Gemälde der Kreuzzüge nach Palästina zur Befreiung des heiligen Grabes: Teil 3 [Reprint 2021 ed.] 9783112450307, 9783112450291


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Gemälde der Kreuzzüge nach Palästina zur Befreiung des heiligen Grabes: Teil 3 [Reprint 2021 ed.]
 9783112450307, 9783112450291

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PER

KREUTZ ZUGE nach Palästina des heilig* eli Grabe s.

TI ---------------------- -E-

Theil.

-^EEM

--------

Frankfiirth a.cl. 0 der in der C. G.nittner.f'chenBucBicndldmft/wMdlmq 1 8LO.

Seiner Excellenz dem

Königlich Preußischen Wirklichen Geheimen Rathe

Herrn Ritter Sack Ober-Präsidenten der Herzogthämer Pommern, Mitglied des Staats-Raths, Präsident des Consistoriums und des Collegii medici der Provinz Pommern, Inhaber mehrerer hoher Orden, Mitglied mehrerer gelehrcen Gesellschaften, u. s. w.

Hochwohkgeborner

Hochgebirtender Wirklicher Herr Geheimer Rath und Ober-Präsident!

Euer Excellenz die reine Geisteshuldigung, die mir mein Herz gebietet, und die ich mit der gesammten Provinz theile, an deren Spitze Sie stehen, und deren Wohl zu berathen, Ihnen eben­ sowohl Glück als Sorge giebt, — hier öffentlich zu bekunden, so wir sie schon längst mein innerstes Gefühl beseelt, ist mir Bedürfniß, und wird eben deshalb auch Ihre wohlwollende Genehmst guisg finden. Ich thue es hier in der Verbindung mit einer literarischen Arbeit, die mich eine Reihe von Jah­ ren beschäftigt hat, und zu deren Vollendung es mir an Muth ermangeln würde, wenn nicht die Ermunterung von Gönnern, die sich Ew. Excel­ lenz in humanem Geiste und Liebe für die Wis-

ftnschast anreihen, den Ausspruch für die Fort­ setzung derselben gethan hätte. Möchte nun aber auch die Gabe, womit ich Ew. Excellenz hier entgegen zu treten wage, des edlen deutschen Mannes, dem ich sie darbringe, nicht durchaus unwürdig seyn!

Euer Excellenz

treuster Verehrer

rJ.

C.

L. Haken.

Gemälde -er

Kreuzzüge nach Palästina zur Befreiung des heiligen Grabes,

Dritter Theil.

der Verfasser dieses Werks die beiden ersten Bände desselben vor bereit» zehn Jahren dem Pu­ blikum zu einer nachsichtigen Beurtheilung vor­ legte, glaubte er, den raschen Fortgang feiner Ar­ beit nach dem eigenen lebendigen Interesse, welche» er für seinen historischen Stoff empfand, abmessen zu dürfen. Wirklich auch lag der, bei weitem größere Theil dieses dritten Bandes schon im Jahre i8io in der Handschrift zum Abdruck bereit, al» die, damals so ungünstige Lage des deutschen Buchhandels« in Verbindung mit einer, die Verlagshandkung zunächst betreffenden Veränderung, dem Werke einen einstweiligen Stillstand gebot, welcher erst jetzt, durch eine neue Belebung ihre» Geschäfts-Betriebes, hat beseitigt werden können. Gerne und mit erhöhetrm Ernst und Lust ist aber auch der Verfasser an eine Arbeit zurückgrkehrt.

IV

welche ihm zu allen Zeiten am Herzen lag, und in deren unausgesetzter Fortführung und Vollen­ dung er für sich selbst einen reichen Genuß um so mehr finden wird, wenn er sich derselben wohl­ wollenden Aufnahme gewärtigen darf, deren die früher erschienenen Bände sich haben erfreuen dür­ fen. Jene etwas lange Unterbrechung hat ihn jetzt zu einer sorgfältigen Wiederdurchsicht des vor­ liegenden Bandes und zu mannichfacher Verbesse­ rung deFelben veranlaßt. Seine gesammleren Vor­ arbeiten lassen ihn hoffen, nunmehr von Jahr zu Jahr mit einem neuen Bande dem Ziele näher rücken zu können, welches er sich, gedrängt durch die zuströmende Fülle des Stoffs, statt der früherhin versprochenen vier Bände, auf sechs hat ab­ stecken müssen. Eine Karte, welche die Länder­ striche Syriens, Palästina'- und der Nil-Mändungen in einem zweckmäßigen Detail vorstellen soll, wird dem, zunächst erscheinenden vierten Bande beigegeben werden: so wie die dermaligr Verlags, Handlung nichts unterlassen wird, was den unun­ terbrochenen Fortgang und die anständ'ge Ausstat­ tung dieses Geschichtöwerks befördern kann. Fast dürfte es für die Leser, welche demselben bisher einige Theilnahme geschenkt haben, über-

V

flüssig seyn, hier noch besonders zu erklären, daß der Verfasser im Verkauf der, seil jener ersten Er­ scheinung verflossenen Zeit keine Veranlassung gefunden hat, sich und ihnen den Standpunkt der ruhigen und besonnenen Würdigung zu verrücken, aus welchem er die Kreuzzüge, als weltgeschicht­ liche Erscheinung, aufgefaßt hat. Er ist vielmehr der Meynung, daß die gleichzeitigen Beschreibst dieser Unternehmungen, die uns als Quellen offen flehen, (selbst wenn sie als Augenzeugen sprechen) ohne Ausnahme, in viel zu enger Ansicht derselben befangen sind, als daß es eurem Historiker des neunzehnten Jahrhunderts geziemte, unbedingt in dieselbe einzugehen und in seinem aufzustellendcn Gemälde nur diejenigen Lichter und Reflexe wie­ derzugeben, welche und wo Jene sie aufgetragen haben. Gerne zwar wird derselbe ihren Glauben, ihre Vorurtheile und ihre Jrrchümer, insofern sie ein höheres Leben und eine ausdrucksvollere Phy­ siognomie in die Gestalten bringen, mit seinem Pinsel auffassen, aber auch nicht verschweigen, daß sie nur der prägnante Ausdruck des Zeitalters sind, das er schildert, ohne sich selbst, bis zur Un­ kenntlichkeit, in ihre Manier zu vertieren, oder zu fordern, daß die jetzige Welt die ganze Summe

VI

von Erfahrungen, welche sie (wenn auch sonst nichts) vor dem zwölften und dreizehnten Jahr, hundert voraus hat, verläugnen solle, um nur im Geist einer Vorzeit, die sich selbst nicht begriff, zu empfinden und zu urtheilen. Nie hat der Verfasser läugnen wollen, daß die Kreuzzüge ihre Entstehung, wie ihren Fort­ gang, einer frommen, ritterlichen und (in ihrer ur­ sprünglichen Reinheit gedacht) ehrwürdigen Begei­ sterung verdankten. Aber eben so wenig auch be­ darf es seines Fingerzeigs, daß diese, in ihrer Wurzel schon, durch hierarchische Politik gemißleiM, dem Aberglauben, dem blinden Wahn, der ungezügelten Schwärmerei zur Beute anheimfiel und unzählige Male öfter der Tummelplatz für das Austoben der wildesten und verwerfiichsten Leidenschaften, als der reine Ausstrom eines Ge­ fühls geworden, welches, mit sicherer und beson­ nener Kraft, sich dem Uebrrsinnlichen und Heili­ gen hingegeben hätte. Gegen Einen Gottfried von Bouillon und Einen Tankred treten stets, in einer Unzahl, die Bohemunde, die Rai« munde von Toulouse, die Dietriche von Flandern, die Dandalo u. s. w. auf, welche unsern Unglauben an die Allgemeinheit jenes reit#

VII

giösen Anstrebens nur zu vollkommen rechtferti­ gen. Thut man also wohl daran, mit gänzlicher Verrückung des Gesichtspunkts und aus einer, jetzt nur zu beliebten Ueberschätzung des Mittelal­ ters, uns jene Beschränktheit der Ansicht, die wir nur den Zeitgenossen verzeihen, aufs neue aufdringrn zu wollen? Würde das nicht heißen, der Geschichte ihr wesentlichstes Vorrecht — das reine Urtheil über den sittlichen Werth nach den vor­ siegenden Thatsachen — vorsätzlich verkümmern wollen? Ware dann nicht die Geschichte für die Geschichte selbst verloren? Schließlich sey dem Verfasser erlaubt, hier noch eine kleine historische Curiosität zu berühren, deren kntische Erörterung im Texte des vorliegen­ den Bandes nicht füglich eine Stelle finden konnte. Sie betrifft den Spitznamen, womit die Deutschen in König Konrads Kreuzheere von den Franzosen belegt wurden, und dessen Klang wir auf des By­ zantiners Cinnamus Gewähr, (Seite 47.) für iineb ‘aannehmen müssen. Du Cange hak uns Diese spottende Bezeichnung durch das franzö­ sische Pousse Allemand! („Vorwärts mit dem Deutschen!" oder aber auch wohl „Ueber Seite mir dem Deutschen!") erklären wollen. Andre

r— vxrr

haben eine andre, noch gelehrtere Auslegung versucht. Oft aber scheint das Gesuchte, um sogleich gefunden zu werden, nur in zu großer Nähe zu liegen; und so vielleicht auch hier. Denn sollte jener Ausruf wohl ein andrer seyn, als das ächt deutsche, wenn gleich in seinem Ursprung schwer auszumittelnde „Pohl", welches noch immerfort auf so mancher deutschen Zunge als geläufiges Flick­ wort dient und auch dem Franzosen des zwölften Jahrhunderts auffallend genug werden konnte, um in ftknem Munde ebensowohl zur skurrilen Bezeichuung einer ganzen Nation zu gedeihen, als, von einer ähnlichen volköthämlichen Interjektion herge­ leitet, während des siebenjährigen Krieges, in den preussischen Heeren „die Herren Halters" eine ge­ wöhnliche, wenn gleich eben nicht zu Ehren gemeynte Benennung eines achtbaren deutschen Volks­ stammes zu seyn pflegten?

IX

Inhalt. Zwölftes Buch. Verhältnisse des Königreich- Jerusalem zum Oceident. Uebersicht deS kirchlichen, bürgerlichen und politischen

Zustandes von Europa.

Bernhard der Heilige, Pre*

diger eines neuen allgemeinen Kreuzzuges.

Vorbe­

reitungen zu demselben in Deutschland und Frank­

reich.'

Seite

1145 — 1147»

1

Dreizehntes Luch. Kreuzzug der Deutschen, unter der Anführung König Konrads III., bis zur gänzlichen Niederlage in den

Gefilden von Klein-Men.

1147 —114$.





Vierzehntes Buch. Kreuzzug der Franzosen, unter Anführung deS KönigLudwig VII.,

bis

zur

Einschiffung

in Satalia.

e- 111

1147—1148.

Fünfzehntes Buch. Ankunft der beiden kreuzfahrenden Könige in Palästi­ na.

Zug und Abentheuer der nordischen Kreuzfahrer

auf dem Seewege.

maskus.

Fruchtlose Belagerung von Da­

Heimkehr der Fürsten.

1148 — 1149.

sij

X

Sechszehntes Buch. Innere Verhältnisse des Königreichs Jerusalem mäh­ rend der Regierung Baldmns HI und seiner Nach­ folger, Sittengemälde des heiligen Landes. 1148 — 1187. Seite 292

Diebenzehntes Buch. Auswärtige Verhältnisse de- Königreich- Jerusalem -iS zu Nureddin- Tode. Belagerung von Askalon und die ägyptischen Feldzüge. n48 —1173. — 402

Zwölfte-

Zwölftes Buch. Verhältnisse deS Königreichs Jerusalem zum Oecident. Ueber­ sicht des kirchlichen, bürgerlichen und polttzfchen Zustandes von Europa. Bernhard der Heilige, Prediger eines neuen allgememen Kreuzzuges. Vorbereitungen zu demselben in Deutschland und Frankreich.

1145 — 1147.

28äre eS auch nichts

mehr, als der Wurf eines 1145,

glücklichen Ungefährs gewesen, was ein Häuflein Chri­

sten, die aus dem Schooße des Occidents hervorgegan­ gen waren, festen Boden in Palästina gewinnen ließ, so würde gleichwohl der romantische Geist ihrer Lands­

leute, kräftig aufgereizt durch dies Ereigniß, sie schwer­

lich ohne Unterstützung gelassen haben; und es wäre

hier nicht das Erstemal

geschehen,

daß

Zufall

und

Beispiel, aus gewöhnlichen Menschen, Schwärmer und

Helden bildeten.

Allein um wie viel dringender noch

mußte dies der Fall werden, da jene Eroberung sich

als das Resultat eines, mit großer Kunst angelegten,

und

mit allen möglichen physischen und moralischen

Ul-B-nd-

[ i ]

Hülfsmittel« ausgeführten Entwurfs betrachten ließ, an welchen bereits so große Opfer geknüpft worden

waren.

Religion

(ober was in jener Zeit dafür

galt) hatte das Unternehmen geboten« die Ehre der

Religion schien demnach auch (selbst wenn die Natio­

nal-Ehre hier keine Stimme gehabt hatte) die stand­ hafte Behauptung eines

Erwerbs zu heischen. es gewesen,

durch sich selbst geheiligten Eine überflüßige Sache wäre

dem zwölften Jahrhundert zu erweisen,

was ohnehin Jeder mit einer Art von frohem Stolz in sich fühlte, daß des Erlösers Grab ein gemeinsames

Gut und daS köstlichste Kleinod der Christenheit sey; und so fand denn auch jenseits des Meeres der Staat,

welcher, zum Schutz desselben, an seiner Schwelle er­ richtet worden,

in jeder Brust ein Gefühl,

das ihm

Theilnahme gewann, und dem es simdlich und ehrlos

geschienen haben würde, ihn in seinem Bedrängniß zu verlassen.

In der That sehen wir, bei Gelegenheit der

Kreuzzüge, das christliche Europa, zum Erstenmal in der Geschichte, aus seiner rohen Vereinzelung hervor­

treten und als ein verbundenes Staatensystem selbst­ ständig handeln. noch

Diese

Wahrnehmung

mehr Erfreuliches haben, wenn

der harte Despotismus

würde

uns

aber

zugleich

der Kirche unsichtbar bleiben

könnte, durch welchen diese überhingehende Einheit dem Occident aufgedrungen wurde. Wir werden uns demnach, in Hinsicht auf seine

Verhältnisse gegen denselben, vom Königreiche Jerusa­

lem die angemessenste Vorstellung machen, wenn wir dieses als eine große Kolonie des Abendlandes betrach­ ten, die, wesentlich verschieden von den Pstanzstaaten

3 dts Alterthums, sich in Zweck, Form und ErhaltungS-1,45. Mitteln,

auf eine auffallende Weise, unsern heutigen

Niederlassungen

jenseit der Meere vergleicht.

Denn

ein Staat, der nicht b.'os den w, senk'chstcn Theil sei­ ner Bevölkerung, stimmt seinen organischen G setzen und Einrichtungen, aus der Heimath au/ die fremde

Erde mit hinübernimmt; seinen

Finanzen,

so

der zugleich den Ausfall in

wie

die

seiner Beschützung, fortdauernd

fehlenden

Kräfte

zu

von dorther bezieht,

und der bei der ersten Stockung unwiederbringlich in sich selbst Zusammenstürzen würde — kurz, ein Staat,

der keineswegcs

durch

sich

selbst

selbst willen, sondern zu Gunsten

existirt,

und

um

Seiner

des Mutterlandes

ist wohl unstreitig die Kolonie desselben zu

nennen.

Und wichtiger, als je unsere heutigen Besitzungen in beiden Indien uns dünken können, erschien Palästi­

na den beiden Jahrhunderten, die auf das Eilfte folg­

ten, durch das, waö Europa von dorther bezog und sich als Gewinn anrcchnete.

Denn wenn gleich der

spekulirende Geist der italiänischen Handrlsstaaten auch

die merkantilischen Vortheile nicht verschmähte, welche

der rasche Waaremmrsatz an diesen Stapelplätzcn des

damaligen Welthandels ihnen darbot, so waren

es

doch bei weitem mehr noch die schwärmerisch-frommen

Gefühle, und die ssligen Erhebungen eines entzückten.

Herzens — oder wenigstens doch die hier zu

verdie­

nenden Jndulgenzen und der durch Priesterhand ent­ riegelte Himmel,

was sich, als lohnenderer Gewinn,

auf der heiligen Erde Ernten ließ und, als köstliches

Interesse für aufgewendetes Blut und Gold, ins Mut«

4 1145. terland wieder zurückfloß *),

Das allgemeine, vom

religiösen Luxus jener Zeiten dringend gefühlte Bedürf­

niß dieser geistigen Waare erzeugte daher auch ein nie abreissendes,

lebendiges Verkehr mit den Plätzen der

Andacht, wo dieselbe

feilgeboten wurde.

Wie heute

der Dritte sich, leichten Muthes, entschließt, den Ufern

des Ganges auf einige Jahre zuzuwandern, um, nach seiner Heimkehr, als reicher Nabob im Vaterlande zu

glanzen, so drängte sich auch damals der Ritter mit dem nemlichen berechnenden, nur frommer verhüllten

Eigennutz

nach

Jerusalem,

als

dem Eldorado, wo

(wenn ihm nicht zuweilen an Ort und Stelle die Au­

gen aufgingen und er des bctrüglichcn Handels über­ drüssig wurde) sein Schwcrdt ihm jene, auf's höchste angeschlagene (Sutter verdienen konnte.

Nicht minder

verbannte sich der offenkundige Verbrecher, der seiner Sünden ledig zu werden verlangte, freiwillig aus Eu­

ropa hichcr, wo er zwar die angelobte Büßungszeit gewissenhaft überstand, aber seltener gebessert in seine

Heimath kehrte. Wären diese, für die Phantasie so reizvollen Güter

auf einem friedlichen und gefahrlosen taüschen gewesen,

so möchte

Wege cinzu-

der Enthusiasmus

für

dieselben wahrscheinlich sehr schnell verdünstet seyn; und

es ließe sich als möglich denken, daß schon die Anstren­ gung einer beschwerlichen Reise, welche ihre weite Ent­

legenheit nothwendig

machte, der Mehrzahl ein zu

theurer Preis gedäucht hätte.

Allein der Zugang zu

*) Sti. Bernhardi Epp. 363-426. Otton. Fri«. Vita Frid.I. L. I. e. 41.

5 denselben hatte Ströme Blutes gekostet; und noch im- n45.

mer schien die muhammedamsche Welt ihre ganze Kraft an den Wledergewinn der eingebüßten Vortheile setzen

zu wollen.

Sehr begreiflich steigerte diese hohe frem­

de Würdigung die eigne Schätzung des Werthes, den

jeder Christ auf das -Errungene legte.

Wahrend also

die Nothwendigkeit, Jerusalem zu bewahren, durch das

Gefühl jedes Einzelnen gerechtfertigt erschien, und der

kampfgerechte Edle seinen freiwilligen Waffendienst in Palästina als eine Glaubens - und Ehren - Sache be­

trachtete, die eben so wenig ohne einige Makel unter­ lassen werden durfte, als es noch immer dem Moslem

unanständig ist, di« heilige Kaaba nicht mindestens Ein-

t» Peters Stuhl schnell einander ablösenden Gehen —1*45. w-.wohl

nur

zu einig

Ziele — zugleich auch

in dem Streben

nach ihrem

nur einstimmig über die per­

sönliche Rolle gewesen, welche sie spielen und wodurch sie der Welt diese Unterwerfung

So aber sehen

wir, fast

abnöthigcn wollten!

in ununterbrochener Folge,

Pabst und Gegenpabst, eine lange Reihe von Jahren hindurch, einander feindlich gegenüber stehen;— sehen

sie,

sich gegenseitig verdammen, verketzern, verfolgen

und vertreiben: — und die bethörte Heerhe, staunend, unschlüssig, weß Hirten Rufe sie folgen soll, kann we­

der zum reinen Bewußtsenn gelangen,

daß mit ihren

heiligsten Gefühlen ein Spiel getrieben wird, noch sich zur

Verachtung

gegen

ihre selbstsüchtigen Leiter er­

mannen ! Allein schon stand das Gebäude der Hierarchie zu

fest gegründet,

als daß

Hutten erschüttern können.

diese

innere Bewegungen es

Um

wie viel

mehr denn

mußten die einzelnen Angriffe solcher unbesonnenen Ei­ ferer für die Wahrheit, als

von Brescia (1139)

"),

der unglückliche

Arnold

der den Flammen geopferte

Peter von Bruys (1134) und sein cingckcrkcvter Schü­ ler, Heinrich von Lausanne (1148), oder der Regenten

selbst, die von einem richtigern Gefühl ihrer Herrscher­

würde geleitet, aber von der Volksmeinuyg nicht un­ terstützt wurden, gegen diesen frech emporgeschossenen kirchlichen Despotismus

scheitern.

Ein langes Leben

uyd mehr als gemeine Fähigkeiten hatte Kaiser Hein­

rich IV. damit verschwendet, sich demselben entgegen

’) CHroii. de Nängis ap. d’Achery T. III. p. 7.

IO

ri4§.zu stemmen.

Sein

Sohn

und. Erbe, Heinrich V.,

welcher sich dem römischen Hierarchen znm thätigsten Werkzeug hergel'ehcn hatte, die letzten Jahre dcö Mo­

narchen zu vergällen und ihn in einen Abgrund von

Verzweiflung und Schmach zu stoßen, sah sich nicht sobald in seine Stelle gerückt,

der Instinkt

als auch

der Selbsterhaltung ihn nöthigte, sich in des VaterS politisches System zu flüchten und gegen Rom in die

Schranken zu ttetcn.

Alleur iveirn gleich ein bartnäk-

kigcrer und oft glücklicherer Kämpfer, mußte doch auch er dieselben endlich, besiegt, verlassen;

zigjährige Investitur-Streit, del über geistliche

und der fünf­

dieser große Rcchtshan-

oder weltliche

Obergewalt, ward

durch Calixt II. (iras) zu Heinrichs Nachtheil ent­

schieden. Was Heinrich, der letzte Regent der zänkischen

Dynastie, verloren hatte,

an dessen Wiedererwcrbung

konnte ober wollte sein Nachfolger Stamme, Lothar II.

aus

sächsischem

(seit 1125) seine Kräfte nicht

verschwenden, La die Befestigung seines Ansehens ge­ gen das mächtige Haus der Hohenstaufen ihm, im In­ nern seines Hauses, während einer zwölfjährigen Re­

gierung, volle Beschäftigung gab ")• ger bahnte sein Tod (c .37)

Nichtsdestoweni­

eben diesem Geschlechte

den Weg zum Throne, welchen es em volles Jahrhun­

dert hindurch, eben so ausgezeichnet durch Glanz, als durch Widerwärtigkeiten, behaupten sollte. Konrad III., Herzog von Franken, der Erste

*) Otto Fris Urihis.

ViU Frid* I

dieses Hauses, hatte

c. 16 sq. pag 415 sq. ap.

II jedoch in den frühern Jahren seiner Regierung, f»ine ir4£

entschlossenen Gegner , die Welfen, zu bekämpfen; und seine auswärtige Politik konnte sich zwar zur Entwer­ fung und Vorbereitung, aber nie zur wirklichen Aus­

führung

eines Romerzugs erheben,

welcher die alte

Weltherrschaft der Cäsaren in seine Hände zurückgebcu sollte.

Nur zu wahrscheinlich aber

hätte ein solcher

Zug ihn mit dem rbmischen Hofe in Berührungen ge­ setzt, die ihn, aus einem gehorsamen Sohn der Kirche, in einen offnen Gegner 'derselben umgeschaffen haben müßten.

So wirkten denn, wahrend dieses Zeitraumes, so­ wohl der Kampf mit Rom, als die selten gestillte Wi­

dersetzlichkeit der Neichsstande, zusammen, Deutschlands­ bisherige Verfassung immer weiter aufzulosen und zu verändern.

In eben dem Maaße, als

dadurch das

kaiserliche Ansehen dabeim und nach außen, gefährdet

und seine Energie gelähmt wurde,

stärkten sich

auch'

die Vasallen zur immer sichtbareren Erweiterung ihrer

usurpirten Vorrechte; und während das Wahlrecht zu

den hohen geistlichen Würden aus

den Händen

der

Kaiser allmählig auf die Domkapitel überging, theilten

und vererbten bald auch

die weltlichen Stande

ihre

Besitzungen nach Willkühr, und bereiteten sich dadurch v0r/enc>lich> auch die vollkommene Landeshoheit zu' ge­

winnen.

Diese großen Hauser der Hohenstaufen, der-

Welfen, der Snpplinburger, der Zähringcr, der Ba­ benberger, stets ifersüchtig, und ,richt selten im offnen

Kampfe gegen einanoer, verloren eben dadurch nur zu

leicht das Wohl des -Ganzen aus ' dem Gesichte und

verurcheilten. eine große und edle Nation zur Verach»

— 1r — 1145. fung beim Auslande und zu einer unrühmlichen Rolle in den Angelegenheiten des Occidentö, dessen Schieds­ richter sie hatten werden können. Allein auch im Innern des Reichs und auf den Gang der Nationas-Kultur äußerten diese neuen For­

cen chre sehr weit reichenden Folgen.

Dw ursprüng­

liche Lehnsverfassung lockerte sich immer mehr in ihrem

Wesen auf und litt auch in ihren äußern Gestalten manche Veränderung.

Die Städte, durch zunehmen­

den Handel und bürgerliche Gewerhfamkeit gestärkt, er­ hoben ihr Haupt;

durch

und,

indem sie, von den Kaisern

mancherlei Freiheiten und Vorzüge

begünstigt,

sich allmahlig zu rcpuoiikamschen Verfassungen ausbilbeten,

begannen sie einen dritten,

werdenden Stand m's Leben

immer bedeutender

zu rufen.

Selbst für

das Schicksal der Leibeignen gmg eine leichtere Mor­ genröthe auf, da hie Städte ihnen eine ferne Aussicht quf Erlösung eröffneten;

und eine allgemeinere Reg­

samkeit trat an die Stelle der dumpfen -Apathie,

die

das Looö des hoffnungslosen Sklaven ist.

Der nenilichen Erleichterungen h-tte sich, in dem angrenzenden Frankreich, diese unglückliche Menschen-

flafle durch die verständige Politik Ludwigs IV., (des

Dicken) der seinen Vater Philipp I. (1108) auf dem Thron ersetzte, zu erfreuen.

Er zuerst gab, in einem

Zeitpunkte, wo die zügellosen Baronen durch Anarchie, Gewaltthätigkeit und Strqßenraub

re'id)

unsägliches

Elend

über ganz Frank-

verbreiteten,

die gebundene

Menschheit in seinen eigenthümlichen Besitzungen unter her Verpflichtung frei, auf seineil Ruf und zu seinem Dienste di« Waffen zu führen, und erwarb sich selbst.

13 durch diese, auch

Maaßregel s)/

von

ein Uebergewicht der Macht über die

ssörrigen Reichsvasallen, durch

das

sichern sss);

der Geistlichkeit nachgeahmte "45.

nemliche wahrend

welches diese

Mittel vor der

bereits

nöthigte, sich

Erdrückung

zu

das Herrenrecht selbst,

durch die Leichtigkeit, sich demselben durch Annahme des Kreuzes zu entziehen, und den, durch Verbdung ver­ minderten Ertrag der Ländereien, in einzelnen Fallen,

angefangen hatte, für sie lästig zu werden.

Ein eben

so entscheidender Schritt, die Rechte der Krone zu un­ terstützen, war das Vorrecht, welches Ludwig auf glei­

che Bedingung des Waffendienstes für Stadt,

König

und Kirche, den Städten ertheilte, sich in Gemeinhei­

ten zu bilden «nd eine bürgerliche Verfassung zu ge­

ben.

Von jetzt an sah sich

der Städter ermächtigt,

seine Mauem auch zu einer Schutzwehr gegen die klei­ nen Tyrannen zu benutzen, welche ihn umlagerten und sich, in Ermangelung ehrenvollerer Erwerbsquellen, mit

übermüthiger Willkühr von seinem Schweisse zu nähren

gewohnt waren K”f). Freilich aber würden diese wohlthätigen Bemühun­

gen des Regenten einen unzuberechnenden und unüber­

windlichen Widerstand an

seinen

Vasallen gefunden

haben, wenn nicht schon der Lauf der Zeiten selbst ihr gegenseitiges Verhältniß zum Vortheil der Krone ge-

*) Du Chesne SS. rer. Franc. T. IV. p. 54g.

**) Chron. de Nang. p. 2 D. Achery Spie. T« III. pag481- 546.

***) Order. Vit. L. XI. p. gz6. Du Fresne Gloss. s. v. Commune.

T4 »45- ändert hätte.

Die Macht der großen Barone, welche

so oft ihrem Könige harte Gesetze diktiete, hatte,

seit

dem Beginn der Kreuzzüge, eine Ableitung nach außen

gefunden, wodurch sie für die innere Ruhe des Staa­

tes immer unschädlicher wurde. Güterbesitzer, von jenem

Indem die großen

frommen Wahn getrieben,

theils durch, ihre persönliche Verpflanzung nach Asien

und die Entfernung ihrer zahlreichen Begleitungen, der'

königlichen Wirksamkeit daheim einen weitern und un­ gehindertem Spielraum gestatteten, theils, durch die

nöthige

Ausrüstung

Schätze erschöpften,

zu

ihrem

heiligen

ihre Burgen

Zuge,

ihre

verpfändeten und

wohl den Regenten selbst zum Käufer zuließcn —

schwächte sich, von Tage zu Tage, die mächtige Oppo­

sition,

welche den Königen,

zur Uebung

ihrer Vor­

rechte, die Hande band, die nun um so leichter auch den

Dahcimgeblicbcncn überlegen wurden. Wahr ist es, daß die Baronen es an keinen Ver­

suchen fehlen ließen, dieser Wiedergeburt der Krone sich mit bewaffneter Hand

entgegen zu setzen, und

daß

Ludwig selbst, dessen Entwürfe schon während der neun Jahre, die er, als Mitregent seines Daterö, den öffent­

lichen

Angelegenheiten

gewidmet,

hervorgeschimmert

waren, nach Philipps Tode Gefahr lief, durch sie von

der nunmehr überkommenen Alleinherrschaft verdrängt zu werden, wofern er dem Streiche nicht durch Ent­

schlossenheit und das Gewicht seiner Waffen begegnet wäre.

Allein auch fernerwcit legten drei Kriege mit

England, welche die Normandie zum Gegenstände hat­ ten und in ihrem Verfolg durch seine aufrührerischen

Vasallen unterhalten wurden, seinen, um die Entwicke-

15 lung der wahren National-Woblfahrt so hochverdient- 1145.

liehen Bemühungen, vielfältige Hem>uletten an, ohne ihn gleichwohl in seinem Gange gänzlich aufhalten zu können

Gerne

laßt man dem Geiste eines Re­

genten, der sein Verhältniß mit solcher Klarheit durch­ schaut und über sein Ziel mit sich selbst so vollkommen

einig geworden, die verdiente Gerechtigkeit widerfahren.

Doch eben diese Gerechtigkeit fordert zugleich, das Ver­

dienst

eines Mannes

um Ludwigs Regenten - Größe

mit in Anschlag zu bringen, dessen

peste Leitung

des innern

Rathschläge und

Staatshaushalts

Zeit eine seltene Erscheinung gewesen allein

zu

seyn

jeder

würden,

im zwölfte« Jahrhundert billig als ein Wun­

der angestaunt wurden.

Der Aht Suger von St.

Denys durfte, als Freund und Minister, mit Recht

für den köstlichsten Edelstein in Ludwigs Krone gel­ ten *5? **) ).

Und als ein solcher ging Sugev denn auch auf seinen Erben, Ludwig VII. (den Jungen), einen sech­ zehnjährigen Jüngling

, über, (1137) ohne von

diesem in seinem Werthe verkannt, oder von dem Ru­ der des Staats, das keinen verständigern Händen an­ vertraut

werden

konnte,

entfernt

zu werden.

Zwar

rafften sich, bei Ludwigs Thronbesteigung, die gedcmüthigten Kronvasallen, mit Theobald, dem Grafen von

*) Super, de Vita Ludov. Gross! ap. Du Chesne T. IV. p. 293 sq.

**) Ibid. ep. XXVI. p. 500. ep. XXXIV. p. 503. Bernb. Epp. CCCIX. •“) Odo de Diog. L. I. p n.

T6 1145- Champagne, an ihrer Spitze, zu neuen Anstrengungen

empor, die königliche Macht in die alten Schranken

zurückzudrangen: doch fanden sie, wider ihr Hoffen, an dem jungen Regenten einen Gegner, der mit Vergnü­ gen diesen Anlaß ergriff, seine kriegerischen Eigenschaf­

ten zu

entwickeln und dem Ruf des

Ehrgeizes zu

folgen.

Wenn aber irgend etwas reichs

die Regenten Frank­

in ihrem festen Gange zum Gewinn einer er­

weiterten Gewalt beschränken sollte, so mußte es von

Seiten der Kirche geschehen, deren Geltung dadurch

nicht weniger,

als das Ansehen der Vasallen,

schien

gefährdet zu werden; und man muß gestehen, daß sie

ihre Waffen wider die Krone mit rüstigem Eifer führte.

Neun Jahre hindurch blieb Philipp I. unter ihrem Dann, weil er seine gesetzwidrige Verbindung mit Vers traben aufzugeben verschmähte;

bis endlich eine an^

scheinende Nachgiebigkeit von seiner Seite den Pabst Paschal II.

bewog, den gekrönten

Strafbaren auf

einer Synode zu Paris, (1104, atm December) w» er sich demüthig und barfuß vor seine geistlichen Rich­

ter stellte, in den Schooß der Kirche wieder aufzuneh­ men

Dennoch scheint es, als ob seine Buße nicht

ganz aufrichtig, oder die Nachsicht des heiligen Vater­ schonender, als vorher, gewesen, weil sich in Philipp-

Verhältniß zu Vcrtradcn äußerlich, bis an seinen Tod, nichts änderte, und ihr Einfluß groß genug blieb, die

in

dieser unrechtmäßigen

Ehe erzeugten Söhne

thrvnfähig erklären und sich

fir

selbst ein Leibgedinge zu­

sichern zu lassen - ----------------*) D’Achery Spie. T. IIT. p. 43g sq. **) Suger. de Viw Lud. Qx. p. 239. agg*

Glück-

17 Glücklicher wußte Ludwig VI. seine Stellung ge- ll45»

gen die Kirche so zu wählen und zu behaupten, daß er wenigstens jeden öffentlichen Bruch verwied

mit

derselben

wenn er gleich, in Bewahrung seiner Gerecht­

same, dem unverständigen Eifer nicht entgehen konnte,

in welchem

die

Klerisei gegen ihn entbrannte, und,

»oii welchem verführt, selbst der heilige Bernhard in

unanständige

Schmähungen

ausbrach *)♦

Damals

(ne?) stand jedoch, vom Gefühl des Rechts und der Billigkeit gedrungen, Honorius II. selbst auf des Kö­ nigs Seite:

allein als sein Sohn, Ludwig VII.,

die

nemlichcn Gerechtsame ausübend, eine unrechtmäßige Bischofswahl zu DourgeS vernichtete., trat unerwartet

Jnnoecnz II., waffnet,

mit allen Donnern des Vatikans be­

gegen ihn auf;

mit dem

erklärten Vorsatz,

den jungen Regenten alS einen Knaben zu behandeln, der der Zucht noch nicht entwachsen sey

Gleichwohl bedachte der Knabe sich nicht, mit dem vollen Muthe des Mannes, sich diesem Sturme

entgegen zu stellen und in seiner Weigerung entschloß-

sen zu beharren.

Das alsobald gegen ihn ausgespro­

chene Interdikt,

welches die Haltung jeder Art des

Gottcsdienstes

in

seinen

eigenthümlichen Besitzungen

untersagte, erschreckte ihn bei weitem weniger, als daß

sein politischer Gegner, der Graf Theobald von Cham­

pagne, ein frömmelnder Schwärmer, diesen Anlaß be-

*) Sti. Beruh. Opp. Ed. Mabill. T. I. ep. XLV — XLIX.

**) Bouquet T. XII. p. 116. Chton. Mauriniac. sp. Du Chesne T. IV» p. 3gö «q. Chron. de Nang. p. 6III. Band.

[ 3 ]

18 1145. nutzte, um- als der Verfechter der Kirche und des, vom Könige verworfenen

Erzbifchofs Peter von Bourges,

gegen ihn, mit vermehrtem Gewicht, in die Schran­ ken zu treten.

Rur der Ausschlag der Waffen konnte

gegen den Grafen entscheiden; und aus der gerechten Empfindlichkeit des

Königs möchte sich vielleicht- die

Strenge rechtfertigen lassen, womit er seine erfochtenen Borthtile zu Verheerung der von ihm überschwemmten

Champagne benutzte.

Vitry, mit Sturm erobert, ward

vornehmlich daS Opfer dieser gereizten Empfindlichkeit,

welche sich in diesem Augenblick so wenig zu mäßigen wußte, daß, auf des Königs Geheiß, auch die Pfarr­

kirche mit 1300 darin zusammenqcflüchteten Unglückli­ chen, jedes Geschlechts und Alters, ein Raub der Flam­ men wurde *').

Nur war, mit Besiegung deS Grafen, die Fehde mit Rom immer noch viel zu wenig entschieden, alS

daß diese feindliche Spannung nicht, auf mancherlei Weise,

für den König nachtheilig zurückhewirkt,

daher das ernstliche Verlangen ihm erzeugt haben sollte. Namen unter dem

und

einer Aussöhnung in

Selbst die gewichtvollsten

französischen

Klerus verwandten

sich, auf Ludwigs Anhalten, bei Jnnocenz um die Her­

stellung des Friedens, den er, zu gleicher Zeit, in Rom durch einen eignen Gesandten betrieb.

Doch der hei­

lige Vater behauptete seinen unbeugsamen Sinn bis in's Grab; und erst sein sanftmütbigerer Nachfolger, Cöle­ stin II., gab diesem vielfältigen Dringen Gehör, in«

*) Bouq. 1. c. 412. Chron de Nang. p, 6. Veit- SS. JFragm. ap, Du Cheine T. IV. p. 43g.

19

dem er das, drei Jahre hindurch bestandene Interdikt 1145. löste, und dadurch die Gemüther aller Partheien be­ ruhigte ")• In allen diesen und andern Verhältnissen deS Reichs, so weit sie nur a.uf das Entfernteste an die Kirche streiften, zeigte sich auch der weitgreifende Ein­ stuß eines Mannes, dessen'Namen zu nennen, wir schon zum dftern veranlaßt worden sind, und der so­ wohl durch das, was er überhaupt für sein Zeitalter war, als was er insbesondere auf den Fortgang Der Kreuzzüge wirkte, hier eine ausgezeichnete und aus­ führliche Erwähnung verdient. Bernhard, Abt deö Klosters Clairvaux in Champagne, den schon bei sei­ nem Leben eine Glorie von Heiligkeit umstoß, und den späterhin (1174) die römische Kirche wirklich auch ei­ nen ihrer Ehren-Platze im Calendarium Sanrtorum angewiesen hat#), war dieser außerordentliche Menseb, der, ohne je aus feinem untergeordneten Rang in der Kirche hervortreten zu wollen, durch die Einfalt und Strenge seines Lebens, durch tiefe Gelehrsamkeit, durch eine herzengewinnende Beredsamkeit im Sprechen und Schreiben — mehr, denn Mles, aber durch eine glü­ hende Schwärmerei für das Heilige, oder was damals dafür gehalten wurde, seinen' Namen, seine Stimme und seine Meinungen durch den gesammten Occident geltend zu machen gewußt hatte Man würde *) Bouq, p 473. Chron de Nang. 1. c. Chron. Mauri. nac. p. 3Z7. Radulph, de Dicet. ab Seiden - Twy»den F£o,8. L **) Bouquet, p. 312. ***) Otto Eris» de Gest, Frid. I, e, 34 p.

20 "45. Ursache haben,

einer Erscheinung, wie dieser, seinen

Glauben zu versagen, wenn nicht selbst die Geschichte

unsrer Tage uns



wenigstens im verjüngten Bil­

de - an dem Seher von Zürich erwiesen hatte, was jene Eigenschaften, wo sie irgend einmal in einem In­ dividuum Zusammentreffen,

auf die Menschen vermö­

gen ; zumal wenn der liebenswürdige Schwärmer gleich

Anfangs

eine Richtung genommen hat,

sein treues Festhalten am

die dann für

orthodoxen Lehrbegriff der

Kirche für immer entscheidet.

Der schwäch ichste Sproß eines angesehenen Bur­

gundischen Hauses, von seiner frommen Mutter schon vor der Geburt der Kirche gelobt und dem gemäß er­

zogen, trat Bernhard, der Dritte von sechs Brüdern,

davon er gleichwohl die mehresten durch die Kraft seines Beispiels und seiner Ermahnungen vom Waffenhand-

werk in seine klösterliche Zelle zu sich hinüberzog *), als ein Jüngling von zwei und zwanzig Jahren, zu­

erst ( 1113)

auf den Schauplatz des öffentlichen Le­

hms hervor,

indem er,

an der Spitze von mehr als

dreißig Genossen, deren Idol er bereits geworden, dem

kürzlich gesellte

entstandenen Orden

der Cistercienser sich bei­

welcher durch diese Vereinigung neue Le­

benskraft gewann und, binnen wenig Jahren, an Hei­

ligkeit, Ansehen und Dotationen herrlich emporblühte. Bernhard, zum Abte erwählt, gründete, durch unmit­

telbare Mitwirkung, in allen Theilm Europens, und

*) P. Chiflet de pernob. genere Sti- Bemhardi, in Chtf« letianis T. VH«



21



Linnen kurzer Zeit, nicht weniger, als sieben unb sieb- n4'zig Abteien und Klöster, unter welchen Clairvaux in

Burgund, und

ain Aube-Flusse, aus einer,

Wermuth überwachsenen,

nut Domen

abschreckenden Wüste,

zum Paradiese umgcschaffcn, durch seinen persönlichen Vorsitz, an Glanz und Namen alle ihre Schwestern verdunkelte ").

Dies dankte der Orden vornehmlich

dem hohem und belebenden Geiste, der von Bernhard

ausfloß, und Alles, was sich ihm näherte, durchdrang

und zur huldigenden Ehrfurcht bestrickte.

Balo war

er der Mann, auf welchen, von allen Seiten her, die Menge ihre Blicke richtete.

Von seinen Lippen triefte

die Ueberredung, und unter seinen Fußtritten sprießten

willfährig geglaubte Wunder hervor.

So ward er,

verehrt als Prophet und Apostel, das Orakel von Eu­

ropa; uud in eben dem Maaße, alö man sich an ihn drängte, fühlte auch er hinwieder, von seiner stillen

Aelle aus, sich zur Einmischung in die öffentlichen An­ gelegenheiten seiner Zeit, und zum Schiedsrichter über die Reinheit der Lehre, wie über die Zweifel der zarten Gewissen, berufen K')» Wenn Bernhard, versunken in innere Betrachtun-

gm, auch sein äußeres Auge gegen die Reize, und

selbst gegen das Daseyn des

Genfersees

verschlossen

bleiben lassen konnte, nachdem er Tagelang an dessen Ufern gewandelt, und wenn seine Schüler, gerade von dieser Apathie gegen so große Natur-Scenen, nur tu

*) Chron. Brompt. p 1004. Chron. Sti. Bertini p. 611Chron. Turon. p. 1114. **) Chron. de Nang. p. 6. Otto Erl». Gest. 4***) 7*

22 "l?- ncn neuen Stoff zu seiner Bewunderung hcrnahmen s): so darf eö uns auch minder befremden, daß dieser Be­

wunderung allmahlig auch, bei Laien und Clerus, eine ehrerbietige Scheu vor der strafenden Stimme sich zu­

gesellte, mit welcher der gefeierte neue Apostel gegen

die, ihm bemerkbaren intellektuellen und sittlichen Un­ bilden seines Zeitalters ungcscheut zu Felde zog.

gelang das,

vielleicht nicht kleinste unter denen,

Ihm auf

seine Rechnung gesetzten Wundern, die beiden Hohen­ staufen, Friedrich und Konrad, nach zehnjähriger har­ ter Fehde, mit ihrem Gegner, dem Kaiser Lothar IL, zu versöhnen. (' 133) *

Mehr als Eine Kirchen-

Versammlung folgte,' mit vertraucnvollcr Hingebung,

dem Anstoß, welchen sie von dein Abte von Clairvaux empfangen

;

und die Päbste selbst, von welchen

ihm Einige persönliche Verpflichungen hatten, konnten sich nicht entbrechen, auf seine Rachschlage und'Erin­

nerungen ein bedeutendes Gewicht zu legen; wahrend seine zahlreichen Briefe und mündlichen Aussprüche der öffentlichen Meinung,

freilich

nur in Bezug

die, im zwölften Jahrhunderte auf kirchliche Angelegenheiten

vorhanden war, und deren sich Beriihard früh zu be­ mächtigen gewußt, umstrahlte ihn, dem alle Autorität

: der alten Kirchenvater beiwohnte, mit einem MmbuS, welcher jede andere Größe um so mehr verdunkelte, je

greller

die

freiwillige Beschränkung

in eine entlegne

Mönchszelle, diesen Abstich erhöhte.

') Vita Sti. Bernh. I. p. 1232. II. 12 38- in Opp. T. IV. *’) Chrom Uisp p. 2ir. Alberici Chrom p. 273. Chrom Otton. Fris. p 143, ***) Chron. de Nang. p. 4.

rz Kaum schienen demnach dem Heiligem die -Stufen iU5-

zu einem noch hbhern Ruhme erreichbar zu seyn, als sein, ihm lächelndes Geschick auch diese für ihn zu ebnen bemüht war.

Bernhard von Pisa, sein Schüler,

der einst, als Mdnch zu Clairvaux, die Gelübde m sei­

ne Hände abgelegt hatte, und dann, von ihm entsandt, das Kloster zu St. Anastasius bei Rom, als Tochter

von Clairvaux, gründete, bestieg,

(1145) unter dem

Namen Eugens III. den apostolischen Stuhl "). Wie wclkklug aber der Lehrer auch

äußerlich den

Schein

eines fortdauernden Einflusses auf den dreifach gekrön­

ten Schüler zu entfernen und sich überall in, das Licht eines

bescheidenen Werkzeugs

der Kirche- zu stellen

suchte *) **), so lag doch jenes frühere Verhältniß zu

tief in Beider Naturen gegründet, als daß es sich nicht bei mancherlei Anlaß hätte wirksam erweisen und da­

durch den Cistercienscr-Abt mehr, als jemals, zum be­

lebenden Mittelpunkt der abendländischen Christenheit

hatte erheben sollen.

Bernhard selbst mußte dies fühx

len, da es die Aufgabe galt, diese Christenheit zu ei?

nem neuen allgemeinen Kreuzzuge nach

dem

Orienf

zu erregen, und Eugen dies große Anliegen in keine

wirksamern Hande, als die seines Lehrers und Vertrau­

ten zu legen wußte». Denn ein Anliegen von höchster Wichtigkeit war

dies Geschäft dem heiligen Vater ebensowohl durch die westlichen Bestürmungen der bedrängten Heerde in Pa­

lästina, als durch die besondern Zwecke geworden, wel-

*) Chron. Otton. Fri«. p. 156.

••) Chron. de Nang. p. 7. Alb«. Chron. p. 305, 310.

24

1145. He, auf diesem Wege, zum fernern Gedeihen der Hier» archi« Erreicht iverden sollten. Abgesehen auch von al­ tem Andern, wäre es, ohne Zweifel, gefährlich gewesen, den einMckl Mit so feierlichem Ernste aufgestellten und bis bieher mit Sorgfalt genährten Wahn der Kreuz­ zuge in den Gemüthern erkalten und die dann wieder­ kehrende Vernunft ihre Rechte auch zu Beleuchtung so manches andedn geheiligten Wahnö behaupten zu lasten. Allein wenn die einst genährten großen Erwartungen des römischen Hofes von Ausbreitung sei­ ner Kirchengewalt im Orient bisher auch nur unvollkomtnen in Erfüllung gegangen waren, so hatten gleichwohl doch diese Züge andre, zuvor in keine BeiMming gezogene Vortheile zur Folge gehabt, welche immerfort noch benutzt werden konnten und daher die sorgsamste Beachtung des großen Hebels, durch den sie Hervorgebracht worden, verdienten. Denn indem die Kirche gerade das, was auf die^ fern Wege für die Kirche gethan ward, immer fester als den letzten und höchsten Iweek der begeisterten An­ strengungen ihrer Glieder öffentlich aufstellte, mußte sie dadurch ein Gewicht erlangen, dem, so wie es täglich stieg, jede weltliche^ rivalisirende und auf entgegenstelhende Zwecke geleitete Macht jc langer je weniger ge­ wachsen blieb. Und wie hätte auch die feine römische Politik es übersehen sollen, daß sie, mit diesen heiligen Zügen, das stets bereite Mittel in Handen hatte, jede dkohettde Krisis, jedes Gähren und Ermannen der, zu ihrem Schemel niedergesireckten Nationen, durch ein neues Anblasen des schlummernden Funkens dieser Schwärmerei unschädlich nach Palästina abzuleiten —

25 oder jeden kraftvollen Gegner, der sich vielleicht versucht "45

fühlen konnte, die Kircke mit frevelhaftem Muthe anzuta­ sten, von dieser nemlid>eit Schwärmerei anwehen zu las­ sen, um ihn— gern oder ungern — in den fernen Kampf

mit den Ungläubigen zu scheuchen? Nichts hätte — wenn die Geschichte auf Vermu­

thungen und hingeworfene Winke bauen dürfte — so sehr die Wahrscheinlichkeit

für sich, als daß

Eugen,

der sich gegen den deutschen König Konrad in diesem letztem Falle befand, von seinem ehrgeizigen Aufstre­

ben das Schlimmste ssirchten zu müssen, auch jeneAbleitungsmittel als das Ersprießlichste gefunden und

sich dessen um so lieber bedient hatte.

Diese -Voraus­

setzung gewinnt noch mehr Boden, sobald wir die be­

sondre kritische Lage -in Erwägung zichen, worin sich eben damals der apostolische Stuhl gegen die Römer Von jeher unruhige und ver-

versetzt sehen mußte.

mcßne Wandnachbarn der Pabste (denn zu vollkomm-

uen

Unterthanen

hatten sie

sich niemals wolle»

umwandeln lassen, und behaupteten, wenigstens in ih­ ren Municipal - Angelegenheiten, noch ein bedeutende-

Maaß von Freiheit) konnten diese Cittadini das Schau­

spiel des allgemeinen und gelingenden Ringens nach größerer Unabhängigkeit, welches rings umher die ita­

liänischen Städte vor ihren

gewahr werden, ohne,

Blicken aufstellten, nicht

im Rückblick auf die eigne,

längst dahin geschwundne Größe,

wenigstens

zu den

Zuckungen einer schwachen Nacheiferung aufgereitzt zu

werden.

Nur die, durch Gewohnheit von Jahrhunder­

ten eingewurzelte Ehrfurcht gegen die Hoheit des apo­

stolischen Stuhls

hätte vielleicht diesem Beginnen ei-

36

1145 tun Damm

entgegensetzen mögen: allein auch diese

Schranke war unzur ichend geworden, da kurz zuvor (iigen Nichtsdestoweniger erschien endlich der Hohen-» franse im Angesicht der griechischen Kapitale. Die Um­ gebungen derselben waren ihres Namens kcinesweges unwürdig. Weite und schattende Lusthaine wurden nur von stolzen Aguedukten und lustigen Weihern un­ terbrochen, »eben weichen sich weite Thierzwjnger, mit allerlei Wild angefüllt, hinzoqen. Mehrere kaiserliche Lusthauser, unter dem Namen „Philopatium" zu einem Ganzen verbunden, und der gewöhnliche Frühlings­ aufenthalt des Regenten — ragten mit ihren Zinnen pus den grünen Wipfeln hervor, und vereinigten in ihrem Bezirk, was nur den Sinnen schmeicheln und» der Prachtliebe frbhneu konnte Konradö Eigenmacht trug kein Bedenken, stch in diese reizenden Villen einzuqpartieren, aber auch, un­ empfindlich gegen die hier aufgehauften Kostbarkeiten, überall die Spuren seines Daseyns nur in der angexichteten Zerstörung zu hinterlassen. Und alles dies geschah, im eigentlichen Sinne, eben sowohl unter Manuels Augen, da der kaiserliche Pallast, innerhalb her Stadt, hoch genug über die Mauern hervorragte, um von dort aus diesen Greuel einer barbarischen Verwüstung zu überblicken ***); *) * als im Angesichte der gesanmiten Bevölkerung von Konstantinopel, welche, von neugierigem Erstaunen getrieben, ober angewiesen zur gewaffneten Abwehr eines möglichen Angriffs von *) Qdo de Diog, p. 31, Ibi mit Manuel und den von ihm gegebenen Wegweisern ein, als daß die Erstern gerade jetzt, wo sie die Ver­ wirrung im fränkischen Lager eben so neu,

als aufs

höchste gestiegen, voraussetzen dursten, zum Erstenmale in ungeheurer Anzahl sich blicken ließen *).

Einige Streiflinge, welche — vielleicht um den entstohenen Griechen nachzuspüren — ein Stück We-

geö zurückgemessen hatten, brachten diese erschütternde

Botschaft in's Lager.

Sofort löste der Kriegsrath sich

auf, ohne zu irgend einer Entschließung gekommen zu

seyn.

Die Gegenwart hatte zuviel Dringendes, um

zur Sorge, auch nur für die nächste Zukunft, zu gestatten. Denn wenn eS

dem Geiste Raum und Ruhe

— wie kaum bezweifelt werden durfte



in diesem

Augenblick zum Treffen kam, so war die Lage deS kreuzfahrenden Heeres so mißlich und das Mißvcrhält-

niß

der Kräfte zu diesem

entscheidenden Kampfe so

groß, als es nur immer gedacht werden konnte. Zwar an Truppenzahl mochte man es mit den Feinden wohk

aufnehmen: allein jene rückten bereits in wohlgereiheter Schlachtordnung

heran,

während die Deutschen,

auf's unerwartetste überfallen, sich noch erst aus ihren Zelten hervorwickeln und ihre Schaaren, im Angesichte der Türken, bilden sollten.

Jene

waren belebt von

der Hoffnung eines leichten und von einer feindseligen Natur selbst ihnen schon vorbereiteten Siegs:

Diesen

schien die allgemeine Entmuthung, durch den Anblick des vor ihnen eröffneten Abgrunds erzeugt, bereits im

voraus die Waffen aus den Händen geschlagen zu ha-

*) Wilh. Tyr. c so. 22. Gest» Lud. p. 394. 396



io?



Jene, des Landes und der Hülfsqucllen desselben »U7*

6cm.

kundig, hatten sich selbst und ihre Rosse in gut ge­ nährtem und rüstigem Zustande zu erhalten gewußt, dagegen diese in ihrem zerschlagenen Gebein

eine noch

sehr fühlbare Erinnerung an die Mühseligkeiten deS

zurückgelcgten schroffen und schier ungangbaren WcgeS mit sich herumtrugcn, und ihre abgemagerten Gaule

sich kaum

noch

in den Knochen

schleppten.

Jene,

zum Theil blos mit Bogen und Pfeil bewaffnet, durf­

ten, in ihrer leichten Rüstung,

eben so

sehr auf die

Schnelle ihres Angriffs, als die Sicherheit ihres Rück­ zugs, trotzen; denn Panzer,

diese,

unter dem Gewicht ihrer

Helme und Schilde schier erliegend, fühlten

sich zunr Auffangen der feindlichen Streiche nicht min­ der kraftlos, als unvermögend, die Fliehenden mit ei­ nigem Nachdruck zu verfolgen.

So konnte, denn selbst

ein Sieg für sie von keinem Nutzen seyn: allein eine

Niederlage mußte

ihr rettungsloser

Untergang wer­

den ®).

Diese Vortheile rasch zu benutzen und ihren Geg­ nern keine Zeit zur Besinnung zu lassen, umklammer­ ten alsobald die türkischen Schaaren,

unter ihre An­

führer geordnet, das christliche Lager in einem weiten Umfange, und zeigten, daß sie die Taktik noch nicht verlernt hatten, wodurch hiebevor Kilidge- Arslan den

fränkischen Hcldenmuth und die Kraft der furchtbaren Lanze

zu

vereiteln gewußt.

Ein tausendstimmiger

Schlachtruf, der, .durch den Widerhall verstärkt,

dem

erschrockenen Ohr der Deutschen wie Hundegcbell er-

') Wilh. Tyr. 1. c. Gest. Lud. 1. «.

168



ai47' tönte, und bett das Dareinschmettern der Pauken und Hörner noch grausender machte, war das Vorspiel des

dreisten Anprellens, das kaum eine Abwehr, und deS behenden Verschwindens, das eben so wenig Verfol­

Im Kommen aber, wie im Gehen,

gung erlaubte.

zischte

eine dichte Saat von Pfeilen durch die Lust,

um Roß und

Reiter in den geschlossenen christlichen

Reihen ungestraft zu verwunden, die diesen trefflichen

Bogenschützen,

wie zum unbeweglichen Ziele, blosge­

stellt standen o). Freilich ertrug es der deutsche Kernmuth, selbst in dieser ihm so ungünstige» Lage, nicht lange gedul­

dig, sich von dem ungläubigen Geschwader, gleich wie von einem

gereizten Wespenschwarm, umsummt und

mit giftigem Stachel geneckt zu sehen:

allein

wenn

auch ein kühner Degen hervorsprengte, um das luftige Gesindel mit gewaltiger Faust auseinander zu stöbern, so mußt' es doch endlich die Umkehr von dein frucht­ losen Versuche gelten;

und wehe dann seinem unbe­

wachten Nacken, welchen der türkische Dolch oder Keu-

lrnschlag nur selten verfehltet

Konrad selbst, der von

Niemand im Heere an Mannskraft und Heldensinn übertroffen wurde, entging nur mit Mühe einem ähn­

lichen Schicksal, oder der Gefangenschaft; wiewohl von zwei Pfeilschüffen verwundet, und auf Kosten seiner flüchtigsten Rosse, die er von Manuel zum Geschenk

erhalten

Immer naher rückte indeß ihm und al­

len seinen Gefährten die schreckliche Ueberzeugung, daß

*) lidepa.

Odo de Diog. p. 51 sq.

**) Cinnam. p. 46. Odo de Diog***) p. 52.

iog



deS Feindes überlegene Fcchtart sie auf die Spanne "47»

Bodens, worauf sie kämpfend sianden, wie bezaubert, anheste, und daß dieser Boden bald auch ihre Leichen­ statt werden müsse, ohne daß sie selbst den Trost ge­

nössen, diese beinah unkbrperlichen Gegner im letzten

Todesgrimm zu packen und Blut um Blut und Wun­ de um Wunde zu tauschen

Die ganze Dauer eines Novembertages ging über diesem Kampfe hin,

der weniger den

Namen einer

Schlacht, als einer Belagerung verdiente, aber mör­ derischer war, als die blutigsten Schlachten, deren die

Annalen alter und neuer Kriege erwähnen. Kein deut­ sches Kaiserheer hatte,

an Zahl, wie an Glanz und

Ruf der, in demselben versammleten Fürsten und Rit­ ter, sich diesem vergleichen mögen: allein dieser Eine

Tag reichte hin, es von der Oberfläche der Erde hiu-

wegzutilgen:

denn alle Augenzeugen der entsetzlichen

Katastrophe stimmen in der Versicherung zusammen,

daß von jenen siebcnzig Tausend gepanzerten Reitern

und den zahllosen Fußknechten, welche, vor sechs Mon­ den, sich in vereinter Kraft erhoben, nicht der zehnte Theil dem Schicksal dieses Tages entronnen sey, son­ dern daß Tod, Hunger oder Gefangenschaft gemein­

schaftlich zur Vertilgung jener Mehrzahl zusammenge­ wirkt habe.

Vorzüglich aber mußte freilich wohl das

Verderben den unberittenen Theil des Heers und die

«nbewehrte Begleitung treffen, deren ganze Ausrüstung sich auf Pilgerstab und Tasche beschränkte *).

’) Wilh. Tyr. 1. c. Gest. Lud. I c. **) Idem. Wibald. ep. 30. Odo de Diog. p. 51.

IIO

1147-

WaS indeß, von der endlich eingebrochenen Nackt begünstigt, sich durch die Flucht zu retten vermochte

und den gehausten Mühseligkeiten nicht zu schnell erlag, schlug, durch blinden Instinkt getrieben, den Weg nach

Nicaa ein, wo die griechische Besatzung oder das nach­

rückende franzbsische Kreuzheer noch von Rettung erblicke» ließ.

einen Schimmer

Auch Konrad, sein Neffe

Friedrich und einige andere Große, von wenigen Tau­ fenden begleitet, wandten sich gegen diese Seite, und

hatten, nach Verlauf einiger Tage, vielleicht mehr auS Mangel an Verfolgern, als durch Kraft ihrer Waffen

— das kaum gehoffte Glück, diesen Zufluchtsort — zu

erreichen.

Denn

auf der Wahlstatt selbst fand der

größere Theil der Sieger, in Plünderung der Todten

und des Lagers, eine genügende, ja ihre raubsüchtige

Erwartung so

weit übertreffende Beschäftigung, daß

nachgehends die erbeuteten Silberbarren,

gleich Blei­

klumpen, bei ihnen feilgeboten wurden *). **) Auch wünsch­ ten sie wohl zu sehr, daß das noch folgende französi­ sche Krcuzheer sich ihnen auf eben diesem Platze zu

gleichem Schicksal ausliefem möchte, als daß sie das­

selbe durch ihr Entgcgenrücken zu frühzeitig aus seinem Sicherheitstraum hätten aufrütteln mögen.

Vielmehr

zogen sie sich, unmittelbar nach der Schlacht, in ihre zunächst liegenden festen Platze zurück, wo sie den zwei­

ten Akt des wohl vorbereiteten Trauerspiels in Ruhe

zu erwarten gedachten 6i)).

*) Abnlfarag. Chron. Syr. p. zzz, **) Wilh. Tyr. 1. c. Gesta Lud. 1. e.

III

Vierzehntes Buch. Kreuzzug der Franzosen, unter Anführung deS Ltnizs Lude wig VII,, bis zur Einschiffung in Satalia.

1147 — "48.

Dnwillkührlich drängt sich uns, bei dem Rückblickes­

auf das tragische Loos des deutschen Heeres, die Frage auf:

durch welch eine unselige Verblendung eö doch

geschehen seyn möge, daß diese Unglücklichen, anstatt

sich mit blinder Hitze dem Feinde, in ein völlig unbe­ kanntes Land, entgegenzustürzen und seine Kräfte zum

Widerstand nicht der mindesten Berechnung zu würdi­ gen, nicht vielmehr die Vereinigung mit ihren franzd-

sischen Gefährten erwarteten, und mit voller und zusammengehaltener Macht sich, mitten durch jedes ent-

gegcnstchendc Hinderniß,

Dahn zu

machen?

Denn

wenn ihre bisherige Trennung durch Rücksichten einer bequemeren Verpflegung auf befreundetem Boden auch

hinlänglich gerechtfertiget wurde, so mußte doch nun-



112 —

"4? mehr, an der Schwelle des feindlichen Gebietes, der Grundsatz des Wirkens in großen Massen um so mehr in Anwendung kommen,

als derselbe zugleich,

sobald

alle gewaltsame Mittel gelten durften, das Heer we­

gen

seiner Subsistenz nie

in Verlegenheit zu lassen

versprach»

Allein

schon hier offenbarte stch auch

bei den

Kreuzfahrern, das heimliche Geschwür, welches später­

hin noch verderblicher auf sie wirken sollte, und wel­ ches, zu allen Zeiten noch jede,

aus ungleichartigen

Bestandtheilen zusammengesetzte verbündete Kricgsniacht

in ihren Unternehmungen gelahmt und die wohlbcrcchnctestcn Entwürfe in der Ausführung verstümmelt hat.

Jener Mangel an Gemeingeist, das Kind der NationalEifcrsucht, des Vdlkcrhasses und des gespaltenen poli­ tischen Interesse, führte auch zwischen Franzosen und

Deutschen

eine unbezwingliche Scheidewand auf, die

nur dann erst recht eigentlich sichtbar wurde, wenn die

Häupter, durch die Umstände gedrungen, daran arbei­ teten, dieselbe nicderzurcissen.

Getrennt in Sprache,

Sitten, Kleidung und Kriegsgebrauchen, war das ge­ meinschaftliche Ziel, dem man entgegenging,

ein

zu

schwaches Bindemittel, diese wechselseitige Anfeindung oder Verachtung, dieses instinktmäßige Abstoßen feind­ licher Pole, zu vernichten.

Vom Ersten bis zum Letz­

ten int Heere schien Jedem der Lorbeer besteckt, deit er mit seinem transrhenanischen Nachbar theilen —>

wie das

so

Opfer verloren, das er zugleich auch der

Wohlfahrt dieses Fremdlings bringen sollte.

Konrad

und seine Schaaren stürmten mit unaufhaltsamer Gier­

de in den Feind, weil sie der Ehre genießen wollten,

zur

IT.3 zur Bezwingung der Ungläubigen keines französischen

Arms bedurft zu haben; und Ludwig mit den Semi­

gen

beeilte sich nicht, mit ihm zusammen zu stoßen,

weil daö zweideutige Lob, zu den Er'olgen der Deut­ schen beigetragen- zu haben, seine Eifersucht entzündete, ohne seinen Ehrgeiz zu befriedigen.

Dennoch würde ein höheres Genie diese widerstre­ benden Elenicnte vielleicht zu bändigen und die Gemü­

ther, durch geschickte und kräftige Handhabung des religibsen Enthusiasmus, der sie Alle beseelte, zunk willi­

gen Werkzeug für seine Absichten zusammen verschmol­

zen haben. Allein weder Konrad, noch Ludwig, standen, an geistigen Vorzügen, hoher, als die Menschen,

an

deren Spitze die Gunst des Zufalls sic gestellt hatte; und Beide wurden fast immer von den Umstanden ge­

leitet, anstatt dieselben in die Fessln eines energischen und mit Weisheit abgewogenen Willens zu schmiegen.

Ja, in sofcrne bei beiden Monarchen nicht selten der Eigensinn die Stelle der geistigen Kraft, und die Lau­ ne den richtigen Ucberblick ersetzen mußte, war cs so­ gar ein Unstern mehr,

daß gerade sie das Unterneh­

men persönlich leiteten und durch das erdrückende Ue-

bergewicht ihrer Autorität der bessern Einsicht wehes ten, sich geltend

zu

machen.

Ohne Zweifel würde

sonst der wackre Friedrich von Schwaben, obgleich noch ein Jüngling, das nemliche Feldhcrrn-Talcnt bewährt

haben, welches, bei

einem spater» Zuge, auf diesem

uemlichcn Boden Klein-Asiens,

seine Stirne mit so

wohl verdienten Lorbccrn schmückte.

Oder mindestens

doch wäre dann der Rath irgend eines Verständigen

beachtet worden und durchgedrungen, daß, wenn auch llt.Band.

[ 8 ]

114 l»47-beide Heere,

um allen

auszuweichen,

verreibens

müßten,

setzen

Übeln

Folgen deS Amman»

ihren Weg

man die

zu beginnen und

nigstens gleichzeitig

getrennt fort­

Operationen derselben

we­

den Feind auf

mehreren entfernten Punkten zu theilen und zu beschäf­

tigen habe. Doch nur die schmerzlichsten Unfälle sollten —

und selbst auch diese nur sehr unvollkommen — im Stande seyn, den Verblendeten die ersten und einfach­ sten Regeln der Kriegskunst in'S Gedächtniß zurückzu­

führen; wofern anders der Krieg, als Kunst gedacht,

in jenem Zeitalter nicht eine Aufgabe war, zu deren Auflbsung sich nur wenig Köpfe versucht fühlten; wah­ rend der große Haufe es leichter, und sogar rühmlicher

seine Seele Gott befehlend und

fand,

seinem

sich mitten durch

Schwerte vertrauend,

Feind hindurchzuschlachtcn.

guten

den dicksten

So war die Blüthe von

Konrads Heere, bedachtlos und ohne allen Nutzen für den Zweck des Krieges, hingeopfert worden: so stürz­

ten sich nunmehr auch in noch

die französischen Kreuzfahrer,

gefährlicherer Verbindung der

dem Stolze,

ihrem Untergang

Thorheit nut

entgegen.

Und hier

fassen wir den oben abgerissenen Faden ihres Heerzuges

wieder auf, um sie, Schritt für Schritt, zu dieser her­

ben Katastrophe zu begleiten. DaS Lager vor den Thoren von Metz, welches zum

Samnielpunk'te

für

der Krcuztruppcrr diente,

durch

eilte,

von

die einzelnen Abtheilungen ward zu gleicher Zeit auch

hier erlassene

genaue Verordnung

Ludwigs, wie es auf dein Marsche mit der innern Po­

lizei

des Heeres gehalten werden sollte,

merkwürdig:

US allein Odo von Deuil, .bet Teilnehmer und sonst so 1147, genaue Geschichtschreiber dieses Zuges, findet nicht für

nöthig, uns über den nähern Inhalt derselben zu be­ lehren, weil sie, wie gut sie auch gemeint seyn mochte, — und obwohl von den Anführern feierlich beschwo­

ren, — niemals zur wirklichen Ausführung kam. Hier­ aus niag uran denn vollends auf die Lagerzucht der

Deutschen schließen, da die Franzosen den Ruhm be­ haupten,

sich überall auf dem Wege um Vieles ge­

mäßigter und friedlicher betragen zu haben l *) Gleichwohl hinderte dieser Vorzug nicht, daß die

Franzosen nicht, bereits nach wenigen Tagen, redenden Beweis von

einen

der rücksichtslosen Unbändigkcit

ihres Charakters, auf Kosten friedlicher und gcwerbsamer Bürger ablcgten.

Der König hatte beschlossen,

den Rheinstrom in der Nähe von Worms zu passircn; und der Bischof Aloys von Arras war von ihm dahin

vorausgesandt worden, die dazu erforderlichen Fahrzeu­ ge zusammenzubringen.

Der Prälat fand zu seinem

Auftrage überall die willigste Unterstützung; und daS Volk von Worms, sammt der Geistlichkeit, beeiferten sich, den Monarchen, welcher binnen drei Tagen mit

dem Heere herangezogcn war, auf's feierlichste zu em­

pfangen.

Die Ueberfahrt fand lein Hinderniß: allein

da daö jenseitige Ufer einen Ueberfiuß von Weide, so wie der Strom selbst die reichlichste

Zufuhr darbot,

und der Bischof Arnulf von Lisieuv mit den nvrmännischen und englischen Kreuzfahrern

noch

*) Odo de Diog* p. 17. Gnnanr p. 4 als jemals, seine Blicke auf auswärtigen Bei­

stand gerichtet.

Als demnach Kourad Ungarn betrat,

unterließ Jener nicht, dem Könige seine Sache durch

dringende Vorstellungen, zugleich aber auch durch noch größere Versprechungen,

zu empfehlen;

und

in

der

That hatte der Deutsche nicht ganz abgeneigt geschie­ nen, sich

') ibid.

des

heimathlosen Flüchtlings

anzunehmen.

124

Gaisa's Gold

*147 Doch

war



diesmal beredter,

leeren Vertröstungen seines Nebenbuhlers;

als die

der kaum

gefaßte Play ward wieder aufgegeben, und, um Gaisa's Rache zu entgehen,

schnell

wieder

von dem

sah

Boritsch sich genöthigt,

Schauplatze zu

verschwin­

den *)> **)

Doch Konrad war nicht der Einzige, auf den sei­ ne Hoffnungen sich stützten:

denn seine, selbst

Etampes gerichteten Briefe hatten,

voraus,

auch Ludwigs Wohlwollen

schon

nach

lange

im

zu bestechen ver­

sucht; und jetzt ging er ihm bis an die Grenze entge­

gen, um seine Sache persönlich noch besser zu unter­ stützen.

Fürerst wußten

indeß um seine Anwesenheit

blos zwei von den französischen Barone», welche haupt­ sächlich wegen feiner Verwandtschaft mit Manuel, (des­

sen Nichte er geheirathet) angedeihen ließen,

ihm

eine Art von Schutz

der ihn sicher genug machte,

mit

dem Kreuzheere, wiewohl verstohlen und unerkannt, in

Gaisa's Staaten einzurücken. nen Widersacher zu

Dieser hatte jedoch sei­

genau mit Kundschaftern umge­

ben, als daß die Gegenwart desselben im französischen Lager ihm lange hätte unbekannt bleiben sollen!

und

eine solche Entdeckung konnte denn auch um so weni­ ger

sich,

verfehlen,

sein Mißtrauen zu vermehren,

in jedem Betracht, jetzt als

da er

den Schwächeren

fühlte «»). Indessen nnißte ihm hoch daran gelegen seyn, sich

Ludwigs freundschaftlicher Gesinnungen zu versichern/

*) IbicL p. 24.

Otto Fris. c. 30, p. 424.

**) Odo de Diog. L c.

185





um auch hier dem unruhigen Kronbewerber mit bem 1147. nemlichen Glücke, wie kurz zuvor bei Konrad, entge-

Seine Gesandten, mit reichen Geschen­

genzuarbciten.

ken versehen, bewillkommten den König auf ungarischer

er selbst stch wohlhedachtig am

wahrend

Erde; und

jenseitigen Ufer

der Donau verweilte,

sollten sie feint

heißes Verlangen nach einer münoiichen Unterredung Ausdrücken und den französischen Monarchen zu einem Besuche bei sich einladcn.

Ludwigs natürliche Gefäl­

ligkeit ließ stch leicht erbitten, seinem Stolze dies klei­ ne Opfer abzudringen. fen

und

Baronen

Er ging, von einigen Bischö­

begleitet,

über

den

trennenden

Strom: der Empfang war eben so warm, als die Er­

wiederung offen und herzlich;

äußerte sich

eine

unverstellte

und von beiden Seiten Bereitwilligkeit,

dieses

freundschaftliche Verhältniß auf alle Weise unter stch

zu

erhalten.

ger heim,

Befriedigt kehrte Ludwig in sein La­

und unterließ nicht, Gaisa's frühere Auf­

merksamkeiten durch reiche Gegengeschenke von Rossen,

kostbaren

Gefäßen

und

Prachtgewändern zu

erwie­

dern °). Jetzt endlich hatte der König von Ungarn Ver­ trauen genug gewonnen, um seinen neuen Freund auf

eine entscheidende Probe zu stellen. sten Nacht beschickte er

denselben

Noch in der näch­ auf's neue, und

drang mitAngelegentlichkeit auf die Auslieferung seines

Feindes, dessen heimliche Gegenwart im Lager keinem Iweifel unterworfen sey.

Ludwig verneinte diese Vor­

aussetzung; und seine Unwissenheit war ohne Iweifel

') Ibidl

126 1147- nicht erkünstelt: aber tttn so «»bedenklicher gab er der

beharrlichen Bitte der Abgeordneten nach, aufsuchen zu dürfen.

gingen sie jedoch bei diesem Geschäft

FangeS gewiß, mit so

wenig Vorsicht zu Werke, daß

gewann,

ihn sofort

Voller Freude, und ihres nahen Boritsch Seit

aus seinem Bette zu entspringen, und sich,

unter dem Schutze der Dunkelheit, gegen den Strom

Die Ungarn aber sahen sich genöthigt

hin zu flüchten.

beschämt und voll Verwirrung umzukehren um sich noch schneller und sichrer zu

Boritsch,

ketten, hatte indeß den Versuch gemacht, einen Waffen­

knecht, der ihn:, durch Zufall, mit einen,

stattlichen

Rosse entgcgenkam, aus dem Sattel zu werfen.

Der

tollkühn angegriffne Reiter vertheidigte sich, so gut er konnte; und sein lautes Geschrei zog endlich von allen Seiten einen zahlreichen Trupp von Beiständen herbei,

welche den Flüchtling, ohne ihn zu kennen, als ver­

meinten Räuber

arg

mißhandelten, durch den Koth

zogen und endlich, nackt

zum königlichen

und blos,

Quartier mit sich fortschleppten.

Hier erst, vor Lud­

wigs Person, gelang es dem Unglücklichen, sich durch einige halbverstandene Worte und wiederholte Nennung

seines Namens kenntlich zu machen.

Dies rettete ihn

vor weiterer schimpflicher Behandlung; anständiger

Entscheidung

seines

geben *).

♦) Ibid. p, aj,

•") Ibid.

er ward

Kleidung versehen, und, bis

Schicksals, in

mit

zur nahen

Verwahrsam ge­

127 Gaisa war dem si-anzösischen Lager zu nahe, und "47.

seine Erwartung zu gespannt, als daß er nicht alsv-

bald auch Kunde von den Vorgängen

Nacht erhalten

dieser letzten

Ludwigs Wort ließ

hätte.

ihn

die

Auslieferung des Gefangenen noch zuversichtlicher hof­ fen; auch unterstützte er jetzt sein wiederholtes Ansu­

chen, sowohl beim Könige, als bei den Großen, durch

Geschenke und Versprechungen, welche die Größe seioer Besorgnisse nur

zu

ängstlich

verriethen.

Allein

Ludwigs Großmuth trug ein billiges Bedenken, diesen

Flüchtling, der sich ihm mit so viel Vertrauen genä­ hert, unbedingt in die Gewalt seines Gegners zu lie­

fern, bevor er sich nicht wenigstens mit seinen Räthen

darüber besprochen haben würde.

Diese aber erklärten

es des französischen NamenS ebensowohl für unwür­

dig,

einen wehrlosen Gefangenen

unter das

gewisse

Henkerbeil zu schicken, als die freundschaftlichen Ver­ hältnisse

mit Gaisa,

ohne triftigere Gründe, als die

Begünstigung der ehrsüchtigen Plane eines Vertriebe­

nen darböte,

aufzuheben.

ritsch seinen Hals

renvoller

So sah denn zwar

Vo-

geborgen, und durfte, unter eh­

Begegnung,

mit dem Kreuzhcere Ungarn

verlassen: Gaisa's neu erwachtes Mißtrauen hingegen

hielt es, nach diesem Fehlschlag,

für das rathsamste,

sich in die entlegnem Gegenden seines Reichs zurück-

zuzichen *). Zu gleicher Zeit aber entfernten sich auch, in ent­

gegengesetzter Richtung, diese gefürchteten Gäste auS seinen Staaten; und die Bulgarei, in welche sie nun-

') Ibid.

iss 1147- mehr, vhnfern von Belgrad, gelangten,

zeigte ihnen

abermals eine gänzlich veränderte Ansicht des Bodens, der sich von hier aus allmahlig erhöhte und, als eine

fortlaufende Waldwiese, nur den Fleiß von Menschen­

händen

zu

schien,

erwarten

Fruchtbarkeit zu bewähren.

ausnehmende

um seine

Für jetzt waren hier je­

doch die Bewohner sowohl, als die Lebensmittel, nur

sparsam ausgesäet,

und

es

schien

überflüssige Vorsicht, sich mit Donau nothdürftig

keineswegeö

den Letzter»

zu versehen.

Die fast

eine

auf der zahllosen

Fahrzeuge, welche die Deutschen zu ihrem Uebergang über die Save zusammengebracht hatten, und

sich die Einwohner seitdem zu Brenn-

deren

und Zimmer­

holz bedienten, boten jetzt auch ihren Nachtretern eine willkommene Unterstützung dar *). Konstantinopel hin,

nun keine

Doch gab es, bis

so gewaltige Ströme

mehr zu paffiren, als sich ihnen bisher so ost in den Weg gelagert hatten: allein zu gleicher Zeit fanden sie

die Landschaft immer ärmer, und erst nach fünftägi­ gem Marsche bot ihnen Nyssa, die erste griechische, wiewohl nur mäßig bevölkerte Niederlassung, die seit­ her ungern vermißten

Erftischungen dar.

Aehnliche

Stationen von vier bi- fünf Marschen sollten sie auch fernerhin,

in Sternitza, Philippopcl und Adrianopel,

bis zur Hauptstadt hin, vorfinden; wobei man sie auf

den Ueberfluß dieser wohlbevdlkerten Gegenden und auf die reizenden Ansichten deS langen und weiten Thales

vertröstete, in dessen Mitte

ihr Weg sich hinziehen

würde **).

—---------*) Ibicl. p, 26. •'> Ibid. P.

Doch

ILA

— Doch btcfe heilem



Erwartungen hatten sich bei 11X7.

dem KreUzheere, bereits Mik dem ersten Eintritt in die Bulgarei, durch die niederschlagcnde Erfahrung SLgcn gestraft, daß Manuels Hinterlist, trotz seiner Freund«

schastSversicherungen, ihnen schon hier auf der Grenze

betrüglich aNflauerte.

Die Vervvrtheilungen,

denen

seine geringhaltige Münze sie aussetzte, waren ünge* Gezwungen, aber unmuthig, wechselten sie ihr

Heuer.

gutes Silber gegen sein Kupfer aus, welches sie zu nichts weiter nutzen konnten,

und woran ihnen bei»

nahe zwei Drittel des wahren Werthes verloren gin»

gen *)♦

Alle die Merkmale des Mißtrauens und ete

ner ängstlich übertriebenen Vorsicht — alle die großen

und kleinen Unredlichkeiten im Kauf und Verkauf der Lebensmittel, womit vorhin die Geduld der Deutschen «uf die Probe gestellt worden, sahen jetzt

auch

die

Franzosen gegen sich in Anwendung gebracht; und so

war es unausbleiblich, daß diese eben sowohl, als Ze« ne, häufig mit Gewalt hinwegnahmen, was, auf dem

Wege eines regelmäßigen Handels, entweder gar nicht, oder stand.

doch nur nach

endlosem

Verzug, zu erlangen

Auch gab es ihnen nur unzulänglichen Trost,

wenn die Griechen

ihr behutsames Verfahren

durch

die, ihnen so verderblich gewordene Zügellosigkeit ihrer

vorangegangenen Kriegögenossen zu rechtfertigen such­

ten; und eben sowohl scheußlich für den Anblick, .alS

pesthauchend für die Gesundheit, waren die unbegrabe« iten Leichname der deutschen Fußknechte, auf welch« ste überall auf dem Wege stießen, und die ihren Tod

♦) Ibid. p. 3#, lll-Band.

130 1147-unter den rächenden Handen der Landbewohner gefun­ den, wenn sie in der Vdllerei sich vom großen Haufen vereinzelt hatten 8), Im Ganzen behielt jedoch, solcher kleineren Ei­

genmächtigkeiten der vor- und nachziehenden Streif-

linge unbeschadet, das gegenseitige Verhältniß ein an­ ständiges und friedliches Ansehen; theils, weil die ab­ schreckenden Folgen des soldatischen Unfugs den Fran­

zosen in jenen Beispielen noch zu nahe vor Augen la­

gen, theils aber auch, weil Michael,

der Paläologe,

Präfekt von Sternitza und Verwandter des Kaiserhau­

ses, so wie Michael Branas Bewillkommnung und

(dem Könige zu seiner

als Ehrenbegleiter

entgegengc-

sandt) mit löblicher Bemühung darauf bedacht waren, jeden Zwist zu schlichten und die Märkte, so wie die

königliche Küche, zu versorgen. Ludwigs Uneigennützig­

keit

aber erlaubte ihm

nicht, von

einen eignen ausschließenden

diesen Vorrathen

Verbrauch zu machen:

sondern Reiche und Arme hatten sich wechselsweise der

DertheilUng derselben zu erfreüen **)♦

Eine andre, und in den Augen der Griechen viel­ leicht noch größere Ehrenbezeugung sah sich der König von dem Klerus des Landes erwiesen, welcher überall,

tn großen Prozessionen, mit Bildern und allem sonsti­ gen Zubehör des kirchlichen Ritus, ihm vor die Stadt­ thore entgegenzog.

Allein der Anschein von religiöser

Eintracht und Bruderliebe, den sie solchergestalt zur

Schau trugen, hinderte diese Priester ♦) IbicL p. 26 sq. 28. 30«

**) Ibid« p 2A. Cinnana, p, 46»

dennoch nicht,

— jeden Altar,

131

— ein lateinischer Geistlicher "47.

auf welchem

die Messe gelesen, für verunreinigt zu halten, und ihn durch

Abwaschungen

neuem einzuweihcn.

heilige

und

Ceremonien

von

Auch beleidigte es den G aubcnH-

stolz der Franzosen nicht wenig, daß ihre Landsleute, um (wie unterweilen der Fall eintrat) zur Abschließung der Ehe mit einer Griechin fähig zu seyn,

sich einer

nochmaligen Taufe unterwerfen sollten. Dagegen war­

fen, in trauriger Wiedervcrgcltung, die übrigen Ketze­ reien der Orientalen- von denen sich (Dank sey's der

Sorgfalt der krcuzfahrcnden Kleriker.') bald auch eini­

ge Vorstellungen unter den Lai^n verbreiteten, bei Die­ sen auf die Schismatiker ein so abschätziges Licht zu­ rück, daß sie es kaum über sich gewinnen lonnten, sie

für Christen zu halten,

stenpflicht

gegen

und wenigstens aller Chri­

dieselben

überhoben zu

seyn

ver­

meinten *)♦ **) Inzwischen war der König mit dem Heere bis Philippopel vorgerückt- und

hatte hier die traurige

Genugthuung, dem Bischof von Arras, seinem vor­

nehmsten Gesandten an Manuel/ der in bicfn. Stadt erkrankt und endlich (6ten Sept.mbcr) gestorben war, von dett Prälaten seines Gefolges, ein feierliches Scel-

amt halten zu

lassen ;;c).

Die übrigen Mitglieder

der Gesandtschaft hatten nichtsdestominder ihren Weg nach Konstantinopel fortgesetzt und eine, dem äußern

Anscheine, nach/ nicht ungünstige Aufnahme gefunden.

Doch entdeckte sich's bald/

daß die schöne» Wvrttz

*) Odo de Diog. p. 28 sq, 3

**) Ibid. p. 39 sq, Luger, epp. 22. p 493*



132



1U7. Manuels von keinen entsprechenden

Thatsachen be­

Der ganze Einfluß der Gesandten

gleitet wurden.

hatte eS, wie wir bereits gesehen haben, nicht zu hin­ dern vermocht, daß die Bischöfe von Metz und Toul, mit ihren Begleitern, nicht mit Uebereilung nach Asien

hinükergctriebcn

wurden;

und

ihre

laut geäußerten

Beschwerden über die dabei gebrauchte Doppelzüngig­

keit deS byzantinischen Hofes

schienen nicht den ge­

ringsten Eindruck zu machen *). •*) Noch gerechter

aber

war ihr Erstaunen,

als,

schon am nächstfolgenden Tage, eine ähnliche Aunöthi-

gung, sich unvcrwcilt überschiffcn zu lassen,

an eine

geringe Anzahl von Franzosen erging, welche, eben

jetzt erst, von Ludwigs Heere bei Konstantinopel ein­ getroffen waren.

Eben so sehr vielleicht von Ermü­

dung, als von Stolz und Unwillen, getrieben, wider­ setzten sich Diese dem Befehl, und sahen sich für die­

sen Ungehorsam, in der nächsten Minute,

von einem

unzähligen Schwarm von Kumanern und Petschene-

gen, deS Kaisers Söldlingen, angcfallen.

Die Fran­

zosen fanden jedoch Raum, sich auf eine nahe Erhö­ hung des Bodens zurückzuziehcn, wo sie sich hinter ih­

ren Gepäckkarren verschanzten und einen muthigen Wi­

derstand

leisteten.

Allein die Griechen verwandelten

nun den Angriff in eine enge Umzingelung und schic«

nen zu erwarten, daß die Belagerten durch den Man­ gel an Unterhalt zu Streckung der Waffen genöthigct werden sollten

*) Odo de Diog. p, 33; •*) Ibid.

333 Erst spat kam hievon eine Kunde an die Gesanb- n47» fett,

welche sich sofort, mit regstem Unwillen, Mm

Kaiser über eine Gewaltthat beklagten, die sie, mitten unter Christen, und im Angesichte der Hauptstadt, für unerhört

erklärten.

Manuels ganze Entschuldigung

bestand in einem kalten Achselzucken über die Ausge­ lassenheit seiner barbarischen Hülfstruppen, Zeiten nicht wohl zu zügeln wären.

welche zu

Doch befahl er,

daß die Franzosen nur aufbrechen und sich hart untet

den Thoren seines Pallastes lagern möchten, wo eS ihnen an keinerlei Nothdurft mangeln

solle.

Diese

gute Botschaft verfehlte nicht, die Eingeschlossenen treu­

herzig zu machen; und schon waren sie auf dem We­

ge, ihre Wagenburg zu raumen und die

Stellung einzunchmen,

angewiesene

alö sie mit Bestürzung wahr­

nahmen,

wie die Kumaner theils in ihre Glieder zu

brechen,

theils in ihre Verschanzung zu dringen ver­

suchten.

Allein mit schneller Entschlossenheit, wiewohl

nicht

ohne beträchtliche Einbuße an weggcwörfenem

Gepäck, eilten

sie in das verlassene Verhack zurück,

und behaxrten darauf, sich hier, jedem Anfall zum Trotz,

zur Wehre zu setzen ®).

Diese verratherische Wendung deS Handels mußte

nothwendig 'den

Zorn

Flamme entzündeir.

der

Abgesandten zur lichten

Der wackre Eberhard von Vre-

teuil, Manasses von Vugues und Andre hielten cs für ritterlicher, den Tod mit ihren Landsleuten zu theilen, als unthätige Zeugen desselben zu bleiben.

Sie war­

fen ihre Rüstungen über, stürmten zur Stadt hinaus

') Ibid,



134



W47. Unb schlugen sich zu den Ihrigen in die Wagenburg

hindurch..

Der Großmeister

des

Templer - Ordens,

der Kanzler Bartheleiny und Ar?

Eberhard von Var,

chimbald von Bourbon hingegen, zusamint dem Rest der Gesandtschaft, drängten sich zu des Kaisers Per­

son, und, machten die Rechte der Gastfreundschaft und die Heiligkeit der Vertrage mit soviel Nachdruck gel­ tend, daß, Manuel sich gedrungen sah, seine Mitwissen­

schaft um diesen schändlichen Vorgang eidlich abzuleh­

nen und sich, Namens seiner Diener, zu einer Abbitte herabzulassen.

Zugleich auch, wurden

nun seine frü­

hern Befehle mit, besserem Nachdruck vollzogen.

Die

Franzosen nahmen die ihnen bestimmten Quartiere ne­ ben der Hofburg ein, und konnten nunmehr, mit Allem wohlversorgt, und ohne fernere Beunruhigung, der nö­ thigen Erholung genießen *).

Allerdings hatten Ludwigs Abgeordnete mit einer

solchen Genugthuung zufrieden seyn mögen, wenn nur

dadurch für das Ganze etwaS wäre gewonnen worden. Allein nach wie vor mußten ihre Landsleute, wo sie

durchzogen, die Stärkeren seyn, um auf einige Sicher­

heit zu rechnen.

Der Bischof von Langrcö, der Graf

von Varenneö und Andre mehr, hatten Ursache, es zu bereuen,

daß sie,

im Vertrauen auf den bestehenden

Frieden, eS wagten, einige. Diener nach der Hauptstadt voran zu senden, um Lebensmittel, Waffen und andere

einzukaufeu.

Die Unglücklichen

wurden untcrwegeS beraubt; und

wer nicht gar mit

Bedürfnisse für

sie

dem Leben gezahlte,

*) lbi-l. p. 33.

hatte

wenigstens

schmerzhafte

135 aufzuweisen.

Munden

Meuchelmord und

heimliche i'47-

Nachstellung war ohnehin, von den bulgarischen Wü­ sten an, wo die Kumancr und Petschenegen dies ehr­

lose Gewerbe trieben,

überall auf dem Wege an der

Tagesordnung gewesen “).

die

Doch

Treulosigkeit und Zweizüngigkeit deS

byzantinischen Hofes erstreckte sich nicht blos auf diese

gehässigen-, am besten durch Verachtung bestraften Nek-

kereien, sondern selbst auf die wesentlichsten Verhand­ lungen mit den Lateinern.

Manuels früherm Bricf-

wsschsel mit Ludwig zufolge, hatte man glauben sollen, daß er,

nach wieder ausgehrochcner Fehde mit den

Seldschucken

von Jkonium,

wichtige

Vortheile über

dieselben erfochten habe, und auch ferner den Krieg

wider sie, mit den Lateinern gemeinschaftlich, fortsetzen

wolle.

Und jetzt überzeugten sich die Gesandten mit

leichter Mühe, daß zeither mit dem Sultan nicht nur

der tiefste Friede bestanden, habe, sondern

auch

der

Waffenstillstand neuerdings auf zwölf Jahre verlängert worden.

Außerdem aber hatten sic auch Ursache, sich

als halbe Gefangene zu betrachten,

da ihre Abferti­

gung sich immer länger verzögerte, und die Gemein­ schaft mit ihrem Monarchen eine gänzliche Unterbre­ chung erlitt •) **). Dieser Mangel an Nachrichten von seinen Ge­

schäftsträgern setzte, andrer Seits, den König, auf sei­

nem fortrückendcn Zuge, in nicht geringere Unruhe, ob­ wohl sich ihm schier täglich, von wegen des Kaisers,

•) Ibid.

") Ibid. p. J4.



136



1147 nette Abgeordnete darstellten, deren Berichte stets von

dem erwünschtesten, doch nie durch den Erfolg besia«

thtcn

Anhalte

waren,

Selbst,

wo

sie unterwetlen

wahr sprachen, wurde ihnen etrdlich der Glaube ver, sagt, weil imnierdar nur die und

alte Weise wiehcrklang

überall daS nemliche Bestreben,

und hinzuhalten, herdurchblickte,

zu schmeicheln

Ihre Höflichkeitsfor-

meln, mit denen sie, so wie mit Fußfall und Verbeu­

gungen, gegen jeden Obern im hohen Grade verschwen­ derisch waren, »rahm Ludwig an, ohne übrigens eine« Werth darauf zu legen.

Nicht selten streckte» sie sich

ppr ihm, mit dein ganzen Leibe in den Schub;

hatten sie gar serin an

ein unbedeutendes Briefchen

die Königin

Eleonore zu

und

her Kai­

überbringen,

so

schwand vollends jeher mannliche Ernst und Kraft auS ihrem Betragen, und sie schienen plötzlich selbst-in Wei­

Ein Eidschwur kostete ihnen nichts,

ber verwandelt.

und selbst nicht einmal ein Errathen, wofern sie nur einen Leichtgläubigen fanden, der gutwillig genug war,

sich tauschen zu lassen, tinischer Hbf-ing

Uebrigens verstand ein byzan­

sich nur auf ehrloses

Kriechen vor

den Mächtigern, und auf unerträgliche und stolze Har­

te gegen die Unglücklichen, welche das Schicksal in seine Gewalt gegeben