Ernährungsforschung: Band 26, Heft 6 [Reprint 2021 ed.]
 9783112488140, 9783112488133

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EraSiliruaoBfBrsGlioiig ISSN 0071-1179

Wissenschaft und Praxis

Aus dem Inhalt: Muttermilch Ernährungsempfehlung CSSR Diät bei Ulcuskrankheit Diätberatung Bestrahlung von Lebensmitteln Ernährung in Entwiddungsländern

Akademie-Verlag • Berlin EVP 5,- M 31 638

imi-mi-mi a

Inhalt Die Bedeutung der Muttermilch und des Stillens

161

Neue Richtwerte für die Energie- und Nährstoffaufnahme in deröSSR 164 Herausgeber: ZentralinBtitut für Ernährung der Akademie der Wissenschaften der DDR Direktor: Prof. Dr. habil. H. Haenel in Zusammenarbeit m i t der Gesellschaft f ü r Ernährung in der DDK (Vorsitzender: Prof. Dr.habil.H. Schmandke), der Arbeitsgruppe Ernährung beim Nationalen Komitee f ü r Gesundheitserziehung der DDR (Leiter: Prof. Dr. habil. H.-A. Ketz) und dem Warenzeichenverband Diätetische Erzeugnisse der DDR (Vorsitzender: F.Schmidt). Redaktion: Dr. Friedbert Baum (Chefredakteur), Dr. Jürgen Proll, Dipl.-Journ. Richard Baier. Redaktionsbeirat: Dr. sc. M. Anders, H. Bergler, Dr. sc. W . Dlouhy, Dr. H. Groß, Dr. sc. M. Möhr, Dr. G. Schmoz, Prof. Dr. habil. M. Ulmann, Dr. J . Voigt. Anschrift der Redaktion: Zcntralinstitut für Ernährung der Akademie der Wissenschaften der DDR, DDR-1505 Bergholz-Rehbrücke, Arthur-Scheunert-Allee 114 - 1 1 6 . Verlag: Akademie-Verlag, DDR-1080 Berlin, Leipziger Str. 3 - 4; Fernruf 2236221 oder 2 2362 29. Telex-Nr. 114420; B a n k : Staatsbank der DDR, Berlin, Kto.-Nr.: 6836-26-20712. Veröffentlicht unter der Lizenznummer 1656 des Presseamtes beim Vorsitzenden des Ministerrates der Deutschen Demokratischen Republik. Gesamtherstellung: VEB Druckerei „Thomas Müntzer", DDR-5820 Bad Langensalza. Erscheinungsweise: Die Zeitschrift „Ernährungsforschung" erscheint Jährlich in einem Band mit 6 Heften. Bezugspreis je Band 72, — M zuzüglich Versandspesen (Preis filr die D D R 30, - M); Preis je Heft 12, - M (PreisfiirdieDDRä, - M ) Bestellnummer dieses Heftes: 1091/26/6. Alleinige Anzeigenverwaltung DEWAG Berlin, 1026 Berlin, Rosenthaler Str. 28 - 3 1 , P S F 29, Telefon: 2362757. Anzeigenannahme DEWAG Berlin, alle DEWAG-Befcriebe u n d deren Zweigstellen in den Bezirken der D D R . Urheberrecht: Den Tageszeitungen der Deutschen Demokratischen Republik ist der auszugsweise Nachdruck der Beiträge dieser Zeitschrift bei Quellenangabe honorarfrei gestattet. Ansonsten alle Rechte vorbehalten, insbesondere die der Übersetzung. Kein Teil dieser Zeitschrift darf in irgendeiner Form - durch Photokopie, Mikrofilm oder irgend ein anderes Verfahren — ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert werden. © 1981 b y Akademie-Verlag Berlin. Printed in the German Democratic Republic. AN (EDV) 7821

Das Neueste aus Werder

167

N e u e Literatur

167

Über die Diätbehandlung der Ulcuskrankheit

168

Diätberatung — Ein Beitrag zur Verbesserung der medizinischen Betreuung 169 Die Bestrahlung von Lebensmitteln

172

Personalia

174

Probleme in Entwicklungsländern (II) — Die Bedeutung der sozialökonomischen Umgestaltungen für die Lösung der Agrar- und Ernährungsfrage 175 Das Ernährungsproblem in den Entwicklungsländern und der Kampf um ökonomische Unabhängigkeit 178 Tagungsberieht: IV. Fortbildungstagung für JEniährungstechniker und Kochinstrukteure in Friedrichroda 182 Tagungsbericht: Durch Intensivierung zu höherer Qualität in der Gemeinschaftsverpflegung (Schluß) 184 Auslandskorrespondenten berichten: Plan zur Sicherung der Ernährung vorgelegt Apfel- und Kirschbäume im Karst „Balaton Nr. 2" bewässert Felder Versuchsfarmen in Äthiopien

187 187 188 188

Von altem Hausrat und Eßgewohnheiten

189

Humor und Satire zum Jahresende

190

Hintere Umschlagseiten: Rezepturen für Salate unter Verwendung von SHP-Mayonnaise

Bezugsmöglichkelten: Bestellungen sind zu richten — In der DDR an den Postzeitungsvertrieb unter Angabe der Kundennummer des Bestellenden oder a n den AKADEMIE-VERLAG, DDR-1080 Berlin, Leipziger Str. 3/4 — Im sozialistischen Ausland an eine Buchhandlung f ü r fremdsprachige Literatur oder a n den zuständigen Postzeitungsvertrieb — In der BRD und Berlin(West) a n eine Buchhandlung oder an die Auslieferungsstelle KUNST UND WISSEN, Erich Bieber OHG, D-7000 S t u t t g a r t 1, Wilhelmstr. 4 - 6 — in Österreich an den Globus-Buchvertrieb, A-1201 Wien, Höchstädtplatz 3 — in den übrigen westeuropäischen Ländern an eine Buchhandlung oder a n die Auslieferungsstelle KUNST UND WISSEN, Erich Bieber GmbH, CH-8008 Zürich/Sohweiz, Dufourstraße 51 — Im übrigen Ausland an den Internationalen Buch- u n d Zeitschriftenhandel; den Buchexport, Volkseigener Außenhandelsbetrieb der Deutschen Demokratischen Republik DDR-7010 Leipzig, Postfach 160, oder an den AKADEMIE-VERLAG, DDR-1080 Berlin, Leipziger Str. 3/4 Hinwelse für Autoren Die Manuskripte sind in Original-Maschinenschrift einseitig u n d zweizeilig der Redaktion einzureichen. Pro Zeile 35 oder 70 Anschläge. Der Umfang der Manuskripte sollt« m i t der Redaktion vereinbart sein. Abbildungen, Tabellen und Zwischentitel sind erwünscht. Es ist zweckmäßig, die Arbeit mit einer kurzen Zusammenfassung oder mit Schlußfolgerungen sowie mit Empfehlungen für die Praxis abzuschließen. Die Redaktion behält sich eine Überarbeitung der angenommenen Manuskripte vor; größere Änderungen n u r mit Einverständnis des Autors. Die Beiträge werden honoriert. Der Autor erhält kostenlos 25 Sonderdrucke seines Beitrages als Fortdrucke.

ISSN 0071-1179

N. Bannert

Die Bedeutung der Muttermilch und des Stillens Die Anwendung der Wissenschaft bei der Schaffung künstlicher Säuglingsnahrungen hat in den hochindustrialisierten Ländern zu einer Art Großversuch geführt, den menschlichen Nachwuchs ohne die artspezifische Milchnahrung aufzuziehen. Die gleiche Wissenschaft ist aber auch — und das ist erfreulich und beruhigend — über neue Methoden zu Erkenntnissen gekommen, die die Muttermilchernährung des Säuglings wieder an ihren richtigen Platz gerückt haben [3]. Es soll thesenhaft auf ernährungsphysiologische und immunologische Aspekte der Muttermilchernährung eingegangen werden und über die psychologische Bedeutung des Stillens als Wechselwirkung zwischen Mutter und Kind gesprochen werden.

tungen langsamer wächst. Weiterhin ist das Aminosäurespektrum auf den Minimalbedarf angepaßt. Daneben bestehen erhebliche Unterschiede in der Proteinzusammensetzung. Außer dem niedrigen Kaseingehalt der Muttermilch sind auch bei den Molkenproteinen große Unterschiede vorhanden: kein ß-Laktoglobulin — für den Säugling ein potentielles Nahrungsmittelallergen — dafür mehr a-Laktalbumin sowie Laktoferrin und Lysozym. Das Stillen beinhaltet also eine geringe Zufuhr von arteigenem Eiweiß höchster Qualität. Die künstliche Ernährung stellt eine hohe Zufuhr von Fremdprotein geringerer Qualität dar.

sorbieren 80% des Muttermilchfettes, aus der Kuhmilch jedoch nur 50 %. Dabei ist die Frauenmilchlipase von Bedeutung.

Kohlenhydrate

Der Laktosegehalt ist mit 7 g/100 ml sehr hoch. Die Laktose dient nicht nur zur Energiegewinnung, sondern hat Auswirkungen auf die intestinale Flora des Säuglingsdarmes. Laktose aus Frauenmilch wird im Dünndarm langsamer resorbiert und gelangt in den Dickdarm. Dort entsteht durch bakteriellen Abbau ein saures Milieu mit einem spezifischen reproduzierbaren mikroökologischen Zustand, der fäulFett niserzeugende Bakterien unterdrückt. Fäulnisprodukte fallen weniger an. Die Entgiftungsfunktion der Leber beim Das Fett stellt mit 4 g/100 ml den enerEiweiß getischen Hauptbestandteil der Mutter- jungen Säugling wird entlastet. Die ernährungsphysiologischen Eigen- milch dar. Die Frauenmilch enthält schaften der Muttermilch und die phy- mehr ungesättigte Fettsäuren, vor allem siologischen StofTwechselleistungen des Linolsäure (5 bis 8mal mehr als in Kuh- Mineralstoffe Neugeborenen und Säuglings entspre- milch). Der Gehalt von Palmitinsäure chen einander am besten [5, 6]. So ist ist in Frauenmilch geringer, wird aber Der Gesamtgehalt an Mineralien liegt bekannt, daß der Eiweißgehalt der Mut- viel besser resorbiert als aus Kuhmilch: mit 0,2 g/100 ml sehr niedrig und zutermilch unter den Säugern am nie- Das liegt daran, daß Palmitinsäure in sammen mit dem niedrigen Eiweißgedrigsten und der Laktosegehalt am der Frauenmilch vorwiegend in ^-Stel- halt entsteht eine niedrige Molenlast höchsten ist. Der Eiweißgehalt be- lung der Triglyzeride eingebaut ist, für die Niere. Betrachtet man den trägt 0,9 %. Der ältere Wert von 1,2 g % während sie bei den Kuhmilchfetten Kalziumgehalt der Muttermilch, der stammte aus Stickstoffbestimmungen, vorwiegend in der äußeren Position zu dreimal niedriger ist als der der Kuhdie auf Eiweiß umgerechnet wurden. finden ist. Aus dieser wird sie durch milch, so wird aus Muttermilch etwa Diese geringe Eiweißzufuhr kommt der Lipase abgetrennt, wird zum Teil mit 75% des Kalziums, bei Kuhmilch nur geringeren Leistungsfähigkeit der Säug- Kalzium zu unlöslichen Kalkseifen um- 25% des Angebotes resorbiert. Das lingsnieren sehr entgegen. Kuhmilch- gesetzt und im Stuhl ausgeschieden. hängt z. T. mit der schlechteren Fetternährte Säuglinge haben einen Harn- Dagegen werden die /¡-Monoglyzeride resorption, z. T. mit dem hohen Phosstoffspiegel, der doppelt so hoch ist durch die Darmmukosa resorbiert. phatangebot der Kuhmilch zusammen. wie bei gestillten Kindern. Das geringe Auch bei der Resorption wird die Über- Neonatale Hypokalzämien unter KuhProteinangebot reicht aus, weil der legenheit der artspezifischen Fette deut- milch-Nahrung sind wesentlich häuSäugling im Vergleich zu anderen Gat- lich. Auch kleinste Frühgeborene re- figer. Obwohl der Eisengehalt bei beiden Milchen fast gleich ist, wurden bei vollTabelle 1 gestillten Säuglingen weniger EisenAntibakterielle Faktoren in der Muttermilch [7] mangelzustände beobachtet. Mit modernen Methoden (Ganzkörperzähler) Faktor in vitro aktiv gegen konnte belegt werden, daß aus Muttermilch 50 % des Eisens und aus der KuhL. bifidus Wachstumsfaktor Enterobacteriaceae, enteropathogene Erreger milch nur 20% resorbiert werden. ÄhnSekretorisches IgA E. coli; E. coli Enterotoxin; C. tetani, C. diphtheriae, lich sind die Verhältnisse bei Zink. D. pneumoniae, Salmonella, Shigella C1-C9 Laktoferrin Laktoperoxydase Lysozyme Lipide (ungesättigte Fettsäuren) Milchzellen

Ernährungsforschung, Bd. 26, H. 6

Effekt nicht bekannt E. coli; C. albicans Streptococcus ; Pseudomonas ; E. coli, S. typhimurium E. coli; Salmonella, M. lysodeikticus S. aureus Phagozytose: E. coli, C. albicans; sensibilisierte Lymphozyten: E. coli

Vitamine Von den Vitaminen ist der Gehalt an Vitamin A, C und E höher als in Kuhmilch, was für die Entwicklung des 161

Säuglings bedeutungsvoll sein könnte. Die Situation bei Vitamin D ist folgende : Bisher wurde der Vitamin-D-Gehalt in der Fettfraktion der Milch bestimmt. Heute ist bekannt, daß eine höhere Vitamin-D-Menge auch in der wäßrigen Phase als Verbindung mit Sulfat existiert. Die Vitamin-D-Versorgung bei vollgestillten Säuglingen soll damit abgedeckt sein, was aber nicht unwidersprochen ist.

Immunologische Aspekte der Muttermilch Die antiinfektiöse Wirkung der Muttermilch beruht auf zellulären und humoralen Faktoren sowie der Keimfreiheit. Der zelluläre Anteil — etwa 2000 je mm 3 , im Kolostrum sogar 4000 je mm 3 — besteht aus Makrophagen, die das Lysozym produzieren. Weiterhin werden T- und B-Lymphozyten nachgewiesen, die eventuell eine zellgebundene Immunität übertragen können. Außerdem wird eine Phagozytose beobachtet. Dazu kommt die Produktion von Immunglobulinen und Interferon. Außerdem haben die Granulozyten eine bakterizide Wirkung. Unter den humoralen Faktoren steht das sekretorische IgA im Vordergrund. Der Gehalt ist im Kolostrum am höchsten (50 mg/ml). Es besteht eine Resistenz gegen proteolytische Enzyme des Verdauungstraktes. Dieses IgA wird nicht resorbiert, bleibt im Darm und überbrückt die intestinale Immunschwäche des Neugeborenen. Es beinhaltet vor allem Antikörper gegen Escherichia coli, zeigt aber auch eine Wirkung gegen andere

Tabelle 2 Antivirale Faktoren in der Muttermilch [7] Faktor

in vitro aktiv gegen

Sekretorisches IgA

Polio types 1,2,3. Coxsackie types A9, B3, B5; Echo types 6. 9; Ross River virus, Rotavirus Herpes simplex; influenza, dengue, Ross River virus, Murine leukemia virus, Japanese B encephalitis virus Herpes simplex: vesicular stomatitis virus, Rotavirus

Lipide (ungesättigte Fettsäuren und Monoglyzeride) Nicht-Immunglobuline Makromoleküle

Bakterien und gegen Viren. IgA wirkt im Darmlumen. Laktoferrin hemmt durch die Eisenbindung das Bakterienwachstum. Schließlich muß hier noch einmal die mikroökologische Wirkung der Muttermilch auf die Dickdarmflora genannt werden. Das saure Milieu führt zum Überwiegen der Bifidumflora und damit zu einer Verminderung von Infektionserregern und Fäulnisbakterien. Potentielle pathogene Keime im Dickdarm werden seltener. Die invitro-Wirkung der Muttermilch auf Bakterien und Viren zeigen die Tabellen 1 und 2 [7]. Die Summe der genannten Faktoren ist wohl für die bessere Situation gestillter Säuglinge hinsichtlich Morbidität und Mortalität verantwortlich, was in zahlreichen Untersuchungen belegt ist. Die Wirkung der zellulären und humoralen Schutzfaktoren ist nur bei frischer Muttermilch-Verfutterung nachzuweisen. Kochen und Sterilisieren in Frauenmilch-Sammelstellen führt zum weitgehenden Verlust dieses Schutzes. Hier bleibt nur der ernährungsphysiologische Vorzug der Muttermilch bestehen, der im Einzelfall aber auch wichtig ist. Die derzeit günstigste Konser-

KM • f m

1.2

(0,9)

"3.6s

TT Eiweiß

4,0 52

^3.7

3H Fett

72

%8

TT n Laktose

g /100 ml H Energie-% Mineralien

Abb. 1. Vergleich zwischen Frauenmilch und Kuhmilch (Zusammensetzung und Kalorienverteilung)

162

vierungsmethode der Frauenmilch ist die Aufbewahrung unter Tiefkühlbedingungen. Pasteurisieren (30 Minuten bei 62,5 °C) stellt einen Kompromiß dar. Schließlich soll bei der Immunologie der Muttermilch noch auf die antiallergische Wirkung hingewiesen werden. Die antiallergische Wirkung der Muttermilch beruht auf der Vermeidung der Zufuhr von Fremdprotein. So steigt der IgE-Gehalt bei künstlich ernährten Kindern schneller an als unter Muttermilch-Ernährung. Alle Proteine der Kuhmilch kommen als Antigene in Frage. In den ersten 6 Wochen wird nur eine geringe Menge sekretorisches IgA im Säuglingsdarm gebildet. Hieraus begründet sich auch die Stilldauer von mindestens 3 bis 4 Monaten, bis eine stabile Immunabwehr des Darmes etabliert ist sowie das Tief der Hypogammaglobulinämie überwunden ist. Bei jungen Säuglingen, deren Darmepithel durch Entzündungen geschädigt wird, kann es schon in den ersten beiden Lebensmonaten zu einer Allergisierung durch Kuhmilchproteine mit erheblicher Dünndarmschädigung in Form einer Zottenatrophie und einer Gedeihstörung kommen. Das alles kann durch Muttermilch-Ernährung verhindert werden. Es gilt heute als sicher, daß konsequente Muttermilch-Ernährung der jungen Säuglinge von allergischen Eltern den besten Schutz gegen den Ausbruch der gleichen Krankheit wie Asthma, Heuschnupfen und Ekzem darstellt, zumindest aber das Frühauftreten verhindert wird [4],

Medikamente und Fremdstoffe in der Muttermilch In Abhängigkeit von ihrem physikalisch-chemischen Verhalten gehen Medikamente in mehr oder weniger starkem Maße in Muttermilch über. Die Gefahren, die den Kindern erwachsen können, sind aber gering. Es gibt kaum eine notwendige medikamentöse Therapie bei der Mutter, die durch den Übertritt in Muttermilch und Kind gefährlich sein könnte und die nicht durch ein anderes Therapieregime ersetzt werErnährungsforschung, Bd. 26, H. 6

eine Kettenraucherin kommt nicht viel und nicht lange zum Stillen.

Psychologische Aspekte

Kuhmilch adaptierte Nahrung

m

Muttermilch

nicht eiweißgeb. N. • ooeoi

i??5oi Serum-Albumin Immunglobuline Laktoferrin •

Lysozym

E I S oC-Laktalbumin •

ß-Laktoglobulin

V/A

Kasein

Abb. 2. Proteinzusammensetzung bei Kuhmilch, Muttermilch und adaptierter Nahrung (nach Hambraeus)

den könnte. Vermeiden sollte man Thiourazil, Morphin und Antibiotika, letztere wegen der Sensibilisierung und Resistenzentwicklung [8]. Bei den Fremdstoffen stehen chlorierte Kohlenwasserstoffe und polychlorierte Biphenyle im Vordergrund. Sie können durch Akkumulierung zu unzulässigen Konzentrationen in der Muttermilch führen. Obwohl hierbei noch lange nicht alle Probleme gelöst sind, liegen keine klinischen Beobachtungen oder anderen Befunde vor, die es rechtfertigen könnten, vom Stillen abzuraten. Der Nutzen des Stillens ist in jedem Falle höher als die Gefahren durch möglicherweise vorhandene Rückstände [1]. Alkohol geht sehr stark auf das Kind über. Es entstehen Intoxikationserscheinungen beim Neugeborenen. Nikotin tritt ebenfalls über die Muttermilch auf das Kind über. Nikotin hemmt aber die Milchproduktion — Ernährungsforschung, Bd. 26, H. 6

würden das Stillen erheblich fördern. # Zu Hause ist die Entfernung der Waage (man sollte nur in größeren Abständen wiegen) von günstigem Einfluß auf die Stillmenge. Künstliche Säuglingsnahrungen sollten für die Mutter nicht sofort greifbar sein. Ich bin bei meinen Darlegungen bewußt nicht auf die Spätwirkungen des Stillens, also auf die geistig-psychischen Leistungen des Kindes und die Risikominderung bei chronischen Erkrankungen im Erwachsenenalter wie Fettsucht, Hyperlipoproteinämie usw., eingegangen. Hier ist vieles ungesicherte Theorie, Indiz oder Analogieschluß. Die Gründe für das Nachlassen der Stillfreudigkeit bei uns sind vielfaltig. An der biologischen Fähigkeit der Mütter zur Produktion von Milch hat sich sicher nichts geändert. Mit entsprechendem Einsatz von vielen Seiten ist es möglich, das Stillen wieder zur Regel in der Ernährung der Neugeborenen zu machen. Das zeigen Erfahrungen bei uns, aber auch Mitteilungen aus nordischen Ländern. Dieser Vorgang ist aber ein Lernprozeß, der Zeit und Engagement benötigt.

Neben dem nutritiven und immunologischen Wert des Stillens ist noch besonders der psychologische Aspekt zu betonen. Das Stillen wird entscheidend von der Wechselwirkung zwischen Psyche sowie nervaler und hormonaler Steuerung beeinflußt. Dazu einige Aussagen: — Schon eine halbe Stunde nach der Geburt ist bei gesunden Neugeborenen ein starker Saugreflex vorhanden, der ein starker Stimulus auf die Milchsekretion sein sollte. Daraus folgt die Empfehlung, möglichst frühzeitig anzulegen (innerhalb der ersten beiden Lebensstunden). — Der enge Kontakt zwischen Kind und Mutter in Form des ständigen Zusammenseins im gleichen Raum (rooming-in) hat eine nachhaltige Wirkung auf Stillerfolg und Stilldauer. Das ist vielfach belegt. — Mutter und Kind lernen aufeinander zu hören (Signalwirkung) und sich aufeinander zu verlassen. Der anfängliche labile Rhythmus der Nahrungsaufnahme beim Gestillten re- L i t e r a t u r h i n w e i s e guliert sich erst allmählich auf einen annähernd vierstündigen Rhythmus [1] Heeschen, W., A. Blüthgen und A.Tolle: Fremdstoffe in der Muttermilch; in [3] ein. Die Nachtpause beginnt erst mit etwa 4 Wochen. Das Stillen er- [2] Heine, W. u. a.: Arbeitsgemeinschaft Stoffwechsel und Ernährung: Empfehlungen folgt nach Bedarf. zur Säuglingsernährung; KiPra 47 (1979) — Aus Tierversuchen weiß man, daß 596-603 Muttertiere eine gewisse Streßim- [3] Hövels, O. und Ingeborg Eckert (Hrsg.): munität haben, dagegen aber eine Säuglingsemährung in den ersten LebensHypersensibilität gegenüber Signamonaten in Kliniken und Praxis; Symp. 1977, Verlag G. Thieme Stuttgart 1978 len ihrer Jungen vorhanden ist. Das Stillen bietet die günstigste Voraus- [4] Saarinen, Ulla M. et al.: Prolonged breastfeeding as prophylaxis for atopic disease. setzung zur Entwicklung eines stabilen Lancet II 163 (1979) Mutter-Kind-Verhältnisses.

Praktische Hinweise Abschließend seien noch einige praktische Gesichtspunkte, die von großem Einfluß auf das Stillen und die Stillmenge sind, genannt [2]: # Einheitliche Einstellung und persönlicher Einsatz aller, die mit dem Stillen zu tun haben. Die Motivation zum Stillen muß gefördert werden und es müssen auch praktische Anleitungen zum Stillen gegeben werden können. Das beste Beispiel für eine Stillpropaganda ist aber eine Mutter, die gestillt hat. • Einige organisatorische Voraussetzungen wie genügend langer Aufenthalt auf der Entbindungsstation, frühes Anlegen, rooming-in u. a.

[5] Schmidt, E.: Vorzüge der Muttermilchernährung des Säuglings. Monatsschr. Kinderheilk. 127 (1979) 5 2 5 - 5 2 9 [6] Tönz, O.: Ernährungsphysiologische und immunologische Vorzüge der Frauenmilchernährung. Therapeut. Umschau 35 (1978) 610-618 [7] Welsh, J. K. and I. T. May: Anti-infective properties of breast milk. J. Pediat. 94 (1979) 1 - 9 [8] Windorfer, A. und U. Gasteiger: Stillen und Medikamente; in [3]

Dr. sc. med. N. Bannert Kinderklinik Medizinische Akademie Magdeburg 163

S. Hejda und K. Osancovà

Neue Richtwerte für die Energieund Nährstoffaufnahme in der CSSR

Tabelle 1 Empfehlungen für die tägliche EnergieVersorgungsgruppe

Energie- und Nährstoffrichtwerte gehören zu den unentbehrlichen Helfern der auf dem Gebiet der Ernährungsforschung und Ernährungspraxis Tätigen. In allen Ländern, in denen Ernährungsfragen untersucht werden, existiert auch das Problem der Ernährungsrichtwerte. Die Zusammenarbeit der DDR und CSSR auf diesem Gebiet hat schon ihre Tradition. Bereits im Jahre 1962 fand in Berlin und Potsdam-Rehbrücke ein Symposium statt, auf dem von Vertretern der sozialistischen Länder Fragen der Ernährungsrichtwerte und ihres Vergleichs erörtert wurden. In diesem Beitrag sollen die Ernährungsfprscher derL)DR mit den neuen Richtwerten der CSSR, wie sie für die Jahre 1981 bis 1985 vorgeschlagen wurden, bekanntgemacht werden. Ähnlich wie unsere Kollegen in der DDR versuchen auch wir die neuesten ernährungswissenschaftlichen Erkenntnisse bei der Bearbeitung der Ernährungsrichtwerte zu berücksichtigen. Deswegen werden diese entsprechend eines Beschlusses einer Kommission des Ministeriums für Landwirtschaft und Ernährung alle fünf Jahre überarbeitet und erweitert. Die in den Taßelleh abgedruckten Richtwerte gelten für den normalgewichtigen gesunden Durchschnittsbürger der CSSR in der entsprechenden Kategorie. Im folgenden Kommentar zur neuen Auflage der Ernährungsrichtwerte für 1981 bis 1985 sollen vor allem einige Änderungen dargelegt werden. Ähnlich wie in den früheren Auflagen werden die Werte als Verzehrsempfehlungen angegeben.

Umfang und Kompliziertheit der Tabelle 1 machten den Mitarbeitern der Setzerei sowie der Redaktion die Wiedergabe dieser Tabelle nur durch Teilung und Abdruck auf zwei Seiten möglich. Die Redaktion dankt den Mitarbeitern des Druckereikombinates „Thomas Müntzer" für die Unterstützung und bittet die Leser um Verständnis. 164

In Auswertung gemachter Erfahrungen und um ihren Gebrauch zu verbessern, wurden die Tabellen der neuen Empfehlungen für die tägliche Energie- und Nährstoffaufnahme in drei Abschnitte eingeteilt.

I. Grundtabellen für die Praxis (siehe Tabelle 1) Diese enthalten die Richtwerte für: Energie, Gesamteiweiß und tierisches Eiweiß, Gesamtfett, Linolsäure, Kohlenhydrate, Calcium, Eisen, die Vitamine A, Bi, B2 und C. Aus diesen Tabellen haben wir etliche Nahrungsinhaltsstoffe weggelassen, für die wir in der Vergangenheit keine Defizite ermitteln konnten und wo auch in Zukunft keine Defizite zu erwarten sind: pflanzliches Eiweiß, Magnesium, Phosphor, Zink, Tocopherole, Pyridoxin, Niacin.

II. Ergänzungstabellen (siehe Tabelle 2)

Kinder Säuglinge Säuglinge Kleinkinder Kinder Kinder Jungen Mädchen Jugendliebe Jungen Studenten Körperliche Arbeit Schwere körperl. Arbeit Mädchen Studentinnen Körperliche Arbeit Männer Leichte Arbeit Mittelschw. körperl. Arbeit Schwere körperliche Arbeit Sehr schwere körperl. Arbeit Leichte Arbeit

Die vorliegenden Tabellen sind für Mittelschw. körperl. Arbeit spezielle Tätigkeiten gedacht und ent- Schwere körperliche Arbeit halten hauptsächlich Inhaltsstoffe der Sehr schwere körperl. Arbeit Nahrung, die ursprünglich in den Grundtabellen standen sowie einige Rentner weitere, die in den früheren Tabellen noch nicht aufgeführt wurden: pflanzliches Eiweiß, Magnesium, Phosphor, Frauen Zink, Tocopherole, Pyridoxin, Niacin, Leichte Arbeit Mittelschw. körperl. Arbeit Pantothensäure, Folsäure. Schwere körperliche Arbeit

III. Allgemeine Empfehlungen (siehe Tabelle 3) Dieser letzte Teil der Ernährungsempfehlungen enthält Hinweise (z. B. bei Kupfer, Rohfaser, Aminosäuren), für die unser Kenntnisstand zum Bedarf und Versorgungsstand verschiedener Bevölkerungsgruppen und unsere (Fortsetzung auf Seite 166)

Schwangere ab 2. Trimester Voll Stillende Teilweise Stillende Leichte Arbeit Mittelschwere körperl. Arbeit Schwere körperliche Arbeit Rentner

Ernährungsforschung, Bd. 26, H. 6

und Nährstoffaufnahme (Grundtabellen) Alter janre

Nahrungsenergie kJ

kcal

Eiweiß g Gesamteiweiß

0— 6 Monate 460* 7—12 Monate 420* 1- 2 5400 3- 6 7100 7-10 9200 11-14 11-14

HO* 100* 1300 1700 2200

3,5* 3,5* 50 65 85

Fett 8 Tier. Eiweiß

Kohlennyoraie g

Kalzium mg

Eisen mg

A Hg

Gesamtfett

Linolsäure

35 45 55

4,5* 4,0* 45 60 75

0,3* 0,4* 3,4 5,0 6,5

14,0* 12,5* 174 225 296

700 900 900 900 1100

5 8 8 9 11



Vitamine B. mg

mg

C mg

400 400 400 500 700

0,2 0,5 0,5 0,7 1,0

0,4 0,7 0,8 1,0 1,3

30 35 35 50 55

11700 10900

2800 2600

100 95

60 60

95 90

8,3 7,7

386 352

1200 1100

13 15

900 900

1,2 1,1

1,7 1,6

65 70

13400 15100 16700

3200 3600 4000

115 135 140

70 80 80

105 125 150

9,4 10,6 11,8

450 483 523

1200 1200 1400

15 15 18

1000 1000 1100

1,3 1,5 1,8

2,0 2,2 2,4

70 70 90

10000 11300

2400 2700

85 100

50 60

75 90

7,1 8,0

346 372

1200 1200

17 17

900 90C

1,0 1,1

1,5 1,6

70 70

11300 12600 14600 17200

2700 3000 3500 4100

90 105 120 135

55 65 70 70

90 100 125 150

8,0 8,9 10,4 12,2

382 420 474 552

800 800 800 1000

12 12 12 12

1000 1000 1000 1200

1,1 1,2 1,4 1,8

1,6 1,8 2,1 2,5

50 60 75 80

10500 11700 13800 15900

2500 2800 3300 3800

85 100 110 125

50 60 65 65

85 90 115 130

7,4 8,3 9,8 11,3

349 400 460 532

800 800 800 1000

12 12 12 12

1000 1000 1000 1200

1,0 1,2 1,4 1,5

1,5 1,7 2,0 2,3

50 60 75 80

10000 8800

2400 2100

85 75

50 45

80 65

7,1 6,5

335 304

700 700

10 10

850 800

1,2 1,0

1,4 1,3

50 50

9600 10900 12100 11300 12600 11300

2300 2600 2900 2700 3000 2700

80 90 100 105 115 105

50 55 60 65 75 65

80 90 95 85 100 90

6,8 7,7 8,6 8,0 8,9 8,0

315 360 410 379 410 368

800 800 800 1500 2000 1700

14 14 14 18 22 20

900 900 900 1100 1200 1000

1,0 1,1 1,2 1,2 1,4 1,3

1,4 1,6 1,7 1,6 1,8 1,7

50 50 60 80 100 90

9200 10000 11300

2200 2400 2700

75 85 95

45 50 55

70 80 90

6,5 7,0 8,0

320 335 380

800 800 800

14 14 14

900 900 900

1,1 1,2 1,4

1,4 1,5 1,6

50 50 60

8800 8000

2100 1900

75 65

45 35

70 65

6,5 6,5

292 265

700 700

10 10

800 750

1,1 1,0

1,4 1,2

50 50

15-18

15-18

19—34

35-59

60-74 ab 75 19-34

35-54

55-74 ab 75

'

•Angaben pro 1 kg Körpergewicht (bei Säuglingen im Alter von 0—6 Monaten beträgt das Durchschnittsgewicht 6 kg, im Alter von 7—12 Monaten 9 kg) Ernährungsforschung, Bd. 26, H. 6

165

Tabelle 2 Empfehlungen für die tägliche Energie- und Nährstoffaufnahme (Ergänzungstabellen) Versorgungsgruppe

Kinder Säuglinge Säuglinge Kleinkinder Kinder Kinder

Alter Jahre

Pflanzliches Magne- Phosphor Zink Eiweiß sium g mg mg mg

Toco pherole mg

Pyridoxin mg

Niacin mg

Pantothen- Folsäure säure mg ng

8* 10* 100 200 250

400 900 900 900 1100

4 5 5 6 7

5 6 6 8 10

0,3 0,6 0,6 0,8 1,2

4 6 9 11 14

2 2 3,5 4 5

60 60 100 100 100

40 35

350 300

1200 1100

11 10

12 10

1,5 1,5

18 17

6 6

150 150

45 55 60

400 400 450

1200 1200 1400

11 11 12,5

12 14 15

1,7 1,8 2,2

21 24 26

8 8 8

200 200 200

35 40

350 350

1200 1200

8 8

12 12

1,5 1,5

16 18

8 8

200 200

19-34

35 40 50 65

400 400 400 450

1200 1200 1200 1500

8 8 8 8

12 12 12 14

1,9 1,9 2,1 2,4

18 20 23 27

8 8 8 8

200 200 200 200

Leichte Arbeit Mittelschw. körperl. Arbeit Schwere körperliche Arbeit Sehr schwere körperl. Arbeit

35-59

35 40 45 60

350 350 350 400

1200 1200 1200 1500

8 8 8 8

12 12 12 14

1,9 1,9 2,1 2,4

16 18 22 25

8 8 8 8

200 200 200 200

Rentner

60-74 ab 75

35 30

350 350

1000 1000

8 8

11 11

1,8 1,8

16 14

8 8

200 200

19-34

30 35 40 40 40 40

350 350 350 450 450 400

1200 1200 1200 1500 2000 1700

8 8 8 16 18 16

10 10 12 14 18 16

1,8 1,8 1,9 2,5 2,6 2,4

15 17 19 18 20 18

8 8 8 10 10 10

200 200 200 400 300 300

30 35 40

300 300 300

1200 1200 1200

8 8 8

10 10 11

1,8 1,8 1,9

14 16 18

8 8 8

200 200 200

30 30

300 300

1000 1000

8 8

10 10

1,8 1,8

14 12

8 8

200 200

Jungen Mädchen Jugendliche Jungen Studenten Körperliche Arbeit Schwere körperliche Arbeit Mädchen Studentinnen Körperliche Arbeit Männer Leichte Arbeit Mittelschw. körperl. Arbeit Schwere körperliche Arbeit Sehr schwere körperl. Arbeit

Frauen Leichte Arbeit Mittelschw. körperl. Arbeit Schwere körperliche Arbeit Schwangere ab 2. Trimester Voll Stillende Teilweise Stillende

0— 6 Monate — 7—12 Monate— 1-2 15 3- 6 20 7-10 30

11-14 11-14

15—18

15-18

35-54 Leichte Arbeit Mittelschw. körperl. Arbeit Schwere körperliche Arbeit

Rentner

55—74 ab 75

* Angaben pro 1 kg Körpergewicht (bei Säuglingen im Alter von 0—6 Monaten beträgt das Durchschnittsgewicht 6 kg, im Alter von 7—12 Monaten 9 kg)

(Fortsetzung von Seite 164). Kenntnisse über ihren Gehalt in Lebensmitteln noch so dürftig sind, daß wir vorläufig nicht differenzierte Verzehrsempfehlungen, sondern nur allgemeine Richtlinien formulieren können. Außer einer neuen Anoiunung und der Erweiterung der „Empfehlungen" ha166

ben wir noch etliche kleine Änderungen den gleichen Gründen haben wir bei vorgenommen, welche einzelne Werte einigen Kategorien den empfohlenen betreffen. Verzehr für Retinol etwas gesenkt, zum Die Verzehrmenge für Linolsäure wurde Teil auch deshalb, weil die Einführung etwas angehoben auf Grund ent- von Retinoläquivalenten eine weitere sprechender Empfehlungen in der Lite- Präzisierung der Bedarfsnormen erratur und unserer eigenen Befunde. Aus möglichte. Bei einigen PersonengrupEmährungsforschung, Bd. 26, H. 6

Tabelle 3 Allgemeine Empfehlungen Kupfer Vorläufig dienen die Empfehlungen der Kommission der FAO/WHO als Richtlinie: Säuglinge und Kleinkinder 0,08 mg/kg/Tag Ältere Kinder 0,04 mg/kg/Tag Erwachsene (Männer) 0,03 mg/kg/Tag

Kohlenhydra tbcdarfsnorm Da es nicht möglich ist, einen optimalen Verbrauch von Saccharose und Rohfaser vorzuschlagen, ist als vorläufige Richtlinie für den Zuckerverbrauch (direkter und indirekter Verbrauch) eine Menge von 28 kg pro Jahr (zirka 77 g pro Tag) nicht zu überschreiten.

Rohfaser Vorläufige Empfehlung: 90—100 mg/kg Körpergewicht

Aminosäuren Der Verbrauch der essentiellen Aminosäuren ist wesentlich höher als die Bedarfsnormen der FAO/WHO-Kommission. Es ist deshalb nicht notwendig, Bedarfsnormen für Aminosäuren in die Tabellen aufzunehmen.

pen, insbesondere bei älteren oder alten Personen, haben wir den Richtwert für die Thiaminaufnahme etwas erhöht, da die bisherigen Werte in bezug auf den Energieverbrauch kalkuliert wurden und sehr niedrig waren. Kleine Änderungen erfolgten auch bei den Richtwerten für die Riboflavinaufnahme. Das sind die wesentlichen Änderungen im Vergleich zur letzten Auflage der „Empfehlungen". In der Zukunft werden die Empfehlungen für die Energie- und Nährstoffaufnahme wahrscheinlich noch durch andere Faktoren erweitert (einige Aminosäuren, weitere essentielle Fettsäuren, manche Mineralstoffe und Spurenele-

Das Neueste aus Werder Seit einigen Wochen sind die Äpfelverarbeitungsanlagen im neuen Fruchtsaftbetrieb Werder nach Probelauf in Betrieb. Die Anlage entstand in gemeinsamer Arbeit von 129 Betrieben aus der DDR und der VR Bulgarien. Bis Jahresende wird Technoexport Sofia alle Produktionsbereiche an das Kombinat „Havelland" übergeben. Dann wird ein Drittel des DDR-Aufkommens an Obstsäften aus Werder geliefert. Die Früchte gelangen unterirdisch mittels Wasserdruck von den Bunkern des Lagers in die etwa 20 Meter entfernten Produktionshallen. Vorerst werden Säfte hergestellt, nach Abschluß der Bauarbeiten Konzentrate. Zwei Drittel aller Prozesse sind vollmechanisiert. Die Handarbeit beschränkt sich auf Obstverlesen sowie auf Überwachung, Wartung und Reinigung der Anlagen. Ernährungsforschung, Bd. 26, H. 6

mente). Wir wissen bis jetzt relativ wenig über die optimale ZusammenSetzung von Fetten und Kohlenhydraten in der Nahrung. Die Empfehlungen der Zukunft sollten zweifellos auch den

maximal tolerierbaren Zuckerkonsum definieren und einen Richtwert für für Rohfaser enthalten. Mit dem abnehmenden Energiebedarf wird es bei manchen Bevölkerungsgruppen schwierig, in dem geringen Nahrungsvolumen alle essentiellen Nahrungsfaktoren in ausreichender Menge unterzubringen, ohne von dem üblichen und gewohnten Lebensmittelsortiment abzuweichen. Bei der zukünftigen Bearbeitung der Bedarfsempfehlungen werden sicherlich auch die Anzahl der verwendeten Personengruppen und ihre Kriterien überdacht und gegebenenfalls verändert werden müssen. Die hier tabellarisch vorgestellten Bedarfsempfehlungen sollen auch eine Grundlage für zu empfehlende Lebensmittelverzehrsmengen sein.

MU Dr. sc. S. Hejda und MU Dr. K. Osancovâ Institut für Hygiene und Epidemiologie Prag/CSSR

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