152 58 26MB
German Pages 403 [408] Year 1952
Entscheidungen
des Reichsgerichts in Zivilsachen Sammlung der noch wichtigen Entscheidungen nach Fachgebieten geordnet Herausgegeben von Professor Dr. L. Auerbach, Berlin Präsident des Patentamtes Berlin Dr. Johannes Erlau, Rechtsanwältin Charlotte Graf, Berlin, Ministerialdirektor z. D. Senatspräsident Dr. Ernst Knoll, Berlin, Rechtsanwalt Erich Kummerow, Berlin, Rechtsanwalt Hermann Reufi, Berlin, Rechtsanwalt Dr. Walter Schmidt, Düsseldorf, Landgerichtsdirektor Alexander . Swarcenski, Berlin, Rechtsanwalt Dr. Werner Vahldiek, Berlin Gruppe I Bürgerliches
Recht
Sachenrecht Teil 2
Berlin
1952
Walter de Gruyter & Co. vormals G . J . Göschen'sche Verlagshandlung / J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung / Georg Reimer / Karl J . T r ü b n e r ; Veit & Comp.
Sachenrecht Herausgegeben von
Charlotte Graf R e c h t s a n w ä l t i n in B e r l i n
Teil 2
Berlin
195 2
Walter de Gruyter & Co. vormals G. J. Göschen'sehe Verlagshandlung / J. Gutten tag, Verlagsbuchhandlung / Georg Reimer / Karl J. T r ü b n e r / Veit & Comp.
Archiv-Nr. 28 17 52 Satz
und
Druck:
O t 1o W a l t e r .
Utrlin
SW29
V
Inhaltsverzeichnis Seilt
Verzeichnis der aufgenommenen Entscheidungen
Vli
Sachenrecht Teil 2
Erwerb und Verlust des Eigentums an beweglichen Sachen (Forts.) A n s p r ü c h e aus dem Eigentum Erbanrecht
. . . .
1 30 143
Vcrkaufsrecht
149
Dienstbarkeiten
154
Reallasten
250
Hypothek
265
VII
Verzeichnis der a u f g e n o m m e n e n Entscheidungen aus der alten S a m m l u n g RGZ.
Seite
Seite
RGZ.
51,
115
265
86,
135
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52,
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88.
21
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159
88,
160
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369
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375 • • . .
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61,
1
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36
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299
100,
69
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5
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65,
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307
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174
54
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19
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31 5
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237
I
VIII Seite
RGZ.
1
RGZ. 152,
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321
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149,
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151.
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4.'
159,
68
121
159,
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52
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62
128
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196
169,
180
247
D i e E n t s c h e i d u n g e n sind grundsätzlich — v o n u n w e s e n t l i c h e n Streichungen abgesehen — ungekürzt gebracht w o r d e n . Ausnahmsweis g e k ü r z t e E n t s c h e i d u n g e n sind m i t e i n e m "f g e k e n n z e i c h n e t . Soweit eine E n t s c h e i d u n g m e h r e r e F a c h g e b i e t e betrifft, ist sie nur in e i n e m F a c h g e b i e t a u f g e n o m m e n w o r d e n . D i e a n d e r e n G e b i e t e enth a l t e n nur d e n L e i t s a t z d e r b e t r e f f e n d e n E n t s c h e i d u n g m i t e i n e m Hinweis. w o d e r vollständige Abdruck erfolgt ist. U m das A u f f i n d e n der E n t s c h e i d u n g e n zu e r l e i c h t e r n , wird am S c h l u ß d e r S a m m l u n g ein G e s a m t - F u n d s t e l l e n r e g i s t e r e r s c h e i n e n , in d e m alle E n t s c h e i d u n g e n der amtlichen S a m m l u n g v e r z e i c h n e t sind. D i e in der S a m m l u n g a b g e d r u c k t e n E n t s c h e i d u n g e n sind n a c h d e r F u n d s t e l l e d e r alten und d e r n e u e n S a m m l u n g z i t i e r t ; bei d e n nicht a u f g e n o m m e n e n findet sich ein Hinweis über d e n G r u n d d e s A u s s c h e i d e n s .
Sachenrecht Erwerb und Verlust des Eigentums an beweglichen Sachen (Fortsetzung) RCZ. 138, 237. Welche Bedeutung hat es, wenn der Pächter zugunsten einer ihm Dunger liefernden Firma dem Verpächter gegenüber auf sein Fruchtziehungsiecht für einen bestimmten Teil des Pachtlandes verzichtet? SchlieBt § 956 Abs. 1 Satz 2 BGB. aus, daß durch eine Vereinbarung über die schuldrechtlicbe Grundlage des Aneignungsrechts an den Fruchten eine Änderung des durch Satz 1 das. begründeten rechtlichen Zustandes eintritt? BGB. §§ 953 flg. VII. Z i v i l s e n a t .
Urt. v. 11. November 1932.
I. Landgeridit Neustrelitz. — II. Oberlandesgericht Rostock.
Die Witwe G., über deren Vermögen am 12. November 1930 das Konkursverfahren eröffnet worden ist, hatte vom Freistaat MecklenburgStrelitz eine Domäne gepachtet. Die Firma Sdi. & H. hatte ihr im Frühjahr 1930 auf Kredit künstlichen Dünger geliefert, den sie selbst von der Klägerin bezogen hatte. Im Zusammenhang mit dieser Düngerlicfcrung sind drei Abmachungen zustande gekommen: 1. Am 15. März 1930 hat Frau G. dem Medclenburg-Strelitzschen Finanzministerium die schriftliche Erklärung abgegeben, daß sie „zugunsten der verpächterischen Behörde" auf den Eigentumserwerb an den im laufenden Jahr auf dem Schlage Nr. 3 links vom Wege nach F. in Größe von 63 ha zu erntenden Früchten verzichte, daß diese Ernte getrennt von der übrigen Ernte einzubringen und aufzubewahren sei, und daß sie damit einverstanden sei, daß die „verpächterische Behörde"
2
Sa d i e n r e c h t
der den Dünger liefernden Firma gestatte, sidi für ihre Kaufpreisforderung aus dem ihrem (der G.) Fruchtziehungsrecht entzogenen Schlage zu befriedigen. 2. Am 18. März 1 9 3 0 hat die Firma Sch. & H. der Klägerin gegenüber unter schriftlicher Zustimmung von Frau G. die schriftliche Erklärung abgegeben, daß sie der Klägerin aus Lieferung von Düngemitteln 12 5 0 0 R M sdiulde und ihr zur Sicherung dieser Forderung die Ansprüche gegen Frau G. in gleicher Höhe abtrete, welche ihr auf Grund des vorerwähnten Abkommens vom 15. März 1 9 3 0 zuständen. 3. Am 27. März 1 9 3 0 traf die Firma Sch. & H. mit dem Mecklenburg-Strelitzschen Finanzministerium ein Abkommen, in dem besonders folgende Bestimmungen enthalten waren: „die verpächterische Beh ö r d e " werde auf Antrag der den Dünger liefernden Firma Sch. & H. Frau G . veranlassen, auf das ihr pachtvertraglich zustehende Fruchtziehungsrecht an einem Teil der von ihr bestellten Schläge „zugunsten der verpächterischen Behörde zu verzichten" (§ 2 ) ; diese erklärte ihr Einverständnis damit, daß sich die Firma Sdi. & H. aus der Ernte, die auf Grund des vorstehenden Verzichts der Frau G. der „verpächterisdicn B e h ö r d e " zustehe, bis zur Höhe ihrer Forderungen aus der Düngcrlieferung befriedige, sei es vor oder nach der Aberntung; falls von Dritten in diese Ernte vollstreckt werde, ermächtige die „verpächterische Behörde" die Firma Sch. & H., die der ersteren zustehenden Widerspruchsrechte in eigenem Namen gerichtlich geltend zu machen (§ 3); das in § 3 der Lieferfirma eingeräumte Recht der Befriedigung aus der dem Fruchtziehungsrecht der Frau G. entzogenen Ernte erlösche mit dem 1. Dezember 1 9 3 0 , soweit die Firma ihre Kaufpreisforderung für den gelieferten Dünger nicht bis dahin mit Klage anhängig gemacht habe (§ 5). Die Klägerin behauptet, daß ihr auf Grund jener Abmachungen das Eigentum an den im Jahre 1 9 3 0 von dem Schlage 3 geernteten und getrennt in einer Scheunc gelagerten Mengen von Hafer und Roggen zustehe. Sie beantragt, festzustellen, daß sie das Recht habe, dieses Getreide aus der Konkursmasse auszusondern, hilfsweise daraus abgesonderte Befriedigung zu verlangen. Das Landgericht hat festgestellt, daß die Klägerin das Recht habe, aus den im Jahre 1 9 3 0 auf dem Schlage 3 geernteten Feldfrüchten abgesonderte Befriedigung zu verlangen. Das Oberlandesgericht hat dagegen die Klage abgewiesen. Die Revision der Klägerin ist zurückgewiesen worden.
E r w e r b u n d V e r l u s t des E i g e n t u m s an b e w e g l i d i e n Sachen
A u s den
3
Gründen:
D i e drei Abmachungen vom März 1930 stehen nach der Behaupt u n g der Klägerin u n d offenbar auch nach der A n n a h m e des Berufungsgerichts in engem Z u s a m m e n h a n g miteinander. Diejenigen v o m 15. u n d 27. März 1930 zwischen dem Medclenburg-Strelitzschen Finanzministerium u n d Frau G. einerseits, dem ersteren u n d der Firma Sch. & H. anderseits wurden ersichtlich b e w u ß t in bezug aufeinander abgeschlossen, wobei es unerheblich ist, daß im A b k o m m e n v o m 27. M ä r z — wohl infolge Benutzung eines Vordrucks — v o n einem erst noch h e r b e i z u f ü h r e n d e n Verzicht der Pächterin auf das Fruchtziehungsrecht an bestimmten Schlägen die Rede ist, w ä h r e n d der Verzicht t a t sächlich schon im ersten A b k o m m e n ausgesprochen war. Im Z u s a m m e n h a n g damit ist es auch durchaus naheliegend und wird anscheinend v o m Berufungsgericht zugunsten der Klägerin ebenfalls a n g e n o m m e n , daß sich die zwischen den beiden Abmachungen am 18. März 1 9 3 0 erfolgte A b t r e t u n g v o n Ansprüchen der Firma Sch. & H. an die Klägerin auch auf die damals bereits ins Auge gefaßte, w e n n auch erst später schriftlich niedergelegte Abmachung v o m 27. M ä r z 1930 bezog, so daß also auch die aus dieser sich ergebenden Ansprüche — wie mit rechtlicher Wirksamkeit geschehen k o n n t e - mitabgetreten w o r d e n sind. 1. Die Klägerin macht nun geltend, mit den drei A b k o m m e n h ä t t e n alle Beteiligten gewollt, daß die im Jahre 1930 zu e r n t e n d e n Früchtc des Schlagcs 3 mit der A b e r n t u n g Eigentum der Firma Sch. & H . u n d infolge der A b t r e t u n g Eigentum der Klägerin h ä t t e n sein sollen. Inwiefern eine solche Willenseinigung aller Beteiligten diese Rechtsfolge h ä t t e hervorbringen k ö n n e n , ob insbesondere die Klägerin nicht doch, entgegen den A u s f ü h r u n g e n des Berufungsgerichts, mittels eines v o r w e g g e n o m m e n e n Besitzkonstituts oder einer A b t r e t u n g des Herausgabeanspruchs zwar nicht durch die Aberntung, aber doch durch eine zeitlich mit der A b e r n t u n g zusammenfallende Besitzergreifung der Pächterin f ü r sie Eigentümerin der Früchtc h ä t t e w e r d e n k ö n n e n , k a n n u n e r ö r t e r t bleiben. Denn n a d i der tatsächlichen Feststellung des Berufungsurteils ist der Wille der Beteiligten nicht dahin gegangen. Vielm e h r hat man danach n u r gewollt, daß der Lieferfirma (wobei die Firma Sch. & H. u n d die Klägerin unbedenklich gleichzustellen sind) gestattet werde, sidi aus der Ernte 1930 v o m Sdilage 3 wegen ihrer Forderung f ü r gelieferten Dünger zu befriedigen. Diese Auslegung der drei A b machungen ist nicht nur möglich, sondern entspricht ihnen, wenngleich nicht alle Bestimmungen der A b k o m m e n vom 15. u n d 27. März 1930
4
Sachenrecht
völlig eindeutig sind, jedenfalls mehr, als wenn man den Abmachungen den Willen einer Eigentumsübertragung auf die Lieferfirma entnehmen wollte. Der Wille, der Lieferfirma die Befriedigung aus der Ernte des Jahres 1930 vom Schlage 3 zu ermöglichen, ist nun rechtlich so verwirklicht worden, daß die Pächterin der verpachtenden Behörde gegenüber zu deren Gunsten (also in Wahrheit zugunsten des Mecklenburg-Strelitzsdien Staates) auf ihr Fruchtziehungsredit oder ihren Eigentumserwerb (in den Urkunden werden beide Ausdrüdce gebraucht) hinsichtlich der erwähnten Ernte verzichtete und die verpachtende Behörde sich mit der Befriedigung der Lieferfirma aus dieser Ernte, sei es vor oder nach der Aberntung, einverstanden erklärte, ihr, wie es in § 4 der Urkunde vom 27. März 1930 heißt, diese Ernte zur Vollstreckung freigab und sie auch ermächtigte, die der verpachtenden Behörde zustehenden Widerspruchsrechte in eigenem Namen geltend zu machen. Indem die Pächterin auf ihr Fruchtziehungsredit und damit auf ihren an sich nach § 956 Abs. 1 Satz 1 BGB. mit der Trennung (der Aberntung) eintretenden Eigentumserwerb an den betreffenden Feldfrüditen zugunsten der verpachtenden Behörde verzichtete, behielt der Medclenburg-Strelitzsche Staat das Eigentum an diesen Früchten, das er vor der Aberntung infolge seines Eigentums am Grundstück hatte, auch nach der Abemtung. Es handelt sich nicht um eine teilweise Aufhebung des Pachtvertrags, der vielmehr auch wegen des Schlages 3 namentlich für die Verpflichtung der Pächterin zur landwirtschaftlichen Bestellung und zur Pachtzinszahlung fortbestand, sondern um den Verzicht auf eine einzelne der Pächterin auf Grund des Pachtvertrags zustehende Befugnis, eben auf das Recht der Fruchtziehung von einem bestimmten Teile des Pachtlandes. Das war insbesondere — entgegen einem in der Revisionsverhandlung vom Beklagten geäußerten Zweifel — auch trotz des § 956 Abs. 1 Satz 2 BGB. rechtlich möglich. Denn dort wird nur der einseitige Widerruf des zur Gestattung der Aneignung verpflichteten Grundeigentümers gegenüber dem anderen, der sidi in dem ihm überlassenen Besitz des Grundstüdes befindet, also insbesondere der einseitige Widerruf des Verpächters gegenüber dem Pächter ausgeschlossen und ihm die Wirkung versagt, die sich als unmittelbare d i n g l i c h e Wirkung darstellen würde. Das hindert aber nicht, eine Vereinbarung über die s c h u l d r e c h t l i c h e Grundlage für das Aneignungsrecht, namentlich die vertragsmäßige Abänderung eines
Erwerb und Verlust des Eigentums an beweglichen Sachen
5
Pachtvertrags, die in das eigentliche Recht nur mittelbar eingreift, für zulässig anzusehen, und zwar nicht nur eine solche, die sich auf die teilweise Aufhebung des Pachtvertrags bezieht, sondern auch eine weniger weitgehende Abänderung des Vertragsverhältnisses. Das ihm hiernach zustehende Eigentumsrecht an den Feldfrüchten des Sdilages 3 wollte aber der Meddenburg-Strelitzsche Staat — das ist die rechtliche Bedeutung der weiteren Abmachungen, wie sie sich nach der zutreffenden Ansicht des Berufungsgerichts aus den Urkunden ergibt — nicht geltend machen gegenüber Veranstaltungen der Lieferfirma, sich wegen ihrer Forderung für den gelieferten Dünger aus diesen Früchten zu befriedigen. Er wollte gegenüber einer Zwangsvollstreckung der Lieferfirma auf Grund eines von ihr gegen die Pächterin erwirkten Schuldtitels, sei es eine Pfändung der Früchte vom Schlage 3 auf dem Halm nach § 810 ZPO., sei es eine Pfändung des dort abgeernteten Getreides, keine Widerspruchsklage nach § 771 Z P O . auf Grund seines Eigentums erheben noch auch gegen die freihändige Lieferung dieser Früchte an die Lieferfirma zum Zweck ihrer Befriedigung — was schon in der Urkunde vom 15. März als möglich vorgesehen war — etwas unter Berufung auf sein Eigentum einwenden, insbesondere dieses Getreide nicht etwa mit der Eigentumsklage wieder herausverlangen. Auch sollte die Lieferfirma, zur Verstärkung ihrer Befriedigungsmöglichkeiten, gegenüber Vollstreckungen Dritter ermächtigt sein, Widerspruchsklage im eigenen Namen auf Grund des Eigentumsrechts des Mecklenburg-Strelitzschen Staates zu erheben. Alles dies gewährte aber der Lieferfirma und damit der Klägerin kein eigenes dingliches Recht an dem vom Schlage 3 abgeernteten Getreide und damit kein Aussonderungs- oder Absonderungsrecht, solange sie nicht auf Grund der schuldrechtlichen Gestattung der verpachtenden Behörde (und damit des Staatsfiskus), sei es durch Vollstreckung, sei es durch Übereignung infolge Einigung, ein dingliches Recht erwarb; in dieser Beziehung kommt jedoch irgendeine Rechtshandlung vor der Konkurseröffnung im November 1930 nicht in Betracht. Auch ein eigenes persönliches, einen Herausgabeanspruch begründendes Recht, das zur Aussonderung berechtigen könnte (vgl. M e n t z e l KO. 4. Aufl. § 43 Anm. 5 vor a und unter b), stand der Klägerin gegen die Pächterin keinesfalls zu. 2. Die Klägerin kann aber einen Aussonderungs- oder Absonderungsanspruch auch nicht auf die Bestimmung in § 3 Abs. 2 des Abkommens vom 27. März 1930 unter dem Gesichtspunkt der Geltend-
Sachenrecht
6
machung eines YViderspruchsredits des Mecklenburg-Strelitzsdien Staates im eigenen Namen stützen.
Es ist sdion zweifelhaft, o b die dort ge-
setzte Bedingung: „falls von Dritten in diese Ernte vollstreckt wird" auch
auf
den
Fall
der
Konkurseröffnung
Pächterin bezogen werden kann.
über
das
Vermögen
der
Jedenfalls schlägt aber dagegen, wie
audi das Berufungsgericht angenommen hat, die Bestimmung in § 5 dieses Vertrags durch.
Nicht haltbar ist das Vorbringen der Revision
hierzu, daß der Beklagte damit unzulässigerweise eine Einrede aus dem Recht eines Dritten vorbringe. D i e Klägerin muß ihre Berechtigung für den mit der Klage geltend gemachten Anspruch dartun, und wenn sie sich dabei auf ein A b k o m m e n ihrer Zedentin mit einem Dritten stützt, so muß sie sich auch darauf verweisen
lassen, daß nach
demselben
Abkommen dem Recht ihrer Rechtsvorgängerin Beschränkungen
ent-
gegenstehen, insbesondere daß für deren Berechtigung eine auflösende Bedingung gesetzt worden ist. Die in § 5 des Abkommens enthaltene Bestimmung über Erlöschen des der Lieferfirma in § 3 eingeräumten Rechts der Befriedigung, wenn sie nicht bis zum
1. Dezember
ihre Forderungen
die Pächterin
aus der Düngerlieferung
gegen
1930 mit
Klage auf Kaufpreiszahlung anhängig gemacht habe, ist aber auch bei der vorliegenden besonderen Sachgestaltung für anwendbar anzusehen, w o es vor dem 1. Dezember 1 9 3 0 , nämlich am 12. November
1930,
zur Konkurseröffnung über das Vermögen der Pächterin gekommen ist. D e n n das der Klägerin zustehende Recht war, wie dargelegt, weder ein Aussonderungs- noch ein Absonderungsrecht, sondern es blieb ein persönliches Recht auf Kaufpreiszahlung gegen die Pächterin, das nur durch eine persönliche Verpflichtung
des
Medclenburg-Strelitzschen
Staates
eine bessere Aussicht auf Befriedigung bekommen hatte. Dann trat aber im Sinne jenes § 5 mit der Konkurseröffnung als Bedingung für das Fortbestehen des Rechts der Befriedigung an die Stelle der Einklagung der Kaufpreisforderung deren Anmeldung zur Konkurstabelle.
Da die
Klägerin bis zum 1. Dezember 1 9 3 0 die Anmeldung nidit vorgenommen hat, so ist ihr Recht der Befriedigung nach § 3 und damit auch die nur zur
Verstärkung
dieses
Rechts dienende
Berechtigung,
das
Widerspruchsredit des Staates im eigenen Namen geltend zu machen, mit dem 1. Dezember 1 9 3 0 weggefallen. Der
auf
der
Geltendmachung
eines
Aussonderungs-
oder
Ab-
sonderungsrechts beruhende Klaganspruch läßt sich daher aus den Abmachungen vom März 1 9 3 0 nicht herleiten . . .
E r w i r b und V e r l u s t des E i g e n t u m s an b e w c g l i A e n
Sachen
7
RGZ. 138, 26$. Zur Anwendung des § 9 3 4 BGB. VII. Z i v i l s e n a t .
Urt v. 11. November 1932.
I. Landgericht H a m b u r g . — II. O b e r l a n d e s g e r i d i t daselbst.
Der Zuckerhändler St. in H. kaufte im Herbst 1929 größere Mengen Zucker von der Beklagten. Den Abschlüssen lagen deren Verkaufsbedingungen zugrunde, die einen Eigentumsvorbehalt bis zur vollständigen Zahlung des Kaufpreises vorsahen. Da die Beklagte den Zucker vor Bezahlung des Kaufpreises nicht an St. ausliefern wollte, lagerte sie ihn als ihr Eigentum und auf ihren Namen bei dem Lagerhalter K. in H. gegen Lagerscheine ein, die auf ihren Namen von K. ausgestellt wurden. St., für den die klagende Bank Zollsicherheiten gestellt hatte, übereignete von diesem Zucker durch Vertrag vom 4. Februar 1930 der T . Aktiengesellschaft, die dabei als Treuhänderin für die Klägerin tätig wurde, 2900 Sack raffinierten Zucker Marke Z R M . Die Übergabe wurde dadurch ersetzt, daß St. seine angeblichen Ansprüche gegen K. auf Herausgabe dieser 2900 Sack Zudcer an die T . AG. abtrat. Diese erhielt über die abgetretene Menge den auf ihren Namen ausgestellten Lagerschein vom 6. Februar 1930 Nr. 151, der die Unterschrift des K. trägt, sowie eine am 14. Februar 1930 ausgestellte Skizze über die Lagerung der 2900 Sadc Zucker. Die Skizze war von St. und von einer Angestellten des K. namens R. unterzeichnet, die dem Aufdrude des Firmenstempels des K . den handschriftlichen Zusatz „I. A. R . " beigefügt hatte. Die 2900 Sack Zucker wurden darauf von Angestellten der Klägerin auf dem Lager des K. besichtigt und festgestellt. Am 24. Februar 1930 erfuhr die Klägerin, daß K. geflüchtet und daß gegen ihn Haftbefehl erlassen worden war. Auf Grund einer einstweiligen Verfügung, die sie gegen ihn erwirkte, wurden 2900 Sack Zucker — angeblich die ihr übereigneten — in amtliche Verwahrung gebracht und später auf Grund eines Zwischenvergleichs veräußert. Der Erlös von 109 221,07 R M wurde für die Parteien sowie für eine Reihe anderer Firmen hinterlegt, die ebenfalls Eigentumsansprüche an dem Zudcer geltend machten. M i t der Klage verlangt die Klägerin V e r urteilung der Beklagten zur Einwilligung in die Auszahlung des Erlöses an sie. Das Landgericht hat die Klage abgewiesen. Das Oberlandesgeridit hat sie zugesprochen. Die Revision der Beklagten blieb erfolglos.
Sachenrecht
8
Aus den G r ü n d e n :
Der Berufungsrichter geht davon aus, daß St. weder Eigentümer noch mittelbarer Besitzer der ausgesonderten 2 9 0 0 Sack Zucker gewesen sei. Trotzdem nimmt er an, daß die T. AG. kraft guten Glaubens Eigentümerin dieses Zuckers geworden sei, weil ihr St. seinen angeblichen Herausgabeanspruch gegen K. abgetreten und weil sie von K. den mittelbaren Besitz an dem Zucker erlangt habe. Dieser Annahme stehe — so meint der Vorderrichter — nicht entgegen, daß K. am 6. Februar 1 9 3 0 , dem Tage der Ausstellung des der T. AG. erteilten Lagerscheins Nr. 151, und am 14. Februar 1930, dem Tage der Aufstellung der Lagerskizze, bereits flüchtig gewesen sei, denn seine Angestellte R., der er in blanko von ihm unterschriebene Lagerscheine bei seiner Abreise zur Verwendung zurückgelassen habe, sei bevollmächtigt gewesen, für ihn Lagerverträge abzuschließen. Der Zeugin R. habe K. bei seiner Abreise zwar gesagt, er reise auf zwei Wochen in den Harz; K. sei aber, obgleich er nach Südamerika geflüchtet sei, Besitzer des bei ihm eingelagerten Zudcers geblieben, da er einen organisierten Lagerbetrieb aufrechterhalten habe. Den guten Glauben der Klägerin (oder ihrer Hilfspersonen) folgert der Berufungsrichter daraus, daß St. als ein zuverlässiger Zuckerhändler gegolten und die schriftliche Versicherung abgegeben habe, ihm stehe über die 2 9 0 0 Sack Zucker die freie Verfügung zu und die Ware unterliege keinem Eigentumsvorbehalt eines Dritten. Die Auslegung des § 934 BGB. (zweiter Halbsatz), die der Berufungsrichter danach zugrundelegt, entspricht der Stellung, die der erkennende Senat in den Urteilen vom 5. Februar 1 9 3 2 (RGZ. Bd. 135 S. 7 5 ) und vom 17. Juni 1932 V I I 2 2 0 / 3 1 eingenommen hat. An dieser Stellungnahme ist auch bei erneuter Prüfung festzuhalten. Danach kommt es im Fall des § 934 BGB. (2. Halbsatz) nicht darauf an, ob der Abtretende einen Herausgabeanspruch gegen den im Besitz befindlichen Dritten hat, sondern es genügt, daß er sich so benimmt, als ob ihm ein solcher Anspruch zustehe. Einen Anspruch aus § 985 BGB. (rei vindicatio) kann der Abtretende ohnehin nicht haben, weil er nicht Eigentümer ist. Aber auch einen persönlichen Anspruch auf Herausgabe braucht er nicht zu haben. Weiter hat der Senat in den genannten Entscheidungen die Meinung vertreten, daß es im Fall des § 9 3 4 (2. Halbsatz) im Gegensatz zu § 93 3 BGB. genüge, wenn der Erwerber den m i t t e l b a r e n Besitz von dem Dritten erlange. Unter Ablehnung der Auffassung von W o l f f (Lehrbuch des bürgerlichen Rechts Bd. 3, Das Sachenrecht 9. Bearbeitung S. 2 7 , insbes. Anm. 26a) hat der Senat
Erwerb und Verlust des Eigentums an beweglichen Sachen
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angenommen, daß ein bisheriger mittelbarer Besitzer den mittelbaren Besitz verliere, wenn der Dritte mit dem Erwerber ein mit dem bisherigen mittelbaren Besitz nicht vereinbartes Verhältnis im Sinne des § 868 BGB. eingehe, kraft dessen er ihm gegenüber auf Zeit zum Besitz berechtigt und verpflichtet sei, und daß hierzu keine Handlung des Dritten gegenüber dem bisherigen mittelbaren Besitzer erforderlich sei. Die Annahme eines gleichstufigen Besitzes des alten und des neuen mittelbaren Besitzers aus verschiedenen Wurzeln, die von W o 1 f f a. a. O. befürwortet wird und die zur Erfüllung des Tatbestandes des § 934 BGB. (Halbsatz 2) nicht genügen soll, ist abgelehnt worden. Die Revision ist auf ihre Angriffe gegen diese Rechtsauffassung in der mündlichen Verhandlung nicht mehr zurückgekommen. Es kommt danach darauf an, ob im Sinne dieser Rechtsprechung diejenigen Voraussetzungen erfüllt sind, die zum Übergang des Eigentums nach § 934 BGB. (Halbsatz 2) erforderlich und genügend sind. Diese Voraussetzungen sind: a) Einigung zwischen St. und der T. AG. über den Eigentumsübergang an bestimmten 2900 Sack Zucker, b) Übergabeersatz durch Abtretung des von St. vorgespiegelten Herausgabeanspruchs bezüglich dieser 2900 Sack Zucker, c) Erwerb des mittelbaren Besitzes an diesen 2900 Sack Zucker durch die T. AG. von K., d) guter Glaube zur Zeit der Abtretung des Herausgabeanspruchs und des Erwerbs des mittelbaren Besitzes. Die Angriffe der Revision richten sich in der Hauptsache dagegen, daß die T. AG. den mittelbaren Besitz von K., der bereits flüchtig gewesen sei, noch habe erwerben können und erworben habe. Zu diesem Zweck greift die Revision zunächst die Annahme des Berufungsrichters, die Zeugin R. sei von K. zur Ausstellung des Lagerscheins bevollmächtigt gewesen, als nicht prozeßgerecht zustandegekommen an. Sie meint, K. hätte als Zeuge vernommen werden müssen, da ihn die Beklagte dafür benannt habe, daß der von der Klägerin vorgelegte Lagerschein nicht mit seinem Wissen und Willen und auch nicht mit dem Wissen und Willen einer von ihm bevollmächtigten Persönlichkeit ausgefüllt worden sei. In der Tat ist hier dem Berufungsrichter nicht beizutreten, der von der Vernehmung des inzwischen nach Deutschland zurückgekehrten K. abgesehen hat, weil der Antrag, ihn als Zeugen zu vernehmen, nach der Vernehmung der Zeugin R. nicht erneuert
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w o r d e n sei. Nach dem G r u n d s a t z der Einheit der V e r h a n d l u n g b e d u r f t e es keiner Erneuerung des Beweisantritts . . . Gleichwohl war die Vern e h m u n g des K. nicht erforderlich. Die Ausstellung des Lagerscheins N r . 151 zerfällt in drei Handlungen. Die erste war seine Zeichnung durch K. in blanko u n d seine Überlassung an die Angestellte R. Die z w e i t e H a n d l u n g war die Ausfüllung des Lagerscheins durch diese, die hierbei n a d i außen nicht in die Erscheinung trat. Der d r i t t e rechtlich wesentliche Vorgang war d i e Ausstellung der Lagerskizze, die k e i n e bloße A u s f ü h r u n g s h a n d l u n g w a r , da erst hierdurch die 2 9 0 0 Sack Zucker besonders gekennzeichnet w u r d e n . Diese Lagerskizze h a t die Zeugin R. u n t e r Beidrückung des Firmenstempels des K. handschriftlich mit „I. A. R . " gezeichnet. H ä t t e sie bereits im Lagerschein die b e s o n d e r e Kennzeichnung der 2 9 0 0 Sack Zucker v e r m e r k t , so k ö n n t e es k e i n e m Z w e i f e l unterliegen, daß K. den Lagerschein u n d den durch dessen Begebung an die T. AG. abgeschlossenen Lagervertrag gegen sich gelten lassen m ü ß t e , auch wenn die R. dabei ihre Befugnis zur A u s f ü l l u n g überschritten h ä t t e . Denn ein unter solchen U m s t ä n d e n mit seiner U n t e r s c h r i f t ausgefüllter und in den V e r k e h r gegebener Lagerschein m u ß als seine eigene Erklärung gelten, o h n e daß es auf die V o l l m a c h t s f r a g e a n k o m m t ( R G Z . Bd. 105 S. 18} [185]), und es k ö n n t e sich nur fragen, o b K. in der Lage wäre, eine solche Erklärung etwa auf G r u n d der § § 1 1 9 flg. BGB. anzufechten. Der U m s t a n d , daß die Zeugin zufällig nicht so v e r f a h r e n ist, sondern eine b e s o n d e r e Lagerskizze mit dem Firmenstempel des K. und ihrer Unterschrift versehen h a t , k a n n k e i n e abweichende Beurteilung rechtfertigen. Für den redlichen V e r k e h r ist t r o t z d e m die Lagerskizze, in der auf den Lagerschein Nr. 1 51 Bezug g e n o m m e n war, durch die Unterschrift des K. auf dem Lagerschein gedeckt. Z u diesem Ergebnis f ü h r t auch folg e n d e Ü b e r l e g u n g : Nach § 172 BGB. s t e h t es der besonderen M i t teilung einer Bevollmächtigung durch den Vollmachtgeber gleich, wenn dieser dem V e r t r e t e r eine V o l l m a c h t s u r k u n d e aushändigt und der V e r t r e t e r sie dem D r i t t e n v o r l e g t . In solchem Fall w i r k t die Vollmacht k r a f t Rechtsscheins gegen den Vollmachtgeber, auch wenn sie in W a h r h e i t nicht oder nicht mehr b e s t e h t . Bei einer Angestellten, die über Blanko-Lagerscheine ihres D i e n s t h e r r n m i t dessen Willen v e r f ü g t , ist, w e n n sie die B l a n k e t t u r k u n d e n a u s f ü l l t u n d in den Verkehr bringt, die Lage rechtsähnlich. M i t der Sicherheit des V e r k e h r s würde es n i d i t verträglich sein, wollte man in einem solchen Fall darauf abstellen, ob
E r w e r b u n d V e r l u s t des E i g e n t u m s a n b e w e g l i c h e n Sachen
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der Dienstherr mit der A u s f ü l l u n g der Lagerscheine u n d ihrer Anlagen, auch w e n n letztere v o n der Angestellten selbst in seinem N a m e n gezeichnet sind, e i n v e r s t a n d e n gewesen sein w ü r d e , wenn er d a v o n g e w u ß t hätte. Sache des Arbeitgebers ist es, seine Angestellten zu überwachen, denen er B l a n k e t t u r k u n d e n mit seiner Unterschrift überläßt. Geschieht dies nicht, so k a n n nicht der redliche V e r k e h r die Folgen davon tragen. Im Gegenteil darf dieser d a v o n ausgehen, daß alle M a ß n a h m e n getroffen sind, einen B l a n k e t t m i ß b r a u d i zu v e r h ü t e n . Dabei ist zu berücksichtigen, daß v o m S t a n d p u n k t der Klägerin und der T. AG. die Ausstellung des Lagerscheins Nr. 151 nichts U n g e w ö h n liches, sondern eine Angelegenheit war, wie sie der Geschäftsbetrieb eines Lagerhalters regelmäßig mit sich b r i n g t . Die A b l e h n u n g der V e r n e h m u n g des K. d a r ü b e r , daß dieser Schein nicht mit seinem Wissen u n d Willen und auch nicht mit Wissen u n d Willen einer v o n ihm dazu bevollmächtigten Persönlichkeit ausgefüllt w o r d e n sei, ist daher gerechtfertigt . . . Die Revision z i e h t die A n n a h m e des Berufungsgerichts nicht in Zweifel, K. sei u n m i t t e l b a r e r Besitzer des Zuckers geblieben, obgleich er aus H. flüchtig w u r d e . Sic m e i n t aber, durch sein Flüchtigwerden sei es ausgeschlossen gewesen, daß die T. A G . den mittelbaren Besitz der 2 " 0 0 Sack Zudcer v o n ihm h ä t t e erwerben k ö n n e n . Diese Ansicht der Revision ist nicht b e g r ü n d e t . Es h a n d e l t sich auch insoweit letztlich um die Frage, ob K. die A u s f ü l l u n g des Lagerscheins u n d den Abschluß des Lagervertrags mit der T. AG. durch die Z e u g i n R. gegen sich gelten lassen muß. Die Revision n i m m t dies schuldrechtlich nicht in Abrede, m e i n t aber, daß sachenrechtlich der Beklagten gegenüber etwas anderes gelten müsse. Das ist jedoch nicht richtig. Blieb K. t r o t z seines Flüchtigwerdens Besitzer seines Lagers, ü b t e er diesen Besitz durch seine Angestellten u n d Arbeiter als seine Besitzdiener im Rahmen des v o n ihm eingerichteten Geschäftsbetriebs aus, so ist nicht einzusehen, w a r u m nicht auch Ä n d e r u n g e n der Besitzlage der hier in Frage stehenden A r t an den eingelagerten W a r e n h ä t t e n e i n t r e t e n k ö n n e n . Die Rechtslage ist insofern nicht anders, als w e n n K. etwa zu seiner Erholung nach A m e r i k a gefahren u n d den Geschäftsbetrieb seinen Angestellten überlassen h ä t t e . Die v o n ihm geschaffene u n d f ü r ihn a r b e i t e n d e Geschäftsu n d Lagerordnung g e n ü g t e beim Eintritt des d a f ü r erforderlichen T a t bestandes rechtlich f ü r die festgestellte Besitzveränderung, so daß K. f o r t a n die 2 9 0 0 Sack Zucker gemäß § 868 BGB. als Lagerhalter der T. AG. oder der Klägerin besaß . . .
Sadiearedit
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RGZ. 139, 114. 1. . . . 2. Voraussetzungen der Verschaffung von Miteigentum durch Besitzkonstitut. BGB. § 930. I. Z i v i l s e n a t .
Urt. v. 14. Dezember 1932.
Die Entscheidung ist abgedruckt unter „Handelsrecht, Bank und Börsenwesen".
RGZ. 143, 14. 1. Tragweite eines beim Verkauf eines Kraftwagens vereinbarten Eigentumsvorbehalts. 2. Umfang der Nachforschungspflicht desjenigen, der einen K r a f t ' wagen von einem Händler kauft. 3. Ist es von Bedeutung, wenn der Erwerber auch durch ausreichende Nadiforschung den wahren Sachverhalt nicht erfahren haben würde? BGB. §§ 45 5, 932 Abs. 2. HGB. § 366. VII. Z i v i l s e n a t .
Urt. v. 28. November 193 3.
1. Landgerid» Köln. — II. Oberlandesgeridit daselbst.
K. Z., der am 18. August 1928 durch Selbstmord endete, sdiuldetc den Gebrüdern M., denen die Stammanteile der Beklagten gehörten, 15 000 RM. Er vereinbarte mit der Beklagten am 25. Januar 1928, daß er seine Schuld gegenüber den Gebrüdern M. durch Ausstellung eines Dreimonatsakzepts über 2100 RM und Lieferung eines neuen Horchwagens an die Beklagte tilgen sollte. Im Februar 1928 wurde die klagende Gesellschaft mbH. gegründet und Z. zu ihrem Geschäftsführer bestellt. Am 21. Juli 1928 lieferte Z. an die Beklagte einen Horchwagen ab. Dieser Wagen war der Klägerin kurz vorher von den Horch-Werken in Zwickau unter Eigentumsvorbehalt bis zur völligen Zahlung des Kaufpreises geliefert worden. Den Kaufpreis hat die Klägerin in Raten bis zum 17. Oktober 1929 bezahlt. Die in erster Linie auf Zahlung von 13 750 RM, in zweiter Linie auf Herausgabe des Wagens gerichtete Klage hat das Landgericht durch Urteil vom 28. Mai 1929 abgewiesen. Das Oberlandesgericht hat auf die Berufung der Klägerin durch Urteil vom 23. April 1930 die Beklagte zur Herausgabe des Wagens verurteilt, im übrigen aber die
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Klage abgewiesen. Nadidem auf die Revision der Beklagten dieses Urteil am 31. März 1931 vom erkennenden Senat aufgehoben und die Sache in die Vorinstanz zurückverwiesen worden war, hat das Berufungsgericht am 2 6 . Februar 1932 die Beklagte, die den Wagen inzwischen weiterveräußert hatte, zur Zahlung von 1 1 2 5 0 R M an eine Zessionarin der Klägerin verurteilt und die weiteren Ansprüche der Klägerin dem Grunde nach für gerechtfertigt erklärt. Audi dieses Urteil ist vom erkennenden Senat, und zwar durch Urteil vom 12. Juli 1932, unter erneuter Zurückverweisung in die Vorinstanz aufgehoben worden. In der weiteren Verhandlung hat die Klägerin beantragt, die Beklagte zur Zahlung von 2 0 374,23 R M nebst Zinsen zu 5 % über den Reichsbankdiskont seit dem 1. März 1932 an die Zessionarin Frau E. zu verurteilen. Das Berufungsgericht hat nunmehr durch das Urteil vom 27. Mai 1933 die Beklagte verurteilt, an Frau E. 13 500 R M zu zahlen, wegen eines Betrages von 2 5 0 R M die Klage abgewiesen, im übrigen den Klaganspruch dem Grunde nach für gerechtfertigt erklärt und insoweit die Sache zur Entscheidung über die Höhe des Anspruchs an das Landgericht zurückverwiesen. Die erneut von der Beklagten eingelegte Revision wurde zurückgewiesen. Gründe: Die allein noch streitige Frage, ob das Eigentum an dem Kraftwagen mit der Zahlung des Kaufpreises an die Hordi-Werke auf die Klägerin übergegangen ist oder ob die Beklagte den Kraftwagen bereits vorher von dem Nichtberechtigten Z. gutgläubig zu Eigentum erworben hat, beantwortet der Berufungsrichter im ersten Sinne. Er nimmt an, der Beklagten sei bei der Übergabe des Kraftwagens durch Z. infolge grober Fahrlässigkeit unbekannt gewesen, daß der Kraftwagen dem Z. nicht gehörte. Das Berufungsgericht spricht als seine Überzeugung aus, daß bereits im Juli 1928 der Generaldirektor E. bei der Beklagten wußte, in der Automobilindustrie werde vom Hersteller bei Lieferung eines nicht bezahlten Wagens vielfach ein Eigentumsvorbehalt bis zur völligen Bezahlung des Kaufpreises gemacht. Nach der weiteren Feststellung waren dem Direktor E. bei Übernahme des Wagens besondere Umstände bekannt, aus denen er schließen mußte oder bei Anwendung auch nur geringer Sorgfalt hätte erkennen müssen, Z. habe den Wagen nicht zu Eigentum erworben. Solche Bedenken hätten, fo führt der Berufungsrichter aus, nicht dadurch beseitigt werden können, daß Z. :in Finanzierungsinstitut oder ein Finanzierungsgeschäft erwähnt habe.
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E. habe sich fragen müssen, wie eine solche Finanzierung anders als durch Sicherungsübereignung des zu finanzierenden K r a f t w a g e n s geschehen k ö n n e . Eine Einkaufsfinanzierung vollziehe sich nur in dieser Weise. Habe aber E. über Wesen u n d Gebräuche der A u t o f i n a n z i e r u n g nichts N ä h e r e s g e w u ß t , so h a b e er sich mit der f ü r ihn dann völlig nichtssagenden A n t w o r t nicht z u f r i e d e n geben d ü r f e n , sondern Z. um n ä h e r e Darlegung ersuchen müssen. Indem er das unterlassen, habe er die Nachforschungspflicht vernachlässigt, die f ü r ihn bestanden habe; d e n n es h ä t t e n sich ihm nach den gesamten Verhältnissen Bedenken a u f d r ä n g e n müssen, o b Z. den K r a f t w a g e n e r w o r b e n haben k ö n n t e . In dem Unterlassen solcher Nachforschung sei eine grobe Fahrlässigkeit zu erblicken. Allerdings sei v o n der Beklagten nicht o h n e weiteres zu verlangen, daß sie sich bei den H o r c h - W e r k e n über die Richtigkeit der Angaben des Z. e r k u n d i g t e . Dagegen habe sie sich v o n diesem selbst n ä h e r darlegen u n d gegebenenfalls auch belegen lassen müssen, daß er das Eigentum an dem K r a f t w a g e n e r w o r b e n habe. Indem sich E. mit völlig nichtssagenden Erklärungen des Z. zufrieden gegeben habe, o h n e n ä h e r e A u s k u n f t zu verlangen, habe er in h o h e m M a ß e leichtfertig gehandelt. Da hiernach der Berufungsrichter als festgestellt ansieht, der Bek l a g t e n sei infolge grober Fahrlässigkeit u n b e k a n n t gewesen, daß der Horchwagen dem Z. nicht g e h ö r t e , v e r n e i n t er einen Eigentumserwerb der Beklagten nach § 932 BGB. Ebenso v e r n e i n t er, daß sie gutgläubig im Sinne v o n § 366 HGB. a n g e n o m m e n habe, Z. sei b e f u g t , über den Kraftwagen f ü r den Eigentümer zu v e r f ü g e n . Das Oberlandcsgericht hält es für ausgeschlossen, d a ß die Beklagte gutgläubig h ä t t e annehmen k ö n n e n , die H o r c h - W e r k e w ü r d e n einem H ä n d l e r , dem gegenüber sie sich das Eigentum v o r b e h a l t e n h a t t e n , g e s t a t t e n , über diesen Wagen in einer Weise zu v e r f ü g e n , daß weder der bare K a u f p r e i s noch eine Ford e r u n g an d e n K u n d e n als Sicherung f ü r die H o r c h - W c r k e in Frage g e k o m m e n wäre. Der Berufungsrichter erachtet es d a h e r als grobe Fahrlässigkeit, w e n n die Beklagte o h n e V e r l a n g e n nach näheren Darlegungen a n g e n o m m e n h a b e , Z. k ö n n e f ü r den Eigentümer über den Wagen v e r f ü g e n . Er v e r n e i n t deshalb auch einen Eigentumserwerb der Bek l a g t e n auf G r u n d des § 366 HGB. Der Berufungsrichter h ä l t die Beklagte zur H e r a u s g a b e des Wagens u n d , da sie hierzu infolge ihres Verschuldens nicht m e h r imstande ist, zur Erstattung des W e r t e s in H ö h e v o n 13 5 0 0 R M f ü r verpflichtet. Ebenso erachtet er d e n Anspruch der Klägerin auf Ersatz der von ihr a n g e w e n d e t e n Zinsen dem G r u n d e nach f ü r gerechtfertigt.
E r w e r b und V e r l u s t des E i g e n t u m s an beweglichen Sadien
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Der Revision der Beklagten war der Erfolg zu versagen. Ihre Angriffe richten sich im wesentlidien gegen die tatsächlichen Feststellungen des Berufungsriditers. O b der Eigentumsvorbehalt der Lieferfirma schon beim W e i t e r verkauf des Händlers an den Kunden oder erst mit der Tilgung der Forderung der Lieferfirma erlöschen soll, ist Frage der Auslegung des im einzelnen Fall zwischen dem Lieferer und dem Händler V e r einbarten. Auszugehen ist von dem in § 45 5 B G B . geregelten Fall, daß sich der Verkäufer einer beweglichen Sache das Eigentum bis zur Zahlung des Kaufpreises vorbehalten hat. Die sich hieraus ergebende Tragweite des Eigentumsvorbehalts ist audi von Bedeutung bei Beantwortung der Frage, welchen Sinn die Vertragschließenden dem von ihnen vereinbarten V o r b e h a l t beilegen wollten. W e n n der Berufungsrichter die hier in Betracht kommende Vorbehaltsklausel der HorchWerke dahin auslegt, daß der V o r b e h a l t des Eigentums erst mit der Tilgung der Forderung der Lieferfirma erlöschen sollte, so kann ihm aus Rechtsgründen nicht entgegengetreten werden. Die von der Revision angeführten Lirteile des erkennenden Senats vom 10. Juni 1932 (von denen das eine in R G Z . Bd. 137 S. 2 3 abgedruckt ist) stellen hinsichtlich des guten Glaubens des Erwerbers auf die Umstände des einzelnen Falles ab, geben aber keine Richtlinien, nach denen sich der Berufungsrichter im vorliegenden Falle hätte richten müssen. Wenn er in eingehender Beweiswürdigung eine grobe Fahrlässigkeit der Beklagten bejaht und ihr deshalb den guten Glauben abspricht, so läßt das keinen Rechtsirrtum erkennen. Insbesondere hat der Berufungsrichter die Anforderungen an die Sorgfaltpflicht der Beklagten nicht überspannt. Daß sie nicht annehmen durfte, Z. sei zur vorbehaltlosen Veräußerung des Wagens ermächtigt gewesen, hat der Berufungsrichter auf Grund der tatsächlichen Feststellungen eingehend dargelegt. Die Revisionsklägerin hat in der mündlichen Verhandlung noch ausgeführt, eine allgemeine A n wendung der Auslegungsgrundsätze des Berufungsrichters könne zu einer völligen Lahmlegung des Handels mit Kraftfahrzeugen führen, da niemand vom Händler einen Wagen kaufen und bar bezahlen werde, auf dem noch ein Eigentumsvorbehalt der Lieferfirma ruhe; das trifft aber jedenfalls hier nicht zu, da die Beklagte den Wagen weder v o m Händler gekauft noch bar bezahlt hat. O h n e Rechtsirrtum sieht der Berufungsrichter eine grobe Fahrlässigkeit des Generaldirektors E. darin, daß er keine weiteren Nachforschungen anstellte, sondern sich mit „völlig nichtssagenden Erklärungen" des Z. zufrieden gab. In ständiger Rechtsprechung hat der
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erkennende Senat an dem Grundsatz festgehalten, es sei im wesentlichen Frage tatrichterlicher Würdigung, welche Anforderungen an die Sorgfaltpflicht des Erwerbers einer beweglichen Sache zu stellen seien, um das Vorliegen einer groben Fahrlässigkeit bei ihm verneinen zu können (vgl. RGZ. Bd. 58 S. 164, Bd. 141 S. 131; RG. in JW. 1929 S. 582 Nr. 11). Die Revision kann audi nicht mit der Darlegung durchdringen, Z. würde, wenn ihn E. des näheren befragt hätte, unwahre Ausflüchte gebraucht und so den E. auch weiter in Unkenntnis der wahren Sachund Rechtslage erhalten haben. Denn die Annahme eines nadi § 932 Abs. 2 BGB. zu beurteilenden Falles setzt nicht den Nachweis voraus, daß der Erwerber bei Vornahme der Nachforschungen, deren Unterlassung ihm zur Last gelegt wird, den wahren Sachverhalt unter allen Umständen erfahren hätte. Dem Erwerber wird nur zum Schutze des Eigentums vom Gesetz eine gewisse Prüfungspflicht auferlegt; er soll die Vorsicht üben, deren Anwendung nach den Umständen des Falles ohne weiteres für jeden geboten erscheint und deren Außerachtlassung als ein besonders schwerer Verstoß gegen seine Pflicht empfunden wird (Urt. des erkennenden Senats WarnRspr. 1912 Nr. 167; W a r n e y e r Komm, zum BGB. 2. Aufl. 2. Bd. S. 176 § 932 II; P l a n c k Komm, zum BGB. 5. Aufl. 3. Bd. S. 469). Hat der Erwerber der Prüfungspflicht genügt, die ihm nach Lage des Falles auf Grund tatrichterlicher Erwägungen anzusinnen war, so ist eine grobe Fahrlässigkeit im Sinne des § 9 3 2 Abs. 2 BGB. auch dann zu verneinen, wenn die Erfüllung der Prüfungspflicht nicht zu dem Ergebnis geführt hat, daß der Erwerber den wahren Sachverhalt erkannt hat. Daher ist es ein Trugschluß, wenn die Revision eine grobe Fahrlässigkeit dann nicht annehmen will, wenn der Erwerber auch bei Vornahme der ihm anzusinnenden Nachforschungen die wahre Sach- und Rechtslage nicht erfahren haben würde. Die Frage des ursächlichen Zusammenhangs zwischen der dem Erwerber obliegenden Nachforschung und der Erlangung der Kenntnis vom wahren Sachverhalt hat bei der Anwendung des § 932 Abs. 2 BGB. außer Betracht zu bleiben. Es ist lediglich zu fordern, daß der Erwerber diejenigen Nachforschungen angestellt hat, die ihm nach Lage des Falles billigerweise zuzumuten waren. Hieran hat es aber die Beklagte, wie der Berufungsrichter ohne Rechtsirrtum feststellt, fehlen lassen. Dieselben Erwägungen, aus denen eine irrige Anwendung des § 932 BGB. zu verneinen ist, führen auch dazu, die Annahme eines Reditsverstoßes bei Anwendung des § 366 HGB. abzulehnen.
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RCZ. 147, 321. 1. Kann der Übergang des Eigentums an einer beweglichen Sache auch an die Bezahlung einer nicht in dem Veräußerungsgeschäft wurzelnden, kSnftig entstehenden Forderung geknüpft werden? Ist insbesondere ein Eigentumsvorbehalt zulässig, durch den sidi der Veräußerer einer beweglichen Sache das Eigentum an dieser und allen dem Erwerber weiterhin zu liefernden Sachen vorbehält, bis er wegen aller aus seiner Geschäftsverbindung mit dem Erwerber entstandenen und noch entstehenden Forderungen Befriedigung erlangt hat? 2. einer
Zur Frage der beweglichen
Sorgfaltspflicht des Erwerbers S a c h e bei der Sicherungsübereignung.
BGB. § § 4 5 5 , 9 3 2 , 9 3 3 . II. Z i v i l s e n a t .
Urt. v. 15. März 1935.
I. Landgericht G ö r l i t z . — I I . O b e r l a n d e s g e r i d i t Breslau.
Die Klägerin, die neben einem Sägewerk und einer Furnierfabrik die Einfuhr und Lagerung überseeischer und inländischer Hölzer und Furniere betreibt, stand seit Jahren in Geschäftsverbindung mit der R . - A G . , in L., einer Möbelfabrik, die laufend große Mengen Holz der genannten Art von ihr bezog und zu Möbeln verarbeitete. Die Abschlüsse wurden in der Regel in der Weise getätigt, daß ein Vertreter der Möbelfabrik das Holz auf den Lagerplätzen der Klägerin aussuchte und mit einem Bevollmächtigten der Klägerin einen Verkaufsschein unterschrieb, der den Inhalt des einzelnen Geschäfts vollständig wiedergab und am Kopfe in fettgedruckter Schrift den Hinweis darauf enthielt, daß der Kauf unter Anerkennung der auf der Rückseite des Scheins aufgedruckten allgemeinen Lieferungsbedingungen zustande gekommen sei. In diesen allgemeinen Lieferungsbedingungen stand unter Nr. 4 der Satz: Bis zur restlosen Bezahlung der Ware (bei Zahlung in Akzepten oder Kundenpapieren bis zur völligen Bareinlösung auch der etwaigen Prolongation) verbleibt die Ware mein unumschränktes Eigentum. Seit Anfang 1931 wurden durchweg Verkaufsscheine verwendet, in denen der vorgenannte Satz mittels eines in der Form und Stärke der Typen der übrigen Druckschrift angenäherten Stempelaufdrucks durch die Worte e r g ä n z t war: ebenso die von mir gelieferte und bereits bezahlte Ware. Die den einzelnen Lieferungen beigegebenen oder vorausgeschickten Rechnungen der Klägerin wiesen auf der Rückseite — wenigstens Zivils. Sachenrecht Teil 2
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in allen hier in Betracht kommenden Fällen — dieselben allgemeinen Lieferungsbedingungen auf, wie die Verkaufsscheine. Jedoch lautete in ihnen der oben erwähnte Z u s a t z zu der Bedingung unter Nr. 4 der Verkaufsbedingungen folgendermaßen: Von mir gelieferte, bereits bezahlte, aber noch vorhandene Ware haftet gleicherweise unter Berücksichtigung etwaiger Qualitätsminderung für alle meine noch offenstehenden Forderungen. In der dargelegten Weise bezog die R.-AG. von der Klägerin in den Monaten September 1931 bis Anfang Mai 1932, von anderen Abschlüssen abgesehen, auch die den Gegenstand der Klage bildenden Holzmengen. Nach Empfang einer Rechnung vom 8. April 1932, die sidi auf eine andere Lieferung bezog, stellte sie in zwei Schreiben an die Klägerin das Verlangen, die auf der Rüdeseite der Rechnung stehenden allgemeinen Lieferungsbedingungen, insbesondere deren Nr. 4 „ein für allemal zu streichen" und umgehend ausdrücklich mitzuteilen und zu bestätigen, daß diese Bedingungen auf den Rechnungen für die R . - A G . nicht maßgebend seien. Die Klägerin gab eine ausweichende Antwort und behielt diese Haltung allem Anscheine nadi auch späterhin bei, als die R.-AG. ihr Ersudien in allgemeiner Form wiederholte und nunmehr auch die Streichung der in den Auftragsbestätigungen und Verkaufsscheinen der Klägerin vorkommenden, den Eigentumsvorbehalt betreffenden Vermerke forderte. Jedenfalls wies die über die letzte der hier in Betracht kommenden Lieferungen ausgestellte Rechnung der Klägerin vom 7. Mai 1932 den beanstandeten Eigentumsvorbehalt noch auf. Die Lieferungen, die den Gegenstand der Klage bilden, sind sämtlich bezahlt. Die Vertragschließenden waren sich von jeher darüber einig, daß mit der Verarbeitung der gelieferten Hölzer das Eigentum der Klägerin an ihnen auf jeden Fall erlosch. Im August 193 3 stellte die R.-AG. ihre Zahlungen ein. In diesem Zeitpunkte betrug ihre Schuld an die Klägerin mehr als 81 0 0 0 RM. Jetzt nahm die Klägerin eine Bestandsaufnahme der von ihr an die R.-AG. unter Eigentumsvorbehalt gelieferten — bezahlten und unbezahlten — Furniermengen in den Betriebsräumen der Schuldnerin vor. Dabei stellte sie fest, daß sich die Beklagte einen Teil dieser Hölzer — die Klägerin schätzt den Wert auf rund 30 0 0 0 RM —, darunter audi die von der Klägerin auf Grund der oben bezeichneten Abschlüsse aus den Monaten September 1931 bis Mai 1932 gelieferten Holzmengen, zur Sicherheit für einen der R.-AG. fortlaufend gewährten Kredit von mehr als einer halben Million R M durch die Kreditschuldnerin hatte übereignen lassen. Die noch auf den Grundstücken
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der R . - A G . lagernden Holzmengen waren durch verschiedene V o r richtungen als Eigentum der Beklagten gekennzeichnet. D i e Ü b e r eignung hatte, nachdem sich die Beklagte schon im Dezember 1 9 3 1 durch Forderungsabtretungsvertrag eine gewisse Sicherung für den gewährten Kredit verschafft hatte, auf Grund eines zwischen der Beklagten und der R . - A G . im November 1 9 3 2 geschlossenen Sicherungsübereignungsvertrags stattgefunden, wobei die Übergabe — hinsichtlich der Übertragung des u n m i t t e l b a r e n Besitzes an die Beklagte herrscht unter den Parteien Streit — durch die Vereinbarung eines unentgeltlichen Verwahrungsvertrags mit der Maßgabe ersetzt worden war, daß das Eigentum an den zur Z e i t des Vertragsschlusses vorhandenen Warenbeständen mit dem Vertragsschluß, das Eigentum an den künftig im Wege des Austausches und zum Zwecke des Ersatzes für verbrauchte Stücke hinzutretenden Beständen mit der Einlagerung auf die Beklagte übergehen sollte. Die Sicherungsgeberin ( R . - A G . ) h a t t e die Verpflichtung übernommen, dafür Sorge zu tragen, daß der W e r t der übereigneten Waren stets mindestens 3 2 0 0 0 0 R M betrug. Nach der Eröffnung des Konkursverfahrens über das V e r m ö g e n der R . - A G . trat der Konkursverwalter an Stelle der Gemeinschuldnerin in den V e r wahrungsbesitz ein. Er zog aber die sicherungshalber übereigneten Holzbestände nicht zur Konkursmasse. Zur Z e i t der Konkurseröffnung schuldete die R . - A G . der Klägerin aus Warenlieferungen etwa 60 000 RM. Die Klägerin nimmt das Eigentum an einem Teil der von ihr an die R . - A G . auf Grund der oben bezeichneten Abschlüsse in den M o naten September 1 9 3 1 bis Mai 1 9 3 2 unter Eigentumsvorbehalt gelieferten, wenngleich bezahlten Holzmengen mit der Behauptung für sich in Anspruch, daß das Schuldkonto der R . - A G . in keinem Z e i t punkte der Geschäftsverbindung mit ihr voll ausgeglichen gewesen sei. Sie beantragt, die Beklagte zu verurteilen, einzuwilligen, daß von dem Konkursverwalter der R . - A G . die in der Klageschrift bezeichneten Hölzer an die Klägerin herausgegeben würden. Die Beklagte ist der Meinung, ein Eigentumsvorbchalt der hier in Frage kommenden Art widerspreche, falls er so aufzufassen sei, daß das Eigentum an der verkauften Ware trotz deren Bezahlung beim Verkäufer verbleiben solle, dem Sinn der § § 4 3 3, 4 5 5 B G B . Er sei auch sittenwidrig und daher rechtsungültig. Soweit er Bestand gehabt habe, sei er durch die Bezahlung der Hölzer erloschen. Aus der Fassung der Nr. 4 der Lieferungsbedingungen der Klägerin sei für diese günstigenfalls zu folgern, daß nach dem Willen der Vertragschließenden
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das Eigentum an der Ware bei deren Bezahlung auf die Käuferin übergehen und ein sdiuldreditlicher Anspruch der Verkäuferin auf Abschluß eines die Rüdeübertragung des Eigentums bezweckenden Sicherungsübereignungsvertrags entstehen solle. Ein derartiger Rückübertragungsvertrag aber sei zwischen den Parteien der Kaufverträge in keinem einzigen Falle geschlossen worden. Im übrigen beruft sich die Beklagte auf ihren guten Glauben, da ihr beim Abschlüsse des Sicherungsübereignungsvertrags vom November 1932 von den Direktoren der R.-AG. erklärt worden sei, die übereigneten Waren seien voll bezahlt und unbeschränktes Eigentum der Sidierungsgeberin. Dem letzten Einwände gegenüber macht die Klägerin geltend, die Beklagte habe, seitdem sich die finanzielle Lage der R.-AG. verschlechtert habe, in deren Betrieb einen ständigen Beobachter abgeordnet, der ihr über alle wichtigen Vorkommnisse laufend habe Bericht erstatten müssen. Infolgedessen habe sie auch Kenntnis von dem Eigentumsvorbehalt der Klägerin an den einzelnen Holzsendungen erhalten. Die Beklagte ist im ersten und zweiten Reditszug unterlegen. Ihre Revision blieb erfolglos. Gründe: I. Zur Frage der Wirksamkeit des
Eigentumsvorbehalts.
1. Die Revision ist der Ansicht, eine allgemeine Lieferungsbedingung, durch die sich der Lieferant einer Ware bei jeder Lieferung das Eigentum nicht nur bis zur Bezahlung des betreffenden Warenpostens, sondern bis zur Bezahlung aller weiteren — vorangegangenen und künftigen — Warenlieferungen innerhalb derselben Geschäftsverbindung vorbehalte, verstoße gegen die Rechtsordnung. Sie gehe weit über die Grenzen des § 455 BGB. hinaus und sei daher als Eigentumsvorbehalt rechtlich unzulässig und unwirksam. Dieser Ansicht kann nidit beigepflichtet werden. Der Eigentumsvorbehalt bildet im heutigen Wirtschaftsleben bis zu einer anderweitigen gesetzlichen Regelung das kaum zu entbehrende Sicherungsmittel des Warengläubigers gegen das Überhandnehmen der Sicherungsübereignung, durch die sich der Geldkreditgeber, häufig zum Nachteile des Warenlieferers, vor den Folgen der wirtschaftlichen Leistungsunfähigkeit des Kreditnehmers zu schützen sucht. Der Eigentumsvorbehalt vermag den ihm zugedachten Sicherungszweck auch zu erfüllen, da er einer weitgehenden rechtlichen Ausgestaltung fähig ist. Als dinglichem Rechtsgeschäft, das den Übergang des Eigentums an den Eintritt einer bestimmten Tatsache knüpft, kommt dem Eigentumsvorbehalt gegenüber
E r w e r b und V e r l u s t des E i g e n t u m s an b e w e g l i c h e n Sachen
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dem zugrunde liegenden schuldrechtlichen Verpflichtüngsgeschäfte eine durchaus selbständige Bedeutung zu. Er kann daher nicht nur bei Kaufgeschäften, sondern auch bei Veräußerungsgeschäften anderer Art vereinbart werden. In der Regel wird er der Sicherung der Forderung aus dem zugrunde liegenden Schuldverhältnisse dienen,beim Kaufeiner beweglichen Sache also der Sicherung des Anspruchs auf die Zahlung des Kaufpreises. In seinen Bereich kann aber auch die Sicherung von Ansprüchen fallen, die ihren Entstehungsgrund in anderen Rechtsgeschäften der Vertragschließenden haben (vgl. RGUrt. v. 9. Juli 1 9 0 9 VII478/08, auszugsw. abgedr. im Recht 1909 Nr. 2 3 7 6 ; K G . in R O L G . Bd. 33 S. 2 7 1 ; S t a u d i n g e r - K o b e r BGB. II 2 § 4 5 5 Anm. I 3; P l a n c k BGB. II 2 § 4 5 5 Anm. 7 ; D ü r i n g e r - H a c h e n b u r g H o e n i g e r H G B . Vorbem. zu § 368 Anm. 1 4 0 ; R G R K o m m . z. BGB. § 455 Anm. I 2, II 5; R ü h l Eigentumsvorbehalt und Abzahlungsgeschäft in Abhdl. der Berl. Jur. Fakultät S. 7 9 flg.; a. M . M c n t z e l K O . § 43 S". 2 5 6 ) . Die Vertragschließenden sind also bei der Vereinbarung des Eigentumsvorbehalts in der Bestimmung der Tatsache, von deren Eintritt das Erlöschen des Vorbehalts abhängig sein soll, grundsätzlich frei. Die Vorschrift des § 45 5 BGB. steht dem nicht entgegen. Sie stellt nur eine Auslegungsregel dar für den Fall, daß der Übergang des Eigentums von der Bezahlung des Kaufpreises gerade der zu übereignenden Sache abhängig gemacht worden ist. Sie berechtigt aber nicht zu dem Schluß, daß der Erwerb des Eigentums beweglicher Sachen nicht an eine andere, weitergehende Bedingung geknüpft werden kann. So ist auch in der vorerwähnten Entscheidung des VII. Zivilsenats gerade in Würdigung der Vorschrift des § 4 5 5 ausgeführt, eine Eigentumsübertragung könne auch an die aufschiebende Bedingung geknüpft werden, daß der Erwerber zuvor seine Schulden auch aus anderen Geschäften an den Veräußerer bezahle, selbst wenn der Preis für die mit dem Vorbehalt belastete Sache voll gedeckt sein sollte. Dieser Auffassung ist beizupflichten. Denn bei dem Erwerb des Eigentums beweglicher Sachen ist die Einigung, anders als bei dem Erwerb von Grundstücken, nicht bedingungsfeindlich. Die Frage, ob gegenüber der Vorschrift des § 43 3 B G B . audi eine Abrede Bestand hätte, wonach der Käufer einer beweglichen Sache überhaupt nicht Eigentümer der Kaufsache werden soll, braucht hier nicht geprüft zu werden, weil eine solche Abrede, wie noch darzulegen sein wird, hier nicht vorliegt, obschon zuzugeben ist, daß der in Frage kommende Eigentumsvorbehalt besonders weit gefaßt ist.
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Sachenrecht
Sind aber die Vertragschließenden bei der Feststellung der Bedingungen, von deren Eintritt sie das Erlösdien des Eigentumsvorbehalts abhängig machen wollen, frei, so sind Bedenken grundsätzlicher A r t nicht dagegen zu erheben, daß der Eigentumsübergang an die Bezahlung e r s t k ü n f t i g e n t s t e h e n d e r Forderungen des Gläubigers gegen denselben Schuldner geknüpft wird. Der Vergleich mit der Sicherungsübereignung liegt nahe. Zu ihren Gunsten hat das Reichsgericht in ständiger Übung die rechtliche Möglichkeit anerkannt, daß jemand eine Sache, die er zu erwerben beabsichtigt, mit der Wirkung weiter veräußert, daß sie alsbald nach dem Erwerbe Eigentum des anderen Teils wird und der erste Erwerber nur den unmittelbaren Fremdbesitz behält. Aus dieser Reditsprechung hat der VII. Zivilsenat schon in der erwähnten Entscheidung vom 9. Juli 1909 die Folgerung gezogen, daß für den Eigentumsvorbehalt auch eine Abrede Bestand haben müsse, die zur Bedingung mache, daß das Eigentum an k ü n f t i g z u l i e f e r n d e n Sachen erst nach Erfüllung der gegenüber dem V e r äußerer erwachsenden Verbindlichkeiten auf den Erwerber übergehe, ja, daß nicht einmal Bedenken darüber obwalten könnten, daß sich der V e r k ä u f e r das Eigentum i m v o r a u s nicht bloß bis zur Zahlung des Kaufpreises für die veräußerten Sachen, sondern bis zur Befriedigung a n d e r w e i t i g e r Ansprüche vorbehalten dürfe. Die Entscheidung beantwortet nicht ausdrücklich die Frage, ob zu den anderweitigen A n sprüchen im Sinne dieser Ausführungen nur solche Forderungen zählen, die zur Zeit der Vereinbarung des Vorbehalts bereits bestehen, oder o b auch an Ansprüche gedacht ist, die erst in der Zukunft zur Entstehung gelangen. Wenn es aber zulässig ist, sich das Eigentum an erst künftig zu liefernden Sachen vorzubehalten und das Erlöschen des V o r behalts an die Befriedigung von Ansprüchen zu knüpfen, die mit dem jeweiligen Veräußerungsgeschäft in keinem Zusammenhange stehen, dann kann es rechtlich keinen Unterschied machen, ob zur Z e i t der Vereinbarung des Vorbehalts jene anderweitigen Ansprüche bereits vorhanden oder ob sie von den Vertragschließenden nur als künftig entstehend ins Auge gefaßt waren, sofern nur ihre Bestimmbarkeit dem Rechtsgrunde nach hinreichend gewahrt blieb. Ein Eigentumsvorbehalt der hier gedachten Art wird zu rechtlichen Bedenken um so weniger Anlaß geben, als er in der Regel seine sachliche und zeitliche Beschränkung in sich selbst tragen wird. Ist die mit dem Eigentumsvorbehalt belastete Ware bezahlt und auch jede andere Forderung des Gläubigers beglichen, dann ist die gesetzliche Bedingung eingetreten und das Eigentum endgültig auf den Erwerber übergegangen. Ein
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Wiederaufleben des Vorbehalts als Folge der Entstehung neuer Forderungen des Gläubigers würde ohne eine entsprechende Einigung der Beteiligten (Sicherungsübereignung) nicht in Frage kommen können. Die Annahme des Berufungsgerichts, daß der hier in Betracht kommende Eigentumsvorbehalt vom Standpunkte der Vertragsfreiheit aus zulässig sei, ist hiernach rechtlich nicht zu beanstanden. 2. Die Revision meint, es müsse auf jeden Fall verlangt werden, daß in allgemeinen Lieferungsbedingungen enthaltene besonders weitgehende Klauseln klar und unmißverständlich seien. Diesem Erfordernisse sei im vorliegenden Falle nicht genügt. Die auf den Rechnungen befindliche Klausel habe einen anderen Inhalt als der Vorbehalt auf den Verkaufsscheinen. Jene beziehe sich offensichtlich nur auf andere, b e r e i t s g e l i e f e r t e Ware und spreche auch nur von einer Haftung, nidit von einem Eigentumsvorbehalt. Die Nr. 4 der den Verkaufsscheinen aufgedruckten allgemeinen Lieferungsbedingungen habe ursprünglich nur den reinen Eigentumsvorbehalt des § 455 BGB. enthalten; der Stempelaufdruck: „ebenso die von mir gelieferte und bereits bezahlte Ware" passe aber zu dem ursprünglichen Wortlaut so wenig, daß die Klausel nunmehr geradezu „schleierhaft" werde. Der V o r behalt setze für jede neue Lieferung jedesmal wieder fest, daß s i e s e l b s t erst bei ihrer vollen Bezahlung in das Eigentum des Käufers übergehe, und füge nur hinzu, das gleiche gelte auch für die bereits f r ü h e r gelieferten und schon bezahlten Posten. Dies bedeute dem gewöhnlichen Wortsinne nach, auf den es hier ankomme, nur, daß auch die f r ü h e r gelieferten und bezahlten Waren Eigentum der Klägerin bleiben sollten, bis der neue Posten, auf den sich der Verkaufsschein beziehe, ebenfalls bezahlt sei. Es könne auf sich beruhen, ob der nachträgliche Eigentumsvorbehalt für die früheren Lieferungen überhaupt Sinn habe. Keinesfalls enthalte er die Abrede, daß die Bezahlung aller früheren Lieferungen Voraussetzung für den Übergang des Eigentums an der mit dem Vorbehalt gelieferten Ware sei. Als klarer Ausdruck der allgemeinen Abrede aber, daß der Übergang des Eigentums an der mit dem Vorbehalt gelieferten Ware auch von der Bezahlung a l l e r k ü n f t i g e n Lieferungen abhängen solle, könne die Klausel erst recht nicht gelten. Der Revision ist zuzugeben, daß die Eigentumsvorbehaltsklausel recht unklar gefaßt ist. Das Berufungsgericht legt diese aber so aus, daß der Eigentumsvorbehalt erlöschen sollte, wenn die R.-AG. sämtliche von der Klägerin gelieferten Waren bezahlt hätte. Es erläutert diese Auslegung unter Hinweis auf die Bekundung eines Zeugen dahin,
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daß das Eigentum an den gelieferten Waren endgültig übergehen sollte, wenn die R.-AG. vor einer neuen Lieferung ihre Sdiuld für alle früheren Lieferungen ausgeglichen hätte; es verneint das Erlösdien des Vorbehalts für sämtliche Lieferungen nur deshalb, weil diese Bedingung niemals eingetreten sei. Es kann nicht zweifelhaft sein, daß das Berufungsgericht bei dieser Auslegung unter der „Ausgleichung" der Schuld (Debet) die endgültige Erledigung aller schwebenden Verbindlichkeiten einschließlich solcher aus Wechseln verstanden hat; denn in der ausgelegten Abrede ist ausdrücklich hervorgehoben, daß „restlose Bezahlung der Ware" bedeuten soll: Bareinlösung gegebener Akzepte und Kundenpapiere einschließlich etwa vorgenommener Verlängerungen. Es handelt sich bei dieser Auslegung, die lediglich die allgemeinen Lieferungsbedingungen einer Holzhandlungsfirma in G. zum Gegenstande hat, entgegen der Ansicht der Revision nidit um die Auslegung typischer Vertragsbestimmungen, d. h. von Vertragsnormen, die als allgemeine Norm festgestellt sind und in gleichem Sinne eine Vielheit anderer bereits bestehender oder künftiger Vertragsverhältnisse beherrschen oder beherrschen werden (RGZ. Bd. 134 S. 82). Die Auslegung ist daher für das Revisionsgericht bindend, wenn sie nicht Denkgesetze oder anerkannte Auslegungsgrundsätze verletzt. Dies ist hier nicht der Fall. Die Auslegung muß sogar als die allein mögliche bezeichnet werden. Sie trägt in sachlicher Weise den Belangen beider Teile Rechnung. Das Berufungsgericht führt hierzu aus, das Wagnis bei der umfangreichen Geschäftsverbindung mit der R.-AG. sei für die Klägerin als Verkäuferin von Rohstoffen und halbfertigen Erzeugnissen besonders groß gewesen, da sie bei einem auf die jeweilige Lieferung beschränkten Eigentumsvorbehalt stets mit dem durch eine Verarbeitung der Ware gemäß § 950 BGB. eintretenden Verlust ihres Eigentums habe rechnen müssen. Die Verarbeitung der Ware habe sich bei der R.-AG. naturgemäß nicht nach der Reihenfolge der Lieferungen richten können, da sie meist aus verschiedenartigen Hölzern bestanden hätten und ihre Inangriffnahme zum Zwecke der Herstellung von Fertigwaren zum Teil durch den Geschmack der Abnehmer bedingt gewesen sei. Es habe stets der Fall eintreten können, daß alte, schon bezahlte Warenposten bei der R.-AG. noch lagerten, während neue, noch nicht bezahlte Lieferungen verarbeitet wurden und damit aus dem Eigentum der Klägerin ausschieden. Der Gefahr, in diesen Fällen trotz oder gerade wegen des auf die einzelne Lieferung beschränkten Eigentumsvorbehalts ihrer Sicherungen verlustig zu gehen, habe die Klägerin durch den erweiterten Eigentumsvorbehalt begegnen können und begegnen dürfen. Eine u n -
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angemessene Beschränkung der wirtschaftlichen Bewegungsfreiheit der Käuferin (R.-AG.) sei durch die Vereinbarung des erweiterten V o r behalts schon deshalb nicht eingetreten, weil die Käuferin — mangels entgegenstehender Vereinbarungen — stets in der Lage gewesen sei, das Eigentum an den gelieferten Hölzern auch ohne Bezahlung, eben durch ihre Verarbeitung, zu erwerben. In rechtlicher Hinsicht k ö n n t e nur die Frage aufgeworfen werden, ob das von der Revision erhobene Bedenken gerechtfertigt ist, daß durch einen Eigentumsvorbehalt der hier in Frage kommenden Art die Feststellung des Eintritts oder Nichteintritts der den Vorbehalt tilgenden Bedingung unbillig erschwert und der Übergang des Eigentums auf unabsehbare Zeiträume gehindert werden könnte. Beides ist zu verneinen. Das Bedenken der Revision ist wesentlich darauf gestützt, daß das Berufungsgericht den Erwerb des Eigentums von dem Erlöschen von Forderungen abhängig mache, die erst in der Z u k u n f t entstehen würden. Demgegenüber ist darauf hinzuweisen, daß der erweiterte Eigentumsvorbehalt spätestens seit Anfang 1931, jedenfalls aber in der hier in Betracht kommenden Lieferungszeit in zusammenhängender Reihenfolge bei jedem neuen Abschlüsse der Klägerin mit der R.-AG. mit dem gleichen Inhalte wiederholt wurde, so daß sich die Ansicht vertreten läßt, es handele sich bei den Forderungen, von deren Tilgung neben der Bezahlung der einzelnen Lieferung der Übergang des Eigentums an der Ware abhängig gemacht wurde, im Verhältnis zu der einzelnen Lieferung gar nicht um z u k ü n f t i g e Forderungen. Aber auch wenn davon auszugehen wäre, daß der Erwerb des Eigentums von dem Erlöschen zukünftiger Forderungen abhängig gemacht sei, erscheint das Bedenken der Revision unbegründet, weil nach der Auslegung des Berufungsgerichts der Übergang des Eigentums durch die Klausel n i c h t auf unabsehbare Zeiträume gehindert wird. Nach der Auffassung des Berufungsgerichts soll der unwiderrufliche Eigentumsübergang eintreten, wenn vor einer neuen Lieferung alle Verbindlidikeiten aus den früheren Lieferungen abgedeckt worden sind. Die Käuferin hatte es hiernach jederzeit in der Hand, die Bedingung für den Eigentumsübergang herbeizuführen. Der Umstand, daß sie die Herbeiführung der Bedingung aus Geldmangel unterlassen hat, ändert nichts an der rechtlichen Möglichkeit einer jederzeitigen Vornahme der Tilgungshandlung. Schwierigkeiten der Abrechnung werden sich allerdings auch bei einer solchen Regelung ergeben können. Daß solche im vorliegenden Fall in besonderem Maße aufgetreten oder zu befürchten gewesen wären, ist nicht anzunehmen.
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Die Bemängelung der Revision schließlich, daß die R.-AG. den vom Berufungsgericht angenommenen Umfang des Eigentumsvorbehalts nicht hätte erkennen können, muß daran scheitern, daß der Berufungsrichter den von ihm gefundenen Sinn der Abrede als ihren gegenständlichen Erklärungswert ermittelt hat. Diesen muß die R.-AG. so lange gegen sidi gelten lassen, als sie ihre Erklärung, was nicht geschehen ist, nicht angefochten hat. II. Zur Frage der Wirksamkeit der Sicherungsübereignung. Die Revision führt hierzu aus, gegen die Annahme des Berufungsgerichts, daß der Vertreter der Beklagten bei der Übergabe der Hölzer an ihn nur aus grober Fahrlässigkeit in Unkenntnis über das an den Hölzern noch bestehende Eigentum der Klägerin geblieben sei, wäre nichts zu erinnern, wenn der Eigentumsvorbehalt klar und deutlich vereinbart worden wäre. Dies sei aber bestimmt nidit der Fall. Von einem Verschulden des Vertreters könne unter den obwaltenden Umständen keine Rede sein. Der Angriff der Revision geht von unrichtigen Voraussetzungen aus. Das Berufungsgericht stellt fest, daß der Vertreter der Beklagten beim Erwerb des unmittelbaren Besitzes der von der Klägerin unter Eigentumsvorbehalt gelieferten Hölzer die für erforderlich zu erachtenden Nachforschungen nach den Eigentumsverhältnissen an jenen versäumt habe. Es führt hierzu aus, die Veräußerung von Waren unter Eigentumsvorbehalt sei heute derart üblich geworden und so weit verbreitet, daß jeder, der sich die Ware eines Kaufmanns zur Sicherheit übereignen lasse, mit einer Belastung der Ware durch einen Eigentumsvorbehalt rechnen müsse. Aus diesen Gründen obliege dem Sicherungsnehmer die Verpflichtung zu einer weitgehenden Nachprüfung der Eigentumsverhältnisse. An einer solchen Nachprüfung habe es die Beklagte, die ein Versehen ihres Vertreters als eigenes gelten lassen müsse, jedenfalls fehlen lassen. Sie hätte sich nicht auf die Versicherungen der Direktoren der R.-AG. verlassen dürfen, sondern bei der Klägerin anfragen müssen, dies um so mehr, als sie gewußt habe, daß sich die R.-AG. zur Zeit des Abschlusses des Sicherungsübereignungsvertrags in schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen befand. Diese Feststellungen genügen zur Annahme grober Fahrlässigkeit audi dann, wenn anzunehmen wäre, daß der Vertreter der Beklagten auch bei gehöriger Nachforschung infolge der unklaren Fassung des Vorbehalts keine Gewißheit über die Sach- und Rechtslage erlangt haben würde. Entscheidend ist die Unterlassung der erforderlichen Nachforschungen
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(RGZ. Bd. 143 S. 18 flg.). Im übrigen hätte der Vertreter der Beklagten, da er in seiner gewöhnlichen Stellung als Prokurist der R.-AG. die allgemeinen Lieferungsbedingungen der Klägerin gekannt haben wird, seine Auftraggeberin (Beklagte) dahin unterrichten müssen, daß die Freiheit der für sie in Besitz genommenen Holzmengen von Eigentumsrechten der Klägerin mindestens fraglidi sei. RGZ. 151, 184. Zur Frage der S i c h e r u n g s i i b e r e i g n u n g vorräten, die in einem Silo lagern.
an
Getreide-
BGB. § 929. VII. Z i v i l s e n a t .
Urt. v. 5. Mai 1936.
I. Landgericht Hildesheim. — II. O b e r l a n d e s g e r i A t Celle.
Die Klägerin hat dem später in Konkurs verfallenen und nadimals verstorbenen Pächter der Malzfabrik in V., P., zur Herstellung von Malz auf Grund eines Vertrags vom 4. Dezember 1930 unter Eigentumsvorbehalt Gerste geliefert, die nicht bezahlt worden ist. Sie behauptet, daß 5 3 300 kg daraus erzeugtes Malz im Silo I des P. gelagert hätten. Am 15. Februar 1931 schloß P. mit der Zweitbeklagten einen Vertrag, worin er erklärte, daß er ihr auf die aus der Vertragsurkunde ersichtliche Weise 2 2 0 0 Zentner des im Silo I lagernden Gerstenmalzes für ihre Forderungen sidierungsweise übereigne. Die Zweitbeklagte machte infolgedessen am Inhalt dieses Silos im P.sehen Konkurse das Aussonderungsrecht geltend. Die Klägerin erachtet einen Eigentumserwerb der Zweitbeklagten durch den erwähnten Vertrag nidit als zustande gekommen. Sic hat zunächst auf Herausgabe von 5 3 300 kg Malz oder Einwilligung in deren Herausgabe gegen beide Beklagte Klage erhoben. Nadi der Abweisung der Klage im ersten Rechtszuge hat sie sich mit dem in erster Stelle verklagten Konkursverwalter verglichen und mit Rücksicht auf die durch die Zweitbeklagte vorgenommene Veräußerung der in Silo I gelagerten Malzbestände im Berufungsverfahren nur noch von der Zweitbeklagten Zahlung von 16 252 RM samt Zinsen als Verkaufserlös der 53 300 kg abzüglich Mälzungslohn und Unkosten gefordert. Das Berufungsgericht hat die Zweitbeklagte zur Zahlung von 13 0 9 6 RM samt Zinsen verurteilt und die weitergehende Klage abgewiesen. Die Revision der Zweitbeklagten hatte keinen Erfolg.
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Gründe: Zu prüfen ist in der Revisionsinstanz zwischen den zur Zeit noch allein streitbeteiligten Parteien, der Klägerin und der Zweitbeklagten, nur, ob diese auf Grund des Abkommens vom 15. Februar 1931 Eigentum an den im Silo I der Firma P. befindlichen Malzvorräten erlangt hat. Daß die Klägerin auf Grund ihres Eigentumsvorbehalts an diesem teils aus ihien Gerstenlieferungen, teils aus anderen Beständen hervorgegangenen Malz nach dem Verhältnis der von ihr stammenden Menge Miteigentum gehabt hat, ihr Eigentumsrecht insbesondere nicht durch Verarbeitung oder Vermischung untergegangen ist, nimmt das angefochtene Urteil bedenkenfrei an und ist auch von der Revision nicht angefochten worden. Ebensowenig zu beanstanden ist die Erwägung des Berufungsrichters, daß die Zweitbeklagte, wenn sie nicht nachträglich rechtswirksam ihrerseits Eigentümerin des Malzes geworden ist, der Klägerin das durch die von ihr vorgenommene Veräußerung des Malzes Erlangte nadi § 816 BGB. herauszugeben hat. Hinsichtlich des Eigentumserwerbs der Zweitbeklagten steht nun das Berufungsgericht auf dem Standpunkt, daß sie diesen Erwerb nicht dargetan habe, da sich aus den Abmachungen vom 15. Februar 1931 und den zu ihrer Ausführung getroffenen Maßnahmen eine Übergabe des Malzes an sie (§ 929 BGB.) nicht ergebe. Gegen diese Erwägungen des Oberlandesgerichts richten sich die Angriffe der Revision. Sie erscheinen aber nicht begründet. Bedenklich muß in der Frage des Eigentumsübergangs auf die Zweitbeklagte, für den diese die Bewcislast trägt, schon die Unklarheit stimmen, die bei den Beteiligten selbst wegen der Form der Eigentumsübertragung offenbar nach Inhalt der Vertragsurkunde vom 15. Februar 1931 bestanden hat. Während darin in § 2 Abs. 1 ausgesprochen wird, daß die Übergabe durch Einräumung des mittelbaren Besitzes an die Zweitbeklagte auf Grund von § 930 BGB. ersetzt werde, erkennt in Abs. 3 daselbst P. die Zweitbeklagte als unmittelbare Besitzerin des Malzes an. Beides wird aus § 3 des Vertrags hergeleitet, nach dem P. den Silo I der Zwcitbeklagten zur Verfügung stellt, sich des Verfügungsrechtes darüber begibt und sich damit einverstanden erklärt, daß dieses Recht auf seinen Malzmeister Z. als Vertrauensmann der Zweitbeklagten übergehe, der über die im Silo I lagernden Vorräte nur nach deren Weisung und auf Grund besonderer Buchführung solle verfügen dürfen. Das angefochtene Urteil stellt nun fest, daß in Ausführung dieser Vereinbarung an einem der Ausläufe des Silos eine Tafel mit der Aufschrift „Eigentum von A. H. Hi." (Ab-
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kürzung der Firma der Zweitbeklagten) angebradit worden ist, daß die Ausläufe aber nicht verschlossen wurden und audi der Raum, in den der Silo auslief, jederzeit frei zugänglich blieb. Danach hat die Verwirklichung der nach § 929 BGB. zum Eigentumsübergang erforderlichen tatsächlichen Übergabe des Malzes an die Zweitbeklagte nur in der Bestellung des Treuhänders und der Anbringung der erwähnten Tafel bestanden. Diese Maßnahmen allein konnten aber für die Besitzübertragung im Sinn der erwähnten Vorschrift nidit genügen. Gewiß war eine soldie durchaus möglich, audi wenn der Aufbewahrungsraum für das Malz Teil des P.sdien Fabrikanwesens blieb. Es war aber in einem solchen Fall um so mehr geboten, den Willen der Beteiligten, den Alleinbesitz an der Ware auf die Zweitbeklagte zu übertragen, nicht nur äußerlich erkennbar zu madien, sondern audi durch Herstellung ihrer tatsächlichen Herrschaftsgewalt über die Ware sinnfällig zu verwirklichen. Durch Anheftung einer Tafel k o n n t e das ebensowenig gesdiehen wie durch den schriftlichen Inhalt des Übereignungsvertrags; die bloße Einsetzung eines Treuhänders aber reidite dazu gleichfalls nicht aus, wenn diesem nicht wenigstens der unmittelbare Besitz an der Ware eingeräumt wurde (RG. i. Bankardiiv 1927 S. 74). Das ist indessen nicht geschehen. Z. war und blieb Malzmeister im P.sehen Betriebe; seine Anwesenheit dort ließ also an und für sich nicht ohne weiteres auf einen Herrschaftsbereich der Zweitbeklagten innerhalb dieses Betriebes schließen. In dem tatsächlichen Lagerungszustand des Malzes aber hat sich im Anschluß an den Vertragsabschluß vom 15. Februar 1931 gegen früher nicht das geringste geändert: die Ausläufe des Silos blieben unverschlossen und waren für die Betriebsangehörigen der Malzfabrik jedem Zugriff offen. O b ein Zugriff ihrerseits auf die Silovorräte der Zweitbeklagten gegenüber vertragswidrig war, spielt für die dingliche Rechtslage, die allein durch die tatsächlichen Besitzverhältnisse bestimmt sind, keine Rolle. Audi wenn zur Besitzerlangung seitens der Zweitbeklagten nidit erforderlich war, daß das Malz der Einwirkung des P. völlig entzogen wurde (RGZ. Bd. 66 S. 263, Bd. 106 S. 136), so war doch jedenfalls dazu die Herstellung eines Zustandes nötig, der die körperliche Innehabung des Silos und seines Inhalts durch die Zweitbeklagte in den ihr fremden Räumen siditbar bewies. Insofern ist aber nidits gesdiehen, und die bloßen Bestimmungen im Vertrag, daß sich P. des eigenen Verfügungsrechts über den Silo begebe und dieses der Zweitbeklagten übertrage, vermögen die zur Übereignung neben der Einigung nach § 929 BGB. notwendige tatsächliche Übergabe nicht zu ersetzen.
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Mit Recht hat demgemäß das Berufungsgericht, da ein Eigentumserwerb der Zweitbeklagten kraft guten Glaubens nach § 932 BGB., auf den sie allein ihr Recht gründet, die Übergabe des Malzes an sie voraussetzte, den Beweis für ihr Eigentumsrecht als nicht erbracht angesehen und daraufhin in dem aus seinem Urteil ersichtlichen Umfang der Klage entsprochen. R G Z . 161, 109. Über die Rechtslage bei Aberntung und Vermostung von Trauben, die auf dem Stock gepfändet wurden, insbesondere über die damit zusammenhängenden Pflichten des Gerichtsvollziehers und die Folgen ihrer Verletzung. BGB. § 936. Z P O . §§ 808, 810, 824. V. Z i v i l s e n a t .
Urt. v. 16. August 1939.
Die Entscheidung ist abgedruckt unter „Zivilprozeß, Zwangsvollstreckung".
Ansprüche aus dem Eigentum R G Z . 93, 100. 1. Inwiefern ist der § 26 GewO. unanwendbar auf Ansprüche, die auf einem privatreditlichen Titel beruhen? 2. Beruht der Anspruch eines Flußanliegers gegenüber den von einer gewerbepolizeilidi genehmigten Stauanlage ausgehenden nachteiligen Einwirkungen, insofern er sich darauf gründet, daB bei der Anstauung die vertragsmäßig festgesetzte Stauhöhe überschritten wird, auf einem besonderen privatreditlichen Titel? 3. Wird der Anspruch aus dem Eigentum auf Beseitigung der Beeinträchtigung und Unterlassung weiterer Beeinträchtigungen oder der nadi § 26 G e w O . an dessen Stelle tretende Anspruch gemäß § 275 BGB. durch nachträgliche Unmöglichkeit der Leistung ausgeschlossen? V. Z i v i l s e n a t . Urt. v. 1. Juni 1918. I. Landgericht Schneidemühl. —
II. Oberlandesgericht P o s e n .
In notarieller Verhandlung vom 17. April 1907 machte der Kläger, zugleich als Generalbevollmächtigter seiner Ehefrau, zusammen mit zwei
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anderen Anliegern der Küddow der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft in Berlin das Angebot, ihr „dasjenige Land, welches bei Errichtung eines Stauwerks in der Küddow zwischen der Mündung der Pilow und der Ortschaft B. zur Ansammlung von Wasser erforderlich ist und von der AEG. zu diesem Zwedce in Benutzung genommen werden soll, unter folgenden Bedingungen zu verkaufen". Im folgenden heißt es unter 2 : „Die Höhe des angestauten Wasserspiegels oberhalb des zu errichtenden Stauwerks soll in der Weise begrenzt werden, daß die Mittelwasserstaukurve bei der Mündung der Rohra in die Küddow ausläuft. Demgemäß liegt das zum Kauf angebotene Land zu beiden Seiten der Küddow zwischen der Mündung der Rohra" . . . ; ferner unter 3: „Als Kaufpreis hat die K ä u f e r i n . . . im ganzen für die ihr überlassene Wasserkraft der K ü d d o w . . . 80 000 dfl, und zwar an K. (den Kläger) 40 000 und ferner für d a s . . . herzugebende Land je 200 J i für je 25 a zu bezahlen. Die Käuferin ist verpflichtet, ein Q u a n t u m von 180 Morgen zu je 25 a mit je 200 d l , im ganzen somit 36 000 M . . . zu bezahlen, auch wenn dieselbe für ihre Stauanlage nur eine geringere Fläche Land gebrauchen s o l l t e " . . . Das Angebot wurde von der AEG. in der Annahmefrist in notarieller Form angenommen. In deren Rechte und Pflichten aus dem so zustande gekommenen Vertrag ist die Beklagte eingetreten. Ende Dezember 1907 suchte der Regierungs- und Baurat D. im Auftrage der O . W.-Gesellschaft in Berlin beim Regierungspräsidenten die Genehmigung zur Errichtung eines Stauwerks an der bezeichneten Stelle für ein durch Wasserkraft zu betreibendes Elektrizitätswerk nach. Die Genehmigung wurde unterm 13. August 1909 erteilt. Die Beklagte, auf welche die Rechte daraus übertragen wurden, errichtete das Stauwerk und verwendete die gewonnene Wasserkraft zum Betrieb eines umfangreichen Elektrizitätswerks. Der Kläger behauptete, die Beklagte habe bei Herstellung der Stauanlage weder die Bedingungen der Genehmigung noch die Bestimmungen des Vertrags vom 17. April 1907 eingehalten; sie staue insbesondere nicht derart an, daß die Mittelwasserstaukurve bei der Mündung der Rohra in die Küddow auslaufe, sondern etwa 4 0 bis 45 cm höher. Dadurch werde das Abfließen der Rohra in die Küddow beeinträchtigt, ihm widerrechtlich Wasserkraft entzogen und Land weggenommen. Er beantragte deswegen, die Beklagte zur entsprechenden Senkung des Staues zu verurteilen.
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Die Beklagte erwiderte, durch den Vertrag sei keine Verpflichtung zur Einhaltung einer bestimmten Stauhöhe begründet. Die Bedingung unter 2 diene nur der Bestimmung des Kaufgegenstandes. Gegen die Erteilung der Genehmigung habe der Kläger keine Einwendungen gemacht und sich dadurch mit der der erteilten Genehmigung entsprechenden Ausführung des Stauwerks einverstanden erklärt. Dem Ansprüche stehe jedenfalls § 26 G e w O . entgegen. Bei einer Senkung des Mittelwasserstandes des Staues würde sie genötigt sein, ihren Betrieb einzustellen. Das Landgericht erkannte nadi dem Klagantrage. In der Berufungsinstanz machte die Beklagte namentlich noch geltend, inzwischen seien an ihr Elektrizitätswerk eine Reihe privater und öffentlicher Anlagen angeschlossen. Die Anstauung sei die Grundlage für die Überlandzentrale der Kreise Dt. Krone, Flatow und Kolmar. Das Gefangenenlager in Schneidemühl, der Flugplatz und andere wichtige militärische Anlagen würden von dem Stauwerk aus mit der erforderlichen elektrischen Kraft versehen. Jetzt sei sie schon deshalb nicht mehr imstande, den Stau in der verlangten Weise herabzusenken, weil damit allen diesen Anlagen ihre Lichtkraftquelle entzogen werden würde und aus landespolizeilichen Rücksichten die Senkung des Staues verhindert werden müßte. Das Oberlandesgericht wies die Berufung mit gewissen Einschränkungen zurück. Auf die Revision wurde das Urteil aufgehoben. Aus den G r ü n d e n : „Das Berufungsgericht verkennt nicht, daß es sich bei der von der Beklagten in der Küddow zum Betrieb ihres Elektrizitätswerks errichteten Stauanlage um eine „Stauanlage für ein Wassertriebwerk" (vgl. v. L a n dm a n n 7. Aufl. Anm. 36 zu § 16 G e w O . ; RGZ. Bd. 49 S. 87) und damit um eine nach § 16 G e w O . genehmigungspflichtige Anlage handelt. Es stellt auch fest, daß die Genehmigung von der „nach den Landesgesetzen zuständigen Behörde" (vgl. § 109 preuß. ZuständigkeitsG. vom 1. August 188 3) auf Grund eines den §§ 17 flg. GewO. entsprechenden Verfahrens erteilt und daß die Anlage dieser Genehmigung entsprechend ausgeführt, die genehmigte Stauhöhe insbesondere nie überschritten worden ist. Es versagt der Beklagten aber dem Ansprüche des Klägers gegenüber den Schutz des § 26 GewO., weil es annimmt, daß der § 26 „sich auf einen privatrechtlichen Anspruch nicht bezieht", und weil es in dem durch die Annahme des Angebots vom 17. April 1907 zustande gekommenen Vertrag einen „besonderen privatrechtlichen Titel" für
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den vom Kläger geltend gemachten Ansprudi auf Senkung des Staues erblidct. Dies wird von der Revision mit Recht beanstandet. Die §§ 17 bis 19 GewO. unterscheiden bei den Einwendungen gegen eine genehmigungspflichtige Anlage zwischen solchen, die nicht auf privatrechtlichen Titeln beruhen und bei Niditanbringung innerhalb der gemäß § 17 gesetzten Frist „präkludiert" werden, und solchen mit privatrechtlichen Titeln, bei denen eine Präklusion nicht eintritt. Bei der zweiten Gruppe wiederum findet eine Unterscheidung statt zwisdien den Einwendungen, die auf b e s o n d e r e n privatreditlidien Titeln beruhen und gemäß dem § 19 zur richterlichen Entscheidung zu verweisen sind, und anderen, die von den Verwaltungsbehörden — jedoch mit Vorbehalt des Rechtsweges — zu erörtern sind. Gedadit ist bei den Einwendungen der letzteren Art an diejenigen, die auf das Eigentum oder ein sonstiges absolutes Recht und deren Beeinträditigung durch Einwirkungen, die von der genehmigungspflichtigen Anlage ausgehen, gegründet werden. Diesen Einwendungen entsprechen (nach Genehmigung der Anlage) in § 26 GewO. die „Privatklagen", die „die bestehenden Rechte zur Abwehr benachteiligender Einwirkungen, welche von einem Grundstück aus auf ein benachbartes Grundstück geübt werden, dem Eigentümer oder Besitzer des letzteren gewähren". Die Anwendbarkeit des § 26 auf privatrechtliche Ansprüche, namentlich auf solche aus § 1004 BGB., kann schon nach diesem seinem Inhalte nicht zweifelhaft sein. Zuzugeben ist nur, daß er sidi nicht auf Ansprüche bezieht, die auf b e s o n d e r e n privatreditlidien Titeln beruhen (vgl. RGZ. Bd. 13 S. 52; v. L a n d m a n n Anm. 5 zu § 17, Am. 1 Abs. 2, Anm. 2 zu § 26). Hierunter sind auch Ansprüche zu verstehen, die in einem Vertrage zwisdien demjenigen, der die Anlage hält, und demjenigen, der den Ansprudi erhebt, sowie in den dadurch zwischen beiden begründeten Rechtsbeziehungen ihren Grund haben. Dies aber trifft beim Klagansprudie nicht zu. Dem Berufungsgerichte ist nicht in der Ansicht beizupflichten, daß der Klagansprudi auf dem durch die Annahme des Angebots vom 17. April 1907 zustande gekommenen Vertrage beruhe. Zwar ist bei der Auslegung, die das Berufungsgericht diesem Vertrage gegeben hat, gegenüber dem Angriffe der Revision durchaus stehen zu bleiben. Mit Redit lehnt das Berufungsgericht namentlich die Annahme ab, daß der Vertrag ein bloßer Vorvertrag in dem Sinne sei, daß die Festsetzung der Stauhöhe unter 2 keine endgültige Festsetzung, diese vielmehr der späteren Vereinbarung im Genehmigungsverfahren vorbehalten sei. Zutreffend erblickt es in dem Vertrag einen Kaufvertrag. Z i v i l s . Sachenrecht Teil 2
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in welchem die Festsetzung der Stauhöhe der Bestimmung des Kaufgegenstandes, nämlidi des vom Kläger und seinen Vertragsgenossen herzugebenden Landes und der mitverkauften Wasserkraft, dient Allein die durdi die Käuferin übernommene Verpflichtung, nicht über das bezeichnete Maß anzustauen, fällt an sich aus dem Rahmen des Kaufvertrags heraus (vgl. § 43 3 BGB.); eine solche ergibt sich auch weder unmittelbar aus dem Wortlaute der Vertragsurkunde, nodi ist sie vom Berufungsgerichte festgestellt. Indem dieses ausführt: läge ein Vertrag nidit vor, so hätte die Beklagte gar kein Recht, also audi keins auf die beanspruchte Stauhöhe, erkennt es vielmehr an, daß der Anspruch des Klägers auf Beseitigung und Unterlassung einer über das festgesetzte Maß hinausgehenden Anstauung nicht im Vertrage, sondern anderswo seine Rechtsgrundlage zu suchen hat. In der Tat würde der Kläger — von § 26 GewO. abgesehen — ohne den Vertrag jeder sein Grundeigentum oder sein Wassernutzungsredit (vgl. §§ 1, 13 flg. preuß. PrivatflußG. vom 28. Februar 1843, §§ 8, 9, 40 Nr. 3 preuß. WasserG. vom 7. April 1913) beeinträchtigenden Anstauung, wie jedem anderen Störer, so auch der Beklagten gegenüber widersprechen und, soweit eine solche von der Stauanlage ausgehende Beeinträchtigung auch nur mit Sicherheit vorauszusehen ist, die Beseitigung der Anlage verlangen können (vgl. §§ 1004, 907 BGB.; RGZ. Bd. 60 S. 7, Bd. 9 0 S. 49). Diese Ansprüche des Klägers sind durch den Vertrag nicht erweitert oder von neuem begründet, sondern der Beklagten gegenüber schuldrechtlich eingeschränkt worden, insofern der Kläger eine der Bestimmung unter 2 entsprechende Stauanlage und die damit zusammenhängenden Beeinträchtigungen seines Grundeigentums und seines Wassernutzungsrechts dulden muß. Der Vertrag ist danach nicht Grundlage des Klaganspruchs, sondern, soweit der Stau in den durch ihn gezogenen Grenzen bleibt, Grundlage einer dem Anspruch entgegenstehenden Einrede, während der Kläger der festgestellten über diese Grenzen hinausgehenden Anstauung und der darin enthaltenen oder darauf zurückzuführenden Beeinträchtigung seines Grundeigentums und seines Wassernutzungsrechts nur auf Grund dieser seiner absoluten Rechte entgegentritt. Handelt es sich beim Klaganspruch aber nicht um einen auf b e s o n d e r e m privatrechtlichen Titel, insbesondere nidit um einen auf dem bezeichneten Vertrage beruhenden Anspruch, sondern um einen Anspruch, den die bestehenden Rechte (§§ 1004, 907 BGB.) zur Abwehr benachteiligender Einwirkungen auf benachbarte Grundstüdee deren Eigentümern — oder zur Abwehr von Einwirkungen, die die Wassernutzungsrechte anderer benachteiligen, den Nutzungsberech-
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tigten — gewähren (vgl. RGZ. Bd. 90 S. 49 und S. 61), so ist die Anwendung des § 26 GewO. der genehmigten Stauanlage der Beklagten gegenüber ohne weiteres begründet. Danach ist der Anspruch auf Senkung des Staues um 4 0 cm, wie ihn der Kläger geltend gemacht hat, oder um 3 5 cm, wie er ihm vom Berufungsgerichte mit einer zeitlichen Einschränkung zuerkannt worden ist, hinfällig, und nur ein Anspruch auf Schadloshaltung begründet, wenn eine solche Senkung „untunlich oder mit einem gehörigen Betriebe des Gewerbes unvereinbar" ist. Unter dem Gewerbebetrieb ist hier der Betrieb des Wassertriebwerks, also des Elektrizitätswerks, zu verstehen, dem die Stauanlage dient (vgl. RGZ. Bd. 49 S. 89). Mit einem „gehörigen" Betriebe des Elektrizitätswerks wäre die begehrte Senkung unvereinbar, wenn der Betrieb in seinem jetzigen Umfange nicht ohne die von der Beklagten behaupeten kostspieligen und mit erheblichen Betriebsstörungen verbundenen Umbauten aufrecht erhalten werden könnte, oder wenn die Senkung gemäß dem Gutachten von N. zu außerordentlichen Nachteilen, vielleicht zur Lahmlegung des ganzen Werkes auf lange Zeit hinaus, und zu außerordentlichen Verkehrsstörungen für die an das Werk angeschlossenen fiskalischen und privaten Betriebe führen würde. Das Berufungsgericht hat eine bestimmte Feststellung in dieser Beziehung nicht getroffen. Es würdigt das betreffende Vorbringen des Klägers und die Bekundungen des Sachverständigen nur unter dem Gesichtspunkte der nachträglich eingetretenen Unmöglichkeit und meint mit Bezug auf die Bemerkung des Regierungspräsidenten in der Auskunft vom 12. Mai 1917, daß durch die Senkung um 3 5 cm das Unternehmen der Beklagten eine Benachteiligung erfahren würde, die nicht „im Einklänge mit dem Schaden des Klägers" zu stehen scheine: das seien wirtschaftliche Erwägungen, die für die streitige Rechtsfrage nicht entscheidend seien. Das auf der dargelegten Verletzung des § 26 GewO. beruhende Berufungsurteil war aufzuheben (§§ 549, 564 ZPO.) Den weiteren Angriffen der Revision war keine Folge zu g e b e n . . . . Die Annahme einer den Klaganspruch nach § 275 BGB. ausschließenden nachträglich eingetretenen Unmöglichkeit könnte durch den erwähnten Umstand, daß der Betrieb des Elektrizitätswerks in seinem jetzigen Umfang ohne die von der Beklagten behaupteten kostspieligen und mit erheblichen Betriebsstörungen verbundenen Umbauten nicht aufrecht erhalten werden kann, und durch die Behauptung der Beklagten, daß ihr durch die verlangte Senkung des Wasserspiegels ein Millionenschaden erwachsen würde, vielleicht dann begründet erscheinen, wenn es sich bei dem Klag3*
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anspruche, wie das Berufungsgericht angenommen hat, um einen Anspruch aus dem Vertrage handelte, so daß die Anwendung des § 242 BGB. in Frage käme (vgl. RGZ. Bd. 57 S. 118, Bd. 65 S. 34, Bd. 88 S. 174). Handelt es sich aber, wie dargelegt, um einen Anspruch aus dem Eigentum und aus dem Wassernutzungsrecht auf Beseitigung der Beeinträchtigung und Unterlassung weiterer Beeinträchtigungen oder um einen nach dem § 26 G e w O . an dessen Stelle tretenden Anspruch, so k a n n jene Annahme durch den bezeichneten Umstand und die bezeichnete Behauptung weder nach § 242 noch nach § 251 BGB., sondern nur gemäß § 26 GewO. begründet werden (vgl. RGZ. Bd. 51 S. 411; Warneyer 1910 Nr. 271; Komm, von RGR. Anm. 2 a. E. zu § 275). RGZ. 93, 281. Kann gegenüber Ansprüchen des Eigentümers nach §§ 990, 987, 989 BGB. der Einwand des Selbstversdiuldens (§ 254 BGB.) Beachtung finden? Unterschied jener Ansprüche von dem Anspruch auf Herausgabe (§ 985 BGB.). VI. Z i v i l s e n a t . Urt. v. 16. September 1918. I. L a n d g e r i c h t I B e r l i n . —
II. K a m m e r g e r i d i t
daselbst.
Aus den G r ü n d e n : „In der Nacht vom 10. auf den 11. Mai 1915 wurden der Klägerin aus dem Pfarrhause größere Posten Pfandbriefe gestohlen, darunter 4 Stück SVj/Voige Neue Westpreußische Pfandbriefe Lit. A Nr. 21 549 bis 21 5 52 auf je 5000 d ( lautend. Als Dieb wurde verfolgt ein mit schwerer Zuchthausstrafe vorbestrafter Mann namens L. Von diesem hat die Beklagte die vorangeführten Pfandbriefe samt Zinsscheinen unter dem 31. Mai 1915 zum Kurse von 7 6 1 / 2 % käuflich erworben. Mit der vorliegenden Klage, deren Antrag dahin geht, die Beklagte habe 1400 oH nebst 4 % Zinsen seit dem 4. April 1917 zu zahlen sowie 20 000 dt 3 x lzloige Neue Westpreußische Pfandbriefe II nebst Zinssdieinen (beginnend mit den am 1. Juli 1917 fällig werdenden) und Erneuerungsscheinen zu liefern, wird gegen sie der Vorwurf erhoben, sie sei bei dem Erwerbe der Papiere nicht in gutem Glauben gewesen, daher sei sie zur Herausgabe der erworbenen Pfandbriefe oder gleichartiger Pfandbriefe sowie zur Bezahlung der inzwischen fällig gewordenen Zinsscheine (vom 1. Juli 1915, 1. Januar und 1. Juli 1916 sowie 1. Januar 1917) im Gesamtbetrage von 1400 J l verpflichtet. Die Vorinstanzen haben angenommen, der Beklagten sei bei dem Erwerbe der Pfandbriefe infolge grober Fahrlässigkeit unbekannt ge-
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blieben, daß sie dem Veräußerer nicht gehörten (§ 932 Abs. 2 BGB.), und haben nach dem vorangeführten Klagantrag erkannt. Nach dem teils unstreitigen, teils festgestellten Sachverhalte hatte die Beklagte in zahlreichen Zeitungen Aufforderungen des Inhalts ergehen lassen, daß Besitzer von Wertpapieren ihr Verkaufangebote in solchen machen sollten. Unter Bezugnahme auf eine solche Anzeige hatte L. die vier Pfandbriefe angeboten, und die Beklagte hat sie gekauft, ohne über die Persönlichkeit des Verkäufers, der sich als Mechaniker J. L. in R. bezeichnet hatte, und über die Herkunft seines Besitzes irgendwelche Erkundigungen einzuziehen. In Übereinstimmung mit einem bereits vom ersten Richter erhobenen Gutachten der Handelskammer zu Berlin nimmt das Berufungsgericht an, daß die Beklagte verpflichtet gewesen wäre, über die ihr völlig unbekannte Persönlichkeit des Verkäufers sich wenigstens bei dem Ortsvorstande R. zu erkundigen, zumal es ihr unter anderem habe auffallen müssen, daß ein Mechaniker in R. über vier Pfandbriefe zu je 5000 J ( verfügte, daß er ihr einen übermäßigen Gewinn zubilligte, und übrigens Besitzer von Wertpapieren in erheblichem Nennwerte regelmäßig in Verbindung mit einem ihnen bekannten Bankier oder Bankinstitute stünden und deshalb die Angehung eines fremden Bankiers nicht nötig hätten. Die Beklagte bestreitet, irgendwie fahrlässig vorgegangen zu sein, und hat weiter eingewandt, der Klägerin falle in der Person ihrer gesetzlichen Vertreter ein Selbstverschulden (§ 254 BGB.) zur Last. Die Papiere seien, am 11. Mai gestohlen, erst am 18. Juni aufgeboten worden, während die Klägerin bei geordneter Beaufsichtigung und Buchführung den Verlust sofort hätte entdecken müssen und dann verpflichtet gewesen wäre, Anzeige zu erstatten, damit die gestohlenen Papiere in den polizeilichen Fahndungsblättern oder sonst in üblicher Weise aufgerufen würden. Wäre dies geschehen, dann hätte die Beklagte die Papiere nicht gekauft. Der eingetretene Schaden sei in erster Reihe von der Klägerin selbst verursacht. Diesen Einwand des Selbstverschuldens hat bereits der erste Richter, ohne sachlich darauf einzugehen, mit der vom Berufungsgerichte gebilligten Begründung zurückgewiesen, gegenüber der vorliegenden Klage als „Eigentumsklage" komme es auf ein solches konkurrierendes Verschulden der Klägerin nicht an. Die Beklagte habe mangels guten Glaubens das Eigentum an den Pfandbriefen nicht erworben, sie müsse daher „auf die Eigentumsklage" hin der Klägerin das zurückgewähren, was sie aus deren Eigentum erlangt habe. Daß die Klägerin nicht die ihr gestohlenen besonderen, durch Nummern gekennzeichneten Pfandbriefe, sondern Pfandbriefe schlechthin verlange, folge
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aus der Natur der Pfandbriefe als Gattungsware; die Klage bleibe darum gleichwohl „die Eigentumsklage". Die Revision beanstandet die Ausführungen des Berufungsgerichts in der Verschuldensfrage und weiter diejenigen, womit das Eingehen auf den Einwand des Selbstverschuldens abgelehnt ist. In der ersten Richtung konnte sie keinen Erfolg h a b e n . . . (wird näher ausgeführt; sodann wird fortgefahren:) Darüber, daß die Klage, wie erhoben, ihre rechtliche Grundlage im Eigentum, insbesondere im § 990 BGB. findet, nicht etwa auf § 82 3 Abs. 1 gestützt ist, besteht Einverständnis unter den Parteien; auch die Vordergerichte haben dies nicht in Zweifel gezogen. Sie haben den Einwand des Selbstverschuldens (§ 254) als unbcachtlidi zurückgewiesen, weil sie die Klage als die des Eigentümers auf Herausgabe der Sache (§ 985), nicht als Schadensersatzklage ansehen. Zutreffend wird hierbei davon ausgegangen, daß gegenüber der Klage des Eigentümers auf Herausgabe der Sache wider den Besitzer dieser sich nicht mit Erfolg auf ein Selbstverschulden des Klägers im Sinne des § 254 berufen könnte, da die Anwendung des § 254 eine Verpflichtung zum Ersatz eines Schadens als solchen voraussetzt. Seinem wirtschaftlichen Zwecke und Ziel nach kann allerdings der Herausgabeanspruch einem Schadensersatzbegehrcn nach Umständen wohl mehr oder minder ähnlich erscheinen, da er wie dieses auf Ausgleichung der durch die Vorenthaltung der Sache im Vermögen des Eigentümers entstandenen Lücke gerichtet ist. Deshalb ist aber jener Herausgabeanspruch doch nicht als Schadensersatzanspruch anzusehen oder einem solchen gleichzustellen. Darauf, ob und inwieweit durch die Vorenthaltung der Sache ein Vermögensschaden entstanden ist, kommt für diesen Anspruch nichts an: ebensowenig darauf, ob und in welchem Maße der Beklagte an der Verursachung eines etwa vorhandenen Schadens schuld ist. Er darf die Sache nicht behalten, weil sein Besitz dem Eigentum des Klägers widerstreitet, und auf Herausgabe ist die Klage gegen ihn zu richten, wenn und solange er die Sache besitzt. Besitzt er sie zu Unrecht, so muß er sie dem Eigentümer kraft dessen daran bestehenden Eigentums herausgeben, dieser mag bezüglich des Abhandenkommens noch so sehr im Selbstverschulden sich bewegt haben. Dieser Herausgabeansprudi ist aber im vorliegenden Falle nicht erhoben; die Beurteilung der Vorinstanzen ist insoweit unzutreffend. Bei den Ansprüchen aus dem Eigentum sind zu unterscheiden solche, die als dingliche aus dem gesetzlichen Inhalte des Eigentums fließen, wie der Anspruch auf Herausgabe der Sache und auf Beseitigung
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von Beeinträchtigungen (§§ 98 5, »1004), und anderseits soldie, die aus einem durdi das Verhalten des Besitzers begründeten persönlichen Schuldverhältnis herrühren, wie der Anspruch auf Ersatz von Aufwendungen, auf Erstattung ungerechtfertigter Bereicherung, auf Schadensersatz (§§989 flg.; vgl. RGZ. Bd. 46 S. 145). 1. Der an erster Stelle verlangte Geldbetrag von 1400 M soll zum Ausgleich für die entgangenen Nutzungen dienen, die aus den Pfandbriefen zu ziehen gewesen wären, wenn sie dem Berechtigten nicht abhanden gekommen wären. Das Gesetz spricht in § 987 nur von „Herausgabe" von Nutzungen. Der Ausdruck trifft sprachlogisch zu nur auf die gezogenen und noch unverbraucht vorhandenen natürlichen und bürgerlichen Sadifrüchte; bei verbrauchten, nicht gezogenen oder nicht herausgebbaren Früchten kann es sich insoweit nur um eine Pflicht zur Wertvergütung handeln. Ein dinglidier Herausgabeansprudi kraft Eigentums könnte also nur gegenüber noch vorhandenen Zinsscheinen als Sachfrüditen in Frage kommen, die, weil die Hauptsache nicht gutgläubig erworben worden ist, aus dem Eigentum des Berechtigten nicht ausgeschieden sind. Davon kann nach dem Klagbegehren zu diesem Teile keine Rede sein. Die Beklagte, die die Pfandbriefe unstreitig alsbald weiterverkauft hat, hat die Zinsen für die zwei Jahre, wie verlangt, ihrerseits nicht gezogen. Was die Beklagte nach dem Verlangen der Klage leisten soll, ist mithin nidits anderes, als Ersatz für eine Rechtsfolge der an der Hauptsache begangenen Besitzentziehung — ebenso wie wenn die fruchttragende Sadie zerstört und so dem Eigentümer die Fruchtziehung unmöglich gemacht geworden wäre. Danach aber kann kein Zweifel daran bestehen, daß insoweit ein Schadensersatzanspruch im Sinne der §§ 990, 987, 249, 251, 252, BGB. erhoben ist. 2. Aber auch bezüglich der gestohlenen Wertpapiere selbst ist kein Anspruch auf Herausgabe der — mit Lit. A 21 549 bis 21 552 bezeichneten — Pfandbriefe, die der Klägerin abhanden gekommen sind und ungeachtet des Erwerbes der Beklagten, weil diese nicht gutgläubig erworben hat, im Eigentum jener verblieben waren (§ 932 Abs. 2, § 935), erhoben, sondern nur „Pfandbriefe" gleicher Art sind verlangt. Dies erhellt gleichermaßen aus dem Klagantrage wie aus der Klagbegründung, indem schon in der Klagschrift der (unstreitigen) Tatsache gedacht wird, daß die Beklagte von den erworbenen Pfandbriefen (20 000 ¿Ä) am 31. Mai 1915 5000 cä zu 78 3 / 4 °/o und 10 000 sowie 5000 J l am 4. Juni 1915 weiterverkauft hat. Wenngleich daher in der Klagbegründung die Verpflichtung der Beklagten dahin gekennzeichnet wird, sie habe die von ihr erworbenen Pfandbriefe o d e r gleichartige Pfand-
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briefe herauszugeben, so ändert dies* doch nichts daran, daß das im Klagantrag niedergelegte Klagbegehren n u r auf Leistung gleichartiger Pfandbriefe gerichtet ist, während die zu einem Herausgabebegehren bezüglich der gestohlenen Pfandbriefe unentbehrliche Behauptung, daß die Beklagte diese in Besitz habe, gar nicht aufgestellt werden sollte. Das Berufungsgericht scheint dies — inhaltlich der von ihm in bezug genommenen Ausführungen am Schlüsse des ersten Urteils — nicht zu verkennen, aber auch die weitere Ausführung des ersten Richters zu billigen, wonach die Richtung des Klagbegehrens auf gleichartige Pfandbriefe für die Beurteilung des Anspruchs nichts ausmachen soll, weil jenes Klagbegehren aus der Natur der Pfandbriefe als Gattungsware folge. Indessen wird durch diese zweifellos vorhandene Rechtsnatur als „Gattungsware" doch nichts daran geändert, daß diejenigen Pfandbriefe, die die Beklagte geben soll, nicht im Eigentum der Klägerin gestanden haben und darin so lange nicht stehen, als sie ihr nicht von der Beklagten übergeben oder im Vollstreckungswege beigetrieben werden. Der hierauf gerichtete Anspruch kann mithin nicht der dingliche Herausgabeanspruch nach § 985 sei. Es kann dahinstehen, ob die Klägerin statt dessen schlechthin Geldersatz hätte fordern können, denn ein solches Begehren ist nicht gestellt. Dessenungeachtet liegt ein Schadenseratzanspruch vor: nicht die gestohlenen Sachen werden verlangt, sondern deren gleichwertiger Ersatz, aus derselben Gattung entnommen, — womit gemäß § 249 derjenige Zustand hergestellt werden soll, der bestehen würde, wenn der zum Ersatz verpflichtende Umstand nicht eingetreten wäre. Es ist kein rechtlicher Grund dafür zu finden, warum dann, wenn für den Verlust einer Gattungssache ein anderes Stück aus derselben Gattung geleistet wird, etwas anderes als Schadensersatz vorliegen soll*. 3. Liegt aber hiernach in beiden Richtungen des Klagbegehrens ein Schadensersatzanspruch vor, so ist der Einwand aus § 254 für statthaft zu erachten. In der Rechtsprechung des Reichsgerichts ist anerkannt, daß diese Vorschrift Anwendung findet auf alle durch das Bürgerliche Gesetzbuch bestimmten Fälle der Schadensersatzpflicht (vgl. Warneyer 1910 Nr. 419, Urteile des RG. II 36/04, III 516/04; Komm, v. RGR. § 2 5 4 Erl. 4). Es besteht kein begründetes Bedenken dagegen, dies auch gegenüber Ansprüchen aus §§ 989, 990 gelten zu lassen. Der vorliegende Einwand ist auch rechtlich mit ausreichender Schlüssigkeit begründet. Er ist nicht auszuräumen mit dem Vorbringen * Vgl. hierzu u. a. W e n d t , Arth. Ziv. Pr. Bd. 76 S. 1 flg. bes. S. 35; H. A . F i s c h e r . Der Sdiaden nach dem BGB. (1903) S. 170flg.
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der Klägerin, das Verschulden, das ihr nach dem Vorbringen der Beklagten wegen verspäteter Entdeckung und Anzeige des Diebstahls zur Last fallen solle, habe nur im Zeitpunkte des Erwerbs der Pfandbriefe seitens der Klägerin vorgelegen, für die Zeit der Weiterveräußerung dagegen, durch die erst der Anspruch in einen solchen auf Schadensersatz übergegangen sei, komme jenem Verhalten keine ursächliche Bedeutung mehr zu. Eine solche besteht vielmehr auch dann für den gesamten Verlauf der Dinge, der zur Entstehung des Schadens geführt hat. In diesem Rahmen ist nach den Umständen zu beurteilen, inwieweit der Schaden vorwiegend von dem einen oder von dem anderen Teile verursacht worden ist ( § 2 5 4 ) . Übrigens ist der Einwand, wie bisher erhoben, seinem Sinne nach dahin zu verstehen, daß, wenn der Diebstahl rechtzeitig entdeckt und angezeigt worden wäre, die gestohlenen Pfandbriefe so zeitig aufgerufen sein würden, daß die Beklagte, sei es zum Ankauf, sei es zur Weiterveräußerung der Papiere nicht geschritten wäre. Das auf den Einwand des Selbstverschuldens bezügliche Streitvorbringen bedarf daher noch der sachlichen Würdigung. Hierzu war der Rechtsstreit unter Aufhebung des Urteils an die Vorinstanz zurückzuverweisen." R C Z . 100, 69. 1. Setzt die Haftung für Luftfahrtschäden ein Verschulden voraus? 2. Inwieweit findet § 905 BGB. auf den einem Grundstücksbesitzer durch ein abgestürztes Flugzeug zugefügten Sachschaden Anwendung? VI. Z i v i l s e n a t . Urt. v. l . J u l i 1920. I. Landgericht Potsdam. — II. Kammergeridit Berlin.
Die Beklagte unterhielt 1918 in G. eine Fliegerschule. Durch Vertrag mit der Heeresverwaltung hatte sie es übernommen, Militärpersonen im Führen von Flugzeugen auszubilden. Zu diesen gehörte der Unteroffizier K., der nach abgelegter Pilotenprüfung noch die Bedingungen 11 bis 13 des Flugbuchs zu erfüllen hatte. Am 18. September 1918 stürzte ein von ihm und einem Begleiter geleitetes Flugzeug der Beklagten in Bornin über dem Hause Grenzstraße Nr. 6 ab, durchschlug das Dach, fiel in die Mietwohnung des Klägers und zerstörte dort verschiedene Einrichtungsgegenstände des Klägers. Seine Klage auf Zahlung von 6506 cjfi Schadensersatz wurde vom Landgericht abgewiesen, jedoch vom Kammergericht dem Grunde nach für gerechtfertigt erklärt. Die Revision der Beklagten wurde zurückgewiesen.
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Gründe: Der Streit betrifft den Eigentumsschaden, der dem Kläger durch den Absturz des Flugzeugs der Beklagten an seinen Einrichtungsgegenständen in seiner Mietwohnung widerrechtlich zugefügt worden ist. Das Berufungsgericht hat die Beklagte unter drei selbständigen Gesichtspunkten für den Schaden für verantwortlich erklärt, indem es 1. dem Kläger für den ihm nach §§ 905, 858 BGB. versagten Anspruch auf Abwehr des Flugzeugs einen vom Nachweise des Verschuldens der Beklagten unabhängigen Entschädigungsanspruch zuspricht, 2. außerdem noch gegen die Beklagte eine für den Unfall ursächlich gewordene Fahrlässigkeit im Sinne des § 823 Abs. 1 BGB. feststellt, 3. die Beklagte, falls sie in Ausübung eines staatlichen Hoheitsrcchts gehandelt habe, nach dem Grundsatze des § 75 der Einl. z. Allgem. Landrecht schlechthin für entschädigungspflichtig erklärt. Die beiden letzten Gründe, die hier vorweg genommen werden, halten jedoch der Revision nicht Stand und müssen wegfallen. 1. Als unerlaubte Handlung im Sinne des § 823 Abs. 1 BGB., durch die das Eigentum des Klägers fahrlässig verletzt worden sei, legt das Berufungsgericht der Beklagten zur Last, ihren Flugschülern das Überfliegen bewohnter Ortschaften nicht verboten zu haben. Dieser Vorwurf läßt sich nicht aufrecht halten. Allerdings verpflichtet die besondere Gefährlichkeit der Luftfahrt den Flieger wie den Unternehmer einer Fliegerschule und einen Flugplatzhalter nach § 276 BGB. zu entsprechend großer und besonderer Vorsicht, wie dies der Senat in RGZ. Bd. 78 S. 172 grundsätzlich ausgesprochen hat. Der dort behandelte Unfall war zwar nicht durch die besonderen Gefahren eines bereits aufgestiegenen Luftschiffs angerichtet worden, sondern durch ein notgelandetes Luftschiff, das infolge einer Gewitterböe aus der Verankerung losgerissen wurde und einen Zuschauer verletzte; in jenem Falle wurde das Verschulden des Beklagten verneint, weil er sowohl bei der Vorbereitung der Fahrt als auch bei der Notlandung alle verkehrserforderliche Sorgfalt beobachtet hatte. Dagegen war in anderen Fällen ein Verschulden des Beklagten nachweisbar, wo ein Flugzeug durch starke Geräusche auf das niedrig überflogene Grundstück schädigend eingewirkt und z. B. unter dem weidenden Vieh Schaden angerichtet hat. Die gleiche Feststellung eines Verschuldens wurde auch in dem Urteile Bd. 97 S. 27 gebilligt, wo als Klagegrund dem Flugplatzhalter schuldhafte Eigentumsstörung vorgeworfen war, weil er trotz Beschwerden des Klägers nichts dagegen getan habe, daß seine Flugschüler auch außerhalb
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der Flugplatzgrenzen in geringer Höhe geflogen seien und mit den Flugzeugen über den Nachbargrundstücken starke Geräusdie entwickelt hätten. Anders aber muß das Verhalten der Beklagten im gegenwärtigen Falle sowohl hinsichtlich des Vorwurfs des Verschuldens als auch zur Frage der Schadensverursachung beurteilt werden. Anfänger werden selbstverständlich nur in den Grenzen des Flugplatzes anzulernen und ungeübten Fliegern wird bei Außenflügen zum Schutze fremder Rechte das Überfliegen bewohnter Ortschaften zu verwehren sein. Aber die im Verkehr erforderliche Sorgfalt würde überspannt, wenn ein gleiches Verbot schlechthin audi auf geprüfte Piloten ausgedehnt werden müßte. Dieses Bedenken greift auch dem K. gegenüber Platz. Er war geprüfter Pilot und sollte den Flugplatz der Beklagten nur benutzen, um von dort aus gewisse militärische Bedingungen für seine kriegsgemäße Verwendbarkeit zu erfüllen. Dafür, daß sein verunglückter Überlandflug die Ortschaften mit erkennbarer Gefahr bedroht oder daß dem K. dazu die persönliche Geschicklichkeit und Zuverlässigkeit gefehlt habe, fehlt in den Feststellungen jeder Anhalt. Solchen Übungsflügen geprüfter Piloten haften, wenn nicht besondere Umstände hinzutreten, keine größeren Gefahren an, als sie der Natur der Luftfahrt untrennbar eigen sind. Und solchen Piloten das Überfliegen von Ortschaften schlechthin zu verbieten, würde eine völlige Unterbindung von Fernflügen herbeiführen; denn bei Fernflügen in der Richtung auf ein entferntes Ziel wäre der Flieger gezwungen, jedesmal angesichts einer Ortschaft den Kurs zu ändern, obwohl er aus beträchtlicher Höhe bei unsichtigem und wolkigem Wetter die vor ihm liegenden Ortschaften minderer Größe oft gar nicht erkennen kann. Aber selbst wenn die Beklagte Grund gehabt hätte, dem K. das Überfliegen von Ortschaften zu verbieten, so ist doch aus dem Berufungsurteil nicht zu entnehmen, daß die Unterlassung des Verbots für den Schaden des Klägers ursächlich geworden ist. Hinzukommen müßte jedenfalls, daß der Absturz des Flugzeugs auf ein unzulängliches Verhalten des K. zurückzuführen ist. Ein solcher ursächlicher Zusammenhang ist nicht festzustellen gewesen und kann keinesfalls ohne weiteres angenommen werden; er würde namentlich fehlen, wenn das Flugzeug audi unter der Führung eines vollkommen einwandfreien Piloten abgestürzt, z. B. wenn der Absturz allein auf plötzliche Natureinflüsse (Windstöße usw.) oder auf Versagen des Flugzeugs zurückzuführen wäre. Das Landgericht hat solche Unfallursache, die selbst der beste Pilot nicht hätte verhindern können, ausdrücklich für nicht ausgeschlossen erklärt. Das Berufungsgericht hat
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entgegenstehende Feststellungen nicht getroffen, sieht also den Sdiadcn des Klägers audi dann als von der Beklagten schuldhafterweise verursacht an, wenn der Absturz durch rein zufällige, vom Verhalten des K. unabhängige Ereignisse herbeigeführt ist; das würde nach § 823 Abs. 1 BGB. unzureichend und rechtlich zu beanstanden sein. Soweit ferner die Schadenshaftung aus § 831 BGB. hergeleitet ist, würde die Beklagte als Unternehmerin und Geschäftsherrin einer Fliegerschule, die ihre Flieger zur Verrichtung von Flügen zuläßt und bestellt, allerdings ersatzpflichtig sein, wenn K. bei Verriditung eines solchen Fluges dem Kläger auch nur objektiv widerrechtlich Sdiaden zugefügt hat; jedoch bliebe ihr der Entlastungsbeweis offen, daß sie bei Auswahl des K., bei der Vorbereitung der Fahrt und bei der Prüfung des Flugzeugs die im Verkehr erforderliche Sorgfalt beobachtet hat. Hierauf kann aber nicht weiter eingegangen werden, da das Berufungsgericht ausdrücklich davon abgesehen hat, den Tatbestand unter dem Gesichtspunkt des § 8 3 1 näher festzustellen und zu erörtern. 2. Was sodann die Haftbarkeit der Beklagten für die infolge angeblicher Ausübung eines staatlichen Hoheitsrechts dem Kläger zugefügte Schädigung betrifft, so hatte die Beklagte sich darauf berufen, es sei das Überfliegen von Ortschaften im Interesse der militärischen Ausbildung nicht zu vermeiden gewesen. Das Berufungsgericht hat dem entgegengehalten, in diesem Falle hätte die Beklagte mit dem Betrieb ihrer Fliegerschule ein staatliches Hoheitsrecht ausgeübt und den einzelnen genötigt, seine besonderen Rechte und Vorteile dem Gemeinwohl aufzuopfern; soweit sie dadurch das Eigentum des Klägers geschädigt habe, müsse sie nach dem Grundsatze des § 75 der Einleitung zum ALR. Entschädigung leisten (RGZ. Bd. 82 S. 80), weil sie die Flugschüler in ihrem Betriebe, mithin auch in ihrem Interesse ausgebildet habe. Diese Ausführungen, die ein Verschulden der Beklagten dahingestellt lassen, sind rechtlich nicht unbedenklich. Denn grundsätzlich treffen die Folgen einer Schädigung von Privatrechten bei Ausübung eines staatlichen Hoheitsrechts nur den Staat, auch wenn die Ausübung einem anderen übertragen worden ist (RGZ. Bd. 82 S. 81). Das Urteil Bd. 82 S. 77, auf das das Berufungsgericht verweist, ist hier nicht verwertbar; es behandelt die besondere Frage, wer ersatzpflichtig ist, wenn die höhere Verwaltungsbehörde nach § 51 GewO. die fernere Benutzung einer gewerblichen Anlage (Pulverfabrik) untersagt hat. Es ist daher nicht zulässig, die Beklagte an Stelle des Staates deshalb mit der Schadenshaftung zu belasten, weil K. den Übungsflug im Betrieb ihrer Fliegerschule, somit auch in ihrem Interesse unternommen habe.
Ansprüche aus dem Eigentum
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3. Dagegen ist dem Berufungsgericht wenigstens im Ergebnisse beizustimmen, wenn es auf Grund der Vorschriften der § § 9 0 5 , 1004 BGB. und unter Bezugnahme auf das Schrifttum* auf folgendem G e dankengange dazu gelangt, die Beklagte auch o h n e den Nachweis ihres Verschuldens f ü r ersatzpflichtig zu erklären: In der Rechtsprechung des Reichsgerichts werde der im § 904 BGB. und im § 26 G e w O . a n e r k a n n t e Rechtsgrundsatz (RGZ. Bd. 58 S. 133, Bd. 64 S. 374, Bd. 92 S . 4 9 ) auch in solchen Fällen angewendet, in denen dem Eigentümer die volle Durchf ü h r u n g seiner Eigentumsrechte durch besondere Gesetze entzogen ist, und ihm dafür auch ohne Nachweis eines Verschuldens Schadensersatz gewährt. Dieser Grundsatz führe dazu, auch zugunsten des Grundstüdeseigentümers eine Schadensersatzpflicht bei Beschädigungen durch ein Flugzeug ohne den Nachweis eines Verschuldens anzunehmen. D e n n dieser k ö n n e , o b w o h l sein Recht sich auch auf den Raum über der O b e r fläche erstrecke, nach § 905 Satz 2 BGB. Einwirkungen nicht verbieten, die in soldier H ö h e vorgenommen würden, daß er an der Ausschließung k e i n Interesse habe. Mithin sei ihm gegen den Luftschiffer der negatorische Schutz des § 1004 BGB. regelmäßig versagt. O b w o h l die Luftfahrt Gefahren f ü r die Grundstücke in sich trage, gelte doch im Verkehre das Überfliegen eines Grundstücks nicht als eine Beeinträchtigung eines Eigentümers. Werde aber das bedrohte Grundstück durch den Absturz des Flugzeugs beschädigt, so entstehe für den Eigentümer ohne Nachweis eines Verschuldens ein Anspruch auf Entschädigung, weil er gehindert sei, das Überfliegen zu verbieten. Das gleiche treffe auf den im M i e t besitze gestörten Kläger zu (§ 858 BGB.; RGZ. Bd. 59 S. 328). Die Revision sucht demgegenüber auszuführen, daß der § 905 dem Benachteiligten keinen Entschädigungsanspruch gewähre; § 9 0 5 Satz 2 begrenze begrifflich das Eigentum derart, daß, soweit er dem Eigentümer Rechte versage, diese „virtuell" nicht beständen; dagegen erkennten der § 904 und der § 26 G e w O . den Bestand des Eigentums an sich an. Der § 1004 k o m m e überhaupt nicht in Betracht, und der § 8 58 sei u n anwendbar, weil eine Klage wegen Besitzstörung nicht erhoben, auch * Das Kammergeridit hat sidi für seine Auffassung bezogen auf S t a u d i n g e r , K o m m e n t a r zum BGB. § 905 Anm. 1 h, § 906 Anm. IV f