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German Pages 132 [134] Year 2020
Faszination Luftbildarchäologie
Faszination Luftbildarchäologie Die Welt aus der Vogelperspektive BAOQUAN SONG UND KLAUS LEIDORF
Sonderheft 17/2020 Jahrgang 012/2020 der Zeitschrift »Archäologie in Deutschland«
Dieses Buch widmen wir mit dem allergrößten Dank unserem großen Lehrer und Mentor Dr. h. c. Otto Braasch.
Frontispiz: Château Royal d'Amboise an der südlichen Uferseite der Loire auf einem Felsplateau. Titelseite Buchhandelsausgabe: Detailausschnitt einer Villa rustica bei Gaimersheim im Landkreis Eichstätt, Bayern. Titelseite AiD-Sonderheft: Kalenderbau von Künzing-Unternberg im Landkreis Deggendorf, Bayern. Rückseite: Luftbild der umstrittenen Rekonstruktion des hölzernen Wachturms von Hienheim im Landkreis Kelheim, Bayern, vor der Zerstörung durch einen Brand im Jahr 2009; Spuren eines römischen Wachturms bei Pfofeld-Gundelshalm im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, Bayern. Anhand des Luftbildbefundes konnte ein hölzerner Wachturm mit 4 Pfosten-Konstruktion und einem vorgelagerten Grabenwerk rekonstruiert werden; Großsteingrab aus der Jungsteinzeit im Loire-Tal. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme. wbg THEISS ist ein Imprint der wbg © 2020 by wbg (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der wbg ermöglicht. Gestaltung und Produktion: Verlagsbüro Wais & Partner, Stuttgart Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Printed in EU Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de ISBN 978-3-8062-4122-8 ISSN 0176-8522
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Inhalt
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Vorwort
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Einführung Luftbildarchäologie ist eine Daueraufgabe
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Deutschland Bodendenkmäler als Zeugnis der Geschichte
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China Städte, Gräber und Steppen
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Georgien Höhensiedlungen und Hügelgräber
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Iran Von Persepolis bis Pasargadae
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Ungarn Trainingsprogramm für den Nachwuchs
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Italien Siedlungen, Bergbau und Nuraghen
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Frankreich Burgen und Schlösser im Loiretal
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Südafrika Siedlungsspuren auf Berggipfeln
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Japan Öfen und Werkplätze unter dichten Baumkronen
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Schlusswort
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Literatur
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Glossar
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Karte – die Projekte im Überblick
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Bildnachweis
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Vorwort Im Frühjahr 2019 ist unser Buch »Luftbildarchäologie – Archäologische Spurensuche aus der Luft« in der Reihe Edition AiD bei wbg THEISS erschienen. In diesem Band versuchten wir, die Methoden und Techniken der Luftbildarchäologie mit anschaulichen Bildbeispielen möglichst aktuell und systematisch darzustellen. Ursprünglich sollten auch Ergebnisse unserer luftbildarchäologischen Forschungsprojekte im Inund Ausland vorgestellt werden. Dies hätte jedoch vom Textumfang und vor allem von der Menge des Bildmaterials her den Rahmen der Reihe gesprengt. Dankenswerterweise wurde unser Vorschlag, die Praxis und Ergebnisse unserer luftbildarchäologischen Forschung in einem separaten Band zu veröffentlichen, vom Verlag mit großem Entgegenkommen angenommen. Die Vorbereitungen auf diesen Band haben uns die Möglichkeit gegeben, auf unsere langjährige Arbeit auf dem Gebiet der Luftbildarchäologie zurückzublicken und die wichtigsten Ereignisse unseres Berufslebens noch einmal Revue passieren zu lassen. Klaus Leidorf und ich arbeiten beide mittlerweile seit rund 30 Jahren als Luftbildarchäologen. Im Rahmen von Interviews wurden wir oft gefragt, wie man überhaupt zu diesem vielfältigen, spannenden und faszinierenden Beruf kommt, von dem viele noch nie gehört haben. Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. In meinem Fall waren es mehrere glückliche Zufälle. Als Staatsstipendiat der Volksrepublik China kam ich im Sommer 1982 im Rahmen eines Kulturaustauschprogramms zwischen dem chinesischen Außenministerium und dem Auswärtigen Amt nach Deutschland, um Ur- und Frühgeschichte an der RuhrUniversität Bochum zu studieren. Noch vor Beginn des Studiums im Wintersemester 1982/83 konnte ich im Sommer durch Vermittlung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) an einer Ausgrabung im niedersächsischen Flögeln-Eekhöltjen teil-
Vorwort
nehmen, die ein DFG-Forschungsprojekt des damaligen Niedersächsischen Landesinstituts für Marschen- und Wurtenforschung (heute Niedersächsisches Institut für historische Küstenforschung) war. Dort lernte ich nicht nur die Methoden und Techniken einer Grabung kennen, sondern auch Prospektionsmethoden wie die Phosphatmessung, die Bohrkernanalyse und die archäologische Befliegung. Der Grabungsleiter Dr. Wolf Haio Zimmermann erkundete neben seiner Grabungstätigkeit regelmäßig die Siedlungskammer auf der Geestinsel von Flögeln im Elbe-Weser-Dreieck aus der Luft und untersuchte u. a. die Ackerfluren der Vorrömischen Eisenzeit – Typ »Celtic fields«. Er zeigte mir die dabei entstandenen Luftbilder und nahm mich anschließend mit ins Gelände, um zu sehen, wie der Befund vor Ort aussah. Als Studienanfänger war ich außerordentlich von all dem beindruckt. Deshalb nahm ich hieraufhin bis zum Ende der Ausgrabungen als studentische Hilfskraft an zwei weiteren Sommerkampagnen in Flögeln teil. So erhielt ich immer tiefere Einblicke in die praktische Anwendung von Methoden, die sich gegenseitig ergänzen, um so vollständige Informationen wie möglich über einen betroffenen Fundplatz zu erhalten. Als ich 1984 mein Grundstudium beendet hatte, fuhr ich u. a. zur Kommission für Allgemeine und Vergleichende Archäologie (KAVA, heute Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen, KAAK) des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) nach Bonn. Dort sprach ich mit dem damaligen Direktor, Prof. Hermann Müller-Karpe, und der China-Referentin, Dr. Sabine Werner, um mich beraten zu lassen, in welcher Richtung ich mich im Hauptstudium meines Magisterstudiengangs als chinesischer Student vertiefen könnte. Nachdem verschiedene Vorschläge und Möglichkeiten besprochen worden waren, schlug Dr. Werner, meine Mentorin, eine völlig ungewöhnliche
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Die mit Ringwällen befestigte bronzezeitliche Höhensiedlung Zhuanshanzi bei Yezhugou in Chifeng, im Osten des Autonomen Gebiets der Inneren Mongolei. Seit der Öffnungspolitik Chinas Ende der 1970er Jahre wurde versucht, die kahl geschlagenen Berglandschaften im Norden des Landes mit großen Anstrengungen wieder aufzuforsten. Das Luftbild zeigt die markante topografische Lage der befestigten Höhensiedlung der Xiajiadian-Kultur sowie den Teilerfolg der Wiederaufforstung und damit die ökologische Hoffnung für die Region.
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Idee vor, die mich sogleich besonders interessierte. Ich sollte mich nämlich in die Luftbildarchäologie vertiefen, da China so groß sei. Zurückgekehrt nach Bochum, berichtete ich Prof. Volker Pingel, meinem späteren Doktorvater, von dem Ergebnis der Reise. Er fand die Idee mit der Luftbildarchäologie gut. Erst später wurde mir klar, dass dies gar nicht so selbstverständlich war. Denn an den deutschen Universitäten wurde und wird das Thema in der Regel nur als ein kurzes Referat im Proseminar »Einführung in die Ur- und Frühgeschichte« behandelt. Der Grund für diese positive Reaktion von Prof. Pingel bestand womöglich darin, dass er in einem Projekt mit Herrn Otto Braasch geflogen war und dieser Flug ihn offensichtlich stark beeindruckt hatte. Prof. Pingel empfahl mir, Herrn Braasch in Landshut zu einem Beratungsgespräch zu besuchen, was ich noch im selben Jahr tat. Er war sichtlich begeistert, dass ein Student aus China bei ihm die Luftbildarchäologie erlernen wollte, und nahm mich sogleich mit in die Luft. Bereits nach den ersten Flügen fühlte ich mich zutiefst mit der Luftbildarchäologie verbunden. So flog ich in den darauf folgenden Jahren noch mehrere Male mit Herrn Braasch über Bayern und Baden-Württemberg. Dabei lernte ich die zahlreichen Gattungen von Luftbildbefunden im Einzugsgebiet der Donau und des Rheins kennen, wie z. B. neolithische Langhäuser, Kreisgrabenanlagen (Kalenderbauten), Erdwerke, bronzezeitliche Befestigungsanlagen, hallstattzeitliche Hügelgräber, Fürstensitze, Herrenhöfe, Oppida, keltische Viereckschanzen, römische Militärlager und Kastelle. Schon bei meiner ersten Reise nach Landshut machte mich Herr Braasch mit Klaus Leidorf bekannt, der sich damals ebenfalls für Luftbildarchäologie interessierte und später von ihm als sein Nachfolger in Bayern ausgebildet werden sollte. Seitdem sind wir befreundet. Herr Braasch führte mich systematisch in die Arbeit der Luftbildarchäologie ein. Er schulte nicht nur meine Augen für die Beobachtung archäologischer Spuren aus der Luft, sondern weihte mich auch in die Fotolabor- und Archivierungsarbeit ein. Er betonte des Öfteren, wie wichtig die Arbeit am Boden sei, und dass sein gesamtes Bodenteam im archäologischen Luftbildarchiv Landshut für jede Stunde, die er in der Luft verbrachte, acht Stunden lang das Luftbildmaterial nachbearbeiten musste. Zugleich gab er sich große Mühe, die neuen Entdeckungen zügig dem Fach- und Inter-
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essentenkreis durch Publikationen, Vorträge und Öffentlichkeitsarbeit bekannt zu machen. Dem Vorschlag von Herrn Braasch folgend, besichtigte ich die Luftbildfundstellen in Bayern zu Fuß in Begleitung von Herrn Werner Hübner, einem ehrenamtlichen Mitarbeiter des Bayerischen Landesamts für Bodendenkmalpflege und der langjährige Schatzmeister der Gesellschaft für Archäologie in Bayern e. V. Der direkte Vergleich der Bodendenkmäler im Gelände mit den zugehörigen Luftbildern half mir, die Luftbildbefunde besser zu verstehen und die darin bestehenden Zusammenhänge im Hinblick auf die geografische Lage sowie die Ausdehnung und den Erhaltungszustand betroffener Bodendenkmäler nachzuvollziehen. Im Rahmen des China-Projekts erwarb ich 1996 die Privatpilotenlizenz (PPL A) mit der finanziellen Unterstützung der Volkswagen-Stiftung. Ende der 1990er Jahre flog ich noch einige Male mit Klaus Leidorf zusammen, wobei ich viele praktische Erfahrungen im Hinblick auf das Fliegen und Beobachten sammeln konnte. Die von Herrn Braasch erfundene Methode, eine »Senkrechtaufnahme« mit einer in der Hand gehaltenen Kamera aus einem steilen Flugwinkel der Cessna zu schießen, konnte ich dabei ausprobieren und trainieren. Ein Satz von Klaus Leidorf prägt meine Arbeit bis heute: »Beim Fotografieren muss man immer daran denken, was man mit dem Bild genau sagen will.« 1997 hat Klaus Leidorf mich bei meinen Prospektionsflügen in der Inneren Mongolei in China begleitet und mich mit Rat und Tat unterstützt. Was mich bereits zu meiner Studienzeit zutiefst beeindruckt hatte, war das Engagement von Herrn Braasch für die Luftbildarchäologie. Im Sommer, der Hochsaison der Flugprospektion, waren wir oft bis zu neun Stunden pro Tag in der Luft. Zwischendurch wurde nur zur Betankung des Flugzeugs gelandet und nach kurzer Pause zum Frischmachen wieder gestartet. Diese Arbeitsweise haben wir bis heute beibehalten. Neulich erzählte mir Klaus Leidorf, dass sein längster Flug an einem Tag zwölf Stunden betragen habe. Tatsächlich sind Luftbildarchäologen in den meisten Fällen allein im Flugzeug unterwegs. Passagiere werden ungern mitgenommen, weil ihnen in der Regel nach kurzer Zeit aufgrund des ständigen Kreisens über Fundstellen schlecht wird und man so zur Landung gezwungen ist. Der »Einhandflieger« – so wird unsere Arbeitsweise von Herrn Braasch genannt – übernimmt
in der Luft vier Funktionen: Fliegen, Navigieren, Beobachten und Fotografieren. Dies erfordert eine permanente hohe Konzentration bei der Flugoperation. Ohne ein besonderes persönliches Engagement für die Luftbildarchäologie wäre diese Belastung nicht auszuhalten. Luftbildarchäologie ist ein vielfältiges Forschungsfeld. Archäologisches Fachwissen sowie geologische und geografische Kenntnisse bilden die Grundvoraussetzungen des Berufs. Zu den notwendigen Eigenschaften gehören die Freude an der Archäologie und den Geowissenschaften ebenso wie die Freude an der Fliegerei und der Fotografie. Zudem spielt die Zusammenarbeit mit Nachbardisziplinen, wie z. B. mit der Geografie, Fernerkundung oder Photogrammetrie, eine wichtige Rolle. Durch sie können nicht nur neue Methoden und Techniken, sondern auch Denk- und Vorgehensweisen in der Forschung erlernt werden.
Vorwort
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Am 27. Juli 2019 besuchten Klaus Leidorf und ich unseren Lehrmeister Herrn Dr. h. c. Otto Braasch in seinem Zuhause in Baden-Württemberg und überreichten ihm in großer Dankbarkeit die ihm gewidmete AiD-Edition. Der 82-jährige Luftbildarchäologe war hoch erfreut und gerührt.
Die archäologische Auswertung von Luftbildbefunden, d. h. in erster Linie die Ansprache bzw. Interpretation archäologisch relevanter Spuren im Luftbild, ist der Forschungsschwerpunkt der Luftbildarchäologie. Sie spielt als Schnittstelle zwischen der Luftbildtechnik und der Archäologie eine zentrale Rolle. Da die Luftbildarchäologie vielfältige Befunde vom Neolithikum bis zur Neuzeit liefert und es für eine einzelne Person unmöglich ist, all diese Befunde zeitlich und kulturell richtig zuzuordnen, werden häufig Ratschläge von Kollegen eingeholt. Ich möchte mich in diesem Zusammenhang herzlich bei meinem Kollegen Prof. Wolfgang Ebel-Zepezauer bedanken. Er ist meine erste Anlaufstelle, wenn ich mir bei der Zuordnung unsicher bin und Fragen habe. Mit umfassendem Fachwissen und erstaunlich gutem Gedächtnis hilft er mir immer äußerst bereitwillig. Mit dem Kollegen Dr. Norbert Hanel, einem provinzialrömischen Archäologen, habe
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Die chinesische Kalligrafie des Künstlers LIN Deqian bedeutet sinngemäß übersetzt: »Einen großen Plan in die Tat umsetzen«.
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ich in zwei Projekten zur Erforschung des römischen Militärlagers Vetera castra I (heute Xanten) und seines Umfelds eng zusammengearbeitet. Er kennt sich mit diesem Zweilegionenlager bestens aus. Nur mit seiner Hilfe konnte ich zahlreiche provinzialrömische Phänomene in den Luftbildern korrekt und sicher klären und ansprechen. Hierzu zählt z. B. die Identifizierung einzelner Bauten und Bauphasen der insgesamt fünf Legionslager, die von römischen Legionären auf dem sogenannten Fürstenberg, ca. 1 km südlich von Xanten, erbaut wurden. Seit Jahren führe ich in Zusammenarbeit mit dem LVR-Amt für Bodendenkmalpflege in Bonn und mit der LWL-Archäologie für Westfalen in Münster Flugprospektionen im Rheinland und Westfalen durch. Die Kollegen Dr. Steve Bödecker und Eugen Rung M. A. vom LVR sowie Dr. Hans-Otto Pollmann und Dr. Ingo Pfeffer vom LWL stellen dort u. a. wertvolle Ansprechpartner für mich dar. Mit ihnen habe ich oft
ausführlich über Luftbildbefunde diskutiert und von ihnen wertvolle Informationen und Erfahrungen zur Befundansprache erhalten. Der Leiter des LVR-Archäologischen Parks Xanten Dr. Martin Müller unterstützt mich tatkräftig und verständnisvoll bei der Erforschung und Dokumentation der römischen Stadt Colonia Ulpia Traiana. Der Geschäftsführer des VML Verlags Marie Leidorf, Dr. Bert Wiegel, unterstützt mich tatkräftig bei der Flugprospektion im Raum Minden-Lübbecke. Auch bei vielen Kollegen, die mich bei allen meinen Forschungsprojekten unterstützt haben, und die ich hier nicht alle namentlich erwähnen kann, möchte ich mich herzlichst bedanken. Nur dank eines so aufgestellten Forschungsnetzes ist es uns gelungen, Luftbildarchäologie in die Arbeit der Forschung und Bodendenkmalpflege in einem gewissen Grad zu integrieren. Zugleich weiß ich, dass in diesem Gebiet noch reichlich Potenzial zum Ausschöpfen vorhanden ist. BAOQUAN SONG BOCHUM, AUGUST 2019
Einführung
Luftbildarchäologie ist eine Daueraufgabe In der Bezeichnung »Luftbildarchäologie« ist zwar das Wort »Archäologie« enthalten, aber es ist mit den beiden vorangestellten Worten »Luft« und »Bild« doch eine ganz andere Art der Archäologie gemeint. Viele Fachkollegen aus dem Bereich der Ur- und Frühgeschichte beschäftigen sich vorrangig mit Fundgegenständen, die sie in ein seit vielen Generationen aufgebautes Datierungsgerüst einordnen wollen. Die Luftbildarchäologie kann jedoch keine einzelnen Fundstücke zeigen und sie hilft auch keineswegs bei der Verfeinerung des Datierungsgerüsts der Archäologen am Boden. Es ist einem Luftbildarchäologen auch nicht möglich, den Kollegen in der Bodendenkmalpflege oder auch in einem Forschungsinstitut sofort bzw. zeitnah dabei zu helfen, passende spektakuläre Luftaufnahmen zu deren jeweiligem Forschungs- und Interessengebiet zu liefern. Daher ist so manches Mal die Enttäuschung zu spüren, wenn eine konkrete Anfrage zu einer Prospektion aus der Luft gestellt wird, die nicht schnell erledigt werden kann. Denn der Luftbildarchäologe ist auf optimales Wetter, passenden Bewuchs oder sonstige Umstände angewiesen, die ihm letztlich erst die Beobachtung der archäologischen Strukturen im Boden vom Flugzeug aus sichtbar machen. Das kann mitunter sogar mehrere Jahre Zeit erfordern und zusätzlich noch das Glück, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. So kann aus der Erfahrung von drei Jahrzehnten praktischer Tätigkeit in der Luftbildarchäologie festgestellt werden, dass ein einzelner Prospektionsflug zwar die eine oder andere neue Fundstelle erbringt, aber meist erst über einen längeren Zeitraum der Beobachtung aus der Luft genauere Aussagen getroffen werden können. Ein gutes Beispiel hierfür zeigt die Fundstelle eines Kreisgrabens in einem Maisacker bei Peisenhofen, die erstmals Anfang August 1990 aus der Luft beobachtet werden konnte. Die zeitliche Einordnung des Befundes
Luftbildarchäologie ist eine Daueraufgabe
war jedoch nicht möglich, weil der Luftbildbefund nur teilweise bzw. bruchstückhaft erschien. Allein die Tatsache, dass es sich hier um einen archäologischen Befund handelte, konnte als gesichert angenommen werden. Es dauerte fast genau 20 Jahre, bis sich am 11. Juli 2010 in einem recht trockenen Sommer auf ebendiesem Acker der Kreisgraben zusammen mit etwa 50 Grabgruben als positives Bewuchsmerkmal im heranreifenden Getreide erneut zeigte. Erst damit konnte seine Zuordnung zu einem frühmittelalterlichen Reihengräberfeld als gesichert gelten. In Bayern haben mein Vorgänger Otto Braasch und ich seit 1980 mehr als 30 000 neue Fundstellen für die Abteilung Bodendenkmalpflege des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege zusammentragen können. Die Mehrzahl davon dürfte noch in die Kategorie »unbestimmte Zeitstellung« eingeordnet werden, jedoch stellen inzwischen häufig Luftaufnahmen die einzig gebliebenen Hinweise auf die Aktivitäten unserer Vorfahren in einer Region dar, da Erosion und die enorm zunehmende Bautätigkeit in der Fläche immer mehr Fundstellen verschwinden lassen. Hinzu kommt, dass durch die Einsparungen des Bayerischen Staates gerade im Kulturbereich heute gegenüber der Anfangszeit nur noch ein Fünftel der Flugstunden finanziert werden kann. Dadurch ist die Möglichkeit der Beobachtung von bekannten Fundstellen zur Gewinnung neuer Informationen, und auch die Prospektion von Neufundstellen gegenüber dem Zustand von vor 30 Jahren, stark eingeschränkt. Aber selbst mit den wenigen noch verbleibenden Prospektionsflügen in Bayern kann das Bild der Geschichte dieses Landes dank der Luftbildarchäologie und den vielen Kollegen am Boden immer schärfer gezeichnet werden. Ähnlich verhält es sich in den anderen Bundesländern: 1959 war Nordrhein-Westfalen das erste, in dem die Luftbildarchäologie eingeführt wurde. Zunächst
Klaus Leidorf
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Die Fundstelle bei Peisenhofen im Landkreis Kelheim, Bayern, wurde am 04. August 1990 zum ersten Mal durch einen Kreisgraben als positives Bewuchsmerkmal im Maisfeld beobachtet. Weil Mais in einem ormalen Jahrgang kein gutes Medium zum Anzeigen nur unterirdisch erhaltener Bauspuren ist, gab es tatsächlich weit und breit keine weiteren Spuren, um diesen Luftbildbefund zeitlich und kulturell eindeutig ansprechen zu können (zumal Kreisgraben in vielen ur- und frühgeschichtlichen Epochen und Kulturen vorkommt). Da der Befund als solcher zweifellos vorhanden ist, konnte man zu diesem Zeitpunkt davon ausgehen, dass es sich hier um eine archäologische Fundstelle handelt.
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beschränkte sich hier die großräumige Flugprospektion auf das Rheinland. Abgesehen von wenigen sporadischen Einsätzen lokaler Archäologen, wie z. B. der im Vorwort erwähnten Lufterkundung im Weser-Elbe-Dreieck, wurde die Luftbildarchäologie erst in den 1980er und 1990er Jahren von vielen Landesämtern für Bodendenkmalpflege in die Arbeit zur Inventarisierung integriert, zum großen Teil nicht dauerhaft, sondern nur für einige Jahre. Die permanente Befliegung in Bayern und Nordrhein-Westfalen sowie seit der Deut-
schen Wiedervereinigung in Sachsen und SachsenAnhalt bildet eher die Ausnahmen. Tatsache ist, dass neue Fundstellen in beträchtlicher Anzahl z. B. selbst nach 60 Jahren kontinuierlicher Flugprospektion und nur mit verhältnismäßig geringen Mitteln jedes Jahr im Rheinland aus der Luft aufgespürt werden. Änderungen des Klimas, von Anbaumethoden und -zyklen sowie Pflanzenarten usw. führen zu wechselhaften Bedingungen für die Beobachtung aus der Luft und können sowohl positiv als auch negativ auf die Flug-
Einführung
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Fast 20 Jahre später wurden am 11. Juli 2010 weitere Spuren an der Fundstelle Peisenhofen beobachtet und erst jetzt ist der Luftbildarchäologe in der Lage, die Befunde sicher anzusprechen. Im Zentrum des Kreisgrabens taucht nun eine rechteckige Grube auf, ein klarer Befund eines eingeebneten Hügelgrabs mit einer Zentralbestattung; rechts davon sind weitere etwa 50 rechteckige Gruben (ca. 1 m breit und 2 m lang), deren Anordnung typischen Reihengräbern des Frühmittelalters entspricht. Das Gräberfeld liegt offensichtlich auf einer Anhöhe (an den leicht wellenförmigen Traktorspuren erkennbar), links davon befindet sich ein inzwischen trocken gewordener alter Bach.
prospektion wirken. Aber rückblickend auf die ständig gestiegene Zahl neuer Bodendenkmäler kann festgehalten werden, dass sich ein dauerhafter Einsatz der Luftbildarchäologie bisher immer gelohnt hat. Es steht zudem fest, dass hierzulande mit einem oder ein paar Flügen die Sache nicht getan ist. Die Luftbildarchäologie bleibt eine Daueraufgabe in Deutschland. In manchen Regionen im Ausland hingegen, z. B. in der Inneren Mongolei in China (s. S. 68) oder der Berglandschaft in Ostgeorgien (s. S. 72), kann die Flug-
Luftbildarchäologie ist eine Daueraufgabe
prospektion binnen kurzer Zeit zum Erfolg führen. Denn dort dominiert nicht der Ackerbau, sondern die Viehzucht die Landnutzung, wodurch die meisten archäologischen Hinterlassenschaften von späteren menschlichen Aktivitäten verschont wurden und noch weitestgehend oberirdisch im Bodenrelief erhalten sind. Hier kann die Luftbildarchäologie tatsächlich durch die Möglichkeit, ausgedehnte Gebiete effektiv und umfassend in einem wirtschaftlich vertretbaren Rahmen zu untersuchen, zu ihrer Geltung kommen.
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Deutschland
Bodendenkmäler als Zeugnis der Geschichte Baoquan Song
Projektname: »Luftbildarchäologie zur Inventarisierung von Bodendenkmälern« in einzelnen Bundesländern, insbesondere Bayern und NRW Projektzeitraum: seit 1976 in Bayern und seit 1959 in Nordrhein-Westfalen Luftbildarchäologen: Otto Braasch und Klaus Leidorf (heute aktiv) in Bayern; Irwin Scollar, Ralf Zantop, Johann-Sebastian Kühlborn und Baoquan Song (heute aktiv) in NRW Flugzeugtyp: Schulterdecker Dornier Do 27 (in den 1960er und 1970er Jahren), seither Schulterdecker Cessna 152 und Cessna 172 Bildart und -maßstab: Abgesehen von gelegentlicher Nutzung von Senkrechtbildern werden überwiegend Schrägbilder verschiedener Bildmaßstäbe aufgenommen Flughöhe: Zwischen 300 und 1000 m
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Abgesehen von einigen regionalen Forschungsprojekten wird die Luftbildarchäologie in Deutschland im Allgemeinen zur Inventarisierung von Bodendenkmälern, auch archäologische Landesaufnahme genannt, eingesetzt. Somit ist sie in die Arbeit der Ämter für Bodendenkmalpflege der Bundesländer integriert, in denen es in der Regel eine eigene Abteilung für Prospektion gibt. Von dort aus werden Flugprospektionen, geophysikalische Messungen und Feldbegehungen organisiert bzw. koordiniert und oft auch ausgeführt. Hintergrund solcher Arbeit ist der Erlass von Denkmalschutzgesetzen, zunächst in den alten Bundesländern im Laufe der 1970er und 1980er Jahre. Nach der Deutschen Wiedervereinigung wurden dann auch entsprechende Gesetze in den neuen Bundesländern in den 1990er Jahren verabschiedet und in Kraft gesetzt. Sollen Bau- und Bodendenkmäler im Rahmen der Denkmalschutzgesetze geschützt und gepflegt werden, müssen die Ämter diese zuerst lokalisieren. Zudem muss in Erfahrung gebracht werden, in welchem Zustand und in welcher Ausdehnung sich diese befinden, und welche wissenschaftliche Bedeutung sie im Hinblick auf die Geschichte des Landes haben. Dies setzen umfassende archäologische Landesaufnahmen und eingehende Untersuchungen voraus. Die Luftbildarchäologie spielt hierbei eine Pionierrolle, da sie dazu beiträgt, durch ihre großräumige und systematische Befliegung zahlreiche neue Bodendenkmäler zu entdecken und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Sie ist die einzige Feldmethode, die nicht nur punktuelle sondern auch flächendeckende Prospektion ermöglicht. D. h. Arbeitsgebiete werden – mit Ausnahme bebauter Flächen wie z. B. Siedlungen und Industriegebiete – nach bestimmten Befliegungsschemata Parzelle für Parzelle gründlich aus der Luft abgesucht, während alle anderen Feldmethoden nur dann angewendet werden, wenn ein Anfangsverdacht bzw. ein konkreter
Hinweis auf die Existenz von Bodendenkmälern vorliegt. Einen derartigen Anfangsverdacht können z. B. Lesefunde, aber insbesondere Luftbildbefunde liefern. Darüber hinaus kommen in der Praxis die anderen Prospektionsmethoden und Ausgrabungen häufig nicht schnell genug zum Einsatz. Seitdem die Luftbildarchäologie eingesetzt wird, wurde die Anzahl bekannter Bodendenkmäler in den einzelnen Bundesländern nicht selten verdoppelt. Die Luftbildbefunde bleiben oft die einzigen Belege für die Existenz bestimmter Bodendenkmäler. Angesichts mangelnder Kapazitäten für die notwendige Arbeit im Gelände und die anschließende eingehende Untersuchung durch die Denkmalämter, versuchen Luftbildarchäologen durch ihre kontinuierliche und regelmäßige Befliegung möglichst viele Informationen über neue und bekannte Bodendenkmäler zu erhalten, sofern ihr Budget dies erlaubt. Einzelne Luftbildbefunde sind wie Mosaiksteinchen. Erst, wenn man genug davon gesammelt hat, kann man sie als ein vollständiges Bild zusammensetzen. Bedauerlicherweise ist es eine allgemein bekannte Tatsache, dass die Archäologen nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland kaum mit Forschungsgrabungen, sondern fast nur noch mit Notgrabungen beschäftigt sind. Jede Baumaßnahme, z. B. der Ausbau von Siedlungen oder die Erschließung neuer Industriegebiete fördert täglich unzählige Bodendenkmäler ans Licht. In vielen Fällen wurden und werden diese dabei oft unbemerkt bzw. versehentlich zerstört oder überbaut. Während z. B. die regelmäßige Flugüberwachung von Baustellen in den 1980er und 1990er Jahren die meisten Notgrabungen in Bayern auslöste, sind solche Überwachungsmaßnahmen heutzutage durch die starke Reduzierung von Flugstunden kaum noch möglich. Im Idealfall werden die durch systematische Flugprospektion entdeckten Spuren bzw. Verdachtsstellen
Deutschland
durch Feldbegehung und geophysikalische Prospektion vor Ort geprüft, ergänzt und vervollständigt. Bei wichtigen Befunden werden auch gezielte Grabungsschnitte angelegt, um entsprechende Strukturen und Kulturschichten im Boden näher zu untersuchen und um datierbare Funde zu erhalten. Die Luftbildarchäologie kann die Feldarbeit nicht ersetzen, sie jedoch viel effektiver und rationeller machen. Nur eine solche kombiniert durchgeführte Feldforschung ermöglicht eine präventive Bodendenkmalpflege und führt dazu, die immer häufiger vorkommenden, meist unvermeidbaren Notbergungen auf Baustellen, die häufig in großer Eile erfolgen müssen, auf ein Minimum zu reduzieren. Die tatsächliche Situation ist jedoch bis heute in vielen Regionen noch weit davon entfernt (s. S. 19u sowie beide Abb. S 20). Bei der systematischen Flugprospektion tauchen archäologische Spuren aller Fundgattungen, wie z. B. Siedlungen, Bestattungen, Kultanlagen, Befestigungen, Wege und Straßen etc. auf. Solche Befunde stammen von unterschiedlichen ur- und frühgeschichtlichen Epochen bis hin zum Hochmittelalter und der frühen
Bodendenkmäler als Zeugnis der Geschichte
Neuzeit. Da häufig Befunde aus mehreren Kulturschichten auf einem zweidimensionalen Luftbild erfasst werden, überlappen sich oft die archäologischen Spuren unterschiedlicher Epochen (s. S. 18o, 33o, 39or). Es ist die Aufgabe der Luftbildinterpretation, solche diffusen und komplizierten Befunde voneinander zu trennen und sie anschließend einzeln und gegebenenfalls zum Schluss auch gemeinsam anzusprechen. In dieser Hinsicht haben Luftbildarchäologen seit Jahrzehnten wertvolle Erfahrungen gesammelt. Damit können sie nicht nur einzelne Epochen und Fundgattungen aufdecken, sondern eine ganze Reihe von Umwandlungen, die der Mensch seiner physischen Umwelt aufzwang. So ist die Luftbildarchäologie durch kontinuierliche Forschung in der Lage, die Landschaftsveränderung durch die Aktivitäten der Menschheit von ihren Anfängen bis hin zur Neuzeit wieder sichtbar zu machen. Im Folgenden sollen anhand einer Auswahl repräsentativer Luftbildbefunde die wichtigsten Fundgattungen aus verschiedenen Epochen mit kurzen Kommentaren, jedoch ohne Anspruch auf Vollständigkeit, vorgestellt werden.
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Das Neandertal bei Mettmann ist weltberühmt. Hier entdeckten Steinbrucharbeiter im Jahr 1856 fossile Überreste des Neandertalers in einer heute zerstörten Kalksteinhöhle. Da die Menschen der Altund Mittelsteinzeit als herumschweifende Jäger und Sammler kaum nennenswerte Spuren im Boden hinterlassen haben, sind ihre Spuren im Luftbild nicht unmittelbar zu erfassen. Dennoch kann die Luftbildanalyse der dortigen geografischen und geologischen Verhältnisse wertvolle Hinweise über die natürlichen Zufluchtsstätten und Lagerplätze liefern.
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Frühneolithisches Langhaus bei Rösebeck im Landkreis Borgentreich, NordrheinWestfalen. Die Pfostenspuren und Wandgräben sind im ausgereiften Wintergetreide als positive Bewuchsmerkmale erkennbar. Im Gegensatz zum Paläolithikum und Mesolithikum können kulturelle Hinterlassenschaften des Neolithikums direkt mit luftbildarchäologischen Methoden aufgespürt werden. Denn die Menschen griffen ab der Jungsteinzeit durch Ackerbau, Viehzucht und die dauerhafte Sesshaftwerdung massiv in ihre Umwelt ein, wodurch sie zahlreiche Spuren im Boden hinterließen.
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Linienbandkeramisches Langhaus bei VettweißSievernich im Kreis Düren, Nordrhein-Westfalen. Die Pfostenspuren und Wandgräben sind als positive Bewuchsmerkmale im Getreide zu erkennen. Die ersten Bauern, die sogenannten Bandkeramiker, wanderten zwischen 5700 und 5500 v. Chr. vom Südosten nach Mitteleuropa ein und verbreiteten sich rasch in großen Gebieten; zunächst entlang der Donau und dann entlang des Rheins. Ihren Namen erhielten sie durch ihre charakteristische Keramik mit Linienbandverzierungen. Vor allem in der Haus- und Siedlungsbautechnik spiegelt sich die kulturelle Einheit der Bandkeramiker in einem überregionalen Raum von WestUngarn über Österreich und Deutschland bis zum Pariser Becken in Frankreich wider. Das sogenannte neolithische Langhaus diente zum Wohnen, Arbeiten und Vorratsspeichern.
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Spuren einer frühneolithischen Siedlung bei ZülpichNemmenich im Kreis Euskirchen, Nordrhein-Westfalen. Zu erkennen sind mindestens drei Hausgrundrisse mit Wandgräben im Nordwesten. Teilweise recht gut sichtbar sind zudem Pfostenspuren im Südosten. Möglicherweise war diese deutliche Ausprägung einer günstigen geologischen Bedingung zu verdanken, die den Untergrund an der Fundstelle vermutlich trockener als die Umgebung machte. Dies lässt zumindest die Verfärbung im Getreide vermuten.
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Ein trapezoider Hausgrundriss bei Swisttal-Dünstekoven im Landkreis Swisttal, Nordrhein-Westfalen, gehört mutmaßlich zur mittelneolithischen Großgartacher Kultur. Außerdem sind auf dem Luftbild ein alter Bachverlauf und zickzackförmige Schützengräben aus dem Zweiten Weltkrieg ebenfalls als Bewuchsmerkmale erkennbar.
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Mittelneolithische Kreisgrabenanlage (Kalenderbau) bei Meisternthal, Stadt Landau an der Isar im Landkreis Dingolfing-Landau, Bayern. Dank der Luftbildarchäologie wurden zahlreiche solcher Kreisgrabenanlagen entdeckt, die in einer Konstruktion von Graben, Wall und Palisade gebaut worden waren. In Luftbildern sind solche Anlagen meistens durch ihre ein- bis mehrfache Grabenbefunde in Form von Kreisen bzw. Ellipsen zu erkennen. Um 4900 v. Chr. zunächst in der Lengyelkultur in Ungarn bekannt, verbreitete sich der Anlagebau sehr schnell entlang von Donau und Elbe in Richtung Westen und deckt sich weitgehend mit der sogenannten Stichbandkeramik-, Rössener und Großgartacher Kultur in Süd- bis Mitteldeutschland sowie in Niederösterreich, Slowakei, Böhmen und Mähren.
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Der Kalenderbau von Goseck im Burgenlandkreis, SachsenAnhalt, wurde am 11. Juni 1991 von Otto Braasch entdeckt und nach der vollständigen Freilegung rekonstruiert. Die Wall- und Grabenkonstruktion besitzt drei Erdbrücken als Eingänge und zwei innere Palisaden. Auffällig ist der am Fuß der inneren Wallseite befindliche Graben.
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Doppelkreisgrabenanlage (Kalenderbau) bei Kothingeichendorf im Landkreis Dingolfing-Landau, Bayern. Das Luftbild zeigt ein sehr trauriges Bild: Das selten so gut erhaltene Bodendenkmal wurde beim Bau einer modernen Wasserleitung stark beschädigt.
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Das Luftbild zeigt das neolithische Erdwerk von Moos als Bewuchsmerkmal und zugleich eine evtl. Gefährdung der Fundstelle: Die Ausdehnung der modernen Siedlung ist schon sehr fortgeschritten und es ist wahrscheinlich nur noch eine Frage der Zeit, wann das Industrie- und Siedlungsgebiet erweitert wird.
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Drei Jahre zuvor treten Spuren des Erdwerks von Moos als Bodenmerkmale im frisch gepflügten Acker auf. Die trapezförmige Doppelgrabenanlage befindet sich nicht weit von der Isar-Mündung in die Donau am Rande des Lössgebietes. Im Inneren der Anlage fanden sich Hinweise auf eine Siedlung des 4. Jahrtausends v. Chr.
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Spuren eines jungneolithischen Erdwerks bei ZülpichOberelvenich im Kreis Euskirchen, Nordrein-Westfalen. Deutlich zu erkennen ist ein annähernd kreisrunder 3 bis 4 m breiter Graben mit einem in der Innenseite parallel verlaufenden schmalen Palisadengräbchen. Die Anlage gehört vermutlich zur Michelsberg-Kultur. Ihr auffälligstes Merkmal sind die zahlreichen Erdbrücken (Grabenunterbrechungen), die den Kreisgraben als Fortifikationsanlage sinnlos machen, weil sie dadurch kaum zu verteidigen ist.
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Das jungneolithische Erdwerk von Brakel-Erkeln im Kreis Höxter, Nordrhein-Westfalen, erschien Ende Juni 2017 im ausgereiften und ausreifenden Winter- und Sommergetreide fast vollständig. Die Anlage wurde an einem steilen, heute bewaldeten Abhang auf einem Plateau gebaut und etwa 3/5 des Areals wurden mit einem Graben geschützt. Die erhaltenen Spuren des bereits planierten Grabens weisen eine Breite zwischen ca. 2 m und 4 m sowie eine Gesamtlänge von ca. 670 m auf. An drei Stellen werden Erdbrücken vermutet. Die vom Graben umfasste Innenfläche beträgt etwa 6,76 ha und hat eine annähernd ovale Form.
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Neolithisches Erdwerk bei Willebadessen-Peckelsheim im Landkreis Höxter, NordrheinWestfalen, mit den Spuren von Doppelgräben, die sich als positive Bewuchsmerkmale im Wintergetreide abzeichnen. Mehrere Eingänge sind als Unterbrechungen der Doppelgräben (Erdbrücken) zu erkennen. Lesefunde der Fundstelle erlauben eine Datierung der Anlage ins Jungneolithikum.
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Jungneolithisches Erdwerk bei Petershagen im Landkreis Minden-Lübbecke, NordrheinWestfalen,wurde bei der Flugprospektion im Sommer 2019 entdeckt. Die Anlage hat zwei breite parallel verlaufende Gräben und liegt halbkreisförmig direkt am Ufer der Weser. Sie erscheint als positive Bewuchsmerkmale in einem Zuckerrüben- und in einem ausgereiften Wintergetreidefeld.
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Der Bogenberg befindet sich nahe der Stadt Bogen an der Donau im Landkreis StraubingBogen, Bayern. Das Luftbild zeigt den sich entlang der Donau ausdehnenden Berg mit seinem steilen Südhang. Auf dem Gipfelplateau ist heute die Wallfahrtkirche Bogenberg von Weitem zu sehen. Das Gipfelplateau war ein bevorzugter Platz für Höhensiedlungen von der Bronzezeit bis zum Mittelalter.
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Nördlich des Nördlinger Rieses befindet sich der Hesselberg, die höchste Erhebung Mittelfrankens. Auf dem Plateau sind Spuren vom Neolithikum bis in das Mittelalter zu finden. Es scheint etwa ab der Bronzezeit kontinuierlich besiedelt worden zu sein. In der Spätbronzezeit, der sogenannten Urnenfelderzeit, wurde zum Schutz der Siedlung auf den Hochflächen ein etwa 5 km langer Holz-Erde-Ringwall errichtet.
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Unten: Große Anzahl von Kreisgräben bei Geisling im Landkreis Regensburg, Bayern. Entsprechend der Größe und Anordnung der Kreisgräben, die sich mal klar und mal schwach dicht nebeneinander angeordnet im Getreidefeld abzeichnen, handelt es sich vermutlich um Reste planierter Hügelgräber eines bronzezeitlichen Gräberfeldes.
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Die Randbefestigung auf der östlichen Hangkante von Rollenberg bei Hoppingen im Landkreis Donau-Ries, Bayern, ist heute noch sichtbar. Der Ringwall wurde vermutlich – ähnlich wie bei anderen Höhensiedlungen in der Region – mit einer Holz-ErdeKonstruktion errichtet. Archäologische Funde weisen auf die Besiedlungen des Plateaus vor allem in der Spätbronzezeit und in der jüngeren Eisenzeit hin.
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Unten: Die Fundstelle liegt bei Lüdinghausen-Tetekum, Kreis Coesfeld, NRW. Auf dem Luftbild sind 3 Doppelkreisgräben und mindestens 5 einfache Kreisgräben in verschiedener Größe als Bewuchsmerkmale zu erkennen. Bei diesem Befund handelt es sich vermutlich um Spuren von planierten Grabhügeln aus der Spätbronze- und Früheisenzeit. Vergleichbare Befunde sind durch Grabungen bekannt.
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Die bei Datteln-Horneburg im Landkreis Recklinghausen, Nordrhein-Westfalen, entdeckten Kreisgräben gehören vermutlich zu Resten planierter Grabhügel eines Gräberfeldes der Spätbronze- und Früheisenzeit. Innerhalb des Kreisgrabens oben im Bild ist eine dünne, parallel verlaufende dunkelgrüne Linie zu erkennen, die wohl auf das ehemalige Palisadengräbchen hinweist.
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Der Ipf ist eine Erhebung der östlichen Schwäbischen Alb bei Bopfingen im Ostalbkreis, Baden-Württemberg. Auf dem Luftbild ist die mächtige mit Ringwällen befestigte Höhensiedlung auf dem Gipfelplateau, erbaut ab der Spätbronzezeit, deutlich zu erkennen. Als einer der sogenannten Fürstensitze erlebte die Höhensiedlung ihre Blüte in der Späthallstattund Frühlatènezeit als überregionales Machtzentrum und Knotenpunkt im Fernverkehrsnetz.
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Der drei- bis vierfach mit Gräben geschützte Herrenhof der Hallstattzeit bei Essenbach im Landkreis Landshut, Bayern, ist heute als ein Bodendenkmal nur unterirdisch erhalten. Bei günstigen Bedingungen tritt seine Bauform als positive Bewuchsmerkmale im Getreidefeld hervor.
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Die Spuren des mit Dreifach-Gräben geschützten Herrenhofs der Hallstattzeit bei Osterhofen-Galgweis im Landkreis Deggendorf, Bayern, erscheinen als positive Bewuchsmerkmale.
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Das Luftbild zeigt die befestigte Höhensiedlung Heuneburg am Oberlauf der Donau bei Herbertingen-Hundersingen im Landkreis Sigmaringen, Baden-Württemberg. Die Anlage besteht aus einer Kernburg in Spornlage und einer erst seit Neuem bekannten, sogenannten Außensiedlung auf der Donau-Terrasse. Die Fundstelle ist als einer der »Fürstensitze« der Hallstattzeit europaweit bekannt und beherbergt heute das Freilichtmuseum Heuneburg.
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Der an einem steilen Hang und an drei Seiten mit Doppelgräben geschützte Herrenhof der Hallstattzeit bei Linzing im Landkreis Deggendorf, Bayern, erscheint ebenfalls als positive Bewuchsmerkmale im Getreidefeld.
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Herrenhof der Hallstattzeit bei Manching-Oberstimm im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm, Bayern. Im blühenden Rapsfeld sind die Dreifach-Gräben mit dem Eingangsbereich sowie ein Pfostenbau zu erkennen.
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Das Luftbild zeigt die markante Lage des keltischen Oppidums Menosgada auf dem Staffelberg bei Bad Staffelstein im Landkreis Lichtenfels, Bayern. Mit dem von Julius Caesar in seiner Schrift »De Bello Gallico« eingeführten Begriff »Oppidum« wird eine Art keltische Protostadt bezeichnet, die standardmäßig erbaut in der Regel von einem annähernd kreisrunden Befestigungswall (»Murus Gallicus«) umgeben war und den Kelten als Zentralort diente. Die Oppida verbreiten sich in der Spätlatènezeit in Zentralund Westeuropa und befinden sich meistens auf einer Anhöhe oder einem Gipfelplateau.
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Rekonstruierter Grabhügel des sogenannten Fürstengrabs am Glauberg im Wetteraukreis, Hessen. Es gehört ähnlich wie das späthallstattzeitliche »Fürstengrab« von Hochdorf mit seinen reichen Grabbeigaben aus der Frühlatènezeit zu der faszinierenden keltischen Kulturwelt.
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Detailaufnahme des keltischen Oppidums Menosgada auf dem Gipfelplateau vom Staffelberg.
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Das keltische Oppidum Kelheim an der Donau im Landkreis Kelheim, Bayern. Der Abschnittswall ist in dem vom Schnee erhellten Boden des laublosen Waldes klar zu erkennen. An der höchsten Stelle des Michelsbergs befindet sich die Befreiungshalle in Erinnerung an die Napoleonischen Befreiungskämpfe.
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Deutschland
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Das keltische Oppidum Manching im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm, Bayern, wurde ausnahmsweise in einem Flachland erbaut. Der annähernd kreisrunde von Julius Caesar als »Murus Gallicus« bezeichnete Befestigungswall ist heute zum Großteil nur durch die darauf wachsenden Bäume auszumachen. Durch den Bau des Flughafens in den 1930er Jahren wurde die Anlage in zwei Bereiche aufgeteilt.
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Innerhalb des keltischen Oppidums Manching, wo heute Acker- und Grünfläche noch vorhanden sind, wurden unter günstigen Bedingungen Spuren von Gehöften und Hausbauten beobachtet, z. B. im Vordergrund des Luftbildes.
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Detailaufnahme von Siedlungsspuren innerhalb des keltischen Oppidums Manching. Die mit Gräben und ursprünglich wohl auch mit Palisaden markierten Areale stellen offenbar Bereiche von Gehöften dar. Pfostenspuren verraten Standorte von Gebäuden mit Holz-Erde-Konstruktion.
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Die charakteristische Bauweise der oberirdisch erhaltenen keltischen Viereckschanze bei Buchendorf in der Gemeinde Gauting im Landkreis Starnberg, Bayern, ist im Schnee als Schattenmerkmal besonders gut zu erkennen.
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Deutschland
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Fundstelle mit einem hallstattzeitlichen Herrenhof und einer keltischen Viereckschanze bei Langwied in Bayern. Zur Latènezeit war wohl der Herrenhof oberirdisch wahrnehmbar und die keltische Viereckschanze ist beim Bau an dem Herrenhof orientiert. Sie nutzte eine Ecke des Herrenhofes. Dieser Luftbildbefund zeigt eindeutig, dass es an dieser Stelle eine Siedlungskontinuität von der Hallstatt- zur Latènzeit gegeben hat.
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Keltische Viereckschanze in einem Zuckerrübenfeld bei Fürstenzell im Landkreis Passau, Bayern. Der inzwischen planierte Erdwall erscheint als negatives Bewuchsmerkmal, der vorgelagerte Graben hingegen als positives Bewuchsmerkmal.
Bodendenkmäler als Zeugnis der Geschichte
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Spuren einer mit Doppelgräben befestigten Anlage bei Kicklingen im Landkreis Dillingen an der Donau, Bayern, als positive Bewuchsmerkmale in einem ausgereiften Wintergetreidefeld. Ob die Anlage als Herrenhof zur Hallstattzeit oder als Kastell zur römischen Kaiserzeit gehört, ist noch nicht endgültig geklärt.
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Das römische Legionslager von Markbreit im Landkreis Kitzingen, Bayern, wurde 1985 von Otto Braasch entdeckt. Dessen Form ist offensichtlich der Topografie angepasst und gehört somit zur Frühkaiserzeit. Im Luftbild sind die Doppelgräben der Umwehrung mit drei abgerundeten Ecken als positive Bewuchsmerkmale deutlich zu erkennen. Am linken Bildrand ist fast parallel zum Legionslager etwa die Hälfte eines römischen Marschlagers mit zwei abgerundeten Ecken ebenfalls sichtbar.
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Das Senkrechtluftbild zeigt Details im Zentrum und Südteil des Zwei-LegionenLagers Vetera castra I. Durch breite Straßen wurde das Lager in Areale aufgeteilt. Die Ost-West orientierte Hauptstraße (via principalis) ist mit dem nördlich von ihr befindlichen Stabsgebäude (principia) oben im Bild zu erkennen. In der Bildmitte unten rechts befindet sich das zweite durch Flugprospektion entdeckte vierflügelige Lagerkrankenhaus (valetudinarium) mit Innenhof der 15. Legion, das auf der linken Seite ein Gebäude der älteren Lagerbauphase mit leicht versetzter Orientierung schneidet. Im unteren Bildbereich, direkt oberhalb der Südumwehrung, die aus einer breiten Holz-Erde-Befestigung mit Zwischentürmen und vorgelagerten Doppelgräben besteht, sind Lagerareale mit Manschaftsbaracken (contubernia) angeordnet.
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Das genordete Luftbild zeigt das römische Legionslager Vetera castra I auf dem Fürstenberg bei Xanten im Landkreis Wesel, NordrheinWestfalen. Als eine wichtige Militärbasis der Römer am niederrheinischen Limes entstanden hier im Laufe von 12 v. Chr. bis 69/70 n. Chr. mehrere Lager bzw. Bauphasen. Durch Bewuchsmerkmale deutlich sichtbar sind die Umwehrung und Innenbauten des Zwei-LegionenLagers, das zur Regierungszeit des Kaisers Nero gebaut wurde.
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Als das Lager Vetera castra I Anfang des 20. Jh. ausgegraben wurde, verzichtete man auf eine Flächengrabung, um Arbeitsaufwand zu sparen. Folglich wurde nur entlang der Steinmauerfundamente von Gebäuden ausgegraben, wodurch der archäologische Befund weitestgehend erhalten geblieben ist. Deshalb erscheinen heute die Grundrisse der Steinbauten einem Bauplan gleich als positive Bewuchsmerkmale im Gelände.
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Im Südostteil des Lagers Vetera castra I sind Spuren der Mannschaftsbaracken (contubernia) mit Dienstwohnungen der Zenturionen u. Ä. in einzelnen Reihen oder Doppelreihen zu erkennen. Die Südumwehrung ist mit der breiten Holz-Erde-Umwehrung und Zwischentürmen sowie vorgelagerten Doppelgräben klar zu sehen. Direkt hinter der Umwehrung befindet sich die Lagerstraße, via sagularis, und einzelne rechteckige Steinbauten von Backstuben, Toiletten und Ähnlichen.
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Das römische Standlager Haltern ist heute weitgehend durch die Ausdehnung der Stadt Haltern am See überbaut. Grün- bzw. Ackerflächen gibt es lediglich im Bereich der Westumwehrung. Das Luftbild zeigt die Nordwestecke des Lagers. Neben den Doppelgräben konnten Pfostenspuren in Doppelreihen von der HolzErde-Umwehrung dokumentiert werden. Eine Erdbrücke (Bildmitte) führte zum Nordtor des Lagers, welches auf dem höchsten Punkt der Anhöhe über der Lippe lag. Von den Türmen dieses Tores konnte das gesamte Lager überblickt werden. Weitere Bewuchsmerkmale innerhalb der Umwehrung deuten auf Lagerinnenbauten hin.
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Das römische Kastell Eining bei Neustadt an der Donau im Landkreis Kelheim, Bayern. Spuren von massiven Steingebäuden der zivilen Siedlung (Vicus) unmittelbar außerhalb des Militärlagers werden als negative Bewuchsmerkmale in Winterund Sommergetreidefeldern sichtbar. Das Kastell diente mit seiner Besatzung zur Sicherung und Überwachung des Obergermanisch-Raetischen Limes.
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Fundstelle zweier nacheinander gebauter römischer Kastelle bei Theilenhofen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, Bayern. Zuerst entstand hier vermutlich ein hölzernes Kastell mit Pfostenbauten im Inneren (rechts im Bild), das später durch ein Lager mit Befestigung und Innenbauten aus Stein ersetzt wurde (links im Bild).
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Das Luftbild zeigt vermutlich ein römisches Kastell in Rechteckform mit Doppelgräben und vier abgerundeten Ecken sowie einen mit dreifachen Gräben geschützten hallstattzeitlichen Herrenhof bei Kösching im Landkreis Eichstätt, Bayern, als negative Schneemerkmale.
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Zwei römische Marschlager auf der Menzeler Heide im Landkreis Wesel, NordrheinWestfalen. Solche provisorischen Lager sind auch als Übungs- bzw. Manöverlager bekannt.
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In dem Luftbild erscheint das römische Auxiliar-Kastell Burginatium bei Kalkar am unteren Niederrhein, Kreis Kleve, Nordrhein-Westfalen, fast vollständig mit ihren drei verschiedenen Bauphasen als Bewuchsmerkmale. Das mit Stein aus der Eifel gebaute Kastell besaß ursprünglich nur etwa ¾ der im Luftbildbefund sichtbaren Größe und wurde erst später im Südwesten erweitert (unten im Bild). In der Spätantike erfolgte eine radikale Verkleinerung, wie der gebogene breite Graben im Nordosten zeigt (oben im Bild).
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Ebenfalls zum Obergermanisch-Raetischen Limes gehört das sehr früh archäologisch untersuchte und am vollständigsten rekonstruierte römische Kastell Saalburg im Taunus nordwestlich von Bad Homburg vor der Höhe, Hessen.
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Das römische Kastell von Ruffenhofen im Landkreis Ansbach, Bayern, gehört als Teil des Obergermanisch-Raetischen Limes zum UNESCOWeltkulturerbe. Es wurde nach dem Luftbildbefund und Magnetogramm der magnetischen Prospektion rekonstruiert.
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Die Colonia Ulpia Traiana bei Xanten im Landkreis Wesel, Nordrhein-Westfalen, wurde um 100 n. Chr. gegründet und bestand bis ca. 275 n. Chr. Sie gehörte zu den etwa 150 Städten, die das höchste Stadtrecht besaßen und als »Nachbildungen Roms« galten. Nach der Colonia Claudia Ara Agrippinensium (heute Köln) und Augusta Treverorum (heute Trier) war sie die drittgrößte römische Stadt nördlich der Alpen. Im Gegensatz zu Köln und Trier ist sie heute weitgehend frei von modernen Bebauungen. Die wenigen Privathäuser und Industriegebäude innerhalb des antiken Stadtgebiets wurden und werden peu à peu ausgesiedelt.
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Zum Schutz dieses einmalig erhaltenen Bodendenkmals befindet sich hier seit 1977 das LVR-Freilichtmuseum »Archäologischer Park Xanten«. Das Luftbild zeigt die Nordwestecke der römischen Stadt mit den Thermen und der Basilika, heute das LVRRömer-Museum. Selbst bei diesem bekannten Bodendenkmal werden hin und wieder noch im Boden verborgene Spuren entdeckt, wie die Nord- und Weststadtmauer mit Eckturm und Zwischentürmen.
Bodendenkmäler als Zeugnis der Geschichte
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Der Ursprung der Stadt Regensburg geht auf das römische »Castra Regina« zurück. Dieses bestand aus einem Legionslager und einer Zivilsiedlung (canabae bzw. vicus), wurde am Ende des 2. Jh. n. Chr. erbaut. Bis heute sind in der Stadt zahlreiche bauliche Überreste des Legionslagers und der zivilen Siedlung erhalten geblieben.
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Spuren verborgener Pfeilerreste eines römischen Aquädukts zeichnen sich in Form einer parallel zur Landstraße verlaufenden Punktreihe im Getreidefeld ab. Rechts daneben verraten positive Bewuchsmerkmale die Position und Form eines römischen Marschlagers. Mit diesem Luftbild wurde zum ersten Mal nachgewiesen, dass die Römer am Niederrhein – ähnlich wie in der Eifel oder im Rhein-Main-Gebiet – zur frischen Wasserversorgung der Colonia Ulpia Traiana ebenfalls ein Aquädukt gebaut hatten.
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Die Villa rustica bei Heroldingen im Landkreis DonauRies, Bayern, weist offensichtlich zwei Haupthäuser auf. Ob diese gleichzeitig oder nacheinander errichtet worden waren, kann anhand des Luftbildbefundes nicht geklärt werden.
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Der nordraetische Limes bei Burgsalach in Mittelfranken ist heute noch durch seine schnurgerade Ausführung aus der Luft wahrnehmbar. Er gehörte zu dem etwa 550 km langen Obergermanisch-Raetischen Limes, einer ehemaligen Außengrenze des Römischen Reiches zwischen Rhein und Donau, der sich zwischen Rheinbrohl am Rhein und dem Kastell Eining an der Donau erstreckte. Seit 2005 steht der Obergermanisch-Raetische Limes auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO.
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Eine längst eingeebnete römische Villa rustica (römischer Gutshof) bei Gaimersheim im Landkreis Eichstätt, Bayern, wird fast komplett durch negative Bewuchsmerkmale im Getreidefeld sichtbar. Der geräumige Gutshof ist durch eine Hofmauer geschützt. Darin befanden sich das Haupthaus/ Herrenhaus (Mitte oben), ein beheizbares Bad (Mitte unten), Wirtschaftsgebäude (unten links) sowie Speicher (oben links/unten rechts) und Ställe (oben rechts).
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Der Raetische Limes begann bei Hienheim im Landkreis Kelheim, Bayern, und erstreckte sich bis Lorch an der Rems 166 km. Er bestand überwiegend aus bis zu 3 m hohen Steinmauern und hölzernen Wachtürmen.
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Römerstraßen waren im Gegensatz zu Naturwegen der Germanen oder Kelten mit einem vorgegebenen Schichtaufbau und zwei Entwässerungsgräben an beiden Straßenseiten befestigt und verlaufen meist geradlinig durch die Landschaft. Manche Strecken sind bis heute oberirdisch im Gelände wahrnehmbar, wie der Luftbildbefund als Schattenmerkmale Am Schulfang in Buch am Erlbach im Landkreis Landshut, Bayern, zeigt.
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Oben: Das Kastell bei Burgsalach im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, Bayern. Seine Architektur mit den etwa 2 m mächtigen Steinmauern ist in Deutschland bislang einzigartig.
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Völlig eingeebneter Burgus bei Mechernich-Satzvey im Landkreis Euskirchen in der Eifel, Nordrhein-Westfalen. Das Steinfundament des etwa 10 x 10 m großen Turms ist an drei Seiten als negatives Bewuchsmerkmal erkennbar; vorgelagert sind als positive Bewuchsmerkmale drei umlaufende Gräben, wobei der innere dünnere wohl auf ein Palisadengräbchen hinweist, während der mittlere eine Breite von mindestens 4 m und der äußere eine Breite von 2 m aufweisen.
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Römerstraße Am Schulfang, Buch am Erlbach, Niedererlbach, Landkreis Landshut, Bayern, als negatives Schneemerkmal in der Winterlandschaft.
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Der hier abgebildete Burgus bei Erftstadt-Friesheim im Rhein-Erft-Kreis, NordreinWestfalen, ist nur unter der Erde erhalten. Als Luftbildbefund erscheint das quadratische Steinfundament des Turms als negatives Bewuchsmerkmal, während die vorgelagerten umlaufenden Pfostenspuren und ein breiter Graben mit einer Erdbrücke als positive Bewuchsmerkmale zu sehen sind. In unmittelbarer Nähe des Burgus sind Pfostenspuren und Gruben im Gelände verstreut, welche als Hinweis auf eine Siedlung zu verstehen sind. Wahrscheinlich fungierte dieser Burgus bei germanischen Einfällen als Zufluchtsstelle für die in der Nähe wohnenden Bauern.
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Bei Vettweiß in der Eifel im Landkreis Düren, NordrheinWestfalen, treten zwei Burgi in direkter Nachbarschaft zueinander als Bewuchsmerkmale auf.
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Trapezförmiges Grabenwerk bei Hausweiler im Landkreis Euskirchen, Nordrhein-Westfalen, als positive Bewuchsmerkmale im Zuckerrübenfeld. Luftbildbefunde dieser Art werden in der Regel als römische Grabgärten interpretiert und werden hin und wieder in den ehemaligen römischen Provinzen auf der linken Rheinseite zwischen Köln und Koblenz aus der Luft beobachtet.
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Das frühmittelalterliche Reihengräberfeld bei Haidlfing im Landkreis DingolfingLandau, Bayern, verrät seine Anordnung durch positive Bewuchsmerkmale. Solche etwa in Reihen angelegten Schachtgräber für Körperbestattungen findet man als Luftbildbefunde von Oberitalien bis zum Niederrhein. Sie stellen die Grabform der Merowingerzeit dar.
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Reihengräberfeld bei KleinVernich im Landkreis Euskirchen, Nordrein-Westfalen. Der Befund deutet auf eine längere Belegung des Gräberfeldes hin: Während die meisten Gräber in Ost-WestRichtung ausgerichtet sind (rechts im Bild), was typisch für die frühmittelalterlichen Reihengräber ist, weicht eine Anzahl von Gräbern stark von dieser Ausrichtung ab (links im Bild). Die Letzteren gehören wohl zu den jüngsten Bestattungen am Ende der Merowingerzeit, in der sich der christliche Glaube langsam durchgesetzt hat. Am Ende dieser Entwicklung wurden Verstorbene schließlich entweder in oder nahe der Kirche bestattet.
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Mittelalterliche Wölbacker bei Sachsenkam im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, Bayern, zeigen ihre Spuren durch Schneemerkmale klar und deutlich in der Winterlandschaft. Archäologisch belegbar ist eine solche Ackerform ab dem Frühmittelalter bedingt durch die Verwendung von nicht wendbaren eisernen Pflugscharen, die von Ochsen oder Pferden gezogen wurden. Dabei konnte die Ackerkrume nur in eine Richtung gewendet werden. Um ein solches Pfluggespann so wenig wie möglich wenden zu müssen, wurden die Flure in Form von Langäckern, welche nur weniger Meter breit und 100 m oder mehr lang waren, angelegt.
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Der Burgstall auf dem Veitsberg in Bad Neustadt a. d. Saale im Landkreis RhönGrabfeld, Bayern, existiert heute nur noch als ein unterirdisches Bodendenkmal. Die vermutliche Turmhügelburg (Motte) wurde aus einer HolzErde-Konstruktion errichtet, die im Inneren von einem kreisrunden Graben umgeben war, der wiederum an der Topografie angepasst von einem polygonal umlaufenden Graben mit Erdbrücken vorgelagert war. Die Motte ist an einer Spornlage gebaut (Spornburg), hatte neben dem umlaufenden Graben an zwei Seiten einen steilen Abhang und besaß an zwei anderen Seiten einen breiten Abschnittsgraben. Der dritte äußere Graben (links im Bild) stellt wohl die Abgrenzung der Vorburg dar.
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Burgstall bei Rettenberg-Emmereis im Landkreis Oberallgäu, Bayern. Bis heute sind lediglich der langgezogene Turmhügel und der umlaufende Graben auf einer natürlichen Anhöhe erhalten. Die Anlage befindet sich mitten in einer trockengelegten Moorlandschaft.
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Die mittelalterliche Motte Schwatte Borg bei DorstenRhade im Landkreis Recklinghausen, Nordrhein-Westfalen, wurde zuerst als Bewuchsmerkmale im Grünland beobachtet. Die Anlage schien mit drei kreisrunden Gräben geschützt zu sein (Bild oben). Erst durch Schattenmerkmale konnte jedoch festgestellt werden, dass diese Motte teilweise noch oberirdisch erhalten ist und nur zweifache Gräben besaß. Dieser Befund liefert uns wichtige Erfahrung für die Luftbildinterpretation von teilweise bzw. völlig eingeebneten Grabensystemen.
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Der Hof Wulfthüter im Landkreis Coesfeld, NordrheinWestfalen, geht auf eine mittelalterliche Motte zurück, deren Spuren sich als Bewuchsmerkmale im Luftbild abzeichnen. Die Basis des bereits planierten Turmhügels hat eine annähernd rechteckige Grundform von ca. 15 m × 18 m. Ein ca. 5 bis 10 m breiter Graben umgab den ehemaligen Turmhügel und die Vorburg mit Wirtschaftsgebäuden. Das Hauptgebäude des heutigen Hofs orientiert sich nach der Anordnung der ehemaligen Vorburg. Auch die Hecke des Hofs setzt die Tradition der ehemaligen Burg fort, denn der zum großen Teil verfüllte Heckengraben ist auf dem Luftbild ebenfalls als Bewuchsmerkmale deutlich zu erkennen.
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Der Turmhügel »Fuchsspitze« unmittelbar am Südufer der Lippe und der südlich davon auf der Flussterrasse liegende Ringwall »Burgstätte« bei Datteln-Markfeld im Landkreis Recklinghausen, Nordrein-Westfalen, sind seit etwa 150 Jahren in der Forschung bekannt. Die Luftbildarchäologie lieferte im Frühjahr 2011 die Erkenntnis, dass diese beiden Bodendenkmäler im Westen, Süden und Osten durch ein ausgedehntes System aus dreifachen Gräben ergänzt werden. Zu dem imposanten Bild der Gesamtanlage passen Lesefunde aus Buntmetall mit Resten der Feuervergoldung. Hiermit ist das Bild einer bedeutenden Niederungsburg des 12./ 13. Jh. in Westfalen deutlich sichtbar geworden.
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Das Luftibld zeigt zwei Flakstellungen und Schützengräben bei Dorsten-Holsterhausen im Landkreis Recklinghausen, NordrheinWestfalen, als positive Bewuchsmerkmale in einem Getreidefeld. Solche Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg werden häufig bei der Flugprospektion über NordrheinWestfalen beobachtet.
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China
Städte, Gräber und Steppen Baoquan Song
Projektname: »Einsatzmöglichkeiten moderner Luftbildarchäologie in der VR China« und »Einführung moderner Luftbildarchäologie in der VR China« Projektzeitraum: 1992– 1994 und 1995– 2000 Luftbildarchäologen: Baoquan Song (Luftbildauswertung und Flugprospektion) Flugzeugtyp: Doppeldecker Antonov An 2 und Leichthubschrauber Robinson R22 Bildart und -maßstab: Militärische Luftaufklärungsbilder (serienmäßig aufgenommenen Reihen- bzw. Messbilder mit 60 % Überlappung für Stereoauswertung) im Maßstab etwa zwischen 1:9 000 und 1:30 000 von Linzi sowie Schrägbilder verschiedener Maßstäbe Flughöhe: Geschätzt zwischen 1000 und 3000 m bei der senkrechten Befliegung in Linzi und Gongyi sowie zwischen 300 und 1000 m bei der Flugprospektion in Gongyi und Chifeng
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Von 1992 bis 2000 wurden zwei Projekte am Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum mit der Zielsetzung durchgeführt, die Luftbildarchäologie als innovative Methode in der Archäologie und Bodendenkmalpflege Chinas zu integrieren. Die Forschungsarbeit wurde finanziell von der Volkswagenstiftung gefördert und beruhte auf einer engen wissenschaftlichen Kooperation mit verschiedenen chinesischen Institutionen. Seit den 1980er Jahren gab es Versuche chinesischer Forschungseinrichtungen, Luftbild- und Fernerkundungstechniken für die Archäologie zu erschließen. Diese waren jedoch nur auf einige wenige Fundplätze beschränkt und hatten stark experimentellen Charakter. Mangelnde methodische Kenntnisse und fehlendes Know-how waren die großen Hindernisse, Luftbildarchäologie effektiv und flächendeckend einzusetzen. Dies sollte im Rahmen der Projekte durch einen wissenschaftlich-technologischen Transfer behoben werden. Basierend auf den langjährigen Erfahrungen, die man in der europäischen Praxis gesammelt hatte, sollte die Luftbildarchäologie den chinesischen Verhältnissen entsprechend entwickelt werden. Darüber hinaus sollte die Luftbildarchäologie durch Institutionalisierung permanent und systematisch im ganzen Land betrieben werden. Ein Forschungszentrum für Fernerkundung und Luftbildarchäologie wurde 1997 im Nationalmuseum für Chinesische Geschichte (heute Chinesisches Nationalmuseum) in Beijing gegründet. Das Zentrum verfügt über Räume und Ausstattungen für archäologische Luftbildauswertung, Kartografie sowie ein Luftbild- und Kartenarchiv. Nach vier Jahren intensiver Vorbereitung wurde eine Reihe von Geländeprojekten von 1996 bis 1997 in einigen Provinzen Chinas durchgeführt, um die Luftbildarchäologie exemplarisch in der Praxis zu testen und zu erproben. Dadurch sollten methodische
Erfahrungen in verschiedenen Regionen des Landes gesammelt werden, die unterschiedliche klimatische, bodenkundliche, vegetative, topografische und nicht zuletzt archäologische Gegebenheiten aufwiesen. Für die luftbildarchäologische Arbeit in einzelnen Regionen hatte das Staatliche Amt für Kulturgüter die Arbeitsgenehmigungen erteilt und entsprechende finanzielle Zuschüsse zur Verfügung gestellt. Diese Projekte wurden vom Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte der Ruhr-Universität Bochum in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Amt für Kulturgüter, dem Nationalmuseum für Chinesische Geschichte und entsprechenden Institutionen der betroffenen Provinzen ausgeführt. Dabei wurden Mitarbeiter des Nationalmuseums und der Provinzen theoretisch ausgebildet und in der Praxis trainiert. Die ersten Ergebnisse der Projekte zeigten, dass die in Europa bewährten Methoden der Luftbildarchäologie, vor allem was die Methoden der Prospektion von unterirdischen Bodendenkmälern betrifft, genauso gut in China funktionieren. Im weiteren Verlauf wurde festgestellt, dass die allgemeine Luftfahrt in China de facto nicht existiert, obwohl das Zivilluftfahrtgesetz seit 1996 in Kraft getreten ist und 2003 »die Verwaltungsmaßnahmen für die allgemeine Luftfahrt« erlassen wurde. Dennoch muss bis heute jede Flugaktivität im Voraus durch ein ausgesprochen kompliziertes Verfahren genehmigt werden und kann nur innerhalb des genehmigten Zeitraums sowie in dem beantragten und somit sehr beschränkten Arbeitsgebiet erfolgen. Das macht sinnvolle Flugprospektion, die ständig an Witterungsbedingungen angepasst werden muss, faktisch kaum durchführbar. Mittlerweile besteht die Hoffnung, dass sich die allgemeine Luftfahrt in absehbarer Zeit in China entwickeln wird. Denn seit 2014 gibt es einige Testgebiete, in denen der untere Luftraum für die allgemeine Luft-
China
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Das von der japanischen Luftwaffe 1928 erstellte Luftaufklärungsbild zeigt die Fundstelle Longshan bei Zhangqiu in der Provinz Shandong als Erhebung unten im Bild, rechts vom Fluss und oberhalb des kleinen Dorfes. Nach dieser wurde die spätneolithische Longshan-Kultur benannt. Es ist eine der ältesten Stadtanlagen, die bislang in China archäologisch nachweisbar sind. Die erste Grabung fand hier im Jahr 1929 statt, d.h. das Luftbild dokumentiert den Zustand vor der Grabung und ist daher für die Archäologie von unschätzbarem Wert.
fahrt probeweise freigegeben worden ist und wo nun auch die entsprechenden Infrastrukturen rasant aufgebaut werden. Hierzu zählen z. B. das Weifang-Gebiet in der Provinz Shandong und das Zhengzhou-Gebiet in der Provinz Henan. Bis Ende der 1990er-Jahre konnten wir daher nur mit großen Mühen einige Testflüge in der Provinz Henan und im autonomen Gebiet der Inneren Mongolei organisieren. Im Folgenden sollen drei ausgewählte Projekte aus dieser Zeit vorgestellt werden.
Luftbildauswertung in Linzi Im Frühjahr 1996 begann ein Projekt in Linzi, einem Verwaltungsbezirk der Stadt Zibo in der Provinz Shandong. Dieses Gebiet liegt am Unterlauf des Gelben Flusses an der Grenze zwischen Löss-Ebene und Hügellandschaft auf der Shandong-Halbinsel und erstreckt
Städte, Gräber und Steppen
sich auf einer Gesamtfläche von etwa 670 km2. Obwohl hier ebenso wie anderenorts in China die Industrialisierung in hohem Tempo voranschreitet, dominiert heute nach wie vor der Ackerbau die Bodennutzung. Linzi gehört zu einem zentralen Kulturraum und ist eines der wichtigsten archäologischen Fundgebiete des Landes. Seit dem Neolithikum wurde das Gebiet wegen des fruchtbaren Lösses recht dicht besiedelt. Im 11. Jh. v. Chr. wurde die Stadt Yingqiu, später Linzi (wörtlich übersetzt »am Fluss Zi«), als Hauptstadt des Vasallenstaates Qi der West-Zhou-Dynastie errichtet. Hier regierten über 800 Jahre lang insgesamt 39 Könige der Qi von der West-Zhou (11. Jh. bis 771 v. Chr.) bis zur Zeit der Streitenden Reiche im 3. Jh. v. Chr. Heute existiert die alte Stadt mit einer Gesamtfläche von ca. 17 km2 nur noch als größtenteils eingeebnetes Bodendenkmal. Ihre Stadtmauern aus gestampftem Lehm sind nur bruchstückhaft oberirdisch erhalten. Allerdings
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Dieses genordete Luftbild der japanischen Luftaufklärung aus dem Jahr 1938 wurde durch Spiegelung mit einer speziell ausgestatteten Kamera aufgenommen, die über vier Objektivlinsen verfügt. Oben rechts ist die einst noch oberirdisch gut erhaltene Stadtanlage Linzi aus der Yuan(1279– 1368 n. Chr.) und Ming-Zeit (1368– 1644 n. Chr.) schwarz markiert hervorgehoben. Darüber hinaus ist die südliche Umgebung mit zahlreichen oberirdisch erhaltenen Grabhügeln der Zhou-Zeit (1066– 256 v. Chr.) dokumentiert.
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wurden bereits vor dem Projekt zahlreiche architektonische Hinterlassenschaften und über 150 große Hügelgräber aus dieser Zeit in der unmittelbaren Umgebung durch Untersuchungen im Gelände registriert, die überwiegend einen Durchmesser von 20 bis 30 m oder größer aufweisen. Um die Luftbildarchäologie flächendeckend zu erproben, wurde eine Zusammenarbeit zwischen dem Archäologischen Institut des Kulturamts der Provinz Shandong und dem Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte der Ruhr-Universität Bochum vereinbart. Zu Beginn des Projekts wurde zunächst eine große Anzahl von Luftbildern recherchiert und erworben, die letztlich die Hauptquelle für das Projekt Linzi bildete. Zusammengetragen wurde Material, das sowohl innerals auch außerhalb von China archiviert und gelagert wurde und für die archäologische Auswertung gut geeignet erscheint. Hierzu reiste ich u. a. im Sommer 1992 in Begleitung der gebürtigen Amerikanerin und Luftbildarchäologin Dr. Anne-Marie Martin in die USA, um eine Recherche der dort vorhandenen Luftbilder und Kartenmaterialien von China durchzuführen. Dem vorausgegangen war zunächst der Hinweis von Prof. Liu Shuren vom Institut für Angewandte Fernerkundung an der Pädagogischen Hochschule Ostchinas in Shanghai, dass Luftbilder verschiedener Gebiete Chinas in der Library of Congress in Washington D. C. aufbewahrt seien. Nach ersten brieflichen Anfragen konnte zudem festgestellt werden, dass noch zwei weitere Institutionen, nämlich The National Air and Space Museum und The National Archives, ebenfalls über umfangreiche Luftbildbestände von China verfügen. Letzteres hat mit einer Anzahl von ca. 34000 Luftbildern, die vor und während des Zweiten Weltkriegs von der japanischen und amerikanischen Luftwaffe für militärische Luftaufklärung und Vermessung aufgenommen wurden, den größten Bestand. Fast alle diese Aufnahmen sind senkrechte ReihenLuftbilder mit notwendiger Überlappung für Stereobetrachtung (meistens Messbilder). Mit der probeweise durchgeführten Bildauswertung in diesem, wie auch in weiteren Testgebieten in den Provinzen Henan, Hubei und Jiangsu konnte belegt werden, dass die Luftbilder einen unschätzbaren Wert für die archäologische Forschung besitzen. Auf ihnen werden zahlreiche archäologisch und auch denkmalpflegerisch relevante Monumente dokumentiert, die
vor den 1950er Jahren noch oberirdisch vorhanden waren und vor allem während der Kulturrevolution zwischen 1966 und 1976 eingeebnet oder überbaut worden sind. Anfang 2000 wurden die Luftbilder der National Archives schließlich vom Forschungszentrum für Fernerkundung und Luftbildarchäologie im Nationalmuseum für Chinesische Geschichte in Beijing erworben und seitdem systematisch ausgewertet sowie für die Forschung und Bodendenkmalpflege eingesetzt. Im Rahmen des Projekts Linzi wurden auf diese Weise 41 Luftbilder aus dem Jahr 1928 und 23 aus dem Jahr 1938 aus den National Archives beschafft. Darüber hinaus konnten in China weitere Luftbilder und Kartenwerke im Zentrum für wissenschaftliche und pädagogische Vermessungsmaterialien recherchiert und erworben werden. Darunter 590 Messbilder aus dem Jahr 1975 sowie 30 topografische Karten der Region Linzi im Maßstab 1:10 000, die im April 1996 von den zuständigen Behörden freigegeben und nach Deutschland gebracht worden waren. Dabei handelt es sich um Kontaktabzüge von 28 Stereobildstreifen. Das Bildformat beträgt 18 x 18 cm und der Maßstab der Bilder liegt bei ca. 1:14 000. Der von den Luftbildern bedeckte Bereich beträgt ca. 550 km2 und umfasst damit das komplette Fundgebiet von Linzi. In einem untergeordneten Projekt zum Erstellen eines speziell für China konzipierten kartografischen Verfahrens wurden zunächst ca. 70 der Messbilder mit zwei topografischen Karten in der Abteilung für Photogrammetrie des Deutschen Bergbau-Museums ausgewertet. Die Luftbilder wurden mit der Software ERDAS IMAGINE (Version 8.2) per Einzelbildverfahren mit den aus topografischen Karten entnommenen Passpunkten entzerrt (georeferenziert), anschließend zusammengesetzt und kartografisch zu Bildkarten bearbeitet. Von 1997 bis 1999 wurden mit dem vom Deutschen Bergbau-Museum entwickelten Konzept die übrigen 530 Luftbilder aus dem Jahr 1975 und 64 Luftbilder aus den Jahren 1928 bzw. 1938 kartografisch am Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte der Ruhr-Universität Bochum bearbeitet. Dabei wurden zahlreiche Daten gesammelt und unter archäologischen und denkmalpflegerischen Aspekten ausgewertet. Außerdem wurde das Grundgerüst eines archäologischen Informationssystems mit der Software ERDAS IMAGINE aufgebaut. Die Interpretation der Luftbilder von Linzi erfolgte in
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Auf diesem großmaßstäblichen Luftbild der japanischen Luftaufklärung aus dem Jahr 1928 sind viele Details der Stadtanlage Linzi zu erkennen. Darunter die noch intakte Stadtbefestigung mit Mauerwerk, Bastionen sowie vier Eingangstürme. Das Luftbild dokumentiert gleichzeitig den Rückgang der einst florierenden Stadt in den 1920er Jahren, als große Flächen innerhalb der Stadtmauer nicht mehr bebaut wurden, sondern als Ackerflächen dienten.
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Auf diesem Messbild aus dem Jahr 1975 ist die Stadtanlage Linzi der Yuan- und Ming-Zeit weitgehend zerstört. Das Luftbild zeigt eindeutig den Grund der Zerstörung: Die etwa 20 m breite Stadtmauer wurde an verschiedenen Stellen als Rohstoffquelle für Ziegeleien benutzt. Inzwischen ist die Stadtmauer vollständig von der Erdoberfläche verschwunden.
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Stereobildpaare typischer Grabhügel der Zhou-Zeit bei Linzi. In einem untergeordneten Projekt zum Erstellen eines speziell für China konzipierten kartografischen Verfahrens wurden zunächst ca. 70 solcher Messbilder mit zwei topografischen Karten in der Abteilung für Photogrammetrie des Deutschen Bergbau-Museums ausgewertet. Die Luftbilder wurden mit der Software ERDAS IMAGINE (Version 8.2) per Einzelbildverfahren mit den aus topografischen Karten entnommenen Passpunkten entzerrt (georeferenziert), anschließend zusammengesetzt und kartografisch zu Bildkarten bearbeitet.
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mehreren Arbeitsschritten, welche die Vorbereitung, Vorinterpretation und Interpretation sowie Verifizierung im Gelände zum Inhalt hatten. Auf der Basis der im Vorfeld stattgefundenen Geländebegehungen sowie durch Auswertungen der archäologisch relevanten Literatur und der topograpfischen Karten wurden einige typische Fundstätten von Siedlungen und Gräbern ausgewählt und zu Interpretationsschlüsseln der Luftbilder von 1928, 1938 und 1975 zusammengetragen und beschrieben. Aufgrund der auf den früheren Luftbildern dokumentierten Befundzustände konnten wir einige grundlegende Eigenschaften der verschiedenen Grabtypen von Linzi feststellen. Die visuelle, stereoskopische Luftbildinterpretation wurde anschließend anhand der Interpretationsschlüssel systematisch durchgeführt, wobei die archäologisch relevanten Spuren vektorgrafisch mit Punkt, Linien und Flächen digital dokumentiert werden konnten. Einzelgräber wurden mit Punkten, Wege und Straßensysteme mit Linien sowie Siedlungen und große Baukomplexe mit Flächen kartiert. Neben der systematischen Untersuchung der beiden Stadtanlagen, Linzi, der ehemaligen Hauptstadt der Qi, und Anping, einer Nachbarstadt mit einer heute nicht mehr sichtbaren Befestigungsmauer aus der Ming-Zeit (1368– 1644), wurden die Grabhügel in Linzi schwerpunktmäßig untersucht. Innerhalb der Luftbildkarten von 1938 wurden 2742 Grabhügel bzw. Verdachtsstellen gefunden. Auf den Luftbildkarten von 1975 sind nur noch 445 solcher Stellen erhalten geblieben. Mithilfe der Luftbilder von 1928, 1938 und
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1975 wurde die multitemporale Interpretation und die vergleichende Fundstätten-Analyse im Hinblick auf ihre Erhaltung zu den verschiedenen Zeitpunkten unter archäologischen und denkmalpflegerischen Aspekten durchgeführt. Die Veränderungen einzelner Fundstätten und die Grundtendenz dieser Veränderungen, die durch eine Reihe naturräumlicher und menschlicher Faktoren wie z. B. geologisch und topografisch bedingter Erosion, Landwirtschaft oder Steinbrucharbeiten verursacht worden waren, wurden erforscht. Nach der Interpretation wurden die Ergebnisse durch verschiedene Arbeiten überprüft und verifiziert: Die kompletten Interpretationsergebnisse wurden mit Heranziehen der neuesten Daten der Feldarchäologie (Fundberichte) und der denkmalpflegerischen Landesaufnahmen (Denkmalliste) sowie auf der Grundlage der jahrzehntelang vor Ort gesammelten Felderfahrungen vielfältig und vollständig kontrolliert und untersucht; die bei der Interpretation neu entdeckten Fundstätten wurden exemplarisch durch archäologische Geländebegehungen untersucht und verifiziert; in einigen ausgewählten Teilbereichen wurden die bereits eingeebneten Fundstellen durch Bohrungen und Probeentnahmen in Bezug auf ihre unterirdisch erhaltenen Relikte untersucht. Parallel zur Verifizierung der Interpretationsergebnisse wurden die archäologischen Daten aus verschiedenen Quellen zusammengesetzt, d. h. die relevanten Unterlagen (Texte, Karten, Pläne, Fotos usw.)
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Screenshot einer digitalen Luftbildentzerrung (links) und einer digitalen Kartierung von Grabhügeln der Zhou-Zeit (rechts).
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der Feldarchäologie, Landesaufnahme und Verifizierungsarbeit wurden den einzelnen Fundstellen zugeordnet und mit dem einheitlichen geografischen Koordinatensystem der topografischen Karten digital auf verschiedene Art und Weise in das archäologische Informationssystem der Region Linzi eingegeben. Insgesamt wurden 2889 Fundstellen in Linzi verifiziert, darunter 2794 Grabanlagen sowie 95 Stadt- bzw. Siedlungsbefunde. Die archäologischen Geländebegehungen lieferten den Nachweis, dass 147 Grabhügel bis heute erhalten geblieben sind; 222 Gräber sind bei der Erweiterung moderner Dörfer überbaut worden; die Grabhügel der übrigen mehr als 2300 Bestattungen sind zwar bereits eingeebnet, aber die Grabkammern der meisten Gräber dürften bis heute noch unterirdisch erhalten geblieben sein. Um die Resultate der luftbildarchäologischen Forschung in Linzi wissenschaftlich zugänglich zu machen, wurden die vorläufigen Ergebnisse der Forschungsarbeit im Jahr 2000 zu einem Atlas, »The Archaeological Aerial Photo-Atlas of Linzi, China«, zusammengetragen. Dieser Luftbildatlas spiegelt den Inhalt des Archäologischen Informationssystems der Region Linzi wider. Die geplante Flugprospektion, u. a. für eine multitemporale Auswertung (Vergleich von Luftbildern aus verschiedenen Zeiten), kam jedoch bis heute leider nicht zustande.
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Ein einheimischer Bauer wurde bei der Feldbegehung befragt, wann ein betroffener Grabhügel abgetragen worden war.
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Durch Bohrkernanalyse wurden die heute schon planierten und nur noch unterirdisch verborgenen Grabkammern nachgeprüft und verifiziert.
Dokumentation der Grabanlagen der Song-Kaiser in Gongyi Es gibt unzählige bedeutsame archäologische bzw. historische Monumente in China, die infolge des wirtschaftlichen Aufbaus zunehmend gefährdet sind. Schnelle und wirkungsvolle Maßnahmen bzw. Methoden sind dringend nötig, um solche Monumente vor Beschädigungen zu schützen oder zumindest in jenen Fällen, bei denen der Denkmalschutz gegenüber den wirtschaftlichen Interessen das Nachsehen hat, den Zustand vor der Zerstörung zu dokumentieren. Deshalb sollte bei dem im Folgenden vorgestellten Projekt untersucht werden, inwiefern die Luftbildarchäologie bei der Lösung dieser Probleme eine Rolle spielen kann. Dazu wurde das Gräberfeld der SongKaiser in der Stadt Gongyi (ehem. Gongxian) ausgewählt. Die Aufgabe der luftbildarchäologischen Untersuchungen bestand in der Prospektion und der Dokumentation oberirdisch nur noch teilweise erhaltener Grabanlagen. Zur Prospektion wurde das Gräberfeld im Mai 1996 mit einem Doppeldecker, Antonov An2, beflogen. Dabei sollten die allgemeine Erhaltung und die Gefährdung der einzelnen Grabanlagen festgestellt werden. Darüber hinaus galt es, nach Spuren oberirdisch nicht mehr erhaltener Bauwerke zu suchen. Parallel zur Flugprospektion sollte das Gebiet zudem mit großmaßstäbigen Messbildern dokumentiert wer-
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Der archäologische Luftbildatlas von Linzi erschien im Jahr 2000 in Jinan und war damals das erste Werk seiner Art in China.
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Die archäologische Flugprospektion erfolgte 1996 vom Flughafen Luoyang in der Provinz Henan aus. Der dazu verwendete Doppeldecker war eine in China mit Lizenz gebaute Antonov An-2.
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den, damit anschließend Orthophotokarten des gesamten Grabareals erstellt werden konnten. Die insgesamt acht großen Grabanlagen mit palastähnlichen Bauwerken und unterirdischen Grabkammern stammen aus der Nord-Song-Dynastie (960– 1127 n. Chr.). Die Anordnung aller Grabanlagen entsprach einem festen Schema. Jede Anlage bestand aus vier Bereichen: nämlich von Süden nach Norden gesehen einem oberen Palast, bestehend aus Eingangstürmen und Geisterallee (Shanggong) – eine Art Prozessionsstraße, die mit Steinskulpturen in Gestalt von Zivil- und Militärbeamten sowie von Tieren an beiden Straßenrändern flankiert wird, einer quadratisch angelegten Palaststadt mit Mauerwerken und vier Ecktürmen sowie einem Grabhügel in Form von Stumpfpyramiden mit flachem Plateau am Gipfel und Tempelbauten (Gongcheng), einem unterirdischen Palast, d. h. einer Grabkammer (Digong), einem Grab der Kaiserin (Houling) und einem unteren Palast mit Dienerschaft (Xiagong). Im Laufe des letzten Jahrtausends sind die oberirdischen Bestandteile dieser Bauten fast vollständig verfallen. Nur die Grabhügel, eine Teilstrecke der Mauerwerke und Fundamente von Türmen sind als Erdhügel unterschiedlicher Höhe und Größe erhalten geblieben. Bei der Flugprospektion wurde festgestellt, dass alle Grabanlagen mehr oder weniger durch moderne Landnutzung gefährdet sind, insbesondere die beiden Gräber Yongzhao und Yonghou. Sie befinden sich heute fast mitten in der Stadt Gongyi und die Luftbilder zeigen die beiden Kaisergrabanlagen jeweils von Süden nach Norden. Ein Teil der Grabareale wurde bereits durch Siedlungen überbaut, deren rasante Ausdehnung bereits in den 1950er Jahren begann. Um Tourismus zu fördern, entschloss sich die Stadt dazu, die Grabanlage von Yongzhao in den 1990er Jahren wieder aufzubauen. Dazu wurde Yongzhao vor dem Wiederaufbau mithilfe von Ausgrabungen im Jahr 1996 untersucht. Dabei wurden die vier Ecktürme und Eingänge an den vier Seiten der Palaststadt freigelegt und im Süden mit der Rekonstruktion der Eingangstürme begonnen. Darüber hinaus wurden im Areal der Grabanlage Yonghou negative Bewuchsmerkmale in Weizenfeldern beobachtet, die eindeutig den Verlauf des Mauerwerks markieren. In Gongcheng hingegen weisen hellgelbe negative Bewuchsmerkmale auf Wege und Fundamente von Tempelbauten hin.
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Das Luftbild dokumentiert die Ausgrabungen (Mitte) und die Restaurierungs- bzw. Rekonstruktionsarbeiten (unten) im Mai 1996 an der Kaisergrabanlage Yongzhao in der Stadt Gongyi.
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Das Luftbild zeigt die nur noch als Ruine erhaltene Kaisergrabanlage Yonghou, die im Mai 1996 durch Ausdehnung der modernen Stadt Gongyi förmlich umzingelt wird. Wo einst Mauerwerke standen, erscheinen noch die negativen Bewuchsmerkmale (Mitte rechts/ Mitte unten im Bild).
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Heute liegt die Grabanlage Yongding weitgehend inmitten von Ackerfeldern und ist ausnahmsweise nicht von moderner Bebauung bedroht. Durch Flugprospektion konnten hier Spuren unterirdisch erhaltener Bauwerke entdeckt werden.
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Unterirdische Baustrukturen im unteren Palast (Xiagong) der Grabanlage des Kaisers Yongding erscheinen als negative Bewuchsmerkmale.
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Oberer Palast (Shanggong), Palaststadt (Gongcheng) sowie das Grab der Kaiserin (Houling) und der untere Palast (Xiagong) der Grabanlage des Kaisers Yongdin. Durch Infrarotaufnahmetechnik wurde einerseits ein Grauschleier auf den Luftbildern durch evtl. lästigen Dunst vermieden, andererseits erscheinen Bewuchsmerkmale deutlicher.
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Diese Orthophotokarte der Grabanlage des Kaisers Yongding wurde anhand von Messbildern digital im Maßstab 1:1000 erstellt. Sie zeigt fast das gesamte Grabareal.
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Auf dem IR-Messbild der Grabanlage des Kaisers Yonghou ist zu erkennen, dass ein Großteil der einstigen Gebäude mit modernen Siedlungen überbaut worden ist. Lediglich Reste vom oberen Palast (Shanggong), der Palaststadt (Gongcheng) und dem Grab der Kaiserin (Houling) sind noch zu erkennen.
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Rechts oben: Die spätneolithische und frühbronzezeitliche Höhensiedlung Jiazishan in Chifeng wurde mit einem Ringwall befestigt. Durch die Schattenmerkmale ist ihre dreieckige Grundform mit Siedlungsterrassen auf verschiedenen Höhen deutlich erkennbar. Die frisch ausgehobenen Grubenreihen zeigen die Anstrengung im Jahr 1997, um das Gelände wieder aufzuforsten.
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Rechts unten: Die Höhensiedlung bei Yinjiadian steht auf einem Bergsporn und wurde mit einer umlaufenden Steinmauer befestigt. Innerhalb der Steinmauer trennt wiederum eine weitere geradlinige Steinmauser etwa in der Mitte die Siedlung in einen Nord- und Südteil. Die Siedlung gehört zur Frühbronzezeit (der Unteren Schicht der Xiajiadian-Kultur) und wurde in der Zeit der Liao weiter benutzt.
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Von den acht Grabanlagen der Song-Kaiser ist das Grab Yongding heute nicht von modernen Bebauungen bedroht. Es befindet sich weitgehend inmitten von Ackerfeldern südlich der Stadt Gongyi. Im Grabareal und dessen Umgebung wurde Weizen angebaut, wodurch sich hier eine günstige Möglichkeit für die Flugprospektion bietet. In der Tat wurden viele neue Informationen bei der Befliegung gewonnen. Das wichtigste der Ergebnisse war die Lokalisierung des unteren Palasts (Xiagong) durch negative Bewuchsmerkmale im Norden des Grabareals. Nach historischen Überlieferungen gab es dort drei große Hallen, nämlich Zhengdian (Haupthalle), Yingdian (Bildnishalle) und Zhaidian (Gedenkhalle). In der Haupthalle wurde der Sarg vor der Bestattung vorübergehend aufgebahrt. In der Bildnishalle hingen das Porträt und Schlafbild des Kaisers. In der Gedenkhalle fand regelmäßig die rituelle Zeremonie statt. In den Nebengebäuden um die Hallen herum wohnten Beamte, Wächter und Hofbedienstete. Der ganze Palastbereich wurde mit umlaufendem Mauerwerk von vier Seiten geschützt. Bei der Flugprospektion konnte beobachtet werden, dass die Fundamente der längst eingeebneten Palastbauten und das Mauerwerk in den Weizenfeldern sich als negative Bewuchsmerkmale abzeichnen. Diese Spuren
der Bewuchsmerkmale wurden später durch Messbilder ergänzt und kartiert. Dadurch wurde ein maßstabsgetreuer Bauplan des Monuments Xiagong erstellt. In China verfügen einige Institutionen über die Technik zur Aufnahme von Messbildern, z. B. das Generalvermessungsamt, das Vermessungsregiment des Generalstabs des Militärs, das Fernerkundungszentrum des Ministeriums für Geologie und Rohstoffe, das Institut für angewandte Fernerkundung der Akademie der Wissenschaften usw. Bei unserer Testarbeit hat das Vermessungsregiment des Generalstabs des Militärs das beste Angebot gemacht und daher den Auftrag erhalten. Der Bildflug wurde am 22. April 1996 mit den von dem deutschen Kooperationspartner festgelegten technischen Parametern durchgeführt. Das aufgenommene Gebiet betrug 40 km2, die acht Grabanlagen des Gräberfeldes wurden mit 144 Messbildern komplett dokumentiert. Sechs Messbilder mit den Kaiser-Grabanlagen von Yonghou, Yongzhao und Yongding wurden zu Testzwecken nach Deutschland mitgenommen. Sie wurden in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Bergbau-Museum photogrammetrisch ausgewertet. Die Grundlage der Entzerrung bildeten die topografischen Karten im Maßstab 1:10 000. Als Erstes wurden Höhenmodelle der Grabanlagen anhand der oben genannten Daten
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Abschnitt eines Grenzwalls der Jin (1115– 1234 n. Chr.). Die Anlage wurde speziell zur Abwehr gegen die mongolischen Reiterkrieger gebaut. Sie besteht aus parallel verlaufenden Doppelerdwällen mit Bastionen und verläuft durch die Innere Mongolei. Hinter dem Grenzwall wurden Garnisonen für die Besatzung und zur Stationierung von Grenzsoldaten verschiedener Größe in regelmäßigem Abstand errichtet (links im Bild). Dieser betrug je nach Größe und topografischer Lage zwischen 3 und 20 km.
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am analytischen Auswertegerät (Zeiss P3) manuell gemessen. Gleichzeitig wurde versucht, Höhenmodelle durch Stereomatching automatisch aus den digitalisierten Luftbildern zu ermitteln. Das Ergebnis reichte jedoch für die Orthophotoberechnung aufgrund der häufig abrupten Höhenänderungen der überwiegend terrassenförmig angelegten Ackerfelder nicht hinreichend aus. So wurden Orthophotos mit den manuell ermittelten Höhenmodellen digital berechnet. Zur Präsentation dieser Arbeit wurden vier Orthophotokarten im Maßstab 1:1000 herausgegeben. Die Orthophotokarten dokumentieren nicht nur bildhaft realistisch, sondern auch maßstabgetreu den Erhaltungszustand der Grabanlagen. Auch viele bei der Flugprospektion entdeckte Spuren sind auf den Karten sichtbar, wie z. B. die oben erwähnten negativen Bewuchsmerkmale von Xiagong. So können Spuren unterirdischer Bodendenkmäler relativ einfach kartiert werden. Da Höhenmodelle der beiden Grabanlagen erstellt worden sind, lassen sich die entzerrten Luftbilder auch in 3D-Oberflächendarstellungen visualisieren, die dem besseren Verständnis der Anlagen und deren
Umgebung dienen. Aufbauend auf dieser Erfahrung wurden die übrigen Messbilder anschließend in Zhengzhou, der Hauptstadt der Provinz Henan, photogrammetrisch und archäologisch ausgewertet.
Flugprospektion in Chifeng Im Herbst 1997 wurde ein weiteres Geländeprojekt in Chifeng, einer Region im Osten des Autonomen Gebiets der Inneren Mongolei, gestartet. Das Projekt wurde von dem 1996 gegründeten Zentrum für Fernerkundung und Luftbildarchäologie des Nationalmuseums für Chinesische Geschichte in Absprache mit dem Staatlichen Amt für Kulturgüter geplant und vorbereitet. Es wurde vom deutschen Partner (dem Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte, unter der Leitung von Prof. Volker Pingel, sowie den Luftbildarchäologen Klaus Leidorf und Baoquan Song) mit entsprechendem Know-how unterstützt. Chifeng ist insofern für die Luftbildarchäologie interessant, weil das Gebiet archäologisch und geografisch anders ist als die anderen Arbeitsgebiete. Linzi und
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Gongyi liegen beide im Einzugsgebiet des Gelben Flusses, welche die Wiege der chinesischen Zivilisation im Altertum war. Die archäologischen Befunde zeigen typische Charakteristika der zentralen chinesischen Kultur. In diesen Gebieten dominiert bis heute der Ackerbau. Bei den meisten archäologischen Fundstellen handelt es sich um längst eingeebnete unterirdische Bodendenkmäler. Chifeng liegt hingegen in einer Übergangszone zwischen Ackerbau und Viehwirtschaft. Wo Ackerbau dominiert, herrschen ziemlich ähnliche Verhältnisse wie in Zentralchina. Auf den Steppen, wo Viehwirtschaft dominiert, sind dagegen die Befunde durch das Nomadenleben geprägt. Der Erhaltungszustand der Bodendenkmäler ist wesentlich besser. Da sie nicht durch Ackerbau zerstört worden sind, kann man sie meistens oberirdisch noch relativ gut ausmachen. Zur Vorbereitung der Arbeit erfolgte zunächst eine mehrtägige Erkundung der in Frage kommenden Plätze am Boden. Bei der Flugprospektion wurde ebenfalls ein
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Doppeldecker des Typs Antonov An-2 benutzt. Durch chinesische Behördenwillkür wurde der »Langnase« Klaus Leidorf während der gesamten sechswöchigen Projektphase nicht gestattet, an der Flugprospektion teilzunehmen. Die Prospektion und Fotodokumentation erfolgten bei geöffneter Kabinentür. Außerdem gab es am Fußboden des Flugzeugs eine kreisrunde Luke mit ca. 30 cm Durchmesser, durch die annähernde Senkrechtbilder mit einer Mittelformatkamera aufgenommen wurden. 50 Flugstunden wurden geplant, tatsächlich konnten nur knapp 30 Flugstunden an zehn Tagen realisiert und dabei ca. 5000 Klein- und Mittelformatbilder aufgenommen werden. Eine große Anzahl von archäologischen Bodendenkmälern bzw. Monumenten wurden mit diesen Bildern dokumentiert, z. B. acht Stadtanlagen verschiedener Größe von der Han- bis zur Yuan-Zeit, Dutzende neolithische bzw. bronzezeitliche Siedlungen, Befestigungen und Kultstätten, königliche Grabanlagen der Liao, Grenzmauern der Jin mit Garnisonen usw.
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Auf dem Luftbild von 1997 sind Details des stark befestigten Stadtteils von Zhongjing der Liao mit Basen eines Hallenbaus abgebildet.
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Die Detailaufnahme von 1997 vermittelt die Spuren der Mauerreste mit einem Eingangstor der Innenstadt von Zhongjing sowie Straßen mit Abwassergräben und Einzelhöfe entlang der Straßen als Bodenmerkmale in der Innenstadt.
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Der Bau der mongolischen Stadtanlage Yinchanglu begann im Jahr 1270. Als Ruinenstadt gehört sie heute zu einer der am vollständigsten erhaltenen Stadtanlagen der YuanDynastie (1279– 1368). Sie bestand aus einer Innen- und einer Außenstadt, wobei die Innenstadt als Regierungsviertel diente. In der Außenstadt befand sich neben zahlreichen Wohnvierteln auch eine Tempelanlage (unten rechts im Bild). Außerdem ist das Wohngebiet (oben rechts im Bild) auch außerhalb der Außenstadtmauer im Süden zu erkennen.
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Zu den aus der Luft erkundeten Stadtanlagen gehört auch Shangdu (Obere Hauptstadt) der mongolischen Yuan-Dynastie (1279– 1368). Die am 24. Oktober 1997 annähernd senkrecht gemachte Aufnahme zeigt die Palaststadt und die Nordmauer der Innenstadt mit einer Toranlage von Shangdu. Da Shangdu eigentlich als Sommerresidenz diente, wurde die Palaststadt nicht voll mit Palästen versehen. Zudem sind die Palastbauten nicht streng symmetrisch angeordnet. Nach dem Untergang der Yuan-Dynastie diente die ehemalige Palaststadt als Tempelbezirk. Viele Tempelruinen auf dem Luftbild stammten aus der darauffolgenden Ming-Dynastie.
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Höhensiedlungen und Hügelgräber Baoquan Song und Ingo Motzenbäcker
Projektname: »Archäologie in Südkaukasien: Ausgrabung und Prospektion in Tachtiperda bei Dedopliszqaro, Kachetien, Georgien« Projektzeitraum: 2005– 2006 Luftbildarchäologe: Baoquan Song Flugzeugtyp: Schulterdecker Cessna 172 Bildart und -maßstab: Schrägbilder verschiedener Maßstäbe Flughöhe: Zwischen 300 und 1000 m
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Im Rahmen einer wissenschaftlichen Kooperation mit der Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) Berlin wurde in Ostgeorgien eine groß angelegte Feldforschung von einem Team der RuhrUniversität Bochum unter der Leitung von Baoquan Song im Jahr 2005 und 2006 gestartet. Ziel der Forschungsarbeit bestand darin, parallel zu Ausgrabungen unter der Leitung von Ingo Motzenbäcker (DAI) in Tachtiperda bei Dedopliszqaro, Provinz Kachetien, eine großflächige Prospektion mit geomagnetischen Messungen und Befliegung im Umfeld der Grabungsstelle durchzuführen, um die prähistorische Siedlungsgeschichte im südkaukasischen Raum systematisch und eingehend zu erforschen. Kaukasien bildet geografisch gesehen ein »Brückenland« zwischen Ost und West und auch mit Blick auf die kulturellen Entwicklungen erweist sich die Region als »Drehscheibe«, über die im Altertum Einflüsse aus den südlich benachbarten altorientalischen Zivilisationen und den nördlich des großen Gebirges Kaukasus heimischen Steppenkulturen Eurasiens vermittelt wurden. Die Kulturlandschaft im östlichen Südkaukasien bildet eine Siedlungskammer, die durch ein Flusssystem nach Süden mit den Gebieten des heutigen Armenien, Aserbaidschan und Nordwestiran verbunden ist, entsprechend im Altertum mit den Herrschaftsgebieten der Hethiter, Mitanni, Assyrer und Urartäer. Durch die Ausgrabung wurde ein mächtiger, ehemals befestigter Siedlungshügel namens Tachtiperda (Thronsessel) der Spätbronze- und Früheisenzeit (ca. 17./16.–8./ 7. Jh. v. Chr.) untersucht. Der eindrucksvolle Befund der Anlage ist eine bronzezeitliche Mauer, die rings um die Hügelkuppe führt. Neben einer Fundamentierung aus großen Kalksteinblöcken zeigt dieses vermutlich 4 m breite Mauerwerk einen komplizierten Aufbau, der aus Lehm, Holzpfosten, Steinen und Lehmziegeln besteht. Sowohl die Ausgrabungen als auch geophysi-
kalischen Prospektionen zeigten, dass diese Mauer einem verheerenden Brand zum Opfer fiel. Aufgrund der imposanten Topografie der Fundstelle wird vermutet, dass es sich hier um einen zentralen Ort gehandelt haben könnte. Denn er verfügt einerseits über eine strategisch günstige Lage, von der aus sowohl die Wege in das Iori-Tal im Westen und Süden, als auch jene in das Alazanibecken im Norden und der Zugang zum Širaki-Plateau im Osten kontrolliert werden können. Zudem sind die Höhenheiligtümer auf dem Gochebiund dem Eliasberg unmittelbare Nachbarn. Auch die ausgegrabenen Funde wie z. B. Keramik, Obsidian und Bronze lassen die Kontakte zu den bronzezeitlichen Kulturen Armeniens und Azerbajdšans im Süden erkennen. Mithilfe der Prospektion sollte diese Theorie im größeren Umfeld der Fundstelle überprüft werden. Die gesamte Terrasse des Siedlungshügels und dessen nördliches Umfeld wurden zuerst geomagnetisch prospektiert, wobei mehrere Dutzend Hektar Landfläche mit dichten Siedlungsstrukturen in Form von Öfen, Stein- und Lehmbauresten vermessen wurden. Darüber hinaus wurden ein bereits teilweise freigelegtes Gräberfeldes untersucht und dabei zahlreiche Hinweise auf weitere Bestattungen gefunden. Durch die gezielte und relativ systematische Flugprospektion von etwa 500 km2 auf dem Širaki-Plateau und im Umland von Tachtiperda konnten neben bekannten auch zahlreiche neue Fundstellen zwischen dem Iori- und Alazani-Tal im südkaukasischen Gebiet aus der Luft entdeckt, untersucht und dokumentiert werden. Dies ermöglicht ein recht genaues Bild der archäologischen Hinterlassenschaften in der Region Kachetien zu zeichnen. Die Infrastruktur für die Befliegung war in Georgien insofern vorhanden, dass eine viersitzige Cessna 172 als Luft-Taxi stundenweise gechartert werden konnte. Die Maschine kam von der georgischen Hauptstadt Tiflis. Um die Anflugszeit zu sparen, wurde der ver-
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lassene Militärflughafen Port lotniczy Bolszije Sziraki der ehemaligen Sowjetunion nahe der Grabungsstelle in Ostgeorgien benutzt. Obwohl der Flughafen offensichtlich schon seit Langem nicht mehr im Betrieb und daher kaum gepflegt war, bot er dennoch ausreichende Sicherheit für Start und Landung einer Cessna. Die Flugoperation funktionierte einwandfrei. Während der georgische Co-Pilot den Flugfunkverkehr in Landessprache übernahm, konnte Baoquan Song als Pilot die Flugprospektion durchführen Hiermit kam die Luftbildarchäologie zum ersten Mal in Georgien zum Einsatz. Durch die Befliegung konnten im Bereich der Širaki-Hochebene nicht nur bereits bekannte Fundstellen aus der Luft dokumentiert werden, sondern auch völlig neue Bodendenkmäler wie Höhensiedlungen oder Hügelgräber entdeckt und eingehend erforscht werden. Während die archäologischen Fundstellen aus der Bronze- und Eisenzeit in dünn besiedelten Gebieten teilweise noch oberirdisch erhalten sind und sich daher als Schatten- oder auch Bodenmerkmal zeigen, sind dagegen viele Bodendenk-
Höhensiedlungen und Hügelgräber
mäler in landwirtschaftlich intensiv genutzten Regionen schon von der Erdoberfläche verschwunden und nur noch anhand von Bewuchsmerkmalen zu erkennen. Durch diese Zusammenarbeit zwischen der RuhrUniversität Bochum und dem Deutschen Archäologischen Institut Berlin ist es erstmalig gelungen, umfassende und groß angelegte Untersuchungen einer archäologisch bedeutsamen Kulturlandschaft im Südkaukasus zu realisieren, welche die kulturelle Brückenstellung dieser Region zwischen Europa und Asien deutlich hervorheben. Wegen Krankheit und aus politischen Gründen war die Fortsetzung unserer Zusammenarbeit mit den georgischen Kollegen von dem »Otar-LordkipanidzeZentrum für Archäologische Forschung der Akademie der Wissenschaften Georgiens« noch nicht möglich. Aufgrund von fehlendem Know-how und Finanzmitteln konnte die luftbildarchäologische Forschungsarbeit, die erfolgreich und vielversprechend gestartet wurde, in Georgien vor Ort leider nicht etabliert werden, nachdem das deutsche Projekt ein schnelles Ende fand.
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Die Besatzung vor der Cessna, mit der Ostgeorgien im Jahr 2006 archäologisch aus der Luft prospektiert wurde. Ausgangspunkt der Flüge war ein ehemaliger russischer Militärflughafen.
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Das Luftbild stellt die bronzeeisenzeitliche (ca. 15.–7. Jh. v. Chr.) Höhensiedlung Tachtiperda (Mitte) und die dazugehörige Siedlung der »Unterstadt« (Mitte unten) sowie das nicht weit entfernte Gräberfeld (rechts oben) dar.
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Rechts oben: Im weiteren Umfeld von Tachtiperda wurden einige Dutzend weitere Höhensiedlungen mit Ringwällen entdeckt. In unmittelbarer Nachbarschaft z.B. diese mit einer ähnlichen Struktur. Offensichtlich bestand die Siedlung aus einem oberen, stark befestigten Areal und einer zu dessen Fuß angelegten Siedlung, nur in kleiner Dimension.
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Rechts unten: Die an einem Berggipfel angelegte Höhensiedlung ist bei der Flugprospektion neu entdeckt worden. Sie wurde massiv mit teilweise Dreifach-Ringwällen und -gräben befestigt. Ob sie gleichzeitig mit Tachtiperda existierte, ist noch nicht geklärt.
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Obwohl diese Höhensiedlung schon bekannt war, konnte das Luftbild ihre recht komplizierte Struktur zum ersten Mal so klar und deutlich zeigen: Sie wurde auf zwei Berggipfeln angelegt und ebenfalls mit teilweise DreifachRingwällen und -gräben befestigt. Sie bestand scheinbar aus einem oberen und einem unteren Siedlungsbereich.
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Diese Höhensiedlung wurde bei der Flugprospektion neu entdeckt und ist von ihrer Form und Struktur her vergleichbar mit Tachtiperda, nur etwas kleiner. Sie wurde ebenfalls an einem steilen Hang im Süden angelegt und mit einer massiven Mauer im Norden befestigt.
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Die Höhensiedlung wurde durch die Befliegung neu entdeckt. Sie wurde auf einem Plateau angelegt und offensichtlich mit einem massiven Ringwall und -graben befestigt. Die Funktion und Datierung müssen noch durch Feldarbeit am Boden geklärt werden.
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Auf prähistorischen Hügelgräbern (Kurganen) wachsen häufig, wie das Luftbild hier zeigt, bestimmte Wildpflanzen. Diese lassen die Grabhügel deutlich von ihrer Umgebung abheben.
Höhensiedlungen und Hügelgräber
Iran
Von Persepolis bis Pasargadae Baoquan Song und Barbara Helwing
Die Luftbilder von Erich Schmidt befinden sich heute im Fotoarchiv des Oriental Institute der University of Chicago in den USA. Das Archiv ist unter der folgenden Internetseite abrufbar: https://oi.uchicago.edu/collections/ photographic-archives/persepolis/ aerial-survey-flights
Projektname: »Ausgrabung und Prospektion im Rahmen des Sivand-Staudammbaus in der Provinz Fars (Persien), Iran« Projektzeitraum: 2004– 2005 Luftbildarchäologe: Baoquan Song Flugzeugtyp: Helikopter Typ Aerospatiale SA 316B Alouette III Bildart und -maßstab: Schrägbilder verschiedener Maßstäbe Flughöhe: Zwischen 150 und 600 m
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Im Rahmen des Sivand-Staudammbaus wurde das Gebiet des geplanten Staubeckens im Tal Darre-ye Bolaghi in der Provinz Fars im Süd-Iran durch Survey und Rettungsgrabungen mit internationaler Beteiligung untersucht. Von deutscher Seite nahm die Außenstelle Teheran der Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts von 2005 bis 2006 unter der Leitung von Barbara Helwing an dem Projekt teil. Dabei lag der Schwerpunkt in dem betroffenen Gebiet auf der Prospektion und Ausgrabung von chalkolitischen Fundstellen der Bakun-Kultur (5. bis frühes 4. Jt. v. Chr.). Die vorliegende Darstellung des Projekts basiert auf einem vorläufigen Bericht von Barbara Helwing und Baoquan Song aus dem Jahr 2010. Im Rahmen der Kooperation sollte ein Team des Instituts für Archäologische Wissenschaften der Ruhr-Universität Bochum im Frühjahr 2006 unter Leitung von Baoquan Song die Geländearbeit und die Ausgrabungen des Deutschen Archäologischen Instituts mit Prospektionsmethoden unterstützen. Hierbei wurden geomagnetische Messungen und Flugprospektionen durchgeführt. Was die Luftbildarchäologie betrifft, so blickt der Iran auf eine lange und interessante Forschungsgeschichte zurück. Eine systematische Befliegung fand bereits in den 1930er Jahren durch den berühmten Vorderasiatischen Archäologen Erich Friedrich Schmidt (1897– 1964) statt, der hierüber in seinem 1940 erschienenen Werk Flights over Ancient Cities of Iran berichtet. Seine damalige Pionierarbeit ist bis heute das größte und umfassendste Forschungsprojekt im Iran, das die Luftbildarchäologie in die Survey- und
Grabungsarbeit auf eine hervorragende Art und Weise integriert. Die dabei entstandenen Luftbilder besitzen einen außerordentlich hohen Dokumentarwert, weil die betroffenen Fundstätten heute weitgehend zerstört worden sind. Daher ist sein Luftbildarchiv eine unverzichtbare Quelle für Forschung und Denkmalpflege (s. Kasten). Im Rahmen des Projekts sollten Prospektionsmethoden in einem ausgedehnten Arbeitsgebiet erprobt und angewandt werden, u. a. die Flugprospektion. Dank der Hilfe des Zentrums für Archäologische Forschung und der Forschungsstiftung Persepolis war es möglich, einen Hubschrauberflug von Shiraz über Persepolis, Naqsh-e Rostam, Estakhr, über das Stauseegebiet in Darre-ye Bolaghi bis zur Dasht-e Morghab und den Ruinen von Pasargadae durchzuführen. Um die Flugzeit sinnvoll ausnutzen zu können, wurde der Flug sorgfältig vorbereitet. Hierzu wurden zunächst auf den großmaßstäbigen topografischen Karten die anzufliegenden Ziele in zweifachen Ausfertigungen kartiert und die Flugroute farbig auf den Karten markiert. Der Hubschrauberpilot bekam einen Kartensatz und wir behielten den anderen. Die Schwerpunkte der Befliegung lagen in der Umgebung von Persepolis, dem Bolaghi-Tal und dem ehemaligen Stadtgebiet von Pasargadae. Die bekannten Fundstellen der drei Fundgebiete sollten dokumentiert und die dazwischenliegenden Bereiche prospektiert werden. Die Fundstellen im Bolaghi-Tal, die wir zuvor bereits geomagnetisch untersucht hatten, wollten wir aus der Luft prospektieren, mit Luftbildern dokumentieren und anhand der Luftbildmessung Pläne erstellen.
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In Tal-e Bākun A, Provinz Fars, war gegen Ende der Bākunzeit im frühen 4. Jt. v.Chr. ein großes Gebäude mit vielen einzelnen Räumen errichtet worden, das als administratives Gebäude betrachtet wird, da dort zahlreiche Abdrücke von Stempelsiegeln gefunden wurden. Tal-e Bākun A gilt deshalb als einer der frühesten Nachweise für die Entstehung komplexer Verwaltungsstrukturen im Iran. Die alten Grabungsschnitte, insbesondere der Bereich des sogenannten Vewaltungsgebäudes, sind bis heute deutlich zu erkennen. Außerdem sind Nachgrabungen im Jahr 2004 durch Abbas Alizadeh von der Universität Chicago im Südprofil des zentralen Schnitts im Luftbild deutlich sichtbar.
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Kleiner Hügel inmitten kultivierter Felder in der Dasht-e Morghab östlich von Do Tulan. Eine anschließende Überprüfung des Platzes am Boden ergab, dass es sich hierbei um einen natürlichen Hügel handelt, auf dem in parthischer (247 v.Chr.–224 n.Chr.) oder sassanidischer Zeit (224–642 n.Chr.) einige Gräber angelegt worden waren. Durch Raubgrabungen im Zentrum des Hügels wurden einige dieser Gräber geöffnet und geplündert.
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Ein sechssitziger Helikopter diente am 6. März 2006 als Arbeitsplattform. Ausgangsort war der internationale Flughafen Shiraz. Dank der idealen Wetterverhältnisse konnten mehr als 30 bekannte und auch neue Fundstellen beobachtet und 196 Luftbilder aufgenommen werden.
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Darre-ye Bolaghi, Übersicht über die Fundstelle 91. Die Hausstrukturen der jüngsten safavidischen Bauphase sind deutlich zu erkennen. Das leicht dunkler gefärbte Band oben am Bildrand und in der Mitte der Fundstelle deutet die Lage eines alten Kanals an, der während der älteren, postachämenidischen Siedlungsphase Wasser aus einer Quelle weiter oben am Hang in die Siedlung leitete. Die älteste Besiedlung aus der Bakunzeit liegt im unteren Hangbereich. In den im Bild sichtbaren Grabungsschnitten konnten drei Töpferöfen der Bankunzeit dokumentiert werden.
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Anlass unserer Arbeit im Iran war der Bau des 25 km unterhalb von Pasargadae gelegenen Staubeckens im Darre-ye Bolaghi, der 2010 vollendet wurde und infolgedessen der Fluss Polvar einen Teil des Tals überflutete. Darre-ye Bolaghi ist ein kleines geschütztes Seitental auf der rechten Seite des Polvarflusses, das von Süden durch die Engstelle der Bolaghi-Schlucht und von Norden durch die Schlucht der Bogenschützen (Tang-e Tir Andaz) zugänglich ist. Schon früh lag das Tal im Interesse historischer und archäologischer Forschungen. Zu Beginn des 20. Jh. beschrieb es Ernst Herzfeld zusammen mit den Passagen durch die engen Schluchten. In den frühen 1930er Jahren folgte ihm Sir Aurel Stein, der auch archäologische Fundplätze beschrieb und Oberflächenfunde sammelte. Die britische Expedition in Pasargadae fertigte in den 1960er Jahren Karten des Bolaghi-Tals an. Wolfram Kleiss beschrieb schließlich die Überreste eines alten Dammes, den er für achämenidisch hielt. Nach Bekanntgabe des modernen Staudamm-Projekts führte schließlich das Zentrum für archäologische Forschungen der Iranischen Behörde für Kulturerbe und Tourismus eine Geländebegehung durch, bei der 129 Fundplätze registriert wurden. 2005 wurde eine Grabungskampagne in den beiden während des Surveys entdeckten Fundplätzen 91 und 119 durchgeführt. In einer Doppelkampagne 2006 erfolgten zunächst geomagnetische Messungen, und die Grabungen auf Fundplatz 91 kamen zum Abschluss. Durch Luftbildauswertung und einen geomorphologischen Survey wurden weitere bakunzeitliche Fundplätze entdeckt, die ebenfalls durch Geomagnetik und anschließende Grabungen untersucht wurden. Die Kombination von Luftbildauswertungen, geomorphologischen Untersuchungen und archäologischen Begehungen führte zur Entdeckung von insgesamt sechs Fundplätzen der Bakun-Zeit innerhalb der kleinen
Kammer des Bolaghi-Tals. Zudem kamen archäologische Fundplätze des Neolithikums und der Bronzezeit zutage, jeweils Perioden, die im herkömmlichen Survey nicht entdeckt worden waren, da diese Fundstellen unter starken Erosionsschichten begraben liegen. Besonders wichtig war die Entdeckung der bakunzeitlichen Fundstelle 131 an zentraler Position am Flussufer, einem ehemaligen Siedlungshügel, der jedoch vor einigen Jahrzehnten eingeebnet worden war.
Die iranische Behörde für Kulturerbe und Tourismus steht gegenwärtig vor großen Herausforderungen. Die rapide Zunahme der Bevölkerung führt zur explosionsartigen Ausdehnung der Städte, zur noch nie dagewesenen intensivierten Landwirtschaft und zum rasanten Ausbau der Industrie. All diese Bemühungen ziehen einen enormen Bedarf an Wohnfläche sowie landwirtschaftlicher und industrieller Nutzfläche nach sich. Naturgemäß erfolgt diese Entwicklung auf den
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Das Luftbild zeigt eine Fundstelle neben dem Polvar (links im Bild) mit Grabungsschnitten (Mitte). Besonders interessant sind Spuren von in einer Reihe liegenden Karez-Brunnen, die den Verlauf von unterirdischen Kanälen anzeigen. Tief im Boden fließt das Wasser durch die vor Hunderten von Jahren künstlich angelegten Kanäle. Auf diese Art und Weise ist es vor der Verdunstung auf dem iranischen Hochplateau geschützt.
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naturräumlich begünstigten Regionen, die seit jeher von Menschen genutzt und bewohnt wurden. In diesen Regionen liegen daher besonders viele archäologische Fundplätze, die durch die fortschreitende Entwicklung in ihrem Bestand gefährdet sind. Die für Denkmalschutz zuständige Behörde im Iran steht vor der schwierigen Aufgabe, das kulturelle Erbe des Landes zu bewahren, ohne die notwendigen dem Wohlstand der Bevölkerung verhelfenden Maßnahmen der Landnutzung zu behindern. Dies erfordert innovative Methoden und Konzepte
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zur schnellen Bestandsaufnahme und Bewertung der Kulturdenkmäler, auf der Grundlage ein verantwortungsvoller Umgang mit den beschränkten Kulturressourcen erst möglich wird. Die Rettungsarbeiten im Stauseegebiet von Tang-e Bolaghi und unsere Flugprospektion haben gezeigt, dass mit einer kombinierten interdisziplinären Arbeit umfassendere Resultate als mit herkömmlichen archäologischen Oberflächenuntersuchungen erzielt werden können.
Rechts oben: Blick auf den zentralen Bereich der achämenidischen Hauptstadt Persepolis von Nordosten. Im Vordergrund das Schatzhaus, dahinter liegen überdacht der schon durch Ernst Herzfeld und seine Mitarbeiter zum Grabungshaus und Museum umgebaute Gebäudekomplex aus Königstor, der sogenannten Halle der Armee und dem Palast der Königin. Weiter hinten, ebenfalls unter einem Schutzdach, die Apadana-Nordtreppe mit den berühmten Gabenbringer-Reliefs.
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Rechts unten: Ostteil der Terrasse von Persepolis mit den Königspalästen. Im Vordergrund der Palast Tachara, erbaut von Darius I.; dahinter der sogenannt Palast G und der Palast von Xerxes I.
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Der Felsen von Naqsh-e Rostam befindet sich ca. 7 Km nördlich von Persepolis. Im Vordergrund ist der Turm Kaba’ye Zardusht zu sehen, dessen Funktion nicht bekannt ist. In den Fels eingeschlagen sind die kreuzförmigen Fassaden der königlichen Gräber, von links nach rechts: Darius II., Artaxerxes I., Darius I. und Xerxes I. Es ist kein Zufall, dass sie fast in Sichtweite von Persepolis errichtet wurden. Der hinter der Wand gelegene Berg ist eine uralte Nekropole, wie viele dort aufgefundene Grabanlagen beweisen. Das ursprüngliche Niveau vor der Felswand war etwa 9 m tiefer, sodass in früherer Zeit ihre Ausstrahlung noch viel majestätischer war.
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Pasargadae ist die erste Hauptstadt der Achämeniden. Das Bild zeigt einen Blick von Norden über das Ruinengelände. Im Vordergrund die Festung Tal-e Takht; etwa in der Bildmitte die Reste des sogenannten Zendan-e Suleiman- Turms und die Palastruinen. Der Taleinschnitt im Hintergrund markiert den Verlauf der achämenidischen Königsstraße durch das Bolaghi-Tal nach Persepolis.
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Die Ruinenstätte der Festung Tal-e Takht in Pasargadae ist deutlich zu erkennen an ihren gewaltigen Steinblöcken.
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Die Terrassenanlage im Heiligen Bezirk Pasargadae zeigt ihre Baustruktur teilweise als positive Bewuchsmerkmale.
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Trainingsprogramm für den Nachwuchs Klaus Leidorf
Projektname: »Programm zur Schulung von Luftbildarchäologen« Projektzeitraum: 1996 Luftbildarchäologen: Otto Braasch und Klaus Leidorf Flugzeugtyp: Schulterdecker Cessna 172 Bildart und -maßstab: Schrägbilder verschiedener Maßstäbe Flughöhe: Zwischen 300 und 1000 m
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Die Luftbildarchäologie fand insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg in westeuropäischen Ländern ihre Verbreitung. In der Bundesrepublik Deutschland wurde die Flugprospektion nach dem Aufheben des Motorflugverbots im Jahr 1955 durch die Allierten im Laufe der Zeit beim Wiederaufbau eingesetzt, um Bodendenkmäler effektiv zu schützen. In den Ostblockländern einschließlich der ehemaligen DDR gab es aus verschiedenen Gründen kaum luftbildarchäologische Aktivitäten bis zum Fall des »Eisenen Vorhangs«. Nach dem Ende des Kalten Krieges bestand plötzlich die Möglichkeit, Luftbildarchäologie in diesen Ländern zu betreiben. Otto Braasch war der erste Luftbildarchäologe, der wenige Tage nach dem Fall der innerdeutschen Grenze in das Gebiet der ehemaligen DDR einflog, umfangreiche Prospektionsflüge unternahm und zahlreiche neue Bodendenkmäler entdeckte. Zu den bedeutenden Fundstellen gehören z. B. die Kreisgrabenanlagen von Goseck in Sachsen-Anhalt und Kyhna in Sachsen. Dabei erkannte er sofort das große Potenzial der Luftbildarchäologie in den Regionen, in denen die Luftbildarchäologie bis dahin den Archäologen vorenthalten war, und versuchte den neuen Bundesländern sowie den osteuropäischen Ländern wie Polen, Ungarn und Tschechien sowohl methodisch als auch organisatorisch beim Aufbau der Luftbildarchäologie Beistand zu leisten. Als erste Maßnahmen wurden internationale Symposien zum Thema Luftbildarchäologie veranstaltet und Ausstellungen mit neuen eindrucksvollen Luftbildbefunden organisiert. Gleichzeitig wurden durch Schulungsveranstaltungen, bei denen auch ich mitbeteiligt war, junge Kollegen und Studierenden vor allem aus den ehemaligen Ostblockländern mit notwendigem Fachwissen und Know-how ausgebildet. Die Schulungen wurden in Zusammenarbeit mit der Aerial Archaeology Research Group (AARG) aus Großbritannien an ver-
schiedenen Orten in Europa organisiert, so z. B. im Juni 1996 in Siófok (Ungarn). Vom 15. bis 21. Juni 1996 fand die Schulung mit einem umfangreichen Trainingsprogrmm auf dem Sonderlandeplatz Siófok-Kiliti in Ungarn statt. Daran nahmen insgesamt 37 Studierende aus 14 europäischen Ländern teil. Schwerpunkt der einwöchigen Schulung bestand in der Vermittlung von Grundkenntnissen über Flugprospektion, Luftbildinterpretation und Methode zur Luftbildmessung. Bei der Flugprospektion wurden mit drei viersitzigen Flugzeugen vom Typ Cessna 172 insgesamt 104 Flugstunden absolviert und mehr als 8000 Luftbilder aufgenommen. Die Kursteilnehmer konnten sozusagen dem Luftbildarchäologen bei ihrer Arbeit über die Schultern schauen. Nachdem sie mit theoretischen Grundlagen im Unterricht vorbereitet worden waren, konnten sie die wichtigen Arbeitsschritte der Flugprospektion – von der Flugvorbereitung am Boden bishin zur -durchführung an Bord – praktisch kennenlernen. Dabei konnten sie die erste persönliche Flugerfahrung sammeln und die Fähigkeit trainieren, archäologisch relevante Spuren aus der Luft zu erkennen und anzusprechen. Ab und zu wurde festgestellt, dass nicht jeder den Flug beschwerdenlos vertragen konnte. Dennoch sind die Studierenden mit großer Begeisterung und Engagement dabei. Nach der Landung wurden anhand der aufgenommenen Luftbilder dann die Kartierung von Luftbildstellen auf topografischen Karten sowie die Interpretation und die kartografische Bearbeitung von Luftbildbefunden geübt. Durch die Schulungsmaßnahmen konnte in den Heimatländern der teilnehmenden Studierenden der Grundstein für die Luftbildarchäologie gelegt werden. Auf dieser Art und Weise versuchten die Organisatoren der AARG durch solche Lehrveranstaltungen, die Luftbildarchäologie dauerhaft in vielen europäischen
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Staaten zu etablieren. Diese Schulungsmaßnahmen wurden kurz nach der Jahrtausendwende mit der finanziellen Förderung der Europäischen Union fortgesetzt. Darüber werden wir später im Kapitel 9 berichten. Die bei den Schulungsflügen aufgenommenen Luftbilder zeigen einerseits, dass die bislang in den
Trainingsprogramm für den Nachwuchs
westeuropäischen Ländern wie England, Deutschland und Frankreich bewährten Methoden auch in Ackerbau dominierenden Regionen der ehemaligen Ostblockländer – speziell hier in Ungarn – genauso gut funktioniert. Andererseits konnten wir hier interessante Luftbildbefunde mit besonderen kulturellen Prägungen der Region beobachten.
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Als Bewuchsmerkmale zeichnen sich ein Kreisgraben und Spuren von Höfen an einer T-förmigen Straßenkreuzung in Ackerfeldern ab.
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Mehrphasige Spuren einer frühmittelalterlichen Kirche mit einem umliegenden Friedhof (links der Straße) und Einfriedungen von Höfen erscheinen als Bewuchsmerkmale im Luftbild.
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Hier handelt es sich vermutlich um ein großes, bereits planiertes Hügelgräberfeld mit Kreisgräben und teilweise mit Zentralbestattungen. Die Frage, ob diese Gräber in die prähistorische Zeit oder in das Frühmittelalter datiert werden können, kann anhand des Luftbildbefundes nicht beantwortet werden.
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Auf diesem Luftbild sind neben der Geologie zahlreiche teilweise sich überlappende Spuren aus wohl verschiedenen Epochen zu sehen. Auffällig sind die Kreisgräben, wohl Überbleibsel von Hügelgräbern mit Zentralbestattung. Wesentlich später sind die rechteckigen Grabenstrukturen, die sich teilweise ebenfalls überlappen und wohl Hofgelände markieren und zu einer dorfartigen Siedlung gehören könnten. Ohne Bodenfunde können die Luftbildbefunde nicht genau datiert werden.
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Siedlungen, Bergbau und Nuraghen Klaus Leidorf und Baoquan Song
Projektname: »Conservation through aerial archaeology (CAA)« im Rahmen des Förderungprogramms CULTURE 2000 der EU und »Der Iglesiente – eine Montanlandschaft im Zentrum der antiken Mittelmeerwelt« der DFG Projektzeitraum: 2005– 2007 sowie 2016– 2018 Luftbildarchäologen: Otto Braasch, Klaus Leidorf, Baoquan Song Flugzeugtyp: Schulterdecker Cessna 172 und UL-Schulterdecker vom Typ ICP Savannah Bildart und -maßstab: Schrägbilder verschiedener Maßstäbe Flughöhe: Zwischen 150 und 1000 m
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Bereits 2000 stellte die Aerial Archaeology Research Group (AARG) aus Großbritannien den ersten Antrag auf die Förderung des Projekts »Conservation through aerial archaeology (CAA)« im Rahmen des oben genannten Förderprogramms mit den folgenden Zielen: 1) Einführung der Luftbildarchäologie in Gebieten Europas, in denen sie noch nicht angewandt wurde; 2) Verbesserung und Erweiterung der Luftbildarchäologie, wo sie erst seit Nneuem eingeführt wurde; 3) Unterstützung bei der Informationsgewinnung durch Luftund Satellitenbilder für die Bodendenkmalpflege; 4) Verstärkung der luftbildarchäologischen Anwendung bei denkmalpflegerischen Maßnahmen wie Präsentation, Schutz und Erhaltung; 5) Förderung bewährter Methoden und Verfahren der Luftbildarchäologie in ganz Europa. Diese Projektziele sollten u. a. durch Schulungsmaßnahmen realisiert werden: Dementsprechend fanden Schulungsveranstaltungen zur Luftbildarchäologie im Mai 2001 in Siena, im Mai 2003, 2004 und 2007 in Foggia, und im Mai 2005 in Grosseto statt. Dabei wurden zahlreiche Studierende aus vielen europäischen Ländern in der Theorie am Boden und auch in der Praxis im Flugzeug bei der Erstellung und Auswertung von Luftbildern ausgebildet. Die AARG übernahm jeweils die organisatorische Durchführung der Schulung, Otto Braasch und Klaus Leidorf waren als Dozenten beteiligt. Wie die zahlreichen bei der Schulungsarbeit entdeckten und dokumentierten Luftbildbefunde zeigen, bot gerade der Monat Mai für die intensiv auftretenden Bewuchsmerkmale in Italien recht gute Ergebnisse. Regelmäßige Tagungen und Workshops zum Thema Luftbildarchäologie der jüngsten Zeit zeigen, dass diese Mühe um die Nachwuchsausbildung nicht umsonst war und die Saat heute tatsächlich in vielen europäischen Ländern aufgegangen ist.
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Oben links: Eine größere Anlage mit Doppelgräben und zwei kleinere mit einem einfachen Graben in Apulien. Alle Spuren zeichnen sich als positive Bewuchsmerkmale ab. Anhand der Größe der Anlagen stellen sie vermutlich unterschiedlich befestigte Siedlungsareale dar. Oben rechts: Bei diesem Luftbildbefund handelt es sich offensichtlich um eine auf einem Plateau errichtete Höhensiedlung in Apulien, die teils durch einen Abhang und teils durch Doppelgräben geschützt war. Innerhalb des Siedlungsareals befinden sich einige halbkreisförmige Gräben, die vermutlich auf einzelne Hofgelände hindeuten. Alle Grabenstrukturen erscheinen als positive Bewuchsmerkmale.
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Das Luftbild zeigt vermutlich eine Burg mit Vorburg, die sich mit einem Ringwall geschützt auf einer Anhöhe/ einem Berggipfel in Apulien befindet. Interessant bei diesem Luftbildbefund sind die durch Wildpflanzen und Steinschutt markierten geometrischen Spuren, die anscheinend auf ehemalige Bauten innerhalb der Anlage hinweisen.
Siedlungen, Bergbau und Nuraghen
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Spuren einer recht kompliziert befestigten Siedlung in Apulien, die zunächst mit Ein- bis Dreifach-Gräben geschützt war. Der zweite Graben weist nach außen hin bastionähnliche Grabengebilde auf. Innerhalb dieses befestigten Bereichs befinden sich einige halbkreisförmige Gräben (Hofgelände) und ein zusätzlich mit Zweifach-Gräben geschütztes Areal, in dem sich wiederum einige halbkreisförmige Gräben abzeichnen. Auch hier erscheinen die Befunde als positive Bewuchsmerkmale.
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Etwas bruchstückhafte Spuren einer Siedlungsfläche, die sich über ein Getreidefeld hinaus erstreckt. Während hervorragende Bewuchsmerkmale im Getreidefeld zutage treten, ist deutlich zu erkennen, dass die Pflanzen in den benachbarten Feldern etwas unempfindlicher auf die unterirdischen archäologischen Überreste reagieren.
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Das Luftbild zeigt etwa ¾ einer mit doppelten Gräben geschützten inneren Siedlung in Apulien. Die sich teilweise überschneidenden halbkreisförmigen Hofgelände deuten darauf hin, dass diese Siedlung mehrphasig war. Vorgelagert sind anscheinend noch weitere Dreifach-Außengräben mit Hofgeländen vorhanden. Auch wenn das Siedlungsareal nicht komplett zu sehen ist, ist davon auszugehen, dass es sich hier um eine etwas größere Siedlung mit mehrfachen Schutzgräben handelt.
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Detailaufnahme einer mehrphasigen Siedlung in Apulien. Innerhalb der Doppelschutzgräben befinden sich halbkreisförmige und kreisförmige Strukturen, die sich teilweise überschneiden und vermutlich Hofgelände darstellen. Die unterschiedlichen Reaktionen verschiedener Pflanzenarten auf die archäologischen Störungen sind hier deutlich zu sehen.
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Wie die bisher beschriebenen halbkreisförmigen Hofgelände aussehen könnten, zeigt der Rekonstruktionsversuch italienischer Archäologen in Apulien. Das Hofgelände wurde neben drei archäologischen Befunden rekonstruiert. Der halbkreisförmige Graben wurde mit Steinmauern befestigt.
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Rechts oben: In manchen bergigen Regionen werden Hofgelände mit rechteckigen oder kreisförmigen Steinmauern markiert, wie hier das Luftbild zeigt. Die Frage, ob alle im Bild sichtbaren Strukturen von Hofgeländen in Apulien gleichzeitig existiert haben, kann jedoch anhand des Luftbildbefundes nicht beantwortet werden. Die trapezförmige Steinmauer scheint jedoch die jüngste zu sein, weil sie als Ruine noch recht gut erhalten
ist und die übrigen Steinmauern weitgehend durch Erosion abgetragen worden sind.
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Rechts unten: Bei der Gemeinde Bariano, Provinz Bergamo in der Region Lombardei, wurde ein frühmittelalterliches Reihengräberfeld als positives Bewuchsmerkmal beobachtet. Ähnlich wie die in Deutschland gefundenen Luftbildbefunde sind die Gräber ebenfalls recht dicht beieinander in Reihen angeordnet.
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Das Bergwerk San Giovanni-Norman bei Gonnesa prägt bis heute das Landschaftsbild im Montan-Revier Iglesiente mit seinen zahlreichen Bergbauspuren. Neben Einschnitten der Abbaustellen sind die Eingänge ehemaliger Bergwerke durch Halden zu erkennen, die auf dem teilweise wieder aufgeforsteten Berg besonders auffallen.
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Das Ultraleichtflugzeug ICP Savannah wird gerade für einen Prospektionsflug betankt. Mit einem vollen Tank kann es etwa 4 Stunden fliegen. Was die Sicht für die Flugbeobachtung und Fotoarbeit betrifft, so ist es fast so gut geeignet wie eine Cessna. Die rechte Tür neben dem Sitzplatz des Luftbildarchäologen wurde jedes Mal vor dem Flug abmontiert.
Montanarchäologische Flugprospektion in Sardinien Im Rahmen des im Institut für Archäologische Wissenschaften an der Ruhr-Universität angesiedelten DFGProjekts »Der Iglesiente – eine Montanlandschaft im Zentrum der antiken Mittelmeerwelt« wird jene bedeutende antike Bergbauregion für Silber, Blei, Kupfer und Zink seit 2015 unter der Leitung von Bärbel Morstadt großräumig prospektiert. Dazu gehören vor allem die Recherche und Aufarbeitung des Archivmaterials, Flugprospektion, Survey und geophysikalische Messungen. Baoquan Song übernahm die Aufgaben der archäologischen Befliegung, die in zwei Kampagnen im Sommer 2016 und im Frühjahr 2018 im Südwesten von Sardinien stattfand. Hierbei diente die Flugprospektion zur Lokalisierung und zum eingehenden Erforschen der antiken Bergbauspuren, der dazugehörigen Bergbausiedlungen sowie der Infrastruktur wie z. B. Landund Seewegen zum Transport von Metallerzen mit entsprechendem Verkehrsnetz und Häfen. Auch Siedlungen, die wohl nur indirekt mit Bergbau im Zu-
Siedlungen, Bergbau und Nuraghen
sammenhang standen und primär zur Produktion von Nahrungsmittel dienten, wurden im weiteren Umfeld des Bergbau-Reviers untersucht. Da Sardinien für die Befliegung mit einem Leichtflugzeug wie einer Cessna derzeit die Infrastruktur fehlt, charterten wir einen UL-Schulterdecker vom Typ ICP Savannah mit 80 PS einschließlich eines italienischen Piloten. Trotz einiger Einschränkungen, wie z. B. Sitzplätzen für nur zwei Besatzungsmitglieder und begrenztem Stauraum für die Fotoausrüstung und Kartenmaterial, hat sich das UL-Flugzeug für unsere Aufgaben dennoch gut bewährt. Der Schulterdecker bietet gute Sicht nach vorne und unten, nur die Seitensicht ist durch zwei Streben zwischen Tragfläche und Rumpf eingeschränkt. Das Flugzeug ist windanfälliger als eine Cessna, was sich besonders bemerkbar macht, wenn starker Wind vorherrscht. Dies kann auf der Insel durchaus häufig vorkommen. Das Problem der Flugbeschränkungsgebiete konnte umgangen werden, indem wir auf einer Höhe von 500 Fuß (ca. 150 m) über dem Boden oder darunter flogen. Bei einem einstündigen Testflug konnte dem Piloten vermittelt werden, was für uns als Luftbildarchäologen
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Das Luftbild zeigt die Grube des ehemaligen Bergwerks von Barbusi. Alle Bergwerke in Iglesiente wurden im Laufe der Zeit aufgegeben und sind heute nicht mehr in Betrieb. Wegen Einsturzgefahr werden viele ehemalige Bergwerkgelände mit ihren Schächten und Gängen entweder gesprengt oder eingezäunt, sodass heute kein Zutritt der betroffenen Gebiete mehr möglich ist. Dies macht die archäologische Geländearbeit besonders schwierig. Umso wertvoller sind die aus der Luft aufgenommenen Bilder solcher Gelände.
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wichtig zu berücksichtigen war, und wir erfuhren wiederum, was ein UL-Flugzeug flugtechnisch überhaupt leisten kann. Danach konnte der Flug relativ koordiniert durchgeführt werden. Mit einer abmontierten Tür auf der rechten Seite konnten so insgesamt etwa 15 Flugstunden absolviert und dabei mehr als 5000 Luftbilder aufgenommen werden. Die meisten Verdachtsstellen mit großflächigen Abbauflächen, Halden und Bergbaueinrichtungen konnten problemlos lokalisiert und dokumentiert werden. Schwieriger war es bei Stellen mit wenigen, markanten Punkten im Gebirge. Da GPS-unterstützte Prospektion nur teilweise funktionierte, navigierten wir überwiegend mit Karten, auch wenn dies ohne Kabinentür nicht einfach war. Zudem wurde die Lokalisierung einiger kleinräumiger Bergbauspuren anhand der Karten bzw. Google-EarthBilder zusätzlich durch die niedrige Flughöhe im Arbeitsgebiet erschwert. In diesen Fällen wurden die ersichtlichen Spuren um die Verdachtsstellen nach Möglichkeit komplett dokumentiert. Hierbei ist umfangreiches Bildmaterial entstanden. Im Laufe der Flugprospektion wurden Erfahrungen und Einsichten für den Bergbau verschiedenartiger Erze aus unterschiedlichen Epochen gewonnen. Die genaue Zuordnung und Datierung solcher Luftbildbefunde können natürlich nur durch Bodenfunde von Geländebegehungen überprüft und verifiziert werden. Derzeit ist die Auswertung der Luftbilder noch nicht abgeschlossen. Neben Bergbauspuren konzentrierten wir uns bei der Flugprospektion gleichzeitig auf die Lebensräume rings um den Bergbau in Iglesiente. In einigen Tälern wurden nah der Bergwerke landwirtschaftliche Flächen zur notdürftigen Versorgung der Bergleute vor Ort erschlossen, wie etwa im Tal von Antas. Solche Orte scheinen schon im Neolithikum besiedelt worden zu sein. In der Nähe vom punischen und römischen Tempel in Antas konnten u. a. auch Steinkreise verschiedener Größe und Formation beobachtet werden, die auf zunächst einfache Behausungen und später Nuraghen oder Ähnliches hinweisen. Um unterirdische Bodendenkmäler anhand von Bewuchsmerkmalen aufzuspüren, ist das Frühjahr die bessere Jahreszeit als der Sommer. 2016 wurde festgestellt, dass die Vegetation aufgrund der Hitze und Trockenheit im Sommer entweder bereits ausgereift
und abgeerntet oder verdorrt war. Daher wurden kaum Bewuchsmerkmale beobachtet. Als wir Mitte März 2018 für eine weitere Befliegung vor Ort waren, bemerkten wir sofort, dass die Vegetation für Bewuchsmerkmale sehr günstig war. Getreide befand sich in der schnellen Wachstumsphase, die Wiesen waren saftig mit vielen Unkräutern, die Laubbäume fingen zum großen Teil gerade an, die ersten zarten Blätter zu
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bekommen. Abgesehen von den immergrünen Nadelbäumen hatten wir meistens auch gute freie Sicht zum Boden. Vor allem im Flachland des Cixerri-Flusstals im Süden und in der Campidano-Ebene, in der große Felder als Produktionsstätten für Nahrungsmittel dienten und eine wichtige Rolle bei der Versorgung der Bergbauleute gespielt haben dürften, konnten wir Siedlungsspuren durch Bewuchsmerkmale ausfindig machen.
Siedlungen, Bergbau und Nuraghen
Über der Insel Sant’ Antioco konnten im Jahr 2018 ca. zwei Dutzend Nuraghen aus der Luft lokalisiert und fotografiert werden. Der Erhaltungszustand dieser Monumente war meistens sehr schlecht, nur bei wenigen konnte man die Baustruktur einigermaßen gut erkennen. Von den meisten Anlagen wurden die Luftbilder so angefertigt, dass man anhand dieser Bilder durch SFM (structure from motion) 3D-Modelle berechnen kann.
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Am Steilhang des Monte Trubixedda bei Nebida im MontanRevier Iglesiente sind noch einige der atemberaubenden ehemaligen Bergbaupfade zu sehen. Leider wurden viele antike Abbaustellen später durch die mittelalterlichen und modernen Bergwerke dermaßen überprägt, dass heute von dem antiken Bergbau kaum noch Spuren zu finden sind.
Siedlungen, Bergbau und Nuraghen
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Der Kernbereich der aus der Bronzezeit stammenden Nuraghe-Ruine bei Domusnovas mit späterem Ausbau ist relativ gut erhalten. Er weist eine recht komplizierte Architektur mit mehr als einem Duzend Rundtürmen und Zwischenräumen auf.
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Das Tal von Antas scheint schon seit dem Neolithikum von Menschen besiedelt worden zu sein. Hier konnten im August 2016 Steinkreise in verschiedener Größe und in diverser Formation beobachtet werden, die auf zunächst einfache Behausungen und später Nuraghen oder Ähnliches hinweisen.
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Die Siedlungsbauten der phönizisch-punischen Stadt auf dem Monte Sirai nordwestlich von Carbonia wurden durch Ausgrabungen freigelegt. Bei laufenden Grabungsarbeiten dient der Siedlungsberg heute als Freilichtmuseum.
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Das Luftbild zeigt das ehemalige Bergwerk Santa Lucia (links) sowie Dünen und San Nicolo an der Küste im Hintergrund in der Riu Mannu-Ebene bei Fluminimaggiore. Bis heute werden das Tal und die Südseite des Berghangs landschaftlich genutzt. Neben Getreidefeldern sind auch Olivenhaine häufig anzutreffen. Die Straßenverbindungen könnten in der prähistorischen Zeit und in der Antike als Wege zum Transport abgebauter Erze zu den Verladestellen der Schiffe benutzt worden sein. Darauf deuten zumindest einige in der Nähe entdeckte Unterwasserfunde von Schiffladungen hin.
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Die durch Grabung freigelegten Fundamente punischer und teilweise rekonstruierter römischer Tempelanlagen von Antas sind archäologische Belege für die Anwesenheit der Punier und Römer in dieser Region.
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Kreisförmige Siedlungsspuren auf der südlichen Ebene bei Vallermos konnten als Bewuchsmerkmale beobachtet und dokumentiert werden. Damit wurde belegt, dass die in Mitteleuropa entwickelten und bewährten Methoden der Luftbildarchäologie unter bestimmten Bedingungen auch in Sardinien anwendbar sind.
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Auf dem Luftbild erscheinen Gebäude, Hofgelände und Wege bei Domusnovas als negative Bewuchsmerkmale. Offensichtlich befinden sich hier unterirdisch erhaltene Steinstrukturen. Für die Datierung dieses Luftbildbefundes müssen allerdings entsprechende Bodenfunde abgewartet werden.
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Das Luftbild zeigt die Burgruine von Acquafredda bei Siliqua, die auf einem Berggipfel im Flachland des CixerriFlusstals errichtet wurde. Das Hauptgebäude war nach den Mauerresten zu beurteilen mehrstöckig und steht an der höchsten Stelle. Die Burganlage ist wegen ihrer markanten Lage von Weitem zu sehen.
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Die Schiffsverladestelle Porto Flavia, die 1924 in Betrieb genommen wurde, befindet sich in der Nähe des ehemaligen Bergarbeiterdorfes Masua. Blei- und Zinkerze wurden über Förderbänder oder mithilfe einer Lorenbahn durch zwei übereinanderliegende 600 m lange Schächte zur Anlegestelle gebracht und von dort (16 bzw. 37 m über dem Meeresspiegel) direkt in den Kielraum der Schiffe verladen.
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Burgen und Schlösser im Loiretal Baoquan Song
Projektname: »Luftbilddokumentation von Burgen und Schlössern im Loiretal« Projektzeitraum: 2016 Luftbildarchäologen: Baoquan Song Flugzeugtyp: Schulterdecker Cessna 172 Bildart und -maßstab: Schrägbilder verschiedener Maßstäbe Flughöhe: Zwischen 300 und 1000 m
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Anfang Mai 2016 flog ich auf Einladung meines Freundes John-Pierre Maret, der ehemals als Berufspilot bei der Air France interkontinentale Linienmaschinen flog und nun im Ruhestand das Fliegen mit Leichtflugzeug als Hobby weiter betreibt, nach Frankreich. Wir wollten zusammen die Burgen- und Schlösserlandschaft im Loiretal aus der Luft erkunden. Die Jahre zuvor hatte er mir hin und wieder seine Aufnahmen eindrucksvoller Anlagen vom Loiretal geschickt, die mein Interesse an der einmaligen und kunsthistorisch weltberühmten Kulturlandschaft weckten. Wie man aus den Darstellungen vorheriger Kapitel entnehmen kann, liegt die methodische Stärke der Luftbildarchäologie insbesondere in der Erforschung von schon längst durch Landwirtschaft oder Erosion abgetragenen Bodendenkmälern, die nicht mehr direkt im Bodenrelief wahrnehmbar und daher nur indirekt durch Boden-, Feuchtigkeits-, Schnee- und Bewuchsmerkmale aufgespürt werden können. Daneben gibt es eine große Anzahl von Baudenkmälern, die entweder nur teilweise oder gar völlig intakt, daher bis heute bewohnt bzw. benutzt werden. Zu solchen Baudenkmälern gehören vor allem die Burgen und Schlösser aus dem Mittelalter bzw. aus der Neuzeit. In Projekten, bei denen es sich um die Untersuchung, Dokumentation und Präsentation derartiger Baudenkmäler handelt, leistet die Luftbildarchäologie ebenfalls hervorragende Dienste. Zu solchen Projekten gehörten z. B. die Erforschung und Dokumentation von Burgen und Schlössern im Rheinland und Ruhrgebiet im Rahmen der mittelalterlichen Ausstellung im LWL-Museum für Archäologie in Herne im Jahr 2010. Auch in der Buchreihe Denkmaltopographie der Bundesrepublik Deutschland: Denkmäler in Westfalen lieferte die Luftbildarchäologie umfangreiche Luftbilder zur Bestandsaufnahme und Begutachtung von Baudenkmälern der
Städte Warburg und Padeborn. Die Flugprospektion mit Schrägaufnahmen ist im Gegensatz zur senkrechten Luftbildbefliegung besser dazu geeignet, die Lage und die architektonischen Besonderheiten der betroffenen Baudenkmäler zu erkunden, hervorzuheben und zu veranschaulichen. Senkrechtbilder, auch Messbilder genannt, dienen primär zur Erstellung von topografischen Karten und wirken an sich schon wie Karten, weil man auf solchen Bildern in der Regel nur Gebäudegrundrisse mit Dächern sieht. Man braucht eine spezielle Schulung, um richtig mit solchen Bildern umgehen zu können. Ein bekanntes Beispiel hierfür sind die Luft- bzw. Satellitenbilder von Google Earth. Im Gegensatz dazu zeigen Schrägbilder Baudenkmäler aus einer uns beinahe gewohnten Perspektive und können zugleich je nach Bedarf sowohl eine Detailals auch Gesamtansicht bieten. Bei der Aufnahme wird das betreffende Baudenkmal in verschiedener Flughöhe umkreist, um den optimalen Blickwinkel zu erhalten. Derartige Luftbilder finden nicht nur zur Untersuchung und Dokumentation, sondern auch zur Präsentation in Ausstellungen Verwendung. Bei unserer Befliegung wurde versucht, wichtige Baumonumente aus verschiedenen Blickwinkeln und Flughöhen mit Serienbildern schräg und senkrecht aufzunehmen. Anhand der »structure from motion« (SFM)-Methode können anschließend aus so aufgenommenen Luftbildern maßstabgerechte Orthophotos (Luftbildkarten), Digitalgeländemodelle (DGM) und 3D-Visualisierungen betroffener Baudenkmäler erstellt werden. In ca. 20 Flugstunden wurden neben Bodendenkmälern wie Megalithgräbern mehr als 100 historisch bedeutende Burgen und Schlösser im Einzugsgebiet der Loire und ihrer Nebenflüsse von Orleans bis Angers mit etwa 1000 Luftbildern dokumentiert.
Frankreich
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Die Burgruine Chinon an dem Nebenfluss Venant nahe am Loiretal, Frankreich.
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Baoquan Song mit dem französischen Piloten John-Pierre Maret auf dem Flughafen Loire Angers Marcé, Frankreich.
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Das Schloss Amboise gehört kunsthistorisch zu den wichtigsten Schlössern der Loire und es ist sehr zu bedauern, dass nur ein Bruchteil des ehemaligen Prunkbaus mit seinem Renaissancegarten, dem ersten seiner Art in Frankreich, erhalten geblieben ist. Heute besteht die Anlage vor allem aus einem zweiflügeligen Wohnbau, einer Schlosskapelle und einer langen Ringmauer mit hervorragenden Rundtürmen.
Burgen und Schlösser im Loiretal
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Zu den größten Schlössern im Loiretal gehört das Schloss Chambord (Château de Chambord). Es wurde in der ersten Hälfte des16. Jh. unter dem französischen König Franz I. als Prunk- und Jagdschloss erbaut und gilt heute als das prächtigste aller Loire-Schlösser. Die markanteste Erscheinung ist das außerordentlich reiche und einzigartige Dach des Schlosses. Aus der Vogelperspektive ist es besonders auffällig.
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Schloss Chenonceau ist ein Wasserschloss, das im Herzen der Touraine etwa 12 km südlich von der Loire entfernt liegt. Sein Hauptgebäude steht vom Wasser umgeben am nördlichen Ufer des Cher, während die später angebaute Galerie den Fluss überbrückt.
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Nördlich des Hauptgebäudes und der Galerie des Schloss Chenonceau befindet sich der ehemalige Bergfried der Vorgängeranlage auf einer vom Wasser umgebenen Insel, die von zwei Renaissancegärten im Osten und Westen flankiert wird.
Frankreich
Südafrika
Siedlungsspuren auf Berggipfeln Klaus Leidorf
Projektname: »Kulturlandschaft in Südafrika« Projektzeitraum: 2008 Luftbildarchäologe: Klaus Leidorf Flugzeugtyp: Schulterdecker Cessna 172 Bildart und -maßstab: Schrägbilder verschiedener Maßstäbe Flughöhe: Zwischen 300 und 1000 m
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Wenn man ins Ausland reist, ist es oft für Reisende ein traumhafter Wunsch, wie ein Vogel frei und hoch über fremden, exotischen Natur- und Kulturlandschaften zu fliegen, um naturräumliche und kulturelle Verhältnisse im Lande schnell und näher kennenzulernen. Dies gilt insbesondere für Luftbildarchäologen, weil sie zumeist den Beruf als Berufung betrachten und in sich nicht ausschalten können, ganz gleich, aus welchem Grund sie wo auf der Welt sind. Im August und September 2008 war ich aufgrund eines rein privaten Anlasses in Südafrika und die Weite des Landes faszinierte mich sofort. Ich muss in die Luft gehen, egal mit welchem Aufwand, so dachte ich mir. Es stellte sich auf dem Flughafen Grand Central Airport am Rande von Johannesburg heraus, dass meine in Europa erworbene, eigentlich international gültige Privat-Piloten-Lizenz (PPL A) in Südafrika leider nicht anerkannt wird, und ich musste zusätzlich eine südafrikanische Pilotenlizenz erwerben. Theoretische und praktische Prüfung, Bescheinigung eines Fliegerarztes sowie mehrere Behördengänge kosteten mich eine ganze Woche Zeit. Danach erhielt ich endlich die erforderliche Lizenz und der Wunsch in die Luft Südafrikas gehen zu können, wurde somit erfüllbar. Umgehend charterte ich eine Cessna 172, derselbe Flugzeugtyp, mit dem ich bis dahin schon seit mehr als 20 Jahren in Europa geflogen war und dabei mehrere Tausende Flugstunden verbracht hatte. Sobald ich mit dem Flugzeug in der Luft war, stand für mich fest: Die einwöchige Arbeit, vor allem die nervenberaubenden Behördengänge zum Erwerb
der Pilotenlizenz, hatte sich auf jeden Fall gelohnt. Der Blick durch das große Kabinenfester auf die Kulturlandschaft unter meinen Füßen war traumhaft und unbeschreibbar. Insgesamt bin ich etwa 15 Stunden mit der Cessna über Südafrika unterwegs gewesen. In dieser Zeit versuchte ich meine Eindrücke über das Land, die Menschen und archäologische Bodendenkmäler umfassend mit Luftbildern zu dokumentieren. Die Jahrzehnte andauernde Apartheid-Politik hinterließ fast überall Spuren in Südafrika. Bis heute kann man dies z. B. noch durch die Siedlungsstrukturen der Städte und der dazu gehörigen Friedhöfe deutlich wahrnehmen. Diese durch langjährige Rassentrennung entstandenen Unterschiede stellen eine historische Tatsache dar, die insbesondere aus der Luft wahrgenommen werden können. Die Monate August und September sind in Südafrika allerdings Wintermonate. Die trockenen, meistens brachliegenden Ackerfelder und die im Winterschlaf verfallenen Weideflächen ließen zu dieser Jahreszeit keine Beobachtungen irgendwelcher Bewuchsmerkmale zu. Dennoch konnten zahlreiche Spuren der Besiedlungen, vor allem auf höher gelegenen Geländen bzw. Berggipfeln, lokalisiert und aufgenommen werden. Ruinen von Dörfern und Höhensiedlungen aus der Vergangenheit wurden häufig mit Steinmauern befestigt. Es zeigte sich, dass hier ein großes Potenzial an Spuren der Geschichte im Boden verborgen ist und mit Methoden der Luftildarchäologie entdeckt, dokumentiert und erforscht werden kann.
Südafrika
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Beim Flug über Südafrika treten die Spuren der Jahrzehnte andauernden Apartheid-Politik auch heute noch deutlich hervor. So Beispielsweise in den Siedlungsstrukturen der Stadtteile von Harrismith. Dort sind noch immer deutliche Unterschiede in den Bereichen zu erkennen, in denen die schwarze Bevölkerung (oben) und die überwiegend weiße Bevölkerung lebt (unten).
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Das Bild der Siedlungsstrukturen spiegelt sich auch in den zu den Städten gehörenden Friedhöfen wider. Beispiehaft hierfür der Friedhof für die schwarze Bevölkerung in Reitz-Petsana (oben) und der weißen Bevölkerung in Reitz (unten).
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Südafrika
Siedlungsspuren auf Berggipfeln
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Reste einer vorgeschichtlichen Siedlung am Tafelkoop. Es handelt sich hier vermutlich um eine Höhensiedlung mit runden und rechteckigen Steinbauresten.
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Übersicht über eine vorgeschichtliche Höhensiedlung am Tafelkoop mit einigen Einzelgehöften am Berghang.
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Auf dem Luftbild ist eine mit Steinmauer umzäunte Siedlung mit Hüttengrundrissen deutlich zu erkennen. Ob die Siedlung nur saisonal benutzt wird oder schon seit Langem verlassen ist, kann anhand der Luftbildbefunde nicht beantwortet werden.
Südafrika
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Eine mit massiven Doppelsteinmauern befestigte Höhensiedlung auf einem Hügel. Auf dem Gipfel sind einige kreisrunde oder halbkreisförmige Gebilde zu erkennen, die vermutlich als Überreste von Siedlungsbauten interpretiert werden können.
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Dokumentation eines weiteren Teilbereichs einer Siedlungsruine. Zu erkennen sind mit annähernd kreisrunden Steinmauern geschützte Areale, darin befindet sich meist ein kleineres, kreisrundes Steinfundament, das vermutlich als Überreste einer Wohnhütte anzusehen ist.
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Rechts oben: Hier handelt es sich mutmaßlich um eine vorgeschichtliche Höhensiedlung am Tafelkoop. Der Siedlungsplatz scheint unbefestigt gewesen zu sein, lediglich rechteckige Grundrisse weisen auf Siedlungsaktivitäten hin.
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Rechts unten: Eine mit massiven Doppelsteinmauern befestigte Höhensiedlung auf einem Hügel. Auf dem Gipfel sind einige kreisrunde oder halbkreisförmige Gebilde zu erkennen, die vermutlich als Überreste von Siedlungsbauten interpretiert werden können.
Südafrika
Siedlungsspuren auf Berggipfeln
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Japan
Öfen und Werkplätze unter dichten Baumkronen Baoquan Song
Projektname: »ALS-Befliegung zur Erforschung des Brennofenzentrums für Sue-Keramik in Nadadake-Sanroku« Projektzeitraum: seit 2016 Luftbildarchäologen: Baoquan Song und Martin Schaich (beide fungieren als Berater; ALSBefliegung durch Nakanihon Air Service) Flugzeugtyp: UAV (Drohne) – Multicopter Glyphon Dynamics GD-X8-SP Bildart und -maßstab: Airborne Laserscanning Flughöhe: ca. 50 m
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Seit einigen Jahren wird Airborne Laserscanning (ALS) in Japan sporadisch zur Vermessung von Kulturdenkmälern genutzt. Dabei wurden Monumente wie Hügelgräber oder Burgruinen meist rein zufällig entdeckt. Bis vor Kurzem war mithilfe der Methode noch keine flächendeckende Prospektion und gezielte Suche nach Befunden erfolgt, deren obertägige Relikte vom Boden aus durch den dichten Bewuchs kaum auszumachen sind. Erstmals wurden auf der jährlichen japanischen Archäometrietagung 2019 die vielversprechenden Ergebnisse einer solchen systematischen Erkundung mit ALS vorgestellt, um eingefallene unterirdisch angelegte Tunnelöfen in einer bergigen, stark bewaldeten Landschaft zu erkennen. Es handelt sich hierbei um ein Pilotprojekt innerhalb eines größeren Forschungsprojekts zu Japans südlichstem Brennofenzentrum des Altertums, das sich in Nakadake-Sanroku auf der Insel Kyushu im Süden des Landes befand. Das Projekt wird seit 2013 von der Direktorin des Center for Archaeological Research der Universität Kagoshima, Naoko Nakamura, geleitet und untersucht mit geophysikalischen Prospektionsmethoden, Grabungen und archäometrischen Verfahren. Befunde in einem schwer zugänglichen Areal von etwa 7 km2, in dem über 60 Tunnelöfen in den Hängen vermutet werden. Die ersten Forschungsergebnisse wurden 2015 als Grabungsbericht von Naoko Nakamura und Maria Shinoto veröffentlicht. Hierbei handelt es sich um Töpferöfen zur Herstellung der sogenannten Sue-Keramik. Deren Herstellungstechnik wurde seit dem späten 4. Jh. von koreanischen Einwanderern nach Japan gebracht. Die Ausbreitung der Keramik steht eng mit jener des altjapanischen Staates und Befunden von Verwaltungsgebäuden in Verbindung. Erst gegen Ende des 8. Jh. hatte sie auch den japanischen Süden erreicht. Zu dieser Zeit setzte in Zentraljapan allmählich der Niedergang der Sue-Keramik ein. Das
für eine entlegene arme Provinz in Südjapan unerwartet große Brennofenzentrum in Nakadake-Sanroku zeigt entsprechend ungewöhnliche Distributionsmuster. So auch auf den südlich gelegenen Inseln, die nicht zum japanischen Staatsterritorium gehörten. Das Brennofenzentrum steht somit für den Übergang vom zentralistischen japanischen Altertum zum Mittelalter mit seinen regen Handelsverbindungen über die Südroute. Zudem stellt es technologisch den Ausgangspunkt für die Entstehung der traditionellen japanischen Keramik dar, die bis heute das Bild der japanischen Keramiktradition prägt. In Japan gibt es zahllose Brennofenzentren, die sich heute wie Nakadake in unbesiedeltem, stark bewaldetem und schwer zugänglichem Gelände befinden. Ihre Erforschung bedarf Jahrzehnte regelmäßiger Begehungen von Teilarealen. Vor diesem Problem stand auch das Projekt von Nakadake-Sanroku. Auf deutscher Seite koordinierte Maria Shinoto vom Institut für Urund Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie der Universität Heidelberg die archäometrischen Studien. Der Entschluss, LiDAR als Prospektionsmethode zu testen, wurde 2015 auf einer Informationsreise der Projektleitung durch Deutschland beschlossen. Ein Jahr später besuchte Baoquan Song die Region und stellte auf Einladung des Projekts auf dem World Archaeology Congress in Kyōto die Möglichkeiten der Untersuchungen mit LiDAR vor. Danach wurden ein Forschungskonzept und wichtige Parameter für eine ALS-Befliegung mit Unterstützung von Martin Schaich von der Firma ArcTron erarbeitet. Nach einer Vorbereitungsphase von knapp zwei Jahren konnten im Mai 2018 erstmals Versuchsmessungen in einem Teilbereich von 0,5 km2 durchgeführt werden. Die Befliegung wurde von der Firma Nakanihon Air Service vorgenommen und die Messergebnisse dem Projekt für wissenschaftliche Untersuchungen
Japan
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Das Brennofenzentrum von Nakadake-Sanroku und die Verbreitung der Sue-Keramik in Japan.
Öfen und Werkplätze unter dichten Baumkronen
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Einsatz des mit einem UAV als Plattform getragenen Laserscanners (Riegl VUX-1) in Nakadake.
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Feldbegehung des Fundgebiets Nakadake im Jahr 2016. Die üppige Vegetation beeinträchtigt die archäologische Feldforschung erheblich.
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kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Messflug erfolgte mit einer »Toki« genannten Drohne, und die Kombination des kleinen footprints mit einer hohen Messdichte ermöglichte auch nach Filterung eine hohe Datendichte zu erreichen. Dies war im Hinblick auf das starke Relief der Landschaft mit dichtem, immergrünem Unterholz und den kaum im Gelände erkennbaren Senken der eingefallenen Öfen unbedingte Voraussetzung für eine erfolgreiche Prospektion. Die Firma Nakanihon Air Service lieferte die Daten in verschiedenen Formaten, u.a. eine erste Visualisierung, die jedoch nicht leicht zu interpretieren war. Außerdem stellte die Firma die Rohdaten und die Ergebnisse einer Filterung zur Verfügung, bei der nur die Bodenpunkte erhalten bleiben sollten, sowie ein interpoliertes Punktgitter dieser ausgewählten Punkte. Auf Grundlage der herausgefilterten Bodenpunkte ließen sich mithilfe von GIS-Software sowie mit Spezialsoftware zur Visualisierung solcher Daten neue Abbildungen der Geländeoberfläche erstellen, die vorher noch nicht bekannte Befunde zeigten, insbesondere eingestürzte Tunnel von Öfen und mögliche Aschehalden. Noch deutlichere und klarere Darstellungen des Reliefs erbrachten zwei neue Filterungen mit der Spezialsoftware SCOP++. Eine dieser Filterungen ist für Flächen mit mäßig
dichtem Bewuchs geeignet, sie erhält sehr feine Details an der Geländeoberfläche; die andere liefert in diesen Flächen ein geglättetes Bild, aber bessere Ergebnisse in sehr dicht bewachsenem Gelände. Zusammen mit der Kombination mehrerer Visualisierungsmethoden konnten auf der Grundlage dieser Filterungen die Befunde noch deutlicher identifiziert und abgegrenzt werden. Eine zusätzliche Schwierigkeit bei der archäologischen Interpretation der Befunde besteht außerdem darin, dass spätere Landschaftsveränderungen die Topografie zur Zeit der Öfen stark überprägt haben und dadurch die Ofenrelikte schwerer zu erkennen sind. Die vorläufigen Ergebnisse der Filterung und Visualisierung wurden jeweils von Michael Doneus und Irmela Herzog im Frühjahr 2019 veröffentlicht. Erste Begehungen zur Verifikation der Ofenverdachtsstellen im Februar 2019 führten zur Entdeckung weiterer Ofencluster, die bei bisherigen Geländebegehungen übersehen worden waren, und zur Entdeckung von weiteren Arealen, in denen nur Keramik, aber noch keine konkreten Überreste von Öfen gefunden wurden. Die Ergebnisse sind für die Erforschung von Japans stark bewaldeter Landschaft vielversprechend und weitere Prospektionsprojekte in Nakadake sind auch nach 2020 geplant.
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Das Luftbild, das zugleich beim Einsatz des ALS aufgenommen wurde, zeigt die Senke mit den Haupttälern des Fundgebiets von Nakadake. Mithilfe der ALS-Technik erhält man durch die Lichtungen von Bäumen und Unterhölzern topografische Information über den Waldboden, die mit dem Computer zu einem digitalen Geländemodell berechnet werden. Darauf können schwache Bodenunebenheiten und im Geländerelief nur noch geringfügig erhaltene archäologische Spuren erkannt werden.
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Visualisierung eines digitalen Geländemodells gefilterter Daten mit Befunden von Brennofenüberresten, Aschehalde und Arbeitsplattformen (Podien) am Waldboden.
eingestürzter Tunnelofen
eingestürzter Tunnelofen vermutet
Hohlweg Halde für Asche und Fehlbrände
Podium, das als Werkplatz dient
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Spuren einer Villa rustica bei Jülich in Nordrein-Westfalen erscheinen als negative Bewuchsmerkmale im Getreidefeld. Hier in der ehemaligen römischen Provinz links des Rheins weist das Hauptgebäude (unten im Bild) enorme Dimensionen auf. Villae rusticae waren die dominierenden landwirtschaftlichen Betriebe, die auf Überschussproduktion von Getreide zur Versorgung der in der Region stationierten Truppen angelegt worden waren.
Schlusswort Die Frage, ob die Luftbildarchäologie ein selbständiges Forschungsgebiet oder lediglich ein technisches Hilfsmittel der Archäologie darstellt, ist eigentlich nicht von Belang. Die Diskussion darüber nützt der Sache im Grunde genommen ebenfalls wenig. Was bei der Einschätzung zählt, sind die tatsächlichen Leistungen der Luftbildarchäologie, wenn sie richtig in die archäologische Feldarbeit und Forschungskonzepte integriert ist. Anhand der hier vorgestellten Projekte wird deutlich, welches Potenzial in der Luftbildarchäologie – in der jüngsten Zeit immer mehr beflügelt durch die neuesten Technologien der Fernerkundung und Geomatik – im Hinblick auf die archäologische Feldforschung und die Bodendenkmalpflege steckt. Rückblickend auf bisherige luftbildarchäologische Projekte sind durchaus – wie es zahlreiche neue Entdeckungen und damit gewonnene neue Erkenntnisse über die betroffenen Kulturlandschaften zeigen – viele Erfolge zu verbuchen. Gleichzeitig ist aber auch nicht zu leugnen, dass die Disziplin nicht immer und überall optimal zu ihrer Entfaltung und somit richtig zu ihrer Geltung gekommen ist. Woran liegt das? Bedingt durch die noch unterentwickelte bzw. fehlende Infrastruktur für die allgemeine Luftfahrt oder auch Geheimhaltungsvorschriften, sind Prospektionsflüge in vielen Ländern, wie z. B. in China oder im Iran, bis heute nur mit großer Anstrengung durchführbar. Luftbilder mit eindrucksvollen Befunden aus diesen Ländern beweisen, dass die in Europa seit Langem bewehrten Methoden dort genauso gut funktionieren. Es ist jedoch äußerst bedrückend zu wissen, dass der dortigen Archäologie und besonders dem Denkmalschutz oft solch effektive Verfahren im Arbeitsalltag vorenthalten bleiben. Der dadurch entstandene Verlust an Kulturgütern ist kaum einzuschätzen. Die Anzahl neuer inventarisierter Bodendenkmäler in allen deutschen Bundesländern, in denen die Luft-
Schlusswort
bildarchäologie zum Einsatz kommt, ist enorm gestiegen. Die Entdeckung neuer Denkmalgattungen, wie z. B. mittelneolithische Kreisgrabenanlagen oder hallstattzeitliche Herrenhöfe, ist ebenfalls der Luftbildarchäologie zu verdanken. Dennoch vermisst man selbst hierzulande manchmal die verdiente Anerkennung: z. B. werden Finanzmittel für die notwendige jährliche Befliegung in der jüngsten Zeit durch Sparmaßnahmen im Kultursektor immer wieder gekürzt. Es gibt darüber hinaus nur eine überschaubare Anzahl von Forschungsprojekten, in denen die Luftbildarchäologie eingesetzt wird. Die Schulungen nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in den 1990er Jahren und im Rahmen des Förderprogramms wie Culture 2000 der EU nach der Jahrtausendwende trugen dazu bei, methodische und technische Kenntnisse bei Fachkollegen und Studierenden zu verbreiten. Bedauerlicherweise liefen solche Programme nur wenige Jahre und wurden vor mehr als 10 Jahren nicht mehr fortgesetzt. Heutzutage mangelt es oft an Fachkenntnissen und Know-how, um die Luftbildarchäologie effektiv in die Feldforschung zu integrieren. Die Luftbildarchäologie müsste eigentlich als ein wichtiger Bestandteil in allen archäologischen Studiengängen an den deutschen Universitäten eingerichtet werden. Durch die Erfindung bzw. Entwicklung neuer Technologien wie Airborne Laserscanning (ALS), multispektrale Satellitenfernerkundung oder Geoinformatik erhält die Luftbildarchäologie ständig neue Impulse, zum einen um ihre Einsatzbereiche zu erweitern und zum anderen um ihre Effektivitäten zu erhöhen. Noch sind manche der Technologien für den Einsatz in der Archäologie kaum finanzierbar. Dennoch sollten wir die Entwicklung in diesen Gebieten stets im Auge behalten und jede Gelegenheit nutzen, um sie anzuwenden. Der erfolgreiche ALS-Test in Japan veranschaulicht dies am deutlichsten.
Baoquan Song
Tipps zum Weiterlesen Wissenswertes zu den methodischen und technischen Grundlagen der Luftbildarchäologie in der AiD Editon: Baoquan Song / Klaus Leidorf / Eckhard Heller, Luftbildarchäologie. Spuren der Vergangenheit aus der Luft (Darmstadt 2019). Ergänzendes Material: Fabian Meyer-Heß / Nicolai Moos, Geografische Ansätze zur Erforschung von Kulturlandschaften unter: www.wbg-wissenverbindet.de/ luftbildarchaeologie
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Literatur
Glossar Airborne Laserscanning (ALS) ALS, auch LiDAR genannt, ist eine Fernerkundungsmethode. Sie ist besonders gut geeignet, um archäologische Spuren in bewaldeten Gebieten zu erkunden. Der hierzu verwendete Sensor ist meist an einem Flugzeug oder Helikopter angebracht und misst mittels Laserstrahl die Distanz zur Erdoberfläche. Die daraus gewonnenen ALS-Daten dienen zum Erstellen von digitalen Geländemodellen.
Toki Japanischer Multicopter, der einen Laserscanner tragen kann und daher speziell für ALS eingesetzt wird.
Celtic fields (Keltische Felder) Teilweise an der Erdoberfläche erhaltene kleine, eher rechteckige Äcker der Bronze-, Eisen- und Römerzeit, die dem Anbau altertümlicher Getreidearten dienten. Den Namen trägt die Anbauform, da sie erstmals auf den Britischen Inseln erkannt und fälschlicherweise mit der Keltenzeit in Verbindung gebracht wurde.
Orthophoto Verzerrungsfreie und maßstabsgetreue Abbildung der Erdoberfläche, die durch Messmethoden und Auswerteverfahren der Fernerkundung aus Luft- oder Satellitenbildern abgeleitet wird.
Interpretationsschlüssel Eine Art Sammlung von Musterbeispielen archäologisch relevanter Luftbildbefunde, die sowohl mit Bild erfasst als auch mit Text beschrieben werden, um die Luftbildinterpretation zu erleichtern. Kleiner »footprint« Niedrige Flughöhe einer Drohne, die einen kleinen Scanbereich des Laserscanners ermöglicht, um dichte Punktwolken des gemessenen Geländes zu erhalten. Dadurch können digitale Geländemodelle berechnet werden, auf denen selbst schwache Unebenheiten und damit nur noch geringfügig erhaltene archäologische Spuren im Boden erkannt werden können. Kontaktabzüge Auch Kontaktkopie genannt. Hierbei wird das Filmnegativ direkt auf das Fotopapier gelegt und belichtet. Dadurch wird ein 1:1-Abzug ohne Vergrößerung erstellt.
Glossar
Negatives Bewuchsmerkmal Entsteht auf im Boden verborgenen Hindernissen wie bspw. Mauerfundamenten, indem das Pflanzenwachstum beeinträchtigt wird. Die Folgen sind eine geringere Wuchshöhe und frühere Reife der Pflanzen.
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Bei der Luftbildrecherche in den National Archives im Jahr 1994 fanden wir Originalnegative historischer Luftbilder in Metalldosen. Die Luftbilder haben entweder das Format 18 × 23 cm (7 × 9 Zoll) oder 23 × 23 cm (9 × 9 Zoll) und sind stereoauswertbar. Für vier Gebiete in verschiedenen Kulturlandschaften Chinas wurden jeweils 50 negative Filmkopien zu Testzweck erworben.
Positives Bewuchsmerkmal Entstehen durch humose Einfüllungen, die es darauf wachsenden Pflanzen erlauben, tiefer zu wurzeln. Eine größere Wuchshöhe und eine spätere Reife, die als Verfärbung zu erkennen ist, sind die Folgen. Structure from Motion-Methode (SfM) Photogrammetrische Methode, die dazu dient, dreidimensionale Modelle aus einer Gruppe von zweidimensionalen Bildern zu erzeugen. Stereobetrachtung Wenn sich zwei benachbarte Luftbilder zu mindestens 60 Prozent überlappen, bilden sie ein Stereobildpaar, das unter einem Stereoskop räumlich betrachtet werden kann. Stereomatching Computergestützte Erstellung eines digitalen Geländemodells durch Zuordnung zweier Stereobilder zueinander.
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Karte – die Projekte im Überblick 1, 2: Deutschland »Luftbildarchäologie zur Inventarisierung von Bodendenkmälern« (S. 14) 3, 4, 5: China »Einsatzmöglichkeiten moderner Luftbildarchäologie in der VR China« und »Einführung moderner Luftbildarchäologie in der VR China« (S. 52) 6: Georgien: »Archäologie in Südkaukasien: Ausgrabung und Prospektion in Tachtiperda bei Dedopliszqaro, Kachetien« (S. 72) 7: Iran: »Ausgrabung und Prospektion im Rahmen des Sivand-Staudammbaus in der Provinz Fars (Persien)« (S. 78) 8: Ungarn: »Programm zur Schulung von Luftbildarchäologen« (S. 86) 9, 10, 11: Italien: »Conservation through aerial archaeology (CAA)« und »Der Iglesiente – eine Montanlandschaft im Zentrum der antiken Mittelmeerwelt« (S. 90) 12: Frankreich: »Luftbilddokumentation von Burgen und Schlössern im Loiretal« (S. 108) 13: Südafrika: »Kulturlandschaft in Südafrika« (S. 114) 14: Japan: »ALS-Befliegung zur Erforschung des Brennofenzentrums für Sue-Keramik in Nadadake-Sanroku« (S. 122)
Bildnachweis U1 AiD-Sonderheft, U4l/m/r, S12, 13, 19–20, 23u–24ul, 25o, 26o/ur/ul, 27ur, 28, 29u, 30–34, 38, 39or, 40, 42o, 43–44, 45u, 47u, 48u–49, 87–95, 115–121 Klaus Leidorf; U1 Buchhandelsausgabe, S2, 6, 15–18, 21–22, 24/25u, 25ur, 27o, 29o, 36–37, 39ol/u, 41, 42u, 45o, 46–47o, 48o, 50–51, 59–60, 61u–64, 67–85, 96–112, 126, 131 Baoquan Song; S9 Sigrid Christlein; S10 LIN Deqian, S35 Prof. Franz Josef Heimes/Fachhochschule Bochum; S53–56 National Archives, USA; S57, 58 Vermessungsbehörde der Provinz Shandong; S61o gemeinfrei; S65–66 Vermessungsregiment des Generalstabs des Militärs; S4–18 Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte der Ruhr-Universität Bochum und Deutsches Bergbau-Museum Bochum; S123, 124l M. Shinoto; S124r Naoko Nakamura; S125o Firma Nakanihon, Japan; S125u Michael Doneus und Irmela Herzog, basiert auf ALS-Daten der Firma Nakanihon, Japan; S132 Peter Palm. Leider ist es uns nicht immer möglich, den Rechtsinhaber ausfindig zu machen. Berechtigte Ansprüche werden selbstverständlich im Rahmen der üblichen Vereinbarungen abgegolten.
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