Ezechiel 3161086325, 9783161086328, 9783161604638


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German Pages 264 [300] Year 1955

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Table of contents :
Titel
Vorwort
Einleitung
1. Text und Buch
2. Zeit und Ort der Wirksamkeit Ez’s
3. Verkündigung und Botschaft Ez’s
4. Literatur
5. Erläuterungen
Gliederung des Buches Ezechiel
Gliederung der Verkündigung Ezechiels
A. 1–24 Hauptsächlich Androhung des Unheils für Juda-Jerusalem
I. 1 1–3 15 Bericht über das Berufungserlebnis
II. 3 16b–27 Zwischenstücke
3 16b–21 Verantwortung des Propheten und der Gewarnten
3 22–27 das Verstummen Ez’s: symbol. Handlung
III. 3 16a 4–5 Berichte über symbolische Handlungen
4 1–3 Belagerung Jerusalems und Dauer des Exils
4 4–8 Belagerung Jerusalems und Dauer des Exils
4 9–17 Belagerung Jerusalems und Dauer des Exils
5 Belagerung Jerusalems und Dauer des Exils
IV. 6 Worte mit dem Stichwort „Götzen“
6 1–7 gegen die Berge Israels
6 8–10 Wirkung der Zerstreuung
6 11–14 gegen die Greuel Israels
V. 7 Worte über die Nähe des Gerichts
7 1–4 das bevorstehende Ende
7 5–9 das nahe bevorstehende Ende
7 10–27 Vollzug des Gerichts
VI. 8–11 Berichte über ekstatische Erlebnisse
8 1–9 11 11 24–25 das Gericht über die götzendienerischen Jerusalemer
9 3a 10 11 22–23 Jahwe äschert Jerusalem ein und verläßt es
11 1–13 Schuld und Strafe der führenden Schicht Jerusalems
11 14–21 Anhang: Verheißung für die Deportierten
VII. 12 1–20 Berichte über symbolische Handlungen
12 1–16 Deportation der Jerusalemer
12 17–20 Schicksal der Zurückgebliebenen
VIII. 12 21–14 Worte über Zuverlässigkeit der Prophetenworte und über andere Propheten
12 21–25
12 26–28 das Eintreffen des Prophetenwortes
13 1–2.5.7–8
13 3–4.6.9
13 10–16 gegen Heils- und falsche Propheten
13 17–18aα. 22–23 gegen falsche Prophetinnen
13 18aβ–21 gegen Zauberinnen
14 1–11 gegen synkretistische Frager
14 12–23 über die Rettung aus dem Gericht
IX. 15–20 Worte über Sünde und Gericht
15 das Holz des Weinstocks
16 1–43 die Dirne Jerusalem
16 44–58 über Jerusalem
16 59–63 über Jerusalem
17 1–21 Vertragsbruch Zedekias
17 22–24 der künftige Herrscher
18 1–20 Berechtigung von Deportation und Exil
18 21–32 Berechtigung des Verfahrens Jahwes
19 1–9 Klagelieder auf Zedekia
19 10–14 Klagelieder auf Zedekia
20 1–32 gegen synkretistische Deportierte
20 33–44 über Abtrünnige und Treue
X. 21 Worte mit dem Stichwort „Schwert“
21 1–10 gegen das Südland Juda
21 11–12 über die Niedergeschlagenheit der Deportierten: symbol. Handlung
21 13–22 Schwertlied
21 23–29 über Nebukadnezar am Scheideweg: symbol. Handlung
21 30–32 gegen den Fürsten Judas
21 33–37 gegen Ammon
XI. 22 Worte über Blutschuld und einzelne Sünden
22 1–5.14 gegen die Stadt der Blutschuld
22 6–13.15–16 gegen die sündigen Israeliten
22 17–22 Israel im Schmelzofen
22 23–31 das Gericht und seine Ursache
XII. 23 Worte über die Schwestern Ohola und Oholiba
23 1–35 über und gegen die Schwestern
23 36–49 über und gegen die Schwestern
XIII. 24 Berichte über symbolische Handlungen
24 1–14 der bevorstehende Untergang Jerusalems
24 15–24 die Niedergeschlagenheit der Deportierten
24 25–27 das bevorstehende Ende des Verstummens Ez’s
B. 25–32 Androhung des Unheils für andere Völker
I. 25 Worte über die Nachbarländer Judas
25 1–5 gegen Ammon
25 6–7 gegen Ammon
25 8–11 gegen Moab
25 12–14 gegen Edom
25 15–17 gegen die Philister
II. 26–28 Worte über Tyrus und seinem Fürsten
26 1–6 gegen Tyrus
26 7–14 gegen Tyrus
26 15–18 gegen Tyrus
26 19–21 gegen Tyrus
27 1–9a. 10.25–36 Klagelied über das Schiff Tyrus
27 9b. 11–24 Liste von Handelsbeziehungen
28 1–10 gegen den König von Tyrus
28 11–19 gegen den König von Tyrus
28 20–23.24.25–26 gegen Sidon und für Israel
III. 29–32 Worte über Ägypten und den Pharao
29 1–6a gegen Ägypten und den Pharao
29 6b–9a gegen Ägypten
29 9b–16 gegen Ägypten
29 17–21 gegen Ägypten
30 1–9 gegen Ägypten
30 10–12 gegen Ägypten
30 13–19 gegen Ägypten
30 20–21 gegen den Pharao
30 22–26 gegen den Pharao
31 1–18 gegen den Pharao
32 1–8 gegen den Pharao
32 9–16 gegen Ägypten
32 17–32 gegen Ägypten
C. 33–48 Hauptsächlich Verheißung des Heils für Israel
I. 33 Worte über das Wächteramt und der Mahnung
33 1–6 über das Wächteramt
33 7–9 über die Verantwortung des Wächters
33 10–11 Umkehr
33 12–20 über das Verfahren Jahwes
33 21–22 das Ende des Verstummens Ez’s: symbol. Handlung
33 23–29 gegen die in Juda Zurückgebliebenen
33 30–33 an die Zuhörer
II. 34 Worte über Hirt und Herde
34 1–16 gegen die Hirten und für die Herde
34 17–31 gegen die starken und für die schwachen Schafe
III. Worte über Edom
35 1–4 gegen das Gebirge Seïr und Edom
35 5–9 gegen das Gebirge Seïr und Edom
35 10–12aα gegen das Gebirge Seïr und Edom
35 12aβ–15 gegen das Gebirge Seïr und Edom
IV. 36–39 Worte und Berichte über die Schaffung des neuen Israel
36 1–15 gegen die Feinde und für die Berge Israels
36 16–38 die Neuschöpfung Israels
37 1–14 die Neubelebung des Volkes: ekstatisches Erlebnis
37 15–28 die Einigung des neubelebten Volkes: symbol. Handlung
38–39 gegen Gog
V. 40–48 Worte und Berichte über den äußeren Neuaufbau Israels
40–42 43 10–27 die Beschreibung des Kultortes
43 1–9 44 1–3 47 1–12 Rückkehr Jahwes und Tempelquelle: ekstatisches Erlebnis
44 4–31 über Leviten und Priester
45 9–17 über den Fürsten
45 18–20 über die Entsündigun.gstage
45 21–46 15 über Feste und Opfer
46 16–18 über die Besitzverhältnisse des Fürsten
46 19–24 über die Opferküchen
47 13–23 45 1–8 über Umfang und besondere Bezirke des Landes
48 1–29 über die Verteilung des Landes
48 30–35 über die Stadt
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Ezechiel
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HANDBUCH ZUM ALTEN TESTAMENT HERAUSGEGEBEN VON OTTO EISSFELDT ERSTE

REIHE

13

oon

ïïlit einem Beitrag oon

ßuri Galling

ARTIBUS

VERLAG J.C.B. MOHR (PAUL S I E B E C K ) T Ü B I N G E N 1955

© Georg Fohrer, Kurt Galling J. C. B. Mohr (Paul Sieb eck) Tüb ingen 1955 Alle Rechte vorbehalten Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlags ist es auch nicht gestattet, das Buch oder Teile daraus auf photomechanlschem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen Printed in Germany Satz und Druck H. Laupp jr Tübingen eISBN 978-3-16-160463-8 unveränderte eBook-Ausgabe 2022

Der hochwürdigen Theologischen Fakultät der Philipps-Universität Marburg/Lahn als Zeichen ehrerbietigen Dankes für die mir von ihr ehrenhalber verliehene theologische Doktorwürde Georg Fohrer

Vorwort Während sich das Buch Ezechiel früher infolge seiner Problemlosigkeit von den meisten anderen alttestamentlichen Büchern abzuheben schien, hat die eindringende Forschung der letzten Jahrzehnte eine Fülle von Fragen wachgerufen; und da sie auf die verschiedenste Weise beantwortet wurden, ist weithin schlechterdings alles strittig und problematisch geworden. Bezeichnend für diese Wandlung ist der zweite Kommentar, den A. Bertholet über Ez geschrieben hat (1936); er zeigt gegenüber dem ersten (1897) ein wesentlich verändertes Aussehen, ja es ist nahezu „vom früheren kein Stein auf dem andern stehen geblieben" (S.V). Es könnte als ebenso bezeichnend erscheinen, daß das gleiche sich für den vorliegenden Ersatz des Bertholet'schen Kommentars von 1936 sagen läßt. Auch in ihm ist vom früheren nahezu kein Stein auf dem anderen geblieben, und im Gegensatz zu vielen fragwürdigen Hypothesen vertritt er in gewisser Hinsicht eine als „traditionell" geltende Auffassung, die auch in den letzten Jahrzehnten stets ihre Verfechter gefunden hat. Jedoch bedeutet dies keineswegs eine Preisgabe der kritischen Forschung gegenüber herkömmlichen Anschauungen, sondern beruht auf gründlicher Untersuchung, der weder die Tradition als solche noch die bisherigen Urteile der kritischen Forschung als unantastbar gelten. Immerhin mag es als erfreulich betrachtet werden, daß Tradition und Kritik in diesem Falle zusammentreffen, und als Zeichen dafür gelten, daß auch die kritische Wissenschaft nicht zersetzend, sondern positiv und aufbauend wirkt. Denn für diesen Kommentar ist der gleiche Geist kritischer Wissenschaft maßgeblich gewesen, der A. Bertholet in solch hohem und reichem Maße erfüllte; dieser Geist stellt die Verbindung zu dessen letztem Kommentar trotz abweichender Ergebnisse her. Daher rührt das Bemühen, zunächst die literarischen und geschichtlichen Fragen zu klären und danach in geradliniger Fortsetzimg die theologischen Fragen zu behandeln. Die Beschreibung des Tempels und des Altars in Ez 40 l—42 20 und 43 10-27 ist wie im Kommentar von 1936 wieder von Kurt Galling übersetzt und kommentiert worden, der durch seine Vertrautheit mit der Archäologie dazu besonders berufen ist. Mein Dank gilt Herrn Prof. D. Balla, der mir seine ausführlichen textkritischen Notizen zu Ez 1—39, die er in vielen Jahren gesammelt hat, zur Einsichtnahme und Verwertung in großzügiger Weise überließ; ferner Herrn Prof. D. Dr. Eißfeldt als Herausgeber des HAT, der sich, ohne die Freiheit des Verfassers zu beeinträchtigen, mit mancherlei Mühe im Bestreben eine gute äußere Gestaltung des Kommentars angelegen sein ließ; und ebenso dem Herrn Verleger, der den erweiterten Umfang des Kommentars gebilligt hat und auf die Wünsche zur Gestaltung des Drucks bereitwillig eingegangen ist. Wien, im März 1955

Georg Fohrer

VII

Umleitung 1. Text und Buch a) Die erste Aufgabe, die das Buch Ez stellt, ergibt sich aus dem Zustand des T e x t e s . Noch bevor die zahlreichen sonstigen Fragen des Buches erkannt und untersucht worden sind, hatte man bereits beobachtet, daß SDt an vielen Stellen keinesfalls den ursprünglichen Text wiedergeben könne, sondern gestört und teilweise völlig verderbt sei. Da es keinesfalls die Aufgabe des Exegeten sein kann, sich mit diesem von den Masoreten fixierten Text zu begnügen oder den für die Zeit der Kanonwerdung wahrscheinlichen Text zu ermitteln und ihn möglichst zufriedenstellend zu erklären, gilt es, dem ursprünglichen Text des prophetischen Wortes selbst nahezukommen, da er allein maßgeblich ist. Auf der Suche nach einem Hilfsmittel zur Berichtigung von 5Di wiesen schon F. Hitzig und A. Merx auf die Vorzüge des Ez-Textes von © hin. C. H. Cornill und G. Jahn legten ihn in sehr umfassender Weise ihren Textrekonstruktionen zugrunde, wobei besonders der letztere häufig über das Ziel hinausschoß. Ebenso hielten W. 0 . E. Oesterley-Th. H. Robinson © für eine im ganzen wie im einzelnen völlig treue Ubersetzung des alexandrinischen hebräischen Textes, so daß ihr Wert für die Textkritik kaum überschätzt werden könne. Jedoch muß beachtet werden, daß die Übersetzung der © nicht als gelehrte philologische Arbeit entstanden, sondern aus lebendiger Frömmigkeit und gottesdienstlicher Notwendigkeit erwachsen ist, also die Art eines Targums hat, in dem der Text in der neuen Sprache und Kultur von einem bestimmten theologischen Standpunkt aus erfaßt wird. Daher ist nicht nur mit Fehlern der Abschreiber und Übersetzer, sondern auch mit Bedeutungsänderungen übersetzter Ausdrücke, mit absichtlich freier Übersetzung und sachlichen Änderungen der hebräischen Textvorlage zu rechnen. Ebenso ist zu berücksichtigen, daß der Ez-Text von © nicht von der Hand eines einzigen Übersetzers stammen kann, sondern auf wahrscheinlich drei Übersetzer zurückgeht (J. Herrmann, anders J. Ziegler), deren Arbeitsweise und Stil sich unterscheiden. Dennoch ergibt sich für das Buch Ez, daß der Text von ©, der häufig durch weitereVersionen gestützt wird, 2Ji vielfach überlegen ist. Denn die hebräische Vorlage von © ist älter und steht dem ursprünglichen Text Ez's näher als ÜJt; sie deckt sich ferner für einen großen Teil des Buches unmittelbar mit ©. Daher kann © vielfach der Verbesserung von SOi dienen — sowohl an offensichtlich (besonders durch Lese- oder Schreibfehler) gestörten als auch an anscheinend intakten Stellen. Im textkritischen Apparat des Kommentars ist bei den an Konsonantenbestand oder Vokalisierung vorgenommenen Textänderungen nicht nur auf die Übereinstimmung mit © und anderen Versionen hingewiesen, sondern gewöhnlich auch die Änderung in kürzester Form begründet worden. Der mit Hilfe von © berichtigte Text stellt bestenfalls deren hebräische Vorlage als eine Art vormasoretischen Vulgärtextes oder einen verbesserten SR dar, j edoch nicht immer den ursprünglichen Text Ez's selbst. Denn © ist bereits in verhältnismäßig früher Zeit an Hand von 9K revidiert und diesem angeglichen worden. Außerdem hat der Text vor seiner griechischen Übersetzung mancherlei Änderungen und Zusätze erfahren, die in ©

VIII

Einleitung

ebenfalls enthalten sind. Daher müssen mehrfach Textänderungen vorgenommen werden, weil SK und @ fehlerhaft sind. Vor allem ist es erforderlich, die als Glossen bezeichneten fremden und späteren Einschiebsel in den Text zu entfernen, die in das Buch Ez in besonders großem Maße eingedrungen sind. Sie lassen sich verhältnismäßig leicht erkennen, sofern sie sich am Ende der einzelnen Abschnitte finden, in Zusammenhang mit der redaktionellen Tätigkeit hinzugefügt worden sind oder in der hebräischen Vorlage von © und daher in ihr selbst fehlen. Alle erkennbaren Zusätze lassen sich in bestimmte Gruppen von jeweils gleicher Art zusammenfassen, für die sich allgemeine Regeln ergeben, die wiederum die Ausscheidung der Zusätze begründen. Gemäß diesen in ZAW 63 (1951), S. 33-53, dargelegten Grundsätzen sind die ausgeschiedenen Glossen im textkritischen Apparat des Kommentars bezeichnet worden. Außerdem ist ihr Text stets aus dem Zusammenhang der Übersetzung entfernt und in den Apparat aufgenommen worden. Denn er ist zwar für die Kenntnis der späteren Interpretation und der Nachgeschichte der Prophetenworte wichtig, kann diesen selbst aber nicht gleichgestellt werden. Er kann höchstens die Bedeutung kommentierender .Anmerkungen zum Prophetenwort selbst beanspruchen. Eine weitere Schwierigkeit für die Wiederherstellung des Urtextes ergibt sich daraus, daß manche selbständigen Abschnitte zusammengearbeitet und ineinander verzahnt worden sind. Sie in ihrer einstmaligen Form wiederherzustellen, ist eine im Buche Ez durchaus lösbare Aufgabe. So lassen sich der in sich selbst verschobene Abschnitt 24 1-14 weitgehend wiederherstellen und aus 8 i—11 25 131-9.17-23 22 i-ie 40 1—48 35 die ursprünglichen Abschnitte mit einiger Sicherheit herausschälen. Auf die Einzelheiten wird in der Erklärung eingegangen. Es stellt sich schließlich die Frage, ob und wieweit die Abschnitte des Buches Ez in Prosa oder Poesie gehalten sind. Während die Mehrzahl der Forscher eine vermittelnde Haltung einnimmt, verstehen G. Hölscher und W. A. Irwin Ez wesentlich als Dichter und verwenden die Poesie geradezu als Maßstab für die Echtheitsfrage; daß sie dabei zu unbefriedigenden Ergebnissen kommen, beruht darauf, daß sie lediglich mit dem herkömmlichen Langvers rechnen, dessen stilistisches Merkmal der sog. parallelismus membrorum ist. In der Tat finden sich derartig gegliederte Abschnitte (17 1-10 19 1-9.10-14 2113-22 26 15-I8 27 1-9a. 10. 25-36), deren Mehrzahl das eigenartige und unverkennbare Metrum des Leichenklageliedes aufweist. Trotz der neuerlich oft geltend gemachten Bedenken ist im Kommentar der Versuch gemacht worden, ihren Rhythmus anzugeben. Für den überwiegenden Teil der Worte und Berichte Ez's sowie für einige spätere und nicht von ihm stammende Worte wird im Kommentar im Anschluß an E. Balla eine andere stilistische Form angenommen, die am besten als Kurzvers zu bezeichnen ist; sie begegnet in größerem Ausmaße von der letzten vorexilischen Zeit an. Diese Annahme ist in anderem Znsa.mmp.nTifl.ng näher begründet worden 1 ); einige Hinweise waren schon vorher erfolgt 2 ). Auch das im Kommentar vorliegende Material dürfte Rückschlüsse zulassen und gewisse Bedenken zerstreuen helfen, die sich geltend machen können. Wesentlich ist, daß die Frage unabhängig von den strittigen rhythmischen Grundlagen der hebräischen Poesie betrachtet werden muß und wie bei den Langversen die stilistischen Eigenarten entscheidend sind. Den Kurzversen fehlt das parallele 2. bzw. 3. Glied der Langverse, so daß sie nur aus 1 Versglied bestehen. Abgesehen davon, daß sie meist 2—3 Hebungen und also einen gewissen Rhythmus aufweisen, unterscheiden sie sich von der Prosa durch ihre Strophenbildung. Die Strophen sind 1. innerhalb eines Abschnittes meist regelmäßig ») G. Fohrer, Über den Kurzvers, ZAW 66 (1954), S. 199—236. >) G. Fohrer, Die Hauptprobleme des Buches Ezechiel, 1952, S. 63—66; Neuere Literatur lur alttestamentlichen Prophetie, ThR NF 20 (1952), S. 206 f.

Einleitung

IX

gebaut und gleich lang, soweit nicht das an dritter Stelle genannte Merkmal Abweichungen verursacht h a t ; sie umfassen 2. mit Vorliebe eine ungerade Zahl von Versen (besonders 5 oder 7), während gerade Zahlen selten sind; sie enthalten 3. jeweils einen einzigen Gedanken oder Gedankenkreis, der in sich geschlossen ist und nur selten infolge breiterer Ausführung den Umfang einer Strophe übersteigt. In zweifelsfrei prosaischen Abschnitten lassen sich diese Merkmale nicht beobachten, so daß eine zuverlässige Unterscheidung möglich ist. Hinzu treten einige besondere Beobachtungen: die poetische F o r m von 7 1 0 - 2 7 , die sich nicht in Langverse fassen läßt; die Entsprechung der Langverse in 171-10 mit den Kurzversen in 1711-21; die Gliederung der Strophen in 5 Abschnitte mit der abnehmenden Zahl von 6—2 Strophen in 36 16-38; die Bezeichnung von 32 1-8 als Klagelied, ohne daß sich Langverse erkennen lassen; die mehrfachen Hinweise auf einen Maschal, der zumeist metrisch gegliedert ist (12 22 14 8 18 2 24 3 a. ea. 7-14, cf 33 so-sä); der Zusammenklang von Versen und Gesten in 611. Demnach sollte kein Zweifel darüber bestehen, daß E z wie seine Vorläufer seine sämtlichen prophetischen Worte und Berichte in poetischer F o r m verkündigt oder niedergeschrieben hat. Infolgedessen werden die betreffenden Abschnitte im Kommentar in Kurzversen wiedergegeben und deren Strophen als stilistisches Merkmal in der Erklärung vermerkt; dabei sind die entsprechenden Verse des hebräischen Textes oft mit * bezeichnet worden, während bei der Wiederholung dieser Angaben innerhalb der Erklärung gewöhnlich genauere Angaben der Halb- bzw. Viertelverse erfolgen. Sätze zur Einleitung der direkten Rede innerhalb der Strophen werden meist als zu den Kurzversen gehörig betrachtet, obwohl sie auch als prosaische Uberleitung außerhalb des Metrums aufgefaßt werden können. b) Wenn der Text der einzelnen Worte und Berichte in einer F o r m hergestellt worden ist, die der ursprünglichen am nächsten kommen dürfte, stellt sich die Frage der E c h t h e i t , d. h. die Frage der Verfasserschaft des Propheten Ez. In früherer Zeit waren nur gelegentlich das ganze Buch oder einzelne Abschnitte mit phantasiereichen Erklärungen dem Propheten abgesprochen worden, während nach der allgemein herrschenden Anschauung das ganze Buch von dem Exilspropheten Ez stammen sollte. Nachdem R . Kraetzschmar und J . Herrmann sie gelockert hatten, wurde sie durch die Untersuchungen von G. Hölscher und W. A. Irwin erschüttert; nach ihrer Analyse verbleiben von 1273 Versen für E z nur 170 bzw. 251 Verse. Besonders die Methode Hölschers ist mehrfach einer scharfen Kritik unterzogen worden, auf die verwiesen werden kann (W. Kessler, R . Kittel, E. Sellin, V. Herntrich). Irwin unterscheidet zwischen den von E z stammenden Bildern oder Gleichnissen, die nur wenige Verse umfassen, und der sich daran anschließenden späteren Interpretation, die deutet und anwendet und E z abzusprechen ist. E r geht von 15 1-8 aus und glaubt nach dem Orakel des Propheten in 1-5 eine spätere Interpretation in 6-8 zu erkennen; jedoch verliert das Wort seinen Sinn, wenn die Beziehung von Weinstock und Israel aufgehoben wird. Außerdem nimmt er den Unterschied von Poesie und Prosa als Maßstab der Echtheit an und betrachtet infolgedessen alles als unecht, was sich nicht dem parallelismus membrorum anpassen l ä ß t ; auch in dieser Hinsicht ergibt sich bei Annahme der Kurzverse ein anderes Bild. Zahlreiche Gründe, die gegen die Echtheit einzelner Abschnitte vorgebracht worden sind, können nicht als überzeugend betrachtet werden. E s ist durchaus anzunehmen, daß Ez Gedanken und Ausdrücke in mehreren Abschnitten wiederholt, besonders da er sich zu einem Thema mehrfach geäußert hat. Eine als redaktionell bezeichnete Terminologie kann die des Propheten selbst sein. I n anderen Fällen verschwinden die Anstöße, wenn spätere Zusätze zum Text ausgeschieden und die einzelnen Abschnitte sorgfältig voneinander getrennt werden. Andere Gründe gegen die Echtheit werden bei genauerer Interpretation angeblich eschatologischer, apokalyptischer oder messianischer Abschnitte hinfällig. Abzulehnen ist schließlich die willkürliche Entscheidung der Echtheitsfrage zu-

X

Einleitung

Ungunsten Ez's in den Abschnitten, die neueren Theorien über die Zeit oder den Ort der Wirksamkeit des Propheten widersprechen. Immerhin gibt es wichtige Gründe, um 24 kleinere und größere Abschnitte Ez abzusprechen und als unecht zu bezeichnen. Sie sind in Prosa oder Poesie geformt, stammen offensichtlich aus verschiedenen Zeiten, durchweg von verschiedenen Verfassern und weichen inhaltlich voneinander ab. Es handelt sich um folgende Abschnitte: 6 8-10 12 ie 1 6 30—34

1 6 44-58

1 6 59-63

1 7 22-24

2 1 33-37 2 2 6 - 1 3 . 1 5 - 1 6

2 8 20-26 3 0 13-19 3 2 9 - 1 6 3 3 7 - 9 40 38-43 4 1 l 5 b - 2 6

2 2 23-31

2 3 36-49

4 3 1 0 - 2 7 4 0 1 8 - 2 0 4 0 21

2 7 9 b . 11-24

4 6 15 4 6 1 6 - 1 8

46 19-24 48 i-29 48 30-35. Alle anderen Abschnitte rühren mit größter Wahrscheinlichkeit vom Propheten selbst her. c) Die dritte literarische Frage ist die der Einheitlichkeit und E n t s t e h u n g des B u c h e s Ez. Die früher vorherrschende Auffassung, daß die Worte Ez's ganz oder überwiegend schriftstellerische Erzeugnisse ohne oder mit nur geringer mündlicher Verkündigung durch den Propheten darstellten, ist neuerdings selten vertreten worden. In der Tat weisen auf mündliche Verkündigung zahlreiche Stellen hin (2 4 - 7 3 4 - 7 . i 6 b - 2 i 81 11 25 14 1 20 1 21 5 24 19-24 33 3 0 - 3 3 ) , nach denen Ez einen Teil seiner Worte in aller Öffentlichkeit verkündigt, andere vor nur wenigen Menschen gesprochen hat. Außerdem hat er über seine Worte, Erlebnisse und Handlungen schriftlich berichtet. Entgegen den verschiedentlich geäußerten Ansichten über die Uberlieferungsart der alttestamentlichen Texte ist für Ez nicht mündliche, sondern schriftliche Überlieferung anzunehmen. Dafür spricht die zuweilen komplizierte metrische Gliederung, die bei mündlicher Überlieferung verwischt wäre. Ferner muß Ez schriftliche Aufzeichnungen vor sich gehabt haben, weil er in manchen Fällen Nachträge ergänzender oder ändernder Art hinzugefügt hat, die sich meist am Ende der Abschnitte befinden (cf die Übersicht über die Gliederung der Verkündigung Ez's). Ebenso finden sich Zusätze späterer Leser am Ende mancher Abschnitte, die sie demnach schriftlich fixiert vorgefunden haben. Es ist schließlich schwer vorstellbar, daß Ez die Berichte über das Berufungserlebnis und über die Anordnungen zur Ausführung symbolischer Handlungen sowie ihn persönlich betreffende Worte mündlich weitergegeben haben sollte. Der Zeitpunkt der Niederschrift dürfte im einzelnen freilich verschieden anzusetzen sein. Manchmal hat Ez seine Eingebungen sofort niedergeschrieben und sie später verkündigt (kürzere Worte und Anordnungen zur Ausführung symbolischer Handlungen) oder sogar zunächst niemandem mitgeteilt, so daß sie erst später bekannt geworden sind (3 ie b - 2 1 3 3 1 - 6 . 1 0 - 2 0 ) . Manchmal hat er seineWorte zuerst verkündigt und anschließend niedergeschrieben (Antworten auf Fragen der Ältesten oder über den Sinn symbolischer Handlungen und Abschnitte mit literarischem Charakter). Sicherlich hat er dabei kein fertiges Buch herzustellen gesucht und auch kein geschlossenes Werk hinterlassen, wie in allerlei Abwandlungen oft vermutet worden ist. Außer vielen einzelnen Gründen (C. Kühl in ThR NF 5 [1933], S. 98 f.) sprechen gegen diese Annahme die sonst erforderliche Umstellung ganzer Abschnitte (3 ie b - 2 1 3 2 2 - 2 7 + 24 2 5 - 2 7 + 33 21-22 4 4-8 29 1-6a 34 23-24), die jetzige Eingliederung von Abschnitten aus der Zeit nach dem Fall Jerusalems in 1-24 und 33 (12 1 2 - 1 5 12 1 7 - 2 0 13 3 . 6 . 9 16 1 7 - 2 1 . 2 6 - 2 9 20 3 3 - 4 4 ) und die Zusammenarbeitung und Verzahnung ursprünglich selbständiger Abschnitte (8—11 13 1-9.17-23 22 1-16 40—48). Man kann den sich daraus ergebenden Verzicht auf die Annahme der Einheitlichkeit des Buches nicht wie R. Kraetzschmar dadurch umgehen, daß man es auf verschiedene Rezensionen oder Versionen zurückführt, die durch einen Redaktor vereinigt worden seien. Diese Ansicht stützt sich lediglich auf 1 2 24 24, wo von Ez in der 3. Person die Rede ist; jedoch ist 1 2 eine Glosse, in 24 24 wird Ez in einem Jahwewort genannt. Statt dessen ist anzunehmen, daß Ez sich zu einzelnen Fragen mehrfach geäußert hat (6 1-7 + 11-14 12 21-28 13 1-16 19 1-14 211-10 25 1-7 26—27 28 1-19 29—32 33 1-6 -f 3 i6b-2i 33 10-20 25 12-14 + 35). Er hat dabei nacheinander zu mehreren

Einleitung

XI

Teilpunkten und Teilaspekten eines ihn bewegenden Themas Stellung genommen; im einzelnen sind der Kerngedanke und seine Ausführung verschieden, so daß diese Worte nicht auf eine gemeinsame Grundlage zurückgeführt werden können. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat Ez lediglich die einzelnen und getrennt niedergeschriebenen Worte und Berichte hinterlassen, wie seine eigenen Nachträge und die späteren Zusätze am Ende der Abschnitte zeigen. Es ist demnach entgegen den Behauptungen einer lediglich mündlichen Uberlieferung oder eines einheitüchen literarischen Werkes anzunehmen, daß Ez seine Worte und Berichte selbst vor oder nach ihrer mündlichen Verkündigung schriftlich niedergelegt und in dieser Form einzeln hinterlassen hat, jedoch weder an ihrer Ordnung und Zusammenfassung noch an der Gliederung des gesamten Stoffs beteiligt gewesen ist. Später haben andere Hände diese Einzelaufzeichnungen zu kleineren oder größeren Sammlungen zusammengefaßt; mehrfach hat man besonders unheildrohenden Abschnitten zur Milderung Trost- und Heilsworte hinzugefügt, wie es für redaktionelle Tätigkeit bezeichnend ist. Einige dieser Sammlungen umfassen Berichte über ekstatische Erlebnisse oder symbolische Handlungen, andere sind nach Stichworten der Einzelabschnitte zusammengestellt worden; den meisten hegt ein sachlich gleicher oder ähnlicher Inhalt zugrunde. Aus der Ubersicht über die Gliederung des Buches Ez sind sie im einzelnen zu ersehen. Den nächsten Schritt bildete ihre chronologische Aneinanderreihung, soweit sie Daten enthielten, so daß sich als Grundstock zunächst 8 Sammlungen ergaben: 11—3 15 3 10 a + 4 i—5 17 8 l — l l 13 15 i—16 43 + 20 1-32 24 1-24 40 1—48 35 26 1—28 19 29 1 bis 32 32; einige Daten sind geändert worden, da @ mehrfach eine ursprünglichere Lesart als 9K aufweist, wobei eine bestimmte Absicht allerdings nur in 1 1 8 1 26 1 zu erkennen ist. Die übrigen Sammlungen und Einzelabschnitte scheinen auf Grund der aus ihrem Inhalt zu erschließenden Zeit oder sachlicher Zugehörigkeit eingereiht worden zu sein, so daß sich chronologische und sachliche Gesichtspunkte kreuzen. Schließlich sind die Sammlungen der Völkerworte hinter die Unheilsworte über Juda-Jerusalem eingegliedert worden. Außerdem beruhen auf der redaktionellen Bearbeitung weitere Eingriffe: die Umstellung einiger Verse; die Zusammenarbeitung und Verzahnung von ursprünglich selbständigen Abschnitten; die Hinzufügung von Glossen in einzelnen Abschnitten, die „den Text lehrhaft erläutern, reflektierend verbreitern, besonders am Schlüsse von Absätzen wiederholend und zusammenfassend vermehren" (J. Herrmann, S. VII); die Erweiterung des Buches um neue Abschnitte, die teilweise von den Bearbeitern des Buches selbst stammen dürften und von denen einige der Verdeutlichung eines (durchweg mißverstandenen) EzWortes dienen, während anderen eine trost- und hoffnungslose Stimmung eigen ist (6 8-10 16 44-58. 59-63); die Einreihung von Worten aus der Zeit nach dem Fall Jerusalems in Sammlungen früherer Worte. Widersprechen diese Maßnahmen schon dem geschichtlichen Bild Ez's und seiner Botschaft, so gilt dies erst recht für die Beleuchtung, in die es durch die Umstellung von 3 i6b-2i. 2 2 - 2 7 4 4 - 8 24 2 5 - 2 7 an ihre jetzige Stelle gerückt wird. Das Leben des Propheten wird dadurch so dargestellt, als sei er von Anfang an zum „Seelsorger" bestellt worden, während der größten Zeit seiner Tätigkeit stumm gewesen und habe nur zu gelegentlichen Worten den Mund öffnen dürfen, und als habe er zugleich mit der Androhung der Belagerung Jerusalems auch die Dauer des Exils durch ständiges Liegen symbolisch verkündet und das Gericht von vornherein als befristet hingestellt. Von diesen Ausnahmen abgesehen, hat jedoch die Redaktion des Buches, die weitgehend von priesterlichen Händen vorgenommen worden zu sein scheint, das von Ez hinterlassene Erbe nicht verändert und das Bild des Propheten nicht wesentlich entstellt, wie man ihr neuerdings mehrfach vorgeworfen hat. Als Ergebnis dieser Vorgänge ist schließlich die jetzige Gliederung des Buches in drei große Teile zustande gekommen (1—24, 25—32, 33—48). Der Grundsatz, den die letzte

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[Redaktion dabei geleitet hat, läßt sich auch an anderen Prophetenbüchern beobachten: E s ist das Schema „Unheil — Heil" in zeitlicher Aufeinanderfolge. Manchmal wird es in der Weise angewendet, daß auf die Unheilsworte eines Propheten eine Sammlung von Heilsworten folgt; so auf die Amosworte die späteren Verheißungen Am 9 8-15 oder auf die harten Worte Jesaj as die tröstenden Deuteroj esaj as, während im Michabuch das Schema sogar zweimal angewendet wird (1—3, 4—5 8, 5 9—7 7, 7 8-20). Manchmal sind als mittlerer Teil die Unheilsworte über die fremden Völker eingefügt worden, die man als Vorbereitung des Heils f ü r Israel verstand. Diese Gliederung des Prophetenbuches in drei Teile findet sich im ursprünglichen Jesajabuch (1-—12,13—23, 24—35), in der ©-Fassung des Jeremiabuches (1—25 14, 25 15-38 46—51, 26—35) und im Zephanjabuch (1—2 3, 2 4—3 8, 3 9-20); ebenso liegt sie dem endgültigen A u f b a u des Buches Ezechiel zugrunde. Fraglos entspringt dieses Schema „Unheilszeit — Heilszeit" nicht der prophetischen Theologie, sondern ist f ü r die Apokalyptik kennzeichnend. Wie andere Prophetenbücher ist dementsprechend auch das Buch Ez literarisch als Apokalypse aufgebaut; daran zeigt sich ebenfalls, daß von einem einheitlichen Werk des Propheten selbst keine Rede sein kann.

2. Zeit und Ort der Wirksamkeit Ez's Während E z nach der Überlieferung als Prophet der frühexilischen Zeit inmitten der babylonischen Deportierten gilt, schrieb m a n neuerdings diese Sicht mehrfach der Redaktion des Buches zu, die den zeitgeschichtlichen oder babylonischen Hintergrund hergestellt habe, und verlegte Zeit oder Aufenthaltsort Ez's in verschiedener Weise. Man bedachte freilich selten, wie unvorstellbar eine derart umfassende redaktionelle Tätigkeit auf alttestamentlichem Boden ist, mit welchen neuen Schwierigkeiten die vorgeschlagenen Lösungsversuche verbunden sind und in welchem Maße sie das Verständnis der Gestalt und Botschaft Ez's erschweren. Es m u ß daran festgehalten werden, daß Ez tatsächlich in der frühexilischen Zeit gewirkt hat, die durch die Daten seiner Worte angegeben wird, und daß er unter den judäischen Deportierten in Babylonien gelebt, sich zu ihnen gesandt gewußt h a t und unter ihnen als ihr Prophet aufgetreten ist. a) Sieht m a n von eigenartigen früheren Versuchen ab, die Tätigkeit Ez's in eine andere als die angegebene Z e i t zu verlegen, so erregte erst J . Smith größere Aufmerksamkeit. E r versetzte E z etwa ein J a h r h u n d e r t vor die traditionelle Datierung in die Zeit des Königs Manasse (30. J a h r in 1 1 = 691) ins Nordreich Israel. Der Prophet war ein Nordisraelit, der zu seinen Landsleuten und den nordisraelitischen Deportierten von einem Ort Nordisraels aus gesprochen hat. Jedoch scheitert diese Auffassung daran, daß der Ausdruck „Israel" bei E z nur zweimal eindeutig das Nordreich (4 4 f. 37 ie), überwiegend aber das Südreich und die judäischen Deportierten bezeichnet. Umstürzender war die These von Ch. C. Torrey, die mit seinen Bemühungen zusammenhängt, die Überlieferung vom babylonischen Exil und der Rückkehr nach Palästina als Fiktion zu erweisen. Die Grundlage des Buches Ez bildet nach ihm ein um 230 v. Chr. in Jerusalem entstandenes Pseudepigraph, das sich als eine im 30. J a h r e Manasses (666) entstandene Weissagung seiner Untaten und ihrer Strafe ausgibt und das ein Redaktor später dem Exilspropheten Ez zugeschrieben hat. M. Burrows h a t diese These durch eine wenig tiefschürfende Darstellung der literarischen Beziehungen des Buches E z zu stützen gesucht, f ü r die sich in Wirklichkeit ein völlig anderes Bild ergibt. Inzwischen ist die Voraussetzung der These Torreys, daß das Buch E z eine literarische Einheit ist, nicht mehr aufrechtzuerhalten. Außerdem sind Verwüstung Palästinas und Deportation, Exil und Rückkehr archäologisch und literarisch so fest gegründet, daß jeder Versuch einer abweichenden Geschichtskonstruktion scheitern muß. Anders war die Auffassung von N. Messel: I m Buche Ez handelt es sich um die bereits nach Palästina zurückgekehrten Deportierten, unter denen der Pro-

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phet um etwa 400 v. Chr. wirkt, während ein Redaktor seine Worte um 350 v. Chr. sammelt, ergänzt und bearbeitet. Beide fingieren das Exil als Zeit und Ort der Entstehung ihrer Worte, ohne daß Messel einen einsichtigen Grund hierfür angeben kann. Außerdem hätte es im Perserreich schwerlich solcher Verbrämung bedurft, um eine götzendienerische Partei in Jerusalem zu bekämpfen und Drohworte gegen Ägypten auszustoßen, mit dem sie sympathisierte; cf im einzelnen J . J. Stamm in ThZ 3 (1947), S. 304—309. Neuerdings bezeichnete L. E. Browne das Buch als ein Pseudepigraph aus der Zeit Alexanders d. Gr., mit dessen Auftreten im Vorderen Orient sich der Verfasser befaßt haben soll. Elf Datierungen rechnet er unter der verschleiernden Angabe der Gefangenschaft Jojachins von der Deportation von Juden zum Schwarzen Meer an, auf deren Erwähnung bei Hieronymus sich Browne stützt und die er 344/3 v. Chr. ansetzt; die drei hohen Daten 1 i 29 17 401 werden vom Regierungsantritt des Artaxerxes III. an gerechnet. Auch Browne ging also von der Einheitlichkeit des Buches Ez aus, verstand es als an Jerusalem gerichtet und aus einer Krisenzeit der messianischen Hoffnung geboren. Auffällig sind ferner die Annahme zweier unterschiedlicher Datierungssysteme, um die hohen Jahreszahlen unterzubringen, die Gründung des neuen Ausgangsdatums auf die textlich ungesicherte Zahl 390 in 4 5, das behauptete Datum der Deportation an das Schwarze Meer (zu deren Zeit man, wie der sich darauf beziehende Ps 79 zeigt, außer Thr und Zusätzen zu Jer auch Ez schon kannte), die ständige Berufung auf legendarische Mitteilungen des Josephus, die allegorische Auffassung der von Ez bekämpften Sünden und das nicht-wörtliche Verständnis der Visionsschilderungen nach Art der allegorischen Schriften der Apokalyptik. Die danach geschilderte Gestalt Ez's ist in der Beurteilung der Samaritaner und ihres Tempelbaus und vor allem im Verhältnis zu Jerusalem in sich widerspruchsvoll; es entsteht ein Zerrbild des Propheten, das zu seinem Verständnis nichts beiträgt. Schließlich suchte A. van den Born das Buch Ez als die pseudepigraphische Autobiographie eines weitbelesenen Verfassers zu verstehen, die am ehesten in der Zeit Esras und Nehemias entstanden und deren Theologie hauptsächlich die des priesterlichen Gesetzgebers im Pentateuch sei. Offenbar soll dieses Pseudepigraph in großem Maße bearbeitet worden sein, weil seine Einheit nach Sprache, Gedanken und Aufbau, an der notwendig festgehalten werden muß, nicht auf einen einzigen Schreiber, sondern auf eine Schule zurückgeführt wird. Als Gründe für seine Annahme nannte van den Born unter Hinweis auf M. Burrows die Abhängigkeit des Buches von nachexilischen Texten, obwohl sich diese Vermutung nicht als stichhaltig erwiesen hat; ferner die Abhängigkeit der Verse Ez 1117-20 von Jer 32 37-40, obwohl diese Stelle dem Jeremiawort sicherlich nachträglich hinzugefügt worden ist (cf W. Rudolph, Jeremia, 1947, S. 175, der 32 29b-4i als spätere Nachträge bezeichnet); endlich die Abhängigkeit von Ez 26—28 von Jes 14, obwohl die Datierung von Jes 14 umstritten, die Frage gegenseitiger Abhängigkeit durchaus nicht klar und die Beeinflussung beider durch eine gemeinsame Quelle wahrscheinlicher ist. Die These, die van den Born vertritt, ist also als unbegründet abzulehnen. Gegenüber diesen Versuchen, die Zeit der Wirksamkeit Ez's zu verlegen, ist es aus vielen Gründen erforderlich, die traditionellen zeitlichen Angaben des Buches Ez für zutreffend zu halten, nach denen Ez 598 deportiert und 593 zum Propheten berufen worden ist. Die Datierungen, sprachlichen Eigenarten, literarischen Beziehungen und vorausgesetzten geschichtlichen und zeitgenössischen Ereignisse belegen das eindeutig; zu allen Einzelheiten cf G. Fohrer, Die Hauptprobleme des Buches Ezechiel, 1952, S. 105—202 (ferner die Hinweise auf Alter, Verbreitung und Häufigkeit der von Ez verwendeten hebräischen Ausdrücke im textkritischen Apparat des Kommentars, die in ihren Überschneidungen die Sprache des Propheten in die Zeit um 600 v. Chr. verweisen). Hat Ez in der durch die Daten seiner Worte angegebenen Zeit gewirkt, so gilt es, sich mit deren Verhältnissen bekannt zu machen. A. Bertholet, dessen klare Darstellung

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im wesentlichen nach wie vor zutrifft, schreibt darüber S. VII—IX: „Das wichtigste innere Ereignis der letzten Jahrzehnte des judäischen Reiches war ohne Zweifel die Einführung des deuteronomischen Gesetzes durch König Josia (621). Sie bedeutete den großartigen Versuch, auf dem Wege einer religiösen Verfassung das Volk zu schaffen, das gottgefällig genug würde, um in letzter Stunde noch das von den Propheten angedrohte Gericht aufzuhalten oder abzulenken. Bis auf den letzten Mann wurde das Volk auf den Wortlaut dieses Gesetzes feierlich verpflichtet (2 R 23 s), und damit wußte fortan auch der Einzelne, wie er sich religiös zu benehmen habe. Denn was gut sei und was böse, das stand ja nun in dem offiziell anerkannten Gesetzbuch geschrieben. Es wurde lernbar und lehrbar, und die es zu lehren berufen waren, waren Leute, deren Glaube an seine pädagogische Zweckmäßigkeit mit ihrem eigensten Interesse zusammentraf; war doch, was im Mittelpunkt des neuen Gesetzes stand: die Forderung der Einheit der Kultusstätte, dazu angetan, alles Wasser auf die Mühle der Priester des jerusalemischen Tempels zu leiten. . . . — Selbstverständliche Folge dieser Kultzentralisation war eine erhöhte Wertung des Tempels zu Jerusalem. Einen Jeremia entsetzte geradezu die blinde Gläubigkeit von Menschen, die sprachen: ,Der Tempel Jahwes, der Tempel Jahwes, der Tempel Jahwes ist dies!' (Jer 7 4) und deren Vertrauensseligkeit noch gehoben wurde durch die überstiegenen Reden von Leuten, die sich Wunder wie weise dünkten, weil sie sich im Besitz des Gesetzbuches wußten (8 s). Gerade das falsche Pochen auf diese äußeren Garantien des Heils macht es am ehesten verständlich, daß König Josia den kühnen Versuch unternehmen konnte, sich dem zur Unterstützung des um seine Existenz ringenden Assyrerkönigs ausziehenden Ägypterkönig Pharao Necho bei Megiddo entgegenzustellen. Aber als zu Tode Verwundeter (2 Ch 35 23 f.) oder schon als Leiche (2 R 23 29 f.) kehrte der geschlagene Judenkönig nach Jerusalem zurück. Als sein Nachfolger wurde nicht sein Erstgeborener, sondern sein zweiter Sohn, Joahas, eingesetzt. Vielleicht versprach man sich von ihm die entschiedenere Opposition gegen alle fremdenfreundliche Politik. Aber schon nach drei Monaten war es um seine Herrschaft geschehen, indem ihn Pharao Necho zu Ribla gefangen setzte und nach Ägypten bringen ließ (2 R 23 33 f.; cf Hes 19 4 Jer 22 10). Dem Lande gab er einen neuen König in Josias erstem Sohn Eljakim, dessen Namen er in Jojakim wandelte zum Zeichen, daß er seine Kreatur sei, und als solche erwies sich der Erkorene durch die Energie, mit der er den von seinem Oberherrn der Bevölkerung auferlegten Tribut eingetrieben zu haben scheint (2 R 23 35). Nach Jeremias Urteil (22 13ff.)muß er ein rücksichtsloser und gewinnsüchtiger Despot gewesen sein, so daß das summarische Verdammungsurteil des Königsbuches über ihn (2 R 23 37) nicht unberechtigt sein dürfte; und wenn Jeremia (22 15) sein ganzes Gebaren in Gegensatz zu demjenigen seines Vaters stellt, so wird nicht unglaubhaft, was man als Voraussetzung gewisser Schilderungen Hes' wird annehmen müssen . . ., daß sich eine förmliche Reaktionsbewegung gegen die von Josia eingeführte Kultusreform durchzusetzen vermochte (cf Jer 7 31 1 1 1 0 ) ; war es doch naheliegend genug, Josias klägliches Ende als Strafe für denVersuch einer solchen Reform auszugeben." Freilich wurden die Ansprüche Ägyptens auf asiatischen Besitz schon 609 bei Karkemisch (am rechten Ufer des oberen Euphrat) zuschanden, und 605 wurde Necho von Nebukadnezar weiter südlich entscheidend geschlagen; „aber für Jojakim bedeutete dieses Ereignis bloß den Wechsel des Vasallenverhältnisses, und er wurde — es steht nur nicht genau fest, von welchem Augenblicke an — Nebukadrezar tributär. Indessen nach dreijähriger Unterwerfung unter ihn fiel er wieder ab, und das zog neues Unheil herbei. Zwar ist auf eine Notiz der Chronik (II 36 6 f.), wonach Nebukadrezar ihn in Ketten nach Babel hätte bringen lassen und auch einen Teil der Tempelgeräte dahin in seinen Palast mitgenommen hätte, kaum etwas zu geben; aber das Land büßte den Abfall seines Königs mit einer Verwüstung durch Streifscharen der Chaldäer, Edomiter, Moabiter und Ammoniter (2 R

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24 2), und es ist möglich, daß er selber in diesen Kämpfen unrühmlich gefallen sei, wenn er nicht in Jerusalem eines natürlichen Todes gestorben ist: Tatsache ist, daß, als 597 Nebukadrezar in eigener Person vor der Stadt erschien, Jojakims Sohn Joj achin auf dem Throne saß, seit drei Monaten König. In der Beurteilung seiner Persönlichkeit wird man gut tun — das lehrt ein Blick auf Hes 19 6 f. —, sich nicht bloß durch Mitleid mit seinem Schicksal bestimmen zu lassen; immerhin büßte dieser Unglückliche vor allem als der Sohn seines Vaters: 37 Jahre lang hatte er in babylonischem Kerker zu schmachten, bis es Ewil Merodach gefiel, ihn zu begnadigen (2 R 25 27 fr.). ,Mit ihm führte Nebukadrezar alle Schätze weg und zerschlug alle goldenen Geräte, die Salomo, der König von Israel, im Tempel Jahwes angefertigt, wie Jahwe gedroht hatte. Ganz Jerusalem aber und alle Obersten und alle wehrfähigen Männer, 10 000, führte er als Gefangene fort, dazu alle Schmiede und Schlosser. Nichts blieb zurück außer den geringen Leuten der Landbevölkerung' — so meldet 2 R 24 13 f. (cf Hes 17 12 Jer 29 2). Daß freilich die Zahl dieser ,obern 10 000' übertrieben ist, lehrt der Bibeltext selber, indem er 2 R 24 ie nur 8000, Jer 52 28 3023 Seelen nennt. Aber auch mit der Vorstellung, daß damals die gesamten Spitzen der Bevölkerung weggeführt und nur die ,geringen Leute der Landbevölkerung' auf dem heimatlichen Boden belassen worden seien, wird man zu brechen haben . . . Immerhin war der Schnitt, der durch diese Deportation in das Leben des jüdischen Staatswesens gemacht wurde, bereits der Anfang seines Endes." Denn wenigstens ein großer Teil der führenden Schicht wurde deportiert; außer den geringeren Vollbürgern (psn Djf) blieben nur diejenigen aus ihr zurück, die sich besonnen der babylonischen Herrschaft gefügt hatten. „Uber die Zurückgebliebenen setzte Nebukadrezar Jojachins Oheim Zedekia (ursprünglich Mattanja geheißen) als König ein. Das einzige, was er von ihm verlangte und womit er ihm nach Hes' Urteil (cf 17 5 f.) keineswegs ein unglückliches Los zu schaffen gedachte, war, daß er von ihm abhängig bleibe. Aber persönlich ein ganz und gar schwacher und unzuverlässiger Charakter, machtlos sich dem Einfluß seiner nähern Umgebung zu entziehen, lauschte er wohl gelegentlich den warnenden Reden eines Jeremia, brachte es indessen nicht über sich, ihm jemals zu folgen. Boten gingen nach Ägypten, Rosse und Kriegsmannschaft zu erbitten (Hes 17 15), und, durch das Beispiel der Nachbarn ermutigt (cf Jer 27 3), wagte er den offenen Abfall. Nebukadrezar rückte in eigener Person mit einem Kriegsheere heran. Noch hoffte man in Jerusalem, sein erster Angriff gelte Ammon, das ihm ebenfalls untreu geworden war, aber vergebens (cf Hes 21 23 fr.)! Am 10. X. des neunten Jahres Zedekias (588) nahm die Belagerung der Stadt ihren Anfang (2 R 25 1 Hes 24 1 f.). Auf einen kleinen Augenblick zwar vermochte sie das Einschreiten des Ägypterkönigs aufzuheben (Jer 37 5ff.34 21 f. . ..). Aber sein ,Arm' wurde ,zerbrochen' (Hes 30 21 f.), und über Jerusalem und seinen König erfüllte sich das furchtbare Schicksal. Am 9. IV. des elften Jahres Zedekias (586) wurde Bresche in die Stadtmauer gelegt (2 R 25 3 f.). Ein Fluchtversuch des Königs mißlang; geblendet wurde er in Ketten nach Babel geführt, nachdem er mit sehenden Augen als Letztes noch die Hinschlachtung seiner eigenen Söhne in Ribla hatte schauen müssen (2 R 25 7 Jer 39 1-7 52 «ff.; cf Hes 12 12 f.). Nach vollendeter Einnahme Jerusalems am 7. V. desselben Jahres wurde die Stadtmauer niedergerissen, der Tempel verbrannt, die Bevölkerung in selbsterwählter oder gezwungener Exilierung zerstreut (2 R 25 8ff.).Wie es in einem auf solche Weise verödeten Land auszusehen pflegte, beschreibt einmal der Assyrerkönig Assurbanipal an Elam: ,Die Stimmen der Menschen, das Stampfen der Rinder und Schafe, das Ertönen fröhlicher Musik schloß ich von seinen Feldern aus; Wildesel, Gazellen und alles Getier des Feldes Heß ich in ihnen lagern' (Annalen VI, 101 ff. = KB II, S. 208 f.). Die Nachbarn triumphierten in gottloser Schadenfreude und gewinnsüchtigem Eigennutz . . . Was im Lande zurückblieb oder sich darin wiederum sammelte und was für Stimmungen unter den Zurückgebliebenen im Schwange waren, illustriert einigermaßen Hes 33 23 fr."

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Die Lebensverhältnisse der Deportierten lassen sich mit hinreichender Genauigkeit erschließen. Es zeigt sich, „daß den Exulanten erhebliche Bewegungsfreiheit eingeräumt und ihre Lage im ganzen keineswegs eine verzweifelte war, wie denn die einst traditionelle Vorstellung einer Gefangenschaft' mit dem wirklichen Sinn der von Assyrern und Babyloniern durchgeführten Massendeportationen nichts zu tun hat. Worauf diese Methoden zielten, war vor allem Brechung, ja Annullierung der Volkskraft der Besiegten, besonders aber auch für die Sieger die Gewinnung von Arbeitskräften zur Urbarmachung und Bebauung des Bodens, zum Bau oder Ausbau von Städten oder zu kleineren handwerklichen Leistungen, und der Arbeitsame konnte sich bei dem unglaublich fruchtbaren Boden Babyloniens bald wieder zu Wohlstand emporarbeiten (cf E. Klamroth, Die jüdischen Exulanten in Babylonien, BWAT 10 [1912], S. 29). Man versteht dabei auch Jeremias (29 5 f.) Aufforderung an die Exulanten, sich Häuser zu bauen und darin zu wohnen, Gärten zu pflanzen und ihre Früchte zu genießen und Haushaltungen zu begründen. Aber bei alledem war die Fremde nicht die Heimat; . . . tief wurzelte die alte Auffassung von der Zusammengehörigkeit von Land und Gott. War unter solchen Umständen eine regelrechte Kultübung unterbunden, so hielt man um so zäher an dem fest, was von überkommenen Bräuchen beizubehalten war, zumal wo die Umgebung sie nicht besaß — so kamen Sabbath und Beschneidung zu neuer Bedeutung —, und, seines Gottes ,sich erinnernd' (6 9), drängte man sich wohl gelegentlich zu dieses Gottes Wort, wo man eines solchen aus Prophetenmund habhaft werden konnte, ohne sich freilich vielleicht vom ganzen Ernst des wahren Jahwepropheten erfassen zu lassen (cf zu 33 30ff.).Die Stimmung konnte aber auch so gedrückt sein, daß man sich im Blick auf die Vernichtung der nationalen Existenz wie tot vorkam, verwesendem Leichnam gleich (cf 37 11). Auf solchem Boden allgemeiner Hoffnungslosigkeit konnte sich für einen Propheten, mochte er für seine Person noch so stark von der Gerechtigkeit der Strafe des Exils erfüllt sein, ein neues Betätigungsfeld eröffnen . . . " Es ist aber für die Lage der judäischen Deportierten wichtig, daß die von den Babyloniern getroffenen Maßnahmen von anderer Art waren als die früheren assyrischen Deportationen. Das gilt für alle drei aus der alttestamentlichen Überlieferung bekannten Deportationen in den Jahren 598, 587 und 582 (zu den beiden ersten cf 2 R 24 f., zu allen drei die Statistik Jer 52 ssff.; zu den abweichenden Zahlenangaben cf H. Guthe, Geschichte des Volkes Israel, 1914 3, S. 266 f.); daraufhat besonders A. Alt hingewiesen (Die Rolle Samarias bei der Entstehung des Judentums, Festschrift Otto Procksch, 1934, S. 5-28 = Kleine Schriften zur Geschichte des Volkes Israel, II 1953, S. 316—337). Keine von ihnen führt wie sonst zur Ansetzung der Deportierten als Oberschicht in einer Außenprovinz des siegreichen Staates, die ebenfalls kurz zuvor erobert und ihrer eigenen Oberschicht beraubt gewesen wäre. Vielmehr werden die Judäer nach Babylonien selbst verbracht und erhalten ihre Wohnsitze im Inneren des Reiches angewiesen. Sie kommen in Ortschaften, von denen weder erweisbar noch auch nur wahrscheinlich ist, daß sie Mittelpunkte größerer Bezirke waren, und die daher für eine Verwendung der Judäer als neuer Oberschicht der einheimischen Bevölkerung keinen Raum boten. Vielmehr handelt es sich nach dem Ausweis der Ortsnamen wenigstens teilweise um die neue Besiedlung verfallener Stätten. Tel Abib ist ein Ort, der nach allgemeinem Glauben durch die große Flut zerstört worden war (cf zu 315); rein hebräisch und also wohl von den Deportierten selbst geprägt sind die Namen „Salzberg" und „Pflugberg" Esr 2 59 und „Kasifja" Esr 8 17 (cf zu 315). Das Exil der Judäer ist demnach keine Deportation im technischen Sinn des alten assyrischen Systems, sondern bedeutet die Internierung außerhalb der Heimat in der Nähe der babylonischen Zentralregierung. Sie stellt eine vorläufige Maßnahme dar, der weitere Entscheidungen erst folgen sollten, tatsächlich aber nicht gefolgt sind. Daher

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haben auch die Deportierten selbst ihre Lage als etwas Vorläufiges und Vorübergehendes betrachtet und die Hoffnung nicht aufgeben wollen, daß die über sie verhängte Maßnahme bald aufgehoben werden würde. So verhält es sich sowohl f ü r die Deportierten von 598 angesichts des Weiterbestehens ihres Heimatstaates als auch f ü r die späteren Deportierten angesichts der Tatsache, daß die babylonische Regierung nach 587 auch in J u d a u n d Jerusalem über halbe Maßnahmen nicht hinauskam. Diese ihre Hoffnung ist in den Worten Ez's deutlich vorausgesetzt. b) Häufiger als f ü r die Zeit sind für den O r t der Wirksamkeit Ez's Annahmen geäußert worden, die von den Angaben des Buches abweichen. Durchweg waren sie schon mit der Verlegung der Zeit verbunden; öfters wurde eine Verlegung nur des Ortes befürwortet. V. Herntrich beschränkte durch seine Auffassung die Tätigkeit Ez's lediglich auf Palästina. E r erblickte, wie es bei allen ähnlichen Auffassungen der Fall war, einen Widerspruch in der meist vertretenen Behauptung, daß einerseits die Worte Ez's vom Ende Jerusalems sprechen und die Jerusalemer anreden, andererseits aber der Prophet bei den Deportierten in Babylonien leben soll, deren Sorge und Not ihm wiederum anscheinend gleichgültig sind, an die er vor 587 kein Wort richtet und die er erst in seinen Verheißungen berücksichtigt. Ez muß also in Jerusalem gewirkt haben, während ein späterer Redaktor die babylonisch-exilische Situation hergestellt hat. Eine ähnliche Ansicht vertraten J . B. Harford und G. R . Berry; auch I. G. Matthews und W. A. Irwin unterschieden zwischen dem in Jerusalem lebenden und wirkenden Propheten und dem babylonischen Redaktor. Aber die Anrede an Judäer und Jerusalemer setzt, wie die Anrede an die fremden Völker in Prophetenworten zeigt, nicht die Anwesenheit Ez's in Jerusalem voraus, sondern schließt sie eher aus (cf zu 6 1-7). Ez h a t ferner schon vor 587 Worte an die Deportierten gerichtet (cf 1114-21 14 12-23). Und deren Sorge und Not kreisen, wie J e r 29 zeigt, u m den Bestand von Jerusalem mit dem Tempel und u m die Rückkehr dorthin; eben damit befassen sich die Worte Ez's, wenn er die Eroberung der Stadt, den Untergang des Tempels, die Deportation der Jerusalemer und ein langes Exil ankündigt. Vor allem m a c h t die Beschränkung der Tätigkeit Ez's auf Palästina tiefgreifende Textänderungen und die Annahme ungewöhnlich weitgehender Bearbeitung des Buches durch einen im babylonischen Exil lebenden Redaktor notwendig. Beides suchten andere Forscher durch die Annahme zu vermeiden, daß Ez sowohl in Palästina als auch in Babylonien tätig gewesen sei. Schon W. 0 . E. Oesterley-Th. H. Robinson nahmen an, daß er zunächst 602—598 in Jerusalem als Unheilsprophet und nach 598 im Exil als Heilsprophet f ü r die Deportierten wirksam war. Besonders A. Bertholet t r a t für eine solche Teilung ein. Nach seiner Ansicht war Ez bis zur Belagerung in Jerusalem und hielt sich anschließend noch kurze Zeit irgendwo in Palästina auf, um dann nach Babylonien zu gehen, wo er eine zweite Berufung erlebte. Ähnlich urteilten P. Auvray, A. van den Born (cf neuere Ansicht in § 2 a), H . Wh. Robinson, S. Spiegel, C. Kühl und J . Steinmann 1 ). Nach 0 . R . Fischer wurde E z 598 deportiert, kehrte auf Grund seiner Berufung nach Jerusalem zurück und blieb bis zur Zerstörung der S t a d t ; anschließend ging er als Prophet zu den Deportierten. Eine ähnliche Auffassung vertrat R . H . Pfeiffer; nur ist nach ihm Ez bereits zu Beginn der Belagerung oder während der Belagerungspause nach Babylonien zurückgekehrt. Aber zu den Schwierigkeiten, die eine Verlegung der Tätigkeit Ez's nach Jerusalem bereitet, treten bei diesen Annahmen weitere hinzu. Neue Textänderungen und Umstellungen großer Teile des Buches werden notwendig, ohne daß sie überzeugend begründet werden könnten. Denn die Begründung liefert jeweils nur eine Letzterer nimmt noch eine Gefangenschaft Ez's in Palästina beim Herannahen Nebukadnezars (3 24—5) und seine Befreiung oder Flucht an (12), bevor er in Babylonien 585 neu berufen wurde. Handb. z. AT I, 13: F o h r e r - G a l l i n g , Ezechiel

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einzige Textstelle (2 3 3 4.15 81-4 12 3), die zudem einseitig oder unter bestimmten Voraussetzungen interpretiert werden muß oder den gesuchten Sinn erst durch eine Textänderung erhält. Die Annahme einer doppelten Tätigkeit Ez's ist daher ebenso unwahrscheinlich wie ihre völlige Verlegung nach Jerusalem. Ein Aufenthalt Ez's in dieser Stadt nach seiner Berufung zum Propheten ist nach dem Inhalt seiner Worte nicht anzunehmen. Die Vertrautheit mit den dortigen Zuständen geht nicht über das hinaus, was er aus der Zeit seines Aufenthalts vor der Deportation von 598 und durch spätere Mitteilungen wissen konnte; in keinem Fall ist es erforderlich, spätere eigene Erlebnisse anzunehmen. Von den Worten Jeremias scheint er im wesentlichen die aus der Zeit vor 598 zu kennen. Nichts deutet darauf hin, daß er die entscheidenden Jahre des judäischen Schicksals in Jerusalem verbracht, die Nöte der Belagerung oder Eroberung erlebt und das gefährdete Leben Jeremias geteilt hätte. Vom Untergang der Stadt hat er Genaueres erst geraume Zeit nach dem Ereignis durch einen späten Flüchtling erfahren. Sind also die Versuche, die Tätigkeit Ez's ganz oder teilweise nach Palästina zu verlegen, als mißglückt zu bezeichnen, so haben sie doch ein positives Ergebnis gezeitigt. Die traditionelle Ansicht, Ez sei als Prophet zu den Jerusalemern oder zu ihnen und den Deportierten zugleich gesandt worden, habe aber seit 598 in Babylonien gelebt, hat die in der Tat nicht zu behebenden Schwierigkeiten verursacht, auf die die Vertreter der Annahme einer Verlegung des Aufenthaltsortes hingewiesen und sich gestützt haben. E. Sellin hat diese Schwierigkeiten vergeblich durch die Annahme von primitivem Sympathiezauber nahestehenden Fernsprüchen und Fernhandlungen zu beheben gesucht. Dieser Standpunkt, Ez sei als Exilsprophet nur oder auch zu den Jerusalemern gesandt worden und habe sich von Babylonien aus an sie gewandt, ist nunmehr als unhaltbar erwiesen worden. Vielmehr ist auf Grund der Worte Ez's anzunehmen, daß er sich als Prophet ausschließlich zu den judäischen Deportierten in Babylonien gesandt wußte und in ihrer Mitte in Babylonien gelebt und gewirkt hat. Das ergibt sich mit zwingender Notwendigkeit aus der Untersuchung der Angeredeten und Betroffenen seiner Worte und des Ausdrucks „Haus Widerspenstigkeit", aus der babylonischen Situation in ganzen Abschnitten und mittelbaren Hinweisen und dem babylonischen Einfluß in Vorstellungen und Ausdrücken, sowie aus den ekstatischen Erlebnissen des Propheten; zu allen Einzelheiten cf G. Fohrer, Die Hauptprobleme des Buches Ezechiel, 1952, S. 203—259; ferner die Beziehungen Ez's zu mesopotamischen Traditionen in § 3 c. c) Freilich erfolgt die Wirksamkeit Ez's nicht ganz ohne Beziehung zu J e r u s a l e m . Es liegt im Bereich des Möglichen, daß er seine Botschaften den Jerusalemern mit Hilfe der spärlichen und unregelmäßigen Verbindungen in geraumen Zeitabständen übermittelt haben könnte. Jedoch läßt schon das völlige Schweigen darüber das als ausgeschlossen erscheinen. War vor allem die Verkündigung Ez's für die Deportierten bestimmt, um sie von ihrem falschen Vertrauen auf Jerusalem und seinen Tempel auf den rechten Weg zu leiten, so war es gleichgültig, ob die Jerusalemer davon erfuhren. Die tatsächliche Beziehung des Propheten zu Jerusalem liegt auf einer anderen Ebene. Indem er unmittelbar auf die Deportierten einwirkt, glaubt er zugleich durch seine Worte und symbolischen Handlungen mittelbar auf das Schicksal Jerusalems Einfluß zu haben. Es ist bezeichnend, daß er niemals versucht, die Jerusalemer zur Umkehr zu bewegen, wie Jeremia es häufig unternimmt. Er kündigt lediglich das Gericht über die Stadt an. Indem er es aber ankündigt, trägt er zur Verwirklichung bei. Denn die prophetischen Worte und Handlungen wollen nach allgemeinem Glauben nicht nur mitteilen, sondern — ohne noch magischzauberhaften Charakter zu tragen -— wirksam sein (zum prophetischen Wort cf Jes 9 7 55 10-11 Jer 5 14 23 29 Hos 6 5, zur symbolischen Handlung cf G. Fohrer, Die symbolischen Handlungen der Propheten, 1953). So ist sich wohl auch Ez dessen bewußt gewesen, daß er mittelbar dazu beitragen sollte, daß das bevorstehende Unheil für Jerusalem gemäß

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dem Willen Jahwes herbeigeführt werde. Hierin dürfte für seinen und der Deportierten Glauben seine über die babylonische Umgebung hinausreichende Wirkung und Bedeutung gelegen haben.

3. Verkündigung und Botschaft Ez's a) E n t s t e h u n g u n d A r t der V e r k ü n d i g u n g . Letzte Quelle aller prophetischen Tätigkeit ist ein Augenblick persönlicher Gottergriffenheit, in dem der „Geist" oder das „Wort" Jahwes über den Propheten kommt. Wie für seine großen Vorgänger steht für Ez im Vordergrund das „Wort Jahwes", das sich als fremde Macht einstellt und sich gegen die menschhchenWünsche und Neigungen durchsetzt (Ausnahme 4 9 - 1 7 ) , sich aber durch seinen überzeugenden Inhalt und seine folgerichtigen Forderungen ausweist. Außerdem beansprucht Ez im Unterschied zu den anderen großen Einzelpropheten auch den „Geist Jahwes" als die belebende und treibende Kraft der früheren Nabis und der Kultpropheten. In jenem Augenblick göttlicher Ergriffenheit, in dem Wort oder Geist über den Propheten kommt, macht er eine „geheime Erfahrung", wie sich der von H. Gunkel geprägte Ausdruck in erweitertem Sinne verwenden läßt; dazu gehören Vision, Audition, Eingebung (zu Wort oder symbolischer Handlung) und wunderbares Wissen; dergleichen tritt erstmalig im Berufungserlebnis auf. Ohne daß diese Erfahrungen wegen der erst später ausgeformten und niedergeschriebenen Berichte und Worte bis ins Letzte erforscht werden können, erscheinen sie doch als die Keimzelle der prophetischen Verkündigung und des prophetischen Glaubens. Sie lassen sich formal von den Erfahrungen anderer Menschen nicht unterscheiden und ihr Inhalt sich daher nicht als inspiriert oder geoffenbart erweisen. Die prophetische Verkündigung wird durch sie nicht in einer Weise äußerlich beglaubigt, die jedem einsichtig gemacht werden könnte, sondern erhebt einen Anspruch, über dessen Annahme oder Ablehnung der von ihr Angeredete entscheiden muß. Solche geheimen Erfahrungen meinen mit Sicherheit keine unterwachen Zustände (Schlaf, Traum, Hypnose), sondern sind Vorgänge des geistigen Wachbewußtseins oder gelegentlich von ekstatischen Erlebnissen begleitet. Das ekstatische Erlebnis ist also keine isolierte Erscheinung, die ihre eigene Bedeutung hätte, sondern eine mögliche Begleiterscheinung der geheimen Erfahrungen, vor allem der Vision und Audition, aber auch der symbolischen Handlung (3 2 2 - 2 7 4 4 - 8 ) . Es gehört zur Eigenart Ez's, daß bei ihm die Ekstase eine größere Rolle als bei seinen Vorgängern spielt und häufiger auftritt. Sie kann als Teilelement die bei Ez ebenfalls häufige Entraffung oder Entrückung in sich schließen; in ihr fühlt sich der Prophet gleichsam körperlich an einen anderen Ort versetzt, an dem sich dann das eigentliche Erleben abspielt (cf zu 11-28 a). Es muß betont werden, daß es sich nicht um eine mystische Verschmelzungsekstase (unio mystica) handelt, da der Prophet seine Identität nicht infolge der Selbstidentifizierung mit Gott verliert, sondern sich seiner selbst als eines Individuums gegenüber Gott bewußt bleibt. Vielmehr ist von einer Konzentrationsekstase zu sprechen; sie bedeutet „radikale Konzentration des Seelenlebens auf ein bestimmtes Gefühl oder eine bestimmte Vorstellung oder Vorstellungsgruppe mit dem Erfolge, daß der normale Bewußtseinsfluß abgestellt wird und die äußeren Sinne mehr oder weniger vollständig außer Funktion gesetzt werden" (J. Lindblom, Einige Grundfragen der alttestamentlichen Wissenschaft, Festschrift Alfred Bertholet zum 80. Geburtstag, 1950, S. 327). Spielt sich also das ekstatische Erleben außerhalb des normalen geistigen Wachbewußtseins ab, so doch innerhalb des normalen Seelenlebens, dessen tiefere Schichten in diesem Falle angerührt und einbezogen werden. Die von einem ekstatischen Erleben (und vielleicht einer Entraffung) begleiteten geheimen Erfahrungen dürfen demnach nicht mit krankhaften Zuständen verwechselt werden, sondern sind ohne jede Anomalität. 2*

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Vollzieht sich die göttliche Willensmitteilung mit Hilfe der geheimen Erfahrungen, so wird deren Inhalt anschließend vom Propheten selbst formuliert und ausgesprochen 1 ): 1. Die einzelne geheime Erfahrung wird vom Propheten aus dem Glauben gedeutet, in dem er lebt, und dem bestehenden Verständnis des menschlichen Daseins vor Gott und in der Welt eingegliedert, das dadurch wiederum gefestigt und ausgeformt wird. Daher kann Ez ohne weiteres überkommene und zeitgenössische Glaubensvorstellungen verwenden. - 2. E s t r i t t die verstandesmäßige Bearbeitung hinzu, die das Erlebnis in vernünftige Worte übersetzt, damit es ausgesprochen und verstanden werden kann. Dazu gehört oft die sachgemäße Begründung und notwendige Folgerung. J e öfter sich dergleichen findet, je ausführlicher und überlegter ein Prophetenwort ist — wie häufig bei Ez —, desto bewußter und sorgfältiger ist es bearbeitet worden, bis endlich Worte entstehen, die vom Propheten offenbar ohne vorhergehende geheime Erfahrung auf Grund seines Daseinsverständnisses formuliert worden sind. — 3. Außerdem werden die prophetischen Worte und Berichte dichterisch und künstlerisch geformt; denn von jeher wird ein Orakel gemäß seiner Urbedeutung magischer Wirksamkeit in versmäßig gebundener Rede erteilt. Sehr klar wird die künstlerische Formung, wenn ein bestimmtes Bild nach verschiedenen Richtungen hin ausgestaltet und angewendet wird und Ez etwa einen vorgegebenen Stoff verdoppelt; am stärksten zeigt sie sich in der Übernahme fremder Gattungen (z. B. Leichenlied, Maschal, Tora), die bei E z ebenfalls zu beobachten ist. Stellt man die Art der Gattungen fest, die aus diesen verwickelten Vorgängen entstanden sind, so finden sich unter den Worten und Berichten Ez's (einschließlich seiner späteren Nachträge): 8 Berichte über ekstatische Erlebnisse, die er gehabt h a t (dazu 3 l o - n als Nachtrag); 12Berichte über symbolische Handlungen, die er ausgeführt h a t ; 16 Drohworte; 19 begründete Drohworte; 10 Scheit- und Drohworte; 1 Scheltwort mit angefügter Geschichtsbetrachtung; 2 scheltwortartige geschichtsbetrachtende Nachträge; 1 Mahnwort; 1 aus der Diskussion entstandenes Mahnwort; 6 Diskussionsworte; 8 prophetische Klage- und Leichenlieder; 7 prophetische Belehrungen (Tora); 3 Allegorien; 8 Verheißungen; mehrfach in einem Abschnitt miteinander verbundene Gattungen: je l m a l Drohwort, begründetes Drohwort oder Gerichtsrede mit Verheißung, 2 mal Scheltund Drohwort mit Verheißung. An diesen Zahlen zeigen sich die Bedeutung der Ekstase für Ez, der Glaube an die mittelbare Beeinflussung des Geschicks Jerusalems durch die Ausführimg symbolischer Handlungen und das Überwiegen des rationalen und reflektierenden Elements in seiner Verkündigung (begründende, scheltende, geschichtsbetrachtende, diskutierende, belehrende und allegorische Worte). I m einzelnen wird im Komment a r die literarische Gattung des jeweiligen Abschnitts in der Überschrift der Erklärung angegeben. E z ist als Prophet in doppeltem Sinne der Mittler zwischen Gott und Mensch. E r h a t nicht nur durch Wort und Tat den ihm einsichtig gewordenen göttlichen Willen mitgeteilt, sondern auch die Anliegen und Bitten des Volkes vor Gott vertreten. Es geschieht einerseits dadurch, daß er die inneren Nöte und Sorgen der Deportierten mit sich trägt, bis ihm eine Antwort f ü r sie zuteil wird, und daß er bereit ist, Gott in ihrem Auftrag zu befragen, u m seine Weisung zu erlangen. E s geschieht andererseits durch das fürbittende Gebet, das von Ez erwähnt wird — freilich seltener als von Jeremia, da es sich nur um die Fürbitte für Jerusalem handeln kann, die f ü r Ez als Propheten der Deportierten naturgemäß zurücktritt. I n jeder Weise h a t er sich also bemüht, den strafenden göttlichen Zorn vom schuldigen menschlichen Dasein abzuwenden und das göttliche Heil f ü r es zu ermöglichen. 1

) Cf im einzelnen J. Hempel, Die althebräische Literatur und ihr hellenistisch-jüdisches Nachleben, 1930, S. 61 fif.

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b) P e r i o d e n d e r V e r k ü n d i g u n g . Seiner Aufgabe ist E z je nach der Situation auf verschiedene Art und Weise nachgekommen; die mutmaßliche Aufteilung seiner Worte und Berichte ist der dem Kommentar beigefügten Ubersicht über die Gliederung seiner Verkündigung zu entnehmen. Zunächst versuchte er, die Hoffnungen und Ängste der Deportierten von der Existenz Jerusalems und seines Tempels zu lösen, deren Ende er voraussah, damit sie und ihr Glaube bestehen konnten. Daher ist er in der 1. Periode seiner Wirksamkeit darauf bedacht (593—587), das leichtfertige und trügerische Vertrauen auf die Unantastbarkeit Jerusalems und die baldige Wendung des Schicksals zu zerstören. Diesem Zweck dienen die zahlreichen Worte und symbolischen Handlungen in 1—24, die den Untergang Jerusalems ankündigen und die Botschaft Ez's als unbedingte Unheilsverkündigung kennzeichnen. E r läßt die bevorstehende Katastrophe als eine unbedingt erforderliche Strafe Jahwes erscheinen, um jede Hoffnung auf eine R e t t u n g Jerusalems zu vernichten und jede Angst vor seinem Untergang zu töten; denn beide — Hoffnung und Angst — sind eng miteinander verflochten. Ez stellt die Deportierten auf diese Weise vor die Entscheidung f ü r Jerusalem oder f ü r Jahwe. Was f ü r sie bis dahin eine lebendige Einheit war, wird auseinandergerissen und soll in dieser Trennung anerkannt und b e j a h t werden; das ist in ihrer Lage Glaube, der nun die geistig-seelische Verbindung zum Hergebrachten zerschneiden und selbständig werden muß. Glauben bedeutet, daß die Deportierten sich von der S t a d t des Tempels lösen und das Gericht verstehen und bejahen. Diesem Schmerz müssen sie sich stellen, mit ihm ringen und ihn bis zu seinem wirklichen E n d e erleben. Man kann weder leicht über ihn hinwegkommen, weil er den Menschen dann unvermutet und stärker in anderer Weise überfällt, noch ihn verewigen wollen, weil sonst die Trauer in unechterWeise aus Mangel an wirklichem Gefühl oder aus Eigennutz vorgetäuscht wird. Echter Schmerz, eingeschlossen in den Kreis des Lebens und darin getragen und durchlebt, erschüttert — aufbegehrend und vielleicht verzweifelnd — und bewirkt Verwandlung. E r kann sie auch bei den Deportierten bewirken. Ihre eigene Wandlung undErneuerung ist daran gebunden, daß sie das Urteil über ihr eigenes Geschick annehmen und das unausweichliche Geschick Jerusalems anerkennen. Wenn sie sich zu einem neuen Heil wenden dürfen, verlangt diese Hinwendung die schmerzhafte Abkehr von dem, was ihnen bisher wertvoll und unersetzlich schien. Wenn sie in einem neuen Dasein leben wollen, dürfen sie sich nicht nach dem umwenden und an das klammern, was hinter ihnen untergeht. Sie sollen es wagen, dem Leben nackt und ungeschützt gegenüberzutreten, so daß die Dämonen Hoffnung und Angst sie nicht zu Lügen und unheilvollen Zugeständnissen bewegen; dann werden sie den rechten Schutz finden. Nach dem großen Umschwung, den der Fall Jerusalems herbeiführt, ändert sich die Tätigkeit des Propheten. Es gilt nun, die Verzweifelten aufzurichten, den Willen zur Umkehr in die rechte Bahn zu lenken und das neue, heilvollere Dasein zu kennzeichnen. Die Botschaft Ez's in dieser 2. Periode des Ubergangs (587—586) ist eine bedingte Heilsverkündigung : Heil den Frommen, Tod den Frevlern. Dem Menschen stehen immer mehrere Wege offen; die letzte Stellungnahme des Ich und des Eigenbewußtseins gibt den Ausschlag und weist die endgültige Richtung zum Leben oder Tod. Solche Entscheidungen der Deportierten sind nicht nur f ü r die augenblickliche Situation wichtig, sondern auch f ü r die Möglichkeit eines neuen Lebens in Palästina. Daher dient der Vorbereitung des Heils auch das Gericht über die Völker, die den Untergang Jerusalems befriedigt zur Kenntnis genommen und ausgenutzt haben oder als bezeichnende Beispiele frevlerischen und gottlosen Verhaltens betrachtet werden müssen, die Israel innerlich verderben könnten. Freilich dürfte Ez bald erkannt haben, daß seine Forderungen an die Deportierten über die K r ä f t e von Menschen gingen, die doch immer Gestalter und Gestaltete zugleich sind und sich nicht im luftleeren Raum bewegen, sondern all dem begegnen, was einen Teil

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ihres Schicksals ausmacht. Er konnte sich nicht verhehlen, daß niemand ständig in der Weise zu leben vermag, die er als notwendig erachtete, nicht einmal mit der Einschränkung, daß Gott einen verdammenden Urteilsspruch auf Grund der menschlichen Umkehr zu ändern willens ist. Spricht sich darin schon der heilschaffende Wille Gottes aus, so lag die Frage nahe, ob er nicht überhaupt das Entscheidende tun müsse und werde, so daß das bewußte Bemühen des Menschen durch dessen grundlegende Umwandlung erst ermöglicht werde. Ez ist dem nachgegangen und nochmals zu wichtigen Erkenntnissen gelangt. Die Botschaft der 3. Periode seiner Wirksamkeit (nach 586) ist eine unbedingte Heilsverkündigung für diejenigen, die auf Gott harren; nur die bewußt Abtrünnigen und die Israel noch bedrohenden äußeren Feinde trifft ein neues Gericht. Es ist der Hintergrund für das Heil, das Ez erblickt und das ausschließlich auf dem erlösenden göttlichen Tun beruht. Ein völlig neu geschaffenes Israel der Glaubenden wird als geeintes Volk im aufblühenden Palästina leben. Jahwe wird in den wiedererrichteten Tempel zurückkehren, von dem Ströme des Segens ausgehen. Der alternde Prophet schaut in die Weiten des Geschehens, wie ein klarer Herbsttag eine ähnlich weite Sicht in ein unbekanntes Land schenkt, so daß die großen Linien ebenso wie die geringen Einzelheiten sichtbar werden. Von Anfang an hat Ez manche Worte unmittelbar an die Deportierten gerichtet, in denen er auf ihre Sorgen eingeht oder sich mit bestimmten Ansichten auseinandersetzt. Dadurch erscheint seine Tätigkeit als außerordentlich lebendig und eindringlich und beschränkt sich zu keiner Zeit lediglich, auf das Schicksal Jerusalems. Er beantwortet Fragen nach dem Sinn der von ihm ausgeführten symbolischen Handlungen und dem Verständnis seiner rätselhaft scheinenden Botschaft. Er setzt sich mit Einwänden auseinander, die von den Deportierten gegen seine Verkündigung erhoben werden und greift dabei Redensarten und Schlagworte auf, die im Umlauf sind. Er geht auf wirkliche innere Nöte der Deportierten ein, die an ihn herangetragen werden, und wendet sich gegen einzelne Gruppen, die durch ihr Fragen oder Verhalten sein Urteil herausfordern. Damit gewinnt sein Auftreten eine Wirkungskraft, die an Unmittelbarkeit kaum übertroffen werden kann. c) V e r h ä l t n i s zu T r a d i t i o n u n d z e i t g e n ö s s i s c h e r Theologie. Zur inhaltlichen Voraussetzung und Prägung der Botschaft Ez's gehören ferner seine Beziehungen zu überkommenen und zeitgenössischen Vorstellungen und Stoffen, vor allem religiöstheologischer Art. Schon ein flüchtiger Blick zeigt, daß es sich nicht um einfache Übernahme handelt, sondern um eine Verarbeitung und Bewältigung eigener Art, die die fremden Vorstellungen und Stoffe zu bloßen Hilfsmitteln macht, mittels deren Ez seine eigenen Gedanken auszudrücken sucht. Im Kommentar ist aufzuspüren versucht worden, was der Prophet absichtlich oder unbewußt aufgegriffen, verwendet und abgewandelt hat, um seine grundsätzlichen Erkenntnisse auszusprechen und sich praktisch an die Deportierten in ihrer Lage zu wenden; wo es wichtig zu sein schien, ist ebenfalls auf die Nachwirkung seiner Worte in AT, Spätjudentum und NT sowie auf ihre Exegese im Judentum und Christentum hingewiesen worden. An dieser Stelle soll nur ein zusammenfassender Uberblick gegeben werden. Es zeigt sich zunächst, daß Ez sehr verschiedenartige ältere Stoffe, Motive und Vorstellungen aufgegriffen und verwendet hat: 1. Sehr gering sind ägyptische Einflüsse, die außer in der Zusammenstellung von Worten gegen die Nachbarländer (cf Einführung zu 25) nur in Worten gegen Ägypten sichtbar werden (29 i-ea 32 i-s). — 2. Wichtiger ist das kanaanäisch-phönikische Gut, das mehrfach festgestellt werden kann (1 i-28a 16 1-43 23 1—35 28 1—10. n—19 29 1—6a). Freilich ist es bezeichnenderweise nicht allzu umfangreich; und es muß offen bleiben, ob es dem Propheten überhaupt als ursprünglich fremdes Gut galt oder vom eigenisraelitischen nicht mehr unterschieden werden konnte. —- 3. Am bedeutsamsten sind die mesopotamischen Stoffe und Bilder, kultischen Gebräuche und

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Einzeleinflüsse für die Worte und Berichte Ez's geworden; sie sind in ziemlicher Fülle zu beobachten (1 i-28a l28b—3 9 9 1-11 14 21 16 2 3 f. 17 3 f. 21 26 f. 28 1 - 1 0 . 1 1 - 1 9 29 1-6a 311-18 32 1 - 8 34 1-16 44 1 - 3 47 1 - 1 2 ) . Man wird schwerlich annehmen können, daß es sich dabei um in Israel schon lange übernommenes babylonisches oder kanaanäisch-phönikisches Gut handelt, das erst bei Ez an die Oberfläche dringt; denn auffälligerweise findet sich die gleiche Lage bei Sacharja, der vor seiner prophetischen Tätigkeit in Babylonien gelebt hat, und in der Priesterschrift, die in Babylonien entstanden ist. Daher dürfte sich auch bei Ez der Einfluß seiner babylonischen Umgebung in solcher Weise auswirken. Seine Worte und Visionen knüpfen an ihre Vorstellungen und Gebräuche an und spiegeln die Bilder und Gedanken wider, die ihm dort bekannt wurden. Freilich hat er damit sein geistig-religiöses Erbe keineswegs verleugnet, sondern nur seinen Gesichtskreis und seine Vorstellungswelt unter dem Einfluß des langjährigen Aufenthalts in Babylonien erweitert. — 4. Häufig hat Ez altes Volksgut sich angeeignet oder zur Ausgestaltung seiner Worte herangezogen (C. Kühl). Es sind Vorstellungen, Erzählungen, Lieder und Gedichte, die uns teilweise unbekannt sind, teilweise aus Hinweisen außerhalb des Buches Ez erschlossen werden können ( 1 1 - 2 8 a 1 4 1 2 - 2 3 1 6 1 - 4 3 17 1 - 1 0 19 1 - 9 . 1 0 - 1 4 2 1 1 3 - 2 2 23 1 - 2 7 26 1 9 - 2 1 28 1 - 1 0 31 1 - 1 8 32 17-32). — 5. Geringer ist der Einfluß der erzählenden Traditionen Israels. Von ihnen werden vor allem mythisch-sagenhafte Motive (14 1 2 - 2 3 2 1 1 3 - 2 2 2 6 1 9 - 2 1 28 13 31 9 32 2 7 ) und der Jakobsegen Gn 49 aufgegriffen (15 1 - 8 17 1 - 1 0 19 1 - 9 . 1 0 - 1 4 21 3 2 ) , seltener und nur in bestimmter Auswahl die die eigentlich geschichtliche Zeit berührenden Stoffe (15 1-8 20 1-32 21 32 1-8). — 6. Schließlich sind die zahlreichen Bezugnahmen auf bzw. Abhängigkeiten von den großen Einzelpropheten des 8. Jahrh. zu nennen. Ez geht mehrfach auf Arnos (6 1 - 7 7 1-4. 5 - 9 . 1 0 - 2 7 20 1-32 25 30 1 - 9 32 i-s), Hosea (Ausführung symbolischer Handlungen, 6 1 - 7 7 1 0 - 2 7 1 1 1 4 - 2 1 15 1 - 8 16 1 - 4 3 20 1 - 3 2 . 3 3 - 4 4 23 1 - 3 5 34 2 5 - 2 9 36 1 - 1 5 . 1 6 - 3 8 39 2 - 2 0 ) , Jesaja (Ausführungen symbolischer Handlungen, 1 1 - 2 8 a 5 1 f . 15 1 - 8 16 i - 4 8 20 1 - 3 2 2 1 1 - 1 0 22 1 7 - 2 2 23 1 - 3 5 26 i - 6 . 1 9 - 2 1 28 1 - 1 0 47 1 - 1 2 ) und Micha zurück (7 10-27 1 1 1

1 3 10-16 2 4 1 - 1 4 ) .

Außer in der Tradition ist Ez in der zeitgenössischen Theologie nach ihrer prophetischen, gesetzlichen und kultischen Ausprägung in verschiedenem Maße verwurzelt: 1. E r bezieht sich gelegentlich auf Zephanja, Nahum und Habakuk (3 i e b - 2 i 7 1 - 2 7 22 1 - 5 . 1 4 23 3 1 - 3 4 ) und berührt sich außerordentlich oft mit Jeremia, von dem er öfters gedanklich oder gar literarisch abhängig ist (Ausführung symbolischer Handlungen, 1 28 b—3 9 5 12 6 1 - 7 6 12 7 1 0 - 2 7 1 1 1 4 - 2 1 1 3 3 . 6 . 9 . 10 1 4 1 2 - 2 3 1 5 1 - 8 1 6 1 - 4 3 2 0 1 - 3 2 2 2 1 7 - 2 2 2 3 1 - 3 5 2 4 1 5 - 2 4

26 7 - 1 4 30 1 - 9 32 i - 8 33 1 - 6 . 2 7 - 2 9 3 4 1 - 1 0 36 i e - 3 8 38—39). — 2. Ez setzt ferner ausdrucksmäßig und inhaltlich das Dt mit seiner ausgeprägten Theologie voraus (Geschichtsbetrachtung, Wertung des Gesetzes, Hinwendung zum Einzelmenschen, Forderung der Einheit von Kultstätte und Kultus, Beurteilung des Königtums). Manchmal ist er davon beeinflußt, manchmal folgt er dem eingeschlagenen Wege, gelegentlich stehen seine Gedanken aber auch in Widerspruch zu denen des Dt (2 5 4 9-17 6 1-7 11 14-21 14 12-23 16 1-43 18 1-20 20 1 - 3 2 . 3 3 - 4 4 23 1 - 3 5 33 36 i e - 3 8 , cf dagegen 20 1 - 3 2 23 1 - 2 7 44 4 - 3 1 und zu 6 1 - 7 ) . — 3. Auch mit der priesterlichen Theologie (gesetzlich-kultischer Art) des Heiligkeitsgesetzes bestehen trotz mancher stilistischer und sachlicher Unterschiede an manchen Stellen weitgehende Gemeinsamkeiten, sowohl in Ausdrücken und Redewendungen (141-11 201-32 36 1 6 - 3 8 44 1 7 - 3 1 ) als auch in dem als geboten und verboten Geltenden (18 1 - 2 0 20 1 - 3 2 44 1 7 - 3 1 ) . Da keiner vom anderen abhängig sein kann, haben beide offenbar eine gemeinsame Quelle benutzt und aus einer vorexilischen Vorlage geschöpft, die nicht mehr erhalten ist, aber eine jerusalemische Gesetzessammlung gewesen sein dürfte. Ihre Gesetze führt Ez an, dem sie auf Grund seiner Abstammung bekannt waren, während sie im Verlauf des Exils im Heiligkeitsgesetz endgültig kodifiziert wurden. — 4. Schließlich g e h t Ez von kultischen Vorstellungen und Gebräuchen aus, die ihm nicht zuletzt infolge seiner

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Abstammung bekannt waren (11-28 a 4 9-17 21 26 f. 36 25 44 6-31). Es ist beachtenswert, daß dergleichen verhältnismäßig selten geschieht, wie auch die Berührung mit der priesterlichen Theologie nicht allzu tief reicht. Es trifft nach diesen Beobachtungen nicht zu, daß Ez Priester und Prophet war (G. A.Cooke u.a.), in manchen Abschnitten die Interessen des Mannes priesterlicher H e r k u n f t in den Vordergrund treten (J. Herrmann) oder der Prophet hinter dem Priester völlig verschwindet ( 0 . Procksch). Seine Theologie ist nicht die der Priesterschrift (H. Haag) oder des priesterlichen Gesetzgebers im Pentateuch (A. van den Born). Seine Verkündigung kann nicht als die prophetische Radikalisierung und Zuspitzung des sakralen Rechts verstanden werden (W. Zimmerli). Man kann lediglich von einem Einfluß priesterlicher Vorstellungen innerhalb seiner prophetischen Existenz sprechen. Uberblickt m a n nicht nur die reichhaltigen und umfassenden Beziehungen zu traditionellen und zeitgenössischen Vorstellungen und Stoffen, Motiven und Bildern, Redewendungen und Ausdrücken, sondern stellt außerdem im einzelnen fest, in welcher Weise E z sie verwendet, verarbeitet und bewältigt hat, so wird seine Stellung völlig deutlich. E r greift auf außerisraelitische und besonders gern auf mesopotamische Traditionen zurück, ohne daß er sich dadurch in die mesopotamische oder altorientalische Kultur- und Religionswelt eingliedern läßt. E r steht naturgemäß ebenfalls im Zusammenhang der israelitischen Traditionen volkstümlicher, erzählender und prophetischer Art, ohne daß er sich lediglich als H ü t e r einer solchen Tradition verstehen läßt, zu der er zurückgerufen, die er reformiert oder in aktueller Weise verkündigt hätte. E r ist schließlich der prophetischen und priesterlichen Theologie seiner Zeit mehr oder weniger stark verpflichtet, ohne daß er ihr einfach folgt oder eine Synthese verschiedener Strömungen herstellt. Nicht diese Beziehungen sind f ü r ihn grundlegend gewesen, sondern das eigene Erleben der schrecklichen und begnadigenden Gegenwart Gottes, das ihn dazu trieb, aus einer als existentiell erfahrenen Wahrheit zu reden und zu handeln. F ü r solche Verkündigung h a t er die Tradition und die zeitgenössische Theologie benutzt; aber er h a t dabei die Tradition umgebildet und neu interpretiert, u m mit ihrer Hilfe auszudrücken, was er sagen wollte; und er h a t die zeitgenössische Theologie als Ausgangspunkt und Sprungbrett f ü r seine eigenen Gedanken gewählt und sich ihrer Redeweise als der allgemein bekannten und verständlichen bedient. E r ist weder Reformator noch Revolutionär, sondern wie jeder große Prophet eine neuschöpferische Gestalt. d) D i e p r o p h e t i s c h e G e s t a l t E z ' s . Die Botschaft Ez's ist an dritter Stelle durch seine Persönlichkeit bestimmt und geprägt worden. Freilich h a t ihr keine geistige Störung oder Krankheit den Stempel aufgedrückt (A. Klostermann u. a.). Trotz aller Stileigenheiten bleiben die Gedanken des Propheten vollkommen verständlich; sein Denken unterscheidet sich von dem eines Gesunden in keiner Weise. E r bildet keine unverständlichen neuen Wörter; seine Sätze entsprechen den grammatischen Regeln; die Gedanken sind logisch miteinander v e r k n ü p f t ; ihre Abfolge ergibt einen sinnvollen Zusammenhang; und seine gesamte Verkündigung stellt eine in sich geschlossene Einheit dar. All dies zeigt den Abstand vom Denken eines Schizophrenen. So wenig ferner Ez priesterlich bestimmt ist, so wenig h a t er seine Verkündigung in einer Weise geprägt, daß man ihn als Vater des J u d e n t u m s (C. Steuernagel, R. Kittel, E. Sellin u. a.) oder als ersten Apokalyptiker (C. Steuernagel, L. Dürr, 0 . Procksch u. a.) bezeichnen dürfte. E r muß mit F u g und Recht als Prophet betrachtet werden, der den vorangehenden großen Einzelpropheten an die Seite gestellt werden darf. Denn was ihn manchmal als Epigonen h a t erscheinen lassen (A. Bertholet), ist hauptsächlich durch seine besondere Lage und Aufgabe bedingt und beruht zu einem geringen Teil auch auf seiner persönlichen Eigenart. E z ist Dichter, voller K r a f t und Tiefe, begabt mit Phantasie und einer Fülle von Bildern. Seine dichterische K r a f t kann bis zur Leidenschaft entflammen und so stark

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werden, daß sie häßlich und abstoßend wirkt. Daher neigt er manchmal zum Absonderlichen und Maßlosen, Unschönen und Grausigen, wie es nicht nur in seinen symbolischen Handlungen, sondern auch in seinen Worten in Erscheinung tritt, die bis an die Grenze des Erträglichen gehen, besonders in der schonungslosen Offenheit in sexuellen Dingen. Nimmt er in dieser Leidenschaft keine Rücksicht mehr auf die Gefühle seiner Zuhörer, so kann sie ins andere E x t r e m der schroffen Gefühlskälte umschlagen. — Ez erscheint ferner als kalter Verstandesmensch, für den das logische Denken und nüchterne Überlegen eine wichtige Rolle spielt. E r beobachtet und systematisiert kühl und unpersönlich. Daher r ü h r t die fast mathematische Klarheit der metrischen Struktur vieler seiner Worte. Daher gestaltet er seine Bilder aus und sucht sie in ihrer Beziehung zur gemeinten Sache aufs äußerste auszubeuten. Daher erstrebt er Genauigkeit, indem er allen verschiedenen Möglichkeiten nachgeht, und Vollständigkeit, indem er alle Einzelheiten ausmalt und vor Wiederholungen nicht zurückschreckt. Ihm eignet eine fast pedantische Sorgfalt; wie so häufig ist sie auch bei ihm in einer gewissen Selbstunsicherheit und einem verletzlichen Ichgefühl begründet. Denn manche Worte und das starke ekstatisch-visionäre Element verraten eine weiche und verwundbare, labile und sensitive Seele. Bezeichnenderweise verwendet er oft das Klagelied mit seinem eigenartigen R h y t h m u s ; der Tod seiner Frau berührt ihn tief; die Mahnung, sich vor den Deportierten nicht zu fürchten, ist in seinem Wesen begründet; und daß Angesicht und Stirn h a r t gemacht werden sollen, läßt erkennen, daß ihn nur seine prophetische Aufgabe h a t hervortreten lassen. — E z ist ein ernster Mensch, der äußerlich eine Schroffheit zur Schau trägt, die seine Worte oft kalt und unpersönlich zu machen scheint; f ü r ihn ist es ein Reflex der Schroffheit Jahwes gegenüber seinem Propheten, Jerusalem und den Völkern. Doch bei genauerem Hinblicken wird wieder ersichtlich, wie sehr ihn der bevorstehende Untergang Jerusalems ergreift und wie sehr er darum bemüht ist, die Überlebenden zu mahnen und zu warnen, damit sie vor J a h w e bestehen können. E s zeigt sich an seinen Bildern, wie eng er mit der Natur verbunden ist und wie stark dabei sein Gefühl mitschwingt. Hinter der kühlen Außenseite macht sich eine unmittelbare Verbindung zur Umwelt bemerkbar, die den Hörer nicht unberührt läßt. Aus diesen Beobachtungen geht die Polarität und Spannungsweite im Wesen Ez's hervor, die auf seine Verkündigung naturgemäß nicht ohne Einfluß geblieben ist. E r ist ein Prophet, der aus dem Priestertum hervorgegangen ist, ohne daß er sich völlig von dessen Vorstellungen lösen kann. E r ist mit mündlicher Verkündigung beauftragt, f ü h r t aber seine Worte und Berichte schriftstellerisch und dichterisch sorgfältig aus. E r verkündet unbedingtes Unheil und kurz darauf ebenso unbedingtes Heil. E r ist ein erregbarer Ekstatiker und denkt doch logisch, systematisch und genau. E r vereinigt glühende Leidenschaft mit pedantischer Kasuistik und reflektierter Erwägung, kühne Zukunftshoffnung mit nüchternem Realismus. E r spricht h a r t e und schroffe Worte und kümmert sich doch um die Frommen und Frevler und klagt über das kommende Gericht. Diese Polarität seines Wesens ist in seinen Worten auf die Außenwelt projiziert, wenn er häufig polare Gegensätze anführt, die in seinen Vorlagen genannten Dinge, Personen oder Tiere verdoppelt und zweiteilige symbolische Handlungen ausführt. Und gegenüber seiner schöpferischen Geisteskraft und seinem mühelos fließenden Gedankenstrom stehen das H a f t e n an den hergebrachten Vorstellungen und Formeln, das den Stil trocken und langatmig macht, und die H ä u f u n g gleichbedeutender Ausdrücke, die ihn schwerfällig wirken läßt. Jedoch zerfällt seine Persönlichkeit trotz dieser Polarität nicht in zwei Gestalten, sondern erscheint vielmehr als mit überragender Spannungsweite begabt. Ihre innere Einheit ist im Erlebnis und Bewußtsein der Sendung als Prophet begründet. Bedeutet die Berufung f ü r Ez wie f ü r seine Vorgänger die große Wende des Daseins auf Grund des eigenen Erlebens der Gegenwart und des Eingreifens Gottes, so wirkt sich die von diesem

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Augenblick an ständige Erfahrung der persönlichen Gottergriffenheit weiter aus. Sie ist die tragende und vorwärtstreibende K r a f t seines Lebens, wie die ihm gestellte Aufgabe dessen Richtschnur bildet. I n dieser religiösen Erfahrung und Aufgabe gründet die Einheit seiner Persönlichkeit und der Zusammenschluß seiner ihn gefährdenden wesensmäßigen Polarität. Alle, auch die sich widerstrebenden K r ä f t e werden von dieser Erfahrung erfaßt und in den Dienst dieser Aufgabe gestellt. Und vielleicht vermochte Ez gerade infolge solcher in einer höheren und umfassenderen Einheit vereinigten Polarität in seiner Zeit und Lage als Prophet zu wirken, die Deportierten vor dem Zusammenbruch zu retten und die fast übermenschliche Aufgabe zu erfüllen, Volk und Glaube vor dem Untergang zu bewahren. e) G l a u b e u n d T h e o l o g i e E z ' s . Verschiedene Faktoren haben prägend auf die Botschaft Ez's eingewirkt: die Bedürfnisse der konkreten Lage, die Aufnahme älterer und zeitgenössischer Stoffe und Vorstellungen, sein Wesen und seine Persönlichkeit. Aus den dadurch bestimmten Worten und Berichten des Propheten lassen sich jedoch allgemeinere und grundsätzliche theologische und Glaubenserkenntnisse erheben, die seine eigentliche Botschaft über Zeit und R a u m hinweg enthalten. Daher ist es erforderlich, sie systematisch zusammenzufassen und in ihren Umrissen darzulegen, ohne daß jede Verästelung berücksichtigt werden soll oder ein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben wird; s t a t t dessen wird durch die Angabe der entsprechenden Abschnitte des Prophetenbuches auf die ausführlicheren Bemerkungen der Erklärung im Kommentar verwiesen. Den entscheidenden Wende- und Ausgangspunkt bildet f ü r Ez sein Berufungserlebnis. Entgegen der herkömmlichen Anschauung (1115), daß Gott und Land untrennbar zusammengehören und jeder von seinem Gott unwiderruflich getrennt ist, der nicht im Lande weilt, stellt Ez fest (11-28 a), daß Gottes Gegenwart nicht an einen bestimmten Ort gebunden ist. Vielmehr kann der Glaubende sie erfahren, wo er auch leben mag, ohne daß räumliche (oder zeitliche) Hindernisse bestehen. Uberall kann Gott ihm und er Gott nahe sein. Daher entscheidet über das Geschick des Menschen nicht seine äußere Situation, wie sie auch sein mag; es gibt keine Lage, die als solche schon ein langsames Sterben des geschwächten Lebens bedeutet, wie man herkömmlich meint (18 21-32 37 11). Vielmehr entscheidet das Verhalten des Menschen in einer Situation (18 21-32); daher hält Ez an seinem bisherigen Bemühen u m persönliche Reinheit fest (4 14 f.). Nicht in der heimatlichen Umgebung und Atmosphäre ist Leben und in der Fremde nur Tod, sondern beides liegt im inneren und äußeren Verhalten des Menschen beschlossen, wo er sich auch aufhält und unter welchen Bedingungen er auch lebt. Und der Verlust der heimatlichen Geborgenheit ist nur eine Krise, die aus einer schon längere Zeit währenden Krankheit zur Genesung führen sollte. Es geht Ez demnach nicht u m eine objektive Bezeugung der Taten Gottes, sondern um das rechte Verhalten des Menschen und die entsprechende Rückwirkung Gottes, d. h. es geht ihm um „Leben" und „ S t e r b e n " — u m ein langes, glückliches, vollwertiges und erfülltes Leben gegenüber der Heimsuchung durch Krankheit und Plagen oder einem frühzeitigen und plötzlichen Tod (18 1-20). Darüber kann und muß der Mensch frei entscheiden, wenn ihn die prophetische Botschaft in seiner Lage trifft (2 4-5). E r ist selbständig und auf sich allein gestellt; wie ihn kein anderer belastet, kann ihm auch niemand die Verantwortung f ü r sich abnehmen (18 1-20). E r ist selbst f ü r sich verantwortlich und entscheidet persönlich über sein Heil oder Verderben; sein Geschick ist von dem Verhalten abhängig, zu dem er sich entschließt (331-6.12-20). Denn niemand wird kollektiv oder korporativ, sondern jeder lediglich nach seiner eigenen Gerechtigkeit oder Schuld beurteilt. Niemand leidet f ü r einen anderen, sondern j eder nur seiner selbst wegen; und niemand kann einen anderen retten, sondern jeder nur sich selbst (1412-23181-20). Als Maßstab des Urteils gilt dabei das praktische Verhalten als sichtbarer Ausdruck der inneren Haltung, aus der

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es hervorgeht. Richtschnur dieses Verhaltens ist das grundlegende göttliche Gebot, Recht und Gerechtigkeit zu üben (18 5), das in einzelnen Beatimmungen entfaltet wird (18 6-s). E z faßt diese weder einseitig kultisch-rituell, sondern betrachtet die ethischen Forderungen als gleich wichtig (22 3 f.), noch streng gesetzlich, sondern stellt sogar einmal den Heilscharakter des Gesetzes in Frage (20 25 f.). Maßgeblich ist nun das menschliche Verhalten in dem entscheidenden Augenblick, in dem Gott dem Einzelnen die Frage nach Leben oder Tod, Bleiben oder Nichtbleiben vorlegt, nicht aber das gesamte Ergebnis oder der Durchschnitt eines Lebens. Daher kann praktisch die Tat eines jeden Augenblicks für das Urteil Gottes bestimmend sein, so daß der Mensch sich ständig zur Umkehr mahnen lassen muß, freilich stets auch umkehren kann ( 3 i 6 b - 2 i ) . Daraus wie aus anderen Stellen (20 4 - 3 1 a 33 1 2 - 2 0 ) wird deutlich, daß E z nicht von einem umfassenden und übergreifenden Unheils- oder Heilsplan Gottes spricht, sondern mit göttlichen Entschlüssen von Fall zu Fall rechnet, die aufgehoben und geändert werden können. Infolgedessen kann der Fromme nicht einer gefährlichen Sicherheit verfallen und der Schuldbeladene nicht in einer lähmenden Hoffnungslosigkeit versinken (33 1 2 - 2 0 ) . Jeder soll den stets drohenden Zwiespalt seines Lebens zwischen richtiger Einsicht und fehlendem richtigen Handeln überwinden und den entscheidenden Schritt tun (33 30-33). Man kann sich angesichts der immer von neuem geforderten Entscheidung nicht auf eine vorgebliche eigene Würdigkeit berufen und sie mit traditionellen und liebgewordenen Vorstellungen stützen, die tatsächlich statt dessen nur die eigene Schuld enthüllen (15). Auch wenn irgendwo Leben und Wachstum sind, haben sie ihre Ursache nicht in menschlicher Würdigkeit oder Verdienstlichkeit, sondern in der schenkenden und zuvorkommenden göttlichen Liebe (16 i-e). Manchmal kann man zwar eine ursprüngliche Fehllosigkeit vermuten (28 12-15), aber gewöhnlich gehört der Hang zu Untreue und Verderbtheit sozusagen zur Art und Natur des Menschen und sitzt in seinen Wurzeln (20 4-31 a 23 2-3). Demgemäß ist Sünde eine grundlegend verderbte und verkehrte innere Haltung und Herzensbeschaffenheit (1 28 b—3 9), Abfall von Gott (6 11-14) und schlimmer Undank ihm gegenüber (16 3). Sogar das Land ist mit der Schuld seiner Bevölkerung verbunden (6 2 f.). Sünde bedeutet Überheblichkeit und anmaßenden Stolz, hochfahrende Sicherheit und irreführendes Selbstvertrauen, Hochmut und Hybris. Der Mensch verdrängt die glaubende Hingabe und das demütige Vertrauen auf Gott, um auf sich selber zu stehen (7 2 0 - 2 2 ) , sich auf den vermeintlichen eigenen Wert zu gründen (11 3) und sein Selbstgefühl aus seinen günstigen Lebensverhältnissen zu schöpfen, die er seinem genialen Vermögen zuschreibt und in denen er den wahren Lebenssinn erblickt (28 1-4), während sie ihm doch geschenkt worden sind (28 15-18). Frech läßt er vergossenes Blut um Rache schreien, ohne seine Vergehen zu bereinigen und die Blutschuld zu sühnen (24 6-8); überheblich legt er sich schöpferische Fähigkeiten bei (29 3.9 f.) und möchte bis zum Himmel emporwachsen (3110). So führt seine Anmaßung ihn zu der eigentlichen Sünde, sich Gott gleichzustellen (28 2-4 29 3. 9 f.), und damit in eine verderbenbringende Gefahr (27), die in Angst und Furcht enden wird (22 14). Ganz konkret erblickt Ez die erste große Sünde des Menschen in den „Greueln", d. h. in allen Handlungen und Einrichtungen, die zu dem gehören, was er als Götzendienst versteht (6 11.13a). Dazu gehört nicht nur der krasse Abfall, sondern auch jede Form des Synkretismus (14 1-3 16 16-21 20 32). Denn die Verehrung anderer Götter oder Verwendung fremder Kultformen rührt an den Anspruch Gottes, allein geglaubt und verehrt zu werden (20 33). Wenn dergleichen dennoch vorkommt, kann es geschehen, daß der Mensch ungute Gebote erhält, deren Befolgung den Konflikt unheilbar macht, so daß man nicht lange und glücklich lebt, sondern dem Tode verfällt (20 25 f.). — Häufiger nennt Ez als die zweite große Sünde Blutschuld und Frevel, d. h. die ethischen und sozialen Vergehen (7 23 f. 22 2 f.). Zu ihnen tritt das selbstmächtige politische Handeln, das einer nicht glau-

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bensgebundenen Tatkraft entspringt und seinen inneren Sinn verliert (19 6 f.), und eine trügerische politische Zuversicht, die auf brüchige menschliche Macht vertraut (30 20-26). Daher können politische Vergehen gegebenenfalls auch Sünde und nicht nur Treubruch oder Großmannssucht sein (17 19. 21). Insbesondere wiegt ein schuldhaftes Verhalten der Volksführung (342-6) oder der Reichen und Mächtigen (34 isf.) angesichts ihrer höheren Verantwortung und Pflicht außerordentlich schwer. •— Beide Sünden, Götzendienst und Buhlen um die Gunst anderer Mächte, faßt Ez als „ H u r e n " zusammen (23 2 f.), das mit der Lösung einer unbequemen Bindung, deren man überdrüssig geworden ist, noch nicht ausgerottet wird, solange eine echte Wandlung fehlt (23 17-19) und der Abfall von Gott bestehen bleibt (23 35). Freilich kann Gott sich eine Gruppe von Menschen „erwählen", sich ihr offenbarend zu erkennen geben, ihr seinen fordernden Willen kundtun und eine heilvolle Verheißung schenken (20 4-8), so daß sie sein Volk und seine Gemeinde wird. Dann stehen diese Menschen in einem engeren Verhältnis zu ihm als die übrigen, die ebenfalls von seiner schicksallenkenden Macht abhängig sind und gewisse Gebote als allgemeinverbindlich beachten müssen (5 e). Von der „erwählten" Gruppe wird mehr verlangt, damit sie ein vorbildliches Beispiel des Gehorsams ist, den alle Menschen schulden. Weil aller Augen auf sie gerichtet sind, ist ihr Versagen desto schlimmer und unentschuldbar (5 5 f.). H a t nun diese Gruppe der Glaubenden, „Israel", tatsächlich versagt, so ist sie schlechter als alle anderen (15 2-3) und ohne weiteren Vorzug und Anspruch heidnisch zu nennen (16 3 22 2 f.). Infolgedessen bleibt nur übrig, sie als unedel, minderwertig und sogar wertlos aus der wertvollen Welt auszuschmelzen und auszuscheiden (22 17-22), d. h. das schuldig gewordene Dasein zu vernichten. Wenn die Schuld ihren Höhepunkt erreicht hat, kommt das Ende (7 10.12). Freilich kommt ein solches Ende nicht überraschend. I h m gehen nicht nur Mahnungen und Warnungen, sondern auch kleinere Prüfungen und Züchtigungen voraus, die man sich zu Herzen nehmen müßte (21 is). J a , es mag vielleicht eine schwere Krise eintreten, deren Ursache man in der eigenen Schuld suchen müßte (18 19 f. 36 17-19), um Genesung von der Krankheit zu finden. Mehrfach bleibt das große Gericht aus, das man erwarten sollte (20 4-31 a); einmal wird es unabänderlich, ohne daß es Rettimg gibt (4 3 12 23a). Daher kann man sich seinen drohenden Ernst kaum eindrücklich genug klar machen (6 11); denn wie die Schuld ist auch das ihretwegen hereinbrechende furchtbare Geschehen für die Betroffenen ohne Vorbild und Wiederholung (5 8 f.). An dem derart umfassenden Ausmaß der Vernichtung soll man erkennen, daß nicht automatisch und schematisch vergolten wird, sondern das Richtschwert des heiligen und furchtbaren Gottes am Werke ist (21 4.10). E r ist nicht nur barmherzig, sondern auch gerecht und straft daher nicht willkürlich und blindwütend, sondern ü b t gerechte Vergeltung (7 3 23 26 f.). Sie vollzieht sich entsprechend dem Wandel der Heimgesuchten, deren Taten nach ihren eigenen Gesetzen bestraft werden (7 3. 23); im einzelnen h a t Ez hinsichtlich des Umfangs der betroffenen Gruppe verschiedenartige Annahmen gehegt (cf zu 21 3. 8). Bemerkenswert ist, daß das Gericht über den schuldigen Menschen sich an dem vollzieht, woran und womit er gesündigt hat, und der Ort der Schuld derjenige der Strafe wird. Schuld und Strafgericht stehen in engem Zusammenhang. Das schuldige Dasein zerbricht schmählich in und bei seinem schuldhaften Treiben; und was der Mensch sich dazu aufgebaut hat, wird vernichtet (6 1 - 7 13 3. e. 9. 23 16 35-43 21 29 29 9b-ie 3 1 1 0 - 1 2 ) . Damit wird zugleich die trügerische Sicherheit gerichtet (6 12 f. 13 13 f.). Und mit dem Untergang ist das Innewerden Gottes verbunden — nicht als rechtes Vertrautwerden mit ihm, sondern als Entlarvung der Scheinwelt, die der schuldige Mensch sich erbaut hat. I m Untergang wird er erfahren, daß nicht er selbst, sondern Gott der Herr ist; im Augenblick der Vernichtung erkennt er, ohne einen Ausweg zu finden, Ursache und Urheber seines Verderbens (6 13).

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Dieses Gericht als Zerbrechen des schuldigen Daseins ist weder eschatologisch noch universal zu verstehen (7 1-4 12 26-28 2130 f., cf 29 21), sondern auf die Schuldigen und vielleicht ihre Umgebung beschränkt und in der Geschichte und mit geschichtlichen Mitteln vollzogen. Ez erwartet seinen Vollzug durchweg durch einen von einer irdischen Macht geführten Krieg. Ein solcher (nicht jeder!) Krieg muß also als göttlicher Strafvollzug (21 23 22-27) und die ihn ausführende Weltmacht als beauftragtes Werkzeug Gottes verstanden werden (2116. 23-29 30 1 - 1 2 ) , der sie als Weltengott und Völkerherr wie ihm unterstellte Söldnertruppen sendet (26 3-5. 7 29 1 7 - 2 0 ) . Die Leidenszeit trifft dann zugleich das in die Schuld verflochtene Land (21 32 24 11) und den unzuverlässigen Helfershelfer der Schuldigen (29 8-9a). — Dieses Gericht als Zerbrechen des schuldigen Daseins ist kein einmaliger, in sich abgeschlossener Vorgang. Es kann sich für die führende Schicht insofern fortsetzen, als sie für immer von allen höheren Stellungen ausgeschlossen bleibt (34 10). Es können neue Sichtungs- und Läuterungsgerichte über solche kommen, die zu Unrecht verschont geblieben sind oder sich der Rettung nicht als würdig erweisen (13 9 20 3 3 - 3 9 33 23-29). Es kann sich die Niederwerfung von Gewalten als notwendig erweisen, die die angestrebte neue Ordnung der Dinge ausschließen, hindern oder stören (35 38—39). Gegenüber solchem furchtbaren Geschehen kann sich derjenige, der davon nicht unmittelbar betroffen worden ist, verschieden verhalten. Er kann eine unmenschliche Haltung voller Schadenfreude oder eigennütziger Befriedigung über den Untergang eines Rivalen einnehmen (25 1-11 26 2) oder gar eigenmächtig die Hand gegen den Unglücklichen erheben, um zu stoßen, was schon fällt (25 12-14); dann macht er sich selbst ebenfalls schuldig und wird das gleiche Geschick erleiden. Er kann bloße Furcht empfinden (26 15-18 27 25-31 32 15-ie) oder im Schmerz über den Verlust der ihm Nahestehenden verzweifeln und erstarren (2111 f. 24 20 f. 24). Aber besser als die Flucht in ausweglose Hoffnungslosigkeit und Angst ist es, sich dem Schmerz zu stellen, ihn zu durchleiden, die eigenen Hoffnungen und Ängste preiszugeben, sich unter den richtenden Gott zu beugen und sich im Verstehen dessen, was er will, der Zukunft zu öffnen und eine neue, bessere Hoffnung zu schöpfen (cf zu 4 1 - 3 12 1 - 1 1 ) . Daher gilt es, gegenüber Schuld und drohender Vernichtung eine innere Wandlung zu vollziehen. Ez greift damit die alte prophetische Mahnung zur Umkehr auf (18 30 f.). Der Mensch muß sich von seiner Auflehnung gegen das Verfahren Gottes abkehren und sich durch ein neues Herz und einen neuen Geist innerlich wandeln und erneuern, so daß sich daraus ein neues Leben mit dem rechten Verhalten ergeben kann. Diese Möglichkeit zur Umkehr ist stets gegeben, weil Gott nicht den Tod eines Menschen, sondern sein neues, langes und glückliches Leben will (33 10 f.). Traut Ez diese Wandlung demnach gelegentlich dem Bemühen des Menschen selbst zu, so hat er sie außerdem und häufiger als Folge eines Umschwungs und einer Wende betrachtet, die als Gottes Erlösungstat erfolgt. Der Mensch darf dieser Erlösung gewiß sein, weil Gott sie um seiner eigenen Heiligkeit willen herbeiführen muß. Da der Untergang der Schuldigen falsch gedeutet und auf seine Schwäche und Ohnmacht zurückgeführt werden kann, wird er seine unantastbare Heiligkeit durch die überwältigende erlösende Tat erweisen. Während man seine Liebe und Gerechtigkeit nach seinem strafenden Eingreifen anzweifeln kann, muß sein Eigeninteresse anerkannt werden. Während man seine mitleidigen Regungen als flüchtig und vorübergehend und sein liebendes Erbarmen als nicht tragfähig genug betrachten kann, muß sein Handeln aus eigener Notwendigkeit als einleuchtend erscheinen (20 42-44 36 22 f.). Der Mensch erfährt das erlösende Handeln Gottes in mancherlei Weise: als Vergebung der Schuld, die er selbst nicht tilgen kann (36 25), als Erneuerung der Lebensmitte durch ein neues Herz, das nicht mehr kalt, gefühllos und unfähig zur Wandlung ist (1119 36 26), und als Begabung mit dem göttlichen Geist, der zur Erfüllung des göttlichen Willens

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antreibt (1119 36 27). Dieser erlöste und erneuerte Mensch vermag dann in rechter Weise den Willen Gottes zu tun, der damit auf Erden geschieht — weder aus erzwungenem, unfreiem und also wertlosem Gehorsam noch als Lohn heischende sittliche Leistung, vielmehr als Folge der Erlösungstat, die jeden befähigt, von sich aus das Rechte in Übereinstimmung mit den göttlichen Geboten zu wollen und zu tun. Die erneuerten Einzelmenschen bilden ferner eine Gemeinde, die nicht nur untereinander, sondern vor allem mit Gott in engster Gemeinschaft lebt (1119 36 28). Entsprechend dem Bild des Hirten sucht sie bei Gott Schutz und Hilfe (34 n - i s ) ; entsprechend der symbolischen Bedeutung des Tempels lebt sie in der Gegenwart Gottes (43 1-9). Diese seine Gegenwart bringt als befreiende und erlösende Folge mit sich, daß keine Sünden mehr geschehen werden; zugleich fordert sie als zu erfüllende Bedingung das Bemühen der Glaubenden darum, daß sie nicht mehr sündigen (43 6-9 44 4-31 45 9-17). Damit sind zugleich Stellung und Pflicht des irdischen Herrschers der glaubenden Gemeinde umrissen (34 23 f. 45 9-17), den Ez keineswegs als messianischen Herrscher erwartet (21 32 34 23 f.). Da Gott inmitten der Glaubenden gegenwärtig ist, weil und damit sie als Glaubende leben, und da sich auf diese Weise das Heil verwirklicht, kommt die Herrschaft Gottes auf Erden in dem und durch das Dasein der Glaubenden zum Ziel (43 6-9). Es gehört dazu, daß die Glaubenden in einer Sphäre des Friedens und einer Welt des Segens leben (34 15 f. 25-30 36 8-11.13-15. 29-38 47 1 - 1 2 ) , weil die Herrschaft Gottes die Quelle nicht nur neuen inneren Lebens, sondern des irdischen Lebens überhaupt ist. Diese Herrschaft, die sich durch seine Gegenwart im Leben der Glaubenden verwirklicht, ist die Kraft, die die Welt erneuert. Steht demnach bei Ez wie bei Jeremia der einzelne Mensch im Mittelpunkt seiner Botschaft, so ist dieser Zug doch nicht einfach als „Individualismus", sondern besser als „Personalismus" zu bezeichnen ( W . Eichrodt), weil der Einzelne stets in eine Gemeinschaft eingegliedert ist, nicht aber isoliert lebt. Das Exil bedeutet trotz des Zerbrechens aller Sicherungen und der als langsames Dahinsterben verstandenen Internierung in der Fremde keinen völligen Bruch der Volksgemeinschaft; das zeigt sich am Fortbestehen der Institution der Ältesten, die sich als Vertreter aller oder doch einzelner Gruppen von Deportierten an Ez wenden. In dieser Gemeinschaft leben die Deportierten weiter und werden in ihr als Einzelne von der prophetischen Botschaft erreicht. Ebenso ist das Gerufenwerden des Einzelnen durch Gott noch nicht grundlegend für die Bildung einer besonderen Gemeinschaft innerhalb oder neben der bestehenden, erst recht keiner Gemeinschaft, die als Interim zu betrachten wäre. Denn die von Ez betonte persönliche Verantwortung des Einzelmenschen (3 ieb-2i 33) führt nicht zu einer neuen Gemeinschaft, sondern gilt innerhalb der als bestehend vorausgesetzten Gemeinschaft der Deportierten. Und die Gemeinde, die E z auf Grund der Erlösung aller Einzelnen erwartet, ist ja nichts anderes als das zu neuem Leben erweckte Volk (37 1-14), das alle israelitischen Stämme mit einem Fürsten an der Spitze umfaßt (3715-28). Nur soll dieses Volk, das zugleich die Gemeinde der Glaubenden in der Welt ist, mehr als früher aus seinem Glauben leben, d. h. aus der Erneuerung des einzelnen Menschen und der Verwirklichung der Herrschaft Gottes in seinem Leben.

4. Literatur a) T e x t , Versionen, Sprache: S. B a e r , Liber Ezechielis, 1884; C. H. T o y , The Book of the prophet Ezekiel, 1899; C. D. Ginsburg, Ezekiel, 1910; C. Scherer, Neue Fuldaer Bruchstücke derWeingartner Prophetenhandschrift, ZAW 30 (1910), S. 161—200; J.W. R o t h stein in Biblia Hebraica (ed. R. Kittel), 19132; J. A. Bewer in Biblia Hebraica (ed. R. Kittel), 1937 ff. 3 f f \ — A. M e r x , Der Werth der Septuaginta für die Textkritik des alten Testaments, an Ezechiel aufgezeigt, JpTh 9 (1883), S. 65—77; M. F a u l h a b e r , Die Propheten-Catenen

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nach römischen Handschriften, 1899, S. 136—161; S. Silbermann, Das Targum zu Ezechiel nach einer südarabischen Handschrift, Phil. Diss. Straßburg 1901; H. St. Thackeray, The Greek translation of Ezekiel, JThSt 4 (1903), S. 398—411, 9 (1908), S. 88—98; J. Schäfers, Ist das Buch Ezechiel in der Septuaginta von einem oder mehreren Dolmetschern übersetzt?, ThuGl 1 (1909), S. 289—291; J. Herrmann-F. Baumgärtel, Beiträge zur Entstehungsgeschichte der Septuaginta, 1923; H. S. Gehman, The relations between the Hebrew text of Ezekiel and that of the John H. Scheide Papyri, JAOS 58 (1938), S. 92—102; The relations between the text of the John H. Scheide Papyri and that of the other Greek MSS of Ezekiel, JBL 57 (1938), S. 281—287; A. E. Johnson-H. S. Gehman-E. H. Kase, The John H. Scheide Biblical Papyri, VI: Ezekiel, 1938; F. G. K e n y o n , The Chester Beatty Biblical Papyri, V I I : Ezekiel, Daniel, Esther, 1938; (A. P a n y i k , A critical and comparative study of the Old Latin text of the Book Ezekiel and the Minor Prophets, Princeton Univ. 1938, unveröfiF.); G. Hirscher, Zur L X X des Buches Ezechiel (hebr.), Jubilee Vol. B. Heller, 1941, S. 18—21; F. V. Filson, The omission of Ezek. 1226-28 and 36 2 3 b - 3 8 in Codex 967, JBL 62 (1943), S. 27—32; R. Lennox, The theological background of the Book of Ezekiel in the L X X , Diss. Princeton Univ. 1946; J. Ziegler, Die Bedeutung des Chester-Beatty-Scheide Papyrus 967 für die TextÜberlieferung der Ezechiel-Septuaginta, ZAW 61 (1945/8), S. 76—94; Ezechiel (Septuaginta X V I , 1), 1952; Zur Textgestaltung der Ezechiel-Septuaginta, Bibl 34 (1953), S. 4 3 5 ^ 5 5 ; J. B. P a y n e , The relationship of the Chester Beatty Papyri of Ezekiel to Codex Vaticanus, JBL 68 (1949), S. 251—265; C. Lindhagen, EPrAZEZQAI Ape 18: 17 Hes 48: 18. 19, Die Wurzel SAH im NT und AT, 1950; J. W. Wevers, Evidence of the text of the John H. Scheide Papyri for the translation of the status constructus in Ezekiel, JBL 70 (1951), S. 211—216; Septuaginta-Forschungen, ThR NF 22 (1954), S. 85—138, 171—190; P. K a h l e , Die im August 1952 entdeckte Lederrolle mit dem griechischen Text der kleinen Propheten und das Problem der Septuaginta, ThLZ 79 (1954), Sp. 81—94; P. K a t z , Zur Textgestaltung der Ezechiel-Septuaginta, Bibl 35 (1954), S. 29—39. — F. Delitzsch, Glossarium Ezechielicum — Babylonicum, in S. Baer, Liber Ezechielis, 1884 (dazu S. Spiegel, Ezekiel or Pseudo-Ezekiel, HThR 24 [1931], S. 245—321); H. Torczyner, Presidential address, JPOS 16 [1936], S. 1—8); F. Seile, De Aramaismis libri Ezechielis, 1890; L . K ö h l e r , Kleine Lichter, 1945; C. G. H o w i e , The text and composition of Ezekiel, 1950; L. Köhler-W. Baumgartner, Lexicon in Veteris Testamenti libros, 1953. b) Literar- und T e x t k r i t i k : G. C. Steynis, De verhouding van de wetgeving bij Ezechiel tot die in den Pentateuch, 1873; H. Graetz, Die Echtheit des Buches des Propheten Ezechiel, MGJW 23 (1874), S. 433—i46, 515—525; M. K a m r a t h , Der messianische Teil der ezechielischen Prophetie besonders in seinem Verhältnis zum Hexateuch, JpTh 17 (1891), S. 585—610; J. A. B o y d , Ezekiel and the modern dating of the Pentateuch, Princeton ThR 1908, S. 29—51; J. Herrmann, Ezechiel-Studien, 1908; E. K ö n i g , Die letzte Pentateuchschicht und Hesekiel, ZAW 28 (1908), S. 174—179; E. K r e i p e , Das literarische Problem des Buches Ezechiel, Programm des Wilhelm-Gymnasiums zu Hamburg, 1913; C. K ü h l , Die literarische Einheit des Buches Ezechiel, Diss. Tübingen 1917; G. Hölscher, Hesekiel, der Dichter und das Buch, 1924; M. Burrows, The literary relations of Ezekiel, Diss. Philadelphia 1925; W. K e ß l e r , Die innere Einheitlichkeit des Buches Ezechiel, 1926; H. Birkeland, Zum hebräischen Traditionswesen, 1938; G. R. Berry, The composition of the Book of Ezekiel, JBL 58 (1939), S. 163—175; (O. R. Fischer, The unity of the Book of Ezekiel, unveröff. Diss. Boston 1939); H. Haag, Was lehrt die literarische Untersuchung des Ezechiel-Textes?, Diss. Freiburg/Schw. 1943; W . A . I r w i n , The problem of Ezekiel, 1943; U. Cassuto, L'ordinamento del libro di Ezechiele, Miscell. Card. Mercati, I 1946, S. 40—51; S. Mowinckel, Prophecy and tradition, 1946; (W. H. Brownlee, The Book of Ezekiel, the original prophecy and the editor, unveröfiF. Diss. Duke Univ. 1947); G. Widengren, Literary and psychological aspects of the Hebrew prophets, 1948; C. G. H o w i e , The date and composition of Ezekiel, 1950; M. A. Schmidt, Zur Komposition des Buches Hesekiel, ThZ 6 (1950), S. 81—98; G. Fohrer, Die Hauptprobleme des Buches Ezechiel, 1952;

XXXII

Einleitung

C. K ü h l , Die „Wiederaufnahme" — ein literarkritisches Prinzip?, ZAW 64 (1952), S. 1—11; A. v a n d e n B o r n , Ezechiel — Pseudo-Epigraaf ?, Studia Catholica 28 (1953), S. 94—104; cf ferner die Einleitungswerke und Literaturgeschichten, besonders von C. S t e u e r n a g e l , 1912; J . H e m p e l , 1930; O. E i ß f e l d t , 1934; W. O. E. O e s t e r l e y - T h . H . R o b i n s o n , 1935 2 ; R . H . P f e i f f e r , 1948 2 ; A . W e i s e r , 1949 2 ; A. L o d s , 1950; E. S e l l i n - L . R o s t , 1950 s ; A . B e n t z e n , 19522. — C. H . C o r n i l l , Das Buch des Propheten Ezechiel, 1886; D. H . M ü l l e r , Biblische Studien, I, I I , I V 1904/7/8; G. J a h n , Das Buch Ezechiel auf Grund der Septuaginta hergestellt, übersetzt und textkritisch erklärt, 1905; J . H e r r m a n n , Stichwortglossen im Buche Ezechiel, OLZ 11 (1908), S. 280—282; Stichwortglossen im Alten Testament, OLZ 14 (1911), S. 200—204; A . B . E h r l i c h , Randglossen zur hebräischen Bibel, Y 1912; P . D e l i t z s c h , Die Lese- und Schreibfehler im Alten Testament, 1920; S. S p r a n k , Studien zu Ezechiel, 1926; W . W . B a u d i s s i n , Kyrios als Gottesname im J u d e n t u m und seine Stelle in der Religionsgeschichte, ed. O. E i ß f e l d t , 1929; G. F o h r e r , Die Glossen im Buche Ezechiel, ZAW 63 (1951), S. 33—53; G. R . D r i v e r , Ezekiel: Linguistic and textual problems, Bibl 35 (1954), S. 145—159, 299—312. c) K o m m e n t a r e u n d k o m m e n t i e r t e Ü b e r s e t z u n g e n : R . S m e n d (KEH), 1880 2 ; J . K n a b e n b a u e r (Cursus S Scr), 1890; C. v o n O r e l l i (KK), 1896; A. B e r t h o l e t (KHK), 1897; R . K r a e t z s c h m a r (HK), 1900; P . S c h m a l z l (KWK), 1901; J . W . R o t h s t e i n (HlSehr AT), 1922 4 ; P. H e i n i s c h (Hl Sehr AT), 1923; H . S c h m i d t (Sehr AT), 1923 2 ; J . H e r r m a n n (KAT), 1924; A. B e r t h o l e t (HAT), 1936; M. S c h u m p p (Herders BK), 1942; J . Z i e g l e r (Echter-Bibel), 1948; E . H e n n e (Hl Sehr A u. NT), 1947. — A. B. D a v i d s o n (Cambridge Bible), 1892; J . S k i n n e r , (Expositors Bible), 1895; W. F. L o f t h o u s e (Century Bible), 1907; H . A . R e d p a t h (Westminster Comm), 1907; J . E . M c F a d y e n (Peake's Comm), 1919; J . B r e u e r , Sepher Jecheskel, 1920; A. T r o e l s t r a (Bijbelverklaring), 1931; G. A. C o o k e (Intern Crit Comm), 1936; I. G . M a t t h e w s (American Comm), 1939; N . M e s s e l (Det Gamle Testamente), 1944; L. D e n n e f e l d (La Sainte Bible), 1946; E. B r u s t o n (Bible du Centenaire), 1947; E . E. F l a c k (OT Comm), 1948; F. S p a d a f o r a (Sacra bibbia), 1948; P. A u v r a y (La Sainte Bible), 1949; S. F i s c h (Soncino Books), 1950; W. K . L. C l a r k e (Concise Bible Comm), 1952; B. O r c h a r d - E . F . S u t c l i f f e - R . C. F u l l e r - R . R u s s e l l (Catholic Comm), 1953; F. D a v i d s o n A. M. S t i b b s - E . F. K e v a n (New Bible Comm), 1953; J . S t e i n m a n n (Lectio Divina), 1953; J . A. B e w e r (Harper's Annotated Bible), 1954; A. v a n d e n B o r n (De Boeken van het OT), 1954. d) G e s c h i c h t l i c h e F r a g e n (Zeit und Ort der Wirksamkeit Ez's): H . W i n c k l e r , Die Zeit der Ezechielprophetie, Altorientalische Forschungen, I I I 1902; E. K l a m r o t h , Die jüdischen Exulanten in Babylonien, 1912; E. E b e l i n g , Aus dem Leben der jüdischen Exulanten in Babylonien, Wiss. Beilage zum Jahresbericht des Humboldt-Gymnasiums Berlin, 1914; R . D u s s a u d , Les dates des prophéties d'Ëzéchiel, R H R 76 (1917), S. 145—164; Ch.C. T o r r e y , Alexander the Great in Old Testament prophecies, Vom Alten Testament, Karl Marti zum 70. Geb. gew., 1925, S. 280—286; Pseudo-Ezekiel and the original prophecy, 1930; Ezekiel and the exile, J B L 51 (1932), S. 179—181; Certainly Pseudo-Ezekiel, J B L 53 (1934), S. 291—320; Notes on Ezekiel, J B L 58 (1939), S. 69—86; G. R . B e r r y , Was Ezekiel in t h e exile ?, J B L 49 (1930), S. 83—93; M. B u t t e n w i e s e r , The date and character of Ezekiel's prophecies, HUCA 7 (1930), S. 1—18; J . B. H a r f o r d , Is the Book of Ezekiel pseud-epigraphic?, E T 43 (1931), S. 20—25; Studies in the Book of Ezekiel, 1935; J . S m i t h , The Book of the prophet Ezekiel, 1931; S. S p i e g e l , Ezekiel or Pseudo-Ezekiel?, H T h R 24 (1931), S. 245—321; Toward certainty in Ezekiel, J B L 54 (1935), S. 145—171; W. F. A l b r i g h t , The Chaldaean conquest of J u d a h , J B L 51 (1932), S. 381 f.; J . E . M c F a d y e n , Ezechiel, E T 44 (1932/3), S. 471—474; V. H e r n t r i c h , Ezechielprobleme, 1932; W. E. B a r n e s , The scene of Ezekiel's ministry and his audience, J T h S t 35 (1934), S. 163—169; E . M a h l e r , Zur biblischen Chronologie, MGWJ. 79 (1935), S. 4 5 0 ^ 5 6 ; A. B e a , König Jojachin in Keilschrifttexten, Bibl 23 (1942), S. 78—82; N. M e s s e l , Ezechielfragen, 1945; A. v a n d e n B o r n , De historische situatie van Ezechiels prophetie, 1947; N. H . S n a i t h , The dates in „Ezekiel", E T 59 (1947/8), S. 315 f.; P. A u v r a y , Le problème historique

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Einleitung

du livre d'Ézéchiel, RB 65 (1948), S. 503—519; R. E. N o r t o n , A critical investigation of the Ezekiel problem, Diss. Southern Baptist Seminary 1948; C. G. H o w i e , The date and composition of Ezekiel, 1950; H. M. O r l i n s k y , Where did Ezekiel receive the call of prophecy 1, BASOR 122 (1951), S. 34—36; L . E . B r o w n e , Ezekiel and Alexander, 1952; G. F o h r e r , Die Hauptprobleme des Buches Ezechiel, 1952; C. J . M. W e i r , Aspects of the Book of Ezekiel, VT 2 (1952), S. 97—112; C . K u h l , Der Schauplatz der Wirksamkeit Hesekiels, ThZ 8 (1952), S. 401—418; Die Entstehung des Alten Testaments, 1953; H. H. R o w l e y , The Book of Ezekiel in modern study, BJRL 36 (1953), S. 146—190; E. H a m m e r s h a i m b , Ezekiel's view of the Monarchy, Studia Orientalia Ioanni Pedersen, 1953, S. 130—140; cf ferner die Darstellungen der Geschichte Israels, besonders von E. M o n t e t , 1926; R. K i t t e l , III, 1 1927; A. J i r k u , 1931; Th. H. R o b i n s o n - W . O . E . O e s t e r l e y , 1932; E . S e l l i n , H 1932; A. L o d s , 1935; W. F. A l b r i g h t , 19462; G. R i c c i o t t i , 1947/82; G. B u y s s c h a e r t , 1953; M . N o t h , 1954 2 . e) Z u s a m m e n f a s s e n d e D a r s t e l l u n g e n : B. D u h m , Theologie der Propheten, 1875; Israels Propheten, 1916; H. M e u l e n b e l t , De prediking van den profet Ezechiel, Diss. Utrecht 1880; C. H. C o r n i l l , Der Prophet Ezechiel, 1882; A. K u e n e n , Ezekiel, Modern Review 1884, S. 617—640; L. G a u t i e r , La mission du prophète Ézéchiel, 1891; J . L a i j c i a k , Ézéchiel, sa personne et son renseignement, 1906; G. H ö l s c h e r , Die Profeten, 1914; M. H a l l e r in RGG, I I 1928s, Sp. 484—488; H. G u n k e l in RGG, IV 1930», Sp. 1538—1553; J . C a r l e b a c h , Die drei großen Propheten Jesajas, Jirmeja und Jecheskel, 1932; J . M. P. S m i t h , The prophets and their times, rev. W. A. I r w i n , 1941s; H. K n i g h t , The personality of Ezekiel — priest or prophet?, ET 59 (1947/8), S. 115—120; H. Wh. R o b i n s o n , Two Hebrew prophets, 1948; J . H e m p e l , Worte der Profeten, 1949; N. H. S n a i t h , The prophets of the exile, Rel in Life 19 (1949/50), S. 83—91; Th. H. R o b i n s o n , Prophecy and the prophets in ancient Israel, 1953 2 ; cf ferner die unter d) genannten Darstellungen der Geschichte Israels. f) V e r h ä l t n i s z u r T r a d i t i o n : L . H o r s t , Leviticus 17—26 und Hesekiel, 1881; C. H . T o y , The Babylonian element in Ezekiel, JBL 1 (1881), S. 59—66; T h . A r n d t , Die Stellung Ezechiels in der alttestamentlichen Prophetie, 1886; B. B a e n t s c h , Das Heiligkeitsgesetz, 1893; A. v a n H o o n a c k e r , Éléments Sumériens dans le livre d'Ézéchiel 1, ZA 28 (1913), S. 333—336; G. H ö l s c h e r , Komposition und Ursprung des Deuteronomiums, ZAW 40 (1922), S. 161—255 (bes. 239—245); L. D ü r r , Die Stellung des Propheten Ezechiel in der israelitisch-jüdischen Apokalyptik, 1923; A. J i r k u , Altorientalisoher Kommentar zum Alten Testament, 1923; H. G r e ß m a n n , Altorientalische Texte zum Alten Testament, 1926 s ; (C. K ü h l , Ältere Materialien im Buche Hesekiel, unveröff. Hab. sehr. Berlin 1939); O. S c h i l l i n g , „Rest" in der Prophetie des Alten Testaments,Diss.Münster 1942 (Masch, sehr.); H. A. B r o n g e r s , De soheppingBtradities bij de profeten, 1945; A. P e t e r , Da« Echo von Paradieserzählung und Paradiesesmythen im Alten Testament unter besonderer Berücksichtigung der prophetischen Endzeitschilderungen, Diss. Würzburg 1947 (Masch, sehr.); J . B. P r i t c h a r d , Notes on Tammuz in the light of recent discovery and study, J B L 69 (1950), S. X I I I ; W. Z i m m e r l i , Das Gotteswort des Ezechiel, ZThK 48 (1951), S. 249—262; Die Eigenart der prophetischen Rede des Ezechiel, ZAW 66 (1954), S. 1—26. g) R e l i g i o n s g e s c h i c h t l i c h e u n d t h e o l o g i s c h e E i n z e l f r a g e n : A. B e r t h o l e t , Hesekiels Verfassungsentwurf, 1896; F. G i e s e b r e c h t , Die Berufsbegabung der alttestamentlichen Propheten, 1897 (bes. S. 160—186); R. D u s s a u d , Les visions d'Ézéchiel, R H R 19 (1898), S. 301 bis 313,39 (1917), S. 145—164; J . B ö h m e r , "¡Sa und S1tf J bei Ezechiel, ThStKr 73 (1900), S. 112 bis 117; Die prophetische Heilspredigt Ezechiels, ThStKr 74 (1901), S. 173—228; D. N o r b e c k , Den messianska profetian hos Hesekiel, 1901; K. B e g r i c h , Das Messiasbild des Ezechiel, ZwTh 47 (1904), S. 433—461; J . H a l e v y , Le symbolisme chez Ézéchiel et Hosée, Verh. d. 2. intern. Kongr. f. allg. Rel.gesch. in Basel 1904, 1905, S. 276—284; J . A. M e s n a r d , Les tendences apocalyptiques chez le prophète Ézéchiel, 1912; O. E i ß f e l d t , Der Maschal im Alten Testament, 1913; W. R a u t e n b e r g , Die Zukunftsthora des Hesekiel, ZAW 33 (1913), S. 92—115; D. B u z y , Handb. z. AT I, 13: F o h r e r - G a l l i n g , Ezechiel

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XXXIV

Einleitung

Les symboles prophétiques d'Ëzéchiel, R B 29 (1920), S. 203—228, 353—358, 30 (1921), S. 45 bis 54, 161—194; J . H ä n e l , Das Erkennen Gottes bei den Sehriftpropheten, 1923; P. H e r z o g , Die ethischen Anschauungen des Propheten Ezechiel, 1923; H. J a h n o w , Das hebräische Leichenlied im Rahmen der Völkerdichtung, 1923; R . H. P f e i f f e r , The polemic against idolatry in the Old Testament, J B L 43 (1924), S. 229—240; A. C a u s s e , Les dispersés d'Israël, 1929; W. G r o n k o w s k i , Le messianisme d'Ëzéchiel, 1930; F . H ä u ß e r m a n n , Wortempfang und Symbol in der alttestamentlichen Prophetie, 1932; R . de V a u x , Le „Reste d'Israël" d'après les prophètes, R B 42 (1933), S. 526—539; A. v a n d e n B o r n , De symbolische handelingen der Oudtestamentische profeten, 1935; Profetie metterdaad, 1947; E. B r ö g e l m a n n , Der Gottesgedanke bei Ezechiel, 1935; H . P o p e , Ezekiel and his visions, J T h S t 24 (1935), S. 275—288; E . K . D i e t r i c h , Die Umkehr (Bekehrung und Buße) im Alten Testament und im Judentum, 1936, S. 137—152; E . W ü r t h w e i n , Der 'amm ha'arez im Alten Testament, 1936; L. R o s t , Israel bei den Propheten, 1937; H . W . W o l f f , Das Zitat im Prophetenspruch, 1937; Das Thema „Umkehr" in der alttestamentlichen Prophetie, ZThK 48 (1951), S. 129—148; M. J . G r u e n t h a n e r , The messianic concepts of Ezekiel, ThSt 2 (1941), S. 1—18; S. G a r o f a l o , La nozione profetica del Resto d'Israele, 1942; A. L a u h a , Zaphon, 1943; G. A. D a n e i l , Studies in the name Israel in the Old Testament, 1946; M. L u b l i n e r , Der Mensch in der Verkündigung Ezechiels, Diss. Marburg 1946 (Masch.schr.); M. A. S c h m i d t , Prophet und Tempel, 1948; G. W i d e n g r e n , Literary and psychological aspects of the Hebrew prophets, 1948; J . G o e t t s b e r g e r , Das alttestamentliche Hohepriestertum und Ezechiel, Episcopus, Studie über das Bischofsamt, 1949; H . S c h r a d e , Der verborgene Gott, 1949; J . D e l o r m e , Conversion et pardon selon le prophète Ézéchiel, Mémorial J . Chaîne, 1950, S. 115—144; G. J . B o t t e r w e c k , „Gott erkennen" im Sprachgebrauch des Alten Testaments, 1951; H . H a a g , Ezechiels Beitrag zur messianischen Theologie, Studia Anselmiana 27/8 (1951), S. 276—285; F . H e s s e , Die Fürbitte im Alten Testament, Diss. Erlangen, Mikrodruck 1951; K . L. S c h m i d t , Jerusalem als Urbild und Abbild, Eranos-Jb 18 (1951), S. 207—248; G. F o h r e r , Die Gattung der Berichte über symbolische Handlungen der Propheten, ZAW 64 (1952), S. 101—120; Die symbolischen Handlungen der Propheten, 1953; St. B. F r o s t , Old Testament Apocalyptic, 1952; J . d e S a v i g n a c , N o t e sur le sens du terme Sâphôn dans quelques passages de la Bible, VT 3 (1953), S. 95 f.; W. Z i m m e r l i , Erkenntnis Gottes nach dem Buche Ezechiel, 1954; W. E i c h r o d t , Krisis der Gemeinschaft in Israel, 1953 (Basler Univ.reden, 33); F. S p a d a f o r a , Collettivismo e Individualismo nel Vecchio Testament», 1953; cf ferner die zahlreichen Abhandlungen über psychologische Fragen der Prophetie, besonders über die Ekstase. h) N a c h w i r k u n g : W. N e u ß , Das Buch Ezechiel in Theologie und Kunst bis zum Ende des 12. Jahrhunderts, 1912; L. P. S m i t h , Calvin as interpreter of Ezekiel, From the Pyramids to Paul (ed. L. G. Leary), 1935, S. 267—281; D. A s k o w i t h , Ezekiel and St. Augustine, J Bible and Rel 15 (1947), S. 224—227; D. M. G. S t a l k e r , Ezekiel and Jesus, Transactions of the Glasgow University, Oriental Society, 13 (1951); F. S i e p m a n n - H . O s t l e n d e r , Alberti Magni opera omnia, torn. 19, 1952. i) P r a k t i s c h - T h e o l o g i s c h e s : A. N o o r d t z i j , Ezechiel (Korte verklaring), 1933; A. v a n d e n B o r n , Ezechiel, de profeet von de babylonische gevangenschap, 1934; E . O s t e r l o h , Die Offenbarung Gottes in der Fremde, 1939 ; K . F r u h s t o r f e r , Ezechiels Anfangsvisionen (Ez. 1—3), ThPraktQ 93 (1940), S. 185—198; H . V e l d k a m p , De profeet Ezechiel, 1940; H. B a r d t k e , Hesekiel (Bibelhilfe), 1941 ; Ishmerai (M. D. F o l l i n ) , Ezekiel speaks today, 1941; J . R i d d e r b o s , Het godswoord der profeten, I V : Van Ezechiel tot Maleachi, 1941; W. T o m , Paraphrase van het boek van den profeet Ezechiel, 1941; R . B r u n n e r , Ezechiel (Prophezei), 1944; H . v a n Z e l l e r , Ezechiel, man of signs, 1944; J . C h a î n e , Introduction à la lecture des prophètes, 1946'; P. A u v r a y , Êzéchiel (Témoins de Dieu), 1947; W. K e l l y , Ezekiel, 1948; E . S c h u l t z e , Die Botschaft des Propheten Hesekiel, 1950; M . T h i l o , Das Alte Testament ausgelegt f ü r Bibelleser, IV 1950; H. U r n e r , Zur theologischen Exegese von Hes 36 22-28, Monatsschr. f. Past.theol. 39

XXXV

Einleitung

(1950), S. 75—80; L. H o f f m a n n , Ezechiel, der Prophet, 1953; T. G u t h r i e , The gospel in Ezekiel, 1954. k) G e s c h i c h t e d e r F o r s c h u n g , L i t e r a t u r a n g a b e n : G. A. Cooke, New views on Ezekiel, Theology 24 (1932), S. 61—69; C. K ü h l , Zur Geschichte der Hesekiel-Forschung, ThR NE 5 (1932), S. 92—118; Neuere Hesekiel-Literatur, ThR N F 20 (1952), S. 1—26; W. O. E. O e s t e r l e y , The Book of Ezekiel: a survey of recent literature, ChurchQR 106 (1933), S. 187 bis 200; G. D a h l , Crisis in Ezekiel research, Quantulacumque, Studies pres. to Kirsopp Lake, 1937; H. H. R o w l e y , The nature of prophecy in the light of recent study, HThR 38 (1945), S. 1—38; The Book of Ezekiel in modern study, BJRL 36 (1953), S. 146—190; O. E i ß f e l d t , The prophetic literature, The Old Testament and modern study, 1951, bes. S. 153—158; W. A. I r w i n , Ezekiel Research since 1943, VT 3 (1953), S. 54—66; cf weitere Literaturangaben bei J . H e r r m a n n , Ezechiel, 1924, S. XXXVII—XLII; G. F o h r e r , Neuere Literatur zur alttestamentlichen Prophetic, ThR N F 19 (1951), S. 308 f., 20 (1952), S. 249 f. Literatur zu einzelnen Abschnitten und Stellen ist bei der Erklärung der einzelnen Abschnitte oder in den Anmerkungen zum Text angeführt worden.

5. Erläuterungen a) A n t e i l v o n K u r t G a l l i n g : Von Kurt Galling ist die den Tempelplatz und den Altar betreffende Darstellung in 401—42 20 und 4310-27 bearbeitet, alles übrige von Georg Fohrer. b) E r k l ä r u n g d e r i n d e r T e x t ü b e r s e t z u n g d e s E z e c h i e l b u c h e s deten Druckschriften: ma$ auf ©äedjiel felbft guTürfgefüfirt wirb, [tooä @sedjiel felbft als üftacfjtrag Jjinaugefügt Ijat], felbftänbige f f ä t e r e SSSorte.

c) A b k ü r z u n g e n : Str Gl L J E Dt (dt) P

Strophe Glosse Laienquelle Jahwist als Abkürzungen der Elohist Hexateuchschichten Deuteronomium (deuteronomisch) Priesterschrift

3•

verwen-

Gliederung des Buches Ezechiel (nicht von Ez stammende Abschnitte sind in ( ) gesetzt) 1—24 Hauptsächlich Androhung des Unheils f ü r Juda-Jerusalem. I. 11—3 15 Bericht über das Berufungserlebnis. I I . 3 16 b—27 Zwischenstücke. 316 b—21 Verantwortung des Propheten und der Gewarnten. — 3 22-27 das Verstummen Ez's: Symbol. Handlung. H I . 316 a 4—5 Berichte über symbolische Handlungen. 41-3 41-8 4 9-17 5 Belagerung Jerusalems und Dauer des Exils. IV. 6 Worte mit dem Stichwort „Götzen". 61-7 gegen die Berge Israels. — (6 8-10) Wirkung der Zerstreuung. — 611-14 gegen die Greuel Israels. V. 7 Worte über die Nähe des Gerichts. 71-4 das bevorstehende Ende. — 7 5-9 das nahe bevorstehende Ende. — 710-27 Vollzug des Gerichts. VI. 8—11 Berichte über ekstatische Erlebnisse. 81—9111124-25 das Gericht über die götzendienerischen Jerusalemer. — 9 3a 10 1122-23 Jahwe äschert Jerusalem ein und verläßt es. — 111-13 Schuld und Strafe der fühlenden Schicht Jerusalems. — 1114-21 Anhang: Verheißimg f ü r die Deportierten. VIT. 121-20 Berichte über symbolische Handlungen. 121-16 Deportation der Jerusalemer. — 1217-20 Schicksal der Zurückgebliebenen. V m . 12 21—14 Worte über Zuverlässigkeit der Prophetenworte und über andere Propheten. 12 21-25 12 26-28 das Eintreffen des Prophetenwortes. — 1 3 1 - 2 . 5 . 7 - 8 13 3-4.6.9 1310-16 gegen Heils- und falsche Propheten. — 1317-18 aa. 22-23 gegen falsche Prophetinnen. — 1318 &ß—2i gegen Zauberinnen. — 141-11 gegen synkretistische Frager. — 1412-23 über die Bettung aus dem Gericht. I X . 15—20 Worte über Sünde und Gericht. 15 das Holz des Weinstocks. — 161-43 die Dirne Jerusalem. — (16 44-58 16 59-63) über Jerusalem. — 171-21 Vertragsbruch Zedekias. — (17 22-24) der künftige Herrscher. — 181-20 Berechtigung von Deportation und Exil. — 1 8 21-32 Berechtigimg des Verfahrens Jahwes. — 191-9 1910-14 Klagelieder auf Zedekia. — 201-32 gegen synkretistische Deportierte. — 20 33-44 über Abtrünnige und Treue. X . 21 Worte mit dem Stichwort „Schwert". 211-10 gegen das Südland Juda. — 2111-12 über die Niedergeschlagenheit der Deportierten: symbol. Handlung. — 2113-22 Schwertlied. — 2123-29 über Nebukadnezar am Scheideweg: symbol. Handlung. — 2130-32 gegen den Fürsten Judas. — (21 33-37) gegen Ammon. X I . 22 Worte über Blutschuld und einzelne Sünden. 221-5.14 gegen die Stadt der Blutschuld. — (22 6-13.15-16) gegen die sündigen Israeliten. — 2217-22 Israel im Schmelzofen. — (22 23-31) das Gericht und seine Ursache.

2

Gliederung des Buches Ezechiel X I I . 23 Worte über die Schwestern Ohola und Oholiba. 231-35 (23 36-49) über und gegen die Schwestern. X I I I . 24 Berichte über symbolische Handlungen. 241-14 der bevorstehende Untergang Jerusalems. — 2415-24 die Niedergeschlagenheit der Deportierten. — 24 25-27 das bevorstehende Ende des Verstummens Ez's.

B. 25—32 Androhung des Unheils f ü r andere Völker. I. 25 Worte über die Nachbarländer Judas. 2 5 1 - 5 25 6 - 7 gegen Ammon. — 25 8 - i l gegen Moab. — 2 5 1 2 - 1 4 gegen Edom. — 2 5 1 5 - 1 T gegen die Philister. I I . 26—28 Worte über Tyrus und seinem Pürsten. 2 6 1 - 6 26 7 - 1 4 2 6 1 5 - 1 8 2 6 1 9 - 2 1 gegen Tyrus. — 27 i-»a. 10. 2 5 - 3 6 Klagelied über das Schiff Tyrus. — (27 9 b. 11-24) Liste von Handelsbeziehungen. — 281-10 28 11-19 gegen den König von Tyrus. — (28 2 0 - 2 3 . 2 4 . 2 5 - 2 6 ) gegen Sidon und f ü r Israel. I I I . 29—32 Worte über Ägypten und den Pharao. 2 9 1 - 6 a gegen Ägypten und den Pharao. — 29 6b-9a 29 9b-ie 2 9 1 7 - 2 1 3 0 1 - 9 3 0 1 0 - 1 2 (3013-19) gegen Ägypten. — 30 20-21 3022-26 31 321-8 gegen den Pharao. — (329-16) 3217-32 gegen Ägypten. C. 33—48 Hauptsächlich Verheißung des Heils f ü r Israel. I . 33 Worte über das Wächteramt und der Mahnung. 33 1-6 über das Wächteramt. — (33 7-9) über die Verantwortung des Wächters. — 3 3 1 0 - 1 1 Umkehr. — 3 3 1 2 - 2 0 über das Verfahren Jahwes. — 33 2 1 - 2 2 das Ende des Verstummens Ez's: symbol. Handlung. — 33 2 3 - 2 9 gegen die in J u d a Zurückgebliebenen. — 33 3 0 - 3 3 an die Zuhörer. I I . 34 Worte über Hirt und Herde. 341-16 gegen die Hirten und f ü r die Herde. — 3417-31 gegen die starken und f ü r die schwachen Schafe. I I I . Worte über Edom. 3 5 1 - 4 35 5 - 9 3 5 1 0 - 1 2 aa 35 i 2 a / ? - i 5 gegen das Gebirge Seir und Edom. IV. 36—39 Worte und Berichte über die Schaffung des neuen Israel. 361-15 gegen die Feinde und f ü r die Berge Israels. — 36 16-38 die Neuschöpfung Israels. — 371-14 die Neubelebung des Volkes: ekstatisches Erlebnis. — 37 15-28 die Einigimg des neubelebten Volkes: symbol. Handlung. — 38—39 gegen Gog. V. 40—48 Worte und Berichte über den äußeren Neuaufbau Israels. 40—42 (4310-27) die Beschreibung des Kultortes. — 431-9 441-3 471-12 Rückkehr J a h wes und Tempelquelle: ekstatisches Erlebnis. — 444-31 über Leviten und Priester. — 45 9-17 über den Fürsten. — (45i8-2o) über die Entsündigungstage. — (4521—4615) über Feste und Opfer. — (4616-18) über die Besitzverhältnisse des Fürsten. — (4619-24) über die Opferküchen. — 47 13-23 451-8 über Umfang und besondere Bezirke des Landes. — (481-29) über die Verteilung des Landes. — (48 30-35) über die Stadt.

Gliederung der Verkündigung Ezechiels A. Berufung des Propheten. 1 1 — 3 9.12-15

B. 1. Periode: Unbedingte Unheilsverkündigung. I.Verkündigung des Gerichts über Juda und Jerusalem: a) durch Worte: 61-7

13 17-18«. 22-23

21

6 11-14

16 1-15.22-25.35-43

2 1 30-32

7 7 7

17 1-21 19 1 - 9 19 10-14

1-4 5-9 10-27

13 1 - 2 . 5 . 7 - 8

13-22

22 1 - 5 . 14 22 1 7 - 2 2 23 1 - 2 7

2 1 1-10

b) durch symbolische Handlungen: 316a 41-3 121-11 49-17 21 11-12 5 1-17 2 1 23-29

241-14

24

15-24

c) durch Berichte über ekstatische Erlebnisse: (8 1—9 11 1124-25 c f l l l . ) | 11 1-13 9 3a 10 2. 7. 18-19 11 22-23 II. Antwort auf Einwände der Deportierten: 14 1 2 - 2 3 1 2 2 1 - 2 3 . 25 b 15 1-8 1 2 26-28 III. Eingehen auf innere Nöte der Deportierten: 8 1 — 9 11 1 1 2 4 - 2 5

IV. Urteil über Deportierte: 13 10-14 1 3 18/3-21

V. Worte über Ägypten: 29 6 b—9 a 30 20-21

| 1 1 14-21

14

1-8

2 0 1-32

30 22-26 31 1-18

VI. Übergangszeit: 3 22-27 2 4 25-27 3 3 21-22

I 4 4-8

C. 2. Periode: B e d i n g t e Heilsverkündigung. I. Abrechnung mit der Führung Judas: 3 4 1-16

I 3417-22.25-31

18 1-20 18 2 1 - 3 2

Gliederung der Verkündigung Ezechiels

i

I I . Unheil für die Völker: 251-5

25 6-7 25 8-11 25 12-14 25 15-17 261-6

26 7-14 26 15-18

26 19-21 2 7 1 - 9 a. 10.25-36

28 l-io 2811-19

29 1—6 a 29 9 b—16

351-4

35 5 - 9 3510-12 aa 35 12 a/J-15

30 1-7. 9 3010-12

I I I . Unheil für die Gottlosen, Heil für die Frommen: 3 16 b—21 3310-11 331-6 33 12-20 IV. Eingehen auf innere Nöte: 12 17-20

321-8 32 17-32

3 3 30-33

3 3 23-29

D. 3. P e r i o d e : U n b e d i n g t e Heilsverkündigung. I. Verheißungen: 361-12 36 16-38 II. Urteil über Deportierte: 13 3 - 4 . 6. 9 III. Heilszeit: 401—42 20 431-9 441-3 47 1-12

37 1-12 aa. 14 37 15-22

381—39 29

2 0 33-44

444-31

45 9-17

47 13-23 4 5 1 -

IV. Völkerwort: 29 17-20 E. N a c h t r ä g e zu Worten und B e r i c h t e n (vor allem aus der 2. und 3. Periode stammend). 3 lo-n 12 12-15 12 24-25 a

13 15 14 9-11

16 16-21. 26-29

3 4 23-24

23 28-30.31-34.35

3 6 13-14. 15

29 21 30 8

37 23-29

37 12 a/S-13

1 1—3

Bericht über das Berufungserlebnis, 1. Teil: Vision

5

13a a @ als Formverb) wie das Aussehen von 'Blitzen' (1 c p"]3n pr hap. leg. pTD)" = deutende Gl zu 13. — 1 5 dl c © „die Lebewesen" = näherbestimmende Gl: Ez sah die Bäder beim Schauen der Lebewesen. — dl e ®'A> „auf der Erde ( = unten)" = erläuternde Gl. — 1 c ©S©3t fFiyjflN1? pr „gemäß ihren 4 Gesichtern" als späterer Erläuterung. — 16 ins c © 1. — dl c © „und ihre Arbeit" = kreuzweis ergänzende Gl aus 16b. — a Bedeutung und Ableitung unsicher; nur noch in P (2mal), Cant 5 4 Da 10 6, offenbar erst seit der Zeit Ez's bekannt. — 1 iins pr masc. (besser als die Beziehung von i n « auf „Rad" nach G. R . Driver in Bibl 35 [1954], S. 145). — dl c © „und ihr Aussehen" = kreuzweis ergänzende Gl aus lea. — b Wörtlich „Und ihre Arbeit war". — 1 7 dl 17 „Nach (Stf = by) ihren vier Seiten gingen sie bei ihrem Gehen; sie wandten sich nicht um bei ihrem Gehen" = wiederholende/variierende Gl nach 19-21. — 1 8 dl 18 „'Und Felgen und Halter hatten sie' (1 frt Dnb XrtTl DPlb näjl pr „Und ihre Felgen: und Höhe hatten sie und Furcht hatten sie"), und ihre Felgen waren voller Augen ringsum bei den Vieren" = deutende Gl zu iea; nach dem erwägenswerten Vorschlag von P. Auvray in VT 4 (1954), S. 1—6, bezeichnet D^V eine Vielheit von Reflexen oder ein Funkeln, das von den Felgen ausgeht. —19—21 dl 19-21 „19 Und wenn die Lebewesen gingen, gingen die Räder neben ihnen; und wenn die Lebewesen sich von der Erde erhoben, erhoben die Räder sich. 20 Wohin (bjJ = ''S) der (Seist sie zu gehen trieb, gingen sie ' ' (dl c MSS @@ „der Geist zu gehen" = dittographische Gl). Und die Räder erhoben sich gleichzeitig mit ihnen, denn der Geist 'der' (1 nsnn pr sing.) Lebewesen war in den Rädern. 21 Wenn sie gingen, gingen sie ebenfalls, und wenn sie stehen blieben, blieben sie ebenfalls stehen, und wenn sie sich von der Erde erhoben, erhoben sich die Räder gleichzeitig mit ihnen. Denn der Geist 'der' (1 n'rtn pr sing.) Lebewesen war in den Rädern" = erläuternde Gl, die das Zusammenwirken von Lebewesen und Rädern in der Bewegung beschreiben soll. Wohnung Jahwes der Himmel war, wußte man ihn doch im Tempel zu Jerusalem gegenwärtig und erreichbar (cf das Nebeneinander in Ps 76 3. 9). In Babylonien aber war man beidem gleich fem; es gab weder Tempel noch Gottesdienst, und bis zum Himmel konnte man nirgends vordringen. Daß E z demgegenüber den Himmel sich öffnen sieht, führt eine große und umwälzende Erfahrung ein. In der anscheinend endgültigen Verlassenheit

12

Bericht über das Beruflingserlebnis, 1. Teil: Vision

1 10-21

des Exils zerreißt und öffnet sich die Grenze des menschlichen Daseins und läßt etwas Unerwartetes in Erscheinung treten. Ez leitet es nicht aus sich selbst ab, sondern nennt es „Gottesgesichte", d. h. nicht eine Vision, in der Gott geschaut wird, sondern eine solche, die er gibt. Nach der 2. Str (tau. 5) entfaltet sich das visionäre Bild allmählich vor dem inneren Auge Ez's. Es beginnt damit, daß ein Sturmwind von Norden her etwas herantreibt. Mit dem Norden ist dabei weder der altorientalische Götterberg als Sitz der großen Götter gemeint, da Jahwe für Israel gewöhnlich im Himmel oder in Jerusalem wohnt, noch ist an die prophetischen Drohungen mit dem Unheil aus dem Norden gedacht, da Jahwe es nicht persönlich bringt und im vorhegenden Fall auch nicht in unheilvoller Absicht kommt. Ez meint vielmehr, daß Jahwe aus Jerusalem naht, um in Babylonien zu erscheinen. Denn die Straße nach Babylonien führte von Jerusalem aus zunächst nach Norden und Nordosten zum Euphrat, von dort aber in südlicher Richtung zu den Deportierten. Als antiker Mensch hat Ez sich Jahwe als Benutzer dieses Weges vorgestellt und ihn von Norden erwartet. So wird nun von dort aus eine große Wolke herangetragen, die aus sich heraus feurig leuchtet - eine unbestimmte, in sich zuckende Lichterscheinung. Im Inneren der Wolke befindet sich offensichtlich eine konzentrierte feurige Masse, die ungleichmäßig hervorleuchtet und ausstrahlt. Beim Näherkommen nimmt sie für den Propheten allmählich Form und Gestalt an. Was er sieht, beschreibt er in der für den Israeliten üblichen Weise. Er gibt nicht das genaue Aussehen wieder, sondern erzählt, was ihm am meisten aufgefallen ist. Dabei beginnt er unten und geht nach und nach zum Oberteil der Erscheinung über — nicht nur, weil auf diese Weise das Wichtigste als letzte Steigerung am Schluß erwähnt wird, sondern zugleich, weil man in der Reihenfolge zu erzählen pflegt, wie etwas gebaut wird, und daher bei einem solchen Gefährt, wie Ez es wahrnimmt, unten beginnen muß. Als erstes nennt er die 4 „Lebewesen", die er schaut. Er beschreibt sie nicht genau, sondern erwähnt vor allem, was von der Erscheinung eines Menschen abweicht. Die Lebewesen sind also außer den in der 3.—5. Str geschilderten Einzelheiten im wesentlichen menschengestaltig. Die 3. Str (6-7) gibt zunächst den Gesamteindruck wieder (e), bei dem die Vierzahl auffällt: Alle Vier haben dort, wo sich beim Menschen der Kopf befindet, 4 Gesichter und darunter, in Schulterhöhe, 4 Flügel (nach der 5. Str: 2 Paar). Man merkt aus dem Text, wie schwierig es für Ez war, diese merkwürdigen Lebewesen zu beschreiben und das Besondere an ihnen hervorzuheben. Sie sind auch nicht leicht vorzustellen, und ihre Stellung zueinander bleibt unklar; offenbar sind sie aber so angeordnet, daß sie nicht wie ein Viergespann nebeneinander stehen, sondern sich nach den vier Himmelsrichtungen wenden. Im einzelnen werden zuerst die Beine erwähnt (7); offenbar waren es Stierbeine mit Füßen von Jungstieren, die wie glatte Bronze blinkten 1 ). Besonders fallen Ez die 4 Gesichter auf, die jedes Lebewesen hat (4. Str, 10)2); sie sind natürlich nicht nach den Himmelsrichtungen gekehrt, sondern stehen nebeneinander. Rechts und links von der Mittelachse jedes Wesens befinden sich je 2 Gesichter, die nach altorientalischer Vorstellung symbolische Bedeutung haben. Rechts befinden sich 1. das Gesicht eines Menschen, der höchste irdische Würde und Klugheit verkörpert, 2. das Gesicht eines Löwen, der die hoheitsvolle und ehifurchtgebietende Majestät verkörpert. Links befinden sich 1. das Gesicht eines Stiers, des Bildes der höchsten Kraft, 2. das Gesicht eines Adlers, des Bildes machtvoller Erhabenheit. Dies alles verkörpert jedes Lebewesen, obwohl es nur dienende ') Verwendet in Da 10 6 Apc 115. 2) Nach hatte jedes Lebewesen 4 Gesichter nach jeder der 4 Richtungen, d. h. 16 Gesichter, und jedes Gesicht hatte 4 Flügel, so daß Ez insgesamt 64 Gesichter und 256 Plügel gezählt hätte.

1 22-28

Bericht über das Berufungserlebnis, 1. Teil: Vision

13

22 U n b e s m a r etttaionenb fifet! " 7 Unb bu follft iljnen meine SBorte fagen, ob fie es ijören ober laffen; benn 'ein ¿ a u s ' SBiberfoenftigfeit finb fie. s Unb bu, SJJenfdjenfinb, fjöre ba§, waö idj bir fage! ©ei nidjt miberf})enftig wie bas fmug Sßiberfpenftigfeit, reifee beuten SJlunb auf unb ife ba£, was idj bir gebe! 2 1 a ~p bezeichnet die Zugehörigkeit zur Gattung; die Anrede „Menschensohn" durch Jahwe ist für Ez bezeichnend. — 1 TjriX pr „dich"; die beiden TIN sind in der Vokalisierung des Buches Ez öfters verwechselt worden. — 2 a Geist = Leben. — dl c © „als er zu mir redete" = dogmatische Gl; der Geist als göttliche Lebenskraft kommt im göttlichen Wort. — dl 2b „und ich hörte den, der sich mit mir besprach" = verknüpfende Gl zwischen 1 und 2a; 121D ist wie 43« als hitp. vokaüsiert. — 3 dl c © S „zu Völkern" = dogmatische Gl, um die Deportierten nicht als widerspenstig zu bezeichnen. — dl c © „haben sich gegen mich aufgelehnt" = Gl zur Bildung eines neuen Satzes. — "Ausdruck der priesterlichen Theologie des Heiligkeitsgesetzes (Lv 23 14. 21. 28-30) und von P (Gn 713 17 23.26 u. ö.). — 4 dl c © B ß „und die Söhne mit hartem Angesicht und verhärtetem Herzen" = zitierende Gl nach 3 7. — a dl „Herr" durchgehend im Buche Ez (prb mit Ausnahme einiger Zusätze); c f W . W . Baudissin, Kyrios als Gottesname im Judentum und seine Stelle in der Religionsgeschichte (ed. O. Eißfeldt), 1929, mit den Nachweisen, daß xvQiog in ® nicht Übersetzung eines älteren "'JIK ist, sondern die Bildung dieses Namens veranlaßt oder mit veranlaßt hat, und daß dieses 'K vielfach in den hebräischen Text eingedrungen ist und das ältere Hin1 verdrängt oder zurückgedrängt hat. Nach G. A. Cooke, S. 32—34, handelt es sich um eine nicht regelmäßig durchgeführte Art Hinweis der Schreiber, 'X zu sagen, wo fll!"P im Text stand, d. h. ein frühes Stadium der im 4. Jahrh. v. Chr. beginnenden Bewegung, 'H — XVQIOC, an Stelle von Hin1 zu lesen, die mit dessen regelmäßiger Punktierung mit den Vokalen von 'N bzw. DTtbx endet. Dagegen hielten C. H. Cornill und J . W . Rothstein den doppelten Namen dort für ursprünglich, wo SR und © darin übereinstimmen, J . Herrmann (Die Gottesnamen im Ezechieltexte, Atl. Studien Rudolf Kittel, 1913) an allen Stellen von 2JI gegen ©. — 5 dl c ©£ a u f e e i n ! ' 2 5 ' men ijaften,

bafe b u o e r f t u m m f t u n b n i d j t tne£)r

27 S l b e r w e n n i d j ' m i t b i r ' r e b e n w e r b e , ©0 fpri^t "

Sa^roe!

ein rebigera f ü r fie ' '

ö f f n e idj b e i n e n SRunb,

Söer f)öten w i l l , l)öre,

ein £>aus SBiberfpenftigfeit finb

' ' U n b er fpradj j u m i r :

®efj,

26 U n b b e i n e S u n g e l a f f e id) a n b e i n e m © o u = biftb.

unb bu follft

u n b w e r eä l o f f e n w i l l , l a f f e

eä;

fpredjen: benn

fie.

22 dl c © „dort" = näherbestimmende Gl. — a Breites Trogtal (U-fÖrmig), im Giegensatz zu Berg und Gebirge, also niedriges Land; cf zu 1 iff. — 1 TjriN pr „dich". — 23 a n j n als Einfuhrung der eigentlichen Mitteilung. — dl 23 a/S „wie die Herrlichkeit, die ich am Flusse Kebar geschaut hatte" = erläuternde Gl zu 23 a nach 11-28 a. — 24 dl „und er redete 'mit mir' OflS)" = variierende Gl. — 25 dl 25 „Und du, Menschenkind, siehe, sie haben dir Stricke angelegt und dich mit ihnen gebunden, daß du nicht mitten unter sie gehst" = erläuternde Gl, die nach 4 8 erklären soll, warum E z verstummte. — 26 a Wörtlich „ein zurechtweisender Mann". — dl „denn ein Haus Widerspenstigkeit sind sie" = deutende Gl. — b mnn gehört versmäßig zur vorhergehenden Zeile. — 271 wie 22. — dl 'X cf 2 4 .

Belagerung begonnen hatte, führte er die in 241-14.15-24 berichteten symbolischen Handlungen aus. Wie zu Beginn seiner Wirksamkeit (cf zu 4—5) scheint er auch in diesen entscheidenden Monaten die Verkündigung mittels symbolischer Handlungen der lediglich mündlichen Verkündigung vorgezogen zu haben. Denn als die Belagerung andauerte, hat er noch zwei weitere eindrucksvolle Handlungen ausgeführt, ohne ein Wort zu äußern; nur sein Tun sollte zu den Deportierten sprechen. Es handelt sich um die symbolischen Handlungen, die in 3 2 2 - 2 7 24 25-27 33 2 1 - 2 2 und in 4 4 - 8 berichtet werden. Beide gehören an das Ende der 1. Periode der Tätigkeit Ez's, die erste leitet bereits zur 2. Periode über. Wahrscheinlich haben sie einmal mit 24 1-14.15-24 eine größere Sammlung von Berichten über symbolische Handlungen gebildet (ähnlich 4—5 12 1 - 2 0 ) , ohne daß man für sie einen einheitlichen, zusammenhängenden Text annehmen darf. — Allgemeines über symbolische Handlungen cf zu 3 16 a 4—5. Die erste der beiden symbolischen Handlungen vom Ende der 1. Tätigkeitsperiode Ez's wird in 3 2 2 - 2 7 24 25-27 33 2 1 - 2 2 berichtet. Der Prophet hat sie während der Belagerung Jerusalems ausgeführt, um durch sein Stummwerden das Verstummen und Sichabwenden Jahwes von den Deportierten zu symbolisieren und durch sein Redendürfen die erneute Hinwendung Jahwes zu ihnen anzukündigen. Sie erstreckt sich also über eine längere Zeit und endet erst, als die Nachricht vom Fall Jerusalems in Babylonien eintrifft. Uberliefert ist sie in 3 kleineren Berichten, die von der Redaktion über das Buch verteilt worden sind; dadurch sollte insbesondere unterstellt werden, daß der Prophet während der meisten Zeit seiner Tätigkeit stumm gewesen sei und seinen Mund nur zur Mitteilung der Jahweworte habe öffnen dürfen, die gelegentlich an ihn ergingen (zu ähnlichen Umstellungen cf zu 3 16b—21 4 4-8). Tatsächlich handelt es sich jedoch um ein zusammenhängendes Geschehen, das unbestimmte Zeit vor dem Fall Jerusalems begonnen und bis zum Eintreffen der Nachricht darüber gedauert hat. In diesen Monaten hat Ez nur noch einige Worte gegen Ägypten gesprochen, die durch die Hoffnungen auf ägyptische Hilfe und die Niederlage des Entsatzheeres hervorgerufen worden sind (29 eb-9a 30 2 0 - 2 1 . 2 2 - 2 6 31), falls die symbolische Handlung nicht doch erst nach ihnen begonnen hat. Der 1. Teilbericht 3 22-27 enthält nach dem einführenden Nebenbefehl mit dem Bericht über seine Ausführung ( 2 2 - 2 3 ) den Befehl zur symbolischen Handlung mit Deutung

26

Das Verstummen Ezechiels

3 22-27

Nach der 1. Str ( 2 2 - 2 3 ) erhält Ez den Auftrag zur symbolischen Handlung während eines ekstatischen Erlebnisses, das — wie mehrfach — mit einer Entraffung oder Entrückung des Propheten verbunden ist. Wenn Ez aufgefordert wird, in die Talebene (cf zu 11ff.)hinauszugehen, weil Jahwe mit ihm reden will, und er diesen Befehl ausführt, ist an eine solche Entraffung zu denken. Denn der Prophet befindet sich bereits im ekstatischen Zustand, da entsprechend dem bezeichnenden Ausdruck die Hand Jahwes über ihn gekommen war (cf 1 3 3 14 8 1 33 22 37 1 40 1); und in der Talebene „stand die Herrlichkeit Jahwes", die nur ekstatisch-visionär wahrgenommen werden kann. Die Entraffung vollzieht sich demnach nicht, indem Ez sich durch die Luft getragen fühlt (cf 8 1-3), sondern indem er selbst zu gehen glaubt (cf 3 14). Angesichts der Herrlichkeit Jahwes fällt er in der Erregung der Ekstase auf sein Angesicht nieder (cf 1 28 9 8 43 3 44 4). Die 2. Str (24. 26) gibt an, was Ez tun soll. Zunächst freilich muß der „Geist" ihn wieder aufrichten, jene übernatürliche Kraft, die den Menschen befähigt, vor Jahwe zu stehen, ihn zu schauen und zu hören. Auch seine Erwähnung weist auf einen ekstatischen Zustand hin (cf 2 2 3 12.14 8 3 111. 24 43 5). Ez erhält den Auftrag, sich in seinem Hause einzuschließen; die Zunge soll ihm am Gaumen kleben, so daß er verstummt und die Deportierten nicht mehr zurechtweist. Die 3. Str (27) begrenzt die Handlung. Ez wird wieder reden können, sobald Jahwe ihm ein Wort gibt, das er verkündigen soll, und damit seinen Mund öffnet. Vorläufig hat Jahwe nichts zu sagen, was Ez verkündigen könnte; daher soll er verstummen. Wie ist dieses Verstummen zu verstehen ? Es ist kein Anzeichen einer körperlichen oder geistigen Krankheit Ez's (seit A. Klostermann häufig: periodische Alalie, Katalepsie oder Schizophrenie), obwohl die Annahme nicht von der Hand zu weisen ist, daß Ekstatiker und Visionäre sich manchmal an der Grenze zwischen geistiger Gesundheit und Krankheit und in den ekstatischen Prophetenscharen gelegentlich Geistesgestörte befunden haben. Bei Ez jedoch hängt das Verstummen mit einem ekstatischen Erlebnis 3 ) und einer symbolischen Handlung zusammen. Der Ausdruck „die Zunge am Gaumen haften lassen" weist keineswegs auf einen krankhaften Zustand hin, sondern bedeutet, daß ein völlig gesunder Mensch auf ganz natürliche Art „den Mund hält" (cf 16 63 29 21 Hi 29 10, anders Thr 4 4 Ps 22 16 137 e). Es ist ebenso ausgeschlossen, daß Ez unmittelbar nach seiner Berufung ein langjähriges Schweigegebot erhalten oder daß er infolge der Anfeindung, des Widerstandes oder gar infolge der Gewaltanwendung der Deportierten (C. von Orelli, C. H. Cornill, J . Ziegler u. a.) geschwiegen hätte (wie die Glosse 25 erläuternd hinzufügt). Denn der Prophet hat tatsächlich zahlreiche Worte gesprochen, wie sich aus vielen Stellen erschließen läßt (cf 81 11 25 12 9f. 14 1 20 1 21 5 24 19ff. 33 30ff.); so entspricht es dem Berufungsauftrag (cf 2 4ff. 3 4ff.), der in 27 wieder anklingt: zu reden, ob sie es hören wollen oder nicht 3 ). Vielmehr ist das Verstummen Ez's symbolisch gemeint. Wie und indem er aufhört zu reden, hört auch Jahwe auf, zu den widerspenstigen Deportierten zu reden. Wie und indem Ez's Verkündigung aufhört, erlischt das Mühen und Sorgen Jahwes um sie. Jahrelang hat der Prophet auf sie einzuwirken gesucht, jetzt ist das „Zurechtweisen", das Warnen und Mahnen, zu Ende. Jetzt wird er sie nicht mehr auffordern, endlich ihre trügerischen und falschen Hoffnungen von Jerusalem und seinem Tempel abzuwenden, zu Jahwe umzukehren und die Hoffnung ganz auf ihn zu setzen. (24-27)1).

Zur Deutung durch Gregor d. Gr. cf W. Neuß, Das Buch Ezechiel in Theologie und Kunst, 1912, S. 96 f. 2 ) Zum Zusammenhang beider cf G. Hölscher, Die Profeten, 1914, S. 302, 305. *) Daher suchte Kimchi den Ausweg, daß der Prophet sich zurückhalten solle, bis er alle Worte und Visionen erhalten habe, die in 4—11 enthalten sind. Aber diese Begrenzung ist völlig willkürlich.

Die künftige Belagerung Jerusalems

3 16 a — 4 1 - 3

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f>aué Sfrael fein.

3 16 a a prb Rest des ursprünglichen Datums von 41-3, das durch denEinschub von3i6b-2i.22-27 davon getrennt und verstümmelt wurde. — 4 1 a Ungebrannter, luftgetrockneter Ziegel. — b ppn perf. kal. — dl „Jerusalem" = näherbestimmende Gl. — 2 "Ausdruck seit der Zeit Ez's verwendet. — 1 c © BD^l pr imp. entsprechend den vorhergehenden Formen. — dl c ©SB „wider sie" = näherbestimmende/wiederholende Gl, neben a'OD überflüssig. — 3 a Metallplatte zum Backen und Rösten; Ausdruck seit der Zeit Ez's verwendet. — b Vp (ursprünglich Anstrich der Wand) = aus Flechtwerk oder Lehmziegeln errichtete Wand ("H3 = Steinmauer); von 74 Vorkommen 20 im Buche Ez. — e ¡T^X = irby.

Jetzt wird nicht mehr gewarnt, sondern endlich der furchtbare Schlag fallen, der die unbelehrbaren Deportierten trifft, ihre brüchige und übertünchte Mauer niederreißt (cf 13 10ff.) und sie schutzlos der Verzweiflung aussetzt. Wer nicht hören will, lasse es: er muß nun fühlen ! Literatur: A. Klostermann, Ezechiel, ThStKr 50 (1877), S. 391—431; E. König, Zur Deutung der symbolischen Handlungen des Propheten Ezechiel, NKZ 3 (1892), S. 655 ff. ; B. Baentsch, Pathologische Züge in Israels Prophetentum, ZwTh 50 (1907), S. 52—81; Dieckhoff, Der Prophet Ezechiel, Zeitschr. f. Religionspsychologie 1 (1907), S. 193—206; A. Gemayel, L'hygiène et la médecine à travers la Bible, 1932; W. Gronkowski, De natura Ezechielis „vinculorum", Collect Theol 18 (1937), S. 375—412; E. C. Broome, Ezekiel's abnormal personality, JBL 65 (1946), S. 277 bis 292; K. Jaspers, Der Prophet Ezechiel, eine pathographische Studie, Festschrift für Kurt Schneider 1947, S. 77—85.

n i .

316a 4 1 — 5 1 7

Berichte

ü b e r

s y m b o l i s c h e

H a n d l u n g e n

Die symbolische Handlung, deren Ez sich in seiner Verkündigung oft bedient hat, weist eine lange Vorgeschichte auf 1 ). Unter den Schriftpropheten haben sich Hosea (1 und 3), Jesaja (7 3 8 1-4 20 i-e) und besonders Jeremia (13 1-11 16 1-4. 5-7. 8-9 19 1-2 a. 10-11 a 2 7 1 - 3 . 1 2 b [28 1 0 - 1 1 ] 32 1-15 43 8 - 1 3 5159-64) ihrer bedient, vorher schreiben einige Erzählungen sie prophetischen Vorläufern zu (1 R 11 29-39 19 19-21 22 11 2 R 13 14-19). Ihre Vorbilder waren ähnliche Handlungen, die im täglichen Leben Israels und des Alten Orients angewendet wurden (z. B. Haar-, Schuh-, Salz-, Schwur- und Rechtssymbolik) ; manche dieser Handlungen haben noch magisch-zauberhafte Bedeutung, die ursprünglich wohl allen eigen war. Der phänomenologische und geschichtliche Ursprung der symbolischen Handlungen der Propheten ist letztlich in solchen magischen Handlungen zu suchen, die außerdem noch symbolischen Charakter tragen; für viele von ihnen lassen sich Parallelen beibringen, die merkwürdige Ähnlichkeiten aufweisen. Ebenso deutlich wie die Verwandtschaft ist aber auch der Unterschied zwischen magischen und prophetischen Handlungen. Die Handlung des Propheten bewirkt das Eintreffen des symbolisierten 1 ) Cf G. Fohrer, Die symbolischen Handlungen der Propheten, 1953, mit religionsgeschichtlichen Parallelen zu den symbolischen Handlungen Ez's, worauf hier verwiesen sei.

28

Die künftige Belagerung Jerusalems

3 16 a — 4 1 - 3

Geschehens nicht mehr mechanisch durch ihre Ausführung und die ihr immanente K r a f t . Die Gewißheit, daß es sich ereignen wird, liegt f ü r den Propheten in der Macht Jahwes und in seinem Willen, das durch die Handlung Verkündete zu verwirklichen. So soll die prophetische Handlung zwar auch wirksam sein, jedoch nicht infolge magisch zwingender K r a f t , sondern als Ankündigung des göttlichen Handelns. E s ist bemerkenswert, daß diese Art der Verkündigung durch die Tat bei E z einen breiten R a u m einnimmt; allein 12 symbolische Handlungen sind von ihm ausgeführt worden. Offenbar ist dies durch seine besondere Lage begründet. E r wird sich dessen bewußt gewesen sein, daß er auf diese Weise nicht nur unmittelbar auf die Deportierten eingewirkt, sondern gleichzeitig mittelbar dazu beigetragen hat, das bevorstehende Unheil für Jerusalem gemäß dem Willen Jahwes herbeizuführen. Indem er durch die symbolische Handlung wie durch das Wort das Gericht verkündet, macht er es unabwendbar. Zu den Berichten über solche Handlungen 1 ) gehören als grundlegende Elemente der Befehl zur Ausführung der Handlung, der Bericht über die Ausführung und die Deutung der Handlung. Häufig ist freilich nur der Befehl mit der angeschlossenen Deutung schriftlich niedergelegt worden; der Bericht über die Ausführung erschien angesichts des vollkommenen prophetischen Gehorsams gegenüber dem Befehl als überflüssig. Außerdem können als Nebenangaben hinzutreten: Angaben über vielleicht vorhandene Augenzeugen, Ausdrücke f ü r die Zusage Jahwes zur Verwirklichung des symbolisierten Geschehens u n d Ausdrücke f ü r die Beziehung der symbolischen Handlung zu dem durch sie symbolisierten Geschehen. Zu den in 4 i—5 17 gesammelten Berichten gehört wahrscheinlich die Zeitangabe 3 i«a, die zu 4 1-3 zu ziehen ist, nachdem der redaktionelle Einschob der beiden Zwischenstücke in 316b—27 sie abgespalten h a t t e ( 0 . Eißfeldt). Demnach h a t E z seine prophetische Tätigkeit bezeichnenderweise mit der Ausführung symbolischer Handlungen begonnen 2 ). I m einzelnen werden diese verschieden eingeteilt, so daß ihre Zahl von 3 bis 7 schwankt. Am wahrscheinlichsten ist die Annahme von 4 Berichten über symbolische Handlungen, von denen sich drei auf die künftige Belagerung Jerusalems und eine auf die Dauer des folgenden Exils beziehen. Die ersteren (4 1-3. 9-17 5) h a t E z zu Beginn seiner Wirksamkeit, die letztere (4 4-s) gegen Ende von deren 1. Periode ausgeführt 3 ).

3 i«a 4 1-8 Bericht über eine symbolische Handlung: die künftige Belagerung Jerusalems 2 Strophen zu je 9 Kurzversen (1-2. 3) mit unvollständiger prosaischer Einleitung (3iea). Der Bericht enthält den Befehl ohne einleitende Bemerkung (1-3 b«) und die Deutung (3 b/?) 4 ). Nach der 1. Str (1-2) soll Ez die Belagerung Jerusalems darstellen, indem er im Cf G. Fohrer, Die Gattung der Berichte über symbolische Handlungen der Propheten, ZAW 64 (1952), S. 101—120. 2 ) Cf die Bemerkung der Masora zu 3i6a plDD JiJtDSa KpDB („eine Unterbrechung in der Mitte des Verses"), die eine Lücke im Vers oder eine Umstellung von Versen andeutet. 3 ) J. Steinmann entnimmt diesen symbolischen Handlungen die Hypothese einer palästinischen Gefangenschaft Ez's; er wird rasiert wie ein Sklave (5), gebunden (4 4-8) und eingeschlossen, so daß er sein Amt nicht ausüben kann (3 24-27), sogar seine Nahrung in der Gefangenschaft wird nach Menge (410 f. 16 f. 1217-20) und Art (4 9.12-15) angegeben. Aber diese Abschnitte haben keinen selbstbiographischen Charakter, selbst bei der Annahme, daß der Prophet sich als lebendes Symbol dessen verstehe, was die Judäer erleben werden. *) Zur Deutung durch Origenes und Gregor d. Gr. cf W. Neuß, Das Buch Ezechiel in Theologie und Kunst, 1912, S. 40, 97 f.

Die Dauer des Exils

44-8

29

i Uttb bu, lege bicf) auf beine linle Seite, 'unb id) lege* bie ©träfe" beé §aufeá Sftael 'aufbiß'. '9lad)' Öet3ai)l ber£age, bie bu auf it)r Uegft, folljt bu itjre ©träfe trogen. 5 tlnb idj lege bit auf bie Safjre i^tet ©träfe alé 3af)l oon Sagen: '190' Jage follft bu bie ©träfe beé §aufeé Sfrael tragen». e Unb wenn bu mit biefen fertig bift, follft bu bicf) auf beine redjte ©eite legen'' unb bie ©träfe beé §>aufeé Suba tragen a 40 ¿age; einen Jag für ein3ai|t'' 'lege idj' bir auf. V 8 Unb fielje, idj lege bir ©triefe an, bafe bu bid) nid)t roenben tannft oon einer Seite sur anberen, bié bu fertig fcift mit ben ¿agen beinet (Sebunbenljeit. 4 1 lri' pr „du legst", cf 4 f. — » p$> wie 21 30.34 3 5 5 4410.12 = Strafe für Schuld. — 1 yS» pr „auf es", cf4f. — ins o © — 5 1 c © nxp pr „300" (+ 90). Da für © in 8 1 kein Grund vorlag, die ursprüngliche Nennung des 5. Monats in den 6. zu ändern, ist dies in 2)1 vorgenommen worden, um zwischen den Daten 1 1 und 81 für die vorausgesetzten 390 + 7 Tage (4 s 3iea) genügend Zeit zu finden. Infolgedessen stand die Zahl 390 in 4 5 noch nicht in der Vorlage von @, sondern beruht auf späterer Änderung, um die Schuldzeit Nordisraels bereits mit der Reichsteilung beginnen zu lassen (538 + 390 = 928). Damit erledigen sich die weitreichenden Vermutungen, die L. E. Browne, Ezekiel and Alexander, 1952, an die Zahl 390 knüpft. — a Richtige Versabteilung „ . . . Strafe tragen / des Hauses . . . " . — 6 dl c ©@ „ein zweites Mal" = näherbestimmende Gl. — a Richtige Versabteilung wie zu 5 a . — dl c © „einen Tag für ein Jahr" = dittographische GL — 1 c © 'TiriJ pr „lege ich sie" (mit suff. als späterer Erläuterung). — 7 dl 7 „Und auf die Belagerung Jerusalems sollst du dein Angesicht richten und mit entblößtem Arm ( = Symbol der Macht und Kraft) wider es als Prophet auftreten" — verknüpfende Gl; eingefügt, als 4 4-8 mit 41-3. 9-17 verbunden wurden, die von der Belagerung Jerusalems handeln.

kleinen vorführt, was sich in Wirklichkeit zu vollziehen pflegt. Er soll dazu einen der in Babylonien üblichen ungebrannten Lehmziegel nehmen und darauf eine Stadt, d. h. Jerusalem, einzeichnen — grundrißartig oder von außen her gesehen oder Stadtmauer bzw. Tempel als Symbol. Anschließend soll er darüber symbolisch eine Belagerung verhängen; er kann die Belagerungsgeräte ebenfalls auf den Ziegel eingeritzt oder um ihn als Bild der erhöht liegenden Stadt herum in Nachbildungen auf den Boden gestellt oder gezeichnet haben. Im einzelnen entspricht die Aufzählung der damaligen Kriegführung. Die Stadt wird durch mehrere Heerlager eingeschlossen, die durch Wall und Graben miteinander verbunden sind, ein Damm in Richtung auf die Stadtmauer hin aufgeschüttet, um auf die gleiche Höhe wie die Verteidiger zu kommen, und weiteres Gerät herangebracht, besonders Sturmböcke, die die Mauern erschüttern sollten, und mit Pfeilschützen besetzte Angriffstürme. Während Ez wie ein Kind „Festung spielt", denken seine Zuschauer an die grausame Wirklichkeit, die ihnen selbst 598 gedroht hatte, und grübeln immer noch darüber nach, warum Jahwe damals dergleichen zugelassen hat. Wahrscheinlich erwarten sie von dem neuen Propheten Trost und Stärkung. Er wird ihnen bildlich zeigen, daß Jahwe sich nun auf die Seite Jerusalems stellt und die Belagerungsgeräte und -Vorkehrungen hinwegfegt. Nach der 2. Str (3) jedoch soll Ez das Gegenteil tun, die Stadt befehden und selbst die Rolle des Belagerers spielen. Als solcher repräsentiert er zugleich Jahwe selbst und soll als dessen Vertreter zwischen sich und die abgebildete Stadt eine metallene Backplatte stellen. Es ist die eiserne, undurchdringliche Scheidewand, die Jahwe zwischen sich und Jerusalem aufrichtet; er und die Jerusalemer sind geschiedene Leute 1 ). Damit verbunden ist das „Richten des Angesichts"; es bedeutet in diesem Zusammenhang, daß Jahwes Angesicht während der Belagerung unbeweglich und feindselig gegen Jerusalem 1)

Sünden als Scheidewand zwischen Gott und Mensch in Jes 59 2.

30

Die Dauer des Exils

44-8

gerichtet ist. Ez muß die Trennungswand errichten, die die Belagerung vollständig und tödlich macht. Es gibt für Jerusalem keine Rettung, da mit dem äußeren Feind zusammen Gott selbst es belagert, sich von ihm getrennt hat und dem Unheil seinen Lauf läßt. Ez beabsichtigt mit seiner Handlung nicht, daß Jerusalem umkehrt und sein Schicksal in letzter Minute ändert. Es geht nicht um Umkehr und Rettung, sondern darum, daß die bevorstehende Katastrophe als gottgewollt anerkannt wird. Was Ez tut, soll für die Deportierten ein äußeres Zeichen dessen sein, daß der göttliche Vernichtungswille unabänderlich ist. Sie können sich nur in eine ausweglose Hoffnungslosigkeit flüchten oder sich bedingungslos unter diesen Gott beugen, so daß sie sich der Zukunft öffnen.

4 4-8 Bericht über eine symbolische Handlung: die Dauer des Exils 4 Strophen zu je 6 Kurzversen (4.5.6.8).

Während die anderen in 4—5 berichteten symbolischen Handlungen die bevorstehende Belagerung Jerusalems symbolisieren, befaßt diese sich mit der Dauer des Exils. Der Bericht, der ursprünglich nicht in seinen jetzigen Zusammenhang gehört, ist nachträglich in die anderen Berichte eingeschoben und durch die Glosse 7 mit ihnen verbunden worden, um den Eindruck zu erwecken, als habe Ez zugleich mit der Androhung der Belagerung Jerusalems auch die Dauer des Exils symbolisch verkündigt (zu ähnlichen Umstellungen cf 3 i6b-2i. 22-27). In Wirklichkeit ist diese symbolische Handlung wie die nach 3 2 2 - 2 7 24 2 5 - 2 7 3321-22 ausgeführte am Ende der 1. Periode der Wirksamkeit Ez's anzusetzen. Er hat sie während der Belagerung Jerusalems, nach dem Tode seiner Frau (2415-24) oder nach seinem Verstummen (3 22-27), vollzogen. Vielleicht ist entsprechend 3 22-24 auch bei dieser symbolischen Handlung an einen ekstatischen Zustand zu denken. Da er jedoch nur kurze Zeit anhalten kann, hat Ez in ihm wohl nur die Aufforderung zur Handlung empfangen und sie auszuführen begonnen. Der Bericht enthält zwei aufeinanderfolgende Befehle zur Ausführung der Handlung, jeweils mit eingeschlossener Deutung (4-5. e), denen eine Sicherung zur Ausführung der Befehle folgt (s). Die symbolische Handlung soll aus 2 Teilen bestehen. Zunächst soll Ez 190 Tage lang unbeweglich, wie mit Stricken gebunden, auf der linken Seite liegen und das Tragen der Strafe Israels symbolisieren. Damit ist das Nordreich Israel gemeint, da Juda besonders genannt wird und bei Richtungsangaben „links" den Norden bezeichnet. Anschließend soll Ez sich 40 Tage auf die rechte Seite legen und die Strafe des Südreichs Juda tragen. Die in 8 genannten Stricke, die das Stilliegen des Propheten gewährleisten sollen, sind weder wirkliche Fesseln noch krankhafte Lähmungserscheinungen kataleptischer Art, sondern bezeichnen bildlich den strengen Befehl Jahwes, sich nicht von der Stelle zu rühren. Dieses Liegen Ez's ist verschieden gedeutet worden. Er soll nicht die Schuldjahre des Volkes tragen 1 ), da es dem Wesen der symbolischen Handlung widerspricht, etwas Vergangenes darzustellen. Er soll ferner nicht die Dauer der Belagerung als Folge der Schuldjahre ankündigen (J. Herrmann, V. Herntrich u. a.), da es sonst unverständlich bleibt, wieso die Belagerung Jerusalems so viele Tage dauern soll wie die Schuldzeit Jahre, und die Schuld mit der Belagerung keineswegs gesühnt ist. Er soll auch nicht für 190 (bzw. 390) Schuldjahre Judas liegen und dann 40 Exilsjahre für Juda ankündigen (F. Spada') Besonders die jüdische Exegese ist dieser Deutung gefolgt. Die Schuld Nordisraels erstreckte sich über einen Zeitraum von 390 Jahren (Seder Olam, Raschi, Ibn Esra), die man z. T. von der Reichsteilung an zählt (Abravanel nach M. L. Malbim). Die Schuldjahre Judas begannen im 13. Regierungsjahr Josias mit dem Auftreten Jeremias (M. L. Malbim). H a n d b . z . A T I, 13: F o h r e r - G a l l i n g , Ezechiel

6

4 9-17

Die Zustände während der künftigen Belagerung Jerusalems

31

9 Unb bu, nimm bir SBetjett unb ©erfte unb Sonnen unb ßinfen unb f>irfe unb @m= mer a unb gib fie i n ein einaigeä (Sefdfe! Unb bereite fie für bidj au einem S3rot au; " 12» " " i n SJliftflaben ' ' oon SRenfdjen baife b eä eor ifjren Slugen! '13' 14 ® a fpracf) icf): 51 d), *' Sofime, fieiie, meine Seele ift nidjt oerunreinigt, unb 2ta3 unb 3erriffeneS a f)abe ify n i $ t gegeffen oon meiner 3ugenb an bis jeijt, unb i n meinen 3Jiunb ift !ein u n r e i n e ^ gietfd) ßefommen c . 15 ® a fpradj er au m i r : @iei)e, idj geftatte bir 9Rift a oon Slinbern ftatt SJHftflaben oon 9Jlenfdjen; unb bu follft bein SBrot barauf bereiten. 10 tlnb beine ©peife 'follft bu' abgewogen11 'effen': 20 @efelb je £ a g ; oon S a g j u Sog 0 follft bu booon effen. 11 Unb SBaffer follft bu abgemeffen" trinien: V« S>in b ; oon £ a g au £ a g follft bu eä trinien. i e ® o n n fprarfj er au m i r : 9Renfau|)ti)aar unb beuten $ a r t b führen. Unb nimm bir eine ®ewidjtswaage c unb teile fie. 2 @in ¡Drittel oerbrenne mit Steuer' ein d r i t t e l gerfdjlage mit bem©djwert ' ' unb ein Drittel ftreue in ben SBinb. ' ' '3-4 a' 4 b 'Unb bu follft fttflen' j u m g a n j e n £>au$ S f r a e l : 5 ©0 f p r i d j t ' ' Saljme: Dies ift Sierufalem! 3 n bie ffllitte ber S ö l l e r ijatte id) es geftellt, unb rings um e§ f)er finb ßönber®. « Slber es w a r wiberfpenftiger gegen meine Siebte ' ' a l s bie SSölfer unb gegen meine ©aljungen a l s bie ßänber, bie rings u m es ijer finb ' Y 8 D a r u m f p r i d j t ' ' Soljwe f o : ©iefie, id) will an bicfj " " 9 unb werbe a n bir tun, wa§ idj nodj nidjt getan i)abe unb w a s idj nidjt nodj einmal tun werbe® in biefer 2 B e i f e b ' ' 1 0 - 1 1 ' 5 1 ins c © © © £ '3. — " i b j ist akk. Lehnwort und hap. leg. — b ti'si in dieser Bedeutung wie Nu 6 9 2 S 14 26; fpT Backen- und Kinnbart. — c Determination von B'OIKD durch bp&ü nur hier. — 2 dl „inmitten der S t a d t " = deutende Gl; dl „wenn die Tage der Belagerung voll sind" = verknüpfende Gl (44-8); dl „und nimm das . . . " = Gl zur Bildung eines neuen Satzes (mit den folgenden Worten). — dl „rings um sie her" = deutende Gl. — dl 2bß „Und das Schwert werde ich hinter ihnen her zücken" = zitierende Gl nach nbß. — 3—4 dl 3-4a „3 Und nimm von dort eine kleine Zahl und binde sie in deinen Gewandzipfel; 4a und von ihnen nimm wiederum und wirf sie mitten ins Feuer und verbrenne sie mit Feuer" = dogmatische Gl, die einen Rest und ein neues Läuterungsgericht voraussetzt. — 1 c © JJ"!Dfanb unb ftompfe mit beinern gufe auf unb rufe: 'fyaV üi>era alle ®reuelb '' bes £>aufeä SfraeU ' ' $urdjs ©djwert, burcii ben junger unb burdj bie ^Seft werben fie fallen. 12 ®er gerne wirb burdj bie $eft fterben, unb ber 9ialje wirb burd)3 Sdjroert fallen, '' unb bet ¡¡Belagerte» wirb burdj junger 'umfommen'. Unb idj werbe meinen (Stimm an iljnen etfdjöpfen. 13 'Unb fie fallen erfahren', bafe idj Saijwe bin®, wenn iljre @rfdjla= genen liegen inmitten iljrer ®öfcen " 'u' 11 dl 'S cf 2 4. — 1 HS? als Ausdruck der Schadenfreude pr „wehe". — a Sx = bv. — b Eig. „Abscheuliches" (besonders ethisch und kultisch), häufig in der Zeit Ez's verwendet (von 112mal im AT: 40mal im Buch Ez, 17mal Dt, 8mal Jer). — dl c @ „bösen" = erläuternde Gl. — dl c © das Relativpronomen = vervollständigende GL — 12 dl c © „und der Übriggebliebene" = deutende Gl zum folgenden Wort nach Jes 49 6. — a Wörtlich „der Bewahrte, Bewachte". — 1 c © Bifl1. pr „und er wird sterben" als durch niö 1 I bedingten Schreibfehler. — 13 1 c un» ger tonnen fie nid)t fattigen unb itiren ßeib nitfjt füllen. ' ' 20 'Stören' ioftbaren Sdjmud 'oerwenbeten fie' 3um Sluábrud ber Slnntafeung, unb bie SBilbfäulen i&rer © r e u e l ' ' m a t t e n fie b a r a u é . ' * unb ben ©ottlofen ber @tbe 21 @o gebe idj iljn in bie £>anb ber gremben» alé ^lünbergut j u r Sieute ' 2 2 Unb idj wenbe mein Slngefidjt oon iijnen, bafe man mein SHeinob" ent= wei^e.'' 2 3 ' ' ®enn baá ßanb ift coli t i o n ' ' Blutfdjulb unb bie ©tabt eoll tum greoel. 2 4 ' ' Unb idj madje ein @nbe iiirer ftoljen 'Süac^t', unb entweiht werben 'i&re Heiligtümer'. 25 9lngft a 'fommt', unb fudjt man £>eil, fo gibt eä feiné. 26 Unglüd a fommt über Unglüd, b unb ®erüd)t ü b e r ®erüdjt gibt eé. 'Unb ju fdjanben wirb' Sdiauung bem ißropfieten, unb SBetfung 0 ge£)t bem Sßriefter oer= d loren unb 9tat ben $lteften , 27 ' ' 'unb ber Surft' fleibet ftdj in ©ntfefcen. Unb bie f)änbe ber S3ürger a werben erftarren; 'nadj' itjrem Sßanbel fjanble idj ' a n ifjnen', 'unb nací)' iljren (Sefefeen richte idj fie. ©o folien fie erfahren, bafe id) Satiwe bin. 14 1 |?n irpni v'lpri lypri (cf @) pr „sie bliesen ins Horn, alles zuzurüsten", das im Zusammenhang falsch ist. — dl „Aber keiner geht in den Kampf" = ergänzende Gl. — dl c © 14 b „Denn sein Zorn kommt über (*7K = *jy) all ihren Reichtum" = ergänzende Gl. — 1 5 1 c ©312 ¡*int? pr „ist draußen" entsprechend JTOD. — dl 15 b „Wer auf dem Feld ist, wird durchs Schwert sterben, und wer in der Stadt ist, den werden Hunger und Pest verzehren" = erläuternde Gl zu 15a. — 16a*3K = bv; es ist unnötig, \T1 nach arab. „hinaufgehen, besteigen" zu verstehen (cf J . Reider in VT 2 [1952], S. 119). — dl c © „wie Tauben der Täler" = erläuternde Gl. — dl iea/2-b „Sie alle gurren, jeder ob seiner Schuld" = erläuternde Gl zur vorhergehenden. — 1 7 1 c © ohne Artikel. — a D . h. der Mut entfällt. — b = Urin, cf 2 R 18 27 (Q) Jes 3612 (Q); zum Ausdruck cf G. R. Driver in ZAW 65 (1953), S. 260. — 18 a bxi = — 19 dl c © £ „ihr Silber und ihr Gold können sie am Tag des Zornes Jahwes nicht retten" = deutende Gl. — dl 19 b „Denn es wurde zum Anlaß ihrer Sünde" = erläuternde Gl zur vorhergehenden. — 20 1 c £aufe fofea unb bie toeften 3»baö cor mir fafeen, 'ba tarn' über midj * ' bie §anb ' ' Saijwel. 2 Unb idj flaute, unb ba war etwas, bog otidj a '' 'einem SRann'. SBon bem an, wa§ wie feine Oüften au3fai)b, nadj unten su war geuer. Unb oon feinen lüften an nadj oben faf) es wie ®lanj aus, wie Öa3 Sltnfen oon '©leftron'. 3 Unb er recfte etwas wie eine f>anb gebilbeta aus «nb nafjtn midj bei meinem f>aarfdjot>fb. Unb (Seift ijob mid) empor jinifctjen @rbe unb Gimmel unb braute midj nadj Serufalem'' an ben ©ingang 'beS %axeS' ' b a S nadj SHorben gerietet i f t ' ' 4 ' 8 1 1 c ® ^ p n a ; 3K hat den 6. Monat, damit die Zeit zwischen den Daten 11 und 81 für die in 3 iea und 44—8 von ihm vorausgesetzten 7 + 3 9 0 Tage ausreichte. — 8 Zwischensatz ohne 1 eingeführt. — 1 c © S D Wfll pr „da fiel", cf 3 22. — dl c © „dort" = näherbestimmende GL — dl 'S cf 24. — 2 a Wörtlich „die Gestalt...". — dl c ® „wie das Aussehen" = erläuternde Gl nach Verderbnis des folgenden Wortes. — 1 c @ £ D tt^X pr „Feuer", das aus tMt falsch vokalisiert worden ist. — b Wörtlich „Aussehen...". — 1 Setfnn, cf 14.27. — 3 »Wörtlich „das Bild einer Hand". — blUTS wörtlich „das herabhängende Stirnhaar" (noch Nu 15 38 = „Quaste"). — dl „in Gesichten Gottes" = erläuternde Gl. — 1 c @ "IS^D mit Artikel. — dl c @ £ D „des inneren" = näherbestimmende Gl. — dl „wo der Sitz des Bildes der Eifersucht ist, das Eifersucht erregt" = näherbestimmende Gl (nach 5), die das Bild falsch lokalisiert. — 4 dl 4 „Und siehe, dort war die Herrlichkeit des Gottes Israels, wie das Gesicht, das ich in der Ebene geschaut hatte" = ergänzende Gl.

sollen die Heiligtümer mitsamt dem jerusalemischen Tempel untergehen. Wenn auf diese Weise, fährt die 10. Str (25-26 a) fort, die Macht zerbricht, herrscht nur noch Angst. Jäh aufgeschreckt, wird man nach Rettung suchen und verlangen, sie aber nicht finden. Im Gegenteil, Unglück über Unglück kommt, eine Schreckensnachricht jagt die andere. Es ist eben alles zu Ende. In dieser Lage, so schließen die 11.—12. Str (26b-27), zeigt sich die verheerende Wirkung des feindlichen Uberfalls. Es versagt die religiöse Führung, so daß die geistlichen Segnungen aufhören: Die Propheten haben keine göttlichen Gesichte und die Priester keine göttliche Weisung mehr, denn Gott spricht nicht mehr, sondern richtet. Es versagt die politische Führung, so daß die Wohltat geordneten Zusammenlebens sich auflöst: Die besonnenen Ältesten wissen keinen Rat mehr, und der „Fürst" (wie Ez den König beharrlich nennt, außer I i 17 12 in bezug auf Jojachin und 43 7) ist verzweifelt und entsetzt. Und entsprechend sind die Vollbürger, die auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens vollberechtigt und handlungsfähig sind, wie erstarrt in Rat- und Hilflosigkeit. In dumpfer, lähmender Furcht müssen sie ihr Schicksal erwarten, dem sie nicht entrinnen können. Sie verdienen nicht einmal Mitleid, weil sie nur ernten, was sie gesät haben. Es trifft sie lediglich, was ihrem Leben entspricht. Ihre eigenen Taten werden nach ihren eigenen Gesetzen gerichtet. Sie können keine Schonung beanspruchen, denn die Maßstäbe, die Jahwe an sie anlegt, sind ihnen seit langem bekannt und von ihnen auch gegenüber anderen angewendet worden. Kein Urteil und keine Strafe können gerechter sein als diese!

VI. 81—1125 Berichte über ekstatische Erlebnisse (mit einem Anhang) Auf den ersten Blick erwecken diese 4 Kapitel den Anschein, einen einheitlichen Abschnitt zu bilden, jedoch zeigen die zahlreichen Unebenheiten und unlösbaren Schwierigkeiten bald, daß in ihm mehrere Berichte und Worte gesammelt und teilweise ineinander verschachtelt worden sind. Es lassen sich 4 kleinere Abschnitte herauslösen: 1. 8 1—9 11

48

Das Gericht über die götzendienerischen Jerusalemer

81-4

mit dem Schluß 11 24-25 als Bericht über ein erstes ekstatisches Erlebnis, in dem Ez die Fremdkulte im Tempel zu Jerusalem und das Gericht über die Stadt schaut. — 2. 9 3a 10 2. 7.18-19 mit dem Schluß 11 22-23 als Bericht über ein zweites ekstatisches Erlebnis, in dem Ez schaut, wie Jahwe Jerusalem einäschert und verläßt. — 3. 111-13 als Bericht über ein drittes ekstatisches Erlebnis, in dem Ez die Beratung führender Jerusalemer wahrnimmt und Jahwes Urteil über sie hört. — 4. 1114-21 als Verheißung eines neuen Herzens und Geistes für die Deportierten. Der Sammler hat die 3 Berichte zusammengefaßt, weil jeder von einer ekstatischen Entraffung des Propheten von Babylonien nach Jerusalem erzählt, und 1114-21 angehängt, weil es wie 111-13 die Haltung der in Jerusalem an die Macht gelangten Schicht verdeutlicht und zugleich ein Gegengewicht gegen die furchtbaren Drohungen der 3 Berichte bildet. Die ganze Sammlung hat ihren Platz hinter 7 gefunden, weil dort schon vom üblen Verhalten der führenden Jerusalemer (7 10.12), vom Sichabwenden Jahwes vom Tempel und dessen Zerstörung die Rede war (7 22ff.),so daß jene Aussagen nunmehr ihre tiefere Begründung erhalten sollten. 8 1—9 11 1124-26 Bericht über ein ekstatisches Erlebnis: das Gericht über die götzendienerischen Jerusalemer 19 Strophen zu je 7 Kurzversen (81.2.3.5. 6.7-9.10-11.12-13.14-15.16.17-18. 9 l a + 2 a a . 2a/?-3*. 4.5-«*. 8. 9. ío-ii. 1124-25) mit prosaischer Einleitung vor der 4., 5., 8., 11., 14., 15. und 17. Str (in 8 5. 6.12.17. 9 4.5. 9). Eine weitere 20. Str, die die Rückkehr der 6 Männer berichtete, ist nach 9 ll ausgefallen.

Den Kern des Berichtes bilden zwei größere Teile. Der erste ist in der 4.—11. Str enthalten und beschreibt die Schau der Fremdkulte im Tempel zu Jerusalem, der zweite in der 12.—18. Str schildert die Wahrnehmung vom Vollzug des Gerichts. Den Rahmen liefern die 1.—3. Str, die den Anlaß und das Eintreten der ekstatischen Entraffung angeben, und die 19. Str, die das Ende der Ekstase erzählt. Das Entstehen des Abschnitts läßt sich noch beobachten. Die Ältesten suchen bei Ez Rat und Weisung durch ein Jahwewort. Sie warten, während er schweigt, und sehen nach einiger Zeit, wie die Ekstase über ihn kommt. Er redet auch noch nicht, während er sich entrückt fühlt und Vision und Audition erlebt. Erst als die Ekstase von ihm weicht, kann er ihnen verkünden, was auf ihre Fragen hin zu sagen ist. Auf das ekstatische Erleben und die mündliche Verkündigung folgt die Niederschrift des Berichts, der dabei in die gemäße Form gebracht wird 1 ). E i n l e i t u n g : Anlaß und Eintreten der Ekstase (8 i—3)3). Die 1. Str (i) gibt außer dem Datum (im Jahre 593/2) vor allem über eine bestimmte Art prophetischer Wirksamkeit Auskunft. Der Prophet sucht in diesem Falle keine Zux ) Zur späteren Deutung cf W. Neuß, Das Buch Ezechiel in Theologie und Kunst, 1912: Orígenes S. 41, Gregor d. Gr. S. 98f., Rupert von Deutz S. 124—126, Romanische Kunst S. 259f., 278—280. 2 ) Es ist äußerst unwahrscheinlich, daß die einleitenden und abschließenden Verse des Abschnitts abgetrennt werden dürfen (F. Horst, Exilsgemeinde und Jerusalem in Ez VIII—XI, VT 3 [1953], S. 337—360: 8 2.3a = Aufreicherungsmaterial, 81. 3b 11 24f. = Rahmen, der ursprünglich zur Vision vom Wegzug Jahwes aus dem Tempel gehört hat). Denn 81-3 sind mit 85ff. literarisch und sachlich unauflöslich verbunden; der tí*1» in 82 ist Jahwe, was mit 93a 10* 1122 f. unvereinbar ist; und das in 8 5 erwähnte Tor wird gerade in 8 3 näher bestimmt. 6*

8 5-13

Das Gericht über die götzendienerischen Jerusalemer

49

5 25a foradj er jm m i r : SRenfdjenfinb, ergebe öodj beinc Slugen in ber 3Ucf)tung nadj ÜJtorben! Unb i ß erfjob meine Slugen in bet Stidjtuno nod) Horben, unb ba mar 'nörblid& oom i o r bet Slltar* bes SübeS ber @iferfudjt a ' e ® a fprad) er su m i r : aJJenfdjenfinb, fiej&ft bu, w a s fie a tun? (Srofee © r e u e l ' ' tun fie tjier, bamit icS midj uon meinem Heiligtum entferne b . 2lber weiterhin ' ' wirft bu gröfeere 0 ®teuel f l a u e n 0 . 7 Unb et b r a u t e midj an ben ©ingang bes S3or£)ofä." 8 ®a fpracij er su m i r : SDlettfdjen» finb, 'foäfie botf) untrer' * ' ! 'Unb idj fpäbte u n t r e r ' ' ' unb fiefee b a : eine Xür 9 $a fptacij er su m i r : Äomm unb fcfjou bie (Sreuel ' b i e fie fjier oerüben! 10 Unb idj fam unb f l a u t e , unb ba waren allerlei ®ebübe t>on ®ewürm unb ®iei) a ' eingerifjt in bie Söanb r i n g s u m ' \ n Unb 70 ä l l ä n n e r ' ' ftanben cor ifjnen, unb jebet batte feine SJtäucfjett)fannea in feinet §>anb, unb ber $ u f t ' ' beg SBeii)raudj£ b ftieg auf. 12 ®a f p t a d j er su m i r : f>aft bu oefeljen, ©lenfd&enfinb, w a s ' ' fie t u n ? ' ' ®enn fie fagen: 3af)We fiebt'3 nid)t' 3a^we bot baS ßanb oerlaffen! 13 Unb er fpradj ju m i r : ä B e i t e r b i n ' ' wirft bu gröfeere (Sreuel feben a , bie fie oetüben. S 1 rmjp "IS®*'? [toSÖ pr „nördlich in bezug auf das Tor des Altars" als späterer (falscher) Erläuterung. — a Während R. Dussaud in Syria 21 (1940), S. 359 f., und C. Virolleaud in R E S 1945, S. 59—63, pr „Eifersuchtsbild" lesen: XjpXH bno „Lapislazuli-Bild" (cf auch G. R. Driver in Bibl 35 [1954], S. 149), leitet H.Torczyner in J B L 65 (1946), S. 293—302, büO von akkad. §amallü(m) „Handelsagent" und nxjpn von HJp „käuflich erwerben, erlösen" ab. 'jDD ist akkad. Lehnwort und wird seit der Zeit Ez's verwendet. — dl c © „dieses war am Eingang" = erläuternde Gl zum Ausgleich mit 3 b ß . — 6 a l Q DH HD. — dl c © £ D „die das Haus Israel" = näherbestimmende Gl zu „sie". — b Subjekt des inf. ist Jahwe. — dl „du wirst zurückkehren" (als Formverb = „noch") = an die folgenden Verse angleichende Gl. — c Adjektiv in komparativischer Bedeutung. — d ,.schauen" gehört versmäßig zur vorhergehenden Zeile. — 7 dl c ©&D 7b „Und ich schaute und siehe, ein Loch war in der Mauer" = erläuternde Gl, da nach der Textänderung in 10.12 anzunehmen war, daß das Folgende im Geheimzimmer vor sich ging. — 81 "IDn pr „durchstoße", cf E. Balla in Festschrift Rudolf Bultmann, 1949, S. 8 Anm. 11. — dl c © (£ D ) 2mal in 8 „durch die Mauer" = angleichende Gl nach Verderbnis des Verbs. — 1 IBnsj pr „und ich durchstieß". — dl c @ B „einzige" = näherbestimmende Gl. — 9 dl c MS ®S D „die schlimmen" = erläuternde Gl. — 10 a tfQ"1 eig. „das kleine Getier, Kriechtiere"; nana ist vor dem Dt selten und findet sich häufig seit der Zeit Ez's. — dl „Abscheuliches" = dogmatische Gl zu ioaa ( f p # als kultisch Abscheuliches noch Lv 7 21 1110-42 Jes 66 17); dl „und alle Götzen des Hauses Israel" = ergänzende Gl. — dl „ringsum" I I = dittographische Gl. — 1 1 dl „aus den Ältesten des Hauses Israel" = näherbestimmende Gl; dl „und Jaasanja, der Sohn Schafans, in ihrer Mitte stehend" = ergänzende Gl. — a Ausdruck noch 2 Ch 26 19. — dl c ® 2 D „der Wolke" = erläuternde Gl zum seltenen "inj? (nur noch Zeph 310). — b Ausdruck bis zur Zeit Ez's nur f ü r „Opferrauch" verwendet (frt außer Jes 113), seit der Zeit Ez's f ü r „Räucherwerk, Weihrauch" (im Opferfeuer verbrannte Riechstoffe); älteste Erwähnung des Weihrauchs im AT als HJisb Jer 6 20. — 12 dl „die Ältesten des Hauses Israel" = wiederholende/näherbestimmende Gl. — dl c © „in der Finsternis" = erläuternde Gl; dl „ein jeder in seinen Bilderkammern" = erläuternde Gl. — dl c © „uns" = näherbestimmende Gl. — 13 dl cf 6 b. — a „sehen" gehört versmäßig zur vorhergehenden Zeile.

hörer für ein Wort, das er mitzuteilen hat, sondern wird von den Ältesten aufgesucht, die bei ihm Rat einholen. Er soll Jahwe für sie befragen und seine Weisung ermitteln (cf 141 201). Das Amt der Ältesten stammt anscheinend aus der früheren Sippenordnung, die in Juda durch den Untergang des Staates aufgelöst wird, sich aber auch im Exil nicht durchgesetzt hat. Vorerst haben die Deportierten sich ihrer noch bedient, so daß bei ihnen die Ältesten eine maßgebliche Rolle spielen; an sie hat Jeremia infolgedessen seinen Brief

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Das Gericht über die götzendienerischen Jerusalemer

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gerichtet (cf Jer 29 1). Diesmal haben sie nach dem Inhalt des folgenden Berichts innere Nöte der Deportierten an Ez herangetragen, ja ihre eigentliche Sorge, die sie quält: Warum muß Jerusalem eigentlich untergehen, wie Ez es androht ? Ist es wirklich Jahwe, der das herbeiführen will ? Dann sind sie nach ihrer Auffassung in Babylonien endgültig verloren und dem Tode geweiht (cf zu 18 21-32); darum bedrängt diese Frage sie. Ez antwortet ihnen im Bericht über seine Entrückung: Jerusalem muß bestimmt untergehen, weil es voll von religiösen und ethischen Vergehen ist und die Leute meinen, daß Jahwe es nicht einmal merke, weil er das Land verlassen habe. Darum wird er sie durch seine Henker töten lassen! Die 2.—3. Str (2-3) berichten ausführlich über das Erleben Ez's. Als der ekstatische Zustand ihn ergreift (die „Hand Jahwes" über ihn kommt), schaut er die Gestalt Jahwes, die wie in 1 26 ff. beschrieben wird. Das Eigenartige seines Erlebnisses aber ist die Entraffung, die ein Teilmoment der Ekstase sein kann. In ihr fühlt der Ekstatiker sich gleichsam körperlich an einen anderen Ort versetzt, an dem sich das eigentliche Erlebnis abspielt. So empfindet Ez, wie er an seinen Haaren hochgehoben, durch die Luft getragen und nach Jerusalem gebracht wird 1 ); das ist neben der weiten Talebene (cf zu 11. 3b) der zweite Zielort seiner Entrückungen (außer den Berichten in 8—11 cf 40 iff. 43 iff.). Es handelt sich also weder um eine tatsächliche Reise Ez's von Babylonien nach Jerusalem (E. H.Pfeiffer), da ausdrücklich der „Geist" als derjenige genannt wird, der Ez wie im Fluge dorthin bringt, noch um einen ekstatischen Zustand des Propheten in Jerusalem, unter dessen Zwang er sich in den Tempel begeben hätte (V. Herntrich), da man in einem solchen Zustand nicht geht oder gehen kann. Außerdem hätte Ez das, was er täglich mit eigenen Augen sehen konnte, nicht als visionär Geschautes dargestellt und schwerlich übersehen, daß die Tammuzklage (14) im Juni/Juli stattfand, während er sein Erlebnis in den August/September legte. 1. T e i l : die Fremdkulte im Tempel zu Jerusalem (8 5-is). Der Prophet sieht sich im ekstatisch-visionären Zustand durch den Tempel geführt. Da er von Babylonien kommt, gelangt er zuerst an das Nordtor der großen Umfassungsmauer der königlichen Bauten, offenbar an seine Außenseite (3), danach hindurchgehend an seine Innenseite, die in den großen Yorhof führt (7). Von dort geht er geradeaus weiter zum Nordtor des eigentlichen Tempelhofes {u) und zu der nach Osten gelegenen Vorderseite des eigentlichen Tempelgebäudes (ie). An all diesen Stellen, sozusagen auf Schritt und Tritt, begegnet er Gebräuchen, die zu fremden, nicht-jahwistischen Kulten gehören2). Entweder kennt er sie noch aus der Zeit vor seiner Deportation oder hat in Babylonien durch Nachrichten aus Jerusalem davon gehört. Jedenfalls sollen sie zu seinen Lebzeiten ausgeübt worden sein; daher erscheinen sie in der Vision als ihm gleichzeitig. Denn in ihr werden nicht vergangene, sondern gegenwärtige oder zukünftige Ereignisse in dieser Weise geschaut. Auch die aufeinander folgenden Augenblicksbilder sind für eine Vision bezeichnend; Ez sieht für kurze Zeit ein Bild, an das sich sofort ein neues anschließt, das vor seinem inneren Auge aufsteigt. a) Ez erwähnt zunächst den vor dem Eingangstor zum Bezirk der königlichen Bauten stehenden Altar mit einem Gottesbild (5). Da es Jahwes Eifersucht erregt, muß es einer Nach ZuaDa 3 33ff.trägt der Engel den Habakuk am Haupthaar zu Daniel in die Löwengrube, nach HebrEv Fragm 2 a „die Mutter, der heilige Geist" den Evangelisten an einem Haar zum Gottesberg Tabor. 2 ) Es handelt sich weder um ein Ritual zum Fest des Tempelauszuges Jahwes, der wie Tamm uz und Marduk eine ausziehende Gottheit wäre, mit späterer Umdeutung dieses Sommersonnenwende-Festes als Trauerfeier über den Fall Jerusalems (H. G. May), noch in 7—9 um eine satirische Polemik Ez's gegen ein zeitgenössisches Fest kanaanäischen Ursprungs (Th. H. Gaster).

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Ii ttnb et bradjte midj an ben ©tngang beS Zoxeä bei SaGwetempeli ' u t t b ba fafeett bort 'grauen', bie ben £ammua beweinten. 15 ®a fprad) er 3u mir: § a f t bu'S gefefjen, Söienfd&enfinb? Söeiterljin ' ' wirft bu ®reuel feilen, bie gtöfeer als biefe finb. i6 Unb er braute midj in ben Söor^of bei 3a^roetempelö ' U n b ba waren am Eingang beS Sa^wetempeli ' ' etwa 2 0 ' ' SJlann, ifjren 9tü(fen gegen ben SaGwetempel unb ifjr ©efidjt nadj Dften, unb fie 'beteten''' jur Sonne. 17 Da fpradj et su mir: f>aft bu'i gefeljen, SJlenfdjenfinb? Sft tä bem £>aufe 3uba su wenig, ju öetüben bie (Sreuel, bie fie Gier oerübt Gaben ' ' , bafe» fie fogat bie 9lebenranie 'su meiner 9lafe' auiftrel» !en b ? i8 S o will audj idj im 8 o t n iianbeln, nitfit betrübt fein unb fein 9HitIeib empfin^ ben.'' 14 dl „der nach Norden liegt" = näherbestimmende Gl zum Toreingang. — 1 c © D ^ i ohne Artikel. — 15 dl cf eb. — 16 dl „den inneren" = näherbestimmende Gl. — dl „zwischen Vorhalle und Altar" = näherbestimmende Gl. — dl c 2 MSS @ÄD „und 5" = ergänzende Gl nach 111. — 1 Qiiqrifö pr Schreibfehler. —dl c © „nach Osten" = wiederholende Gl nach demselben Vers. — 1 7 dl „Denn sie haben das Land mit Gewalttat erfüllt" = variierende Gl nach 7 23 b; dl c ® S D „und sie haben mich immer wieder beleidigt" = ergänzende Gl. — a Hin als Einführung des betonten Nachsatzes. — 1 'ES pr Tiq soph „zu ihrer Nase". — b „ausstrecken" gehört versmäßig zur vorhergehenden Zeile. — 18 dl c © £ D „und wenn sie mit lauter Stimme in meine Ohren rufen, will ich sie nicht hören" = ergänzende dittographische Gl nach 91.

anderen Gottheit geweiht sein, so daß es vielleicht das Bild der Göttin Aschera oder Astarte ist, das Manasse im Tempel aufgestellt hatte (2 R 21 7 2 Ch 33 7.15) und das nach der vorübergehenden Entfernung durch Josia (2 R 23 e) wieder errichtet worden war. Der dazugehörige Altar könnte noch der von Ahas aufgestellte sein (2 R 16 14). b) Als nächstes (7-11) sieht Ez an der Innenseite des äußeren Nordtors, als er auftragsgemäß umherspäht, eine Tür, die offenbar zum Torbau gehört. In dessen Wand sind allerlei Tierwesen geritzt, die göttliche oder dämonische Wesen darstellen. Sie werden von einer größeren Zahl von Männern (70 als runde Zahl) mit Weihrauchopfern verehrt. Es ist möglich, daß es sich um einen babylonischen Kultus handelt, der infolge der politischen Beziehungen zu diesem Land eingedrungen wäre. Näher liegt vielleicht die Annahme eines ägyptischen Kultus, wenn man an die politischen Bestrebungen Zedekias in diesen Jahren denkt (cf auch zum vierten Kultbrauch in ief.). c) Am Nordtor des eigentlichen Tempelhofes üben die Frauen einen Ritus des Tammuzkultes aus (14): die alljährlich stattfindende Totenklage um den dahingeschiedenen Gott. Ursprünglich eine sumerische Gestalt — ein Gott mit dem Namen des Sagenkönigs Dumuzi oder umgekehrt —, hat er auf dem Wege über kanaanäische Vorstellungen und Kulte auch in Israel Verehrer gefunden. Er verkörpert eigentlich die gewachsene Frucht, nährt und schützt die Haustiere als göttlicher Hirt und Verteidiger der Herden. Zu ihm gehört die Lebensmutter Innin, deren Geliebter und Gemahl er ist, mit der er in jedem Frühjahr durch die heilige Hochzeit die Vegetation erzeugt, worauf er in der Sommerhitze und Ernte stirbt und als Saat in die Erde, die Unterwelt, vergraben wird, um zu demselben Kreislauf wiederaufzuleben. Er ist der Urtyp der altorientalischen sterbenden und wiederauflebenden Götter, mit dem Wesen Jahwes unvereinbar, aber nun sogar in dessen Tempel verehrt 1 ). ') Zum Text der Tammu2klage cf J. B. Pritchard, Ancient Near Eastern texts, 1950, S. 109 a. Vermutliche weitere Anspielungen im AT: Gn 35 8 Jes 1710 6617 Jer 2218 Sach 1211 Da 11 37. Cf ferner S. Linder, Palästinische Volksgesänge (ed. H. Ringgren), 1 1952, S. 88 f.; A.-G. Barrois, Manuel d'archéologie biblique, II 1953, S. 338.

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d) Im inneren Vorhof, der damals noch den Männern zugänglich gewesen zu sein scheint, findet vor dem eigentlichen Tempelhaus der Kultus des Sonnengottes statt (16-17)1). Als besonders anstößig erscheint es Ez dabei, daß die Betenden, die sich zur aufgehenden Sonne nach Osten hin wenden, dem Tempelhaus, in dem sich Jahwes Thronsitz befindet, den Rücken zukehren 2 ). Dabei strecken sie die rntoT zu Jahwes Nase aus. Dieser rätselhafte Ausdruck ist sehr verschieden verstanden worden. Die Deutung auf den Penis (H. Graetz, I. G. Matthews u. a.) scheidet aus, da die Männer dem Tempel den Rücken zuwenden, ebenso die auf den bareqman, das Zweigbüschel der persischen Sonnenanbeter (Ch. C. Torrey u. a.) 3 ). Als beste Deutung erschien bisher die der früheren jüdischen Exegeten als strepitus ventris (cf „Fahne" für Alkoholdunst), so daß Ez den Sonnenanbetern vorgeworfen hätte, daß sie den Gestank ihrer Blähungen dem im Tempel thronenden Jahwe in die Nase steigen ließen. In "Wirklichkeit scheint nntoi. wie sonst die Ranke der Weinrebe zu bezeichnen und Ez einen ägyptischen Kultbrauch zu meinen, so daß die Verehrung dem ägyptischen Sonnengott gilt, wie es den judäischen Bemühungen um Ägypten in jenen Jahren entspricht. Auf die Vorstellung, die dem Brauch zugrunde liegt, ist hinsichtlich der künstlichen Blume am Kopfbund des Hohenpriesters (Ex 28 36 39 30 Lv 8 9), die der sonstigen Bedeutung des Bildes der Blume widerspricht (cf Jes 40 6-8 Ps 103 15f. Hi 14 1 f.), hingewiesen worden 4 ); sie findet sich ebenfalls an dieser Stelle. Für den Ägypter ist die Blume eine Emanation der schöpferischen Kraft der Natur; Zweig, Ranke, Pflanze und Baum repräsentieren die Macht und Lebenskraft der Vegetation. Man bietet solche Pflanzenteile besonders den Göttern und den Toten dar (den letzteren, weil die Pflanzenteile durch die vorherige Weihung an die Gottheit und die Kräfte des Heiligtums doppelt heilig und für die Toten wirksam geworden sein sollen) und mit ihnen „das Leben", so daß man ihnen ein ewiges Leben irdischer oder jenseitiger Art verleiht. Auch der Sonnengott erhält im Kultus solche pflanzlichen Symbole, die sogar in Form des Lebenszeichens gebildet sind. Vor allem hält man sie an die Nase des Bedachten, die als Sitz des Lebens gilt und auf diese Weise die Lebenskräfte der Pflanze, des Symbols des sich erneuernden Lebens erhält. Wieder findet sich Ahnliches in Zusammenhang mit dem Sonnengott, besonders wenn die Sonne sich aus der Erde, dem Totenreich, den Urgewässern zu neuem Leben erhebt. Entsprechend verfahren die jerusalemischen Anbeter des ägyptischen Sonnengottes, nur daß sie in Palästina von den seltenen Blumen ganz absehen und das beziehungsreiche kanaanäische Symbol der Weinrebe verwenden. Sie heben sie empor, um der im Osten sich erhebenden Sonne neues Leben zu geben 6 ). Indem sie es ihr aber darbringen, begehen sie den größten Greuel im Tempel. Sie verehren die Sonne, obwohl sie nur ein Geschöpf Jahwes ist, und halten ihre Reben so, daß sie Jahwe selbst, dem Herrn allen Lebens, neues Leben zu schenken scheinen. Dabei denkt Ez entweder entsprechend der konkreten Lage daran, daß er mit dem *) Zum Sonnenkultus cf 2 R 23 5.11 Jer 8 2. 2 ) Bei der nächtlichen Lichtfeier im Frauenvorhof am Laubhüttenfest sollten bestimmte Priester auf diese Verfehlung hinweisen und hinzufügen: „Wir aber werfen uns vor Jahwe nieder, auf Jahwe sind unsere Augen gerichtet" (Mischna, SukkaV4). Der Schreibfehler DrPinntPD wird als von 2 Verben herleitbar (Xintf und nnt?) als Hinweis auf eine zweifache Verfehlung gedeutet: Degradierung des Tempels und Verehrung der Sonne (Jerus. Talmud, Sukka 55 c). 3 ) Zu Gründen gegen diese Deutung cf S. Spiegel in HThR 24 (1931), S. 300; R. Gordis in JThSt 37 (1936), S. 284 ff. 4 ) A. de Buck, La fleur au front du Grand-Prêtre, OTSt 9 (1951), S. 18—29. 6 ) Der Brauch ist anderwärts ebenfalls bekannt, cf besonders die assyrischen und hethitischen Beispiele in ATAO S. 94, 705 ; J. B. Pritchard, The ancient Near East in pictures, 1954, Abb. 29, 132, 407; spätere Anspielungen: bab. Talmud, Joma 72b, 2 Cor 2 6.

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91 $ann rief er mir in bie ©fiten mit lauter Stimme folgenbetmafeen : ®ena£)t ift bie £>eim= f u i u n g 3 ber ©tobt ! " 2 Unb fxeEjc, 6 SJiänner famen aué ber ÌRidjtung beé oberen Zortä, boS not^ Ulorben 'gerietet ift', unb jeber botte feine 9Jlorbwaffe a in feiner §>anb. llnb ein SJlonn war unter ibnen, in Seinen gefleibet unb baé Sireibgerät an feiner Seite b . Unb fie famen unb fteüten fidEj neben ben ebetnen Slltar. 3b a $ a rief et ben äJiann, ber in ßeinen gefleibet mar, ber baS Sireibgerät an feiner Seite botte. 4 llnb er ' ' f p r a i ju i£)ma: 3ief)e mitten b u r i bie Stabt, mitten b u r i Serufalem, unb jeüfjne ein Äennjetien auf bie Stirnen ber äRänner, bie feufjen unb ftö(jnenb über alle ®reuel, bie in ibm oerübt werben! 5 Unb su ben anberen fatai et 00t meinen Obren: 3iebt b u r i bie Stabt hinter ibm ber unb f i l a g t ju! 'Seib n i i t betrübt' unb empfinbet fein SDHtleib! e " " SBer baé Äennjeiien an f i i bot, ben rübrt n i i t an! Unb an meinem Heiligtum fangt an! 2)a fingen fie mit ben Sftännern an ' ', bie oor bem Tempel ftanben. '7' 8 Unb alé fie bteinfilugen, war i i übrig geblieben®. 2>a fiel i i b auf mein Slngefiit unb f i t i e unb tief: 2 l i , " Sabwe, willft bu oertilgen ben " Üleft Sfraell, inbem bu beinen Stimm übet Serufalem auSfiütteft? 9 1 a Intensiver Plural. — dllb„Und jeder hatte seine Vernichtungswaffe in seiner Hand" = dittographische Gl nach 2. — 2 1 c ® n^BH pr Relativpronomen c part. hoph. — »Wörtlich „das Gerät seiner Zerstörung"; ^DD ist hap. leg. — b Wörtlich „und das Schreibzeug des Schreibers an seiner Hüfte"; nDp ist ägypt. Lehnwort, nur bei Ez verwendet. —3 a 3 a gehört zum folgenden Abschnitt (9 sa 10 2.7.18 f. 11 22 f.). — 4 dl c ©£ D „Jahwe" = näherbestimmende Gl. — a l Q V1?». — bnjK seit der Zeit Ez's verwendet, p3K außer bei Ez nur Jer 5152. — 5 1 Q et Dp^Jf. — 6 dl eaa „Greis, Jüngling und Mädchen und Kinder und Frauen tötet bis zur Ausrottung" = näherbestimmende Gl. — dl c © „und jeden Mann" = erläuternde Gl zu vbj? 1t>N. — dl c © „die Ältesten" = näherbestimmende Gl. — 7 dl 7 „Und er sprach zu ihnen: Verunreinigt den Tempel und füllt die Vorhöfe mit Erschlagenen; geht hinaus ! Und sie gingen hinaus und schlugen in der Stadt zu" = dogmatische Gl, die die Verunreinigung des Tempels durch Leichen mit einem Befehl Jahwes rechtfertigt. — 8 aMischform aus "iN^l und INtt'Jl, cf GKa § 64 i; keine kanaan. gebildete Form, wie E. J. Young in JQR 42 (1951/2), S. 319 f., annimmt. — b Zum impf. cons. mit n t ' cf GKa § 49 e. — dl 'X cf 2 4. — dl c © „ganzen" = näherbestimmende Gl. ihn fuhrenden Jahwe vor ihnen steht oder daß der eigentlich im Himmel weilende Jahwe die Geste auf sich beziehen muß. Mit dem, was er geschaut hat, ist für den Propheten die Frage beantwortet, warum Jerusalem zerstört werden soll: Es geschieht wegen des Götzendienstes, den man sogar im Tempel auf Schritt und Tritt findet. Darum kann Jahwe nur noch zornig handeln, ohne Betrübnis und Mitleid. 2. T e i l : der Vollzug des Gerichts über Jerusalem (9 1-11). Zunächst ruft Jahwe die Männer herbei, die das Gericht vollstrecken sollen (1-3). Es sind, wie es der Vision entspricht, himmlische Wesen in Männergestalt. Sie kommen von Norden her, wo auf dem Gottesberg die Geister des Verderbens hausen und auf der Erde der Babylonier darauf wartet, das Unheil zu bringen. Insgesamt handelt es sich um 7 Männer, von denen 6 mit Mordwaffen in den Händen nur zusammenfassend genannt werden. Der Siebte führt ein Schreibgerät mit sich und ist in Leinen gekleidet wie altorientalische Priester und Weise (cf E x 28 40ff.Lv 16) oder wie in der späteren Apokalyptik der Engel Gabriel (cf Da 10 5 12 6 f. bab. Talmud, Joma 77 a, und die 7 Schalenengel Ape 15 e), der die göttlichen Strafbefehle vollzieht und vom früheren mrr "x'pc die Funktion der Redeübermittlung zwischen Gott und Mensch übernimmt. Der 7. Mann bei Ez hat ähnliche Aufgaben, so daß er eine Zwischenstufe zwischen Hin1 "js'po und Gabriel

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bildet. In der Ausführung der Vorstellung scheint Ez jedoch vor allem von babylonischen Vorstellungen beeinflußt zu sein. Der 7. Mann entspricht dem babylonischen Gott Nabu (Nebo), von dem es in der Inschrift der Nabu-Stelle Adadniraris III. heißt, daß er das Schreibrohr hält, und dessen Griffel der „Griffel des Schicksals" heißt. Da er ferner zum Kreis der 7 babylonischen Planetengötter gehört, muß man auch in der Siebenzahl der Männer den Einfluß derjenigen der großen planetarischen Gottheiten Babyloniens erblicken 1 ). Ez sieht nun in der Vision, daß die Sieben sich neben dem ehernen Altar aufstellen. Es ist entgegen der Glosse in 8 ie nicht der Brandopferaltar des Alias, sondern der alte salomonische Altar (1 R 8 64), den Ahas auf die Nordseite des neuen hatte stellen lassen (2 R 16 14). Danach erteilt Jahwe dem Schreiberengel seinen Auftrag (4). Da es in Jerusalem eine Anzahl von jahwetreuen Frommen gibt, die wegen der im Tempel verübten Greuel seufzen und stöhnen, soll er ein Zeichen auf ihre Stirn malen, damit sie nicht zusammen mit den Frevlern getötet werden, sondern das Gericht überleben. Das Zeichen hatte, wie der Ausdruck 1PI angibt, entsprechend der althebräischen Schreibart eine kreuzähnliche Form (X oder + ) und ist ein Schutzzeichen, das auf Grund des Sichbekennens zu Jahwe verliehen wird. Offenbar hängt es mit der üblichen Kennzeichnung des Eigentums zusammen (Brandmarkung von Sklaven oder Vieh), so daß sein Träger als Eigentum Jahwes und unter seinem Schutze stehend gekennzeichnet wird 2 ). Entgegen den meisten anderen Stellen nimmt Ez zu dieser Zeit wohl noch an, daß es in Jerusalem einige Fromme gibt, die gerettet werden sollen (cf dagegen 14 12-23). Es folgt der Auftrag an die das Henkeramt ausübenden Gerichtsengel (s-e). Hinter dem Schreiberengel hergehend, sollen sie alle diejenigen töten, die das Schutzzeichen nicht tragen. Schrecklich ist es, daß sie im Heiligtum selbst beginnen 3 ) und es durch die Leichen der Erschlagenen verunreinigen und entweihen sollen. Und doch beruht dies auf Jahwes ausdrücklichem Befehl, dem sogleich die Ausführung folgt. Ez, der nun mit Jahwe allein ist, fühlt sich von diesem furchtbaren Bild überwältigt (8). Gewöhnlich gestattet er keinen Einblick in seine eigenen Empfindungen und spricht seine innere Anteilnahme kaum einmal aus; der Mensch tritt völlig hinter dem Propheten zurück. Aber an dieser Stelle kann er seinen Schrecken und sein Mitgefühl nicht zurückhalten. Die Aussicht, daß nach der Deportation von 598 auch der letzte Rest Israels vernichtet wird, ist zu grausig. Darum wendet er sich mit einem letzten Versuch, in bescheidener Frage, aber nachdrücklicher Fürbitte, an Jahwe, um ihn vielleicht vom Äußersten zurückzuhalten 4 ). Aber Jahwe gibt eine ablehnende Antwort und wiederholt nur den unerbittlichen und zürnenden Vorwurf der Sünde Israels (9-11). Man hat in Jerusalem gehandelt, als ob Jahwe das Land verlassen habe und kein Gott zuschaue. Daher hat man nicht nur jene kultischen Sünden begangen, sondern auch ethische: Blutschuld und Rechtsbeugung. Während Jahwe noch redet, sieht Ez den Schreiberengel zurückkommen, Cf H. Gunkel, Der Schreiberengel Nabu im Alten Testament und im Judentum, ARW 1 (1898), S. 294—300. 2 ) Zu ähnlichen Schutz- oder Bekenntniszeichen cf Gn 415 1 R 2041 Ps 15 6-9 Jes 44 s Gal 617 Apc 7 3ff.9 4 1316 f. 141. Dagegen klingt Ex 12 22ff.noch an apotropäische Zeichenmagie an, die ebenso wie das Tragen von Zeichen fremder Götter in Dt 141 Lv 19 28 21 5 f. verboten wird, in als „Handzeichen" Hi 31 35. Zu altorientalischen Typen des Kreuzzeichens cf. A. Jeremias, Handbuch der altorientalischen Geisteskultur, 19292, S. 193 f. 3 ) In anderem Sinne 1 Petr 4 n verwendet. 4 ) Zur Fürbitte cf N. Johansson, Parakletoi, 1940; P. A. H. de Boer, De vorbeede in het Oude Testament, 1943 (OTSt 3); F. Hesse, Die Fürbitte im Alten Testament, Diss. Erlangen 19S0 (Mikrodruck 1951).

9 9-11 11 24-25 9 Da

farad)

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er su m i r :

3)te S d j u l b b e ë f > a u f e á S f t a e l ' ' ift ü b e r a u á gtofe, u n b b a á S a n b ift o o l ! oonSBlutfdjulb», u n b bie S t a b t ift c o l i o o n SRedjtábeugung. ¡Denn fie f a g e n : 3 a i ) t o e f>at b a á S a n b o e r * laffen, u n b S a f i w e f i e ^ t ' ä nidjt. 10 ¿ o mili a u d j idj nidjt b e t r ü b t f e i n u n b f e i n SDMetb e m j j f i n b e n ; iljten SBanbel bringe id) a u f tfit $ a u | J t . n U n b fiefye, b e r 9JJann, b e r i n S e i n e n g e t l e i b e t t o a r , ber b a â Schreib» g e r ä t a n f e i n e t «Seite fjatte, melbete» folgenbermafeen: S d ) ïjabe g e t a n , ' w i e ' b u m i t be= fofllen fiatteft.

b

1 1 2 4 U n b S e i f t t>ob m i d j e m p o r u n b b r a d j t e m i d j n a d j 6 i ) a l b ä a j u b e n SSeggefüijrten ' u n b tä £)ob fidj t>on m i r b a s ©efid&t, b a é id) g e f d j a u t t i a t t e . 25 ® a r e b e t e tdj s u ben SBeg= geführten a l l e SBorte g a í j r o e é , bie er midj ijatte f l a u e n laffen.

9 dl „und Juda" = ergänzende Gl. — »Abstrakter Plural. — 11 »Wörtlich „er brachte ein Wort zurück". — 1 p r Schreibfehler. — b Hinter 9 1 1 ist 1 Str ausgefallen, in der die Rückkehr der 6 Männer berichtet worden ist; verursacht durch Abtrennung des Schlusses des Berichts, der nun in 11 24 f. vorliegt. 1 1 24 dl „im Gesicht im Geiste Gottes" = erläuternde Gl. der seinen Auftrag ausgeführt hat. Die entsprechende Meldung der Henker war wohl in der an dieser Stelle ausgefallenen Strophe enthalten. A b s c h l u ß : Ende der Ekstase (11 24-25). Nachdem Ez in Jerusalem geschaut und gehört hat, fühlt er sich vom Geiste wieder wie im Fluge nach Babylonien zurückgeführt. Der ekstatische Zustand wird beendet, indem die Vision sich von ihm hebt. Nun kann er den Ältesten sein Erlebnis erzählen. Es lehrt das, was er stets sagt : Jerusalem wird infolge seiner Sünde untergehen, und Jahwe selbst gibt den Befehl zur Vernichtung. Die Deportierten müssen es auf sich nehmen, daß das Gericht unabwendbar und ausweglos ist. Was ihnen und den Jerusalemern vielleicht als gotteslästerlicher Übermut der Feinde erscheinen wird, stellt sich Ez als Vollzug des göttlichen Willens dar. Literatur: H. Graetz, Die euphemistische Bedeutung des Wortes HllOT im Hebräischen, MGWJ 25 (1876), S. 507 f.; B. Stade, Beiträge zur Pentateuchkritik I : Das Kainszeichen, ZAW 14 (1894), S. 250—318; W. Erbt, Das Gesicht von Jerusalems Zerstörung im Hesekielbuche, OLZ 20 (1917), S. 161—169, 193—201; A. Jirku, Zu Hes 8 17, ZAW 39 (1919), S. 160; D. Daube, Über die Umbildung biblischen Rechtsgutes, Lenel-Festschrift 1935, S. 245—258; R. Gordis, „The branch to the nose", a note on Ezekiel 817, JThSt 37 (1936), S. 284—288; H. G. May, The departure of the glory of Yahweh, J B L 56 (1937), S. 309—321; Th. H. Gaster, Ezekiel and the mysteries, J B L 60 (1941), S. 289—310; E. Baila, Ezechiel 81—911; 1124-25, BultmannFestschrift 1949, S. 1—11; A. de Buck, La fleur au front du Grand-Prêtre, OTSt 9 (1951), S. 18 bis 29; E. Dinkler, Zur Geschichte des Kreuzsymbols, ZThK 48 (1951), S. 148—172; T. Worden, The literary influence of the Ugaritic fertility myth on the Old Testament, VT 3 (1953), S. 273 bis 297; F. Horst, Exilsgemeinde und Jerusalem in Ez VIII—XI, VT 3 (1953), S. 337—360. — Aus der Fülle der Literatur über Tammuz : A. Moortgat, Tammuz, 19491) ; J . B. Pritchard, Notes on Tammuz in the light of recent discovery and study, J B L 69 (1950), S. X I I I ; L. Van den Berghe, Réflexions critiques sur la nature de Dumuzi — Tammuz, La Nouvelle Clio 6 (1954), S. 298—321. ») Cf aber auch die Kritik durch H. Frankfort in JNES 9 (1950), S. 189—191, und E. Unger in ThLZ 77 (1952), Sp. 343 ff.

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9 9-11 11 24-25

9 sa 10* 11 22-28 Bericht über ein ekstatisches Erlebnis: Jahwe äschert Jerusalem ein und verläßt es 5 Strophen zu je 7 Kurzversen mit unvollständiger 1. und 3. Str (9 3a 10 2. 7.18-19 1122-23) und prosaischer Einleitung vor der 2. Str (in 102 a).

Der Bericht ist infolge der Verschmelzung mit 8 1ff.und 11 1ff.und der Einfügung zahlreicher und umfangreicher Glossen an zwei Stellen verstümmelt worden. Am Anfang fehlt die Entrückung des Propheten nach Jerusalem (cf 81-3 111), in 10 7 das Ausstreuen des Feuers über die Stadt. Ein Erlebnis Ez's selbst liegt sicherlich zugrunde. Denn die Vorstellung, daß Jahwe befiehlt, Jerusalem in Brand zu stecken, und es auf seinem Kerubenthron verläßt, um später wieder von Osten zurückzukehren (43 1-9), ist zu großartig und eigentümlich, als daß man sie einem Redaktor zutrauen könnte. Nach dem übriggebliebenen Text der 1. Str (9 3 a) befindet Ez sich wiederum im Tempelbezirk in Jerusalem, offenbar im Allerheiligsten des Tempels. Denn er sieht in seiner ekstatischen Vision, wie Jahwe sich vom Kerubenthron erhebt, auf dem er sitzt, und zum Stufenpodium des Tempels geht, um gleichsam als lebendes Gottesbild seine Weisungen zu erteilen. Der Thron ist das in 11 ff. geschilderte Gefährt; während Ez aber dort von „Lebewesen" spricht, die ihn tragen, nennt er sie nunmehr „Kerube" 1 ). Das ist nicht verwunderlich. Als er sie zuerst in Babylonien erblickt, hat er noch niemals dergleichen geschaut und wählt einen allgemeinen Ausdruck; nunmehr schaut er sie im Tempel zu Jerusalem und erfährt dadurch, um wen es sich handelt. Die 2. Str (10 2) enthält die Weisung Jahwes. Er befiehlt dem Schreiberengel, den Ez in der vorherigen Vision geschaut hatte, die Stadt einzuäschern 2 ). Daß gerade dieser gewählt wird und nicht die 6 anderen Männer der ersten Vision, erklärt sich aus der Heiligkeit des Feuers, das die Henker nicht berühren dürfen. Denn die Glühkohlen, die der Schreiberengel nehmen soll, stammen von dem Feuer, das sich zwischen den Keruben befindet (113). Einen Teil davon soll er über die Stadt streuen. Während die Kohlen in der Berufungsvision Jesajas (Jes 6), wo sie vom himmlischen Altar genommen werden, den Propheten entsühnen sollen, haben sie bei Ez vernichtende Wirkung und führen über Jerusalem ein Sodomsgericht herbei. Das himmlische Feuer kann in beiderlei Weise wirken und der Schreiberengel zweierlei Funktionen ausüben. Nach dem Bericht der 3. Str (10 7) führt der Schreiberengel den Befehl aus. Vom Thron der Herrlichkeit Jahwes nimmt er das Feuer, das Jerusalem vernichten soll; daß er es mit den Händen greift, zeigt seine übersinnliche Wesensart 3 ). Das grausige Bild, wie er die Glühkohlen über die Stadt streut und diese in Flammen aufgeht, ist nicht erhalten geblieben. Nach der Einäscherung Jerusalems ist für Jahwe dort kein Bleiben mehr (4. Str, IO18-19). Er nimmt wieder den Platz auf den Keruben ein, um auszuziehen 4 ), und sie setzen sich in Bewegung. Aber es ist, als könne er sich von dieser heiligen Stätte nur schwer trennen oder an ihrem Untergang nicht genug weiden. Noch zweimal macht er Halt — am östlichen Tor des Tempelbezirks und auf dem östlich der Stadt gelegenen Ölberg (5. Str, 11 22-23). Er zieht also nach Osten in die Wüste davon. Denn Ez meint nicht, daß Jahwe sich dauernd auf dem Ölberg niederließe; er war ja auch nach Baby!) Zur Vorstellung der Kerube cf G. A. Cooke und J. Ziegler z. St. ) Vorbild für Apc 85 15 7. 8 ) Nach dem bab. Talmud, Joma 77 a, hat der Schreiberengel das Feuer duroh die Kerube erhalten, so daß es etwas von seiner Hitze eingebüßt hatte; andernfalls wäre Israel restlos vernichtet worden. 4 ) Zu einem entsprechenden Vorgang in Athen cf Chantepie de la Saussaye, Lehrbuch der Religionsgeschichte, II 1925* (ed. A. Bertholet-E. Lehmann), S. 317. 2

9 3a 101-22 1122-23

Jahwe äschert Jerusalem ein und verläßt es

57

a 9 3a Unb bie f)etrliänbe a Xritt jtmfdjen baé Stäberwerf unterhalb 'ber Äetube' mit @Iüf)foi)len aus bem SRaum swifdjen ben Verüben unb ftreue fie über bie ©tabi! Do trat er oor meinen 2lugen hinein. '3-6' 7 Unb er ftretfte ' ' feine ©anb ' ' natf) bem geuet aus, baé jioifd^eti ben Äeruben war, ' ' a unb naljm baoon unb farn heraus "s-it* i8 Unb bie §etrlidjfeit Saljmeé ging ' a u l ' bemXempel ijeraué unb ftellte fidj auf bie Äerube. l» Unb bie Sietube fjoben iijre glügel unb erhoben fid) a »or meinen Slugen con ber 6 r b e ; 'unb alé fie fidj erhoben', gingen bie 9iäbet gleidjjeitig mit ifinen. 'Unb fie madjten £ a l t ' am öftlidjen Xoreingang beö Saijroetempelé, unb bie §>ertlidjfeit bei ©otteé Sfraelé war oben über itjnen. '20-22' 1122 Unb bie Äerube fioben ifjre Flügel, unb bie SRäber gingen gleichzeitig mit iiinen, unb bie §errlidjfeit beS ®otteé SfraelS war oben über iljnen. 23 $ a er^ob f i # bie §errlidj» feit gafiwel mitten aué ber S t a b t hinweg unb m a ^ t e auf bem Serge £>alt, ber öftüd) oon ber ©tabt liegt.

9 3 a a Infolge der Einfügung des Abschnitts in den Zusammenhang 81—11 25 sind 3 Verse verloren gegangen. — 1 c © D'OVlsn pr sing., cf 10 7. — 1 c @ DrP^y pr sing, cf 10 7. — b Podium f ü r ein Gottesbild o. ä.; außer Ez nur noch Zeph 1 9. 1 0 1 dl 1 „Und ich schaute und siehe, über (bx = by) der Feste, die über dem Haupt der Keruben war, war etwas wie ein Lapislazuli-Stein. Etwas, das aussah, wie wenn es einem Throne glich, wurde über ihnen sichtbar" = wiederholende Gl nach 1 26. — 2 dl c © „und er sprach" = wiederholende Gl. — 1 c ® D'Oliai pr sing., cf 10 7. — »Ausdruck seit der Zeit Ez's verwendet. — 3—6 dl 3-« „3 Und die Kerube standen zur Rechten des Tempels, als der Mann 'hineintrat' (1KÌ23 ohne suff.), und die Wolke erfüllte den inneren Vorhof. 4 Und es erhob sich die Herrlichkeit Jahwes von 'den Keruben' (1 c © D^Vtìn pr sing.) zum (bji = Sx) Stufenpodium des Tempels hin, und es erfüllte sich der Tempel mit der Wolke, und der Vorhof füllte sich mit dem Glanz der Herrlichkeit Jahwes. 5 Und das Bauschen der Hügel der Kerube wurde bis zum äußeren Vorhof gehört wie der Donner des El Schaddaj, wenn er redet. 6 Und es geschah, als er dem Mann, der in Leinen gekleidet war, folgendermaßen gebot: Nimm Feuer zwischen dem Räderwerk zwischen den Keruben heraus!, trat er hinein und stellte sich neben das R a d " = ergänzende Gl zu 2. — 7 dl c © „der Kerub" = (falsch) erläuternde Gl. — dl c © „zwischen den Keruben" = näherbestimmende Gl zu „Feuer". — dl „er holte und legte es in die Hände des in Leinen Gekleideten" = erläuternde Gl. — a 4 weitere Verse sind verloren gegangen. — 8—17 dl 8-17 „8 Und es wurde sichtbar an den Keruben etwas wie Menschen'hände' (1 c © pr sing.) gebildet unter ihren Flügeln. 9 Und ich schaute und siehe, da waren 4 Räder neben den Keruben, je 1 Rad neben je 1 Kerub (distributive Wiederholung des Ausdrucks, cf GKa § 134 q) ; und die Räder sahen aus wie das Blinken von Topas (cf zu 116). 10 Und ihr Aussehen : 'einerlei' (1 nnx pr masc.) Gestalt hatten die vier, als wäre ein Rad im anderen. 11 Wenn sie gingen, gingen sie nach ihren vier Seiten. Sie wandten sich nicht, wenn sie gingen, sondern in die Richtung, in die sich der Vorderste wandte, gingen sie hinter ihm her. Sie wandten sich nicht, wenn sie gingen. 12 ' ' (dl c @S D „und ihr ganzer Körper" = ergänzende Gl) Und ihre Rücken (vulgärer Ausdruck) und ihre Hände und ihre Flügel und die Räder waren ringsum mit Augen (cf zu 118) bedeckt bei den Vieren " (dl c £ D „Räder" = ergänzende Gl). 13 Und die Räder wurden vor meinen Ohren Räderwerk genannt 1 ). 1

) Die Bemerkung dient dem Ausgleich der verschiedenen Bezeichnungen der Räder, die in Ez verwendet werden. Während ¡BIS allgemein das Rad eines Fahrzeugs bezeichnet, meint babj das eines Kriegswagens (nur Qoh 12 6 = Schöpfrad des Brunnens), nimmt, aber in 10 2. 6.13 die Bedeutung „Räderwerk" an. Unwahrscheinlich ist die Deutung von biSj durch E. v. Mülinen, Gal-

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Jahwe äschert Jerusalem ein und verläßt es

9 3a 101-22 11 22-23

14 Und 4 Gesichter hatte jeder: Das erste Gesicht war ein 'Stier'gesicht (1"W pr „des Keruben") und das zweite Gesicht ein Menschengesicht und das dritte ein Löwengesicht und das vierte ein Adlergesicht. 15 Und es erhoben sich (BDI Nebenform von Dil) die Kerube, das sind die Lebewesen, die ich am Flusse Kebar geschaut hatte. 16 Und wenn die Kerube gingen, gingen die Kader neben ihnen. Und wenn die Kerube ihre Flügel hoben, um sich von der Erde zu erheben, wandten sich auch die Räder nicht von ihrer Seite. 17 Wenn sie stehen blieben, blieben sie stehen; und wenn sie sich erhoben, erhoben sie sich 'mit ihnen' (1EFX pr „sie"). Denn der Geist der Lebewesen war in ihnen" = wiederholende/ergänzende Gl nach 11-28 a. — 1 8 1 c © |ö pr „vom Stufenpodium (des)" als späterer (falscher) Erläuterung nach 93a. — 1 9 a Von OD! als Nebenform von Dil, wohl an die gleichen Formen in 15.17 angeglichen, ursprünglich f r t fflVVl. — 1 'KH Di]Xii>3? (cf ©) pr Schreibfehler „bei ihrem Abzug und die Räder". — 1 e ®@ HQV_'l pr sing, entsprechend dem Subjekt. — 20—22 dl 20-22 „20 Das waren die Lebewesen, die ich unter dem Gott Israels geschaut hatte am Flusse Kebar. Und ich erkannte, daß sie Kerube waren. 2 1 ' ' (dl c ©SS „Vier" I = dittographische Gl) 4 Gesichter hatte jeder, und 4 Flügel hatte jeder und etwas, das wie Menschenhände gebildet war, unter ihren Flügeln. 22 Und die Gestalt ihrer Gesichter: E s waren die Gesichter, die ich am Flusse Kebar geschaut hatte ' ' (dl c © „ihr Anblick und sie selbst" *) = erläuternde Gl). Jeder ging gerade vor sich hin" = wiederholende/ergänzende Gl nach 1 i-28a.

lonien gekommen (11 ff.). Ez nennt den Berg nur, weil er den Horizont begrenzt und man von dort noch einmal nach Jerusalem zurückblicken kann. „Rabbi Jonathan sagte: Dreieinhalb Jahre verweilte die Schechina auf dem ölberg in der Hoffnung, daß Israel Buße tun werde; aber sie taten keine" (Midrasch Rabba zu Thr, 82). Ez erkannte die Lage besser; er wußte das schon, als er diese ekstatische Schau hatte.

111-13 Bericht über ein ekstatisches Erlebnis: Schuld und Strafe der führenden Schicht Jerusalems 7 Strophen zu je 5 Kurzversen (1*. 2. 3.5*. 6.7.9-10*) mit prosaischer Einleitung vor der 2. Str (in 2 a).

Der Bericht und das in ihm geschilderte Erlebnis sind gegenüber den beiden vorhergehenden selbständig. Die Entrückung des Propheten wird besonders erwähnt (1 a); auch die inhaltliche Verschiedenheit ist deutlich. Gegenstand ist nicht der kultische Abfall (81 ff.) oder die Zerstörung der Stadt (9 3 a usw.), sondern das ethische Vergehen von Jerusalemern auf sozialem und politischem Gebiet. Zweifellos liegt ein echtes Entraffungserlebnis des Propheten zugrunde, das er in Babylonien gehabt hat. Er kennt nicht einmal die Namen der führenden Männer Jerusalems, sondern spricht nur von etwa 25 Mann. Denn erst nachträglich ist der Bericht mit Namen ausgeschmückt worden, wie die metrische Gliederung erkennen läßt, und erst nachträglich durch die Mitteilung vom plötzlichen Tode Pelatjas ergänzt worden, da sie völlig unvermittelt in 13 auftaucht und nicht in ursächlichen Zusammenhang mit dem vorhergehenden Drohwort gebracht wird. Ein Fern- oder Hellsehen Ez's aber, durch das er den Tod Pelatjas von Babylonien aus wahrgenommen hätte (J. Herrmann u. a.), ist unwahrscheinlich und in der Prophetie ohne Parallele. Zudem müßte Pelatja selbst das Jahwewort, das Ez in Babylonien erreicht, ebenfalls gehört haben, um darüber zu Tode zu erschrecken — eine unmögliche Annahme2)! gal, ZDPV 46 (1923), S. 79—107: „Und es wurde von den Rädern gegenseitig zugerufen der Preis der Majestät." *) Nach dem vorangehenden Relativsatz in den Kasus des Relativums gesetzt. a ) Auch wenn man die Bemerkung über den Tod Pelatjas beibehalten will, kann keine Rede von einem Fern- oder Hellsehen sein, da der Tod Pelatjas nur etwas innerhalb des ekstatischen

11

1-13

Schuld und Strafe der führenden Schicht Jerusalems

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11 i Unb ©eift f)ob tnidj empor unb braute midj jum öftlidjen %ox beä 3>ai)tt)etempel3 ' ' ; ba waten am ©ingang beS Xorö 'etwa' 25 9ftann.'' 2 i>a fptad) er au mir: fflienfdjeniinb, boö finb bie SRänner, bie Uni)eil finnen unb böfen SRat galten in biefer ©tobt. 3®ie fpretfjen: Sie 3 « t ift nidjt na^e, Käufer ju bauen; fie ift ber Äodjtopf, wnb wir finb ba£ Öleifd). V 5 " ©prüf): fpridjt 3a&we: ©o rebet i^r, £»au3 3froeI, unb was eut^ in ben ©inn 'fommt', weife idj woljl. e Sfjr i)obt eure ©rfdjlagenen oiel gemacht4 in biefer ©tabt unb itire ®affen mit @r= ferlogenen1» gefüllt. $arum fo fprid&t'' Sat)We: 7 ©ure ©rfdjlagenen, bie it)r mitten in fie gebradjt fyabt, bie finb ba3 gletfd), unb fie ift ber Äodjtopf; aber euef) 'werbe idj wegführen' mitten au$ tf)t. 's' 9 " 3dj werbe eudj geben in bie (Gewalt tum gremben unb ®eri n b „An (bü = bv) der Grenze Israels werde ich euch richten" = dittographische Gl nach loa/?. — 12 dl c ®B(AC> 12 „Und ihr sollt erfahren, daß ich Jahwe bin, da ihr nicht nach meinen Satzungen gewandelt seid und meine Hechte nicht befolgt habt; sondern die Rechte der Völker, die rings um euch her sind, habt ihr befolgt" = zitierende Gl nach 5 7. — 13 dl 13 „Und es geschah, als ich als Prophet auftrat, da starb Pelatja, der Sohn Benajas. Und ich fiel auf mein Angesicht und schrie mit lauter Stimme und sprach: Ach, Herr Jahwe, 'willst du' (1 n^SH) ein Ende machen dem Rest Israels ?" = sachlich ändernde Gl mit dem Ausruf Ez's als Variation von 9 8 (nicht umgekehrt, wie J . Goettsberger in BiblZ 19 [1931], S. 6—19, annimmt); n*?3 ntPJ> mit Akkusativ noch 2017 und mehrfach in der Zeit Ez's (JerZeph). Wie die 1. Str (ia) zunächst berichtet, ist Ez wieder einmal in einen ekstatischen Zustand gefallen, in dem er sich von Babylonien nach Jerusalem entrafft glaubt. Er findet Entrafftseins Erlebtes wäre, dem nichts Reales entspräche; Ez hätte in der Vision den Tod Pelatjas schauen können, ohne daß dieser tatsächlich starb. Unwahrscheinlich ist auch die Annahme von L. Finkelstein, The Pharisees, 1946, I I S. 688 Anm. 27; nach ihr saß Pelatja, der in Jerusalem tatsächlich zu den Verehrern anderer Götter gehört hatte (wie Ez wußte), mit den Ältesten 81 bei Ez und starb plötzlich, als dieser ihn in der Vision im Tempel Götzendienst treiben sah und es erzählte. Aber warum starb Pelatja bei der Erzählung jener bekannten Tatsache und schämte sich nicht einfach seiner früheren Verfehlung ?

60

Schuld und Strafe der führenden Schicht Jerusalems

111-13

sich am Osttor des Tempelbezirks wieder (wohl am Zugang zum äußeren Vorhof) und sieht am Eingang des Torbaus eine Gruppe von Männern. Wahrscheinlich beraten sie miteinander (2), wozu man sich mit Vorliebe an den Toren versammelte (cf Jer 26 10). Die 2. Str (2) kennzeichnet diese Männer als mächtig und einflußreich, ohne daß sie bestimmte Ämter oder offizielle Stellungen bekleiden müßten. Sie sind die führenden Vertreter der Schicht, die nach der Deportation von 598 an die Macht gelangt und maßgebend geworden ist. Sie beherrschen die öffentliche Meinung und bestimmen, was in der Stadt geschieht. Aber ihr Verhalten wird als verderblich und gefährlich bezeichnet. In seiner Ausdrucksweise schließt Ez sich an Mi 2 1 an, das von der Unterdrückung der Schwächeren durch die Machthaber redet, und dürfte wohl dasselbe gemeint haben. Er spricht nicht von der falschen antibabylonischen Außenpolitik, sondern von der gefährlichen Innenpolitik und dem verderblichen ethisch-sozialen Verhalten der neureichen Jerusalemer. Demgemäß ist das Wort zu verstehen, das die 3. Str (3) ihnen in den Mund legt; es soll sie zugleich charakterisieren und bloßstellen. Sie meinen zunächst, daß die Zeit nicht nahe sei, Häuser zu bauen. Diese Worte sind sehr verschieden gedeutet worden (Familien gründen; zu den höchsten Staatsämtern gelangen; nach Behebung der Schäden von 598 ruhig weiterleben können; in Kürze wieder alles in Ordnung bringen können [Frageform]; Ablehnung der prophetischen Drohungen [Frageform]; Zurückstellung friedlicher Arbeiten zugunsten der Kriegsvorbereitung), ohne daß sie sich dann in den Gedankengang einfügen ließen, weil sie tatsächlich das soziale Verhalten betreffen. Den Neureichen erscheint vielmehr der Bau weiterer Häuser vorerst als unnötig, weil sie nicht nur das Eigentum der Deportierten enteignet haben (cf zu 1114-21), sondern sich fortlaufend an dem Besitz der sozial Schwächeren, der „Erschlagenen", bereichern. Daher sind sie wohlversorgt und glauben in der Anmaßung, die Ez öfter rügt, daß sie das Fleisch in dem Topf Jerusalem sind. Dieses Wort (cf 24 1-14) scheint eine sprichwörtliche Redensart aufzugreifen, mit der jene führende Schicht sich als das Fleisch im Gegensatz zu den Krochen bezeichnet. Denn sie wollen nicht sagen, daß der Kochtopf Jerusalem seine Einwohner wie Fleisch vor dem Feuer schütze — es kann ja anbrennen und verkohlen. Wenn sie sich selbst als das Fleisch bezeichnen, glauben sie vielmehr in ihrem anmaßenden Stolz, das einzig Wertvolle in Jerusalem zu sein, während der andere Teil der Bevölkerung wertlosen Knochen gleicht, die man wie Abfall behandeln kann. Ez wirft der führenden Schicht Jerusalems also Anmaßung und falsche Sicherheit vor, die sich auf den erschlichenen Besitz und den vermeintlichen eigenen Wert gründen. Dementsprechend handeln diese Leute (5. Str, e). Wie sie schon die Deportierten von 598 verächtlich betrachtet und als Israeliten abgeschrieben haben (1115), so sind auch diejenigen Jerusalemer, die nicht zu ihrem engeren Kreise zählen, nichts als Abfall. Wie man ihn wegwirft, so bringen sie die sozial Schwächeren um und setzen sich in den Besitz ihrer Habseligkeiten und Wohnungen. So brauchen sie in der Tat keine neuen Häuser zu bauen; für sich selbst haben sie genug, und für die Erschlagenen benötigt man keine mehr. Das sind die Gedanken und Pläne der neureichen Jerusalemer, nicht aber diejenigen Jahwes (4.—5. Str, 5—e). Von den letzteren sprechen die 6.—7. Str (7. 9-10*). Das Sprichwort vom Topf und Fleisch wird gegensätzlich gedeutet. Das Fleisch, das einzig Wertvolle in Jerusalem, sind die Erschlagenen. Wenn aber diese Toten, die nur noch ein kümmerliches Schattendasein führen, in bitterer Ironie als allein wertvoll bezeichnet werden, so gelten die führenden Kreise der Lebenden in Jerusalem bei Jahwe weniger als nichts. Daher wird er sie in die Gewalt der fremden Eroberer geben, die sie als die maßgeblichen Männer kurzerhand niedermachen. Die Eroberung der Stadt sollen sie nicht überleben; so werden ihre Anmaßung und Selbstsicherheit sich an ihnen rächen.

Verheißung für die Deportierten

11 14-21

14 U n b e s e r g i n g b a S S B o r t SaE)tt>e3 a n m i d j

folgenberatafeen:

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61

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u n b 'fie' s u f a m m e n b r i n g e n a u 3 b e n ß ä n b e r n ,

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u n b m e i n e 9tedjte beobachten unb

ich w e r b e

i h n e n sunt

u n b fie befoI=

©Ott,

Hft b e r

'21'

15 dl c 5 MSS ©£ D 2t „deine Brüder" I I = dittographisohe Gl. — 1 c ©2 D @ („deine Verbannungsgenossen") pr „deiner Blutsverwandtschaft" (eig. „auf die sich dein Anspruch auf Loskauf erstreckt"). — dl „und das ganze Haus Israel insgesamt" = ergänzende Gl. — a Unvollendeter Relativsatz. — dl c © „es" = näherbestimmende Gl. — b „gegeben" gehört versmäßig zur vorhergehenden Zeile. — 16 dl 'S cf 2 4. — a J»1B hiph. hauptsächlich und in der Prophetie fast ausschließlich in der Zeit Ez's verwendet. — dl 16b „Und ich wurde für sie nur wenig zum Heiligtum in den Ländern, in die sie gekommen sind" = ergänzende Gl; zur Deutung cf A. Menes, Tempel und Synagoge, ZAW 50 (1932), bes. S. 271 ff. — 17 dl „darum sprich: So spricht der Herr Jahwe" = dittographische Gl nach 16a. — 1 2mal c © Drix pr „euch", cf 18. — 1 c © D^fllCgJ pr „ihr wäret zerstreut", cf 16. —10 © Dri^ pr „euch", cfie. — a Richtige Versabteilung geben / das Land . . . " . — 18 dl 18 „Und sie werden dorthin kommen und all seine abscheulichen Kultbilder und all seine Greuel aus ihm entfernen" = ergänzende Gl. — 19 1 c © i n s pr Schreibfehler „einziges". — a „geben" gehört versmäßig zur vorhergehenden Zeile. — 1 c BrlP? pr „(in) euer (Inneres)", cf umgebende suff. — b Richtige Versabteilung „ . . . geben / ein fleischernes Herz". — 20 ins 0 © A S3t mn 1 DXJ. — 8 1 1 2 2 - 2 3 cf post 1019; 11 2 4 - 2 5 cf post 9 11. — 21 dl 21 „'Aber jene — hinter' (1 'Hnx n^Kl pr „zu dem Herzen") ihren abscheulichen Kultbildern und ihren Greueln ging ihr Herz einher. Ihren Wandel gebe ich auf ihr Haupt, ist der Spruch des Herrn Jahwe" = ergänzende Gl über die Jerusalemer.

1114-21 Verheißung für die Deportierten 4 Strophen zu je 7 Kurzversen (15.16*-17.19.20) mit prosaischer Einleitung vor der 1. und 2. Str (14 und in 16 a). Ez bewegt sich in diesem Wort weitgehend in den Bahnen der Theologie seiner Zeit, die in mancher Hinsicht durch das D t beeinflußt ist. Er greift (wie Jer 24 e) die Mahnungen von Dt 4 25 ff. auf, wonach Jahwe die Israeliten im Falle des Ungehorsams unter die Völker zerstreuen, nach ihrer Umkehr sie jedoch nicht verlassen und vergessen will. Indem er dies auf die Deportierten anwendet, sieht er den Weg von der Strafe zu neuem Heil vor sich. Ebenso schließt er sich (wie Jer 7 23 24 7 31 33) der von Dt 7 6 26 16-19 formulierten Auffassimg an, daß Israel Jahwes eigentliches Volk und er Israels Gott sei, und erwartet dieses enge gegenseitige Verhältnis (wie bereits Hos 2 25) für das neue Israel, das Jahwe aus den Deportierten schaffen wird (cf auch 34 30 36 28 37 23. 27); es wird Jahwes Satzungen und Rechte halten, wie Dt 26 17 verlangt. Ez hat die dt Aussagen und Motive also durchaus selbständig verwertet, neu interpretiert und abgewandelt. Schließlich gelangt er zu demselben Urteil über die Deportierten und ihr Schicksal wie Jer 1320 f. (Klage über die bevorstehende Deportation von 598, in der Jahwes Herde weggetrieben

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Verheißung für die Deportierten

1114-21

wird) und 24 1-10 (gute und schlechte Feigen, die das Geschick der Deportierten und der Jerusalemer symbolisieren). I m übrigen läßt sich die Situation, in der Ez spricht, klar erkennen. Den Jerusalemern werden die Deportierten, die zusammen mit dem Propheten weggeführt worden sind (15), gegenübergestellt, so daß das Wort im Exil entstanden sein muß. E s ist außerdem vor 587 gesprochen worden, da es die Zerstörung Jerusalems noch nicht als geschehen voraussetzt 1 ). Wie die 1. Str (15) zeigt, geht Ez auf eine innere Not der Deportierten ein, die durch das Verhalten derjenigen Jerusalemer gegeben war, die nach 598 dort die Herrschaft a n sich gerissen hatten. Sie vertreten die herkömmliche Anschauung, daß Gott und L a n d untrennbar zusammengehören (cf 1 S 26 19 Hos 9 3). Wer nicht im Lande weilt, ist von seinem Gott getrennt und steht im fremden Land unter der Herrschaft anderer Götter. Entsprechend ist Jahwe der Gott Palästinas, und die babylonischen Deportierten sind fern von ihm. Diese Auffassung h a t t e zur Folge, daß die neuen Machthaber zur Erbitterung der Deportierten deren Besitz und Vermögen, die sie zurücklassen mußten, entschädigungslos enteigneten 2 ). Sie fühlten sich als die von J a h w e neu berufenen Eigentümer des Landes, die sich in den Besitz der verlassenen Güter setzen durften, und blickten auf die Deportierten verächtlich herab (ähnlich nach 587, cf 33 23-29). Diesen m u ß t e n wiederum die Ansprüche der Jerusalemer arg zusetzen, waren sie doch selbst in solchen Anschauungen befangen und fühlten sich im Exil zum langsamen Sterben verurteilt (cf zu 18 21-32). E z dagegen tritt, wie die 2.—4. Str zeigen, f ü r das unverlierbare Recht der Deportierten ein, indem er ihnen die Rückkehr nach J u d a verheißt. Entgegen der Anmaßung der Jerusalemer, die in Wirklichkeit so verderbt sind, spricht er ihnen alle Zukunftshoffnungen zu; denn sie sind zwar widerspenstig, aber im Inneren doch jahwetreu. Als erstes (2. Str, iea. 17) verheißt Ez, daß die Deportierten gp.aa.mmp.lt, und zusammengebracht werden (cf D t 30 3 f.) —• aus aller Welt, wohin immer sie verschlagen worden sind 3 ) —, damit sie das Land Israel als das seit alters versprochene Land von neuem zum Besitz erhalten (cf D t 30 5). Damit verbunden ist (3. Str, 19), daß die Zurückgebrachten ein anderes Herz und einen anderen Geist erhalten, als sie bisher h a t t e n : an Stelle des Herzens aus Stein eins aus Fleisch. Körperlich bleiben sie dieselben, die sie waren, aber ihre Lebensmitte wird erneuert. Es geschieht eine erlösende T a t Jahwes an den einzelnen Menschen; jeder einzelne wird umgewandelt und in ein neues Dasein versetzt. Dieser neue Mensch ist auch in der Lage, in rechter Weise den Willen Jahwes zu t u n (4. Str, 20) — weder aus unfreiem Gehorsam, sondern selbst das Rechte wollend, noch als sittliche Leistung, sondern als Folge der göttlichen Erlösungstat. Daraus kann ein neues Verhältnis des Volkes gewandelter und erneuerter Menschen zu Jahwe entstehen, das engste Gemeinschaft einschließt. So bildet sich das neue Volk Jahwes als eine heilige Gemeinde, weil und nachdem die Einzelmenschen erneuert worden sind und nunmehr zusammen eine Gemeinschaft bilden, die in enger Beziehung zu J a h w e steht. ») Nach A. van den Born, Ezechiel — Pseudo-Epigraaf ?, Studia Catholica 28 (1953), S. 94 bis 104, ist 1117-20 von Jer 32 37-40 abhängig und daher jungen Datums. Jedoch ist Jer 32 29b-4i ein Einschub (cf W. Rudolph, Jeremia, 1947, S. 175), der teilweise Gedanken aus der Zeit nach Jeremia und Ez verrät, teilweise das Jeremiawort 31 31-34 verwertet, dem wiederum Gedanken Ez's verwandt sind, die sich aber unabhängig von denjenigen Jeremias gebildet haben. Daher ist unter Berufung auf Jer 32 37-40 ein pseudepigraphischer Charakter des Ezechielbuchea nicht erweisbar. 2 ) Cf E. Klamroth, Die jüdischen Exulanten in Babylonien, 1912. 3 ) Ständiges Thema der späteren Prophetie cf Jes 43 5 f. 54 7 56 8 Jer 23 3 2914 31 8 f. 32 37 Mi 212 4 6 Zeph 3 19 f. Sach 10 8-10. Handb. z. AT I, 13: F o h r e r - G a l l i n g , Ezechiel

7

12i-n

Die Deportation der Jerusalemer

63

12 i Unb e§ erging bct§ SBort Satjreeä an mtdj fülgenbermafeen: 2 SJJenfienfinb, inmitten be£ f>aufeauä SEBibcffpcnftigtcit finb. '4' 5 Sßor iijren 3lugen btidj burtfj bie 3Banb btnburdj " , e " i)ebe (ba3 ©epäd) auf bie S p u l t e t 'unb' in bet ®unfelt)eit 'jteEjc i)inaus'! ®ein ©eftdjt follft bu öerbüllen unb baä ßanb nidjt feijen, benn 5um SffiaEjtäeidjen madje tdj btcf) f ü r baS C>auä Sftael. 7 $ a tat idj fo, wie tdj geijeifeen w a r : ÜJtein ®e|mi bradjte idj wie SBetbanntengejmii bei £age JjinauS; unb am Slbenb bradj idj burdj bie SBanb i ) i n b u t d j ' i n ber Sunielfjeit .'300 tdj f)inau£', auf bie ®djulter f)ob idj'S öor iljten Slugen. 8 Unb es erging ba3 SBort SaJjweg an ntid) am nädjften SJiorgen folgenbermafeen: 9 2Jienfd)enfinb, £)at bag §>auS Sfrael nid^t su btr gefptodjen * 3 B a 3 tuft bu ba? 10 Sprieß su iljnen ' ' : 1 1 " Sdj bin euer SBaljrsetdjen! SBie td& getan Ijabe, wirb ifjnen gefdjeijett: Sn bie Verbannung ' ' werben fie geben. 12 2 dl „denn ein Hans Widerspenstigkeit sind sie" = erläuternde Gl. — 3 a Wörtlich „Geräte einer Wegführung". — dl c © „und geh fort" = dittographische Gl. — dl „vor ihren Augen" = näherbestimmende Gl. — 4 dl 4 „Und schaffe hinaus deine Geräte wie Verbanntengepäck bei Tage vor ihren Augen, und du selbst zieh aus am Abend ' ' (dl c ©@ „vor ihren Augen" = näherbestimmende Gl) 'wie solche, die geführt werden' (1 ''NJtfflS pr „wie Ausgänge", cf ©) in Verbannung" = erläuternde Gl zu 3.5 f. — 5 dl „und bringe hinaus" = erläuternde Gl. — 6 dl „vor ihren Augen" = näherbestimmende Gl. — 1 c ©£D) Cf AOB Abb. 133,141; J . B. Pritchard, The ancient Near East in pictures, 1954, Abb. 10, 311, 365 f. 7*

12

12-20

Deportation - Mit Beben essen

65

[12 Unb bcr gur|t, ber in ifjret 3Jlitte ift, wirb a u f a bie ©djulter beben 'unb' in ber ®un= felljeit 'tjinauääieiien'. $>ie SJiauer 'wirb er burdjftofeen', um burtb fie 'tiinauSjujieijen'. ©ein ©eficbt wirb er üerfüllen, 'bamit' er eon feinem Sluge 'gefeben w i r b ' . ' ' 13 Unb itfj breite mein 9teört bas SBort Sai|ttie§! 5 3£)r feib nitfit in bie SBrefdje4 getreten unb Ijabt feine SJJauet um baö f>au§ Sfrael gebogen, bafe eä feftftefie int Stampf am Sag Saf)it>e§. i £>abt ii»r nidjt trügertfcfje (Sefidjte geflaut unb lügnetifdje Drafel gefprodjen ' ' ? 8 ¡Darum faridjt'' Satjioe fo: SB eil if)r 2rug gefprodjen unb ßüge geflaut fiabt, bar= um nun will iä) an eucfj\ ift ber Sprud)'' 3ai)roeä. 3 @o ftmdjt'' ga^tte: SBeije über 'bie, bie aus ifjrem SSerftanb iierauS at§ ^ßropEjeten auf= treten' " , of)ne bafea fie etwas gefdjaut fiaben; '4' e bie £rug 'flauen' unb ßüge 'orafeln'; bie fagen: Sprudj Safjtoeö!, reätjrenb Saijtoe fie nidjt gefanbt i)at''. — 1 c © K3|n pr „die als Propheten auftreten", das im Zusammenhang falsch ist. —• Verbindung von 31? und [D frt aram. — 3 dl 'X cf 2 4. — 1 c © D^D D^aän pr Schreibfehler „die Propheten, die Unverständigen ( = Gottlosen)". — dl c © „die ihrem Geist nachgehen" = variierende Gl. — a t W ? gewöhnlich mit inf., hier anders zur Betonung des perfektischen Sinnes. — 4 dl 4 „Wie Füchse in den Ruinen sind deine Propheten, Israel!" = deutende Gl1). — 5 i n t e n siver Plural. — 6 1c ©(£) nh pr „sie schauten" entsprechend CIBSH. — 1 c ©(£) ^pp pr „und Orakel" entsprechend D"HDxn. — dl „und sie erwarten, daß er etwas bestätige" = ergänzende Gl. — 7 die © „obwohl ihr sagtet: Spruch Jahwes!, während ich nicht geredet hatte" = erläuternde Gl zu 7 a. — 8 dl 2mal 'S cf 2 4. — » DS^X = DJ'1™. b

der Großen und Reichen. Stets aber brachten sie sich durch besondere Lebensweise und künstliche Mittel in ekstatische Zustände und verkündigten dann ihre Worte als in der Ekstase empfangene göttliche Eingebung. Solche ekstatischen Zustände finden sich bei den großen Einzelpropheten ebenfalls, jedoch weder regelmäßig noch absichtlich herbeigeführt. Sie waren echte Charismatiker, während die anderen sich ihres Charisma durch die Technik der Ekstase immer wieder zu vergewissern suchten. Sie m u ß t e ersetzen, was ihnen an Echtheit und Erlebnistiefe abging, und gehörte zur gewohnheitsmäßigen Ausübung ihres Berufes. Da Glaube und Verkündigung der großen Einzelpropheten nicht auf dieser Technik beruhen, sondern auf der unmittelbaren Eigenerfahrung der Begegnung mit Gott und des Angesprochenwerdens durch ihn, stehen sie durchweg in Gegensatz zu den Berufspropheten. E r zeigt sich schon darin, daß sie es — mit Ausnahme Ez's — ablehnen, den „Geist" als Vermittler der göttlichen Offenbarung zu betrachten, weil die Berufspropheten sich auf ihn als Quelle ihrer Eingebung berufen; s t a t t dessen stützen sie sich auf das „ W o r t " Jahwes. E z unterscheidet anders und schärfer. Da er den Geist Jahwes in sich wirksam fühlt, spricht er ihn den Berufspropheten ab, die nur aus ihrem eigenen Geiste reden. Gemeint ist letztlich stets dasselbe: Die Berufspropheten glauben, berufs- und gewohnheitsmäßig über Jahwe und seine Offenbarung verfügen, im ekstatischen Zustand den göttlichen Geist herbeizwingen oder ihre Gedanken als göttliche Offenbarung verstehen zu können. Demgegenüber wird das echte prophetische Erlebnis darin erblickt, daß Gott sich auf Grund seines Willensbeschlusses dem Menschen mitteilt, vielleicht sogar gegen dessen Willen, u n d daß dieses Sicherschließen vor allem im konkreten einzelnen Wort ') Der Vergleich der falschen Propheten mit Füchsen erfolgt nicht wegen ihrer unterminierenden Tätigkeit (J. Herrmann), ihrer Ausbeutung (H. Greßmann, Der Messias, 1929, S. 79) oder ihrer feig erscheinenden Art (G. Quell, Wahre und falsche Propheten, 1952, S. 146 Anm. 1), sondern wegen ihrer unheilbringenden Bedeutung, so daß jene Propheten als Ursache des Unglücks Israels hingestellt werden (A. Jirku, Materialien zur Volksreligion Israels, 1914, S. 111—116).

70

Gegen Heilspropheten - Gegen falsche Propheten

131-8

erfolgt. Es handelt sich also f ü r Ez wie f ü r seine Vorläufer u m den Unterschied zwischen freiem Charismatiker und beamtetem Verkündiger, zwischen Berufung und Beruf. Freilich braucht dies kein ausschließender Gegensatz zu sein. E z spricht den Berufspropheten durchaus eine Aufgabe zu: Sie hätten in die Bresche treten und eine Mauer bauen können (s). E s könnte durchaus Berufspropheten geben, die er anerkannt hätte. Das Nebeneinander wird erst zum Gegensatz, wenn sie ihrer Aufgabe nicht gerecht werden, sondern versagen und sich schuldig machen. Eben dies stellt E z in der 2. Str (5.7), dem Scheltwort, fest. E r erhebt gegen die Berufspropheten zwei Vorwürfe, a) Sie sind nicht in die Bresche getreten und haben keine schützende Mauer u m Israel gezogen. I n den Bestand von Staat u n d Volk war schon eine Bresche geschlagen — wie in eine Stadtbefestigung nach heftigem Ansturm der Belagerer, so daß der Feind bei einem neuen Angriff eindringen und die S t a d t erobern kann. So war durch die Deportation von 598 eine Bresche in Israel geschlagen, und es wäre nötig gewesen, sie wieder zu schließen oder eine neue Mauer davor aufzurichten. Die Propheten h ä t t e n daran arbeiten sollen, Israel zurechtzubringen, es recht zu beraten und zu führen, damit es am bevorstehenden Tage Jahwes, d. h. im Kriege, durch den er das Gericht über Jerusalem vollstrecken will, bestehen bleiben kann. Wenn dem Volke die Einsicht in den E r n s t der Lage vor Gott und in der Welt fehlte, h ä t t e die prophetische Verkündigung sie wecken und aus den Erlebnissen der Vergangenheit zum Verstehen der Gegenwart führen können. Sie h ä t t e die Umkehr zu Gott als schützende Mauer bewirken können. Zur prophetischen Verkündigung t r i t t noch das fürbittende Gebet hinzu 1 ) ; denn außer der Mitteilung des göttlichen Willens an den Menschen ist die Vertretung dieses Menschen vor Gott eine prophetische Aufgabe. So hätten die Berufspropheten den Willen und Mut zur F ü r b i t t e aufbringen und auf diese Weise selbst schützend in die Bresche treten müssen. Aber auch darin haben sie versagt. Weder haben sie recht verkündigt u n d zur Umkehr aufgerufen, noch sind sie fürbittend f ü r das Volk eingetreten. Daher haben sie sich schuldig gemacht. b) S t a t t dessen haben sie Truggesichte geschaut und Lügenorakel gesprochen, also ganz anderes gesagt und verheißen, als geboten und erforderlich war. Was sie ankündigen, ist als Lug und Trug das Gegenteil dessen, was sie als Boten Jahwes sagen sollten. Wenn sie wirklich von seinem Geist ergriffen wären, dürften sie nur das wiedergeben, was er sie schauen und hören ließ. I n diesen Worten Ez's spricht sich betont das Charisma des berufenen Propheten aus, der von dem Bewußtsein getragen ist, nicht aus sich selbst zu reden und nicht auf sich selbst gestellt zu sein. E r durchschaut die gegenwärtige Krise und das bevorstehende tragische Geschehen, das J a h w e heraufführt. Demgegenüber erweckt die Verkündigung der Berufspropheten keine Einsicht in das drohende Ende. D a sie Lug und Trug ist, bestätigt sie nur, was diese Propheten und ihre Hörer hoffen und wünschen und was E z gerade bei den Deportierten b e k ä m p f t : die Uberzeugung von der Unbesiegbarkeit Jerusalems und dem baldigen Zusammenbruch des babylonischen Reiches. Sie sonnen sich bereits in dem trügerischen Glanz des kommenden Glücks, während es dem gottgesandten Propheten schmerzlich deutlich ist, daß das Gericht naht. Weil die Berufspropheten versagt haben und schuldig geworden sind, wird J a h w e gegen sie vorgehen. Nur diese kurze, allgemeine Drohung ist in der 3. Str (8) enthalten, ohne daß sie weiter ausgeführt wird. Es scheint, daß der ursprüngliche Abschluß dés Wortes mit der genaueren Ankündigung der Strafe jener Propheten verloren gegangen ist. Vielleicht h a t er ähnlich gelautet wie der des entsprechenden Wortes gegen falsche Prophetinnen in 23. *) Literatur cf zu 9 8.

1 3 9-12

Gegen falsche Propheten - Gegen Heilspropheten

71

s "Slbet idj reife' meine £>anb gegen*1 bie ^ropfieten aus, bie Strug f l a u e n unb ßüge ota= ieln. Sm ÄreiS meinet Sßolfes follen fie nidöt me£)r fein unb in ba§ 35er5eicöniöb be§ feS Sfrael nicf)t eingeftfjrieben werben unb in ba3 ßanb Sfrael nic^t tommen. eil!, obwohl !einf)eii ba war, unb wenn eä fidEi eineSBonb d baute, fie 6 fie m i t 2 ü n $ e f eerftridjens— 'll-12' = by. — b Aram. 9 1 c @ T P C i l pr „aber es wird sein", da TPn andere Bedeutung hat, cf 3 22. — a Ausdruck. — 1 c © iJJ"!1,! pr „und ihr sollt erfahren" entsprechend den vorhergehenden Formen. — dl 'X cf 2 4. — 1 0 a Feierlich betonend (noch 36 3). — b nyo aram. Nebenform von nyn. — c Wörtlich „folgendermaßen". — d E i g . die Innenwand (hap. leg.). — e (i)©® HÖHI „und sie" pr 9)1 „und siehe, sie". — f Ausdruck nur im Buch Ez verwendet ( n . 14 f. 2 2 28), abgeleitet von b ß B = *?Bn „schmieren, zuschmieren", frt beeinflußt von I I "»fl „Fades, Gehaltloses" (Ilben „albern, unsinnig reden"). — 8 nia nicht im Sinne von anstreichen, sondern von „bestreichen" als Verstreichen von Rissen und Ritzen. — 11—12 dl 11-12 „11 Sprich zu den Tünchestreichern ' ' (dl c © „und er wird fallen" = ergänzende Gl zu „Regen"): 'Und es wird geschehen' (1 c © ¡Tri' pr „es ist geschehen"), daß ich einen strömenden Regen 'bringe' (1 c SS njri« pr „und ihr"); Hagelkörner werden fallen, und ein Sturmwind 'wird losbrechen' (1 c @ Vpafl pr „soll hervorbrechen lassen"). 12 Und wenn (HJPI als Einführung eines Bedingungssatzes) die Wand eingefallen ist, wird man nicht zu euch sagen: Wo ist der Lehmüberzug, den ihr verstrichen h a b t ? " = variierende Gl nach 13f.

13 3-4. e. 9 Scheit- und Drohwort gegen falsche Propheten 2 Strophen zu je 7 Kurzversen (3 + 6. 9).

Das Wort, das gedanklich, von Jer 14 14 f. abhängig ist, setzt sowohl die Deportation und die Ankündigung späterer Rückkehr nach Palästina als auch die Erwartung eines vorhergehenden Sichtungsgerichtes voraus, die sich bei Ez sonst erst nach 587 finden (cf20 33-44 34). Daher ist anzunehmen, daß dieses Wort ebenfalls aus der Zeit nach dem Untergang Judas stammt und nach den Verheißungen in 36—37 ein Urteil über deportierte Propheten fällt. Im Scheltwort der 1. Str (3. 6) wirft Ez ihnen vor, daß sie lediglich auf Grund ihrer eigenen Einsichten sprechen, ohne den göttlichen Willen geschaut oder gehört zu haben. Sie besitzen weder das Wort noch den Geist Jahwes, sondern folgen ihrem eigenen Verstand. Sie sind überhaupt keine Propheten und üben Betrug, wenn sie ihre Worte als „Spruch Jahwes" bezeichnen. Auf das, was sie verkünden, geht Ez nicht ein. Da bei ihm aber häufig die Strafe mit der Verfehlung zusammenhängt, haben ihre Ankündigungen offenbar die Rückkehr nach Palästina betroffen. Als Strafe droht ihnen das Drohwort der 2. Str (9) an, daß sie nicht nach Palästina zurückkehren dürfen und völlig aus dem Volke verschwinden werden (cf 34 17 ff.). Sie werden nicht mehr im „Kreise" Israels leben, tto ist eigentlich „die feierabendliche freie Zusammenkunft der erwachsenen Männer"1), in der die Tagesereignisse besprochen, weitere Unternehmungen und Arbeiten überlegt und unterhaltsame Gespräche gepflegt werden. Es ist üblich, daß man sich dort einfindet; wer nicht erscheint, schließt sich aus der Gemeinschaft aus. So soll es jenen Propheten ergehen. Bemerkenswert ist ferner die Redewendung, daß sie nicht in das Verzeichnis Israels eingetragen werden sollen. Sicher!) L. Köhler, Der hebräische Mensch, 1953, S. 90.

72

Gegen falsche Propheten - Gegen Heilspropheten

13 9—21

lieh ist damit nicht Jahwes Buch des Lebens von E x 32 32 f. (E) gemeint 1 ); eher wäre an Listen zu denken, die man anlegte, um die Rechte bei der Verteilung des Gemeindelandes und die Pflichten bei Abgaben festzuhalten 2 ). Aber da es sich u m einen aramäischen Ausdruck handelt, der in der babylonischen Umgebung übernommen worden sein dürfte, ist offenbar an Listen der Deportierten gedacht, in denen die im Exil lebenden Israeliten festgehalten werden sollten. Die falschen Propheten wird man in diese Listen nicht aufnehmen; sie werden aus dem Volke ausgeschlossen und dem Läuterungsgericht Jahwes zum Opfer fallen.

13 lo-ie Scheit- und Drohwort gegen Heilspropheten 3 Strophen zu je 5 Kurzversen (10.13.14). — Nachtrag mit 1 Strophe zu 5 Kurzversen (15).

Anders als in 1-2. 5. 7-8 ist anzunehmen, daß die in diesem Wort gemeinten Propheten sich bei den Deportierten befunden haben. Es waren wohl frühere Kultpropheten des Jerusalemer Tempels, die weiterhin gefragt und ungefragt zur Lage Stellung nahmen und die Hoffnungen der Deportierten stärkten. Ez fällt über sie und die Folgen ihrer Verkündigung ein vernichtendes Urteil. E r wirft ihnen wie Mi 3 5 vor, daß sie die Leute irreführen, und verwendet ferner den Ausdruck „Heil, obwohl kein Heil da war", den er aus den schriftlich niedergelegten Worten Jeremias kannte (Jer 6 14 811), in denen er zuerst auftritt. Das Scheltwort in der 1. Str (10) wirft den Propheten vor, daß sie Heil verkündigen, wo keins zu erwarten ist. Ihre Heilsverheißungen sind falsch und werden sich nicht erfüllen; daher erreichen sie mit ihnen das Gegenteil dessen, was sie h ä t t e n bezwecken sollen. Bildlich gesprochen haben die Deportierten sich eine Wand gebaut, die als Innenwand aus losen Steinen ohne Bindemittel aufgeschichtet ist, infolgedessen keinen H a l t h a t und bei größerer Beanspruchung zusammenbrechen muß. Die Propheten aber haben verhindert, daß man sie richtig gebaut und verschmiert hat, indem sie sie mit Tünche bestrichen. Sie sieht fest und stark aus, verträgt in Wirklichkeit aber keinen Stoß. Diese trügerische Wand ist die falsche Hoffnung der Deportierten auf die Unverletzlichkeit u n d den Bestand Jerusalems und seines Tempels. Die Heilspropheten täuschen sie über die Brüchigkeit ihrer Hoffnung und die Zerbrechlichkeit ihrer Zuversicht hinweg, indem sie sie mit ihren Verheißungen f ü r Jerusalem übertünchen. J a , die Deportierten haben ihre Hoffnung erst aufgerichtet, weil die Propheten Heil verkündet haben. So haben diese sich zweifach verschuldet: Sie haben die Deportierten von Anfang an fehlgeleitet, indem sie Heil verheißen, s t a t t zur Umkehr gemahnt haben. Als die Deportierten daraufhin trügerische Hoffnungen hegten, haben sie sie über deren Schwäche hinweggetäuscht. Das in der 2. Str (13) beginnende Drohwort ist gegen die trügerische Wand gerichtet. Weil der Bau der falschen Hoffnung von vornherein so nachlässig geschah u n d seine Brüchigkeit nur oberflächlich verhehlt wurde, wird das bevorstehende Unheil sich verheerend auswirken. Ein furchtbarer Gewitterguß wird über die Wand kommen (ähnliche Bilder Jes 2817 29 6 30 30 411« Hi 38 22 f., cf Mt 7 24-27 Lc 6 49) — das Gewitter des Gerichts über Jerusalem, das zugleich die Heilshoffnungen der Deportierten trifft. Dem wird die Wand, die eigentlich schützen sollte, nicht standhalten, wie die 3. Str (14) fort*) Spätere Erwähnungen: 1 S 25 29 Jes 4 3 Ps 69 29 Da 12 1, ferner Jub 19 9 Henä 47 3 104 1 Lc 10 20 Ph 4 3 Hebr 12 23 Apc 3 s 13 8 17 8 2015 2127. Davon zu unterscheiden sind 1. das Buch, in dem Jahwe alle menschlichen Schicksale festgelegt hat: Ps 56 9 87 6 13916, 2. das Buch über die Taten der Menschen: Jes 65 6 Mal 3 16 Da 710. 2 ) Zu Geschlechtsregistern cf Neh 7 5 f. 64 12 22

13 13-18.22-23

Gegen Heilspropheten - Gegen falsche Prophetinnen - Gegen Zauberinnen

73

13 barum ftmdjt'' Sabwe fo: loffc ©turmwinbe in meinem Stimm loäbredjen, unb ftrömenberfliegenfüll in meinem 3"tn fommen, unb £>agelförnera füllen 3itr 33ernidj= tung 'fallen'. n Unb iauS S f r a e l am f e r s e n su faffen, weil fie fidj oon mir burcfi if)te ©öfeen entfrembet f)aben a ' ' e - 7 ' s Unb irf) will mein Slngefidjt auf jenen ÜJiann ridjten a 'unb if)n matten' sum Seidjen 'unb ©potttorud)' unb it)n mitten aus meinem SBolf oertilgen, ©o werbet ii)r erfahren, bafe idj 3a£)We bin. [9 Sßenn ftd) aber ber ^rojjfjet eerleiten läfet unb r e b e t ' i d j , Sabrae, Ijabe jenen $ r o = Preten betört» unb werbe meine £>anb gegen itjn aufreden unb iljn auauS Sfrael nidjt 8 me£)t a b i r r t b oon mir " . " ] 12 Unb es erging baS SBort Sof)toeS an midj folgenbermafeen: 13 3Jlenfdjeniinb, wenn ein ßanb gegen mid) fünbigt, inbem es ireubrud) oerübt, ftrede idj meine f»anb gegen es aus unb serbred&e ii)m ben SBrotftab unb laffe j u n g e r auf eS loSa ' 14 Unb wären biefe brei SRänner in feiner SRitte: 91oal), $>aniel a unb § i o b , wegen iijrer grömmigteit würben fie iljr ßeben 'retten', ift ber ©prudj ' ' SaljweS. 4 1 DAS pr „sie". — dl 'S cf 2 4. — a = by. — b n;jj niph. nur hier und 7 in reflexiver Bedeutung, cf GKa § 51 c. — 1 c £ ^ pr Schreibfehler „bei dem". — 5 a 11t niph; cf zu 7 21. — dl c © „sie alle" = näherbestimmende Gl. — 6—7 dl 6-7 „6 Darum sprich zum Hause Israel: So spricht der Herr Jahwe: Kehrt um und kehrt euch ab von euren Götzen, und von all euren Greueln wendet euer Gesicht ab. 7 Denn jedweder vom Hause Israel und von den Fremden, die in Israel weilen, der sich von mir abwendet und dem seine Götzen in (^S = bv) den Sinn kommen und der den Anlaß zu seiner Schuld vor sich hinstellt und doch zum Propheten kommt, um mich für sich zu befragen — ich, Jahwe, werde mich ihm zur Antwort herbeilassen bei mir selbst" = variierende Gl nach 4 f., die sich als solche nicht nur durch den neuen Adressaten (der durch die Angabe des Grundes für das Antworten Jahwes in 5 keineswegs gerechtfertigt ist), sondern auch dadurch erweist, daß 8 die unmittelbare Portsetzung von 4 f. bildet und davon nicht getrennt werden darf. — 8 a „richten" gehört versmäßig zur vorhergehenden Zeile. — 1 c Vrs wripi?] pr „und ihn machen lassen", das im Zusammenhang falsch ist. — l c ©35 bpob) pr plur. — 9 dl c © „ein Wort" = ergänzende Gl. — a „betört" gehört versmäßig zur vorhergehenden Zeile. — II®« 1 ? [Jfcb seit der Zeit Ez's verwendet. — Richtige Versabteilung „ . . . nicht mehr abirrt / das Haus Israel. . . " . — dl „und sich nicht mehr verunreinigen mit aU ihren Freveln" = ergänzende Gl. — dl 11b „Und sie sollen mir zum Volk werden und ich ihnen zum Gott, ist der Spruch des Herrn J a h w e " = zitierende Gl nach 1120. — 13 a nb& hiph. in der Bedeutimg „loslassen (auf)". — dl „und vertilge aus ihm Mensch und Vieh" = ergänzende Gl nach 17. — 14 a D e r im ugaritischen Text Aqht in Konsonantenschrift erstmalig gegebene Name dnil kann mit „Danel" oder „Daniel" umschrieben werden. — 1 ib'IT pr pi., cf 20. — dl 'S cf 2 4. Willen Jahwes dem Frager doch einen Bescheid gibt. Dann h a t J a h w e den Propheten „ b e t ö r t " und irregeleitet (cf 1 R 22 20 ff.), so daß man nicht auf ihn hören darf, will man nicht ins Unglück laufen (cf D t 13 4). Der Prophet aber m a c h t sich seinerseits schuldig und wird ebenso bestraft wie der schuldige Frager. Auf diese Weise soll Israel davor bewahrt werden, weiterhin von J a h w e abzufallen. Literatur: W. Zimmerli, Die Eigenart der prophetischen Rede des Ezechiel, ZAW 66 (1954), S. 1—26.

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14 4-14

Gegen synkretistische Frager - Rettung aus dem Gericht

14 12—28 Diskussionswort über die Bettung aus dem Gericht 10 Strophen zu je 5 Kurzversen (13.14.15.16.17.18.19.20.21.22a + 23b) mit prosaischer Einleitung vor der 1. und 9. Str (12. in 21a) und Schluß (in 23b). Das Wort bildet die Erwiderung Ez's auf einen Einwand, der ihm gemacht worden ist. I n einer ausführlichen theologischen Erörterung geht er darauf ein und entgegnet, daß selbst Männer wie Noah, Daniel und Hiob höchstens ihr eigenes Leben retten könnten. Diese allgemeine Regel wird anschließend auf den konkreten Fall angewendet, so daß 22a. 23b erst den Höhepunkt und Abschluß des Wortes enthalten und weder eine nachträgliche Ergänzung Ez's noch ein redaktioneller Zusatz sind. Da ferner Jerusalem von den Angeredeten, die als Deportierte gekennzeichnet sind, abgehoben wird und das Gericht über es noch nicht vollzogen ist, muß das Wort vor 587 in Babylonien entstanden sein. Die Berufung auf große Männer der Vergangenheit h a t ihre unmittelbare Parallele in J e r 15 1, von der Ez sich im einzelnen freilich stark unterscheidet. Jeremia nennt Mose und Samuel, Ez dagegen Noah, Daniel und Hiob. Jeremia f ü h r t sie als die größten F ü r bitter an, Ez als die frömmsten Männer. Bei Jeremia bitten sie f ü r das Volk, bei Ez werden sie und ihre Kinder allein ins Auge gefaßt. F ü r die 3 Gestalten, auf die E z sich beruft, konnte er auf alte Uberlieferung zurückgreifen, die in Israel wohl nur f ü r Noah schriftlich vorlag, f ü r die beiden anderen in Volkserzählungen bestand. E r f ü h r t sie alle in einer Weise ein, die voraussetzt, daß sie seiner Umgebung bekannt waren. a) Aus der atl Tradition war zur Zeit Ez's Noah aus der jahwistischen Sintfluterzählung und der teilweise älteren Erzählung über Noahs Fluch und Segen in Gn 9 18-29 (LJ) bekannt. Sicherlich ist Noah eine wesentlich ältere und ursprünglich nicht-israelitische Gestalt. Der Name erscheint vielleicht schon in altbabylonischen Texten als theophores Element von Personennamen 1 ), ohne daß er in Mesopotamien beheimatet sein müßte. E r kann mit der zweiten semitischen Wanderungswelle (um und nach 2000 v. Chr.) sowohl nach Mesopotamien als auch nach Syrien/Palästina gelangt, ebenso aber altes Uberlieferungsgut der beduinischen Gruppe von Israeliten gewesen sein, die sich im Süden Palästinas niederließ. Diesen Noah der Genesiserzählungen, dessen Gerechtigkeit und Frömmigkeit mitsamt der deswegen erfolgten R e t t u n g seiner Familie gerade der Jahwist hervorhebt, während L von der dennoch notwendigen Verfluchung seines Sohnes K a n a a n erzählt, h a t E z gemeint, nicht aber auf eine von dieser Überlieferung unabhängige Noaherzählung angespielt (M. Noth). Auch die zweite Erwähnung Noahs im AT außerhalb des Pentateuchs und ebenfalls in exilischer Zeit verbindet ihn mit der Sintflut (Jes 54 9). b) Die Gestalt Daniels, die später zum Mittelpunkt der Daniellegenden wurde (Da 1 bis 6 aus der Zeit zwischen 168—164, vom Verfasser des Danielbuches aber schon als Legendenkranz ursprünglich selbständiger Erzählungen vorgefunden), läßt sich ebenfalls in alte Zeit zurückverfolgen. Sie war der Zeit Ez's längst bekannt und wird zuerst in einem Text aus dem nordsyrischen Ugarit/Ras Schamra erwähnt, der nach dem Namen von Daniels Sohn Aqhat benannt wird (wahrscheinliche Entstehungszeit u m 1500 v. Chr.) 2 ). Dieser Daniel trägt die Züge eines Herrschers und wird als ein gerechter Richter vorgeführt ; Ez 28 3 nennt ihn als Beispiel eines „Weisen". Aber er k a n n seinen Sohn weder vor der ') J. Lewy, Näh et Ruspän, Mélanges Syriens offerts à M. René Dussaud, 11939, S. 273—275. 2 ) Die in den ugaritischen Texten sich findende Bezeichnung des Daniel als mt-hrnmy weist auf den in Listen der Ramessiden, im Pap. Anastasi I und in hethitischen Nachrichten über die Schlacht bei Kadesch erwähnten Stadtnamen hrnm, 'rnrn usw. hin (heute Hermel, 22 km südl. Kadesch), cf W. F. Albright, The traditional home of the Syrian Daniel, BASOR 130 (1953), S. 26 f. Handb.z.AT I, 13: F o h r e r - G a l l i n g , Ezechiel

8

1 4 15-23

Rettung aus dem Gericht

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15 'JDbet" wilbe £iere laffe öutd)3 ßanb ftreifen, fo bafe fic eS entüölfern unb es jur SD3itftea wirb, oljne bafe einet Ijinburdjäieljt wegen ber Xiere. 16 'Unb' wären biefe brei 3Jiänner in feiner SUitte — fo wafir idj Iebe a , ift ber © p r u d ) ' ' 3af)weS, fie würben feine ©öljne unb ¿ödjter retten, fie allein würben gerettet werben 1 »". 17 Ober idj bringe ein ©djwert über jenes ßanb unb fpredje: $ a S ©djwert foll burdjs ßanb ge£)en! Unb idj rotte aus i£jm SJienftf) unb Biet) aus. 18 Unb wären biefe brei SMnner in feiner SJlitte— fo wafjr idj lebe, ift b e r S p f u d ) ' ' 3af)= weS, fie würben Sötjne unb 5£öd)teT ntcfjt retten, fonbern fie allein würben gerettet wer= ben. 19 Ober idj f#iurerei'b. 1 35 $arum, £>ure, ijöre ba3 SBort 3af)we3! 36©oft)ridjt"3af)roe: SSeil' beine ®d) am entblöfet würbe bei 'beinem Cmren' mit a beinen ßiebtjabern ' 37 barum fielje, werbe icf) fammeln all beine ßtebfjaber, für bie bu angenehm warft — alle, bie bu geliebt, unb alle, bie bu nidjt geliebt ljaft a . ' ' '38' 39 Unb idj werbe bicf) in ifire frnnb geben, unb fie werben beinen ©octel einreiben unb unb bir beine Äleiber a u f t e i l e n ' ' unb bicf) nadt unb blofe beine Slnijöfien äertrümmern ijinftellen. 40 tlnb fie werben gegen bidj eine SBerfammlung einberufen 8 unb bid) mit Steinen fteinigen unb bidj mit ii)ren ©dj wettern niebermeiseln. 41'' Unb fie werben Urteile an bir ooilftreien cor ben Singen oieler grauen. ' ' '42' 14 a Wörtlich „und es ging dir ein Name hinaus". — dl 'S cf 2 4. — 15 1 o MS © S Tjri' pr plur. Das Bild des Übergießens in gleicher Bedeutimg 23 8, ähnlich by nan "[Bt£>; cf unseren Ausdruck „jem. mit Liebenswürdigkeit überschütten"; Ez will das Aufdringliche betonen. — 1 c © h JV:n ft pr „werde sein", das im Zusammenhang falsch ist und auch nicht mit G. R. Driver in Bibl 35 (1954), S. 151, auf das zu weit entfernte „Schönheit" bezogen werden kann. — a 16-21 cf post 43. — 22 dl c © „bei all deinen Greueln" = erläuternde Gl. — 1 wie 15. — a l Q JjflpJ. — dl c © „warst du" = Gl zur Bildung eines neuen Satzes. — 23 dl c @ „wehe, wehe dir" = erläuternde Gl. — dl 'S cf 2 4. — 24 a23 eig. der Wulst am Altarsockel, zur Ausübung der sakralen Prostitution, HD1 künstlich dafür hergerichtet; beide Ausdrücke vulgär für „Bordell" verwendet. — 25 a Wörtlich „am Anfang eines jeden Weges"; . — 1 wie 15. — b 26-34 cf post 43 + 16-21. — 36 dl 'S cf 2 4. — dl „hingegossen wurde deine Menstruation (hap. leg.) und" = variierende Gl. — 1 wie 15. — *by = b«. — dl 36b „Und mit (bjil = *?i$l) all deinen greulichen Götzen und 'infolge' (1 c MSS Edd "Dl pr „und entsprechend . . .") des Blutes deiner Söhne, die du ihnen gabst" = ergänzende Gl. — 37 a KOiP bedeutet mehrfach nicht „hassen", sondern „nicht lieben". — dl 37 b „Und ich will sie sammeln gegen dich ringsum und ihnen deine Scham entblößen, damit sie deine ganze Blöße sehen" = ergänzende Gl. — 38 dl 38 „Und ich will dich bestrafen nach den Rechtssätzen der Ehebrecherinnen und Blutvergießerinnen und dich zu Blut des Grimms und Eifers machen" = erläuternde Gl. — 39 dl „und sie werden deine prächtigen Schmucksachen nehmen" = ergänzende Gl. —40 a Wörtlich „heraufführen". — 41 dl „und sie werden deine Häuser mit Feuer verbrennen" = ergänzende Gl. — dl 41b „Und ich werde deinem Huren ein Ende machen, und auch Dirnenlohn sollst du fortan nicht geben" = ergänzende Gl. — 42 dl 42 aa „Und ich werde meinen Grimm auf dir ruhen lassen" = ergänzende Gl. — dl 42 a)S-b „Und mein Eifer wird von dir ablassen, und ich werde ruhig sein und nicht mehr zürnen" = dogmatische Gl. hat Ez wahrscheinlich den Ehevertrag gemeint, den man zu schließen pflegte 1 ), andernfalls täte Jahwe sogar mehr, als die Sitte forderte. Jedenfalls aber wird das Mädchen Beispiele vor allem aus der jüdischen Gemeinde in Elephantine und neuerdings in den Nuzu-Texten, cf. C. Kühl, Neue Dokumente zum Verständnis von Hosea 24-15, ZAW 52 (1934), S. 102—109. Cf Mal 214 Prv 217.

Die Dirne Jerusalem

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1 6 14-15. 22-25. 35-42

ganz das Eigentum des Mannes. Zur Hochzeit (8.—9. Str, 9-12) gehören zunächst das Abwaschen des Blutes und das Salben, nachdem die B r a u t zum erstenmal dem Manne angehört hat. E r selbst erweist ihr diese Dienste (cf dagegen R u 3 3 E s t 2 12 J u d i t h 10 3). Ferner wird sie mit besonders guten Kleidern und Schuhen ausgestattet, wobei sich die Vorliebe des Orientalen f ü r grellbunte Farben bemerkbar macht. Hinzu kommt der reichliche Schmuck, der genau aufgezählt wird (Arme, Hals, Nase u n d Ohren werden bedacht), und schließlich die Krone, die vom Kopfputz der Fruchtbarkeitsgöttin herrührt und zum Königsspiel der Neuvermählten gehört (cf Cant 3 11). So lebt die junge F r a u herrlich und in Freuden, wie die 10. Str (13) schildert 1 ). Sie schmückt sich mit den schönsten und kostbarsten Dingen: Gold und Silber, ägyptischem Leinen und Seide (cf P s 45 15). Der Ehemann, dem nichts zu schade ist, gibt ihr die beste Nahrung, die die vornehme Frau zu sich zu nehmen pflegte (cf 1 R 5 2 14 3): feines Mehl, Honig und Olivenöl. Wenn sie daraufhin immer schöner wird, läßt die Auswahl der Nahrungsmittel das orientalische Schönheitsideal erkennen. Sie wurde immer kräftiger und fülliger — je fülliger, desto schöner (cf AOB Abb. 148 f.; zur Schönheit Jerusalems cf Thr 2 15). 3. T e i l : Sünde der F r a u (14-15. 22-25). Was Jahwe der jungen F r a u geschenkt hat, trägt dazu bei, sie zu einer weithin berühmten orientalischen Schönheit zu machen. Sogar bei anderen Völkern wird sie bekannt und bestaunt. Doch damit kündigt die 11. Str (14) eine neue und unerwartete Wendung an. Die Frau baut nunmehr auf ihre Schönheit (12. Str, 15). Obwohl sie J a h w e alles verd a n k t und ihm, dem sie doch gehört, kaum genug h ä t t e danken können, mißbraucht sie seine Wohltaten in schlimmster Weise. Die schöne und bewunderte F r a u wird zur Ehebrecherin, ja zur schamlos aufdringlichen und abgefeimten Dirne. Wie diese a m Wege zu sitzen pflegt, so wartet sie ebenfalls darauf, daß jemand daherkommt, dem sie sich anbieten kann. I n der Tat ein scheußliches Bild! D a m i t es völlig klar wird, hebt Ez in der 13. Str (22) nochmals die Undankbarkeit hervor. Als die Dirne Jerusalem schön und bewundert ist, denkt sie nicht mehr an ihre elende Kindheit zurück, da sie strampelnd in ihrem Blut lag und umzukommen drohte. Nachdem sie Erfolg gehabt hat, vergißt sie ihre Anfänge. Wie schlimm sie es allmählich getrieben hat, zeigt die 14. Str (23-24). Sie stellt sich einen Altarsockel her, wie ihn assyrische Darstellungen der kultischen Prostitution mit dem vor der auf einem Ziegelsteinsockel liegenden F r a u stehenden Mann abbilden. Sie errichtet ferner eine Kulthöhe, die den Berg ersetzt, der die geheimnisvolle Sphäre der Wirksamkeit der Fruchtbarkeitsgottheiten symbolisiert, wie man in Mesopotamien künstliche „Berge" f ü r bestimmte Tempel herstellte, die „Zikurrat" genannten Stufentürme (cf zu 61-7). Ez glaubt das Werben J u d a s um die Gunst der Großstaaten am besten mit Bildern beschreiben und brandmarken zu können, die jener kultischen Preisgabe entlehnt sind 2 ). E r weist mit ihnen zugleich daraufhin, daß mit den politischen Bündnissen religiöse und kultische Verpflichtungen verbunden waren. Dieses Sichanbieten J u d a s f ü h r t die 15. Str (25) in krassen Worten weiter aus. Die ganze jerusalemische Politik ist nichts anderes als ein abscheulicher und abstoßender Bordellbetrieb. 4. T e i l : Bestrafung der Dirne (35-43). Das unglaubliche Verhalten, das Ez geschildert hat, muß ein furchtbares Strafgericht nach sich ziehen. Noch einmal nennt die 16. Str (35-36a) den Grund: das Sichhingeben an die Liebhaber, die offensichtlich die fremden Völker sind (nicht die fremden Götter 1

) An dieser Stelle ist wohl nicht mehr das im Heiratskontrakt zugesicherte Geld oder eine „Morgengabe" gemeint, sondern an Geschenke des Ehemannes als freie Gabe und sichtbares Zeichen seiner Achtung vor der Frau gedacht; zu assyrischen und ugaritischen Parallelen cf A. van Selms, Marriage and family life in Ugaritic literature, 1954, S. 23, 73. 2 ) 0. Eißfeldt, Hesekiel Kap. 16 als Geschichtsquelle, JPOS 16 (1936), S. 286—292.

Die Dirne Jerusalem

1 6 43. 1 6 - 2 1 . 2 6 - 3 4

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43 Sßeil bu nic^t gebaut f)aft a att bie S a g e beiner Sugenb ' ' , null audj i d j ' ' beinen SBan= bei über 'bein f>aupt' bringen, ift ber ©prudj ' 1 SaEiroeö. ' ' [*i6* 17 Unb bu nafimft meine ®d)muifftüirtten unb bebecfteft fie b a m i t . ' ' 19 Unb mein S9rot, bas idj bir gab ' ' l e g t e f t bu' oor fie als $efdjimdjtigung3geru$ ' ift ber © p r u d j ' * SaijmeS. 20 Unb bu nafymft beine ©öf)ne unb Xödjter, bie bu m i t geboren ijatteft, unb fd^Iac^teteft inbem fie für fie jum grafe ' ' . 21 Unb bu fd)ladjteteft meine ©öiine unb gobft fie ba&in, bu fie für fie eerbrannteft 3 .] [26 Unb bu ijurteft mit ben % t ) p t e r n , beinen Kadjbarn mit bemgrofeen © l i e b a , unb meEjr= b teft beine fmrerei, um midi au beleibigen 27 Slber fiefie, idj r e i t e meine $ a n b gegen Mdj aus unb fdjmälerte beinen ßebenslunterf)alt a unb gab bidj ber ®ier beiner ¿ a f f e r i)in, ber S o f t e r ber $f)ilifter, bie fidg beines fdjänb= licf)en 35onbel§ b fdjämten. 28 Unb bu Ijatteft audj mit ben Slfftjrern gehurt ' ' unb tturbeft audj baoon nidjt fatt; 29 aber bu tjurteft nodj meljr mit bem ©ijalbäerlanb ' ' unb murbeft autf) baoon nidjt fatt.] 30 S B i e

a

,

ift b e r © f r u d j ' '

toei,

b a bu bie§ alle§ tateft —

ba§ S u n einer g r a u ,

bie f d ) a m I o § b i)urt; 31 b a b u ' b i r ' b e i n e n © o d t e l B a u t e f i ridjtetefta 33 Hillen

'unb "Eimen

Stebbabetrt

U

ttmrbeft' gibt

man

a n i e b e r SSegecEe

wie eine S u r e , £olma,

n b beftacfjft f i e ,

bu sunt

bu

gabft

beine

a u f j e b e m $ I a ß er» '32'

¡0od3sett§gefcf)enteb

all

beinen

Bon r i n g s u m j u 'beiner Hurerei' j u bir su fontmen.

34 U n b e § roar b e i b t r b a § © e g e n t e i l ' ' i n b e m bu ® i m e n l o f ) n gabft,

aber

u n b b e i n e %xt)'6i)e

bie ® i r n e n l o ^ n ' e i n f a m m e l t ' .

öon b e m , Wa§ g r a u e n fonft t u n , bei ' b e i n e r ö u r e r e i ' ,

toä&renb bir lein S ) i n t e n I o ^ n gegeben tourbe.

©0

tourbeft

©egentetl.

43 a 1 Q iH5J. — dl „'und mich erzürntest' (1 ,T?1iSl pr „dich mir erregtest") durch all dieses" = ergänzende Gl. — dl „siehe" (nur noch Gn 47 23) = verderbte Gl. — 1 c 3 MSS @©35 sinngemäß ^ S - Q pr „ein Haupt". — dl 'S cf 2 4. — dl „'Hast du nicht Unzucht getrieben' (1 X ^ pr „und nicht" et Q rPE»y) zu all deinen Greueln?" = erläuternde GL — 16 dl 16a „Und du nahmst von deinen Gewändern und machtest dir buntgefleckte Höhen und hurtest auf ihnen" = variierende Gl. — dl 16 b „Nicht durch Zeichen, und nicht wird er sein" = unverständliche Gl; der Vorschlag von G. R . Driver in Bibl 35 (1954), S. 151 f., leidet unter der Beziehung auf das in 15 zu weit entfernte „Schönheit". — 17 a Gemeint sind offenbar phallische Bilder (cf J e s 57 8), daher die Betonung des Geschlechts durch 131. — 18 dl 18 b „Und mein ö l und mein Räucherwerk legtest du (1 Q riflJ) vor sie" = ergänzende Gl. •—• 19 dl „feines Mehl und ö l und Honig hatte ich dich essen lassen" = näherbestimmende Gl. — dl 1 ante lrvnnJ = verknüpfende GL — dl c © „und es geschah" = ergänzende Gl zur Verstärkung. — dl 'S cf 2 4. — 20 dl „war es zu wenig mit 'deiner Hurerei' (1 ^0') ? " = erläuternde Gl. — 21 a Wörtlich „hindurchgehen ließest (durchs Feuer)". — 2 6 a b i ; wörtlich „großwerdend" (pt.); Bedeutung von "ltSO durch 23 20 und dortigen Parallelausdruck gegeben. — b 2 Kurzverse sind verloren gegangen. — 27 a Wörtlich „dein Festbestimmtes, Anrecht". — b HCl ]511D ungewöhnliche Konstruktion (noch 2413), cf GKa § 132 r. — 28 dl c © „ohne deine Sättigung, und du hurtest" = erläuternde Gl. — 29 dl c ® „Krämer-" = erläuternde Gl. — 30 a S0i „Wie schmachtend war dein Herz" ist verderbt; PI^DX wird im Anschluß an F . Zorell und einen von M. Zulay veröffentlichten Auszug eines Bußgebets von F . Stummer in V T 4 (1954), S. 34—40, als „fieberheiß" gedeutet (Vergleich der hemmungslosen Gier mit den aus Fieberphantasien herrührenden unsinnigen Wunsch träumen eines Kranken). — dl 'S cf 2 4. — b Wörtlich „mächtig" (hap. leg.). — 3 1 1 c ©©£58 ^ r ' pr plur. — a l Q rpfrs. — die © „nicht", conjg 1 c Q n 1 1 !!.— 1c ©©Z'SBtOfD^pr Schreibfehler „verachtet". — 32 dl 32 „Die ehebrecherische Frau nimmt unter der Herrschaft ihres Mannes 'Dirnenlohn'

90

Die Dirne Jerusalem

1 6 43. 16-21. 26-34

( l e © D^WS pr „die Fremden")" = erläuternde Gl. — 33 0 m j ist hap. leg. — b Geschenke des Ehemannes an seine Frau nach vollzogener Hochzeit. — 1 wie 15. — 34 1 wie 15. — dl c © „während man dir nicht nachhurte und" = ergänzende GL

wie im Nachtrag 16-21). Nun versammelt Jahwe sie, denen die Dirne Jerusalem sich preisgegeben. hat, in grausamem Hohn zum Strafgericht (17. Str, 37 a). Dazu kommen die anderen, denen sie sich nicht angeboten hat, weil sie zu entfernt wohnten, die Zeit nicht ausreichte oder sich keine Gelegenheit geboten hatte. Sie alle werden Gericht halten, wie Ez in leidenschaftlicher Anschaulichkeit schildert. Zunächst geht es wüst und tumultuarisch zu (18. Str, 39). Die Dirnensockel werden zertrümmert und der Frau die Kleider vom Leibe gerissen (cf Hos 2 5), so daß sie wie einst nackt und bloß dasteht. Die Fremden, um deren Gunst sie buhlte, nehmen ihr zuerst alle Gaben Jahwes, die sie schön und begehrenswert machten und auf die sie stolz war, für die sie ihm aber niemals gedankt hat. Wenn sie wieder armselig und elend ist, folgt das eigentliche Gericht (19. Str, 40-41 a). Die Volksversammlung berät und fällt das Urteil. Die überführte Ehebrecherin trifft die Strafe der Steinigung (cf Lv 2010 Dt 22 21-27 Joh 85). Das ebenfalls genannte Zerstückeln mit Schwertern spielt auf den Krieg an, durch den Ez gewöhnlich den Untergang Jerusalems erwartet. Auf diese Weise werden viele Frauen, d. h. viele Völker, sehen, wie Jahwe die Dirne Jerusalem preisgibt. Die 20. Str (43) stellt abschließend fest, daß die harte Strafe gerecht ist und Jerusalem sie nur sich selbst und seinem undankbaren, untreuen Verhalten zuzuschreiben hat. Es hat eben nicht mehr an seine Jugend gedacht — nicht mehr daran, daß es aus sich selbst nichts war, sondern alles Gute der erbarmenden und zuvorkommenden göttlichen Liebe verdankte. In einem ersten N a c h t r a g (16-21) hat Ez das Bild der Untreue auf den Kultus ausgedehnt und gedeutet, indem er die in 24 berührten Gedanken fortführte. Bezeichnend für den Kultus ist, daß man Götterbilder aus Schmucksachen anfertigt, die amulettartige Kräfte besitzen (cf 7 20 E x 32 2ff. Jdc 8 26 f.). Die Bilder werden bekleidet (cf Jer 10 9) und erhalten die üblichen Nahrungsmittel als Opfer (cf 46 14 Mi 6 7, dagegen Lv 2 11). Als das Ungeheuerlichste nennt Ez die Kinderopfer (cf Lv 18 21 20 2-5 Dt 12 31 2 K 16 3 17 17 21 6 23 10 Jer 7 31 19 5 Mi 6 7 Ps 106 3 5 - 3 8 ) . Sie waren zusammen mit vielen anderen altorientalischen, besonders kanaanäischen Kultformen übernommen worden, in denen man Jahwe ebenfalls verehren zu können glaubte, während Ez diesen Synkretismus wie alle anderen Propheten scharf ablehnt und als strafwürdig betrachtet. In einem zweiten N a c h t r a g (26-29) hat Ez die Untreue auf eine bestimmte Politik gedeutet. Er könnte die Ereignisse von 701 meinen, als die ägyptenfreundliche Haltung Judas den Assyrer Sanherib zum Eingreifen veranlaßte und den Königen von Asdod, Ekron und Gaza (vielleicht auch Askalon) große Teile des Staatsgebietes von Juda zuteilen ließ, so daß nur das Gebiet des einstigen Stadtstaates von Jerusalem mit einem gewissen Vorgelände in der Hand Hiskias blieb. Jedoch hinkt in diesem Fall die Erwähnung der Assyrer in 28 nach, und Babylonien dürfte gar nicht genannt werden. Es fragt sich ferner, ob Ez in einem erläuternden Nachtrag so weit in die Geschichte zurückgegriffen hätte. Daher bezieht der Abschnitt sich wahrscheinlich auf die Ereignisse um 587. Auch damals ließ man sich in Juda wieder mit Ägypten ein, suchte aber gleichzeitig die Babylonier hinzuhalten und der Treue zu versichern. Man bemühte sich um sie noch mehr als früher um die Assyrer, während man sich tatsächlich von Ägypten verführen ließ, mit dem man liebäugelte. Als dies mißlungen und Juda untergegangen war, bereicherten sich die ehemaligen philistäischen Stadtstaaten der Küstenebene naturgemäß an judäischem Gebiet (cf 25 15-17). In dem späteren Zusatz 30-34 hat ein anderer Verfasser das Verhalten Jerusalems ala gänzlich verkehrt und abwegig bezeichnen wollen. Die Stadt war in einer Hinsicht

16 44-63

Über Jerusalem

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44 ©ieiie, jefaer ©pottt>er§bid)ter wirb auf tieft ba§ ©pottwort atttuenben: SBie bie Wlut* t e t a — fo ifjte XocEiter! 45 ® u bift bie Stocfi'er beitter 5Jfutter, bie iijren SJiann unb iijre ©öijne Derabfdieute, unb bu bift bie ©djWefier 'beiner ©cfjroeftern' * 46 Unb beine größere ©d&wefter ift ©amaria, fie unb ifjre £öd)ter, bie ju beiner Sinfen roofmt. Unb beine Heinere ©djwefter, bie j u betiter SRecfjten woijnt, ift ©obom unb feine SCöditer. 47 216er nidjt auf iiiren SSegen bift bu gegangen unb iiaft nid)t a nacl) ifjten ©reuein getan b , ' ' bu iiaft e§ fd)Iimmer al? fie tn all beinern Sßanbel getrieben. 48 ©o Waijr idj lebe, ift ber ©pruef) ' ' SafjtDe?, ©obom ' ' unb feine Södjter ljanbelten nicfjt, wie bu getan i»aft unb beine ¿ödjter. '49-50' 51 Unb ©obom ljat bie §>ätfte betner ©iinben nidjt einmal begangen. ®u f»aft meljr ©reuet al§ fie öerübt unb beine ©d)raeitent a gerechtfertigt burcft all beine ©reuei, bie b u b ber= übt feaft. 52 £rage nun audj bu beine ©djmad), bie bu 'für beine ©djweftern' burd) beine ©ünben ein» trateft, bie bu greulicher al§ fie berübteft, fo bafj fie geredeter bafteiien al§ bu! ©djäme aud) bu bidj unb trage beine © d j m a d ) ' ' ! 53 9iber id) Werbe i£>r @efci)t(ia Wenben, ba§ ©efdjicf ©obomi unb feiner £öd£)ter unb ba§ ©efdjitf ©amariaS unb feiner 5£öd)ter ' ' , 54 bamit bu beine ©cfjmarf) trägft unb befdjamt wirft wegen all beffen, wa§ bu getan itaft, inbem bu fie tröfteft. 55 'Unb beine ©cfjweftern', ©obom unb feine SEöcEjter unb ©amaria unb feine Södjter, werben in ihren früheren Suftonb äurüdteijren " . " '56-57' 58 ®ein fdjänblidjeS Verhalten unb beine ©reuei mußt bu felbft tragen, ift ber ©prudi Qai)tre§. 59 ®enn fo ft>rid)t ber Sperr 3a!)tue: Söanbeln werbe id) a 'mit bir', wie bu gefjanbelt iiaft, bie bu ben ©djwur berad)tet iiaft, um ben SSunb j u brechen. eo 2lber id) Werbe meines 23unbe§ 'mit bir' in ben Sagen beiner Sugenb gebenlen unb für bief) einen ewigen 23unb aufriditen. 6i Unb bu follft beiner SGßege gebenfen unb befdjämt Werben, 'wenn ich neijme' beine ©d)Wefterna, bie größer finb al§ bu, nebft benen, bie Hemer finb ai§ bu, unb fie bir ju 5£öd)tern gebe, aber nicht um beine? S3unbe§0er£)alten§ willen, '62' 63 bamit bu baran benfft unb bidj fdjämft unb ben ÜBhmb bor S3efcbämung nid)t mehr auftuft a , wenn id) bir aile§ hergebe, Wa§ bu getan fjaft, ift ber ©prud) be§ ¡oerrn 3ai)We. 44 a nos ist suffixlose Form, wegen des Anklangs an n n 3 gebildet. — 45 1 c @(©)S3 "^"pnii pr „deiner Schwester", cf 46. —• dl „die ihre Männer und ihre Söhne verabscheuten; eure Mutter war eine Hethiterin und euer Vater ein Amoriter" = ergänzende Gl nach 45a. 3. •—• 47 a D i e Negation sbl gilt sinngemäß f ü r den zweiten Kurzvers. — b l Q IWl?. — dl „es fehlte nur wenig" = dogmatische Gl. — 48 dl 'X cf 2 4. — dl c @B® „deine Schwester" = erläuternde Gl. — 49—5« dl 49-50 „49 Siehe, dies war die Schuld deiner Schwester Sodom: Anmaßung, Sattheit an Brot und sorglose Ruhe hatten sie und ihre Töchter, aber die Hand des Elenden und Armen 'ergriffen sie' (1 c ®8©SB 1p' pr „ergriff sie") nicht. 50 'Und sie wurden übermütig' (1 P!0n35fU pr Mischform) und verübten Greuel vor mir. Da entfernte ich sie, wie 'du' (1 fflfl) gesehen hast" = erläuternde Gl zu 4 8 . — 5 1 a 1 Q ^ r i v n s . — M Q JTfr». — 521c Vrs^JH' pr „ f ü r deine Schwester", cf 51. — dl „indem du rechtfertigst 'deine Schwestern' (1 "^TT pr sing.)" = variierende Gl; zum inf. pi. fem. cf GKa § 52 p . — 53 a 1 durchgehend Q — dl 53 b „'Und ich will wenden' (1 c ©SS3 'PlS^l pr „Und ein Geschick") dein Geschick in ihrer Mitte" = dogmatische Gl (verheißend); zur Schreibung njnSlilS cf GKa § 91 f. — 55 1 " W n & l , cf 51. -— dl „werden in ihren früheren Zustand zurückkehren" = dittographische Gl. •— dl 55 b „Und du und deine Töchter werdet in euren früheren Zustand zurückkehren" = dogmatische Gl (verheißend). •— 5 6 — 5 7 dl 56-57 „56 War 'nicht' (1 X'brj pr „und nicht" als absichtlicher Änderung) deine Schwester Sodom berüchtigt (wörtlich „zur Kunde") in deinem Munde zur Zeit 'deines Stolzes' (1 c MSS TJJIXJ pr plur.), 57 ehe deine Bosheit enthüllt wurde ? 'Ihr gleich bist du nun' (111N Hins pr „wie zur Zeit", cf ©), der Spott der Töchter 'Edoms' (1 c MSS Edd D1X pr „Aram") und a l l e r ' ' (dl „die rings um sie her sind" = ergänzende Gl) Töchter der Philister, die dich ringsum verachten" = variierende Gl. —59 a l Q 1£Tt£>5>l. — 1 pr „dich". — 60 1 wie 59. — 611 c ® 967 © 'flpn? pr „wenn du nimmst", cf folgendes Verb. — a 1 "^ItniN pr Schreibfehler. —

Über Jerusalem

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16 44-63

62 dl 62 „Und ich werde meinen Bund mit dir aufrichten, und du sollst erfahren, daß ich Jahwe bin" = ergänzende Gl. — 63 "Wörtlich „Auftun des Mundes"; pnnB eig. Anlaß (zum Reden). noch schlimmer als eine Dirne. Jede Dirne oder Ehebrecherin pflegt sich bezahlen oder aushalten zu lassen, Jerusalem dagegen hat kein Geld gefordert, sondern seinen Liebhabern sogar Geld nachgeworfen, um sie an sich zu fesseln. Hierzu h a t es die Geschenke verwendet, die es zu seiner Hochzeit von seinem Ehemann J a h w e erhalten hatte. I n dieser Weise mißbrauchte es seine Gaben! Gemeint sind offensichtlich die Beziehungen Jerusalems zu anderen Staaten. Sie haben sich nicht u m es zu bemühen und f ü r seine Dienste zu bezahlen brauchen. Vielmehr h a t Jerusalem dafür bezahlt, ihnen willens sein und ihr Eingreifen in seine Angelegenheiten dulden zu dürfen. Ein bitteres Urteil, das weniger religiös als von nationalem Ressentiment gefärbt ist! Literatur: A. Jirku, Eine hethitische Ansiedlung in Jerusalem zur Zeit von El-Amarna, ZDPV 43 (1920), S. 58—61 ; O. Eißfeldt, Ezechiel als Zeuge für Sanheribs Eingriff in Palästina, PJB 27 (1931), S.58—66; Hesekiel Kap. 16 als Geschichtsquelle, JPOS 16 (1936), S. 286—292; H. Granqvist, Marriage conditions in a Palestinian village, I—II 1931—1935; Birth and childhood among the Arabs, 1947; Child problems among the Arabs, 1950; M. Burrows, The basis of Israelite marriage, 1938; E. Neufeld, Ancient Hebrew marriage laws, 1944; A.-G. Barrois, Manuel d'archéologie biblique, II 1953; D. R. Mace, Hebrew marriage, 1953.

16 44^58 Scheit- und Drohwort gegen Jerusalem 7 Strophen zu je

6

Kurzversen

( 4 4 - 4 5 . 4 6 . 4 7 - 4 8 . 51. 52. 5 3 * - 5 4 . 5 5 a +

58).

Das Wort, das die gleiche hoffnungslose Stimmung wie 6 8-10 atmet, r ü h r t nicht von Ez her. E s setzt die Zerstörung Jerusalems voraus und beurteilt die S t a d t als weitaus schlimmer denn Samaria und Sodom. E s geht von dem Sprichwort aus: „Wie die Mutter, so ihre Tochter!" und wendet es auf Jerusalem an. Da die Mutter von schlimmer Art und heidnisch war (cf 3), ihren amoritischen Mann verabscheute und ihre Kinder durch Opferschlachtung von sich stieß, ist von ihren Töchtern nichts Besseres zu erwarten. Tatsächlich haben sie es übel getrieben, sowohl die größere Schwester — das mächtigere Samaria, das nördlich (links) von Jerusalem lag — als auch die kleinere Schwester — das unbedeutendere Sodom, das südlich (rechts) lag; der Verfasser geht offenbar von J e r 3 6-11 Thr 4 6 aus (cf 2 R 21 9 2 Ch 33 9 J e r 23 14 Mt 11 23 f. Lc 10 12). Jerusalem aber h a t die beiden durch seine Greuel übertroffen. Daher kann man sogar feststellen, daß die beiden anderen ihm gegenüber als relativ gerecht dastehen, so daß es mit Recht seine schmachvolle Strafe tragen muß. J a , man kann noch einen Schritt weitergehen. Da alle drei ihre Strafe noch tragen, Jerusalem aber Schlimmeres als seine Schwestern verdient hat, wird deren Strafe beendet werden, so daß Jerusalem allein seine Schmach trägt. Die beiden anderen werden begnadigt und in ihren Zustand zurückgebracht; lediglich Jerusalem wird nicht wiederhergestellt, sondern muß f ü r sein schändliches Verhalten weiterhin büßen.

16 59-63 Scheltwort und Verheißung für Jerusalem Das in Prosa gehaltene Wort rührt nicht von Ez her. E s geht davon aus, daß J a h w e über Jerusalem eine gerechte Strafe verhängt, weil es den bei der Bundschließung geleisteten Schwur verachtet und den Bund gebrochen hat. Doch Jahwes Barmherzigkeit ist größer als seine Gerechtigkeit. Daher wird er sich an den alten Bund erinnern und einen ewigen Bund aufrichten, wie der Verfasser in der Sprache von P sagt. Sogar die „Schwe-

17

Der Vertragsbruch Zedekias

1-12

93

1 7 i U n b eä e r g i n g b a ä S B o r t S a b w e S a n m i d ) f o l g e n b e r m a f e c n : 2 g j i e n f t b e n ü n b , t r a g e ein fRätfel o o r u n b f a g e b e r n S f r a e l ein ©leidjttiö 3 u n b f p r i d ) : ©0 fpridjt ' ' 3af)tt>e:

$ e r grofee 9lblera

mit grofeen glügeln,

m i t 't>oIIem' © e f i e b e r ,

mit langer ©djwinge,

mit bunten Warbenb c

Unb er naf)m ben Sßit>fel ber gebet, unb bradjte fie inö Sirämerlanb,

l a m sunt ß i b a n o n .

* bie ©infte iljrer ©t)roffena tife er ab b

i n b i e f > ä n b l e r f t a b t fefete e r f i e e i n .

5 U n b er n a b m ö o m © t a m m beö ß a n b e ä unb legte i b u in ein © a a t f e l b . ' ' Sin tei r i c f | t ' ' S a b w e : ' S S i r b es' S S i r b er feine SBurseln nidjt a u s r e i f t e n

war,

u n b j u e i n e m Ijerrtid^eri S B e i n f t o t f w e r b e . drfolg

baben?

unb feine grutbt abt>flütfena,

bafe a l l f e i n e f p r o f f e n b c n 3 w e i g e b o e r b o t r e n ' ' , 1 0 ' ' SBirb er nidjt, f o b a l b b e r D f t w i n b i b n a n r ü b t t ,

i n b e m er i b n a u s feinen SBurseln bcr= aussiebt"? oetborren ' ' 'auf bemSSeet', auf bem

er tauäfS ' ' ? 11 Unb es erging ba§ SBort 3abwes an mid) folgenbermafeen: 12 'SRenffbenlinb', fprtd) bod) jum f>aufe SSiberfpenftigfeit: SBifet ibr nidjt, was bies bebeutet? ©prid): ©iebe, eä fam ber Slönig oon Säbel nadj Setufalem unb nabm fet= nen Sönig unb feine Söeamten unb bradjte f i e ' ' nadj SBabel. 1 7 3 dl 'S cf 2 4. — a Die Beschreibung des Adlers ist wohl durch die mesopotamischen Darstellungen von Adlerflügeln auf bunten Reliefs in glasiertem Ton oder anderen farbigen Skulpturen bedingt (cf J . Herrmann z. St.). — 1 »St?. — b Wörtlich „der Buntheit hat". — c Ausdruck nur von Ez verwendet. — 4 a Hp^1 ist hap. leg. — b Ausdruck seit der Zeit Ez's verwendet (Dt). — 5 dl c @ © „Weide" (hap. leg., nach G. R. Driverin Bibl 35 [1954], S. 152, „Schößling" von akkad. qü) = senkrecht dittographische Gl. — a Ausdruck hauptsächlich und in prophetischen Schriften ausschließlich in der Zeit Ez's verwendet. •— b nBSBSt ist hap. leg. •— 6 1 l n l l nijü?] pr „und er sproßte und wurde", da 6 a davon abhängig ist. — a Dem Adler. — dl 6 b „Und er wurde zum Weinstock und trieb Schosse und breitete Sprosse aus" = ergänzende Gl zu 5-6a. — 7 1 c @©SJ "ins pr Schreibfehler „einziger". — dl c (S)66'- 106 „großer" = erläuternde Gl. — 1 nrUB pr aram. fC3 „verlangend strecken", das unsicher ist \cf jedoch G. R. Driver in Ephemerides Theologicae Lovanienses 26 [1950], S. 343 f.: [C3 kal = avait [les racines] tordues). — a vbj? = tSn. — 1 c @© n1flV|im pr suff. 3. m. sing. — 1 c Eb 22 MSS ©@ n;' pr „Beete"; Ausdruck seit der Zeit Ez's verwendet. — b Relativsatz ohne Relativpronomen. — 8 dl 8 a „Auf gutes Feld, an (bx = bv) vieles Wasser 'pflanzte er ihn' ( l n 1 ? ^ «in pr „ist er gepflanzt")" = variierende Gl nach 7 b ß . — 9 ins c © f?1?. — dl 'X c f 2 4 . — 1 c @© 'X£in pr „es wird Erfolg haben", cf Fragen in 9b. 10b. — a DCp ist hap. leg. und bedeutet frt „schuppig machen" (L. Köhler, Lexicon). — b Wörtlich „seine frisch gepflückten Sprosse"; SpB nur noch Gn 811, frt aram.; cf ferner K. Galling in VT 4 (1954), S. 418—422. — dl c & „er wird verdorren" = variierende Gl zu ; dl „und nicht mit großem Arm und vielem Volk" = näherbestimmende Gl nach 17. — 0 Aram. inf. von X^O. — 1 0 dl „Und siehe, er ist gepflanzt; wird es Erfolg haben ?" = wiederholende Gl nach 8a. 9aa. — dl c @ B ©3? „ein Verdorren" = dittographische Gl. — 1 sing, wie 7 b ß. —dl c @)A© „er wird verdorren" = Gl zur Bildung eines neuen Satzes. — 1 2 ins c @ © D"1K"[3. — dl c © „zu sich" = näherbestimmende Gl. stern" Jerusalems gibt Jahwe ihm zu „Töchtern", d. h. unterstellt Samaria und Sodom seiner Herrschaft. Doch zeigt sich an dieser Stelle, daß das Wort trotz der Verheißung

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Der Vertragsbruch Zedekias

17 1 - 1 2

von demselben Geist wie 6 8-io 16 44-58 getragen ißt. E s ist bezeichnend, „daß diese Verheißung, weit entfernt von der evangelischen Auffassung von der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes, die ,ein lustig fröhlich Herz' haben (Luther), letzten Endes nur Beschämung wirkt («3)" (A. Bertholet).

17 i-io. 11-21 Allegorie mit Deutung über den Vertragsbruch Zedekias 17 l-io: 3 Strophen zu je 4 und 1 Strophe zu 3 Langversen (a.a.ß-1.5-6*. 7-8*. 8b-jo*) mit prosaischer Einleitung vor der 1. und 4. Str (i-3aa. 9a). 3 2 + 2 + 2, 2 + 2 + 2, 3 + 4 3, 3 + 3 5 3 + 3, 2 + 2 6 a 2 + 2 + 2, 3 + 3 7 3 + 3, 3 + 3, 2 + 2 + 2 8b 2 + 2 + 2 9b 3 + 2, 3 + 3 10b 3 + 3 .—17 11-21: 4 Strophen zu je 7 Kurzversen (12.13-14.15.19 + 21) mit prosaischer Einleitung vor der 1. und 4. Str (n. I9aa). 17 i-io. 11-21 gehören aufs engste zusammen. Der erste Abschnitt enthält eine gleichnishafte Rätselrede, die gattungsmäßig nahezu eine Allegorie darstellt: Eine zusammenhängende Reihe von Begebenheiten politischen Geschehens ist in eine ebensolche Reihe von Zügen eines Vorgangs aus der Tier- und Pflanzenwelt umgesetzt worden. Der zweite Abschnitt enthält die Deutung des ersten, die an sich nicht unbedingt erforderlich gewesen wäre, jedoch das Verwerfungsurteil des Propheten klarer herausstellt. Denn die widerspenstigen Deportierten, die in 2 und 12 angeredet werden, möchten sogar den einleuchtendsten Tatsachen gegenüber ihre Augen verschließen. Die einzelnen Strophen der beiden Abschnitte entsprechen sich jeweils (cf ferner 211-4. 6-10 mit der Begründung in 5). E s fällt auf, daß der Gedanke an das gemeinte politische Geschehen sich merkwürdig auswirkt. E r beeinflußt und beeinträchtigt teilweise das rein Bildmäßige ( „ K r ä m e r l a n d " und „ H ä n d l e r s t a d t " 4, „ L a n d " 5, Tätigkeit des Weinstocks 7, unvermittelter Wechsel zwischen Zedernsproß u n d Weinstocksame); ferner macht die Einführung des zweiten Adlers den Weinstock selbst zum Handelnden (7). Dies läßt vermuten, daß E z ein altes Volkslied oder -gedieht aufgegriffen und verwendet hat, das lehren will, daß alles nur unter bestimmten Lebensbedingungen gedeihen k a n n (cf L. P . Smith, C. Kühl). U m es seinen Zwecken dienstbar zu machen, h a t er das Besungene zweimal verdoppelt. Während das ursprüngliche Lied von nur e i n e m Adler u n d e i n e m abgerissenen und verschleppten Sproß (der Zeder) erzählte, h a t E z daraus zwei Adler und zwei Pflanzen gemacht (ähnliche Verdopplung in 19 1-9 cf 23 1-27). 1. Str der Allegorie und Deutung (aaß-i. 12). Nach der Allegorie h a t ein gewaltiger Adler den Wipfel der stolzen Libanonzeder (ihre Spitzentriebe) abgerissen, u m sie in ein Krämerland und eine Händlerstadt zu versetzen. Der Adler, das Symbol der Macht u n d Schnelligkeit, ist offenbar nach dem Vorbild der mesopotamischen Darstellungen von Adlerflügeln geschildert, bei denen die 3 Federschichten unterschieden werden können, die Ez nennt (c 1 ?;?, ins, nJJÜ); ebenso läßt die Buntheit des Adlers an die entsprechenden Reliefs in glasiertem Ton oder an andere farbige Skulpturen denken (J. Herrmann). Während der Adler in Mesopotamien 1 ) hauptsächlich ein Symbol des Sonnengottes ist u n d Dämonen oder Genien Adlerflügel und -köpfe erhalten, stellt er bei E z den heranziehenden Eroberer Nebukadnezar dar (cf Jer 48 40 49 22, sonst Hinweis auf die Babylonier überhaupt D t 28 49 H a b 1 8 J e r 4 13 Thr 419). Die Zeder, deren Standort auf dem 1 Cf aus sumerischer Zeit die Silbervase des Etemena in AOB Abb. 31 (W. Speiser, Vorderasiatische Kunst, 1952, Abb. 19) und die Libationsvase des Gudea in AOB Abb. 367, aus der Zeit des Assurnasirpal geflügelte und teilweise adlerköpfige Dämonen oder Genien, die Lebensbäume befruchten, in AOB Abb. 256, 379; entsprechend J. B. Pritchard, The ancient Near East in pictures, 1954, Abb. 511, 617, 656. Zum Adler als Symbol des Königs bei den Persern cf Xenophon, Cyropädie VII 1.

H a n d b . z. AT 1 , 1 3 : F o h r e r - G a l l i n g , Ezechiel

9

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Der Vertragsbruch Zedekias

13-21

13 3 ) a n n t t a f j m e r e i n e n o o m f ö n i g l i d j e n © e f t ^ I e t ^ t öerpflidjtete

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K ö n i g t u m niebrig fei,

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95

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e§ ber

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Saljme:

m e i n e e i b l i d j e S e r p f l i f t i t u n g , b i e e r m i f e a d j t e t f)at,

t r a g , b e n er g e b r o d j e n f)ata,

bomit

er © r f o l g G a b e n ? SBirb gerettet w e r b e n ,

u n b b e n V e r t r a g bridjt — ' w i r b er gerettet w e r b e n ' ?

i 9 ® a r u m 'fpridj': ® o f p r i d j t ' '

ben.

i n b e m er f e i n e SSoten n a d ) % t ) t ) t e n f a n b t e ,

u n b m e i n e n S3er=

2 1 ' ' 'Unb all' feine

u n b bie ü b r i g g e b l i e b e n e n i n alle SBinbe jerftreut

l l n b i f ) r f o l l t e r f a h r e n , b a f e iä) S a l i w e b i n

wer=

''.

13 a Wörtlich „unter einen Fluch bringen", der bei Vertragsbruch wirksam wird. — Wörtlich „die Widder", daher „die Gewalthaber". —141 c % Eb 22,23« 'HZy'? pr Schreibfehler „damit es Bestand habe". —15 a „gebe" gehört versmäßig zur vorhergehenden Zeile. — 1 c ©2® pr „und gerettet wird", cf vorhergehende Fragen. —16—18 dl ie-18 „16 So wahr ich lebe, ist der Spruch des Herrn Jahwe, am Wohnsitz des Königs, der ihn zum König gemacht hat, dessen eidliche Verpflichtung er mißachtet und dessen Vertrag mit ihm (conjg I i i s gegen Akzente mit dem Vorhergehenden) er gebrochen hat, mitten in Babel wird er sterben. 17 Und nicht mit großer Heeresmacht und zahlreicher Volksgemeinde wird ihm der Pharao im Kriege 'helfen' (1IPS*1 pr „wird handeln"), wenn man einen Sturmwall aufschüttet und ein Belagerungswerk baut, um viele Menschenleben zu vernichten. 18 Er hat den Eid mißachtet, indem er den Vertrag gebrochen hat. Und siehe,er hatte seine Hand darauf gegeben (cf 2 R IO15 1 Macc 6 58, frt Jes 2 e) und doch all dies getan. Er wird nicht gerettet werden" = näherbestimmende Gl, die genauer auf den Vertragsbruch und die Vorgänge beim Feldzug gegen Zedekia eingeht, die Ez noch unbekannt sein mußten. — 19 ins c © "l&S. — dl 'S cf 2 4. — a Z u TBH pr 1BH cf GKa § 67 v. — 1 c ©@ !JT' pr suff. 3. m. sing. — 20 dl 20a „Und ich breite mein Netz über ihn, und er wird in meinem Garn gefangen" = wiederholende Gl nach 1213. —dl c © B 20 b „Und ich bringe ihn nach Babel und trete dort mit ihm vor Gericht wegen seiner Untreue, mit der er mir untreu war" = näherbestimmende Gl. — 21 dl c © „und all 'seine Besten' (1 c MSS pr „Flüchtlinge")" = näherbestimmende Gl zu „Scharen". — 1 bil pr falsches „in all". — dl „gesprochen habe" = Gl zur Bildung eines neuen Satzes. Libanon ihre Besonderheit und Kostbarkeit hervorheben soll, ist der Staat Juda (cf Jes 10 34 Jer 22 6-7 Sach 111-3, auch als allgemeiner Vergleich gebräuchlich Ps 92 13 Hi 40 17, nicht auf Israel beschränkt Ez 31 Am 2 9). Ihren Wipfel und ihre Spitzentriebe, den König Joj achin und die Führung des Staatswesens, hat Nebukadnezar 598 nach Babylonien deportiert (auch Ez war davon betroffen). Denn Babylonien und seine Hauptstadt sind das Krämerland und die Handelsstadt. Die wegwerfende Bezeichnung läßt erkennen, daß Ez den Handel als etwas Israel noch Fremdes empfindet, während das weitere Exil das sich bildende Judentum zum Handelsvolk gemacht hat. 2 . Str der Allegorie und Deutung ( 5 - 6 a . 1 3 - 1 4 ) . An Stelle der abgerissenen Zedernspitze hat der Adler in ein Saatfeld des ursprünglichen Erdreichs einen Schößling eingesetzt, der dort beheimatet war, damit er wuchere und größer werde, aber doch ein gewisses Maß an Wachstum nicht überschreite und vom Adler abhängig bleibe. Auf diese Weise umschreibt Ez die Politik Nebukadnezars nach der Deportation von 598. Vorher hatte der Pharao Necho nach der Verhaftung des Hamutalsohnes Joahas (cf 19 1-9) nicht dessen Bruder Zedekia als König eingesetzt, sondern Jojakim, den Sohn Josias und der Sebudda. Als dessen Sohn Jojachin sich nicht bewährte, sondern deportiert werden mußte, griff Nebukadnezar auf den anderen Zweig der Nachkommen Josias zurück und setzte den Hamutalsohn Zedekia als König ein. Diese verschiedene Abstammung der beiden von

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13-21

Ez genannten Könige erklärt die verschiedenen Bilder der Zeder und des "Weinstocks. Nebukadnezar bleibt also beim einheimischen Fürstengeschlecht der Davididen und hat keine schlimmen Absichten. Der Weinstock sollte reichliches "Wasser haben und kräftig wuchern; ein blühendes Juda konnte dem Babylonier gegenüber dem gefährlichen Ägypten wertvoll und nützlich sein. Freilich mußte es ein treuer Vasallenstaat bleiben. Daher sollte Zedekia durchaus von Babylonien abhängig sein und nicht von eigener Politik träumen, vielmehr seine Kraft aus der Verbindimg mit Babylonien schöpfen. Um diesen niedrigen Wuchs zu erreichen, deportierte Nebukadnezar eben die führende Schicht Judas und ließ Zedekia den üblichen Treueid schwören (zum Ritus cf Gn 15 9 f. 17 Jer 34 18 f.). 3. Str der Allegorie und Deutung (7+8b. 15). Von dem, was der Schößling reichlich hatte, verlangte er noch mehr. Daher wandte er sich einem zweiten Adler zu, der ihn besser tränken und ihm dazu verhelfen sollte, zu einem herrlicheren Weinstock zu werden. Zedekia begnügte sich nicht mit dem, was sich an Möglichkeiten unter der babylonischen Oberhoheit bot; der Aderlaß von 598 hatte nicht die von Nebukadnezar gewünschte Wirkung. Zedekia wandte sich an die zweite altorientalische Großmacht Ägypten und suchte bei ihr Unterstützung, obwohl seine Lage durchaus nicht unglücklich war. Durch eine Gesandtschaft, von der wir nur bei Ez erfahren, wünschte er Pferde und Kriegsvolk, d. h. militärische Unterstützung. Wird das Erfolg haben ? Vorerst weiß es niemand, nur Ez kündigt das künftige Geschehen an. Bisher hat er in je 3 Strophen die Entwicklung bis zum Abfall Zejiekias dargestellt. Der Zeitpunkt, in dem er spricht, läßt sich ziemlich genau bestimmen, da Zedekia 590 im Vertrauen auf die vom Pharao Hophra zugesagte Hilfe sich von Babylonien löste. Es folgt in der jeweils letzten Strophe die Ankündigung der kommenden Ereignisse. 4. Str der Allegorie und Deutung (9 b+iob. 19+21). Die Frage nach dem Erfolg von Zedekias Verhalten beantwortet Ez verneinend. Der Vertragsbruch wird nicht ungestraft bleiben. Der erste Adler, von dem der Weinstock sich abgewendet hat, wird ihn aus seinem Beet ausreißen und auf ihm verdorren lassen. Der heiße, sengende Ostwind aus der Wüste wird es beschleunigen. Im Nu ist alles vorbei! So wird der babylonische König den Vertrags- und eidbrüchigen Zedekia bestrafen; er wird ihm Frucht und Kraft seines Lebens nehmen, so daß er verdorrt (cf 19 10-14). Ez stellt dabei seine Gedanken in Allegorie und Deutung von verschiedenen Gesichtspunkten aus dar. In 9 b. 10 b faßt er das vom Adler herbeigeführte Geschick des Weinstocks als äußeres Geschehen ins Auge, in 19. 21 gibt er dem eine mehr religiös-theologische Deutung und weist auf das hintergründige Tun Jahwes hin; eben dies unterscheidet ihn vom politischen Propagandisten. Daher betont er die Heiligkeit des von Zedekia geschworenen Treueides und die Unantastbarkeit des Vertrages mit Nebukadnezar. Er hat Eid und Vertrag bereits ausdrücklich genannt (13), so daß er sie als entscheidend betrachtet. Vermutlich hat Zedekia den Eid im Namen Jahwes geschworen, so daß er das zweifache Vergehen des Eidbruchs und des Abfalls von Jahwe begangen hat. Infolgedessen muß Jahwe diese Vergehen ahnden, die ihn verletzen und beleidigen. Ez begründet den bevorstehenden Untergang Zedekias also nicht aus der Geschichtslogik, daß Großmannssucht und Treubruch kein gutes Ende zu nehmen pflegen, sondern ausschließlich als Folge seiner Vergehen gegen Jahwe, der als Hüter des Rechts den Eid- und Vertragsbruch nicht ungestraft läßt, weil er seine Heiligkeit verletzt. Literatur: W. Erbt, Die Fürstensprüche im Hesekielbuche, OLZ 20 (1917), S. 270—274, 289—296; L. P. Smith, The eagle(s) of Ezekiel 17, JBL 58 (1939), S. 43—50.

9*

17 2 2 - 2 4 18 1 - 2 Der künftige Herrscher - Die Berechtigung von Deportation und Exil

97

22 @o f p r i d j t ' ' 8at)tt>e: 3cf} Wer he felbft öom äßipfel ber 8eber a nehmen ' ö o t t

feinen oberften ©djöfjlingen bredje icfj " ab; unb tdj fcfianje tijrt auf fjoljem 23erge e i n ' 2 3 auf ber S e r g e j ö i i e Sfraell fefee td) ii)n etn. Unb er Wirb ßweige treiben unb 'Saub' tragen unb sur mächtigen Beber werben. Unb barunter follen allerlei Sßögei'' rooijnen, int ©djatten feiner Sweige werben fie wofjnen. 24 Unb alle Säume be§ Selbe? folien erfahren, bajj tc£) Saljme bin. erniebrige ben i)oi)en S3aum unb erf)öije ben niebrigen 33aum, tcL) iaffe ben frifcEjeri SBaum berborren unb ben öerborrten S a u m fproffen. Sdj, Saljwe, f)abe gerebet unb tue es. 181 Unb e$ erging baS Sßort 3ai)WeS an ntidfj foloenbermafeen: 2 'gjienfdjentinb', was t)abt if)t b a ' ' biefeS Spottmort 'unter ben Sfraeliten' folgenber» mafeen: ®ie 93äter effen unreife Stauben, unb bie 3äfine ber @öf)ne werben ftumpfM 22 dl 'K cf 24. — a Bedeutung und Ableitung nicht gesichert; Zeder für Bauten und Masten schwerlich hoch genug, daher wohl ein anderer langstämmiger Nadelbaum vom Libanon (L. Köhler, Lexicon: Abies Cilicica). — dl c @) „dem höchsten" = näherbestimmende Gl; dl „ich pflanze ein" = Gl zur Bildung eines neuen Satzes. — dl c © „zarten" = näherbestimmende Gl. —• dl c © „und ragendem" (hap. leg.) = ergänzende Gl. — 23 1IT1KB pr „Frucht", die zur Zeder nicht paßt. — dl „jeglicher Flügel" = zitierende Gl nach Gn 714. 18 2 ins c ©©Q"i«-f3. — d i e © „ihr treibt Spott" = erläuternde Gl. — 1 prb c © \)?a pr „über das Land (Israel)", doch ist 3JI ebenfalls möglich. — a Ebenso mit 2 Abweichungen Jer 31 29; nnp aram. = nn3. Trauben, die noch nicht reif sind, bilden im Orient eine Delikatesse (cf I. Low, Die Flora der Juden, I 1924, S. 77).

17

22-24

Verheißung des künftigen Herrschers

2 Strophen zu je 4 Langversen ( 2 2 - 2 3 . 2 4 ) mit prosaischer Einleitung (in 2 2 a ) . 22 4 + 3, 4 + 23 3, 4 + 3, 4 + 3 24 3 + 3, 3 + 3, 3 + 3, 2 + 2. Das Wort r ü h r t höchstwahrscheinlich nicht von Ez her, sondern ist nach 587 von einem Unbekannten verfaßt worden, der messianische Hoffnungen zum Ausdruck brachte, die Ez selbst fremd gewesen sind. Entgegen dessen Gewohnheit folgt dem Bild keine Deutung, noch geht sie aus ihm hervor; lediglich aus der Beziehung zu 1-21 läßt sich erschließen, woran gedacht ist. Der Verfasser spricht ferner teils im Bild, teils von J a h w e selbst, der den Zedernwipfel nimmt und die Bäume erhöht oder erniedrigt. Der Verfasser erwartet, daß Jahwe selbst eingreift, von der „Zeder" der davidischen Dynastie einen Schößling nimmt (cf Jes 111) und auf dem Zion als dem hohen Gottesberg einpflanzt (cf 40 2 Jes 2 2 Mi 4 1 Sach 14 10 Ps 48 3). Dort wächst er zum großen Weltenb a u m heran (cf 31 iff. Da 4 7 ff. Mt 13 32), in dessen Schatten alle Völker Platz finden (cf Jes 2 2-4). Die zahlreichen Parallelen aus später Zeit machen deutlich, daß ein verhältnismäßig junges Wort vorliegt. Die 2. Str (24) wendet den Gedanken ins Grundsätzliche. Alle Völker werden erleben, daß Jahwe wirklich göttlich handelt, wenn sich dieses niedrige und dürre Königtum aus kleinen Anfängen prächtig entfaltet, während starke u n d mächtige Reiche zugrunde gehen.

18 1-20 Diskussionswort über die Berechtigung von Deportation und Exil 16 Strophen zu je 5 Kurzversen (2. 3-4. 5-6a. 6b-7a. 7b-8. 9.10-11.12.13.14.15.16.17.18.19. 20) mit prosaischer Einleitung (1). Der Abschnitt gliedert sich in fünf Teile. I n der 1.—2. Str wendet Ez sich grundsätzlich gegen ein von ihm zitiertes Spottwort. Seine Einsicht weist er an den 3 Beispielen

98

Der künftige Herrscher - Die Berechtigung von Deportation und Exil 17 22-24 181-2

des Gerechten (3.-—6. Str), des ungerechten Sohnes des Gerechten (7.—9. Str) und des gerechten Sohnes des Ungerechten (10.-—14. Str) nach. Die 15.—16. Str ziehen die Folgerungen daraus. Das ganze Wort, das mehr ein literarisches Werk als ein zunächst mündlich gesprochenes Prophetenwort zu sein scheint, geht von der Beschwerde der Deportierten über Jahwes Ungerechtigkeit und der Anschauung aus, daß Sippenschuld oder Sippenverdienst das Geschick bestimmen und daher auch für die Deportation von 598 maßgebend gewesen sind. Neben der Hoffnung auf baldige Rückkehr mußte den Deportierten vor allem diese eine Frage am Herzen hegen und sie zu Einwänden gegen die unbedingte Unheilsdrohung Ez's veranlassen: Wie konnte Jahwe sie im Jahre 598 so schwer strafen und deportieren lassen — offenbar doch vor allem wegen der Sünden der Väter! ? Wird das erneut angedrohte Gericht über Jerusalem nicht ebenso ungerecht sein ? Indem Ez diese Fragen und Einwände mit dem Hinweis auf die persönliche Verantwortung und Schuld jedes einzelnen beantwortet, führt er die dt Theologie weiter, die den Einzelmenschen in den Mittelpunkt zu stellen begonnen und die ältere kollektive und korporative Vergeltung durch den Rechtsgrundsatz abgelöst hatte, daß jeder nur wegen seines eigenen Vergehens zur Rechenschaft gezogen werden dürfe (Dt 24 ie). Ez vertritt diesen Grundsatz der persönlichen Verantwortung auch in religiösen Fragen; sogar wenn er die Vernichtung aller oder doch fast aller Jerusalemer androht, meint er es nicht kollektiv, sondern will sagen, daß sie sämtlich den Tod verdient haben (cf zu 1412-23). Wenn er einmal glaubt, daß einige Gerechte zu finden sind, nimmt er sie vom Gericht aus (cf 9 4 ff.). Insbesondere gilt jener Grundsatz für die Deportierten, die das Gericht schon gespürt haben und für deren weitere Existenz ihre eigene Entscheidung maßgebend ist (cf besonders 3 ieb-2i 33 1 - 6 . 1 0 - 1 1 . 1 2 - 2 0 ) . Als Maßstab des Urteils gilt wie immer das praktische Verhalten, das für den konkret denkenden Israeliten der sichtbare Ausdruck der inneren Einstellung und Haltung ist, aus der es hervorgeht. Das Verhalten aber hat als Richtschnur das grundlegende Gebot Jahwes, Recht und Gerechtigkeit zu üben (5). Was es im einzelnen besagt, wird vom mosaischen Dekalog an (Grundstock von Ex 20i-i7) mehrfach in katechismusartigen Reihen zusammengestellt, die mit Vorliebe 10 (Ex 2O1-17) oder 12 Glieder (Ex 34 14-26 Dt 27 15-26) umfassen. Andere Zusammenfassungen begegnen außer Ez 22 6-13.15 f. (nicht von Ez) z. B. Ps 15 2-5 24 3-6 34 13-15 und scheinen hauptsächlich an den Heiligtümern beheimatet gewesen zu sein, wo die Priester sie lehrten und ihre Befolgung überwachten 1 ). Es überrascht nicht, daß der vom jerusalemischen Priestertum kommende Ez (cf 1 3) eine solche priesterliche Tora verwendet (cf die Anspielung auf den Dekalog in Hos 4 2 Jer 7 9); in ihrer vollständigen Aufzählung in 6-8 umfaßt sie 10 Glieder, vielleicht durch Auflösung der Doppelbestimmungen 8 und 9 sogar 12 Glieder. Inhaltlich berührt sie sich mit Bestimmungen des Bundesbuches, des Dt und vor allem des Heiligkeitsgesetzes (Lv 17—26). Jedoch ist weder Ez vom Heiligkeitsgesetz abhängig noch umgekehrt, vielmehr gehen beide von einer gemeinsamen vorexilischen Grundlage aus (zu der auch die von Ez verwendete jerusalemische Priestertora gehört), die in Priesterkreisen entstanden und bekannt gewesen und später im Heiligkeitsgesetz endgültig kodifiziert worden ist 2 ). ') Zu den in Lang- oder Kurzversen metrisch geformten Reihen im apodiktischen Recht cf vor allem K. Rabast, Das apodiktische Recht im Deuteronomium und im Heiligkeitsgesetz, 1948, und die Zusammenstellung der Kurzversreihen bei G. Fohrer, Über den Kurzvers, ZAW 66 (1954), S. 214 f. Zur Priestertora cf J. Beglich, Die priesterliche Tora, Werden und Wesen des Alten Testaments (BZAW 66), 1936, S. 63 ff.; R. Rendtorff, Die Gesetze in der Prieeterschrift, 1954. 2) Auch der Einfluß der kultischen Segens- und Fluchformel ist spürbar, die Leben und Tod zur Wahl stellt.

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3-16

Die Berechtigung von Deportation und Exil

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3 @o roaljr idj lebe, ift bcr Sprud) ' ' Salmeé, eé foll feinen ' ' mei)t Beben, 'ber sitiert' biefeé Spottroort in Sfrael. 4 Sieíje, olle Seelen geboren mir " ; bie fünbige Seele — bie foll fterben. 5 SSenn nun jemanb gered)ta ift unb tRedjt ttnb ©eredjtigfeit übt, e auf a ben Sergen nidjt ifet unb feine Slugen n i ¿ t ergebt su ben ©öijen bes Kaufes Sfrael; wenn er bie grau feines ÜJlädjften nidjt oerunreinigt unb fidj einer grau, bie unrein ift b , nid^t nähert, 7 niemanben bebrüdt, fein $ f a n b a ' ' jurüdgibt, feinen Staub Oer übt; unb ben 9tatften mit einem Äleib bebecft, 8 nidjt wenn er fein ©rot bem hungrigen gibt auf 3Sudjer a Iei£)t unb feinen8inS b nimmt, feine |>anb oomgreoel surücfijält''; 9 wenn er in meinen Satjungen 'roanbelt' unb meine Sterte beamtet, 'fie' au tun, ber ift geredjt. @r foll beftimmt leben bleiben, ift ber@t>rudj'' Safjtoeé. 10 SBenn er nun einen rduberifdjen a ®oi)n erzeugt, ber 33Iut oergiefet 'unb ©ünbe t u t ' ' ' , 11 " j a audj auf a ben Sergen ifet unb bie grau feines 9lädjften oerunreinigt; 12 ber ben Straten unb ©Ienben bebrängt, 'SRaub' oerübt, ein^fanb nidjt jurüdgibt unb feine Slugen j u ben (Stögen ergebt, ©reuel tut; 13 ber auf SBudjer leitjt unb 8htS nimmt, ber foll 'beftimmt' nidjt leben bleiben. Stil biefe (Sreuel bat er oerübt; er wirb beftimmt 'fterben', feine S3littfdjulba liegt auf ii)m. 14 éefefet nun, er erjeugt einen @obn, unb ber fie£)t alle Sünben feines SaterS, bie et getan (tat 'unb fürdjtet ftd)' unb Ijanbelt nidjt auf gleidje SSeife — 15 auf ben Sergen ifot er nidjt unb tjebt feine Slugen nidjt ju ben ®öfeen beé Kaufes Sfrael; bie grau feines Städjften oerunreinigt er niri^t; 16 unb er bebrücft niemanben, nimmt fein $ f a n b unb oerübt feinen Staub, gibt fein S9rot bem hungrigen unb bebeift ben 9iaric&t'' 3al)We: ©mpor mit 'SBeg'mit bem Äoj)fbunb a , 'fort' mit ber firone! Die^ bleibt nidjt bieaupt, ift ber ©t>rudj *' 3ai)We§. 18 a Q 1 i1?1/; eig. das auf dem Treibherd bei der Ausscheidung anderer (Edel)metalle aus dem Rohblei entstehende Bleioxyd. — dl c © „Schmelzofen" = näherbestimmende Gl; dl „Schlakken" = deutende Gl. — 19 ins c © "lös. — dl 'S cf 2 4. — 20 1 c © © £ sinngemäß '¡5?, wörtlich „wie das Sammeln" (hap. leg.). —• dl „so sammle ich in meinem Zorn und Grimm und 'fache an' ( 1 p r „ich lege hin") und schmelze euch" = variierende Gl. — 21 dl o ©@ „und ich versammle euch" = ergänzende Gl. — 22 dl 22 a „Wie Silber im Schmelzofen 'geschmolzen wird' (1 T]ri|ri3 pr Mischform), so werdet ihr darin 'geschmolzen' (1 12^3?) pr Mischform)" = wiederholende Gl. — a 2 4 Jerusalem. — 1 c © n"]13P0 pr Schreibfehler „gereinigt". — dl c © „es" = näherbestimmende Gl. — ins c MSS K e n Vrs 1. 1 HD^jp pr Schreibfehler „sein Regen"; OtfJ pu. nur hier. — t>l frt D1T pr „des Unwetters". — 25 1 c © ¡TS 1 ^ („dessen Fürsten") pr „die Verschwörung seiner Propheten", das im Zusammenhang falsch ist. — 1 o Vrs in^b pr impf., cf — dl „seine Witwen mehrten sich in ihm" = ergänzende Gl. — 26 dl „und über Unrein und Rein klärten sie nicht a u f " = erläuternde Gl. — 28 dl c © „für sie" = näherbestimmende Gl. — dl 'S cf 2 4. — 29 1 pr „bedrückten", das schon in 29 a vorkommt. — 31 dl 'S cf 2 4. bemüht hat, das Schleckte auszuscheiden (cf ferner Jes 48 10 Jer 9 6 Sach 13 9 Mal 3 2 f.). Dabei ist Jeremia selbst Prüfer und Metallschmelzer, nicht aber Jahwe der Handelnde. Ez hat sein Wort auf Grund des gegebenen Bilds also selbständig und eigenartig ausgeführt —• genau, umfassend und systematisch, wie es seine Art ist. Für Jahwe ist Israel zur Bleiglätte geworden (1. Str, is), d. h. zu der beim Schmelzprozeß ausgeschiedenen Beimischung unedler Metalle. Eigentlich ist es das Bleioxyd, das aus dem Rohblei entsteht, wenn aus ihm Edelmetalle ausgeschmolzen werden. Ez faßt den Ausdruck weiter: Es ist das Gemisch unedler Metalle (Bronze, Zinn, Eisen, Blei), das

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Israel im Schmelzofen - Rückblick

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17-31

mit edlem Silber verbunden ist. „Bleiglätte" bezeichnet das ganze unedle Rohmetall, ohne auf Blei beschränkt zu sein, und kennzeichnet es schon mit dem Namen, den sonst erst die (damals) wertlosen Rückstände erhielten. Israel ist demnach wie minderwertiges Metall im Silber, ein wertloses Volk in der wertvollen Welt. Naturgemäß wünscht man mittels Schmelzen reines und lauteres Silber zu erhalten. Genau so wird Jahwe verfahren, wie die 2.—4. Str (19-22) ausführen. Er will das unedle Beigemisch Israel durch das Feuer seines Grimms aus seiner Welt ausschmelzen und es wegwerfen. Er wird Israel durch sein Strafgericht vernichten, damit die Welt wieder rein wird.

22 23-si Bückblick an! das Gericht und seine Ursache 7 Strophen zu je 5 (24.25.26.27.28.29.30) und 1 Strophe zu 4 Kurzversen (31) mit prosaischer Einleitung (23).

Der Abschnitt rührt keinesfalls von Ez her, wie Form und Inhalt im einzelnen zeigen. Er enthält überhaupt kein Prophetenwort, sondern blickt auf das Gericht zurück. Dieses wird in der 1. und 8. Str als bereits vollzogen genannt und Juda mit einem Land verglichen, dem der Regen versagt geblieben ist (cf Jes 5 6 Sach 14 17); die 8. Str ist von Zeph 3 8 abhängig. Die anderen Strophen nennen die Gründe, die das Gericht herbeigeführt haben. Nacheinander wird strophenweise die Schuld der einzelnen Stände im Anschluß an Zeph 3 1-5 geschildert, außerdem Gedankengut Ez's verwendet. Die Fürsten (25) sind wie beutemachende Löwen (cf 19 3. 6 Jer 2 15 4 7), die nicht einmal vor Mord zurückschrecken (cf 1 R 21 5ff.).Die Priester (2«) legen das Gesetz willkürlich aus und verdrehen es, belehren das Volk nicht über die Unterschiede zwischen heilig und profan, rein und unrein, die sie selbst ebensowenig beachten wie die Heiligung des Sabbats. Die Beamten (27), deren Rang sie hinter die Priester verweist, sind genau so habgierig und räuberisch wie die Könige; entsprechend ihrer niedrigeren Stellung werden sie mit Wölfen statt mit den edleren Löwen verglichen. Die Propheten (28) werden mit denselben Vergehen wie 13 5ff.10ff. belastet; sie täuschen Jahweorakel vor und verdecken damit, wie zerbrechlich eine Sicherheit ist, die sich auf falsche Heilsworte gründet. Die vollberechtigten Bürger schließlich (29) bedrücken die sozial und rechtlich, schlechter Gestellten und sind nicht besser als die Führung. Infolgedessen hat Jahwe auch niemanden gefunden, der für das Volk in die Bresche treten (zitiert nach 13 5) und es durch seine Gerechtigkeit hätte decken können. Da alle verderbt waren, gab es keine Rettung. Literatur: D. H. Müller, Der Prophet Ezechiel entlehnt eine Stelle des Propheten Zephanja und glossiert sie, WZKM 19 (1905), S. 263—270.

XII. 231-49 Worte über die Schwestern Ohola und Oholiba 23 1-31 Allegorie mit eingeschlossener Deutung über die Schwestern 15 Strophen zu je 7 Kurzversen ( 2 - 3 . 4 * - 5 . 6 - 7 . 8.9-10.11-12.13-14.15-I6a. ieb-17.18-19.22.

23.24.25.26-27) mit prosaischer Einleitung (1). — 3 Nachträge: 1. mit 2 Strophen zu je 5 Kurzversen (28-30 mit prosaischer Einleitung in 28), 2. mit 4 Strophen zu je 3 Kurzversen (31-34), 3. mit 1 Strophe zu 5 Kurzversen und prosaischer Einleitung (35).

Das ursprüngliche Wort Ez's in 1-27 weist gattungsmäßig Besonderheiten auf. Es ist zwar eine Allegorie, die eine zusammenhängende Reihe von Vorstellungen durch eine entsprechende Reihe aus einem anderen Gebiet darstellt und erläutert, aber dieser Grund-

23 i-io

Die Schwestern Ohola und Oholiba

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231 Unb eá erging baâ ffiort Salmeé on midj folgenbermafeen : 2 SJtenfdjenïinb, tS waren jtoei grauen, £ö$ter einet 9Hutter ' 3 Unb fie hurten in %t)j)ten in ihrer Sugenb ' 'bort' würben iijre SBriiftc betaftet unb bort ihr jungfräu* Hier SBufen gebrücft». 4 Unb ihre tarnen: Ohola hiefe bie ältere unb Ohoüba ihre ©djtoefter. Unb fie würben mein unb gebaren ©ohne unb Sinter. ' ' 5 Slber Dhola wanbte M treuloë 'oon mir' ab unb hotte Verlangen nadj ihren ßiebhabern, nadja ben !am|)ftüdjtigenb 'Slfftjrern' — e gelleibet in Purpur», Statthalter unb ©efehlâhaber, lauter anmutige Sünglinge, Leiter hodj su SRofe. 7 Unb fie gab ihnen 'ihre' Hurerei, all ben auáerlefenen Slfftjrern ; unb bei allen, nadj benen fie «erlangte ' verunreinigte fie ftdö8 ülber 'tijte' Çurerei t>on ilßtjpten her gab fie ttid^t auf. 35enn 'bei i£jr' Ratten fie in i^rer Sugenb gelegen unb hatten ihren jungfräulichen ®ufen gebrüüftfdjut5 gegürtet», mit Ijerabljängenbem Äopfbunb b auf iiiren Häuptern, alle 00m SluêfeEjen bon 9Uttern c , ein S3ilb bet Söijne * ' (Sfjalbâaê, beë Canbeë ifyrer Ç) et fünft. ie ®a 'hatte fie Serlangen' nad) itjnen 00m blofeen Slugenfdjein. Unb fie fanbte Seiten su itjnen 'inê ßanb' ©Ijalbäa ; 17 ba ïamen bie S3abt)lonier ju ihr 5um Siebeêlager a unb öerunreinigten fie mit ihrer ¿ureret, unb fie würbe unrein burdj fie. Sann würbe fie ihrer überbrüffig1». 18 'Unb ihre Çmrerei würbe aufgebest unb fidjtbar' ihre SBlöfee. 2)a würbe idj ihrer über= brüffig a , wie id) ihrer Sdjwefter überbrüffig geworben war®. 19 Slber fie fteigerte 'ihre' Hurerei, eingebenl b e t r a g e ihrer Sugenb, alë fie im ßanbe Îlgtjpten gehurt ijatte. '20-21' 2 2 ®amm, Dijoliba, fpridjt ' ' 3ahwe fo : Siehe, ici) errege beine ßiebhaber gegen bicf), beren bu überbrüffig geworben bift, unb bringe fie bon ringsum gegen bid) heran : 2 3 bie S9abt)lonier unb alle (Sfjalbäer, ißeloö unb ©djoa unb Äoa a 'unb' alle Slfftjrer 'mit ihnen', anmutige Sünglinge, lauter Statthalter unb SBeamte, 'fampftüdjtige' SRitter, alle f)od) ju ißofe. 11 a Ausdruck nur von Ez verwendet. — 1 wie 7 f. — 12 a bx = *JJ). — dl „gekleidet in 'Purpur' (1 n'jsri pr „Vollkommenheit")" = wiederholende Gl nach 5 . — 14 1 wie 7 f. — 15 a 11TK ist das innerste Tuch um die Oberschenkel; Hin ist hap. leg. — b D^HB ist hap. leg.; zur Konstruktion cf GKa § 116 k. — °Eig. der Schildhalter als nach hethitischer Sitte dritter Mann auf dem Kriegswagen, cf A.-G. Barrois, Manuel d'archéologie biblique, I I 1953, S. 106 mit Abb. — dl c © „Babels" = erläuternde Gl. — 16 1 K 33VJIÏ, zu Q cf GKa § 48 d. — ins c ©utetei' o o m ß a n b e % h p t e n het. U n b b u w i r f t nicht m e l j t beine klugen j u i h n e n erheben» unb ilgtjptenS n i d j t m e h r gebenfen. [28 ® e n n fo ft>ridE|t'' 3 o h w e : S i e h e , ich gebe b i d j ' ' i n b i e © e w a l t b e r e r , b e r e n b u ü b e r b t ü f f i g g e w o r b e n bift. 29 U n b fie w e r b e n ' m i t b i r ' i n f>afe » e r f a h r e n unb a l l beinen ©rwerb nehmen u n b b i d j natft u n b blofe l i e g e n l a f f e n . U n b beine h u t e r i f d j e © d j a m ' w i r b a u f g e b e s t ' ; ' ' b e i n f d j ä n b l i d j e S V e r h a l t e n u n b 'beine' fmterei 30 h a b e n b i r b i e £ ' a n g e t a n ' , w e i l b u treulog b e n S ö l l e r n n a d j l i e f f t u n b bid) a n i h r e n ® ö i } e n ' o e r u n r e i n i g t ijaft'.] [31 2 l u f b e m SBeg b e i n e r ©djwefter bift b u g e w a n b e l t , fo gebe i d j i h r e n S e d j e t i n beine f>anb. 32 @o f p r i d j t ' ' S a f j w e : ® e n Sed&et b e i n e r ©chwefter follft b u t r i n l e n , ben tiefen u n b weiten ' ' , b e r ' o i e l ' fafet. 33 '3Rit S u f a m m e n b r u d j ' u n b Ä u m m e r 'ift er g e f ü l l t ' ; e i n S e t h e r ' ' b e § ©ntfetjenä ift b e r S e d j e r b e i n e r ©djwefter ' ' . 34 3lber b u follft i h n t r i n f e n u n b a u S f d j l ü t f e n unb 'feinen Sobenfals fdjlütfen' ' ' , benn ich h a b e t ä gerebet, ift b e r © p r u d j ' ' 3 a i j w e § . ] [35 ® a r u m f p r i d j t ' ' 3 a h w e f o : S ß e i l b u mich oergeffen u n b m i t b e n SMcfen Unzucht u n b 'beine' f m r e r e i . ]

gelehrt ijafta,

fo t r a g e b u auch

beine

36 U n b S a h w e i f r a c h i u w i r : SDfenfdjeniinb, wiltft bu D f i o l a u n b Df)oIi6a ba§ U r t e i l fftredjen, fo E>afte i h n e n ihre © r e u e l bor; 37 benn fie fyabtn bie 6i)e gebrochen, u n b SSIut ift a n i h r e n Spänben. STOit i h r e n ©öfeen haben fie bie ©he gebrochen u n b auch ihre © o h n e , bie fie m i r geboren hatten, ihnen äum ffrafj geweiht. 38 Sluch bte§ noch taten fie m i r a n : © t e berunreinigten m e i n H e i l i g t u m ' ' u n b entweihten meine ©abbate. 39 U n b Wenn fie ihre © o h n e i h r e n © ö & e n fchiadjteten, i a m e n fie j u m e i n e m Ö e i i i g t u m ' ' , e§ j u entweihen. U n b fiehe, fo taten fie inmitten meines £ e m p e l 3 .

24 1 c © pr „Haufe" (unsicheres Wort; J . Reider leitet es in HUCA 24 [1952/3], S. 91, von arab. „Hengst" ab, doch liegt die Annahme einer Textverderbnis näher). — a Zu den Schildformen cf B R L Sp. 456 ff. (Sp. 498 Abb. 4 zu 27 11), zum Helm Sp. 279 f.; JJllp noch 1 S 17 38, sonst yste. — b c f Dt 1126. — 25 1 pr „dich". — 27 1 ^riUJJll. — » „erheben" gehört veramäßig zur vorhergehenden Zeile. — 28 dl 'S cf 2 4. — dl „in die Hand derer, die du haßt" = variierende Gl. — 29 1 pr „dich". — 1 njjbjjl pr 3. m. entsprechend dem pr inf. abs. — 1 c © © £ JlNÖBJl pr Subjekt. — dl c SS „und". — 1 wie 27. — 30 1 sinngemäß „darum daß du dich verunreinigt hast" als späterer Erläuterung. — 32 dl 'S cf 2 4. — dl c © „sie soll zu Gelächter und Gespött werden" = erläuternde Gl. — 1 c ©27® HSIIJ pr „Menge", das falsch vokalisiert worden ist. — 331 pr Schreibfehler „Trunkenheit", cf 21 n . — 1 xbßri pr „bist du gefüllt" entsprechend dem Zusammenhang. — dl c © „des Schauers und" = ergänzende Gl. — dl c @ B „Samaria" = näherbestimmende Gl. — 34 1 ^QJn rPliptt* pr „seine Scherben wirst du zernagen". — dl c © „und deine Brüste wirst du zerreißen" = erläuternde Gl. — dl 'X cf 2 4. — 35 dl 'S cf 2 4. — »Wörtlich „hinter deinen Rücken geworfen", d. h. verschmäht und verworfen. — 1 ™»"Y. — 38 dl c © „an jenem Tage" = näherbestimmende Gl. — 39 dl wie 38.

136

Die Schwestern Ohola und Oholiba

2324-39

abwandte. Alles was zum neubabylonischen Reich gehört, ein ganzer Haufe von Völkern (das babylonische Heer mit seinen Hilfsvölkern und den unterworfenen Assyrern), kampferprobt und gut bewaffnet, wird über sie herfallen. Diese kriegerische Bedrängnis erscheint unter dem Bild eines altorientalischen Gerichtsvollzugs; die Strafe wird dadurch verschärft, daß die Feinde nach ihrem eigenen Eecht handeln dürfen und nicht an das mildere israelitische Recht gebunden sind. Daher werden sie ihre grausamen und brutalen Kriegsgesetze und -sitten anwenden, die besonders die Assyrer ausgebildet und mit denen sie den Alten Orient terrorisiert hatten. Einiges davon wird in 25 f. aufgezählt, die blutige Wirklichkeit freilich mehr andeutend als hinreichend beschreibend 1 ). Jerusalem wird seiner Nase und Ohren, d. h. seiner führenden Schicht, beraubt, die Masse des Volkes wird fallen oder deportiert werden und die Stadt nach der Plünderung eingeäschert. So werden das Buhlen um die Gunst der Fremden und der damit verbundene Götzendienst ein bitteres Ende nehmen. Im ersten N a c h t r a g (28-30), einem begründeten Drohwort, wiederholt Ez noch einmal zusammenfassend und knapp die vorher ausgesprochene Drohung. Jahwe gibt Jerusalem in die Gewalt derjenigen, deren es überdrüssig geworden ist und die daher ihren ganzen Haß an ihm auslassen werden. Seine ganze Schamlosigkeit und Untreue auf politischem und religiösem Gebiet wird dann offenkundig. Im zweiten N a c h t r a g ( 3 1 - 3 4 ) einem begründeten Drohwort, führt Ez das Bild vom Schicksalsbecher ein, das er bereits Hab 2 16 Jer 25 15 f. vorgefunden hat (cf später Jer 4912 Jes 5117-23 Ob 16 Thr 4 21 Ps 11 « 60 5 75 9). Er wandelt es dahin um, daß er nicht vom Becher Jahwes, sondern von demjenigen Samarías spricht; diesen Becher soll auch Jerusalem trinken. Er symbolisiert also das Schicksal, sein reichlicher Inhalt ist das Verderben (Zusammenbruch, Kummer, Entsetzen). Wie Jerusalem ihn bis zum letzten Tropfen leeren soll, wird das Unheil es in seiner ganzen Schwere treffen. Im dritten N a c h t r a g (35), einem begründeten Drohwort, hebt Ez noch einen ihm wichtigen Gedanken hervor. Er stellt ausdrücklich fest, daß das politische und religiöse Verhalten Jerusalems deswegen Sünde ist und bestraft werden muß, weil es den Abfall von Jahwe bedeutet. Bündtíisse mit anderen Staaten mitsamt ihren religiösen Folgerungen zur eigenen Sicherung eingehen, heißt nichts anderes als Jahwe vergessen und ihn wie etwas Wertloses über die Schulter wegwerfen.

23

86-49

Scheit- und Drohwort gegen die Schwestern

6 Strophen zu je 7 Kurzversen (36-37. 3 8 - 3 9 . 4 0 * + 4 2 . 4 3 - 4 4 . 4 5 . 4 6 + 4 9 ) mit prosaischer Einleitung vor der 1. und 4. Str (in 36 a und 43 a).

Das Wort stammt nicht von Ez, aber sein Verfasser hat sich eng an 16 1ff.23 1 ff. angelehnt. Abweichend von Ez erscheint das den Schwestern angedrohte Gericht als gleichzeitig und gemeinsam. Die 1.—2. Str (36-39) schildern die kultischen Vergehen: Götzendienst und Kinderopfer — sogar im Tempel —, Sabbatentweihung und Heiligtumsschändung; zu 36 cf 20 4 Jes 58 1, zu 37: 16 2 0 - 2 2 , zu 38: 8 iff. 20 7.13 (2 Ch 36 14), zu 39: Jes 66 3. Die 3 . - 4 . Str (40-44) geißeln das dirnenhafte Verhalten der Schwestern, die sogar Boten nach Männern ausschicken, sie durch ihren sirenenhaften Gesang anlocken und !) Cf AOB Abb. 132, 141 und J. B. Pritchard, The ancient Near East in pictures, 1954, Abb. 362, 368, 373 (mit gepfählten Männern); J. Hunger, Heerwesen und Kriegführung der Ägypter auf der Höhe ihrer Macht, AO 12, 4, 1911; M. Rostovtzeff, Geschichte der Alten Welt, I 1944, S. 128. Zum Abschneiden von Nase und Ohren als ägyptischer Strafe cf J. B. Pritchard, Ancient Near Eastern texts, 1950, S. 215.

23 40-4» 241-2

Ohola und Oholiba - Der Untergang Jerusalems

137

40 3 a , fogar ' ' nadj 9Jtännern, bie öon ferne fommen, 'fanbten fíe S o t e n ' . a ' « ' 42 'Unb mit fcfjallenbet S t i m m e fangen fie' megen ber SDfenge ber Scanner, 'bie gefommen maren' ' ' au§ ber Söüfte; unb bie taten © f a n g e n a n a if»re 9lrme unb einen prädfjtigen ffronj auf tf>r ¡paufct. 43 Unb idj ftjracf»: '&aben fie nidjt in biefer 2lrt bie ßf)e gebrodjen unb bie SSerfe einer S u r e ausgeübt?' 44 '©0 gingen fie' in tfmen hinein, hite man ju einer £>ure hineingeht. ©o famen fie su £)f»ola unb O&oiiba, ' u m ©djanbtaten ju begeben'. 45 Síber geredjte SJiänner ' ' tuerben 'fie' bestrafen nacf) bem SRedjt ber ©bebredjerinnen unb bem S3Iutrecf)t''. ®enn Ehebrecherinnen finb fie, unb S3Iut ift an ihren ¡oänben. 4« " ©0 fa r i e b t ' ' Saljtoe: SOÍan berufe eine SBoIfiberfammtung gegen fie unb gebe fie preis bem ©Breden unb ber ^lünberung. '47-48' 49 ©ie tnerben euer fdjänblicheS Verhalten über euch bringen, unb iEjr follt bie 3Serfünbigung an euren ©öfeen tragen unb erfahren, bafi icfj ' ' Sabtre bin. 241 Unb tä eroinfl ba§ © o r t Saíjmeá 01t midj im 9. S a b r , im 10. SJionat, a m 10. J a g beé SRonatä folßenbertnafeen: 2 ©ienfdjenfinb, f d j m b e a bir auf 'eben' biefen S a g ' D e r Sönig Dort S ä b e l bat fid} a u f b Serufolem geworfen a n eben biefem Xag. 40 dl c © „sie sandten" = vervollständigende Gl nach Umbildung des Verses. — 1 D1?^1?® pr „zu denen ein Bote gesandt wurde", das den Vordersatz nicht fortsetzt. — a Z u iobß cf 41. — 41 dl 40bß—41 „iobß Und siehe, sie kamen, f ü r die du dich badetest, deine Augen schminktest und Schmuck anlegtest. 41 Und du setztest dich auf ein 'bereitetes' (1 c © ©) entsprechend der folgenden dittographischen Gl. — d i e ©58 „eben den Tag" = dittographische Gl. — b = bv. sich schmücken, um sie zu verführen; zu 40 cf Jer 2 23ff. Jes 57 9, zu 42:16 11.13.18 Jer 4 30 J e s 62 3. Wegen dieser Sünden ist das Gericht unvermeidlich; die 5 . - 6 . Str (45-46.49) drohen es an. „Gerechte Männer" werden es vollstrecken, d. h. die Heidenvölker, die „gerecht" sind, weil sie die Strafe i m Auftrag Jahwes nach dem für Ehebrecherinnen und Mörderinnen geltenden Recht vollziehen. Die Völkergemeinde, die zusammengerufen wird, gibt die Schwestern dem Schrecken und der Plünderung preis. Zu 45 cf 16 38, zu 46: 16 40, zu 49: 16 58 23 35. Mit diesem gemeinsamen Strafgericht über die Schwestern kann jedoch die Eroberung Jerusalems im Jahre 587 nicht gemeint sein. D a s Wort stammt daher aus späterer Zeit, verurteilt in der 3.-—4. Str außenpolitische Maßnahmen, die zwar die ersten Hörer kannten, die uns aber nicht mehr einsichtig sind. Infolge der völlig ande-

138

Ohola und Oholiba - Der Untergang Jerusalems

2 3 40-49

241-2

ren Lage sind mit den beiden Schwestern auch nicht die beiden vorexilischen Teilreiche Israels, sondern spätere Landes- oder Volksteile gemeint.

XIII. 241-27 Berichte über symbolische Handlungen 24 1-14 Bericht über eine symbolische Handlung: der bevorstehende Untergang Jerusalems 9 Strophen zu je 5 Kurzversen (2.3b-4. 5+6b. 6 a + 7 a . 7b-8. 9*-io. 11. 1 3 . 1 4 ) mit prosaischer Einleitung vor der 1., 4. und 6. Str (1. 3 a. 9 a). Der Bericht enthält nach einem Nebenbefehl (1-2) den eigentlichen Befehl zur Ausf ü h r u n g der symbolischen Handlung (3b-5. eb) und die Deutung (3a. ea. 7-14 mit Zusage Jahwes zur Verwirklichung des Geschehens). I n seiner jetzigen Form bildet er keinen einheitlichen Text, sondern ist in sich selbst verschoben. Freilich enthält er nicht zwei in sich geschlossene Bilder, auf die er aufzuteilen wäre (A. Bertholet: 1-5. 6-14), sondern berichtet von einer zweiteiligen symbolischen Handlung (cf 4 4-8. 9-17 37 1-14) mit folgender Deutung und vorausgehender Nebenbehandlung. E z soll das D a t u m des Tages aufschreiben, eine symbolische Handlung ausführen und sie den Deportierten durch ein Jahwewort erläutern. Da wie an allen ähnlichen Stellen der Befehl zur Ausführung der Handlung der Deutung vorausgegangen sein und zwischen Handlung und Deutung Kongruenz herrschen muß, läßt sich der ursprüngliche Text weitgehend wiederherstellen, indem der Auftrag zur Ausführung der Handlung und ihre Deutung aus ihrer gegenseitigen Verzahnung gelöst werden. Zum Auftrag, dessen letzte Str fehlt, gehören 3b-5. eb, zur Deutung 3a. ea. 7-14. Das Bild des Kochtopfs h a t t e E z bereits 111-13 in einem Spruch der neuen Machthaber Jerusalems genannt (die Stadt ist der Topf, sie selbst das Fleisch darin) und anders interpretiert als sie. Nun greift er es von neuem auf, um zu zeigen, was mit Topf und Fleisch geschehen soll. Dazu h a t ihn wohl auch der Vergleich in Mi 3 3 veranlaßt; wie nach ihm die führende Schicht das Volk in den Topf wirft, wird es nach Ez allen ohne Ausnahme ergehen. Nach der einleitenden 1. Str (2) soll Ez das D a t u m des Tages aufschreiben, an dem er den Auftrag zur symbolischen Handlung erhält, weil an ihm die Belagerung Jerusalems begonnen habe. Wie konnte er diese Gewißheit an demselben Tage erhalten, a n dem sich dies ereignete ? E r h a t den Belagerungsbeginn nicht mittels Fernsehens oder des zweiten Gesichts wahrgenommen (R. Kraetzschmar, R. Kittel u. a.); denn er h a t nach dem Wortlaut des Textes kein Gesicht, sondern eine plötzliche Eingebung, die er hört („das Wort Jahwes erging"). E r h a t den Beginn der Belagerung auch nicht in Jerusalem erlebt (V. Herntrich, A. Bertholet); denn er gibt keinen Bericht darüber, sondern wird durch ein Jahwewort über etwas Neues belehrt und zum Niederschreiben aufgefordert. E r h a t da3 D a t u m ferner nicht auf Grund späterer Mitteilungen nachträglich als vaticinium ex eventu eingefügt (F. Hitzig, C. H . Toy u. a.); die folgende symbolische Handlung nötigte ihn nicht zu einem solchen Nachtrag. Ebensowenig s t a m m t das D a t u m von einem Redaktor der Worte Ez's (G. Hölscher, Ch. C. Torrey, N. Messel u. a.), der häufig bemüht wird, um unbequeme Textstellen entfernen zu können, die neueren Theorien über den Propheten hinderlich sind. Vielmehr wußte Ez, daß das babylonische Heer auf dem Marsch nach Jerusalem war, und konnte annähernd berechnen, wann es dort eintreffen und die Belagerung beginnen würde. Bei dem ständigen Nachdenken über diese ihn bewegende Frage h a t t e er eines Tages plötzlich die Gewißheit, daß die Belagerung begonnen habe. Daß es sich um eine solche Eingebung handelt, zeigt sich an ihrer Mitteilung in F o r m eines Jahwewortes, in der den Propheten ihre Erlebnisse und Ahnungen sich darboten.

24

Der bevorstehende Untergang Jerusalems

3-14

3 b ©teile einen Äodjtopf auf ' ' allerlei gute gleifdjftütfe,

u n b g i e f e e aud& S B a f f e r ' i n i h n ' ,

bringe

'feine

4 tue 'gleifdjftüife' hinein,

ß e n b e u n b © d j u l t e r ' '.

5 'Son' ben erlefenften ©trafen n i m m ' ê » terb.

139

ftleifdjftüie'

u n b audj 'bie Çolsfdjeite' fdjidjte i m  r e i ê

sunt S i e b e n

unb

'fodje' audj feine Ätiodjen

barun=

barin.

6 b ©tücf f ü r ©tücf ' n i m m « l i e b e r f j e t a u é ' '

a_

3a®ann ©o ea "

foridjt

trage

SBelie b e r SBlutftabt,

a b g e g a n g e n ift ! ©ie

bem

SBiberfpenftigïeit

tjerauf jufütiren,

bie @rbe gefcfjüttet,

u m SRadje j u n e h m e n ,

fprirfjt ' ' S a h w e

um

baé gleifdj gar matten»

ftmdj

su

ihnen:



u n b b e f f e n üloft tum i h m nit^t

a u f b e n n a t f t e n a g e l é £jat f i e eä mit ©taub

ju bebeden.

10 o i e l e f t à l s f t f j e i t e n e h m e n , b a m i t er erhifet w i r b

unb feine Unreinheit in i h m fdjmiljt,

nigen wollte,

u n b b u o o n b e i n e r U n r e i n h e i t nii^t r e i n w u r b e f t ,

rein werben,

b i é ici) m e i n e n ( B r i m m a n b i r g e f ü l l t

fyabe es

baé

®rimm

Çeuer

in

u n b feine SBtonje

f e i n SRoft o e r f d j w i n b e t » .

b u Ötd) b u r d h b e i n f d j â n b l i d h e é © e r h a l t e n o e r u n r e i n i g t I ) a f t ,

b i n nidjt b e t r ü b t ' '.

gebraut,

8 Um

' u n b b i e 3 3 t ü f ) e s u n t S i e b e n b r i n g e n ' ' '.

i i ' U n b tcf) w i l l i t j n f t e l l e n ' l e e r a u f f e i n e S o h l e n ,

3aufe Sfrael: @o ftmdjt'' Saljroe: @iet)e, id) werbe mein Heiligtum entweitjen, ' ' bie ßuft eurer Singen 'unb bie ©eljnfudjt' eurer Seele; unb eure @öt)ne unb eure Södjter, bie iljr surütfgelaffen, werben burdjs ©djwert fallen. '22-23' 24 kber ©sedjiel wirb sum SSa£)rseidjen für eudj bienen. ©ans wie er getan ijat, wer» bet tf)r tun, wenn eerjen freuteft über b baanb gegen bidj au$?. — 1 c X Cl.Wxria pr Schreibfehler; Itfxn nur noch cj 31 3 Jes 4119 6013; Bedeutimg und Ableitung nicht gesichert, jedoch kein anderes Wort für „Zypresse" bekannt. — sonst „Inseln, Gestade", im wesentlichen von Ez an auch „Küste"; D^rD sind die Leute von Cypern (noch Gn 104 1 Ch 1 7 Nu 24 24 Jes 23 1.12 J e r 210 Da 11 30, überall Volksname). — 7 a N u r noch Hi 36 29 als „(Wolken)schicht". — dl „daß es dir zur Elagge (Segel) sei" = erläuternde Gl. — b Griech. sprechendes Küstengebiet des Mittelmeers, das Purpur ausführt; Vorschläge von Cypern und Peloponnes bis zu den Kanarischen Inseln (cf A. Schwarzenbach, Die geographische Terminologie im Hebräischen des Alten Testaments, 1954, S. 78). — 1 cf Gn 813. — 8 1 V? 1 ^ (cf ®) pr „die Bewohner", das dem Zusammenhang weniger entspricht. —

154

Gegen Tyrus - Das Schiff Tyrus

26 2 0 - 2 1 271-9

a Phönik. Stadt auf der Insel Ruwad; hap. leg. — 1"IOJt"19?n pr Schreibfehler „deine Weisen, Tyrus"; 183i frt Sumra nördlich Tripolis, unweit Arwad. — b Noch Jon 1 6 in der Bedeutung „Kapitän". — 9 a ist hap. leg. und bezeichnet die Stadt Byblos (Dschebeil), cf J . B. Pritchard, The ancient Near East in pictures, 1954, Abb. 709. — dl „und seineWeisen" = ergänzende Gl. — 11p.?D,P P r hiph., cf 27. — b Der 2. Vers der Str ist infolge des Einschubs von 9 b ausgefallen, der in n-24 fortgesetzt wird.

Katastrophe aus. Es ist, als ob die von Jahwe in der Schöpfung gebändigte Urflut selber Tyrus verschlingt und vernichtet. So wird es, wie ein neues Bild verdeutlicht, von Jahwe in die Unterwelt hinabgestoßen; dieses Bild der Unterweltsfahrt eines personifizierten Landes oder Volkes verwendet Ez öfters (cf zu 31 i4f. 32 i7ff.). Die Existenz dessen aber, der hinabgestoßen wird, erlischt, so daß er für immer aus dem Lande der Lebendigen getilgt ist und ein Ende ohne Rückkehr findet. Die in die Grube Hinabgestiegenen ("ito ist synonym mit stets mit "IT verbunden), zu denen Tyrus sich gesellen muß, sind die Menschen der Vorzeit, d. h. nicht die bisher Gestorbenen, sondern die sagenhaften Riesen der Urzeit (cf 32 27 Gn 6 1-4). Es gibt in der Unterwelt auch Überreste ihrer Bauten, wie man sie von der Erde kennt (Ruinenhügel, Steinsetzungen). In ihnen kann Tyrus hausen, wenn es seinem jähen Schrecken preisgegeben wird, der endlose Zeit dauert und unwiderruflich und endgültig ist (cf 27 36 28 19 35 9 36 2) *). Solche alten und unheimlichen Vorstellungen greift Ez auf, um das furchtbare Schicksal zu kennzeichnen, das Tyrus trifft. 27 1-9 a. 10. 25-se Prophetisches Klage- und Leichenlied über das Schiff Tyrus 1 einleitende Strophe zu 7 Kurzversen (2-3 ba) mit prosaischer Einleitung (1) und 18 Strophen zu je 2 Langversen (3b/?-4. 5. 6. 7. 8.9a. 10.25a.25b-26a. 26b+28.29.30.31. 32. 33. 34. 35. 36); davon in der 6. und 8. Str (9 a. 25 a) durch den späteren Einschub 9 b. 11-24 jeweils 1 Langvers ausgefallen. Metrum der Langverse durchgehend 3 + 2, in der letzten Str (36) 2 + 2.

Von der einführenden Str in Kurzversen abgesehen, gliedert sich das dichterisch hochstehende, allegorisierende Wort inhaltlich in zwei Teile. Im ersten Teil wird das Prachtschiff2) geschildert (3b/?-io. 25 a), im zweiten sein Untergang mit dem Klagelied der Matrosen beschrieben (25b-3e). Das Bild des Schiffes für Tyrus legte die Inselgestalt ,,im Herzen der Meere" (4) und der vor allem auf dem Seewege betriebene Handel nahe; im Altertum begegnet außerdem der Vergleich mit einer schwimmenden Insel (Lucan, Phars. I I I 217) 3 ). Gemäß der einleitenden Str (2-3 b«) soll Ez ein Klagelied über Tyrus anheben, obwohl es noch besteht, und es auf diese Weise beklagen, seinen Untergang vorwegnehmend und damit zugleich herbeiführend (cf auch zu 19 1-9). Von seiner besonderen Lage am Mittelmeer und seinem umfangreichen Handel ausgehend, geht der Prophet zu dem Bild des Prachtschiffes über. Die 1.—8. Str der Klageliedverse schildern das prächtige Schiff, d. h. die Größe, Pracht und Stärke von Tyrus. Nach der 1.—4. Str (abß-i) ist es aus dem erlesensten Material gebaut. Nicht nur ganz Syrien hat das beste Holz geliefert (Wacholder, Zedern cf Jes 2i3 148 37 24 und Eichen cf Jes 2 13 Sach 11 2), sogar von Cypern kam Zypressenholz, aus Ägypten und dem Mittelmeerraum der Stoff für Segel und Kajütendach. Nach der 5.—7. Str ( 8 - 1 0 * ) hatte man die beste Besatzung zusammengestellt. Die Schiffs!) Zu abiy cf E . Jenni, Das Wort c olam im Alten Testament, ZAW 65 (1953), S. 14. 2 ) Cf J . B. Pritchard, The ancient Near East in pictures, 1954, Abb. 108, 111. 3 ) 27 ist das Vorbild der Klage der Kaufleute und Seemänner in Apc 1811-19.

Das Schiff Tyrus

2 7 10. 25-86 10 « P o t o § , ß u b u n b $ u t i ) a 9hmbfd&ilb u n b § e l m

b

155

w a t e n in beiner äRannfdjaft' f i n g e n fie bei bit a u f 0 ,

fie w a t e n ' ' beine S k r .

25a S d j i f f e ' ' w a r e n ' b i e S l u f i ä u f e r b e i n e r S C a u f d j w a r e '

a

25b U n b b u w u r b e f t s o l l u n b f e i l t b e l a b e n i m b e r g e n b e r EReere. 26 S l u f fyofye S e e b r a u t e n b i i , b i e btdg r u b e r t e n . 2 ) e r D f t r o i n b s e r b r a d j btd) i m f e r s e n b e r S R e e t e . '27' 28 S 3 o m l a u t e n ( S e f d j r e i b e i n e r S t e u e r l e u t e erbeben 29 U n b o o n i f y r e n S k i f f e n f t e i ß e n h e r u n t e r

a l l e , b i e b o g SRubet f ü h r e n .

gefien antt ß a n b .

S e e l e u t e , a l l e SBatrofen ö e s 9Reere3 30 S i e r u f e n l a u t » ü b e r b i d j

unb fdjteien bittetlidj w ä l z e n fid) i n 5 l f d j e b .

u n b w e r f e n © t a u b auf ifjr f>aupt,

31 U n b f i e f d j e r e n f i d ) b e i n e t w e ß e n a i a i j l

unb gürten ben © a d

unb weinen ü b e t bidja mit betrübter Seele, 32 S i e I j e b e n ü b e t b i d j a ' ' e i n Ä l a g e l i e b a n

33 S U 3 b e i n e S ß a r e n b e n SEReeten e n t f t i e ß e n ,

u n b f i n ß e n e i n ß e i d j e n l i e b f ü r btcf): m i t t e n i m 2Reer?

fättißteft b u ' '

3Rit b e i n e n ß t o f e e n f R e i d j t ü m e r n ' ' b e t e i d j e r t e f t b u 34 ' 9 l u n ' ' b i f t b u s e t f d j m e t t e r t ' H n b e n S R e e t e n ' , Deine SBaren unb beine ßanje S M f S m e n g e

um

in bitterer £ r a u e t l l a ß e .

SB e r w ü r b e w i e £ t ) t u 3 ' j u m S d j w e i ß e n ß e b r a d j t '

35 2 l l l e S B e i ö ö f j n e r b e r g n f e l n

a

Söller.

bie Äöniße ber ©tbe.

in ben l i e f e n beö SBaffet§. fielen mitten in bir.

f i n b entfeljt ü b e t btdj,

unb iljte Äöniße ftfjaubetn ängftHdja, 36 ® i e S l u f i ä u f e r u n t e r b e n S ö l l e r n 3 u m ©ntfeijen bift bu g e w o r b e n

b a £ Slntlife i f t o e r f t ö r t b .

p f e i f e n b e i bir®. unb f ü r i m m e r baf)tn.

10® Wie B1B einen Teil der nordafrikan. Libyer bezeichnet, m u ß auch H1? nach 30 s J e r 46 9 (neben B1B und B>13) Gn 1013 Jes 6619 in Afrika gesucht werden (dagegen Gn 10 22 1 Ch 117 die kleinasiatischen Lyder); dann kann DIB nicht „Persien" bedeuten, Bondern m u ß entweder den beiden anderen Völkern geographisch benachbart sein oder in 6b3 geändert werden (cf 30 5 J e r 469). — dl „als deine Kriegsleute" = näherbestimmende Gl. — b 1*313 (23 24 1 S 17 38 JOI p) ist f r t hethit. Fremdwort; cf auch zu 23 24. — c nSfl pi. nur noch in 11. — dl „sie gaben" = Gl zur Bildung eines neuen Satzes. — 25 dl c @ B „Tarsis-" = erläuternde Gl. — 1 '¡25 "¡pirt"inb pr „deine Diener"; "pmitf könnte allenfalls als p t . f e m . von YiC* („herabsteigen") = „ K a r a w a n e " gedeutet werden; dann müßte an ihm oder dem folgenden Wort das Suffix getilgt werden. — a Der Rest des 1. Verses und der 2. Vers der Str sind infolge des Einschubs 9 b. 11-24 ausgefallen. — 27 dl 27 „Dein Reichtum und dein Umsatz, deine Tauschwaren, deine Matrosen und deine Steuerleute, deine Leck'ausbesserer' (1 wie 9) und deine Tauschhändler und all deine Kriegsleute, die bei dir sind, und deine 'ganze' (1 c ®@X2l ohne 3) Volksmenge, die in deiner Mitte ist" = näherbestimmende Gl. — 2 8 a 9)1 „Triften" ist ganz fraglich, falls nicht von t£>~; niph. „aufgewühlt sein" als „Wellen, Wogen" abzuleiten ( G . R . D r i v e r in Bibl 35 [1954], S. 157); 1 frt t^trh^n „die B r e t t e r " = die Kajütenwand. — 2 9 a = bv. — 3 0 a ZurKonstruktion SlpS JTD'£»n cf G K a § 119q. — b Ausdruck hauptsächlich von der Zeit Ez's an verwendet (cf dazu und zum Vergleich mit "IBV A. Schwarzenbach, Die geographische Terminologie im Hebräischen des Alten Testaments, 1954, S. 127—129). — 31 a = "0V. — 32 a "l^X = — dl „mit ihrer Wehklage ( = DrrnJ3; ©@ „ihre Söhne", J . Reider in HUCA 24 [1952/3], S.92: „in ihren Schiffen")" = variierende Gl. — 1 c nD"p pr Schreibfehler „wie Schweigen"; J . Reider in VT 4 (1954), S. 279, deutet 2ß unter Ableitung von einer vermuteten Wurzel 013 als „gefangen (versklavt)". — 33 dl c © „viele" = näherbestimmende Gl. — dl „ u n d deinen Waren" = ergänzende Gl. — 341 Vrs © nriy p r Schreibfehler

156

Das Schiff Tyrus

2 7 10. 25-36

„Zeit". — 1 c 3 MSS Vrs P"152*3 pr „zerschmetternd", das falsch vokalisiert worden ist. — 1 c © sinngemäß 'ja pr „von den M. fort", cf folgende Worte. — 35 a lyiP I eig. „sträubende Haare haben". — b frt verschrieben aus yDI, cf D ^ p lyB^ „ihr Antlitz tränt". — 36 a Pfeifen zur Abwehr vernichtender Dämonen besonders bei Trümmern und menschenleerer Öde, cf R. Lasch, Pfeifen und seine Beziehung zu Dämonenglaube und Zauberei, ARW 18 (1915), S. 589—592.

bedienung (Ruderer, Matrosen, Zimmerleute) stellten andere phönikisclie Städte, sogar deren hervorragendste Einwohner: Fürsten, Weise und Älteste. Als bewaffnete Seesoldaten nahm man Nordafrikaner, so daß zugleich die Macht von Tyrus über Fremde zum Ausdruck kam. Und nach der 8. Str (25 a) waren allerlei Schiffe unterwegs, um die nötige Tauschware herbeizubringen, mit der man das Prachtschiff füllen und auf eine lohnende Fahrt schicken konnte. So glaubte man damals in Tyrus eine erfolgreiche Politik treiben zu können. Da aber tritt jäh die Katastrophe ein, von der die 9.—18. Str sprechen. Wie zunächst die 9.—13. Str (25b-3i) ausführen, sticht das Prachtschiff in See und gelangt glücklich auf das hohe Meer. Aber zu schwer beladen, wird es dort ein Raub der Wellen. Im Oststurm zerbricht es (cf Ps 48 s), und das Todesgeschrei seiner Führer läßt offenbar noch die Trümmer erbeben. Da gehen die Besatzungen der anderen Schiffe an Land, um die Totenklage zu halten. Es sind die Bewohner der übrigen Städte, die nichts anderes mehr tun können, als ihrer Bestürzung über den Untergang des stolzen Tyrus durch die üblichen Trauerbräuche Ausdruck zu geben, die im einzelnen genannt werden (in Asche wälzen und den Sack umgürten gemeinsam nur noch Jer 6 20)x). Ihr Klagelied wird in der 14. bis 18. Str (32-36) angeführt. Es schildert rückblickend die Bedeutung von Tyrus als der eigentlichen Handelsmacht jener Zeit, von deren Reichtum Völker und Könige lebten. Es ist kaum zu fassen, daß es ein so schnelles und schreckliches Ende gefunden haben soll. So steht im Vordergrund der Klage der Eindruck, den dieses Ende weckt (cf 26 1 5 - 1 8 ) : Entsetzen und Schaudern, so daß man zum Schutz vor vernichtenden Dämonen pfeift, wenn man an den Trümmern und der menschenleeren, unheimlichen Öde vorüberkommt (zu Dbiy cf zu 26 21). In diesem gewaltigen Bild schildert Ez die Größe und den bevorstehenden Untergang der Inselstadt, die auf ihren Reichtum und ihre geschützte Lage vertraut und sich deshalb in waghalsige Unternehmungen einläßt. Aber gerade an ihnen, die aus diesem irregeleiteten Vertrauen erwachsen, wird Tyrus scheitern. Seine eigene Überheblichkeit wird es in den Abgrund führen — ein Beispiel dafür, daß solche stolze Anmaßung und solch falsches Vertrauen eine verderbenbringende Gefahr bilden und daß entgegen dieser Gottwidrigkeit Jahwe sich als Herr aller Völker und Menschen erweisen wird.

27 » b. 11—24 Liste von Handelsbeziehungen In das große Klagelied über das Prachtschiff ist eine Liste eingeschoben worden, die nicht von Ez stammt. In ihrer Art großartig, aber stilistisch eintönig und trocken, erinnert sie an die Aufzählungen von P, ohne allerdings damit in Verbindung zu stehen. Sie nennt die umfangreichen Handelsbeziehungen eines ungenannten Ortes oder Landes, unter dem herkömmlich gemäß der Eingliederung der Liste die Stadt Tyrus verstanden wird. In der Tat scheint diese Annahme am nächsten zu liegen, da in 11 Krieger aus phöni*) Sie können nicht aus der kultischen Klage um Baal hergeleitet werden (T. Worden in VT 3 [1953], S. 288), da sie aus anderen Zusammenhängen stammen und erst sekundär als die herkömmlichen Trauerbräuche in jene aufgenommen worden sind.

27 9 b.

11-24

Liste von Handelsbeziehungen

157

9b 3IIie ©djiffe bes SDteereS unb iiire Seeleute Waren bei bir, um Saufcfjfianbei ju treiben, n $ i e Seute bon SlrWab unb . . . a Waren auf beinen SJiauern'' unb ©ammabim b auf beinen Sürmen; fie fingen iiire SRunbfdjilbe0 ring§ an beinen SDfauern auf, fie machten beine ©djönfieit bollenbet. 12 ¿arfi§ a mar bein Sluffäufer Wegen ber XRenge ail 'betneS SReidE)tum§'; 'Silber', (Sifen, Sinn unb 391ei gaben fie bir 'ais Umfafeware' b . 13 Saban, Xubal unb 9Jiefecf)a Waren beine Söänbter; '©fiaben' unb Sronjegeräte geben fie bir "al§ SEaufcfjWare'. 14 9tu§ 93et»£ogarma a gab man bir 9loffe unb Leittiere unb Sßaultiere '¿um Umfaß'. 15 "3)te Seute 'öon ^ijobos' waren beine S)änb« ler, biele Qnfein 'beine Stuffäufer'; (SIfenbein® unb Gsbenbolj gaben fie bir af§ Ballung b . ie '®bom' mar bein 2Iuffäufer Wegen ber SJfenge beiner ©rjeugniffe; 'Sürits', rote ißurpurWoile unb S9unt= wirferei unb 33t)ffusa unb Äoralien b unb 9tubin b gaben fie bir äum Umfafc. n Suba unb bas Sanb Sfrael Waren beine Söänbler; 'SBetjen unb ©ummi' 'unb 2Bacf)§' unb Öonig unb ö l unb Söfaftifljarj gaben fie bir 'jum Saufet)'. is ®ama§tu3 war bein Slufiäufer ' ' Wegen ber fflfenge all 'beine§ 9leiidjena unb mit geflochtenen unb gebref)« t e n b Sauen *'. 11 a Wörtlich „deine Heeresmacht", jedoch ist ursprünglich ein Eigenname zu vermuten. — dl c @© „ringsum" = näherbestimmende Gl. — b f r t Kumidi, Küstenstadt bei Arwad? — c Cf die Darstellung in BRL Sp. 498 Abb. 4. —12 a Bei eindeutiger Lage am Mittelmeer nach älterer Ansicht = Tartessus in Spanien, neuerdings aus Rücksicht auf den Lautbestand = Gegend von Tunis (cf L. Köhler, Lexicon); doch dürfte die ältere Deutung vorzuziehen sein. — 1 c (35© sinngemäß T]3in mit suff. — 1 i)D3 ohne 3. — b l c 5 MSSSCSI 'TJJ3 mit 2; wörtlich „Umsatzware, Depositum" < 3TJJ: was Karawanen oder Schiffe zum Verkauf „zurücklassen, deponieren". — 13 a fl1 ist wohl früheste Erwähnung der Ionier im AT; bau = Tibarener bzw. Tabaläer, südöstlich des Schwarzen Meers, später am Antitaurus, cf I. Lewy in HUCA 23,1 (1950/1), S. 364 ff.; "tfO = Moscher, ein Gebirgsvolk südöstlich des Schwarzen Meers, cf zu 38—39. — 1 tfpj ohne 3. — 1 'J78S mit 3. — 14 a Armenien. — 1 wie 12. — 15 1 frt c © ¡"p pr Schreibfehler „Dedan". — 1 "^rnnb pr „die dir hörige Händlerschaft", cf 12. — a Elefantenstoßzähne für Horner gehalten. — b Akkad. Lehnwort. Die an sich erwägenswerte Änderung von P. Joüon in Bibl 10 (1929): "p 1 nnn pr mnD •p 1 mit der Deutung von "DtfN als „Tribut" („viele Inseln waren dir unterworfen; . . . brachten sie dir als Tribut"), paßt nicht zu den umgebenden Versen, die nur vom Handel sprechen. — 16 1 c 25 MSS 'A© BIS pr Schreibfehler „Aram". — 1 "JBJ ohne 3, Bedeutung unsicher. — a E i n feines weißes Gewebe, vor Ez nicht genannt. — b Bedeutung unsicher. — 17 1 frt 71X331 D'tä npr „Minnitweizen". — 1JJlll pr 3K (unverständlich, ein Nahrungsmittel ?). — 1 wie 13. — 18 dl c © „wegen der Menge deiner Erzeugnisse" = variierende Gl. — 1 c © [M "^pin pr Schreibfehler „Reichtums, mit Wein". — a Chalbun, nördlich Damaskus (hap. leg.). — b Vermutlich Ortsname, obwohl als solcher unbekannt. — 19 dl „und Dan und Javan" = verderbte Gl. — 1 ^JWO pr Schreibfehler „gesponnen" et transp an Anfang von 19 b; vorislamischer Name von San'a in Jemen. — 1 r w y pr Schreibfehler, hap.lleg. — a p r b Fremdwort (noch Ex 3024). — 20 a "U- Kleid als Satteldecke, (akkad. Lehnwort, hap. leg.) Stoff f ü r Satteldecken. — 21 a Arab. Stamm, seit Jeremia mehrfach genannt, Gn 2513 (P) unter den Nachkommen Ismaels. — 1 wie 15. — dl „damit waren sie deine Aufkäufer" = wiederholende Gl. — 22 1 frt n ^ i n pr „die Händler von" — a Alle 3 in Süd- od er Südwestarabien; Raema = Ragmat, die heutige Stadtruine Ukhdüd. —1 IT.xn ohne 3. — d l c® © „allem". — 1 _i531 ohne 2. — 1 wie 12. — 23 a Nicht wie üblich in Mesopotamien zu suchen; Haran inschriftlich in Südarabien belegt, Kanne = Qana und Eden = Aden (die einzigen guten Häfen an der Südküste Arabiens); cf H. v. Wissmann in Saeculum 4 (1953),

158

Liste von Handelsbeziehungen

27 9 b. 11-24

S. 98 f., 103. — 1 c © "^rh pr „die Händler von Saba". — 1 HIJ-^l prTO(unverständlich, cf dagegen ZAW 32 [1912], S. 149; nach J. A. Bewer in JBL 72 [1953], S. 158 ff., dl "ICta als verderbt aus "jnboT, das als Korrektur zugefügt wurde). — dl „deine Händlerin" = dittographische Gl des Anfangs von 24. — 24 a hap. leg. — b Technische Ausdrücke für das Herstellen von Tauen; THX ist hap. leg. — dl c © „auf deinem Handelsplatz" = näherbestimmende Gl. kischen Städten genannt werden, die den Handelsort mit ihren Schilden zieren, seine Truppen verstärken und den Handel schützen. Aber n unterbricht den Zusammenhang zwischen 9 b und 12 ff., in denen nur vom Handel die Rede ist, unmotiviert und äußerst ungeschickt. Die Bemerkung ist offenbar erst hinzugefügt worden, als man die Liste auf Tyrus bezogen wissen wollte. Wessen Handelsbeziehungen 9b. 12 fr. ursprünglich gemeint haben, ergibt sich daraus, daß ein Handelszentrum der alten Welt nicht genannt wird, das in einer tyrischen Liste nicht h ä t t e fehlen dürfen: Ägypten. Daher ist zu vermuten, daß der Redaktor dieses Abschnitts eine Liste ägyptischer Handelsbeziehungen verwendet und durch Einfügung von 11 auf Tyrus bezogen hat. Der sachliche A u f b a u der Liste bestätigt diese Annahme. Den ersten Teil der Liste bilden 9b. 12-21, deren Städte und Länder eine fortlaufende Reihe darstellen. Sie beginnt mit Tarsis, der bekannten phönikischen Kolonie in Spanien, im äußersten Westen (12), umspannt dann — da Rom noch keine Rolle spielt — das östliche Mittelmeer mit Ionien, Rhodos und den „Inseln", sowie das Gebiet des Schwarzen Meers mit den südöstlich davon sitzenden Moschern und Tibarenern und mit Armenien (13-15). Dann schwenkt die Reihe auf die Nord-Süd-Linie über, in der Tyrus naturgemäß fehlt, seitdem die Liste auf es bezogen worden ist. Zuerst werden die syrisch-palästinischen Handelspartner genannt: Edom, J u d a , Israel und Damaskus (ie-i9a); es folgen die teilweise nomadisierenden arabischen Stämme (i9b-2i). Beide Gruppen werden von Süden nach Norden aufgezählt, wie es z. B. auch in den ägyptischen Ächtungstexten (cf Einleitung zu 25) üblich ist. Auf diese Weise ergibt sich ein großer Halbkreis, in dessen Mittelpunkt Ägypten liegt. Die aufgezählten Handelswaren werden teilweise auch in anderen Zusammenhängen erwähnt. Der Metallreichtum von Tarsis war bekannt (cf J e r 10 9, Strabo I I I 2,8 f., Diodor V 35 ff.). Die Ionier werden J o 4 6-8 als Käufer jüdischer Sklaven genannt. Aus Kleinasien, obschon aus dem südlich gelegenen Cilicien, bezog Salomo bereits Pferde f ü r den Zwischenhandel mit Ägypten. Auf Rhodos ist das von Indien und Äthiopien gelieferte Elfenbein und Ebenholz künstlerisch oder kunstgewerblich verarbeitet und wieder ausgeführt worden. Hinsichtlich der edomitischen Waren bleibt es fraglich, wie weit sie aus dem eigenen Lande stammen (Korallen aus dem Roten Meer) oder nur weitergehandelt werden. Als israelitische Ausfuhrwaren nennt 1 R 5 24 f. Weizen und Öl, mit denen Salomo das von Tyrus gelieferte Holz bezahlt; nach Gn 37 25 43 11 werden zudem Gummi, Honig und Mastixharz in Palästina gehandelt. Der Wein von Chelbon wird in Inschriften Nebukadnezars erwähnt (S. Langdon, Neubabylonische Königsinschriften, 9022f. 15450f.); die persischen Könige sollen ihn bevorzugt haben (Strabo XV 22). Das Würzrohr von Usal „aus fernem L a n d " ist bekannt (Jer 6 20 Jes 43 24), ebenso die Herden Kedars (Jes 60 7). Den zweiten Teil der Liste bilden 22-24. Die darin genannten Handelspartner stellen ebenfalls eine Reihe dar, die die erste geographisch durchkreuzt und besonders f ü r Ägypten außerordentlich wichtig war. Verfolgt man die Namen der arabischen Orte, die in 22-23 a anzunehmen sind, so ergeben sie den ersten Teil der alten Weihrauchstraße, die längs der Südküste Arabiens nach Westen führte, bei Aden nach Norden schwenkte und an der Küste des Roten Meers entlanglief. Sie diente sowohl dem Transport des Weihrauchs und anderer südarabischer Waren (cf 1 R 10 1 f. 10 Jes 60 6 J e r 6 20 Ps 72 15) als auch dem Zwischenhandel mit tropischen Waren über Aden und Qana, das übrigens den besten Handb. z. AT I, 13: F 0 h r e r - G a 11 i n g, Ezechiel

13

2 8

Gegen den Anführer von Tyrus

i-5

159

28 i Unb e§ erging ba§ SBort ga^meS an ntidj fülgenbermafeen: 2 9Jlenfdjenlinb, it>riein treiben' war greöel, unb bu fünbigteft. 2)a oerbonnte idj bidj oom ®otteêberg a unb tilgte biet), bu Äerub ' ', mitten oui ben feurigen Steinen. 17 f)od)fai)renb mar bein Sinn ob beiner ©djönljeit, bu oerbarbft beine SBetéijeit ob bei= neônblertttmê entweiijteft bn 'mein Heiligtum'. Da Hefe idj geuer "auê itjm' Ijeroorgeljen, baê oerjeljTte bidj ; unb idj madjte bidj ju9lfdje a auf ber ©rbe für bie Slugen oller, bie bid) foijen. 19 Sllle, bie bidj unter ben SSöHern tonnten, entfefeen fid) übet btd). 3um iöljen ©Breden bift bu geworben unb f ü r immer baijin. 20 Unb eë erging ba§ SBort 3af)We§ on midj folgenbertnafcen: 21 ®îenfcf)enïmb, ridEite bein Wrtgefidjt auf ©ibort unb tritt afö Sßropljet gegen el auf 22 u n b fpridE):

©0

ftmdjt

' 3 SaijWe:

© i e & e , idj mtH a n btcf), © i b o n , u n b m i d j i n b e i n e r 50iitte ü e r t j e r r i i d j e n . 'Unb bu follft er» f a l j r e n ' , bafj icfj 3 M ) W e b i n , w e n n idE> ' i n b i r ' © e r t e i l t e boflftrede u n b mtd) ' a n b i r ' ¿ e i l i g erWeife. ' 2 s '

24 Unb ei foli rttcEjt meijr geben für ba§ !öau3 Sfraet einen bösartigen 3)ont unb fdjmer« jenbel ®orngeftrüt»t) feiten§ aller, bie ringium finb, bie fie a üerarfjtetert. ©0 foiien fie er« fahren, bafj ici) ' * 3aï)We bin. 25 ©0 faridjt ' ' Saljwe: SBenn idE) ' ' Sfrael aul ben SSöIfent fammte, unter bie idj fte öerftreut labe, will idj mief) an iljnen Ijeüig erweifen bor ben 2Iugen ber SSölfer. ©te foiien auf iljtem 33oben W o n n e n , ben idE» gegeben Irnbe meinem fötedjt Safob.

26 ' ' U n b fie f o i i e n K ä u f e r b a u e n unb SBeinberge pflanzen u n b firfjer W o n n e n , wä£)renb idE) © e r i d j t e öoHftrecfe a n a t i e n , bie beracEitet ^ a b e n fie r i n g s u m , fo bafj fie e r f a h r e n , ba& idE) 8 a i ) W e b i n '

15 a nnbiy = nbiy. —161 pr Schreibfehler „sie füllten deine Mitte". — »Wörtlich „machte dich profan vom Gottesberg weg". — dl c © „absperrenden" = erläuternde GL — 17 a T h . H. Gaster in ET 62 (1950/1), S. 124, nimmt für HS®1 „aufsässiges Wesen, Aufruhr" an, dem widerspricht jedoch 7. — ins c © 31D. — b 3 DK1 öfters vom freudigen Anblick der Vernichtung des Feindes ; zur Form des inf. cf GKa § 75n. —18 1 c MSS Edd pr „deiner Verschuldungen", cf 17. — 1 sinngemäß ^ ^ p ö pr „deine Heiligtümer". — 1 'O'lflD pr „aus deiner Mitte", da das Feuer aus dem Heiligtum kommt. — a cf zu 27 30. — 22 dl 'S cf 2 4. — 1 c © flVT,] pr „und sie sollen erfahren", cf vorhergehende suif. —• 1 c MSS © (£ w )2l 2mal "2 pr „in ihr", cf vorhergehende suff. — 23 dl 23 ' (dl c ®2t „Und ich sende in es" = ergänzende Gl) Pest und Blut werden in seinen Gassen sein, 'und fallen' (1 Sçjl pr Schreibfehler) sollen Erschlagene " (dl c © „in ihrer Mitte" = näherbestimmende Gl), 'und Schwert' (1 31m pr „mit Schwert") ist gegen es ringsum; und sie sollen erfahren, daß ich Jahwe bin" = ergänzende Gl zu 2 0 - 2 2 . — 24 a Die Israeliten. — dl 'S cf 2 4. — 25 dl 'K cf 2 4. — dl c © „das Haus" = vervollständigende Gl. — 26 dl „und sie sollen auf ihm sicher wohnen" = variierende Gl. — dl „ihr Gott" = erläuternde Gl. Die 1.—2. Str ( 1 2 - 1 5 a) schildern das Paradieswesen, mit dem der König von Tyrus verglichen wird. Es war der Abdruck des Modells der Gottheit selbst, also nach deren Bild geschaffen. Vollendete Schönheit zeichnete es aus, fehlerlos war es in seinem Wandel, lischer Beschützer oder Verkörperung ihrer „Seele", wie J . Steinmann, Le prophète Ézéchiel, 1953, S. 147, meint. Der Mythus hat auch nicht von Niederlage und Sturz des Gottes El erzählt, wie M. H. Pope, El in the Ugaritic texts, 1955, S. 97—103, annimmt, da die sonstigen Hinweise auf die Gestalt Eis als eines von Baal besiegten und in die Unterwelt verdrängten Gottes mehrdeutig sind und der Ez-Text ebenfalls in andere Richtung weist.

164

Über den König von Tyrus - Über Sidon und Israel

28

15-26

in 17 wird noch die Weisheit erwähnt. E s hatte den Vorzug, im Gottesgarten Eden, dem göttlichen Wohnsitz, zu weilen. Als Decke dienten ihm Edelsteine, die nach alter Ansicht magische Eigenschaften besitzen und vor Unglück und Fluch, Krankheit und Tod schützen können. Dazu kam Gold als edelstes und göttliches Metall. Dies alles war dem König von Geburt an gegeben; er brauchte sich das, was ihn über andere Menschen emporhob und vor ihnen auszeichnete, nicht erst zu erwerben. Wie ein Kerub auf dem Götterberg war er auf Erden •— eine Art Halbgott, Träger des Göttlichen und Beschützer der Menschen. Aber er behielt seine ursprüngliche Fehllosigkeit nicht bei, wie die 3.—5. Str (i5b-is) erzählen, sondern verging sich. Während die Sünde des Paradieswesens offenbar darin bestanden hat, sich der Gottheit gleichstellen zu wollen, ist sie bei E z völlig auf den König von Tyrus bezogen. Durch sein Händlertum wurde er schlecht und frevelhaft; eine Krämerseele wie er mußte immer mehr Unrecht anhäufen. Dazu verdarb der Reichtum seine Weisheit, und im Stolz über seine Schönheit wurde er hochfahrend. Daher wird ihn, der dem Paradieswesen glich, auch das gleiche Geschick treffen, das der Prophet im Klagelied wie schon eingetreten vorwegnimmt und beklagt. Wie das Paradieswesen vom Gottesberg verbannt, aus der Gemeinschaft der übrigen Sterne ausgeschlossen wurde und seine Kerubwürde verlor, so wird der König von Tyrus seinen Göttersitz auf der Inselstadt und seine Königswürde verlieren und aus der Reihe der Herrscher verschwinden. Wie das Paradieswesen auf die Erde hinabgestürzt wurde, so wird der König aus seiner S t a d t ins Elend verstoßen, so daß sich alle an seinem Unglück weiden. Und wie das Paradieswesen durch das Feuer des Gottesgartens (cf Gn 3 24) zu Asche verbrannt wurde, so wird der König vernichtet, daß von ihm nichts übrigbleibt (zum Feuer Jahwes cf auch Am 1 3 ff.). Hochmut und Stolz, verbunden mit unrechtem Tim, bewirken seinen tiefen Sturz, in dem er alles einbüßt, was ihn ausgezeichnet hat, und sogar selber umkommt. Daher wird er, wie die 6. Str (19) abschließend sagt, zum Gegenstand des Entsetzens und Schreckens f ü r die anderen Völker; sie werden vielleicht aus seinem Beispiel lernen (zu cf zu 26 21). Literatur: A. Bevan, The king of Tyre in Ezekiel, JThSt 4 (1903), S. 398—411, 500—505; H. Gunkel, Genesis, 19103, S. 34 f.; Th. C. Vriezen, Onderzoek naar de Paradijsvoorstelling, 1937, S. 60 ff.; B. Stein, Die Funde von Ras Schamra und ihre Bedeutung für die Religion des Alten Testaments, Festschrift zum 75jährigen Geburtstag . . . Dr. Franz Rudolf Bornewasser, 1941, S. 44—69 (bes. 53—55); H. Stocks, Danel, die südbabylonische und die nordpalästinisch-phönikische Überlieferung, ZDMG 97 (1943), S. 125—149. 28 20-26 Drohwort g e g e n Sidon und Verheißungen für Israel 2 Strophen zu je 5 Kurzversen ( 2 1 - 2 2 aa. 2 2 a / 3 - b ) mit prosaischer Einleitung ( 2 0 ) . — 1 Strophe zu 7 Kurzversen (24). — 2 Strophen zu je 7 Kurzversen ( 2 5 . 2 6 ) mit prosaischer Einleitung (in 25 a). An die Worte gegen Tyrus und seinen Fürsten sind 3 kleinere Worte angehängt worden, deren keines von Ez herrührt. E s handelt sich u m ein Drohwort gegen die phönikische Stadt Sidon, das am besten an diese Stelle paßte, und um 2 Verheißungen, die das Unheil über Tyrus als Voraussetzung f ü r das neue Heil Israels betrachteten. a) Das Drohwort gegen Sidon ( 2 0 - 2 2 ) , das nach der Unterwerfung von Tyrus durch Nebukadnezar wieder wie in der ältesten Zeit den Vorrang vor jenem einnahm, erschien dem Verfasser wegen dieser seiner Bedeutung und der früheren Beteiligung an der antibabylonischen Politik (cf J e r 27 3) als erforderlich. Die Drohung wird nicht begründet und das Gericht nicht im einzelnen geschildert, so daß das Wort färb- und inhaltlos wirkt. Daß es in späte Zeit gehört, zeigt die Abhängigkeit der 2. Str von Glossen zu Worten Ez's (5 15 38 16 39 13) und von redaktionellen Zusätzen im Pentateuch (Ex 14 4.17 f.) u n d Hag 1 8.

291-8

Gegen Ägypten und den Pharao

165

29 i 3m '12.' Soiir, im 10. 9Jlonot, am 12. Sag ERonats erging Öatena, unb tritt aU $rot)i)et gegen ii)n unb ganj #gt)t)ten auf! 3 ' ' Unb forii): fjmtfit'' Saline: ©ielje, tdj will an bid), ^ijarao ' b u grofeet '$radje', bet inmitten feiner 9lilarme a lagert, bet faßt: SJiein finb 'bie SRilarme', unb idj 'ijabe fie gefdjaffen'. Ä 9 1 1 c © B n "tov pr „10.", da i-6 a besser zu den späteren Worten über Ägypten paßt (321-8. 17-32) als zu denjenigen, nach denen das Bündnis mit Ägypten vielen Judäern noch als Rettungsmöglichkeit galt. — 2 a HJJ"lD ägypt. „das große Haus" = Palast, seit der 18. Dynastie Bezeichnung des Königs selbst (vom 16. Jahrh. v. Chr. an), im AT nie mit Artikel, selten mit zugefügtem Eigennamen (2 R 23 29 Jer 44 30 46 2), gewöhnlich mit Zusatz „König von Ägypten". — 3 dl „rede" = variierende Gl. — dl 'S cf 2 i. — dl c © „König von Ägypten" = wiederholende Gl nach 2 a. — 1 pifin wie gewöhnlich pr „Schakale" (plur. von •[£!); Ausdruck in der Bedeutung „Seedrache, -ungeheuer" erst seit der Zeit Ez's verwendet, da alle anderen Erwähnungen aus späterer Zeit herrühren; Jes 271 bildlich für Ägypten (mythisches Wasserungeheuer > Krokodil). — a IS1 im AT stets vom Nil (außer Da 12 5-7); plur. entweder intensiv oder numerisch in bezug auf die einzelnen Arme und Kanäle, letzteres hier, cf GKa § 124e. — 1 c © Clt^n pr .¿mein Nil", cf 3a. — l c © O^-^.l) pr „habe mich geschaffen" entsprechend dem vorhergehenden Objekt. b) Die Verheißung in 24 kündigt an, daß die Bedrängung und Verachtung Israels durch seine feindseligen Nachbarn aufhören sollen. In dieser Weise müssen nach Meinung des Verfassers die Worte gegen fremde Völker verstanden werden; die Beseitigung dieser bösartigen Dornen ist nötig, damit Israel nicht mehr belästigt wird. c) Die Verheißung in 25-26 f ü h r t den gleichen Gedanken weiter aus. Während Israel gesammelt und in sein Land zurückgeführt wird, vollstreckt Jahwe das Gericht an den Nachbarvölkern, die es verachtet haben. So wird die Voraussetzung dafür geschaffen, daß Israel in orientalischer R u h e und Beschaulichkeit in seinen Häusern und Weinbergen leben kann.

III. 291—32 32 Worte über Ägypten und den Pharao Die zahlreichen Worte dieser Sammlung sind offenbar nach zwei verschiedenen Gesichtspunkten geordnet worden. 1. Sie sind nach ihrem jeweiligen Adressaten zusammengestellt: 29 1-6 a betreffen das Land Ägypten und den Pharao gemeinsam, die Worte in 29 6 b—30 19 das Land Ägypten allein, die in 30 20—32 8 den Pharao allein und die in 32 9-32 wieder das Land Ägypten. •— 2. Der Einschub der Pharao-Worte zwischen die Worte gegen das Land Ägypten war durch den zweiten Grundsatz der Sammler bedingt: die Aneinanderreihung gemäß den fortschreitenden Daten einzelner Worte. So folgen einander 29 1 am 12. 10. 10 (nach 9JJ, aber nach @ B zu ändern), 30 20 am 7. 1. 11, 31 1 am 1. 3. 11, 32 1 am 1. 12. 11, 32 17 am 15. 1. 12, dazu der Nachtrag 29 17-21 am 1. 1. 27. Freilich ist stets zu bedenken, daß diese Daten zunächst nur f ü r diejenigen Worte gelten, zu denen sie unmittelbar gehören; die Entstehungszeit der übrigen Worte muß aus ihrem Inhalt erschlossen werden. Demnach ergibt sich, daß 29 6b-9a 30 20-21. 22-26 die frühesten Ägyptenworte Ez's bilden. Die meisten sind gegen Ende der Belagerung Jerusalems oder nach seinem Fall entstanden; f ü r sie ergibt sich als wahrscheinliche geschichtliche Reihenfolge: 31 1-18 32 1-8. 17-22 30 1-9. 10-12 29 1—6a. 9b—16. 17-21. Daß Ez zahlreiche Worte über Ägypten und den Pharao gesprochen hat, erklärt sich zunächst aus der verhängnisvollen Rolle, die Ägypten für J u d a und die Deportierten in

166

Gegen Ägypten und den Pharao

291—î

der Zeit Ez's wie schon während der Wirksamkeit Hoseas im 8. J a h r h u n d e r t gespielt h a t t e . Ägypten wollte von den mesopotamischen Großmächten unabhängig bleiben und zugleich seine alten Herrschaftsansprüche auf Palästina verwirklichen. Dazu war es nötig, die syrisch-palästinischen Kleinstaaten vor der Eingliederung in jene Großreiche zu bewahren, sie zur Kündigung ihrer Vasallenverhältnisse und zum Aufstand zu bewegen oder solche Freiheitsgelüste durch Versprechen späterer Hilfe zu fördern. Infolgedessen setzten Judäer und Deportierte ihre Hoffnungen außer auf die Unbesiegbarkeit Jerusalems und den gewünschten Zerfall des babylonischen Reiches auch auf die Hilfe Ägyptens. Wollte Ez, um sie vor der unausbleiblichen Verzweiflung zu bewahren, dieses Gehäuse ihrer falschen und trügerischen Zuversicht sprengen und den Deportierten eine neue und bessere Lebensgrundlage aufweisen, so konnte er sich nicht damit begnügen, den Untergang Jerusalems als im Willen Jahwes gelegen anzukündigen und die Babylonier als sein Werkzeug erkennen zu lehren. E r mußte außerdem zeigen, wie brüchig das Vertrauen auf Ägypten in Wirklichkeit war, dessen Politik die Israeliten immer wieder enttäuscht und betrogen hatte. Daher weist E z darauf hin, daß das gleiche sich erneut ereignen wird; angesichts der f ü r Ägypten wie f ü r Tyrus bezeichnenden Hybris k a n n es gar nicht anders sein 1 ). Literatur: W. G. Ballantine, Ezekiel 32, 1892; A. Alt, Israel und Ägypten, 1909; J. Plessis, Les prophéties d'Ézéchiel contre l'Égypte, 1912; A. Lods, La mort des incirconcis, CR 1943, S. 271—283; J. van Doorslaer, No Amon, CBQ 11 (1949), S. 280—295; O. Eißfeldt, Schwerterschlagene bei Hesekiel, Studies in Old Testament prophecy, 1950, S. 73—81.

29 i-6 a Begründetes Drohwort gegen Ägypten und den Pharao 5 Strophen zu je 5 Kurzversen (2.3.4. 5 a. 5b-s) mit prosaischer Einleitung (1). Das Wort gehört inhaltlich eher zu den späten Ägyptenworten Ez's als zu denjenigen, nach denen das Bündnis mit Ägypten noch als Rettungsmöglichkeit erscheinen konnte. Eine militärische Tätigkeit des Pharao ist nicht vorausgesetzt: E r lagert inmitten seiner Nilarme und fühlt sich dort sicher. Daher ist das D a t u m in 1 zu ändern ; das Wort s t a m m t aus der Zeit nach dem Fall Jerusalems und ist später als zusammenfassende Drohung an die Spitze der Ägyptenworte gestellt worden. Der Pharao, den Ez meint, ist Hophra (griech. Apries, 588—570) ; doch wie der König von Tyrus ist er mehr Symbol als geschichtliche Gestalt und nach altem Verständnis mehr Repräsentant und „Vertreter" seines Volkes und Landes als Einzelpersönlichkeit. Was von ihm gesagt wird, gilt zugleich von Ägypten; und sein Schicksal ist das der Ägypter. Wenn Ez ihn als „großen Drachen" bezeichnet (3), ist damit bereits ein Vorwurf erhoben. Da es sich um Ägypten handelt, denkt man freilich zunächst an das Bild des Krokodils (cf Hi 40 25—41 26), das in Ägypten geläufig war und königliche Macht und Größe bezeichnete. Ein H y m n u s auf Thutmosis I I I . sagt: „Ich ließ sie deine Majestät schauen als ein Krokodil, den furchtbaren Gebieter des Wassers, den Unnahbaren" 2 ). I n der Zeit des Augustus erscheint das Krokodil als Wahrzeichen auf ägyptischen Münzen, und die Araber bezeichnen es wiederum als Pharao (A. Bertholet). Jedoch wird durch den Ausdruck „Drache" ein mythologischer Zug in das Bild getragen (cf Jes 27 1 P s 74 13 f.). E s ist Tiam a t oder Rahab, Behemot oder Leviatan —• das Urtier, das aus der babylonischen und phönikischen Mythologie bekannt ist und für Israel alles in sich zusammenfaßt, was J a h w e feindlich ist. Ez kennzeichnet durch dieses Bild den Pharao und Ägypten als gott• ) Z u L . Finkeiste in cf S. 149 Anm. 1. 2 ) J. B. Pritchard, Ancient Near Eastern texts, 1950, S. 374 c.

29

4-16

Gegen Ägypten und den Pharao - Gegen Ägypten

167

4 U n b id) lege §>afen a i n b e i n e Ä i n n b a i e n urtb l a f f e bie § i f # e b e i n e r Sftilartne a n b e i n e n ©djuppen haften u n b sietje birf) m i t t e n a u s b e i n e n 9 t i l a r m e n Ijerauf mitfamt ollen gi» fdjen b e i n e t 9 t i l a r m e , b i e a n b e i n e n ©d) Uppen h a f t e n . 5 U n b itfj l a f f e bid) i n b e t SBüfte l i e g e n m i t f a m t a l l e n g i f t e n b e i n e r 9Mlarme. Sluf f r e i e s g e l b fällft bu, w i r f t nidjt a u f g e l e f e n u n b nidjt ' b e g r a b e n ' . ® e m SBilb beS g e l b e s u n b b e n S ö g e l n beS f u m m e i s g e b e id) bid) junt grafe. eallnb a l l e @inroof)ner % t ) p t e n S f o l l e n e r f a h r e n , bafe id) 3ai)toe b i n . eb SS eil ' b u bift' eine ©t üfee o o n ©cfjilftoijr f ü r baS § a u S S f r a e l — 7 w o l l e n f i e btt^ f ä f f e n ' f o fnidft bu ein» u n b reifet iljnen b i e g a n j e ' § a n b ' a u f ; w o l l e n f i e fidj auf bid& ftüfeen, f o serbridjft b u 'unb läfet' iljnen a l l e l ü f t e n roanten — s barum f p r i d j t ' ' Sa&we f o : @iel)e, ieer üerridjten laffcn einen fdjroeren 3ttenft gegen» ítjrué. Seber Äopf tft !af)I unb iebe Spultet jerfcfjunben, aber ßotjn warb nidjt juteil if)m unb feinem §eer oon £t)tué für bie Slrbeit, bie er gegen eá oerridjtet i)at. i9®atum fpridjt'' Saijwe fo: ©iefce, xáf ft^enfe Sßebufabresar, bemÄönig üonS9abeI, baá ßanb %tjpten " ; erwirb eé ausbeuten unb auéplünbern*. ®aé foll feinem £>eer alé ßofjn juteil werben; 20 alé feinen @olba, um ben eé gebient ijat, gebe idj it)m baé ßanb Sgtjpten ' i f t ber Sprudj Salmeé. [21 9ln jenem 2age laffe idj ein £>orn Stoffen bem £>aufe Sfrael, unb bit üerleifje idj, bafe bu in ifjrer SJlitte ben SKunb auftuft», bamit fie erfahren, bafe idj Safyroe bin.] 301 tlnb es erging baé SBort Saíjroeá an micfj folgenbermafeen: 2 2Renfd)entinb, tritt alá $ropf)et auf unb fpridj: ©0 fpridjt" 3af)We: ' ' Di), ber Sag, 18 a S« = bv. — 19 dl 'S cf 2 4. — dl c © „und er wird seinen Reichtum forttragen" = variierende GL — a Wörtlich „seine Beute erbeuten und sein Plündergut plündern". — 20 a Ausdruck seit der Zeit Ez's verwendet. — dl c ©916 „weil sie für mich gearbeitet haben" = variierende Gl. — 21 a Wörtlich „das Auftun des Mundes"; prtnD („Anlaß zum Reden") nur von Ez verwendet. 3 0 2 dl 'S cf 24. — dl c @3t „heult" = erläuternde Gl.

Tier darin leben können, wie die 2. Str (11a. 12 a) ausführt. Gegen die Ägypter selbst aber hegt Jahwe keinen Groll und macht sie für die Verfehlungen ihres Königs nicht verantwortlich — jedenfalls zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, wie das "Wort erkennen läßt. Da aber das Land verwüstet wird, müssen sie es räumen und werden nach Patros = Oberägypten zurückgeführt, das als ihr Ursprungsland gilt (cf Herodot II 4 15). Dort können sie existieren, obwohl nur als ein völlig unbedeutendes Reich, das neben den anderen Staaten nicht mehr ins Gewicht fällt und sich nicht mehr über sie erheben und sie beherrschen kann. Der Ubermut wird Ägypten gründlich ausgetrieben (3. Str, i4a/?-isa). Die heilvolle Folge dessen macht die 4. Str (15 b-16) deutlich. Bisher haben die Israeliten sich durch ihr Vertrauen auf Ägypten verschuldet, so daß die Anklage bei Jahwe unvermeidlich war. Diese Bündnispolitik wird durch die Demütigung und Beschränkung Ägyptens in Zukunft vereitelt und jede derartige Gefahr gebannt. Auf diese Weise dient das Gericht über Ägypten der Vorbereitung neuen Heils für Israel. 29 17-21 Drohwort gegen Ägypten 4 Strophen zu je 5 Kurzversen (isaa. isa/3-b. I9a-ba. i9b/?-2o) mit prosaischer Einleitung vor der 1. und 3. Str (17. in 19a). — Nachtrag von 6 Kurzversen (21).

Ez hat sich nicht gescheut, in diesem aus dem Jahre 571/70 stammenden Wort 1 ) frühere Ankündigungen gegen Tyrus und Ägypten zu ändern oder zu verbessern, um sich den unleugbaren äußeren Tatsachen anzuschließen. Nebukadnezar hatte Tyrus 13 Jahre lang belagert (586—573), bis es schließlich in seine Hände gefallen war. Urkunden aus den Jahren 570 und 564 zeigen die Stadt unter babylonischer Herrschaft2). Ebenso war ) Zum Prophetenwort am Monatsersten als Neumondtag cf F. Wilke, Das Neumondfest im israelitisch-jüdischen Altertum, JbG für die Geschichte des Protestantismus in Österreich 67 (1951), S. 174. 2 ) Cf R. P. Dougherty, Archives from Erech, time of Nebuchadrezzar I I and Nabonides, 1923, S. 23 Nr. 94; E . Unger, Nebukadnezar II. und sein áandabakku (Oberkommissar) in Tyrus, ZAW 44 (1926), S. 314—317; ferner W. P. Albright in J B L 51 (1932), S,94 f. 1

170

Gegen Ägypten

2917-21

301-2

der folgende Einfall nach Ägypten (568/7) erst möglich, nachdem die das babylonische Heer im Rücken bedrohende Stadt Tyrus ausgeschaltet war. Aber offenbar h a t t e die Belagerung nicht den Erfolg gezeitigt, den die Belagerer erwartet hatten. Jahrelang haben sie sich förmlich zerschunden, um die Stadt zu bezwingen, ohne schließlich den Lohn zu erhalten, auf den sie Anspruch hatten (is). Entweder h a t t e die Stadt sich gegen günstige Bedingungen unterworfen oder ihre Reichtümer im Laufe der langen Belagerung verbraucht, nachdem ihre Handelsbeziehungen lahmgelegt waren. Jedoch haben die Babylonier im Auftrag Jahwes gehandelt und f ü r ihn Heeresdienst geleistet, da nach seinem Willen Nebukadnezar das Gericht an Tyrus vollstrecken sollte. So h a t t e Ez es verkündet. Durfte Jahwe als Herr und Gebieter solcher Söldnertruppen den Sold f ü r den geleisteten Dienst vorenthalten ? Da dies bei dem Vergeltungsglauben des Propheten ausgeschlossen ist, Ägypten aber seine längst angedrohte Strafe noch nicht erhalten h a t und Nebukadnezar gerade den Feldzug dorthin vorbereitet, scheint Ez die Lösung gegeben: Nebukadnezar mit seinem Heer wird seinen Söldnerlohn in Ägypten finden! Freilich spricht Ez nicht mehr von Inbesitznahme und Zerstörung (cf J e r 43 8-13 44 30 46 1 3 - 2 6 ) , sondern von einer einmaligen Ausplünderung. Doch ist dies bei diesem seinem spätesten Wort nach den vielen vorhergehenden Verheißungen (36 ff.) verständlich und als Korrektur früherer Drohworte gegen Ägypten zu erklären (cf bereits die Milderung in 9b-16) x ). I n 21 hat E z einen N a c h t r a g hinzugefügt, der das Geschehen wie in ie auf Israel bezieht. Denn der einleitende Ausdruck ,,an jenem Tage" ist nicht eschatologisch, sondern als Zeitadverb zu verstehen; ursprünglich betont er entweder die Gleichzeitigkeit zweier wichtiger Begebenheiten oder kennzeichnet den Tag, an dem etwas geschieht, als wichtigen Tag 2 ). Bei Ez ist er nahezu eine abgeblaßte Formel, die verschiedene Begebenheiten oder Aussagen äußerlich miteinander verknüpft. Was soll sich in Zusammenhang mit dem Einfall der Babylonier in Ägypten f ü r Israel ereignen? I h m soll „ein H o r n sprossen"; dieser Ausdruck bezieht sich allgemein auf das Erlangen von Macht (cf 1 S 2 l J e r 48 25), insbesondere f ü r die davidische Dynastie (cf Ps 132 17). E s soll also endlich der davidische Herrscher über das neue Israel (cf 34 23 f. 37 15 fr.) eingesetzt werden und infolgedessen sich alles verwirklichen, was Ez als neues Heil angekündigt h a t t e und worauf er und die Deportierten sehnlichst warteten (36 ff.). Demütigt Nebukadnezar die Ägypter und schalt e t ihre Macht aus, so bestehen f ü r ihn keine Bedenken mehr gegen die Rückkehr der Deportierten nach J u d a wegen einer erneuten Gefahr ihrer Verführung durch Ägypten. Die äußeren Voraussetzungen f ü r den Beginn der Heilszeit sind sodann gegeben. Darin erblickt Ez nochmals einen „Anlaß zum Reden" — als letzten Zusatz zu seinem spätesten Wort.

30 1-9 Drohwort gegen Ägypten 3 Strophen zu je 5 Kurzversen (2-3a. 3b-4.6) mit prosaischer Einleitung (1). — Nachtrag von 3 Kurzversen (s). Ez geht von der alten Vorstellung des „Tages J a h w e s " aus (cf Am 5 18-20 Jes 2 1 2 - 1 7 Zeph 114-18 und zu Ez 7), die er f ü r den durchaus geschichtlichen und für ihn unmittelbar bevorstehenden Gerichtstag über Ägypten verwendet. Das Unheil f ü r dieses Land und seine Hilfsvölker (nicht f ü r alle Nationen) steht nahe bevor. So wird Ez nach 587 gedacht haben. Nebukadnezar f ü h r t das Schwert, das über Ägypten kommen soll, u n d 1

) Ähnliche Vorstellungen von der Anweisung des Soldes z. B. 7 21 Jes 10 6 cf 2 R 2114 Jer 214. Zum Ganzen cf H. Fredriksson, Jahwe als Krieger, 1945, S. 26 f. 2 ) Cf P. A. Münch, The expression bajjöm hähü', 1936.

30

3-19

Gegen Ägypten - Gegen ägyptische Städte

171

3 benn nahe ift ber 2 a g ' ' SahweS! Giä wirb ber ¿ 0 0 'bes ©nbeg' 001t S ö l l e r n fein 4 unb ein @djwert nad) $gt)bten fotntnen unb 3Wtern i n Äufch fein, wenn i n $gt)pten ©rfdjlagene f a l l e n ' ' nnb feine ©runbfeften eingeriffen werben. '5' 6' ' £>a werben bie Stuften $gt)t)ten3 fallen unb feine ftolse SRacht fyinabftnfen. 33on SBHgbol 'bis anb oon gremben oerwiiften. 3dj, Saljwe, fjabe eä gerebet. 13 ©0 ftmdjt'' SaiiWe: ' ' 3d) tilge '9ftäcf)ttge' au§ Wofch* unb 'dürften' au§ bem Sanbe $gtjt>ten, 'bafj fie nicht mehr finb' * 1 4 Unb teil Oertnüfte ißatrol» unb lege fjeuer an •8oanb unb bolfftrecfe ©eridjte an 9c. 15 Unb idj ergieße meinen ©tirnrn über ©in®, bie 3uflud6t§fiätte $gt)i)ten§, unb bernidjte 1 8 Unb ich lege fjeuer an $gt)t)ten ft , ba§ ©erränge 'öon -ftoph'. 'furchtbar gittern foll' '©tjene', unb in 9io wirb SSrefdje gelegt, 'unb feine SJiauern Werben niebergeriffen'. 17 ®ie jungen SDtänner 'öon Dn' unb 9ßibefeta Werben burdj§ ©cf)Wert fallen unb fie felbft b in bie ©efangenfdjaft gehen. 18 Unb in i£acht>anche§a Wirb fich ber Sag 'berfinftern', wenn bort verbreche 'ba§ ¿ebter' $gt)ften§. ®ann geht e§ in ihm ju ©nbe mit feiner ftoljen 9Jiadjt, ©eWölf Wirb e§ bebedfen, unb feine Söchter werben in bie ©efangenfdjaft gehen. 19 ©0 öollftrecfe idE) @ericf)te an #g typten, unb fie Werben erfahren, bafj idE) Sahwe Bin. 3 dl c ©91 „und nahe ist der Tag" = dittographische Gl. — 1 c © f p pr „des Gewölks, eine Zeit". — 4 dl c © „und sie werden seinen Reichtum nehmen" = ergänzende Gl. — 5 dl 5 „Kusch und Puth und Lud und ganz'Arabien' (1 c pr „Westland")'und Libyen' (1 yb] pr „Kub", cf ©) und die Leute " (dl c © „des Landes" = deutende Gl) des Bundes mit ihnen (frt judäische Söldner im ägypt. Heer, cf Aristeas 13) werden durchs Schwert fallen" = Stichwortglosse zu „Kusch" in 4. — 6 dl c © „so spricht Jahwe" = verknüpfende Gl. — a l H31D als Lokativ von HJ1D = Syene/Assuan, südlichste Grenzstadt Ägyptens. blJO muß demgegenüber eine nördliche Grenzstadt sein, prb das heutige Teil es-Samut östlich Kantara. — d l ' S cf 24. — 7 dl 7 „'Und es wird verwüstet' (1 c pr plur.) inmitten verwüsteter Länder, 'und seine Städte' (1 c @ 88 n"HVl pr suff. 3. m. sing.) werden inmitten wüst gelegter Städte sein" = ergänzende Gl. — 9 dl 9 „An jenem Tage werden'schnelle' (1 c @1K „es eilig haben" pr „auf Schiffen") Boten von mir ausgehen, um Kusch aufzuschrecken " (dl c © „sorglos" = erläuternde Gl), und es kommt Zittern über sie am Tage Ägyptens, ja siehe, es kommt" = ergänzende Gl. — 1 0 dl 'X cf 2 4. — 1 1 dl c © „mit ihm" = erläuternde Gl. — 1 2 dl c ©91 „und verkaufe das Land in die Hand von Bösen" = variierende Gl. — 13 dl 'X cf 2 4. — dl c © „und ich lasse die Götzen zugrunde gehen" = ergänzende Gl. — 1 c © c ' r x pr „NichtBe" ( = Götzen), das offenbar absichtlich geändert worden ist. — a Memphis, südlich Kairo, hergeleitet aus ägypt. Men-nefru-Mire (aut Menfe), aus dessem mittlerem Teil wohl die hebr. Bezeichnung herrührt. — 1 c © sinngemäß D^tPil pr sing. — 1 c © VIT X1?! pr sing, entsprechend dem Subjekt. — dl c © „und ich lege Furcht auf das Land Ägypten" = ergänzende Gl. — 1 4 a Oberägypten. — b Tanis am 2. östlichen Arm des Nildeltas. — "Theben, Hauptstadt Oberägyptens; die hebr. Bezeichnung ist aus dem verkürzten ägypt. Newt (pr Weset) abgeleitet. —• 15 a Pelusium im Osten des Nildeltas. — 1 c © S]3 pr „No", das in 16 genannt wird. — 16 a Eig. wäre ein Städtename zu erwarten. — 1 (Q) bin^i bin. — 1 c © njio pr „Sin", cf 6. —

172

Gegen Ägypten - Gegen ägyptische Städte

30

3-19

1 frt ¡rri'O'in «npjl pr Schreibfehler „und Noph Feinde bei Tage". — 1 7 1 c ®SB pX pr „Unheil", das falsch vokalisiert worden ist; Heliopolis in Unterägypten. — »Bubastis in Unterägypten. — b Die beiden Städte, d. h. ihre übrigen Einwohner mit ihrer Habe. — 1 8 a Äg. T-he-p-nhsj = Berg des Negers; gewöhnlich Daphne südwestlich Pelusium, besser wohl der Baum von Tanis bis Kantir (cf W. F. Albright in Festschrift Alfred Bertholet zum 80. Geburtstag, 1950, S. 13 f.); Ausdruck nur noch bei Jeremia. — 1 c © "tfn pr Schreibfehler „zurückhalten". — 1 c ®5B JTOÖ pr „Joche", das falsch vokalisiert worden ist.

bringt Angst und Schrecken über das Land bis an seine entfernteste Grenze in Äthiopien. Denn die Ägypter werden hingemordet und die Grundfesten des anscheinend festen Hauses und gewaltigen Reiches eingerissen. Es ist ein völliger Zusammenbrach von Migdol im Norden bis Syene im Süden, in den auch die „Stützen" des Hauses, die Hilfsvölker und Verbündeten, hineingezogen werden. Im N a c h t r a g (s) führt Ez seinen beliebten Hinweis an, daß die Ägypter dann Jahwe wirklich als den zürnenden Richter erleben werden, der „Feuer" an Ägypten legt, wie er den tyrischen König zu Asche verbrennen will (28 18 cf Am 1 3 ff.).

30 xo-12 Drohwort gegen Ägypten 2 Strophen zu je 5 Kurzversen (lo-na. nb-12) mit prosaischer Einleitung (in 10 a).

Das Wort fügt zu der Drohung in 1-9 zwei Hinweise hinzu. Es ist Nebukadnezar, der Ägypten mit Krieg überzieht, das Land vernichtet und die Menschen abschlachtet. Die Babylonier mit ihrer bekannten Grausamkeit werden gründliche Arbeit verrichten. Sie handeln aber, ohne es zu wissen, im Auftrag Jahwes, der Ägypten durch sie verwüsten läßt; die Weltmacht steht wieder in höherem Dienst. Zugleich wird Jahwe selbst sichtbar eingreifen, indem er die Nilarme und Kanäle trockenlegt und dadurch eine furchtbare Hungersnot verursacht 1 ). Dergleichen kann nur auf dem Eingreifen übernatürlicher Mächte, also Jahwes, beruhen.

30 18-19 Drohwort gegen ägyptische Städte 3 Strophen zu je 7 (13-14. 15-16.17-I8aa) und 1 Strophe zu 6 Kurzversen (l&aß-ig).

Das Wort, das sicherlich nicht von Ez stammt, sondern später hinzugefügt worden ist, greift eine beliebte Form prophetischer Drohworte auf. Es handelt sich um die Aufzählung der bedrohten Städte, die zuweilen durch Wortspiele gesteigert wird (als Vorbilder cf Nu 21 27-30 [E] Jes 10 27 b-34 Ez 25 8 Am 1 3-5. 6-8 Mi 110-15 Zeph 2 2, in späterer Zeit Jes 15 16 7-9 Jer 48 45 f. Sach 9 5). Das Wort macht zunächst einen verwirrenden Eindruck, da die angegebenen Namen unregelmäßig nach Unter- und Oberägypten führen; außerdem werden Noph und No zweimal genannt. Die letztere Beobachtung läßt darauf schließen, daß der Verfasser des Wortes mehrere Vorlagen verarbeitet hat, die sich teilweise überschneiden. Vielleicht haben jeder der 3 ersten Strophen kurze Namensverzeichnisse zugrunde gelegen, die den Umfang Ägyptens angeben oder bestimmte Gegenden beschreiben sollten. 1. Nach dem ursprünglichen Verzeichnis der 1. Str (13-14) reichte Ägypten von Noph (Memphis als Hauptort Unterägyptens = U) bis Patros (Oberägypten = O), von Zoan (Tanis als wichÄhnliches in dem ägyptischen Orakel des Nefer-rehu, cf J. B. Pritchard, Ancient Near Eastern texts, 1950, S. 445 a.

173

Gegen den Pharao und Ägypten

3 0 20-26 31 1 - 3

20 Unb eä gefdjaf) int 11. Safer, im 1. SRonat, am 7. £110 be§ Süonatö, ba erging baS SBort Saferoeä on mtd) folgenbermafeen: 21 9Jlcnf(!&cnfinb, ben 2ltm be£ ^fearao, be£ ÄönigS oon %t)pten, feabe id) jerbrodjen. um i£)m Teilung 51t R a f f e n ' b a f e er wieber Unb fiefee, er foll ntdjt oerbunben werben, fräftig werbe, ba3 Sdjroert ju ergreifen. 22®arum f p r i d j t ' ' Safewe fo: Siebe, td) will a n a ben $fearao, ben Äönig oon $gt)pten, unb feine 21 rote jerbrecfeen ' ' unb baä ©djwert feiner £>anb entfinlen laffen. 23 Unb id) will bie $gt)j)ter unter bie Sßölfer serftreuen unb in bie ßänber öerfpTengen. 24 S l b e r td) w i l l b i e S l r m e b e s geben 25 * ' U n b

ftönigS

oon S3abel ftärfen

'bafe er es ü b e r % t ) p t e n b r i n g e fie follen

erfahren,

bafe idj S a f e w e b i n ,

© a n b bes Äönigö oon SSobel,

u n b m e i n ©djwert in feine |>anb

unb es a u s r a u b e

b a f e e r eä f d j w i n g e

unb

ausbeute'.

w e n n idj m e i n © d j w e r t g e b e gegena baS ßanb $gt)pten.

in

bie

'26'

311 Unb eä gefdjafe im 11. Safer, im 3. 9Jlonat, am 1. £ag beS SRonatil, ba erging ba£ SBort 3au£ Sftael. 10 dl 0 @ „folgendermaßen" = vervollständigende Gl. — 11 dl 'H cf 2 4. — 1 wie 8. — »Wörtlich „sondern am U m k e h r e n . . d a ß er lebe". — 1 2 a Wörtlich „er (der Frevler) wird durch sie nicht zum Straucheln gebracht werden". — dl „aber ein Gerechter kann nicht am Leben bleiben durch sie am Tage, da er sündigt" = wiederholende Gl nach 12 aa (von „durch sie" an > © B ) . —131 c ß D @ h 9t rrnri pr „er wird", cf 14. — a l Q VJTI'. — 15 dl 15 „Ein Pfand gibt der Frevler zurück, leistet Ersatz für Geraubtes, wandelt in den Satzungen des Lebens, ohne Unrecht zu tun; er wird bestimmt am Leben bleiben, nicht sterben" = erläuternde Gl zu 14b. ie nach 181-20. — 16 a l Q l^l'. — dl c MS K e n @ „für ihn" = näherbestimmende Gl. — 17 a cf zu 18 25. — 1 prb c MSS 2 mm pr „des Herrn", cf 2 4 . — 1 8 — 2 0 dl i 8 - 2 0 a „18 Wenn der Gerechte von seiner Frömmigkeit umkehrt und Unrecht tut, so wird er durch es sterben. 19 Und wenn der Frevler von seiner Frevelhaftigkeit umkehrt und Recht und Gerechtigkeit übt, wird er ihretwegen leben. 20 a Und da habt ihr gesagt: Das Verfahren des Herrn ist nicht in Ordnung!" = variierende Gl nach 13-17. 3 3 10-11 M a h n w o r t z u r U m k e h r 2 Strophen zu je 7 Kurzversen

(10-11

aa. na/J-b).

Das Wort bekräftigt, was E z in 12-20 sagt, indem er einen Einwand zurückweist, der seine Forderungen ( 3 i e b - 2 i ) falsch versteht. E r wendet sich nach dem Inhalt der 1. Str ( 1 0 - 1 1 a a ) an diejenigen Deportierten, die in lähmende Hoffnungslosigkeit versunken sind. In ihrer inneren Not müssen sie sich sagen, daß Sündenerkenntnis und Umkehr ihnen nicht helfen können und daß es für sie keine rettende Gnade und vergebende Liebe gibt. Sie fühlen die Frevel und Sünden eines ganzen Lebens auf sich lasten, so daß Jahwe, der doch in erster Linie gerecht ist, nicht mehr vergeben kann. D a er nach ihrem Tun vergilt, verkommen sie. Daraus spricht keine selbstsichere Gerechtigkeit oder Unwilligkeit zur Umkehr, sondern gefährliche Hoffnungslosigkeit. E z wendet sich in der 2. S t r ( l i a / J - b ) 1 ) gegen diese Niedergeschlagenheit, die die eigene Sünde und Schuld so stark empfindet, daß sie den Menschen verzweifeln läßt. Auf diese Weise wird die Möglichkeit der Umkehr verneint! S t a t t dessen wendet E z seinen neuen Grundsatz an, daß nicht das ganze oder bisherige Leben entscheidet, sondern der *) Cf 2 Petr 3 9 1 Clem 8 2 Justin, Dial. c. Tryph. 47 (Migne Gr 6, 580).

186

Umkehr - Das Verfahren Jahwes

33 10-20

jeweilige Augenblick (3 ieb-2i 33 12-20). Daher soll keine Sündenfurcht herrschen, sondern Umkehrfreudigkeit. Was will Gott denn ? Doch nicht den Tod eines Menschen, sondern sein neues langes und glückliches Leben! Jahwe ist nicht der strenge und unheimliche Richter, sondern der Gott, der das Heil des Menschen will. Daher gibt er stets die Möglichkeit zur Umkehr frei; er will diese Umkehr sogar und fordert durch seinen Propheten zu ihr auf. Diese göttliche Absicht zu ergreifen und zu verwirklichen, ist freilich nach wie vor Aufgabe des einzelnen Menschen, der für sein Leben verantwortlich ist. 33 12-20 Aus der Diskussion entstandenes Mahnwort über das Verfahren Jahwes 4 Strophen zu je 7 Kurzversen (12.13.14+16. i7+20b).

Wie die zunächst zu betrachtende 4. Str (17. 20 b) zeigt, hatten die Deportierten an der Strenge und der scharfen Forderung des zeitlich vorhergehenden Wortes 3 ie b-21 einiges auszusetzen. Was Ez im Namen Jahwes von ihnen verlangte, schien unerfüllbar. Wer wußte denn, wann der entscheidende Zeitpunkt war, in dem Jahwe sein Urteil über diesen oder jenen Deportierten fällen würde? Es konnte jede der vielen Stunden eines langen Lebens sein. Wer wollte es wagen, in jeder dieser Stunden mit seinen gerade ausgeführten Taten vor Gott bestehen zu können ? Auch dem frommsten Menschen konnte es geschehen, daß er gelegentlich ein Unrecht beging. Sollte er vielleicht nach diesem einen Vergehen beurteilt werden, wenn er es nicht sogleich einsah, ohne daß die vielen guten Taten eines langen Lebens berücksichtigt wurden? Wenn Jahwe dergleichen tatsächlich von Ez verkünden läßt, muß man in aller Ehrerbietung sagen, daß dieses Verfahren nicht in Ordnung ist! Ez kann nicht bestreiten, daß der bestrittene und von ihm geäußerte Grundsatz zutrifft und angewendet wird. Wenn ein Gerechter sich vergeht, kann ihn seine frühere Frömmigkeit an diesem Tage in der Tat nicht retten. Andererseits wird dem Frevler, der umgekehrt ist, seine frühere Frevelhaftigkeit nicht schaden. Der Grundsatz ist klar und genau so gemeint, wie er verstanden wurde. Trotzdem trifft der Einwand nicht zu, weil die Deportierten etwas Wichtiges übersehen haben. Darauf geht Ez in der 2.—3. Str (13-16) ein. Es ist nicht hart oder unbillig gefordert, daß nicht das Gesamtergebnis eines Lebens, sondern das jeweilige Tun entscheidend sein soll. Denn Gott kann seinen Urteilsspruch über den Menschen jederzeit ändern — auf Grund der Umkehr oder des Abfalls des Menschen. Wenn Gott über einen Gerechten das Urteil gefällt hat, daß er leben bleiben und das Glück des neuen Gottesvolkes in Palästina erleben soll, kann er es ändern, wenn der bisher Gerechte plötzlich Unrecht tut. Ebenso ist es umgekehrt möglich. Es kommt lediglich auf den Menschen und sein Verhalten an. Wenn er einsieht, daß er sich verfehlt hat, kann er umkehren und sich ändern, so daß sich das vielleicht schon beschlossene Urteil Gottes ändert. Und wenn er recht gehandelt hat, kann er sich nicht für sein weiteres Leben darauf verlassen, sondern muß sich weiterhin entsprechend verhalten, damit sich das für ihn günstige Urteil nicht ändert. So schärft Ez mahnend und tröstend die persönliche Verantwortlichkeit ein. Er warnt den Frommen vor einer gefährlichen Sicherheit und will den Schuldbeladenen aus einer lähmenden Hoffnungslosigkeit reißen. Ihm will er den Weg zum Heil weisen, wie er den Gerechten dazu mahnen will, ihn weiter zu gehen. Denn Jahwe ist zwar ein Gott, der gerecht richtet, der aber bei jedem einzelnen Menschen einen Tatbestand vorfinden möchte, der es ihm ermöglicht, das Leben und nicht den Tod zu wollen1). l

) Über die spätere Vorstellung des Gerichts cf W. Bousset-H. Greßmann, Die Religion des Judentums im späthellenistischen Zeitalter, 1926 3 , S. 259, 393.

3 3 21-26

Das Ende des Verstummens - Gegen die Zurückgebliebenen

187

21 Unb e§ gefdjaf) 'im 11.' 3aE)t, im 10.9J!onat, om 5. Joe beö 3Jkmats unferer 2Begfüf)rung, ba !om ju mir ber glüßtling au3 3eruf alem mit ber 9lad)tid)t: $ie Stabt ift Benommen! 22 Unb bie §anb Safcweä war über micf)a gefommen am Slbenb cor bem kommen be£ glüif)tling$ ' ' , bis 'er' am 3J!orgen su mir !am. $ a mürbe mein SBlunb geöffnet, unb idj war nidjt mef)r ftumm. 23 Unb eä erging baS SBort Sabroeä an mtcf) folgenbermafeen: 24 SJlenfdjenünb, bie S3ewoi)ner " ber krümmer im ßanbe Sfrael fpretben " : ©in einzelner war Slbraljam unb naijm baS ßanb in SBefitj; wir aber finb Diele, uns ift'3 ' ' sunt SSefiis gegeben. 25 Saturn ftmcf) su i^nen: ©o fpricfjt'' Sabroe: 2luf 'ben SBergen' efet it)r unb erbebt eure Slugen su euren (Soften unb oergiefet 39tut unb wollt ba£ ßanb in SBeftfe nehmen? 26 3br ftütjt eud)a auf euer ©cfjroert'', unb jeber befleit bie grau feines Sftäd&ften, unb ba wollt iijr ba3 ßanb in SBefilj nehmen? 211 c MSS @ L u c rid) ' ' ju ben ©irten: ©o ftiridjt'' Saline: SBefie ben Birten Sfraelé, bie fidg felbft b getoeibet fjaben! ©ollen bie ©irten nidjt bie ©erbe« weiben? 3 'Die 3J?ildj' efet iijr unb fleibet eud) mit ber SBolle, fdjladjtet bie fetten Xxtxt, 'ober' bie Strafe ijabt ifyr nidjt geroeibet. 4 '®tté @djwadje' babt iiir nid^t geftärlt unb baé Sraníe nidjt geseilt unb baé SSerwunbete nid^t oerbunben unb baé Serfprengte nidjt jurütfge^olt unb baé SSerirrte nidjt gefugt, 'aber baé kräftige' babt ifir befcerrfdjt'' mit ®ewalttat a . s llnb 'meine ©erbe* jerftreute fidj, weil fein S>irte ba war. Unb fie biente jum grafe für alle wilben Xiere " . « " Stuf alle 39 erg e unb auf jeben bof)en ©ügel unb über baé ' ' flad&e ßanb mar fie s e r f t r e u t ' a b e r niemanb forgte unb niemanb fudjte. 7 Saturn, "i£jr ©irten', fiört baé SBort Saíjweá: 8 toabr idj lebe, ift ber éprudj ' ' Saíjweé, weil meine ©erbe jur 5Beute würbe unb meine ©erbe jum grafe biente für alle wilben £iere, oljne bafe ein ©irt ba war, unb fidj 'bie Birten' ntdjt um meine ©erbe forgten, fonbern bie ©irten fidj felbft meibeten, aber meine ©erbe nidjt weibeten — 9 barum, i&r ©irten, ijört baé SBort SnIjweS! i»@o f t m d j t ' ' Saljwe: ©ieí)£, tdj will an a bie ©irten unb meine ©erbe oon ifjrer ©anb forbern unb bem ein @nbe matten, bafe fie 'meine ©erbe' weiben; unb bie ©irten folien nidjt meljr fidj felbft weiben b . Unb idj werbe meine ©erbe aus intern Staden retten, bafe fie ibnen nidjt meljr alé ©peife bient. 3 4 2 »Ausdruck in bildlicher Bedeutung (nach Anspielungen 1 R 22 n Hos 13 e) seit der Zeit Ez's verwendet. — dl c ©58 „zu ihnen" = näherbestimmende Gl. — dl 'X cf 2 4. — b Z u DN mit suff. als Ausdruck des pron. reflex. cf GKa § 135k. — c Wörtlich „das Kleinvieh". — 3 1 c ©SS n"jnn pr „das Fett", daa falsch vokalisiert worden ist. — ins c MSS Ken @© 1. — 4 1 c ®erbe forgen unb midj i^rer annehmen. 12 SBie fidj ein § i r t feiner §erbe annimmt», um tagsüber 'ju fein' inmitten feiner §erbe, 'bafe fie nidjt jerftreut wirb', fo werbe id) mid) meiner ©erbe annehmen. ®a werbe idj fie retten oon ollen Drten, roof)in fie oerftreut worben ift am £ag ber SBolfen unb bes Sunfeld. 13 $ a werbe idj fie aus ben SSölfern hinaufführen unb fie aus» ben ßänbern fammeln unb in t()t ßanb bringen. $ann werbe id) fie a u f a ben ©ergen 3frael§ weiben " ; 14 auf guter SBeibe weibe id) fie, unb auf ben hoben Sergen Sfraelä wirb ibr SBeibeplafc fein. ®ort werben fie auf gutem SBeibeplal} lagern 'unb auf' fetter 2Beibe weiben auf a ben Sergen Sftaelä. 15 Sdj felbft werbe meine |>erbe weiben unb fie lagern laffen, ift ber Spruch ' ' Sabweö. 10 2)aä SSetirrte werbe id) fudjen unb ba§ Serfprengte jurürfbolen unb ba3 ©erwunbete oerbinben unb ba£ Äranfe ftärfen ' ' unb baä kräftige ' b e w a h r e n ' ' ' , wie eä richtig ift. 17 Unb ibr, meine f>erbe a , fo fpridEit'' Saljwe, fielje, nun richte idj jwifdjen Schaf unb Sdjaf, ben SBibbern unb ©öden. 18 3ft eä eudj gu wenig, 'bafe' ibr bie befte 2Beibe abgeweibet habt unb ben Üieft eurer SBeibe mit euren güfeen jerftampft? Unb bafe ibr baä {lare SBaffer" getrunlen hobt unb ba3 übrig gebliebene mit euren güfeen trübt? 19 SJietne ©erbe mufete baä oon euren ftüfeen 3ertretene abweiben unb baä oon euren güfeen ©etrübte» trinfen. 20 2)arum ftmdjt'' 3afcwe fo " : Siebe, ba bin idj unb richte jwifdjen ben fetten" Sdjafen unb ben mageren Schafen, 21 weil ibr mit Seite unb ©(bulter weggebrängt unb mit euren Römern alle Sdjwadjen fortgeftofeen h a b t ' 22 8lber idj werbe meiner f>erbe helfen, bafe fie nicht mehr alö SBeute bienen foll, unb richten swifdjen Schaf unb Schaf, 'ben SBibbern unb Söffen'. 11 dl 'S cf 24. — 12 a Aram. inf., besser 1|5.33, da die Endung fl frt Artikel zu HJH sein sollte. — 1 c MS nrn ohne suff. — 1 frt Dfengnp pr fehlerhaftes „abgesonderte". — 13 a *5S = bv. — dl „in den Flußtälern und in allen Wohngegenden (die von P. Saydon, Ktieb Ezekjel, 1952, angenommene Bedeutung „Platz mit reichlichem Pflanzenwuchs" wäre ganz singulär) des Landes" = ergänzende Gl. — 14 1 c MSS K e n © » mit 3, cf Jes 30 23. — a "?S = by. — 1 5 dl 'S cf 2 4. — 16 dl c @) „und das Fette" = variierende Gl. — 1 c ©©SB "IB#S pr Schreibfehler „werde ich vertilgen". — dl „ich werde es weiden" = erläuternde Gl zu IDtt'X. — 17 a Wörtlich „mein Kleinvieh". — dl 'S cf 2 4. — 18 ins c &% 1 3. — a JTpBto ist hap. leg. — 19 a t£>B"ID („durch Betreten getrübte Wasserlache") ist hap. leg. — 20 dl 'S cf 2 4. — dl c 2 MSS ®£ D auS Sfrael, fonbern u m meines heiligen SJlamenS willen, ben ihr unter ben S ö l l e r n entweiht hobt, wohin ihr gelommen feib. 23 S o will idj meinen grofeen Flamen heiligen, b e r a unter ben S ö l l e r n entweiht i f t ' f o bafe bie S ö l l e r erfahren, bafe ich S o h w e h i n ' ' , wenn ich mich an euch heilig erweife oor ihren Slugen b . 24 ® a nehme ich euch a u s ben S ö l l e r n unb fammle euch a u s allen ßänbern unb bringe euch in euer ßanb. 25 Unb idh fprenge auf euch reines Sßaffer, bafe ihr rein werbet oon all euren S e r u n * reinigungen. Unb oon all euren Soften werbe ich eud) reinigen. 26 Unb ich flehe euch ein neues £ > e r j ' ' unb entferne b a s fteinerne § e r j a u s eurem gleifdfj unb gebe eudj ein fleifdjerneS § e r j . 27 Unb meinen ®eift lege id) in euer SnnereS unb mache, bafe ihr nach meinen ©atjungen wanbelt unb meine Siechte beachtet 'unb fie' tut. 28 Unb ihr werbet in bem ßanbe wohnen, b a s ich euren S ö t e r n gegeben hohe, unb follt mein S o l l fein. Unb ich werbe euer ©Ott fein.

17 dl „wie die Unreinheit der Menstruation war ihr Wandel vor mir" = erläuternde 61. — 18 dl o ©S „wegen des Blutes, das sie im Lande vergossen hatten, und mit ihren Götzen hatten sie es verunreinigt" = deutende Gl. —19 1 c @t D ^ l pr „und sie wurden versprengt" entsprechend den anderen Verbformen. — 20 1 c MSS Vrs pr „und er kam" entsprechend den anderen Formen; zur rabbinischen Exegese des sing, cf G. A. Cooke, S. 389. — dl c © 10, (3 „wohin sie kamen" = näherbestimmende Gl. — 21 ins c ©2 Drpby. — a Richtige Versabteilung „den entweiht hatte / das Haus Israel". — 22 dl 'S cf 2 4. — 23 a Relativsatz ohne Relativpronomen. — dl „den ihr unter ihnen entweiht habt" = erläuternde Gl. — dl c 2 MSS Ken ©£ „ist der Spruch des Herrn Jahwe" = spätere Unterschrift. — b Die Auslassung von 36 23 b—38 in © M ' ist durch Homoioteleuton im griech. Text entstanden, cf F. V. Filson in J B L 62 (1943), S. 27—32. — 26 dl „und einen neuen Geist werde ich in euer Inneres geben" = variierende Gl nach 27 a. — 27 ins OJjte post orpfryi. 1. Teil: Gründe für den gegenwärtigen Zustand und das kommende Heil (16-23). Wie Ez in früheren Jahren das Gericht als Strafe für die Sünde angekündigt hat, so betrachtet er demgemäß die gegenwärtige schlimme Lage des Exils als Folge jener Sünde und Strafe (1. Str, 17). Deportation und Exil sind verursacht durch das schuldhafte Verhalten Israels, das mit der priesterlichen Theologie als Verunreinigung bezeichnet wird. Die immer neuen Vergehen der Einwohner hatten das Land verunreinigt, d. h. profaniert und entweiht, so daß jede Beziehung zu Jahwe unmöglich geworden war. Das hat dazu geführt, daß Jahwe seinen strafenden Zorn an Israel ausließ (2. Str, 18-19). Die gerechten Strafgerichte von 598 und 587 vertrieben es aus dem Lande, wie einst die Kanaanäer wegen der gleichen Anklage der Unreinheit Palästina an Israel verloren hatten. Die Deportierten sollen ihr Geschick als göttliches Gericht verstehen, das in gerechter Weise ihren Sünden entspricht und durch das sie nicht anders behandelt werden als die Kanaanäer. Aber nachdem sie deportiert und in alle Welt verstreut sind, zeigt es sich, daß ihr Schicksal mißverstanden wird (3. Str, 20). Nur der Glaube erkennt es als göttliches Straf-

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Die Neuschöpfung Israels

36 16-28

gericht, während die Heiden es anders verstehen müssen. Sie sehen, daß das Volk Jahwes durch eine feindliche Macht aus seinem Land vertrieben wurde, und glauben, daß sich darin die Schwäche und Ohnmacht Jahwes enthülle, an den das gerichtete Volk glaubt und der anscheinend unfähig war, es vor den Babyloniern zu schützen. Auf diese Weise wird der „Name" Jahwes durch die Tatsache des Exils aufs neue verunreinigt und entweiht. Nach den Israeliten schmähen und beleidigen die anderen Völker seinen „Namen", d. h. sein eigentliches Wesen. Daher tut es Jahwe leid, Israel in diese Lage gebracht zu haben, die ihn selbst entweiht (4. Str, 21). Aus diesem Grunde — so schließt Ez seine theologische Beweiskette — brauchen die Deportierten nicht zu verzagen oder zu verzweifeln. Wenn sie glauben, daß ihr Exil die göttliche Strafe für ihre Schuld ist, müssen sie ebenso zu dem Schluß kommen, daß es bei dieser Strafe nicht sein Bewenden haben kann. Denn da sie sogar Jahwes Ehre in Mitleidenschaft zieht, ist der Grund dafür gegeben, daß er eingreifen muß. Er ist es sich selbst schuldig, die falsche Deutung durch die anderen Völker aufzuheben und seine unantastbare Heiligkeit zu erweisen. Wegen dieser theologischen Beweisführung erblickt Ez den Grund des kommenden Umschwungs zum Heil nicht in dem Mitleid und der Liebe Jahwes zu den Deportierten, sondern in der Notwendigkeit, seine Heiligkeit in der Welt wiederherzustellen. Daraus rührt die Antithese der 5.—6. Str (22-23). Sie dient weder dazu, ausschließlich die Heiligkeit Jahwes unter Zurückstellen seiner Liebe zu betonen, noch soll sie darlegen, daß allein Jahwe und nicht der Sünder und seine Begnadigung im Mittelpunkt stehen. Gerade das letztere ist der Fall; nur um die verzagenden Deportierten des kommenden Umschwungs gewiß zu machen, verweist Ez darauf, daß Jahwe einen schwerwiegenden Grund dafür hat. Seine Liebe und ebenfalls seine Gerechtigkeit mögen ihnen nach den vorangegangenen Ereignissen als fragwürdig erscheinen, sein berechtigtes Interesse an der Heiligung seines Namens und der Belehrung der Völker aber muß ihnen als Menschen der Antike einleuchten; es hat sich ja schon im Untergang Jerusalems erwiesen. Außerdem spielt eine weitere für Ez wichtige Erwägung mit. Er möchte betonen, wie groß die Verschuldung und wie völlig unverdient das neue Heil ist (cf entsprechende Gedanken in 16 ifl'. 20 iff.). Gegenüber der menschlichen Anmaßung und Sicherheit ist zu sagen, daß man an den Deportierten und in ihrem Verhalten nichts findet, was sie zum Empfang des Heils berechtigt oder was Jahwe zur Hilfe verpflichtet. Was sie begangen haben, können sie nicht durch eine Genugtuung sühnen, um so durch ihre Leistungen ein neues Heil zu schaffen. Beides können sie allein von Jahwe erwarten. 2. Teil: die Neuschöpfung Israels (24-28). Jede der 5 Strophen schildert einen bestimmten Zug dessen, was sich an den Deportierten ereignen wird. 1. Am Anfang steht ihre Sammlung aus den Ländern und Völkern und das Heimbringen in ihr Land (24). — 2. Das Heimbringen kann keine bloße Wiederherstellung bedeuten, die nur den früheren verunreinigenden Zustand fortsetzte (25). Vielmehr muß Jahwe die Heimgebrachten reinigen und gleichsam mit Wasser besprengen, wie man es vom kultischen Reinigungsvorgang her kannte. So tilgt er alle Sünden, die ihnen noch anhaften. Da der Mensch dies nicht erreichen kann, muß Jahwe selbst es tun; er wird die Schuld vergeben. — 3. Danach muß verhindert werden, daß die Heimgekehrten nochmals Schuld anhäufen und neue Strafen herbeiführen (26). Auch dies können sie nicht selbst bewirken, vielmehr wird wieder Jahwe selbst sie auf wunderbare Weise umwandeln, ja neuschaffen. Ez veranschaulicht diesen Vorgang durch das unübertreffliche Bild von den zwei Herzen. Das jetzige Herz der Deportierten ist steinern, kalt, gefühllos und unfähig zur Wandlung. An seiner Stelle wird den Menschen ein Fleischherz in die Brust gelegt; es ist ein neues Herz und von gegenteiliger Art wie das jetzige 1 ). — 4. Um ') Diese Stelle nimmt einen wichtigen Platz in der rabbinischen Auseinandersetzung über die böse Art des Menschen (JHH Uf1) ein, von der man glaubt, daß sie schließlich durch Gott aus-

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Die Neuschöpfung Israels

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29 Unb wenn idj eudj befreit habe* tum all euren SSerunreinigungen, bann rufe idj ba3 ©etreibe unb mehre es unb bringe feinen junger mehr über eutfj. so llnb idj mehre bie grudjt ber Saunte unb ben ©rtrag ber Selber, bamit ihr nidjt mehr tragen müfet bie Sdjtnad) ber Hungersnot unter ben SJöHern. 31 ®a werbet ihr eures frfjlimmen SöanbelS gebenlen unb eurer £aten, bie nidjt gut waren, unb eudj uor eudj felber eleln wegen eurer SSerfdjulbungen unb eurer Kreuel. 32 9Mdjt um euretwillen lianble icf), ift ber ©prudj ' ' 3ahwe3, baS fei euch funb! ©eib befdjämt unb fdjämt eudj wegen euren SBanbeis, £>auS Sfrael! 33 @o f t m d j t ' ' 3ahwe: Slm Sage, ba icf) eud} reinige Don all euren SSerfdjulbungen, ba beüöllere» idj bie Stäbte, unb bie ¿tümtner werben aufgebaut, 34 unb baS oeröbete ßanb wirb beftellt® werben ' \ 35 Unb man wirb fagen: $iefe£ oeröbete ßanb ba» ift wie ber ©arten ©ben geworben; unb bie oerwüftetenStäbte, bie oeröbeten unb jerftörten, finb als befeftigte bewohnt. 36 35a erfahren bie Sßölfer, bie rings um eudj übrig bleiben, bafc id), Sahwe, baS 3er= ftörte aufgebaut 'unb' baä Seröbete bepflanjt habe ' 37 @o f p r i d j t ' ' Stt^we: Sludj barin nodj will id) midj erbitten laffen öottt ©aufe Sfrael, es für fie ju tun: Sdj mehre fie an 3Jlenfdjen wie Äleinoieh. 38'' SSie bas Äletnotei) 3erufalem§ an feinen heften ift, fo werben bie jerftörten ©täbte ooll fein an gerben oon SRenfdjen, fo bafe fie erfahren, bafe ich Sahroe bin. 29 »Wörtlich „und ich werde euch befreien". — 32 d l c f 2 4. — 33 dl 'X cf 2 4. — »Wörtlich „mache ich bewohnt". — 34 a Wörtlich „wird bearbeitet werden". — dl „statt daß es eine Wüste war vor den Augen jedes Vorüberziehenden" = ergänzende Gl. — 35 a Itbn ist hap. leg., cf GKa § 126y. — 36 ins c 2 MSS Ken ®@Sß 1. — dl „ich, Jahwe, habe geredet und tue es" = ergänzende Gl zur Bekräftigung. — 37 dl 'S cf 2 4. — 38 dl „wie heilige Schafe ( = Opferschafe)" = erläuternde Gl.

das innere Wesen völlig zu wandeln, tritt noch der göttliche Geist als treibende Kraft zum Tun des göttlichen Willens hinzu (cf 37 14), die der Mensch ebenfalls nicht aus sich selbst entwickeln kann (27). Dann geschieht auf Erden tatsächlich der Wille Jahwes, wie er in den einzelnen „Satzungen" und „Rechten" niedergelegt ist. Und er geschieht nicht durch erzwungenen Gehorsam, sondern dadurch, daß nunmehr jeder befähigt wird, von sich aus das Rechte in Ubereinstimmung mit den Geboten zu wollen und zu tun. Auf diese Weise vollzieht sich ein gewaltiger Erlösungsvorgang, aus dem eine neue Kreatur hervorgeht (cf die Anwendung auf den Einzelmenschen in Ps 51, der vielleicht von Ez abhängig ist) 1 ). — 5. So wird Israel wieder im Land der Väter wohnen (28). Aber anders als in früherer Zeit verwirklicht sich nunmehr das wahre und echte Verhältnis zwischen Jahwe und Israel, Gott und Mensch: mein Volk — euer Gott! Für Ez liegt in diesem mehrfach verwendeten Ausdruck (11 20 34 30 37 23. 27) mehr, als die Bundesformel ursprünglich gemeint hat. Er ist der Redewendung Jeremias vom neuen Bund (Jer 31 3 1 - 3 4 ) parallel und weist auf das engste und umfassendste Verhältnis zwischen Gott und Mensch hin. Er besagt die Gemeinschaft zwischen Gott und den in ihrer Lebensmitte neugeschaffenen Menschen •— als das innere Ziel und Ergebnis der Erlösung. Doch innen und außen läßt sich nicht getrieben wird. Nach der einen Meinung geschieht es allmählich und gradweise, nach der anderen erst in der künftigen Welt, cf G. A. Cooke, S. 391. x ) Empfang des „heiligen" Geistes Gottes Jes 6310 f. Ps 5113 cf Da 4s f. 511; Geistausgießung als eschatologische Hoffnung 39 29 Jes 421 44 3 69 21 Jo 31-2 Hag 2 5, mit der messianischen Erwartung verknüpft Mc 17, erste Verwirklichung Act 2, Gabe für die christliche Gemeinde Bm 8 23 Eph 113 f. 4 30.

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Die Neuschöpfung Israels

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trennen; daher gehört zur Gottesgemeinschaft auch das lange und glückliche Leben im umgewandelten Palästina. 3. Teil: die neue Fruchtbarkeit des Landes (29-32). Mit der Vergebung der Schuld werden zugleich ihre Folgen beseitigt, die schon ein Teil der Strafe waren. Vor allem endet der schmachvolle und schimpfliche Hunger, weil Jahwe das Getreide ruft und den Ertrag der Äcker und Baumpflanzungen mehrt. Denn die Israeliten sollen nicht noch einmal von den Völkern beschimpft werden, weil ihr Gott sie im Stich gelassen habe (12.—13. Str, 29-30). Dieser unverdiente Segen wird die neuen Israeliten aufs tiefste erschüttern. Voller Scham und Reue werden sie endlich einsehen, wie es um sie stand und welche Überwindung es Jahwe gekostet haben muß, sie zu begnadigen. Aber deswegen sollen sie nicht aufs neue verzagen; wenn Jahwe nicht ihretwegen in dieser Weise handelt, so doch seinetwegen. Er will wegen des Hungers der Israeliten nicht selbst von den Völkern mitbeschimpft werden (14.—-15. Str, 31-32). 4. Teil: der Aufbau im Lande (33-3«), Die vorhergehenden Gedanken gelten gleicherweise für die Verse über die Umwandlung und den Aufbau des Landes (16.—18. Str, 33-36). Das verödete und unbestellte Ackerland gleicht nach der Wende dem Paradiesgarten, die zerstörten Städte sind wieder aufgebaut, befestigt und bewohnt. Das geschieht nicht zum Ruhme Israels, auf den es gern gepocht hat, sondern wegen des Eindrucks auf die benachbarten Völker. Es ist Jahwes Absicht, daß ihnen das Land wie der Garten Edens vorkommt und daß sie seine Städte bewundern. Ez betont dies nicht, weil ihm die Lebensnotwendigkeiten Israels gleichgültig wären und das äußere Glück nicht zum Heil gehörte, sondern weil er wieder nach dem stärksten Grund sucht, um die Deportierten der Verwirklichung seiner Worte zu vergewissern, und weil er ihnen klarmachen will, daß ihnen alles geschenkt werden wird, ohne daß sie einen Anspruch oder eine Leistung aufweisen können. 5. Teil: die Vermehrung der Einwohner (37-38). In der 19.—20. Str wird den Deportierten schließlich verheißen, woran ihnen ebenfalls liegen mußte: die Vermehrung ihrer verhältnismäßig kleinen Zahl (cf zu 11). Wahre Menschenherden werden die Städte bevölkern, so groß und zahlreich wie die Schafherden, die man an Festtagen in Jerusalem zu sehen gewohnt war, wo man sie für die Opfer zusammentrieb. Mit diesem Vergleich, der den deportierten Jerusalemern geläufig war, konnte Ez ihnen die Erfüllung ihres Wunsches am besten verdeutlichen. Zugleich betont er abschließend nochmals, daß dies geschehen wird, damit sie endlich einsehen, daß eine solche Vermehrung nur auf göttlichem Segen beruhen kann. 37 1-14 Bericht über ein ekstatisches Erlebnis: die Neubelebung des Volkes 7 Strophen zu je 7 Kurzversen (1-2.3-4. 5-6.7-8. 9.11.I2aa+i4) und 1 Strophe zu 4 Kurzversen (10) mit prosaischer Einleitung vor der 2., 3., 5. und 7. Str (in 3a, 5a, 9a, 11a) und prosaischer Überleitung in der 2., 5. und 8. Str (in 4 a, 9,12 aa). — Varüerender Nachtrag mit 1 Strophe

zu 7 Kurzversen (i2a/?-i3). Die Frage nach der Herkunft des Bildes von den verdorrten Gebeinen wird durch den Bericht des Propheten selbst beantwortet. Es stammt aus der in der 7. Str zitierten Klage der Deportierten, die über ihre vernichteten Hoffnungen jammern und dabei sagen, daß ihre Gebeine verdorrt sind und daß sie zugrunde gehen (11). Das im letzten Ausdruck verwendete Verb *1T2 bedeutet eigentlich „in Stücke schneiden, abschneiden" und wird an anderen Stellen verwendet für das Abschneiden vom Leben (Jes 53 s), vom Kultus Handb.z. AT I, 13: F o h r e r - G a l l i n g , Ezechiel

37 i-fl

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37 i $ie S>onb 3ai)toeä fom übet midj, «nb er führte midj itn Seifte Saljmeg Zittaus 'unb oerfetjte tnidj' mitten in einea Xalebene, unb bie war ooller ©ebeine. 2 llnb er liefe tnicf) an iljnen ringsherum oorübergeijen, «nb fielje, eä waren feljt eiele ' u n b fieije 1 , fie waren fetir «erborrt. 3 ®a fptadj et su mir: SJIenfdjenlinb, werben biefe ©ebeine Wteber lebenbig werben? Unb idj f a g t e : ' ' Safiwe, bu weifet es. 4 S a fpradj er ju mir: Xritt als ^roptiet über biefen ©ebeinen auf unb fprid^ su ifjnen: Sijr oerborrten ©ebeine, t)ört ba3 2Bort gafiwes! 5@o foridjt *' Safiwe *': (Sielje, idj bringe ©eift in eudj, bafe iijr lebenbig werbet e unb lege ©eljnena auf eudj unb laffe gleifdj über eud& warfen unb übersiehe1» eudj mit §>aut unb bringe ©eift in eudj, bafe t£)t lebenbig werbet unb erfahrt, bafe id) Saijwe bin. 7 2)a trat idj als $rot>^et auf, wie getieifeen war. Unb ' ' wätirenb id) aU ^ropljet auf= trat, fteije, ba gab e§ ein 9taufdjena, unb e§ rürfte tyetanb ein ©ebein jum anbeten0. 8 ' ' Unb fielje, Seijnen waren auf iljnen, unb gleifdj wudjä empor, unb £>aut 'sog ficfj* *' oben barübet, aber ©eift war nodj nidjt in i{)nen. 37 11c© pr „und ließ mich lagern", das falsch vokalisiert worden ist. — a In 9)1 mit Artikel: die Talebene, in der das Folgende sich abspielt (cf 3 22-27). — 2 dl „auf der Oberfläche der Ebene" = näherbestimmende Gl. — a l frt n|H] „und sie". — 3 dl 'S cf 2 4. — 5 dl'S cf 2 4. — dl „zu diesen Gebeinen" = näherbestimmende Gl. — 6 a Ausdruck seit der Zeit Ez's verwendet. — b Ausdruck nur von Ez verwendet. — 7 dl c MS Ken © „ein Geräusch" = erläuternde Gl zu E»jn. — a Wörtlich „ein Dröhnen". — b Zur Form inpni cf GKa § 60a Anm.; dl c 2 MSS Ken „Gebeine". — c Wörtlich „ein Gebein zu seinem Gebein". — 8 dl „und ich schaute" = ergänzende Gl. — 1 c ©MSSgäß Dlj^'l pr „und er zog darüber", das falsch vokalisiert worden ist. — dl „über sie" = näherbestimmende Gl.

(2 Ch 26 21) und von der Hand Gottes (Ps 88 e). Daran zeigt sich, daß die Klage der Deportierten sich auf ihr herkömmliches Verständnis des Exils bezieht (cf zu 18 21-32). Wie eine Krankheit ist es eine schwächere Form des Lebens, so daß man in ihm langsam dahinstirbt und sich dem Tode nähert. Dieser Vorgang des Absterbens ist, wie sie glauben, inzwischen so weit vorgeschritten, daß sie tatsächlich vom Leben abgeschnitten und verdorrten Totengebeinen gleich sind. Wenn also das Bild Ez's aus der Klage der Deportierten stammt, so rührt es bei ihnen aus der israelitischen Vorstellung vom Verhältnis von Tod und Leben her, angewendet auf das Exil. In beiden Fällen wird von Tod und Wiederbeleben bildlich und symbolisch gesprochen (cf auch Jes 9 1). Es handelt sich nicht um die Wiederbelebung oder Auferweckung tatsächlich gestorbener Israeliten, sondern um den augenblicklichen Zustand der Deportierten, die ein totes Volk sind, und um ihren künftigen Zustand, in dem sie wieder ein lebendiges Volk sein werden. Der Bericht Ez's bietet demnach keinen Beleg für eine frühe Form des Auferstehungsglaubens, obwohl man ihn im Judentum um 245 n. Chr. anscheinend in dieser Weise gedeutet hat, wie sich aus den allerdings nicht eindeutigen Fresken der Synagoge von Dura-Europos ergibt, und die alte Kirche ihn als klassische Stelle des Auferstehungsglaubens verstanden hat 1 ). Ebensowenig läßt sich abgeschwächt sagen, daß *) Zur Nachwirkung und späteren Deutung cf 4 Macc 1817 Apc 1111 1 Clem 50 4 Justin, Apol. I 52 II 87, ferner W. Neuß, Das Buch Ezechiel in Theologie und Kunst, 1912: Irenaus S. 26, Tertullian S. 32, Cyrill von Jerusalem S. 43, Epiphanius S. 47, Apollinaris von Laodicea S. 50, Theodoret S. 56 f., Hieronymus S. 71, Ambrosius S. 89, Isidor von Sevilla S. 105 f., altchristliche bis romanische Kunst S. 141—154, 180—188, 211, 224, 261—263. Zur Auferstehungs-

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Die Neubelebung des Volkes

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Ez oder die Deportierten das Bild verwendet haben, weil sie den Auferstehungsglauben bereits kannten und er zu ihrer Zeit Gemeingut war (0. Schilling). Weder aus dem kanaanäischen Kultus der sterbenden und wiederauflebenden Götter noch aus dem israelitischen Neujahrsfest läßt sich dergleichen ableiten; alle derartigen Versuche müssen als gescheitert betrachtet werden. Ein solcher Glaube führt zeitlich über Ez und sogar über das Buch Hiob hinaus in die Zeit von Jes 26, Da und Hen. Daß Ez ihn nicht voraussetzt, zeigt seine Antwort auf die Frage Jahwes, ob die Gebeine wieder lebendig werden können: „Du weißt es", d. h. ich weiß es nicht, man kann es überhaupt nicht wissen (J. Herrmann). Ez hat lediglich das Bild aufgegriffen, das sich den Deportierten aus ihrem Verständnis des Exils gemäß der israelitischen Auffassung von Tod und Leben nahelegte. Es begegnet ihm in der ekstatischen Vision, wie auch Arnos und Jeremía auf Grund bestimmter Ausdrücke oder wirklicher Dinge zu entsprechenden Visionen oder Worten gelangten (cf Am 8 i-3 Jer 111-12.13-16 18 1 - 1 1 24). Die 1. Str (1-2) leitet in das ekstatische Erlebnis ein, das durch den üblichen Ausdruck bezeichnet wird, daß die Hand Jahwes über den Propheten kam. Was er sieht und hört, ereignet sich nicht in der äußeren Wirklichkeit, sondern wird als Vision und Audition wahrgenommen. Mit dem Erlebnis ist eine Entraffung verbunden, die Ez „im Geiste Jahwes" in die Talebene entrückt, die bereits in 11—3 15 3 22-27 gemeint war. In ihr fühlt Ez sich herumgeführt und bemerkt, daß sie mit Totengebeinen bedeckt ist. Sie gleicht einem Schlachtfeld, auf dem die Gebeine von Gefallenen herumliegen und vermodern, die vor längerer Zeit im Kampf getötet worden sind. Diese Gebeine sind „sehr verdorrt" und alles andere als lebendige Körper; nicht einmal Spuren der Verwesung finden sich noch an ihnen. Damit ist die Annahme ausgeschlossen, daß Ez das Aussehen der Landschaft rings um das eroberte Jerusalem schilderte, wie er sie erblickt hätte (V. Herntrich u. a.). Das ist schon deswegen unmöglich, weil es sich um eine Vision handelt, d. h. um ein inneres Erleben und nicht um ein äußeres Geschehen. Von größeren Kämpfen in der Nähe der Stadt ist zudem nichts bekannt; sie müßten ferner viel länger zurückliegen, als die Entstehungs2eit der Schilderung voraussetzt, da die Knochen keine Verwesungsreste mehr aufweisen. Gemeint ist das Hemmliegen und Verdorren im Exil. Die 2. Str (3-4) enthält das sich an die Schau anschließende Gespräch Jahwes mit dem Propheten. Auf die Frage, ob die Gebeine wieder lebendig werden können, unmittelbar bejahend oder verneinend zu antworten, lehnt Ez ab. E r überläßt es Jahwe und drückt damit aus, daß er selbst es nicht weiß und man es überhaupt nicht wissen kann. Daraufhin erhält er den Auftrag, als Prophet die Gebeine anzureden und ihnen ein Jahwewort weiterzugeben. Als er dem in den folgenden Strophen nachkommt, folgt sogleich die wunderbare Wirkung. Das verdeutlicht die Wirkungskraft, die ein Prophetenwort hat; „der Befehl bewirkt unmittelbar das Eintreten des Befohlenen" (A. Bertholet). Die 3. Str (5-8) gibt den ersten Befehl Jahwes, der die Gebeine beleben soll, im einzelnen wieder, die 4. Str (7-8) schildert die Ausführung durch Ez und die Wirkung. Während Ez die Gebeine einzeln und aus ihrem organischen Zusammenhang gelöst herumliegen sah, fügen sie sich unter einem Rauschen wieder richtig zusammen. Als Sehnen, Fleisch und Haut hinzukommen, sind vollständige Körper entstanden, die in der Ebene liegen. Bezeichnend ist die Genauigkeit Ez's, der alles aufzählt und nebenbei die damaligen anatomischen Kenntnisse verrät. Wie häufig in den Worten und Berichten des Propheten liegt auch in diesem eine Zweiteilung vor. Es folgen in der 5.—6. Str (9-10) nochmals Befehl, Ausführimg und Wirhoflnung im Spätjudentum cf W. Bousset-H. Greßmann, Die Religion des Judentums im späthellenistischen Zeitalter, 19263, S. 269—274. 16*

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Die Neubelebung des Volkes - Seine Einigung

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9 Da fpradj et ju m i t : t r i t t o l l $tot>het an ben Seift auf, tritt als Prophet auf, SWenfdjenfinb, unb ftmdj $um Seift: ®o fi>tidjt'' 3e: Sott bett oier SBinbett fomm, Seift, unb blafe biefe Setöteten an, bafe fie Cefienbig werben. 10 llnb idj fpradj als Prophet, wie er mir geboten hatte, ba lam bet Seift in fie, unb fie wuTben lebenbig unb ftellten fidEi auf ü)te ftufee — ein fef)r fehr gtofeeS f)eet. n ® a fpradj er j u m i t : SRenfdjeniinb, biefe Sebeine — bas ganje § a u S 3frael 'finb fie, unb fteije, fie' fagen: Serborrt finb unfete Sebeine, unb junidjte ift unfere Hoffnung, w i r a gehen augrunbe. 12 ta¡Datum tritt als tropftet auf unb ftmdj j u ihnen: @o f j j r i ^ t ' ' 3a^me: 14 lege meinen Seift i n eudj, bat; iht lebenbig werbet, unb oerfetje euch in euer ßanb, bamit itjr erfahrt, bafe idj, Sahtoe, gerebet unb es getan tjftbe, ift ber ©ptudj 3oIa unb fdjreibe auf es: Sofeph® ' ' 'unb bas ganje' frnus Sfrael, feine Sefährten b . 17 Unb rüde fie eins sunt anbeten ' f o bafe fie ju einem» in beinet £>anb werben, is Unb wenn bann ju bit beine StolfSgeitoffen folgenbetmafeen fagen®: SBillft bu uns b nidjt erfläten , was bir bies bebeutet? — 9 dl 'X cf 2 4. — 1 1 1 o 2: Dsni njn pr Schreib- und Vokalisationsfehler „sie (masc.), siehe". — » U1? ist dat. ethicus. — 1 2 dl'« cf 2 4. — dl o @© „mein Volk" = erläuternde Gl. — 13 dl c at, unb ftetie 'mir' sur Verfügung. 3 8 2 dl o ®62 „im Lande Magog" = erläuternde Gl nach Gn 10 2, die 313 von seiner Apposition trennt. Dagegen lehnt A. van den Born, Étude sur quelques toponymes bibliques, OTSt 10 (1964), S. 197—214, das Verständnis von „Magog" als Länder- oder Volksname ab und bezeichnet es als Titel, der als „der Makedonier" ( = Alexander d. Gr.) zu deuten sei. Doch müßte dann das vorausgehende f i x im plur. stehen; außerdem kann der Artikel bei Ländernamen fehlen, wenn an die Appellativbedeutung des Namens gedacht ist, wie es in diesem Falle durch die Beziehung zu „Gog" naheliegt. — a So meist gedeutet; L. Köhler, Lexicon, leitet dagegen (IV) vom akkad. Gottesnamen Räsu ab und faßt es als imbekannten Eigennamen; jedenfalls bildet es mit X'E>3 eine Einheit. — b cf zu 2713. — S dl 'K cf 2 4. — » -pb« = f S y . — 4 dl c © 4 a „Und ich lasse dich umkehren und lege Dornen in deine Kinnbacken" = ergänzende Gl nach 29 4. — dl „mit Setzschild und Rundschild, Schwertkämpfer sie alle" = Stichwortglosse zu 0*73 Slbao. — 5 dl 5 a „Paras, Kusch und Puth sind mit ihnen" = näherbestimmende Gl nach 27 loa. — dl 5b „Sie alle mit Rundschild und Helm" = Stichwortglosse zu D^S in 4. — 6 a Kimmerier. — b Armenien, heth. Tegarama (Boghazköi-Texte : Takarama), akkad. Tilgarimmu; nach E. Forrer, Die Provinzeinteilung des assyrischen Reiches, 1921, S. 81: Provinz Til-Garimmu zwischen Antitaurus und Euphrat; nach A. Götze, Kleinasien zur Hethiterzeit, 1924, S. 6: Ufergebiet des Euphrat zwischen Samosata und Melita. — 1 c ® "1JÇ pr „im . . . " , cf 4. — 1 rre3X"lJpl, cf am Anfang von e. — 7 dl „und rüste dich" = dittographische Gl. — a "pby = "^X. — 1 c © p r falsches „ihnen". begründet, daß sie von Name und Gestalt Gogs ausgehen, für die zu wenige und unsichere Vergleichspunkte gegeben sind1). Es ist zweckmäßiger, von den Namen der Völker auszugehen, die dieser Fürst befehligt oder die sich ihm anschließen: Mesech, Tubal, Gomer und Bet-Togarma. Die beiden ersten Namen bezeichnen Völkerschaften, die sich in jener Zeit südöstlich des Schwarzen Meers aufhielten, wohin die Kimmerier sie verdrängt hatten. Während Tubal ( = Tibarener bzw. Tabaläer) wenig bekannt ist, läßt sich über Mesech ( = Muschki, Moscher) feststellen, daß die assyrischen Könige Tiglatpileser I. und Sargon I I . bereits mit ihm gekämpft haben ; es muß freilich offen bleiben, ob es ein indogermanisches oder churrisches Volk (als Zwischenglied zwischen Mitanni und Urartäern) war. Mit dem Namen Gomer •werden an sich die Kimmerier bezeichnet, die vor allem unter dem Druck der Skythen das assyrische Reich von Sargon I I . an von Norden bedrängt haben. Zur Zeit Ez's waren l ) Zur Nachwirkung cf W. Bousset-H. Greßmann, Die Religion des Judentums im späthellenistischen Zeitalter, 19263, S. 219—221. In der rabbinischen Literatur gehört der Ansturm Gogs und Magogs als Führer der feindlichen Heere gegen Israel zum festen Bestand der apokalyptischen Vorstellungen, cf K. G. Kuhn in ThWNT 1 (1933), S. 790—792; S. Fisch, S. 253. Luther deutet Gog als Verkürzung von Magog auf die Türken und leitet den Namen von 33 „Dach" ab, so daß er „Dachmann" bedeutet, „der unter dem Dach wohnt", da die Türken nicht nach Häusern fragen, sondern wie das Vieh in Hütten wohnen (Vorrede zu Ez 38—39 in WA 30 II, S. 120 bis 236). Weitere Literatur zur Nachwirkung cf in den Literaturangaben am Schluß der Erklärung von 38 1—39 29.

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Gegen Grog

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sie von Assyrern und Lydern längst vernichtend geschlagen, ihr Name aber haftete an der ostkleinasiatischen Landschaft Kappadokien (südlich des Schwarzen Meers). An sie schließt sich im Osten Armenien an, das von Ez Bet-Togarma genannt wird. Er denkt also an die Völkerschaften in dem großen geschlossenen Länderblock südlich und südöstlich der Osthälfte des Schwarzen Meers, der nach damaliger Vorstellung am Rande der Welt im äußersten Norden liegt, abseits der Kulturwelt des Alten Orients. Von dort erwartet er die neue Gefahr unter der Führung des Gog, dessen Name man offenbar als denjenigen eines Anführers eines jener Völker kannte, der aber in den sehr spärlich erhaltenen Uberlieferungen nicht mehr erscheint. Einer solchen Erwartung begegnete Ez sowohl in Mesopotamien, das im Verlauf seiner Geschichte immer wieder von dort bedroht worden war, als auch bei seinem Vorläufer Jeremia. Auf Grund dieser Beobachtungen läßt sich mit großer Wahrscheinlichkeit erschließen, woran Ez dachte, wenn er Gog und seine Völker nannte. Geschichtlich und geographisch sind es die Völker des genannten Länderblocks südlich und südöstlich der Osthälfte des Schwarzen Meers mit ihrem für uns nicht mehr zu identifizierenden Anführer. Da jedoch damals von dort keine wirkliche Gefahr drohte oder für absehbare Zeit zu erwarten war, reicht die lediglich geschichtlich-geographische Deutung nicht aus. Für Ez verbirgt sich hinter den bekannten Namen unbedeutender Völker anderes und mehr. Bereits Jes 5 26 (cf 8 9 f.) erwartete den Feind Judas aus einem fernen Lande, der nach 14 25 in Palästina selbst eine große Niederlage erleiden sollte. Vor allem spricht Jeremia vom Feind aus dem Norden (Jer 4—6), ohne ihn näher zu benennen (cf Dt 28 49). Man hat ihn häufig auf die Skythen gedeutet, zu denen aber Jeremias Hinweise auf Kriegswagen, Belagerungs- und Festungskrieg nicht passen. Er hat zunächst wohl kein bestimmtes Volk oder Ereignis im Auge gehabt, obwohl seine Worte durch die Erfahrungen der assyrischen und skythischen Feldzüge gefärbt sind. Der Feind ist der sagenhafte Schreckensbringer aus dem unbekannten Norden, der die Vorstellungswelt des Alten Orients wenigstens seit der Bewegung der sog. Seevölker (um 1200 v. Chr.) erregt 2 ); später hat Jeremia ihn mit Babylon identifiziert, Ez zunächst ebenso für Tyrus in 26 7-14. Nunmehr erblickt Ez in der Gestalt des Gog und der konkreten, geschichtlich faßbaren Völker jenen Feind aus dem Norden, der für ihn eine in späterer Zeit noch mögliche Bedrohung Israels bedeutet (cf die Abhängigkeit von 38 9 von Jer 4 13!). Jeremia hatte ihn angekündigt, und ein solch echtes prophetisches Wort ist wirksam und macht das, was es ankündigt, unabwendbar. Zugleich aber war das Gericht von 598/587 durch die Babylonier und nicht durch jenen Feind vollstreckt worden. Infolgedessen besteht die von Jeremia beschworene Gefahr noch und muß eines Tages über Israel kommen; so erwarten es Ez und jeder Deportierte, der an Prophetenworte glaubt (cf später Jes 13 5 J o 2 20 Mi 4 11-13 Sach 14). Daher kündigt der Prophet an, daß die Gefahr abgewendet wird, sobald sie sich bemerkbar macht, und daß der Feind aus dem Norden seiner Vernichtung entgegengeht. Jahwe selbst wird ihn zu seinem Kriegszug ermuntern, um ihn umbringen zu können, wie er ja auch den Israeliten ungute Gebote gegeben hatte, um Es wäre auch möglich, den Namen aus Gasga entstanden zu denken (W. F . Albright in J B L 43 [1924] S. 378—385), das in den Boghazköi-Texten für die wilde, gebirgige Gegend nördlich Melitene, an den Grenzen von Armenien und Kappadokien, verwendet wird und für die Zeit Ez's die Bedeutung „barbarisch" gehabt hätte. 2 ) Cf A. Lauha, Zaphon, der Norden und die Nordvölker im Alten Testament, 1943. Vielleicht hat auf das vorliegende Wort außerdem ein Mythus eingewirkt, der vom Ansturm dämonischgottfeindlicher Mächte gegen die auf dem Erdnabel (38 12) liegende Gottesstadt oder den Gottesberg und von deren Vernichtung erzählte (cf die Kämpfe der Giganten mit den Göttern und den Ansturm der Titanen gegen den Olymp).

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Gegen Gog

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s 9tadj oielen Sagen wirft bu aufgeboten *' gegen* ein ßanb, ba$ au§ ©djwertgewalt jurüffgebradjt ift, baS aus oielen SJölfern gefammelt i f t ' ' unb bie alle in ©idjerljeit woi)« nen. 9 ®a follft bu wie ein Unwetter" ijeraufiiefien, fommen wie eine äßolfe, um b a s ßanb ju bebecten ' ' . io *' Unb tä wirb an ienem Sage gefdjeljen, ba werben ®eban(en in beinern £>erjen auffteigen, unb bu wirft einen böfen $ l a n erfinnen ixunbfagen: Sd) will gegen ein offe» neä a ßanb jieljen unb 'über' geruljfame ßeute fommen, bie fidjer wohnen — ' 12 um SJeute ju matten unb grünblid) j u plünbern, um 'meine £>anb' anzulegen an wieberbefiebelte Stummer unb an* ein Soll, b a ! aus ben Söllern gefammelt ift, 'bie fdjaffen' einen SBieljbeftanb ' ' , bie auf bem 9tabel b ber 6 r b e wohnen. werben bir 13 @aba unb ®eban» 'unb if)te Sluffäufer", S a r f i s b unb all 'feine f>änbler' fagen: SSift bu gefommen, um Seute j u tnadjen? C>aft bu beine 33ol!ögemetnbe eer= jammelt, um grünblidj ju Jilünbern, um «Silber unb ©olb fortjutragen, um ben SHei)= beftanb wegjuneijmen ' ' ? '14-23' 8 dl c ® 10 ' „am Ende der Jahre wirst du kommen" = deutende Gl (eschatologisch). — ® = by. — dl „auf die Berge Israels, die ständig zur Wüste geworden waren" = näherbestimmende Gl; dl 0 © „aber es ist aus den Völkern herausgenommen" = ergänzende Gl. — 9 8 Eigentlich der „plötzlich hereinbrechende, verheerende Sturm" (cf R. B. Y. Scott in ZAW 64 [1952], S. 24); als Bild f ü r das plötzliche Verderben verwendet (cf Jes 10 3 4711 Zeph 115 i.). — dl c ©3} „wirst du sein" = variierende Gl; dl „du und alle deine Scharen und viele Völker ' m i t dir' (1 IjJJX)" = näherbestimmende Gl. —10 dl „so spricht der Herr Jahwe" = verknüpfende Gl. — 1 1 »Ausdruck seit der Zeit Ez's verwendet. — ins c Vrs © ~by. — dl 11b „Sie alle wohnen ohne Mauer und haben weder Riegel noch Türen" = erläuternde Gl. — 12 1 c © ' T pr „deine Hand", da direkte Rede. — a "bxi = "Syi. — 1 c &anb unb et braute mitfi " 2 in göttli^en ®efidjten'' in baä ßanb Sftaels unb er feftte midj ab auf einem feijr tjuben ©erg. Unb auf biefem mar etwas wie eine (Stabtanlage 'mir gegenüber'. 3 Unb er btadjte mtd) bortijtn unb, fielje, ba war ein SJJann, beffen SluSfeijen war wie baS SluSfeijen oon @rs unb eine Sinnenfdjnut war in feinet f>anb unb eine 3Jieferute. Unb er ftanb im ¿or. 4 Unb es fpradj ber 9Jlann su mit: HJJenfdjenfofjn, blitfe flenau i)in unb ilöre flenau ju unb ricljte beine Slufmerifamteit auf alles, was idj bit jeiflen werbe, benn um es bir ju 5eigen, 'bin itf) tjierijer gelommen'. SJlelbe alles, was bu fie^ft, bem f)aufe 3fraels! 2 dl c „hatte er mich gebracht". — 1 c © gebracht worden (gekommen)".

pr „im Süden". — 4 1 c @

pr „du bist

die Kapp 40—48 als später hinzugefügten Anhang ansehen, argumentieren nicht selten auch mit archäologischen Erwägungen. Deshalb ist es notwendig, das Problem auch von archäologischen Gesichtspunkten aus abzuklären. Der Unterschied zwischen dem salomonischen Tempel, wie ihn Ezechiel —• in seiner jüngeren Gestalt — um 597 noch gesehen hat, und dem schematischen „Bauplan" der Vision ist nicht zu übersehen. Die Beschreibung des „neuen" Tempels, die der Prophet den Exilierten übermitteln soll, hat man darum verschiedentlich dahin gedeutet, daß sie als Bauanweisung für den von der Rückkehrergemeinde erbauten zweiten Tempel gelten sollte. So meint H. S c h m i d t , Der heilige Felsen in Jerusalem, 1933, S. 49, Pseudo-Ezechiel habe in 40 ff. den 515 v. Chr. vollendeten Tempel beschrieben. Die Gemeinde war jedoch nach Hagg 2 4 Esr 3 12 wirtschaftlich gar nicht in der Lage, einen Tempelbezirk in der geschilderten Weise auszubauen. K. M ö h l e n b r i n k , Der Tempel Salomos, 1932, S. 31 ff., der gleichfalls für Ez 40ff. einen Pseudo-Ezechiel als Verfasser annimmt, empfindet die Schwierigkeit und meint, es läge dem visionären Entwurf zwar der Bauplan des zweiten Tempels zugrunde, aber dieser sei dann nicht vollständig zur Ausführung gebracht worden. Der Verfasser von Ez 40 ff. hat u. E. durch die in alle Einzelheiten gehende Beschreibung selbst dem Vorschub geleistet, daß man die Vision als Bau-An Weisung verstand. Aber davon ist weder in 40 4 noch in 43 10 die Rede, kann es auch nicht, weil es sich ja um eine Vision handelt, in der eine Wirklichkeit sui generis bereits da ist. Wie anders sollte die Herrlichkeit Gottes sonst dort einziehen können (43 1-9)?! Wenn man also fragt, wer den neuen Tempel so bauen soll, wie er beschrieben wurde, so muß man antworten: niemand, denn er ist ja schon da! Die Heimkehrer sollen ihn als Wunderwirklichkeit vorfinden: ihnen obliegt es dann nur, die heiligen Ordnungen des Kultus zu bewahren. Für die Argumentation bei M ö h l e n b r i n k spielt der dreistöckige Anbau, der den Tempel umgibt (cf zu 41 6ff.),eine wichtige Rolle. Dieser soll ursprünglich n u r hier im „Ezechiel-Entwurf" erwähnt worden sein. Die supponierte Holzkonstruktion des Anbaus führt er auf ein persisches Vorbild zurück, das er seinerseits aus jüngeren parthisch-sassanidischen Bauten erschließt. Man habe diese angeblich von persischen Palästen stammenden Holzanbauten 520/515 v. Chr. in Jerusalem aufgeführt, um dem Neubau ein prächtigeres Aussehen zu geben! Zu derartigem war aber die nachexilische Gemeinde j e n e r Jahre nicht nur viel zu arm, sondern auch zu orthodox. Sie war außerdem gebunden an die Bauerlaubnis des Kyros (Esr 6 3 f.), die den Wiederaufbau in der a l t e n Form, und nur in dieser, freigab! Selbst wenn es altpersische Holzbauten der supponierten Art gegeben haben sollte, so waren sie schwerlich bereits um 538 — dies das traditionell angenommene Jahr der Rückkehr 1 ) — in Babylonien (!) zu studieren. Bekanntlich hat der zweite Tempel bis in die Tage des Herodes bestanden, von dem er erweitert und verschönert wurde. Liest man nun in 2 Chr 3 die an 1 R 6 anknüpfende Beschreibung des Tempels durch den Chronisten, so m ü ß t e man !) In Wirklichkeit nach dem Tode des Kyros (525 ? 521 ?); cf K. Galling, ZDPV 70 (1954) S. 4 ff.

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Die Beschreibung des Heiligtums

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erwarten, daß er, den zweiten Tempel vor Augen, etwas von diesem Anbau berichtet, zumal er von ihm in 1 R 6 5ff.las. Aber gerade dies tut er nicht, und sein Schweigen kann schwerlich anders gedeutet werden als eine Rücksichtnahme auf den tatsächlichen Bestand in seinen Tagen. Hatte der zweite Tempel aber keinen Anbau, dann gehört der Tempelentwurf Ez's in die Nähe des in 1 R 6 mit einem Anbau beschriebenen vorexilischen Tempels, wobei es dahingestellt sein mag, ob der Anbau dem Gebäude nicht erst in einem zweiten Stadium hinzugefügt wurde. Die archäologischen Erwägungen, die die Zuweisung von 40 ff. an den Propheten Ezechiel nahelegen, besagen andererseits natürlich nicht, daß Ez in dem Entwurf einfach das (Erinnerungs-)Bild des vorexilischen Tempels tradiert. Wir haben in dem Entwurf vielmehr eine Mischung von zurückgewandtem Sich-Erinnern und einer visionären in die Zukunft gerichteten Schau, deren Imaginationen nur in ihren Bautypen, aber nicht in einer Realisierung in Jerusalem greifbar sind. Ezechiel wird das aus so vielen Einzelheiten bestehende Bild nicht ohne schriftliche Notizen bzw. eine Art Bauplan — alle Maße sind solche in der Ebene*) — festgehalten haben. Gleichwohl gibt es Eigenwilligkeiten und Lücken. Sie erklären sich z. T. daher, daß Ez von bestimmten Proportionen ausgeht. So ist das 1:1 Schema, das Quadrat, beim oberen Plateau gar nicht ohne weiteres evident, da die drei Quadrate im Gelände nicht voneinander abgesetzt sind; so verlangt das 1:2 Schema bei den monumentalen VorhofToren, daß man von den bei einem Bau unentbehrlichen Außenwänden absieht! Die 6 Ellen der Außenmauer (40 s) stoßen sich mit den in 42 15ff.gegebenen Innenmaßen. Theologische Erwägungen sind es, die das äußere Vorhofsplateau auf 7, das innere auf 8 und den Tempel selbst auf 10 Stufen stellen. Es sind im eigentlichen Sinne des Wortes Heiligkeitsgrade und insofern reine Konstruktion. Das schließt nicht aus, daß der Prophet an das e i n e , realiter vorhandene, wenn auch nicht 100 mal 300 Ellen messende, Plateau (des inneren Vorhofes) anknüpft, auf dem heute der Felsendom steht. Aufs Ganze gesehen sind die Angaben des Entwurfes soweit durchsichtig, daß man den Versuch eines Schaubildes machen kann 2 ). a) 401-4 E i n l e i t u n g . Dem in göttlichen Gesichten von seinem babylonischen Standort entrückten Propheten gibt der Engel den Auftrag, den Exilierten das in der Vision geschaute und gemessene Heiligtum zu beschreiben. Darauf wird in einem Nachtrag in 43 10 f. noch einmal verwiesen. Das Datum der Entrückung (l) wird durch einen Synchronismus bestimmt. Dem 25. Jahr der ersten Deportation von 597 entspricht das 14. Jahr seit der Zerstörung Jerusalems, 587 v. Chr. Beide Daten führen auf das Jahr 573/2. Unter dem „Anfang des Jahres" könnte man nach jüngerem Sprachgebrauch den (Herbst-)Neujahrstag des Festkalenders verstehen, doch hat bereits © richtig erkannt, daß unter „Kopf des Jahres" der erste Monat des bürgerlichen Jahres gemeint sein muß, da Ezechiel auch sonst in der Reihenfolge: Jahr, Monat und Tag datiert (cf 33 21). Der für die Entrückung gewählte Ausdruck: „die Hand Jahwes kam über mich" begegnet auch sonst bei Ez (1 3 3 14 37 1), ähnlich auch Jes 811 Jer 15 17 1 R 18 4«. Von nioo D ' H ' ^ n (2) ist n u r bei Ez die Rede (Ii 83); auch dies spricht dafür, daß die Tempelvision vom Propheten stammt. In allen drei Fällen wird man in DTiVxn das Subjekt zu sehen und den Ausdruck als „gottgewirkte Vision" zu interpretieren haben. Mit dem s e h r h o h e n Berg (2) kann nur die Nordostkuppe Jerusalems gemeint sein, die ehemalige Akropolis mit Königspalast und Tempel, die nunmehr ganz und ausschließlich für den Tempelbezirk beansprucht wird. Der Terminus entstammt mythisch-eschatologischer Bei allen Gebäuden werden Höhenmaße übergangen. Für das Schaubild sind sie aus anderen Hinweisen errechnet worden. s ) Das Schaubild (am Schluß des Bandes) wurde nach einem Entwurf des Verfassers von Studienrat Meyer-Mainz gezeichnet. Handb. z. AT I, 13: F o h r e r - G a l l i n g , Ezechiel

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405-13

Die Beschreibung des Heiligtums

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5 Unb ba trat eilte ÜUiauer außerhalb be§ SEempeB ringsum, uitb in ber ¡öartb beS WlanneS befanb fic£) eine SOfefcrute bon fecE>§ ©Ifen — bie Gülle jujiiglicE) einer öanbbreite geregnet —, unb er maß bie $ierfe§ 1 ütute unb bie Spöije 1 9tute. e Unb et ging in 'ba3 £ o t ' feinem, beffen SSorberfeite noc^ C f t e n gerietet war, unb er ftieg 'auf fiebert Stufen' hinauf. Unb er tnafe bie Sdjroelle be£ Soreä: 1 Stute ü e f e ' \ 7 Unb bie SRififie £)atte 1 9tute SBeite unb 1 SRute 5£iefe «nb 'ber Pfeiler jwifd&en' ben SRifcljen 5 ©llen unb bie ©djmelle beö £oreS su ber inroenbigen SBotljalle beä XoreS 1 9lute. 8 Unb er tnafe bie ätorfealle beS Xoreä " 9 8 ©llen unb feine Pfeiler 2 © l l e n ' 1 0 Unb bie 9tififjen beS Dfttoreg: brei i)ier unb brei bort, einerlei SRafe für alle brei, unb einerlei SJiafe für bie Pfeiler fiier unb bort. 11 Unb er mafe bie SBeite ber £otöffnung 10 ©llen 'unb ben Sßeg' beö l o t e ä 13 ©llen. 12 Unb eine Slbgrenjung befanb ftd) oor ben 9itfd)en a oon einer ©lle CDicfe) ' e i n e Slbgren= jung ijier 'unb bort', unb bie Stifdje 6 ©llen Ejter unb 6 ©llen bort "(Öffnung gegen Öffnung)'. 13 Unb er tnafe öaä Zor 'oon ber SRücfroanb ber (einen) SKifdje ju ber Mdroanb bet (anbeten) 61c + art. — 1 c © n)bvQ2 (cf 22) pr „auf seinen Stufen". — dl c ® „und eine Schwelle 1 Rute Tiefe" (ditt.). — 7 1 c © ['S ^xni pr „und zwischen". — 8/9 dl c mit MSS Edd @©S8 „inwendig 1 Rute (ditt. ex 7). Und er maß die Vorhalle des Tores (ditt. ex 8 Anfang)". — 9 dl „und die Vorhalle des Tores inwendig" Gl, aus 7 wiederholt. — 111 "!p_~ll pr „die Weite". — 12 a Nur hier fem. pl. — dl „und eine Elle" (ditt.). — ins c &itfe ber 2lufeenwanb beS SlnbauS betrug 5 ©Uen; unb baju 441 c © oiritp nto^S nini iTp^sn nann-bs ^i-ip'i (cf pnpn in 43). — 1 fem pr masc. — 1 c © nn« pr „welche". — 1 IT^Bl pr sufif pl masc. — 1 c © Fnxi pr masc. •— 1 c © D'lT^n pr „des Ostens". — 1 ¡T^l pr st estr pl. — 481 D^xn-nx (cf 411) pr (©) „den Pfeiler der Vorhalle". — 1 nnpn (cf 41 2) pr „des Tores". — ins c © ntoppl nps nliity ya"!». — 491 c © TJ181 pr „die Breite". — 1 c © ^Jltf. — 1 c © "ittty pr pron. rel. 4 1 1 dl „Weite des Zeltes" ( = des Pfeilers ?). — 31 pr „und er ist gekommen". — ins -rhl — 1 c © nton?) pr „und die Breite". — ins c © net? ntoj? hed. — 41 nSrnn rnsi (Cornill) pr „zu der Front des Hekal". — 5 a Wörtl. „Rippe" ( = Seitengemach) — 61 by pr „bei". — dl „und dreißig". — 1 c © rrtjnj!?? (cf 1R 6,6) pr „und die (fem) Kommenden". — 71 n^DSH (flUea, bie quer ¿um SJorpIals unb bie quer sunt S a u nadj Horben ju laß. 2 ' ' 'Sijre ßänge betrug 100 ©llen' an ber ÜJiorb'feite' unb bie breite 50 Ellen. 3 Quer ju ben 20 (©llen), bie sunt inneren $ot£)of gehören, unb quer ju bem Sßflafter, baS jum äufeeren SSorhof oe^ört, waten 'Slbfäije', Slbfafe neben Slbfatj, 'in brei Stufen', i Unb cor ben f a l l e n mar ein ©ang oon 10 ©llen SBreite nad) innen ju unb 'eine ©renjmauet' oon 1 ©lle. Slber ihre ©ingänge lagen im Horben. 5 Unb bie oberen f a l l e n waren oerfürät, benn es ragten Slbfäfee in fie f)inein a . SBon ben unteren unb oon ben mittleren 1 1 ... S3au, e benn inDreierreifje waren fie angelegt, aber fie hatten feine Säulen wie bie Säulen ber SSothöfe, barum war terraffiert a bei ben unteren unb bei ben mittleren oom ©tbboben an. i Unb eine (Srensmauet war ba, bie braufeen parallel su ben f a l l e n beim äufeeren SBotljof lief; 'unb' 'längs ber f a l l e n ' betrug ihre ßänge 50 ©llen, 8 benn bie ßänge ber ©allen, bie ¿um äufeeren SBortjof gehörten, war 50 ©llen; fotnit betrug 'baS ®anse' 100 ©llen. 9Unb unterhalb biefer ©allen war ber 3ugang oon ßften her, wenn man oom äufeeren SSotfjof au 3 su jenen t)ineingel)en wollte, io 'am Kopf ber ©rensmauer bes SothofeS'. Unb autf) in SJUdjtung '©üben' entlang bem SBotplafc unb entlang bem S3au befanben fidft ©allen n famt einem it)nen oorgelagerten ®ang; fie fallen aus wie bie nörblidj gelegenen ©allen, fo lang wie fie 'unb fo breit wie fie' unb 'bie Ausgänge ben ihren entfpredjenb' unb bie Slnorbnung ber ihren entfpredienb unb bie ©ingänge ben ihren entfpredjenb. 12 Unb 'unterhalb' ber nach ©üben su gelegenen ©allen war ein ©ingang am Äopf beS oor 'ber ©djttmmauer' hergehenben ©anges ' ' in Dftri^tung, wenn 'man' hineingehen wollte. 13 Unb er fpraift ju mir: $aS itörblidje ©allengebäube 'unb' ba3 füblidje ©allengebäube entlang bem Stotplafe, baS finb bie heiligen ©allen, wo bie ^rieftet, bie fid) Sahroe nahen, baS £>od)i) eilige effen follen. $ort follen fie bas ©othheilige nieberlegen, unb swat baS ©peiSotJfer, baS ©iinb= opfer unb baS ©diulbopfer, benn bie Stätte ift heilig. 14 2Benn fie, bie ^rieftet, 'herausgehen' wollen — fie follen aber nicht oom ©eiligtum (unmittelbar) jum äufeeren S3orhof hinaus= gehen —, fo follen fie b o r t ihre bleibet nieberlegen, 'in benen' fie Dienft tun, benn 'biefe' finb heilig. 'Sie follen' erft anbete Äleiber 'ansiehen' unb fidj bann nahen bem OPlafe), bet bem SJolie beftimmt ift. 1 dl c © „der Weg". — a Sie besteht aus mehreren Räumen, daher in 4ff.der Plural. — 2 dl c © „vor". — 1 n t e s n x o pr „Länge an Ellen: die hundert". — 1 c © T S E pr „Öflnung". — 3 ins CipiflX. — 1 c £93 D ^ t f B pr „in dritte". — & 1 T13] pr „und ein Weg". — 5 a [D b?; wörtl. „sich durchsetzen gegenüber" (Elliger). — b Die Lücke ist nach Eiliger etwa, wie folgt, zu füllen: „führten Treppen zu den oberen und zu dem Gang neben dem [Bau]". — 6 a S o Elliger; 1 prb lysjl „es war angehäuft worden". — 71 TVlStt^n 13B"l7Jil c copula et trsp A. — 8 1 c @ pr b ^ n n et dl „vor" (Variante f3_t?y ?). —101 "iSCnp "na B>K13 pr „an der Breite der Grenzmauer des Vorhofes" (cf 12). — 1 Di-nn -]"1"11 pr „in Richtung Osten". — 1 1 1 c © ¡3nix31 pr „also ihre Breite". — 1 |n1üty'lD2!l pr „und alle ihre Ausgänge". — 1 2 1 nn?!IJ1 pr „und wie die Eingänge". — 1 J1V13 r m n (Übersetzung Elliger). — dl „Weg" I. — 1 "ixba pr „bei ihrem (fem. pl.) Kommen". — 1 3 ins copula. — 14 1 prb DriKJta pro „Kommen" (cf 4419). — 1 suff. m. pr fem (cf 4419). — 1 m pr fem. — 1 cVrs I t f ^ ] (cf 4419). sich u. E. zwingend, daß das -y in 25 b bei der offenen Vorhalle eine Art Ersatz für die Tür darstellt. Was 25? in concreto meint, geht auch nicht aus 1 R 7 6 hervor. Am ehesten wird man es sich als eine Art Gatter zu denken haben, die den Zugang absperrte und die man andererseits zu Zeiten des Gottesdienstes leicht entfernen konnte. Der nicht eindeutig übersetzbare Schluß von 26 scheint einen Zusammenhang zwischen den (Türen der) Anbauten und „Gattern" herzustellen. Das k ö n n t e besagen, daß die Ausgänge des Anbaus durch ein Gatter verstellt waren. Jedenfalls ist bei ay weder an ein Dach noch an ein Vordach zu denken. h) 42 1-14 D i e T e m p e l s a k r i s t e i e n . Für diesen im Einzelverständnis schwierigen Text hat K. E l l i g e r , a.a.O., S. 79 ff., eine exegetisch und archäologisch überzeugende

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Die Beschreibung des Heiligtums

421-14

Interpretation vorgelegt, der wir weithin folgen. Der letzte Standort des Propheten war der Vorplatz des Baus (4115 a). Obwohl er von dort aus das Hallengebäude von 42iff. hätte beschreiben können — freilich war der Lageplan bei dem abfallenden Gelände nicht ohne weiteres deutlich —, wird er erst am Tempelareal entlang zum inneren Nordtor des Vorhofes und dann durch dieses hindurch auf den äußeren Vorhof gegangen sein. Dort (i) erblickt er, sich nach Westen wendend, ein aufgegliedertes Hallengebäude, das wir nach Ausmaß und Zweckbestimmung die (nördliche) große Sakristei nennen können. Ihre Lage wird nach N zu durch das den äußeren Vorhof umrandende Pflaster (3) und nach S zu durch die fJJS-Terrasse bestimmt (1), genauer gesagt durch die Nordseite des ¡J33 und die schmale Seite des Vorplatzes, die mit 20 (Ellen) angegeben wird (3). In ihren Proportionen (1:2) und in ihren absoluten Maßen ist die Sakristei dem Tempelgebäude analog. Da man vom äußeren Vorhof nur die Nordseite der Sakristei erkennen kann, wird sie bei der Angabe der Länge mitgenannt (2), obschon die Südseite das gleiche Längenmaß gehabt haben wird. Die Maßangaben werden samt und sonders ohne ein: ,,er maß" angeführt, was u. E. darauf deutet, daß der Abschnitt über die beiden großen Sakristeien gesondert konzipiert wurde. Unter den in 3 genannten D^p^x sind Absätze im felsigen Gelände zu verstehen, die sich aus dem Höhenunterschied zwischen dem oberen und dem unteren Vorhof ergaben. In drei Stufen (e) steigt die Breitraum-Sakristei an. Zwischen der Nordmauer des und der Südmauer der Sakristei war ein Gang, der — aufgeschüttet? — das Niveau des oberen Plateaus hatte und nach Osten zu durch eine schmale (und niedrige?) Mauer gegen den Geländeabsturz gesichert war. Die (im Schaubild drei) Zugänge zur Sakristei lagen an deren Nordseite auf dem unteren Plateau. Wie der Prophet die „Verkürzung" des obersten Traktes erkannt hat, ist nicht zu sagen. War dieser im Gegensatz zu dem auf 20 Ellen geschätzten mittleren bzw. unteren Trakt nur 10 Ellen breit? Die in 5b vorhandene Lücke kann man durch einen Satz ausfüllen, der von den Treppen innerhalb der Sakristei handelte (Elliger). Vom unteren Trakt hatte man Geröll und Erde zum mittleren Trakt hinaufgeschafft und ebenso auch vom mittleren zum oberen hin, so daß die Absätze horizontal terrassiert waren. Dergestalt konnte man auf Substruktionen verzichten, wie man sie in etwa bei den Priesterhallen beim inneren Nord- und Südtor anzusetzen hat. Die in 7 genannte Grenzmauer, die Unbefugten Einblick und Zugang zu der Sakristei verwehren sollte, verlief in West-Ostrichtung; der Gang zwischen ihr und der Nordseite der Sakristei wird vermutlich auch 10 Ellen Breite gehabt haben. Die Länge der Mauer wird einerseits dadurch bestimmt, daß sie auf 50 Ellen der zunächstgelegenen Familien-Halle parallel läuft (im Schaubild ist der Zwischenraum zwischen Mauer und Familienhalle erkennbar) und dann noch 50 Ellen weiter nach Osten reicht, so daß das Ganze 100 Ellen ergibt. Daß der Zutritt zu dem mit einem „Kopf" der Grenzmauer abgeschlossenen Gang und damit auch zu den Eingängen der Sakristei selbst „unterhalb der (Familien-)Hallen" war, darf man schwerlich dahin ausdeuten, daß das Gelände des äußeren Vorhofs nach den Rändern zu anstieg (Eiliger); denn dann hätte sich nach der Mitte zu alles Regenwasser gesammelt. Auch steigt eine natürliche Kuppe, wie sie beim Haram-Bezirk vorliegt, ja nach den Rändern zu immer ab. Man wird das „unterhalb" von dem — vielleicht nur % Elle hohen — Pflaster aus zu verstehen haben, auf dem die Familienhallen errichtet waren und dem gegenüber dann die Grenzmauer etwas niedriger lag. In abgekürzter Form beschreiben ioa-12 die s ü d l i c h des [;?? gelegene große Sakristei. Der in 11 genannte Gang ist der auf der oberen Plateauhöhe. Dort liegen die Ausgänge, wie auf dem unteren Plateau die Eingänge. Die untere Grenzmauer schirmt die Sakristei nach Süden zu ab und hier (12) wird auch der bei der Nordsakristei nicht eigens erwähnte Gang (~"H) aufgeführt. Mit dem Worte: „Anordnungen" (frcBerps) wird offensichtlich auf die innere Gliederung des gestaffelten Gebäudes angespielt; die einzelnen Trakte

4 2 1 5 - 2 0 4 3 10-13

Die Beschreibung des Heiligtums

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i5 Unb alé er bie SJieffung beS inneren SempclbesirfeS abgefdjloffen tiatte, bradjte er midj hinaus in Stiftung beS nadj £>ften genuteten £oreé unb 'er mafe' ringsum. i« @r mafe bie Óftfeite'' 500 '@llen' mit ber Sleferute. 'Unb er wonbte fidj', 17 'unb er mafe' bie ÜJlorbfeite 500 ' ' mit ber SJleferute. 'Unb er wanbte fidEi* is 'unb mofe' bie Sübfeite 500 ' ' mit ber 3fleft= rute. i9 'Unb er wanbte fidj' nadj ber SBeftfeite 'unb mafe' 500 ' ' mit ber SReferute. 20 Stadj ben oier Seiten fein mafe er eS: 500 nadj ber ßänge unb 500 nadj ber ©reite». 'Unb' eine üftauer ijatte es ringsum, um ju fdjeiben awifdjen bem heiligen unb bem profanen. 4310 ['$u aber',9Kenfd)enfol)n, befdjreibe bem £>aufe gfrael ben Tempel (=bejirf) — bafe fie ficfj fdjämen wegen il)rer ®ünben a —, 'foreoijl feine 9Bafee' rote 'feinen SBauplan'. 11 — Unb jwar wenn fie fidj fdjämen wegen alles beffen, waé fie getan fjaben a . — $ a S SBilb beS 2em= t>els unb 'feine (Einrichtungen' unb feine SluSgänge unb feine ©ingänge ' ' unb alle feine £>rb= nungen ' ' unb alle feine ©aijungen lafe fie wiffen unb fdjreibe fie oor tfjren Sittgen auf, bamit fie alle 'feine Saijttngen' unb alle feine Drbnungen beachten unb iijnen gemäfe fjanbeln. 12 Dies ift bieSaijung beS Stempels: auf ber @pit$e bes SBergeS foll fein ganjeS (abgegrenztes) ©ebiet ringsum etwas f>od)£)eiliges fein. Sielje, bieS ift bie Satjung beS Tempels.] 13 Unb bie§ ftnb bie '^funbamente' beS 9ittar§ in (Siten — bie (Site'' jujügliff) einer S&anb* breit gerechnet —: 'ferne 9luSbu8n pr „fünf Ellen ( ?)-Ruten". — 16/17 1 c © n j j l 3?m pr „ringsum; er maß". — 17 dl „Ruten". — 1 c © 23D1. — 18 1 -noi ante nx. — dl „Ruten". — 19 1 c © 33D1. — 1 TIIJí. — dl „Ruten". — 20 a Die Zahlangaben sind hinter „und er maß es" zu lesen. — 1 np'ini pr „eine Mauer". 4 3 1 0 i n s c 29MSS©@S} copula.— a Sekundär. — 1 Vri'npi pr „und sie messen" (cf ©S). —líJTJSpl pr „das Modell". — 1 1 a Sekundär. — 1 suff pl pr sg. — dl „und alle seine Bilder". — dl „und alle seine Bilder". — 1 rri'Tin pr „sein ganzes Bild" (cf ©). — 13 1 n^ipia pr „Maße". — dl c 2 MSS © „Elle". — 1 c rtDX nfvn pr „und die Ausbuchtung der Elle". — 1 suff m pr suff fem. •— 1 bv pr „bei" et suff m pr suff fem. — 1 nrjx pr m. — 1 c © H33 pr „der Wulst (?)". waren ja zweifellos in Einzelkammern aufgegliedert (cf die Grundrißskizze bei Elliger, S. 103). Nach der Beschreibung legt der Engel (13 f.) den Zweck der beiden Sakristeien dar. Anders als die Priesterhallen mit getrennter Zweckbestimmung (40 a f.) haben hier beide die gleiche Funktion. Man h a t den Eindruck, daß die großen Sakristeien die Priesterhallen am inneren Nord- und Süd-Tor in bestimmter Weise überflüssig machen; es ist nicht ausgeschlossen, daß die Priesterhallen vom Erinnerungsbild her genannt wurden, während die Sakristeien das Neue beim Tempelentwurf sind. i) 42 15-20 D i e G e s a m t m a ß e des Bezirkes. Der Eingang (15) knüpft an 4112-15» an, denn die obere Terrasse bildet den i n n e r e n Tempelbezirk! Immerhin konnten die in 42 1-14 geschilderten Sakristeien, deren Eingänge auf dem unteren, deren Ausgänge aber auf dem oberen Plateau lagen, in gewissem Sinne auch als Teile des inneren Tempelbezirkes angesehen werden, so daß der Eingangssatz jetzt auch auf die Sakristeien zurückblicken konnte. Ob der Standort bei der West-Ostvermessung außerhalb des äußeren Osttores anzusetzen ist oder innerhalb, ist dem Text nicht unmittelbar zu entnehmen, doch ist nach 20 das letztere anzunehmen. Die Wegroute von Osten nach Norden, nach Süden und zuletzt nach Westen ist durchaus sinnhaft, da ja auch die äußeren Tore in der Reihenfolge O-N-S besucht wurden. Bei der Süd-Nordmessung der Westfront, die über das obere Plateau hinweg h ä t t e durchgeführt werden müssen, wird man anzunehmen haben, daß an einen Bauplan — ohne Angabe der Höhenunterschiede — angeknüpft wird. I n Summa (20) handelt es sich um ein „Viereck" (Quadrat) von 500 mal 500 Ellen. Der Grenzstrich des Bauplanes ist Hinweis auf die den sakralen Bereich abschirmende Mauer, über deren Maße k e i n e Angaben gemacht werden (cf zu 40 5). 43 10-12 N a c h t r a g : T e m p e l s a t z u n g . Da die Theophanie (43 1-9) als Höhepunkt der Vision vom neuen Tempel verstanden werden soll und auf diese in 44iff. verwiesen

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Die Beschreibung des Heiligtums

4215-20 4310-18

wird, so hat man in 4310-27 einen Einschub zu sehen. Da dieser nicht einheitlich, ist, empfiehlt es sich, ihn in den drei Themen: Tempelsatzung, Brandopferaltar, Altaropfer jeweils gesondert zu besprechen. 10 f. greift auf 40 i zurück, doch soll der Prophet nicht nur vom neuen Tempel berichten — das s c h e i n t hier vielleicht als eine Bauanweisung (miß-)verstanden zu sein —, sondern auch von den mit dem neuen Tempel gegebenen Satzungen sprechen. Erhalten ist davon nur die Grundaussage (12): der Tempelbezirk ist etwas Hochheiliges. Sollte der Nachtrag ein Konzept Ez's gewesen sein, so hätte er die Details später durch 44 1ff.ersetzt, wo auf die Theophanie zurückgegriffen wird. Wahrscheinlicher ist es, daß der Nachtrag von einem Späteren stammt, der die Vision vom neuen Tempel abschließen wollte. Sowohl in 10 aa als in 11a/? ist der ursprüngliche Text des Nachtrages mit Rücksicht auf die Theophanieschilderung erweitert worden. Mit der gnadenvollen Gegenwart Gottes sollten und müßten auch alle Sünden der Vergangenheit ein Ende haben! Der Hinweis auf die neue Gottesstunde soll die Israeliten zur Beschämung führen. 11 a« wird so zu verstehen sein, daß der Prophet die Besinnung des Volkes abwarten soll, ehe er diesem die neue Tempelordnung mitteilt. Gedacht ist dabei an die Exilsgemeinde, was nicht ausschließt, daß der Nachtrag erst in Palästina hinzugefügt wurde. 43 13-17 N a c h t r a g : D e r B r a n d o p f e r a l t a r 1 ) . Bei der Altarbeschreibung scheint es uns sicher zu sein, daß sie von einem in Babylonien Lebenden geschrieben wurde. Nur so ist es verständlich, daß der Altar im Aufbau einem babylonischen Stufenturm gleicht. Die nicht präzise festzulegende Übernahme des Ez-Buches nach Juda dürfte jedenfalls für 4313-17 den terminus ad quem darstellen (noch im 6. Jhdt. ?). Da der jetzt am Schluß von 13 stehende, aber zu 14 gehörende Satz: und dies ist der -I (lies: die H ö h e ) des Altars, Detailmaße angibt, kann in 13 auch nur von einer Einzelheit des Altars die Rede sein. U. E. war dort statt von „Maßen" (im allgemeinen), von den „Fundamenten" des Altars die Rede. Für die Konjektur nnoio spricht auch, daß der Traktat Middot in III, 1, der sich freilich den Altar anders denkt, an entsprechender Stelle von "rio^n spricht. Handelt aber 13 von den Fundamenten bzw. von der Grundlegung, dann meint p1^ die Vertiefung im Fels der (oberen) Vorhof-Terrasse. Der in 14 begegnende Ausdruck p~n p.Kn hat seine Parallele in akkad. irat irzitim für die vertiefte Fundamentschicht beim Palastbau (Inschrift Nebukadnezars in VABIV, S. 94) bzw. in akkad. irat kigale beim Bau des Turms zu Babel (VAB IV, S. 60, 72, Y ^ L f f l 146) 2 ). Die Vertiefung muß man sich für den Altar als eine 17 mal 17 Ellen messende Ausschachtung denken, die 1 Elle tief ist. Weithin ist sie im nachhinein durch das Massiv des unteren Altarsockels ausgefüllt, so daß der p^n nur als eine rings um den Altar laufende R i n n e in Erscheinung tritt (Abb.: F). Die Abgrenzung (^23), nach 13 eine Spanne breit, nach 17 eine halbe Elle hoch, war außen um die Ausbuchtung herumgezogen, damit man nicht abstürzte (Abb.: E). Die beiden Maße der Umgrenzung kommen auf eins heraus; daß in 13 von *) Ursprünglich hinter 40 47 ? Jetzt mit der Altarordnung (18-27) verknüpft, mußte die Altarbeschreibung zu den Kultordnungen (411 ff.) gestellt werden. 2 ) Da akkad. „Schoß der Erde" dem akk. „Schoß der Unterwelt" entspricht, könnte man fragen, ob ursprünglich (nicht in Ez 43 14!) mit die Unterwelt gemeint ist. Der Altarentwurf in Ez 43 ist u n d e n k b a r , wenn in vorexüischer Zeit die natürliche Kuppe des heiligen Felsens den Platz für den Brandopferaltar abgegeben hätte! Handb. z. AT I, 13: F o h r e r - G a l l i n g , Ezechiel

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Die Beschreibung des

4 3 14-26

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Heiligtums

' a n feinem SRanb' 'eine' ©Panne, Unb bie§ ift 'bie Sböije' be§ 9lltar§: u 'bon ber 9iu§bucf)tung' ber Gerbe bi§ j u t Keinen Sinfaffung 2 Güllen unb eine SSreite bon 1 ©He, unb bon ber Keinen ©infaffung j u r großen ßtnfaffung 4 ©Ken 'unb eine SSreite bon einer ©He'. 15 'Unb bi§ j u m ' ¡Dpferfocfel* 4 ©Hen unb bom D p f e r f o t f e l ' ' nadj oben 'bier Börner' ' a n feinen bier ©eitert'. 16 Unb ber DpferfodCel 12 ©Hen Sänge bei 12 ©Hen SSreite, ein O u a b r a t ' 1 7 unb bie 'große' ©infaffung 14 (©Ilen) Sänge bei 14 (©Hen) SSreite ' a n ' iljren bier Seiten, 'unb bie flehte ©htfaf= fung 16 Sänge bei 16 33reite an iiiren bier ©eiten' unb bie fie 'umringenbe' Umgrenjung eine l a l b e Gülle unb bie SluSbudjtung an iiir eine ©lie ringsum. Unb 'feine ©tufen' finb nad) Ojten j u 'getoenbet'. i8 Unb er fpradj au m i r : SKenfdjenfo&n, fo ftradjt ber & e r r a 3>al)tt>e: ®ie§ finb bie ben 211 tar betreffenben ©afcungen f ü r ben S a g feiner ^ertigftellung, u m SSranbopfer barauf barjubringen unb u m 93Iut auf iim j u fprengen. 19 Unb bu folift ben leöitifcfjert $rieftern, bie bom ©efdjlecfjt 3abo!§ finb, — bie mir naljen bürfen, ift ber © p r u d j beS iperrn 3ai)tt»e, m i r ju bienen, — ein Qungrinb jutn ©ünbofcfer übergeben. 20 Unb nehmen folift bu bon feinem 93Iut, unb bu folift e§ an feine bier Börner tun unb ' a n ' bie bier S i e n ber ©infaffung unb an bie Umgrenjung ringsum, unb bu folift iim entfünbigen ' ' . 21 ® a n n folift bu 'ben ©ünbopferfarren' nehmen, 'baß m a n iim berbrenne' (an bem SRiffab be§ Stempels) a außerhalb bei ¡öeiligtum§. 22 Unb am jweiten S a g folift bu einen giegenboc! ofjne $elji j u m ©ünbopfer barbringen, unb fie follen ben Slltar entfünbigen, wie fie Hm mit bem Marren entfünbigt ijaben. 23 SSenn bu mit ber ©ntfünbigung fertig bift, folift bu ein Sungrinb oime unb einen SSibber bon ber ©erbe oime ?relji bar» bringen. 24 Unb bu folift fie bor Saiime barbringen, unb fie (bie Sßriefter) a follen © a l j auf fie ftreuen unb fie barbringen a ß S3ranbo})fer f ü r 25 '©edj§' S a g e lang folift bu einen ©ünb= ot>fer»S3oc! tägltct) barbringen, unb ein Qungrinb unb einen SBibber bon ber ¡öerbe follen fie bar= bringen. 26 ©ieben S a g e lang follen fie ben 91Itar entfüljnen unb i&n reinigen unb tljn in ®ienft 1 4 d l c o p . — 1 c © < S n B » SD^il p r „ u n d B r e i t e d e r E l l e " . — 1 5 1 1 9 ) p r „ u n d " . — » H i e r „ d e r G o t t e s b e r g " s t a t t A r i e l . — d l c o p u l a . — s i n e a r t . — i n s e x l e f i n v y a ' i i i y ? * ! « * 5 J > . — 1 6 i n s i n 1 5 fin. — 1 7 i n s n^n'än.



1

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pr „bei". — ins prb n ^ ^ i n y s n s

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1 n s b n p r „ r i n g s u m " ( c f © ) . — 1 Vri^lJO p r C l p ^ C I ( ü n f o r m ) . — in 2 M S S . — 2 0 1 pr sg. —

a

pr „bei". —

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rnipy b r t j S j s j B rnivni.



1 c Vrs p t pr inf. — 1 8 » F e h l t

d l o © „ u n d e n t s ü h n e n " (cf 22). — 2 1 1 1 B s i n e a r t . — 1

S e k u n d ä r ? cf Erkl. — 24

a

Glosse ? —

25 1 Jiftf pr „sieben"; cf Erkl.

„Spanne" gesprochen wird, mag damit zusammenhängen, daß der Verfasser kurz zuvor an die "wie beim Tempel (40s Nachtrag!), so auch hier geltende Großelle erinnert hatte, und befürchtete, daß der Ausdruck „eine halbe Elle" zu Mißverständnissen Anlaß geben konnte. In Ez 16 bezeichnet 32 einen oberen Wulst beim Altar; das kann man hier (13) weder für eine nach rückwärts weisende Notiz, noch für das Folgende gebrauchen. Dagegen paßt „die Höhe" gut zu den folgenden Maßangaben (14 f.). Fassen wir die in 14-17 gebotenen Einzelangaben zusammen, so ergibt sich, daß der untere Sockel (Abb.: D) bei 16 mal 16 Ellen zwei Ellen hoch ist, von denen wegen der Ausschachtung über dem (gepflasterten?) Vorhofplateau nur eine Elle zu sehen ist. Dieser und der darüberliegende 14 mal 14 Ellen messende, 4 Ellen hohe Sockel (der „größere", id est: der höhere!), in der Abb. mit C bezeichnet, wird auffallenderweise mit dem Worte: „Einfassung" (rnjv) umschrieben. Auch dieser Terminus begegnet beim Stufenturm her. Dort spricht man von einer äußeren „Umhüllung" (tahlwptu) aus gebrannten Ziegelsteinen (VAB IV, S. 98). Der oberste Sockel (Abb.: B) mißt 12 mal 12 Ellen bei 4 Ellen Höhe. Er heißt Vi!?. Gemeint ist damit (cf Middot III, lb) der Feuerherd, auf dem man zur Verbrennung derOpfertiere ein Feuer unterhält. Gesenius-Buhl weisen auf akkad. arallu hin, das nicht nur die Unterwelt, sondern auch den Götterberg bezeichnet. In der Mescha-Inschrift (AOT S. 441; TGI, S. 48) begegnet bfON; es dürfte jedoch Eigenname des Führers von Atarot sein (ANEP, S. 320). In 15 ist bemerkenswert, daß 351 — anders als die Versionen •— Sfcnnn liest, was ja „der Gottesberg" bedeutet. Obwohl ein assyrisches Relief (AOB, Abb. 474), einen

240

43 1 4 - 2 «

Die Beschreibung des Heiligtums

Stufenturm mit zwei Stierköpfen bzw. vier Hörner zeigt, sind Hörner als Embleme beim Stufenturm nicht das Normale. Die Ausstattung eines Altars mit H ö r n e r n (Abb.: A) ist dagegen gute vorexilische Tradition (cf BRL, Sp. 19), so selbstverständlich, daß in 41 22 sogar dem Schaubrottisch Hörner-Airotere zugesprochen werden! Eigentümlich knapp äußert sich der Verfasser in 17 über den Zugang zum Altar. Daß dieser im Osten liegen sollte, entspricht der Orientierung zum Tempel hin. (Die Südlage der Altarrampe in Middot III, 3 b erklärt sich daraus, daß die Eampe nicht in den Vorhof der Israeliten hineinreichen sollte.) Die Bedienung des Altars kann man sich schwer vorstellen. Selbst wenn die oberste Stufe der Treppe zu einerTerrasse ausgeweitet war (cf Abb.: T), so konnte man nur schwer mit Gabeln und Zangen den Feuerbrand auf der der Treppe gegenüberliegenden Seite des Feuerherdes bedienen. Für einen Umgang eignete sich der eine Elle breite Absatz des mittleren Sockels schon deswegen schlecht, weil der Priester dann zur Herdoberfläche hätte zwei Meter herauflangen müssen. Aus alledem ergibt sich m. E. besonders deutlich, daß hier ein fremdes Modell — eben ein Stufenturm mit ganz anderer Zwecksetzung — als Vorbild für den neuen Altar diente. Fragt man, wie der Verfasser, der doch seinerseits sicher von der Dimension (180 Ellen Breite, Länge und Höhe!) und der Bestimmung des Stufenturms wußte, darauf gekommen ist, den Turm zum Modell eines Altars zu nehmen, so dürfte er die Übernahme zugleich als Gegenaussage verstanden haben: was dort das großartigste Göttermonument ist, ist hier nur eine Kulteinrichtung zur Verehrung des Himmels-Gottes! Eine andere Erklärung, für die man jedoch erst ein Zeugnis sehr viel späterer Zeit heranziehen kann, wäre die, daß man in Babylonien auch Absatzaltäre in Stufenturmform gekannt hat (Dura-Report I, 1929, S. 45 ff.; cf die Abb. auf S. 238). Vom Material, in dem der Altar gedacht ist, hören wir nichts. Das Wort „Einfassung" deutet auf Ziegel (cf o.). Jedenfalls ist bemerkenswert, daß der Verfasser, anders als die Palestinenser (Esr 3 2 ff. 1 Macc 4 47 Middot III, 4), nichts von unbehauenen Steinen (Ex 20 24) sagt. 4318-27 N a c h t r a g : Die A l t a r o p f e r . Obwohl thematisch mit der Beschreibung des Altars zusammenhängend, wird dieser Nachtrag von jüngerer Hand stammen, denn die Altarordnung ist sicher erst auf Grund jüdischer Opferpraxis in J e r u s a l e m aufgeschrieben worden. In der Anweisung gehen die 2. ps. sg. und die 3. ps. pl. durcheinander (@ hat hier ausgeglichen). Wie H e r r m a n n richtig erkannt hat, liegt in dem als lectio diffiälior nicht zu ändernden „Du" eine Nachahmung der Mose-Anweisung (Ex 29 36 Lev 8 11) vor. Das in 19-21 beschriebene Ritual des ersten Tages umfaßt die Entsühnung des Altars durch ein Jungrindopfer (in der Ubersetzung ist zwischen Farren und Jungrind unterschieden, je nachdem ob ein hinzugesetzt ist oder nicht; sachlich kommt es auf eins heraus). Bei der Blutbestreichung ist n i c h t vom pin die Rede, ein deutliches Zeichen dafür, daß der Verfasser (entgegen den üblichen Rekonstruktionen!) unter ¡TD keinen über das Plateau herausragenden Sockel (mit einer Rinne) verstanden hat, sonst wäre dieser neben oder zugleich mit den vier Ecken des boa besprengt worden. Da das Jungrind hochheilig ist, wird nichts von ihm, auch nicht das Fett (cf Lev 16) innerhalb des Heiligtums verbrannt. Die ursprüngliche Bestimmung: „außerhalb des Heiligtums" ist — nachträglich? — präzisiert worden. Der mifhad des Tempels wird in etwa da zu suchen sein, wo nach Neh 3 31 das mifhad- Stadttor lag, das zum Kidrontal hinausführte. Vom Verbrennen des Ziegenbockfleisches nach dem Blutopfer des zweiten Tages ( 2 2 - 2 4 ) wird nichts gesagt, doch wird es offenbar auch — außerhalb des Heiligtums — vorausgesetzt x). 26 spricht von sieben Tagen der Einweihung, daher meint 25 statt 7 sicher 6 Tage, an denen das Opfer des zweiten Tages wiederholt wird. In 26 ist der Ausdruck „in Dienst *) In Lev 213 ist Salzbestreuung nur für das Speiseopfer befohlen. Erst ein Nachtrag scheint es allgemeiner zu verstehen. 18*

43 27. 1-5 Die Beschreibung des Heiligtums - Rückkehr Jahwes und Tempelquelle

241

(teilen, 2 7 ' ' aber am adjten £age unb Weiterhin foilen bie $riefter auf bem 9titar eure 23rattb= opfer unb eure SWafelopfer iierric&ten, unb 'idj nefime eucf) tuoiilgefäliig an', ifi ber ©t>rud) be§ ¡Öerrn 8ai)tT>e. 431 Unb er führte tni$ a su bem £or ' ' , baS nadj Dften i)tn gerietet ift. 2 Unb fiefje, bie §errlidjfeit beä ®otteS gfraelg fant oon ßften t)era, wnb fein iJtaufdjen war wie ba a u 3 t e b e t e \ w ä i j t e n b ' b e t SJJann' neben m i r ftanb. 7 U n b e r f p t a d j $u m i r : S f t e n f d j e n f i n b , ' b i e § ' ift b i e S t ä t t e m e i n e t G r o n e s 'unb bieg' bie S t ä t t e m e i n e r gufefo^len, wo idj wohnen w e r b e inmitten bet Sfraeliten für immer. U n b nidjt m e l j r foll oetunretntgen baS £)au3 S f t a e l meinen ijeiligen 9tamen, f i e u n b ii)te Äönige, m i t i & t e r f > u t e r e i ' u n b i n t e r n £ ö t e n ' ' i n i & t e t SRittc*. ' s ' 9 gefct w e r b e n f i e f e r n » Ijalten i l j r e f m r e t e i ' u n b i f ) t töten' t u n m i r , f o bafe td) f ü r i m m e r i n i f i r e r SDHtte t o o ^ n e . 4 4 i a D a n n b r a u t e e r m i d j s u r ü d i n SRidjtung a u f b a s ä u ß e r e 5Eot b e ö H e i l i g t u m s , b a § n a d j ß f t e n g e r i e t e t i f t , u n b es w a r ö e r f d j l o f f e n . 2 D a f p r a d j e r j u m i r ' ' : DiefeSXor wirb oetfdjloffen bleiben; es wirb nidjt geöffnet, unb niemanb wirb burdj es f j i n e i n g e i j c n . D e n n S a l j w e , b e r (Sott S f r a e l S , i f t buttf) es e i n g e s o g e n , barum wirb es u e t f d j l o f f e n b l e i b e n . '3' 47 i a U n b er b r a d j t e m i d j j u t n E i n g a n g beS £empeIf|aufeS jurürf, u n b f i e l j e , B a f f e r flofe u n t e r b e m @ t u f e n p o b i u m b b e ä X e m p e l f j a u f e ^ I j e t a u S n a d j ¡Dften i j i n , benn bie Sorberfeite beö l e m p e l l j a u f e ö liegt nadj Dften. U n b b a £ B a f f e r flofe fcerab ' ' t>on b e r f ü b l i d j e n ©eite beä XempelfyaufeS, füblidj 0 0 m Slltar. 2 D a f ü h r t e e r m i d j b u t d j a ' b a § ' Zox h i n a u s , ' b a § ' nadj 9lorben liegt, u n b liefe m i d j b e n SBeg aufeen tyetum s i e b e n jum äufeeten2or, b a § i n S t i f t u n g n a d j D f t e n f)in g e r i e t e t i f t b ; u n b fie&e, ' b a § ' B a f f e r riefelte® au§ ber füblidjen ©eite fietoor. 3 S l l § b e t HRann n a d j D f t e n f i i n a u S g e g a n g e n w a r ' m a f e e r 1 0 0 0 © l l e n » a b ' u n b butdj= fd&ritt' b a 3 B a f f e r : w a r B a f f e r bis a n bie Sinödjelb. 4 D a n n mafe e r 1 0 0 0 a b 'unb burd)fd)ritt' b a $ B a f f e r : ®S w a r ' B a f f e r ' b i s a n b i e Ä n i e . D a n n mafe e r 1 0 0 0 a b ' u n b f d j r i t t b u r d ) ' : w a r B a f f e r b i s an bie Ruften. 5 D a n n mafe et 1000 ab ' ' ' u n b i o n n t e nid&t' m e f ) t i ) i n b u r < $ f d j r e i t e n , b e n n b a s B a f f e r w a r 31t ijodj geworben: ©S w a r B a f f e r s u m © d j w i m m e n , ein Slufe, b e r nidjt burdjfdjritten w e r b e n fann. e D a fpradj er j u m i r : £>aft b u g e f e i i e n , S J i e n f d j e n f i n b ? U n b e r f ü h r t e mtd) e n t l a n g ' u n b liefe mid& f e t j e n ' ' a m ' U f e r beS g l u f f e s . 7 ' ' U n b fieije, am® U f e r beS g l u f f e S waren feijr etele S ä u m e auf beiben ©eiten. 8 D a fpradj er j u m i t : DiefeS B a f f e r fliefet i n b e n ö f t l i d j e n © c j i r l h i n a u s u n b fliefet j u r 9Heberunga f)inab unb gelangt sum ®leer, jum 'faljigen SBaffer'; bann wirb ba3 SSaffet gefunbb.

6 a cf zu 2 2. — 10 Vrs © O^ni mit Artikel. — 71 cS£ nj bzw. njl pr Akkusativnote. — 1 ornn? pr „und mit den Leichen ihrer Könige" (cf © „mit den Morden ihrer Könige"). Zu 13B in Urbedeutung „Stele" cf D. Neiman in J B L 67 (1948), S. 55—60.501 beruht darauf, daß die Gräber Manasses und Amerns sich nicht in der königlichen Nekropole, sondern „im Garten Ussas" befanden (2 R 2118.26), der in der Nähe des Palastes gelegen haben dürfte, so daß diese Gräber sich näher am Tempel befanden als die übrigen (nach G. A. Cooke, S. 464, sogar innerhalb des Tempelbezirks), cf J . Simons, Jerusalem in the Old Testament, 1952, S. 207. — 1 c © DS^na pr Schreibfehler „ihre Höhenheiligtümer". — 8 dl 8 „Indem sie ihre Schwelle an meine Schwelle setzten und ihren Pfosten neben meinen Pfosten, so daß nur eine Wand zwischen mir und ihnen war und sie meinen heiligen Namen mit ihren Greueln verunreinigten, die sie taten, so daß ich sie in meinem Zorn vertilgte" = erläuternde Gl. — 9 1 DITrin-nsi pr „und die Leichen ihrer Könige" (© wie zu 7). 4 4 1 a 4310-27 cf post 401—42 20. — 2 dl c ®23» „Jahwe" = deutende Gl. — 3 dl 3 „'Nur' (1 pr Akkusativnote) der F ü r s t ' ' (dl c @© „Fürst" = dittographische Gl; beachtenswert auch der Vorschlag von G. J . Botterweck in VT 1 [1951], S. 145 f.: 3B»i 81,1 S ^ j n l^s-bsfy]), der darf in ihm sitzen, um das Mahl vor Jahwe zu essen. Durch die Vorhalle des Tors soll er eintreten und auf demselben Wege hinausgehen" = sachlich ändernde Gl. 47 1 a 444-31 cf post 471-12. — b cf zu 9 3a. — dl c @©Sß „unterhalb" = erläuternde Gl. — 2 » cf 43 4. — 10 © lytfri mit Artikel. — ins — b transp. " p l post njion. — 1 c © D:gn mit Artikel, da das in 1 erwähnte gemeint ist. — c H3D ist hap. leg. („tröpfeln"). — 3 dl „und eine Meßsohnur

244

Bückkehr Jahwes und Tempelquelle

43 6-9 441-3 47 1-8

war in seiner Hand" = erläuternde Gl. — a cf Ex 27 9 Saoh 5 a. — 1 o © "ihyjn pr „und ließ mich durchschreiten", da Ez nach 6 zusieht. — b Wörtlich „Wasser der Knöchel", DTBN ist hap. leg. — 4 12mal wie 3. — 1 o MSS Eb 22 X ^ pr st. abs. — 5 dl c © „(es war) ein Fluß, den" = senkrecht pr „ich konnte nicht", cf zu 3. — 6 1 c © ^JK^l pr „und dittographische Gl nach 5 b. — 1 c @ er führte mich zurück", das falsch vokalisiert worden ist. — ins ®7V- — 7 dl „in meinem Zurückgeführt werden" = erläuternde Gl nach Verderbnis von^SB*1! ine; frt Mischform aus "aitf 3 + iJJT'tfns (cf G. R. Driver in JThSt 41 [1940], S. 168 ff.). —»"?« = by. — 8 a Jordansenke. — 1 o @©3t D^rr et prb Daonil pr Schreibfehler „zum Meer hin die hinausgeführten". — b l o K 1XB', zu Q cf GKa § 75 oo.

Daraus ergibt sich, für Israel als Folge und zugleich als Bedingung für das Bleiben Jahwes, daß sein Name nicht mehr verunreinigt wird — weder durch Unzucht, d. h. durch kultische Sünden, noch durch „Töten", d. h. durch ethische Sünden. Dergleichen wird es nicht mehr geben, weil Gott dort wohnt; das ist die erlösende und befreiende Folge. Dergleichen darf es nicht mehr geben, damit er wohnen bleiben kann; das ist die Bedingung, die Israel dazu mahnt, worum es sich bemühen muß. Jahwe wohnt selbst im Tempel und ist dort gegenwärtig; sein „Name" soll nicht mehr verunreinigt, seine Gegenwart also nicht mehr unmöglich gemacht werden. In diesem durchaus innerweltlichen Geschehen verwirklicht sich das Heil, da Jahwe in dieser Welt unantastbar im Tempel gegenwärtig ist. Der Tempel ist für Ez zugleich der eigentliche Mittelpunkt des erneuerten Israel, d. h. der Menschen, die in einem neuen Dasein leben, das dem göttlichen Willen entspricht. Der Tempel als Mittelpunkt der Glaubenden und als Wohnsitz Jahwes erhält von da aus für Ez weitgehend symbolische Bedeutung. Gott ist inmitten der Glaubenden gegenwärtig, weil und damit sie als Glaubende leben. Und da sich auf diese Weise das Heil verwirklicht, kommt die Herrschaft Gottes auf Erden im Dasein und durch das Dasein der Glaubenden zum Ziel. Die 6. Str (44 2) schildert die erste Folge der Rückkehr Jahwes 1 ). Ez wird vom inneren Vorhof wieder zum äußeren Osttor geführt, durch das Jahwe gekommen war. Er bemerkt, daß das Tor inzwischen verschlossen worden ist, und vernimmt, daß es geschlossen bleiben soll. Kein menschlicher Fuß darf die Schwelle betreten, die Jahwe überschritten hat. Freilich hindert kein Tabu daran, sondern die Niedrigkeit des Menschen. Das ständig geschlossene Tor soll zugleich daran erinnern, daß Jahwe im Tempel bleiben will. Die 7.—14. Str (47 1-12) schildern die zweite Folge der Rückkehr Jahwes 2 ). Der Begleitengel führt Ez vom verschlossenen Osttor zum Tempelhaus zurück, damit er sehen kann, was sich dort inzwischen ereignet hat: Unter der Tempelschwelle fließt Wasser hervor, um auf dem in der 7.—8. Str (47 1-2) genau beschriebenen Weg (den Ez wegen des verschlossenen Osttors nur auf Umwegen verfolgen kann) ins Land hinaus zu rieseln und zu strömen. Die 9.—10. Str (47 3-5) schildern, wie schnell das Quellwasser zum tiefen Fluß anschwillt: knöcheltief — knietief — hüfttief — Übermannstief. Anschließend wird Ez nach der 11. Str (47 6-7) am Flußufer weitergeführt. Er bemerkt an beiden Ufern zahlreiche Bäume und ist verwundert, weil es sich um das öde Gebiet zwischen Jerusalem und dem Toten Meer handelt. Daher erklärt der Begleitengel in der 12.—14. Str (47 8-9. 12), woher diese Veränderung rührt. Der Fluß, der in der Tat die Richtung auf das Tote Meer hat und in dessen „salziges Wasser" mündet, in dem es kein Leben gibt, macht dieses Wasser „gesund". Es wird Süßwasser, in dem Lebewesen existieren können. So wird das ') Zur späteren Deutung durch Orígenes cf W. Neuß, Das Buch Ezechiel in Theologie und Kunst, 1912, S. 41 f. ') Zur späteren Deutung außer Barn 1110f. cfW.Neuß, a.a.O.: Theodoret S. 59, Ephraem S. 63, Hieronymus S. 75, Gregor d. Gr. S. 101 f.

47 9-12 44 4

Rückkehr Jahwes und Tempelquelle - Die Leviten und Priester

245

»Unb es wirb gefdjeben, bafe alle ßebewefen, bie bo wimmeln, überall, 'ttiobin' 'ber glufo' fommt, leben, unb bie werben febr jatjlreidj fein. Denn wenn jenes SBaffer b bortfjin lommt», wirb eä gefunb g e m a l t ' ' l o - n ' 12 tlnb am gluffe fallen warfen an feinen Ufern biet unb bort allerlei grudjtbciume. 3f)re SBIätter oermelfen nid)t, unb ibre grudjt nimmt fein @nbe. Seben 9J!onat tragen fie frifdje grudjt, benn ibr SBaffer gebt oom Heiligtum au3 * 44«, Unb er bradjte midj in ber 9tidjtung beS 9torbtor3 gut Sorberfeite beS iempeltjaufes. ®a fdjaute idj, unb fiebe, e§ erfüllte bie C>etrltdjfeit SabtoeS baamat Hegt,

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n a d j b e m S3adj j u m grofeen SJJeer b i n . 20 l l n b

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Stelle,

'21-23'

20 1 frt et ins DE* post 1SS\ — 22 dl „in den 4 Ecken des Vorhofs waren 'kleine' (1 c © il'läBp pr „abgeschlossene" aut „abgedeckte" ?) Vorhöfe" = wiederholende Gl. — dl c @©SS das durch sog. puncta extraordinaria verdächtige Wort „zu Ecken gemacht". — 23 1 rinjl JlV'lti'y. — 24 1 c © •'fia pr sing. 4 7 13 a 471-12 cf post 431-9 441-3. — dl 'X cf 2 4. — 1 c MSS ©£25 n j pr Schreibfehler. — 1 c M S K e n © sinngemäß mit Artikel, cf 15. — dl „Joseph 2 Grundstücke (1 D^in pr plur.)" = erläuternde Gl. — 1 4 dl 14 „Und ihr sollt es als Besitz erhalten einer wie der andere (d. h. jeder gleich viel), da ich geschworen habe, es euren Vätern zu geben; so soll euch dieses Land als Besitz zufallen" = näherbestimmende Gl. •—• 15 a Nordgrenze vom Mittelmeer bis zum Hauran (Landschaft östlich des Sees Genezaret) über die Senke zwischen Libanon und Hermon („wo es nach Hamat geht"),Zedad (100 km nördlich Damaskus), Berota (Bereitan, 12 km südlich Baalbek) und ChazarEnon, das wie Chetlon und Sibraim nicht sicher lokalisiert werden kann; das aram. Gebiet von Damaskus und Hamat ist ausgeschlossen. Dagegen hat M. Noth in ZDPV 58 (1935), S. 239 ¡F., unter Vergleich mit Nu 34 7 b bis 12 a die Grenzpunkte im nördlichen Ostjordanland gesucht (vor allem fiön xsb = Ortschaft am Nordende des Dscholan, vielleicht einmal zum Reich von Hamat gehörig) und vermutet, daß die Vorlage von Ez 47 auf Grund des assyrischen Provinzialsystems dieser Gegend glossiert ist; cf dazu O. Eißfeldt in E P 12 (1936), S. 51 ff. — 1 c Eb 22 sinngemäß T]Ti ohne Artikel. — transp c © nijn vom Anfang von 16. —161 p^y rnsn pr verderbtes „mittlerer Vorhof". — a Sa = bv. — 1 7 1 c © n j pr „und es soll eine Grenze sein", cf 15. —dl „und Norden" = dittographische Gl. — ins ^ f ' j y et dl „und" bei b u : . — 1 c MSS © nxi pr Schreibfehler, cf 20. — 18 a Ostgrenze ist der Jordan von Chazar-Enon bis zum Toten Meer, in dessen Südwesten Tamar zu suchen ist. Das Ostjordanland (Gilead) ist ausgeschlossen, obwohl teilweise altes israelitisches Siedlungsgebiet. — ins "lE'ft ¡Ü1? ISO!?. — 1 2mal pa bzw. pDI pr p3D, das grammatisch ungenau ist. — b 1 Kurzvers, der den Endpunkt angab, ist ausgefallen. — 1 2mal p2 bzw. p31 pr pspi. — 1 c @©5B b ^ S pr Schreibfehler „von der Grenze". — c by = — 1 c @ © S n^Of pr Schreibfehler „ihr sollt messen". — 1 wie 17. — 19 a Zu 'n '2 cf 48 28 Ex 2618 u. ö. (analoge Bildung für

Opferküchen - Umfang und besondere Bezirke des Landes

258

4 6 20-24 47 13-23

Osten Ex 27 13 28 13). Südgrenze von Tamar über die unbekannte Wüstenstation bei Kadesch in der Wüste Sin (75 km südlich Beerseba) bis zum sog. Bach Ägyptens ( = Wadi el-'Aris), der ins Mittelmeer mündet. — 1 c MSS ) WfrJ pr „meine Fürsten". — »ff!3 in diesem Sinne auoh 1 R 18 26. sie sich ansiedeln können. E z selbst hat es nicht unterteilt, da die schematische Gliederung in 48 1-29 sicherlich späterer Zusatz ist. E r rechnet j a auch mit einem einheitlichen Volk, in dem die Unterschiede zwischen Nordisrael und J u d a aufgehoben sind. I n einer Hinsicht aber ist der Prophet doch durch die jahrhundertelange Trennung der beiden Teilreiche beeinflußt, da er in der Höhe Jerusalems sozusagen eine sperrende besondere Zone festlegt, die 25 0 0 0 Ellen ( = 13 125 m, da nach 4 0 s die Großelle gemeint sein wird) breit ist. Diese Zone wird in der 9.—16. S t r (45 i - s ) festgelegt und aufgegliedert. 1. Ausgangspunkt ist eine Abgabe vom Lande, die für J a h w e bestimmt und als solche heilig ist. Sie umfaßt ein Rechteck von 25 000 Ellen in west-östlicher und 2 0 0 0 0 Ellen in nord-sücUicher Richtung. Dieses Gebiet darf infolge seiner Aussonderung lediglich heiligen Zwecken dienen. E s wird dazu in 2 gleiche Landstreifen von 25 000 X 10 0 0 0 Ellen unterteilt. Auf einem Landstreifen soll der Tempel stehen und das ihn umgebende Land der Priesterschaft zugewiesen werden, damit sie in unmittelbarer Nähe des Heiligtums wohnt. Den zweiten Landstreifen sollen die Leviten erhalten; er soll ihr Eigentum werden, das sie anders als die Priester besitzen dürfen. — 2. Das Rechteck wird zum Quadrat ergänzt, indem ein weiterer Landstreifen von 25 0 0 0 Ellen in west-östlicher und 5 0 0 0 Ellen in nord-südlicher Richtung hinzugefügt wird. E r soll Eigentum der Stadt Jerusalem sein,

260

451-8

Umfang und besondere Bezirke des Landes

die ja mit dem Tempel im Prieatergebiet liegt und ihren Landbesitz daher an anderer Stelle erhalten muß. Allerdings sagt Ez nichts über die Lage der verschiedenen Landstreifen zueinander. Zweifellos wird aber das Priestergebiet mit Tempel in der Mitte liegen und der Landbesitz Jerusalems am ehesten im früheren Juda gesucht werden müssen, so daß für die Leviten der nördlichste Landstreifen bleibt. — 3. Auf beiden Seiten des Quadrates schließt sich das Land an, das dem Fürsten gehören soll und bis zur Ost- und Westgrenze reicht. Er erhält auf diese Weise ausreichendes Eigentum, damit er das Volk nicht für seinen Lebensunterhalt bedrücken und ausbeuten muß; Abgaben darf er ja nur für den Opferbedarf erheben (45 9-17). 25 000 Leviten Fürst

Priester

Q Tempel

Stadtbesitz

10 000 10 000

Fürst

5000

Diese Beschreibung mit ihrer für Ez bezeichnenden „Mischung von Glaubensschwung und pedantischer Genauigkeit" (A. Bertholet) ist wahrscheinlich von den in 40—48 enthaltenen Abschnitten vom Propheten zuletzt verfaßt worden. „Man vergegenwärtige sich nur den Augenblick ihrer Entstehung: der Tempel zu Jerusalem in Trümmern, die Mauer der Stadt niedergerissen, das Land verwüstet, seiner Bewohner beraubt, und diese in alle Winde zerstreut, des Schreibers nächste Umgebung gebrochenen Mutes, das Reich des fremden Siegers, dem sie unterworfen ist, auf dem Gipfel seiner Macht — und trotzdem sieht er den Tempel der Zukunft, Stein auf Stein, und so genau, daß er ihn bis aufs kleinste ausmessen kann, . . . sieht das Land in voller Blüte und Fruchtbarkeit und die Leute aus allen Stämmen zurückgekehrt,. . . um es auf immer zu besitzen: das bedeutet ein Wandeln in einem Glauben als wie im Schauen, und das ist echt prophetisch: mitten im Jammer der umgebenden Welt die Taten eines Gottes sehen, der alle Dinge wendet. Das Neue ist von ihm schon geschaffen, ist vorhanden — in übersinnlicher Realität: nur sieht es einstweilen bloß, wem Gott dazu das Auge geöffnet hat. Übrig bleibt einzig, daß er es in diese Weltwirklichkeit einführe, und aller Augen wird es offenbar werden!" (A. Bertholet).

4 8 1-29 Belehrung über die Verteilung des Landes Ez hatte in 45 8 davon gesprochen, daß Israel das Land „nach seinen Stämmen" besitzen solle und damit offenbar an das wiedervereinte Volk gedacht. Später hat man diese Bemerkung dahin ausgelegt, daß das Land auf die einzelnen Stämme aufgeteilt werden solle und die gänzlich unwirkliche und schematische Belehrung in 1-8. 23-29 aufgestellt, die weder die früheren Wohnsitze noch die zahlenmäßige Stärke der früheren Stämme berücksichtigt. Sie setzt die Festlegung der Landesgrenzen und die Ausgliederung der Landabgabe für Jahwe und des Fürstenlandes voraus, wie Ez sie in 47 13-23 45 1-8 beschrieben hatte; im Anschluß daran wird auch das übrige westjordanische Palästina aufgeteilt. Wie mit dem Lineal werden zwischen nördlicher und südlicher Grenze von Osten nach Westen 12 Landstreifen voneinander abgetrennt, für jeden Stamm ein Anteil. Alle Landstreifen sollen die ganze Breite des Landes umfassen und gleich groß sein, so daß sie die Form von Rechtecken erhalten. Dabei mußte man freilich zwei Dinge berücksichtigen:

48i-3l

Die Verteilung des Landes - Die Stadt

261

4 8 i U n b bieg finb t a r n e n ber © t ä m m e : S m äufjetften H o r b e n ' b o m ÜÖieere' in 3tid)tung n a d j E b e t l o n Bi§ ba, tno eS nad) i&amat gebt, bis Ei)aäar=(£non a , *fo baß' baS © e b i e t bon ® a m a § f u § nörblid) bleibt, j u r b S e i t e bon ¡ ö a m a t ' ' ' bon ber Oftfeite bis j u r SBeftfeite' • ^5)an eilt Slnteii®. 2 U n b n e b e n b e m © e b i e t bon ® o n bon ber Oftfeite bis j u r SBeftfeite: Slffer ein Slnteii. 3 U n b n e b e n bem © e b i e t bon Siffer bon ber Oftfeite bis j u r SBeftfeite: S^ap&talt ein Slnteii. 4 U n b n e b e n b e m © e b i e t bon Sßapbtali bon ber Oftfeite bis j u r SBeftfeite: Sftanaffe ein Slnteii. s U n b n e b e n b e m © e b i e t bon Sftanaffe bon ber Oftfeite bis j u r SBeftfeite: (Spfjratm ein Slnteii. e U n b n e b e n b e m © e b i e t bon @ £ i ) r a i m bon ber Oftfeite bis j u r SBeftfette: K u b e n ein Slnteii. i U n b n e b e n b e m © e b i e t bon K u b e n bon ber Oftfeite bis j u r SBeftfette: S u b a ein Slnteü. 8 U n b n e b e n b e m © e b i e t bon S u b a bon ber Oftfeite bis j u r SBeftfeite foll bie Slbgabe fein, bie i b r b a r b r i n g e n f o l l t : 2 5 0 0 0 ©llen S3reite u n b i n ber S ä n g e tote einer ber S t n t e i l e a bon b e r Oftfeite bi§ j u r SBeftfette; u n b baS Heiligtum foll m i t t e n b a r i n liegen. 9 ® i e Slbgabe, bie ibr S a l j t u e bar» bringen follt, imt eine S a n g e bon 2 5 0 0 0 u n b eine 33reite bon ' 2 0 0 0 0 ' . 10 U n b biefen foll bie ijeilige Slbgabe g e b o r e n : D e n Sßrieftern nac£) H o r b e n btn 2 5 0 0 0 u n b n a d j SBeften ' ' 1 0 0 0 0 u n b nad) Often ' ' 1 0 0 0 0 unb nad) © ü b e n ' ' 2 5 0 0 0 , u n b baS ¡peiltgtum SalitueS foll m i t t e n barin l i e g e n , n ® e n 'gefuetbten' Sßrieftem, ' b e n © ö b n e n ' S a b o f S , bie m e i n e n ® i e n f t gepflegt b a b e n , bie n i d j t abgeirrt finb, a l s bie S f r a e l t t e n a b i r r t e n , tote bie S e b i t e n a b g e i r r t finb, 12 iljnen foll ' e i n e Slbgabe' bon ber Slbgabe beS S a n b e S geboren a l s 5>otf)i)etIige^ n e b e n a b e m © e b i e t ber S e b i t e n . 13 'Slber ben S e b i t e n ' follen entfpredjenb b e m © e b i e t ber t r i e f t e t 2 5 0 0 0 S ä n g e u n b eine S3reüe bon 1 0 0 0 0 geboren, ' j u f a m m e n ' 2 5 0 0 0 S ä n g e u n b a n b r e i t e ' 2 0 0 0 0 ' . 14 U n b fie b ü r f e n b a b o n nicfjtS berfaufen u n b nidf)tS ' b e r t a u f d j e n ' u n b ben beften S e i t beS S a n b e S nicf)t ' a u f a n b e r e übergehen laffen', benn eS ift S a b i n e beilig. i s U n b bie 5 0 0 0 Gellen, bie a n © r e i t e übrig finb l ä n g s ber 2 5 0 0 0 , baS ift p r o f a n für bie © t a b t a l s SBolmgebiet u n b SBeibeplafe; u n b bte © t a b t foll m i t t e n barin liegen. i e U n b bieS finb ibre SJJafje: bie UZorbfeite 4 5 0 0 u n b bie © ü b f e i t e 4 5 0 0 ' ' u n b bie 'Oftfeite' 4 5 0 0 u n b bie SBeftfette 4 5 0 0 . 17 U n b ber SBeibefclafc ber © t a b t foll nach Tcorben 2 5 0 b e t r a g e n u n b nad) © ü b e n 2 5 0 u n b nad) O f t e n 2 5 0 u n b n a d j SBeften 2 5 0 . 18 U n b tuaS a n S ä n g e übrig ift l ä n g s ber heiligen Slbgabe, 1 0 0 0 0 nad) Often unb 1 0 0 0 0 nad) SBeften ' beffen 6 r t r a g a foll ben S3eh>obnern b ber © t a b t j u r SKalirung bienen. 19 ' U n b ttmS bie SSetoobner ber © t a b t betrifft', fo follen 'fie' S e u t e auS allen © t ä m m e n S f r a e l S betoobnen. 20 ® i e g a n j e Slbgabe foll 2 5 0 0 0 j u 2 5 0 0 0 (Sllen b e t r a g e n . SIIS SSiered follt ibr bie Ijeilige Slbgabe b a r b r i n g e n m i t f a m t a b e m SBefxfe ber © t a b t . 21 U n b toaS übrig ift, foll b e m d ü r f t e n geboren j u beiben © e t t e n ber heiligen Slbgabe u n b beS ©tabtbefifceS e n t l a n g a ben 2 5 0 0 0 'öftlicb' bis sur O f t g r e n j e u n b tueftlid) entlang ben 2 5 0 0 0 ' b i s ' j u r S B e f t g r e n j e ; entfpredjenb ' b e n ' © t a m m e S a n t e i l e n foll eS b e m d ü r f t e n g e b o r e n . U n b bie heilige Slbgabe u n b baS ¿ e m p e l b e t l i g t u m follen in ber -Hatte ' b a b o n ' liegen. 22 ' U n b ber S3efi6' ber S e b t t e n ' u n b ber 33efifc' ber © t a b t follen m i t t e n jttrifdjen b e m liegen, toaS b e m d ü r f t e n gebort. S t o i f d i e n b e m © e b i e t bon S u b a u n b b e m © e b i e t bon S e n j a m t n foll liegen, JoaS b e m d ü r f t e n gebort. 23 U n b ber 9teft ber © t ä m m e : SSon ber Oftfeite bis j u r SBeftfette: B e n j a m i n ein Slnteii. 24 U n b n e b e n bem © e b i e t S t e n j a m i n S bon ber Oftfeite bis j u r SBeftfette: © i m e o n ein Slnteii. 25 U n b n e b e n b e m © e b i e t © i m e o n S bon ber Oftfeite bis j u r SBeftfeite: S f a f d j a r ein Slnteii. 26 U n b n e b e n b e m © e b i e t S f a f d j a r S bon ber Oftfeite bis j u r SBeftfeite: © e b u l o n etn Slnteii. 27 U n b nebett b e m © e b i e t © e b u l o n S bon ber Oftfeite bis j u r SBeftfeite: © a b ein Slnteii. 28 U n b n e b e n b e m © e b i e t © a b S , a u f ber © ü b f e i t e gegen 9Jiittag, foll 'bte' © r e n j e bon SEamar ' b i s ' j u m Spabermaffer b o n Äabefd) nad) b e m S3ad) j u m a großen SJieer bin f e i n b . 29 ® i e S ift baS S a n b , baS i b r ben S t ä m m e n S f r a e l S ' a l s ' S3efifc berlofen follt, u n b bieS finb ihre Slnteile, ift ber © p r u d j beS ¡ p e r m S a b i n e . 30a U n b bieS finb bie SluSgänge ber © t a b t a , 31 a a unb bie SEore ber © t a b t finb nad) ben © t ä m m e n S f r a e l S b e n a n n t , sob 'Sluf ber 5Jorbfeite', 4 5 0 0 e i l e n a n 2Jia&, smß-b b r e i a £ o r e " : baS IRuben»

4 8 1 1 DJH ¡1? pr verderbtes „zur Seite". — a p y = p 1 ». — 1 c © + 1. — b btt = "jy. — dl das unverständliche „und sie sollen ihm werden". — 1 DB; TIXE—tVI ncn^TlNEIJ pr verderbtes „die Ostseite das Meer", cf 6S. — 0 "inx meint in diesen Versen sinngemäß „einen Ackeranteil" für einen Stamm (cf zu 8); zur Lage und Abgrenzung cf zu 47 15-17. — 8 8 Juristischer Ausdruck für „Ackeranteil" (Anteil an dem für den Ackerbau geeigneten Land) im Unterschied von 8hJB (cf zu 45 4 und r r i B 48 15). — 9 1 D^te» pr „10 000", cf 45 1. — 10 dl c © B (©) 2mal „Breite"

262

Die Verteilung des Landes - Die Stadt

48 i - 3 i

= näherbestimmende Gl. —dl c © B © „Länge" = näherbestimmende Gl. — 1 1 1 o © \33 C t t ^ p n pr „der geweihte von den Söhnen" (D zum ersten Wort ziehen). — 1 2 1 nij'. — a = bv. — 1 3 1 c ©SB DJl^l pr „und die Leviten", cf 10 f. — 1 'jsn. — 1 wie 9 (c ©). — 1 4 1 c ©SS IIB; pr 3. m. sing, entsprechend dem vorhergehenden Verb. — 1 c © IT^V? pr 3. m. sing, entsprechend dem ersten Verb in 14. — 1 6 dl = dittographische Gl. — 1 c 6 MSS nsci pr „und von der Ostseite" entsprechend den anderen Angaben. — 1 8 dl „und es soll längs der heiligen Abgabe sein" = dittographische Gl. —»'¡in' = "in'. — b Die Stadtbewohner gelten als Arbeitende, die wohl auch dem Ackerbau nachgehen. — 19 1 c © pr sing., cf 18. — 1 c © ¡111' pr „ihn" entsprechend dem gemeinten Objekt. — 20 a S» = bv. — 21 a b» = by. — 1 n^Hß pr „Abgabe" entsprechend der folgenden Angabe. — 1 c MSS © 2 8 } sinngemäß "IV pr „an". — 1 c © D ^ n n mit Artikel. — 1 K n j ' pr suff. 3. m. — 22 1 2mal sinngemäß ntnsi pr „und von dem Besitz". — 28 1 c 7 MSS K e n '33 mit Artikel. — ins c 2 MSS ©58 "15?. — aby = b$. — b Zur Lage und Abgrenzung cf zu 47 19. — 29 1 c 3 MSS Vrs © 'JS pr Verbindung c |IJ, cf 451 47 22. — 30 a D e r Zusammenhang verlangt die Umstellung von 30 b und 31 aa. — 1 HjiClt DXS pr „von der Nordseite her", cf 33 f. — 31 a ins 1, cf 32 i. — dl „nach Norden hin" = näherbestimmende Gl nach Umstellung von 30 b und 31 aa.

1. Da das neue Palästina nur das Westjordanland umfaßt, mußten die ostjordanischen Stämme ebenfalls im Westen untergebracht werden. — 2. Da die Lage Jerusalems und des Tempels feststand und das Land durch den Landstreifen der Abgabe und des Fürstenlandes ungleichmäßig aufgeteilt wurde, mußten mehr Stämme im Norden als im Süden wohnen. Infolgedessen werden die 12 Stämme in 7 nördliche und 5 südliche gegliedert. Bezeichnend für den Verfasser ist vor allem die ungeschichtliche und künstliche Reihenfolge, in der sie ihre Landstreifen erhalten sollen. Denn diejenigen Stämme, die von den beiden Frauen Jakobs abstammen und vollblütig sind, schließen sich im Norden und Süden zu je Vieren an das Jahweland an, während die halbblütigen Stämme der beiden Mägde erst von der 5. Stelle an zur Nord- und Südgrenze hin folgen. Dadurch ergibt sich deutlich eine Skala zu- und abnehmender Heiligkeit, so daß die Darstellung aus dem Umkreis von P stammen dürfte. Das gleiche gilt für das Zwischenstück 9-22, das noch später als die Stämmegliederung entstanden und an der passenden Stelle in die Aufzählung der Stämme eingeschoben worden ist. Es beschreibt in Anlehnung an 45 1-8 nochmals den Zwischenstreifen zwischen nördlichen und südlichen Stämmen und „verbessert" die Darlegungen Ez's hinsichtlich Stadt und Tempel. Während der Tempel inmitten des Priesterlandes als des heiligsten Bezirkes bleibt, wird die Stadt herausgenommen und in den für sie bestimmten Landstreifen versetzt. Denn das eigentliche Stadtgebiet ist profan und darf mit Tempel und Priesterland nicht in unmittelbare Berührung kommen. Daher wird es zusätzlich von einem 250 Ellen breiten Weideplatz rings umgeben. Im übrigen soll die Stadtbevölkerung aus Angehörigen aller israelitischen Stämme bestehen. Die anderen Angaben über den besonderen Landstreifen sind geblieben und nur breiter ausgeführt worden. Literatur: C. M. Mackay, Ezekiel's division of Palestine among the tribes, Princeton ThR 22 (1910), S. 24—27; G. R. Berry, The date of Ezekiel 45 i - s a and 47 1 3 — 4 8 3 5 , J B L 40 (1921), S. 70—75; C. E . Douglas, The twelve houses of Israel, JThSt 37 (1936), S. 49—56.

48 8 0 - 3 5 Belehrung über die Stadt Auch dieser formelhafte und schematische Abschnitt stammt nicht von Ez, sondern aus späterer Zeit. Hauptsächlich nennt er, unter ständiger Wiederholung der Maße der Stadt nach ie, ihre 12 Tore, von denen je 3 an jeder der 4 Seiten liegen sollen. Ihre Zahl und Benennung nach den Stämmen ergibt sich daraus, daß Angehörige aller Stämme sie

4 8 32-35

Die Stadt

263

tor ein§, bo§ Subator etn§, ba§ fietritor etttl. 32 'Unb auf ber Oftfeite', 4500 "an SJiafj', brei SEore: ba§ 3ofeJ)Ijtota ein§, ba§ SSenjamintor eins, ba§ Kantor etn§. 33 Unb auf ber ©übfeite, 4500 an 90ta|, brei SEore: ba§ ©imeontor eirt§, ba§ ^iafd^artor ein§, ba§ ©ebulorttor ein§. 34 'Unb' auf ber SBeftfeite, 4500 'an SKafj', brei 'SCore': ba§ ©abtor ein§, ba§ Slffertor einl, ba§ 9Jat>i)taIt= tor ein§. 35 ©efamtumfang 18 000 (Stiert. Unb ber 9?ame ber ©tabt foll fortan fetn a : 3ai)tt>e bafelbfib. 321 11861, cf 33 i. — ins c @Luc@ ?TJJJ, cf 30. 33. — »1 nytf ohne 1. — 341 c MSS Vre © 'Ol, cf 33. — ins wie 32. — 1 c MS K e n ©@ D'H.ytfl pr „ihre Tore", cf 3 1 - 3 3 . — 3 5 »cf dazu Jes 43 13; © fügt erklärend ari^n hinzu. — b pr DtJ* wegen des volltönenden Abschlusses, cf 23 3 32 29 f.

bewohnen (cf 19)1). Die Zählung der Stämme weicht von der in 1 - 8 . 2 3 - 2 9 ab, da Levi mitgerechnet und dafür Ephraim und Manasse in Joseph zusammengefaßt werden. Der Grund für die Verteilung der Stammesnamen auf die Tore ist nicht mehr ersichtlich; sie entspricht jedenfalls nicht der Verteilung der Stammesgebiete, weist vielmehr die Nordund Südtore den 6 Leasöhnen, die Ost- und Westtore den 6 Eahel- und Mägdesöhnen zu. Ist dieser Schematismus Ez fremd gewesen, so könnte er doch gleichfalls den neuen Namen der Stadt gefunden haben: „Jahwe daselbst" (cf Jes 60 20 62 2). Dieser Name meint ja die Gegenwart Jahwes, an der dem Propheten so sehr gelegen war. Jahwes Gegenwart besagt Gnade und Segen, Schutz und Glanz. Wenn er auf diese Weise Israels ein und alles geworden ist, sind die Verheißungen verwirklicht. Literatur: C. M. Mackay, The city of Ezekiel's oblation, Princeton ThR 21 (1909), S. 372 bis 388. J

) Vorstellung in Apc 2112 f. aufgenommen.

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