Geschichte der österreichischen Gewerkschaftsbewegung I. Band Von den Anfängen bis zur Zeit des Weltkrieges [2 ed.]


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Geschichte der österreichischen Gewerkschaftsbewegung I. Band Von den Anfängen bis zur Zeit des Weltkrieges [2 ed.]

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Geschichte der österreichischen

Gewerkschaftsbewegung I. Band Von den Anfängen bis zur Zeit des Weltkrieges

O.-Ö. Landesbibliothek/v.33 8 f\ Eigentum Landes Oberösterreich _Wien 1 929_ Wiener

Volksbuchhandlung,

LINZ OÖLB

II

+X06376307

Wien

VI

Inhaltsverzeichnis.

Inhaltsverzeichnis. Seite

Vorwort

7

I. Kapitel.

Mittelalterliche

schaften

und

II. Kapitel. Die

Vorläufer;

Bruder¬

K n a p p s c h af t s v e r e i n e

Anfänge

der

modernen

9

Arbeiter¬

bewegung. 1. Im Vormärz 2. Die Arbeiterbewegung im Jahre 1848 3. Von der Gegenrevolution bis zum Staatsgrundgesetz vom Jahre 1867

17 25 45

III. Kapitel. Die Zeit der ersten Bewegungsfreiheit. 1. Das Vereins- und Versammlungsgesetz

.

53

2. Selbsthilfe oder Staatshilfe? 3. Die ersten Fachvereine 4. Das Koalitionsrecht

57 73 88

IV. Kapitel. Der industrielle Aufschwung.

1. Die geschäftliche Hochkonjunktur und der Aufschwung der Arbeiterbewegung

.

2. Der Hochverratsprozeß und seine Folgen 3. Der Wiederaufbau der Gewerkschaften 4. Stärke und Wirksamkeit der gewerkschaftlichen

98

102 110

Organi¬

sationen in der Zeit von 1870 bis 1873

119

V. Kapitel. Der erste Parteikonflikt. 1. Ursachen und Verlauf des Zwistes

130

2. Niedergang, Desorganisation

135

VI. Kapitel. Kleinarbeit. 1. Die Wirtschaftskrise hält an. Vereinigungsbestrebungen. Der

„Gewerkschaftler“ 2. Kleinkrieg mit den Behörden

138 144

3. Stand der Organisationen am Ende der siebziger Jahre

... 151

VII. Kapitel. Radikale und Gemäßigte. 1. Der Bruderkrieg 2. Die Gewerkschaftsbewegung während der Spaltung

3. Die Arbeiter und die Sozialgesetzgebung 4. Unterdrückungen und Verfolgungen

159 .... 175

191 197

Inhaltsverzeichnis. Seite

VIII. Kapitel. Die Einigung

208

IX. Kapitel. Der gewerkschaftliche Aufschwung am Beginn der neunziger Jahre. 1. Industrielle Entwicklung und politische Lage

2. Stand

und

sationen

Wirksamkeit

der

....... 215

gewerkschaftlichen

Organi¬

.

219

3. Die Haltung der Behörden 4. Partei und Gewerkschaft. Die erste Maifeier

233 238

X. Kapitel. Die neue Organisationsform. 1. Die Fachtage 2. Die Ausführung der Fachtagsbeschlüsse 3. Die provisorische Gewerkschaftskommission. österreichische

Gewerkschaftskongreß

.

254

267 Der

erste

.

273

4. Internationale Verbindungen 5. Die Anfänge der Unternehmerorganisation

292 301

XI. Kapitel. Auf dem Wege zur Zentralisation. 1. Umwandlung und Ausbau der Organisationen

.

.

2. Arbeitseinstellungen und Aussperrungen

314

335

3. Die nationale Frage und der Zweite Gewerkschaftskongreß . 341

XII. Kapitel. Ruhige Entwicklung XIII. Kapitel. Das Kampfjahr 1 90 0

355 .

368

XIV. Kapitel. Wirtschaftskrise, Stagnation. 1. Zurück in die Organisationen

39Ö

2. Der „Versicherungserlaß“. Neuerliche Kämpfe. Tarifverträge 403 XV. Kapitel. Der nationale Konflikt

413

XVI. Kapitel. Der Sieg im Wahlrechtskampf

428

XVII. Kapitel. Zuspitzung der Klassengegensätze. 1. Konzentration der Unternehmermacht

437

2. Die

gewerkschaftliche

XVIII. Kapitel. Staatskrise

Gegenwehr

.

.

.

.

443

458

Anhang: 1. Die Mitgliederbewegung der österreichischen Gewerkschaften 461 2. Personenregister

462

7

Vorwort. Die erste Auflage dieses Werkes erschien mit einem Vorwort -von Viktor Adler. Seitdem sind mehr als zwanzig Jahre ver¬

gangen. Die Monarchie, in der damals die proletarische Bewegung sich mühevoll emporrang, ist nicht mehr. Mit ihr verschwanden

auch viele Probleme, um deren Lösung im alten Reiche gekämpft wurde. Die neuen staatlichen Verhältnisse stellten das Proletariat vor neue Aufgaben. Aber in einer für das Proletariat sehr wichtigen Sache blieb es beim alten. Was Viktor Adler seinerzeit von dem

Zusammenhang zwischen politischer und gewerkschaftlicher Be¬ wegung schrieb, behielt seine Geltung bis auf den heutigen Tag. Jn keinem anderen Lande waren diese beiden Zweige des prole¬ tarischen Befreiungskampfes so eng miteinander verknüpft, wie im alten Österreich; und das ist auch im neuen Staate so geblieben.

Deshalb ist die „Geschichte der österreichischen Gewerkschafts¬ bewegung“ zugleich auch ein Stück Parteigeschichte. Die erste Auflage dieses Werkes beschäftigte sich eingehender mit der proletarischen Bewegung jener Gebiete, die nicht mehr zum heutigen Österreich gehören. Ein Teil dieser Darlegungen konnte in der zweiten Auflage weggelassen werden. Manches mußte allerdings bleiben, um die Übergänge von den Verhältnissen der alten Zeit zu denen der Republik verständlich zu machen.

Der Umfang des Buches ist durch eine breitere Behandlung mancher historischer Begebenheiten, deren Aufhellung erst in den letzten zwei Jahrzehnten gelungen ist, größer geworden. Die Fort¬ führung der Darstellung bis auf die Gegenwart machte die Heraus¬ gabe eines zweiten Bandes notwendig. Während der erste Band die Zeit bis zum Ausbruch des Weltkrieges beschreibt, handelt der zweite Band von der Gewerkschaftsbewegung im Kriege und in der

Nachkriegszeit. Hoffentlich wird das Werk in der neuen Fassung ebenso viele aufmerksame Leser finden, wie seine erste Auflage.

Wien, im April 1929.

Julius Deutsch.

Mittelalterliche Vorläufer. Bruderschaften und Knappschaftsvereine.

9

I. Kapitel.

Mittelalterliche Vorläufer. Bruderschaften und

Knappschaftsvereine. Bekanntlich besaßen in den mittelalterlichen Städten die Hand¬ werker Vereinigungen, die man Zünfte, Gilden oder Innungen hieß. Sie umfaßten nicht nur die Handwerksmeister, sondern auch die Gesellen, für die es eigene Abteilungen, die Bruder¬ schaften, gab. So war es auch in den Städten, die auf dem Gebiet

des alten Österreich lagen. Die Zünfte waren von den Obrigkeiten nicht immer gern ge¬ litten und mußten sich vielfach erst im Kampfe gegen sie durch¬ setzen. So berichtet die Geschichte von Zerwürfnissen zwischen

den Wiener Handwerksinnungen und dem ersten Habsburger, dem Kaiser Rudolf. Im Verlauf des Konflikts machte Rudolf kurzen Prozeß und löste im Jahre 1278 sämtliche Handwerksinnungen Wiens auf. Auch sein Nachfolger, der Herzog A 1 b r e c h t, wollte keine Innungen dulden, weshalb er sich 1288 von den Wiener

Bürgern geloben ließ, daß sie keine Innungen irgendwelcher Art mehr errichten würden.

Aber die Handwerker

wollten

auf die

Dauer nicht darauf verzichten, auch in Wien jene Vereinigungen zu schaffen, die in den anderen deutschen Städten üblich waren

und setzten ihren Willen schließlich trotz des Widerstandes der habsburgischen Fürsten und ihrer Räte durch. Aber noch unter

Rudolf IV., dem eine byzantinische Geschichtsschreibung den Beinamen „der Stifter“ verlieh, wurde der Versuch gemacht, die Vereinigungen der Handwerker zu vereiteln, indem im Jahre 1364 die Zünfte als gemeinschädlich verboten und das Recht, in Hand¬ werkssachen Verordnungen zu erlassen, dem Stadtmagistrat über¬ wiesen wurde.

So hatten die Handwerker Wiens viele Jahrzehnte hindurch um das Recht kämpfen müssen, in ihrem Gewerbe selbst zu verfügen, bis sie schließlich den Sieg errangen. Im fünfzehnten Jahrhundert waren die Zünfte in den österreichischen Städten durchgesetzt.

In der Zeit, in der die Zünfte um ihre Anerkennung kämpften,

10

I. Kapitel.

war natürlich von Gegensätzen zwischen Meistern und Gesellen nicht viel zu merken. Aber auch lange nachdem die Zünfte schon unbestritten bestanden, waren diese Gegensätze gering, was anders auch kaum möglich war, so lange die Mehrzahl der Gesellen hoffen

durfte, im normalen Lauf der Dinge selbst eines Tages Meister zu werden. Eine Änderung trat erst ein und mußte eintreten, als die Erreichung der Meisterwürde an immer schwerer zu erfüllende Bedingungen geknüpft wurde und nun viele Gesellen damit

rechnen mußten, zeitlebens Gesellen zu bleiben. Als die Gesellenzeit für viele aufhörte eine vorübergehende Zeit zu sein, begannen die Gesellen sich mehr als bisher um die Fragen ihrer wirtschaftlichen Existenz zu kümmern. Die Fragen des Lohnes und der Arbeitszeit, die sie vordem nicht sonderlich interessiert hatten, fingen nun an, für sie wichtig zu werden.

Während die Bruderschaften anfangs nur Vereinigungen gewesen waren, die geselligen Zwecken oder höchstens Standes¬ interessen der Gesellenschaft dienten, änderte sich dies nun. Man machte aus ihnen Unterstützungskassen, die im Falle von Krankheit und Arbeitslosigkeit Hilfe bringen, die ferner den wan¬ dernden Gesellen einen Zehrpfennig geben sollten. Später zogen die Bruderschaften auch die Arbeitsvermittlung an sich, auf diese Art eine gewissermaßen schon gewerkschaftliche Tätigkeit ausübend. Nun kam es auch vor, daß Bruderschaften wirtschaftliche Kämpfe

führten, durch Verrufserklärungen die Meister einschüchterten oder .sie gar durch Arbeitseinstellungen zur Bewilligung gewisser For¬

derungen zwangen. Zu den bekanntesten Vorgängen dieser Art

gehört der Kampf der Wiener Schuhmachergesellen, der in der Zeit von 1712 bis 1722 durchgefochten wurde.

Im Jahre 1712 hatte die Regierung den „Arbeitszettel“ für die Schuhmachergesellen eingeführt — eine Art Vorläufer des späteren

Arbeitsbuches —, der eine bessere Kontrolle der Gesellen ermög¬

lichen sollte. Man wollte behördlicherseits die Gesellen überwachen, um der Störarbeit, derentwegen sich die Meister beschwert hatten, entgegenzuwirken. Die Schuhmachergesellen weigerten sich, die Arbeitszettel anzunehmen, weil sie darin mit Recht eine arge Be¬

nachteiligung gegenüber den Meistern erblickten. Schließlich traten sie in den Streik. Die Antwort der Behörde waren zahlreiche Ver¬

haftungen, Landesverweisungen und Verurteilungen zu jahrelanger Schanzarbeit. Unter diesem Druck schien im Jahre 1713 der Streik

zusammenzubrechen. Aber die Schuhmachergesellen erhoben sich immer wieder und so zog sich der Konflikt bis zum Jahre 1722 hin.

Mittelalterliche Vorläufer. Bruderschaften und Knappschaftsvereine.

11

In diesem Jahre verhängte die Regierung das Standrecht über die Wiener Schuhknechte. „Am 31. Oktober dieses Jahrs“, so berichtet die Chronik, „wurden allhier zween der halsstärrigsten Schuh¬ knechte als freventliche Verächter der landesfürstlichen Befehle, und Stöhrer der allgemeinen Ruhe, mit dem Strange vom Leben zum Tode hingerichtet, und fünf der anderen Widerspänstigen mußten zu ihrer und ihres Gleichen Erspiegelung bey der Voll¬ ziehung des Urtheils gegenwärtig seyn*).“ Nun erst brach der Streik zusammen. Die „Ordnung“ hatte gesiegt. Der Aufstand der Wiener Schuhknechte war nicht der einzige Kampf, der am Ausgang der mittelalterlichen Stadtwirtschaft um bessere Arbeitsverhältnisse geführt wurde. Vor und nach ihm gab es Zusammenstöße zwischen den Besitzern der Produktions¬ mittel und denen, die für sie arbeiteten. Nicht allein die Städte, sondern auch jene Orte Österreichs, die als einzige außer ihnen für ein gewerbliche Produktion in Betracht kamen, nämlich die Bergbaugebiete, waren oftmals der Schauplatz solcher Ereignisse.

In den Alpentälern Salzburgs, Tirols und der Steier¬ mark hatte es schon sehr frühzeitig einen regen Bergbau nach

Erzen und Kohle gegeben. Die Bergknappen waren allezeit ein sehr wehrhaftes Völklein gewesen, das seine Rechte zu wahren wußte.

Wohl hatten ihnen die Behörden oftmals die alten Bräuche, die zu¬ gleich alte Rechte waren, zu beschneiden versucht, ohne indes sonderlich viel auszurichten. Die Bergknappen trugen ebenso wie die Handwerksgesellen noch stolz ihren Degen an der Seite, den sie nicht minder gut zu gebrauchen wußten wie die Edelleute. Ihre

Vereinigungen, die „Knappschaften“, waren nicht allein gewerk¬ vereinsähnliche Gebilde wie die Bruderschaften der Handwerks¬ gesellen, sondern meistenteils regelrechte Wehrformationen. Dem versuchte der Erzbischof von Salzburg ein Ende zu be¬ reiten, indem er 1477 verordnete:

„Wir wollen auch, daß kein Gewerke, Berggeselle, Arbeiter, noch andere zum Bergwerk Gehörige wider uns und die Obrigkeit

irgendwelche Bündnisse, Aufruhr, Versammlung oder anderes machen, mit Worten noch Werken, in keiner Weise. Des¬ gleichen

sollen

sie

sich nicht rottieren, noch versammeln m i t

keinerlei verbotener Waffe...“ Es hat dem Erzbischof von Salzburg dieser Unterdrückungs¬ *) Anton Edler von Geusau, Geschichte der Haupt- und Residenzstadt Wien in Österreich. Verlegt von Ignaz Alberti, Wien 1793. IV. Band, Seite 249.

12

I. Kapitel.

versuch so wenig genützt wie den anderen Fürsten, die gegen die

Vereinigungen der Bergknappen vorgingen. Nicht allein, daß die Bergknappen sich in wirtschaftlicher Beziehung nichts gefallen ließen, was sie als nachteilig für sich empfanden, kämpften sie auch

oft bei religiösen und politischen Entscheidungen tapfer mit. Irn großen Bauernkrieg von 1525 bekam der Salzburger Erzbischof Matthäus Lang die Fäuste der Bergknappen zu spüren, die unerschrocken an der Seite der Bauern standen. Nicht anders war

es in Steiermark und Tirol. Überall kämpften die Bergknappen an der Seite der Bauern gegen die Fürsten und Herren*). Freilich wurde im Verlauf des Bauernkrieges der Zusammenhalt zwischen Bauern und Bergknappen da und dort gelockert, wenn die Fürsten klug genug waren, die Bergknappen mit wirtschaftlichen Zuge¬ ständnissen zu beruhigen.

Aber

die Gegensätze

klafften

alsbald wieder auf. Von Auf¬

lehnungen und Aufständen der Bergknappen wissen die Chroniken des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts viel zu erzählen. Zu den erbittertsten Kämpfen gehörten die der Bergknappen von Kärnten. Vom Jahre 1622, wo zum erstenmal ein großer Auf¬

stand in Hüttenberg ausbrach, bis zur Regierungszeit Maria Theresias, also über einen Zeitraum von fast hundertundfünfzig Jahren erstreckten sich die Kämpfe. Bald gelang es, die Knappen für einige Jahre zur Ruhe zu bringen, bald flammte die Fackel des Aufstandes wieder lichterloh auf. Schon bei den ersten Aufständen war von den Behörden eine Korrespondenz entdeckt

worden, die bewies, daß die Kärntner Bergknappen mit ihren steiermärkischen Kameraden in engster Verbindung standen. Die Behörden versuchten diese Verbindung durch strenge Verbote zu unterdrücken, was ihnen aber nur sehr mangelhaft ge¬

lang. Schließlich wurden im Jahre 1755 die Hüttenberger Knappen mit Militär niedergeworfen. Wer sich nochmals widersetzte, sollte künftighin mit Leibes- und Lebensstrafen belegt werden. Um diese Zeit wurde auch ganz allgemein das Verbot des Waffentragens für

die Bergknappen durchgesetzt**). Die Handwerksgesellen der Städte hatten schon früher das Recht des Waffentragens verloren. Bereits am 8. März 1718 hatte ein landesfürstlicher Befehl der niederösterreichischen Landes¬ V Vgl. Wilhelm Bios: Dr. W. Zimmermans Großer Deutscher Bauern¬ krieg. Stuttgart 1891. Seite 540 bis 547, 551 bis 562, 779 bis 809. “A) Vgl. Otto Hue: Die Bergarbeiter. Historische Darstellung der Bergarbeiterverhältnisse von der ältesten bis in die neueste Zeit. Stuttgart 1910. I. Band, Seite 309 bis 319.

Mittelalterliche Vorläufer. Bruderschaften und Knappschaftsvereine.

13

regierung den Handwerksgesellen das Tragen des Degens ver¬ boten. Wie denn überhaupt nunmehr die Lage der arbeitenden Klassen

sich

zum

Schlechteren

veränderte.

Der

aufstrebende

Kapitalismus zerriß die zünftigen Bande, die bisher eine gewisse Ordnung, die auch den Gesellen zugute gekommen war, aufrecht¬

erhalten hatte. Nun die zünftigen Beschränkungen wegfielen, waren die Arbeiter fast wehrlos der kapitalistischen Ausbeutung preis¬ gegeben. Die alten zünftigen Bruderschaften gingen ein oder wurden machtlos, indes es noch lange nicht zur Bildung moderner

Gewerkvereine kam. In dieser organisationslosen Übergangszeit, in der Frühzeit des Kapitalismus, ging es der Arbeiterklasse, wie in allen anderen Ländern, so auch in Österreich besonders schlecht. Bezeichnend für die Überlegenheit, die die Kapitalisten ge¬ wannen, ist der Umstand, daß sie Frauen und Kinder in großer Zahl in die Betriebe einzustellen vermochten, während dies die frühere zünftige Ordnung nur in einem verhältnismäßig ge¬ ringeren Ausmaß zugelassen hatte. Die Arbeiter setzten sich zur Wehr. Jahrzehntelang kämpften sie gegen die Konkurrenz der Frauen. Bezeichnend hiefür ist der Kampf der Wiener Zeug¬ machergesellen in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahr¬

hunderts. Die Arbeiter der Wiener Seidenindustrie sahen jahrelang scheelen Auges, daß die immer umfangreicher werdende Verwen¬ dung von billiger arbeitenden Frauen als ein Lohndruck gegen sie wirkte. Als am 12. Juli 1770 durch eine Verfügung der Kaiserin Maria Theresia neuerlich die Erzeugung „gewisser geringer,

den Gesellenlohn nicht ertragender Seidenzeuggattun¬ gen“ den „Weibspersonen“ freigegeben wurde, empörten sich die Arbeiter. Sie versuchten durch „Zusammenrottung und Entweichung aus der Arbeit“ die kaiserliche Verfügung „unkräftig und wieder aufheben zu machen“. Aber sie waren viel zu schwach. Nachdem

die Regierung 146 Gesellen in strenge Haft gesetzt hatte und sie im Arrest hungern ließ, blieb ihnen nichts anderes übrig, als „nach einigen Tagen gefänglicher Verschließung bey Wasser und Brot“ sich durch Revers zu verpflichten, der Verfügung der Kaiserin „willig und gehorsam zu gehorchen“*). Die Frauenarbeit nahm nun einen immer größeren Umfang an.

Mehrmals

versuchten

die

Zeugmachergesellen

eine

Änderung

herbeizuführen, indem sie sich mit Bittschriften an die zuständigen Behörden wandten. Am 24. April 1792 überreichten sie sogar dem *) Vgl. Helene Deutsch: 1840. Wien 1909. Seite 107.

Die Seidenindustrie in Österreich

1660 bis

14

I. Kapitel.

©ubermum $dnigl. faiferl. fcem *. 3nner in

*unb ber Utwerefobarlicffteit bie ttiber SBecfergewerbe.

(¡¡yfyonunterm Jpof* b.tft 7.3Iie^un() bap Werfer« nebft Reefen ©ra^er bie treiben Sftuüer ber jenes pgleid) gewerbe tonnen.

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Mitglieder



1

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>

zu¬ sammen

in Prozenten

absolut

a) Fachvereine (Gewerkschaften) : sozialdemo¬ kratische christliche



nationale

.

sonstige

Summe





.

.

1341 61 41 264

93898 6815 4926 35998

1707 141637

4784 1098 72 208

98682 7913 4998 36206

66*30 4*81 3*48 25*41

78*83 3*55 2*37 1525

77*70 17*77 1*16 3*37

66*77 5*34 3*37 24*52

6162 147799 10000 100*00 100*00 100*00

b) Bildungsvereine :

sozialdemo¬ kratische christliche

.

nationale

.

sonstige

Summe



.

.

.

2598. 27765

47*31 19*95 8*57 24*17

54*35 17*16 6*59 21*90

443 140 54 178

25167 10644 4585 12816

3593 654 953

14237 5239 13769

815

53212

7798

61010 100*00

33*31 46*08 8*37 12*24

4551 23*33 859 22*57

100*00 100*00 10000

c) Allgemeine Arbeitervereine: sozialdemo¬ kratische Gesellen¬ vereine



christliche

.

nationale

.

sonstige

Summe

.

.

.



275

15049

1758

16807

28*85

17*16

16*21

17*07

160 323 119 77

18237 34039 13557 6869

518 7337 547 687

18755 41376 14104 7556

16*78 33*84 12*52 8*01

20*76 38*80 15*45 7*83

4*76 67*66 5*04 6*33

19*04 41*94 14*32 7*63

954

87751

10847

98598 100*00 100*00 100*00 100*00

d) Zusammenfassung :

sozialdemo¬ kratische christliche

.

nationale

.

sonstige

Summe

.



.

.

2059 134114 9140 143254 684 69735 12546 82281 214 23068 1273 24341 519 55683 1848 57531

59*21 19*69

6*14 14*96

47*43 24*69 8*17 10*71

36*85 50*57 5*13 7*45

46*65 26*74 7*91 18 70

3476 282600 24807 307407 100*00 100*00 100*00 100*00

i

389

Das Kampfjahr 1900.

vereinen gegenüber den sozialdemokratischen Vereinen der gleichen Gruppe. Das Verhältnis war in den Bildungsvereinen 46*08 Prozent zu 33*31 Prozent, in den allgemeinen Arbeiter¬ vereinen sogar 72*43 Prozent zu 16*21 Prozent; insgesamt überwogen in den christlich en Arbeiter¬

vereinen die Frauen gegenüber den sozialdemo¬ kratischen

im Verhältnis

von

5 0*5 7

Prozent

zu

3 6*8 5 Prozent.

Das Gesamtresultat der drei Gruppen zeigte, daß die sozial¬ demokratischen Vereine die ausschlaggebenden waren. Noch deut¬ licher war diese Tatsache aus den Ziffern über die wirtschaft¬ liche Tätigkeit der Arbeitervereine zu erkennen. Während von den sozialdemokratischen Vereinen im Jahre 1900 ein Betrag

von 863.000 Kronen für

Unterstützungen

(Arbeitslosen-,

Reise-, Krankenunterstützungen usw.) aufgewandt wurde, gaben alle anderen Arbeitervereine für diesen Zweck nur 167.000 Kronen,

also nicht einmal den fünften Teil aus. Die amtliche Statistik ließ so an der Hand der Ziffern die zahlenmäßige wie die sonstige Überlegenheit der freien Gewerk¬ schaftsbewegung und der mit ihnen verbundenen Arbeiterinstitute eindrucksvoll in Erscheinung treten. Diese Überlegenheit war in

Österreich zweifelsohne bedeutend anderen Industrieland Europas.

größer als

in irgendeinem

390

XiV. Kapitel.

XIV. Kapitel.

Wirtschaftskrise, Stagnation. 1. Zurück in die Organisation. Die Vorboten der Krise hatten sich schön im Jahre 1900 gezeigt. Das Jahr war kaum zur Neige gegangen, als sie im vollen Umfang

zum Ausbruch kam. „Mangel an Arbeitsgelegenheit und Mangel an

Vertrauen in die Aufnahmsfähigkeit der Märkte“, sagte der Han¬ delskammerbericht für Niederösterreich, „drückten dem Jahre 1901 das Gepräge auf“... „Österreich war an dem vorhergegangenen

Aufschwung weit weniger beteiligt als das Deutsche Reich; die Neugestaltung der Verhältnisse wirkte aber auch auf uns zurück; einerseits in dem erhöhten Anbot vom Ausland her, andererseits

im teilweisen Verlust auswärtiger Absatzgebiete. So endete die Periode der letzten neunziger Jahre, welche einerseits als segens¬ volle Hochkonjunktur gepriesen, andererseits als »industrielle Wechselreiterei« kritisiert worden war, mit ungewöhnlich niedrigen Preisen“ ...

Durch diesen Umschwung der Verhältnisse waren natürlich die Arbeiterorganisationen tief in Mitleidenschaft gezogen worden. Die

drückende Arbeitslosigkeit, der geringe Verdienst der Arbeitenden und die allgemeine Unsicherheit erschwerten die gewerkschaftliche Aktion. Draußen auf dem Felde des Kampfes war nun wenig zu holen.

Diese Erwägung, nicht aber eine wirkliche Kampfesmüdigkeit, ver¬

wies die Gewerkschaften auf die innere Reformtätigkeit, die ja, wie wir gezeigt haben, auch während der Kampfzeit nie ganz still¬ gestanden war. „Zurück in die Organisationen“ ertönte nun der

Ruf.

Und

wie

ganz

anders

stand die Gewerkschaftsbewegung

dieser wirtschaftlichen Krise gegenüber als den Krisen früherer Jahre! War früher die Krise immer begleitet gewesen von dem

Zerfall

der

Organisationen-,

von

der

absoluten

Unmöglichkeit,

nennenswerte Erfolge zu erzielen, so löste jetzt der wirtschaftliche

Mißstand schlummernde Kräfte aus, die die Zeit der Kampfespause emsig benützten, um in zielbewußter Arbeit die Gewerkschaften

Wirtschaftskrise, Stagnation.

391

rüstiger und für den nächsten Kampf schlagfertiger zu machen. Fast noch mehr als die Kampfzeit offenbarte so die Krise, welche Fülle von Kraft und Gesundheit die österreichische Gewerkschafts¬

bewegung in sich barg’. In der Reorganisationsarbeit traten vor allem zwei Tendenzen hervor: erstens das Streben nach Zentralisation und zwei¬

tens die Aufsaugung der Arbeiterbildungsvereine und allgemeinen Gewerkschaften durch die Be¬ rufsgewerkschaftsorganisationen. Trotz des Widerstandes, der ihr von manchen Seiten entgegen¬

gesetzt wurde, vollzog sich die Umwandlung der Arbeiterbildungs¬ vereine und allgemeinen Gewerkschaften in unaufhaltsamer Weise. Es war eine zwingende Notwendigkeit, daß die schwachen,

leistungsunfähigen allgemeinen Vereine den Berufsgewerkschaften erliegen mußten. Nur solange die Berufsgewerkschaften noch nicht erstarkt waren und sich mehr auf größere Orte beschränkten, konnten die allgemeinen Vereine in den kleineren Orten als eine Art Notbehelf für das vorhandene Bedürfnis nach einer Arbeiter¬ organisation wirken. Sie waren die Keime für die anderen Arten der Organisation. Je mehr sich aber diese Keime entwickelten und die allgemeine Organisation durch die spezialisierte ersetzt wurde, desto rascher vollzog sich die Umwandlung der allgemeinen Ge¬ werkschaften zu Berufsorganisationen.

Eine

Zeitlang glaubte man,

die Umwandlung der Arbeiter¬

bildungsvereine in allgemeine Gewerkschaften werde genügen. Es

zeigte sich aber, daß die Entwicklung dabei nicht stehen blieb. Auch die allgemeine Gewerkschaft war nicht mehr als eine Über¬

gangsstufe zur Berufsorganisation.

Im Jahre 1892 gab es 580 Arbeiterbildungsvereine mit 23.737 Mitgliedern. Diese Mitgliederzahl stieg bis zum Jahre 1899, dem Höhepunkt der Entwicklung, auf fast 30.000. Dann ging es rasch abwärts und im Jahre 1903 bestanden nur mehr 443 Arbeiter¬ bildungsvereine mit 17.274 Mitgliedern.

Auch für die allgemeinen Gewerkschaften war das Jahr 1899 der Höhepunkt. Es gab damals 198 solcher Vereine mit 9170 Mit¬ gliedern. Bis zum Jahre 1903 war ihre Zahl auf 160 mit 5653 Mit¬

gliedern gesunken. Im Jahre 1904 hatten

die

allgemeinen

Gewerkschaften

und

Arbeiterbildungsvereine zusammen nur mehr 16.530 Mitglieder. Im

gleichen Maße, in dem diese Organisationen zurückgingen, wuchsen die freien Berufsgewerkschaften. Während sie 1899 nur 119.334

392

XIV. Kapitel.

Mitglieder gezählt hatten, war diese Zahl im Jahre 1904 auf 189.121

gestiegen. In den beiden folgenden Jahren schnellte die Mitgliederzahl noch sprunghafter empor, so daß die der Gewerkschafts¬ kommission angeschlossenen Verbände am Ende des Jahres 1906 bei der ansehnlichen Mitglieder¬ zahl von 44 8.2 70 an gelangt waren. Natürlich verteilte

sich diese Mitgliederschar auf das ganze Gebiet des alten Öster¬ reich.

Die nationale Zusammensetzung der Mitglieder ließ sich stati¬ stisch nicht ganz einwandfrei feststellen. Am nächsten dürfte man der Wahrheit kommen, wenn man die Auflagen der Gewerk¬ schaftszeitungen zu Rate zieht. Danach hatten im Jahre 1906 die sämtlichen Gewerkschaftsblätter eine einmalige Gesamt¬

auflage von 458.670 (was ungefähr der Mitgliederzahl entsprach), die sich nach folgenden Sprachen gliederte: Deutsch: 286.40 0, tschechisch: 15 0.2 50 (darunter ein kleines sloweni¬ sches Fachblatt), polnisch: 2 1.3 5 0, italienisch: 6 7 0. Das äußere Wachstum der Gewerkschaftsbewegung war von

einer planvollen inneren Umwandlung vieler Organisationen be¬ gleitet. Aus einer Anzahl Verbände wurden um diese Zeit Reichs¬ vereine. Wo es nicht anging, die reinen Reichsvereine ins Leben zu

rufen, wurden die Verbände in der Weise ausgebaut, daß sie neben den selbständigen Verbandsvereinen auch Verbandsortsgruppen in sich aufnahmen. In der Regel strebte man aber danach, die Ver¬

bandsvereine in Verbandsortsgruppen umzuwandeln. Allerdings gab es auch starke Gewerkschaften, wie zum Beispiel die der Buch¬

drucker, die vorläufig bei den Verbänden mit selbständigen Ver¬ bandsvereinen stehenblieben. Sie sind ein Beispiel für die Ungleich¬ mäßigkeit, mit der die Gewerkschaftsentwicklung — ihrer Organi¬ sationsform nach — vor sich ging.

Natürlich

verloren

mit

der

Gründung

der

Reichsvereine die Industriegruppen immer mehr ihren inneren Gehalt. Die einen lösten sich überhaupt auf, andere fristeten nur mehr ein Scheindasein. Auch hier gab es aber

Ausnahmen. So blieb der Verband der Metallarbeiter, der die Arbeiter aller Branchen der Metallindustrie, vom Optiker bis zum Hüttenarbeiter, umfaßt, bis heute bestehen. Die wichtigsten Beschlüsse der Gewerkschaften über die Zentralisierung der Organisation seien hier angeführt:

393

Wirtschaftskrise, Stagnation.

Ostern 1901 tagte in Wien der Dritte Verbandstag der Schuh¬

macher. Er beschloß auf Antrag Möllers, den Verbandsvor¬ stand zu beauftragen, an Stelle des derzeit bestehenden Verbandes einen Reichsverein der Schuhmacher Österreichs zu gründen.

Der Fünfte Verbandstag der Holzarbeiter, der am 29. und

30. Juni 1901 in Wien stattfand, beschloß auf Antrag des Verbands¬ obmannes S k a r e t „die endliche Durchführung der Unionisierung,

respektive Umwandlung der bestehenden Verbandsvereine in Ver¬

bandsortsgruppen“. Die Vierte Brauereiarbeiterkonferenz der österreichischen Alpenländer, die am 2. Februar 1901 in Graz abgehalten wurde, beschloß nach einem Referat Vinzenz M u c h i t s c h’ den Ausbau der „freien Organisation“ und beauf¬

tragte das Aktionskomitee, die Vorarbeiten für die Gründung eines Berufsverbandes der Brauereiarbeiter Österreichs mit dem Sitze in Graz in die Hand zu nehmen.

Der Verbandstag der Schneider, der am 29. und 30. Juni 1901 in Wien stattfand, nahm folgenden Antrag des Verbandsvor¬ standes an:

„Der Verbandstag erblickt in der -Zentralisation die Ge¬ währ für eine friedliche Entwicklung der Organi¬ sation selbst, sowie die Möglichkeit einer besseren und

fruchtbringenderen

Verwertung

ihrer Kräfte

und

macht es den Verbandsvereinen daher zur Pflicht, sich in Ortsgruppen

des Verbandes ehetunlichst umzuwandeln.“

Am 22. und 23. Juni 1902 tagte in Wien der Fünfte Verbandstag

der Lebensmittelarbeiter, dessen wichtigstes Resultat war, daß die Bäcker, die bisnun das Hauptkontingent der Mitglieder gestellt hatten, aus dem Verband der Lebensmittelarbeiter aus¬ traten und beschlossen, einen eigenen Verband der Bäcker¬ arbeiter

Österreichs

zu gründen.

Ab Oktober 1902 er¬

schien anstatt des Organs der Lebensmittelarbeiter „Zeitgeist“ die

„Bäcker-Zeitung“. Ein am 20. und 21. September 1903 in Wien abgehaltener Ver¬

bandstag der Drechsler beschloß auf Antrag Suchaneks, die Organisation auf streng zentralistischer Grund¬ lage

aufzubauen.

Auch den Bergarbeitern war es inzwischen gelungen, die

vielen Schwierigkeiten, die einer Zentralisation ihrer Gewerk¬ schaften im Wege standen, zu überwinden. Am 23. und 24. Mai

394

1903 fand

XIV. Kapitel.

die konstituierende Versammlung

der

Union

der

Bergarb ei t e r sta.tt*).

Zu gleicher Zeit konstituierte sich der Verband einer noch jungen, aber sehr rührigen Gewerkschaft, der der Handels¬ angestellten.

interessant ist, daß in dieser Zeit, in der die Gewerkschafts¬ bewegung ihrer entwickeltsten Organisationsform mit rüstigen Schritten entgegenging, wieder zur Unterstützungstätig¬ keit der alten Kassenvereine zurückgegriffen wurde. Gegen die „Kassensimpelei“ hatten sich in den früheren Jahren die Gewerkschaften gewendet, indem sie sie als gefährlich für den

Kampfcharakter der Arbeitervereine bezeichneten. Dann er¬ folgte in der ersten Hälfte der neunziger Jahre,. entgegen dem Willen einer lebhaften Opposition, in einer größeren Anzahl Ge¬

werkschaften die Einführung der Arbeitslosenunter¬ stützung. Ein Hauptargument der Freunde der Arbeitslosen¬ unterstützung war damals der Hinweis, daß dieser Unterstützungs¬ zweig etwas wesentlich anderes sei . als eine bloße Unterstützung

Notleidender, wie etwa die Krankenunterstützung. Es wurde mit

Recht betont, daß die Arbeitslosenunterstützung für die Gewerk¬ schaften hauptsächlich deshalb von Wert sei, weil sie eine B e-

einflussung

des

Arbeitsmarktes

ermögliche.

Sie

hinderte nicht den gewerkschaftlichen Kampf, sondern stärkte ihn. Anders nun, wo es sich

um

die Einführung

einer Kranken-

Unterstützung handelte. Das war in der Tat die Einführung einer ihrem Wesen nach nicht auf den wirtschaftlichen Kampf ge¬ richteten Institution in den Bereich der gewerkschaftlichen Tätigkeit.

In der „Gewerkschaft“ wurde in der zweiten Hälfte des Jahres 1901 eine Diskussion über die Einführung des Krankengeld¬ zuschusses in den Gewerkschaften geführt. In Nummer 17 "

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