. 1608 Held Johann aus Heideck, Vik. v. St. Moritz, Farn., imm. 1559 24. Jan., Disp. 1569 25. Dez. Hendlmayr Balthasar aus Schambach, Vik. v. St. Moritz, imm. 1587 6. Sept. Hendschel Tobias (Mathias?), imm. - Lic. 1589 28. Aug., Disp. 1589 29. Aug., Dr. 1589 30. Aug. Herbeta Noe aus Freiburg/Schweiz, imm. 1599 20. März Hermann Bernhard aus Augsburg, Pauper, imm. 1595 5. Sept. Hermann Leonhard aus Hohenwart(h?), imm. 1568 23. Sept. Hertzog Johann Christoph aus Innsbruck, Priester, imm. 1601 23. Okt., Stud. theol. et jur. can. Heuss Johann aus Königsdorf, Pfa. v. Eggenfelden, imm. 1565 10. Nov., Adorf Stip. 1567 - 1570 Febr., Bac. bibl. 1569 13. Sept., Disp. 1571, Bac. form. Hiber Melchior aus Schönenberg, Kan. und Dekan v. Augsburg, imm. 1559 17.März Hieberin Elias aus Glött, imm. 1583 7. Okt. Hylin Johann aus Wangen, imm. - Lic. 1589 29. Aug., Dr. 1589 30. Aug. Hilz Johann aus Gerzen, Pfa. v. St. Marien, imm. 1584 11. Juli Lic. Hirschheck Paul aus Sünching, Pfa. v. Sulzbach, imm. 1525 1. Juni, Zul. z. B. 1534 14. März, Princ. z. B. 1534 8. Mai (1 Kor., Spr., Jdt., Jo.), Princ. z. S . 1536 27. Okt., Lic. 1540 7. März, Dr. 1541 Hofmann Georg aus Mellrichstadt, imm. 1580 26. Dez. Hofmann Leonhard aus Schwäbisch Hall, imm. - Disp. 1579, Bac. form. Hoiand Sebastian aus Kärnten, imm. 1567 Aug., Disp. 1572, Bac. bibl. 1572 Febr. Holl Wolfgang aus Hall?, Pauper, Mag. Löwen, Jur. utr. Lic, imm. 1555 7. Juni, Zul. z. B. 1560 12. Sept. (Job c. 1 -10, 2. Kor.), Zul. z. S. 1568 27. Juli Holzer Lorenz, Diözese Salzburg, imm. 1575 28. März Hopfenstat Heinrich aus Eichstätt, imm. 1472 6. Apr., Zul. z. B. 1477 17. Sept. (Ex., 2. Kor.)
B.
Verzeichni~
der Theologiestudenten
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Hordt Sebastian aus Landau, Pfa., imm. 1582 17. Okt., Lic.Horn Jakob aus Ingelfingen, imm. 1472 18. März, Zul. z. B. 1479 11. Sept. Hosenstein Jakob, imm. -
Bac. bibl. et form. 1596 29. Okt.
Huber Bartholomäus aus Landshut, imm. 1571 9. Aug., Oration 1574 6. Mai, Disp. 1575 21. Okt., Bac. bibl. 1578 28. Okt., Bac. form. 1578 29. Okt. Huber Johann aus Landshut, Pfa. v. St. Marien, imm. 1595 14. Mai, Adorf Stip. 1596 24. Sept. - 1597 Mai, Bac. bibl. et form. 1599 14. Mai, Lic. 1599 25. Okt. Hueber Johann aus Niederdorf, imm. 1483 10. Juli, Zul. z. B. 1489 5. Sept., Princ. z. B. 1489 26. Okt. (Prd., 2. Jo.), Zul. z. S. 1491 16. Sept., Princ. z. S. 1491 24. Okt. (2. Sent.) Hueber Johann aus Riedenburg, Vik. v. St. Marien, imm. 1586 11. Nov. Bac.Hüeber Karl aus Glött, imm. -
Zeugnis 1587 16. Febr.
Huober Jakob aus Ottobeuren, imm. 1560 25. Aug. Hubmaier Balthasar aus Friedberg, Bac. Freiburg, imm. 1512 13. Febr., Zul. z. S. 1512 10. Mai, Princ. z. S. - (3. Sent.), Zul. z. Lic. 1512 29. Aug., Lic, 1512 31. Aug., Dr. 1512 Hübschenauer Johann aus Ingolstadt, Pred. in Nürnberg, imm. 1507 17. Nov., Princ. z. B. 1517 1. Sept. (Os., Kol., Thess.), Princ. z. S. 1519 18. Mai (3. Sent.) Hug Paul aus Schelklingen, imm. 1560 8. Febr. Hültz Johann aus Landshut, Pfa. v. St. Marien, imm. 1591 17. Sept., Disp. 1597 5. Nov., Bac. bibl. et form. - Lic. Hunger Albert aus Kelheim, imm. 1557 13. Sept., Disp. 1570, Lic. 1570, Dr. 1571 Jacob Ulrich, imm. - Oration 1488 Jacob Wolfgang aus Wessobrunn, Pfa. in Landsberg, imm. 1582 10. Nov., Bac. form. 1589 7. Juli Jan Mattbias aus Ingolstadt, imm. 1552 9. Sept., Stud. theol. et legum, Zul. z. B. 1564 7. Mai (Prd., Jak.}. Disp. 1564 4. März Jetzt Samuel aus Hall, imm. 1595 23. Apr. Johann aus Bayreuth, imm. 1487 1. Okt. (1. Sent.)
Princ. z. B. 1485 Nov. (3. Kg.), Princ. z. S.
Jung Johann aus Wolnzach, Vik. v. St. Marien, imm. 1592 1. März Lachner Hieronymus, CanR, Regensburg, imm. 1597 23. Dez. Laymann Paul aus Innsbruck, Nob., imm. 1589 21. Okt., Disp. 1603 16. Juni Langenmantl Wolfgang Heinrich aus Ingolstadt, Nob., Kan. v. Straubing, imm. 1587 28. Aug., Bac. bibl. et form. u. Lic. 1599 25. Okt., Dr. 1599 22.Nov. Lapidan Gerhard SJ, Zul. z. B. 1559 März (Eccl. Jac.) Lauther Georg aus Ehingen, Pfa. v. St. Marien, Probst in München, imm. 1557 28. Okt., Zul. z. B. 1564 28. Aug., Princ. z. B. 1564 28. Sept. (Weish.,? Jo.) 15*
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Anhang
Leonhard aus Regensburg, imm. 23. Sept. (Tob., ? Jo.)
Zul. z. B. 1512 9. Sept., Princ. z. B. 1512
Leoninus Quirinus, Kan. v. Regensburg, Probst und Generalvikar in Reg., imm. 1589 WS, Lic. 1594 13. Juni, Dr. 1595 14. Juni Lichtenauer Friedrich aus Augsburg, Pauper, imm. 1552 28. März, Zul. z. B . 1557 30. Aug., Princ. z. B. 1557 30. Sept. (Est., Tit.) Lilius Nikolaus, imm. 1585 22. Okt., Disp. 1595 10. Mai Limborg Wilhelm SJ, imm. Lic. 1562 2. Mai
Disp. 1558 30. März, Princ. z. S. 1560 28. Febr.,
Linck Sebastian aus Stuttgart, imm. 1535 12. Juni, Stud. Tübingen, Disp. 1536 24. Nov., Princ. z. B. 1536 5. Dez. (Weish., 1. Kor.) Lyner Johann aus Alsheim, imm. - Zul. z. B. 1502 12. Sept., Princ. z. B. 1502 12. Okt. (Pss. 100 - 150, 1. Tim.) Lyresius Cyprian, imm. 1565 16. Okt., Disp. 1574 18. Juli Lyresius Johann, Mag. Köln, imm. 1562 17. Mai, Oration 1563 6. Mai, Disp. 1563 29. Jan. Liztner Mathias, imm. 1597 12. Dez. Lobenstein Johann von, Nob., Kan. v. Olmütz, Stud. theol. et jur. utr., imm. 1592 22. März, Disp. 1594 8. Juli Lochmair Michael aus Heideck, Kan. v. Passau, Lic. jur. Bac. theol. Wien, imm. 1475 9. April Lochner Andreas OSB aus Schönfeld, imm. 1584 27. Nov. Lorichius Jakob aus Ingolstadt, Stud. theol. et jur., imm. 1550 23. Dez. Lotter Wolfgang aus Nürnberg, imm. 1506 3. Mai Lupf Augustin OESA aus Nürnberg, Prior, imm. 1506 29. Okt., Zul. z. B. 1506 19. Jan., Princ. z. B. 1507 21. Jan. (Tim), Zul. z. S. 1506 12. Sept., Princ. z. S. 1506 16. Sept. (1. Sent., 3. Sent.) Lutz Bartholomäus aus Memmingen, Pfa. Kelheim, imm. 1586 22. Dez., Bac. bibl. et form. Lic. 1586 21. Dez. Macer Kaspar aus Weismain, Pauper, imm. 1547 25. Mai, Disp. 1554 9. März, Princ. z. B. 1554 30. Mai (Prd.), Oration 1554 24. Dez. Madrigal Franciscus de aus Spanien, Priester, imm. 1580 20. Juli, Bac. bibl. et form. 1582 2. Aug., Lic. 1582 3. Aug. Maestlin Johann Baptist, OSB in Andechs, aus Ehingen, Al. d. Hgs WHhelm V., imm. - Disp. 1591 25. Sept. Mayenküechlin Markus aus Herrenberg, imm. 1595 7. Nov. Mayle Matthias SJ aus Stockach, imm. 1592 18. Okt., Disp. 1593 Mair Johann aus Landsberg, imm. 1600 4. Mai Mair Lorenz aus Burghausen, imm. 1570 19. Jan., Disp. 1572 Mayrhofer Matthias SJ aus Ingolstadt, Pauper, imm. 1570 8. Juni, Disp. 1578 29. Okt., Bac. form. 1578 29. Okt., Lic. 1582 10. März, Dr. 1587 Mandiaeher Kaspar aus Ettling(en?), imm. Zeugnis 1602 24. Mai Manhart Johann SJ, imm. 1599 17. Okt., Disp. 1599 17. März
B. Verzeichnis der Theologiestudenten
229
Mantz Sebastian aus Ehingen, Al. d. Hgs Wilhelm, Hgl. Kaplan in München, imm. 1582 19. Apr. als Lic., Disp. 1589 29. Aug., Dr. 1589 30. Aug. Mareher Michael aus Bruneck, Pfa. v. Brixen, imm. 1477 17. Juli, Zul. z. B. 1478 4. Sept., Princ. z. B. 1478 26. Okt. (Dt.) Marianus Christoph (Mätschberger) SJ aus Augsburg, imm. 1588 18. Okt., Lic. 1591 29. Apr. Martin, Steiermark, imm. - Adorf Stip. bis 1563 Martius Johann aus Ottobeuren, imm. 1559 12. Mai, Disp. 1562 7. Juli, Zul. z. B. - (Jdt., 1. Tim.), Zul. z. S. 1562 30. Dez., Lic. 1564, Hgl. Berater Matthias aus Ellwangen, imm. - Zul. z. B. 1476 4. Sept. (Kg.) Maurer Virgil, Pfa. und Dekan v. Aichach, Al. d . Hgs Wilhelm V., imm. Disp. 1596 29. März, Bac. bibl. et form. 1596 29. Okt., Lic. 1599 25. Okt., Dr. 1601 25. Sept. Mazensiess Jakob Bartholomäus, Al. d. Hgs Albrecht V., imm. 1555 21. Dez., Oration 1555 24. Dez., Princ. z. B. 1556 11. März (Weish., 1. Jak.) Meckel Michael aus Greding, Farn., imm. 1561 6. Aug. Mehlior Georg, Kan. v . Eichstätt und Augsburg, imm. - Zeugnis 1587 25. Mai Meier Georg, OCarm., imm. -
1512 2. Sept. als Bac. aufgenommen
Melezlpirher Maximilian OESA, imm. 1604 4. Nov. Menzinger Johann aus Freising, Pred. v. Mainz, imm. 1530 24. Sept., Zul. z. B. 1534 14. März, Princ. z. B. 1534 14. März, Princ. z. B. 1534 17. März (Weish. 15. cap., Jak. Petr.), Princ. z. S . 1535 Juni (1. Sent.), 1536 8. Mai (3. Sent.), Lic. 1536 24. Okt. Dr. 1536 Merbold Georg, Pfa. und Dek. v. Donaustauf, Al. d. Hgs Wilhelm V., imm. 1582 16. Febr., Lic. 1598 22. Juni Metzger Sebastian aus Pfaffenhofen, Al. d. Hgs Albrecht V., imm. 1553 22. Febr. Michael aus Bystrzykowo (Polen), imm. 1478 14. Mai, Zul. z. B. 1479 11. Sept. Miessigman Michael, imm. Michael Veit aus Prag, imm. 1587 19. Jan., Disp. 1596 März, Lic. 1596 29. Okt., Disp. 1598 29. Dez., Dr. Mylemius Andreas aus Hellmannsberg, Bibliothekar, Pfa. v. St. Marien, imm. 1591 25. Febr., Disp. 1593 Apr. und 1594 Jan., Bac. bibl. et form. 1594 13. Jan. Miller Christoph aus Schwäbisch Gmünd, Farn., imm. 1560 6. Okt., Adorf Stip. 1564 - 1565 Sept. Mittendorf Andreas aus Riga, imm. 1578 4. Okt. Mittendorf Jakob, Farn., imm. 1583 13. Dez. Molitor Johann Ludwig, Pauper, imm. 1603 5. Feb. Molitor Theodor aus Ehingen, imm. 1561 14. Juni, Adorf Stip. 1561 Juni bis 1563 14. Sept. Montan Hieronymus aus St. Florian, imm. 1585 24. Juni als Bac. form., Disp. 1586 21. Mai und 1587 21. Apr., Lic. Moritsch Nikolaus aus Tirol, imm. 1590 10. Okt. Moser Martin aus Konstanz, imm. 1589 7. Febr.
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Anhang
Motschenbach Pankraz aus Bamberg, Praeceptor, Offizial der Baroberger Diözese, imm. 1573 7. Okt., Bac. form. 1586 3. Dez., Disp. 1587 11. März, Lic. - Dr. 1595 14. Juni Mreliuki Nikolaus, Stud. theol. et jur., imm. 1598 31. Aug. Mundbrodt Walter SJ, imm. - Disp. 1605 1. Juni Murarius Johann aus Kronbach?, Priester d. Diözese Augsburg, imm. 1549 11. Mai Muschgay Albert aus Ehingen, imm. 1559 19. Juni Muschkay Matthäus aus Ehingen, imm. 1557 28. Okt. N ? Adam, imm. - Oration 1569 6. Mai Nagel David aus Niederaltheim?, imm. 1561 11. Okt. Nay Georg aus Hagenau, imm 1596 18. Okt. Näser Augustin aus Fürstenberg, Pfa. v. St. Marlen, imm. 1564 3. Okt., Zul. z. B. 1565 16. Juli (Jon., Jdt.), Zul. z. S. 1565 17. Nov. (3. Sent.), Dr. 1565 Neer Georg OCarm aus Augsburg, imm. 1512 1. Sept. als Bac. bibl. Nebelmair Kaspar aus München, imm. - Bac. bibl. et form. 1588 März, Lic. 1589 7. Dez. Neblmair Stephan aus München, Pfa. v. Straubing, imm. 1580, Disp. 1588 9. März, Bac. form. 1588, Lic. 1589 7. Dez., Dr. 1601 25. Sept. Nestei Heinrich aus Ingolstadt, imm. 1472 6. Mai, Zu!. z. B. 1478 4. Sept., Princ. z. B. 1478 26. Nov. (Mk., 1479 Okt. Rt.) Nestler Peter (Hutz) OP aus Ulm ,imm. 1526 10. Juli, Princ. z. S. 1527 28. Okt. (3. Sent.), Dr. 1528 Neudeck Georg aus Bergstadt (Schlesien), Priester, Stud. theol. et jur. can., imm. 1603 9. Dez. Neudeck Georg aus Glogau, Priester der Diözese Breslau, imm. 1596 23. Dez. Neumar Andreas, Confessor in Altenmünster, imm. 1576 14. Okt. Neumayr Georg aus Dietfurt, imm. 1569 5. Aug. Neutthart Georg aus Dillingen, Priester, imm. 1561 31. Mai Nidermair Franz aus Landshut, imm. - Zeugnis 1587 10. April Nidermair Georg SJ aus Trostberg, imm. 1586 16. Dez., Oration 1592 23. Mai Nidwegler Johann Georg, Pred. v. St. Moritz, imm. 1589 16. Apr. Nikolaus de Capella aus Gunzenhausen, Mag. art. Paris, imm. - Zul. z. B. 1473 7. Febr., Princ. z. B. 1475 5. Dez. (Gen., 2. Tim.) Noguerre Jakob aus Aragonien, Dekan in Wien, imm. - Lic. 1557 13. Febr., Dr. 1557 13. Febr. Nürnberger Johann aus München, imm. 1475 17. Okt., Zul. z. B . 1479 11. Sept., Princ. z. B. 1479 8. Nov. (1. Kor.), Zul. z. S. 1481 7. Sept., Princ. z. S. 1481 17. Okt. Nüsser Urban aus Babenhausen, Mag. art. Freiburg, imm. 1551 3. Juni Oberschwender Zacharias aus Mainburg, imm. 1581 30. Sept., Nr. Oeder Wolfgang aus Kelheim, imm. 1473 3. Juli, Zul. z. B. 1477 17. Sept. (Lk., Mich.), Zul. z. S. 1478 11. Sept. Ost Lorenz, Priester d. Diözese Augsburg, imm. 1549 23. Okt.
B. Verzeichnis der Theologiestudenten
231
Oswald Johann aus Pfullendorf, imm. 1600 2. März, Bac. theol. 1606 Otto Severus aus Leipzig, Bac. art., imm. 1551 30. Okt. Ramelspach Thomas aus Haimhausen, imm. 1498 17. Apr., Princ. z. B. 1512 1. Okt. (Sap., 1.2. Cor.), Princ. z. S. 1513 Okt., Lic. 1516 Mai, Dr. 1516 8. Mai Rasch Anton, imm. 1474 14. März als Bac. theol. Raser Alexander aus Ingolstadt, imm. 1555 30. April Rauch Melchior aus Kempten, Priester, Mag. art. et bac. theol. Tübingen, imm. 1533 15. März, Zul. z. S. 1536 2. Nov., Lic. 1540 24. Febr. Rauracus Gallus aus Delemont, imm. 1605 16. Febr. Rehwein Alexander aus Sachsen, imm. 1567 Juni Rechtaler Dionysius aus München, imm. 1551 7. Aug. Rehlinger Sebastian, Vik. v. St. Moritz, dann Pfa. v. Plattling, Al. d. Hgs Wilhelm V., imm. 1584 Nov., Bac. form. 1591 15. März Reihing Jakob SJ, imm. 1594 30. Okt., Disp. 1604 Reinald Tarquinius SJ Rom., imm. -
.
Zul. z. B. 1559 13. März (Tit.)
Reimhold Johann OCist. in Fürstenfeldbruck, imm. 1574 13. Mai Reismiller Georg, imm. 1604 3. Dez., Dr. Reiter Johann OCarm. in Ravensburg, imm. 1498 23. Nov., Dr. 1511 13. Juni Reittmair Stephan aus Rohr, Priester, imm. 1555 13. Febr., Oration 1556 24. Dez., Zul. z. B. 1557 6. Juni, Princ. z. B. 1557 3. Aug. (Tob., ? Petr.) Remhold Mattbias aus Kaufbeuren, imm. 1578 - Zeugnis 1590 22. März Restiarius Bartholomäus aus Weilheim, imm. 1567 Dez., Disp. 1571 Reus Johann aus Neustadt, imm. 1555 25. März, Adorf Stip. 1563 -1564 27. Mai Rehme Stephan, Priester v. Nürnberg, imm. 1535 2. Apr., Princ. z. B. 1537 27. Jan. (Prd., 2. Kor.) Richard Johann aus Franken, Farn., imm. 1597 16. Apr., Adorf Stip. 1596 Sept. Riederer Michael aus Innsbruck, imm. 1605 8. Aug. Riedt Johann aus Altenstadt, Pauper, imm. 1601 6. Dez. Rieger Urban (Rhegius) aus Lindau, imm. 1512 10. Mai Riepel Johann aus München, Pfa. v. St. Marien, Al. d. Hgs Wilhelm V., imm. 1578 20. März, Lic. 1591 29. Apr., Dr. 1595 14. Juni Rießl Johann aus München, imm.- Bac. form. 1586 3. Dez. Ringlauf Matthias, Kan. v. Bamberg, imm. 1588 7. Nov. Rinsch Egid, imm. 1570 23. Okt. Ritter Michael aus Kattenberg, imm. 1571 25. Juni Röckler Andreas, Mag. legum, imm. - Disp. 1577 Rogg Johann Baptist aus Kißlegg, Pfa. in Pförring, Al. d. Hgs Wilhelm V., imm. 1593 7. Okt., Oration 1597 6. Mai, Bac. bibl. et form. 1599 14. Mai, Disp. 1600 5. Mai, Lic. 1600 19. Juni, Dr. 1608 Romler Johann Pankraz aus München, Dek. v. Freising, imm. 1571 11. Okt.
232
Anhang
Rotpaur Johann aus Friedberg, Priester, Vik. v. St. Moritz, Pfa. in Friedberg, Al. d. Hgs Wilhelm, imm. 1584 8. Aug., Disp. 1587 5. Dez., Bac. bibl. et form. 1587 7. Dez. Rott Hugo SJ aus Augsburg, imm. 1597 21. Okt., Disp. und Lic. 1600 Rott Nikolaus aus Torgau, imm. 1578 11. Nov. Ruland Paul aus Neumarkt, imm. 1473 11. Febr., Zul. z. B. 1476 4. Sept. (Mt.) Rutilius Johann von Brabant, imm. 1575 26. Dez. Sailmaier Christoph aus Moosburg, imm. 1473 21. Aug., Lic. Salach Johann, imm. - Princ. z. B. 1496 24. Okt. (Weish., 1497 Aug. ? Petr.), Zul. z. S. 1501 10. Sept., Princ. z. S. 1501 27. Sept. Saltzinger Johann aus Neumarkt, imm. 1488 26. März, Princ. z. B. 1496 7. Nov. (Mk., 1497 7. Dez., Jon.), Princ. z. S. 1498 17. Okt. (3. Sent.) Sandholzer Friedrich aus Feldkirch(en), Kan. v. Konstanz, imm. 1556 13. Jan., Lic. 1556 14. Jan., Dr. 1556 20. Jan. Sartor Johann aus Arnsberg, Pfa. in Deggendorf, imm. 1579 17. Aug., Bac. form. - Disp. 1587 8. Apr. Sartor Michael aus Viechtach, Vik. v. Ing., imm. 1517 10. Dez. Saxo Stephan, imm. - Bac. um 1544 Saxsberger Martin aus Geisenfeld, Farn., imm. 1593 10. Mai Schaber Georg aus Uberbach? imm. 1596 12. Dez. Schack Georg aus Wemding, Kler. v. Eichstätt, imm. 1511 14. Jan. bzw. 1517 22. Apr., Zul. z. B. 1519 29. März (Zach., ? Petr.) Schadt Sebald aus Feldkirch, imm. 1495 21. Apr., Zul. z. B. 1503, Princ. z. B. 1503 Nov. Schalder Konrad aus Ingolstadt, Kler. d. Diözese Eichstätt, imm. 1512 6. Mai, Princ. z. B. 1520 3. Febr. (Tob., Röm.), Princ. z. S. 1521 22. Apr. (1. Sent.) Schanz Johann aus Budweiß, Mag. art. Prag, imm. 1590 28. Aug. Scharb Johann aus Kelheim, Kan. v. Regensburg, imm. 1573 2. Aug., Dr. Schardt Friedrich, Prutenus, imm. 1600 8. Jan. Scheblin Erasmus aus Steinbach, Kan. v . Haug, imm. 1590 13. Mai, Bac. bibl. et form. 1592 SS Schefftaler Kaspar aus Neustadt, Pfa. in Abensberg, Al. des Hgs Wilhelm V., imm. 1590 10. Okt., Bac. bibl. et form. 1596, Lic. 1599 9. März Scheiter Johann aus Wunsiedel, Priester, imm. 1549 8. Apr. Scherdinger Johann, imm. - Zul. z. B. 1488 5. Sept. Princ. z. B. 1488 Nov. (Gen.) Scherer Andreas aus Tettnang, Kan. v. Freising, imm. 1597 17. Okt. Scherer Michael aus Ravensburg, imm. 1597 2. Jan. Sehernhagen Kaspar aus Hannover, imm. 1566 29. März Scheup Johann, Offizial v. Passau, Bac. form. Löwen, imm. - Lic. 1564 4. Sept., Dr. 1564 Schieckl Leonhard aus Herrieden, imm 1558 30. Aug. Schiesser Leonhard, imm. 1589 8. Apr.
B. Verzeichnis der Theologiestudenten
233
Schilt Leonhard aus Landshut, imm. 1569 3. Juni, Adorf Stip. 1573 März bis ?, gest. 1573 Schiltel Johann OP aus Landshut, Bac. form. Köln, imm. 1475 6. Nov., Lic. 1475 28. Nov., Dr. 1476 13. Jan. Schinweiß Ludwig aus München, Pfa. v. Landshut, imm. 1563 13. März, Dr. Schleuff Martin aus Klagenfurt, Pauper, imm. 1563 6. Febr., Adorf Stip. 1561 8. Mai - 1562 Dez. Schmid Erhard aus Mindelheim, Al. d. Fugger, imm. 1563 17. Aug. Schmid Johann aus Ochsenhausen, Pauper, imm. 1551 2. Okt. Schmid Lazarus aus Rain, Mag. art. Dillingen, imm. 1563 21. Juni Schmid(t)ner Michael aus Augsburg, Priester, imm. 1586 12. Okt., Disp. 1588 27. Juni, Lic. Schnegg Ferdinand, Kan. v. Herrieden, imm.Schober Wolfgang aus Ingolstadt, Pfa. Schärding, imm. 1588 10. Okt., Bac. bibl. et form. 1600, Lic. -, Disp. 1605, Dr. 1605 16. Nov. Scholl Bartholomäus aus Hohenwart, Pfa. v. St. Marien, Suffragan v. Freising, imm. 1570 4. Juli, Oration 1578 24. Dez., Bac. bibl. 1579 6. Mai, Disp. 1580 7. Jan. Schölnhamer Johann Baptist, Nob., imm. 1587 1. März Schoman Leonhard aus Mergental?, imm. 10. Mai
Inskription bei theol. Fak. 1563
Schönherger Johann Dr. aus Rosenheim, Priester d. Diözese Freising, imm. 1561 21. Aug. Schönhofer Matthäus aus Kaaden, imm. 1478 26. Mai, Zul. z. B. 1478 4. Sept., Princ. z. B. 1478 18. Nov. (Apk.) Schönman Leonhard aus Möhringen, imm. 1563 11. Mai Schöpfel Johann auch Inchenhofen, imm.Schöpper Johann, imm.- Zeugnis 1601 9. Sept. Schorich Georg SJ, Hgl. Pred., imm. - Bac. form. 1570 Jan., Lic. 1570 Schorich Peter, OTheat., Krems, Mag. art. Köln, imm. 1550 20. Okt. Schramm Johann aus Neuburg/Donau, Al. des Hgs v. Neuburg, imm. 1580 13. Juli Schronstaller Sebastian aus Burghausen, imm. 1595 17. Dez. Schröttinger Johann, imm. 1506 20. Sept., Zul. z. B. 1518 14. Okt. (Zach., 1. Petr.), Princ. z. S. 1521 29. Aug., Lic. 1522 9. Aug., Dr. 1533 13. Nov. Schwarz Georg, Vik. v. Ingolstadt, imm. 1587 2. Nov. Schwarz Georg (Nigri) OP aus Kaaden (Eger), Lektor im Konvent Regensburg, Stud. in Köln, imm. 1478 3. Sept., Zul. z. B. 1478 20. Okt., Zul. z. S. 1479 14. Okt., Princ. z. S. 1479 (4. Sent.) Schwarz Peter OP aus Kaaden (Eger), imm. 1473 27. März, Bac. form. Lic. 1473 Juni Schwebermaier Georg aus Altheim, imm. 1484 4. Mai, Zul. z. B. 1493 26. Sept., Princ. z. B. 1493 18. Nov. (Pss. 100- 150, 1494 13. März 1. Tim.), Princ. z. S. 1495 26. Sept. (2. Sent.), Bac. form. -
234
Anhang
Schweicker Peter, OCarm. in Dinkelsbühl, Prior, imm. 1506 16. Dez., Zul. z. B. 1506 19. Jan., Princ. z. B. 1506 22. Jan., Princ. z. S. 1507 23. Sept. (3. Sent.), Lic. 1510 15. Jan. Schweickhart Georg aus Dillingen, Al. des Bi. v. Würzburg, imm. 1562 6. Apr., Zul. z. B . 1566 30. Sept. (Ps. 77, Jdt.), Bac. sent. 1566 29. Nov., Bac. form. - Disp. 1568 Sedelmaier Martin aus Friedberg, imm. 1542 24. Juni, Zul. z. B. 1555 16. Juni (Tob., Jak.) Seidel Johann SJ, Dr. 1562/3 Seemüller Johann aus München, imm. 1592 16. Sept., Adorf Stip. 1597 Sept.-?, Bac. bibl. et form. 1599 14. Mai, Lic. 1600 Okt.- Dez. Seeman Gotthard aus Sunneberg (Tirol), Mag. legum, imm. 1568 18. Juni, Oration 1573 6. Mai, Disp. 1574 21. Okt. Seiner Leonhard aus Beilngries, imm. - Inskription bei der theol. Fak. 1563 10. Mai Seitz Bartholomäus aus Munderkingen, imm. 1583 13. Okt. Sella Christoph aus Nürnberg, Al. des Bi. J . Echter, imm. 1573 31. Dez., Bac. bibl. et form. 1580 12. Juli, Lic. 1582 7. Juni Septim Stephan OSB, Prior in Ebersberg, imm. - als Bac. form., Lic. 1516 18. Nov., Dr. 23. Nov. 1516 Sylvius Peter SJ aus Flandern, imm. 1558 26. Sept., Zul. z. B. 1559 13. März (Spr., Eph.), Princ. z. B. 1559 13. März Sixkopser Wilhelm aus Landshut, Kan. v. Freising, imm. 1583 16. Juli, Oration 1591 24. Dez., Disp. 1592 18. März Smieczim Johann aus Polen, Stud. theol. et jur., imm. 1591 30. Dez. Som Sirnon SJ, imm. - Disp. 1595 20. Juni Sparber Andreas aus Pfaffenhofen, imm. 1485 5. Juli, Zul. z. B. 1590 7. Sept., Princ. z. B. 1590 8. Nov., Princ. z. S. 1593 30. Sept., Lic. 1497 2. Dez. Stader Markus, imm. 1550 24. Juli Sta dler Ferdinand, imm. Staedler Johann aus Ingolstadt, Pfa. in Beilngries, imm. 1576 29. Okt., Disp. 1587 12. Mai Stainbeck Johann aus Freising, Pred. in Eichstätt und Amberg, imm. 1473 27. Juni, Zul. z. B. 1482, Princ. z. B . 1482 29. Okt. (Mt.), Zul. z. S. 1484 15. Sept., Princ. z. S. 1484 20. Okt. (3. Sent.), Lic. -, Dr. 1495 31. Dez. Stattler Markus aus Augsburg, imm. -
Zeugnis 1605 17. Febr.
Steb Michael aus Sigmaringen, imm. 1561 18. Juni Stedelin Johann aus Babenhausen, imm. 1558 14. Juli Steder Konrad aus Neuburg, imm. 1560 25. Juli Steyberger Johann, imm. - Adorf Stip. 1591 Nov.-? Steiger Johann Jakob aus Schongau, imm. 1600 9. Sept. Steinmach Georg, Vik. v. St. Moritz, imm. - Oration 1586 Stel(ab)perger Johann aus Ingolstadt, imm. - Zeugnis 1591 14. März Steltzer Georg aus P faffenberg, imm. 1561 28. Febr.
B. Verzeichnis der Theologiestudenten
235
Stenge! Georg aus Augsburg, Kan. v. Freising, Pred. ebd., imm. 1514 5. Mai, Zul. z. B. 1528, Princ. z. B. 1528 17. Juli (Spr. c. 21-40, Tit., Phm.), Princ. z. S . 1531 23. Okt. (1.2. Sent.), Lic. 1533 12. Nov., Dr. 1533 13. Nov. Ster Matthäus aus Neustadt, imm. 1599 16. Juli Stettner Stephan aus Burghausen, imm. 1590 10. Nov. Stevart Peter aus Lüttich, Kan. und Prof. in Eichstätt, imm. 1571 22. Nov., Oration 1571 24. Dez., Disp. 1572 Apr., Zul. z. B. 1572 WS (Jon., Jak.) Bac. sent. 1573 Mai, Bac. form. 1574 30. Juni, Lic. - Dr. 1584 22. Okt. Stiborius Andreas, imm. Stiglmair Andreas aus Freising, Vik. v. St. Moritz, imm. 1596 25. Okt. Stingelheim Albert von, Kan. v. Freising, imm. 1597 3. Jan., Disp. 1600 22.März Stitz Johann Jakob aus Konstanz, imm. 1589 28. Juni, Disp. 1590 22. Dez. Stobäus Georg aus Braunsberg?, Bi. v. Lavant 1585, imm. 1580 12. Dez. als bac. theol., Dr. 1580 Dez. Stoberlein Andreas, imm. - Zul. z. B. 1488 (Mt.), Zul. z. S. 1490 7. Sept., Princ. z. S. 1490 25. Okt. Stocker Johann aus Pfaffenhausen, 1597 Pfa. v. Oberwaldbach, Bac. Dillingen, imm. 1591 5. Nov., Lic. 1595 WS, Dr. 1598 Stotzinger Matthias aus Lauterbach, imm. 1602 12. Okt. Streit Philipp aus Villingen, imm. 1550 25. Febr. Strobel Abraham aus Amberg, imm. 1557 2. Dez. Stromaier Anton aus Augsburg, Kan. v. Breslau und Wien, imm. 1582 12. Aug., Bac. bibl. et form. 1582 Juli Stromaier Wolfgang aus Vilsbiburg, imm. - Zeugnis 1589 19. Jan. Sulenius Wilhelm aus Geldern, Pred. in Eichstätt, Bac. form. Wien, imm. 1569 15. Sept., Disp. 1569 Sept., Lic. 1569 15. Sept. Supmayr Melchior aus Wolnzach, imm. - Zeugnis 1596 19. Febr. Sutor Martin aus Leinburg?, Pfa. in Wemding, imm. 1589 19. Juli, Dr.Sutor Wolfgang aus Straubing, Pauper, Al. d. Hgs Wilhelm V., Pfa. in Pöchlarn, imm. 1586 5. Aug., Bac. bibl. et form. 1597 16. Apr., Lic. 1599 9.März übelher Bartholomäus aus Dinkelsbühl, imm. 1482 11. Juni, Zul. z. B. 1490 7. Sept., Princ. z. B. 1490 4. Nov. Ullan Wilhelm aus Meßkirch, imm. 1583 2. Nov., Oration 1584 24. Dez., Bac. form. 1586 28. März Ungenem Johann aus Pfreimd, imm. 1563 12. Nov. Unseid Bartholomäus aus Erbach (Württ.), Pfa. in Regensburg, imm. 1558 5. Sept., Zul. z. B. 1565 16. Juli (Nah., 1. Petr.) Unz Sigismund aus Überlingen, imm. 1587 19. Okt., Disp. 1592 Ursin Karl, imm. - Disp. 1568 27. Sept. Wagner Adam aus Burghausen, Praeceptor, Mag. art. Dillingen, imm. 1568 13. Sept., Disp. 1574 14. Juni, Lic. 1574 22. Juni Wagner Michael aus Gerolfing(en), imm. 1532 3. Juni, Princ. z. B. 1542 27. Sept. (Tob., Gal.), Lic. 1544 14. Mai, Dr. 1548 30. Aug.
236
Anhang
Wagner Sebald aus Nürnberg, imm. 1496 26. Aug., Zul. z. S. 1512 4. Febr. Walch Bartholomäus aus Winkel, imm. 1552 29. März Waltersinger Peter, Al. des Georgianums, imm. Wegman Rektor aus Augsburg, Bac. form. Dillingen, imm. 1561 10. Nov., Disp. 1574 21. Juni, Lic. 1574 22. Juni Wenigel Thomas aus Traubing, imm. 1473 15. Aug., Zul. z. B. 1479 11. Sept., Princ. z. B. 1479 4. Nov. (Jos.), Zul. z. S. 1485 16. Sept., Princ. z. S. 1485 Okt. Weilhamer Christoph aus Landshut, Stip., Suffragan v. Passau, imm. 1566 10. März, Dr. Weilhamer Wilhelm aus Landshut, Dekan v. Regensburg, imm. 1580 16. Febr., Dr.Weinschenck Kaspar aus Friedberg, Al. d. Hgs Wilhelm, imm. 1584 28. Febr., Bac. bibl. et form. 1587 7. Dez., Disp. 1588 30. Mai Weiss Nikolaus aus Gefrees, Pred. v. Bamberg, imm. 1517 29. Sept., Princ. z. B. 1518 1. Mai, Princ. z. S. 1518 Weizenäcker Jakob, Pfa. v. Wemding, imm. - Adorf Stip. 1591 4. Nov. - ?, Bac. bibl. et form., Lic. 1600 WS, Dr. 1606 Wekherin Johann aus Roggenburg, imm. 1549 23. Okt. Wemgel Sebastian, Pred. in Aichach, imm. - Princ. z. B. 1532 10. Okt. Wenzel Johann aus Wittershausen (Hessen), imm. 1597 12. Dez. Werly Magnus aus Wollbach (Schwaben), imm. 1593 14. Sept. Werner Philipp aus Neustadt Franken, imm. 1557 7. Juli Wertheim Damian aus Freiburg, imm. 1565 22. Okt. Westermair Andreas aus Oberrot, imm. 1569 14. Sept., Adorf Stip. 1573 März-? Wider Georg aus Wasserburg, imm. 1594 15. Okt., Oration 1598 24. Dez., Bac. bibl. et form. 1600, Lic. 1603 Widman Georg, Pfa. in Schrobenhausen, imm. 1556 1. Juli Widmann Johann Jakob aus München, Nob., imm. 1594 3. Apr. Widmer Jakob aus Österreich, Pauper, imm. 1598 11. Dez. Wierer Johann Heinrich aus Ingolstadt, imm. -
Zeugnis 1596 10. Febr.
Wildensinn Georg aus Amberg, imm. 1491 18. Okt., Zul. z. B. 1499 14. Sept., Princ. z. B. 1499 9. Okt. (Lk.), Zul. z. S. 1501 10. Sept., Princ. z. S. 1501 6. Okt. (1. Sent.) Wilhelm Jakob aus Mindelheim, imm. 1553 23. Juli Wilkin Wilhelm SJ aus Flandern, Diözese Lüttich, imm. 1558 26. Sept., Zul. z. B. 1559 13. März (Spr. 1 - 24, Phil.) Winderle Johann aus Pöttmes, imm. 1594 22. Nov. Winhart Johann aus Aichach, Kan. und Pred. von Ansbach, imm. 1484 21. Sept., Zul. z. B. 1500 11. Sept., Princ. z. B. 1500 26. Okt. (Mk.), Zul. z. S. 1501 10. Sept., Princ. z. S. 1501 20. Okt. (2. Sent.), Lic. 1516 24. Jan., Dr. 1520 Wininck Heinrich aus Lüneburg, imm. 1566 29. März Winterle Michael Can R aus Ranshoven, imm. - Zeugnis 1603 3. Nov.
B. Verzeichnis der Theologiestudenten
237
Winzott Johann aus Glasgow, imm. 1582 2. Nov., Oration 1590 24. Dez., Disp. 1591 15.März Wispeek Wilhelm aus Bad Reichenhall, imm. 1554 30. Juli, Bac. bibl. 1565 21. Jan., Disp. 1565 29. Jan., Lic. 1565 Wittigauer Jakob aus Schwaz, imm. 1598 Witwer Melchior aus Gerolshofen, imm. 1603 29. Aug. Wölflin Christoph aus Dillingen, Priester, imm. 1584 23. Nov. Wolf Georg aus Neustadt, imm. 1474 11. Mai, Zul. z. B . 1486 9. Sept., Princ. z. B. 1486 11. Nov. (Lk.), Princ. z. S. 1488 Okt. (2. Sent.) Wolph Erasmus aus Landsberg, imm. 1535 11. März Zasius Joachim aus Ingolstadt, Pfa. v. St. Marien, imm. 1554 23. Sept., Oration 1553 24. Dez., Zul. z. B. 1554 9. Jan., Princ. z. B. 1554 31. Jan. (Thess.) Zehentmair Alex aus Memmingen, imm. - Princ. z. B. 1534 15. Mai (Prd., Röm.), Zul. z. S. 1537 WS Zehentner Andreas aus Wien, imm. 1565 14. Mai. Disp. 1566 Zeidel Johann, imm. - Lic. und Dr. 1561 Zeilmair Christoph aus Moosburg, imm. - Zul. z. B. 1477 17. Sept. (Apg., Am.), Zul. z. S. 1478 11. Sept., Princ. z. S. 1478 27. Okt. (3. Sent.) Zenekel Christoph aus Wemding, imm. 1540 31. Aug., Stip. im Georgianum Zenekel Jakob aus Wemding, imm. 1593 17. Jan. Zerer Matthäus aus Landshut, Farn., imm. 1550 28. Febr., Al. d . Hgs Albrecht V., Bac. bibl. 1560 31. Jan. Zettel Rudolf aus Überlingen, imm. 1589 7. Febr. Ziekan Valentin aus Kaaden (Schlesien), imm. 1569 30. Mai, Disp. 1570 Ziegler Jakob aus Landau, imm. 1491 23. Sept., Zul. z. B. 1499 14. Sept., Princ. z. B. (Apoc.) Zierer Leonhard, imm. 1563 11. Mai Zimmermann Elias aus Eringen, imm. 1602 5. Febr. Zytscher Johann aus Feldkirch(en), Mag. art. Dillingen, imm. 1573 9. Nov. Zuntzer Balthasar aus Schrattenbach?, Al. d es Abts v . Kempten, imm. 1567 25. Febr., Disp. 1568 6. Nov., Bac. bibl. et form. 1568 22. Nov.
C. Quellen und Literatur
L Ungedrudde Quellen I. Universitätsarchiv München (UA)
D III 4, 5, 6, 7, 8 D XIII 1 F III 22,24,25,28 GI 1 G IX 1/1 Aus dem Bestand des Georgianums (UA Georg.) Abteilung II Nr. 295,308,309,310, 311,312, 313,314, 317,319, 328,354,358 Georg. III/11 I Georg. III/11 II
11. Bayerisches Hauptstaatsarchiv (HStA) Jesuitiea 100,101,632,640,701,14 78/11,1746, 1748/II, 1756,1766/III,1767 Staatsvervvaltung 2733,2778,3019,3026,3 030,3033,3036,3040,30 46 Oefeliana 76, 77 Hexenakten Fasz. 1 und 3 Kurbaiern Lit. 48 Kloster St. Veit/Neumarkt Urk. Nachtrag. Fase. 48 III. Staatsarchiv München (StAM) GL 1477, 1477/3, 1477/4, 1484/II GR 323/10, 1255/3/20 IV. Archiv des Georgianums (Georg.) Abteilung III Nr. 4, 5, 12, 13 V. Geheimes Staatsarchiv (GStA) Kasten schvvarz 3236,5207,8678 VI. Stadtarchiv Ingolstadt (StA Ingolstadt) AV169 RB (Ratsbücher) 1527 - 30, 1549 - 1550, 1564, 1565 VII. Ordinariatsarchiv Eichstätt (OAE) z 1, B 186, V 147 VIII. Staatsarchiv Landshut Rep. 18 Fase. 277 No. 1301 IX. Archivum Romanum Societatis Jesu (ARSJ), Rom Germ. 133 II, 134 I, 134 II, 135 II, 136 I, 137 II, 138 II, 140, 144, 145, 151, 157, 161, 163, 166 Opp. NN 258 (Casus varii eonseientiae III) Epp. ext. 26, 28 X. Archiv Oberdeutsche Provinz SJ München (AOPM) Mser. II, 38 Mser. XIII, 1 und 2
C. Quellen und Literatur
239
XI. Staatsbibliothek München (StB) Cgm 3018 Clm 1619, 4795, 5908, 8500, 18983, 24561, 25163, 25182, 27322/I, 28575 XII. Universitätsbibliothek München (UB) 20 Cod. ms 37, 41, 42, 125, 522 40 Cod. rns 48, 69, 74, 304 so Cod. rns 8, 9, 351 XIII. Staats- und Seminarbibliothek Eichstätt (StE) HS 152, 317, 392, 393, 394, 395, 396, 397, 398, 399, 400, 401, 411, 539 XIV. Studienbibliothek Dillingen (StD) HS XV 278 XV. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg 20 Cod. Aug. 391
II. Gedruckte Quellen Abkürzungen: Abh. München ARG BFWU HJ HPBl LM Forschungen/ Quellen M. Luther Universität SHV Ingolstadt Spindler ZBLG ZhTh ZKG ZkTh
Abhandlungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Phil. bist. Klasse, München Archiv für Reformationsgeschichte Beiträge zur Freiburger Wissenschafts- und Universitätsgeschichte Historisches Jahrbuch Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland Ludovico-Maximilianea Universität IngolstadtLandshut-München, Forschungen bzw. Quellen 450 Jahre Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 1952 Sammelband des Historischen Vereins Ingolstadt Handbuch der Bayerischen Geschichte, II 1969 Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte Zeitschrift für die historische Theologie Zeitschrift für Kirchengeschichte Zeitschrift für katholische Theologie
Acta Colloquii Ratisbonensis de norma doctrinae catholicae et controversiarum Religionis judice, 1602 Aretin J. Ch. Frh. v., Beyträge zur Geschichte und Literatur, VII 1806 Balan P. (Hsg.), Monumenta saeculi XVI. historiam illustrantia, I 1885
Anhang
240
Bigelmair A. -
F. Zoepfl (Hsgg.), Nikolaus Ellenbog, Briefwechsel, 1938
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1540, 1892
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C. Quellen und Literatur
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Eck J., An speranda sit wormatiae concordia in fide, 1541 - Apologia pro reverendissimis et illustrissimis principibus catholicis, 1542 Ehrle F., I piu antichi statuti della facolta theologica dell'Universita di Bologna (= Universitatis Bononiensis Monumenta I) 1932 Ehses S., Kardinal Lorenzo Campeggio auf dem Reichstage von Augsburg 1530: Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und für Kirchengeschichte: 17 (1903) 383 ff., 18 (1904) 358 ff., 19 (1905) 129 ff. - Concilium Tridentinum. Diariorum, Actorum, Epistularum, Tractatuum Nova collectio, IV und VIII 21964 Erler G., Die Matrikel der Universität Leipzig, 3 Bde. 1895- 1902 Eubel C., Hierarchia Catholica medii aevi, II - III 1901/1910 Expurgatio rectoris et consilij almi ac celebris gymnasij Ingolstadiensis pro domino Georgio Zingel, 1505 Ficker J., Die Konfutation des Augsburger Bekenntnisses. Ihre erste Gestalt und ihre Geschichte, 1891 Förstemann K. E. (Hsg.), Des Canzlers Dr. Brück Geschichte der Religionsverhandlungen auf dem Reichstage zu Augsburg im Jahre 1530, 1831 - Urkundenbuch zu der Geschichte des Reichstages zu Augsburg im Jahre 1530, 2 Bde. 1833 - 1835 - Liber decanorum facultatis theologicae academiae Vitebergensis, 1838 - Album academiae Vitebergensis ab anno Ch. MDII usque ad annum MDLX, 1841 Friedensburg W., Beiträge zum Briefwechsel der katholischen Gelehrten Deutschlands im Reformationszeitalter: ZKG 19 (1899) 211 ff., 473 ff. - Zur ersten Festsetzung der Jesuiten in Bayern, 1548 bis 1549: ARG 9 (1911/12) 85 ff. - (Hsg.) Urkundenbuch der Universität Wittenberg, I 1926 Gauehat P., Hierarchia catholica medii aevi, IV 1935 Geiger L., Nikolaus Ellenbog: Österreichische Vierteljahresschrift für katholische Theologie 9 (1870) 45 ff., 161 ff. Gescher F., Die Statuten der theologischen Fakultät an der alten Universität Köln: Festschrift zur Erinnerung an die Gründung der alten Universität Köln (1938) 43 ff. Gewold Ch. (Hsg.), Grationes nobilis et magnifici viri Alberti Hungeri, 3 Bde. 1615 Götz W., Beiträge zur Geschichte Herzog Albrechts V. und des Landsherger Bundes 1556 - 1598, 1898 Greving J., Johann Ecks Pfarrbuch für U. L. Frau in Ingolstadt, 1908 Gropper J., An die Römsche Keyserliche Maiestat unsern allergnedigsten Herren Wahrhafftige Antwort und gegenberichtigung, 1545 Grundmann H., Valentin von Tetleben, Protokolle des Augsburger Reichstags, 1958 Gußmann W., Dr. Johann Ecks Vierhundertundvier Artikel zum Reichstag von Augsburg, 1930 Hocker M. J. L., Supplementa zu dem Haylßbronnischen Antiquitätenschatz, 1739 16 Kausch
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Anhang
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244
Anhang
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Anhang
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Lutz H., Das konfessionelle Zeitalter. Erster Teil: Die Herzöge Wilhelm IV. und Albrecht V.: Spindler 297 ff. -Vom Humanismus zur Gegenreformation: Spindler 767 ff. Mayer H., Johannes Eck in Freiburg: Schauinsland 35 (1908) 1 ff.
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C. Quellen und Literatur
249
Riezler S., Geschichte der Hexenprozesse in Bayern, 1896 - Geschichte Baierns, III 1889, IV 1899, V 1903, VI 1903 Rischar K., Johann Eck auf dem Reichstag von Augsburg 1530, 1967 - Eine unentbehrliche Stütze des Glaubens. Zur Persönlichkeit des Ingolstädter Theologieprofessors und Kirchenreformators Dr. Johann Eck: Irrgoistädter Heimatblätter Jahrgang 30 Nr. 7 ff. - Johannes Eck als Polemiker: SHV Ingolstadt 76 (1967) 64 ff. - Professor Dr. Johannes Eck als akademischer Lehrer in Ingolstadt: Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte 37 (1968) II 193 ff. Ritter G., Die Heidelberger Universität, I 1936 - Zur Geschichte der deutschen Universitäten am Vorabend der Reformation: ARG 35 (1938) 146 ff. Roeder J. P., De colloquio wormatiensi, 1744 Romstöck F. S., Die Jesuitennullen Prantl's an der Universität Ingolstadt und ihre Leidensgenossen, 1898 Rummel P ., P. Julius Priscianensis SJ 1542- 1607, 1968 Sax J . - J. Bleicher, Geschichte des Hochstifts und der Stadt Eichstätt, 1927 Schlecht J ., Felician Ninguarda und seine Visitationstätigkeit im Eichstättischen: Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte 5 (1891) 124 ff. - Zu Wimphelings Fehden mit Jakob Locher und Paul Lang: Festgabe K. T. v . Heigel (1903) 236 ff. - Dr. Johann Ecks Anfänge: HJ 36 (1915) 1 ff. Schmid A., Geschichte des Georgianums, 1894 Schneid J., Dr. Johann Eck und das kirchliche Zinsverbot: HPBI 108 (1891) passim Schottenloher 0. (Hsg.), P. Joachimsen, Die Reformation als Epoche der deutschen Geschichte, 1951 Schwaiger G., Die Theologische Fakultät der Universität Ingolstadt (1472 bis 1800): Die Ludwig-Maximilians-Universität in ihren Fakultäten 1 (1972) 13 ff. Seifert A., Das Ingolstädter Collegium vetus. Die Geschichte eines frühen Lehrstuhltyps in der Artistenfakultät: HJ 89 (1969) 33 ff. - Statuten- und Verfassungsgeschichte der Universität Ingolstadt (1472 bis 1586) (= LM Forschungen 1) 1971 - Das Georgianum 1494- 1600 (= LM Forschungen 4) 1972 147 ff. Sirnon M., Evangelische Kirchengeschichte Bayerns, 21952 Sirnon P., Voraussetzungen und Wesen der mittelalterlichen Universität, 1933 Specht T., Geschichte der ehemaligen Universität Dillingen (1549 - 1804) und der mit ihr verbundenen Lehr- und Erziehungsanstalten, 1902 Spörl J., Die Ludwig-Maximilians-Universität München: Neue Deutsche Hefte 39 (1957) 622 ff. Steinhuber A., Geschichte des Collegium Germanicum Hungaricum in Rom, 2 Bde. 1895 Theiner J ., Die Entwicklung der Moraltheologie zur eigenständigen Disziplin, 1970
250
Anhang
Thurnhofer F., Bernhard Adelmann von Adelmannsfelden, 1900 Thyrot Ch., De l'organisation de l'enseignement dans l'universite de Paris, 1967 Verdiere C. H., Contre - reforme religieuse et reforme literaire, Histoire de l'universite d'Ingolstadt, 2 Bde. 1887 Walter J. v., Der Reichstag zu Augsburg 1530, Luther-Jahrbuch 12 (1930) 1 ff. Wappler A., Geschichte der theologischen Fakultät der k. und k. Universität Wien, 1884 Weizsäcker C. v., Lehrer und Unterricht an der evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen von der Reformation bis zur Gegenwart, 1877 Wiedemann T., Dr. Johann Eck, Professor der Theologie an der Universität Ingolstadt, 1865 Winter V. A., Geschichte der Schicksale der evangelischen Lehre in und durch Baiern bewirkt, 2 Bde. 1809 - 1810 Wolf E., Zur wissenschaftsgeschichtlichen Bedeutung der Disputation an der Wittenberger Universität im 16. Jahrhundert: M. Luther-Universität 335 ff. Wolff H., Geschichte der Ingolstädter Juristenfakultät 1472- 1625 (= LM Forschungen 5) 1973 Zech F. X., Rigor moderatus doctrinae pontificiae circa usuras, 1791 Ziegler A., Die Nominations- und Präsentationsrechte der Universität München, 1929 Zoepfl F., Johannes Eck (1486 -1543): Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben 6 (1958) 186 ff.
Personenregister Adelmann, Bernhard von Adelmannsfeiden 88 Adorf, Johann Permeter von 11, 12, 15, 18, 19, 22-24, 26, 27, 52, 55, 56, 79, 91, 110, 117' 130, 140, 154 Aetius 95 Agricola, Johann 32, 53 Aleander 29, 58 Albrecht IV. (Herzog) 186 Albrecht V. (Herzog) 21, 36, 37, 38, 39, 40, 42, 53, 69, 93, 94, 96, 114, 115, 120, 130, 134, 149, 150, 157, 158, 169, 211 Altenbeck, Johann 19 Ambrosius 189 Andreä, Jakob 95, 96 Andreae, Konrad (s. Vetter) Andreas (Neffe des Eck) 131 Anselm (von Canterbury) 100 Appel, Nikolaus 12, 13, 30, 31, 60, 141, 142, 184, 192, 197 Arius 94, 95, 206 Arnsberger s. Fischer, Oswald Au, Jörg von 88 Augustinus 73, 101, 136, 143, 185, 189, 202 Baier, Christoph 134 Basilius 101 von Bena, Amalrich 135 Beda 43 Behler, Andreas 131 Bentz, Jodocus 82 Bentz, Michael 131 Berengar 94 Beringer, Johann 134 Bernhard (von Clairvaux) 136 Bernhard (Abt von Niederaltaich) 92 Bidenbach, Wilhelm 96 Biel, Gabriel von 26, 32, 57, 100 Billick, Eberhard 186 Binsfeld, Peter 167 Blarer, Jakob Christoph 164, 165 Boethius 88 Bonaventura 63, 136 Brand Dr. 153 Braun, Lukas 18 Brassican 140 Brenz 179, 180 Brenner, Martin 134
Brisgoicus, Johann 26 Brunner, Pantaleon 137 Brück, Georg 179, 182 Brusch, Kaspar 148 Buchhafer 133 Bugenhagen 175 Burkard, Franz 137, 139, 140, 141 Burkard, Ulrich 143, 144 Butzer, Martin 97, 148, 190, 192, 195, 197, 198, 199 Calvin, Johann 95, 97, 98, 102 Campeggio, Lorenzo 30, 143, 176, 178, 187, 188 Canisius, Petrus 34- 41, 47, 53, 60- 63, 118, 119, 134, 147, 148, 149, 151, 152, 154 Canisius, Theodor 102 Cajetan 100 Chemnitz, Martin 97 Christoph (Herzog von Württemberg) 96 Chrystostomus 101 Chyträus 41 ~i>7 Clenck, .::;.udolf 15, 39, 40-42, 55, 63, p·' 1!6, 87, 94, 130, 158 Cochläus, Johann 32, 176, 179, 196, 197 Collicola 77 Colonarius, Christoph 86, 93, 131 Comestor, Petrus 100 Corno 103, 118 Contarini, Gaspara 118, 145, 191, 193, 194- 196, 199 Couvillon, Johannes 38, 54, 62, 100, 157 Croaria, Hieronymus de 24, 26, 57 Cron, Georg 97 Cyprian 189 Damian, Peter 82 Daxer, Jakob 140 Denk 75 Dietenauer, Michael 140 Dietmair, Johann 46 Dietz, Sigismund 122 Distel, Konrad 91 Donatus 95 Domer, Martin 133 Dornfogel, Michael 36, 115
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Personenr egister
Echter, Julius 133 Eck, Johann 12, 13, 25 - 32, 34, 36, 41, 42, 51, 56 - 60, 70, 82, 88, 90, 91, 93-95, 97, 100, 102, 118, 121, 122, 125- 127, 131, 132, 134, 136- 139, 141- 147, 153, 154, 156, 159- 161, 163, 172, 175 - 199 Eck, Leonhard von 29, 60, 88, 139, 146, 191 Eck, Sirnon Thaddäus 42, 131 Eckhart, Johann 90, 145 Eder, Georg 158 Eiselin, Michael 47, 49 Eisengrein , Martin 16, 39, 41, 42, 46, 47, 63, 64, 94, 131, 150, 152, 153, 162 Eisenhut, Georg 75 Eisenreich , Otto 47, 66, 129, 163 Eiszeph, Lorenz 48, 68, 99, 213 Eleutheriu s, Georg 130, 131 Engerd 24, 25, 30, 31, 43 Erasmus (von Rotterdam ) 59 Ernst (Bischof von Bamberg) 133 Ernst (Herzog von Bayern) 144, 184 Everhard, Georg 48, 50, 162 Eyb, Gabriel von 88, 89 Faber, Sebastian 76 Fabri, Johann 110 Fabri, Valentin 32, 36, 75, 110, 176, 177 Fabricius, Gottfried 50, 68 Fabricius, Johann 132 Fachineus , Andreas 166 Fanneman n, Balthasar 32-34, 51, 60 Farnese, Alessandr o 33, 118 Ferdinand (Königv.ö sterreich) 176,184 Ferdinand (Herzog von Bayern) 90, 134, 168, 169 Feucht, Jakob 133 Fischer, Oswald 13, 31, 32, 131, 185 Flach, Georg 31, 76, 131 Focker, Jakob 140 Forster, Valentin 151 Francesco de Vitoria 46 Franckma nn, Willibald 91 Frank, Caspar 16, 46 - 48, 150, 162 Frempeck , Georg 144 Frey, Sigmund 153 Freyslebe n, Johann 142, 154 Friedrich, Baron v. öttingen 110 Fromont, Karl 109 Fuchs, Leonhard 145 Fugger, Jakob 160 Fugger, Johann 134 Fugger, Philipp Eduard 134 Gans, Leonhard 91 Gaudanus 35, 37, 53, 61 Geiler (von Kaysersbe rg) 57 Georg (von Aichach) 76 Georg (Herzog von Sachsen) 179, 180
Georg der Reiche 129 Gerick, Adam 69, 134 German, Johann 117, 118 Gerson 57, 136 Göttinger , Anselm 88 Götz, Johann 27, 81 Gräfinger , Albin 144 Gregor X. (Papst) 136 Gregor XIII. (Papst) 163 Gregor (von Nazianz) 101 Gregor de Valentia 12, 14, 44- 49, 51, 66- 68, 87, 96- 98, 100, 101, 103, 121, 162 - 164, 166, 168, 169, 199, 202, 213 Gretser, Jakob 14, 21, 45, 49, 67, 92, 200-206 Gropper, Johann 184, 192- 199 Granvella 187, 190, 194- 196, 198 Gruner, Wolfgang Ernst 134 Hackerma dl 152 Haiswasse r, Achaz 25, 75, 91 Haller, Richard 46 Handschu er, Johann 92 Hannema nn, Wolfgang 200 Häring, Anton 109 Harrer, Michael 131, 132 Hasenmü ller 50 Hauer, Georg 23, 137, 139 -142 Hehrer, Johann 11, 18, 22 Heerbrand , Jakob 96 - 98 Heilbrunn er, Jakob 199 - 204, 207 Heilbrunn er, Philipp 200 Heinrich (Herzog v. Braunschw eig) 179 Heller, Sebastian 179, 182 Helmschro t, Andreas 142, 154 Hendsche l, Tobias 133 Heßhus, TUemann 97 Hieronym us 35, 101 Hilz, J ohann 92 Hirschbec k, Paul 89 Hoffäus 44, 45, 69, 161, 163 Hoiand, Sebastian 76, 133 Holsteiner , Johann 133 Hosius 35 Hrabanus Maurus 43 Huber, Johann 81 Huber, Samuel 97 Hubmaier , Balthasar 28, 29, 175 Hübschen auer, Johann 81 Hugo (von Hohenlan denberg) 37 Hugo (von St. Viktor) 100 Hund, Wiguleus 37, 53, 149 Hunger, Albrecht 39, 42, 43, 55, 63, 67, 88, 95, 97, 99, 101, 102, 112, 152, 162, 166, 200, 201, 203, 204, 206, 213 Hunger, Wolfgang 43 Hunn, Aegid 200, 203 - 207 Hus 94, 95, 97
Personenregister Ignatius 34, 35, 37, 61, 62, 64, 69, 83, 119, 149 llsung 160 Innozenz 111. (Papst) 101 Institoris, Heinrich 167 Jakobäus, Vitus 21 Jajus, Claudius 14, 34, 35, 60, 61, 119 Jakob, Wolfgang 133 Job (aus Ochsenfurt) 143 Johann a Via 107, 110, 115, 150 J ohann im Garten 35 Johann von der Grün 109 Johann von der Layter 139 Käser, Leonhard 144, 154 Karl (von Bamberg) 133 Karl V. 162, 174, 176 - 178, 183, 190, 192, 194, 196, 197 Karlstadt 95 Keller, Jakob 21, 50 Kher, Oswald Frick zu der 134 Klaiber, Thomas 107, 133 Knab, Michael 82, 132, 143, 156 Knebel, Johann 121 Knöringen, Johann Egolph von 42,133 Krapff, Georg 140 Krapff, Willibald 81 Krener, Johann 74 Kretz, Matthias 184 Kretz, Faul 122 Kripper, Christian 131 Kuchel, Johann 133 Kuchner, Georg 76 Kyrmann, Wilhelm 22 Lagus, Caspar 162, 166 Laktanz 43 Lamberg, Christoph von 110, 133 Lang, Matthäus 59 Lange 175 Lauther, Georg 76, 200 Leo X. (Papst) 156 Leonhard 152 Leoninus, Quirinus 120 Leonrod, Georg von 133 Locher, Jakob 12, 24, 25, 56, 136 Lombardus, Petrus 12, 62, 63, 72, 80, 82, 84, 100, 171 Ludovici, Johann 11, 18, 22, 23 Ludwig, Johann 199 Ludwig (Pfalzgraf) 199, 200 Ludwig X. 184 Ludwig d. Reiche 11, 17, 19, 21-23, 52, 134, 197, 207 Luther, Martin 12, 13, 27, 51, 60, 72, 83, 90, 93- 95, 97, 98, 100 -102, 136- 143, 147, 148, 154, 158, 172, 175, 188, 195, 200, 201
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Macedonius 206 Maier, Johann (=Eck) 25 Maior, Johann 32 Marianus, Christoph 45, 49, 50, 55, 68, 168 Marstaller, Leonhard 12, 13, 29, 118, 140- 142, 145- 147, 156, 184 Martin 143 Martini, Friedrich 162, 165 Maximilian (Herzog v. Bayern) 69, 70, 90, 166, 169, 199, 200, 201, 204, 207 Maximilian I. (Kaiser) 156 Maximilian II. (Kaiser) 158 Mayle, Matthias 50 Mayrhofer, Mathias 47, 66, 67, 88, 166, 213 Mechthild (von Hackeborn) 153 Melanchthon, Philipp 14, 72, 83, 84, 97, 116, 141, 145, 148, 171, 175- 177, 179, 190, 192 - 195, 197 Meiern, Andreas 96, 133 Mensing, Johann 186, 190 Menzinger, J ohann 89 Merkurian 44 MittermüBer 145 Montan, Hieronymus 134 Montinus, Gotthard 87, 88, 123 Morone 184, 187, 190, 194 Moritz (Neffe von Eck) 131 Münch, Kar! 143 Nachpauer, Mathias 121 Näser, Augustirr 82 Neblmair, Stephan 92, 133 Nestler, Peter 76 Nestorius 95, 206 Neupeck:, Georg 133 Neustetter, Erasmus 133 Nikolaus V. (Papst) 135 Nikolaus (von Gunzenhausen) 74 Ninguarda, Felician 122, 152 N orthofer, Georg 26 Novatian 94 Oekolampad, Johann 95, 97, 175 Origenes 101 Otto, Kardinal Truchseß von Waldburg 90, 133, 151 Palladio 58 Parching, Christoph 46, 66 Paul III. (Papst) 33, 184, 185, 199 Pelagii, Georg 76 Pelargus, A. 186, 187 Peltanus, Theodor 38, 39, 40, 42, 44, 54, 63, 96, 99, 100, 121, 151 Petreus 166 Pettendorfer, Johann 25, 26, 130 Permeter s. Adorf
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Personenregister
Petz, Peter 80 Peutinger 159 Pfeilschmidt 22 Pflug, Julius 192, 197 - 199 Pfluger, Kilian 11, 18, 19, 22, 79 Philipp (Markgraf von Baden) 92, 110 Pigge, Albert 146, 197 Pinedanus, Alphans 39, 96 Pinellus, Lukas 44, 97 Pisanus, Alphans 38, 40, 42, 96, 151, 211 Pistorius, Johann 192, 200 Pius 11. (Papst) 11, 151 Pius V. (Papst) 162 Plassing, Wolfgang 19 Plümel, Johann 24, 51 Pollinger 46 Portia 103 Posidonius 101 Prantl, Carl 20, 172 Praun, Lukas 11, 22 Priscianensis, Julius 44, 54, 86 Pröbstl 152 Rabenstein 44, 54, 86, 87 Ramelspach, Thomas 29 Rauch, Melchior 89 Rescius, Anton 133 Reuchlin, Johann 30 Reus, Johann 131 Reuser, Christephor 157 Reuter, Konrad 131 Ribeisen, Sirnon 26 Richard (von St. Viktor) 100 Riepel, Johann 49 Rogg, Johann 133 Rotmar 24, 25, 30, 31, 43 Rott, Hugo 50 Sabelius 94 Salicetus, Johann 132, 146, 147 Salmeron, Alphans 34, 35, 60, 61 Saltzinger, Johann 91 Sartorius 133 Schack, Georg 141 Schaider 81 Schaup, Johann 131 Schatzgeyer, Kaspar 139 Schaumberg, Martin von 48, 120, 132, 150 Scheblin, Erasmus 133 Schiltel, Johann 121 Schintvogl, Cristanus 121 Schmid, Erhard 118, 134 Schnepf 179 Schober, Vitus 166 Schober, Wolfgang 133 Scholl 46 Schoman, Leonhard 117 Schrickel, Heinrich 19
Schröttinger, Johann 13, 30, 31, 81 Schrotter, Lorenz 150, 151 Schwarz, Benedikt 133 Schwarz, Peter 23 Schwebermaier, Georg 131 Schweiker 25, 34, 37, 53 Schweikhart, Georg 151 Schwenkfeld 95 Seehofer, Arsatius 29, 30, 141, 154 Seiner, Leonhard 117 Sella, Christoph 97 Septimius, Stephan 29 Severin (Neffe des Eck) 131 Seyboltstorf, Wolfgang von 184 Sfondrato 33 Silvius, Peter 121 Sixtus V. (Papst) 168 Skotus 56, 57, 136 Spina, Bartalarneo 168 Sprenger, Jakob 167 Stadion, Christoph von 179 Staedler 133 Staphylus, Friedrich 37, 39, 40, 100, 149 Stenge!, Georg 142 Stephan (von Brixen) 159 Stocker, Johann 92 Stockhamer, Georg 148 Strauß 175 Sutor 97 Sylvius, Aeneas 43 Sylvius, Andreas 50 Täufer 175 Tanner, Adam 21, 203- 207 Tetleben, Valentin von 33 Theander, Georg 33, 36, 37, 42, 53, 63, 101, 10~ 131, 151, 157 Theoderich (Bischof) 133 Thomas (von Aquin) 12, 15, 32, 46, 56, 60, 61, 63, 65, 72, 82, 100, 174, 188, 213 Thuman, Konrad 81 Thüngen, Neidhard von 168 Thyräus, Hermann 38, 62, 150, 157 Torrensis, Hieronymus 42, 44, 54, 63, 93, 96, 97, 100, 158 Torrentinus, Caspar 50 Tuchsenhauser, Veit 27 Turner, Robert 47, 48, 68 Typot, J oachim 96, 133 Unz, Sigmund 133 Valentia s. Gregor Vauchop, Robert 31, 32, 118, 119, 197 Vega, Andreas de 35 Veit, Michael 50, 133 Vergerio 187 Vernborger 31
Personenregister Vetter, Konrad 200 Vietor 133 Vigilantius 95 Vischer, Bartholomäus 46, 68, 162 Vischer, Georg 76 Vizanus, Paul 39, 47 Wagner, Adam 92 Wagner, Michael 36, 37, 39, 53, 157, 199 Wagner, Sebald 81 Weber 38 Wegmann, Hektor 134 Weißenhorn, Alexander 147, 152 Weissenfelder, Johann 184 Welser, Anton 152, 200, 203 Wiclif 95, 97 Wied, Hermann von 186 Wigand (Bischof von Bamberg) 143 Wilhelm IV. (Herzog) 14, 28, 32 - 34, 74, 88, 119, 132, 139, 140, 147, 184, 197
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Wilhelm V. (Herzog) 45, 46, 50, 161 -163, 165, 166, 168, 169, 175, 184 Wimpina 179 Winhart 75 Winkel, Johann 26 Winkler, Johann 123 Witzel, Georg 145, 156 Wolf, Erasmus 148, 156 Wursinger, Wolfgang 143 Zaler, Hieronymus 25 Zasius, Joachim 134 Zehentmair, Alex 89, 118 Zenesius 15!> Zerer 74 Zingel, Georg 11, ·2, 18 - 20, 23, 24, 55, 56, 79, 91, 1ill·, 136, 154 Zinndecker, Leonhar,< 1 05, 166 Zinngießer, Johann l~l. Zuntzer, Balthasar 133 Zwingli 95, 175