Funktionen der Präfigierung: Präpositionale Elemente in der Wortbildung des Französischen 9783110943603, 348452247x, 9783484522473


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Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung
1. Theoretische Grundlagen
2. Allgemeine Beschreibungsprobleme
3. Präfigierung
4. Analyseteil
Zusammenfassung
Bibliographie
Register
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Funktionen der Präfigierung: Präpositionale Elemente in der Wortbildung des Französischen
 9783110943603, 348452247x, 9783484522473

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BEIHEFTE ZUR ZEITSCHRIFT FÜR ROMANISCHE

PHILOLOGIE

BEGRÜNDET VON GUSTAV GRÖBER FORTGEFÜHRT VON WALTHER VON WARTBURG UND KURT BALDINGER HERAUSGEGEBEN VON MAX PFISTER

Band 247

WALTRAUD WEIDENBUSCH

Funktionen der Präfigierung Präpositionale Elemente in der Wortbildung des Französischen

MAX NIEMEYER VERLAG TÜBINGEN 1993

Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Meinen

Eltern

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Weidenbusch,

Waltraud:

Funktionen der Präfigierung : präpositionale Elemente in der Wortbildung des Französischen / Waltraud Weidenbusch. - Tübingen : Niemeyer, 1993 (Beihefte zur Zeitschrift für Romanische Philologie ; Bd. 247) NE: Zeitschrift für Romanische Philologie / Beihefte ISBN 3-484-52247-x

ISSN 0084-5396

© Max Niemeyer Verlag GmbH & Co. KG, Tübingen 1993 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Satz und Druck: Allgäuer Zeitungsverlag, Kempten Einband: Heinr. Koch, Tübingen

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

IX

Einleitung

i

1. Theoretische Grundlagen

5

1.1. 1.2. 1.3. 1.4. 1.5.

Wortbildungstheorie Analyse und Synthese Rede, Norm, System und Typus Funktionelle Sprache Produktivität

2. Allgemeine Beschreibungsprobleme 2.1. Regularität versus Irregularität in der Wortbildung 2.1.1. Motivation 2.1.1.1. Gelehrte Elemente 2.1.1.2. Lexikalisierung 2.1.2. Wortbildungslücke

5 7 8 10 12 13 13 16 17 20 23

. . . .

3. Präfigierung 3.1. Forschungsbericht 3.2. Präfigierung zwischen Komposition und Suffigierung . . . 3.3. Zur Definition der Präfixe 3.4. Die präpositionalen Elemente 3.5. Beschreibung der Bedeutung von Präpositionen und präpositionalen Elementen 3.6. Präpositionale Elemente und inhaltliche Wortbildungstypen 3.7. Bedeutung der präpositionalen Elemente und Wortbildungsbedeutung 3.8. Entwicklung 3.8.1. Entwicklung von Verben aus präpositionalen Fügungen mit Substantiv 3.8.1.1. Flexionsmorphem oder Wortbildungselement — das Problem des Wortartwechsels 3.8.1.2. Belegbarkeit 3.8.1.3. Inhaltliche Analyse

29 29 32 35 44 46 50 55 58 59 60 65 66 V

3-8.2. Entwicklung von Verben aus präpositionalen Fügungen mit Adjektiv 3.8.3. Entwicklung von Adjektiven aus präpositionalen Fügungen mit Substantiv 3.8.4. Entwicklung von Substantiven aus präpositionalen Fügungen mit Substantiv 3.9. Modifizierung 3.9.1. Situierung 3.9.2. Situierung und Wortarten 3.9.2.1. Situierung von Substantiven 3.9.2.2. Situierung von Verben 3.9.2.3. Situierung von Adjektiven 4. Analyseteil 4.1. A-, en-, dé-, é- und gelehrte Varianten 4.1.1. A4.1.2. En4.1.3. De4.1.4. É4.1.5. Extra4.1.6. Intra4.2. Entre- und inter4.2.1. Entre4.2.2. Inter4.3. Contre- und anti4.3.1. Contre4.3.2. Anti4.4. Avant-, après- und gelehrte Varianten 4.4. I.Avant4.4.2. Arrière4.4.3. Après4.4.4. Pré4.4.5. Post4.5. Avec-, sans- und gelehrte Varianten 4.5.1. Co4.6. Sur-, sous- und gelehrte Varianten 4.6.1. Sur4.6.2. Sous4.6.3. Hyper4.6.4. Hypo4.6.5. Super4.6.6. Supra4.6.7. Sus4.6.8. SubVI

71 75 80 86 88 93 93 95 102 105 106 113 119 126 146 149 152 153 154 157 161 166 172 179 181 182 184 185 191 193 194 196 202 208 213 217 219 222 223 224

4-7- Trans4.8. Ultra4.9. Das intensivierende Präfix archi4.10. Präfixauswahl bei der Intensivierung 4 . 1 1 . Präpositionale Elemente und Wortbildungstypen

226 229 234 237 239

Zusammenfassung

241

Bibliographie

245

Register

253

VII

Vorwort

Ausgangspunkt meiner Untersuchung ist die Analyse derjenigen Wortbildungsprodukte gewesen, deren erstes Element entweder materiell und inhaltlich einer Präposition entspricht oder nur eine einer Präposition entsprechende Bedeutung besitzt. Solche Elemente werden in dieser Arbeit als präpositionale Elemente bezeichnet. Eine Hauptthese meiner Untersuchung, die in den Rahmen einer funktionellen Sprachbetrachtung eingeordnet werden kann, besteht darin, daß eine einheitliche Bedeutung bei Präpositionen und präpositionalen Elementen sowohl bei materieller Identität als auch bei materieller Divergenz angenommen wird, z. B. contre, contre- und anti-. Da präpositionale Elemente nicht nur im materiell definierten Wortbildungstyp der Präfigierung verwendet werden, sondern ebenfalls bei den traditionellerweise als Parasynthetika (z.B. embarquer) bezeichneten Bildungen angewendet werden, beschäftige ich mich auch ausführlich mit diesen. Daneben werden auch Zusammenrükkungen (z. B. après-midi) diskutiert. Die vorliegende Arbeit enthält einerseits eine funktionelle Definition der Präfigierung als Modifizierung, die weiter untergliedert werden kann auf der Grundlage der funktionellen Sprachbetrachtung und einer inhaltlichen Wortbildungslehre. Andererseits werden auf der gleichen Basis Parasynthetika und Zusammenrückungen als Entwicklungen behandelt. Die Untersuchung wurde für das Französische durchgeführt. Es ist jedoch zu erwarten, daß das erarbeitete grundsätzliche Schema der Aufteilung der Wortbildungsprodukte auf Wortbildungstypen auf andere romanische Sprachen übertragbar ist unter Berücksichtigung von einzelsprachlichen Abweichungen bei der Verwendung einzelner präpositionaler Elemente. Die theoretischen Erörterungen in den Kapiteln i.— 3. werden durch einen Analyseteil ergänzt, der eine reichhaltige Materialbasis (die im Grand Larousse de la langue française enthaltenen entsprechenden Bildungen wurden berücksichtigt) bietet, die es erlaubt, die Aussagen nachprüfbar zu machen und die dem Sprachpraktiker eine gegliederte Übersicht über die Verwendung einzelner präpositionaler Elemente in unterschiedlichen Wortbildungstypen und -verfahren und Angaben über ihre Produktivität zur Verfügung stellt. Für Unterstützung und Rat möchte ich mehreren Personen danken. Mein Dank gilt Prof. Dr. Jürgen Lang, der mir freundlicherweise das Manuskript seiner Habilitationsschrift zur Verfügung gestellt hat, die in Verbindung mit weiteren nützlichen Diskussionen eine wesentliche Grundlage meiner Arbeit IX

darstellt. Danken möchte ich auch Dr. Brenda Laca für wertvolle Anregungen und Ratschläge. Vor allem gilt mein Dank Prof. Dr. Jens Lüdtke, der großzügig seine Zeit zur Verfügung gestellt hat und durch Anregungen und Anstöße die Arbeit in all ihren Entwicklungsstufen fördernd begleitet hat. Für das Korrekturlesen möchte ich Britta Frenzel danken. Prof. Dr. Max Pfister danke ich für die Aufnahme meiner wissenschaftlichen Untersuchung in die Reihe der Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie, der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die finanzielle Unterstützung und dem Max Niemeyer Verlag für die verlegerische Betreuung. Mein Dank gilt auch meinen Eltern, die mein wissenschaftliches Interesse stets liebe- und verständnisvoll unterstützt haben. Das Manuskript ist im wesentlichen im Oktober 1990 abgeschlossen worden. Die Quellenangaben zur Habilitationsschrift von Jürgen Lang beziehen sich auf das Manuskript, da die veröffentlichte Fassung bei der Drucklegung meiner Arbeit nicht mehr berücksichtigt werden konnte. Berlin, im Mai 1992

X

Einleitung

Die Beschreibung von Wortbildungsverfahren hat zwar insbesondere in den letzten zwei Jahrzehnten zugenommen, so daß die Aussage GAMILLSCHEGS: 1929: 56: «Die Romanische Wortbildungslehre ist trotz einzelner Ansätze zu einer neuen Problemstellung [ . . . ] Stiefkind der Wissenschaft geblieben» in ihrer Allgemeinheit nicht mehr zutrifft, jedoch bestehen Unterschiede in bezug auf die einzelnen Sprachen — das Französische gehört zu den häufig untersuchten Sprachen — und auf die berücksichtigten Verfahren. Das größte Interesse hat den suffixalen Verfahren gegolten, was mit der großen Anzahl an Wortbildungsprodukten, die durch eine Suffigierung gebildet sind, zusammenhängt. Die Präfigierung, die ebenfalls ein produktives Verfahren darstellt, ist weniger Gegenstand von Deskriptionen und Analysen gewesen 1 . Insbesondere aber fehlen Untersuchungen, die nach den inhaltlichen Verfahren fragen, die mit dem materiellen Wortbildungstyp der Präfigierung verbunden sind2. Hierin besteht die Zielsetzung dieser Arbeit: Es sollen die inhaltlichen Verfahren festgestellt werden, die mit dem materiellen Wortbildungstyp der Präfigierung verbunden sind. Dies ist verknüpft mit einer Definition dessen, was als Präfigierung und Präfix zu bezeichnen ist, die auf der Art der Bedeutung der Präfixe beruht und die bisherige Definitionsversuche, die sich auf die Autonomie der Morpheme stützen, ersetzen soll. Innerhalb der Präfigierung bilden die Wortbildungsprodukte mit einem präpositionalen Element die größte Gruppe. Aus diesen Bildungen besteht der Hauptgegenstandsbereich dieser Arbeit. Dabei wird vor allem das Problem der Parasynthetika im Rahmen einer inhaltlichen Wortbildungslehre gelöst werden. Die Bezeichnung «präpositionales Element» wird benutzt, da diese zwei Funktionen besitzen können, einerseits sind sie ein Wortbildungsmittel und dienen zur Modifizierung, dann handelt es sich um Präfixe, andererseits gehören sie zur Basis und werden als «präpositionale Wortkomponenten» bezeichnet. Bei einer inhaltlichen Analyse von Wortbildungsverfahren stellt sich die Frage nach dem zu wählenden Ansatz. Obwohl PAULS Forderung nach der Berücksichtigung des Inhalts bei der Wortbildung bereits 1896 erfolgte, liegen 1 2

V g l . bezüglich einer Übersicht der Literatur das Kapitel 3.1. Auf eine inhaltliche Gliederung der Wortbildungstypen stützen sich lediglich GAUGER: 1971a und WERP: 1979, in ihrer Arbeit zu dem Präfix re-. I

wenige Wortbildungstheorien vor, die von den traditionellen, auf materiellen Kriterien beruhenden Einteilungen der Wortbildungstypen in Komposition, Suffigierung und Präfigierung abweichen3. Es handelt sich um die Ansätze v o n GAUGER: 1 9 7 1 + 1 9 7 1 a , DOKULIL: 1968 und COSERIU: 1 9 7 7 .

GAUGER: 1971 und 1971a unterteilt die Wortbildungstypen in Ausgriff, Verschiebung und Variation gemäß ihrer Leistung bei der Art und Weise der Erfassung der Wirklichkeit. Der Autor knüpft an die dritte Stufe des vierstufigen Wortbildungsmodells von WEISGERBER: 1964 an, der die gestaltbezogene, inhaltbezogene, leistungbezogene und wirkungbezogene Ebene unterscheidet. Beim Ausgriff wird ausgehend von einem sprachlich schon erfaßten Ding ein anderes Ding ergriffen, pomme —> pommier. Bei der Verschiebung verändert sich lediglich die Wortart und die Variation läßt «das Intentum seines Grundworts in einer spezifisch getönten < Variation> erscheinen» (GAUGER: 1971 a: 1 O). Die Problematik dieses Ansatzes liegt aber gerade in der Leistungsbezogenheit, die zu einer Orientierung an der Bezeichnung führt, insbesondere beim Wortbildungstyp des Ausgriffs, der dadurch gekennzeichnet wird, daß ein anderes Ding vom Wortbildungsprodukt als von der Basis erfaßt wird. Der onomasiologische Ansatz von DOKULIL: 1968 ist weniger an außersprachlichen Gesichtspunkten orientiert. Der Autor unterscheidet die Wortbildungstypen der Mutation, der Modifikation und der Transposition. Durch die Mutation wird eine «Erscheinung einer Begriffskategorie nach ihrer unmittelbaren oder auch mittelbaren Beziehung zu einem Element derselben oder einer anderen Begriffskategorie definiert» (DOKULIL: 1968: 209), z . B . Weißfisch, Stadtbewohner oder Städter. Die Modifikation zeichnet sich dadurch aus, daß zum Inhalt der Basis ein ergänzendes Merkmal hinzugefügt wird. Die Transposition wird definiert als der Übergang eines sonst abhängigen Merkmals zu einem unabhängigen, d. h. es geht um den Wechsel der Wortart, speziell um die Nominalisierung. Problematisch sind die Beziehungen zwischen übereinzelsprachlichen onomasiologischen Bezeichnungskategorien und den einzelsprachlichen Wortbildungskategorien. Darüberhinaus bleibt DOKULIL: 1968: 209 bei der normbedingten Wortschatzbedeutung stehen, wenn er Gärtner als definiert im Gegensatz zu Städter 4. Insgesamt kann jedoch festgestellt werden, daß die unterschiedenen Wortbildungstypen denen von COSERIU: 1977 sehr ähnlich sind, obwohl die Einteilungen auf unterschiedlichen Kriterien beruhen. Die bisher ausgearbeitetste inhaltliche Wortbildungstheorie ist jene von COSERIU: 1977, die daher als Grundlage gewählt wurde und in Kapitel 1.1. ausführlicher dargestellt wird.

3

4

Auch die Arbeiten von WEISGERBER: 1964, FLEISCHER: 1969 und ERBEN: 1983 2 , die bei einzelnen Verfahren den Inhalt stärker berücksichtigen, lösen sich nicht von den materiellen Wortbildungstypen. Vgl. bezüglich einer genaueren Behandlung der Wortbildungstheorie Dokulils LACA: 1986: 69—76 und die kritischen Stellungnahmen ebda.: 74—75.

2

Der syntaktische Ansatz von MARCHAND: 19692, der von LÜDTKE: 1978 umgearbeitet wurde in funktioneller Perspektive und der im Ansatz auf BALLY: 19654 zurückgeht, der keine eigene Wortbildungstheorie vorgelegt hat, aber durch die Theorie der Transposition wesentliche Anregungen gegeben hat, wird nur insofern berücksichtigt, als er zu einer Binnengliederung erforderlich ist, da die Präfigierung keine satzähnlichen Funktionen impliziert. Ansätze der generativen Transformationsgrammatik bilden zwar nicht die theoretische Grundlage dieser Untersuchung, Arbeiten5, die auf dieser Basis sich mit der französischen Wortbildung beschäftigt haben, werden aber berücksichtigt, da trotz der unterschiedlichen theoretischen Ausrichtung jener Untersuchungen und der vorliegenden teilweise vergleichbare Lösungen für Beschreibungsprobleme gegeben werden, insbesondere wenn, wie dies in CORBIN: 1987 der Fall ist, der Inhalt stärker berücksichtigt wird, auch wenn dabei oftmals bei den Wortschatzbedeutungen stehen geblieben wird. Die Arbeit ist in vier Teile gegliedert, im ersten werden die theoretischen Grundlagen gegeben, im zweiten generelle Beschreibungsprobleme der Wortbildung erörtert, der dritte ist der Präfigierung6 und der Wortbildung mit präpositionalen Elementen gewidmet, im vierten erfolgt die Analyse des Materials. Die Beschreibung der einzelnen Elemente ist nicht, wie traditionell üblich, alphabetisch angeordnet7, sondern nach den Grundbedeutungen der präpositionalen Elemente, d. h., daß materiell verschiedene, inhaltlich aber gleichbedeutende präpositionale Elemente8, z. B. contre- und anti- in einem Abschnitt behandelt werden, um eben diese Einheitlichkeit der Bedeutung verdeutlichen zu können. Es werden Bedeutungsgruppen unterschieden, die auf den Arbeiten von POTTIER: 1962 und LANG: 1987 beruhen. Um andererseits deutlich zu machen, welche präpositionalen Elemente in welchen Wortbildungstypen verwendet werden, wurde in Kapitel 4.11. eine Übersicht angefügt, aus der dieses hervorgeht. Die Belege sind dem Grand Larousse de la langue française (im folgenden abgekürzt mit: G. L.) entnommen. Wenn es der Untersuchungsgegenstand erforderte und das Beispielmaterial im G. L. nicht ergiebig genug war, wurden 5

Insbesondere werden die theoretisch ausgerichtete Arbeit von CORBIN: 1987 und die Beschreibung der französischen Wortbildung auf der Grundlage der generativen Transformationsgrammatik vonGUILBERT: 1971 berücksichtigt, vgl. ebenfalls ZRIBIHERTZ: 1 9 7 2 .

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7

8

Dabei wird der Darstellung der bisherigen Betrachtung dieses Gegenstandsbereiches ein größerer Raum eingeräumt, da eine derartige Zusammenfassung der Forschungsansätze im Zusammenhang mit der Präfigierung nicht vorliegt. Die alphabetische Anordnung findet sich bei DIEZ: 1876 4 , DARMESTETER: 1894 2 , MEYER-LÜBKE: 1894 und 1921, der nach der Wortart und dem Wortbildungsverfahren differenziert, NYROP: 1908, der nach der Herkunft der Elemente unterscheidet. Bei GUILBERT: 1971 und THIELE: 19852 wird eine Darstellung gegliedert nach der Wortart und nach der Bedeutung bevorzugt, die sich an der Wortschatzbedeutungsgruppe orientiert. Grundlage für diese Behandlung bildet die Arbeit von POTTIER: 1962.

3

Beispiele aus dem Trésor de la langue française (TLF) und den Korpora von WIDDIG: 1982 oder ZRIBI-HERTZ: 1972 entnommen, die dann besonders gekennzeichnet worden sind. Natürlich stellt ein Wörterbuch keine exhaustive Liste aller existierenden Wörter, also auch Wortbildungsprodukte dar, trotzdem konstituiert ein solches das Grundkorpus, da es nicht um eine exhaustive Erfassung aller Wortbildungsprodukte geht, die wohl auch kaum möglich ist, sondern um die Feststellung der im Französischen existierenden Wortbildungsverfahren mit präpositionalen Elementen.

4

i . Theoretische Grundlagen

I.I. Wortbildungstheorie Coserius semantisch-funktionelle Wortbildungstheorie1 ist in den Rahmen der strukturellen Semantik, d.h. in die Strukturierung des Wortschatzes, einzuordnen. Er unterscheidet zwei Typen lexematischer Strukturen, die paradigmatischen und die syntagmatischen. Da die syntagmatischen Strukturen — es handelt sich um semantische Solidaritäten2 zwischen verschiedenen Lexemen — für die Wortbildung irrelevant sind, sollen diese nicht weiter berücksichtigt werden. Innerhalb der paradigmatischen Strukturen wird weiter unterschieden in primäre und sekundäre. Die primären umfassen die nicht motivierten Einheiten der Sprache und sind durch Wortfeld und Wortklasse strukturiert. Die sekundären Strukturen entsprechen dem traditionellen Bereich der Wortbildung. Sie beruhen auf der Grammatikalisierung lexikalischer Einheiten des Wortschatzes. Die Basis eines Wortbildungsprozesses kann entweder den primären paradigmatischen Strukturen angehören oder in einem vorausgegangenen Wortbildungsverfahren bereits grammatikalisiert worden sein. Die grammatikalisierte Einheit wird in den Wortschatz integriert und kann mit expliziten grammatikalischen Determinationen versehen werden wie die primären paradigmatischen Strukturen. Zu dem Begriff der «Grammatikalisierung» sind zwei Anmerkungen zu machen: i . Jedes Wortbildungsverfahren impliziert eine Grammatikalisierung. Die Grammatikalisierung macht die Besonderheit der Wortbildung aus und läßt sie als «Grammatik des Wortschatzes» erscheinen. 2. Die «Grammatik des Wortschatzes» entspricht nicht der Grammatik schlechthin, weshalb von grammatikähnlichen, d.h. paragrammatischen Funktionen gesprochen wird3. Daraus ergibt sich auch eine separate Stellung der Wortbildung neben dem Wortschatz und der Grammatik. 1

3

3

Vgl. insbesondere COSERIU: 1977, 1982 und generell zur strukturellen Semantik: ders.: 1966, 1967, 1968, 1973. COSERIU: 1967: 299 unterscheidet drei Typen: die Affinität ( z . B . die Beziehung zwischen der Klasse und dem Verb fressen), die Selektion (z. B. die Beziehung zwischen den Lexemen Zug, Schiff usw. mit demselben Archilexem und fahren) und die Implikation (z. B. fr. alezan, rouan, it. baio, sauro, die nur auf Pferde angewendet werden können). Vgl. COSERIU: 1977: 54, LÜDTKE: 1 9 7 8 : 1 1 - 1 2 undLACA: 1986: 2 4 - 2 5 , die ihrer

5

Die Einteilung in Wortbildungstypen 4 erfolgt nach der Art der grammatischen Funktion — «aktuell» bzw. «inaktuell» — und nach der Anzahl der beteiligten Einheiten 5 . Danach werden drei bzw. vier Wortbildungstypen unterschieden: Modifizierung, Entwicklung, lexematische und prolexematische (generische) Komposition. Bei der Modifizierung liegt eine Einheit vor, der eine «inaktuelle», d.h. eine nicht-satzähnliche paragrammatische Bestimmung 6 hinzugefügt wird. Wegen der Inaktualität der Bestimmung erfolgt kein Wortartwechsel und die Wortart des Basislexems bleibt erhalten. Modifizierungen treten bei Substantiven, Adjektiven, Verben und in beschränkterem Umfang auch bei Adverbien auf. Die Modifizierung kann weiter unterteilt werden in Movierung und Quantifizierung, zu letzterer gehören z . B . Diminution, Augmentation, Intensivierung, Negation, Kollektivbildung (vgl. bezüglich genauerer Ausführungen das Kapitel 3.9.). Die Entwicklung beruht ebenfalls auf einer Einheit, beinhaltet im Gegensatz zur Modifizierung jedoch eine «aktuelle» Bestimmung, also eine satzähnliche, wie z. B . prädikative bei der Prädikatnominalisierung (beau —» beauté) oder attributive Funktion (nation —> national)1, die sich aus der Betrachtung der Basis als Satzkonstituente und Träger einer Funktion im Satz ergibt (vgl. L A C A : 1 9 8 6 : 2 6 ) . Die Entwicklung ist immer mit einer Veränderung der Wortart verbunden. Die Komposition unterscheidet sich von den beiden vorangehenden Typen dadurch, daß sie zwei Einheiten enthält. Sie wird unterteilt in lexematische und prolexematische bzw. generische Komposition 8 .

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«

Arbeit den Titel Die Wortbildung als Grammatik des Wortschatzes gegeben hat. Die Auffassung von der Wortbildung als drittem eigenständigen Gegenstandsbereich neben dem Wortschatz und der Grammatik vertritt auch DOKULIL: 1968c. Als «Wortbildungstyp» werden Entwicklung, Modifizierung und Komposition bezeichnet, die «Wortbildungsverfahren» stellen die unterschiedlichen inhaltlichen Ausrichtungen innerhalb eines Typs dar. Diese Unterscheidung trifft auch STAIB: 1988:18—19: «Unter einem Wortbildungstyp verstehe ich die aus der oben genannten Kreuzklassifikation von impliziten Satzfunktionen und beteiligten Elementen gewonnenen Arten Modifizierung, Entwicklung und (generische) Komposition. Ein Wortbildungsverfahren ist dagegen die innerhalb eines Typs festzustellende Art der spezifischen Ausrichtung in satzfunktioneller oder lexikalischer Hinsicht in Abhängigkeit von bestimmten materiellen Verfahren und Elementen». Mit der Anzahl der beteiligten Einheiten sind nicht die materiell vorhandenen Elemente gemeint, sondern Einheiten mit lexikalischer Bedeutung. Der Aussage STAIBS: 1988: 12, daß es sich bei der Modifizierung aufgrund der Abwesenheit einer impliziten Satzfunktion um ein lexikalisches Verfahren handle — der Autor stützt sich dabei auf COSERIU: 1973: 91 —, kann ich nicht zustimmen, da die Verfahren der Modifizierung keine lexematische Bedeutung beinhalten, sondern eine instrumentale (vgl. Kapitel 3.3.), wie sie durch Morpheme und nicht durch Lexeme ausgedrückt wird (vgl. COSERIU: 1972: 82—83). Vgl. bezüglich eines Überblicks der Verfahren der Entwicklung STAIB: 1988: 13— I4' Mit diesem Typ beschäftigt sich ausführlich STAIB: 1988. Mit der generischen

6

Bei der ersteren werden zwei Lexeme miteinander verbunden, die ein grammatisches Verhältnis zueinander implizieren. Die grammatische Funktion kann «aktuell» (tire-bouchon) oder «inaktuell» (Rotwein) sein. Bei der prolexematischen (generischen) Komposition besteht eine der beiden Einheiten aus einer Pro-Form, die eine kategorielle Bedeutung impliziert (calculer —» calculateur, pomme —>pommier). Inwieweit diese Einheit, die aus einem Suffix besteht, nur eine kategorematische 9 Bedeutung (vgl. L A C A : 1986: 28) besitzt oder auch eine jene dominierende lexematische (vgl. S T A I B : 1988: 15— 17) kann in dieser Arbeit nicht erörtert werden.

1 . 2 . A n a l y s e und Synthese Die Beschreibung der Wortbildung kann, wie die jedes grammatischen Systems, unter zwei Gesichtspunkten erfolgen: entweder unter analytischem oder unter synthetischem Blickwinkel. Bei der Analyse werden die existierenden Wortbildungsprodukte untersucht. Bei der Synthese stehen die Regelmäßigkeiten der Verfahren zur Bildung von Wörtern im Vordergrund. Unter dem Aspekt der Kommunikationspartner entspricht die analytische Vorgehensweise dem Standpunkt des Hörers, die synthetische der des Sprechers, der Kenntnis der Verfahren besitzen muß, um ein sekundäres Wort bilden zu können. Auf diese beiden Aspekte bei der Wortbildung hat D O K U L I L : 1968: 205 hingewiesen, indem er zwischen «Wortgebildetheit» und «Wortbildung» — letzteres meint die Synthese, ersteres die Analyse — unterscheidet10. Auch wenn bei einer Untersuchung der eine oder der andere Gesichtspunkt im Vordergrund stehen kann und dies bei einer Charakterisierung der einzelnen theoretischen Ansätze der Wortbildungsforschung relevant ist, so z. B. bei der bisher noch nicht geschriebenen Geschichte der Wortbildungsforschung, müssen zur Charakterisierung einzelner Ansätze auch noch andere Kriterien herangezogen werden 11 .

9 10

11

Komposition im Spanischen zur Bezeichnung von Personen und Gegenständen befaßt sich LACA: 1986. Während LACA: 1986 die denominalen und deverbalen Bildungen als Subjekttopikalisierungen beschreibt, unterscheidet STAIB: 1988 zwischen deverbalen Komposita mit Topikalisierung zum Ausdruck einer Handlungsbeteiligung und denominalen Komposita, die eine Relation implizieren und u.a. den Träger einer Handlungsrelation bezeichnen können. Die «kategorematische» oder «kategorielle» Bedeutung entspricht «dem Wie der Erfassung der außersprachlichen Welt» (COSERIU: 1972: 82). Auch v. d. GABELENTZ: 19012: 85 hat daraufhingewiesen. FLEISCHER: 1969: 1 7 18 unterscheidet zwischen einem «analytischen» und einem «prozessualen» Aspekt. L A C A : 1 9 8 6 : 4 1 - 4 2 kritisiert d e n V o r s c h l a g v o n BREKLE / KASTOVSKY: 1 9 7 7 : 7 — 8 ,

die Kriterien der Synthese und Analyse zur Beschreibung der Forschungsentwicklung heranzuziehen, und schlägt die Fundierung eines solchen Vorhabens auf Dichotomien wie «materielle Bezogenheit / inhaltliche Bezogenheit, Autonomie / 7

Als wissenschaftlich primär ist die Analyse anzusehen12, da man durch die Untersuchung existierender Bildungen — also der Norm — erst zu Aussagen über die Verfahren des Systems 13 gelangen kann. Mit der Formulierung von Verfahren auf Systemebene ergreift man aber den synthetischen Standpunkt. In dieser Arbeit wird der soeben skizzierte Weg eingeschlagen, d.h., daß von der Analyse existierender Bildungen ausgegangen wird und somit eine Beschreibung der Norm des Französischen vorgelegt wird, gleichzeitig wird beabsichtigt, im Normativen das Systematische zu erkennen und die mit der Präfigierung verbundenen inhaltlichen Verfahren darzustellen14.

1.3. Rede, Norm, System und Typus System und Norm stellen zwei der vier (Typus, System, Norm und Rede) von COSERIU: 19793: 77—90, 1988a: 266—278 unterschiedenen Gestaltungsebenen einer «funktionellen Sprache» 15 dar, mit denen der Autor die von SAUSSURE:

198o2: 23—32 formulierte Dichotomie von «langue» und «parole» ausweitet und präzisiert. Das System gibt die Möglichkeiten der Realisierung vor und enthält die funktionellen Oppositionen, wobei jedoch nicht alles, was möglich ist, realisiert sein muß: Das Sprachsystem, das als realisiert in der Norm enthalten ist, umfaßt darin das, was objektiv funktionell ist - die inhaltlichen und materiellen unterscheidenden () Oppositionen —, d . h . in dieser Hinsicht w e n i g e r Züge als die Sprachnorm; in anderer Hinsicht — als Wissen-Wie, d.h. als Realisierungsmöglichkeit — umfaßt es aber (virtuell) alles, was in einer Sprache aufgrund ihrer schon bestehenden bedeutungsrelevanten Unterscheidungen und Verfahren zu deren Ausdruck möglich, d . h . r e a l i s i e r b a r ist: Einheiten, Kombinationen und konkrete Oppositionen, die in der Sprachnorm nicht (bzw. n o c h nicht) existieren, also viel mehr, als in der Norm als schon realisiert erscheint. Das System ist nicht nur Realisiertes wie die Norm, sondern auch R e a l i s i e r b a r k e i t (COSERIU: 1988a: 267).

Aus diesem Zitat geht auch schon zum Teil hervor, was unter der Norm zu

12

13 14

15

Nicht-Autonomie» vor. STAIB: 1988: 5—6 knüpft an den Vorschlag von Brekle / Kastovsky an. Vgl. LÜDTKE: 1978: 13: «Die analytische Beschreibung unter dem Gesichtspunkt des Hörers, d . h . die Beschreibung der nach einem bestimmten Verfahren bereits gebildeten Wörter ist sprachwissenschaftlich primär und an sich umfassender und auf diese Weise kann auch ein Wort als Wortbildung beschrieben werden, das nicht mehr im ganzen auf ein anderes zurückgeführt werden kann, also eine über die Wortbildung hinausgehende Lexikalisierung enthält». Vgl. bezüglich «Norm» und «System» das folgende Kapitel. Eine starke Betonung des synthetischen Gesichtspunktes findet sich in dem Konzept des «mot possible» wie es u. a. bei CORBIN: 1987 vertreten wird, vgl. diesbezüglich Kapitel 2.1. Dabei handelt es sich um eine syntopische, synstratische und symphasische Sprache, vgl. COSERIU: 1988a: 285.

8

verstehen ist. Sie repräsentiert im Gegensatz zum System, das, was tatsächlich realisiert ist und was sozial oder kulturell fixiert ist (vgl. ebda. 268). Bei einer funktionellen Betrachtung der Wortbildung ergibt sich, daß die Ebenen des Systems und der Norm relevant sind in bezug auf die Bedeutung eines Wortbildungsproduktes und in bezug auf die Tatsache, daß nicht alles, was möglich ist, realisiert ist (vgl. auch Kapitel 2.1. und 2.1.2.). Hinsichtlich der Bedeutung eines Wortbildungsproduktes kann die systematische Bedeutung von den Bedeutungskomponenten abgegrenzt werden, die der Ebene der Norm angehören. Bezogen auf ein Wortbildungsprodukt sollen im folgenden die Begriffe von L A C A : 1986: 129—130 übernommen werden: «Wortbildungsbedeutung» für die systematische Bedeutung und «Wortschatzbedeutung» für die realisierte Bedeutung: Die Wortschatzbedeutung einer sekundären lexikalischen Einheit kommt ihrem tatsächlich realisierten Inhalt gleich. Ihre Wortbildungsbedeutung ist hingegen eine systematisch begründbare Bedeutung, die sich aus der Operation eines inhaltlichen Wortbildungsverfahrens der Sprache auf ihre jeweilige Grundlage ergibt; sie umfaßt all und nur diejenigen Merkmalen [sie], die durch den Typ sekundärer paradigmatischer Opposition, an dem sie teilhat, bestimmt werden (LACA: 1986: 129—

130). Eine derartige Trennung impliziert, daß sich beide Bedeutungen unterscheiden lassen. Es bedarf aber noch genauerer Betrachtungen, um die jeweiligen Bedeutungskomponenten einer der beiden Ebenen Norm bzw. System zuzuordnen, vgl. das Kapitel 3.7. Die Ebene des Sprachtypus, die die höchste Ebene der Sprachtechnik darstellt und «die Kategorien von inhaltlichen und materiellen Oppositionen, die Typen von Funktionen und Verfahren eines Sprachsystems» (COSERIU: 1988a: 272, vgl. ebenfalls ders.: 19793: 83 — 84) umfaßt — also die Einheit der auf Systemebene unterschiedlichen Verfahren beinhaltet —, wird in dieser Arbeit nicht berücksichtigt. Die Rede andererseits bildet die unterste Ebene. Sie umfaßt die individuelle, konkrete sprachliche Realisierung. Von ihr gelangt man über die Abstraktionsstufen der Norm zum System und in einer weiteren Abstraktion zum Typus. In dieser Untersuchung wird die Ebene der Rede nur zur Verdeutlichung der kontextuellen Bedingtheit der Wertungskomponente bei der intensivierenden Wortschatzbedeutungsgruppe der Bildungen mit präpositionalem Element berücksichtigt (vgl. Kapitel 3.9.1.). Die Wortbildungsbedeutung und die Wortschatzbedeutungsgruppen, in denen mehrere Wortschatzbedeutungen, die eine gemeinsame Bedeutungskomponente besitzen, zusammengefaßt werden (vgl. bezüglich einer genauen Definition Kapitel 2.1.1.2.), werden durch Paraphrasen wiedergegeben, die nicht als inhaltliche Äquivalente auf objektsprachlicher Ebene zu interpretieren sind, sondern als metasprachliche Umschreibungen der objektsprachlichen Bedeutung. Diese Paraphrasen sind also nicht mit den Transformationen der Transformationsgrammatik gleichzusetzen, bei denen eine Synonymie zwi-

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sehen den einzelnen Transformationen angenommen wird. Paraphrasen sind zur Verdeutlichung der funktionalen Beziehungen notwendig' 6 .

1.4. Funktionelle Sprache Bei der Beschreibung der Wortbildungsverfahren mit präpositionalen Elementen stellt sich die Frage, inwieweit es sinnvoll ist, die Deskription auf eine «funktionelle Sprache» zu beschränken. Unter «funktioneller Sprache» ist gemäß COSERIU: 1988: 285 eine syntopische, synstratische und symphasische Sprache zu verstehen, d. h. «ein einziger Dialekt, auf einem einzigen Niveau in einem einzigen Sprachstil». Eine erste Schwierigkeit ergibt sich daraus, daß auch ein Wörterbuch wie der G.L., dem das untersuchte Belegmaterial entnommen ist, ein Diasystem beinhaltet. Darüberhinaus erweist sich die diatopische, diastratische und diaphasische Markierung einzelner Wörter als schwierig. Insbesondere die Abgrenzung der Fachsprachen 17 von der Gemeinsprache 18 , die im Zusammenhang mit den in dieser Arbeit behandelten Wortbildungsprodukten von Interesse ist, ist mit Problemen verbunden. Die Grenzen sind fließend, da durch die Behandlung wissenschaftlicher Themen in den Medien auch fachsprachliche Ausdrücke in die Gemeinsprache Eingang gefunden haben. Im G. L. werden fachsprachliche Wörter markiert durch ein Kürzel, das die Wissenschaft bezeichnet, der sie angehören. Insgesamt kann festgestellt werden, daß im G. L. eine derartige Markierung seltener erfolgt als im P.R.. Wegen der unklaren Grenzen zwischen Fachsprachen und Gemeinsprache wird in der vorliegenden Untersuchung eine Markierung der Bildungen gemäß der Zugehörigkeit zu

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Ausführlich beschäftigt sich mit der Frage der Paraphrasierung LACA: 1986: 77— 82. Vgl. auch LÜDTKE: 1978: 58—61, der zwischen Paraphrasen und Periphrasen unterscheidet: «Bei der Paraphrase besteht keine notwendige und eindeutige Beziehung zwischen einem Wort und seiner Umschreibung (sie könnte auch anders lauten), bei der Periphrase dagegen gibt es gerade diese notwendige und eindeutige Beziehung, die wir in /le fait de marcher/, /le fait d'être beau/ und /le fait d'être ferme/ haben» (ebda.: 59). Dabei entspricht die Periphrase der metasprachlichen Wiedergabe der Wortbildungsbedeutung. Fachsprachen können als Sprachstile einer Sprache eingeordnet werden. Wegen der häufigen Verwendung gelehrter Elemente bei der Wortbildung in wissenschaftlichen Fachsprachen besteht jedoch auch eine diastratische Markierung. Darüberhinaus ist zu berücksichtigen, daß der Gebrauch fachsprachlicher Bildungen je nach der Situation als diastratisch oder diaphasisch markiert aufgefaßt werden kann. Daher ist die Einordnung eines fachsprachlichen Wortbildungsproduktes entweder als zu einem von der Gemeinsprache abweichenden Sprachniveau oder als Sprachstil schwierig. Unter der Bezeichnung «Gemeinsprache» sollen diejenigen Wörter erfaßt werden, die im G. L. nicht diatopisch, diastratisch oder diaphasisch markiert sind und die keinem wissenschaftlichen Gebiet angehören. Wie der Einleitung des G. L. zu entnehmen ist (1971: II-III), entspricht dies einem «français cultivé». 10

einem wissenschaftlichen Fachgebiet durchgeführt, die über die Markierung im G.L.

teilweise hinausgeht. A n d e r e Wirklichkeitsbereiche 1 9 als wissen-

schaftliche Fachgebiete werden nur genannt, w e n n eine Bildung eine Spezialisierung erfahren hat. Somit werden sowohl gemeinsprachliche als auch fachsprachliche Wörter 2 0 a u f g e n o m m e n , da einerseits die Grenzen zwischen beiden Bereichen fließend sind, andererseits die in der vorliegenden Untersuchung beschriebenen Wortbildungselemente und Wortbildungsverfahren 2 1 in beiden Bereichen vorkommen und eine gemeinsame Behandlung dem Wissen des Sprechers entspricht 22 . Darüberhinaus wird bei den intensivierenden B e deutungen noch eine reklamesprachliche V e r w e n d u n g berücksichtigt, die sich aus dem Korpus v o n W I D D I G : 1982 ergibt. Eine Differenzierung nach geschriebenem und gesprochenem Französisch wird nicht durchgeführt. D i e B e lege sind alle schriftsprachlich.

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Der Terminus ist LACA: 1986: 144—145 entnommen. Damit werden die Bereiche der Wirklichkeit bezeichnet, in denen ein Wort verwendet wird. WIDDIG: 1982: 24—25 benutzt im Anschluß an PEYTARDS: 1975: 91 «champ lexical» die Bezeichnung «lexikalisches Feld» und überträgt damit eine außersprachlich bedingte Abgrenzung auf den Wortschatz. In der vorliegenden Arbeit werden diese als Wortschatzbereiche bezeichnet. Die Ausarbeitung einer Taxonomie der Wirklichkeitsbereiche ist sehr problematisch, vgl. LACA: 1986: 145: «Über eine Bezeichnungslehre als solche, die auf eine nicht einzelsprachlich bedingte, jedoch für die Analyse von Einzelsprachen brauchbare, reflektierte und kohärente Taxonomie der Wirklichkeit hinauslaufen würde, verfügen wir aber nicht, noch besteht vermutlich auch die entfernteste Möglichkeit, daß sie jemals begründet wird». Daher kann die Einteilung in wissenschaftlichfachsprachliche Gebiete nicht exhaustiv sein. Ebenso SCHIFKO: 1977: 316—317: «Bei der Analyse der Präfixe ist es im Französischen angezeigt, über die Alltagssprache hinauszugehen und das gesamte Diasystem, insbesondere fachsprachliche Bildungen, mitzuberücksichtigen». Die Auffassung von der Gleichheit der Wortbildungsverfahren in der Gemeinsprache und in wissenschaftlichen Fachsprachen vertritt CORBIN: 1987: 53: «les règles utilisées pour construire les vocabulaires dits ne paraissent pas différentes de celles utilisées pour construire les autres mots; il reste en tout cas à prouver qu'elles le sont. Quant aux jargons comme le , ils appliquent bien des règles spécifiques, mais ils sont dans les marges de la langue commune». Vgl. COSERIU: 1988: 290—291: «Eine Beschreibung - ob nun in der wissenschaftlichen Linguistik oder in der Sprachdidaktik — muß auf jeden Fall bestrebt sein, die Forderung nach Homogenität des Gegenstands der strukturellen Beschreibung mit derjenigen nach Übereinstimmung mit einem wirklichen einzelsprachlichen Wissen in Einklang zu bringen. Dazu ist es zweifellos notwendig, als Hauptgegenstand der Beschreibung eine bestimmte funktionelle Sprache zu wählen; andererseits sollte aber auch jedesmal, wenn dies angebracht erscheint, parallel und als mögliche von dieser Sprache, das beschrieben werden, was die Sprecher (zumindest passiv) von anderen funktionellen Sprachen kennen». II

1.5. Produktivität Die Produktivität ist im Rahmen einer Arbeit, die sich mit der Wortbildung beschäftigt, nicht außer acht zu lassen23. Dabei ist zwischen der Produktivität von inhaltlichen Wortbildungsverfahren und der einzelner Wortbildungselemente zu unterscheiden (vgl. L A C A : 1986: 101). Erstere setzt eine klare Abtrennung der Wortbildungsverfahren voraus. Da dies nicht unproblematisch ist, wird der Begriff verwendet in Aussagen, die die Wortbildungselemente betreffen. Es wird unterteilt zwischen toten und lebendigen Elementen und bei letzteren weiter in produktive und unproduktive (vgl. STEIN: 1971: 57; D A R DANO: 1978: 118—119). Eine Gruppe toter Wortbildungselemente kann vom synchronen Standpunkt aus jedoch nicht existieren, da sprachliche Mittel, die synchron nicht mehr als Elemente der Wortbildung erkannt werden, nicht in den Gegenstandsbereich der synchronen Wortbildung gehören — d.h. die mit ihnen gebildeten Wörter sind nicht analysierbar (vgl. L Ü D T K E : 1978: 84; L A C A : 1986:102—103). Bei diachroner Betrachtungsweise hat die Unterscheidung tot / lebendig dagegen ihre Rechtfertigung (vgl. L A C A : 1986: 103). Lebendig sind solche Elemente, die synchron abtrennbar sind24. Die weitere Unterteilung der lebendigen Elemente in produktive und unproduktive beruht auf ihrer Fähigkeit, neue Wortbildungsprodukte bilden zu können oder nicht. Im Rahmen dieser Arbeit werden vorwiegend produktive Elemente untersucht, unproduktive oder Elemente mit geringer Produktivität werden aber auch berücksichtigt, wenn eine große Anzahl von Belegen existiert oder wenn sie aus inhaltlichen Erwägungen zum Untersuchungsgegenstand zu zählen sind. Die Unproduktivität eines Wortbildungselementes wird dann als gegeben angenommen, wenn im G.L. keine neuen Belege aus dem 20. Jahrhundert verzeichnet sind.

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Vgl. MARCHAND: 1969 2 : 5: «Productivity of a derivative type therefore cannot be overlooked in a correct description of a linguistic system, and the linguist who neglects this particular factor will be counting wird die Gemeinsamkeit des Verfahrens, die in der Prädikatnominalisierung besteht (vgl. LÜDTKE: 1978) nicht berücksichtigt und somit werden zwei verschiedene Verfahren und als Folge daraus auch zwei verschiedene Suffixe angenommen. Das Problem besteht darin, daß Corbin bei den Wortschatzbedeutungen stehen bleibt. Dieses Problem wird in dieser Arbeit weniger zu berücksichtigen sein, da im Gegensatz zu den Suffixen die Präfixe eine Bedeutung besitzen und dadurch die Beziehung Ausdruck und Inhalt eindeutiger ist als bei den Suffixen. Vgl. das Kapitel 3-714

W i e die letztgenannte Bezeichnung zeigt, ist die Vorhersagbarkeit ein wichtiger Gesichtspunkt, auf den man sich bei der Problematik der Irregularitäten stützt, was erörtert werden soll. Die Vorhersagbarkeit bezieht sich auf die materielle und inhaltliche Beschaffenheit von Wortbildungsprodukten. Entspricht ein Wortbildungsprodukt bedeutungsmäßig und materiell vollkommen einer aufgestellten R e g e l , deren Richtigkeit vorausgesetzt wird, dann ist das Wort vorhersagbar. Das, was in einer Wortbildung nicht auf eine formulierte Regel zurückgeht, ist unvorhersagbar 6 . Dazwischen existieren partiell vorhersagbare Formen und Bedeutungen, die eine Gruppe von Bildungen gemeinsam haben. Entscheidend ist natürlich bei der Vorhersagbarkeit des Inhaltes, wie man die Bedeutung eines Verfahrens angibt. Geht man, wie es in der vorliegenden Untersuchung durchgeführt wird, von einer Wortbildungsbedeutung auf der Ebene des Systems aus, die nur die funktionellen Invarianten umfaßt, dann ist damit zu rechnen, daß fast jedes Wortbildungsprodukt 7 — abgesehen von wenigen Ausnahmen, z. B . die Adverbbildungen mit -ment — noch weitere B e deutungen besitzt, die von der Norm und außersprachlichen Gegebenheiten abhängen und in der Bezeichnungsfunktion der Wortbildungsprodukte begründet sind. Die Konzepte der Wortbildungsbedeutung und der Vorhersagbarkeit (wie es bei CORBIN: 1987 vorzufinden ist) unterscheiden sich insofern, als sich die Wortbildungsbedeutung auf die Ebene des Systems bezieht, während die Vorhersagbarkeit die Ebene der Norm betrifft. Daher sollte eine Gleichsetzung dessen, was von der Systemebene her möglich ist, mit der Vorhersagbarkeit der Bedeutung eines Wortbildungsproduktes vermieden werden. Die Tatsache, daß ein Wort mit einer Wortbildungsbedeutung in Verbindung steht oder daß ein neues Wort gemäß einem inhaltlichen Verfahren gebildet worden ist, besagt etwas über seine Motiviertheit und gibt erste Anhaltspunkte bezüglich seiner weiteren Bedeutungsmöglichkeiten, gibt aber keine Auskunft über die Wortschatzbedeutung. CORBIN: 1987 versucht die Beschreibungsprobleme der L ü c k e und der partiell vorhersagbaren semantischen und materiellen Abweichungen durch ein stratifiziertes Beschreibungsmodell zu lösen. Wesentlich ist dabei die Unterscheidung der «compétence lexicale» eines Sprechers in «compétence dérivationnelle» und «savoir léxical conventionnel» 8 . D e m ersten Bereich gehören

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CORBIN: 1987: 149: «Les notions de prédictibilité et d'imprédictibilité s'appliquent à des propriétés en référence à une règle, à partir de laquelle peuvent être confrontées, parmi les propriétés observables, celles qui découlent de la règle et celles qui n'en découlent pas». Vgl. ebenfalls PLANK: 1981: 2.

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V g l . L A C A : 1 9 8 6 : 1 3 8 — 1 4 0 , STAIB: 1988: 4 7 .

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CORBIN: 1987: 79: «Il convient donc de délimiter, dans la compétence lexicale des locuteurs adultes, c'est-à-dire dans la somme des connaissances qu'ils ont sur les mots de leur langue, un secteur conventionnel, différent et complémentaire de la compétence dérivationnelle. On baptisera ce domaine le savoir lexical conventionnel». 15

die Regeln an, die in einer Sprache existieren und die zur Bildung der «mots possibles»9 führen, dem zweiten gehört das an, was idiosynkratisch oder konventionell ist und memorisiert werden muß (vgl. ebda.: 79—80). Das «savoir lexical conventionnel» beinhaltet auch Regeln, die Regelmäßigkeiten bei bestimmten Gruppen erfassen. Diese Regeln sind den Regeln der «compétence dérivationnelle» unter- und nachgeordnet, so daß sich ein stratifiziertes Beschreibungsmodell ergibt. Die Unterscheidung zwischen «compétence dérivationnelle» und «savoir lexical conventionnel» und die Erklärung der Probleme aus Diskrepanzen zwischen diesen beiden Bereichen, weist bei aller Verschiedenheit der Ansätze 10 , die nicht vernachlässigt werden darf, Ähnlichkeiten mit der Behandlung der Probleme der «Lücke» und der «Lexikalisierung» mit Bezug auf die Ebenen des Systems und der Norm auf. Bei beiden erfolgt eine Gegenüberstellung des Konventionellen, des Realisierten mit dem Möglichen. Im folgenden sollen die unter den Irregularitäten bei L A C A : 1986 behandelten Problemkreise, d. h. die «Lexikalisierung» und die «Lücke» aufgegriffen werden und im Zusammenhang der präfixalen Bildungen erörtert werden. Dabei wurde eine Veränderung in der Anordnung vorgenommen, das Problem der «Lexikalisierung» wird unter dem Oberbegriff der Motivation behandelt ebenso wie die Frage der gelehrten Elemente. Davon getrennt wird die Problematik der Wortbildungslücke dargestellt. 2.1.1. Motivation 11 Als Untersuchungsgegenstand der Wortbildung kommen nur motivierte Einheiten in Betracht, d. h. solche, die paradigmatisch und syntagmatisch in besonderer Weise zu anderen in Beziehung stehen (vgl. S A U S S U R E : 19802: 1 8 0 — 184, der sie als «relativement motivé» bezeichnet). Im Zuge der stärkeren Berücksichtigung des semantischen Aspektes der Wortbildungsprodukte kann dies präzisiert werden: Wortbildungseinheiten müssen sowohl morphologisch als auch inhaltlich analysierbar sein12. In Einzelfallen ist es jedoch nicht immer einfach, eine genaue Entscheidung in Beziehung auf motiviert bzw. unmotiviert zu treffen, da ein gradueller Übergang vom einen zum anderen erfolgt 13 . 9

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Das Konzept des «mot possible», des möglichen Wortes, gehört in den Rahmen der «théorie du possible lexical» (CORBIN: 1987:19). Damit werden alle nach den Regeln einer Sprache möglichen Wörter erfaßt, auch solche, die bisher nicht belegt sind. Vom theoretischen Ansatz her ist daraufhinzuweisen, daß Norm und System Beschreibungsebenen einer Sprache darstellen, während die «compétence dérivationnelle» und das «savoir lexical conventionnel» vom Sprecher ausgehen. GAUGER: 1971a, der das Sprecherbewußtsein zugrundelegt, verwendet den Begriff «Durchsichtigkeit». Vgl. z. B . die Formulierung von MARCHAND: 1969 2 :2: «Word-formation can only be concerned with composites which are analysable both formally and semantically». Dieses Faktum ist immer wieder BALLY: 19654: 133, DOKULIL: 1968: 203, FLEISCHER: 1 9 6 9 : 1 3 , LÜDTKE: 1 9 7 8 : 1 7 , STAIB: 1988: 4 6 h e r v o r g e h o b e n w o r d e n .

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Es bestehen insbesondere Schwierigkeiten dort, wo eine morphologische Zerlegbarkeit möglich erscheint, dieser aber keine inhaltliche entspricht, z. B. recevoir, envelopper, commettre. Im Bereich der Motivation fallen zwei Problemkreise an, zum einen das, was unter der Bezeichnung «Lexikalisierung» bzw. «Idiomatisierung» behandelt wird, zum anderen die gelehrten Elemente. 2. i . i . i . Gelehrte Elemente 14 Die gelehrten Elemente werfen eine Reihe von Fragen auf, die an dieser Stelle diskutiert, jedoch nicht gelöst werden können. Dazu bedürfte es einer eingehenden Untersuchung, die noch nicht vorliegt. Die Probleme sind vielfältiger Art: Es kann zum einen nach dem Grund für die Einstufung als gelehrt gefragt werden, zum anderen muß über die Beziehung zu den gleichbedeutenden erbwörtlichen Formen nachgedacht werden. Die Einstufung als gelehrt kann sowohl das Wortbildungsmittel als auch die Basis betreffen, wobei dann auch die Frage nach der Kombinierbarkeit beider gestellt werden muß. Darüberhinaus ist zu beachten, ob die Kombination von gelehrten Elementen nach einem Verfahren der jeweils untersuchten Einzelsprache erfolgt oder ob ein gelehrtes Verfahren vorliegt, d.h. ein lateinisches oder griechisches. Schließlich ist noch nach einem Zusammenhang zwischen gelehrtem Element und diastratischer Markierung des Wortbildungsproduktes zu fragen. Dabei geht es um die Einordnung als Terminus einer wissenschaftlichen Fachsprache. Mit dem Problem, inwieweit die auf etymologischer Grundlage beruhende Einstufung als «gelehrt» in einer synchronen Untersuchung gerechtfertigt ist und welche synchronen Kriterien für diese angeführt werden können, haben sich sowohl PLANK: 1981: 1 2 9 - 1 3 4 als auch CORBIN: 1 9 8 7 : 9 0 - 1 0 1 beschäftigt. Während PLANK: 1981: 130 die Markierung «gelehrt» an bestimmte «phonematische, phonotaktische und morphemstrukturelle» Charakteristika der Wörter 15 , die synchron feststellbar sind, knüpft, lehnt CORBIN: 1987: 95, 205 die Markierung «gelehrt» als zu unpräzise ab und ersetzt sie durch «lateinisch» oder «griechisch», da die Autorin bei der Affixauswahl der Herkunft einer Basis eine wichtige Rolle zuspricht. Im folgenden soll, da davon ausgegangen werden kann, daß der Sprecher zwischen gelehrten und heimischen Elementen zu unterscheiden vermag, diese Trennung beibehalten werden, ohne daß näher auf das Problem eingegangen wird, woran er diese festmacht. Wichtig für die Frage der Motivation ist die Möglichkeit, bei einer gelehr14

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In der Arbeit von CORBIN: 1987: 181—207 w ' f d die Frage der gelehrten Basen unter den «Lücken» behandelt, da die Verwendung einer gelehrten Form, die Bildung einer heimischen ausschließen kann, z. B. existieren hépatique, ludique aber keine Relationsadjektive, die materiell foie oder jeu enthielten. Andererseits existieren auch Dubletten, z.B. étranglement / Strangulation. In unserem Zusammenhang soll der Schwerpunkt auf die Motiviertheit der Wortbildungsprodukte gelegt werden, die ein oder mehrere gelehrte Elemente enthalten. Der Autor schließt auch stilistisch-semantische Kriterien nicht aus, vgl. ebda. 17

ten Form die Bedeutung zu erkennen und eventuell eine Verbindung zu einem heimischen Element herzustellen, z . B . zwischen foie und hépatique16. Die Fähigkeit dazu variiert sicherlich von Sprecher zu Sprecher, bedingt durch das jeweilige Bildungsniveau, daher sind die Grenzen bei mehrgliedrigen Wörtern zwischen noch motiviert und nicht mehr motiviert, da dem gelehrten Element keine Bedeutung zugewiesen werden kann, fließend 17 . Die Erkenntnis von inhaltlichen Gemeinsamkeiten hängt auch mit der formalen Ähnlichkeit der Elemente zusammen. CORBIN: 1987: 290—296 unterscheidet zwischen Allomorphie und Suppletivformen. Während Allomorphien phonologische Alternanzen einschließen können und materiell geringe Abweichungen zwischen dem gelehrten Element und dem heimischen aufweisen, z . B . clair / clarté, sind Suppletivformen völlig anders, z. B. foie / hépatique, aveugle / cécité. Außerdem existiert das Problem der Kombinierbarkeit gelehrter und nicht gelehrter Elemente, welches noch nicht ausführlich untersucht worden ist 18 . Es ist jedoch festgestellt worden, daß neben der Kombination zweier heimischer oder zweier gelehrter Elemente untereinander die Verbindung gelehrte Basis — heimisches A f f i x häufiger anzutreffen ist als die umgekehrte heimische Basis — gelehrtes A f f i x 1 9 . Eine Untersuchung der Kombinierbarkeit müßte sowohl die Suffigierungen als auch die Präfigierungen miteinschließen, ebenso wie die Komposition, bei der unterschiedliche Paarungen vertreten sind: oiseau-mouche, thermostat, télécommande. Eine Trennung zwischen gelehrten Elementen und gelehrten Verfahren trifft MARCHAND: 1969 2 : 7 bei seiner Unterscheidung verschiedener Grade der Fremdheit: There are various degrees of foreignness. 1) A word may appear as a complete alien in Neo-Latin form, as hyper-aesthesia, panopticon, panorama, post-abdomen, pre-retina / nectarium, spermarium. 2) A combination has an English form but is not analysable as a composite on an English basis. Examples are insecticide, pomiculture, spermaduct / alogous, amorphous, hypertrophy / barbate, barballate, funambulist, pugilist. 3) A combination is derived on a Neo-Latin basis but its elements can be analysed as allomorphs of English morphemes: in an-electric, an- is considered an allomorph of a-, in scient-ist, scient- can be considered an allomorph

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Es gibt aber auch gelehrte Elemente, denen kein heimisches entspricht, z. B. électrin électrique. Die folgende Aussage von BALLY: 19654: 317 bezüglich der Unmotiviertheit aller Bildungen mit lateinischen Elementen ist sicherlich in ihrer Allgemeinheit zu undifferenziert: «Mais la structure des préfixaux et suffixaux formés sur des modèles latins est plus propre encore à montrer que les latinismes se prêtent mal à l'analyse spontanée: ils constituent une couche bien distincte du vocabulaire, et s'opposent d'autant mieux aux mots romans qu'ils offrent des formations parallèles, comme strangulation (étranglement), dessication (séchage)». Vgl. z . B . zur deverbalen Nominalisierung ZWANENBURG: 1983. Diese Feststellung trifft PICHON: 1942: 47—49 für das Französische, bezüglich des Deutschen und des Niederländischen macht PLANK: 1981: 132 diesselbe Aussage. Der Autor weist daraufhin, daß es sich wohl um ein übereinzelsprachliches Phänomen handelt. 18

of science. 4) A combination consists of two non-native elements which are, however, combined on a native basis, as action-al, hyper-sensitive. HÖFLER: 1 9 7 2 : 1 2 4 reduziert das vierstufige Schema auf drei Stufen und unterscheidet Bildungen, die erstens nur innerhalb des Neulateins, zweitens auch innerhalb des Französischen und drittens nur innerhalb des Französischen analysierbar sind. Dies bedeutet jedoch, daß die Kombination zweier gelehrter Basen, die lateinischen oder griechischen Wortstämmen entsprechen, als ein Verfahren der Komposition betrachtet werden kann, das Eingang gefunden hat in das französische Wortbildungssystem. Die Analysierbarkeit einzelner Bildungen hängt weniger von dem verwendeten Verfahren als vielmehr von der Möglichkeit ab, den einzelnen Komponenten eine Bedeutung zuordnen zu können. Diese darf jedoch nicht einfach gleichgesetzt werden mit der M ö g lichkeit der autonomen Verwendung einer gelehrten Komponente oder mit ihrem Vorhandensein in anderen Bildungen, auch wenn dies ihre Motivation erhöhen kann 20 . Davon zu unterscheiden sind Wörter, die eine eindeutige lateinische Form aufweisen, z . B . intra-muros, die Entlehnungen repräsentieren. Die Gelehrtheit der Elemente, ihre Kombinierbarkeit und ihre Motivation im Französischen steht auch in Verbindung mit einer diastratischen Markiertheit der Wortbildungsprodukte, die ein oder mehrere gelehrte Elemente enthalten. Insbesondere ist dies relevant für den Bereich der Fachsprachen. Eine Untersuchung dieser Zusammenhänge wäre wünschenswert 2 1 . Im Rahmen der vorliegenden Arbeit stellt sich das Problem der Motiviertheit der Bildungen mit hyper- und hypo-, die dem medizinischen Wirklichkeitsbereich angehören. Diese werden als im Französischen nicht motiviert betrachtet, da sie als Termini einer Fachsprache nur innerhalb dieser analysierbar sind.

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HÖFLER: 1972: 115—116 äußert sich kritisch zu den im obigen Zitat aus MARCHAND: 19692: 7 aufgeführten Beispielen mit hyper-, indem er zu bedenken gibt, daß aesthesia ebenso ein autonomes Wort des Englischen sei wie sensitive und daß -trophie auch in anderen Wortbildungsprodukten, z. B. atrophie enthalten sei und somit eine Analysierbarkeit auf englischer Grundlage oder zumindest auch auf englischer Grundlage in Frage käme. Letztlich ist das Problem der Analysierbarkeit, also der Motivation dieser Bildungen in einer modernen Sprache nicht entscheidbar. Es spielt auch die Frage der Zugehörigkeit solcher Wörter zu wissenschaftlichen Fachsprachen und der Bildungsgrad des Sprechers eine Rolle. Die ausschließliche Hinzuziehung des Kriteriums der Autonomie oder des mehrfachen Vorkommens eines Elementes erscheint mir jedoch nicht auszureichen, um die inhaltliche Analysierbarkeit zu begründen, insbesondere bei Bildungen mit hyper-, denen in der Regel Antonyme mit hypo- im medizinischen Bereich entsprechen, so daß jede Basis zumindest noch ein weiteres Mal vorkommt.

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Auf Zusammenhänge zwischen der Gelehrtheit eines Elementes und einer diastratischen Markierung weisen PLANK: 1981: 130 und ERBEN: 19832: 43 hin. Letzterer sieht in der Unvereinbarkeit einer heimischen Basis mit einem gelehrten Suffix die Inakzeptabilität von *Wildität gegenüber Brutalität begründet.

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2.1.1.2. Lexikalisierung Die Tatsache, daß die Beschreibung der Wortbildungsverfahren einer Sprache nur sowohl materiell als auch inhaltlich analysierbare Wörter zu berücksichtigen hat, ist durch die Hinwendung zur inhaltlichen Betrachtung nicht umstritten. Schwierigkeiten bereitet jedoch die Abgrenzung der motivierten von den unmotivierten Wortbildungsprodukten, da — wie bereits weiter oben gesagt — einerseits der Übergang vom einen zum anderen ein gradueller ist, und andererseits in der Regel eine Differenz zwischen der Wortbildungsbedeutung und der Wortschatzbedeutung bei fast jedem Wortbildungsprodukt besteht. Einen hohen Grad an Übereinstimmung zwischen Wortbildungsbedeutung und Wortschatzbedeutung läßt sich bei dem Intensivierungssuffix -issimo im Italienischen feststellen oder dem zur Adverbbildung dienenden Suffix -ment im Französischen und den entsprechenden Suffixen im Italienischen und Spanischen. Die Diskrepanz zwischen Wortbildungsbedeutung und Wortschatzbedeutung ist die selbstverständliche Folge der Tatsache, daß Wortbildungsprodukte zur Bezeichnung dienen, die Wortbildungsbedeutungen aber nur die funktionellen Invarianten enthalten. Die Frage, bei welchen Wörtern eine inhaltliche Beziehung zu einer Wortbildungsbedeutung nicht besteht, obwohl eine materielle Gliederung möglich ist — bei materiell nicht zerlegbaren, wie z . B . chaise, komme ergibt sich das Problem selbstverständlich erst gar nicht22 — oder wann eine solche trotz einer Abweichung zwischen Wortbildungsbedeutung und Wortschatzbedeutung noch vorliegt, ist unter dem Terminus der «Lexikalisierung» bzw. der «Idiomatisierung» erörtert worden. Obwohl eine ähnliche Fragestellung behandelt wird, divergieren die Termini und ihre Anwendung. LÜDTKE: 1978: 16 unterscheidet drei mögliche Begriffe von Lexikalisierung: a) die Schaffung einer neuen lexikalischen Einheit, b) die Schaffung einer neuen systematischen Bedeutung dieser lexikalischen Einheit [ . . . ] oder c) die Schaffung einer neuen idiosynkratischen Bedeutung der lexikalischen Einheit.

Der Autor verwendet den Terminus im letztgenannten Sinne, d.h., daß Bildungen mit idiosynkratischer Bedeutung als Lexikalisierungen bezeichnet werden. Sie gehören noch zu den motivierten Wörtern und können in der Wortbildungsbeschreibung ihren Platz finden, wenn ihre Motiviertheit durch die Lexikalisierung hindurch noch zu erkennen ist, liegt dieser Fall nicht vor, handelt es sich nicht mehr um Wortbildungsprodukte, wie z. B. bei boudoir, das inhaltlich nicht mit bouder in Verbindung gebracht werden kann (vgl. LÜDTKE: 1978: 17).

Der Begriff der Lexikalisierung im ersten Sinne, also als Schaffung neuer 22

Der von BALLY: 1965 4 : 1 3 5 - 1 3 6 unterschiedene Fall der «motivation implicite par cumul», der bei formal nicht aus mehreren Konstituenten bestehenden Wörtern vorliegt, die inhaltlich aber motiviert sind, z . B . jument, welches durch und motiviert ist, gehört nicht zur Wortbildung und braucht nicht berücksichtigt zu werden.

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Einheiten des Lexikons verwendet S T A I B : 1988: 48. Für die Bezeichnung demotivierter Bildungen, die nur formal mehrgliedrig sind, benutzt er die Bezeichnung «totale Idiomatisierung»23. Die partiellen Idiomatisierungen dagegen enthalten inhaltlich ebensowenig wie die totalen Idiomatisierungen die lexikalische Basis, lassen sich jedoch nach dem Suffix in eine der für dieses unterscheidbaren Bezeichnungsgruppen einordnen (STAIB: 1988: 48).

Eine derartige Definition trägt der Tatsache Rechnung, daß bestimmte «Bezeichnungsgruppen»24 bei Suffixen existieren können, daß also Wortbildungen mit demselben Suffix neben der Wortbildungsbedeutung noch weitere gemeinsame Bedeutungskomponenten besitzen können. Die Aussage, daß das Wortbildungsprodukt die Basis nicht beinhaltet, bedeutet, daß das Wort nicht motiviert ist. Staib bietet somit eher eine Differenzierung nicht motivierter Bildungen als eine Klassifikation der motivierten. L A C A : 1986: 133 — 136 unterscheidet zwei Verwendungen des Terminus Lexikalisierung: zum einen als Bezeichnung für die Differenz zwischen der Wortbildungsbedeutung und der Wortschatzbedeutung, zum anderen als Benennung eines Prozesses, der eine diachrone Komponente miteinschließt, insofern als schon lange im Wortschatz vorhandene Wortbildungsprodukte idiosynkratische Bedeutungen aufweisen oder motivierte Wörter, z. B. beim Übergang vom Lateinischen zum Romanischen, ihre Motivation verlieren können. Die Autorin verwendet Lexikalisierung im erstgenannten Sinne und bezeichnet materiell zwar mehrgliedrige, inhaltlich aber unmotivierte Wörter als Idiomatisierungen25, die bei einer Auflistung der Wortbildungsprodukte als Idiomati-

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Der Begriff der «Idiomatisierung» wird von FLEISCHER: 1969:12 für solche Bildungen verwendet, die nur materiell motiviert sind. LIPKA: 1981: 120—121, der die Demotivierung und die Idiomatisierung als Folge der Lexikalisierung (vgl. bezüglich der Unhaltbarkeit der Annahme einer solchen Reihenfolge STAIB: 1988: 4 5 46), d. h. des Verlustes des Syntagmacharakters, auffaßt, bezeichnet die semantische Veränderung als Idiomatisierung, die materielle als Demotivierung. Für LIPKA: 1981: 120 ist die Lexikalisierung ein diachroner Begriff. STAIB: 1988: 46 übernimmt «Idiomatisierung» wegen des englischen Terminus «idioms», mit dem Einheiten der «wiederholten Rede» bezeichnet werden, bei denen die einzelnen Komponenten ihre Bedeutung verloren haben, worin die Gemeinsamkeit mit den demotivierten Wortbildungsprodukten besteht.

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A l s Bezeichnungsgruppe bezeichnet LÜDTKE: 1978: 81 «semantische Gruppen in der Wortbildung», die sich bei einem Suffix durch die Bezeichnung der außersprachlichen Wirklichkeit ergeben, z . B . Ortsbezeichnungen. «Im folgenden wird zwischen idiomatisierten Bildungen, die trotz ihrer materiellen Beziehung zu einer einfacheren lexikalischen Einheit und ihrer Übereinstimmung mit einem materiellen Wortbildungsmuster unmotiviert sind, und lexikalisierten Bildungen, die partiell motiviert im Sinne der nicht vollkommenen Übereinstimmung ihres begründbaren und ihres realisierten Inhalts sind, streng unterschieden»

25

(LACA: 1986: 1 3 7 ) .

In der Definition der Idiomatisierung stimmen STAIB: 1988: 46 und LACA: 1986 überein.

21

sierungen genannt werden sollten. Die Lexikalisierungen werden weiter unterteilt in «regelmäßige» und «vereinzelte» (LACA: 1986: 140). Damit wird die Tatsache erfaßt, daß eine Reihe von Wortbildungsprodukten eine Bedeutungskomponente enthalten, die nicht zur systematischen Bedeutung zählt, die aber in mehr als nur einem Wortbildungsprodukt auftritt. Diese «regelmäßigen Lexikalisierungen» entsprechen dem zweiten Verständnis der Lexikalisierung b e i L Ü D T K E : 1 9 7 8 : 1 6 u n d d e r « G r u p p e n b e d e u t u n g » b e i CROME: 1 9 7 9 :

27-

2826. Die «vereinzelte Lexikalisierung» ist noch motiviert, die Wortschatzbedeutung besitzt jedoch eine nur bei diesem Wort vorkommende idiosynkratische Bedeutung (vgl. die dritte Bedeutung von Lexikalisierung bei Lüdtke). Somit können unterhalb der Ebene des Systems, der die Wortbildungsbedeutung entspricht, innerhalb der Wortschatzbedeutung zwei Gruppen unterschieden werden: a) die «regelmäßigen Lexikalisierungen» b) die «vereinzelten Lexikalisierungen», a) beinhaltet die «Norm des Verfahrens» und b) die «Norm des Einzelnen» (vgl. LACA: 1986: 141 —142). Schließlich sind noch die «Idiomatisierungen», die nicht mehr motiviert sind, aber noch aufgeführt werden sollten, zu erwähnen. Bei den präpositionalen Elementen soll zwischen Idiomatisierungen, d. h. solchen Bildungen unterschieden werden, die nicht mehr motiviert sind, und den Lexikalisierungen, die motiviert sind, bei denen aber die Wortschatzbedeutung nicht vollkommen mit der Wortbildungsbedeutung übereinstimmt. Zu den Idiomatisierungen gehören z . B . recevoir und décevoir11, bei denen die Zerlegbarkeit rein materiell bedingt ist dadurch, daß dé- als präpositionales Element und re- als Präfix in Wortbildungsprodukten vorzufinden sind. In den genannten Bildungen ist jedoch deren Bedeutung nicht wiederzufinden, -cevoir repräsentiert darüber hinaus kein Morphem des Französischen, da ihm kein Inhalt zugeordnet werden kann. Submerger, immerger und émerger, die den «partiellen Idiomatisierungen» von STAIB: 1988: 48 entsprechen, sollen, auch wenn im Gegensatz zu den vorherigen Beispielen den Elementen sub-, im- und é- eine Bedeutung zugesprochen werden kann, als nicht motiviert betrachtet werden, da *merger bestenfalls eine rekonstruierte Bedeutung besitzt, ebenso développer / envelopper und atteler / dételer. Einen dritten Fall der Idiomatisierung stellen solche Bildungen dar, bei denen beiden Konstituenten eine Bedeutung zugeordnet werden kann, die Wortschatzbedeutung aber keinen Zusammenhang mit der Bedeutung der Komponenten und der Wortbildungsbedeutung aufweist, z . B . commettre2".

26

27

28

CROME: 1979: 27—28 unterscheidet drei Bedeutungskomponenten: i.ein «absolut prädiktables» Element 2. eine «bedingt prädiktable» und «potentielle» Gruppenbedeutung und 3. eine völlig «latente», «asystematische» Bedeutung. BLOOMFIELD: 1967: 24off ordnet die entsprechenden englischen Bildungen receive und deceive zu den komplexen primären Wörtern, die aus gebundenen Formen zusammengesetzt sind. Vgl. zur Klassifizierung von motivierten und unmotivierten Bildungen BALLY: 1965 4 : 242; SCHIFKO: 1976: 806 und THIELE: 1979: 1 3 5 - 1 3 6 .

22

B e i den motivierten Bildungen nehmen die Bildungen, die zu der Wortbildungsbedeutung eine bei einer Gruppe von Bildungen auftretende Bedeutung besitzen, den größten Raum ein. Sie sollen «Wortschatzbedeutungsgruppe» genannt werden. Sie entsprechen den «regelmäßigen Lexikalisierungen» bei LACA: 1986: 140. Diese sind in der Wortbildungsbedeutung zum Teil angelegt in der Möglichkeit, eine Situierung in einem der drei Anwendungsfelder (lokal, temporal, begrifflich) durchzuführen. A u f der Ebene der Norm treten zusätzliche Bedeutungskomponenten hinzu, die von den unterschiedlichen verwendeten präpositionalen Elementen und ihren Bedeutungen auf der NormEbene abhängen (z. B . in contre-allée / in contreattaque). Läßt sich ein Wortbildungsprodukt in keine der Wortschatzbedeutungsgruppen einordnen und ist es trotzdem motiviert, wird es gesondert aufgeführt als «vereinzelte Lexikalisierung», darunter werden jedoch nicht solche Beispiele angeführt, die neben einer zu einer Wortschatzbedeutungsgruppe gehörigen Bedeutung noch weitere Bedeutungen besitzen, die auf einer übertragenen Bedeutung des motivierten Wortes insgesamt beruhen, z . B . embarquen «Engager, dans une affaire difficile dont on ne peut sortir de sitót» (P.R.) oder emprisonner: «Tenir à l'étroit, serrer» ( P . R . ) .

2 . 1 . 2 . Wortbildungslücke Das Problem der Wortbildungslücke 2 9 findet Beachtung, wenn der synthetische Standpunkt gegenüber dem analytischen überwiegt. Dann kann erkannt werden, daß die Wortbildungsverfahren mehr Wortbildungsprodukte zuließen, als im Wortschatz existieren oder belegt sind 30 . Im Zusammenhang mit der Wortbildungslücke können zwei Problembereiche unterschieden werden, zum einen die theoretische Ansiedlung des Problems, zum anderen die Beschreibungsprobleme. W a s die theoretische Einordnung betrifft, so ist die in Kapitel 1.3. dargelegte Unterscheidung zwischen den Ebenen des Systems und jener der Norm grundlegend und wie GECKELER: 1977: 72 und LACA: 1986: 9 4 — 1 2 6 überzeugend erläutert haben, entscheidend für die Frage der Wortbildungslücke, die auf der Ebene der Norm festgestellt werden kann als eine nicht realisierte M ö g lichkeit des Systems. Systematische Lücken kann es nicht geben, da etwas, das im System einer Sprache nicht vorgesehen ist, einfach als Möglichkeit

29

30

Mit dem Problem der Lücke und den damit verbundenen Restriktionen haben sich ausführlicher u. a. beschäftigt: GECKELER: 1977, KASTOVSKY: 1977, PLANK: 1981: 90—185, LACA: 1986: 94—126, CORBIN: 1987: 171—383. Dabei stellt sich die Frage, was die Aussage, ein Wort «existiert» oder ist «belegt», bedeutet. Eine Beschränkung auf Einträge in Wörterbüchern reicht sicherlich nicht aus, da z. B. sehr geläufige Diminutivformen im Italienischen oder Deutschen oder intensivierte Wortbildungsprodukte nicht immer verzeichnet sind. Da Sprecherurteile auch divergieren, ist die Grenze zwischen «belegtem» und «nicht-belegtem» Wort nicht leicht zu ziehen, vgl. auch weiter unten die Frage der Akzeptabilität. 23

nicht existiert und es in sich widersinnig ist, etwas Nicht-Mögliches als Lücke einzustufen. Eine Lücke kann immer nur bei einem Vergleich festgestellt werden, also einem Vergleich zwischen System und Norm einer Sprache oder — aber dabei verläßt man den Beschreibungsrahmen einer Einzelsprache — zwischen Systemen verschiedener Sprachen31. Letzteres ist in der vorliegenden Untersuchung nicht angestrebt. Wortbildungslücke wird im folgenden im Sinne von L A C A : 1986: 97—98 verstanden: Als im eigentlichen Sinne betrachten wir diejenigen sekundären lexematischen Einheiten, die allem Anschein nach den funktionalen Wortbildungsverfahren der untersuchten Sprache entsprechen und somit mögliche — wohlgeformte — sekundäre lexematische Einheiten der Sprache sind, die aber trotzdem nicht belegt werden können. Die Wortbildungslücke ist in dieser Auffassung eine Prägung der Irregularität, die sich als Diskrepanz zwischen den auf der Ebene des Wortbildungssystems vorgegebenen Möglichkeiten und der tatsächlichen Ausnutzung (Realisierung) dieser Möglichkeiten darbietet32.

Ein Hauptproblem bei der Beschreibung des Wortbildungssystems einer Einzelsprache besteht jedoch darin, die vom System her gegebenen Möglichkeiten klar abzugrenzen von dem, was nicht möglich ist. Dabei ergeben sich Schwierigkeiten durch den Rekurs auf Akzeptabilitätsurteile von Sprechern und durch die unterschiedliche Produktivität der Verfahren bzw. der Wortbildungsmittel. Akzeptabilitätsurteile der Sprecher sind jedoch in zweifacher Weise problematisch. Einerseits, weil ein Nicht-Akzeptabilitätsurteil eines Sprechers weiterer Erläuterungen bedarf, da es sich entweder um ein (noch) nicht belegtes Wort handeln kann oder um ein nicht mögliches Wort, also um ein vom System her ausgeschlossenes Wort33. Andererseits variieren Sprecherurteile sehr stark von Sprecher zu Sprecher. Trotz dieser Schwierigkeiten kann der Linguist nicht auf Akzeptabilitätsurteile verzichten, selbst wenn er auf das eigene Urteil und sein Sprachwissen rekurriert, kann er dem Problem nicht entgehen34.

31

32

33

34

GECKELER: 1977:70—71 unterscheidet «interlinguale» Lücken bei einem Vergleich zweier Sprachen und «intralinguale» bei einer Sprache. Obwohl CORBIN: 1987 von einem ganz anderen theoretischen Ansatz ausgeht, dem der generativen Transformationsgrammatik, beruht ihre Einteilung in «lacunes accidentelles» und «lacunes systématiques» (19) auf ähnlichen Erkenntnissen, auch wenn die Bezeichnung «lacunes systématiques», wie die obigen Erläuterungen erkennen lassen, irreführend ist. «Lacunes accidentelles» repräsentieren «accidents du lexique attesté» (ebda.: 171) und sind in der «compétence dérivationnelle» als «mots possibles» präsent, nur das «savoir lexical conventionnel» enthält Restriktionen, die regelmäßig oder idiosynkratisch sein könnnen und zu Lücken führen. V g l . CORBIN: 1987: 67, die aus diesem Grund folgende Vorgehensweise vorschlägt: «de soumettre les mots en question à un jugement d'acceptabilité non pas spontané, car celui-ci confond l'impossible et le non attesté, mais élaboré. La question que l'on doit se poser n'est pas: mais: ». Vgl. LACA: 1986: 99—100: «Nicht-Akzeptabilitätsurteile, wie übrigens jedes Urteil, das von den Sprechern in Bezug auf die eigene Sprache gefällt wird, gehören

24

Dies stellt jedoch nicht die einzige Schwierigkeit bei der Auffindung der Wortbildungslücken und vor allem der Möglichkeiten des Systems dar. Dies mag an folgender aus CORBIN: 1987: 79 entnommenen Tabelle verdeutlicht werden:

régulier irrégulier

légitime décapsuler déloyal

illégitime °dégarer *démaison

Die Einteilung «régulier» und «irrégulier» entspricht den regelkonformen und den nicht konformen Bildungen, «légitime» und «illégitime» entspricht in dieser Tabelle «belegt» versus «nicht-belegt». 0Dé garer ist nicht belegt, aber möglich, während *démaison kein «mot possible» darstellt35 bzw. im Sinne des in dieser Arbeit verwendeten Ansatzes keinem Wortbildungsverfahren des Französischen entspricht. Belegtes déloyal läßt erkennen, daß die Frage der Produktivität eines Verfahrens oder eines Wortbildungsmittels mitberücksichtigt wird bei der Entscheidung mögliches bzw. nicht mögliches Wort, insbesondere die Unterscheidung produktiv / unproduktiv 36 , da es nur bei unproduktiven Verfahren, denen belegte Bildungen entsprechen, zu der Einstufung «irrégulier» kommt. Gleiches gilt ebenso für das Beispiel *démaison, dem eine belegte Form défaveur gegenübergestellt werden kann. Sowohl déloyal als auch défaveur sind keine Bildungen produktiver Verfahren im Französischen, weshalb Neubildungen nicht möglich sind, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt. Eine Wiederbelebung eines Verfahrens kann jedoch nicht ausgeschlossen werden (DOKULIL: 1968: 205). Darüberhinaus könnte *démaison aber auch eine Unmöglichkeit des Systems darstellen, wenn eine Inkompatibilität der Bedeutung 37 zwischen der Negierung und der Bezeichnung eines konkreten Gegenstandes angenommen wird. CORBIN: 1987: 173—207 führt eine Klassifikation der «lacune accidentelle» durch, bei der der Bereich, in dem die Lücke auftritt, als Klassifikationskriterium gewählt wird. Sie unterscheidet drei Gruppen. Die erste Gruppe bilden Lücken auf der Ebene der Derivate, womit alle diejenigen Wörter gemeint

35

auch und nicht zuletzt zum Bereich der sprachlichen Einstellungen, und diese hängen bekanntlich mit einer Anzahl von Bedingungen zusammen, von denen die vorauszusetzende Kenntnis der Sprache als strukturellen Gegenstandes nur eine ist. Dies muß jedoch in Kauf genommen werden: man kann zwar auf die Informantenbefragung verzichten, zu den eigenen Nicht-Akzeptabilitätsurteilen muß man aber jedenfalls Stellung nehmen». Den unterschiedlichen Status markiert CORBIN: 1987 durch verschiedene Zeichen: ° für möglich aber nicht belegt und * für nicht möglich, was in der vorliegenden Arbeit übernommen wird, in den Fällen, in denen es möglich ist, eindeutige Aussagen über die vom System her gegebenen Möglichkeiten zu treffen.

36

V g l . LACA: 1986: 1 0 2 - 1 0 3 .

37

Vgl. GECKELER: 1977: 73, der eine Inkompatibilität für die Diminutivierung von Verben annimmt. 25

sind, die morphologisch und semantisch bildbar wären, aber nicht belegt sind, z. B . °matinalité gegenüber finalité. Die zweite Gruppe besteht aus Lücken semantischer Art. Dabei handelt es sich darum, bei polysemen Basen Wortbildungsprodukte zu allen Bedeutungen der Basis als bildbar zu betrachten. Gâter ist zum Beispiel im P.R. umschrieben mit «I. Mettre (une chose) en mauvais état» und unter II «2° Mod. Traiter (un enfant, une personne quelconque) en comblant de prévenances, de cadeaux, de gentillesses», gâterie ist aber nur von der Bedeutung II 2 abgeleitet. Gâterie von der Bedeutung I stellt also eine L ü c k e dar, b z w . ein «mot possible» 38 (vgl. CORBIN: 1987: 179). Ebensowenig werden bei homonymen Suffixen zu einer Basis alle möglichen Wörter gebildet, z. B . neben dem belegten raillerie mit -erieI und der Bedeutung , 0 raillerie mit -erie2 sous-marin) unabhängig davon, daß marin existiert, was zu einer Erklärung als Präfigierung führen kann und geführt hat. THIELE: 19852: 17 schreibt noch: «Mitunter können aber auch wortbildende Suffixe formbildend sein, z.B. die Infinitivendungen -er, -ir, die Partizipendungen -6, -i oder -u». Es wäre wohl eher ein umgekehrtes Verhältnis anzunehmen. Ebenfalls nicht als Wortbildungselement wird die Verbendung betrachtet von MARCHAND: 19692: 359-360, ders.: 1974: 252—275, ebda.: 377-397, der sich auf die desubstantivischen und deadjektivischen Verben im allgemeinen bezieht, vgl. auch REINHEIMER-R!PEANU: 1 9 7 4 : 2 5 F F . , TOGEBY: 1 9 5 1 : 2 4 0 , W A N D R U S Z K A : 1 9 7 6 : 7 8 ,

82. 60

nicht von den übrigen verbalen Flexionsendungen wie z. B. -ons, -ez, für die der Status als Wortbildungselement nie angenommen worden ist95. Darüberhinaus käme man in die Lage, entweder primäre Verben wie aller als sekundär erklären zu müssen ,d. h. jedes Verb würde zu einem sekundären, zu einem Wortbildungsprodukt (vgl. STAIB: 1981: 121), oder einmal -er bzw. -ir als Wortbildungselement, ein andermal als Flexionsendung zu betrachten. Ein InterpretationsVorschlag, der von MARCHAND (19692: 359—361, ders.: 1974: 252—275) vertreten wird, besteht in der Annahme eines Nullsuffixes sowohl bei desubstantivischen und deadjektivischen Verben als auch bei den von einer präpositonalen Fügung abgeleiteten Verben (MARCHAND: 1974: 418: auf die Bahre legen —> aufbahr0eri). MARCHAND, der in seiner Definition des Nullsuffixes (19692: 359-360) auf BALLY: 19654: 160—164 zurückgeht und ebenso wie dieser nur dann ein Nullsuffix ansetzt, wenn der gleiche Inhalt in anderen Bildungen durch ein materiell in Erscheinung tretendes Suffix ausgedrückt wird, führt als parallele Bildungen den Typ atom —> atomize an. Diesem entsprechen im Französischen die Wortbildungsverfahren mit -is- und -ifi-: atome —» atomiser, code codifier (vgl. STAIB: 1981: 122). Das Konzept des Nullsuffixes in Zusammenhang mit den desubstantivischen und deadjektivischen Verbbildungen im allgemeinen und den verbalen Parasynthetika im spezielleren wirft zwei Schwierigkeiten auf. Zum einen eine theoretische, inwieweit die Verwendung eines Nullmorphems als begründet und hilfreich anzusehen ist, zum anderen, ob der Typ der Verben mit den Suffixen -isund -ifi-96 ausreicht, um ein Nullsuffix einzufügen. DOKULIL: 1968a : 63—64, der zwischen Nullendung und Nullsuffix 97 unterscheidet (vgl. ebda.: 60—62), weist daraufhin, daß die Anwendbarkeit des Konzeptes des Nullsuffixes je nach Sprachtyp variiert. Während es in einer Sprache mit schwach ausgeprägter Flexionsmorphologie und agglutinierender Derivation wie dem Englischen sinnvoll ist, führt es in einer Sprache mit starker Flexionsmorphologie — Dokulil nimmt die slawischen Sprachen insbesondere das Tschechische als Beispiel — zu Widersprüchen. Im Französischen, welches in bezug auf die Ausprägung der Flexionsmor95

CORBIN: 1987: 125—127 weist noch auf die Schwierigkeiten hin, die sich bei der Erklärung der Bildungen mit -oter, -asser, -eter und -oyer ergäben. Betrachtet man die Suffixe als eine Einheit, geht der Zusammenhang zwischen der Infinitivendung in tap-er und tapot-er verloren, unterscheidet man zwischen -ot- und -er, müßte man für das Französische die Existenz von Infixen annehmen. Ein weiterer Grund für die Interpretation als Flexionsendung beruht auf dem in der Transformationsgrammatik üblichen Konzept der «troncation», die entweder nicht obligatorisch ist oder zumindest nicht vor allen Suffixen, wogegen die immer obligatorische «troncation» der Verbendung bei jeder weiteren Entwicklung verstößt.

96

Es werden nur -is- und -ifi- als Suffixe betrachtet, da -er die an das Suffix angehängte Flexionsendung repräsentiert. Vgl. zum Problem des Nullsuffixes GODEL: 1953, KASTOVSKY: 1981, SCHIFKO: 1973, der eine ausführliche Darstellung gibt, in welchem Zusammenhang Nullelemente angenommen worden sind.

97

61

phologie eine Zwischenstellung zwischen dem Englischen und den slawischen Sprachen einnimmt, ist grundsätzlich die Verwendung des Konzeptes des Nullsuffixes möglich, insbesondere bei der Prädikatnominalisierung ( z . B . marcher —> marché), bei der Verbalisierung von Substantiven scheint mir die Anwendbarkeit nicht so deutlich gegeben, da die parallelen materiellen Verfahren in ihrem Anwendungsgebiet eingeschränkter sind. Die Existenz des verbalen WortbildungsVerfahrens mit -is- und -ifi- reicht nicht aus, um in den übrigen Fällen ein Nullsuffix anzusetzen, da -is- und -ifi- die einzigen Suffixe sind, die angeführt werden können, die zudem noch in ihrer Bedeutung (desubstantivisch: atomiser, gazéifier, deadjektivisch: banaliser, simplifier) und (alcooliser) und in ihrem Anwendungsgebiet (vor allem in der wissenschaftlichen Fachsprache und vielfach mit gelehrten Basen) eingeschränkter sind98 als die desubstantivischen (für die deadjektivischen trifft dies nicht zu, vgl. Kapitel 3.8.2.) Verben ohne Suffix {fêter, filtrer, seigner). Sie unterscheiden sich darin auch von den suffixlosen deverbalen Prädikatnominalisierungen", bei denen daneben zahlreiche Suffixe zur Verfügung stehen (vgl. LÜDTKE: 1978), die keine so deutliche Verwendungsbeschränkung auf bestimmte Wirklichkeitsbereiche besitzen (ebda.: 124— 134). Aus den genannten Gründen möchte ich mich einer Erklärung der desubstantivischen Verben (bezüglich der deadjektivischen Verben vgl. Kapitel 3.8.2.), denen analog auch die «parasynthetischen Verben» funktionieren, als mittels eines Nullsuffixes gebildete nicht anschließen. REINHEIMER-RÎPEANU100: 1974 plädiert - allerdings auf einer anderen Grundlage — ebenfalls für eine Interpretation der Parasynthetika als Bildungen mit Nullsuffix, da sie die Endungen -er und -ir als Flexionsmorpheme betrachtet (ebda.: 25ff.). Ihr Ansatzpunkt ist die Annahme, daß alle Wörter ein Morphem enthalten, welches ihre Wortartzugehörigkeit bestimmt. Explizite Zeichen der Wortartzugehörigkeit seien im Französischen nur im Bereich der Wortbildung, nämlich der Suffigierung gegeben, daher wird der Wortartwechsel bei den Parasynthetika (dies trifft natürlich für desubstantivische und deadjektivische Verben im allgemeinen zu, ebenso wie für Prädikatnominalisierungen) als ein durch ein Nullmorphem repräsentiertes Wortbildungselement betrachtet (ebda.: 26—27). Die Problematik dieses Beschreibungsmodells besteht in der Voraussetzung, daß für jedes Wort des Französischen ausgehend von der Suffigierung ein inhaltlich und materiell isolierbares Element angenommen wird, welches die Wortartzugehörigkeit steuert.

98

Dieser Bildungstyp bedürfte noch einer ausführlicheren Untersuchung, die bisher nicht geleistet worden ist. S0RENSEN: 1983 versucht auf der Grundlage der generativen Transformationsgrammatik alle Bildungen mit -is- als deadjektivisch zu erklären. Einen kurzen Überblick über die historische Entwicklung der Wortbildungsprodukte mit -is- und -ifi- und ihre Funktionen im heutigen Französisch gibt der Aufsatz von REINHEIMER-RiPEANu: 1968.

99 100

An diesen hatte BALLY: 19654: 160—161 sein Konzept des Nullsuffixes entwickelt. Vgl. auch REiNHEiMER-RiPEANu: 1972. 62

Darüberhinaus scheint mir ein grundsätzlicher Einwand berechtigt zu sein, nämlich inwieweit überhaupt jedes Wort ein explizites Element enthält, welches die Wortart bestimmt. Eine ausführliche Erörterung dieses Problems würde den Rahmen dieser Arbeit übersteigen, daher seien nur einige kurze Anmerkungen gegeben (ausführlicher behandelt dieses Thema STAIB: 1988: 19—25). Entscheidend ist, sich bei der Frage nach der Wortart bzw. der Wortkategorie klarzumachen, auf welcher Ebene der Sprechtätigkeit man die kategorielle Bedeutung ansetzt und wie das Verhältnis zwischen Form und Inhalt gestaltet ist. Die Wortkategorien gehören gemäß COSERIU: 1978: 57 der universellen Ebene an. Als «modi significandi» stellen sie eine Kategorie des Sprechens im allgemeinen dar. Auf der historischen Ebene unterscheiden sich die Einzelsprachen in der Verwirklichung der Wortkategorien in bezug auf ihre Anzahl und den Teil der Sprache, in dem die kategorielle Bedeutung ausgedrückt wird; dies kann erst bei der Satzbildung oder bereits im Wortschatz geschehen (vgl. STAIB: 1988: 20). Die Realisierung der Wortkategorien erfolgt durch die Wortarten in den historischen Sprachen. Über die den vier lexematischen Wortkategorien Substantiv, Adjektiv, Verb und Adverb (LÜDTKE: 1988: 268) entsprechenden Wortarten hinaus können Einzelsprachen weitere besitzen, z. B. die Wortart der Pronomen oder der Präpositionen. Bezüglich des Französischen und Spanischen gelangt Staib zu folgendem Ergebnis: Zusammenfassend gehen wir hinsichtlich der hier zur Untersuchung anstehenden Sprachen davon aus, daß deren lexematische Wörter als Einheiten des Sprachsystems eine ihnen inhärente kategorielle Bedeutung aufweisen, die [ . . . ] im Wissen des Sprechers mental verankert ist (STAIB: 1988: 25).

Daran anknüpfend verliert die Frage nach dem materiellen Ausdruck der Wortkategorie bzw. der Wortart beim Lexem an Relevanz. Es gibt materielle Elemente, die Flexionsendungen, z . B . die Infinitivendung -er, die die Zugehörigkeit zu einer Wortart erkennen lassen, jedoch ist ein Wort nicht ein Verb, weil es mit dieser Endung versehen ist, sondern umgekehrt, ein Wort hat diese Endung, weil es ein Verb ist (vgl. COSERIU: 1978: 66). Da es sich um eine inhärente Kategorie handelt, muß kein materielles Element zum Ausdruck dieser gefunden werden. Die Nicht-Existenz eines solchen materiellen Morphems impliziert, daß es nicht möglich ist, ein Nullelement anzunehmen. STAIB: 1981: 117—126 gelangt von einem anderen Ansatz ausgehend zu einer ähnlichen Analyse wie REINHEIMER-RIPEANU: 1974 in bezug auf die desubstantivischen Verben. Er stellt sich die Frage, inwieweit Suffixe eine kategorielle und / oder instrumentale Bedeutung besitzen und kommt zu folgendem Ergebnis: Während sich die instrumentale Bedeutung bei der Modifizierung stets durch ein formales Affix manifestiert, kann sie bei der Derivation sowohl durch ein Affix als auch durch ein Nullmorphem vertreten sein. Bei der kategoriellen Bestimmung allerdings handelt es sich immer um ein Nullmorphem, 63

weil das Französische über keine kategorematischen Wortbildungssuffixe verfügt. Letzteres steht jedoch im Widerspruch zu der Definition des Nullmorphems, als dessen Voraussetzung gilt, daß nur dann ein Nullmorphem angenommen werden kann, wenn in anderen Fällen dem gleichen Inhalt auch ein «signifiant» entspricht101. Darüberhinaus führte eine derartige Analyse zu einer wenig wünschenswerten Anhäufung von Nullmorphemen, z. B. bei den desubstantivischen Verben: alcool-is-o-er

-is- = instrumentale Bedeutung -o- = kategorielle Bedeutung

bott-o-o-er

-o- = instrumentale Bedeutung -o- = kategorielle Bedeutung

Bei der Anwendung des Nullmorphems auf die Parasynthetika ist bei der Gegenüberstellung von «präfigierten» und «nicht präfigierten» Verben wie z. B. maigrir / amaigrir oder gerber / engerber, bei den «unpräfigierten» Wörtern von einem Nullzeichen gesprochen worden (GUILBERT: 1971 : LV), dabei wurde nicht berücksichtigt, daß das präpositionale Element als Teil der Basis und nicht als Wortbildungselement zu betrachten ist (vgl. Kapitel 3.8.1.3.). Die Aufhebung der «contrainte catégorielle» (CORBIN: 1987: 129) des «Präfixes» — damit ist gemeint, daß das «Präfix» die Funktion des Wortartwechsels übernehmen kann — wie CORBIN: 1987: 129—130, 137 vorschlägt, führt ebenfalls zu Schwierigkeiten. Einerseits ergibt sich der Widerspruch, daß ein «Präfix» mal die Wortart ändert (terre —> extra-terrestre, insofern das Suffix nur noch als Unterstützung des durch das «Präfix» erfolgten Wortartwechsels betrachtet wird, und char —» antichar als Adjektiv) und mal nicht (fin —> extrafiri). Eine etwaige Einteilung der «Präfixe» in homogene und heterogene in Analogie zu der von TOGEBY: 1951: 225 für die Suffixe vorgeschlagenen führt zu keiner auf der inhaltlichen Ebene befriedigenden Gliederung, wenn man die Einheitlichkeit der Bedeutung einer formalen Einheit wie extra- anerkennt. Andererseits stößt man auf ein systematisches Problem. Im Französischen wird die Wortartzugehörigkeit, wenn diese überhaupt explizit erscheint, durch ein Morphem am Wortende ausgedrückt, es sei denn, wortexterne syntaktische Mittel werden verwendet (z.B. der Artikel). Bei einem Wortartwechsel aufgrund des Präfixes wird dieses Strukturierungsprinzip des Französischen in Frage gestellt, ohne daß ein Erklärungszuwachs erreicht würde. Wegen der bislang erörterten Schwierigkeiten erscheint die Annahme einer suffixlosen Wortbildung und eines Wortbildungsverfahrens der Konversion, 101

Vgl. BALLY: 1965 4 : 161, KASTOVSKY: 1981: 319 und MARCHAND: 1969 2 : 360: «Therefore zéro, which is a sign, cannot just stand for content only if this content is never in any way matched by phonic form».

64

wie DOKULIL: 1968b ausgeführt hat, den sprachlichen Fakten am ehesten gerecht zu werden, ohne daß die Annahme eines Nullmorphems oder die Aufgabe eines Strukturierungsprinzips erforderlich sind102. Er definiert die Konversion103 als ein materielles Wortbildungsverfahren, bei welchem durch «Wortartübertritt» eine neue Wortschatzeinheit entsteht (ebda.: 221, 236) und deren formale Besonderheit darin besteht, daß kein materielles Wortbildungselement festzustellen ist, lediglich ein Paradigmawechsel liegt vor, der durch eine formale Veränderung begleitet sein kann, wie z. B. die Infinitivendung bei den desubstantivischen und deadjektivischen Verben im Französischen (scie —» scier, grand —» grandir)104. DOKULIL: 1968b: 229, 233, 236 unterscheidet das Wortbildungsverfahren der Konversion als Wortartwechsel bzw. «Wortartübertritt» von dem syntaktischen «Wortartübergang», bei dem kein neues Wort entsteht, sondern nur eine Wortform in einer anderen als der ihr eigenen syntaktischen Funktion verwendet wird 105 . Zusammenfassend kann festgehalten werden, daß es sich bei den «parasynthetischen aus Substantiven abgeleiteten Verben» nicht um eine gleichzeitige Präfigierung und Suffigierung handelt, da die Endungen -er bzw. -ir Verbalendungen darstellen und keine Suffixe. Insofern man an der Gleichzeitigkeit zweier Wortbildungsverfahren festhalten möchte — die Unhaltbarkeit dieser Annahme wird vom inhaltlichen Standpunkt aus im folgenden dargelegt —, muß man von Präfigierung und Konversion ausgehen. 3.8.1.2. Belegbarkeit Das Kriterium der Belegbarkeit wird von DARMESTETER: 18942 in zweifacher Weise verwendet, zum einen (ebda.: 97), um die Existenz des Verfahrens der Parasynthese generell zu belegen — es existiert weder °barquer noch "embarque —, zum anderen, um bei den Belegen zwei unterschiedliche Bildungsverfahren voneinander zu trennen, die parasynthetischen embarquer und de-

102

103

Vgl. bezüglich des Verhältnisses von Konversion und Nullsuffix auch PREUSS: 1962, 1963 und 1964. DOKULIL: 1968b : 221 knüpft seiner Aussage zufolge bei der Definition der Konversion an den sowjetischen Linguisten A . J. SMIRNICKIJ an. Dieser hat in folgenden von mir nicht konsultierten Werken seine Auffassung von der Konversion dargelegt: «Tak nazyvaemaja konversija i ieredovanie zvukov v anglijskom jazyke» Inostrannye jazyki v Skole 5 (1953), 2 1 — 3 1 , «Po povodu konversii v anglijskom jazyke, ebda 3 (1954), Leksikologija anglijskogo jazyka, Moskau 1956, 71 —

99104 105

Bezüglich weiterer Typen vgl. DOKULIL: 1968b: 227. STAIB: 1988 : 32, 37 folgt dieser Unterscheidung, verwendet aber andere Termini: Die Konversion bezeichnet er als «lexematische Transposition», den «Wortartübergang» als «syntaktische Transposition». Eine dritte Gruppe bildet die «syntagmatische Transposition», durch die Syntagmen die Satzfunktion einfacher Wörter übernehmen, ohne daß die einzelnen Elemente des Syntagmas ihre Wortart ändern, z. B. übernimmt du père in la maison du père eine attributive Satzfunktion.

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barquer von den Präfigierangen bander —> débander, brocher —> embrocher, débrocher oder plumer —déplumer, emplumer (ebda.: 99). Eine Orientierung an der materiellen Existenz einer «unpräfigierten» Form neben einer «präfigierten» ohne Berücksichtigung des Inhalts ist irreführend, da die bloße Existenz nicht ein Verhältnis der Wortbildung zwischen beiden impliziert, z.B.: sucrer-ensucrer sucrer: «1. Adoucir un aliment par adjonction de sucre. 2. Adoucir, édulcorer à l'aide d'une substance sucrante» (G.L.). ensucrer: «Confire dans du sucre» (G.L.). sabler-ensabler sabler: «1. Recouvrir d'une couche de sable» (G.L.). ensabler. «1. Couvrir de sable. 2. Faire échouer une embarcation sur le sable. 3. Immobiliser un véhicule dans un amoncellement de sable» (G.L.). Andererseits kann eine nicht realisierte Bildung als Wortbildungsbasis für eine weitere Wortbildung dienen, in diesem Falle liegt eine Wortbildungslücke vor (vgl. Kapitel 2.1.2. und Kapitel Sous-). Im folgenden Kapitel soll gezeigt werden, wie eine inhaltliche Betrachtung eine Lösung des Problems der Parasynthetika bringen kann, ohne daß eine Berufung auf die Belegbarkeit erforderlich ist. 3.8.1.3. Inhaltliche Analyse Das Kriterium der Belegbarkeit kann als irrelevant beiseite gelassen werden, wenn man sich der Wortbildungsbedeutung, durch die die hier untersuchten Bildungen zu erklären sind, zuwendet. Die Frage, die sich stellt, ist also, welche Wortbildungsbedeutung und welche inhaltliche Wortbildungsbasis zugrundeliegen. Es werden im folgenden zunächst die Verben betrachtet, die außer einem präpositionalen Element als Variante der Präpositionen à, en oder de ein Substantiv enthalten. Das Ziel ist, zu einer Beschreibung der Wortbildungsbedeutung der «desubstantivischen Parasynthetika» zu gelangen und festzustellen, ob alle Wortbildungsprodukte, die ein Substantiv, ein präpositionales Element und eine Verbalendung enthalten, als Parasynthetika zu betrachten sind. Diese Frage stellt sich insbesondere bei dé-, wo in den meisten Fällen noch ein aus einem Substantiv entwickeltes Verb ohne präpositionales Element belegt ist (armer neben désarmer, vgl. DARMESTETER: 18942: 99: bander / débander, der dann eine Präfigierung annimmt), bei denen aufgrund des Bedeutungsunterschiedes beider Verben auch eine Modifizierung vorliegen kann (vgl. LANG: 1987: 202—203). In Untersuchungen, die sich mit Wortbildungspro-

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dukten beschäftigen, die en- enthalten, wird die Möglichkeit einer Bildung durch Modifizierung nicht diskutiert, weil z w e i Verben, die dasselbe Substantiv beinhalten, von denen eines mit dem präpositionalen Element en- versehen ist, während das andere ohne ein solches Element gebildet ist, viel seltener nebeneinander existieren und ein systematischer Bedeutungsunterschied z w i schen beiden Formen nicht festgestellt werden kann 1 0 6 . Eine umfassende Diskussion der Abgrenzung der Parasynthetika unter Berücksichtigung aller mit den einzelnen präpositionalen Elementen möglichen Wortschatzbedeutungsgruppen ist noch in keiner bisherigen Arbeit zu diesem Thema erfolgt. Es sind immer nur Teilbereiche explizit behandelt worden, d. h. nicht alle Konstruktionsmöglichkeiten fanden Erwähnung, oftmals beschäftigte man sich nur mit einem präpositionalen Element 1 0 7 . A l s entscheidende Grundlage für die bisher durchgeführten Gliederungen hat sich die Frage herausgestellt, als was das im Wortbildungsprodukt erscheinende Substantiv in bezug auf das präpositionale Element zu interpretieren ist, als das Situierte ( A ) oder das, in bezug worauf situiert wird (B). Dabei wird die materielle Reihenfolge der Komponenten A Präposition B , die als die einzig syntaktisch mögliche aufgefaßt wird, auf die Wortbildungsprodukte übertragen. D a eine eindeutige Einstufung eines Substantivs als B unproblematisch erscheint — zumindest herrscht in diesem Bereich bei allen Autoren Übereinstimmung —, werden Beispiele wie embarquer, débarquer und atterrir gewissermaßen zu Paradebeispielen für parasynthetische Bildungen. Erfolgt eine nähere Angabe zum Inhalt, so wird dieser als , , IoS paraphrasiert. Entscheidend ist, daß , , nicht nur als Bestandteile der Paraphrase betrachtet, sondern als Basis angesetzt werden. Damit ist eine inhaltliche Basis gefunden, die den syntaktischen Regeln des Französischen und der Reihenfolge der Elemente im Wortbildungsprodukt entspricht. Dies impliziert, daß Wortbildungsbasen aus mehr als einem Wort bestehen. 106

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An dieser Stelle zeigt sich besonders deutlich die Problematik der Absicht von SCALISE: 1983: 202—206, die Parasynthetika auf Präfigierungen zu reduzieren. Er stützt sich auf das Konzept des möglichen Wortes und gibt folgende Ableitungsreihe barca —* °barcare —> sbarcare. Dabei bleibt unklar, welche Bedeutung das Wort °barcare besitzen soll. Außerdem müßte die Beziehung nicht nur zu sbarcare, sondern ebenfalls zu imbarcare geklärt werden, was nicht mit einer Modifizierung möglich ist. Z . B . untersucht GAUGER: 1971a: 70—86 a- und ebda.: 87—101 en-, Bildungen mit dé- werden bei LANG: 1987: 201-203, MARCHAND: 1974:401 - 4 0 2 und 4 1 0 - 4 1 2 und STAIB: 1983 analysiert. Bezüglich weiterer bibliographischer Angaben zu dévgl. das Kapitel Dé-, Vgl. DARMESTETER: 18942: 100, BALLY: 19654: 112. Ähnlich ist auch die Umschreibung bei POTTIER: 1962: 199 in bezug auf Bildungen mit dé-. LANG: 1987: 200 beschäftigt sich mit dé- und gibt als Basis an, bezüglich der Frage der Interpretation von de als vgl. weiter unten. Das gleiche Beschreibungsmuster liegt auch MARCHANDS ablativem Verbtyp zugrunde (1974: 406). Vgl. ebenfalls CRISTEA: i960: 29. 67

Die Feststellung, daß demgegenüber ensemencer, empoisonner, désarmer — Bildungen mit a- werden in diesem Zusammenhang nicht erwähnt, da Beispiele dafür bei diesem präpositionalen Element selten sind, z. B. agrainer — nicht ganz analog zu embarquer und débarquer sind, ist von keinem Autor bestritten worden. Das im Wortbildungsprodukt enthaltene Substantiv wird als das situierte Element (A) interpretiert. Die daraus gezogenen Konsequenzen für die Einteilung der Verfahren unterliegen Schwankungen, und in der Regel unterbleibt eine zusammenhängende Behandlung beider präpositionaler Elemente (d.h. en- und dé-). Ähnlichkeiten zwischen beiden Verfahren handelt DARMESTETER: 18942: 100 in bezug auf en kurz in einer Fußnote ab: Il semblerait que dans ensemencer en soit adverbe (mettre la semence en, dedans), mais il faut analyser: mettre le champ en semence. De même, sans doute, empoisonner, empester, empierrer, enfariner et d'autres.

Zwei Untergruppen eines einheitlichen Verfahrens nimmt POTTIER: 1962: 198—201 bei dé- an, er unterscheidet die interne Parasynthese (débarquer mit barque = B) von der externen Parasynthese (dératiser mit rat = A). Auf Differenzen weist bereits THORN: 1909: 13—17 hin, der direkt auf DARMESTETER: 18942: 100 Bezug nimmt. GAUGER: 1971a, dessen Untersuchung sich auf a- (70—86) und en- (87—101) bezieht, trennt zwischen einem bedeutungsvollen en- in embarquer und einem inhaltslosen «Verbindikator» en- in empoisonner, a- wird in allen Bildungen als «Verbindikator» eingestuft. MARCHAND: 1974: 406—407 erkennt zwar eine Gemeinsamkeit der «ablativen» (débarquer, déballer) und der «privativen» (détacher, désarmer) Verben in dem Inhalt an, teilt sie aber in zwei unterschiedliche Wortbildungsverfahren ein: «Ablative» Verben werden durch eine Ableitung aus einer präpositionalen Gruppe gebildet, «privative» durch eine Pseudo-Präfigierung109. Schließlich schlägt LANG: 1987: 201 — 203 bei dem präpositionalen Element dé- eine Trennung in Entwicklung (débarquer) und Modifizierung {désarmer) vor 110 . Die Einstufung des Substantivs als A geht von den Paraphrasen , und aus, in denen die Substantive, die ebenfalls im Wortbildungsprodukt erhalten bleiben, vor der Präposition stehen und gemäß der Konstruktion A Präposition B als A zu interpretieren sind. Diese Interpretation deckt sich mit den außersprachlichen Fakten, denen zufolge das Korn, der Staub und die Waffen, 109

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Letztlich führt MARCHAND: 1974: 4 0 5 - 4 0 8 alle Bildungen mit dé- auf einen einheitlichen Inhalt zurück, vgl. Kapitel Dé-, Die inhaltliche Analyse von REINHEIMER-RÎPEANU: 1974: 4 5 - 6 4 bringt in diesem Zusammenhang keine Hilfen, da die Autorin die Kriterien der inhaltlichen Analyse nicht aus der Wortbildung bezieht, sondern eine Semanalyse der Verbinhalte vornimmt, wie sie auch bei primären Verben durchgeführt werden kann. Die Autorin weist ausdrücklich auf diesen Zusammenhang hin: «Cette analyse des dénominatifs devrait intégrer ces verbes dans les classes sémantiques que l'examen des verbes non dérivés met en évidence» (ebda: 47).

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diejenigen Gegenstände sind, welche bewegt werden, d. h. diejenigen, welche situiert werden. Aus diesem Grund liegt es nahe, Korn, Staub und Waffen ebenfalls in den Paraphrasen , und zugrundelegen, die derjenigen von , und in der Anordnung und Interpretation analog wäre. Somit läge eine Untermauerung meiner im folgenden vorgenommenen Einordnung der Bildungen dieser Art als Entwicklungen von Verben aus präpositionalen Fügungen mit Substantiv vor. Zwei Hauptprobleme ergeben sich jedoch: 1. Für die Wortbildungsprodukte mit en- und a- besteht kein Zusammenhang zwischen dem präpositionalen Element in dem Wortbildungsprodukt und der Präposition de. 2. Bei den Bildungen mit dé- müßte zwischen einer «referentiellen» und einer «grammatischen» Verwendung unterschieden werden, was mit der Verwendung unterschiedlicher Verben, bei der Paraphrasierung der Wortbildungsbedeutung «referentiell» vs. «grammatisch» — verbunden wäre. Während, wie sich aus 1. deutlich ergibt, eine derartige Interpretation keinen Vorteil bei der Beschreibung von Wortbildungsprodukten mit den präpositionalen Elementen en- und a- ergibt, wäre sie für dé- eher akzeptabel. Dabei müßte geklärt werden, wie die «referentielle» und die «grammatische» Verwendung von de zueinander in Beziehung stehen und ob die Entscheidung für die eine bzw. die andere Interpretation, die wohl von der Kenntnis der Sachen abhängt, nicht die Ebene der Wortbildungsbedeutung betrifft, sondern diejenige der Wortschatzbedeutungsgruppe und somit eine Differenzierung in und auf dieser Stufe und nicht auf derjenigen der Wortbildungsbedeutung vorliegt. Da die Unterscheidung zwischen «referentiellem» und «grammatischem» Gebrauch für de und ihre Anwendung auf die präpositionalen Elemente in der Wortbildung mit Problemen behaftet ist, habe ich diese Möglichkeit nicht in meine Arbeit aufgenommen. An dieser Stelle werden die Wortschatzbedeutungen aufgeführt. 69

2. Das im Wortbildungsprodukt vorkommende Substantiv ist A a) agrainer b) empoussiérer c) désarmer bzw. in den hinzu, was nicht unbedingt erforderlich ist. BALLY: 1965 4 : 241 —242 kommt unter Einbeziehung der Verbalisierung von Adjektiven ohne präpositionales Element zu dem Ergebnis, daß die Präpositionen in diesen Bildungen ihre Bedeutung eingebüßt haben. Als inhaltslos bezeichnet sie auch GAUGER: 1971a: 76, 95. MARCHAND: 1969 2 : 1 6 4 - 1 6 6 weist daraufhin, daß die Bildungen mit der Verbendung -er produktiver sind, auch wenn nur in wissenschaftlichen Fachsprachen, als jene mit -ir, die vollkommen unproduktiv sind.

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amenuiser / menuiser amincir / mincir amollir / mollir arrondir / rondir attiédir / tiédir assécher / sécher 1 ' 8 embrunir / brunir" 9 endurcir / durcir engraisser / graisser120 enlaidir / laidir

Synchron kann festgestellt werden, daß die Wortbildungsprodukte, die à enthalten, alle transitiv und die meisten pronominal, diejenigen mit en bis auf wenige Ausnahmen (embellir) mit transitiver und intransitiver Verwendung ebenfalls transitiv und zumeist auch pronominal und jene ohne Präposition sowohl transitiv als auch intransitiv gebraucht werden. Transitiver bzw. intransitiver Gebrauch entsprechen jeweils den Wortschatzbedeutungsgruppen bzw. , letztere Bedeutung besitzen auch die pronominalen Verben. Bildungen dieser Art werden als Faktitiva bezeichnet, wobei sich die Frage ergibt nach dem Zusammenhang der beiden Wortschatzbedeutungsgruppen untereinander und im Verhältnis zu den unterschiedlichen materiellen Ausprägungen 121 . Die Entwicklungen mit präpositionalen Wortkomponenten haben eine deutliche Präferenz für die kausative Bedeutung . Gemäß einer Untersuchung von JUNKER: 1983: 1 0 — 1 2 , in der der diachrone Gesichtspunkt des Erstbeleges mit jenem der synchronen Beschaffenheit des Inhalts der Wörter kombiniert wird 122 , ist die intransitive, also die Wortschatzbedeutungsgruppe die primäre bei den deadjektivischen Verben ohne präpositionale Wortkomponente 123 . Die Wortschatzbedeutungsgruppe findet sich auch bei einer Gruppe von Wörtern, die dé- ( z . B . dessécher, dénuer, dévider) und é- ( z . B . éclaircir, élargir) enthalten. Alle genannten Beispiele können vom synchronen Standpunkt aus als unmotiviert erachtet werden, da der Zusammenhang

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Bei allonger / longer ist das unpräfigierte Verb nicht mehr durch long motiviert. Attarder / tarder sind beide lexikalisiert. Der Unterschied beider Bildungen besteht darin, daß die Bildung mit en- sich nur auf die übertragene Bedeutung von brun bezieht. Graisser besitzt unterschiedliche Bedeutungen, die eine ist als Entwicklung aus graisse, die andere als Entwicklung aus gras zu erklären. MARCHAND: 1974: 3 7 7 - 3 9 7 befaßt sich mit dieser Fragestellung. Die Autorin nimmt an, daß die Verwendung, die mehr polyseme Bedeutungen aufweist, die primäre ist, sekundär ist jede übertragene Bedeutung und Aufschluß über die primäre Transitivität oder Intransitivität gibt der Bedeutungsvergleich mit der pronominalen Verwendung, bei primär transitiven Verben besteht ein Unterschied zwischen transitiv und pronominal . Zu der gleichen Aussage gelangt ebenfalls GAUGER: 1971a: 79. Keine Zusammenhänge zwischen materiellem Verfahren und Wortschatzbedeutungsgruppe sieht MARCHAND: 1 9 7 4 : 3 9 2 .

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zwischen der Wortschatzbedeutung und der Sprachbedeutung des verwendeten präpositionalen Elementes nicht gegeben ist. Sie gehen auf Verfahren des Lateinischen oder einer älteren Sprachstufe des Französischen zurück, é- ist insgesamt, dé- ist in intensivierender Funktion unproduktiv (vgl. die entsprechenden Kapitel). Sehr produktiv hingegen ist die Verbalisierang von Adjektiven (matériel, familier, général) mit dem Suffix -is- (matérialiser, familiariser, généraliser), sehr selten mit -ifi- (vivifier). Die Bildungen gehören entweder einer wissenschaftlichen Fachsprache an oder einem gehobenen Sprachstil. Auch ihnen entspricht die Wortschatzbedeutungsgruppe . Eine Überschneidung mit Wortbildungsprodukten der Entwicklung aus präpositionalen Basen liegt aufgrund der unterschiedlichen Stilebenen und der zumeist gelehrten bzw. erbwörtlichen Form der Basen nicht vor. Die Präposition de weist ebenfalls in diesem Bereich Besonderheiten auf (die Wörter, denen entspricht, wurden bereits weiter oben erwähnt), denn die Bedeutung oder , in der das Adjektiv als B funktioniert, ist selten realisiert, z. B. dégrossir. In diesem Zusammenhang ist es irrelevant, ob B als einfache oder zweifache Grenze betrachtet wird, ob dé- die Bedeutung oder innehat. Häufiger, da auf einem produktiven Verfahren beruhend, sind Bildungen, die mit dem Suffix -is- (débanaliser, dépoétiser, déprolétariser) abgeleitet sind, selten mit -ifi- (démystifier), deren Simplex ohne präpositionales Element belegt ist und deren Bedeutung im G. L. mit , beschrieben wird. Sie gehören einem wissenschaftlichen und gehobenen Sprachstil an. Die Parallele zu den desubstantivischen Bildungen des Typs désarmer ist insofern gegeben, als bei beiden Verfahren das im Wortbildungsprodukt enthaltene Substantiv bzw. Adjektiv als A interpretiert wird. Die Bildungen enthalten = und sind Verbalisierungen einer präpositionalen Fügung, bei denen das Adjektiv die Funktion A besitzt, eine Eigenschaft, die von einem B entfernt wird. Eine Einordnung dieser Wortbildungsprodukte als Modifizierungen stößt auf Schwierigkeiten, da der im Wortbildungsprodukt enthaltene adjektivische Bestandteil als A funktioniert124. Die bisher als «deadjektivische Parasynthetika» beschriebenen Wortbildungen können somit ebenso wie die «desubstantivischen Parasynthetika» als Konversionen bzw. Entwicklungen aus präpositionalen Fügungen erklärt werden.

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LANG: 1987: 201 weist darauf hin, daß Bildungen wie déniaiser sowohl als Entwicklungen als auch als Modifizierungen interpretiert werden können.

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3.8.3. Entwicklung von Adjektiven aus präpositionalen Fügungen mit Substantiv Der Beschreibung der Gruppe der adjektivischen Parasynthetika innerhalb des zweiten von DARMESTETER: 1894 2 : 102 undders.: 1877: 129 unterschiedenen parasynthetischen T y p s der «parasynthétiques nominaux» als abgrenzbarem, eigenständigem Wortbildungsverfahren unter Berücksichtigung aller dafür verwendeter präpositionaler Elemente ist bisher weniger Aufmerksamkeit gewidmet worden als den verbalen Parasynthetika 1 2 5 . In den älteren Arbeiten von DIEZ: 1876 4 und MEYER-LÜBKE: 1894 und 1921 werden sie nicht berücksichtigt. Nur vereinzelt Erwähnung finden sie bei NYROP: 1908: 2 2 1 , der nur préhistorique ausdrücklich als parasynthetische Bildung bezeichnet. TOGEBY: 1951: 230 kommt sogar zu folgendem Ergebnis: «Il n ' y a que a- qui puisse former des adjectifs parasynthétiques», eine Aussage, die durch die starke Einschränkung der als «Präfixe» definierten Elemente mitbedingt ist. W e g e n ihrer immer größer werdenden Verbreitung, beginnend im 18., insbesondere aber im 19. und 20. Jahrhundert, haben Bildungen dieser Art eine stärkere Berücksichtigung erfahren. Dabei sind sie entweder als Parasynthetika eingeordnet worden, dem Vorschlag von Darmesteter entsprechend (vgl. BALLY: 1965 4 : 239, DUBOIS: 1969: 1 7 7 , GUILBERT: 1975: 205), oder als Präfigierungen (vgl. STEIN: 1971: 1 2 1 , THIELE: 1985 2 : 1 1 8 - 1 2 5 1 2 6 , CORBIN: 1987: 138 1 2 7 , die eine Präfigierung mit Wortartwechsel und anschließender Suffigierung annimmt) 128 . Rein formal betrachtet bestehen die in diesem Abschnitt zu behandelnden Bildungen aus einem präpositionalen Element, welches materiell einer Präposition entspricht oder eine gelehrte Variante einer solchen darstellt, einem Substantiv, welches häufig als gelehrte Suppletivform realisiert ist, und einem ad-

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Einen Ansatz dazu enthält LANG: 1987: 204. Der Autor widmet dem Verfahren einen kurzen Abschnitt und gibt bei der Aufzählung der Präpositionen die mit jeder Präposition möglichen Wortbildungsverfahren an, darunter auch die «desubstantivische Entwicklung» von Adjektiven (LANG: 1987: 207—214). Eine Auflistung der gelehrten präpositionalen Elemente mit der Angabe der mit jedem Element existierenden Wortbildungsverfahren für das Englische gibt MARCHAND: 19692: 139— 208, vgl. ders.: 1974: 206—217 (es handelt sich um einen Aufsatz, der 1961 das erste Mal erschienen ist). Im übrigen sind Probleme des Bildungstyps im Zusammenhang mit der präpositionalen Wortkomponente anti- erörtert worden, der mehrere Aufsätze gewidmet sind: REY: 1968, DURAND: 1982, Vorn: 1982. CORBIN: 1987: 129-138 beschäftigt sich in einem Kapitel zu den parasynthetischen Bildungen eingehender mit anti-,

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THIELE: 19852: 125 führt unter der Überschrift der adjektivischen Parasynthetika Perfektpartizipien mit a-, en- und dé- auf. CORBIN: 1987:129—131 gelangt im Gegensatz zu den vorher genannten Autoren zu der Einordnung als Präfigierung aufgrund der Aufhebung der «contrainte catégorielle», die einen Wortartwechsel bei der Präfigierung ausschließt, vgl. weiter oben. Auf die inhaltlich begründete Einordnung wird im folgenden eingegangen.

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jektivischen Suffix, z . B . sous-marin, antimonarchique. Als präpositionale Wortkomponenten sind zu finden: anti-, entre-, extra-, inter-, intra-, post-, pré-, sous-, sub-, super-, supra-, sur-, sus-, trans-, ultra-, als Suffixe: -aire, -al, -el, -eux, -if, -in, -ique, -iste119. Der substantivische Teil der Basen kann vollständig in seiner erbwörtlichen Form im Wortbildungsprodukt erhalten sein ohne (international, antiparlementaire, transocéanique) oder mit lautlicher Veränderung (intervertébral). Es kann auch Suffixersetzung vorliegen (prémenstruel, antituberculeux, préglaciaire) oder eine gelehrte Suppletivform wird verwendet (préscolaire, interstellaire). Im Gegensatz zu den im vorangegangenen Kapitel untersuchten Wortbildungsprodukten beinhalten sie ein Suffix, d. h. ein «echtes» Wortbildungsmittel und keine Flexionsendung. Dies bedeutet, daß sie sich eher noch als Parasynthetika einordnen ließen. Die beiden Typen unterscheiden sich noch in anderer Hinsicht — abgesehen von der sehr evidenten Tatsache, daß im ersten Fall Verben, im zweiten Adjektive gebildet werden — , nämlich darin, daß die Adjektive auch ohne präpositionales Element belegt sind (z. B. marin, monarchique). Dabei handelt es sich um die seit BALLY: 19654: 97 als Relationsadjektive bezeichneten Bildungen (bezüglich der Parallelen zwischen den Relationsadjektiven und dem hier behandelten Verfahren, vgl. weiter unten). Wenn DARMESTETER eine Einordnung als Präfigierung nicht vornimmt und somit das im Zusammenhang mit den verbalen Parasynthetika angeführte Kriterium der Belegbarkeit bzw. Nichtbelegbarkeit einer Zwischenstufe außer acht läßt, so ist dies durch die inhaltliche Analyse begründet, die er durchführt: «Antimonarchique = qui est (ique) contre (dvti) la monarchie» (18942: 257) und «sous-lac + ustre = qui est sous lac: habitations sous-lacustres» (1877: 145). Während für den Autor die inhaltliche Analyse zur Einstufung als Parasynthetika führt, also monarchie —> antimonarchique, greift LANG: 1987: 204 die Ähnlichkeit mit den Entwicklungen von Verben aus präpositionalen Fügungen auf und bezeichnet Bildungen dieses Typs als «desubstantivische Entwicklungen von Adjektiven» (ebda.: 209), was ich im folgenden als Entwicklungen von Adjektiven aus präpositionalen Fügungen bezeichnen möchte130, da die Basis inhaltlich betrachtet nicht auf das Substantiv beschränkt ist. 129

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Bezüglich der Schwierigkeit der Analyse von Wortbildungsprodukten mit diesem S u f f i x vgl. Kapitel Anti-. Einen ersten Ansatz zu einer solchen Analyse findet man bei BALLY: 1965 4 : 239, der darauf hinweist, daß die Folge präpositionales Element + Basis ihrerseits von einem S u f f i x determiniert wird und als Beispiel «(trans-alp-)in » anführt. D i e Konsequenz aus dieser Analyse, nämlich die Einstufung als Ableitungen, zieht MARCHAND: 1969 2 : 134: «There is a third group where the prefix has prepositional force. In such combinations as anti-court (party), international (relations), en-cage the prefix is only part of the determinant of a derivational syntagma whose determinatum is either a suffix (internation/at) or a zero morpheme (anti-court/0, en-cage/0 vb). [ . . . ] This includes the various types illustrated by anti-Calvin/ist, anti-Calvin/ism, anti-Platon/ic, antinazi/0 which are in fact derivations from prepositional groups [Hervorhebung von der Verfasserin]». A u s

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Die Basen bestehen also aus einer präpositionalen Fügung, d. h., daß die Präposition einen Bestandteil der Basis darstellt und das Wortbildungsverfahren in der Adjektivierung besteht131. Vom Standpunkt der Verteilung der Elemente A und B aus kann angemerkt werden, daß A außerhalb der Wortbildung liegt, also vom Kontext gegeben wird, während B in der Wortbildung enthalten ist. Der substantivische Bestandteil des Wortbildungsproduktes entspricht immer B: au-dessus des reins —> surrénal sous la mer —> sous-marin contre la monarchie —» antimonarchique entre les nations —» international à travers (bzw. au-delà de) l'Atlantique —> transatlantique avant la naissance —» prénatal après l'opération —> postopératoire hors du parlement —> extra-parlementaire au-delà de la mer —> ultra-marin

Das Charakteristikum dieser Bildungen stellt die Tatsache dar, daß bis auf surund sous- nur gelehrte Varianten der präpositionalen Elemente verwendet werden. Da, wie in Kapitel 3.5. ausgeführt, den erbwörtlichen präpositionalen Elementen und ihren entsprechenden gelehrten Varianten die gleiche Bedeutung auf Systemebene zugrundeliegt, können die oben aufgeführten Basen, die erbwörtliche Präpositionen enthalten, als inhaltliche Basen der entsprechenden Wortbildungsprodukte betrachtet werden 132 . Das Vorhandensein des Artikels in den Basen beruht auf der Notwendigkeit der Aktualisierung in der Rede, die bei dem Übergang zum Wortbildungsprodukt, einer Einheit des Systems, entfällt. Die Verwendung gelehrter Varianten steht in Verbindung mit der Tatsache, daß dieses Wortbildungsverfahren aus dem Lateinischen übernommen wurde, wo zum Teil dieselben Elemente zur Bildung von Adjektiven aus präpositionalen Fügungen benutzt wurden: E X T R A M U R A N U S , I N T E R M U R A L I S , I N T R A M U R A N U S , POSTMERIDI A N U S , PR AECORDI ALIS, S U B L U C A N U S , T R A N S R H E N A N U S , U L T R A M O N TA N U S 1 3 3 .

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Im Französischen wird das Verfahren, abgesehen von eini-

Gründen der Übersichtlichkeit beschreibt MARCHAND: 1969 2 : 1 3 9 - 2 0 8 Bildungen dieses Typs in dem Kapitel der Präfigierung, in dem dem jeweiligen präpositionalen Element gewidmeten Abschnitt. Eine metasprachliche Paraphrase kann für das Verfahren nicht angegeben werden, da ein primärsprachliches Wort zum Ausdruck der Adjektivierung nicht zur Verfügung steht. Es muß ausdrücklich darauf hingewiesen werden, daß die angegebenen Formeln nicht als Transformationen im Sinne der generativen Transformationsgrammatik zu lesen sind, da die Arbeit innerhalb eines anderen theoretischen Rahmens situiert ist. Eine Wiederbelebung der transformationalistischen Hypothese, die sich als nicht tragfahig erwiesen hat, weil die Erzeugung von Sätzen und von Wortbildungsprodukten auf dieselbe Ebene gestellt wird, ist keineswegs angestrebt. Vgl. MARCHAND: 1 9 6 9 2 : 1 3 9 - 2 0 8 , für PRAE-hat er kein entsprechendes Verfahren im Lateinischen festgestellt (ebda.: 184). Das gegebene Beispiel ist dem FEWentnommen.

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gen Übernahmen aus dem Lateinischen ( z . B . précordial, transpadan, transrhénan) und einigen vereinzelten Neubildungen im 18. Jahrhundert (intermusculaire, antipyrétique, antisyphilitique, antiseptique, antimagnétiqueI34) vor allem ab dem 19. und 20. Jahrhundert produktiv. Trotz der gelehrten Elemente und der Affinität zu Fachsprachen kann das Verfahren als in das französische Wortbildungssystem integriert bezeichnet werden. Zum einen, da die Wortbildungsprodukte eine Verbreitung über den fachsprachlichen Bereich hinaus besitzen, z. B. préscolaire, transocéanique. Zum anderen, da die verwendeten präpositionalen Elemente auch solche umfassen, die im Lateinischen nicht zu diesem Bildungstyp verwendet wurden, die muttersprachlichen sur- (surrénal) und sous- (sous-marin), insbesondere auch das griechische anti-. Ebenso spricht für eine Integration des Verfahrens die Tatsache, daß die substantivischen Elemente der Basis erbwörtlicher Form sein können. Die bisherige Beschreibung des Verfahrens kann noch präzisiert werden durch einen Vergleich mit den seit B A L L Y : 1965 4 : 97 als Relationsadjektive bezeichneten Bildungen. Rein formal ist zu konstatieren, daß das verwendete Suffixinventar bei beiden Wortbildungsverfahren gleich ist. Darüber hinaus bleibt bei ein- und demselben substantivischen Basiselement die Auswahl des Suffixes gleich, also tuberculeux und antituberculeux und nicht *antituberculique135, national und international und nicht *internationique. Auch in ihrer Affinität zu Fachsprachen und dem Zeitpunkt der einsetzenden starken Produktivität (19. und 20. Jahrhundert)136 bestehen Parallelen. Von größerer Relevanz ist die Frage nach den Gemeinsamkeiten im Hinblick auf die Wortbildungsbedeutung. S T A I B : 1988: 1 3 beschreibt national als « = , , arrière-pays , surfeuille , surface 194 vor. Dieser Typ tritt bei der Modifizierung von primären Substantiven seltener auf 195 , meistens im lokalen oder temporalen Bereich. Der Typ A = B ist, insbesondere im begrifflichen Anwendungsfeld, der dominierende, z . B . contre-attaque , surarbitre , sous-continent . Innerhalb dieser 192

BALLY: 19654: 239—240 weist auf den Zusammenhang zwischen den beiden Konstruktionen hin, indem er eine semantische Uminterpretation der Determinationsstruktur von der Reihenfolge Determinatum — Determinans zu Determinans — Determinatum annimmt, der in der Auffassung des Autors der Übergang von der Präposition zum Präfix und der in dieser Arbeit die Trennung Entwicklung / Modifizierung entspricht. Seine Beispiele sind: proconsul. Zunächst in der Bedeutung , dann: , défaire la valise 204. Bei sur- sind die beiden Wortschatzbedeutungsgruppen 205, wobei bei dem letztgenannten Typ A = B gilt. Im Zusammenhang mit sur- ergibt sich das Problem, inwieweit die Wortschatzbedeutungsgruppen intensification), wie z. B. in surexciter: «2. Stimuler intensément une personne, du point de vue nerveux, affectif ou intellectuel» (G.L.), und , wie z . B . in surchauffer, suradministrer. «Administrer avec une rigueur excessive» (G. L.) oder surproduire: «Produire en nombre excessif ou en quantité excessive» (G. L.), mit dem bisher verwendeten Erklärungsansatz zu vereinbaren sind. Denn bei den angeführten Beispielen scheint das Verb eher als A zu funktionieren und die Situierung sich auf den Verbinhalt zu beziehen wie in den entsprechenden syntaktischen Konstruktionen exciter beaucoup, bzw. chauffer, administrer, produire trop. Demnach träfe die von LANG: 1987: 199 durchgeführte Analyse von surabonder als mit A = B zu, bei der die Analyse analog zu der der Substantive vollzogen wird (surarbitre ). Folgende Anmerkungen sind dazu nötig: 200 201

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203

204 205

Bezüglich der Wortschatzbedeutungsgruppe vgl. das Kapitel Entre-. Bei entremêler ist nur eine metasprachliche Angabe der Bedeutung möglich, da mêler keine Ergänzung mit entre zuläßt. Die Agrammatikalität eines Satzes wie 'Je mêle des substances entre des substances zeigt, daß die Möglichkeiten, die durch die Modifizierung der Verben gegeben sind, nicht mit den syntaktischen in jedem Fall identisch sind. Lediglich bei einer kleinen Gruppe von Bildungen liegt tatsächlich eine Negierung vor déplaire = aber défaire # , vgl. dazu das Kapitel Dé-, In den Beispielen mit dé- ist eine syntaktische Wiedergabe mit habiller quelqu'un de quelque chose für déshabiller nicht möglich, da eine solche Konstruktion eine andere Bedeutung besitzt. 'Faire quelque chose de quelque chose für défaire oder *lier quelque chose de quelque chose für délier sind nicht verständlich, daher muß zur Verdeutlichung der Funktion von dé- und anstelle des Verbs in der Paraphrase das Verb éloigner hinzugefügt werden. V g l . ebenfalls das Kapitel Dé-, Auch hier entspricht die Paraphrasierung der Bedeutung und stimmt nicht mit der syntaktisch üblichen Verwendung von ajouter überein, das mit à konstruiert wird.

97

Bei einem Vergleich zwischen der Modifikation von Verben mittels Adverbien und der Modifizierung durch Präfixe ist zu berücksichtigen, daß sie zwar dasselbe bezeichnen, aber Unterschiedliches bedeuten. Bedeutungsmäßig können die in Frage stehenden Wortschatzbedeutungsgruppen ebenso wie und encocher oder encocher —> encoche. Nicht mehr motiviert ist enclencher, da die semantische Beziehung zu dem Substantiv clenche nicht mehr gegeben ist. Stärker lexikalisiert sind: embrancher, embrayer, endimancher, enraciner und envisager. 122

emboîter emboucauter lex. embouteiller emmailler empocher empoter encaisser encaquer encartoucher enchâsser enchemiser encolleter encuver endauber enfutailler enfûter engainer ensacher entonner i 1.1.1.1.1.2. Ort embanquer embarquer embastiller emmagasiner emménager67 emmortaiser emmoufler emparadiser'.68 emparquer emprisonner encager encaserner encaver encelluler encloîtrer encoigner (s') enfourner engouffrer engranger enserrer 2 ensiler = ensiloter enterrer

67

68 69

70

71 72

1.1.1.1.1.3. Körperteile embecquer emboucher empaumer empoigner lex. f engaver.69 1 . 1 . 1 . 1 . 1 . 4 . ' embrocher emmancher endosser enfiler (auch ) enformer enrailler enregistrer (begrifflich) enrôler (begrifflich) 1.1.1.1.2. Begrifflich 1.1.1.1.2.1. emballer embotteler71 embrigader emmétrer emmeuler empaqueter empeloter (s') (Biol.) empiler 1 endi visionner endouzainer engerber enhayer enliasser enligner enrégimenter enstérer entasser 1.1.1.1.2.2. transformer en> embrouillarder emmarquiser (s') vx. 72 1.1.1.1.2.3. allgemein 1.1.1.1.2.3.1. Gefühle

Die Wortbildung bezieht sich auf eine heute nicht mehr vorhandene Bedeutung von ménage. Das Wort wird nur übertragen verwendet. Die Bildung ist abgeleitet aus einem als veraltet und familiär gekennzeichneten gave als Wortbildungsbedeutung betrachtet werden kann. An diesem Punkt scheinen Zweifel angebracht zu sein. Eine solche auf der Rückgängigmachung von Zuständen beruhende Vereinheitlichung der Bedeutung trägt zwar den außersprachlichen Gegebenheiten Rechnung, nicht jedoch der Tatsache, daß es sich um Wortbildungsprodukte handelt. Um dieses Faktum angemessen zu berücksichtigen, ist es angebracht, die Wortschatzbedeutungen miteinzubeziehen und sich die Frage zu stellen, ob bei der Ansetzung von (emploi , au même titre que les transitifs, p. ex. manger dans ) (BALLY: 1965 4 : 1 1 2 - 1 1 3 ) .

Die übrigen von mir unterschiedenen Typen werden bei den genannten Autoren nicht näher behandelt. Während die Einordnung des Typs 1 weniger Probleme aufwirft, weil die Annahme einer Basis de (la) barque möglich ist, bleibt die Einordnung der Bildungen des Typs 2 unklar. Typ 1 kann als Entwicklung von Verben aus einer präpositionalen Fügung mit Substantiv analog zu den Entwicklungen mit en- und a- aufgefaßt werden. Die Basen lauten parallel zu en barque —> embarquer, de (la) barque —> débarquer, das Substantiv wird als B interpretiert. Bei vielen Belegen entspricht der Bildung mit dé- ein Wortbildungsprodukt mit en- (Typ 1.1.), dies gilt jedoch nicht für alle (Typ 1.2.). Unter letzteren existieren solche, denen ein Verb ohne präpositionales Element mit der Bedeutung gegenübersteht (déviroler / viroler, décoloniser / coloniser) und solche, bei denen kein Verb belegt ist (dépanner, dépayser). Die Wortschatzbedeutung dieser Gruppe kann auch mit angegeben werden93. Es handelt sich um eine Variante des Schemas der Präposition de (vgl. L A N G : 1987: 36gff), bei der das B als ein Gegenstand mit zwei Grenzen aufgefaßt wird, und somit können die Bildungen mit en- und dé- im Wortschatz als Antonyme funktionieren. Die Anwendungsfelder sind lokal (z. B. débarquer, démouler) und begrifflich (z. B. déballer, dégrouper). Produktiv ist lediglich der Typ 1.2. (dégrouper, décoloniser, débudgétiser sind Neubildungen aus dem 20. Jahrhundert), für Typ 1.1. sind keine Bildungen aus dem 20. Jahrhundert im G.L. verzeichnet. Im Gegensatz zu Typ 1 ist die Zuordnung der Bildungen nach Typ 2 zu einem Wortbildungsverfahren schwierig. Eine Untersuchung der dieser Grup92

93

Die aufgeführten Beispiele entsprechen den von POTTIER: 1962: 198—201 gewählten. So wird sie von DARMESTETER: 1894 2 : 100 aufgeführt.

131

pe zugehörigen Bildungen hat ergeben, daß bei der großen Mehrzahl der Belege die Bedeutung des Wortbildungsproduktes auf die oder eine der Normbedeutungen sowohl des Substantivs, das in dem Wort formal enthalten ist, als auch des daraus entwickelten Verbs, meistens mit der Bedeutung zurückgeführt werden kann. Als eindeutig deverbal konnten nur dédorer (aufgrund des anlautenden [d], vgl. dorer gegenüber or) und débloquer (schon bioquer besitzt keinen Zusammenhang mit bloc) festgestellt werden94. Als eindeutig aus präpositionalen Fügungen entwickelt können einige Bildungen bezeichnet werden, bei denen das belegte Verb ohne präpositionales Element Bedeutungen aufweist, von denen das Wortbildungsprodukt mit dé- nicht abgeleitet sein kann95: débrousser / brousser débrousser: «v. tr. Dans les pays tropicaux, débarrasser le terrain de sa végétation d'arbustes». brousser: «v. tr. En terme de turf, sauter à travers les bois d'une haie, au risque de tomber si ceux-ci ne plient pas, au lieu de sauter pardessus». dérater / rater dérater: «v. tr. Enlever la rate de». rater. «v. intr. i. Ne pas faire feu, en parlant d'un coup tiré avec une arme [...]. v. tr. Fam. i. Ne pas atteindre ce qu'on vise, manquer». dessuinter / suinter dessuinter: «v. tr. Débarrasser la laine brute du suint». suinter. «v. tr. i. Laisser s'écouler petit à petit presque imperceptiblement [...]. v. intr. i. En parlant d'un liquide, s'écouler très lentement, goutte à goutte». Ohne das Argument der Nicht-Belegbarkeit heranziehen zu wollen — schließlich kann es sich um eine Wortbildungslücke handeln —, soll nur angemerkt werden, daß neben einigen dé- Verben keine Verben ohne präpositionales Element verzeichnet sind, zumeist, weil diese außersprachlich nicht als notwendig erscheinen, wie z.B. °ailer, °ratiser, °moustiquer. Diese inhaltliche Gegenüberstellung scheint eine eindeutige Zuordnung zu einem Verfahren unmöglich zu machen. Es darf jedoch nicht übersehen werden, daß die Wortschatzbedeutungen dieser dé- Verben , etc. immer Bezug nehmen auf das Substantiv, nicht auf das unpräfigierte oder mit en- versehene aus einer präpositionalen Fügung mit Substantiv ent94

95

Bei däcarreler und debosseler entspricht die Einfügung des [1] den Verben ohne präpositionales Element, die auf einer altfranzösichen Form des Substantivs beruhen. Alle folgenden Definitionen sind dem G. L. entnommen. 132

wickelte Verb, daher soll Typ 2 in Anlehnung an POTTIER: 1962: 198—201 ebenfalls als verbale Entwicklung einer präpositionalen Fügung betrachtet werden. Dieser nur im begrifflichen Anwendungsfeld vorhandene Typ ist produktiv. Die Bedeutung der Entwicklungen mit dé- kann also folgendermaßen beschrieben werden: , der, je nachdem ob A (Typ 2) oder B (Typ 1) — eine Unterscheidung, die durch die Kenntnis der Sachen gesteuert ist — in dem Wortbildungsprodukt genannt werden, die Wortschatzbedeutungsgruppen oder , bzw. entsprechen. Drei Anmerkungen sind hierzu noch erforderlich. 1. Während sich bei en- zeigen ließ, daß das im Wortbildungsprodukt enthaltene Substantiv immer als B zu interpretieren und die Verbalität mit näher zu bestimmen ist, bereitet bei dem Präfix dé- die Tatsache Probleme, daß bei der größten Zahl der Belege A im Wortbildungsprodukt genannt wird und dies der Syntax von Präpositionen und damit einer als Basis anzusetzenden Konstruktion einer präpositionalen Fügung zu widersprechen scheint. Eine Umschreibung der Verbalität als oder trifft in bezug auf die außersprachlichen Gegebenheiten zwar zu, nicht jedoch auf die sprachliche Konstruktion. Die Paraphrase zeigt, daß in Abhängigkeit des Verbs eine andere Reihenfolge von A und B möglich ist. Aus diesem Grund nehme ich an, daß in der Bedeutung der Entwicklungen mit dé- weder die Verbalität durch ein metasprachlich verwendetes primäres Verb beschreibbar ist, noch in Abhängigkeit davon eine konstante Reihenfolge der Elemente A und B mitgegeben ist. 2. Der Wortschatzbedeutungsgruppe stehen Verben mit der Wortschatzbedeutungsgruppe gegenüber. Diese können sich formal voneinander unterscheiden und auf zwei Untertypen der Entwicklung von Verben beruhen: der Verbalisierung eines Substantivs in adverbieller Funktion96 ohne (Typ 2.2. armer) bzw. mit präpositionaler Wortkomponente (Typ 2.1. empoussiérer). Es wäre interessant, übersteigt jedoch den Rahmen dieser Arbeit, das Nebeneinander dieser beiden Verfahren zu untersuchen. 3. Bei einem Teil der Neubildungen, vor allem in den wissenschaftlichen Fachsprachen, wird die Verbalisierung nicht nur formal durch die Konversion ausgedrückt, sondern durch Suffigierung mit -is- (z. B. désodoriser, démétha-

96

M A R C H A N D : 1974 enthält auf den Seiten 252—275 einen Aufsatz, der eine Gliederung der desubstantivischen Verbalbildung durch Konversion umfaßt, auf die ich mich beziehe. Sie beinhaltet auch einen privativen Verbtyp ohne präpositionales Element, der als «wenig entwickelt» (ebda.: 270) bezeichnet wird, als Beispiele werden lediglich baguer, écailler, écaler, écorcer, écumer, peler, plumer und zester genannt. Da die Bildungen sehr wenig zahlreich sind und alle schon dem Altfranzösischen angehören, kann man wohl nicht von einem Wortbildungsverfahren des heutigen Französisch ausgehen, weshalb eine Gegenüberstellung mit den Entwicklungen mit dé- nicht erforderlich ist.

133

niser), seltener mit -ifi- ( z . B . décalcifier). Dies entspricht einem bei der Entwicklung von Verben aus Substantiven ohne präpositionales Element produktiven Typ. Typ 3 97 weist in den Wortschatzbedeutungsgruppen Ähnlichkeiten zu den Typen i und 2 auf: désemballer, désemprisonner, désencrasser, désapeurer, désaccoupler9*, materiell liegt eher eine Präfigierung eines aus einer präpositionalen Fügung mit á oder en entwickelten Verbes vor. Bei einigen Belegen existieren Dubletten der Form déprisonner / désemprisonner, démancher / désemmancher, désacclimater / déclimater. Es kann festgestellt werden , daß fast ausnahmslos die Bildungen mit désa- und désen- jünger sind als die entsprechenden Dubletten". Bei einem Vergleich der Wortschatzbedeutungen der Dublettenpartner stellt sich heraus, daß die Bedeutungen zum Teil synonym sind (désacclimater = déclimater, déballer = désemballer, démailloter = désemmailloter), oder das Wort mit dé- weist Bedeutungserweiterungen auf, während die Bildung mit désen- auf die Bedeutung der Form mit enzurückgeht: déclouer, décroüter, défiler, oder die Dubletten werden zur Bedeutungsdifferenzierung genutzt, z. B. dessabler. Bildungen dieses Typs werden gesondert aufgelistet, weil eine eindeutige Einordnung nicht möglich ist. Verben, die dés-en enthalten: 1. Substantiv = A désemmailloter = démmailloter désemmancher désempoissonner désencarter désenchaîner désenclouer désencrasser désencroûter désendetter (se) désenfiler désenfumer désengager désenlacer vx. désensabler désentoiler désenvaser = dévaser désenvenimer 2. Substantiv = B 97 98 99

100

désemballer désembourber désempiler = dépiler désemprisonner désenamourer vx. désencadrer = décadrer désenflammer désensabler100 3. Adjektive désembourgeoiser désembrunir (se) désencanailler désengourdir désenivrer désenlaidir Verben, die dés-a enthalten: 1. Substantiv = A désapeurer désapprovisionner

Bildungen, die eindeutig deverbal sind, z.B. désemmêler, da die Basis emmêler kein Substantiv enthält, werden zu den Modifizierungen gezählt. Wenn die Motivation der Basis eingeschränkt ist, wie z.B. in désaffleurer und désaligner, kann eine Modifizierung angenommen werden. Als einzige Ausnahmen sind désembrayer, das als älteres Synonym zu débrayer im G.L. bezeichnet wird, und désensabler zu nennen. Die Aussage im TLF: 1978: 740, daß die Bildungen mit dé- die geläufigeren seien, kann nicht bestätigt werden. Rhume in désenrhumer kann sowohl als A als auch als B interpretiert werden. 134

2. Substantiv = B désacclimater = déclimater désaccoupler = découpler désaccoutumer désaffleurer désaligner

désapparier = déparier 3. Adjektive désajuster désassombrir désattrister class.

Ebenfalls bei Typ 4 bereitet die Einordnung als Entwicklung bzw. Modifizierung Probleme, da neben den Verben mit dé- Verben ohne präpositionales Element, die dasselbe Adjektiv enthalten, existieren. Zwei Gruppen können unterschieden werden: Eine Gruppe derjenigen Wortbildungsprodukte, die ein primäres Adjektiv enthalten und die Verbalendung -er bzw. -ir 101 (Typ 4.1.), eine zweite umfaßt Bildungen, unter denen zahlreiche Neubildungen sind, die mit dem Suffix -is- gebildet sind und die häufig auf Relationsadjektive zurückgehen (dépolitiser, déshumaniser, déconstitutionnaliser, kein Relationsadjektiv liegt bei débanaliser und désambiguiser vor). Suffigierungen mit -ifi- sind selten: démystifier, dénazifier, désacidifier (Typ 4.2.). Zu dieser Gruppe gehören auch einige wenige fachsprachliche aus Relationsadjektiven durch Konversion abgeleitete Belege: décortiquer, déphlogistiquer und désophistiquer. Es handelt sich um Bildungen, die fachsprachlicher Herkunft sind, ohne auf diesen Bereich beschränkt geblieben zu sein, ein häufiger vorkommender Wirklichkeitsbereich ist jener der Politik ( z . B . décentraliser, dénationaliser, dépolitiser). Auffällig ist, daß die erste Gruppe weniger und fast ausnahmslos ältere Belege enthält (Ausnahmen aus dem 20. Jahrhundert sind die fachsprachlichen dé jaunir und désactiver). Zahlreiche ältere Belege sind vom heutigen Standpunkt aus nicht mehr motiviert, sie gehören ebenso wie die Bildungen mit a-, en- und die Konversionen ohne präpositionales Element zu der Wortschatzbedeutungsgruppe (dessécher, délivrer, dénuder, dénuer, dépurer, dévider102, dé- besitzt in diesen Belegen eine intensivierende Funktion (vgl. weiter unten). Wortbildungsprodukte des Typs 4.1. können wiederum in Analogie zu den Bildungen mit en- und a- als Verbalisierungen präpositionaler Fügungen, die ein Adjektiv enthalten, beschrieben werden, in denen das Adjektiv die Funktion B besitzt, also de gris —» dégriser, de maigre —> démaigrir. Eine Interpretation des B als mit zwei Grenzen versehen ist ebenfalls möglich hors de maigre —> démaigrir103. Die Verben sind meistens transitiv, intransitiv ist déverdir, transitiv und intransitiv sind dérougir und dessou(u)ler. Bei den Bildungen des Typs 4.2. ist eine Interpretation des Adjektivs als A 101

102

103

Zu Entwicklungen mit a- bzw. en- lauten die entsprechenden Bildungen mit dé-\ désajuster, désattrister, désembourgeoiser, désembrunir, désencanailler, désengourdir (daneben ist auch dégourdir belegt), désenlaidir. Bei dem im G. L. als veraltet gekennzeichneten désaveugler hat eine Uminterpretation der Bedeutung stattgefunden von 1050 zu , défaire la valise . Die Definitionen, die sich im G. L. finden lassen, sind: «enlever quelque chose», «faire perdre quelque chose», «faire cesser», «défaire» 104

105 106

Bei déjaunir, déniaiser, dérougir, désactiver (Physik) und déverdir, die zu Typ 4 . 1 . gezählt werden, ist eine Interpretation des Adjektivs als A nicht ausgeschlossen. LANG: 1987: 201 weist auf die Unklarheit der Eingruppierung hin. Kein Verb ohne präpositionales Element ist belegt bei dédotaliser, dénucléariser und désambiguiser.

136

(vgl. bezüglich débattre Typ 9). Sie alle entsprechen einer Bedeutung éloigner A de B>, eine weitere Unterteilung nach den Wortschatzbedeutungsgruppen , und erfolgt aufgrund der ausgehend vom Verb zu erwartenden Kategorie des B. Bei bezeichnet B einen Gegenstand, bei eine Gesamtheit, die durch die Verbalhandlung des Basisverbs zustande gekommen ist, bei wird das Aufhören einer Handlung ausgedrückt. Abschließend ist das Verhältnis zwischen dem bisher behandelten Typ der Modifizierung und den verbleibenden Typen 6—9 zu klären. Zunächst die intensivierende Funktion (Typ 9): POTTIER: 1962: 208—209, 304—307 hat sich, wie weiter oben dargestellt, mit diesem Problem beschäftigt. Betrachtet man die im Korpus aufgefundenen Belege, so kann man feststellen, daß es sich um vom heutigen französischen Wortbildungssystem aus nicht motivierte Bildungen handelt, daher besitzt dé- im Modernfranzösischen keine intensivierende Funktion107 (vgl. die Liste derartiger Bildungen im TLF: 1978: 742 und dégrouiller weiter oben). Als eine Neubildung, die möglicherweise auf einer intensivierenden Funktion beruht, kann das populäre se dégrouiller angeführt werden. Intensivierende Bildungen sind: décrier défaillir défléchir dégrouiller (se) délaisser dénier dénommer dépasser déraser dévouer Bildungen, die ein Adjektiv enthalten und bedeuten 108 : délivrer dénuder dénuer dépurer dessécher Nur als Prädikatnominalisierung belegt: déglabration 107

Eine diesbezügliche Untersuchung über das Lateinische, das Altfranzösische oder das Präfix s- im Italienischen, was in intensivierender und situierender Funktion zumindest lebendig ist, müßte sich die Frage nach dem Zusammenhang zwischen den beiden Funktionen bei einem Präfix stellen. Denkbar wäre neben dem Vorschlag von POTTIER: 1962: 208—209, 298—300, der von dem Entfernen von dem Verbinhalt auf ein Mehr oder ein Weniger hin ausgeht, daß über die Variante , die eine Grenzüberschreitung beinhaltet, eine intensivierende Funktion erklärbar ist

108

D i e faktitive Wortschatzbedeutungsgruppe und diejenige der werden zusammen behandelt, da sie beide unproduktiv sind.

(vgl. Kapitel zu extra-).

137

Die noch verbleibenden T y p e n 6 - 8 sollen ebenfalls aus den produktiven Wortbildungsverfahren des heutigen Französisch ausgeschlossen werden. Es handelt sich um eine sehr geringe Anzahl von Beispielen, die isoliert dastehen, in denen das Präfix negierende Funktion besitzt, die bei Adjektiven in der Regel von in- (impossible),

gelegentlich auch von a- (anormal) realisiert wird.

1. Verben déconseiller défier 2 déplaire désagréer désaimer désapprouver désavouer désespérer désobéir109 2. Adjektive défavorable déloyal déréel désagréable déshonnête 3. Substantive désaccord désavantage désescalade déshonneur110 Damit sind alle Konstruktionstypen erfaßt, und es kann die Auflistung der motivierten B e l e g e gemäß der Wortbildungstypen und -verfahren erfolgen: 1. Entwicklung 1.1. Verben 1.1.1. Präpositionale Fügungen mit Substantiv I . I . I . I . Substantiv = A

1 . 1 . 1 . 1 . 1 . Begrifflich ,

débâcher débâcler 109 110

111

débâillonner débalourder débander I débanquer (Spiel) débarrer 1 vx. 2 (Textilindustrie) déboiser I débonder débosseler111 débotter déboucler I déboulonner

Nur als Prädikatnominalisierung ist déconvenue realisiert. Abwesenheit des in der Basis Bezeichnetem ist die Gemeinsamkeit der Bedeutung folgender desubstantivischer Bildungen: désespérance (littér.), défaveur, démesure, déraison (littér.), désordre, déveine (Spiel). Idiomatisiert ist déchant, ebenso wie die Bildung dénatalité aus dem 20. Jahrhundert: «Phénomène démographique consistant dans la diminution du nombre des naissances» (G.L.). Die Form des Verbs entspricht der des Verbs ohne präpositionales Element bosseler.

138

déboutonner lex. 1 1 2 débrider débrousser (Geogr.) débusquer décacheter décadenasser décalaminer (Techn.) décaler décalotter décapeler (Schiff.) décapiter" 3 décapoter décapsuler décarcasser décarreler" 4 décatir (Techn.) décaver (Spiel) décerveler" 5 décérébrer" 6 déchaper (Techn.) décharger déchaumer (Landw.)" 7 décintrer (Bauw.) déclaveter déclocher (Landw.) décloisonner déclore 118 décoiffer décoincer décolorer décomplexer fam. déconsigner 2 décontenancer 119 112 113 114 115 116 117 118

119

120 121

122 123 124

125

décortiquer120 découronner décramponner décrépir décriquer décrotter décuirasser décuivrer déculotter déculpabiliser dédaller dédorer121 dépingler122 = désépingler défarder défeuiller littér. = effeuiller défibrer déficeler défiler II défolier (Bot.) 123 défruiter dégalonner déganter dégermer dégivrer déglacer dégoudronner dégoupiller dégoûter 124 dégrader I dégréer déhâler délacer 125 délainer (Landw.)

Die Bildung ist lexikalisiert, da sie nicht das Entfernen der Knöpfe bezeichnet. Die Basis enthält die gelehrte Variante CAPUT. Die Form entspricht dem Verb ohne präpositionales Element carreler. Die Bildung geht auf die altfranzösische Form cervel zurück. Die Basis enthält CEREBRUM. Chaumer und déchaumer sind synonym, vgl. déplumer. In der Bedeutung «ôter la clôture de» (G. L.) handelt es sich um eine Entwicklung. Als «class.» und «littér.» ist die Bedeutung im G. L., die eine Modifizierung repräsentiert, gekennzeichnet. Die Besonderheit dieser Bildung besteht darin, daß das, was entfernt wird, kein konkreter Gegenstand ist, sondern ein Abstraktum. Im Verb ist die lateinische Form CORTEX, CORTICIS enthalten. Inhaltlich handelt es sich um eine Entwicklung, formal um eine Präfigierung des Verbs dorer. Dé- und épingle sind zu dépingler verschmolzen. Das Verb beruht auf der gelehrten Variante von feuille. Der entfernte Gegenstand ist ein Abstraktum. Die Bedeutungen 3 und 4 im G. L. stellen Entwicklungen der Basis dégoût dar. Die Bildung geht auf das Substantiv lacet zurück.

139

délaiter126 délarder II délatter délester délicoter127 délustrer déluter démarquer démascler démasquer démastiquer démâter (Schiff.) démembrer démériter démeubler déminer démoucheter (Sport) démoustiquer démurer démuseler128 dénantir dénerver (Metzger) dénoyauter dépalisser dépanneauter (Landw.) dépassionner dépeupler dépiécer = dépécer dépiler 2 déplafonner (Wirt.) déplanter déplâtrer déplisser déplomber déplumer129 vx. dépoudrer déralinguer dérater (Med.) dératiser 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135

dérégler dérider dériver 4 130 dériveter = dériver désaccorer (Schiff.) désagrafer = dégrafer désailer désamarrer désamidonner désamorcer désancrer vx. désargenter désarmer13' desceller désensibiliser (Photographie, Med.) désépingler = dépingler déséquilibrer désétamer'32 déshuiler désinsectiser désodoriser désoperculer (Zool.) désosser desquamer dessaler dessangler desseller dessoler 2 dessoucher = essoucher dessuinter (Landw.) déstructurer133 détacher134 détapisser135 détaxer dévaloriser dévaluer (Wirt.) déventer (Schiff.) dévernir déverrouiller

Das, was entfernt wird, ist nicht die Milch schlechthin, sondern die Molke (petit lait). Das Verb enthält dialektales licol, licou. Das Verb ist nur bedingt motiviert, da nicht die Schnauze, sondern der Maulkorb entfernt wird. Plumer ist synonym mit déplumer. Die Bildung kann auch eine Modifizierung darstellen. Ursprünglich ist das Verb von armure abgeleitet. Die Basis enthält das Substantiv etain. Der substantivische Bestandteil der Basis bezeichnet ein Abstraktum. Die Bedeutung lautet . Die Bildung ist älter (1460) und geht auf die frühere Bedeutung von tapis zurück.

140

dévirginiser dévisser dévolter' 36 Nur als Prädikatnominalisierung verzeichnet' 37 : déballastage (Schiff.) décartellisation (Wirt.) déglaciation déméchage (Med.) dénébulation dépigeonnage dépigmentation (Med.) déplanification Nur als generisches Kompositum belegt: décavaillonneuse (Landw.) déschisteur (Bergbau) Nur als Partizip Perfekt verzeichnet: débronzé désâmé littér. désœuvré dévelouté dévertébré dé vitaminé dévoisé (Ling.) Belege, denen eine Bildung mit enentspricht: débâter débourber débourrer débrocher I débroussailler décapuchonner décartonner décercler déchaîner déchaperonner décharner déchausser décheviller déclencher

136

137

138

déclouer décoconner décoder décoffrer décomer décourager décrasser décroûter déculasser déferrer défleurir défoncer déformer dégazonner dégluer dégommer dégraisser' 38 déhamacher démailloter = désemmailloter démancher démieller démurer déneiger dépailler dépoussiérer dérocher dérouiller désherber dessabler détartrer dévaser = désenvaser dévoiler I.I.I.I.I.I. Chemische Prozesse débenzoler décaféiner décalcifier décarburer déchlorurer dégas(z)oliner dégazer déméthaniser

Folgende Bildungen, die formal kein Substantiv enthalten, können auch zu dieser Gruppe gerechnet werden. Das, was entfernt wird, wird sprachlich durch eine Prädikatnominalisierung bezeichnet: débrocher 2 (), déséchafauder (), désempeser (), déséquiper (), démaquiller (), dépaver (), déassortir (). Ebenso wie für die Bildungen mit en- gilt auch bei dé-, daß nur als Prädikatnominalisierungen, generische Komposita oder Partizipien verzeichnete Belege als deverbale Entwicklungen zu betrachten sind. Während engraisser entwickelt wird aus einer präpositionalen Fügung mit Adjektiv, geht dégraisser auf zurück.

141

déminéraliser dénickeler dénicotiniser dénitrifier déparaffiner déphosphorer désaciérer désaérer désaromatiser déshydrater déshydrogéner désoxyder désulfiter (Wein) désulfurer I . I . I . 2 . Substantiv = B i . 1 . 1 . 2 . 1 . Lokal «éloigner A de B>,

débaucler II déborder lex. 1 3 9 débusquer i décentrer décocher déconsigner i défenestration dégîter dégonder dégosiller déhouiller (Bergbau) déjanter déjucher 140 démouler dénicher 14 ' dépalisser dépayser vx. dépister (Jagd) déplacer déposter class. dérader dériver 3 U Î dérouter désarçonner désarticuler 143 désaxer désorbiter dévier = dévoyer déviroler 139 140 141 142 143

Nur als Prädikatnominalisierung belegt: détroncation (Med.) Belege, denen Bildungen mit enentsprechen: débanquer 2 débarquer débobiner déboîter débouquer (Schiff.) débourber décaisser décloîtrer décompter décuver défourner dégainer dépoter déprisonner dérailler déterrer I.I.I.2.2. Begrifflich débander 2 class. débloquer débourser déboussoler fam. débudgétiser déchiffrer déclasser décoloniser décongestionner déconsigner 1 dédommager dédouaner défricher défroquer class. dégrouper dégueuler pop. démerder triv. démoder démonétiser lex. (Wirt.) dénatter dénaturer dépanner dépapilloter dépelotonner déphaser (Physik)

Das Verb ist lexikalisiert. Das Wortbildungsprodukt beinhaltet «éloigner du juchoir>. Die Bildung enthält nid. Arriver ist unmotiviert. Die Bedeutung umfaßt . Das Verb enthält patte. In der konkreten Bedeutung ist es als «vx.» gekennzeichnet. Éclaircir «Rendre plus clair» (G.L.) ist motiviert, während in éclairer «1. Répandre la lumière [ . . . ] 4. Rendre plus visible» (G.L.) die Motivation nicht mehr klar gegeben ist. Diese Bildung beinhaltet eine stärkere Lexikalisierung als die übrigen Bildungen. Wegen ihrer Lexikalisierung sind in der Liste nicht mehr aufgeführt: émincer. «Couper en tranches très minces» (G. L.) gegenüber mincir und amincir und élonger «I Distendre des ligaments [ . . . ] II 1. Aller le long de» (G.L.). Éhonter bedeutet «Marquer de honte» (G.L.), während éhonté mit wiedergegeben werden kann. Émeuler und épanneler implizieren s'entreregarder se tuer —» s'entretuer Während die Beispiele in der ersten Spalte sowohl reflexiv als auch reziprok verwendet werden können, sind die Beispiele mit Präfix eindeutig reziprok. Inwieweit die Aussagen ZRIBI-HERTZS zutreffen, daß bei den nicht präfigierten reflexiven Verben die reziproke Bedeutung als die geläufigere angenom191

Im TLF: 1979: 1235 wird der Standpunkt vertreten, entre- sei in reziproker Bedeutung gering produktiv: «En revanche entre- marquant la réciprocité, sans connaître la même disponibilité qu'en moy. fr., est resté un type de formation très vivant au XIXe s. Il semble, d'apr. les formations relevées dans le corpus littér. du TLF, dont on a donné ci-dessus un large échantillon, que sa productivité soit plus faible au XX e s». 155

men werden kann, wodurch die Präfigierung mit entre- redundant würde, was zu seiner Unproduktivität geführt habe (1972: 242-244), soll nicht weiter erörtert werden. Die übrigen drei Gruppen enthalten keine neueren Bildungen. Bei dem Typ (z.B. entremêler) bezeichnen die Basen Vorgänge des Verknüpfens. In der sehr kleinen Gruppe (z.B. entrecouper) wird ein kontinuierliches A durch mehrere B unterbrochen. Die Bedeutung (z. B. entreluire) wird von POTTIER: 1962: 220 als begriffliche Anwendung erklärt, bei der das Nicht-Erreichen bzw. Nicht-Vollenden des in der Basis bezeichneten Vorgangs zu der obengenannten Bedeutung führt:

—I

0

^

(P)

1

Diese Erklärung impliziert jedoch, daß entre- den verbalen Vorgang situiert und nicht die außerhalb davon liegenden A und B, weshalb eine andere Explikation vorgeschlagen wird, nämlich eine Uminterpretation. Grundlage ist entre-luire, welches zunächst bedeutet hat und zu oder umgedeutet wurde (vgl. G.L.). Die Basisverben dieser Gruppe bezeichnen entweder Wahrnehmungen oder das öffnen oder Schließen. Bei den Entwicklungen von Substantiven überwiegt die lokale Anwendung (z.B. entrejambe), vereinzelte temporale Belege sind vorhanden. Sie bezeichnen etwas, das sich zwischen zwei Gegenständen des Typs B, der im Wort genannt wird, befindet. Dieses Verfahren ist lebendig und kann gelegentlich zu einer Neubildung führen (entre-deux-guerre), im 19. Jahrhundert sind noch neue Bildungen belegt, z. B. entrefilet, entrefer. Entrecolonnement stellt ein isoliertes Beispiel für eine Entwicklung eines Substantivs aus einer präpositionalen Fügung dar, die mit einem Suffix versehen ist, neben dem auch entre-colonne existiert192. 1. Modifizierung 1 . 1 . Verben 1 . 1 . 1 . Begrifflich I . I . I . I . entraccorder (s') entraider (s') entraimer (s') = entr'aimer entreaccuser (s') entreadmirer (s') entrebaiser (s') = entre-baiser entrebattre (s') class. entrechoquer (s')

192

entrecommuniquer (s') class. entreconnaître (s') class. entredéchirer (s') = entre-déchirer entredétruire (s') class. entredévorer ( s ' ) = entre-dévorer entreempêcher (s') = entr'empêcher class. entreflatter (s') = entre-flatter entrégorger (s') = entr'égorger entre-haïr (s') vx. entre-heurter (s') entremanger (s') = entre-manger entrengager (s') = entr'engager

Das Suffix könnte diachron gesehen eine formale Angleichung darstellen an Prädikatnominalisierungen.

156

entrenuire (s') vx. entre-nuire entrepénétrer (s') entreregarder (s') = entre-regarder entresuivre (s') = entre-suivre entretuer (s') = entre-tuer entrevoir class. 1.1.1.2. umschrieben, oder in einer , die eine Interaktion zwischen den B impliziert, paraphrasierbar mit 195. Auch diese Unterschiede beruhen auf dem Kontext und werden bei der Auflistung nicht weiter berücksichtigt. Suffixlose Adjektivierungen präpositionaler Fügungen sind ebenfalls belegt: interallié, interarmées, interallemand, interarabes, inter-bureau, interclubs, (ZRIBI-HERTZ: 1972: LXVI). Den Bildungen liegen inhaltlich entre alliés, entre allemands, entre arabes und entre armées zugrunde. Während in interarmées und interclubs das Plural -s graphisch immer erhalten bleibt, besitzen die übrigen Belege zwei unterschiedliche Formen für den Singular und den Plural, das -s in interarabes beruht lediglich auf dem aufgefundenen Beleg «Dissensions interarabes» Le Monde

20. 8. 7 1 (ZRIBI-HERTZ: 1 9 7 2 : L X V I ) .

Neben diesen suffixlosen Adjektiven existieren ebenfalls Entwicklungen von Substantiven aus präpositionalen Fügungen. Sie gehen auf ein lateinisches Verfahren zurück, welches in den französisierten Formen erhalten ist: intermondes, interrègne und interroi. Nach diesem Muster sind neue Wortbildungsprodukte im Französischen gebildet worden: im lokalen Bereich intersillon im 20. Jahrhundert und interclasse im temporalen. Der Unterschied zu den im vorangegangenen Abschnitt beschriebenen Entwicklungen von Adjektiven ohne Suffix ist in ihrem Eintrag als Substantive im G. L. zu sehen. Welche Bildung als Substantiv und welche als Adjektiv verzeichnet ist, ist abhängig von der Fixierung in der Norm und der Kenntnis der Sachen. Die Anzahl der verbalen Belege mit inter- ist sehr gering. Auf lateinische Bildungen gehen die im heutigen Französisch idiomatisierten und weitgehend unmotivierten Verben zurück, da der Zusammenhang mit dem existierenden Basisverb nicht mehr durchsichtig ist: intercaler, intercéder, interjeter, interrompre, intervenir und intervertir196. Noch motiviert erscheint hingegen interposer, eine Modifizierung im Altfranzösischen zu poser analog zu INTER195

196

Eine Unterteilung in , , , ( z . B . (une réunion) intersyndicale) einerseits, und , , , ( z . B . (un conflit) intersyndical) andererseits, wie ZRIBIHERTZ: 1972: 215 sie vornimmt, beruht auf der gleichen Feststellung und beinhaltet eine weitere inhaltliche Spezifizierung, deren Abhängigkeit von dem durch A Bezeichneten sehr deutlich wird. Zu diesem Verb existiert kein Basisverb im Französischen.

159

PONERE. Als neuere Belege sind lediglich s'interpénétrer (Bedeutung wie s'entrepénétrer), interclasser und interconnecter im G.L. verzeichnet. Dies zeigt, daß man von einer Produktivität in diesem Bereich und einer Integration des Verfahrens der Modifizierung von Verben mit dem Präfix inter- in das französische Wortbildungssystem nicht sprechen kann 197 .

Ausschließlich dem 19. und 20. Jahrhundert gehören die Beispiele von Prädikatnominalisierungen an, die mit inter- beginnen. Sie bilden insofern eine interessante Gruppe, als sie der Wortschatzbedeutungsgruppe entsprechen, die für die Verben mit entre- belegt ist, z. B. interréaction . Diese Verteilung von A und B außerhalb des Wortbildungsproduktes läßt sie als Entwicklungen von modifizierten Verben erkennen, auch wenn entsprechende Verben nicht belegt sind. Eine Interpretation als Modifizierung von Substantiven wird auch dadurch unwahrscheinlich, daß primäre Substantive, die mit infer-modifiziert werden, nicht existieren. 1. Entwicklung I.I. Adjektive 1.1.1. Adjektive mit Suffix I.I.I.I. Lokal

interstellaire intertropical interventriculaire (Med.) intervertébral (Med.) 1.1.1.2. Temporal interconsonantique (Ling.) interglaciaire intermenstruel intervocalique (Ling.)

interastral interatomique (Physik) interauriculaire (Med.) intercellulaire (Biol.) intercontinental intercostal (Med.) interdentaire (Med.) interdental (Ling.) interdigital (Med.) interfoliacé = interfoliaire (Biol.) intermétallique (Techn.) intermoléculaire (Chemie) intermusculaire (Med.) internodal (Biol.) interocéanique interoculaire (Med.) interosseux (Med.) interpapillaire (Med.) interpariétal

1.1.1.3.1. interaméricain intercommunal interconfessionnel interdépartemental interdiocésain interdisciplinaire interethnique interfédéral interministériel international interprofessionnel interscientifique

interpédonculaire (Med.) interplanétaire interpolaire (Elektr.) intersidéral

1.1.1.3.2. intercolonial vx. interethnique interindividuel

197

1.1.1.3. Begrifflich

Das Verb interfolier: «Intercaler des feuillets blancs entre les pages d'un livre» (G.L.) aus dem 18. Jahrhundert bildet eine Ausnahme, da es als Entwicklung aus mit den Suppletivformen inter- und folium darstellbar ist. Die Bildung ist jedoch vollkommen isoliert und wird daher nicht weiter berücksichtigt. 160

international interparticulaire (Physik) interpersonnel interscolaire interspécifique intersubjectif intersyndical interuniversitaire interurbain

1.2.2. Temporal intercinèse = interphase interclasse interrègne interroi intersession

1.1.1.3.3. Lexikalisiert interandin intercotidal = intertidal interlingual (Ling.)

2. Modifizierung

1.2.3. Begrifflich interquartile (Mathe.)

2.2. Verben 2.2.1. Lokal interclasser interfolier interposer

1.1.2. Adjektive ohne Suffix 1 . 1 . 2 . 1 . Begrifflich 1 . 1 . 2 . 1 . 1 . interallié interarabe interarmées interarmes interzone

2.2.2. Begrifflich interconnecter interjeter interpénétrer —» interpénétration Nur als Prädikatnominalisierung verzeichnet:

1.1.2.1.2. interclubs

interaction interattraction intercommunication intercompréhension interdépendance (interdépendant) interinfluence interréaction interrelation'98

1.2. Substantive 1.2.1. Lokal interars interligne interlinéation intermondes intersillon

4 . 3 . Contre-

und anti-

la diesem Kapitel werden diejenigen Elemente untersucht, die auf die Sprachbedeutung

der Präposition

contre

zurückgeführt werden können.

Diese

Sprachbedeutung ist bisher j e d o c h unterschiedlich beschrieben worden, w e s halb diese Problematik kurz zu erörtern ist. Betrachtet man Definitionen in den Wörterbüchern, so werden folgende Bedeutungskomponenten genannt: G.L.:

I Marque l'opposition II Marque la proportion, la comparaison III Marque la proximité

P.R.:

A Marque la proximité, le contact B Marque l'opposition

198

Intermariage ist idiomatisiert. 161

TLF-. I

Sens local A Contact étroit B Sens inverse d' un premier mouvement II Opposition A Hostilité, lutte B Contrairement à III Échange

Die Schwierigkeit besteht in der Gewichtung und Vereinbarkeit der Komponenten und . Während POTTIER: 1962: 238 199 und SCHIFKO: 1977: 277, 279 bzw. als die Sprachbedeutung von contre ansehen, nimmt LANG: 1987: 435ff an, daß bei der Präposition ein orientiertes B vorauszusetzen ist, auf welches das demgegenüber situierte A hin orientiert ist, die Orientierungsrichtungen von A und B laufen aufeinander zu, was eher dem Inhalt entspricht und zwischen A und B als Variante des Schemas nicht ausschließt. Graphisch ergibt sich folgende Darstellung (LANG: 1987: 435):

Beispiele der Rede, die Nähe bzw. Kontakt ausdrücken sind: joue contre joue, Sa maison est juste contre la mienne (beide Beispiele sind LANG: 1987: 439 entnommen), Pierre s'assied tout contre moi und Pierre met sa valise contre le mur (die letztgenannten Beispiele sind aus SCHIFKO: 1977: 279 übernommen). In diesen Verwendungen ist die unzweifelhaft vorhandene Bedeutung bzw. durch den Kontext bedingt und stellt einen Redebedeutungstyp von contre dar und nicht die Sprachbedeutung. In diesen Beispielen impliziert contre nicht nur Nähe und Kontakt, wie ein Vergleich mit den präpositionalen Ausdrücken à côté de, près de, à contact de verdeutlicht. Der Unterschied besteht eben darin, daß bei contre der Kontakt einen Widerstand oder ein Aufeinander-zu-Bewegen der Gegenstände beinhaltet, also eine Orientierung von A und B. Da eine Zurückführung der Bedeutung auf eine Sprachbedeutung , bei der weder A noch B orientiert sind, problematischer ist als die von LANG: 1987: 435ff vorgeschlagene umgekehrte Lösung, möchte ich mich dieser anschließen. Die bisher dargestellte Problematik betrifft nicht nur die Redebedeutungstypen der autonomen Verwendung der Präposition im Satz, sondern auch die dadurch bedingten Wortschatzbedeutungsgruppen bei der Modifizierung von Substantiven. Auch in diesem Fall können Wörterbuchdefinitionen den ersten Anhaltspunkt geben: 199

«A remarquer: contre, dont le schème n'exprime que la proximité (contre-amiral, contre le mur); l'opposition n'est qu'un effet de sens secondaire (Gandol contre les Rhumatismes)» (POTTIER: 1962: 238).

162

G.L.: «contre- [ . . . ] marque généralement l'opposition ou le voisinage», P.R.: «contre- [ . . . ] qui exprime soit l'opposition, soit la proximité».

Jedoch besteht bei der Verwendung des präpositionalen Elements die Schwierigkeit, daß die Wortschatzbedeutungsgruppen zahlreich differenziert sind und auf spezifischeren Bedeutungen beruhen. So kann für das lokale Anwendungsfeld eine Gruppenbedeutung als außersprachliche Voraussetzung für die Wortschatzbedeutungsgruppen und protection, renforcement> angenommen werden, wie die folgenden Beispiele zeigen: contre-allée: «Allée latérale, parallèle à une allée plus large ou à une avenue (G.L.)», contre-mur: «Mur bâti contre un autre pour le renforcer, ou en avant d'un autre pour le protéger» (G.L.).

Wie dem ersten Beispiel zu entnehmen ist, kann eine Unterordnung mit den Bildungen mit contre- verbunden sein. Im lokalen Bereich ist noch die Wortschatzbedeutungsgruppe (z.B. contremarche i) vetreten, die einem Redebedeutungstyp der Präposition entspricht: «nager C O N T R E le courant» ( L A N G : 1987: 438). Im begrifflichen Anwendungsfeld sind folgende Wortschatzbedeutungsgruppen belegbar: (z.B. contre-manifestation), (z.B. contre-enquête), (z.B. contre-visite) und (z. B. contre-assurance). Allen Gruppen gemeinsam ist, daß sie in der Regel ein zeitliches Aufeinanderfolgen zweier Handlungen implizieren. Bei der Gruppe (G. L.) und keine situierende Grundbedeutung besitzt. Es gehört somit nicht zu den präpositionalen Elementen, sondern zu den Kompositionselementen ebenso wie das gleichbedeutende pare-, wie z . B . in pare-chocs (parachute, parapluie). Ein präpositionales Element, welches auf Systemebene in Opposition steht zu contre- existiert nicht, wohl aber das von dem lateinischen Präfix PRO- abgeleitete pro-, welches im Bereich der Bezeichnungen der Geisteshaltung eine befürwortende Haltung bezeichnet, der Präposition pour entspricht und dessen Wortbildungsprodukte Antonyme darstellen zu Bildungen mit anti-. Pour wird nicht als präpositionales Element verwendet, sieht man von den Ausnahmen wie pourparler oder pourboire ab.

204

Ob es sich dabei auch um ein Substantiv handeln könnte, soll an dieser Stelle nicht weiter erörtert werden.

205

Zu dem gleichen Ergebnis gelangt ZRIBI-HERTZ: 1972: 99.

206

Daneben existiert noch ein zweites Element para- mit der Bedeutung , welches zu gering verbreitet ist, um in dieser Arbeit berücksichtigt zu werden. 165

Da die Anzahl der Belege, in denen pro- eine befürwortende Haltung bezeichnet, nicht sehr groß ist, wird diesem Element kein eigenes Kapitel gewidmet. Beispiele aus dem G. L. sind: prochinois und prosoviétique. Aus dem Korpus von Z R I B I - H E R T Z : 1972: X X - X X I können genannt werden: pro-allemand, pro-américain, pro-arabe, probritannique, procommuniste, pro-européen, prolepagien, pro-OAS und pro-sionisme. Die Belege können mehrheitlich als Entwicklungen von Adjektiven mit Suffix aus präpositionalen Fügungen mit Substantiv eingeordnet werden analog zu den Bildungen mit anti(vgl. Kapitel Anti-). Wie eng die Beziehung zu den Bildungen mit anti- ist, zeigt die Tatsache, daß zu vielen der oben aufgeführten Wortbildungsprodukte Antonyme mit anti- belegt sind: anti-allemand / pro-allemand anti-américain / pro-américain anti-communiste / procommuniste anti-européen / pro-européen antisoviétique / pro-soviétique (Die Belege sind dem G.L. und ZRIBI-HERTZ: 1972:1-XXI entnommen.).

Auffällig häufig beinhaltenen die Basen Bezeichnungen von Nationen. In prolepagien ist der Eigenname Lepage enthalten. 4.3.1. ContreContre- besitzt in den Wortbildungsprodukten keine lautlichen Varianten, die Schreibung erfolgt mit oder ohne Bindestrich, wobei Neubildungen mehrheitlich mit Bindestrich (als Ausnahmen aus dem 20. Jahrhundert können genannt werden: contrechamp (Film), contrecoller) und Bildungen aus dem Altfranzösischen in einem Wort geschrieben werden. Autonom wird contre als Präposition verwendet, die in der Verbindung le pour et le contre und in den Fachsprachen des Fechtens, des Billards und des Bridgespiels als Substantiv benutzt wird. Die Wortbildungen gehören der Gemeinsprache (z.B. contre-échange, contredire, contre-allée, contre-épreuve) und in geringerem Maße auch Fachsprachen an (contre-offensive (Milit.), contrefenêtre (Bauw.), contre-performance (Sport)). Die Basen sind alle autonome Wörter des französischen Wortschatzes, gelehrte Suppletivformen werden nicht verwendet. Nicht motiviert sind die Entlehnungen contrebande und contredanse207, ebenso contrevallation, da *vallation nicht belegt ist. Zahlreiche Bildungen mit contre- weisen eine so starke Lexikalisierung auf, daß ihre inhaltliche Motivation fraglich erscheint. Dabei kann entweder die Beziehung zu contre nicht mehr klar sein ((en) contrebas, contrebasse (Musik), contrebasson, contre-épaulette, (en) contre-haut, contre-pas, se contre/outre (pop.), contrefaire), oder die inhaltliche Beziehung zwischen der Bedeutung der sub207

Contredanse stellt eine volksetymologische Entwicklung zu countrydance dar.

166

stantivischen Komponente oder der des Verbs in der Wortbildung und deren autonomer Verwendung ist nicht mehr deutlich genug ((en) contre-échange, contre-fiche, contrefort, contrepartie, contrepèterie, contre-pied, contretemps, contrecarrer, contrevenir, contre-tirer)20g. Contre- dient zur Modifizierung vor allem von Substantiven (contre-allée, contre-visite), seltener von Verben (contredire) und zur Entwicklung von Substantiven (contre-jour). In bezug auf die Anwendungsfelder kann festgestellt werden, daß das lokale und das begriffliche vorzufinden sind, wobei bei den Modifizierungen das begriffliche, bei den Entwicklungen von Substantiven das lokale stärker vertreten ist. Schwierigkeiten bereitet zum einen die A b grenzung der Modifizierung von Substantiven und Verben, da zahlreiche Prädikatnominalisierungen (contre-manifestation, contre-attaque) mit präpositionalem Element vorliegen, zum anderen erschwert die Fülle der Wortschatzbedeutungen deren Systematisierung. Schließlich bereitet auch die Trennung der modifizierten Substantive und der Entwicklungen von Substantiven Schwierigkeiten. B e i einer Gegenüberstellung der Modifizierung von Verben und Substantiven können folgende Feststellungen getroffen werden: 1. Unter den verbalen Belegen sind kaum neuere Bildungen vorzufinden (20. Jahrhundert: contrecoller, contre-plaquer neben contre-plaquage, 19. Jahrhundert: contre-disposer, contre-mouler neben contre-moule und contre-moulage, contre-indiquer neben älterem contre-indication). Im Gegensatz dazu ist die Modifizierung von Substantiven produktiver (20. Jahrhundert: contre-voie, contrechamp (Film), contretype und Prädikatnominalisierungen ohne belegte Verben: contre-épreuve, contre-espionnage, contre-assurance, contre-offensive, contre-préparation, 19. Jahrhundert: contre-rail, contre-écrou, contre-courbe und Prädikatnominalisierungen ohne belegtes Verb: contre-essai, contre-expertise, contre-projet, contre-manœuvre). 2. Im Gegensatz zu den Prädikatnominalisierungen bei den Bildungen mit a-, en- und dé-, bei denen V e r b und Prädikatnominalisierung meistens beide belegt sind, ist dies bei contre- seltener. Die Zahl der belegten Prädikatnominalisierungen übersteigt diejenige der belegten Verben. 3. Das Verfahren der Modifizierung von primären Substantiven ist bei contre- belegt und produktiv (vgl. Beispiele unter 1 . 1 . ) . A u c h hierin besteht ein Unterschied zu den Wortbildungsprodukten mit a-, en- und dé-. 4. Bei einem Vergleich der Wortschatzbedeutungsgruppen der Modifizierung von Verben und von primären Substantiven zeigt sich, daß die modifizierten Prädikatnominalisierungen zu den entsprechenden Bedeutungen der modifizierten primären Substantive in engerer Beziehung stehen als zu denen der modifizierten Verben. Während die Bedeutung bei contredire bzw.

208

Da der Übergang zwischen Motivation und völlig demotivierter Idiomatisierung ein fließender ist, ist eine unterschiedliche Einordnung der gegebenen Beispiele von verschiedenen Sprechern nicht auszuschließen. 167

contrecoller mit bzw. wiedergegeben werden kann, ist dies bei contre-attaquer nicht möglich? attaquer qqch. contre qqch.>. In letzterem Fall ist contre-attaque zurückzuführen auf attaque contre attaque>209 analog zu contre-mot , contrevoie oder contre-programme rS

^

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X

Zusammenfassung

In der vorliegenden Arbeit konnten die Präfixe als Elemente definiert werden, die eine relationeile Bedeutung besitzen und zur Modifizierung, einem der von COSERIU: 1977 unterschiedenen inhaltlichen Wortbildungstypen, dienen. Sie werden der Basis vorangestellt und ändern die Wortart der Basis nicht. Einer detaillierten Analyse wurden die präpositionalen Elemente, die traditionell als «präpositionale Präfixe» eingestuft worden sind, unterzogen. Es handelt sich um diejenigen Elemente, deren relationelle Bedeutung spezieller als situierende charakterisiert werden kann. Die einzelnen präpositionalen Elemente besitzen mit den entsprechenden Präpositionen, mit denen sie materiell übereinstimmen oder deren gelehrte Varianten sie darstellen, eine Sprachbedeutung. Im Anschluß an die Definition der präpositonalen Elemente als Elemente mit situierender Bedeutung, konnte eine Differenzierung nach Wortbildungstypen und Wortbildungsverfahren, in denen präpositionale Elemente aufzufinden sind, durchgeführt werden. Im Rahmen der Modifizierung funktionieren präpositionale Elemente als Präfixe im eigentlichen Sinne, d.h., daß sie bei dem Wortbildungstyp als Wortbildungsmittel hinzutreten. Es konnte festgestellt werden, daß bei der Modifizierung mit diesen Elementen ein als Situierung zu bezeichnendes Verfahren vorliegt, welches nicht unter die Verfahren der Quantifizierung, einem Verfahren der Modifizierung, unterzuordnen ist, sondern daneben gestellt werden kann. Situiert werden Substantive, Adjektive und Verben. Dabei besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen der Situierung von Substantiven und Adjektiven einerseits und von Verben andererseits. Bei den ersteren repräsentiert die Basis dasjenige, was situiert wird, das A , während bei den Verben das Basisverb weder das Situierte, A , noch das Situierende, B, darstellt. Materiell liegt bei der Modifizierung Präfigierung vor. Eine zweite Gruppe von Bildungen, die ein präpositionales Element enthalten, gehören zu den Entwicklungen, wie eine inhaltliche Analyse gezeigt hat. Diesen Wortbildungsprodukten liegt als Basis eine präpositionale Fügung bestehend aus Präposition und Substantiv oder Adjektiv zugrunde. Die Präposition bleibt als präpositionale Wortkomponente im Wortbildungsprodukt erhalten entweder in der gleichen Form wie die Präposition oder als gelehrte Variante. Die Funktion der Basis im Satz ist die einer präpositionalen Fügung in attributiver Funktion, die adjektiviert oder substantiviert wird, oder einer Verbalergänzung, die verbalisiert wird. Materiell kann Konversion (Verbali241

sierung, Substantivierung und Adjektivierung ohne Suffix) oder Suffigierung (Adjektivierung und Verbalisierung) vorliegen. In bezug auf die präpositionalen Elemente konnte festgestellt werden, daß es sowohl Elemente gibt — und dies ist die Mehrzahl - , die bei mehreren Verfahren verwendet werden, z. B. dé- als präpositionale Wortkomponente in débarquer und désarmer und als Präfix in délier, als auch solche, die nur zu einem Wortbildungstyp dienen, z.B. après- als präpositionale Wortkomponente in Entwicklungen von Substantiven, z.B. après-midi. Bezüglich der Verteilung gelehrter und heimischer Formen ist zu konstatieren, daß bei einigen Verfahren die eine oder die andere Gruppe dominiert. Gelehrte Elemente werden überwiegend bei der Modifizierung und Entwicklung von Adjektiven verwendet. Heimische Elemente dominieren bei der Entwicklung von Substantiven, und sie sind bis auf einige okkasionelle Bildungen mit trans- (transvaser) die einzigen bei der Entwicklung von Verben vorkommenden Wortkomponenten. Folgende produktive präpositionale Elemente sind untersucht worden (sie werden nach Verfahren geordnet aufgeführt): i. i. Entwicklung von Verben aus präpositionalen Fügungen mit Substantiv: a-, dé-, en1.2. Entwicklung von Verben aus präpositionalen Fügungen mit Adjektiv: a-, dé-, en1.3. Entwicklung von Adjektiven mit Suffix aus präpositionalen Fügungen mit Substantiv: anti-, extra-, intra-, inter-, pré-, post-, sous-, sub-, super-, supra-, sur-, sus-, trans-, ultra1.4. Entwicklung von Adjektiven ohne Suffix aus präpositionalen Fügungen mit Substantiv: anti-, inter1.5. Entwicklung von Substantiven aus präpositionalen Fügungen mit Substantiv: a-, après-, avant-, contre-, entre-, (hors-), inter, pré-, (sans-), sous-, sur2 . 1 . Modifizierung von Verben: co-, (contre-), dé-, entre-, inter-, pré-, sous-, sur2.2. Modifizierung von Adjektiven: extra-, hyper-, sub-, super-, (sur-), ultra2.3. Modifizierung von Substantiven: anti-, arrière-, avant-, co-, contre-, hyper-, hypo-, pré-, sous-, sub-, super-, sur-, ultra-. Außerdem wurde noch das intensivierende Präfix archi- in die Untersuchung mitaufgenommen, da es in Konkurrenz steht zu der Wortschatzbedeutungsgruppe der präpositionaler Elemente. Die Produktivität der einzelnen Wortbildungsverfahren im französischen 242

Wortbildungssystem ist unterschiedlich hoch. Die Modifizierung von Adjektiven, Substantiven und Verben und die Entwicklung von Adjektiven mit Suffix sind sehr produktive Verfahren, wobei letzteres neben der bei allen genannten Verfahren bestehenden Verbreitung in der Gemeinsprache vielfach in Fachsprachen vorzufinden ist. Die Entwicklung von Adjektiven aus präpositionalen Fügungen ohne Suffix stellt ein neueres Verfahren dar und ist auf anti- (antibrouillard) und inter- (interarabe) beschränkt. Die Entwicklung von Verben aus präpositionalen Fügungen mit Adjektiv (embellir, agrandir) ist bis auf Bildungen mit dé- nicht mehr produktiv (dépolitiser). Die Entwicklung von Verben aus präpositionalen Fügungen mit Substantiv ist schwach produktiv, unter den Belegen dieses Typs, die jedoch sehr zahlreich sind, sind nicht sehr viele Belege neueren Datums zu verzeichnen (alunir). Bei der Entwicklung von Substantiven aus präpositionalen Fügungen liegen mit Ausnahme von Bildungen mit après- und pré- wenig neue Belege vor (après-rasage, prérasage). Insgesamt kann festgestellt werden, daß die präpositonalen Elemente vielfach in der Wortbildung des Französischen verwendet werden und eine wichtige Stellung bei der Erweiterung des Wortschatzes besitzen.

243

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