198 85 7MB
German Pages 291 [292] Year 1980
MEDIEN IN FORSCHUNG + UNTERRICHT Serie A Herausgegeben von Dieter Baacke, Wolfgang Gast, Erich Straßner in Verbindung mit Wilfried Barner, Hermann Bausinger, Hermann K.Ehmer, Helmut Kreuzer, Gerhard Maletzke Band 1
Frank Nestmann
Fernsehen im Urteil der Zuschauer Eine empirische Analyse von Medienkritik und Medienbewußtsein
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1980
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Nestmann, Frank: Fernsehen im Urteil der Zuschauer : e. empir. Analyse von Medienkritik u. Medienbewusstsein / Frank Nestmann. - Tübingen : Niemeyer, 1980. (Medien in Forschung + [und] Unterricht : Ser. A ; Bd. 1) ISBN 3-484-10422-8
ISBN 3-484-10422-8 © Max Niemeyer Verlag Tübingen 1980 Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege zu vervielfältigen. Printed in Germany. Druck: Becht-Druck, Ammerbuch
Vorwort der Herausgeber
Die Herausgeber entschlossen sich vor allem aus zwei Gründen, Frank Nestmanns Untersuchung, die ursprünglich als Dissertation an der Universität Bielefeld entstanden ist und hier in überarbeiteter Form vorgelegt wird, in ihre Reihe aufzunehmen: Zum einen ist Nestmanns Untersuchung methodisch außerordentlich interessant, weil der Autor neben Einstellungsfragebogen, Rating-Skalen und Aiternativ-Statements, also experimentell-empirischen Verfahren, Gruppendiskussionen durchführte, die er einer qualitativen Auswertung unterzog (ca. 300 Seiten Interview-Protokolle). Auf diese Weise werden in einer multifaktoriellen Methodenkombination quantitative Effektkontrolle und weiter ausgreifende Wirkungsanalysen verbunden. Es zeigt sich dabei, daß quantitativ-statistische Verfahren und qualitativ-hermeneutisches Vorgehen sich nicht nur gegenseitig kontrollieren, sondern zweckmäßig ergänzen. Deutlich wird dabei, daß die Gruppendiskussionen die gemessenen Einstellungen und Einstellungsänderungen differenzierter und weitreichender zu interpretieren erlauben und an einigen Stellen geradezu eine Korrektur der empirischen Datenanalyse nahelegen. Den Herausgebern erscheint also das methodische Design - unabhängig vom behandelten Gegenstand ein wichtiger Vorschlag für die Medienforschung zu sein. - Zum andern legt Nestmann eine Reihe interessanter Ergebnisse zur Wirkung eines medienkundlichen bzw. medienkritischen Films vor, die im Fernsehprogramm gezeigt wurden ("intramedial"), zum Teil kombiniert mit ideologiekritischem Vortrag ("extramedial") und ergänzt durch eine Fernseh-Reportage, die dann beurteilt werden sollte. Dabei zeigt sich etwa: - Versuchspersonen, die den "fernsehkritischen Film" gesehen haben, beurteilen eine nachfolgende Einzelreportage kritischer und haben dem Medium Fernsehen gegenüber insgesamt eine kritischere Einstellung als Versuchspersonen, die den "fernsehkundlichen" bzw. keinen Film gesehen haben. - Der "fernsehkritische Film" selbst wird nicht kritisiert - im Gegensatz zum "medienkundlichen Film". - Das Zuschauerurteil bewegt sich offenbar "in einem Spannungsfeld zwischen Differenzierung und Pauschalisierung" (Nestmann). Wichtig ist dabei die Urteilsstruktur: Generalisierende Kritik hebt meist ab auf "subjektivistische" Mängel. Kein Treatment war in der Lage, das Medium "in seinen ideologischen Funktionalen
VI und gesellschaftlichen Bezügen" zur Debatte zu stellen. Dies ist offenbar deswegen nicht möglich, weil Deutungsmuster (z.B. Pluralismus-Annahme) vorherrschen, in die sich auch fernsehkritische Versuche einbinden lassen müssen. - Auch Nestmanns Arbeit bestätigt, daß der Fernsehzuschauer das Ausagieren seiner Rezipienten-Rolle als relativ kritischer und "mündiger" abhebt von der "Masse der Zuschauer", die offenbar in einen unaufhebbaren VerblendungsZusammenhang gestellt sind. So entsteht ein Konstrukt des "Durchschnittsrezipienten", von dem man sich zugleich, um Betroffenheit zu meiden, distanziert. - Eine wesentliche Hypothese Nestmanns ließ sich nicht bestätigen: "Fernsehkritischer Film" und Informationsvortrag verstärkten sich in ihrer Wirkung nicht, sondern schwächten sich ab. Die Interpretation dieses nicht ohne weiteres plausiblen Ergebnisses ist von besonderem Interesse. Der Informationsvortrag in seiner ausgreifenderen ideologie-kritischen Abstraktheit hat offenbar eher zu Abwehrhaltungen geführt: Fernsehkritik hat anschaulich und erfahrungsbezogen zu sein, muß also die Situation des Zuschauers berücksichtigen . Die Herausgeber meinen also, daß Methoden wie Ergebnisse in gleicher Weise einen anregenden Beitrag für Fernsehforschung und Medienpädagogik darstellen. Dem Autor sei an dieser Stelle für seine Bereitschaft gedankt, einige Teile seines Manuskripts für den nunmehr erhofften breiteren Leserkreis eines interessierten Fachpublikums zu straffen und zu akzentuieren.
VORWORT
Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine leicht überarbeitete Fassung der Dissertation: "Die Wirkung fernsehkritischer und fernsehkundlicher Sendungen auf die Einstellungen der Rezipienten zum Medium Fernsehen" an der Fakultät für Pädagogik, Philosophie und Psychologie der Universität Bielefeld, Oktober 19 78 Ich danke Helmut Greulich und Joachim Obst vom ZDF für die Überlassung der untersuchten Fernsehfilme, Helmut Greulich und Hella Kellner für wichtige Ratschläge im Laufe meiner Beschäftigung mit dem Thema. Ich danke allen Betrieben, Institutionen und Kontaktpersonen, die eine Anwerbung von Versuchspersonen zur Vor- und Hauptuntersuchung ermöglichten, den freiwilligen Teilnehmern an der Untersuchung und J. Winkler für seine Mithilfe als Versuchsleiter. Für ihre Hilfe bei methodischen und inhaltlichen Problemen danke ich M. Bonson, J. Gerstenmaier und C. Schmerl, sowie vor allem D. Baacke für seine zahlreichen wichtigen Anregungen. Für die Übernahme oft sehr anstrengender Schreibarbeiten geht mein Dank an G. Kleine-Rolf und an I. Pautz, die die Endfassung der Arbeit anfertigte. Mein Dank geht auch an T. Nestmann für seine Unterstützung bei der Herstellung der graphischen Darstellungen in der Originalfassung.
INHALT
1
EINLEITUNG
1
2
FERNSEHEN IM SPIEGEL DER MEDIENFORSCHUNG UND MEDIENKRITIK
4
2.1 2.1.1
Massenkommunikationsforschung Ziele, Inhalte und Methoden der Massenkommunikationsforschung Theoretische Ansätze der Massenkommunikationsforschung
5
2.2 2.2.1 2.2.2 2.2.3 2.2.4
Glaubwürdigkeit Glaubwürdigkeit als Kommunikatorvariable... Glaubwürdigkeit in der Massenkommunkation.. Prestige und Glaubwürdigkeit des Fernsehens Ursachen der Fernsehglaubwürdigkeit
11 12 14 16 18
2.3 2.3.1
Fernsehen und Fernsehkritik Bedeutungsaspekte des informativen Fernsehens Fernsehkritik Kulturkonservative Fernsehkritik Fernsehkritik im Manipulationsansatz Fernsehkritik im Rahmen von Ideologie- und Gesellschaftskritik Intramediale Fernsehkritik
20
2.1.2
2.3.2 2.3.2.1 2.3.2.2 2.3.2.3 2.3.2.4
5 8
20 26 26 28 33 41
3
DIE UNTERSUCHUNG
45
3. 1
Versuchsplanung
45
3.2
Stichprobe
51
3.3 3.3.1
54
3.3.2
Treatments "Fernsehkritischer" und "fernsehkundlicher Film Informationsvortrag zum Fernsehen
54 59
3.4
Technische Untersuchungsgeräte
63
3.5 3.5.1 3.5.2 3.5.2.1
Erhebungsmethoden Multiple-Methoden-Messung Meßinstrumente Einstellungsfragebogen zur Glaubwürdigkeit von informativem Fernsehen Schätzskalen zur Beurteilung einer ausgewählten Fernsehdokumentation Alternativstatements Gruppendiskussion
63 63 65
3.5.2.2 3.5.2.3 3.5.2.4
71 84 91 94
χ 3.6 3.6.1
Hauptuntersuchung - Untersuchungsverlauf... Bedingungsspezifische Versuchsabläufe
97 98
4 4.1
AUSWERTUNG, ERGEBNISSE UND INTERPRETATIONEN Die Wirkungsmessung von Fernsehkritik mit Hilfe von Ratingskalen und Einstellungsfragebogen Ergebnisse der Reportagenratings Ergebnisse des Einstellungsfragebogens Faktorenanalyse zum Einstellungsfragebogen Ergebnisse der EinstellungsfragebogenKurzform Zusammenfassung der wichtigsten Resultate aus den Verfahren Ratingskalen und Einstellungs f ragebogen Diskussion der Ergebnisse aus den quantitativen Verfahren
105
4.1.1 4.1.2 4.1.2.1 4.1.2.2 4.1.3 4.1.4 4.2
4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.2.3.1 4.2.3.2 4.2.4 5
105 106 110 111 112 113 115
Die Wirkungsanalyse von Fernsehkritik und Fernsehbewußtsein mit Hilfe von Motivationsfrage, Alternativstatements und Gruppendiskussion 130 Ergebnisse der Motivations frage 130 Ergebnisse der Alternativstatements 131 Gruppendiskussionen 134 Vorgehensweise und Auswertung 134 Diskussionsberichte 142 Ergebnisse und vergleichene Interpretationen 192 KONSEQUENZEN FÜR EINE FERNSEHKUNDE
220
LITERATUR
225
ANHANG A. Treatmentfilme und Beispielreportage B. Informationspapier zum Fernsehen (als Grundlage des Informationsvortrags)
245 277
Die Selbstkritik hat viel für sich! Gesetzt den Fall, ich tadle mich, so hab ich erstens den Gewinn, daß ich so hübsch bescheiden bin. Zum zweiten denken sich die Leut1 : der Mann ist lauter Redlichkeit! Zum dritten schnapp' ich diesen Bissen vorweg den anderen Kritiküssen; und viertens hoff' ich außerdem auf Widerspruch, der mir genehm. So kommt es schließlich denn heraus, daß ich ein ganz famoses Haus. Wilhelm Busch 1
EINLEITUNG
Ausgangspunkt der hier vorgelegten Untersuchung zur Wirkung fernsehkritischer und fernsehkundlicher Fernsehsendungen auf die Einstellungen der Rezipienten zum Fernsehen war der Beginn einer medienkundiichen Sendereihe des Zweiten Deutschen Fernsehens im Jahre 1974. Selbstbetrachtung bzw. Selbstkritik eines Massenmediums war und ist ein relativ neuer und wenig erforschter Kommunikationsbereich, was Helmut Greulich und die Redaktion von "betrifft: Fernsehen" dazu veranlaßte, ein flexibles und offenes Reihen- und Sendungskonzept zu entwikkeln, das im Rahmen "begleitender, integrierter Projektforschung" (KELLNER 1977, S. 83) in seinen Wirkungen auf die Zuschauer untersucht werden sollte. In Zusammenarbeit mit der Redaktion war es Aufgabe der ZDF-Medienforschung, in einem begleitenden Evaluationsprojekt durch laufende Rückmeldung an die Sendungsmacher eine kontinuierliche Überprüfung und Optimierung des Sendungskonzepts zu ermöglichen (s. hierzu KELLNER 1977). An Einzelsendungen und an eine ganze Sendereihe des Fernsehens, deren erstes Ziel der urteils- und kritikfähige, reflektierte Zuschauer ist, sollten in diesem Rahmen vorrangig folgende Fragen gestellt werden: Werden die Sendungen verstanden (gemäß ihrer Intention) wie werden die Sendungen beurteilt, werden Zuschauer zur Rezeption weiterer Folgen der Sendereihe motiviert? Darüber hinaus waren die Interessen der Mitarbeitergruppe vor allem auf den Effekt der Sendereihe auf Fern sehverhalten und auf Aktivitäten der Rezipienten im Zusammenhang mit Fernsehen gerichtet (z.B.: Zuschauerzuschriften, Aufbau von Zuschauerkreisen etc.).
2 Ein in diesem Forschungskonzept nicht berücksichtigter Zwischenbereich war der der handlungsleitenden Sichtweisen und Einstellungen der Zuschauer zur Fernsehkritik und zum Medium Fernsehen. Rezipientendeutungen von Fernsehen und Fernsehkritik, Einschätzungen und Interpretationen des Mediums, die ein Verständnis der gebotenen Inhalte voraussetzen und (neben anderen, wiez.B. situationalen Faktoren etc.) ein verändertes Fernsehhandeln überhaupt erst ermöglichen und begleiten sind jedoch ebenfalls mögliche und angestrebte Wirkungsfelder dieser selbstkritischen Botschaften. Die Untersuchung der Wirkungen intramedialer Fernsehkritikversuche auf die Einstellungen der Rezipienten zum Fernsehen wurde daher zur Aufgabe einer eigenen empirischen Forschungsarbeit gemacht. Diese sollte) ausgehend vom ZDFBegleitforschungsprojekt, jedoch konzeptionell und institutionell davon unabhängig und nicht auf die Reihe "betrifft: Fernsehen" begrenzt, durchgeführt werden. Neben einer aus forschungsökonomischen Gründen notwendigen Einschränkung dieser Untersuchung auf Wirkungen und Wirkungsvergleiche zweier unterschiedlicher Formen fernsehkritischer Aufklärung im Fernsehen, stand hier die Zuspitzung der Wirkungskontrolle auf die als zentrale Variable betrachtete Einstellung zur Glaubwürdigkeit des Mediums Fernsehen. Ein gegenläufiger Trend der Erweiterung der Fragestellung ergab sich andererseits in der Auseinandersetzung mit den theoretischen Grundpositionen und den Inhalten fernsehinterner Fernsehkritik im allgemeinen. Aus der bisher nur inhaltsanalytisch abgeleiteten Kritik ihrer Eingeengtheit erfolgte zum einen der Versuch, diese Beschränktheit in ihren Effekten auf die Interpretationen der Zuschauer zu erfassen und zum zweiten die Bemühungen diese Eingeengtheit durch ergänzende und korrigierende extramediale Fernsehkritik zu überwinden. Diese unterschiedlichen Bestrebungen zu notwendiger Eingrenzung einerseits und zu möglicher Erweiterung der Fragestellung andererseits bestimmen sowohl die Untersuchungskozeption und deren methodische Vorgehensweisen als auch den Aussagewert der Untersuchung für verschiedene theoretische Probleme wie Praxisbereiche. So werden hier e r s t e n s die Wirkungen von zwei verschiedenen Filmkonzeptionen zur Fernsehkritik und Fernsehkunde auf die Einstellungen der Rezipienten zur Glaubwürdigkeit des Mediums allgemein und einer konkreten Sendung vergleichend erforscht. Dies geschieht in einem streng experimentellen Aufbau mit Hilfe 'klassisch'psychologischer Erhebungsverfahren, wie Einstellungsfragebogen und Ratingskalen. Gleichermaßen abgesichert werden die Effekte einer medienexternen Kritik am Medium und deren Kombination mit den beiden Filmen überprüft. Z w e i t e n s beschäftigt sich die Untersuchung darüber hinaus mit dem spezifischen Charakter der unterschiedlichen Ansätze von Fernsehkritik und deren Effek-
3 ten. Art und Weise, Richtung und Inhalte der Wirkungen und deren Integration in weitergehende Interpretationsund Bewußtseinsstrukturen der Rezipienten stehen hier im Vordergrund und werden in Gruppendiskussionen zu erfassen versucht. In dieser Kombination abgesicherter Effektkontrolle und breiterer inhaltlicher Wirkungsanalyse wird der Versuch gemacht, in der Massenmediendiskussion immer wieder auffindbare, ungesicherte Spekulationen ebenso zu vermeiden, wie künstlich exakte aber inhaltsleere Untersuchungen von formalen Einzelvariablen. Wenn auch aufgrund der begrenzten finanziellen und personellen Möglichkeiten nur eine laborexperimentelle Versuchsplanung möglich war, wo Feldstudie oder Feldexperiment dem Forschungsgegenstand eher angemessen wären, wurde doch großer Wert auf eine umfassende Wirkungsermittlung 'echter' intramedialer Fernsehkritik auf die Rezipienteneinstellungen und auf eine offene Erhebung darüber hinausgehender relevanter Deutungsmuster gelegt. So kann die Untersuchung, über die direkte Rückmeldung an die Fernsehmacher über die Wirksamkeit ihrer fernsehkriti sehen Beiträge hinaus, eine Bedeutung für Theorie und Praxis einer allgemeinen medienkundlichen und medienpädagogischen Arbeit gewinnen, indem die Fragen nach Standpunkt und Erkenntnisstand der Rezipienten, nach Aufnahmeund Verarbeitungsart der gebotenen Informationen, nach Interpretationsrichtung und Interpretationsrahmen etc. einer Klärung nähergebracht werden. Diese Resultate geben dann neben den Ergebnissen der mehr quantitativ orientierten Verfahren möglicherweise Aufschluß über die Ansatzpunkte, die notwendige Form und die wichtigen Inhalte einer erfolgreichen medienpädagogischen und fernsehkundlichen Arbeit. Außer der Relevanz für Medienpädagogik, Fernsehkritik und Fernsehkunde wird von einer gewissen Bedeutung dieser Untersuchung für die Medien- und Massenkommunikationsforschung, ausgegangen . Da hier versucht wird, deren häufig empirische, andererseits häufig theoretische Abstinenz aufzuheben, und sowohl begrenzte Wirkungen als auch breitere Bedeutungen zu erfassen und zu reflektieren, können konzeptionelle und methodische Erfahrungen gemacht werden, die möglicherweise künftige Forschungsplanung verbessern oder typische Fehler vermeiden lassen.
2
FERNSEHEN IM SPIEGEL DER MEDIENFORSCHUNG UND MEDIENKRITIK
Von 3 1/2 Milliarden Menschen auf der Erde wurden 1974 eine Milliarde mit dem Massenmedium Fernsehen erreicht. In der Bundesrepublik waren im gleichen Jahr 18,7 Millionen Fernsehgeräte angemeldet und auf 100 Haushalte kamen über 90 Fernsehempfänger (PFEIFFER 1975). In den USA hatten 1975 97 % aller Haushalte einen oder mehrere Fernsehempfänger (CATER 1975) die schon 1968 im Mittel 5 Stunden und 46 Minuten täglich eingeschaltet waren (WELLS 1972). Uber 40 % der Amerikaner hatten mehr als einen Empfänger, der totale Wert aller im Gebrauch befindlichen Geräte betrug 10 Billionen Dollar (ADLER 1975) und die amerikanische Fernsehindustrie rechnete für 1975 mit ca. 365 Millionen Fernsehgeräten in 146 Ländern (BAACKE 1978). Fernsehen ist aufgrund seiner Verbreitung "normaler als lohnabhängige Beschäftigung" (Mc OUAIL 1973, S. 9) und rangiert aufgrund seiner Nutzunashäufigkeit und -dauer, die bereits 1970, also vor 8 Jahren in der Bundesrepublik schon bei über 2 Stunden täglich lag und damit über 2/3 der Mediennutzung überhaupt ausmachte (BREDOWINSTITUT 1973/75) bei der arbeitenden Bevölkerung direkt hinter Schlafen und Arbeit im Zeitbudget (GROOMBRIDGE 1972). Sehr geringe Mediennutzung gilt deshalb heute oft schon als abweichendes Verhalten und steht in enger Beziehung zu anderen "klassischen" abweichenden Umständen wie extreme Armut, Krankheit, Obdachlosigkeit etc. (STEINER 1963). Kinder im Vorschulalter verbringen mehr als 1/3 des Tages vor dem Fernsehen, und von befragten 4 - 6jährigen haben 44 % Fernsehen lieber als den Papa (FR v. 3. 6.78). Zahlen wie diese beeindrucken und beunruhigen heute, wie zur Zeit des Aufkommens der ersten Massenmedien, wie in Hochzeiten von Presse und Rundfunk die Öffentlichkeit, wenn sie auch seit der Entwicklung und Verbreitung des Mediums Fernsehen andere Dimensionen angenommen haben. Parallel zur Entwicklung der Massenmedien, meist etwas nachhinkend werden daher immer wieder Fragen nach den Bedeutungen und Einflüssen, den Möglichkeiten und Gefahren dieser nicht mehr wegzudenkenden Faktoren im Leben der "zivilisierten Völker" gestellt. Je größer und umfassender der Stellenwert der Medien im Leben des Einzelnen und in der Gesellschaft ist oder eingeschätzt wird, desto intensiver und ausgreifender werden die Bestrebungen ihre Einflüsse auf das Denken, Fühlen und Handeln der Menschen zu erforschen, um sie gezielt beherrschen und kontrollieren zu können.
5 2.1 Massenkommunikationsforschung 2.1.1. Ziele, Inhalte und Methoden der Massenkommunikationsforschung Kommunikationsforscher und Kritiker unterschiedlichster Provienienz (s. hierzu BUSELMEIER 1974) konstatieren heute eine durchgängige Beschränkung der herkömmlichen empirischen Massenkommunikationsforschung auf Wirkungsund Pubiikumsforschung. Von Autoren, die gesellschaftliche Bezüge der Kommunikationsforschungspraxis herausarbeiten, wird deren Beschränkung auf zugrundeliegende historische Bedingungen und ökonomische Interessengebundenheit zurückgeführt. So stellt Mc QUAIL (1973) ähnlich wie DRÖGE (1973) fest, daß die äußerst kostspielige empirische Massenkommunikationsforschung zum größten Teil durch Wirtschaftsgelder finanziert oder aus öffentlichen Mitteln gefördert wird. Aus dieser finanziellen Abhängigkeit bestimmt sich die Orientierung an Wirkungsfragen und Publikumsanalysen, an denen es "die meisten und ökonomisch mächtigsten Interessen gibt" (DRÖGE 1973, S. IX). In dieser rein pragmatischen Forschungspraxis schlagen sich die Verwertungsinteressen der Auftraggeber direkt nieder und werden zum großen Teil nicht einmal heruntergespielt oder abgeleugnet (DRÖGE 1972) . So liegen aktuelle Forschungsinteressen der Medienforschung im Rahmen der Pressekonzentration, wo Pressekonzerne auf Ausweitungen in neue Bereiche (Elektronik, Unterricht etc.) orientiert sind und im Rahmen wissenschaftlicher Unterstützung bei der Durchsetzung kommunikationspolitischer Programme. DRÖGE verweist außerdem auf den Stellenwert der Wirkungs- und Publikumsforschung im Zusammenhang mit Intra-Medienkonkurrenz, dem Konkurrenzkampf der Medien gleichen Typs. Ein Wettstreit um Publikumsgunst, dem auch die öffentlich-rechtlichen Anstalten unterliegen, (z.B. in der Konkurrenz zwischen Anstalten und Programmen des Fernsehens), die sich zudem noch unter einem Legitimationsdruck gegenüber immer wieder erhobenen Ansprüchen kommerzieller Alternativen befinden, wird durch entsprechende Forschung sowohl wissenschaftlich "abgesichert" als auch geschürt. Schließlich erwähnt DRÖGE noch die Erweiterung der Produktion durch Erweiterung der Nachfrage nach neuen, quantitativ und qualitativ andersartigen Medien, verbunden mit Prognosewünschen von Herstellern, Anstalten etc. und das oben schon angedeutete Hauptziel der Planung und Effektkontrolle von Absatzwerbung und politischer Legitimationswerbung (DRÖGE 1972, Vorwort). Zu belegen ist diese Einschätzung der Massenkommunikationsforschung auch anhand der Erkenntnis, daß die empirische Wirkungsforschung zum einen ihren Aufschwung in den USA als Folge der Konkurrenz der privatwirtschaftlichen Medien im Werbebereich nahm (DRÖGE 1973) ihre Entwicklung aber vor allem auch dem Bedarf nach entspre-
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chenden Erkenntnissen im Bereich der Propaganda- und Mobilisierungsaktivitäten während des 2. Weltkriegs verdankt (Mc QUAIL 1973). Auch in der BRD wird mit der zunehmenden Verbreitung des Fernsehens in den sechziger Jahren und den damit verbundenen Interessen an kommerzieller und politischer Nutzung des Mediums (BREDOW-INSTITUT 1973/75) zunehmend Wirkungsforschung betrieben. So resultiert nach DRÖGE (1972) auch die Zunahme des Interesses sozialwissenschaftlicher Disziplinen außerhalb traditioneller Publizistik und kommerzieller Meinungsforschung aus dem Funktionszuwachs der Massenmedien (vor allem des Fernsehens), die gesellschaftliches Bewußtsein verstärkt mitbestimmen. Dem hier nur kurz skizzierten, direkten Verwertungsziel der empirischen Wirkungsforschung entspricht auch ihre positivistische Methodologie, in der die historische und gesellschaftliche Einbindung der Ergebnisse ebensowenig von Interesse ist wie die Entstehung und Veränderung von Bewußtseinsprozessen und Bewußtsein. "Es interessieren die Verhaltenskonsequenzen einer Medienaussage für das Individuum, dessen kurzfristige Wahl- oder Konsumentscheidungen beeinflußt werden sollen" (BUSELMEIER, Karin 1974, S. 129). Alle die inhaltlich-theoretischen und forschungsnethodischen Kritikpunkte an der Massenkommunikationsforschung sind auf diese Grundorientierungen der massenmedialen Wirkungsforschung zurückführbar. Offensichtlich ist ein Charakteristikum der kritisierten empirischen Wirkungs- und Publikumsforschung die Durchführung isolierter Einzeluntersuchungen und die Anhäufung zahlloser Ergebnisse, die vom Auftraggeber schnell und kurzfristig erhebbar und verwertbar sind. (Diese Einzelergebnisse werden z.B. in den umfassenden Darstellungen von KLAPPER 1960; MALETZKE 1963/1975; HALLORAN 1964/1966; DRÖGE, WEISSENBORN, HAFT 1969; WEISS 1969; SCHRAMM 1971 etc. dargestellt). Demgegenüber steht ein völliges Theorievakuum und die Unmöglichkeit der Systematisierung und Einordnung der häufig widersprüchlichen Einzelresultate in umfassendere theoretische Konzepte, geschweige denn in Ansätze, die gesellschaftliche Bezüge reflektieren. Kritische empirische Untersuchungen fehlen nahezu völlig. Kritikpositionen finden sich lediglich sauber getrennt in theoretisch-abstrakten und damit weniger direkt wirtschafts- und finanzabhängigen Abhandlungen (Mc QUAIL 1973). Autoren, die selbst der Richtung traditioneller, positivistischer Wirkungsforschung zuzuordnen sind, fassen und akzeptieren dieses offensichtliche und durchgängige Auseinanderfallen theoretisch-ungesicherter, empiristischer Einzeluntersuchungen einerseits und empirisch kaum fundierter, theoretisch-gesellschaftskritischer Reflexionen andererseits, als "Arbeitsteilung zwischen primär sozialpsychologischer und primär soziologischer Orientierung" der Massenkommunikationsforschung (SILBERMANN
7 u. LUTHE 1969, S. 678). Obwohl sie eine Integration beider Disziplinen als für eine adäquate Behandlung des Forschungsgegenstandes Massenkommunikation notwendig erachten, wird ihnen ohne einen Rekurs auf die vorliegenden Begründungszusammenhänge, diese "Differenzierung" jedoch nicht zum Ansatzpunkt einer Kritik traditioneller Wirkungsforschung . Neben der erwähnten unsystematischen Ansammlung von empirischen Einzelresultaten liegt ebenfalls die Ausrichtung der Probleme und Fragestellungen auf oben erwähnte Auftraggeber- und Finanzinteressen auf der Hand. So ist weder verwunderlich, daß in der Wirkungsforschung vor allem Werbung und Wahlpropaganda im Mittelpunkt des Forschungsinteresses stehen, noch daß in der Publikumsforschung vor allem Zuschauerzahlen, sozioökonomische Publikumsstruktur und positive oder negative Bewertung der Botschaft etc. erhoben werden. Soziale Probleme geraten nur losgelöst von ihren gesellschaftlichen Bedingungen in den Blick der Massenkommunikationsforschung. Ein gutes Beispiel ist hier die Debatte um die Wirkung von Gewaltdarstellungen im Fernsehen im Zusammenhang mit der steigenden Kinder- und Jugendkriminalität (s. hierzu BUSELMAIER, Karin 1974). DRÖGE (1973) kritisiert im Zusammenhang mit der angesprochenen Interessengebundenheit der Wirkungsforschung weiterhin : - die Reduktion von Massenkommunikationsprozessen auf dialogische Situationen und die damit verbundene Individualisierung von Kommunikator, Medium, Aussage, Rezipient und Wirkung. - Die Einschränkung der Erklärungsansätze auf psychologische Modelle und die vornehmliche Orientierung am Einstellungskonzept. - Die ahistorische Auffassung von Kommunikation. - DieVernachlässigung von Kommunikationsinhalten verbunden mit einer Zentrierung auf "Themen" und "Einzelobjekte". - Die Ausklammerung von Kommunikator und Aussagenproduktion. - Die Beschränkung auf kurzfristige Wirkungen, als Folge der Konzentration auf isolierte Kommunikation und die Ausklammerung von Langzeitwirkungen "die aus den historischen Konstitutionsprozessen des Vermittelten, im gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang entwickelt werden und die Inhalte einbeziehen." (DRÖGE 1973, S. XIV XVII). Diese einzelnen kritisierten Herangehensweisen der traditionellen Wirkungsforschung gehen einher mit der deutlichen Konzentration dieser Forschungssparte auf Laborexperimente und die starke Vernachlässigung von Institutionsuntersuchungen (Mc QUAIL 1973) sowie mit der einheitlichen Ausrichtung der Forschungsvorhaben an psychologischen Stimulus-Response-Theorien.
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2.1.2 Theoretische Ansätze der Massenkommunikationsforschung Nach de FLEUR (1970) lassen sich sehr kurz folgende Stufen in der Entwicklung theoretischer Konzepte der Wirkungsforschung, ausgehend vom einfachen Reiz-Reaktionsschema festhalten. (Näheres hierzu s. auch NASCHOLD 1973). Zu Beginn der Wirkungsforschung waren (im Rahmen der Propagandaforschung im 2. Weltkrieg) Interessen der Untersuchungen völlig auf die beiden Faktoren "Aussage" und "Wirkung beim Rezipienten" zentriert. Nicht integrierbare, sich widersprechende Ergebnisse und die immer offensichtlicher werdende Fruchtlosigkeit der so konzipierten Untersuchungen führte in einer nächsten Phase zur Einführung intervenierender Variablen in das S-R-Konzept. Hierbei handelte es sich zuerst um "psychologische" Merkmale (individuelle Unterschiede, Persönlichkeitsfaktoren, Einstellungen, aber auch um Aspekte wie Informationsauswahl, -aufnähme, - behalten). Primär wurden diese direkt auf den Rezipienten bezogen, aber auch indirekt in der Beurteilung des Kommunikators (z.B. Glaubwürdigkeit) und in den Reaktionen auf formale Aussagecharakteristika (zweiseitige - einseitige Argumentation; explizi te - implizite Schlußfolgerungen etc.) berücksichtigt. Eine nächste Erweiterung erfolgte durch das Einbeziehen "soziologischer" Variablen, die sich ebenfalls in erster Linie auf den Rezipienten bezogen. So wurden nun z. T. sozialstrukturelle Faktoren wie Status, Alter, Geschlecht, Bildung etc. und im nächsten Schritt vor allem soziale Bezüge des Rezipienten in Gruppe und Kleingruppe bedacht. Die letzte und deutlichste Erweiterung der Wirkungsforschung über die bekannte Lasswell-Formel: "wer sagt was, in welchem Kanal, zu wem, mit welchem Effekt" hinaus, berücksichtigt soziale, kulturelle und gesellschaftliche Aspekte, die Normen, Werte, Zielvorstellungen des Rezipienten bestimmen. Hier ist nach de FLEUR (1970) der bisherige Endpunkt theoretischer Zugänge zur Massenkommunikationsforschung, die prinzipiell am Reiz-Reaktionszusammenhang festhalten, erreicht. Diese weiteste Konzeption von traditioneller Wirkungsforschung ist jedoch in der Forschungspraxis kaum vorfindbar. Hier handelt es sich auch heute noch in erster Linie um das durch psychologische und begrenzte soziologische Variablen erweiterte S-R-Modell, in dem zusätzlich die Variable Medium aufgrund des wachsenden Stellenwerts massenmedialer Vermittlung etwas mehr Beachtung gewonnen hat. Zielpunkt der überwältigenden Mehrheit der Untersuchungsvorhaben ist aber weiterhin der Rezipient und seine Reaktionen auf gegebene Botschaften, Informationen, Beeinflussungsversuche etc. Zwar steht der Rezipient in diesen Ansätzen im Zentrum des Interesses, aber zum einen als isolierter, inaktiver, abhängiger Faktor, der den Intentionen des Kommunikators durch Medieninhalte, als "Vermittlungsinstanz zwischen
9 Absicht und Wirkungen" (BERGHAUS 1974, S. 331) ausgesetzt wird; und zum zweiten als Bündel einzelner Einstellungen, die nebeneinanderstehend in ihrer Veränderung untersucht werden und nicht als denkender und handelnder Mensch. An beiden Charakteristika dieser Rezipientenauffassung klassischer Wirkungsforschung knüpfen aktuelle, unterschiedliche theoretische Zugänge zur Massenkommunikationsforschung in ihrer Kritik an dem "mechanistischen" S-R-Konzept an (BAUER 1973; NASCHOLD 1973, BERGHAUS 1974). Ausgehend vom symbolischen Interaktionismus gehen die Vertreter des "Nutzenansatzes" ("uses and gratifications approach"; s. BLUMLER und KATZ 1974) von der Frage aus, wie der Rezipient die Medien benutzt und wozu. Im Rahmen dieser Positionen wird das Publikum der Massenmedien nicht mehr als bloßes Reizziel aufgefaßt. Dem Fernsehzuschauer, Radiohörer, Zeitungsleser etc. wird eine eigenaktive Rolle bei der Auswahl und vor allem, bei der Deutung und Interpretation der Botschaften und Informationen zugestanden. "Der Zuschauer definiert seine Situation selbst, unabhängig von der Intention des Kommunikators, und die Sendung stellt einen Wirklichkeitsbereich dar, der als einer unter anderen in einer vom Kommunikator nicht steuerbaren Weise in die Situationsdefinition des Rezipienten eingeht." (BERGHAUS 1974, S. 332). Auch TEICHERT (1972/1973) geht in einem handlungstheoretischen Ansatz davon aus, daß neben der bisher allein betrachteten objektiven Wirklichkeit der Medien den subjektiven Interpretationen des Publikums eine größere Bedeutung zukommt. Resultate dieser Überlegungen sind Konzepte, die die Medienaussagen und -inhalte weniger als zwingende objektive Ursachen für objektive Wirkungen betrachten, sondern vielmehr als Informationsangebot, das erst durch die Interpretation des Rezipienten an Relevanz für diesen gewinnt. Im interaktionistischen Verständnis wird somit dem Deutungsprozeß des Rezipienten zwischen dem Informationsangebot und der möglicherweise Wirkung verursachenden Aussage die entscheidende Rolle zugeschrieben. TEICHERT ergänzt im Rahmen seiner sehr differenzierten Darstellung in der Beschreibung der Handlungsrolle des Zuschauers diese "aktive Perspektive" durch die "passive Perspektive" (Ohnmacht des Rezipienten) die "reflektive Perspektive" (Diskussion eigener Handlungsentwürfe) und die "situationsspezifische Perspektive" (Definitionen der Empfangssituation) die erst zusammen "hinreichend die aktive Rolle des Zuschauers im Prozeß der Massenkommunikation" beschreiben (s. TEICHERT 1973, S. 382). KOHLI (1977) betont in seinem "Vermittlungsmodell" vor allem den Aspekt des "Rezeptionsprozesses" und der "Vermittlung von Fernsehen und eigener Lage". Er führt also die oben skizzierten Nutzungsansätze weiter, indem er vor allem nach der Relevanz der massenmedial (speziell durch Fernsehen) vermittelten Informationsangebote und der ausgelösten Interpretationen für die "persönliche Lage", das
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"Alltagshandeln" und die Verknüpfungsmöglichkeit mit eigenen Deutungsmustern fragt. (KOHLI 1977, S. 73) Er verweist damit in seinen Darlegungen auf einen Aspekt, der hier nicht näher ausgeführt werden kann, dem aber im Gegensatz zu seiner bisherigen Vernachlässigung in der Medienwirkungsforschung eine große Bedeutung zukommt und den auch BAACKE in seinen Reflexionen zur Produktanalyse hervorhebt: die Berücksichtigung von Lebenswelt und Alltagsbewußtsein, Ansprüchen und Bedürfnissen der Rezipienten (BAACKE 1977). Die hier nur kurz skizzierten Positionen der am symbolischen Interaktionismus orientierten Nutzungsansätze, die häufig dem traditionellen Wirkungsansatz konträr gegenübergestellt werden, bergen jedoch vor allem in ihrer Verabsolutierung auch Gefahren, die ihre Berücksichtigung in der vorliegenden Arbeit lediglich als notwendige Ergänzung und Erweiterung des Wirkungskonzepts bestimmen. Als eine solche Gefahr soll die mögliche Überbetonung von subjektiven Deutungen gegenüber faktisch gegebenen Informationen bzw. objektiven massenmedialen Beeinflussungen genannt werden. So kommt es zu Einschätzungen, die von SCHWARZ (1976) auch schon an der traditionellen Publikumsforschung kritisiert werden, wie z.B. die lange Zeit als abgesichert betrachtete Tendenz, daß massenmediale Wirkungen mehr durch Publikumseigenschaften (hier: -deutungen) als durch Medieninhalte bestimmt sind und zu dem damit verbundenen Effekt einer "Entdramatisierung der politischenBedeutsamkeit der Inhalte" (SCHWARZ 1976, S. IX). Diesbezügliche Einschätzungen von Autoren der interaktionistischen Forschungsrichtung gipfeln dann in Aussagen wie: "so gilt nunmehr stärker die Annahme, daß nahezu jeder Inhalt in beliebiger Weise der Wirklichkeits- und Identitätssetzung des Rezipienten dienen kann,...." (TEICHERT 1972, S. 437; Unterstreichung v. Verf.). Ergebnis solcher Schlüsse kann parallel zu der traditionellen S-RWirkungsforschung die Unterschätzung von Einflüssen der Massenmedien auf die Rezipienten sein. In einem Fall ist dies bedingt durch widersprüchliche Einzelergebnisse kurzfristiger Effektsuche und die (z.B. von KLAPPER 1963) interpretierte Tendenz der Medien, bestehende Einstellungen lediglich zu festigen und nicht zu verändern, im anderen Fall durch die Zuschreibung beliebiger Konsequenzen je nach Empfängerdeutung massenmedialer Aussagen, die Verneinung objektiver Grundlagen und die Verabsolutierung subjektiver Wahrnehmungen. Eine Verschiebung des Hauptaugenmerks von starren und einseitigen Ursache-Wirkungsvorstellungen der traditionellen Medienforschung zu einer stärkeren Akzentuierung von Interaktions- und Interpretationsprozessen der Massenkommunikation scheint notwendig. Eine Beschränkung auf den handelnden Rezipienten, läßt jedoch sowohl die durchaus notwendige Untersuchung der Intention von Einzelkommunikatoren und massenmedialer Bewußtseinsbeeinflussung in den Hintergrund treten, wie die Frage nach der realen
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Existenz des "aktiven" Rezipienten von Massenmedieninformationen (ganz abgesehen davon, daß auch der interpretierende Zuschauer primär reagierender Kommunikationspartner bleibt). Sowohl die festgelegte zwangsläufige Zuschreibung bestimmter Wirkungen auf bestimmte objektive Ursachen in der Wirkungsforschung als auch die These der absoluten subjektiven Deutungs- und Definitionsbedürftigkeit von Aussagen in Massenmedien wird hier zurückgewiesen. Nach DRÖGE (1973) wird der Wirkungsbegriff nicht als "zufällige Abstraktion der Forschung" verstanden, sondern als "die wirkliche Bestimmung der bürgerlichen Massenmedien" (DRÖGE 1973, S. XXI) und deshalb in Konzeption und Untersuchung beibehalten. 'Wirkung1 wird hier jedoch nicht eingeschränkt auf direkte Einzeleffekte formaler Variablen auf Eigenschaften, Einstellungen oder Verhalten. Mit der Untersuchung von 'Glaubwürdigkeit' und deren Veränderung wird versucht ein sozial-attribuiertes, interprétatives Konzept mit einstellungs- und handlungsleitenden Qualitäten zu erfassen. Eine Erweiterung der Wirkungsfrage um subjektive Aspekte der Mediennutzer und Mediennutzung (hier Fernsehrezipienten und Fernsehnutzung) vor allem im Rahmen der Erfassung und Interpretation von Rezipientenaussagen und Deutungsmustern auf dem Hintergrund breiterer Bewußtseinsstrukturen wird daher für notwendig erachtet. Unter diesen Prämissen läßt sich die vorliegende Orientierung in folgender These treffend fassen: "Zusammenfassend kann man sagen, daß ein "aufgeklärter" von den bislang dominierenden S-R-Vorstellungen über menschliches Verhalten losgelöst betriebener Wirkungsansatz als Frage nach der Relation zwischen den Kommunikatorintentionen und gleichsam "objektiven" Konsequenzen bestimmter massenmedialer Botschaften als durchaus legitim, sinnvoll und möglich angesehen werden kann." (BREDOW-INSTITUT Hdb. 73/75, S. A2 3) 2.2 Glaubwürdigkeit Nach dieser Klärung theoretischer Ausgangspositionen rückt die Notwendigkeit der thematischen Einschränkung von Wirkungsqualitäten des Mediums auf den Bereich urte iisbestimmender und handlungsleitender Einstellungen in den Mittelpunkt der Diskussion. Zentraler Begriff ist hier die dem Medium und seinen informativen Programmanteilen zugeschriebene Glaubwürdig^ keit. Neben den zahlreichen in der traditionellen Wirkungsforschung untersuchten Massenkommunikationsfaktoren (Aussagen, Rezipienten, Empfangssituationen etc., s.o.) kann im Rahmen der weniger häufigen Untersuchungen (HALMOS 1969; HALLORAN 1969; BROWN 1969) von Kommunikatorvariablen und in den noch recht spärlichen empirischen Betrachtungen der Massenkommunikationsmedien mit Sicherheit der Aspekt der Glaubwürdigkeit als der meist und vielfältigst
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untersuchte genannt werden (weitere untersuchte Medienvariablen: Attraktivität, Ähnlichkeit: ROKEACH 1960/61; Bekanntheit und Sympathie; HARVEY 1962; Macht etc.). Da der Variable 'Glaubwürdigkeit1 auch in der vorliegenden Untersuchung zu Einschätzungen und Einstellungen zum Medium Fernsehen und ihrer Veränderung aufgrund fernsehkritischer Sendungen eine zentrale Rolle zufällt, sollen die wichtigsten und für die vorliegende Fragestellung relevantesten Überlegungen und Untersuchungen zu dieser Variable hier berücksichtigt werden. Hierbei ist es notwendig auf Resultate der vorne in Ansatz, Vorgehensweise und Methodologie kritisierten positivistischen Massenkommunikationsforschung zurückzugreifen. Ein Grund dafür ist, daß keine Untersuchungen und Ergebnisse alternativer Empirie zu dem infragestehenden Bereich vorliegen. Zum zweiten wird hier davon ausgegangen, daß auch im Rahmen dieser Forschung zutreffende und wichtige Erkenntnisse gesammelt wurden, auf die dann berechtigt aufgebaut werden kann, wenn zum einen ihr Zustandekommen, ihre Beschränkungen und ihre Aussagekraft bedacht werden und zum anderen versucht wird ihre kritisierten Schwächen zu überwinden. 2.2.1 Glaubwürdigkeit als Kommunikatorvariable Wie bereits erwähnt, beziehen sich der Aspekt 'Glaubwürdigkeit' und die eng verwandte Dimension 'Prestige' in der Wirkungsforschung vornehmlich auf die beiden Faktoren Kommunikator und Medium im Kommunikationsprozeß. Nach DRÖGE, WEISSENBORN, HAFT (1967; 1972) handelt es sich bei diesen Variablen nicht um "direkte" Einflußfaktoren auf die Wirkung von Aussagen, sondern um indirekte, über subjektive Einschätzungen und Interpretationen der Rezipienten vermittelte Größen mit erheblichem Einfluß auf Art und Ausmaß von Kommunikationswirkungen. (KLAPPER 1960; HOVLAND, JANIS & KELLEY 1953). Die bekanntesten Untersuchungen zur Variable 'Glaubwürdigkeit' wurden im Rahmen des YALE COMMUNICATION RESEARCH PROGRAMM von HOVLAND und Mitarbeitern durchgeführt und bilden trotz ihrer Beschränkung auf interpersonale Prozesse die Grundlage neuerer an massenmedialen Strukturen orientierter Forschung. 1951 fanden HOVLAND & WEISS im o.g. YALE Programm, zur Erforschung unterschiedlicher Propagandaansätze, daß zwar die Aufnahme und das Behalten von Informationen über Fakten nicht vom Glaubwürdigkeitsgrad des Kommunikators beeinflußt wurde, aber Richtung und Grad der Meinungsänderung der Rezipienten u.a. eindeutig von der der Quelle zugeschriebenen Glaubwürdigkeit abhing. Die gefundenen unterschiedlichen Effekte in bezug auf "Fakten-" und "Meinungs"-Vermittlung unterstützen Ergebnisse von HOVLAND, LUMSDAINE & SHEFFIELD 1949 sowie HOVLAND, JANIS & KELLEY 1953, die einerseits die Möglichkeit der Fakten-Informationsvermittlung und des dadurch erzielten Wissenszuwachses bewiesen, andererseits zusätzlich belegten, daß
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im Falle von Fakten-Information Unterschiede in Aufnahme und Behalten vor allem mit der Lernfähigkeit des Rezipienten in Beziehung standen, während bei Meinungsbeeinflussung vor allem der Grad der Botschaftsakzeptanz durch das Publikum die unterschiedlichen Effekte bewirkte. Die oben zugrundeliegende Hypothese, daß Meinungsänderung in erwünschter Richtung eher dann zu erwarten ist, wenn eine Quelle mit hoher zugeschriebener Glaubwürdigkeit die entsprechende Botschaft verbreitet, als wenn dies durch einen Kommunikator mit niedriger Glaubwürdigkeit geschieht, wurde in einer Folgeuntersuchuna von KELMAN & HOVLAND (1953) erneut bestätigt. Hier konnte, wie auch schon von HOVLAND & WEISS (1951), festgestellt werden, daß dieser Effekt unterschiedlicher Glaubwürdigkeit nur relativ kurzfristig anhielt und in Untersuchungen der gleichen Stichprobe nach gewisser Zeit zurückging und verschwand. Die Erklärung dieses Prozesses, daß zwar Meinungsänderungen bestehen bleiben, sich die Beurteilungen der Rezipienten glaubwürdiger und unglaubwürdiger Quellen aber angleichen, leistet HOVLAND mit dem "sleeper effect". Hier wird davon ausgegangen, daß eine Zeit nach erfolgter Kommunikation die kognitiven Verknüpfungen von Kommunikator und Aussage schwächer werden, sich lösen. Nicht durch einfaches "Vergessen" sondern durch weniger spontanes Assoziieren der Quelle wirkt lediglich der Inhalt der Botschaft, jetzt nicht mehr beeinflußt durch die Relation zu einem mehr oder weniger glaubwürdigen Kommunikator (HOVLAND & WEISS 1951). Ein "sleeper effect" wurde verhindert, sowie KELMAN & HOVLAND (1953) den Vpn der Langzeitmessung dieQuelle der Aussagen in Erinnerung riefen. In neueren Untersuchungen gelang eine Bestätigung des "sleeper effects" nur teilweise (GILLIG & GREENWALD 1974) . Als in einer Einzeluntersuchung von MANDELL & HOVLAND (1952) im Rahmen des YALE-Untersuchungs-Programms die erwartete, deutlich signifikante Wirkung des hoch glaubwürdigen Kommunikators auf die Meinungsänderung der Rezipienten ausblieb, wurde klar, daß das Konstrukt 'Glaubwürdigkeit' seinerseits aus einzelnen Komponenten zusammengesetzt ist, denen je nach verschiedenen Rahmenbedinqungen (Aussageinhalt, Publikum, Publikumserwartunaen etc.) unterschiedliche Bedeutung und Wichtigkeit zukommt (HOVLAND, JANIS & KELLEY 1953). So hatten MANDELL & HOVLAND (1953) und HOVLAND & WEISS (1951) als Glaubwürdigkeitsaspekt die (zugeschriebene) Vertrauenswürdigkeit ("trustworthiness") des Kommunikators untersucht, während KELMAN & HOVLAND (1953) und HOVLAND, JANIS & KELLEY (1953) auch das Merkmal der (zugeschriebenen) Sachkenntnis ("expertness") berücksichtigen. Sachkenntnis (s. auch KULP 19 34) wird einem Kommunikator zugeschrieben, der als Quelle richtiger, zutreffender Information und Interpretation gilt; Vertrauenswürdigkeit beruht auf der dem Kommunikator zugeschriebenen Absicht, "ehrlich und wahr" zu informieren. Beide Aspekte können als eng verknüpft angenommen werden, obwohl sie unter verschiedenen Bedingungen unterschiedliches Gewicht erhalten.
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Ein deutlicher Zusammenhang konnte auch zwischen der Variable Glaubwürdigkeit (insbesondere Vertrauenswürdigkeit) und dem Aspekt der Kommunikatorabsieht festgestellt werden. So erlauben Untersuchungen von LAZARSFELD, BERELSÖN & GAUDET (1948); sowie DOOB (1948) die allgemeine Aussage, daß Kommunikatoren mit bestimmter (z.B. überzeugungs-) Absicht oder Kommunikatoren, denen vom Rezipienten bestimmte (z.B. eigennützige) Absichten unterstellt werden, gemeinhin als unglaubwürdiger und weniger vertrauensvoll angesehen werden, somit entsprechend geringere Wirkungen in bezug auf Meinungsänderung erreichen . Eine Arbeit von MILLS & ARONSON (1965) weist jedoch deutlich darauf hin, wie notwendig die Betrachtung auch dieses Aspekts der Kommunikation im Zusammenhang mit anderen Kommunikatorvariablen ist. So konnten sie eine eher gesteigerte Wirksamkeit von attraktiven Kommunikatoren feststellen, die eigene Absichten explizit darlegten . DieNotwendigkeit der Berücksichtigung ähnlicher Interdependenzen ergibt sich auch für die zahlreichen zusätzlichen Variablen im Kommunikationsprozeß, die im Zusammenhang mit Kommunikatorglaubwürdigkeit untersucht wurden, die jedoch aufgrund ihrer geringeren Relevanz für die Fragestellung nicht näher aufgeführt werden können, so z.B. ego-involvement (JOHNSON & SCILEPPI, 1969), persönliche Nähe (JOHNSON & STEINER, 1968) Diskrepanz zwischen Rezipientenposition und Aussage (ARONSON, TURNER & CARLSMITH, 1963) Diskrepanz zwischen Rezipientenposition und Kommunikatorabsicht (ERWING, 1942), "relevante" und "irrelevante" Glaubwürdigkeitsaspekte (ARONSON & GOLDEN 1962) etc.. Die notwendigerweise differenzierte Betrachtung der Effekte unterschiedlicher Variablenkombinationen im Zusammenhang mit Prestige und Glaubwürdigkeit von Kommunikatoren darf zwar einerseits nicht darüber hinwegtäuschen, daß eine größere Wirkung hochglaubwürdiger Quellen eigentlich durchgängig feststellbar war, und so die allgemeine Aussage der Überlegenheit glaubwürdiger Kommunikatoren aufrechterhalten werden kann, andererseits scheint eine Erweiterung und Ergänzung des Experten - / Vertrauenskonzepts der Glaubwürdigkeit sowohl für interpersonale Kommunikation (SCHWEITZER & GINSBURG 1966) als auch vor allem für Massenkommunikationsprozesse über Medien von großer Bedeutung. 2.2.2 Glaubwürdigkeit in der Massenkommunikation Ein Problem in der Übertragung der bisher aufgeführten Untersuchungen, derer Ergebnisse und genereller Tendenzen in den Bereich der Massenkommunikation, stellt sich im Hinzutreten des Mediums als Informationsträger und Institution in den Kommunikationsprozeß.
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Im Zusammenhangmit der hier zur Diskussion stehenden Variable Glaubwürdigkeit tauchen die Fragen auf, ob dem Medium selbst ein Image und damit auch ein bestimmtes Maß an Glaubwürdigkeit zugemessen wird, in welcher Beziehung dieses zur Glaubwürdigkeit des (darin auftretenden) Kommunikators steht, wie die Rezipientenbewertung von Medien und Kommunikatoren (in bezug auf Fernsehen auch noch Programmen und Programmsparten) zu differenzieren ist etc.. DRÖGE, WEISSENBORN & HAFT (1969/197 3) gehen davon aus, daß "im Bewußtsein der Rezipienten der Kommunikator als interdependenter Faktor im Stimulusfeld sehr eng mit dem Medium verbunden (ist). Deshalb sind beide Variablen-Komplexe sehr häufig unter dem Stichwort "Quelle" behandelt. Dies deutet an, daß die Scheidung relativ schwerfällt, denn wenn ein Kommunikator oder das Medium bei den Rezipienten ein gut durchstrukturiertes Image besitzen, dann wird dieses Image sehr häufig auf den jeweils anderen Teil, der subjektiv weniger konturiert erscheint, projiziert." (S. 1+4). Wirklich findet der Leser in nahezu allen diesbezüglichen Veröffentlichungen diese "Lösung" des Problems, wenn sowohl die Bewertung des Kommunikators, als auch die des Mediums, sowie die seiner Programmbestandteile behandelt werden. Hier soll, obwohl der Aussage von DRÖGE, WEISSENBORN & HAFT in gewissem Grad zugestimmt werden muß, aus verschiedenen Gründen nicht diesen allgemeinen Konventionen gefolgt werden. Einmal liegt in der Gleichbenennung und Betrachtung von Kommunikator- und Medienbeurteilung im Einheitskonzept "Quelle" der Versuch oder zumindest die Gefahr einer Reduktion massenmedialer Prozesse und Strukturen auf interpersonale Kommunikation. Zum anderen bleibt die oben nach DRÖGE, WEISSENBORN & HAFT (1969/1972) zitierte Erklärung oder Begründung über eine "sehr enge" Verbindung beider Faktoren im Bewußtsein der Rezipienten eine bisher unbelegte Behauptung. Drittens läßt sich allein auf der Plausibilitätsebene ableiten, daß es unbedingt notwendig ist, vor allem dort, wo z.B. beide Größen eine ähnlich gute Strukturierung im Bewußtsein der Rezipienten aufweisen, sehr genau die Beurteilungsunterschiede zu untersuchen (z.B. Beurteilung des Mediums Fernsehen, Beurteilung der Sparte politische Magazine im Fernsehen, Beurteilung eines bestimmten politischen Magazins und des Redakteurs, Beurteilung einer Sendung, e iner Reportacre dieses Magazins etc. ) · Hier sind inhaltlich genau nach Einzelfaktoren differenzierte Resultate der formalen Behelfslösung "Quelle" vorzuziehen. Konsequenz ist im vorliegenden Fall zum einen, daß das Medium (hier: Fernsehen) und dessen Bewertung in der folgenden Darstellung relevanter Forschungsergebnisse als mit den Massenkommunikationsfaktoren Aussage, Kommunikator, Rezipient etc. interdependente aber eigenständige Variable behandelt wird, und zum anderen, daß in der folgenden Untersuchungskonzeption eine differenziertere Betrachtung von Medium und Einzelbotschaft berücksichtigt wird.
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Da im folgenden schwergewichtig auf den Aspekt der Medienbeurteilung eingegangen wird, soll hier hervorgehoben werden, daß es sich bei den Untersuchungen zur subjektiven Bewertung und Interpretation von Massenmedien durch die Rezipienten nicht um eine Sparte der Medienwirkungsforschung handelt, die im oben kritisierten Ausmaß an Einzelreaktionen von Rezipienten auf Einzelaussagen in Medien konzentriert ist, sondern um eine Identifizierung längerfristiger meinungs-, einstellungsund handlungsbeeinflussender Faktoren und Prozesse im Massenkommunikationszusammenhang. 2.2.3 Prestige und Glaubwürdigkeit des Fernsehens Als erster Medien-Bewertungsaspekt innerhalb von Massenkommunikationsprozessen soll kurz das Prestige angesprochen werden. Zwar können auch Kommunikatoren in der interpersonalen Kommunikation Prestige (meist aufgrund von Berühmtheit etc.) besitzen, doch können Massenmedien neben eigenem Prestige solches an Personen verleihen, die in ihnen gewürdigt werden, auftreten, zu Wort kommen etc. (LAZARSFELD & MERTON 1948). D.h. Medien, wie z.B. Fernsehen sind imstande, öffentliches Prestige auf Kommunikatoren, Aussagen und Aussagegegenstände zu übertragen (DRÖGE 1966). Andererseits wird das Prestige der Medien durch die Präsentation prestigebesetzter Personen aufgebaut und gestützt. MALETZKE (1963), der sich dieser, der Variablen Glaubwürdigkeit sehr verwandten Dimension ausführlich widmet, geht am Beispiel Fernsehen davon aus, daß nicht nur ein Image des Kommunikators beim Rezipienten herausgebildet wird, sondern ebenfalls ein Image der Institution, des Senders, der Programme und des Mediums. Er postuliert wie zahlreiche andere Autoren weiterhin ein stark prestigehaltiçres Image des Mediums Fernsehen, das die Beeinflussung der Rezipienten durch Fernsehbotschaften beträchtlich erhöht. MALETZKE leitet dies u.a. aus Befragungen zum subjektiven Bedeutungsgrad verschiedener Medien ab, bei denen die größte Zahl der befragten Rezipienten dem Fernsehen den Vorzug geben würde, wenn nur ein einziges Medium zur Verfügung stünde (MALETZKE 1963). Er weist allerdings auf die Unterschiedlichkeit der Resultate verschiedener Untersuchungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten hin, die jedoch den Trend des Fernsehens an die Spitze der Prestigehierarchie der Massenmedien erkennen lassen. Fanden noch SCHRAMM, LYLE & PARKER (1961) in einer Befragung zur Glaubwürdigkeit lediglich bei Kindern eine deutliche Präferenz fürs Fernsehen, während sich z.B. die Väter für die Presse entschieden, und schlossen daraufhin auf die Bestimmung dieser Variablen durch Faktoren, wie: Alter, Geschlecht, geistige Fähigkeiten, Schichtzugehörigkeit, Schulbildung etc., so berichtet SILBERMANN (1966) von einer über Alter, Geschlecht, Beruf und Schulbildung nahezu gleichbleibende überwältigende Entscheidung für Fernsehen als verläßlichstes Medium. Nach 1962 hatte im Rahmen einer EMNIDumfrage der Rundfunk diese
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Position eingenommen. Auch in den folgenden neueren Untersuchungen wurden gewisse Unterschiede im Mediengebrauch, in der Medienpräferenz und Medienbewertung zwischen Angehörigen unterschiedlicher Geschlechts-, Altersund Beschäftigungs-, Status- und Interessengruppen gefunden. Eine detailliertere Analyse dieser Unterschiede ist hier nicht möglich und wegen der beschriebenen Durchgängigkeit der Haupttendenzen nicht notwendig. Es sei deshalb diesbezüglich auf die im folgenden aufgeführten Originaluntersuchungen verwiesen. Im Zusammenhang mit dem Versuch der Klärung der Frage: welches Prestige und welche Glaubwürdigkeit wird den Anstalten und den Medien insgesamt zugeschrieben, berichtet das BREDOW-Institut 1968 über eine Befragung eines repräsentativen Samples von 2.398 Erwachsenen ab 18 Jahren, die eine durchgehend hohe Wertschätzung des Fernsehens erbrachte. 53,8 % der Befragten äußerten sich überwiegend positiv zum Medium und halten Fernsehen für wirklich interessant, 77 % sehen fern, um etwas dabei zu lernen, 62,2 % halten Fernsehen für das wichtigste Medium und 51,5 % für das politisch wichtigste. Das Fernsehen wird außerdem für das politisch unabhängigste Medium gehalten; bringt für 58,8 % der Befragten die vollständigste Information und für 57,6 % die sicherste Information über politische Ereignisse. 1972 berichtete GROOMBRIGDE über eine Umfrage der TIMES 1970, in der 56 % der Befragten angaben, über Fernsehen die größte Hilfe zu bekommen, zu erfahren und zu verstehen, was in ihrer Heimat (England) geschieht. Daß Fernsehen für den überwältigenden Teil der Rezipienten das glaubwürdigste Massenmedium geworden ist, belegen auch die ROPER RESEARCH-ASSOCIATES-Studien von 1969 (ROPER 1969) die über einen Zeitraum von 10 Jahren durchgeführt wurden. Obwohl MERRILL & LOWENSTEIN (1971) diese Studien sowohl inhaltlich als auch forschungsmethodisch äußerst kritisch betrachten, scheint zumindest die oben getroffene allgemeine Aussage im Lichte der zahlreichen internationalen Bestätigungen zutreffend. So kann STEINBORN (1973) über eine Repräsentativbefragung in der Bundesrepublik berichten, die 1970 das Fernsehen als Medium mit der höchsten Glaubwürdigkeit identifizierte (70 %). GREULICH (1973) verweist auf eine Befragung, in dem die Aussage: das Fernsehen "berichtet wahrheitsgetreu und gibt die Dinge immer so wieder, wie sie wirklich sind" von 56 % der Befragten bejaht wurde (GREULICH 1973, S. 153). Den Aspekt Glaubwürdigkeit behandelt am differenziertesten eine Untersuchungsreihe des EMNID-Institutes (1962, 1964, 1968) auf die sich DRESCHER (1969) bezieht. Nach der Feststellung, daß von 1962 (40 %) über 1964 (57 %) bis 1968 (73 %) die Anzahl der Rezipienten die im Fernsehen ihre Hauptinformationsquelle zu Tagesund Weltgeschehen sehen, deutlich steigt, wird hier bei einer Antwortquote von 80 % deutlich, daß 2/3 der Befragten Fernsehen als glaubwürdigstes Medium betrachten.
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In der Gruppe der Befragten, die Fernsehen als Hauptinformationsquelle nannten, sind dies 80 % der Befragten; in der Gruppe, die die Zeitung als Hauptinformationsquelle nannten, immer noch 60 %, die dem Fernsehen höchste Glaubwürdigkeit zusprechen. Diese Ergebnisse und der eindeutig nachgewiesene Trend, daß Fernsehen zwischen 19 62 und 19 68 sowohl in der Verbreitung als auch in der Glaubwürdigkeitszuschreibung stetig steigt, veranlaßten den Autor schon damals zu der Aussage: "Die beherrschende Stellung des Fernsehens als am häufigsten frequentierte und für am glaubwürdigsten gehaltene Informationsquelle über das Welt- und Tagesgeschehen steht also außer Frage" (DRESCHER 1969, S. 178). 2.2.4 Ursachen der Fernsehglaubwürdigkeit Besonders bedeutsam für die vorliegende Fragestellung scheinen diese Untersuchungen des EMNID-Instituts jedoch vor allem, weil hier der Versuch gemacht wird, eine systematische empirische Erhebung der subjektiven Ursachen und Quellen für Glaubwürdigkeitszuschreibungen an das Medium Fernsehen durchzuführen. Die meisten Autoren, die sich mit der Glaubwürdigkeit des Mediums Fernsehen beschäftigen, leiten die Ursachen für diese aus theoretischen oder introspektiven Überlegungen zu inhaltlichen, formalen, strukturellen etc. Charakteristika des Mediums ab. Im Mittelpunkt steht hier primär die Vertrauenswürdigkeit des Massenmediums Fernsehen aufgrund seines audiovisuellen Charakters und des damit verbundenen Authentizitätseindrucks (STEINER 1963, GROOMBRIDGE 1972, Mc QUAIL 1973, WEAVER 1975, etc.). Nach MALETZKE (1963) sind visuelle Medien wie Film und Fernsehen allein deshalb besonders wirksam und glaubwürdig, weil sie Bilder präsentieren und so den stärksten Eindruck von Realität vermitteln. GRITCHLEY (1969) hebt hervor, daß der Fernsehrezipient dem eigenen Augenschein trauen muß. Es stellt sich scheinbar nicht die Frage, zu glauben, was erzählt wird, sondern zu glauben, was man mit eigenen Augen sieht. Der Rezipient fühlt sich als Augenzeuge. KNILLI (1971) spricht hier auch von "Augenzeugenideologie" (S. 13). Eine Position, die von HICKETHIER (1976) aufgenommen wird, der darauf hinweist, daß allein der Begriff "Fernsehen" den Eindruck vermittelt, der Zuschauer könne in die Ferne sehen, bekomme die entfernte Wirklichkeit insHaus geliefert. Eine ähnliche Einschätzung vertritt auch MARLOCK (1975), der die technische Perfektion des Mediums Fernsehen bei der Reproduktion der Realität hervorhebt und darauf verweist, daß die Darbietung bewegter Bilder und Originalgeräusche in Anschaulichkeit und Eindrücklichkeit alle Medien übertrifft und den Eindruck von direktem eigenen Wahrnehmen und Miterleben ermöglicht. Dieser Aspekt der "Bildgläubigkeit" (DAHLMÜLLER, HUND & KOMMER 1973, S. 106) als eine Hauptursache der Glaubwürdigkeit des Fernsehens wurde auch schon in der oben angesprochenen EMNID-Untersuchung festgestellt,
19 nachdem sich die größte Gruppe der Befragten dazu bekannt hatten, "die visuelle Information - also das, was man mit den Augen selbst sehen kann - als den eigentlichen und den hauptsächlichen Maßstab für die Glaubwürdigkeit anzusehen" (DRESCHER 1969, S. 178). Dieser Authentizitätseindruck beim Rezipienten wird selbstverständlich unterstützt durch diesbezügliche Äußerungen von Fernsehmachern und Fernsehmächtigen in der Öffentlichkeit. So meint der Tagesschauredakteur Michael Abend: "Unsere Authentizität ist keine Aura, sondern sie ist Tatsache" und Oskar Toppel von der ZDF-Redaktion "Themen des Tages": "Bei uns dagegen erleben Sie immer selbst ein Stück Wirklichkeit mit", (zit. nach HICKETHIER 1976, S. 22 3) Es wurden in den Überlegungen zur Glaubwürdigkeit des Fernsehens jedoch weitere Faktoren betrachtet, die über diese visuelle Quelle der Vertrauenswürdigkeit hinausgehen. Zu erwähnen ist einmal das schon angesprochene Prestige des Mediums, übertragen durch auftretende Berühmtheiten (PROBST & HASLER 1973) und durch Präsentation von Experten und Wissenschaftlern mit ihren Forschungsergebnissen (RONNEBERGER 1971) und erworben durch eine gewisse Kontrolle über Ausgangspunkte von Diskussionsthemen, über "Wahrheit" und über öffentliche Meinung (Mc OUAIL 1973). Ein verwandter Aspekt ist die Allgegenwärtigkeit und die scheinbare Allwissenheit des Fernsehens, personifiziert in, dem Publikum meist bekannten und verehrten Berichterstattern vor Ort (HICKETHIER 1976) denen man als persönlich engagierten, aber fairen und unparteiischen Experten vertraut (WEAVER 1975). Verbunden mit dieser "Unparteilichkeit" der Kommunikatoren wird vor allem von SCHWARZ (1974/1976) BUSELMEIER (1975) und DAHLMÜLLER, HUND & KOMMER (1973) der quasi 'amtliche' und 'offiziöse' Charakter des Mediums als Glaubwürdigkeitsquelle betont. Ausgehend von einer Frage zur parteipolitischen Neutralität des Fernsehens im Rahmen der Fernsehstudie des BREDOW- Instituts (1968), die von 72,5 % der Befragten angenommen wurde, kommt SCHWARZ (1974) zu der Einschätzung: "zahlreiche empirische Untersuchungen haben die nahezu uneingeschränkte Glaubwürdigkeit der gleichsam 'amtlichen' Fernsehinformation für das Publikum feststellen können" (SCHWARZ 1974, S. 114). Er schließt auf ein Fehlen von Ideologieverdacht und prinzipiellem Mißtrauen, sowie auf dieEinschätzung des Fernsehens als "über den Klassen stehende Einrichtung". Von ihm, wie von zahlreichen anderen Autoren (HICKETHIER 1976; HUND 1976; und anderen) wird hier außerdem'darauf verwiesen, daß das Fernsehen selbst diesen Eindruck des Publikums deutlich unterstützt (z.B. durch offizielle Nachrichtensprache, Präsentation großer Politik und deren offizieller Vertreter, die Ausgewogenheitsdebatte oder auch nur durch die Hervorhebung der Konzeption als öffentlich-rechtliche Anstalten.) Auch dieser Aspekt der offiziellen "amtlich gut kontrollierten Institution, der das Lügen verboten ist"
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(DRESCHER 19 69, S. 179) wurde in der EMNID-Untersuchung in der Rezipientenbefragung als Vertrauensbasis offensichtlich. Daneben wurden die Orientierung des Fernsehens an Tatsachen, der Medienzwang zur Konzentration auf Zeigbares (eng verbunden mit der visuellen Glaubwürdigkeitsquelle) und die damit assoziierte Nähe vom wirklich gegebenem Objekt, sowie die Aktualität und die Schnelligkeit der Fernsehinformation als Glaubwürdigkeitsursachen im Rahmen dieser Befragung identifiziert (DRESCHER 1969) Aus dem bisher Gesagten wird deutlich, wie notwendig eine Differenzierung und Erweiterung der im interpersonalen Kommunikationsbereich von HOVLAND et al. untersuchten Glaubwürdigkeitskonzepte ist, wenn eine komplexe Größe wie das Massenmedium Fernsehen in seinen Bewertungsqualitäten durch die Rezipienten diskutiert wird. Zwar sind dieunterschiedlichsten Glaubwürdigkeitsquellen auch hier den Kernvariablen Vertrauenswürdigkeit und Experteneindruck zuzuordnen, doch sind die spezifischen Formcharakteristika des Mediums in der Interpretation der Medienglaubwürdigkeit zusätzlich zu berücksichtigen. Konsequenzen aus dem Gesagten ergeben sich sowohl für die folgende Diskussion der Notwendigkeit von Fernsehkritik und ihrer unterschiedlichen Ansätze (die ja trotz prinzipieller Verschiedenheit u.a. alle auf eine Verringerung von "Fernsehgläubigkeit" und zumindest unhinterfragter "Glaubwürdigkeit" des Mediums ausgerichtet sind) als auch für die Konzeption der Erhebungsverfahren für die Größe Glaubwürdigkeit in der vorliegenden Untersuchung zur Wirkung von Fernsehkritik. 2.3 Fernsehen und Fernsehkritik 2.3.1 Bedeutungsaspekte des informativen Fernsehens Nicht zuletzt der bereits angesprochene Verbreitungs- und Nutzungsgrad des Fernsehens sowie die oben diskutierten Charakteristika dieses Mediums, die hohe Glaubwürdigkeit zu sichern scheinen, führten zu einer kaum noch zu überschaubaren Anzahl von Reflexionen zu unterschiedlichsten Aspekten, vor allem im Hinblick auf verschiedene Wirkungen dieses Mediums und zu Einschätzungen wie: "Unter den Mächten, dieLeben, Bewußtsein und Verhalten des Menschen in modernen Gesellschaften steuern und beeinflussen, steht das Fernsehen schon heute an erster Stelle," (Beiheft zu: Die Welt und das Fernsehen, FWU 1974, S. 6) und: "Niemand kann sich dem Einfluß von Film und Fernsehen ganz entziehen. Ihre Aussagen wirken auf uns undprägen unser Denken und Handeln. Es liegt an uns, ob wir uns diesen Mächten gegenüber passiv verhalten, d.h. uns von ihnen mitreißen und beherrschen lassen oder ob wir uns aktiv selbsttätig mit den Medien und ihren Botschaften auseinandersetzen." (PROBST & HASLER 1973, S. 100) oder: "Es gibt nochkeine zureichenden wissenschaftlichen Un-
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tersuchungsergebnisse, auf denen sich der sichere Schluß bauen ließe, das ohne Zweifel umfassende und vielleicht auch eindrucksstarke Instrument Fernsehen beeinflusse in solchem Maße und mit solchen greifbaren politischen Ergebnissen wie die Skeptiker meinen, die Vorstellungs- und Empfindungswelt eines ganzen Volkes" (WÖRDEMANN 1967, S. 211), und: "Überdies ist der Irrtum weit verbreitet, daß Wirkungen von Fernsehen auf denZuschauer ausschließlich oder ganz vorwiegend von denen abhängen, die diese Sendungen machen. Wirkungen entstehen aber erst dort, wo die Sendungen ankommen, beim Zuschauer. Wie er auf die Angebote reagiert, naiv, gläubig oder kritisch reflektierend, ist entscheidend für die Wirkung" (UHLIG & ALBRECHT 1976, S. 209). Die Aussage von SCHWARZ: "Da über den tatsächlichen Stellenwert, die Reichweite und Grenzen der Massenmedien als Faktor der Bewußtseinsbildung Unklarheit besteht, werden sie teils unterschätzt, teils aber auch als "gigantischer Manipulationsapparat" mit prägender Gewalt auf das Individuum überschätzt" (SCHWARZ 1974, S. 2) beschreibt hier zwar exakt ein sehr breites Spektrum an Einschätzungen, klammert aber weitere Ursachen (als "die Unklarheit") für dieses Auseinanderfallen unterschiedlicher Sichtweisen von Fernsehen und Fernsehwirkung aus. Diese Ursachen liegen u.a. sowohl in den verschiedenen theoretischen Ausgangspositionen der Autoren (S-R-Ansatz/ Nutzenansatz) und deren Bewertung und Interpretation der Ergebnisfülle traditioneller empirischer Wirkungsforschung (entweder als Beleg für Vorhandensein/oder Nichtvorhandensein von Effekten; unter Berücksichtigung/oder Nichtberücksichtigung der Kurzfristigkeit der Erhebungen etc.) als auch in ihren politischen Positionen und gesellschaftlichen Interessengebundenheiten begründet. Die der vorliegenden Arbeit zugrundegelegte Auffassung zur Wirkung des Massenmediums Fernsehen in der Bundesrepublik geht davon aus, daß zwar die vor allem von den SR-Ansätzen nahegelegten mechanistischen Kausalitäten zurückzuweisen sind, dies andererseits jedoch nicht dazu führen darf, Wirkungen nur noch der Reaktion des Rezipienten zuzuschreiben wie es einige Vertreter des Nutzenansatzes nahelegen und Kausalitäten überhaupt abzustreiten (REIS 1974). Gerade die oben kritisierte Beschränktheit der traditionellen empirischen Wirkungsforschung (s.S. 5 ff) erlaubt es nicht, aufgrund sich widersprechender Einzelbefunde oder aufgrund der von KLAPPER (1964) daraus abgeleiteten Schlüsse zu vorherrschender Bekräftigungs- und Bestätigungsfunktion massenmedialer Beeinflussungsversuche und ihrer relativen Unfähigkeit zur Veränderung und Umkehrung bestehender Meinungen von einer verbreiteten 'Wirkungslosigkeit' des Mediums auszugehen. In Anlehnung an den Bericht des COMITTEE ON BROADCASTING 1960 (BERRY 1971) wird hier davon ausgegangen, daß bis zu einem endgültigen Beweis der Nichtwirksamkeit von Fernsehen auf Meinungen, Einstellungen,
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Bewußtsein und Handeln etc. dieser Kommunikationssender und -träger Fernsehen als Ursache (zumindest Mitursache) spezifischer Wirkungen angesehen werden muß. Dies gilt vor allem, wenn nicht nur sofort nach Rezeption bestimmter Botschaften kurzfristige Einzeleffekte (wie z.B. aggressives Verhalten) erfaßt werden, sondern auch allmähliche und längerfristige Einflüsse auf Wissen und Bewußtsein im Sinne des "steten Tropfen, der den Stein höhlt" betrachtet werden. Sind auch durch eine so definierte Ausgangsposition Ansätze ausgeklammert, die dem Fernsehen als Quelle von Wirkungen auf Information, Meinungen und Bewußtsein derRezipienten keinen Stellenwert zubilligen, bleibt doch noch ein vielfältiges Sammelsurium von sehr allgemeinen Funktionsbeschreibungen des Mediums. Aufgrund der Thematik dieser Arbeit liegt eine Eingrenzung auf den Bereich informativen Fernsehens nahe. Trotzdem können hier die zahlreichen Standpunkte nur stichprobenartig ausgewählt und sehr allgemein behandelt werden. Teilweise sind jedoch solche Funktionszuschreibungen eng verknüpft mit den noch zu behandelnden Ansätzen der Fernsehkritik. Sie werden deshalb dort differenzierter erörtert. Grundlage der folgenden Überlegungen sind Quellen, die sich mit dem Medium Fernsehen in entwickelten Gesellschaften befassen und dessen mögliche Aufgaben und Funktionen in Entwicklungsländern nicht berücksichtigen. Die einbezogenen Texte erörtern Fernsehen in den westlichen Industriestaaten (Großbritannien, Bundesrepublik, USA etc.) und reflektieren meist nicht die Fernsehverfassung in den jeweiligen Ländern. Sie problematisieren das Medium an sich oder gehen von dem jeweils gegebenen Fernsehsystem aus, ohne dieses zu hinterfragen. Werden in der Diskussion um das wirtschaftsabhängige Fernsehen (z. B. in den USA) noch vereinzelt spezifische Funktionen (wie Absatzwerbung) angesprochen und kritisiert und erfolgt im Zusammenhang mit dem Staatsrundfunk (z.B. in den sogenannten sozialistischen Ländern) meist der Hinweis auf 'allumfassende Indoktrination', so wird die öffentlichrechtliche Verfassung des Fernsehens (z.B. in der BRD) lediglich im Rahmen der später darzustellenden ideologiekritischen Ansätze grundlegend problematisiert und nicht ungeprüft als Garant offen demokratischer Massenkommunikationsstrukturen angenommen. Hier soll eine Betrachtung der Fernsehsysteme und ihrer gesellschaftlichen Strukturierungen nur dort einbezogen werden, wo die aufgeführten Positionen selbst diese Reflexionen berücksichtigen bzw. bestimmte Funktionsbeschreibungen dies notwendigerweise verlangen. Die wohl allgemeinsten positiven Interpretationen schreiben dem Massenmedium Fernsehen in den entwickelten westlichen Industriegesellschaften neben der hier nicht zur Debatte stehenden Unterhaltungsfunktion, vor allem Informationsmöglichkeiten zu, die es dem Rezipienten erlauben, sich in einer Welt immer unüberschaubarerer Strukturen und Prozesse zu orientieren und zurecht-
23 zufinden. So war auf den Mainzer Tagen der Fernsehkritik schon 1971 von einem Programmverantwortlichen des Deutschen Fernsehens zu hören, Fernsehen habe: "die zentrale Steuerungs- und Orientierungsfunktion für die menschliche Gesellschaft" (WENZEL 1973, S. 3). STOLTE (1972) meint: "Einem sicherlich legitimen Bedürfnis des Publikums nach Entspannung, Unterhaltung und Befreiung vom Alltag steht entgegen, daß das Fernsehen im steigenden Maße Orientierungsfunktionen übernehmen muß, sei es, daß spezielle Studienprogramme auf die Erfordernisse einer mobilen Leistungsgesellschaft vorbereiten helfen, sei es, daß Informationsprogramme aller Art das Leben in der Gesellschaft mit den anderen ermöglichen." (S. 103) Neben der von zahlreichen Autoren (z.B. BELSON 1967; BURU 1971; Mc QUAIL 1973; HÖGY & WEISS 1974) und auch im Rahmen von Staatsverträgen und Programmrichtlinien in der Bundesrepublik hervorgehobenen Informationsfunktionen: - Staatsvertrag NRD § 3: "Aufgabe des NDR ist für die Allgemeinheit bestimmte Verbreitung von Nachrichtungen und Darbietungen in Wort, Ton und Bild." - Programmrichtlinien ZDF, Ziff. II/2: "Das Programm soll umfassend informieren, anregend unterhalten und zur Bildung beitragen." - ZDF-Staatsvertrag, § 2: "In den Sendungen der Anstalt soll den Fernsehteilnehmern in ganz Deutschland ein objektiver Überblick über das Weltgeschehen, insbesondere ein umfassendes Bild der deutschen Wirklichkeit vermittelt werden." wird hier auch schon eine Erziehungs- und Bildungsqualität des Mediums Fernsehen angesprochen. Auf Bildungs- und Erziehungsfunktionen von Fernsehen neben grundlegender Information über direkte und entfernte Welt, Neues, Anderes, Unbekanntes, gehen ebenfalls zahlreiche Abhandungen zum Thema Fernsehen ein. So ist für Me OUAIL (1973) das Fernsehen eine Haupterziehungsinstanz der Gesellschaft . SCHRAMM & ROBERTS (1971) heben die unterrichtenden Aspekte von Fernsehen neben Information, Beeinflussung und Unterhaltung hervor und geben differenziert unterschiedliche Bedingungen für die vier verschiedenen Kommunikationsfunktionen an. Auch MERRILL & LÖWENSTEIN (1971) unterstreichen vor allem die Macht des Mediums zu lehren und zu unterrichten, verweisen aber andererseits auf die inzwischen in den USA deutlich werdenden fatalen Folgen bei "fernsehsozialisierter" Jugend im Bereich von Lesen, Orthographie und schriftlicher Ausdrucksfähigkeit . Aufmerksamkeit wird in diesem Zusammenhang ebenfalls dem Stellenwert des Massenmediums Fernsehen in demokratischen Gesellschaftssystemen gewidmet. So gehen einige Autoren davon aus, daß Fernsehen allein deshalb demokratische Strukturen begünstige, weil gleiche Informationen an alle Rezipienten gegeben würden. So GROOMBRIDGE (1972), der Fernsehen als Mittel auf dem Weg von einer
24 'repräsentativen' Demokratie zu einer 'partizipatorischen' Demokratie diskutiert und ein Hauptverdienst des Mediums in der Erweiterung des geographischen, sozialen und kulturellen Bewußtseins der Rezipienten sieht. Oder Mc QUAIL, der aufgrund der Zugänglichmachung gleicher Botschaften für alle von einer "potentiellen Bedrohung der Autorität und der Normen einer straffgeschichteten oder stark kontrollierten gesellschaftlichen Struktur" ausgeht (1973, S. 10). Auch HÖGY und WEISS (1974) sehen die Informations- und Artikulationsfunktion des Fernsehens (Fernsehen als Möglichkeit zur Meinungsäußerung) im Zusammenhang mit den Anforderungen an eine Demokratie, die Mitwirkung der Bevölkerung an politischen Entscheidungen erlaubt. Die meisten Erörterungen dieser Art umgehen jedoch sogar diese recht abstrakte, globale Ebene der Berücksichtigung gesellschaftlicher Bezüge des Mediums. Hier beschränkt man sich auf Aussagen zur Funktion des Fernsehens: als Anreger von Interesse und Beschäftigung mit der Umwelt, als Erfahrung gleich anderen Erfahrungen die Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen (BERRY 1971), als technisch bewirkter sozialer Kontakt, der Sozialkontakt ersetzt, als Kommunikationsmöglichkeit mit der Qesellschaft, als Individualitätsstütze durch Fernsehen im eigenen Heim und als Sicherheitsvermittler in der Gruppenkonformität (BINKOWSKI 1970) etc.. In ähnlicher Form wie BINKOWSKI sieht auch NOBLE (1975) eine Funktion des Fernsehens in der Befriedigung von Bedürfnissen, die in früheren Gesellschaften (z.T. heute noch in ländlichen Gebieten) durch engeres Zusammenleben, Vielseitigkeit, Zusammenhalt, Kontinuität, direkte Information etc. gegeben waren. Er sieht Fernsehen also als Ausgleich für Kontaktlosigkeit, sturen Arbeitsrhythmus, Spezialistentum und Informations- und Kommunikationsverlust der Massengesellschaft, in der der Nachrichtensprecher den Postboten und der Fernsehstar den Kommunikationspartner ersetzt. Hier wird das Medium also als Fluchtmöglichkeit vor der entfremdeten Gesellschaft gesehen, zugleich aber als Mittel der Teilnahme an dieser Gesellschaft interpretiert. NOVAK (1975) geht in seiner äußerst differenzierten Abhandlung zum Verhältnis von amerikanischem Fernsehen und Wirklichkeit auch von ähnlichen Ersatzfunktionen des Mediums für zerfallene Bezüge wie Familie, Gruppe, Nachbarschaft etc. aus und beschreibt verschiedene Arten, in denen Fernsehen die Zuschauer beeinflußt. Hierunter faßt er die Beeinflussung: der Wahrnehmungs-, Verknüpfungsund Verfolgungsstrukturen von Themen; der Erwartungen und Erwartungsrichtungen; der Schnelligkeit des Aufmerksamkeitsrhythmuses und der Aufmerksamkeitsschwankungen. Er betont weiterhin, Fernsehen lenke die Sensibilität des Zuschauers (in Richtung und Zeit) und erhöhe durch schnellen Wechsel von Szenen und Perspektiven die Fähigkeit der Integration unterschiedlicher Handlungen und Personen; das Fernsehen schaffe neue Welten, die sich
25 von der realen Welt unterscheiden. Indem Fernsehen ein "neues Instrument der Realität" wird, bleibt für den Rezipienten das, was nicht im Fernsehen erscheint, nicht existent, nicht Teil der von allen miterlebten Welt. NOVAK sieht hier bereits die Gefahr, daß diese künstliche Realität mehr Bedeutung gewinnt als die real erfahrene Wirklichkeit (NOVAK 1975, S. 9 ff). Auch BOORSTIN (1971) und FABIAN (1974) diskutieren unter dem Begriff der "Pseudoereignisse" diese neue Wirklichkeit, die das Fernsehen dem Zuschauer vermittelt. Frühere Untersuchungen beschäftigen sich mit der verwandten Problematik der Flucht- und Eskapismusgefahr durch Fernsehen. Von SCHRAMM et al. (1961) stammt die bekannte Klassifizierung der Fernsehangebote in Phantasiegehalte (die den Rezipienten zur Flucht von der Realität zu Passivität, Wunschdenken, Abschalten etc. verleiten sollen) und in Realitätsgehalt (der zu Aktivität, Auseinandersetzung mit der konkreten Umwelt, genauere Problemansicht und Aufklärung führt). Auf der Grundlage mehrerer Untersuchungen (HIMMELWEIT et al. 1958; SCHRAMM et al. 1961; BELSON 1967) kommt Mc. QUAIL zu der Einschätzung, daß eine Verhinderung adäquater Auseinandersetzung mit der der Umwelt, Verlust an Aktivität und Flucht in Ersatzbefriedigungen aufgrund von Fernsehen zumindest bei Erwachsenen nicht angenommen werden können, Fernsehen aber große Phantasiebereiche zugänglich macht und Tendenzen zur Phantasie (vornehmlich bei Kindern) verstärkt (1973). SCHRAMM et al. (1961) selbst hatten noch festgestellt (allerdings bei Kindern), daß eine im Fernsehen prakti zierte Vermischung von Realitäts- und Phantasieprogrammanteilen dazu führt, daß nicht mehr unter ihnen diskriminiert werden kann, beide Anteile verwechselt werden und so ungenaue, verzerrte und unausgewogene Bilder der Wirklichkeit entstehen. Mc QUAIL (1973) geht jedoch wie SCHV7ARZ (1974), ADLER (1975), NOVAK (1975) und zahlreiche Autoren unterschiedlicher politischer Positionen vornehmlich von einem anderen Aspekt der Fernsehfunktion aus, der Aufgabe des Fernsehens im Rahmen der öffentlichen Meinungsbildung, die auch für das öffentlich-rechtliche Fernsehen der Bundesrepublik im 1. Fernsehurteil des Bundesverfassungsgerichtes vom 28. 2. 1961 explizit erwähnt ist: "Der Rundfunk ist mehr als nur ein 'Medium' der öffentlichen Meinungsbildung, er ist ein eminenter 'Faktor' der öffentlichen Meinungsbildung....". Gemeint ist hier die Möglichkeit und der naheliegende Effekt des Mediums über die massenhafte Verbreitung von Nachrichten, Informationen und Interpretationen die Meinungen, Einstellungen und das Bewußtsein der Öffentlichkeit zu beeinflussen. Informations-, Erziehungs- und Meinungsbildungsfunktion des Massenmediums Fernsehen, die hier nur angeschnitten werden konnten, sind auch mehr oder weniger schwergewichtige Kernpunkte unterschiedlicher Ansätze von Fernsehkritik, die im folgenden dargestellt werden sollen.
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2.3.2 Fernsehkritik Uber den Verbreitungsgrad ausführlicher fernsehkritischer Auseinandersetzungen gibt es offensichtlich weniger einhellige Meinungen, als über die nahezu unüberschaubare Menge von Abhandlungen zu unterschiedlichsten Bereichen dieses Mediums. So versucht CATER (1975) mit Hilfe z.T. absonderlich anmutender Hypothesen (z.B. durch die Diskrepanz zwischen der vornehmlichen Entwicklung der linken Hirnhemisphäre bei Menschen ab 25 und dem andererseits durch Fernsehen bewirkten Ansprechen der rechten Hirnhälfte, etc.) eine relative Enthaltsamkeit bezüglich der Kritik am Fernsehen zu erklären. MERRIL & LÖWENSTEIN (1975) hingegen stellen eine starke Verbreitung von Medienkritik und Medienbewertung auch in bezug auf Fernsehen fest, die vor allem von "Nichtmedienleuten" getragen wird. Die Autoren betonen die Notwendigkeit solcher medienunabhängiger Kritik und mißbilligen die Tendenz der Medienbeschäftigten solcher Kritik die Qualifikation abzusprechen, während sie selber laufend medienexterne Vorgängeund Personen kritisieren. HALLORAN (nach PFEIFFER 1975) sieht u.a. folgende Hauptursachen für die Fernsehkritik ausder Öffentlichkeit: 1. die Gefahr der Gleichmacherei durch das Medium Fernsehen, die Verminderung von ästhetischem und kulturellem Niveau 2. die Alarmierung der Öffentlichkeit durch Allgegenwart und Manipulationsmöglichkeiten des Mediums verbunden mit der Ohnmacht der Zuschauer 3. die Benutzung des Fernsehens durch wirtschaftliche Interessengruppen zur Stützung der Bereitschaft, den gesellschaftlichen Status quo zu akzeptieren. Diese Darstellung, die von PFEIFFER (1975, S. 19) als "Frankenstein-Modell mit neomarxistischem Wurzelboden" eingestuft wird, umreißt die drei bekanntesten Konzepte in der Diskussion der Fernsehkritik. 2.3.2.1 Kulturkonservative Fernsehkritik Erste Krtiken am neuen Massenmedium Fernsehen gingen entsprechend der dem Fernsehen primär zugeschriebenen Unterhaltungsfunktion auch vornehmlich auf Qualitätsaspekte dieser Programmsparte ein. Ausgehend von traditionellen bürgerlichen Unterhaltungs- und Bildungsvorstellungen und vorwiegend moralischen und ästhetischen Kategorien wurde und wird hier parallel zur Kritik an Massenpresse, "Schundliteratur" und Unterhaltungsmusik etc. das Fernsehen von kulturkonservativer Seite kritisiert. Im Vordergrund steht neben der Kritik "wertloser Unterhaltung", die Betonung "verderblicher" Einflüsse auf die Zuschauer (vor allem auf Kinder und Jugendliche). Ermüdungserscheinungen, Konzentrationsschwäche, Leistvingsrückgang und
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sogar Krampfanfälle bei Schülern (von Lehrern berichtet) werden dem Fernsehen ebenso als Wirkung zugeschrieben (s. auch HICKETHIER 1974, S. 46 - 47) wie die Ablenkung des Publikums durch laufende Spektakel mit quasi narkotisierender Wirkung (GROOMBRIDGE 1972), die schon oben angesprochene Verstärkung von Passivität, Eskapismus, Ungeselligkeit und Kreativitätsverlust (s. auch Me OUAIL 1973), die negative Beeinflussung von Denkfähigkeit und Gedächtnis und vor allem die Unterstützung und Stärkung von Uniformierungs- und Vermassungsprozessen. Diese Kritiken lassen das gesellschaftliche Bedingungsgefüge des Mediums und auch die Institution Fernsehen völlig außer acht. Sie beschäftigen sich auch weniger mit den "informierenden" Programmangeboten und wenn, dann wird ein "Heranführen" der Zuschauer an gebotene politische Information zur Aufgabe der Medienkunde (ZÖCHBAUER 1969; KERSTIENS 1971 etc.), während ein verändertes Bild der Wirklichkeit durch Manipulation lediglich als abstrakte Denkmöglichkeit abgetan wird. Ziel einer medienpädagogischen Arbeit wird in diesen Medienkritikansätzen die Bewahrung des Pezipienten vor Gleichmacherei, ästhetischem und kulturellem Niveauverfall und "schlechtem" Angebot niederer Qualität, durch Erziehung zum maßvollem Konsum, korrekter Rezeption (z.B. Vermeidung von Fernsehen beim Essen) und zu bedachter Entscheidung und Auswahl (s. auch: SCHWARZ 1974; HICKETHIER & LÜTZEN 1974; REISS 1974; KNILLI & RÖHRER 1974). Hier wird deutlich, daß die Problematik des Massenmediums Fernsehen, die Kritik der ctorrch dieses vermittelten Unterhaltung und seiner Bilder der Wirklichkeit nicht als Aufgabe des Mediums sondern als Problem der Zuschauer angesehen wird. Das Fernsehangebot wird zwar wie dargestellt kritisiert, aber als einfach gegeben angesehen. Der Rezipient muß im richtigen und vernünftigen Gebrauch erzogen werden. Einzelergebnisse aus empirischen Untersuchungen (z.B. FURU in Japan, 1971; STUKE & ZIMMERMANN in der Bundesrepublik, 1975) weisen darauf hin, daß die von der kulturkonservativen Fernsehkritik postulierten Effekte des Mediums sowohl von befragten Zuschauern übernommen und dem Medium zugeschrieben als auch als Wirkung auf sich selbst diagnostiziert werden. Der Begriff Manipulation, der hier von relativ geringer Bedeutung im Rahmen der Fernsehkritik bleibt, wird im Konzept der "Manipulationskritik durch Formalanalyse" (HICKETHIER & LÜTZEN 1974, S. 156) zum Kernpunkt der Auseinandersetzung. Obwohl kulturpessimistische TV-Kritik und manipulationskritischer Ansatz enge Verbindungen aufweisen und von einzelnen Autoren (SCHWARZ 1974) in einem Zusammenhang behandelt werden, scheint hier durch die deutliche Akzentverschiebung vom Unterhaltungsbereich auf den Informationsbereich eine Differenzierung möglich.
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2.3.2.2 Fernsehkritik im. Manipulationsansatz Ansätze der Manipulationskritik sind in der Auseinandersetzung um das Medium Fernsehen am weitesten verbreitet. Sie beherrschen sowohl die Diskussion zwischen Fernsehkritikern (GRITCHLEY 1969; MERRILL & LÖWENSTEIN 1971; GREULICH 1973 etc.) und Fernsehverteidigern (BINKOWSKI 1970; MENNINGEN 1969, 1970; PFEIFFER 1975 etc.) als auch die Fernsehkritik im Fernsehen (u.a. die beiden in dieser Untersuchung eingesetzten Filme) und aktuelle medienpädagogische Überlegungen (HÜTHER 1975; MARQUART 1976 etc.) Zahlreiche Charakteristika des Fernsehens werden von Manipulationskritikern genannt, wenn sie die besonderen Möglichkeiten dieses Massenmediums und der darin tätigen Kommunikatoren erörtern, die Zuschauer unbemerkt in einer von ihnen gewünschten Richtung zu beeinflussen. Neben den in den Ausführungen zur Variable Glaubwürdigkeit schon erwähnten Aspekten (z.B. der scheinbaren und vom Fernsehen selbst propagierten Authentizität der bewegten Bilder, der offiziellen Kontrolliertheit der Information, dem Vertrauen in die vom Bildschirm bekannten Kommunikatoren etc.) wird hier einmal die Zeitgebundenheit des Mediums (im Gegensatz zur Raumgebundenheit der Presse) betont. DieseZeitgebundenheit führt zur äußerst raschen Abfolge von Bildern, Szenen und Themen, die eine genauere Reflexion verhindert. Sie macht sowohl ein mehrmaliges Wiederholen des Materials, als auch eine direkte vergleichende Gegenüberstellung und eine überschaute Auswahl durch den Rezipienten unmöglich. Leichte Aufnehmbarkeit der Botschaften; ihrer Eingängigkeit durch die Präferenz für "Zeigbares" und die Vernachlässigung schlecht zeigbarer Hintergründe; die damit eng verknüpfte Verwandlung von Information in Unterhaltung und deren zusätzliche Einbettung in Unterhaltungsprogramme; die Rezeptionssituation am Abend im Kreise der Familie und viele andere Einzelvariablen, die hier nicht näher diskutiert werden können, setzen die Schwelle kritischer Aufmerksamkeit herab und scheinen Beeinflussungsversuche auf den Rezipienten zu begünstigen. (Näheres hierzu s.: BERRY 1971; MERRIL & LÖWENSTEIN 1971; GROOMBRIDGE 1972; Mc QUAIL 19 73; DAHLMÜLLER, HUND & KOMMER 1974; NOBLE 1975; HICKETHIER 1976; BAACKE 1978 etc.). Die Fernsehkritiker im Manipulationsansatz diskutieren diese gezielten und tendenziösen Beeinflussungsversuche des Publikums als Möglichkeit des Fernsehens, ausgehend von dahinterstehenden Kommunikatorabsichten und kritisieren z.T. sogar faktische Manipulation in bestimmten Einzelsendungen oder Programmteilen (hier vor allem in der Werbung oder bei politischen Meinungsmagazinen) als bewußte Steuerungsversuche. Dementgegen wird von den Verteidigern und Propagandisten des Fernsehens der Vorwurf der Manipulation kategorisch auf verschiedenen Ebenen bestritten und zurückgewiesen bzw. auf den Rezipienten der Kommunikation abgelenkt. So ist für HASELOFF (1969 S. 153) vor allem die
29 "Tatsache" von Bedeutung, daß eine Verzerrung der Information durch den Empfänger, ausgehend von bestimmtem Vorwissen und Erwartungen, erfolgt. Diese Position wird auch von PFEIFFER (1975, S. 52) ("... zeigt deutlich, wie stark der Zuschauer selbst manipuliert und projiziert..") und MENNINGEN (1971) geteilt. Durchgängige Strategie scheint hier zum anderen der Versuch der Loslösung des Begriffs Manipulation von seiner allgemein negativen Bedeutung. So wird Manipulation als "mit etwas umgehen, etwas gestalten" (ALT in PFEIFFER 1975, S. 45), als zunächst wertneutrale zielbewußte Änderungsabsicht definiert und so als für das Fernsehen und den Fernsehmacher notwendig und unumgänglich hingestellt. Es wird argumentiert: 'Bevor ein Fernsehfilm gezeigt werden kann, muß die Wirklichkeit aufgezeichnet werden, ein Film wird zusammengestellt, am Filmmaterial muß gehandelt, also "manipuliert" werden'. Hierzu Franz ALT (selbst Fernsehkommunikator): "Manipulation ist unser Geschäft, die APO hat es fertiggebracht, das Wort Manipulation zu besetzen und 'diese Manipulation' ("ein Thema anpacken") ist nötig und möglich. Entscheidend dabei ist jedoch, daß es einen Pluralismus der Manipulationen und Manipulationsziele und Manipulationstechniken gibt. Entscheidend ist, daß der Zuschauer weiß, es wird manipuliert. Dies schafft Distanz und Vorsicht" (ALT in PFEIFFER 1975, S. 45). Neben der Begriffserweiterung von 'Manipulation' zu "mit etwas handeln", die auch bei HASELOFF (1969); BINKOWSKI (1970); MENNINGEN (1971) aber auch bei weniger konservativen Autoren wie WEMBER ("mehr oder weniger bewußtes Eingreifen in^ein gegebenes Material"; 1972, S. 15) zu finden ist, zeigt sich in diesem Zitat von ALT als weitere einheitliche Vorgehensweise der Fernsehverteidiger, die Diskriminierung der Manipulationskritiker als nur nach subjektiven politischen Interessen handelnden Ideologen. So MENNINGEN (1971), S. 70: "Dies ist aber eine unhaltbare Unterstellung jener, die aus dem Fernsehen eine Sonntagsschule ihrer Konfession machen wollen." BINKOWSKI (1970) vermutet, diese Kritiker seien Personen, denen die Demokratie nicht passe und die deshalb die Anwälte der Demokratie (gemeint sind die Massenmedien) angreifen, u.a. nur deshalb, weil sie selbst nicht manipulieren dürften. HASELOFF sieht im
*Zur Auseinandersetzung mit dem Standpunkt von B. WEMBER sei die treffende Kritik von H. DUNGER 1974 empfohlen.
30 Vorwurf der Manipulation.... "einen Ausdruck eines idealistischen und normbildenden Wunschdenkens, dem es um allseitige Entfaltung und Selbstverwirklichung geht...." und vermutet dahinter "ein latentes, der kritischen Selbstreflexion meist weitgehend entzogenes Menschenbild " (S. 151). Das ALT-Zitat spiegelt jedoch auch Positionen, die von den Manipulationskritikern selbst vertreten werden oder zumindest implizit ihre Herangehensweise charakterisieren. So wird in der Konzentration auf die Kritik von Einzelbeispielen und im Verzicht auf die Reflexion von Umfang, Inhalt, Zweck- und Interessengebundenheit der Manipulation, sowie in der Ausklammerung von Produktionsund Verteilungsbedingungen von Information eine Wahrnehmung von durchgängigen Manipulationsrichtungen unmöglich und eine Betonung von Manipulationspluralismus zwangsläufig. Die Notwendigkeit subjektiver Eingriffe in Material wird in Abgrenzung zu bewußter, tendenziöser Verfälschung hervorgehoben und als Manipulation bezeichnet, wodurch der Manipulationsbegriff im Massenkommunikationszusammenhang sowohl auf individuelles Eingreifen reduziert wird (DAHLMÜLLER, HUND & KOMMER 1973) als auch nicht mehr einheitlich handhabbar ist. Das Hauptaugenmerk der Manipulationskritiker ist auf die Techniken der Manipulation gerichtet. Die primäre Aufgabe der Medienkunde und medienpädagogischer Bemühungen wird in der Immunisierung gegen etwaige Manipulationsversuche, in deren Antizipation durch Aufklärung über Techniken der Propaganda und Manipulation gesehen. Durch solche Offenlegung von Manipulationstechniken und den Verweis der Zuschauer auf die Notwendigkeit subjektiver Eingriffe und die Möglichkeit von tendenziösen Beeinflussungsversuchen soll kritische Reflexion gefördert und die postulierte Autonomie freier Willens- und Meinungsbildung erhalten werden. In einer detaillierten Erörterung von "Propaganda", in der MERRILL & LÖWENSTEIN (1971) auch die Gefahren einer begrifflichen Überdehnung ansprechen, verweisen sie auf die ihrer Meinung nach einzige Möglichkeit, Propagandaappelle und Manipulationen zu identifizieren selbst in einer Position zu sein, die gegebenen Informationen verifizieren, die angebotenen Interpretationen und bestehende Zusammenhänge aus eigener Kenntnis beurteilen zu können. Da diese Voraussetzungen für den normalen Rezipienten in der absoluten Mehrzahl der unendlichen Informationen nicht gegeben sind, und ein Vergleich der Medienbotschaft mit eigener Anschauung nur äußerst selten möglich ist (nach MERRILL & LÖWENSTEIN trifft dies auch häufig auf die Kommunikatoren und Berichterstatter zu), wird auch hier vor allem auf die Offenlegung verschiedener Techniken der Propaganda eingegangen. Die Autoren nennen neben den klassischen Propagandamitteln wie: Benennungen, Bezeugungen, Generalisierungen etc. auch die Wiederholung, die falsche Analogie und die unfaire Verknüpfung. Sie verweisen auf die Möglichkeiten: der Beeinflussung
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durch Gebrauch von Stereotypen, der Präsentation von Meinungen als Fakten, der Informationsselektion, der irreführenden Titel, der tendenziösen Bildauswahl, der Wiederholung, des Negativismus, der geschickten Vermischung von Fiktion und Realität, Lüge und Wahrheit oder der offenen Zensur etc. Die beiden Autoren sehen zwar die Gefahr, das Resultat dieser Immunisierungsversuche durch Aufklärung über Techniken ein Mißtrauen der Zuschauer, eine Skepsis gegen alle Botschaften, sein könnte. Sie weisen auch die häufig empfohlenen Vergleiche mit anderen Informationsquellen als nèue Schwierigkeit der Entscheidung - was davon ist richtig - zurück und vermuten sogar bei den Rezipienten den Aufbau von Schutzmechanismen, die dazu führen, daß nur noch gesehen, behalten, verstanden und geglaubt wird, was in vorher bestehende Interpretationskonzepte eingepaßt werden kann. Sie verlassen jedoch nicht ihre grundlegende manipulationskritische Ausgangsposition, die in ihrer relativen Beliebigkeit keine richtungsweisenden Aussagen zur Einschätzung des Mediums zuläßt. Helmut GREULICH (1973), selbst Fernsehmacher und Fernsehkritiker, liefertfür das Fernsehen in der Bundesrepublik die wohl differenzierteste Analyse von Beeinflussung im erweiterten manipulationskritischen Ansatz, auf die im Hinblick auf die hier untersuchten fernsehkritischen Botschaften näher eingegangen werden muß. Er unterscheidet "objektive" und "subjektive" Manipulation sowie Einflüsse durch das Medium selbst. Unter "objektiver" Manipulation verweist er als erstes auf die Einflüsse der Parteien in der Bundesrepublikanischen Fernsehlandschaft, die vorherrschend (und mit stetig wachsender Tendenz) in den öffentlich-rechtlichen Kontrollgremien der Anstalten vertreten sind. (Auch die dort angeblich berücksichtigten "gesellschaftlich relevanten Kräfte" sind zum großen Teil im Spektrum der drei großen Parteien zu verorten). Objektive Quelle für eine Verzerrung der Wirklichkeit im Fernsehen ist nach GREULICH hier das Ringen der Parteien (vornehmlich SPD und CDU) um Einfluß und die Konsequenzen im Stellenproporz auf allen Ebenen, sowie die damit zwangsläufige parteipolitische Interessengebundenheit der Programmverantwortlichen . Im zweiten Punkt kommt der Autor auf die Pflicht der festen Mitarbeiter zur Verschwiegenheit und auf die NichtÖffentlichkeit von Gremiensitzungen zu sprechen, die (versteckte) Zensurmaßnahmen nicht nach außen dringen lassen und in künftigen Fällen von gemaßregelten Fernsehmachern eher Wohlverhalten und vorherige Selbstzensur erwarten lassen. Er geht weiter auf die Personalauswahl der Anstalten nach Gesinnung ein, und die damit verbundene Einengung der vom Fernsehen vorgeblich angestrebten Vielfältigkeit und Widersprüchlichkeit. Er beschreibt in der Erörterung der Themenauswahl die Strategien der Verhinderung bestimmter Sendungen (Nichtbehandlung unliebsamer Stoffe wegen 'Mangel an Sende-
32 zeit', 'Erschöpfung des Etats' etc.), bevor es zu offener Unterdrückung von Programmen kommt. Eng verbunden mit diesen Überlegungen ist die wahlweise günstige oder ungünstige Plazierung von Sendungen in zeitlicher Hinsicht oder in bezug zum Konkurrenzprogramm. Die Aufzählung "objektiver" Manipulationsquellen wird fortgesetzt mit der Berücksichtigung der starken Einflußmöglichkeiten von Moderatoren, die gestützt durch ihre Bekanntheit und Popularität beim Publikum und häufig geleitet von eigenen Parteipräferenzen, auf Themenangebot, Gestaltung der Beiträge und vor allem auf deren Einbettung in Ansage und Schlußkommentar erheblich einwirken. In der Darstellung technischer Manipulationsmöglichkeiten nennt der Autor die (seiner Meinung nach seltene) bewußte Verfälschung der Information durch handwerklich technische Prozesse und eher unbewußte Verzerrung, die ebenfalls durch verfälschende Schnitte bei Bild und Ton, Perspektivenwahl, unterschiedliche Lautstärke etc. Zustandekommen . In seinen Überlegungen zur "subjektiven" Manipulation beschäftigt sich GREULICH vor allem mit Einflüssen, die "sich nicht einmal der Programm-Macher selbst bewußt macht" (S. 183). Für den Autor sind diese subjektiven Einflüsse (bedingt durch Erziehung, Urteile und Vorurteile, Bildung, Weltanschauung und Status des Fernsehmachers und wirksam von der Themenauswahl über die Aufnahme und dieFilmfertigstellung bis zum Kommentar) der Grund zu einem Bekenntnis zur "unvermeidlichen Subjektivität der Filme" (S. 184). Er fordert jedoch ein offenes Bekenntnis der Fernsehproduzenten zur eigenen Position und eine Aufgabe von Begriffen (wie z.B. "dokumentarisch"), die dem Rezipienten Verläßlichkeit und Wirklichkeitsentsprechung vorgaukeln. "Es gilt also festzuhalten, daß es keine objektiven, sondern bestenfalls aufrichtige Filme gibt" (S. 185). Unter dem Aspekt der medienbedingten Einflüsse, die zur Verzerrung des Realitätsabbildes im Fernsehen führen, erwähnt GREULICH: die Bevorzugung von Sichtbarem, verbunden mit der Vernachlässigung von Ursachen und Hintergründen; dramaturgische Verzerrungen durch Raffung längerer Abläufe; Konzentration auf Dynamik und Aktion; die Uberrepräsentation von Vorhersehbarem und den Verhaltenszwang vor der Kamera (ein Aspekt, in dem Fernsehen nicht Wirklichkeit verzerrt spiegelt, sondern die Wirklichkeit selbst beeinflußt). Der Autor beschließt seine Ausführungen zur Manipulation im Fernsehen, aufgrund "politischer Absichten", "ökonomischer Motive", "subjektiver Intentionen" und handwerklicher Zwänge" (S. 197) mit seiner Vorstellung der Aufklärung des Publikums über das Medium und dessen Macht- und Entscheidungsstrukturen. GREULICH kann auch im Rahmen der fernsehinternen Fernsehkritik als einer der renommiertesten Vertreter manipulationskritischer Positionen angesehen werden, der versucht.. die Kerngedanken auch in seinen fernsehkritischen
33
Beiträgen umzusetzen (s. die in der Untersuchung eingesetzten Filme,Kap. 3.3.1). Im Vergleich zu seinen hier dargestellten schriftlichen Überlegungen, die aufgrund der Einbeziehung institutioneller und struktureller Bedingungen (Parteieneinflu.ß, interne Anstaltszwänge etc.) oben als "erweiterter" manipulationskritischer Ansatz bezeichnet wurde, beschränken sich seine filmischen Aussagen zum eigenen Medium jedoch vornehmlich auf die Aufklärung über Manipulationstechniken und den Aufweis unausweichlicher Subjektivität der Fernsehmacher. Die von GREULICH (1973) gewissermaßen als pluralistisch charakterisierten, doch zumindest erwähnten äußeren Parteieinflüsse auf das Fernsehen, sind in der üblichen (und auch in seiner) Fernsehkritik im Fernsehen ebenso zu vermissen, wie konkrete Veranschaulichungen der internen Hierarchien und Anstaltszwänge. Was bleibt, ist eine Kritik am Medium aus der engen, spezifisch manipulationskritischen Sicht. (S. hierzu"die Kritik von DAHLMÜLLER, HUND & KOMMER 1973, S. 111 ff). 2.3.2.3 Fernsehkritik im Rahmen von Ideologie- und Gesellschaftskritik Die skizzierten manipulationskritischen Sichtweisen werden vor allem von ideologie- und gesellschaftskritischer Seite zurückgewiesen. Die Konzentration auf den abstrakten Begriff der l·^ pulation ohne eine umfassendere Untersuchung der Behina«p· ortet ι sowohl für sich selbst^als auch für die Masse der Zuschauer. Wobei bei der Masse der Zuschauer der Unterhaltungsaspekt im Vordergrund während hier der Bildungeaspekt
(gemeint ist auch
steht,
Hintergrundinformation,
detaillierte Berichterstattung etc.) explizit nicht als Aufgabe des Fernsehens gesehen wird. Entsprechend dieser Position gibt das Fernsehen Informationen, die jedem Zuschauer ein eigenes Urteil ermöglichen. Fernsehen wird so auch vor vorher geäußerten Beschuldigungen mangelhafter HintergrundInformation
in Schutz genommen.
Einflußgrößen auf die Fernsehnutzung werden vor allem in der Abgespanntheit nach der Tagesarbeit vermerkt und in der negativ bewerteten häuslichen Situation (Störung durch die Familie, Möglichkeit der Nebenbeschäftigung).
Sehr dezidiert vertreten, wird von einem Gruppenmitglied, die pluralistische Verfassung des Fernsehens und die Legitimation der Richtungen durch die gewählten Volksvertreter.
"Anfangs hörten wir einen Streifzug durch die Gremien, die das Fernsehen bestimmen, also praktisch den Vorstand. Es hörte eich sehr politisch an, wir hörten, daß es eigentlich nur politische Instanzen sind, die dort vertreten sind. Aber wir können doch davon ausgehen, soweit es wir hier kennen, von allen Richtungen, von allen Möglichkeiten, die politischen Belange berücksichtigt werden. Und da ist es mal meine Frage an Sie, ist es nicht ein gesundes Gleichgewicht der Kräfte oder wollen Sie, daß jeder Mann im Topfe rührt, dann ist das mit Sicherheit genauso, denn wir sind alle ni cht von einer bestimmten poli ti sehen Richtung her und sind einfache Bürger und würden also an der Gestaltung des Fernsehprogramms beteiligt. Mit Sicherheit wären die gleichen politischen Richtungen drin, die jetzt auch berücksichtigt
sind.
Und ist es aus Gründen der Einfachheit nicht besser, wenn sich Leute darüber den Kopf zerbrechen, die näher am Ball sind als wir und zu sagen: viele Köche verderben den Brei und also die Fernsehsendungen dann nur verderben. Die Richtung wäre, wenn sie aus dem Volk käme, mit Sicherheit die gleiche. Denn es würden sich genauso wie heute abend nur die Leute melden, die politisch interessiert sind und die ihre Interessen nach ihrer politischen Richtung entsprechend auch durchsetzen. Da es jetzt einfache Bürger sind, die etwas mehr interessiert sind als ein durchschnittlicher oder ob es aus politischen Parteien, aus Fraktionen Leute sind, die dort das Fernsehprogramm
gestalten."
160 Die Position wird von der Gruppe nicht näher aufgegriffen, aber ergänzt durch "Schuldzuschreibungen" an die Zuschauer, die sehr deutlich und häufig auftreten, so: Interesselosigkeit und folgende Uninformiertheit, Unterhaitungs- und Berieselungswunsch. Diese Argumentation wird verbunden mit der Vermutung, Objektivität im Sinne von Wirklichkeitsentsprechung sei langweilig, was jedoch gekontert wird:
'gerade Objektivität
könne Interesse wecken'.
"Ja, ich bin der Meinung, man kann übers Fernsehen meckern wie man will, wenn ich mich selbst frage, dann muß ich sagen, wir zeigen alle und Sie haben es auch angedeutet, zu wenig Interesse. Vas wir als Volk für eine Macht hätten uns Dinge so zu verbieten, sagen wir mal, die nun einmal nicht mit der Wahrheit übereinstimmen, würde das prima klappen. Aber es ist ja heute bei uns so im Volk t diese Wohlstandsgesellschaft, die hat ja den Menschen, einen großen Teil der Menschen, total abgestumpft. Es denkt ja heute jeder nur noch an sein persönliches Ich. Wo ist denn heute noch Interesse?
...
- Dabei unterschätzen sie die Trägheit der breiten Masse. Vors Fernsehen kann man sich setzen, man kann die Füße hochlegen, man läßt sich berieseln. Bekommt einen Teil, aber nicht alles mit
..."
In einer Aufwertung des Fernsehens der Bundesrepublik wird das amerikanische Fernsehen als negativer Vergleich herangezogen. Die Wirkung von Fernsehen wird negativ erwähnt. Fernsehen gibt keine Denkanregungen, häufiges Fernsehen führt zum Nachlassen des Gedächtnisses. Überhaupt wird Fernsehen allgemein oberflächlich stark kritisiert. Das Programm sei schlecht, es werde nichts gebracht etc.
An Arguraentationsbereichen wird lediglich die Energiefrage erwähnt, die explizit nicht als politische Frage und als wirtschaftliche bzw. Energiefrage verstanden wird. Der Begriff "politisch" wird außerdem dem entgegengesetzt "was uns alle, angeht". Zu der gesehenen Kurzreportage wird kaum eine Einschätzung geäußert, inhaltlich wird lediglich die These einer kleinen Gruppe von Störern und einer großen Anzahl unbeteiligter und lernwilliger Studenten vertreten.
161 Gruppendiskussion - Bedingungsgruppe 6
In Bedingungsgruppe 6 überwiegt eine deutlich ablehnende Haltung gegen den fernsehkundlichen Film. Kritiken gehen von 1 konzeptlos\ ^läppisch' und'oberflächlich, belanglos bebildert* etc. bis zu dem Vorwurf, es werde hier keine eindeutige Antwort gegeben und vor allem, der eigentlich wichtige Teil der Information, nämlich die Information über Auftraggeber und Auftrag der Beispielreportage bleibe ebenso ungenanntjwie die gesamte Vorgeschichte und die Hintergründe, die man sich öfter in Sendungen
(z.B. zur Fernsehkritik)
wünscht.
"Er sollte ja Hintergrundinformationen
bieten. Das hat er ja nicht
gebracht. Wir können jetzt zwar den Film kritisieren, aber dieser Abteilungsleiter, der bleibt in der Anonymität. Den hätte man nun auch noch befragen müssen und kritisch irgendwie
drangehen..··"
Die Frage nach der Wirkung dieser und ähnlichen Sendungen wird widersprüchlich beantwortet. Auf der anderen Seite wird in zahlreichen, zu erschließenden Positionen (nicht explizit) sehr deutlich, daß die Reaktion der Gruppe eindeutig auf eine pauschale und völlig beliebige Kritikposition hinauslauft· Man vertritt die Einschätzung, was gezeigt wird ist beliebig, die Hauptsache, man kann die 5 Minuten Zeit füllen, der Produktxonsauftrag ist erfüllt, gleich wie. Man geht davon aus, der fernsehkundliche Film hat gezeigt, daß einfach irgend etwas gedreht und gezeigt wird, egal, ob es zutrifft oder nicht.
"... aber nur um irgendwie ein Produkt zu schaffen, aus irgendeiner Richtung...." "Die nehmen viele Situationen auf, setzen sich an den Schneidetisch und schneiden dann das raus, was vielleicht zusammenpaßt und ohne Konzept ist. Und das paßt genau da rein. - Genau. Die suchen sich die passenden Antworten, die die Leute gegeben haben, schneiden sie zusammen, nehmen das raus und wählen dann den passenden Einstieg, die Aufnahmen, die sie vorher gemacht haben. Und den passenden Einstieg, den suchen sie sich zu den Antworten vorher heraus. - Weil sie vorher nicht wissen, was nachher herauskommt. Genau, genau so ist es. - Wenn der sich vorher aber doch nicht hingesetzt hat, und sich über· legt hat, so drehe ich das, l. Szene, 2. Szene, 3 · Szene, 4. Szene, dann bedeutet das doch eigentlich, das der gar keine Informationen geben wollte sondern stellt sich dahin und dreht, weil er eben einen 5-Minuten-Film machen muß."
In mehreren anderen Positionen wird deutlich, daß einfach alles bezweifelt >rird, was im Fernsehen gezeigt wird. Nur von einem Gruppenmitglied wird hervorgehoben und kritisiert, daß man den fernsehkundlichen Film selbst als völlig glaubwürdig und wahr ansieht, die Gruppenmitglieder also die Kritik an der Glaubwürdigkeit des Fernsehens durch das Fernsehen einfach glauben (er bezwei feit eben gerade auch den fernsehkundli chen Film). "Aber ich finde ganz toll, wie stark wir alle schon beeinflußt
sind.
Das, was wir hier gesehen haben in k 1/2 Minuten, das hat ja vielleicht
162 5 oder 6 Stunden oder noch länger gedauert. - Ja, sicherlich. - Ja, deswegen können wir aber gar nicht sagen, was dort lief tatsächlich. Das ist doch gerade das Ergebnis, worüber wir diskutieren sollen. Sie nehmen das jetzt tatsächlich hin, was da gezeigt wurde, was uns jetzt gezeigt wurde. - Von dem Gesehenen. Richtig. - Und genauso nehmen wir das Ergebnis einer Sendung hin. - Und wir sind doch gerade belehrt worden, daß das gar nicht so ist und deswegen sehe ich jetzt die k 1/2 Minuten. Das ist doch gar nicht so gelaufen. Das ist doch gar nicht so gewesen.... - Aber das es so war, daß haben wir ja gesehen. - Genau. - Aber das was wir gesehen haben, das haben wir doch gesehen."
Die Position Fernsehen zeige die Wirklichkeit, wird vertreten in bezug auf den fernsehkundlichen Film. Kontrovers wird diese Position in bezug auf politische Sendungen. Hier wird die Manipulation durch den Fernsehmacher (hier Redakteur)
entgegengesetzt.
Die gleiche Einschätzung des Fernsehens als Spiegel der Virklichkeit bleibt jedoch unwidersprochen in bezug auf Natur- und Tierfilme. Man vertritt die Position, im Fernsehen könne ein Teilbereich der Wirklichkeit gezeigt werden, notwendig sei hier jedoch die Zuhilfenahme anderer Medien. Es wird gefordert, vor allem die Tagesechau solle die Wirklichkeit zeigen, und es wird darauf verwiesen, daß die Macher politischer Sendungen selbst davon überzeugt seien, daß sie sich um eine Wirklichkeit sgerechte Darstellung
bemühen.
Der Einschätzung, das Medium Fernsehen selbst zwinge zur Verzerrung, wird widersprochen und zwar mit dem Verweis auf Manipulation. Die Subjektivität der Macher als Behinderung wird stark vertreten. Möglichkeit zur Manipulation wird nur sehr schwachiLselten (einmal in bezug auf Wirtschaft) erwähnt und bei weitem übertroffen von durchgehenden Positionen, die Manipulation im Fernsehen als Faktum ansehen. Hier halten sich folgende Einschätzungen in etwa die Waage: 1. die Manipulationsquelle ist der Fernsehoacher (kontrovers ist hier, ob der Reporter oder der Cutter),.2. Manipulationsquelle sind die Vorgesetzten der Macher, also Abteilungsleiter, mächtige
Fernsehchefs, wobei die Abhängigkeit und Anpassungszwänge
der Fernsehmacher im Vordergrund stehen und aus eigener Berufserfahrung abgeleitet werden. 3. Ursachen für Manipulationen sind nicht genau
spe-
zifizierte 'interesserà oder'Mächtige 1 und k. Ursache für bewußte Verzerrung von Wirklichkeit ist der Staat und die politischen Parteien, die manipulierend Einfluß nehmen (z.B. über die Intendanten in den Anstalten).
"Wenn nun der Abteilungsleiter, von dem man nun abhängig ist, ob man eingesetzt wird oder nicht, der Reporter lebt davon, Beiträge zu liefern, die gesendet werden und wenn der jetzt wiederholt auf Kritik stößt durch seinen Vorgesetzten, ich weiß allerdings nicht, wie die abhängig sind, als freier Mitarbeiter ist er doch darauf angewiesen, Sendungen zu machen, dann sagt der sich doch, da mache ich doch lieber Beiträge, die dem gefallen und verdiene damit". "··. müssen ja schon gewisse Direktiven gegeben worden sein. Denn das ist bei uns im Beruf ja auch so. Machen Sie mal das und das. So stelle ich mir das vor.
163 -
Auch wann s e n d e n
und im Rahmen w e l c h e r
S e n d u n g e n und f ü r
welches
Publikum. -
.... ich
der wird wahrscheinlich gerne
eingefangen
deshalb wahrscheinlich
Der M a n i p u l a t i o n s a s p e k t v o n den a n d e r e n " D i e Masse, dafür, auf.
jedoch also
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Deswegen
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und
..."
einem G r u p p e n m i t g l i e d
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d a s und d a s
es n i c h t
positiv
bewertet,
zurückgewiesen.
überlegen
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haben,
a b e r machen S i e
auch d i e s e r
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die
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haben,
einfach
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nicht.
schon g u t ,
ich
nicht
für r e i f
D i e nehmen d a s a l s
daß d a s e i n
bischen
genug
Anregung
beeinflußt
wird. -
Nein,
-
Da w i d e r s p r i c h s t
nein.
mündigen lassen
soll.
Auf
Staatsbürger
Ebenfalls
länger
zahlreich
keiten wie: dungen, usw.
der
der nicht
ist
die
Allein
über
einen
Du a b e r ,
vorgesetzt
ob " s i c h
Seite daß d e r
kriegen
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Darüber hinaus
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gebende"
Setzen
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der
aufsehr
technischer Möglich-
Information
bestimmter
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der R e p r ä s e n t a t i v i t ä t
werden
des ö f t e r e n
nach d e r R e a l i t ä t ,
von Sendungen,
den
kann."
unpolitisch
Manipulationstechniken
etc.
für
bevormunden
(im Sinne von M a n i p u l a t i o n
20 mal v e r s c h i e d e n e
Auswahl
und T h e m e n w a h l ,
der
den P a r t e i e n
meinst
Frage,
nach K o n z e p t , n i c h t
Auch d a s P r o b l e m
auf von
alles
Fernsehmacher).
Nichtzeigen
Bild-
nicht
anderen S e i t e
ist,
Schnitt,
Drehen
Hintergrund,
Du b i s t
sich
besonders manipulieren
genannt. wie
aber, der
kontrovers
der Absicht
Manipulation
der
doof
Unterhaitungsshows grund
Du D i r
Staatsbürger,
Akzente
und Z i e l g r u p p e ,
Ausschnitte wird
ohne
in
SenZensur
ange-
sprochen . Bezüglich genannt,
der Ursachen die
für Manipulationsmöglichkeiten
dem Z u s c h a u e r n i c h t
läufige Uninformiertheit das Nichtwahrnehmen Sehen b e m ä n g e l t . die
sehen.
Vermutet
und N i c h t b e m e r k e n
(nicht
festgestellt
Sendungen
nicht
Information schläge
es
sie
gen.
worden
sind,
mehr b r i s a n t e Seite
angesehen.
Zuschauer
allgemein)
werden.
als
man s o l l e
"Meckerecken"
Das F e r n s e h e n
durch G r e m i e n d i r e k t w a h l
glaubwürdig also
Diese Glaubwürdigkeit
eingeschätzt,
zu V o r t
Sachen
wird vor
allem
auf
kommen
so
durch
zu
des
zeigen, werden,
Themen
Institution
Gruppe
von
wird
die
Land-
gefordert.
explizit
einigen
Vor-
d e r Erwähnung
und Wahl
sowohl in
oder
deutlicher
eingerichtet
als
von der
auch i m p l i z i t
politischen kommen
der
Gegensätze
und F a c h l e u t e
sind z . B . , sollen
über ge-
davon.
im Zusammenhang m i t
D i e s e Veränderungen werden
allgemein,
Sendungen und
auch e i n H a u p t a s p e k t
zu b i e t e n ,
es
ungezieltes Information
Übertreibungen
den V o r s c h l ä g e n ,
z.B.
zwangsZuschauer,
und d e r e n P o s i t i o n
politischen
ist
der
S a c h e n a u f g e g r i f f e n w e r d e n und g l e i c h e
gezeigt
verbesserungsmöglich
Fernsehen w i r d die
neben
(hier
deutliche
wenn zu s t a r k e
Fernsehmacher
und d e s s e n V e r b o t )
gedreht
bei
Nur e i n m a l w i r d
Aspekte
So d i e
das V e r t r a u e n
durch
und man e r f ä h r t
Sachinformationen
verschiedener tage
die
sie,
werden
Einzelnennungen
sollen
als
gezeigt
über
Valraff-Films wie
wird
f ü r Verbesserungen,
aufzuzeigen, lassen.
das F e r n s e h e n
wird Manipulation
Personen,
etc.
einheitlich
w e r d e n nur
werden können.
und A h n u n g s l o s i g k e i t ,
Abhilfe wird
Fernsehmacher
angelastet
i n bezug
eigenen
auf
Bemerkun-
den B i l d - T o n - C h a r a k t e r
und
164 den damit verbundenen Authentizitätseindruck zurückgeführt
(dem wird nur
in 2 Fällen widersprochen), dem Image von Dokumentation und nur einmal dem Vertrauen in die "offizielle" Kontrolle. Man geht in der Bedingungsgruppe 6 davon aus, daß sowohl der Zuschauer al s auch man selbst di e Fernsehbi.l der oft al s objektive Wirkli chkei t nimmt, das einem selbst jedoch manchmal die Subjektivität des Fernsehens auffällt. Der durchschnittliche Zuschauer schaut jedoch unbewußt und unkritisch und beschäftigt sich z.T. nebenbei mit etwas anderem. Es wird hier kein deutlicher Unterschied zwischen sich und der Masse der Zuschauer gemacht. Der Grund für unkritisches und unbewußtes Fernsehen wird in dem abendlichen Entspannungsbedarf nach anstrengender Arbeit gesehen. Zu verändern seien bei den Zuschauern die Sehgewohnheiten aber auch grundlegender das politische Bewußtsein. Gefördert werden müßten Vorauswahl und Nutzung anderer Medien. An Einflüssen auf das Fernsehen in der BRD werden die politischen Einflüsse deutlich und stark gesehen und formuliert
(dagegen nur einmal
wirtschaftliche). Defizite der Information werden nur in bezug auf Abhängigkeit und Anpassungszwang der Macher deutlich geäußert. Staats-, Partei- und Politikeinflüsse werden (bis auf ein Gruppenmitglied) eindeutig und häufig abgelehnt. . "Da hat man dann auf der einen Seite die Fernsehzuschauer, die nun zahlen und die Sachen finanzieren, natürlich auch die Werbeeinnahmen, die sind natürlich auch wichtig. Auf der anderen Seite hat man die ganze Organisation da oben, da meine ich eben damit die Angestellten, aber vor allen Dingen Fernsehrat und Verwaltungsrat und da muß man doch also sagen, daß das vom demokratischen Bewußtsein gar nicht richtig ist, wenn man also den staatlichen Apparat sieht, Wähler und dann die Leute, die im Bundestag sitzen, da müßte es im Fernsehen quasi doch genauso gehen, dann nehmen sich doch die politischen Parteilen zuviel Macht heraus, daß sie meinen, so wie im Bundestag der Proporz ist, wie er also gerade an der Regierung ist, der hat auch die Macht, also in anderen Gremien gerade die Keule zu schwingen. - Machtmißbrauch I - Das halte ich also vom demokratischen Bewußtsein her für vollkommen verkehrt. - Richtig." Es werden zahlreiche eigene Kritikpunkte am Fernsehen angesprochen. In erster Linie angesprochen wird Zeit und damit Finanzaufwand der schließlich vom Zuschauer getragen wird (Geldverschwendung - z.B. auch durch
"Dilettan-
tismus der Macher"). Bemängelt werden au ch zu wenige Urteilsmögli chkei ten der Zuschauer selbst, die Oberflächlichkeit und der Qualitätsmangel aufgrund der fehlenden Kompetenz und die Möglichkeiten der Einflußnahme von Politikern. Die Position, es gäbe zuviel Politik im Fernsehen, führt zu längerem Disput. "Man muß ja davon ausgehen, die Parteien wirken doch auf uns ein, von morgens bis abends. Und wenn man nachts noch Nachrichten im Rundfunk hört, dann auch noch nachts. Wir sind doch dermaßen verpolitisiert, daß wir doch gar nicht mehr informiert werden, sondern es wird versucht, eine Meinung in uns zu bilden. Wir können unsere Meinung doch gar nicht mehr selbst bilden. Man muß heute eben alles mit Vorsicht genießen. Jede Aussage jedes Einzelnen.
165 - Aber das ist doch nicht schlecht, daß man politisiert wird, das würde ich also nicht als schlecht
empfinden.
- Ach, doch, ich glaube doch. - Es wird zu stark politisiert, es bilden sich Lager, man muß doch über diesen Dingen stehen
....
- Es gibt doch viel zu wenig politische Sendungen im Fernsehen,
solche,
die echt sagen, sie seien politisch. - Vir leisten uns den teueren Luxus Fernsehen doch nicht ura politisch berieselt zu werden. Das Fernsehen, genau wie der Rundfunk, hat doch in erster Linie der Information und Unterhaltung gedient und was ist daraus geworden? - Es wäre doch traurig, wenn noch mehr politische Sendungen ins Fernsehen kämen. Dann ist also mit einem Rückgang des Interesses am Fernsehen zu rechnen, da bin ich fest von überzeugt. Die Politik ödet die Leute ohnehin schon allmählich an, und das wird dann zunehmen und da profitieren mit Sicherheit nicht die Politiker davon."
Fernsehnutzungsfunktion wird für sich und die Zuschauer allgemein sowohl im Unterhaltungen als auch im Informationebereich gesehen. Es wird hier keine scharfe Trennung zwischen sich und dem durchschnittlichen Publikum gemacht, nur einmal wird dem Zuschauer Informationswunsch durch Fernsehen abgesprochen. Vor allem die anstrengende Tagesarbeit aber auch die Fernsehsituation zu Hause, die mit Ablenkung durch Umgebung, Familie und andere Aktivitäten verbunden ist, werden als Einflußgrößen angesehen. Einige Male wird die Position vertreten, das Fernsehen in der Bundesrepublik sei pluralistisch,.es gäbe in 3 Programmen für jeden etwas. Hierzu kommt eine Gegenposition, die auf die Einflüsse der Politik
(Par-
teien und Staat) deutlich verweist.
"Aber Du hast doch noch 3 Programme. - die sind doch alle 3 politisch, alle drei sind sie politisch. ... Tatsache ist doch folgendes, das grundsätzlich doch fast alle Sendungen, das die einer Zensur unterliegen, und daher schon eine gewisse Richtung uns gegeben wird, der man sich anpassen kann, nicht anpassen kann oder wie immer man sich entscheidet - Schlimmer ist doch, daß man alle Sendungen aus irgendeiner Richtung gesteuert werden. Das ist doch das Schlimme und daß man da wirklich keinen Einfluß darauf hat, diesen Leuten zu sagen, laß das Ding mal so laufen, wie das an und für sich in der Idee geboren wurde."
In der Frage nach der Existenz von Wirklichkeit, auf die kaum eingegangen wird, werden zwei unterschiedliche Positionen geäußert. Hier wird vor allem darauf verwiesen, das Fernsehen etwas "Gemachtes" sei.
Daß Fernsehen der Kontrolle der Volksvertreter untersteht, wird deutlich vertreten, ob dies berechtigt und für die Wahrheit günstig sei, bleibt jedoch in der Gruppe umstritten. -den Zuschauein werden vor allem von einem Gruppenmitglied Konsum-und Unterhaltungewünsche konstatiert, es wird auch auf deren Subjektivität verwiesen und angedeutet, daß genau das gesendet wird, was bei dem Publikum auch ankommt. Vom gleichen Gruppenmitglied wird forciert die Position vertreten, der Zuschauer wolle keine Politik mehr sehen (s. oben), während
166 von anderen Gruppenmitgliedern eben das fehlende politische
Engagement
des Publikums bemängelt wird· Es wird auch vermutet, daß der Zuschauer Anregungen des Fernsehens als Tatsache bewertet. In der Beeinflussungskraft wird Rundfunk ähnlich wie Fernsehen eingeschätzt. Fernsehwirkung wird in bezug auf Gewalttätigkeit
genannt.
Bei spielbereiche der Argumentation sind der nicht
gesendete*Walraff-Film,
Wahlsendungen, Berichte über die Automobilausstellung, - Nazigruppen und rechtsradikale Vorkommnisse bei der Bundeswehr, eine Manöversendung, der Hitler-Film von Joachim Fest und das ^WellesN-Hörspiel über außerirdische Eindringlinge.
167 Grupperidi skussion - Bedingungsgruppe 7
In der Bedingungsgruppe 7 wird sowohl der gesehene fernsehkundliche Film, als auch die Reportage vom S tudeηtenstreik der Hamburger Universi tat äußerst kritisch bewertet· Dem fernsehkundlichen Film steht die Gruppe sehr skepti seti gegenüber. Auf der einen Seite wird zwar als Intention vermutet, man wolle zeigen, wie Fernsehen gemacht wird und es mache den Zuschauer kritischer*, es überwiegen jedoch ganz klar mißtrauische Aspekte wie: solche Fernsehfilme seien lediglich ein Alibi des Fernsehens, es handle sich um Füllmaterial bei mangelnden Stoffen und Themen etc· Die Frage nach dem Auftraggeber dieser fernsehkundlichen Sendung und die Feststellung, daß eben dieser Film nicht in Zweifel gezogen wird und nur kleine Teile der Verzerrungsmaschinerie gezeigt werden, gepaart mit dem Mißtraueη, daß man ni cht versteht, wieso Fernsehen sich eher unglaubwürdig macht, überwiegt bei weitem die Einschätzung, man wolle echte Denkanstöße zum Zwei fei am Fernsehen geben· Fernsehen im allgemeinen wird deutlich primär als verzerrtes Bild der Wirklichkeit gesehen. Die Position Manipulation sei Tatsache, überwiegt hier klar die Position Manipulation sei lediglich eine Möglichkeit des Mediums Fernsehen. Nebeneinander stehen Einzeleinschätzungen»
die dem Fern-
sehen in Dokumentationen Objektivität bescheinigen und Sendungen wie*Veltspiegel* als objektiv ansehen. Dazu werden jedoch sofort Gegenpositionen geäußert wie: Fernsehen könne objektive Wirklichkeit gar nicht widerspiegeln· Einmal wird auch vertreten, es werde soviel Filmmaterial
geschaffen,
um eben ausstehen zu können und damit der objektiven Realität näher zu kommen. Sowohl Einschätzungen wie: Verzerrungsureache sei der Charakter des Mediums, z.B. die Begrenzung der Zeit und die damit verbundene Notwendigkeit zu Schneiden, wie die Hervorhebung der unausweichlichen Subjektivität der Macher, sind nur schwach und gering· Vorherrschend ist die Einschätzung von der gezielten Verzerrung des Wirklichkeitsbildes durch das Fernsehen. Hier stehen sich teils unvermittelt, teils als Gegenposition gegenüber die Einschätzung, es komme auf das Wollen und die Absicht der Macher an und es komme vor allem auf den Auftraggeber, dahinterstehende Interessengruppen etc. an. Vor allen Dingen der Auftraggeber von Fernsehproduktionen wird in den Mittelpunkt der Diskussion gerückt, wenn auch öfters Einflüsse der Vorgesetzten der Filmemacher erwähnt werden. Ab und zu wird auch das Zusammentreffen beider Verzerrungsursachen vermutet. Angesprochene Auftraggeber werden jedoch nie genauer spezifiziert. Nur einmal werden politische-und Parteieinflüsse angedeutet. Darüber kommt jedoch keine Diskussion auf, die Position erhält auch keine Unterstützung. Fragen der Parteilichkeit der Berichterstattung werden angesprochen, aber nie näher ausgeführt. "Der hat ja ein Konzept gehabt, der Mann und ein Regisseur muß ja aus mehreren Sachen etwas zusammenflicken können. Da muß er ja schon mehr filmen, um nachher das Gute herauszuholen. Es war manches Mal, wo sie den Leuten praktisch den Mund abgeschnitten haben, aber im Endeffekt kam doch das heraus, was er wollte. Er ist ja der Regisseur. Es ist ja klar, er muß ja immer mehr hereinholen, um etwas Vernünftiges herauszuholen . - Er läßt sich nichts von anderen sagen. Er hat wohl einen anderen hinter sich, seinen Chef.
168 Aber was er bringen wollte, hat er auch gebracht. - Die Schwierigkeit liegt natürlich immer bei dem Auftraggeber und wir haben ja glaube ich t im Fernsehen sehr viele Auftraggeber, die irgend etwas sagen wollen und dann muß er sich im Endeffekt danach richten. Er muß also viele Möglichkeiten aufnehmen, um den Auftraggeber zu befriedigen. . . . - Er kann sich da nicht nur nach seiner Meinung richten
....
- Und dann wird er von vornherein vorsortieren und sieben, daß es dem Auftraggeber gefällt. - Dabei könnte aber auch herauskommen, daß er eigentlich nur, weil er seinen Auftraggeber kennt, etwas ganz anderes sendet, als er eigentlich auf der Straße aufgenommen hat.
Manipulationsmöglichkeiten werden zahlreiche genannt, vor allen Dingen technische, wie Schnitt und Auswahl
(oft begründet durch das Zeitproblem),
aber auch Begleitton und vor allem Information ohne Hintergrund.
"Also, wenn eine völlige Falschmeldung da ist, von vornherein gesagt wird, das stimmt gar nicht, dann ist die Sache klar. Aber die Schwierigkeit ist aber nur, daß es ja eigentlich stimmt, aber daft man eigentlich , wenn man das so übernimmt, noch dazu wissen müßte, daß ganz andere Dinge da mitspielen. Warum das so ist und die ganzen Dinge alle aus Zeitgründen, die da nicht kommen."
Manipulation wird aufgrund mangelnder eigener Uberprüfbarkeit als Möglichkeit betrachtet. Erkannt wird sie beim Vergleich mit eigener Erfahrung, bei zu starker Übertreibung und dann, wenn sich der Zuschauer konzentriert". Als gute Beispiele, an denen man Manipulation
"wirklich erkennen
kann, werden die Vietnam-Berichterstattungen und die Wochenschauen im Krieg aber auch ein Vergleich zwischen dem DDR-Fernsehen und dem Fernsehen der Bundesrepublik genannt. Als Verbesserungsvorschläge werden vereinzelt aufgeführt: beide Seiten und alle Aspekte zu zeigen, auch die Mitte zu zeigen; besser zu recherchieren wird gefordert. Daran schließt sich jedoch die Forderung an den Zuschauer an, sich auch beide Seiten anzusehen. Überhaupt wird dem Zuschauer vor allem der Wunsch nach Berieselung und Unterhaltung nach Sensation sowie der Trend zum Schönen und zur heilen Welt angelastet. Zum Teil wird dies als Grund für die Verzerrung des Wirklichkeitebildes im Fernsehen angesehen. Starke eigene Kritik am Fernsehen wird vor allem als Kritik am Verhältnis von Aufwand zu Resultat geübt, (am Beispiel der im fernsehkundlichen Film problematisierten Reportage)· Diese Kritik mündet in ein Kritisieren der aufwendigen Finanzen, die letztlich vom Zuschauer aufgebracht werden müssen. Die Position zur pluralistischen Verfassung des Fernsehens in der BRD und dadurch gegebene Vergleichsmöglichkeiten für den Zuschauer wird nur einmal sehr schwach genannt. Positionen zur Subjektivität aller Dinge, klingen ebenfalls nur zweimal schwach an. Das Fernsehen in der Bundesrepublik wird vor dem Fernsehen anderer Länder und vor allem vor dem kommerziellen Fernsehen in den USA als besonders gut hervorgehoben. Fernsehen und Hörfunk werden als gleich problematisch gesehen, nachdem ein Gruppenmitglied vorher den Rundfunk als bessere Alternative aufgeführt hat.
Die gesehene Kurzreportage zum Hamburger Studentenstreik wird äußerst kritisch bewertet, man sieht die Reportage vor allem als äußerst einseitig und als schlechte Information ohne Hintergrund an. Trotzdem wird auch auf der Grundlage dieses Berichts stark die Einschätzung Streikaktivitäten der Studenten würden von einer Minderheit
vertreten«
politisch
aktiver Radikaler inszeniert, bei einer großen Anzahl von Mitläufern und desinteressierten fleißigen Studenten. Obwohl der Bericht kätisiert wird werden also Teile der darin zum Ausdruck gekommenen Botschaft
übernommen
Die zu bearbeitenden Fragebögen wurden stark und relativ ausführlich ebenfalls als Manipulationsinstrumente kritisiert. Argumentationsfelder der Gruppe waren die Berichterstattung über den Vietnam-Krieg, Kriegswochenschauen, das Fernsehen in der DDR und Berichte über Farbige und Rassenunruhen in New York.
1 70 Gruppendiskussion - Bedingungsgruppe 8
In dieser Bedingungsgruppe wird
ein Großteil der Diskussion auf die Er-
örterung de s ferη sehkundli ehen Films verwende t und von dort aus au f Fernsehkritik allgemein abgehoben. Die Einschätzungen sind vers und schwanken
hier sehr kontro-
zwischen der Beurteilung als erschreckend
deutlich,
aufklärerisch und informativ über Machart, Manipulationsmöglichkeiten
des
Reporters und Hintergründe einerseits und nicht informativ, langweilig und unklar auf der anderen Seite. Auch die Frage des möglichen Transfers der hier gewonnenen Erkenntnisse auf andere Sendungen wird
unterschied-
lich eingeschätzt. Die meisten Äußerungen in bezug auf die fernsehkundliche Sendung sind jedoch eher negativ zu bewerten. Diese ablehnenden Positionen sind teilweise recht deutlich und zwar in bezug auf Informationsgehalt, aber auch in bezug auf Vermutungen über die Wirkung solcher Sendungen und di e Nutzung durch di e Zuschauer· Einschä tzungen, sol che Sendungen könnten kritische Zuschauer schaffen, werden zurückgewiesen, mit Vermutungen, dies träfe nur für naive Zuschauer zu. In erster Linie wird dieser Film und Fernsehkritik im Fernsehen überhaupt sehr skeptisch und mißtrauisch betrachtet. Es herrschen die Meinungen vor, dies sei keine vollkommene und völlige Aufklärung, es sei nicht aufrichtig und vor allem ohne klare Aussagen· Das Fernsehen mache sich so vielmehr vordergründig interessant, locke die Zuschauer an mit diesen Versuchen, originell zu sein.
"Ich glaube, daß hier der Prototyp einer Reportage durchaus gezeigt wurde und wenn man das technische allein, aufnahmetechnische
sehen
wollte, dann konnte man das auch sehr gut sehen. Der Vorgang, die Herstellung war also gut gezeigt, daß, was ich kritisieren würde, wäre auf der einen Seite, daß gar keine klaren Aussagen gemacht wurden, was also der Zuschauer bei seiner Haltung gegenüber einer Reportage beachten sollte, daß fand ich also schlecht. Keine klaren Auesagen und zweitens war das ganze viel zu vordergründig. .... - nur den Zuschauer, den man da vermutlich auch pädagogisch aufmöbeln mochte, der sieht sich diese Sendung gar nicht an und diejenigen, die da schon vielleicht eine Ader für haben, denen scheint das dann doch zu simpel. .... - ob das Fernsehen das überhaupt will, den Zuschauer kritischer machen? Also, daß der Zuschauer das Fernsehen kritischer beobachtet, kann ich mir nicht vorstellen. Das die daran interessiert
sind.
- ne, das glaube ich auch nicht. Sie werden ja wahrscheinlich auch das Gegenteil erreichen, um viele Zuschauer heranzulocken
...
.... - aber was dabei untergeht, ist eben die EinflußmÖglichkeit
des
Abteilungsleiters, wie hier eben nur kurz angesprochen wurde. Denn wenn es dem nicht paßt, dann sieht der Film anders aus oder er wird überhaupt nicht gesendet."
Als mögliche Verbesserung von Fernsehkritik werden deutlichere Aussagen, mehr Schwarz-Weiß-Malerei und drastischer Subjektivismus sowie Beispiele anhand politischer Magazine oder Nachrichtenvergleiche wird hier eine Sendung über Nachrichten aus der Reihe
(positiv erwähnt "betrifft*Fernsehen")
genannt. Nach Meinung dieser Gruppe ist Fernsehen teilweise wirklichkeitsentsprechend (z.B. bei Nachrichten) oder könnte es sein, wobei hier ein Widerspruch
zur erwünschten Wirkung gesehen wird. Die Widerspiegelung objektiver Realität wird also als Widerspruch zu der Absicht, interessant zu sein und Interesse zu wecken, gesehen.
"Ja, ich glaube, es handelt sich da sehr stark um den Konflikt, was filmisch wirkungsvoll ist und was richtig ist und was der Reporter ausdrücken will, was er darstellen will auf der einen Seite und auf der anderen Seite kann man auch den Standpunkt vertreten, daß jetzt ganz objektiv dargestellt werden soll, was die einzelnen Leute gesagt haben. Das halte ich aber für nicht so wichtig, sondern der Mann wollte etwas ausdrücken und hat sich der Bilder und der Sachen bedient und die eben insofern aussuchen müssen, um zu einer Gesamtaussage zu kommen."
Vorherrschend ist jedoch
auf der anderen Seite die Position, das Fern
sehbild verzerre faktisch das Bild der Wirklichkeit. Erwähnt wird hier einige Male der Zwang des Mediums (die begrenzte Zeit und der damit verbundene Zwang zur Auswahl) sowie die Subjektivität
(oft
"ungewollte"
Subjektivität) der Macher. Bei der Einschätzung von Manipulation als Möglichkeit wird eindeutig nur die Möglichkeit der Fernsehmacher zur Manipulation erwähnt. Bei der Position
:
Manipulation im Fernsehen der Bundesrepublik
sei Tatsache,
(der
klar vorherrschenden Kategorie) ist dies nicht so eindeutig. Hier werden außerdem wenig spezifiziert Aufträge und Interessen erwähnt, vor allem aber die Einflüsse von Abteilungsleitern und Intendanten (einmal sogar als verlängerter Arm der Parteien) betont.
"Ja, letztendlich ist ja verantwortlich der Intendant und der Intendant ist dann wieder abhängig von sagen wir mal - seinen Parteifreunden oder von seinen Interessenverbänden· Unabhängigkeit gibt es nicht. Jeder hat in etwa eine Richtung, die er vertritt und da wird er dann auch eine Auswahl treffen und wenn der Intendant meint, irgendeine Sendung wäre z.B. zu aggressiv, z.B. in Report, dann wird das also gestrichen, dann wird das nicht gesendet."
Diese Positionen werden teilweise kontrovers zu Positionen
eingebracht,
die Manipulation vor allen Dingen als Sache der Reporter und Regisseure, also der Fernsehmacher ansehen. Eine Position versucht eine Integration der Einflußquellen: Macher, Auftraggeber, Publikum.
"Es kommt darauf an, wer der Auftraggeber ist. Also nicht nur der Reporter sondern auch der Auftraggeber. Es hängt aber auch mit der Gruppe zusammen, an die er sich richtet. Er muß sich auch ganz stark darauf einstellen, auf was für Bildsymbole reagiert z.B. das Publikum. Also im Prinzip gehören zu einem Film ja eben drei Leute: derjenige, der den Film macht und der bringt seine eigene Subjektivität mit rein und die wägt er einmal ab nach unten und einmal nach oben und zwar erst einmal an die Adressatengruppe, die Leute, die den Film sehen wollen und nach oben wäre also dann der Auftraggeber, dem das Ganze dann auch noch gefallen muß."
Geäußert werden auch Meinungen in Richtung auf Wirklichkeitsverzerrung als legitimes Mittel der Fernsehmacher um beabsichtigte Wirkungen zu erreichen
(mehrmals).
172 Im Berei eh der ζahirei eh genannten Manipulat i onsmöglichkei ten überwiegt bei weitem die Nennung technischer Manipulationsmöglichkeiten Schnitt). Es wird aber auch genannt, die Möglichkeit der
(vor allem
'Information
aus dem Zusammenhang' und das 'Drehen und Zeigen von Filmen nach Konzept und nicht nach vorgefundener Realität 1
sowie Verfälschender Kommentar 1 ·
Gründe für Manipulationsmöglichkeiten werden in der Unbedarftheit und Interesselosigkeit der Zuschauer aber auch in der Unmöglichkeit
eigener
Uberprüfung sowie Ahnungslosigkeit und Vertrauen der Zuschauer gesehen· Wichtig zur Vermeidung von Manipulation scheint der Gruppe vor allem Vorinformation der Zuschauer (z.B. auch in bezug auf die Position der Macher). Eigene Erfahrungen lassen Manipulation bemerkenj ebenso Interventionen bestimmter Gremien, die zum Absetzen von Sendungen
führen,
falls sie bekannt werden.
"Also ich glaube, es kommt vor allen Dingen darauf an, ob man von einer Sache vorher schon mal was gehört hat. Venn das alles Neuland ist, dann nimmt man es vielleicht auf und akzeptiert es. Hat man vielleicht schon vorher was davon gehört, dann äußert man sich und sieht das schon etwas kritischer."
Mögliche Veränderungen im Fernsehen werden vor allem gesehen in der Beteiligung mehrerer verschiedener Betroffener, aber auch unabhängiger Beurteiler, in der Berücksichtigung der Mehrheit aller Beteiligten und in dem Aufzeigen und der Diskussion unterschiedlicher Aspekte.
Kritisiert wird am Fernsehen vor allem der Aufwand (Zeit), die Kon
ptions-
losigkeit der Macher, die man am Beispiel der Reportage zum fernsehkundlichen Film demonstriert bekam, sowie das Zeigen
zu vieler amerikanischer
Produktionen. Nach Meinung der Bedingungsgruppe 8 sehen die Zuschauer das vom Fernsehen vermittelte Bild als objektiv und gegeben an, die Gruppe selbst schätzt sich jedoch bewußt und kritisch ein und sieht ihre* Aussage nach, das Fernsehen funktionsbezogen. Der Masse der Zuschauer wirft man Kritiklosigkeit vor und den Wunsch nach Berieselung. Auf der anderen Seite geht man von einer relativen Hilflosigkeit der Zuschauer aus, z.B. wegen der raschen Themenfolge und weil das Abschalten Schwierigkeiten macht
(auch einem selbst), obwohl es auf der
anderen Seite als potentielles Druckmittel der Zuschauer angesehen wird. Verbesserungen erwartet man bei Zuhilfenahmen anderer Medien und in der Vorauswahl durch die Zuschauer. Man selbst betrachtet, wie der durchschnittliche Fernsehzuschauer, das Fernsehen vor allem als Mittel zur Unterhaitung,benutzt es nach eigenen Aussagen jedoch wenig und gezielt, während man bei der Masse der Zuschauer häufige Fernsehnutzung vermutet. Man geht davon aus, daß für den durchschnittlichen Fernsehzuschauer das Fernsehen sehr glaubwürdig ist (vor allem im Bereich Dokumentation), was in dieser Gruppe vor allen Dingen auf das Expertenimage der Fernsehmacher zurückgeführt wird. Die Frage, ob es eine objektive Wirklichkeit gibt, die vom Fernsehen widergespiegelt werden kann, wird in der Gruppe kontrovers diskutiert. "... aber für alle gleich, das Gleiche, das geht nicht. Jeder sieht ja seinen Teil mit dabei. Also, was er selbst noch in seinen Erinnerungen hat und aus seinen eigenen Vorstellunge.
173 - ... aber ioli glaube doch, da gibt es eine Grenze, wo man sagen kann, also hier ist etwas echt aufgenommen worden, was man so nicht laufen lassen kann, wo nicht nur eine subjektive, wo nicht nur subjektive Wertmaßstäbe hineinkommen, sondern das kann man nicht mehr als Wert, z.B. ansehen oder man sagt, o.k., das ist nicht meine Geschmacksrichtung, aber das könnte man noch als richtig vertreten."
Hervorgehoben wird immer wieder di e Subj ektivi tat des Zuschauers. Als Gegenposition zu den Manipulationsvorwürfen gegen die Macher (s.o.) wird sehr stark und oft die Position vertreten, im Grunde seien die Zuschauer selbst für das, was gezeigt wird, verantwortlich
('was ankommt und ange-
schaut wird, wird auch gesendet 1 ). Hiermit verbunden wird die Erwähnung von Konsum- und Unterhaltungswünschen der Zuschauer.
"Nein, ich glaube, entscheidend ist der sogenannte
Otto-Normal-Ver-
braucher, für den der Intendant nämlich letztendlich das Programm zusammenstellt. Für den er eben auch z.B. diese ganzen amerikanischen Sendungen, die angesprochen wurden, auch für richtig hält. Denn er kann ja nur das verkaufen, was die Leute ihm auch abnehmen. Und wenn die Leute kritischer wären, müßte er eben auch ein besseres Programm machen lassen - Denn egal, ob es jetzt der Intendant ist oder der Bundeskanzler, es ,kann sich keiner erlauben, etwas zu machen, was vollkommen der öffentlichen Meinung zuwider läuft. Denn es gibt doch in jedem Fall, wenn es also happiger kommt, da Proteste und derjenige muß sich dann wieder etwas zurückziehen. Man kann es natürlich
stufenweise
einführen. - wobei die Gewichte dabei natürlich ungleich verteilt sind, denn als Fernsehzuschauer sitzt man ja z.B. stumm vor der Glotze und läßt sich das dann Tag für Tag vorrieseln. Derjenige, der den Film sendet, sitzt natürlich am längeren Drücker. Wenn er sich zu sehr vergreift, wird er sich wahrscheinlich irgendwo einen Protest zuziehen, ansonsten, wenn er sich in einem relativ breiten Grenzbereich bewegt, schluckt man das oder man macht halt den Apparat aus. - Ja, aber das i st doch genau die schlimmste Reaktion für den Intendanten oder überhaupt für die Fernsehanstalt. Wenn sie diese Monopolstellung verlieren würden, die sie haben."
Die Meinung, Presse sei im Gegensatz zu Fernsehen positiver zu bewerten, wird von der Gruppe zurückgewiesen. Presse wird als ebenso manipulierbar betrachtet. Die Einschätzungen, daß die Wirkungen von Fernsehen im Kriminalitätsbereich zu suchen seien, wird stark zurückgewiesen, ein Gewohnheitseffekt des Fern· sehens wird von der Gesamtgruppe
akzeptiert.
"Auf alle Fälle tritt ein Gewohnheitseffekt
ein, man regt sich sehr
viel weniger darüber auf, wenn ein Mensch ermordet wird, wenn man bereits 100 Krimis gesehen hat, in denen Menschen ermordet worden sind, als es früher vielleicht der Fall war. Es ist z.B. interessant, meine Oma die zittert da immer noch, die zittert da immer noch ganz grausig mit. Für die ist das eine ganz tolle Aufregung, wenn z.B. in einem Film, in einem Krimi jemand umgebracht wird und man stumpft selber dagegen im Prinzip eigentlich völlig ab. Auch die Größenordnungen
174 werden versetzt, damit einem eben dann etwas fürchterlich aufregt, sind z.B. eben nur noch diese totalen Schocker, die dann im Kino laufen, wie 'der Weiße Hai", das ist dann noch dermaßen extrem, da können die Leute noch darauf anspringen."
Argumentationsbereiche und Beispiele liegen in dieser Bedingungsgruppe im Rahmen eigener Erfahrungen (Berlin) oder im Bereich von Fernsehsendungen, (wie ein Film über das Ruhrgebiet) und der Absetzung eines Filmes über die Abtreibung·
175 Gruppendiskussion - Bedingungsgruppe 9
Vorherrschende Einschätzung in dieser Bedingungsgruppe ist: das Fernsehen zeigt in bestimmten Teilen ein Bild der objektiven Wirklichkeit, wie sie ist. Hierbei wird einerseits vermutet, dies seien nur wenige Sendungen, auf der anderen Seite wird die Zahl wirklichkeitsgerechter
Fernsehsendun-
gen größer eingeschätzt. Die Identifizierung wirklichkeitsgerechter Fernsehanteile geschieht nach Sendungsinhalten
(als wirklichkeitsgerecht wer-
den Sendungen eingeschätzt, die sich mit Technik, Kindererziehung, Natur und Tieren beschäftigen, im Gegensatz dazu stehen Sendungen aus Wirtschaft und Politik). Eine zweite Möglichkeit der Identifizierung
realitätsadäqua-
ter Fernsehsendungen ist für die Zuschauer das'Life-Prinzip (life gilt als objektiv und wahr). Ein dritter Anhaltspunkt ist für diese Gruppe der jeweilige Macher der Sendung (als wirklichkeitsgerecht gelten Sendungen, *die von Personen gemacht sind, die auch vom Bildschirm her bekannt sind, so auch z.B. Peter Scholl-Lataur, Fritz Pleitgen etc.). Ihnen wird auch Bemühen um Objektivität
unterstellt.
"Ja, ich würde jedenfalls sagen, das einige Sendungen bestimmt objektiv gesendet werden und einige doch mit einem ziemlich durchgefärbt
sind,
ob nun rot oder schwarz, das merkt man schon innerhalb der Sendung. Da kann sich der Zuschauer auch ein Bild von dieser Sendung machen, zumindest dann, wenn er auch neben dem Fernsehen andere Medien in Anspruch nimmt, wie Zeitungen oder sonstiges
....
- wenn z.B. um Technik oder Kindererziehung es geht, das ist immer objektiv,·das kann man immer ansehen und den Kindern zeigen und danach handeln. Aber bezogen auf Politik- oder Wirtschaftssendungen, da ist die Tendenz ganz deutlich
spürbar."
Als Hindernisse der Realität im Fernsehen werden vor allem die Zeit genannt und der Medienzwang, etwas in bestimmten Momenten aufnehmen zu müssen· Weniger stark und weniger häufig wird die zwangsläufige Subjektivität
der
Macher erwähnt. Gleichstark (wenn auch gegen andere Gruppen gering) ist die Einschätzung, Fernsehen könne die Wirklichkeit manipulieren und Fernsehen manipuliere die Wirklichkeit. Interessant ist, daß bei Manipulation als Möglichkeit vor allem auf den Macher, Reporter, Korrespondenten, als Manipulationsquelle verwiesen wird (nur je einmal werden nicht näher spezifizierte Quellen und Verbände oder Interessengruppen genant), bei Manipulation und Beeinflussung als Tatsache dagegen wird vor allem auf nicht näher spezifizierte Interessengruppen, Aufträge und Auftraggeber oder auch ganz deutlich politische Manipulation
angespielt
(hier in bezug auf Par-
teien) genannt. In beiden Kategorien wird darauf verwiesen, daß es darauf ankomme, ob Manipulationsabsichten
bestehen.
"Ich persönlich meine schon, daß es in gewisser Weise manipuliert. Daß diese verschiedenen Interessen, die sich da durchsetzen, beides nun von politischen Vertretern oder anderen doch stark durchkommt. Ich fand auch hier, daß z.B. von Seiten der politischen Vertreter mehrfach Druck ausgeübt wurde.
176 - Das zi eh t si eh doch i rgendwi e , wi e ein roter S trei fen dur eli das Fernsehprogramm durch, gerade bei politischen
Sendungen."
Bezüglich der Manipulationsarten wird auf die verschiedensten
verwiesen.
In erster Linie wird technische Manipulation, Schnitt, Auswahl etc. genannt, es folgen: unvollständige Informationen ohne Hintergrund; vereinzelt auch: Kommentar, Untertöne von Sendungen, Sendezeiten und Sendetermine. Manipulation kann nach Meinung der Gruppe erfolgen, weil der Zuschauer nicht über alles informiert ist und auch nicht über alles informiert sein kann (vereinzelt wird genannt, die Unmöglichkeit der eigenen Uberprüfung und die Interesselosigkeit
der Zuschauer).
Sie kann nicht erfolgen, wenn Vergleiche mit der Presse angestellt werden oder wenn über eindeutige Fakten berichtet wird. Von einem Teilnehmer wird vermutet, Manipulation könne auch nicht erfolgen, wenn die Zuschauer vorsichtiger
seien.
Vermutet wird Manipulation bei politischen Sendungen. Bemerkt wird sie bei politischen Sendungen und Magazinen, bei Fußballspielen aber vorrangig bei dem Vergleich mit Informationen aus Presse und Rundfunkj auch vereinzelt bei eigener Erfahrung und bestimmten Fernsehsendungen bzw. fernsehinternen Vergleichsmöglichkeiten in verschiedenen Programmen. Als Verbesserungsvorschläge werden für Einzel Sendungen genannt: alle Aspekte zu zeigen, die Mitte und nicht die Extreme zu zeigen, gleiche Themen von verschiedenen Seiten in verschiedenen Sendungen anzugehen sowie genauere Titel für die Sendungen zu geben und mehr Hintergrundinformationen zur Verfügung zu stellen. Für das Fernsehen allgemein wird als Verbesserung
vorgeschlagen,
die Parteilichkeit deutlich zu machen, mehr Beteiligte und alle zu Wort kommen zu lassen und sich nach dem größten Teil der Bevölkerung zu richten. "Ja, das ist wichtig, wenn man sagt, objektives gibt es eben einfach nicht und wenn man dann sagt, ja, das ist wichtig, das derjenige seine Parteilichkeit zeigt, z.B. wer New York nur aus Kneipen bestehend zeigt, sagt, ich bin eben ein Liebhaber von Kneipen und zeige deswegen auch Kneipen. Anstatt das er Kneipen zeigt, ohne das zu sagen und alle Leute glauben, naja, es besteht eben nur daraus."
Das Fernsehen wird für relativ glaubwürdig gehalten. Eine völlige Fernsehgläubigkeit wird für die Masse der Zuschauer (hier vor allen Dingen für die älteren Zuschauer) angenommen, die davon ausgehen, daß das Fernsehen zeigt, was objektiv gegeben ist. Als Grund für die Glaubwürdigkeit des Fernsehens wird vor allem Expertenimage der Macher genannt (und ihre Bekanntheit). Die Fernsehnutzung
der
Masse der Zuschauer, vor allen Dingen der
älteren, hat primär die Funktion der Unterhaltung. Für den Durchschnittszuschauer wird von der Gruppe häufiger Fernsehkonsum angenommen, für sich selbst geht man von geringer Fernsehnutzung aus. Die Gruppenmitglieder selbst halten sich vereinzelt für bewußte und kritische Fernsehzuschauer, andere halten sich für dem 'Fernsehen relativ hilflos ausgesetzt*. Es scheint der Gruppe wichtig, daß die Zuschauer vor allem andere Medien zusätzlich nutzen und Fernsehinformation nur als einen Anstoß betrachten. Als Kritik am Fernsehen wird die unzureichende
177 Information bemängelt und stark und häufig mehr Information über Hintergründe
gefordert·
An Einflußgrößen Einflüsse
auf das Fernsehen werden vor allen Dingen
politische
(von einem Teilnehmer auch w i r t s c h a f t l i c h e ) genannt. Die Po-
sition: das Fernsehen in der BRD sei pluralistisch und biete für alle etwas, wird nur einmal
schwach
angeschni11en.
Die Frage nach der Existenz objektiver Realität wird negativ
beantwortet,
auf der anderen Seite implizit durchaus al s gegeben anerkannt o.g. Position, daß Fakten Garant für Objektivität
Ein Selbstverschulden
der Zuschauer an der Verzerrung
sehen wird hauptsächlich
(so in der
sind).
des Bildes im Fern-
im Wunsch nach Sensationen gesehen. Es wird
behaupt et, daß das ge sendet w i r d , w a s bei der M a s se der Zuschauer
auch
ankommt,
z.B. Schönes, A n g e n e h m e s , die heile W e l t . Auf die Subjektivität der Seher wird nur einmal kurz eingegangen. Erörtert wird hier noch kurz, das Sichwidersprechen
von Publikumsinteresse und dem V e r s u c h , die Welt
keit sg er e cht zu
Wirklich-
zeigen.
"Vielleicht liegt
es aber auch daran, daß m a n im Fernsehen
viele
Leute interessieren m u ß von irgendeinen! T h e m a . Ich komme immer w i e d e r auf den Rundfunk zurück. Da kann ich mehr in die Tiefe gehen, da m u ß der M a n n zuhören. Im Fernsehen muß man das interessant gestalten, wenn ich jetzt fünf oder sechs Parks zeige, dann schläft der ein, da muß ich also irgend etwas bringen, mit der Feuerwehr oder mit der Kriminalität oder irgend etwas, ich muß die Leute fesseln im Fernsehen.
Ich
muß denen irgend etwas zeigen, dann ist es klar, dann ist es nicht mehr objektiv. Ja, w a s heißt nicht objektiv, w a s heißt objektiv? Das ist dann einseitig. Ich muß versuchen, den Mann zu fesseln, sonst er das gar nicht mehr
sieht
an."
Die P o s i t i o n , Fernsehen gäbe lediglich Informationen, man könne sich dann ein eigenes Urteil bilden, wird deutlich m e h r m a l s vertreten. Dagegen hen Positionen, die dem Fernsehen gerade mangelnde Informationen
ste-
vorwer-
fen . Der Rundfunk wird von einem Teilnehmer, aber ohne W i d e r s p r u c h , als objektiver
erachtet.
Die Fragebögen werden als übersimplifiziert u n d Zwang und als Manipulation empfunden
(sie seien zu undifferenziert,
da m a n nur angehen kann,
ob 'ja oder 'nein') . Bei der gesehenen Reportage wird das Fehlen n ö t i g e r
Hintergrundinforma-
tionen bemangelt. H i e r gibt es jedoch eine Gegenposition, die davon ausgeht, daß man nur allgemein informieren w o l l t e . Argumentationsfelder der Bau v o n
sind
Kernkraftwerken.
"Aber ich möchte noch einmal ein ganz brisantes Thema
herausgreifen,
daß ist das mit dem Bau der Kernkraftwerke. E s w i r d ja viel
diskutiert
und man macht das u n s glaubhaft, das Strom knapp werden w i r d , das überhaupt noch nicht bewiesen ist und man will ganz w a s
obwohl
bestimmtes
damit erreichen. Alle Diskussionen nützen nicht's, man will eben w a s ganz bestimmtes damit erreichen u n d sagt, w i r müssen diese
Kernkraft-
w e r k e bauen. Alle Demonstrationen nützen n i c h t s , im G e g e n t e i l , Demonstranten w e r d e n dafür persönlich haftbar gemacht und wohin
treibt
178 man diese Leute? Wenn sie jetzt plötzlich 5*000 DM zahlen sollen und nicht können, was tun die nachher? Die gehen in den Untergrund oder so etwas oder opponieren entsprechend woanders· Das halte ich für ganz gefährlich."
Weitere Themenbereiche, die angeschnitten werden sind Fußballspiele, Berichterstattung über New York und Rassenunruhen und Programmangebote
für
Schichtarbeiter.
Nachdem die Gruppe nach Beendigung der Untersuchung den medienkundlichen Film gezeigt bekommen hat, werden die dort gegebenen Informationen als Bestätigung empfunden, die jedoch ohne größeren neuen Informationswert sind. Interessant ist, daß nach dem Anschauen des medienkundlichen Films im Gegensatz zur vorherigen Diskussion nur noch die Rolle des Fernsehmachers als Manipulator betont wird und vorher noch diskutierte Manipulationsquellen vollkommen in den Hintergrund
treten.
179 Gruppendiskussion - Bedingungegruppe
In Bedingungsgruppe
10
10 wird die anfängliche Einschätzung eines Teilneh-
mers: die Frage nach der Wirklichkeit im Fernsehen sei so allgemein nicht zu beantworten, es gebe teils Beiträge, die Wirklichkeit korrekt widerspiegeln, teils solche, die diese verzerren, durchgehend
beibehalten.
Die Gruppe geht davon aus: die allgemeine Einschätzung objektive oder verzerrte Wirklichkeit ist falsch, z.T. zeige Fernsehen die objektive Wirklichkeit in bestimmten Programmen, Sendungen und Sendungsarten, die nicht näher festgelegt werden als bestimmte Beiträge, Reportagen, Dokumentationen etc· Negativ wird di e Frage der Wirklichkei tsadäquanz für politi sehe Magazine beantwortet. Außerdem wird eine positive Bewertung vor allen Dingen der 3· Programme deutlich.
"... was auf der einen Seite stimmt, stimmt nicht auf der anderen Seite und biswei1en fällt es mir sehr schwer, denn hier steht, daß man objektiv und wahrheitsgemäß informiert wird, dann stimmt das bei der einen Anstalt und bei der einen Sendung, aber bei der nächsten muß es nicht
sein....
.... - das Auslandsjournal, die bringen alle nur objektive Wirklichkeit, das stimmt nicht, denn von den Beiträgen waren vielleicht zwei oder drei obj ektiν, daß kann ich aber auch im voraus ni cht sagen, da muß ich nun erst wieder lesen oder mich dafür interessieren, wie war's denn wirklich? Da habe ich dann trotzdem vielleicht immer noch die falschen Zeitschriften und dann liege ich eben mit meiner Meinung verkehrt, dann kann ich's auch nicht ändern."
Es werden auch Einschätzungen vertreten, Fernsehen könne Wirklichkeit zeigen, Schwierigkeiten resultierten dabei jedoch aus den Sensationswünschen und dem Wunsch nach der heilen Welt, den die Zuschauer an dieses Medium herantragen und aus der zwangsläufig, nicht völligen Informiertheit der Reporter. Hindernisse für korrekte Widerspiegelung werden in erster Linie in der zwangsläufigen Subjektivität der Macher gesehen. Positionen der Wirklichkeitsverzerrung
im Fernsehen durch Manipulation
werden nur sehr schwach und wenig vertreten, mehr noch als Möglichkeit als als Tatsache. Erwähnt wird hier der Einfluß der Macher Redakteur) und einmal der Fernsehanstalt
(Reporter,
allgemein.
Die Beeinflussung des Fernsehens, die nur gering thematisiert wird, wird sowohl aus der Parteilichkeit jedes Menschen (die nicht weiter spezifiziert wird) als auch aus der Notwendigkeit bewußter Provokation und emotionaler Anregung um Interesse zu wecken und Zuschauer
aufzuscheuchen
legitimiert.
"Und ich möchte auch sagen, dieses Fernsehen, wenn wir mal eine Sendung nehmen, die wir gerade angesprochen haben, das ist bewußt emotionsgeladen. Warum soll denn der Reporter tatsächlich immer nur di e reine Wahrhei t beri cht en, die können doch auch mal versuchen, etwas zu verschleiern. - Provozi eren meinen Sie jetzt? - Bewußt, bewußt, bewußt provozieren. - Provozieren ja, bewußt provozieren, aber nicht verschleiern, wie Sie sagten.
180 - Nein, bewußt provozieren. Provozieren, indem Sie sagen, ja Mensch, entweder wir locken die Zuschauer mal aus dem Bau und das sie sich mal für, dafür intere ssi eren, für di e Sendung, um Kritik
aufkommen
zu lassen oder wir sagen immer die Meinung der Zuhörer, wie sie es hören wollen. Sprich vielleicht verharmlosen und die gehen damit schlafen und rühren sich gar nicht. Es rieselt auf sie ein und sie nehmen es gar nicht im Gehirn wahr."
Manipulation wird als möglich erachtet, weil kein Zuschauereinfluß möglich ist (dies ist eine Einzelnennung). Sie ist nicht möglich, bei Vergleichen mit Presse und anderen Medien und bei der Kenntnis der Position der Fernsehmacher· Vermutet wird sie bei bestimmten Sendungen, z.B. bei politischen und bemerkt bei eigener Erfahrung und möglichen fernsehinternen Vergleichen. Ale
Verbesserung wird vor allem vorgeschlagen, in den Sendungen die Mitte
zu zeigen und nicht die Extreme und für das Fernsehen insgesamt die Diskussion mit dem Zuschauer zu forcieren. Explizit wird die Masse der Zuschauer als sehr fernsehgläubig
betrachtet
^implizit halten auch die Teilnehmer Fernsehen für glaubwürdig, bis auf politische Sendungen). Die Zuschauer und auch man selbst sieht die Fernsehwirklichkeit als objektiv gegebene an. Die Einschätzung der Zuschauer als unbewußt und unkritisch ist jedoch in der Gruppe widersprüchlich. So wird auch die Position einmal vertreten, Zuschauer seien dem Fernsehen hilflos ausgeliefert. Verbesserungsvorschläge auf seiten der Empfänger werden zahlreiche genannt, so z.B. bewußte Auswahl von Sendungen, Zuhilfenahme anderer Me>
dien, Suche nach Informationen über Hintergründe aber auchTden Druck auf das Fernsehen verstärken,durch Zuschriften und Abschalten 1 und sogar in politische Parteien eintreten*. Eine Anregung, über die länger diskutiert wird, ist Diskussionskreise und Diskussionsrunden zu schaffen, die über Fernsehsendungen diskutieren. Dagegen steht die Gegenposition, dies sei unmöglich, es könne höchstens in der Familie passieren; der Familienkreis wird aber als zu eng angesehen. "Ja, das ist es ja. Man sitzt abends davor und guckt Fernsehen und hat nachher keine Leute, mit denen man über das gerade Gesehene sprechen kann. Daß man die Meinung des anderen hätte, man sitzt da des Abends selber davor und denkt sich seinen Teil dazu und dann durch Zufall am anderen Morgen in der Arbeitsstätte da heißt es, ich habe so und nicht so gesehen. Da können wir nicht drüber sprechen. Ich finde, da müßte der Rahmen des Fernsehguckens etwas größer sein. Daß man dann gleich die Kiste ausschaltet und erst einmal ein bischen darüber diskutiert, über die ganze Sache. - Ja, das wird's nie geben. - Nein, das wird's nie geben. Aber das wäre das Optimum, weil man das alleine nicht haben kann. - Vielleicht in Gruppen, nicht aber in der Familie, meine ich. - Nein, in der Familie- Die Familie ist vielleicht noch ein bischen zu klein dazu. Da müssen noch andere Leute dabei sein." Kritik wird am Fernsehen al s'Konsumanreizer 1 und am 3· Programm als zwar sehr gut, aber zu sehr auf Intellektuelle abgestellt geübt.
181 Einflüsse der Politik gesehen und benannt
(z.B. Parteien) auf das Fernsehen werden ganz klar
(nur einmal ablehnend kommentiert). Die Frage wird
gestellt : wer bestimmt eigentlich im Fernsehen? Im Problemkreis Fernsehnutzung wird sowohl die eigeneials auch vor allem die der Durchschnittszuschauer im Unterhaltungsbereich
genannt.
Einflußgrößen auf Fernsehnutzung sind nach Meinung dieser Gruppe in erster Linie die Abgespanntheit nach der Tagesarbeit aber auch die Vereinzelungssituation vor dem Fernsehgerät. Stark«eindeutig und häufig wird von der Gruppe die pluralistische Fernsehkonstruktion als Widerspiegelung
einer
pluralistischen Gesellschaft vertreten. Hier wird sowohl auf die Verschiedenartigkeit der Angebote und Programme und Anstalten verwiesen, wo es für jeden etwas gebe und auch auf die Ausgewogenheit des Fernsehens. Fernsehen gebe verschiedene Information und jeder könne sich seine eigene Meinung bilden.
- "Vir haben ja schließlich ZDF und ARD und verschiedene Fernsehanstalten in verschiedenen
Städten...
- ... da wir keine einheitliche politische Richtung haben t
die auf
etwas hinaussteuert, denn wir haben ja Richtungen, die sowohl in die eine Seite als auch in die andere Seite gehen und das Fernsehen übernimmt die ... - ··· ja, jeder kann doch das tun, was er will. Venn ich den Löwenthal höre, dann kann ich das glauben oder nicht, oder wenn ich den Schmidt höre, dann kann ich das glauben oder nicht. Ich meine, das ZDF tendiert zweifellos mehr zur rechten Seite und dann haben wir aber andere Anstalten, die tendieren mehr zur linken Seite hin.... Die Frage nach der Existenz objektiver Realität wird mehrmals angeschnitten und meist explizit negativ beantwortet. Es ergeben sich in der Dis· kussion jedoch auch dazu entgegengesetzte »diesbezüglich
positive Posi-
tionen. Am Zuschauer, vor allen Dingen an den älteren Zuschauern werden vor allen Dingen Berieseiungs-, Konsum-, Unterhaitungs-, Sensationswünsche
bemängelt
ebenso sein Vunsch nach der schönen heilen Veit und seine Interessenlosigkeit. Alle diese Faktoren werden auch als Hemmnis für die im Fernsehen mögliche Realitätsadäquanz genannt. Des weiteren wird die Beurteilungskompetenz des Durchschnittszuschauers in bezug auf Fernsehen bezweifelt.
"Wieviel Geist brauchen wir für das Korrigieren eigentlich. Dieses Korrigieren einer Sendung. Frage: reicht es aus, ein Arbeiter zu sein und sich wenig ums Fernsehen zu kümmern? Bringt es nicht eigeintlich nur die eigene Meinung, denn nur die eigene Meinung ist nicht gefragt. In so einer Gruppe von Fernsehzuschauern, die wollen ja eine gewisse Richtung ansteuern. Frage: kann das jetzt jeder, jeder entscheiden? Ich meine nidit."
Fernsehen, Rundfunk und Presse werden als gleich angesehen und als gleich behandelt. Presse wird positiver beurteilt, weil hier Berichtigungen
er-
folgen können. Das 3. Programm im Fernsehen wird positiver beurteilt, als das 1. und 2. Programm. Kritisiert werden vor allen Dingen die Fragebögen und zwar als zu undifferenziert und in zu allgemeiner Form (Ja/Nein-Beantwortung) nicht korrekt zu bearbeiten.
182 Argumentationsfelder und
dieser
Bedingungsgruppe
sind Chile
nach
dem P u t s c h
Südafrika.
Nach A b s c h l u ß Films
der Untersuchung
der z . T .
schaffen
(bei
als Möglichkeit Interesse
des Intendanten Hauptrichtung leiter
auf
die
sehmacher w i r d
und nach A n s c h a u e n angesehen wurde,
der Zuschauer)
problematisiert,
angebe,
Beiträge
wurde v o r
der zwar n i c h t
des
fernsehkundlichen
kritische allem
Zuschauer
die
allmächtig
r a u s s c h m e i ß e n k ö n n e und ü b e r
sei, die
Fernsehmacher w i r k e
. Die vermutete
Abhängigkeit
hierbei
Berufserfahrung
abgeleitet.
aus
eigener
zu
Möglichkeit aber
die
Abteilungsder
Fern-
Gruppendi skus si on - Bedi ngungsgr-.ippe 11
In di eser Gruppe geht di e Di skussion von der gesehenen Report age aus und wird von dort aus auf das Fernsehen allgemein bezogen. Kernpunkt ist die Kritik an der fehlenden Hintergrundinformation, die sehr stark geäußert wird, der jedoch entgegnet wird, die Reportage sei wohl informativ gewesen Es wird die Position vertreten, daß Fernsehen Wirklichkeit zeige, z.B. bei Naturereignissen und daß Fernsehen Realität widerspiegeln könne. Dem stehe aber u.a. die Zeit entgegen. Als Hindernis für Bemühen und Forderung nach Objektivität im Sinne von Wirklichkeitsentsprechung wird die Subjektivität des Machers und die der Zuschauer betont. So stellt auch die Subjektivität der Macher den Hauptargumentationsstrang
dieser Gruppe
dar, d i · besondere bei politischen Themen, politischen Sendungen und politischen Einstellungen als besonders gravierend herausgestellt wird und in Gewicht und Häufigkeit die Bewertung der Medienzwänge (wie Zeit) überwiegt
"Ja, es ist ja wirklich so, bei politischen Informationen, um die es hier ja auch ging, läßt sich die persönliche Meinung des Reporters und auch des Zuschneiders, der nachher die Sendung zusammenschneidet, die läßt sich nicht eliminieren, das kann man nicht fortlassen, das findet selbst gegen den Willen Eingang in eine Berichterstattung."
Ebenso wird weniger häufig die Einschätzung der Wirklichkeitsverzerrung im Fernsehen durch die Möglichkeit zur Manipulation getroffen. Hier werden Manipulationsmöglichkeiten
der Macher vermutet, aber deutlich auf den
Anpassungszwang u-nd Druck durch Auftrag und Publikum verwiesen. Klare Quellen des Drucke werden nicht genannt.
"...aber in vielen Sendungen ist es eben so, daß ich mich an ein gewisses Klischee halten muß. Ich rauß mich in eine gewisse Rolle einfügen, um eben nicht irgendwo anzuecken, und ich kann mir vorstellen, daß das eben bei verschiedenen Berichterstattern da auch je der Fall ist, sowohl hier als auch beim Fernsehen, Zeitung, Rundfunk usw. - Heißt das, die Berichterstatter müssen sich anpassen. - Ja, die Beri ehterstatter müssen si eh in gewi s sen Beziehungen anpassen . - Entweder einmal dem Publikum gegenüber, also denjenigen gegenüber, denen sie das sagen wollen und auf der anderen Seite auch ihrem Auftraggeber und usw. auch gegenüber, d.h., sie müssen auch eine gewisse Rolle spielen. Ich kann mir vorstellen, das darunter auch die Objektivität
leidet."
Auch in Positionen, die Manipulation als Faktum beschreiben, herrscht eine diffuse nicht näher spezifizierte Bestimmung der Manipulationsquellen vor. So wird z.B. vom 'Druck, von allen Seiten auf die Anstalten* geredet. Daneben wird die Manipulation den Machern und Kommentatoren angelastet und vor al1em auch Wirklichkei t sverζ errung aufgrund der Su bj ekt ivi tät der Empfänger konstatiert. "Es geht ja nicht darum, ob der Berichterstatter es tut oder tun soll, es kommt ja wohl darauf an, wie der Seher das auffaßt."
184 An Manipulationstechniken wird atisgehend von der Kritik an der Reportage vor allem die Information ohne Hintergrund benannt. Daneben werden auch techni sehe Manipulationsmöglichkei ten (Schnitt, Auswahl, Perspele tive) Nichtζeigen von Sendungen, Verzerrung durch Ton und Kommentar, Eintrichtern und unerkannte Politik in Unterhaltungssendungen
genannt.
Gründe, warum eine Wirklichkeitsverzerrung und Manipulation erfolgen kann, werden in erster Linie in der zwangsläufigen Uninformiertheit der Zuschauer gesehen (ka der Informationswust der heutigen Welt nicht mehr zu bewältigen ist und man richtig nur in direktenieigenen Belangen informiert sein kann). Daneben steht die Unmöglichkeit eigener Überprüfung (die von einem Teilnehmer bestritten wird, der die Schwierigkeit
eher
in der Unbedarftheit und Interessenlosigkeit der Zuschauer sieht). Ergänzt werden diese Gründe durch die Position, beim Fernsehen habe man nur die eigene Meinung und keine Möglichkeit zur Diskussion danach, außerdem erlaube die schnelle Bild- und Themenfolge keinerlei Reflexionen der Themen. Die Gruppe geht davon aus, daß keine Manipulation erfolgen kann, wenn häufiger gründlichere Informationen geleistet würden (z.B. auch über die Position der Fernsehmacher) und wenn die Zuschauer kritischere Persönlichkeiten wären. Bemerkt wird Manipulation bei Vergleichsmöglichkeiten in Presse und Rundfunk und im Fernsehen selbst oder wenn Erklärungen zu den Sendungen erfolgen sowie dann, wenn Sendungen abgesetzt werden und das bekannt wird. Verbesserungen in Richtung auf wirklichkeitsgerechtere
Berichterstattung
erwartet man durch gründlichere Information und durch Erklärungen von Inhalten.
"In meinem eigenen Beruf, da weiß ich ziemlich genau Bescheid. Was mich in der Hierarchie der Firma stört, kann man auch ziemlich genau sagen, weil man eben seit Jahren mit der Sache befaßt ist. Aber von fremden Bereichen und über fremde Sachen zu urteilen, die Informationen müssen dann schon sehr gründlich
sein."
Gründe für die Glaubwürdigkeit von Fernsehen werden im Expertenimage der Fernsehmacher und im Dokumentationsimage von Sendungen gesehen. Deswegen wird Fernsehen auch von einem selbst und von der Masse der Zuschauer als objektiver Spiegel der Wirklichkeit gesehen. Man selbst hält sich jedoch für bewußter und kritischer als die Masse der Zuschauer, die eher als desinteressiert und daher unkritisch und unbewußt eingeschätzt werden. Zuhilfenahme anderer Medien wird für die Zuschauer als klare Verbesserungsmöglichkeit genannt. Die Einschätzung der Chancen von Fernsehkritik im Fernsehen sind kontrovers. Man geht von einer mangelnden Betroffenheit
(subjektive
Betroffenheit) der Zuschauer aus und sieht Wirkungen dort für wahrscheinlich an, wo Interesse, persönliche Betroffenheit und Wiederholung gleicher Inhalte zusammentreffen. Diese Vorstellungen der Notwendigkeit
eigener
Betroffenheit, die Interesse schafft, sind ebenfalls eigene Vorstellungen in Richtung auf eine gute Fernsehkritik im TV. Der Hauptkritikpunkt der Gruppe am Fernsehen ist die fehlende Hintergrundinformation in den meisten Sendungen. Die Fernsehnutzung wird nach Meinung der Gruppe durch die Situation bestimmt (abends allein zu Hause evtl. mit der Familie zusammen). Die Teilnehmer behaupten von sich, daß sie wenig und gezielt Fernseh schauen.
185 Ganz k l a r , sehen i n wird
deutlich
der
sowohl
schiedene
und h ä u f i g
Bundesrepublik darauf
verwiesen,
Sendungen
d e r Wahl h a t
und auch
sind
(hier
funk
verwiesen).
wird
"Man h a t einmal
für
ja
alle
vielfältig
etwas
Tagespresse,
drei
auf
mögliche
sich
s o daß d u r c h a u s
mögen,
vielleicht
die Vahrheit
aber
die
finden.
s i eh genommen,
Presse,
schon e i n
vielfältige
einzelnen Also
die
Weise
zu
ein
könnte
durchau s e i n
durch
alle
und Rund-
informieren, durch
schiefes
objektives Urteil
sagen,
anhand d e r S e n d u n g e n
einzelne
vermit t e l η ,
Sendungen
dann m e i n e i c h ,
die Bild
schon
jede
schi e f e s B i l d
vergleichenden
wenn man d i e h e r a n z i e h t ,
ver-
gegeben
ergänzend
auch
Es
Freiheit
mit P r e s s e
Sendungen
i c h würde
Fern-
Programme und
im F e r n s e h e n
Kombinationen
auf
das
ansehen·
dann e b e n v e r g i e i chen kann man d u r c h a u s
a b e r wenn man den Q u e r s c h n i t t auch d i e
die
daß d e r Z u s c h a u e r
Programme und dann n a t ü r l i c h
vermi t t e l η für
gibt,
daß V e r g l e i c h s m ö g l i c h k e i t e n
zusätzlich
die
vertreten,
und p l u r a l i s t i s c h
daß e s d u r c h v e r s c h i e d e n e
die Möglichkeit,
durch
Sendung
werden P o s i t i o n e n
als
und
kann man
e r l a u b e n und
sich
selbst
vermitteln. -
Man s o l l t e Fernsehen eben
sich jedenfalls,
beeinflussen
schon g e s a g t
wurde,
z i e h e n und da e b e n Fernsehzuschauer -
....
also
preten
ich
echt
meine,
wird.
das g l a u b e
hier
D a f ü r habe
umzuschalten
durchaus nicht
von
1,
zu
die
Programme
sagen,
ja
2 und 3 .
als ...
Inter·
der Meinung
gewähr-
d a s im 1 . Programm n u r auftreten,
bemühen,
was n a t ü r l i c h
Rate
ich
sehr u n t e r s c h i e d l i c h e
eine V i e l f a l t
a u f t r e t e n und P o l i t i k e r
sich
ich
auch,
zumindest
schwergewichtig, er hat
ja
ich
der
nicht
das
drankommt
glaube
eine V i e l f a l t
im E i n z e l f a l l
Objektivität
gibt
es
"Ja,
ich
Frage
einer,
zu tun h a t , sich
u.a.
schon,
Meinun-
immer
dieser
gelin-
Sendung
Tag
durch
Gruppe n i c h t . erkannt
der Frage
sei
eben
als
eine
ist
subjek-
vermi t t e l t
wird.
Selbstverschulim
Fernsehen.
e i n Hauptgrund
Frage
so
denn
informieren."
Alles
oder
nach dem
deutlich
ist
Tagespresse
o d e r zu
des W i r k l i c h k e i t s b i l d e s
ist
die
S eηduηg o d e r
eine
Beeinflußbarkeit
des E i n z e l n e n .
Erfahrungen
Bahn w e r f e n
t e r n und k r i t i s c h
einzelne
Viel-
beeinflus-
der
ge-
Persönlich-
Einzelnen.
aus v i e l e n einer
nur e i n e
aus d e r Bahn w i r f t ,
zu k o r r i g i e r e n
auch i n
der P e r s ö n l i c h k e i t
s i eh n i eh t v o n aus s e i n e r
eine
v o n Menschen
Beeinflußbarkeit des
sagen,
s e i n e r Haltung
am n ä c h s t e n
der Empfänger
meine l e t z t e n d l i c h
der
sich
entsprechend
Subjektivität
der Zuschauer,
ni cht
in
vielleicht
an d e r V e r z e r r u n g
n a n n t und v e r t r e t e n .
eine
aber
einen
für Mitglieder
äußert
den d e r Z u s c h a u e r die
stärken,
daß s i e
Sendungen
w a s mi t Men sehen
Diese P o s i t i o n
i c h muß d o c h w i e d e r
einen v i e l l e i c h t
die Möglichkeit,
und a n d e r e
Hier wird
aber
v o n S e n d u n g e n kann
sen , a l s o
keit
n u r vom
wie
mag.
zahl
tiv,
unbedingt echt,
anderen Konununikationsmittel
daß im F e r n s e h e n
daß a l s o
g e n zu g e w ä h r l e i s t e n ,
«
nicht
und im 2 . Programm n u r d a s C D U - o r i e n t i e r t e
und J o u r n a l i s t e n daß z u m i n d e s t
ich,
s e i n e Meinung b i l d e n .
Man kann a l s o
SPD-orientiefte
gen
die
meine
s o n d e r n man s o l l t e
die Möglichkeit
auftreten,
leistet
lassen,
Ich
her k r i t i s c h von einem
läßt,
sondern
Sache
anschaut
daß e r
d e s Menschen
könnte mir
geworden
Beri eht
in
ist, der
von v o r n h e r e i n
und auch
nach d e r
doch
denken, daß
daß
der
Zeitung
so
sehr
nüch-
Sendung
genau
186 abwägt und sagt, ja, das muß ich erat noch einmal prüfen oder mal sehen, ob sich das so bewahrheitet, was da eben gesagt wurde. Ich könnte mir denken, daß ein kritischer Mensch, der aufgrund seiner vielleicht vielen Erfahrungen im Leben zu einer kritischen Einstellung gefunden hat, daß nicht gleich beeinflußbar ist, daß aber einer, der oberflächlich ist, der niemals zu einer kritischen Haltung gefunden hat, daß er durch das Fernsehen, wie auch natürlich der Zeitung sehr sehr leicht beeinflußt werden kann, also letztendlich liegt es an dem einzelnen Menschen selbst, inwieweit er beeinflußbar ist."
Die Frage, ob z.B. politische Magazine
Wirklichkeit vermit-
teln, liege vor allem auch in der Voreinstellung der Zuschauer. Es wird auf Unterhaitungs- und Berieselungswünsche der Zuschauer verwiesen und darauf, daß doch gezeigt wird, was ankommt, mit der Konsequenz, daß zuerst die Sehgewohnheiten geändert werden müssen. Die Möglichkeit der eigenen Überprüfung sei doch gegeben, werde jedoch nicht genutzt, weil eben Interesselosigkeit und Uninformiertheit vorherrechen (dies sei auch ein Generationsproblem). Fernsehen wird in einer Linie mit Presse und Rundfunk gesehen, wenn es um den Anpassungszwang
der
Berichterstatter an Weisungen geht. Kontrovers bleibt, ob Presse oder Fernsehen objektiver berichten. Die Wirkung des Fernsehens wird in erster Linie von der Persönlichkeit des Zuschauers abhängig gesehen. Argumentationsbereiche dieser Gruppe sind Berichte von Unfällen, Berichterstattung über Brokdorf, die Propaganda im 3* Reich.
"Nun habe ich ja die Propagandawelle des 3· Reich's voll mitbekommen und weiß also, wie man hereingelegt werden kann und das ist eine der grundlegendsten Erfahrungen, die ich gemacht habe, daß man gerade gegenüber den Sendungen sehr kritisch ist und man sich immer wieder fragt, was will der Beitrag usw." die Berichterstattung über Mogadischu und die
Schleyer-Entführung.
Nachdem die Gruppe nach Abschluß der Untersuchung den
raedienkundlichen
Film gesehen hat, überwiegt deutlich die Betonung der Manipulationsmöglichkeiten durch die Macher. Erschreckt sind die Teilnehmer über das Ausmaß dieser Manipulation (Reporter, Cutter, Abteilungsleiter). Man geht jetzt davon aus, daß der Reporter zeigt, was er will. Die Frage, ob die vorherige Kurzreportage über den Studentenstreik in Hamburg genauso geschnitten war, wird kontrovers behandelt. Ebenfalls kontrovers ist, ob dieser medienkundliche Film die Wirklichkeit richtig widerspiegelt. Eine Position geht stark davon aus, das Fernsehkritik nur ein Alibi ist, weil Fernsehen gar nicht am Verlust von Glaubwürdigkeit interessiert sein kann und der Film sehr schmeichelhaft für das Fernsehen war. Dagegen wird die Position gesetzt, daß der fernsehkundliche Film interessante
Informatio-
nen vermittelt hat, darüber, wie es gemacht wird. Es wird die Forderung an das Fernsehen aufgestellt, immer wieder zu zeigen, wie subjektiv Fernsehen ist, wer dahinter steckt, wie etwas zustande kommt. Z.B. ist die Gruppe daran interessiert, wie war es bei der vorher gesehenen Reportage und wie entsteht eine aktuelle politische Sendung. Am Schluß wird noch di e Posi ti on vertret en, man habe ge sehen, daß sich der Report er wi der Erwarten ni cht um di e Objektivität bemüh t habe, aber man könne ihm das nicht verübeln, daß er ihm
genau das macht
was man (ni eht näher spezifiziert) von
erwartet. Hier werden Vergleiche mit der eigenen Berufssituation
stellt.
ange-
187 Gruppendiskussion - Bedingungsgruppe
In Bedingung
12
12 wird die Einschätzung relativ stark vertreten, daß Fern-
sehen die Wirklichkeit zeigen kann.
"Das Fernsehen kann Wirklichkeit zeigen. Es hängt also von dem Willen ab. Von beiden Seiten. Einmal ist ja die Kamera da und dann das Endprodukt läuft über den Bildschirm. Und jetzt kommt es ja immer darauf an, wieviel Zeit jemand verwenden kann, welche Möglichkeiten
techni-
scher Art. Das kriegen wir ja in den Griff. Die Deutschen haben für Technik noch was übrig. Da sind wir ja so gründlich. Und dann, wenn ich mir also stundenlang etwas ansehen will, ich weiß nicht, über wieviel Tage, dann kann ich mir also durchaus vorstellen, denn wenn sie jetzt etwas kennenlernen wollen oder der Wirklichkeit nahe kommen wollen, dann gehen sie ja auch nicht vom Hölzchen aufs Stöckchen, denn sie haben ja auch so ihre Methode. Wenn sie jemand kennenlernen, z.B., wie ist er denn nun wirklich? Dann haben sie auch so ihre Erfahrungen. Venn jetzt da z.B. mehrere daran beteiligt sind, mehrere, die dann z.B. verschiedene Erfahrungen haben, wenn also alle Komponenten da ideal zusammengesetzt sind, so ist es durchaus möglich, Virklichkeit zu zeigen. Denn kein anderes Medium hat diese Möglichkeit des Bildes und der Sprach· gleichzeitig. - ... es gibt doch die Möglichkeit, daß man eine Sache nicht von allen Seiten und in den kleinsten Details zeigt und trotzdem widerspiegeln kann, wie die Virklichkeit
ist.
- ....da liegt es doch wieder an dem Mann, der da berichtet. Aber wenn ich die Frage so verstanden habe, daß es möglich ist, vom Medium her oder ob das möglich ist, vom Medium her, das ist dann eine Sacha der Menschen und ob Menschen in der Lage sind, wahrheitsgetreu zu berichten, wenn ich das bejahe, dann kann ich auch bejahen, daß einer mit technischen Möglichkeiten wie dem Bild und dem Ton, durchaus in der Lage ist, die Virklichkeit zu zeigen."
Man geht auch davon aus, daß objektive Realität im Fernsehen gezeigt wird und zwar nach Meinung der Gruppe in bestimmten Sendungen, so z.B. Nachrichten, Berichte aus Wirtschaft und Viesenschaft. Von einigen Gruppenmitgliedern wird auch vermutet, in Unterhaltungssendungen und Shows werde objektiv vorgegangen. Hervorgehoben wird außerdem die wirklichkeitsgetreue Berichterstattung in Beiträgen bestimmter Fernsehmacher,
(genannt
wird Peter Scholl-Latour) und im 3· Programm, wobei die hier beispielhaft angeführte Sendung "Tageethema" jedoch kontrovers beurteilt wird. Fernsehen gilt in dieser Bedingungsgruppe als neutral, bis auf politische Magazine. "Ja, z.B. wenn der Löwenthal spricht, da kann man ja nun nicht was anderes hören. Da wird man hören müssen, was Löwenthals Meinung ist und wird auch davon beeinflußt werden und wenn man andere politische Sendungen hört, z.B. Merseburger, dann weiß man auch genau, aha, die sprechen doch bloß alle zu einer gewissen Sache. Venn man die Sache dann nur hört, da wird man doch irgendwie
beeinflußt."
Daß Fernsehen Virklichkeit unverzerrt zeigen kann, wird bejaht. Jedoch eingeschränkt (teilweise sogar widersprochen) mit Verweisen auf technische Zwänge, z.B. aufgrund der zur Verfügung stehenden Zeit. Auf der anderen
188 Seite wird argumentiert, Unverzerrtheit sei technisch möglich, Raffung von Informationen könne auch ohne Verzerrung erfolgen (s.o.), genauso wie eine kritische Kamera möglich sei. Es wird auch argumentiert, Unverzerrtheit sei eben abhängig vom Villen der Macher und der Zuschauer. Häufig und eindringlich wird die Position vertreten, sowohl ein unverzerrtes Widerspiegeln der Realität als auch eine Verfälschung des Virklichkeitsbildes sei durch das Fernsehen möglich. Dem Fernsehen wird das Bemühen um Objektivität zugebilligt, mit dem Verweis auf technische Zwänge jedoch eingeschränkt, ebenso wie mit der Vermutung, das Widerspiegeln von Objektivität sei eben uninteressant. Vor allen den Nachrichten wird das Bemühen um Objektivität im Sinne von Wirklichkeitsgerechtigkeit
angerechnet, dem wird jedoch aus der Gruppe
energisch widersprochen. In den Einschätzungen, die eine Wirklichkeitsverzerrung durch Fernsehen beinhalten, sind verschiedene Qründe recht deutlich aufgeführt. Zum ersten erfolgt auf einer recht allgemeinen Ebene die Feststellung, Fernsehen verzerre das Bild der Wirklichkeit, besonders in politischen Magazinen und in Sendungen mit politischen Themen aus dem Inland. Ganz eindeutig wird hier auch bewußte Verzerrung abgestritten. Auch hier zeigt sich wieder die durchgängige Position, "das Fernsehen" sei zu allgemein, diese Feststellung könne zutreffen oder auch nicht. Hervorstechend in Häufung und Intensität ist dann die Betonung
technischer
Zwänge des Mediums (vor allem die Zeit, weniger Schnitt, Perspektive und Ausschnitt oder Fixierung auf Zeigbares). Stark wird auch die Bedeutung der Subjektivität der Fernsehmacher betont. Feststellbar ist jedoch hier, daß mehrmals weniger im Sinne eines allgemeinen Subjektivismus sondern eher in Richtung auf Parteilichkeit
("auf
welcher Seite man steht") argumentiert wird. Auch hier werden wieder politische Sendungen besondere betont, dem wird jedoch mit der Vielseitigkeit des Fernsehens widersprochen.
"Kann ja gar nicht objektiv sein. - Das kann ja gar nicht objektiv sein. In dem Sinne kann das nicht objektiv sein, weil jeder eine eigene Meinung hat. und jeder bringt seine eigene Meinung da rein. - Nach meiner Meinung kommt es darauf an, wo ich stehe, von welcher Seite ich das sehe. - Ich finde immer, bei diesen Sendungen Monitor, Panorama usw., da muß man sowieso davon ausgehen, daß die nicht objektiv sind. - Dann werden isuner die Meinungen der verschiedenen Reporter usw. zum Mittelpunkt
gebracht."
In den Kategorien Manipulation als Möglichkeit
(hier weniger häufig) und
Manipulation im Fernsehen als Faktum (hier relativ mehr) wird vor allem auf die Manipulationen durch die Fernsehmacher verwiesen (bei Manipulation als Möglichkeit
ausschließlich).
Bei der Feststellung, Manipulation im Fernsehen sei ein Faktum, wird hier die Funktion von Kameramann und Reporter positiv gegen die Funktionen von Cutter und Redakteur abgehoben. Fast gleich, stark ist hier aber auch die Einschätzung manipulierender Eingriffe
·von oben' (festgemacht an eigener
Berufserfahrung). Nicht näher spezifiziert werden hier Interessen und Machtquellen genannt.
189 "Danach ist es im Fernsehen bestimmt die kleine Mehrheit. - Die Redakteure entscheiden das. - Also 5, 6 Männeken bestimmen, was gezeigt wird. - Ja, was dem Volk vorgemacht wird· - Was die große Masse zu sehen kriegt. - Was Millionen Fernsehzuschauer
sehen.
- Sei es nun eine aktuelle Sendung, sei es ein Spielfilm oder sonst was. Positiv oder negativ oder irgendwie, was da gezeigt wird, das bestimmen 3 oder k Männeken, was da Millionen zu sehen kriegen... - .... Da wissen sie ja Bescheid, wie es gemacht wird, da kriegen sie genau das zu sehen, was si e sehen sol1en und ni ehts andere s· - Nein, das glaube i eh nun wi eder ni eht. - Wer bestimmt denn nun, was gezeigt wird? - Ich kenne die Herren da oben nicht. Ich kenne sie nicht. Das ist ein kleines Häufchen, ist das."
In der Diskussion wird jedoch die Position im Ferneehen werde Wirklichkeit verzerrt, von einigen Gruppenmitgliedern deutlich abgelehnt und zurückgewiesen· Von einigen Teilnehmern werden in diese Richtung geäußerte Positionen zurückgenommen.
"Ich glaube, es ist sehr gut und auch wichtig, wenn man sich über Gefahren der Manipulation im Fernsehen im klaren ist. Aber ich glaube nicht, daß man das verallgemeinern kann und dem Fernsehen nun unterstellen kann, daß sie nur auf Mache und Manipulationen aus sind. - Nein, das würde ich auch nicht. - Nein, so ist das nicht gemeint. - Nein. • Manipulieren, das kann man dem Fernsehen nicht unterstellen. - Ich hatte das aber so aufgefaßt. Einmal wird Wirklichkeitsverzerrung im Fernsehen als legitim angesehen. In der Frage der Manipulationsmethoden werden relativ wenige technische Manipulationsmethoden genannt. Hinzu kommen Informationen ohne Hintergrund , unzulässige Verallgemeinerungen, gezielte Auswahl von Diskussionspartnern. Im Rahmen dieser Diskussion wird auch die Gegenposition eingebracht, Manipulation sei keine technische Frage. Als Ursachen für Manipulationsmöglichkeiten werden angeführt;an erster Stelle Unbedarftheit und Interessenlosigkeit der Zuschauer (aufgrund keiner persönlichen
Beziehung
zu den Themen), an zweiter Stelle die zwangsläufige Uninformiertheit
über
viele Fragen (z.B. Fragen aus dem Ausland), die Unmöglichkeit der Überprüfung und das Nichtwahrnehmen und Verzerrungen sind Einzelnennungen. Manipulation kann nach Gruppenmeinung nicht erfolgen, bei möglich en Vergleichen im Fernsehen (hier wird allerdings die Kritik geäußert, es werde selten ein Thema in verschiedenen Sendungen behandelt) sowie bei Informationen über die Fernsehmacher. Einmal wird die Position vertreten, in Live-Sendungen sei Manipulation unmöglich.
"Dieser Reporter, der da z.B. aus Vietnam berichtet, der hat möglicherweise, also wenn er jetzt direkt berichtet, gar keine Möglichkeit zu verfälschen. Wenn man 'ihn kennt, wenn man ihn kennt, man ihn also schon öfter gehört hat oder öfter gesehen hat und gehört hat, weiß man schon so in etwa, wi e er das si eht, wenn i eh da z.B. an Peter Scholl-Latour denke..."
190 WirklichKeitsverzerrung wird vermutet bei bestimmten Sendungen und Sendungsarten (vor allen bei politischen Magazinen) und bemerkt, bei eigener Erfahrung, bei Informationen durch Presse und Rundfunk, an bestimmten Sendungen im Fernsehen, nach eigenen Erfahrungen mit Propaganda im 3. Reich und bei Vergleichen zwischen Fernsehen der Bundesrepublik und der DDR. Urteilsmöglichkeiten bieten sich nach Aussagen der Gruppenmitglieder auch bei Berichten aus dem Alltag, z.B. Berichten über den Betrieb oder zum Fußball. Verbesserungsmöglichkeiten werden nur wenige genannt (positives und negatives mischen, zwei Seiten zeigen und alle Aspekte bringen). Hervorgehoben wird hier wieder die Notwendigkeit der Information über die Position des Fernsehmachers. Fernsehen wird als glaubwürdig bewertet, (zum großen Teil) auch wenn man sich selbst als kritisch einschätzt. Einzige, aber oft genannte Begründung ist der Bild-Ton-Charakter des Mediums und der damit verbundene Authentizitätseindruck. Im allgemeinen wird jedoch die Tendenz gesehen, dem Fernsehen unbewußt und unkritisch zu begegnen. Verursacht wird diese Herangehensweise nach Meinung der Teilnehmer durch Nebenaktivitäten während des Fernsehens und durch die Situation des Durchschnittsbürgers vor dem Fernsehen zu Hause. Verbesserungsraöglichkeiten werden vor allem gesehen in dem Versuch, mit kritischen Sendungen kritische Zuschauer zu schaffen. Dem stehen jedoch nach Meinung der Gruppe Unterhaitungs- und Konsumwünsche der Zuschauer entgegen. Der Einfluß von Staat und Regierung auf das Fernsehen wird nur einmal erwähnt. Meist wird weniger spezifiziert von Interessengruppen, Hintermännern etc. gesprochen (siehe oben). Fragen bestehen im Hinblick auf Entscheidungskompetenzen im Fernsehen auf Machtverteilung und auf Strukturen innerhalb der Anstalten.
"Wer hat denn überhaupt die Entscheidung darüber, was man sehen kann und was man nicht sehen kann, daß ist doch die Frage."
Nach Aussagen der Gruppe dient die eigene, (nach Aussagen) gezielte und geringe Fernsehnutzung vornehmlich der Information. Deutlich abgehoben davon vermutet man bei der Masse der Zuschauer häufiges und ungezieltes Fernsehen. Als Einflußgrößen auf die Fernsehnutzung werden die Situationen zu Hause, in der Familie, die Abgespanntheit nach der Tagesarbeit, aber auch die Programmkonkurrenz genannt. Die Position, das Fernsehen in der Bundesrepublik biete für alle etwas und ermögliche Vergleiche, wird nicht häufig aber forciert vertreten.
"Nein, das ist nicht meine Meinung. Man kann auch die verschiedenen Meinungen, die ja auch im Fernsehen auftreten, miteinander vergleichen. - Vir haben also bei uns eine freiheitliche Berichterstattung. Bei uns kann eben jeder seine Meinung äußern. So sagt er das und sie sagen, man bestimmt. Bei uns bestimmt keiner."
Das Problem der Existenz objektiver Wirklichkeit wird kontrovers diskutiert So wird auf der einen Seite festgestellt, es gäbe nichts, was objektiv sei, auf der anderen Seite wird implizit an zahlreichen Argumenten deutlich, daß die Teilnehmer doch Realität und objektive Wirklichkeit für gegeben halten.
191 Einige gehet) jedoch davon aus, daß diese nicht
wirklichkeitsentsprechend
vermittelbar sei und es werden Einschätzungen der Parteilichkeit vertreten, d.h. es gibt Wirkli chkei t, die nicht a I. lg eme i η gültig ist, sondern nur für verschiedene Menschen. Den Zuschauern werden Konsum-, Sensations-, Bequemlichkeits-, Unterhaltung s- und Berieseiungswunsch vorgeworfen. Man geht von der Interessenlosigkeit der Masse der Zuschauer aus und von ihrer Subjektivität.
"Schon allein der Wille dazu, im Fernsehen eine Sendung objektiv zu beobachten, der wird bei vielen schon ein bischen
ausgeklammert."
Drastisch wird hier eine Trennung zwischen sich und der desinteressierten Masse der Zuschauer gezogen (z.B. auch belegt an der geringen Bewerberzahl zu dieser Untersuchung). Von einem Teilnehmer wird die Objektivität zu einer Frage von Herkunft und Klasse gemacht. Fernsehen wird als objektiver als andere Medien eingeschätzt (Bild-Ton-Charakter) und man vermutet durch Fernsehen politische Beeinflussung der Zuschauer (der breiten Masse). Kritik wird an dem Fragebogen und dem Ja/Nein-Wahlzwang geübt. Argumentationsfelder der Gruppe sind Fußball, Beruf und Fabrik, Chile, Vietnam und Somalia, das 3. Reich, Kernkraftwerke und Demonstrationen (wobei hier angenommen wird, das Fernsehen stehe gegen den Staat auf Seiten der Demonstranten ) .
Nach Abschluß der Untersuchung und nach dem fernsehkundlichen Film werden mehrere Möglichkeiten technischer Manipulation erwähnt (Schnitt, Perspektiven). Insgesamt fühlt sich die Gruppe durch den Film bestätigt. Auf der anderen Seite wird dieser Film als übertrieben bewertet. Man geht davon aus, daß das in der Bundesrepublik normalerweise nicht geschehe. Der Film wird auch kritisiert. V a s nicht gezeigt wurde, sei die Konkurrenz zwischen den Reportern. Man geht davon aus, daß der Reporter nicht objektiv sein wollte. Der fernsehkundliche Film selbst wird als korrekt und richtige Widerspiegelung der Realität bewertet. Abschließend wird konstatiert, der Bürger sei selber schuld, wenn er si eh ni cht wehre und den Parteien keine unangenehmen Fragen stelle.
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4.2.4 Ergebnisse und vergleichende Interpretationen Im Rahmen der ersten Analysedimension: ^di^_Wy;]|iighkgit àl==iÊâli=ËS=' die Position, 'informatives Fernsehen zeige ein unverfälschtes Bild der Wirklichkeit', YQQ_§Ì~ IgD-Qruppen in bezug auf bestimmte einzelne Sendungen vertreten."Betont wird hier in nahezu allen Fällen, die Position treffe nur für einen Teil der Fernsehsendungen zu. Die Zuschauer zeigen also in der direkten, bewußten Auseinandersetzung mit dem Medium, eine durchaus differenzierte Sichtweise, die eine generelle Beurteilung "des Mediums", wie in zahlreichen Untersuchungen ausschließlich gefordert, zweifelhaft erscheinen läßt. Als problematisch sind in jedem Fall die lediglich hieraus abgeleiteten Schlüsse bezüglich positiver oder negativer Rezipienteneinstellungen und darauf gründende Folgerungen zu bezeichnen. Explizite Mißfallensäußerungen zahlreicher Teilnehmer im Zusammenhang mit der pauschalen Stellungnahme 'zum Fernsehen' im Einsteillingsfragebogen unterstreichen diesen Aspekt. Andererseits deutet sich wahrscheinlich schon hier eine gewissermaßen "pluralistische" Einschätzung 'des Fernsehens' an, die, wie später noch ausführlich zu erörtern sein wird, andere prinzipielle und generalisierende Aussagen auch dort unmöglich macht, wo diese angebracht wären. Das Zuschauerurteil bewegt sich also in einem Spannungsfeld zwischen Differenzierung (Unterschiedlichkeit der Sendungen) und Pauschalisierung (Pluralismus des Fernsehens). Bei den wird die o.g. Position einer wirklichkeitsgerechten Bildschirminformation allerdings nur sehr schwach und äußerst selten (oft nur einmal) erwähnt und oft kontrovers diskutiert. Beispiele für Wirklichkeit widerspiegelnde Sendungen, die hier genannt werden, sind neben "Nachrichten" und "unpolitischen Dokumentationen", dreimal der gesehene kritische Film und zweimal die Sendung "Pro und Contra". Es handelt sich hier um Nennungen von Sendungen, die eine bestimmte Thematik, ein Problem, eine Streitfrage von zwei verschiedenen, oft als konträr dargestellten, meist jedoch nur unterschiedlich wahrgenommenen Perspektiven zeigen. Offensichtlich wird von den Vpn der EiiîBSEûEEëQ also in dieser Präsentations form eine Möglichkeit der Berichterstattung und Publikumsinformation gesehen, die dem Zuschauer die Möglichkeit eigener Urteilsbildung läßt. Ist diese positive Einschätzung unterschiedlicher, offen parteilicher Stellungnahmen auch berechtigt, so verweist hier doch das deutlichwerdende, unhinterfragte Akzeptieren der gezeigten "zwei Seiten" als wirklich unterschiedlich, konträr, repräsentativ etc. auf die Vorstellung eines prinzipiell ausgewogenen und um Pluralität bemühten Fernsehens in der Bundesrepublik (s.u.). Die Position, IFernsehen_zeige_ein_^verfälschtes_Bild der_Wirklichkeit¿, wird dagegen deutlich und stark sowie häufig oder sehr häufig bei Grupgen_ohne_Film vertreten.
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Es werden hier jeweils mehrere.Sendungen aufgezählt oder es wird von ganzen Sendungsarten und großen Teilen des Fernsehangebots ausgegangen. In zwei der BedingungsgrUppen ohne Film werden zusätzlich bestimmte, dem Publikum bekannte Fernsehmacher und das "Lifeprinzip" als Garant für unverfälschte Realität im Fernsehen genannt. In dieser Unterschiedlichkeit der Bedingungskonstellationen zeigt sich ein erster Effekt der unabhängigen Variablen 'fernsehkritischer' und 1fernsehkundlicher Film'. Beide Filme scheinen einen verminderten Glauben an unverfälschter Berichterstattung des Fernsehens zur Folge zu haben. Ein Ergebnis, das in dieser allgemeinen Form dem Gesamttrend der quantitativen Resultate in Richtung auf "kritischere" Positionen der Rezipienten der fernsehproblematisierenden Sendungen entspricht. Das Resultat, daß bezogen auf diese erste Position in zwei g§dingung|gruggen_mit_Informatignsvgrtrag_12_und_iQJ_ explizit politische Dokument5tr5n~und-polItIsche-Sendunz~ gen ausgegrenzt, andere, unpolitische Sendungen aber für durchaus realitätsgerecht gehalten werden, kann als Hinweis darauf gewertet werden, daß die Aussage des Informationsvortrags von den Teilnehmern deutlich auf den Bereich "politische" Berichterstattung im engeren Sinne eingeschränkt aufgenommen wurde. Es erfolgte keine Generalisierung (die ja auch im Informationsvortrag selbst fehlte) auf weitere Programmsparten im Informationsbereich. Da diese Wirkung jedoch nur in 2 der insgesamt 6 Bedingungsgruppen mit Informationsvortrag deutlich feststellbar war, kann nicht von einem durchgängigen, auf politische Bereiche reduzierten Einfluß dieser unabhängigen Variablen ausgegangen werden. Im Zusammenhang mit der zweiten Position: daß_Fern§§h§S_WiElSii£hkeit_^mter_besti^ten_Bedin2imgen¿ zeigen könne, werden von allen Gruppen verschiedenste Voraussetzungen genanntr^re^rcKE^eutlieh abhängig von den Bedingungsvariablen zu sein scheinen. Recht deutlich ist jedoch auch hier, daß in_âëQ_Eo_!idingungen am häufigsten von der Möglichkeit ausgigingen~wIrdT~diß~Fernsehen unter bestimmten Voraussetzungen Wirklichkeit widerspiegeln könne (vor allem in der Kontrollgruppe (12))· Nur in einer Gruppe wird diese Möglichkeit des Fernsehens, Realität widerzuspiegeln, als nicht gegeben angenommen (7). Einerseits kann die allgemein eher vorsichtige Reaktion dgr EiljBEÊ^ÎEÎÊQtjgjl in bezug auf die potentielle Möglichkeit des Mediums Fernsehen, die gegebene Wirklichkeit korrekt widerzuspiegeln, ebenso wie die deutlich geringere Einschätzung der faktisch realitätsgerechten Berichterstattung des Mediums (in Position 1) als angestrebte Wirkung der medienkritischen/kundlichen Filme in Richtung auf Schaffung "weniger fernsehgläubiger Zuschauer" aufgefaßt werden. Andererseits deutet sich bereits hier ein Effekt der, in der Problemstellung kritisierten, subjektivistischen und generalisierenden Aussagen bestimmter medienkritischer Botschaften auf die Einschätzung der Rezipienten an. Diese Wirkung, die in den folgenden Analysen
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noch d e u t l i c h e r h e r a u s g e a r b e i t e t w i r d , ä u ß e r t s i c h i n Publikumsstellungnahmen, die e i n e zwangsläufige Verzerrung des W i r k l i c h k e i t s b i l d e s durch das Medium aufgrund von u n a u s w e i c h l i c h e r S u b j e k t i v i t ä t d e r Fernsehmacher o d e r aufgrund u n ü b e r w i n d l i c h e r Medienzwänge ( A u s s c h n i t t , Auswahlzwang e t c . ) b e h a u p t e n , ohne d a h i n t e r s t e h e n d e ( f a l s c h e ) P r ä m i s s e n der U n v e r m i t t e l b a r k e i t von P a r t e i l i c h k e i t und W a h r h e i t und d e r U n m ö g l i c h k e i t r e p r ä s e n t a t i v e r R e a l i t ä t s a b b i l d u n g o f f e n z u l e g e n und zu p r o b l e m a t i s i e r e n . D i e s e E i n s c h ä t z u n g e n , d i e auch schon von B e u r t e i l e r n v e r t r e t e n werden, d i e k e i n e n f e r n s e h k r i t i s c h e n / o d e r f e r n s e h k u n d l i c h e n F i l m s a h e n , werden b e i Zuschauern b e i d e r F i l m e o f f e n s i c h t l i c h noch v e r s t ä r k t und s c h l a g e n s i c h i n e i n e r s o l c h e n s u b j e k t i v i s t i s c h e n und g e n e r a l i s i e r e n d e n K r i t i k am F e r n s e h e n n i e d e r . E i n e R e f l e x i o n und B e u r t e i l u n g des Mediums i n s e i n e n i d e o l o g i s c h e n , f u n k t i o n a l e n und g e s e l l s c h a f t l i c h e n Bezügen w i r d durch s o l c h e Deutungen e h e r verhindert als gefördert. I n n e r h a l b d e r d r i t t e n P o s i t i o n w i r d d i e Forderung nach w i r k l i c h k e i t s g e r e c h t e r D a r s t e l l u n g , außer i n den E§id§Q EsZjüÍQzSíyEEéQ (11 und 12) nur schwach oder g a r n i c h t vertreten. Dagegen w i r d im Rahmen d e r P o s i t i o n 4 d i e Meinung, l u n g ¿ , i n den Fkr_und_deQ_Fo-BeJingynggn s t ä r k e r und h ä u f i g e r g e ä u ß e r t , a l s i n den Gruppen, d i e den f e r n s e h k u n d l i c h e n F i l m zu sehen bekamen. H i e r l i e g t e i n e I n t e r p r e t a t i o n n a h e , d i e a u f d i e I n h a l t s a n a l y s e des f e r n s e h k u n d l i c h e n F i l m s r e k u r r i e r t ( s . Kap. 3 . 3 . 1 ) . Wie auch aus e i n i g e n e x p l i z i t e n Äußerungen der T e i l n e h m e r h e r v o r g e h t , z e i g t d i e s e r F i l m e i n e n F e r n s e h m a c h e r , d e r s i c h eben g e r a d e " n i c h t bemüht", d i e W i r k l i c h k e i t r i c h t i g zu e r f a s s e n , e i n e n R e p o r t e r , d e r "nur v e r s u c h t , e i n v o r h e r f e s t s t e h e n d e s Konzept zu r e a l i s i e r e n " , e i n e n B e i t r a g zu e r s t e l l e n " g l e i c h g ü l t i g mit w e l c h e r Aussage" e t c . D i e s e r , a u f den f e r n s e h k u n d l i c h e n F i l m bezogene E i n d r u c k , w i r d wohl h i e r auf d i e B e u r t e i l u n g der Bemühungen des F e r n sehens insgesamt g e n e r a l i s i e r t . B e t r a c h t e t man a l l e Bedingungsgruppen, w i r d i n s g e s a m t v i e r m a l das Bemühen um w i r k l i c h k e i t s g e r e c h t e D a r s t e l l u n g bestimmten Sendungen bzw. bestimmten Fernsehmachern zug e s c h r i e b e n . D i e s g e s c h i e h t s c h e i n b a r unabhängig von b e stimmten B e d i n g u n g s k o n s t e l l a t i o n e n . Die E i n s c h ä t z u n g , ¿ F e r n s e h e n _ z e i g e _ e i n _ v e r z e r r t e s Î Î i ï l S i i S t î k e i t s b i l d ^ w i r d ohne Angaben von Gründen nur i n 2 Bedingungen a n g e s p r o c h e n (2 I n f o - / R a t - B e d i n g u n g e n ) . H i e r w i r d j e w e i l s p o l i t i s c h e s Sendeangebot n e g a t i v ( a l s m a n i p u l i e r t ) von anderen Sendungen bzw. F e r n s e h e n a l l g e mein a b g e g r e n z t . In säm£lig^gn_§g^ingyQggg£ygg§Q w i r d j e d o c h d i e s e 5 . P o s i t I 3 n ~ m i t z u s ä t z l i c h e r Angabe von Gründen v e r t r e t e n . Gründe f ü r V e r z e r r u n g im j.Zwang_des_Mediums^_ sehen â y Î _ ë i Q ^ _ G g y g E e _ l F o / I n f o + R a t - l _ § l i e _ G £ u g 2 ë Q · Daß g e r a d e d i e s e Bedingungsgruppe "unvermeidbare Zwänge des Mediums"
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nicht als Ursache für Wirklichkeitsverzerrung im Fernsehen nennt, mag auf die isolierte Wirkung des Informationsvortrags zurückzuführen sein. So können in den anderen Bedingungen die Variable Film (kritisch/kundlich) oder Variablenkombinationen mit gezeigter Reportage und Rating bei den Rezipienten einen Effekt der hohen Einschätzung von Medienzwängen bewirkt haben (vor allem im kritischen Film wo dieser Aspekt sehr stark in Wort und Bild betont wird). Hierfür spricht auch die nur sehr schwache und widersprüchliche Erwähnung von Medienzwängen in der Êëâigz 3ügg_gku/Info+Ra¿-, also bei Rezipienten eines fernsehkundlichen Films, der eher eine Kritik der Person des Reporters als eine Kritik der technischen Zwänge des Mediums auslöst (s.o.). Dagegen könnte die den Ratings zugrundeliegende Reportage eine ähnliche Wirkung wie der fernsehkritische Film hervorgerufen haben, da in ihr die Problematik der kurzen Raffung komplexer Zusammenhänge den Zuschauern recht deutlich und als Medienzwang interpretierbar wird. Wird dagegen als einziges Treatement der Informationsvortrag gegeben, der dieses Problem überhaupt nicht anspricht, der sogar eine explizite Aussage gegen diesen Erklärungsversuch der Wirklichkeitsverzerrung und eine deutliche Aussage für eine Ursacheerklärung aus ideologisch-gesellschaftlicher Sicht enthält, wird eine ideologiekritische Interpretation der Beurteiler durch eine solche 'Medienzwang1-Interpretation nicht verhindert. Wo hingegen die besondere Aufmerksamkeit der Rezipienten auf die Verzerrungsursache 'technische Zwänge' gelenkt wird, wird als durchgängiger Grund bei nahezu allen anderen Gruppen "Zeit" und "damit verbundener Zwang zur Auswahl" und "nicht mögliche repräsentative Momentaufnahme" genannt. Bemerkenswert ist hier, daß dieses Zeit- und Auswahlargument iü=älIiü_SiygE|Q akzeptiert, aber nie problematisiert wird. Nie werden Veränderungen von Sendeangeboten, Verschiebung und Verlängerung von Sendezeiten bestimmter Themen (200 Stunden Fußballweltmeisterschaft!) angesprochen. Die recht vordergründige 'technische' Argumentation wird vertreten, mit diesem Problem verbundene Fragen der Programmstruktur, der Darbietungs- und Konsumgewohnheiten etc. werden nicht einmal erwähnt. Gründe für eine Verzerrung von Wirklichkeitsbildern werden in 'der unausweichlichen Subjektivität der Macher1 ig_äii^g_Gruggen (außer 5) gesehen. Dies geschieht am häufigsteH-In~d!n_gQ_ggdiQgyngiD=ilQZilZi21 (nämlich sehr häufig), es_îolgen die Fkr_Bedingungen (der fernsehkritische Film hebt ja sehr stark auf diesen Aspekt ab) und die (bis auf Bedingung 6 nur sehr wenig) . Welche Schlüsse legen diese Resultate nun nahe? Einmal scheint die Subjektivität der Fernsehmacher von allen Teilnehmern der Untersuchung als wichtiger Verzerrungsgrund angesehen zu werden, auch von denen, die keine fernsehkritische Sendung zu sehen bekamen, in der dieser Aspekt sehr stark in den Vordergrund tritt. Dieses Resultat wird durch die Ergebnisse der Statements gestützt.
196 Geht man (wie d i e Macher des F k r ) a l s o auch davon aus, daß d i e s e r E r k l ä r u n g s v e r s u c h f ü r d i e V e r z e i c h n u n g von R e a l i t ä t maßgeblich i s t und s e i n e V e r d e u t l i c h u n g beim Publikum a u f k l ä r e r i s c h e Wirkung h a t , so s a g t man h i e r dem Zuschauer anscheinend n i c h t s Neues. Gründe f ü r d i e ses o f f e n s i c h t l i c h a l l g e m e i n v e r t r e t e n e Deutungsmuster u n a u s w e i c h l i c h e r S u b j e k t i v i t ä t d e r Fernsehmacher, s i n d aus den D i s k u s s i o n s r e s u l t a t e n n i c h t zu e r s e h e n . N a h e l i e gende E r k l ä r u n g s m ö g l i c h k e i t e n l i e g e n h i e r wohl e i n m a l i n e i g e n e r E r f a h r u n g b e i d e r W e i t e r v e r m i t t l u n g von I n f o r m a t i o n e n (auch i n , dem Fernsehen v e r w a n d t e r , b i l d l i c h e r A r t z . B . durch F o t o s , S c h m a l f i l m e t c . ) aber auch i n d e r Erfahrung m i t d e r B e r i c h t e r s t a t t u n g und R e a l i t ä t s s p i e g e lung im Fernsehen. In d e r B e u r t e i l u n g v e r s c h i e d e n a r t i g s t e r Sendungen o d e r im V e r g l e i c h von Sendungsaussagen und eigenem E r l e b e n ( s . u . ) f i n d e t d i e s e E r f a h r u n g von S u b j e k t i v i t ä t k o n k r e t e A n h a l t s p u n k t e . B e t r a c h t e t man d i e Äußerungen i n den u n t e r s c h i e d l i c h e n Bedingungsgruppen a l l e r d i n g s g e n a u e r , s c h e i n t es s o , daß i n den E Q - l i ä j O z gungea der B e g r i f f d e r ' S u b j e k t i v i t ä t ' zumindest z . T . e h e r a l s ' P a r t e i l i c h k e i t des Machers' v e r s t a n d e n w i r d ( d e u t l i c h i n Bedingung 12) und s o (anders a l s im Fkr n a h e g e l e g t ) a l s bewußte Entscheidung und Handlung a n g e sehen w i r d ( i n ' p o l i t i s c h e n ' Themen s . Bedingung 11) und n i c h t , w i e b e i den Fkr Bedingungsgruppen im Sinne unbewußt e r , z w a n g s l ä u f i g e r ' N i c h t O b j e k t i v i t ä t 1 des Menschen. Auf d i e s e P o s i t i o n w i r d im Zusammenhang;der A n a l y s e a l l g e m e i n - s u b j e k t i v i s t i s c h e r und o b j e k t i v e R e a l i t ä t l e u g n e n d e r Aussagen s p ä t e r noch e i n g e g a n g e n . F e s t z u h a l t e n b l e i b t h i e r : a l l g e m e i n sehen d i e B e u r t e i l e r d i e P r o b l e m a t i k d e r S u b j e k t i v i t ä t von B e r i c h t e r s t a t t u n g . T e i l s ( i n ' p o l i t i s c h e n ' B e r e i c h e n ) sehen s i e s i e durchaus a l s F r a g e d e r P a r t e i l i c h k e i t . Der f e r n s e h k r i t i s c h e F i l m v e r s t ä r k t und ü b e r g e n e r a l i s i e r t d i e s e n o t w e n d i g e B e r ü c k s i c h t i g u n g des s u b j e k t i v e n F a k t o r s b i s h i n zu v ö l l i g s u b j e k t i v i s t i s c h e n B e t r a c h t u n g s w e i s e n und z e i g t e i n e e n t s p r e c h e n d e Wirkung b e i den R e z i p i e n t e n . Der f e r n s e h k u n d l i c h e F i l m l ö s t demgegenüber e h e r Überlegungen zur mangelnden Q u a l i f i k a t i o n und zur g e r i n g e n Bemühung d e r Fernsehmacher, a l s zu deren .unüberwindbarer S u b j e k t i v i t ä t aus. Eine a b s i c h t l i c h e _ V e r z e r r u n 2 d e r W i r k l i c h k e i t durch das Fernsehen (im Sinne von S ä Q i E i i i ^ t i o n ) w i r d a l l g e m e i n i n a l l e n Gruppen angesprochen. D e u t l i c h h ä u f i g e r , j e d o c h a l s i n den i-n den F o Bedingungen ( b i s auf Bedingung 12, h i e r aber k o n t r o v e r s d i s k u t i e r t ) . Dieses Ergebnis i s t a l s e i n d e u t i g e r E f f e k t der Filme i n Richtung auf Förderung m a n i p u l a t i o n s k r i t i s c h e r I n t e r p r e t a t i o n e n und Einschätzungen zu w e r t e n . Vor a l l e m i n den Fku_Bedingungen w i r d M a n i p u l a t i o n am h ä u f i g s t e n a u F g ë ï â S t ; i n den Fkr Bedingungen nur b e i d e r H ä l f t e der Gruppen (1 und 4 ) . D i e s s i n d Bedingungsgruppen, i n denen d e r f e r n s e h k r i t i s c h e F i l m entweder m i t I n f o r m a t i o n s v o r t r a g und R e p o r t a g e und R a t i n g verbunden war o d e r wo der f e r n s e h k r i t i s c h e F i l m ohne I n f o r m a t i o n s v o r t r a g und ohne R e p o r t a g e und R a t i n g g e z e i g t wurde.
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Dieses Ergebnis bestätigt und stützt in gewissem Sinne (ebenso wie das vorher erwähnte) die Resultate der quantitativen Verfahren, in denen ebenfalls die unterschiedlichen Bedingungskombinationen des fernsehkritischen Films unerwartete Effekte in unterschiedliche Richtung zeigten. Auch hier zeigt sich also ein deutlicher Effekt in Richtung 'weniger fernsehgläubiger' Positionen bei den Fkr Bedingungsgruppen mit Informationsvortrag und mit Reportage und Rating, sowie bei jenen ohne Informationsvortrag und ohne Reportage und Rating. Dagegen ergab sich eine deutlich weniger entschlossen kritische Einschätzung bei zusätzlichem Informationsvortrag ohne Reportage und Rating. Vorherrschend ist ÍQ_álliQ=S£UEESÜ (gleichgültig ob Manipulation als Tatsache oder lediglich als Möglichkeit angesehen wird) ob mit oder ohne Film, mit oder ohne Informationsvortrag, mit oder ohne Reportage und Rating, die Einschätzung: !Quelle_der_bewußten_Verzerrun2_sei der_Fernsehmacher^, (wobei hier oft zwischen Reporter/ Kameramann/Cutter differenziert wird). Es folgen in der Häufigkeit der Nennungen Angaben diffuser_Quellen. Es wird zwar deutlich, daß in fast allen ÍQfo+_Bg¿iQgyoggo und in fast allen Bedingungen_mit_Regortag^_und_Rg¿in9 die häufige Angabe_3IfïûIër_Vërzërrûngsqûëllën (wie 'Auftraggeber', 'Hintermänner' etc.) ergänzt wird, durch einige wenige explizite Nennungen politischer Manipulationseinflüsse von Staat und Parteien über Intendanten, Gremien und Vorgesetzte der Macher in den Anstalten. Da dies aber auch für einige Info-Bedingungen und Bedingungen ohne Reportage und Rating zutrifft, ist es nicht sicher als Effekt des Informationsvortrages bzw. der Reportage und des Ratings zu interpretieren. Deutlich bleibt in jedem Fall, daß in erster Linie Fernsehmacher und diffuse Quellen als Verzerrungsursachen häufig und stark genannt werden. Politische_Einflüsse werden nur in zwei Bedingungen häufig genannt, in denen sowohl ein Film als auch ein Informationsvortrag gegeben wurde. In fast allen Gruppen, in denen sowohl Fernsehmacher, als auch diffuse Einflüsse oder explizit politische Einflüsse genannt werden, werden diese Positionen kontrovers diskutiert und von verschiedenen Untergruppen als Alternativen gegeneinander erörtert. Lediglich in einer gg§ÍQ3ÜQ2§3EyEEi_lEQZígfQ±Z§áÉzl wird eine Integration der EinfIußquellen7-Äüftrig7 Ferñsehmacher, Zuschauer versucht. usw. als Verzerrungsquellen werden nur in genannt. Der fernsehkundliche Film scheint also die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf diesen Aspekt, der im Film ja jurz angesprochen wird, zu lenken. Der Informationsvortrag, in dem ebenfalls die internen Machtstrukturen der Anstalten angesprochen werden, erbringt demgegenüber diesen Effekt nicht.
198 Im Rahmen d i e s e r Überlegungen b l e i b t
festzuhalten:
1. Die g e z e i g t e n F i l m e z i e l e n auf den Fernsehmacher a l s H a u p t m a n i p u l a t i o n s q u e l l e , e i n e Deutung, d i e j e d o c h auch ohne f e r n s e h k r i t i s c h e n oder f e r n s e h k u n d l i c h e n F i l m beim Zuschauer schon v o r h e r r s c h t . 2. Die Zuschauer haben d i f f u s e V o r s t e l l u n g e n von Manipul a t i o n s q u e l l e n ( s i e äußern i h r e Vermutungen j e d e n f a l l s i n r e c h t unscharfer,verschwommener Form.) 3. P o l i t i s c h e E i n f l ü s s e werden nur v e r e i n z e l t k l a r b e nannt - auch unter I n f o + Bedingungen n i c h t h ä u f i g e r a l s s o n s t . D.h. d e r I n f o r m a t i o n s v o r t r a g h a t t e h i e r s c h e i n b a r n i c h t den e r w a r t e t e n E f f e k t , den R e z i p i e n ten annehmbare und e i n d e u t i g e H i n t e r g r u n d i n f o r m a t i o nen über p o l i t i s c h e M a n i p u l a t i o n s e i n f l ü s s e und d i e sen z u g r u n d e l i e g e n d e k o n k r e t e Machtstrukturen i n den A n s t a l t e n zu v e r m i t t e l n . H i n t e r g r u n d i n f o r m a t i o n e n , d i e R e f l e k t i o n e n zu i d e o l o g i e k r i t i s c h e n und p o l i t i s c h g e s e l l s c h a f t l i c h e n B e d i n gungen e r m ö g l i c h e n s o l l t e n h a t t e n n i c h t d i e v e r m u t e t e Wirkung. 4. Der f e r n s e h k u n d l i c h e F i l m f ü h r t i n A n s ä t z e n zur Berücks i c h t i g u n g von M a c h t s t r u k t u r e n i n n e r h a l b d e r A n s t a l t e n . 5. Die I d e n t i f i z i e r u n g d e r Fernsehmacher o d e r d i f f u s e r E i n f l u ß f a k t o r e n und -gruppen a l s V e r z e r r u n g s q u e l l e n g e s c h i e h t zum großen T e i l k o n t r o v e r s und w i r d k o n t r o vers d i s k u t i e r t . 6. In Bedingungen m i t R e p o r t a g e und R a t i n g werden p o l i t i sche E i n f l ü s s e i n 4 von 6 F ä l l e n genannt ( a l s T a t s a c h e ) , b e i Bedingungen ohne R e p o r t a g e und R a t i n g i n 2 von 6 F ä l l e n . Das g l e i c h e g i l t f ü r Bedingungen mit I n f o r m a t i o n s v o r t r a g und ohne I n f o r m a t i o n s v o r t r a g . Eine W i r kung d e r R e p o r t a g e aufgrund i h r e s k o n k r e t e n B e i s p i e l charakters ( e i n e p o l i t i s c h e Frage wird behandelt, P o l i t i k e r kommen zu Wort, d e r S p r e c h e r w e i s t auf p o l i t i s c h e Zusammenhänge hin e t c . ) und des I n f o r m a t i o n s v o r t r a g s a u f g r u n d s e i n e r d i r e k t e n H i n w e i s e auf p o l i t i sche E i n f l ü s s e s c h e i n t n a h e l i e g e n d , s o l l aber wegen d e r n i c h t e i n d e u t i g e n Wirkung n i c h t a l s e r w i e s e n angesehen werden. Positionen, die Manigulation_im_informativen_Fernsehen a l s _ l e g i t i m ansehen, kommen zwar i n 9 Bedingungsgruppen v o r , a l l e r d i n g s m e i s t s e l t e n und schwach, b i s auf Bedingung 8 (nur F k u ) , i n d e r d i e vom Macher b e a b s i c h t i g t e Wirkung a l s L e g i t i m a t i o n f ü r V e r z e r r u n g angesehen w i r d . Bedingungsgruppenabhängigkeiten s i n d k e i n e zu erkennen, außer daß b e i den Fkr Bedingungen dem R e p o r t e r durchgängig a b s i c h t l i c h e Verzerrungen a l s l e g i t i m e s D a r s t e l l u n g s m i t t e l z u g e b i l l i g t werden. In !ll§Q_l§âiDgUûgf|3EUEEiQ (außer 2; R ü c k e r i n n e r u n g s p r o t o k o l l ) w i r d b e i den Zuschauern e i n Grund f ü r d i e
199
Wirklichkeitsverzerrung durch Fernsehen vermutet. Häufig geschieht dies vor allem in den Eilm^fäiQSÜgaes (weniger häufig in den Bedingungen ohne FilmJ. Neben den durchgängigen Zuschreibungen von Konsum-, Berieselungs- und Unterhaltungswünschen, Bequemlichkeit und Interesselosigkeit wird vor allem in den Filmbedingungen (vor allem unter Fkr) die Subjektivität der~ZüscEäüer-In den Vordergrund der Argumentation gestellt. Man geht davon aus, daß diese Subjektivität der Zuschauer verhindere, daß Fernsehen ihnen ein wirklichkeitsgerechtes Bild der Welt vermittelt. Diese Subjektivität der Zuschauer wird hier häufig erwähnt, bei den Fo Bedingungen ebenfalls, aber nur vereinzelt. Diese Vorwürfe tauchen bis auf eine Ausnahme in allen Bedingungsgruppen auf, unhinterfragt und fast immer einheitlich vertreten. Die These: "gesendet^ird^wa^ankommt" wird in 4 Bedingungsgruppen unterschiedlicher Variablenzusammensetzung vertreten, ebenso wie die Anschauung: J.der_Zuschauer_wün;; §S^ii._äi§_"S£höne_heile_Welt"_zu_sehen_^. Dieser letzte Aspekt wird nur in einer Gruppe nach seiner Ursache hin ansatzweise problematisiert. Die anderen aufgeführten Vermutungen dagegen überhaupt nicht, obwohl in den beiden Film/Info+/R&t+ Gruppen die Vorwürfe an die Zuschauer sehr kontrovers diskutiert werden und ihnen auch in der Gruppe Fku/Info-/Rat- stark widersprochen wird. Deutlichstes Ergebnis unter diesem Aspekt ist aber einerseits die durchgängige Beurteilersichtweise, die den Zuschauer als einen Hauptverzerrungsfaktor des Bildes objektiver Realität identifiziert und die offensichtliche Verstärkung dieser Position durch die beiden Filme. Wenn hier unterschiedlichste Vorwürfe wie Konsumwünsche oder negative Beeinflussung des Fernsehangebots durch entsprechend negativ bewertete (billige Unterhaltung, "reißerische Aufmachung" etc.) Publikumsnachfrage in den verschiedenen Gruppen erwähnt werden, so ist dies leicht erklärbar aus den oberflächlichen eigenen Eindrücken der Teilnehmer im alltäglichen Erfahrungsbereich und aus der massiven Verbreitung dieser kulturkonservativen Thesen in nahezu allen Medien. So werden durchaus vorliegende Publikumsbedürfnisse und Wünsche (meist als kulturell niedrig stehend bewertet) dort auf der Erscheinungsebene konstatiert und oft kritisiert. Sie werden als nicht weiter hinterfragbare Ursachen der (oft ebenfalls kritisierten) Angebote dargestellt und verbreitet. Die Angebote selbst wiederum werden so legitimiert. Weitere Untersuchungen der Gründe für diese Wünsche und Bedürfnisse, aber auch eine weitere Problematisierung des absolut gesetzten Zusammenhangs Nachfrage/Angebot finden in der öffentlichen Diskussion nicht statt. Den Rahmen solcher Argumentation gibt meist die inzwischen in Spuren beim breiten Publikum angelangte "kulturpessimistische" Medienkritik (s. Kap. 2.3.2.1) ab, die jedoch zur Kritik am Zuschauer verkehrt wird. Eine weniger direkte Interpretation verlangen die ygg allein_in_den_FilmbediQgungen angeführten Einschätzungen
200 d e r ' R e z i p i e n t e n s u b j e k t i v i t ä t ' . I s t d i e d e u t l i c h e Wirkung d e r Filmaussage i n bezug auf ' M a c h e r s u b j e k t i v i t ä t ' (s.o.) n a h e l i e g e n d , so ü b e r r a s c h t deren G e n e r a l i s i e r u n g und Übert r a g u n g auf ' S u b j e k t i v i t ä t des P u b l i k u m s ' . Obwohl d e r Rez i p i e n t von den Teilnehmern durchaus a l s e h e r p a s s i v e r F a k t o r im v o r l i e g e n d e n Massenkommunikationszusammenhang b e s c h r i e b e n w i r d , w i r d ihm doch e i n e gewissermaßen a k t i v e R o l l e b e i d e r Entstehung f a l s c h e r W i r k l i c h k e i t s b i l d e r z u g e w i e s e n . S e i n e s u b j e k t i v e Wahrnehmung und I n f o r m a t i o n s aufnahme w i r d a l s V e r z e r r u n g s q u e l l e der f e r n s e h v e r m i t t e l t e n R e a l i t ä t b e t o n t . Bei diesem Mechanismus h a n d e l t es s i c h m ö g l i c h e r w e i s e um e i n e n d e r oben erwähnten Reaktanze f f e k t e , d i e b e i e i n e r Bedrohung g r u n d l e g e n d e r e i g e n e r Deutungsmuster r e l e v a n t e r O b j e k t e und S t r u k t u r e n ( h i e r d e r H a u p t i n f o r m a t i o n s q u e l l e Fernsehen und d e r Kompetenzzuschreibung an Fernsehmacher) und damit verbundener V e r unsicherung e i n e M o b i l i s i e r u n g von u n t e r s c h i e d l i c h e n Abwehrmechanismen d a r s t e l l e n . E i n e s o l c h e Abwehr- o d e r V e r s c h i e b u n g s r e a k t i o n i s t i n d e r t e i l w e i s e n Übertragung der im F i l m g e t r o f f e n e n S u b j e k t i v i t ä t s k r i t i k am Macher auf den Zuschauer zu vermuten. Eine Deutung von R e a l i t ä t s v e r z e r r u n g d i e s e r A r t e r m ö g l i c h t den V e r z i c h t auf e i n e r a d i k a l e , f ü r d i e B e u r t e i l e r aber b e d r o h l i c h e , w e i l s c h e i n b a r p e r s p e k t i v l o s e K r i t i k , an d e r G l a u b w ü r d i g k e i t d e r g e n u t z t e n I n f o r m a t i o n s q u e l l e . S i e b e d r o h t n i c h t das v o r h e r r s c h e n d e B i l d von F e r n s e h e n , das sowohl " g e m ä ß i g t e " S u b j e k t i v i t ä t s k r i t i k am Fernsehmacher a l s auch i n Ans ä t z e n b e r e i t s S u b j e k t i v i t ä t s k r i t i k am Publikum b e i n h a l t e t . Die Zuschreibung von S u b j e k t i v i t ä t an Zuschauer w i r d a l s o von den B e u r t e i l e r n nahezu d u r c h g ä n g i g v e r t r e t e n , s i e w i r d h i e r j e d o c h i n s b e s o n d e r e a l s G e g e n r e a k t i o n auf die Filminformationen i n t e r p r e t i e r t ; eine Gegenreaktion, d i e sowohl e i n e e x p l i z i t e V e r t e i d i g u n g des Mediums gegen V o r w ü r f e a b s i c h t s v o l l e r V e r z e r r u n g a l s auch e i n e A b s i c h e rung e i g e n e r g r u n d l e g e n d e r Deutungsmuster und i h r e r Wahrnehmungs- und V e r h a l t e n s k o n s e q u e n z e n b e i n h a l t e t . Unter dem 6 . Aspekt werden i n ( b i s auf N r . 10) z a h l r e i c h e M a n i g u l a t i o n s a r t e n _ g i ñ i ñ ñ t 7 F i l m g r u p pen u n t e r s c h e i d e n s i c h h i e r n i c h t von K o n t r o l l g r u p p e n . T e c h n i s c h e M a n i p u l a t i o n s a r t e n w i e S c h n i t t , Auswahl/Pers p e k t i v e erwähnen a l l e Gruppen. Unter z a h l r e i c h e n B e d i n gungen und uQter_5_der_6_Rep/Rat+_Bedingungen werden d a zu d i e Mängel d e r d a r g e b o t e n e n I n f o r m a t i o n genannt (zu g e r i n g e I n f o r m a t i o n , I n f o r m a t i o n aus dem Zusammenhang, I n f o r m a t i o n ohne H i n t e r g r u n d e t c . ) . Auch h i e r s c h e i n t d i e zu b e u r t e i l e n d e B e i s p i e l r e p o r t a g e ganz bestimmmte K r i t i k a s p e k t e zu e r ö f f n e n o d e r zu u n t e r s t r e i c h e n , d i e dann von den R e z i p i e n t e n a l s t y p i s c h f ü r Fernsehen und R e a l i t ä t s v e r z e r r u n g im Fernsehen wahrgenommen und g e ä u ß e r t werden. Aussagen zu Ursachen von M a n i p u l a t i o n w i e : p e r s o n e l l e Auswahl d e r F e r n s e h m i t a r b e i t e r , Zensur e t c . f i n d e n s i c h b e i d e r H ä l f t e d e r Bedingungsgruppen n i c h t gebunden an d i e Vorgabe von F i l m , I n f o r m a t i o n s v o r t r a g o d e r R e p o r t a g e und R a t i n g bzw. deren Kombinationen.
201
Diese Resultate weisen darauf h i n , daß d i e u n t e r s c h i e d l i chen Möglichkeiten der (vor allem technischen) Manipulat i o n im Fernsehen, deren Verdeutlichung insbesondere im f e r n s e h k r i t i s c h e n Film r e c h t großer P l a t z eingeräumt w i r d , den Zuschauern r e l a t i v g e l ä u f i g s i n d . Gründe h i e r f ü r mögen sowohl in der Rezipientenerfahrung mit dem Medium Fernsehen und a u d i o v i s u e l l e n Medien überhaupt l i e g e n , a l s auch in der s i c h e r w e i t v e r b r e i t e t e n d i r e k t e n E r f a h rung aus e i g e n e r Foto- und Schmalfilmpraxis. Eine Manip u l a t i o n s k r i t i k , d i e beschränkt auf d i e M ö g l i c h k e i t e n technischer Manipulationen a u s g e r i c h t e t i s t , scheint s o mit beim heutigen Stand der Aufklärung der Zuschauer über technische Bedingungen und Möglichkeiten des Mediums nahezu ü b e r f l ü s s i g . Eine recht d e u t l i c h e S e n s i b i l i s i e r u n g der Zuschauer f ü r komplexere i n h a l t l i c h e Mängel und K r i t i k aspekte, wie fehlende Zusammenhänge und H i n t e r g r ü n d e . l e i s t e t e hingegen e i n e Auseinandersetzung mit einem konkreten Fernsehbericht t y p i s c h e r A r t im Rahmen der B e u r t e i l u n g s aufgabe . Ursachen_für_die_MÖ2lichkeiten_von_Ma^ werden b e i l ê â i Q 3 ^ 3 § Q = f f i Î t = I i ï Q | i S Ê E i t i § s S § f f i = I i i f f l v o r allem in den vom Zuschauer n i c h t zu verantwortenden Informationslücken und Informationsunmöglichkeiten gesehen. Man geht davon aus, daß aus diesen Informationsrückständen ung e r e c h t f e r t i g t e s Vertrauen, A h n u n g s l o s i g k e i t , Nichtbemerken von Verfälschung e t c . r e s u l t i e r e n . Bei E^u_und_Fo werden t e i l w e i s e z u s ä t z l i c h e Aspekte wie I n t e r e s s e l o s i g k e i t und U n b e d a r f t h e i t der Zuschauer g e nannt. In ällen_Gru£pen_mit_Rggortage_und_Rating wird d i e z w a n g s l ä u f i g e ^ Ü n l f ö r m l e r t h e l t uñd - dIe - DñmogircEkeit e i g e ner Überprüfung besonders stark b e t o n t . Es l i e g t nahe, d i e s a l s Folge der Reportage zu i n t e r p r e t i e r e n , d i e d i e Teilnehmer das Problem e i g e n e r U r t e i l s b i l d u n g , Bewertung und Überprüfung b i s h e r unbekannter Themen und I n f o r m a t i o nen konkret e r l e b e n l ä ß t . Bei EQZiOfS±ZE§tz wird mangelnder E i n f l u ß der Zuschauer a l s e i n e Ursache f ü r Manipulat i o n s m ö g l i c h k e i t e n gesehen. Eine Einschätzung, d i e wohl a l s Folge des I n f o r m a t i o n s v o r t r a g s g e w e r t e t werden kann, der ( h i e r u n b e e i n t r ä c h t i g t von z u s ä t z l i c h e n Treatments) d i e s e K r i t i k an der Ohnmacht der Bevölkerung in den Ans t a l t e n des Fernsehens j a d e u t l i c h f o r m u l i e r t . In den r e s t l i c h e n 3 Fo Bedingungen werden z u s ä t z l i c h e Aspekte wie Programmkonkurrenz, s c h n e l l e B i l d f o l g e und mangelnde Diskussionsmöglichkeiten, sowie mangelnde p e r s ö n l i c h e B e t r o f f e n h e i t der Zuschauer a l s Gründe f ü r Verzerrungsmöglichkeiten e r ö r t e r t . Deutlich wird im Rahmen der gesamten K a t e g o r i e d i e i n t e n s i v e Diskussion und deren d i f f e r e n z i e r t e r e und v i e l s e i t i g e r e R e s u l t a t e b e i den GEUEgeQ_g^Qg_Fiimtrgg£ggnt· Zugrunde l i e g t h i e r wahrscheinlich 3as Feiïlen 3er AuFmerksamkeitskanalisierung auf ganz bestimmte Aspekte i n den Filmen durch d i e Filme. Eine Steuerung und Konzent r a t i o n der B l i c k r i c h t u n g auf d i e F i l m i n h a l t e , d i e in den Filmgruppen zu e i n e r Nichtberücksichtigung z u s ä t z l i c h e r , w i c h t i g e r Aspekte f ü h r t e , d i e vor allem d i e S c h w i e r i g -
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keiten der Zuschauer bei der Informationsaufnahme und Informationsverarbeitung betonen, ist hier nicht gegeben. In der Erörterung der Voraussetzun2en_für_die_Unmögkeit_von_Manigulation hielten sich in den Bedingungsgruppen die Nennungen von: "deutlicher Vorinformation" (vor allem über die Position der Macher) und "Vergleichsmöglichkeiten" der Informationen die Waage. Es ist keine Zuordnung zu den unabhängigen Variablen möglich. In der Diskussion der Fragen, wann und woran Wirklichkeitsverzerrung im Fernsehen bemerkt wird, wird durchgängig iQ_fâgt_alleQ_Qgy22ëQ die Einschätzung geäußert, daß bei eigenër-Ërïahrung-Tïnformation über ein gesendetes Thema) Manipulationen bemerkt werden. Fernsehinterne Vergleiche und Informationen aus anderen Medien als Möglichkeiten Verzerrungen zu erkennen, werden vor allem in den Fkr_yQä_FQ_BedigguQgen nur einmal in den Fku Bedingungen genannt. Gründe hierfür könnten darin gefunden werden, daß im fernsehkritischen Film die beliebige Darstellbarkeit der Wirklichkeit im Fernsehen verdeutlicht wird, indem eine Sache von zwei unterschiedlichen Seiten gezeigt wird. Durch diese Vorgehensweise mag beim Zuschauer der Eindruck gestärkt werden, daß so, durch den Vergleich, Unstimmigkeiten entdeckt werden können. Bei Teilnehmern, die keinen Film sahen, scheint allerdings diese Position auch schon zu bestehen, möglicherweise weil man (wie später noch deutlich wird) von der grundlegenden Vielfältigkeit der Richtungen im Fernsehen ausgeht. Eine Übertragung auf Vergleiche mit Informationen aus anderen Medien liegt nahe, da das Medienspektrum insgesamt sicher als noch weit vielfältiger eingeschätzt wird als das Medium Fernsehen für sich genommen. Beim fernsehkundlichen Film wird dagegen stärker der Eindruck allgemeiner Unzulänglichkeit der Fernsehberichterstattung aufgrund schlechter Fernsehmacherleistung erweckt, der in dieser allgemeinen Form eine gegenseitige Korrektur unterschiedlicher Berichte und darauf basierende Urteilsbildung ausschließt "Einseitigkeit" und "Übertreibung" dagegen werden vor allem in_den_Filmgruppen als Indiz genannt, dagegen nur einmal_üñter_F0-Be3Iñgüñgen. Beim fernsehkritischen Film geschieht dies offensichtlich aufgrund der deutlich tendenziösen Darstellung der Helgolandfahrt, beim medienkundlichen Film ist das Resultat nicht einleuchtend zu interpretieren. Bei Zuschauern, die keinen medienkundlichen oder medienkritischen Film sahen, scheinen diese Überlegungen nicht nahezuliegen. Das Absetzen von Sendungen, Vergleiche mit dem DDRFernsehen und Wahlsendungen bzw. politische Sendungen werden jeweils in zwei Gruppen als Bereiche möglicher Verzerrungsdiagnosen erwähnt, wobei keine deutliche Abhängigkeit von Bedingungen oder Bedingungskombinationen besteht. Mehrmals wird die Fußballberichterstattung als Bereich genannt, in dem Verzerrung für die Zuschauer bemerkbar sei. Bei den Bedingungen Fkr und Fo wird hier am Beispiel Fußball konkret, was oben in allgemeinerer Form
203 bereits angedeutet wurde. Dem Fernsehzuschauer werden nach eigenen Angaben Verzerrungen deutlich, wo zwei Seiten einer Sache, zwei Parteien sich widersprechender^ gegenläufiger Art gezeigt werden und wo dann etwas so oder so, günstig oder ungünstig dargestellt wird (hier die gegnerischen Mannschaften, wobei der Berichterstatter für eine der beiden Partei ergreift.) Mit dem Bereich Fußball wird hier von den Teilnehmern außerdem ein Argumentationsfeld gewählt, das einen großen Teil der Bevölkerung interessiert, mit dem man vertraut ist, und in dem man sich Beurteilungskompetenzen zubilligt. Damit wird ein Bereich angesprochen, zu dem man engere Bezüge hat als z.B. zur "großen Politik", zur "weiten Welt", zur "bedeutenden Kunst" etc., in dem man über direkte oder indirekte Kenntnisse verfügt, mit dem bzw. mit dessen Akteuren man sich identifiziert, in dem man selbst meist Partei nimmt und Gegenpartei wahrnimmt. Die Fernsehzuschauer sehen also die Verzerrung der Realität (explizit) und die Parteilichkeit von Wirklichkeit (nicht explizit) in einem Gebiet, welches im bestehenden Fernsehangebot der eigenen Lebenswelt und Alltagserfahrung nahesteht, vielleicht (außer äußerst seltenen und dann meist unkenntlichen Abstechern in die Arbeitswelt) am nächsten. Sie wählen ein Argumentationsfeld, das alltägliches Gesprächsthema ist und welches durch die Verankerung im Reproduktionsbereich positive subjektive Bewertung erfährt. (Es ist hier zu berücksichtigen, daß es sich lediglich um männliche Teilnehmer handelte). Manipulation wird nach Aussage der Gruppen vermutet vor allem im Bereich 'politischer1 Sendungen. Hier unterscheiden sich die QEUEEiQ_ffiit_IgfQEffiâtiQSiySEÈEâg in ihren Aussagen deutlich von den Gruppen ohne Informationsvortrag, wo nur zweimal politische Sendungen und einmal Werbung genannt werden. Es zeigt sich hiermit ein sehr deutlicher Effekt des Informationsvortrags auf Vermutungen (genauer: Aussagen zu Vermutungen) von Wirklichkeitsverzerrung im politischen Bereich. Von den Empfängern des Informationsvortrags wird die vermittelte Information zu Manipulationsgrundlagen im Fernsehen eindeutig auf die meist als im engeren Sinne politisch bezeichneten Gebiete (Kommunalpolitik, Innenpolitik, Außenpolitik, Weltpolitik etc.) eingegrenzt, dort aber deutlich in die eigene Beurteilung der Manipulation im Fernsehen übernommen. In der letzten Kategorie der ersten Dimension: "Wirklichkeit im Fernsehen", werden Möglichkeiten für Verbesserungen von genannt. Alle Vorschläge zielen auf eine genauere, qualifiziertere, differenziertere, vielseitigere und Widersprüche aufzeigende Information des Zuschauers, verbunden mit Informationen über Hintergründe über die Informationsverbreiter. Teilweise werden diese Vorschläge verknüpft mit Forderungen nach Strukturen, die dies erst ermöglichen (Bevölkerungsbeteiligung, Machtabnahme der bisher Mächtigen, Verantwortungsverteilung von Macht und Kompetenz). Unter-
204 schiede zwischen den Bedingungsgruppen mit I n f o r m a t i o n s v o r t r a g und den Gruppen ohne I n f o r m a t i o n s v o r t r a g zeigen s i c h , wo b e i j Q f s ± s t r u k t u r e l l e Veränderungen des Fernsehens vorgeschlagen werden ( B e t e i l i g u n g der Bevölkerung, Machtwechsel in den A n s t a l t e n , Gremienwahl, Mitbestimmung e t c . ) , z u s ä t z l i c h zu den allgemein durchgängigen Vorschlägen der Sendungsverbesserungen durch: " D a r s t e l len a l l e r Aspekte", "zeigen b e i d e S e i t e n " , " I n f o r m a t i o nen über Standpunkte der Macher" e t c . Der I n f o r m a t i o n s v o r t r a g lenkt a l s o d e u t l i c h den verengten B l i c k von E i n zelforderungen der Verbesserung von Sendung und P r o gramm auf notwendige s t r u k t u r e l l e Veränderungen des Mediums, der Anstalten e t c . und auf die i n s t i t u t i o n e l l e und g e s e l l s c h a f t l i c h e Bestimmtheit und Eingebundenh e i t von Fernsehen. Beides sind grundlegende Aspekte, die in den Filmen n i c h t angesprochen werden und in den Erörterungen der F i l m r e z i p i e n t e n (ohne I n f o r m a t i o n s v o r t r a g ) auch n i c h t zum Ausdruck kommen. Auf der anderen S e i t e sind es vor allem auch d i e Grupɧ0=Sit=iBÍQ£Siti2BiM=====9' ^ i e f o r d e r n , im Sinne e i n e r Verbesserung cíes Fernsehens " d i e Mitte und n i c h t d i e Extreme" zu zeigen. D.h. d i e Reaktion auf d i e Information über Machtstrukturen und P a r t e i l i c h k e i t des Fernsehens f ü r Staat und K a p i t a l und über den N i e d e r s c h l a g d i e s e r Bedingungen in Personal/Programm und einzelnen Sendungen i s t nicht die Forderung nach anderer Interessengebundenh e i t der D a r s t e l l u n g e n und I n h a l t e (nämlich Bindung an I n t e r e s s e n des größten T e i l s der Bevölkerung) und nach Widerspiegelung n a t ü r l i c h e r und g e s e l l s c h a f t l i c h e r Real i t ä t im F e r n s e h b i l d , sondern Forderungen nach ' A u s g l e i c h ' , 'Ausgewogenheit', eine Tendenz zur 'goldenen M i t t e ' d i e a l s Garant f ü r ' r e i n e ' Wahrheit, W i r k l i c h k e i t \ind O b j e k t i v i t ä t angesehen w i r d . Diese Reaktion der T e i l nehmer, d i e den I n f o r m a t i o n s v o r t r a g hörten, i s t wohl z. T. aus e i n e r allgemein p r o p a g i e r t e n , aufgenommenen und vertretenen p o s i t i v e n Bewertung von 'gemäßigten' P o s i tionen und der negativen Bewertung von e i n d e u t i g e n , o f fen p a r t e i l i c h e n ( o f t a l s "extrem" bezeichneten) P o s i tionen zu e r k l ä r e n . Diese recht grundlegende Haltung, d i e den Bestand bestehender Strukturen g e w ä h r l e i s t e n h i l f t , w i r d anscheinend durch Gegenreaktionen auf z . T . d e u t l i c h e n g a g i e r t e r Positionen im I n f o r m a t i o n s v o r t r a g eher g e f e s t i g t und g e s t ü t z t a l s geschwächt und abgebaut. Wieder scheint ein Reaktanzeffekt v o r z u l i e g e n , der in der Forderung nach Mäßigung d i e Bedrohung s u b j e k t i v b e deutender I n t e r p r e t a t i o n e n und I d e o l o g i e n aufzuheben sucht. B e t r a c h t e t man die Beurteilungen der Teilnehmer im Ber e i c h der 2. Dimension Ü . G i a y j g y Ü E ^ i g j i g i ^ Y s ^ g e r n ^ h g g ^ , f i n d e t man überwiegend Ântwôrtën7~dië~vërdëûtirchen ( o f t e x p l i z i t ) , daß d i e Teilnehmergruppen einen klaren Trennungsstrich zwischen "dem d u r c h s c h n i t t l i c h e n Fernsehzuschauer" bzw. "der Masse der Zuschauer" und sich s e l b s t a l s Teilnehmergruppe machen. Es v e r d i c h t e t s i c h der b e r e i t s im Zusammenhang anderer Kategorien d e u t l i c h gewor-
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dene Eindruck e i n e r durchweg negativen Beurteilung der " D u r c h s c h n i t t s r e z i p i e n t e n " , zu denen d i e Teilnehmer s i c h augenscheinlich n i c h t rechnen. Man s e l b s t s i e h t s i c h a l s i n t e r e s s i e r t am Unbekannten, Neuen und v e r w e i s t in diesem Zusammenhang auch h ä u f i g e x p l i z i t auf d i e Teilnahme an der Untersuchung, den Besuch in der U n i v e r s i t ä t e t c . , was d i e s e s I n t e r e s s e unter Beweis s t e l l t . Der h i e r in den meisten Gruppen betonte Unterschied zwischen "Masse" und Teilnehmern ( z . B . auch Grund f ü r d i e h ä u f i g e Abschlußfrage: " I s t das denn r e p r ä s e n t a t i v , wenn man nur Leute wie uns f r a g t ? " ) wird auch im Rahmen der Glaubwürdigkeits- und F e r n s e h g l ä u b i g k e i t s d i s k u s s i o n o f f e n s i c h t l i c h . So w i r d in 8 von 12 Gruppen vermutet, d i e "normalen" Fernsehzuschauer h i e l t e n Fernsehen f ü r glaubwürdig, nur in 2 F ä l l e n davon wird d i e s auch f ü r d i e Gruppe s e l b s t d e u t l i c h gemacht. In 9 Gruppen w i r d b e t o n t , daß F e r n s e h r e z i p i e n t e n das im Fernsehen G e z e i g t e a l s obj e k t i v gegeben ansehen, zweimal wird d i e s auch f ü r s i c h s e l b s t eingeräumt, einmal nur zum T e i l und j e einmal wird e r k l ä r t , daß man s e l b s t Fernsehen o f t a l s sehr subj e k t i v bestimmt b e t r a c h t e t bzw. daß man Fernsehen nach s e i n e r Funktion b e u r t e i l t . In mehreren Bedingungen werden vor allem d i e ä l t e r e n Fernsehzuschauer a l s sehr f e r n sehgläubig c h a r a k t e r i s i e r t . Hier wie in der folgenden Einschätzung des Fernsehhaltens l ä ß t sich keine d i r e k t e Abhängigkeit von u n t e r s c h i e d l i c h e n Treatments f e s t s t e l l e n . Durchgängig wird davon ausgegangen, daß " d i e Masse der Zuschauer" Fernsehen unbewußt und u n k r i t i s c h konsumiert (10 m a l ) . Nur in 2 Gruppen w i r d das g l e i c h e (wenn auch in eingeschränkter Form: " o f t " ) f ü r s i c h s e l b s t angenommen, dagegen in 5 Bedingungsgruppen angesprochen, man s e l b s t s e i bewußter, k r i t i s c h e r R e z i p i e n t . Daß der Zuschauer dem Fernsehen h i l f l o s a u s g e s e t z t s e i , wird in einem F a l l f ü r d i e Zuschauer'masse' e x p l i z i t geäußert, in 3 F ä l l e n ( I n f o + ) f ü r d i e Teilnehmer s e l b e r und in 5 F ä l l e n sowohl f ü r d i e d u r c h s c h n i t t l i c h e n Zuschauer a l s für sich s e l b e r . Hier f i n d e t sich a l s o d i e größte Übereinstimmung der Selbsteinschätzung mit der Einschätzung der Masse der Zuschauer. Bei der Erörterung der Glaubwürdigkeit des Fernsehens konnten f o l g e n d e Quellen a l s Grundlage f ü r d i e Einschätzung der Teilnehmer f e s t g e s t e l l t werden: in 6 Bedingungsgruppen wurde der Bild/Ton-Charakter des Mediums und der damit verbundene A u t h e n t i z i t ä t s e i n d r u c k angesprochen; so durchgängig in den Fkg_BeäingyQg^Q. In 3 d i e s e r Bedingungen wurde zusätzirch _ das _ l r Dokumentarimage" a l s Quelle d e u t l i c h . Es handelt s i c h h i e r um einen aus der i n h a l t l i c h e n Analyse des f e r n s e h k r i t i s c h e n Films e r k l ä r b a r e n E f f e k t . Hier wird dem Zuschauer j a gerade an den Medienc h a r a k t e r i s t i k a B i l d und Ton und in der Analyse von P e r s p e k t i v e , S c h n i t t , Ton, Kommentar e t c . d i e Fragwürdigk e i t der scheinbaren A u t h e n t i z i t ä t des Fernsehbildes v e r d e u t l i c h t . Eine Konzentration der R e z i p i e n t e n auf diesen Aspekt möglicher Glaubwürdigkeitsursachen i s t i n s o f e r n sehr naheliegend.
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In 3 weiteren Bedingungsgruppen wird das 'Expertenimage1 der Macher (einmal deutlich) verknüpft mit deren Bekanntheit (als Bildschirmfigur) als Hauptquelle der Glaubwürdigkeit deutlich. Nur einmal (unter Fku/Info+/Rat-) wird das "offizielle" Image des Fernsehens und der damit verbundene Gedanke der offiziellen Kontrolliertheit angesprochen. Y^Eänderrngsmöglichkeiten im Hinblick auf Fernsehgläubigkeit der Zuschauer werden in 11 der 12 Bedingungsgruppen genannt. Auch hier ist keine Zuordnung unterschiedlicher Aussagenarten zu unterschiedlichen Bedingungskonstellationen möglich. Neben der Anregung "kritische Zuschauer zu schaffen" (wobei das "wie" nicht weiter erörtert wurde) beziehen sich alle anderen Vorschläge mehr auf verändertes Verhalten der Rezipienten, wie: die Zuhilfenahme anderer Medien (in 5 Gruppen!, das Treffen von Vorauswahl und das Einholen von Vorinformationen (in 3 Gruppen), sich nach beiden Seiten informieren, Fernsehen nur als Anregung betrachten, kritische Sendungen ansehen etc. Es zeigt sich also auch hier die Tendenz der Teilnehmer nach verschiedenartiger Kritik an der Informationsque1le Fernsehen durch Fernsehen, neben der zumindest teilweisen Übernahme dieser Kritik eine starke kritische Einschätzung der Emgfäncfer und überwiegend Verbesserungsforderungen in dieser Richtung zu vertreten. Demgegenüber wird die Aufgabe der Reduzierung von "Fernsehgläubigkeit" dem Fernsehen selbst nicht oder nur sehr vereinzelt zugeschrieben. Ebenso schwach bleiben die Vorschläge übergreifender und umfassenderer Verbesserungen, die politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen des Mediums einbeziehen. So werden nur in 2 Bedingungsgruppen (unter Info+) Aspekte wie "das politische Bewußtsein fördern", "Eintreten in politische Parteien", "Druck auf Fernsehen ausüben" etc. angesprochen. Daß diese Vorschläge auf Anregungen des Informationsvortrags zurückzuführen sind, ist wahrscheinlich. Ihr Ausbleiben in anderen Info+ Bedingungen zeigt jedoch die Begrenztheit und relative Schwäche dieses Effektes . In den Aussagen zur 3. Dimension: der ^ESEQSehQytSUQg^. werden die Einzelaspekte: Funktion, Häufigkeit und Art der Nutzung erörtert. .Was sich bei der Einschätzung der eigenen und der Fernsehgläubigkeit der Zuschauer schon deutlich zeigte, deutet sich auch in der Beurteilung des vorliegenden Aspektes durch die Teilnehmer an. Man differenziert zwischen dem Fernsehkonsum des durchschnittlichen Zuschauers und dem eigenen Fernsehkonsum. So wird in 9 verschiedenen Bedingungsgruppen den Zuschauern Fernsehen als in erster Linie unterhaltende Beschäftigung zugesprochen, in lediglich zwei dieser Bedingungsgruppen wird auch der Wunsch nach Information als Grund für das Fernsehen der durchschnittlichen Zuschauer angenommen, in nur eine Gruppe Bildungsinteressen. Dagegen nennen die Teilnehmer in nur vier Gruppen eigene Unterhaltungswünsche als Fernsehmotivation, allerdings
207 zweimal gekoppelt mit der Betonung der Informationsfunktion von Fernsehen für sich selbst. Darüber hinaus wird in zwei weiteren Bedingungsgruppen nur Informations- und Bildungsmotivation angesprochen. Noch deutlicher wird dieser Differenzierungstrend bei der Selbsteinschätzung versus Einschätzung der Zuschauer in bezug auf die Nutzungsart und -häufigkeit. Hier wird in sechs Bedingungsgruppen, in denen diese Frage angeschnitten wurde, durchgängig für die Masse der Zuschauer häufiger und ungezielter Fernsehkonsum angenommen, während man bei sich selbst wenig und gezielte Nutzung des Mediums angibt. Für alle drei Aspekte lassen sich keine eindeutigen Abhängigkeiten von Bedingungskonstellationen festmachen, es gibt jedoch Anzeichen für eine besonders durchgängige Zuschreibung von ausschließlich Unterhaltungsmotivation der Masse der Zuschauer unter den Fkr Bedingungen. In dieser Beurteilung der vorliegenden Aspekte zeigt sich eine deutliche Tendenz, die sich auch in früheren Untersuchungen ergab und von einigen Autoren besonders STEINER schon 196 3 und BLUMLER (1968) deutlich herausgearbeitet wurde. Es handelt sich um das Bemühen von Befragten zum Thema Fernsehen, ihren eigenen Fernsehkonsum als relativ gering und auf Information und Bildung gezielt darzustellen. Dieses Bemühen resultiert nach Meinung der Autoren aus der geringen Fernsehnutzung der Mittel- und Oberschicht und der Informationspräferenz der besser Ausgebildeten. (Information vor allem durch die Presse). Von Befragten wird im Bemühen um Imitation und Darstellung höherer sozialökonomischer Lebensstandards diese Position übernommen, die verdeutlicht, man braucht keine "Flimmerkiste", man hat andere Möglichkeiten und Mittel zu anspruchsvoller Beschäftigung und zum Vergnügen und die dazu nötige Ruhe und Zeit. Die Interpretationen gehen sogar noch weiter, bis zur Deutung der Antworten als Versuch, das eigene Familienleben als harmonisch darzustellen; zu verdeutlichen, daß die Kinder nicht vernachlässigt werden; daß man nicht auf die Fernsehscheinwelt als Kompensation eigener Entfremdung angewiesen sei, etc. (Mc. QUAIL 1973). Diese Aussagen der Befragten differieren deutlich von ihren realen Fernsehkonsumgewohnheiten, die durchaus auch bei höheren sozioökonomischen Status und umfangreicherer Bildung zum großen Teil auf Entspannung und Unterhaltung ausgerichtet sind (obwohl mehr Information und Bildung gefordert wird; STEINER 1963). Untersuchungen und Abhandlungen neueren Datums aus den USA (MERRILL & LÖWENSTEIN 1971) aus Japan (FURU 1971), aus Großbritannien (GROOMBRIDGE 1972) und der BRD (BREDOW-Institut 1968, STUKE & ZIMMERMANN 1975) greifen einzelne Aspekte dieser Diskussion auf und sind im großen und ganzen als Stützung dieser Resultate anzusehen. Die auch in der vorliegenden Untersuchung deutlich gewordene "sozial erwünschte" Selbstdarstellung der Teilnehmer in bezug auf ihre Fernsehgewohnheiten und die damit verbundene Abwertung der Unterhaltungswünsche der Masse der Zuschauer, sowie der jenen
208 zugeschriebene übermäßige Fernsehkonsum sind ebenfalls auf diesem Hintergrund interpretierbar. Ausgehend von vor allem im Rahmen kulturkritischer Fernsehkritik aufgebrachten Vorwürfen, wird Fernsehen als kulturell niedrig stehendes Medium zumindest im Unterhaltungsbereich abgelehnt, und es werden eigene Informations- und Bildungsmotivationen in den Vordergrund gestellt sowie die geringe zeitliche Dauer des eigenen Fernsehkonsums betont. Die anscheinend aufgenommenen Kritikpunkte und Warnungen der kulturpessimistischen Fernsehkritiker führen auf der anderen Seite zur Zuschreibung "niederer" Unterhaltlingsmotivation und ausgedehnten Fernsehkonsums an die Masse der Zuschauer, von der sich die Beurteiler bis auf wenige Ausnahmen bewußt abgrenzen. wird unabhängig von Bedingungen in fast allen Gruppen, die dieses Thema anschneiden (9 von 12), die Abgespanntheit nach der Tagesarbeit genannt. Hier bestätigt sich in den direkten Aussagen der Rezipienten die These, "daß die prägende Kraft des Alltagslebens die Arbeit ist. Wie wir sie bewältigen: daß bestimmt dann auch die Fernsehrezeption" (BAACKE 1978, S. 391). Dieser Einflußfaktor wird sowohl zur Erklärung von vermuteter Fernsehfunktion und vermutetem Konsumverhalten der Zuschauer, als auch zur Legitimation der spärlich genannten eigenen Unterhaltungswünsche angeführt, jedoch nur in einer Gruppe in Ansätzen weiter problematisiert (in Richtung auf gesellschaftliche Hintergründe). In diesem Zusammenhang sind zwei widersprüchliche Punkte interessant. Einmal wird die Abgespanntheit nach der Arbeit des Tages als Einfluß auf die Art der Fernsehnutzung von nahezu alTen Gruppen erwähnt, und dem wird nie widersprochen. Diese Begründung für Entspannungsbedarf, den Fernsehen deckt, wird auch für die eigene Person herangezogen, steht jedoch Aussagen gegenüber, in denen man sich selbst kaum Unterhaltungs- und Entspannungswünsche zuschreibt, zumindest keine, die man mit dem Fernsehunterhaltungsangebot zu befriedigen sucht. Diese Widersprüchlichkeit könnte durch den offensichtlich sozial erwünschten Charakter der Aussagen zur eigenen Fernsehnutzung entstehen. Aus Gründen der Selbstdarstellung oberflächlich vorgespiegelte Fernsehgewohnheiten geraten hier in Widerspruch zu offenen Aussagen und Deutung der Hintergründe von Unterhaltungsbedarf. Die zweite Diskrepanz liegt zwischen der Einsicht in den allgemeinen Bedarf an Entspannung und die Notwendigkeit der Reproduktion (die nicht auf ihre Ursache befragt werden) einerseits und den meist deutlichen Vorwürfen an den durchschnittlichen, an Unterhaltung orientierten Zuschauern andererseits. Auch hier scheinen eigene Erfahrungen und Einsichten den übernommenen, durchgängigen Bildern und Klischees in unvermittelter Dissonanz gegenüberzustehen. Offensichtlich ist in beiden Punkten, daß in der bewußt kontrollierten Beantwortung der direkten Befragung und Erörterung zuerst die übernommenen, so-
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z i a l erwünschten Beurteilungen e r f o l g e n und e r s t im w e i t e r e n , möglicherweise von diesem U r t e i l unabhängig angesehenen Verlauf der Diskussion i n d i r e k t widersprüchliche Deutungen zutage t r e t e n . W e i t e r e Aussagen im Bereich der E i n f l ü s s e auf Ernsehnutzung finden s i c h in der häufigen Nennung und negativen Wertung der Faktoren der R e z e p t i o n s s i t u a t i o n , ( F a m i l i e , Ablenkung, V e r e i n z e l u n g ) . Programmkonkurrenz wird nur in 2 Gruppen a l s E i n f l u ß f a k t o r .auf Fernsehnutzung genannt. Im Rahmen der 4. Dimension g a l t das Hauptinteresse den ======Ë==Ii=£iû§s§û auf das Medium Fernsehen. In der Erörterung der E i n f l ü s s e auf das Fernsehen in der Bundesrepublik wird e i n E f f e k t des I n f o r m a t i o n s v o r t r a g e s d e u t l i c h erkennbar. In a l l e n Info+_Bedingungen werden p o l i t i s c h e E i n f l ü s s e auf Fernsehiñ~üñd Fernsëhânstalten genannt und d i s k u t i e r t , in den meisten F ä l l e n werden z u s ä t z l i c h e w i r t s c h a f t l i c h e I n t e r e s s e n an z w e i t e r S t e l l e erwähnt. Von den Teilnehmern ohne I n f o r m a t i o n s v o r t r a g werden nur in e i n e r Gruppe ( F k r / I n f o - / R a t - ) p o l i t i s c h e , w i r t s c h a f t l i c h e und E i n f l ü s s e von Interessengruppen a u s f ü h r l i c h e r ö r t e r t . Diese Ergebnisse sind in Zusammenhang mit den Resultaten der Erörterung von Manipulationsquellen zu b e t r a c h t e n . Legten dort d i e auch in den I n f o + Bedingungen nur v e r e i n z e l t und wenig s p e z i f i z i e r t geäußerten Nennungen p o l i t i s c h e r Manipulationsquellen und das Vorherrschen d i f f u s e r , unbestimmter Verortungen von Manip u l a t i o n s q u e l l e n den Schluß nahe, der I n f o r m a t i o n s v o r t r a g habe aus irgendeinem Grund ( U n v e r s t ä n d l i c h k e i t , Wahrnehmungswiderstände e t c . ) seine a n g e z i e l t e Wirkung n i c h t e r r e i c h t , so ermöglichen d i e v o r l i e g e n d e n Aussagen e i n e Betrachtung in einem anderen L i c h t . P o l i t i s c h e E i n f l ü s s e werden durchgängig und t e i l s sehr d i f f e r e n z i e r t von Teilnehmern, d i e den I n f o r m a t i o n s v o r t r a g hörten, in der Diskussion genannt. Dies g e s c h i e h t in Abhebung von nahezu a l l e n JüfQ-§^iü3yQ9gQ und i s t a l s d e u t l i c h e r I n f o r m a t i o n s v o r t r a g s e f f e k t zu i n t e r p r e t i e r e n . Gestützt wird d i e s e I n t e r p r e t a t i o n durch d i e Resultate der Statements, d i e e b e n f a l l s f ü r e i n e Wirkung des I n formations v o r t r a g s in Richtung auf e i n e f u n k t i o n a l - p o l i t i s c h e Betrachtung des Fernsehens sprechen. Es s c h e i n t a l s o , daß die Empfänger des I n f o r m a t i o n s v o r t r a g s d i e dort enthaltenen Informationen durchaus wahrnehmen, aufnehmen und wiedergeben. Dies b l e i b t j e doch b e g r e n z t auf d i e bloße Nennung p o l i t i s c h e r I n t e r essen a l s E i n f l ü s s e und f ü h r t n i c h t zur Erörterung und Charakterisierung d i e s e r p o l i t i s c h e n I n t e r e s s e n a l s î?§SiEyÎËÈionsguellen. Im Rahmen konkreter Manipulationsvorwürfe werden verschwommenere, d i f f u s e r e Andeutungen gemacht. ("Hintermänner", " e i n i g e wenige da oben" e t c . ) . Ob d i e s e r o f f e n s i c h t l i c h e Unterschied zwischen g e t r o f f e n e r Einflußbenennung und n i c h t v o r g e t r a g e n e r Manipulationsbeschuldigung p o l i t i s c h e r I n t e r e s s e n und s t a a t l i cher Macht auf entsprechende Aufnahme und entsprechendes
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V e r s t ä n d n i s des I n f o r m a t i o n s v o r t r a g s , auf e i n e e n t s p r e chende V e r a r b e i t u n g der V o r t r a g s I n f o r m a t i o n e n o d e r auf s o z i a l e H i n d e r n i s s e o f f e n e r D i s k u s s i o n d i e s e s Themas zurückzuführen i s t , kann h i e r n i c h t genau e n t s c h i e d e n w e r den. Es s e i i n diesem Zusammenhang j e d o c h auf d i e i n d e r P r o b l e m s t e l l u n g erwähnte Untersuchung von HOVLAND und WEISS (1952) v e r w i e s e n , d i e s i c h m i t Diskrepanzen z w i schen Wirkungen auf Informationsaufnahme und Meinungsänderung b e s c h ä f t i g t e . In e i n e r w e i t e r e n A n a l y s e der v o r l i e g e n d e n K a t e g o r i e l ä ß t s i c h f e s t s t e l l e n , daß d i e Bewertung p o l i t i s c h e r Ein f l ü s s e d i f f e r i e r t . So werden u n t e r RezigiëOÈêQ_âëâ_fëEQZ s ê h ^ y Q ^ i i ç h e n _ F i l m s u n ( ï u n t e r T e i l n e E m i r n _ 5 h H g _ | i l g nega t l v i - s t i l l ü ñ g ñ a h m e ñ der £o|Q+_SEUEE§ü d e u t l i c h , " w ä h r e n d u n t e r F k r ¿ I n f o + e h e r p o s i t i v e Bewertungen überwiegen (wenn ä ü c h _ I n _ e i n e m F a l l k o n t r o v e r s ) . D i e oben erwähnte E k E Z î g f Q z Z i i É z G r u p p e , d i e p o l i t i s c h e E i n f l ü s s e auf F e r n sehen e r ö r t e r t , u r t e i l t dagegen d e u t l i c h n e g a t i v . D i e s e E r g e b n i s s e e n t s p r e c h e n i n g e w i s s e r Beziehung den E r g e b n i s s e n im Rahmen d e r q u a n t i t a t i v e n V e r f a h r e n , i n denen j a auch d i e Gruppen mit f e r n s e h k r i t i s c h e m F i l m und zus ä t z l i c h e m I n f o r m a t i o n s v o r t r a g im Gegensatz zu den Gruppen mit f e r n s e h k u n d l i c h e m F i l m und ohne F i l m e h e r zur ü c k h a l t e n d und w e n i g e r " k r i t i s c h " u r t e i l e n a l s ohne zusätzlichen Informationsvortrag. A l t e r n a t i v e n zu der v o r h e r r s c h e n d e n S t r u k t u r des Fern sehens i n d e r Bundesrepublik werden kaum genannt. L e d i g l i c h i n den b e i d e n H a u p t f i l m b e d i n g u n g e n w i r d e i n e g r ö ß e r e V o l k s r e p r ä s e n t a n z _ I n den Fernseh e n t s c h e i d u n g s g r e m i e n d e u t l i c h gewünscht. D i e s e Forderung d e r Diskussionsgruppen 1 und 5 können a l s e i n e gewünscht e Wirkung d e r Kombination d e r m e d i e n k r i t i s c h e n bzw. - k u n d l i c h e n Filme mit einem I n f o r m a t i o n s v o r t r a g zu s t r u k t u r e l l e n und g e s e l l s c h a f t l i c h e n H i n t e r g r ü n d e des Mediums Fernsehen angesehen werden. H i e r b e i könnte d e r z u s ä t z l i c h e n R e p o r t a g e (und d e r A u f g a b e i h r e r B e u r t e i l u n g ) mög l i c h e r w e i s e e i n e V e r s t ä r k u n g oder A u s l ö s e r f u n k t i o n zukom men, da s i e a l l g e m e i n o d e r a b s t r a k t g e h a l t e n e n Aussagen über d i e s t a a t l i c h e und p a r t e i p o l i t i s c h e I n t e r e s s e n g e b u n d e n h e i t des Mediums und den daraus r e s u l t i e r e n d e n F o l g e n im Fernsehprogramm k o n k r e t e und a n s c h a u l i c h e Form v e r leiht. Die I n f o r m a t i o n s w ü n s c h e d e r T e i l n e h m e r gehen i n z w e i u n t e r s c h i e d l i c h e H a u p t r i c h t u n g e n . I n m ö g l i c h e r , aber n i c h t d e u t l i c h e r A b h ä n g i g k e i t vom I n f o r m a t i o n s v o r t r a g werden zum e i n e n i n v i e r i g f o + G r u p g g g und nur e i n e r I n f o Gruppe D e f i z i t e v o r a l l e m i n _ d i r _ ñ i c h t v o r h a n d e n e n I n f o r mation über Macht und E n t s c h e i d u n g s s t r u k t u r e n i n den Fernsehanstalten gesehen. ( K o n t r o l l g r e m i e n , B e f u g n i s s e , Zustandekommen d e r K o n t r o l l g r e m i e n , P a r t e i e i n f l u ß , I n tendantenmacht, Anpassungszwang d e r Macher e t c . ) . Augens c h e i n l i c h werden durch den I n f o r m a t i o n s v o r t r a g i n d i e s e r Richtung I n t e r e s s e n g e w e c k t . Obwohl d i e Empfänger des I n f o r m a t i o n s v o r t r a g s , im Gegensatz zu den anderen T e i l n e h m e r n , eben d o r t schon bestimmte I n f o r m a t i o n e n zu
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Interessen und Machtstrukturen im Fernsehen und zu Einflüssen auf Fernsehen erhielten, führte dies nicht zu einem sich Zufriedengeben mit diesen grundlegenden Einblicken, sondern im Gegensatz zu Diskussionsgruppen ohne Informationsvortrag zu einer weitergehenden Forderung nach konkreter detaillierter Hintergrundinformation. Der Informationsvortrag hat also neben allgemein aufklärender Wirkung auch durchaus motivierende Effekte zur Suche ausführlicher Struktur- und Funktionskenntnisse· Teilnehmer ohne Informationsvortrag stellen demgegenüber weniger spezifische Fragen und mehr Fragen von allgemeinem Interesse. So wird zum anderen von den Teilnehmern zweier Info-Gruppen die Frage nach der Quelle der Aufträge und vor allem nach dem Verbleib der Fernsehgebühren in detaillierter Information gewünscht. Im Rahmen der 5. Dimension stehen Aussagen zur EfïgâêÎilSEitiîS· In der Bewertung des gesehenen Films gehen deutlich die Beurteilungen des fernsehkritischen und des fernsehkundlichen Films auseinander. Während der fernsehkritische Film von den diesbezüglichen Bedingungsgruppen kaum selbst problematisiert und wenn doch, dann eher positiv bewertet wird (informativ/unterhaltsam) , ist die Beurteilung des fernsehkundlichen Films jn den Gruppen verbunden mit längeren kontroversen Diskussionen, in denen die negativen Aspekte meist deutlich überwiegen. Interessant scheinen hier die nahezu durchgängigen negativen Einschätzungen des medienkundlichen Films in Richtung auf dessen "Alibifunktion". So wird in den Bedingungsgruppen stark und deutlich der Vorbehalt geäußert, man gebe sich nur den Anschein kritischer Information, man lasse wichtige Hinergründe (z.B. Auftraggeber) und konkrete Aussagen weg, zeige nur kleine Schwächen, gebe keine völlige Aufklärung, sei unaufrichtig und mache sich letztlich als Fernsehen nur glaubwürdiger und interessanter. Dieser Film löst bei den Zuschauern eher Mißtrauen und Unsicherheit in bezug auf die Offenheit der geäußerten "Selbstkritik" des Fernsehens aus, als Zustimmung zu den (vorgeblich) aufklärerischen Absichten und deren audiovisueller Umsetzung. Vornehmlich scheint dieser Effekt auf ien Eindruck der Rezipienten zurückzuführen zu sein, man nabe Randprobleme angesprochen, wichtige prinzipielle Fragen hingegen ausgespart, die größere Brisanz und mehr Konfliktstoffe bergen und zu weiterreichenden Konsequenzen für das Medium und seine internen und externen Bezüge und Strukturen führen. Diese seien bestenfalls völlig unzureichend angedeutet. Die zum großen Teil sicher zutreffende Einschätzung geht einher mit einem teils expliziten Mißtrauen gegenüber der Aufrichtigkeit von "Selbstkritik" im allgemeinen, da man sich die Vorteile daraus für das Medium Fernsehen nicht vorzustellen vermag, ein Anstreben irgendwelcher Vorteile aber als zwangsläufig gegeben voraussetzt. Diese Einschätzungen entsprechen z.T. den Ergebnissen des ZDF-Begleitforschungsprojekts (s. KELLNER 1978) und
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spielen eine wichtige Rolle in der Interpretation der Resultate aus den quantitativen Verfahren. Bei der weiteren Erörterung der Vermutungen zur Wirkung UQd_Verbreitung solcher fernsehkritischen und fernsehkundlichen Filme und Fernsehkritik im allgemeinen gehen die meisten kontroversen Einschätzungen, unabhängig von Bedingungsgruppen, von 'positiv' (Einstellungswandel, Aufklärung, Übertragung der neuen Kenntnisse auf andere Fernsehsendungen) , über 'eingeschränkt positiv' (erwünschte Wirkungen nur bei naiven Zuschauern, nur bei Interesse, Betroffenheit, Wiederholung) bis zu 'negativ' (Wirkung ist lediglich ein 'Glauben an die Kritik der Glaubwürdigkeit von Fernsehen'). Deutlich abhängig von den Bedingungsgruppen scheinen dagegen die zusätzlichen eigenen Kritikpunkte der Teilnehmer am Fernsehen. So gruppiert sich die Kritik der Teilz u se nehmer, hen bekamen, deutlich um die Aspekte: Diskrepanz zwischen Aufwand und Resultat, Geld- und Zeitverschwendung, Konzeptlosigkeit, Beliebigkeit der Fernsehprodukte, Qualitätsmangel etc. Alle diese Kritikpunkte der Rezipienten des fernsehkundlichen Films können ohne Schwierigkeit auf die vom Film vermittelten Eindrücke zurückgeführt werden. Die Art der dort untersuchten und problematisierten Reportage und ihres Entstehungsprozesses legt den Zuschauern eine Kritik an Kosten und Zeitaufwand (es werden zahlreiche Anfänge gedreht, von denen dann nur einer Verwendung findet), an der Konzeptionslosigkeit des Reporters und an der Willkürlichkeit seiner Herangehensweise (er entscheidet erst beim Schneiden, was genommen wird, er entscheidet ohne deutliche Kriterien), letztlich an der Beliebigkeit der produzierten Reportage nahe. Dies sind alles Kritikpunkte, die dann auf Fernsehen allgemein generalisiert werden. Vor allem der beim Zuschauer aufkommende Eindruck, es werde einfach konzeptionslos etwas produziert, um die Zeit zu füllen, die gefüllt werden muß, gleich welcher Inhalt oder welche Form das Fernsehprodukt annimmt, scheint ein wichtiger, charakteristischer Aspekt dieser Art von Fernsehkritik zu sein, die an dieser Beispielreportage exemplarisch entwickelt wird. Man vermittelt und kritisiert ein Bild der Beliebigkeit der Fernsehangebote. Der naheliegende Schluß der Zuschauer ist: nicht eine parteilich verzerrte Wirklichkeit wird im Fernsehbild präsentiert, sondern ein beliebig verzerrtes, nicht realitätsgerechtes Bild wird den Rezipienten gezeigt. Mag dies auch für zahlreiche Fernsehproduktionen zutreffen, so darf doch in einer kritischen Betrachtung von Fernsehkritik, der exemplarische und generalisierende Charakter solcher fernsehkritischen Ansätze nicht außer acht gelassen werden. Eben bei einer solchen Generalisierung ist es aber nötig, weniger auf die Beliebigkeit zahlreicher Fernsehproduktionen als vielmehr auf den allgemein ideologischen Charakter des Gesamtangebots einzugehen. In der hier im fernsehkundlichen Film geübten Fernsehkritik offenbart sich jedoch wie schon die Thesen von DAHL-
213 MÜLLER, HUND & KOMMER zum f e r n s e h k r i t i s c h e n F i l m besagen (1973, Kap. 2 . 3 . 2 . 2 ) d i e ganze Beschränkheit der Fernsehk r i t i k im m a n i p u l a t i o n s k r i t i s c h e n A n s a t z , d i e d i e i d e o l o g i s c h e und g e s e l l s c h a f t l i c h e Eingebundenheit des Mediums außer acht l ä ß t . D i e s e r Ansatz f ü h r t , w i e h i e r in der Rez i p i e n t e n r e a k t i o n v ö l l i g k l a r w i r d , zu e i n e r b e l i e b i g e n K r i t i k p o s i t i o n , d i e gegebene I n t e r e s s e n a b h ä n g i g k e i t e n der F e r n s e h " W i r k l i c h k e i t " n i c h t erkennen, n i c h t a n a l y s i e r e n und somit auch n i c h t verändern l ä ß t . F e r n s e h k r i t i k d i e s e r A r t f ü h r t dementsprechend, zu den oben angesprochenen f a l s c h e n und v o r d e r g r ü n d i g e n Erklärungen von R e a l i t ä t s v e r z e r r u n g e n a l s R e s u l t a t von s t a r r e n 'medien- bzw. mac h e r s p e z i f i s c h e n ' Faktoren. Neben d i e s e r K r i t i k , z e i g t s i c h unter der h i e r b e t r a c h t e t e n K a t e g o r i e zum z w e i t e n Mal d i e Bedeutung der f i n a n z i e l l e n und der Kostenaspekte des Mediums Fernsehen f ü r d i e b e u r t e i l e n d e n R e z i p i e n t e n . Sowohl d i e K r i t i k an 'ung e r e c h t f e r t i g t e m ' Aufwand und hohen Kosten, a l s auch d i e U n i n f o r m i e r t h e i t über das V e r b l e i b e n e i g e n e r B e i t r ä g e l ä ß t mehrere Ursachen vermuten. Einmal s c h e i n t das F e r n sehpublikum aus der M i t f i n a n z i e r u n g des Mediums über Gebüren durchaus e i n e B e r e c h t i g u n g zur e i g e n e n I n f o r m a t i o n , U r t e i l s b i l d u n g und Mitsprache über Verwendung der G e l d e r a b z u l e i t e n . Wie von den Teilnehmern d e u t l i c h und massiv bemängelt w i r d , v e r s p e r r t d i e nahezu t o t a l e I n f o r m a t i o n s s p e r r e der Programme und A n s t a l t e n i n diesem B e r e i c h den Weg zu e i n e r solchen Z u s c h a u e r b e t e i l i g u n g . Zum z w e i t e n mag d i e ö f f e n t l i c h e Diskussion über F i n a n z - und S t e u e r s c h w i e r i g k e i t e n der ö f f e n t l i c h - r e c h t l i c h e n A n s t a l t e n ( B e i s p i e l ZDF) und d i e Höhe der an s i e g e s t e l l t e n F o r d e rungen w e i t e B e v ö l k e r u n g s k r e i s e e r r e i c h t haben und d i e f i n a n z i e l l e S e i t e des Mediums i n s Bewußtsein der Zuschaue r gehoben haben. D r i t t e n s i s t mit dem V e r h ä l t n i s Kosten und Ware ( h i e r TV-Produkte) e i n Thema angesprochen, das d i r e k t e V e r g l e i c h e zum e i g e n e n P r o d u k t i o n s - und Reproduktionsbereich zuläßt. So muß es dem e i n f a c h e n A n g e s t e l l t e n und A r b e i t e r unv e r s t ä n d l i c h s e i n , wenn mehrere O b j e k t e p r o d u z i e r t w e r den, von denen nur e i n e s zur Ware w i r d , während d i e anderen zum Wegwerfen h e r g e s t e l l t wurden. Ebenso w i r d e r im A n f a l l e n äußerst hoher Kosten und Aufwendungen f ü r Produkte mit n i e d r i g e i n g e s c h ä t z t e m Wert (durch z u s ä t z l i c h e s F i n a n z i e r e n von "vermeidbaren A b f ä l l e n " , sowie durch " s c h l e c h t e " Q u a l i t ä t der R e s u l t a t e ) e i n e d e u t l i c h e Diskrepanz zur Erfahrung i n der e i g e n e n a l l t ä g l i c h e n L e b e n s w e l t f e s t s t e l l e n . S u b j e k t i v bedeutend werden d i e s e Erfahrungen f ü r d i e R e z i p i e n t e n aufgrund der Tatsache lind des Bewußtseins, daß man das Medium über d i e e i g e nen Gebühren m i t f i n a n z i e r t . Beide D i s k r e p a n z e r l e b n i s s e werden vor a l l e m mit dem B e i s p i e l b e r i c h t im fernsehkundlichen Film v e r m i t t e l t . Die K r i t i k der £2ZEgt±_Grugpen am Fernsehen geht i n Richtung auf f e h l e n d e H i n t e r g r ü n d i n f o r m a t i o n und u n z u r e i chende I n f o r m a t i o n . Diese Wirkung i s t wohl a l s G e n e r a l i s i e r u n g aus der K r i t i k an der zu b e u r t e i l e n d e n Reportage
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ü b e r den S t u d e n t e n s t r e i k i n Hamburg zu w e r t e n . Die K r i t i k d e r Gruppe SigZlQfQ±ZE§É± g e h t gegen das Zustandekommen der K o n t r o l ï g r e m r ë n - I m F e r n s e h e n , e i n E f f e k t des I n f o r mations v o r t r a g s l i e g t h i e r nah. Zur e i g e n e n V o r s t e l l u n g d e r F e r n s e h k r i t i k w i r d kaum e t was g e s a g t . L e d i g l i c h i n basieren die eigenen Vorschläge (Manipülatloñshintergründe a u f z e i g e n , d e u t l i c h e r e A u s s a g e n machen, Schwarz-Weiß-Malen und ' s u b j e k t i v e r ' s e i n ) wohl auf e i n e r K r i t i k am g e s e h e n e n f e r n sehkundlichen Sendungskonzept. Außer den genannten Dimensionen wurden im Rahmen d e r Analyse der Gruppendiskussion übergreifende Zusatzaspekte berücksichtigt. Obwohl, (wie z . B . u n t e r den A s p e k t e n ' W i r k l i c h k e i t s v e r z e r r u n g durch F e r n s e h e n und d e r e n Quellen 1 , a l s auch u n t e r den A s p e k t e n d e r ' e r k a n n t e n E i n f l ü s s e auf das F e r n sehen i n d e r B u n d e s r e p u b l i k ' ) von den m e i s t e n B e d i n g u n g s gruppen d i r e k t o d e r i n d i r e k t p o l i t i s c h b e g r ü n d e t e E i n g r i f f e und M a n i p u l a t i o n e n (neben a n d e r e n ) e r k a n n t und k r i t i s i e r t w e r d e n , f i n d e n s i c h i n den G r u p p e n d i s k u s s i o n e n doch h ä u f i g und d e u t l i c h P o s i t i o n e n , d i e d i e s e n e g a t i v e Bewertung und K r i t i k a u s d r ü c k l i c h i n F r a g e s t e l l e n . D i e s e P o s i t i o n e n , d i e m e i s t auf e i n e Betonung d e r V i e l f ä l t i g ; k e i t d e r p o l i t i s c h e n R i c h t u n g e n und E i n f l ü s s e im F e r n s e hen und auf d e r e n L e g i t i m a t i o n durch d i e F e r n s e h k o n t r o l l e durch g e w ä h l t e V o l k s v e r t r e t e r h i n a u s l a u f e n , werden h ä u f i g n i c h t a l t e r n a t i v o d e r k o n t r o v e r s zu den o . g . K r i t i k p u n k t e n v e r t r e t e n , s o n d e r n i n den g l e i c h e n B e d i n g u n g s g r u p p e n z . T . von den g l e i c h e n T e i l n e h m e r n . Neben e i n e r s o z i a l p s y c h o l o g i s c h - g r u p p e n d y n a m i s c h e n E r k l ä r u n g , daß d e r E i n z e l n e s i c h im W i d e r s p r u c h d e r von ihm a n t i z i p i e r t e n V e r s u c h s l e i t e r - und G r u p p e n e r w a r t u n g e n auch w i d e r s p r ü c h l i c h v e r h ä l t , kann angenommen w e r d e n , daß a l l g e m e i n e r e , ö f f e n t l i c h p r o p a g i e r t e und von den Empfängern aufgenommene I d e o l o g i e n und Deutungsmuster w i e P l u r a l i t ä t und d e m o k r a ; t i s c h e _ L e 2 i t i m a t i o n des Mediums F e r n s e h e n und s e i n e r Ang e b o t e den Rahmen f ü r d i e E i n o r d n u n g von E i n z e l k r i t i k am Medium F e r n s e h e n b i l d e n . H i e r w i r d zwar im U r t e i l d e r Z u s c h a u e r ü u r c n a u s e i n e V e r k n ü p f u n g d e s Mediums m i t g r ö ß e r e n g e s e l l s c h a f t l i c h e n Bedingungsstrukturen d e u t l i c h , d i e in der F e r n s e h k r i t i k d e r F i l m b e i s p i e l e v ö l l i g f e h l t , d i e s g e s c h i e h t a b e r im Rahmen h e r r s c h e n d e r I d e o l o g i e ( ' p l u r a l i s t i s c h e s Medium im p l u r a l i s t i s c h e n S t a a t ' , 'demokratisch l e g i t i m i e r t e Einf l ü s s e ' e t c . ) . Die i n den u n t e r s u c h t e n f e r n s e h k r i t i s c h e n bzw. - k u n d l i c h e n F i l m e n g e ü b t e F e r n s e h k r i t i k , d i e Medienzwänge, S u b j e k t i v i t ä t d e r M a c h e r , B e l i e b i g k e i t d e r V e r z e r r u n g s f o r m e n und I n h a l t e ( s . o . ) e t c . a n g r e i f t , i s t g u t i n d i e s e n Zusammenhang zu i n t e g r i e r e n . Man ü b t K r i t i k an e i n z e l n e n V e r z e r r u n g e n , meint a b e r d i e " G a r a n t i e " von Geg e n g e w i c h t e n v i e l f ä l t i g e r a n d e r e r R i c h t u n g e n zu h a b e n , d i e im Zusammenspiel e i n e i g e n e s U r t e i l e r m ö g l i c h e n . Man e r kennt s o g a r Manipulationen, s i e h t darin aber keine sehr große G e f a h r , da d e m o k r a t i s c h - l e g i t i m i e r t e , p l u r a l i s t i s c h e K r ä f t e A u s g e w o g e n h e i t im Gesamtangebot und V i e l s e i -
215 t i g k e i t der Meinungen und Manipulationen zu sichern scheinen. In den Argumentationen der Teilnehmer wird d e u t l i c h , was schon in der Problemstellung unter den verschiedenen Ansätzen der F e r n s e h k r i t i k angesprochen wurde. Wird Ferns e h k r i t i k n i c h t a l s I d e o l o g i e k r i t i k und im Rahmen a l l g e meiner g e s e l l s c h a f t s k r i t i s c h e r Überlegungen geübt, b l e i b t s i e l e t z t e n d l i c h f o l g e n l o s . Dem R e z i p i e n t e n werden mögl i c h e r w e i s e Einzelprobleme d e u t l i c h , es f e h l t ihm jedoch d i e M ö g l i c h k e i t der Einordnung in größere Zusammenhänge. Da dem Zuschauer n i c h t v e r m i t t e l t w i r d , daß e i n e V e r z e r rung der R e a l i t ä t in bestimmte Richtung und n i c h t b e l i e b i g e r f o l g t , und in welche Richtung d i e s g e s c h i e h t , b i e ten s i c h ihm wie h i e r d e u t l i c h w i r d , weder Ansätze zur Erkenntnis der Funktionen des Mediums, a l s grundlegende Ursachen von Manipulation, noch Anhaltspunkte zur Formul i e r u n g p r i n z i p i e l l e r K r i t i k und zur Veränderung der k r i t i s i e r t e n V e r h ä l t n i s s e . Der größere i d e o l o g i s c h e I n t e r pretationsrahmen e i n e r P l u r a l i s m u s i d e o l o g i e kann so Einz e l k r i t i k p u n k t e am Medium Fernsehen aufheben? Was d e u t l i c h a u f f ä l l t i s t h i e r , das es keine o f f e n s i c h t l i c h e n Unterschiede der Beurteilung zwischen I n f o + und I n f o - Bedingungen und Rat+ und Rat- Bedingungen g i b t , dafür jedoch k l a r e Unterschiede in den verschiednen Filmbedingungen a u f t r e t e n . So wird sowohl unter F j j j a l s auch EQ Bedingungen durchgängig h ä u f i g und sehr h ä u f i g und mehrmals besonders stark d i e A u s w a h l f r e i h e i t der Zuschaue r zwischen u n t e r s c h i e d l i c h e n (auch verschiedenen p o l i t i s c h b e e i n f l u ß t e n ) Sendungen und Programmen v e r s c h i e d e ner Sender und A n s t a l t e n hervorgehoben. Verbunden h i e r mit wird d i e These "es gäbe f ü r a l l e etwas" im Fernsehen und unter deQ_gkr_Bedingaggen außerdem: der Zuschauer habe durch d l ë - v ï ë ï ï â ï t l g k ë l t des Fernsehens in der Bundesrepublik V e r g l e i c h s m ö g l i c h k e i t e n . B e i s p i e l e f ü r den P l u ralismus im Fernsehen werden meist aus der Gegenüberstellung der zwei großen Programm (1. Programm = "mehr l i n k s " ; 2. Programm = "mehr r e c h t s " ) v e r s c h i e d e n e r Sender (WDR = " r o t " , Bayrischer Rundfunk = "schwarz") oder v e r s c h i e d e ner p o l i t i s c h e r Magazine und i h r e r Macher bezogen. Panorama (Merseburger) - ZDF-Magazin (Löwenthal). Auch h i e r wird a l s o wie schon in der p o s i t i v e n Bewertlang von Sendungen, d i e zwei S e i t e n e i n e s Sujekts z e i g e n , P a r t e i l i c h k e i t wahrgenommen und b e f ü r w o r t e t d i e s e aber n i c h t auf i h r e Echtheit h i n t e r f r a g t oder in Z w e i f e l gezogen. Bei Gruppen ohne Film i s t d i e s e r E f f e k t e r k l ä r b a r aus der o . g . allgemeinen P l u r a l i s m u s i d e o l o g i e , d i e von den Teilnehmern in bezug auf S t a a t , P o l i t i k , ö f f e n t l i c h e s Leben und damit auch Fernsehen in der Bundesrepublik v e r t r e t e n wird (so wird einmal b e i Fo/Info+/Rat- Fernsehen e x p l i z i t a l s " p l u r a l i s t i s c h e Widerspiegelung e i n e r p l u r a l i s t i s c h e n G e s e l l s c h a f t " b e z e i c h n e t ) . Es i s t davon auszugehen, daß d i e durchgängige " p l u r a l i s t i s c h e " S e l b s t d a r s t e l l u n g des Mediums im Fernsehen und in andere Massenmedien ihren T e i l zu d i e s e r Anschauung der B e u r t e i l e r beiträgt.
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Beim f e r n s e h k r i t i s c h e n Film wird d i e s e P o s i t i o n m ö g l i cherweise noch n ä h e r g e l e g t , durch d i e e x p l i z i t e Demons t r a t i o n von zwei g l e i c h b e r e c h t i g t e n , n i c h t weniger f a l s c h oder r i c h t i g e n Darstellungen e i n und desselben E r e i g n i s s e s ( s . DAHLMÜLLER, HUND & KOMMER 1973, S . I I I f f ) . Dies könnte durch den Aufweis b e l i e b i g e r , v i e l f ä l t i g e r S u b j e k t i v i t ä t e i n e Verstärkung des Pluralismusaspekts innerhalb e i n e r K r i t i k des Fernsehens bewirken. Dem Zuschauer wird in etwa n a h e g e l e g t : "wenn n i c h t g e z i e l t in e i n e Richtung v e r z e r r t w i r d , kann es nur günstig s e i n , möglichst verschiedene Darstellungen in dem v i e l f ä l t i gen Fernsehangebot aufzunehmen." Diese V i e l s e i t i g k e i t des Angebots s t e h t anscheinend v ö l l i g außer Z w e i f e l , d i e Frage ob u n t e r s c h i e d l i c h e Verzerrungen e i n e Annäherung an o b j e k t i v e R e a l i t ä t ermöglichen können, wird n i c h t g e s t e l l t . Unter den Fku Bedingungen z e i g t s i c h e i n etwas anderes B i l d , so w i r 3 h i e r in beiden Kombinationen mit dem I n f o r m a t i o n s v o r t r a g d i e Pluralismusthese kontrovers zu P o s i t i o n e n d i s k u t i e r t , d i e davon ausgehen, daß es n i c h t " f ü r a l l e etwas g i b t " , und daß d i e S t a a t s - und P a r t e i e i n f l ü s s e doch i n e i n e bestimmte Richtung gehen" (zur Absicherung bestehender H e r r s c h a f t s v e r h ä l t n i s s e ) und nur e i n V i e l f ä l t i g k e i t s s c h e i n e x i s t i e r t . Dieser E f f e k t i s t naheliegend vor allem auf den I n f o r m a t i o n s v o r t r a g zurückzuführen. Da e r nur i n der Kombination mit dem fernsehkundlichen F i l m a u f t r i t t , b l e i b t jedoch auch d i e s e r k l ä r u n g s b e d ü r f t i g . Der Film könnte i n s o f e r n zur v o r liegenden Wirkung b e i g e t r a g e n haben a l s es n i c h t , wie beim f e r n s e h k r i t i s c h e n Film den Aufweis zweier g l e i c h b e r e c h t i g t e r Darstellungen g i b t , a l s z u s ä t z l i c h der Machtb e s i t z von V o r g e s e t z t e n in den Fernsehanstalten angedeut e t w i r d , d i e d i e Richtung der Sendungen bestimmen, und a l s der Eindruck v e r m i t t e l t w i r d , man sehe e i n e D a r s t e l lung, d i e so n i c h t z u t r i f f t und keine A l t e r n a t i v e n dazu. Aussagen zur Kontrolle_des_Fernsehens_durch_2ewählte ffi^_§°_ië3itimierte_yoïksVertreter Taus den 3 großen P a r t e i e n ) dagegen sind stark oder h ä u f i g l e d i g l i c h b e i âëQ = i = = í ¿ i = £ 2 í = l i á i = 3 ü Q 3 i = z u f i n d e n . Dies s c h e i n t deshalb besonders verwunderlich, w e i l im I n f o r m a t i o n s v o r t r a g s e l b s t j a gerade auf d i e Fragwürdigkeit der Besetzung und des Zustandekommens der Fernsehkontrollgremien e i n gegangen w i r d . Auch in diesem F a l l sind d i e v o r l i e g e n d e n Wirkungen wohl a l s R e a k t a n z e f f e k t e ( s . o . ) der R e z i p i e n ten von fernsehkritischem/fernsehkundlichem Film und I n f o r m a t i o n s v o r t r a g zu werten. Gegen d i e starken und deutl i c h e n Aufklärungs- und Informationsversuche, d i e wahrs c h e i n l i c h auch a l s ( e i n i g e Äußerungen der Teilnehmer in bezug auf den I n f o r m a t i o n s v o r t r a g legen d i e s e n Schluß nahe) Beeinflussungsversuche e r l e b t werden, werden Argumentationen m o b i l i s i e r t , d i e den v e r m i t t e l t e n Kritikpunkten i h r e Wirkung nehmen, s i e zumindest schwächen um b e stehende Deutungsmuster und I c h - n a h e - P o s i t i o n e n ( a u f grund der Bedeutung des Fernsehens im a l l t ä g l i c h e n Leben) und E i n s t e l l u n g e n a u f r e c h t z u e r h a l t e n . Auch d i e s e Argumentation wird (möglicherweise unter A n t i z i p a t i o n be-
217 stimmter Gruppeherwartungen) g e f ü h r t , um das Fernsehen gegen d i e z . T . erhobenen Manipulationsvorwürfe " i n Schutz zu nehmen", d i e s e in i h r e r Aussage zu r e l a t i v i e ren. S u b j e k t i v i s t i s c h e . P o s i t i o n e n finden s i c h in neun der zwölf Bedingungsgruppen. Hiermit sind Argumentationen gemeint, d i e von der absoluten S u b j e k t i v i t ä t a l l e r Dinge ausgehen, d i e von Subjekten erkannt und' auch noch v e r m i t t e l t werden. Diesen Positionen w i r d in fünf der neun F ä l l e i n n e r h a l b der Gruppe widersprochen. Eine e i n d e u t i g e Abhängigkeit von bestimmten Bedingungskonstellationen i s t n i c h t f e s t s t e l l b a r . In e i n e r Gruppe wird eine P o s i t i o n eingenommen, d i e e i n e r s u b j e k t i v i s t i s c h e n d i r e k t e n t g e gengesetzt i s t und das Vorhandensein o b j e k t i v e r W i r k l i c h k e i t außerhalb der Subjekte e x p l i z i t b e t o n t , g l e i c h z e i t i g aber den Aspekt der P a r t e i l i c h k e i t von Erkenntnis und Vermittlung p r o b l e m a t i s i e r t . (Gruppe 3 ) . In e i n e r anderen Bedingungsgruppe steht d i e e x p l i z i t s u b j e k t i v i s t i s c h e Aussage ( " a l l e s i s t s u b j e k t i v " ) in direktem Gegensatz zu v o r h e r i g e r Argumentation und Diskussion, in der i m p l i z i t eine m a t e r i a l i s t i s c h e Anschauung zu Tage t r i t t ( 9 ) . In e i n e r d r i t t e n Gruppe w i r d d i e S u b j e k t i v i t ä t n i c h t auf das Erkennen der W e l t , sondern auf d i e Vermittlung und Weitergabe der Erkenntnisse k o n z e n t r i e r t und von e i n e r o b j e k t i v e n W i r k l i c h k e i t ausgegangen, die n i c h t allgemein g ü l t i g f ü r a l l e , sondern nur f ü r bestimmte Gruppen s e i . A l l e d i e s e P o s i t i o n e n l a s s e n keine d i r e k t e Zuordnung zu bestimmten Bedingungskonstellationen zu. Eine große V e r b r e i t u n g s u b j e k t i v i s t i s c h e r P o s i t i o n e n unter a l l e n T e i l nehmern scheint jedoch o f f e n s i c h t l i c h zu s e i n . Diese s u b j e k t i v i s t i s c h e n P o s i t i o n e n , d i e j a auch im f e r n s e h k r i t i s c h e n Film v e r t r e t e n werden, b i e t e n den B e u r t e i l e r n eine w e i t e r e G e l e g e n h e i t , eine i d e o l o g i e - und g e s e l l s c h a f t s k r i t i s c h e P o s i t i o n zum Medium Fernsehen zu umgehen . Die Betonung der S u b j e k t i v i t ä t a l l e r Erkenntnis sowie der Vermittlung a l l e r Erkenntnis l ä ß t g e z i e l t e Man i p u l a t i o n a l s s u b j e k t i v e Verzerrung des R e a l i t ä t s b i l d e s durch Fernsehen i n t e r p r e t i e r e n und d i e s e a l s zwangsläuf i g erscheinen. Die Analyse der Ursachen und Z i e l e von R e a l i t ä t s v e r z e r r u n g im Fernsehen w i r d so ebenso unwicht i g , j a unmöglich, wie die Forderung nach e i n e r Widerspiegelung o b j e k t i v e r R e a l i t ä t . Neben P l u r a l i s m u s a u s s a g e , K o n t r o l l a s p e k t und S u b j e k t i vismus w i r d in einem weiteren Aspekt das Fernsehen gegen e i n e weitergehende K r i t i k durch die Teilnehmer v e r t e i d i g t . Dies geschieht durch Vergleiche_mit_Fernsehen_in §2^®E§2_i;ä2£lern ^ ^ V e r g l e i c h e mit anderen Medien. Während lig_Ë]££_yQâ_g]|U_ʧâig3UQ3§;gl in den Vergleichen des Fernsehens der Bundesrepublik mit Fernsehen in anderen Ländern eine durchgängig s t a r k p o s i t i v e B e u r t e i l u n g des deutschen Fernsehens f e s t z u s t e l l e n i s t , (welches p o s i t i v von den anderen Fernsehprogrammen und -systemen, vor a l lem von denen der USA und Frankreichs abgehoben w i r d ) e r g i b t s i c h f ü r den V e r g l e i c h mit anderen Medien e i n wen i g e r k l a r e s B i l d . Je nach Betrachtungsaspekt schneiden
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h i e r Presse/Rundfunk oder Fernsehen g l e i c h oder unters c h i e d l i c h p o s i t i v oder n e g a t i v ab, (vornehmlich Aussagen zur Fernsehwirkung werden nur wenige gemacht. A l l e Aussagen, die n i c h t bestimmten Treatmentwirkungen zugeschrieben werden können, lassen d i e Reproduktion bestimmter Fragen der w i s s e n s c h a f t l i c h e n - und Fachdiskussion sowie s p ä t e r e r ö f f e n t l i c h e r Erörterung erkennen. So w i r d sowohl 'Meinungsbeeinflussung' und ' p o l i t i s c h e Bee i n f l u s s u n g ' allgemein genannt aber auch 'Ansprechen von Unterbewußtem', 'Gedächtnisnachlassen' und 'Gewohnheitse f f e k t ' (Abstumpfung), (s. k u l t u r p e s s i m i s t i s c h e Fernsehk r i t i k ) , sowie K r i m i n a l i t ä t und G e w a l t t ä t i g k e i t ( a l s F o l ge der a k t u e l l e n Diskussion der Fernsehwirkung). Die u n t e r s c h i e d l i c h e n Themenbereiche der Diskussionen wurden a u f g e l i s t e t , um sowohl Rückschlüsse auf d i e von den Teilnehmern r e a l i s i e r t e n und s i e b e s c h ä f t i g e n d e n P r o blemgebiete a k t u e l l e r Fragen ziehen zu können, a l s auch und vor allem d i e Bereiche zu i d e n t i f i z i e r e n , in denen nach i h r e r eigenen Einschätzung Fernsehen in s e i n e r Dars t e l l u n g , Wirkung und Funktion zu erkennen, zu untersuchen und zu a n a l y s i e r e n i s t und d i e d i e Argumentationsb a s i s f ü r i h r e Diskussionsbeiträge abgeben. Herausragende Themen im Zusammenhang mit der W i r k l i c h k e i t s e n t s g r e ^ çhung des Fernsehens und deren I n f r a g e s t e l l u n g , a l s o Themen, an denen d i e Teilnehmer e i n e Verzerrung_der_Rea-_ i i t â È i 11 der B e r i c h t e r s t a t t u n g und Information i d e n t i f i z i e r e n zu können glauben, s i n d : 1. F u ß b a l l b e r i c h t e r s t a t t u n g ( h i e r vor allem bezogen auf e i n S p i e l Bielefeld-München, das a l s durch d i e B e r i c h t e r s t a t t u n g zuungunsten B i e l e f e l d s grob v e r z e r r t empfunden wurde.) 2. d i e B e r i c h t e r s t a t t u n g zu Vietnam während des K r i e g e s und danach ( z . B . im Film " W i n t e r s o l d i e r " ) . Hier w i r d vor allem auf d i e Diskrepanz der Darstellung der R o l l e der Amerikaner in Vietnam eingegangen. 3. Allgemeine B e r i c h t e r s t a t t u n g aus P o l i t i k (Wahlkampf, Bundestag e t c . ) . E r ö r t e r t wird h i e r vor allem d i e Vermutung und Erfahrung von "Betrug der Wähler", "Schwind e l " in p o l i t i s c h e n B e r i c h t e n . 4. Allgemeine B e r i c h t e r s t a t t u n g im 3. Reich und über das 3. Reich ( e r ö r t e r t werden h i e r vor a l l e n Dingen H i t l e r f i l m e in neuerer Z e i t ) 5. B e i s p i e l e aus i n d i v i d u e l l e r e i g e n e r Erfahrung in der K o n f r o n t a t i o n mit Fernsehberichten. 6. Das Absetzen von Sendungen ( h i e r : zur Abtreibung, e i n Panoramabericht zur Absaugmethode und e i n Film von Günther W a l r a f f zur B i l d z e i t u n g . ) Beispielbereiche, die die S c h w i e r i g k g i ^ w i r k l i c h k e i t s g e rechter B e r i c h t e r s t a t t u n g verdeutlichen s o l l e n , sind: 1. B e r i c h t e über Kernkraftwerke, K e r n k r a f t g e g n e r und Demonstrationen. 2. B e r i c h t e zur Schleyer-Entführung, den Ereignissen in Somalia und Mogadischu. 3. B e r i c h t e zu S ü d a f r i k a , C h i l e und dem russischen Einmarsch i n d i e CSSR. 4. New York und Rassenunruhen.
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Schwerpunkte l i e g e n a l s o sowohl auf dem Bereich d i r e k t e r e i g e n e r B e t r o f f e n h e i t , eigenen I n t e r e s s e s , e i g e n e r Erfahrung (im Rahmen der W i r k l i c h k e i t s v e r z e r r u n g ) , a l s auch in Bereichen der a k t u e l l e n ö f f e n t l i c h e n Diskussion (im Rahmen des Problems " o b j e k t i v e r " Darstellving) und in Bereichen o f f e n s i c h t l i c h e r Diskrepanzen u n t e r s c h i e d l i c h e r Informationen oder der bekanntgewordenen F ä l l e von o f f e ner Informationsunterdrückung (im Rahmen W i r k l i c h k e i t s verzerrung) .
5. KONSEQUENZEN FÜR EINE FERNSEHKUNDE
Aus der Vielzahl der aufgeführten Einzelresultate und Interpretationen der vorliegenden Untersuchung von fernsehkritischer Information lassen sich im Hinblick auf die Frage nach deren Wirkung auf die Einstellungen der Rezipienten zum Medium Fernsehen einige Ergebnisse herausgreifen, die vor allem für die fernsehinterne und fernsehexterne medienkundliche und medienpädagogische Arbeit von Bedeutung sein können. Die fernsehkritische Sendungskonzeption, die sich gegenüber der fernsehkundlichen deutlich überlegen zeigte, erwies sich als geeignet zur Reduzierung bestehender fernsehgläubiger Einstellungen und zur Förderung fernsehkritischer Rezipientenpositionen. Das gleiche Ergebnis gilt für eine medienexterne Fernsehkritik, die vor allem auf die Strukturen und gesellschaftlichen Bedingungen des Mediums eingeht. Offensichtlich wird hier, daß beide Vorgehensweisen übertragbare Einflüsse auf die Beurteilung konkreter, formal und inhaltlich unterschiedlicher Botschaften im Fernsehen haben, während eine Beeinflussung der vielfältigeren Gesamtbeurteilung des Fernsehens weniger eindeutig feststellbar war. Die Resultate sprechen hier für eine medienpädagogische Konzeption, in der den Rezipienten nach der Präsentation der fernsehkritischen Botschaft die Möglichkeit gegeben wird, die in der Fernsehkritik gebotenen Informationen und Thesen in der Auseinandersetzung mit einer konkreten Beispielsendung direkt zu problematisieren. Diese Überlegung wird gestützt durch die mögliche Interpretation des Haupteffektes von Reportage und Rating auf die Beurteilung des Fernsehens insgesamt, bei der von einer Aktualisierung und Intensivierung kritischer Einschätzung durch eine konkrete Reportage ausgegangen wurde. Der medieninterne Fernsehkritikversuch erreicht seine Wirkung, wie in der Problemstellung ausführlich dargelegt, auf der Grundlage der manipulationskritischen Fernsehkritik, der im Medium selbst, wenn auch sicher widerwillig, so doch ein begrenzter Freiraum zugestanden wird. Die Beschränktheit der manipulationskritischen Ansätze auf eine Offenlegung technischer Medienzwänge und Manipulationsmöglichkeiten und ihre Verbindung mit dem Postulat absoluter Macher- und damit Produktsubjektivität (s. Kap. 2.3.2.2), spiegelt sich recht deutlich in den Einschätzungen der Zuschauer nach Rezeption solcher Botschaften. Nach Analyse der Diskussionsergebnisse wird aber auch deutlich, daß bestimmte Kenntnisse, die die Manipulations-
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k r i t i k zu v e r m i t t e l n sucht, beim R e z i p l e n t e n ebenso in Ansätzen b e r e i t s vorhanden sind (Manipulationstechniken) , wie entsprechende grundlegende I n t e r p r e t a t i o n e n ( S u b j e k t i v i t ä t der Fernsehmacher a l s Wahrheitshindernis) und daß d i e medieninterne M a n i p u l a t i o n s k r i t i k d i e s e bes t ä t i g t und f ö r d e r t . Eine medienexterne i d e o l o g i e - und g e s e l l s c h a f t s b e z o g e ne F e r n s e h k r i t i k , d i e im Medium s e l b s t keinen P l a t z h a t , t r i f f t auf weniger günstige Voraussetzungen. Zwar waren auch h i e r d e u t l i c h e E f f e k t e in Richtung auf d i e gewünscht e k r i t i s c h e r e Einschätzung des Fernsehens f e s t s t e l l b a r , doch zeigen Ausmaß und A r t der Wirkung d i e B e g r e n z t h e i t und Schwäche d i e s e r E i n f l ü s s e . Resultate aus den Gruppendiskussionen erlauben den Schluß, daß h i e r e i n E r k l ä rungsversuch auf der Grundlage der Diskrepanz zwischen präkommunikativer E i n s t e l l u n g und Einflußversuch ( s . h i e r zu auch BLEDJAN 1969, STOSBERG, M. 1969; STOSBERG, K. u. STOSBERG, M. 19 70; STOSBERG, M. 1972; ΒLEDJAN & STOSBERG, K. 1972) n i c h t a u s r e i c h t , sondern komplexere Bewußtseinsund Deutungsstrukturen der Rezipienten zur Analyse herangezogen werden müssen. So z e i g t s i c h , wie auch im Zusammenhang mit der n i c h t j a sogar g e g e n l ä u f i g - wirksamen Variablenkombination des m a n i p u l a t i o n s k r i t i s c h e n Films mit dem i d e o l o g i e - und ges e l l s c h a f t s k r i t i s c h e n V o r t r a g , daß d i e I n f o r m a t i o n s - bzw. Einflußversuche auf e i n bestehendes I n t e r p r e t a t i o n s n e t z der e i n z e l n e n Zuschauer a u f t r e f f e n . Dort werden e i n i g e der gebotenen Deutungen d i r e k t zurückgewiesen oder abgestoßen. Es handelt s i c h h i e r b e i um Elemente, d i e v e r t r e t e n e , s u b j e k t i v bedeutsame I n t e r p r e t a t i o n e n bedrohen oder grundlegend gefährden ( z . B . d i e These vorherrschender g e z i e l t e r p o l i t i s c h e r Manipulation und W i r k l i c h k e i t s v e r zerrung im deutschen Fernsehen). Andere Aspekte und I n formationen gelangen scheinbar problemlos durch d i e s e Deutungsstrukturen, da komplexe Kernpositionen b e s t ä t i g t , n i c h t b e r ü h r t , oder ohne Widerstand entsprechend umgeformt werden ( z . B . d i e F e s t s t e l l u n g des E i n f l u s s e s p o l i t i s c h e r P a r t e i e n , der Aufweis von Manipulationsmöglichk e i t e n , d i e Forderung nach Gremienwahl e t c . ) . Die meisten der gebotenen k r i t i s c h e n Einschätzungen werden jedoch - wenn möglich - in d i e bestehenden I n t e r p r e t a t i o n s n e t z e i n t e g r i e r t . So sind m a n i p u l a t i o n s k r i t i sche Aspekte scheinbar ohne S c h w i e r i g k e i t i n t e g r i e r b a r in bestehende I d e o l o g i e n , wenn z.B. Manipulation erkannt w i r d , aber in einem scheinbar ' p l u r a l i s t i s c h e n ' System der ) z w a n g s l ä u f i g e n ' Manipulation von verschiedenen S e i ten an Bedeutung v e r l i e r t , oder wenn Verzerrung der Real i t ä t im Fernsehbild der 'unausweichlichen S u b j e k t i v i t ä t ' der Fernsehmacher oder sogar der der Fernsehzuschauer zugeschrieben w i r d . Auch s t r u k t u r e l l e Aspekte der I d e o l o g i e - und G e s e l l s c h a f t s k r i t i k wie der erkannte P a r t e i e i n f l u ß auf Fernsehen werden n i c h t zum Problem, wo man von e i n e r entsprechenden L e g i t i m i t ä t der durch d i e Bevölkerung gewählten Staatsrepräsentanten in den K o n t r o l l gremien der A n s t a l t e n und von e i n e r V i e l s e i t i g k e i t der Einflußversuche und E i n f l ü s s e ausgeht.
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Diese Erklärung für das Ausbleiben von Wirkungen, welche deutlich zeigen könnten, daß die Zuschauer beginnen, das Medium Fernsehen auch in seinen gesellschaftlichen Bezügen, . Zwängen und Funktionen zu reflektieren, sollen nicht dazu verleiten, in medieninterner und medienexterner Fernsehkunde weiterhin diesen Aspekt auszuklammern. Gerade die Gruppendiskussionsergebnisse zeigen die Notwendigkeit einer Einbeziehung von gesellschaftlichen Aspekten des Mediums um bestimmte, auch von Manipulationskritikern kaum wünschbare Reaktionen des Publikums (wie z.B. die Einschätzungen, es werde ungeplant darauf losproduziert; der Zuschauer solle überhaupt nichts mehr annehmen und glauben, Manipulation sei nicht so schlimm, weil viele von vielen Seiten manipulieren etc.) zu vermeiden. Nur die Offenlegung innerer und äußerer Macht- und Verfügungsstrukturen kann der Fernsehkritik eine umfassende Grundlage, eine deutlichere, auf gesellschaftliche Funktionen des Mediums orientierte Richtung und damit eine Perspektive für mögliche Weiterentwicklungen und strukturelle Veränderungen des Fernsehens geben. Der ursprüngliche Gedanke einer Kombination von manipulationskritischer Information mit ideologie- und gesellschaftskritischer Sichtweise des Mediums Fernsehen wird deshalb aufrechterhalten, auch wenn die beiden "für sich" wirksamen Einzelansätze im Experiment als Kombination versagten. Die oben interpretierten Reaktanzeffekte und Faktoren, wie die hier vorliegende inhaltliche Widersprüchlichkeit der fernsehkritischen Informationen scheinen jedoch in einem geplanten Ansatz entsprechender medienkundlicher Versuche (z.B. durch die Eliminierung subjektivistischer Positionen im Rahmen der Manipulationskritik etc.) ausschaltbar. Aufgabe der medieninternen (manipulationskritischen) Seite der Fernsehkritik wäre es dann, unter Verzicht auf eine Verabsolutierung die Möglichkeiten der Manipulation, die Zwänge des Mediums und die Strukturen der Anstalten, aber auch die subjektive Seite von Berichterstattung etc. offenzulegen und zu hinterfragen. Ausgehend von den Gruppendiskussionsresultaten scheint es unbedingt nötig, die Thematik solcher aufklärender und verdeutlichender Sendungen aus dem engeren Lebens- und Interessenbereich der Zuschauer zu wählen, da hier Verzerrungsaspekte am ehesten identifiziert und wahrgenommen werden und auch ihre Problematik für den Zuschauer am deutlichsten wird. Dies führt auch dazu, daß die Beschränkung auf "Politisches" (bzw. auf die Themen, die als "politisch" angesehen werden) wegfällt und die Interessen der Fernsehverfüger in der medienexternen Kritik breiter offengelegt werden können. Die Zuschauer sind auf einem Diskussionsstand angelangt, der eine differenziertere Auseinandersetzung mit den Medieninhalten erfordert. Diese kann nicht in pauschaler Verurteilung erfolgen, bedarf aber andererseits der Anstrengung, über die Untersuchung unterschiedlichster Bereiche des Mediums und seine Inhalte (durch fernsehin-
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terne Fernsehkritik) durchgängige Trends und Gemeinsamkeiten des Fernsehens aufgrund seiner gesellschaftlichen Bestimmtheit und seiner Funktion in der extramedialen Fernsehkritik aufzuweisen. Hierzu scheint das von "betr.: Fernsehen" gewählte Serienkonzept sich ergänzender Sendungen zu verschiedenen Programmsparten als Ausgangspunkt günstig. Um falsche Kritikpositionen der Rezipienten durch die gleichen falschen Kritikpositionen in der Manipulationskritik nicht zu stützen, scheint es jedoch notwendig zu sein, neben der Ideologiekritik des ansonsten propagierten Objektivitätsbildes des Fernsehensvdie Möglichkeiten realitätsgerechter Dokumentationen konkret an Sendungsbeispielen zu verdeutlichen und zu reflektieren und sowohl direkte Gründe (z.B. Zeitdruck, Machtverhältnisse in den Anstalten etc.) als auch grundlegendere aber indirektere gesellschaftliche Ursachen für eine wirklichkeitsverzerrende Fernsehpraxis erkennbar zu machen. Hier darf nicht (wie z.B. im fernsehkundlichen Film) die Kritik am Medium auf eine Kritik am Fernsehmacher individualisiert und personalisiert werden, da daraus resultierende Einschätzungen deutlich diese Möglichkeit der Vermeidung prinzipieller Kritik aufgreifen. Die Bedeutung von Subjektivität und Parteilichkeit und die Bedeutung von Subjektivismus muß so anschaulich wie möglich gemacht werden, da hier durchgehend große Verwirrung besteht. Vor allem ist in direktem Bezug zu konkreten Sendungen zu klären, wo von Fernsehmachern bewußt eigene Positionen oder gezwungenermaßen Positionen von anderer Seite eingehen, warum und welche dies sind etc. Der festgestellte Informationsbedarf der Rezipienten bezüglich des Verbleibs der Fernsehgebühren etc. und die erwiesene Möglichkeit, Informationswünsche bezüglich der Macht- und Entscheidungsstrukturen in den Anstalten und den äußeren Einflüssen zu wecken, ist ein geeigneter Ansatz für eine strukturell orientierte Fernsehkritik. Ob die intramediale Fernsehkunde diesen Ansatz für eine extramediale Fernsehkritik legen kann, ist zu bezweifeln - aber von Medienmitarbeitern eher abschätzbar als von Außenstehenden. Deutlich wurde jedoch in den Gruppendiskussionen, daß bereits das andeutungsweise Aufzeigen von institutionellen Zwängen und internen Machtstrukturen (im Fku) zu deren Berücksichtigung in den Überlegungen der Rezipienten zum Fernsehen führt. Es ist auch möglich, daß die manipulationskritische Fernsehkritik im Fernsehen über die Offenlegung technischer Verzerrungsgelegenheiten und -gefahren hinausgeht und auch Probleme aufgreift, die vom Publikum noch weniger realisiert werden, wie z.B. die Frage der Informationsselektion, der mangelnden Hintergrundinformationen aber auch die Problematisierung der Repräsentativität oder wirklichen Entgegengesetztheit von als konträr dargestellten Positionen. Ebenso wahrscheinlich besteht für Fernsehmanipulationskritik die Chance, an bestehenden Selbstattribuierungen der Zuschauer anknüpfend, die
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Fragen der Fernsehbedürfnisse und Inhaltspräferenzen aufzugreifen Und Probleme der Interdependenz von Angebot und Nachfrage, Programmalternativen und Sehgewohnheiten genauer zu beleuchten. In jedem Fall kann von der intramedialen Fernsehkritik jedoch nur die anschauliche, kompetente und anregende Grundlage geliefert werden für eine umfassend ideologieund gesellschaftskritische Auseinandersetzung mit dem Medium. Diese muß den Aufweis der gesellschaftlichen Funktionen des Fernsehens auf der Basis konkreter intramedialer Selbstkritiken leisten und deren zwangsläufige Beschränktheit durch eine Ergänzung, Zuspitzung und Verallgemeinerung von im Fernsehen selbst nicht möglichen und nicht durchsetzbaren Analysen und Aufklärungen durchbrechen. Auchdie medienpädagogische Integration intramedialer und extramedialer Fernsehkritik bedarf allerdings, wie die Verflechtung der Rezipientenpositionen zum Fernsehen mit umfassenderen Interpretationsmustern bürgerlicher Ideologie zeigt, eine Einbettung in allgemeine politische Bildungsarbeit. Nur so scheint eine Veränderung bestehenden "Fernsehbewußtseins" über die Veränderung allgemeiner ideologischer Bewußtseinsstrukturen möglich, die dann erst die notwendige Voraussetzung für den von so vielen und so oft geforderten 'aktiven' Zuschauer darstellen kann.
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245
ANHANG
A. Treatmentfilme und Beispielreportage Da keine Drehbücher zu den eingesetzten Filmen (Fkr/Fku) und zur Beispielreportage existieren, soll hier, neben der inhaltsanalytischen Kurzbeschreibving im Text eine detallierte, selbsterstellte Darstellung dieser Fernsehsendungen geliefert werden. Die Darstellung der Filminhalte erfolgt in einer für die hier vorliegende Fragestellung und ihrem Stellenwert in diesem Zusammenhang entsprechenden Form. Auf eine noch differenziertere und im Rahmen einer Inhaltsanalyse von Informationsfilmen sicher angemessenere Form der schriftlich/visuellen Filmprotokollierung (s. WEMBER 1976) konnte hier verzichtet werden, da ja lediglich Treatmentmaterial beschrieben werden soll. So richtet sich auch die Beschreibung der Kameraeinstellung am herkömmlichen (am Spielfilm orientierten) Modell der Bildanalyse aus. (s. SCHWARZ 1976) Begriffserklärung: im folgenden bedeutet Sequenz: Mehrere thematisch zusammengehörige Einstellungen werden als eine Sequenz gefaßt. Grenzen der einzelnen Sequenzen sind die Übergänge zur nächsten inhaltlich-thematischen Einheit. Ton:
differenziert nach Originalton und Kommentar
Bild:
als Einstellungsgröße und Inhaltsbeschreibung
246 "toas heißt hier dokumentarisch?"
Ein Film von Helmut Greulich 1971
Sequenz Nr. 1
Sprecher: Auf Anhieb ein ganz passables Bild. Die Sonnenseite einer Straße, in der sichs leben läßt.
Totale Häuschen mit Vorgarten in der Sonne Kameraschwenk - Häuserzeile in der Sonne, Reihenhäuser mit bunten Vorgärten Totale Niedrige barackenartige Häuser im Schatten/vorherrschend tristes Grau Schwenk über die Straße zu den Häusern und Gärten in der Sonne. Ein bunter sonniger Vorgarten. Überblendung: "Was heißt hier dokumentär isch?"
2
Sprecher: Ich hätte aber auch so anfangen können. Genau die gleiche Straße, nur die andere Seite. Es kommt halt immer darauf an, wo man die Kamera hinhält.
3
Sprecher: Sehen Sie, ob ich Ihnen diese Straße von oben zeige, oder aus der Gulliperspektive, das macht schon einen Unterschied.
Totale Straße (von oben aufgenommen), sonnig Straße (von einem Gulli aus aufgenommen, in den gerade ein Eimer Wasser geschüttet wird) grau
4
Sprecher: Jede Kameraeinstellung beruht auf einer subjektiven Entscheidung. Sie können diese Straße nur so kennenlernen, wie ich Sie Ihnen vorführe. Die Wahl der Bilder, die mir bemerkenswert erscheint, muß s ich absolut nicht mit dem decken, was Sie mir zeigen würden. Das Gerede vom objektiven Dokumentarfilm ist also Unsinn. Es gibt ihn nicht. Es gibt nur eine allzu große Bereitschaft des Zuschauers, im Dokumentarfilm unverfälschte Realität zu sehen. Als wären Regisseure, Kameraleute, Cutter ohne Einfluß auf ihr Produkt, als gäbe es keine Verfremdung durch die Objekte.
Totale, Halbtotale« Halbnahaufnahme , Nahaufnahme Gezeigt werden Bilder aus der Straße z.B. Arbeiter auf einem Dach, Betten in den Fenstern, Häuser, Gärten, ein Gartenzwerg, Blumenkästen, Schrott- und Müllablagerungen, eine Einfahrt, Sonnenblumen, die Straßenteile, links grau, im Schatten, rechts bunt und sonnig·
5
Sprecher: Bei der Gummilinse z.B. fallt, Je stärker man zufährt, immer mehr vom möglichen Bildangebot weg, bis der Zuschauer schließlich auf einen Punkt fixiert ist. Halten wir fest: Dokumentarfilmer vermitteln keine Realität, sondern bestenfalls, was sie für Realität halten.
Nicht-kontinuierliches, stockendes Kamerazoom auf Barackenhäuser bis zur Nahaufnahme geschlossener Fensterläden. Nicht kontinuierliches, stockendes Zoom auf einen Garten bis zur Nahaufnahme einer einzelnen Rosenblüte Veränderung der Schärfe von der Rose auf den Hintergrund Überblendunq: "Merkeskein Dokumentarfilm ist frei von subjektiven Einflüssen, wer streng dokumentarisch zu f ilmen glaubt, geht s ich selbst auf den Leim."
7
Sprecher: Das gilt für alle Bereiche des Handwerks. Selbst unverändert übernommene Aussagen vor der Kamera gewinnen eine ganz spezifisehe Färbung durch den Bildhintergrund.
Nahaufnahme (Standbild) Ein Mann vor einer Kathedrale (Kamera schräg von unten)
8
Darsteller: "Die Größe und Bedeutung der abendländischen Kultur beruht nicht nur auf dem, was einmal war, sie spiegelt sich auch in dem, was heute ist."
Nahaufnahme Der Mann vor der Kathedrale jetzt in Bewegung spricht den Text.
247 **£!"'
Ton
Sprecher: Vernehmen wir den gleichen Mann mit genau der gleichen Aussage vor einer etwas anders gearteten Kulisse. Darsteller: "Die Größe und Bedeutung der abendländischen Kultur beruht nicht nur auf dem was einmal war, sie spiegelt sich auch in dem, was heute ist."
Halbtotale Der gleiche Darsteller auf einem Schrottplatz. Die Kamera fährt vom Blick auf den Schrotthaufen auf den Hann zu der den Text spricht. Im Hintergrund wird ein Schrottauto vom Kran gehoben. (Standbild): Der Darsteller auf dem Schrottplatz, Überblendung : "Merke: Beim Film ist nicht unwichtig, das scheinbar Nebensächliche läßt sich nur leichter manipulieren."
10
Darsteller: "Die Größe und Bedeutung der abendländlischen Kultur beruht nicht nur auf dem was einmal war, sie spiegelt sich auch in dem, was heute ist."
Halbtotale Blick auf einem Monitor, in dem der gleiche Darsteller vor Plakaten zu sehen ist.
11
Regisseur im Schneideraum: "So, ici will den zweiten Teil ganz weg haben, ja, ja, - sie spiegelt sich auch in dem, was heute ist - ganz raus. Sprecher: Die Auswahl dessen, was Sie an Realität zu sehen bekommen, wird weiter eingeengt am Schneidetisch. Ein neuer Zwang zur persönlichen Entscheidung, ohne die kein Film zustande kommt.
Großaufnahmen Von Händen und Schneidetisch in einem Schneideraum
Regisseur am Schneidetisch: "Wir hören auf mit ... - beruht nicht nur auf dem was einmal war.. Der ganze Schluß weg." 12
Sprecher: Was ich schneide, ist bereits vielfach gefiltert. Durch meine Herkunft, meine Erfahrungen, meine Urteile und meine Vorurteile, die Auffassung des Kameramannes, die Wahl der Objektive, die Standorte der Kamera, die Gunst oder Ungunst des Zufalls beim Drehen. Aus dem, was da an Realität übrig bleibt, werden bestenfalls 30, manchmal nur 10 % ausgewählt. Das résultat nennt man kühn Dokumentarfilm. Ob zu Recht, bleibt eine Frage. Darsteller auf dem Monitor: "Beruht nicht nur auf dem, was einmal war.» Regisseur am Schneidetisch: Das - nicht - raus. Cutter: Das - nicht - auch noch raus? Regisseur am Schneidetisch: Das - nicht - auch noch raus. Darsteller auf dem Monitor: "Die Größe und Bedeutung der abendländischen Kultur beruht nicht nur auf dem was einmal war." Regisseur am Schneidetisch: -Nicht raus. Sprecher: Unnötig zu sagen, daß so radikal sinnverändernde Schnitte nicht gemacht werden. Man kann sie machen. Wer garantiert, daß dies nirgends auf der Welt, daß es auf keinen Fall geschieht?
Schneidevorgang
am Schneidetisch
Haibnahaufnähme 2 Personen am Schneidetisch, die einen Film schneiden, im Hintergrund der Monitor, darauf erkennbar der Darsteller, der den Text spricht. Immer wenn geschnitten wird, fährt die Kamera auf den Schneidetisch und die Hände des Cutter.
Immer wenn der Schnitt kontrolliert wird, und der Darsteller auf dem Monitor spricht, fährt die Kamera auf den Monitor Halbnahau fnähme (Schlußeinsteilung dieser Sequenz) Blick von hinten zwischen den beiden Personen am Schneidetisch auf den Monitor im Hintergrund Uberblendung: "Merke: Es gibt keine objektiven Filme, bestenfalls aufrichtige"
248 aequenz Nr. Darsteller auf dem Monitor: "Die Größe und Bedeutung der abendländischen Kultur beruht nur auf dem, was einmal war." Sprecher: Wie gesagt, hier handelt es sich um ein Beispiel übelster Manipulationsmöglichkeiten. Sie spielen im Fernsehalltag keine Rolle. Die selbst dem Filmemacher nicht immer bewußten subjektiven Einflüsse sind viel gefährlicher. Darsteller auf dem Monitor: "Die Größe und Bedeutung der abendländischen Kultur beruht nur auf dem, was einmal war." Regisseur am Schneidetisch« können wir machen.
Gut,
Totale Sprecher: Da gibt es nun FilmemaBlick in eine schmale menschencher, die jegliche Manipulation leere Gasse im Schatten. vermieden glauben, wenn sie ihre Kamera hinstellen und ein Bier trinken gehen. Aber auch sie erliegen einer Illusion. Wer in aller Welt stellt sich 10 Minuten lang hin, um in eine leere Straße zu starren. Außerdem spielt es eine Rolle, wann man filmt. Um 11 Uhr früh. lit
Sprecher: Oder die gleiche Gasse um 5 Uhr nachmittags. (Original) Sprecher: Die Stärke und Schwäche des Dokumentarfilms liegt im subjektiven Sammeln von Eindrücken, die jeder haben könnte, wenn er selbst an Ort und Stelle wäre, die aber viele nicht registrieren, weil ihnen der Blick dafür fehlt, oder diese nicht wahrnehmen wollen, weil sie nicht in ihr Weltbild passen. (Original) Sprecher: Je deutlicher ein Filmemacher zu erkennen gibt, wie er seine Sache auffaßt, um so ehrlicher ist er seinem Publikum gegenüber. Um so leichter hat es der Zuschauer, die ihm angebotenen Szenen zu beurteilen, zu entscheiden, wie er selbst zu der Sache stehen will. Die Forderung nach absoluter Objektivität ist unerfüllbar. Wer Filme macht, kann sich nicht als Computer verstehen, der frei von persönlichen Wertungen Bilder speichert. Wird das vom Zuschauer akzeptiert, so muß er dem Dokumentarfilm zwangsläufig kritischer und damit gerechter gegenüberstehen.
15
Sprecher: Die Objektive der Kamera führen also ihren Neunen zu Unrecht. Um dies zu erhärten, werde ich Ihnen zwei Filme über das gleiche Ereignis zeigen: eine Fahrt zur Insel Helgoland. Filme, die von zwei verschiedenen Blickwinkeln aus gemacht worden sind. Und jeder ist auf seine Weise wahr.
Halbtotale Die gleiche schmale Gasse voller drängender Menschen. Großaufnahmen von Gesichtern, Nahaufnahmen von Personen im Gedränge, z.B. ein alter Mann mit Zigarre, eingehakt mit seiner Frau Großaufnahme der eingehakten Arme singende, lachende alte Frauen eine alte Frau in Trachten und Hütchen wirft ein Kußhändchen in die Kamera Nahaufnahme ein Junge mit Kappe Nahaufnahme ein Bettler, der in einem Hausgang sitzt, im Gedränge werfen ihm die Passanten Geld in die bereitgehaltene Mütze; das Gesicht des 'Bettlers (in Großaufnahme) von der Seite im Hauseingang Kamerazoom auf die aufgehaltene Mütze: Arm und Mütze (als Großaufnahme) (als Standbild) Überblendung : 'Merke: Jeder sieht die Welt mit seinen Augen, das gilt auch für Femsehmenschen" . Karaeraobjektive von vorn Das Bild beginnt, sich immer schneller zu drehen.
249 Es f o l g t
der e r s t e Film:
Einmal H e l g o l a n d und z u r ü c k · I n diesem F i l m w i r d
e i n e Fahrt zur I n s e l H e l g o l a n d und zurück von den p o s i t i v s t e n S e i t e n h e r gezeigt.
£ine Darstellung
der e i n z e l n e n Sequenzen wäre h i e r zu a u f w e n d i g ·
A u f g e f ü h r t werden s o l l e n jedoch d i e Phasen des F i l m s und d i e d o r t gerufenen Kindrücke,
hervor·
d i e Kommentare des S p r e c h e r s und d i e T e x t e der Ü b e r ·
blendungen« Die Phasen des F i l m s :
1· an Bord gehen i n Hamburg 2·
(Vorfreude)
d i e F a h r t nach H e l g o l a n d ( R e s t a u r a n t und Deck)
3 · das Ü b e r s e t z e n vom S c h i f f zur I n s e l k · Eindrücke von der I n s e l ohne Z o l l )
(Erholung,
(Meer, Natur»
(Originalität,
( S t a d t und N a t u r , K u r k a p e l l e , C a f e s ,
Ruhe, N a t u r , E i n s a m k e i t ,
5 · R ü c k f a h r t von H e l g o l a n d ( a n Deck)
Romantik)
Sicherheit) Einkauf
Einkaufsvorteile)
(Ruhe, E r h o l u n g ,
Bequemlichkeit,
Romantik) Die v e r s c h i e d e n e n Phasen des F i l m s s i n d j e w e i l s m i t e n t s p r e c h e n d e r Musik (Marschmusik,
s t i m m u n g s v o l l e Musik e t c . )
unterlegt·
Einblendungen;
" r a f f i n i e r t ausgesuchte Musik", " F r e d d y und Möwe i s t gestellte
"Verbetext wörtlich geklaut",
"Beschwörung e i n e r h e i l e n V e i t " ,
"nachmittags.
Blende
"reaktionäre
"Schnulze s t a t t I n f o r m a t i o n " ,
S z e n e " , " f l o t t e Musik ü b e r t ö n t A n g s t s c h r e i e " ,
ges Draufhalten", archiv",
"Kulturfilmgeschwätz",
g l e i c h plus 8 " ,
Tendenz", typisch
"Werbung durch l a n -
" S c h ü t z e n h i l f e vom Geräusch-
"La Paloma f ü r g e m i s c h t e n
Chor",
22"·
Komsaentar des S p r e c h e r s :
s t e i f e B r i s e an Deck· Wer w i l l
da w i d e r s t e h e n und n i c h t
g e r n e mitkommen zu e i n e r T a g e s f a h r t nach H e l g o l a n d ·
"Sonne, See und e i n e
Ein B l i c k ü b e r s Meer und
der A r g e r des A l l t a g s i s t
vergessen·
Früh am Morgen im Hamburger H a f e n . Das s t o l z e S e e b ä d e r s c h i f f nimmt Passagiere
seine
auf.
Und dann b e g i n n t d i e F a h r t i n s G l ü c k · Für Jung und A l t e i n
einzigartiges
Erlebnis· Allenthalben regt im Hafen e r f ü l l t
s i c h das Leben i n den jungen Tag und das emsige T r e i b e n den Genuß der Muße an B o r d · I n Richtung C u x h a f e n · Und was
g i b t e s noch a l l e s zu sehen auf den V e l l e n des F l u s s e s und an s e i n e n U f e r n · H i e r grüßen d i e h e r r s c h a f t l i c h e n Landhäuser wohlhabender K a u f l e u t e Zeugnisse hanseatischen V i e im Flug i s t
herüber,
Bürgerfleisses·
d i e e r s t e Etappe v e r g a n g e n · Schon kommt Cuxhafen i n
An d e r ' a l t e n L i e b e ' w i r d noch einmal
Sicht·
f e s t g e m a c h t , um w e i t e r e G ä s t e a u f z u -
nehmen. E i n l e t z t e r Gruß h i n ü b e r zum F e s t l a n d und nun nimmt d i e Vappen von Hamburg Kurs auf d i e r o t e n F e l s e n i n s e l n . den F a h r g a s t d i e K ö s t l i c h k e i t e n
In g e p f l e g t e n Restaurants
der Bordküche. Ver e i n e f r i s c h e
s c h ä t z t , h i e r w i r d s i e ihm k u n s t g e r e c h t
vorgesetzt.
erwarten
Seezunge
250 An Deck drängt nun erwartet
sich alles nach v o r n . Die rote Felseninsel taucht
auf«
die Heisenden nach einer stimmungsvollen ÍJberfahrt eine
Hier ganz
besondere Ü b e r r a s c h u n g . Die wässergebräunten h e l g o l ä n d e r Fischer kommen mit ihren Booten langseits und übernehmen die P a s s a g i e r e . Welch mal in einem richtigen
ein Vergnügen,
Fischerboot Platz zu nehmen. Für die Helgoländer,
die
einst recht gut vom Hummerfang lebten und heute nur noch den zehnten Teil der begehrten Delikatesse
in ihren Netzen
finden, eröffnet
sich damit
ein
neuer Weg zur Sicherung ihrer Existenz. Sorgsam geleiten die Fischer mit tausendfach
geübten Griffen
die Gäste ins schwankende Boot und
jeder w e i ß ,
diesen sturmerfahrenen Männern kannst du dich ruhig anvertrauen. Die haben dem blanken H a n s schon oft genug So romantisch überwindet
getrotzt.
der Besucher die letzten paar hundert N e t e r
zur Insel, die nach Wechselvoller Geschichte
erst vor 80 Jahren
geben wurde ans Deutsche R e i c h . Sie haben Großes geleistet
die 3000 Helgo-
länder, um nach dem letzten Krieg ihre Insel w i e d e r aufzubauen. Eine ke Ferieninsel, lungssuchende Salzig
bis
zurückge-
schmuk-
die zugleich eine Stätte der Forschung und ein Ort für Hei-
ist ·
schmeckt
der warme Seewind. Über 30 M e i l e n trennen vom Alltag.
130
Jahre von H o f f m a n n von Fallersleben der h i e r das Deutschland-Lied
schrieb.
Den K u n d i g e n zieht
steilen
es alsbald h i n a u f ins Oberland, wo entlang der
Felsküste eine der schönsten Wanderungen zu erleben ist, die das nördliche Deutschland zu bieten h a t . Der Blick v o n h i e r oben über Insel und Nordsee sucht w e r die Einsamkeit
seinesgleichen,
liebt, hier findet er Ruhe und Entspannung
der roten Klippen, die sich majestätisch aus der Brandung
und
im Angeeicht
erheben. Sonnige
Restaurants locken zu einer beschaulichen K a f f e e p a u s e · U n d w e r sich bei Klängen der Kurkapelle
für ein Veilchen niederläßt, der möchte mit
dem davoneilenden Augenblick zurufen: "Verweile
doch, du bist
den
Goethe
so schön1'·
Aber die u n e r b i t t l i c h e n Uhren mahnen die Ersten zum Aufbruch. M a n c h e nützen noch die Gelegenheit,
auf der Insel, die keine A u t o s kennt, in Ruhe ein p a a r
Einkäufe zu m a c h e n . Spirituosen werden dem Gast vom Festland zollfrei zu vorteilhaftesten Preiseziï angeboten und so wechselt ihren Besitzer· W i e d e r an Bord gibt
dann manche Flasche h i e r
sich der Passagier ganz dem
Erlebnis
einer entspannenden Heimfahrt h i n . Man ruht in bequemen Liegestühlen und läßt die Eindrücke eines erfüllten Ferientages in sich n a c h g e h e n · Was bedarf es da noch großer W o r t e . Ein schöner Tag neigt z u . Wer den Sonnenuntergang
sich seinem
auf der Elbe miterlebt, w i r d sicher sagen,
Ende leb'
wohl Helgoland, bis zum nächsten M a l · "
Es folgt der zweite Helgoland-Film, in dem die negativen Seiten der Inselfahrt gezeigt w e r d e n · Auch dieser Film soll nicht in jeder Einzelheit gestellt w e r d e n , sondern nur nach den g l e i c h e n Aspekten w i e Film
dar-
I·
Phasen des Films:
1. Ausschnitte aus einer Wochenschau von 2. an Bord gehen in Cuxhafen 3. Fahrt nach Helgoland rei , Primitivität
(Gedränge,
(Enge, Bedrängnis, Klassenunterschiede,
der Touristen
4· Übersetzen vom Schiff zur Insel Originalität
1951 Geschäftemacherei)
getrimmt)
Geldschinde-
etc.) (Angst, Unsicherheit, Knauserigkeit
auf
251 5 . E i n d r ü c k e von d e r I n s e l Betrunkene) Erholung, 6.
(Stadt,
(Menschenmassen,
Alkoholverkauf
an B o r d g e h e n ( W a r t e n ,
7. Rückfahrt
N a t u r , M e n s c h e n « G e s c h ä f t e und V e r k a u f ,
Getriebe,
Gedränge,
a l s kunsurazwang,
keine Einsamkeit
Geschäfteoacherei
und
etc·)
Drangen)
(Bordfotograf,
Musik und T a n z )
( a u f g e s e t z t e F r e u d e und
Lustigkeit)
8« von B o r d g e h e n i n C u x h a f e n
Der P i l a i s t
nicht
m i t Musik
(Anstrengung,
Erschöpfung)
unterlegt.
Uberblendlingen:
"Neue d e u t s c h e W o c h e n s c h a u unterschlagen",
1951"
"stark übertrieben",
"Menü 3 · K l a s s e " ,
"sozialkritisches
Blabla",
"unverschämte Kamera",
ohne M u s i k " ,
"billiger
abgewartet",
" u n r u h i g e Kamera s t e i g e r t
Gag d u r c h l a n g e s D r a u f h a l t e n " , Rummel",
fall",
"ganz miese
A·
Konsumkritik",
"hochgespielter
Einzel·
Stimmungsoacher".
Sprechers:
Wochensehaukomeentar:
"Deutschlands
schönste Insel
e r n e u t im M i t t e l p u n k t
der Nordsee· Helgoland s t e h t
des ö f f e n t l i c h e n
z i g e n J u w e l s der deutschen Bucht ihre Oberfläche g l e i c h t B.
Bilder
" S o n n t a g s Massen
"abgestandene
"warum k e i n e Möwen",
"kein gemischter Chor",
Biertrinkern",
"die gleichen
"warum z e i g t man k e i n e Möwen",
Kommentare d e s
"Hamburger H a f e n
" b ö s w i l l i g e Häufung von
einer
Interesses·
sind geborsten·
in diesen
Tagen
Die r o t e n F e l s e n des
Die I n s e l
ist
ein·
menschenleer,
Kraterlandschaft."
Koomientar:
"Vor 20 J a h r e n e r f a ß t e schaulichen
d i e N a t i o n g e r e c h t e r Z o r n . U n t e r l a n d und Düne v e r a n -
d i e Verwandlung H e l g o l a n d s i n e i n e
D e u t s c h e E r d e wurde e n t w e i h t · Zielscheibe.
Britische
Toteninsel.
Bomber m i ß b r a u c h t e n d i e I n s e l
P r o t e s t e und A k t i o n e n h a t t e n
Erfolg.
H e l g o l a n d wurde
g e b e n · Nun h a b e n w i r e s a l s o w i e d e r . Und was machen w i r Vas s i c h morgens i n Cuxhafen a n b a h n t ,
steht
damit?
i n keinem Werbeprospekt·
d e r t e d r ä n g e n ü b e r den L a n d u n g s s t e g z u r Wappen v o n Hamburg, um f ü r n a c h H e l g o l a n d e i n e n P l a t z zu e r o b e r n · ΐβΟΟ P l ä t z e
sind verkauft.
Die Geschäftemacherei im S o m i e r 7 0 ·
10 w e i t e r e
beginnt
das
S c h i f f e nehmen K u r s a u f
schon vor der A b f a h r t .
s e h e n , wo e r s e i n e
Wer e i n e S i t z g e l e g e n h e i t
Beine l ä ß t .
Wer da g l a u b t ,
Hamburg, d a s s i n d 2 x 6 sich getäuscht.
für
ist
dürfte
fußbreit
Helgoland.
j e Fahrt
sofort
vergriffen. die f ü r . d i e
an B o r d
sitzt
nur
Boden h a r t je
eine
ab
erwarten,
hat
s i n d g e g e n DM 2 , 5 0
D i e a u f dem Deck d a r ü b e r Überfahrt
ge-
mehr
f ü r H i n - und R ü c k f a h r t
er einen Liegestuhl
Die w e n i g e n L i e g e n a u f dem T o u r i s t e n d e c k
Kabinengästen vorbehalten,
Fahrt
Schiff.
Gemütlichkeit
e i n e F u h r e um so l o h n e n d e r ,
s e i n e DM 4 0 , —
Stunden,
Hun-
die
a n Deck e r g a t t e r n k o n n t e , orafi
H i e r w i r d um j e d e n
k ä m p f t . Nach d e r P r o f i t r e c h n u n g
Aufschlag
faßt
I n den R e s t a u r a n t s m i t i h r e n g e p f l e g t e n P r e i s e n
gehobene M i n d e r h e i t .
drauf sind.
ΐβΟΟ P a s s a g i e r e
als
freige-
noch einmal
bleiben
DM 6 0 , - -
zu-
252 gelegt haben. In ihrer Exklusivität weht indessen der Mief des schwitzenden Volkes, dessen Ausdünstungen ein Geblase just zu den Stützen der Gesellschaft transportiert· Eine Etage tiefer bricht Stimmung aus. Hier weiß sich jemand mit Hopfen und Malz über das gepriesene Erlebnis von 6 Stunden Fahrzeit hinwegzutrösten· So hängt man halt herum und hält sich bis zum Ziel bei Laune. Aber die Ankunft der Tausenden vollzieht sich trüppchenweise. In Einzelschüben zu jeweils 50. Veit davon entfernt, die Passagiere in einem festen Hafen zu empfangen· Für solche Pläne hat der Staat kein Geld, mutet Helgoland seinen Besuchern auch noch zu, daß sie in schaukelnde Fischerboote steigen· Keine Fragen, an solchen Fängen verdienen die Fischer weitaus besser als wenn sie stundenlang auf den inzwischen rar gewordenen Hummer warten· Und das macht sie nicht gerade zu Verfechtern einer besseren Lösung· Spätestens jetzt wird jedem klar, daß es etwas beschwerlich ist, sich dem Kleinboot in der Deutschen Bucht zu nähern. So fahren täglich bis zu 10.000 Besucher· Nun, Helgoland will leben. Und eine 3/4 Million Gäste pro Jahr bringt doch dem einen Quadratkilometer schon einiges mit· Da scheint wohl angebracht, daß man sich durch einen freundlichen Wandspruch erkenntlich zeigt. Da gibt es nun Menschen vom Festland, die dem Augenblick entgegenzittern, an dem sie eine einsame Inselwanderung antreten können· Aber was erwartet sie? Ein paar tausend andere, die mit der gleichen Absicht hier heraufgestiegen sind und die nun trutzig wandern, wenn auch die Einsamkeit etwas zu wünschen übrig läßt· Einheimische Hundefreunde haben es an solchen Tagen schwer· Da wird das sonst so friedliche Gassigehen unvermutet zum Problem. Was sieht der arme Hund. Elf Schiffsladungen Besucher im Anmarsch. Wohin man blickt., überall treten sich Erholungssuchende auf die Füße. Menschenmassen, die hier oben nur eine Aussicht bei guter Stimmung hält, daß man in den Geschäften des Unt-erlands zollfrei Schnaps, Kaffee und Zigaretten kaufen kann. Aber auch hier zeigt sich, daß keine Hede sein kann von einem gemütlichen Einkaufsbummel und genießerischem Auswhälen· Man steht an t Wie zu Hause im Supermarkt· Was hier an Alkohol umgesetzt wird, läßt sich nur ahnen. Jedes Jahr wohl einige 100.000 Liter· Mit Sicherheit wird hier mehr Whisky, Kognac und Gin verkauft, als auf jedem anderen Quadratkilometer deutschen Bodens. Wovon die Händler auf dem Festland an Sylvester träumen, hier bringet die Kundschaft der Saison an einem Tag. Der gehorsame Verbraucher fällt auch am Ferienort nicht aus der Rolle, die ihm die Werbeindustrie zugewiesen hat. Der Preisvorteil setzt einen Kaufmechanismus in Gang, der sich nicht mehr am persönlichen Bedarf orientiert, sondern an der Zwangsvorstellung, eine so günstige Gelegenheit dürfe man einfach nicht ablassen. Es bleibt nicht nur beim Einkaufen« Geübte Konsumenten wissen, wie man das zulässige Quantum am bequemsten durch die Zollkontrolle bringt und vielleicht auch ein bißchen mehr· Vorausgesetzt sie können den Kurs halten und den Sammelplatz für ihren Dampfer anlaufen· So hat sich kaum jemand das An-BordGehen auf Helgoland vorgestellt, aber dieses Ritual des Einschiffens gehört zu den Überraschungen einer Seefahrt, die angeblich lustig sein soll· Wer bis jetzt nicht dazu kam, schreibt von Bord an die Lieben daheim, wie zauberhaft die Insel ist. Vorausgesetzt man läßt ihm die Ellenbogenfreiheit zum Schreiben·
253 £ i n e r kommt immer d u r c h . Mag das Gewühle noch fotograf. lächelt In
Für 1>M 2 , 7 5 p r o B i l d
nicht
gern,
so g e l ö s t e r
Atmosphäre über die
nach
fordert
er
so e r l e b n i s r e i c h e n
Stimmung n ä h e r t
man s i c h
reicht
Liebe
kann b e i
der
l600 h ä l t
z a h l e n b a r und m i t n i c h t
sich in
die
gediegene Würstchen
den Rücken
v e r f ü g t , w i r d e s kaum ü b e r zu w i d e r s t e h e n «
Bei
sich
den H e r r e n
schon so manchen g l ü c k l i c h e n
Heimkehrer Die
er-
Begeisterung
b e r e c h e n b a r e n Zumutungen, was e i c h i n M Der
friedliche Wettstreit
i n den Neubau v o n s p e z i e l l e n
investiert
setzte.
Grenzen.
folgendermaßen l i e s t :
Reedereien,
Wer d i e
gepflegten
s e i n e n Fuß a u f s d e u t s c h e F e s t l a n d
Sie
Mittel
Bord-
g e r a d e noch zum W i d e r s t a n d .
i n Cuxhafen hat
l e b t , der f r e u d i g
Prospekt
Der
Stunden?
den h e i ß e n Rhythmen d e r B o r d k a p e l l e
die Kraft
Die a l t e
sein.
zu l ä c h e l n . Und w e r
warum s o g a r d i e Hummer H e l g o l a n d
z u k e h r e n ? Und w e r noch ü b e r K r a f t r e s e r v e n bringen,
auf
dem F e s t l a n d .
der Bordrestaurante verschmäht,
Frage m e d i t i e r e n :
so d i c h t
einen
haben,
ist
gekennzeichnet
zwischen
Seebäderschiffen
erhebliche
durch d a s Bemühen, g r ö ß e r e
vor allem
schnellere
Schiffe in Liniendienst
Man s i e h t
den H e i m k e h r e r n d i e Spuren d e s f r i e d l i c h e n W e t t s t r e i t e
kann n u r e i n e K u n d s c h a f t
strahlen,
die
einem den
nach H e l g o l a n d
das Glück h a t ,
s c h n e l l e r e n S c h i f f e n dem U n t e r n e h m e r mehr Gewinn zu
und
einzusetzen." an.
So
a u f g r ö ß e r e n und
bringen·"
aequenz Nr. XVII
XVIII
S p r e c h e r : Zwei F i l m e über das g l e i c h e E r e i g n i s · Jeder auf seine Weise. Hier i s t die gegens ä t z l i c h e D a r s t e l l u n g bewußt f o r c i e r t worden. Aber F i l m e mit s t a r k s u b j e k t i v e r Tendenz gehen j e d e n Tag ü b e r den B i l d s c h i r m . M i t d i e s e r T a t s a c h e s o l l t e man r e c h n e n s t a t t s o zu t u n , a l s g ä be e s O b j e k t i v i t ä t .
K a m e r a o b j e k t i v e von vorn d a s B i l d d r e h t s i c h immer
S p r e c h e r : N a t ü r l i c h wäre es t e c h n i s c h m ö g l i c h , j e d e n S c h n i t t so d e u t l i c h zu m a r k i e r e n , daß auch e i n A n a l p h a b e t den M o n t a g e c h a r a k t e r des Films e r k e n n t . Aber k r i t i s c h e Z u s c h a u e r s i n d l ä n g s t zu d i e s e r W e i s h e i t v o r g e d r u n g e n und k a l k u l i e r e n d i e F e h l b a r k e i t des Filmemachers i n i h r U r t e i l e i n .
Totale,
Halbtotale,
schneller,
Naheinstellung
( m i t P i e p t ö n e n von e i n a n d e r g e trennt ) H ä u s e r z e i l e n , d i e S t r a ß e vom B e ginn des Films, r e c h t s grau, l i n k s s o n n i g und f r e u n d l i c h e G ä r t e n , ( e i n z e l n e B i l d e r von beiden S e i t e n aus v e r s c h i e d e n e r P e r s p e k t i v e m i t v e r s c h i e d e n e n A u s s c h n i t t e n und E n t fernungen) K a m e r a f a h r t auf e i n Reihenhaus mit buntem V o r g a r t e n , Ü b e r b l e n d u p j ç : "Merke: Je k r i t i s c h e r der F i l m e m a c h e r , d e s t o k r t i s c h e r muß d e r Z u s c h a u e r s e i n . Von b e i d e n b r a u chen w i r m e h r . " Halbtotale Schwenk vom l e t z t e n Haus d e r Häus e r z e i l g e auf e i n e k l e i n e Backs t e i n h ü t t e auf e i n e r Wiese, vorne mit G i t t e r n a b g e s c h l o s s e n . tlberblenduny : Was h e i ß t
hier
dokumentarisch?
E i n F i l m v o n Helmut Kamera:
T o n : Hermann Schnitt:
Greulich
Bernd v o n Arnim Kstien
Christa Schneidereith, Anneliese Weigard
254 "Zuschauer beobachten das Entstehen einer Reportage" Ein Film von Joachim Obst 1974
(von Sequenz 5 bis 20 in aller Hochschüler an der Urabstimmung beteiligt. Auf die Gesamtzahl der Studenten gerechnet, sagten nur rund 20 also 1/5, ausdrücklich ja zum Streik.
Halbtotale Innenhallen mit Wandzeitungen und Studenten
^
Original ton :
2
hitzige Diskussion Sprecher: Vorlesungsstörung· Es geht um die demokratischen Spielregeln. Zunächst sieht es danach aus, als ob sie eingehalten werden. Aber hier, wie in einer Reihe von anderen Fällen, setzen sich später gewalttätige Leute durch, die eben diese kegeln als einen Witz verachten. Wie häufig diese Störungen durch die beiden bejahenden Gruppen vorkamen, ist nicht zu ermitteln. Ihre Aktionen aber brachten auch berechtigte Forderungen der Studenten in Mißkredit. Deren Führer stellt sich die Frage: wie stehen Sie zur Gewalt.
Naheinstellung Eingang mit 3er Aufschrift "Streik" und großes Streikplakat links neben dem Eingang
Zoom Halbtotale auf Nahaufnahme kleine Gruppe von Studenten im Hörsaal, ein stark gestikulierender Redner, Kamera schwenkt auf den Hörsaal Nahaufnähme Student in der ersten Reihe antwortet Halbtotale Blick auf den Hörsaal und Blick zurück zum Dozenten und der kleinen Studentengruppe am Podium
273 Sequenz Nr.
I n t e r v i e w / K o m m e n t a r : " K s mag i n diesem S t r e i k v e r e i n z e l t V o r l e sungsstörungen gegeben haben, d i e sind von der S p r i n g e r P r e s s e sehr d r a m a t i s i e r t worden. Die h a b e n i h r e U r s a c h e d a r i n , daß r e c h t e kommi1itonen, di e s i c h n i c h t an den U r a b s t i m m u n g s b e schiuli h a l t e n w o l l e n , i n V e r a n staltungen reingehen, die sie ü b e r h a u p t n i c h t b e l e g t h a b e n xind d o r t von s i c h aus j e d e D i s k u s sion verhindern. Die g e n e r e l l e L i n i e , so i s t e s b e s c h l o s s e n worden der S t u d e n t e n s c h a f t , f ü r d i e s e n S t r e i k w a r , daß e s e i n a k t i v e r S t r e i k i s t , d e r das Z i e l h a t , mit A r g u m e n t a t i o n d i e Bewegung f ü r d e m o k r a t i s c h e H o c h S c h u l g e s e t z e z u v e r b r e i t e r n und daß uns d a s g e l u n g e n i s t , z e i g t s i c h d a r i n , daß w i r e i n e d e u t l i c h e Mehrheit f ü r unseren S t r e i k h i n t e r uns h a b e n , ü b e r 250 ü e g e n v e r a n s t a l t u n g e n h a b e n stattgefunden".... Originalton
(Student
beim
Vortrag)
Sprecher ; . . . e i n e d i e s e r GegenV e r a n s t a l t u n g e n , d i e v o n den Streikenden aufgezogen wurden. D i e s e r V e r s u c h , eine Gegenhochs c h u l e zu o r g a n i s i e r e n , e r h i e l t n i c h t d a s vom V e r a n s t a l t e r e r h o f f t e Echo. Die überwiegende Mehrzahl der Studenten b l i e b n i c h t nur d e r U r a b s t i m m u n g f e r n . Eine schweigende Mehrheit b l i e b w ä h r e n d d e s S t r e i k s e i n f a c h zu hause. 9
Originalton: "Die demokratisehe Gegenuniversit ä t , von d e r h i e r d i e Rede s e i n s o l l , i s t de f a c t o kaum z u s t a n d e gekommen. D i e V e r a n s t a l t u n g e n " . . .
10
S p r e c h e r : Der akademische S e n a t , das o b e r s t e Beschlußgremium d e r U n i v e r s i t ä t , b e f a ß t e s i c h am E n de der e r s t e n S t r e i k w o c h e m i t d e r S i t u a t i o n . Zu d i e s e m Z e i t punkt war d e r r e g u l ä r e V o r l e sungsbetrieb weitgehend erlahmt, nachdem zu B e g i n n d e r Woche z u nächst 60 % der L e h r v e r a n s t a l tungen a u e g e f a l l e n waren. Interview/Kommentar : "Einen S t r e i k w i e d i e s e n kann man n i c h t d u r c h den E i n s a t z v o n h a u s e i g e n e n Ordn u n g s k r ä f t e n o d e r durch P o l i z e i begegnen. Dies i s t in einzelnen Lehrveranstaltungen möglich, die zu s i c h e r n s i n d , a b e r n i c h t b e i 5OOO V o r l e s u n g e n , d i e j e d e V o c h e s t a t t f i n d e n . W i c h t i g i s t , daß d i e meisten Studenten in d i e s e r Z e i t n i c h t gekommen s i n d . W i r h ä t t e n v i e l l e i c h t den B e t r i e b sonst s i c h e r n können. W i c h t i g i s t a u c h , daß d i e m e i s t e n S t u d e n t e n , f a s t 2 / 3 , an d e r U r a b s t i m m u n g n i c h t teilgenommen haben, auf d i e s i c h d i e s e r S t r e i k s t ü t z t . Damit h a b e n s i e i n d i r e k t dem S t r e i k i h r V o t u m , i h r e Zustimmung g e g e b e n ,
Einblendung: "Kerstin A l b e r s , a l l g e m e i n e r Student enausschull," Nahaufnahme A S t A V e r t r e t e r , im F r e i e n v o r e i n e m T e i c h und e i n e m Hochhaus
Zoom H a l b n a h a u f H a l b t o t a l e Kamera i n e i n e m H ö r s a a l a u f 3 a u f einem Podium s i t z e n d e S t u d e n t e n geri chtet·
Nahaufnahme - H a l b t o t a l e B l i c k auf e i n e Gesprächsrunde ( a k a d . S e n a t ) , K a m e r a f a h r t um den T i s c h , an dem d i e D i s k u s s i o n s redner sitzen. Einblendung : " P e t e r F i s c h e r - A p p e l t , Universitätspräsident" Haibnah S c h r e i b t i s c h , der Sprechende e i n e r modernen G r a f i k Großaufnahme nur das de s i c h t
des
vor
Sprechenden
274 Sequenz Nr.
denn er wurde so durchgeführt, wie sie es nicht verneint haben. Für den Winter scheint mir entscheidend zu sein, daß alle Studenten sich vor Augen führen, daí¿ von ihrer Entscheidung und von ihrer Anwesenheit abhängig ist, ob die Universität jederzeit arbeitsfähig ist, ob Lehrveranstaltungen stattfinden und auch, daß sie ungestört stattfinden. Und damit sage ich nichts gegen die berechtigten Anliegen der Studentenschaft, die auch auf andere Weise in der Öffentlichkeit dargetan werden können." Sprecher: Informationszentrum der Universität· Immer wieder riefen Professoren an, deren Vorlesung gestört wurde. £ine ProfessorenGruppe äußerte öffentlich massive Kritik an ihrem Präsidenten und am zuständigen Senator. Die CDUOpposition im Kathaus forderte die unbedingte Aufrechterhaltung des Lehrbetri ebes, not fall s durch Urdnungskräfte. Frage: wie ist das denkbar bei einer so großen Hochschule? 12
13
ein Tel efonierender Halbtotale Schwenk in einen büroraum (Informationszentrum der Universität, mehrere Telefonierende, Mitarbeiter) , Schwenk auf eine Pinnwand, an die ein Mitteilungezettel gesteckt wird, blick über den Büroraum.
Interview/Kommentar: "Die CDUFraktion wendet sich dagegen, daß der Senat zurückweicht vor dem Druck und Terror kommuni sti scher Gruppen. Wir sind der Auffassung, dai'· es die Pflicht des Senats ist, den studierwilligen Studenten und' den lehrbereiten Professoren die Abhaltung der Lehrveranstaltung auch zu ermöglichen und wenn dies z.Z. unmöglich gemacht wird durch einige 100 Terroristen, dann ist es Aufgabe des Senats, notfalls Ordnungskräfte einzusetzen, die Namen der Botreffenden fe stzuste11 en und si e von der Universität zu verweisen, um di e sen S tudienplatz an schii eßend denjenigen Studenten zuzuweisen, die z.Z. nicht studieren können, aber studieren wollen, wegen des Numerus Clausus aber einen Studienplatz nicht bekommen. Wir meinen, dais dieses auch im Interesse der steuerzahlenden Bürger ist, denn 9 Arbeitnehmer müssen heute dafür aufkommen, daß ein Student studieren kann und nur entschlossenes Handeln und nicht Feigheit wird die Freiheit von Forschung und Lehre an der Hamburger Universität auch sichern können"·
Einblendung: "Jürgen Echternach, CDU-Fraktionsvorsitzender"
Originalton: im Hintergrund Sprechchöre Sprecher: In der Hamburger Musikhalle am vergangenen Montag. Hinter verschlossenen Türen tagten Senator Biallas und Mitglieder des Lehrkörpers. Eine Einigung über das künftige Vorgehen wurde nicht erzielt. Biallas befindet sich im Zwiespalt· Er hatte im Bundesrat gegen das Hochschulrahmengesetz gestimmt, das er jetzt in Hamburg in die Tat umsetzen muß. Müßte die Situation den liberalen Politiker nicht eigentlich verzweifeln lassen
Halbtotale - Totale Kamerafahrt im Freien, vorbei an einer Kolonne von Polizeiwagen, Schwenk über ein Gebäude (Musikhalle) , vorbei an einer Gruppe von ca. 200 Studenten vor dem Eingang.
Haibnah sitzend an einem Schreibtisch vor einem Stadtplan Großaufnahme nur Gesicht des Sprechenden
275 Sequenz Nr.
l'i
15
Interview/Kommentar: "Sie ist schwierig, weil von mir natürlich erwartet wird, daß ich die.Konflikte, die gegenwärtig am Campus existieren lösen helfe, sie bewältige· Und es geht darum, am Campus Konsens zu finden· Hier ist die Situation unterschiedlich zu beurteilen. Je nach dem ob dieser Vorlesungsboykott läuft, und er wird ja akzeptiert von den Studenten wie sich zeigt, oder ob wir eine normale Situation haben, ohne Boykott. Jetzt würde jeder Eingriff, der zur Solidarisierung führt, damit eher sein Gegenteil erreichen. Vir werden es natürlich auf die Dauer nicht hinnehmen können, daß dort von extremen Gruppen mit einer bestimmten Strategie der Lehrbetrieb sozusagen empfindlich gestört oder lahm gelegt wird. Dann werden andere Reaktionen wohl zu erwägen sein. Im Moment muß ich allerdings sagen, geht es mir so, daß ich für jedes Argument, das vorgebracht wird sowohl von den Professoren, wie auch von den Studenten, Verständnis habe, es zu einem guten Teil sogar akzeptiere. Ich Akzeptiere den Einwand gegen bestimmte Vorschriften des Rahmengesetzes und ich akzeptiere natürlich auch den Einwand der Professoren, daß Lehre und Forschung auf.Dauer nicht behindert werden können. Aber diese Gruppen zu einem gemeinsamen Konsens zu bringen ist einstweilen und gegenwärtig nicht möglich. Sprecher; 14 Tage Uni-Streik. Hochschule zwischen Krawall und Diskussion. Über der Frage Chaos oder Nicht-Chaos sollten die tieferen Ursachen der Studentenunruhe nicht vergessen werden. Neben den umstrittenen Hochschulgesetzen sind das vor allem zu wenig Förderung und die trüben Berufsaussichten.' Hier erfordern berechtigte Fragen politische Antworten und nur die allein können den Huf nach Urdnungskräften auf Dauer überflüssig mach en.
Einblendung: Prof. Dr. Dieter Diallas, 2. Bürgermeister" Haibnah in einem repräsentativen Zimmer, an seinem Schreibtisch mit Blumen vor einer Ornamenttapete Großaufnahme nur das Gesicht des Sprechenden
Blick über das Hamburger Universitätsgelände von oben, Weit einstelj-ung Blick über die Stadt, im Vordergrund Universitätsgelände
In der Untersuchung nicht gezeigter Kommentar zur ausgewählten Sendung "Vor einem heißen Sommer" ... vor einem heißen Sommer, vor einem vielleicht noch heißeren Herbst, vielleicht vor einer neuen APO des Jahres i960 in den Schatten stellen könnte, scheinen die deutschen Universitäten zu stehen. In dieser Woche hat die neue Welle von Vorlesungsstreiks in allen Bundesländern einen Höhepunkt erreicht. Um es im Küchenlatein zu sagen, es klappert der Deckel auf einem Topf der überzukochen droht. Im Topf der Unmut von Jahren. Unter dem Topf das Feuer, angezündet von einer Minderheit von politisch aktiven Studenten, darunter auch viele radikale, insgesamt höchstens aber 1/k an jeder Hochschule. Die Mehrheit wie inner schweigt oder sie trottet mit oder sie toleriert das Ganze. Der Unmut, das ist vordergründig der Arger über die neuen Hochschulgesetze der
276 Länder. Vorgesehen sind darin einschneidende Bestimmungen wie kürzere Studienzeiten, Strafen, Abbau der Mitbestimmung. Dabei können die Länder selber wenig für diese Gesetze. Sie müssen das Hochschulrahmengesetz des Bundes ausfüllen und das Bundesgesetz wiederum muß einem Spruch des Bundesverfassungsgerichtes nachkommen der z.B. den Teilabbau der studentischen Mitbestimmung ausdrücklich
verlangt.
Mehr Kummer macht mehr Studenten der Alltag. Leben mit 200 bis 400 im Höchstfall mit 5&0 UM an staatlicher Unterstützung und am Ende der jahrelangen Plage Berufsaussichten, die so miserabel sind wie nie zuvor. Von einer halben Million Akademiker in den ÔOer Jahren, die dann auf der Straße liegen werden, sprach gestern der Saarbrücker Universitätspräsident. Die Lage an den deutschen Hochschulen gleicht der Lage der Hochschule in Hamburg. Dort hat die neue Streikbewegung begonnen. Und dort hat deshalb Wolf hunerding seinen Bericht gedreht·
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Einige inhaltsanalytische Aspekte der ausgewählten Reportage Betrachtet man zunächst die Aufteilung der verschiedenen Bild-Ton-Sequenzen, lassen sich zwei große Hauptgruppen identifizieren : 1. Vom Sprecher kommentierte Aufnahmen.von studentischen Aktivitäten auf der Straße, auf dem Universitätsgelände, in der Universität und in den Hörsälen. Der Zuschauer sieht 1 Min. u. 25 Sek. Demonstrationsziige und Protestaktionen, 40 Sek. Wandzeitungen und Studenten im Universitätsgebäude . Er sieht 25 Sek. Bilder von einer Gegenveranstaltung und jeweils ca. 15 Sek. Aufnahmen einer Sitzung des Akademischen Senats und der Aktivitäten in der Universitätstelefonzentrale. 2. Die zweite große Gruppe der Bild-Ton-Sequenzen stammt aus Interviews mit den dazugehörigen Aufnahmen der Interviewten. Der Zuschauer sieht hier für 44 Sek. einen Studentensprecher (Halbnaheinstellung auf Naheinstellung) , 79 Sek. den Universitätspräsidenten, 57 Sek. einen Sprecher der CDU-Fraktion und 78 Sek. den zweiten Bürgermeister der Stadt (alle in Naheinstellung auf Großeinstellung). Im Ton der Reportage wird vom Sprecher 8 χ von "Streik" gesprochen (7 χ in den Interviews). 3 χ ist von "Boykott" die Rede (2 χ in den Interviews), 4 χ benutzt der Sprecher das Wort "Gewalt" und 1 χ das Wort "Chaos". In den Interviews wird 2 χ von "Terroristen" und 2 χ von "Radikalen" und "Kommunisten" gesprochen. Begriffe wie "Demonstrationen", "Störungen", "Behinderungen", "Lahmlegen", "Unruhe", "Protest" werden insgesamt 11 χ verwandt. 2 χ wird durch den Sprecher Verständnis für die schlechte Lage der Studenten im ökonomischen und beruflichen Bereich ausgedrückt; Verständnis für berechtigte Interessen der Studenten in bezug auf das Hochschulrahmengesetz wird 2 χ in Interviews deutlich. Folgende Haupteindrücke werden dem Zuschauer vermittelt: 1. Es gibt "vordergründige" Kritikpunkte im Studentenstreik. Diese sind innerhalb des Hochschulrahmengesetzes Regelstudienzeiten, Verlust des politischen Mandats, Einführung von Ordnungsrecht. Daneben gibt es "tiefere" Ursachen, wie zu geringe Förderung und schlechte Berufsperspektiven. 2. Es gibt eine kleine Gruppe von Aktivisten ("Radikale", "Extreme", "Terroristen" etc.), deren Mitläufer (ca. 25 %) und die schweigende Mehrheit, die nicht abstimmt und nicht am Streik teilnimmt.
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3. Gewalt kommt ins Spiel durch "gewalttätige Gruppen, die demokratische Spielregeln mißachten" und andere Studenten behindern. 4. Der Versuch einer Gegenuniversität ist gescheitert. 5. Es gibt verschiedene Positionen zum Universitätsstreik. Diese werden in Interviews deutlich. Für den Streik spricht ein StudentenVertreter, gegen den Streik sprechen 3 Vertreter aus Universitätsführung, Parteien und Staat. Hierbei vertritt der CDU-Sprecher eine harte Gegenposition, der Universitätspräsident und der zweite Bürgermeister "gemäßigte" Positionen. 6. Der Streik war "Protest", "Demonstration", "Störung" etc. Die Grenzen zur Gewalt wurden verwischt. Die Berichterstattung von Gegenveranstaltungen beschränkt sich auf nur 25 Sek. 7. Die Professoren teilen sich in die, die mitdemonstrieren ("jüngere") und die Gruppe, die starke Kritik an den Behinderungen übt. 8. Allein eine Lösung der finanziellen Notlage und der Berufsprobleme der Studenten kann der Universität den "Einsatz von Ordnungskräften" ersparen.
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Β. Informationspapier zum Fernsehen (als Grundlage des Informationsvortrags) Um sich ein Urteil über das Fernsehen, seine Aufgabe und seine Wirkung bilden zu können, genügt es unserer Meinung nach nicht, das Fernsehprogramm und die Sendungen zu kennen oder etwas darüber zu erfahren wie ein Film gemacht wird und was bei der Entstehung eines Filmberichtes alles eine Rolle spielt. Man muß auch einiges davon wissen, wer in diesen Großunternehmen der Fernsehanstalten (NDR, WDR, ZDF etc.) etwas zu sagen hat, wer über das Machen und Zeigen von Sendungen entscheidet und auf das Programm Einfluß nimmt, wer in der Hand hat, was Millionen von Fernsehzuschauern in der Bundesrepublik zu sehen und zu hören bekommen. Mancher wird sagen: "Der Reporter, der Kameramann, eben der, der den Film macht." Aber so einfach ist das nicht. Wir wollen so kurz und so verständlich wie möglich einige wissenswerte Dinge dazu berichten, unsere Schlüsse daraus ziehen und anschließend darüber mit Ihnen diskutieren. DIE RUNDFUNK- UND FERNSEHANSTALTEN IN DER BUNDESREPUBLIK SIND ÖFFENTLICH-RECHTLICHE ANSTALTEN - öffentlich-rechtliche Anstalten bedeutet: das Fernsehen in der Bundesrepublik ist nicht direkt dem S T A A T unterstellt (wie z.B. der Staatsrundfunk in Frankreich oder in den Ostblocklandern) und - das Fernsehen in der Bundesrepublik ist nicht völlig abhängig von der P R I V A T W I R T S C H A F T (wie z.B. das Fernsehen in den USA) Auf den ersten Blick macht dieser Aufbau des Fernsehens als öffentlich-rechtliches Unternehmen den Anschein einer wirklich unabhängigen (vom Staat und von der Wirtschaft) Einrichtung, die neutral und überparteilich von der Gesellschaft selbst kontrolliert wird. Wie sieht das nun in der Realität aus? Wir müssen im folgenden allgemeine Aussagen machen, sonst würde die Sache zu unverständlich. Die Prinzipien gelten jedoch für alle Fernsehanstalten. Festzuhalten ist: die Versammlungen, die das Fernsehen kontrollieren bestehen nur oder nur mit wenigen Ausnahmen aus Vertretern der Parteien. Vertreter wichtiger Interessen- und Bevölkerungsgruppen haben hier keinen Platz. Die wichtigsten Macht- und Kontrollorgane, wie Rundfunkräte und Verwaltungsräte, die über die wichtigsten Personalangelegenheiten bestimmen, aber auch direkt auf das Programm Einfluß nehmen können, sind durchweg Abgeordnete, Minister, Stadtdirektoren, Fraktionsführer etc., also Vertreter des Staates und Spitzen der Politik.
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Da die Arbeit dieser mächtigen Gruppen nicht öffentlich ist, und es auch keine Protokolle und Arbeitsberichte gibt, sind sie unkontrollierbar, vor allem durch den einfachen Fernsehzuschauer. Im ZDF wird die Staatsgebundenheit am deutlichsten. Dort werden in den Fernsehrat mit 66 Personen 31 Vertreter von Parteien und Regierung und 14 Vertreter aus Familien-, Jugend- und Frauenarbeit direkt vom Ministerpräsidenten berufen und 21 Personen aus Gewerkschaft, Arbeitgeberverband, Deutscher Sportbund, Wohlftahrtsverbänden etc. nach Vorschlag der Organisation, aus denen sie kommen (meist aber auch hier die Verbandsspitzen). Im Verwaltungsrat, der die Arbeit des Intendanten überwacht und Geld- und Rechtsgeschäfte regelt, sitzen nur Vertreter des Staates. Der Intendant, der aufgrund von Parteizugehörigkeit gewählt wird, über alle wichtigen Stellen entscheidet und für das gesamte Programm verantwortlich ist, ist fast ein Alleinherrscher der Anstalt. Ausgestattet mit den nötigen Rechten hat so in allen Anstalten die staatliche Macht überall Gelegenheit, über den Intendanten oder über die Verwaltungs- und Rundfunkbzw. Fernsehräte,die Programmdirektoren oder die Programmplanung direkt in die Arbeit der Redaktionen und Fernsehmacher einzugreifen und tut dies auch des öfteren. Nur einige Beispiele hierzu sind die Absetzung einer PanoramaSendung zum Thema "Abtreibung", die Berichterstattung über Demonstrationen, die angestrebte Absetzung einer Sendereihe zum Thema "Betriebsräte", das Verbot der Einladung bestimmter Diskussionspartner oder auch die häufige Ausschaltung bestimmter Anstalten (vor allem des Bayrischen Rundfunks aus dem ARD-Gemeinschaftsprogramm, wenn Sendungen, die in der ganzen Bundesrepublik gesehen werden, den (bayrischen) Zuschauern nicht gezeigt werden. Meist jedoch kommt der Eingriff durch die Staatsvertreter schon früher, bevor man zum Mittel der Absetzung einer unbequemen Sendung greifen muß. Unbequeme Sendungen werden verhindert, indem - man Leute einstellt, die solche unbequemen Sendungen nicht herstellen und die "richtigen", d.h., den Fernsehmächtigen genehme Anschauungen vertreten - man verhindert, daß solche Sendungen überhaupt gemacht werden - unangenehme Stellen aus Sendungen herausgeschnitten werden - man mit der Zeit in den Anstalten ein Klima schafft, indem die Filmemacher selbst beginnen nicht zu sagen und zu zeigen, was sie für richtig halten, aus Furch vor unangenehmen Konsequenzen.
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Der Staat und die Parteien haben also einen starken Einfluß auf unser Fernsehen und bestimmen, welche Wahrheit und "Wirklichkeit" der Zuschauer zu sehen bekommt und welche nicht. Deutlich wird auch gerade in letzter Zeit, der immer wiederkehrende Versuch der Parteien, den Einfluß auf das Fernsehen noch mehr zu verstärken. Trotz dauernder Anstrengungen der Privatwirtschaft und einiger Großunternehmen, sich einen größeren Teil vom Fernsehkuchen abzuschneiden als bisher und ihre Profitinteressen durchzusetzen, ist, verglichen mit dem doch massiven staatlichen Eingriff, der direkte Einfluß der Privatwirtschaft über Werbefinanzierungen in der Bundesrepublik nur sehr begrenzt. Wie sieht also die Situation des normalen Zuschauers in bezug auf Mitbestimmung über das Fernsehen und sein Programm zusammengefaßt aus? Der einfache Staatsbürger oder Arbeiter, Angestellte, Lehrling, Schüler, Soldat etc. hat keinerlei direkte Einflußmöglichkeiten auf das Fernsehprogramm über seine Interessen, Berufs- oder Bevölkerungsgruppen. Er kann nur anstellen oder nicht und Gezeigtes glauben oder nicht. Was im Fernsehen kommt, bestimmen andere. Wie jemand errechnet hat, eine kleine Gruppe von 350 "Auserwählten" in der gesamten Bundesrepublik. Wir behaupten nun, ein schwerwiegender Grund für die häufige Verzerrung der Wirklichkeit durch das Fernsehen ist, daß das Fernsehen auch bei uns praktisch bis zu jeder einzelnen Sendung vom Staat und seinen Parteien kontrolliert und bestimmt wird. Was dem gewünschten Bild dieses Staates entspricht wird gezeigt, was dieses Bild stört, wird unterdrückt. Möglichkeit der Unterdrückung sind Einschüchterung der Autoren, Nicht-Genehmigung von Sendungen auf einer der zahlreichen Zensurstufen (Redaktion/Hauptredaktion/Programmdirektion/Intendant) bis zum Absetzen kurz vor dem Zeitpunkt, zu dem der Bericht gesendet werden soll. Wenn das Fernsehen also nicht das richtige Bild der Wirklichkeit zeigt, liegt das unserer Meinung nach weniger an den technischen Möglichkeiten oder an der Arbeit des Berichterstatters, als vielmehr an den Interessen der Fernsehmächtigen und an ihrer Macht, diese Interessen in unserem Fernsehen und im täglichen Programm durchsetzen zu können.