Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen: Band 5 [Reprint 2022 ed.] 9783112687864


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German Pages 478 [480] Year 1883

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Inhalt
I. Reichsrecht
II. Gemeines Recht
III. Preußisches Recht
IV. Rheinisches Recht
V. Prozeßrecht
Sachregister
Gesetzesregister
Chronologische Zusammenstellung
Zusammenstellung nach Oberlandesgerichtsbezirken
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Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen: Band 5 [Reprint 2022 ed.]
 9783112687864

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Entscheidungen des

Reichsgerichts. Herausgegeben

von

-en Mitgliedern -es Gerichtshofes.

Entscheidungen in Civilsachen. Fünfter Band.

Leipzig, Verlag von Beit & Comp. 1882.

Entscheidungen des

Reichsgerichts in

Civilsachen.

Fünfter Band.

Leipzig, Verlag von Veit & Comp. 1882.

Neudruck von 1889 unter Berücksichtigung der in den späteren Bänden unter „Berichtigungen" aufgeführten Versehen.

I. Reichsrecht. Nr.

1.

2.

3.

4. 5.

6. 7.

8.

9. 10.

11.

12. 13.

14.

Seite

Einkaufskommission; Forderung der Erstattung der Preisaufwendung gegen Lieferung der zu kaufenden Papiere in genere, wenn der Kom­ missionär die gekauften species zu eigenem Nutzen wicderverkauft hat . Vorzeitige Lösung eines mit einer Aktiengesellschaft auf längere Zeit ein­ gegangenen Rechtsverhältnisses wegen Auflösung der Gesellschaft. . . Verjährung der Klage gegen einen Gesellschafter aus Ansprüchen gegen eine offene Handelsgesellschaft; Unterbrechung durch Prozentzahlungen der Liquidatoren?............................................................................................. Überseeische Berkaufskonsignationen; Stellung des Konsignatärs ...

1 7

9 11

Kollektivvertretung einer offenen Handelsgesellschaft; Bedeutung der that­ sächlichen Überlassung eines Geschäftszweiges zur alleinigen Ausübung an einen Gesellschafter.............................................................................................. 16 Aktiengesellschaft vor der Eintragung; Verfügungen des Vorstandes über

die Einzahlungen; Zurückzahlung von Einzahlungen........................................18 Klage aus einem Wechsel, welcher über eine dem Wcchselschuldner ob­ liegende Vorauszahlung auf ihrer Entstehung nach ungewisse Forderungen gegeben ist; Beweislast........................................... 26 Annahmeverzug des Käufers; Beweislast bezüglich der kontraktgemäßen bezw. kontraktwidrigen Beschaffenheit der Ware; Begriff „der Abliefe­ rung" in Art. 347 H.G.B..........................................................................................28 Zulässigkeit des Rechtsweges bei Ansprüchen auf Rückerstattung angeb­ lich ungesetzlich erhobener Zollbeträge?..............................................................34 Zulässigkeit des Rechtsweges bei Entschädigungsklagcn gegen den Staat wegen der von seinen Beamten in Ausübung ihres Amtes vorgenom­ menen Handlungen?.............................................................................................. 48 Anwendbarkeit des Art. 349 Abs. 2 H.G.B., wenn der Käufer die ge­ lieferte Ware wegen mangelhafter Beschaffenheit zur Verfügung gestellt und der Verkäufer sic zurückgenommen hat?.................................................. 50 Wer ist Träger der Armenlast nach dem Gesetze vom 6. Juni 1870 über den Unterstützungswohnsitz? (Nr. 97 S. 358)............................................ 51 Klagen der Gläubiger einer offenen Handelsgesellschaft gegen die Gesell­ schafter im Falle des Konkurses der Gesellschaft; H.G.B. Art. 122; Ver­ jährung ......................................................................................................................... 51 Voraussetzungen der Wirksamkeit des Selbsthilfeverkaufes gegenüber dem Käufer; H.G.B. Artt. 343. 354 ....................................................................... 58

VI Nr. 15. 16.

17.

18. 19. 20. 21. 22. 23.

24. 25.

26. 27.

28. 29.

30.

Inhalt.

Seite Begriff des Verlegers; ist der Selbstverleger Kaufmann?.............................. 67 Intervention eines Gesellschafters in einem gegen eine offene Handels­ gesellschaft angestcllten Prozesse.............................................................................. 69 Reichsgewerbeordnung §. 107 (§. 120); Klage des Fabrikunternehmers aus einer Versicherung gegen die Gefahr aus §. 2 des Haftpflichtgesetzes 73 Anfechtung des Bestehens einer Aktiengesellschaft durch einen Aktionär wegen ungenügender Aktienzeichnung; domizilierter Nachsichtwechsel . . 76 Ladeschein; Wirkung der Übergabe; Bedeutung der in ihm enthaltenen Angaben über die Beschaffenheit der Ware .........................................................79 Wechselklage; Einwand, der Wechsel sei von dem durch Indossament legi­ timierten Inhaber nicht durch einen Wechselbegebungsvcrtrag erworben 82 Indentgeschäfte; deren rechtliche Natur. Unterscheidungsmerkmale zwischen Verkauf und Verkaufskommission......................................................................... 84 Klage des Verkäufers gegen den Käufer auf Empfangnahme und Be­ zahlung der ihm überschickten und beanstandeten Ware. (Nr. 111 S. 392) 89 Zulässigkeit des Rechtsweges in Bergungsfällen? Begriff „der Besitzlosig­ keit" in §§. 20. 21 der Strandungsordnung; Anwendung der Bestim­ mungen des fünften Buches des Handelsgesetzbuches auf die Flußschiffahrt? 89 Selbsthilfeverkauf durch eine zu öffentlichen Versteigerungen nicht auto­ risierte Privatperson. H.G.B. Artt. 343.354 ............................................ 94 Haftpflichtgesetz §. 7; Voraussetzungen des Anspruches auf Minderung der zu erkannten Rente................................................................................. . 98 Gehören Schutzbrillen zu den in §. 120 der Reichsgewerbcordnung er­ wähnten Einrichtungen?........................................................................................101 Lieferungsverzug des Verkäufers; Bedeutung einer ohne Anlaß vom Käufer bestimmten Nachfrist für die Berechnung des Schadensersatzes? H.G.B. Artt. 355.356 ........................................................................................ 103 Patentrecht; Begriff „der Erfindung" und der „neuen Erfindung" . . 106 Haftpflichtgesetz §. 3; Anwendbarkeit der in 1. 68 pr. Dig. ad. leg. Falc. (35,2) enthaltenen Vorschriften bei Berechnung der mutmaßlichen Lebens­

dauer des Getöteten.................................................................................................. 108 Firmenrecht; H.G.B. Art. 27; Aufnahme des Namens eines ausgetre­ tenen Gesellschafters in die neue Firma der Gesellschaft .110

II. Gemeines Recht. 31. 32.

33.

Umfang der Verpflichtung des Rückversicherers, wenn der Rückversicherte in Konkurs gerät........................................................................................................115 Klageverjährung; Unterbrechung durch eine angebrachtermaßen abgewiesene Klage..............................................................................................................................122 Verkauf von Losen zu verbotenen Lotteriecn. Klage aus einem Aner-

kennungsvertrage........................................................................................................124

Seite

Nr.

34.

Form

großer Schenkungen;

Folgen

der Nichtbeobachtung derselben.

Gewohnheitsrecht gegen ein gebietendes Gesetz.................................................130 Steht dem Fiskus ein gesetzliches Pfandrecht an dem Vermögen des Bürgen seines Schuldners zu?............................................................................136 36. Klage aus dem Anerkenntnisse der Vaterschaft nach dem Großh. hessischen Gesetze vom 30. Mai 1821. (Nr. 99 S. 367) 138 37. Familienstiftung unter Lebenden; Notwendigkeit gerichtlicher Insinuation; Anfechtung wegen unterlassener Insinuation und mit der Paulianischen Klage.............................................................................................................................138 38. Familienfideikommiß; Anwendung der gesetzlichen Erbfolgeordnung; Anwendung einer für den ersten Erwerber getroffenen Anordnung auf weitere Successionsfälle; Ordnung im Falle der Unausführbarkeit der Anordnungen des Stifters................................................................................. 146 39. Remuneratorische Schenkung unter Ehegatten; donatio divortii causa facta.............................................................................................................................153 40. Alimentationsanspruch des Kindes gegen seine Eltern; Gründe für die 35.

41. 42. 43. 44. 45.

46. 47.

48.

49. 50.

Versagung dcr Alimente....................................................................................... 154 Aquilische Klage; Entschädigungsanspruch, wenn die beschädigende Hand­ lung im Notstände vorgcnommen ist................................................................. 160 Steht die Spolienklage dem Detentor zu? Zulässige Einreden . . . 164 Klage auf Herstellung des ehelichen Lebens...................................................... 165 Jntestaterbrccht der Brautkinder an dem Nachlasse ihres Erzeugers. . 168 Recht auf Führung eines bestimmten Familiennamens; Verfolgung des­ selben im Rechtswege; Legitimation zur Klage auf Aberkennung dieses

Rechtes....................................................................................................... 171 Anfechtung einer Ehe wegen Betruges.................................................................177 Ist Verurteilung zu Gefängnisstrafe wegen Versuches der Vornahme un­ züchtiger Handlungen und wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses eiu

Ehescheidungsgrund? (Nr. 115 S. 403)........................................................... 181 Verpflichtung des Ehemannes zur Gewährung eines Prozeßkostenvorschusscs an seine Ehefrau. (Nr. 119 S. 415)................................................ 182 Voraussetzungen des Besitzüberganges durch constitutum possessorium 182 Anwendbarkeit der in 1. 68 pr. Dig. ad. legem Falcidiam (35,2) ent­ haltenen Vorschriften bei Berechnung der mutmaßlichen Lebensdauer in nicht erbrechtlichen Fällen? (Nr. 29 S. 108).................................................184

III. Preußisches Recht. 51.

Besitzübertragung durch Anweisung; Aushändigung eines sog. Extraditionsscheines von feiten des Verkäufers an den Käufer. A.L.N. I. 7 §§. 66. 67 .............................................................................................................

185

Nr.

Seite

52.

Verpflichtung des Vorbehaltserben zur Zahlung der Legale; Beweis der Unzulänglichkeit der Nachlasses. A.L.R. I. 9 §. 422; I. 12 §. 334 . .

53.

Aktienstempel für Jnterimsscheine im Falle der Reduktion des Grund­

54.

Statutenkollision; welches örtliche Recht ist für die vermögensrechtlichen Wirkungen der Ehescheidung maßgebend, wenn die Eheleute während des Scheidungsprozesses den Wohnsitz verändert haben? Wiederkaufsrecht; Verpflichtung des Wiederkaufsberechtigten zur baren Bezahlung des Wiederkaufspreises? A.L.R. I. 11 §. 308 Enthält das Aufgerufensein eines Jnhaberpapieres zur Amortisation einen den Käufer zur Redhibition berechtigenden Mangel? A.L.R. I. 5

191

kapitales

55. 56.

188

193

199

§§. 320.321 Erbschaftssteuer; welche Anfälle unterliegen derselben? Festsetzung einer Straßenfluchtlinie; Voraussetzungen der Verpflichtung der Stadtgemeinde zur Übernahme der für die Straße bestimmten Grund­ stücke; Entschädigungsanspruch wegen Beschränkung der Verfügungs­

204 211

gewalt Gütergemeinschaft; ist die Vorschrift A.L.R. II. 18 §. 782 durch §. 102

214

59.

der Vormundschastsordnung aufgehoben? Vertragsmäßig vorbehaltenes Vorkaufsrecht des Erbzinsherrn.

217

60.

57. 58.

61. 62.

63.

64. 65. 66. 67.

68.

69.

70.

Gesetz

vom 2. März 1850 §§. 2.4 Licht und Fensterrecht. A.L.R. I. 8 §. 138 Haftung der Eisenbahngesellschaft für einen durch einen Beauftragten des Beschädigten verschuldeten Unfall. Gesetz vom 3. November 1838

223 229

§.25 Können bei einer Hypothek, in welche eine Kautionshypothek nach Fest­ stellung der Forderung umgcschrieben ist, Zinsen mit der Rangordnung des Kapitales eingetragen werden? Gesetz vom 5. Mai 1872 §§.24.25 Darlehn zum Spiele; Voraussetzungen der Anwendbarkeit des A.L.R. I.

232

11 §. 581 ....................................................................... Können Patron und Pfarrgemeinde im Rechtswege angehallen werden, zum Bau früher nicht vorhandener Pfarrwirtschaftsgebäude beizutragen? Bedeutung der „Erbescinsetzung" in §. 614 A.L.R. I. 12 Enteignungsverfahren; rechtliche Bedeutung der Vereinbarung über freiwillige Abtretung der Grundstücke gegen einen bestimmten Preis . Enteignung; Bedeutung des Ausdruckes „voller Wert"; Entschädigungs­ anspruch für die Nachteile, welche aus dem Unternehmen, für welches enteignet ist, entstanden sind? Hat der Inhaber eines Zinskoupons eine abstrakte Geldforderung oder eine Zinsforderung? Anspruch auf Zögerungszinsen für den Zins­ kouponbetrag? Zulässigkeit des Rechtsweges bei Ansprüchen auf Zurückerstattung an­ geblich ungesetzlich erhobener Zollbeträge? (Nr. 9 S. 34)

238

234

239 243 246

248

254 261

Nr. 71.

72.

Seite

Verlagsrecht; Veranstaltung einer neuen Ausgabe ohne Abnahme der noch vorrätigen Exemplare der früheren Ausgabe gegen Barzahlung; A.L.R. I. 11 §. 1019............................................................................................ 261

Entschädigungsanspruch des Bergbautreibenden gegen den Unternehmer einer - öffentlichen Verkehrsanstalt. Allgem. Berggesetz vom 24. Mai 1865 §.154 ................................. .................................................................................

266

Klageverjährung; welche Forderungen fallen als „in bezug auf den Gewerbebetrieb des Empfängers der Ware oder Arbeit entstanden" unter die Ausnahmebestimmung des §. 1 Nr. 1 des Gesetzes vom 31. März 1838?........................................................................................................273 74. Zeitpunkt für die Bestimmung des Vermögensbestandes, welcher für eine während fingierter Gütergemeinschaft kontrahierte Schuld hastet . 275 75. Aufhebung eines Vertrages über Dienstleistungen wegen eines voraussicht­ lich in der Person des Verpflichteten eintretenden Hindernisses der Erfüllung 278 76. Enteignungsverfahren; Voraussetzungen des Rechtes des Hypotheken­ gläubigers auf gerichtliche Festsetzung einer höheren Entschädigung an­ zutragen ...................................................................................................................281 77. Legitimiert die Eintragung als Eigentümer im Grundbuche zur Vindi­ kationsklage? ...................................................................... 282 78. Bildet der Veräußerungsvertrag oder die auf Grund desselben erklärte Auflassung den Gegenstand der Anfechtung aus §. 5 Ziff. 3 des Gesetzes Vom 9. Mai 1855?..................................................................................................285 79. Wiedereintragung im Grundbuche gelöschter Posten. Grundbuchordnung §§.118.73 288 80. Veräußerung stehender und hängender Früchte; Anfechtung durch den Hypothekengläubiger. Gesetz vom 5. Mai 1872 §§. 30. 31...................... 292 81. Kaufgelderbelegung; Wirkung eines wegen einer persönlichen Forde­ rung erwirkten Arrestes.......................................................................................296 82. Zulässigkeit des Rechtsweges bei Streitigkeiten über kirchliche Lasten? . 300 83. Bedeutung der Ausdrücke „Eltern", „Kinder" im §. 65 des Gesetzes über den Unterstützungswohnsitz vom 8. März 1871. (Nr. 40 S. 154) 307 84. Subhastation; Kompensationsrecht der Realgläubiger ?c. Entstehung der Eigentümerhypvthek.......................................................................................307 85. Anwendbarkeit der Bestimmungen des Allgemeinen Landrechtes über die Rechtswohlthal des Inventars im Geltungsbereiche des Erbschaftsediktes 73.

86.

87.

88.

vom 30. April 1765?............................................................................................ 313 Übergang der Feuerversicherung auf den Erwerber der versicherten Mobilien. A.L.R. II. 8 §§. 1934. 2163. 2280 ............................................ Übernahme der eigenen Hypothekcnforderung auf den Kaufpreis des ver­ pfändeten Grundstückes durch den Hypothekengläubiger; Haftung desselben

316

im Falle der (Session als persönlicher Schuldner?......................................321 Bedeutung und Zweck der Bestimmung in §. 41 Abs. 2 des Eigentumserwerbsgesetzes vom 5. Mai 1872 .................................................................

330

IV. Rheinisches Recht. Nr.

89.

90. 91. 92.

Seite

Rechte desjenigen, welcher sein Grundstück freiwillig zum Bahnbau über­ lassen hat, wenn die Eisenbahngesellschaft später in Fallitzustand ge­ raten ist?............................................................................................................ . Ehescheidungsklage wegen schwerer Beleidigungen; Code civil Art. 231 Voraussetzungen eines wirksamen Faustpfandes. Code civil Artt. 2076. 2102 .................................................................................................................... Hat der Minderjährige die Umstoßungsklage wegen Verletzung gegen die von seinem Vormunde abgeschlossenen Rechtsgeschäfte? ......

333 336 337

340

V. Prozeßrecht. 93.

94. 95. 96.

97.

98.

99.

100. 101. 102.

103.

104.

Verbindung eines durch Eid bedingten Zwischen- und Endurteiles;' Un­ zulässigkeit der Berufung. C.P.O. §§. 425. 426. 473 ............................ 348 Urkundenprozeß; Antrag auf Umleitung in das ordentliche Verfahren in der Berufungsinstanz. C.P.O. §§. 230.473. 555. 556. 559 .... 351 Berechnung der Revisionssumme im Falle der Verbindung mehrerer Prozesse. C.P.O. §§. 5. 138. 508 Abs. 2...................................................... 354 Rechtsmittel gegen ein von dem mündlich verkündeten abweichendes Urteil....................................................................................................................... 351 Zustellung an den für die höhere Instanz vom Gegner bestellten Prozeß­ bevollmächtigten. C.P.O. §. 164. Revisibilität eines Gesetzes, welches als Ganzes unverändert in ein neues Geltungsgebiet eingeführt ist . 358 Begründung des Arrcstgesuches ; Berücksichtigung der erst in der münd­ lichen Verhandlung vorgetragenen Thatumstände. C.P.O. §§. 800. 801. 804.805 ............................................ '................................ 364 Revision wegen Verletzung gemeinrechtlicher Grundsätze bei Anwendung des Partikularrechtes und wegen mangelnder Begründung in betreff der Beweisfrage............................................................................................................. 367 Zustellung der Berufungsschrift auf Betreiben eines beim Berufungs­ gerichte nicht zugelassenen Anwaltes. C.P.O. §§. 74.383...................... 374 Findet die exceptio praejudicii nach der Civilprozeßordnung noch statt? 375 Zurückweisung der Sache in die erste Instanz durch das Berufungs­ gericht. C.P.O. §§. 500.499 ........................................................................ 376 Verfahren in Ehesachen; Anwendbarkeit des §. 576 C.P.O. auf eine zurückgenommcne Widerklage; Vorbehalt der nachträglichen Anstellung einer Ungültigkeitsklage....................................................................................... 377 Urkundenprozeß; Beweis der in der mündlichen Verhandlung nach der Einlassung des Beklagten zur Begründung der Klage geltend gemachten

Thatsachen durch Urkunden.

C.P.O. §§. 240.555 ...........................

.

381

Seite

Nr.

105.

Enthält die Zahlung der Prozeßkosten an den Gegner einen Verzicht auf Rechtsmittel?............................................................................................

106. 107.

Gegenbeweis gegen den Inhalt einer Urkunde. C.P.O. §. 381 . . . Berechnung der Revisionssumme; Einfluß von Teilanerkenntnissen, Teil­ verzichten oder Teilzahlungen des Revisionsbeklagten nach Zustellung der Revisionsschrift. C.P.O. §§. 4.230.508 ............................................

108.

113.

Rechtskraft der Urteile; ist das zur Zeit des Urteilsspruches oder das zur Zeit der Anstellung der Klage geltende Recht maßgebend? (Nr. 90 S. 335)................................................................................................................... Verfahren in Ehesachen; Unzulässigkeit der Verbindung einer ver­ mögensrechtlichen Klage mit der Klage auf eheliche Folge; Geltend­ machung in der Revisionsinstanz. C.P.O. §§. 232.575. 267. (Nr. 43 S. 165).............................................................................................................. Erläuterung und Ergänzung der in der Urteilsformel enthaltenen Ent­ scheidung aus den Urteilsgründen. C.P.O. §. 293 ............................ Gerichtsstand des Erfüllungsortes. C.P.O. K. 29 ................................. Beendigung des Konkurses durch Nachlaßvergleich; Befugnisse des Pfand­ gläubigers ................................ „Reife zur Endentscheidung." C.P.O. §. 528 Abs. 3 Ziff. 1, §. 500

(Nr. 23 S. 89).................................................................................................. Voraussetzungen der Zulässigkeit der Zwangsvollstreckung aus Schieds­

397

114.

397

116.

sprüchen. C.P.O. §§. 865—868 ................................................................. Bedeutung des Inhaltes des dem Berufungsgerichte vorgetragenen Thatbestandes erster Instanz für den Umfang der Sachprüfung des Berufungsgerichtes; Revisibilität der codifizierten gemeinrechtlichen Rechtsnormen im Gebiete des gemeinen Rechtes. C.P.O. §§. 488.511 Berechnung des Wertes des Streitgegenstandes bei gegenseitigen Ver­

117.

trägen ........................................................................................................................408 Voraussetzungen der Zurückweisung der Sache in die erste Instanz nach

109.

110. 111. 112.

115.

118.

119.

120. 121.

122.

384 385

387

388

388

389 392 394

403

C.P.O. §. 500 Abs. 1 Ziff. 3............................................................................411 Streitgenossen; Vertretung des Säumigen durch den Erschienenen. Be­ weis der Zustellung von Anwalt zu Anwalt. C.P.O. §§. 59. 174. 178.181.497 ........................................................................................................ 413 Verfahren in Ehesachen; Verbindung der Klage auf die vermögens­ rechtlichen Folgen der Ehescheidung mit der Scheidungsklage; Prozeßkostenvorschußpflicht des Ehemannes................................................................. 415 Revisibilität der am 1. Oktober 1879 aufgehobenen Landesgesetze? . . 41.7 Rechtsmittel gegen die eine prozeßhindernde Einrede verwerfende Vor­ entscheidung, wenn im Hauptverfahren ein Urteil ergangen und rechts­ kräftig geworden; nachträgliche Geltendmachung einer prozeßhindernden Einrede im abgesonderten Verfahren über prozeßhindernde Einreden? C.P.O. §§. 248.276 ........................................................................................ 422 Eideszuschiebung über ganz unwahrscheinliche Thatsachen. C.P.O. §. 411 429

Nr.

Seite

123. Zulässigkeit der Revision gegen die vom Oberlandesgerichte in erster In­ stanz erlassenen Urteile? C.P.O. §. 821 ........................................ 430 124. Weitere Beschwerde. C.P.O. Z. 531 431

Sachregister................................................................................................. 434 Gesetzesregister............................................................................................. 450 Chronologische Zusammenstellung.................................................................. 458 Zusammenstellung nachOberlandesgerichtsbezirken....................................... 465

I. Reichsrecht. 1. Kann der Einkaufskommissionär auf Grund der Auftragsaus­ führung vom Kommittenten Erstattung der Preisaufwendung gegen Lieferung der Wertpapiere in genere fordern, wenn er die gekauften und dem Kommittenten noch nicht durch Konstitut übergebenen Spezies zu eigenem Nutzen wiederverkauft hat? Einwilligung dcö Kommittenten in die Substitution der Licferungsbereitschaft in genere aus den Um­ ständen zu folgern. Unstatthaftigkeit der Folgerung, wenn Kommittent vergeblich Nummernaufgabe gefordert hat. Erstreckung der Pflicht der Auskunftserteilung des Kommissionärs auf den Nachweis der Identität der angebotenen mit den in Erfüllung des Auftrages gekauften Spezies im lctztgedachtcn Falle. I. Civilsenat. Urt. v. 2. Dezember 1880 i. S. B. v. S. (Bell.) w. Gewerbebank H. S. & Co., sowie deren Konkursmasse (Kl.). Rep. 1.294/79. I. II.

Kommerz- und Admiralitätskollegium Königsberg. Ostpreußisches Tribunal daselbst.

Die Beklagte hatte der Klägerin wiederholt Aufträge zum Einkäufe von Wertpapieren erteilt und letztere derselben die Ausführung der Auf­ träge mit dem Bemerken, sie habe die Papiere für sie in Depot ge­ nommen und sie mit den Einkaufspreisen von den Tagen der Auftrags­ ausführung ab belastet, aber ohne Nummernangabe, berichtet. Beklagte hatte zunächst diese Berichte nicht beanstandet, aber einige Zeit später wiederholt ohne Erfolg Nummernaufgabe verlangt. Klägerin erhob E. d. R.G. Entsch. in Civils. V. 1

demnächst Klage auf Erstattung der Kaufpreise nebst den belasteten Zinsen unter Anbieten entsprechender Wertpapiere in genere.

Sie er­

bot Beweis dafür, daß sie zu den angegebenen Zeiten eine entsprechende

Anzahl Wertpapiere gekauft und die Beklagte in ihren Büchern als Auftraggeberin für solche verzeichnet habe.

Sie weigerte aber noch jetzt

die Angabe der Nummern, indem sie ausführte, sie brauche nur den geschehenen Ankauf von Stücken für Rechnung der Beklagten nachzu­ weisen und könne beliebige Stücke liefern.

Beklagte bestritt die Auf­

tragsausführung, verlangte die Angabe der gekauften Nummern und

behauptete, Klägerin habe die etwa angekausten Stücke wieder für eigene Rechnung verkauft.

Im Laufe des Prozesses verfiel Klägerin in Kon­

kurs und Beklagte schob dem Konkursverwalter nunmehr den Eid dar­

über zu, daß sich bei der Konkurseröffnung Wertpapiere der gedachten Art im Vermögen der Klägerin gar nicht befunden hätten, welchen Eid

der Verwalter zurückschob.

Das zweitinstanzliche Erkenntnis, welches

den Einwand der Beklagten als unerheblich verwarf und dieselbe nach dem Klagantrage verurteilte, ist aufgehoben und die Klage abgewiesen worden. Aus den Gründen: „Es läßt sich allerdings nicht leugnen, daß in betreff der erwähnten Effekten nach der geschehenen Beweisaufnahme der Einkauf derselben

zu den angegebenen Zeiten in der Absicht, dadurch die entsprechenden

Aufträge der Beklagten, auszuführen, als bewiesen erachtet werden kann.

Aber der Auffassung des zweiten Richters, mit welcher derselbe dem Einwurfe der Beklagten, daß Klägerin über die Effekten später wieder für eigene Rechnung verfügt habe, zu begegnen sucht, kann nicht bei­

getreten werden.

Diese Auffassung geht ganz abstrakt dahin, daß bei

der Kommission zum Einkäufe fungibler marktgängiger Sachen, so lange der Kommittent noch nicht durch besondere Akte, wie KonMut, Eigen­ tümer der vom Kommissionär in Ausführung der Aufträge eingekauften Spezies geworden, ihn der Wiederverkauf der eingekauften Spezies seitens

des Kommissionärs nicht berühre und es vollkommen genüge, wenn nur der Kommissionär in der Lage sei, dem Kommittenten die entsprechende

Zahl von Stücken der . Gattung zu übergeben, sobald dieser dieselben gegen Erstattung der Aufwendungen fordere.

Zunächst ist aus dem Umstande, daß der Kommittent noch nicht

Eigentümer

der

eingekauften Spezies

geworden ist,

noch nicht zu

1.

Kommission.

Dcpotsixen.

folgern, daß derselbe nicht ein Recht auf Ausantwortung gerade der

eingekauften Spezies habe und nur gegen Ausantwortung dieser Spezies zur Erstattung des Aufwandes für deren Einkauf verbunden sei.

Die

aus der Fungibilität des Kaufobjektes gezogene Folgerung, daß der

Kommittent kein Interesse an der bestimmten Spezies habe, da jeder Repräsentant der Gattung für sein Haben und Genießen dasselbe leiste, legt aber ausschließlich das Interesse eines Käufers beim Kaufverträge

zu Grunde und führt zu der Konsequenz, daß jede Einkaufskommission

von Fungibilien, die einen Marktpreis haben, im Sinne eines Eintrittes des Kommissionärs als Selbstverkäufers aufgesaßt werden müsse.

Ob auch nur bei solchem Selbsteintritte innerhalb einer auf Aus­

führung von Kommissionen gerichteten Geschäftsverbindung, nach welcher zwar die Aushändigung des Kommissionsgutes gegen bare Erstattung

der Aufwendungen aufgeschoben, aber doch der Kommittent schon mit dem Zeitpunkte der Anzeige der Ausführung des Auftrages in Höhe des Preises belastet wird, der Kommissionär sich dem Verlangen des

Kommittenten auf Anschaffung bezw. Ausscheidung einer bestimmten Spezies als des Lieferungsobjektes entziehen und auf seine Erfüllungs­ bereitschaft in genere gegen Zahlung des Auftragspreises verweisen

könnte, und was aus der Weigerung solcher Ausscheidung folgen würde,

braucht hier nicht entschieden zu werden. Im vorliegenden Falle beansprucht Klägerin nicht, die Erfüllung der Aufträge durch Eintritt als Selbstverkäuferin bewirkt zu haben. Weder in ihrer Korrespondenz über die fraglichen Geschäfte mit der Beklagten, noch im Prozesse hat sie diesen Standpunkt jemals geltend

gemacht.

Vielmehr hat sie im Prozesse selbst ausdrücklich erklärt, es

hingen die betreffenden Belastungsposten allerdings davon ab, daß sie in Wahrheit die Effekten auch wirklich an den bezeichneten Tagen von

Dritten effektiv gekauft habe.

Durch diese Ankäufe von Dritten für

Rechnung der Beklagten will sie die erteilten Aufträge ausgeführt und hierdurch das Recht auf Erstattung der Aufwendungen dafür erworben haben.

Gerade deshalb und dafür hat sie die umfassende Beweisauf­

nahme angeboten, und es enthält einen inneren Widerspruch, ent­ scheidendes Gewicht darauf zu legen, ob solche Beweisaufnahme ge­ lungen ist, und dann es doch ohne weiteres wieder für gleichgültig zu

erklären, ob die Effekten vom Kommissionär zu eigenem Nutzen wieder

veräußert sind.

1.

4

Depotfixcii.

Kommission.

Ist jemand zur Abnahme von Effekten und Zahlung eines Be­ trages für dieselben nur deshalb bezw. dann verbunden, weil bezw.

wenn die Effekten infolge seines Auftrages gekauft sind und gedachter Betrag dafür aufgewendet worden ist, so besteht sein nächstes Interesse daran, daß er nur abzunehmen und zu bezahlen hat, wenn gedachter

Rechtsgrund auch wirklich entstanden und in Wirkung geblieben ist.

Bei Wahrung dieses Interesses mag es dann wegen der Fungibilität

der Effekten gleichgültig sein, ob die Auslieferung gerade durch Lieferung der betreffenden Spezies erfolgt.

Auch mag jener Rechtsgrund in

Wirkung bleiben, wenn die Verfügung über die eingekauften Spezies unter sofortiger Ergänzung aus dem sonstigen vorhandenen Effekten­

bestände oder doch unter fortdauernder Ergänzungszulänglichkeit und Bereitschaft dieses Bestandes geschieht.

Verkauft aber der Kommissionär

die zur Erfüllung des Auftrages von Dritten für Rechnung des Kom­

mittenten eingekauften Stücke wieder zu eigenem Nutzen, ohne daß solche Substitution stattgefunden hat, so ist es nicht möglich, die hierdurch seiner Auslage für den ursprünglichen Einkauf für Rechnung des Kom­

mittenten zu teil werdende Deckung zu ignorieren. Ob der Kommittent in solchem Falle die Ergebnisse des Wieder­

verkaufes der noch nicht in sein Eigentum übergegangenen Stücke von allgemeinen Grundsätzen des Mandates aus für sich in Anspruch nehmen

kann, mag dahingestellt bleiben.

Kann er es, so kann sicher jene ge­

schehene Verfügung nicht für unerheblich, noch eine Rechnung für be­ gründet erachtet werden, welche den Auftraggeber mit dem Ankaufs­ preise belastet, aber die Ergebnisse des Wiederverkaufes ignoriert. Jeden­

falls kann aber auch dem Auftraggeber das Recht nicht verschränkt werden, unter Zurückweisung der Ergebnisse jenes Verfahrens über die Effekten seine Verpflichtung aus dieser Ausführung des Einkaufsauf­

trages abzulehnen, weil dieselbe in ihrer ihn verbindenden Wirkung durch die Verfügung über das Gut, bevor es Eigentum des Auftrag­ gebers geworden, seitens des Kommissionärs zu eigenem Nutzen wieder

beseitigt worden.

Der einseitige Wille des Kommissionärs, den Kom­

mittenten in der Verpflichtung aus dem einmal ausgeführten Auftrage erhalten und den Wiederverkauf zu eigenem Nutzen außer Beziehung

zu dem Geschehenen setzen zu wollen, erscheint unzulänglich.

Setzt man

noch dazu eine laufende Rechnung voraus, in welcher der Kommittent

in Höhe des Einkaufspreises mit Pem Zeitpunkte der Anzeige der Auf-

tragsausführung belastet wird und den Kaufpreis von diesem Zeit­ punkte zu verzinsen hat, so würde ein solches Verfahren ökonomisch eine Wiederentleihung der Effekten ohne entsprechende Zinsvergütung

seitens des Kommissionärs darstellen, welche nicht ohne den Willen des

Kommittenten stattfinden kann.

Selbstverständlich können diese Grundsätze nicht zur Anwendung

kommen, wenn von den Kontrahenten etwas anderes, insbesondere die Verpflichtung

des Kommittenten zur Zahlung des Marktpreises des

angezeigten Auftragserfüllungstages gegen bloße Lieferungsbereitschaft in genere im Zeitpunkte solcher Zahlung, gewollt ist.

Aber nicht die

Fungibilität der Effekten, sondern die von den Kontrahenten gewollte

Ersetzbarkeit des eigentlichen Rechtsgrundes der Verpflichtung durch die Verpflichtung der Lieferung in genere bei angebotener Zahlung ist hier­

bei das Entscheidende.

Solcher Wille kann auch aus den Umständen

gefolgert werden.

Geht man nun von dem Gesichtspunkte aus, daß in der bloßen

allgemeinen Anzeige der Auftragsausführung des Kommissionärs noch

keine Erklärung über Ausübung seines Wahlrechtes zu finden ist, und daß er, vorbehaltlich des Rechtes des Kommittenten, ihn als Selbst­

kontrahenten in Anspruch zu nehmen, diese Erklärung noch später ab­

geben kann,

so kann allerdings die Frage entstehen, ob, wenn der

Kommittent sich mit solcher allgemeinen Anzeige begnügt und während

der Dauer der Geschäftsverbindung weder nähere Erklärung über die getroffene Wahl, noch insbesondere Ausscheidung bezw. Festsetzung eines

bestimmten Erfüllungsobjektes durch Angabe der Nummern gefordert hat, etwa hieraus, insbesondere beim Mangel ausreichender Sicher­

stellung des Kommissionärs für seine Aufwendungen, auf ein Einver­

ständnis des Kommittenten zu schließen ist, daß es ihm auf Erhaltung der etwa in Erfüllung des Auftrages durch Ankauf von Dritten er­ worbenen Spezies nicht ankomme, vielmehr der Kommissionär gegen

bloße Leistungsbereitschaft in genere im Zeitpunkte der Erstattung der

Auslagen diese solle fordern dürfen.

nicht der Entscheidung.

Diese Frage bedarf indessen hier

Am 11. Juni 1873 hatte Klägerin an Be­

klagte geschrieben, sie sehe sich genötigt, wegen der äußerst knappen

Geldverhältnisse aus die per 1. Juli für Beklagte im Depot bleibenden Stücke V3 Prozent Report zu berechnen.

Diesem Verlangen fügte sich

Beklagte in dem Antwortschreiben vom 14. Juni 1873.

Aber sie erklärte

auch bald darauf in dem Schreiben vom 16. Sunt .1873, daß sie einen

Depositalschein mit Nummernverzeichnis ihrer Aktien begehre.

Beklagte

hat also deutlich zu erkennen gegeben, daß sie von einer Auftrags­ erledigung durch wirklichen Einkauf bezw. Ausscheidung einer bestimmten

Spezies für sie als erfolgt ausgehe und daß es ihr aus Erhaltung

dieser Spezies ankomme.

Unter dem betreffenden Schreiben befindet sich

zwar jetzt die Bleistiftnotiz eines Angestellten der Klägerin: „Nummern­

verzeichnis geben wir nicht."

Aber eine Erklärung dieses Inhaltes ist

zur fraglichen Zeit gegen die Beklagte nicht abgegeben worden.

Als

unstreitig ist vielmehr die Behauptung der Beklagten zu erachten, daß diese das Nummernverzeichnis sogar wiederholt begehrt hat.

Nach ihrer

Angabe wurde sie mit Ausflüchten, daß es augenblicklich an Zeit fehle,

hingehalten.

Daß ihr gesagt worden wäre, es solle ein Recht auf

bestimmte Nummern ihr überhaupt nicht eingeräumt sein, behauptet

Klägerin nicht.

Beklagte aber hat seit gedachter Zeit, wie durch Leistung

des Editionseides feststeht, keine Abrechnung mehr anerkannt und die

Ansprüche der Klägerin bei deren Stellung bestritten. Bei dieser Sachlage kann es nicht erst auf eine Beweisführung

der Beklagten ankommen, daß sich bei Eröffnung des Konkurses über

Klägerin gar keine Effekten der fraglichen Gattung in ihrem Vermögen

vorgefunden hätten.

Klägerin bewegt sich in einem Widersprüche, wenn

sie einmal ihrem Ansprüche die erfolgte Auftragsausführung durch An­ kauf von Dritten für Rechnung der Beklagten zu Grunde legt und

doch, wie sie es noch in dem Prozesse gethan hat, trotz ausdrücklichen Verlangens der Beklagten die Angabe der gekauften Nummern ver­

weigert, indem sie ausführt, auf diese Angabe habe Beklagte kein Recht und sie könne liefern, welche Nummern sie wolle.

Die Angabe der

gekauften Spezies gehört mit zu der erforderlichen Auskunftserteilung,

auf welche der Kommittent ein Recht hat, um, auch wenn dem Kom­ missionär für die Nichtwiederveräußerung eine Vermutung zur Seite steht, die Thatsache des Fortbesitzes kontrollieren zu können.

Aber auch

von jener Vermutung kann nicht mehr die Rede sein, wenn der Kommit­ tent während des bestandenen Geschäftsverkehres wiederholt vergeblich Nummernverzeichnis begehrt hat und der Kommissionär auch im Pro­ zesse ihm das Recht hierzu ohne Grund bestreitet und nur Lieferung in genere anbietet.

Der Kommissionär muß alsdann im Bestreitungs­

falle beweisen, daß es die in Erfüllung des Auftrages gekaufte Spezies

2. Auflösung der Aktiengesellschaft. Schwebende Vcrtragsverhältnisse.

7

fei, die er in Lieferungsbereitschaft habe, bezw. aus welchem Grunde

die Auftragsausführung, obwohl er jene Spezies nicht mehr habe, doch ihre den Auftraggeber zur Erstattung verbindende Wirkung behalten

habe." ...

2.

Begründet die Auflösung einer Aktiengesellschaft unter Eintritt

derselben in den Liqnidationsznstand für sich allein ein Recht vor­ zeitiger Lösung

ans einen

längeren Zeitraum eingegangener' Ver-

tragsverhältnisse seitens des Gegenkontrahcnten der Aktiengesellschaft?'

I. Civilsenat.

Urt. v. 29. Dezember 1880 i. S. P. (Kl.) w. Feuerver­

sicherungs-Aktiengesellschaft Adler in Liquidation (Bekl.). Rep. I. 268/80.

I. Stadtgericht Berlin. II. Kammergericht daselbst. Aus der Thatsache, daß sich die beklagte Versicherungsaktiengesell­ schaft aufgelöst hatte und in Liquidation getreten war, wollte Kläger,

der bei ihr vor der Auflösung Versicherung für einen mehrjährigen Zeit­ raum genommen hatte, das Recht, den Versicherungsvertrag für auf­

gelöst zu erachten, herleiten und hatte auf Rückzahlung der Prämien,

soweit sie auf die Zeit nach dem Auflösungsbeschlusse der Gesellschaft fielen, geklagt.

Mit dieser Klage wurde er in beiden Instanzen ab­

gewiesen und seine Nichtigkeitsbeschwerde wurde zurückgewiesen. Aus den Gründen: „Das Handelsgesetzbuch bestimmt weder ausdrücklich, daß bei Auf­

lösung einer Aktiengesellschaft die von derselben für längere Dauer ein­ gegangenen Verträge hinfällig würden, noch ist aus seinen Grundsätzen

über Auflösung und Liquidation solche Hinfälligkeit zu folgern.

Das

Handelsgesetzbuch hat Vorsorge getroffen, daß trotz Auflösung

der

Aktiengesellschaft das Vermögen derselben und ihre Rechtspersönlichkeit, um den Gläubigern Befriedigung zu gewähren bezw. Rede zu stehen, erhalten wird,

und den Vertretern derselben ist die Beendigung der

1 Vgl. Entsch. des R.O.H.G.'s Bd. 24 Nr. 62 S. 242 flg.

D. E.

laufenden Geschäfte und die Erfüllung der Verpflichtungen der Gesell­

Es kann deshalb nicht von einer bloß fingierten Fort­

schaft auferlegt.

dauer der Gesellschaft gesprochen werden.

Ebensowenig kann der Gegenkontrahent der Aktiengesellschaft die Auflösung der Vertragsverhältnisse abstrakt daraus herleiten, daß mit

dem Zwecke der Liquidation die Fortdauer von Vertragsverhältnissen unvereinbar sei.

Wie die Liquidation auszuführen, das ist, vorbehaltlich

der Einhaltung der gesetzlichen Kautelen, die Sache der an der Gesell­ schaft Beteiligten.

Das Handelsgesetzbuch behandelt lediglich die Rechts­

stellung der Liquidatoren gegen die Gesellschaft und ihre Legitimation

gegen Dritte.

Die Bestimmung in Art. 137 H.G.B., „die Liquidatoren

haben die laufenden Geschäfte zu beendigen", hat nicht den Sinn, es müßten dieselben noch laufende Geschäfte in ihrem Laufe unterbrechen

und zu vorzeitigem Ende bringen, am allerwenigsten in der Tragweite eines hierauf begründeten Rechtes Dritter.

Falls es dem Wesen einer

Liquidation nicht entspricht, daß Vertragsverhältnisse von nicht abseh­ barer Dauer und mit nicht absehbaren Folgen ausgehalten werden, so

mögen die Aktionäre die Liquidatoren zwingen können, die Verwandlung jener schwebenden Verhältnisse in feste Lösungen zu versuchen.

Ob die

Gegenkontrahenten deshalb, weil sie mit einer Gesellschaft kontrahiert

haben, gezwungen sind, bei erfolgender Auflösung derselben in Auf­ lösung der Vertragsverhältnisse zu willigen, wenn ihnen ihr Interesse

an Aushaltung der Verträge voll vergütet wird, kann dahingestellt

bleiben.

Jedenfalls können die Gegenkontrahenten nicht daraus ein

Recht zur Auflösung der Verträge herleiten, daß nach ihrer Meinung eine solche im Interesse der Gesellschafter, bezw. Aktionäre, liegen müßte.

Daß im vorliegenden Falle eine Art der Liquidation in Aus­ führung gebracht sei, welche die vom Gesetze geforderte Sicherung der Gläubiger, also auch der Gegenkontrahenten der schwebenden Verbind­ lichkeiten, in betreff des vorhandenen Vermögens beeinträchtigt, ist vonl Kläger nicht behauptet worden, sodaß auch nicht zu erörtern ist, ob

in solchem Falle das Recht auf vorzeitige Lösung begründet wäre. Sieht man von demselben ab, so kann nur immer nach der Besonder­

heit des einzelnen in Frage stehenden Vertragsverhältnisses in Verbindung

mit den maßgebenden Grundsätzen des betreffenden bürgerlichen Rechtes geprüft werden, ob durch den Fortfall der produktiven Seite der ge­

schäftlichen Thätigkeit für die Zukunft, wie solcher allerdings bei Auf-

lösung der Gesellschaft anzunehmen ist, eine wesentliche Voraussetzung des Vertragsverhältnisses eine erhebliche Änderung erleidet und danach

einen Grund zu vorzeitiger Lösung des Vertragsverhältnisses giebt." ...

3. Wird die Verjährung der Klage gegen einen Gesellschafter aus Ansprüchen gegen die offene Handelsgesellschaft unterbrochen durch eine von den Liquidatoren der Gesellschaft geleistete Prozentzahlung? H.G.B. Art. 148. III. Civilsenat. Urt. v. 21. Juni 1881 i. S. A. (Kl.) w. G. (Bell.)

Rep. III. 16/81. I.

Landgericht Braunschweig.

II.

Oberlandesgericht daselbst.

Die zwischen A. und G. bestandene offene Handelsgesellschaft wurde

am 5. März 1872 aufgelöst; zu Liquidatoren derselben wurden Z.und W. ernannt.

Die Liquidation ergab für die Gesellschaftsgläubiger 40 Pro­

zent, welche ihnen von den Liquidatoren in drei Raten ausbezahlt wurden;

die Auszahlung der letzten Rate erfolgte im Juli 1873.

Einer der

Gefellschaftsgläubiger, S., erhielt am 1. September 1877 den Rest seiner Forderung auf sein Verlangen von A. ausbezahlt.

Nunmehr

verklagte A. den G. mittels der actio pro socio auf Ersatz der Hälfte des an S. gezahlten Betrages.

Der Beklagte wandte ein, die Forderung

des S. sei zur Zeit der Zahlungsleistung durch Ablauf der fünfjährigen

Verjährung des Art. 146 H.G.B. bereits

erloschen

gewesen.

Der

Kläger replizierte, die Verjährung sei durch die von den Liquidatoren geleisteten Prozentzahlungen unterbrochen worden. Der Beklagte bestritt,

daß diese Zahlungsleistungen geeignet seien, die Verjährung zu unter­ brechen.

Die Nichtigkeitsbeschwerde des in beiden Vorinstanzen verur­

teilten Beklagten wurde verworfen ans folgenden

Gründen: „Nach den Bestimmungen des Handelsgesetzbuches wird durch die

Auflösung einer offenen Handelsgesellschaft nicht die sofortige gänzliche Beendigung

ihrer

Existenz

herbeigeführt;

die

Gesellschaft

besteht

vielmehr zunächst noch fort zum Zwecke der Liquidation.

Die Vertretung

der in Liquidation befindlichen Gesellschaft ist durch das Gesetz den Liquidatoren ausschließlich übertragen. Vgl. Entsch. des R.O.H.G.'s

Bd. 23 Nr. 109 S. 329 und die

dortigen Citate.

Die Vertretungsbefugnis der Liquidatoren bezieht sich allerdings nur auf die Abwickelung der noch schwebenden Geschäfte; da aber

zu diesen Geschäften namentlich auch gehört die Befriedigung der Ge­

sellschaftsgläubiger aus dem Gesellschaftsvermögen, so folgt, daß die

Gesellschaft auch gegenüber ihren Gläubigern nunmehr ausschließ­ lich vertreten wird durch die Liquidatoren.

Schon hieraus ergiebt sich,

daß diese Vertretung der Gesellschaft durch die Liquidatoren auch statt­ findet in bezug

auf alle solche beiderseitigen Rechtshandlungen,

welche geeignet sind, eine Unterbrechung der Verjährung zu begründen,

und es kann deshalb keinem Zweifel unterliegen, daß der Ausspruch des Art. 148 Abs. 2 H.G.B., die Verjährung zu .Gunsten eines Ge­ sellschafters werde

unterbrochen

durch Rechtshandlungen gegen die

Liquidatoren, keineswegs bloß zu verstehen ist von einseitigen Rechts­

handlungen der Gläubiger, sondern sich ebenso auch beziehen will auf

diejenigen Unterbrechungsakte, welche, wie Abschlagszahlung, Schuld­ anerkennung rc, zwar beruhen in einer Leistung aber

doch

daneben,

vermöge

des

Erfordernisses

des Schuldners,

der

Empfang­

nahme der Leistung, immer auch einer Rechtshandlung des Gläubigers bedürfen. Überdies erhellt auch aus den Kommissionsverhandlungen

zum Art. 148 (Protokolle S. 4535), daß es die Absicht des Gesetzes ist,

die Frage, welche Rechtshandlungen geeignet seien, die Verjährung zu unterbrechen, nach den Landesrechten beurteilen zu lassen; ein An­ trag, diese Wirkung nur der Klagezustellung zuzuerkennen, wurde ab­

gelehnt.

Nach gemeinem Rechte wird durch eine Zahlung, welche

geleistet wird zum Zwecke der teilweisen Tilgung einer bestehenden größeren Forderung, die Verjährung des Restes der Forderung unter­ brochen, und eine solche Zahlung liegt offenbar vor in der von den

Liquidatoren geleisteten Zahlung gewisser Prozente der Forderung

des Gesellschaftsgläubigers."

4. Überseeische Verkaufskonsiguation. Ist der überseeische Konsig­ natär an sich Kommissionär des Wareneigentümers oder des einheimi­ sche» Exportkommissionärs? Tritt er in die Verpflichtungen des letzteren als Mitverpflichteter durch wiederholte Bezeichnung desselben als „unser dortiges Hans" n. ä. in direkter Korrespondenz des Kon­ signatärs mit dem Wareneigentümer ein? I. Civilsenat. Urt. v. 19. März 1881 i. S. G. & Co. (Bekl.) w. K. (Kl.)

Rep. I. 385/80. I. II.

Konsulargericht Uokohama. Appellationsgericht Stettin.

In Hamburg betrieb F. Gütschow unter der Firma F. Gütschow ein sich auf Übernahme von Waren in Verkaufskonsignation für iiberseeische Plätze erstreckendes Handelsgeschäft.

In Yokohama bestand

ein Handelsetablissement unter der Firnm Gütschow & Co., als dessen alleiniger Inhaber P. Gütschow, der Bruder des Hamburger F. Güt­

schow, registriert war, der auch thatsächlich dem Etablissement Vorstand. Zwischen beiden Geschäften bestand eine enge Verbindung, deren Grund­

lagen nicht näher feststehen.

Insbesondere ist nicht ermittelt, ob zwischen

ihnen eine rechtliche Zusammengehörigkeit, sei es, daß nur einem der

Brüder oder beiden beide Etablissements gehörten, bestand.

Das Ham­

burger Haus ließ sich von deutschen Fabrikanten auf seinen Namen Verkaufskonsignationen für Japan erteilen und die Waren nach Ham­ burg senden, worauf es dieselben mit Verkaufsaufträgen an das Jokohaniaer Haus schickte.

In dieser Weise hatte das Hamburger Haus

auch mit Kläger kontrahiert und diesem ein bestimmtes Provenu bei

dem Verkaufe garantiert, während ein Erlösüberschuß zwischen ihm und Kläger geteilt werden sollte.

Aber im Laufe der durch diesen Vertrag

begründeten Beziehungen hatte das Jokohamaer Haus fortgesetzt direkt an Kläger geschrieben, diesem den Eingang der nach und nach zu lie­ fernden Waren angezeigt, in den Briefen fortgesetzt die vom Kläger

mit dem Hamburger Hause eingegangene Verbindung als „unsere Ver­ bindung", die Kontrakte als „Kontrakte unseres Hamburger Hauses",

das Hamburger Haus als

„unsere Hamburger Vertreter"

bezeichnet,

wiederholt promptere Lieferung unter der Androhung, „sonst unsere Beteiligung an dieser Transaktion ablehnen zu müssen, gefordert und

schließlich ihm über den erfolgten Verkauf eines Teiles der Waren, und zwar solcher, die erst nach Empfang von Briefen beschriebenen Inhaltes

vom Kläger gesandt worden waren, eine Rechnung gesandt, welche über Waren rc „verkauft in Hiogo für gemeinschaftliche Rechnung mit Herrn

M. (Kläger) in Gera" lautete und am Schlüsse den Vermerk enthielt: „Verrechnung durch Herrn F. Gütschow in Hamburg."

Kläger hatte

nur mit dem Hamburger Hause korrespondiert, in dieser Korrespondenz

aber die Berichte des Jokohamaer Hauses als „Berichte Ihres Joko-

hama-Hauses" bezeichnet.

Noch bevor Kläger den Betrag gedachter

Rechnung, welcher übrigens hinter dem garantierten Erlösbetrage zurück­

blieb, erhalten hatte, stellte das Hamburger Haus seine Zahlungen ein. Kläger forderte hierauf gedachten Rechnungsbetrag klagend von der

Handlung.

Diese bestritt, in ein Rechtsverhältnis zu

Kläger getreten zu sein.

Nur Kommissionärin des Hamburger Hauses

Jokohamaer

sei sie gewesen und habe in dessen Auftrage ihre diesem geschuldeten Berichte unmittelbar dem Kläger gesandt.

Das Hamburger Haus sei

aber wegen des vereinnahmten Erlöses befriedigt, denn dieses habe die Waren immer nur unter Belastung mit Vorschüssen in Höhe ihres Fakturenbetrages nach Japan gesandt, sodaß sie — die Jokohamaer

Handlung — immer nur gegen Acceptierung entsprechender Vorschuß­ tratten, die sie später eingelöst habe, in den Besitz der an eine Bank

gesandten Waren gelangt sei. Der erste Richter wies die Klage ab, weil es an einem Rechts­

verhältnisse der Beklagten zu Kläger fehle.

Der zweite Richter verur­

teilte Beklagte nach dem Klagantrage und dieses Erkenntnis wurde vom Reichsgerichte bestätigt.

Aus den Gründen: „Hinge die Verpflichtung der Beklagten gegenüber dem Kläger

von der Voraussetzung ab, daß ausschließlich zu ihr Kläger in ein direktes Verhältnis, getreten und die Hamburger Handlung nur die

Vermittlerin für die an die Beklagte vom Kläger gerichtete Verkaufs­

kommission gewesen, so müßte die Annahme solcher Verpflichtung be­ denklich sein. Betrachtet man im allgemeinen die Rechtsverhältnisse, wie sie durch Übersendung von Waren an in Deutschland domizilie­

rende Exporthäuser zum Zwecke überseeischer Verkaufskonsignationen be­ gründet zu werden Pflegen, so wird als Regel die Begründung zweier

Kommissionsverhältnisse anzusehen sein, von denen das eine zwischen dem

Versender und dem deutschen Exporthause, das zweite zwischen letzterem und dem überseeischen Verkaufskonsignatar entsteht, und von denen das erstere eine Kommission zur Erteilung von Verkaufskommissionen an

einen überseeischen Verkaufskonsignatar mit Verpflichtung des deutschen Exporthauses zur Sorgfalt bei Auswahl des Konsignatärs und bei

Erteilung der Instruktionen an denselben, zur Mitteilung der erhaltenen Auskünfte, zur Geltendmachung aller ihm gegen den überseeischen Kon­ signatär zustehenden Rechte und zur Herausgabe alles von diesem letz­

teren aus dem vollführten Verkaufe ihm Zugeflossenen darstellt. Vgl. Entsch. des R.O.H.G.'s Bd. 8 S. 119 flg., Bd. 22 S. 80.

Die Entstehung eines Kommissionsverhältnisses in bezug aus die hier in Rede stehenden Tibets zwischen Kläger und dem Hamburger

Hause F. Gütschow kann nach Inhalt der Korrespondenz zwischen Klä­ ger und diesem Hanse aus dem April und August 1875 nicht geleugnet werden.

Auch vermöchte eine Zurückdrängung des Hamburger Hauses

in die Stellung eines bloßen Vermittlers für die Begründung eines

direkten Verhältnisses zwischen Kläger und dem überseeischen Konsignatär nicht ohne weiteres zu dem Ergebnisse zu führen, daß der Absender die seitens des überseeischen Konsignatärs erfolgte Gewährung von Vor>

schlissen auf die Ware ignorieren könnte.

War dem Vermittler zugleich

die thatsächliche Verfügungsgewalt über die Ware auvertraut und über­ mittelte dieser den Auftrag und die Ware an den Konsignatär und gegen Entnahme von Vorschüssen auf die Ware, bezw. gegen Acceptierung

von Vorschußtratten seitens des Konsignatärs, so durfte letzterer mangels besonderer Umstände von der Überzeugung ausgehen, der gedachte Ver­ mittler sei zur Entnahnie von Vorschüssen auf die Ware vom Ver­

sender berechtigt worden, und die Anwendbarkeit der Artt. 306. 374

H.G.B. ist alsdann nicht abzuweisen.

Der Grund, welcher die Beklagte entsprechend dem Klagebegehren dem Kläger haftbar macht, beruht aber nicht darin, daß ein Kommissions­ verhältnis lediglich zwischen ihr und Kläger begründet worden, sondern

darin, daß sie sich dem Kläger gegenüber als mit dem Hamburger

Hause derartig verbunden erklärt hat, daß dessep Rechte und Pflichten aus den fraglichen Kommissionen zugleich die ihrigen wären, und daß

sie deshalb neben dem Hamburger Hause für dessen Verpflichtungen als Solidarschuldner haften muß.

Daß jemand wirksam die Haftung aus einem von einem anderen eingegangenen Vertragsverhältnisse als Solidarschuldner neben jenem

gegenüber durch eine entsprechende Willens­

dem Gegenkontrahenten

erklärung übernehmen kann, auch wenn der Begriff der Bürgschaft auf die Erklärung nicht zutrifft, läßt sich nicht bezweifeln.

Vgl. Unger, Die Verträge zu Gunsten Dritter S. 89; Bruns in Zeitschrift für Rechtsgeschichte Bd. 1 S. 98; Wehrend in Zeitschrift

für Gesetz- und Rechtspflege Bd. 4 S. 440. 442 Note 19. 23. 24. Es erscheint aber hierzu, insbesondere im Handelsverkehre, nicht eine

Erklärung, welche auf solchen Rechtseffekt mit ausdrücklichen Worten

gerichtet ist, erforderlich.

Vielmehr genügt es unter anderem, wenn die

betreffende Person innerhalb der durch das fremde, noch nicht erledigte Vertragsverhältnis geschaffenen rechtlichen Beziehungen dem einen Kon­

trahenten gegenüber handelnd auftritt mit der Erklärung eines Ver­

bundenseins mit dem anderen Kontrahenten, welches dessen Rechte und

Pflichten aus dem Vertrage zugleich zu den seinigen mache, und mit dem darauf gegründeten Ansprüche, daß sein Handeln als auch ihm zu­ stehende Pflichten- oder Rechtsbethätigung

aus jenem Vertrage dem

Gegenkontrahenten gegenüber gelten solle. Dies Handeln mit gedachtem Ansprüche weist darauf hin, daß nicht bloß die Mitteilung von Thatsachen ein vorhandenes internes

Verhältnis betreffend,

sondern der Ausdruck eines auf Begründung

eines Rechtsverhältnisses

vorliegt.

zum Gegenkontrahenten

gerichteten Willens

Entscheidend erscheint es nicht, daß die als vorhanden an­

gegebene Verbindung mit dem einen der Kontrahenten rechtlich nicht be­

stimmter bezeichnet ist.

Auch wenn man die durch Bezeichnung des

anderen Hauses als „unser Haus", der von ihm geschlossenen Ver­

träge als „unsere Verträge" und ähnliches gekennzeichnete Verbindung nur im Sinne der losesten handelsgewerblichen Vereinigung, nämlich zu dem betreffenden einzelnen Handelsgeschäfte für gemeinschaftliche Rech­

nung, verstehen will, so gilt doch für solche nach Art. 269 H.G.B. die

solidarische Berechtigung und Verpflichtung aller auftretenden Teilnehmer

gegen den Dritten.

Wer also mit dem Verpflichtungswillen dem Drit­

ten seine Teilnehmerschaft auch nur an solcher für das betreffende Ge­

schäft geschlossener Vereinigung erklärt, der erklärt auch damit, für dieses Geschäft als Solidarschuldner haften zu wollen. Übrigens bot die Verschiedenheit ber beiden Firmen, bezw. ihrer registrierten Inhaber,

noch keinen entscheidenden Grund gegen die Auffassung der Identitäts­

behandlung der beiden Handlungen durch die Beklagte im Sinne er­ klärter völliger Identität, bezw. Vereinigung beider Etablissements und

ihrer Fonds.

Eine solche lag trotz des äußeren Unterschiedes ins­

besondere vor, wenn eine der beiden beteiligten Personen auch das Eigentum des anderen Geschäftes erworben hatte, in letzterem aber

dessen bisheriger Eigentümer nur als Verwalter für Rechnung des an­ deren, wenn auch äußerlich als Firmeninhaber, verblieben war, oder

wenn beide Beteiligte unter Vereinigung der Etablissements und ihrer Fonds unter sich eine Gesellschaft gebildet hatten, die sich für Hamburg

der einen, für Japan der anderen Firma bediente, ohne daß die Ein­

tragung dieses Rechtszustandes bisher versucht war. Vgl. die Erkenntnisse des Oberappellationsgerichtes Lübeck in der Sammlung gedachter Entscheidungen in Hamburger Rechtssachen Bd. 3

S. 142, Bd. 4 S. 24. Da die Haftung der Beklagten nicht auf der Thatsache solcher Ver­ bindung selbst, sondern auf ihrer Erklärung des Vorhandenseins solcher

Verbindung gegen Kläger beruhen soll,

das verpflichtende Moment

hierbei aber allein in der Erklärung des Willens beruht, sich bezw. das unter ihrer Firma betriebene Geschäft vom Kläger als mit dem Ham-

burger Geschäfte, sei es gänzlich, oder auch nur zu einer Gemeinschaft für die hier in Rede stehenden Kommissionen, verbunden und auftretend

behandeln zu lassen, so kommt es darauf, ob und welche Verbindung in Wirklichkeit zwischen beiden Häusern vorlag, nicht an. ..."

(Es

folgt nunmehr eine Würdigung des Inhaltes der Briefe, wie der Ver­

kaufsrechnung der Beklagten im Sinne gewollter Erklärung solchen

Verbnndenseins.) „Es handelt sich demnach nicht bloß um vereinzelte Erklärungen der Beklagten, welche dem Kläger einen Zuwachs von Rechten gebracht

hätten, aus welche er nicht rechnete und weder beim Abschlüsse des Ver­ trages noch beim Wachen über dessen Erfüllung rücksichtigte, sondern

um eine ganze Reihe von Bethätigungen desselben Willens, in welcher

die Verkaufs- und Spesenrechnungen während die ersten Erklärungen

der

nur

die Schlußglieder bilden,

fraglichen Warensendung

noch

vorausgehen, sodaß Kläger, mag er auch, so lange er in die Zahlungs­ fähigkeit des Hamburger Geschäftsfonds kein Mißtrauen setzte, an diesen

vorzugsweise gedacht haben, beiden Handlungssonds fidierte.

Daß Kläger nicht selbst an Beklagte geschrieben, erscheint unerheb­

lich.

Für ihn lag kein Anlaß vor, mit beiden in derselben Weise Ver­

pflichteten gleichzeitig zu korrespondieren.

War aber Beklagte neben dem Hamburger Hause aus den diesem

erteilten, hier in Betracht kommenden Verkausskommissionen dem Kläger

verbunden, so schuldet sie auch ihm den beim Verkaufe der Ware er­ lösten Preis, denn die Verpflichtung des Hamburger Hauses gegen

Kläger, die Beklagte zur Ausantwortuug des Erlöses anzuhalten, stellt sich, übertragen auf die Beklagte selbst, als Verpflichtung zur Aus­

antwortung des Erlöses an Kläger dar. Bei dieser Stellung der Beklagten als Solidarschuldnerin für die

Verpflichtungen des Hamburger Hauses neben diesem

erscheinen die

Vorschußentnahmen des Hamburger Hauses auf die Beklagte, auch wenn sie mittels Verpfändung der Ware seitens des Hamburger Hauses bei

einer Bank und Auslösung seitens der Beklagten bewirkt worden sind,

als reine Interna zwischen den beiden Schuldnern, welche die Verpflich­ tung der Beklagten gegen Kläger nicht zu berühren vermögen."

5.

Wird eine registrierte Kostektivvcrtretung durch thatsächliche Über­

lassung ciues Geschäftszweiges zu alleiniger Ausübung an einen Han­ delsgesellschafter außer Kraft gesetzt? Darf der Dritte aus fortgesetzter unbeaustandetcr Übernahme der Ergebnisse seitens der Gesellschaft die Überlassung folgern?

I. Civilsenat.

Urt. v. 11. Mai 1881 i. S. S. & Co. (Kl.) w. B. u. H.

(Bekl.) I. II.

Rep. I. 667/80.

Stadtgericht Berlin. Kammcrgericht daselbst.

Die beiden Beklagten und der Schlächtermeister Z. waren zu einer

offenen Handelsgesellschaft für Viehkommissionsgeschäfte unter der Firma Bl., Z. & Co.

vereinigt und

es war registriert, daß nur alle drei

Gesellschafter gemeinschaftlich zur Vertretung der Gesellschaft befugt seien.

Trotzdem erachtete Kläger aus Schweiuekäufen, welche Z. allein

namens der Gesellschaft geschlossen, die Gesellschaft verpflichtet, indem

er behauptete, die Gesellschafter hätten dem Z. den Geschäftszweig des Schweinehandels zur alleinigen Führung ausdrücklich überwiesen oder doch wenigstens diese Führung thatsächlich fortgesetzt zugelassen, indem

insbesondere fortgesetzt ohne Beanstandung die Verkäufer von Schweinen für von Z. allein geschlossene Käufe den Preis an der Gesellschaftskasse aus Gesellschaftsmitteln gezahlt erhalten hätten. Kläger verlangte deshalb

klagend den Preis von den Beklagten.

Das Reichsgericht erachtete die

Behauptungen für erheblich und wies die Sache unter Aufstellung der maßgeblichen Gesichtspunkte zur Beweisaufnahme in die Instanz zurück.

Aus den Gründen:

. . . „Selbstverständlich können sich die Gesellschaft,

bezw.

die

Gesellschafter, auf die angeordnete Kollektivvertretung nicht berufen, wenn sie in Nichtachtung derselben den einzelnen Gesellschafter mit alleinigem Handeln betraut haben.

In dieser Beziehung erscheint aber schon ein

fortgesetztes wissentliches Geschehenlassen alleinigen Auftretens eines Ge­ sellschafters innerhalb eines Geschäftskreises für die Gesellschaft von Be­

lang sowohl als Beweis für eine wirklich geschehene ausdrückliche oder doch stillschweigende Übertragung solcher Handlungsbefugnis, als auch, weil, selbst wenn solche in Wahrheit nicht gewollt wäre, doch schon die Erregung ihres Anscheines beim sorgfältig prüfenden Dritten die

Verantwortung als Geschäftsherr diesem gegenüber begründen würde. Vgl. 1. 11 §. 4 Dig. de instit. act. 14, 3; Thöl, Handelsrecht

5. Aufl. Bd. 1 S. 208. Allerdings wird die Art der Übernahme der Ergebnisse des Handelns

des einzelnen Gesellschafters seitens der Gesellschaft, aus welcher das wissentliche Geschehenlassen gefolgert werden soll, sorgfältiger richter­

licher Prüfung unterzogen werden müssen.

Die Kollektivvertretung wird

sich in der Regel nicht derartig bethätigen, daß bei jedem Handeln alle Vertreter gleichzeitig auftreten. Stellt sich daher eine solche Übernahme

erkennbar als nachträgliches Auftreten der übrigen Gesellschafter zum Zwecke des Mitabschlusses des Geschäftes als eines von dem einen Ge­

sellschafter nur vorbereiteten und ausdrücklich oder konkludent von dem nachträglichen Auftreten der Mitgesellschafter abhängig gemachten dar,

so liegt Bethätigung der Kollektivvertretung, nicht Genehmigung ihrer Nichtbeachtung vor. Auch wenn dies nicht der Fall ist, kann allerdings die Übernahme bezw. Anerkennung das Ergebnis E. d. R.G.

Eutsch. in Sivils. V.

einer Behandlung des Geschüfts2

abschlusses

des

Einzelnen als Überschreitung

seiner Befugnisse bezw.

Geschäftsführung ohne Auftrag unter beschlossener Aneignung des Ge­

schäftes wegen seiner Nützlichkeit sein.

Ist dies aber fortgesetzt geschehen,

ohne daß dem Drittkontrahenten dieser Grund der Anerkennung erkennbar gemacht bezw. die Einlassung mit dem einzelnen Gesellschafter als Nicht­

beachtung der angeordneten Kollektivvertretung markiert worden ist, so haftet die Gesellschaft bei späteren Geschäften, auch wenn sie zu deren Aneignung keinen Nützlichkeitsgrund hat, weil sie durch ihr Verhalten den

Eindruck einer Ermächtigung des einzelnen Gesellschafters zum Allein­

handeln erzeugt hat.

Auch erscheint es nicht erforderlich, daß die Fälle

früherer Anerkennung gerade rücksichtlich der Geschäfte desjenigen Dritt­

kontrahenten stattgesunden haben müßten, der aus dem jetzigen Geschäfte

die Gesellschaft in Anspruch nehmen will.

Es liegt in der Natur der

Verkehrsverhältnisse, daß das geschäftliche Verhalten des Gewerbetreibenden,

namentlich in bezug auf das Vertretungsverhältnis, über den Kreis der

in den konkreten Fällen unmittelbar Beteiligten hinaus dringt und Wir­ kungen erzeugt.

Dagegen ist das Erfordernis wiederholter Genehmigungs­

fälle in gleichmäßiger Beteiligung hier nicht zu entbehren, weil beim vereinzelten Falle, zumal ihm ein besonderes erteiltes Mandat zu Grunde

liegen könnte, der gedachte Eindruck sich noch nicht rechtfertigt. Endlich kann sich die Ermächtigungserteilung an den einzelnen Ge­

sellschafter daraus ergeben, daß auf Grund einer von der Gesellschaft

getroffenen Einrichtung die Erfüllung der vom einzelnen Gesellschafter

für die Gesellschaft abgeschlossenen Geschäfte aus Gesellschaftsmitteln erfolgte, ohne daß dazu überhaupt erst die Genehmigung der anderen Gesellschafter einzuholen war.

Hier kann der Nachweis eines einzelnen

Falles solchen Verfahrens schon ausreichen, wenn derselbe solche Ein­

richtung als getroffen klarstellt.".. .

6. Rechtlicher Inhalt der für die Errichtung von Aktiengesellschaften, insbesondere in bezug auf geschehene Einzahlung der ersten 10 Pro­ zent geltenden Normativbestimmungen des Gesetzes vom 4. Juni 1870. Wird eine Verantwortlichkeit des Vorstandes gegen die Aktiengesell­ schaft auch durch Verfügungen desselben über die Einzahlungen vor geschehener Eintragung begründet?

Fällt die Zurückzahlung von Einzahlungen vor Eintragung der unter Bescheinigung gedachter Einzahlungen angemeldeten Gesellschaft unter das Verbot der Artt. 216. 248 H.G.B.? Besteht die im Art. 241 H.G.B. normierte Verantwortlichkeit bloß der Aktiengesellschaft oder auch Dritten, insbesondere Gesellschafts­ gläubigern, gegenüber? I. Civilsenat.

Urt. v. 30. März 1881 i. S.Konkursmasse Herzseldcr

Dampfziegelei-Aktiengesellschast (Kl.) w. L. (Bekl.) I. II.

Rep. I. 515/80.

Stadtgericht Berlin. Kammergcricht daselbst.

Der Beklagte war von den drei Gründern und alleinigen Grund­

kapitalszeichnern der 1872 errichteten Herzfelder Dampfziegelei-Aktien­ gesellschaft zum Mitgliede des Vorstandes der gedachten Aktiengesellschaft erwählt worden, und hatte von ihnen 30000Thlr., als die ersten 10 Pro­

zent Einzahlung auf das Grundkapital von 300 000 Thlr., ausgehändigt

erhalten. Er hatte vor einem Notar, unter Berufung auf seine Eigen­ schaft als Vorstandsmitglied und Vorlegung der für diese 30000 Thlr. an­ gekauften Effekten, den Besitz dieser 30 000 Thlr. als eingezahlter 10 Pro­

zent des Aktienkapitales bekannt und sich bei der Anmeldung der Aktien­ gesellschaft zur Eintragung unter Überreichung gedachter Notariatsurkunde,

als Bescheinigung über die erfolgte Einzahlung von 10 Prozent des Aktien­ kapitales, beteiligt. Als im Jahre 1876 die auf Grund jener Anmeldung mit einem Aktienkapitale von 300 000 Thlr. eingetragene Aktiengesellschaft

in Konkurs verfiel, ergab sich, daß Beklagter nach Ausstellung jener nota­

riellen Erklärung, aber noch vor Eintragung der Aktiengesellschaft, von jenen 30 000 Thlr. 5000 Thlr. an die Zeichner herausgegeben hatte.

Deshalb

vom Konkursverwalter auf Erstattung dieses Betrages mit

6 Prozent Zinsen vom Tage der Eintragung der Aktiengesellschaft ab belangt, wandte er ein, die Herausgabe habe auf übereinstimmendes

Verlangen der drei Zeichner stattgefunden, welche inzwischen beschlossen gehabt hätten, von den 300 000 Thlr. 50 000 Thlr. durch Begebung an

Dritte aufzubringen, und deren, als der alleinigen Aktionäre, Beschluß, habe er sich fügen müssen. Außerdem wandte er Verjährung ein, weil es sich

nur um einen Schaden außerhalb eines Kontraktsverhältnisses handle, von

dessen Zufügung sämtliche Aktionäre, sowie der Vorstand, damit also die 2*

Aktiengesellschaft, länger als drei Jahre bereits Kenntnis hatten.

Der

zweite Richter wies die Klage ab, weil aus Verfügungen, welche vor Ein­

tragung der Aktiengesellschaft über Einzahlungen vorgenommen worden, die erst später entstandene Aktiengesellschaft keine Rechte herleiten könne. Das Reichsgericht stellte das erstinstanzliche, nach dem Klagantrage ver­

urteilende Erkenntnis her. Aus den Gründen:

„Allerdings bestimmt Art. 211 H.G.B., daß vor der Eintragung

die Aktiengesellschaft als solche nicht besteht. Daraus folgt aber durchaus nicht, daß nicht im Stadium der Errichtung der Aktiengesellschaft Ver­

pflichtungen gegen die Aktiengesellschaft, welche diese, zur Eintragung ge­ langt, geltend zu machen berufen ist, begründet werden können. Ohne diese Annahme entbehren die Normativvorschriften des Gesetzes in bezug auf

die Gründung von Aktiengesellschaften jeden Haltes. Sie basieren auf der Voraussetzung, daß, wenn die Prüfung der Gründungshergänge seitens

der Registerbehörde mit der erforderlichen Sorgfalt stattgefunden hat, und bei den Erklärungen, deren Abgabe und Vorlegung bei der Behörde das Gesetz erfordert, keine Simulationen stattgefunden haben, die Aktiengesell­

schaft schon mit dem Ansprüche auf das eingetragene Grundkapital auf

Grund von Zeichnungen und mit einem bereits vorhandenen, ihr eigen­ tümlich gehörigen Fonds eingezahlter 10 bezw. 20 Prozent des Grund­ kapitals ins Leben tritt.

Nach Art. 209 a H.G.B. hat nach Zeichnung des Grundkapitales

die Generalversammlung der Aktionäre auf Grund der ihr vorzu­ legenden Bescheinigungen durch Beschluß festzustelleu, daß das Grundkapital gezeichnet und mindestens 10 bezw. 20 Prozent auf jede

Aktie eingezahlt sind. Der Vorstand der Aktiengesellschaft tritt aber nach dem Gesetze schon vor deren Eintragung innerhalb des Errichtungs­

stadiums in Thätigkeit. Nach Art. 210a H.G.B. ist er es, welcher die Aktiengesellschaft zur Eintragung anzumelden hat. Dieser Anmeldung hat

er außer den Errichtungsurkunden beizufügen die Bescheinigung, daß das Grundkapital durch Unterschriften gedeckt ist, und daß 10 bezw. 20 Prozent des von jedem Aktionär gezeichneten Betrages eingezahlt sind. Selbst­ verständlich ist seine Anmeldungsthätigkeit keine bloß äußerliche Über-

reichungshandlung, sondern die Versicherung des Richtigkeitsbefundes des Angemeldeteu nach vorgenommener Prüfung (vgl. auch Art. 249 Nr. 1). Da aber die Prozentbeträge nicht eingezahlt sind, wenn sie irgendwo noch

zur Verfügung der Zeichner selbst stehen, so setzt solche Anmeldung vor­ aus, daß sie nicht mehr der Verfügung der Zeichner unterworfen sind,

sondern zur ausschließlichen Verfügung der bestellten Organe der Aktien­

gesellschaft als solcher stehen. Welche Verantwortung den Vorstand der Aktiengesellschaft und deren Gläubigern gegenüber trifft, wenn er die An­

meldung fälschlich bewirkt, obwohl solche Einzahlung gar nicht statt­ gefunden hat, kann hier zunächst auf sich beruhen. Erachtet das Gesetz

als den erforderlichen, zu bescheinigenden und die Aktiengesellschaft mit jenen Prozentbeträgen ausstattenden Hergang die Übergabe des betreffen­

den Geldes an den Vorstand oder ein anderes Gesellschaftsorgan, so muß dieses Organ auch mit dem Empfange bereits die Verpflichtung der Er­ haltung des Geldes als eingezahlten Grundkapitalsteiles gegen die Gesell­

schaft überkommen, sodaß die Gesellschaft an Stelle des sodann wieder

entzogenen Geldes den Anspruch wegen der Entziehung an das Organ hat.

Das Gesetz setzt also selbst voraus, daß eine Wirksamkeit von Gesellschafts­

organen für die Aktiengesellschaft und ihre Verantwortung gegen die Aktien­ gesellschaft schon vor der Eintragung im Errichtungsstadium anhebt. Für die rechtliche Möglichkeit dieser Wirkung bieten die Begriffe

des Mandates und der Geschäftsführung schon die geeignete Handhabe.

Vgl. Entsch. des R.O.H.G.'s Bd. 10 S. 205, Bd. 20 S. 211.

Es kommt aber auf die Subsumtion unter diese allgemeinen Kategorieen nicht an.

Vielmehr ist aus den betreffenden Normativbestimmungen un­

mittelbar zu folgern, daß der vom Gesetze geordnete und von der Behörde zu kontrollierende Entstehungshergang der Aktiengesellschaft, welcher mit

ihrer Eintragung feinen Abschluß findet, als ein einheitlicher gilt, und daß

daher, insoweit bei diesem Entstehungshergange schon Organe der Gesell­ schaft als wirkend gesetzt sind, nm die Zueignung des erforderlichen Ver­ mögens an dieselbe und Erhaltung desselben für sie zu ermöglichen, die Existenz der eingetragenen Aktiengesellschaft in bezug auf ihre Stellung zu

jenen Organen als auf

den Zeitpunkt jenes Eintrittes der Organe in

Wirksamkeit retrotrahiert gilt. Im vorliegenden Falle hatte unstreitig der Beklagte als erwähltes

Vorstandsmitglied der in der Errichtung begriffenen Aktiengesellschaft 30000Thlr. als die ersten 10 Prozent des Aktienkapitales von den Zeich­

nern ausgehändigt erhalten, und er war es selbst, der durch Vorlegung

dieses Geldes bezw. der dafür angeschafften Effekten in seiner Eigen­ schaft als erwähltes Vorstandsmitglied der Aktiengesellschaft vor dem

6. Aktiengesellschaft vor Eintragung.

22

Notar die erforderliche Bescheinigung für die geschehene Einzahlung ge­

dachter 10 Prozent geschaffen hat. Ebenso ist, da er nach seiner eigenen

Angabe etwa ein Jahr Vorstandsmitglied der Aktiengesellschaft geblieben, unter seiner Mitwirkung und auf Grund jener Bescheinigung die Aktien­ gesellschaft mit einem Grundkapitale von 300 000 Thlr., auf welches

30 000 Thlr. eingezahlt worden, zur Eintragung gelangt. Aus dem Umstande, daß er noch vor Eintragung der Gesellschaft

unniittelbar nach Schaffung jener Bescheinigung von jenen 30000 Thlr. 5000 Thlr. an die Zeichner zurückgab, läßt sich nicht eine Auseinander-

reißung des Herganges in der Weise rechtfertigen, daß die Zurückgabe der 5000 Thlr. als ein Faktum ohne Begründung einer Verantwortlichkeit

außer Betracht zu bleiben hätte, und es sich nur um die Verantwortlichkeit

handelte, die Beklagter durch seine Mitwirkung zur Eintragung der Aktien­ gesellschaft mit 300 000 Thlr. Grundkapital, obwohl auf 50000 Thlr. da­

von die ersten 10 Prozent gar nicht eingezahlt waren, auf sich geladen hätte.

Die eingetragene Aktiengesellschaft schöpfte ihre Entstehung aus der

Gesamtheit der angemeldeten Hergänge und der ihnen zu Grunde liegen­ den Thatsachen. Indem Beklagter, der 30 000 Thlr. als erste 10 Pro­ zent des Grundkapitales in seiner Eigenschaft als erwähltes Vorstands­ mitglied der Aktiengesellschaft wirklich erhalten hatte, dieselben in gedachter

Eigenschaft zum Nachweise der erfolgten Einzahlung vorlegte und darauf­

hin bei der Anmeldung der Aktiengesellschaft als einer mit einem Grund­ kapitale von 300 000 Thlrn. errichteten mitwirkte, wurde er der Aktien­ gesellschaft als 30 000 Thlr. Grundkapitalsteil für sie in Besitz genom­

men habendes Vorstandsmitglied auf deren Erhaltung verantwortlich. Die

Aktiengesellschaft entstand mit dem entsprechenden Rechte auf solche Ver­ antwortung. Wollte er dieser Verantwortung enthoben sein, so mußte er, statt als Vorstand bei der Anmeldung zur Eintragung mitzuwirken, diese

Funktion wieder aufgeben und die geschaffene Bescheinigung zurückziehen, oder, speziell im Hinblicke auf die zurückgezahlten 5000 Thlr., nur eine

mit 250000 Thlrn. Grundkapital errichtete Aktiengesellschaft zur Ein­

tragung anmelden. Bei Verantwortlichkeit für die Erhaltung des eingezahlten Grund­

kapitalsbetrages seitens des Beklagten als Vorstandsmitgliedes erscheint derselbe durch die behauptete Rückzahlung von 5000 Thlrn. in Aus­ führung eines späteren Übereinkommens, nach welchem die Aktiengesell­

schaft 5000 Thlr. Aktien für sich behalten sollte, um sie in Rücksicht aus

den augenblicklichen Kurs über pari zu eigenem Vorteile zu begeben — welche Begebung aber in Wahrheit nicht stattgesunden hat — nicht ex­

kulpiert. War es wirklich auf solchen Vorteil der Gesellschaft abgesehen, so war der Verkauf erst zu realisieren, ehe aus dem Erlöse die Erstattung

erfolgte. Die Zurückzahlung der eingezahlten Beträge bloß in der nach­ träglich als vereitelt erwiesenen Hoffnung des Verkaufes von 50000 Thlrn.

Aktien und unter Behalten jener Aktien sowie unter Anmeldung des ganzen

Kapitales von 300 000 Thlrn., als in Höhe von 10 Prozent eingezahlt, war nichts anderes als Zurückzahlung des entsprechenden Teiles des Grundkapitales an die Zeichner bezw. Aktionäre. Solche Zurückzahlung

war nach Artt. 215. 216. 225b. 248 H.G.B. während des Bestehens der Aktiengesellschaft gesetzwidrig. Sie war es also nach dem Vorausgeschickten

auch, wenn sie int Errichtungsstadium nach erfolgter Einzahlung, welche für die Eintragung wirken sollte und gewirkt hat, geschah. Von Erfüllung

der besonderen Erfordernisse, unter denen Art. 248 a. a. O. eine Zurück­ zahlung gestattet, kann nicht die Rede sein, da das Haupterfordernis, die

Eintragung und Bekanntmachung der Zurückzahlung (Artt. 243.245) hier nicht erfüllt worden ist, indem ja gerade das unverkürzte Grundkapital zur Eintragung gelangte.

Die Verantwortlichkeit für Verletzung seiner Pflichteit als Vor­

standsmitglied kann Beklagter nicht deshalb ablehnen, weil alle einzelnen zur Zeit beteiligt gewesenen Aktionäre mit der Ausantwortung des Geldes einverstanden gewesen.

Betrachtet man zunächst auch nur die Verantwortlichkeit des Be­ klagten als Vorstandsmitgliedes gegen die Aktiengesellschaft selbst, so war Beklagter als Vorstandsmitglied nicht Organ der einzelnen Aktionäre,

sondern der Aktiengesellschaft. Von den Verpflichtungen, welche ihm in dieser Eigenschaft ausdrücklich das Gesetz gegen die Aktiengesellschaft in einem bte' Rechtsstellung dieser überhaupt und insbesondere auch nach

außen betreffenden Interesse auferlegt, konnte ihn auch der übereinstim­

mende Wille aller Aktionäre nicht entbinden.

Auch die Summe aller ein­

zelnen Aktionäre ist nicht identisch mit der Aktiengesellschaft, zum mindesten

nicht, insoweit der der Gesellschaft das Gesetz über die Grenzen der Inter­ essen der daran Beteiligten hinaus im öffentlichen Interesse Pflichten

auferlegt und dementsprechend auch Rechte gegen ihre Organe gewährt. Es erscheint von diesem Gesichtspunkte aus auch unerheblich, ob der Auf­

sichtsrat, der übrigens mit den interessierten Zeichnern identisch war, und

6. Aktiengesellschaft vor Eintragung.

24

die anderen Vorstandsmitglieder, von denen, wie von sich selbst, Beklagter erklärt, daß jeder für sich zur Vertretung der Aktiengesellschaft befugt war,

während Beklagter das Geld in Gewahrsam hatte und ausgeantwortet

hat, der Ausantwortung zugestimmt haben. Es kommt aber hinzu, daß jetzt nicht die Aktiengesellschaft, sondern

deren Konkursinasse klagt, welche nicht bloß die Rechte der Aktiengesell­

schaft, sondern auch die der Gesamtheit der Gesellschaftsgläubiger vertritt.

War der zurückgezahlte Betrag Gesellschaftsvermögen, sodaß Beklagter durch dessen Zurückzahlung als Vorstandsmitglied den Vorschriften des

Gesetzes zuwiderhandelte, so wurde er dadurch nicht bloß der Aktiengesell­ schaft, sondern auch Dritten hierdurch Verletzten, insbesondere den Gesell­

schaftsgläubigern, die im Vertrauen auf das Vorhandensein des ein­ gezahlten und als eingezahlt kundgegebenen Grundkapitalbetrages und dessen Wirken im Geschäftsbetriebe kreditiert hatten, verantwortlich. Dies

ergiebt sich einmal aus Art. 241 Abs. 2 H.G.B., in welchem Theorie und

Praxis überwiegend eine die Verantwortlichkeit auch gegen Dritte begrün­

dende Norm erkennen,

vgl. Entsch. des R.O.H.G.'s Bd. 19 S. 181, ex analog. Artt. 225 b. 245.248 H.G.B.; Thöl, Handelsrecht 5. Aust. Bd. 1

S. 479;

Anschütz und Völderndorff, Kommentar Bd.2 S.533; Renaud, Recht der Aktiengesellschaften 2. Stuft. S. 618flg.; v. Hahn, Kommen­

tar 3. Aust, zu Art. 241 §. 4 S. 745, sodann aber noch besonders für den vorliegenden Fall aus Art. 248

Abs. 3 H.G.B.

Diese Gesetzesstelle unterscheidet nicht zwischen dem

Falle, daß bereits vorhandenen Gläubigern ohne Bekanntmachung des Zurückzahlungsbeschlusses

und

ohne

ihre Befriedigung Grundkapital

durch Zurückzahlung an die Aktionäre entzogen wird, und dem, daß Grundkapital heimlich zurückgezahlt wird und neue Gläubiger im Ver­

trauen auf das Vorhandengebliebene des kundgegebenen Grundkapitales entstehen. Beiden Arten von Gläubigern gegenüber wird daher, soweit

ihr Interesse reicht, die Haftung begründet. Die Zahlung des geforderten Kapitalsbetrages rechtfertigt sich vom Gesichtspunkte sowohl des Gläubigerrechtes gerade auf Erstattung der

geleisteten Zahlungen, wie es Art. 248 in Anschluß an Art. 245

ausdrücklich vorschreibt, als auch des Gesellschafts- und Gläubigerrechtes auf Schadensersatz, wie es Art. 241 giebt.

6. Aktiengesellschaft vor Eintragung.

25

Insbesondere hindert der Umstand, daß neben dem Beklagten an­ scheinend

auch

die

drei Zeichner auf Erstattung des widerrechtlich

Zurückempfangenen haftbar sind, nicht,

die entzogene Summe ohne

weiteres als Betrag des entstandenen und vom Beklagten zu ersetzen­

den Schadens anzusehen. Durch die Entziehung des Kapitalsbetrages von Beginn des Ge­ schäftsbetriebes an war aber der Aktiengesellschaft auch die Möglichkeit

einer entsprechenden Nutzung jenes Betrages entzogen, welche in Rücksicht

auf den Charakter der Gesellschaft als Handelsgesellschaft (Art. 208 Abs. 1) auf 6 Prozent pro Jahr (vgl. Art. 292 H.G.B. und Art. 14 des

preuß. Einführungsgesetzes) zu veranschlagen ist.

Daß die Schadens­

ersatzpflicht des Beklagten der Aktiengesellschaft gegenüber diese entzogene

Nutzung begreift, wird, da Beklagter zu der Aktiengesellschaft in einem Vertragsverhältnisse stand, durch Art. 208 Abs. 1, Artt. 5. 273. 283

H.G.B. gerechtfertigt....

Erscheint hiernach auch die Zinserstattungs­

pflicht schon vom Gesichtspunkte des Schadensanspruches der Gesellschaft

aus gerechtfertigt, so kann es unerörtert bleiben, ob er es auch vom Standpunkte des Gläubigerrechtes aus Art. 241 oder Art. 248 wäre.

Der Einwand der Verjährung erscheint in betreff der ganzen Forde­ rung vom Gesichtspunkte der Haftung gegenüber der Aktiengesellschaft

wegen des vorhandenen Vertragsverhältnisses, in betreff der Kapitals­

forderung aber jedenfalls noch außerdem auch vom Gesichtspunkte der Haftung der Gläubigerschaft gegenüber unbegründet, da, auch wenn man

die Vorschrift des §. 54 A.L.R. I. 6 auf gesetzliche Verpflichtungen vor­

liegender Art anwenden könnte, was hier dahingestellt bleiben soll, die dreijährige Frist von der Kenntnis der Sachlage seitens der Gläubiger­ schaft bezw. des Konkursverwalters ab zur Zeit der Erhebung der Klage noch nicht abgelaufen war. Klägerin wird sich allerdings nicht entbrechen können, dem Beklagten,

wenn er dem Erkenntnisse genügt, ihre Rechte gegen die drei Gründer und Zeichner in betreff der gedachten 10 Prozent von 50000Thlr. abzutreten.

Diese Verpflichtung als eine die Zahlungspflicht des Beklagten bedingende zu qualifizieren und im Urteilstenor auszusprechen, lag aber mangels eines Antrages des Beklagten kein Anlaß vor."

7.

Hat der Wechselschuldner, welcher de» Wechsel über eine ihm

obliegende Vorauszahlung auf ihrer Entstehung nach ungewisse For­

derungen aus einem Vertragsverhältnisse gegeben hat, zur Abwehr

des

erst

nach

beendigtem Vertragsverhältnisse

erhobenen

Wechsel­

anspruches zu beweisen, daß keine Forderungen entstanden sind, oder

liegt dem Wechsclgläubiger der Beweis ihres Entstandenseins ob? I. Civilsenat. Urt. v. 25. Mai 1881 i. S. C. (Kl.) w. H.'sche Konkurs­

masse (Bekl.). I. II.

Rep. I. 504/80.

Stadtgericht Berlin. Kammergericht daselbst.

Aus den Gründen: „Die klägerische Forderung beruht auf einem vom jetzigen Gemein­

schuldner acceptierten Wechsel und die beklagte Konkursmasse muß die Thatsachen beweisen, welche den Einwand des Dolus, der in Geltend-

machung der Wechselforderung liegen soll, begründen sollen. Unzweifel­ haft liegt der Wechselhingabe seitens des Gemeinschuldners ein Vertrag

zu Grunde, wonach Klägerin den Vertrieb von Waren für ihn über­ nommen und er sich verpflichtet hatte, ihr auf die von ihr zu verdienende

Provision für das erste Jahr bar 45 000 s. 2 des Reichsgesetzes vom 7. Juni 1871. Setzt der Anspruch des Haftpflichtigen auf Minderung der gerichtlich zuerkanuten Rente voraus, daß nach dem Entschädigungs­ prozesse eine wesentliche Veränderung in den maßgebenden Verhält­ nissen eingetreten ist?1 V. Civilsenat.

Urt. v. 1. Oktober 1881 i. S. D. (Bekl.) w. H.-S.-G.

Eisenbahngesellschaft (Kl.).

Rep.V. 682/81.

1 Abweichende Entsch. des R.O.H.G.'s Bd. 25 S. 220.

D. E.

I. II.

Kreisgericht Kottbus. Kammergericht Berlin.

Aus den Gründen:

„Die Klägerin ist durch Erkenntnis vom 27. September 1876 auf Grund des §. 1 des Reichsgesetzes vom 7. Juni 1871 rechtskräftig ver­

urteilt, dem Beklagten eine monatliche Rente von 75 -F zu zahlen. Bei Festsetzung dieser Rente ist von der Annahme ausgegangen, daß

der Beklagte, welchem infolge des Unfalles ein Fuß amputiert war, dauernd arbeitsunfähig geworden sei.

Der Beklagte war in dem da­

maligen Prozesse als Kanzleigehilfe bezeichnet; bei Bemessung der Rente ist aber seine Beschäftigung als Lohnschreiber außer Betracht gelassen. In dieser Hinsicht heißt es in den Entscheidungsgründen des Erkenntnisses

vom 27. September 1876: „der Umstand, daß Kläger (der gegenwärtige Beklagte) im Klagerubrum als Kanzleigehilfe aufgeführt ist, konnte auf

die Festsetzung der Höhe der Rente nicht von Einfluß sein, da nicht ersichtlich ist, ob Kläger als Kanzleigehilfe angestellt oder nur als solcher

beschäftigt ist und Beklagte hieraus keine Einwendungen hergeleitet hat. Eventuell muß ihr die nachträgliche Stellung von Anträgen auf Minde­

rung der Rente in Gemäßheit des §. 7 Abs. 2 des Reichshaftpflicht­ gesetzes anheimgestellt werden.

Die Klägerin hat in dem gegenwärtigen Rechtsstreite eine Vermin­ derung der dem Beklagten zugesprochenen Rente auf den Betrag von

37 c< monatlich beantragt, indem sie behauptet, daß der amputierte Fuß

so günstig vernarbt sei, daß der Beklagte mindestens 38

monatlich

durch Lohnschreiberei verdienen könne, in der letzten Zeit auch that­

sächlich einen solchen Verdienst gehabt habe. Beklagter hat insbesondere den Einwand erhoben:

Er habe be­

reits vor Anstellung seines Entschädigungsprozesses gegen die Klägerin bei dem Kreisgerichte in K. als Lohnschreiber gearbeitet und dort schon

während des Vorprozesses und seitdem bis jetzt den von der bisherigen Rente in Abzug gebrachten Lohnschreiberverdienst gehabt; der §. 7 Abs. 2 des Gesetzes vom 7. Juni 1871 und die §§. 382. 383 A.L.R. I. 16

gestatteten nicht, auf die bereits in dem Entschädigungsprozesse als Ein­ wendungen anführbaren Thatsachen eine Klage auf Minderung der zu­

gesprochenen Rente zu stützen. Der Berufungsrichter hat diesen Einwand verworfen und die zu­

gesprochene Rente herabgesetzt, indem er es allgemein für zulässig hält,

daß auf solche Thatsachen eine neue Klage auf Herabsetzung der Rente für die Zukunft basiert werde, welche, wenn sie im ersten Prozesse

geltend gemacht wären, von Anfang an die Rentenbemessung auf einen Mindersatz würden bewirkt haben können. Die hiergegen eingelegte Revision erscheint begründet. geführte §. 7 Abs. 2 lautet:

Der an­

„der Verpflichtete kann jederzeit die Auf-

hebllng oder Minderung der Rente fordern, wenn diejenigen Verhält­ nisse, welche die Zuerkennung der Höhe der Rente bedingt hatten, in­

zwischen wesentlich verändert sind.

Ebenso kann der Verletzte, dafern

er den Anspruch auf Schadensersatz innerhalb der Verjährungsfrist

geltend gemacht hat, jederzeit die Erhöhung oder Wiedergewährung der Rente fordern, wenn die Verhältnisse, welche für die Feststellung, Min­

derung oder Aufhebung der Rente maßgebend waren, wesentlich ver­

ändert sind." Der Verpflichtete kann hiernach eine Minderung der durch Er­ kenntnis rechtskräftig

festgesetzten Rente

nur verlangen,

wenn eine

wesentliche Veränderung der Verhältnisse „inzwischen", d. h. seit der Zuerkennung der Rente, stattgefunden hat. Derjenige, welcher auf Entschädigung nach dem Reichshaftpflicht­

gesetze in Anspruch genommen wird, muß die Einwendungen, welche er

gegen den Anspruch überhaupt und gegen den Betrag der verlangten Enschädigung zu machen hat, nach allgemeinen Regeln in dem Ent­

schädigungsprozesse selbst zur Geltung bringen, widrigenfalls er mit

denselben ausgeschlossen wird.

Von dieser Regel macht der §. 7 Abs. 2

keine Ausnahme, wenn die bezüglichen Verhältnisse zur Zeit des Ent­ schädigungsprozesses bereits vorhanden gewesen sind; er bezieht sich nur auf den Fall, wenn später eine wesentliche Veränderung eingetreten ist.

Das angefochtene Erkenntnis beruht demnach auf einer unrichtigen Auslegung des §. 7 Abs. 2 des Reichsgesetzes vom 7. Juni 1871 und

muß daher wieder ausgehoben werden.

In der Sache selbst ist ansgeführt, daß nach der thatsächlichen

Feststellung der Beklagte bereits zur Zeit des früheren Prozesses als

Kanzleigehilfe beschäftigt worden ist.

Wenn Klägerin nun behauptet,

daß der Beklagte jetzt einen nicht unerheblichen Verdienst als Kanzlei­

gehilfe habe, so reicht dieses zur Begründung des Anspruches auf

Herabsetzung der Rente nicht hin, indem die Voraussetzung des §. 7

Abs. 2 a. a. O., daß seit dem früheren Rechtsstreite eine wesentliche Veränderung in den maßgebenden Verhältnissen eingetreten sei, nicht

dargethan ist."

Sind Schutzbrillen grundsätzlich zu den Einrichtungen, welche das

26.

Gesetz dem Gewerbeunternehmer zur Pflicht macht, zn zählen'?

Gew.O. §. 120 (107).1 II. Civilsenat. Urt. v.30.September 1881 i. S.D. (Kl.)w. Maschinen­ bau-Aktiengesellschaft K. (Bekl.) I. II.

Rep. II. 343/81.

Landgericht Köln. Oberlandesgericht daselbst.

Die vorstehende Frage ist in Übereinstimmung mit dem Erkennt­ nisse zweiter Instanz

vom Reichsgerichte bejaht aus folgenden, das

Thatsächliche ergebenden Gründen:

„1. Der §. 120(107) Gew.O. verpflichtet den Gewerbeunternehmer, alle die Einrichtungen herzustellen und zu unterhalten, welche mit

Rücksicht auf die besondere Art des Gewerbebetriebes und der Betriebs­

stätte zur thunlichsten Sicherheit gegen Gefahr für Leben und Ge­ sundheit notwendig sind.

Das Gesetz spricht also ganz allgemein; im

Sinne desselben sind alle Einrichtungen, welche seinem Zwecke, dem Arbeiter einen umfassenden Schutz zu sichern, dienen, zugleich notwen­

dige.

Für eine einschränkende Auslegung bietet daher weder der Wort­

laut noch die ratio legis einen Anhalt. Die Revisionsklägerin will nun unter den Einrichtungen, zn

deren Herstellung und Unterhaltung das Gesetz den Gewerbeunternehmer

verpflichte, lediglich dauernde Anlagen oder bauliche Vorrichtungen

in der Betriebswerkstätte, z. B. Schutzbretter, Umkleidungen von Ma­ schinen, Abstellungsvorrichtungen re verstehen, keineswegs aberpersönl i ch e, nur hin und wieder anwendbare oder erforderliche Schutz­

bekleidungen der einzelnen Arbeiter, z. B. Hosenleder der Bergleute, Schutzbrillen u. dgl., läßt es aber an einer ausreichenden Begründung 1 Bgl. Entsch. des R.G.'s in Civils. Bd. 1 Nr. 99 S. 271, Nr. 100 S. 275. D. R.

26.

102

dieser Unterscheidung

Hastpflichtgesetz.

fehlen.

Schutzbrillen.

Zunächst ist denn hier auf das Wort

„Einrichtung" ein Gewicht nicht zu legen, denn es kann auch, und zwar sprachlich ganz korrekt, als

die Einrichtung in einer Fabrik bezeichnet

werden, daß die Arbeiter gewisse gefährliche Verrichtungen nur, wenn sie mit bestimmten Ausrüstungsgegenständen versehen sind, vornehmen

dürfen.

Warum nun

aber die Beschaffung und Anwendung solcher

Gegenstände, die ganz besonders zum Schutze des Arbeiters dienen, unb

deshalb gewiß in den Kreis des Gesetzes fallen, nicht zu den Pflichten des Gewerbeunternehmers gehören soll,

nicht dargethan.

das hat die Revisionsklägerin

Auf den Umstand, daß solche Gegenstände mehr oder

weniger dem Körper des Einzelnen angepaßt sein müßten, kann es hier

doch,

zumal es

sich

immer nur um Gegenstände von einer gewissen

Durchschnittsbeschaffenheit handelt, nicht entscheidend ankommen. Die Revisionsklägerin stellt nun dem gegenüber, und zwar als

allgemeine Regel,

den Satz auf, daß der Arbeiter derartige zum

Schutze seiner Person bestimmte Gegenstände selbst zu be­ schaffen habe, und wenn er das unterlasse, etwaige Unfälle als von

ihm verschuldet, allein tragen müsse, hat aber diesen Satz rechtlich näher zu begründen nicht vermocht.

In der That kann denn auch, was die Frage der Verschuldung betrifft, nur die Beurteilung des einzelnen Falles maßgebend sein.

In

dieser Richtung hat nun das Oberlandesgericht ausgeführt, daß, wenn

der Revisionsbeklagte unter den vorliegenden Umständen sich mit einer Schutzbrille aus eigenem Antriebe nicht versehen, auch nach einer solchen Umfrage in der Fabrik nicht gehalten habe, darin ein grobes Versehen

desselben, wie es der erste Richter wolle, nicht gefunden werden könne, daß vielmehr angenommen werden müsse, daß von der Revisionsklägerin

— die selbst nicht behaupte, daß der Unfall auch beim Gebrauche einer

Schutzbrille stattgefundeu hätte — dadurch, daß sie ihre Arbeiter ge­

fährliche Verrichtungen ohne Schutzbrille habe vornehmen und dieselben

auf den Gebrauch der letzteren nicht einmal in

genügender Art Hin­

weisen lassen, der Eintritt des Unfalles verschuldet worden sei, sie da­ her auch den dem Revisionsbeklagten entstandenen Schaden zu ersetzen verbunden erscheine.

Diese Ausführung beruht aber auf einer richtigen,

mit der Rechtsprechung im Einklänge stehenden Gesetzesauffassung.

Daß auch Schutzbrillen zu den Einrichtungen im Sinne des §. 120

(107) Gew.O. gehören, ist in den Urteilen des Reichsoberhandelsgerichtes

vom 20. April 1876 in Sachen Zillhart w. Haag, und vom 6. Juni

1878 in Sachen Firma Decker w. Manz grundsätzlich ausgesprochen. Vgl. Entsch. des R.G.'s in Civils. Bd. 1 S. 271; Schicke, Die

deutsche Gewerbeordnung §. 120 Note 8.

27. Kanu der Käufer einer Ware dein Verkäufer, welcher die Liefe­ rung derselben bestimmt verweigert hat, ohne Anlaß noch eine Nach­ frist setzen, und den Zeitpunkt des Ablaufes der letzteren als für die Berechnung des Schadensersatzes maßgebend geltend machen? H.G.B. Artt. 355. 356.

II. Civilsenat.

Urt. v. 25. Oktober 1881 i. S. R. (Kl.) w. E. (Bell.)

Rep. II. 360/81. I. II.

Landgericht München-Gladbach, Kammer für Handelssachen. Oberlandesgericht Köln.

Der Kläger hatte Schadensersatz wegen Nichterfüllung eines seiner Behauptung nach am 10. November 1879

über die Lieferung einer

Quantität Baumwolle mit dem Beklagten geschlossenen Vertrages ge­

fordert, und als Schadensersatz die Differenz zwischen dem Kaufpreise

und dem höheren Preise, welchen die Ware am 15. Dezember in H. hatte, berechnet. Von den Vorinstanzen ist dagegen für diese Berechnung der 20. No­

vember, weil an diesem Tage die Erfüllungsverweigerung des Beklagten dem Kläger erklärt worden und damit der Verzug desselben fixiert sei, als der maßgebende Zeitpunkt angenommen.

Die gegen das zwiite Urteil eingelegte Revision wurde zurück­ gewiesen aus folgenden

Gründen: „Nach Art. 355 H.G.B. hat, wenn der Verkäufer mit der Über­ gabe der Ware im Verzüge ist, der Käufer ein dreifaches, nach seiner Wahl auszuübendes Recht: er kann die Erfüllung nebst Schadensersatz

wegen verspäteter Erfüllung verlangen, oder statt der Erfüllung Schadens­ ersatz wegen Nichterfüllung fordern, oder endlich vom Vertrage, gleich

als wenn derselbe nicht geschlossen wäre, abgehen.

Will der Käufer

aber eine der beiden letzten Alternativen wählen, so hat derselbe, wie

Art. 356 a. a. O. vorschreibt, dies dem anderen Kontrahenten anzu­ zeigen, und letzterem, wenn die Natur des Geschäftes es zuläßt, eine angemessene Frist zur'Nachholung des Versäumten zu gewähren. Was

nun diese Frist betrifft, so ist in Doktrin und Rechtsprechung aner­

kannt, daß Art. 356 dem nichtsäumigen Kontrahenten keineswegs die Pflicht auferlegt, dem säumigen unaufgefordert eine solche zu setzen, derselbe vielmehr nur auf Verlangen des letzteren sie zu bewilligen hat.

Vgl. v. Hahn, 2. Aufl. Art. 356 §. 15 Sb. 2 S. 375; Entsch. des R. G.'s in Civils. Bd. 1 S. 241. Eine Bestimmung, wie sie Art. 356 enthält, fehlte in dem preußi­ schen Entwürfe; dieselbe ist (vgl. Entwurf 1. Lesung Art. 305, 2. Lesung

Art. 334) in das Gesetz zu Gunsten des Säumigen ausgenommen, um

demselben eine nachträgliche Erfüllung zu ermöglichen und ihn so vor ungerechtfertigten Härten, welche die strikte Anwendung des Vertrags­

rechtes mit sich bringen möchte, zu schützen.

Fällt daher jener Grund

weg, z. B. weil die Erfüllung inzwischen unmöglich geworden, oder der Säumige dieselbe verweigert hat, so ist kein Anlaß zur Gewährung einer Nachfrist vorhanden.

In einem Falle dieser Art hat die etwa

gegebene Nachfrist keinerlei rechtliche Bedeutung, und namentlich steht auch dem nicht säumigen Kontrahenten keine Befugnis zu, diese Frist, wie hier geschehen, bei Berechnung des Schadensersatzes zum Nach­

teile des Säumigen geltend zu machen.

In diesem Sinne haben sich

denn auch sowohl die Doktrin als die Judikatur vielfach ausgesprochen. Vgl. Entsch. des R.O.H.G.'s Bd. 3 S. 210, Bd. 7 S. 377, Bd. 10

S. 164, Bd. 13 S. 246, Bd. 17 S. 259, Bd. 18 S. 225; v. Hahn,

Bd. 2 a. a. O. §. 17 S. 375. 403; Puchelt zu Art. 356 Nr. 6a; Anschütz und Völderndorff, Bd. 3 S. 330. Verfehlt erscheint es nun, wenn klägerischerseits dagegen geltend

gemacht wird, daß der Beklagte gesetzlich nicht befugt sein könne, den

Zeitpunkt seines Verzuges durch eine solche Erfüllungsweigerung ein­ seitig zu seinem Vorteile zu bestimmen. Allerdings steht es dem nicht säumigen Kontrahenten, da die Aus­ übung des Wahlrechtes des Art. 356 nicht an eine Frist gebunden ist,

der Regel nach zu, wenn er Schadensersatz wegen Nichterfüllung fordern will, die vorgeschriebene Anzeige zu dem ihm günstigsten Zeitpunkte zu machen, wobei er dann nur auf Verlangen des Säumigen, sofern die

Umstände es gestatten, eine angemessene Nachfrist gewähren muß. Daraus

27.

Verzug des Verkäufers.

Schadcnsliquidation.

105

folgt aber nicht, daß jener Kontrahent auch dann, wenn bereits vor der Ausübung seines Wahlrechtes die Erfüllung verweigert worden, be­ liebig und ohne Veranlassung eine Nachfrist zu setzen berechtigt wäre.

Mit einer solchen Annahme würde man, wie erhellt, unmittelbar dazu gelangen, ein Spekulieren desselben auf Kosten des anderen Kontrahenten zu sanktionieren.

Im vorliegenden Falle war vielmehr, wie schon vom

ersten Richter hervorgehoben ist, der Kläger, nachdem ihm die Erfül­ lungsweigerung des Beklagten am 20. November 1879 erklärt worden,

nicht nur berechtigt,

sondern auch, zumal

es sich um eine täglichen

Preisschwankungen unterworfenen Ware handelte, verpflichtet, die ihm behufs Wahrung seines Interesses gesetzlich zustehenden Maßregeln ohne

Verzug zu ergreifen, und die Folgen der Nichtausführung des Vertrages

thunlichst enge zu begrenzen. Der Kläger hat nun aber mehr als vierzehn Tage nach dem ge­ nannten Tage verstreichen lassen, und dann in dem Briefe vom 5. Dezember,

ohne daß dazu irgend ein Grund vorlag, eine fünftägige Nachfrist ge­ stellt, endlich bei seiner Schadensberechnung die Preise vom 15. Dezember in Ansatz gebracht.

Auf

die Behauptung des Klägers,

daß er bei

seinem Verfahren in gutem Glauben sich befunden, kann es nach vor­ stehendem überhaupt nicht ankommen, und wenn derselbe hierbei hervor­

hebt, daß immerhin nicht festgestanden, daß die Erfüllungsweigerung des Beklagten eine endgültige gewesen, so widerspricht dies den festge­

stellten Thatsachen. Irrtümlich erscheint zuletzt auch das Argument des Klägers, daß,

wenn man jener Weigerung des Beklagten, wie es von den vorigen Richtern geschehen sei, Wirksamkeit beilege, damit seinem gesetzlichen

Wahlrechte präjudiziert werde. Durch die in Frage stehende Erklärung' des Beklagten wurde in

der That das dem Kläger aus Art. 355 a. a. O. zustehende Recht in keiner Weise alteriert; derselbe konnte nach wie vor eine der ihm dort gegebenen, drei Alternativen wählen, namentlich auch auf Erfüllung und

Schadensersatz wegen verzögerter Erfüllung klagen. Hat der Kläger aber, wie geschehen, Schadensersatz wegen Nichterfüllung gefordert, so stand es ihm nach dem Ausgeführten nicht zu, durch eine willkürlich gestellte

Nachfrist den für die Schadensberechnnng maßgebenden Zeitpunkt nach

seinem Belieben zu bestimmen."

28. 1. Ist eine Erfindung und zwar eine neue Erfindung auch dann anzunehmen, wenn der wissenschaftliche Lehrsatz, auf welchem sie be­ ruht, bereits bekannt und wenn bereits eine (jedoch eine andere) der ans diesem Lehrsätze sich ergebenden Konstruktionen hergestellt war?

2. Unter welcher Voraussetzung ist die Kombination bereits be­ kannter Einrichtungen Erfindung? II. Civilsenat.

Urt. v. 24. Juli 1881 i. S. Firma Sch. & B. (Kl.) w.

Gl. (Bekl.)

Rep. II. 674/81.

I. Kaiser!. Patentamt. Das Reichsgericht hat die erste der beiden Fragen bejaht ans folgenden

Gründen:

„Die Rechtsfrage ist die, ob der Begriff der Erfindung, oder ob die Neuheit derselben deshalb zu verneinen sei, weil entweder die wissen­

schaftliche Grundlage, der theoretische Lehrsatz, ans welchem sie hergeleitet werden kann, bereits mitgeteilt, oder weil bereits ein Bei­

spiel der Anwendung dieses Lehrsatzes ausgeführt und die Ausführung

in öffentlichen Schriften beschrieben worden ist.

Von den verschiedenen Definitionen des Begriffes der Erfindung würde höchstens die von Gareis, S. 27. 28 (Entdeckung einer vorhin noch nicht bekannten Thatsache, daß durch eine konkrete technische Ein­

wirkung auf einen Stoff der Außenwelt ein der Wiederholung an sich unterziehbarer Erfolg erzeugt wird, oder: Entdeckung der vorhin noch

nicht bekannten Thatsache, daß durch eine konkrete technische Verwendung

eines Naturstoffes oder Naturgesetzes ein an sich wiederholbarer Erfolg

erzeugt wird) zum Zweifel Anlaß bieten, ob die technische Ausführung auf Grund eines bereits bekannt gewesenen Lehrsatzes der Mathematik oder Mechanik noch als Erfindung gelten könne.

Wollte man aber in

einem solchen Falle den Begriff der Erfindung verneinen, so würde

man ihn wenigstens für die Regel auf den Fall beschränken, wenn die Resultate auf dem Wege der Empirie gefunden worden sind, mithin

gerade der verdienstvolleren erfinderischen Thätigkeit, welche wissenschaftliche

Forschungen in die Praxis umsetzt und der gewerblichen Verwertung

zugänglich macht, die volle Bedeutung entziehen.

Daß dies nicht die

Meinung des Gesetzes sein könne, bedarf wohl keiner weiteren Aus­ führung, und in der That lauten auch alle sonstigen Definitionen des

Begriffes der Erfindung dahin, daß die auf wissenschaftlichen Lehrsätzen Anderer beruhenden praktischen Konstruktionen darunter fallen.

(Vgl.

Patentblatt 1881 Nr. 21 und die Anm. S. 142.) Mit der Annahme aber, daß weder die frühere Veröffentlichung des theoretischen Lehrsatzes,

noch

eine früher beschriebene praktische

Konstruktion eines nach diesem Lehrsätze ausgeführten Beispieles den

Begriff der Erfindung aufhebe, ist auch die weitere Schlußfolgerung

begründet, daß weder der eine noch der andere Umstand ausreiche, um die Erfindung nicht mehr als neu zu erklären.

Es kann in dieser

Beziehung dem Ausspruche des Kaiser!. Patentamtes in seiner Entschei­ dung vom

1880 (Patentblatt 1880 S. 168) beigepflichtet werden;

der Umstand, daß ein Prinzip schon früher ausgesprochen oder bekannt geworden ist. kann an sich die Rechtsbeständigkeit eines Patentes, welchem

die Erfindung einer konkreten Ausführung zu Grunde liegt, nicht in Frage stellen, sofern nur diese Ausführung im Sinne des Patentgesetzes

neu ist und eine gewerbliche Verwertung gestattet." . . .

Betreffs der Patentfähigkeit einer Kombination

ist ausgeführt:

„Steht hiernach fest, daß nicht nur eine Kombination bekannter Mittel vorliegt, sondern daß diesen auch eine neue Vorrichtung (die Justierung)

beigefügt worden ist, ferner, daß durch diese Kombination, abgesehen von der weniger komplizierten Art der Justierung, jedenfalls die beiden Vorteile: größere Energie und Ermöglichung des Überganges von der

absoluten Astasie bis zu jedem beliebigen Grade der Stabilität bei dem Kosinusregulator vereinigt werden, so folgt daraus, daß der Antrag auf

Nichtigkeitserklärung selbst dann abzuweisen wäre, wenn das Kosinus­ pendel für sich nicht als neue Erfindung gelten könnte. Bereits in einer Entscheidung vom 17. April 1880 (Patentblatt S. 89) hat das Reichsgericht ausgesprochen, daß auch in einer Kom­

bination bereits bekannter Mittel eine Erfindung enthalten sein könne

und die Annahnie einer solchen dann gerechtfertigt sei, wenn durch die Kombination ein eigentümlicher Erfolg erzielt wird, sollte derselbe auch nur darin bestehen, daß die bisherige Wirkung der Vorrichtung durch

die Anwendung eines bisher nicht angewendeten Mittels vollkommen

29. Haftpflichtgesctz.

108 erreicht wird.

Ein solcher Fall liegt aber nach dem Ausgeführten hier

vor und ist überdies den bekannten Mitteln noch eine neue, jedenfalls

einfachere Vorrichtung beigefügt worden."

29. Sind die in der 1. 88 pr. Dig. ad leg. Falc. 35, 2 für die Berechnung der falcidischen Quart gegebenen Vorschriften auch an­ wendbar in sonstigen Fällen, und besonders in Haftpflichtsachen hin­ sichtlich der Entscheidung über die Dauer der als Entschädignug für die Tötung des Ernährers zuzuerkennenden Rente? Kanu in Haftpflichtsachen der Witwe eines Getöteten, welche wäh­ rend ihrer Ehe keine Erwerbsgeschäfte betrieben hat, auf die ihr zu gewährende Entschädigung ein ihr zuzumutender Erwerb in Abzug gebracht werden? III. Civilsenat. Urt.v. 22.November 1881 i. S.B. (Kl.) w.M.(Bekl.) Rep. III. 193/81. I. II.

Kreisgericht Altona. Oberlandesgcricht Kiel.

Die Klägerin war mit einem in der Eisengießerei der Beklagten

angestellten Former verheiratet.

Das Einkommen der Eheleute bestand

nur in dem Arbeitsverdienste des Ehemannes; der Klägerin lag nur

die Besorgung des ehelichen Haushaltes ob.

Die Ehe war kinderlos.

Der Ehemann starb im Alter von 49 Jahren an einer bei seiner Arbeit erlittenen Verletzung.

Die Beklagte wurde in Gemäßheit des Haft­

pflichtgesetzes verurteilt, der Klägerin zu ihrer Entschädigung eine Rente zu gewähren, und zwar so lange, als der Verstorbene ohne diese Ver­

unglückung wahrscheinlich noch gelebt haben würde, oder bis zu ihrem früheren Tode.

Hiernach erkannte die zweite Instanz in Anwendung

der Vorschriften, welche in 1. 68 pr. Dig. ad leg. Falc. 35, 2 über die Veranschlagung der Lebensdauer gegeben sind, daß die Rente spätestens in dem Zeitpunkte aufzuhören habe, in welchem der Verstor­ bene sein 60. Lebensjahr vollendet haben würde.

Die Höhe der Rente

bestimmte sie in der Weise, daß sie von dem Betrage, welchen der

Verstorbene nach Verhältnis seines Standes und seines Einkommens

für den Unterhalt der Klägerin aufzuwenden verpflichtet gewesen fei, den Betrag in Abzug brachte, welchen nach ihrer Annahme die

Klägerin, wie unten näher angegeben, durch Lohnarbeit zu verdienen imstande sei.

Auf die Nichtigkeitsbeschwerde

der

Klägerin

wurden

beide Entscheidungen vernichtet aus folgenden

Gründen:

„Die Meinung der Klägerin, daß die Anwendbarkeit der 1.68 pr. cit. für Haftpflichtsachen ausgeschlossen sei durch das in §. 7 bezw. §. 6 des Haftpflichtgesetzes

dem Richter

eingeräumte

freie Ermessen,

ist

nicht richtig; die betreffende Bestimmung dieser Paragraphen bezieht sich nur auf die prozessualischen Befugnisse des Richters und läßt das

materielle Civilrecht, welchem die Vorschriften der 1. 68 angehören, unberührt?

Aber die Vorschriften dieser Gesetzesstelle sind nur gegeben

für einen speziellen Fall, nämlich für die Berechnung der falcidischen

Quart, und sie lassen daher eine ausdehnende Anwendung auf sonstige

Fälle, in welchen es auf die Bestimmung der wahrscheinlichen Lebensdauer

eines Menschen ankommt, wenigstens auf nicht erbrechtliche Fälle, und insbesondere auf die Ermittelung des Betrages von Schadens­ ersatzansprüchen nicht zu?

Hat sonach die 1. 68 für den vorliegenden Fall außer Anwendung zu bleiben, so kann die Dauer der Zeit, welche der Verstorbene ohne die in Rede stehende Verunglückung wahrscheinlich noch gelebt haben würde, nur bestimmt werden aus Grund der nach den Ergebnissen der

Statistik einem Menschen seines Alters durchschnittlich zuzuschrei­

benden Lebensdauer, und daneben unter Berücksichtigung desjenigen, was in betreff solcher Verhältnisse seiner Person, wegen deren für ihn

eine längere oder kürzere Lebensdauer, als die durchschnittliche,

in

Aussicht genommen werden durfte (Gesundheitszustand, Beruf, Lebens­ gewohnheiten), beigebracht worden ist." ... (Es folgt eine auf Grund der

1 Diese Frage ist hinsichtlich der Anwendbarkeit der Bestimmungen des

35

des sächs. bürgert Gesetzbuches unentschieden gelassen in den Entsch. des R.O.H.G.'s Bd. 14 Nr. 128 S. 411.

2 Über den Umfang

D. E. der Anwendbarkeit

der 1. 68 pr. vgl.

namentlich

Pfeiffer im Archiv für civil. Praxis Bd. 28 S. 295 flg., und besonders wegen ihrer

Anwendbarkeit auf Bemessung des Schadensersatzes wegen Tötung des Ernährers

S. 345-349.

D. E.

Angaben neuerer Mortalitätstabellen nach freiem Ermessen getroffene Festsetzung der Dauer der Rente.)

„Die Vorinstanz hat ferner rechtlich geirrt, indem sie der Meinung ist, daß von dem Betrage, welchen der Verstorbene für den Unterhalt

der Klägerin aufzuwenden verpflichtet war, derjenige Betrag in Abzug

zu bringen sei, welchen die Klägerin „mit derselben Arbeitskraft, welche sie zu Gunsten des gemeinsamen Hausstandes aufwendete", fortan durch eigene Arbeit „ohne Beschwerung" verdienen könne.

Die Verhältnisse

der Ehe der Klägerin waren nicht der Art, daß ihr zugemutet werden

mußte und von ihrem Ehemann zugemutet worden ist, zur Vermehrung der

ehelichen Einnahmen

und somit

zugleich zur Bestreitung ihres

eigenen Unterhaltes durch eigene Lohnarbeit etwas beizutragen.

somit während ihrer Ehe

alle

zu

ihrem Unterhalte

Da

erforderlichen

Mittel aus dem Verdienste ihres Ehemannes zu bestreiten waren und diese Mittel ihr jetzt durch dessen Tod gänzlich entzogen worden sind, so müssen ihr dieselben in Gemäßheit der Bestimmung des §. 3

Nr. 1 des Haftpflichtgesetzes jetzt unverkürzt durch die Beklagte er­ setzt werden.

Der Umstand, daß

die Dienste, welche die Klägerin

während ihrer Ehe in dem ehelichen Haushalte zu leisten hatte,

durch den Tod ihres Ehemannes teilweise in Wegfall gekommen sind, kann nicht dahin führen, ihr, gleichsam zur Kompensation hierfür, auf­

zuerlegen, daß sie nunmehr ihre somit sreigewordene Arbeitskraft behufs des Erwerbes ihres Unterhaltes in einer Weise zu bethätigen habe,

zu welcher sie während ihrer Ehe nicht verpflichtet war."...

30. Gebrauch der Firma im Sinne von Art. 27 H.G.B. Aufnahme des Namens eines ausgetretenen Gesellschafters in die neue Firma der Gesellschaft durch Beifügen eines das Nachfolgeverhältuis bezeich­ nenden Zusatzes? II. Civilsenat.

Urt. v. 29. November 1881 i. S. I. & Co. (Bekl.) w.

H. & Co. (Kl.) I. II.

Rep. II. 397/81.

Landgericht Halberstadt. Oberlandesgericht Naumburg a./S.

Bis zum 3. September 1880 bestand in Halberstadt eine Kom­

manditgesellschaft unter der Firma I. Habbel & Co., deren persönlich haftende Gesellschafter Johannes Habbel und Otto Junkerstorff waren. Durch Vertrag vom besagten Tage trat Habbel aus dieser Gesellschaft aus und es ward bestimmt, daß die bisherige Firma I. Habbel & Co.

gelöscht und das Geschäft von den beiden verbleibenden Gesellschaftern unter der Firma Otto Junkerstorff & Co. weitergeführt werde, an

welche dasselbe mit Aktiven und Passiven übergehe. Habbel gründete sofort mit der Witwe Habbel eine neue Komman­

ditgesellschaft, bei welcher er persönlich haftender Gesellschafter ist, und

welche am 16. September 1880 zum Handelsregister angemeldet wurde mit der Firma I. Habbel & Co.

Im November 1880 erhob diese Firma Klage gegen die Firma

Otto Junkerstorff & Co., in welcher sie geltend machte, der Beklagte bediene sich in seinem Geschäftsverkehre der Firma Otto Junkers­ torff & Co. vormals I. Habbel & Co., zu welcher er nicht be­ rechtigt sei, und wodurch er sie (Klägerin) beschädigt habe.

In erster

Instanz wurde diese Klage abgewiesen, in zweiter Instanz zuerkannt

und die eingelegte Revision zurückgewiesen aus folgenden Gründen:

„Die angefochtene Entscheidung läßt eine Verletzung von Rechts­ normen nicht erkennen. Zunächst ist mit Recht angenommen, daß der Gebrauch einer

Firma im Sinne von Art. 27 H.G.B. vorliege.

Richtig ist, daß Art. 27 a. a. O. nicht jeden Gebrauch einer Firma

im Auge hat,

sondern nur denjenigen,

welcher

beim

betriebe im Sinne von Art. 15 H.G.B. stattfindet.

Handels­

Wenn bei den

Beratungen der Nürnberger Kommission (Prot. S. 924) bemerkt wurde:

„Der Gebrauch einer Firma liege nur vor, wenn unter ihrer An­ wendung ein Handelsgeschäft geschlossen, eine Unterschrift abgegeben worden sei und dergleichen", so ist schon durch letzteren Zusatz an­ gedeutet, daß man nur die Haupt fälle des Gebrauches der Firma

hervorheben, nicht aber denselben auf diese Fälle beschränken wollte.

In vorliegendem Falle ist thatsächlich sestgestellt, daß die Beklagte in einer Aufschrift an der Ladenthüre, in Zeitungsinseraten, Geschäfts -

anzeigen, Empfehlungskarten, Briefen und Rechnungen für Geschäfts­ freunde, ihre Firma mit dem in Frage stehenden Zusatze gebraucht

In diesen Thatsachen hat der Appellationsrichter mit Recht

habe.

einen Gebrauch der Firma im Sinne der Artt. 15. 27 a. a. O. gefun­ den, denn sie beziehen sich unmittelbar auf den Geschäftsbetrieb

der Beklagten und bekunden den Willen, sich bei diesem Betriebe der fraglichen Firma zu bedienen.

Vgl. Entsch. des R.O.H.G.'s Bd. 14 Nr. 61 S. 184. Eine weitere Frage ist, ob der Zusatz: „vormals I. Habbel & Co." als Bestandteil der Firma oder nur als eine nicht zur Firma gehörige,

die Benachrichtigung

des Publikums

bezweckende Notiz

zu betrach­

ten sei.

Das Oberlandesgericht erklärt, es betrachte fraglichen Zusatz als Bestandteil der Firma, nehme also an, daß sich die Beklagte der Firma

„Otto Junkerstorff & Co., vormals I. Habbel & Co."

be­

dient habe. Mag nun auch die Frage, ob ein derartiger Zusatz einen Bestand­ teil der Firma bilde, nicht immer thatsächlicher Natur sein, so läßt sich doch jedenfalls in der vorliegenden Entscheidung ein Rechtsirrtum nicht

erkennen, denn die Form des Zusatzes ist der Art, daß allerdings das

Ganze geeignet erscheint, als Firma zu dienen, d. h. den Namen zu bilden, unter welchem die Beklagte ihr Geschäft zu betreiben und die

Unterschrift abzugeben beabsichtigte.

Es fragt sich daher nur, ob Beklagte berechtigt war, sich der

Firma „Otto Junkerstorff & Co., vormals I. Habbel & Co." zu be­

dienen, und ob Klägerin hierdurch in ihren Rechten verletzt ist. Unzweifelhaft war die Beklagte berechtigt, die Thatsache, daß sie

auf Grund des Vertrages

vom 3. September 1880 Inhaberin des

früher unter der Firma I. Habbel & Co. zu Halberstadt betriebenen

Handelsgeschäftes geworden sei, öffentlich bekannt zu machen.

Der

Appellationsrichter verneint dieses Recht keineswegs, erkennt es vielmehr

ausdrücklich an und erklärt nur, daß die Beklagte nicht befugt gewesen sei, diese Veröffentlichung in der Weise zu bewerkstelligen, daß sie

die Worte „vormals I. Habbel & Co." in ihre Firma aufnahm.

Diese Ansicht erscheint begründet. Das Handelsgesetzbuch (Artt. 16 flg.) verbietet es, bei Gründung einer Firma fremde Namen in dieselbe auszunehmen und wahrt dem­

entsprechend jedem das Recht, seinen eigenen Namen bei Gründung einer Firma zu benutzen.

Wer demnach bei Gründung einer Firma

sich eines fremden Namens willkürlich bedient, handelt nicht nur un­ befugt, sondern greift auch in die Rechte desjenigen ein, dem dieser

Name gehört und zwar, ganz abgesehen von allgemeinen Prinzipien schon deshalb, weil diesem hierdurch das Recht, seinen eigenen Namen

bei Gründung einer Firma zu benutzen, wenn auch nicht entzogen, doch verkümmert wird.

Als Ausfluß dieser allgemeinen Grundsätze sind die Bestimmungen

der Artt. 22. 24 H.G.B. anzusehen, welche teils direkt, teils analog auf

den vorliegenden Fall Anwendung finden. Offenbar ist der Fall gegeben, von welchem Art. 24 a.- a. O. spricht,

denn die Abtretung des Geschäftes fand nicht an dritte Personen, son­ dern an die Mitgesellschafter statt, und es handelte sich in der That nur um das Ausscheiden eines Gesellschafters.

Für diesen Fall bestimmt Art. 24 Abs. 2 a. a. O., es dürfe die

seitherige Firma ohne Einwilligung des austretenden Gesellschafters nicht

fortgeführt

werden,

wenn sie den Namen desselben enthalte.

Hieraus folgt nicht bloß, daß die frühere diesen Namen enthaltende Firma nicht unverändert fvrtgeführt werden darf, sondern, daß es auch unerlaubt ist, irgend eine neue Firma zu wählen, welche den

Namen des Ausgeschiedenen enthält.

Daß letzteres insbesondere auch

in Fällen zu gelten habe, wo dieser Name bezw. die denselben enthal­

tende frühere Firma in einer das Nachfolgeverhältnis andeutenden Weise in die neue Firma ausgenommen wird, ist nicht zu bezweifeln und erhellt klar, wenn man die Bestimmungen des Art. 22 a. a. O.,

deren analoge Beiziehung keinem Bedenken unterliegt, ins Auge faßt.

Aus diesen Bestimmungen ergiebt sich nämlich, daß derjenige, welcher ein Handelsgeschäft mit Aktiven und Passiven, jedoch ohne die Firma erworben hat, .die frühere Firma auch nicht mit einem das Nachfolge­ verhältnis bezeichnenden Zusatze führen darf, und es ist im Sinne dieser

Bestimmungen kein Unterschied zu machen, ob zur Bezeichnung dieses

Nachfolgeverhältnisses die alte Firma vorangestellt wird oder nachfolgt, ob also z. B. die Firma lautet „I. Schmitt's Nachfolger A. Müller"

oder „A. Müller, vormals I. Schmitt". Vgl. Anschütz und Völderndorsf, Bd. 1 S. 150. 187 und Urt.

des Oberappellationsgerichtes zu Lübeck vom 26. März 1872 in G oldschmidt, Zeitschrift Bd. 20 S. 617. (£. d. N.Ä.

Entsch. in (Siuili. V.

Hiernach erscheint die bezügliche Entscheidung des Oberlandesgerichtes gerechtfertigt und erweist sich insbesondere auch die Rüge verfehlt, das­

selbe habe nicht festgestellt, daß der Gebrauch des fraglichen Zusatzes nach Eintragung der klägerischen Firma stattgefunden, denn das Klage­ recht der Klägerin war auch ohne diesen Eintrag gegeben.

Was schließlich den Entschädigungsanspruch anbelangt, so kann

Klägerin zweifellos eine Entschädigung insofern verlangen, als ihr durch die Aufnahme des fraglichen Zusatzes in die Firma ein beson­ derer Schaden zugegangen ist,

der nicht entstanden wäre, wenn die

Beklagte sich darauf beschränkt hätte, die Thatsache, daß sie Nach­

folgerin der früheren Firma I. Habbel L Co. sei, in anderer Weise

zu veröffentlichen.

Der Appellationsrichter erklärt, er nehme an, daß

ein Schaden entstanden sei, also Anlaß vorliege, die Entschädigungs­

pflicht im allgemeinen und vorbehaltlich der Liquidation des Schadens auszusprechen.

Diese Würdigung ist eine thatsächliche und der Nach­

prüfung des Revisionsrichters entzogen."

II. Gemeines Recht. 31.

Ist der Rückversicherer,

wenn der Rückversicherte in Konkurs

gerät, die volle Rückversicherungssuinme oder mir die dem Erstver­ sicherten zufließende Konknrsdividende zu zahlen verpflichtet?

I. Civilsenat. Urt v. 15. Juni 1881 i. , zum Teil

in Bremen. Im Oktober 1877 fand eine Abrechnung zwischen O. und L. statt.

Die Forderung des O. stellte sich nach Abzug der von L. ge­

leisteten Abschlagszahlungen und der dem L. ab und zu zugesallenen Gewinne auf 29 400