Gesammelte Dichtungen: Band 3 [Reprint 2020 ed.]
 9783112379226, 9783112379219

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Ferdinand Freiligrath s

gesammelte Dichtungen. Dritter Band.

Lt»ttgart. S. I. GSschen'sche LerlagShandlunI.

1870.

•re* eie W errett * Te»e

ie Aettfirt.

Inhalt. Lin Hlauöensbekenntniß. Zeitgedichte.

1844.

Seite Vorwort...........................................................................................................................................5

I. AuS Spanien. (November 1841).......................................................................................... 9 Zu Jmmermann's Gedächtniß (Juni 1842) . .................................................. 13 Ein Flecken am Rheine. (September 1842)........................................................... 17 Ein Brief. (Januar 1843) . . ........................................................... 22 Mit raschen Pferden rc. (Januar 1843)..................................................................... 25 Die Winde. (Januar 1843)......................................................................................... 26

n. Guten Morgen! (Januar 1844)............................................................................... 31 Prinz Ludwig von Preußen. (Oktober 1843)................................................................ 83 Und noch einmal der Zopf! (Oktober 1843)........................................................... 35 Der Königsstuhl bei Rhense. (Oktober 1843) ........................................................... 36 Dorfgeschichten (November 1843)............................................................................... 38 Des Kaisers Segen. (November 1843).................................................................... 40 Trotz alledem! (Dezember 1843)............................................................................... 42 Die Freiheit I das Recht! (Dezember 1843)........................................................... 44 Ein Denkmal. (Mai 1842)........................................................................................ 45 Ein Patriot. (Januar 1844)......................................................................................... 49 Am Baum der Menschheit rc. (Januar1844).................................................................... 51 Im Himmel (Januar 1844)................................................................................................. 53 Von acht Rossen. (Januar 1844)............................................................................... 55 Die weiße Frau. (Januar 1844)............................................................................... 58 Vom süßen Brei. (Januar 1844)........................................................................................ 61 Wann? (Januar 1844)................................................................................................... 63 Im Irrenhause. (Januar 1844)............................................................................... 64 Kinderlieb. (Februar 1844)......................................................................................... 67 Wallenstein. (Februar 1844) . 69 England an Deutschland (Januar 1843)........................................................... 70 Feldmusik. (Februar 1844)........................................................................................ 71 Dom Harze. (Februar 1844)........................................................................................ 73 Eine Seele. (Februar 1844)........................................................................................ 77 Der Baum aus Rivelin. (Februar 1844)............................................................ 79 Hohes Wasser. (Februar 1814)................................................................................................. 80 Aus dem schlesischen Gebirge. (März 1844) . -................................................. 83 Auch ein WalpurgiSnachtStraum.(März 1844).............................................................35 Hamlet. (April 1844)................................................................................................... 93 Zwei Flaggen. (April 1844)........................................................................................ 95 Flotten-Träume. (Juli 1843)......................................................................................... 99 Noch zwei Sonette. (August 1843)............................................................................... 102 Der Schüler Ancillon S (Mai 1844)........................................ . . 103 Der Adler auf dem Mäusethurm. (Mat 1844).................................................. 104

IV

Inhalt.

Seite Da- Fensterkreuz. (Mai 1844).................................................................................................106 Wiöperwtnd. (Mai 1844)..................................................................... 108 An Hoffmann von Faller-leben. (Mai 1844).................................................. HO ^hr kennt die Sitte wohl rc. (Dezember 1843)................................................... 114 Vorläufig zum Schluß. (Mai 1844)...................................................................... 116

Qa ira.

1846. 119 122 124 128 131 133

Vor der Fahrt Eispalast Don unten auf Wie man S macht Freie Presse Springer. Epilog

Ueuere politische und soziale Gedichte. Erstes Heft.

1849.

Meiner Frau zum Geburt-tage. (Dezember 1844).................................................. 139 Leipzigs Lobten. (August 1845)................................................................................. 141 Requiescat. (Februar 1846)............................................................................... 144 Irland (Februar 1847)................................................................................................... 147 Da- Lied vom Hemde. (Commer 1847)...................................................................... 149 Die Seuszerbrücke. (Sommer 1847) •....................................................................153 Im Hochland fiel der erste Schuß. (Februar 1848) ......................................... 156 Die Republik. (Februar 1848)......................................................................................... 159 Schwarz-Roth-Gold. (Marz 1848) ........ . 161 Berlin. (März 1848)................................................................................................... 165 Ein Lied vom Tode. (April 1848)................................................................................ 168 Trotz alledem. (Juni 1848).......................................................................................... 170 Die Todten an die Lebenden. (Zuli 1848)............................................................. 172 Wien. (November 1848)................................................................................................... 175 Blum. (November 1848) 177

Zweite- Heft. 1851. Die Revolution. H851)........................................................................................ 181 Reveillc. (März 1819)........................................................................................................... 183 Abschied-wort der Neuen Rheinischen Zeitung. (Mai 1849) . . .185 Ungarn. (Sylvester 1848).......................................................................................... 186 Brot....................................................................................................................................... 188 Am Birkenbaum. (1829—1850)................................................................................ 191 Nach Enaland (1846)................................................................................................... 197 Ein Weihnacht-lied für meine Kinder. (1850)............................................................ 200 Der Dame Traum................................................................................................................... 203 Die Armenhau--Uhr.......................................................................................................... 207 Da- Lied de- Landproletarier- ................................................................................................. 210 Jl Penseroso und L'Allegro................................................................................................. 214 Drinnen und Draußen.......................................................................................................... 216 Da- Armenhau.... *................................................................... 218

Ein Glaudensbetrermtniß. Aeitgedichte.

1844.

gteUiftratt, -«lammelte Dichtungen. III.

1

Die Sachen find, wie sie sind. Ich bi» nicht von den tonet zn den Whig« Ldergegangen, aber ich war, »ie ich die Wegen über «ich öffnete, ein Whig.

Oeertfe, Briefe an de la Kny«.

Dem Versteckten offne Frage,

Das Verstockte frisck in Fluß! In die Stickluft dieser Tage Dieses Büchleins kecken Schuß!

V » rwort. Di« jüngste Wendung der Dinge in meinem engerm Vater­ land« Prmßm hat mich, der ich zu dm Hoffmdm und Ber-

traumdm gehörte, in vielfacher Weise schmerzlich enttäuscht, und ste ist eS vomehmlich, welcher die Mehrzahl der in der zweitm Abtheilung dieses BucheS mitgetheiltm Gedichte ihre Entstehung verdankt. Aeines derselbm, kann ich mit Ruhe verfichem, ist

gemacht; jedes ist durch die Ereigniffe geworden, ein «bm so nothwmdigeS und «nabweisliches Resultat ihres Zusammen­

stoßes mit meinem Rechtsgefühl und meiner Ueberzmgung, als der gleichzeitig gefaßte und zur Ausfühmng gebrachte Entschluß, mein« vielbesprochm« Keine Pension in die HLnde des Rönigs

zurückzulegen. Um Rmjahr 1842 wurde ich durch ihre Ver­ leihung überrascht: seit Rmjahr 1844 hab' ich aufgehört, sie

zu erhebm. Indem ich mich solchergestalt, durch Wort und That, offm und mtschiedm zur Opposition bekmne, schicke ich gleichwohl der zweitm Abtheilung die erste, schicke ich dm uazweidmtigm Stimmen einer ausgebildeten und in sich gefeftetm politischm

Meinung die minder sicheren und bewußtm einer erst werdmdm und sich gestaltmdm voraus.

Ich kann nicht anders!

Wer am

Ziele steht, soll auch dm Umweg nicht verlLugnm, auf welchem

er es erreicht hat! Dies mein Glaube, und dies der einzige Grund, der mich grad« bei dieser Gelegmheit zur Wieder-

veröffmtlichung jener älterm Gedichte bestimmt.

Ander« Mo­

tive, vollmdS solch« des Hasses und des Neides, wie man sie

«inst bei meinem Lied« gegm Herwegh vorausgesetzt hat, find mit jetzt so fremd, wi« sie es damals waren, und ich stelle sie

hiermit auf» Entschiedmste in Abrede.

ES ist mir hauptsächllch

darum zu thun, eine nunmehr hinter mir liegende UebergangSepoche. meiner poetischen und politischm Bildung auch sichtbar

fÄt mich und Andete zum Abschluß zu bringm.

6

Vorwort Und so leg' Ich denn diese Sammlung, Aeltere- und Neueste-,

vertrauensvoll an da- Herz des deutschen Volke-!

Die Be­

sonnenen und ruhig Prüfenden, hoff ich, werden die zahlreichen

FLden leicht entdecken, welche au- der ersten Lbthellung deBuches in die zweite herüberführen. Eie werden e- erkennen, Hoff' ich, daß hier nur von einem Fortschreiten und einer Ent­ wicklung die Rede sein kann, nicht aber von einem Uebertritt,

nicht von einem buhlerischen Kahnentausch, nicht von einem leichtfertigen Haschen nach etwa- so Heiligem, wie die Liebe und die Achtung eine- Volke- es find. Sie werden e- viel­ leicht um so eher, wenn fie gleichzeitig erwägen, daß die ganze

Schule, die ich so eben al- Individuum vor den Augm der

Nation durcbgemacht habe, doch am Ende nur die nämliche ist, welche die Nation, in ihrem Ringen nach politischem Bewußt­ sein und nach politischer Durchbildung, als Gesammtheit selbst

durchlaufen mußte und zum Theil noch durchläuft; — und das Aergste, was fie mir vorzuwcrsen haben, wird fich zuletzt viel­ leicht aus das Eine beschränken: daß ich nun doch von jener „höheren Warte" auf die „Zinnen der Partei" herabgeftiegen

bin.

Und darin muß ich ihnen allerdings Recht geben!

Fest

und unerschütterlich trete ich auf die Seite Derer, die mit Stirn und Brust der Reaction fich entgegenstemmen! Kein Leben mehr für mich ohne Freiheit!

Wie die Loose dieses Büchleins und

meine eigenen auch fallen mögen: — so lange der Druck währt, unter dem ich mein Vaterland seufzen sehe, wird mein Herz bluten und fich empöven, sollen mein Mund und mein Arm nicht müde werden, zur Erringung besserer Tage nach Kräften

das Ihrige mitzuwirken! Dazu helfe mir, nächst Gott, das Vertrauen meines Volkes! Mein Gesicht ist der Zukunft zu­ gewandt! A-mann-hausen, Mai 1844.

Ferdinand Freiligrath.

Zch hab« stet- das -rechte nur gewellt;

Und wLhrt' es lange, ging ich suchend um, Vis ich - erfahte — Eines bleibt mein Trost: Niemals dem Unrecht lieh' ich meine Stimme.

Ein Glauben-bekenntniß.

Jn« Apauiru. Exoriare aliquie noetrie ex OMibm alter.

Der Platz ist leer, das Volk hat sich verlaufen, Der Dampf verflog, die Schüsse find verhallt;

Nur hier und dort steht einsam noch ein Haufen, Im Auge Zorn, die Hände starr geballt; Husaren ziehn; — ein Tag der Schmach war Euer!

Ihr goßt das Blei, das feine* Brust zerriß!

Ihr schoßt es ab!

Euch galt sein Wort: „Gebt Feuer!

. . . . Eioriare aliquis!"

»Gebt Feuer!" — ja, das hat er ost gesprochen, Wenn er zu Roß durch eure Reihen flog;

Wenn zu der Hufe ungeduld'gem Pochen Er nun sein Schwert, das makellose, zog!

Für Spaniens Heil, für eurer Waffen Ehre, Wie hat et stets zu führen euch gewußt! Heut' lenst' er wieder eure Feuerröhre,

— O Gott, auf seine eigne Brust!

Und wer verdammt ihn? — Er, der jetzt das Ruder

De» morschen Staats in eh'rnen Händen hält! Der Waffenbruder feinen Waffenbruder! Nicht wahr — fie schliefe« in demselben Zelt?

Ihr saht fie rasten ost in Einer Scheuer? Aus Einem Becher tranken fie? — Gewiß!

Ihr saht es oft! — O Gott, und heute? — „Feuer! . . . . Exoriare aliquis!" • M Diego Scan.

9

10

®x Glaubnxb«knn>tnrß.

So war sein Wunsch: »Laßt «ich zu Pserd« fitzen! Ja, laßt mich steige« auf mein liebste- Pferd! Roch einmal gern sah' ich mein Schwert erblitzen. So wie e- Reitern au- der Scheide führt! Den ich im stampf erblickt auf tausend Seiten, Dem ich seit Jahren dreist die Stirne bot. Auch jetzt dem Tod möcht' ich «ntgegm reiten — Gern stürb' ich einen Reiter-tod!"

Er starb ihn nicht — er warb hinau- gefahren! Gesenkten Halse- blieb daheim sein Rost; Dicht lag der Staub auf feinen Mühnenhaaren, Indeß man draußen seinen Herrn erschoß! Einsörm'gen Hufschlag- trat e- sein Gemüuer — Ha, lieber wahrlich knirscht' e- in'- Gebiß, Und stampfte wiehernd in den Anruf: — »Feuer! . . . . Exoriare aliquiß!"

Schlank, hoch und herrlich trat er aus dem Wagen; Dann küßt' er brünstig ein Marienbild. „In allen Schlachtm hab' ich dich getragen: Wa- du vermochtest, hast du treu erfüllt! Die dich mir gab, mein Weib hat dich gesegnet; Geh' zu ihr heim — gethan ist deine Pflicht! Du lenkst die Kugeln, so die Wahlftatt regnet, Der Richtstatt Kugeln lenkst du nicht!" —

Dann, daß kein Blei an ihm vorüberpseife. Gab et den Schützen selber ihren Stand, Und mies fie an, und richtete die Lüuse, Und riß fich auf fein blitzend strieg-gewand;

Ein Glauben-bekenntniß.

11

Gab Ring und Areuz dem Freunde drauf: — „Du Treuer!

Dies dem Regenten — meinem Weibe die-! Zerbrich mein Schwert! Was zaudert Ihr? Gebt Feuer! . . . . Exoriare aliquisl"

Die Salve fiel: — was wollt ihr weiter wiffen? Die Salve fiel: — sein Luge zuckte nicht!

„Legt an, gebt Feu'r!" — Zerschmettert und zerrissen Sank in den Staub sein edel Angesicht! — So war sein Lod!

Ich heiß' ihn einen schönm!

Es war ein muth'ger, ritterlicher Fall, Und er verdient es, daß ihm Berse dröhnen,

Dumps, wie gedämpfter Trommeln Schall.

Die ihr gehört — frei hab ich sie verkündigt! Ob Jedem recht: — schiert ein Poet sich drum?

Seit Priam's Tagen, weiß er, wird gesündigt

In Jlium und außer Jlium!

Er beugt sein Knie dem Helden Bonaparte,

Und hört mit Zürnen d'Enghien's Lodesschrei: Der Dichter steht auf einer höhern Warte, Als auf den Zinnen der Partei.

Trum auch:

Soll ja, was jener ernst gesprochen,

Jetzt oder später in Erfüllung gehn, Soll aus der Opfer blutbespritzten Knochen ein Held, ein Rächer flammend auferstehn: — Nicht sei's für sie!

Was Einzelnm Altäre!

Dir nur, o Spaniens kriegszerrißne Mark, Dir nur, du Land altritterlicher Ehre,

Zwei Arme wünsch' ich, fest und stark.

lt

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