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German Pages 110 [113] Year 1964
GEDICHTE ÜBER MARX UND ENGELS
TEXTAUSGABEN ZUR FRÜHEN SOZIALISTISCHEN LITERATUR IN DEUTSCHLAND
Herausgegeben von PROFESSOR Dr. B R U N O KAISER Dr. M A N F R E D HÄCKEL • Dr. URSULA M Ü N C H O W
Herwegh-Ausgabe der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin
BAND
I
GEDICHTE ÜBER MARX UND ENGELS
Herausgegeben von
M A N F R E D
H Ä C K E L
A K A D E M I E - V E R L A G 1963
•
B E R L I N
Erschienen im Akademie-Verlag G m b H , Berlin W 8, Leipziger Straße $ - 4 Copyright 1963 by Akademie-Verlag G m b H Lizen2-Nr.: 202 • 100/82/65 Satz: V E B Graphische Werkstätten Leipzig III 18/97 Druck- und Bindearbeit: V E B Druckhaus „Maxim G o r k i " Altenburg Bestellnummer: 2 1 1 9 / 1 • E S 7 E • Preis D M 6 , -
INHALT
IX
Vorwort
XI
Einleitung Michel
i
Schwab
Dem Andenken von Karl Marx Maurice Reinhold
3
In memoriam Karl Marx Leopold.
4
von Stern
Jacohy
Karl Marx' Todtenfeier im Cooper Institut zu New-York (Den 19 März 1883) A.
6
Enders
Karl Marx 14. März 1883 /. st.
8
Den Bejublern der Marxschen Programmkritik Fritz
9
Kunert
Karl Marx (Fragment) Ernst Klaar
11
Karl Marx. Zum Gedächtniß seines zehnjährigen Sterbetags 14. März 1883 sd.
13
Karl Marx sd.
16
Marx und Engels Karl
17 V
Kaiser
Verschiedene Auslegung
18
Wird der erste . . . Max
19
Kegel
Die internationale Arbeiter-Assoziation. 28. September 1864. 28. September 1894 Karl
Kaiser
21
Gut denn
22
Wenn jemand Marx . . . Hermann
23
Thurow
Marx C. M. Scävola
24
Seht ihr die . . . Ernst
Klaar
25
Karl Marx zum Gedächtniß. Zu seinem 25.Todestag
26
Karl Marx. Zu seinem 25. Todestag Richard
28
Wagner
Karl Marx. Zum 25. Todestage g- e-
31
Zum 14. März 1908 Karl
33
Bröger
Lichtbringer (Karl Marx zum Gedächtnis) Werner
34
Karl Marx Karl
36 VI
Möller
Bröger
Fackel und Kette (Karl Marx zum 100. Geburtstag)
L.
38
K a r l Marx zum Gedächtnis. 1818 j . Mai 1918 Ernst
Preczang
40
K a r l Marx
41
Zu Karl Marx' Gedächtnis Fritz
42
Kunert
A n Friedrich Engels Wilhelm
43
Ludwig
Rosenberg
Den Manen Friedrich Engels' (August 1895) Josef
Hannicb
45
Nachruf an Friedrich Engels
47
Friedrich Engels. Geboren in Barmen den 28. November 1820. Gestorben in London den j . August 1895
48
Friedrich Engels
50
D e m Andenken unseres Friedrich Engels F. Scbz-
52
Auf Engels' Tod Hunold
53
Eine Erinnerung an Friedrich Engels. Das Grab bei Eastbourne Ernst
Klaar
56
Zu Friedrich Engels' Gedächtnis (f 5. August 1895)
59
Biographien
72
Anmerkungen
VII
VORWORT
In der Deutschen Demokratischen Republik wurden bereits etliche Versuche unternommen, um Kenntnisse über die Entwicklung der sozialistischen Literatur in Deutschland zu vermitteln. Es fehlt jedoch fast völlig an Darstellungen zur Frühzeit dieser Literatur. Der Mangel beruht darauf, daß die Texte aller Gebiete des literarischen Schaffens aus den ersten Hauptperioden der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung zum größten Teil verschollen oder äußerst schwer zugänglich sind, daß es also zunächst einer umfangreichen Forschungs- und editorischen Arbeit bedarf, um sie zu eruieren und zu vermitteln. Die „Textausgaben zur frühen sozialistischen Literatur in Deutschland" wollen diese erhebliche Lücke in systematischer Weise schließen. Es handelt sich also um die Herausgabe von lyrischen, epischen oder dramatischen Arbeiten, die den Kampf der deutschen Arbeiterbewegung etwa von der Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und von der Zeit der Pariser Kommune an bis zur Großen Sozialistischen Oktoberrevolution unterstützten oder begleiteten. Der Wert dieser Beiträge ist in künstlerischer oder auch in ideologischer Hinsicht unterschiedlich, aber jedem der Zeugnisse, die zumeist völliger Vergessenheit entrissen werden, gebührt unsere ganz besondere Achtung. Es sind Vorboten der sozialistischen deutschen Nationalliteratur, und sie sind ihrerseits schon von nationaler Bedeutung, da sie in der Zeit, in der der Verrat der deutschen Bourgeoisie gegenüber den wahren Interessen des Volkes immer offenkundiger wurde, die Sache der Arbeiterklasse zur eigenen Sache machten, also gegenüber den Untaten des Imperialismus nicht schwiegen, sondern für Frieden und Völkerverständigung, für die Belange der Klasse und damit der IX
Nation eintraten. Vielfach sind es Dichter von Rang, denen wir begegnen, ohne daß bisher auch nur ihr Name geläufig war, oft sind es bereits Arbeiterschriftsteller, die ihre Verse, Erzählungen und Szenen in den Spalten der ständig vom Verbot bedrohten periodischen Publikationen ihrer Partei veröffentlichten. Die Wiedergabe der Texte, denen jeweils eine Einführung vorangeht, erfolgt getreu der Vorlage; eine Korrektur wird nur bei offensichtlichen Druckfehlern vorgenommen. Der Apparat bringt die bibliographischen Angaben ausführlich und Kommentare und Anmerkungen, soweit sie für das Verständnis notwendig erscheinen. Jährlich sind innerhalb der Reihe zwei bis vier Veröffentlichungen vorgesehen. Bruno Kaiser Im November 1962
X
EINLEITUNG
Die deutsche Literatur des vorigen Jahrhunderts kennt zahlreiche Dichtungen, in denen bekannte Persönlichkeiten der Geschichte, Menschen, die durch Geburt, Besitz, Machtstreben, Kühnheit, Erfindungsgabe und andere Fähigkeiten nationale und internationale Bedeutung erlangten, gewürdigt werden. Das Wirken der größten deutschen Denker Karl Marx und Friedrich Engels blieb so gut wie ohne Widerhall in der schönen Literatur der Zeit. Keiner der Dichter und Schriftsteller, von denen das Bild der deutschen Literatur in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts bestimmt wird, fühlte sich durch die größte wissenschaftliche Leistung der Neuzeit, durch die Entdekkung der Entwicklungsgesetze der Gesellschaft und die Entschleierung des Geheimnisses der kapitalistischen Produktion - die Grundlagen für den Sieg des Proletariats, für eine Gesellschaftsordnung der befreiten Arbeit, des Friedens und der Harmonie - dazu aufgefordert, beiden Geistesheroen ihre dichterische Verehrung zu erweisen. Sie verhielten sich nicht anders zu Marx und Engels und deren weltverändernden Ideen als die Repräsentanten der deutschen Wissenschaft bürgerlicher Provenienz: sie nahmen entweder nicht zur Kenntnis oder bekundeten offene Ablehnung. Die Worte zweier deutscher Dichter, deren Namen keinen schlechten Klang besitzen, lassen die Grenzen des Verständnisses für das sozialistische Gedankengut selbst bei den Vertretern der progressiven bürgerlichen deutschen Literatur des vorigen Jahrhunderts deutlich werden. In seinem 1875 erschienenen „Rückblick auf mein Leben" faßte Karl Gutzkow seine Stellung zu den neuen Ideen und deren Begründern in die Worte zusammen: „ . . . Als dann erst gar die Schule der Sozialisten in die XI
Jahrbücher hereinbrach, die Marx, Heß, Engels, Jung die Rheinische Zeitung begründeten, da fing jenes Parteitreiben an, das sich bis auf den heutigen Tag nur noch um das kümmert, was zur Partei gehört. D i e große Phrase regierte . .
Bereits sieben Jahre früher hatte August Hein-
rich Hoffmann von Fallersleben in seinem sechsbändigen Werk „Mein Leben" festgestellt: „ D i e Rheinische Zeitung war als ,Neue Rheinische Zeitung' wieder ins Leben getreten, sie hatte aber eine Richtung eingeschlagen, die ich unter allen Verhältnissen nicht allein bisher bekämpft hatte, sondern immer zu bekämpfen für Pflicht und Ehre hielt. . , " 2 Allein Georg Herwegh sah 1 8 7 1 , als er bereits mit der Sozialdemokratischen Partei zusammenarbeitete, Marx als den Führer der einzigen demokratischen Partei in Deutschland. 3 E s blieb der sozialistischen, mit der revolutionären deutschen Arbeiterbewegung verbundenen Literatur vorbehalten, ein wahrheitsgetreues Bild von Marx und Engels zu zeichnen. Jedoch stammt die Mehrzahl der uns bekannten an sie gerichteten poetischen Arbeiten erst aus der jüngsten Vergangenheit und der Gegenwart. Dabei steht, nach Umfang und nach literarischer Qualität, die Lyrik an erster Stelle. Von Johannes R. Bechers „ K a r l Marx - das Gewitter" reicht die Skala - um nur das Wichtigste zu nennen - über Bertolt Brechts Fragment gebliebene Versfassung des „Manifest der Kommunistischen Partei", Louis Fürnbergs „ M a r x " , Kubas „Gedicht vom Menschen" mit den zahlreichen Hinweisen auf M a r x sowie seine satirische „Ballade vom Onkel Friedrich" bis zu M a x Zimmerings 1
Rückblick auf mein Leben. Von Karl Gutzkow. Berlin 1 8 7 5 , S. 274
- Mein Leben. Aufzeichnungen und Erinnerungen von Hoffmann von Fallersleben. Fünfter Band. Hannover 1868, S. 73 3
Vgl. seinen Artikel vom 1 7 . Dezember in „République Française", abgedr. in „Aus Herweghs Nachlass", von Victor Fleury, Lausanne 1 9 1 1 , S. 66 ff.
XII
„Karl Marx" und Hans Lorbeers gleichnamigem Gedicht. Für die jüngere und jüngste Schriftstellergeneration seien Walter Strankas Marxgedicht „Sein rotes Banner" und Reiner Kunzes „Mohr" genannt. Unser Band hatte die Aufgabe, die Gedichte auf Marx und Engels, die der Frühperiode der sozialistischen deutschen Literatur angehören, zu sammeln. Vollständigkeit dürfte dabei allerdings kaum mehr erreichbar sein, denn so manche Zeitungen und andere Publikationen, in denen weitere Verse vermutet werden könnten, sind verschollen oder für immer verloren. Dennoch konnten insgesamt 3 5 Gedichte und Sprüche aus den vierzig Jahren zwischen 1883 und 1923 - der größte Teile gehört den ersten drei Jahrzehnten dieses Zeitraums an - ermittelt werden, und viele erscheinen hier zum ersten Male wieder, nach dem einstigen Druck an entlegener Stelle. Ihre Verfasser sind Angehörige des Proletariats, deren schriftstellerisches Talent sich im Ringen um die Belange der Klasse entfaltete, und Intellektuelle, die auf Grund ihrer Einsicht in die Gesetzmäßigkeit der Geschichte den Weg zum Proletariat als dem Träger des gesellschaftlichen Fortschritts fanden. Mit Leopold Jacoby, Max Kegel, Karl Kaiser und Ernst Klaar, mit Ernst Preczang und Werner Möller sind unter ihnen profilierte Vertreter der frühen sozialistischen deutschen Literatur. Bei den Gedichten handelt es sich vorwiegend um Nekrologe und um Gedenkverse, geschrieben aus Anlaß der Wiederkehr des Todestages. Nur zwei Gedichte und ein Spruch beziehen sich auf den Geburtstag von Marx. Ein Spruch ist gegen die Verunglimpfung seiner Person gerichtet (S. 22). Ein anderer hat Marx' Schrift „Zur Kritik des Gothaer Programms" zum Gegenstand (S. 8). Wieder ein anderer ist beiden Klassikern gewidmet. Fritz Kunerts Marxgedicht sucht Bedeutung und Wirkung des „Kapital" zu umreißen. Ohne direkten äußeren Anlaß wurden die Verse von HerXIII
mann Thurow, Werner Möller und Ernst Preczang geschrieben. Nur ein Gedicht, Fritz Kunerts „Friedrich Engels", erschien vor dem Ableben seines Helden. Die frühesten Zeugnisse, die Gedichte auf Marx' Tod von Leopold Jacoby, Michel Schwab und Maurice Reinhold von Stern aus dem Jahre 1883, entstanden im Ausland, in Amerika. Das erste in Deutschland gedruckte Gedicht es handelt sich um die Zeilen von A . Enders aus dem Jahre 1889 — erschien noch während des Sozialistengesetzes, jedoch zu einem Zeitpunkt, als die Verfolgung schon nicht mehr mit der ursprünglichen Härte betrieben werden konnte. Die Gedichte fanden Aufnahme in den vom bürgerlichfeudalen Staat und den herrschenden Schichten geschmähten und verleumdeten Zeitungen und Zeitschriften der deutschen Sozialdemokratie wie „Vorwärts", „Leipziger Volkszeitung", „Der wahre Jakob", „Süddeutscher Postillon" u. a., in Anthologien oder in den längst vergessenen Lyrikbänden einiger Autoren und in Organen der deutschen Arbeiterbewegung Nordamerikas. Ihre Schöpfer wie ihre Leser verstanden die Verse in erster Linie als Kampfparolen für die Sache des Proletariats, als Beiträge zur Auseinandersetzung des Sozialismus mit dem Kapitalismus und erst in zweiter Linie als Dichtungen. Das Bild, das die frühe sozialistische Literatur von Marx und Engels zeichnete, brachte in oft sachlicher Darstellung ihre Hauptleistung für das Proletariat zur Geltung. Die Entdeckung der Bewegungsgesetze der Gesellschaft, die entlarvende Analyse der kapitalistischen Produktion, die wissenschaftliche Begründung der kommenden klassenlosen Gesellschaft und nicht zuletzt die politisch-organisatorische Tätigkeit innerhalb der internationalen Arbeiterbewegung, das sind die immer wiederkehrenden Themen, und die Verse berichten vom kampferfüllten Leben von Marx und Engels und spiegeln gleichzeitig ein Stück WerdeXIV
gang der proletarischen Klasse wider. Die Verfasser bekunden ihre persönliche Verehrung und veranschaulichen dabei, wie Partei und Klasse von der revolutionären Theorie Besitz ergreifen. Einige Zeilen aus dem Gedicht von Leopold Jacoby mögen das verdeutlichen: n•
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Dem Wissen scholl aus seinem Munde Ein Werderuf. ,Dem Wissen von des Volkes Leiden Und von der Arbeit Qual. Der Götze schon liegt im Verscheiden, Das Kapital! ,Er hat für unsern Kampf auf Erden Ein scharfes Schwert verliehn, daß eine neue Welt soll werden; Drum ehret ihn! ,Noch gab uns ein Geschenk kein Spender Dem Donnerworte gleich: I h r P r o l e t a r i e r aller L ä n d e r , V e r e i n i g t euch!'" Die Gedichte sollten die sozialistische Idee, wie sie Marx und Engels verkündeten, in die Massen tragen, die Menschen mit dem Sinn der neuen Lehre vertraut machen, agitatorische und propagandistische Absichten mit neuen Mitteln verwirklichen. Sie wollen aufklären, belehren, überzeugen, aktivieren. Deshalb überwiegt die Schlagzeile, überwiegt der Losungscharakter. Am deutlichsten wird das in der Aufnahme der Forderung des internationalen proletarischen Kampfes „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!" Marx hatte sie verkündet. Mit ihm wurde sie identifiziert. Und kaum ein Gedicht auf Marx entbehrt sie. XV
Ein didaktisches Prinzip liegt den Gedichten zugrunde, das von der Mehrheit der Autoren bewußt angewandt wird. Eine nähere Beschäftigung mit den Gedichten läßt erkennen, daß sie zwei Phasen der frühen sozialistischen Literatur angehören. Die in den achtziger-neunziger Jahren entstandenen tragen noch unmittelbar die Zeichen der Kämpfe gegen das Sozialistengesetz und des Ringens um eine Massenpartei. Sie sind politisch olfener, erzielten unmittelbar politische Wirkung. Die große Periode des Aufschwungs der deutschen Arbeiterbewegung und ihre Siege verleihen den Gedichten Kraft und Farbigkeit. Die Strophen Jacobys, aber auch Kegels, können das beweisen. Der größte Teil der Gedichte - insgesamt sind es mehr als zwei Drittel - ist Marx gewidmet. Das ist kein Zufall, sondern entspricht dessen führendem Anteil an der Begründung der sozialistischen Lehre. So dokumentiert sich, Widerspiegelung der historischen Wahrheit, eindeutig die dominierende Rolle von Marx, die der Kampfgefährte und Freund immer wieder betonte und achtungsvoll anerkannte. Doch nicht nur der Zahl nach überwiegen die auf Marx verfaßten Verse. So unterschiedlich sie auch in der Qualität sind - Gekonntes steht neben Mäßigem, Gewichtiges neben Belanglosem - , stets wird in der Darstellung die Leistung für das Proletariat deutlich. In den Gedichten auf Engels ist das zwar auch der Fall, jedoch gelingt es nur in Umrissen, dessen selbständige wissenschaftliche Arbeit festzuhalten. Auch der überwiegende Nekrologcharakter beeinträchtigt eine exakte Würdigung. Verschiedentlich wird Engels' Wunsch, seine Asche nicht der Erde, sondern dem Meer zu übergeben, aufgegriffen und, wie bei Rosenberg und Hunold, zum Teil bis zur Peinlichkeit variiert, so daß eine reine Äußerlichkeit übermäßige Betonung erhält. Weiter werden in den Gedichten, stärker als in den auf Marx verfaßten, Gestaltungsmittel gebraucht, die der XVI
christlichen Mythologie und der konventionellen Heldenverehrung angehören. Wenn wir als charakteristisch für das literarische Bild der Klassiker in der frühen sozialistischen Literatur deren wissenschaftliche und organisatorisch-politische Tätigkeit für das Proletariat erkennen, so muß doch eine Einschränkung gemacht werden. Sie resultiert aus der Tatsache, daß verschwommene Anschauungen und unklare Auffassungen vom Wesen des Sozialismus der Arbeiterbewegung dieser Jahre anhaften, was sich auch in dem einen oder anderen Gedicht widerspiegelt. Diese Tendenz ist der gesamten frühen sozialistischen Literatur eigen. In den Versen von Maurice Reinhold von Stern und A. Enders finden sich z. B. starke Anklänge an eine Gleichsetzung des Marxismus mit allgemeinen demokratischen Grundsätzen. Einzelne Strophen von Michel Schwab enthalten anarchistische Züge. Gemeinsam aber ist ihnen - und darin liegt vor allem die Einschränkung - , daß das Kernstück des Marxismus, die Lehre von der proletarischen Revolution, keine Berücksichtigung findet. Mit einer Ausnahme allerdings: Karl Kaisers an die „Compromißler und Diplomatler" gerichtetes Gedicht „Gut denn", das mit den Worten beginnt: „Sie haben mit feinen Nasen gemerkt Den Kern seiner Klassenkampftheorie!..." Seine Zeilen sind eine Kampfansage an die Opportunisten in der deutschen Arbeiterbewegung, ein offenes Bekenntnis zur proletarischen Revolution. Wenn die Gedichte die Leistung der Klassiker erfassen, so erhielt doch nur das, was in der deutschen Arbeiterbewegung jener Jahre allgemeiner Besitz wurde, bestimmenden Charakter für die Literatur. So wie die sozialdemokratische Partei sich nur partiell die revolutionäre Theorie und ihr Kernstück, die Lehre vom Klassenkampf, aneignete, so XVII
gelangte auch die Dichtung nur im Einzelfall zur konsequenten Aufnahme des Marxismus. Eine weitere Einschränkung betrifft die Form. Den Pionieren der sozialistischen Dichtung blieb vielfach die gestalterische K r a f t versagt, dem neuen Inhalt auch ein würdiges künstlerisches G e w a n d zu geben. Bereits der G e brauch überkommener Formen bereitete manche Schwierigkeit, und hier und da macht sich die mangelhafte Kenntnis der Regeln der Metrik bemerkbar. Aber das Vorhandensein von Ungestaltetem, das ungenügende Wissen um die poetischen Gesetze etwa bei Stern, Enders, Rosenberg, Hunold, K l a a r , Hannich und in verschiedenen anonymen Arbeiten wird keineswegs den Blick für die Ehrlichkeit und Ernsthaftigkeit im Bemühen dieser Vertreter einer neu entstehenden Literatur verschließen. Und daß diese Autodidakten, um die es sich größtenteils handelt, diese Arbeiter, durch die herrschenden gesellschaftlichen K r ä f t e zu einem entbehrungsreichen und von den offiziellen Bildungsmöglichkeiten des Staates ausgeschlossenen Leben verdammt, überhaupt zu künstlerischer Aussage gelangten, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie waren es, die in der Nachfolge Weerths zuerst die neuen Themen aufgriffen und die Wirklichkeit im Prozeß ihrer revolutionären Veränderung darstellten. Diese Leistung ist ein bleibendes Verdienst. Und darüber hinaus: der eine oder andere Vers, die eine oder andere Strophe bleiben beim Lesen haften durch die einfache und kraftvolle Art, den Gedanken und Gefühlen der Verfasser, den Gedanken und Gefühlen der Arbeiterklasse Ausdruck zu geben. D i e Gedichte stehen nicht außerhalb der literarischen Tradition. D i e Verfasser wählen die Formen, wie sie in der Klassik vorwiegend von Schiller, im Vormärz und 1848 von Herwegh und Freiligrath, von Heine und natürlich von Weerth gebraucht wurden. D a s gilt für die gesamte frühe sozialistische Lyrik, die von den Anfängen an die
XVIII
nationalen Traditionen fortführt und das große freiheitlich-humanistische Erbe des revolutionären Bürgertums betreut. Die Verse von Hermann Thurow, Richard Wagner, Ernst Preczang, Franz Diederich und Werner Möller repräsentieren eine zweite Phase der frühen sozialistischen Literatur. In ihnen ist das Streben nach einer neuen, einer literarisch ausdrucksstärkeren und psychologisch vertieften Durchdringung erkennbar. Der Gebrauch neuer Formelemente, neuer Bilder und Wortverbindungen ist ihnen eigen. Doch der literarische Gewinn ist nur zu oft mit einem Verlust an politischer Klarheit verbunden. Die poetische Vertiefung geht Hand in Hand mit einer beginnenden Umwertung und Entpolitisierung. Betrachten wir, um das zu veranschaulichen, die Verse von Preczang. Die Bilder, die die Wirkung von Marx' Wort auf die Menschen deuten, sind im echten Sinne lyrisch. Es genügt, sie mit den berichtenden Strophen aus Max Kegels Gedicht zu vergleichen. Kegel sieht in Marx stets den Vertreter und Kämpfer der Klasse. Bei Preczang wird aus dem Entdecker der Entwicklungsgesetze der Gesellschaft der Entdecker einer allgemeinen „Werdekraft"; aus dem Künder der klassenlosen Gesellschaft wird der allgemeine Bildner „zukunftsstarker Werdetat". Wohl bejahen auch solche Verse einzelne Seiten der revolutionären Theorie, aber der Einfluß opportunistischen Gedankengutes nimmt ihnen jene mobilisierende Kraft, wie sie die Arbeiten der achtziger-neunziger Jahre trotz formaler Mängel besitzen. Wohl bleibt die Bewunderung für den Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus erhalten, jedoch die Größe seiner Persönlichkeit als Führer der Klasse vermag von diesen Schriftstellern nicht mehr umfassend gestaltet zu werden. Allein bei Werner Möller, einem der wenigen Dichter des Proletariats, die während des ersten imperialistischen Weltkrieges offen gegen die Burgfriedenspolitik der rechten SPD-Führung XIX
auftraten, ist die unmittelbare Klassenbeziehung noch erhalten. Es ist, wie schon gesagt, nicht nur dokumentarischer Wert, der den frühesten^oetischen Huldigungen für Marx und Engels zuerkannt werden muß. Sie sind Zeugnisse des Willens zum revolutionären Kampf innerhalb des deutschen Proletariats. Sie sind es, ob sie nun von den Autoren in jedem Fall so gedacht waren oder nicht, und sie bleiben es, auch wenn der eine oder andere ihrer Schöpfer später abtrünnig geworden ist, wie das vor allem auf Karl Bröger zutrifft. Bröger nahm an der revolutionären Arbeiterbewegung nur wenige Jahre teil. Das Gedicht „Lichtbringer" ist eines der literarischen Ergebnisse dieser Zeit, während „Fackel und Kette" bereits sein Absinken in den Opportunismus anzeigt. Seine traurige weitere Entwicklung zum Sozialchauvinisten und gefeierten „Arbeiterdichter" des Dritten Reiches ist der konsequente literarische Niederschlag der verräterischen Politik der rechten Führung der deutschen Sozialdemokratie, die übrigens bezeichnenderweise in den Neuausgaben von Brögers Lyrik seinen hoffnungsvollen Beginn, eben solche Verse wie die auf Marx, unterdrückte. Trotz aller Mängel, nach allem Widerruf und Verschweigen, können manche Verse unserer Sammlung ihren Platz in der Geschichte der deutschen Literatur beanspruchen. Mit ganz anderem Recht jedenfalls, als es einst den Gebilden etwa der Dahn und Wildenbruch, den gefeierten Tagesgrößen aus dem Beginn der imperialistischen Ära, zugebilligt wurde. Von Felix Dahn gibt es zum Beispiel ein Gedicht aus dem Jahre 1888 auf den Tod Kaiser Wilhelms I. mit dem Titel „Lebe wohl mein Kaiser Wilhelm". So unerquicklich der Vergleich auch sein mag, es ist aufschlußreich genug, nur die ersten Zeilen des fünfzehnstrophigen Opus anzuführen: XX
„Lebe wohl nun, Imperator, Barbablanca, Triumphator, Der da frischen Lorbeer wand Um die Krone der Germanen, Witwe längst des Ruhms der Ahnen, Und uns schuf ein Vaterland! Diesem verlogenen Patriotismus der Bourgeoisie und ihrer Lobhudelei auf die Politik blutiger Eroberungen gegenüber sind die einfachen Verse der Arbeiter von wohltuender Bescheidenheit und vor allem von wahrhaft nationalem Empfinden. Das Bekenntnis zu Marx und Engels war zu Dahns Zeit eine mutige Tat für die Interessen, für das Ansehen des deutschen Volkes. Diesem Verdienst gebührt Achtung. Es gehört in die Anfangskapitel der sozialistischen deutschen Nationalliteratur. 1
Zit. nach: „Deutsche Geschichte in Liedern deutscher Dichter." Zweiter Teil. „Von Ferdinand II. bis Wilhelm II." Herausgegeben von Dr. Franz Tetzner. Leipzig, 1 8 9 3 . S. 3 4 1 - 3 4 4
XXI
KARL MARX
nach einem Holzschnitt von unbekannter Hand
Michel
Schwab
Dem Andenken von Karl Marx Karl Marx ist todt! Es macht das Wort die Runde Und trifft die Herzen wie ein Donnerschlag, Vom fernen England kommt die Schmerzenskunde, Dort, wo der Denker lange duldend lag. Wir hofften immer, daß er noch gesunde Und sehen würd' den großen Freudentag, Den Tag, an dem die Zwingherrnburgen fallen, Den Tag, der Freiheit, Gleichheit bringet Allen. Ihr, der er immerdar in Treu beflissen, Der Wahrheit und der reinen Wissenschaft, Hat das Geschick ihn viel zu früh entrissen Und wir, die Jünger, trauern um die Kraft, Die Kraft des Geistes, die wir nun vermissen, Die Großes und Erhab'nes hat geschafft, Die uns gelöst die schwersten Räthselfragen Und viel zum Bau der Zukunft beigetragen. Dem Mann der Arbeit gab er sich're Waffen, In tiefdurchdachten Werken inhaltsschwer, Ein geistig' Arsenal hat er geschaffen, Mit starkem Rüstzeug uns zu Schutz und Wehr; Wir haben es nur muthig aufzuraffen Und uns're Drängerschaaren sind nicht mehr. Wenn sich die Sklaven aller Länder e i n e n , Wird Keiner mehr in harter Knechtschaft weinen. Die Lehren, die im K a p i t a l verkündet, Sie öffneten die Augen wundersam. Begeistrungsflammen haben sie entzündet i
Bei Jedem, der nach Wahrheit forschend kam. Und Millionen haben sich verbündet Allüberall, wo man sein Wort vernahm. Die Wertherzeuger, sie, die großen Massen, Sie wollen sich nicht länger knechten lassen. Sein kühnes Wort schürt die Begeistrungsflammen, Es tönt der Schwur der Proletarierschaar: Wir stehen fest in Noth und Tod zusammen Und unser Muth wächst an mit der Gefahr. Mag uns auch Unverstand und Haß verdammen, Der Weg, das Ziel sie sind uns offenbar. Der Menschheit Banner, das wir frei entfalten, Es führt zum Sieg, trotz feindlicher Gewalten. Laut soll den Schmerz der Mahnruf übertönen: Schaart Euch zusammen, Kampf ist uns're Pflicht! Nur Widerstand bringt uns zum Guten, Schönen, Den Sieg erringt die träge Ruhe nicht. Wir müssen uns an Kampf und Streit gewöhnen, Der Sieger nur ist's, dem man Lorbeern flicht, Und wollen wir der Feinde Troß bezwingen, So müssen wir voll Kraft die Waffen schwingen. Karl Marx ist todt! doch seine Lehren leben, Sie leben fort als volle reife Frucht. Er hat dem armen Volke das gegeben, Wonach es schon Jahrhunderte gesucht. Und tausend kräft'ge Arme sich erheben, Sein Wort zu stützen durch des Schwertes Wucht. Im Volke gährt's - das ist ein Sieden, Wallen, Der Tag bricht an, die Zwingherr'n werden fallen.
2
Maurice Reinhold von Stern
In memoriam Karl Marx Durch alle Lande geht ein Trauerruf. Ein Schmerzenslaut, der auch zu uns gedrungen: Karl Marx, der Genius, der Welten schuf, Der Feuergeist voll Kraft hat ausgerungen. Verstumm' Gemeinheit, wag' zu deuteln nicht, Und blicke scheu empor zu diesen Höhen, Und Unverstand, der schnell ein Urtheil spricht, Der lerne erst, Gewaltiges verstehen. Du aber, Mann der Arbeit, halte Rast und denk' daran in feierlicher Stille Welch einen Meister du verloren hast! V e r e i n i g t E u c h ! Das war sein letzter Wille. Wir aber wollen jetzt vor aller Welt Den wohlverdienten Lorbeerzweig ihm geben: Karl Marx, der Mensch, der kampfbereite Held, Karl Marx ist todt, d o c h s e i n e W e r k e l e b e n ! Die Nachwelt die vergißt Titanen nicht; Es bleibt sein Ruf, den niemand je versehre, Gleich-wie das reine, klare Sonnenlicht: Ein sich'res Eigenthum der
Menschenehre!
3
Leopold Jacoby
Karl Marx' Todtenfeier im Cooper Institut zu New-York (Den 19. März 1883.)
Im Arbeitskittel viele Tausend Sie sitzen, stehn zumal, Und ihr Gemurmel füllet brausend Den Riesensaal. In all den Sprachen, in den Zungen Der Weltnationen dort Dem toten Kämpfer ist erklungen Ein Abschiedswort. Der Britte sprach: „Geliebt in Hütten, Gefürchtet im Palast, Hat er gelebt, gewirkt, gestritten, Ohn' Hast und Rast. „Sein Name wo Maschinen schwirren, Bei uns in Stadt und Land Die Fenster der Fabrik erklirren, Wird heut genannt!" Der Russe: „Wo Despoten thronen, Bei uns durch Graus und Nacht An ihrer Kette zerr'n Millionen, Wird sein gedacht!" Der Franke: „Wie ein Weltbefreier Von Völkerhaß und Krieg Focht er, und diese Todtenfeier Bürgt uns den Sieg!" 4
Der Deutsche 1 sprach: „In Liebe wollen Wir vor den Andern heut Dem Denker wie dem Kämpfer zollen Ein Grabgeläut. „Denn wie einst neu die Himmelskunde Kopernikus erschuf, Dem Wissen scholl aus seinem Munde Ein Werderuf. „Dem Wissen von des Volkes Leiden Und von der Arbeit Qual. Der Götze schon liegt im Verscheiden, Das Kapital! „Er hat für unsern Kampf auf Erden Ein scharfes Schwert verliehn, Daß eine neue Welt soll werden; Drum ehret ihn! „Noch gab uns ein Geschenk kein Spender Dem Donnerworte gleich: Ihr P r o l e t a r i e r aller Länder, V e r e i n i g t e u c h !" 1
J
Adolf Douai t 1888
A. Enders
Karl Marx t 14. März 1883
Auf den Auen Englands brüten Nebelschleier feucht und kühl, Gleich den Tagen in der Fremde, gleich den Tagen im Exil. Wie des Weltmeers gischtgekrönte Wogen stürmend vorwärts streben, Also durch die Weltenpforte London strömt das Völkerleben. Dem Geräusch der Millionen, ferne dem Geräusch der Welt Schläft ein unbezwung'ner Kämpfer, schläft ein echter Sonnenheld, D e r der Wahrheit Banner treulich hat sein Lebenlang getragen Unterm Spotte zweier Welten, ohne Wanken, ohne Zagen. Alle hundert Jahre blühet nach der alten Völkersage Eine rothe Wunderblume an des Jahres schönstem Tage; So auch alle hundert Jahre ein Erlöser, ein Prophet Dem von aller Noth der Zeiten heimgesuchten Volk ersteht. Wohl prophetengleich durchschrittest du der Zeiten trüb' Gewühl, Zeigtest der bedrängten Menschheit wiederum das alte Ziel, Riefst die Braven aller Zonen, einzutreten für das Rechte, Daß das heil'ge Werk der Freiheit bald vollendet werden möchte
6
Und die hohen Worte drangen über Berge, Thäler, Meere, D a ß das ärmste Kind der Erde die Erlösungsstunde höre; Wie des Winters lacht der Frühling, also spotten aller Schranken Des verspotteten Gelehrten weltumspannende Gedanken. Jahre kommen, Jahre schwinden, Menschen werden und vergehen, Was noch heute prächtig blühte, mag der nächste Tag verwehen, Im Gedächtnis der Geschlechter, unverwischbar durch die Zeit, Bleibt dein Name, Marx, du echter Bürger der Unsterblichkeit.
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/.
St.
Den Bejublern der Marxschen Programmkritik Was jubelt ihr im Siegesschritt Und krächzt wie beutegier'ge Raben, Weil schartig war das Schwert, womit Wir euch so oft gehauen haben? Bedenkt, wenn mit dem schart'gen Stahl Wir schritten fort von Sieg zu Siegen: Wenn neu geschliffen er einmal, Wie werdet ihr erst Hiebe kriegen!
8
Fritz
Kuriert
Karl Marx (Fragment)
Wie haßt ihn noch die ganze feige Meute Der Edelsten der edlen Krautfeudalen, Der Schlotbarone und Manchesterleute, Der philiströsen Fortschritts-Liberalen . . / Der volle Einsatz in dem großen Spiel Es war sein Glück, sein reiches Heldenleben, Und seines stolzen Fahrzeugs Riesenkiel, Entgegen Sturm und Wogen ohne Beben Rang durch das Meer zum fernen, fernen Ziel. Und gab und gab und hatte viel zu geben An mächt'gen Waffen uns. - Auf Höh'n, im Tal Erscholl der Donnerruf vom Kapital. Die Freiheit leuchtete aus seinen Blicken, Sie klang aus seinem pfeilbeschwingten Wort; Sein Geist schlug neue, nie gedachte Brücken Zu einem sturmgeschützten, sichern Port. Und ging die alte Lügenwelt in Stücken, Wir heben doch des Volkes Freiheitshort. Die ganze Welt ein einziger Freiheitssaal Die Ketten fallen und das Kapital. Doch Freiheit ohne Gleichheit ist der Arm, Dem von dem Stumpfe ist getrennt die Hand . . . 1
9
D i e Anzahl der Punkte bedeutet die für die betreffende Strophe in Fortfall gekommene Anzahl der Verse. Einige Strophen fehlen ganz. D . H.
Erobert sie zurück der Arbeit Mittel, Schafft volles Recht dem ärmsten Arbeitskittel Trotz Not und Tod, trotz Kerker, Angst, Beschwerden. Licht her, Ihr Kutten, Protzen, Büttel! Mehr Licht! Denn flammend soll es Tag nun werden. Umschlingt Euch, Völker, international Zum Spott dem Patrioten - Kapital. Dort starrt des Kapitals Medusenhaupt, Des Blick erzeugte unsagbare Not. Das ist das Haupt von Schlangenbrut umlaubt; Es droht uns Schmach, Verrat und Mord und Tod. Aus seinen Nüstern Pest und Elend schnaubt, Das ist der Todfeind, der der Menschheit droht; Der Armen Blut ward starr, ihr Antlitz fahl Vom Todeshauch des Herrschers Kapital. Ein Eisengriff, er packt die Vipernbrut; Er packt dies Schreckenshaupt, umrahmt von Schlangen, Er schüttelt es mit des Giganten M u t . . . Mein Volk, so schreitet Dir ein Held voran. Folg ihm, halt seinen Namen stets in Ehren! Und Deine Waffe, Deine Bibel, Mann, Für Dich zu kämpfen um Dich aufzuklären Du kennst ihn, der sie schmiedete und sann Für Dich! Für Dich die Schwerter und die Lehren! Schart um die rote Oriflamm' Euch all einmal: Vernichtet durch das Kapital - das Kapital!
10
Ernst Klaar
Karl Marx Zum Gedächtniß seines zehnjährigen Sterbetags 14. März .1883
Ein Doktor Faust, des Zaubers Meister, Durch seiner Geistersklaven K r a f t , Vollbringt der Mensch jetzt Wunderwerke Mit der Magie der Wissenschaft. Der von den Mächten der Natur einst Beherrscht, durch's öde Dasein kroch, E r spannt den Dampf, den starken Dämon, Nun spielend in sein ehern Joch. Und dennoch sank das Volk der Arbeit Nur tiefer noch in Noth und Qual; Der Arbeit bleiben nur die Dornen, Die Rosen pflückt das Kapital. Im Glücke sonnt sich frei der Reiche Und lebt in Herrlichkeit und Pracht: Die Proletarier aber seufzen In Sklaverei und trüber Nacht. Jedoch es ging den Schwerbedrängten Die Sonne seines Geistes auf: Karl Marx - wie strahlt so hell der Name! Wie glorreich war sein Lebenslauf! Ein Strom des Lichtes, üppig fluthend, Aus seinem Haupte sich ergoß, Das uns der Volkswirtschaft Mysterien Enthüllt' und ihr Gesetz erschloß.
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Die Triebkraft in der Weltgeschichte Erspähend, hat er klar erhellt Das Dunkel der vergangnen Zeiten, Ein Darwin der sozialen Welt: Wie Klassen kommen und vergehen Und wie im steten Zwist und Kampf Sich der Kulturprozeß entfaltet, Vom Steinbeil bis zum „König Dampf". Dem Manne gleich, fernrohrbewaffnet, Der auf der höchsten Warte steht, Hat er geschaut der Zeiten Ferne, Ein echter Wissenschaftsprophet: Es ist des Goldes schnöde Herrschaft Dem sichern Untergang geweiht, Der Arbeit strahlt die Morgenröthe Der klassenlosen, neuen Zeit.
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sd.
Karl Marx Mächtiger töne mein Lied! Wie der griechische Sänger Helden und Götter pries, Also gelte mein Sang dem Propheten der Neuzeit Dem Heros der That! Wenn längst verwelkt sind Die gleißenden Kränze All der Mimen, Die vielgeschäftig Auf der Bühne der Welt tragieren, Wenn der Mode Bajazzos Die Götzen des Tages Verschollen sind Und vergessen, Dann prangt um so heller, Unverrückbar fest Wie der Nordstern, Dein
Ruhm, du Einziger!
Denn D u warst Der Wenigen Einer Der Auserwählten, In denen der Geist Der leidenden Menschheit Zum Bewußtsein kam, Nach Erlösung rang! Von den Wenigen Einer, Die ihn erkannt Den Nerv der Welt 13
Der sie bewegt Und der sie erhält. Den Widerspruch. Erhabner Geistesverwandter Des griechischen Sehers Der im Aetna kühlte Die flammende Seele. Du lehrtest uns denken, Du lehrtest uns hassen, Du lehrtest uns kämpfen, Du lehrtest uns siegen! Den Fragen der Sphinx Verstummtest du nicht, Du fandest die Antwort! Vorm Blick der Medusa Erstarrtest du nicht, Dein Denkerblick hielt ihr Stand, Das Bild von Sais Versteinte dich nicht, Du hast es enthüllt! Beflügelt schwirrten Die Pfeile des Witzes Von deinem sicher treffenden Bogen, Wie flog dein Gedanke, Ein Edelfalke Mit sicherem Aug' Und tödtenden Krallen Von Meer zu Meer: Proletarier! Vereinigt Euch!
Nicht mit Gelagen im üppigen Saal, Mit Fahnenschwenken nicht und Hurrah Ehrt ihr den Denker! 14
Der Monumente kann der entrathen, Der sich selbst aus dem harten Gestein, Das er sich brach aus den furchtbaren Gründen der Leidensgeschichte des Volkes Schuf den Geisterpalast des Gedankens! Geisterkönig wir grüßen dich, Geisterkönig wir huldigen dir Und wir schwören, die Hand auf dem Werk, Das du geschaffen: Deinem Werke des Geistes, Wird die That der Erlösung ersteh'n.
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sd.
Marx und Engels Ein Dioscurenpaar in seltner Pracht Hast deinesgleichen du in Deutschland nicht! Du streutest in dunkle Geistesnacht Dein flammend leuchtendes Doppellicht!
Ib
Karl Kaiser
Verschiedene Auslegung Aus Marx' „Kapital" und der Bibel schöpft Gar mancher Begeistrung und Wissen, Der eine lernt draus die Staatsmannskunst Der andre wird wild und verbissen.
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Wird der e r s t e Mai gefeiert, Sei der z w e i t e nicht verloren, Denn es ward an diesem Tage Einstens uns K a r l M a r x geboren.
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Max Kegel
Die internationale Arbeiter-Assoziation 28. September 1864 • 28. September 1894
Vor dreißig Jahren - jedes Volk noch lag Im Bann der hergebrachten Vorurtheile, Da - durch das Dunkel schoß der junge Tag, Der Völker Tag! - die ersten Flammenpfeile. Zu London war es, in Sanct Martins Hall, Gar ein gewaltig Werk ward dort begründet, Dort haben Männer international Zum ersten Mal sich brüderlich verbündet. Europas beste Männer standen hier, Und in der Besten auserles'nem Kreise Erhob K a r l M a r x der Zukunft Schlachtpanier, Die Bahn den Völkern wies der große Weise. Den Schwerbedrückten aller Länder gab Die Losung er, die einzig rechte, klare: Aus e i g n e r Kraft das Sklavenjoch werft ab! V e r e i n i g t Euch, der Erde
Proletare!
So stand Karl Marx, den Hammer in der Hand, Den Grundstein zu der Zukunft Bau zu legen, So zwischen Völkern knüpfte er das Band, So führte er der Freiheit sie entgegen. Wer kann sich rühmen solch' gewalt'ger That? Welch' schöneren Gedenktag gäb's als diesen, Da das verhärmte Proletariat Ward kampfgestählt durch einen Geistesriesen?
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Die Braven schieden von Sanct Martins Hall Bald sollte sich ihr edles Werk erproben; Es tönte laut der Kriegstrompete Schall Und lauter noch der Chauvinisten Toben. Zum Himmel loderte der Dörfer Brand, Zum Mord die Völker ihre Schwerter zückten, Und dennoch ging dies Wort von Land zu Land: Vereinigt Euch, Ihr Armen, Ihr Gedrückten ! In Deutschlands Reichstag gaben Zeugniß laut Dafür der Arbeitsmänner Deputirte, Paris hat staunend einen Tag geschaut, Da diese Losung siegreich triumphirte; Und als das Volk erlag der Feinde Wuth, Der Ordnungsbestien wildem Bacchanale, Da haben heldenkühn verspritzt ihr Blut Die Märtyrer der Internationale. Die Jahre schwanden, doch das Werk gedeiht, Das einst erschloß den Völkern neue Bahnen, Gemeinsam schon im großen Kampf der Zeit Germanen stehn mit Slaven und Romanen. Drum denkt der Männer von Sanct Martins Hall! An M a r x gedenkt, den Licht- und Wahrheitsspender, Die Welt durchbrause seines Wortes Schall: V e r e i n t Euch, P r o l e t a r i e r aller Länder!
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Karl Kaiser
Gut denn Sie haben mit feinen Nasen gemerkt Den Kern seiner Klassenkampftheorie! Sie nannten den alten Diktator Marx Mit Recht den „Vater der Energie"! Sie sind nicht in allem stockhageldumm, Die Compromißler und Diplomatler! Sie merken gar wohl den kommenden Tag, Der welterobernden rothen Adler. Den Sturmtag, der mit Posaunenschall Verschlingt die letzten Friedensschalmeien, Der Rebellion aus dem Boden stampft Und in den Boden der Gegner Reihen; Den sturmschrittstampfenden, heißen Tag, Wo sich umkrallen Legionen, Der über den „Zukunftsstaat" diskutiert Mit Bajonetten und mit Kanonen! „Karl Marx ist todt!" Doch sie wissen gar gut, D a ß er ein Testament hinterlassen Sein „Kapital", seine „Energie" Den trotzigen Proletariermassen!
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Wenn jemand M a r x herunterreißt, Mußt dich darüber nicht erhitzen: Z u werthen einen großen Geist, Muß einer selber Geist besitzen.
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Hermann
Thurow
Marx Des buschigen Auges lächelnde Ironie Spiegelt der wuchtigen Stirn Tragfeste Philosophie: Heizt nur die Kessel der Welt, sie wird euch schon beweisen, D a ß sie noch rollen mag, ehe die Achse verschleißt; Doch offen die Bahn, die Ventile! wenn brausend das Schwungrad kreist. Ein Schwärmer jedoch, wer - sie aus ihren Geleisen In neue Geleise zu heben - ihr in die Speichen greift: Renkt's ihm die Glieder nicht aus, wird er zu Kreuz geschleift.
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C. M. Scävola
Seht ihr die roten Morgenstrahlen Das ist der Tag der nächsten Wahl: D a werden wir die Zinsen zahlen, I^arl Marx, von Deinem Kapital!
Ernst
Klaar
Karl Marx zum Gedächtnis Zu seinem 2 j . Todestag
Zu London in der Riesenstadt, D a ruht ein Kämpfer stille, Der viel um uns gerungen hat, Bis ihm auch endlich müd und matt Zerbrach der Eisenwille. In unsres Wissens Finsternis Drang er mit heller Leuchte Aus Nacht und Grau'n und Dunkel riss Zum Lichte er, was ungewiss In Elends Tiefen keuchte. Gott Mammon, der die Menschheit beugt In seiner Knechtschaft Frone Der von des Volkes Blut sich säugt Und Armut und Verbrechen zeugt, Ihn stiess er keck vom Throne. Und hassen ihn ob seiner Tat Des Goldes Machtverehrer Ihm jauchzt das Proletariat Und heimst und erntet seine Saat, Dem Kämpfer er und Lehrer. Auf Bahnen, die er uns gezeigt, Im Sturm wir vorwärts schreiten. Die Stunde kommt, da Mammon schweigt, Der Zukunft Sonne steigt und steigt, Und leuchtet b e s s e r n Zeiten.
Karl Marx Zu seinem 2j.Todestag
Du starbest nicht; wenn auch die Hülle modert In tiefer Gruft im stillen Totenhain: Die Flamme deines Geistes lebt und lodert Und strahlt in tausendfachem Widerschein. Ist auch der Säemann zur Ruh' gegangen, So wuchert, grünt und blüht doch seine Saat: Ein jeder Sieg, den kämpfend wir errangen, Er war und ist dein Werk und deine Tat. Durchs dunkle Labyrinth verworr'ner Lehren Fand'st du den Weg zum sonnenklaren Tag; In Nebelgründen hub sich's an zu klären, Es wich die Nacht, die auf den Geistern lag. Hin zu der Hoffnung grünendem Gestade Lenkt'st du mit starker Hand des Schiffes Kiel, Ins Land der Zukunft bahntest du die Pfade Und unsrer Sehnsucht wiesest du das Ziel. Du löstest unsrer Knechtschaft eh'rne Bande, Du rütteltest die Schläfer aus der Ruh', Und deinem Weckruf scholl von Land zu Lande Ein hunderttausendfältig Echo zu. Auf deinen Ruf vereinten sich die Streiter, Gewappnet stand das Proletarierheer, Und rastlos ging es weiter, immer weiter, Es wuchs der Strom zum sturmgepeitschten Meer.
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Heut' steh'n wir da in festgeschloss'nen Reihen, Die keines Feindes Ansturm mehr durchbricht, Und unsres Meisters denken wir in Treuen, Der uns gelehrt hat, wie man kämpft und ficht. Ist auch der Säemann zur Ruh' gegangen, So wuchert, grünt und blüht doch seine Saat: Ein jeder Sieg, den kämpfend wir errangen, Er war und ist sein Werk und seine Tat!
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Richard Wagner
Karl Marx Zum 25.Todestage
Ein Lenzgeselle war er. Lenzluft blies Lenzträchtig schon dem Säugling um die Ohren, Und wenn ins Wetterhorn die Windsbraut stieß, Klang's jubelgleich: dem Sturm ist er geboren! Dem Frühlingssturme, der die morschen Mauern Zusammenreißt in trutz'gem Uebermut Und blütenweckend unter Wonneschauern Die Erde küßt in hochzeitfreud'ger Glut. Als dann des Jünglings lockig Rabenhaar Des Lebens Lenzluft keck und kräftig zauste, Da war sein Geist schon wie ein Lenztag klar, Den wolkenlos der frische Ostwind brauste. Und wie Jung-Siegfried in dem reinen Feuer Der überschäumend vollen Jugendkraft Schwang wie im Kriegsspiel vor dem Ungeheuer Der Lüge er den wucht'gen Lanzenschaft. Und wie ein Siegfried stand er Nachts am Herd Und schmiedete manch stählernes Geschmeide. Blank wie der klare Bergsee war sein Schwert, Scharf wie der Halde Rauhgras seine Schneide. Willst Du sie blinken sehn in herber Blöße, Ein silbern Aehrenfeld im Sonnenlicht? Blick auf des Klassenkampfes laut Getöse, Wo Mann an Mann der Proletarier ficht.
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Doch nicht ein Recke nur und Waffenschmied, Der für das Volk der Arbeit brach die Gasse, Mehr war er als ein wackrer Winkelried Der unterdrückten Proletarierklasse. Ein Genius war er, mächtig im Gestalten, Ein Schöpfer, der den wunderbarsten Bau Aus Quadern, unbehaun und ungespalten, Aufmauerte berghoch ins Aetherblau. Die Steine sind Ideen, die er goß Zu pfeilerkrönendem Gewölb zusammen. Und dennoch ist es kein phantastisch Schloß, Gesponnen aus des Traumes Irrlichtflammen, Und dennoch ist's kein Gotteshaus, aus Ranken Gefügt und gothisch abgezirktem Rund, Ein Bauwerk ist's aus leuchtenden Gedanken, Errichtet auf basaltnem Felsengrund. Ein Leuchtturm ist's, der fest in dieser Welt Auf festem Boden steht, von hohem Gipfel - Nichts überragt ihn als das Himmelszelt Schaut er auf Berg und Fluß und Waldeswipfel. Was unten sich dem Wanderer in Wildnis Und zwecklos krauses Weggewirr verschlingt, Das spiegelt oben sich als klares Bildnis, In dem ein Ziel auf jeder Straße winkt. Und wenn des Nachts der schwarze Schleier fällt Und Weg und Busch und Steg und Pfad umdunkelt, Dann wird der Turm von weißem Glanz erhellt, Der aus krystallnen Scheiben strahlt und funkelt. Bis auf des Baches Kies, bis ins Gezweige Des dichten Unterholzes dringt der Schein. Daß jedes Ding in wahrer Form sich zeige, Schließt er das Ganze in ein Lichtmeer ein.
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So gab er, der erbaut den Zauberturm, Nicht scharfe Waffen nur uns in die Hände, Zu siegen in der Feldschlacht und beim Sturm, Er tauchte auch in Licht das Kampfgelände. Wem Kraft im Arm, der kann die Waffen rühren, Wer hellen Auges, sieht durch Berg und Tal. Der Dialektik Schwert ist's, das wir führen, Der Leuchtthurm über uns heißt „Kapital".
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g- g-
Zum 14. März 1908 Laßt still die Räder stehn, die Arbeit ruhn, Umflort die Banner heut, die leuchtend roten! Das Proletariat der ganzen Welt, Es feiert heute seinen größten Toten. Blickt heut zurück, die vorwärts drängt der Kampf! Verflossen sind nun fünfundzwanzig Jahre, Da standen wir, verachtet und verfolgt, An unsres großen Meisters Totenbahre. Er hatte treu der Menschheit nur gedient Den Arbeitshelden galt sein rastlos Schaffen. Und alle Gegner traf er kühn ins Herz Mit seines Feuergeistes blanken Waffen. Er war der Schöpfer jenes weiten Baus, Der einstmals wird die ganze Welt umspannen; Auf dem der Menschheit Zukunftshoffen ruht, Aus dem die Knechtschaft flieht, denn zu verbannen Elend und Not, ist unser höchstes Ziel. Sein Leben widmet' er der heil'gen Sache, Trug der Verbannung Bitterkeit und Sorgen, Verkündet neu erkannter Wahrheit Sieg, Die, in der Dinge Werden tief verborgen, Den Widerspruch erklärt, der Neues bildet, Nach ehr'nen dialektischen Gesetzen. Die Arbeit hob er auf den lichten Thron,
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Und riß den Lumpengott in tausend Fetzen, Moloch und Pluto, halb aus Gold und Blut Genährt, den Unterdrückten ausgesogen, Den Aermsten, die im Frone stehn entrechtet, Um ihrer Arbeit Früchte schnöd betrogen. Ein Riesenwerk erschuf sein scharfer Geist So in jahrzehntelangem strengem Forschen: Die Waffe der Notwendigkeit in Händen Des neuerweckten Volks, zermalmt die morschen Verbrauchten Lehren, die das Kapital Zusammenleimte sich zur Weltgeschichte, Um zu verklären Krieg und Blutvergießen, Und klug vermeidend, daß nicht selbst es richte Die eigne, schwere hundertjähr'ge Schmach. So häuft das Gold, so schmiedet neue Ketten! So kittet nur und leimt zerbrochne Götzen. Dem Volke blüht die Zukunft, winkt der Sieg! Die Freiheit läßt sich nicht zu Tode hetzen. Die Wissenschaft und Arbeit sind im Bunde, Seit den Gedrückten jener Mann geboren, Der, unter hohem Banner, uns geeint Dem Kampf entgegenführt, dem Sieg, den wir erkoren! Der mehr uns wert, als alles Gold der Gegner, Den zu verwahren, daß er wachsend leuchte, Im Kampf wir stehn mit jedem Tag verwegner. Die blanke Waffe wird uns nicht verrosten. Die Unterdrücker sehen es mit Schrecken; Versuchen wohl mit plumper, gierer Hand, Dein Bild, Karl Marx, dein Werk uns zu beflecken, Und ahnen nicht, daß schon die Morgenröte Der Freiheit glänzt', da du uns riefst zusammen: „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!" Folgt kühn des roten Banners Freiheitsflammen! 3i
KARL MARX
nach einer Radierung von Heinrich Zille aus dem Jahre 1900
Karl Bröger
Lichtbringer (Karl Marx zum Gedächtnis)
Immer ersteht dem leidenden Volk der rettende Geist, jener Eine aus des Prometheus altem Geschlecht, der dem Himmel das heilige Wissen ums Licht entreißt, der mit erhobenen Händen verkündet ein neues Recht. Und den glimmenden Funken, vom Dunkel fast erstickt, facht zum Brande er an, der aufwärts gen Himmel schlägt, wenn ins Land hinaus, das von Finsternis tief umstrickt, er der Wahrheit weithin lohende Fackel trägt. So kam dieser und scheuchte die mammonistische Nacht, führte den Tag herauf, der bald zur Erkenntnis reift, seit der scheinbar toten Dinge heimliche Macht das Gesetz ihm gezeigt, darin er die Welt begreift. Er schuf für die Welt und hat sein Werk geweiht uns allen, auf daß wir erfüllen in seinem Geist jene heißumkämpfte, ersehnte neue Zeit, die um eine nur - um die Sonne der Arbeit - kreist.
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Werner Möller
Karl Marx Du hast uns erweckt aus dem Dunkel der Nacht, Dein Donnerruf erscholl mit Macht; Er flog im Sturm um den Erdenball, Und die Wichte erbebten vor seinem Schall; Wir aber lauschten mit zitternder Lust, Wie schwoll es empor in der Sklaven Brust, Wie grollte es auf in den tiefsten Tiefen, Wo wir so lang, ach so lange schliefen. Du herrlich Gestirne, wie flammt' deine Bahn; Du rißt aus dem Abgrund von Irrung und Wahn Die Menschheit mit unerschrocknem Mut, Du trugst von der Götter Feuer die Glut Und gabst sie uns, daß zum ewigen Licht Sie werden sollt' und verlöschen nicht. Du brachst des Mammons eiserne Schranken, Du brachst sie, du, mit deinen Gedanken. Dein Geist war ein Blitz, ein Schwert war dein Wort, Hoch flog es über die andern fort; Kein Kerker bezwang es, kein hartes Exil, Nicht Tyrannei, noch Despotenspiel. Es brach sich Bahn durch der Feinde Reih'n, Wie ein Feuerbrand, wie ein Flammenschein, Zu jeder Hütte, zu jedem Herde Bracht es ein göttliches „Mensch, nun werde!"
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Du hast uns erweckt aus dem Dunkel der Nacht, Karl Marx, Dir sei unser Gruß gebracht. Wohl gingst du längst zu den Toten ein, Doch dein Leib ist tot, dein Leib allein. Dein Wort noch lebt und zeugt Männer von Stahl, Die die Not vertilgen, vertilgen die Qual, Die die Gluten zu loderndem Feuer entfacht; Karl Marx - wir kämpfen die letzte Schlacht.
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Karl
Bröger
Fackel und Kette (Karl Marx zum 100. Geburtstag)
Wenn das Licht in die Finsternis bricht, laufen ihm lange Schatten voran, künden sein Kommen und bereiten die Bahn. Zahllose Sonnen sind im Meer versunken. Keine warf den glühenden Funken in die leidverdüsterte Welt, der den Sinn von Geschöpf und Schöpfer erhellt. Seit er dem dumpfen Tiergeist entstieg, kämpft der Mensch mit der Welt um den letzten Sieg. Sein Hirn flammt von tausend Riesengedanken. An ihrem Feuer schmelzen die Schranken von Raum und Zeit. Eng wird die Welt und war so weit. Millionen Räder gehorchen seinem Fingerdruck. Seine Stimme rennt durch die Räume schneller als Blitzgezuck. Stolze Schiffe schaufeln durch Meere den sicheren Pfad. Land knüpft er an Land mit dünnem Kupferdraht. Und doch bleibt alles Streben verblasener Schaum, wirres Bild aus einem Fiebertraum. Immer schlägt dem Menschen die neue Schöpferstunde eine tiefe blutströmende Wunde. Gehäuftes Leid entfließt der dunklen Quelle . . . Da springt dein Funke auf und siehe! - die Welt ist helle.
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„Die ihr am stolzen Haus der Menschheit nur Giebel und Türme baut, habt ihr auch nach dem tiefen Grund des Werkes geschaut? Ihr kennt den Pfeiler nicht, der alle Lasten trägt, ihr seht nur die stolzen Bogen, die Geschlecht nach Geschlecht darüber schlägt. Daß ihr die Dinge um ihre Macht betrügt, habt ihr von Menschen ein Fundament gefügt, mauert ihr härter als Stahl und Stein Millionen fühlende Seelen in euren Bau hinein. Doch in den Dingen wirken auch Recht und Gewalt, in den Dingen ist auch der Geist geballt. Die ihr zu drücken wähnt, drücken auf eure Brust. Werdet des Geistes der Dinge bewußt und baut der Welt das herrliche Haus. Doch erst reißt den alten morschen Grund heraus!" Eine Fackel steht dein Wort noch über dem wirren Geschrei. Alle Winde blasen ohnmächtig an ihrer Flamme vorbei. Nehmt sie auf, ihr Brüder, und gebt sie von Hand zu Hand, bis sie als leuchtende Kette wandert durch alles Land.
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L.
Karl Marx zum Gedächtnis 1818
j.Mai
1918
Hundert Jahre sind verronnen, kriegdurchstürmt und friederfüllt. Und mit Lorbeer übersponnen hat die Zeit, Karl Marx, dein Bild! Was dein Wort gewirkt, geschaffen, lebt noch immer unverjährt: Deines Geistes Wehr und Waffen haben wirksam sich bewährt! Was dein scharfes Aug' erspähte, was dein Geist geformt, geprägt, Wies als Wahrheit sich und säte Wahrheit, die kein Schwert 2erschlägt! Wunden haben wir getragen, doch wir schritten ungebeugt Ohne Zögern, ohne Zagen zu dem Ziel, das du gezeigt! Wir, die wir zersplittert standen, einten uns zur starken Macht, Mochten tückisch uns umbranden Neid und Haß und Niedertracht! Höher stiegen wir und höher zu dem leuchtenden Fanal, Das d u wiesest uns als Seher, Marx, in deinem „Kapital". Von den Augen fiel die Binde, Ketten glitten uns vom Fuß. Ueber Grenzen, Gräben, Gründe tauschten wir den Brudergruß!
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Und wir fühlten und verstanden, daß die Arbeit in der Welt D a s war, was in allen Landen schafft und aufbaut und erhält! Unsern Selbstwert sah'n wir steigen! Unsre Zukunft war erblüht! Und aus todesstarrem Schweigen stieg ein jauchzend Hoffnungslied! Wir: die Schöpfer aller Werte! W i r : aus Werkstatt, Feld und Schacht Heischten, daß auch uns die Erde als ein Frohland lockt und lacht! Und wir rangen und wir strebten höher, immer höher fort! Und wir wirkten und wir lebten, Marx, getreu nach deinem Wort! Was vor hundert Jahren keiner kaum geahnt, es wurde wahr. Und wir dankten alles deiner Weisung, wohldurchdacht und klar! Wenn wir wuchsen unbezwungen, ist's dein Werk, erprobt im Streit! Wohl wie keiner hast errungen du dir die Unsterblichkeit! Hundert Jahr sind heut verronnen, kriegdurchstürmt und friederfüllt, Und mit Lorbeer grün umsponnen hat die Zeit, Karl Marx, dein Bild!
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Ernst
Preczang
Karl Marx Arbeiter für die Menschheit, Spatenschwinger Des Hirns, das dem versunknen Geist Toter Jahrhunderte das Licht entreißt So lebst du in uns: Sucher und Vollbringer. Aus deinen Händen ist der Schatz gerollt, Den du in harter Mühsal dir ergraben. Du spendetest die köstlichste der Gaben Den Ärmsten dieser Welt: der Wahrheit Gold. Und Ströme junger Hoffnung sahn sie fließen, Die lastgewohnt das dumpfe Haupt gebeugt: Wie eine alte Welt die neue zeugt Und reife Ähren aus Ruinen sprießen. Dein Wort, du Weiser, wurde Keim und Saat, Ward Sang und Freude, Tröster und Erwecker, Ward der verborgnen Wendekraft Entdecker Und Bildner zukunftsstarker Werdetat. Die Arbeit grüßt dich, großer Wegenthüller! Ihr starbst du nicht. Dem harten Leben treu, Gebiert ein jeder, jeder Tag dich neu Im Herzen deiner Kämpfer und Erfüller.
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Zu Karl Marx' Gedächtnis Heut wandert zu dem fernen Grabe Des Arbeitsvolkes Dankbarkeit, Zum Spender überreicher Gabe, Zum Künder einer neuen Zeit, Der unser Fundament gegründet Und hell der Wissenschaft Fanal Ob unsern Wegen einst entzündet Im „Kapital". Rings tobt in wilden Wutorkanen Des Mammons Allgewalt sich aus Es hilft kein Warnen und kein Mahnen Im fremden und im eignen Haus. Die Völker leiden, darben, sterben, Und Reichtum mehrt sich ohne Zahl. Es schafft am eigenen Verderben Das Kapital. Es wird die Zeit das Urteil sprechen Dem Tun der Mammonistenzunft. W i r wissen ja: es muß zerbrechen An seiner eignen Unvernunft. Es kommt der Hochmut vor dem Falle, Dann siegt des Volkes Ideal Zum bösen Traumspuk wird für alle Das Kapital.
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Fritz Kunert
An Friedrich Engels Motto: Drum muß es sein, und stößt der Rhein Euch aus, Ihr Vagabunden: Der neue Herd, der feste Herd, E r wird Euch doch gefunden. Dran wurzelt ihr und lacht, daß hier Uns hudelt das Gelichter.
Der Großstadt Herzschlag dröhnet uns ins Ohr, Fern rauscht der Völkerlenz mit Blütengrüßen, Rings läßt er D u f t und Keim und Knospen sprießen, Im Sonnenglanz aus trüber Nacht hervor. Maschinenrasseln, Nachtigallenchor . . . Welch Gruß, welch wundersam Zusammenfließen! An Dich ein Gruß, dies brausende Umschließen, Der sich in Lärm und Drang zu uns verlor. In lichter Wehr fichtst Du auf unsrer Schanze, Verderbend blitzt Dein Schwertschlag in den Feind; Der Besten einer brichst D u Deine Lanze. Gruß Dir! Du warst dem Mann der nächste Freund, Des mächt'ge Faust schlug an den Prangerpfahl Das „heil'ge" erzgestirnte Kapital.
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Wilhelm Ludwig Rosenberg
Den Manen Friedrich Engels' (August 1895)
Kein Grabmal schließt die letzten Reste Des todten Geisteshelden ein; Kein Hügel wölbt, mit Grün umsponnen, Sich über erd'beworf'nen Schrein. Kein Vöglein singt zu seinen Häupten, Im Rosenstrauch, im Weidenbaum; Kein Blümlein senkt sein zartes Köpfchen Zu ihm hernieder, wie im Traum. Kein Pilger legt den Kranz der Liebe, Wie auf sein Antlitz, ihm auf's Grab, Steht vor ihm, voll Erinnerungen, Gestützt auf seinen Wanderstab. Sein Grab ist nicht in enger Erde, Von Stein belastet, dumpf und schwer, Sein Grab ist das unendlich große, Rastlose, stolze Weltenmeer. D'rin flutet sein gelöst Gebeine An alle Küsten weit und breit, Wie der Gedanken Wogenfülle In seiner Unergründlichkeit. Sein Wille war's, der Welt zu zeigen, Daß noch im Tod sein Denkergeist, Wie eines Meeres Riesenwelle, Was künstlich ist erbaut, zerreißt: 43
Daß, ob die Sprachen sie auch trennen, Das Herz der Menschheit Eins doch ist, Der Menschheit Würde nicht der Bürger Der Welt nach Völkerfarben mißt; Daß, was er mit dem großen Freunde Zum Heil der Unterdrückten fand: Das ewige Licht der Wahrheitssonne, Hinflute über Meer und Land; Daß es als gute Botschaft diene, Erlösung aus der Knechtschaft Joch. Was da bedarf es für den Toten, Den großen, eines Denkmals noch?! Sein Denkmal ist der Fels des Wissens, Der allen Völkern angehört, Und den, ein Leuchtturm, nicht die Brandung Der himmelhohen Gischt zerstört. Von dem herab die helle Fackel Wegweisend durch die Nächte scheint Und alle Völker, seufzend, leidend, Zu einem Bruderbund vereint. Sein Denkmal wächst wie eine Eiche Aus dankerfülltem Herzen auf Indeß der Strom der ewigen Wahrheit Des Toten hinströmt seinen Lauf.
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]osef
Hannich
Nachruf an Friedrich Engels Es rafft der Tod die Großen und die Kleinen Dahin zur Zeit als rücksichtsloser Schnitter; Ihn rührt das Beten weder, noch das Weinen. Was da geboren, muß den Weg auch wandeln Ins Reich des Starren wieder ohne Zaudern: Was übrig bleibt, es ist nur unser Handeln. Die Thaten sind es, die uns überdauern Und, weiterkeimend, neue That gebären; Die Gutes schufen, müssen wir betrauern. Du warst ein Guter, der durch's ganze Leben Im Dienste unsrer Sache hat gestanden; Du hast, was du vermocht, dem Proletar gegeben. Du warst ein Held, ein Führer und ein Lehrer, Der Zukunftskirche würdigster Apostel, Und wir, die Armen, waren deine Hörer. Du hast die Bahn dem Proletar zum Siege Genau umschrieben und auch vorgezeichnet; Du rißt' die Maske vom Gesicht der Lüge. Du stelltest dich mit deinem großen Wissen Dem Heer der Armen vollauf zur Verfügung Und warst zu unserm Wohl nur dienstbeflissen. Du hast nicht nur ermuthigt die Geplagten, Du zeigtest auch der Unterdrückung Wurzel, Und aus dem Staub erhobst du die Verzagten. 45
Im Geiste weilen trauernd die Millionen An deinem Grab, die trotz der Arbeit darben In den verschiednen Ländern aller Zonen. Und ein Gelöbnis heilig und andächtig, Wie je nur eins die Lüfte hat durchzittert, Es dringt zu dem Gewölk empor gar mächtig. Ein neuer Rütli-Schwur: D e n P f a d z u w a n d e l n , D e n du u n s , M e i s t e r , h a s t so k l a r gewiesen, Und s i e g ' s g e w i ß i n deinem Geistzu handeln. Wer so wie du im Wahrheitsdienst ergraute, Wer unentwegt des Unrechts Urquell suchte Und als ein Seher in die Zukunft schaute, Wer für das Wohl der Menschheit hat gerungen In Wort und Schrift, den tödtet nicht das Sterben: Er lebt und wirkt, ihn preisen alle Zungen.
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Friedrich Engels Geboren in Barmen den 28. November 1820
Gestorben in London den 5. August 1895
I. Uns starb in Dir der Größten, Besten einer, D u hast das Banner uns vorangetragen, Hast siegreich manche Schlacht für uns geschlagen, Ein Mann wie D u ersteht uns balde keiner. II. Doch sind wir keine schwachgestimmten Weiner, Zurücke scheuchen wir die Männerzähre, Nicht trostlos schauen wir hinaus ins Leere, Und unser Muth wird nicht durch Unglück kleiner. III. D u fielst vom Baum als volle, reife Frucht, Nicht vor der Zeit ergriffest du die Flucht Nun ruht dein Staub im großen Weltenmeere. IV. Selbst deine Asche ließest du verweh'n, Doch deine T h a t e n bleiben ewig steh'n Dir nachzustreben, das sei uns're Ehre!
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Friedrich Engels Lakaienvolk mag seine Thränendrüsen maltraitiren, Und mit loyalem eingezogenem Genick An dem Paradebett vorüberdefiliren, Wir stehen kalt abseits, Verachtung in dem Blick. Die Glocken mögen noch so rührend bimmeln-bammeln, „ D a s ganze Volk" mag „weinen" - wir sind abgekühlt. Gern lassen wir den Schmerz den königstreuen Hammeln, Jedoch voll Ekel speien wir aus, wo man Komödie spielt. Wo kein Prinzip man gläubig ehret in dem Todten, Nein, nur den Fetisch, der die vollen Kassenschränke schützt, Nur ehrt den eigenthumsbeschirmenden Despoten, Der selbst im Tode noch als Volkspopanz wird ausgenützt! Froschkalt läßt uns des Todes Mähen in den Fürstenhäusern, Denn wenn wir auch gezwungen „brave Unterthanen" sind, Viel näher als der Tod von hundert Königen und K a i s e r n Geht uns der Tod von e i n e m sozialistischen S o n n tagskind ! Von einem Wunderkinde, welches zukunftstraumverloren Und doch klaräugig zeigte uns den Weltentwicklungsgang. Fürwahr, ein solches Kind, nicht jeden Tag wird eins geboren, Vor Fürstensproßenmangel aber war der Welt noch niemals bang!
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FRIEDRICH
ENGELS
einer Photographie nachgebildete Darstellung v o n unbekannter Hand (1895)
- Mag immerhin sich die servile Trauer spreitzen, Ihr großer Pomp erweckt nicht unserer Todten Neid: Mechanisch mäht der Schnitter Tod das Unkraut und den Weizen, Jedoch gerecht sortirt die Göttin der Unsterblichkeit!
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Dem Andenken unseres Friedrich Engels Von Englands Küste kam uns trübe Kunde, Und durch des Volkes Herzen lief ein Schauer; Des tapfren Denkers düstre Sterbestunde Versenkte Tausende in stumme Trauer, Denn mit dem reinen, makellosen Leben, Das in die Nacht des großen Nichts verschwommen, Erlosch ein kühnes, zielbewußtes Streben, Das des Gedankens steilste Höh'n erklommen. Es brannten uns, den Blick danach zu richten, Zwei wunderbare, goldne Sternenfunken; Der eine sank in graue Wolkenschichten, Nun ist der andre ebenfalls versunken, Und in den Reih'n der Feinde ist Frohlocken, Die alle Narben seines Schwertes tragen, D a ß endlich, endlich diese Pulse stocken, Die stets und einzig für das Volk geschlagen. Sie sind, als man die Freiheit überwunden, Als Kameraden ins Exil geschritten, Und haben, fest und brüderlich verbunden, Als Alles untreu ward, fürs Volk gestritten; Gefürchtet waren jene Donnerkeile, Die sie geschleudert, bündig und entschlossen Und siegreich haben ihre Feuerpfeile Sie in der Feinde Zeltesreih'n geschossen.
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Nun sind sie Beide stumm für immer, Beide, Und wenn auch keine Trauerfahnen wehen, So werden dennoch in gerechtem Leide Die Massen mit zu jener Stätte gehen, Da in dem reinen Element verlodert, Was sterblich ward an diesem Mann erfunden, Der in die Schranken seine Zeit gefordert Und sie mit stolzem Lächeln überwunden. Es ist ein harter Schlag - wir dürfen trauern, Doch stehn wir deshalb kleinlaut nicht und bänglich, Denn seine Arbeit wird ihn überdauern Und auch sein Vorbild bleibt uns unvergänglich. Wie immer sich die Zukunft mag gestalten Das Volk, das er geliebt, das ihn besessen, Wird seine Worte stets in Ehren halten Und seinen treuen Kämpfer nie vergessen!
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F. Schz.
Auf Engels' Tod Einer der Besten, ihr Freunde, war, der uns eben verlassen, Wohl geziemet es uns, voll Achtung sein zu gedenken! Hätten wir Kämpfer noch viele, wie er war, sicherlich würde Unsere Sache schon jetzt ganz anders, trefflicher stehen! Leuchtendes Vorbild war er den Jüngeren sein in dem Kampfe Gegen die Mächt'gen der Zeit, zum Heil und Frommen des
Ganzen.
Kommen muß und wird ja die Zeit, die befreiend uns winket, Allen ein g l e i c h e s Los, ein g l e i c h e s Dasein bereitend. Ehre darum, dem Kämpfer für Recht und Freiheit des Volkes, Bis in die spätsten Geschlechter bewahrt ihm freundlich' Gedächtniß!
Hunold
Eine Erinnerung an Friedrich Engels Das Grab bei Eastbourne Kein Auge weinte ob des faimmlichen Geistes Heimkehr (Schiller)
Es ist ein Grab, unendlich hehr und weit, Das ragt hinüber in die Ewigkeit. Zu seinen Füßen glüht der Tropen Pracht, Und ihm zu Häupten dämmert Nordlands-Nacht. Es träumt an ihm manch' heil'ger Palmenhain, Ein ew'ger Gletscher ist sein Leichenstein. Und ist kein Friedenshauch so still und tief, Der nicht im Dunkel dieses Grabes schlief, Wenn Abendschatten, andrer Welten Laut, Wie Harfenton ob seinen Räumen thaut. Da öffnet sich der Ewigkeiten Thor Und steigt im Glanz das Taggestirn empor, Das fern in Purpurhallen hat geruht, Dann flammt das Grabmal auf in heil'ger Gluth Und predigt lodernd Zeugniß jener Kraft, Die durch das Weltall machtvoll wirkt und schafft, Die da vernichten kann, und die doch baut Bis zu den Firnen, wo der Aether blaut. Und sieghaft zieht das Morgenlicht daher Aufflammt das Grab - aufflammt das weite Meer. Der Stürme Wiege und des Donners Mund. Ein Riese schlummert im Korallengrund, Der in der Brandung zornig sich erhebt Dem Sturmgespiel, daß Luft und Woge bebt 53
Das Meer, das grollend wühlt am schwanken Sand Und ihn hinüberträgt zu bessrem Land, Anbauend die Gestade ferner Höh'n, Bis daß sie fruchtbar, grün und blühend stehn Das seine Mittlerhand von Flur zu Flur Entgegenstreckt der menschlichen Kultur, Und das im Sturmgebraus und Wellenlied In ew'ger Schönheit seine Bahnen zieht Das ist das Grab! - Unwandelbar und groß; Der gütigen Natur geweihter Schooß. Und der nun von uns ging, im weißen Haar, Zur Mutter, die ihn einst dem Licht gebar Wohl traf auch ihn der Sensenhieb der Zeit; Er sank zurück ins Meer der Ewigkeit. Doch als.ein Bote jener heil'gen Kraft, Die in der Liebe ihre Wunder schafft, Ließ er am Firmamente der Kultur Für ewig seine lichte Segensspur. Sein Leib verfiel der reinen Flamme Gluth, Und seine Asche deckt die Meeresfluth. Doch wie dies Grab, in seiner Hoheitspracht Das Tagwerk schildert, das er hier vollbracht, Grüßt von den Wassern her sein starker Geist, Der lichtvoll uns die Kampfespfade weist, Und der uns tröstend hell entgegenruft: „Klagt nicht! - Ihr steht an keiner Todtengruft! Seid wie das Meer, das meine Asche trägt: Ob euch die Macht mit tausend Geißeln schlägt, Wie einst der Perserkönig diese Fluth An euch zersplittre die Tyrannenwuth! Ein Gajus Cäsar sank in seinem Wahn, Daß er gefesselt einst den Ozean Sie dünkten sich der Elemente Gott; Ihr Herrscherwahnwitz ward der Brandung Spott!" 54
Und die ihr tragt auf eurem Kampfesschild Der Wahrheit und der Freiheit hehres Bild An diesem Grab reicht euch die Bruderhand: Vorwärts und aufwärts treu und unverwandt! Das Auge klar und fest und thränenleer — Hört ihr die Brandung? - Seht, schon flammt das Meer!
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Ernst Klaar
Zu Friedrich Engels' Gedächtniß ( t 5- August 1895)
D u ließest keine Hügelstätte, D u ließest keinen Leichenstein, An dem das Volk ein Denkmal hätte, Dir den Gedächtnißkranz zu weih'n. D u gabst des müden Leibes Reste D e m großen, stolzen, ew'gen Meer, Und trotziger als Wall und Veste Zieh'n seine Wogen um Dich her. D u wolltest nicht, daß bang sich krampfe Die Liebe an dem todten Leib, D a ß nicht das Volk in seinem K a m p f e Auch einen Tag nur lässig bleib', D a ß sich an Deinem Grab entfalte Nicht öder Kultus der Person, D a ß sich Dein Bildniß rein erhalte Als Kind der Revolution. Zu eng war D i r die stille Klause, Die Dir das G r a b geboten hätt' Wer in der ganzen Welt zu Hause, Dem ziemt ein a n d r e s Ruhebett, D e m ziemt das Meer, das urgewalt'ge, Das rings den Erdenball umspannt, Das wie Dein Geist, der vielgestalt'ge, Die Bande knüpft von Land zu Land.
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Doch wenn auch heute Deine Hügel Nicht schmücken kann des Volkes Hand, Regt doch die Liebe ihre Flügel, So weit dein Wort ein Echo fand. Du warst uns treu - bis an das Ende, Du warst uns treu bis in den Tod. Und Treu' um Treu'! Erhebt die Hände, Ihr Proletare, dankdurchloht. Wie um des todten Kämpfers Asche Wildbrausend Wog' um Woge schäumt, Und wie die Fluth, die tolle, rasche, Um seine Urne stolz sich bäumt, So soll um sein Gedächtniß branden Des Volkes Liebe immerzu, Und klingen soll's in allen Landen: Der F r e i h e i t treu - ja, treu wie
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Du!
BIOGRAPHIEN
Bröger, Karl, wurde am 20. März 1886 in dem Nürnberger Vorort Wöhrd als ältester Sohn eines Bauhilfsarbeiters geboren. Ein Geistlicher verschaffte ihm eine Freistelle an einer höheren Schule, doch mußte er nach einiger Zeit die Lehranstalt wieder verlassen, wurde Fabrikarbeiter und Baugehilfe. Mit Unterstützung von Prof. Franz Muncker erschienen seine ersten Gedichte und 1 9 1 2 sein erster Gedichtband. 1 9 1 3 wurde Bröger Redakteur der sozialdemokratischen „Fränkischen Tagespost", deren Kulturteil er bis 1933 leitete. Seine anfänglichen Beziehungen zur revolutionären Arbeiterbewegung waren nur von kurzer Dauer. Bald erlag er den opportunistischen Einflüssen und 1 9 1 5 stimmte er offen in die Propaganda der „Vaterlandsverteidigung" ein. Seine Verse „Herrlich zeigte es aber deine größte Gefahr, / daß dein ärmster Sohn auch dein getreuester war, / Denk es, o Deutschland", eine der meistzitierten literarischen Rechtfertigungen des ersten imperialistischen Weltkrieges, zeigen die Abkehr von den wahren Belangen des Proletariats und das Abgleiten in Nationalismus und Chauvinismus. Von 1 9 2 1 bis 1924 leitete er die „Jungsozialistischen Blätter" und 1924 wurde er Gauführer des neugegründeten Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold in Franken. In seinem literarischen Werk der zwanziger Jahre, besonders in seiner Deutschlanddichtung, traten nationalistische und chauvinistische Tendenzen immer stärker hervor. Im März 1933, als bereits die faschistische Diktatur in Deutschland herrschte, kandidierte Bröger als Sozialdemokrat für den Nürnberger Stadtrat. D a er nach der Wahl die Aufforderung, der N S D A P beizutreten, ablehnte, wurde er von der S A zusammengeschlagen und wenig spä59
ter in das K Z Dachau eingeliefert. Nach fünf Monaten wieder entlassen, schloß er Frieden mit den Faschisten und ließ sich schließlich sogar als „Arbeiterdichter" des Dritten Reiches feiern. Mit neuen Versen verriet er seine Klasse aufs schändlichste. Bröger starb am 9. Mai 1944. Mit einem Staatsbegräbnis belohnten die braunen Machthaber seinen Verrat und seine Mithilfe bei dem Versuch, ihre verbrecherischen Ziele zu verwirklichen. Enders, A. Biographische Nachweise über ihn konnten nicht ermittelt werden. Hannich, Josef, wurde am 23. Juni 1843 in Reichenberg in Böhmen als Sohn eines Schneidermeisters geboren. Nach dem Besuch der Volksschule seines Heimatortes arbeitete er in einer Fabrik. Später erlernte er die Tuchmacherei, einen Beruf, den er zunächst bis 1878, als er Redakteur des in Reichenberg erscheinenden „Arbeiterfreund" wurde, ausübte. Bereits 1868 war Hannich der Arbeiterbewegung beigetreten. Er zählte zu den Männern, die in Reichenberg das erste sozialdemokratische Komitee gründeten. Im Juni 1882 wurde er wegen „sozialdemokratischer Umtriebe" sechs Monate in Untersuchungshaft gehalten und dann zu drei Monaten Arrest verurteilt. Nach Verbüßung der Haft war er erneut bis 1886 als Tuchmacher tätig. Im Oktober 1886 siedelte er nach Brünn über und redigierte dort die Blätter „Volksfreund" und „Arbeiterstimme". Im Juli 1891 zog er von Brünn nach Steinschönau und übernahm die Redaktion des „Nordböhmischen Volksboten". 1897, 1901 und 1907 wurde Hannich in den österreichischen Reichsrat gewählt. Er starb am 19. September 1934 in Wien. Hunold. Unter diesem Namen tauchen in den Arbeiterblättern der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, wie „Der wahre Jacob" und „Süddeutscher Postillon", spora60
disch Gedichte auf. Über ihren Verfasser waren keinerlei Hinweise zu erhalten. Jacoby, Leopold, den man bereits zu seinen Lebzeiten als den „Dichter des Proletariats" bezeichnete, wurde am 29. April 1 8 4 0 in Lauenburg (Hinterpommern) als Sohn eines jüdischen Religionslehrers geboren. E r besuchte die Volksschule seiner Heimatstadt, später das Gymnasium in Danzig. D e r frühe T o d des Vaters zwang ihn, sich bereits als Gymnasiast durch Stundengeben durchzuschlagen. Auf dem Gymnasium erlernte er auch die Stenographie, die er bald so meisterhaft beherrschte, daß er durch sie seinen Lebensunterhalt verdienen konnte. Als Jacoby 1 8 6 2 in Berlin zu studieren begann, wurde er zunächst Sekretär im stenographischen Büro des Abgeordnetenhauses, dann Stenograph und Berichterstatter für die „Kölnische Zeitung" und seit 1 8 6 3 für die „Oldenburgische Kammerkorrespondenz". E r studierte Medizin, sattelte jedoch bald um und widmete sich den Naturwissenschaften, speziell der Zoologie, auch der Geschichte, Philosophie und Ästhetik. 1 8 6 7 promovierte er an der Universität Halle mit dem Thema: „Über den Knochenbau der Oberkinnlade bei den Aalen". Danach schloß er in Marburg sein Medizinstudium ab. Bei Ausbruch des deutsch-französischen Krieges trat er 1 8 7 0 in die freiwillige Krankenpflege ein und war als Assistenzarzt in verschiedenen Lazaretten tätig. D i e Schrecken des Krieges, der heldenhafte Kampf der Kommune und die reaktionäre Entwicklung in Deutschland ließen ihn zum Sozialisten werden. Literarischer Ausdruck dieses Bekenntnisses war sein schon im Jahre 1872 erschienenes Bändchen Gedichte „ E s werde Licht!", das 1878 bei Verkündung des Sozialistengesetzes die erste Liste verbotener Bücher anführte. Zoologische Arbeiten hatten Jacoby bereits 1 8 7 7 nach Triest geführt. Fünf Jahre später verließ er „zurückgestoßen durch die reaktionäre Entwicklung in 61
Deutschland und Österreich" Europa und wanderte nach Amerika aus. In Cambridge bei Boston fristete er allein durch Privatstunden sein Leben. Der Arbeiterklasse gewidmete Gedichte erschienen in deutschsprachigen amerikanischen Zeitungen und in Organen der deutschen Sozialdemokratie, wie z.B. „Die neue Welt". 1888 betrat er wieder europäischen Boden. An einer Mailänder Akademie hielt er Vorlesungen über deutsche Literatur, speziell über Goethes „Faust" und „Die romantische Schule". 1892 erschien sein zweiter zur sozialistischen Literatur zählender Band Gedichte „Lieder aus Italien". Ein Schlaganfall im Frühjahr des gleichen Jahres setzte Jacobys Lehrtätigkeit ein Ende. Halb gelähmt siedelte er nach Zürich über, wo er am 20. Dezember 1895 gestorben ist. Kegel, Max, wurde am 6. Januar 1850 in Dresden als Sohn einer armen Näherin geboren. Mit 14 Jahren kam er zu einem Buchdrucker in die Lehre, nach der er sofort, 1869, der eben gegründeten „Sozialdemokratischen Arbeiterpartei" beitrat. Zwei Jahre später begann er seine journalistische und literarische Tätigkeit im Dienste der Sozialdemokratie und wurde Mitarbeiter des „Dresdener Volksboten" und des ersten sozialdemokratischen Witzblattes „Der Nußknacker". 1873 übertrug ihm die Partei die Redaktion der „Chemnitzer freien Presse". 1875 nahm er am Vereinigungsparteitag in Gotha teil. Im Jahre 1878 erschien in Chemnitz seine erste Gedichtsammlung „Freie Lieder". Als im gleichen Jahre das Sozialistengesetz die Partei in die Illegalität trieb und alle Druckschriften mit sozialdemokratischer Tendenz verbot, gehörte Kegel als revolutionärer Sozialdemokrat zu denen, die ihre kämpferische journalistische Tätigkeit fortsetzten. Im Auftrage der Partei rief er in den folgenden Jahren in Berlin, Dresden, München, Nürnberg und verschiedenen Städten Thüringens zahlreiche Presseorgane ins Leben, die meist nach 62
kurzer Zeit wieder verboten wurden. Darunter die Witzblätter „Hiddigeigei" und „Süddeutscher Postillon", die er bis zum Verbot 1881 bzw. von 1882 bis 1888 leitete. Verschiedene Polizeistrafen und andere Schikanen waren die Folge. 1888 gab er die Tätigkeit an der Tagespresse auf und wurde Mitredakteur des „Wahren Jacob", für den er seit dessen Gründung tätig gewesen war. Eine zweite Lyriksammlung „Gedichte" erschien 1893 in der Reihe „Deutsche Arbeiterdichtung" in Stuttgart bei J. H. W. Dietz. Max Kegel starb am 10. August 1902 in München. Kaiser, Karl, wurde 1868 in Straßburg als Sohn eines Schlossers geboren. Der deutsch-französische Krieg zwang seine Eltern, die Heimat zu verlassen. In Zürich, wohin sie übersiedelten, besuchte der Junge die Volksschule. Ende der siebziger Jahre zog die Familie nach Stuttgart. Hier kam Kaiser zu einem Klaviermechaniker in die Lehre und danach ging er nach München, wo er in seinem Beruf Arbeit fand. Der Beginn von Kaisers politischer und literarischer Tätigkeit fiel in die letzten Jahre des Sozialistengesetzes. 1889 schloß er sich der Arbeiterbewegung an. Fast zur gleichen Zeit erschienen seine ersten Gedichte. Er wurde, ohne seinen Beruf aufzugeben, ständiger Mitarbeiter des „Süddeutschen Postillon". Die Zeitschrift brachte im Laufe der Jahre den größten Teil seiner schriftstellerischen Arbeiten. Eine Auswahl der Gedichte veröffentlichte Kaiser in dem 1894 gemeinsam mit Eduard Fuchs und Ernst Klaar besorgten Band „Aus dem Klassenkampf". Kaiser gehörte stets zum linken Flügel der deutschen Sozialdemokratie. Er hat diese Position in seinen Gedichten mit Nachdruck vertreten. Über seinen Lebensweg nach der Jahrhundertwende ist nichts bekannt. Klaar, Ernst, wurde am 25. Dezember 1861 als Kind einer Proletarierfamilie in der damaligen Chemnitzer Vorstadt St. Nicolai geboren. Er besuchte in Kappel, wohin
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seine Eltern 1865 gezogen waren, die Volksschule und während der 1876 begonnenen Lehrzeit als Schriftsetzer beim konservativen „Chemnitzer Tageblatt" die Fortbildungsschule des „Chemnitzer Handwerkervereins". Als er ausgelernt hatte, durchwanderte er ab 1881 Deutschland, die Schweiz, Oberitalien, Österreich, Luxemburg und Dänemark. Im März 1884 ließ er sich in Dresden nieder und arbeitete als Schriftsetzer vornehmlich in Zeitungsdruckereien. Im gleichen Jahr trat er, der bereits als Schuljunge durch Austragen der „Chemnitzer freien Presse" Fühlung zur Sozialdemokratie bekommen hatte, der durch das Sozialistengesetz illegal gewordenen Arbeiterpartei bei. In diese Zeit fiel Klaars erstes literarisches Auftreten. Seit Mitte der achtziger Jahre erschienen seine Gedichte in den sozialdemokratischen Blättern, vornehmlich in der Dresdener Arbeiterpresse sowie in den Zeitschriften „Der wahre Jacob" und „Süddeutscher Postillon". 1888 gab er, um sich völlig der journalistischen und literarischen Tätigkeit widmen zu können, seinen Beruf als Schriftsetzer auf und trat in den Redaktionsstab des „Süddeutschen Postillon" ein. Im Laufe der Jahre erschien in dieser Zeitschrift und in „Der wahre Jacob" der größte Teil seines lyrischen Gesamtwerkes. Eine Auswahl seiner Gedichte veröffentlichte Klaar gemeinsam mit Eduard Fuchs und Karl Kaiser in dem 1894 herausgegebenen Sammelband „Aus dem Klassenkampf". Nach 1905 löste sich Ernst Klaar von seinen revolutionären Positionen und vertrat revisionistische Ansichten. E r gehörte zu den sozialdemokratischen Schriftstellern, die sich während des ersten imperialistischen Weltkrieges auf die Seite der „Vaterlandsverteidiger" stellten. Ernst Klaar starb am 1 3 . Oktober 1920 in DresdenKlotzsche. Kunert, Fritz, wurde am 15. Oktober 1850 in Alt-Landsberg geboren. Nach dem Besuch der Volksschule und des 64
Gymnasiums bezog er 1867 für drei Jahre das Lehrerseminar. Von 1 8 7 1 bis 1877 unterrichtete er als Volksschullehrer in Berlin und Konstantinopel. 1875, im Jahre des Zusammenschlusses des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins mit der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands, wurde Kunert Sozialist. Zwei Jahre nach Inkrafttreten des Sozialistengesetzes, 1880, unternahm er Reisen durch Südeuropa, Kleinasien, Nordafrika, Palästina und Arabien. 1887 schied er freiwillig aus dem Lehramt aus, wurde Kaufmann und danach Korrektor. Daneben lehrte er in den Jahren 1887 bis 1889 an der Berliner Freien Gemeinde. Von 1888 bis 1889 war er sozialdemokratischer Stadtverordneter von Berlin. 1889 bis 1890 vertrat er seine Partei auf den internationalen Kongressen in Paris. Da Kunert gegen Ende der achtziger Jahre immer stärker journalistisch und literarisch tätig war, berief man ihn 1889 als verantwortlichen Redakteur an die „Schlesischen Nachrichten". 1892 erschien von ihm ein Band Gedichte unter dem Titel „Soziale Weckrufe". Am 1. November 1894 wurde er Redaktionssekretär des „Vorwärts", des Zentralorgans der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. In den Jahren 1890 bis 1893, 1896 bis 1906 und 1909 bis 1924 gehörte er der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion an. 1 9 1 4 sprach er sich in der Fraktion gegen die Bewilligung der Kriegskredite aus, stimmte aber in den Sitzungen dafür. E r gehörte auch zu den 18 oppositionellen Mitgliedern der Reichstagsfraktion, die am 24. März 1 9 1 6 gegen den Etat stimmten, ausgeschlossen wurden und die sozialdemokratische Arbeitsgemeinschaft gründeten. 1 9 1 7 trat er der U S P D bei, ging aber 1922 zurück zur SPD. Vor der Jahrhundertwende hat Fritz Kunert zahlreiche politische Maßregelungen durch die herrschende Klasse, Strafverfolgungen und Gefängnishaft erfahren. Nach seinem Ausscheiden aus dem parlamentarischen Leben be-
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schäftigte er sich schriftstellerisch und trieb Studien auf dem Gebiet des philosophischen Naturmonismus sowie der Geschichte. Er starb 19 j i am 25. November in Berlin. Möller, Werner, wurde am 6. Februar 1888 in Barmen als Sohn eines Schuhmachers geboren. Schon von Jugend an in der Arbeiterbewegung organisiert, begann er bald für die Arbeiterpresse zu schreiben und wurde Redakteur sozialdemokratischer Zeitungen. Seine ersten in Arbeiterblättern erschienenen Gedichte, die fest auf dem Boden der revolutionären Sozialdemokratie stehen, faßte er 1 9 1 3 in dem Band „Sturmgesang. Proletarische Gedichte" zusammen. Bei Ausbruch des ersten imperialistischen Weltkrieges gehörte Werner Möller zu den konsequenten Kriegsgegnern. E r bekannte sich zur Gruppe der Linken um Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, deren Losungen er in seinen Gedichten verkündete. Wegen revolutionärer Arbeit während des Krieges und Verbreitung von Flugblättern Liebknechts wurde er zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. An der deutschen Novemberrevolution nahm Werner Möller aktiv teil. Wegen seiner konsequenten Haltung wurde er Schriftleiter des „Vorwärts". 1 9 1 9 erschien seine zweite Sammlung Gedichte „Krieg und Kampf". Am x 1. Januar 1 9 1 9 wurde Werner Möller während der Verteidigung des „Vorwärts"-Gebäudes als einer der sieben „Vorwärts"-Parlamentäre von Noske-Truppen in bestialischer Weise ermordet. Preczang, Ernst, wurde am 16. Januar 1870 in Winsen an der Luhe als Sohn eines Proletariers geboren. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte er den Beruf des Schriftsetzers und ging danach auf Wanderschaft. E r begann zu schreiben, bekam Verbindung zur Sozialdemokratie, und „Die neue Welt" und andere Arbeiterzeitschriften veröffentlichten seine ersten Gedichte, die er später in der Sammlung „Lieder eines Arbeitslosen" (1902) zusammen66
faßte. 1900 war der Einakter „Der verlorene Sohn" erschienen und 1903 folgtedas Volksstück „ImHinterhause". Mit 30 Jahren, als er sich bereits durch'seine Gedichte und die dramatischen Arbeiten und Erzählungen einen Namen gemacht hatte, versuchte er sich als freier Schriftsteller. Von 1904 bis 1919 redigierte Preczang die Wochenzeitschrift „In freien Stunden", durch die den Arbeitern gute Unterhaltungsliteratur in die Hand gegeben werden sollte. An eigenen Werken folgte in diesen Jahren vor allem der Gedichtband „Im Strom der Zeit" (1908). 1923 wurde ihm die Leitung der Büchergilde Gutenberg übertragen. 1933 von den Faschisten aus Deutschland vertrieben, ging er in die Schweiz. Für eine kurze Zeit war er noch an der neuerrichteten „Büchergilde" tätig, lebte dann aber als freier Schriftsteller. Ohne noch einmal aus dem Exil nach Deutschland zurückgekehrt zu sein, starb Ernst Preczang am 22. Juli 1949 in Samen. Rosenberg, Wilhelm Ludwig, wurde am 10. Januar 1850 in Hamm (Westfalen) als Sohn eines Städtischen Beamten, der früh verstarb, geboren. Sein Stiefvater, ein Gießermeister, ermöglichte ihm den Besuch des Gymnasiums und der Universität. Er studierte Philologie, Philosophie, Naturwissenschaften und Medizin und wurde, nachdem er zum Dr. phil. promoviert worden war, Lateinlehrer. 1875 begann Rosenberg für die Sozialdemokratie zu schreiben. Er wurde Mitarbeiter verschiedener sozialdemokratischer Blätter, namentlich der Zeitschrift „Die neue Welt". 1879 erschien seine erste Lyriksammlung „Lieder und Gedichte", in der sich seine Hinwendung zur Sozialdemokratie äußerte. 1880 wanderte er nach den Vereinigten Staaten von Amerika aus. Zunächst lebte er in Boston als Lehrer, später wurde er Redakteur der „Chicagoer Arbeiterzeitung". 1884 siedelte er nach New York über und wurde bald einer der Führer der „Socialist Labour Party". Fünf
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Jahre lang hatte er die Funktion eines Nationalsekretärs inne. 1890 wurde Rosenberg zusammen mit der opportunistischen Führungsgruppe, der er angehörte und die eine Kompromißpolitik betrieb, zum Nurgewerkschaftertum tendierte und das Deutschtum in der Partei erhalten wollte, seiner Funktion enthoben. Er zog sich von da an von der unmittelbaren Parteiarbeit zurück, siedelte nach Cincinnati über und wurde zunächst Mitredakteur der „Cincinnatier Zeitung" und später Redakteur des „Cincinnatier Tageblattes". In Cincinnati entstand auch sein Drama „Crambleton". Um die Jahrhundertwende zog er nach Cleveland und gründete dort 1902 eine Anstalt für geistig zurückgebliebene Kinder. Rosenbergs Gedichte, die in den deutschsprachigen Arbeiterzeitungen Amerikas erschienen, sind in der Sammlung „An der Weltenwende" (1910) vereinigt. Über sein weiteres Leben ist nichts bekannt. Scävola, C. M., wurde am 3. April 1 8 5 9 m Berlin geboren. Er war nach dem Besuch des Gymnasiums für das Baufach vorgesehen, begann jedoch zu schreiben und wurde freier Schriftsteller. Sein Bekenntnis zur Arbeiterbewegung hat seiner gesamten literarischen Arbeit den Stempel aufgedrückt. 1893 erschien sein Gedichtband „Rote Wolken, rote Wipfel und andere rote Lieder", ein Jahr später die humoristisch-satirischen Couplets „Rote Waldfestlieder". Über Scävolas weiteres Leben waren keine Hinweise zu ermitteln. Ähnliche Pseudonyme haben um die Jahrhundertwende der humoristische Schriftsteller Leo Wulff (Mucius Scaevola) und der Fachschriftsteller J. Friedrich Meißner (Scävola) gebraucht. Mit dem Benutzer des Pseudonyms C. M. Scävola dürfte keiner von beiden identisch sein. Sd. Vermutlicher Verfasser ist A . von Sommerfeld, der in den neunziger Jahren publizistisch für die Arbeiterbewegung tätig war. 68
Schwab, Michel. Über ihn sind keine biographischen Nachweise bekannt. Gedichte von ihm erschienen bereits während der siebziger Jahre in sozialdemokratischen Liederbüchern, wie z. B. in der 1875 in Zürich herausgegebenen Sammlung „Sozialdemokratische Lieder und Deklamationen". Seine Auswanderung nach Nordamerika erfolgte wahrscheinlich in den ersten Jahren des Sozialistengesetzes. Noch in den neunziger Jahren schrieb er in deutschsprachigen amerikanischen Zeitungen und Kalendern. Schz., F. Der Name war nicht zu ermitteln. St., J . Auch in diesem Fall ist nicht bekannt, um wen es sich handelt. Stern, Maurice Reinhold von, wurde am 3. April 1860 in Reval als Sohn eines Gutsbesitzers geboren. In den Jahren 1 8 7 2 - 1 8 7 6 besuchte er die Gymnasien zu Dorpat und Fellin und trat 1876 ins russische Heer ein. 1879 mußte er wegen einer Gehorsamsverweigerung
seinen Abschied
nehmen, wurde Bahnbeamter und später Mitarbeiter der „Revalschen Zeitung". Im Mai 1 8 8 1 wanderte er nach Deutschland und kurz darauf nach den Vereinigten Staaten von Amerika aus. Hier war er zunächst als Dockarbeiter, Gerichtsschreiber, Grubenarbeiter und Eisengießer tätig und fand Fühlung zur Arbeiterbewegung. Nebenher schrieb er Zeitungsreportagen und Gedichte. E r gründete dann die „Neuyersey-Arbeiter-Zeitung", deren Redakteur er wurde. 1885 erschien in New York sein Gedichtband „Proletarierlieder". Im gleichen Jahr kehrte Stern nach Europa zurück und begann in Zürich Philosophie zu studieren, mußte aber 18 8 8 sein Studium unterbrechen und wurde Redakteur am „Züricher Volksblatt". 1890 trat er in die Verlags- und Kunstanstalt „Helvetia" ein. Am 1. Juli 1892 begründete Stern eine Verlagsanstalt und die Monatsschrift „Sterns Literarisches Bulletin der Schweiz". In die69
sen Jahren ständig politischen Verfolgungen ausgesetzt, die seinen wirtschaftlichen Ruin herbeiführten, mußte er 1898 beide Unternehmen aufgeben. Er verließ die Schweiz, lebte einige Jahre auf Reisen, bis er sich 1903 in Linz an der Donau niederließ. Seit den neunziger Jahren wandte sich Stern immer mehr von den Ideen der Arbeiterbewegung ab. Er starb am 28. Oktober 193^ ^ Ottersheim bei Linz. Thurow, Hermann, wurde am 8. Februar 1867 in dem Dorfe Rumohr bei Kiel als Sohn eines aus Mecklenburg stammenden Müllergesellen geboren. Nach Beendigung der Dorfschule mußte er Gänse und Ziegen hüten, ehe es ihm gelang, bei einem Dorf maler in die Lehre zu gehen. Als Handwerksbursche wanderte er über Berlin, wo er einige Zeit als Malergeselle arbeitete, Metz, Paris nach Südfrankreich und durch die Schweiz. Ein Vortrag Wilhelm Liebknechts bewirkte, daß er den Weg zur Arbeiterbewegung fand. Ende der neunziger Jahre kehrte er nach Kiel zurück, schrieb für die „Schleswig-holsteinische Volkszeitung" und trat als Redner in Partei- und Gewerkschaftsversammlungen in Erscheinung. Sein erster Gedichtband „Ins Sonnenland" erschien 1 9 0 1 in Zürich. Eine Tuberkulose zwang ihn, Anfang des Jahrhunderts wieder in die Schweiz zu gehen. In Davos suchte er Heilung, schlug sich dann als selbständiger Malermeister durch und wurde 1905 Redakteur in der schweizerischen Genossenschaftsbewegung. D a sich sein Gesundheitszustand nicht besserte, verlegte Thurow seinen Wohnsitz nach Heliopolis bei Kairo. Dort eröffnete seine Frau ein Kaffeerestaurant, während er tagsüber im Internationalen Gerichtshof Akten schrieb und abends bediente. 1 9 1 3 kehrte er gesund in die Schweiz zurück und wurde Bibliothekar in der Zentrale des Verbandes der schweizerischen Konsumvereine. Schon Thurows frühe Gedichte waren nicht frei von bürgerlichem Ideengut. 70
Noch vor dem ersten Weltkrieg setzte eine Entpolitisierung und eine sich stetig vertiefende beschreibend-idyllisierende Haltung des Autors ein. Hermann Thurow starb am 2. August 1 9 3 3 , wahrscheinlich in Muttenz-Freidorf bei Basel. Wagner, Richard, wurde am 22. November 1868 in Odenhausen (Kreis Gießen) als Sohn eines Gutspächters geboren. Nach Besuch der Volksschule und eines Privatinstituts lernte er auf dem Gymnasium in Fulda, Gießen (wo er wegen Zugehörigkeit zu einer Schülerverbindung 1 8 8 5 relegiert wurde) und Büdingen. Hier bestand er 18 8 8 das Abitur. D a ihm aus finanziellen Gründen das Studium nicht möglich war, trat er 1889 als Posteleve in den höheren Postdienst ein und brachte es im L a u f e der Jahre bis zum Oberpostdirektionssekretär. Als er sich mit seiner Schrift „ D e r Monismus als Weltreligion der Zukunft" zu einer materialistischen Geschichtsauffassung bekannte und 1 9 0 3 der Sozialdemokratischen
Partei Deutschlands
beitrat,
wurde er aus dem Postdienst entlassen. E r arbeitete als Redakteur der „Leipziger Volkszeitung", ab 1905 am „Norddeutschen Volksblatt" und ab 1908 beim Braunschweiger „Volksfreund". Bereits auf dem Gymnasium hatte Wagner zu schreiben begonnen. Seine nach dem Beitritt zur Arbeiterpartei verfaßten Gedichte, Essays und kulturpolitischen Betrachtungen, in denen sich jedoch in starkem Maße kleinbürgerliche Ansichten geltend machen, erschienen in Blättern wie „ D e r wahre Jakob", „Leipziger Volkszeitung", „ D i e neue Welt" u. a. E r lebte zuletzt als freier Schriftsteller in Kassel.
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ANMERKUNGEN
Gedichte Der Abdruck der Gedichte erfolgt buchstabengetreu nach den in den einzelnen Anmerkungen angeführten Vorlagen. S. I
Michel S c h w a b : D E M A N D E N K E N V O N K A R L M A R X
Vorbote. Unabhängiges Organ für die wahren Interessen des Proletariats. Wochenausgabe der .Chicagoer-Arbeiter-Zeitung', 10. Jg., Nr. 12, Chicago, Samstag den 24. März 1883. S. 3
Maurice Reinhold von Stern: IN MEMORIAM K A R L MARX
Proletarier-Lieder. Gesammelte Dichtungen dem arbeitenden Volke gewidmet von Maurice Reinhold von Stern, Jersey City, Nord-Amerika 188$, S. 20. S. 4
Leopold Jacoby: K A R L M A R X ' T O D T E N F E I E R
im C o o p e r - I n s t i t u t zu N e w Y o r k ( D e n 19. M ä r z 1883.) Buch der Freiheit. Gesammelt und herausgegeben von Karl Henckell. Berlin 1893. Verlag der Expedition des „Vorwärts" Berliner Volksblatt (Th. Glocke), S. 244-24$. Obwohl das genaue Datum nicht überliefert ist, kann 1883 als Entstehungsjahr angenommen werden. Bei der Anmerkung, die auf Adolf Douai Bezug hat, dürfte es sich um einen späteren Zusatz handeln. Ein Bericht Jacobys über die Totenehrung findet sich in „Leopold ]acoby. Ein Lebensmärchen. Aus Mitteilungen, Briefen und Schöpfungen" erzählt von Minna Geith, München 1893, Druck und Verlag Münchener Handelsdruckerei u. Verlagsanstalt M. Poeßl, S. 225-227. Er lautet: „Eine i n t e r n a t i o n a l e T o t e n f e i e r im Cooper-Hause" *
Gedächtnisfeier für Karl Marx Nirgends sonst auf diesem Erdenrund wird man Arbeiter in so gewaltig großen Massen, Menschen aller Kulturnationen der Erde in geschlossenen vier Wänden beisammen finden können, wie sie das CooperInstitut in New York sah am Abend des 19. März 1883. Der Riesensaal füllte sich - als ich nach 7 Uhr anlangte - mit Menschen, wie wenn die Meeresflut in einen Hohlraum strömt, und das Murmeln der Menge, obwohl zurückgehalten stille, tönte in mein Ohr wie das Sausen des Meeres. Tausende mußten wohl noch in den Korridoren stehen, als der Strom sich endlich staute, weil alle Plätze gefüllt, überfüllt waren.
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Fahnen, Draperien und Standarten der Gewerke, Aussprüche, Bilder und Sinnbilder schmückten die Wände. Beethovens Trauermarsch ertönte zur Eröffnung der Feier, und ein Sängerchor sang ein deutsches Lied. Dann sprach von der Tribüne herab der erste Redner in englischer Sprache 1 : Ideen können durch keine Gewalt, durch keine Flinten und Kanonen ausgetilgt werden; und das Gedächtnis eines schöpferischen Vorkämpfers der neuen Idee, die gegenwärtig die Welt bewegt, unter deren Vorwärtsschritt die Erde bebt, unter deren Weckruf Millionen Menschen aller Länder aus tausendjährigem Schlaf auffahren, das Gedächtnis eines solchen Vorkämpfers feiern wir heute! Ein anderer Redner in englischer Sprache 2 gab Züge aus dem Leben des Dahingeschiedenen. E r schilderte einen Besuch bei ihm in London im Jahre 1880 und rief dem großen Toten, dessen Geist so lebendig diese Völkerversammlung, diese Arbeitervereinigung aller Kulturnationen erfülle, ein ergreifendes Lebewohl zu. - Und nun sprach ein deutscher Redner in deutscher Sprache, Adolf Douai, ein lieber Bekannter von mir, der früher Lehrer in Boston gewesen war und mir, als ich herüber kam, Empfehlungen dorthin gegeben hatte. E r hat sein ganzes Leben in rastloser Thätigkeit der Arbeitersache gewidmet, geopfert. Nun ist er tot. E r sprach tiefbewegt, und es war ein Wunder zu sehen, wie die Tausende unter den Hörern, die vielleicht kein einziges deutsches Wort verstanden, andächtig seinen Worten lauschten, ein Wunder zu sehen," wie sie von seiner Seelenerregung, die sich in Tonfall, in Mienen und Gebärden widerspiegelte, selbst ergriffen wurden. Die Berührung der verschiedenen Menschennationen, die hier vertreten waren, erzeugte mit einem elektrischen Strom ein völlig neues Empfinden, ein neues Fühlen, das für seine Mitteilung von einem zum andern der Einzelsprache der Nationen gar nicht mehr bedurfte: in den jubelnden Zurufen, in den leuchtenden Blicken, in den Handbewegungen gab e^ sich kund. — Ein Russe sprach dann russisch, ein Böhme böhmisch, ein Franzose französisch. Der Franzose betonte die Auslöschung des Nationalhasses auf Erden, die diese Feier so erhebend der Welt kund thue, eine Totenfeier, von der die Teilnehmer noch ihren Kindern und Kindeskindern erzählen werden." Der Hinweis auf Adolf Douai im Bericht läßt als frühestes Entstehungsdatum das Jahr 1888 zu. Diese Annahme wird durch die vielen Ungenauigkeiten gegenüber dem folgenden Augenzeugenbericht bestätigt. Die damals in den Vereinigten Staaten von Amerika erschienenen deutschsprachigen Arbeiterzeitungen widmeten der Feier ausführliche Berichte. Zur Information sei hier der aus der Feder von Maurice 1
Victor Drury
2
John Swinton
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Reinhold von Stern stammende {„Vorbote",
a . a . O . , 10. Jg., Nr. 1 3 ,
Chicago, Samstag den 3 1 . März 18 8.3) zitiert: „Eine Todtenfeier
zu E h r e n
Marx's.
Großartige kosmopolitische Arbeiter-Demonstration. Am Montag, den 19. März, 8 Uhr Abends, hat in New York im großen Saale des Cooper-Instituts eine von mindestens 5000 Arbeitern aller Berufsarten und Nationalitäten besuchte Massenversammlung behufs Abhaltung einer Gedenkfeier zum Andenken an den unvergeßlichen Gründer der „Internationalen Arbeiter-Association", K a r l Marx, stattgefunden. Auf der mit Trauer-Draperien, Fahnen und einem vorzüglich getroffenen, überlebensgroßen Bildniß des Verstorbenen geschmückten Tribüne befanden sich die Delegaten der „Central Labor Union" und unzähligen anderen Arbeiterverbindungen. Als erster Vorsitzender fungirte E d . King, als zweiter John Ritter. Sekretäre waren Justus H. Schwab und Philipp Van Patten. Nachdem die feierlichen Klänge einer Orgel-Cantate verhallt waren, wurde die Versammlung durch P. McGuire mit einigen einleitenden Worten eröffnet. Redner betonte, daß diese Feier eine kosmopolitische sei, zur Ehre eines großen Cosmopoliten. Alsdann kündigte der Vorsitzende der Versammlung an, daß die „Soz. Liedertafel" das bekannte Lied „Des Dichters G r a b " vortragen werden. Die wehmiithige Weise kam in meisterhafter Form zum Vortrage, worauf V i c t o r
Drury
als erster Redner in englischer Sprache das Wort ergriff. E r betonte die internationale Bedeutung Marx's und wie die von ihm gegründete geistig fortlebende „Internationale" berufen sei, die Lösung der sozialen Frage zu verwirklichen. Die „Internationale" habe den Kampf mit der herrschenden Klasse aufgenommen und sie werde ohne Beihülfe irgend welcher politischen Reform-Maßregeln ihre Emanzipation bewerkstelligen können. Wenn Bismarck und Consorten thatsächlich glauben sollten, die „Internationale" vernichtet zu haben, so werde der stets wachsende Einfluß von Marx's „Kapital" sie bald eines Besseren belehren. Es gäbe überhaupt nur zwei Gesellschaftsklassen: A r b e i t e r und L 0 a f e r s , und es wäre eines der größten Verdienste des Dahingeschiedenen, das Verständniß für diese Thatsache gefördert zu haben. Die Proletarier der Neuzeit hätten den Glauben an die Moralität der herrschenden Klasse verloren und würden daher nicht verfehlen, sich ihrer Autorität zu entziehen. Der nächste Redner war der bekannte amerikanische Communist J o h n S w i n t o n. Redner gab eine Reihe interessanter Daten aus dem Privatleben des großen Sozialökonomen, den er noch im Jahre 1 8 8 1 in London besucht hatte. Die Lebensgeschichte Marx's in kurzen Umrissen bildete
sodann
den
Gegenstand
der
Betrachtung.
Ein
Vergleich
Marx's mit anderen großen Männern der Neuzeit: Wendel Philips, Mazzini, Garibaldi, Rochefort, Victor Hugo, Tschernischewsky, Michael
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Davitt und Andere führte den Redner zu dem Schluß, das Ersterer vor allen diesen den großen Vorzug habe, daß er nicht etwa die nationale, sondern die internationale Freiheit befürwortete und vertrat. Daher trauere auch die ganze Welt, sogar in den Eisfeldern Sibiriens weine man bittere Thränen um ihn. Mit den Worten: „Bleibe bei uns, Schatten des Gewaltigen, und nun Freund, lebe wohl, lebe wohl!" schloß der Redner seinen Nachruf. Als nächster Redner wurde der Versammlung D r . A. D o u a i vorgestellt. Derselbe besprach in treffender Weise die ignorante Haltung der deutschen Wissenschaft gegenüber den Werken Marx's. Es sei eine wahre Schmach für die früher so stolzen, heute leider auch im Solde der herrschenden Klasse stehenden deutschen Gelehrten, daß sie diesen gewaltigen Geistesprodukten gegenüber keine entscheidende Stellung eingenommen hätten. Weder hätten sie dieselben widerlegen, noch berichtigen können, noch aber den Muth gehabt, ihrem Unwillen offen Ausdruck zu geben. Die philosophische Kritik der Deutschen habe einer Bedientendemuth Platz gemacht. Für Marx aber sei dies eine hohe Ehre. Die Regierungen hätten sich nicht anders zu schützen gewußt, als durch das Verbot des Verkaufs seiner Bücher, und dadurch, daß sie die Rede- resp. Preßfreiheit aller seiner Anhänger unterdrückten. Jeder Sozialist werde heut zu Tage wie ein Verbrecher behandelt, aber die Verallgemeinerung der soz. Ideen diene zu der Erkenntniß, daß der Gewalt gegenüber keine anderen Argumente bestehen, als wiederum d i e G e w a l t . Marx habe es zu Wege gebracht, aus der bis heute reaktionären Nationalökonomie eine revolutionäre zu schaffen. Nachdem Dr. Douai noch die seltene Selbstlosigkeit des Verstorbenen anerkannt und sein Werk als das Evangelium der Völkerbefreiung, als das bedeutendste wissenschaftliche Werk in deutscher Sprache bezeichnet hatte, schloß er seine höchst beifällig aufgenommene Rede. Nachdem hierauf mehrere, aus verschiedenen Gegenden des Landes eingelaufenen Telegramme, sowie ein schmeichelhaftes Schreiben des bekannten Gelehrten Henry George verlesen worden war, begann Hr. S. S c h e w i t s c h , Red. der „N.Y.Volks-Zeitung" seine Rede, und zwar sprach er der Reihe nach in russischer, deutscher und englischer Sprache, bei anhaltendem Beifall der Zuhörerschaft. Nach ihm sprachen noch Bunnata in böhmischer, Milot in französischer und McGuire in englischer Sprache. Der Schlußredner, auf den sich das Hauptinteresse des Abends concentrirte, war J o h a n n M o s t , bekanntlich der thätigste und fähigste Verbreiter Marx'scher Ideen, die er dem deutschen Proletariat durch Wort und Schrift recht eigentlich mundgerecht gemacht hat. Most wurde mit wahrhaft betäubendem Jubel empfangen. Von fortwährendem Beifall unterbrochen, bewies er an der Hand von Citaten, wie sehr wir Marx nicht nur als den theoretischen Begründer des Sozialismus, sondern auch als den radikalsten Vertreter internationaler soz. Taktik, also 75
im vollsten Sinne des Wortes als den U n s r i g e n
zu proklamiren
hätten. Wir können, sagte der Redner, das Andenken des Begründers der „internationalen Arbeiter-Association" nicht besser ehren, als durch die internationale Verbreitung radikaler revolutionärer Ideen. Mit den elektrisierenden Worten des Dichters schloß Most seine Rede: Von Stadt zu Stadt und von Land zu Land Ist die Siegesbotschaft gezogen; Es wälzen sich, wie vom Blitz entflammt, Allüberall feurige Wogen, Es stürzen Paläste und Burgen ein; Es rauchen Altäre und Throne; Zum Schornstein fliegen Akten hinaus; In die Gosse sinkt manche Krone. Die Kette bricht, die Sklaven sind frei, Nicht länger mehr Knechte der Reichen; Es ernten die Früchte, wer sie gesä't, In einer Gesellschaft von Gleichen! (Rauschender Beifall!) Hierauf wurde das bekannte Herwegh'sche Lied „Bet' und arbeit" gesungen, worauf sich die Versammlung unter den Klängen der Marseillaise auflöste. Für die Wiedergabe der in dieser Versammlung gefaßten Resolutionen fehlt hier der Raum und die Zeit. New York, 19. März 1883. S. 6
A. Enders:
M.
Stern."
K A R L M A R X f 14. M Ä R Z 1885
Der wahre Jacob 1889, Nr. 69, S. 545. S. 8
J . St.:
DEN BEJUBLERN DER
MARXSCHEN
PRO G R A M M K R I T I K
Der wahre Jacob 1 8 9 1 , Nr. 1 2 1 , S. 972. Entgegen dem Willen einiger Führer der deutschen Sozialdemokratie veröffentlichte Friedrich Engels in „Die neue Zeit. Revue des geistigen und öffentlichen Lebens", IX. Jg. 1 . Bd. Nr. 18, Stuttgart 1 8 9 1 , S. 561 bis 575 unter der Überschrift „Zur Parteiprogramms.
Kritik
des
sozialdemokratischen
Aus dem Nachlaß von Karl Marx" die von K a r l Marx
Anfang 1875 niedergeschriebenen „Randglossen deutschen Arbeiterpartei",
die als „Kritik
zum Programm
des Gothaer Programms"
der in
die Geschichte der Arbeiterbewegung eingegangen sind. Auf dem Parteitag in Gotha ( 2 2 . - 2 7 . Mai 1 8 7 5 ) hatte sich die Einigung der damaligen deutschen Arbeiterorganisationen - der von Bebel und Liebknecht geführten Sozialdemokratischen deutschen Arbeiterpartei (Eisenacher) mit dem von Hasenclever, Hasselmann und Tölcke geleiteten Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (Lassalleaner) - zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands unter einem Kompromiß zugunsten lassallea-
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nischer, der Arbeiterklasse framder Auffassungen vollzogen, was Marx in den Randglossen scharf kritisierte. Das Gedicht ist an die Gegner der deutschen Sozialdemokratie gerichtet, die sich von der Marxschen Kritik eine Spaltung der Partei erhofften. S. 9
Fritz Kunert:
KARL MARX
(Fragment)
Soziale Weckrufe. Von Fritz Kunert, Halle a. S., Verlag der Volksbuchhandlung 1892, S. 3 8 - 3 9 . D a Fritz Kunert am 3 1 . März 1892 wegen 1 2 Preßvergehen verhaftet und in das Breslauer Untersuchungsgefängnis überführt worden war, sind die Gedichte von seiner Frau, der Schriftstellerin Marie Kunert, zum Druck vorbereitet worden. Vgl. hierzu das „Vorwort des Herausgebers". Die Anmerkung im Text stammt von Marie Kunert. S.11
Ernst K l a a r : KARL MARX
Zum Gedächtnis seines zehnjährigen Sterbetages 14. März 1 8 8 3 Der wahre Jacob,
1893, Nr. 1 7 3 , S. 1 4 1 8 .
Die falsche Angabe 2. Mai 1 8 1 8 statt 5. Mai 1 8 1 8 für den Geburtstag von Marx findet sich in den achtziger-neunziger Jahren wiederholt. S. 1 3
sd.:
KARL MARX
Süd-Deutscher
Postillon. X I I . Jahrgang, Nr. 6, 1893, 0. S.
Erhabner Geistesverwandter / Des
griechischen
S e h e r s . . . : Empedokles (geb. um 495, gest. um 43$ v. u. Z.), einer der wesentlichen naiv-materialistischen und dialektischen Naturphilosophen, Arzt und Dichter; suchte der Legende zufolge den Freitod im Ätna. S. 1 6
sd.:
Süd-Deutscher
MARX UND
ENGELS
Postillon. X I I . Jahrgang, N o . 1 4 , 1893, o. S.
S. 1 7 Karl Kaiser: V E R S C H I E D E N E A U S L E G U N G Süd-Deutscher Postillon, XII. Jahrgang, N o . 25, 1 8 9 3 , 0. S. S. 1 8
W I R D DER E R S T E MAI . . .
Pionier. Illustrierter Volks-Kalender für 1893, Verlag der N e w Yorker Volkszeitung. Mai-Kalendarium. S. 1 9
Max K e g e l : DIE I N T E R N A T I O N A L E
ARB E I T E R - A S S O C I A T I O N
28. S e p t e m b e r Der wahre Jacob,
1864
28.September
1894
1894, Nr. 2 1 4 , S. 1790.
Am 28. September 1864 wurde in St. Martins Hall, Long Acre, in London die „Internationale Arbeiter-Assoziation" gegründet, die als I. Internationale in die Geschichte der Arbeiterbewegung eingegangen ist. Sie wurde von Karl Marx und Friedrich Engels geleitet. Wie Lenin
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schrieb, legte sie „das Fundament zum internationalen proletarischen Kampfe für den Sozialismus". Ihre Grundsätze waren: Die Arbeiterklasse muß die politische Macht erobern; die Befreiung der Arbeiterklasse kann nur das Werk der Arbeiter selbst sein; der Kampf der Arbeiter ist nicht nur ein Kampf um die Aufhebung der Klassenvorrechte der Bourgeoisie, sondern um die Aufhebung der Klassenherrschaft überhaupt; der Kampf des Proletariats ist international. Mit den Worten „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!", der Hauptlosung der I. Internationale, gab Karl Marx der internationalen Arbeiterbewegung eine ihrer wichtigsten Kampfparolen. Nachdem die I. Internationale ihre Aufgabe, die Grundlage für die Entstehung nationaler Arbeiterparteien zu schaffen, erfüllt hatte, führte Marx 1876 ihre Auflösung herbei. S. 2 1
GUT
DENN
Aus dem Klassenkampf. Soziale Gedichte. Herausgegeben von Eduard Fuchs, Karl Kaiser, Ernst Klaar. München 1894, Verlag von M. Ernst, S. 72. S. 2 2
WENN JEMAND MARX . . .
Der wahre Jacob, Nr. 291, Stuttgart den 14. September 1897, Illustrierte Unterhaltungsbeilage, S. 2539. S. 23 Hermann Thurow: MARX Iris Sonnenland. Zeitgedichte von Hermann Thurow, 2. Auflage, Buchhandlung des schweizerischen Grütlivereins, Zürich 1902, S. 29. S. 2 4
C. M . Scävola:
SEHT IHR D I E ROTEN . . .
Rotdeutschlands Aufstieg. Wahlkampflieder von C. M. Scävola, Berlin, Buchhandlung Vorwärts, 1907, o. S. Der Spruch als Motto auf dem Innentitel. S. 2 $
Ernst Klaar:
KARL MARX ZUM
GEDÄCHTNIS
Z u s e i n e m 25. T o d e s t a g Süddeutscher Postillon, XXVII. Jg., Nr. 7 (lfde. Nr. 539), 1908, S. 50. S. 26
KARL
MARX
Z u s e i n e m 25. T o d e s t a g Der wahre Jacob, Nr. 565, Stuttgart den 17. März 1908, S. 5738. S. 28 Richard Wagner: KARL MARX Zum 2j, T o d e s t a g Vorwärts. Berliner Volksblatt, 25. Jg., Nr. 63, Sonnabend, 14. März 1908. S. 3 1
g . g . : Z U M 14. M Ä R Z 190S
Die Gleichheit. Zeitschrift für die Interessen der Arbeiterinnen. 18. Jg. Nr. 6, Stuttgart den 16. März 1908, S. 58.
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S. 33 Karl Bröger: LICHTBRINGER ( K a r l M a r x zum G e d ä c h t n i s ) Die singende Stadt. Verlag und Druck der Fränkischen Verlagsanstalt und Buchdruckerei G. m. b. H., Nürnberg, o. J . [1913], S. 28. S. 34 Werner Möller: KARL MARX Sturmgesangl Proletarische Gedichte von Werner Möller, Selbstverlag des Verfassers. In Kommission bei der Buchhandlung „Freie Presse", Elberfeld. Druck: Molkenbuhr u. Co., Elberfeld 0. J . [1913], S. 1 8 - 1 9 . S. 36 Karl Bröger: FACKEL UND KETTE ( K a r l M a r x zum 100. G e b u r t s t a g ) Fränkische Tagespost, Nürnberg, 5. Mai 1918. S. 3 8
L.:
KARL MARX ZUM
GEDÄCHTNIS
i 8 i 8 5. M a i 1918 Volksstimme, Unterhaltungsbeilage, Jg. 27. Nr. 36, Chemnitz den 4. Mai 1918. S. 40
Ernst Preczang: K A R L MARX
Im Strom der Zeit. Gedichte von Ernst Preczang, vierte, wesentlich veränderte Auflage, Stuttgart, J. H. W. Dietz Nachfolger G. m. b. H., Berlin, Buchhandlung Vorwärts G. m. b. H., 1 9 2 1 , S. 77-78. Die fünfte, veränderte Auflage des Bandes, erschienen im BuchmeisterVerlag G . m . b . H . , Berlin 1929, enthält bezeichnenderweise das Gedicht nicht mehr. S. 4 1
ZU KARL MARX'
GEDÄCHTNIS
Der wahre ]acob, Nr. 956, Stuttgart 16. März 1923, S. 54. S. 42 FritZ Kunert: AN FRIEDRICH E N G E L S Soziale Weckrufe, a. a. O., S. 39. „Motto: Drum muß es sein und stößt der Rhein . . .": Entnommen der dreizehnten und vorletzten Strophe des Gedichts „Ein Weihnachtslied für meine Kinder. Vor der Ausweisung, 1850" von Ferdinand Freiligrath. Die Strophe muß richtig und vollständig heißen: Drum muß es sein, und stößt der Rhein Euch aus, ihr Vagabunden: Der neue Herd, der feste Herd, Er wird euch doch gefunden! Dran wurzelt ihr und lacht, das hier Uns hudelt, des Gelichters Die Heimat bloß macht heimatlos Die Kinder ihres Dichters! S. 43
Wilhelm Ludwig Rosenberg: DEN MANEN
FRIEDRICH
(August
79
ENGELS"
1895)
An der Weltenwende. Gedichte von Wilhelm Ludwig Rosenberg, Cleveland, Ohio 1910, S. 90-91. Einen früheren Abdruck des Gedichtes bringt: Stimmen der Freiheit. Blüthenlese der hervorragendsten Schöpfungen unserer Arbeiter- und Volksdichter, herausgegeben von Konrad Beißwanger. Dritte Auflage. Litterarisches Bureau Nürnberg (Verlag für Volks- und Arbeiterlitteratur) 1902, S. 492-493. Friedrich Engels hatte testamentarisch verfügt, daß seine Asche ins Meer gesenkt werden solle. S. 45
Josef Hannich:
N A C H R U F AN F R I E D R I C H
ENGELS
Stimmen der Freiheit, a. a. O., S. 399-400. S. 4 7
FRIEDRICHENGELS
G e b o r e n i n B a r m e n d e n 28. N o v e m b e r 1 8 2 0 Ges t o r b e n in L o n d o n d e n 5. A u g u s t 1 8 9 5 Süddeutscher Postillon, XIV. Jg., Nr. 18 (lfde. Nr. 312), 1895, o. S. S.48
FRIEDRICHENGELS
Süddeutscher Postillon, XIV. Jg., Nr. 19 (lfde. Nr. 313), 1895, o. S. S. 50
DEM ANDENKEN UNSERES FRIEDRICH
ENGELS
Leipziger Volkszeitung. Organ für die Interessen des gesamten Werktätigen Volkes., z. Jg. Nr. 184, Sonnabend den 10. August 1895, 2. Beilage. S. 52
F . ScllZ.: A U F E N G E L S ' T O D
Schwäbische Tagwacht. Organ der Sozialdemokraten Württembergs, i j . Jg., Nr. 186, Stuttgart, Montag, 12. August 1895. S. 53
Hunold:
E I N E E R I N N E R U N G AN F R I E D R I C H
ENGELS
Das G r a b bei E a s t b o u r n e Der wahre Jacob. Nr. 262, Stuttgart den 4. August 1896, S. 2243. S. 56
Ernst K l a a r : Z U F R I E D R I C H E N G E L S '
GEBURTSTAG
(t J. A u g u s t 1 8 9 5 ) Süddeutscher Postillon, XV. Jg., Nr. 17 (lfde. Nr. 337), 1896, S. 134.
Abbildungen KARL MARX,
Präsident der Internationalen. Nach einem Holzschnitt von unbekannter Hand. Illustrierte Zeitung. Wöchentliche Nachrichten über alle Ereignisse. Zustände und Persönlichkeiten der Gegenwart, über Tagesgeschichte, öffentliches und gesellschaftliches Leben, Wissenschaft und Kunst, Han80
del und Industrie, Musik, Theater und Mode, Leipzig und Berlin, Verlag der Expedition der Illustrierten Zeitung J.J.Weber, Nr. 1483, 2. Dezember 1871, S. 413. KARL MARX,
nach einer Radierung von Heinrich Zille aus dem Jahre 1900. Foto Deutsche Akademie der Künste. FRIEDRICH
ENGELS,
einer Photographie nachgebildete Darstellung von unbekannter Hand. Der wahre Jacob. Nr. 239, Stuttgart den 21. September 1895, Blatt zwischen S. 2022 u. 2023.
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ALS N Ä C H S T E B Ä N D E
Robert Schweichel:
FOLGEN:
Erzählungen
Aus den Anfängen der sozialistischen Dramatik 1 Die ersten Liederbücher
82
der deutschen
Arbeiterbewegung