Enmannsche Kaisergeschichte. - Rufius Festus: Breviarium 3506708325, 9783506708328

"Enmannsche Kaisergeschichte": Ediert und kommentiert von Bruno Bleckmann. "Breviarium": Ediert, übe

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German, Latin Pages 418 [420] Year 2022

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ENMANNSCHE KAISERGESCHICHTE
Vorwort
Inhalt
Verzeichnis abgekürzt zitierter Quellen und Literatur
I. Standardabkürzungen
II. Quellen
III. Literatur
(B 1) ENMANNSCHE KAISERGESCHICHTE
EINLEITUNG
I. Vorbemerkung
II. Zum Verhältnis der Textzeugen: Aurelius Victor und Eutrop
III. Weitere Textzeugen
1. Historia Augusta
2. Epitome de Caesaribus
3. Hieronymus
4. Festus
5. Polemius Silvius
6. Synkellos und byzantinische Autoren
7. Ammianus Marcellinus
IV. Zur Diskussion weiterer eventueller Textzeugen
1. Origo Constantini (Anonymus Valesianus, 1. Teil)
2. Origo gentis Romanorum
3. Die Historia adversus paganos des Orosius
4. Die Caesares des Julian
V. Die Frage der Fortsetzungen der EKG
VI. Zur Charakterisierung der EKG
TEXT (B. Bleckmann)
KOMMENTAR (B. Bleckmann)
(B 4) RUFIUS FESTUS, BREVIARIUM
EINLEITUNG
I. Historiographische Bemerkungen (M. A. Nickbakht)
1. Zum Verfasser
2. Zum Werk
II. Zur Überlieferung des Werks (C. Scardino)
1. Die Handschriften
2. Die neuzeitlichen Drucke und die modernen Editionen
3. Das Breviarium und seine Überlieferung
4. Grundsätze der Textkonstitution
5. Bemerkungen zur Orthographie
6. Sprache und Stil
TEXT (C. Scardino) UND ÜBERSETZUNG (M. A. Nickbakht)
Erklärung der Siglen, Zeichen und Abkürzungen
Text und Übersetzung
KOMMENTAR (C. Scardino / M. A. Nickbakht)
INDEX
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Enmannsche Kaisergeschichte. - Rufius Festus: Breviarium
 3506708325, 9783506708328

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ENMANNSCHE KAISERGESCHICHTE RUFIUS FESTUS BREVIARIUM

KLEINE UND FRAGMENTARISCHE HISTORIKER DER SPÄTANTIKE (KFHist)

HERAUSGEGEBEN VON BRUNO BLECKMANN UND MARKUS STEIN

(B 2) AURELIUS VICTOR (B 1) ENMANNSCHE KAISERGESCHICHTE HISTORIAE ABBREVIATAE (B 4) RUFIUS FESTUS

BREVIARIUM

ENMANNSCHE KAISERGESCHICHTE Ediert und kommentiert von

Bruno Bleckmann

RUFIUS FESTUS BREVIARIUM Ediert, übersetzt und kommentiert von

Mehran A. Nickbakht und Carlo Scardino

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Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnetabrufbar. diese Publikation in der Deutschen

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk sowie einzelne Teile desselben sind urheberrechtlich http://dnb.d-nb.de abrufbar. geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlags nicht zulässig. Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk sowie einzelne Teile desselben sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ist ohne © 2022 Brill Schöningh, Wollmarktstraße 115, D-33098 Paderborn, vorherige schriftliche Zustimmung des Verlags nicht zulässig. ein Imprint der Brill-Gruppe (Koninklijke Brill NV, Leiden, Niederlande; Brill USA Inc., Boston MA, USA; Brill Asia Pte Ltd, Singapore; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Deutschland; © 2021 Verlag Ferdinand Schöningh, ein Imprint der Brill-Gruppe Brill Österreich GmbH, Wien, Österreich) (Koninklijke Brill NV, Leiden, Niederlande; Brill USA Inc., Boston MA, USA; Koninklijke Brill NV umfasst die Imprints Brill, Brill Nijhoff, Brill Hotei, Brill Schöningh, Brill Asia Pte Brill Ltd, mentis, Singapore; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Brill Fink, Vandenhoeck & Ruprecht, Böhlau und V&RDeutschland) unipress. www.schoeningh.de www.schoeningh.de Herstellung: GmbH, Paderborn Paderborn Herstellung: Brill Brill Deutschland Deutschland GmbH, ISSN ISSN 2568-8960 2568-8960 ISBN 978-3-506-70275-3 (hardback) ISBN 978-3-506-70832-8 (hardback) ISBN 978-3-657-70275-6 (e-book) ISBN 978-3-657-70832-1 (e-book)

Vorwort Der vorliegende Band vereint zwei Bestandteile des Moduls B (Kaisergeschichte und Sammelbiographien des 4. und frühen 5. Jh.) im AkademieProjekt der Kleinen und Fragmentarischen Historiker, nämlich zum einen B 1 („Enmannsche Kaisergeschichte“) und den – nach der Vorlage von B 2 (Aurelius Victor) und B 3 (Eutrop) – noch verbleibenden Breviator Rufius Festus. Für die Neuedition inkl. Übersetzung der Epitome de Caesaribus ist auf die Nummer 3 im Modul D zu verweisen. Zur Diskussion um die Frage der Hypothese der Enmannschen Kaisergeschichte wird in dem entsprechenden Einleitungskapitel von B 1 Stellung genommen, ebenso zur methodischen Frage, warum eine solche rekonstruierte Quelle in die Sammlung „Kleine und Fragmentarische Historiker“ aufgenommen worden ist. Wegen der Einbindung von B 1 in das Gesamtmodul (in dem B 1 gewissermaßen die Zusammenhänge zwischen B 2, B 3 und B 4 illustriert) werden abweichend von sonstigen im Projekt eingehaltenen Verfahren keine deutschen Übersetzungen beigegeben, soweit es Stücke von Autoren betrifft, die man in den entsprechenden Ausgaben der KFHist finden kann (neben B 2–4 auch D 3). Lediglich für die Passagen aus Autoren, die nicht im Rahmen von KFHist herausgegeben werden, finden sich deutsche Übersetzungen im Kommentarteil, also vor allem für Hieronymus, Ammianus Marcellinus, die Historia Augusta und Synkellos. B 1 wurde von Bruno Bleckmann verfasst und zusammengestellt. Für substantielle Hilfen bei der Redaktion und Formatierung ist er dem Team der wissenschaftlichen Hilfskräfte am Lehrstuhl verpflichtet, insbesondere Philipp-Johannes Helf und Lea Pache, sowie den Mitarbeitern am Projekt Antonia Knöpges, Mehran Nickbakht und Carlo Scardino. Carlo Scardino und Markus Stein haben die Stücke aus der EKG von philologischer Seite aus gegengelesen und einige Verbesserungen vorgeschlagen. Nach Aurelius Victor (2021) legen Mehran Nickbakht und Carlo Scardino nunmehr auch Rufius Festus vor. Gemäß der im Rahmen von KFHist üblichen Arbeitsteilung hat Scardino sich um die Edition und philologische Kommentierung des Textes gekümmert, Nickbakht die Übersetzung und den historischen Kommentar besorgt, der ausgewählte Passagen vor allem

VI

in der zweiten Werkshälfte behandelt. Hierbei orientierten sie sich an den Worten von François Paschoud, der sich in seiner Rezension von Maria Feles kommentierter Ausgabe „un peu moins de grammaire, et un peu plus d’histoire“ gewünscht hätte. Neben Fele haben sie stets auch andere, im Quellenverzeichnis genannte Ausgaben und Übersetzungen herangezogen, darunter den neuen Band von Anja Bettenworth und Peter Schenk in der Sammlung Tusculum. Zu der eng bemessenen Bearbeitungszeit, die den Evaluationsfristen des Projekts geschuldet ist, kamen weitere Schwierigkeiten wie etwa die ‚Corona-Pandemie‘ hinzu. Für Unterstützung sei Antonia Knöpges und Philipp-Johannes Helf gedankt, der auch beim Erstellen des Index behilflich war. Die Verfasser danken allen Beteiligten am wöchentlichen Forschungskolloquium an der HHU Düsseldorf. Darüber hinaus gilt ihr Dank wie immer der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste für die Finanzierung und Förderung des gesamten Projekts. Düsseldorf, im Juni 2022 Bruno Bleckmann, Mehran A. Nickbakht und Carlo Scardino

Inhalt Vorwort

V

Verzeichnis abgekürzt zitierter Quellen und Literatur I. Standardabkürzungen II. Quellen III. Literatur

IX XI XX

(B 1) ENMANNSCHE KAISERGESCHICHTE EINLEITUNG (B. Bleckmann) I. Vorbemerkung

3

II. Zum Verhältnis der Textzeugen: Aurelius Victor und Eutrop

7

III. Weitere Textzeugen 1. Historia Augusta 2. Epitome de Caesaribus 3. Hieronymus 4. Festus 5. Polemius Silvius 6. Synkellos und byzantinische Autoren 7. Ammianus Marcellinus IV. Zur Diskussion weiterer eventueller Textzeugen 1. Origo Constantini (Anonymus Valesianus, 1. Teil) 2. Origo gentis Romanorum 3. Die Historia adversus paganos des Orosius 4. Die Caesares des Julian

12 12 17 20 31 32 33 34 34 34 35 39 39

V. Die Frage der Fortsetzungen der EKG

40

VI. Zur Charakterisierung der EKG

42

TEXT (B. Bleckmann) KOMMENTAR (B. Bleckmann)

47 119

VIII

(B 4) RUFIUS FESTUS, BREVIARIUM EINLEITUNG I. Historiographische Bemerkungen (M. A. Nickbakht) 1. Zum Verfasser 2. Zum Werk II. Zur Überlieferung des Werks (C. Scardino) 1. Die Handschriften 2. Die neuzeitlichen Drucke und die modernen Editionen 3. Das Breviarium und seine Überlieferung 4. Grundsätze der Textkonstitution 5. Bemerkungen zur Orthographie 6. Sprache und Stil

219 219 222 235 235 239 241 245 248 249

TEXT (C. Scardino) UND ÜBERSETZUNG (M. A. Nickbakht) Erklärung der Siglen, Zeichen und Abkürzungen Text und Übersetzung

253 256

KOMMENTAR (C. Scardino / M. A. Nickbakht)

293

INDEX

387

Verzeichnis abgekürzt zitierter Quellen und Literatur I. Standardsiglen und Abkürzungen AE

L’Année épigraphique

BHAC

Bonner Historia Augusta Colloquium

Chron. min.

Th. Mommsen (Hg.), Chronica minora saec. IV. V. VI. VII. 3 Bde. (= MGH AA 9. 11. 13), Berlin 1892–1898

CIL

Corpus Inscriptionum Latinarum

COD

Conciliorum Oecumenicorum Decreta, hg. von J. Wohlmuth, Paderborn 32002

DNP

Der Neue Pauly

EIr

Encyclopedia Iranica

EKG

Enmannsche Kaisergeschichte

ERA

The Encyclopedia of the Roman Army, hg. von Y. Le Bohec, Chichester 2015.

FGrHist

Fragmente der griechischen Historiker

HAC

Historiae Augustae Colloquium

H.-Sz.

J. B. Hofmann / A. Szantyr, Lateinische Syntax und Stilistik (HdbAW 2,2,2), München 1965 (verbess. ND 1972)

HdbAW

Handbuch der Altertumswissenschaft

IG

Inscriptiones Graecae

ILS

Inscriptiones Latinae Selectae, hg. von H. Dessau

K.-H.

R. Kühner / F. Holzweissig, Ausführliche Grammatik der lateinischen Sprache. Erster Band: Elementar-, Formenund Wortlehre, Hannover 21912 (ND Darmstadt 1978)

K.-St.

R. Kühner / C. Stegmann, Ausführliche Grammatik der lateinischen Sprache. Zweiter Teil: Satzlehre 1/2, Hannover 2 1914 (mit Zusätzen und Berichtigungen zur 4. und 5. Aufl. von A. Thierfelder im ND Darmstadt 1997)

KFHist

Kleine und fragmentarische Historiker der Spätantike

Lampe

G. W. H. Lampe, A Patristic Greek Lexicon, Oxford 1961

LIMC

Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae

MGH AA

Monumenta Germaniae Historica. Auctores antiquissimi

X

(B 1 und 4) EKG und Rufius Festus

OLD 2

Oxford Latin Dictionary

PIR

Prosopographia Imperii Romani (2. Auflage)

PLRE

Prosopography of the Later Roman Empire

RAC

Reallexikon für Antike und Christentum

RE

Paulys Real-Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft

RIC

Roman Imperial Coinage

Souter

A. Souter, A Glossary of Later Latin to 600 A. D., Oxford 1949

ThLL

Thesaurus linguae Latinae

II. Auswahl abgekürzt zitierter Quellen Aetna = Ps-Vergilius, Aetna W. V. Clausen et al., Appendix Vergiliana, Oxford 1966, 37–76. Agath. = Agathias von Myrina R. Keydell, Agathiae Myrinaei historiarum libri quinque (CFHB Series Berolinensis 2), Berlin 1967. Amm. = Ammianus Marcellinus, Res gestae W. Seyfarth, Ammianus Marcellinus, Rerum gestarum libri qui supersunt, 2 Bde., Leipzig 1978. Ampel. = Ampelius, Liber memorialis M.-P. Arnaud-Lindet, L. Ampelius. Aide-Mémoire (Liber memorialis), Paris 1993. Anon. reb. bell. = Anonymus, De rebus bellicis Ph. Fleury, De rebus bellicis. Sur les affaires militaires, Paris 2017. Apul. met. = Apuleius, Metamorphosen M. Zimmerman, Apulei Metamorphoseon Libri XI, Oxford 2012. Arnob. nat. = Arnobius, Adversus nationes C. Marchesi, Arnobius, Adversus nationes libri VII, Turin 21953. H. Le Bonniec / B. Fragu / J. Champeaux / M. Armisen-Marchetti, Arnobe, Contre les Gentils, texte et traduction, 4 Bde., Paris 1982– 2018 August. RG = Augustus, Res gestae A. E. Cooley, Res gestae divi Augusti. Text, translation and commentary, Cambridge 2009. Aur. Vict. = Aurelius Victor, Historiae abbreviatae M. A. Nickbakht / C. Scardino, Aurelius Victor, Historiae abbreviatae (KFHist B 3), Paderborn 2021. Auson. grat. act. = Decimus Magnus Ausonius, Gratiarum actio R. P. H. Green, Decimi Magni Avsonii opera, Oxford 1999, 161–80. Cass. Dio = Cassius Dio U. P. Boissevain, Cassii Dionis Cocceiani historiarum Romanarum quae supersunt, 3 Bde., Berlin 1895–1901. Cassiod. chron. = Cassiodor, Chronica Th. Mommsen, Cassiodorus, Chronica minora II (MGH AA 11), Berlin 1894, 109–61.

XII

(B 1 und B 4) EKG und Rufius Festus

Cato agr. = M. Porcius Cato Censorius, De agri cultura A. Mazzarino, De agri cultura: Ad fidem Florentini codicis deperditi iteratis curis edidit, Leipzig 21982. Chron. min. 1 = Chronica minora (Bd. 1) Th. Mommsen, Chronica Minora, vol. 1 (MGH AA 9), Berlin 1892. Chron. Pasch. = Chronicon Paschale L. Dindorf, Chronicon Paschale, ad exemplar Vaticanum (CSHB 7), 2 Bde., Bonn 1832. Claud. = Claudius Claudianus, Carmina J. B. Hall, Claudius Claudianus, Carmina, Leipzig 1985. J.-L. Charlet, Claudien, Œuvres 2, Poèmes politiques (395–398), texte établi et traduit, 2 Bde., Paris 2000. Cod. Theod. = Codex Theodosianus Th. Mommsen / P. M. Meyer, Theodosiani libri XVI cum constitutionibus Sirmondianis et leges novellae ad Theodosianum pertinentes, 2 Bde., Berlin 1905. Cons. Const. = Consularia Constantinopolitana (Descriptio consulum) M. Becker / M. A. Nickbakht, in: Consularia Constantinopolitana und verwandte Quellen (KFHist G 1–4), Paderborn 2016, 3–187. Dig. = Digesten P. Krüger / Th. Mommsen, Digesta Iustiniani Augusti, recognovit adsumpto in operis societatem, 2 Bde., Berlin 1868–70. Epit. Caes. = Epitome de Caesaribus (Ps. Aurelius Victor) F. Pichlmayr / R. Gruendel, Sexti Aurelii Victoris Liber de Caesaribus, Leipzig 1970, 131–76. M. Festy, Pseudo-Aurélius Victor, Abrégé des Césars, Paris 1999. Epit. Carth. = Epitome Carthaginiensis Th. Mommsen, Epitome Carthaginiensis, Chronica minora 1 (MGH AA 9), Berlin 1892, 493–97. Eunap. vit. soph. = Eunapios, Vitae sophistarum R. Goulet, Eunape de Sardes, Vie de philosophes et de sophistes, 2 Bde., Paris 2014. M. Becker, Eunapios aus Sardes, Biographien über Philosophen und Sophisten, Wiesbaden 2013. Eus. = Eusebius von Caesarea chron. armen. = Chronik (in Armenisch) Eusebius Werke, Fünfter Band, Die Chronik, aus dem Armenischen übers. von J. Karst (GCS 20) Berlin 1911.

Quellen

XIII

h. e. = historia ecclesiastica (Kirchengeschichte) E. Schwartz / Th. Mommsen, Eusebius, Werke II/1–3, Historia ecclesiastica (GCS 9,1–3), Leipzig 1903–9. laus Const. = De laudibus Constantini (Tricennatsrede an Konstantin) I. A. Heikel, Eusebius, Werke I (GCS 7), Leipzig 1902, 193–260 vit. Const. = vita Constantini F. Winkelmann u. a., Eusèbe de Césarée, Vie de Constantin, Paris 2013. Eutr. = Eutropius, Breviarium B. Bleckmann / J. Groß, Breviarium ab urbe condita, Paderborn 2018. Flor. epit. = Florus, Epitome H. Malcovati, L. Annaei Flori quae exstant, Rom 21972, 5–208. Greg. M. epist. = Gregorius Magnus, registrum epistularum D. Norberg, registrum epistularum (CCL 140; 140A), 2 Bde., Turnhout 1982. Hdn. = Herodian C. M. Lucarini, Herodianus, Regnum post Marcum, München 2005. Hier. = Hieronymus chron. = Chronik R. Helm, Eusebius, Werke 7. Die Chronik des Hieronymus (GCS 47), Berlin 21956. epist. = epistulae I. Hilberg / M. Kamptner, Hieronymus, Epistulae 1–70 (CSEL 54), Wien 21996. Hist. Aug. = Historia Augusta1 E. Hohl u. a., Scriptores Historiae Augustae, Leipzig 5/21971. E. Hohl, Historia Augusta. Römische Herrschergestalten, 2 Bde., Zürich 1985. (dt. Übersetzung) J.-P. Callu u. a., Histoire Auguste, I,1. Introduction générale. Vies d’Hadrien, Aelius, Antonin, Paris 1992. 1

Ael. (Aelius), Alb. (Clodius Albinus), Alex. (Severus Alexander), Aur. (Marcus Aurelius), Aurelian. (Aurelianus), Avid. (Avidius Cassius), Car. (Carus), Carac. (Caracalla), Claud. (Claudius Gothicus), Comm. (Commodus), Diad. (Diadumenus), Did. (Didius Iulianus), Gall. (Gallieni), Gord. (Gordiani), Hadr. (Hadrianus), Heliog. (Heliogabalus), Max. Balb. (Maximus et Balbinus), Maximin. (Maximinus Thrax), Opil. (Opilius Macrinus), Pert. (Pertinax), Pesc. (Pescennius Niger), Pius (Antoninus Pius), Prob. (Probus), Sept. Sev. (Septimius Severus), Tac. (Tacitus), trig. tyr. (triginta tyranni), Valer. (Valeriani duo).

XIV

(B 1 und B 4) EKG und Rufius Festus

R. Turcan, Histoire Auguste, III,1. Vies de Macrin, Diaduménien, Héliogabale, Paris 1993. C. Bertrand-Dagenbach / A. Molinier-Arbo, Histoire Auguste, III,2. Vie d’Alexandre Sévère, Paris 2014. F. Paschoud, Histoire Auguste, IV,1. Vies des deux Maximins, des trois Gordiens, de Maxime et Balbin, Paris 2018. O. Desbordes u. a., Histoire Auguste, IV,2. Vies des deux Valériens et des deux Galliens, Paris 2000. F. Paschoud, Histoire Auguste. IV,3. Vies des Trente Tyrans et de Claude, Paris 2011. F. Paschoud, Histoire Auguste, V,1. Vies d’Aurélien, Tacite, Paris 1996. F. Paschoud, Histoire Auguste, V,2. Vies de Probus, Firmus, Saturnin, Proculus et Bonose, Carus, Numérien et Carin, Paris 2001. Ioh. Ant. = Johannes Antiochenus U. Roberto, Ioannis Antiocheni Fragmenta ex Historia chronica, Berlin 2005. Ioh. Mal. = Johannes Malalas, Chronik L. Dindorf, Ioannes Malalas, Chronographia (CSHB 26), Bonn 1831. I. Thurn, Ioannis Malalae Chronographia, Berlin 2000. Iord. Rom. = Jordanes, Romana Th. Mommsen, Iordanes, Romana et Getica (MGH AA 5,1), Berlin 1882, 1–52. Iul. = Iulianus imperator ad Ath. = Epistula ad Athenienses J. Bidez, L’empereur Julien. Oeuvres complètes, I,1. Discours de Julien César (I–V), Paris 1932. caes. = Caesares H.-G. Nesselrath, Iulianus Augustus Opera, Berlin 2015, 108–139. mis. = Misopogon H.-G. Nesselrath, Iulianus Augustus Opera, Berlin 2015, 174–213. or. = Orationes J. Bidez, L’empereur Julien. Oeuvres complètes, I,1. Discours de Julien César (I–V), Paris 1932. Isid. orig. = Isidor von Sevilla, Origines (auch: Etymologiae) W. M. Lindsay, Isidori Hispalensis episcopi etymologiarum sive originum, libri XX, 2 Bde., Oxford 1911.

Quellen

XV

Itin. Alex. = Itinerarium Alexandri R. Tabacco, Itinerarium Alexandri, Turin 2000. Iust. = Iustinus, Epitoma Historiarum Philippicarum Pompei Trogi O. Seel, M. Iuniani Iustini epitoma Historiarum Philippicarum Pompei Trogi, Stuttgart 1985. Later. Veron. = Laterculus Veronensis O. Seeck, Notitia dignitatum, Berlin 1876, 247–51. Leo M. serm. = Papst Leo I., Sermones A. Chavasse, Sancti Leonis Magni Romani Pontificis tractatvs septem et nonaginta, Bd. 2, Turnhout 1973. Lib. or.= Libanios, Orationes R. Foerster, Libanii opera, Orationes, 5 Bde., Leipzig 1903–8. G. Fatouros / T. Krischer, Libanios, Antiochikos (or. XI), Wien 1992. (dt. Übersetzung) Liv. perioch. = Livius perioche P. Jal, Abrégés des livres de l’Histoire romaine de Tite-Live, XXXIV,2. "Periochae" transmises par les manuscrits (Periochae 70–142) et par le papyrus d’Oxyrhynchos, Paris 1984. Lyd. = Joannes Lydus mag. = De magistratibus populi Romani J. Schamp, Jean le Lydien, Des magistratures de l’état romain, 3 Bde., Paris 2006. mens. = De mensibus R. Wuensch, Ioannis Lydi liber de mensibus, Leipzig 1898. Mela = Pomponius Mela, Chorographia A. Silberman, Pomponius Mela, Chorographie, Paris 1988. Men. Rhet. = Menander Rhetor D. A. Russel / N. G. Wilson, Menander Rhetor, Oxford 1981. Nemes. cyn. = Nemesianus, Cynegetica R. Jakobi, Nemesianus, Cynegetica. Edition und Kommentar, Berlin 2014. Not. dign. occ. / or. = Notitia dignitatum O. Seeck, Notitia Dignitatum, Berlin 1876, 1–225. Origo Const. = Origo Constantini imperatoris (Anonymus Valesianus I) I. König, Origo Constantini. Anonymus Valesianus, Teil 1: Text und Kommentar, Trier 1987.

XVI

(B 1 und B 4) EKG und Rufius Festus

Origo Rom. = Origo gentis Romanorum (Chronica Urbis Romae) M. A. Nickbakht / M. Stein, in: Origo gentis Romanorum, Polemius Silvius etc. (KFHist B 5–7), Paderborn 2017, 3–140. Oros. hist. = Orosius, Historiae adversum paganos M.-P. Arnaud-Lindet, Orose: Histoires contre les païens, 3 Bde., Paris 1990–91. Paneg. = Collectio panegyricorum Latinorum R. A. B. Mynors, XII Panegyrici Latini, Oxford 1964. Petr. Patr. = Petrus Patricius C. Müller, Fragmenta Historicorum Graecorum, Vol. 4, Paris 1851, 181–99. Philost. = Philostorgius, Historia ecclesiastica B. Bleckmann / M. Stein, Philostorgios, Kirchengeschichte (KFHist E 7), 2 Bde., Paderborn 2015. Plin. nat. = Plinius maior, Naturalis historia L. v. Jan / K. Mayhoff, C. Plinius Caecilius Secundus, Naturalis historiae libri XXXVII, 6 Bde., Leipzig 1892–1909. Pol. Silv. princ. = Polemius Silvius, Nomina omnium principum Romanorum B. Bleckmann / I.-Y. Song, in: Origo gentis Romanorum Polemius Silvius etc. (KFHist B 5–7), Paderborn 2017, 188–97. Prob. inst. gramm. = Marcus Valerius Probus, Instituta artium H. Keil (Hg.), Grammatici latini, vol. 4, Leipzig 1864, 47–192. Ruf. Fest. = Rufius Festus, Breviarium S. Riessinger, De viris illustribus, additus Sextus Rufus, De historia Romana, Rom (oder Neapel?) 1468 (oder 1470). F. Campanus, Plutarchus: Vitae illustrium virorum; Sextus Rufus: De historia Romana, Rom 1470, 559v–63r. A. Tiphernas, Sexti Ruffi, De historia Romana libellus, Venedig 1474. I. Camers, Lucii Flori de gestis Romanorum, Sexti Ruffi viri consularis de historia Romana epitome, Wien 1518, 105–15. J. Cuspinianus, De consulibus Romanorum commentarij ex optimis vetustissimisque authoribus collecti; praefertur his commentariis Sexti Ruffi v. consularis rerum gestarum populi Romani, Frankfurt 1553, 1–47. J. Otho, Introductio in historiam Romanam; addidimus Sex. Rufi Breviarium rerum gestarum populi Romani, Brügge 1565, 81–111.

Quellen

XVII

F. Sylburg, Historiae Romanae scriptores Latini minores I, Frankfurt 1588, 548–56. P. Pithou, Rufi Festi v. c. Breviarium rerum gestarum populi Romani, Antwerpen 1602. M. Z. Boxhorn, Historiae Augustae Scriptorum Latinorum minorum II, Leiden 1632, 662–687. H. Verheyk, Sexti Rufi Festi Breviarium rerum gestarum populi Romani, Leipzig 1762. W. Förster, Rufi Festi Breviarium rerum gestarum p. R., praemittitur Dissertatio de Rufi Breviario eiusque codicibus, Wien 1874. C. Wagener, Festi breviarium rerum gestarum populi Romani, Leipzig / Prag 1886. J. W. Eadie, The Breviarium of Festus. A critical edition with historical commentary, London 1967. M.-P. Arnaud-Lindet, Festus, Abrégé des hauts faits du peuple romain, texte établi et traduit par (CUF), Paris 1994 (ND 2002). N. Zugravu, Festus: Breviarium rerum gestarum populi Romani, Iași 2003. G. Kelly, The Breviarium of Festus, 2007 https://ausonius.blogspot.com/search?q=Festus M. L. Fele, Il breviarium di Rufio Festo, testo, trad. e comm. filologico con una introd. sullʼautore e lʼopera, Hildesheim 2009. S. Costa, Rufio Festo, Breviario di storia Romana, testo latino a fronte, Mailand 2016. A. Bettenworth / P. Schenk, Rufius Festus. Kleine Geschichte des römischen Volkes, Lateinisch-deutsch, Berlin 2020. ŠKZ = Inschrift Schapurs an der Kaba Sartoscht (Res gestae Saporis) Ph. Huyse, Die dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an der Kaʿba-i Zardušt (ŠKZ), 2 Bde., London 1999. Socr. = Socrates, Historia ecclesiastica G. Ch. Hansen, Sokrates, Kirchengeschichte (GCS N.F. 1), Berlin 1995. Soz. = Sozomenus, Historia ecclesiastica G. Ch. Hansen, Sozomenos, Historia ecclesiastica – Kirchengeschichte (FC 73/1–4), griechisch-deutsch, Turnhout 2004. Suet. = Suetonius, De vita Caesarum libri R. A. Kaster, C. Suetoni Tranquilli De vita Caesarum libros VIII et De grammaticis et rhetoribus librum, Oxford 2016.

XVIII

(B 1 und B 4) EKG und Rufius Festus

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(B 1 und 4) EKG und Rufius Festus

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(B 1) Enmannsche Kaisergeschichte

Einleitung I. Vorbemerkung Die Breviarien des vierten Jahrhunderts bieten eine Kette von Kaiserbiographien, die inhaltlich immer wieder auffällige Übereinstimmungen zeigen. Dass hier eine gemeinsame Grundquelle vorliegt, hat der Petersburger Bibliothekar Alexander Enmann in einer 1883 publizierten Untersuchung nachweisen können1. Diese Quelle wird daher nach ihrem Entdecker allgemein als „Enmannsche Kaisergeschichte“ (im folgenden EKG) bezeichnet2. Nachdem insbesondere in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts große Bedenken gegen die Rekonstruktionen Enmanns herrschten, dominieren in der gegenwärtigen Diskussion eher die Befürworter von deren Tragfähigkeit3. Allerdings werden auch immer wieder Stimmen laut, die die EKG weiterhin für ein Phantom und für das Produkt purer Phantasie halten4. 1

Enmann, passim. Zu A. Enmann (1856–1903) vgl. H. Schlange-Schöningen, Art. Enmann, Alexander, DNP Suppl.-Bd. 6 (2012) 356 f.; J. F. Gilliam, Rostovzeff’s Obituary of Enmann, in: A. Alföldi / J. Straub (Hgg.), BHAC 1977/ 78, Bonn 1980, 103–14. 2 Burgess, Principes cum tyrannis, 495–99 vermutet, dass Eusebius von Nantes der Autor dieser Kaisergeschichte war, vgl. zu den Diskussionen um Eusebius von Nantes KFHist A 7 sowie jetzt Schmidt, Eusebius, 627 f. 3 Vgl. P. L. Schmidt, Die sogenannte Enmannsche Kaisergeschichte (= EKG), in: R. Herzog (Hg.), Restauration und Erneuerung. Die lateinische Literatur von 284 bis 374 n. Chr. Handbuch der lateinischen Literatur der Antike. Fünfter Band, München 1989, 196–8, hier 197: „Als notwendiges Postulat zur Erklärung der Verwandtschaft (sprachliche und strukturelle Eigenheiten, sachliche Irrtümer) von Victor, Eutrop, der Historia Augusta (…) hat sie (anders als die Livius-Epitome) den Test der Benutzung bestanden.“ Fündling, Vita Hadriani, 138: „Ihr Gebrauch durch Victor und Eutrop ist praktisch unstrittig.“ S. auch Zinsli, Vita Heliogabali, 84. 4 Zecchini, Qualche ulteriore riflessione, 65 f. zitiert das mündliche Statement von Emilio Gabba, der die EKG für eine „pura e semplice invenzione“ hielt, ohne ihm ganz recht zu geben. Er unterstreicht gleichwohl, dass die EKG „un postulato della moderna ricerca, non un’opera, la cui esistenza si fonda su testimonianze antica“ (was niemand bestreitet). Zecchini kommt angesichts der einerseits objektiv gegebenen Übereinstimmungen, andererseits der zahlreichen Unschärfen zum Ergebnis, dass die EKG kein Werk, sondern ein „filone storiografico“ ist (70). Den skeptischen Überlegungen Zecchinis schließt sich Gnoli, Aureliano, 36–9 an. Die EKG sei gleichsam eine „Frage des Glaubens“: I. Lasala Navarro / P. López Hernando, Origo Constantini Imperatoris. Comentario, notas y traducción, Habis 38 (2007)

4

(B 1) Enmannsche Kaisergeschichte

Die Berücksichtigung von zwar verloren gegangenen, aber durch die Gegenüberstellung ähnlicher Zeugnisse rekonstruierbaren Werken ist in Editionsunternehmen durchaus Praxis. Erinnert sei an den von Bidez rekonstruierten homöischen Autor im Anhang VII seiner Philostorgiosausgabe1 oder aber an die Rekonstruktion der Consularia Italica („Ravennater Annalen“) durch Mommsen im ersten Band der Chronica Minora, ferner an Theophilos von Edessa bzw. die östliche Quelle des Theophanes2. Gerade weil das Unternehmen „Kleine und fragmentarische Historiker der Spätantike“ keine herkömmliche Fragmentsammlung ist, sieht der Editionsplan die Aufnahme rekonstruierter Werke in Ausnahmefällen vor3. Ein solches Unterfangen hat allerdings immer nur heuristischen Wert. Wenn die Stücke eines solchen verloren gegangenen Werks zusammengestellt und dokumentiert werden, geht es um Plausibilisierung, Untersuchung und Diskussion, nicht um einen abschließenden Beweis. Das gilt selbst dann, wenn im Rahmen dieser Untersuchung bestimmte Inhalte der EKG wegen Bindefehler der Textzeugen für „sicher“ gehalten werden. Der Kontrast zwischen dieser Rekonstruktion und der Arbeit an namentlich bekannten fragmentarischen Historikern sollte gleichwohl nicht überbetont werden. Auch das Fragment in einer Sammlung

271–85, hier 274. Zu den skeptischen und vorübergehend sehr einflussreichen Positionen von den Boer, Some Minor Roman Historians s. Burgess, Jerome, 352–4. Ohne die Hypothese der EKG glaubte P. Dufraigne in seiner Aurelius-Victor-Ausgabe (Aurelius Victor, Livre des Césars, Paris 1975) auskommen zu können. 1 Philostorgius, Kirchengeschichte. Mit dem Leben des Lucian von Antiochien und den Fragmenten eines arianischen Historiographen, hg. von J. Bidez, 3., bearb. Aufl. von F. Winkelmann, Berlin 1981, Anhang VII. Bidez baut auf Beobachtungen von P. Batiffol, Quaestiones Philostorgianae, Diss. Paris 1891 auf. Grundsätzlich skeptisch zu Bidez P. van Nuffelen, Considérations sur l’anonyme homéen (in Druckvorbereitung), der zu Batiffol zurückkehren möchte. 2 Zu Theophilos vgl. Theophilus of Edessa’s Chronicle and the Circulation of Historical Knowledge in Late Antiquity and Early Islam, translated with an introduction and notes by R. G. Hoyland, Liverpool 2011. Zur Diskussion um Theophilos s. allerdings M. Conterno, La „descrizione dei tempi“ all’alba dell’espansione islamica. Un’indagine sulla storiografia greca, siriaca e araba fra VII e VIII secolo, Berlin 2014. Generelle Skepsis gegenüber der Edition rekonstruierter Werke äußern Van Hoof / Van Nuffelen, Fragmentary Latin Historians, 5 Anm. 23. 3 Vgl. KFHist G 2: Fastenquelle des Sokrates. Zum Problem, ob es eine scharfe Scheidung zwischen Quellenkritik und der (nach eindeutig mit Namen versehenen) Sammlung von Fragmenten im Sinne Jacobys geben kann, s. B. Bleckmann, Weitere Bemerkungen zur Enmannschen Kaisergeschichte, HAC Romanum (in Vorbereitung).

Einleitung

5

wie derjenigen Jacobys ist immer das Resultat einer komplexen gedanklichen Operation, deren Ausgang Unwägbarkeiten unterworfen bleibt. Eine scharfe Grenze zwischen Fragmenten, die durch Zitate bekannt sind, und Fragmenten, die erst durch quellenkritische Operationen isoliert werden, gibt es nicht1. Dementsprechend mag es erlaubt sein, die hier zusammengestellten Parallelen, die in ihrer Zusammenschau Inhalte der rekonstruierten Quelle erkennen lassen, cum grano salis als „Fragmente“ der EKG zusammenzustellen und mit Nummern zu versehen2. Diese Fixierung soll vor allem für die künftigen Diskussionen um die EKG eine Verständigungsbasis schaffen. Wenn trotz aller Schwierigkeiten und offenen Fragen, die mit einem solchen Versuch verbunden sein müssen, die Aufnahme einer Ausgabe der EKG-Stücke in das Projekt KFHist gewagt wird, rechtfertigt sich dies vor allem dadurch, dass diese nicht isoliert vorgelegt wird. Vielmehr erscheint sie komplementär zur Edition von Autoren, die aus der EKG geschöpft haben, also von Aurelius Victor, Eutrop und Rufius Festus (KFHist B 2, 3, 4). Der gewissermaßen als Prolegomenon zu diesen Ausgaben gebotene Rekonstruktionsversuch bietet dabei den Vorteil, dass die Verbindungen der genannten Werke zur EKG nicht jedes Mal separat erläutert werden müssen. Die Darlegung der Parallelen erlaubt eine Vorstellung davon zu gewinnen, wo diese Werke eng auf die EKG rekurrieren und wo sie ein selbständiges Profil haben. Letzteres ist vor allem für Aurelius Victor der Fall, der zwar immer wieder der EKG folgt, aber in großem Umfang auch andere Traditionen benutzt hat und auch mit dem Material der EKG sehr selbständig umgeht. Neben den drei genannten Autoren schöpften auch andere Werke aus der EKG und sind daher in der Rekonstruktion zusätzlich zu berücksichtigen. Die Epitome de Caesaribus, die zwar bisweilen direkt die EKG benutzt, daneben aber Aurelius Victor, Eutrop und viele andere Traditionen kennt, findet sich zwar ebenfalls im Editionsplan der KFHist, ist aber im Modul D des Projektes eingeordnet (KFHist D 3). Weitere Werke, für die die Benutzung der EKG angenommen worden ist und die hinzuzuziehen waren, sind die

1 Ein

Beispiel für eine lediglich aufgrund quellenkritischer Überlegungen erfolgte Zuweisung bietet FGrHist 566 F 164 (angeblich Timaios). 2 Selbst Editionen spätantiker Chroniken, mit ihren dezidierten Annahmen zu Autor und Werk, sind bei genauerem Hinsehen immer das Ergebnis eines konstruierenden Vorgehens. Dazu demnächst die Dissertation von Niklas Fröhlich.

6

(B 1) Enmannsche Kaisergeschichte

Chronik des Hieronymus und die Historia Augusta. Für beide Werke wurden eine Neuedition im Rahmen des Projekts, das nur „kleine“ Historiker in Text und in deutscher Übersetzung für den akademischen Unterricht zugänglich machen soll, nicht vorgenommen. Die in der Zusammenstellung der Textzeugen übernommenen Stücke entstammen den Editionen von Helm und Hohl bzw. den Einzelbänden der Budé-Ausgabe1. Die gehaltvolle Studie von Enmann ist auch heute gut lesbar und kann als Muster methodischer Umsicht gelten, was Ziele und Möglichkeiten von Quellenuntersuchungen betrifft2. Die Beobachtungen Enmanns bleiben im Großen und Ganzen gültig. Eine Modifikation ist lediglich dahingehend notwendig, dass Enmann wegen der Übereinstimmungen zwischen seiner Kaisergeschichte und der – vorgeblich in diokletianisch-konstantinischer Zeit verfassten – Historia Augusta noch angenommen hatte, dass die Kaisergeschichte mit der Epoche der Tetrarchie abschloss und dass dann eine Fortsetzung dieser Kaisergeschichte die Darstellung bis in die Zeit des Constantius II. fortführte. Durch die mit den Beobachtungen H. Dessaus begründete Spätdatierung der Historia Augusta ist diese Hilfskonstruktion nicht mehr notwendig3. Diese Spätdatierung bedeutet allerdings auch, dass ein Teil der Gemeinsamkeiten zwischen den Breviatoren und der Historia Augusta nicht mehr auf die Kaisergeschichte zurückgeführt werden muss und dass damit der Bestand an eindeutig der Kaisergeschichte zuzuweisenden Passagen schrumpft4. Für den hier vorgenommenen Versuch der Rekonstruktion der EKG wird folgendes Verfahren gewählt. Statt nebeneinander liegender synoptischer 1

Dabei wurde der Text Hohls mit seinem eigentümlichen System von geschweiften und eckigen Klammern, Kursiven etc. vereinfacht. 2 Vgl. die von Enmann, 399 ausgesprochene Warnung vor einer allzu mechanistischen Konzeption: „Man fühlt sich versucht, daran zu erinnern, dass quellenuntersuchungen nicht wie mathematische exempel anzufassen sind, wo durch einführung x und y eine glatte lösung zu erzielen sind. Ueber ihren textkritischen und sprachlichen bestrebungen scheint die philologie es bisweilen zu vergessen, dass die historischen werke des alterthums nicht blosse überlieferte texte, sondern literarische erzeugnisse von individuen mit fleisch und blut sind.“ Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 57 hebt zu Recht hervor, dass Enmann „mit unbestechlichem Scharfblick und philologischem Einfühlungsvermögen“ vorgeht. Unklar ist, welche Teile der Untersuchungen Enmanns Chastagnol, Histoire Auguste, LXX meint: „Enmann la (nämlich die Kaisergeschichte) reconstituait d’une manière certes logique, mais un peu aventureuse.“ 3 Dessau, Über Zeit und Persönlichkeit. Zur Frage des Enddatums der EKG s. den letzten Abschnitt dieser Abhandlung. 4 Vgl. die Diskussion unter III.1.

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Spalten (wie etwa bei der Rekonstruktion der Consularia Italica durch Mommsen) sollen einzelne Abschnitte vorgestellt werden, in denen die Textzeugen nacheinander stets unter den gleichen Buchstaben aufgeführt werden. Zunächst werden Passagen aus Eutrop und den mit ihm nah verwandten Autoren Hieronymus und Festus vorgestellt, dann wird Aurelius Victor hinzugezogen, der als eigenwilliger Stilist seine Vorlage in besonders hohem Maße verändert haben dürfte, anschließend die Epitome de Caesaribus sowie die Historia Augusta und übrige Zeugen. Die Reihenfolge ist damit: a) Eutrop, b) Hieronymus, c) Rufius Festus, d) Aurelius Victor, e) Epitome de Caesaribus, f) Historia Augusta, g) weitere Zeugen (z. B. Ammianus Marcellinus, Polemius Silvius, Origo Constantini = Anonymus Valesianus I, Synkellos). Die Zusammenstellung und Auswahl ergab sich aus dem eigenen Vergleich der Texte, aber auch der Konsultation der einschlägigen, seit Enmann vorgelegten Arbeiten zur Kaisergeschichte1. Was den Zuschnitt der so hergestellten jeweiligen „Fragmente“ betrifft, besteht kein strenges System, sondern wurden ähnlich wie bei der Einteilung von Paragraphen nach Sinnabschnitten verfahren. Das gelingt in den Fällen nur eingeschränkt, in denen in den aus der EKG schöpfenden Quellen mehrere Nachrichten miteinander kombiniert werden und in denen gerade in der identischen Kombination eine gemeinsame Grundquelle durchscheint. Der Kommentar bietet einen knappen Verweis auf die zu konstatierenden Gemeinsamkeiten, wobei gegebenenfalls auch Notizen zu den einzelnen Zeugen hinzugefügt werden. Er bietet eine deutsche Übersetzung aller Passagen, die nicht an anderer Stelle im Projekt KFHist zu finden sind, also vor allem des Hieronymus, der Historia Augusta (meist im Anschluss an Hohl), sowie weiterer Autoren wie Ammianus Marcellinus oder Synkellos. II. Zum Verhältnis der Textzeugen: Aurelius Victor und Eutrop Zum Verhältnis dieser Zeugen untereinander sind einige Bemerkungen vorauszuschicken. Zwingend sind der EKG alle Passagen zuzuweisen, in denen der um 360 schreibende Aurelius Victor (d) und der um 370 schreibende Eutrop (a) übereinstimmen. Solche Fälle sind vor allem dann ein Hinweis

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Ich habe mich dabei bemüht, alle Fälle nach dem weiter unten entwickelten System zu berücksichtigen, bin mir aber bewußt, dass einige Fälle übersehen worden sein können. Zuweisungen zur EKG, für die es keine Begründung in der Übereinstimmung von Textzeugen gibt, sind entsprechend der Anwendung des Ökonomieprinzips nicht berücksichtigt.

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auf eine gemeinsame Provenienz, wenn sie einen gemeinsamen Fehler enthalten1. Eine besondere Zusammenballung solcher Bindefehler fällt bekanntlich für die Regierungszeit des Septimius Severus auf2. Zu nennen sind etwa3: Eutr. 8,18,4: Pescennium Nigrum, qui in Aegypto et Syria rebellaverat, apud Cyzicum interfecit. … sub eo etiam Clodius Albinus, qui in occidendo Pertinace socius fuerat Iuliano, Caesarem se in Gallia fecit victusque apud Lugdunum et interfectus. Aur. Vict. 20,8 f.: Pescennium Nigrum apud Cyzicenos, Clodium Albinum Lugduni victos coegit mori. quorum prior Aegyptum dux obtinens4 bellum moverat spe dominationis, alter, Pertinacis auctor occidendi, … in Gallia invaserat imperium. Pescennius Niger wurde in Wirklichkeit zwar in der Nähe von Kyzikos militärisch geschlagen. Er erlitt aber weitere Niederlagen bei Nikaia und Issos und wurde schließlich bei Antiocheia getötet5. Ebenso irrig ist die gemeinsame Angabe des Eutrop und des Aurelius Victor, Clodius Albinus habe sich mit Didius Iulianus bei der Ermordung des Pertinax verbündet: Eutr. 8,16: octogesimo die imperii praetorianorum militum seditione et Iuliani scelere occisus est; 8,18,4: sub eo etiam Clodius Albinus, qui in occidendo Pertinace socius fuerat Iuliano.

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S. bereits Dessau, Über Zeit und Persönlichkeit, 361 zur Zahl der gemeinsamen Fehler: „dass Commodus den Monat September nach sich habe benennen lassen, dass Didius Iulianus an dem Tode des Pertinax Schuld gewesen sei, dass auch Clodius Albinus sich daran betheiligt habe, dass Pescennius Niger bei Cyzicus seinen Tod gefunden habe, dass Iulia Domna die Stiefmutter des Caracalla gewesen sei, dass der Sohn des Macrinus Diadumenus geheissen habe, dass Maximinus bei Aquileja von Pupienus getödtet worden sei, dass Gordian III der Sohn des ersten gewesen sei, während der zweite überhaupt nicht erwähnt wird, dass der gallische Usurpator Marius nur zwei Tage regiert habe.“ Zum Commodus-September s. jedoch Kommentar zu fr. 40. 2 Bird, Strange Aggregate. 3 Vgl. fr. 47. 4 Die Usurpation Nigers ging von Syrien aus, Victor macht aus Niger dagegen einen dux Aegypti, da er die Machtergreifung des Severus in Syrien lokalisiert: Bird, Strange Aggregate, 98. Eine Erklärung für den Fehler bei Birley, Further notes, 20–7. 5 Vgl. Hdn. 3,4,6; Cass. Dio 74,8,3 und Amm. 26,8,15 (Tötung in der Umgebung von Antiocheia), s. dazu Dessau, Über Zeit und Persönlichkeit, 361; Bird, Strange Aggregate, 98; Birley, Further notes, 20–7.

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Aur. Vict. 18,2: eum milites … impulsore Didio foede iugulavere octagesimo imperii die. 20,8 f.: Clodium Albinum … Pertinacis auctor occidendi.1 Und schließlich berichten beide Quellen über einen Bürgerkriegssieg des Septimius Severus gegen Didius (‚Salvius‘) Iulianus an der Milvischen Brücke, der als freie Erfindung gelten muss und anscheinend eine Rückprojektion der Ereignisse von 312 ist2: Eutr. 8,16: Pertinax … militum seditione et Iuliani scelere occisus est. 8,17: Salvius Iulianus rem publicam invasit, vir nobilis et iure peritissimus, nepos Salvii Iuliani qui sub divo Hadriano perpetuum composuit edictum. victus est a Severo apud Mulvium pontem, interfectus in palatio. Aur. Vict. 19,4: imperator creatus pontem proxime Mulvium acie devicit. missique, qui fugientem insequerentur, apud palatium Romae obtruncavere. Für die Zeit des Caracalla ist auf die falsche Angabe sowohl Eutrops als auch des Aurelius Victor zu verweisen, Julia Domna sei lediglich die Stiefmutter des jungen Kaisers gewesen3. Die ebenfalls von beiden Quellen gemeinsam geäußerte Behauptung, Theodora, die Gattin des Constantius I., sei nur die Stieftochter des Maximianus Herculius gewesen, gerät dadurch in ein gewisses Zwielicht. Sie findet sich im Zusammenhang mit der Angabe über die Hochzeit des Constantius (bei der Schaffung der Tetrarchie 293), wo die Parallelität der Wendungen und Ausführungen nur durch den evidenten stilistischen Gestaltungswillen des Aurelius Victor ein wenig verschleiert wird. Aurelius Victor weiß dann zusätzlich aufgrund seiner historischen Bildung davon zu berichten, dass die befohlene Scheidung der tetrarchischen Caesares von ihren früheren Gattinnen der bekannten Parallele des Falls des Tiberius entspricht, der sich auf Befehl des Augustus von Vipsania trennen musste4. Eutr. 9,22,1: atque ut eos etiam (1.) adfinitate coniungeret, Constantius privignam Herculii Theodoram accepit, ex qua postea sex liberos, Constantini fratres, habuit, Galerius (2.) filiam Diocletiani Valeriam, (3.) ambo uxores, quas habuerant, repudiare conpulsi. Aur. Vict. 39,24 f.: his de causis Iulium Constantium, Galerium Maximianum, cui cognomen Armentario erat, creatos Caesares (1.) in affinitatem vocant. prior Herculii privignam, alter (2.) Diocletiano editam sortiuntur 1

Vgl. Kommentar zu fr. 43. Vgl. Kommentar zu fr. 44. 3 Eutr. 8,20,1 = Aur. Vict. 21,3. 4 Vgl. fr. 104. 2

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(3.) diremptis prioribus coniugiis, ut in Nerone Tiberio ac Iulia filia Augustus quondam fecerat. Weitere Beispiele von Bindefehlern, aber auch von sehr spezifischen Übereinstimmungen lassen sich für die Geschichte der Reichskrise aufführen. Hinzuweisen ist etwa auf die Behauptung, Maximinus Thrax sei im Kampf von Pupienus getötet worden1, oder auf die Darstellung der Anfänge des Kriegs Gordians III. gegen die Perser, mit der Öffnung des Janustempels und den großen Siegen, sowie der anschließenden Ermordung des jungen Kaisers durch den praefectus praetorio Philippus Arabs (Eutr. 9,2,2 f.; Aur. Vict. 27,7 f.)2. Ferner ist auf die Parallele von Eutr. 9,22,2 und Aur. Vict. 39,39–41 hinzuweisen, nämlich in der Erzählung über einen angeblichen Friedensschluss des Usurpators Carausius mit den Tetrarchen, die Beseitigung des Carausius durch seinen Gefährten Allectus und den Sieg des Prätorianerpräfekten Asclepiodotus über Allectus3. Für die Geschichte des frühen vierten Jahrhunderts kann auf die in beiden Quellen auffallende irrige Nachricht, Severus sei in Ravenna getötet worden, hingewiesen werden4. Nur Aurelius Victor und Eutrop berichten schließlich über den angeblichen Kometen, der den Tod Konstantins ankündigte5. Diese unbestreitbaren und sehr spezifischen Parallelen können nur auf eine gemeinsame Quelle zurückgeführt werden. Möglich wäre als Alternativerklärung allenfalls, dass Eutrop den Aurelius Victor ausgeschrieben hat6. Wie unwahrscheinlich diese Annahme aber ist, kann an dem gerade diskutierten Fall der Geschichte der britannischen Usurpation gezeigt werden. Eutr. 9,22,2 bietet: cum Carausio tamen, cum bella frustra temptata essent contra virum rei militaris peritissimum, ad postremum pax convenit. eum post septennium Allectus socius eius occidit atque ipse post eum Britannias triennio tenuit. qui ductu Asclepiodoti praefecti praetorio oppressus est. ita Britanniae decimo anno receptae. Aur. Vict. 39,39–42: solique Carausio remissum insulae imperium, postquam iussis ac munimento incolarum contra gentes bellicosas opportunior habitus. quem sane sexennio post Allectus nomine dolo circumvenit. qui cum 1

Vgl. fr. 68. Vgl. fr. 71. 3 Vgl. fr. 105. 4 Vgl. Barnes, Lost Kaisergeschichte, 19. S. fr. 116. 5 Vgl. Barnes, Lost Kaisergeschichte, 19 f. S. fr. 125. 6 So Chastagnol, Histoire Auguste, LXX. Chastagnol beruft sich dabei auf Beobachtungen zur Darstellung der Geschichte des Didius Iulianus und des gallischen Usurpators Marius, vgl. dazu fr. 44 und fr. 86. 2

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eius permissu summae rei praeesset, flagitiorum et ob ea mortis formidine per scelus imperium extorserat. quo usum brevi Constantius Asclepiodoto, qui praetorianis praefectus praeerat, cum parte classis ac legionum praemisso delevit. Ganz offenkundig berichtete die Grundquelle in einer sehr detaillierten Chronologie über den Gang des britannischen Sonderreichs. Drei dieser Daten sind bei Eutrop festgehalten worden, nämlich die sieben Jahre der Regierung des Carausius, die dreijährige Regierungszeit des Allectus und die Rückführung Britanniens unter die Herrschaft der Tetrarchen im zehnten Jahr1. Aurelius Victor hat dagegen nur die Angabe, dass Allectus nach einem Sexennium die Herrschaft übernahm, trägt also nur einen Teil aus den gemeinsamen Quelleninformationen vor. Umgekehrt berichtet er aber Näheres zu den Hintergründen der Tötung des Carausius durch Allectus. Beide Quellen ergänzen sich anscheinend auch, was den Kompromiss zwischen Carausius und der Tetrarchie betrifft, indem Eutrop die Tatsache des Friedensschlusses, Aurelius Victor dagegen den Inhalt (Überlassung der Herrschaft über Britannien) bezeugt. Dieser angebliche Friedensschluss ist im Übrigen wieder eine Art Bindefehler, da nach Ausweis der Münzen Carausius niemals die Anerkennung der Tetrarchie fand, was diesen nicht daran hinderte, sich umgekehrt als „Bruder“ der Tetrarchen zu bezeichnen2. Generell lässt sich gegen eine Benutzung des Victor durch Eutrop anführen, dass Aurelius Victor bisweilen zur Unkenntlichkeit verkürzte und unvollständige Versionen bietet und Eutrop seine Informationen kaum aus diesen Versionen ziehen konnte3. In der Zusammenstellung der Stellen, die Eutrop und Aurelius Victor aus der gemeinsamen Quelle bezogen haben, werden wegen des Ökonomieprinzips keine Stücke aufgenommen, in denen nur einer der beiden Autoren berichtet oder für die keine größeren inhaltlichen Überschneidungen erkennbar sind. Ein Beispiel für diese Konstellation stellt etwa die Darstellung des Endes des Gallienus in beiden Quellen dar. Eutr. 9,11,1 weiß hier nur, dass Gallienus gemeinsam mit seinem Bruder Valerian umgebracht wurde, nennt aber keine sonstigen Details. Dagegen fehlt bei Aurelius Victor (33,18–31) gerade die Angabe über die Tötung des Bruders des Gallienus, auch wenn er ansonsten einen überaus ausführlichen Bericht über das Komplott gegen 1

Vgl. auch Hier. chron. 227a: post X annos. S. zu Eutrop Bleckmann, Kommentar zu Eutr. 9,22,2 (KFHist B 3, 263). 3 Vgl. auch zu Aur. Vict. 39,34 f.; Eutr. 9,25,1 und Ruf. Fest. 25,2 f. (vgl. fr. 109); Barnes, Lost Kaisergeschichte, 18. 2

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Gallienus bei der Belagerung des Aureolus in Mailand bietet. Man kann zwar annehmen, dass beide Berichte auf ein und dieselbe gemeinsame Grundquelle zurückgehen und für die Rekonstruktion dieser Quelle dann die Elemente des einen Berichts mit denen des anderen zusammengefügt werden1. Die Annahme bleibt aber hypothetisch und setzt auch voraus, dass Aurelius Victor für seine komplex gestaltete Erzählung zur Geschichte der Reichskrise lediglich eine einzige Quelle benutzt hat. Gerade dies ist aber keineswegs sicher. Berücksichtigt werden daher für die Rekonstruktion der EKG nur Passagen, in denen Aurelius Victor und Eutrop manifest im gleichen eng gefassten Kontext berichten. III. Weitere Textzeugen Die Übereinstimmungen zwischen Aurelius Victor und Eutrop definieren also die EKG und bilden das Gerüst ihrer Rekonstruktion. Zusätzliches Material zur EKG findet sich in anderen Textzeugen. Allerdings kann dieses Material nur unter Einschränkungen und unter Berücksichtigung zahlreicher spezifischer Problemlagen hinzugezogen werden. Man hat es somit bei der EKG mit einer rekonstruierten Quelle zu tun, deren Existenz zwar unbestreitbar ist, die aber jenseits eines klar zu definierenden Kerns bisweilen nur approximativ bestimmt werden kann. Diese Unschärfen hängen damit zusammen, dass sich für das Verhältnis einiger wichtiger Quellen untereinander oft mehrere Erklärungsmöglichkeiten ergeben. Einige Fallkonstellationen werden hier im Zusammenhang mit der Vorstellung zusätzlicher Textzeugen diskutiert. 1. Historia Augusta Ein klassisches Problem der Forschung zur EKG stellt das Verhältnis zwischen der Historia Augusta einerseits und den spätantiken Breviatoren Eutrop und Aurelius Victor andererseits dar. Der Autor der sogenannten Historia Augusta, einer Sammlung von Kaiserbiographien mit fiktiven Elementen, dürfte nach der Mehrheitsmeinung um die Wende vom vierten zum fünften Jahrhundert geschrieben haben. In der Historia Augusta sind nun

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So Manuwald, Sonderreich, 18. Der von Manuwald genannte analoge Fall, in dem bald Eutrop (9,8,2), bald Aurelius Victor (33,3) mehr hat, ist völlig anders gelagert, da hier ein gemeinsamer Kontext und gemeinsamer Duktus erhalten geblieben ist, vgl. fr. 83 a und d.

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zahlreiche Stellen zu erkennen, die wörtlich bald Aurelius Victor, bald Eutrop gleichen, etwa in der Severusbiographie1, in den Ausführungen zu den gallischen Gegenkaisern oder zur Vita Mark Aurels2. Solche Passagen können zwar auf eine gemeinsame Quelle zurückgeführt werden, sie lassen sich aber aufgrund der späten zeitlichen Einordnung der Historia Augusta auch dadurch erklären, dass der Autor der Historia Augusta Eutrop oder Aurelius Victor konsultiert hat. Bereits Enmann hatte hier Verdacht geschöpft, auch wenn er diesen Verdacht dann aufgrund des vermeintlichen Entstehungsdatums der Vitensammlung in tetrarchisch-konstantinischer Zeit ausschließen musste3. Im Zusammenhang mit den jüngeren Debatten um die Datierung der Historia Augusta haben diese Fragen erneut Bedeutung erlangt. Lippold hat, entsprechend seiner Ablehnung der Entdeckung Dessaus und der Rückkehr zur Frühdatierung der Historia Augusta, alle Stücke, in denen die Historia Augusta Aurelius Victor oder Eutrop ähnelt, der gemeinsamen Quelle dieser Autoren zugewiesen4. Dagegen erklären Chastagnol und andere diese Übereinstimmungen vorzugsweise damit, dass der Verfasser der Historia Augusta die Breviatoren direkt benutzt hat5.

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Besonders auffällig sind die Übereinstimmungen zwischen Hist. Aug. Sept. Sev. 17,5– 19,5 und Aur. Vict. 20,1–30, vgl. auch Aur. Vict. 20,33 f. und Hist. Aug. Carac. 8,1. Zur Frage Birley, Further notes, 34–6; Chastagnol, L’utilisation des „Caesares“; Chausson, Severus; M. Festy, Aurélius Victor, source de l’Histoire Auguste et de Nicomaque Flavien, in: F. Paschoud (Hg.), HAC Genevense (1998), Bari 1999, 121–33; Hohl, Die Historia Augusta und die Caesares, reagiert auf H. Stern, Date et destinataire de l’Histoire Auguste, Paris 1953 und seine Behandlung von Aur. Vict. 20,1–31 und Hist. Aug. Sept. Sev. 17,5–19,4. S. bereits Dessau, Über Zeit und Persönlichkeit, 361. 2 Zu Gemeinsamkeiten zwischen Eutrop und der Historia Augusta und zur möglichen Benutzung: T. Damsholt, Zur Benutzung von dem Breviarum des Eutrop in der Historia Augusta, C&M 25 (1964) 138–50; Schmid, Eutropspuren; Fündling, Vita Hadriani, 144 f. Das Vorliegen einer fehlerhaften frühen Handschrift Eutrops könnte erklären, dass die Historia Augusta einen sonst nicht bekannten Usurpator Trebellianus aufführt, vgl. Eutr. 9,8,1 mit Zinsli, Vita Heliogabali, 85. 3 Enmann, 379: „sieht theilweise wie aus Eutrop abgeschrieben aus“. 4 A. Lippold, Kommentar zur Vita Maximini duo, Bonn 1991, 110–21. Wenn die EKG allerdings erst nach 357 fertig gestellt worden ist, kann der von Lippold in die diokletianischkonstantinische Zeit datierte Autor der Historia Augusta nur eine Vorgängerfassung benutzt haben. Zum Problem s. Barnes, Lost Kaisergeschichte, 42: “Hence the HA’s use of KG is no barrier to accepting its purported date, only if an independent proof is first provided of the Diocletianic or Constantinian date of the KG.” 5 Chastagnol, L’utilisation des „Caesares“; Chastagnol, Histoire Auguste, LXX. Ein Aurelius Victor wird in Hist. Aug. Opil. 4,2 explizit genannt, mit dem Cognomen Pinius; die

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Als Beispiel für die Art der Beziehungen zwischen der Historia Augusta, der Kaisergeschichte und den aus ihr schöpfenden Breviatoren mag die Geschichte des Triumphs Aurelians über Tetricus und Zenobia dienen1. Die Kaisergeschichte beschrieb ursprünglich, wie die Gemeinsamkeiten zwischen Victor und Eutrop hier eindeutig belegen können, (1.) die Kapitulation des Tetricus, der sich vor seiner eigenen Armee fürchtete und sie daher preisgab, ferner (2.) dessen Zurschaustellung im Triumph Aurelians sowie (3.) die anschließende Begnadigung und die Erhebung zum corrector Lucaniae. Aurelius Victor hat im Unterschied zu Eutrop bei der Darstellung dieses Triumphs Aurelians die ebenfalls besiegte Zenobia, die neben Tetricus einhergeführt wurde (4.), nicht genannt. Dafür erwähnt er (5.) die von Eutrop ignorierte Usurpation des Faustinus, die Tetricus zur Kapitulation veranlasste, sowie (6.) die Existenz eines Sohnes des Tetricus, der ebenfalls begnadigt und geehrt wird: Eutr. 9,13: post eum Aurelianus suscepit imperium, … . superavit in Gallia Tetricum apud Catalaunos (1.) ipso Tetrico prodente exercitum suum, cuius adsiduas seditiones ferre non poterat; quin etiam per litteras occultas Aurelianum ita fuerat deprecatus, ut inter alia versu Vergiliano uteretur: “Eripe me his invicte, malis”. Zenobiam quoque, quae occiso Odenatho marito Orientem tenebat, haud longe ab Antiochia sine gravi proelio cepit, (2.) ingressusque Romam nobilem triumphum quasi receptor Orientis Occidentisque egit praecedentibus currum Tetrico (4.) et Zenobia. (3.) qui quidem Tetricus corrector Lucaniae postea fuit ac privatus diutissime vixit; Zenobia autem posteros, qui adhuc manent, Romae reliquit.2 Aur. Vict. 35,3–5: Tetrici … caesae legiones (1.) proditore ipso duce. namque Tetricus, cum (5.) Faustini praesidis dolo corruptis militibus plerumque peteretur, (1.) Aureliani per litteras praesidium imploraverat eique adventanti producta ad speciem acie inter pugnam se dedit. ita, uti rectore nullo solet, turbati ordines oppressi sunt, (2.) ipse post celsum biennii imperium in triumphum ductus (3.) Lucaniae correcturam (6.) filioque veniam atque honorem senatorum cooptavit.

Historia Augusta kennt auch einen Festus (Opil. 4,4). Vgl. A. von Domaszewski, Die Personennamen bei den Scriptores historiae Augustae, Heidelberg 1918, 114. 1 Vgl. auch fr. 90 und zu Hist. Aug. Sev. 17,5–19,4 die Untersuchung von Chausson, Severus, 4. 2 Im Fettdruck die Passagen, die sich in der Hist. Aug. (Aurelian. / trig. tyr.) fast identisch wiederfinden.

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Die Historia Augusta bietet in der Vita Aureliani eben diese Erzählung von der Preisgabe des eigenen Heers durch Tetricus, ferner vom Triumph über Zenobia und Tetricus und von der Erhebung des Tetricus zum corrector Lucaniae: Hist. Aug. Aurelian. 32,3 f.: (Aurelianus) … Occidentem petit atque, ipso Tetrico exercitum suum prodente quod eius scelera ferre non posset, deditas sibi legiones obtinuit. princeps igitur totius orbis Aurelianus, pacatis Oriente, Gallis atque undique terris, Romam iter flexit, ut de Zenobia et Tetrico, hoc est de Oriente et de Occidente, triumphum Romanis oculis exhiberet. Hist. Aug. Aurelian. 39,1: Tetricum triumphatum correctorem Lucaniae fecit, filio eius in senatu manente. In der Vita des Tetricus wiederholt die Historia Augusta diese Geschichte. Zahlreiche Elemente werden genannt, die sich bei Eutrop finden, nämlich etwa den von Tetricus zitierten Vergilvers oder die Darstellung des Triumphs über Zenobia und Tetricus als eines Triumphs über den Orient und Okzident (s. fettgedruckte Stellen in den Zitaten oben und unten). Einige Angaben Eutrops, die in der Vita Aureliani noch korrekt wiedergegeben worden sind, werden in dieser Nebenvita scherzhaft erweitert. Aus dem corrector Lucaniae wird der corrector totius Italiae und es folgt ein Verzeichnis der spätantiken Kleinprovinzen Italiens. Die Tetricus-Vita bietet weiter den bei Eutrop wiedergegebenen Vergilvers, der in der Aurelian-Vita noch nicht vorkommt. Während bei Eutrop Tetricus als corrector Lucaniae im spätantiken Sinne Privatmann (= Nicht-Kaiser) ist, überhöht die Historia Augusta, dieses Detail aufgreifend und mit ihm spielend, den Tetricus zum Nicht-Privatmann, nämlich zum collega des Aurelian und sogar zum imperator: Hist. Aug. trig. tyr. 24,2–5: et cum multa Tetricus feliciterque gessisset et diuque imperasset, ab Aureliano victus, cum militum suorum inpudentiam et procacitatem ferre non posset, volens se gravissimo principi et severissimo dedit. versus denique illius fertur, quem statim ad Aurelianum scripserat: ‚eripe me his, invicte, malis‘. quare … senatorem populi Romani eundemque consularem, qui iure praesidiali omnes Gallias rexerat, per triumphum duxit, eodem tempore quo et Zenobiam …. pudore tamen victus, vir nimium severus eum, quem triumphauerat, correctorem totius Italiae fecit, id est Campaniae, Samni, Lucaniae Brittiorum, Apuliae Calabriae, Etruriae atque Umbriae, Piceni et Flaminiae omnisque annonariae regionis, ac Tetricum non solum vivere, sed etiam in summa dignitate manere passus est,

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cum illum saepe collegam, nonnumquam commilitonem, aliquando etiam imperatorem appellaret. Hist. Aug. trig. tyr. 25,2: qui (der jüngere Tetricus) et ipse cum patre per triumphum ductus, postea omnibus senatoriis honoribus functus est. Man könnte also hier der Auffassung sein, dass die Historia Augusta alle ihre Inhalte über den Triumph Aurelians und über das Los des Tetricus aus Eutrop gewinnen konnte. Dafür sprechen die wörtlichen Übereinstimmungen. Allerdings weiß, wie gerade gezeigt worden ist, nur Aurelius Victor etwas über einen Sohn des Tetricus. Die Historia Augusta hat daher entweder Aurelius Victor und Eutrop gleichermaßen benutzt und deren Angaben miteinander verbunden, oder sie hat die Grundquelle der beiden Autoren gekannt, nämlich die EKG. Möglich ist allerdings die Erklärung, dass man gar nicht von einer Alternative auszugehen hat, sondern dass die Historia Augusta sowohl die EKG als auch Aurelius Victor und Eutrop benutzt hat. Das Phänomen, dass neben der Grundquelle auch spätere Bearbeitungen hinzugezogen werden, ist keineswegs vereinzelt und entspricht etwa dem Umstand, dass Zonaras neben Cassius Dio auch die Zusammenfassung des Cassius Dio in der Epitome des Xiphilinos kannte. Diese Ungewissheit, die durch die gleichzeitige Benutzung der Grundquelle und der abgeleiteten Quellen erzeugt wird, erschwert es in diesem Fall, zu einer entschiedeneren Aussage zu kommen. Die mit Eutrop und Aurelius Victor übereinstimmenden Passagen der Historia Augusta sind wegen dieser Ungewissheiten hier großenteils dokumentiert1. Denn zumindest in einigen Fällen kann eine von Victor und Eutrop unabhängige Benutzung der EKG wahrscheinlich gemacht werden2.

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Einige Fälle, in denen Entlehnungen aus Eutrop, Aurelius Victor oder der gemeinsamen Quelle wahrscheinlich sind, wurden insbesondere beim Fehlen wörtlicher Bezüge nicht berücksichtigt. So findet sich der in Mailand ermordete Valerian, der Bruder des Gallienus, von dem Eutr. 9,11,1 berichtet, in Hist. Aug. Gall. 14,9–11 sowie Valer. 8,1 wieder. Die Historia Augusta (Alex. 24,4) kannte das auch bei Aurelius Victor erwähnte Verbot männlicher Prostituierter durch Philippus Arabs (Aur. Vict. 28,7). Hist. Aug. Gord. 15,6 lässt sich als Attacke auf Aur. Vict. 27,1 (der junge Gordian als Prätorianerpräfekt) verstehen. Hist. Aug. Ael. 2,2 und Aur. Vict. 13,12 nennen Aelius als ersten Caesar. Hist. Aug. Comm. 5,5 und Aur. Vict. 17,4 ähneln sich in Details zum Gladiatorenkampf. 2 Vgl. Fündling, Vita Hadriani, 138 f. zur parallelen Benutzung von EKG einerseits und den Breviatoren andererseits. Ein „Entweder-Oder“ gibt es hier – anders als früher angenommen – wohl nicht. Fündling, 139 zitiert zustimmend Syme, Emperors, 123: „The author had on his desk the KG, Victor and Eutropius. He consulted each of them from time to time as need or whim dictated.”

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Diese Eventualität gilt auch für die Passagen, in denen die Historia Augusta für die Viten des Septimius Severus oder des Caracalla beinahe wortwörtlich mit Aurelius Victor und für die Vita des Mark Aurel fast wörtlich mit Eutrop übereinstimmt. Denn selbst für einen auf den ersten Blick ziemlich klaren Fall (Aur. Vict. 20,25 f. und Hist. Aug. Sept. Sev. 18,9 f.1) hat Dessau2, der die Benutzung von Aurelius Victor durch die Historia Augusta als Kriterium für die von ihm entdeckte Spätdatierung benannt hat, als Konzession die Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass die Historia Augusta nicht Aurelius Victor, sondern einen von diesem nicht weiter veränderten Bericht benutzt haben könnte3. Zu konzedieren ist, dass durch die Aufnahme der Fälle, in denen die Ähnlichkeiten zwischen der Historia Augusta und den Breviarien im Sinne Chastagnols und anderer schlicht durch die Benutzung der Breviarien erklärt werden könnten, eine größere, mit dem Ökonomieprinzip widerstreitende Unschärfe in der Umgrenzung des EKG-Materials in Kauf genommen wird. 2. Epitome de Caesaribus Für die Epitome de Caesaribus gibt es ausreichend Anhaltspunkte für die Annahme, dass insbesondere in den früheren Biographien Aurelius Victor, in den späteren Biographien vor allem Eutrop direkt benutzt worden ist4. In den Fällen wörtlicher Abhängigkeit der Epitome de Caesaribus von Aurelius Victor bzw. von Eutrop wird auf eine Wiedergabe der Passagen verzichtet5.

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Vgl. fr. 52. Dessau, Über Zeit und Persönlichkeit, 366. 3 S. auch Chausson, Severus, 112. 4 Vgl. Enmann, 399 f., z. B. Eutr. 8,14,1 = Epit. Caes. 16,8: hic permisit viris clarioribus, ut convivia eodem cultu, quo ipse, et ministris similibus exhiberent. (Enmann, 400). Die Benutzung nimmt ab Mark Aurel deutlich zu (Enmann, 404). Bis Kapitel 11 benutzt der Autor der Epitome immer wieder (zunehmend ab Caligula) wörtlich Aurelius Victor, vgl. Enmann, 401–4. Enmanns Ergebnisse wurden durch die Quellenstudie von Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 17–62 bestätigt. 5 Dies gilt auch dann, wenn Übereinstimmungen nur zwischen Eutrop, Hieronymus und der Epitome de Caesaribus festzustellen sind. Burgess, Jerome, 366 rechnet beispielsweise folgenden (bereits von Helm, Hieronymus und Eutrop, 206) diskutierten Fall als Beleg für die EKG: Hier. chron. 232a: Constantinus uxorem suam Faustam interfecit. Eutr. 10,6,3: Constantinus … interfecit … uxorem. Epit. Caes. 41,11 f.: at Constantinus … uxorem suam Faustam … interemit. So wie die Passagen von Burgess zitiert und ausgewählt sind, haben Hieronymus und die Epitome de Caesaribus dem Eutrop inhaltlich nichts voraus. Die einzige 2

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Nicht eingehend behandelt werden die komplizierten Fragen der genauen Quellenbeziehungen zwischen Aurelius Victor, Sueton und der Epitome de Caesaribus. Diese Diskussion erfolgt partiell im Kommentar zur Epitome de Caesaribus (KFHist D 3). Eine Gegenüberstellung von Aurelius Victor und der Epitome de Caesaribus zeigt, dass die Epitome vieles aus Aurelius Victor entnimmt, diesem oft aber entscheidende Informationen voraushat. Schlumberger geht nun davon aus, dass die Epitome de Caesaribus Suetonstoff gewissermaßen aus drei Ebenen geschöpft hat, zunächst direkt aus Aurelius Victor, dann aus der mit Eutrop gemeinsamen Quelle, nämlich dem von ihm mit der EKG identifizierten Suetonius auctus, den Cohn postuliert hatte1,, und schließlich aus einem Autor des vierten Jahrhunderts, der noch einmal selbständig Sueton benutzt und mit eigenen historiographischen Akzenten versehen hat2. Suetonstoff kann also – in ähnlicher Form wie Liviusstoff in den späten Traditionen von den Periochae bis zu Eutrop – über ganz verschiedene Wege vermittelt worden sein kann. Suetonische Passagen in der Epitome de Caesaribus sowie Übereinstimmungen der Epitome de Caesaribus mit Aurelius Victor werden daher nur mit großer Zurückhaltung für die Rekonstruktion der EKG hinzugezogen. Auch für weitere zusätzliche Informationen, die in der Epitome de Caesaribus gegenüber Aurelius Victor für die Zeit nach Domitian auffallen, ist in der Regel nicht die Einwirkung der EKG anzunehmen3. Zu diskutieren sind ferner die zahlreichen Übereinstimmungen, die sich zwischen der Historia Augusta und der Epitome de Caesaribus konstatieren lassen4. Diese Übereinstimmungen erklären sich durch die Benutzung einer zusätzliche Angabe besteht darin, dass Hieronymus und die Epitome de Caesaribus den Namen der Fausta erwähnen. Da Fausta aber in Eutrop 10,3,2 genannt wird, ist nicht auszuschließen, dass Hieronymus seine Informationen auch hier aus Eutrop hat. 1 Die Gleichsetzung der EKG mit dem Suetonius auctus wird auch sonst in der Regel akzeptiert. Vgl. Barnes, Lost Kaisergeschichte, 14 f.; Burgess, Jerome, 350 mit Anm. 6; Festy, Pseudo-Aurélius Victor, XXI. S. hierzu unten S. 24–9. 2 Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 56. 3 Vgl. z. B. Aur. Vict. 34,3 und Epit. Caes. 34,3. Nur die Epitome de Caesaribus kennt hier den Namen des Pomponius Bassus. 4 Vgl. z. B. Hist. Aug. Hadr. 1,1 f. und Epit. Caes. 14,1; Epit. Caes. 18,4 und Hist. Aug. Pert. 12,1 und 13,5 mit Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 110. Zur Alexanderimitatio Caracallas bei Marius Maximus s. Schlumberger, 118. Besonders deutlich sind die Übereinstimmungen in der langen Parallele von Epit. Caes. 23,6 f. und Hist. Aug. Heliog. 17,1–3 sowie 17,5 zur Behandlung des Leichnams Elagabals, einer Parallele, die Schlumberger, 122 f. als „Prunkstück der Quellenkritik“ wertet. Die Epitomepassage: huius corpus per urbis vias more canini cadaveris a militibus tractum est militari cavillo appellantibus indomitae

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Grundquelle, vielleicht die des Marius Maximus. Sie sind aus der Rekonstruktion der EKG auf jeden Fall auszuklammern1. Schwierig ist dagegen die Beurteilung der Fälle, in denen sich Übereinstimmungen nicht nur zwischen der Historia Augusta und der Epitome de Caesaribus aufzeigen lassen, sondern als weiterer Zeuge Eutrop hinzutritt. Einige Beispiele finden sich in der hier vorliegenden Zusammenstellung für Passagen aus der Geschichte der Adoptivkaiser und der Severer2. Für diese Fälle bietet Schlumberger die Erklärung an, dass alle drei Autoren Marius Maximus und nicht die EKG benutzt haben könnten. Für eine Benutzung des Marius Maximus bei Eutrop spreche in diesem Fall die Tatsache, dass Eutrop besonders lange und kohärente Passagen biete, wie etwa die Passagen über die Bewältigung des Markomannenkriegs und seiner finanziellen Folgen (Eutr. 8,12 f.)3. Der Fall beleuchtet eine weitere mögliche Unschärfe bei der Bestimmung der EKG, wenn nämlich Zeugen, die für die Rekonstruktion einer verlorenen Quelle (EKG) hinzugezogen werden, auch für die Rekonstruktion einer weiteren, dahinterliegenden Quelle (Marius Maximus) zu dienen haben. Angesichts der vielfachen Schichtungen historiographischer Traditionen sind solche Überlegungen auf jeden Fall legitim und auch angebracht. Im konkreten Fall ist allerdings die hier zu beobachtende größere Ausführlichkeit Eutrops kein sicheres Kriterium für die Ermittlung dieser Quelle, da der Maßstabswechsel auch sonst für Eutrop typisch ist und offenkundig be-

rabidaeque libidinis catulam. novissime, cum angustum foramen cloacae corpus minime reciperet, usque ad Tiberim deductum adiecto pondere, ne unquam emergeret, in fluvium proiectum est. vixit annos XVI atque ex rebus, quae acciderant, Tiberinus Tractitiusque appellatus est. Die Historia Augusta schreibt: post hoc in eum impetus factus est atque in latrina, ad quam confugerat, occisus. Tractus deinde per publicum. addita iniuria cadaveri est, ut id in cloacam milites mitterent. Sed cum non cepisset cloaca fortuito, per pontem Aemilium adnexo pondere, ne fluitaret, in Tiberium abiectum est, ne umquam sepeliri posset. Tractum est cadauer eius etiam per circi spatia, priusquam in Tiberim praecipitaretur … appellatus est post mortem Tiberinus et Tractatitius et Inpurus et multa. 1 Hierzu zähle ich auch die Ausführungen über die vinolentia Traians, in denen sich Übereinstimmungen zwischen Aurelius Victor, der Epitome de Caesaribus und der Historia Augusta zeigen, vgl. Aur. Vict. 13,10; Epit. Caes. 13,4 und 48,3; Hist. Aug. Hadr. 3,3. Zu den Parallelen s. Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 83 sowie Fündling, Vita Hadriani, 332– 4 (mit Diskussion der Bezüge zu Marius Maximus). 2 Z. B. Epit. Caes. 16,5 f.; Eutr. 8,10,3 f.; Hist. Aug. Aur. 14,8 und Hist. Aug. Ver. 9,11. Vgl. auch Eutr. 8,11–4; Epit. Caes. 16,7–10; Hist. Aug. Aur. 16,5 und 17,4–6 mit Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 101. 3 Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 102 f.

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reits die EKG charakterisierte. Ausführlichere Passagen finden sich bei Eutrop etwa für die Geschichte der Reichskrise oder für den Aufbau der Tetrarchie1. Ein Quellenwechsel scheint daher für die Geschichte Mark Aurels und der Markomannenkriege nicht zwingend gegeben. Möglich ist vielmehr, dass die EKG, die ja für die Kaiser der Julisch-Claudischen Dynastie Sueton benutzt hat, für die Kaiser des zweiten Jahrhunderts dessen Fortsetzer Marius Maximus benutzte. Die Historia Augusta und die Epitome hätten dann direkt auf Marius Maximus zurückgegriffen, Eutrop nur indirekt über die EKG. Der Fall illustriert allerdings, wo die Quellenforschung an ihre Grenzen stößt, wenn es nämlich darum geht, Aussagen über die Quelle einer verlorenen Quelle zu machen. 3. Hieronymus a) Eutrop, Hieronymus und Festus: Unmittelbarer oder mittelbarer Rückgriff auf die EKG? Einen weiteren Fall, für den hinsichtlich der Bestimmung des Gehalts der EKG das Ökonomieprinzip Anwendung finden muss, stellen die Übereinstimmungen zwischen Eutrop, Hieronymus und Festus dar. Zunächst sind natürlich alle Passagen auszuklammern, in denen es zwar inhaltliche Ähnlichkeiten zwischen Eutrop und Hieronymus gibt, Hieronymus aber aus der Chronik des Euseb geschöpft hat. Zwei Beispiele genügen zur Illustration der Problematik: In Eutr. 7,22,2 heißt es: senatus obitu ipsius circa vesperam nuntiato nocte inrupit in curiam et tantas ei mortuo laudes gratiasque congessit, quantas nec vivo umquam egerat nec praesenti. inter divos relatus est. Parallel ist die Angabe bei Hier. chron. 190c: decreto senatus Titus inter deos refertur. Die entsprechende Passage der armenischen Version der Chronik des Euseb lautet hier (in der deutschen Wiedergabe von Karst): „Der Sinklitos erließ einen Beschluss, wonach Titos Gott genannt ward.“2 Damit ist klar, dass in diesem Fall Hieronymus trotz des paganen Inhalts und trotz der Übereinstimmungen mit Eutrop aus der Chronik des Euseb geschöpft hat. Das typisch senatorische Thema, dass despotischen Kaisern die Ermordung von Senatoren vorgeworfen wird, findet sich für Domitian bei Eutr. 7,23,2. Diese Passage hat ihre scheinbare Entsprechung bei Hier. chron.

1 2

Eutr. 9,8 f. und Eutr. 9,20–8. Eus. chron. (armenische Fassung) p. 217 Karst (a. 2097).

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191h: Domitianus multos nobilium perdidit, quosdam vero et in exilium misit. Sie stammt aber aus der Chronik, wie wieder die Parallele mit der armenischen Übersetzung des Euseb deutlich macht1. Das Gros der ähnlichen Passagen zwischen Eutrop und Hieronymus ist aber dadurch zu erklären, dass Hieronymus die Übersetzung der Chronik Eusebs mit Notizen aus lateinischen Quellen ergänzt hat. Dabei hat er, wie durch die Forschungen Helms erwiesen ist, vermutlich nicht oder jedenfalls nicht immer Eutrop, sondern eine mit diesem gemeinsame Quelle benutzt2. Als Beispiel mögen die Nachrichten über den Sieg und den Triumph über Zenobia dienen. Hier ist in der bereits vorgestellten Passage Eutr. 9,13,2 zu lesen: Zenobiam quoque, quae occiso Odenatho marito Orientem tenebat, haud longe ab Antiochia sine gravi proelio cepit, ingressusque Romam nobilem triumphum quasi receptor Orientis Occidentis egit praecedentibus currum Tetrico et Zenobia. qui quidem Tetricus corrector Lucaniae postea

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Eus. chron. (armenische Fassung) p. 217 Karst (a. 2099). Eine so gut wie völlige Abhängigkeit des Hieronymus von Eutrop hatte Th. Mommsen, Über die Quellen der Chronik des Hieronymus [1850], in: ders., Gesammelte Schriften 7, Berlin 1909, 606–32, angenommen. Zu den Ausnahmen gehören nach Mommsen einige von Hieronymus übernommene Passagen des Rufius Festus. Nuancierter (mit der Annahme der Benutzung des Aurelius Victor) dagegen bereits A. Schöne, Die Weltchronik des Eusebius in ihrer Bearbeitung durch Hieronymus, Berlin 1900, 205–23. Barnes, Lost Kaisergeschichte, 21, Anm. 50 geht noch davon aus, dass „the standard view seems to be that Jerome never consulted the KG“. Auf den hochwichtigen Beitrag von Helm, Hieronymus und Eutrop, der diese „standard view“ seit langem obsolet gemacht hatte, verweist dagegen Barnes, Sources, 94. Burgess, Jerome, 350 f. nimmt Helm auf und hat die Absicht, abschließend zu zeigen „that Helm was correct in concluding that Jerome used the KG when composing the Chronici canones.“ Der eigene Aufsatz wird beschrieben als „simply an expansion and revision of the imperial material in Helm’s paper.“ Burgess, 369 beendet seinen Aufsatz mit der Feststellung, dass die EKG kein Phantom ist und es an der Zeit ist, Zweifel an ihrer Existenz beiseite zu schieben und die Forschung voranzutreiben: „We may now put aside talk of phantoms of nineteenth-century German scholarship and move forward.“ Etwas anders wird dann das Verhältnis zwischen Helm und Burgess bei Burgess, A Common Source, 166 beschrieben. Burgess stellt zunächst die Aufsätze von Mommsen und Helm einander gegenüber: „A better and more acute analysis appeared in 1927 from the pen of Rudolf Helm (…), but it is long and involved (and written in German), and therefore often overlooked.“ Es werden dann die von Burgess auf Burgess zurückgeführten Fortschritte („important advances“) bei der Analyse der Quellen des Hieronymus hervorgehoben, nämlich hinsichtlich der Benutzung der Descriptio consulum, der Continuatio Antiochiensis sowie der EKG: „(…) refinements have been made to the proof that he used the Kaisergeschichte.“ 2

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fuit ac privatus diutissime vixit; Zenobia autem posteros, qui adhuc manent, Romae reliquit. Hieronymus bietet trotz einiger unstrittiger wörtlicher Ähnlichkeiten (vgl. unten die Stellen im Fettdruck) und engster inhaltlicher Übereinstimmung (etwa zur Herrschaft der Zenobia über die Diözese Oriens nach dem Tode des Odainathos oder darüber, dass sie gemeinsam mit Tetricus im Triumph Aurelians vor dem Wagen lief) offenkundig mehr als Eutrop, einschließlich der Ortsangabe zur militärischen Auseinandersetzung (Immae) oder der besonderen Soldatenverbände, die Zenobia zur Verfügung standen1: Hier. chron. 222e: Zenobia aput Immas haut longe ab Antiochia vincitur, quae occiso Odenato marito Orientis tenebat imperium. Hier. chron. 222g: Aurelianum Romae triumphantem Tetricus et Zenobia praecesserunt. e quibus Tetricus corrector postea Lucaniae fuit et Zenobia in urbe summo honore consenuit. a qua hodieque Romae Zenobiae familia nuncupatur. Die Lokalisierung der Schlacht in Immae wird aus der gleichen Quelle auch von Festus geboten, der zudem für das Faktum der Herrschaft der Zenobia über den Orient ganz analog zu Hieronymus formuliert. Festus spricht auch wie Hieronymus nicht nur über den Oriens, sondern über das Orientis imperium2. Die Übereinstimmungen zwischen Festus, Hieronymus und Eutrop belegen also eindeutig die Existenz einer gemeinsamen, unabhängig von den drei Zeugen benutzten Vorlage. Sie führen allerdings deshalb noch nicht sofort zur EKG. Denn solche engen wörtlichen Abhängigkeiten zwischen den drei Quellen fallen nicht nur für die Geschichte der Kaiserzeit, sondern auch für diejenige der Republik auf3. Alle drei Autoren hängen damit nicht unmittelbar von der EKG ab, sondern von einer Kurzgeschichte, die eine Gesamtdarstellung der Geschichte Roms von der Gründung an bot, dabei aber für die Republik vor allem aus Livius-Epitomen schöpfte, für die Kaiserzeit 1

Vgl. fr. 90 mit Kommentar. Ruf. Fest. 24,1: Aureliani imperatoris gloriae Zenobia, Odenathi uxor, accessit: ea enim post mortem mariti feminea dicione Orientis tenebat imperium: quam Aurelianus multis clibanariorum et sagittariorum milibus fretam apud Immas haut procul ab Antiochia vicit et captam Romae triumphans ante currum duxit. Die Historia Augusta hat (Aurelian. 22,1): Zenobia … orientale tenebat imperium. 3 Helm, Hieronymus und Eutrop, 150–66; 268–77. Übereinstimmungen auch in wenigen Passagen für die Geschichte nach 357, dem Endpunkt der durch die Gemeinsamkeiten von Aurelius Victor und Eutrop definierten EKG, vgl. Helm, 300–3. 2

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dann aus der EKG1. Es ist dabei ohne Weiteres wahrscheinlich, dass die meisten Angaben bei Eutrop, Hieronymus und Festus mittelbar aus der EKG stammen2. Die Benutzung zusätzlicher Informationen aus anderem Material und aus anderen Quellen ist aber gleichwohl nicht ausgeschlossen. Stellen, in denen allein Übereinstimmungen zwischen Eutrop, Hieronymus und Festus (in dieser Edition die Rubriken a–c) auffallen, können daher im Sinne des Ökonomieprinzips nicht zwingend der EKG zugewiesen werden. Es sind vielmehr immer zusätzliche Kriterien anzuführen, die eine Zuordnung der Gemeinsamkeiten von Eutrop und Hieronymus nicht nur zur Zwischenquelle, sondern zur EKG selbst erlauben3. Völlig klar sind alle Fälle, in denen neben diesen drei Quellen auch noch Aurelius Victor einen Hinweis auf den Inhalt der EKG gibt. Im diskutierten Fall des Triumphes Aurelians über Zenobia und Tetricus sind es beispielsweise die parallelen Bemerkungen des Aurelius Victor, der zwar Zenobia ignoriert, aber über den Triumph über Tetricus berichtet, sowie die Nachrichten der Historia Augusta.

1

Helm, Hieronymus und Eutrop, 304 gibt die „Vermutung“ Enmanns wieder, „dass einmal ein Corpus einer Latina historia existiert hat, welches die römische Geschichte von den Albanerkönigen bis zur neuesten Zeit in biographischer Form enthalten hätte.“ Der republikanische Teil war aus Livius abgeleitet, der kaiserzeitliche wurde dann durch die EKG dargestellt. Ob die EKG vielleicht selbst auch die Geschichte der Republik erfasste, lässt Helm, 304 offen. Deutlich in diesem Sinne Burgess, A Common Source, 190. Zum Einsetzen der EKG mit Augustus s. die überzeugenden Argumente bei Rohrbacher, Enmann’s „Kaisergeschichte“, 709–14. 2 Helm, Hieronymus und Eutrop, 146–55; 159–65; 269–77. S. auch die allgemeinen Betrachtungen bei Helm, Hieronymus und Eutrop, 303–5. Die Kaisergeschichte ist daher eher mittelbar benutzt, nämlich über den Autor, der Republik- und Kaisergeschichte miteinander verbunden hat. De facto ist allerdings im Einzelfall der Unterschied zwischen einer direkten und einer indirekten Benutzung nicht nachweisbar, wie Helm, 304 f. betont: „Ob es nun die ursprüngliche ‚Kaisergeschichte‘ oder vielmehr erst eine darauf fussende Darstellung war, bleibt sich gleich.“ 3 Ein Beispiel bietet Eutr. 9,4: post hos Decius e Pannonia inferiore, Budaliae natus imperium sumpsit. filium suum Caesarem fecit. Hier. chron. 218c ist hier völlig parallel: Decius e Pannonia inferiore Budaliae natus fuit. Durch den zusätzlichen Zeugen Aurelius Victor ist aber sicher, dass die EKG auf jeden Fall über die Herkunft des Decius berichtete, vgl. Aur. Vict. 29,1: at Decius, Sirmiensium vico ortus, militiae gradu ad imperium conspiraverat, laetiorque hostium nece filium Etruscum nomine Caesarem facit. Der Tenor der EKG kann damit ermittelt werden, ganz gleich, ob Hieronymus seine Version Eutrop oder der EKG verdankt.

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b) Hieronymus, Eutrop und der Suetonius auctus (= EKG) Ein weiteres Kriterium für die Bestimmung der Provenienz von Passagen aus der EKG könnte die Nähe zu Sueton bzw. zu dem von Cohn postulierten Suetonius auctus sein, die immer wieder bei den drei Autoren zu entdecken ist. Der Suetonius auctus wird meistens mit dem ersten Teil der EKG identifiziert1. Die Hypothese der Existenz einer Redaktion Suetons erklärt zunächst einen Teil des besonderen Verhältnisses zwischen Aurelius Victor und der Epitome de Caesaribus. Diese hat zwar Aurelius Victor abgeschrieben, bringt aber mehr suetonische Details oder ist manchmal näher an Sueton als Aurelius Victor, manchmal auch bedeutend weiter von der Vorlage entfernt. Bisweilen variieren auch beide Quellen zwar gemeinsam, aber unabhängig voneinander Suetonstoff, was auf eine unabhängig voneinander benutzte Vorlage schließen lässt. Dass Aurelius Victor auch selbständig auf Sueton zurückgreifen konnte und nicht immer die EKG benutzte, wird man schließlich nicht völlig ausschließen können. Aufgrund dieser komplexen Gemengelage sollen Passagen bei Aurelius Victor und in der Epitome de Caesaribus, die aus Sueton oder aus dem Suetonius auctus stammen, für die Rekonstruktion der EKG nur dann benutzt werden, wenn zusätzliche Übereinstimmungen mit Eutrop oder Hieronymus auffallen. Auch für Hieronymus und Eutrop sind wie bei Aurelius Victor durchaus häufig enge Beziehungen zu Sueton zu beobachten, die auf den Suetonius auctus bzw. auf die EKG zurückgeführt werden. Als Beispiel für die Nähe zu Sueton mag die Nachricht über das von Titus eingeweihte Kolosseum dienen: Eutr. 7,21,4: hic Romae amphitheatrum aedificavit et quinque milia ferarum in dedicatione eius occidit. Hier. chron. 189d: Titus amphitheatrum Romae aedificat et in dedicatione eius quinque milia ferarum occidit2. Beide Autoren geben in evidenter Weise den Wortlaut Suetons wieder, vgl. Suet. Tit. 7,3: amphitheatro dedicato … dedit quinque milia omne genus ferarum. Beide bieten allerdings auch den gleichen Fehler, nämlich dass Titus das Kolosseum errichtet haben soll, während es bei Sueton nur um die Einweihung des abgeschlossenen Baus geht. 1

S. oben 18. S. Helm, Hieronymus und Eutrop, 260. Kein Pendant bei Aurelius Victor, daher nicht in die EKG-Fragmente aufgenommen. Das gilt für eine Reihe weiterer im Folgenden aufgeführter Parallelen. 2

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Immer wieder lässt sich aber auch zeigen, dass Hieronymus manchmal deutlicher an Sueton anklingt als Eutrop. Das zeigt sich etwa in einem Detail zur Biographie Neros (mit Rückverweisen auf Caligula): Suet. Cal. 37,1: ut calidis frigidisque unguentis lavaretur. Suet. Nero 30,3: piscatus est rete aurato et purpura coccoque funibus nexis. Eutr. 7,14,1: Nero … inusitatae luxuriae sumptuumque, ut qui exemplo C. Caligulae in calidis et frigidis lavaret unguentis, retibus aureis piscaretur, quae blattinis funibus extrahebat. Hier. chron. 182c: Nero tantae luxuriae fuit, ut frigidis et calidis lavaretur unguentis retibusque aureis piscaretur, quae purpureis funibus extrahebat1. Einen ganz versteckten, nuancierten Hinweis auf Sueton gibt Hieronymus im Zusammenhang mit dem von Nero gelegten Brand, wo nur Eutrop vom Brand der Stadt schlechthin, Hieronymus dagegen vom Brand des größten Teils Roms spricht: Suet. Nero 38,1 f.: incendit urbem … praeter immensum numerum insularum domus priscorum ducum arserunt … hoc incendium prospectans Halosin Ilii … decantavit. Eutr. 7,14,3: urbem Romam incendit, ut spectaculi eius imaginem cerneret, quali olim Troia capta arserat. Hier. chron. 183g: Nero ut similitudinem Troiae ardentis inspiceret, plurimam partem Romanae Urbis incendit.2 Ein weiteres Beispiel, bei dem sich bei Hieronymus eindeutig eine größere Nähe zu Sueton erkennen lässt als bei Eutrop, bietet die Nachricht über die Gold- und Silberstatuen für den Herrscher Domitian. Suet. Dom. 13,2: statuas sibi in Capitolio non nisi aureas et argenteas poni permisit ac ponderis certi. Eutr. 7,23,2: nullam sibi nisi auream et argenteam statuam in Capitolio passus est poni.

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Helm, Hieronymus und Eutrop, 277 f.: Eutrop ist nicht Quelle von Hieronymus, weil dieser Sueton besser entspricht und zu der „Form lavaretur und zu der Bezeichnung purpureus zurückkehrt”. 2 Vgl. dazu Helm, Hieronymus und Eutrop, 278: „Gegenüber der Darstellung bei E. [Eutrop] ist die Betonung des plurimam partem beachtenswert, die allenfalls in der Erzählung des Sueton und dem immensus numerus ihre Begründung findet, aber nicht im Eutroptext.“

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Hier. chron. 191c: Domitianus tantae superbiae fuit ut aureas et argenteas statuas sibi in Capitolio poni iusserit1. Es fehlt aber auch nicht an Stellen, in denen Eutrop Suetonstoff bzw. Sueton erweiternden Stoff bietet und sich hierfür keine Parallelen bei Hieronymus finden. Das gilt etwa für die Nachricht über die Einrichtung der Provinzen Dalmatien und Raetien unter Augustus, wo Eutrop einerseits die Formulierungen Suetons aufgreift, andererseits mehr zur Geschichte Dalmatiens und zur Unterwerfung von Schwarzmeerstädten berichtet: Eutr. 7,9: (adiecit imperio) Cantabriam, Dalmatiam saepe ante victam, sed penitus tunc subactam, Pannoniam, Aquitaniam, Illyricum, Raetiam, Vindelicos et Salassos in Alpibus, omnes Ponti maritimas civitates, in his nobilissimas Bosphorum et Panticapaeum. Suet. Aug. 21,1: Cantabriam, Aquitaniam, Pannoniam, Delmatiam cum Illyrico omni, item Raetiam et Vindelicos ac Salassos, gentes Inalpinas (coercuit). In diese Serie imperialer Erwerbungen gehört auch die Nachricht über die Zugewinnung von Ägypten für die römische Herrschaft, die bei Sueton selbst nicht zu finden ist. Hier unterscheidet sich Eutrop in seinen Formulierungen von Hieronymus und Festus und bietet die zusätzliche Information, dass Ägypten in das Imperium Romanum integriert wurde. Hieronymus betont dagegen, dass Ägypten eine provincia wurde. Tenor des Suetonius auctus bzw. der EKG muss also gewesen sein, dass Ägypten als Provinz dem römischen Reich hinzugefügt wurde2: Eutr. 7,7: Aegyptus per Octavianum Augustum imperio Romano adiecta est. Eutr. 7,9: Romano adiecit imperio Aegyptum. Hier. chron. 162b: Aegyptus fit Romana provincia. Identisch mit Sueton (und ohne Parallelen mit Hieronymus) sind die Nachrichten Eutrops über die Vertreibung der Germanen über die Elbgrenze

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Hieronymus zeigt größere Nähe zu Suet. Dom. 13,2: statuas sibi in Capitolio non nisi aureas et argenteas poni permisit ac ponderis certi. Vgl. Helm, Hieronymus und Eutrop, 260: „Der Ausdruck kehrt mit dem Plural und der Verbindung sibi in Capitolio wieder zu dem suetonischen zurück.“ Vgl. Burgess, Jerome, 358. Im Gegenzug soll Nerva die Errichtung goldener und silberner Statuen verboten haben, vgl. Cass. Dio 68,2,1: „Er verbot auch, ihm zu Ehren goldene oder silberne Standbilder zu errichten.“ (Übers. Veh). Die Nachricht geht also letztlich auf antidomitianische Propaganda nach dem Regierungswechsel von 96 zurück. Auch bei Cassius Dio wird der Plural gebraucht. 2 fr. 1. Vgl. die Erläuterungen im Kommentar.

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oder über die Wiedergewinnung der verloren gegangenen Feldzeichen von den Parthern: Eutr. 7,9: ipsos quoque (Germanos) trans Albim fluvium summovit. … reddiderunt etiam signa Romana, quae Crasso victo ademerant. Suet. Aug. 21,1: Germanos ultra Albim fluvium summovit. Suet. Aug. 21,3: signa militaria, M. Crasso et M. Antonio ademerant, reposcenti reddiderunt.1 Was Nero betrifft, so hat Eutrop aufs Ganze betrachtet deutlich mehr Suetonstoff als Hieronymus. Ohne Parallele bei Hieronymus sind etwa die Ausführungen über die außenpolitischen Katastrophen: Eutr. 7,14,4: Britanniam paene amisit. nam duo nobilissima oppida capta illic atque eversa sunt. Armeniam Parthi sustulerunt legionesque Romanas sub iugum miserunt. Suet. Nero 40,2: Britannia Armeniaque amissa. Suet. Nero 39,1: clades Britannica, qua duo praecipua oppida magna civium sociorumque caede direpta sunt. ignominia ad Orientem legionibus in Armenia sub iugum missis aegreque Syria retenta.2 Hinzuweisen ist auf die von Eutrop gebotene Biographie Vespasians, in der sich wörtliche Anklänge an Sueton wiederfinden, aber von zweiunddreißig (statt nur von dreißig) Kämpfen die Rede ist. Eutr. 7,19,1: princeps obscure quidem natus, sed optimis comparandus, privata vita inlustris, ut qui a Claudio in Germanian et deinde in Brittaniam missus tricies et bis cum hoste conflixerit, duas validissimas gentes, viginti oppida, insulam Vectam, Brittaniae proximam, imperio Romano adiecerit. Suet. Vesp. 4,1: Claudio principe Narcissi gratia legatus legionis in Germaniam missus est; inde in Britanniam translatus tricies cum hoste conflixit. duas validissimas gentes superque viginti oppida et insulam Vectem, Britanniae proximam, in dicionem redegit partim Auli Plauti legati consularis partim Claudii ipsius ductu. Bei der Angabe über die Trauer über den Tod des Titus gibt Eutrop den Inhalt Suetons zunächst frei und dann wörtlich wieder. Auch hier findet sich keine Parallele bei Hieronymus. Eutr. 7,22,2: tantus luctus eo mortuo publicus fuit, ut omnes tamquam in propria doluerint orbitate. senatus obitu ipsius circa vesperam nuntiato

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Zu weiteren Übereinstimmungen für den gesamten Abschnitt bei Eutrop und bei Sueton s. Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 20. 2 Vgl. Cohn, Quibus ex fontibus, 37.

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nocte inrupit in curiam et tantas ei mortuo laudes gratiasque congessit, quantas nec vivo umquam egerat nec praesenti. Suet. Tit. 11: quod ut palam factum est, non secus atque in domestico luctu maerentibus publice cunctis, senatus prius quam edicto convocaretur ad curiam concurrit, obseratis adhuc foribus, deinde apertis, tantas mortuo gratias egit laudesque congessit, quantas ne vivo quidem umquam atque praesenti1. Betrachtet man diese Parallelen und Unterschiede in ihrer Gesamtheit, lassen sich Vermutungen darüber anstellen, wie sich Suetonius auctus, EKG und die von Eutrop, Hieronymus und Festus benutzte gemeinsame Vorlage zueinander verhalten. Die Tradierung von Suetonstoff kann man durch ein Stemma veranschaulichen, in dem der Weg von Suetonius auctus über die EKG zur (aus der Republikgeschichte und der EKG kombinierenden) „Römischen Geschichte“ führt, aus der Eutrop, Festus und Hieronymus schöpfen:

Suetonische Formulierungen und Erweiterungen der Darstellung Suetons, die insbesondere bei Eutrop und Hieronymus festgestellt werden können, die sich aber schon in der „Römischen Geschichte“ fanden, würden damit

1

Vgl. Cohn, Quibus ex fontibus, 38.

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nur über die Vermittlung der EKG bzw. die Konsultation des Suetonius auctus zu erklären sein. Das wird auch bei einem Teil solcher Passagen bei Aurelius Victor der Fall sein. Diese Hypothese wird durch das oben aufgeführte Stemma verdeutlicht. Es kann gleichwohl aber nicht ausgeschlossen werden, dass die von Eutrop und Hieronymus benutzte „Römische Geschichte“ mitunter genauso direkt auf Sueton und/oder sonstige Suetonepitomen zurückgegriffen hat, wie es für Aurelius Victor vermutet und für die Epitome de Caesaribus mit Sicherheit festgehalten werden kann. Man hätte es dann hier mit dem nicht seltenen Fall zu tun, dass ein ausführlicheres Geschichtswerk (bzw. die Quelle, nämlich der Suetonius auctus) gemeinsam mit der Zusammenfassung (die EKG) benutzt wurde und dass aus Grundquelle und Zusammenfassung ein neumontierter Text entstand. Wegen der Eventualität direkter Rückgriffe auf Sueton schien es angebracht, nicht alle suetonischen Entlehnungen, die bei Eutrop und Hieronymus zu finden sind, unter die Fragmente der EKG aufzunehmen. Vielmehr sind in ökonomischer Weise nur die Fälle berücksichtigt, in denen, entsprechend der von Enmann formulierten Grundhypothese, neben den Übereinstimmungen mit Sueton auch Übereinstimmungen mit Aurelius Victor sowie spezifische Varianten und Erweiterungen zu beobachten sind. c) Hieronymus und Aurelius Victor In einigen Fällen ist schließlich Hieronymus dem Wortlaut des Aurelius Victor näher als Eutrop. Meistens ist dies ein genauso eindeutiges Indiz für die Benutzung der EKG wie ein Zusammentreffen von Aurelius Victor und Eutrop. Gleichwohl sind nicht alle Stücke, in denen sich Hieronymus und Aurelius Victor berühren, in diese Zusammensicht aufgenommen. Helm diskutiert etwa folgenden Fall1: Hier. chron. 233c und 233d: Romani Gothos in Sarmatarum regione vicerunt. Constans, filius Constantini, provehitur ad regnum. Aur. Vict. 41,13: interea Gothorum Sarmatarumque stratae gentes filiusque cunctorum minor, Constans nomine, Caesar fit. Eutr. 10,7,1 berichtet weder von der Erhebung des Constans noch vom Sieg über die Sarmaten, sondern nur über Gotensiege nach dem Bürgerkrieg gegen Licinius: etiam Gothos post civile bellum varie profligavit. Die Zu-

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Helm, Hieronymus und Eutrop, 296.

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sammenschau der Passagen führt also in diesem Fall nicht zur Rekonstruktion einer allen drei Autoren gemeinsamen Grundquelle und bietet somit keine Aussage über die Gestalt der EKG. Übereinstimmungen zwischen Aurelius Victor und Hieronymus finden sich vor allem für im Chronikstil aufgeführte Ereignisse im Osten des Reiches, aber auch für Kurznotizen zur kaiserlichen Dynastie. Mitunter sind in diesen Fällen auch einige Übereinstimmungen des Aurelius Victor mit Theophanes zu konstatieren, etwa in der Darstellung zu Calocaerus1 oder zu dem von Gallus niedergeschlagenen jüdischen Aufstand. Aurelius Victor hat also – anders als Eutrop – bisweilen eine Vielfalt von Quellen benutzt, zu denen auch diese östliche Chronik gehört, die teilweise auch von Hieronymus reflektiert wird2. Es handelt sich um eine Vorgängerin der bekannten Consularia Constantinopolitana, einer Chronik, die sowohl von Aurelius Victor als auch vom anonymen homöischen Historiker benutzt worden ist3. Alle Stücke des Aurelius Victor, die sich auf diese Fastenquelle zurückführen lassen, sind aus der Rekonstruktion der EKG auszuklammern. Zwar ist nicht auszuschließen, dass solche offiziösen Fastennachrichten auch Eingang in die EKG fanden4. Da aber Aurelius Victor ein reiches und divergie-

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Anders hier wieder Helm, Hieronymus und Eutrop, 296 f. Dazu Bleckmann, Überlegungen, 20–4. 3 Zur Gegenüberstellung von Theophanes und Aurelius Victor vgl. Bleckmann, Überlegungen, 22: a) Theophn. p. 17,21 f. (de Boor) und Aur. Vict. 41,13 (Erhebung des Constans); b) Theophn. p. 20,20 und 41,9 (de Boor) (Kooptation des Martinianus); c) Theophn. p. 20,21 (de Boor) und Aur. Vict. 41,6 (die drei Caesaren von 317); d) Theophn. p. 27,31–28,2 (de Boor) und Aur. Vict. 41,13 (Goten- und Sarmatensieg); e) Theophn. p. 28,19 f. (de Boor) und Aur. Vict. 41,18 (Donaubrücke von 328); f) Theophn. p. 29,28 (de Boor) und Aur. Vict. 41,15 (Erhebung des Dalmatius); g) Theophn. p. 29,28–30 (de Boor) und Aur. Vict. 41,11 (Calocaerus in Zypern). Dazu gehört auch die Nachricht über den jüdischen Aufstand, vgl. Hier. chron. 238f; Aur. Vict. 42,11. In der Chronik des Hieronymus finden sich die Punkte a), c), d), f) und g), einige Punkte sind auch in syrischen Chroniken aufgegriffen. Zur EKG zählt diese Übereinstimmungen dagegen Burgess, Jerome, 367 (Constans und Calocaerus); 368 (jüdischer Aufstand unter Gallus). Ich vermute, dass Theophanes hier den gleichen Traditionsstrang von Fastennachrichten benutzt hat, den man auch für das fünfte Jahrhundert aufgrund naher Parallelen mit den Consularia Italica ermittelt hat, vgl. Mommsen, Chronica Minora I, 298 Anm. 2; 299 Anm. 1; 300 Anm. 1–2; 304 Anm. 1–2; 305 Anm. 2–3; 306 Anm. 1–3. Eine gesonderte Untersuchung der Frage bereite ich vor. 4 In wenigen Fällen können präzise chronologische Angaben auf die EKG, nicht etwa auf eine Fastenquelle zurückgeführt werden. Das gilt etwa für die Angaben zur Chronologie des britannischen Sonderreichs (Aur. Vict. 39,39–42, vgl. Eutr. 9,22,2). Bei den Angaben zur 2

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rendes Quellenmaterial benutzte, können solche Notizen ihm auch auf anderen Wegen als dem über die EKG zugeflossen sein. Die Rekonstruktion der EKG ist sicherer, wenn diese Notizen ausgeklammert werden. 4. Festus Neben Hieronymus bietet, wie bereits erwähnt, auch Festus immer wieder Formulierungen und Inhalte, die mit denjenigen Eutrops eng verwandt sind. Dabei ist nicht auszuschließen, dass Festus in einigen Fällen auf die annähernd zeitgleich erschienene Arbeit Eutrops zurückgegriffen hat. In anderen Fällen ist offenkundig die gleiche Vorlage benutzt worden, auf die auch Hieronymus und Eutrop rekurriert haben, also die wiederholt erwähnte „Römische Geschichte“, die ihrerseits die EKG benutzt hat.1 Das eben erwähnte Beispiel mit dem Bericht über die Integration Ägyptens in das römische Reich lässt sich durch die bei Festus zu entdeckende Nachricht vervollständigen: Eutr. 7,7: Aegyptus per Octavianum Augustum imperio Romano adiecta est. Hier. chron. 162b: Aegyptus fit Romana provincia. Ruf. Fest. 13,3: Aegyptus … provinciae formam Octaviani Caesaris Augusti temporibus accepit.2 Hier ist der Beitrag des Festus deshalb wertvoll, weil er mit der Angabe des Hieronymus übereinstimmt und damit bestätigt, dass Hieronymus mit seiner Angabe über die Umwandlung Ägyptens in eine römische Provinz nicht lediglich Eutrop variiert, sondern über die „Römische Geschichte“ einen von Eutrop unabhängigen Zugang zur Grundquelle (Suetonius auctus) mit qualitätsvollen Angaben hat. Grundsätzlich führen aber auch hier die Gemeinsamkeiten zwischen Hieronymus, Eutrop und Festus allein noch nicht zur EKG, sondern nur zur gemeinsamen Vorlage dieser drei eng verwandten Quellen, also einem Abriss einer gesamtrömischen Geschichte. In der Regel hat, wie bereits erläutert, diese Geschichte die EKG benutzt, kann aber immer wieder im Einzelnen auch weitere Quellen, etwa den Suetonius

Chronologie der Kriege zwischen Konstantin und Licinius (Aur. Vict. 41,2 und 6) fehlt dagegen eine Parallele bei Eutrop. 1 Wagener, Eutropius, 523–45. 2 Dazu Burgess, Jerome, 357: „Jerome and Festus both state that Egypt became a province, while Eutropius merely states that it was added to the Empire.“ Die Nachricht stammt letztlich aus Suet. Aug. 18,2.

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auctus, unabhängig von der EKG benutzt haben. Im Fall der Erhebung von Ägypten zur Provinz hat man aber noch ein zusätzliches Indiz für die Zuweisung an die EKG, nämlich Ähnlichkeiten, die im Vergleich mit Aurelius Victor auffallen1. 5. Polemius Silvius Eine extreme Kurzfassung einer Serie kaiserlicher Biographien bietet der im Sammelwerk des Polemius Silvius enthaltene Laterculus aus der Mitte des fünften Jahrhunderts. In einigen Punkten fallen dort Übereinstimmungen mit Zeugen der EKG auf, doch ist unklar, inwiefern Polemius Silvius die EKG direkt benutzt hat2. Weitaus die meisten Übereinstimmungen erklären sich jedenfalls damit, dass Polemius Silvius vor allem Aurelius Victor kannte. Einige wertvolle Informationen des Polemius Silvius stimmen partiell mit der Historia Augusta überein, allerdings gerade für Passagen, die landläufig eben nicht der EKG, sondern einer ausführlicheren historiographischen Quelle zugewiesen werden. Das betrifft etwa die Angaben über östliche und illyrische Usurpatoren in der Zeit des Gallienus (Macrianus und Quietus), die Söhne des Gallienus oder über Usurpatoren unter Aurelian (Vaballathus), die der gemeinsamen Quelle des Aurelius Victor und Eutrop nicht bekannt waren. Vereinzelte Informationen zur konstantinischen Zeit teilt Polemius Silvius mit der Origo Constantini3, aber auch hier für Teile dieses Werks, die mit den übrigen Zeugen der EKG-Tradition keine Berührung haben, nämlich in den Spezialangaben über Valens, den ephemeren Mitregenten des Licinius, oder die Königsstellung des Hannibalianus. Es kann zwar nicht ausgeschlossen werden, dass in wenigen Fällen Polemius Silvius auf eine Quellenschicht zurückgreift, die älter als Aurelius Victor und Eutrop ist. Die meisten Informationen scheinen aber aus bekannten Quellen zusammengetragen worden zu sein, allen voran, wie bereits betont, aus Aurelius Victor. Polemius Silvius wird aus diesem Grund bei der Frage der Rekonstruktion der Kaisergeschichte nur dann aufgeführt, wenn einerseits keine Übereinstimmung mit Aurelius Victor zu verzeichnen ist und wenn andererseits aufgrund der Übereinstimmung mit anderen Zeugen der

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Vgl. fr. 1. Direkte Abhängigkeit von der EKG nimmt Burgess, Principes cum tyrannis, 491–500, besonders 494 an. 3 Zu diesen Beziehungen zwischen Polemius und dem Anonymus Valesianus vgl. König, Anonymus Valesianus I, 25. 2

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EKG ein von Aurelius Victor und sonstigen bekannten Zwischenquellen unbeeinflusster Zugriff zur EKG angenommen werden kann. Es handelt sich um eine sehr geringe Anzahl von Fällen. 6. Synkellos und byzantinische Autoren Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sind bei der Rekonstruktion der Fragmente der EKG auch Stücke verwendet worden, die bei Synkellos zu finden sind1. Da sie Eutrop sehr nahekommen, ist hier zunächst die Erklärung möglich, dass Synkellos eine dritte griechische Eutrop-Übersetzung benutzte, die neben derjenigen des Paianios und des „Kapiton Lykios“ (in Stücken bei Johannes Antiochenus) nachweisbar ist. In einigen Passagen bietet Synkellos aber anscheinend von Eutrop unabhängige, zusätzliche Informationen. Nachweisbar ist dies etwa für Einzelelemente in der Biographie des Carus2. Diese Ähnlichkeiten mit Eutrop fallen nicht nur für kaiserzeitliche Stücke auf3, sondern vereinzelt bereits für die römische Republik. So nennt Synkellos als einziger neben Eutrop den Konsul Cornelius Lentulus als Kämpfer gegen Pyrrhus, wovon die übrige Tradition nichts weiß4. Synkellos repräsentiert also nicht unbedingt die EKG, sondern eine griechische Bearbeitung jener römischen Gesamtgeschichte, die auch Eutrop, Hieronymus und Festus vorgelegen hat5. Auf andere byzantinische Chroniken, etwa auf Malalas, der eine Kaisergeschichte benutzt hat6, wurde nicht eingegangen. Berührungen zwischen Eutrop und Theophanes, dem Fortsetzer des Synkellos, sind damit zu erklären, dass bei Theophanes eine (nach Paianios

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Für die Kaisergeschichte stellt Mosshammer, Praefatio, XXIX fest: „nonnulla autem, quae pariter ab Eutropio narrata non invenimus, similiter commemorata inveniuntur in libro de Caesaribus, apud Orosium et scriptores historiae Augustae.“ 2 Bleckmann, Überlegungen, 18 f. 3 Vgl. Kommentar zu fr. 25, 67, 71, 79, 90, 91, 93, 98, 99. 4 Mosshammer, Praefatio, XXIX zu Gaius Caesar als Claudius Caesar. Vgl. Syncell. p. 326,27 mit Eutr. 2,14,4 zum Einsatz des Cornelius Lentulus. Der durchaus bekannte Konsul von 275 v. Chr. besiegte in Wirklichkeit die Samniten. 5 Aus diesem Grund stimmt Synkellos manchmal auch allein mit Festus überein, etwa bei der Benennung von Gaius Caesar als Claudius Caesar. Vgl. Kommentar zu fr. 2 g. S. ferner zu Immae als Ort der Auseinandersetzung zwischen Zenobia und Aurelian fr. 90 g. 6 A. Schenk Graf von Stauffenberg, Die römische Kaisergeschichte bei Malalas. Griechischer Text der Bücher IX–XII und Untersuchungen, Stuttgart 1931; L. Mecella, Malalas und die Quellen für die Zeit der Soldatenkaiser, in L. Carrara u. a. (Hgg.), Die Weltchronik des Johannes Malalas. Quellenfragen, Stuttgart 2017, 73–98, hier 84–6.

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und Kapiton Lykios) dritte griechische Eutrop-Übersetzung benutzt worden ist1, und wurden daher ebenfalls nicht berücksichtigt. 7. Ammianus Marcellinus In einer ganz geringen Anzahl von Fällen hat auch Ammianus Marcellinus für seine Rückblenden die Tradition der EKG benutzt2. IV. Zur Diskussion weiterer eventueller Textzeugen 1. Origo Constantini (Anonymus Valesianus, 1. Teil) Eine Anregung von S. Mazzarino aufgreifend, hat G. Zecchini in einem Aufsatz, dessen Positionen er später revidiert hat, in der Origo Constantini das einzige erhaltene vollständige Fragment der EKG erkannt3. Jenseits der Stücke, die aus Orosius und damit indirekt aus Eutrop entlehnt sind, gibt es im ersten Teil der Origo (bis Kapitel 13) Passagen, für die man eine Entsprechung mit der gemeinsamen Quelle des Eutrop und des Aurelius Victor konstatieren kann. Eine ziemlich enge Entsprechung findet sich in der Nachricht, dass Constantius I. in Eburacum (York) verstarb und Konstantin im Konsens zu dessen Nachfolger erhoben wurde4, und besonders deutlich in der Notiz über die Nachkommen des Constantius I.: relicta enim Helena priore uxore, filiam Maximiani Theodoram duxit uxorem, ex qua postea sex liberos Constantini fratres habuit. sed de priore uxore Helena filium iam Constantinum habuit, qui postea princeps potentissimus fuit (Origo Const. 1). Zu vergleichen ist hier Eutr. 9,22,1: Constantius privignam Herculii

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C. de Boor, Zu Iohannes Antiochenus, Hermes 30 (1885) 321–30, hier 324–7. Mango / Scott, The Chronicle of Theophanes Confessor, lxxvi spricht irrig von zwei griechischen Eutropübersetzungen. Explizit weist die Suda (κ 342) dem Kapiton Lykios allerdings die Autorschaft einer Eutropübersetzung zu. Kritik an der These von Kapiton Lykios als Autor der bei Johannes Antiochenus vorliegenden Übersetzung bei U. Roberto, Il Breviarium di Eutropio nella cultura greca tardoantica e bizantina: la versione attribuita a Capitone Licio, MEG 3 (2003) 241–70. Zur Frage s. auch die abweichenden, allerdings m. E. kaum überzeugenden Ansichten von Cameron, The Last Pagans of Rome, 665–8. 2 Vgl. fr. 21, 69, 71, 72, 108, 111. 3 G. Zecchini, L’Origo Constantini imperatoris, in: ders., Richerche di storiografia latina tardoanticha (I), Rom 1993, 28–38. Zu dieser These vgl. M. Festy, Réflexions sur l’Origo Constantini Imperatoris (Anonymi Valesiani Pars Prior), in: G. Bonamente / M. Mayer (Hgg.), HAC Barcinonense (2002), Bari 2005, 181–93, hier 186 mit Anm. 19. 4 Vgl. fr. 115.

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Theodoram accepit, ex qua postea sex liberos, Constantini fratres, habuit, Galerius filiam Diocletiani Valeriam, ambo uxores, quas habuerant, repudiare conpulsi1. Beide Stellen mit den Angaben über die Verstoßung der früheren Frau sowie insbesondere mit der identischen Wendung ex qua postea sex liberos, Constantini fratres habuit sind unzweifelhaft miteinander verwandt. Diese Verwandtschaft scheint nicht durch Orosius (7,25,5) vermittelt worden zu sein, der geringfügig abweichend formuliert: Constantius Herculii Maximiniani privignam Theodoram accepit uxorem, ex qua sex filios fratres Constantini sustulit. Dagegen findet man bei Hieronymus eine mit Eutrop und der Origo Constantini identische Formulierung. Weitere zu diskutierende parallele Wendungen finden sich beispielsweise in Eutr. 10,2,1, Aur. Vict. 40,1 und Origo Const. 5; Eutr. 10,2,2–4, Aur. Vict. 40,5– 7 und Origo Const. 6; Eutr. 10,4,1 f. und Origo Const. 8 sowie Origo Const. 13. Eine Verwandtschaft der Quellen ist für diese Fälle nicht zu leugnen, aber die komplexe Gemengelage, bei der auch Gemeinsamkeiten mit Zosimos zu diskutieren sind und in der die Origo meist durch Besonderheiten und Abweichungen auffällt, führt eher zur Ermittlung einer Vorstufe der EKG2. Ab dem Kapitel 13 sind Berührungspunkte der Origo Constantini mit Aurelius Victor, Eutrop und Hieronymus deutlich seltener3. In der Regel werden angesichts des uneindeutigen Befunds hier keine Passagen der Origo Constantini für die Rekonstruktion der EKG hinzugezogen. Zu verweisen ist auf die Diskussion in KFHist C 3. 2. Origo gentis Romanorum Die Origo gentis Romanorum enthält in ihrer Darstellung eine Reihe von Notizen zu kaiserlichen Bauaktivitäten in Rom. Diese Notizen werden in KFHist B 5 diskutiert. Einige der Notizen über Baumaßnahmen finden sich auch bei Hieronymus und in der Historia Augusta, während Eutrop sie meistens nicht kennt4. In den wenigen Fällen, in denen bei Eutrop Parallelen zu 1

Zu dieser Parallele vgl. König, Anonymus Valesianus I, 22; Neri, Medius princeps, 74. Vgl. hierzu Neri, Medius princeps, 75 f. Zu Berührungen der Origo Constantini mit Hieronymus s. die Diskussion bei Barnes, Jerome. 3 Vgl. den Überblick bei König, Anonymus Valesianus I, 22–4. 4 S. zu Hadrian: Origo Rom. 49 (KFHist B 5): templum Romae et Veneris fabricatum est. Vgl. Hier. chron. 200d: templum Romae et Veneris sub Hadriano in urbe factum. Es findet sich keine entsprechende Notiz bei Eutrop, da 8,7,2 zu unbestimmt ist und sich auch auf provinziale Bautätigkeit beziehen kann, anders Burgess, Jerome, 359. S. dagegen Helm, Hieronymus und Eutrop, 156: „Bei E. [Eutrop] ist keine Unterlage dafür gegeben.“ Ferner zu 2

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finden sind, lassen sich Abweichungen konstatieren. Dass es dabei um Nuancen gehen kann, zeigt das von Helm diskutierte Problem der Gemeinsamkeiten zu Neros Thermen. Hier. chron. 183d bietet: thermae a Nerone aedificatae quas Neronianas appellavit. Demgegenüber ist bei Eutr. 7,15,2 zu lesen: aedificavit Romae thermas, quae ante Neronianae dictae nunc Alexandrinae appellantur. Nur von der Errichtung der Thermen des Severus Alexander berichtet die Origo gentis Romanorum: thermae Alexandrinae dedicatae sunt1. Hier konstatiert Helm: „Auffällig ist, dass H. [Hieronymus], wenn er sie in seiner Quelle vorfand, die spätere Umnennung der Thermen in der Zeit des Alexander Severus nicht mitanführt, da er bzw. Eusebius, bei anderer Gelegenheit die Namensänderung mit Vorliebe erwähnt.“2 Hieronymus benutzt also hier nicht die Chronik des Eusebius, sondern die mit Eutrop gemeinsame Quelle, aber unabhängig von Eutrop, weshalb die Namensänderung fehlt. Was das Verhältnis zwischen der gemeinsamen Quelle des Hieronymus und Eutrops einerseits und der Origo gentis Romanorum andererseits betrifft, muss es wiederum eine gemeinsame Quelle gegeben haben3. Denn die Origo gentis Romanorum, die vor dem Chronographen von 354 entstanden und erst nachträglich in den Chronographen integriert worden ist, kann die Kaisergeschichte, mit der sie viele Parallelen zeigt, selbst noch nicht benutzt

Commodus: Origo Rom. 53 (KFHist B 5): hoc imperante thermae Commodianae dedicatae sunt. Vgl. Hier. chron. 208i: Thermae Commodianae Romae factae. Auch hier findet sich keine entsprechende Notiz bei Eutrop. Ähnliches lässt sich auch für die Bauwerke des Septimius Severus konstatieren: Origo Rom. 56 (KFHist B 5): hoc imperante Septizonium et thermae Severianae dedicatae sunt. Vgl. Hier. chron. 212a: Severo imperante thermae Severianae aput Antiochiam et Romae factae et Septizonium extructum. S. ferner Hist. Aug. Sept. Sev. 19,5. Zu Heliogabal: Origo Rom. 60 (KFHist B 5): Heliogabalium dedicatum est. Vgl. Hier. chron. 214g: Heliogabalium templum Romae aedificatum. S. Hist. Aug. Heliog. 1,6. 1 KFHist B 5, 61. 2 Helm, Hieronymus und Eutrop, 278. Vgl. auch ibid., 157 und 284. Mit zu berücksichtigen ist in der Diskussion die Historia Augusta (Alex. 25,3): opera veterum principum instauravit, ipse nova multa constituit, in his thermas nominis sui iuxta eas quae Neronianae fuerunt aqua inducta, quae Alexandrina nunc dicitur. Vgl. dazu Cohn, Quibus ex fontibus, 39 Anm. 37 gegen Mommsen (in Anmerkungen der Ausgabe Droysens). Eutrop soll nach Mommsen die Passage aus der Origo gentis Romanorum bezogen haben. Diese Möglichkeit lehnt Cohn ab: „Thermas enim a Nerone exstructas (7,15,2) si ex chronico (p. 647) hauserit, qui quaeso factum est, ut cum Lampridio (vit. Alex. 25) multo etiam magis concineret?“ 3 Helm, Hieronymus und Eutrop, 156–8; 280 f.; Burgess, Jerome, 357 f.; Stein, Einl. zu Origo Rom. (KFHist B 5, 18). Sehr knapp Barnes, Lost Kaisergeschichte, 23 f.

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haben, Hieronymus enthält aber umgekehrt durchaus partiell richtigere Angaben als die Origo. Die Parallelen verweisen also auf eine Quellenschicht, die älter ist als die bis 357 reichende gemeinsame Quelle von Aurelius Victor und Eutrop. Dabei finden sich einige Berührungen zwischen Zeugen der EKG einerseits und der Origo andererseits, durchaus auch in den ereignisgeschichtlichen Kurznachrichten, vor allem in Notizen zum Ende diverser Kaiser. Folgende Entsprechungen zu den Stücken der EKG (in der in dieser Ausgabe vorgeschlagenen Numerierung) lassen sich aufzählen: fr. 14 (Ende des Titus), vgl. Origo Rom. 45 (KFHist B 5): excessit Curibus Sabinis cubiculo patris. fr. 17 (Bauten Domitians), vgl. Origo Rom. 46 (KFHist B 5): hoc imperante multae operae publicae fabricatae sunt: atria VII, horrea piperataria, ubi modo est basilica Constantiniana, et horrea Vespasiani, templum Castorum et Minervae, portam Capenam, gentem Flaviam, Divorum, Iseum et Serapeum, Minervam Chalcidicam, odeum, Minuciam veterem, stadium et thermas Titianas et Traianas, amphitheatrum usque ad clipea, templum Vespasiani et Titi, Capitolium, senatum, ludos IIII, palatium, Metam sudantem et pantheum. fr. 54 (Bauten des Septimius Severus), vgl. Origo Rom. 56 (KFHist B 5): hoc imperante Septizonium et thermae Severianae dedicatae sunt. fr. 58 (Inzest Caracallas), vgl. Origo Rom. 58 (KFHist B 5): hic suam matrem habuit. fr. 59 (Bauten Caracallas), vgl. Origo Rom. 58 (KFHist B 5): hoc imperante ianuae circi ampliatae sunt et thermae Antoninianae dedicatae sunt. fr. 63 (Heliogabalium in Rom), vgl. Origo Rom. 60 (KFHist B 5): Heliogabalium dedicatum est.1 fr. 66 (Thermen des Severus Alexander), vgl. Origo Rom. 61 (KFHist B 5): et thermae Alexandrinae dedicatae sunt. fr. 70 (Ende des Pupienus und des Balbinus), vgl. Origo Rom. 64 (KFHist B 5): occisi Romae. fr. 71 (Ende Gordians III.), vgl. Origo Rom. 65 (KFHist B 5): excessit finibus Parthiae. fr. 76 (Ende des Philippus Arabs und seines Sohnes), vgl. Origo Rom. 66 (KFHist B 5): occisus senior Verona, iunior Romae in castris praetoriis. fr. 78 (Bauten des Decius), vgl. Origo Rom. 67 (KFHist B 5): hoc imperante thermae Commodianae dedicatae sunt. 1

Auch die Benennung des Kaisers als Heliogabalus scheint für die gemeinsame Quelle von EKG und Origo gentis Romanorum spezifisch zu sein, s. Kommentar zu fr. 63.

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fr. 80 (Gallus und Volusianus), vgl. Origo Rom. 68 (KFHist B 5): Gallus et Volusianus imperaverunt annos II, menses IIII, dies IX. … his imperantibus magna mortalitas fuit. occisi in Foro Flamini. fr. 89 (Quintillus), vgl. Origo Rom. 72 (KFHist B 5): Quintillus imperavit dies LXXVII. … occisus Aquileia. fr. 91 (Aurelianus), vgl. Origo Rom. (KFHist B 5): hic muro urbem cinxit. templum Solis et castra in campo Agrippae dedicavit. genium populi Romani aureum in rostra posuit. porticus thermarum Antoninianarum arserunt et fabricatae sunt. panem, oleum et salem populi iussit dari gratuite. agonem Solis instituit. occisus Caenophrurio. fr. 113 (Triumph Diokletians und Maximians), vgl. Origo Rom. 79 (KFHist B 5): regem Persarum cum omnibus gentibus ⟨ ⟩ et tunicas eorum ex margaritis numero XXXII circa templa domini posuerunt; … excessit Diocletianus Salonas, Maximianus in Gallia. In welchem Verhältnis die gemeinsame Quelle von Origo und EKG wiederum zur Chronik Eusebs steht, bleibt der Diskussion unterworfen1. Festgestellt werden kann, dass Hieronymus vermutlich alle Einträge, die mit der Origo übereinstimmen, aus der EKG entnommen hat. Diese berichtete, gerade was die Bauten betrifft, in einigen Punkten ausführlicher und gab die gemeinsame Grundquelle besser wieder als die Origo, die allerdings manchmal ihrerseits ausführlicher war. Es ist eher unwahrscheinlich, dass Hieronymus neben der EKG gesondert eine Chronik benutzt hat, die ein

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In einigen Fällen stimmen die Origo gentis Romanorum, die Chronik Eusebs und die EKG miteinander überein. Übereinstimmungen zwischen Hieronymus, der armenischen Übersetzung der Chronik Eusebs und der Origo verweisen wohl immer darauf, dass Hieronymus seine Notiz nicht über die EKG, sondern über die Chronik des Euseb bezogen hat, vgl. die Nachricht über den Tod des Commodus in domo Vestiliani (Hier. chron. 210a), vgl. Origo Rom. 53 (KFHist B 5): excessit domo Victiliana und armenische Übersetzung p. 155 und p. 223 Karst. Im Falle von Altinum als Sterbeort des Lucius Verus, vgl. Origo Rom. 51: excessit Altino. Für fr. 33 (Tod des Lucius Verus in Altinum) findet sich eine Parallele nicht nur bei den Zeugen der EKG (vgl. fr. 33), sondern auch in der armenischen Übersetzung der Chronik Eusebs p. 155 Karst: „Beros verschied zu Latinos“. Der gleiche Befund ist für weitere Todesortnachrichten zu konstatieren. Zu Antoninus Pius vgl. etwa Origo Rom. 50 (KFHist B 5): excessit Lorio mit fr. 31 und der armenischen Übersetzung p. 155 Karst, für den Todesort Caracallas vgl. Origo Rom. 58 (KFHist B 5): excessit inter Edessam et Carras mit fr. 61 und der armenischen Übersetzung p. 155 und 225 Karst.

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Verzeichnis kaiserlicher Bauaktivitäten in Rom bot. Weil man diese Möglichkeit freilich nicht mit letzter Gewissheit ausschließen kann1, werden die seltenen Passagen, in denen nur eine Übereinstimmung zwischen Hieronymus und Origo auffällt, die aber nicht mit Parallelen bei sonstigen Zeugen der EKG hinterlegt werden können, nicht in die Sammlung von EKG-Fragmenten aufgenommen2. 3. Die Historia adversus paganos des Orosius Die 417 verfasste Historia adversus paganos enthält zwar für den Bericht der Zeit von Augustus bis Constantius II. zahlreiche mit den übrigen EKGZeugen übereinstimmende Passagen. Diese gehen aber auf Eutrop bzw. Hieronymus zurück3. Eine selbständige Benutzung der EKG ist auszuschließen. 4. Die Caesares des Julian In den Caesares Julians werden im Zusammenhang mit der Vorstellung der am Symposion teilnehmenden Kaiser einige Charakteristika angegeben, die Ähnlichkeiten mit der Darstellung der EKG zeigen. Die Einzelheiten sind hier von Alföldi zusammengetragen worden4. Dazu gehören etwa die Charakterisierung des Gallienus als effeminierter und nachlässiger Herrscher5, der Großmut des Claudius Goticus6, die Grausamkeit Aurelians7 und die Wollust und Treulosigkeit des Maximianus Herculius8. Wieweit alle der von Alföldi zusammengetragenen Parallelen wirklich auf die EKG verweisen, ist bei einigen Details unsicher, wie den angeblich von Probus zurückeroberten 70 gallischen Städten, von denen neben Julian nur die Historia Augusta 1

S. auch R. Behrwald, Die Stadt als Museum? Die Wahrnehmung der Monumente Roms in der Spätantike, Berlin 2009, 241. 2 Ein Beispiel wäre etwa die Nachricht über die Errichtung des Roma und Venus-Tempels durch Hadrian, vgl. Kommentar zu fr. 28. 3 Vgl. M.-P. Arnaud-Lindet, Introduction, in: Orose. Histoire contre les païens. Tome I: Livres I–III, Paris 2003, XXIX. 4 A. Alföldi, Die verlorene Kaisergeschichte Enmanns und die „Caesares“ Julians, in: BHAC 1966/1967, Bonn 1968, 1–8. Gegen dessen Hypothese wendet Barnes, Lost Kaisergeschichte, 27 Anm. 80 ein, die Ähnlichkeiten zwischen Julian und den Zeugen der EKG erklärten sich durch die gleiche Faktengrundlage. 5 Iul. caes. 313 b. Vgl. fr. 84. 6 Iul. caes. 313 d. Vgl. fr. 87. 7 Iul. caes. 313 d. Vgl. fr. 91 und 92. 8 Iul. caes. 315 b–c und fr. 112 und 117. Die Wollust wird bei Aur. Vict. 39,46 thematisiert. Zur Schaffung der Provinz Dakien durch Traian vgl. Iul. caes. 311 c und fr. 22.

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berichtet, aber in einem Kontext, der gerade nicht aus der EKG stammt1. In anderen Fällen berichtet Julian auch mit der EKG unvereinbare Versionen, etwa hinsichtlich der Beteiligung des Pertinax am Mord an Commodus2. Grundsätzlich ist die Annahme, dass Julian die EKG zur Kenntnis genommen hat, plausibel und die von Alföldi hervorgehobenen Berührungspunkte sind durchaus bemerkenswert. Gleichwohl wurde auf eine Berücksichtigung der Passagen der Caesares verzichtet, schon deshalb, weil in keinem Fall wörtliche Bezüge oder sonst besonders spezifische inhaltliche Gemeinsamkeiten konstatiert werden können. V. Die Frage der Fortsetzungen der EKG Die Rekonstruktion der EKG hat einen hohen Grad an Gewissheit, wo Übereinstimmungen zwischen Eutrop und Aurelius Victor auffallen, und sie ist dort besonders sicher, wo diese Übereinstimmungen sich durch einen Bindefehler von der übrigen Tradition unterscheiden. Neben dieser Kernzone gibt es ein diffuseres Umfeld, für das nur wahrscheinliche Aussagen möglich sind. Hier ist von Fall zu Fall zu entscheiden, ob man diese zusätzlichen Zeugnisse berücksichtigen möchte oder nicht. Im Großen und Ganzen hat in der vorliegenden Zusammenstellung das Ökonomieprinzip Anwendung gefunden. Wenn sich Übereinstimmungen zwischen Zeugen anders als durch den Rückgriff auf die EKG als gemeinsame Quelle erklären lassen, sind sie nicht berücksichtigt worden. Eine Ausnahme wurde hier lediglich für die Stellen der Historia Augusta gemacht, die im Rahmen der Diskussion um die Rekonstruktion der EKG immer wieder angeführt werden. Bei ihnen ist die Erklärung, dass Eutrop und Aurelius Victor vom Autor der Historia Augusta einfach kombiniert worden sind, zwar oft naheliegend, sie ist jedoch bisweilen nicht in jeder Hinsicht als befriedigend anzusehen oder wird zumindest in der Historia-Augusta-Forschung kontrovers diskutiert. Auf die 1

Iul. caes. 314 a–b. Vgl. Hist. Aug. Prob. 15,3. Eine Gegenüberstellung von weiteren Stellen der Historia Augusta und des Zosimos einerseits mit Passagen aus Julian andererseits bei Schmidt, Eusebius, 634 f. Einige wörtliche Übereinstimmungen zwischen Julian und Zosimos könnten sich allerdings daraus erklären, dass Zosimos über Eunapios Formulierungen Julians widerspiegelt (im Sinne der Hypothesen von A. Baldini, Ricerche sulla Storia di Eunapio di Sardi, Problemi di storiografia tardopagana, Bologna 1984 zum ersten Buch des Zosimos, s. auch A. Baldini, Le due edizioni della Storia di Eunapio e le fonti della Storia Nuova di Zosimos, AFLM 19 [1986] 47–109). 2 Iul. caes. 312 c, vgl. dagegen fr. 41. Macrinus ist in der EKG anders als bei Iul. caes. 313 a nicht der Mörder des Caracalla gewesen, vgl. fr. 61 mit Kommentar.

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Anwendung weiterer Kriterien, nach denen in dem einen oder anderen Fall auch ohne Quellenparallele die Zuweisung etwa einer Eutroppassage an die EKG möglich sein könnte, etwa bei auffälligen und stereotypen Wiederholungen ähnlicher Ausführungen zu „herkunft, umständen und rechtstitel“ bei der Erhebung von Kaisern1, ist verzichtet worden. Verzichtet wurde schließlich auch auf die Wiedergabe der Übereinstimmungen, die sich bei Hieronymus, der Epitome de Caesaribus, Eutrop, Festus und Ammianus Marcellinus für die Zeit nachweisen lassen, ab der Aurelius Victor als Zeuge der EKG ausfällt. Das Problem der Übereinstimmungen dieser Zeugnisse ist zuletzt von S. Ratti und R. Burgess behandelt worden. Ratti hat diese Übereinstimmungen mit der Benutzung der gemeinsamen Grundquelle Nicomachus Flavianus erklärt2, Burgess geht dagegen von mehreren Redaktionen der EKG aus3. Die erste Erweiterung ist mit der Redaktion identisch, die von Eutrop und Festus benutzt wurde, die zweite dagegen mit derjenigen, die Hieronymus benutzt haben soll und die mit dem Jahr 378 endete. Die Beziehungen zwischen den Notizen für die Zeit zwischen 357 und 378 sind wohlbemerkt bereits in der älteren Quellenforschung diskutiert worden4. Helm hat für sie eine überzeugende Erklärung gefunden und auf Redaktionen und Fortsetzungen hingewiesen. Eutrop, Hieronymus und Festus haben aus einer Quelle geschöpft, die auf der einen Seite Ergänzungen für die Zeit bis in die eigene Gegenwart bot und die auf der anderen Seite auch die ältere republikanische Geschichte enthielt: „ (…) wir müssen uns denken, dass ebenso diese Kaisergeschichte, zum mindesten in bestimmten Abständen, eine Ergänzung gefunden hat, um den neueren Zeiten nahezukommen, wie sie auch durch Verschmelzung mit einer Darstellung der älteren Geschichte zu einer vollständigen Geschichte Roms gemacht werden konnte.“5 Dabei ist aber nicht auszuschließen, dass diese Fortsetzung bis in die jüngere Zeit auch wieder zu Geschichtswerken gegriffen hat. Für die Rekonstruktion der EKG genügt es, im Sinne des Ökonomieprinzips – zu 1

Enmann, 422. S. Ratti, Jérôme et Nicomaque Flavien: Sur les sources de la Chronique pour les années 357–364, Historia 46,4 (1997) 479–508; ders., Les sources de la Chronique pour les années 357–364: Nouveaux éléments, in: B. Pouderon / Y.-M. Duval (Hgg.), L’historiographie de l’Eglise des premiers siècles, Paris 2001, 425–50. Ratti hat später dann andere Vorstellungen zu Nicomachus Flavianus entwickelt. 3 Burgess, A Common Source, 190. 4 Helm, Hieronymus und Eutrop, 300–3. 5 Helm, Hieronymus und Eutrop, 304. 2

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definieren ist die EKG als die Aurelius Victor und Eutrop gemeinsame Grundquelle – nur die Übereinstimmungen zu untersuchen, die bis zum Ende des Aurelius Victor zu konstatieren sind. Die nach 357 auffallenden und nicht immer eindeutigen Übereinstimmungen können zwar, müssen aber nicht auf eine Fortsetzung der EKG zurückgehen. VI. Zur Charakterisierung der EKG Das Problem, die Zeit und die Umstände zu bestimmen, unter denen die EKG entstanden ist, ist durch den Befund, dass Eutrop und Aurelius Victor bis in die Regierungszeit des Constantius II. Gemeinsamkeiten aufweisen und aus der gleichen Quelle schöpfen, nicht restlos geklärt. Denn in der gleichen Form, in der für die Zeit von 357 bis 378 die Existenz von Fortsetzungen und Redaktionsstufen vermutet werden kann, besteht natürlich auch für die gemeinsame Quelle des Eutrop und Aurelius Victor die Möglichkeit, dass sie ursprünglich zu einem früheren Termin endete, dann aber durch eine Redaktion fortgeführt wurde, die von Aurelius Victor und von Eutrop ebenso benutzt wurde wie der erste Hauptteil. An eine solche Kombination eines ursprünglichen Werks mit einer Fortsetzung hatte bereits Enmann gedacht, wenn diese Annahme auch lediglich der Notwendigkeit geschuldet war, die Benutzung seiner Kaisergeschichte durch die angeblich in diokletianischkonstantinischer Zeit endende Historia Augusta zu erklären. Einen Hinweis darauf, von welchem Standpunkt aus die EKG erarbeitet wurde, bietet die inhaltliche Schwerpunktsetzung. Die EKG stellt eindeutig vor allem die Zeit ab Mark Aurel, die Reichskrise und die Tetrarchie in den Mittelpunkt ihrer Darstellung, während sie für die Regierung der früheren Kaiser knapper vorgeht. Die biographische Form, in der diese Geschichte gegossen ist, und die sehr deutliche Gliederung des Stoffes nach den suetonischen Rubriken, die penible Beachtung der räumlichen und sozialen Herkunft der Kaiser, die genaue Darstellung ihrer Regierungsübernahme, ihrer außen- und innenpolitischen Erfolge, der Umstände ihres Todes und eventuell ihrer Divinisierung1, sollte nicht darüber hinweg täuschen, dass die EKG durchaus auch komplexere ereignisgeschichtliche Partien enthalten haben dürfte, etwa in der Schilderung von Bürgerkriegskonfrontationen in der Reichskrise und in der Tetrarchie oder von einigen äußeren Kriegen.

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Möglicherweise nur eine Eigenart Eutrops.

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Das Kaiserideal, das der Autor in seiner historischen Darstellung entwickelt, ist offenkundig relativ konventionell und entspricht in etwa dem, was wiederholt für Eutrop herausgearbeitet worden ist, nämlich der Verbindung einer respektvollen Haltung gegenüber der senatorischen Aristokratie im Innern und einer aggressiv-imperialen Außenpolitik. Dem Autor der EKG sind genaue Notizen zum Verhältnis zwischen Kaiser und Senat zuzuweisen, aus denen deutlich wird, dass er die Entmachtung des Senats unter Maximinus Thrax und die absolutistischen Attitüden der Tetrarchie verurteilt1. Er verzeichnet historische Zäsuren in der Organisation der kaiserlichen Macht oder Brüche im Wesen des Kaisertums, wobei er von den Realitäten der spätantiken Kollegialherrschaft ausgeht2. Ein besonderes Anliegen ist ihm – und Eutrop hat auch hier großenteils aus seiner Vorlage geschöpft – die genaue Beschreibung der Bildung der Kaiser3. Die Gesamtheit des Reiches wird in den Blick genommen, eine besondere Präferenz für eine Region ist nicht zu erkennen, wenn sich auch relativ viele Informationen zu Gallien finden, insbesondere zum gallischen Sonderreich, aber auch zur Usurpation des Carausius und des Allectus4. Relativ sicher lässt sich auch eine westliche Provenienz des Autors vermuten. Das zeigt etwa das Bild der vom Autor für die Regierung des Gallienus berücksichtigten Tyrannen, wo die Ausklammerung des östlichen Raumes auffällt5. Mit dem Vergilzitat und mit Anleihen aus Sueton (über den Suetonius auctus) und vermutlich Marius Maximus gibt sich der Autor als lateinischer Literat zu erkennen6. Man kann versuchen, den Autor durch eine Beobachtung der Einstellung zu den einzelnen Kaisern näher zu fassen. Die Bewertungen der frühen Kaiser des Prinzipats folgen im Großen und Ganzen der Darstellung des Sueton. Die Hochschätzung des Mark Aurel und die positive Bewertung des Septimius Severus könnte dem Profil des Marius Maximus entsprochen haben7, wobei der Autor der EKG deutlich eigene Akzente setzt, wie etwa in der

1

fr. 67; fr. 111. Vgl. fr. 32; 35; 52; 82; 102; 123; 132. 3 fr. 13; 28; 35; 49; 50. Eine ganze Reihe weiterer sonstiger Notizen zum Bildungsstand der Kaiser, die sich entweder bei Aurelius Victor oder bei Eutrop finden, dürfte ebenfalls der EKG entstammen. 4 fr. 86; 90; 103; 105. 5 fr. 83 und 86 zu den Usurpationen in der Zeit des Gallienus. 6 fr. 90. Zum Suetonius auctus s. oben III. 2 und 3b. 7 Zu dem mit vielen Unsicherheiten behafteten Marius Maximus s. Fündling, Vita Hadriani, 102–18; Zinsli, Vita Heliogabali, 78–83. 2

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rückprojizierenden Erfindung einer sonst unbekannten Schlacht an der Milvischen Brücke1. Die scharfe Gegenüberstellung der Fehlleistungen des Gallienus und der Rettungsaktionen der Kaiser des gallischen Sonderreichs verrät eine offenkundig in der tetrarchischen Zeit verbreitete Perspektive2. Das gallische Sonderreich, bzw. „die bestimmt begrenzte folge der gallischen kaiser von Postumus an bis Tetricus“ hat eine „vom plane der biographie ganz unabhängige eigene geschichtsdarstellung“ gefunden, die entstanden sein muss, „als Constantius über Gallien und Britannien waltete“3. Im Rückblick auf die Reichskrise wird dabei Claudius Gothicus in besonderer Weise idealisiert, zweifelsohne deshalb, weil dieser ganz kurz herrschende Kaiser entsprechend der 310 publik gemachten „Entdeckung“ als Ahnherr der konstantinischen Dynastie ausgegeben wurde4. Die positive Darstellung des Claudius könnte ein zusätzlicher Grund dafür gewesen sein, Gallienus besonders ungünstig darzustellen: „Gallienus wird als feiger üppiger gewissenloser regent geschildert. Die übertreibende tendenz, die dabei thätig war, ist die, dessen durch einen kaisermord auf den thron gelangten nachfolger Claudius in seinen tugenden zum gegenstücke des Gallienus zu machen und ihn zugleich als retter des reiches zu legitimiren.“5 Es fällt weiter auf, dass bei der Darstellung der Tetrarchie den Großtaten des Constantius I. eine besonders detaillierte Darstellung zukommt, während der glänzende Persersieg des Galerius immerhin dadurch in ein gewisses Zwielicht gerät, dass die Demütigung des Caesar nach der Niederlage in der ersten Kampagne ausführlich beschrieben wird6. Besonders ungünstig charakterisiert der Autor der EKG den Maximianus Herculius, während der junge Konstantin als exoptatissimus moderator die Bühne der Geschichte betritt und seine von Trier aus unternommenen Großtaten gegen die Franken hervorgehoben werden7. Sein Sieg über Maxentius wird entsprechend der nach 312 ausgegebenen offiziellen Interpretation als Sieg über einen den römischen Senat und die römische Freiheit unterdrückenden Tyrannen ausgegeben. Dass Konstantin in diesem Krieg der Angreifer war, wird wie in den zeitgenössischen panegyrischen Texten durchaus zugegeben, aber als 1

fr. 44. Bleckmann, Überlegungen, 29 f. mit Verweis auf Paneg. 8,10,1 f. 3 Vgl. zu Enmann, 435 Bleckmann, Überlegungen, 33. 4 fr. 88: Dass Claudius Gothicus der Ahnherr der konstantinischen Dynastie war, wurde anscheinend auch in der EKG behauptet. 5 Enmann, 434. Vgl. hierzu Bleckmann, Überlegungen, 35. 6 fr. 108 und 109. 7 fr. 115. Zu den Leistungen Konstantins für den Schutz Galliens Eutr. 10,3,2. 2

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besondere Rettungstat im Interesse Roms gerühmt 1. All diese Themen lassen sich gut erklären, wenn die Darstellung der politischen Geschichte des ausgehenden dritten und beginnenden vierten Jahrhunderts in der Zeit des jungen Konstantin, ungefähr um 313 oder 315 entstanden ist2. Die anschließende Darstellung der Ereignisse zwischen 313 und 357 zeigt einen eher summarischen Charakter, was darauf hinweisen könnte, dass es sich um Nachträge handelt, die auf einen in tetrarchisch-konstantinischer Zeit entstandenen und nicht mehr überarbeiteten3 Grundstock aufgesetzt worden sind, als die von Aurelius Victor und Eutrop benutzte Fassung 357 in der Umgebung Julians entstand4. Vieles in dieser Darstellung 1

fr. 119. Zur Verantwortung Konstantins für den im Sinne der Rettung Roms notwendigen Angriff B. Bleckmann, Constantine, Rome, and the Christians, in: Wienand, Contested Monarchy, 309–29, hier 321–4. 2 Dazu passt auch, dass sich zahlreiche Übereinstimmungen zwischen der EKG und der unmittelbar nach 325 abgeschlossenen Origo gentis Romanorum feststellen lassen, s. oben IV. 2. 3 Insbesondere wurde die ungünstige Charakterisierung des Maximianus Herculius nicht mehr korrigiert, obwohl dieser der Großvater des Constantius II. war. 4 Abweichende Überlegungen zum Redaktionsdatum der EKG bei Barnes, Lost Kaisergeschichte, 20, der keine spezifischen Ähnlichkeiten und Bindefehler für die Zeit nach 337 sieht. Ich selbst habe (Überlegungen, 36) wegen der Betonung der „Verteidigungsleistungen (…) des Constantius und des jungen Constantin“ in Verbindung mit der Kritik an der Alleinherrschaft Konstantins die Epoche des Magnentius erwogen, im Korrekturzusatz aber für das Enddatum 357 bereits auf Burgess, Jerome und auf Burgess, On the Date aufmerksam gemacht. Zu diesem Datum s. bereits H. W. Bird, Further Observations on the Dating of Enmann’s Kaisergeschichte, CQ 90 (1973) 375–7 sowie Syme, Emperors, 222. Auch der ursprüngliche Ansatz Enmanns, der seine Kaisergeschichte wegen der damaligen Annahmen zur Datierung der Historia Augusta in die tetrarchisch-konstantinische Zeit datierte, für die Zeit nach der Tetrarchie bis 357 dann einen Fortsetzer annehmen musste, legt diesen zeitlichen Ansatz (357) nahe. Man kann also für die EKG deutlich erkennen, dass es eine erste Formung in der tetrarchisch-konstantinischen Zeit gibt, dass aber die Endredaktion in die 350er Jahre gehört. Wenn man diese Formungsstufen im Blick hat und gleichzeitig berücksichtigt, wie Enmanns zeitlicher Ansatz (aufgrund des damals angenommenen Datums der Redaktion der Historia Augusta) zustande kommen musste, kann von einer großen Bandbreite der Datierung der EKG (von der Tetrarchie bis zu Constantius II.) und von einer völligen Verschiebung der Hypothesen zu ihrer Entstehungszeit keine Rede sein. Dies ist einzuwenden gegen die grundsätzliche Kritik von Zecchini, Qualche ulteriore riflessione, 66: „è mia ferma opinione che, quando un metodo d’indagine richiede il continuo spostamento del terminus ad quem per la fonte-base di una tradizione storiografica e soprattutto crede di risolvere le difficoltà attraverso fonti-fantasma, ebbene questo metodo è sbagliato.“ Den Bedenken von Zecchini folgt Gnoli, Aureliano, 39, der ebenfalls von einer Spreizung der mutmaßlichen Entstehungszeit von den 280er bis zu den 350er Jahren ausgeht.

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passt durchaus zur Sicht der Dinge, wie sie am Hof des Constantius II. in den ausgehenden 350er Jahren vertreten wurde. Dazu gehörte etwa die Darstellung, dass Constans zwar durchaus tüchtig, gleichzeitig aber von lasterhaftem Lebenswandel (im Unterschied zum modellhaften Bruder) und damit für die Usurpation des Magnentius gewissermaßen mitverantwortlich war1. Dazu gehören auch die übrigen Nachrichten über die Bezwingung des Vetranio (durch die Redekunst des Kaisers), des Magnentius und des Silvanus2. Sie fügen sich zu der Deutung der jüngsten Vergangenheit, wie man sie insbesondere aus den beiden panegyrischen Reden des Julian Caesar kennt. Das gilt auch für die Betonung des vermeintlich brutalen Charakters des Gallus, mit dem dessen Beseitigung begründet wurde. Diesen Charakter bringt Julian noch im gegen Constantius II. gerichteten Brief an die Athener als Konzession an den Standpunkt des Oberkaisers zur Sprache3. Andere Themen passen dagegen eher in die Zeit, in der der immer selbstbewusster gewordene Caesar die Konfrontation mit dem Oberkaiser vorbereitete. So werden in der summarischen Darstellung der Alleinherrschaft Konstantins die Verwandtenmorde zur Sprache gebracht4. Für die Herrschaft des Constantius II. fällt auf, dass die dubiosen Umstände der Beseitigung des Dalmatius Caesar 337 erwähnt werden5. Der Hinweis auf die sechs Kinder des Constantius I. kann ebenfalls als deutliche Anspielung auf ihr späteres Schicksal – die Ermordung der noch lebenden Halbbrüder Konstantins 337 – verstanden werden.6 Von Bedeutung für die Beurteilung ist schließlich, dass das Geschichtswerk gerade mit dem großen Erfolg Julians gegen die Alamannen schloss und offenkundig bezweckte, Julian als würdigen Nachfolger des Alamannensiegers Constantius I. erscheinen zu lassen.

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fr. 127. fr. 129; 131; 132. 3 fr. 132; Iul. ad Ath. 271 d. 4 fr. 124. 5 fr. 126. 6 fr. 104. Vgl. Iul. ad Ath. 270 c–d. 2

Enmannsche Kaisergeschichte fr. 1 a) Eutr. 7,7: Aegyptus per Octavianum Augustum imperio Romano adiecta est. 7,9: Romano adiecit imperio Aegyptum, Cantabriam, Dalmatiam … Pannoniam, Aquitaniam, Illyricum, Raetiam, Vindelicos et Salassos in Alpibus. b) Hier. chron. 162h: Aegyptus fit Romana provincia. c) Ruf. Fest. 13,3: Aegyptus … provinciae formam Octaviani Caesaris Augusti temporibus accepit. d) Aur. Vict. 1,2: adiectis imperio civium Raetis Illyricoque. e) Epit. Caes. 1,7: Cantabros et Aquitanos, Raetos, Vindelicos, Dalmatas provinciarum numero populo Romano coniunxit. fr. 2 a) Eutr. 7,9: obsides, quod nulli antea, Persae ei dederunt. 7,10,1: Scythae et Indi, quibus antea Romanorum nomen incognitum fuerat, munera et legatos ad eum miserunt. b) Hier. chron. 164e: Indi ab Augusto per legatos amicitiam postularunt. c) Ruf. Fest. 19,3: pacatis gentibus Orientis Augustus Caesar etiam Indorum legationem primus accepit. d) Aur. Vict. 1,7: felix adeo … ut Indi, Scythae, Garamantes ac Bactri legatos mitterent orando foederi. e) Epit. Caes. 1,8: huic Persae obsides obtulerunt creandique reges arbitrium permiserunt. 1,9: ad hunc Indi, Scythae, Garamantes, Aethiopes legatos cum donis miserunt.

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g) Syncell. 376,6 sq.: τότε καὶ Πανδίων ὁ τῶν Ἰνδῶν βαϲιλεὺϲ ἐπεκηρυκεύϲατο φίλοϲ Αὔγουϲτου γενέϲθαι καὶ ϲύμμαχοϲ. fr. 3 a) Eutr. 7,11,2: quosdam reges ad se per blanditias evocatos numquam remisit, in quibus Archelaum Cappadocem, cuius etiam regnum in provinciae formam redegit et maximam civitatem appellari nomine suo iussit, quae nunc Caesarea dicitur, cum Mazaca antea vocaretur. b) Hier. chron. 172c: Tiberius multos reges ad se per blanditias evocatos numquam remisit, in quibus et Archelaum Cappadocem, cuius regno in provinciam verso Mazacam nobilissimam civitatem Caesariam appellari iussit. c) Ruf. Fest. 11,4: (semper inter auxilia nostra fuere Cappadoces et ita maiestatem coluere Romanam), ut in honorem Augusti Caesaris Mazaca, civitas Cappadociae maxima, Caesarea cognominaretur. postremo sub imperatore Claudio Caesare cum Archelaus rex Cappadocum Romam venisstet et ibi diu detentus occubuisset, in provinciae speciem Cappadocia migravit. d) Aur. Vict. 2,3: nihilque praeter Cappadocas idque inter exordia in provinciam subactum remoto rege Archelao. g) Lyd. mag. 3,57,2: Καιϲάρειαν τὴν πόλιν Τιβέριοϲ Καῖϲαρ μετωνόμαϲεν, Ἀρχέλαον τῶν Καππαδοκῶν βαϲιλέα δόλῳ μεταϲτειλάμενοϲ ἐν τῇ Ῥώμῃ καὶ καταϲχὼν ἐν αὐτῇ· τὴν δὲ Καππαδοκίαν, οὐκ οὖϲαν ἄνωθεν, πρῶτοϲ ἐπαρχίαν Ῥωμαίοιϲ ἀπόφορον ἀπέφηνεν. fr. 4 a) Eutr. 7,12,3: stupra sororibus intulit. b) Hier. chron. 178g: (sorores), quibus stuprum intulerat. d) Aur. Vict. 3,10: quin etiam sororum stupro ac matrimoniis illudens nobilibus deorum habitu incedebat.

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fr. 5 a) Eutr. 7,13,2 sq.: Britanniae intulit bellum, quam nullus Romanorum post C. Caesarem attigerat, eaque devicta per Cn. Sentium et A. Plautium, inlustres ac nobiles viros, triumphum celebrem egit. quasdam insulas etiam ultra Britannias in Oceano positas imperio Romano addidit, quae appellantur Orchades. b) Hier. chron. 179g: Claudius de Brittanis triumphavit et Orchadas insulas Romano adiecit imperio. d) Aur. Vict. 4,2: simul ultima occasus, Britanniae partes contusae, quam solam adiit Ostia profectus mari. nam cetera duces curavere. fr. 6 a) Eutr. 7,14,5: duae tamen sub eo provinciae factae sunt, Pontus Polemoniacus concedente rege Polemone et Alpes Cottiae Cottio rege defuncto. b) Hier. chron. 184b: duae tantum provinciae sub Nerone factae, Pontus Polemoniacus et Alpes Cottiae Cottio rege defuncto. d) Aur. Vict. 5,2: quo etiam Pontum in ius provinciae Polemonis permissu redegit, cuius gratia Polemoniacus Pontus appellatur, itemque Cottias Alpes Cottio rege mortuo. f) Hist. Aug. Aurelian. 21,11: Nero, sub quo Pontus Polemoniacus et Alpes Cottiae Romano nomini sunt tributae. fr. 7 a) Eutr. 7,15,1: cum quaereretur ad poenam … e palatio fugit et in suburbano liberti sui, quod est inter Salariam et Nomentanam viam ad quartum urbis miliarium, se interfecit. 7,15,3: obiit tricesimo et altero aetatis anno … atque in eo omnis Augusti familia consumpta est. b) Hier. chron. 185h: Nero cum a senatu quaereretur ad poenam, e palatio fugiens ad quartum urbis miliarium in suburbano liberti sui inter Sala-

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riam et Nomentanam viam semet interficit anno aetatis XXXII atque in eo omnis Augusti familia consumpta est. d) Aur. Vict. 5,16: verum eius (sc. Galbae) adventu desertus undique nisi ab spadone, … semet ictu transegit, cum implorans percussorem diu ne ad mortem quidem meruisset cuiusquam officium. 5,17: hic finis Caesarum genti fuit. e) Epit. Caes. 5,7: ubi adventare Nero Galbam didicit senatusque sententia constitutum … egressus urbe sequenti … sequentibus Phaone, Epaphrodito Neophyotque et spadone Sporo … semet ictu gladii transegit, adiuvante trepidantem manum impuro de quo diximus eunucho. g) Pol. Silv. princ. 8: Nero … ipse se ferro, cum ob scelera sua et dedecora, quibus genus hominum omne superavit, a Romano populo ad poenam quaereretur, occidit. Syncell. 414,16–18: οὗτοϲ εἰϲ Ῥώμην ἐπανελθὼν ἐκ τῆϲ Ἑλλάδοϲ ἐκεῖθεν πάλιν εἰϲ Ἄργον φεύγει πειραϲθεὶϲ ἐπαναϲτάϲεωϲ καὶ ὑπό τινοϲ τῶν οἰκετῶν βιαίωϲ ἀναιρεῖται, ὡϲ δὲ ἕτεροι, ἑαυτὸν διαχειριϲάμενοϲ τέθνηκεν. fr. 8 a) Eutr. 7,16,1: antiquissimae nobilitatis senator. 7,16,2: huius breve imperium fuit et quod bona haberet exordia, nisi ad severitatem propensior videretur. d) Aur. Vict. 6,1: haud secus nobilis e gente clarissima Sulpiciorum, ubi Romam ingressus est, quasi luxuriae aut etiam crudelitati auxilio ventitavisset, rapere trahere vexare ac foedum in modum vastare cuncta et polluere. fr. 9 a) Eutr. 7,18,4: interfecto prius in urbe Sabino Vespasiani imperatoris fratre, quem cum Capitolio incendit. d) Aur. Vict. 8,5: huius legatorum in Italiam transgressu fusisque apud Cremonam suis Vitellius ab Sabino urbi praefecto, Vespasiani fratre,

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sestertium milies pepigerat arbitris militibus imperio decedere. sed postquam mox circumventum se nuntio ratus est, quasi renovato furore ipsum ceterosque adversae partis cum Capitolio, quod remedium saluti ceperant, cremavit. g) Syncell. 416,8–15: οὗτοϲ Ϲαβῖνον τὸν ἀδελφὸν Οὐεϲπαϲιανοῦ διατρίβοντα κατὰ τὴν Ῥώμην καὶ φόβῳ τῆϲ ἀναρρήϲεωϲ τοῦ ἀδελφοῦ ἐν τῷ Καπετωλίῳ προϲφυγόντα κατὰ τὸν ναὸν τοῦ Διὸϲ ἀνεῖλε, πολιορκήϲαϲ τὸν ἄνδρα καὶ τὸν ναὸν ἐμπρήϲαϲ. fr. 10 a) Eutr. 7,19,1: princeps obscure quidem natus, sed optimis conparandus, privata vita inlustris. d) Aur. Vict. 8,4: quippe Vespasianus nova senator familia Reatinis maioribus industria rebusque pacis ac militiae longe nobilis habebatur. fr. 11 a) Eutr. 7,19,2: Romae se in imperio moderatissime gessit. d) Aur. Vict. 9,2 sq.: namque primum satellites tyrannidis, nisi qui forte atrocius longe processerant, flectere potius maluit quam excruciatos delere prudentissime ratus nefaria ministeria a pluribus metu curari. deinde coniurationum multas scelere inulto abscedere patiebatur, comiter uti erat stultitiae coarguens, qui ignorarent, quanta moles molestiaque imperio inesset. fr. 12 a) Eutr. 7,19,3 sq.: sub hoc Iudaea Romano accessit imperio et Hierosolyma, quae fuit urbs nobilissima Palaestinae. Achaiam, Lyciam, Rhodum, Byzantium, Samum, quae libera ante id tempus fuerant, item Thraciam, Ciliciam, Commagenen, quae sub regibus amicis egerant, in provinciarum formam redegit.

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b) Hier. chron. 188c: Achaia Lycia Rhodus Byzantium Samus Thracia Cilicia Commagene, quae liberae antea et sub regibus amicis erant, in provincias redactae. d) Aur. Vict. 9,10: at bello rex Parthorum Vologaesus in pacem coactus atque in provincia Syria, cui Palaestinae nomen, Iudaeique. e) Epit. Caes. 9,13: Syria, cui Palaestina nomen est, Ciliciaque Trachia et Commagene, quam hodie Augustophratensem nominamus, provinciis accessere. Iudaei quoque additi sunt. fr. 13 a) Eutr. 7,21,1: facundissimus … causas Latine egit, poemata et tragoedias Graece conposuit. 7,21,3: liberalitatis tantae fuit, ut … cum quadam die in cena recordatus fuisset nihil se illo die cuiquam praestitisse, dixerit: amici, hodie diem perdidi. b) Hier. chron. 189a: Titus filius Vespasiani in utraque lingua disertissimus fuit et tantae bonitatis, ut, cum quadam die recordatus fuisset in cena nihil se in illo die cuiquam praestitisse, dixerit: amici, hodie diem perdidi. d) Aur. Vict. 10,1: ceterum Titus postquam imperium adeptus est, incredibile quantum, quem imitabatur, anteierit, praesertim litteris clementiaque ac muneribus. e) Epit. Caes. 10,9: quadam etiam die recordans vesperi nihil se illo die cuiquam praestitisse venerando caelestique dicto „amici“, ait, „hodie perdidimus diem“; quod erat magnificae liberalitatis. fr. 14 a) Eutr. 7,22,1: periit in ea, qua pater, villa post biennium et menses octo, dies viginti, quam imperator erat factus, aetatis anno altero et quadragesimo. b) Hier. chron. 189g: Titus morbo perit in ea villa qua pater anno aetatis XLII.

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d) Aur. Vict. 10,5: ita biennio post ac menses fere novem … interiit. e) Epit. Caes. 10,15: vixit annos XLI, et in eodem quo pater apud Sabinos agro febri interiit. fr. 15 a) Eutr. 7,23,1: primis tamen annis moderatus in imperio fuit. d) Aur. Vict. 11,3: sed Domitianus primo clementiam simulans. fr. 16 a) Eutr. 7,23,4: expeditiones quattuor habuit … adversum Cattos, duas adversum Dacos. d) Aur. Vict. 11,4: Dacis et Cattorum manu devictis. fr. 17 a) Eutr. 7,23,5: Romae quoque multa opera fecit, in his Capitolium et forum transitorium, divorum porticus, Iseum ac Serapeum et stadium. b) Hier. chron. 191a: multa opera Romae facta, in quis Capitolium, forum transitorium, divorum porticus, Isium et Sarapium, stadium, horrea piperataria, Vespasiani templum, Minerva Chalcidica, Odium, forum Traiani, thermae Traianae et Titianae, senatus, ludus matutinus, mica aurea, meta sudans et Pantheum. d) Aur. Vict. 11,4: multaque operum inchoata per patrem vel fratris studio atque in primis Capitolium absolvit. 13,5: adhuc Romae a Domitiano coepta forum atque alia multa plus quam magnifice coluit ornavitque (sc. Traianus). e) Epit. Caes. 11,3: Romae multa aedificia vel coepta vel a fundamentis construxit.

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fr. 18 a) Eutr. 7,23,2: interfecit nobilissimos e senatu. d) Aur. Vict. 11,5: atrox caedibus bonorum. fr. 19 a) Eutr. 7,23,2: dominum se et deum primus appellari iussit. b) Hier. chron. 190h: primus Domitianus dominum se et deum appellari iussit. d) Aur. Vict. 11,2: maior libidinum flagitio ac plus quam superbe utens patribus, quippe qui se dominum deumque dici coegerit. fr. 20 a) Eutr. 7,23,6: interfectus est suorum coniuratione in palatio anno aetatis quadragesimo quinto, imperii quinto decimo. funus eius ingenti dedecore per vespillones exportatum et ignobiliter est sepultum. b) Hier. chron. 192g: Domitianus occisus in Palatio et per vispillones ignobiliter exportatus. d) Aur. Vict. 11,7 sq.: libertorum consilio, uxore non ignara … poenas luit quinto et quadragesimo vitae anno, dominationis circiter quintodecimo. at senatus gladiatoris more funus ferri … decrevit. fr. 21 a) Eutr. 8,2,1: successit ei Ulpius Crinitus Traianus natus Italicae in Hispania, familia antiqua magis quam clara. nam pater eius primum consul fuit. imperator autem apud Agrippinam in Galliis factus est. rem publicam ita administravit, ut omnibus principibus merito praeferatur, inusitatae civilitatis et fortitudinis. b) Hier. chron. 193e: Traianus Agrippinae in Gallis imperator factus natus Italicae in Hispania.

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d) Aur. Vict. 13,1 sq.: namque Ulpium Traianum Italica urbe Hispaniae ortum, amplissimi ordinis tamen atque etiam consulari loco, arrogatum accepit ⟨***⟩ dedit. hoc aegre clarior domi seu militiae reperietur. e) Epit. Caes. 13,3: imperium apud Agrippinam, nobilem Galliae Coloniam, suscepit. fr. 22 a) Eutr. 8,2,2: Daciam Decibalo victo subegit, provincia trans Danubium facta in his agris, quos nunc Taifali, Victohali et Tervingi habent. b) Hier. chron. 194b: Traianus victo rege Decibalo Daciam fecit provinciam. c) Ruf. Fest. 8,2: Traianus Dacos sub rege Decibalo vicit et Daciam trans Danubium in solo barbariae provinciam fecit. d) Aur. Vict. 13,3: quippe primus aut solus etiam vires Romanas trans Istrum propagavit domitis in provinciam Dacorum pileatis †satisque† nationibus Decibalo rege ac †Sardonios†. 33,3: amissa trans Istrum, quae Traianus quaesiverat. fr. 23 a) Eutr. 8,3,1 sq.: Hiberorum regem et Sauromatarum et Bosphoranorum et Arabum et Osdroenorum et Colchorum in fidem accepit. Carduenos, Marcomedos occupavit et Anthemusium, magnam Persidis regionem. Seleuciam, Ctesiphontem, Babylonem. Messenios vicit ac tenuit usque ad Indiae fines et mare rubrum accessit atque ibi tres provincias fecit, Armeniam, Assyriam, Mesopotamiam. b) Hier. chron. 194b: Traianus … Hiberos Sauromatas Osroenos Arabas Bosforanos Colchos in fidem accepit, Seleuciam Ctesifontem Babylonem occupavit et tenuit. in mari Rubro classem instituit, ut per eam Indiae fines vastaret. 196b: Traianus Armeniam Assyriam Mesopotamiam fecit provincias.

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c) Ruf. Fest. 14,3: per Traianum Armenia, Mesopotamia, Assyria et Arabia provinciae factae sunt. 20,2 sq.: Traianus … Hiberos, Bosphorianos, Colchos in fidem Romanae dicionis recepit. Osrhoneorum loca et Arabum occupavit. Carduenos, Marcomedos obtinuit, Anthemusium optimam Persidis regionem, Seleuciam, Ctesiphontem, Babyloniam accepit ac tenuit. usque ad Indiae fines … accessit. in mari rubro classem instituit. provincias fecit Armeniam, Mesopotamiam, Assyriam. d) Aur. Vict. 13,3: simul ad ortum solis cunctae gentes, quae inter Indum et Euphratem amnes inclitos sunt, contusae {cui} bello. fr. 24 a) Eutr. 8,4: Romae et per provincias aequalem se omnibus exhibens, amicos salutandi causa frequentans vel aegrotantes vel cum festos dies habuissent, convivia cum isdem indiscreta vicissim habens, saepe in vehiculis eorum sedens, nullum senatorum laedens. d) Aur. Vict. 13,8: aequus, clemens, patientissimus atque in amicos perfidelis. fr. 25 a) Eutr. 8,5,2: e Perside rediens apud Seleuciam Isauriae profluvio ventris extinctus est. obiit autem aetatis anno sexagesimo tertio, mense nono, die quarto. b) Hier. chron. 197a: Traianus morbo in Selinunti perit sive, ut alibi scriptum repperimus, apud Seleuciam Isauriae profluvio ventris extinctus est. d) Aur. Vict. 13,11: rogatu patrum Italiam repetens morbo periit grandaeva aetate. g) Syncell. 425,13 sq.: Τραϊανὸϲ νόϲῳ τελευτᾷ κατ’ Εὐϲέβιον ἐν Ϲελινοῦντι, κατὰ δὲ ἄλλουϲ ἐν Ϲελευκείᾳ τῆϲ Ἰϲαυρίαϲ δυϲεντερίᾳ.

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fr. 26 a) Eutr. 8,6,1: defuncto Traiano Aelius Hadrianus creatus est princeps, sine aliqua quidem voluntate Traiani, sed operam dante Plotina Traiani uxore; nam eum Traianus, quamquam consobrinae suae filium, vivus noluerat adoptare. natus et ipse Italicae in Hispania. b) Hier. chron. 197b: Hadrianus Italicae in Hispania natus consobrinae Traiani filius fuit. d) Aur. Vict. 13,11: ascito prius ad imperium Hadriano civi propinquoque. 13,13: quamquam alii Plotinae, Traiani coniugis, favore imperium assecutum putent, quae viri testamento heredem regni institutum simulaverat. f) Hist. Aug. Hadr. 4,10: nec desunt qui factione Plotinae mortuo iam Traiano Hadrianum in adoptionem adscitum esse prodiderint, supposito qui pro Traiano fessa voce loquebatur. fr. 27 a) Eutr. 8,6,2: Traiani gloriae invidens statim provincias tres reliquit, quas Traianus addiderat, et de Assyria, Mesopotamia, Armenia revocavit exercitus. b) Hier. chron. 197d: Traiani invidens gloriae de Assyria Mesopotamia Armenia, quas ille provincias fecerat, revocavit exercitus. c) Ruf. Fest. 14,4: Hadrianus … invidens Traiani gloriae sponte sua Armeniam, Mesopotamiam, Assyriam reddidit. 20,3: Hadrianum gloriae Traiani certum est invidisse. qui … revocatis exercitibus Armeniam, Mesopotamiam, Assyriam concessit. f) Hist. Aug. Hadr. 5,3: quare omnia trans Eufraten ac Tigrim reliquit. 9,1: multas provincias a Traiano adquisitas relinquit. fr. 28 a) Eutr. 8,7,2: facundissimus Latino sermone, Graeco eruditissimus fuit.

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b) Hier. chron. 197g: Hadrianus eruditissimus in utraque lingua, sed in puerorum amore parum continens fuit. f) Hist. Aug. Hadr. 14,8 sq.: fuit enim poematum et litterarum nimium studiosissimus. … in voluptatibus nimius. nam et de suis dilectis multa versibus composuit. fr. 29 a) Eutr. 8,7,3: obiit in Campania maior sexagenario. b) Hier. chron. 201f: Hadrianus morbo intercutis aquae aput Baias moritur maior sexagenario. d) Aur. Vict. 14,12: apud Baias tabe interiit … senecta viridiore. e) Epit. Caes. 14,12: vixit annos LXII. f) Hist. Aug. Hadr. 25,6: apud ipsas Baias perit. 25,11: vixit annis LX[X]II. fr. 30 a) Eutr. 8,8,1: ergo Hadriano successit T. Antoninus Fulvius Boionius, idem etiam Pius nominatus, genere claro, sed non admodum vetere, vir insignis et qui merito Numae Pompilio conferatur. 8,9,1: post hunc imperavit M. Antoninus Verus haud dubie nobilissimus, quippe cum eius origo paterna a Numa Pompilio, materna a Solentino rege penderet. d) Aur. Vict. 15,1 sq.: at Aelio Antonino cognomentum Pii. hunc fere nulla vitiorum labes commaculavit. vir veterrimae familiae, e Lanuvino municipio, senator urbis. 16,1: namque M. Boionium, qui Aurelius Antoninus habetur, eodem oppido, pari nobilitate, … in familiam atque imperium ascivit. e) Epit. Caes. 15,1: Antoninus Fulvius seu Boionius dictus, postea etiam Pius cognominatus. 15,2 sq.: tantae bonitatis in principatu fuit, ut haud dubie sine exemplo vixerit, quamvis eum Numae contulerit aetas sua.

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f) Hist. Aug. Pius 2,2: in cunctis postremo laudabilis et qui merito Numae Pompilio ex bonorum sententia conparatur. fr. 31 a) Eutr. 8,8,4: obiit apud Lorium villam suam miliario ab urbe duodecimo, vitae anno septuagesimo tertio. b) Hier. chron. 204a: Antoninus Pius aput Lorium villam suam XII ab urbe miliario moritur anno vitae LXXVII. e) Epit. Caes. 15,7: apud Lorios villa propria, milibus passuum duodecim ab urbe febri … consumptus est. fr. 32 a) Eutr. 8,9,2–10,1: tumque primum Romana res publica duobus aequo iure imperium administrantibus paruit, cum usque ad eum singulos semper habuisset Augustos. hi et genere inter se coniuncti fuerunt et adfinitate. nam Verus Annius Antoninus M. Antonini filiam in matrimonium habuit, M. autem Antoninus gener Antonini Pii fuit per uxorem Galeriam Faustinam iuniorem, consobrinam suam. b) Hier. chron. 204b: hi primum aequo iure imperium administraverunt, cum usque ad hoc tempus singuli Augusti fuerint. c) Ruf. Fest. 21,1: Antonini duo Marcus et Verus, hoc est socer et gener, pariter Augusti, imperium orbis aequata primum potestate. d) Aur. Vict. 16,3: fratrem Lucium Verum in societatem potentiae accepit. e) Epit. Caes. 16,5: is propinquum suum Lucium Annium Verum ad imperii partem novo benivolentiae genere ascivit. f) Hist. Aug. Aur. 7,5 sq.: fratrem sibi participem in imperio designavit, quem Lucium Aurelium Verum Commodum appellavit Caesaremque atque Augustum dixit. atque ex eo pariter coeperunt rem publicam regere. tuncque primum Romanum imperium duos Augustos habere coepit, ⟨***⟩ lictum cum alio participasset.

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g) Amm. 27,6,16: nec enim quisquam antehac asciuit sibi pari potestate collegam praeter principem Marcum, qui Verum adoptiuum fratrem absque diminutione aliqua auctoritatis imperatoriae socium fecit. fr. 33 a) Eutr. 8,10,2: hi bellum contra Parthos gesserunt. … Verus Antoninus ad id profectus est. qui Antiochiae et circa Armeniam agens multa per duces suos et ingentia patravit. Seleuciam Assyriae urbem nobilissimam cum quadringentis milibus hominum cepit; Parthicum triumphum revexit, cum fratre eodemque socero triumphavit. b) Hier. chron. 204f: Seleucia Assyriae urbs cum CCC milibus hominum a Romanis capta. c) Ruf. Fest. 21,1: sed ex his Antoninus iunior ad expeditionem Parthicam profectus est; multa et ingenia adversus Persas feliciter gessit; Seleuciam, Assyriae urbem, cum quadringentis milibus hostium cepit, ingenti gloria de Persis cum socero triumphavit. f) Hist. Aug. Aur. 12,8: petitque Lucius, ut secum Marcus triumpharet. fr. 34 a) Eutr. 8,10,3 sq.: (Verus Antoninus) obiit tamen in Venetia, cum a Concordia civitate Altinum proficisceretur et cum fratre in vehiculo sederet, subito sanguine ictus casu morbi, quem Graeci apoplexin vocant … cum obisset undecimo imperii anno. 8,11,1: post eum M. Antoninus solus rem publicam tenuit. b) Hier. chron. 205k: Lucius imperator anno regni nono sive ut quidam putant XI inter Concordiam et Altinum apoplexi extinctus est sedens cum fratre in vehiculo. d) Aur. Vict. 16,5–9: Lucius paucis diebus moritur hincque materies fingendi dolo consanguinei circumventum. quem ferunt, cum invidia gestarum rerum angeretur, fraudem inter cenam exercuisse. namque lita veneno cultri parte vulvae frustum, quod de industria solum erat, eo praecidit consumptoque uno, uti mos est inter familiares, alterum, qua

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virus contigerat, germano porrexit. haec in tanto viro credere nisi animi ad scelus proni non queunt. quippe cum Lucium satis constet Altini, Venetiae urbe, morbo consumptum. e) Epit. Caes. 16,5: qui Verus inter Altinum atque Concordiam iter faciens, ictu sanguinis, quem morbum Graeci apoplexin vocant, undecimo imperii anno extinctus est. 16,7: post cuius obitum Marcus Antoninus rem publicam solus tenuit. f) Hist. Aug. Aur. 14,8: postquam iter ingressi sunt, sedens cum fratre in vehiculo Lucius apoplexi arreptus perit. 15,5: nemo est principum, quem non gravis fama perstringat, usque adeo ut etiam Marcus in sermonem venerit, quod Verum vel veneno ita tulerit, ut parte cultri veneno lita vulvam inciderit venenatam partem fratri edendam propinans et sibi innoxiam reservans. Ver. 9,11: sed non longe ab Altino subito in vehiculo morbo, quem apoplexin vocant, correptus Lucius depositus e vehiculo detracto sanguine Altinum perductus … apud Altinum perit. Ver. 11,1: imperavit cum fratre annis undecim. Aur. 16,3: post Veri obitum Marcus Antoninus solus rem publicam tenuit. fr. 35 a) Eutr. 8,11,1 sq.: a principio vitae tranquillissimus, adeo ut ex infantia quoque vultum nec ex gaudio nec ex maerore mutaverit. philosophiae deditus Stoicae, ipse etiam non solum vitae moribus, sed etiam eruditione philosophus. tantae admirationis adhuc iuvenis, ut eum successorem paraverit Hadrianus relinquere, adoptato tamen Antonino Pio generum ei idcirco esse voluerit, ut hoc ordine ad imperium perveniret. d) Aur. Vict. 16,1: namque M. Boionium, qui Aurelius Antoninus habetur, eodem oppido, pari nobilitate, philosophandi vero eloquentiaeque studiis longe praestantem in familiam atque imperium ascivit. f) Hist. Aug. Aur. 16,5–7: erat enim ipse tantae tranquillitatis, ut vultum nunquam mutaverit maerore vel gaudio, philosophiae deditus stoicae … nam et Hadrianus hunc eundem successorem paraverat, nisi ei aetas puerilis obstitisset. quod quidem apparet ex eo, quod generum Pio hunc eundem delegit, ut ad eum, dignum utpote virum, quandocumque Romanorum perveniret imperium.

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fr. 36 a) Eutr. 8,12,2: nam eo gravius est factum (sc. bellum Marcomannicum), quod universi exercitus Romani perierant. sub hoc enim tantus casus pestilentiae fuit, ut post victoriam Persicam Romae ac per Italiam provinciasque maxima hominum pars, militum omnes fere copiae languore defecerint. b) Hier. chron. 206h: tanta per totum orbem pestilentia fuit, ut paene usque ad internecionem Romanus exercitus deletus sit. f) Hist. Aug. Aur. 13,3: tanta autem pestilentia fuit, ut vehiculis cadavera sint exportata serracisque. Aur. 17,2: eo quidem tempore, quo pestilentia gravis multa milia et popularium et militum interemerat. fr. 37 a) Eutr. 8,12,2: provincias ingenti benignitate et moderatione tractavit. contra Germanos eo principe res feliciter gestae sunt, bellum ipse unum gessit Marcomannicum, sed quantum nulla memoria fuit, adeo ut Punicis conferatur. 8,13,1: ingenti ergo labore et moderatione, cum apud Carnuntum iugi triennio perseverasset, bellum Marcomannicum confecit, quod cum his Quadi, Vandali, Sarmatae, Suebi atque omnis barbaria commoverat. multa hominum milia interfecit ac Pannoniis servitio liberatis Romae rursus cum Commodo Antonino filio suo, quem iam Caesarem fecerat, triumphavit. b) Hier. chron. 207e: Antoninus cum filio de hostibus triumphavit, quos per triennium apud Carnuntum habens stativa castra vastaverat. d) Aur. Vict. 16,9: ut is Marcomannos cum filio Commodo, quem Caesarem suffecerat, petiturus. 16,13: triumphi acti ex nationibus, quae rege Marcomaro ab usque urbe Pannoniae, cui Carnunto nomen est, ad media Gallorum protendebantur. f) Hist. Aug. Aur. 17,1–3: ergo provincias post haec ingenti moderatione ac benignitate tractavit. contra Germanos res feliciter gessit. speciale ipse bellum Marcomannicum, sed quantum nulla umquam memoria fuit, cum virtute tum etiam felicitate transegit, et eo quidem tempore,

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quo pestilentia gravis multa milia et popularium et militum interemerat. Pannonias ergo Marcomannis, Sarmatis, Vandalis, simul etiam Quadis extinctis servitio liberavit et Roma cum Commodo, quem iam Caesarem fecerat, filio, ut diximus, suo, triumphavit. fr. 38 a) Eutr. 8,13,2: ad huius belli sumptum cum aerario exhausto largitiones nullas haberet neque indicere provincialibus aut senatui aliquid vellet, instrumentum regii cultus facta in foro divi Traiani sectione distraxit, vasa aurea, pocula crystallina et murrina, uxoriam ac suam sericam et auream vestem, multa ornamenta gemmarum. ac per duos continuos menses ea venditio habita est multumque auri redactum. post victoriam tamen emptoribus pretia restituit, qui reddere conparata voluerunt; molestus nulli fuit, qui maluit semel empta retinere. f) Hist. Aug. Aur. 17,4 sq.: cum autem ad hoc bellum omne aerarium exhausisset suum neque in animum induceret, ut extra ordinem provincialibus aliquid imperaret, in foro divi Traiani auctionem ornamentorum imperialium fecit vendiditque aurea pocula et cristallina et murrina, vasa etiam regia et vestem uxoriam sericam et auratam, gemmas quin etiam, quas multas in repostorio sanctiore Hadriani reppererat. et per duos quidem menses haec venditio celebrata est, tantumque auri redactum, ut reliquias belli Marcomannici ex sententia persecutus postea dederit potestatem emptoribus, ut, si qui vellet empta reddere[t] atque aurum recipere, sciret licere. nec molestus ulli fuit qui vel non reddidit empta vel reddidit. fr. 39 a) Eutr. 8,14: hic permisit viris clarioribus, ut convivia eodem cultu, quo ipse, et ministris similibus exhiberent. in editione munerum post victoriam adeo magnificus fuit, ut centum simul leones exhibuisse tradatur. cum igitur fortunatam rem publicam et virtute et mansuetudine reddidisset, obiit XVIII imperii anno, vitae LXI, et omnibus certatim adnitentibus inter divos relatus est. b) Hier. chron. 208a: Antoninus post victoriam adeo in editione munerum magnificus fuit, ut C simul leones exhibuerit.

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d) Aur. Vict. 16,14 sq.: ita anno imperii octavo decimoque aevi validior Vendobonae interiit maximo gemitu mortalium omnium. denique, quae seiuncti in alias, patres ac volgus soli omnia decrevere, templa columnas sacerdotes. f) Hist. Aug. Aur. 17,6–18,3: tunc viris clarioribus permisit, ut eodem cultu quo et ipse vel ministris similibus convivia exhiberent. in munere autem publico tam magnanimus fuit, ut centum leones una missione simul exhiberet sagittis interfectos. cum igitur in amore omnium imperasset atque ab aliis modo frater, modo pater, modo filius, ut cuiusque aetas sinebat, et diceretur et amaretur, octavo decimo anno imperii sui, sexagesimo et primo vitae, diem ultimum clausit. tantusque illius amor adeo die regii funeris claruit, ut nemo illum plangendum censuerit, certis omnibus, quod ab diis commodatus ad deos redisset. denique, priusquam funus conderetur, ut plerique dicunt, quod numquam antea factum fuerat neque postea, senatus populusque non divisis locis sed in una sede propitium deum dixit. fr. 40 a) Eutr. 8,15: L. Antonius Commodus nihil paternum habuit, nisi quod contra Germanos feliciter et ipse pugnavit. Septembrem mensem ad nomen suum transferre conatus est, ut Commodus diceretur. sed luxuria et obscenitate depravatus gladiatoriis armis saepissime in ludo, deinceps etiam in amphitheatro cum huiusmodi hominibus dimicavit. b) Hier. chron. 208f: Commodus de Germanis triumphavit. 208i: Thermae Commodianae Romae factae. 208k: Commodus Septembrem mensem nomine suo appellavit. d) Aur. Vict. 17,2: bello plane impigre, quo in Quados prospere gesto Septembrem mensem Commodum appellaverat. 17,3: moenia … lavandi usui instituit. 17,4: immiti prorsus feroque ingenio, adeo quidem, uti gladiatores specie depugnandi crebro trucidaret, cum ipse ferro, obiecti mucronibus plumbeis uterentur. e) Epit. Caes. 17,4: in tantum depravatus, ut gladiatoriis armis saepissime in amphitheatro dimicaverit.

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f) Hist. Aug. Comm. 11,10: gladiatorium etiam certamen subiit. 11,11: ludum semper ingressus est. fr. 41 a) Eutr. 8,15: obiit morte subita atque adeo, ut strangulatus vel veneno interfectus putetur, cum annis XII post patrem et VIII mensibus imperasset, tanta execratione omnium, ut hostis generis humani etiam mortuus iudicaretur. b) Hier. chron. 210a: Commodus strangulatur (in domo Vestiliani). d) Aur. Vict. 17,7–9: quidem primo occultatius veneno petivere anno regni tertio fere atque decimo. cuius ⟨vis⟩ frustrata per cibum, quo se casu repleverat. cum tamen alvi dolorem causaretur, auctore medico, principe factionis, in palaestram perrexit. ibi per ministrum ungendi (nam forte is quoque e consilio erat) faucibus quasi arte exercitii bracchiorum nodo validius pressis exspiravit. 17,10: senatus … simul plebes hostem deorum atque hominum radendumque nomen sanxere. fr. 42 a) Eutr. 8,16: huic successit Pertinax grandaevus, ut qui septuagenariam attigisset aetatem, praefecturam urbi tum agens, ex senatus consulto imperare iussus. b) Hier. chron. 210b: Pertinax septuagenario maior, cum praefecturam urbis ageret, ex senatus consulto imperare iussus est. d) Aur. Vict. 17,10: confestimque praefecto urbi Aulo Helvio Pertinaci imperium defertur. e) Epit. Caes. 18,2: praefecturam urbi agens imperator effectus … obtruncatur annos natus VII atque LX. f) Hist. Aug. Pert. 4,8: Pertinax … sexagenario maior.

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fr. 43 a) Eutr. 8,16: octogesimo die imperii praetorianorum militum seditione et Iuliani scelere occisus est. 8,18,4: sub eo etiam Clodius Albinus, qui in occidendo Pertinace socius fuerat Iuliano. b) Hier. chron. 210e: Pertinax occiditur in Palatio Iuliani iuris periti scelere. d) Aur. Vict. 18,2: eum milites … impulsore Didio, foede iugulavere octogesimo imperii die. 20,8–9: Clodium Albinum … Pertinacis auctor occidendi. e) Epit. Caes. 18,1: Helvius Pertinax imperavit dies LXXXV. 18,2: scelere Iuliani multis vulneribus obtruncatur. f) Hist. Aug. Did. 3,7: habebaturque ita, quasi Iuliani consilio esset Pertinax interemptus. Alb. 1,1: post Pertinacem, qui auctore Albino interemptus est. Alb. 14,2: apud Iulianum de occidendo Pertinace ipsius plurimum auctoritas valuerit. Alb. 14,6: quare Albinus occidendi Pertinacis Iuliano auctor fuit. fr. 44 a) Eutr. 8,17: Salvius Iulianus rem publicam invasit, vir nobilis et iure peritissimus, nepos Salvii Iuliani qui sub divo Hadriano perpetuum conposuit edictum. victus est a Severo apud Mulvium pontem, interfectus in palatio. b) Hier. chron. 210e: Iuliani iuris periti …, quem postea Severus apud Mulvium pontem interfecit. 200e: Salvius Iulianus perpetuum conposuit edictum. d) Aur. Vict. 19,1: Didius an Salvius Iulianus … ex praefectura vigilum ad insignia dominatus processit. 19,2: genus ei pernobile iurisque urbani praestans scientia, quippe qui primus edictum, quod varie inconditeque a praetoribus promebatur, in ordinem composuerit. 19,4: namque eum … pontem proxime Mulvium acie devicit. missique, qui fugientem insequerentur, apud palatium Romae obtruncavere. 20,1: igitur Septimius

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Pertinacis nece, simul flagitiorum odio, dolore atque ira commotior cohortes praetorias statim militia exemit cunctisque partium caesis Helvium senatus consulto inter divos refert. Salvii nomen atque eius scripta factave aboleri iubet. e) Epit. Caes. 19,1: vir nobilis iure peritissimus. 19,3: ab hoc Severo Iulianus in abditas palatii balneas ductus extenta damnatorum modo cervice decollatur caputque eius in rostris ponitur. f) Hist. Aug. Sept. Sev. 17,5: victo et occiso Iuliano praetorianas cohortes exauctoravit. Pertinacem contra voluntatem militum in deos retulit. Salvii Iuliani decreta iussit aboleri; quod non obtinuit. fr. 45 a) Eutr. 8,18,1–3: Septimius Severus … oriundus ex Africa provincia Tripolitana oppido Lepti. solus omnium memoria et ante et postea ex Africa imperator fuit. … Pertinacem se appellari voluit in honorem eius Pertinacis, qui a Iuliano fuerat occisus. parcus admodum fuit, natura saevus. b) Hier. chron. 210f: Severus provincia Tripolitana oppido Lepti solus ex Africa usque in praesentem diem Romanus imperator fuit et in honorem Pertinacis, quem Iulianus occiderat, Pertinacem se cognominari iussit. c) Ruf. Fest. 21,2: Severus, natione Afer. d) Aur. Vict. 20,10: horum infinita caede crudelior habitus et cognomento Pertinax, quamquam ob vitae parsimoniam similem ipsum magis ascivisse plures putent; nobis mens ad credendum prona acerbitati impositum. 20,19: quin etiam Tripoli, cuius Lepti oppido oriebatur, bellicose gentes submotae procul. f) Hist. Aug. Pert. 15,2: Pertinacis nomen accepit. Sept. Sev. 1,1 sq.: Severus Africa oriundus … cui civitas Lepti. Sept. Sev. 7,9: se quoque Pertinacem vocari iussit. Sept. Sev. 17,6: denique cognomentum Pertinacis non tam ex sua voluntate quam ex morum parsimonia videtur habuisse. Sept. Sev. 18,3: Tripolim, unde oriundus erat, contusis bellico-

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sissimis gentibus securissimam reddidit ac p. R. diuturnum oleum gratuitum et fecundissimum in aeternum donavit. fr. 46 a) Eutr. 8,18,2: hic primum fisci advocatus, mox militaris tribunus, per multa deinde et varia officia atque honores usque ad administrationem totius rei publicae venit. d) Aur. Vict. 20,28 sq.: ortus medie humili, primo litteris, dehinc imbutus foro. quo parum commodante, uti rebus artis solet, dum tentat aut exquirit varia melioraque, imperium conscendit. ibi graviora expertus, laborem, curas, metum et incerta prorsus omnia, quasi testis vitae mortalium, „cuncta“, inquit, „fui, conducit nihil.“ f) Hist. Aug. Sept. Sev. 18,11: huius dictum est, cum eum ex humili per litterarum et militia officia ad imperium plurimis gradibus fortuna duxisset: „omnia“, inquit, „fui et nihil expedit.“ fr. 47 a) Eutr. 8,18,4: Pescennium Nigrum, qui in Aegypto et Syria rebellaverat, apud Cyzicum interfecit. … sub eo etiam Clodius Albinus, qui in occidendo Pertinace socius fuerat Iuliano, Caesarem se in Gallia fecit victusque apud Lugdunum et interfectus. d) Aur. Vict. 20,8 sq.: Pescennium Nigrum apud Cyzicenos, Clodium Albinum Lugduni victos coegit mori. quorum prior Aegyptum dux obtinens bellum moverat spe dominationis, alter, Pertinacis auctor occidendi, … in Gallia invaserat imperium. f) Hist. Aug. Sept. Sev. 9,1: dein conflixit cum Nigro eumque apud Cyzicum interemit. Pesc. 5,8: iterum pugnavit et victus est atque apud Cyzicum circa paludem fugiens sauciatus et sic ad Severum adductus atque statim mortuus.

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fr. 48 a) Eutr. 8,18,4: bella multa et feliciter gessit. Parthos vicit et Arabas interiores et Adiabenos. Arabas eo usque superavit, ut etiam provinciam ibi faceret. idcirco Parthicus, Arabicus, Adiabenicus dictus est. b) Hier. chron. 211e: Severus Parthos et Adiabenos superavit. Arabas quoque interiores ita cecidit, ut regionem eorum Romanam provinciam fecerit. ob quae Parthicus, Arabicus, Adiabenicus cognominatus est. c) Ruf. Fest. 21,2: Severus … Parthos strenue vicit, Adiabenos delevit, Arabas interiores obtinuit et in Arabia provinciam fecit. huic cognomina ex victoriis quaesita sunt. nam Adiabenicus, Parthicus, Arabicus est cognominatus. d) Aur. Vict. 20,14 sq.: felix ac prudens, armis praecipue adeo, ut nullo congressu nisi victor discesserit auxeritque imperium subacto Persarum rege nomine Abgaro. neque minus Arabas, simul ut adortus est, in dicionem redegit provinciae modo. 20,17: ob haec tanta Arabicum, Adiabenicum et Parthici cognomento patres dixere. f) Hist. Aug. Sept. Sev. 9,9 sq.: deinde circa Arabiam plura gessit, Parthis etiam in dicionem redactis nec non etiam Adiabenis, qui quidem omnes cum Pescennio senserant. atque ob hoc reversus triumpho delato appellatus est Arabicus Adiabenicus Parthicus. 18,1: Persarum regem Abgarum subegit. Arabas in dicionem accepit. Adiabenos in tributarios coegit. g) Syncell. 435,16 sq.: Ϲεβῆροϲ Ἀδιαβηνοὺϲ καὶ Ἄραβαϲ ϲυμμαχήϲανταϲ τῷ Νίγερι καθυπέταξεν. fr. 49 a) Eutr. 8,19,1: Severus tamen praeter bellicam gloriam etiam civilibus studiis clarus fuit et litteris doctus; philosophiae scientiam ad plenum adeptus. d) Aur. Vict. 20,22: philosophiae, declamandi, cunctis postremo liberalium deditus studiis.

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f) Hist. Aug. Sept. Sev. 18,5: philosophiae ac dicendi studiis satis deditus, doctrinae quoque nimis cupidus. fr. 50 d) Aur. Vict. 20,22: idemque ab se gesta ornatu et fide paribus composuit. 20,6: quem quamquam exacta aetate mortuum … statuentes illum {iustum} nasci aut emori minime convenisse. f) Hist. Aug. Sept. Sev. 18,6: vitam suam privatam publicamque ipse composuit ad fidem. 18,7: de hoc senatus ita iudicavit illum aut nasci non debuisse aut mori, quod et nimis crudelis et nimis utilis rei publicae videretur. fr. 51 d) Aur. Vict. 20,23: huic tanto domi forisque uxoris probra summam gloriae dempsere, quam adeo famose complexus est, uti cognita libidine ac ream coniurationis retentaverit. f) Hist. Aug. Sept. Sev. 18,8: domi tamen minus cautus, qui uxorem Iuliam famosam adulteriis tenuit, ream etiam coniurationis. fr. 52 d) Aur. Vict. 20,25 sq.: nam cum pedibus aeger bellum moraretur idque milites anxie ferrent eiusque filium Bassianum, qui Caesar una aderat, Augustum fecissent, in tribunal se ferri, adesse omnes imperatoremque ac tribunos, centuriones et cohortes, quibus auctoribus acciderat, sisti reorum modo iussit. quo metu cum stratus humi victor tantorum exercitus veniam precaretur, „sentitisne“, inquit, pulsans manu ⟨caput⟩, „caput potius quam pedes imperare ?“ f) Hist. Aug. Sept. Sev. 18,9–11: idem, cum pedibus aeger bellum moraretur idque milites anxie ferrent eiusque filium Bassianum, qui una erant, Augustum fecissent, tolli se atque in tribunal ferri iussit, adesse deinde omnes tribunos, centuriones, duces et cohortes, quibus auctoribus id acciderat, sisti deinde filium, qui Augusti nomen acceperat. cumque animadverti in omnes auctores facti praeter filium iuberet rogare-

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turque omnibus ante tribunal prostratis, caput manu contingens ait: ‘tandem sentitis caput imperare, non pedes.’ fr. 53 a) Eutr. 8,18,4: Clodius Albinus … Caesarem se in Gallia fecit victusque apud Lugdunum interfectus. 8,19,1: novissimum bellum in Britannia habuit, utque receptas provincias omni securitate muniret, vallum per CXXXII passuum milia a mari ad mare duxit. b) Hier. chron. 212i: Clodio Albino qui se in Gallia Caesarem fecerat, aput Lugdunum interfecto Severus in Britannos bellum transfert. ubi, ut receptas provincias ab incursione barbarica faceret securiores, vallum per CXXXII passum milia a mari ad mare duxit. d) Aur. Vict. 20,8 sq.: (Pescennium Nigrum apud Cyzicenos), Clodium Albinum Lugduni victos coegit mori. (quorum prior Aegyptum dux obtinens bellum moverat spe dominationis), alter … in Gallia invaserat imperium. 20,18: his maiora aggressus Britanniam, quoad ea utilis erat, pulsis hostibus muro munivit per transversam insulam ducto utrimque ad finem Oceani. e) Epit. Caes. 20,2 sq.: Albinus qui in Gallia se Caesarem fecerat, apud Lugdunum occiditur. … hic in Britannia vallum per triginta duo passuum milia a mari ad mare deduxit. f) Hist. Aug. Sept. Sev. 10,1: bellum civile Clodi Albini nuntiatum est, qui rebellavit in Gallia. Hist. Aug. Alb. 12,3: cum apud Lugdunum eundem interfecisset. Hist. Aug. Sept. Sev. 18,2: Britanniam, quod maximum eius imperii decus est, muro per transversam insulam ducto utrimque ad finem Oceani munivit. fr. 54 b) Hier. chron. 212a: Severo imperante thermae Severianae aput Antiochiam et Romae factae et Septizonium exstructum. f) Hist. Aug. Sept. Sev. 19,5: opera publica praecipua eius extant Septizonium et thermae Severianae.

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fr. 55 a) Eutr. 8,19,2: decessit Eboraci admodum senex, imperii anno sexto decimo, mense tertio. b) Hier. chron. 213a: Severus moritur Eburaci in Britannia. d) Aur. Vict. 20,27: neque multo post Britanniae municipio, cui Eboraci nomen, annis regni duodeviginti morbo extinctus est. f) Hist. Aug. Sept. Sev. 19,1: perit Eboraci in Britannia … anno imperii XVIII., morbo gravissimo extinctus, iam senex. g) Syncell. 435,21 sq.: Ϲευῆροϲ εἰϲ Βρεττανίαν ἐλθὼν νόϲῳ πολεμίᾳ τελευτᾷ ἤγουν ἐπιληψίᾳ. fr. 56 a) Eutr. 8,19,3: divus appellatus est. nam filios duos successores reliquit, Bassianum et Getam, sed Bassiano Antonini nomen a senatu voluit inponi. itaque dictus est M. Aurelius Antoninus Bassianus patrique successit. nam Geta hostis publicus iudicatus confestim periit. d) Aur. Vict. 20,30–32: funus, quod liberi Geta Bassianusque Romam detulerant, mire celebratum illatumque Marci sepulcro; ⟨quem⟩ adeo percoluerat, ut eius gratia Commodum inter Divos referri suaserit fratrem appellans Bassianoque Antonini vocabulum addiderit. … at posteri, quasi bellum inter se mandatis accepissent, confestim secessere. ita Geta, cui nomen paterno ab avo erat, cum eius modestiore ingenio frater angeretur, obsessus interiit. f) Hist. Aug. Sept. Sev. 19,2–4: reliquit filios duos, Antoninum Bassianum et Getam, cui et ipsi in honorem Marci Antonini nomen inposuit. inlatus sepulchro Marci Antonini, quem ex omnibus imperatoribus tantum coluit, ut et Commodum in divos referret et Antonini nomen omnibus deinceps quasi Augusti adscribendum putaret. ipse a senatu agentibus liberis, qui ei funus amplissimum exhibuerant, inter divos est relatus.

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fr. 57 b) Hier. chron. 213d: Antoninus Caracalla cognominatus propter genus vestis, quod Romae erogaverat, et e contrario caracallae ex eius nomine Antoninianae dictae. d) Aur. Vict. 21,1 sq.: Antoninus incognita munerum specie plebem Romanam adliciens, quod indumenta in talos demissa largiretur, Caracalla dictus, cum pari modo vestes Antoninianas nomine suo daret. Alamannos, gentem populosam mirifice ex equo pugnantem, prope Moenum amnem devicit. e) Epit. Caes. 21,2: at cum e Galla vestem plurimam devexisset talaresque caracallas fecisset coegissetque plebem ad se salutandum indutam talibus introire, de nomine huiusce vestis Caracalla cognominatus est. f) Hist. Aug. Carac. 9,7 sq.: ipse Caracalli nomen accepit a vestimento, quod populo dederat, demisso usque ad talos. quod ante non fuerat. unde hodieque Antoninianae dicuntur caracallae huiusmodi, in usu maxime Romanae plebis frequentatae. Sept. Sev. 21,11: vestimenta populo dederit, unde Caracallus est dictus. Carac. 10,6: nam Alamannorum gentem devicerat. fr. 58 a) Eutr. 8,20,1: inpatientis libidinis, qui novercam suam Iuliam uxorem duxerit. b) Hier. chron. 213f: Antoninus tam impatiens libidinis fuit, ut novercam suam Iuliam uxorem duxerit. d) Aur. Vict. 21,3: namque Iuliam novercam, … forma captus, coniugem affectavit, cum illa factiosior aspectui adolescentis, praesentiae quasi ignara, semet dedisset intecto corpore asserentique, „vellem, si liceret, uti“, petulantius multo … respondisset: „libet? plane licet.“ f) Hist. Aug. Carac. 10,1–3: interest scire quemadmodum novercam suam Iuliam uxorem duxisse dicatur. quae cum esset pulcherrima et quasi per neglegentiam se maxima corporis parte nudasset dixissetque Antoninus ‘vellem, si liceret’, respondisse fertur: ‘si libet, licet. an nescis te

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imperatorem esse et leges dare, non accipere?’ quo audito furor inconditus ad effectum criminis roboratus est. fr. 59 a) Eutr. 8,20,1: opus Romae egregium fecit lavacri, quae thermae Antoninianae appellantur. b) Hier. chron. 213e: Antoninus Romae thermas sui nominis aedificavit. d) Aur. Vict. 21,4: Aegypti sacra per eum deportata Romam atque aucta urbs magno accessu viae novae et ad lavandum absoluta opera cultus pulchri. f) Hist. Aug. Carac. 9,10: sacra Isidis Romam deportavit et templa ubique magnifica eidem deae fecit. 9,9: idem viam novam munivit, quae est sub eius thermis, Antoninianis scilicet. 9,4: opera Romae reliquit thermas nominis sui eximias. fr. 60 d) Aur. Vict. 20,33 sq.: quae victoria Papiniani exitio foedior facta, ut sane putant memoriae curiosi, quippe quem ferunt illo temporis Bassiani scrinia curavisse monitumque, uti mos est, destinanda Romam quam celerrime componeret, dolore Getae dixisse haudquaquam pari facilitate velari parricidium, qua fieret, idcircoque morte affectum. sed haec improbe absurda sunt, cum constet satis praefecturam praetorio gessisse neque incondite illum virum tantam contumeliam imponere potuisse, cui amori ac magisterio erat. f) Hist. Aug. Carac. 8,1: scio de Papiniani nece multos ita in litteras rettulisse, ut caedis non adsciverint causam, aliis alia referentibus; sed ego malui varietatem opinionum edere quam de tanti viri caede reticere. 8,5: multi dicunt Bassianum occiso fratre illi mandasse, ut et in senatu pro se et apud populum facinus dilueret, illum autem respondisse non tam facile parricidium excusari posse quam fieri.

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fr. 61 a) Eutr. 8,20,2: defunctus est in Osdroena apud Edessam … anno imperii sexto, mense secundo, vix egressus quadragesimum tertium annum. funere publico elatus est. b) Hier. chron. 213g: Antoninus (interficitur inter Edessam et Carras) anno aetatis XLIII. c) Ruf. Fest. 21,3: Antoninus cognomento Caracalla, filius Severi imperatoris, expeditionem in Persas parans, in Osrhoena apud Edessam propria morte obiit et ibidem sepultus est. d) Aur. Vict. 21,5 sq.: apud Edessam anno potentiae sexto moritur. corporis reliqua luctu publico relata Romam atque inter Antoninos funerata sunt. f) Hist. Aug. Carac. 9,1: Bassianus vixit annis quadraginta tribus. imperavit annis sex. publico funere elatus est. 9,12: corpus eius Antoninorum sepulchro inlatum est. fr. 62 a) Eutr. 8,21: deinde Opilius Macrinus, qui praefectus praetorio erat, cum filio Diadumeno facti imperatores nihil memorabile ex temporis brevitate gesserunt. nam imperium eorum duum mensium et unius anni fuit. seditione militari ambo pariter occisi sunt. b) Hier. chron. 213h: Macrinus praefecturam praetorio gerens imperator factus. d) Aur. Vict. 22,1–4: dehinc Opilius Macrinus, qui praefecturam praetorio gerebat, imperator eiusdemque filius Diadumenus nomine Caesar a legionibus appellantur. quibus eo quod ingens amissi principis desiderium erat, adolescentem Antoninum vocavere. horum nihil praeter saevos atque inciviles animos interim reperimus. qua gratia mensibus fere quattuor ac decem vix retento imperio, per quos creati fuerant, interfecti sunt.

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f) Hist. Aug. Heliog. 2,3: Macrino, qui saevissime cum filio luxurioso et crudeli exercuit imperium. 3,1: excitatisque omnibus ordinibus, omni etiam populo ad nomen Antoninum, quod non solum titulo, ut in Diadumeno fuerat, sed etiam in sanguine redditum videbatur, cum se Antonini Bassiani filium scripsisset, ingens eius desiderium factum est. g) Syncell. 436,15 sq.: Μακρῖνοϲ δὲ τούτου παῖϲ ϲυνὼν αὐτῷ διεδέξατο τὴν ἀρχήν, ἔτοϲ α´ ἄρξαϲ καὶ μῆναϲ ζ´, ὥϲ τινεϲ. fr. 63 a) Eutr. 8,22: creatus est post hos M. Aurelius Antoninus. hic Antonini Caracallae filius putabatur; sacerdos autem Heliogabali templi erat. is cum Romam ingenti et militum et senatus expectatione venisset, probris se omnibus contaminavit. inpudicissime et obscenissime vixit biennioque post et octo mensibus tumultu interfectus est militari et cum eo mater Symiasera. b) Hier. chron. 214e: M. Aurelius Antoninus, Antonini Caracallae, ut putabatur, filius et sacerdos Heliogabali templi, adeo impudice in imperio suo vixit, ut nullum genus obscenitatis omiserit. 214g: Heliogabalum templum Romae aedificatum. 214i: Antoninus Romae occiditur tumultu militari cum matre Symiasera. d) Aur. Vict. 23,1–3: accitusque Marcus Antoninus Bassiano genitus, qui patre mortuo in Solis sacerdotium, quem Heliogabalum Syri vocant, tamquam asylum insidiarum metu confugerat, hincque Heliogabalus dictus. translatoque Romam dei simulacro in palatii penetralibus altaria constituit. hoc impurius ne improbae quidem aut petulantes mulieres fuere. … in castris praetoriis tricesimo regni mense oppressus est. e) Epit. Caes. 23,1–3: Aurelius Antoninus Varius, idem Heliogabalus dictus, Caracallae ex Soemea consobrina occulte stuprata filius, imperavit biennio et mensibus octo. huius matris avus Bassianus nomine fuerat Solis sacerdos; quem Phoenices unde erat, Heliogabalum nominabant, a quo iste Heliogabalus dictus est. is cum Romam ingenti militum et senatus exspectatione venisset, probris se omnibus contaminavit. 23,5: ipse tumultu militari interfectus est.

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f) Hist. Aug. Heliog. 1,5 sq.: fuit autem Heliogabali vel Iovis vel Solis sacerdos atque Antonini sibi nomen asciverat … dictus est … post Heliogabalus a sacerdotio dei Heliogabali, cui templum Romae … constituit. 18,2: occisa est cum eo et mater Symiamira. fr. 64 a) Eutr. 8,23: successit huic Aurelius Alexander, ab exercitu Caesar, a senatu Augustus nominatus, iuvenis admodum; susceptoque adversus Persas bello Xerxen eorum regem gloriosissime vicit. militarem disciplinam severissime rexit. quasdam tumultuantes legiones integras exauctoravit. … periit in Gallia militari tumultu. b) Hier. chron. 215a: Alexander Xerxem regem Persarum gloriosissime vicit et disciplinae militaris tam severus corrector fuit, ut quasdam tumultuantes legiones integras exauctoraverit. 216c: Alexander occiditur Mogontiaci tumultu militari. c) Ruf. Fest. 22,1: Persarum regem nobilissimum Xersem gloriose vicit. d) Aur. Vict. 23,3: Alexandri, quem comperta Opilii nece Caesarem nobilitas nuncupaverat. 24,1–4: statimque Aurelio Alexandro Syriae ⟨urbe⟩ orto, cui duplex Caesarea et Arcae nomen est, militibus quoque annitentibus Augusti potentia delata. qui quamquam adolescens, ingenio supra aevum tamen, confestim apparatu magno bellum adversum Xerxen, Persarum regem, movet. quo fuso fugatoque in Galliam maturrime contendit, quae Germanorum direptionibus tentabatur. ibi tumultuantes legionum plerasque constantissime abiecit, quod in praesens gloriae, mox exitio datum est. nam cum tantae severitatis vim milites inhorrescunt … agentem casu cum paucis vico Britanniae, cui vocabulum Sicilia, trucidavere. f) Hist. Aug. Alex. 1,2: Aurelius Alexander, urbe Arcena genitus, … accepit imperium, cum ante Caesar a senatu esset appellatus, mortuo scilicet Macrino. 52,3: severitatis autem tantae fuit in milites ut saepe legiones integras exauctoraverit. 55,1 sq.: magno igitur apparatu inde in Persas profectus (Artaxerxem) regem potentissimum vicit … fuso fugatoque tanto rege. 59,2: erat autem gravissimum rei p. atque ipsi, quod Germanorum vastationibus Gallia diripiebatur. 59,4: sed cum ibi quo-

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que seditiosas legiones conperisset, abici eas praecepit. 59,6: denique agentem eum cum paucis in Brittannia, ut alii volunt in Gallia, in vico cui Sicilia nomen est, non ex omnium sententia, sed latrocinantium modo quidam milites et hi praecipue, qui Heliogabali praemiis effloruerunt. 64,4: scio sane plerosque negare hunc a senatu Caesarem appellatum esse, sed a militibus. g) Syncell. 437,22 sq.: ἀλλ’ εἰϲ Ῥώμην ἐπανελθὼν ἀναιρεῖται ϲὺν τῇ μητρὶ Μαμμαίᾳ ὑπὸ ϲτρατιωτικοῦ θορύβου. 439,7–9: καὶ Ἀλέξανδροϲ μετὰ … τὴν κατὰ Περϲῶν εὐδοκίμηϲιν ἐπανελθὼν ἐν Ῥώμῃ ἀναιρεῖται ϲὺν μητρὶ Μαμμαίᾳ ἐν Μογοντιακῷ ϲτρατιωτικῇ ἐπαναϲτάϲει. fr. 65 a) Eutr. 8,23: adsessorem habuit vel scrinii magistrum Ulpianum iuris conditorem. b) Hier. chron. 215c: Ulpianus iuris consultus assessor Alexandri insignissimus habetur. c) Ruf. Fest. 22,1: hic Alexander scriniorum magistrum habuit Ulpianum iuris consultorem. d) Aur. Vict. 24,6: adhuc Domitium Ulpianum, quem Heliogabalus praetorianis praefecerat, eodem honore retinens Pauloque inter exordia patriae reddito, iuris auctoribus, quantus erga optimos atque aequi studio esset, edocuit. f) Hist. Aug. Alex. 26,5 sq.: Paulum et Ulpianum in magno honore habuit, quos praefectos ab Heliogabalo alii dicunt factos, alii ab ipso – nam et consiliarius Alexandri et magister scrinii Ulpianus fuisse perhibetur –, qui tamen ambo assessores Papiniani fuisse dicuntur. fr. 66 a) Eutr. 8,23: Romae quoque favorabilis fuit. periit in Gallia militari tumultu tertio decimo imperii anno et die nono. in Mamaeam matrem su-

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am unice pius. 7,15,2: aedificavit Romae thermas, quae ante Neronianae dictae nunc Alexandrinae appellantur. b) Hier. chron. 215: Romanorum XXI regnavit Alexander, Mammaeae filius ann. XIII. 215c: Ulpianus iuris consultus assessor Alexandri insignissimus habetur. 215i: Alexander in matrem Mammaeam unice pius fuit et ob id omnibus amabilis. 183d: Thermae a Nerone aedificatae quas Neronianas appellavit. d) Aur. Vict. 24,7: neque ultra annos tredecim imperio functus. 24,5: opus urbi florentissimum †celebrio† fabricatus est matrisque cultu, quae nomine Mammaea erat, plus quam pius. f) Hist. Aug. Alex. 4,5: erat praeterea cunctis hominibus amabilis et ab aliis pius appellabatur. 25,3: opera veterum principum instauravit, ipse nova multa constituit, in his thermas nominis sui iuxta eas, quae Neronianae fuerunt, aqua inducta, quae Alexandriana nunc dicitur. 26,9: in matrem Mammaeam unice pius fuit. fr. 67 a) Eutr. 9,1: post hunc Maximinus ex corpore militari primus ad imperium accessit sola militum voluntate, cum nulla senatus intercessisset auctoritas neque ipse senator esset. b) Hier. chron. 216d: Maximinus primus ex corpore militari sine senatus auctoritate ab exercitu imperator electus est. d) Aur. Vict. 25,1 sq.: Gaius Iulius Maximinus … primus e militaribus, litterarum fere rudis potentiam cepit suffragiis legionum. quod tamen etiam patres, dum periculosum aestimant inermes armato resistere, approbaverunt. e) Epit. Caes. 25,1: Iulius Maximinus Thrax, ex militaribus f) Hist. Aug. Maximin. 8,1: Maximinus primus e corpore militari et nondum senator, sine decreto senatus, Augustus ab exercitu appellatus est.

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g) Syncell. 437,23–5: Μάξιμοϲ δέ τιϲ Μυϲὸϲ τὸ γένοϲ ϲτρατηγὸϲ Κελτικῆϲ ὑπὸ τῶν ϲτρατευμάτων βαϲιλεὺϲ Ῥωμαίων ἀνηγορεύθη. fr. 68 a) Eutr. 9,1: is bello adversus Germanos feliciter gesto cum a militibus imperator esset appellatus, a Pupieno Aquileiae occisus est, deserentibus eum militibus suis, cum filio adhuc puero. b) Hier. chron. 216g: Maximinus Aquileiae a Pupieno occiditur. d) Aur. Vict. 26,1: haud incommode proelio gesto contra Germanos. 27,4: eos Pupienus Aquileiae obsidione confecit, postquam proelio victos reliqui paulatim deseruerant. f) Hist. Aug. Max. Balb. 15,4: sed multi non a Maximo, verum a Puppieno imperatore victum apud Aquileiam Maximinum esse dixerunt. 16,7: sed apud Latinos scriptores plerosque Maximi nomen non invenio et cum Balbino Puppienum imperatorem repperio, … cum, memoratis historicis asserentibus, ne Maximus quidem contra Maximinum pugnasse doceatur, sed resedisse apud Ravennam atque illic patratam audisse victoriam. 18,2: siquidem per haec tempora apud Graecos non facile Puppienus, apud Latinos non facile Maximus inveniatur, et ea, quae gesta sunt contra Maximinum, modo a Puppieno, modo a Maximo acta dicantur. Maximin. 33,3: sane quod nullo in loco tacendum est: cum et Dexippus et Arrianus et multi alii Graeci scripserint Maximum et Balbinum imperatores contra Maximinum factos, Maximum autem cum exercitu missum et apud Ravennam bellum parasse, Aquileiam autem nisi victorem non vidisse, Latini scriptores non Maximum sed Puppienum contra Maximinum apud Aquileiam pugnasse dixerunt eundemque vicisse. fr. 69 a) Eutr. 9,2,1: postea tres simul Augusti fuerunt, Pupienus, Balbinus, Gordianus, duo superiores obscurissimo genere, Gordianus nobilis, quippe cuius pater, senior Gordianus, consensu militum, cum proconsulatum Africae gereret, Maximino imperante princeps fuisset electus.

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d) Aur. Vict. 26,1: repente Antonius Gordianus Africae proconsul ab exercitu princeps apud Thysdri oppidum absens fit. 26,7: at senatus … Clodium Pupienum, Caecilium Balbinum Caesares constituit. 27,1: iisdemque per Africam diebus milites Gordianum, Gordiani filium, qui forte contubernio patris praetextatus ac deinceps praefectus praetorio intererat, Augustum creavere. f) Hist. Aug. Gord. 2,1: Gordiani non, ut quidam inperiti scriptores locuntur, duo sed tres fuerunt. Opil. 3,5: nec inter Antoninos referendi sunt duo Gordiani. Diad. 6,3: unde postea duos Gordianos, patrem et filium. Heliog. 34,6: etiam illud addendum est, ne quis error oriatur, cum duos Gordianos narrare coepero, patrem et filium. g) Amm. 26,6,20: superior Gordianus. 23,5,17: iunior Gordianus. fr. 70 a) Eutr. 9,2,2: itaque cum Romam venissent Balbinus et Pupienus, in palatio interfecti sunt, soli Gordiano imperium reservatum. b) Hier. chron. 216i: Gordiano Romam ingresso Pupienus et Balbinus, qui imperium arripuerant, in Palatio occisi. d) Aur. Vict. 27,6: neque multo post tumultu militarium Clodio Caelioque Romae intra palatium caesis Gordianus solus regnum obtinuit. e) Epit. Caes. 26,2: pari etiam tenore Pupienus et Balbinus regnum invadentes perempti sunt. fr. 71 a) Eutr. 9,2,2 sq.: Gordianus admodum puer … Ianum Geminum aperuit et ad Orientem profectus Parthis bellum intulit, qui iam moliebantur erumpere. quod quidem feliciter gessit proeliisque ingentibus Persas adflixit. rediens haud longe a Romanis finibus interfectus est fraude Philippi.

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b) Hier. chron. 217a: Gordianus admodum adulescens Parthorum natione superata cum victor reverteretur ad patriam, fraude Filippi praefecti praetorio haut longe a Romano solo interfectus est. c) Ruf. Fest. 22,2: sub Gordiano, acri ex iuventatis fiducia principe, rebellantes Parthi ingentibus proeliis contusi sunt. isque rediens victor de Perside fraude Philippi, qui praefectus praetorio eius erat, occisus est. d) Aur. Vict. 27,7 sq.: in Persas profectus est, cum prius Iani aedes, quas Marcus clauserat, patentes more veterum fecisset. ibi gesto insigniter bello Marci Philippi praefecti praetorio insidiis periit sexennio imperii. f) Hist. Aug. Gord. 26,3: Gordianus, aperto Iano gemino, quod signum erat indicti belli, profectus est contra Persas cum exercitu ingenti. 26,5: illic frequentibus proeliis pugnavit et vicit. g) Amm. 23,5,17 (Rede Julians): redissetque pari splendore iunior Gordianus … apud Resainan superato fugatoque rege Persarum, ni factione Philippi praefecti praetorio sceleste iuvantibus paucis in hoc, ubi sepultus est, loco vulnere impio cecidisset. Syncell. 443,4–9: οὗτοϲ ἐξ ’Ιταλίαϲ εἰϲ Πάρθουϲ ἐλθὼν καὶ Ϲαπώρην τὸν ’Αρταξέρξου υἱὸν Περϲῶν βαϲιλέα πολεμήϲαϲ ἐτρέψατο. … ἀλλὰ πρὸϲ Κτηϲιφῶντα γενόμενοϲ ἀναιρεῖται ὑπὸ τῶν οἰκείων ϲτρατιωτῶν ὑπάρχου Φιλίππου γνώμῃ τοῦ μετ’ αὐτὸν βαϲιλεύϲαντοϲ ἔτη ε´, κατὰ δὲ τοὺϲ πολλοὺϲ ἔτη ζ´. fr. 72 a) Eutr. 9,2,3: miles ei tumulum vicesimo miliario a Circesio, quod castrum nunc Romanorum est Euphratae inminens, aedificavit, exequias Romam revexit. b) Hier. chron. 217b: Gordiano milites tumulum aedificant, qui Eufratae imminet, ossibus eius Romam revectis. c) Ruf. Fest. 22,2: milites ei tumulum in vicensimo miliario a Circensio, quod nunc exstat, aedificaverunt atque exequias eius Romam cum maxima venerationis reverentia deduxerunt.

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e) Epit. Caes. 27,3: corpus eius prope fines Romani Persicique imperii positum nomen loco dedit Sepulcrum Gordiani. f) Hist. Aug. Gord. 34,2: Gordiano sepulchrum milites apud Circesium castrum fecerunt in finibus Persidis. g) Amm. 23,5,17: Gordianus, cuius monumentum nunc vidimus honorate. fr. 73 a) Eutr. 9,3,1: Philippi duo, filius ac pater. b) Hier. chron. 217c: Philippus Philippum filium suum consortem regni facit. d) Aur. Vict. 28,1: Philippus … sumpto in consortium Philippo filio. fr. 74 a) Eutr. 9,3: his imperantibus millesimus annus Romae urbis ingenti ludorum apparatu spectaculorumque celebratus est. b) Hier. chron. 217d: regnantibus Philippis millesimus annus Romanae urbis expletus est. ob quam sollemnitatem innumerabiles bestiae in circo magno interfectae ludique in campo Martio theatrales tribus diebus ac noctibus populo pervigilante celebrati. d) Aur. Vict. 28,1: annum urbis millesimum ludis omnium generum celebrant. f) Hist. Aug. Gord. 33,2 sq.: has autem omnes feras (in 33,1 aufgezählte Tiere) mansuetas et praeterea efferatas parabat ad triumphum Persicum. quod votum publicum nihil valuit. nam omnia haec Philippus exhibuit saecularibus ludis et muneribus atque circensibus, cum millesimum annum a condita Urbe in consulatu suo et filii sui celebravit. fr. 75 b) Hier. chron. 217g: Filippus urbem nominis sui in Thracia construxit.

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d) Aur. Vict. 28,1: Marcus Iulius Philippus, Arabs Thraconites, … conditoque apud Arabiam Philippopoli oppido Romam venere. fr. 76 a) Eutr. 9,3: ambo deinde ab exercitu interfecti sunt, senior Philippus Veronae, Romae iunior; annis quinque imperaverunt. b) Hier. chron. 218b: Philippus senior Veronae, Romae iunior occiditur. d) Aur. Vict. 28,10 sq.: his actis filio urbi relicto ipse quamquam debili per aetatem corpore adversum Decium profectus Veronae cadit pulso amissoque exercitu. quis Romae compertis apud castra praetoria filius interficitur. e) Epit. Caes. 28,1–3: Marcus Iulius Philippus imperavit annos V. Veronae ab exercitu interfectus est (medio capite supra ordines dentium praeciso). filius autem eius (Gaius Iulius Saturninus), quem potentiae sociaverat, Romae occiditur. fr. 77 a) Eutr. 9,4: post hos Decius e Pannonia inferiore, Budaliae natus, imperium sumpsit. … filium suum Caesarem fecit. b) Hier. chron. 218c: Decius e Pannonia inferiore Budaliae natus fuit. d) Aur. Vict. 29,1: at Decius, Sirmiensium vico ortus, militiae gradu ad imperium conspiraverat, laetiorque hostium nece filium Etruscum nomine Caesarem fecit. e) Epit. Caes. 29,1: Decius e Pannonia inferiore, Bubaliae natus … hic Decium filium suum Caesarem fecit. fr. 78 a) Eutr.9,4: Romae lavacrum aedificavit.

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d) Aur. Vict. 29,1: Romae aliquantum moratur moenium gratia, quae instituit, dedicandorum. fr. 79 a) Eutr. 9,4: cum biennio imperassent ipse et filius, uterque in barbarico interfecti sunt. b) Hier. chron. 218h: Decius cum filio in Abryto occiditur. d) Aur. Vict. 29,4: Decii barbaros trans Danubium persectantes Bruti fraude cecidere exacto regni biennio. e) Epit. Caes. 29,3 sq.: in solo barbarico inter confusas turbas gurgite paludis submersus est, ita ut nec cadaver eius potuerit inveniri. filius vero eius bello extinctus est. g) Syncell. 445,3: Ῥωμαίων κδ´ ἐβαϲίλευϲε Δέκιοϲ ἔτη β´. fr. 80 a) Eutr. 9,5: mox imperatores creati sunt Gallus Hostilianus et Galli filius Volusianus. sub his Aemilianus in Moesia res novas molitus est; ad quem opprimendum cum ambo profecti essent, Interamnae interfecti sunt non conpleto biennio. … sola pestilentia et morbis atque aegritudinibus notus eorum principatus fuit. b) Hier. chron. 219f: Gallus et Volusianus, cum adversum Aemilianum, qui in Moesia res novas moliebatur, ex urbe profecti essent, in foro Flamini sive, ut alii putant, Interamnae interfecti sunt. d) Aur. Vict. 30,1–31,1: haec ubi patres comperere, Gallo Hostilianoque Augusta imperia, Volusianum Gallo editum Caesarem decernunt. deinde pestilentia oritur. qua atrocius saeviente Hostilianus interiit. … igitur his Romae morantibus Aemilius Aemilianus summam potestatum corruptis militibus arripuit. 31,2: ad quem expugnandum profecti Interamnae ab suis caeduntur. 31,3: his sane omnibus biennium profecit.

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e) Epit. Caes. 30,1–31,1: Virius Gallus cum Volusiano filio imperaverunt annos II. horum temporibus Hostilianus Perpenna a senatu imperator creatus nec multo post pestilentia consumptus est. sub his etiam Aemilianus in Moesia imperator effectus est. contra quem ambo profecti apud Interamnam ab exercitu suo caeduntur. fr. 81 a) Eutr. 9,6: Aemilianus obscurissime natus obscurius imperavit ac tertio mense extinctus est. b) Hier. chron. 219g: Aemilianus tertio mense invasae tyrannidis extinctus. d) Aur. Vict. 31,3: nam Aemilianus quoque tres menses usus modesto imperio morbo absumptus est. fr. 82 a) Eutr. 9,7: hinc Licinius Valerianus in Raetia et Norico agens ab exercitu imperator et mox Augustus est factus. Gallienus quoque Romae a senatu Caesar est appellatus. horum imperium Romano nomini perniciosum et paene exitiabile fuit vel infelicitate principum vel ignavia: Germani Ravennam usque venerunt; Valerianus in Mesopotamia bellum gerens a Sapore Persarum rege superatus est, mox etiam captus apud Parthos ignobili servitute consenuit. 9,11,1: Gallienus … occisus est imperii anno nono. b) Hier. chron. 220a: Valerianus in Raetia ab exercitu Augustus, Gallienus Romae a senatu Caesar appellatus. 220d: Valerianus … a Sapore Persarum rege capitur ibique servitute miserabili consenescit. 220i: Germani Ravennam usque venerunt. c) Ruf. Fest. 23,1: Valeriani, infausti principis, fortunam taedet referre. is cum Gallieno suscepit imperium, cum Valerianum exercitus, Gallienum senatus imperatorem fecisset. in Mesopotamia adversum Persas Valerianus congressus a Sapore, Persarum rege, superatus est et captus in dedecori servitute consenuit.

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d) Aur. Vict. 32,1: at milites, qui contracti undique apud Raetias ob instans bellum morabantur, Licinio Valeriano imperium deferunt. 32,3: eius filium Gallienum senatus Caesarem creat. 32,4–5: prudentes perniciosum rei publicae cecinere adolescentis fluxo ingenio … quod equidem confestim evenit. nam cum eius pater bellum per Mesopotamiam anceps diuturnumque instruit, Persarum regis, cui nomen Sapor erat, dolo circumventus foede laniatus interiit imperii anno sexto, senecta robustiore. 33,35: huic (sc. Gallieno) novem annorum potentia fuit. f) Hist. Aug. Gall. 21,5: de annis autem Gallieni et Valeriani ad imperium pertinentibus adeo incerta traduntur, ut, cum quindecim annos eosdem imperasse constet, id est Gallienus usque ad quintum decimum pervenisset, Valerianus vero sexto sit captus, alii novem annis, vix decem alii etiam Gallienum imperasse in litteras mittant. fr. 83 a) Eutr. 9,8,1 sq.: Gallienus cum adulescens factus esset Augustus, imperium primum feliciter, mox commode, ad ultimum perniciose gessit. nam iuvenis in Gallia et Illyrico multa strenue fecit occiso apud Mursam Ingenuo, qui purpuram sumpserat, et Trebelliano. diu placidus et quietus, mox in omnem lasciviam dissolutus tenendae rei publicae habenas probrosa ignavia et desperatione laxavit. Alamanni vastatis Galliis in Italiam penetraverunt. Dacia, quae a Traiano ultra Danubium fuerat adiecta, tum amissa est. Graecia, Macedonia, Pontus, Asia vastata est per Gothos, Pannonia a Sarmatis Quadisque populata est, Germani usque ad Hispanias penetraverunt et civitatem nobilem Tarraconem expugnaverunt, Parthi Mesopotamia occupata Syriam sibi coeperant vindicare b) Hier. chron. 220i: Gallieno in omnem lasciviam dissoluto Germani Ravennam usque venerunt. 220k: Alamanni vastatis Galliis in Italiam transiere. 220l: Graecia, Macedonia, Pontus, Asia depopulata per Gothos, Quadi et Sarmatae Pannonias occupaverunt. 221a: Germanis Hispanias obtinentibus Tarracon expugnata est. Parthi Mesopotamiam tenentes Syriam incursaverunt. c) Ruf. Fest. 23,2: sub Gallieno Mesopotamia invasa etiam Syriam sibi Persae coeperant vindicare. 8,2: sed sub Gallieno imperatore amissa est (sc. Dacia).

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d) Aur. Vict. 33,1–3: sub idem tempus Licinius Gallienus cum a Gallia Germanos strenue arceret, in Illyricum properans descendit. ibi Ingenuum, quem curantem Pannonios comperta Valeriani clade imperandi cupido incesserat, Mursiae devicit moxque Regalianum, qui receptis militibus, quos Mursina labes reliquos fecerat, bellum duplicaverat. his prospere ac supra vota cedentibus more hominum secundis solutior rem Romanam quasi naufragio dedit cum Salonino filio, cui honorem Caesaris contulerat, adeo uti Thraciam Gothi libere pergressi Macedonas Achaeosque et Asiae finitima occuparent, Mesopotamiam Parthi, Orienti latrones seu mulier dominaretur, Alamannorum vis tunc aeque Italiam, Francorum gentes direpta Gallia Hispaniam possiderent vastato ac paene direpto Tarraconensium oppido nactisque in tempore navigiis pars in usque Africam permearet. et amissa trans Istrum, quae Traianus quaesiverat. fr. 84 d) Aur. Vict. 33,6: inter haec ipse popinas ganeasque obiens lenonum ac vinariorum amicitiis haerebat, expositus Saloninae coniugi atque amori flagitioso filiae Attali, Germanorum regis, Pipae nomine. e) Epit. Caes. 33,1: Gallienus … amori diverso paelicum deditus, Saloninae coniugis et concubinae, quam per pactionem, concessa parte superioris Pannoniae, a patre Marcomannorum rege matrimonii specie susceperat Pipam nomine. f) Hist. Aug. Gall. 21,3: a matre sua Salonina appellatum esse ⟨***⟩ quamvis perdite dilexit, Piparam nomine, barbaram regis filiam ⟨***⟩. 21,6: nam et semper noctibus popinas dicitur frequentasse et cum lenonibus, mimis scurrisque vixisse. trig. tyr. 3,4: cum Gallienus luxuriae et popinis vacaret et amore barbarae mulieris consenesceret. fr. 85 a) Eutr. 9,10: in Oriente per Odenathum Persae victi sunt defensa Syria, recepta Mesopotamia. usque ad Ctesiphontem Odenathus penetravit. b) Hier. chron. 221d: Odenatus decurio Palmyrenus collecta agrestium manu ita Persas cecidit, ut ad Ctesifontem castra poneret.

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c) Ruf. Fest. 23,2: Syriam sibi Persae coeperant vindicare, nisi quod turpe dictum est, Odenathus, decurio Palmyrenus, collecta Syrorum agrestium manu acriter restitisset et fusis aliquotiens Persis non modo nostrum limitem defendisset, sed etiam ad Ctesiphontem Romani ultor imperii, quod mirum dictu est, penetrasset. f) Hist. Aug. Gall. 10,3: Nisibin et Carras statim occupat. 10,6: Odenatus autem ad Ctesifontem Parthorum multitudinem obsedit vastatisque circum omnibus locis innumeros homines interemit. trig. tyr. 15,3 sq. (Odenatus): Nisibin primum et Orientis pleraque cum omni Mesopotamia in potestatem recepit, deinde ipsum regem victum fugere coegit. postremo Ctesifonta usque Saporem et eius liberos persecutus captis concubinis. fr. 86 a) Eutr. 9,9 sq.: tum desperatis rebus et deleto paene imperio Romano Postumus in Gallia obscurissime natus purpuram sumpsit et per annos decem ita imperavit, ut consumptas paene provincias ingenti virtute et moderatione reparaverit. qui seditione militum interfectus est, quod Mogontiacum, quae adversus eum rebellaverat Laeliano res novas moliente, diripiendam militibus tradere noluisset. post eum Marius vilissimus opifex purpuram accepit et secundo die interfectus est. Victorinus postea Galliarum accepit imperium, vir strenuissimus, sed cum nimiae libidinis esset et matrimonia aliena corrumperet, Agrippinae occisus est actuario quodam dolum machinante imperii sui anno secundo. huic successit Tetricus senator, qui Aquitaniam honore praesidis administrans absens a militibus imperator electus est et apud Burdigalam purpuram sumpsit. seditiones multas militum pertulit. b) Hier. chron. 221g: Galliae per Postumum et Victorinum et Tetricum receptae. d) Aur. Vict. 33,8–14: namque primus omnium Postumus, qui forte barbaris per Galliam praesidebat, imperium ereptum ierat. explosaque Germanorum multitudine Laeliani bello excipitur. quo non minus feliciter fuso suorum tumultu periit, quod flagitantibus Mogontiacorum direptiones, quia Laelianum iuverant, abnuisset. igitur eo occiso Marius, ferri

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quondam opifex neque etiam tum militiae satis clarus, regnum capit. proinde cuncta ad extremum reciderant, uti talibus imperia ac virtutum omnium decus ludibrio essent. hinc denique ioculariter dictum nequaquam mirum videri, si rem Romanam Marius reficere contenderet, quam Marius eiusdem artis auctor stirpisque ac nominis solidavisset. hoc iugulato post biduum Victorinus deligitur, belli scientia Postumo par, verum libidine praecipiti. qua cohibita in exordio post biennii imperium constupratis vi plerisque, ubi Atticiani coniugem concupivit facinusque ab ea viro patefactum est, accensis furtim militibus per seditionem Agrippinae occiditur. … interim Victoria amisso Victorino filio, legionibus grandi pecunia comprobantibus Tetricum imperatorem facit, qui familia nobili praesidatu Aquitanos tuebatur, filioque eius Tetrico Caesarea insignia impartiuntur. f) Hist. Aug. Gall. 4,5: nam per annos septem Postumus imperavit et Gallias ab omnibus circumfluentibus barbaris validissime vindicavit. trig. tyr. 3,4: ab omni exercitu et ab omnibus Gallis Postumus gratanter acceptus talem se praebuit per annos septem ut Gallias instauraverit. 6,3: tunc interfecto etiam Lolliano, solus Victorinus in imperio remansit; qui et ipse, quod matrimoniis militum et militarium corrumpendis operam daret, a quodam actuario, cuius uxorem stupraverat, composita factione, Agrippinae percussus, Victorino filio Caesare a matre Vitruvia sive Victoria … appellato, qui et ipse puerulus statim est interemptus, cum apud Agrippinam pater eius esset occisus. 8,1: Marius ex fabro, ut dicitur, ferrario triduo tantum imperavit. 24,1: interfecto Victorino et eius filio, mater eius Victoria – sive Vitruvia – Tetricum, senatorem populi Romani, praesidatum in Gallia regentem, ad imperium hortata … filiumque eius Caesarem nuncupavit. fr. 87 a) Eutr. 9,11,2: hic Gothos Illyricum Macedoniamque vastantes ingenti proelio vicit. parcus vir ac modestus et iusti tenax ac rei publicae gerendae idoneus. … senatus eum ingenti honore decoravit, scilicet ut in curia clipeus ipsi aureus, item in Capitolio statua aurea poneretur. b) Hier. chron. 221k: Claudius Gothos Illyricum et Macedoniam vastantes superavit. ob quae in curia clipeus ei aureus et in Capitolio statua aurea conlocata est.

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d) Aur. Vict. 34,1: viri laborum patientis aequique ac prorsus dediti rei publicae. e) Epit. Caes. 34,4: ea res sicut erat cunctis grata, non divi vocabulum modo, sed ex auro statuam prope ipsum Iovis simulacrum atque in curia imaginem auream proceres sacravere. f) Hist. Aug. Claud. 3,2–4: ut senatus populusque Romanus novis eum honoribus post mortem adfecerit. illi clypeus aureus vel, ut grammatici locuuntur, clypeum aureum senatus totius iudicio in Romana curia conlocatum est … illi, quod nulli antea, populus Romanus sumpto suo in Capitolio ante Iovis Optimi Maximi templum statuam auream decem pedum conlocavit. fr. 88 a) Eutr. 9,22,1: Constantius per filiam nepos Claudii traditur. b) Hier. chron. 225g: Constantius Claudii ex filia nepos fuit. d) Aur. Vict. 34,7: hoc siquidem Constantius et Constantinus atque imperatores nostri ⟨***⟩. f) Hist. Aug. Claud. 13,2 sq.: Claudius, Quintillus et Crispus fratres fuerunt. Crispi filia Claudia; ex ea et Eutropio, nobilissimo gentis Dardanae viro, Constantius Caesar est genitus. fr. 89 a) Eutr. 9,12: Quintillus post eum, Claudii frater, consensu militum imperator electus est, unicae moderationis vir et civilitatis, aequandus fratri vel praeferendus. consensu senatus appellatus Augustus septimo decimo imperii die occisus est. b) Hier. chron. 222b: Quintilius, Claudii frater, a senatu Augustus appellatus. XVII imperii die Aquileiae occiditur. e) Epit. Caes. 34,5: huic successit frater eius Quintillus. is paucis diebus imperium tenens interemptus est.

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f) Hist. Aug. Claud. 12,3: frater eiusdem, vir sanctus et sui fratris, ut vere dixerim, frater, delatum sibi omnium iudicio suscepit imperium, non hereditarium sed merito virtutum, qui factus esset imperator, etiamsi frater Claudii principis non fuisset. 12,5: septima decima die … interemptus est. fr. 90 a) Eutr. 9,13: post eum Aurelianus suscepit imperium, Dacia Ripensi oriundus … Romanam dicionem ad fines pristinos varia bellorum felicitate revocavit. superavit in Gallia Tetricum apud Catalaunos ipso Tetrico prodente exercitum suum, cuius adsiduas seditiones ferre non poterat; quin etiam per litteras occultas Aurelianum ita fuerat deprecatus, ut inter alia versu Vergiliano uteretur: „eripe me his, invicte, malis“. Zenobiam quoque, quae occiso Odenatho marito Orientem tenebat, haud longe ab Antiochia sine gravi proelio cepit ingressusque Romam nobilem triumphum quasi receptor Orientis Occidentisque egit praecedentibus currum Tetrico et Zenobia. qui quidem Tetricus corrector Lucaniae postea fuit ac privatus diutissime vixit; Zenobia autem posteros, qui adhuc manent, Romae reliquit. b) Hier. chron. 222d: Aurelianus Tetrico aput Catalaunos prodente exercitum suum Gallias recepit. 222e: Zenobia aput Immas haut longe ab Antiochia vincitur, quae occiso Odenato marito Orientis tenebat imperium. 222g: Aurelianum Romae triumphantem Tetricus et Zenobia praecesserunt. e quibus Tetricus corrector postea Lucaniae fuit et Zenobia in urbe summo honore consenuit. a qua hodieque Romae Zenobiae familia nuncupatur. c) Ruf. Fest. 24,1: Zenobia, Odenathi uxor … post mortem mariti feminea dicione Orientis tenebat imperium; quam Aurelianus … apud Immas haud procul ab Antiochia vicit et captam Romae triumphans ante currum duxit. d) Aur. Vict. 35,3–5: simul Germanis Gallia demotis Tetrici … caesae legiones proditore ipso duce. namque Tetricus, cum Faustini praesidis dolo corruptis militibus plerumque peteretur, Aureliani per litteras praesidium imploraverat eique adventanti producta ad speciem acie inter pugnam se dedit. ita, uti rectore nullo solet, turbati ordines oppressi

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sunt, ipse post celsum biennii imperium in triumphum ductus Lucaniae correcturam filioque veniam atque honorem senatorum cooptavit. e) Epit. Caes. 35,1: Aurelianus, genitus patre mediocri et, ut quidam ferunt, Aurelii clarissimi senatoris colono inter Daciam et Macedoniam, annos V menses VI. 35,7: hic Tetricum, qui imperator ab exercitu in Galliis effectus fuerat, correctorem Lucaniae provexit. f) Hist. Aug. Aurelian. 22,1: Zenobiam, quae … orientale tenebat imperium; 32,3 sq.: (Aurelianus) Occidentem petit atque, ipso Tetrico exercitum suum prodente quod eius scelera ferre non posset, deditas sibi legiones obtinuit. princeps igitur totius orbis Aurelianus, pacatis Oriente, Gallis atque undique terris, Romam iter flexit, ut de Zenobia et Tetrico, hoc est de Oriente et de Occidente, triumphum Romanis oculis exhiberet. 39,1: Tetricum triumphatum correctorem Lucaniae fecit, filio eius in senatu manente. trig. tyr. 24,2–5: et cum multa Tetricus feliciterque gessisset et diuque imperasset, ab Aureliano victus, cum militum suorum impudentiam et procacitatem ferre non posset, volens se gravissimo principi et severissimo dedit. versus denique illius fertur quem statim ad Aurelianum scripserat: „eripe me his, invicte, malis.“ quare … senatorem popui Romani eundemque consularem, qui iure praesidiali omnes Gallias rexerat, per triumphum duxit, eodem tempore quo et Zenobiam. … pudore tamen victus, vir nimium severus eum quem triumphaverat, correctorem totius Italiae fecit, id est Campaniae, Samni, Lucaniae Brittiorum, Apuliae Calabriae, Etruriae atque Umbriae, Piceni et Flaminiae omnisque annonariae regionis, ac Tetricum non solum vivere, sed etiam in summa dignitate manere passus est, cum illum saepe collegam, nonnumquam commilitonem, aliquando etiam imperatorem appellaret. 25,2: qui (der jüngere Tetricus) et ipse cum patre per triumphum ductus, postea omnibus senatoriis honoribus functus est. g) Syncell. 467,13 sq.: Ζηνοβίᾳ δὲ τῇ γαμετῇ αὐτοῦ τὴν ἀρχὴν τῆϲ ἑῷαϲ ἐγχειρίζουϲι. 470,3–7: ταύτην τὴν ἀκοὴν Αὐρηλιανὸϲ οὐκ ἐνεγκὼν ἔρχεται μετὰ ϲτρατιᾶϲ καὶ πληϲίον Ἀντιοχείαϲ τῆϲ κατὰ Ϲυρίαν ἐν Ἴμμαιϲ καλουμένῳ χωρίῳ τοὺϲ μὲν Παλμυρηνοὺϲ διαφθείρει, Ζηνοβίαν δὲ χειρωϲάμενοϲ εἰϲ Ῥώμην ἤγαγε, καὶ φιλανθρωπίᾳ χρηϲάμενοϲ πολλῆ ϲυνάπτει ταύτην ἐνδόξωϲ ὰνδρὶ τῶν ὲν γερουϲίᾳ. 470,8: κρατεῖ δὲ καὶ Γάλλων κινηθέντων τότε.

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Pol. Silv. princ. 49: sub quo … duo Tetrici pater et filius, qui se eidem dederunt et post purpuram iudices provinciarum facti sunt, sive Faustinus Treveris tyranni fuerunt. fr. 91 a) Eutr. 9,13: vir in bello potens, animi tamen inmodici et ad crudelitatem propensioris. 9,14: hoc imperante etiam in urbe monetarii rebellaverunt vitiatis pecuniis et Felicissimo rationali interfecto. quos Aurelianus victos ultima crudelitate conpescuit. plurimos nobiles capite damnavit. saevus et sanguinarius ac necessarius magis in quibusdam quam in ullo amabilis imperator. trux omni tempore, etiam filii sororis interfector, disciplinae tamen militaris et morum dissolutorum magna ex parte corrector. 9,15: urbem Romam muris firmioribus cinxit. templum Soli aedificavit, in quo infinitum auri gemmarumque constituit. b) Hier. chron. 223a: Aurelianus templum Soli aedificat et Romam firmoiribus muris vallat. 223b: primus agon Solis ab Aureliano institutus. d) Aur. Vict. 35,6 sq.: neque secus intra urbem monetae opifices deleti, qui, cum auctore Felicissimo rationali nummariam notam corrosissent, poenae metu bellum fecerant usque eo grave, uti per Caelium montem congressi septem fere bellatorum milia confecerint. his tot tantisque prospere gestis fanum Soli magnificum Romae constituit donariis ornans opulentis, ac ne unquam, quae per Gallienum evenerant, acciderent, muris urbem quam validissimis laxiore ambitu circumsaepsit. e) Epit. Caes. 35,4: hoc tempore in urbe Roma monetarii rebellarunt, quos Aurelianus victos ultima crudelitate compescuit. 35,6: hic muris validioribus et laxioribus urbem saepsit. 35,9: fuit saevus et sanguinarius et trux omni tempore, etiam filii sororis interfector. f) Hist. Aug. Aurelian. 21,5 sq.: Aurelianus, ut erat natura ferocior, plenus irarum Romam petiit vindictae cupidus quam seditionum asperitas suggerebat; incivilius denique usus imperio, vir alias optimus, seditionum auctoribus interemptis, cruentius ea quae mollius fuerant curanda compescuit. interfecti sunt enim nonnulli etiam nobiles senatores. 21,9: his actis, cum videret posse fieri ut aliquid tale iterum quale sub Gallieno evenerat proveniret, adhibito consilio senatus muros urbis Romae

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dilatavit. 31,4: crudelitas denique Aureliani vel, ut quidam dicunt severitas. 38,2: fuit sub Aureliano etiam monetariorum bellum, Felicissimo rationali auctore; quod acerrime severissimeque compescuit, septem tamen milibus suorum militum interemptis. 39,2: templum Solis magnificentissimum constituit. muros urbis Romae sic ampliavit ut quinquaginta prope milia murorum eius ambitus teneat. 39,6: in templo Solis multum auri gemmarumque constituit. 39,8 sq.: dicitur praeterea huius fuisse crudelitatis ut plerisque senatoribus simulatam ingereret factionem coniurationis et tyrannidis quo facilius eos posset occidere. addunt nonnulli filium sororis, non filiam ab eodem interfectum, plerique autem etiam filium sororis. g) Syncell. 470,12 sq.: ὁ δ’ αὐτὸϲ καὶ Ἡλίου ναὸν ἐν Ῥώμῃ κατεϲκεύαϲε χρυϲῷ και λίθοιϲ ἀξιάγαϲτον. fr. 92 d) Aur. Vict. 35,7: deletaeque fiscales et quadruplatorum, quae urbem miserabiliter affecerant, calumniae consumptis igni tabulis monumentisque huiuscemodi negotiorum atque ad Graeciae morem decreta abolitione; inter quae avaritiam, peculatum provinciarumque praedatores contra morem militarium, quorum e numero erat, immane quantum sectabatur. f) Hist. Aug. Aurelian. 39,3–5: idem quadruplatores ac delatores ingenti severitate persecutus est. tabulas publicas ad privatorum securitatem exuri in foro Traiani semel iussit. amnestia etiam sub eo delictorum publicorum decreta est exemplo Atheniensium … fures provinciales repetundarum ac peculatus reos ultra militarem modum est persecutus, ut eos ingentibus suppliciis cruciatibusque puniret. fr. 93 a) Eutr. 9,15,1: provinciam Daciam, quam Traianus ultra Danubium fecerat, intermisit vastato omni Illyrico et Moesia desperans eam posse retinere abductosque Romanos ex urbibus et agris Daciae in media Moesia conlocavit appellavitque eam Daciam, quae nunc duas Moesias dividit.

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c) Ruf. Fest. 8,2: et per Aurelianum translatis exinde Romanis duae Daciae in regionibus Moesiae ac Dardania factae sunt. f) Hist. Aug. Aurelian. 39,7: cum vastatum Illyricum ac Moesiam deperditam videret, provinciam Transdanuvianam Daciam a Traiano constitutam, sublato exercitu et provincialibus, reliquit, desperans eam posse retineri, abductosque ex ea populos in Moesia collocavit appellavitque suam Daciam, quae nunc duas Moesias dividit. g) Syncell. 470,14 sq.: τὴν Τραϊανοῦ δὲ Δακίαν βαρβάροιϲ ἀφεὶϲ ἄνδραϲ καὶ γυναῖκαϲ εἰϲ τὸ μεϲαίτατον τῆϲ Μυϲίαϲ ϲτήϲαϲ ἑκατέρωθεν Δακίαν δὲ μέϲην ὀνομάζεϲθαι. Suda δ 23: Δακία χώρα· ἣν ὁ Τραϊανὸϲ ἐν τοῖϲ πέραν τοῦ Ἴϲτρου χωρίοιϲ κατῴκιϲε. καὶ ταύτην Αὐρηλιανὸϲ ἀπέλιπε, κεκακωμένηϲ τῆϲ Ἰλλυριῶν τε καὶ Μυϲῶν χώραϲ, ἡγούμενοϲ ἀδυνάτωϲ ἔϲεϲθαι τὴν πέραν ἐν μέϲοιϲ τοῖϲ ποταμοῖϲ ἀπειλημμένην διαϲῴζεϲθαι. ἐξαγαγὼν οὖν τοὺϲ ἐκεῖϲε Ῥωμαίουϲ ἀπῳκιϲμένουϲ ἔκ τε τῶν πόλεων καὶ τῶν ἀγρῶν ἐν μέϲῃ τῇ Μυϲίᾳ καθίδρυϲε, τὴν χώραν ὀνομάϲαϲ Δακίαν ἣ νῦν ἐν μέϲῳ τῶν δύο Μυϲιῶν κειμένη διαιρεῖ αὐτὰϲ ἀπ’ ἀλλήλων. fr. 94 a) Eutr. 9,15,2: occiditur servi sui fraude, qui ad quosdam militares viros, amicos ipsius, nomina pertulit adnotata falso manum eius imitatus, tamquam Aurelianus ipsos pararet occidere; itaque ut praeveniretur, ab isdem interfectus est in itineris medio, quod inter Constantinopolim et Heracleam est, stratae veteris; locus Caenophrurium appellatur. mors tamen eius inulta non fuit. b) Hier. chron. 223c: ac non multo post inter Constantinopolim et Heracliam in Caenofrurio viae veteris occiditur. d) Aur. Vict. 35,8: qua causa ministri scelere, cui secretorum officium crediderat, circumventus apud Caenofrurium interiit, cum ille praedae conscientia delictique scripta callide composita tribunis quasi per gratiam prodidisset, quibus interfici iubebantur. illique eo metu accensi facinus patravere.

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f) Hist. Aug. Aurelian. 35,5: apud Caenofrurium mansionem, quae est inter Heracliam et Byzantium, malitia notarii sui … interemptus est. g) Syncell. 470,9–11: ὁρμήϲαϲ δὲ καὶ ἐπὶ Ϲκύθαϲ ὑπὸ τῆϲ ἰδίαϲ ϲτρατιᾶϲ ἀναιρεῖται ϲτάϲει περιπεϲὼν μεταξὺ Βυζαντίου καὶ Ἡρακλείαϲ ἐν τῷ καινῷ λεγομένῳ φρουρίῳ τῶν Θρᾳκῶν. fr. 95 a) Eutr. 9,14–15,2: necessarius magis in quibusdam quam in ullo amabilis imperator … meruit quoque inter Divos referri. f) Hist. Aug. Aurelian. 37,1–4: hic finis Aureliano fuit, principi necessario magis quam bono. … rebus magnis gestis inter divos relatus est. fr. 96 a) Eutr. 9,16: Tacitus post hunc suscepit imperium, vir egregie moratus et rei publicae gerendae idoneus. nihil tamen clarum potuit ostendere intra sextum mensem imperii morte praeventus. Florianus, qui Tacito successerat, duobus mensibus et diebus XX in imperio fuit neque quicquam dignum memoria egit. b) Hier. chron. 223d: Romanorum XXX regnavit Tacitus mens. VI. 223e: quo aput Pontum occiso obtinuit Florianus imperium diebus LXXXVIII. hoc quoque aput Tarsum interfecto. d) Aur. Vict. 35,12: atque etiam soli (d. h. Aurelian) interregni species obvenit. 36,1: igitur tandem senatus mense circiter post Aureliani interitum sexto Tacitum, e consularibus mitem sane virum, imperatorem creat, cunctis fere laetioribus, quod militari ferocia legendi ius principis proceres recepissent. 36,2: namque Tacito confestim a ducentesima regni luce Tyanae mortuo, cum tamen prius auctores Aureliani necis maximeque Mucaporem ducem, quod ipsius ictu occiderat, excruciavisset, Florianus, eiusdem frater, nullo senatus seu militum consulto imperium invaserat. 37,1: qui uno mense aut altero vix retentata dominatione apud Tarsum ab suis interficitur.

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e) Epit. Caes. 35,10: hoc tempore septem mensibus interregni species evenit. 36,1–2: Tacitus post hunc suscepit imperium, vir egregie moratus; qui ducentesimo imperii die apud Tarsum febri moritur. huic successit Florianus. f) Hist. Aug. Tac. 13,1: et prima quidem illi cura imperatoris facti haec fuit ut omnes qui Aurelianum occiderant interimeret. 13,4–5: gessit autem propter brevitatem temporum nihil magnum. interemptus est enim insidiis militaribus, ut alii dicunt, sexto mense, ut alii, morbo interiit. Tac. 13,6: huic frater Florianus in imperio successit. 14,1 sq.: hic frater Taciti germanus fuit, qui post fratrem arripuit imperium, non senatus auctoritate, sed suo motu … denique vix duobus mensibus imperium tenuit et occisus est Tarsi a militibus.14,5: duo igitur principes una extiterunt domo, quorum alter sex mensibus, alter vix duobus imperaverunt, quasi quidem interreges inter Aurelianum et Probum. g) Pol. Silv. princ. 50 sq.: Tacitus. Florianus frater eius occisus. fr. 97 a) Eutr. 9,17: Probus, vir inlustris gloria militari, ad administrationem rei publicae accessit. Gallias a barbaris occupatas ingenti proeliorum felicitate restituit. quosdam imperium usurpare conatos, scilicet Saturninum in Oriente, Proculum et Bonosum Agrippinae, certaminibus oppressit. vineas Gallos et Pannonios habere permisit, opere militari Almam montem apud Sirmium et Aureum apud Moesiam superiorem vineis conseruit et provincialibus colendos dedit. hic cum bella innumera gessisset, pace parata dixit brevi milites necessarios non futuros. … interfectus tamen est Sirmi tumultu militari in turri ferrata. b) Hier. chron. 223g: Probus Gallias a barbaris occupatas ingenti virtute restituit. 224a: Probus Gallos et Pannonios vineas habere permisit Almamque et aureum montem militari manu consitos provincialibus colendos dedit. 224e: Probus tumultu militari aput Sirmium in turre, quae vocatur ferrata, occiditur. d) Aur. Vict. 37,2: postquam Probum in Illyrico factum accepere, ingenti bello scientia exercitandisque varie militibus ac duranda iuventute prope Hannibalem alterum. 37,3: Galliam Pannoniasque et Moesorum col-

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les vinetis replevit … simul caesis Saturnino per Orientem, Agrippinae Bonoso ⟨***⟩ exercitu. nam utrique dominatum tentaverant sumpta, cui duces praeerant, manu. qua causa receptis omnibus pacatisque dixisse proditur brevi milites frustra fore. 37,4: hinc denique magis irritati paulo cis sextum annum apud Sirmium trucidavere, cum ad siccandam lacunis ac fossa urbem ipsi patriam adigerentur, quae palustri solo hiemalibus aquis corrumpitur. f) Hist. Aug. Prob. 3,1: Probus oriundus e Pannonia, civitate Sirmiensi, nobiliore matre quam patre … adfinitate non magna, tam privatus quam imperator nobilissimus virtutibus claruit. 18,4: sed habuit etiam non leves tyrannicos motus. nam et Saturninum, qui Orientis imperium adripuerat, variis proeliorum generibus et nota virtute superavit. 18,5: deinde, cum Proculus et Bonosus apud Agrippinam in Gallia imperium adripuissent omnesque sibi iam Brittannias, Hispanias et bracatae Galliae provincias vindicarent, barbaris semet iuvantibus vicit. 18,8: Gallis omnibus et Hispanis ac Brittannis hinc permisit, ut vites haberent vinumque conficerent. ipse Almam montem in Illyrico circa Sirmium militari manu fossum lecta vite conseruit. 20,1–3: a militibus suis per insidias interemptus est. … his addidit dictum eius grave, si umquam eveniat, salutare rei publica, brevi milites necessarios non futuros. 21,2 sq.: nam cum Sirmium venisset ac solum patrium effecundari cuperet et dilatari, ad siccandam quandam paludem multa simul milia militum posuit ingentem parans fossam qua, deiectis in Savum naribus loca Sirmiensibus profutura siccaret. hoc permoti milites, confugientem eum in turrem ferratam … interemerunt. g) Pol. Silv. princ. 52 sq.: Probus, qui Gallis vineas habere permisit. sub quo Saturninus, Proculus et Bonosus tyranni fuerunt. fr. 98 a) Eutr. 9,18,1 sq.: Carus est factus Augustus, Narbone natus in Gallia. is confestim Carinum et Numerianum filios Caesares fecit. … Numerianus … quem secum Caesarem ad Persas duxerat. 9,19,1: Carinus, quem Caesarem ad Parthos proficiscens Carus in Illyrico, Gallia, Italia reliquerat, omnibus se sceleribus inquinavit. b) Hier. chron. 224g: Carus Narbonensis.

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d) Aur. Vict. 38,1: igitur Carus praefectura pollens praetorii Augusto habitu induitur liberis Caesaribus Carino Numerianoque. 38,2: misso ad munimentum Gallia maiore filio. 39,12: is finis Caro liberisque, Narbone patria, imperio biennii fuere. f) Hist. Aug. Car. 5,4: praef. praet. a Probo factus tantum sibi apud milites amoris locavit, ut interfecto Probo … dignissimus videretur imperio. 7,1: bellum Persicum … adgressus est, liberis Caesaribus nuncupatis, et ita quidem ut Carinum ad Gallias tuendas cum viris lectissimis destinaret, secum vero Numerianum, adulescentem … duceret. g) Syncell. 472,10: Κᾶροϲ ἀνὴρ Γαλάτηϲ ἀνδρεῖοϲ. 472,20–2: ἦν δὲ τότε κατὰ τὴν Ῥώμην Καρῖνοϲ ὁ Κάρου παῖϲ ὑπὸ τοῦ πατρὸϲ ἐκεῖ καταλειφθείϲ, ἡνίκα ἐπὶ Πέρϲαϲ ἐϲτράτευϲε, χαλεπὸϲ τοῖϲ Ῥωμαίοιϲ φανείϲ. 472,24: τὸν δὲ Καρῖνον ἀδίκωϲ τῇ ἀρχῇ χρώμενον. fr. 99 a) Eutr. 9,18,1: sed dum bellum adversus Sarmatas gerit, nuntiato Persarum tumultum ad Orientem profectus res contra Persas nobiles gessit. … Cochen et Ctesiphontem urbes nobilissimas cepit. et cum castra supra Tigridem haberet, vi divini fulminis periit. b) Hier. chron. 224g: Carus … cum omni Parthorum regione vastata Cochem et Ctesifontem, nobilissimas hostium urbes, cepisset, super Tigridem castra ponens fulmini ictus interiit. c) Ruf. Fest. 24,2: Cari imperatoris victoria de Persis nimium potens superno numina visa est. nam ad invidiam caelestis indignations pertinuisse credenda est. is enim ingressus Persidam quasi nullo obsistente vastavit, Cochen et Ctesiphontem, urbes Persarum nobilissimas, cepit. cum victor totius gentis castra supra Tigridem haberet, vi fulminis ictus interiit. d) Aur. Vict. 38,2–4: in Mesopotamiam protinus pergit … ubi fusis hostibus, dum gloriae inconsulte avidior Ctesiphonta urbem Parthiae inclitam transgreditur, fulminis tactu conflagravit. id quidam iure ei accidisse referunt. nam cum oracula docuissent adusque oppidum memoratum perveniri victoria licere, longius delatus poenas luit.

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f) Hist. Aug. Car. 8,1: ingenti apparatu et totis viribus Probi, profligato magna ex parte bello Sarmatico quod gerebat, contra Persas profectus, nullo sibi occurrente, Mesopotamiam Carus cepit et Ctesifontem usque pervenit. 8,7: his accessit quod cubiculari dolentes principis mortem incenderunt tentorium. unde subito fama emersit fulmine interemptum eum. 9,1: plerique dicunt vim fati quondam esse ut Romanus princeps Ctesifontem transire non possit, ideoque Carum fulmine absumptum quod eos fines transgredi cuperet qui fataliter constituti sunt. g) Syncell. 472,10–3: τῷ β´ αὐτοῦ ἔτει Κᾶροϲ ἀνὴρ Γαλάτηϲ ἀνδρεῖοϲ ὑπάρχων ἐχειρώϲατο Ϲαρμάταϲ ἐπαναϲτάνταϲ. πολεμήϲαϲ δὲ καὶ Πέρϲαιϲ παρέλαβε Κτηϲιφῶντα ὃϲ παρὰ τῷ ποταμῷ Τίγριδι διαϲτρατοπεδευόμενοϲ κεραυνοῦ καταϲκήψαντοϲ ἀθρόωϲ ἅμα τῇ ϲκηνῇ διαφθείρεται. Pol. Silv. princ. 54: Carus in Perside fulminatus. fr. 100 a) Eutr. 9,18,2: Numerianus … cum oculorum dolore correptus in lecticula veheretur, inpulsore Apro, qui socer eius erat, per insidias occisus est. et cum dolo occultaretur ipsius mors, quousque Aper invadere posset imperium, foetore cadaveris prodita est. milites enim, qui eum sequebantur, putore commoti diductis lecticulae palliis post aliquot dies mortem eius notam habere potuerunt. 9,19,2: Diocletianum … Dalmatia oriundum … scribae filius … is (Diocletianus) prima militum contione iuravit Numerianum nullo suo dolo interfectum et, cum iuxta eum Aper, qui Numeriano insidias fecerat, constitisset, in conspectu exercitus manu Diocletiani gladio percussus est. b) Hier. chron. 225a: Numerianus cum ab oculorum dolorem lecticula veheretur, insidiis Apri soceri sui occisus est vix faetore cadaveris post aliquot dies scelere comperto. 225c: Diocletianus Dalmata scribae filius imperator electus statim Aprum in militum contione percussit iurans sine suo scelere Numerianum interfectum. d) Aur. Vict. 38,6 sq.: at Numerianus … Apri praefecti praetorio soceri insidiis extinguitur. quis casum detulit adolescentis oculorum dolor. 38,8: denique diu facinus occultatum, dum clausum lectica cadaver specie aegr⟨i, n⟩e vento obtunderetur acies, gestabatur. 39,1: sed pos-

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tea odore tabescentium membrorum scelus proditum est, ducum consilio tribunorumque Valerius Diocletianus, domesticos regens, ob sapientiam deligitur. 39,13: igitur Valerius prima ad exercitum contione cum educto gladio solem intuens obtestaretur ignarum cladis Numeriani … Aprum proxime adstantem ictu transegit. e) Epit. Caes. 38,4 sq.: Numerianus quoque, filius eius, cum oculorum dolore correptus in lecticula veheretur, impulsore Apro, qui socer eius erat, per insidias occisus est. cum dolo occultaretur ipsius mors, quousque Aper invadere posset imperium, foetore cadaveris scelus est proditum. f) Hist. Aug. Car. 12,1: cum oculos dolere coepisset … ac lectica portaretur, factione Apri soceri sui … occisus est. 12,2: sed cum per plurimos dies de imperatoris salute quareretur a milite contionaretur Aper idcirco illum videri non posse quod oculos invalidos a vento ac sole subtraheret, foetore tamen cadaveris res esset prodita, omnes invaserunt Aprum … tunc habita est ingens contio, factum etiam tribunal. 13,1: Diocletianum omnes divino consensu … Augustum appellaverunt, domesticos tunc regentem. 13,2: hic cum tribunal conscendisset atque Augustus esset appellatus, et quareretur, quem ad modum Numerianus esset occisus, educto gladio Aprum … percussit. g) Syncell. 472,14–18: μεθ’ ὃν ὁ Νουμεριανὸϲ υἱὸϲ αὐτοῦ βαϲιλεύει λ΄ μόναϲ ἡμέραϲ. ἐπανιὼν γὰρ ἐκ Περϲῶν καὶ ὀφθαλμιάϲαϲ ὑπὸ τοῦ ἰδίου πενθεροῦ φονεύεται, τὴν μὲν προϲηγορίαν Ἄπεροϲ, ἐξάρχου δὲ κατὰ τὸ ϲτρατόπεδον ὄντοϲ καὶ βαϲιλεῦϲαι ϲπουδάϲαντοϲ, πλὴν ἀλλὰ τῆϲ ἐλπίδοϲ ἀποτυχόντοϲ· ἡ ϲτρατεία γὰρ πᾶϲα Διοκλητιανὸν ἀνηγόρευϲε βαϲιλέα ϲυϲτρατευϲάμενον τῷ Κάρῳ τοτε. 472,22–24: Διοκλητιανὸϲ δὲ παραλαβὼν τὴν ἀρχὴν τὸν μὲν ὕπαρχον Ἄπερα τὸν τοῦ Νουμεριανοῦ ϲφαγέα παραχρῆμα φονεύει. fr. 101 a) Eutr. 9,20,2: postea Carinum omnium odio et detestatione viventem apud Margum ingenti proelio vicit proditum ab exercitu suo, quem fortiorem habebat, certe desertum, inter Viminacium atque Aureum montem.

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b) Hier. chron. 225b: Carinus proelio victus aput Margum occiditur. d) Aur. Vict. 39,11: at Carinus ubi Moesiam contigit, ilico Margum iuxta Diocletiano congressus, dum victos avide premeret, suorum ictu interiit, quod libidine impatiens militarium multas affectabat, quarum infestiores viri iram tamen doloremque in eventum belli distulerant. fr. 102 a) Eutr. 9,20,3: ita rerum Romanarum potitus, cum tumultum rusticani in Gallia concitassent et factioni suae Bacaudarum nomen inponerent, duces autem haberent Amandum et Aelianum, ad subigendos eos Maximianum Herculium Caesarem misit, qui levibus proeliis agrestes domuit et pacem Galliae reformavit. b) Hier. chron. 225d: Diocletianus in consortium regni Herculium Maximianum adsumit. qui rusticorum multitudine oppressa, quae factioni suae Bacaudarum nomen indiderat, pacem Galliis reddidit. d) Aur. Vict. 39,17–19: namque ubi comperit Carini discessu Aelianum Amandumque per Galliam excita manu agrestium ac latronum, quos Bagaudas incolae vocant, populatis late agris plerasque urbium temptare, statim Maximianum … imperatorem iubet. huic postea cultu numinis Herculium cognomentum accessit. … sed Herculius in Galliam profectus fusis hostibus aut acceptis quieta omnia brevi patraverat. g) Pol. Silv. princ. 58: Diocletianus et Maximianus, sub quibus primum imperium Romanorum divisum est. fr. 103 a) Eutr. 9,21: per haec tempora etiam Carausius, qui vilissime natus strenuae militiae ordine famam egregiam fuerat consecutus, cum apud Bononiam per tractum Belgicae et Armorici pacandum mare accepisset, quod Franci et Saxones infestabant, multis barbaris saepe captis nec praeda integra aut provincialibus reddita aut imperatoribus missa, cum suspicio esse coepisset consulto ab eo admitti barbaros, ut transeuntes cum praeda exciperet atque hac se occasione ditaret, a Maximiano iussus occidi, purpuram sumpsit et Britannias occupavit.

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b) Hier. chron. 225e: Carausius sumpta purpura Brittanias occupavit. d) Aur. Vict. 39,20 sq.: quo bello Carausius, Menapiae civis, factis promptioribus enituit. eoque eum, simul quia gubernandi (quo officio adolescentiam mercede exercuerat) gnarus habebatur, parandae classi ac propulsandis Germanis maria infestantibus praefecere. hoc elatior, cum barbarorum multos opprimeret neque praedae omnia in aerarium referret, Herculii metu, a quo se caedi iussum compererat, Britanniam hausto imperio capessivit. fr. 104 a) Eutr. 9,22,1: ita cum per omnem orbem terrarum res turbatae essent, Carausius in Britanniis rebellaret, Achilleus in Aegypto, Africam Quinquegentiani infestarent, Narseus Orienti bellum inferret, Diocletianus Maximianum Herculium ex Caesare fecit Augustum, Constantium et Maximianum Caesares; quorum Constantius per filiam nepos Claudii traditur, Maximianus Galerius in Dacia haud longe a Serdica natus. atque ut eos etiam adfinitate coniungeret, Constantius privignam Herculii Theodoram accepit, ex qua postea sex liberos, Constantini fratres, habuit, Galerius filiam Diocletiani Valeriam, ambo uxores, quas habuerant, repudiare conpulsi. b) Hier. chron. 225e: Narseus Orienti bellum intulit. 225f: Quinquegentiani Africam infestaverunt. 225g: Aegyptum Achilleus obtinuit. ob quae Constantius et Galerius Maximianus Caesares adsumuntur in regnum, quorum Constantius Claudii ex filia nepos fuit, Galerius in Dacia haut longe a Serdica natus. atque ut eos Diocletianus etiam adfinitate coniungeret, Constantius privignam Herculii Theodoram accepit, ex qua postea sex liberos, Constantini fratres habuit, Galerius filiam Diocletiani Valeriam, ambo uxores, quas habuerant, repudiare compulsi. 226e: Alexandria cum omni Aegypto per Achilleum ducem a Romana potestate desciscens. d) Aur. Vict. 39,22–25: eodem tempore Orientem Persae, Africam Iulianus ac nationes Quinquegentanae graviter quatiebant. adhuc apud Aegypti Alexandriam Achilleus nomine dominationis insignia induerat. his de causis Iulium Constantium, Galerium Maximianum, cui cognomen Armentario erat, creatos Caesares in affinitatem vocant. prior Herculii

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privignam, alter Diocletiano editam sortiuntur diremptis prioribus coniugiis, (ut in Nerone Tiberio ac Iulia filia Augustus quondam fecerat). g) Origo Const. 1,1: Constantius, divi Claudii optimi principis nepos ex fratre. … iste cum Galerio a Diocletiano Caesar factus est. relicta enim Helena priore uxore, filiam Maximiani Theodoram duxit uxorem, ex qua postea sex liberos Constantini fratres habuit. … qui postea princeps potentissimus fuit. fr. 105 a) Eutr. 9,22,2: cum Carausio tamen, cum bella frustra temptata essent contra virum rei militaris peritissimum, ad postremum pax convenit. eum post septennium Allectus socius eius occidit atque ipse post eum Britannias triennio tenuit. qui ductu Asclepiodoti praefecti praetorio oppressus est. ita Britanniae decimo anno receptae. b) Hier. chron. 227a: post X annos per Asclepiodotum praefectum praetorio Britanniae receptae. d) Aur. Vict. 39,39–42: solique Carausio remissum insulae imperium, postquam iussis ac munimento incolarum contra gentes bellicosas opportunior habitus. quem sane sexennio post Allectus nomine dolo circumvenit. qui cum eius permissu summae rei praeesset, flagitiorum et ob ea mortis formidine per scelus imperium extorserat. quo usum brevi Constantius Asclepiodoto, qui praetorianis praefectus praeerat, cum parte classis ac legionum praemisso delevit. fr. 106 a) Eutr. 9,23: per idem tempus a Constantio Caesare in Gallia bene pugnatum est. circa Lingonas die una adversam et secundam fortunam expertus est. nam cum repente barbaris ingruentibus intra civitatem esset coactus tam praecipiti necessitate, ut clausis portis in murum funibus tolleretur, vix quinque horis mediis adventante exercitu sexaginta fere milia Alamannorum cecidit. b) Hier. chron. 227b: iuxta Lingonas a Constantio Caesare LX milia Alamannorum caesa.

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d) Aur. Vict. 39,43: et interea caesi Marcomanni. fr. 107 a) Eutr. 9,23: Maximianus quoque Augustus bellum in Africa profligavit domitis Quinquegentianis et ad pacem redactis. Diocletianus obsessum Alexandriae Achilleum octavo fere mense superavit eumque interfecit. victoria acerbe usus est: totam Aegyptum gravibus proscriptionibus caedibusque foedavit. b) Hier. chron. 226e: Alexandria … octavo obsidionis mense a Diocletiano capta est. itaque plurimi per totam Aegyptum gravibus proscriptionibus exiliisque vexati interfectis his, qui auctores perduellionis extiterant. d) Aur. Vict. 39,38 sq.: at in Aegypto Achilleus facili negotio pulsus poenas luit. per Africam gestae res pari modo. fr. 108 a) Eutr. 9,24: Galerius Maximianus primum adversus Narseum proelium insecundum habuit inter Callinicum Carrasque congressus, cum inconsulte magis quam ignave dimicasset; admodum enim parva manu cum copiosissimo hoste commisit. pulsus igitur et ad Diocletianum profectus, cum ei in itinere occurrisset, tanta insolentia a Diocletiano fertur exceptus, ut per aliquot passuum milia purpuratus tradatur ad vehiculum cucurrisse. b) Hier. chron. 227c: Galerius Maximianus victus a Narseo ante carpentum Diocletiani purpuratus cucurrit. c) Ruf. Fest. 25,1: Maximianus Caesar … pulsus recessit ac tanta a Diocletiano indignatione susceptus est, ut ante carpentum eius per aliquot milia passuum cucurrerit purpuratus. d) Aur. Vict. 39,33 sq.: provincia credita Maximiano Caesari, uti relictis finibus in Mesopotamiam progrederetur ad arcendos Persarum impetus. a quis primo graviter vexatus.

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g) Amm. 14,11,10: in Syria Augusti vehiculum irascentis per spatium mille passuum fere pedes antegressus est Galerius purpuratus. fr. 109 a) Eutr. 9,25,1: mox tamen per Illyricum Moesiamque contractis copiis rursus cum Narseo Hormisdae et Saporis avo in Armenia maiore pugnavit successu ingenti nec minore consilio, simul fortitudine, quippe qui etiam speculatoris munus cum altero aut tertio equite susceperit. pulso Narseo castra eius diripuit; uxores, sorores, liberos cepit, infinitam extrinsecus Persarum nobilitatem, gazam Persicam copiosissimam. b) Hier. chron. 227f: Galerius Maximianus superato Narseo et uxoribus ac liberis sororibus eius captis a Diocletiano ingenti honore suscipitur. c) Ruf. Fest. 25,2 sq.: et cum vix impetrasset, ut reparato de limitaneis Daciae exercitu eventum Martis repeteret, in Armenia maiore ipse imperator cum duobus equitibus exploravit hostes, et cum viginti quinque milibus militum superveniens castris hostilibus subito innumera Persarum aggressus ad internicionem cedidit. rex Persarum Narseus effugit, uxor eius et filiae captae sunt. d) Aur. Vict. 39,34 sq.: contracto confestim exercitu e veteranis ac tironibus per Armeniam in hostes contendit. quae ferme sola seu facilior vincendi via est. denique ibidem Narseum regem in dicionem subegit, simul liberos coniugesque et aulam regiam. fr. 110 a) Eutr. 9,25,2: Carpis et Basternis subactis … quarum nationum ingentes captivorum copias in Romanis finibus locaverunt. b) Hier. chron. 226b: Carporum et Basternorum gentes in Romanum solum translatae. d) Aur. Vict. 39,43: Carporumque natio translata omnis in nostrum solum.

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fr. 111 a) Eutr. 9,26: diligentissimus tamen et sollertissimus princeps et qui imperio Romano primus regiae consuetudinis formam magis quam Romanae libertatis invexerit … ornamenta gemmarum vestibus calciamentisque indidit. b) Hier. chron. 226c: primus Diocletianus adorari se ut deum iussit et gemmas vestibus calciamentisque inseri cum ante eum omnes imperatores in modum iudicum salutarentur et chlamydem tantum purpuream a privato habitu plus haberent. d) Aur. Vict. 39,1–4: magnus vir, his moribus tamen, quippe qui primus ex auro veste quaesita serici ac purpurae gemmarumque vim plantis concupiverit. quae quamquam plus quam civilia tumidique et affluentis animi, levia tamen prae ceteris. namque se primus omnium Caligulam post Domitianumque dominum palam dici passus et adorari se appellarique uti deum. g) Amm. 15,5,18: Diocletianus … omnium primus … instituit adorari, cum semper antea ad similitudinem iudicum salutatos principes legerimus. fr. 112 a) Eutr. 9,27,1: Herculius autem propalam ferus et incivilis ingenii asperitatem suam etiam vultus horrore significans. hic naturae suae indulgens Diocletiano in omnibus est severioribus consiliis obsecutus. d) Aur. Vict. 39,17: Maximianum fidum amicitia quamquam semiagrestem, militiae tamen atque ingenio bonum imperatorem iubet. fr. 113 a) Eutr. 9,27,1 sq.: cum tamen ingravescente aevo parum se idoneum Diocletianus moderando imperio esse sentiret, auctor Herculio fuit, ut in vitam privatam concederent et stationem tuendae rei publicae viridioribus iunioribusque mandarent. cui aegre collega obtemperavit. tamen uterque uno die privato habitu imperii insigne mutavit, Nicomediae

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Diocletianus, Herculius Mediolani, post triumphum inclitum, quem Romae ex numerosis gentibus egerant pompa ferculorum inlustri, qua Narsei coniuges sororesque et liberi ante currum ducti sunt. 9,28: Diocletianus privatus in villa, quae haud procul a Salonis est, praeclaro otio senuit inusitata virtute usus, ut solus omnium post conditum Romanum imperium ex tanto fastigio sponte ad privatae vitae statum civilitatemque remearet. contigit igitur ei, quod nulli post natos homines, ut cum privatus obisset, inter divos tamen referretur. b) Hier. chron. 227m: Diocletianus et Maximianus Augusti insigni pompa Romae triumpharunt antecedentibus currum eorum Narsei coniuge sororibus liberis et omni praeda, qua Parthos spoliaverant. 228d: secundo anno persecutionis Diocletianus Nicomediae, Maximianus Mediolanii purpuram deposuerunt. 230d: Diocletianus haut procul a Salonis in villae suae Palatio moritur et solus omnium inter deos privatus refertur. d) Aur. Vict. 39,47 sq.: quo quidem plures volunt imperium posuisse. namque imminentium scrutator, ubi fato intestinas clades et quasi fragorem quendam impendere comperit status Romani, celebrato regni vicesimo anno valentior curam rei publicae abiecit, cum in sententiam Herculium aegerrime traduxisset, cui anno minus potentia fuerat. et quamquam aliis alia aestimantibus veri gratia corrupta sit, nobis tamen excellenti natura videtur ad communem vitam spreto ambitu descendisse. g) Pol. Silv. princ. 58: (Diocletianus et Maximianus). hi primi sponte regnum deposuerunt. fr. 114 a) Eutr. 10,2: Caesares duo creavit, Maximinum, quem Orienti praefecit, et Severum, cui Italiam dedit. b) Hier. chron. 228f: Maximinus et Severus a Galerio Maximiano Caesares facti. d) Aur. Vict. 40,1: Severus Maximinusque … Caesares, prior Italiam, posterior in quae Iovius obtinuerat destinantur.

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fr. 115 a) Eutr. 10,1,3: obiit in Britannia Eboraci principatus anno tertio decimo. 10,2,2: Constantinus ex obscuriore matrimonio eius filius in Britannia creatus est imperator et in locum patris exoptatissimus moderator accessit. b) Hier. chron. 228g: Constantius XVI imperii anno diem obit in Brittania Eboraci. post quem filius eius Constantinus ex concubina Helena procreatus regnum invadit. d) Aur. Vict. 40,3 sq.: et forte iisdem diebus ibidem (sc. in Britannia) Constantium patrem vel parentem vitae ultima urgebant. quo mortuo cunctis, qui aderant, adnitentibus imperium capit. g) Origo Const. 2,4: Constantius pater Eboraci mortuus est et Constantinus omnium militum consensu Caesar creatus. fr. 116 a) Eutr. 10,2,3 sq.: Romae interea praetoriani excito tumultu Maxentium, Herculii filium, qui haud procul ab urbe in villa publica morabatur, Augustum nuncupaverunt. quo nuntio Maximianus Herculius ad spem arrectus resumendi fastigii, quod invitus amiserat, Romam advolavit e Lucania, quam sedem privatus elegerat in agris amoenissimis consenescens, Diocletianumque etiam per litteras adhortatus est, ut depositam resumeret potestatem, quas ille inritas habuit. sed adversum motum praetorianorum atque Maxentii Severus Caesar Romam missus a Galerio cum exercitu venit obsidensque urbem militum suorum scelere desertus est. auctae Maxentii opes confirmatumque imperium. Severus fugiens Ravennae interfectus est. b) Hier. chron. 229a: Maxentius, Herculii Maximiani filius, a praetorianis militibus Romae Augustus appellatur. 229b: Severus Caesar a Galerio Maximiano contra Maxentium missus Ravennae interficitur. d) Aur. Vict. 40,5–7: interim Romae vulgus turmaeque praetoriae Maxentium retractante diu patre Herculio imperatorem confirmant. quod ubi Armentarius accepit, Severum Caesarem, qui casu ad urbem erat, arma

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in hostem propere ferre iubet. is circum muros cum ageret, desertus a suis, quos praemiorum illecebris Maxentius traduxerat, fugiens obsessusque Ravennae obiit. fr. 117 a) Eutr. 10,3,2: inde ad Gallias profectus est dolo conposito, tamquam a filio esset expulsus, ut Constantino genero iungeretur, moliens tamen Constantinum reperta occasione interficere; … detectis igitur insidiis per Faustam filiam, quae dolum viro enuntiaverat, profugit Herculius Massiliaeque oppressus (ex ea enim navigare ad filium praeparabat) poenas dedit. b) Hier. chron. 229d: Herculius Maximianus a filia Fausta detectus, quod dolum Constantino viro suo pararet, Massiliae fugiens occiditur. d) Aur. Vict. 40,21 sq.: namque Herculius natura impotentior, simul filii segnitiem metuens inconsulte imperium repetiverat. cumque specie officii dolis compositis Constantinum generum tentaret acerbe, iure interierat. e) Epit. Caes. 40,5: Maximianus Herculius a Constantino apud Massiliam obsessus, deinde captus, poenas dedit. fr. 118 a) Eutr. 10,4,1: per hoc tempus a Galerio Licinius imperator est factus, Dacia oriundus, notus ei antiqua consuetudine et in bello, quod adversus Narseum gesserat, strenuus laboribus et officiis acceptus. b) Hier. chron. 229c: Licinius a Galerio Carnunti imperator factus. d) Aur. Vict. 40,8: hoc acrior Galerius ascito in consilium Iovio Licinium vetere cognitum amicitia Augustum creat.

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fr. 119 a) Eutr. 10,4,3: bellum adversum Maxentium civile commovit, copias eius multis proeliis fudit, ipsum postremo Romae adversum nobiles omnibus exitiis saevientem apud pontem Mulvium vicit. b) Hier 229k: Maxentius iuxta pontem Mulvium a Constantino superatus occiditur. d) Aur. Vict. 40,16: (Constantinus) Maxentium petit. 40,20: flagrante per Italiam bello fusisque apud Veronam suis. 40,23: Maxentius atrocior in dies … insidiis, quas hosti apud pontem Milvium locaverat, … interceptus est. fr. 120 a) Eutr. 10,4,4: non multo deinceps in Oriente quoque adversum Licinium Maximinus res novas molitus vicinum exitium fortuita apud Tarsum morte praevenit. b) Hier. chron. 229h.: Maximinus … cum iam a Licinio puniendus esset, apud Tarsum moritur. d) Aur. Vict. 41,1: cum haec in Italia geruntur, Maximinus ad Orientem … fusus fugatusque a Licinio apud Tarsum periit. fr. 121 a) Eutr. 10,5: Licinio bellum intulit, quamquam necessitudo et adfinitas cum eo esset; nam soror Constantia nupta Licinio erat. d) Aur. Vict. 41,2: ita potestas orbis Romani duobus quaesita, qui quamvis per Flavii sororem nuptam Licinio connexi inter se erant, … tamen anxie triennium congruere quivere. fr. 122 a) Eutr. 10,6,1: varia deinceps inter eos bella et pax reconciliata ruptaque est.

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d) Aur. Vict. 41,6: quo sane variis proeliis pulso. 41,8: itaque sexennio post rupta pace. fr. 123 a) Eutr. 10,6,2: eo tempore res Romana sub uno Augusto et tribus Caesaribus, quod numquam alias, fuit. d) Aur. Vict. 41,10: eo modo res publica unius arbitrio geri coepit liberis Caesarum nomina diversa retentantibus. fr. 124 a) Eutr. 10,6,3: primum necessitudines persecutus egregium virum filium et sororis filium commodae indolis iuvenem interfecit, mox uxorem, post numerosos amicos. b) Hier. chron. 231d: Crispus, filius Constantini, et Licinius iunior, Constantiae Constantini sororis et Licinii filius, crudelissime interficiuntur. 232a: Constantinus uxorem suam Faustam interficit. d) Aur. Vict. 41,10: quorum cum natu grandior, incertum, qua causa, patris iudicio occidisset. fr. 125 a) Eutr. 10,8,2 sq.: bellum adversus Parthos moliens, qui iam Mesopotamiam fatigabant, uno et tricesimo anno imperii, aetatis sexto et sexagesimo Nicomediae in villa publica obiit. denuntiata mors eius etiam per crinitam stellam, quae inusitatae magnitudinis aliquamdiu fulsit; eam Graeci cometen vocant. b) Hier. chron. 234b: Constantinus cum bellum pararet in Persas in Acyrone villa publica iuxta Nicomediam moritur anno aetatis LXVI. c) Ruf. Fest. 26,1: Constantinus … extremo vitae suae tempore expeditionem paravit in Persas.

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d) Aur. Vict. 41,16: anno imperii tricesimo secundoque … sexaginta natus atque amplius duo, in Persas tendens … rure proximo Nicomediae, Achyronam vocant, excessit, cum id taetrum sidus regnis, quod crinitum vocant, portendisset. fr. 126 a) Eutr. 10,9,1 sq.: verum Dalmatius Caesar prosperrima indole neque patruo absimilis haud multo post oppressus est factione militari {et} Constantio patrueli suo sinente potius quam iubente. Constantinum porro bellum fratri inferentem et apud Aquileiam inconsultius proelium adgressum Constantis duces interemerunt. b) Hier. chron. 234e: Dalmatius Caesar quem patruus Constantinus consortem regni filiis dereliquerat, factione Constantii patruelis et tumultu militari interimitur. 235a: Constantinus bellum fratri inferens iuxta Aquileiam Alsae occiditur. d) Aur. Vict. 41,22: igitur confestim Dalmatius, incertum quo suasore, interficitur. statimque triennio post minimum maximumque fatali bello Constantinus cadit. fr. 127 a) Eutr. 10,9,3 sq.: Constantis imperium strenuum aliquamdiu et iustum fuit. mox, cum et valetudine inprospera et amicis pravioribus uteretur, ad gravia vitia conversus, cum intolerabilis provincialibus, militi iniucundus esset, factione Magnentii occisus est. obiit … anno imperii septimo decimo, aetatis tricesimo, rebus tamen plurimis strenue in militia gestis exercituique per omne vitae tempus sine gravi crudelitate terribilis. d) Aur. Vict. 41,23: qua Constans victoria tumidior, simul per aetatem cautus parum atque animi vehemens, adhuc ministrorum pravitate exsecrabilis ac praeceps in avaritiam despectumque militarium, anno post triumphum decimo Magnentii scelere circumventus est externarum sane gentium compressis motibus.

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g) Pol. Silv. princ. 65: Constans frater praedicti vitae infamissimae occisus. fr. 128 a) Eutr. 10,10,2: quem grandaevum iam et cunctis amabilem diuturnitate et felicitate militiae ad tuendum Illyricum principem creaverunt, virum probum et morum veterum ac iucundae civilitatis, sed omnium liberalium artium expertem adeo, ut ne elementa quidem prima litterarum nisi grandaevus et iam imperator acceperit. d) Aur. Vict. 41,26: tum quia Vetranio litterarum prorsus expers et ingenio stolidior idcircoque agresti vecordia pessimus, cum per Illyrios peditum magisterio milites curaret, dominationem ortus Moesiae superioris locis squalidioribus improbe occupaverat. fr. 129 a) Eutr. 10,11,1: sed a Constantio … abrogatum est Vetranioni imperium; novo inusitatoque more consensu militum deponere insigne conpulsus. b) Hier. chron. 238c: Vetranioni aput Naissum a Constantio regium insigne detractum. d) Aur.Vict. 42,1: eum Constantius cis mensem decimum facundiae vi deiectum imperio in privatum otium removit. fr. 130 a) Eutr. 10,11,2: Romae quoque tumultus fuit Nepotiano Constantini sororis filio per gladiatoriam manum imperium vindicante. qui saevis exordiis dignum exitum nanctus est. vicesimo enim atque octavo die a Magnentianis ducibus oppressus poenas dedit. caput eius pilo per urbem circumlatum est gravissimaeque proscriptiones et nobilium caedes fuerunt. b) Hier. chron. 238b: Nepotiani caput pilo per urbem circumlatum multaeque proscriptiones nobilium et caedes factae.

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d) Aur. Vict. 42,6–8: interim Romae corrupto vulgo, simul Magnentii odio Nepotianus materna stirpe Flavio propinquus caeso urbi praefecto armataque gladiatorum manu imperator fit. cuius stolidum ingenium adeo plebi Romanae patribusque exitio fuit, uti passim domus fora viae templaque cruore aut cadaveribus opplerentur bustorum modo, neque per eum tantum, verum etiam advolantibus Magnentianis, qui tricesimo die triduo minus hostem perculerant. fr. 131 a) Eutr. 10,12,2: Orienti mox a Constantio Caesar est datus patrui filius Gallus Magnentiusque diversis proeliis victus vim vitae suae apud Lugdunum attulit imperii anno tertio, mense septimo, frater quoque eius Senonis, quem ad tuendas Gallias Caesarem miserat. b) Hier. chron. 238e: Gallus, Constantii patruelis, Caesar factus. 238h: Magnentius Lugduni in Palatio propria se manu interficit et Decentius frater eius, quem ad tuendas Gallias Caesarem miserat, aput Senonas laqueo vitam explet. d) Aur. Vict. 42,9 sq.: sed iam antea, cum externi motus suspectarentur, Magnentius fratri Decentio Gallias, Constantius Gallo, cuius nomen suo mutaverat, Orientem Caesaribus commiserant. ipsi inter se acrioribus proeliis per triennium congressi. ad extremum Constantius fugientem in Galliam persecutus vario ambos supplicio semet adegit interficere. fr. 132 a) Eutr. 10,13: per haec tempora etiam a Constantio multis incivilibus gestis Gallus Caesar occisus est, vir natura ferus et ad tyrannidem pronior, si suo iure imperare licuisset. Silvanus quoque in Gallia res novas molitus ante diem tricesimum extinctus est solusque imperio Romano eo tempore Constantius princeps et Augustus fuit. b) Hier. chron. 239c: Gallus Caesar (sollicitatus a Constantio patrueli, cui in suspicionem ob egregiam indolem venerat, Histriae) occiditur. 239d: Silvanus in Gallia res novas molitus XXVIII die extinctus est.

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d) Aur. Vict. 42,12–16: neque multo post ob saevitiam atque animum trucem Gallus Augusti iussu interiit. ita longo intervallo annum fere post septuagesimum relata ad unum cura rei publicae. quae recens quieta a civili trepidatione Silvano in imperium coacto tentari rursus occeperat. is namque Silvanus, in Gallia ortus barbaris parentibus, ordine militiae, simul a Magnentio ad Constantium transgressu pedestre {ad} magisterium adolescentior meruerat. quo cum altius per metum seu dementiam conscendisset, legionum, a quis praesidium speraverat, tumultu octavum circa ac vicesimum diem trucidatus est. e) Epit. Caes. 42,9–11: hoc tempore Gallus Caesar a Constantio occiditur; imperavit annos IIII. Silvanus imperator effectus die imperii vicesimo octavo perimitur. … quamquam barbaro patre genitus, tamen institutione Romana satis cultus et patiens. fr. 133 a) Eutr. 10,14,1: mox Iulianum Caesarem ad Gallias misit … tradita ei in matrimonium sorore, cum multa oppida barbari expugnassent, alia obsiderent, ubique foeda vastitas esset … a quo modicis copiis apud Argentoratum, Galliae urbem, ingentes Alamannorum copiae extinctae sunt, rex nobilissimus captus, Galliae restitutae. b) Hier. chron. 240g: magnae Alamannorum copiae aput Argentoratum oppidum Galliarum a Caesare Iuliano oppressae. d) Aur. Vict. 42,17: Germanis pleraque earum partium populantibus, Iulianum Caesarem cognatione acceptum sibi Transalpinis praefecit.

Kommentar fr. 1 Die Augustusbiographie in der EKG muss einen sehr knappen panegyrischen Charakter gehabt haben, vgl. hierzu Rohrbacher, Enmann’s „Kaisergeschichte“, 711. Zum Lob des Augustus gehörte vor allem der Bericht über imperiale Gewinne und die ausführliche Angabe über Gesandtschaften aus allen Weltteilen (dazu fr. 2). Teilweise von Sueton abweichend oder Sueton ergänzend, berichtete die EKG über den Zugewinn von Provinzen, darunter auch von Ägypten. S. Einleitung, 26. b) Hier. chron. 162h: „Ägypten wird römische Provinz.“ Burgess, Jerome, 357: „Jerome and Festus both state that Egypt became a province, while Eutropius merely states that it was added to the Empire.“ Die Nachricht stammt letztlich aus Suet. Aug. 18,2 (s. August. RG. 27) und ist vermutlich über die EKG in die gemeinsam von Eutrop und Hieronymus benutzte „Römische Geschichte“ gelangt, s. Stemma in der Einleitung, 28. d) Zwar liefert Aurelius Victor keinen expliziten Hinweis auf die Gewinnung Ägyptens als Provinz, doch wird aus dem Vergleich mit Eutrop oder der Epitome de Caesaribus deutlich, dass die Hinzufügung Ägyptens in einen größeren Zusammenhang gehört, in dem auch weitere provinziale Zugewinne des Augustus verzeichnet wurden. Die Nachricht über Ägypten wird nämlich bei Eutrop (7,9) noch einmal wiederholt, steht aber hier im Kontext weiterer Provinzen, die der Herrschaft des römischen Volkes durch Augustus hinzugefügt werden. Aurelius Victor hat die Passage der gemeinsamen Vorlage extrem gekürzt. Erkennbar ist aber auch bei ihm, dass die neuen Provinzen, von denen er nur Raetien und Illyricum nennt, der Herrschaft des römischen Volkes hinzugefügt werden: adiectis imperio civium, vgl. die Formulierung bei Eutr. 7,7 und 7,9. Dieser Hinweis auf die Vergrößerung der Macht des imperium der römischen res publica findet sich in der parallelen Passage bei Suet. Aug. 21,1 nicht, dort geht es nur darum, welche Gebiete Augustus unterworfen hat: domuit autem partim ductu partim auspiciis suis Cantabriam, Aquitaniam, Pannoniam, Delmatiam cum Illyrico omni usw.

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fr. 2 Zur Hervorhebung der außenpolitischen Erfolge des Augustus gehörte die ausführliche Angabe über Gesandtschaften aus allen Weltteilen, s. bereits August. RG 31. Grundlage des Berichts der EKG war die Darstellung Suetons über die Gesandtschaften und über die Konzessionen der Parther, wobei diese Darstellung teils gekürzt, teils um zusätzliche Details erweitert wurde. Vgl. Suet. Aug. 21,3: Indos etiam ac Scythas, auditu modo cognitos, pellexit ad amicitiam suam populique Romani ultro per legatos petendam. Parthi quoque et Armeniam vindicanti facile cesserunt et signa militaria, quae M. Crasso et M. Antonio ademerant, reposcenti reddiderunt obsidesque insuper obtulerunt, denique pluribus quondam de regno concertantibus non nisi ab ipso electum probaverunt. Die genaue Gestalt des Sueton variierenden Berichts der EKG ist nicht mehr zu erkennen, etwa, was die im Einzelnen aufgeführten Völker betrifft. Beschrieben wurde jedenfalls der Erfolg gegen die Parther (a, c und e) sowie der Empfang der Inder (alle Zeugen) und der Skythen (a, d, e). a) Die von den Gesandten überbrachten Geschenke sind eine besondere Information Eutrops, vgl. Enmann, 414, s. auch Festy, Pseudo-Aurélius Victor, 62. Wie die Übereinstimmungen mit der Epitome de Caesaribus nahelegen, dürfte diese Information bereits in der EKG enthalten gewesen sein. Im Zusammenhang mit der Rückgabe der Feldzeichen des Crassus und der Stellung von Geiseln behaupten Epit. Caes. 1,7 und Eutr. 7,9, Suet. 21,3 variierend, es seien Geiseln gestellt und, so die Epitome, dem Augustus das Recht eingeräumt worden, den König zu bestimmen, vgl. Epit. Caes. 1,8: huic Persae obsides obtulerunt creandique reges arbitrium permiserunt; Eutr. 7,9: obsides, quod nulli antea, Persae ei diderunt. Dass in beiden Quellen die Perser und nicht die Parther an dieser Stelle in Erscheinung treten, ist vielleicht ein Hinweis auf die späte Entstehungszeit der gemeinsamen Quelle, vgl. Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 21, Anm. 10. Die gegenüber Sueton geänderte Reihenfolge (erst Parther, dann Gesandtschaft von Indern und Skythen) und die Geschenke auch in Vir. ill. 79,4 f.: huic Parthi signa, quae Crasso sustulerant, ultro reddiderunt. Indi, Scythae, Sarmatae, Daci, quos non domuerat, dona miserunt. b) Hier. chron. 164e: „Die Inder ersuchten durch Gesandte Augustus um ein Freundschaftsverhältnis.“ c) pacatis gentibus Orientis fasst die Nachrichten über die angebliche Bezwingung der Parther zusammen, die in der Epitome de Caesaribus und

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bei Eutrop explizit beschrieben, bei Victor (1,2) nur allgemein behandelt wird: pacata exterarum gentium ferocia. d) Aurelius Victor nennt zwei Völker mehr als Eutrop, vgl. Enmann, 423. e) Die Epitome de Caesaribus hat Aurelius Victor benutzt, hat aber Zusatzinformationen, z. B. zu den Geschenken, vielleicht aus dem Suetonius auctus (= EKG?). Die Äthiopier, die an die Stelle der von Victor erwähnten Baktrer treten, sind anscheinend Sondergut. Zum Problem s. Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 21 f. Zu den Äthiopiern vgl. August. RG 26,5 mit Festy, Pseudo-Aurélius Victor, 62. g) „Damals sandte auch Pandion, der König der Inder, die Botschaft, dass er Freund und Bundesgenosse des Augustus werde.“ S. Diskussion der Passage bei Helm, Hieronymus und Eutrop, 156. Die Gemeinsamkeit zwischen Synkellos und Hieronymus ist hier wohl nicht durch die gemeinsam benutzte Chronik des Eusebios zu erklären. Tatsächlich weist in der armenischen Übersetzung der Chronik nichts auf die Indiengesandtschaft hin. Vor allem fällt Synkellos mit den lateinischen Quellen (Sueton; Aurelius Victor; Hieronymus) darin zusammen, dass explizit über die Bitte um Freundschaft berichtet wird. In diesem Zusammenhang ist auch auf eine weitere Übereinstimmung mit Festus zu verweisen. Bei Festus (19,1) wird Gaius Caesar, der Enkel des Augustus, als Claudius Caesar bezeichnet. Die gleiche Angabe begegnet auch bei Syncell. 376,1. Synkellos schöpft auch sonst aus der Quelle Eutrops und des Hieronymus, der „Römischen Geschichte“, s. Einleitung, 33 f. Ob diese Quelle wiederum den Tenor der EKG wiedergibt, ist allerdings in jedem Einzelfall zu diskutieren. fr. 3 Vorlage ist Suet. Tib. 37,4: quosdam per blanditias (…) extractos ad se non remisit, ut (…) Archelaum Cappadocem, cuius etiam regnum in formam provinciae redegit. Aurelius Victor hält nur fest, dass Archelaos abgesetzt und Kappadokien zur Provinz umgewandelt wurde. Hieronymus und Eutrop zeigen deutlicher die Ableitung der Information der EKG von Sueton, vgl. zur suetonischen Vorlage Helm, Hieronymus und Eutrop, 259 und bereits Enmann, 411 und 423. Der Informationszusatz über die Geschichte von Caesarea-Mazaca ist eine Eigenleistung einer „quelle, die nicht Sueton war, wohl aber suetonische notizen mit zusätzen versah“, vgl. die Begründung bei Enmann, 411–4. Es dürfte sich wieder um den von Cohn postulierten Suetonius auctus handeln, den dann die EKG benutzt hat

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oder der mit dem ersten Teil der EKG identisch ist, vgl. hierzu Einleitung, 24–9. Die EKG kann hier zusätzlich durch das Zeugnis des Johannes Lydus rekonstruiert werden. Epit. Caes. 2,8 ist aus Victor entnommen und daher kein unabhängiger Zeuge für die EKG. b) Hier. chron. 172c: „Tiberius schickte viele Könige, die er durch Schmeichelei zu sich gerufen hatte, niemals mehr zurück, darunter den Kappadoker Archelaos, dessen Reich er in eine Provinz verwandelte und dessen bekannteste Stadt Mazaca er Caesarea zu nennen befahl.“ g) Lyd. mag. 3,57,2: „aus Mazaka (…) – Tiberius Caesar änderte den Namen der Stadt in denjenigen von Caesarea, nachdem er Archelaos, den König der Kappadoker, in einer List nach Rom hatte kommen lassen und ihn dort gefangen hielt. Kappadokien aber machte er im Unterschied zu früher als erster zu einer Provinz, die den Römern steuerpflichtig war.“ Mazaca wird von Johannes Lydus als Herkunftsort Johannes des Kappadokers genannt (ἐκ Μαζακῶν ὁρμώμενοϲ). Dem schließen sich die Bemerkungen über die Umbenennung der Stadt durch Tiberius an. fr. 4 Vgl. die Analyse der von Aurelius Victor gebotenen Caligula-Vita bei Enmann, 424. Aus der gemeinsamen Quelle stammt bei Eutrop der „incest, die einzige thatsache, welche Eutrop zwischen regierungsantritt und tod des kaisers überhaupt berichtet.“ S. auch Helm, Hieronymus und Eutrop, 259. b) Hier. chron. 178g: „(… die Schwestern), mit denen er Unzucht getrieben hatte.“ fr. 5 Darstellung der imperialen Erfolge des Claudius in Britannien. b) Hier. chron. 179g: „Claudius triumphierte über die Britannier und fügte die Orkaden-Inseln dem römischen Reich hinzu.“ Vielleicht aus Eutrop, vgl. Helm, Hieronymus und Eutrop, 259. d) Sueton enthält nicht den Hinweis, dass die Feldherren des Claudius den Rest der Operationen durchführten. Diese Feldherren sind bei Eutrop namentlich erwähnt, bei Aurelius Victor werden sie in der Summe genannt. Vgl. Enmann, 425. Der Feldherr Sentius findet sich nur bei Eutrop, Plautius dagegen auch bei Suet. Claud. 24,3 und Cass. Dio 60,19–22, vgl. Rohrbacher, Enmann’s „Kaisergeschichte“, 718. Zu Sentius Saturninus in

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Britannien s. E. W. Black, Sentius Saturninus and the Roman Invasion of Britain, Britannia 31 (2000) 1–10. Die angebliche Eroberung der Orkaden ist Sondergut der EKG und steht in Kontrast zu Tac. Agr. 10,5, s. Rohrbacher, 718. Durch die Parallelen mit Aurelius Victor ist wahrscheinlich, dass Eutrop hier auf die EKG zurückgriff. fr. 6 Vgl. Enmann, 383; Wagener, Eutropius, 531. Helm, Hieronymus und Eutrop, 278 f. reflektiert über das Verhältnis zu Suet. Nero 18: Ponti modo regnum concedente Polemone, item Alpium defuncto Cottio in provinciae formam redegit. Die Zuweisung an die EKG ist hier durch die Parallelen bei Aurelius Victor ohnehin gesichert. Eutrop und Aurelius Victor haben gegenüber Sueton zusätzlich Polemoniacus. Der Ausdruck Pontus Polemoniacus entspricht spätantikem Gebrauch, vgl. Cod. Iust. 1,29,5 oder den Laterculus Veronensis 2,7 p. 248 Seeck (Pontus Polemiacus). Hochkaiserzeitlich begegnet Pontus Polemonianus, vgl. ILS 1019; AE 1956 Nr. 124,3. Neben der Provinz Pontus Polemoniacus erwähnt die EKG gegenüber Sueton zusätzlich explizit die Provinz der Alpes Cottiae, vgl. dazu den Laterculus Veronensis 10,9 p. 250 Seeck. Nicht aufgenommen ist Epit. Caes. 5,4, da hier Aurelius Victor die Vorlage war. b) Hier. chron. 184b: „Nur zwei Provinzen wurden unter Nero geschaffen, Pontus Polemoniacus und, nach dem Tode des Königs Cottius, die Cottischen Alpen.“ f) Hist. Aug. Aurelian. 21,11: „Nero, unter dessen Regierung der Pontus Polemoniacus und die Cottischen Alpen dem römischen Reich einverleibt wurden.“ (modifizierte Übers. Hohl). fr. 7 Zu den Übereinstimmungen zwischen Aur. Vict. 5,17 (d) und Eutr. 7,15,3 (a), s. Enmann, 427. Die EKG setzte also offenkundig eine deutliche Zäsur nach dem Ende des julisch-claudischen Herrscherhauses, vgl. auch Hier. chron. 185h (b). Vermutlich wurde dabei Suet. Galb. 1,1 aufgegriffen (Ende der progenies Caesarum). Die EKG (Suetonius auctus) bot einen relativ reichhaltigen Bericht über das bereits bei Sueton sehr ausführlich beschriebene Ende Neros mit deutlichen eigenen Akzenten. Dazu gehörte etwa, dass Nero erst nach der Verurteilung durch den Senat (und nicht vorher, vgl. Suet. Nero 48,1 und 49,2) die Stadt verlässt oder die Betonung des

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Umstands, dass sich Nero mit eigener Hand tötet (anders ausgedrückt bei Suet. Nero 49,3: ferrum iugulo adegit). Die Beihilfe zum Selbstmord durch Epaphroditus (Suet. Nero 49,3) wird zu einer Beihilfe durch den Sklaven Sporus verwandelt (vgl. e und g). b) Hier. chron. 185h: „Als Nero vom Senat zu seiner Bestrafung gerichtlich befragt werden sollte, floh er aus dem Palast und tötete sich vier Meilen vor der Stadt auf dem Landgut seines Freigelassenen zwischen der Via Salaria und der Via Nomentana, in seinem 32. Lebensjahr, und mit ihm ist das ganze Geschlecht des Augustus ausgestorben.“ Trotz wörtlicher Übereinstimmungen mit Eutrop gibt nur Hieronymus den expliziten Hinweis darauf, dass Nero vom Senat zur Rechenschaft gezogen werden sollte. Die Nachricht über den Senat findet sich bei Eutrop allerdings an anderer Stelle, nämlich im Hinweis, dass Nero vom Senat zum hostis publicus erklärt wurde (Eutr. 7,15,1). Hieronymus mag das verschoben haben, aber auch Polemius Silvius informiert über eine explizite Verurteilung, und zwar durch den populus. d) Aur. Vict. 5,16 hat zwar auch eine Information über den Selbstmord Neros, bietet aber andere Details als Eutrop oder Hieronymus. Übereinstimmungen mit der ausführlicheren Epitome zeigen, dass hier eine gemeinsame, Sueton erweiternde und variierende Quelle benutzt wird. g) Syncell. 414,16–18: „Als dieser auf dem Rückweg nach Rom aus Griechenland war, floh er von dort wieder nach Argos, nachdem er einen Aufstand versucht hatte, und wurde von einem seiner Sklaven gewaltsam getötet, wie aber andere berichten, starb er, nachdem er selbst Hand an sich gelegt hatte.“ Die Version, Nero habe sich mit eigener Hand umgebracht, stammt möglicherweise aus der Chronik des Eusebios, vgl. armenische Fassung p. 216 Karst (a. 2084): „Nero legte, da er die Unheilsbotschaften nicht ertrug, die ihm von allen Seiten gemeldet wurden, in irgendeinem Garten Hand an sich.“ Der Hinweis des Synkellos auf Argos ist vielleicht ein Missverständnis der Vorlage Eusebs (εἰϲ ἀγρόν). Die Version vom schließlich mit eigener Hand ausgeführten Selbstmord muss aber auch in der EKG behandelt worden sein. Die Version von der Beihilfe durch Sporus (e) wurde zu einer Alternativversion umgewandelt. fr. 8 Wenn der Hinweis auf die aristokratische Abstammung Galbas aus dem Hause der Sulpicier und der Hinweis auf eine Verschlechterung seines

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Verhaltens nach dem Einzug in Rom in ihrer Kombination berücksichtigt werden, wird deutlich, dass der Bericht über die Herrschaft des Galba aus einer gemeinsamen Quelle stammt. Das ist in der Passage des Aurelius Victor auf den ersten Blick nicht sofort erkennbar, doch muss, wie Enmann, 426 f. es ausdrückt, Aurelius Victor aus dem „Sallustischen“ übersetzt werden. Für Otho berichten Aurelius Victor und Eutrop verschiedene Dinge, eine gemeinsame Herkunft aus der EKG könnte aber in einem wörtlichen Anklang vorliegen, vgl. Eutr. 7,17,1: L. Otho occiso Galba invasit imperium, materno genere nobilior quam paterno, neutro tamen obscuro. Aur. Vict. 7,1: igitur Salvius Otho, Neroni quondam criminose familiaris, haud multo fine adolescentiae grandior potentiam invadit. Es entsprechen sich invasit imperium und potentiam invadit, so jedenfalls Wagener, Eutropius, 532. fr. 9 Vgl. Suet. Vit. 15,2 f. Die zusätzlichen Details besonders bei Aurelius Victor weisen auf die Benutzung des Suetonius auctus (= 1. Teil der EKG) hin. Auf die Nähe des Synkellos zu Eutrop für die Kaisergeschichte verweist Mosshammer im Apparat. Allerdings sind die meisten Angaben zur Regierungszeit von Galba, Otho und Vitellius aus der Chronik des Euseb entlehnt (vgl. armenische Übersetzung p. 216 Karst). Nur die Angabe über die Tötung des Sabinus stammt aus einem anderen Zusammenhang und kann der EKG-Tradition zugewiesen werden. Synkellos hat dabei mehr Informationen als Eutrop. g) Syncell. 416,12–15: „Dieser tötete den Sabinus, den Bruder des Vespasian, der sich in Rom aufhielt und aus Furcht vor der Erhebung des Bruders auf das Kapitol geflohen war, im Tempel des Zeus, nachdem er den Mann belagert und den Tempel verbrannt hatte.“ Der vorangehende Abschnitt, der nicht der EKG zuzuweisen ist, lautet: Νέρωνοϲ τὸν βίον αἰϲχρῶϲ καταλύϲαντοϲ Οὐεϲπαϲιανὸϲ ὑπὸ τῶν ϲτρατευμάτων κατὰ τὴν Ἰουδαῖαν βαϲιλεὺϲ Ῥώμαίων ἀνηγορεύθη. Γαλβᾶϲ δὲ ϲτρατηγῶν Ἰβηρίαϲ εἰϲ Ῥώμην παρελθὼν κρατεῖ μῆναϲ ζ´. τοῦτον Ὄθων ἀνελὼν εἰϲ τῶν ἐν τέλει κρατεῖ μῆναϲ γ´ ἐπί τῆϲ Ῥώμηϲ, ὃν Βιτέλλιοϲ κτείναϲ κρατεῖ μῆναϲ η´. „Als Nero sein Leben schimpflich beendet hatte, wurde Vespasian von den Heeren in Judäa zum Kaiser der Römer ausgerufen. Galba aber, der Statthalter der iberischen Provinzen war, gelangte nach Rom und herrschte sieben Monate. Diesen

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brachte Otho um, einer von den Würdenträgern, und herrschte in Rom drei Monate; diesen tötete dann Vitellius, der acht Monate herrschte.“ fr. 10 Die Gegenüberstellung von Eutrop und Aurelius Victor bei Enmann, 428. Bei beiden Autoren wird eine Antithese zwischen der niedrigen Herkunft und der Bewährung bereits als Privatmann formuliert. Eutrop lässt dem allgemeinen Hinweis eine Aufzählung der Kriegstaten folgen, die Vespasian vor seiner Zeit als Kaiser, also nach spätantikem Verständnis in seiner privata vita, durchgeführt hat. Aurelius Victor weist nur summarisch auf seine Bewährung und seinen Ruhm (schon vor der Kaisererhebung) hin. Die Gemeinsamkeiten sind aber vielleicht hier nicht sehr klar auszumachen. fr. 11 Enmann, 429 deutet Eutrops Ausführungen als Kurzfassung der Darstellung des Aurelius Victor zur „milde Vespasians gegen die anhänger seines vorgängers“. Abweichend Suet. Vesp. 8: Vitellianorum quidem et exauctoravit plurimos et coercuit. Dazu ebenfalls Enmann, 429. Auch der folgende Satz des Aurelius Victor, der die Nachsicht des Kaisers gegenüber Verschwörern zum Thema hat, gehört m. E. zur Darstellung der maßvollen Ausübung der Herrschaft durch Vespasian. fr. 12 Mittelbare Vorlage (über die EKG und die „Römische Geschichte“) der Ausführungen des Eutrop und des Hieronymus ist Suet. Vesp. 8,4: Achaiam, Lyciam, Rhodum, Byzantium, Samum libertate adempta, item Trachiam Ciliciam et Commagenen dicionis regiae usque ad id tempus in provinciarum formam redegit. Aus dem rauen (τραχεία) Kilikien wurde durch Textverderbnis Thrakien und Kilikien, vgl. Helm, Hieronymus und Eutrop, 259. Aurelius Victor hat aus dieser Notiz nichts übernommen, aber einige zusätzliche Erfolge des Vespasian festgehalten, die partiell auch bei Eutrop berichtet werden. Der Befriedungskrieg gegen die Parther, von dem Aurelius Victor spricht, ist sonst nicht belegt, vgl. Enmann. 428: „Es muss hier ein missverständniss der nachricht vorliegen, Vologaesus habe zur erhebung Vespasians durch hülfstruppen beigetragen (Tac. 4,51 Suet. Vesp. 6).

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Es macht fast den eindruck, als ob eben der eine punkt des schema’s, die besiegung der barbaren durchaus ausgefüllt werden sollte.“ Durch diese Nachricht wollte die EKG die Regierung des Vespasian ruhmreicher erscheinen lassen. Dazu gehört dann auch die Eroberung von Iudaea, das als neu erobertes Gebiet (Iudaea capta) zur römischen Herrschaft hinzukommt, eine Notiz, die sowohl bei Eutrop, wie auch bei Aurelius Victor zu finden ist (wobei Eutrop den ursprünglichen Kontext besser wiedergibt: nämlich im Rahmen einer Erweiterung der Angabe Suetons). In Wirklichkeit gehörte Iudaea schon lange zum römischen Herrschaftsgebiet, war aber Teil Syriens. Die in Iudaea wirkenden ritterlichen Amtsträger waren gegenüber dem syrischen Statthalter weisungsgebunden, Iudaea daher im Unterschied zur landläufigen Vorstellung keine selbständige Provinz. Erst unter Nero wurde Iudaea als selbständige Provinz ausgegliedert, s. die Klärungen von W. Eck, Rom und Iudaea: fünf Vorträge zur römischen Herrschaft in Palästina, Tübingen 2007, 36 und 50. Dass erst Vespasian Iudaea zur Provinz gemacht hat, ist daher nicht ganz richtig, entsprach aber der von der flavischen Propaganda vertretenen Version. Der von Aurelius Victor gebrauchte Name Syria Palaestina stammt erst aus der Zeit nach dem Bar Kochba-Aufstand. Dass er aber zusätzlich Iudaea hinzufügt, ist ein Verweis darauf, dass die EKG hier richtig über den Namen Iudaea berichtete. b) Hier. chron. 188c: „Achaia, Lykien, Rhodos, Byzanz, Samos, Thrakien, Kilikien, Kommagene, die vorher frei waren und unter befreundeten Königen standen, wurden in Provinzen umgewandelt.“ e) Die Epitome de Caesaribus gibt Hinweise auf aktuelle, spätantike Provinznamen neben Syria Palaestina, auch Augustophratensis (= Augusta Euphratensis) für die Kommagene, vgl. dazu Festy, Pseudo-Aurélius Victor, 89. Vor allem aber informiert sie im Sinne der EKG über die Umwandlung von Iudaea zur Provinz. fr. 13 Hieronymus zeigt größere Nähe als Eutrop zu Suet. Tit. 3,2: Latine Graeceque vel in orando vel in fingendis poematibus promptus. So jedenfalls Helm, Hieronymus und Eutrop, 279. Allerdings begegnen die Gedichte (poemata) sowohl bei Eutrop als auch bei Sueton. Victors Lob auf die Beredsamkeit des Vespasian (Aur. Vict. 9,1) ist dagegen weder bei Sueton noch bei Eutrop vorhanden, vgl. Enmann, 428. Die Äußerungen über die Bildung der Kaiser Vespasian und besonders Titus verraten anscheinend

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die für die EKG typische Beschäftigung mit der Bildung der Kaiser, vgl. dazu Enmann, 429 mit Hinweisen auf Eutr. 8,7; 8,12; 8,19. Vgl. auch Aur. Vict. 8,7 zur Bildung der julisch-claudischen Dynastie und 39,26 zur geringen Bildung der Tetrarchen. Zu den Tugenden des Titus gehörte natürlich vor allem dessen besondere Milde und Großzügigkeit. Eutrop und Hieronymus zitieren Suet. Tit. 8,1: atque etiam recordatus quondam super cenam, quod nihil cuiquam toto die praestitisset, memorabilem illam meritoque laudatam vocem edidit: ‚amici, diem perdidi‘. Allerdings fügen sie zusätzlich ein hodie hinzu, verzichten aber umgekehrt auf die Charakterisierung des Ausspruchs als besonders herausragend. Hinzufügung eines hodie auch in der Epitome de Caesaribus, die allerdings hier sonst über eine qualitätsvolle Zwischenquelle und nicht über die EKG auf Sueton zurückgreift. b) Hier. chron. 189a: „Titus, der Sohn des Vespasianus, war in beiden Sprachen sehr beredt und von solcher Güte, dass er, nachdem er sich eines Tages beim Mahl erinnert hatte, dass er an jenem Tag niemandem etwas gewährt habe, sagte: ‚Freunde, heute habe ich einen Tag vergeudet‘.“ fr. 14 Zum Bindefehler (Regierungszeit von zwei Jahren und acht Monaten) gegenüber Suet. Tit. 11 und – aus Sueton abgeleitet – Epit. Caes. 10,1 (zwei Jahre und zwei Monate) vgl. Enmann, 421. Aus Sueton stammt die Angabe, dass Titus in der gleichen Villa verstarb wie sein Vater, vgl. Suet. Tit. 11: excessit in eadem qua patre villa. Dass diese Angabe wohl auch in einer älteren Schicht, aus der die EKG geschöpft hat, vorhanden war, verrät die Origo Rom. 45 (KFHist B 5): excessit Curibus Sabinis cubiculo patris. Die Epitome de Caesaribus ist hier nicht sicher der EKG zuweisbar. b) Hier. chron. 189g: „Titus starb an einer Krankheit auf dem gleichen Landgut wie sein Vater, im Alter von 42.“ fr. 15 Vgl. auch zum Folgenden Enmann, 430. Übernommen wird in der EKG die Grundgliederung der suetonischen Biographie Domitians, wie die fr. 15–19 zeigen.

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fr. 16 Ausgeklammert ist bei der Rekonstruktion Epit. Caes. 11,2: idcircoque Cattos Germanosque devicit. Hier nimmt Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 52 Anm. 158 an, dass die Epitome de Caesaribus die Vorlage des Victor benutzt hat. Vermutlich ist aber Victor selbst benutzt und durch die Gleichsetzung von Dakern mit Germanen „korrigiert“. fr. 17 Suet. Dom. 5 beschreibt die Baumaßnahme Domitians wie folgt: plurima et amplissima opera incendio absumpta restituit, in quis et Capitolium, quod rursus arserat; sed omnia sub titulo tantum suo ac sine ulla pristini auctoris memoria. novam autem excitavit aedem in Capitolio Custodi Iovi et forum quod nunc Nervae vocatur, item Flaviae templum gentis et stadium et odium et naumachiam, e cuius postea lapide maximus circus deustis utrimque lateribus extructus est. Insbesondere Hieronymus berichtet sehr viel ausführlicher. Seinen Bericht hat er aus der EKG, die die gleiche Vorlage wie die Origo gentis Romanorum benutzt hat, s. zu den Beziehungen Einleitung, 35–9. Der Text der Origo Rom. 46 (KFHist B 5) lautet: hoc imperante multae operae publicae fabricatae sunt: atria VII, horrea piperataria, ubi modo est basilica Constantiniana, et horrea Vespasiani, templum Castorum et Minervae, portam Capenam, gentem Flaviam, Divorum, Iseum et Serapeum, Minervam Chalcidicam, odeum, Minuciam veterem, stadium et thermas Titianas et Traianas, amphitheatrum usque ad clipea, templum Vespasiani et Titi, Capitolium, senatum, ludos IIII, palatium, Metam sudantem et pantheum. Nickbakht, Komm. zu Origo Rom. 46 (KFHist B 5, 91) erwägt, dass bereits Sueton eine ausführliche Urliste vorgelegen hat. Wahrscheinlicher ist, dass die EKG bzw. eine mit der Origo gentis Romanorum verwandte Version Suetons erweitert und ergänzt hat. Eutrop hat die EKG mit ihren Suetonerweiterungen stark gekürzt, ebenso Aurelius Victor. Dieser lässt aber im Unterschied zu Eutrop deutlich erkennen, dass in dieser Quelle die Angaben Suetons durch Hinweise auf Baumaßnahmen Trajans erweitert waren, und stimmt hierin mit Hieronymus überein. Diskussion der Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei J. C. Anderson, A Topographical Tradition in Fourth Century Chronicles: Domitian’s Building Program, Historia 32 (1983) 93–105. a) Eutrop knüpft mittelbar an die von Suet. Dom. 5 genannten Bauwerke an. Er hat (ebenfalls wie Sueton) keine Hinweise auf die Weiterführung

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von domitianischen Bauten unter Trajan, nämlich auf die Trajansthermen oder das Pantheon. Wie Sueton erwähnt er allerdings das spätere Nervaforum, also das forum transitorium. b) Hier. chron. 191a: „Viele Bauten wurden in Rom ausgeführt, unter ihnen das Kapitol, das Forum Transitorium, die Säulenhalle der vergöttlichten Kaiser, das Isis- und Sarapisheiligtum, das Stadion, die Pfefferspeicher, der Tempel des Vespasian, (der Tempel der) Minerva Chalcidica, das Odeon, das Trajansforum, die Trajanischen und Titischen Thermen, der Senat, die Gladiatorenkaserne für den Vormittag, das goldene kleine Speisezimmer, der Brunnen in Form eines schwitzenden Kegels und das Pantheon.“ Hieronymus stimmt zunächst exakt mit Eutrop überein, enthält aber anschließend weitere Angaben, so dass Eutrop als Grundquelle ausscheidet, vgl. Helm, Hieronymus und Eutrop, 289 f. S. Einleitung, 35 f. d) Die Passage bei Aurelius Victor zeigt, dass eine Liste von Bauwerken Domitians in der gemeinsamen Quelle des Eutrop und des Aurelius Victor zu finden war, dass aber Aurelius Victor eine Auswahl daraus getroffen hat, vgl. Enmann, 417. S. auch Enmann, 430 zum Verhältnis zwischen Suet. Dom. 5, Eutrop und Aurelius Victor. Trajan führte dabei von Domitian begonnene Baulichkeiten fort. Wie die Origo gentis Romanorum berichtet die EKG von der Doppelanlage der Titus- und Trajansthermen (auch für die Trajansthermen begann die Bautätigkeit schon unter Domitian, vgl. Pfund, Von Picus zu Licinius, 172 f.). Zusätzlich weiß die EKG (b und d) anscheinend von einem Vorgänger des Trajansforums. Vgl. zu Aurelius Victor und Hieronymus bereits Mommsen, Chronica Minora I, 146 Anm. 4. fr. 18 Die Nachricht über die Tötung von Aristokraten findet sich zwar auch bei Hieronymus (191h): Domitianus multos nobilium perdidit, quosdam vero et in exilium misit. Dort lässt sie sich aber aufgrund der Parallele mit der armenischen Übersetzung eindeutig auf die Chronik des Eusebios zurückführen, vgl. Eus. chron. (armenische Fassung) p. 217 Karst (a. 2099). Eusebios wiederum benutzt allerdings für die Zeit der Adoptivkaiser bis zu den Severern einen Autor, der intensiver die Tätigkeit des Senats und die Perspektive der Senatoren berücksichtigt, vgl. hierzu B. Bleckmann, Euseb und der Senat, in: P. Buongiorno (Hrsg.), Spätantike Quellen für das Studium der senatus consulta: Wege zwischen Jurisprudenz und Historiographie

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(in Druckvorbereitung). Hieronymus ist auf jeden Fall hier kein Zeuge der EKG. fr. 19 Vgl. Helm, Hieronymus und Eutrop, 260. Vorlage ist Suet. Dom. 13,2: pari arrogantia, cum procuratorum suorum nomine formalem dictaret epistulam, sic coepit: ‚dominus et deus noster hoc fieri iubet.‘ unde institutum posthac, ut ne scripto quidem ac sermone cuiusquam appellaretur aliter. Aus Sueton ist deutlich, dass sich der Wunsch des Kaisers, ‚Herr‘ genannt zu werden, aus dem Schriftverkehr der Verwaltung entwickelte. In der EKG wird daraus – inspiriert durch Verhältnisse in der Tetrarchie – eine angebliche kaiserliche Verfügung, die (wie explizit bei Aurelius Victor festgehalten wird) gegenüber Senatoren gilt. Vgl. fr. 111. fr. 20 Angaben der EKG zum Tod Domitians. Eutrop bietet eine knappste Zusammenfassung von dem, was bei Suet. Dom. 16,2–17,2 in sehr ausführlicher Form unter Nennung zahlreicher Namen aus der persönlichen Umgebung des Kaisers berichtet wird. Aurelius Victor verweist im Unterschied zum allgemeinen Ausdruck bei Eutrop (suorum) auf Frau und Freigelassene, hat also ein wenig mehr von den suetonischen Details. b) Hier. chron. 192g: „Domitian wurde im Palast getötet und mit Schande von Leichenträgern für Arme fortgeschafft.“ d) Aus Aurelius Victor partiell Epit. Caes. 11,13: at senatus gladiatoris more funus efferri radendumque nomen decrevit. Sehr viel umfangreichere Angaben zur Bestattung bei Suet. Dom. 17,3: cadaver eius populari sandapila per vispillones exportatum Phyllis nutrix in suburbano suo Latina via funeravit, sed reliquias templo Flaviae gentis clam intulit cineribusque Iuliae Titi filiae, quam et ipsam educarat, commissit. Die Angaben sind offenkundig nur auf ein Element verkürzt worden. Unklar ist, ob in der EKG die heimliche und ehrlose Bestattung als vom Senat verhängte Strafmaßnahme ausgegeben wurde, wie dies bei Aurelius Victor der Fall ist. fr. 21 Vgl. zur Ähnlichkeit des Lobs Enmann, 362. Auffällig ist aber sonst, dass für Trajan, Hadrian und Nerva die Parallelen zwischen Aurelius Victor und

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Eutrop sehr begrenzt sind, s. Enmann, 362. In einigen Punkten berichten Aurelius Victor und Eutrop gegensätzlich. a) Der Name Crinitus findet sich sonst nur noch bei Lyd. mens. 4,23 p. 81,21 Wuensche. Die Historia Augusta kennt einen angeblichen Nachfahren des Trajan namens Ulpius Crinitus (Aurel. 10,2). Wegen dieser Parallelen besteht die Eventualität, dass das Detail aus der EKG stammte. S. bereits Wagener, Eutropius, 536. b) Hier. chron. 193e: „Trajan wurde in Agrippina (Köln) in Gallien erhoben. Geboren wurde er in Italica in Spanien.“ e) Vermutlich aus Eutrop. Doch zusätzlich Colonia. fr. 22 Parallele Erzählungen zur Erwerbung Dakiens jenseits der Donau. Ebenso parallel berichten die Zeugen der EKG dann über die Verluste unter Gallienus und die endgültige Räumung unter Aurelian, vgl. dazu fr. 83 a und 93. b) Hier. chron. 194b: „Trajan machte, nachdem er Decebalus besiegt hatte, Dakien zur Provinz.“ fr. 23 Vgl. zu den Parallelen Enmann, 362. Nur Eutrop bietet unter den Parallelquellen die Angabe zur Charakene / Mesene, vgl. hierzu M. Schuol, Die Charakene. Ein mesopotamisches Königreich in hellenistisch-parthischer Zeit, Stuttgart 2000, 144. Die Provinz Assyrien ist nur in der gemeinsamen Vorlage von Eutrop, Hieronymus und Festus belegt. Sie ist vielleicht eine Erfindung der EKG, wobei nicht das historische Assyrien, sondern die sasanidische Kernprovinz Assorestan gemeint ist. Zur Frage s. Lightfoot, Trajan’s Parthian War. Von einer ganz kurzen Dauer der Existenz der aus der Adiabene und Mittelmesopotamien bestehenden, 115 geschaffenen und 116 wieder aufgelösten Provinz geht Strobel, Kaiser Traian, 445 f. aus. Anders Marciak, Sophene, Gordyene, and Adiabene, 366–79: Keine längere Besetzung der Adiabene und keine Schaffung einer Provinz unter dem Namen Assyria. b) Hier. chron. 194b: „Trajan nahm die Iberer, Sarmaten, die Osrhoener, Araber, Bosporaner und Kolcher in seine Schutzherrschaft auf. Seleukeia, Ktesiphon und Babylon besetzte und beherrschte er. Im Roten Meer richtete er eine Flotte ein, um durch diese die Grenzen Indiens zu verwüs-

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ten“; 196 b: „Trajan machte Armenien, Mesopotamien und Assyrien zu Provinzen.“ d) Die Liste der von Trajan unterworfenen Gebiete von der Osrhoene bis zu den Grenzen „Indiens“ (gemeint ist der Vorstoß zum persischen Golf) wird von Aurelius Victor kühn verkürzt. Trajan unterwirft die Gebiete vom Euphrat bis zum Indus. fr. 24 Durch die gleichrangige gesellschaftliche Beziehung zu senatorischen Freunden hebt sich Trajan als Idealkaiser von den Kaisern der tetrarchischen und nachtetrarchischen Zeit ab. fr. 25 Die Rückkehr vom Partherreich nach Italien fand über Kilikien statt, was Aurelius Victor übersprungen hat, ebenso wie er nur vage auf das für römische Verhältnisse hohe Alter verweist. Eutrop, Hieronymus und Synkellos bieten gemeinsame, aber von den übrigen Quellen abweichende Angaben über Todesort (bei Hieronymus und Synkellos als Alternativversion zu Eusebs Chronik, die Selinus angab) und Todesart. Trajan stirbt in Seleukeia am Kalykadnos, nicht im kilikischen Selinus, vgl. zu dem am Todesort errichteten Tempel (nicht Kenotaph) für den vergöttlichten Kaiser M. Hoff, The Şekerhane Köşkü at Selinus (Cilicia): The Temple of the Deified Trajan, Journal of Ancient Egyptian Interconnections 10 (2016) 56–68. Hoff, 67 Anm. 46 nimmt an, dass die Erwähnung von Seleukeia statt Selinus eine Korruptel im Eutrop-Text ist. Der Fehler fand sich aber wohl bereits in der EKG und erklärt sich vermutlich daher, dass Trajan von Antiocheia aus über Seleukeia in Pierien zurückkehrte. Außerdem war das isaurische Seleukeia gerade in der Spätantike gegenüber Selinus der ungleich bekanntere Ort. Als Todesursache nennt Cass. Dio 68,33,1–3 Wassersucht und Schlaganfall, nicht den Durchfall. Ob Aurelius Victor hier abweichende Informationen hatte oder nur die Angabe der EKG sehr verallgemeinerte, lässt sich nicht erkennen. Letzteres könnte aber deshalb wahrscheinlich sein, wenn es ihm darum ging, dem Trajan einen würdevollen Tod zuzuschreiben. Aber die Versionen des Hieronymus und des Synkellos nennen ebenfalls den Tod durch Krankheit (morbo bzw. νόϲῳ), wobei es sich hier gerade um die Version Eusebs handelt.

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b) Hier. chron. 197a: „Trajan starb an einer Krankheit in Selinus oder aber er wurde, wie wir anderswo geschrieben vorgefunden haben, in Seleukeia in Isaurien von einer Durchfallerkrankung dahingerafft.“ g) Syncell. 425,13 f.: „Trajan starb an einer Krankheit nach Euseb in Selinus, nach anderen in Seleukeia in Isaurien an Durchfall.“ fr. 26 Die Zuweisung zur EKG ergibt sich hier vor allem durch die Gemeinsamkeit Eutrops mit der einen Version des Aurelius Victor. Die Geschichte der Intrige der Plotina, die die Nachfolge Hadrians durchsetzt, stammt vermutlich letztlich aus Marius Maximus, s. nämlich bereits zum vorangehenden Einsatz der Plotina und zum Widerstand Trajans, was die Eheschließung mit der Nichte des Trajan betrifft, Hist. Aug. Hadr. 2,20: nepte per sororem Traiani uxore accepta favente Plotina, Traiano leviter, ut Marius Maximus dicit, volente. Sie war auch Cassius Dio bekannt (69,1,3), vgl. zu dessen Version Strobel, Kaiser Traian, 476 f. Aurelius Victor stellt die Version mit der Intrige der Plotina scharf der zuvor genannten offiziellen Tradition gegenüber, dass Hadrian wirklich schon von Trajan zum Nachfolger berufen wurde, vgl. Aur. Vict. 13,11: ascito prius ad imperium Hadriano civi propinquoque. Möglich ist, dass unter den aufgeführten Textzeugnissen die Historia Augusta (f) direkt Marius Maximus und nicht erst die EKG benutzt hat. Zu dieser verbreiteten Annahme s. Fündling, Vita Hadriani, 396 insbesondere zur Wendung factione Plotinae. Dazu könnte passen, dass die geschilderte Intrige der Plotina bei Eutrop geringfügig von der Historia Augusta abweicht: Eutrop berichtet von einer Testamentsfälschung, während in der Historia Augusta von einem umfassenden Betrugsmanöver mit einem Trajan schauspielernden Ersatz die Rede ist. Gleichwohl ist auch denkbar, dass die von der Historia Augusta bezeugte Version auf Grundlage der EKG erst im vierten Jahrhundert entstanden ist, vgl. Fündling, 396: „Doch ist zu beachten, wie überaus kritisch gerade das späte 4. Jahrhundert es sah, wenn Kaiser sich durch Betreiben einer factio statt durch (nominellen) consensus ‚des Volkes‘, also zumindest der Armee, durchsetzten.“ Was das Zeugnis des Hieronymus betrifft, so gehört es zu den Passagen, bei denen nicht klar ist, ob die Ähnlichkeit zu Eutrop sich aus der Benutzung Eutrops durch Hieronymus oder aufgrund einer gemeinsamen Quelle ergibt, vgl. die Diskussion bei Helm, Hieronymus und Eutrop, 170.

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b) Hier. chron. 197b: „Hadrian, der in Italica in Spanien geboren wurde, war der Sohn der Cousine des Trajan.“ d) Die Version von der Designation durch Trajan selbst stammt nicht aus der EKG. Aus der EKG stammt dagegen die Angabe über die Herkunft aus der gleichen Stadt wie Trajan und über den Verwandtschaftsgrad. f) Hist. Aug. Hadr. 4,10: „Es fehlt auch nicht an Stimmen, die überliefert haben, durch eine Intrige der Plotina sei Hadrian nach dem bereits eingetretenen Tod Trajans zur Adoption gelangt, indem man einen Mann unterschob, der an Trajans Statt in mattem Ton die entscheidenden Worte sprach.“ (Übers. Hohl). fr. 27 Zu den Parallelen s. Helm, Hieronymus und Eutrop, 170. Die Zuweisung an die EKG kann nicht mit letzter Gewissheit festgestellt werden, auch wenn der Neid und das unfreundliche Verhalten Hadrians sich völlig zur Angabe fügt, dass Hadrian nur durch die Intrige der Plotina die Herrschaft übernehmen konnte (s. fr. 26). Möglich ist entweder, dass Festus, Hieronymus und die Historia Augusta ihre Formulierungen Eutrop verdanken. Oder die gemeinsame Quelle des Eutrop, des Hieronymus und des Festus, die eine Liviusbearbeitung mit der EKG verbunden hat, (also die „Römische Geschichte“, s. Einleitung, 23 und 28), ging inhaltlich über die EKG hinaus. Die problematische Behauptung, Trajan habe eine Provinz Assyria kreiert und Hadrian habe diese Provinz (ebenso wie Mesopotamien und Armenien) dann aus Neid auf Trajan aufgegeben, ist möglicherweise eine Spiegelung der Preisgabe vermeintlicher Gewinne Julians sowie des römischen Mesopotamiens (Nisibis) und Armeniens durch Jovian. In diesem Falle hätte man es mit einer nach 363 erfundenen Geschichte zu tun, die nicht aus der EKG stammen kann. Möglicherweise reflektiert die Tradition in der EKG aber auch die Kritik zeitnäherer Autoren wie Marius Maximus, vgl. zur Diskussion Fündling, Vita Hadriani, 411–4. b) Hier. chron. 197d: „Hadrian rief aus Neid auf den Ruhm Trajans die Heere aus Assyrien, Mesopotamien und Armenien, die jener zu Provinzen gemacht hatte, zurück.“ f) Hist. Aug. Hadr. 5,3: „Deshalb gab Hadrian alles Gebiet jenseits von Euphrat und Tigris preis.“; 9,1: „Indes gab Hadrian doch auch viele von Trajan erworbene Provinzen auf.“ (Übers. Hohl).

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fr. 28 Zusammenstellung bei Helm, Hieronymus und Eutrop, 282; Burgess, Jerome, 359. Möglicherweise ist hier (vgl. den allgemeinen Hinweis bei Eutr. 8,7,2, s. Burgess, 359) auch Hier. chron. 200d zur Errichtung des Tempels der Roma und Venus durch Hadrian einzufügen: templum Romae et Veneris sub Hadriano in urbe factum. Diese Notiz findet eine Parallele in der Origo Rom. 49 (KFHist B 5): hoc imperante templum Romae et Veneris fabricatum est. Zum Problem s. Einleitung, 35. Die (hier nicht berücksichtigten, s. Einleitung, 1 f.) Übereinstimmungen zwischen Hist. Aug. Hadr. 1,5 und Epit. Caes. 14,2 sowie Hist. Aug. Hadr. 14,8 f. und Epit. Caes. 14,2 (weitere Passagen zur Bildung Hadrians) diskutiert Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 86–90, der hier Marius Maximus als Quelle vermutet. Zum Inhalt der EKG (vielleicht aus Marius Maximus) gehörte jedenfalls mit einiger Wahrscheinlichkeit, dass Hadrian in beiden Sprachen gebildet war und dass er päderastische Neigungen hatte. Dieses Detail der EKG ist von Hieronymus und von der Historia Augusta vollständiger festgehalten worden als von Eutrop. Aur. Vict. 14,7–9 bietet zusätzliche Details zur Päderastie Hadrians und zu Antinous. Vgl. die nicht aus Eusebs Chronik stammende Erklärung nam in deliciis habuerat bei Hier. chron. 200b. b) Hier. chron. 197g „Hadrian war in beiden Sprachen hochgebildet, aber in der Knabenliebe wenig enthaltsam.“ f) Hist. Aug. Hadr. 14,8 f.: „Er widmete sich nämlich mit übertriebenem Eifer der Poesie und den Wissenschaften. (…) In sinnlichen Genüssen kannte er kein Maß. Hat er doch über seine Lieblinge vieles in Verse gebracht.“ (Übers. Hohl). fr. 29 Zusammenstellung bei Helm, Hieronymus und Eutrop, 254; Burgess, Jerome, 359. In der lateinischen Tradition nennen allein die Epitome de Caesaribus und die Historia Augusta das genaue Alter von 62 Jahren, vgl. Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 91 Anm. 65. Die Historia Augusta suggeriert eine Verbindung zu Marius Maximus, s. allerdings auch Cass. Dio 69,23,1. Die EKG berührte sich, mit Ausnahme der zusätzlichen Angabe zum Alter, vom Inhalt her völlig mit der Chronik Eusebs, vgl. Eus. chron. (armenische Fassung) p. 222 Karst (a. 2153): „Adrianos verstarb, einer tödlichen Wassersucht verfallen, in Baies“; Syncell. 427,23: Ἀδρια-

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νὸϲ ὕδρωπι τελευτᾷ ἐν Βαΐαιϲ τῆϲ Ἰταλίαϲ („Hadrian starb an der Wassersucht in Baiae in Italien“). b) Hier. chron. 201f: „Hadrian starb an der Krankheit der Wassersucht in Baiae, wobei er älter als 60 war.“ Die Wassersucht ist vermutlich mit der bei Aurelius Victor genannten Auszehrung identisch. Aus der EKG stammt möglicherweise nur der Hinweis, dass Hadrian älter als 60 war, während die übrigen Angaben auch bei Euseb enthalten waren. f) Hist. Aug. Hadr. 25,6: „Er verstarb eben in Baiae.“; 25,11: „Er lebte 62 Jahre.“ fr. 30 Zu den bei Aurelius Victor und Eutrop ähnlich gegliederten Anfängen der Kaiserbiographien von Trajan bis Mark Aurel s. Enmann, 389. a) Der Name Boionius war lange nur durch die Zeugen der EKG belegt, s. aber jetzt SEG 44, 977. Als Kaiser hat Antoninus Pius diesen Namen abgelegt. Aurelius Victor, dessen Bericht ohnehin Verwechslungen enthält (s. folgende Notiz zu d und e), legt diesen Namen irrig dem Mark Aurel zu. d) Wie bei Eutrop wird auf die Benennung mit dem Namen Pius hingewiesen, aber im Unterschied zu diesem irrtümlich oder absichtlich eine Abstammung aus einer sehr alten Familie behauptet, s. dazu e). Lanuvium war nicht die Heimat des Antoninus Pius, wie Aurelius Victor annimmt (e Lavinio municipio). Zu dessen Herkunft aus Nemausus vgl. Michels, Antoninus Pius, 30. Er besaß allerdings ein Gut in Lanuvium (vgl. z. B. Hist. Aug. Pius 3). Die falsche Zuweisung hängt mit der angeblichen Herkunft des Antoninus Pius aus einer altitalischen Familie zusammen, s. auch e). e) Der Vergleich des Antoninus Pius mit Numa Pompilius soll in der Epitome de Caesaribus und bei Eutrop aus Marius Maximus unabhängig von der EKG eingeflossen sein, so Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 94 mit Anm. 79. Schlumberger argumentiert damit, dass der ebenfalls von der EKG abhängige Aurelius Victor den Numa-Vergleich nicht kennt. Aurelius Victor lässt aber, im scharfen Unterschied zu Eutrop, den Antoninus Pius aus einer uralten Familie abstammen. Das kann nur darauf beruhen, dass in irgendeiner Form die Angaben der EKG, die Eutrop 8,8,1 und 8,9,1 entsprechen, unzulässig kontrahiert worden sind: Einerseits wird Antoninus Pius mit Numa Pompilius verglichen, andererseits stammt Mark Aurel von Numa Pompilius ab. Die Version, dass Numa Pompilius der

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Stammvater Mark Aurels war, schreibt die Historia Augusta Marius Maximus zu, vgl. Hist. Aug. Aur. 1,6: cuius familia in originem recurrens a Numa probatur sanguinem trahere, ut Marius Maximus docet. Zum Vergleich zwischen Antoninus Pius und Numa Pompilius vgl. Michels, Antoninus Pius, 72. f) Hist. Aug. Pius 2,2: „in allen Dingen schließlich des Lobes wert und einer, der nach Meinung der recht Gesonnenen verdientermaßen mit Numa Pompilius verglichen wird.“ fr. 31 Vgl. Helm, Hieronymus und Eutrop, 254. Wegen der Epitome, die hier wohl nicht aus Eutrop abgeschrieben hat, scheint die Provenienz aus der EKG gesichert. Nur die Epitome führt unter den hier genannten Zeugnissen das Fieber an, vgl. Hist. Aug. Pius 12,4 und 12,7. S. dazu Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 96. Zu verweisen ist auf die Parallelnachricht bei Asinius Quadratus (KFHist A 1, fr. 25). Zur Villa des Antoninus Pius in Lorium s. Michels, Antoninus Pius, 87. b) Hier. chron. 204a: „Antoninus Pius starb auf seinem Landgut Lorium 12 Meilen von der Stadt, im 77. Jahr seines Lebens.“ fr. 32 Vgl. Helm, Hieronymus und Eutrop, 261. Die Ausschnitte sind aber in dieser Zusammenstellung breiter als bei Helm gewählt. Die EKG berichtete, dass Mark Aurel den Lucius Verus zum Kollegen und Augustus erhob (a, d und f), sie berichtete über das Verschwägerungsverhältnis zwischen den genau benannten Kaisern (a, c, f), sie erläuterte, dass Lucius Verus zum (Adoptiv-)Bruder des Mark Aurel wurde (d, f und g), und sie betonte, dass die gleichberechtigte Aufteilung unter zwei Augusti ein Novum war (a, b, c, e, f, g). Die EKG scheint vor allem dargelegt zu haben, dass diese Teilung der kaiserlichen Macht unter Mark Aurel zum ersten Mal vollzogen wurde (a, b, e, f, g). Der Verus-Name scheint (was dann auch die moderne Nomenklatur geprägt hat) in der EKG auf Lucius Verus beschränkt gewesen zu sein (vgl. a, c, d, e, f und g). In der Chronik des Eusebios wird der Verus-Name dagegen dem Mark Aurel zugewiesen, während Lucius Verus als Commodus figuriert: Hier. chron. 204a: regnavit Marcus Antoninus qui et Verus et Lucius Aurelius Commodus; Eus. chron. (armenische Fassung) p. 223 Karst (a. 2191): „Markos Aurelius Antoninos, der auch Beros.“

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a) Verus Annius Antoninus für Lucius Verus, der (allerdings erst 163: H. Brandt, Die Kaiserzeit. Römische Geschichte von Octavian bis Diocletian 31 v. Chr. – 284 n. Chr., München 2021, 381) die Tochter Mark Aurels Annia Galeria Lucilla heiratete: Hier liegt eine Verwechslung Eutrops oder der EKG vor. Annius gehörte zu den Namen Mark Aurels (M. Annius Verus: PIR A 537). So hieß auch sein Sohn, der jüngere, früh verstorbene Bruder des Commodus (PIR2 A 538; von Saldern, Studien, 11 f.). f) Hist. Aug. Aur. 7,5 f.: „Den Bruder bestimmte er für sich als Teilhaber in der Herrschaft. Ihm gab er den Namen Lucius Aurelius Verus Commodus und ernannte ihn zum Caesar und zum Augustus. Und ab dann begannen sie in gleicher Weise den Staat zu lenken. Damals begann das römische Reich zum ersten Mal zwei Augusti zu haben, ⟨während bisher kein Kaiser die ihm hinterlassene Herrschaft⟩ mit einem anderen geteilt hatte.“ (modifizierte Übers. Hohl). Lucius Aurelius Verus Commodus: Zu den Namensvarianten PIR C 504. g) Amm. 27,6,16: „Denn keiner hatte zuvor sich einen Kollegen mit gleicher Vollmacht geholt, mit Ausnahme des Kaisers Marcus, der seinen Adoptivbruder Verus ohne irgendeine Verminderung seiner kaiserlichen Autorität zum Amtsgenossen gemacht hatte.“ fr. 33 Partherkrieg des Lucius Verus: Eroberung von Seleukeia und Triumph mit Mark Aurel. Da hier nur Gemeinsamkeiten zwischen Eutrop, Hieronymus und Festus auffallen und die Historia Augusta lediglich Eutrop variiert haben könnte, ist eine Zuweisung zur EKG nicht sicher, zum Problem s. Einleitung, 20–3. Die EKG muss aber jedenfalls über die Erfolge und den Triumph des Verus berichtet haben, wie Aur. Vict. 16,4 zeigt: eius ductu Persae, cum primum superavissent, ad extremum triumpho cessere, rege Vologeso. Der Triumph des Lucius Verus über die Parther wurde auch in der Chronik des Eusebios behandelt. Hieronymus hat an dieser Stelle aus der Chronik geschöpft. Vgl. Hier. chron. 205a: Lucius Caesar de Parthis cum fratre triumphavit und die armenische Übersetzung Eus. chron. p. 222 Karst (a. 2182). Aus der Chronik auch Syncell. 430,12: Λούκιοϲ Καῖϲαρ Πάρθουϲ ὑποτάξαϲ κατ’ αὐτῶν ἐθριάμβευϲεν.

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fr. 34 Tod des Lucius Verus in Altinum während der Fahrt mit Marcus Aurelius. Vgl. Helm, Hieronymus und Eutrop, 283. Durch die von Helm nicht zitierte Parallele aus Aurelius Victor ist die Provenienz aus der EKG sicher. Aurelius Victor hat den medizinischen Fachausdruck vermieden. Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 100 f. führt die Angaben zum Tod des Lucius Verus letztlich (über die EKG) auf die reiche Hauptquelle der Historia Augusta, also auf Marius Maximus, zurück. Der anschließende Hinweis Eutrops (8,11,1) auf die Alleinherrschaft Mark Aurels nach dem Tod des Verus wird fast wörtlich von der Epit. Caes. 16,7 sowie von der Hist. Aug. Aur. 16,3 wiedergegeben. Historia Augusta und Epitome de Caesaribus könnten unabhängig von Eutrop auf die EKG zurückgegriffen haben, die Varianten im Kaiserkollegium (Allein- oder Mehrherrschaft, Augusti und Caesares) genau verzeichnete. Beide (Epit. Caes. 16,7; Hist. Aug. Aur. 16,3) schreiben nicht post eum, sondern post … obitum. Aurelius Victor und die Historia Augusta erwähnen zusätzlich eine besondere List, durch die Marcus Aurelius seinen Bruder umgebracht haben soll, weisen das Gerücht aber zurück. Vermutlich hat die Historia Augusta diese Erzählung aus Aurelius Victor. Nicht ausgeschlossen ist aber, dass die Version zum ursprünglichen Tenor der solche Anekdoten liebenden EKG gehörte, dass aber Eutrop und andere die Erwähnung dieser kaum glaubhaften Anekdote, die nicht zum Bild des Idealkaisers passte, verschmäht haben. b) Hier. chron. 205k: „Der Kaiser Lucius wurde im neunten oder, wie einige glauben, im elften Jahr zwischen Concordia und Altinum von einem Schlaganfall dahingerafft, als er neben seinem Bruder im Wagen saß.“ Nur die zweite Jahresangabe stammt aus der EKG. f) Hist. Aug. Aur. 14,8: „Zwei Tage nach dem gemeinsamen Antritt der Reise wurde Lucius, der neben seinem Bruder im Wagen saß, vom Schlag gerührt und verschied.“; Hist. Aug. Aur. 15,5: „Es gibt kein Staatsoberhaupt, das die üble Nachrede ungeschoren ließe; so wurde sogar von einem Marcus gemunkelt, er habe den Verus aus dem Weg geräumt entweder durch Gift in der Weise, dass er eine Sautasche mit einem auf der einen Seite vergifteten Messer tranchierte und das vergiftete Stück dem Bruder vorlegte und für sich den unschädlichen Teil zurückbehielt.“; Ver. 9,11: „Doch nicht weit von Altinum wurde Lucius im Reisewagen von einer plötzlichen Krankheit, die man als Schlagfluß bezeichnet, befallen; man hob ihn aus dem Wagen, ließ ihn zur Ader und überführte ihn dann nach Altinum, allwo er verschied.“; Ver. 11,1: „Gemeinsam mit seinem Bruder

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regierte er elf Jahre.“ (alle Übersetzungen von Hohl); Aur. 16,3: „Nach Verus’ Hingang lenkte Marcus Antoninus als einziger den Staat.“ (modif. Übers. Hohl). fr. 35 Zu den Parallelen zwischen Eutrop und der Historia Augusta bereits Dessau, Über Zeit und Persönlichkeit, 368. Diese Parallelen könnten dafür sprechen, dass die Historia Augusta einfach nur aus Eutrop geschöpft hat. Allerdings ist auf Aurelius Victor hinzuweisen, der in gleicher Weise den Hinweis auf die besondere philosophische Bildung des Mark Aurel mit dessen Aufnahme in die Familie des Antoninus Pius verbindet. Das bedeutet, dass die EKG auf jeden Fall über diese zwei Punkte berichtet hat, auch wenn die Historia Augusta ihre Nachrichten nur indirekt aus ihr bezogen haben sollte. Zum falschen Namen Boionius bei Aurelius Victor, vgl. oben zu fr. 30. f) Hist. Aug. Aur. 16,5–7: „War er selbst doch von solcher Gelassenheit, dass er niemals seine Miene veränderte, weder aus Trauer noch aus Freude, als echter Jünger der stoischen Philosophie, die ihm die besten Lehrer vermittelt hatten und die er sich auch selbständig von überallher angeeignet hatte: Denn auch Hadrian hätte gerade ihn zu seinem Nachfolger bestellt, hätte nicht sein allzu jugendliches Alter dem im Wege gestanden. Dies geht ja aus der Tatsache hervor, dass er gerade ihn dem Pius zum Schwiegersohn aussuchte, damit auf ihn, als einen würdigen Träger, dereinst die Herrschaft über Rom übergehe.“ (modifizierte Übers. Hohl). fr. 36 Eutrop beschreibt am ausführlichsten, dass die große Pest die römische Armee dezimierte. Diese Informationen sind in der Historia Augusta und bei Hieronymus nur sehr knapp und auch in abweichenden Formulierungen wiedergegeben. Die Angaben könnten unabhängig voneinander auf die EKG zurückgehen. Die Historia Augusta hat aber weitere Nachrichten über Vorschriften im Bestattungswesen, über humanitäre Maßnahmen des Markus etc., deren Zuweisung an die EKG fraglich bleiben muss. Zur antoninischen Pest s. A. Marcone, La peste antonina. Testimonianze e interpretazioni, Rivista Storica Italiana 114 (2002) 803–19; M. Meier, Seuche, RAC 30 (2021), 421–56, hier 436–41. Die Behauptungen der EKG (a, b und f) über die Auswirkung der Pest auf das Heer lassen sich im epigraphi-

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schen Material nachvollziehen, vgl. W. Eck, Die Seuche unter Mark Aurel: ihre Auswirkungen auf das Heer, in: E. Lo Cascio (Hg.), L’impatto della „Peste Antonina“, Bari 2012, 63–78. Auf die Notwendigkeit einer raschen Auffüllung der entstandenen Lücken durch frische Rekruten weist eine Inschrift auf Thespiai (SEG 39, 1989, 356, zwischen 169 und 173) hin, vgl. C. P. Jones, Recruitment in time of Plague: the Case of Thespiai, in: L’impatto della „Peste Antonina“, Bari 2012, 79–85. b) Hier. chron. 206h: „Eine so große Seuche wütete über den ganzen Erdkreis, dass das römische Heer fast bis zur Vernichtung zerstört wurde.“ f) Hist. Aug. Aur. 13,3: „Die Pest war aber so groß, dass die Leichen auf Wagen und auf Lastkarren herausgetragen wurden.“ (modifizierte Übers. Hohl). Hist. Aug. Aur. 17,2: „(…) zu einer Zeit, da die verheerende Pest viele Tausende sowohl von der Zivilbevölkerung als auch vom Militär hinweggerafft hatte.“ (Übers. Hohl). fr. 37 Betonung der Gemeinsamkeiten zwischen Eutrop und Historia Augusta auch für die im Folgenden angeführten Passagen fr. 38 und 39 bei Dessau, Über Zeit und Persönlichkeit, 368–70. Zu Commodus Caesar im Triumph des Mark Aurel: Commodus wurde 166 zum Caesar erhoben, der Triumph fand am 23. Dezember 176 statt, vgl. von Saldern, Studien, 26 f. Die Erhebung des Commodus zum Augustus erfolgte erst 177. Der Hinweis auf das Triennium ist ähnlichen chronologischen Angaben zur Usurpation des Carausius und Allectus oder zum Verhältnis zwischen Konstantin und Licinius zur Seite zu stellen, vgl. fr. 105, 121 und 122. Für die Details zum Markomannenkrieg musste Enmann, 359 f. noch (wegen der vermeintlichen Datierung der Historia Augusta in die tetrarchisch-konstantinische Zeit) argumentieren, warum (der chronologisch vermeintlich jüngere) Eutrop hier nicht die Historia Augusta ausgeschrieben hat. Die bei Eutrop (a) und in der Historia Augusta (f) erwähnte Völkerliste (Quaden, Vandalen, Sarmaten, Sueven bei Eutrop, der zum Schluss auch zusammenfassend die omnis barbaria benennt) und die Befreiung Pannoniens wurde auch in der Vorlage des Aurelius Victor beschrieben. Aurelius Victor spricht nämlich von den Völkern, quae rege Marcomaro ab usque urbe Pannoniae, cui Carnunto nomen est, ad media Gallorum protendebatur. Die EKG beschrieb also ein Bedrohungsszenario, wie es auch sonst im vierten Jahrhundert wiederholt durch solche Völkerlisten skizziert wird, vgl. etwa den Laterculus Veronensis, c. 13 p. 251 f. Seeck zu den gentes barbarae, quae pullula-

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verunt sub imperatoribus; Amm. 31,4,2: per omne quidquid ad Parthum a Marcomannis praetenditur et Quadis. S. auch weiter unten zu fr. 83. b) Hier. chron. 207e: „Antoninus triumphierte gemeinsam mit seinem Sohn über die Feinde, die er, als er drei Jahre lang in Carnuntum ein festes Lager hatte, mit Verwüstung überzogen hatte.“ f) Hist. Aug. Aur. 17,1–3: „Seitdem waltete er also über die Provinzen mit höchster Mäßigung und Milde. Den Germanen gegenüber hatte er eine glückliche Hand. Insbesondere den Markomannenkrieg, den größten Krieg seit Menschengedenken, führte er in eigener Person so tapfer wie glücklich durch (…). So befreite er denn die pannonischen Provinzen durch die Auslöschung der Markomannen, Sarmaten, Vandalen und zugleich auch der Quaden von der Knechtschaft, und in Rom triumphierte er mit Commodus, wie wir gesagt haben, seinem Sohn, den er bereits zum Caesar erhoben hatte.“ (modifizierte Übers. Hohl) fr. 38 Die Gegenüberstellung könnte vermuten lassen, dass der Autor der Historia Augusta direkt aus Eutrop geschöpft hat. Von einer Versteigerung der ornamenta imperialia ist aber bei Eutrop keine Rede, sondern es geht um das instrumentum regii cultus, also den Aufwand, der am kaiserlichen Hofe betrieben wird. Die Historia Augusta bietet auch die zusätzliche Angabe, dass die Schätze großenteils in einem von Hadrian angelegten Depot aufbewahrt worden waren. Auch die Rückgabemodalitäten sind etwas verschieden. Wörtlich aus Eutrop und daher nicht weiter berücksichtigt: Epit. Caes. 16,9. Aus einer mit Eutrop verwandten Quelle, nicht aus Cassius Dio stammt Joh. Ant. fr. 117 = 200 Roberto (nicht der konstantinische, sondern der salmasische Johannes), vgl. Zonar. 12,1 p. 9,15–29. f) Hist. Aug. Aur. 17,4 f.: „Als er aber für diesen Krieg seine gesamte Kasse erschöpft hatte und nicht daran dachte, den Einwohnern der Provinzen außerhalb der Reihe etwas aufzuerlegen, machte er auf dem Forum eine Versteigerung der kaiserlichen Schmuckstücke und verkaufte Trinkbecher aus Gold, Kristall und Flußspat, auch kaiserliches Geschirr, seidene goldbestickte Kleidung seiner Frau, ja sogar Edelsteine, die er in großer Zahl im geheimen Pretiosenkabinett Hadrians aufgefunden hatte. Zwei Monate lang wurde übrigens diese Versteigerung betrieben, und so viel Gold wurde gewonnen, dass er den Rest des Markomannenkriegs nach Plan verfolgen konnte und später die Käufer, die das Angekaufte zurückgeben wollten, wissen ließ, dass, wenn einer seinen Kauf zurückgeben und

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das Gold zurückerhalten wolle, dies erlaubt sei. Er nahm niemandem die Entscheidung übel, ob man nun das Gekaufte zurückgab oder nicht.“ (Vgl. die Übersetzungen von Hohl sowie von Eutr. 8,13,2 bei KFHist B 3, 155). fr. 39 Tod und Würdigung Mark Aurels. In der den Senatoren erteilten Erlaubnis, Bankette mit dem gleichen Aufwand durchzuführen wie er selbst (a), zeigt sich die civilitas Mark Aurels. Zu den Parallelen zur Venatio der Löwen (a, b, f) vgl. Helm, Hieronymus und Eutrop, 262; Burgess, Jerome, 360. Die EKG betonte, dass die Divinisierung des Mark Aurel durch Senat und Volk gemeinsam vorgenommen wurde. Aurelius Victor meint mit den Beschlüssen die mit der Divinisierung zusammenhängenden Ehren. templa und sacerdotes beziehen sich auf die dem vergöttlichten Kaiser erwiesenen Ehren. Mit columnas (d) muss die Mark-Aurel-Säule bezeichnet sein, die in situ in Rom auf der Piazza Colonna steht. Wörtlich aus Eutrop und daher nicht weiter berücksichtigt Epit. Caes. 16,8, während 16,13–14 eine unabhängige Darstellung der Ehrungen und Divinisierung bietet. b) Hier. chron. 208a: „Antoninus war nach seinem Sieg bei der Ausrichtung von Spielen so glänzend, dass er 100 Löwen auf einmal präsentierte.“ f) Hist. Aug. Aur. 17,6–18,3: „Um jene Zeit erteilte er den Spitzen der Gesellschaft die Erlaubnis, Gastmähler mit derselben Ausstattung beziehungsweise mit ähnlicher Aufwartung zu geben wie er selbst. Bei einem öffentlichen Spiel war er so großzügig, in einer einzigen Nummer hundert Löwen auf einmal vorzuführen, die mit Pfeilschüssen erledigt wurden. Nachdem er nun so als Gegenstand allgemeiner Liebe regiert hatte und von den Leuten je nach Altersstufe bald Bruder, bald Vater, bald Sohn genannt und dementsprechend geliebt wurde, sah er im achtzehnten Jahr seiner Herrschaft, im einundsechzigsten seines Lebens seinen letzten Tag. Und so hell erstrahlte die große Liebe zu ihm am Tage seines fürstlichen Leichenbegräbnisses, dass niemand ihn für beklagenswert erachtete, war doch jedermann davon durchdrungen, dass er zu den Göttern, die ihn der Welt nur geliehen hatten, zurückgekehrt sei. So haben ihn nach dem Bericht noch vor der Beisetzung Senat und Volk, was nie zuvor und nie wieder geschehen ist, nicht in getrennten Versammlungen, sondern in gemeinsamer Aktion zu ihrem Schutzgott erklärt.“ (Übers. Hohl).

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fr. 40 Zur auffälligen Unterstreichung des Erfolgs des Commodus gegen die Germanen bei Eutrop und bei Aurelius Victor vgl. Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 106. Nach dem Triumph über die Germanen im Oktober 180 unternahm Commodus noch einmal in den 180er Jahren, vermutlich 182/183, eine Expedition gegen die Buren. Vgl. K. H. Dietz, Zum Ende der Markomannenkriege: die expeditio Germanica tertia, in: H. Friesinger u. a. (Hgg.), Markomannenkriege. Ursachen und Wirkungen, Brünn 1994, 7–15; von Saldern, Studien, 80–3. Eutrop und Hieronymus weisen weiter mit Aurelius Victor eine Gemeinsamkeit auf, die sie von Cass. Dio 73,15,3 und Hist. Aug. Comm. 11,8 unterscheidet, bei denen (innerhalb einer insgesamt nach Epitheta des Commodus völlig umbenannten Abfolge von Monaten) der Monat Commodus dem August entspricht, vgl. Enmann, 363. Die Übereinstimmung von Hieronymus mit Aurelius Victor in der Formulierung zur Umbenennung ist größer als mit Eutrop, s. Helm, Hieronymus und Eutrop, 284; Burgess, Jerome, 360. Zur Frage der Umbenennung von Monaten s. F. von Saldern, Einige Bemerkungen zur Kalenderreform des Commodus, ZPE 146 (2004) 189–92. Die Kalenderreform, in der Commodus alle Monate nach seinen diversen Namen und Titeln umbenennen ließ, wurde im Jahre 192 durchgesetzt. In ihr war der August mit dem Monat Commodus identisch. Es scheint aber, dass bereits früher, ab 187, zunächst nur der September in Commodus umbenannt worden ist. Die EKG-Zeugen verraten daher hier vermutlich keinen Bindefehler, sondern bieten übereinstimmend eine zutreffende Information über eine erste Monatsnamenreform. Die EKG muss auch über die persönliche Ausübung des Gladiatorenkampfes im ludus und im amphitheatrum (Kolosseum) berichtet haben. Einige Übereinstimmungen bestehen auch zwischen Aurelius Victor und der Historia Augusta, was die Leidenschaft des Kaisers für die venatio betrifft, vgl. Aur. Vict. 17,6: in feras beluasque ferociam convertit. Hist. Aug. Comm. 8,5: erat enim haec illi consuetudo, ut domi bestias interficeret. 12,12: ferarum autem diversarum manu sua occidit, ita ut vel elephantos occideret, multa milia. Zu Commodus als venator s. auch Cass. Dio 73,17,2–19,1; Hdn. 1,15,1–6; Amm. 31,10,19; von Saldern, 184–7. Dass Aurelius Victor und die Historia Augusta hier unabhängig voneinander aus einer breiteren historiographischen Tradition zu Commodus schöpfen, ist wahrscheinlich.

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b) Hier. chron. 208f: „Commodus triumphierte über die Germanen.“; 208i: „In Rom wurden die Commodusthermen errichtet.“; 208k: „Commodus benannte den Monat September nach seinem Namen.“ Zu den Thermen vgl. von Saldern, Studien, 168. e) Die Epitome de Caesaribus hat die Angabe über die Gladiatorenleidenschaft des Commodus wahrscheinlich aus Eutr. 8,15, bietet allerdings dann in der Commodusbiographie weitere Angaben, die nicht aus Eutrop stammen. f) Hist. Aug. Comm. 11,10: „Er konkurrierte auch im Gladiatorenkampf (…).“; 11,11: „Er war ständiger Besucher der Fechterschule.“ (Übersetzungen Hohl). Commodus kämpfte zunächst im ludus der Gladiatoren, erst danach im Amphitheater, vgl. die Angabe Eutrops (a). Zu den Ähnlichkeiten zwischen Eutrop und der Historia Augusta vgl. A. Molinier-Arbo, La „Vie de Commode“ dans l’„Histoire Auguste“, Nancy 2012, 146 f. Ein Anklang an Aurelius Victor findet sich in Hist. Aug. Comm. 5,5: inter cubicularios gladiator pugnavit lucentibus aliquand mucronibus. fr. 41 Die Erklärung des Commodus zum hostis publicus wird dagegen von Eutrop, Hieronymus und Aurelius Victor bezeugt und gehörte sicher zur Darstellung der EKG. Schwieriger ist es zu bestimmen, welchen Tenor die EKG hinsichtlich des Todes des Commodus bot. Die Darstellung des Vergiftungsversuchs und der anschließenden Erwürgung, die von Eutrop immerhin etwas ausführlicher aus der EKG wiedergegeben wird als bei Hieronymus, findet sich besonders detailreich dann bei Aurelius Victor. Diese Details müssen aber nicht alle nicht der EKG entstammen. Sicher nicht aus der EKG stammt die Darstellung der Epitome de Caesaribus, die dann auch noch die auch in den anderen Quellen bezeugte Mitwirkung der Konkubine Marcia hat, vgl. Epit. Caes. 17,5 sq.: huic Marcia, generis libertina, forma tamen meretriciisque artibus pollens, cum animum eius penitus devinxisset, egresso e balneo veneni poculum obtulit. ad extremum ab immisso validissimo palaestrita compressis faucibus expiravit anno vitae tricesimo secundoque. Zu den Beziehungen zu Cass. Dio 73,22,4 f. und Hist. Aug. Comm. 17,1 vgl. Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 107 f. In der Darstellung der Historia Augusta (Comm. 17,1 f.) sind wie bei Eutrop zwar Gift und Strangulation erwähnt, aber die Provenienz der detaillierten und partiell von Aurelius Victor abweichenden Erzählung ist nicht

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zu klären: Quint{i}us Aemilius Laetus praef. et Marcia concubina eius inierunt coniurationem ad occidendum eum. primumque ei venenum dederunt; quod cum minus operaretur, per athletam, cum quo exerceri solebat, eum strangularunt. „Quintus Aemilius Laetus und die kaiserliche Konkubine Marcia schmiedeten einen Mordanschlag gegen ihn. Fürs erste gaben sie ihm Gift ein; als die volle Wirkung ausblieb, ließen sie ihn durch den Ringer, mit dem er zu trainieren pflegte, erdrosseln.“ (modifizierte Übers. Hohl). b) Hier. chron. 210a: „Commodus wurde (im Haus des Vestilianus) erdrosselt.“ Der Hinweis auf die domus Vestiliani ist aus der Chronik Eusebs entnommen, vgl. armenische Übersetzung p. 155 und 223 Karst. Dagegen dürfte die Angabe über die Todesart wegen der Parallelen mit (a) und (f) aus der EKG stammen. Die armenische Übersetzung berichtet allerdings über einen Erstickungstod des Commodus, so dass nicht ausgeschlossen ist, dass auch in diesem Punkte Hieronymus trotz sprachlicher Ähnlichkeit mit Eutrop und Historia Augusta (a und f) der Chronik des Eusebios gefolgt ist. fr. 42 Das hohe Alter des Pertinax muss (neben dessen Erhebung durch den Senat) in der EKG zur Sprache gebracht worden sein, zur Quelle von Hieronymus, Eutrop und Historia Augusta vgl. Helm, Hieronymus und Eutrop, 284; Burgess, Jerome, 360. Allerdings scheint es keine genaue Angabe gegeben zu haben, vgl. Bird, Strange Aggregate, 97. Die Angabe, dass Pertinax vor seiner Erhebung praefectus urbi war, findet sich bei den Zeugen der EKG, s. PIR² H 73, daneben gibt es noch einen Hinweis bei Herodian 2,2,7. Das irrige Praenomen Aulus (statt Publius) bei Aurelius Victor (d) ist wohl ebenfalls bereits in der EKG-Tradition enthalten gewesen, vgl. Bird, Strange Aggregate, 96. b) Hier. chron. 210b: „Pertinax, der älter als siebzig war, als er die Stadtpräfektur verwaltete, wurde auf Senatsbeschluss aufgefordert, Kaiser zu sein.“ f) Hist. Aug. Pert. 4,8: „Pertinax, (…), älter als sechzig.“

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fr. 43 Die Zeugen der EKG berichten, dass (Didius) Julianus gemeinsam mit Clodius Albinus an der Tötung des Pertinax beteiligt gewesen sein soll. Das weicht völlig von den entsprechenden Nachrichten bei Cassius Dio, Herodian und in der qualitätsvollen Pertinax-Vita der Historia Augusta ab, s. Bird, Strange Aggregate, 96; Hohl, Die Historia Augusta und die Caesares, 223; Syme, Emperors, 123. Die von Bird, 98 vorsichtig vertretene Annahme, dass schon Marius Maximus wegen seiner für Septimius Severus eingenommenen Tendenz Didius Iulianus und Clodius Albinus für die Tötung des Pertinax verantwortlich machte, ist rein hypothetischer Natur. Irrtümlich berichtete die EKG auch, dass Pertinax 80 Tage herrschte. Die Regierung des Pertinax dauerte vom 31. Dezember 192 bis zum 28. März 193, also 87 Tage, vgl. Kienast, Kaisertabelle, 152 f. und Cass. Dio 73,10,3. Dieser Herrschaftsdauer kommt die Epitome de Caesaribus mit 85 Tagen näher. Zu den gegenüber der EKG glaubwürdigeren Zahlen s. Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 109. b) Hier. chron. 210e: „Pertinax wurde im Palast durch das Verbrechen des Rechtsgelehrten Iulianus getötet.“ f) Hist. Aug. Did. 3,7: „(…) weil man (…) der Ansicht war, Pertinax sei auf Julians Rat getötet worden.“ (Übers. Hohl); Alb. 1,1: „Nach Pertinax, der auf Veranlassung des Albinus umgebracht wurde.“; 14,2: „Bei Julian gab dessen (des Clodius Albinus) Einfluss den größten Ausschlag dafür, dass Pertinax umgebracht wurde.“; 14,6: „Daher riet Albinus Julian, Pertinax umzubringen.“ fr. 44 Die EKG betonte die vermeintliche Nähe des ephemeren Kaisers Didius Iulianus zu Salvius Iulianus, der angeblich der Großvater des Kaisers war, und behauptete, der Kaiser habe ebenfalls den Namen Salvius getragen. Ferner berichtete sie, Didius Iulianus sei in einer Schlacht an der Milvischen Brücke von Septimius Severus besiegt worden. Die vermeintliche Schlacht an der Milvischen Brücke ist eine Rückprojektion der Schlacht von 312, vgl. zur Erfindung Barnes, Lost Kaisergeschichte, 16; Bird, Strange Aggregate, 97, der allerdings an dieser Stelle das Zeugnis des Hieronymus übersehen hat. S. bereits Hohl, Die Historia Augusta und die Caesares, 223 mit Verweis auf ältere Literatur. Vgl. den Kommentar zu den einzelnen Textzeugen.

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a) Der Kaiser hieß Imp. Caes. M. Didius Severus Iulianus Augustus, vgl. PIR² D 77. Verwandtschaft mit Salvius Iulianus ist aber wegen der durch CIL V 4353 nahegelegten familiären Verbindungen anzunehmen. Hohl geht davon aus, Eutrop habe Aurelius Victor korrigieren wollen, indem er aus dem weiterhin fälschlich Salvius genannten Kaiser dann dessen Enkel oder Neffen gemacht habe. (Vgl. Hist. Aug. Did. 1,2: Salvius Iulianus ist avunculus des Didius). Hieronymus hat freilich mit Eutrop verwandte Angaben, wie die identischen Formulierungen zu Salvius Iulianus zeigen. Die Gesamtausführungen Eutrops sind daher aus der Quelle entnommen und keine Korrektur Victors. b) Hier. chron. 210e: „des Rechtsgelehrten Julian (…), den später Severus an der Milvischen Brücke tötete.“; 200e: „Salvius Iulianus verfasste das Ewige Edikt.“ Zur Beziehung zwischen Hieronymus (200e) und Eutrop bemerkt Helm, Hieronymus und Eutrop, 283, dass trotz des Wortlauts hier Hieronymus von Eutrop unabhängig ist: „Es ist nicht gerade sehr wahrscheinlich, dass der Exzerpierende die Bemerkung, welche bei E. [Eutrop] erst später folgt, herausgeschält und unter Hadrian gebracht hätte, wenn er sie nicht bei seinem Gewährsmann einzeln vorgefunden hätte.“ In 210e hat Hieronymus die Angaben seiner Quelle kontrahiert. Berichtet wurde darüber, dass Didius Iulianus an der Milvischen Brücke besiegt und im Palast getötet wurde. d) Zur Verwechslung von Didius und Salvius Iulianus bei Aurelius Victor s. Hohl, Die Historia Augusta und die Caesares, 222; Bird, Strange Aggregate, 97; F. Leo, Die griechisch-römische Biographie nach ihrer litterarischen Form, Leipzig 1901, 286 f., Anm. 1: „Privatirrthum“ des Aurelius Victor. Die praefectura vigilum hat der Senator Didius Iulianus nicht bekleidet. Der EKG (vgl. a und b) ist die Schlacht zwischen Didius Iulianus und Septimius Severus an der Milvischen Brücke zuzuweisen. Diese Schlacht ist sonst nicht bekannt. S. zur Rekonstruktion der Vorgänge, die zum Ende des Didius Iulianus führen, Birley, Septimius Severus, 102–4. Die Angaben über die Entlassung der Prätorianerkohorten (zum historischen Vorgang vgl. Birley, 102 f.) und über die Divinisierung des Pertinax finden sich nur bei Aurelius Victor und in der Historia Augusta, stehen aber im engen Zusammenhang mit der Darstellung des angeblichen Siegs über Didius Julianus an der Milvischen Brücke. Die Entlassung der Prätorianer ist in gewisser Hinsicht eine Dublette der Ereignisse von 312, vgl. Aur. Vict. 40,25. Ferner dürften auch die Saxa rubra, die in Hist. Aug. Sept. Sev. 8,9 erwähnt werden, zu dieser Rückprojektion der Ereignisse von 312 gehören.

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e) Die genauen Angaben zu den Örtlichkeiten in Rom (verborgene Bäder im Palast) stammen möglicherweise aus einer anderen Quelle als der EKG, vgl. hierzu auch Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 112. f) Hist. Aug. Sept. Sev. 17,5: „Nach der Besiegung und Beseitigung Julians löste er (Severus) die Prätorianerkohorten auf; den Pertinax versetzte er gegen den Willen der Soldateska unter die Götter; er ordnete an, die Verfügungen des Salvius Iulianus für ungültig zu erklären, womit er nicht durchgedrungen ist.“ (Übers. Hohl). Für ungültig erklärt wurden die Acta des Didius Julianus, nicht das edictum perpetuum des Salvius Iulianus. Die Historia Augusta spielt mit der ihr aus der EKG bekannten Konfusion von Didius Julianus und Salvius Iulianus. Möglicherweise ist Aurelius Victor, demzufolge der Name und die Schriften des Salvius ausgelöscht werden, direkt benutzt, vgl. Bird, Strange Aggregate, 97. Die Nachricht über die Divinisierung des Pertinax findet sich bei Aurelius Victor und in der Historia Augusta. fr. 45 Vgl. für die meisten Passagen Helm, Hieronymus und Eutrop, 262. Die EKG berichtete über die Abstammung des Septimius Severus aus Afrika und über die Annahme des Namens Pertinax. Die bei Eutrop und Hieronymus zu entdeckende Feststellung, Severus sei der erste und bis dahin einzige Afrikaner gewesen, der es bis zur Kaiserwürde gebracht habe, gehört zu den von der EKG festgehaltenen Notizen über erstmalig auftauchende Phänomene in der Geschichte des Kaisertums. b) Hier. chron. 210f: „Severus, aus der Provinz Tripolitana und der Stadt Leptis, war als einziger aus Afrika bis zum gegenwärtigen Tag römischer Kaiser und er ließ sich zu Ehren des Pertinax, den Julian getötet hatte, Pertinax nennen.“ Hieronymus ist der gemeinsamen Vorlage in der Formulierung näher als Eutrop, vgl. Burgess, Jerome, 360. f) Hist. Aug. Pert. 15,2: „Er nahm den Namen Pertinax an.“; Hist. Aug. Sept. Sev. 1,1 f.: „Severus stammte aus Afrika. Seine Heimatgemeinde war Leptis.“; 7,9: „Er ließ sich auch Pertinax nennen.“; 17,6: „Schließlich schien er den Beinamen Pertinax nicht so sehr aufgrund seines Willens, als aufgrund der Sparsamkeit seiner Sitten getragen zu haben.“; 18,3: „Tripolis, woher er stammte, machte er, nachdem er sehr kriegerische Stämme vernichtet hatte, überaus sicher und dem Volk von Rom schenkte er auf Dauer Tag für Tag kostenloses und stets reichliches Öl.“

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Aus der EKG stammt möglicherweise nur die Angabe über die Herkunft aus Tripolitanien, während die Historia Augusta die Nachricht über die Abwehr von Einfällen aus Aurelius Victor bezogen haben kann. Die Historia Augusta bietet aber gegenüber Aurelius Victor noch die zusätzliche Angabe über die (durch die Kontrolle Tripolitaniens) sichergestellte Versorgung der stadtrömischen Bevölkerung mit Öl, vgl. Sept. Sev. 23,2. Zu den Ölspenden vgl. W. Broekaert, Roman economic policies during the third century AD: the evidence of the tituli picti on oil amphorae, AncSoc 28 (2008) 197–219. fr. 46 Ähnlicher Bericht über die abwechslungsreiche Laufbahn des Septimius Severus bei Eutrop, Aurelius Victor und der Historia Augusta. Vgl. die Synopse bei Enmann, 368. f) Hist. Aug. Sept. Sev. 18,11: „Von diesem Manne, den doch die Schicksalsgöttin aus niedrigem Stande über gelehrte Studien und militärische Ämter auf zahlreiche Stufen bis auf den Thron geleitet hatte, stammt der Ausspruch: ‚Alles bin ich gewesen, und nichts habe ich davon.‘“ (Übers. Hohl). fr. 47 Zum Bindefehler (nämlich der angeblichen Tötung des Pescennius Niger bei Kyzikos) s. Einleitung, 8. f) Hist. Aug. Sept. Sev. 9,1: „Dann kämpfte er mit Niger und besiegte denselben bei Kyzikos.“; Hist. Aug. Pesc. 5,8: „Er kämpfte ein weiteres Mal und wurde, als er bei Kyzikos in ein Sumpfgebiet floh, verwundet, so zu Severus geführt und war sofort tot.“ (partielle Übers. Hohl). fr. 48 Beschrieben wurden von der EKG, wie die Übereinstimmungen von Eutrop und Aurelius Victor zeigen, die kriegerischen Erfolge des Septimius Severus. Dabei wird nicht klar zwischen den Kampagnen von 194–195 und 197–199 unterschieden. Die einleitende Formel über das Kriegsglück (vgl. a und d) war in der EKG wahrscheinlich auf die Bürgerkriegserfolge und die äußeren Kriege gemünzt, entsprach also der Anordnung bei Eutrop. Die Siegerbeinamen sind bei den verschiedenen Textzeugen in unter-

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schiedlicher Folge angeordnet. Die eigentliche Reihenfolge ist entweder Parthicus Arabicus und Parthicus Adiabenicus (ILS 425) oder Arabicus, Adiabenicus, Parthicus (z. B. ILS 421). Die Historia Augusta nennt wie Aurelius Victor einen Perserkönig Abgar, scheint also von Aurelius Victor, nicht von der EKG abzuhängen. Der Perserkönig verdankt einer Kontraktion der Nachricht des Sieges über die Parther/Perser und der Unterwerfung Abgars von Osrhoene seine Existenz. Zum Grundbestand der EKG gehört die Information, Severus habe eine Provinz in Arabia geschaffen (zu Eutrop 8,18,4 und Rufius Festus 21,2 vgl. phil. Komm. zu Ruf. Fest. 21,2 [KFHist B 4]). Das könnte man darauf beziehen, dass Teile der Syria Phoenice zu Arabia geschlagen und die Provinz, die vermutlich von Septimius Severus selbst besucht wurde, neu organisiert wurde, zu den Hintergründen Birley, Septimius Severus, 134. Passender wäre aber eine Erklärung, die den inhaltlichen Zusammenhang mit dem eben erst abgeschlossenen Partherkrieg berücksichtigt. Auf die Einrichtung neuer Provinzen nach dem Partherkrieg weist unscharf Cass. Dio 75,3,2 hin: „Wiederholt erklärte er, er habe dem Reiche ein weites Land hinzuerobert und es zu einem Bollwerk für Syrien gemacht.“ (Übers. Veh). Die Einrichtung einer Provinz in ‚Arabia‘ könnte zur nach 195 geschaffenen Provinz Osrhoene passen, vgl. J. Wagner, Provincia Osrhoene. New Archaeological Finds Illustrating the Military Organisation under the Severan Dynasty, in: S. Mitchell (Hg.), Armies and frontiers in Roman and Byzantine Anatolia, Oxford 1983, 103–29. S. allerdings M. A. Speidel, Ein Bollwerk für Syrien. Septimius Severus und die Provinzordnung Nordmesopotamiens im dritten Jahrhundert, Chiron 37 (2007) 405–33 (keine selbständige Provinz Osrhoene). Oder es ist die Gegend bei Nisibis und östlich der Osrhoene gemeint, im Sinne der sasanidischen Provinz Beth ‘Arabaye/Arbāyestān. b) Hier. chron. 211e: „Severus besiegte die Parther und Adiabener. Auch die inneren Araber schlug er so, dass er ihre Gegend zu einer römischen Provinz machte. Deshalb wurde er Parthicus, Arabicus und Adiabenicus genannt.“ Vgl. Helm, Hieronymus und Eutrop, 262 f. f) Hist. Aug. Sept. Sev. 9,9 f.: „Dann verrichtete er in Arabien allerhand Taten, unterwarf auch die Parther und desgleichen die Adiabener, die es ja alle mit Pescennius gehalten hatten. Dafür wurde ihm nach seiner Rückkehr der Triumph bewilligt, und er wurde als Arabicus, Adiabenicus und Parthicus bezeichnet.“; 18,1: „Er unterwarf den Perserkönig Abgarus. Die Araber machte er botmäßig. Die Adiabener machte er steuerpflichtig.“ (modifizierte Übers. Hohl).

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Aur. Vict. 20,16 gibt deutlich an, dass die Adiabene nicht zur Provinz gemacht wurde: Adiabena quoque ni terrarum macies despectaretur in tributarios concessisset. Die EKG hat wohl ebenfalls nicht über eine Provinzialisierung der Adiabene berichtet. (Bei Hieronymus geht es bei regionem eorum nur um die Provinzialisierung des Gebiets der Araber). Die Historia Augusta hat eine inhaltlich Aurelius Victor entsprechende Nachricht in ihr Gegenteil umgewandelt und behauptet, die Adiabene sei steuerpflichtig gemacht worden. g) Syncell. 435,16 f.: „Severus unterwarf die Adiabener und die Araber, die mit Niger verbündet gewesen waren.“ Helm, Hieronymus und Eutrop, 262 f. geht davon aus, dass auch Euseb eine Bemerkung über die Unterwerfung der Adiabener und der Araber enthielt. Die armenische Übersetzung des Euseb berichtet darüber allerdings nichts. Es ist daher möglich, dass die Notiz des Synkellos aus der EKG und nicht aus der Chronik Eusebs stammt. Die EKG hätte damit auch über das Bündnis mit Niger berichtet, das den Adiabenern und Arabern vorgeworfen wurde. fr. 49 Auch für die folgenden Fragmente fällt die enge Beziehung zwischen Aurelius Victor und der Historia Augusta auf, die sich vermutlich meistens eher mit der direkten Benutzung Victors durch die Historia Augusta als durch die gemeinsame Benutzung der EKG erklären lässt. Zum Problem s. Einleitung, 12–17. Im vorliegenden Fall findet sich freilich noch eine weitere Entsprechung bei Eutrop. f) Hist. Aug. Sept. Sev. 18,5: „Mit philosophischen und rhetorischen Studien befasste er sich zu Genüge; sein Hang zur Theorie ging sogar zu weit.“ (Übers. Hohl). fr. 50 Die Nachricht über die Abfassung der Memoiren und die Gesamtbeurteilung der Persönlichkeit des Septimius Severus werden in der Historia Augusta zusammenhängend vorgebracht, bei Aurelius Victor stehen sie in einem großen Abstand zueinander. Das Urteil, Severus hätte nicht geboren werden oder nicht sterben dürfen, ist ähnlich bereits für Augustus formuliert worden, vgl. Aur. Vict. 1,6; Epit. Caes. 1,28; Lyd. mag. 2,2,3. Zur

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mutmaßlichen Entlehnung von Sept. Sev. 18,7 aus Aur. Vict. 20,6 s. Hohl, Die Historia Augusta und die Caesares, 226 f. f) Hist. Aug. Sept. Sev. 18,6: „Er selbst verfasste eine wahrheitsgemäße Darstellung seines privaten und öffentlichen Lebens.“; 18,7: „Das Urteil des Senats über ihn lautete dahingehend, er hätte entwedernicht geboren werden dürfen oder nicht sterben sollen.“ (modifizierte Übers. Hohl). fr. 51 Die Angabe zum sittenlosen Lebenswandel der Iulia Domna passt zu dem, was in der Caracalla-Vita der EKG erzählt wurde, vgl. fr. 58. f) Hist. Aug. Sept. Sev. 18,8: „Im eigenen Hause sah er sich indes weniger vor, hielt er doch an seiner Gattin Iulia fest, wiewohl sie durch Liebschaften von sich reden machte und sogar einer Verschwörung bezichtigt wurde.“ (Übers. Hohl). fr. 52 In dieser Passage sind sich Aurelius Victor und die Historia Augusta besonders nahe, vgl. bereits Dessau, Über Zeit und Persönlichkeit, 366: „Trotz einer sachlichen Differenz – sie besteht in der Aufbauschung des sisti reorum modo in animadvertit in omnes auctores facti praeter filium – ist es klar, dass dem Verfasser der vita Severi entweder ein Bericht vorgelegen hat, den Victor ausgeschrieben hat, ohne etwas zu ändern, oder Victor selbst.“ Dazu Einleitung, 12–17. Die Nachricht über eine angebliche Erhebung des anscheinend bereits älteren Caracalla zum Augustus durch die Soldaten widerspricht dem Befund, dass Caracalla bereits von Severus im Alter von 9 Jahren am 28. Januar 198 zum Augustus erhoben wurde, s. Birley, Septimius Severus, 130. Dass Caracalla über das Streben nach Mitherrschaft hinaus beständig Anschläge auf Septimius Severus unternommen haben soll, behauptet Cassius Dio, vgl. 77,14. Zur körperlichen Beeinträchtigung des Severus vgl. Cass. Dio. 77,14,3. f) Hist. Aug. Sept. Sev. 18,9–11: „Als derselbe, wegen eines Fußleidens unpässlich, einen Krieg verschob und die Soldaten dies übelnahmen und seinen Sohn Bassianus, der als Caesar mit zugegen war, zum Augustus erhoben, befahl er, sich auf das Tribunal tragen zu lassen und dass dann alle Tribunen, Zenturionen, Generäle und die Kohorten, welche die Urheber waren, und dann auch den Sohn, der den Namen eines Augustus angenommen hatte, sich aufstellten. Als er befahl alle Urheber des Vorfalls mit

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Ausnahme des Sohnes zu bestrafen und er um Gnade gebeten wurde, indem alle sich vor dem Tribunal niederwarfen, sagte er, wobei er mit der Hand seinen Kopf berührte: ‚Endlich merkt ihr, dass der Kopf herrscht und nicht die Füße‘“. Vgl. Übers. in KFHist B 2 zu Aur. Vict. 20,25 f. (d). fr. 53 Sieg über Clodius Albinus und weitere Maßnahmen des Severus in Britannien, vgl. Helm, Hieronymus und Eutrop, 263. Zur Erklärung, warum die Errichtung des Hadrianswalls hier auf Septimius Severus zurückgeführt wird, Birley, Further notes, 38–40: 208 plante Septimius Severus durchaus, den Rest der Insel zu erobern, aber 211 zogen die Söhne des Septimius Severus die im Norden operierenden Truppen zurück. Der Hadrianswall wurde definitiv zur Grenze und mit zusätzlichen Ausbauten versehen. Richtig zum Hadrianswall Hist. Aug. Hadr. 11,2 mit Fündling, Vita Hadriani, 577– 80. Der Hadrianswall war nicht 132 Meilen, sondern 118 km lang, also ungefähr 80 Meilen. Die Verbindung zwischen der Bezwingung des Clodius Albinus und der Sicherung der von Clodius Albinus zurückgewonnenen Insel wird nur bei Hieronymus deutlich dargelegt. Eutrop ist dagegen eher vage. Die EKG könnte beide Dinge auseinandergehalten haben, wie aus Aurelius Victor (d) zu erkennen ist. Allerdings ist kaum zu vermuten, dass Hieronymus selbst die von ihm gebotene ausführliche Begründung frei erfunden hat. Die bei Eutrop, Hieronymus und der Epitome de Caesaribus (a, b, e) zu entdeckende Behauptung, Clodius Albinus habe sich in Gallien zum Caesar erhoben (vage f), ist in dieser Form nicht richtig. Clodius Albinus wurde von Septimius Severus anfangs als Caesar anerkannt und residierte in Britannien. Erst nach dem offenen Bruch mit Septimius Severus war Clodius Albinus in Gallien und beanspruchte den Augustus-Titel für sich. b) Hier. chron. 212i: „Nachdem Clodius Albinus, der sich in Gallien zum Caesar erhoben hatte, bei Lugdunum getötet worden war, verlegte Severus den Krieg zu den Britanniern. Damit er dort die wieder gewonnenen Provinzen vor der Attacke von Barbaren sicherer machte, führte er einen Wall von 132 Meilen von Meer zu Meer.“ d) Im Unterschied zu Eutrop scheint Aurelius Victor besser zu wissen, dass der (208 begonnene) Britannienfeldzug nicht unmittelbar nach dem Sieg über Clodius Albinus stattfand, so Birley, Further notes, 38. Hieronymus habe den Fehler Eutrops wiederholt.

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e) Helm, Hieronymus und Eutrop, 263: „Die Epitome hat auffälligerweise den Relativsatz: qui – fecerat mit dem nachfolgenden aput Lugdunum gemeinsam mit H. [Hieronymus]. Es fragt sich, ob man das noch für Zufall halten kann.“ f) Hist. Aug. Sept. Sev. 10,1: „Der Bürgerkrieg des Clodius Albinus wurde gemeldet, der in Gallien rebellierte.“; Hist. Aug. Alb. 12,3: „(…) als er denselben in Lugdunum getötet hatte.“; Hist. Aug. Sept. Sev. 18,2: „Britannien sicherte er – der höchste Ruhmestitel seiner Regierung – mit einer quer durch die Insel, auf beiden Seiten bis an die Küste des Ozeans, gezogenen Mauer.“ (Übers. Hohl). fr. 54 S. zur quellenkritischen Beurteilung der Übereinstimmungen von Hieronymus und der Historia Augusta die Bemerkungen in der Einleitung. Vgl. die parallele Angabe in der Origo gentis Romanorum 56 (KFHist B 5): hoc imperante Septizonium et thermae Severianae dedicatae sunt. S. Helm, Hieronymus und Eutrop, 157; Burgess, Jerome, 361. Gegenüber der bekannteren Namensfrom Septizodium ist die Form Septizonium, die der zonalen Reihenfolge der Planeten entspricht, sachlich zutreffender, vgl. A. Lichtenberger, Severus Pius Augustus. Studien zur sakralen Repräsentation und Rezeption der Herrschaft des Septimius Severus und seine Familie (193–211 n. Chr.), Leiden 2011, 250–57. b) Hier. chron. 212a: „Unter der Herrschaft des Severus wurden die Severus-Thermen in Antiochia und Rom gebaut und das Septizonium errichtet.“ f) Hist. Aug. Sept. Sev. 19,5: „Von seinen öffentlichen Bauten sind als die hervorragendsten noch vorhanden das Septizonium und die Severusthermen (…).“ (Übers. Hohl). fr. 55 Die EKG berichtete über den Todesort und über die Regierungsdauer. Bei Eutrop ist allerdings letztere falsch wiedergegeben. Nur Synkellos und die Historia Augusta weisen auf die Schwere der Krankheit hin, vgl. Mosshammer, Apparat zur Synkellos-Stelle. b) Hier. chron. 213a: „Severus stirbt in Eburacum in Britannien.“

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f) Hist. Aug. Sept. Sev. 19,1: „Er verstarb in Eboracum in Britannien (…) im achtzehnten Jahr seiner Regierung, von einer sehr schweren Krankheit dahingerafft, schon als Greis.“ g) Syncell. 435,21 f.: „Severus gelangte nach Britannien und starb an einer widrigen Krankheit, nämlich an der Epilepsie.“ fr. 56 Zu den Parallelen vgl. teilweise bereits Enmann, 368, der allerdings einen schmaleren Ausschnitt aus Eutrop gewählt hat. Die EKG berichtete über die Divinisierung des Severus auf Betreiben der beiden Söhne (a und f), über die Bestattung des Severus in der Mark-Aurel-Säule (d und f) und über dessen besondere Mark-Aurel-Verehrung (d und f). Sie betonte, dass wegen dieser Mark-Aurel-Verehrung Caracalla den Antoninus-Namen trug, nicht jedoch Geta, der den Namen seines Großvaters hatte (d und f). Berichtet wurde ferner über die sofortige (confestim bei Aurelius Victor und Eutrop) Beseitigung des Geta durch Caracalla, wobei in Wirklichkeit die gemeinsame Herrschaft immerhin vom Februar bis zum Dezember 211 andauerte. Einen inhaltlichen Gegensatz sieht Enmann, 370 zwischen der Historia Augusta und den Breviatoren. Victor und Eutrop hätten für Caracalla Partei genommen, „Spartianus“ habe sich gegen entsprechende Berichte gestellt und betont, dass Geta ebenfalls den Antoninus-Namen getragen habe. Vgl. Hist. Aug. Diad. 6,9: Getam vero, quem multi Antoninum negant dictum, eadem ratione, qua Bassianum appellatum, satis constat, ut patri Severo succederet. Mit der Spätdatierung der Historia Augusta relativieren sich diese Probleme. Die Historia Augusta variierte in der üblichen Art und Weise die Angaben, die sie in der EKG oder bei Aurelius Victor vorfand, indem behauptet wurde, dass der Antoninus-Name nun allen Kaisern gegeben werden sollte bzw. dass auch Geta ihn erhielt. Das ist nachweislich falsch, da als Augustus Geta nur den Namen P. Septimius Geta trug. Ein Bindefehler der EKG-Tradition ist darin zu erkennen, dass Caracalla den Namen Bassianus Antoninus getragen haben soll. Ab seiner Zeit als Caesar hieß er vielmehr M. Aurelius Antoninus, vgl. Kienast, Kaisertabelle, 156. Trotz geringfügiger Variante wohl aus Eutrop entnommen ist Epit. Caes. 20,3: hic Severus filios suos successores reliquit, Bassianum et Getam. f) Hist. Aug. Sept. Sev. 19,2–4: „Er ließ zwei Söhne zurück, den Antoninus Bassianus und den Geta, dem er zu Ehren des Marcus ebenfalls den Namen Antoninus gab. Er wurde in das Grab des Marcus Antoninus hin-

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eingetragen, den er von allen Kaisern so sehr verehrte, dass er den Commodus in die Reihe der vergöttlichten Kaiser versetzt hatte und dass er meinte, allen Nachfolgern den Namen Antoninus gleichsam wie den des Augustus zuweisen zu müssen. Er selbst wurde vom Senat unter die vergöttlichten Kaiser versetzt, auf Betreiben seiner Kinder, die ihm eine überaus aufwendige Bestattung ausrichteten.“ fr. 57 Vgl. zu Aurelius Victor und zur Historia Augusta (für den Beinamen Caracalla) Enmann, 371; Burgess, Jerome, 361. Die Historia Augusta hat nach dem Vorbild von Cass. Dio 79,3,3 und 9,3 die Namensform Caracallus, was (s. unten) die griechische Form für die Benennung des Kleidungsstücks ist, fügt aber die Begründung der EKG an. Die von der EKG gewählte Namensform war Caracalla. Die Version der EKG unterscheidet sich vor allem von derjenigen des Cassius Dio darin, dass der Kaiser nicht direkt wegen seiner Vorliebe für das Gewandstück, sondern wegen der Verteilung als Geschenk diesen Namen erhielt. Es handelt sich also in diesem Punkt um eine positivere Darstellung des Kaisers. Dabei wurde zusätzlich erläutert, dass im Unterschied zur üblichen Kurzmantelform die von Caracalla verteilte Variante bis zu den Fersen reichte. S. hierzu die Erläuterungen von J. Kramer, Zur Bedeutung und Herkunft von caracalla, APF 48 (2002) 247–56, besonders 252 zur gesicherten griechischen Bezeichnung des Mantels als ὁ καράκαλλος. Bei Cassius Dio wird der Mantel von Caracalla im Heer getragen, in der lateinischen Tradition geht es um Rom, vgl. Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 117. Schlumberger nimmt an, dass die Historia Augusta hier Aurelius Victor direkt benutzt hat. Dass die EKG die Geschichte enthielt, ergibt sich allerdings aus dem Zitat bei Hieronymus, in dem sich auch mehr Anklänge zur Historia Augusta finden als bei Aurelius Victor. Die Notiz über den Alamannensieg des Caracalla hat die Historia Augusta entweder aus Aurelius Victor oder aus der EKG. b) Hier. chron. 213d: „Antoninus wurde Caracalla genannt wegen der Art seines Gewandes, das er in Rom gespendet hatte, und im Gegenzug wurden die caracallae nach seinem Namen als Antoninianae bezeichnet.“ e) Die Vorlage der Epitome de Caesaribus hat, vermutlich um Caracalla ungünstiger zu charakterisieren, die Angabe der EKG über die Schenkungen Caracallas gestrichen und stattdessen einen tyrannischen Befehl des Kaisers erfunden.

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f) Hist. Aug. Carac. 9,7 f.: „Er selbst erhielt den Namen Caracallus nach dem Gewand, das er dem Volk geschenkt hatte, und das bis zu den Fersen herabfiel. Dieses Gewand hatte es vorher nicht gegeben. Daher heißen heute die Caracallae-Mäntel dieser Art, die im Gebrauch vor allem des römischen Volkes sehr oft vorkommen, antoninische Mäntel.“; Sept. Sev. 21,11: „(…) er dem Volk Gewänder gab, weshalb er Caracallus hieß.“; Carac. 10,6: „Denn er hatte das Volk der Alamannen besiegt.“ fr. 58 Zu den Parallelen s. Helm, Hieronymus und Eutrop, 263. Die EKG macht aus der Mutter Caracallas dessen Stiefmutter. Hier handelt es sich um einen echten Bindefehler. Der verfängliche Dialog zwischen Caracalla und Julia Domna findet sich dagegen nur bei Aurelius Victor und in der Historia Augusta, so dass man vermuten kann, dass die Historia Augusta hier nicht die EKG, sondern Aurelius Victor benutzt hat. Direkt aus Eutrop Epit. Caes. 21,5: fuit impatiens libidinis, quippe qui novercam suam duxit uxorem. Vgl. Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 118 f. Die Origo gentis Romanorum, die manchmal einer Vorstufe der EKG entspricht (vgl. Einleitung, 37 f.), teilt den Bindefehler nicht, kennt aber die Inzestgeschichte, vgl. Origo Rom. 58 (KFHist B 5): hic suam matrem habuit. b) Hier. chron. 213f: „Antoninus war so wenig in der Lage, seine Begierde zu ertragen, dass er seine Stiefmutter Iulia zu seiner Frau nahm.“ f) Hist. Aug. Carac. 10,1–3: „Es ist von Belang zu wissen, wie er seine Stiefmutter Iulia zur Frau genommen haben soll. Da diese überaus schön war und gleichsam aus Nachlässigkeit sich mit dem größten Teil ihres Körpers entblößt und Antoninus daraufhin gesagt hatte: ‚Ich würde wollen, wenn es erlaubt wäre‘, soll sie geantwortet haben: ‚Wenn es beliebt, ist es erlaubt. Oder weißt du etwa nicht, dass du der Kaiser bist und Gesetz gibst, nicht empfängst?‘ Als er das gehört hatte, wurde die rohe Leidenschaft bis hin zur Ausführung des Verbrechens gesteigert.“ (einige Formulierungen nach Übers. Hohl). Der Autor der Historia Augusta wußte, dass Iulia Domna die wirkliche Mutter des Caracalla war und modifiziert dementsprechend (Hist. Aug. Carac. 10,4) durch eine nachträgliche Bemerkung die Version der EKG: „Denn seine Mutter – anders ließ sie sich nicht bezeichnen – nahm er zur Gattin und fügte zum Brudermord die Blutschande, indem er sich ehelich mit der Frau verband, deren Sohn er kürzlich ermordet hatte.“ (Übers. Hohl). Insgesamt ist zwar die Nähe zu Aurelius Victor groß. Der Ausdruck

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in Carac. 10,1 (novercam suam Iuliam uxorem duxisse dicatur.) entspricht aber den Formulierungen bei Eutrop und Hieronymus (a,b). fr. 59 Bautätigkeiten des Caracalla. Zu den Beziehungen zwischen Aurelius Victor und der Historia Augusta für diese Notizen s. die Synopse von Enmann, 372. Nur diese beiden Quellen haben die Angabe über die via nova oder über den Isistempel. Wenn die Historia Augusta ihre Nachrichten der Grundquelle, nämlich der EKG, und nicht nur Aurelius Victor entnommen hat, bot diese einen ausführlicheren Bericht über die Bautätigkeiten des Caracalla. Diesem Bericht hat Eutrop nur die Nachricht über die Thermen entnommen. Origo Rom. 58 (KFHist B 5) hat hier wieder die mit der EKG gemeinsame Vorlage benutzt, und berichtet über die Baumaßnahmen Caracallas: hoc imperante ianuae circi ampliatae sunt et thermae Antoninianae dedicatae sunt. Vgl. Helm, Hieronymus und Eutrop, 285; Burgess, Jerome, 361. b) Hier. chron. 213e: „Antoninus errichtete in Rom die Thermen, die seinen Namen tragen.“ f) Hist. Aug. Carac. 9,10: „Er brachte den Kult der Isis nach Rom, und errichtete dieser Göttin allenthalben Tempel mit großer Pracht.“; 9,9: „Er legte auch die ‚neue Straße‘ an, die an seinen Thermen, den Antoninusthermen also, vorbeifährt.“; 9,4: „An Bauten hinterließ er in Rom die hervorragenden, nach ihm benannten Thermen.“ (Übers. Hohl); Sev. 21,11: „(…) und er überaus prächtige Thermen errichtet hatte.“ fr. 60 Vgl. die Diskussion bei Enmann, 373 f. Der Hinweis der Historia Augusta auf eine Vielzahl von Quellen legt nahe, dass eine dieser Quellen mit Varianten zum Tod Papinians die EKG war. Die EKG könnte hier auch Aurelius Victor vorgelegen haben, der sich von deren Version distanziert. f) Hist. Aug. Carac. 8,1: „Ich weiß, dass viele über die Ermordung Papinians schriftlich berichtet haben, dass sie den Grund für den Mord nicht erfahren haben, da die einen dies, die anderen das berichten. Aber ich wollte lieber die Vielfalt der Meinungen überliefern, als über den Mord an einem so großen Mann schweigen.“; 8,5: „Viele behaupten, Bassianus habe ihm nach dem Brudermord den Auftrag erteilt, er solle sowohl im Senat als auch vor dem Volk die begangene Tat in seinem Namen rechtfertigen;

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da habe er erwidert, ein Brudermord lasse sich leichter begehen, als entschuldigen.“ (Übers. Hohl). fr. 61 Zur Ähnlichkeit der Formulierung Eutrops, des Aurelius Victor und der Historia Augusta vgl. die Synopse bei Enmann, 377. Caracalla wurde, wie der Bericht des Cassius Dio (78,4,11) und Herodians (4,12 f.) zeigt, ermordet und verstarb nicht einfach, wie Eutrop behauptet. Da aber auch Aurelius Victor nur vom Tod des Caracalla spricht, könnte es sich um die Version der EKG handeln, vgl. Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 120. Die Sache wird m. E. durch die explizite Formulierung des Festus (propria morte) evident. Offenkundig ging es der EKG darum, Macrinus vom Makel des Putschisten zu befreien, vgl. zur gegenteiligen, dramatisierenden Version der Zeitgenossen A. Scott, Dio and Herodian on the Assassination of Caracalla, CW 106 (2012) 15–28. Hieronymus dürfte die abweichende Angabe über die Tötung der Chronik des Eusebios entnommen haben. Zur Grundversion der EKG gehörte auch die Angabe über die Überführung Caracallas und seine Bestattung in Rom. Festus hat das nicht verstanden und geht von einer Bestattung in Edessa aus. Die Angaben über den Todesort und die Todesumstände bei Hist. Aug. Carac. 6,6–7,2 und Opil. 4,1–8 stammen nicht aus der EKG, stimmen aber mit der Epitome de Caesaribus (21,6) überein. S. insgesamt E. Hohl, Das Ende Caracallas. Eine quellenkritische Studie, Miscellanea Academica Berolinensia II,1, Berlin 1950, 276–93; Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 119. Schlumberger geht davon aus, dass Epitome de Caesaribus und Historia Augusta unabhängig von der EKG auf Marius Maximus zurückgreifen. Zu den Örtlichkeiten des Todes ist auf die Origo gentis Romanorum hinzuweisen, mit ihren Unterschieden zur EKG-Version. Sie formuliert 58 (KFHist B 5): excessit inter Edessam et Carras. Die Angabe der Örtlichkeiten ähnelt hier eher derjenigen der Chronik des Euseb, nämlich „zwischen Edessa und Karrhai“. S. neben Hier. chron. 213g auch die armenische Übersetzung, p. 155 Karst: „wurde getötet zwischen Charan und Urba.“ (Vgl. auch p. 225). Die EKG-Version hatte nur „bei Edessa“. Gemeinsam mit der EKG-Version hat die Origo allerdings, dass Caracalla lediglich stirbt und nicht ermordet wird (excessit). b) Hier. chron. 213g: „Antoninus (wurde zwischen Edessa und Karrhai getötet) in seinem 43. Lebensjahr.“

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c) Die falsche Angabe über die Bestattung des Caracalla in Edessa ist eine Eigenleistung des Festus, vgl. Wagener, Eutropius, 538. f) Hist. Aug. Carac. 9,1: „Bassianus lebte dreiundvierzig Jahre. Regiert hat er sechs Jahre. Er bekam ein öffentliches Leichenbegängnis.“; 9,12: „Seine Leiche wurde im Grabmal der Antonine beigesetzt (…).“ (Übers. Hohl). fr. 62 Zur Beziehung zwischen Hieronymus und Aurelius Victor einerseits und Eutrop andererseits Helm, Hieronymus und Eutrop, 285 (Ausdruck bei Aurelius Victor ähnelt mehr demjenigen des Hieronymus). In den Versionen der EKG übernimmt Macrinus die Macht, ohne dass auf seine Beteiligung an der Beseitigung Caracallas hingewiesen wird. Der falsche Name Diadumenus (statt Diadumenianus) ist sowohl bei Eutrop wie auch bei Aurelius Victor zu finden und stellt einen Bindefehler dar. Aurelius Victor bietet zusätzliche Angaben zum Antoninus-Namen des Diadumenian, die dann von der Historia Augusta weiter ausgesponnen werden. Als gemeinsames Element, das bei Aurelius Victor und bei Eutrop auffällt, ist weiter hervorzuheben, dass betont wird, dass beide, Vater und Sohn, in ihrer kurzen Regierungszeit nichts leisten (Aurelius Victor und die Historia Augusta berichten über die besondere Grausamkeit), dass sie durch einen Militärputsch erhoben und dann wieder beseitigt werden. Zur Regierungszeit von 14 Monaten (a und g): Macrinus herrschte vom 11. April 217 bis zum 8. Juni 218, vgl. Kienast, Kaisertabelle, 162. Die Tötung in einem Militärputsch ist eine Verkürzung: Macrinus wurde gefangengenommen und unterwegs in Kappadokien getötet, vgl. Cass. Dio 78,39 f.; Hier. chron. 214d (aus Eusebs Chronik). Zu den Zeugen für die EKG ist hier auch Synkellos zu zählen (g). Der Sohn des Macrinus wird explizit (allerdings in einer insgesamt irrigen Notiz) erwähnt, so dass Synkellos hier nicht die Chronik des Eusebios benutzt haben kann, die den Diadumenianus nicht nannte, vgl. Hier. chron. 213h und 214d; Eus. chron. (armenische Fassung) p. 224 Karst (a. 2235). b) Hier. chron. 213h: „Macrinus, der die Prätorianerpräfektur bekleidete, wurde zum Kaiser erhoben.“ Hieronymus hat den Ausdruck über die Prätorianerpräfektur aus der EKG, berichtet aber, der Chronik des Eusebios folgend, dass Macrinus allein herrschte. Burgess, Jerome, 362 nimmt dagegen anscheinend an, dass Hieronymus hier der Version der EKG näher und unabhängig von Eutrop

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war: „Jerome fails to follow Eutropius‘ compression error of saying that Macrinus and his son were made emperors.“ Die EKG berichtete auf jeden Fall über die Erhebung des Macrinus und seines Sohnes. d) Aurelius Victor ist präziser als Eutrop (a), weil bei ihm deutlich wird, dass Diadumenian zunächst nur zum Caesar erhoben wurde, vgl. dazu Kienast, Kaisertabelle, 163. f) Hist. Aug. Heliog. 2,3: „Macrinus, der im Verein mit seinem ausschweifenden und grausamen Sohn eine Schreckensherrschaft ausübte.“; Heliog. 3,1: „Alle Stände wie auch die gesamte Bevölkerung begeisterten sich an dem Namen Antoninus, der nicht, wie bei Diadumenus, einen bloßen Titel bedeutete, sondern Fleisch und Blut gewonnen zu haben schien, hatte er sich doch in seinem Schreiben als Sohn des Bassianus vorgestellt; so entstand denn ein heftiges Verlangen nach ihm.“ (Übersetzungen Hohl). Das Thema des Verlangens nach Antoninus ist bei Aurelius Victor auf Diadumenianus gemünzt, wird dagegen von der Historia Augusta auf Elagabal übertragen. Aurelius Victor und Historia Augusta berichten beide, dass Diadumenianus den Antoninus-Namen trug, vgl. zum Namen Kienast, Kaisertabelle, 164. g) Syncell. 436,15 f.: „Macrinus, dessen Sohn, war mit ihm und übernahm die Herrschaft, wobei er ein Jahr und sieben Monate herrschte, wie einige schreiben.“ Synkellos berichtete also in einer konfusen Notiz über die Mitregentschaft des Diadumenianus. Die in der EKG angegebene Regierungsdauer betrug (richtig) ein Jahr und zwei Monate, vgl. Kienast, Kaisertabelle, 162: 11. April 217–8. Juni 218. fr. 63 Gemeinsam sind Eutrop und Aurelius Victor in ihrer Darstellung der Herrschaft Elagabals der Hinweis auf die angebliche Vaterschaft Caracallas, die Erwähnung der Elagabal-Priesterschaft und die Erläuterungen zum unzüchtigen Lebenswandel. Vgl. Zinsli, Vita Heliogabali, 84–93 zur Rekonstruktion der EKG-Tradition über Elagabal. Zu Namen und Herkunft: Zinsli, 86–88. Marcus Aurelius Antoninus vermutlich als von der EKG bezeugter vollständiger Name. Der Beinamen Heliogabal wird nur bei Aurelius Victor erklärt (aus dem vermutlich e und f schöpfen). Er begegnet aber bereits in der gemeinsamen Quelle der EKG und der Origo gentis Romanorum, vgl. 60 (KFHist B 5). Eutrop und Hieronymus berichten nur über das Priestertum des Tempels für den syrischen Hochgott. Genauer als bei

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Hieronymus (Rom) wird bei Aurelius Victor der Todesort (Prätorianerlager) bezeichnet. Die Kriege Elagabals, insbesondere der Bürgerkrieg gegen Macrinus, wurden von der EKG ignoriert, ebenso wie nicht über die Bauten und die Gesetzgebung informiert wurde, vgl. Zinsli, 88 f. Die Erwähnung des römischen Elagabal-Tempels auf dem Palatin bei Aur. Vict. 23,1 stammt nach Zinsli, 89 nicht aus der EKG. Auch wenn in der Tat Eutrop keinen Hinweis auf den stadtrömischen Tempel hat, dürften aber die Übereinstimmungen zwischen Hieronymus, der Historia Augusta und der Origo gentis Romanorum für die Erwähnung des Tempels sprechen, vgl. Helm, Hieronymus und Eutrop, 157; Burgess, Jerome, 362 sowie Einleitung, 37. b) Hier. chron. 214e: „M. Aurelius Antoninus, der vermeintliche Sohn des Antoninus Caracalla und Priester des Heliogabaltempels, lebte während seiner Herrschaft so schamlos, dass er keine Art von Obszönität ausließ.“; 214g: „Der Heliogabaltempel wurde in Rom errichtet“; 214i: „Antoninus wurde in Rom in einem Soldatenaufruhr umgebracht zusammen mit seiner Mutter Symiasera.“ Gegenüber Eutrop bietet Hieronymus Varianten, indem er deutlicher die diversen Formen der Perversionen Elagabals betont und den Todesort Rom nennt. Die Namensform Symiasera für Soaemias findet sich nur bei Eutrop und Hieronymus, die Historia Augusta (Heliog. 2,1 und öfter) bietet die Form Symiamira, dazu Zinsli, 339 f. Zur Rolle der Soaemias beim Tod des Elagabal s. Hist. Aug. Heliog. 14,4 und 18, 2 f. e) Zur Epitome de Caesaribus und ihren Verbindungen zur EKG und ihren Beziehungen zur Historia Augusta, vgl. Zinsli, 86–8, sowie 94 f. Den Namensbestandteil Varius hat die Epitome vielleicht aus einer griechischen Quelle. Die Namensform für die Mutter ist auffälligerweise korrekt, vgl. Zinsli, 88. Die Epitome de Caesaribus bietet offenkundig gegenüber Aurelius Victor und Eutrop einen ausführlicheren, gleichzeitig aber in einigen Details abweichenden Bericht, der nicht vollständig auf die EKG zurückgeführt werden muss. f) Hist. Aug. Heliog. 1,5 f.: „Er war aber Priester des Heliogabalus beziehungsweise des Jupiter oder des Sol und hatte sich den Namen Antoninus zugelegt (…). Er wurde später Heliogabalus genannt nach seiner Priesterschaft des Gottes Heliogabalus, dem er in Rom (…) einen Tempel errichtet hatte.“; 18,2: „Mit ihm wurde auch seine Mutter Symiamira getötet.“ Die Historia Augusta kann ihre Angaben aus Aurelius Victor (Gleichsetzung des Heliogabal mit Sol; Erklärung des Beinamen Heliogabal) und

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aus Eutrop bezogen haben, sie kann partiell auch aus deren Grundquelle, der EKG, geschöpft haben. Zur Namensform für die Mutter Soaemias s. Hist. Aug. Heliog. 2,1 mit Zinsli, 339–41. fr. 64 Die EKG berichtete in ihrer Biographie zu Severus Alexander („Aurelius Alexander“) über die sukzessive Erhebung zum Caesar und zum Augustus. Bei Eutrop (a) wird dessen Erhebung zum Caesar angeblich durch die Armee, die zum Augustus dagegen vom Senat vorgenommen (s. auch Hist. Aug. Alex. 64,4), bei Aurelius Victor und in der Historia Augusta (Alex. 1,2 und 64,4) gibt es eine Erhebung zum Caesar durch den Senat unmittelbar nach dem Tode des Macrinus. (Aurelius Victor und die Historia Augusta teilen sich auch die Angabe über die Herkunft des Severus Alexander aus Arca.) Ferner wurde auf den Erfolg im Kampf gegen den „Xerxes“ zubenannten Sasanidenherrscher Ardaschir hingewiesen. Schließlich wurde die besondere Strenge des Severus Alexander gegenüber den Soldaten gewürdigt. Sie führt angeblich zur Ermordung des Kaisers in Mainz. Die EKG berichtete auch, wie aus a, b, f und g hervorgeht, dass die Ermordung des Severus Alexander in Mainz geschah, das in der spätantiken Provinzialadministration zu „Gallien“ gehörte. Anders Bertrand-Dagenbach, Vie d’Alexandre Sévère, 170: „Le premier à mentionner Mayence est en effet Orose, 7,18,8.“ Orosius schöpft aus Hieronymus, dessen Übereinstimmungen mit der Origo gentis Romanorum auf einen Ursprung dieser Tradition aus einer dann auch von der EKG benutzten Quelle hinweisen Zu den übereinstimmenden Passagen bei Aurelius Victor und Eutrop vgl. Enmann, 352. Weiteres bei Helm, Hieronymus und Eutrop, 264. a) Eutrop und Aurelius Victor bieten übereinstimmend die Namensform Aurelius Alexander, vgl. Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 135. Zur Ermordung in Gallien, s. Kommentar zu f. b) Hier. chron. 215a: „Alexander besiegte Xerxes, den König der Perser, in ruhmvollster Weise, und war ein so strenger Zuchtmeister der militärischen Disziplin, dass er einige aufrührerische Legionen in ihrer Gesamtheit aus dem Dienst entließ.“; 216c: „Alexander wurde in Mainz in einem Soldatenaufruhr getötet.“ c) Festus berichtet nicht nur über den Persersieg, sondern über einen anschließenden Triumph in Rom, der sonst nur noch in der Historia Augusta erwähnt wird. Anscheinend deutet auch Synkellos eine Rückkehr nach Rom an, s. unter g. Der Triumph ist gleichwohl nicht historisch, vgl.

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C. Bertrand-Dagenbach, Le triomphe de Sévère Alexandre, Ktema 38 (2013) 341–6; W. Eck, Beinamen für stadtrömische Militäreinheiten unter Severus Alexander und dessen angeblicher Triumph über die Perser im Jahr 233, Chiron 49 (2019) 251–69. Es handelt sich um ein Weiterspinnen der bereits in der EKG zu findenden Angabe über den angeblich herausragenden Sieg über die Perser, der ebenfalls ins Reich der Mythen gehört. f) Hist. Aug. Alex. 1,2: „Aurelius Alexander, der aus der Stadt Arca stammte, (…) erhielt das Imperium, nachdem er zuvor vom Senat zum Caesar ernannt worden war, nämlich, als Macrinus verstorben war.“; Hist. Aug. Alex. 52,3: „Er war aber gegenüber den Soldaten von so großer Strenge, dass er oft ganze Legionen entließ.“; 55,1 f.: „So zog denn Alexander mit einem großen Aufgebot gegen die Perser und schlug den großmächtigen König (Artaxerxes) (…). Nachdem er dann den mächtigen König aus dem Feld geschlagen hatte.“; 59,6: „Als er nun mit kleinem Gefolge in Britannien, nach anderen in Gallien, in einem Dorf mit Namen Sicilia weilte, erschlugen ihn nicht auf einhelligen Wunsch, sondern nach Banditenart etliche Soldaten, insbesondere solche, die sich in Heliogabals Gunst gesonnt hatten und den gestrengen Herrscher nicht vertrugen.“; 64,4: „Ich weiß, dass in der Tat die meisten behaupten, dieser sei nicht vom Senat zum Caesar ernannt worden, sondern von den Soldaten.“ (Übers. Hohl). Zu den Verbindungen der Historia Augusta zu Eutrop, der klar von einer Caesar-Erhebung durch das Heer und einer Augustus-Ernennung durch den Senat spricht, s. Enmann, 375. S. allerdings auch die Aussage in Alex. 1,3. Zu Beziehungen zwischen Aurelius Victor und der Historia Augusta s. Chastagnol, L'utilisation des "Caesares", 61. Auch die angebliche Version von der Ermordung in „Britannien“ findet sich bereits bei Aurelius Victor (24,4). Sie bietet wohl keinen Beleg für Mainz-Bretzenheim. Der Name Bretzenheim ist erst nachantik-fränkischen Ursprungs so A. BöhmeSchönberger, Wurde Alexander Severus in Bretzenheim ermordet?, MZ 99 (2004) 11–6. Sicilia ist möglicherweise ebenfalls durch weitere Assoziation an Britannien und Gallien angefügt. Die Historia Augusta kombiniert hier anscheinend Eutrop mit Aurelius Victor. Anders zu Mainz-Bretzenheim J. Straub, Scurra barbarus. Zum Bericht der Historia Augusta über das Ende des Severus Alexander, in: BHAC 1977/78, Bonn 1980, 233–53, hier 234, Anm. 4; L. Schumacher, Die Sicilia in Mainz-Bretzenheim, MZ 99 (2004) 1–10. g) Syncell. 437,22 f.: „Aber als er nach Rom zurückkehrte, wurde er mit seiner Mutter Mammaea von einem Soldatentumult umgebracht.“; 439,7–9: „Und Alexandros, der Sohn der Mammaea, kehrte nach dem Er-

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folg über die Perser nach Rom zurück und wurde mit der Mutter Mammaea in Mainz durch einen Soldatenaufstand umgebracht.“ Dass die EKG bereits über den Triumphzug des Severus Alexander in Rom berichtet hat, schließe ich eher aus. Denn Aurelius Victor (24,2) berichtet über die rasche Reise des Severus Alexander von der Ostgrenze zum Rhein, vgl. Hdn. 6,7,5 f. Für einen Romaufenthalt und Feierlichkeiten argumentiert M. Haake, Zwischen Severus Alexanders Triumph über die Sāsāniden im Jahre 233 und den Triumphfeierlichkeiten Diocletians und Maximians im Jahre 303, in: F. Goldbeck / J. Wienand (Hgg.), Der römische Triumph in Prinzipat und Spätantike, Berlin 2017, 357–95, hier 360– 4. Synkellos könnte allerdings als Hinweis auf die Darstellung eines solchen Romaufenthalts gedeutet werden. Sein Bericht fällt auch durch die Präzision hinsichtlich des Todesorts auf (vielleicht aus Eusebios, vgl. armenische Übersetzung, p. 155 Karst), sowie dadurch, dass er (aus Herodian?) die Nachricht hat, dass gemeinsam mit dem Kaiser auch dessen Mutter umgebracht wurde. fr. 65 Die EKG muss die Bedeutung Ulpians während der Regierung des Severus Alexander betont haben, wobei anscheinend nicht von dessen Ermordung die Rede war. Nicht ganz klar ist, was die EKG genau über die Karriere Ulpians aussagte, da Eutrop und Aurelius Victor (durch die Benutzung von Zusatzinformationen) hier divergieren. Unter Severus Alexander war Ulpian praefectus annonae und dann praefectus praetorio, vgl. PIR² D 169. Die Bekleidung der letzteren Funktion schon unter Elagabal, wie von Aurelius Victor behauptet, scheint falsch zu sein, vgl. P. Jörn, Art. Domitius 88, RE 5 (1903) 1435–509, hier 1437. Vielleicht ist Ulpian aber schon unter Elagabal Getreidepräfekt gewesen, vgl. D. Liebs, Hofjuristen der römischen Kaiser bis Justinian, München 2010, 68. Die angebliche Position als magister scrinii unter Severus Alexander scheint jedenfalls der unter Elagabal erreichten Karrierehöhe nicht zu entsprechen. Diskussion zur Karriere des Ulpian bei Liebs, 67, demzufolge es bei Eutrop um einen anderen, 15 Jahre jüngeren Ulpian (Ulpian II) gehe. Die Historia-Augusta-Passage verbindet die Versionen Eutrops (assessor) und des Aurelius Victor (praefectus praetorio), lässt also hier anscheinend erkennen, dass beide Quellen benutzt worden sind. b) Hier. chron. 215c: „Der Rechtsgelehrte Ulpian, Beisitzer des Alexander, wurde für ganz besonders herausragend gehalten.“

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Die Hieronymuspassage zu Ulpian ist unabhängig von Eutrop, vgl. Helm, Hieronymus und Eutrop, 286. Die EKG muss die Hochschätzung des Ulpian durch Severus Alexander betont haben, vgl. d und f. Hieronymus hat dies anscheinend im Stil einer Notiz de viris illustribus in eine Bemerkung über die Akme und den Höhepunkt der Geltung des Ulpian umgewandelt. f) Hist. Aug. Alex. 26,5 f.: „Paulus und Ulpian hielt er hoch in Ehren. Den einen zufolge waren sie von Heliogabalus zu Präfekten erhoben worden, nach den anderen von ihm selbst – denn Ulpian soll sowohl der Ratgeber Alexanders als auch der Chef seiner Kanzlei gewesen sein. Freilich sollen beide die Assessoren des Papinian gewesen sein.“ (modifizierte Übers. Hohl). Weitere Varianten zum Thema der Karriere des Paulus und des Ulpianus in Hist. Aug. Pesc. 7,3 f. Paulus war wohl nicht, wie von der Historia Augusta behauptet, Prätorianerpräfekt, vgl. Bertrand-Dagenbach, Vie d’Alexandre Sévère, 110–2: Die sonst nicht bezeugte Präfektur ist vermutlich das Ergebnis eines absichtlichen Missverständnisses von Aur. Vict. 24,6 (d). fr. 66 Zu den Beziehungen zwischen Historia Augusta und Hieronymus vgl. Helm, Hieronymus und Eutrop, 286 bezüglich der Wendung amabilis. Die pietas des Severus Alexander gegenüber seiner Mutter wird in allen Textzeugen der EKG in ähnlichen Wendungen betont. Die EKG schrieb dem Severus Alexander 13 Regierungsjahre zu. Er herrschte vom 13. März 222 bis zum Februar/März 235, vgl. Kienast, Kaisertabelle, 171. Im Zusammenhang mit der Beliebtheit des Severus Alexander in Rom dürfte auch der Hinweis auf seine Bautätigkeit gestanden haben. Die EKG berichtete dabei auch über den früheren Namen der Thermae Alexandrinae, vgl. Einleitung, 36 sowie Helm, Hieronymus und Eutrop, 157. Zum Bau G. Ghini, Art. Thermae Neronianae / Alexandrinae, LTUR 5 (1999) 60–2. b) Hier. chron. 215: „Als 21. von den Römern herrschte Alexander, der Sohn der Mammaea, 21 Jahre.“; 215i: „Alexander war gegenüber seiner Mutter ungewöhnlich pflichtbewußt und daher bei allen beliebt.“; 183d: „Von Nero wurden Thermen errichtet, die die Neronischen hießen.“ d) Der Text des Aurelius Victor ist lückenhaft, erkennbar ist gleichwohl, dass über die Errichtung eines Bauwerks in der Stadt berichtet wurde, wohl die der in a) und f) benannten Thermen.

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f) Hist. Aug. Alex. 4,5: „Er war außerdem bei allen Menschen beliebt und wurde von einigen als fromm bezeichnet.“; 26,9: „Gegen seine Mutter Mammaea erwies er sich als ungewöhnlich pflichtbewußt.“ (modifizierte Übers. Hohl). Hist. Aug. Alex. 25,3: „Er erneuerte die Bauten der alten Kaiser. Er selbst errichtete viele neue Bauten, unter diesen nach ihm benannten Thermen neben denen, welche die Neronianischen waren, wobei er eine Wasserleitung hinführen ließ, die heute Alexandriana heißt.“ Die weit auseinanderliegenden Passagen (Hist. Aug. Alex. 4,5 und 26,9) werden durch das Motiv der Pietas, das aus der EKG übernommen ist, miteinander verklammert. Die Quellenparallelen bei Eutrop und vor allem bei Hieronymus zeigen, dass die Notizen über die Beliebtheit beim Volk und die Pietas gegenüber der Mutter ursprünglich zusammengehörten. Die Angabe über die Errichtung der Thermen des Severus Alexander und ihr Verhältnis zu den Neronischen Thermen wird phantasievoll ausgeschmückt und variiert. fr. 67 Die für die historische Interpretation der Reichskrise zentrale Aussage, Maximinus Thrax sei der erste gewesen, der nach einer rein militärischen Laufbahn als Prototyp des „Soldatenkaisers“ an die Macht gelangte, beruht auf dem Zeugnis der Breviarienliteratur des vierten Jahrhunderts, die mit dem Jahre 235 einen epochalen Abschnitt verbindet. Maximinus Thrax ist der erste, der aus dem corpus militare bis zur Kaiserwürde gelangt. Die EKG schilderte auch, dass Maximinus Thrax ausschließlich vom Heer erhoben wurde und dass die Bestätigung durch den Senat gar nicht oder nur verspätet (Aur. Vict. 25,1) eingeholt wurde. b) Hier. chron. 216d: „Maximinus wurde als erster aus dem Soldatenstand ohne Entscheidung des Senats vom Heer zum Kaiser gewählt.“ e) Die Herkunftsbezeichnung Thrax stellt Sondergut dar. Die Epitome de Caesaribus hat diese Angabe nicht aus der EKG, vgl. Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 137. f) Hist. Aug. Maximin. 8,1: „Maximinus wurde – als erster aus dem Soldatenstand (…) ohne Verfügung des Senats – vom Heer zum Augustus ausgerufen.“ Die Historia Augusta weist größere Nähe zu Hieronymus als zu Eutrop auf, vgl. Helm, Hieronymus und Eutrop, 286.

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g) Syncell. 437,23–5: „Maximos, von der Herkunft ein Moesier, Feldherr der Keltike, wurde von den Heeren zum Kaiser der Römer ausgerufen.“ Der „Feldherr der Keltike“ könnte ein Missverständnis der Erhebung des Maximinus Thrax in „Gallien“ (in Mainz) sein, s. oben zu fr. 64 in der Vorbemerkung. fr. 68 Aufgrund der Gemeinsamkeiten von Aurelius Victor, Eutrop und Hieronymus ist der Tenor der EKG hier eindeutig zu ermitteln. Sie bot eine falsche Darstellung der historischen Zusammenhänge von 238 und ging davon aus, dass Maximinus Thrax vom Senatskaiser Pupienus bei Aquileia getötet wurde. Zum Bestand der EKG gehörte aber auch der zutreffende Hinweis auf den erfolgreichen Germanenkrieg des Kaisers. b) Hier. chron. 216g: „Maximinus wurde in Aquileia von Pupienus getötet.“ f) Hist. Aug. Max. Balb. 15,4: „Aber viele haben gesagt, dass Maximinus nicht von Maximus, sondern vom Kaiser Puppienus bei Aquileia besiegt wurde.“; 16,7: „Aber bei den meisten lateinischen Autoren finde ich den Namen des Maximus nicht und stoße auf Puppienus als den Mitkaiser des Balbinus; dies gipfelt in der Behauptung, ebendieser Puppienus habe mit Maximin bei Aquileia gekämpft, während die genannten Historiker (sc. Dexipp und Herodian) bestätigen, dass Maximus überhaupt nicht gegen Maximinus gekämpft hat.“; 18,2: „Man findet nämlich in unseren Tagen bei den Griechen nicht leicht den Namen Puppienus, bei den Lateinern nicht leicht denjenigen des Maximus, und die gegen Maximinus vollbrachten Taten werden bald dem Puppienus, bald dem Maximus zugeschrieben.“; Hist. Aug. Maximin. 33,3: „Unter keinen Umständen darf folgende Tatsache verschwiegen werden: während Dexippus, Arrian und viele andere griechische Autoren erzählt haben, Maximus und Balbinus seien des Maximinus Gegenkaiser gewesen und Maximus sei mit dem Heer ausgesandt worden und habe in Ravenna zum Krieg gerüstet, habe aber Aquileia erst als Sieger betreten, haben die lateinischen Autoren berichtet, nicht Maximus sondern Puppienus habe in Aquileia gegen Maximinus gekämpft und ihn auch besiegt.“ (partiell modifizierte Übersetzungen Hohl). Zusammengestellt sind hier nur die Historia-Augusta-Passagen, in denen über den Sieg des Maximus/Pupienus über Maximinus in Aquileia berichtet wird, nicht die weiteren, in denen der Autor die herodianische Vor-

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lage benutzt, dabei aber seine Entdeckung vertieft, dass der Maximus der griechischen und der Pupienus der lateinischen Quellen identisch sind (Maximin. 24,5; Max. Balb. 1,2; Max. Balb. 18,1). Die fälschliche Behauptung, Pupienus habe den Maximinus bei Aquileia besiegt und getötet, kann der Autor der Historia Augusta aus Eutrop und Aurelius Victor bezogen haben, vgl. Dessau, Über Zeit und Persönlichkeit, 372 f. und H. Brandt, Kommentar zur Vita Maximi et Balbini der Historia Augusta, Bonn 1996, 228–30. Alternativ besteht die hypothetische Eventualität, dass die EKG direkt benutzt worden ist. fr. 69 Die EKG kannte nur zwei Kaiser namens Gordian und verschmolz Gordian II. und Gordian III., indem sie letzteren zum Sohn Gordians I. machte. S. dazu Einleitung, 8. Als weiterer Fehler fällt auf, dass Gordian I. angeblich vom afrikanischen Heer zum Kaiser erhoben wurde (vgl. a und d). f) Hist. Aug. Gord. 2,1: „Es gab nicht, wie einige unkundige Autoren behaupten, zwei, sondern drei Gordiane.“; Opil. 3,5: „Aber die beiden Gordiane sind nicht zu den Antoninen zu rechnen.“; Diad. 6,3: „(…) woher später die beiden Gordiane, der Vater und der Sohn.“; Heliog. 34,6: „wenn ich von den beiden Gordianen zu erzählen beginne, dem Vater und dem Sohn.“ Vgl. zu diesen weiteren Stellen, die zusätzlich belegen, dass die Historia Augusta von einer Quelle ausging, die nur zwei Gordiane kannte, Enmann, 375. g) In der rückgreifenden Erzählung Ammians sind nur zwei Gordiane erwähnt. Der „jüngere“ Gordian ist Gordian III., vgl. fr. 71 g. fr. 70 Ein Teil der Übereinstimmungen bei Helm, Hieronymus und Eutrop, 264. Die Ähnlichkeiten bei Hieronymus und in der Epitome de Caesaribus könnten vermuten lassen, dass in der EKG Pupienus und Balbinus deshalb ihr Ende fanden, weil sie die Kaiserwürde okkupierten, die dem allein legitimen Gordian zustand. Ähnlich wie Hieronymus formuliert die Origo gentis Romanorum (64) (KFHist B 5): occisi Romae. Als Bindefehler der EKG-Tradition lässt sich beobachten, dass die Kaiser im Palast ermordet werden (a, b, d), während in Wirklichkeit sich die Ermordung auf der Straße und außerhalb des Palastes ereignete (Herodian 8,8,6–8).

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b) Hier. chron. 216i: „Nachdem Gordian in Rom eingezogen war, wurden Pupienus und Balbinus, die die Kaiserherrschaft an sich gerissen hatten, im Palast getötet.“ fr. 71 Hieronymus und Festus berichten explizit, dass Philippus praefectus praetorio war, eine Nachricht, die sich bei Eutrop nicht findet, vgl. Wagener, Eutropius, 539 f.; Helm, Hieronymus und Eutrop, 287. S. auch Hist. Aug. Gord. 29,1. Auf den Tod im Grenzgebiet (Vgl. a, b, g. S. auch das nächste Fragment) verweist bereits die Origo Rom. 65 (KFHist B 5): excessit finibus Parthiae. Zu der sehr spezifischen Angabe über die Öffnung des Janus Tempels (a, d und f), vgl. Einleitung, 10. Vielleicht enthielt die EKG auch eine Angabe über den von Gordian eingerichteten agon Minervae, vgl. Aur. Vict. 27,7. Diese Nachricht fand sich jedenfalls in der gemeinsamen Grundquelle der EKG und der Origo Rom. 65 (KFHist B 5). b) Hier. chron. 217a: „Als Gordian, der ein noch ziemlich junger Mann war, nach seiner Bezwingung der Nation der Parther als Sieger auf dem Rückweg in das Vaterland war, wurde er durch die List des Prätorianerpräfekten Philipp nicht weit vom römischen Boden getötet.“ f) Hist. Aug. Gord. 26,3: „Gordian brach, nachdem der Ianustempel geöffnet worden war, was das Zeichen der Kriegserklärung war, mit einem gewaltigen Heer gegen die Perser auf.“; 26,5: „Dort focht er in zahlreichen Kämpfen und siegte.“ Vgl. auch Hist. Aug. Gord. 29–31: Breite Schilderung der Intrigen des Prätorianerpräfekten Philipp gegen Gordian. g) Amm. 23,5,17: „Und der jüngere Gordian, dessen Grabdenkmal wir nun ehrfürchtig betrachten, wäre, nachdem er bei Rhesaina den Perserkönig geschlagen und in die Flucht geschlagen hatte, mit gleichem Glanz zurückgekehrt, wenn er nicht durch die Verschwörung des Prätorianerpräfekten Philippus und die verbrecherische Unterstützung von ganz wenigen an diesem Ort, wo er bestattet ist, durch eine ruchlose Verletzung gefallen wäre.“ (S. auch Übers. Seyfarth). Syncell. 443,4–9: „Dieser gelangte aus Italien in das Gebiet der Parther und bekämpfte den Perserkönig Schapur, den Sohn des Artaxerxes, und schlug ihn in die Flucht (…). Aber als er vor Ktesiphon gelangte, wurde er von den eigenen Soldaten umgebracht, auf Betreiben des Präfekten Philippos, der nach ihm fünf Jahre herrschte, nach den meisten sieben Jahre.“

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Zu den Quellen im komplexen Bericht des Synkellos gehört hier auch eine mit der EKG verwandte Tradition. Die Angaben über die Herrschaftszeit beziehen sich auf die fünf Jahre des Philippus Arabs und die sechs Jahre des Gordian (vgl. Aurelius Victor, d). Der Wechsel von den Parthern zu den Persern findet sich auch bei Eutrop (b). Die Angabe über den Tod in Ktesiphon stammt nicht aus der EKG, die aber berichtete, dass Gordian in Richtung auf Ktesiphon zog. fr. 72 Mit einiger Wahrscheinlichkeit fand sich die Angabe über den Grabhügel Gordians unweit von Kirkesion bereits in der EKG. Aurelius Victor hat das Detail zwar nicht, aber der Kontext der Notiz, die Angaben über den Perserfeldzug Gordians III., wird bei ihm ähnlich wie bei den übrigen Zeugen der EKG wiedergegeben, vgl. Körner, Philippus Arabs, 79–81. Vielleicht fand Aurelius Victor im Unterschied zu Eutrop oder Festus, die nach dem Perserfeldzug Julians geschrieben haben, dieses Detail noch nicht interessant. Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 140 erwägt Berücksichtigung der EKG bei der Epitome de Caesaribus, lässt die Frage aber angesichts des Fehlens des Zeugnis Victors offen: „Auf die EKG als gemeinsame Quelle aller drei Berichte (Eutr., Hist. Aug., Epit. Caes., Anm. d. Verf.) vermag man jedoch ohne das Zeugnis Victors nicht zwingend zu schließen.“ Unklar ist auch, wie der Unterschied zwischen den Versionen des Eutrop, Hieronymus, Festus einerseits, der Epitome de Caesaribus und der Historia Augusta andererseits zu erklären ist. Nach den einen wird Gordians Leichnam nach Rom zurückgeführt, nach den anderen handelt es sich beim Monument um ein wirkliches Grabmal, nicht nur um einen Kenotaph. Vermutlich reflektieren Eutrop und die mit ihm verwandten Quellen (b und c) die Originalversion. b) Hier. chron. 217b: „Die Soldaten errichteten dem Gordian einen Grabhügel, der über den Euphrat ragt, seine Gebeine wurde aber nach Rom zurückgeführt.“ Bei Hieronymus wird der Euphrat vom Grabhügel überragt, bei Eutrop vom Kastell Kirkesion. f) Hist. Aug. Gord. 34,2: „Dem Gordian errichteten die Soldaten bei der Festung Circesium auf persischem Boden ein Grabmal.“ (modifizierte Übers. Hohl).

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g) S. o. zu fr. 69 g und 71 g. Wie die Epitome de Caesaribus (e) geht Ammian davon aus, dass Gordian in seinem Grabmal am Euphrat auch wirklich bestattet war. fr. 73 Die EKG muss explizit über die Erhebung des jüngeren Philipp zum Mitregenten gesprochen haben, was bei Aurelius Victor und Hieronymus deutlicher wird als bei Eutrop, vgl. Helm, Hieronymus und Eutrop, 287. Die genauen Umstände der Mitregentschaft Philipps, der 244 zum Caesar und erst 247 zum Augustus erhoben wurde, sind von der EKG nicht festgehalten worden. b) Hier. chron. 217c: „Philippus macht seinen Sohn Philipp zum Teilhaber der Herrschaft.“ fr. 74 Die EKG berichtete über den Geburtstag Roms, der nach dem verstrichenen 1000. Jahr am 21. April 248 gefeiert wurde (millesimus annus). Gefeiert wurde dieser Geburtstag mit besonderen ludi saeculares angesichts der Vollendung des Milliarium Saeculum, zu den numismatischen Zeugnissen s. Körner, Philippus Arabs, 253, dort auch zur Beteiligung eines Eclectus an den zum tausendsten Geburtstag Roms (τὸν χειλιετῆ ἐν Ῥώμῇ) gebotenen Spielen (IG II 129,14–16). Gegeben wurden in diesen Spielen Wagenrennen, Tier- und Gladiatorenspiele, was die EKG berichtet haben dürfte. Die Historia Augusta liefert eine frei erfundene Variante (die Tiere seien für einen Persertriumph vorgesehen gewesen), aber auch eine präzise, nicht aus der EKG stammende Konsulndatierung. Zur Nachricht über das Verbot der männlichen Prostitution durch Philippus Arabs, die bei Aurelius Victor 28,6 im Zusammenhang mit einem Orakel zur 1000-Jahrfeier diskutiert wird, s. Hist. Aug. Alex. 24,4 und Einleitung, 16 Anm. 1. b) Hier. chron. 217d: „Als die Philippe herrschten, wurde das 1000. Jahr der Stadt Rom vollendet. Wegen dieser Feierlichkeit wurden unzählige willde Tiere im Circus Maximus getötet und Theatervorführungen auf dem Marsfeld vorgefüht, wobei das Volk drei Tage und drei Nächte durchwachte.“ f) Hist. Aug. Gord. 33,2 f.: „Gordian hatte alle diese gezähmten und außerdem noch wilde Tiere für seinen persischen Triumph bestimmt. Doch der dahin gehende Wunsch der Allgemeinheit blieb unerfüllt. Denn diesen

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gesamten Tierbestand verwendete Philipp anläßlich der Tausendjahrfeier für Gladiatoren- und Zirkusspiele, als er unter seinem und seines Sohnes Konsulat das tausendste Jahr seit der Gründung Roms festlich beging.“ (Übers. Hohl). fr. 75 Der irrtümliche Vermerk des Hieronymus, Philippus habe eine Stadt in Thrakien gegründet (Philippopolis), könnte sich damit erklären, dass in der EKG zunächst der Beiname Thraconites und dann die Gründung des arabischen Philippopolis erwähnt war. Das von Philipp gegründete Philippopolis war Shabah in der Trachonitis, in der Provinz Arabia. Möglich ist auch, dass die EKG nur allgemein von Philippopolis berichtete und Aurelius Victor dann diese Stadt richtig in Arabien lokalisierte, während Hieronymus sie auf das berühmtere Philippopolis (Plovdiv) bezog. Letzteres ist die Annahme von Barnes, Lost Kaisergeschichte, 21. b) Hier. chron. 217g: „Philipp errichtet eine Stadt, die nach ihm hieß, in Thrakien.“ fr. 76 Aurelius Victor und Eutrop lassen erkennen, dass in der EKG Philippus der Jüngere zeitnah nach dem Tod des Philippus des Älteren in Rom umgebracht wurde. Eine angebliche vorübergehende Alleinherrschaft des Philippus des Jüngeren hat es nicht gegeben, s. die Klärung bei Körner, Philippus Arabs, 313 f. b) Hier. chron. 218b: „Der ältere Philippus wird in Verona, der jüngere in Rom getötet.“ e) Aus der EKG können in der Epitome de Caesaribus allenfalls die Angaben über den Tod des Kaisers in Verona und seines Sohnes in Rom stammen. Die Details über die Todesart des Philippus Arabs stammen eher aus einer anderen erzählenden Quelle. Der sonst nicht bekannte Name Gaius Iulius Saturninus stammt ebenfalls nicht aus der EKG. g) Die Gemeinsamkeiten der Origo gentis Romanorum mit der EKG sind hier auffällig, vgl. dazu Einleitung, 37.

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fr. 77 Die EKG berichtete über die Herkunft des Decius aus einem Vicus in der Nähe von Sirmium. Die Information zur Lage im Territorium von Sirmium fand sich entweder schon in dieser Quelle oder wurde von Aurelius Victor, der Statthalter der Pannonia secunda war, in Sirmium residierte und die Örtlichkeiten kannte, hinzugefügt. Berichtet wurde ferner über die Mitregentschaft des Herennius Etruscus bzw. Decius des Jüngeren (Q. Herennius Etruscus Messius Decius), der im Mai/Juni 250 zum Caesar avancierte (Kienast, Kaisertabelle, 197). Die anschließende Erhebung des Herennius zum Augustus und die etwas zeitversetzte Caesar- und Augustus-Erhebung des Hostilianus sind von der EKG anscheinend nicht behandelt worden, vielmehr wurde Hostilianus der Regierung des Trebonianus Gallus zugewiesen. Auch in fr. 79 werden nur die beiden Decii berücksichtigt. b) Hier. chron. 218c: „Decius, aus Unterpannonien, wurde in Budalia geboren.“ e) Die Nachricht über die Herkunft des Decius und über die Caesarerhebung des Herennius Etruscus ist „fast mit den Worten Eutrops“ erzählt, s. Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 143. Der Sohn wird aber als Decius der Jüngere bezeichnet, während er bei Eutrop anonym bleibt. fr. 78 Eutr. 9,4 weist auf die Thermen des Decius hin, vgl. die Anspielung bei Aur. Vict. 29,1. Die Origo gentis Romanorum (Origo Rom. 67 [KFHist B 5]) verzeichnet dagegen irrig zur Regierung des Decius: hoc imperante thermae Commodianae dedicatae sunt. S. Nickbakht, Komm. zu Origo Rom. 67 (KFHist B 5,117); Pfund, Von Picus bis Licinius, 278. fr. 79 Die Behauptung, dass Decius jenseits der Donau im Barbaricum fiel, während er in Wirklichkeit die Goten abzufangen suchte, bevor sie die Donau überschritten, findet sich bei Eutrop und Aurelius Victor wieder, ist also vermutlich ein Bindefehler, der auf den ursprünglichen Inhalt der EKG hinweist. Diese Abwandlung der Ereignisgeschichte scheint in konstantinischer Zeit entstanden zu sein, vgl. Const. or. s.c. 24,1 (ἐν τοῖϲ Ϲκυθικοῖϲ πεδίοιϲ) und die Analyse von D. Potter, Decius and Valerian, in: D. Burgersdijk / A. Ross (Hgg.), Imagining Emperors in the Later Roman

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Empire, Leiden 2018, 18–38, hier 30. Die Ortsangabe zu Abrittus, das als bekanntes spätrömisches Kastell diesseits der Donau lag, ist dagegen bei Hieronymus und in der Origo gentis Romanorum, vielleicht aber auch bei Aurelius Victor anscheinend (allerdings im flagranten Widerspruch zur Behauptung der Verfolgung der Goten über die Donau hinweg) richtig wiedergegeben (allerdings kann der überlieferte Text bruti fraude – auch anders verstanden werden, vgl. dazu KFHist B 2 Kommentar und Text). Entweder enthielt also auch die EKG einen mit der eigenen Darstellung in Konflikt stehenden Hinweis auf Abrittus. Dafür könnte die Tatsache sprechen, dass die Origo gentis Romanorum, die oft im Tenor mit der EKG zusammenfällt, diese Version hat, vgl. Origo Rom. 67 (KFHist B 5): occisus praetorio Abrypto. Oder aber Hieronymus und Aurelius Victor schöpfen aus der gleichen chronographischen Quelle, die man auch sonst als Erklärung für Ähnlichkeiten zwischen Hieronymus und Aurelius Victor postulieren kann, aber nicht aus der EKG (s. Einleitung, 29–31). Was Eusebs Chronik enthalten hat, ist aus dem Apparat von Helm zu 218h nicht klar zu erkennen. Die Epitome de Caesaribus hat insgesamt aus einer abweichenden Tradition geschöpft, auch wenn sie den Hinweis auf das Barbaricum Eutrop verdankt. b) Hier. chron. 218h: „Decius wird mit seinem Sohn in Abrittus getötet.“ Aus der EKG stammt die Angabe über den Untergang von Vater und Sohn. Zu Abrittus s. den vorangehenden Absatz. e) Die Epitome de Caesaribus hat teils aus der EKG geschöpft. Die Angaben über die sumpfigen Örtlichkeiten stammen aus einer detaillierteren Tradition. g) Syncell. 445,3: „Von den Römern als 34. herrschte Decius zwei Jahre.“ Decius herrschte deutlich weniger als zwei Jahre, nämlich vom Herbst (September/Oktober) 249 bis zum Juni 251, s. Kienast, Kaisertabelle, 195. Neuere epigraphische und papyrologische Dokumentationen legen sogar nahe, dass die Schlacht im Mai 251 stattfand, s. F. Mitthof, Bemerkungen zu Kaiser Decius und seinem Gotenkrieg 250–251 n. Chr., in: J. Grusková u. a. (Hgg), Empire in Crisis: Gothic Invasions and Roman Historiography, Wien 2020, 311–36, hier 330 f. S. in diesem Sammelband zu AE 2003, 1415 I. Piso, Bemerkungen zu Dexippos Vindobonensis (II), 337–55, hier 342–4. Die zwei Jahre kommen möglicherweise nicht von Euseb, vgl. nämlich die abweichende (Euseb reflektierende) Angabe bei Hier. chron.

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218: ann I mens III; armenische Übersetzung p. 226 Karst (ein Jahr und drei Monate). S. allerdings Euseb. h. e. 7,1 („nicht ganz zwei Jahre“). fr. 80 Die in der Mitte des dritten Jahrhunderts ausgebrochene Pestepidemie wurde, wie die Parallele zwischen Eutrop und Aurelius Victor zeigt, in der EKG in besonderer Weise mit der Regierung des Trebonianus Gallus verbunden, auch wenn das Pestgeschehen sich von 249 bis 270 hinzog, vgl. Harper, Pandemics; ders., Another Eye-Witness to the Plague Described by Cyprian and Notes on the “Persecution of Decius”, JRA 29 (2016) 473– 6; S. R. Huebner, The “Plague of Cyprian“: A revised view of the origin and spread of a 3rd-c. CE pandemic, JRA 34 (2021) 151–74. Zu den Prägungen für den Heiler Apollon, die gerade in der Regierungszeit des Trebonianus Gallus ausgebracht wurden, vgl. Harper, Pandemics, 225; Meier, Seuche, 441–4. Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen Eutrop und Aurelius Victor ist vor allem darin auszumachen, dass Trebonianus Gallus und sein Sohn gegen Aemilianus aufbrechen und dabei in Interamna den Tod finden. Hierbei sind wörtliche Ähnlichkeiten zu erkennen, vgl. Eutr. 9,5: (…) ad quem opprimendum cum ambo profecti essent, Interamnae interfecti sunt. Aur. Vict. 31,2: ad quem expugnandum profecti Interamnae ab suis caeduntur. Bei Aurelius Victor, nicht aber bei Eutrop ist die wohl bereits in der EKG enthaltene Angabe zu lesen, dass die beiden Kaiser von ihren eigenen Leuten getötet wurden. Berührungen mit der EKG zeigt die Version der Origo Rom. 68 (KFHist B 5): Gallus et Volusianus imperaverunt annos II, menses IIII, dies IX. (…). his imperantibus magna mortalitas fuit. occisi in Foro Flamini. In der Akzentuierung der Bedeutung der Pest unter Trebonianus Gallus besteht eine gewisse Verwandtschaft mit der EKG, s. Harper, Pandemics, 237 f. Für den Todesort Forum Flaminii fällt die Origo mit der alternativen Version des Hieronymus zusammen, die dieser der Chronik des Eusebios verdankt. Die EKG hatte hier Interamna. Die bei a und b benutzte Wendung res novas moliri (vgl. auch fr. 132 b = Hier. chron. 239c etc.) erinnert an den Titel des Geschichtswerks des Eusebius von Nantes (de imperatoribus res novas molitis a Decio usque ad Diocletianum), vgl. KFHist A 7 mit Kommentar. Aus Hier. chron. 219g (unten 81 b: invasae tyrannidis) geht hervor, dass dieser Ausdruck für die Usurpation des Aemilianus eine Variante der sonst eher gebrauchten spätantiken Varianten, die von tyrannus abgeleitet sind, darstellt. Aurelius Victor und Eu-

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trop weisen beide auf das biennium der Herrschaft von Gallus und Volusianus hin. b) Hier. chron. 219f: „Als Gallus und Volusianus gegen Aemilianus, der in Moesien einen Umsturz in Gang setzten, aus der Stadt aufgebrochen waren, wurden sie in Forum Flaminii oder, wie andere glauben, in Interamna umgebracht.“ Zwei Todesortversionen bei Hieronymus. Die erste stammt aus der EKG oder Eutrop, die zweite aus Eusebios, s. oben. e) Die Behauptung, dass Hostilianus an der Pest verstarb, kann aus der EKG kommen, da Aurelius Victor die gleiche Information bietet. Für die Namensform Hostilianus Perperna ist eine andere Quelle anzunehmen, ebenfalls für die Nachricht über dessen Erhebung durch den Senat. fr. 81 Die EKG berichtete über die kurze, nicht ganz drei Monate dauernde Regierung des Aemilianus. Statt von einem „obskuren“ (Eutrop) ist bei Aurelius Victor, der vielleicht zusätzliche Informationen hatte, von einem maßvollen Imperium die Rede. Die Epitome de Caesaribus (31,2) und die Origo gentis Romanorum (69) (KFHist, B 5), verorten die Tötung des Aemilianus an einem pons Sanguinarius (nach Epit. Caes. zwischen Otricoli und Narni). Diese Nachricht stammt eher nicht aus der EKG. b) Hier. chron. 219g: „Aemilianus wurde im dritten Monat der usurpierten Herrschaft dahingerafft.“ fr. 82 Zur Regierungszeit Valerians berichtete die EKG über die Anfänge Valerians einschließlich der Erhebung des Gallienus zum Caesar sowie – mit ausgesprochen negativer Charakterisierung – über die Gefangennahme des Oberkaisers durch die Perser (260 n. Chr). Was die Anfänge Valerians betrifft, beschrieb die EKG, dass Valerian ein Kommando in Raetien bzw. in Raetien und Noricum hatte und dort ein Expeditionskorps versammelte. Diskutiert wird in der Forschung, ob dieses Heer gegen Alamannen versammelt wurde oder schon gegen Aemilianus, vgl. Goltz / Hartmann, Valerianus und Gallienus, 226 Anm. 16. Zur Frage zuletzt C. Witschel, Die Provinz Germania superior im 3. Jh. n. Chr. – ereignisgeschichtlicher Rahmen, quellenkritische Anmerkungen und die Entwicklung des Städtewesens, in: R. Schatzmann / S. Martin-Kilcher (Hgg.), L’Empire romain en mutation, Montagnac 2011, 23–64, hier 42, der keine dramatische Situa-

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tion um 253/254 am raetischen Limes erkennen kann. Weiter gibt die EKG an, dass Gallienus anfangs vom Senat zum Caesar erhoben wurde. Zu dieser Aussage vgl. Goltz / Hartmann, Valerianus und Gallienus, 227 Anm. 27. Für die Authentizität ist vor allem H. G. Pflaum, P. Licinius Gallienus nobilissimus Caesar et Imp. M. Aurelius Numerianus nobilissimus Caesar Aug. à la lumière de deux nouveaux milliaires d’Oum el Bouaghi, BAA 2 (1966–67) 175–82 eingetreten mit Verweis auf CIL VIII 10141 = 22215 und die von ihm publizierten Inschrift AE 1967,684, in der allerdings adulatorisch hinter dem Titel des nobilissimus Caesar ein Augustus gesetzt wird, wofür es bei anderen Trägern des Caesar-Titels Parallelbelege gibt. Vgl. auch Zos. 1,30,1. Insofern zeigt sich die EKG hier über ein ungewöhnliches Detail in der Geschichte des Aufbaus der valerianischen Dynastie gut informiert. Im Unterschied zu Philippus Iunior wurde allerdings der Caesar Gallienus sehr schnell um eine weitere Stufe erhoben. Bezüglich des Endes des Valerian berichtet Aurelius Victor zwar zunächst übereinstimmend mit Eutrop und Festus über dessen Gefangennahme im römischen Mesopotamien (genauer bei Edessa). Für die Darstellung seines weiteren Loses weicht Aurelius Victor auffällig von Eutrop, Hieronymus und Festus ab. Letztere erwähnen nur, dass Valerian in einer schimpflichen Gefangenschaft alterte und verstarb. Dagegen wird er bei Aurelius Victor durch „Zerfleischung“ hingerichtet, was der Tradition über eine Hinrichtung durch Häutung entspricht (Agath. 4,23,7 p. 153,1–4 Keydell). Aurelius Victor hat hier also eine zusätzliche und abweichende Information in seinen Bericht über das Ende Valerians aufgenommen. Seine eigenartige Angabe, Valerian sei „noch im rüstigen Greisenalter“ verstorben, könnte auf eine Wendung der EKG (consenuit/consenescit) korrigierend Bezug nehmen. Die EKG muss einen datierenden Hinweis zur Gefangennahme des Valerian in dessen sechsten Regierungsjahr angebracht haben (d, vgl. das sechste Jahr der Regierung des Gallienus bei Hier. chron. 220). Anscheinend wusste sie auch, dass Valerian bei der Gefangennahme überlistet wurde, weil Eutrop (a) die Niederlage von der Gefangennahme durch mox zeitlich abtrennt. Epit. Caes. 32,5 ist vermutlich aus Eutrop geschöpft und daher ohne eigenen Quellenwert. Den sechs Jahren der Regierung des Valerian (d, f) stellte die EKG die neun Regierungsjahre des Gallienus (a, d, f) gegenüber. Die Stellen zur Regierungszeit des Gallienus sind daher hier in das fr. 82 eingefügt. Zu vergleichen ist im Übrigen die Wendung von a) Eutr. 9,11,1 imperii anno nono mit der Wendung bei d) Aur. Vict. 33,35 imperii anno sexto.

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b) Hier. chron. 220a: „Valerianus wurde in Raetien vom Heer zum Augustus, Gallienus in Rom vom Senat zum Caesar ausgerufen.“; 220d: „Valerianus (…) wird von Schapur, dem König der Perser, gefangen genommen und altert dort in elender Sklaverei.“ Hier. chron. 220i: „Die Germanen gelangten bis nach Ravenna.“ f) Hist. Aug. Gall. 21,5: „Über die Regierungsjahre des Gallienus und des Valerianus ist die Überlieferung höchst unsicher. Während nämlich feststeht, dass die beiden fünfzehn Jahre regiert haben, Gallienus also das fünfzehnte Jahr erreicht hat, während Valerian im sechsten Jahr in Gefangenschaft geriet, verzeichnen andere, auch Gallienus habe neun, wieder andere er habe beinahe zehn Jahre regiert.“ (Übers. Hohl). Eine pseudokritische Diskussion zur Regierungszeit des Valerian und Gallienus. In der EKG war von der Gefangennahme Valerians im sechsten Regierungsjahr (vgl. Aur. Vict. 32,5) und von den weiteren neun Regierungsjahren des Gallienus die Rede (vgl. Eutr. 9,11,1; Aur. Vict. 33,35). fr. 83 Die EKG unterschied, wie die Übereinstimmungen zwischen Aurelius Victor und Eutrop zeigen, eine erste gute Phase der Herrschaft des Gallienus von einer zweiten schlechten Phase. Zur positiven Phase gehörte neben den Erfolgen an der Rheingrenze auch die Wiedererlangung der Kontrolle von Illyricum und die Niederschlagung der Aufstände des Ingenuus und des Regalianus. Die Datierung des Aufstandes des Ingenuus und die Zäsur zwischen der ersten und zweiten Phase der Herrschaft ist bei Eutrop ungenau, während Aurelius Victor den Ingenuusaufstand anscheinend nach der Niederlage des Valerian (260) datiert. Zur Diskussion hinsichtlich der Angabe des Aurelius Victor – es könnte auch der Tod Valerians des Jüngeren (258) gemeint sein – vgl. Goltz / Hartmann, Valerianus und Gallienus, 262 f. Anm. 203 zu Aur. Vict. 33,1. Die Serie der Katastrophen haben Eutrop und Aurelius Victor unzweifelhaft der gleichen Quelle entnommen, dabei sind einige Details variiert. Identisch ist etwa Parthi Mesopotamia occupata bzw. Mesopotamiam Parthi occuparent, aber nur bei Eutrop wird der Angriff der Sasaniden auf Syrien erwähnt. Nur Eutrop spricht von Dakien, das angeblich von Gallienus verloren wurde, während Aurelius Victor nur allgemein auf Gebietsverluste nördlich der Donau verweist. Beide Quellen haben den Hinweis auf Trajan, der diese von Gallienus verlorenen Gebiete für das Reich gewonnen hatte. Pannonien erwähnt Aurelius Victor nicht, dafür hat er umgekehrt die Verwüstung in der Diözese Oriens durch latro-

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nes bzw. durch eine Frau, womit klar auf Palmyra gezielt wird. Die Serie der unter Gallienus eingetretenen Verluste ist mit der Aufzählung in Paneg. 8 (5) 10,1–2 zu vergleichen: tunc se nimium et Parthus extulerat et Palmyrenus aequaverat, tota Aegyptus Syriaeque defecerant, amissa Raetia Noricum Pannoniaeque vastatae; Italia ipsa gentium domina plurimarum urbium suarum excidia maerebat. Von großer historischer Bedeutung ist die Frage, ob Aurelius Victor oder Eutrop für den bis nach Spanien und Tarraco führenden germanischen Einfall die Grundquelle besser widerspiegelt. Eutrop nennt (ebenso wie Hieronymus) als Verantwortliche nämlich Germanen, Aurelius Victor Franken, nachdem beide zuvor für die Invasion Italiens Alamannen erwähnt haben. Entweder Aurelius Victor hat anachronistisch den Germanennamen durch den Frankennamen ersetzt, weil die Franken ihm als Gegenpart zu den Alamannen vertrauter waren, oder Eutrop hat die nach Italien eingefallenen Franken mit den kurz zuvor für den Einfall von 257 erwähnten „Germanen“ identifiziert. Für die Version des Aurelius Victor spricht m. E., dass Zonaras (III 143,9 Dindorf) für die Zeit vor 260 bereits Kämpfe des Gallienus gegen die Franken kennt. Zu berücksichtigen ist ferner, dass das vom Laterculus Veronensis (frühes viertes Jahrhundert!) gebotene Verzeichnis der gentes barbarae quae pullulaverunt sub imperatoribus (Laterculus Veronensis 13, vgl. Notitia dignitatum, ed. Seeck, p. 251) die Franci enthält und dass der gleiche Laterculus den Verlust der rechtsrheinischen civitates durch den Angriff der Barbaren in die Zeit des Gallienus datiert. Allerdings sind späte Zusätze in dieser Liste nicht ausgeschlossen. Da die EKG aber in der Zeit der konstantinischen Dynastie verfasst worden ist und in dieser Zeit die Franken schon längst bekannt waren, ist jedenfalls an sich durchaus möglich, dass bereits für die Invasion von 260 Franken benannt waren, ohne dass damit zwingend Folgerungen für den zeitgenössischen Sprachgebrauch im dritten Jahrhundert gezogen werden können. a) Zur korrupten Form Trebelliano und zum Usurpator Trebellianus (Hist. Aug. trig. tyr. 26) Schmid, Eutropspuren, 126–30. b) Hier. chron. 220i: „Als Gallienus sich jeder Art von Ausschweifung hingegeben hatte, gelangten die Germanen bis nach Ravenna.“; 220k: „Die Alamannen verwüsteten Gallien und gingen nach Italien hinüber.“; 220l: „Griechenland, Makedonien, Pontos, Asien wurden durch die Goten verwüstet, die Quaden und Sarmaten besetzten die pannonischen Provinzen.“; 221a: „Die Germanen besetzten die spanischen Provinzen und Tarraco wurde erobert. Die Parther hielten Mesopotamien und griffen Syrien an.“

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Es sind in Wirklichkeit zwei Germaneneinfälle zu unterscheiden, vgl. fr. 82 a und 83 a (Eutr. 9,7 und 9,8,1). Hieronymus hat den nach Ravenna führenden Einfall vor der Gefangennahme Valerians (vgl. fr. 82) mit dem Einfall nach der Gefangennahme zusammengezogen. fr. 84 Die Episode der Liebe des Hochverräters, Reichsterritorien abtretenden Gallienus zur Barbarenprinzessin Pipa/Pipara ist zwar bei Eutrop nicht belegt, vom Tenor passt sie aber völlig zum Negativbild des Gallienus in der EKG, der „sich jeder Art von Ausschweifung hingegeben hatte“ (fr. 83 b) , die res publica in verheerender Weise verwaltet (fr. 83 a) und auf dem Höhepunkt der Reichskrise in römischen Spelunken weilt. Hintergrund dürfte eine diplomatische Abmachung mit den Markomannen gewesen sein, vgl. Literatur bei T. Gerhardt / U. Hartmann, Fasti X.9: Die germanischen Herrscher, in: Johne, Soldatenkaiser, 1192–8, hier 1199 f. Die Liebe zu Pipa wurde derjenigen zu Salonina gegenübergestellt, der der Kaiser ebenfalls ergeben war. f) Hist. Aug. Gall. 21,3: „der nach seiner Mutter Salonina benannt wurde ⟨…⟩, wiewohl er sie leidenschaftlich liebte, die Tochter eines Barbarenkönigs namens Pipara ⟨…⟩“; 21,6: „Er soll sich immer während der Nächte in Garküchen herumgetrieben und mit Kupplern, Mimen und Possenreißern verkehrt haben.“; trig. tyr. 3,4: „(…) während Gallienus sich einem ausschweifenden Schlemmerleben widmete und in den Liebesbanden eines Barbarenweibes erschlaffte.“ (modifizierte Übers. Hohl). fr. 85 Die Überhöhung des Odaenathus zum Retter des Reiches im Osten (insbesondere der späteren Diözese Oriens) bietet das Gegenstück zur entsprechenden Stilisierung des Postumus und scheint Charakteristikum der EKG gewesen zu sein. In übertriebener Weise ließ sie den Odaenathus nach der Verteidigung Syriens und der Wiedereinnahme von Mesopotamien (Nisibis und Karrhai) sofort bis nach Ktesiphon vordringen. Zum ersten Ktesiphonzug, der weder zur Eroberung von Ktesiphon noch zum Sieg über Schapur führte (wie Hist. Aug. trig. tyr. 15,3 f. im Kontrast zu Gall. 10,6 behauptet), vgl. U. Hartmann, Das palmyrenische Teilreich, in: Johne, Soldatenkaiser, 343–78, hier 353 f. Anm. 28.

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b) Hier. chron. 221d: „Odenathus, ein Kuriale aus Palmyra, sammelte eine Schar von Bauern und schlug die Perser so, dass er ein Lager bei Ktesiphon anlegen konnte.“ f) Hist. Aug. Gall. 10,3: „Er besetzte sogleich Nisibis und Carrhae (…)“; 10,6: „Odenatus aber belagerte bei Ktesiphon die Masse der Parther und nachdem er ringsumher alle Orte verwüstet hatte, tötete er unzählige Menschen.“; trig. tyr. 15,3 f.: „Er brachte zunächst Nisibis und große Teile des Oriens mit ganz Mesopotamien wieder in seine Hand (und zwang dann den geschlagenen König selbst zur Flucht. Schließlich verfolgte er den Schapur und dessen Kinder) bis nach Ktesiphon, (nahm dessen Harem gefangen) etc. “ (modifizierte Übers. Hohl). Zur Gefangennahme des Harems (Hist. Aug. trig. tyr. 15,4), einem Detail, das eher an den Feldzug des Galerius gegen Narses erinnert, vgl. Syncell. 466,19 f. (von Ballista erzählt). Die Historia Augusta hat in Analogie zum Sieg des Galerius gegen Narses weitere Details hinzuerfunden (in der Übersetzung in Klammern gesetzt). Präziser fügt sie aus der EKG an, dass Nisibis und Karrhai gemeinsam mit der römischen Provinz Mesopotamien zurückerobert wurde, von den übrigen Ausführungen stammt nur die Angabe über Ktesiphon aus der EKG. In Hist. Aug. Gall. 10,6 wird nicht zwischen dem ersten und dem zweiten Ktesiphonzug des Odenathus unterschieden. Aus der EKG stammen in den längeren Ausführungen in Hist. Aug. trig. tyr. 15,1 f. (nisi Odenatus, princeps Palmyrenorum, capto Valeriano, fessis Romanae rei publicae viribus sumpsisset imperium, in Oriente perditae essent. quare adsumpto nomine primum regali cum uxore Zenobia et filio maiore, cui erat nomen Herodes, minoribus Herenniano et Timolao collecto exercitu contra Persas profectus est.) vielleicht wegen der Bezüge zu Festus (c) die Ausdrücke princeps Palmyrenorum (vgl. decurio Palmyrenus) und collecto exercitu (vgl. collecta Syrorum agrestium manu), vgl. Wagener, Eutropius, 540. fr. 86 Zu den Besonderheiten der Kaisergeschichte gehörte, dass sie die gallischen Gegenkaiser in einer geschlossenen Sammelbiographie behandelte, die sie der Biographie des Gallienus gegenüberstellte. Eutrop, Aurelius Victor und der Autor der Historia Augusta nennen in einer Reihung Postumus, Laelianus, Marius, Victorinus und Tetricus. Sie weisen die gleiche Tendenz auf (in der Charakterisierung des Postumus oder des zu Übergriffen neigenden Victorinus), gleiche Details etwa zum angeblichen früheren

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Schmied Marius und dessen kurzer Herrschaft. Vgl. hierzu Einleitung, 43 f., ferner die Kommentare zu Aurelius Victor (KFHist B 2) und Eutrop (KFHist B 3). Zur Frage der Dauer der Regierung des Marius und der Dauer seiner Herrschaft, seiner Einordnung in die Sukzessionsfolge (vor und nicht nach Victorinus) und zur quellenkritischen Beurteilung des Verhältnisses zwischen Aurelius Victor und Hist. Aug. trig. tyr. 8,1 s. die Diskussion bei Paschoud, Vies des Trente Tyrans, 76–9. Zu Victorinus und Victoria vgl. Enmann, 379 f. b) Hier. chron. 221g: „Gallien wurden durch Postumus, Victorinus und Tetricus zurückgewonnen.“ f) Hist. Aug. Gall. 4,5: „Denn sieben Jahre lang herrschte Postumus und befreite überaus tatkräftig Gallien von allen ringsumher angreifenden Barbaren.“; trig. tyr. 3,4: „Vom gesamten Heer und von allen Galliern wurde Postumus dankbar anerkannt, und verhielt sich sieben Jahre so, dass er Gallien erneuerte.“; 6,3: „Als dann auch Lollianus getötet worden war, blieb allein Victorinus in der Herrschaft zurück, wurde aber wiederum seinerseits, weil er darauf bedacht war, die Ehen der Soldaten und der Militärführer zu schänden, von einem Intendanturbeamten, dessen Frau er entehrt hatte, im Zuge einer Verschwörung zu Köln erschlagen. Zu dieser Zeit wurde sein Sohn Victorinus, ein kleiner Knabe, von seiner Großmutter oder Victoria (…) zum Caesar ernannt und gleichfalls unverzüglich getötet, nachdem der Vater in Köln ermordet worden war.“ (modifizierte Übersetzungen Hohl); 8,1: „Nach der Ermordung von Victorinus, Lollianus und Postumus regierte Marius, wie man sagt ein ehemaliger Schmied, ganze drei Tage lang.“ (Übers. Hohl); 24,1: „Nach der Ermordung ihres Sohnes Victorinus und ihres Enkels forderte Victoria oder Vitruvia den Senator des römischen Volkes, Tetricus, der eine Statthalterschaft in Gallien wahrnahm, zur Übernahme der Herrschaft auf (…) und ernannte seinen Sohn zum Caesar.“ Zu Laelianus/Lollianus Schmid, Eutropspuren, 132 f. fr. 87 Zuordnung aller Berichte zur EKG, vgl. Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 156. S. ferner zu Hieronymus und der Historia Augusta Helm, Hieronymus und Eutrop, 264 f. „Die Wiederkehr des Verbums conlocare bei Trebellius Pollio mag dabei Zufall sein.“ Aurelius Victor hat aus dieser Erzählung fast keine Elemente, nur bei der Charakterisierung des Claudius Gothicus fallen Gemeinsamkeiten mit Eutrop (9,11,2: parcus vir ac mo-

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destus et iusti tenax ac rei publicae gerendae idoneum) auf, vgl. Enmann, 346. b) Hier. chron. 221k: „Claudius besiegte die Goten, als sie Illyricum und Makedonien verwüsteten. Daher wurde für ihn in der Kurie ein goldener Schild und auf dem Kapitol eine goldene Statue aufgestellt.“ f) Hist. Aug. Claud. 3,2–4: „(…) dass Senat und Volk von Rom ihn nach seinem Tode mit neuartigen Ehrungen bedacht haben: auf einhelligem Beschluss des Senats wurde zu seinem Gedächtnis ein goldener Clupeus bzw., wie die Grammatiker sagen, ein goldenes Clupeum in der Kurie zu Rom angebracht (…). Ihm hat das Volk von Rom, was keinem vorher vergönnt war, auf eigene Kosten vor dem Tempel des Jupiter Optimus Maximus eine zehn Fuß hohe goldene Statue errichtet.“ (Übers. Hohl) fr. 88 Die EKG muss über die (mit einiger Sicherheit fiktive) Abstammung Konstantins von Claudius Gothicus berichtet haben. Allerdings ist die Parallele, die Aurelius Victor zur Angabe Eutrops geboten hat, aufgrund der Zerstörung des Textes nicht mehr genau zu rekonstruieren. Weiterer Zeuge für die Version der EKG dürfte die Historia Augusta sein, die in zahlreichen Passagen die Abstammung des konstantinischen Herrscherhauses von Claudius Gothicus betont. Vgl. Hist. Aug. Heliog. 2,4 und 35,2; Gall. 7,1 und 14,3; trig. tyr. 31,6; Claud. 1,1; 2,8; 3,1; 3,6; 9,9; 10,3; 10,7; 13,2; Aurelian. 44,4. Vgl. Paschoud, Vies des Trente Tyrans, 244. Zu den Stellen s. A. Lippold, Claudius, Constantius, Constantinus. Die V. Claudii der HA. Ein Beitrag zur Legitimierung der Herrschaft Konstantins aus stadtrömischer Sicht, in: G. Bonamente (Hg.), HAC Perusinum, Bari 2002, 309–43, besonders 312–6. Ausführliche Dokumentation F. Chausson, Stemmata aurea: Constantin, Justine, Théodose: revendications généalogiques et idéologie impériale au IVe siècle ap. J.-C, Rom 2007, 25–96. Unabhängig von der Frage nach der Historizität der Abstammung Konstantins von Claudius Gothicus steht fest, dass diese erst ab 310 bekannt gemacht wurde. Die Version von der Verwandtschaft des Claudius Gothicus mit Constantius ist in der Origo Const. 1,1 abweichend, weil dort Constantius über den Bruder Neffe des Claudius Gothicus ist: divi Claudi optimi principis nepos ex fratre. Diese Version wird partiell in der einzigen Passage der Historia Augusta, die sich detailliert zum Problem der Genealogie des konstantinischen Herrscherhauses äußert, aufgegriffen. In dieser Passage macht die Historia Augusta aber den Constantius nicht zum Neffen, son-

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dern zum Großneffen des Claudius und trägt durch die Einschaltung einer weiteren Generation der Version Eutrops (vgl. auch Hieronymus) Rechnung. Allerdings wird oft angenommen, dass die Origo Constantini letztlich das Gleiche (als „Großneffe des Claudius vom Bruder her“) wie die Historia Augusta meint. S. z. B. Aiello, La Pars Constantiniana, 131. b) Hier. chron. 225g: „Constantius war über die Tochter der Enkel des Claudius.“ f) Hist. Aug. Claud. 13,2 f.: „Claudius, Quintillus und Crispus waren Brüder. Claudia war die Tochter des Crispus: ihr und Eutrop, einem überaus vornehmen Mann des dardanischen Stammes, entstammte Constantius Caesar.“ fr. 89 Quintillus, der Bruder des Claudius Gothicus, wurde von Eutrop als eine Art verbessertes Double des Claudius beschrieben. Das könnte bereits der Tenor der EKG gewesen sein, es sei denn, die entsprechenden Angaben in der Historia Augusta sind ganz aus Eutrop entlehnt. Da Quintillus bei Aurelius Victor nicht erwähnt ist, kann die Sache nicht entschieden werden. Zuweisung zur EKG allerdings bei Paschoud, Vies des Trente Tyrans, 307: „Le jugement très favorable de ‛Pollio’ sur Quintillus a son parallèle dans Eutrope (9,12). Il provient donc de l’EKG“. Hieronymus enthält in seiner Darstellung ein Detail mehr als Eutrop, nämlich den Hinweis auf Aquileia als Sterbeort, vgl. Helm, Hieronymus und Eutrop, 289. Diese Angabe fand sich bereits in der Origo gentis Romanorum, wo auch die ursprüngliche Herrschaftsdauer von 77 Tagen zu finden ist, die in der weiteren Überlieferung zu einer angeblich 17-tägigen Herrschaft geschrumpft ist. Zur Diskussion vgl. zuletzt Pfund, Von Picus bis Licinius, 295 f. b) Hier. chron. 222b: „Quintilius, der Bruder des Claudius, wurde vom Senat zum Augustus ausgerufen. Er wird am 17. Tag seiner Herrschaft in Aquileia getötet.“ f) Hist. Aug. Claud. 12,3: „Der Bruder eben des Claudius, ein ehrwürdiger Mann und, um die Wahrheit zu sagen, der Bruder seines Bruders, übernahm die Herrschaft, die ihm nach dem Urteil aller übertragen worden war, und zwar nicht als ererbt, sondern aufgrund des Verdienstes seiner Tugenden, so dass er auch dann Kaiser geworden wäre, wenn er nicht Bruder des Princeps Claudius gewesen wäre.“; 12,5: „Er wurde am siebzehnten Tag (…) umgebracht.“

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fr. 90 Die EKG hat zu Aurelian eine detaillierte Biographie geboten. Die Rekonstruktion folgt (fr. 90–94) ungefähr der von Eutr. 9,13–5 gebotenen Anordnung. a) Eutrop bildet mit seinem Bericht mit dem Sieg über Tetricus, demjenigen über Zenobia und dem Triumph Aurelians die EKG wohl besonders zuverlässig ab und kombiniert zahlreiche Züge, die sich im Einzelnen dann bei weiteren Textzeugen finden lassen. Zu den weiteren Details zur Herkunft und zum Charakter Aurelians, s. die Epitome de Caesaribus (e). b) Hier. chron. 222d: „Aurelianus gewann, nachdem Tetricus bei Châlons sein eigenes Heer verraten hatte, Gallien wieder zurück.“; 222e: „Zenobia, die nach der Ermordung ihres Gatten Odenathus die Herrschaft über Oriens innehatte, wird bei Imma, nicht weit von Antiocheia, besiegt.“; 222g: „Vor Aurelian, der in Rom triumphierte, schritten Tetricus und Zenobia voraus. Von ihnen war Tetricus später Lenker von Lucania und Zenobia wurde in der Stadt mit größter Ehre alt. Nach ihr heißt heute noch in Rom die Familie der Zenobia.“ Helm, Hieronymus und Eutrop, 290 f.: Hieronymus ist dem Festus hier näher als Eutrop. Vgl. Burgess, Jerome, 364. c) Wie Hieronymus bietet Festus im Vergleich zu Eutrop die zusätzliche Ortsangabe Immae, vgl. Barnes, Lost Kaisergeschichte, 21. d) Zum Feldzug gegen Zenobia fehlen bei Aurelius Victor Details. Zu beachten ist allerdings Aur. Vict. 35,1 f.: ceterum Aurelianus (…) confestim, quasi belli reliquiae superessent, in Persas progressus est. quis deletis Italiam repetivit. Die Parallele zu den übrigen Zeugen der EKG-Tradition belegt, dass mit diesem Zug gegen die Perser, von dem aus Aurelian nach Rom zurückkehrt, der Feldzug gegen das palmyrenische Sonderreich gemeint gewesen sein muss. Der Triumph über Zenobia wird allerdings bei Aurelius Victor ausgespart. e) Die Herkunftsangabe der Epitome de Caesaribus ist wesentlich ausführlicher als bei Eutrop. Eine Provenienz aus der EKG, die auf die Definition der genauen sozialen und geographischen Herkunft Wert legte, ist möglich. Die Geschichte über das Abhängigkeitsverhältnis von einem Senator Aurelius entspricht derjenigen über die Herkunft Diokletians bei Eutr. 9,19,2. f) Hist. Aug. Aurelian. 22,1: „Zenobia, welche … die östliche Herrschaft innehatte“; 32,3 f.: „(Aurelian) wandte sich nach dem Westen; da Tetricus selbst sein Heer verriet, weil er dessen Untaten nicht mehr ertra-

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gen konnte, bekam er die ihm übergebenen Legionen in seine Gewalt. So trat er denn als Herr der ganzen Welt nach der Befriedung des Ostens, der gallischen Provinzen und aller Gebiete ringsum den Marsch nach Rom an, um den schaulustigen Römern den Triumph über Zenobia und Tetricus, das heißt über Ost und West, vorzuführen.“ (Übers. Hohl); 39,1: „Nachdem er über Tetricus triumphiert hatte, machte er ihn zum corrector von Lucania, wobei sein Sohn im Senat verblieb.“; trig. tyr. 24,2–5: „Und nachdem Tetricus vieles glücklich ausgerichtet hatte und lange geherrscht hatte, wurde er schließlich von Aurelian besiegt und da er die Unverfrorenheit der eigenen Soldaten und ihre Frechheit nicht mehr ertragen konnte, ergab er sich freiwillig dem sehr ernsten und strengen Princeps. Gleich zu Beginn seines Schreibens an Aurelian soll er sich folgenden Verses bedient haben: ‚Entreiß mich, Unbesiegter, diesen Leiden.‘ Daher (…) führte er den Senator des römischen Volkes und gewesenen Konsul, der alle Gallien als Statthalter verwaltet hatte, im Triumph einher, gleichzeitig mit Zenobia (…). Doch bestellte der allzu Gestrenge gleichwohl in einer Anwandlung von Beschämung den Mann, über den er triumphiert hatte, zum Statthalter über ganz Italien, nämlich über Kampanien, Samnium, Lukanien, Bruttium, Apulien, Kalabrien, Etrurien und Umbrien, Picenum und Flaminia und den ganzen getreideabgabenpflichtigen Distrikt; so schenkte er ihm nicht nur das Leben, sondern beließ ihn im Besitz hohen Ranges, ja nannte ihn häufig seinen Kollegen, mitunter Kamerad, einige Male sogar Kaiser.“ (modifizierte Übers. Hohl); 25,2: „Dieser (der jüngere Tetricus) wurde auch selbst gemeinsam mit dem Vater im Triumph einhergeführt, verwaltete aber später alle senatorischen Ehrenämter.“ Für die Darstellung der Herrschaft des Tetricus in der Historia Augusta, vgl. die Synopse bei Enmann, 379 f. Besonders groß ist die Gemeinsamkeit mit Eutrop, aber es fehlt auch nicht an Gemeinsamkeiten mit Victor (z. B. zum Sohn des Tetricus), vgl. Enmann, 379: „Das leben des Tetricus sieht teilweise wie aus Eutrop abgeschrieben aus und auch Victor lässt sich wieder auf das beste vergleichen.“ g) Syncell. 467,13 f.: „(…) und sie (sc. die Leibwächter) händigten seiner Gemahlin Zenobia die Herrschaft über den Osten aus“; 470,3–7: „Diese Kunde konnte Aurelian nicht ertragen und marschierte mit einem Heer und vernichtete in der Nähe von Antiocheia in Syrien an dem Immai benannten Platz die Palmyrener, wobei er Zenobia überwältigte und nach Rom führte, und er verband sie, indem er große Gnade erwies, in ehrbarer Weise mit einem Mann aus dem Senat“; 470,8: „Er siegte auch über die Gallier, die damals einen Aufruhr machten.“

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Zur Verwandtschaft mit Eutrop 9,13,2 und den entsprechenden Passagen aus der Historia Augusta s. Apparat von Mosshammer p. 467 und 470. Während Helm Synkellos in der Regel hinzuziehen kann, um Euseb zu rekonstruieren, stellt er, Hieronymus und Eutrop, 290 für diese Passage fest: „(…) eine Fassung, die durch ihre Wortfülle jedenfalls über einen Artikel des Eusebius hinausgeht.“ Synkellos kennt in Übereinstimmung mit Hieronymus und Festus Immae als den Ort der Auseinandersetzung zwischen Aurelian und Zenobia. Polemius Silvius hat von Aur. Vict. 35,3–5 (d) leicht abweichende Angaben zum Los der beiden Tetrici und zur Rolle des Faustinus. fr. 91 Die EKG enthielt einen Abschnitt über das Verhältnis Aurelians zur Stadt Rom. Dabei dürfte sie recht detailliert über den Aufstand der monetarii, anschließend über Baumaßnahmen und Einrichtungen Aurelians in Rom berichtet haben. Die Umstände der Niederschlagung des Aufstandes der monetarii, durch die auch Senatoren in Mitleidenschaft gezogen wurden, gaben der EKG des Weiteren Veranlassung die besondere Grausamkeit des Kaisers hervorzuheben (s. auch fr. 90 a), aber auch die Wiederherstellung der Ordnung zu rühmen. Bei den Baumaßnahmen wird der Hinweis auf die Errichtung der Mauern kombiniert mit der Angabe zur Errichtung des SolTempels. Dieser begegnet bei allen lateinischen Zeugen der EKG mit Ausnahme der Epitome, vgl. Paschoud, Vies d’Aurélien, 185. Die Aurelianischen Mauern werden in a, b als „stärker“, in d und f als „weiter“ beschrieben. Die Epitome de Caesaribus (e) hat beides und gibt damit den Tenor der EKG wieder. Einige Elemente der Aurelianbiographie der EKG (Mauerbau, Errichtung des Sol-Tempels, Tod in Caenophrurium) finden sich bereits in der Origo gentis Romanorum, die die Liste der Bauten und Einrichtungen bei Hieronymus an Ausführlichkeit erheblich übertrifft, vgl. Origo Rom. 73 (KFHist B 5). Zum Problem s. Einleitung, 35–9. b) Hier. chron. 223a: „Aurelianus errichtet einen Tempel für den Sonnengott und umzäunt Rom mit festeren Mauern.“; 223b: „Zum ersten Mal wird von Aurelian ein Wettkampf für den Sonnengott eingerichtet.“ Die Notiz über die Einrichtung eines Agons für Sol stammt wegen der ausführlichen Behandlung der Baumaßnahmen Aurelians und seiner SolVerehrung wohl ebenfalls aus der EKG. Vgl. auch Helm, Hieronymus und Eutrop, 158. Die Reihenfolge bei Hieronymus (erst Tempel, dann Mauern) ist gegenüber Eutrop die ursprüngliche, so Burgess, Jerome, 364. Hierony-

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mus hat in seinem Eintrag zu Aurelian dessen in der EKG betonte Grausamkeit nicht hervorgehoben, s. aber 244a: Valentinianus egregius alias imperator et Aureliano moribus similis, nisi quod severitatem eius nimiam et parcitatem quidam crudelitatem et avaritiam interpretabantur. d) Die EKG berichtete über die Verfälschung der Münzen durch Felicissimus. Der von Aurelius der sprachlichen Variation wegen gewählte Ausdruck corrodere bezeichnet kein spezielles Vorgehen, etwa in der Art, dass die seitlichen Ränder der Münzen abgetrennt wurden, sondern ist in der Sache identisch mit der Angabe bei Eutrop, dass die Münzen verfälscht wurden. Nachweisbar ist vor allem eine große Anzahl von nach dem Tode des Claudius Gothicus ausgebrachten DIVO CLAVDIO-Prägungen mit einem hohen Zinnanteil und einem geringen bzw. nicht vorhandenen Silberanteil. Diese Verfälschung der (nominellen) Silbermünze ist gemeint, so jedenfalls R. Ziegler, Der Schatzfund von Brauweiler. Untersuchungen zur Münzprägung und zum Geldumlauf im gallischen Sonderreich, Köln 1983, 23–30. S. allerdings den phil. Kommentar zur Aurelius Victor-Passage. Vielleicht hat Aurelius Victor die Angabe der EKG uminterpretiert. Im Bericht der EKG war die Niederschlagung der stadtrömischen Rebellion der Arbeiter in der Münze kombiniert mit der Darstellung über die Baumaßnahmen (Sol-Tempel und Stadtmauern). Zu einem Teil der Übereinstimmungen s. Helm, Hieronymus und Eutrop, 265. Die Rolle des Felicissimus ist dabei jeweils verschieden interpretiert: Nach Aurelius Victor veranlasst Felicissimus die Fälschungen, nach der Historia Augusta (Aurelian. 38,2) veranlasst er den Bürgerkrieg, nach Eutrop ist dagegen Felicissimus ein Opfer des Aufstands. e) Teilweise, aber nicht vollständig aus Eutrop (a). f) Hist. Aug. Aurelian. 21,5 f.: „Aurelian, der ein ziemlich hitziges Temperament besaß, eilte wutentbrannt nach Rom, dürstend nach der Rache, die ihm der Ernst der ausgebrochenen Unruhen nahelegte. Der sonst so vortreffliche Mann machte seine Herrschermacht schonungslos geltend, ließ die Rädelsführer hinrichten und erstickte den Aufruhr in Blut, statt die Ordnung mit lindernder Hand herzustellen. Es wurden nämlich sogar einige vornehme Senatoren hingerichtet.“; 21,9: „Nach diesen Aktionen, erweiterte Aurelian, da er mit der Möglichkeit einer Wiederholung der unter Gallienus eingetretenen Ereignisse rechnete, den Mauerring der Stadt Rom.“; 31,4: „Die Grausamkeit schließlich oder, wie einige sagen, die Strenge Aurelians (…).“ 38,2: „Unter Aurelian kam es auch auf Anstiftung des Schatzmeisters Felicissimus zu einem Krieg der Münzer. Diesen Aufstand warf er mit größter Energie und Strenge nieder, wobei siebentausend

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Mann seiner Soldaten getötet wurden.“; 39,2: „Er erbaute einen prachtvollen Tempel des Sonnengottes. Die Mauern der Stadt erweiterte er in einem solchen Ausmaß, dass der Mauerring sich auf beinahe fünfzig Meilen erstreckt.“; 39,6: „Im Tempel des Sonnengottes legte er eine Menge Gold und Juwelen nieder.“; 39,8 f.: „Übrigens soll er grausam genug gewesen sein, vielen Senatoren einen auf Verschwörung und Gegenkaisertum abzielenden Zusammenschluss in die Schuhe zu schieben, um diese so leichter töten zu können. Einige fügen hinzu, Aurelian habe den Sohn, nicht die Tochter seiner Schwester ermordet, aber die meisten meinen (sowohl die Tochter als) auch den Sohn der Schwester.“ (teils modifizierte Übersetzungen Hohl). Vgl. zur Behandlung des Felicissimus-Aufstands durch Aurelian den Kommentar von Paschoud, Vies d’Aurélien, 182 f. Zu den Bauten in Rom Paschoud, 185 f. Der Hinweis, dass 7000 den Tod fanden und dass die Mauern eine Wiederholung der Ereignisse unter Gallienus verhindern sollten, findet sich auch bei Aurelius Victor (d). Letzteres verweist darauf, dass die EKG den scharfen Kontrast zwischen Gallienus und seinen energischen Nachfolgern hervorhob. Zur Tötung des Sohnes der Schwester, woraus Pseudo-Varianten konstruiert werden, s. Eutrop (a). g) Syncell. 470,12 f.: „Derselbe baute auch den Tempel des Helios in Rom, der durch Gold und Edelsteine staunenswert war.“ Die prunkvolle Ausstattung des Tempels durch einen Schatz aus Gold und Edelsteinen wird auch bei Eutrop (a) und in größerer Allgemeinheit bei Aurelius Victor (d) betont, vgl. Hist. Aug. Aurelian. 39,6 (f). fr. 92 Eine Passage, für die es keine Parallele bei Eutrop (zur Grausamkeit s. allerdings fr. 91) gibt und in der wieder der Fall vorliegen könnte, dass die Historia Augusta direkt aus Aurelius Victor geschöpft hat. Die Historia Augusta bietet allerdings für die athenische Amnestie von 403 v. Chr. eine präzisere Angabe. Der Autor der Historia Augusta hat entweder seinen Bericht zu Aurelian aus Stücken des Aurelius Victor und Eutrops (vgl. hierzu z. B. das folgende fr. 93) zusammengefügt oder einheitlich aus der EKG bezogen. Eine Entlehnung von Aur. Vict. 38,3 und 39,1–7 aus der EKG postuliert Paschoud, Vies d’Aurélien, 181 f. gegen Chastagnol, L’utilisation des "Caesares", 61–3. f) Hist. Aug. Aurelian. 39,3–5: „Er verfolgte mit großer Grausamkeit die Angeber und Denunziatoren. Er ließ öffentliche Schuldverzeichnisse

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zur Sicherheit der Privatleute ein für alle Mal auf dem Trajansforum verbrennen. Es wurde unter ihm auch eine Amnestie nach dem Beispiel der Athener beschlossen (…). Die Diebe in den Provinzen, die wegen Erpressungen und Unterschlagung angeklagt worden waren, ließ er über das Maß militärischer Zucht hinaus verfolgen, so dass er sie mit schweren Foltern aller Art bestrafte.“ fr. 93 Aufgabe des traianischen Dakien und Neugründung einer gleichnamigen Provinz südlich der Donau. Aurelius Victor hat nur im Zusammenhang mit der Preisgabe Dakiens durch Gallienus einen Rückverweis auf die Hinzugewinnung dieser Provinz unter Trajan, hier allerdings in einem mit Eutrop völlig vergleichbaren Kontext (vgl. Aur. Vict. 33,3 sowie fr. 22 d und 83 d). Auf eine abermalige Erwähnung des traianischen Dakien im Zusammenhang mit der Neugestaltung der Verhältnisse an der Donau durch Aurelian hat er verzichtet. Da Räumung Dakiens und Neugestaltung der Provinzen südlich der Donau freilich auch bei Festus, in der Historia Augusta und in der byzantinischen Tradition bezeugt sind, spricht sehr viel dafür, dass die EKG beides in ihrer Aurelianbiographie erwähnt hat. c) Festus geht von der etablierten Provinzialordnung der valentinianischen Zeit aus, mit der Dacia mediterranea, der Dacia ripensis und der Provinz Dardania. Die EKG hat aber, wie aus a, f und g zu erkennen ist, von einer einzigen, von Aurelian geschaffenen neuen Provinz zwischen der Moesia inferior und der Moesia superior gesprochen. f) Hist. Aug. Aurelian. 39,7: „Als er sah, dass Illyricum verwüstet und Moesien zugrundegerichtet war, verließ er die jenseits der Donau liegende Provinz, die von Trajan eingerichtet worden war, indem er das Heer und die Provinzialbewohner entfernte. Denn er hatte keine Hoffnung, dass sie weiter behalten werden konnte. So führte er die Bevölkerung aus ihr weg und siedelte sie in Moesien an und bezeichnete die Provinz als sein Dakien, die jetzt die beiden moesischen Provinzen trennt.“ Gemeint ist die später in Dacia mediterranea und ripensis aufgeteilte Provinz zwischen Moesia prima und Moesia secunda. g) Syncell. 470,14 f.: „(Derselbe richtete es ein), indem er das Dakien Trajans den Barbaren preisgab, und Männer und Frauen in die mittlere, von beiden Seiten von Moesien umfasste Region umsiedelte, dass es das mittlere Dakien (Dacia mediterranea) heißen sollte“

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Suda Δ 23: „Das dakische Land, das Trajan in der jenseits der Donau gelegenen Gegend einrichtete und das Aurelian verließ. Als das Land der Illyrier und Moesier verwüstet wurde, glaubte er, dass es unmöglich sein werde, das jenseits isoliert in der Mitte der Flüsse gelegene Land zu behalten. Er führte also die dort angesiedelten Römer aus den Städten und den Gebieten heraus und siedelte sie in der Mitte Moesiens an, wobei er das Land Dakien nannte, welches nun in der Mitte der beiden moesischen Provinzen liegt und sie voneinander trennt.“ Das „jenseits isoliert in der Mitte der Flüsse gelegene Land“ bezeichnet in unklarer Weise das dakische Gebiet nördlich der Donau und südlich des Nebenflussystems der Theiss, vielleicht auch westlich des Alutus. Mehr ist der Stelle nicht zu entnehmen. fr. 94 Die Darstellung der komplexen Intrige, die zur Ermordung Aurelians führte, war, wie die Übereinstimmungen zwischen Aurelius Victor und Eutrop eindeutig belegen, in der EKG enthalten. Zu Caenophrurium s. auch Origo Rom. 73 (KFHist B 5). Die anachronistische Umbenennung von Byzanz zu Konstantinopel teilt Hieronymus mit Eutrop (daraus auch Epit. Caes. 38,5), während Synkellos und die Historia Augusta mit Byzanz vermutlich besser dem Original der EKG entsprechen. Die EKG kannte auf jeden Fall die tetrarchische Umbenennung von Perinth zu Herakleia. b) Hier. chron. 223c: „Und nicht viel später wird er zwischen Konstantinopel und Herakleia in Caenofrurium an der alten Straße umgebracht.“ f) Hist. Aug. Aurelian. 35,5: „In der Poststation Caenofrurium, die zwischen Herakleia und Byzanz liegt, wurde er infolge der heimtückischen Intrige seines Sekretärs (…) umgebracht.“ g) Syncell. 470,9–11: „Als er nun auch gegen die Skythen zog, wurde er von seinem eigenen Heer umgebracht, wobei er zwischen Byzantion und Herakleia in einen Aufruhr geriet, in der sogenannten ‚neuen Festung‘ in Thrakien.“ fr. 95 Die Historia Augusta hat auch hier eher aus der EKG als aus Eutrop geschöpft, zur Passage vgl. Paschoud, Vies d’Aurélien, 176.

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f) Hist. Aug. Aurelian. 37,1: „Das war das Ende Aurelians, eines Kaisers, der eher notwendig als gut war.“ 37,4: „Weil er große Taten verrichtet hatte, wurde er zu den Vergöttlichten gerechnet.“ fr. 96 Die Tacitus-Vita der Historia Augusta enthält, wie diejenige des Aurelian, nebeneinander Passagen, die mit Eutrop, und solche, die mit Aurelius Victor übereinstimmen, vgl. zu Tac. 13 die Vergleiche von Enmann, 387 f. Die Rekonstruktion dessen, was die EKG zum Kaiser Tacitus und seinem Nachfolger Florian geboten hat, bleibt gleichwohl mit Unschärfen behaftet. Sicher ist, dass die EKG dem Tacitus eine Regierungszeit von ungefähr sechs Monaten, dem Florian von etwa zwei Monaten (allerdings bei den einen mehr, bei den anderen weniger als zwei Monate) zuschrieb (genaue Analyse bei Paschoud, Vies d’Aurélien, 299 f. und 302). Einig sind sich aber die meisten Zeugen der EKG darin, dass Florian in Tarsos getötet wurde. Einige halten Tarsos auch als Todesort des Tacitus fest, während Aurelius Victor und Hieronymus hiervon abweichen. Das Senatskaisertum des Tacitus findet sich bei Aurelius Victor und in der Historia Augusta, ebenso die auch von Polemius Silvius bezeugte (falsche) Behauptung, Florian sei der Bruder des Tacitus gewesen, obwohl die divergierenden Gentilnamen (Annius bzw. Claudius) das ausschließen, vgl. hierzu Paschoud, Vies d’Aurélien, 300–2. Beide Quellen (Aurelius Victor und Historia Augusta) enthalten die Angabe, Florian habe als eine Art Usurpator die Herrschaft übernommen. Historia Augusta und Aurelius Victor bieten gemeinsam ferner auch die Angabe, Tacitus habe die Mörder des Aurelian bestraft (weiteres hierzu bei Paschoud, 296 f.). Das angebliche Interregnum nach der Herrschaft des Aurelian wird von Aurelius Victor und der Epitome de Caesaribus bezeugt, in einer Variante ferner auch von der Historia Augusta. Eutrop enthält das Detail nicht. Gleichwohl vermutet K.-P. Johne, Der „Senatskaiser“ Tacitus, in: Johne, Soldatenkaiser, 379–93, hier 380: „Das sechsmonatige Interregnum geht zweifellos auf die Enmannsche Kaisergeschichte zurück, die auf die folgende Historiographie nachhaltig eingewirkt hat.“ b) Hier. chron. 223d: „Als dreißigster von den römischen (Kaisern) herrschte Tacitus sechs Monate.“; 223e: „Als dieser am Pontus umgebracht worden war, hielt Florian die Herrschaft 88 Tage inne. Nachdem auch dieser bei Tarsus getötet worden war, (…).“

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d) Der Hinweis auf den angeblichen Präzedenzfall des Interregnums nach dem Tode des Romulus ist ein Zusatz des gebildeten Aurelius Victor. f) Hist. Aug. Tac. 13,1: „Und seine erste Sorge, die er als neuer Kaiser verfolgte, war es, alle die zu töten, die Aurelian umgebracht hatten.“; 13,4 f.: „Er führte aber wegen der Kürze seiner Regierungszeit nichts Großes aus. Denn er starb durch einen Anschlag der Soldaten, wie die einen sagen, im sechsten Monat, wie aber andere sagen, aufgrund von Krankheit.“; 13,6: „Diesem folgte sein Bruder Florian in der Herrschaft.“; 14,1 f.: „Dieser war der leibliche Bruder des Tacitus, der nach seinem Bruder die Herrschaft an sich riß, nicht aufgrund eines Senatsbeschlusses, sondern aufgrund eigenen Antriebs (…). Schließlich hielt er die Herrschaft kaum zwei Monate inne und wurde in Tarsus von den Soldaten getötet.“; 14,5: „Zwei Kaiser entsprangen also einem einzigen Haus, von denen der eine sechs Monate, der andere kaum zwei regierte, gleichsam wie Zwischenkönige zwischen Aurelian und Probus.“ g) Polemius Silvius stimmt mit anderen Zeugen (d und f) darin überein, dass Florian der Bruder des Tacitus gewesen sein soll. Paschoud, Vies d’Aurélien, 301 führt, Burgess, Principes cum tyrannis, 494 folgend, diese Angabe auf die EKG zurück, s. jedoch zum Verhältnis zwischen Polemius und der EKG Einleitung, 32 f. fr. 97 Die sehr lobende Biographie, die die EKG zu Probus bot, umfasste einen Hinweis auf die militärische Tüchtigkeit des Kaisers (Hist. Aug. Prob. 3,1: sowohl in der Zeit als Privatmann wie auch als Kaiser, vgl. dagegen a und d), die Befreiung Galliens von den Barbaren, die Bekämpfung von vier Usurpatoren, die Erlaubnis des Anbaus von Reben in den Provinzen, die besonderen Umstände seiner Ermordung in Sirmium sowie die utopische Äußerung des Kaisers, Soldaten würden bald entbehrlich sein. Anscheinend wurde auch auf dessen Herkunft aus Sirmium hingewiesen, vgl. Aur. Vict. 37,4 und Hist. Aug. Prob. 3,1 und 21,2. Die großen und sehr spezifischen Entsprechungen zwischen Aurelius Victor und Eutrop lassen gerade für die Probus-Biographie die Charakteristika der EKG besonders gut erkennen. Die Angabe über die Umstände des Todes des Probus bei Bonierungsarbeiten in Sirmium findet sich allerdings nur bei Aurelius Victor und in der Historia Augusta. Es könnte sich um eine Sondertradition bei Aurelius Victor handeln, die dieser zusätzlich zur EKG-Tradition hinzugezogen hat und die dann von der Historia Augusta (Prob. 21,2) weiter auf-

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gebauscht wurde. Der nicht zu dieser Geschichte passende Hinweis auf die turris ferrata (also einen mit Eisen beschlagenem Belagerungsturm) spricht für militärische Handlungen. Er stammt aus Eutrop bzw. aus der ursprünglichen Version der EKG. Die Historia Augusta versucht beide Versionen miteinander zu verbinden, indem Probus seine Zuflucht zum eisenbeschlagenen Turm nimmt, der der Beobachtung der Bonierungsarbeit dient. Epit. Caes. 37,1–4 stammt ausschließlich aus Eutrop und ist nicht in den Überblick aufgenommen worden. b) Hier. chron. 223g: „Probus stellte Gallien, das von den Barbaren besetzt war, mit ungeheurer Tüchtigkeit wieder her.“; 224a: „Probus erlaubte den Galliern und Pannoniern Weinberge zu haben, und den Alma-Berg und den Goldenen Berg, die von der Hand der Soldaten bepflanzt worden waren, übergab er den Provinzialen zur Bebauung.“; 224e: „Probus wird in einem Soldatenaufstand bei Sirmium in einem Turm, der der ‚Eisenbeschlagene‘ genannt wird, umgebracht.“ Zu Eutrop und Hieronymus vgl. hier Helm, Hieronymus und Eutrop, 265. d) Vgl. Enmann, 347. f) Hist. Aug. Prob. 3,1: „Probus stammte aus Pannonien, aus der Stadt Sirmium, (…). Sowohl als Privatmann wie als überaus prominenter Kaiser glänzte er mit seinen Tugenden.“; 18,4: „Aber er hatte es mit keineswegs geringfügigen, von Tyrannen provozierten Unruhen zu tun; denn den Saturninus, der die Herrschaft über Oriens an sich gerissen hatte, besiegte er durch verschiedene Arten von Kämpfen und dank seiner bekannten Tüchtigkeit.“; 18,5: „Als danach Proculus und Bonosus bei Köln in Gallien die Herrschaft an sich gerissen hatten und schon alle Provinzen Britanniens, Spaniens und des behosten Galliens für sich in Anspruch nahmen, besiegte er sie, indem die Barbaren ihm halfen.“; 18,8: „Allen Galliern, Spaniern und Britanniern erlaubte er von nun an, Weinstöcke zu haben und Wein herzustellen. Er selbst ließ den Alma, einen Berg in Illyricum in der Nähe von Sirmium, durch die Arbeit der Soldaten umgraben und mit einem auserlesenen Wein bepflanzen.“; 20,1–3: „Von seinen eigenen Soldaten wurde er heimtückisch umgebracht (…). Dem fügte er eine Aussage hinzu, die für sie beschwerlich war, für den Staat aber, falls es jemals geschehen sollte, heilsam, nämlich, dass bald Soldaten nicht mehr notwendig sein würden.“; 21,2 f.: „Denn als er nach Sirmium kam und den väterlichen Boden urbar zu machen und zu vergrößern suchte, beorderte er zur Austrocknung eines Sumpfes viele tausend Soldaten zugleich dorthin und plante, einen gewaltigen Kanal zu graben, der in die Save münden und für die Sirmien-

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ser nützliche Ackerflächen austrocknen sollte. Darüber waren die Soldaten aufgebracht und töteten ihn, als er sich in einen eisenbeschlagenen Turm flüchtete.“ (nach Übers. Hohl) Zum Material der verlorenen Kaisergeschichte in der Probus-Vita der Historia Augusta vgl. Enmann, 392 f. Enmann hat die gesamte Passage Hist. Aug. Prob. 3,1 (mit der ausführlichen Darstellung der Herkunft und der Anfänge) seiner Kaisergeschichte zugerechnet. Allerdings finden sich hier wenig Parallelen in den Breviarien. Hingewiesen wird in diesen immerhin auf die militärische Expertise, die unter den zahlreichen virtutes des Kaisers inbegriffen ist. Ferner wird der Geburtsort Sirmium durch Aurelius Victor (37,4) bestätigt, vgl. Paschoud, Vies de Probus, 62. Zur Zuordnung der Gesamtheit der Erzählung über die Herkunft an die Kaisergeschichte verweist Enmann, 388–90 auf zahlreiche Parallelen, die diesem biographischen Schema folgen: Eutr. 8,2 und Aur. Vict. 13,1 zu Trajan; Eutr. 8,8 und Aur. Vict. 15,1 zu Antoninus Pius etc. Ich habe gleichwohl nur die Passagen von 3,1 eingefügt, die mit Eutrop und Aurelius Victor abgeglichen werden können. Zu den Parallelen zwischen der EKG-Tradition und der Hist. Aug. Prob. 18,4–8 vgl. Paschoud, Vies de Probus, 132 f. Zu Prob. 21,2 und Aur. Vict. 37,4 s. oben am Anfang des Abschnitts zu fr. 97. g) Zum Problem der Beziehungen zwischen Polemius Silvius und der EKG vgl. Einleitung, 32. fr. 98 Zu diesem Abschnitt der Carus-Biographie dürfte die EKG Folgendes geboten haben: 1. Die Familie des Carus stammt aus Gallien. 2. Carus ist der praefectus praetorio des Probus. 3. Auf dem Weg in den Perserkrieg lässt Carus den Carinus im Westen zurück und führt Numerianus mit sich. 4. Carinus übt im Westen des Römischen Reiches und in Rom eine Gewaltherrschaft aus. Zur Vita des Carus, Carinus und Numerianus in der EKG s. die Zusammenstellung bei Enmann, 394–6. Epit. Caes. 38,1 ist aus Eutrop entnommen. Die Historia Augusta kann ihren Stoff auch durch eine Kombination von Eutrop und Aurelius Victor gewonnen haben. b) Hier. chron. 224g: „Carus aus Narbonne.“ f) Hist. Aug. Car. 5,4: „Von Probus zum Prätorianerpräfekten erhoben, gewann er bei den Soldaten so große Beliebtheit, dass er nach der Ermordung des Probus (…) der Herrschaft am würdigsten erschien.“; 7,1: „Er nahm den Krieg gegen die Perser in Angriff, nachdem er seine Kinder zu Caesaren erhoben hatte, und zwar so, dass er den Carinus mit ausge-

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wählten Männern zur Bewachung Galliens bestimmte, er aber selbst Numerian (…) mit sich führte.“ g) Syncell. 472,10: „Carus, ein Mann aus Gallien (…).“; 472,20–2: „Damals war Carinus, der Sohn des Carus in Rom, der von seinem Vater dort zurückgelassen war, als er gegen die Perser zog, und er war für die Römer bedrückend.“; 472,24: „den Carinus, der die Herrschaft in ungerechter Weise ausübte.“ fr. 99 In der EKG rückt Carus siegreich gegen die Perser vor, erobert Städte, wird aber in seinem Lager am Tigris vom Blitz getroffen, und zwar aufgrund des Eingreifens von göttlicher Seite. Dass diese „theologische“ Erklärung in der EKG zu finden war, beweisen die Gemeinsamkeiten von Festus (c) und Aurelius Victor (d), wobei Festus nur vom Neid der Götter, Aurelius Victor vom Verstoß gegen die Orakel spricht. Die Historia Augusta bekämpft diese Ansicht, vgl. zur Diskussion Paschoud, Vies de Probus, 359–62. Die EKG dürfte auch über den Sarmatenkrieg des Carus berichtet haben, vgl. a, f und g. Allerdings fehlt eine beweiskräftige, mit Eutrop übereinstimmende Angabe bei Aurelius Victor. b) Hier. chron. 224g: „Nachdem Carus das gesamte Gebiet der Parther verwüstet und die bekanntesten Städte der Feinde Koche und Ktesiphon eingenommen hatte, wurde er, während er am Tigris sein Lager aufschlug, durch einen Blitzschlag getroffen und ging zugrunde.“ f) Hist. Aug. Car. 8,1 f.: „Nachdem Carus den von ihm geführten Sarmatenkrieg großenteils beendet hatte, zog er mit einer gewaltigen Kriegsmaschinerie und der gesamten Streitmacht des Probus gegen die Perser; er nahm, ohne daß ihm ein Feind entgegentrat, Mesopotamien und gelangte bis nach Ktesiphon. Doch als er in seiner Ruhmbegier (…) weiter vorgestoßen war, fand er den Tod (…) durch einen Blitzstrahl.“; 8,7: „Dazu kam, daß die Kammerdiener im Schmerz über den Tod des Kaisers das Zelt in Brand steckten. Daraus bildete sich alsbald das Gerücht, der Kaiser sei vom Blitz erschlagen worden (...)“; 9,1: „ (…) viele behaupten, es sei eine Art Schicksalsfügung, dass kein römischer Kaiser über Ktesiphon hinausgelange, und Carus sei deshalb vom Blitz tödlich getroffen worden, weil er die vom Schicksal gezogenen Grenzen zu überschreiten begehrte.“ (Übers. Hohl). Mit Festus (c) hat die Historia Augusta die Information gemeinsam, dass niemand Carus entgegentrat (quasi nullo obsistente bzw. nullo sibi

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occurente), mit Aurelius Victor die Angabe, dass Carus besonders ruhmbegierig war. Vgl. die Beobachtungen von Wagener, Eutropius, 534. g) Syncell. 472,10–3: „In seinem zweiten Regierungsjahr besiegte Carus, ein Mann aus Gallien, der tapfer war, die rebellierenden Sarmaten. Er kämpfte auch gegen die Perser und übernahm Ktesiphon. Als dieser am Tigris sein Lager hatte, schlug ein Blitz ein und er ging sofort mit dem Zelt zugrunde.“ Synkellos bietet in diesen Passagen zu Carus und zum Beginn der Herrschaft Diokletians eindeutig mehr als Eutrop. So ist das Zelt, in das der Blitz einschlägt, ein Detail, das sich nicht bei Eutrop, wohl aber in der Historia Augusta (Car. 8,7) findet. Zum Problem der Abhängigkeit des Polemius Silvius von der EKG s. Einleitung, 32. Die Formulierung unterscheidet sich hier deutlich von derjenigen des Aurelius Victor, vgl. Bleckmann, Komm. zu Pol. Silv. princ. 54 (KFHist B 6,221). Das könnte dafürsprechen, dass Polemius Silvius hier unabhängig von Aurelius Victor auf die EKG zurückgreift. fr. 100 Die EKG berichtete über die eigenartigen Umstände, unter denen die Ermordung des (wegen einer Augenerkrankung in einer Sänfte verborgenen) Numerianus entdeckt wurde, über die niedrige Herkunft seines Nachfolgers Diokletian und über dessen entschiedenes Auftreten bei seinem Regierungsantritt, nämlich die eigenhändige Beseitigung des Prätorianerpräfekten Aper. b) Hier. chron. 225a: „Als Numerianus wegen seiner Augenschmerzen in einer Sänfte reiste, wurde er durch den Hinterhalt seines Schwiegervaters Aper getötet, wobei das Verbrechen nach einigen Tagen nur durch den Gestank der Leiche entdeckt wurde.“; 225c: „Als der Dalmater Diokletian, der Sohn eines Schreibers, zum Kaiser gewählt worden war, erschlug er sofort den Aper in einer Soldatenversammlung und schwor, dass Numerian ohne jede eigene Beteiligung an der verbrecherischen Tat getötet worden sei.“ e) Großenteils aus Eutrop. Vielleicht kommt aber das Wort scelus aus der EKG, vgl. Schlumberger, Epitome de Caesaribus, 169 mit Anm. 177. f) Hist. Aug. Car. 12,1: „Als ihn nach dessen Tod ein Augenleiden befiel (…) und er sich in einer Sänfte tragen ließ, wurde er auf Anstiften seines Schwiegervaters Aper, der die Herrschaft an sich zu bringen versuchte, ermordet.“; 12,2: „Aber als die Soldaten sich geraume Zeit Tag für Tag nach dem Befinden des Kaisers erkundigten und Aper vor dem versam-

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melten Heer erklärte, Numerian könne sich nicht zeigen, weil er seine angegriffenen Augen nicht dem Wind und der Sonne aussetzen dürfe, wurde der wahre Sachverhalt durch den Leichengeruch offenkundig. Nun stürzten sich alle auf Aper (…). Dann wurde eine große Heeresversammlung einberufen und auch ein Tribunal errichtet.“; 13,1: (…) alle riefen Diokletian, der damals die domestici befehligte, mit göttlicher Einmütigkeit zum Augustus aus.“; 13,2: „Als Diokletian das Tribunal bestiegen hatte und, zum Augustus ausgerufen, gefragt worden war, auf welche Weise Numerian ermordet worden sei, zog er sein Schwert, deutete auf Aper und durchbohrte ihn.“ (partiell modifizierte Übersetzungen Hohl). g) Syncell. 472,14–8; „Danach regierte sein Sohn Numerianos nur 40 Tage. Als er (Numerian) nämlich von den Persern zurückkehrte und eine Augenerkrankung hatte, wurde er von seinem eigenen Schwiegervater umgebracht, der Aper hieß, und Exarch im Heerlager war und danach strebte zu herrschen, nur dass er diese Hoffnung verfehlte.“; 472,22–4: „Das ganze Heer rief nämlich den Diokletian, der damals mit Carus gemeinsam zu Felde gezogen war, zum Kaiser aus. Diokletian aber übernahm die Herrschaft und tötete sofort den Präfekten Aper, den Mörder des Numerianus.“ Wieder bietet, wie im vorangehenden Fragment, Synkellos zusätzliche Details, nämlich die Erhebung Diokletians durch das gesamte Heer oder die explizite Nachricht, Aper habe nach der Herrschaft gestrebt (vgl. Hist. Aug. Car. 12,1, variiert Eutrop: quousque Aper invadere posset imperium). Der Hinweis auf die Feldzugsbeteiligung des Diokletian entspricht wohl einer vereinfachenden Interpretation seiner von Aurelius Victor (d) bezeugten Funktion als domesticos regens. fr. 101 Schlacht von Margus zwischen Diokletian und Carinus (285 n. Chr.). Die EKG hat möglicherweise festgehalten, dass Diokletian zwar besiegt, Carinus aber von seinen eigenen Leuten umgebracht wurde. Das ist bei Aurelius Victor noch deutlich zur Sprache gebracht, während Eutrop immerhin darauf hinweist, dass Carinus die stärkere Truppe hat, von der er verraten wurde. Aurelius Victor und Eutrop setzen deutlich verschiedene Akzente, die Rekonstruktion des genauen Inhalts der EKG, die hier entweder von Eutrop verkürzt oder umgekehrt von Aurelius Victor korrigiert worden ist, ist nicht möglich. Es wurde ein Sieg (des Carinus?) in der Schlacht von Margus beschrieben sowie der anschließende Verrat der Soldaten des Carinus.

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b) Hier. chron. 225b: „Carinus wurde im Kampf besiegt und bei Margus getötet.“ fr. 102 Ende 285 schickte Diokletian den Maximian als Caesar in den Kampf gegen die Bagauden, vgl. Kienast, Kaisertabelle, 262. Zur Gegenüberstellung von Eutrop und Aurelius Victor vgl. hier Enmann, 444. Gegenüberstellung mit Hieronymus, s. Helm, Hieronymus und Eutrop, 266. Unklar ist, ob Polemius Silvius die Herrschaftsteilung zwischen Diokletian und Maximian von 285 bzw. 286 (Erhebung Maximians zum Caesar bzw. Augustus) oder von 293 meint und ob er hier direkt aus der EKG geschöpft hat. Für eine Erwähnung der Herrschaftsteilung zwischen Diokletian und dem mit dem neuen dynastischen Herculius-Namen versehenen Maximian in der EKG sprechen die Gemeinsamkeiten von Aurelius Victor (d) und Hieronymus (b). b) Hier. chron. 225d: „Diokletian nahm den Herculius Maximianus in die Teilhabe der Kaiserherrschaft hinzu. Dieser überwältigte die Menge der Bauern, welche ihrem aufrührerischen Haufen den Namen Bagauden gegeben hatte, und gab Gallien den Frieden zurück.“ fr. 103 Zur Biographie des Carausius und Allectus s. auch Einleitung, 10 f. b) Hier. chron. 225e: „Carausius nahm den Purpur und besetzte Britannien.“ fr. 104 Die EKG berichtete über die krisenhaften Entwicklungen in den verschiedenen Regionen des Orbis (Bedrohung durch Carausius, Achilleus, Quinquegentianer, Narses), über die Erhebung der zwei Caesares Constantius und Galerius im Jahre 293 und ihre Einbindung in die neue Tetrarchie durch Ehebündnisse. Zur Parallele Eutrop und Aurelius Victor s. die Synopse von Enmann, 445. Hieronymus (b) bietet für die jeweils von den einzelnen Kaisern der Tetrarchie besiegten Gegner die gleiche Reihenfolge wie Aurelius Victor (d, vgl. auch fr. 103 d), also Carausius (s. Stellen in fr. 103 b), Narses, Quinquegentiani, Achilleus. Bei Eutrop ist die Reihenfolge verändert, vgl. Burgess, Jerome, 365.

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b) Hier. chron. 225e: „Narses griff Oriens an.“; 225f: „Die Quinquegentiani suchten Africa heim.“; 225g: „Achilleus hielt Ägypten fest. Deshalb wurden Constantius und Galerius Maximianus als Caesares in die Herrschaft hinzugenommen, von denen Constantius der Enkel des Claudius von der Tochter her, Galerius aber in Dakien nicht weit von Serdica geboren war. Und damit Diocletian sie auch durch eine Verschwägerung verband, erhielt Constantius Theodora, die Stieftochter des Herculius zur Frau, von der er später sechs Kinder, die Geschwister Konstantins, hatte, Galerius aber Valeria, die Tochter des Diocletian, wobei beide gezwungen wurden die Frauen, die sie hatten, zu verstoßen.“; 226e: „Alexandria, das zusammen mit ganz Ägypten unter der Führung des Achilleus von der römischen Macht abfällt, (…).“ d) Zur Namensform Iulius Constantius s. Nickbakht, Komm. zu Aur. Vict. 29,22–4 (KFHist B 2,293). Die Erläuterungen zum Parallelfall Tiberius sind evidentermaßen eine Eigenleistung des Aurelius Victor. g) Zu den Beziehungen zwischen der Origo Constantini (Anonymus Valesianus I) und der EKG s. Einleitung, 34 f. fr. 105 Vgl. zum Aufstieg des Carausius fr. 103. Die EKG berichtete über den angeblichen vorübergehenden Kompromiss zwischen den Tetrarchen und Carausius, über die Usurpation des Allectus und über die Rückgewinnung Britanniens durch Asclepiodotus, den Prätorianerpräfekten des Constantius. Zu den Parallelen Enmann, 445 f.; Helm, Hieronymus und Eutrop, 268. fr. 106 Neben dem unter der Ägide des Constantius erfochtenen definitiven Sieg des Asclepiodotus über das britannische Sonderreich (fr. 105) wurde als zweite Großtat der dann persönlich errungene Erfolg des Constantius über die Alamannen bei Langres zur Sprache gebracht. Der Kontext lässt sich rekonstruieren: Die EKG beschrieb in Übereinstimmung mit der panegyrischen Zeitgeschichte der tetrarchischen Epoche nacheinander die Großtaten der vier Kaiser in den einzelnen Regionen des Orbis (vgl. fr. 106–110). Als ursprüngliche Reihenfolge müsste man eine Anordnung annehmen, die der Hierarchie im Kaiserkollegium entsprach, also Diokletian, Maximian, Constantius und Galerius. Eutrop (9,23–5) bietet die Reihenfolge Constan-

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tius, Maximian, Diokletian und Galerius. Aurelius Victor (39,33–43) bietet eine komplexe Anordnung: Die Akteure sind Diokletian, Galerius, wieder Diokletian, Maximian, Constantius und wieder Galerius. Als ursprüngliche Disposition der EKG wäre entweder eine der tetrarchischen Hierarchie entsprechende Reihenfolge oder aber eine Voranstellung der Taten des Constantius anzunehmen. Sicher ist jedenfalls, dass bei der Darstellung der Leistungen der Tetrarchie die Erfolge des Constantius überdeutlich herausgestellt wurden. b) Hier. chron. 227b: „In der Nähe von Langres wurden von Constantius Caesar 60 000 Alamannen getötet.“ d) Statt Marcomanni wollte Enmann, 447 mit Anm. 26 Alamanni lesen, doch ist ein Markomannensieg auch aus Cons. Const. 299 (KFHist G 1) bekannt, ohne dass dort über eine Massentötung berichtet wird. Aurelius Victor hat vermutlich die Wendung caesi aus der EKG, die Nachricht über die Alamannen aber mit seiner anderweitig bezogenen Information über die Markomannen ausgetauscht. fr. 107 Niederschlagung des Aufstands der Quinquegentianer durch Maximian und des Achilleus durch Diokletian, s. Enmann, 446. Die Reihenfolge ist bei Aurelius Victor gegenüber derjenigen Eutrops vertauscht. Der bei Hieronymus und Eutrop parallele Bericht über die brutale Niederschlagung des ägyptischen Aufstands ist jeweils verschieden formuliert und verweist auf die gemeinsame Grundquelle, vgl. Helm, Hieronymus und Eutrop, 267. b) Hier. chron. 226e: „Alexandria (…) wurde im achten Jahr der Belagerung von Diokletian eingenommen. Folglich wurden sehr viele in ganz Ägypten durch schwere Ächtungen und Exilstrafen heimgesucht und diejenigen getötet, die Urheber des Hochverrats gewesen waren.“ fr. 108 Was die erste unglücklich verlaufende Kampagne des Galerius gegen die Perser betrifft, enthält Aurelius Victor viele Details der EKG nicht, formuliert aber die Anfangsdispositionen deutlicher als Eutrop. S. auch die Synopse von Enmann, 446. Mit Ausnahme von Aurelius Victor bezeugen alle hier genannten Quellen, dass Galerius purpuratus dem Wagen Diokletians vorauseilte (bzw. neben dem Wagen eilte), vgl. Helm, Hieronymus und

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Eutrop, 294; Burgess, Jerome, 366. Zur Sache s. Bleckmann, Komm. zu Eutr. 9,24 (KFHist B 3). Es scheint ausgeschlossen, dass Diokletian tatsächlich seinen Mitregenten demütigen wollte. Vgl. auch Hist. Aug. Aur. 16,2, wo Mark Aurel zu Fuß neben dem Triumphwagen des Commodus einhergeht. b) Hier. chron. 227c: „Galerius Maximianus lief, nachdem er von Narseus besiegt worden war, purpurbekleidet vor dem Wagen des Diokletian.“ g) Amm. 14,11,10: „Und in Syrien schritt Galerius im Purpur zu Fuss über eine Strecke von fast einer Meile vor dem Wagen des zürnenden Augustus einher.“ Aus Ammian wird deutlich, dass die Szene in Syrien, vielleicht in der Residenzstadt Antiocheia, stattfand. fr. 109 S. zu den Parallelen zum erfolgreichen, zweiten Perserfeldzug des Galerius Enmann, 446 f. b) Hier. chron. 227f: „Galerius Maximianus wurde, nachdem er den Narses besiegt und seine Frauen, Kinder und Schwester gefangengenommen hatte, von Diokletian mit ungeheurer Ehre empfangen.“ fr. 110 Zur Darstellung der Ansiedlung der Carpen durch Galerius, vgl. Enmann, 447. Zu Eutrop und Hieronymus Helm, Hieronymus und Eutrop, 293; Burgess, Jerome, 365. Einige Parallelen zwischen Aurelius Victor und Hieronymus (translata/translatae bzw. in nostrum solum/in Romanum solum) haben keine Entsprechung bei Eutrop. b) Hier. chron. 226b: „Die Stämme der Carpen und Bastarner wurden auf den römischen Boden überführt.“ fr. 111 Die EKG sieht in Diokletian den Erfinder eines neuen monarchischen Ornats und eines neuen Zeremoniells. Vgl. zur Sache die hist. Komm. zu Aurelius Victor und Eutrop (KFHist B 2 und 3). Zu den Parallelen Eutrops mit Aurelius Victor, s. Enmann, 447 f.; s. ferner Helm, Hieronymus und Eutrop, 267; Burgess, Jerome, 366. Zu verschieden und aus der Liste der gemeinsamen Passagen (s. Enmann, 448) auszuklammern sind m. E. Aur.

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Vict. 49,46 Valerius parum honesta in amicos fides erat, discordiarum sane metu; dum enuntiationibus posse agitari quietem consortii putat und Eutr. 9,26 Diocletianus moratus callide fuit, sagax praeterea et admodum subtilis ingenio et qui severitatem suam aliena invidia vellet explere. b) Hier. chron. 226c: „Diokletian befahl als erster, dass er wie ein Gott fussfällig verehrt werde und dass Edelsteine in seine Gewänder und Schuhe eingefügt wurden, während vor ihm alle Kaiser in der Art von Statthaltern begrüßt wurden und nur einen purpurnen Mantel gegenüber dem Aufzug eines Privatmanns voraushatten.“ Gegenüber Eutrop hat Hieronymus als zusätzliche Angabe, dass sich Diokletian „wie ein Gott“ verehren lässt. Das findet sich auch bei Aurelius Victor, der dann durch die Assoziation mit Domitian (fr. 19) zur Aussage gelangt ist, dass Diokletian sich auch wie ein Gott habe ansprechen lassen. Die EKG berichtete nur über die Adoratio (wie ein Gott) und über das neue Kostüm. d) Die aufwendige Kostümierung wird von Aurelius Victor als harmlos im Vergleich zum sonstigen autokratischen Gebaren beschrieben. 39,6 führt Aurelius Victor in einem Vergleich zwischen den Emporkömmlingen Marius und Diokletian weiter aus: hinc Marius patrum memoria, hinc iste nostra communem habitum supergressi, dum animus potentiae expers tamquam inedia refecti insatiabilis est. Auf das Tragen des besonderen Triumphalkostüms möchten J. A. Stover / G. Woudhuysen, Aurelius Victor and the ending of Sallust’s Jugurtha, Hermathena 199 (2015) 93–134 communem habitum supergressi beziehen: Marius schockierte dadurch, dass er im Triumphalkostüm den Senat betrat (Plut. Mar. 12) und Diokletian wiederholte das in der Gegenwart. Es kann sein, dass sich Aurelius Victor äußerlich von einer mit Hier. chron. 226c verwandten Passage inspirieren ließ (chlamydem tantum purpuream a privato habitu plus haberent, vgl. auch Eutr. 9,26,1 reliqua communia) und dies assoziativ mit einem Sallustzitat (hist. fr. 2,61 Maurenbrecher) verband, dessen Bezüge zu Marius offenbleiben müssen. Trotzdem gibt es durchaus weiterhin gute Gründe, an der in KFHist B 2 angebotenen Interpretation von communis habitus in 39,6 als ‚Einstellung‘ bzw. ‚Gebaren‘ festzuhalten. Die Parallele zwischen Marius und Diokletian besteht für Aurelius Victor nicht in der Kostümierung, sondern darin, dass beide niedriger Herkunft sind und nach ihrem Aufstieg kein Maß kennen. Die von Stover / Woudhuysen herangezogene Passage aus Ps. Hegesippus, De excidio Hier. 1,27 mit einer parallelen sprachlichen Wendung zu communem habitum supergressi beweist eher das Gegenteil ihrer These: Iulius Caesar triennio et septem mensibus potestate

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functus perpetua, quia privati habitum supergressus fuerat, in senatu graves poenas dedit Cassio Brutoque auctoribus. Es geht nicht darum, dass Caesar kein normales Kostüm trägt, sondern darum, dass er sich nicht mehr wie ein Privatmann verhält. Privatmann ist dabei im engen spätantiken Sinn als Nicht-Monarch zu verstehen. Die Stelle bedeutet also nicht mehr, als dass Caesar nach einer gewissen Zeit wegen seiner monarchischen Allüren umgebracht wurde. Aur. Vict. 39,6 ist daher aus dem Dossier um die Einführung einer besonderen Tracht durch Diokletian erst einmal auszuklammern. g) Amm. 15,5,18: „Diokletian (…) richtete es als erster von allen ein, fußfällig verehrt zu werden, während wir lesen, dass die Kaiser zuvor ähnlich wie Amtsträger begrüßt wurden.“ Vgl. zu Ammians Quelle Nickbakht, Komm. zu Aur. Vict. 39,4 (KFHist B 2,276 f.). fr. 112 Die Charakterisierung des Maximian ist bei Aurelius Victor mit der Erhebung zum Kaiser verbunden worden, zu den Parallelen s. Enmann, 448. Die eine Spur negativere Zeichnung des Maximianus bei Eutrop erklärt sich vielleicht damit, dass Victor, der in der Zeit des Constantius II. schreibt, dessen Großvater Maximianus freundlicher charakterisierte. Freilich vergreift sich bei Aurelius Victor Maximian an Geiseln (39,46). Die Prägung der EKG durch Themen der konstantinischen Epoche (nach 310) scheint in der Charakterisierung Maximians durch, s. dazu Einleitung, 44 f. Dieser Bewertung folgt auch Julian (Caes. 315 b–c). fr. 113 Die EKG berichtete über den großen Triumph anlässlich der Vicennalien und des Persersiegs (davon hält Aurelius Victor nur die Vicennalien fest, Eutrop nur den Triumph) sowie über die anschließende Abdankung der beiden Oberkaiser Diokletian und Maximian und ihren Rückzug. Die Familie des Narses kann nicht im Triumph einhergeführt worden sein. Vielleicht haben Eutrop und Hieronymus den Bericht der EKG missverstanden: Auf Tragegestellen wurden Bilder des Feldzugs einhergeführt, auf denen der gefangen genommene Harem des Narses gezeigt wurde. Das Missverständnis, dass der Rückzug nach Split ein Rückzug in das Privatleben (und nicht vielmehr ein Rückzug in die erhabene Sphäre eines ruhenden senior Augustus) war, verdankt Aurelius Victor der Lektüre der EKG.

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Auch für Eutrop ist Diokletian nach seinem Rückzug ein Privatmann. Beide betonen die große Tugend Diokletians, die mit der Freiwilligkeit des Rückzugs verbunden ist. Beide Quellen betonen das Widerstreben Maximians. Nicht genannt werden bei Aurelius Victor, die Orte, an denen das Ablegen des Purpurs vollzogen wurde, nämlich Nikomedeia und Mailand. Auffällig ist aber Aur. Vict. 29,45: ceterae urbes ornatae, maxime Carthago, Mediolanum, Nicomedia. Aus einer mit der EKG verwandten Tradition hat die Origo Rom. 79 (KFHist B 5) geschöpft: regem Persarum cum omnibus gentibus ⟨…⟩ et tunicas eorum ex margaritis numero XXXII circa templa domini posuerunt (…) excessit Diocletianus Salonas, Maximianus in Gallia. Der Text hat für den Triumph von 303 eine Lücke. Zu ergänzen ist wohl (s. den Apparat zu Origo Rom. 79 [KFHist B 5,44]): vicerunt, eius coniuges, sorores, liberos in triumpho ante currum duxerunt. Gemeinsamkeiten fallen zwischen EKG und der Origo nicht nur für den Triumphzug, sondern auch für den Tod des Diokletian in Salona auf. Zum Tod des Maximianus in Gallien vgl. fr. 117. b) Hier. chron. 227m: „Diokletian und Maximian triumphierten in einem beispiellosen Zug in Rom, wobei ihrem Wagen die Gattin, die Töchter und die Kinder des Narses voranschritten und die gesamte Beute, die sie von den Parthern genommen hatten.“; 228d: „Diokletian legte in Nikomedeia, Maximian in Mailand den Purpur ab.“; 230d: „Diokletian stirbt nicht weit von Salona im Palast seines Landguts und als einziger von allen wird er als Privatmann zu den Göttern gezählt.“ fr. 114 Für die Parallelen zur Erhebung der Caesares der zweiten Tetrarchie, s. Enmann, 449. b) Hier. chron. 228f.: „Maximinus und Severus werden von Galerius Maximianus zu Caesares erhoben.“ fr. 115 Tod des Constantius in Eboracum (York) und einmütige Proklamation seines Sohnes Konstantin zum Nachfolger. Der Version des Aurelius Victor, alle Anwesenden hätten gewollt, dass Konstantin die Herrschaft übernehmen möge, entspricht die Wendung bei Eutrop: exoptatissimus, s. die Gegenüberstellung von Enmann, 449. Die Origo Constantini (Anonymus Valesianus I) bietet eine verwandte Version zum Konsens, die möglicherwei-

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se der EKG zu verdanken ist: Constantius pater Eboraci mortuus est et Constantinus omnium militum consensu Caesar creatus. S. zur Beziehung zwischen EKG und Origo Constantini die Einleitung, 34. Die EKG scheint gleichwohl trotz der Betonung des Konsenses den putschartigen Charakter der Machtübernahme angedeutet zu haben, vgl. b und d (regnum invadit / imperium capit). Ferner betont sie die illegitime Herkunft Konstantins, vgl. a (ex obscuriore matrimonio eius filius), b (filius … ex concubina Helena procreatus), d (Constantium patrem vel parentem). Für die Interpretation von d folge ich K. Rosen, Konstantin der Große. Kaiser zwischen Machtpolitik und Religion, Stuttgart 2013, 69. Es sind aber auch andere Deutungen möglich. b) Hier. chron. 228g: „Constantius stirbt im sechzehnten Jahr seiner Kaiserherrschaft in Eboracum in Britannien. Nach diesem nahm dessen Sohn Konstantin, der von der Konkubine Helena geboren war, die Kaiserherrschaft in Beschlag.“ fr. 116 Die EKG berichtete, dass Galerius auf die Nachricht von der Erhebung des Maxentius durch die Prätorianer in Rom den Severus Caesar gegen den Usurpator ausschickte und dass dieser in Ravenna getötet wurde. Hier sind zwei Fehler erkennbar. Severus wird als Caesar bezeichnet, er war aber nach dem Tode des Constantius zum Augustus des Westens aufgestiegen, was auch andere Quellen außerhalb der EKG-Tradition ignorieren. Ferner wurde Severus nicht in Ravenna getötet. Vielmehr wurde er in Ravenna gefangengenommen, dann aber in die Nähe von Rom verbracht und erst sehr viel später dort auch getötet, vgl. zu beiden Befunden Bleckmann, Komm. zu Eutr. 10,2,4 (KFHist B 3,282 f.). b) Hier. chron. 229a: „Maxentius, der Sohn des Herculius Maximianus, wird von den Prätorianersoldaten in Rom zum Augustus ausgerufen.“; 229b: „Severus Caesar, der von Galerius Maximianus gegen Maxentius ausgeschickt worden war, wurde in Ravenna umgebracht.“ fr. 117 Bericht über die Tötung des Maximian in Massilia nach der Aufdeckung eines Komplotts gegen seinen Schwiegersohn Konstantin. Die EKG folgte hier dem Duktus zeitgenössischer panegyrischer Darstellungen nach 310, vgl. Bleckmann, Komm. zu Eutr. 10,3,2 (KFHist B 3,284 f.).

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b) Hier. chron. 229d: „Herculius Maximianus wurde von seiner Tochter Fausta dabei ertappt, wie er einen listigen Anschlag gegen ihren Mann Konstantin vorbereitete, und in Marseille auf der Flucht getötet.“ fr. 118 Spezifisch ist hier die – historisch nicht ganz zutreffende – Information, Galerius habe Licinius zum Augustus erhoben, während in Wirklichkeit dies vom vorübergehend reaktivierten Diokletian vorgenommen worden war. Aurelius Victor und Eutrop betonen ferner in gleicher Weise die alte Bekanntschaft, die Galerius mit Licinius verbindet. S. auch die Zusammenstellung von Enmann, 449. Parallelen zwischen Eutrop und der Origo Const. 8 sieht Neri, Medius princeps, 75 in der Darstellung der zeitlichen Abfolge zwischen der Erhebung des Licinius und dem Tod des Galerius. Allerdings scheinen mir die Unterschiede zwischen den beiden Autoren eher zu überwiegen, etwa, wenn in der Origo Licinius fälschlich zum Caesar erhoben wird, vgl. Origo Const. 8: tunc Galerius in Illyrico Licinium Caesarem fecit. deinde illo in Pannonia relicto, ipse ad Serdicam regressus morbo ingenti occupatus (…). b) Hier. chron. 229c: „Licinius wurde in Carnuntum von Galerius zum Kaiser erhoben.“ fr. 119 Zu den Parallelen zum Feldzug Konstantins gegen Maxentius s. Enmann, 450. Vermutlich sind die Orte der Schlachten in Oberitalien, die Eutrop nur andeutet, in der EKG zumindest teilweise genannt worden. In Übereinstimmung mit einer breiten Tradition wurde Konstantin als Angreifer dargestellt, der der von Maxentius bedrängten Stadt Rom zur Hilfe kommen musste, s. Einleitung, 44 f. Diese Version, die den Tenor der panegyrischen und offiziösen Deutung von 312 bis zu den Dezennalien von 315 macht, hat selbst bei Euseb (h. e. 8,14; 9,9,2 und 4; v. C. 1,26; 33–5; 37– 38,1) ihren Niederschlag gefunden. Bei ihm greift Konstantin an, weil er die von den übrigen Tetrarchen vernachlässigte Stadt Rom aus der Tyrannis des Maxentius auf Weisung Gottes befreien muß. Alle Zeugnisse der EKG passen durchaus zu einer Interpretation, in der die Schlacht nicht an der Brücke selbst, sondern an einer neben dieser Brücke errichteten Schiffsbrücke geschlagen wurde.

Kommentar

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b) Hier. chron. 229k: „Maxentius wird neben der Milvischen Brücke von Konstantin besiegt und getötet.“ d) 40,20: Aus der Vielzahl der Schlachten in Italien wird immerhin auf Verona hingewiesen, während Eutrop ganz allgemein bleibt. 40,23: atrocior in dies ist auf das von Eutrop weniger verklausuliert zur Sprache gebrachte Wüten des Maxentius gegen die stadtrömischen Aristokraten zu beziehen. Die Details über die Falle bei der Milvischen Brücke, die Maxentius errichtet und in die er selbst fällt, können auch aus einer anderen Quelle als der EKG stammen. fr. 120 Aurelius Victor weist auf den militärischen Sieg des Licinius hin. Eutrop betont, dass Maximinus eines zufälligen „natürlichen“, jedenfalls nicht gewaltsamen Todes verstarb. Bei Hieronymus greift der Tod der Bestrafung durch Licinius vor. Die EKG berichtete also, dass Maximinus von Licinius besiegt wurde und wenig später, bevor er von Licinius getötet werden konnte, auf der Flucht in Tarsos verstarb. b) Hier. chron. 229h: „Als Maximinus schon davorstand, von Licinius bestraft zu werden, starb er in Tarsos.“ fr. 121 Die Verschwägerung der beiden Kaiser hindert sie nicht daran, gegeneinander Krieg zu führen. Zu den Gemeinsamkeiten vgl. Enmann, 450. fr. 122 Für die wörtlichen Parallelen (variis proeliis versus varia bella; rupta pace versus pax rupta) in den stark zusammenfassenden Ausführungen des Aurelius Victor und des Eutrop für die Kriege von 316 und 324 s. die Synopse von Enmann, 450. fr. 123 Enmann, 450. Die Passage reflektiert auch das sonst nachweisbare Interesse der EKG für die Organisation des Herrschaftskollegiums und die Gegenüberstellung von Alleinherrschaft und Mehrherrschaft, vgl. fr. 32, 34, 52, 82, 102, 132.

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fr. 124 Die Erwähnung der Verwandtenmorde, insbesondere der Tötung des Crispus, zeigt, dass sich der Autor der EKG gegenüber dem späten Konstantin offenkundig distanzierte. Allerdings könnte der nach dem Ende der konstantinischen Dynastie schreibende Eutrop hier schärfer formuliert haben, während Aurelius Victor Konstantin eher vor Vorwürfen in Schutz nimmt. b) Hier. chron. 231d: „Crispus, der Sohn Konstantins, und Licinius Iunior, der Sohn der Constantia, der Schwester Konstantins, und des Licinius, werden in sehr grausamer Form umgebracht.“; 232a: „Konstantin tötet seine Frau Fausta.“ fr. 125 Vgl. die Synopse bei Enmann, 450 f. Hinzukommt Hieronymus (b). Die Gemeinsamkeiten zwischen Aurelius Victor und Hieronymus zum Ort Achyron („Tenne“, vgl. Nickbakht, Komm. zu Aur. Vict. 41,16 (KFHist B 2,348) können sich durch die Benutzung der EKG, aber auch durch die Benutzung einer Fastenquelle (vgl. Einleitung, 29–31) erklären. Eutrop hat diese Ortsbezeichnung nicht. Die Nachricht über den Kometen findet sich auch in der Artemii Passio, vgl. Philost. 2,16a,1 (KFHist E 7), wobei nicht ausgeschlossen ist, dass dieses Detail über Philostorgios vermittelt wurde, s. meinen Komm. zur Stelle (KFHist E 7,162). b) Hier. chron. 234b: „Als Konstantin zum Krieg gegen die Perser rüstete, starb er auf dem Landgut Achyron in der Nähe von Nicomedia, im 66. Lebensjahr.“ fr. 126 In den drei Quellen folgt die Nachricht über den Tod des Constantinus II. derjenigen über den Tod des Dalmatius. Eutrop hat Details seiner Grundquelle überliefert, Aurelius Victor beschränkt sich auf vage und partiell schwer verständliche Angaben. Zu den Gemeinsamkeiten bei Aurelius Victor und Eutrop vgl. Enmann, 453. Hieronymus unterlässt es im Unterschied zu Aurelius Victor und Eutrop, Constantius hinsichtlich der Ermordung des Dalmatius zu entschuldigen, vgl. zu den Unterschieden Helm, Hieronymus und Eutrop, 297. Epit. Caes. 41,21 mit der Angabe über die Alsa soll die Vermittlung zwischen Hieronymus und Eutrop bilden, so Helm, Hieronymus und Eutrop, 297. Ich sehe hier keine deutliche Verbin-

Kommentar

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dung, sondern bringe den Bericht der Epitome de Caesaribus mit einer detailliert erzählenden Quelle zum Bürgerkrieg zwischen Constans und Constantinus in Verbindung. Eutr. 10,10,1; Hier. chron. 236l und Ruf. Fest. 27 zur Schlacht von Singara stammen zwar aus einer gemeinsamen Quelle, der „Römischen Geschichte“ (s. Stemma, Einleitung, 28), aber es gibt keine Parallele zu Aurelius Victor und somit auch keine Sicherheit dafür, dass diese Vorlage hier die EKG benutzt hat. b) Hier. chron. 234e: „Dalmatius Caesar, den sein Onkel Konstantin den Söhnen als Teilhaber der Herrschaft zurückglassen hatte, wurde durch die Verschwörung seines Cousins Constantius und durch einen Soldatenaufstand umgebracht.“; 235a: „Konstantin wurde beim Angriff gegen seinen Bruder in Alsa neben Aquileia getötet.“ fr. 127 Zu den Beziehungen zwischen Aurelius Victor und Eutrop s. Enmann, 453: „Die beiden kleinen berichte zeigen in lehrreicher weise, wie die gleiche vorlage seitens ihrer benutzer sich verändern kann. Victor beginnt qua Constans victoria timidior, das ist eine anknüpfungsphrase. simul per aetatem cautus parum atque animo vehemens enthalten entschuldigungsgründe wie Eutrops cum et valetitudine inprospera. Die worte adhuc ministrorum pravitate exsecrabilis sind umschreibung von Eutrop: cum – et amicis pravioribus uteretur. Desgleichen ist praeceps in avaritiam despectumque militarium gleichzusetzen intolerabilis provincialibus, militi iniucundus. Es entsprechen sich Magnentii scelere circumventus est und factione Magnentii occisus est; endlich externarum sane gentium compressis motibus und rebus tamen plurimis strenue in militia gestis.“ Die gravia vitia bei Eutrop seien bei Aurelius Victor durch die Anspielung auf die Behandlung der obsides (Aur. Vict. 41,24) ersetzt. Hierbei ist allerdings hinzuzufügen, dass Aurelius Victor hier wohl aus einer gesonderten Quelle schöpfte, die die Homosexualität des Constans behandelte, vgl. hierzu Bleckmann, Komm. zu Philost. 3,22/26a,1 (KFHist E 7,263 f.) mit der Diskussion der Quellen. Die gravia vitia sind vielleicht eher die von Aurelius Victor beklagte Habsucht und Arroganz gegenüber den Soldaten. Zur Parallelität der beiden Berichte über Constans kann nachgetragen werden, dass beide genaue Angaben zu den Herrschaftsjahren des Kaisers machen. Dabei finden sich bei Aurelius Victor die zehn Jahre nach dem Sieg über Constantin II., bei Eutrop die siebzehn Herrschaftsjahre seit der Erhebung zum Caesar.

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(B 1) Enmannsche Kaisergeschichte

g) Polemius Silvius findet zu einem eigenen sprachlichen Ausdruck, was die unmoralische Lebensführung betrifft, fasst aber damit wohl Aur. Vict. 41,24 zusammen. Eine direkte Entlehnung von der EKG ist eher unwahrscheinlich. fr. 128 Enmann, 453 sieht Ähnlichkeiten darin, dass beide Quellen den Vetranio als ungebildet beschreiben, Eutrop innerhalb einer positiven, um Gerechtigkeit bemühten Gesamtwertung, Aurelius Victor dagegen im abwertenden „Bildungsstolz“. Aurelius Victor habe auch hier die gemeinsame Quelle gründlich und auch inhaltlich umgearbeitet. Hinzufügen kann man, dass beide auf die Position Vetranios als magister militum von Illyricum hinweisen. Allerdings sind diese Übereinstimmungen nicht besonders spezifisch. Ferner ist das Urteil Eutrops, der auch auf das Alter Vetranios hinweist, deutlich günstiger. Nicht aufgenommen worden sind die parallelen Bemerkungen von Hier. chron. 237c und Eutr. 10,9,3; 10,2 und 11,2, vgl. hierzu Helm, Hieronymus und Eutrop, 298. Die folgenden Parallelstellen sind klarer und auch von Enmann wieder in Synopsen dokumentiert worden. fr. 129 Zu dieser Parallele Enmann, 454. Einen Bindefehler von Aurelius Victor und Eutrop kann man im Umstand erkennen, dass die Erhebung des Nepotian der Absetzung des Vetranio zeitlich nachgestellt wird. Dies gilt jedenfalls dann, wenn die Erhebung Nepotians in den Sommer 350 fiel. Vgl. Kommentar von Nickbakht zu Aur. Vict. 42,6 (KFHist B 2, 358 f.). b) Hier. chron. 283c: „Dem Vetranio wurde in Naissus von Constantius das kaiserliche Herrschaftsabzeichen abgezogen.“ fr. 130 Vgl. Burgess, On the Date, 120 der hier die Wendungen über die Gladiatorenschar des Nepotian bei Aurelius Victor und Eutrop gegenüberstellt. Ausführlichere gegenübergestellte Ausschnitte bei Enmann, 454. Eutrop bietet mehr Angaben über die Rache des Magnentius gegen den Senat, Aurelius Victor zum Wüten des Nepotian gegenüber der stadtrömischen Aris-

Kommentar

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tokratie. Vgl. zu den Parallelen des Eutrop und des Hieronymus hier Helm, Hieronymus und Eutrop, 299 f. b) Hier. chron. 238b: „Das Haupt des Nepotianus wurde auf einer Stange umhergetragen und es wurden an Vornehmen viele Proskriptionen und Morde begangen.“ fr. 131 Burgess, On the Date, 120 stellt gegenüber: Aur. Vict. 42,10: ipsi inter se acrioribus proeliis (…) congressi und Eutr. 10,12,2: Magnentius diversis proeliis victus. Er fügt hinzu: „It is not so much the wording as the similar compression used to describe a number of important battles over the years 351–353, including, most surprisingly, the final victory over Magnentius, that makes this parallel noteworthy.“ Weitere Ähnlichkeiten können konstatiert werden: Beide Quellen weisen darauf hin, dass vor dem Schlagabtausch die Caesaren Gallus und Decentius eingesetzt wurden, beide verweisen auf den Doppelselbstmord des Magnentius und des Decentius. S. Enmann, 454. Für den Kampf des Constantius bei Mursa mag man ebenfalls Parallelen erkennen, vgl. Enmann, 454. Gleichwohl wird die Schlacht von Mursa von Eutrop in deutlich anderer Form gewürdigt als von Aurelius Victor. b) Hier. chron. 238e: „Gallus, der Cousin des Constantius, wurde zum Caesar erhoben.“; 238h: „Magnentius brachte sich im Palast in Lyon mit eigener Hand um und sein Bruder Decentius, den er als Caesar zur Verteidigung Galliens ausgeschickt hatte, beendet bei Sens sein Leben durch den Strang.“ fr. 132 Burgess, On the Date, 121 und bereits Enmann, 455 stellen hier die Hinweise auf die Alleinherrschaft des Constantius II. bei Eutrop und Aurelius Victor gegenüber. Bei Eutrop wird allerdings auf die Alleinherrschaft des Constantius nach der Tötung des Silvanus (355), bei Aurelius Victor bereits nach der des Gallus (354) hingewiesen. Aurelius Victor sieht hier eine Zäsur, indem der letzte Fall von Alleinherrschaft 70 Jahre früher vorgekommen sein soll (Diokletian). Burgess bringt wegen der wörtlichen Ähnlichkeit auch Epit. Caes. 43,1 in die Diskussion ein: (…) redacta ad unum se orbis Romani curatione (...): „The link between Victor and the Epitome is unmistakable, in spite of the different applications, Victor to Constantius

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(B 1) Enmannsche Kaisergeschichte

after the death of Gallus and the Epitome to Julian after the death of Constantius“. Burgess verweist auf zahlreiche periodisierende Passagen der EKG mit Äußerungen zur Art und Weise der Aufteilung der Herrschaft in Kaiserkollegien. Hier geht es aber eher darum zu betonen, dass Julian sich im Konflikt mit Constantius II. als Alleinherrscher durchgesetzt hat. Ohnehin berührt die Passage nicht mehr den von der EKG erfassten Zeitraum. b) Hier. chron. 239c: „Gallus Caesar wurde (von seinem Cousin Constantius, dem er wegen seiner hervorragenden Begabung verdächtig geworden war, in Bewegung gesetzt und in Histria) umgebracht.“; 239d: „Silvanus, der in Gallien eine Usurpation begonnen hatte, wurde am 28. Tag beseitigt.“ Hieronymus verknüpft zwar wie die Parallelquellen den Untergang des Gallus und denjenigen des Silvanus, unterscheidet sich aber von Aurelius Victor und Eutrop darin, dass sich einerseits Andeutungen zum letzten Weg des Gallus von Antiocheia nach Istrien finden, andererseits der Caesar positiv charakterisiert wird. fr. 133 Die Parallelen sprechen für die Annahme Enmanns, dass die Kaisergeschichte (bzw. für ihn die Fortsetzung der Kaisergeschichte) mit der Schlacht von Straßburg endete. b) Hier. chron. 240g: „Große Verbände der Alamannen wurden bei Argentoratum, einer Stadt Galliens, vom Caesar Julian unterworfen.“

(B 4) Rufius Festus Breviarium

Einleitung I. Historiographische Bemerkungen von Mehran A. Nickbakht Das um 370 n. Chr. verfasste und Kaiser Valens gewidmete Breviarium des Festus sieht sich als eine Kurzfassung der Geschichte Roms von der legendären Stadtgründung bis einschließlich der Regierung Kaiser Jovians (gest. 364). Der erste Werksteil zeichnet die römische Geschichte anhand der sukzessiven Ausdehnung des Imperiums nach, indem es die hinzugewonnenen Provinzen zuerst in der westlichen und dann in der östlichen Reichshälfte erfasst. An diese Übersicht der Reichsprovinzen schließt sich als zweiter Werksteil eine Übersicht der römisch-persischen Kriege an. Hierbei handelt es sich um einen geschichtlichen Beitrag zum aktuellen Diskurs über die richtige Außenpolitik gegenüber dem sasanidischen Perserreich. Festus plädiert dafür, nicht nur die im Vertrag von 363 abgetretenen Gebiete gewaltsam zurückzugewinnen, sondern darüber hinaus die Reichsgrenzen möglichst weit in Richtung Osten auszudehnen. 1. Zum Verfasser Rufius Festus als Name des Verfassers des Breviariums ist nicht gänzlich gesichert. Die handschriftliche Überlieferung bietet leicht divergierende Namensformen, die meistenteils im Genitiv stehen.1 Während der Namensbestandteil Festus (festi) unbestritten ist, lässt die Form rufi (bzw. ruffi) den Namen Rufus als auch Rufius zu. Da einige Handschriften lediglich Festus als Verfasser angeben, wird zudem die Authentizität des ersten Namensbestandteils in Frage gestellt und die Vermutung geäußert, dass es sich bei Ruf(i)us um eine Interpolation handele, die von dem Namen des zeitgenössischen Dichters Rufius Festus Avienus oder generell der angesehenen Familie der Rufii Festi inspiriert sei.2 Umgekehrt könnte der Name Ruf(i)us – ebenso wie der Titel magister memoriae (dazu unten) – jedoch auch schlicht ausgefallen sein, zumal fraglich ist, ob der Dichter Rufius Festus Avienus

1

Vgl. Fele, Breviarium 31–43, bes. 35 Tabelle 2. Kelly, Roman world 75. In der Budé-Ausgabe von M.-P. Arnaud-Lindet lautet der Verfasser lediglich ‚Festus‘, vgl. auch Rohrbacher, Historians 57. 2

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(B 4) Rufius Festus

überhaupt so prominent war, als dass sein Name sich irgendwie auf die Autorschaft des Breviariums ausgewirkt hätte. Da die Namensfrage einerseits nicht zufriedenstellend lösbar erscheint und ‚Rufius Festus‘ andererseits als Name des Verfassers des Breviariums etabliert ist, wird im Wissen um die mit dem Namen verbundenen Unsicherheiten diese Namensform beibehalten.1 Aus den Incipits der Handschriften geht ferner hervor, dass Festus vir clarissimus war, also dem Senatorenstand angehörte. In mindestens einer Handschrift ist er zudem als magister memoriae tituliert, womit der Leiter des scrinium memoriae, eines der drei kaiserlichen Kanzleien gemeint ist.2 Diesem oblag es, die Reskripte (adnotationes), aber auch die Antworten auf die an den Kaiser gerichteten Bittschreiben (preces) zu verfassen.3 Dass Festus dieses Amt tatsächlich bekleidet hat, kann durch die auffällige Erwähnung des Juristen Ulpian als „Kanzleivorsteher“ (22,1 scriniorum magistrum) des Severus Alexander als indirekte Bestätigung gelten, da sonst im Werk nie Personen aus der engeren Umgebung des Kaisers näher bestimmt werden.4 Aufgrund dieser Angaben wird der Verfasser des Breviariums gewöhnlich mit dem bei Ammianus Marcellinus (29,2,22) erwähnten Festus aus Tridentum (Trient) identifiziert. Dieser aus niedrigen Verhältnissen stammende Mann wurde 365 (oder 368) Statthalter (consularis) von Syria und hatte anschließend ab ca. 370 die Kanzleileitung (magisterium memoriae) im Osten inne, bevor er 372 zum Statthalter (proconsul) von Asia befördert wurde.5 Während seiner Amtszeit in Kleinasien kam es zu zahlreichen Anklagen und Hinrichtungen im Zusammenhang mit Wahrsagerei und Magie.6 Das prominenteste Opfer war der im Rahmen des Theodoros-Prozesses 371/2 verurteilte Philosoph Maximos von Ephesos, ein enger Vertrauter Kaiser Julians. 1

So auch in der jüngsten Ausgabe von Bettenworth / Schenk. F. Gasti, La letteratura tardolatina, Rom 2020, 96 spricht ebenfalls von „Rufio Festo“. 2 Handschrift B (vgl. zu den Handschriften Kap. II.1.), ferner Reeve, Rez. Arnaud-Lindet 511 mit Verweis auf weitere Zeugen. 3 Vgl. Not. dign. or. 19,6 f. und occ. 17,11 mit Jones, Later Roman Empire, Bd. 1, 367 f. und 504 f. 4 Vgl. auch unten im Kommentar die historische Erläuterung zur Stelle. 5 Schmidt, Rufius Festus 207 f. PLRE 1,334 f. Festus 3: „He is to be identified with Festus v.c., magister memoriae and author of the Breviarium.“ Die Abfassung des Breviariums fällt in die Zeit des magisterium memoriae, vgl. zuletzt Kelly, Ammianus 152 (zwischen 370 und Mai 371). 6 Amm. 29,2,23–28.

Einleitung

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Aber auch andere Gelehrte kamen in dieser Welle von Majestäts- und Magieprozessen zu Schaden, wobei umstritten ist, ob es sich hierbei um eine gezielt gegen Heiden gerichtete Maßnahme handelte.1 Schon bald nach dem Ende der Statthalterschaft soll der Philosoph Maximos dem Festus im Traum erschienen sein, in welchem er diesen in den Hades herabgezogen habe, damit er dort gerichtet werde. Überliefert wird dies von Eunapios in einer nicht ganz durchsichtigen Episode am Ende der Vita des Maximos.2 Demnach habe Festus diesen Traum bei einem Gastmahl seinen Gästen erzählt, die ihm deshalb rieten, zu den Nemesisgöttinnen zu beten. Er befolgte diesen Ratschlag, aber stürzte beim Verlassen des Tempels zu Boden und war auf der Stelle tot. Eunapios, der dies als Heimzahlung für die Hinrichtung des Maximos verstanden wissen will, bemerkt zu Festus’ Tempelbesuch noch, dass jener „freilich nie behauptet hatte, die Götter zu ehren, sondern hatte alle seine Opfer gerade deswegen mit dem Tod bestraft.“3 Aufgrund dieser Bemerkung wird die Identifizierung des Breviators mit dem Statthalter Festus aus Tridentum mitunter bezweifelt, denn letzterer sei „offensichtlich Christ“ gewesen, der Breviator hingegen ein Heide.4 Dass der Breviator altgläubig war, steht außer Frage, auch wenn dies in jüngerer Zeit wieder angezweifelt worden ist. Aber nicht nur der am Ende des Werkes geäußerte Beistandswunsch durch die Gottheiten beider Glaubensrichtungen (30,2) und die Erwähnung des heiligen Hains von Daphne (16,3) zeugen von seinem Heidentum, sondern vor allem die für sich sprechende Hommage an Julian als hellenischen Philosophen (28,3).5 Somit ist eher die Bedeutung der Aussage des Eunapios zu hinterfragen, zumal nicht explizit ausgesagt wird, dass Festus ein Christ war. Möglicherweise soll die ‚Gottlosigkeit‘ seines vergangenen Handelns herausgestellt werden, zu der ein Besuch im Tempel in hoffnungslosem Widerspruch steht.6

1

Vgl. Amm. 29,1,42 und Zos. 4,15 mit Hartmann, Der spätantike Philosoph 1560–79. Während etwa Lenski, Failure of Empire 230–32 in der Prozesswelle keine systematische Heidenverfolgung sieht, vertritt Hartmann 1589 f. eine gegenteilige Position. 2 Eunap. vit. soph. 7,80–83. Dazu Goulet, Eunape de Sardes 234: „La séquence des événements est assez confuse.“ 3 Eunap. vit. soph. 7,81 καίτοι γε οὐδέποτε φήϲαϲ θεραπεύειν θεούϲ, ἀλλ᾽ οὓϲ ἐκόλαϲεν ἅπανταϲ διὰ τοῦτο ἀνῃρηκώϲ (Übers. nach Becker). 4 Hartmann, Der spätantike Philosoph 1576 Anm. 436. 5 Siehe unten im Kommentar die historischen Erläuterungen zu den jeweiligen Stellen. 6 Vgl. auch Paschoud, Zosime II.2, 362. Die von den Boer, Minor Roman historians 182 Anm. 34 und Hartmann, Der spätantike Philosoph 1576 Anm. 436 geäußerte Annahme, unter

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(B 4) Rufius Festus

Schon der angebliche Gang zum Tempel der Nemesisgöttinnen scheint dagegen zu sprechen, Festus für einen Christen zu halten.1 2. Zum Werk Am Anfang steht die Praefatio. Als Paratext der eigentlichen Darstellung vorangestellt, verspricht sie Aufschluss über das vorliegende Werk. Tatsächlich erfährt man aus ihr, dass der Kaiser persönlich den Auftrag erteilte, „von dem Breviarium der Taten des römischen Volkes eine Kurzübersicht“ zu erstellen.2 Gemeint ist offenbar, dass eine bestehende Kurzdarstellung (breviarium) der römischen Geschichte – wie man sie etwa von Festus’ Zeitgenossen Eutrop kennt – weiter komprimiert und in ein noch kürzeres Format (brevis) gebracht werden soll.3 Was den Kaiser zu dieser Forderung bewog, wird nicht gesagt, aber dahinter dürfte der Wunsch gestanden haben, eine raschere Übersicht über den historischen Stoff bzw. den Inhalt des Breviariums zu erlangen. Jedenfalls besteht kein Anlass dazu, an der Echtheit des Auftrags zu zweifeln und ihn für ein rhetorisch-literarisches Konstrukt des Festus zu halten.4 Dass das zu verkürzende Breviarium die gesamte Geschichte Roms umfasst hat, wird schon durch das Genitivattribut nahegelegt (1,1 rerum gestarum populi Romani), aber erst durch die programmatischen Anfangsworte ab urbe condita (2,1) auch bestätigt. Indes bleibt der Verfasser des „Breviariums der Taten des römischen Volkes“ – wie übrigens auch der Kaiser – ungenannt. Die einst von W. den Boer aufgestellte These, dass es sich hierbei um das Breviarium des Eutrop handelt, hat zu Recht keine Akzeptanz gefunden.5 Denn Festus’ Werk stimmt inhaltlich vielfach nicht mit Eutrop überein und ist auch mit seiner Ausrichtung

Valens habe es innerhalb eines kurzen Zeitraums zwei magistri memoriae mit dem Namen Festus gegeben, hat schon Eadie, Breviarium 6 f. als „rather improbable“ verworfen. 1 Vgl. Schmidt, Rufius Festus 208. R. v. Haehling, Die Religionszugehörigkeit der hohen Amtsträger des Römischen Reiches seit Constantins I. Alleinherrschaft bis zum Ende der Theodosianischen Dynastie, Bonn 1978, 145 f. geht auf die Episode um den Tempelbesuch nicht ein. 2 1,1 de breviario rerum gestarum populi Romani brevem fieri clementia tua praecepit. 3 Dies wird in 1,2 weiter bestätigt, vgl. den historischen Komm. zur Stelle. 4 Vgl. Baldwin, Festus 207 (kaiserlicher Auftrag nicht zwingend); Peachin, The purpose of Festus’ Breviarium 159 mit Anm. 10; Maier, Palastrevolution 320; 323 und Antiqueira, Festus 298 Anm. 11, wobei die Autoren sich auf das Werk als Ganzes beziehen, vgl. aber weiter unten. 5 Den Boer, Minor Roman historians 173 f.

Einleitung

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auf die sukzessive Gebietserweiterung Roms zu andersartig, als dass es eine Zusammenfassung von Eutrops Breviarium darstellen würde.1 Eine andere Interpretation eröffnet sich, wenn man den Inhalt dessen genauer betrachtet, was unmittelbar auf die Praefatio folgt. Die beiden nachfolgenden Kapitel (2–3)2 umfassen die gesamte römische Geschichte von der Stadtgründung bis zur Gegenwart in stark reduzierter Form. Ferner weist Kapitel 2 Inhalte auf, die Aussagen aus der Praefatio exakt wiederspiegeln. In der Praefatio präsentiert nämlich Festus dem Kaiser die erfüllte Auftragsarbeit wie folgt: „Empfange also, was noch kürzer als das kurz und bündig Gesagte zusammengefasst ist, so dass Du … den Eindruck erhältst, die Jahre und das Alter des Staates sowie die Ereignisse vergangener Zeit nicht so sehr zu lesen als vielmehr aufzuzählen“.3 Festus hat also schon buchstäblich vor Augen, wie der Kaiser dank der vorgelegten Kurzfassung Jahresangaben und Gesamtalter des römischen Staates (annos et aetatem) und auch historische Begebenheiten (facta) gleichsam ‚überfliegt‘ (numerare).4 Kaum zufällig umreißen die drei Schlüsselwörter annos, aetatem und facta treffend den Inhalt der beiden nachfolgenden Kapitel (2–3).5 Roms ehrwürdiges Alter von „1117 Jahren“ steht sogleich am Anfang von Kapitel 2. Hierauf folgen die Jahresangaben zu den drei großen Epochen Roms, an die sich wiederum die Regierungsjahre der frühen Könige und andere Jahresangaben anschließen. Insgesamt beinhaltet Kapitel 2 beachtliche 18 Angaben in „Jahren“, was umso auffälliger ist, als im übrigen Teil des Werkes nur noch eine einzige Jahresangabe (6,3) vorkommt: (1) Von der Gründung der Stadt bis zum Erscheinen Eurer Ewigkeit … werden 1117 Jahre gezählt: so entfallen auf die Könige 243 Jahre, 1

Vgl. Arnaud-Lindet, Festus XV und Bettenworth / Schenk, Kleine Geschichte 18 f. Gleichwohl hat Festus Eutrops Breviarium nachweislich als Quelle benutzt, vgl. Komm. zu 22,2 einen Grabhügel in 20 Meilen und 21,3 Als Antoninus. 2 Die neuzeitliche Kapitelzählung schließt – anders als bei Eutrops Breviarium – die Praefatio als Kapitel 1 mit ein. 3 1,2 accipe ergo, quod breviter dictis brevius conputetur, ut annos et aetatem rei publicae ac praeteriti facta temporis non tam legere tibi … quam numerare videaris. Siehe zur Struktur der Praefatio den Komm. zu 1,1 f. Von dem Breviarium. 4 Zur Bedeutung von numerare siehe den Komm. zu 1,2 aufzuzählen. 5 Rohrbacher, Historians 61 erkennt die Korrelation zwischen Praefatio und des unmittelbar nachfolgenden Textes, allerdings nur hinsichtlich Kapitel 2: „This (sc. Praefatio) is an introduction not so much to the entire work, but rather to the subsequent chapter”.

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(B 4) Rufius Festus

auf die Konsuln 467 Jahre, auf die Kaiser 407 Jahre. (2) Es herrschten in Rom während 243 Jahren der Zahl nach sieben Könige: Romulus herrschte 37 Jahre; die Senatoren herrschten ein Jahr lang jeweils für fünf Tage; Numa Pompilius herrschte 43 Jahre; Tullus Hostilius herrschte 32 Jahre; Ancus Marcius herrschte 24 Jahre; Priscus Tarquinius herrschte 38 Jahre; Servius Tullius herrschte 44 Jahre; Lucius Tarquinius Superbus wurde im 24. Jahr aus seiner Herrschaft vertrieben. (3) Es gab von Brutus und Publicola bis zu Pansa und Hirtius während 467 Jahren der Zahl nach 916 Konsuln, abgesehen von denjenigen, die aufgrund irgendeiner Fügung für dasselbe Jahr nachgewählt wurden. Während neun Jahren gab es allerdings keine Konsuln in Rom: zwei Jahre lang unter den Decemvirn, drei Jahre lang unter den Militärtribunen, und vier Jahre lang war Rom ganz ohne Magistrate. (4) Es gab von Octavianus Caesar Augustus bis zu Jovian der Zahl nach 43 Kaiser während 407 Jahren.

Während Kapitel 2 mithin die chronologische Übersicht (annos et aetatem) umfasst, folgt in Kapitel 3 das ereignisgeschichtliche Pendant (facta). Neben der besagten Korrelation mit der Praefatio, die für beide Kapitel gilt, ist für Kapitel 3 auch noch der antizipatorische Blick auf das Nachfolgende hervorzuheben. Denn das Kapitel weist eine weitgehende inhaltliche Übereinstimmung mit der Darstellung in den Kapiteln 4–14 auf:1 (1) Wie sehr Rom unter diesen drei Arten des Herrschens, nämlich der königlichen, der konsularischen und der kaiserlichen, gewachsen ist, werde ich also kurz mitteilen. Unter den sieben Königen dehnte sich der römische Herrschaftsbereich während 243 Jahren nicht weiter als bis nach Portus und Ostia aus innerhalb eines Radius von 18 Meilen von den Toren Roms, einer natürlich noch kleinen und von Hirten gegründeten Stadt, weil die herum angrenzenden Städte sie einengten. (2) Während 467 Jahren unter den Konsuln, unter denen es mitunter auch Diktatoren gab, wurde Italien bis über den Po hinaus besetzt, wurde 1

Vgl. Eadie, Breviarium 99: „Festus repeats and amplifies in another context almost all the information contained in this chapter (sc. Kapitel 3)”; Fele, Il breviarium 162 f.

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Africa [4,3] unterworfen, kam Spanien [5,2] hinzu, wurden Gallien und Britannien [6,3] tributpflichtig gemacht. Bezüglich Illyrikum [7,1] wurden Istrier, Liburner, Dalmater bezwungen; man setzte nach Achaia über [7,2]; die Makedonen wurden unterworfen [7,4]; es wurde gegen Dardaner, Moesier und Thraker gekämpft und die Donau erreicht [7,5]. (3) Nach Asia setzten die Römer ihren Fuß zum ersten Mal nach der Vertreibung des Antiochos [12,2]. Nachdem Mithridates besiegt worden war, wurde sein Reich Pontus besetzt [11,5]. Kleinarmenien, das er ebenfalls innehatte, wurde durch Waffengewalt erobert [16,1]. Das römische Heer gelangte nach Mesopotamien; mit den Parthern wurde ein Bündnis eingegangen. Es wurde gegen Karduener [20,2] und Sarazenen sowie Araber gekämpft [16,3]. Ganz Judäa wurde besiegt [14,2]. Kilikien [12,3] und Syrien [12,2] kamen in die Gewalt des römischen Volkes. Die Könige Ägyptens waren Verbündete [13,3]. (4) Unter den Kaisern aber kamen während 407 Jahren, als viele Principes mit für den Staat unterschiedlichem Glück herrschten, zum römischen Reich die See-Alpen, die Cottischen Alpen [6,2], die Raetischen, die Norischen [7,6], die Pannonischen [7,6], die Moesischen Provinzen hinzu und auch das ganze Ufergebiet der Donau [7,5] wurde zu Provinzen umgewandelt. Ganz Pontus, Kleinarmenien [14,3], der gesamte Osten mit Mesopotamien, Assyrien, Arabien [14,3] und Ägypten [13,3] ging in die Oberhoheit des römischen Reiches über.

Von den römischen Territorialerwerbungen, die in Kapitel 3 überblicksartig aufgelistet sind, kommen – abgesehen von der Phase der Königszeit samt einiger staatsrechtlicher Details – lediglich die Istrer, Liburner und Dalmater in der Darstellung selbst nicht vor.1 Wie auch immer die Erklärung hierfür lauten mag (dazu unten), stellt der von Festus in den Kapiteln 2 und 3 gebotene Überblick (1,2 accipe ergo) in seiner gedrängten Aneinanderreihung von Zahlen und Namen offenkundig genau die „Kurzübersicht“ dar, die der Kaiser zuvor verlangt hatte (1,1 brevem … praecepit). Das Fehlen der Königszeit in der Darstellung, obwohl diese Epoche in der „Kurzübersicht“ gebührend behandelt wird, erklärt sich wohl aus der Intention, eine überflüssige Doppelung, zumal innerhalb eines kurzen Intervalls (d. h. innerhalb von Kap. 3 und 4), zu vermeiden. Es liegt der Verdacht nahe, dass die Königszeit ursprünglich am Anfang des Breviariums behandelt worden war und zwar in einem ähnlich knappen Umfang, wie es in der

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Auch die Alpes Cottiae und die beiden Raetiae kommen später nicht mehr vor, was sich daraus erklärt, dass sie in der Spätantike zur Diözese Italia Annonaria gehören, vgl. S. 227.

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„Kurzübersicht“ geschieht, da es für jene Zeit keine nennenswerten Gebietserweiterungen zu vermelden gab. Mit der Anfertigung der vorangestellten „Kurzübersicht“, dürfte der Passus über die Königszeit en bloc aus dem Breviarium in die neue „Kurzübersicht“ transponiert worden sein, wodurch Kapitel 3 eine ausgewogenere Übersicht über die drei Perioden und damit eine analoge Struktur zu Kapitel 2 erhielt, wo die drei Perioden erstmals präsentiert werden. Der Verzicht auf die Königszeit in der eigentlichen Darstellung dürfte angesichts des fehlenden Provinzerwerbs umso leichter gefallen sein. Umgekehrt setzt die Darstellung (ab Kap. 4) auf diese Weise direkt mit der Aufzählung der erworbenen Provinzen ein, so dass das Ausbleiben der Königszeit gar nicht als solches empfunden wird. Angesichts des raffinierten Verhältnisses zwischen dem breviarium und dem brevis kann jedoch auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden, dass Festus den Abschnitt über die Königszeit speziell für die „Kurzübersicht“ verfasst hat. Das Fehlen der „Istrier, Liburner und Dalmater“ in der Darstellung, obwohl sie in der „Kurzübersicht“ genannt sind (3,1), lässt sich weniger leicht erklären. Ihre Erwähnung wäre im Zusammenhang mit Illyricum in 7,1 zu erwarten gewesen, wo die kurze Notiz vielleicht auch hingehört.1 Angesichts der anderweitigen Übereinstimmung zwischen den beiden Werkteilen sollte diese singuläre Diskrepanz jedoch nicht überbewertet oder gegen die Deutung der Kapitel 2–3 als die in der Praefatio angekündigte „Kurzübersicht“ (brevis) geltend gemacht werden. Wie dem auch sei, in jedem Fall bleibt es verwunderlich, dass die Praefatio die Entstehung des brevis erklärt (1,1), aber sich mit keinem Wort zum Zustandekommen des eigentlichen breviarium rerum gestarum populi Romani äußert. Gleichwohl ist anzunehmen, dass das breviarium, von dem Festus die „Kurzübersicht“ angefertigt hat, sein eigenes Werk ist. Denn die „Kurzübersicht“, die den Inhalt der Kapitel 4–14 ziemlich genau zusammenfasst (zu Kap. 15–29 siehe unten), ist offenbar eng mit dem Inhalt abgestimmt, als wäre sie von Anfang an mitgeplant. Das Eingangskolon der Praefatio lässt sich demnach wohl auch wie folgt verstehen: „Von meinem Breviarium der Taten des römischen Volkes eine Kurzübersicht anzufertigen, hat deine Gnade angewiesen.“2 1

In der ältesten Handschrift (E) fehlt das gesamte Kolon (de Illyrico Histri, Liburni, Dalmatae domiti sunt), was aber nicht zwingend bedeutet, dass es sich bei dem Textpassus in den übrigen Handschriften um eine Interpolation handelt. 2 Theoretisch wäre denkbar, dass Festus das breviarium aus freien Stücken für den Kaiser verfasst hat und dieser daraufhin die Abfassung eines brevis verlangt hat.

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Die nachfolgende Darstellung bildet als „(Eroberungs-)Taten des römischen Volkes“ gleichsam den Kern des Breviariums. In den Kapiteln 4–14 wird das Wachstum des römischen Reiches anhand des Erwerbs der einzelnen Provinzen geschildert. Festus verspricht sie in der zeitlichen Reihenfolge zu präsentieren, in der sie erworben und dem Reich hinzugefügt wurden (4,1). In Wahrheit bietet er jedoch eine geographische Anordnung1, indem er sich spiralförmig ums Mittelmeer herum, zunächst durch den westlichen Reichsteil des Valentinian I. (Kap. 4–9), dann durch den östlichen des Valens (Kap. 10–14) bewegt.2 Bei den Provinzen im Westen lässt sich zudem eine Gruppierung nach Diözesen beobachten.3 Lediglich bei den ersten drei Provinzen (Sizilien, Sardinien und Korsika) wird die chronologische Reihenfolge eingehalten, wobei das geographischen Ordnungsprinzip dadurch keineswegs gestört wird.4 Die drei Provinzen bilden aber auch insofern eine Ausnahme, als es sich bei ihnen um die einzigen Territorien der beiden italischen Diözesen handelt, die in der Darstellung genannt werden. Italia Annonaria und Italia Suburbicaria bleiben ansonsten verständlicherweise unberücksichtigt, weil die darin enthaltenen Provinzen erst mit Diokletians Reform zu solchen erklärt wurden.5 Den zwei Ausnahmen – Raetien und Cottische Alpen – wird aber dadurch Rechnung getragen, dass sie in der „Kurzübersicht“ untergebracht sind (3,4).6 Einmal am Ende der Schilderung der römischen (Expansions-)Geschichte angelangt, wendet sich Festus in einer Apostrophe erneut an den Kaiser. Den Auftakt hierzu bildet das emphatisch an der Satzspitze stehende Verb scio, durch das der Verfasser sich selbst hervorhebt.7 Festus glaubt nämlich

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Lenski, Failure of Empire 187: „Festus organized his history geographically rather than chronologically.“ 2 Die Illusion der zeitlichen Reihenfolge wird bis 12,1 aufrechterhalten, als Festus mit der Ausdehnung über den Taurus ausdrücklich zu einer geographischen Abfolge wechselt. 3 Vgl. 4,6 (Africa); 5,3 (Hispaniae); 6,4 (Galliae, Aquitania [= Viennensis], Britanniae); 8,3 (Illyricum [= Pannoniae, Moesiae]) und 9,4 (Thraciae); dazu Rohrbacher, Historians 61: „An eastern provincial list is lacking, perhaps because it would have been unnecessary at the eastern court.“ 4 Siehe auch unten im Komm. die historische Erläuterung zu 4,1. 5 Vgl. den Boer, Minor Roman Historians 197: „Festus commission was not to give a list of all the lands of the Empire, but of the conquered territories.“ 6 Hier ergibt sich eine gewisse Parallele zur Königszeit, die ebenfalls in der „Kurzübersicht“ abgehandelt wird und in der Darstellung selbst nicht mehr auftaucht. 7 Nur noch das Verb parebo in 1,1 nimmt dieselbe prominente Position ein, sonst stehen Verben der 1. Pers. sing. immer am Kolonende.

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die Gedanken des Kaisers lesen zu können: „Ich weiß nun, berühmter Princeps, wohin dein Vorhaben hinzielt.“ (15,1) Seine Ahnung aussprechend, fährt Festus fort: „Gewiss fragst Du, wie oft die Waffen Babylons und der Römer aneinandergeraten sind und mit welchem Ausgang pila und Pfeile miteinander wettstritten.“ Gemeint sind die bisherigen römisch-persischen Kriege, deren Ausgang er kurz aufzählen will. Dieses neue Thema scheint Festus beinahe spontan in den Sinn zu kommen, wie der etwas abrupte Anschluss vielleicht suggeriert. Allerdings bildet der letzte Abschnitt der Darstellung, der die heikle Frage des Grenzverlaufs zwischen den beiden Reichen erörtert (14,6 f.), den Anstoß dafür, dass Festus vorgibt, sich in seinen Leser hineinzuversetzen und zu erahnen, was der Kaiser jetzt zu wissen trachtet (15,1 scio … requiris profecto). Aufgrund dieses vermittelten Eindrucks kann die Schilderung der römisch-persischen Konflikte nur schwerlich Teil des kaiserlichen Auftrags gewesen sein. Vielmehr musste Festus’ zur Schau getragenes Gespür für das, was den Kaiser interessiert, geradezu befremdlich wirken, nachdem er in der Praefatio zugesagt hat, den Auftrag des Kaisers ausführen zu wollen (1,1 parebo … praecepto). Mehr noch, der Tenor der selbstbewussten Aussage des Festus, dass er weiß, was den Kaiser interessiert, schließt geradezu aus, dass er beauftragt war, einen historischen Überblick über die Kriege zwischen Römern und Persern zu verfassen. Schließlich weckt auch die Praefatio selbst Zweifel an einem solchen Auftrag, findet sich darin doch kein Hinweis auf die römisch-persische Thematik, die immerhin die Hälfte des Werkumfangs ausmacht (Kap. 15–29). Lediglich von einer Übersicht über die römische Geschichte ist dort die Rede, die, wie gezeigt, in Kap. 2–3 skizziert und in Kap. 4–14 dargeboten wird. Daraus folgt, dass die zweite Hälfte von Festus’ Breviarium eine eigenständige Komposition bildet und gleichsam supplementär an die eigentliche Darstellung angehängt ist.1 Ferner erklärt dieser Befund das Vorkommen von gewissen Doppelungen innerhalb von Kapitel 14 und der zweiten Werkhälfte2, die dazu verleitet haben, das letzte Kapitel über die Provinzen für

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Als Ganzes bildet das Breviarium freilich ein in sich geschlossenen Gesamtwerk, das sich in fünf Abschnitte untergliedern lässt, die an die Partes orationis erinnern: Prooemium (Kap. 1), Propositio (Kap. 2–3), Narratio (Kap. 4–14), Argumentatio (Kap. 15–29), Peroratio (Kap. 30). 2 Die Doppelungen werden mitunter als besondere Emphase aufgefasst, vgl. den Boer, Minor Roman Historians 206 und B. Bleckmann, Der Bericht des Petros Patrikios über den Frieden von 298, in: Goltz / Schlange-Schöningen, Zeitalter Diokletians und Konstantins 73– 90, hier 86 f.

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ein „Übersichtskapitel“ der nachfolgenden Perserkriegsgeschichte zu halten, obwohl die Zäsur bildende Apostrophe zu Beginn des zweiten Teils (15,1) strukturell gegen eine solche Deutung spricht.1 Dem Kaiser aus freien Stücken ein literarisches Werk zuzueignen, ist nichts Ungewöhnliches und hat eine lange Tradition. Als zeitgenössische Beispiele lassen sich nennen die vermutlich an Valens und Valentinian I. gerichtete anonyme Schrift De rebus bellicis und das Breviarium des Aurelius Victor, das ursprünglich wohl Constantius II. zugedacht war. Beide Werke warten zudem – jedes auf seine Weise – mit praktischen Ratschlägen für den Kaiser auf.2 Ferner ist das explizit an Constantius II. gerichtete Breviarium (sog. Itinerarium Alexandri) zu nennen, das dessen anonymer Verfasser als seinen Beitrag zum aktuellen Krieg gegen die Perser erachtet und das den Kaiser mittels historischer exempla in Gestalt von Alexander dem Großen und Traian ideell unterstützen soll (Itin. Alex. 1–4). Sogar bei Eutrop findet sich das Element der freiwilligen Zugabe, wie seiner Praefatio zu entnehmen ist. Denn dem Auftrag, die römische Geschichte zusammenzufassen, hat er von sich aus noch die besonderen Qualitäten der früherer Kaiser hinzugefügt:3 Was in der römischen Geschichte an kriegerischen oder zivilen Ereignissen herausragte, habe ich auf Wunsch deiner Gnade von der Gründung der Stadt bis in unsere Zeit in chronologischer Reihenfolge und kurzer Darstellung zusammengetragen, wobei ich auch das noch knapp hinzugefügt habe, was es im Leben der Kaiser an Ausgezeichnetem gab, damit der göttliche Verstand deiner Friedfertigkeit sich daran erfreuen kann, dass er den Taten berühmter Männer bei der Regierung des Reiches schon nacheiferte, bevor er durch die Lektüre von ihnen erfuhr.4 (Übers. nach Groß) 1 Vgl.

etwa Baldwin, Festus 206: „It does little but adumbrate what is to come, employing very similar phraseologies, and is of no obvious utility“; Mouchová, Breviarium 146: „reine[s] Übersichtskapitel … für die Konflikte mit den Parthern/Persern“; ferner den Boer, Minor Roman Historians 206. 2 Vgl. Fleury, De rebus bellicis, XXIV (und LII zur Datierung zwischen 366 und 370) und Nickbakht, Einleitung (KFHist B 2) 19 f. zu Aurelius Victor. 3 Die Communis opinio geht hingegen davon aus, es sei Valens’ eigener Wunsch gewesen, „über die Großtaten der Tradition, vor allem aber über die Qualitäten der Amtsvorgänger … unterrichtet zu werden“, so Schmidt, Rufius Festus 209. 4 Eutr. praef. res Romanas ex voluntate mansuetudinis tuae ab urbe condita ad nostram memoriam, quae in negotiis vel bellicis vel civilibus eminebant, per ordinem temporum brevi narratione collegi, strictim additis etiam his, quae in principum vita egregia extiterunt, ut

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Für Eutrop war es freilich nicht mit viel Mühe verbunden, diese biographischen Details in sein Breviarium einzubinden, fand er sie doch schon in seinem Quellenmaterial der EKG-Tradition vor. Entscheidend ist aber, dass er die Eigeninitiative seines Tuns hervorhebt, die durch die vorgeschobene Begründung für die erbrachte Zugabe nochmals betont wird. Hierbei fungiert die rhetorisch stilisierte Begründung in Wirklichkeit als ein Kompliment an den Kaiser, während die Darbietung des zusätzlichen Stoffes offensichtlich nur darauf abzielt, dessen Gunst zu gewinnen. Der dienstbeflissene Eutrop, der unaufgefordert mehr geboten hat, als verlangt war, entpuppt sich gleichsam als unmittelbarer Vorgänger und Vorbild des Festus. Die zweite Hälfte des Breviariums des Festus ist nämlich ebenfalls als eine freiwillige Zugabe und nicht als Teil des kaiserlichen Auftrags anzusehen.1 Den Anlass hierzu bildete Festus’ Wissen um die intentio des Kaisers, womit Valens’ „Vorhaben“ gemeint ist, gegen die Perser einen Feldzug zu führen, wie aus dem weiteren Kontext des Binnenproömiums hervorgeht:2 Gewiss fragst Du, wie oft die Waffen Babylons und der Römer aneinandergeraten sind und mit welchem Ausgang pila und Pfeile miteinander wettstritten. Ich werde die Ergebnisse der Kriege kurz aufzählen. Du wirst feststellen, dass durch List die Feinde in wenigen Fällen erfolgreich waren, die Römer hingegen immer durch echte Tapferkeit als Sieger hervorgegangen sind.

(15,1) Angesichts eines anstehenden oder wenigstens geplanten Unternehmens nutzt Festus die Gelegenheit, den historischen Überblick über Roms territoriale Ausdehnung um einen militärhistorischen Überblick zu ergänzen. Hierbei unterstellt er dem Kaiser geschickt, über den Ausgang der römischpersischen Kriege Bescheid wissen zu wollen, um auf diese Weise seine eigenmächtig vorgenommene Erweiterung des Breviariums zu legitimieren und den Kaiser zu einer wohlwollenden Aufnahme zu verpflichten.

tranquillitatis tuae possit mens divina laetari prius se inlustrium virorum facta in administrando imperio secutam, quam cognosceret lectione. 1 Gemäß der Communis opinio sind die Kapitel 15–29 integraler Bestandteil des von Valens beauftragten Breviariums, vgl. zuletzt Bettenworth / Schenk, Einleitung 19 mit Anm. 34, vgl. aber Peachin, The purpose of Festus’ Breviarium 159 mit Anm. 10. 2 Anders Rohrbacher, Historians 62: „The introduction to this section (15,1) suggests the instructions Festus had received from Valens.“

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Hintergrund ist der 363 durch Jovian abgeschlossene Friedensvertrag mit den Persern, der nicht nur einen erheblichen Prestigeverlust für Rom darstellte, weil er mit der Abtretung der Stadt Nisibis und großer Gebiete entlang der Tigrisgrenze verbunden war (29,2), sondern auch geo-strategisch einen veritablen Machtverlust bedeutete. Die Pflicht, diese Scharte auszuwetzen, fiel Valens zu, der sich nach dem 369 beendeten Krieg gegen die Goten, nunmehr dieser Aufgabe zuzuwenden schien.1 Allein schon wegen der Wirkmächtigkeit des klassischen Rollenbilds vom Kaiser als dem Schützer und Mehrer des Reiches musste Valens von sich aus zu einem militärischen Gegenschlag gegen die Perser ausholen wollen, zumal der Sieg über die Goten keineswegs so grandios ausgefallen war, wie Festus am Ende des Breviariums schmeichlerisch suggeriert (vgl. 30,2). Indem Festus zu Beginn des Abschnitts über die Provinzen der östlichen Reichshälfte es sich nicht entgehen lässt, dem Valens den Willen zur Reichserweiterung wie selbstverständlich zu unterstellen (10,1), verleiht er der imperialen Erwartungshaltung an den Kaiser besonders Nachdruck; mehr noch, mit der Aufzählung derer, die in der Vergangenheit im Osten Gebiete für Rom erworben haben, will er den Kaiser sogar ausdrücklich zu neuen Eroberungstaten bewegen: Nun werde ich die Urheber, die für deine Herrschaft die östlichen Gebiete und den gesamten Osten sowie die unter der ihnen nahen Sonne gelegenen Provinzen gewonnen haben, vorstellen, damit dadurch der Drang deiner Güte, den du zu ihrer Erweiterung hast, weiter angespornt werde. 2

In Festus’ adhortativer Apostrophe offenbart sich nicht nur die traditionell imperialistische Mentalität der Römer. Es findet sich – allerdings in umgedrehter Weise – auch der von Eutrop geäußerte Gedanke wieder, dass Valens durch die Lektüre des Breviariums bemerken werde, „dass er den Taten berühmter Männer bei der Regierung des Reiches schon nacheiferte, bevor er durch die Lektüre von ihnen erfuhr.“ (Eutr. praef.) Bei Festus soll der Kaiser nämlich gerade durch die Lektüre dazu motiviert werden, beim Regieren den Taten berühmter Männer nachzueifern, jedenfalls was die expan-

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Maier, Palastrevolution 318; 321. 10,1: nunc Eoas partes totumque Orientem ac positas sub vicino sole provincias qui auctores sceptris tuis paraverint, explicabo, quo studium clementiae tuae, quod in isdem propagandis habes, amplius incitetur. 2

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sive Außenpolitik betrifft. Ganz in der Tradition der römischen Geschichtsauffassung stehend, die Vergangenheit als eine „Serie von Beispielen“ zu begreifen, kommt den nachfolgenden Kapiteln erklärtermaßen eine didaktische Funktion zu.1 Dies gilt ganz besonders für die römischen Akteure in den vergangenen römisch-persischen Konflikten (Kap. 15–29). Sie dienen als historische exempla und bieten Valens für seinen Perserfeldzug konkrete Orientierung. Hierbei spielt es auch nur eine geringfügige Rolle, ob die Protagonisten triumphierten oder kläglich scheiterten, denn wie die guten Beispiele als Vorbilder zur Imitation dienen, lassen sich auch aus den schlechten Beispielen nützliche Lehren ziehen.2 Erfolgreich waren die Römer laut Festus jedenfalls immer dank ihrer Tapferkeit (virtute), während er für ihre Misserfolge stets irgendeine Erklärung beibringen kann (vgl. 15,1), so dass der Grundtenor seines tendenziösen Berichts keineswegs darauf hinausläuft, dem Perserreich künftig mit Maßhaltung zu begegnen, sondern er vielmehr im Vertrauen auf ungebrochene römische Tugend und Tapferkeit einen aggressiven und expansiven Imperialismus propagiert.3 Diesbezüglich unterscheidet sich Festus nicht sonderlich von Eutrop, der den „schmachvollen Vertrag“ (pacem ignobilem) von 363 ebenfalls missbilligt und implizit sogar dessen Aufkündigung fordert, indem er im letzten Buch seines Breviariums einige Präzedenzfälle aus früheren Büchern in Erinnerung ruft, in denen die Römer nachteilige Friedensverträge schon bald nach Abschluss wieder brachen und den Krieg erneuerten.4 Die Wiederholung dieser exempla aus republikanischer Zeit am Ende des Breviariums im Zusammenhang mit der Schilderung von Jovians Friedensschluss dient nicht allein dazu, einen neuen Feldzug gegen die Perser historisch zu rechtfertigen; vielmehr soll Valens – da es Eutrop darum geht, dass der Kaiser dem Beispiel der inlustres viri nacheifert – wie nach der Methode des Festus gerade durch die Lektüre zum Handeln bewegt werden.5

1

Zur ähnlichen Wirkungsweise bei Eutrop vgl. Bleckmann, Einleitung (KFHist B 3) 7. Vgl. Mouchová, Breviarium 150. 3 Vgl. Lenski, Failure of Empire 195, anders etwa Grote, Another look; Elm, Death and the Tigris; Antiqueira, Festus. 4 Eutr. 2,9,1–4; 4,17,1; 4,26,1 und erneut 10,17,2, vgl. dazu Bleckmann, Einleitung (KFHist B 3) 16–18. 5 Vgl. Bird, Eutropius and Festus 12: „the Breviarium gives the impression that one of the aims of his (sc. Eutropius) work was to persuade Valens … to pursue a vigorous policy against Sapor and recover the provinces and fortresses given up by Jovian“; Lenski, Failure of Empire 195: „in keeping with the precedents of Roman history, he (sc. Valens) was ob2

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Es lässt sich daher schwerlich von der Hand weisen, dass die beiden Breviatoren, die ihre Werke an Valens richten, ihn in seiner Funktion als Kaiser, im Fall des Festus sogar speziell als Oberbefehlshaber ansprechen und in ihm allein ihren intendierten Leser sehen. Zweifelhaft ist hingegen, ob sie darüber hinaus auch bewusst die kaiserliche ‚Umgebung‘ oder die aristokratische Elite als Zielpublikum vor Augen hatten, wie mitunter angenommen wird.1 Auch die verbreitete Auffassung, dass die historischen Breviarien – das Werk des Aurelius Victor eingeschlossen – dazu gedacht waren, „vor allem aufsteigende Schichten, die Bildungswissen benötigten“, mit dem entsprechenden geschichtlichen Grundkenntnissen zu versorgen2, kann bei näherem Hinschauen ebenso wenig überzeugen, wie die Vorstellung, sie seien für den Schulunterricht konzipiert.3 Zu welchem Zweck Eutrop und anschließend Festus von Valens mit der Anfertigung eines historischen Breviariums beauftragt wurden, lässt sich nicht zufriedenstellend klären. Sicher scheint aber, dass beide Breviatoren die Gelegenheit dazu nutzten, den Kaiser zu hofieren, indem sie freiwillig mehr boten, als von ihnen verlangt war. In Festus’ Fall ein in sich geschlossenes Opusculum, das sich thematisch an sein Auftragswerk anschließt, gleichzeitig aber auch einen hochaktuellen politischen Diskurs aufgreift.4 So gibt sich sein Überblick über die Ausgänge der römisch-persischen Kriege als ein historischer Leitfaden, von dem freilich unklar ist, auf wie großes persönliches Interesse dieser beim Kaiser stieß, denn einen praktischen Bedarf daran kann Valens nicht gehabt haben. Gleichwohl ermuntert Festus den Kaiser zu einem Feldzug gegen die Perser, indem er die Rechtmäßigkeit und Erfolgsaussichten eines solchen

liged to break [Jovian’s treaty]“, gleichzeitig hält Lenski, 188 Anm. 187 fest, dass „the personal role of these authors (sc. Eutropius and Festus) in actively directing Valens’s eastern policy“ überschätzt werde. 1 Vgl. Schmidt, Eutropius 204; Maier, Palastrevolution 319; Mouchová, Breviarium 153 denkt an ein „breiteres Publikum … von Gebildeten und von nur halbwegs Gebildeten“. 2 Zitat aus DNP 2, 770 s. v. Breviarium. Die Hypothese wurde verbreitet durch Momigliano, Pagan and Christian historiography 85 f.; vgl. jüngst Gasti, La letteratura tardolatina 95 und Bettenworth / Schenk, Rufius Festus 17. 3 Dem Werk des Festus hat Mouchová, Breviarium 152: „schon wegen seines speziellen Themas“ einen solchen Zweck abgesprochen, vgl. entsprechende Einwände bezüglich Aurelius Victors Breviarium bei Nickbakht, Einleitung (KFHist B 2) 15 f. 4 Vgl. R. Turcan, L’abandon de Nisibe et l’opinion publique (363 ap. J.-C.), in: R. Chevallier (Hg.), Mélanges d’archéologie et d’histoire offerts à A. Piganiol, Bd. 2, Paris 1966, 875–90.

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Unterfangens betont, und gibt ihm indirekt noch Ratschläge (in Form von exempla) mit auf den Weg. Im Gegenzug wird Festus auf entsprechenden Dank und Anerkennung in Gestalt von materieller Belohnung und dienstlicher Beförderung gehofft haben. Ganz ähnliche Hoffnungen dürften zuvor schon Eutrop dazu veranlasst haben, mit den zusätzlich gebotenen Details aus dem Leben vergangener Kaiser dem Valens eine Gefälligkeit erweisen zu wollen. Hierbei hebt Eutrop bezeichnenderweise an den guten Kaisern immer wieder ihre Freigebigkeit, zumal gegenüber den „Freunden“ aus der höfischen Umgebung hervor und versäumt nicht zu erwähnen, dass Julian in dieser Hinsicht „weniger aufmerksam (war), als es sich für so einen bedeutenden Princeps geziemt hätte“ (Eutr. 10,16,3).1 Im Fall des Aurelius Victor erklärt sich das Zustandekommen seines Breviariums ebenfalls am ehesten damit, dass er sich durch die Übersendung seines Werkes an Constantius II. für eine Beförderung im Amt empfehlen wollte.2 Wenn schließlich der Autor des Itinerarium Alexandri bekennt, dass der militärische Erfolg des Kaisers, zu dem er mit seinem Breviarium schriftstellerisch beitragen will, ihm selbst zugute kommt, dann zielt er damit auf die Sicherheit als Reichsbewohner ab, die ein Sieg über die Perser verspricht.3 Dass aber – unabhängig von der Bedeutung der vagen Formulierung – auch unmittelbare Vorteile für den Verfasser damit gemeint sein können, erscheint keineswegs ausgeschlossen. Vor diesem Hintergrund lässt sich Festus’ eifriges Überbieten des ursprünglichen Auftrags kaum anders beurteilen als ein kalkulierter Schritt zur persönlichen Profilierung und Karriereförderung. Sein Verhalten stellt demnach auch keine verblüfende Ausnahme dar, sondern entspricht vielmehr einem Muster, das mit der nicht zu überschätzenden Rolle des Kaisers für das Weiterkommen des Einzelnen zusammenhängt, weil jener schlicht über die größten Ressourcen verfügte. Wenn Festus dennoch den Eindruck eines ehrgeizigen magister memoriae erweckt, der seinem Auftragswerk ein Supplement von fast gleicher Länge anfügt, kann dies als ein weiteres Indiz für die Identifizierung des Breviators mit dem bei Ammianus Marcellinus erwähnten magister memoriae und proconsul Asiae gelten (siehe oben I.1). Jedenfalls passt ein solcher Ein-

1

Vgl. Bleckmann, Einleitung (KFHist B 3) 10 f. Dazu Nickbakht, Einleitung (KFHist B 2) 16–20. 3 Itin. Alex. 2 ac si quid ex eo iuverim vel praeierim, vicem sciam in me etiam redundaturam, quoniam quisque mortalium iure naturae in eo se plus diligit, a quo ipse defenditur. 2

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druck durchaus zu dem besagten Festus aus Tridentum, der in seinem Ehrgeiz, eine noch höhere Amtsstellung zu erlangen, laut Ammianus auch bereitwillig über Leichen ging.1 II. Zur Überlieferung des Werks von Carlo Scardino 1. Die Handschriften Eine große Anzahl von Handschriften enthält Festus’ Werk.2 Die relevanten älteren Codices kann man aufgrund von Trenn- und Bindefehlern grob in zwei Klassen einteilen, die von den Subarchetypen β und ε abstammen. Zur β-Klasse gehört als Vertreter einer eigenständigen Linie: B = Der Codex Bambergensis E III 22 wurde im 9. Jh. in karolingischer Minuskelschrift wohl in Oberitalien angefertigt und später in der Kathedrale von Bamberg aufbewahrt. Der Codex umfasst 107 Doppelseiten zu jeweils 30 Zeilen, die von einer späteren Hand durchnummeriert worden sind. Festus’ Text folgt auf die Geschichte des Dares aus Phrygien (S. 1–32) auf den Seiten 33–52 und steht vor der Epitome des Florus (S. 53–214). Auch wenn der Codex einige Abschreibfehler enthält, gilt er als der beste Zeuge von Festus’ Breviarium.3 Innerhalb der β-Klasse bilden aufgrund von Trenn- und Bindefehlern folgende Handschriften, die von einem gemeinsamen Subarchetyp γ ab-stammen, eine eigene Klasse: G = Der Gothanus Memb. I. 101 wurde Ende des 8. oder zu Beginn des 9. Jh. in karolingischer Minuskelschrift auf Pergament geschrieben. Der aus dem südelsässischen Kloster Murbach stammende Codex kam 1795 in die Herzogliche Bibliothek Gotha. Er umfasst 49 Doppelseiten zu jeweils 30 Zeilen und enthält Dekorationen. Auf Festus (fol. 1r–8v) folgen Eutrops Breviarium (fol. 9r–40v) und Auszüge aus Frontins Strategemata. Der von mehreren Händen verfasste Codex enthält viele Schreibfehler (propter statt praeter etwa in c. 2,3), die bisweilen nachträglich korrigiert worden sind.

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Vgl. oben S. 220 mit Anm. 6. Vgl. dazu Eadie, The Breviarium 21–32; Arnaud-Lindet, Festus xxv–xxxiv und Fele, Il breviarium 8–13. 3 So etwa Eadie, The Breviarium 25 und Fele, Il breviarium 9 f. 2

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P = Der Parisinus 6113a unbekannter Herkunft ist Ende des 9. oder zu Beginn des 10. Jh. in Minuskelschrift auf qualitativ schlechtem Pergament verfasst worden. Jede Seite umfasst 20 Zeilen. Das Breviarium steht wie in G, mit dem P eng verwandt ist, am Anfang (fol. 2r–16r). Der von mehreren Händen geschriebene Codex enthält viele Fehler und mehr Abkürzungen als die übrigen Codices. Die beiden folgenden, ebenfalls zur γ-Klasse gehörigen Handschriften stammen von einem gemeinsamen, von der η-Klasse interpolierten Subarchetyp δ ab. 1 V = Der Codex Vindobonensis 451 aus dem 12. Jh. ist auf Pergament in Minuskeln geschrieben. Die Handschrift enthält auch Jordanes’ Historia Romana. Der Text des Festus (fol. 18r–19v) ist jeweils auf zwei Spalten geschrieben und am Anfang von einer zweiten Hand korrigiert worden. Es fehlen sowohl das Incipit als auch das Explicit. S = Der Codex Parisinus 5822 aus dem 12. oder 13. Jh. unbekannter Herkunft ist auf Pergament in Minuskeln von verschiedenen Händen verfasst und korrigiert worden. Der Text des Festus steht am Anfang (fol. 1v– 8r). Zur ε-Klasse gehören: E = Der Codex Escorialensis der Biblioteca del Escorial R II 18 (vormals Ovetensis) aus dem 7. Jh. ist in gemischter Unzialschrift geschrieben. Im 9. Jh. gelangte der Codex in den Besitz der Bibliothek der Kathedrale von Oviedo und später in die Bibliothek des Escorials. Die Handschrift umfasst 95 Doppelseiten zu je 35 Zeilen. Neben Festus (fol. 35r–44r) sind Werke Isidors und Exzerpte aus den Chroniken von Hieronymus und Prosper enthalten. Das Manuskript enthält viele orthographische Fehler: so werden häufig die Buchstaben b und v, d und t, t und th sowie p und b miteinander verwechselt. Zusammen mit E zur ε-Klasse gehörig, bilden folgende Handschriften die von einem gemeinsamen Subarchetyp abstammende η-Klasse: W = Der Codex Vindobonensis 89 aus dem 9. Jh. ist auf Pergament in karolingischer Minuskel verfasst. Die Handschrift stammt aus der Stiftsbibliothek Salzburg (Salisburgensis 72) und befindet sich heute in der Österreichischen Nationalbibliothek. Auf Festus (fol. 2–7) folgt Isidors De ordine temporum. Der Codex weist manche Fehler beim Abschreiben schwieriger Wörter und kleinere Lücken auf. K = Der Codex Parisinus 6114 aus dem 11. Jh. ist von mehreren Händen auf minderwertigem Pergament in Minuskeln verfasst worden und wird in 1

Dazu Arnaud-Lindet, Festus xxxiv.

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der Bibliothèque nationale in Paris aufbewahrt. Trotz orthographischer Abweichungen stammt er aufgrund der Bindefehler von derselben Vorlage (θ) wie W ab, ist aber wohl keine Kopie desselben. Ebenso wie in W steht Festus am Anfang (fol. 1r–12r). O = Der Codex Vindobonensis 323 aus dem 12. Jh. unbekannter Herkunft ist auf Pergament in Minuskeln geschrieben. Die Handschrift enthält neben Festus (fol. 29v–45v) auch das Breviarium des Eutrop sowie die Chroniken des Eusebios und des Hieronymus. Häufig ist gegenüber der Version der anderen Codices die Wortstellung geändert. R = Der Codex Parisinus nouv. acq. lat. 310 stammt aus Deutschland und ist im 12. Jh. auf Pergament in Minuskeln geschrieben worden. Die Handschrift enthält neben Festus’ Breviarium, dem allerdings das letzte Kapitel fehlt (fol. 96v–103r), auch die Geschichtswerke Eutrops und Orosius’. Aufgrund vieler Trennfehler zu WKO stellt er möglicherweise innerhalb der η-Klasse eine eigenständige Linie dar. Weitere Handschriften, die nicht mit Sicherheit einer der beiden Klassen zugeordnet werden können, sind: C = Der Codex Copenhagensis frg. 19 X aus dem späten 9. Jh. stammt aus Benevent und befindet sich in der Kongelige Bibliotek in Kopenhagen. Er ist wahrscheinlich mit den Handschriften der β-Klasse verwandt, aber interpoliert und hat zur Tradition der kontaminierten recentiores beigetragen.1 Er enthält nur die c. 22–28 des Breviarium. A = Der Codex Bruxellensis 4659 aus dem 15. Jh. stammt aus Italien und wurde für Anselmus Adorno aus Brügge angefertigt.2 Er ist auf Pergament in humanistischen Minuskeln verfasst. Festus steht am Anfang (fol. 2r–73r).

1

Vgl. dazu besonders die Beschreibung von Eadie, A fragment in Copenhagen 93–95, für den dieser Codex weder zur β- noch zur ε-Klasse gehört, sondern eine Mischung beider Traditionen darstellt, auch wenn eine Reihe von Lesarten, die nur C bezeugt, durchaus auf eine eigenständige Tradition hinweisen könnte (so hat C etwa c. 27,1 veris et gravibus pugnis, β dagegen verum pugnis, in 27,3 fügt C bello nach Narasarensi autem hinzu), doch weist Eadie 94 f. mit Recht darauf hin, dass „these modifications and additions may not have been obtained from a lost MS; indeed, they may all be the result of independent scribal ‘error’ of the kind in which misreading and stylistic emendation both play a part; …bello could have been suggested by the context. Thus, it is entirely possible that the Copenhagen fragment is a freely emended descendant of the β tradition.“ Anders Schmidt, Rufius Festus 210, für den C Vertreter einer dritten Klasse von Codices ist. Dagegen lässt Fele, Il breviarium 10 die Frage offen, ob C eine eigenständige Klasse bildet. 2 Ausführlich dazu jetzt Verweij, The Festus Manuscript 121–140, der den Codex und seine Geschichte beschreibt.

238

(B 4) Rufius Festus

Dieser Codex, der zu keiner der beiden Familien gehört, ist nicht Vertreter einer dritten Klasse, sondern das Produkt der (wohl auch mehrfachen und gegenseitigen) Kontamination beider Klassen (etwa der Codices O und V). Er wird von den modernen Herausgebern stellvertretend für die Tradition der recentiores verwendet, von denen Eadie etwa 70 Handschriften anführt.1 Da in den beiden letzten Ausgaben von Eadie und Arnaud-Lindet die Manuskripte z. T. mit verschiedenen Siglen bezeichnet werden (Fele gibt jeweils beide Nomenklaturen an), sind die von der vorliegenden Edition im Anschluss an Arnaud-Lindet leicht veränderten Siglen in der untenstehenden Tabelle, die auch als Konkordanz zu den beiden Vorgängereditionen dient, zusammengestellt worden. Eadie Arnaud-Lindet α bzw. Π2 β. α´ α´´ β bzw. Σ α β´ bzw. Δ β´´ B B G G P P W1 V P3 S E E W W P1 K 2 W O P2 R Z A C * = Sigle wird in der Edition nicht verwendet

1

KFHist β. γ. *δ. ε. η. *θ. B G P V S E W K O R A C

Eadie, The Breviarium 26–31. Einige weitere, besonders italienische Codices führen Reeve, Rez. Arnaud-Lindet 511 und Fele, Il breviarium 10 f. an. 2 Arnaud-Lindet, Festus xxxiv und 1 unterscheidet zwischen rekonstruierten Manuskripten, die mit griechischen Kleinbuchstaben angegeben werden, und den Übereinstimmungen zwischen den Codices, die mit griechischen Großbuchstaben ausgedrückt werden.

Einleitung

239

2. Die neuzeitlichen Drucke und die modernen Editionen Die editio princeps des Breviariums hat der Straßburger Sixtus Riessinger um 1468 in Rom (oder Neapel) herausgegeben. Sie beruht auf einem der jüngeren Codices, die wie A eine Mischung beider Klassen sind, und spielt daher für die constitutio textus keine Rolle.1 Dasselbe gilt für die nachfolgenden, teilweise kommentierten Editionen wie diejenigen von Campanus (1470), Tiphernas (1474), Camers (1518), Cuspinianus (1553), Sylburg (1588), Pithou (1602) und Boxhorn (1632). Verheyk (1762) hat die vor ihm kommentierten Editionen miteinander verglichen und neben einer neuen Edition auch eigene Kommentare hinzugefügt. Die erste wissenschaftliche Edition hat W. Förster, der die ältesten Manuskripte mit Ausnahme von E eingesehen hat, 1874 herausgegeben. In seinem schmalen Apparat gibt er aber nur die wichtigsten Varianten an. Förster selbst hat 1879 E kollationiert.2 Auf dieser Grundlage hat Wagener 1886 eine neue Edition vorgelegt und dabei zusätzlich zur Einteilung des Werks in Kapitel diese weiter in Paragraphen unterteilt. Daneben hat er orthographische Fehler und Versehen der Ausgabe Försters verbessert.3 1967 hat Eadie auf der Grundlage einer neuen Kollation aller relevanten Manuskripte den Text neu herausgegeben und einen historischen Kommentar angefügt. Eadie hat den Text gegenüber den Vorgängereditionen weiter verbessert, auch wenn seine Edition nicht fehlerfrei ist.4 Die von Arnaud-Lindet 1994 besorgte zweisprachige Edition, die ebenso auf einer neuen Kollation der Handschriften beruht, verbessert einige orthographische Versehen Eadies und liefert einen sehr umfangreichen kritischen Apparat. Arnaud-Lindet hat eine neue, manchmal von Wagener abweichende Einteilung der Paragraphen vorgenommen und verwendet von den Vorgängereditionen abweichende Siglen für die Codices. In den Rezensionen

1

Vgl. dazu Eadie, The Breviarium 32–35, Arnaud-Lindet, Festus xxxv f. und Fele, Il breviarium 11 f. 2 Förster, Die Escorialhandschrift 303–9. Im Gegensatz zu Eadie, The Breviarium 22, der Förster bei der Kollation mangelnde Sorgfalt unterstellt, bemerkt Arnaud-Lindet, Festus xxxvii f. Anm. 115, dass in fast allen Fällen die Lesarten von Förster und nicht diejenigen von Eadie mit ihrem eigenen Befund übereinstimmen. 3 So etwa c. 21,1 ex statt est. 4 Vgl. dazu Barnes, Rez. Eadie 323, der vor allem kritisiert, dass zu viele Druckfehler vorkommen; so etwa c. 2,2 XXXVIII statt XXXVII, c. 3,4 provinciae statt provincias, c. 7,6 Pannoniarum statt Pannoniorum, c. 17,2 regis statt regiis.

240

(B 4) Rufius Festus

ist der hypertrophe kritische Apparat, der auch rein orthographische Varianten und unbedeutende Schreibfehler der Kopisten anführt, selbst aber nicht frei von Versehen und Unklarheiten ist, getadelt worden.1 Auf der Edition von Arnaud-Lindet fußt die Ausgabe mit rumänischer Übersetzung von Zugravu 2003. Dieser verzichtet auf einen kritischen Apparat, fügt aber sowohl eine Einleitung als auch einen ausführlichen historischen Kommentar hinzu.2 Fele 2009 bietet einen Text, der nicht auf einer neuen Kollation der Manuskripte beruht, sondern der in vielerlei Hinsicht gegen Arnaud-Lindets Ausgabe wieder an Eadies Edition anknüpft. Ebenso verzichtet sie auf einen kritischen Apparat, fügt aber neben einer italienischen Übersetzung auch einen sehr ausführlichen philologischen und historischen Kommentar hinzu, in dem sie die meisten textkritischen Probleme bespricht und fast alle sprachlichen und inhaltlichen Probleme ausführlich erörtert.3 Der Kommentar ist an manchen Stellen sehr breit angelegt, die unzähligen zitierten Parallelstellen versperren bisweilen den Blick für das Wesentliche4, und die Tabellen, in denen sprachliche Besonderheiten statistisch ausgewertet werden, liefern nur selten einen Gewinn für das Verständnis der jeweils besprochenen problematischen Stellen.5 2020 haben Bettenworth und Schenk in der Reihe Tusculum den Text mit deutscher Übersetzung und erklärenden Anmerkungen herausgegeben, wobei ihre Ausgabe mit drei Ausnahmen (c. 3,4; 11,4 und 15,3) auf der Edition von Arnaud-Lindet fußt und den Gepflogenheiten der Reihe entsprechend keinen kritischen Apparat umfasst.

1

Darauf weisen besonders Winterbottom, Rez. Arnaud-Lindet 264, der vor allem kritisiert, dass zu viele Sonderfehler und sinnlose Varianten angegeben werden, ebenso François, Rez. Arnaud-Lindet 417 f. und Fele, Il breviarium 12 hin. 2 Vgl. dazu Fele, Il breviarium 13. 3 Fele, Il breviarium 19 Anm. 51. 4 Vgl. Paschoud, Chronique d’historiographie tardive 314. 5 Marconi, Rez. Fele 425 zur Verwendung der Partizipien: „È così disegnata una tappa della storia del participio nella lingua latina; ma non sono evidenziate le singole, puntuali caratterizzazioni con cui Festo vuole mettere in rilievo un interesse storiografico particolare.“

Einleitung

241

3. Das Breviarium und seine Überlieferung Der Werktitel des Breviarium1 wird wie auch im Falle Eutrops2 von den Handschriften nicht einheitlich überliefert, wie der Überblick über die Versionen des Incipit und Explicit in den ältesten Codices zeigt:3

B

INCIPIT EXPLICIT INCIP(IT) BREVIARIUM FESTI V(IRI) EXPLICIT BREVIARIUM C(LARISSIMI) MAGISTRI MEMORIAE. AB URBE CONDITA FESTI VC MAGISTRI MEMORIAE

de breviario rer(um) gestarum populi romani incipit festi breviarium. de breviarium festi P breviario rerum gestarum populi explicit romani INCIPIT BREVIARIUM RUFI FESTI explicitum breviarium E VIC DE BREVIARIO REGUM GESTARUM rufi festi vic augusti POPULI ROMANI valenti scriptum feliciter inc(i)p(it) breviarium rufi festi v c explicit breviarium W rerum gestarum populi romani. pio rufi festi v. c. perpetuo domino valentiniano imperatori et semper augusto rufus festus G

Der Titel erscheint in den verschiedenen Handschriften zwar in unterschiedlicher Form, aber man kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass Breviarium und wahrscheinlich die Angabe des Verfassernamens Rufi Festi (das Praenomen Rufius fehlt allerdings im Incipit der Handschriften der β-Klasse, in G steht rufi festi lediglich am Rand, ist aber ein späterer Zusatz einer anderen Hand), vielleicht sogar mitsamt seinen Titeln, im Genetiv Bestandteil des ursprünglichen Titels waren. Hingegen ist die 1

Das von vielen Editoren und Gelehrten als Werktitel gebrauchte Breviarium rerum gestarum populi Romani geht auf die Handschrift G zurück und wurde in dieser Form von Förster und Wagener übernommen. 2 Der als Werktitel gebrauchte Breviarium ab urbe condita geht auf Mommsen, Breviarium ab urbe condita, Hermes 1 (1866) 486 zurück. Die Handschriften überliefern diesen dagegen ähnlich wie bei Festus uneinheitlich, so haben etwa GF incipit breviarius eutropi, CM incipit breviarium eutropii, I incipit liber I breviarii eutropii de rebus romanis, A incipit liber eutropii de principibus romanis. 3 Dazu Eadie, The Breviarium 13 f., Arnaud-Lindet, Festus xv und Fele, Il breviarium 19–25. Zum Titel bei Eutrop vgl. Groß, Einl. Eutrop (KFHist B 3) 24–32.

242

(B 4) Rufius Festus

Widmung an den Kaiser (Valens im Explicit von E und Valentinian in W) nur in Codices der ε-Klasse belegt, fehlt aber in der β-Klasse ganz. Während die ersten Ausgaben die handschriftlich überlieferten Titel übernehmen, halten Wölfflin breviarium de breviario1 und Arnaud-Lindet de breviario rerum gestarum populi Romani (wie in G) für den ursprünglichen Titel.2 Dagegen meint Fele, dass die Vielfalt von Varianten, die auf die einzelnen Kopisten zurückgehen, es wie auch im Falle Eutrops nicht mehr erlauben, den genauen Titel zu rekonstruieren, dass aber breviarium sicherlich Bestandteil des ursprünglichen Werktitels war.3 Auf Grund der Übereinstimmungen zwischen den Codices kann man mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen, dass der Werktitel, unter dem das Werk überliefert worden ist, wie in E und B breviarium und den Verfassernamen enthielt und in etwa breviarium Rufi Festi v. c. magistri memoriae lautete. Der von E zusammen mit dem Titel angeführte und ebenfalls rubrizierte Zusatz de breviario rerum gestarum populi Romani scheint dagegen eine unnötige Doppelung zu sein und nicht mehr zum eigentlichen Titel zu gehören. In B ist dieser nicht mehr rubriziert und erscheint auf einer neuen Zeile als erster Satz. Als Titel ist de breviario („Über den Abriss“) im Gegensatz etwa zu de rerum natura in Lukrez nicht sinnvoll und weist nirgends Parallelen auf. In seiner Ausgabe hat schon Pithou wie B den ersten Satz mit de breviario rerum gestarum populi Romani begonnen.4 Es ist nicht mehr möglich, die verschiedenen Etappen der Überlieferungsgeschichte des Breviarium vom Original bis zur ältesten aus dem 7. Jh. stammenden Handschrift E zu rekonstruieren.5 Eadie und vor allem ArnaudLindet glauben aufgrund der unterschiedlichen Widmungen im Incipit, dass Festus zwei Versionen des Werks verfasst habe; ein mit dem Namen Festus

1

Wölfflin, Das Breviarium des Festus 69–72 und 173 f. meint, dass Festus mit dem Titel ausdrücke, dass er ein breviarium von Eutrops Breviar verfasst habe; dabei umschreibe de breviario einen Genetiv breviarii. Schon von Schanz / Hosius, Geschichte der römischen Literatur 83 wird dies aber als „unmöglich“ zurückgewiesen, da in diesem Fall ein Hinweis auf den gekürzten Autor Eutrop im Titel gestanden hätte. Ebenso lehnt Den Boer, Minor Roman Historians 173 f. diesen Titel aus sprachlichen Gründen ab. 2 Schmidt, Rufius Festus 209 hält diesen Titel für gesichert. Arnaud-Lindet, Festus xv glaubt, dass der Ablativ de breviario durch den Zusatz des Verbs incipit in den Nominativ breviarium verwandelt worden sei. 3 Vgl. dazu Fele, Il breviarium 19–25. 4 Vgl. zum ersten Satz auch die Diskussion im Kommentar zur Stelle. 5 Vgl. dazu am ausführlichsten Arnaud-Lindet, Festus xxv–xxxix.

Einleitung

243

signiertes Exemplar für Valens und den Hof in Konstantinopel (der Archetyp der Codices der β-Klasse, die aber nirgends eine Widmung aufweisen!) und ein zweites mit dem vollen Namen Rufius Festus versehenes für den Hof im Westen, das Valentinian gewidmet war (der den Codices der ε-Klasse gemeinsame Archetyp). Von dieser zweiten Version sei nach Valentinians Tod ein weiteres Exemplar angefertigt worden, das von heidnischen Elementen (wie z. B. dem Hinweis auf die beiden Brüder c. 2,1 und auf den Neid der Götter c. 24,2) gesäubert worden sei und die Grundlage der übrigen Handschriften (der den Codices der η-Klasse gemeinsame Subarchetyp) bilde. Arnaud-Lindets These, die in einem Stemma codicum veranschaulicht wird, 1 ist aber auf harsche Kritik gestoßen. 2 Es ist aufgrund der Bindeund der Trennfehler sicherlich richtig, die relevanten Codices grob in zwei Klassen einzuteilen,3 aber die Divergenzen innerhalb der verschiedenen Klassen (vor allem zwischen E und η) und die zahlreichen Interpolationen in den jüngeren Manuskripten (V, S, R, K, O) lassen den Schluss zu, dass allen Handschriften ein gemeinsamer Archetyp zugrunde liegt, von dem zwei verschiedene Stränge abhängen, die viele Varianten und Sonderfehler enthalten.

1

Arnaud-Lindet, Festus xxv. So mit Recht Winterbottom, Rez. Arnaud-Lindet 265: „Eadie suggested (p. 3) that 'the author first may have presented a copy of the Breviarium to Valens and later … a second copy to Valentinian'. … A(rnaud-Lindet) accepts the hypothesis without discussion or acknowledgement (pp. xxv-vi), and extends it to explain the divergent attributions to Festus and to Ruf(i)us Festus. Unfortunately, that divergence marks off Π (d. h. β) from Σ (d. h. ε), not E from Δ (d. h. η) within Σ. And it is in itself improbable that a second authorial version, or even its dedication, should survive only in a sub-class of Σ. Indeed, one should hesitate to trust Δ in anything. A. remarks that it displays ‘quelques corrections et la modification de phrases a connotation paienne’ (p. xxxi); but that has no implication that such changes are authorial. Δ in fact shows all the signs of being a banalized vulgate; one notes in a single sub-section, 9.1, etiam Π, corrupted to sed iam in E and omitted for the sense in Δ; callidi Π corrupted (before multa) to gallidium in E and rescued with callidum genus in Δ; and quod (before humanum) Π, corrupted to que in E, and emended to atque in Δ.“ Ebenso Reeve, Rez. Arnaud-Lindet 510 und Fele, Il breviarium 13. 3 Während Eadie, The Breviarium 21–25 und ders., A fragment 93 drei Klassen B, γ und ε bestimmt hat, geht Schmidt, Rufius Festus 210 sogar von vier unabhängigen Traditionslinien aus: B, C (beide aus Italien), ε zusammen mit η (aus Spanien) und γ (aus Frankreich); zustimmend Fele, Il breviarium 11, ohne selbst aber die Frage zu vertiefen. Doch nimmt aufgrund der hohen Zahl von Übereinstimmungen zwischen B und γ Arnaud-Lindet, Festus xxvi mit Recht an, dass beide Linien von einem Subarchetyp β, der sich von der ε-Klasse unterscheidet, abstammen. 2

244

(B 4) Rufius Festus

Vereinfachtes Stemma codicum 4. Jh.

Festus α

.

β

ε

7. Jh.

Ε

. 8. Jh.

γ

η

G

θ

9. Jh. Β

W C P

10. Jh.

δ

11. Jh.

K

12. Jh. 13. Jh.

V

O

R

S recentiores

14. Jh. 15. Jh.

A

Editio princeps 1468

Einleitung

245

Im nebenstehenden Stemma werden im Gegensatz zu Arnaud-Lindet der Einfachheit halber die Archetypen der Handschriftenklassen β, γ, ε und η mit derselben Sigle (β, γ, ε und η) wie der Konsens zwischen den von diesen abhängigen Codices in der Edition bezeichnet. So gehen z. B. zwar alle Lesarten des Konsenses der Codices der γ-Klasse (G, P, V und S) auf den Archetypus γ zurück, aber dort, wo diese Codices untereinander divergente Lesarten aufweisen, ist es nicht immer möglich, die Lesart des Archetypus γ zu bestimmen. Mit einer gestrichelten Linie wird im Stemma der vermutete Einfluss einer Handschrift auf den andere bzw. die Kontamination der einen durch die andere angegeben. 4. Grundsätze der Textkonstitution Insgesamt weichen die verschiedenen Editionen des lateinischen Texts des Breviarium nur in Details voneinander ab, weshalb es keiner neuen Kollation der relevanten Manuskripte mehr bedarf.1 Die vorliegende Edition folgt in vielerlei Hinsicht der neuesten kritischen Edition von Arnaud-Lindet (1994), ohne auf einige grundlegende Errungenschaften der Ausgabe von Eadie (1967) zu verzichten. Von der Ausgabe von Fele (2009) wird die gegenüber Arnaud-Lindet bisweilen abweichende Einteilung der Kapitel in Paragraphen übernommen. Zur Beurteilung einzelner Stellen wurden zusätzlich die neuzeitlichen Editionen und Kommentare von Sylburg (1588) und Verheyk (1762) sowie die älteren kritischen Editionen von Förster (1874) und Wagener (1886) herangezogen. In der vorliegenden Edition werden regelmäßig die Lesarten der Mss. B, G, P, E, W sowie der Übereinstimmungen der Handschriftenklassen β, γ, ε, η und in den wenigen, relevanten Fällen auch die von C, V, S, K, O, R und A mitgeteilt, soweit sie aus den Editionen ersichtlich sind.2 Auf die erneute Kollation der relevanten

1

Fele, Il breviarium 13: „A parte le sicure sviste tipografiche e pochi casi, assolutamente irrilevanti, di differenze grafiche, le edizioni critiche esistenti sono tra loro coincidenti in larga misura e le divergenze, numerose, ma per lo più di entità minima. Sono dovute nella maggior parte dei casi all’accoglimento della lezione di codici diversi: solo in pochi casi gli editori, e quasi esclusivamente nella restituzione di nomi propri, si discostano dalla tradizione manoscritta.“ 2 Ähnlich die von Arnaud-Lindet, Festus xxv getroffene und von Fele, Il breviarium 10 akzeptierte Auswahl. Vgl. auch den ausführlichen kritischen Apparat der Edition von Arnaud-Lindet, Festus.

246

(B 4) Rufius Festus

Mss. wurde grundsätzlich verzichtet; nur einzelne Stellen, an denen die Angaben der modernen Editionen widersprüchlich sind, sind mit dem Digitalisat von B abgeglichen worden.1 B ist der beste Vertreter der β-Klasse, der sich von den übrigen Handschriften derselben Klasse (γ) unterscheidet und gemeinsame Lesarten mit ε teilt. So haben c. 4,4 B und ε adtrito per Marium capto, während γ adtributo hat; c. 10,4 fehlt im Gegensatz zu B und ε in γ in consuetudinem parendi Romanis; c. 25,3 haben B und E admiratione (admirationem W), während γ administratione hat; c. 15,1 hat γ requiris statt requires von B und ε. Selten weisen innerhalb von γ die jüngeren Codices V und S interessante Varianten auf (etwa bei Zahlen c. 1,3 DCCCCXVII statt DCCCCXVI von B, G, P), doch sind die meisten Abweichungen das Ergebnis der Interpolation von δ durch einen Codex der η-Klasse. So hat etwa c. 9,3 B vocatur, in G und P ist eine Lücke, während V, S (also δ) und ε nominatur haben; ebenso fehlen in c. 15,3 nur in G und P die Worte clibanariis et centum viginti. Im Gegensatz zu den bisherigen Editionen verfährt die vorliegende Ausgabe in Bezug auf die Lesarten eklektisch, ohne a priori eine Handschrift oder Handschriftenklassen zu bevorzugen. Während Arnaud-Lindet in den meisten Fällen die Lesarten der β-Klasse wählt und im Falle divergenter Überlieferung innerhalb der β-Klasse in der Regel diejenige bevorzugt, die von der ε-Klasse gestützt wird, gibt Fele im Gegensatz dazu durchwegs den Lesarten der β-Klasse (und in dieser besonders B) gegenüber denjenigen der ε-Klasse auch dort den Vorzug, wo es durchaus sachliche Gründe gibt, um Lesarten der ε-Klasse zu wählen. So haben zwar in c. 3,2 sub consulibus, inter quos nonnumquam et dictatores fuerunt, per annos simul CCCCLXVII Italia usque trans Padum occupata est die drei ältesten Codices der βKlasse, B, G und P, Italia usque trans Padum, während ε und die jüngeren Codices V und S ita usque trans Padum Italia bieten. Von den modernen Herausgebern hat nur Arnaud-Lindet den Text von ε übernommen, was angesichts des Konsenses von B, G und P und vor allem angesichts der Tatsache, dass ita in diesem Satz keine sinnvolle Funktion erfüllen würde, nicht sinnvoll erscheint.2 Ebenso schreibt Arnaud-Lindet in c. 22,1 den Zusatz von ipse vor Persarum in V, S und ε im Gegensatz zu den übrigen Heraus-

1

Das Digitalisat der Handschrift ist unter https://bavarikon.de/object/SBB-KHB00000SBB00000095 verfügbar. 2 Vgl. Fele, Il breviarium 176.

Einleitung

247

gebern Festus zu; dagegen weist Fele darauf hin, dass Festus ipse nie anaphorisch als Ersatz von is verwendet. 1 Daher kann man auf diesen Zusatz verzichten. Doch gibt es einige Fälle, in denen E (bzw. ε) einen besseren Text bietet als β oder zumindest bedenkenswerte Varianten, besonders wenn B, G und P untereinander divergieren (aber auch in diesen Fällen kann man nicht a priori die richtige Lesart bestimmen, ohne alle sprachlichen und inhaltlichen Argumente zu gewichten). Ein interessanter Fall kommt schon c. 1,1 vor. Beide Lesarten calculatorum von E und Pp.c. und calculonum von B, G und Pa.c. ergeben einen sinnvollen Text. Wenn man indes die Klauseln betrachtet, gebührt, wie Paschoud gezeigt hat, calculatorum der Vorzug.2 Ebenso ist in c. 28,3 das von ε überlieferte ereptus e … conspectu dem von B und G gebotenen erepto … conspectu vorzuziehen, weil die Junktur e conspectu mit einem Verb des Entfernens viel besser belegt ist als das bloße erepto conspectu.3 An Stellen, an denen sowohl innerhalb der β-Klasse als auch innerhalb der ε-Klasse Divergenzen vorhanden sind, kann die Parallelüberlieferung von Nutzen sein. So hat c. 8,3 E zusammen mit G und P wie Iordanes in der Parallelüberlieferung die Zahl XVIII, während B und W die Zahl XVII bieten. Aus diesem Grund kann man G, P und E den Vorzug geben. 4 An manchen Stellen gibt es aber nur schwache sachliche Argumente für die eine oder andere Lesart: so spricht etwa in c. 9,3 für das von B überlieferte vocatur (G und P haben an dieser Stelle eine Lücke) gegen nominatur von ε die Parallelstelle Iord. Rom. 221, an der quae Adrianopolis vocitantur steht. Da die Parallele nicht wörtlich ist, darf man sie nicht zu stark gewichten.5 Ebenso ist in c. 11,4 das von β überlieferte cognominaretur dem nuncuparetur von ε vorzuziehen, da Festus an drei weiteren Stellen cognominari, dagegen nuncupare an keiner weiteren verwendet.6 Hingegen gibt es in c. 28,2 für den Vorzug der Lesart transtulit von β gegenüber transvexit 1

Vgl. Fele, Il breviarium 452. S. philol. Komm. zu 1,1 calculatorum. 3 S. philol. Komm. zu 28,3 ereptus e suorum conspectu. 4 S. philol. Komm. zu 8,3 XVIII ... ⟨superiorem, Dardaniam⟩. 5 Von modernen Editoren haben Förster, Arnaud-Lindet und Bettenworth / Schenk, Rufius Festus 56 nominatur gewählt, während Eadie, The Breviarium 38 und Fele, Il breviarium 298 f. vocatur bevorzugen. Dagegen meint Winterbottom, Rez. Arnaud-Lindet 265, dass im Archetyp wie in G und P ein Verb fehlte. Da aber Festus in keinem Relativsatz das Verb auslässt, aber G und P auch andere Wörter auslassen (etwa c. 7,3 est oder c. 27,3 expeditionem), und, wie Fele, Il breviarium 299 anmerkt, eine solche Ellipse nicht dem Stil des Festus entspricht, sollte man die Lesart von B wählen. 6 S. philol. Komm. zu 11,3 cognominaretur. 2

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(B 4) Rufius Festus

von ε, das die durchgeführte Handlung (milites in ulteriorem ripam repente) ebenso in angemessener Weise ausdrückt, weder sprachliche noch inhaltliche Gründe. Aus diesem Grund kann man keine allgemeine Regel aufstellen, sondern muss an jeder Stelle zunächst den Sprachgebrauch des Festus prüfen und inhaltlichen vor rein paläographischen Kriterien den Vorzug geben. Der in der Regel negative kritische Apparat wird bei mehr als zwei Varianten oder unterschiedlichen Verbesserungsvorschlägen zur besseren Übersicht positiv. 5. Bemerkungen zur Orthographie In den verschiedenen berücksichtigten Codices (hauptsächlich B, G, P, E und W) kommen zahlreiche orthographische Varianten und eindeutige Abschreibfehler besonders hinsichtlich von Personen- und Ländernamen vor. Diese werden in der vorliegenden Ausgabe in der Regel stillschweigend vereinheitlicht und der in den modernen lateinischen Editionen üblichen Schreibweise angepasst, aber, um den kritischen Apparat nicht unnötig zu belasten, nicht vermerkt. Dabei handelt es sich durchweg um Varianten, die das Resultat des Sprachgebrauchs und der Schreibpraxis der mittelalterlichen Kopisten sind und nicht auf Festus selbst zurückgehen. Ebenso werden Sonderfehler der berücksichtigten Handschriften und willkürliche Schreiberänderungen nur ausnahmsweise, vor allem bei Eigennamen und Zahlenangaben angegeben. Die im folgenden exemplarisch aufgeführten orthographischen Varianten und Fehler (vor allem bei Namen) sind in dieser Edition der in modernen Ausgaben gebräuchlichen Schreibweise angepasst worden. ae statt e findet man z. B. in c. 9,2 glaciae βEW statt glacie und umgekehrt e statt ae in Europe in GVRKO (ebenso eurupe in E) statt Europae in B; c. 9,3 und 4 Hemimontanos in BGPSR statt Haemimontanos in V, ebenso schon c. 8,1 Velarie in P statt Valeriae der übrigen Codices und c. 14,2 Palestina in ε statt Palaestina in β. Ähnlich e statt oe in c. 8,1 Mesiam VSERWO statt Moesiam in BGP und umgekehrt c. 9,3 coepit in BPSW statt cepit (caepit E) in GVKOA und c. 14,2 Armoeniorum statt Armeniorum in G. Die Vertauschung von i und y findet man in c. 3,2 Libyrni in BGS statt Liburni in PRWKS, c. 7,4 Illirios in ε statt Illyrios in β und ebenso c. 13,1 Ciprus in EKA statt Cyprus in den übrigen Handschriften. Ebenso fehlt in den meisten Codices sehr häufig in griechischen Fremdwörtern, die die Buchstaben θ, φ und χ enthalten, bei der transkribierten

Einleitung

249

Form das h, etwa in c. 7,2 Corintus in E statt Corinthus, ebenso c. 8,3 Tessalia in EWK statt Thessalia in den übrigen Codices; c. 9,1 Tracia statt Thracia in allen Codices; c. 10,3 Rodis in EWKOA statt Rhodis und c. 11,4 Arcelaus in EW statt Archelaus in den übrigen Codices; c. 14,2 Adrianus ε statt Hadrianus und c. 14,4 Partos in EW statt Parthos in β. Hingegen ist das h parasitär etwa in c. 7,3 Machedonia in B statt Macedonia der übrigen Codices (ebenso in c. 7,4 Machedonibus B), c. 7,5 Bathone in β statt Batone in E und c. 13,3 amichis in E statt amicis in allen anderen Handschriften. In griechischen Fremdwörtern wird oft f statt ph geschrieben, so etwa c. 14,1 fylarchi in B (filarchi GPVSO und fularci E) statt Phylarchi oder c. 14,3 Eufraten statt Euphraten in allen Handschriften außer P. Bisweilen fällt vor einem Sibilianten der Nasallaut weg, so c. 8,2 tras in E statt trans in den übrigen Handschriften. Ebenso werden in E manchmal b und v vertauscht, so in c. 8,1 Drabum statt Dravum und c. 8,2 Decivalo statt Decibalo. Selten kommt die Verwechslung von g statt c in c. 15,2 glibanariis in B statt clibanariis in den übrigen Codices vor. Bei einigen Konsonanten fehlt die Geminatio, so c. 8,1 Marcomani in E statt Marcomanni in den übrigen Codices; umgekehrt werden bisweilen Konsonanten geminiert wie in c. 14,1 Sarracenorum in ε statt Saracenorum in BGPSA (ebenso Sarracenos in c. 16,3 in ε). Von den vielen Sonderfehlern in E sei hier noch erwähnt, dass stets Formen von agust- statt augustvorkommen (etwa c. 8,1 agusta). Auch die Bewohner von Adiabene werden c. 21,2 in β Aziabenos genannt, das davon abgeleitete Adjektiv Adiabenicus ebenda schreiben die meisten Codices Aziabenicus.1 Zahlreiche orthographische Versehen und Sonderformen, die eindeutig sind und nur einen Codex betreffen, werden nicht vermerkt: So weist auch der beste Codex B verschiedene Fehler auf: etwa c. 4,4 saed statt sed; c. 9,4 adquaesitae statt adquisitae; c. 13,3 fomam statt formam; c. 7,2 hat E qualiquando statt qui aliquando und c. 13,2 supermo statt supremo; c. 11,4 hat P magestatem statt maiestatem. 6. Sprache und Stil Trotz des weitgehenden Anschlusses an das klassische Latein ist Festus’ Sprache, die sich durch hyperkorrekte Formen wie deciens (c. 8,2) oder

1

Auch in Eutrop 8,18,4, der hier über dasselbe berichtet, haben die Codices die Formen Azabenos bzw. Azabenicus. Die Form mit z statt d ist inschriftlich CIL VIII 306 Aziabenico belegt.

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(B 4) Rufius Festus

noviens (c. 27,1) auszeichnet, ähnlich wie Eutrop von den Phänomenen des Spätlateins geprägt.1 In Bezug auf den von Festus gebrauchten Wortschatz, erkennt man eine Vorliebe für seltene Wörter; so ist etwa das Wort limitanei (c. 25,2) bei Festus zum ersten Mal in einem literarischen Text bezeugt. Während in den ersten neun Kapiteln, die die geographische Beschreibung des Reiches enthalten, bei der Gliederung der Perioden vor allem die Parataxe vorherrscht und der Eindruck einer gewissen Monotonie vermittelt wird, nehmen ab c. 10 die Nebensätze zu. Ab c. 15, in dem die Erzählung des Konflikts zwischen Römern und Persern beginnt, sind die Satzstrukturen wohl aufgrund der größeren Komplexität des behandelten Gegenstandes und des höheren Engagements des Autors, vielleicht aber auch wegen des Wechsels der benutzten Quellen, komplizierter und umfassen neben partizipialen Konstruktionen vermehrt Nebensätze.2 Trotz der Kürze und der Monotonie der Aufzählungen zeigt Festus gerade im letzten Teil des Werks (c. 25–29) eine stilistisch komplexere Ausarbeitung und beträchtliche rhetorische Fertigkeiten, weshalb schon Wölfflin Festus’ „rhetorisch gefärbte“ Sprache in Gegensatz zum nüchternen Eutrop gestellt und mit Florus verglichen hat.3 Baldwin erkennt Parallelen zur Sprache der Historia Augusta.4 Ausführlich hat zuletzt Mouchová einige stilistische Eigentümlichkeiten untersucht und anhand vieler Beispiele aus dem gesamten Werk vor allem die Funktion der Wortstellung, der Sperrung (manchmal verstärkt durch Alliteration, Homoioteleuton und rhythmische Klauseln) und der meist asyndetischen Aneinanderreihung der Sätze zur Vermittlung wichtiger Konzepte und zur eindeutigen Lenkung der Rezeption der Leser aufgezeigt.5 Sie kommt zum Schluss, dass Festus mit seiner Schrift „ein breiteres Publikum 1

Dazu Fele, Il breviarium 73–87 und zur Satzstruktur auch Moreno Ferrero, Estructura 692–95. 2 Dazu Fele, Il breviarium 79–84 mit einer statistischen Auswertung der Perioden; ebenso Muchová, Das Breviarium des Festus 150 f. 3 Wölfflin, Das Breviarium 73 f. und 174–180 illustriert die Besonderheiten von Festus’ Sprache und Stil, die sowohl dichterische Elemente als auch Phänomene, die typisch für das Spätlatein sind, enthalten. Ebenso steht er für Cizek, La poétique 119 f. wie Florus in der Tradition der livianisch geprägten Historiker. 4 Dazu Baldwin, Festus the Historian 212–17 zu den sprachlichen Eigentümlichkeiten in Bezug auf das verwendete Vokabular. Insgesamt hält er Festus’ stilistische Fähigkeiten für gering, auch wenn er einige Stilmerkmale hervorhebt: „The stylistic aspirations of Festus are patent. Some of his flights go back to classical models, both prose and poetry. It does not have to be presumed that his acquaintance with these was always secondary. Even the humble author of the De rebus bellicis knew a Virgilian tag.“ 5 Dazu Mouchová, Das Breviarium des Festus 143–56.

Einleitung

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…, von Gebildeten und von nur halbwegs Gebildeten“ zu erreichen suchte.1 Kiss hat mithilfe der Textlinguistik die Wortstellung und die Funktion der Satzkonnektoren in der spätantiken Prosa und besonders bei Festus untersucht und ebenso aufgezeigt, dass Festus die Wortstellung durchaus intentional und funktional zur Lenkung der Rezeption einsetzt.2 Weitere auktoriale Mittel zur Rezeptionssteuerung sind Werturteile durch Superlative. So werden c. 6,1 die Kriege gegen die Gallier als gravissima, c. 9,1 der thrakische Stamm der Skordisker als saevissimi, Nero c. 20,1 als turpissimus imperator bezeichnet. Kunstvoll ist der Kommentar c. 10,4 zu den Rhodiern, die experti primum infestissimis sumus, post eisdem fidelissimis auxiliatoribus utebamur. Neben der Antithese, die durch die Superlative und die chiastische Wortstellung verstärkt wird, dient auch die Tatsache, dass das zweite Kolon länger ist, zur Erzeugung von Emphase. Weitere Mittel, um der Erzählung einen persönlichen Stempel aufzudrücken und zu einem récit motivé zu machen, sind die Verwendung der 1. Person (c. 3,1 intimabo, c. 10, 1 explicabo, c. 15,1 enumerabo), der Einschub von persönlichen Kommentaren (c. 23,2 quod turpe dictu est) und Spekulationen in ifnot-Sätzen, wie z. B. seine Wertung in c. 28,2 apertas Ctesiphontis portas victor miles intrasset, nisi maior praedarum occasio fuisset quam cura victoriae zeigt (ebenso c. 27,2).3 Festus verwendet auch rhetorische Figuren wie Polyptoton (c. 1,1), Hyperbaton (z. B. c. 12,1 consequenti locorum magis quam temporum servata digestione und c. 22,1 admodum Romani gubernacula suscepit imperii), Variatio der Konstruktionen (c. 30,2 dei nutu et ab amico … numine, wo sich ein mit einem Attribut im Genetiv versehener instrumentaler Ablativ mit einer präpositionalen Konstruktion mit Adjektiv abwechselt und vielleicht

1

Mouchová, Das Breviarium des Festus 153. Kiss, Schéma narratif 255–63. 3 Vgl. dazu Bettenworth / Schenk, Rufius Festus 37: „Festus’ Darstellung ist darüber hinaus durch auktoriale Kommentare geprägt, die an manchen Stellen die historische Berichterstattung durchbrechen bzw. ergänzen. Ein Beispiel ist Kap. 27,3, in dem Festus in einem konditionalen Satzgefüge darüber spekuliert, wie die Schlacht bei Elis hätte gewonnen werden können. Durch Attribute, mit denen Festus einzelne Kaiser belegt, lässt er ebenfalls seine persönliche Meinung in die historische Berichterstattung einfließen.“ Zu den BeinaheSituationen im Homerischen Epos vgl. H. G. Nesselrath, Ungeschehenes Geschehen. ‘Beinahe’-Episoden im griechischen und römischen Epos von Homer bis zur Spätantike (BzA 27), Stuttgart 1992 und in der klassischen Historiographie C. Scardino, Gestaltung und Funktion der Reden bei Herodot und Thukydides (BzA 250), Berlin 2007, 145, 327, 649 und 736 f. 2

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(B 4) Rufius Festus

ein Hendiadyoin bildet)1 und manchmal auch literarische Reminiszenen wie eine Vergiljunktur (c. 27,4).2 Mit Recht betont Fele schließlich, dass das Werk „con intenti letterari, in una lingua sostanzialmente vicina al latino classico, non rigida e conservatrice, ma aperta alle possibilità espressive del patrimonio della lingua viva“ verfasst worden ist. 3 Dafür spricht auch die durchgehende Rhythmisierung des Texts durch den Gebrauch von Klauseln.4

1

S. philol. Komm. zu 30,2 dei nutu et ab amico ... numine indulta felicitas. S. philol. Komm. zu 27,4 invicti viribus. 3 Fele, Il breviarium 87. 4 Dazu allgemein Fele, Le clausole. Kritisch Paschoud, Chronique d’historiographie tardive 315, der Zweifel am Fortbestehen einer quantitierenden metrischen neben einer akzentuierenden rhythmischen Prosa im 4. Jh. äußert. 2

Erklärung der Siglen, Zeichen und Abkürzungen in Text und Apparat B G P V S β γ E W K O R ε η A

cod. Bambergensis E III 22, 9. Jh. cod. Gothanus Memb. I. 101, 8./9. Jh. cod. Parisinus 6113a, 10. Jh. cod. Vindobonensis 451, 12. Jh. cod. Parisinus 5822, 12./13. Jh. consensus codicum BGPVS consensus codicum VS cod. Escorialensis R II 18 (olim Ovetensis), 7. Jh. cod. Vindobonensis 89, 9. Jh. cod. Parisinus 6114, 11. Jh. cod. Vindobonensis 323, 12. Jh. cod. Parisinus nouv. acq. lat. 310, 12. Jh. consensus codicum EWKOR consensus codicum WKOR cod. Bruxellensis 4659, 15. Jh.

{aaa} ⟨aaa〉 (aaa) ⟦aaa⟧ ạạạ [aaa] .... [ ̣ ̣ ̣]

vom Editor getilgte Buchstaben vom Editor hinzugefügte Buchstaben vom Editor aufgelöste Abkürzungen vom Schreiber oder anderer Hand getilgte Buchstaben unsicher erhaltene Buchstaben vom Editor in einer Lücke ergänzte Buchstaben unleserliche Reste von Buchstaben Zahl der in einer Lücke verlorengegangenen Buchstaben vom Schreiber freigelassener Raum im Umfang eines Buchstabens

*

Ba.c. Bp.c. Bcorr. Bmarg.

Lesart in B vor der Korrektur (ante correctionem) Lesart in B nach der Korrektur (post correctionem) korrigierte Lesart in B (was vorher in P stand, ist unklar) Lesart am Rand von B

add. cf.

addidit vel addiderunt confer

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corr. del. dub. fort. in marg. litt. om. s. l. sc. transpos. ut vid.

(B 4) Rufius Festus

correxit vel correctus, -a, -um delevit dubitanter fortasse in margine litterae omisit vel omiserunt supra lineam scilicet transposuit vel transposuerunt ut videtur

Text und Übersetzung

Breviarium Rufi Festi v. c. magistri memoriae

1. (1) de breviario rerum gestarum populi Romani brevem fieri clementia tua praecepit. parebo libens praecepto, quippe cui desit facultas latius eloquendi, ac morem secutus calculatorum, qui ingentes sum5 mas aeris brevioribus exprimunt, res gestas signabo, non eloquar. (2) accipe ergo, quod breviter dictis brevius conputetur, ut annos et aetatem rei publicae ac praeteriti facta temporis non tam legere tibi, gloriosissime princeps, quam numerare videaris.

2. (1) ab urbe condita in ortum perennitatis vestrae, quo prosperius 10 fratrum imperium Roma sortita est, anni numerantur MCXVII. sic sub regibus anni numerantur CCXLIII, sub consulibus anni CCCCLXVII, sub imperatoribus anni CCCCVII. (2) regnarunt Romae per annos CCXLIII reges numero VII. Romulus regnavit annos XXXVII; senatores per quinos dies annum unum; Numa Pompilius regnavit annos 15 XLIII; Tullus Hostilius regnavit annos XXXII; Ancus Marcius regnavit annos XXIIII; Priscus Tarquinius regnavit annos XXXVIII; Servius Tullius regnavit annos XLIIII; Lucius Tarquinius Superbus expulsus regno est anno XXIIII. (3) consules fuerunt a Bruto et Publicola in Pansam et Hirtium numero DCCCCXVI praeter eos, qui in eundem annum 20 sorte aliqua sunt subrogati, per annos CCCCLXVII. novem enim annis 1 ante breviarium add. incipit codd. | breviarium festi vc magistri memoriae B : festi breviarium P : breviarium rufi festi vc (vic E) EW : om. scripsitque in marg. (alt. man.) rufi festi G 2 de breviario om. W 3 praeceptis ε 4 calculatorum Pp.c.E : calculonum BGPa.c. : calcatorum W 5 ceris η 6 quod β : que E : om. η | dicta η | conputentur ε 7 annos et aetatem P : annos ac aetatem B : annos aetatem G : anos hanc cecitatem E : annosam vetustatem η : annosam aetatem Arnaud-Lindet | tibi om. ε 7 sq. gloriose ε 8 videaris βη : audearis. finit praefatio E 9 post urbe add. igitur η 9 sq. quo – est β : que p. fortuna fratrum imperii Romani sortita est E : om. η 10 CCCXVII BP | sic om. η 11 CCCCXLVII G 12 CCCVI G | regnaverunt ε 13 CCXLIIII E | XXXVI W 15 XXXI E | ancus om. E 16 XXXIIII E 17 lucius om. η | ante expulsus add. qui P 18 regno Gε : a r. P : om. B | anno XXIIII B : annos XXIIII γ : anno XXIIIo E : XXV anno W 19 DCCCCXVI BGP : DCCCCXVII VS : CCCCXVII EW | propter G 20 CCCCXLVII E | novem enim annis β : et enim annos E : novem annis η

Breviarium des Rufius Festus vir clarissimus, magister memoriae

1. (1) Von dem Breviarium der Taten des römischen Volkes eine Kurzübersicht anzufertigen, hat Deine Gnade angewiesen. Gerne werde ich, dem ja ohnehin die Fähigkeit fehlt, längere Ausführungen zu machen, der Anweisung nachkommen und werde der Gepflogenheit der Buchhalter, die gewaltige Summen durch kürzere Zahlzeichen ausdrücken, folgend, die Taten nur nennen, nicht ausführen. (2) Empfange also, was noch kürzer als das kurz und bündig Gesagte zusammengefasst ist, so dass Du, ruhmreichster Princeps, den Eindruck gewinnst, die Jahre und das Alter des Staates sowie die Ereignisse vergangener Zeit nicht so sehr zu lesen, als vielmehr aufzuzählen. 2. (1) Von der Gründung der Stadt bis zum Erscheinen Eurer Ewigkeit, wodurch Rom eine glücklichere Herrschaft von Brüdern zuteil wurde, werden 1117 Jahre gezählt: so entfallen auf die Könige 243 Jahre, auf die Konsuln 467 Jahre, auf die Kaiser 407 Jahre. (2) Es herrschten in Rom während 243 Jahren der Zahl nach sieben Könige: Romulus herrschte 37 Jahre; die Senatoren herrschten ein Jahr lang jeweils für fünf Tage; Numa Pompilius herrschte 43 Jahre; Tullus Hostilius herrschte 32 Jahre; Ancus Marcius herrschte 24 Jahre; Priscus Tarquinius herrschte 38 Jahre; Servius Tullius herrschte 44 Jahre; Lucius Tarquinius Superbus wurde im 24. Jahr aus seiner Herrschaft vertrieben. (3) Es gab von Brutus und Publicola bis zu Pansa und Hirtius während 467 Jahre der Zahl nach 916 Konsuln, abgesehen von denjenigen, die aufgrund irgendeiner Fügung für dasselbe Jahr nachgewählt wurden.

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(B 4) Rufius Festus

Romae consules defuerunt: ita sub decemviris annis duobus, sub tribunis militaribus annis tribus, sine magistratibus Roma fuit annis quattuor. (4) imperatores ab Octaviano Caesare Augusto in Iovianum fuerunt numero XLIII per annos CCCCVII. 5

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3. (1) sub his igitur tribus imperandi generibus (hoc est regio, consulari, imperatorio) quantum Roma profecerit, breviter intimabo. sub regibus septem per annos CCXLIII non amplius quam usque Portum atque Ostiam intra octavum decimum miliarium a portis urbis Romae, utpote adhuc parvae et a pastoribus conditae, cum finitimae circum civitates premerent, Romanum processit imperium. (2) sub consulibus, inter quos nonnumquam et dictatores fuerunt, per annos simul CCCCLXVII Italia usque trans Padum occupata est, Africa subacta est, Hispaniae accesserunt, Galliae et Brittanniae tributariae factae sunt. de Illyrico Histri, Liburni, Dalmatae domiti sunt, ad Achaiam transitum est, Macedones subacti, cum Dardanis, Moesis et Thracibus bellatum est, et ad Danuvium usque perventum. (3) in Asia expulso Antiocho primum pedem posuere Romani; Mithridate victo Pontus regnum eius occupatum est; Armenia minor, quam idem tenuerat, armis obtenta est; in Mesopotamiam Romanus pervenit exercitus; cum Parthis foedus initum est; contra Carduenos ac Saracenos et Arabas bellatum est; Iudaea omnis victa est; Cilicia et Syriae in potestatem populi Romani pervenerunt; Aegypti reges foederati erant. (4) sub imperatoribus vero per annos CCCCVII, cum diversa rei publicae fortuna multi principes imperarent, accesserunt Romano orbi Alpes Maritimae, Alpes Cottiae, Raetiae, Norica, Pannoniae, Moesiae, et omnis ora Danubii in provincias est redacta. Pontus omnis, Armenia minor, Oriens totus cum Mesopotamia, Assyriis, Arabia et Aegypto sub imperii Romani iura transivit.

1 consules om. E | ita om. η 2 sine magistratibus om. GPa.c. 3 ante in add. usque ε 3 sq. numero γ : anni B : om. ε 4 LXIII E 7 CCLXIII E 10 precessit E | imperium om. ε | inter β : in EW 11 CCCCXLVII B 11 sq. italia … padum BGP : ita … padum italia ε 12 est1 om. ε | hispanias EW 12 sq. cesserunt ε 13 de illyrico BGP : india illiricum W : de⟨inde in⟩ Illyrico Arnaud-Lindet | histria P 14 ad Bε: in P : om. G 17 pontus β : pontis E : ponti W | eius om. ε | est β : et ε 18 quem EW 20 ad arabes E et2 om. BGP 21 syria B 22 annis B 23 post accesserunt add. tamen η, autem E 23 sq. romani urbi W 24 Norica Arnaud-Lindet : noricae γε : norici B 24 sq. mesia ε 25 provinciam η 26 maior Förster | assyriis (assariis P) βE : assyri η : assyria Wagener arabiae EW 26 sq. aegypto γ : aegyptus B : egyptii E : aegyptum W 27 iure P

Text und Übersetzung

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Während neun Jahren gab es allerdings keine Konsuln in Rom: zwei Jahre lang unter von den Decemvirn, drei Jahre lang unter den Militärtribunen und vier Jahre lang war Rom ganz ohne Magistrate. (4) Es gab von Octavianus Caesar Augustus bis zu Jovian der Zahl nach 43 Kaiser während 407 Jahren. 3. (1) Wie sehr Rom nun unter diesen drei Arten des Herrschens, nämlich der königlichen, der konsularischen und der kaiserlichen, gewachsen ist, werde ich also kurz mitteilen. Unter den sieben Königen dehnte sich der römische Herrschaftsbereich während 243 Jahren nicht weiter als bis nach Portus und Ostia aus innerhalb eines Radius von 18 Meilen von den Toren Roms, einer natürlich noch kleinen und von Hirten gegründeten Stadt, weil die herum angrenzenden Städte sie einengten. (2) Während 467 Jahren unter den Konsuln, unter denen es mitunter auch Diktatoren gab, wurde Italien bis über den Po hinaus besetzt, wurde Africa unterworfen, kam Spanien hinzu, wurden Gallien und Britannien tributpflichtig gemacht. Bezüglich Illyricum wurden Istrier, Liburner, Dalmater bezwungen; man setzte nach Achaia über; die Makedonen wurden unterworfen; es wurde gegen Dardaner, Moesier und Thraker gekämpft und die Donau erreicht. (3) Nach Asia setzten die Römer ihren Fuß zum ersten Mal nach der Vertreibung des Antiochos. Nachdem Mithridates besiegt worden war, wurde sein Reich Pontus besetzt. Kleinarmenien, das er ebenfalls innehatte, wurde durch Waffengewalt erobert. Das römische Heer gelangte nach Mesopotamien; mit den Parthern wurde ein Bündnis eingegangen. Es wurde gegen Karduener und Sarazenen sowie Araber gekämpft. Ganz Judäa wurde besiegt. Kilikien und Syrien kamen in die Gewalt des römischen Volkes. Die Könige Ägyptens waren Verbündete. (4) Unter den Kaisern aber kamen während 407 Jahren, als viele Principes mit für den Staat unterschiedlichem Glück herrschten, zum römischen Reich die See-Alpen, die Cottischen Alpen, die raetischen, die norischen, die pannonischen, die moesischen Provinzen hinzu und auch das ganze Ufergebiet der Donau wurde zu Provinzen umgewandelt. Ganz Pontus, Kleinarmenien, der gesamte Osten mit Mesopotamien, Assyrien, Arabien und Ägypten ging in die Oberhoheit des römischen Reiches über.

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4. (1) quo ordine autem singulas provincias Romana res publica adsecuta sit, infra ostenditur. prima provinciarum Sicilia facta est. eam victo Hierone, Siculorum rege, Marcellus consul obtinuit. deinde a praetoribus recta, postea est commissa praesidibus, nunc a consularibus administratur. (2) Sardiniam et Corsicam Metellus vicit, triumphavit de Sardis (rebellavere saepe Sardi). iuncta administratio harum insularum fuerat, post suos praetores habuit, nunc singulae a praesidibus reguntur. (3) in Africam pro defensione Siculorum Romana arma transmissa sunt. ter Africa rebellavit; ad extremum deleta per Africanum Scipionem Carthagine provincia facta est, nunc sub proconsulibus agit. (4) Numidia ab amicis regibus tenebatur; sed Iugurthae ob necatos Adherbalem et Hiempsalem, filios Micipsae regis, bellum indictum est, et eo per Metellum consulem adtrito, per Marium capto in populi Romani potestatem Numidia pervenit. (5) Mauritaniae a Boccho obtentae sunt. sed subacta omni Africa Mauros Iuba rex tenebat, qui in causa belli civilis ab Augusto Caesare victus mortem sibi propria voluntate conscivit. (6) ita Mauritaniae nostrae esse coeperunt ac per omnem Africam sex provinciae factae sunt: ipsa, ubi Carthago, est proconsularis, Numidia consularis, Byzacium consularis, Tripolis et duae Mauritaniae, hoc est Sitifensis et Caesariensis, sunt praesidales.

5. (1) Hispanis primum auxilium adversum Afros per Scipionem tulimus. rebellantes Lusitanos in Hispania per Decimum Brutum obtinuimus et usque Gadis ad Oceanum mare pervenimus. postea ad Hispanos tumultuantes Sylla missus eos vicit. (2) Celtiberi in Hispania saepe re25 bellavere, sed misso iuniore Scipione cum excidio Numantiae subacti 1 autem βη : ut est E 6 rebellavere saepe Sardi om. ε | administratio harum β : administratione consulariumque ε 7 post β : que E : quae W | a om. G | geruntur G 8 per defensionem ε 9 sq. carthago ε 10 consulibus E 11 tenebantur B 13 adtrito – capto Bε : adtributo γ | in om. G 14 a om. G 15 quia W 17 sq. nostrae – ipsa om. G 19 byzacium GPW : bizantia B : bizancium E | tripoli EW 20 praesidiales ε 22 spaniam EW 23 et γε : sed B | Gades E 24 tumultuantes – vicit om. ε | syllanus Aa.c., unde Silanus Foerster | celtiberos ε | ante in add. qui η 24 sq. rebellavere BPE : bellavere G : rebellabant η

Text und Übersetzung

261

4. (1) In welcher Reihenfolge aber der römische Staat die einzelnen Provinzen erlangte, wird nachfolgend dargelegt. Als erste der Provinzen wurde Sicilia eingerichtet. Nach dem Sieg über Hieron, den König der Sizilier, eroberte sie der Konsul Marcellus. Daraufhin wurde es von Prätoren regiert, später wurde es Praesides unterstellt, gegenwärtig wird es von Consulares verwaltet. (2) Sardinia und Corsica besiegte Metellus, er feierte einen Triumph über die Sarden (häufig lehnten sich die Sarden auf). Die Verwaltung dieser Inseln war gemeinschaftlich gewesen, danach hatte diese ihre eigenen Prätoren, gegenwärtig werden sie einzeln von Praesides regiert. (3) Nach Africa wurden römische Streitkräfte zur Verteidigung der Sizilier hinübergeschickt. Dreimal lehnte sich Africa auf, schließlich wurde es nach der Zerstörung Karthagos durch Scipio Africanus zu einer Provinz gemacht. Gegenwärtig untersteht sie Prokonsuln. (4) Numidia wurde von befreundeten Königen regiert. Aber Jugurtha wurde wegen der Tötung des Adherbal und Hiempsal, Söhne des Königs Micipsa, der Krieg erklärt; und nachdem er von dem Konsul Metellus aufgerieben und von Marius gefangen worden war, kam Numidia in die Gewalt des römischen Volkes. (5) Mauretania wurde von Bocchus übernommen. Aber auch nachdem ganz Africa unterworfen war, regierte über die Mauren der König Iuba, der, im Zuge des Bürgerkriegs von Augustus Caesar besiegt, sich aus eigenem Willen tötete. (6) So begann Mauretania uns zu gehören und in ganz Africa wurden sechs Provinzen errichtet: Africa selbst, wo Karthago liegt, ist proconsularisch, Numidia ist consularisch, Byzacium ist consularisch, Tripolis und die zwei Mauretania, nämlich Sitifensis und Caesariensis, sind praesidial. 5. (1) Den Spaniern leisteten wir zum ersten Mal Hilfe gegen die Africaner durch Scipio. Die sich auflehnenden Lusitaner in Spanien unterwarfen wir durch Decimus Brutus und gelangten bis nach Gades am Ozean. Später wurde Sulla gegen die aufständischen Spanier geschickt und besiegte sie. (2) Die Keltiberer in Spanien lehnten sich häufig auf, aber nachdem Scipio der Jüngere entsandt worden war, wurden

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(B 4) Rufius Festus

sunt. omnes prope Hispaniae Sertoriani occasione belli per Metellum et Pompeium in dicionem acceptae sunt; postea prorogato quinquennii imperio a Pompeio perdomitae sunt. ad extremum quoque ab Octaviano Caesare Augusto Cantabri et Astures, qui freti montibus resistebant, de5 leti sunt. (3) ac per omnes Hispanias sex nunc sunt provinciae: Tarraconensis, Carthaginiensis, Lusitania, Gallaecia, Baetica, trans fretum etiam in solo terrae Africanae provincia Hispaniarum est, quae Tingitana Mauretania cognominatur. ex his Baetica et Lusitania consulares, ceterae sunt praesidales.

6. (1) cum Gallis gravissima bella populus Romanus habuit. Galli enim etiam eam partem Italiae, in qua nunc Mediolanum est, usque ad Rubiconem fluvium tenebant, in tantum viribus freti, ut Romam ipsam bello peterent et caesis exercitibus Romanis moenia urbis intrarent, Capitolium obsiderent, ad cuius arcem sescenti nobilissimi senatores con15 fugerant; qui mille auri libris se ab obsidione redemerunt. postea Gallos cum victoria remeantes Camillus, qui in exilio erat, collecta de agris multitudine oppressit; aurum et signa, quae Galli ceperant, reportavit. (2) cum Gallis multi consules, praetores ac dictatores eventu vario conflixerunt. Marius Gallos de Italia expulit, transcensis Alpibus feliciter 20 adversus eos pugnavit. (3) C. Caesar cum decem legionibus, quae terna milia militum Italorum habuerunt, per annos VIIII ab Alpibus ad Rhenum usque Gallias subegit, cum barbaris ultra Rhenum positis conflixit, in Brittanniam transivit, decimo anno Gallias et Brittannias tributarias fecit. (4) sunt in Gallia, Aquitania et Brittanniis provinciae decem et 25 octo: Alpes Maritimae, provincia Viennensis, Narbonensis, Novempopulana, Aquitaniae duae, Alpes Graiae, Maxima Sequanorum, Ger10

1 pene ε 2 dicionem BGE : deditionem P : dictionem W | post dicionem add. nostram P 4 cantabri et astures BGP : : cantabres astures E : cantabros astures W | resistetur B 6 carthagine BGP | lusitani E | freta ε 7 in solo BEW : insulae P : solae G est om. GP | tingitana VRKO : tingi BGP : tingitania EW 9 praesidales BPη : praesidiales ε : praesidiades G 10 populi Romani G | habuit om. G 12 viribus om. ε 13 et om. GP | ante moenia add. apud alliam fluvium EW 14 obsiderent GPE : obsederint B : obsederent W | nobilissimi senatores β : nobiles simul senatores EW 15 milia GP | ab om. B 17 multitudinem W | ceperant E : coeperant BGP : coepe W 20 C B : G GP : ceterum ε | quae terna Bε : quaterna GPa.c. : qui quaterna Pp.c. 21 annos BGη : anno P : annis E | VIII ε 24 in gallia β : Galliae cum ε | et1 om. EW

Text und Übersetzung

263

sie mit der Zerstörung Numantias in unsere Herrschaft gebracht. Beinahe ganz Spanien wurde anlässlich des Sertorianischen Kriegs durch Metellus und Pompeius unterworfen; später wurden sie von Pompeius, nachdem sein fünfjähriges Kommando verlängert worden war, gänzlich bezwungen. Schließlich wurden von Octavian Caesar Augustus auch die Kantabrer und Asturier, die im Vertrauen auf die Berge Widerstand leisteten, vernichtet. (3) Gegenwärtig gibt es sechs Provinzen in Spanien: Tarraconensis, Carthaginiensis, Lusitania, Gallaecia, Baetica, und eine spanische sogar Provinz jenseits der Meerenge auf africanischem Boden, die Tingitana Mauretania genannt wird. Davon sind Baetica und Lusitania konsularisch, die übrigen sind praesidial. 6. (1) Mit den Galliern führte das römische Volk die schwersten Kriege. Die Gallier besaßen nämlich auch denjenigen Teil Italiens, in dem jetzt Mediolanum liegt, bis zum Fluss Rubicon, wobei sie so sehr auf ihre Kräfte vertrauten, dass sie sogar Rom im Krieg angriffen und, nachdem sie die römischen Heere niedergemetzelt hatten, in den Mauerring der Stadt gelangten und das Kapitol belagerten, zu dessen Burg 600 adelige Senatoren geflohen waren; diese kauften sich mit 1000 Pfund Gold von der Belagerung frei. Später besiegte Camillus, der im Exil war, mit einer von den Feldern zusammengezogenen Schar die siegreichen heimkehrenden Gallier. Das Gold und die Feldzeichen, die die Gallier erbeutet hatten, brachte er zurück. (2) Gegen die Gallier haben viele Konsuln, Prätoren und Diktatoren mit unterschiedlichem Ausgang gefochten. Marius vertrieb die Gallier aus Italien; nach Überquerung der Alpen kämpfte er erfolgreich gegen sie. (3) C. Caesar unterwarf mit zehn Legionen, die je 3000 italische Soldaten umfassten, während neun Jahren Gallien von den Alpen bis an den Rhein; er focht mit den jenseits des Rheins gelegenen Barbaren, setzte nach Britannien über, machte im zehnten Jahr Gallien und Britannien tributpflichtig. (4) Es gibt in Gallien, Aquitanien und Britannien achtzehn Provinzen: die See-Alpen, die Provinz Viennensis, die Narbonensis, die Novempopulana, die zwei Aquitaniae, die Graischen Alpen, die Maxima Sequa-

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(B 4) Rufius Festus

maniae duae, Belgicae duae, Lugdunenses duae; in Brittania, Maxima Caesariensis, Flavia Caesariensis, Brittannia prima, Brittania secunda.

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7. (1) Illyricum ab ore maritimo paulatim adgressi sumus. Laevinus consul Hadriaticum atque Ionium mare primus ingressus maritimas obtinuit civitates. Creta per Metellum proconsulem, qui Creticus dictus est, provincia facta est. (2) Graecis in fidem nostram confugientibus ad Achaiam accessimus. Athenienses adversum Philippum, Macedonum regem, auxilium nostrum petiverunt. libera diu sub amicitiis nostris Achaia fuit, ad extremum legatis Romanorum apud Corinthum violatis per Lucium Mummium proconsulem capta Corintho Achaia omnis obtenta est. (3) Epirotae, qui aliquando cum Pyrrho rege etiam ad Italiam transire praesumpserant, victi ac Thessali simul cum Achivorum et Macedonum regionibus nobis accesserunt. (4) Macedonia ter rebellavit: sub Philippo, sub Perse, sub Pseudophilippo. Philippum Flamininus, Persen Paullus, Pseudophilippum Metellus oppressit; quorum triumphis Macedonia populo Romano adiuncta est. (5) Illyrios, qui Macedonibus auxilium tulerunt, ex eadem occasione per Lucium Anicium praetorem vicimus et eos cum rege Gentio in deditionem accepimus. Dardanos et Moesiacos Curio pro consule subegit et primus Romanorum ducum ad Danubium usque pervenit. (6) sub Iulio Octaviano Caesare Augusto per Alpes Iulias iter factum est, Alpinis omnibus victis Noricorum provinciae accesserunt. Batone Pannoniorum rege subacto in dicionem nostram Pannoniae venerunt. Amantinis inter Savum et Dravum prostratis regio Saviensis ac secundorum loca Pannoniorum obtenta sunt.

1 duae1 om. ε | belgicae duae om. B | lugdunensis GEW | britaniae maxime E 2 Flavia Caesariensis om. ε | caesariensis, Brittannia prima om. B 3 Laevinus Wagener : libinus B : lebinus γ : levina ε 4 hadriatica ε | ionicum EW 5 proconsulem γη : pro consule B : consulem E 7 adversus ε 8 petierunt ε 10 Lucium om. ε | proconsulem β : consulem EW | corinthus ε 12 praesumpserunt γ | ac thessali B : a thessaliae P : a thesale G : a thessalis ε 16 populo Romano W : p r β : populorum E | iuncta G illyricos B | quia W | macedonum EW 17 lucium BP : licium G : om. ε | Anicium Förster : ancium BG : mancium P : ancilium ε 19 moesiacos BGEW : moesicos P : Moesios Eadie | curius PW | pro consule B : pro consules G : proconsul εP 22 pannoniorum BGp.c.EW : panniorum Ga.c.P

Text und Übersetzung

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norum, die zwei Germaniae, die zwei Belgicae, die zwei Lugdunenses; in Britannien die Maxima Caesariensis, die Flavia Caesariensis, die Britannia Prima, die Britannia Secunda. 7. (1) Illyricum griffen wir schrittweise von der Meeresküste her an. Der Konsul Laevinus betrat als erster die Adria und das Ionische Meer und eroberte die Küstenstädte. Creta wurde durch den Prokonsul Metellus, der Creticus genannt wird, zur Provinz gemacht. (2) Als die Griechen Zuflucht bei unserer Schutzgarantie suchten, gelangten wir nach Achaia. Die Athener erbaten unsere Hilfe gegen Philipp, den König der Macedonen. Achaia war während unseres Freundschaftsverhältnisses lange Zeit frei; schließlich wurde durch den Proconsul Lucius Mummius, nachdem Gesandte der Römer in Corinth verletzt worden und Corinth deshalb eingenommen worden war, ganz Achaia erobert. (3) Die Epiroten, die einst mit König Pyrrhus sogar nach Italien überzusetzen gewagt hatten, wurden besiegt, und die Thessaler kamen samt den Gebieten der Achaier und der Macedonen zu uns hinzu. (4) Dreimal lehnte sich Macedonia auf: unter Philipp, unter Perseus und unter Pseudophilipp. Den Philipp besiegte Flamininus, den Perseus Paullus und den Pseudophilipp Metellus: durch ihre Triumphe wurde Macedonia dem römischen Volk angeschlossen. (5) Die Illyrer, die den Macedonen Hilfe leisteten, besiegten wir bei derselben Gelegenheit durch den Praetor Lucius Anicius; und wir nahmen ihre Kapitulation und die ihres Königs Genthios an. Die Dardaner und die Moesier unterwarf der Proconsul Curio, und als erster römischer Feldherr gelangte er bis an die Donau. (6) Unter Iulius Octavianus Caesar Augustus passierte man die Iulischen Alpen; nachdem alle Alpenbewohner besiegt worden waren, kamen die Provinzen der Noricer hinzu. Nach der Unterwerfung des Bato, des Königs der Pannonier, kamen die pannonischen Provinzen in unsere Gewalt. Nach der Niederwerfung der Amantiner zwischen Save und Drau wurden das Save-Gebiet und die Gegenden der Pannonia Secunda erobert.

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(B 4) Rufius Festus

8. (1) Marcomanni et Quadi de locis Valeriae, quae sunt inter Danuvium et Dravum, pulsi sunt et limes inter Romanos ac barbaros ab Augusta Vindelicum per Noricum, Pannonias ac Moesiam est constitutus. (2) Traianus Dacos sub rege Decibalo vicit et Daciam trans Danuvium 5 in solo barbariae provinciam fecit, quae in circuitu habuit decies centena milia passuum; sed sub Gallieno imperatore amissa est et per Aurelianum translatis exinde Romanis duae Daciae in regionibus Moesiae ac Dardaniae factae sunt. (3) provincias habet Illyricus XVIII: Noricorum duas, Pannoniarum duas, Valeriam, Saviam, Dalmatiam, Moesiam ⟨su10 periorem, Dardaniam⟩, Daciarum duas et in dioecesi Macedonica provinciae sunt septem, Macedonia, Thessalia, Achaia, Epiri duae, Praevalis, Creta.

9. (1) in Thracias Macedonici belli occasione transcursum est. saevissimi omnium gentium Thraces fuerunt. in Thraciae regionibus etiam 15 Scordisci habitarunt, pariter crudeles et callidi. multa de saevitia praedictorum fabulosa memorantur, quod hostiis captivorum diis suis aliquando litaverint, quod humanum sanguinem in ossibus capitum potare sint soliti. (2) saepe per eos Romanus est caesus exercitus. Marcus Didius vagantes Thracas repressit, Marcus Drusus intra fines proprios con20 tinuit, Minucius in Hebri fluminis glacie vastavit. per Appium Claudium proconsulem hi, qui Rhodopam incolebant, victi sunt. Europae maritimas urbes antea Romana classis obtinuit. (3) Marcus Lucullus per Thracias cum Bessis primus conflixit. ipsam caput gentis Thraciam vicit, Haemimontanos subegit, Eumolpiadam, quae nunc Philippopolis di25 citur, Uscudamam, quae modo Hadrianopolis vocatur, in dicionem nostram redegit, Cabylen cepit. supra Pontum positas civitates occupavit Apolloniam, Calathum, Parthenopolim, Tomos, Histrum; ad Danuvium

1 in ε 2 sq. augusto W 3 pannonicas W 5 deciens Wagener 8 provincias ante noricum transpos. ε | XVIII GPE : XVII BW 9 sq. post moesiam add. superiorem, Dardaniam Wagener, duce Förster, qui Dardaniam; post Daciarum duas add. Dardaniam Arnaud-Lindet 10 macedoniae Bη 10 sq. provinciae om. W 11 macedoniae W | epiri BP : piri G : pari EW 13 ante belli add. una E 14 etiam β : sed iam E : om. η 15 habitaverunt ε | crudeles BGp.c.P : credules Ga.c. : crudeli E : crudele η | callidi β : gallidium E : callidum genus η 16 quod hostiis β : que hostis E : qui hostes W 17 litaverunt η | potare BG : putare P : portare ε 19 traces ε 21 pro consule BP 25 vocatur B : nominatur ε : om. GP 26 cavillam ε 27 galatum EW

Text und Übersetzung

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8. (1) Marcomannen und Quaden wurden aus den Gegenden der Valeria, die zwischen Donau und Drau liegen, vertrieben, und eine Grenze zwischen Römern und Barbaren wurde von Augusta Vindelicum durch Noricum, die Pannoniae und Moesia gezogen. (2) Traian besiegte die Dacer unter König Decebalus und machte Dakien jenseits der Donau auf dem Boden der Barbaren zu einer Provinz, die einen Umfang von 1000 Meilen hatte; aber unter Kaiser Gallienus ging sie verloren, und durch Aurelian wurden, nachdem die Römer von dort umgesiedelt worden waren, in den Gebieten von Moesia und Dardania zwei Daciae eingerichtet. (3) Illyrien hat 18 Provinzen: die zwei Norica, die zwei Pannoniae, die Valeria, die Savia, die Dalmatia, die Moesia ⟨superior, die Dardania⟩, die zwei Daciae, und in der Dioecese Macedonica gibt es sieben Provinzen: Macedonia, Thessalia, Achaia, zwei Epiri, Praevalis, Creta. 9. (1) Anläßlich des Makedonischen Krieges ging man nach Thrakien hinüber. Die Thraker waren von allen Stämmen die brutalsten. In den Gebieten Thrakiens lebten auch die Skordisker, die gleichzeitig grausam und verschlagen waren. Über die Brutalität der Vorgenannten wird viel Märchenhaftes erzählt: dass sie einst durch die Opferung von Gefangenen ihre Götter besänftigt hätten, dass sie gewohnt gewesen seien, aus Schädeln menschliches Blut zu trinken. (2) Häufig wurde ein römisches Heer von ihnen niedergemetzelt. Marcus Didius drängte die umherziehenden Thraker zurück, Marcus Drusus hegte sie in ihrem eigenen Territorium ein, Minucius vernichtete sie auf dem Eis des Flusses Hebrus. Durch den Prokonsul Appius Claudius wurden die Bewohner der Rhodopen besiegt. Die Seestädte (der Provinz) Europa hat zuvor die römische Flotte eingenommen. (3) In Thrakien focht Marcus Lucullus als erster gegen die Besser. Er besiegte Thrakien selbst, das Zentrum des Volkes, er unterwarf die Haemimontaner, er brachte Eumolpias, das jetzt Philippopolis genannt wird, und Uscudama, das nun Hadrianopolis heisst, in unsere Gewalt, er nahm Cabyle ein. Er eroberte die am Schwarzen Meer gelegenen Städte Apollonia, Kallatis, Parthe-

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(B 4) Rufius Festus

usque perveniens Romana Scythis arma monstravit. (4) ita dicioni rei publicae sex Thraciarum provinciae sunt adquisitae: Thracia, Haemimontus, Moesia inferior, Scythia, Rhodopa, Europa, in qua nunc secundae arces Romani orbis sunt constitutae. 10. (1) nunc Eoas partes totumque Orientem ac positas sub vicino sole provincias qui auctores sceptris tuis paraverint, explicabo, quo studium clementiae tuae, quod in isdem propagandis habes, amplius incitetur. (2) Asia societate Attali regis nota Romanis est eamque Attali testamento relictam hereditario iure possedimus. ne quid tamen populus 10 Romanus non viribus partum haberet, armis per nos ab Antiocho, Syriarum rege maximo, est vindicata. (3) eadem occasione etiam Lydia, sedes antiqua regnorum, Caria, Hellespontus ac Phrygiae in potestatem populi Romani iuncta dicione venerunt. (4) Rhodiis et insularum populis experti primum infestissimis sumus, post eisdem fidelissimis auxilia15 toribus utebamur. ita Rhodus et insulae primum libere agebant, postea in consuetudinem parendi Romanis clementer provocantibus pervenerunt et sub Vespasiano principe Insularum provincia facta est. 5

11. (1) Pamphyliam, Lyciam, Pisidiam Servilius pro consule ad bellum piratarum missus obtinuit. (2) Bithyniam Nicomedis defuncti regis 20 testamento sumus adsecuti. (3) Gallograeciam, hoc est Galatiam (sunt etenim, ut nomen resonat, ex Gallis Galatae), quod Antiocho contra Romanos auxilium praebuissent, invasimus. Mummius pro consule Galatas persecutus est et confugientes partim in Olympum, partim in Magabam montem, qui nunc Modiacus dicitur, de arduis eos in plana detrusit, vic1 ita dicioni β : in dicionem ε 2 conquisitae ε 4 urbis PW | post constitutae add. Constantinopolis ε 5 hac posita E 6 paraverunt EW | qui E 7 ante habes add. hereditatem G | habes γ : habens B : habeas ε 7 sq. excitetur ε 8 est om. ε 9 sq. populus Romanus (p r BGP) β : popularem (populare E) ε 10 viribus β : iuribus E : viris W partum BG : partim P: partium ε 13 rhodus BP 14 expertis E | infestissimis BE : infectissumis Ga.c.P : infecti Gp.c. : infestissimus W | post G : porti B : positi P : pro E | hisdem Gp.c.E 15 utebamur γ : utebatur B : utaebar E : utebar W 16 in – Romanis om. γ consuetudine EW | parenti EW | provocatis η 18 lyciam β : frigiam ε | proconsul Gε 21 quod β : que E : quaedum η 22 praebuisset EW | proconsul ε 24 destruxit B

Text und Übersetzung

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nopolis, Tomoi und Histrus; indem er bis zur Donau gelangte, zeigte er den Skythen die römische Streitmacht. (4) So wurden dem Herrschaftsbereich des Staates die sechs thrakischen Provinzen erworben: Thracia, Haemimontus, Moesia Inferior, Scythia, Rhodopa und Europa, in der jetzt die zweite Hauptfeste der römischen Welt errichtet worden ist. 10. (1) Nun werde ich die Urheber, die für deine Herrschaft die östlichen Gebiete und den gesamten Osten sowie die unter der ihnen nahen Sonne gelegenen Provinzen gewonnen haben, vorstellen, damit dadurch der Drang, den deine Güte zu ihrer Erweiterung hat, weiter angespornt werde. (2) Asia ist den Römern durch das Bündnis mit König Attalos bekannt geworden und weil es im Testament des Attalos vermacht wurde, kam es gemäß dem Erbrecht in unseren Besitz. Damit das römischen Volk dennoch nichts ohne Gewalt in seinem Besitz hatte, wurde der Anspruch auf Asia gegenüber Antiochos, dem größten König Syriens, von uns durch Waffengewalt durchgesetzt. (3) Bei derselben Gelegenheit kamen auch Lydia, der alte Königssitz, Caria, Hellespontus und Phrygia, nachdem die Gerichtsbarkeit zusammengelegt worden war, in die Gewalt des römischen Volkes. (4) Die Rhodier und die Inselvölker haben wir zunächst als äußerst feindlich kennengelernt, dann hatten wir sie als sehr treue Verbündete. So lebten Rhodos und die Inseln zunächst frei, dann entwickelten sie die Gewohnheit, den Römern, wenn sie milde Forderungen stellten, zu gehorchen, und unter Kaiser Vespasian wurde die Provinz Insulae eingerichtet. 11. (1) Pamphylia, Lycia, Pisidia eroberte der Prokonsul Servilius, der zum Krieg gegen die Piraten entsandt worden war. (2) Bithynia erlangten wir durch das Testament des verstorbenen Königs Nikomedes. (3) Nach Gallogriechenland, d. h. Galatia (die Galater stammen nämlich, wie im Namen anklingt, aus Galliae), drangen wir ein, weil sie dem Antiochos Hilfe gegen die Römer geleistet hätten. Der Prokonsul Mummius verfolgte die Galater, und als sie teils auf den Olymp, teils auf den Berg Magaba, der jetzt Modiacus genannt wird, flüchteten, trieb er sie von den Anhöhen herab in die Ebene und, nachdem sie besiegt

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(B 4) Rufius Festus

tos in perpetuam pacem redegit. postea Galatiam Deiotarus tetrarches nobis permittentibus tenuit. ad extremum sub Octaviano Caesare Augusto Galatia in speciem provinciae redacta est et eam primus Lollius pro praetore administravit. (4) Cappadoces primum societatem nostram 5 sub Apafrace rege petiverunt posteaque Ariobarzanes rex Cappadocum a Mithridate expulsus Romanorum armis est restitutus. semper inter auxilia nostra fuere Cappadoces et ita maiestatem coluere Romanam, ut in honorem Augusti Caesaris Mazaca, civitas Cappadociae maxima, Caesarea cognominaretur. postremo sub imperatore Claudio Caesare cum 10 Archelaus rex Cappadocum Romam venisset et ibi diu detentus occubuisset, in provinciae speciem Cappadocia migravit. (5) Pontus per Pompeium victo Mithridate rege Pontico formam provinciae accepit. Paphlagoniam Pylaemenes rex, amicus populi Romani, tenuit. saepe ex ea pulsus regno a nobis est restitutus. quo mortuo provinciae ius Paphla15 gonibus inpositum est.

12. (1) ultra iuga Tauri montis quemadmodum possessio Romana perrexit, consequenti locorum magis quam temporum servata digestione monstrabitur. (2) Antiochus, Syriae potentissimus rex, bellum formidabile populo Romano intulit. trecenta milia armatorum habuit, falcatis et20 iam curribus et elephantis aciem instruxit; a Scipione consule, fratre Scipionis Africani, in Asia apud Magnesiam victus pace accepta intra Taurum regnare permissus est. eius filii regnum Syriae sub clientela populi Romani retinuerunt; quibus defunctis Syriarum provinciis potiti sumus. (3) Cilices et Isauros, qui se piratis ac praedonibus maritimis 25 iunxerant, Servilius pro consule ad praedonum bellum missus subegit et 1 et traces ε 2 promittentibus E 3 galatiam BGP | et om. ε | primum ε 4 primum Wagener : primi βE : primo η 5 apafrace B : epafrace γ : afrace E : africae W : Ariarathe Arnaud-Lindet | rege petiverunt β : repetierunt ε 6 est om. EW 9 nuncuparetur ε postremum ε | ante sub add. cum ε 10 archelaus om. B | rex cappadocum γ : rex cappadocie E : ex cappadocia η : om. B | et ibi β : ibi E : ibique η | tentus (tem- PE) PEW 13 pylaemenes γ : pylemens B : filimenses E : philemenses W 14 provincia eius PEW 17 an perrexerit? 19 trecenta milia β : CCCC m. E : XL m. W 20 Scipione consule, fratre om. E 20 sq. consule, fratre Scipionis om. η 21 africano η 22 Syriae om. ε 23 provincias EW 25 proconsul ε

Text und Übersetzung

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worden waren, unterwarf er sie einem ewigen Frieden. Danach beherrschte der Tetrarch Deiotaros mit unserer Zustimmung Galatia. Schließlich wurde Galatia unter Octavianus Caesar Augustus in den Status einer Provinz versetzt, und als erster verwaltete sie der Proprätor Lollius. (4) Die Kappadokier erbaten unter König Apafrace zum ersten Mal ein Bündnis mit uns, und später wurde Ariobarzanes, der König der Kappadokier, der von Mithridates vertrieben worden war, durch die Waffengewalt der Römer wieder eingesetzt. Die Kappadokier zählten immer zu unseren Hilfstruppen, und so sehr verehrten sie die römische Hoheit, dass Mazaca, die größte Stadt Kappadokiens, zu Ehren Caesar Augustus’ den Beinamen Caesarea erhielt. Schließlich ging Kappadokien, nachdem Archelaos, der König der Kappadokier, unter Kaiser Claudius Caesar (d. h. Tiberius) nach Rom gekommen und dort nach langem Arrest gestorben war, in den Status einer Provinz über. (5) Pontus erhielt, nachdem der pontische König Mithridates von Pompeius besiegt worden war, die Gestalt einer Provinz. Paphlagonia beherrschte der König Pylaemenes, ein Freund des römischen Volkes. Obwohl häufig von dort vertrieben, wurde er von uns stets wieder in sein Königreich eingesetzt; nach seinem Tod wurde den Paphlagoniern die Rechtsstellung einer Provinz auferlegt. 12. (1) Wie sich die römische Besitznahme jenseits der Höhen des Taurusgebirges fortsetzte, wird durch das Beibehalten einer kontinuierlichen Abfolge mehr der Orte als der Zeiten klar gemacht werden. (2) Antiochos, der mächtigste König Syriens, führte einen fürchterlichen Krieg gegen das römische Volk. Er verfügte über 300.000 Bewaffnete, bot sogar einen Verband aus Sichelwagen und Elefanten auf. Nachdem er vom Consul Scipio, dem Bruder des Scipio Africanus, in Asien bei Magnesia besiegt worden war und einen Frieden akzeptiert hatte, durfte er lediglich innerhalb der vom Taurus begrenzten Gebiete regieren. Seine Söhne behielten das Königreich Syrien als Klientel des römischen Volkes. Nach ihrem Tod bemächtigten wir uns der Provinzen Syriens. (3) Die Kilikier und Isaurier, die sich mit den Piraten und Seeräubern zusammengeschlossen hatten, unterwarf der Proconsul Servilius, der zum Kampf gegen die Räuber entsandt worden war; er legte als erster

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(B 4) Rufius Festus

viam per Taurum montem primus instituit; isque de Cilicibus et Isauris triumphavit atque Isauricus est cognominatus. 13. (1) Cyprus famosa divitiis paupertatem populi Romani, ut occuparetur, sollicitavit. eam rex foederatus regebat, sed tanta fuit penuria 5 aerarii et tam ingens opum fama Cypriarum, ut lege data Cyprus confiscari iuberetur. quo accepto rex Cyprius nuntio venenum sumpsit, ut vitam prius quam divitias amitteret. Cato Cyprias opes Romam navibus advexit. ita ius eius insulae avarius magis quam iustius sumus adsecuti. (2) Cyrenas cum ceteris civitatibus Libyae Pentapolis Ptolemaei anti10 quioris liberalitate suscepimus. Libyam supremo Appionis regis arbitrio sumus adsecuti. (3) Aegyptus omnis sub amicis regibus fuerat, sed victa cum Antonio Cleopatra provinciae formam Octaviani Caesaris Augusti temporibus accepit; et primum apud Alexandrinos Cornelius Gallus Romanus iudex administravit.

14. (1) per confinia Armeniarum primum sub Lucio Lucullo Romana trans Taurum arma transmissa sunt. phylarchi Saracenorum in Osrhoena cessere superati. in Mesopotamia ab eodem Lucullo Nisibis capta est. (2) postea per Pompeium eadem loca armis obtenta sunt. Syriae et Phoenice bello a Tigrane Armeniorum rege receptae sunt. Arabes et Iu20 daei in Palaestina victi sunt. (3) ad extremum sub Traiano principe regi maioris Armeniae diadema sublatum est et per Traianum Armenia, Mesopotamia, Assyria et Arabia provinciae factae sunt ac limes Orientalis supra ripas Tigridis est institutus. (4) sed Hadrianus, qui successit Traiano, invidens Traiani gloriae sponte sua Armeniam, Mesopota25 miam, Assyriam reddidit ac medium inter Persas et Romanos Euphraten esse voluit. (5) sed post sub Antoninis duobus Marco et Vero, ac Severo 15

2 atque Bη : itaque γ : adque E 5 post aerarii add. Romani η | et tam Pε : etiam B : et tamen G 5 sq. confiscare iuberet ε 6 ut β : qui E : quo η 8 ita β : haut E : ita ut W iustius sumus (simus W) γW : iustius B : iustissimus E 9 sq. antiquiores GP 17 mesopotamiam EW | nisibi EW 18 Syriae et Förster : syria et B : syriae Ga.c.P : syria et Gp.c. : siriae et a E : syriae a W 19 Phoenice Verheyk : foenici B : foenix GP : fenice E : fanicae W 20 regis ε 21 armeniam EW 22 mesopotamiam EW | assyria Verheyk : assyriae BGP : syriae EW 22 sq. orientales EW 23 ripas BGP : ripa E : ripam η | ante tigridis add. fluminis EW 24 gloriam EW | post armeniam add. asiam EW 26 post β : postea E : propterea W

Text und Übersetzung

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eine Straße durch das Taurusgebirge an. Er feierte einen Triumph über Kilikier und Isaurier und erhielt den Beinamen Isauricus. 13. (1) Zypern, berühmt für seine Reichtümer, reizte die Armut des römischen Volkes, es zu besetzen. Ein verbündeter König regierte es; aber so groß war die Knappheit in der Staatskasse und so gewaltig der Ruf des Vermögens der Zyprer, dass man durch den Erlass eines Gesetzes befahl, Zypern zu konfiszieren. Nachdem der zyprische König diese Nachricht vernommen hatte, nahm er Gift, um eher sein Leben als seine Reichtümer zu verlieren. Cato brachte das zyprische Vermögen auf Schiffen nach Rom. So erlangten wir das Recht über diese Insel mehr auf habgierige als auf gerechte Weise. (2) Kyrene mit den übrigen Städten der Libya Pentapolis übernahmen wir aufgrund der Freigebigkeit des Älteren Ptolemaios. Libya erlangten wir durch den letzten Willen des Königs Apion. (3) Ganz Ägypten hatte befreundeten Königen unterstanden, aber nachdem Kleopatra zusammen mit Antonius besiegt worden war, erhielt es in der Zeit des Octavianus Caesar Augustus den Status einer Provinz. Und zuerst waltete bei den Alexandrinern Cornelius Gallus als römischer Statthalter. 14. (1) Durchs Grenzgebiet Armeniens wurden zum ersten Mal unter Lucius Lucullus römische Streitkräfte jenseits des Taurus entsandt. Die Phylarchen der Sarazenen fügten sich, nachdem sie in der Osrhoene besiegt worden waren. In Mesopotamien wurde ebenso durch Lucullus Nisibis eingenommen. (2) Danach wurden dieselben Gegenden mit Waffengewalt von Pompeius erobert. Syrien und Phönikien erhielt man durch Krieg von Tigranes, dem König der Armenier. Araber und Judäer wurden in Palaestina besiegt. (3) Schließlich wurde unter Kaiser Traian dem König von Großarmenien das Diadem entzogen, und durch Traian wurden Armenien, Mesopotamien, Assyrien und Arabien zu Provinzen gemacht und die östliche Grenze am Tigrisufer festgelegt. (4) Aber Hadrian, der Traian nachfolgte, gab aus Neid auf den Ruhm Traians von sich aus Armenien, Mesopotamien und Assyrien zurück und wollte, dass mittig zwischen Persern und Römern der Euphrat liege. (5) Aber später unter den beiden Antoninen Marcus und Verus sowie unter Seve-

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(B 4) Rufius Festus

Pertinaci ceterisque principibus Romanis, qui adversum Parthos eventu vario dimicarunt, quater amissa, quater recepta Mesopotamia est. (6) ac Diocletiani temporibus victis prima congressione Romanis, secundo autem conflictu superato rege Narseo, uxore eius ac filiabus captis et cum 5 summa pudicitiae custodia reservatis, pace facta Mesopotamia est restituta et supra ripas Tigridis limes est reformatus, ita ut quinque gentium trans Tigridem constitutarum dicionem adsequeremur. (7) quae condicio foederis in tempus divalis Constantii reservata duravit.

15. (1) scio, nunc, inclyte princeps, quo tua pergat intentio. requiris 10 profecto, quotiens Babyloniae ac Romanorum arma conlata sint et qui-

bus vicibus sagittis pila contenderint. breviter eventus enumerabo bellorum. furto hostes in paucis invenies esse laetatos, vera autem virtute semper Romanos probabis exstitisse victores. (2) primum a Lucio Sylla pro consule Arsaces, rex Parthorum, missa legatione amicitias populi 15 Romani rogavit ac meruit. (3) Lucius Lucullus Mithridaten regno Ponti exutum ad Armeniam persecutus est. Tigranen, Armeniorum regem, cum septem milibus clibanariis et centum viginti sagittariorum ipse cum decem et octo Romanorum milibus vicit. (4) Tigranocertam, maximam Armeniae civitatem, expugnavit; Madenam, opimam Armeniorum re20 gionem, obtinuit; per Melitenam ad Mesopotamiam descendit; Nisibin cum fratre regis cepit; tendere in Persas paratus successorem accepit.

16. (1) Cn. Pompeius expertae felicitatis ad Mithridaticum bellum missus Mithridaten in Armenia minore nocturno adgressus proelio superavit, caesis duobus et quadraginta milibus hostium castra eius inva1 adversus EW 2 dimicaverunt ε | quater1 B : quae quater GP : quantum ε | quater2 G : quae P : quantum ε : om. B | recepta om. β 4 conflictu Pη : conflicto B : conflictus EG | narsen ε 6 ripas β : ripa E : ripam η | confirmatus ε 7 tigridi EW 8 conservata γ 9 qua E | requires γ 10 babylonia β 11 vicibus om. G 11 sq. bellatorum E 12 furto γ : forte B : furtu E | verum ε | aut E | virtute om. ε 16 armeniarum E 17 militibus G clibanariis – viginti om. GP | post viginti add. milibus B 18 militibus G 19 adenam ε 20 melitenam BGP : meliten E : meleten W : Melitenen Arnaud-Lindet 22 Cn BGP : cum non E : om. W | expertae BW : ex parte γ : expertam E 23 noctu EW

Text und Übersetzung

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rus Pertinax und den übrigen römischen Kaisern, die mit unterschiedlichem Ausgang gegen die Parther kämpften, wurde Mesopotamien viermal verloren und viermal wiedergewonnen. (6) Nachdem in der Zeit Diokletians die Römer bei einem ersten Zusammentreffen besiegt worden waren, beim zweiten Zusammenprall jedoch König Narseh bezwungen, seine Frau und Töchter gefangen und unter höchster Bewahrung ihrer Keuschheit verschont und Frieden geschlossen worden war, wurde Mesopotamien zurückerstattet und die Grenze am Tigrisufer derartig wiederhergestellt, dass wir auch die Herrschaft über fünf jenseits des Tigris gelegene Völker erlangten. (7) Dieser Vertragszustand dauerte unverändert bis in die Zeit des vergöttlichten Constantius. 15. (1) Ich weiß, berühmter Princeps, wohin dein Vorhaben hinzielt. Gewiss fragst Du, wie oft die Waffen Babylons und der Römer aneinandergeraten sind und mit welchem Ausgang pila und Pfeile miteinander wettstritten. Ich werde die Ergebnisse der Kriege kurz aufzählen. Du wirst feststellen, dass durch List die Feinde in wenigen davon erfolgreich waren, die Römer hingegen durch echte Tapferkeit immer als Sieger hervorgegangen sind. (2) Zuerst erbat der Partherkönig Arsaces, der eine Gesandtschaft geschickt hatte, vom Prokonsul Lucius Sulla die Freundschaft des römischen Volkes und erhielt sie. (3) Lucius Lucullus verfolgte Mithridates, der seines Königreichs Pontus beraubt worden war, bis nach Armenien. Tigranes, den König der Armenier, der zusammen mit 7.000 Panzerreitern und 120.000 Bogenschützen war, besiegte er selbst mit 18.000 Römern. (4) Er eroberte Tigranocerta, die größte Stadt Armeniens. Er bemächtigte sich Madenas, einer reichen Gegend der Armenier; er ging durch die Melitene herab nach Mesopotamien, brachte Nisibis samt dem Bruder des Königs in seine Gewalt. Als er bereit war, gegen die Perser zu ziehen, erhielt er einen Nachfolger. 16. (1) Cn. Pompeius, ein Mann von bewährtem Glück, der zur Führung des Mithridatischen Kriegs entsandt war, besiegte Mithridates in Kleinarmenien, den er in einem nächtlichen Gefecht angegriffen hatte, und drang nach der Tötung von 42.000 Gegnern, in dessen Lager ein.

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(B 4) Rufius Festus

sit. Mithridates cum uxore et duobus comitibus in Bosphoron fugit; ibi desperatione rerum suarum venenum hausit et, cum vis veneni parum ageret, a milite suo, ut ferro percuteretur, impetravit. (2) Pompeius auxiliatorem Mithridatis Tigranen, Armeniorum regem, persecutus est; ille 5 ei se oblato diademate apud Artaxata dedidit. receptae ab eo sunt Mesopotamia, Syriae et aliquanta pars Phoenices; atque intra Armeniam maiorem regnare permissus est. (3) idem Pompeius Bosphorianis et Colchis Aristarchum regem inposuit, cum Albanis conflixit, Orodi, Albanorum regi, ter victo pacem dedit, Hiberiam cum Artace rege in dedi10 tionem accepit, Saracenos et Arabas vicit. Iudaea capta Hierosolymam obtinuit; cum Persis foedus icit. rediens apud Antiochiam Daphnensem lucum delectatus loci amoenitate et aquarum abundantia addito nemore consecravit.

17. (1) Marcus Crassus consul adversum rebellantes Parthos missus 15 est. is cum pacem missa a Persis legatione rogaretur, apud Ctesiphonta

responsurum se ait. apud Zeugmam traiecit Euphraten et a transfuga quodam Mazzaro inductus ad ignotam camporum solitudinem descendit. ibi undique circumvolantibus sagittariorum agminibus cum Silate et Surena praefectis regiis est cinctus exercitus et vi telorum obrutus. (2) 20 ipse Crassus cum ad conloquium sollicitatus vivus paene capi posset, repugnantibus tribunis evaserat et fugam petens occisus est. caput eius cum dextera manu resectum ad regem perlatum est atque ita ludibrio habitum, ut faucibus eius aurum liquefactum infunderetur, scilicet ut, quia ardens cupiditate praedandi pacem regi dare rogatus abnuerat, etiam 25 mortui eius reliquias auri flamma conbureret. (3) Lucius Cassius, quaestor Crassi, vir strenuus, reliquias fusi collegit exercitus. contra Persas 1 bosphoron Eadie : bosforos codd. : Bosporos Förster 2 auxit E 3 ageret β : acerta E : esset acer η | imperavit ε 4 ille post diademate transpos. W 5 ablato G artaxatam B | dedidit γ : dedit B : reddidit ε 6 phoenicis Gε 8 albanis conflixit, orhodi om. B | Orodi Scardino duce Ap.c., qui orhodi habet : orode GPEW 9 rege ε 10 arabas BGε : arabos P : arabes W | iudaeam EW | hierusolima P : iherosolima E 11 icit Förster : iecit BE : ciecit GP : fecit η 14 adversus ε 15 pace EW 16 se β : est EW | et om. EW a om. W 17 quadam E 19 supinate ε | regis R 20 vivus om. ε 21 fugam petens βE : dum fugam petit η 23 ut quia BE : qui γη : ut qui A 25 mortui BGP : morti EW : mortuo VS | lucius (L BGP) BGPε : Gaius Förster

Text und Übersetzung

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Mithridates floh mit seiner Frau und zwei Begleitern zum Bosporos; dort nahm er aus Verzweiflung über seine Lage Gift ein, und da die Dosis des Gifts zu schwach wirkte, erreichte er durch Bitten, von einem seiner Soldaten mit dem Schwert durchbohrt zu werden. (2) Pompeius verfolgte den Unterstützer des Mithridates, den Armenierkönig Tigranes: dieser ergab sich in Artaxata, indem er Pompeius das Diadem angeboten hat. Man erhielt von ihm Mesopotamien, Syrien und einen beträchtlichen Teil Phönikiens, und ihm wurde gestattet, lediglich über Großarmenien zu regieren. (3) Ebenso erlegte Pompeius den Bosporarern und Kolchern Aristarchos als König auf, focht mit den Albanern, und gewährte Orhodes, dem König der Albaner, der dreimal besiegt worden war, Frieden; er nahm die Kapitulation Iberiens samt ihrem König Artaces an; er besiegte die Sarazenen und die Araber. Nach der Einnahme Judäas besetzte er Jerusalem; mit den Persern schloss er ein Bündnis. Auf dem Rückweg weihte er bei Antiocheia den Wald von Daphne, da er sich an der Lieblichkeit des Ortes und an dessen Überfluss an Quellen erfreut hatte, nachdem er einen Hain hinzugefügt hatte. 17. (1) Der Konsul Marcus Crassus wurde gegen die sich auflehnenden Parther entsandt. Als er von der Gesandtschaft, die die Perser geschickt hatten, um Frieden gebeten wurde, sagte er, er werde in Ktesiphon antworten. Bei Zeugma überquerte er den Euphrat und kam, getäuscht von einem gewissen Mazzaros, einem Überläufer, in eine unbekannte Einöde von Feldern herab. Dort wurde das Heer von allen Seiten durch herumschwirrende Schwadronen aus Bogenschützen unter Führung der königlichen Kommandanten Silas und Surena eingekesselt und durch die Wucht der Pfeile aufgerieben. (2) Obwohl Crassus selbst, als er zu einer Unterredung bewogen worden war, beinahe lebendig hätte gefangen werden können, war er zwar entkommen, weil die Tribunen Widerstand leisteten, wurde aber bei seinem Fluchtversuch getötet. Sein abgeschnittener Kopf samt seiner rechten Hand wurde dem König überbracht und in der Weise zum Gespött gemacht, dass seinem Schlund flüssiges Gold eingeflößt wurde, damit nämlich auch die Überreste des Toten durch die Flamme des Goldes verbrannt würden, weil er, vor Gier nach Beute brennend, verweigert hatte, dem König Frieden zu gewähren, als er darum erbeten worden war. (3) Lucius Cassius, der Quaestor des Crassus, ein tüchtiger Mann, versammelte die Reste des

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in Syriam inrumpentes ter cum summa admiratione conflixit eosque trans Euphraten reiectos vastavit. 18. (1) Parthi Labieno, qui Pompeianarum partium fuerat ac victus ad Persas confugerat, duce in Syriam inruperunt ac totam provinciam 5 occuparunt. (2) P. Ventidius Bassus Parthos, qui ducente Labieno Syriam invaserant, occurrens in Capro monte cum paucis fugavit, Labienum occidit, persecutus Persas ad internicionem stravit. qua congressione Pacorum regis filium eadem die, qua Crassus fuerat victus, occidit, ne aliquando Romani ducis mors inulta relinqueretur. Ventidius de Per10 sis primus triumphavit. (3) M. Antonius Mediam ingressus, quae nunc Madena appellatur, bellum Parthis intulit et primis eos proeliis vicit. post duabus legionibus amissis cum fame, pestilentia, tempestatibus premeretur, vix per Armeniam Persis insequentibus revocavit exercitum tanto per momenta temporis terrore perculsus, ut a gladiatore suo per15 cuti postularet, ne vivus veniret in hostium potestatem.

19. (1) sub Octaviano Caesare Augusto Armenia cum Parthis conspiravit. (2) Claudius Caesar, nepos Augusti, cum exercitu missus ad Orientem cum pro maiestate Romani nominis facile cuncta sedasset atque ei se Armenii, qui tunc temporis validiores erant, cum Parthis dedis20 sent iudicesque ex instituto Pompei praedictis gentibus Claudius Caesar praeficeret, Donnes quidam, quem Parthis Arsaces praeposuerat, proditione simulata libellum, in quo conscripti thesauri continerentur, obtulit. quem cum imperator Romanus legeret intentius, cultro adgressus Clau1 ter cum summa βE : tergum suum W | administratione γ 2 reiectos BP : eiectos G : traiecto suo E : traiectos η 4 confugerat B : refugerat γ : fugerat ε | duce om. γη 6 invaserunt EW 7 post persecutus add. est ε | ante ad add. et ε 8 Pacorum Pithou : parum B : pacurum P : paucurum G : paucorum E | que E 10 prius E 11 primus E 12 post BGP : verum η : per E 14 temporum W | perculsus β : perclusis E : percussus W | a om. EW 14 sq. persecuti PG 18 per maiestatem η 19 quo E | validiorum E 20 iudices qui EW | ex om. Bε 21 donnes BGP : de omnes E : de omnibus η | quem βη : qui E | arsacis β 21 sq. proditionem W 22 libelli EW | scripti ε | continentur E 23 ultro ε 23 – 280,1 gladio η

Text und Übersetzung

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verstreuten Heeres. Gegen die in Syrien eindringenden Perser focht er dreimal auf höchst bewundernswerte Weise und, nachdem er sie über den Euphrat hin zurückgeworfen hatte, schlug er sie vernichtend. 18. (1) Die Parther fielen unter der Heerführung des Labienus, der zur Anhängerschaft des Pompeius gehört hatte und nach der Niederlage zu den Persern geflohen war, in Syrien ein und besetzten die ganze Provinz. (2) Indem Publius Ventidius Bassus sich den Parthern, die unter Labienus’ Führung in Syrien eingedrungen waren, entgegenwarf, schlug er sie mit wenigen Truppen am Caprusgebirge in die Flucht, tötete Labienus, und brachte die Perser nach einer Verfolgung zur Strecke. In diesem Zusammentreffen tötete er Pakoros, den Sohn des Königs, an genau dem Jahrestag, an dem Crassus besiegt worden war, damit der Tod eines römischen Heerführers niemals ungesühnt bliebe. Ventidius feierte als erster einen Triumph über die Perser. (3) M. Antonius, der Medien, das jetzt Madena genannt wird, betrat, überzog die Parther mit Krieg und besiegte sie in den ersten Gefechten. Aber später, als er nach dem Verlust von zwei Legionen durch Hunger, Seuche und Unwetter bedrängt wurde, führte er, da die Perser nachsetzten, nur mit Mühe das Heer durch Armenien zurück, wobei er durch den Umschwung der Lage von so großer Angst erschüttert wurde, dass er von einem seiner Gladiatoren forderte, durchbohrt zu werden, um nicht lebendig in die Gewalt der Feinde zu geraten. 19. (1) Unter Octavianus Caesar Augustus verschwor sich Armenien mit den Parthern. (2) Nachdem Claudius Caesar, der Enkel des Augustus, mit einem Heer in den Orient entsandt und aufgrund des Ansehens der römischen Macht alles mühelos beruhigt hatte, die Armenier, die damals ziemlich stark waren, sich zusammen mit den Parthern ihm unterworfen hatten, und er gemäß der Praxis des Pompeius Statthalter bei den zuvor genannten Völkern eingesetzt hatte, übergab ein gewisser Donnes, den Arsaces bei den Parthern zum Befehlshaber gemacht hatte, unter vorgetäuschtem Verrat ein Schriftstück, das angeblich die aufgelisteten Schätze beinhaltete. Als der römische Befehlshaber es aufmerksam las, griff Donnes mit einem Messer an und verletzte den Claudius.

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(B 4) Rufius Festus

dium vulneravit, percussor quidem a militibus confossus est. Claudius ex vulnere regressus in Syriam obiit. (3) Persae ad satisfactionem tam audacis admissi obsides tunc primum Octaviano Caesari Augusto dederunt et erepta sub Crasso signa rettulerunt. pacatis gentibus Orientis Au5 gustus Caesar etiam Indorum legationem primus accepit.

20. (1) Nero, quem turpissimum imperatorem Romana est passa res publica, amisit Armeniam. duae tunc Romanae legiones sub iugum a Persis missae extremo dedecore Romani exercitus sacramenta foedarunt. (2) Traianus, qui post Augustum Romanae rei publicae movit 10 lacertos, Armeniam recepit a Parthis, sublato diademate Armeniae maioris regnum ademit. Albanis regem dedit, Hiberos, Bosphorianos, Colchos in fidem Romanae dicionis recepit. Osrhoenorum loca et Arabum occupavit, Carduenos, Marcomedos obtinuit; Anthemusium, optimam Persidis regionem, Seleuciam, Ctesiphontem, Babyloniam accepit ac te15 nuit; usque ad Indiae fines post Alexandrum accessit. in mari Rubro classem instituit. provincias fecit Armeniam, Mesopotamiam, Assyriam, quae inter Tigridem atque Euphraten sita inriguis amnibus instar Aegypti fecundatur. (3) Hadrianum gloriae Traiani certum est invidisse. qui ei successor in imperio sponte propria revocatis exercitibus Arme20 niam, Mesopotamiam, Assyriam concessit et inter Romanos ac Persas Euphraten medium esse voluit.

21. (1) Antonini duo Marcus et Verus, hoc est socer et gener, pariter Augusti, imperium orbis aequata primum potestate tenuerunt. sed ex his Antoninus iunior ad expeditionem Parthicam profectus est; multa et in25 gentia adversus Persas feliciter gessit: Seleuciam, Assyriae urbem, cum quadringentis milibus hostium cepit, ingenti gloria de Persis cum socero triumphavit. (2) Severus natione Afer, acerrimus imperator, Parthos 1 percussus E 2 ex om. ε | reversus ε 3 audaces EW | primo η 5 primum ε 6 ante res add. et G 7 armeniam. duae β : armeniae duae E : armenias duas W | sub iugum om. ε 7 sq. ad Persas missas W 8 sq. foederant G 12 fide P | receptos B 13 anthemusium PGε : in themusium B : Anthemusiam Wagener | opimam dub. Nickbakht 15 mare BG | rubrum B 18 adrianus ε 19 in om. ε | reductis ε 25 felicitate EW | orbem E 26 gloriam ad W

Text und Übersetzung

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Der Messerstecher wurde zwar von den Soldaten niedergemacht, Claudius, der nach Syrien zurückgekehrt war, starb an der Verletzung. (3) Die Perser überstellten zur Wiedergutmachung für dieses so dreiste Vergehen damals erstmalig Geiseln an Octavianus Caesar Augustus und gaben die unter Crassus erbeuteten Feldzeichen zurück. Nachdem die Völker des Orients befriedet worden waren, empfing Augustus Caesar als erster sogar eine Gesandtschaft der Inder. 20. (1) Nero, den der römische Staat als den allerschändlichsten Kaiser erdulden musste, verlor Armenien. Damals besudelten zwei römische Legionen, da sie von den Persern unter das Joch geschickt worden waren, mit größter Schande die Gelöbnisse des römischen Heers. (2) Traian, der nach Augustus die Muskeln des römischen Staates anspannte, gewann Armenien von den Parthern zurück und schaffte nach Entzug des Diadems die Königsherrschaft in Großarmenien ab. Den Albanern gab er einen König. Iberer, Bosporaner, Kolcher nahm er in die Schutzgarantie römischer Herrschaft auf. Er besetzte die Gegenden der Osrhoener und Araber. Er unterwarf die Karduener, Markomeder. Anthemusien, das beste Gebiet Persiens, Seleukeia, Ktesiphon und Babylon nahm er ein und hielt sie. Er kam nach Alexander bis zum Territorium Indiens. Im Roten Meer (d. h. Persischen Golf) richtete er eine Flotte ein. Zu Provinzen machte er Armenien, Mesopotamien und Assyrien, welches, da es zwischen Tigris und Euphrat liegt, wie Ägypten durch Bewässerungskanäle fruchtbar gemacht wird. (3) Hadrian war, wie feststeht, neidisch auf Traians Ruhm. Als dessen Nachfolger in der Herrschaft gab er freiwillig Armenien, Mesopotamien und Assyrien auf und wünschte, dass der Euphrat die Mitte zwischen Römern und Persern bilde. 21. (1) Die beiden Antonini, Marcus und Verus, nämlich Schwiegervater und Schwiegersohn, hatten als Augusti die Herrschaft über die Welt gleichzeitig inne, nachdem zum ersten Mal die Amtsgewalt gleichmäßig verteilt worden war. Aber von den beiden brach nur der jüngere Antoninus aber brach zu einem Partherfeldzug auf. Erfolgreich verrichte er Vieles und Großes gegen die Perser. Er eroberte Seleukeia, eine Stadt in Assyrien, samt 400.000 Feinden. Er feierte mit gewaltigem Ruhm zusammen mit seinem Schwiegervater einen Triumph über die Perser. (2) Severus, ein gebürtiger Afrikaner und äußerst strenger Kai-

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(B 4) Rufius Festus

strenue vicit, Adiabenos delevit, Arabas interiores obtinuit et in Arabia provinciam fecit. huic cognomina ex victoriis quaesita sunt. nam Adiabenicus, Parthicus, Arabicus est cognominatus. (3) Antoninus cognomento Caracalla, filius Severi imperatoris, expeditionem in Persas pa5 rans in Osrhoena apud Edessam propria morte obiit et ibidem sepultus est. 22. (1) Aurelius Alexander quasi fato quodam in exitium Persicae gentis renatus, iuvenis admodum Romani gubernacula suscepit imperii. Persarum regem nobilissimum Xersem gloriose vicit. hic Alexander 10 scriniorum magistrum habuit Ulpianum iuris consultorem. de Persis Romae pompa spectabili triumphavit. (2) sub Gordiano, acri ex iuventatis fiducia principe, rebellantes Parthi ingentibus proeliis contusi sunt. isque rediens victor de Perside fraude Philippi, qui praefectus praetorio eius erat, occisus est. milites ei tumulum in vicensimo miliario a Cir15 censio, quod nunc exstat, aedificaverunt atque exsequias eius Romam cum maxima venerationis reverentia deduxerunt.

23. (1) Valeriani, infausti principis, fortunam taedet referre. is cum Gallieno suscepit imperium, cum Valerianum exercitus, Gallienum senatus imperatorem fecisset. in Mesopotamia adversum Persas Valeria20 nus congressus a Sapore, Persarum rege, superatus est et captus in dedecori servitute consenuit. (2) sub Gallieno Mesopotamia invasa etiam Syriam sibi Persae coeperant vindicare, nisi, quod turpe dictu est, Odenathus, decurio Palmyrenus, collecta Syrorum agrestium manu acriter restitisset et fusis aliquotiens Persis non modo nostrum limitem defen1 adiabenos delevit om. GP | interiores om. ε | in arabia B : in arabiam GP : arabiam ε 2 sq. parthicus enim et arabicus et adiabenicus η 3 arabicus om. GPE 7 aurelianus γ | quasi β : quasid E : quasi id W 9 ante Persarum add. ipse ε | alexandrum GPE 10 consultum B 10 sq. romae om. ε 11 spectabili B : spectabile GP : exspectabili ε 13 praetorii ε 14 eius om. ε | tumultum BGa.c.P | in om. E 14 sq. circesso η | post Circensio add. castro η 15 quod β : que E : qui γ | quod nunc exstat om. η 16 venerationis om. ε 17 ferre GP 19 adversus E 20 sq. dedecori BGP : dedecorem E : dedecore W 21 servitute B : servituti GP : suae vitae EW | mesopotamia invasa β : mesopotamiam iam inviserant E : mesopotamiam invaserant W 22 coeperant (ceperunt E) Persae EW | dictum BEW 24 effusis W | militem ε 24 – 284,1 defendit ε

Text und Übersetzung

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ser, besiegte entschlossen die Parther, vernichtete die Adiabener, unterwarf die inneren Araber und richtete in Arabien eine Provinz ein. Durch diese Siege erwarb er sich Beinamen: er wurde nämlich Adiabenicus, Parthicus und Arabicus genannt. (3) Als Antoninus mit dem Beinamen Caracalla, der Sohn des Kaisers Severus, einen Feldzug gegen die Perser vorbereitete, starb er in der Osrhoene bei Edessa eines natürlichen Todes und wurde ebendort bestattet. 22. (1) Aurelius Alexander, ein gleichsam durch eine Fügung des Schicksals zum Untergang des persischen Volkes wiedergeborener Alexander, übernahm als noch ziemlich junger Mann die Leitung des römischen Reichs. Er besiegte auf ruhmvolle Weise Xerxes, den hochberühmten König der Perser. Dieser Alexander hatte als Kanzleivorsteher Ulpian, den Rechtsgelehrten. Über die Perser triumphierte er mit einem spektakulären Umzug in Rom. (2) Unter Gordian, einem aufgrund seines jugendlichen Selbstvertrauens energischen Kaiser, wurden die sich auflehnenden Parther in gewaltigen Schlachten aufgerieben. Er selbst wurde, als er als Sieger über Persien zurückkehrte, durch die Heimtücke Philipps, der sein Prätorianerpräfekt war, getötet. Die Soldaten erbauten ihm einen Grabhügel in 20 Meilen Entfernung von Kirkesion, das gegenwärtig noch existiert, und überführten seine Überreste mit höchster Ehrerbietung und Hochachtung nach Rom. 23. (1) Es widerstrebt einem, über das Schicksal des unseligen Valerian zu berichten. Er trat die Herrschaft zusammen mit Gallienus an, nachdem das Heer ihn und der Senat den Gallienus zum Kaiser gemacht hatte. Als Valerian in Mesopotamien gegen die Perser kämpfte, wurde er von Schapur, dem König der Perser, bezwungen und alterte als Gefangener in schmählicher Knechtschaft. (2) Nachdem unter Gallienus die Perser Mesopotamien erobert hatten, hätten sie sogar Syrien zu beanspruchen begonnen, wenn nicht – was zu erwähnen eine Schande ist – Odainathos, ein palmyrenischer Stadtrat, mit einer zusammengescharten Truppe syrischer Bauern heftigen Widerstand geleistet, die Perser mehrmals geschlagen und unser Territorium nicht nur verteidigt

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(B 4) Rufius Festus

disset, sed etiam ad Ctesiphontem Romani ultor imperii, quod mirum dictu est, penetrasset. 24. (1) Aureliani imperatoris gloriae Zenobia, Odenathi uxor, accessit. ea enim post mortem mariti feminea dicione Orientis tenebat im5 perium. quam Aurelianus multis clibanariorum et sagittariorum milibus fretam apud Immas haut procul ab Antiochia vicit et captam Romae triumphans ante currum duxit. (2) Cari imperatoris victoria de Persis nimium potens superno numini visa est. nam ad invidiam caelestis indignationis pertinuisse credenda est. is enim ingressus Persidam quasi 10 nullo eam obsistente vastavit, Cochen et Ctesiphontem, urbes Persarum nobilissimas, cepit. cum victor totius gentis castra supra Tigridem haberet, vi fulminis ictus interiit.

25. (1) sub Diocletiano principe pompa victoriae nota de Persis est. Maximianus Caesar prima congressione, cum contra innumeram multi15 tudinem cum paucis acriter dimicasset, pulsus recessit ac tanta a Diocletiano indignatione susceptus est, ut ante carpentum eius per aliquot milia passuum cucurrerit purpuratus. (2) et cum vix impetrasset, ut reparato de limitaneis Daciae exercitu eventum Martis repeteret, in Armenia maiore ipse imperator cum duobus equitibus exploravit hostes et 20 cum viginti quinque milibus militum superveniens castris hostilibus subito innumera Persarum agmina adgressus ad internicionem cecidit. (3) rex Persarum Narseus effugit, uxor eius et filiae captae sunt et cum maxima pudicitiae custodia reservatae. pro qua admiratione Persae non modo armis, sed etiam moribus Romanos superiores esse confessi sunt. 25 Mesopotamiam cum Transtigritanis regionibus reddiderunt. pax facta usque ad nostram memoriam rei publicae utilis perduravit.

1 altor γ 2 penetrasset β : penetrasse E : penetravit η 4 ante ea add. et ε 6 fretus ε | romae β : romam E : roma W 8 post potens add. fuit η 8 sq. superno – est om. η 9 post ingressus add. est γ 10 eam B (post obsistente transpos. Hartke) : ei ε : om. γ 11 gentes PW 12 vi om. ε | ictu η 15 ac β : hec E : hoc W 15 sq. indignatione a diocletiano ε 17 vix γε : unus B 18 limitaneos γ 18 sq. armeniam γ 19 maiorem G hostes et BGP : hostesque ε 20 hostibus GP 21 ad Gε : sed B : om. P 22 et2 om. GP 23 admiratione BE : administratione γ : admirationem W 24 sed etiam moribus om. ε post sunt add. sed etiam ε 25 ante regionibus add. quinque ε

Text und Übersetzung

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hätte, sondern als Rächer des römischen Reiches sogar – was zu erwähnen eine Sensation ist – bis nach Ktesiphon vorgedrungen wäre. 24. (1) Zum Ruhm des Kaisers Aurelian kam noch Zenobia, die Frau des Odainathos, hinzu: sie hielt nämlich nach dem Tod ihres Mannes die Herrschaft über den Osten mit weiblicher Gewalt in den Händen. Aurelian besiegte sie, obwohl sie auf zahlreiche Panzerreiter und Tausende von Bogenschützen zählen konnte, bei Immae nicht weit von Antiocheia und ließ sie, als er in Rom triumphierte, als Gefangene vor seinem Wagen herziehen. (2) Der Sieg des Kaisers Carus über die Perser schien der höchsten Gottheit zu mächtig. Denn man muss glauben, dass dieser Sieg den Neid der empörten Himmelsmacht erregt hat. Nachdem Carus nämlich in Persien eingedrungen war, verwüstete er es, quasi ohne auf Widerstand zu stoßen, und eroberte Koche und Ktesiphon, die berühmtesten Städte der Perser. Als er, der Sieger über das ganze Volk, am Tigrisufer lagerte, starb er, von der Gewalt eines Blitzschlags getroffen. 25. (1) Der Triumphzug unter Kaiser Diokletian anlässlich des Sieges über die Perser ist berühmt. Der Caesar Maximianus (d. h. Galerius) wurde beim ersten Zusammentreffen, als er mit nur wenigen Leuten erbittert gegen eine unzählige Menge gekämpft hatte, geschlagen und zog sich zurück; er wurde von Diokletian mit so großer Entrüstung empfangen, dass er, in Purpur gekleidet, einige Meilen vor dessen Wagen her trabte. (2) Und als es nur mit Mühe erreicht hatte, mit dem durch Grenztruppen aus Dakien wiederaufgestockten Heer das Kriegsglück wieder zu versuchen, forschte er in Großarmenien als Kaiser persönlich mit zwei Reitern die Feinde aus und attackierte, indem er mit 25.000 Soldaten das feindliche Lager unerwartet überfiel, unzählige Truppen der Perser und vernichtete sie vollständig. (3) Der König der Perser Narseh flüchtete, seine Frau und Töchter wurden gefangen genommen und unter größter Bewahrung ihrer Keuschheit verschont. Aus Bewunderung dafür gaben die Perser zu, dass die Römer nicht nur militärisch, sondern auch moralisch überlegen seien. Sie gaben Mesopotamien mit den transtigritanischen Gebieten zurück. Ein für den Staat vorteilhafter Frieden wurde geschlossen, der bis in unsere Zeit anhielt.

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(B 4) Rufius Festus

26. (1) Constantinus, rerum dominus, extremo vitae suae tempore expeditionem paravit in Persas. toto enim orbe pacatis gentibus et recenti de Gothis victoria gloriosior cunctis in Persas descendebat agminibus. (2) sub cuius adventu Babyloniae in tantum regna trepidarunt, ut 5 supplex ad eum legatio Persarum adcurreret, facturos se imperata promitterent nec tamen pro adsiduis eruptionibus, quas sub Constantio Caesare per Orientem temptaverant, veniam mererentur.

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27. (1) Constantius in Persas vario ac magis difficili pugnavit eventu. praeter leves excubantium in limite congressiones acriori Marte noviens decertatum est: per duces suos septiens, ipse praesens bis adfuit. verum pugnis Sisarvena, Singarena et iterum Singarena praesente Constantio ac Sicgarena, Constantiniensi quoque et cum Amida capta est, grave sub eo principe res publica vulnus accepit. (2) ter autem a Persis est obsessa Nisibis, sed maiore sui detrimento, dum obsidet, hostis adfectus est. (3) Narasarensi autem, ubi Narseus occiditur, superiores discessimus. nocturna vero Eliensi prope Singaram pugna, ubi praesens Constantius adfuit, omnium expeditionum conpensatus fuisset eventus, si locis et nocte adversantibus percitos ferocia milites ab intempestivo pugnandi tempore imperator ipse adloquendo revocare potuisset. (4) qui tamen invicti viribus, inprovisis adversum sitim aquarum subsidiis, incumbente iam vespere castra Persarum adgressi ruptis munitionibus occuparunt fugatoque rege, cum a proelio respirantes praetentis luminibus repertae inhiarent aquae, nimbo sagittarum obruti sunt, cum stolide ad dirigendos certius in se ictus lumina ipsi per noctem accensa praeberent.

3 cunctis βE : multis W 4 adventum EW | trepidaverunt EW 5 occurreret EW 6 constantino η 7 mererentur β : merentur E : meruerunt η 9 congressionis W | maiori morte ε 10 novies ε | septies Pε | suis B 11 pugnis om. ε | sisarvena γ : sisarvenas B : hisabena E : hisavena η | Singarena1 γη : incarena B : sincarena E | et iterum singarena om. ε 12 ac – quoque codd. : ac Bezabdenica Constantiana quoque dub. Nickbakht | sicgarena BGa.c.P : singarena Gp.c.: segarena ε | Constantiniensi (constantiensi O) codd. : exspectaveris e. g. praesente Constantio 14 est ante a transpos. ε | sed β : et ε | suo E obsedit η 16 elliensi om. ε 17 expeditionum om. GP 22 ad proelium ε 23 fluminibus GP | repertis EW | aquae om. ε 24 certius β : certis E : om. W

Text und Übersetzung

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26. (1) Konstantin, der Herr der Welt, bereitete gegen Ende seines Lebens einen Feldzug gegen die Perser vor. Da nämlich die Völker auf dem ganzen Erdkreis befriedet waren und er durch den jüngsten Sieg über die Goten noch ruhmreicher geworden war, brach er mit allen Truppen gegen die Perser auf. (2) Angesichts seines Anmarsches ängstigte sich das Reich Babylons dermaßen, dass eine Gesandtschaft der Perser bittflehend zu ihm eilte und sie zu tun versprachen, was befohlen werde, und sie dennoch wegen der fortwährenden Angriffe, die sie unter dem Caesar Constantius im Osten unternommen hatten, keine Vergebung erlangten. 27. (1) Constantius kämpfte mit unterschiedlichem und eher misslichem Ausgang gegen die Perser. Abgesehen von leichten Scharmützeln der Wachen an der Grenze wurde neunmal in heftigerem Kampf gefochten: siebenmal durch seine Heerführer, zweimal war er selbst zugegen. Tatsächlich erlitt in den Schlachten von Sisarva, Singara und wiederum Singara, wo Constantius zugegen war, und von Sicgara sowie von Constantina (?), und als Amida eingenommen wurde, unter diesem Kaiser der Staat schweren Schaden. (2) Dreimal indes wurde Nisibis von den Persern belagert, aber den größeren Verlust hat der Feind, während er belagerte, erlitten. (3) Aus der Schlacht von Narasara jedoch, wo Narseh getötet wurde, gingen wir als die Stärkeren hervor. In der nächtlichen Schlacht von Eleia nahe Singara, wo Constantius persönlich zugegen war, wäre der Ausgang aller Feldzüge aufgewogen worden, wenn der Kaiser selbst, weil die Örtlichkeiten und die Dunkelheit ungünstig waren, die in Kampfeswut erhitzten Soldaten von der ungelegenen Kampfzeit durch seine Ansprache hätte zurückrufen können. (4) Dennoch griffen sie, unschlagbar angesichts ihrer Kräfte, ohne für Wasservorräte gegen den Durst Vorsorge getroffen zu haben, bei Anbruch des Abends das Lager der Perser an, durchbrachen dessen Befestigungen und besetzten es. Als sie sich nach Vertreibung des Königs von dem Gefecht erholend, mit vorgehaltenen Fackeln nach dem vorgefundenen Wasser lechzten, wurden sie von einem Pfeilhagel niedergestreckt, da die Fackeln, die sie selbst törichterweise in der Nacht angezündet hatten, den auf sie gezielten Geschossen sicher den Weg wiesen.

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28. (1) Iuliano in externos hostes expertae felicitatis principi adversum Persas modus defuit. is enim ingenti apparatu, utpote totius orbis regnator, infesta in Parthos signa commovit, instructam commeatibus classem per Euphraten invexit. strenuus in ingressu multa Persarum oppida et castella aut suscepit dedita aut manu cepit. (2) cum contra Ctesiphontem in ripa Tigridis et Euphratis iam mixti castra haberet ludosque campestres, ut hosti sollicitudinem demeret, per diem agitasset, noctis medio inpositos navibus milites in ulteriorem ripam repente transtulit. qui per ardua nitentes, qua difficilis etiam per diem et nullo prohibente fuisset adscensus, Persas terrore subito miscuerunt versisque agminibus totius gentis apertas Ctesiphontis portas victor miles intrasset, nisi maior praedarum occasio fuisset quam cura victoriae. (3) tantam adeptus gloriam cum de reditu a comitibus admoneretur, intentioni suae magis credidit et exustis navibus, cum a transfuga, qui se ad fallendum obiecerat, inductus viae in Madenam compendia sectaretur, dextrum adversa Tigridis ripa nudato militum latere iter relegens, cum incautius per agmen erraret, excito pulvere ereptus e suorum conspectu ab obvio hostium equite conto per ilia ictus inguinum tenus vulneratus est. inter effusionem nimii sanguinis cum suorum ordines licet saucius instaurasset, cunctantem animam multa suos adlocutus efflavit.

1 principia ε 1 sq. adversus EW 2 defuit. is γ : defuistis B : huius E : defuit hos W 3 instructa ε | commeantibus EW 4 classe ε | in om. EW 5 et βη : aut E 6 eufratae BPG | habent ε 8 inpositis PEW | transvexit ε 10 adscensus BGη : ascens P : accessus E 11 apertas γE : aperta B : apertis W 12 qua ε 12 sq. tantam adeptus gloriam om. ε 13 intentionis GP 14 et om. EP | exutis η | cum om. B 15 Madenam Arnaud-Lindet (cf. Eutr. 8,3,2) : medeneam B : madeneam γW : medeniam E 16 ripam η | iter om. GP legens GP 17 excito β : excitato E : excita W | ereptus e ε : erepto BG : erepte P 19 nimis B | licet om. η | saucius β : avictus E : auctos RO : autos W

Text und Übersetzung

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28. (1) Julian, einem Kaiser von bewährtem Glück gegen äußere Feinde, fehlte gegen die Perser das Maß. Er zog nämlich, wie für einen Gebieter über den ganzen Erdkreis selbstverständlich, mit einem gewaltig ausgerüsteten Heer aggressiv gegen die Parther und ließ eine mit Proviant beladene Flotte über den Euphrat herankommen. Entschlossen beim Einmarsch, nahm er entweder die Kapitulation vieler Städte und Festungen an oder nahm sie mit Gewalt ein. (2) Als er gegenüber von Ktesiphon am Ufer der schon miteinander vermischten Flüsse Tigris und Euphrat lagerte und bei Tag Spiele auf dem Feld veranstaltet hatte, um dem Feind die Sorge zu nehmen, setzte er mitten in der Nacht seine auf Schiffe verladenen Soldaten unvermutet auf das jenseitige Ufer hinüber. Indem sie Steilhänge hinaufkletterten, wo der Aufstieg selbst bei Tag und wenn niemand sie daran hinderte, schwierig gewesen wäre, brachten sie durch den plötzlichen Schrecken die Perser in Verwirrung, und nachdem die Truppen des gesamten Volkes in die Flucht geschlagen worden waren, hätte die Armee als Sieger durch die offenen Tore Ktesiphons eintreten können, wäre nicht die Gelegenheit zum Plündern größer gewesen als das Interesse am Sieg. (3) Nachdem Julian einen so großen Ruhm errungen hatte, glaubte er, obschon von den Gefährten zur Rückkehr ermahnt, noch mehr an sein Vorhaben. Als er nach der Verbrennung der Schiffe, von einem Überläufer verleitet, der sich in der Absicht, ihn zu täuschen, dargeboten hatte, einer Abkürzung der Route nach Madena folgte, wobei er den Weg zur Rechten auf dem gegenüberliegenden Ufer des Tigris zurücklegte und eine Flanke der Soldaten entblößt war, wurde er, als er unvorsichtig den Heereszug auf und ab ritt und durch den aufgewirbelten Staub dem Blickfeld seiner Leute entrissen war, durch die Lanze eines entgegenkommenden Reiters der Feinde im Unterleib getroffen und bis in die Eingeweide verletzt. Nachdem er trotz Verletzung Ordnung in die Reihen seiner Leute gebracht hatte, hauchte er unter dem Verlust von zu viel Blut, nachdem er ausführlich zu den Seinen gesprochen hatte, zögerlich seine Seele aus.

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29. (1) Iovianus proeliis superiorem, sed confusum subita morte amissi imperatoris suscepit exercitum. cum commeatus deficerent et via in reditu prolixior inmineret, Persae crebris incursibus nunc a fronte, nunc a tergo, mediorum quoque latera incursantes iter agminis moraren5 tur, (2) consumptis aliquot diebus tanta reverentia Romani nominis fuit, ut a Persis prius sermo de pace haberetur ac reduci confectus inedia exercitus sineretur condicionibus, quod numquam antea accidit, dispendiosis Romanae rei publicae inpositis, ut Nisibis et pars Mesopotamiae traderetur; quibus cupidior regni quam gloriae Iovianus in imperio rudis 10 adquievit.

30. (1) quam magno deinceps ore tua, princeps invicte, facta sunt personanda. quibus me licet inparem dicendi nisu et aevo graviorem parabo. (2) maneat modo concessa dei nutu et ab amico, cui credis et creditus es, numine indulta felicitas, ut ad hanc ingentem de Gothis 15 etiam Babyloniae tibi palma pacis accedat.

1 subita β : vita E : vitam W 3 excussibus ε 5 reverentia BGη : reverenti P : referentia E 7 sineretur om. γ 11 ore tua, princeps om. EW | tua B : tuo P : tu G | facta BP : factae G : om. EW 12 inparem dicendi BEW : in praedicendi GP | graviorem B : gravior me γEW 14 ad hanc β : ad an E : hac W | post Gothis add. victoriam Kelly 15 post accedat add. explicit breviarium ab urbe condita festi vc magistri memoriae B : breviarium festi explicit P: explicitum breviarium rufi festi. vic augusti valenti scriptum feliciter E : explicit breviarium rufi festi v.c. incipit liber de ordine temporum W : om. G

Text und Übersetzung

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29. (1) Jovian übernahm das in den Kämpfen überlegene, aber durch den plötzlichen Tod und Verlust des Kaisers verwirrte Heer. Obwohl der Proviant zuneige ging und die Route beim Rückmarsch länger zu werden drohte, und die Perser, indem sie in zahlreichen Attacken, mal vorne, mal hinten sowie die Flanken der Truppen in der Mitte angriffen, den Marsch des Heeres verlangsamten, (2) war nach dem Verstreichen von einigen Tagen die Hochachtung vor der römischen Macht so groß, dass zuerst von den Persern das Gespräch auf Frieden gebracht wurde und es gestattet wurde, das Heer, das vor lauter Hunger geschwächt war, zurückzuführen, nachdem jedoch, was zuvor niemals vorgekommen ist, dem römischen Staat nachteilige Bedingungen auferlegt worden waren, nämlich dass Nisibis und ein Teil Mesopotamiens abzutreten seien, in die der in der Herrschaftsausübung unerfahrene Jovian, der begieriger nach Macht als nach Ruhm war, einwilligte. 30. (1) Mit welch erhabener Sprache, unbesiegbarer Princeps, sind hierauf deine Taten zu verlautbaren! Dazu werde ich mich vorbereiten, mag ich auch der Anstrengung des Sprechens nicht gewachsen und vom Alter gebeugt sein. (2) Möge nur das Glück, das durch den Willen des Gottes zugestanden und das von der wohlgesonnenen Gottheit, auf die Du vertraust und der du anvertraut bist, gewährt worden ist, fortdauern, damit zu diesem gewaltigen Sieg über die Goten dir auch die Siegespalme des babylonischen Friedens hinzukomme.

Kommentar Der Text wird paragraphenweise zuerst von C. Scardino, dann von M. A. Nickbakht kommentiert. Zur Unterscheidung der Autorschaft werden die Erläuterungen von Scardino stets durch ein lateinisches Lemma, hingegen die von Nickbakht durch ein deutsches Lemma eingeleitet.

Titel Zum Titel vgl. die Diskussion in der Einleitung 241 f. [C. S.] 1. (1) de breviario – brevem fieri Nur der neuzeitliche Herausgeber Pithou verbindet de breviario rerum gestarum populi Romani mit dem ersten Satz brevem fieri clementia tua praecepit (zustimmend Reeve, Rez. Arnaud-Lindet 509, vgl. dazu auch Einleitung 222–6). Die Junktur de breviario brevem fieri weist zwar für Fele, Il breviarium 22 nirgends exakte Parallelen auf. Doch gibt es immerhin die Konstruktion facere aliquid de aliquo anstelle des Ablativus materiae etwa in Cato Agr. 21,111 vasculum facito de materia hederacia oder Vitr. 2,1,2 coeperunt in eo coetu alii de fronde facere tecta bzw. anstelle des partitiven Genetivs Cic. fam. 4,5,4 de imperio populi Romani tanta deminutio facta est (vgl. Plaut. Truc. 567 de praeda praedam capio). brevis ist somit ein aus einem breviarium gemachtes Verzeichnis. Wie der neuzeitliche Kommentator Verheyk, Rufus Festus 686 fasst auch ThLL s. v. brevis Sp. 2179,14–73 brevem an dieser Stelle als Substantiv auf, das hier so viel wie breviarium bedeute; zum gleichen Schluss kommen auch Bettenworth / Schenk, Rufius Festus 15. Die beiden Begriffe breviarium und brevis weisen zwar in ihrem jeweiligen semantischen Bedeutungsspektrum viele Überschneidungen auf, doch zeigt eine genaue Analyse der Verwendung der beiden Termini auch Unterschiede auf. breviarium ist erstmals Sen. epist. 39,1 belegt und wird mit den Begriffen commentarius diligenter ordinatus et in angustum coactus und summarium umschrieben, es handelt sich also um einen kurzen Abriss einer längeren (philosophischen) Abhandlung. Ebenso bezeichnet Plin. nat. 7,97 f. eine kurze Weihinschrift, in der Pompeius in wenigen Sätzen seine Kampagne in Asien festgehalten hat, als breviarium eius ab oriente, also eine Kurzfassung der Ereignisse. Gemäß Suet. Aug. 10,4 hatte Augustus ein breviarium totius imperii, quantum militum sub signis ubique esset, quantum pecuniae in aerario et fiscis et vectigaliorum residuis. Es handelt sich also um ein Verzeichnis, das militärische und administrative Angaben

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enthielt (ähnlich Suet. Galba 12,3); ebenso werden damit auch kurze Rechenschaftsberichte der Beamten an den Kaiser bezeichnet, so Suet. Vesp. 21,1. Bei Tert. orat. 1,37 kann eine Rede sogar die Zusammenfassung eines ganzen Evangeliums enthalten (in oratione breviarium totius evangelii comprehendatur). Das dagegen erst im Spätlatein bezeugte Substantiv brevis bezeichnet zwar auch eine Zusammenfassung, so etwa in der Hist. Aug. Alex. 28,3 eines Prozesses (falsum causae brevem), wird aber sonst vor allem für Listen von Namen und für Verzeichnisse von Gegenständen und Zahlen verwendet, etwa Hist. Aug. Alex. 36,5 brevem nominum, Quat. tyr. 15,8 brevis munerum fuit: tunicas palliolatas ianthinas subsericas etc. In Hier. epist. 5,2 wird in libros, quos non habere me brevis subditus edocebit mit brevis eine Liste bzw. ein Bücherkatalog bezeichnet. Dasselbe gilt für den militärischen (so Veg. mil. 2,19 nomina eorum, qui vices suas fecerunt, brevibus inseruntur. quando quis commeatum acceperit vel quot dierum, adnotatur in brevibus) als auch den juristischen Bereich (so Cod. Theod. 11,7,1, in dem breves … debitorum Listen der Schuldner sind). Während mit breviarium auch die Zusammenfassung eines literarischen narrativen bzw. argumentativen Textes bezeichnet werden kann (vgl. die Belege bei Seneca, Plinius und Tertullian), wird brevis hauptsächlich in der Verwaltung für Listen von Namen und Zahlen verwendet und scheint somit eine noch kürzere und konzisere, nicht literarische Textsorte als ein breviarium zu sein. Es weist durchweg keinen narrativen Charakter auf, ist aber nicht wie Fele, Il breviarium 114 f. behauptet, nur auf juristische Texte beschränkt. Somit ist de breviario brevem facere nicht tautologisch, sondern weist auf einen weiteren Kürzungsprozess hin. Der Auftrag des Kaisers bestand darin, wie Festus natürlich hier in hyperbolischer Absicht mitteilt, aus dem kurzen Bericht (Eutrops?) sozusagen ein Verzeichnis mit Namen und Zahlen zu machen (so besonders in c. 2). Darauf spielt auch der Vergleich mit den Zahlen der Buchhalter an. Auf einen ähnlichen Kürzungsprozess weist ein Jahrhundert später die von Mommsen als Epitome Carthaginiensis (Chron. min. 1,493–7) bezeichnete Chronikkompilation hin, in welcher der Verfasser angibt, de brevi aliquid brevissimum facientes etc.1 Aus diesem Grund ist es nicht sinnvoll, de breviario mit „hinsichtlich des Breviars“ zu übersetzen, weil dann das substantivische brevem in der Tat tautologisch wäre und man es stattdessen für ein prädikativ gebrauchtes Adjektiv halten müsste. Wie schon Baldwin, Festus 213 bemerkt hat, wird mit brevis die Eigenschaft dessen beschrieben, der sich kurz und 1

Für den Hinweis auf diesen Passus gilt unser Dank Herrn Niklas Fröhlich.

Kommentar

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bündig fasst, vgl. dazu ThLL s. v. brevis Sp. 2178,34–53. Bei Historikern gilt dies als eine Qualität etwa von Philistus (vgl. Cic. ad Q. fr. 2,11,4 Philistus capitalis, creber, acutus, brevis, paene pusillus Thucydides). Die Bedeutung des Infinitivs fieri wäre an dieser Stelle abgeschwächt und würde nach Fele, Il breviarium 115 f. wie esse als Kopula gebraucht, vgl. ThLL s. v. facio Sp. 119,58–120,12, der Beispiele für den Gebrauch von fieri anstelle von esse als Kopula, allerdings beim Partizip Perfekt Passiv, anführt (vgl. dazu auch H.-Sz. 395). Das fehlende Subjektspronomen (hier me) beim Akkusativ mit Infinitiv kann zwar ausgelassen werden, aber nur dann, wenn es aus dem Zusammenhang unmissverständlich ergänzt werden kann (vgl. dazu H.-Sz. 362). Wenn man nicht davon ausgehen will, dass im Archetyp durch Haplographie nach brevem ein me ausgefallen ist (BREVEM aus BREVEMME), wäre die absichtliche Auslassung des me hier sehr bedeutungsvoll, vor allem wenn man bedenkt, dass sonst Festus den Akkusativ mit Infinitiv immer korrekt bildet und den Subjektsakkusativ angibt. Der Auftrag des Kaisers wäre dann allgemein aufzufassen „hinsichtlich des Breviars hat deine Gnade angewiesen, kurz zu bleiben“, und Festus hätte mit dieser Formulierung das für das eigene Ansehen bedrohliche Potential des direktiven Sprechakts durch seine allgemeingültige Formulierung abgemildert und die Übernahme dieser Aufgabe als seine freiwillige Entscheidung darstellen können. Indessen sprechen die Parallelen, die für die Konstruktion facere aliquid de aliquo – insbesondere in der Epitome Carthaginiensis – gefunden worden sind, das Fehlen eines auf Festus hinweisenden Personalpronomens und vor allem der Vergleich mit den Buchhaltern und ihren Zahlen im folgenden für die Verwendung von brevis als Substantiv, das zusammen mit dem dazu passenden passiven Infinitiv fieri die Verfassung des kurzen Tatenberichts angibt. praecepit Die Konstruktion von praecipere mit Infinitiv ist schon in klassischer Zeit belegt (so etwa Cic. rep. 3,24 iustitia … praecipit parcere omnibus), kommt aber vor allem im späteren Latein vor (vgl. H.-Sz. 346 und 348). praecepto Im Gegensatz zu den Handschriften der β-Klasse, die den selten belegten Singular überliefern (vgl. ThLL s. v. praecipio Sp. 453,52– 9), haben die Codices der Gruppe von ε den Plural praeceptis, der zusammen mit parere besonders in Briefen oder am Anfang eines Werks als Junktur vorkommt, etwa Plin. epist. 9,10,1 cupio praeceptis tuis parere; Oros. hist. 1 praef. 1 praeceptis tuis parui; Cassiod. chron. 1 parui libens praeceptis). Die modernen Herausgeber bevorzugen aber wegen der Über-

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einstimmung zwischen den beiden besten Codices B und G den Singular gegenüber dem Plural, vgl. Fele, Il breviarium 119. facultas latius eloquendi Ähnliche Bescheidenheitsformeln am Anfang des Werks kommen auch in Hist. Aug. Prob. 1,6 neque ego nunc facultatem eloquentiamque polliceor vor (ebenso Hist. Aug. trig. tyr. 11,6). Dabei ist eloquendi facultas auch die Fähigkeit, das Gesagte stilistisch auszuarbeiten (vgl. Quint. inst. 10,1,69 und 81), die durch das Adverb im Komparativ latius (im Gegensatz zu den Formen von brevis) verstärkt wird. ac E hat anstelle der Konjunktion ac immer das Pronomen hac (auch c. 4,6; 8,2; 10,1.2; 12,2; 14,4; 18,1; 20,4; 27,1 und c. 5,3 hec). Da dies an fast keiner Stelle sinnvoll ist, handelt es sich um einen Sonderfehler dieser Handschrift, der nicht weiterverfolgt wird. secutus Schon in der klassischen Prosa kann das Partizip Perfekt von Deponentien wie sequi anstelle des Partizips Präsens verwendet werden, um eine imperfektische Aktionsart anzugeben, vgl. K.-St. 1,759 und H.-Sz. 391. An dieser Stelle ist dies sinnvoll, weil damit eine mit der Haupthandlung (signabo) gleichzeitige Nebenhandlung ausgedrückt wird. So auch Fele, Il breviarium 124. calculatorum Sowohl die von B, G und Pa.c. überlieferte Form calculonum als auch das von Pp.c., E (und R) gebotene calculatorum sind selten; calcatorum von W bedeutet „Kelterer“ und kann, da es in diesem Zusammenhang keinen Sinn ergibt, vernachlässigt werden. Während Sperber, Calculo-Logistes-Ḥashban 378 im Terminus calculo die Übersetzung des griechischen λογιϲτήϲ erkennt, der im 3. Jh. ein Finanzbeamter war, sich mit der Berechnung von Steuern befasste und die Summen in Gold berechnete (ebenso Baldwin, Festus 213 f., der calculo als „some sort of treasury officials“ auffasst, und Arnaud-Lindet, Festus 2 Anm. 2, die den Begriff mit „un trésorier ayant pour fonction de calculer les taxes“ erklärt), wird in Dig. 27,1,15,5 μηδὲ λιβραρίουϲ μηδὲ καλκουλάτοραϲ, οὓϲ διαψηφιϲτὰϲ λέγομεν, ἔχειν ἀλειτουργηϲίαν λέγουϲιν αἱ θεῖαι διατάξειϲ neque librarios neque calculatores, quos diapsefistas dicimus, immunitatem habere aiunt sacrae constitutiones der Begriff calculator mit διαψηφιϲτήϲ übersetzt, was nach Lampe s. v. διαψηφιϲτήϲ „accountant“ bedeutet und dem lateinischen rationalis, einem Finanzbeamten (vgl. dazu W. Eck / K. Groß-Albenhausen, Art. Rationibus, a, DNP [2001] 10, 784), entspricht; zum Begriff calculator, der in etwa dasselbe semantische Feld wie calculo abdeckt, vgl. auch ThLL s. v. Sp. 140,29–48. Dagegen geht Fele, Il brevia-

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rium 125–7 von der Grundbedeutung „Rechenmeister“ aus (vgl. ThLL s. v. calculo Sp. 140,72–6, der den Begriff mit elementorum magister umschreibt und als Parallele z. B. Aug. ord. 2,12,35 (CCL 29,127) litteris et numeris repertis nata est … librariorum et calculonum professio anführt). Beide Begriffe „appaiono in contesti che si riferiscono all’istruzione elementare.“ Doch passt an dieser Stelle wohl ein Vergleich mit der Praxis der Buchhalter bzw. Steuerbeamten, die große Summen durch Abkürzungen ausdrücken, besser als der Bezug zur Schule. Fele bevorzugt die Lesart calculonum wegen der Übereinstimmung zwischen den beiden besten Codices der β-Klasse B und G. Dagegen wählt Paschoud, Chronique d’historiographie tardive 315 calculatorum, weil secutus calculatorum einen Cursus velox, während secutus calculonum einen in jener Zeit nicht belegten Trispondeus bildet. Da gerade an einer solchen Stelle von der Befolgung von Klauseln durch Festus auszugehen ist, dürfte hier calculatorum die richtige Lesart sein. aeris brevioribus Das feminine Substantiv aera bedeutet so viel wie „Zahl, Zahlzeichen, Ziffer“ (vgl. ThLL s. v. aera Sp. 1052,47–68, der auch diese Stelle Sp. 50 anführt). Vgl. dazu auch Fele, Il breviarium 130. Das von η überlieferte ceris ist, da es an dieser Stelle gar nicht sinnvoll ist, wohl eine unglückliche Konjektur des Subarchetypus, der das ihm unverständliche aeris verbessern wollte. Von dem Breviarium … aufzuzählen Die Praefatio (Kap. 1) zerfällt in zwei Teile, die jeweils unterschiedliche Zeitpunkte wiedergeben. Zuerst wird eine zurückliegende Situation suggeriert, als der Kaiser den Auftrag erteilte (praecepit) und der Verfasser dessen Erfüllung versprach (parebo, signabo etc.). In 1,2 präsentiert der Verfasser dann das zwischenzeitlich erstellte Produkt (accipe), welches der Kaiser im nächsten Moment bzw. ab dem nächsten Satz lesen wird. Von dem Breviarium der Taten … angewiesen Der Auftrag bildet den Auftakt der Praefatio. Hierbei wirkt das Eingangskolon (de … Romani) gleichsam wie eine Art Titel des vorliegenden Werkes, was zumal angesichts der Präposition de dazu beigetragen haben dürfte, dass der Satzanfang in einem Teil der Überlieferung irrtümlich zum Incipit gezogen wurde, vgl. phil. Komm. Der Grund für die geforderte Zusammenfassung dürfte im Verlangen nach einer rascheren Erfassung des Stoffes gelegen haben; so fasst sich der Verfasser der Schrift De rebus bellicis mit Bedacht kurz, um dem vielbeschäftigten Kaiser nicht unnötig lästig zu werden (Anon. reb. bell. 5,2), vgl. bereits Plin. nat. praef. 33 (Inhaltsangaben sollen Titus

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die Lektüre des Werkes ersparen). Auch Pomponius Mela schickt seiner Weltbeschreibung eine überblicksartige summa (1,24) voraus, die als Zusammenfassung (1,1–24) des Ganzen fungiert. Deine Gnade steht metonymisch für den Kaiser, der auch im 4. Jh. häufig in der 2. Pers. Sg. angesprochen wird, vgl. 1,2 (accipe) mit Pabst, Quintus Aurelius 126 Anm. 1. Das Abstraktum clementia als Kaiseranrede scheint erst in der zweiten Hälfte des 4. Jh. Verbreitung gefunden zu haben, vgl. ThLL s. v. 3,1335,44–81 (die Belege aus der Historia Augusta erhärten somit ihre Spätdatierung), vgl. zur Genese J. Svennung, Anredeformen, Uppsala 1958, 68–77. Die Wahl des Abstraktums clementia darf auch als Geste der Dankbarkeit verstanden werden, als dass die Erteilung des Auftrags gleichsam einen Gunsterweis des Kaisers bedeutet. der Gepflogenheit der Buchhalter … folgend Die rhetorisch stilisierte Erläuterung, sich beim schriftstellerischen Vorgehen an der Arbeitsweise eines anderen Metiers zu orientieren, ist von Florus inspiriert. Sinngemäß sagt Florus über sein Vorgehen (epit. praef. 3), dass er wegen der Menge und Vielfalt des historischen Stoffes die Tätigkeit von Kartographen, die die ganze Erde in Miniaturform wiederzugeben pflegen, nachahmen und seinen Stoff „wie auf einer kleinen Landkarte“ (in brevi quasi tabella) präsentieren werde, vgl. Fele, Breviarium 112. Während Florus den Prozess des Kürzens und Zusammenfassens also mit zeichnerischem ‚Verkleinern‘ zu veranschaulichen versucht, greift Festus seinerseits auf die Tätigkeit von Buchhaltern zurück, die bei arithmetischen Rechenvorgängen lange Reihen von Chiffren dadurch komprimieren, dass sie sie durch kompaktere Äquivalente ersetzen (vgl. W. French Anderson, Arithmetical computations in Roman numerals, CPh 51 [1956] 145–50). Beiden Analogien liegt die Vorstellung zugrunde, dass die Substanz als Ganzes erhalten bleibt und lediglich das Format verkleinert wird; vgl. Auson. grat. act. 9, der dies wiederum mit Bezug auf Kartographen explizit ausspricht: „wie diejenigen, die den Erdkreis unter erheblichen Verlust seiner Größe auf das Ausmaß einer einzigen Landkarte reduzieren, aber ohne Einschränkung der wahren Beschaffenheit.“ Festus’ Vergleich mit der Praxis der Buchhalter ist bewußt auf Valens zugeschnitten, der laut Lenski, Failure of Empire 295 „an amazing grip on financial administration“ hatte. Taten res gestas knüpft an das rerum gestarum populi Romani des Eingangskolon an und hat daher kein Attribut. Die Junktur res gestae steht bekanntlich als Chiffre für ‚Geschichte‘, wie das nachfolgende Trikolon annos et aetatem … facta (1,2) bestätigt; vgl. Sall. Cat. 3,2 und 4,2 sowie

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Liv. praef. 3 mit A. J. Woodman, From Poetry to History, Oxford 2010, 191. nennen, nicht ausführen signare (vgl. OLD s. v. 4a „To make known, indicate“) ist synonym zu indicare gebraucht, vgl. Auson. grat. act. 9 (sed alia est ista materia et suo parata secreto, cum plauerit signanter et breviter omnia … indicare neque persequi), wo indicare den Gegensatz zu persequi bildet, das dem eloqui bei Festus entspricht. Gleichzeitig kommt signare bei Ausonius in Gestalt des Adverbs signanter vor, das wiederum mit breviter gepaart ist. Vgl. diesen Gegensatz bereits bei Cic. red. in sen. 1,1 non dicam complecti orando, sed percensere numerando und ähnlich Paneg. 8(5),1,3. (2) quod – conputetur Der einheitlich von β überlieferte Text im Singular scheint besser zu sein als der Plural von E que (d. h. quae) … conputentur. Dieser wird nur hinsichtlich des Verbs von den übrigen Codices der ε-Gruppe gestützt, die quod auslassen und dafür dicta anstelle von dictis, das aber auch in E steht, haben. Während ThLL s. v. computo Sp. 2183,81–2184,2 die Bedeutung des Verbs an dieser Stelle mit breviare, minuere („abkürzen“) zu erklären versucht, meint Fele, Il breviarium 132 f. mit Hinweis auf Veg. mil. 2,19,1 calculandi computandique usus, dass es ein Synonym zu calculare ist (vgl. am Ende des Satzes numerare) und hier, indem es die mit calculatorum und signabo begonnene Metapher weiterführt, die Art, die Ereignisse ganz kurz (brevius) zusammenzufassen, ausdrückt (Fele übersetzt: „passato in rassegna“). Dies ist genauer als die Übersetzung von Arnaud-Lindet „plus bref que tes instructions brièvement données“. annos et aetatem Die Überlieferung ist an dieser Stelle uneinheitlich. P hat annos et (B hat ac) aetatem, während in G die Konjunktion fehlt; dagegen sind anos hanc cecitatem von E und annosam vetustatem in η (und in der Editio princeps) verderbte Formen des von B überlieferten Texts. Von derselben Grundlage ausgehend, schlägt Arnaud-Lindet annosam aetatem vor (sie übersetzt allerdings sehr frei „les longues années de la vie“), was aber zum Prädikat numerare weniger gut passt als annos, zumal dieselbe Junktur auch c. 2,1 (anni numerantur) vorkommt. Das Adjektiv annosus, das nach ThLL s. v. Sp. 114,30–65 so viel wie multorum annorum, antiquus, priscus bedeutet, ist bei Festus sonst nie belegt und ist von den älteren Codices nur von W bezeugt. Förster, Eadie und Fele bevorzugen et, da Festus vor Vokal nie ac, sondern immer atque (vgl. z. B. c. 7,1; 12,2; 16,2 etc. schreibt. Vgl. dazu auch Fele, Il breviarium 134 f., die annos et

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aetatem als Hendiadyoin auffasst und treffend mit „gli anni e le fasi della vita“ übersetzt. tibi Wie Fele, Clausole 114 und dies., Il breviarium 137 hinweist, bildet tam legere tibi als Binnenrhythmus eine aus Trochäus und Paian gebildete Klausel (syntaktisch ist es als Hyperbaton mit videaris zu verbinden und bildet den Anschluss des Vokativs im Satz), weshalb der Lesart der Handschriften der Gruppe von β, die im Gegensatz zu denjenigen der Familie von ε tibi überliefern, der Vorzug gebührt. gloriosissime Der von den Handschriften der β-Gruppe überlieferte Vokativ im Superlativ gloriosissime passt zum feierlichen Ton der Apostrophe am Anfang des Werks (ähnlich Ambr. epist. 12,10 [CSEL 82,3/ 221,74] domine imperator Auguste, divino electe iudicio, principum gloriosissime). Daher ist sie im Kontext angemessener als der Positiv gloriose von ε. Empfange Der deiktische gefärbte Imperativ accipe ist traditioneller Bestandteil von Einleitungs- und Widmungstexten und changiert zwischen der Aufforderung, das Werk als Objekt entgegenzunehmen („Empfange“), und der Aufforderung, den verfassten Text zu rezipieren („Vernimm“), vgl. hierzu E. Siedschlag, Zur Form von Martials Epigrammen, Berlin 1977, 11–13 und Herkommer, Die Topoi in den Proömien 27 f. was noch kürzer als kurz und bündig Gesagtes zusammengefasst ist Das Kolon greift den zu Beginn (1,1) genannten Auftrag auf. Festus erklärt, mit dem vorliegenden Werk den kaiserlichen Wunsch erwartungsgemäß erfüllt zu haben, indem seine Zusammenfassung (brevius conputetur) kürzer ist im Vergleich zu dem Breviarium (breviter dictis), das er zusammenfassen soll. breviter dictis („kurz und bündig Gesagtes“), hier als Ablativus comparationis zu brevius, ist eine Umschreibung für den Begriff breviarium, der vielleicht nur aus Gründen der Variatio vermieden wird, vgl. Momigliano, Pagan and Christian historiography 86. ruhmreichster Princeps Gemeint ist Valens, dessen Name freilich auch sonst nirgendwo im Werk genannt ist. Lediglich im Explicit der ältesten Handschrift E kommt er vor: explicitum breviarium rufi festi vi(ri) c(larissimi) agusti valenti scriptum feliciter. Gut denkbar, dass der Name des Valens ursprünglich am Anfang des Widmungsexemplars stand wie noch bei Eutrop sichtbar, in dessen Breviarium der Namen des Widmungsträgers ansonsten auch nie im Text genannt wird. Dass sich hinter dem eingangs genannten Auftraggeber und Adressaten der Ostkaiser verbirgt, geht aus dem Hinweis auf den brüderlichen Mitkaiser (2,1) und dem Berichts-

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zeitraum (2,4) sowie aus der inhaltlichen Anordnung des Werkes zusammen mit dem Schlusskapitel (Gotensieg und erhoffter Persersieg) hervor. die Jahre und das Alter des Staates sowie die Ereignisse vergangener Zeit Gegenstand der Kurzübersicht sind die Chronologie (annos et aetatem) und die Ereignisgeschichte (facta) des römischen Staates, vgl. 1,1 (res gestae). Das Begriffspaar annos et aetatem bezieht sich dabei auf verschiedene Zeiträume, wie im Nachfolgenden (Kap. 2) ersichtlich wird, wo mehrere Jahresangaben zu Gesamtalter, Epochen und Herrschaftsdauer genannt werden und das Wort annus/anni wiederholt vorkommt. Die historischen facta hingegen werden in Kap. 3 zusammengefasst, vgl. Einleitung 223–6. aufzuzählen Das polyseme numerare, das mit ‚aufzählen‘ übersetzt ist, hat je nach Akkusativobjekt eine etwas andere Bedeutung: Jahre ‚zählen‘ (OLD s. v. 1a „To count“), das Alter ‚berechnen‘ (OLD s. v. 3a „To reckon“) sowie die Taten ‚aufzählen‘ (OLD s. v. 5 „To enumerate“), vgl. 15,1 enumerabo. Das Verb wird im Folgenden zweimal direkt (2,1 numerantur) und dreimal indirekt (2,2. 3. 4 numero) wieder aufgenommen. 2. (1) urbe condita Die Manuskripte der η-Gruppe ergänzen nach urbe das Adverb igitur, was Arnaud-Lindet übernimmt. Zwar überliefern die übrigen älteren Codices B, G, P und E dieses Wort nicht, jedoch reicht die Parallele c. 3,1 sub his igitur tribus nicht aus, um diesen Zusatz zu rechtfertigen, so richtig Fele, Il breviarium 139 f. perennitatis vestrae Als Titel von Bischöfen und Kaisern kommt perennitas besonders in der Spätantike vor, so etwa auch Cod. Theod. 9,19 scrinia nostrae perennitatis. Vgl. dazu auch die Belege in ThLL s. v. Sp. 1324,74–1325,11, H.-Sz. 747 und Fele, Il breviarium 141. quo – sortita est quo ist hier Adverb, das, was im Spätlatein möglich ist, ubi mit temporaler Bedeutung entspricht, vgl. H.-Sz. 653 und Fele, Il breviarium 142. numerantur Nach numerantur fügt E vor der Zahl hier und im nächsten Satz den Buchstaben N (wohl als Abkürzung von numero, vgl. Cappelli, Lexicon 229) ein. Da aber numero numerare pleonastisch ist und sonst nie von Festus verwendet wird, handelt es sich wahrscheinlich um einen Sonderfehler von E. MCXVII Da in der Folge die Summe der verschiedenen Epochen der römischen Geschichte 1117 Jahre ergibt (von der Gründung Roms bis 364 n. Chr.), muss das von B und P überlieferte CCCXVII als verderbt betrachtet werden.

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CCCCLXVII Da die Zahl 1117 Jahren nur erreicht wird, wenn die Summe der Jahre des republikanischen Roms 467 beträgt, handelt es sich bei CCCCXLVII von G gegen das von B, P und ε bezeugte CCCCLXVII wohl lediglich um einen Schreibfehler des Kopisten (Vertauschung der Ziffern L und X), da auch G in c. 2,3 CCCCLXVII hat. CCCCVII Auch bei dem von G überlieferten CCCVI handelt es sich wahrscheinlich um einen Schreibfehler des Kopisten, da in c. 2,4 auch G CCCCVII hat. Von der Gründung … bis zum Erscheinen Eurer Ewigkeit Der umrissene Zeitraum von 1117 Jahren erstreckt sich bis zum Herrschaftsantritt der Kaiser Valentinian I. und Valens im Jahr 364 (vgl. Cons. Const. 364,2 f.). Ihre Amtszeit selbst ist gemäß dem Usus kaiserzeitlicher Geschichtsschreibung nicht mitinbegriffen. Auch Eutrop führt seine Darstellung nur bis zum Tod Jovians und klammert die Amtszeit der beiden gegenwärtigen Kaiser explizit aus (10,18,3), vgl. Komm. zu 30,1 Mit welch erhabener Sprache. Von der Gründung der Stadt Die bedeutungsschweren Worte, die den Anfang der Stadt Rom und ihrer Geschichte benennen, markieren neben dem zeitlichen Anfangspunkt der Erzählung zugleich auch ihren formalen Beginn, vgl. zur Gliederung auch Einleitung 223–6. zum Erscheinen Eurer Ewigkeit Die Metapher des Herrschaftsbeginns (natalis imperii) als einer Epiphanie oder eines Aufgangs (eines Gestirns) ist konventionell (vgl. etwa Paneg. 7[6]8,3; 8[5],3,1); sie kommt z. B. auch in dem nahezu zeitgleichen Panegyrikus des Symmachus auf Valentinian I. vor, vgl. Symm. or. 1,7 mit Pabst, Quintus Aurelius 130 f. Eurer Ewigkeit Der Plural ist inhaltlich begründet, da er sich auf Valens und Valentinian I. bezieht, auch wenn es sich hier um die Fiktion einer pluralistischen Anrede handelt, die de facto nur an Valens gerichtet ist (1,1 clementia tua), vgl. Pabst, Quintus Aurelius 126 Anm. 1. Das Abstraktum perennitas ist mit Bedacht gewählt, ist es doch mit dem Wort annus stammverwandt, das in Kap. 2 insgesamt zwanzigmal vorkommt. Auf diese Weise wird das gegenwärtig regierende Brüderpaar mit den nahezu zahllosen Jahren ihrer Amtsvorgänger und der langen Geschichte der ‚Roma aeterna‘ sinnig in Verbindung gebracht. eine glücklichere Herrschaft Angesichts der Erwähnung der Stadtgründung impliziert der Komparativ prosperius die vergleichsweise unglückliche Herrschaft der Zwillingsbrüder Romulus und Remus, die bekanntlich in Zwietracht und Mord endete, vgl. Reeve, Rez. Arnaud-Lindet

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510; generell zur sprichwörtlichen Brüderrivalität A. J. Woodman / R. H. Martin, The Annals of Tacitus, Book 3, Cambridge 1996, 123. Die von Fele, Breviarium 142 bezweifelte Anspielung auf die mythologischen Zwillinge findet sich ähnlich schon bei Aurelius Victor, wo durch die Erwähnung der Stadtgründung sowohl der erste Brudermord als auch spätere Verwandtenmorde im Kaiserhaus evoziert werden, vgl. Nickbakht, Komm. zu Aur. Vict. 39,29 (KFHist B 2,123). Die „glücklichere Herrschaft“ ist daher auch vor dem Hintergrund der zahlreichen Konflikte innerhalb der Samtherrschaften des 4. Jh., darunter zuletzt das Zerwürfnis zwischen Constantius II. und Julian zu verstehen, vgl. Swain, Themistius and Valens 66 mit Verweis auf Them. or. 6. Auch noch im 5. Jh. sind die Zwillingsbrüder so präsent, dass Papst Leo I. ihre Namen nicht zu nennen braucht, wenn er ihnen die Apostel Petrus und Paulus als die neuen Stadtgründer gegenüberstellt. Letztere haben die Stadt nämlich „viel besser und viel glücklicher“ gegründet als der Namensgeber Roms, der die Stadt durch Brudermord besudelt hat: isti sunt sancti patres tui (sc. urbis Romae) verique pastores, qui te regnis coelestibus inserendam multo melius multoque felicius condiderunt, quam illi quorum studio prima moenium tuorum fundamenta locata sunt: ex quibus is qui tibi nomen dedit fraterna te caede foedavit (Leo M., serm. 82,1). Die harmonische Eintracht zwischen den kaiserlichen Brüdern wurde von Anbeginn ihrer Herrschaft auf verschiedene Weise breitenwirksam propagiert, vgl. etwa die Bauinschrift aus Solva (Esztergom) an der Donau: dd(omini) nn(ostri) Valentinianus et Valens fratres concordissimi (CIL III 10596 = ILS 762) und das neue Reversbild der gemeinsam thronenden Kaiser, dazu Lenski, Empire of Failure 29–33 mit Abb. 7–8. 1117 Jahre Gerechnet wird gemäß der varronischen Zählung ab 753 v. Chr. bis einschließlich des Jahres 364 n. Chr., das den Regierungsantritt des Valentinian I. und Valens markiert. Die Berechnung unterscheidet sich um ein Jahr von der bei Eutrop (10,18,3), der das Jahr 364 bereits als das 1118te Jahr ab urbe condita zählt. demgemäß entfallen auf die Könige ... auf die Kaiser Die römische Geschichte ist nach dem traditionellen Schema der Regierungsformen dreigeteilt (vgl. 3,1), wie es etwa auch in der Origo gentis Romanorum oder bei Eutrop begegnet, vgl. bereits Vell. Pat. 2,38,3 (bezüglich der Schließung des Ianus): semel sub regibus, iterum hoc T. Manlio consule, tertio Augusto principe. Die Epoche der Republik endet 44 v. Chr., so dass der Konsulat des Hirtius und Pansa (43 v. Chr.) das erste Jahr der Kaiserzeit

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bildet, vgl. hierzu Origo Rom. (KFHist B 5) 36 mit Komm. zu Augustus herrschte. (2) regnarunt Da die beiden besten Codices der Gruppe β für die 3. Person Plural im Perfekt immer kontrahierte Formen haben (ebenso c. 9,3 habitarunt, c. 14,4 dimicarunt und c. 26,2 trepidarunt; eine Ausnahme bildet 22,2 aedificaverunt), ist regnarunt dem nichtkontrahierten regnaverunt der Gruppe von ε vorzuziehen, vgl. Fele, Il breviarium 150 f. CCXLIII Da auch E c. 2,1 die Dauer der Königsherrschaft mit 243 Jahren angegeben hat, handelt es sich hier wohl ebenso um einen Fehler des Kopisten von E, der CCXLIIII schreibt. XXXVII Die Dauer von Romulus’ Herrschaft wird auch Liv. 1,21,6 und Eutr. 1,2,2 mit 37 Jahren angegeben; daher ist XXXVI von RW wohl ein Fehler der Kopisten, ebenso wie XXXVIII von Eadie wohl ein Druckfehler ist, da dieser weder im Apparat noch im Kommentar darauf eingeht. expulsus regno est anno XXIIII Der Text wird nicht einheitlich überliefert. Die vorliegende Version ist die seit Wagener von den Editoren gewählte Fassung. P fügt vor expulsus das Relativum qui hinzu. Da P zusammen mit G ebenso den Akkusativ der Dauer annos hat, entspräche die Konstruktion derjenigen bei den vorherigen Königen, aber mit dem Zusatz des Relativsatzes qui expulsus regno est und mit der Ellipse eines Prädikats wie regnavit. Da von den älteren Handschriften nur in B regno fehlt, handelt es sich wohl um einen Sonderfehler dieser Handschrift. Dagegen hat B und die Gruppe von ε den Ablativ anno und wohl eine Ordinalzahl (so sicherlich E). Die anstelle von XXIIII der übrigen Codices und Eutrops 1,8,3 überlieferte Zahl XXV von η stimmt mit Livius 1,60,3 überein und ist wohl eine Korrektur des Subarchetypus durch η und nicht Festus’ Version. Festus gibt also, indem er die Konstruktion variiert, den Zeitpunkt der Vertreibung des letzten Königs ohne Ellipse des Prädikats an. Es herrschten in Rom … vertrieben Die Gesamtdauer der Königszeit ebenso wie die einzelnen Regierungszeiten stimmen mit den Angaben bei Eutrop (vgl. 1,2,2–1,8,3) exakt überein, auch wenn dort die Amtsdauer des Servius Tullius (1,7,1 f.) nicht explizit genannt ist. Ob Festus hier aus Eutrop oder einer gemeinsamen Quelle geschöpft hat, lässt sich nicht feststellen. (3) DCCCCXVI Die von B, G und P überlieferte Zahl entspricht den übrigen Angaben des Festus: 458 Jahre lang (467 minus 9 Jahre) je zwei Konsuln ergibt 916. Das von VS überlieferte DCCCCXVII ist wohl ein Sonderfehler des Subarchetypen, während E und W CCCCXVII haben,

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was eher ein Influenzfehler wegen des folgenden CCCCLXVII ist. Dies ist kein ausreichender Grund, um der Lesart von VS den Vorzug zu geben, wie es Arnaud-Lindet, Festus 39 f. Anm. 9 tut. novem annis Der Ablativ temporis dient bei allen Zeitangaben in diesem Satz zur Bezeichnung der Dauer, vgl. H.-Sz. 41 und 148. ita Wie sic c. 2,1 hat ita hier explizierende Funktion, vgl. H.-Sz. 514. (4) in Iovianum Analog zu c. 2,1 drückt die Präposition in allein die zeitliche Erstreckung an, weshalb der verdeutlichende Zusatz usque von ε wohl nicht von Festus selbst stammt; im Gegensatz zu den übrigen modernen Edition folgt Arnaud-Lindet ε, ohne jedoch eine Begründung anzugeben, was Reeve, Rez. Arnaud-Lindet 510 und Fele, Il breviarium 162 mit Recht tadeln. numero Analog zu c. 2,2 und 3 (bei Königen und Konsuln) ist vor der Gesamtzahl der Kaiser der limitative Ablativ numero von G und P besser als anni von B. Octavianus Caesar Augustus Da die Namen ‚Caesar‘ und ‚Augustus‘ im Laufe der Zeit immer mehr als reine Amtstitel fungierten, wurde zur Klarstellung der erste Kaiser in der Spätantike oftmals ‚Octavianus‘ genannt, vgl. nur Origo Rom. 36; Aur. Vict. 1,1; Eutr. 1,12,2; Amm. 14,8,11; Hist. Aug. Hadr. 10,3 und Iul. caes. 309 A (Ὀκταβιανόϲ). 43 Kaiser Da aus der Antike keine kanonische Zählung der Kaiser bekannt ist und Festus in seinem Werk lediglich 21 Kaiser namentlich erwähnt (vgl. das Kaiserverzeichnis bei Arnaud-Lindet, Festus 55–9), bleibt ungewiss, wer die übrigen 22 Kaiser sind. 3. (1) profecerit Das Verb proficere bedeutet an dieser Stelle wohl „wachsen, größer werden“, vgl. ThLL s. v. Sp. 1695,77–96,19. (2) de Illyrico Während B, G und P nur de Illyrico haben, fügen die Codices der η-Familie sowie VS (E hat an dieser Stelle eine Lücke) india hinzu, was Arnaud-Lindet zur Konjektur de⟨inde in⟩ Illyrico veranlasst. Doch weisen Reeve, Rez. Arnaud-Lindet 512 und Fele, Il breviarium 179 darauf hin, dass deinde zu dieser asyndetischen Aufzählung nicht wirklich passt (es kommt sonst nur c. 4,1 vor). Offensichtlich gibt hier de den Gegenstand an, der behandelt wird (vgl. ThLL s. v. Sp. 76,64–77,20; Fele erwägt einen partitiven Gebrauch dieser Präposition), auch wenn dieser Gebrauch von de anstelle von in bei Festus nie vorkommt und nicht wirklich befriedigend ist. (3) Pontus regnum eius occupatum est Das Prädikat kongruiert bezüglich des Genus gemäß der Überlieferung von β mit der Apposition reg-

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num und nicht mit dem Subjekt Pontus (vgl. H.-Sz. 429 mit Belegen aus allen Epochen). Daher ist weder ponti von W (K und O) noch die von Winterbottom, Rez. Arnaud-Lindet 265 erwogene Änderung des Partizips in occupatus (oder stattdessen die Tilgung von Pontus) nötig. ad Arabas Der Akkusativ Plural von Arabs auf -as (ebenso c. 16,3 und 21,2) kommt häufig bei römischen Schriftstellern vor, so etwa Liv. 45,9,6, vgl. ThLL s. v. Arabs Sp. 390,22 f. und Fele, Il breviarium 193. Cilicia et Syriae Da das von den ältesten Codices B, G, P und E überlieferte cilicia syriae (bzw. syria B) die einzige Stelle in Festus wäre, an der zwei Subjekte asyndetisch verbunden sind, ist die von allen jüngeren Handschriften vorgenommene Einfügung von et wohl richtig. Der Plural syriae ist dabei gerechtfertigt, da Syrien sechs Provinzen umfasste (vgl. Fele, Il breviarium 194). Arnaud-Lindets Vorschlag, Coele Syria zu schreiben, ist wegen des Prädikats im Plural pervenerunt unmöglich, vgl. schon Reeve, Rez. Arnaud-Lindet 510 und Winterbottom, Rez. Arnaud-Lindet 264. mit den Parthern … Die Könige Ägyptens Das Bündnis mit den Parthern spielt auf den Vertrag zwischen Sulla und Arsakes an (siehe 15,2). Eine Erweiterung des römischen Hoheitsgebiets ist damit aber ebenso wenig einhergegangen wie durch das Bündnis zwischen Rom und den ägyptischen Königen (vgl. 13,3). Daher wirkt die Nennung dieser Bündnisse befremdlich, geht es in dieser Kurzübersicht doch um die territoriale Ausdehnung Roms (3,1 quantum Roma profecerit) und wird Ägypten ohnehin später explizit als Provinz genannt (3,4). (4) vero Im Spätlatein ist vero (wie autem etwa in c. 4,1 oder 27,2) oft eine lediglich den Übergang markierende Partikel und bedeutet hier „ferner“, vgl. H.-Sz. 494 und Moreno Ferrero, Partículas 236. Raetiae, Norica, Pannoniae, Moesiae Ob es sich bei diesen Ländernamen um Substantive oder Adjektive (zu den vorher genannten, aber dann nicht mehr wiederholten Alpes) handelt, ist unklar. Fele, Il breviarium 197–99 neigt dazu, diese als Adjektive zu Alpes und nicht als Substantive aufzufassen. Dagegen korrigiert Arnaud-Lindet das von G, P, ε (sowie V, S und A) überlieferte noricae in Norica (der Name der Bewohner norici von B ist eine weitere Möglichkeit, die von François, Rez. Arnaud-Lindet 417 bevorzugt wird). Da das Substantiv im Neutrum Plural Norica zur Bezeichnung der Provinz auch c. 8,3 vorkommt und inschriftlich belegt ist (vgl. Fele, Il breviarium 199), sollte man Arnaud-Lindets Vorschlag folgen.

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in provincias Da das Ufergebiet der Donau verschiedene Territorien und Provinzen umfasste, ist der Plural provincias von β und E besser als der Singular provinciam von η. Assyriis Aufgrund der Parallelen in c. 14,3 Mesopotamia, Assyria et Arabia und 20,3 Armeniam, Assyriam, Mesopotamiam (vgl. auch Eutr. 8,3,2) bevorzugen Wagener und Eadie statt des von B, G und E überlieferten Assyriis den Ablativ Assyria, da Assyriis sonst nie anstelle des Ländernamens vorkommt (daher ist auch ThLL s. v. Sp. 941,25, der meint, Assyriis stehe hier übertragen anstelle von Assyria, aus Mangel an Parallelen nicht überzeugend). Indessen stehen Völker- und Ländernamen nebeneinander, so etwa c. 6,3 sunt in Gallia, Aquitania et Brittanniis provinciae decem et octo und c. 10,3 Rhodiis und in der Folge Rhodus. Daher kann man Assyriis aufgrund des Konsenses der wichtigsten Codices als stilistische Variatio des Festus betrachten und auf einen Eingriff verzichten. Vgl. dazu die Diskussion in Fele, Il breviarium 201 f. Aegypto Da Ägypten bisweilen auch zum Orient (als geographischem Begriff) gerechnet wurde (vgl. Tac. ann. 15,36,1 provincias Orientis, maxime Aegyptum, secretis imaginationibus agitans und Tac. hist. 1,76,2), und Festus nirgends Ägypten als Teil von Nordafrika bezeichnet, ist der von G und P überlieferte Ablativ Aegypto wohl besser als der von B gebotene Nominativ Aegyptus oder der Völkername Egyptii von E. Unter den Kaisern Die Aufzählung der Provinzen folgt nicht der zeitlichen Reihenfolge ihrer Eingliederung ins Reich, sondern ihrer geographischen Anordnung. Ausgehend von den See-Alpen als der westlichsten Provinz, folgt die Aufzählung im halbkreisförmigen Uhrzeigersinn bis zum südöstlich gelegenen Ägypten, vgl. Fele, Breviarium 203. Die geographisch geordnete Auflistung entspricht der späteren Darstellungsweise in Kap. 4 bis 14, vgl. Komm. zu 4,1 In welcher Reihenfolge. ganz Pontus, Kleinarmenien Das Attribut omnis könnte suggerieren, dass es sich nicht um die Provinz Pontus Polemoniacus, sondern um das Gebiet der gleichnamigen Diözese (auch Pontica genannt) handelt, so wie das Attribut totus die Diözese Oriens beschreibt, vgl. nächstes Lemma. Dagegen spricht aber das separat genannte Kleinarmenien, das eine der sieben Provinzen der Diözese Pontus war, vgl. das Provinzverzeichnis im Later. Veron. p. 247 f. der gesamte Osten mit … Ägypten Gemeint ist generell der Osten des Reiches, nicht unbedingt die Diözese (Oriens) im administrativen Sinne, vgl. 10,1 (totumque Orientem) und 9,4 mit Komm. Dass bei der repräsen-

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tativen Nennung der vier assoziationsreichen Toponyme der Eindruck entsteht, es handele sich um den aktuellen Provinzbestand, ist kein Zufall. In Wirklichkeit spiegelt die Liste aber die maximale Reichsausdehnung unter Traian wieder (vgl. 20,2–4), denn Assyrien gehört längst nicht mehr zum Reichsgebiet. Der mit der Nennung Assyriens zum Ausdruck gebrachte territoriale Anspruch entspricht auch keineswegs der offiziellen zeitgenössischen Sichtweise Roms. Hierin spiegelt sich aber die Haltung des Festus wieder, der für eine möglichst weite Expansion in Richtung Osten wirbt, wie im zweiten Werksteil (Kap. 15–30) noch manifester wird. Bezeichnenderweise nennt Festus Mesopotamien als erste Provinz des Oriens totus und ruft auf diese Weise subtil den schmerzlichen Verlust eines Teils dieser Provinz in Erinnerung (vgl. 29,2), um somit indirekt auf eine Revision zu drängen. 4. (1) praesidibus Vgl. zum anachronistischen Begriff, mit dem Provinzgouverneure erst in der Kaiserzeit bezeichnet wurden, ThLL s. v. 871,59–72,10 und Fele, Il breviarium 207. In welcher Reihenfolge … die einzelnen Provinzen erlangte Die eigentliche Darstellung (Kap. 4–14) beginnt mit einem prominent an den Anfang gestellten Hinweis auf die Befolgung der zeitlichen Reihenfolge, was als Bekenntnis zur Gattung der Geschichtsschreibung zu verstehen ist, auch wenn der Begriff tempus selbst nicht fällt, vgl. etwa Eutr. praef. per ordinem temporum brevi narratione collegi und umgekehrt Plin. epist. 1,1,1 collegi non servato temporis ordine neque enim historiam componebam; dazu Herkommer, Die Topoi in den Proömien 117–9. Der topische Aspekt steht hierbei im Vordergrund, denn die Darstellung ist in Wirklichkeit geographisch strukturiert. Zwar wird die Chronologie bei den ersten drei Provinzen (4,1 f.) tatsächlich eingehalten, weshalb Festus überhaupt die Bemerkung zur Reihenfolge machen kann, aber bereits mit der Nennung Africas (4,3) geht er schon zur geographischen Anordnung über, die im Uhrzeiger Sinn die Provinzen ums Mittelmeer herum benennt, vgl. Rohrbacher, Historians 61 f. und Kelly, Roman world 79 f. Hierbei sind die ersten drei Provinzen aber keineswegs ausgenommen, sondern bilden grob betrachtet den Anfang dieses spiralförmigen Beschreibungsverlaufs, der seinen Ausgang von den drei Inseln im Tyrrhenischen Meer nimmt. später wurde es Praesides unterstellt, gegenwärtig wird es von Consulares verwaltet Die Begriffe praesides und consulares bezeichnen unterschiedliche Ränge der spätantiken Provinzstatthalter. Während die proconsules (vgl. 4,3) den höchsten Rang bekleideten, stand die consula-

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res eine, die praesides zwei Stufen niedriger, vgl. A. Demandt, Die Spätantike (HdbAW 3.6), München 22007, 297. Zum Aufstieg des Statthalters von Sizilien zum consularis (unter Konstantin) s. Jones, Later Roman Empire, Bd.1, 106. (2) häufig lehnten sich die Sarden auf Die Bemerkung, die einerseits von Metellus’ Triumph, der hier symbolisch (aber historisch irrig) für die Unterwerfung und Umwandlung Sardiniens in eine Provinz steht1, und andererseits von Details über die Provinzverwaltung eingerahmt ist, wirkt deplaziert. Sie erscheint nicht organisch in den Gesamttext eingebunden und fällt sprachlich durch die Wiederholung von Sardis / Sardi auf; bezeichnend ist die Übersetzung von Bettenworth / Schenk, die den Satz als Relativsatz einzubinden versuchen („Metellus … feierte einen Triumph über die Sarden, die oft rebellierten“). Da die kurze Phrase (rebellare saepe Sardi) nur in einem Zweig der Überlieferung (β) vorkommt, könnte es sich um eine Interpolation handeln, denn auch eine Umstellung im Satzgefüge bewirkt keine bessere Einbindung. Vielleicht ursprünglich eine Randglosse, könnten die drei Wörter später beim Kopieren in den Text geraten sein (zu dem Klischee, wonach die Sarden ein rebellisches Wesen besaßen, vgl. etwa Flor. epit. 1,22,35). Gegen die Autorschaft des Festus spricht ferner die Verwendung des Verbs rebellare in der üblichen Bedeutung, dass ein bereits unterworfenes und pazifiziertes Volk gegen die römische Oberhoheit ‚rebellierte‘, denn Festus verwendet das Verb ansonsten nur bei Völkern, die gerade nicht unterworfen und provinzialisiert sind, vgl. Komm. zu 22,2 die sich auflehnenden Parther. Sprachlich dürfte der Passus von 5,2 (Celtiberi in Hispania saepe rebellavere) übernommen worden zu sein. (3) defensione Siculorum Der Personen bezeichnende Genetiv nach defensio in kriegerischen Angelegenheiten weist nirgends Parallelen auf, vgl. Fele, Il breviarium 212. Carthagine Gegen die Übereinstimmung der Handschriften von β bevorzugt Arnaud-Lindet im Gegensatz zu den früheren Editoren den von ε gebotenen Nominativ Carthago, was aber schon Winterbottom, Rez. Arnaud-Lindet 265 mit Recht verworfen hat, da nicht Carthago, sondern Africa zur Provinz gemacht wurde. ad extremum Der adverbiale Gebrauch des präpositionalen Ausdrucks in der Bedeutung „schließlich“ kommt auch c. 5,2; 7,2; 11,3 und 14,3 vor. 1 Der Triumph des M. Caecilius Metellus (RE Art. Caecilius [77]) fand 111 v. Chr. nach der Niederwerfung eines Aufstands statt. Die Insel war aber bereits seit 238/235 v. Chr. römische Provinz, vgl. Vell. Pat. 2,38,2 und Eutr. 3,3.

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Zu weiteren Belegen in der lateinischen Literatur vgl. ThLL s. v. exter Sp. 2008,27–44. Damit vergleichen kann man ad postremum in Eutr. 6,18,1; 6,21,2; 7,14,2 etc., vgl. dazu Fele, Il breviarium 213. per Im Spätlatein (bei Festus auch c. 4,5; 5,2; 7,1 etc.) drückt die Präposition per häufiger als in klassischer Zeit den Agens beim Passiv aus und kommt ohne Bedeutungsunterschied neben ab mit Ablativ vor, vgl. H.-Sz. 127 u. 240. sub proconsulibus agit In seiner abgeschwächten Form bezeichnet agere einen Zustand, bedeutet „verbringen, leben“ (vgl. ThLL s. v. Sp. 1402,56–71) und kann durch ein Adverb (c. 10,3 libere agebant) oder wie hier durch ein präpositionales Objekt näher bestimmt werden. Ähnlich auch Eutr. 2,1 civitates, quae sub ipsis agebant und 7,19,4 sub regibus amicis egerant. Dreimal lehnte sich Africa auf Die drei Punischen Kriege werden durch die kurze Notiz und die Verwendung des Verbs rebellare (s. Komm. zu 22,2 die sich auflehnenden Parther) auf eigenartige Weise verzerrt und bagatellisiert. (4) adtrito Das Verb adterere bedeutet im übertragenen Sinn auch „aufreiben, schwächen“, vgl. ThLL s. v. Sp. 1127,73–28,33, der diese Stelle Sp. 1128,13 anführt, mit weiteren Beispielen. (5) a Boccho obtentae sunt Die Präposition a gibt hier die Herkunft und nicht den Agens an (ähnlich c. 14,2 a Tigrane … receptae sunt). ab Augusto Caesare Alle Codices außer A, der a Iulio Augusto hat, schreiben den Sieg Augustus und nicht, was historisch richtig ist, Caesar zu. Angesichts des Konsenses aller älteren Codices kann man davon ausgehen, dass der Fehler auf Festus selbst zurückgeht und in A die Korrektur eines Scriba doctus vorliegt. So Eadie, The Breviarium 36 f. und Fele, Il breviarium 223, vgl. aber abweichend den hist. Komm. König Iuba, der ... von Augustus Caesar besiegt Iuba I. wurde nicht von Augustus, sondern 46 v. Chr. von C. Iulius Caesar in der Schlacht bei Thapsus besiegt. Im Bürgerkrieg hatte er auf der Seite des Pompeius gestanden. Der Fehler fällt insofern auf, als dass Festus die Eroberung Africas zuvor zu den Territorialgewinnen zählt, die in die republikanische Zeit fallen, vgl. 3,2 sub consulibus … Africa subacta est. Daher ist fraglich, ob der Fehler Festus selbst anzulasten ist (vgl. Bettenworth / Schenk, Rufius Festus 96) oder ob das Augusto vor Caesare eine Interpolation darstellt, zumal Augustus in der Regel „Octavianus Caesar Augustus“ genannt wird; die Ausnahmen in 11,4 (Augusti Caesaris) und 19,3 (Augustus Caesar)

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lassen sich damit erklären, dass jeweils kurz zuvor der volle Name (Octaviano Caesari Augusto) bereits genannt wird und deshalb das Octavianus ausbleibt, vgl. auch Komm. zu 6,3 C. Caesar. Im Falle einer Interpolation wäre der Text zu a C. Caesare herzustellen. (6) ipsa Im Spätlatein entspricht abgeschwächtes ipse oft dem Demonstrativpronomen is, vgl. H.-Sz. 190. uns zu gehören Der Wechsel zwischen der 3. Person (‚die Römer‘) und der 1. Person (‚wir‘), der zur Auflockerung des Erzählstils dient, fügt sich gut in den patriotischen Tenor des Werks. Der in der römischen Historiographie verbreitete Gebrauch von nos (10,2) und nostri lässt sich bereits bei Cato dem Älteren nachweisen, vgl. J. Marincola, Authority and tradition in ancient historiography, Cambridge 1997, 287 f. 5. (1) Gadis Auch wenn sonst bei Festus der Akkusativ Plural der gemischten Deklination immer auf -es und nicht wie hier auf -is auslautet, ist Gades von E wohl eine lectio facilior, da der Konsens von β und W für Gadis spricht, vgl. auch Fele, Il breviarium 232. Sylla Da alle Codices außer Aa.c., der Syllanus hat, Sylla überliefern und ebenso Iord. Rom. 212 Sylla hat, kann man davon ausgehen, dass dies der von Festus geschriebene Namen ist. Daher ist die von Förster auf der Grundlage des Brüsseler Codex gemachte Konjektur Silanus – der Prätor M. Iunius Silanus wird in Liv. 26,19,10 und 27,7,17 als Feldherr Scipios in Spanien genannt –, die auch von François, Rez. Arnaud-Lindet 417 bevorzugt wird, überflüssig, vgl. Eadie, The Breviarium 37 und Raimondi, Il Breviarium di Festo 195 Anm. 19. Die sich auflehnenden Lusitaner … Die Keltiberer in Spanien lehnten sich häufig auf Zu dem eigentümlichen Gebrauch des Verbs rebellare vgl. Komm. zu 22,2 die sich auflehnenden Parther. Gades am Ozean Das auf der gleichnamigen Insel vor dem Festland befindliche Cadiz galt – allerdings zu Unrecht – als der äußerste im Westen gelegene Ort, vgl. etwa August. RG 26,2 und zur Gründung der Stadt Vell. Pat. 1,2,3 (in ultimo Hispaniae tractu, in extremo nostri orbis termino, in insula circumfusa Oceano). Die etwas merkwürdige Syntax erklärt sich vielleicht durch den Ausfall einer nebenordnenden Konjunktion (z. B. ac) vor ad Oceanum, vgl. die zwei durch et verbundenen Objekte (Gades und ora) bei Flor. epit. 1,33,7 primusque Romanorum ducum victor ad Gades et Oceani ora pervenit (sc. Scipio Africanus). 6. (1) in tantum – ut Der Gebrauch von in mit substantiviertem Adjektiv im Neutrum ist nachklassisch, vgl. H.-Sz. 276; in tantum – ut hat hier

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dieselbe Funktion wie adeo – ut und kommt auch c. 26,2 vor, vgl. Fele, Il breviarium 244. bello peterent Die Junktur bello petere ist poetisch und kommt etwa Verg. Aen. 3,603 vor, vgl. ThLL s. v. peto Sp. 1952,72–6. exercitibus Romanis Die Codices der Gruppe von ε fügen apud A(l)liam fluvium nach exercitibus Romanis hinzu, was historisch zwar korrekt ist, aber wegen des Konsenses der Handschriften B, G und P, in denen diese Angabe fehlt, wohl eine später in den Text geratene Glosse ist, vgl. Eadie, The Breviarium 37 und Fele, Il breviarium 245. moenia urbis intrarent Die Junktur moenia intrare, in der das Verb transitiv (wie c. 28,2) ist, kommt auch Liv. 6,28,9 qui moenia Romana intrasset vor. Die Gallier besaßen nämlich Zur bloß anknüpfenden Funktion von enim im Spätlatein vgl. Komm. zu 28,1 fehlte gegen die Perser. in dem jetzt Mediolanum liegt Der Hinweis auf Mailand könnte dem Umstand geschuldet sein, dass die Stadt zeitweilig als Residenz des Valentinian I. diente, auch wenn er später überwiegend in Trier residierte. Vgl. zu Mailand Amm. 26,5,4 mit den Boeft, Commentary on Ammianus XXVI, 105. (3) quae terna Aufgrund der Übereinstimmung von B und ε ist terna dem von GP (sowie VS) überlieferten quaterna, das möglicherweise eine falsche Interpretation des zusammen gelesenen quae terna des Archetypus ist, vorzuziehen, wie das nachträgliche Hinzufügen des Relativums qui in Pp.c. zeigt. Während Arnaud-Lindet terna als Distributivum übersetzt (in jeder Legion befanden sich 3000 italische Soldaten, die Caesar jeweils in Norditalien ausgehoben hat), weist Fele, Il breviarium 254 f. darauf hin, dass das Distributivum hier und auch c. 8,2 deciens centena milia wie in der Dichtung und allgemein im Spätlatein anstelle einer Kardinalzahl verwendet werden kann (vgl. Löfstedt, Zum Gebrauch der distributiven Zahlwörter 115–17, der aber darauf hinweist, dass die Belege von Distributiva bei milia in der Funktion von Kardinalzahlen spärlich sind). In diesem Fall hätten sich in Caesars Heer insgesamt 3000 italische Soldaten befunden. Doch ist das Beispiel c. 8,2 nicht stichhaltig, da zum Ausdruck großer zusammengesetzter Zahlen ein Distributivum wie centena stets neben Multiplikativa wie decie(n)s steht, vgl. deciens centena milia auch in Cic. Verr. 2,28 oder Liv. 33,42,8 und ThLL s. v. centenus Sp. 816,11–23 mit weiteren Beispielen aus allen Epochen; vgl. auch Löfstedt, Zum Gebrauch der distributiven Zahlwörter 82 f., der weitere Belege aus dem

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Spätlatein für die distributive Verwendung dieser Zahlwörter anführt. Da c. 2,2 per quinos dies die Zahl distributiv verwendet wird und eine Anzahl von je 3000 norditalischen Soldaten in Caesars Legionen plausibel ist, sollte man terna in distributiver Funktion übersetzen. C. Caesar unterwarf Die Abkürzung des Praenomen durch Initiale ist für Festus eher untypisch und findet sich sonst nur noch in 16,1 (Cn. Pompeius). Diese Schreibweise für den Namen des Iulius Caesar spricht tendenziell für die Annahme, dass in 4,5 (Augusto Caesare) – der anderen Stelle im Werk, die sich (historisch) auf Iulius Caesar bezieht – das überlieferte Augusto eine Interpolation darstellt. Eine solche spätere Ergänzung könnte z. B. dadurch motiviert gewesen sein, dass nach dem haplographischen Ausfall der Initiale C vor Caesare ein Leser (Randglosse) oder ein Kopist das unbestimmte Caesare durch die Hinzufügung des Augusto präzisieren wollte; hierdurch hätte er an der Stelle die Identität des C. Iulius Caesar irrtümlicherweise in die des Kaisers Augustus transformiert. (4) Lugdunenses duae Nur P (neben den jüngeren V, S und R) überliefert gegen lugdunensis von G, E und W die Form lugdunenses, die Nominativ Plural ist. Dagegen bevorzugt Fele, Il breviarium 259 f. Lugdunensis als Genetiv, der von duae (sc. provinciae) abhängt. Doch sprechen die von ihr angegebene Parallelen Noricorum duas, Pannoniarum duas … Daciarum duas (c. 8,3) dagegen, weil es sich durchwegs um Pluralformen handelt, die wie im Fall von c. 8,2 auch im Nominativ stehen können. Aus diesem Grund verdient angesichts der übrigen Nominative in diesem Satz die Lesart von P den Vorzug. 7. (1) ab ore Zur Verwechslung von os mit ora „Küste, Meeresufer“ vgl. ThLL s. v. os Sp. 1092,34–48, der auch diese Stelle anführt. Laevinus Der von den Handschriften als libinus (B) bzw. lebinus GP und levina (ε) überlieferte Name des Konsuls ist offensichtlich verderbt. Wagener und die nachfolgenden Herausgeber haben diesen wohl aufgrund von Flor. epit. 1,23,6 als Laevinus gedeutet; vgl. dazu Fele, Il breviarium 262. (2) amicitiis Das Abstraktum amicitia wird oft im ‚poetischen Plural‘ (vgl. dazu H.-Sz. 16–18) verwendet (ebenso c. 15,2), vgl. ThLL s. v. Sp. 1895,6–34 mit weiteren Belegen. apud Corinthum Nach Tacitus tritt in der Sprache der Historiker die vordem umgangssprachliche Umschreibung mit der Präposition apud häufig an die Stelle des Lokativs (so bei Festus vielleicht auch c. 16,2 und

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17,1), vgl. dazu ThLL s. v. apud Sp. 337,61–79 f. und Fele, Il breviarium 266. (3) praesumpserant Das seltene Verb praesumere bedeutet nach ThLL s. v. Sp. 958,22–27 und 960,59–61 auch „übermütig bzw. zuversichtlich wagen“ (insolenter/confidenter audere). An dieser Stelle hat schon Cellarius in Verheyk, Rufus Festus 703 für die Bedeutung von „wagen“ plädiert, ebenso übersetzen es Arnaud-Lindet und Fele, vgl. dazu auch Fele, Il breviarium 268. (5) Moesiacos Das von der Mehrzahl der Codices überlieferte Moesiacos ist gegenüber dem von Eadie, The Breviarium 38 auf der Grundlage von R und Iord. Rom. 216 Dardanos Mysosque (Mysosque ist jedoch eine Korrektur der Herausgeber, handschriftlich ist missosque überliefert) vorgeschlagenen Moesios vorzuziehen (das Nomen kommt auch c. 3,2 vor), da es von den ältesten Codices überliefert wird und auch bei Amm. 20,1,3 belegt ist, so Cameron, Rez. Eadie 306 und Fele, Il breviarium 273. (6) Unter Iulius Octavianus Caesar Augustus Kaiser Augustus, der überwiegend als Octavianus Caesar Augustus bezeichnet wird (2,4; 5,2; 11,3; 13,3; 19,1. 3, vgl. Komm. zu 4,5 König Iuba), trägt nur an dieser Stelle zusätzlich den Gentilnamen Iulius (vgl. Fele, Breviarium 275), um den Zusammenhang zum Namen der Iulischen Alpen zu unterstreichen. Das Gebirge ist nach der Gens Iulia benannt, aber ob nach Augustus oder Iulius Caesar, ist umstritten. 8. (1) Vindelicum Der Genetiv Plural auf -um statt -orum kommt auch Itin. Anton. 232,1 vor, vgl. Fele, Il breviarium 279 f. (2) barbariae Das Substantiv barbaria bezeichnet nicht nur das von Barbaren bewohnte Gebiet (vgl. ThLL s. v. Sp. 1729,30–46, der Sp. 41 f. diese Stelle anführt), was hier allerdings zusammen mit in solo etwas pleonastisch klingen würde, sondern metonymisch auch die Einwohner, vgl. ThLL s. v. Sp. 1729,46–80, was hier besser passt, vgl. Fele, Il breviarium 281. decies Das von den Editoren seit Wagener abgedruckte deciens wird gegen den Konsens der wichtigsten Handschriften wegen der c. 27,1 analog gebildeten noviens (aber novies ε) und septiens (aber septies Pε) verteidigt, vgl. Fele, Il breviarium 282. Die nur mit einem Teil der Handschriften in c. 27,1 belegte Bildung auf -iens vermag den Konsens der Manuskripte an dieser Stelle nicht außer Kraft zu setzen, weshalb an der Form decies festgehalten wird.

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(3) Noricorum duas, Pannoniarum duas Der partitive Genetiv Plural nach Zahlen, der auch die Gesamtzahl durch ihre Teile ausdrückt (vgl. dazu K.-St. 1, 428 f. Anm. 6), ist eine stilistische Eigenheit des Festus. Illyricus Die feminine Form Illyricus anstelle des Neutrums kommt auch an der Parallelstelle in Iord. Rom. 218 (und Oros. hist. 6,7,1) vor, vgl. Fele, Il breviarium 284. XVIII … ⟨superiorem, Dardaniam⟩ Sowohl die von GPE überlieferte Zahl 18 als auch die von den Handschriften B, W (sowie RKO) gebotene Zahl 17 ist problematisch. Zwar überliefern die Codices nie mehr als 17 Provinzen, was indirekt die Zahl 17 zu stützen scheint (dafür plädiert etwa Brok, Rez. Eadie 323), aber aufgrund der fast exakten Parallele in Iord. Rom. 218 Illyricus autem … habet inter se provincias XVIII et sunt Norici duo, Pannonias duas, Valeria, Suavia, Dalmatia, Moesia superior, Dardania, Dacias duas, Macedonia, Thessalia, Achaia, Epyros duos, Praevales, Creta, simul XVIII haben die modernen Editoren wie Wagener und Eadie, welche superiorem, Dardaniam ergänzt haben, an dieser Stelle die Zahl von 18 Provinzen wiederhergestellt (ähnlich Arnaud-Lindet, die aber nur Dardaniam nach Daciarum duas einfügt). Da c. 8,2 Dardania und 9,4 Moesia inferior genannt werden, ist der Zusatz notwendig. Vgl. dazu auch Eadie, The Breviarium 38 und Fele, Il breviarium 284 f. 9. (1) praedictorum Das adjektivisch und substantivisch gebrauchte Partizip praedictus, das wie supra dictus auf etwas weiter oben Gesagtes verweist (vgl. ThLL s. v. praedico Sp. 563,13–43, vgl. c. 19,1), ist aber im Spätlatein verblasst, dient als Pronomen und bedeutet oft dasselbe wie idem, vgl. Fele, Il breviarium 289. in ossibus … potare Anstelle von ex kann in mit Ablativ zu den verba bibendi treten, um anzugeben, woraus getrunken wird, vgl. ThLL s. v. poto Sp. 360,11–15, der neben dieser Stelle auch Claud. 7,49 in galea potare nives anführt, H.-Sz. 120 und Fele, Il breviarium 290 f. Thracas Der Akkusativ Plural von Thrax auf -as ist schon bei Liv. 33,12,9 belegt, weshalb der Lesart von β gegenüber traces von ε der Vorzug gebührt, vgl. Fele, Il breviarium 76. ging man nach Thrakien hinüber Auffällig ist die Zuordnung der Diözese Thrakien mit ihren sechs Provinzen (9,4) zum Westen, obwohl sie zum Herrschaftsbereich des Valens gehörte, vgl. Arnaud-Lindet, Festus XVIII Anm. 52 und Sehlmeyer, Geschichtsbilder 101 f.: Festus zieht „die geographische Teilung Europa/Asia der verwaltungstechnischen“ vor. Diese Präferenz ist umso merkwürdiger, weil später noch ausdrücklich an Va-

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lens’ Sieg über die Goten erinnert wird (30,2), der an der unteren Donau in Thrakien errungen wurde. Auch die östliche Hauptstadt Konstantinopel (9,4) wird somit unter dem Westteil subsumiert. (2) intra fines proprios continuit Die Junktur intra fines continuit kommt auch an der Parallelstelle bei Amm. 27,4,10 vor. proprius bedeutet im Spätlatein oft dasselbe wie suus, so auch c. 20,3 sponte propria, vgl. H.-Sz. 179. obtinuit Wie der Aorist im Griechischen kann das lateinische Perfekt manchmal die Vorzeitigkeit ausdrücken, besonders wenn es zusammen mit einem temporalen Adverb wie hier antea steht, vgl. K.-St. 1,130. (3) ipsam caput gentis Thraciam Die Zwischenstellung der Apposition caput gentis zwischen dem Attribut und Substantiv ist ein typisch poetischer verborum ordo, vgl. dazu Solodow, Raucae, tua cura, palumbes 129–53 mit weiteren Beispielen aus der Dichtung. modo Wie Fele, Il breviarium 298 mit Recht hinweist, wird modo hier und c. 30,2 temporal verwendet und bedeutet „jetzt, eben, gerade“, vgl. ThLL s. v. modus Sp. 1308,22 und 1309,56 f. supra Pontum Die Präposition supra gibt hier wie in Eutr. 6,10 lediglich an, dass diese Städte am Meer (oberhalb des Meeresspiegels, also nicht auf einer Anhöhe) lagen, vgl. Fele, Il breviarium 300 mit Parallelen. (4) arces Wie in Bezug auf die Stadt Rom bezeichnet arx gemäß ThLL s. v. Sp. 740,63 f. auch in Konstantinopel einen „Schutzort“. Das von ε überlieferte Constantinopolis fehlt in den Codices B, G und P und wird daher zu Recht von allen modernen Editoren mit Ausnahme von Arnaud-Lindet als explikative Glosse von secundae arces orbis Romani nicht aufgenommen, vgl. Fele, Il breviarium 302. die zweite Hauptfeste Bei der Metonymie für Konstantinopel handelt es sich mit dem poetischen Plural arces um ein Synonym für urbs (‚Stadt‘), das selbst wiederum für die Stadt Rom stehen kann; vgl. zum metonymischen Gebrauch etwa Verg. Aen. 1,20 Tyrias arces u. ö.; Nemes. cyn. 72 veteres Babylonos arces; Claud. in Rufin. 1,172 Eoas … arces (d. h. Konstantinopel). An dieser Stelle lassen sich Metonymie und konkreter Bezug zu den sieben Hügeln Roms nicht trennen (vgl. Verg. Aen. 4,234 Romanas arces; 6,783 septemque … arces; Paneg. 2[12],45,7 septena arce), wobei auch noch die metaphorische Bedeutung als ‚Feste‘ / ‚ummauerte Stadt‘ hineinspielt, vgl. Paneg. 4(10),35,2 (= Cic. Cat. 4,11). Konstantinopel wurde bereits unter Konstantin als ‚zweites Rom‘ bezeichnet: Opt. Porf. carm. 4,6 altera Roma. Vgl. Socr. 1,16,1 δευτέραν Ῥώμην; Konzil

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von Konstantinopel, Kanon 3 (COD 1) νέαν Ῥώμην; Them. or. 3,42c νέα Ῥώμη; 6,84a τῆϲ ἑῴαϲ Ῥώμηϲ mit A. Berger, Art. Konstantinopel, RAC 21 (2006) 435–83, hier 442; 454 f. zu dem Befund, dass Konstantinopel erst in der apokalyptischen Literatur des 7./8. Jh. ‚Siebenhügelstadt‘ heißt. 10. (1) positas sub vicino sole Wie Fele, Il breviarium 307 f. richtig erklärt, spielt Festus mit dieser Junktur, die nirgends eine genaue Parallele aufweist, auf Indien und fernöstliche Gebiete an, wo gemäß der Auffassung der antiken Menschen die aufgehende Sonne der Erde besonders nahe (vicinus) ist. Nun werde ich … angespornt werde Die Periode bildet ein kurzes erstes Binnenproömium, das sich an den Kaiser wendet (das zweite folgt in 15,1); clementiae tuae greift hierbei die Kaiserapostrophe aus der Praefatio (1,1) wieder auf. Nachdem die Aufzählung der Provinzen bisher (Kap. 4 bis 9) – auch aufgrund der historischen Entwicklung der Expansion – auf die westliche Reichshälfte des Valentinian beschränkt blieb, wendet sich Festus nun dem Osten zu. Dieser wird durch den poetischen Plural sceptris tuis explizit als das Herrschaftsgebiet des Valens deklariert (etwas Vergleichbares gibt es für Valentinian nicht). Das Reichsgebiet hatten die Brüder schon bald nach ihrem Herrschaftsantritt untereinander aufgeteilt, vgl. Them. or. 6,74b und Amm. 26,5,1–4 mit J. Matthews, The Roman Empire of Ammianus, Baltimore 1989, 190 f. und Lenski, Failure of Empire 26 f. Nun werde ich Zur Funktion des nunc, das den Beginn des Binnenproömiums markiert, s. Komm. zu 15,1 Ich weiß nun. östlichen Gebiete … Provinzen Pleonastisch und in geradezu panegyrischer Manier beschreiben gleich drei Akkusativ-Objekte den Osten als das Herrschaftsgebiet des Valens. Gerahmt wird Oriens von dem poetisch gefärbten Ausdruck Eoas partes, der die „östlichen Provinzen“ meint (vgl. den Boeft, Commentary on Ammianus XXVI, 101; E. Löfstedt, Late Latin, Oslo 1959, 113), und von den explizit genannten provincias, die durch Periphrase („zur aufgehenden Sonne hin gelegen“) als ‚östliche‘ charakterisiert sind, vgl. etwa Eus. vit. Const. 4,50. Möglicherweise wird hier bewusst an einen Grundsatz aus der Schultradition der topographischen Enkomiastik angeknüpft, wonach an einer östlich gelegenen Region die Tatsache zu preisen ist, dass sie als erste von der Sonne beschienen wird, vgl. Men. Rhet. 1,2 (καὶ μὴν εἰ μὲν ἀνατολικὴ εἴη, ὅτι πρώτη αὕτη ἡλίῳ ἐντυγχάνει) und Lib. or. 11,16: „Denn niemand wird bestreiten, daß derjenige Teil der Erde der beste ist, auf den der Sonnengott bei seinem Aufstieg zuerst stößt“ (Übers. nach Fatouros / Krischer).

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den Drang deiner Güte, den du zu ihrer Erweiterung hast Der römische Kaiser legitimierte sich seit Augustus über seinen Erfolg im Krieg als Schützer und Mehrer des Reiches, vgl. August. RG 26,1; Maier, Palastrevolution 16–23 und Nickbakht, Einleitung (KFHist B 2) 11. Neben dieser allgemeinen Erwartungshaltung gegenüber dem Kaiser, die Festus zum Ausdruck bringt, indem er Valens die Absicht zur Reichserweiterung unterstellt, stand Valens außerdem vor der besonderen Situation, dass unter seinem Amtsvorgänger römisches Territorium im Osten eingebüßt worden war. Dies ist mitzudenken, wenn Festus vom ‚Erweitern der Provinzen‘ (in iisdem propagandis) spricht, denn damit wird unweigerlich Mesopotamia in Erinnerung gerufen, das durch den Vertrag von 363 in völliger Verkehrung der römischen Herrschaftsideologie nicht vergrößert, sondern verkleinert worden war. Daher steht hier zwischen den Zeilen die unverkennbare Aufforderung an Valens, die ehemalige Reichsgrenze in Mesopotamia wiederherzustellen und noch möglichst weit darüberhinaus auszudehnen, vgl. Komm. zu 3,4 der gesamte Osten. (2) partum haberet Beim Partizip Perfekt partum und habere handelt es sich an dieser Stelle wohl nicht um eine periphrastische Bildung des Perfekts, sondern um ein prädikativ verwendetes Partizip bei habere in der Bedeutung „besitzen“ (vgl. ThLL s. v. Sp. 2425,33–26,73); so richtig Fele, Il breviarium 312. vindicata Das Verb vindicare bedeutet hier und c. 23,2 im juristischen Sinn „in Anspruch nehmen, sich zueignen“, vgl. Fele, Il breviarium 312. durch das Bündnis mit König Attalos … im Testament des Attalos Durch die Komprimierung der historischen Sachverhalte und fehlende Diskriminierung zwischen Attalos I. und Attalos III. (vgl. Eutr. 3,14,4 und 4,18) kann der Eindruck entstehen, es handele sich bei Attalus um ein und dieselbe Person. (3) populis experti Die seltene Konstruktion von experiri mit Ablativ kommt erst im Spätlatein vor und ist möglicherweise aus Analogie zum folgenden uti gebildet, vgl. ThLL s. v. experior Sp. 1682,7–10 und Fele, Il breviarium 315. auxiliatoribus Im Zusammenhang mit dem Krieg bedeutet auxiliator gemäß ThLL s. v. Sp. 1615,82–16,5 so viel wie „Verbündeter“, vgl. auch Fele, Il breviarium 316. Lydia, der alte Königssitz Zum Plural regnorum vgl. Sall. hist. fr. 3,72 Maurenbr. Lydiae regna (= fr. 3,52 McGushin ‚kingdom of Lydia‘) und die Kommentare zu 26,2 regna und Reich Babylons.

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11. (3) resonat Das Verb resonare in der Bedeutung „andeuten, bedeuten“ kommt sonst noch Prob. inst. gramm. 4,95,18 vor, vgl. Souter s. v. und Fele, Il breviarium 321. praebuissent Der Konjunktiv im quod-Satz – der einzige Fall im gesamten Werk des Festus – ist entweder, was im Spätlatein oft vorkommt, unbegründet und verleiht der Aussage in Relativ- und anderen Gliedsätzen keine besondere Färbung (vgl. dazu K.-St. 2,309 und H.-Sz. 575) oder ist ein obliquer Konjunktiv und deutet eine Unsicherheit des Festus an, der für diese Aussage keine Verantwortung übernimmt, sondern die Fokalisation einem anderen nicht weiter spezifizierten Subjekt überlässt. Dieselbe Unsicherheit äußert an der Parallelstelle Flor. epit. 1,27,4 fuerint inter auxilia regis Antiochi an fuisse cupidus triumphi Manlius Vulso simulaverit, dubium, vgl. dazu auch Fele, Il breviarium 321. auf den Berg Magaba, der jetzt Modiacus genannt wird Mit dem Zusatz bezüglich des neuen Namens erweitert Festus sein Quellenmaterial (vgl. Flor. 1,27,5 Tolostobogi Olympum, Tectosagi Magabam insederant), ohne dass ersichtlich ist, weshalb er dem unbedeutenden Bergmassiv in der Nähe von Ancyra besondere Beachtung schenkt, vgl. Raimondi, Il Breviarium di Festo 198 Anm. 28. der Proprätor Lollius Die Angabe pro praetore ist etwas missverständlich, handelt es sich dabei nicht um die republikanische Promagistratur, sondern um das unter Augustus neu geschaffene Amt des legatus Augusti pro praetore, vgl. Bleicken, Augustus 326. Die fast gleichlautende Formulierung bei Eutr. 7,10,2 lässt darauf schließen, dass Festus die Angabe von ihm oder ihrer gemeinsamen Quelle übernommen hat und sich über die genauen Begrifflichkeiten nicht im Klaren war. (4) primum Zwar überliefern die wichtigsten Handschriften prädikativ gebrauchtes primi (ähnlich c. 4,1 prima), während η primο hat. Da Festus nachher postea schreibt, sollte analog zu c. 5,1 und 14,1 – was Wagener vorgeschlagen und Fele, Il breviarium 326 übernommen hat, primum stehen. Apafrace Die von den Handschriften überlieferte Form des Namens des kappadokischen Königs (apafrace in B, epafrace in G und P, afrace in E und africae in W), den Eutrop 6,4,2 Ariaratus nennt, ist wohl eine falsche Transkription von Αριαραθε (so Eadie, The Breviarium 38 und ders., Komm. 122). Arnaud-Lindets korrigiert die Überlieferung und schreibt den historisch richtigen Namen Ariarathe, was aber nicht sinnvoll ist, da der Fehler wohl auf Festus selbst zurückgeht. Daher halten alle übrigen

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modernen Editionen an Apafrace bzw. Epafrace (Förster und Wagener, da Iord. Rom. 225 Epafra schreibt) fest. cognominaretur Fele, Il breviarium 330 f. fragt sich, ob das von β überlieferte cognominaretur gegenüber dem nuncuparetur von ε tatsächlich die bessere Lesart sei, da nuncupare ein Wort des klassischen Lateins sei. Indessen wird cognominari, das in diesen Fällen der Terminus technicus ist, ebenso c. 5,3; 12,2; 21,2 verwendet, während nuncupare an keiner weiteren Stelle bei Festus vorkommt. Daher ist die Lesart von β vorzuziehen. unter König Apafrace Hinter der Korruptel Apafrace verbirgt sich der Name des Königs Ariarathes, wie aus dem Kontext zu erschließen ist, vgl. Eadie, Breviarium 122 und Fele, Breviarium 326 f. Entsprechend hat Arnaud-Lindet Ariarathe konjiziert, wobei wohl eher die Schreibweise Ariarate ohne h im Text stand (vgl. Eutr. 4,6,2 Ariaratus), da die überlieferte Endung -race eine Verwechselung der Buchstaben t und c nahelegt (vgl. Aur. Vict. 2,3 die Korruptel de farnace für den Namen Tacfarinate). Unklar ist lediglich, ob Ariarathes IV. oder Ariarathes V. gemeint ist. Kaiser Claudius Caesar Die auffällige Benennung des Tiberius (Claudius Nero) als Claudius Caesar dürfte fehlerhaft sein, zumal in 19,1, wo dieser Name erneut vorkommt, die Verwechselung mit Gaius Caesar evident ist, siehe Komm. zur Stelle. 12. (1) quemadmodum – perrexit Wie in der Umgangssprache steht auch im Spätlatein bei indirekten Fragen der Indikativ anstelle des Konjunktivs, vgl. H.-Sz. 537–9. Bei Festus ist dies allerdings der einzige Fall, weshalb auch eine Textverderbnis denkbar ist und man perrexerit schreiben könnte. consequenti locorum magis quam temporum servata digestione Der Ablativ des Partizips Präsens von consequi „aufeinanderfolgen“ wird als Hyperbaton mit dem absoluten Ablativ servata digestione verbunden, wobei digestio hier „Einteilung, Anordnung“ (vgl. ThLL s. v. Sp. 1121,69– 82, der diese Stelle Sp. 1121,74 f. erwähnt) bedeutet, verbunden, vgl. dazu Fele, Il breviarium 336 f. (2) intra Taurum Wie in c. 3,1 bezeichnet intra die Gebiete, die innerhalb einer bestimmten Begrenzung, hier des Taurusgebirges, liegen, vgl. dazu Fele, Il breviarium 340. (3) piratis ac praedonibus maritimis Die beiden Substantive piratis und praedonibus maritimis sind Synonyme, wobei praedonibus maritimis die lateinische Übersetzung des griechischen πειρατήϲ ist. Da diese syno-

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nymische congeries ebenso Arnob. nat. 6,23 a piratis maritimisque praedonibus (vgl. auch Isid. orig. 10,220) vorkommt, handelt es sich wohl nicht um eine Glosse, vgl. Fele, Il breviarium 343. 13. (1) avarius magis quam iustius An dieser Stelle findet eine Kontamination zwischen den beiden Konstruktionen avarius quam iustius und magis avare quam iuste (vgl. Amm. 14,8,15 avide magis … quam iuste) statt, die der Aussage Prägnanz und Emphase verleiht, vgl. dazu H.-Sz. 163 und Fele, Il breviarium 349. So erlangten wir das Recht … mehr auf habgierige als auf gerechte Weise Aus der Zypernepisode lässt sich nicht entnehmen, dass Festus die Eroberung fremden Territoriums, wenn sie aus reiner Habgier motiviert ist, als verächtlich erachtet. Was er an der Aneignung Zyperns jedoch missbilligt, ist die Tatsache, dass die Insel nicht auf gewaltsamen Weg erworben wurde, vgl. Flor. epit. 1,44,1 (Cypros recepta sine bello). Denn nur durch einen Krieg, in dem die Römer durch ihre überlegene Kampfkraft den Gegner niedergerungen hätten, wäre eine anschließende Übernahme des fremden Eigentums als Siegesbeute rechtmäßig gewesen, vgl. dezidiert 10,2. Das war in diesem Fall aber nicht gegeben und genau darauf will Festus hinaus, wenn er feststellt, die Römer seien „mehr auf habgierige als auf gerechte Weise“ in den Besitz Zyperns gelangt (vgl. auch Ammian, dessen Wortwahl aber vermutlich auf Festus beruht [14,8,15 nec piget dicere avide magis hanc insulam populum Romanum invasisse quam iuste])1. Denn der zypriotische König Ptolemaios gab in Anbetracht der Geldforderungen und Gewaltandrohung aus Rom durch seinen Selbstmord der römischen Habgier nach und verunmöglichte damit ein militärisches Kräfteringen, vgl. zu den historischen Ereignissen R. Fehrle, Cato Uticensis, Darmstadt 1983, 141–53. Festus’ Meinung zum Erwerb Zyperns offenbart eine andere Vorstellung von Rechtmäßigkeit, als es oberflächlich betrachtet den Anschein haben könnte. Folglich ist es modern gedacht, wenn das Adverb avarius von Bettenworth / Schenk substantivisch als „aus Habgier“ übersetzt wird. Die bellizistische Mentalität des Festus wird auch von Grote, Another look 710 sowie von Elm, Death and the Tigris 184 verkannt, die Festus’ „jingoistic encouragement“ (Bird, Eutropius and Festus 20) in Frage stellen. (3) iudex In der Kaiserzeit werden mit iudex neben dem Richter auch andere Ämter wie z. B. dasjenige des Statthalters bezeichnet, vgl. ThLL s. 1

Zum Nachweis, dass Festus von Ammianus rezipiert wurde, siehe Kelly, Roman world 85–9.

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v. Sp. 599,84–600,53, der diese Stelle Sp. 600,25 anführt, ebenso c. 19,3 und Eutr. 7,7 hunc primum Aegyptus Romanum iudicem habuit. 14. (1–7) Als integraler Bestandteil der historischen Schilderung über die territoriale Ausdehnung des römischen Reiches, schließt Kapitel 14 die Übersicht über die östlichen Provinzen (Kap. 10–14) ab. Es ist mithin kein „reine[s] Übersichtskapitel … für die Konflikte mit den Parthern/Persern“ (so Mouchová, Das Breviarium des Festus 146), wie die Wiederholung diverser Details in späteren Kapiteln vielleicht suggeriert. Diese ‚Dubletten‘ erklären sich vielmehr daraus, dass der zweite Teil des Werks ein separates Gebilde ist, das aber durch die thematische Nähe zum ersten Teil gewisse Überschneidungen mit sich bringt, vgl. Einleitung 28 f. [M. A. N.] 14. (1) Phylarchen der Sarazenen Der griechische Begriff φύλαρχοϲ bezeichnet das Oberhaupt eines der als ‚Sarazenen‘ bekannten nomadischen Araberstämme, die am Rand der syrisch-arabischen Wüste lebten, vgl. Strab. 16,1,28; Amm. 24,2,4 (phylarchus) sowie 14,4,1 und 22,15,2 (Lebensraum der skenitischen Araber / Sarazenen) mit G. Fisher, Rome, Persia and Arabia. Shaping the Middle East from Pompey to Mohammad, Abingdon 2020 (Index s. v. Saracen; phylarch). (2) Syriae et Da auch c. 16,2 Syriae et aliquanta pars Phoenices der Ländername Syriae im Plural steht (in den meisten Handschriften ebenso c. 3,3; allerdings wird Syrien als geographische Einheit auch im Singular bezeichnet, so c. 12,1; 17,3; 18,1 etc.), kann man gegen den in B und Gp.c überlieferten Singular Försters Korrektur des verderbten siriae et a von E (bzw. syriae a von W) folgen, da der syrische Raum zur Zeit des Festus mehrere Provinzen umfasste, vgl. dazu Eadie, The Breviarium 39 und Fele, Il breviarium 357 f. (3) supra ripas Da die wichtigen Codices B, P und G den Plural ripas haben, braucht man hier und unten § 6 nicht wie Arnaud-Lindet der Tradition ripam von η (sowie V und S) zu folgen. Die mit der Präposition supra gebildete Junktur bedeutet hier analog zu c. 9,2 supra Pontum „am Pontus“ und Eutr. 9,18,1 et cum castra supra Tigridem („am Tigris“, ebenso c. 7,9 supra ripam Rheni „am Rheinufer“, vgl. OLD s. v. supra 1b) „am Ufer des Tigris“. Dagegen fasst Fele supra in der Bedeutung von „jenseits“ (so auch c. 14,6 und c. 24,2, vgl. H.-Sz. 250) auf, ebenso Arnaud-Lindet („au delà de“), Grote, Another Look at the Breviarium 718 („beyond“) und Bettenworth / Schenk („jenseits“), da in c. 14,6 Mesopotamia est restituta et supra ripas Tigridis limes est reformatus, ita ut quinque gentium trans Tigridem constitutarum dicionem adsequeremur die beiden Präpositionen supra

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und trans als Synonyme in der Bedeutung von „jenseits“ verwendet würden. Doch die zusätzliche Angabe des Festus, dass auch Völker jenseits (trans) der Tigrisgrenze – analog zu einigen germanischen Völkern, die jenseits der Rheingrenze siedelten – unter römischem Einfluss standen, ist nur dann sinnvoll, wenn der Historiker etwas präzisiert, was nicht von selbst evident ist, und zwar, dass trotz der Tigrisgrenze die römische Einflusssphäre auch jenseits des Flusses siedelnde Völker umfasste. Auch in c. 24,2 hindert nichts daran, die Stelle so zu deuten, dass mit castra supra Tigridem ausgesagt wird, dass das Lager „am“ und nicht „jenseits“ des Tigris lag. Armenien, Mesopotamien, Assyrien und Arabien Die Nennung der bereits 106 n. Chr. eingerichteten Provinz Arabien nach den drei Provinzen, die im Zuge des Partherkrieges (114–16 n. Chr.) hinzukamen, folgt der EKG (vgl. KFHist B 1 fr. 23), die die Einrichtung der Provinz Arabia zeitlich offenbar hinter die Einrichtung der drei erstgenannten Provinzen datiert, wie aus Eutr. 8,3,2 (... Arabiam postea in provinciae formam redegit) geschlossen werden darf. Die römische Provinz Assyrien ist nur bei Festus und Eutrop sowie Hier. chron. 196b belegt. Sie wird daher in ihrer Existenz etwa von Lightfoot, Trajan’s Parthian War 124 und F. Millar, Roman Near East, Cambridge, Mass. 1994, 101 bezweifelt. Lightfoot 124 f. erachtet es für denkbar, dass die beiden Breviatoren vor dem Hintergrund eines anstehenden Perserfeldzugs unter Valens die Erfolge Traians übersteigert hätten, vgl. Marciak, Sophene, Gordyene, and Adiabene 377. Diese Hypothese würde ausschließen, dass Assyria bereits in der EKG, also vor der Regierung des Valens als Provinz genannt war; vgl. Bleckmann, Komm. zu KFHist B 1 fr. 27 zu der Möglichkeit, dass Assyria eine Erfindung des Eutrop ist, die Festus übernommen hat. Das Fehlen anderer Zeugnisse für diese Provinz könnte aber auch an ihrer Kurzlebigkeit liegen, vgl. Hartmann, Ziele der Orientpolitik Trajans 617. Assyrien ... am Tigrisufer Festus verortet die Grenze zwischen dem römischen und dem parthischen Reich entlang des Tigris (vgl. phil. Komm.), wie in 20,2 bestätigt wird: Demnach ist die Provinz Assyrien inter Tigridem atque Euphraten sita und meint das im südlichen Zweistromland gelegene Asūrestān (d. h. die Landschaft Babylonien), vgl. A. Maricq, Classica et orientalia 6. La province d’«Assyrie» créée par Trajan, Syria 36 (1959) 254–63 und Lightfoot, Trajan’s Parthian War 122, zuletzt Marciak, Sophene, Gordyene, and Adiabene 376 f.; für die Gleichsetzung

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vgl. ŠKZ mpI 2 / paI 2 (Asūrestān) = grI 2 (Ἀϲϲυρίαν); Strab. 16,1,16; Eutr. 10,16,1 und Amm. 23,2,7. Hingegen identifiziert Strobel, Kaiser Traian 442–5 Assyria zunächst als das (überwiegend östlich vom Tigris gelegene) Königreich Adiabene mit den Städten Aššur, Ninive und Arbela, das gemäß Cass. Dio 68,26 durch Traian unterworfen wurde; so auch R. Palermo, On the Edges of Empire, North Mesopotamia during the Roman period, London 2019, 29 und zuletzt Schlude, Rome, Parthia, and the politics of peace 160. Allerdings trug dieses alte assyrische Kerngebiet spätestens seit dem 1. Jh. n. Chr. nicht mehr den Namen Assyria, sondern Adiabene, vgl. Plin. nat. 5,66 und Amm. 23,6,20, unklar Cass. Dio 68,26,4. Gegen die Identifizierung von Assyria mit dem Gebiet der Adiabene spricht ferner Festus’ Verortung des von Lucius Verus eingenommenen Seleukeia am Tigris (vgl. Cass. Dio 71,2,3) in Assyria (21,1) sowie die von Festus (20,2) hervorgehobene Bewässerung Assyriens, die in der beschriebenen Form schwerlich zu der für die „Kargheit ihrer Böden“ (Aur. Vict. 20,16 terrarum macies) bekannten Adiabene passt; vgl. zur notorischen Fruchtbarkeit des Zweistromlands nur Hdt. 1,193; Strab. 16,1,14 und Amm. 23,6,15. Umgekehrt lässt sich aus Eutr. 8,3,2 (... Armeniam, Assyriam, Mesopotamiam cum his gentibus, quae Madenam attingunt) möglicherweise schließen, dass die Adiabene in lockerer Assoziation mit der römischen Provinz Mesopotamia stand. Denn die an Madena (d. h. Media Atropatene) angrenzenden gentes, die offenbar der neuen Provinz Mesopotamia zugeordnet, aber nicht inkorporiert sind (cum), dürften im Gebiet der Adiabene zu lokalisieren sein, vgl. zur Identifikation dieser gentes anders Hartmann, Ziele der Orientpolitik Trajans 618. Denkbar wäre allenfalls ein „military frontier district“ jenseits des Tigris, wie Isaac, The meaning of the terms 360 (= 134) postuliert, auch wenn seine Annahme auf dem irrtümlichen Verständnis der Präposition supra (14,3) als „beyond“ beruht, vgl. ebenso B. Isaac, The Limits of Empire, Oxford 22000, 401. die östliche Grenze am Tigris festgelegt Gemeint ist, dass der Tigris die Grenze des römischen Reiches im Osten bildete, vgl. Petr. Patr. fr. 14 p. 189 Müller. Dass Traian auch „mit dem Ausbau eines befestigten limes Orientalis am Tigris begann“, wie Hartmann, Ziele der Orientpolitik Trajans 619 aus der Formulierung schließt, ist daraus nicht zu entnehmen und überdies auch sehr unwahrscheinlich. so dass wir die Herrschaft über … siedelnden Völker erlangten Während im Friedensvertrag von 298/9 der Grenzverlauf zwischen beiden Reichen wieder entlang des Tigris festgelegt wurde (reformatus), wurden

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zusätzlich weitere fünf Regionen unter römische Oberhoheit gestellt (dicionem adsequeremur), die östlich des Tigris lagen. Vgl. Aur. Vict. 39,36 f., der es bedauert, dass durch Diokletian keine neue Provinz dort eingerichtet wurde, aber auch klarstellt, dass mit den neuen Territorien immerhin „der für uns nützlichere Teil jener Böden erworben wurde.“ Hierbei handelt es sich um Regionen (Satrapien), die zwischen der römischen Provinz Mesopotamien und dem Königreich Armenien lagen. Laut Petr. Patr. fr. 14 p. 189 Müller, der Details aus dem Friedensvertrag nennt, handelt es sich um die Ingilene mit der Sophene, der Arzanene mit (dem Gebiet) der Korduener und die Zabdikene, die größtenteils östlich des Tigris gelegen waren. Vgl. Mosig-Walburg, Römer und Perser 134–140; J. den Boeft, Commentary on Ammianus XXV, 234–7 und U. Weber, Narseh, König der Könige von Ērān und Anērān, Iranica Antiqua 47 (2012) 153–302, hier 238–41. (4) Hadrian … gab aus Neid auf den Ruhm Traians … zurück Die Begründung für die Aufgabe der drei römischen Provinzen (auch in 20,3) entbehrt jedweder Glaubwürdigkeit. Vielmehr wurde Hadrian durch die Einsicht bewogen, dass sich die von seinem Vorgänger in kurzer Zeit eroberten großen Gebiete nicht halten ließen, zumal es bereits unter Traian zu Aufständen und Abfallbewegungen kam, zu deren Niederschlagung jedoch die Ressourcen fehlten, vgl. Strobel, Kaiser Traian 450–69. Für Festus hingegen, der in imperialen Kategorien denkt, kann Hadrian nur aus Missgunst gehandelt haben, zumal Festus den wirklichen Grund für Hadrians Rückzug zur Euphratgrenze, nämlich militärische Notwendigkeit und politische Weitsicht, nicht eingestehen würde. Vgl. auch den Boer, Minor Roman Historians 206 f. Zum Verhältnis zwischen Festus und der ähnlichen Notiz bei Eutr. 8,6,2 („er gab, neidisch auf Traians Ruhm, sofort drei Provinzen auf“) vgl. Bleckmann, Komm. zu KFHist B 1 fr. 27. Wann das Motiv der Eifersucht als Erklärung für Hadrians Entscheidung aufgekommen ist, lässt sich nicht sagen; ebensowenig, ob bereits bei Tacitus eine verdeckte Anspielung darauf vorliegt. Die Kombination von ‚Expansion‘ und ‚Neid‘ findet sich in ann. 1,11,4 im Zusammenhang mit dem Rat des Augustus an Tiberius, die Reichsgrenzen nicht zu erweitern. Tacitus bringt die (unglaubwürdige) Möglichkeit ins Spiel, Augustus habe den Rat aus Missgunst (invidia) erteilt, um Tiberius die Chance auf eigenen militärischen Ruhm vorzuenthalten. (5) quater – quater Die Wendung mit der Wiederholung des Zahladverbs quater wird in den Handschriften nicht einheitlich überliefert; während B das zweite quater auslässt, haben die Codices der Familie von ε

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quantum … quantum. Da im folgenden weder der viermalige Verlust noch die viermalige Rückeroberung Mesopotamiens explizit erwähnt wird, meint Fele, Il breviarium 364, dass hier quater indeterminiert verwendet werde und so viel wie „tante volte fu persa e altrettante riconquistata“ bedeute (wohl analog zur Junktur ter quaterque „wieder und wieder“, um eine ungefähre Zahlangabe zu machen, vgl. H.-Sz. 211), ohne aber konkrete Parallelen für diesen Gebrauch anführen zu können. Da indessen Festus sonst nie approximative Zahlenangaben macht, muss man davon ausgehen, dass er tatsächlich der Meinung ist, dass Mesopotamien viermal unterworfen und ebenso oft verloren worden ist, wie der zweite Teil des Werks (c. 15–29) zeigt, auch wenn er bei der Beschreibung der Kriege die Zahl der Verluste und Eroberungen Mesopotamiens nicht mehr explizit aufzählt. später … wurde Mesopotamien viermal verloren und viermal wiedergewonnen Der genaue Besitzwechsel des stets umkämpften Mesopotamien in der Zeit nach Hadrian und vor Diokletian lässt sich auch aus den ausführlicheren Kapiteln 21–24 nicht vollständig rekonstruieren. (6) constitutarum Zur Verwendung des Partizips constitutus im Sinne von „angesiedelt, siedelnd“ vgl. ThLL s. v. constituo Sp. 523,45–524,21 und Fele, Il breviarium 368. in der Zeit Diokletians … die Herrschaft über fünf jenseits des Tigris siedelnde Völker Vgl. Komm. zu 25,3, wo dieselben Ereignisse etwas ausführlicher geschildert werden. Lediglich hier, da es sich in diesem Werkabschnitt um Territorialfragen dreht, ist die Zahl der Völker jenseits des Tigris genannt, wobei trans Tigridem natürlich aus römischer Perspektive gesehen ist. (7) reservata duravit Die Konstruktion von durare mit prädikativem Partizip bzw. Adjektiv ist nachklassisch, vgl. ThLL s. v. duro Sp. 2297,61–76. Dasselbe gilt auch für das Kompositum perdurare c. 25,3 (vgl. ThLL s. v. perduro Sp. 1295,35–43). (7) bis in die Zeit des vergöttlichten Constantius Dass der Vertrag bis in die Regierungszeit des Constantius II. (337–361) respektiert wurde, wird im zweiten Werkteil in weniger konkreter Form wiederholt, vgl. 25,3 („bis in unsere Zeit“) mit Komm. 15. (1) scio, nunc Das nunc gehört wohl zum folgenden Fragesatz. Als Hyperbaton kommt es auch c. 10,1 nunc Eoas partes totumque Orientem ac positas sub vicino sole provincias qui auctores sceptris tuis paraverint, explicabo vor, wo es als Zeitadverb mit dem Prädikat explicabo zusammengeht. Da auch in c. 30,1 deinceps ore tua, princeps invicte, facta sunt

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personanda der Vokativ zusammengehörige Wörter (tua … facta) trennt, bildet hier der Vokativ kein Hindernis gegen die Verbindung von nunc mit dem folgenden Fragesatz. Anders Fele, Il breviarium 372, die nunc mit scio verbindet und das Adverb auf den Zeitpunkt der Erzählung bezieht. Babyloniae Das von ε überlieferte Substantiv Babyloniae, das die Landschaft oder die Stadt (Belege im hist. Komm. zu 20,2) bezeichnet, wird von den Herausgebern wohl aufgrund der Parallelen c. 20,2 und 26,1 gegenüber dem Adjektiv Babylonia von β bevorzugt, das aber als Adjektiv ebenso mit arma verbunden werden könnte (vielleicht so auch c. 30,2), vgl. Fele, Il breviarium 374. furto Zur Bedeutung von furtum als Synonym von dolus („Hinterlist, Täuschung“) im militärischen Kontext vgl. ThLL s. v. furtum Sp. 1649,42– 67, der diese Stelle Sp. 1649,64 f. anführt. in paucis Die adverbial gebrauchte Junktur in paucis mit der Bedeutung von „in wenigen Fällen“ ist sonst nirgends belegt, wie Fele, Il breviarium 376 anmerkt. Daher sollte man zu in paucis das im Satz zuvor genannte bellorum hinzuziehen und „in wenigen von diesen“ übersetzen. probabis Das Verb probare kann auch „als wahr erkennen“ bedeuten und mit AcI konstruiert werden, vgl. ThLL s. v. probo Sp. 1472,67 f. und Fele, Il breviarium 377. Ich weiß nun ... wohin dein Vorhaben hinzielt Die als Apostrophe an den Kaiser gerichtete Bemerkung bildet das zweite Binnenproömium und leitet den zweiten Werkteil (Kap. 15–29) ein, vgl. Fele, Breviarium 369– 71. Hierzu gehört auch das Adverb nunc, das wie bereits in 10,1 als Signalwort fungiert und die inhaltliche Neuausrichtung der nachfolgenden Darstellung markiert, vgl. etwa Verg. Aen. 7,37; Aetna 188; Mela 1,24; Auson. grat. act. 45 mit Georges s. v. nunc II,1 „zur Vermittelung des Überganges auf eine andere Sache“; OLD s. v. nunc 9c: „introducing a fresh topic“ und R. Risselada, And now for something completely different? Temporal discourse markers: Latin nunc and English now, in: Risselada u. a. (Hgg.), On Latin. FS Harm Pinkster, Amsterdam 1996, 105–25. Im Unterschied zu 10,1 zieht Festus hier jedoch durch die prominente Stellung des scio am Satzanfang die Aufmerksamkeit auf seine Person (vgl. 1,1 parebo): Nun folgt das, was er eifrig und dienstbeflissen über den kaiserlichen Auftrag hinaus noch zusammengetragen hat im (vermeintlichen) Wissen um das, was der Kaiser beabsichtigte. Was dieses Vorhaben ist, wird nicht explizit genannt, aber dass ein Feldzug gegen die Perser gemeint ist, kann aus dem Nachfolgenden erschlossen werden, wobei in

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Wirklichkeit offenbleiben muss, inwieweit es sich um einen festen Entschluss des Valens oder bloß eine paränetische Unterstellung des Festus handelt. Babylon Bereits bei Lucan dient die legendäre Stadt am unteren Euphrat, die als Hauptstadt der Parther präsentiert wird (Lucan. 6,50; 8,225 u. ö.), auch als Metonymie für das Partherreich an sich (Lucan. 1,10), obwohl Babylon nie als persische Hauptstadt fungierte; vgl. irrtümlich Soz. h. e. 6,1,5 („Ktesiphon ist eine große Stadt, die jetzt statt Babylon die Residenz der Perser enthält“). Eine „imperiale Dimension“ Babylons evoziert Lucan zudem im Alexanderexkurs (Lucan. 10,10–52), vgl. Alidoust, Natio molestissima 234 mit Anm. 844. Als Metonymie für das Perserreich dient die Stadt noch im 6. Jh. im Zusammenhang mit dem konstantinopolitanischen Säulenmonument für Justinians Sieg über die Perser, vgl. Anth. Gr. 16,63 ὀλλυμένην Βαβυλῶνα („das zerstörte Babylon“). pila und Pfeile Als Hauptwaffe der berittenen Parther sind Pfeil und Bogen in der römischen Vorstellung so eng mit diesem Volk assoziiert, dass sie schon früh in der Dichtung als stereotypes Attribut dienen, vgl. Catull. 11,6 sagittiferos Parthos, dazu Lerouge, L’image des Parthes 299– 300; aus späterer Zeit, etwa Sen. epist. 36,7 (si in Parthia natus esset, arcum infans statim tenderet); Plut. Crass. 18,3 (βέλη … πτηνά); Nemes. cyn. 74 f. (clausasque pharetras Parthorum laxosque arcus et spicula nulla), Paneg. 12(9),5,3 (Parthorum arma volatica) und Iul. caes. 324 D; mis. 344 A–B. Pfeile können überdies als Synekdoche für die Parther selbst stehen wie umgekehrt das traditionell römische pilum für die Römer, vgl. Liv. 9,19,7; Lucan. 1,7 pila minantia pilis (d. h. römischer Bürgerkrieg); parthische Pfeile sind auch der Schlüssel zur Deutung der ominös brennenden pila in Tac. ann. 15,7,2. Die Bedeutung des pilum als Symbol für das Römertum lebt in der Spätantike fort (vgl. Paneg. 2[12],23,2), obwohl es nicht mehr zur Standardausrüstung des römischen Soldaten gehört, vgl. A. Bongartz, s. v. pilum, ERA 2, 746–50. durch List die Feinde in wenigen Fällen erfolgreich waren Durch das betont am Satzanfang stehende furto werden die Perser von den Römern, die natürlich vera virtute siegen, unterschieden. Gedacht ist wohl konkret an die perfide Irreführung des Crassus (17,1) und des Julian (28,3) durch einen vermeintlichen persischen Überläufer, s. Antiqueira, Festus 305 Anm. 1. Der Anwurf basiert auf dem stereotypen Bild der Perser als hinterlistig und betrügerisch, vgl. etwa Them. or. 11,148d ἐπίβουλόν τε καὶ δολερὸν und generell Alidoust, Natio molestissima 431–3. Hervorhe-

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benswert ist die rhetorisch zugunsten der Römer gestaltete Satzstruktur, gemäß der die Perser mit der ihnen eigenen Perfidie nur wenig Erfolg (paucis) haben, hingegen die Römer stets (semper) mit ihrer genuinen Tapferkeit siegreich sind. Gleichzeitig fällt auf, dass die Perser, obwohl als „Feinde“ bezeichnet, weder hier noch an anderer Stelle als ‚Barbaren‘ umschrieben werden, vgl. Chauvot, Opinions romaines face aux barbares 217. (2) rogavit ac meruit ἀπὸ κοινοῦ ist der zu rogavit passende Zusatz a Lucio Sylla auch auf meruit zu beziehen. Allerdings ist im Spätlatein die Konstruktion merere aliquid ab aliquo durchaus belegt (vgl. ThLL s. v. mereo Sp. 810,54 f. mit Beispielen aus anderen Schriftstellern), vgl. dazu auch Fele, Il breviarium 379. (3) milibus clibanariis An dieser Stelle ist clibanariis als partitive Apposition mit dem unmittelbar davorstehenden milibus verbunden, was volkssprachlich ist und selten in literarischen Texten vorkommt, vgl. H.Sz. 429; bemerkenswert ist darüber hinaus, dass Festus im folgenden centum viginti sagittariorum die Konstruktion variiert. Daher ist das nur von B überlieferte milibus nach viginti und von Bettenworth / Schenk als Bestandteil des ursprünglichen Textes gehalten wird, wohl ein Influenzfehler wegen des milibus vor clibanariis und nicht Teil der Originalfassung des Festus. (4) Madena, einer reichen Gegend der Armenier Mit Madena ist Media gemeint (vgl. 18,3), genauer gesagt Media Atropatene. Die Fruchtbarkeit dieser Region hebt auch Amm. 23,6,29–31 hervor. durch die Melitene … nahm Nisibis … ein Gemeint ist die Landschaft Melitene, nicht die gleichnamige Stadt, vgl. Fele, Breviarium 384. Die Einnahme von Nisibis Ende 69 v. Chr. (vgl. bereits 14,1) ist auch anderweitig bezeugt, vgl. etwa Plut. Luc. 32,3 f. In Anbetracht der Abtretung der Stadt im Jahr 363 an Schapur II. (vgl. 29,2) kommt diesem Detail eine hochaktuelle Bedeutung zu. Denn Festus rechtfertigt den römischen Besitzanspruch auf Nisibis quasi mit historischen Gründen und stellt so die Rechtmäßigkeit der vertraglichen Übergabe durch Jovian implizit in Abrede, vgl. Lenski, Failure of Empire 192–5. Auch Ioh. Ant. fr. 273,2 Roberto weist im Zusammenhang mit der Abtretung der Stadt durch Jovian darauf hin, dass die Stadt schon lange den Römern gehörte. 16. (1) Bosphoron Das griechische Βόϲποϱοϲ wird im Lateinischen oft mit -ph- geschrieben (so c. 16,3 Bosphorianis und 20,2 Bosphorianos, vgl. ThLL s. v. Sp. 2143,61–2145,33). Das von den Codices überlieferte bosforos ist daher mit Recht von Wagener und den ihm nachfolgenden

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Editoren in den Akkusativ Bosphoron gesetzt worden, während Försters Bosporos im Plural von keinem der Paralleltexte (Liv. perioch. 101,1 hat Bosporon, Eutr. 6,12,3 apud Bosphorum, Iord. Rom. 233 Bosforo) gestützt wird, vgl. dazu Fele, Il breviarium 387 f. a milite suo Das Possessivpronomen suus, das „zugehörig“ bedeutet (vgl. H.-Sz. 175), kann auch in einem indeterminierten, partitiven Verhältnis verwendet werden (vgl. K.-St. 1,428 Anm. 5) und wird hier mit „von einem seiner Soldaten“ übersetzt. Ebenso c. 18,3 a gladiatore suo. (2) aliquanta Adjektivisch gebraucht, bedeutet aliquantus „ziemlich groß, beträchtlich“, vgl. ThLL s. v. Sp. 1605,18–35, der diese Stelle Sp. 31 f. anführt, und Fele, Il breviarium 391. (3) icit Försters geringfügige Korrektur des von B und E überlieferten iecit (bzw. ciecit von G und P) zu icit, ergibt zusammen mit foedus eine elegante und im Zusammenhang treffende Junktur. Das von η überlieferte fecit, das wohl eine von einem Kopisten gemachte Verbesserung einer verderbten Form von icit zu sein scheint, ist sekundär und kann daher vernachlässigt werden. 16. (3) weihte er bei Antiocheia den Hain von Daphne Die Äußerung über den heiligen Hain von Daphne und dessen Weihung durch Pompeius fällt etwas aus dem thematischen Rahmen, weil eine Verbindung zu dem Oberthema – die römisch-persischen Kriege – nicht direkt ersichtlich ist. In der Parallelüberlieferung bei Eutrop (6,14,2) ist die Episode in den Kontext der Neuordnung Syriens eingebettet. In diesem Zusammenhang erklärte Pompeius auch die antiochenische Hafenstadt Seleukeia Pieria für frei und ermöglichte die Rückkehr der antiochenischen Geiseln, die die Stadt dem armenischen König gestellt hatte. Geweiht wurde wohl nur das Terrain, das zum bestehenden Hain neu hinzugefügt wurde und unter Umständen erst noch mit Bäumen bepflanzt werden musste. Die Vergabung des Hains an Apoll (Hier. chron. 153e) ist zugleich als Euergetismus gegenüber den Antiochenern zu verstehen. Aus dem Vergleich mit Eutrop geht außerdem hervor, dass Festus den Akt als Weihung besonders hervorhebt (consecravit) und die Reihenfolge der Orte (Jerusalem – Antiocheia) so anordnet, dass die Episode um Daphne den emphatischen Abschluss des Pompeius-Kapitels bildet, vgl. Fele, Breviarium 395. Die Hainweihung könnte mithin aus dem mit den Persern abgeschlossenen Bündnisvertrag heraus zu verstehen sein, der unmittelbar zuvor genannt wird (cum Persis foedus icit). Aber als Begründung für Pompeius’ Entscheidung wird sowohl von Festus wie von Eutrop dessen Gefallen an dem Liebreiz des Or-

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tes genannt. Arnaud-Lindet, Festus 44 Anm. 128 hält es daher für denkbar, dass beide Autoren die Äußerung über den Hain im Hinblick auf Valens getätigt haben, der den Vorort von Antiocheia geschätzt habe, wobei nicht feststeht, ob er vor 371 dort gewesen war, vgl. Amm. 29,1,16 (Aufenthalt in Daphne?) und Kelly, Ammianus 151. Falls diese Erklärung zutrifft (oder handelt es sich um eine Reminiszenz aus Festus’ Amtszeit als syrischer Statthalter?), kann die Erwähnung allerdings nicht als Schmeichelei gewertet werden. Denn Daphne als Ort des paganen Kults in Erinnerung zu rufen dürfte beim christlichen Valens nicht sonderlich wirksam gewesen sein, zumal nur einige Jahre zuvor, als Julian sich in Antiocheia aufhielt, der Apollontempel in Daphne in Brand geraten war und es Konflikte mit der christlichen Bevölkerung gab (Amm. 22,13, 1–4; Philost. 7,8a), vgl. den Boer, Minor Roman Historians 207 und 216. Bettenworth / Schenk, Rufius Festus 25 Anm. 46 machen hingegen auf die Eigentümlichkeit aufmerksam, dass die Eroberung Jerusalems berichtet wird. Dieses ebenfalls nicht direkt zum Oberthema gehörige Detail berichtet Festus aber vielleicht deshalb, weil es sich um die Eroberung einer im Osten gelegenen Hauptstadt handelt, die ins römische Reich inkorporiert wurde, und Festus den Kaiser dazu bestärken möchte, in ähnlicher Weise mit dem persischen Ktesiphon zu verfahren. Lieblichkeit des Ortes und dessen Überfluss an Quellen Den antiochenischen Vorort Daphne preist Libanios im Antiochikos (or. 11,234–42) als das „Allerschönste“ (234), wobei das „Bedeutendste von den Schönheiten Daphnes, ja der ganzen Erde, … die Quellen von Daphne sind“ (240). Vgl. auch G. Schönbeck, Der Locus amoenus von Homer bis Horaz, diss. Heidelberg 1962, bes. 19–33 zur Bedeutung von Quellen und Wasser. 17. (1) inductus An dieser Stelle und c. 28,3 bedeutet das Verb inducere „täuschen, verführen“, vgl. ThLL s. v. Sp. 1242,68–1243,19, der diese Stelle Sp. 1242,75 anführt, und Fele, Il breviarium 399. Der Konsul Marcus Crassus wurde gegen … Perser entsandt Festus stimmt hier mit Eutr. 6,18,1 (M. Licinius Crassus, collega Cn. Pompeii Magni, in consulatu secundo contra Parthos missus est) überein, dass Crassus offiziell mit der Kriegführung gegen die Parther beauftragt war. Allerdings ist es aufgrund anders lautender Quellen in der Forschung umstritten, ob die lex Trebonia von 55 v. Chr. ihn tatsächlich dazu befugte, vgl. H. A. M. van Wijlick, Rome and the Near Eastern Kingdoms and Principalities, Leiden 2021, 67 Anm. 6.

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gegen die sich auflehnenden Parther Die Verwendung des Verbs rebellare bei Festus ist eigenartig. In 4,2 mag die Grundbedeutung (‚sich auflehnen‘; ,sich erheben‘, vgl. ThLL s. v. Sp. 256,9 f. „bellum renovare et inde fere i. q. bellando surgere contra victores belli prioris“) vielleicht noch plausibel erscheinen, vgl. aber Komm. zu 4,2 häufig lehnten sich die Sarden auf. An vorliegender Stelle kann jedoch historisch nicht von einem Akt der Auflehnung gesprochenen werden, vgl. den Boer, Minor Roman Historians 207: „This distortion of the facts (…) arises from the idea that the consuetudo parendi Romanis admitted of no exceptions, a concept that was even then a imperialistic anachronism.“ Richtig hieran ist, dass eine imperialistische Sichtweise vorliegt, aber diese Aussage ist dahingehend zu präzisieren, dass es sich um eine rhetorische Eigenart des Festus handelt, die gegen den Boer („also to be found in Florus“) bei Florus in dieser Form nicht begegnet. Festus verwendet das Verb rebellare, wenn faktisch bloß ‚kämpfen‘ oder ‚Krieg führen‘ gemeint ist, und erzeugt dadurch den Eindruck, als handelten die rebellantes irgendwie unzulässig und würden somit zu Recht bekämpft, vgl. noch 4,3; 5,1 f.; 7,4; 17,1 und 22,2. Als er von der Gesandtschaft … er werde in Ktesiphon antworten Aus der Schilderung der resoluten Antwort des Crassus, wie sie ähnlich etwa auch bei Plut. Crass. 18,1 f. begegnet, lässt sich nicht herauslesen, dass Festus das Verhalten des Crassus missbilligt, anders Grote, Another look 717. Im Gegenteil zeugt Crassus’ Antwort von einer selbstüberzeugten römischen Haltung, die zudem dadurch gerechtfertigt ist, als das Fehlverhalten bei den Parthern liegt, da sie sich „aufgelehnt“ haben. Dabei verhielt es sich historisch andersherum, weil die Aggression von römischer Seite ausging (vgl. Plut. Crass. 16,4; Cass. Dio 40,12). Ob die Verkehrung der Faktenlage von Festus stammt oder eher quellenbedingt ist, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Die Notiz bei Eutr. 6,18,1 (siehe voriges Lemma) spricht eher dafür, dass Festus lediglich seiner Quelle gefolgt ist, allerdings das Attribut rebellantes hinzugefügt hat. In jedem Fall wird die von Crassus an den Tag gelegte Gesinnung im Geiste von debellare superbos (Verg. Aen. 6,853) gebilligt und Crassus hierdurch quasi zu einem Vorläufer des unnachgiebigen Konstantin, vgl. 26,2. Auf Festus geht die Nennung Ktesiphons zurück, denn bei Flor. 1,46,5 wird als Zielort die Stadt Seleukeia genannt (vgl. auch Plut. Crass. 18,2 und Cass. Dio 40,16,3), die jedoch im 4. Jh. bedeutungslos und längst von Ktesiphon abgelöst worden war, vgl. Hauser, Art. Seleukeia-Ktesiphon 239 f. Festus hat den Namen nicht „carelessly“ verändert, wie Eadie, Breviarium 76 erwägt, sondern

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vorsätzlich aktualisiert und im Hinblick auf sein bellizistisches Anliegen gewählt. (2) et Zum adversativ verwendeten et in der Bedeutung von et tamen, vgl. H.-Sz. 481. ut, quia Das von B und E überlieferte ut quia hat nur Arnaud-Lindet gewählt, während Eadie und Fele auf Grund des von G, P und η überlieferten Relativums qui die Form ut qui bevorzugen, weil Festus sonst nie quia verwende und quia in c. 4,5 und 7,4 in (den allerdings jüngeren Codices) W und K eine Varia lectio von qui ist und sich darauf das nachfolgende Demonstrativpronomen eius bezieht, so Fele, Il breviarium 404, die auf eine ähnliche Formulierung bei Flor. epit. 1,46,11 ut cuius animus arserat auri cupiditate, eius etiam mortuum et exsangue corpus auro ureretur hinweist. Vielleicht ist wegen des folgenden ardens das Relativum qui als quia oder umgekehrt durch Haplographie quia ardens als qui ardens gelesen worden. Da aber einerseits ut quia in den beiden ältesten Codices beider Familien steht und der Kausalsatz im Text einen guten Sinn ergibt, andererseits die Parallele aus Florus trotz der Ähnlichkeit nicht wörtlich übereinstimmt, sollte man trotz der hier dargelegten Bedenken der Wahl von Arnaud-Lindet folgen. (3) Lucius Cassius, der Quaestor des Crassus Gemeint ist C. Cassius Longinus, der ein Unterkommandeur in der Schlacht bei Karrhae war und anschließend die Überlebenden ins römische Reich zurückführte, vgl. etwa Vell. Pat. 2,46,4 reliquias legionum C. Cassius … tum quaestor, conservavit. Das falsche Praenomen erklärt sich wohl aus einer irrtümlichen Auflösung des C, das für ein L gehalten wurde. Derselbe Vorgang erklärt den falschen Namen des Tiberius in Aur. Vict. 3,16, wo das irrtümliche Titus Claudius aus T. Claudius hervorgegangen sein muss, vgl. Scardino, Komm. (KFHist B 2, 160) zur Stelle. 18. (1) confugerat Während das von B überlieferte Verb confugere auch c. 6,1; 7,2; 11,3 und das von ε gewählte fugerat auch c. 16,1 vorkommt, wird das von G, P, V, S, und A überlieferte, ebenso sinnvolle refugerat von Festus sonst nirgends verwendet. Daher sollte man die Lesart des Codex B wählen, auch wenn Fele, Il breviarium 410 f. aufgrund rhythmischer Überlegungen refugerat bevorzugt. (2) Capro Da nirgends ein Berg Caper bzw. Caprus belegt ist, haben schon die neuzeitlichen Editoren und Kommentatoren wie Verheyk, Rufus Festus 732 Tauro vorgeschlagen, was Förster und Wagener übernommen haben. Da aber auch diese Lesart das Problem des Ortes der Schlacht nicht

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löst, haben Eadie und mit ihm die neuesten Herausgeber mit Recht das überlieferte Capro vorgezogen, vgl. dazu Eadie, The Breviarium 39 f. und Fele, Il breviarium 412. damit der Tod … niemals ungesühnt bleibe Der explikative Zusatz, den die Parallele bei Eutrop (7,5) nicht aufweist, ist bezeichnend für Festus’ Haltung und darf als ein Appell an Valens’ Pflichtgefühl verstanden werden, den von feindlicher Hand getöteten Julian (vgl. 28,3) zu rächen. Auf diese Weise wird die Notwendigkeit eines Feldzugs gegen die Perser auch moralisch gestützt und dieser gleichsam zu einem Akt der pietas stilisiert. (3) post Das von B, G und P überlieferte temporale Adverb post ist wie in c. 4,2 gegenüber dem syntaktisch sinnlosen per von E und verum von η, das eine sekundäre Konjektur des von E überlieferten per zu sein scheint, vorzuziehen. Ebensowenig sinnvoll ist auch verum post von Arnaud-Lindet, wie Reeve, Rez. Arnaud-Lindet 512 und Fele, Il breviarium 415 im Gegensatz zu François, Rez. Arnaud-Lindet 417 bemerkt haben. a gladiatore suo Vgl. dazu Komm. c. 16,1 a milite suo. durch Hunger, Seuche und Unwetter bedrängt Dass es sich bei den widrigen Umständen um „divine punishments“ handelt, die Antonius trafen, weil er „should not have invaded Media“, so Grote, Another look 713 f., ist fraglich. Denn es ist nicht ausgemacht, dass „Hunger, Seuche und Unwetter“ hier oder bei zeitgenössischen Autoren überwiegend als göttliches Wirken anzusehen sind, zumal Antonius den gescheiterten Feldzug überlebt. Außerdem spricht der imperialistische Tenor der Schrift gegen die Annahme, Festus würde unterschwellig vor zu ehrgeizigen Eroberungsplänen warnen, vgl. Mouchová, Das Breviarium des Festus 150 zu diesem und anderen römischen Missgeschicken: „Die Darstellung dieser Misserfolge ist weniger warnendes Memento, sondern soll das Bewusstsein festigen, dass die Verhältnisse im Osten trotz Rückschlägen zuletzt doch immer wieder stabilisiert werden konnten.“ von einem seiner Gladiatoren Laut Plut. Ant. 48,5 handelte es sich um einen Freigelassenen aus der Gruppe „der Waffenträger“ (δορυφορούντων) namens Rhamnos, der offenkundig zu den Leibwächtern des Antonius zählte. Die Formulierung ab gladiatore suo ist vermutlich direkt aus Florus (epit. 4,10,10) übernommen, der die Episode ebenfalls erzählt. Ob die Anekdote historisch ist, wie H. Bengtson, Marcus Antonius, München 1977, 203 annimmt, bleibt dahingestellt. Eine Bewertung der Episode fällt jedenfalls nicht leicht. Einerseits kann das Ansinnen des Antonius,

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sich bei drohender Gefangenschaft töten zu lassen, als Feigheit betrachtet werden; Antonius’ erfolgloser Feldzug und sein unmännliches Verhalten bedingen sich dann quasi gegenseitig. Diese Sichtweise würde mit Florus übereinstimmen, der vermutlich hier die Quelle ist. Andererseits lässt sich Antonius’ Rückzug aus Madena auch als positiver Kontrast zu der schmachvollen Rückkehr Jovians betrachten, der bereitwillig einem nachteiligen Friedensvertrag zustimmte (vgl. 29,2), während hingegen Antonius unter schwierigeren Bedingungen eher den Tod zu wählen bereit war; anders Grote, Another look 717. 19. (1) Unter Octavianus … verschwor sich Armenien mit den Parthern Gemeint sind die armenischen Thronwirren, als Augustus um 6/5 v. Chr. nach Tigranes’ III. Tod Artavasdes III. als König einsetzten wollte, aber die Parther dem Gegenkandidaten Tigranes IV. den Rücken stärkten. Mit conspiravit wird ausgedrückt, dass Armenien mit parthischer Unterstützung eine Politik verfolgte, die den Interessen Roms zuwiderlief, vgl. Cass. Dio 55,10,18. Nach dem Tod des Tigranes IV. setzte Gaius Caesar im Jahr 1 n. Chr. Ariobarzanes II. als König über Armenien ein; vgl. August. RG 27,2: „ebendieses Volk (sc. Armenier), das danach abfiel, einen Aufstand unternahm (rebellantem) und von meinem Sohn Gaius niedergezwungen wurde, übergab ich dem König Ariobarzanes zur Herrschaft“; dazu Bleicken, Augustus 608 und Cooley, Res Gestae Divi Augusti 230–33. (2) pro Zur kausal verwendeten Präposition pro in der Bedeutung von ob (ebenso c. 26,2 pro adsiduis eruptionibus), die vor allem im Spätlatein verbreitet ist, vgl. H.-Sz. 270. praeficeret Der Wechsel zwischen den Verbformen im Konjunktiv Plusquamperfekt (sedasset und dedissent) und dem Konjunktiv Imperfekt praeficeret im cum-Satz zeigt an, dass die ersten beiden Handlungen abgeschlossen waren, während mit dem Imperfekt die Handlung als habituell bzw. durativ und als noch nicht abgeschlossen geschildert war. Vgl. zum Wechsel des Tempora in abhängigen Sätzen auch H.-Sz. 551–53. erant, cum Parthis Während Förster und Wagener nach Parthis ein Komma setzen, also glauben, dass diese zum Relativsatz gehören, haben Eadie und Arnaud-Lindet mit Recht das Komma nach erant gesetzt, vgl. ebenso Fele, Il breviarium 419. tunc temporis Ein temporales Adverb, das durch einen partitiven Genetiv erweitert wird, kommt erst im Spätlatein vor (etwa Apul. met. 3,4 nihil tunc temporis amplius quam flere poteram), vgl. H.-Sz. 57 und Fele, Il breviarium 420.

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iudices Vgl. dazu Komm. c. 13,3 iudex. ex instituto Da sowohl der bloße Ablativ instituto (so in B und ε) als auch ex instituto (so in G und P) schon in klassischer Zeit ohne Bedeutungsunterschied belegt sind, kann man für die Lesart von G und P einzig anführen, dass der Verlust der Präposition einfacher anzunehmen ist als der Zusatz derselben in B, so Fele, Il breviarium 420 f. (2) Claudius Caesar, der Enkel des Augustus Zweifellos ist mit ‚Claudius Caesar‘ der Augustusenkel Gaius Caesar gemeint, vgl. ArnaudLindet, Festus 27 Anm. 143. Offenkundig liegt eine Namensverwechslung mit dem Stiefsohn Tiberius vor, der bereits in 11,4 irrtümlich „Claudius Caesar“ heißt, dessen volle Namensform Claudius Tiberius Nero lautet (vgl. Aur. Vict. 2,1). Der Fehler scheint daher zu rühren, dass Tiberius ebenfalls unter Augustus zur Regelung der armenischen Verhältnisse in den Osten entsandt worden war und mit den Parthern verhandelt hat, vgl. Vell. Pat. 2,94,4 und Tac. ann. 2,3,2 mit Bleicken, Augustus 357. Tiberius’ Orientmission, die zeitlich zwischen Marcus Antonius’ Feldzug (18,2) und Gaius’ Orientmission (19,1) fällt, aber in Festus’ historischer Übersicht merkwürdigerweise unerwähnt bleibt, könnte mit der Orientmission des Gaius Caesar vermengt worden sein. Daher ist es fraglich, ob die Ursache für den falschen Namen bloß in „a mistaken expansion of ‚C. Caesar‘ in a Latin text“ liegt, wie Cameron, The Last Pagans of Rome 665 f. meint, der die Fehlerquelle bereits bei der EKG vermutet, vgl. hierzu Bleckmann, Komm. (KFHist B 1) zu fr. 2 g mit Hinweis auf dieselbe Namensverwechslung in der Chronik des Synkellos. die Armenier, … zusammen mit den Parthern ihm unterworfen Die überzogene Behauptung, Armenier und Parther hätten sich Gaius Caesar und damit der römischen Vorherrschaft unterworfen, verzerrt die 1/2 n. Chr. getroffene Regelung zwischen Rom und dem Partherreich zugunsten einer überbewerteten römischen Vormachtstellung. Festus folgt hier bereitwilllig der augusteischen Darstellungsweise, die die eigene Politik gegenüber auswärtigen Mächten stets als überlegen und siegreich propagierte, vgl. Schlude, Rome, Parthia, and the politics of peace 106–9. Die Bemerkung, dass die Armenier „damals ziemlich stark waren“, scheint von Festus hinzugefügt worden zu sein, weniger um die Leistung des Gaius Caesar aufzuwerten, als den Unterschied zur aktuellen Lage um 370 hervorzuheben (vgl. Amm. 27,12,15 zur Präsenz römischer Truppen in Armenien).

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20. (1) Romani exercitus sacramento Der subjektive Genetiv Romani exercitus gehört zu sacramenta und bezeichnet den Fahneneid des römischen Heeres (ähnlich Cic. off. 1,11,36 militiae sacramento). Nero, … allerschändlichsten Kaiser Mit der in Erinnerung gerufenen Stigmatisierung Neros wird vorab auf das von ihm zu verantwortende Desaster eingestimmt, nämlich den ‚Verlust‘ Armeniens und die ‚Demütigung‘ römischer Legionen durch die Parther. Beide Ereignisse gehören zusammen (tunc) und beziehen sich auf die Kapitulation des L. Caesennius Paetus (PIR2 C 173) im Jahr 62. Paetus wurde nach seinem Einmarsch mit zwei Legionen nach Armenien im Winterlager bei Rhandeia von den Parthern belagert und kapitulierte. Tacitus, der die Ereignisse in ann. 15,7–17 ausführlich schildert, berichtet im Zusammenhang mit dem vereinbarten Abzug des römischen Heeres aus Armenien, dass ein Gerücht kursierte, laut dem „die Legionen unter das Joch geführt worden“ seien (ann. 15,15,2); bei Sueton wird das vermeintliche Prozedere als Tatsache berichtet (Suet. Nero 39,1). Hierbei handelt es sich um einen alten italischen Ritus, der schwerlich von den Parthern an den Römern vollzogen wurde. Vgl. zu dieser Form der symbolischen Kapitulation der unterlegenen Soldaten Liv. 3,28,11 und 9,5,8–14. Zum Fahneneid, den die Soldaten durch ihre Kapitulation gebrochen haben, vgl. Ch. Raschle, s. v. Oath: Late Empire, ERA 2, 707–8. Wie die Falschangabe zur ‚Unterjochung‘, die über die EKG (vgl. unten Eutr. 7,14,4) aus Sueton stammen dürfte, basiert auch der ‚Verlust Armeniens‘ letztlich auf Sueton. Allerdings hat Festus’ Quelle die suetonische Äußerung nicht vollständig wiedergegeben. Sueton berichtet nämlich, dass Armenien unter Nero verloren ging, aber auch wiedergewonnen wurde (Suet. Nero 40,2 amissa ac rursus … recepta). Gemeint ist, dass nach der Paetus-Kapitulation eine neue Vereinbarung zwischen Nero und dem Partherkönig Vologaeses I. hinsichtlich Armeniens getroffen wurde (vgl. Tac. ann. 15,27–31) und Tiridates, der Bruder des Vologaeses, folglich das Diadem als Herrschaftszeichen des armenischen Königtums von Nero in Empfang nahm (Suet. Nero 13), vgl. Bettenworth / Schenk, Rufius Festus 120. Eadie, Breviarium 138 nimmt an, Festus habe die Investitur des Arsakiden Tiridates als Verlust Armeniens gedeutet. Da jedoch auch Eutrop (7,14,4 Armeniam Parthi sustulerunt legionesque Romanas sub iugum miseruntur) nur vom Verlust Armeniens spricht, liegt die Annahme näher, dass Festus hier seiner Quelle blind gefolgt ist. Die Quintessenz lautet, dass ein Kaiser, der schlecht ist, dementsprechend auch den Verlust von römischen Territorium zulässt und umgekehrt.

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(2) post Augustum Die Präposition post wird hier und weiter unten post Alexandrum in temporaler Funktion brachylogisch gebraucht und bedeutet „nach der Zeit bzw. dem Tod des Augustus“, vgl. zu dieser Konstruktion H.-Sz. 243 und Baldwin, Festus 216. Anthemusium Aufgrund der Parallele in Eutrop 8,3,1, der Anthemusium hat, behalten die meisten modernen Herausgeber das von P, G und ε überlieferte anthemusium (in themusium von B ist eine sekundäre Korruptel). Dagegen schreibt Wagener aufgrund von Ἀνθεμουϲίαν in Paeanios’ Eutropübersetzung Anthemusiam, weil auf griechisch nur das Feminin Ἀνθεμουϲία belegt ist (so etwa in Strab. 1,27), vgl. ThLL s. v. Anthemusium Sp. 165,48 f., der aus der von Festus überlieferten Form ein eigenes Lemma macht und vom Femininum Anthemusia Sp. 165,45 f., das etwa bei Plin. nat. 5,86 oder Amm. 14,3,3 überliefert wird, unterscheidet, vgl. auch Fele, Il breviarium 433 f. optimam ThLL s. v. opimus Sp. 710,27–40 gibt weitere Beispiele für die Verwendung des Adjektivs bei Ländern, Städten, Äckern usw. an. Zwar kommt auch Amm. 31,6,4 die Junktur opimas regiones vor, doch angesichts der an dieser Stelle konvergenten Überlieferung und der Tatsache, dass die Aussage des Satzes mit optimam ebenso sinnvoll ist, halten wir am überlieferten Text fest, vgl. aber hist. Komm. nach Augustus ... anspannte Gemeint ist, dass erstmals nach Augustus wieder Gebietserweiterungen stattfanden. Diese Einschätzung fand sich auch in der EKG, wie die Parallele bei Eutrop (8,2,2) nahelegt: Traian „verschob lang und weit die Grenzen des römischen Reiches, das nach Augustus (post Augustum) eher verteidigt als in rühmlicher Weise erweitert worden war.“ Allerdings findet sich diese Feststellung bereits auch bei Florus, dessen Werk Festus nachweislich verwendet hat, vgl. Peter, Die geschichtliche Litteratur 135 und Fele, Breviarium 52. Florus beschreibt in seiner Praefatio den angeblich nach Augustus’ Tod nachlassenden Expansionsdrang Roms mit der rühmlichen Ausnahme von Traian, unter dessen Herrschaft das römische Volk noch einmal seine „Muskeln anspannte“ (movit lacertos, epit. praef. 8). Diese metaphorische Formulierung ist Teil der von Florus bemühten Analogie, die Geschichte des römischen Volkes mit den Altersstufen eines Menschen zu parallelisieren (epit. praef. 4); die Metapher wird von Festus jedoch vom gesamten Volk auf die Person des Kaisers übertragen, der bei ihm zum alleinigen Agens der militärischen ‚Kräfte‘ des Staates wird. Auf diese Weise formt Festus die ältere Vorlage für die Zwecke seines eigenen Werkes um, das einem Kaiser gewidmet ist,

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der gerade dabei ist, in die Fußstapfen Traians zu treten, vgl. den Boer, Minor Roman Historians 205. Historisch trifft die Aussage allerdings nicht wirklich zu, weil auch unter Tiberius, Claudius, Nero und den Flaviern neue Provinzen hinzukamen, wenn auch nicht in dem großen Stil und mit dem militärischen Aufwand wie unter Traian. Anthemusien Das halbautonome Fürstentum Anthemusien mit dem Hauptort Batnae (heute Suruç) lag im Südosten der Osrhoene, vgl. Cohen, The Hellenistic settlements 57–61. Auffällig ist die Beschreibung als „bestes Gebiet Persiens“, womit dessen landwirtschaftliche Ergiebigkeit gemeint sein muss, die ausdrücklich hervorgehoben wird (optimam). Auch die Parallelüberlieferung bei Eutrop 8,3,1, wo die Gegend als „großes Gebiet Persiens“ (magnam Persidis regionem) beschrieben wird, mutet äußerst merkwürdig an. Da die Beschreibung als „bestes / großes Gebiet Persiens“ auf Anthemusien nicht zutrifft, hingegen auf Assyrien umso mehr (vgl. Komm. zu 14,3 und Lib. or. 17,20 γῆ ἦν Ἀϲυρίων τὸ κάλλιϲτον ὧν Μῆδοι κέκτηναι), liegt hier vermutlich ein sinnentstellender Bezugsfehler vor, der beim Verarbeiten der Quellenvorlage entstanden sein dürfte, vgl. hierzu bereits L. Dillemann, Haute Mésopotamie orientale et pays adjacents, Paris 1962, 285. 288 f., der das nachgestellte Attribut von Anthemusien auf Assyrien beziehen möchte („un qualitatif qui s’applique plutôt au territoire de Séleucie-Ctésiphone-Babylone, cité à la suite“). Da Festus in 20,2 f. die Ereignisse etwas präziser zu schildern scheint als Eutrop in 8,3,1 f., kann Festus schwerlich nur von Eutrop abhängen, sondern muss (mindestens) eine weitere Quelle verwendet haben. Hierbei dürfte es sich um die EKG selbst handeln, mit der sich nicht nur die beiden unterschiedlichen Adjektive bei Festus und Eutrop erklären ließen. Demnach wäre das Adjektiv optimam nicht etwa Festus’ eigenständige Abänderung des bei Eutrop vorgefundenen magnam, sondern wäre vielmehr Bestandteil der EKG gewesen, so dass die EKG beide Adjektive (magnam und optimam) aufgewiesen haben dürfte (vgl. KFHist B 1 fr. 23). Ferner dürfte bereits die EKG für den Irrtum verantwortlich sein, die beiden Attribute auf Anthemusien zu beziehen, obwohl sie in der ursprünglichen Quellenvorlage zu Assyrien gehört haben dürften. Zudem enthielt bereits die EKG die Schreibweise Anthemusium, die ursprünglich Anthemusiam gelautet haben wird. Dass schließlich das Attribut eigentlich opimam statt optimam hieß, ist nur eine Vermutung, die aber eine gewisse Wahrscheinlichkeit besitzt. Denn auch Amm. 23,6,15 hebt an Assyria dessen Größe (magnitudo) ~

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magna und vielfältige Fruchtbarkeit (multiformis feracitas) ~ opima hervor.1 Babylon Die Namensform Babylonia für die Stadt Babylon etwa auch bei Liv. 38,17,11; Curt. 4,6,2; Iustin. 1,2,7; Sol. 56,1; Tab. Peut. 11,5, vgl. ThLL 2,1655,20–49. Die Landschaft Babylonien hingegen heißt bei Festus Assyria (vgl. Komm. zu 14,3 Assyrien … am Tigrisufer). Wie der Vergleich mit der Parallelpassage bei Eutr. 8,3,2 Babylonem (vgl. KFHist B 1 fr. 23) nahelegt, hat Festus bewusst die ausdrucksstärkere Schreibweise für die Stadt gewählt, die das ultimative Ziel römischer Eroberungsambitionen darstellt (vgl. 30,2). Im Roten Meer richtete er eine Flotte ein Mit dem „Roten Meer“ ist im weitesten Sinne der Indische Ozean gemeint. Auf diese Weise kommt zum Ausdruck, dass Traian als imitator Alexandri genauso weit vorgestoßen ist wie einst der makedonische Grenzgänger und Welteroberer selbst, vgl. generell Kühnen, Die imitatio Alexandri 167–72. Allerdings ist im vorliegenden Fall konkret der Persische Golf gemeint, wo Traian vermutlich im Hafen von Charax Spasinou einen Flottenstützpunkt eingerichtet hat. Die Bezeichnung mare Rubrum sowohl für den Persischen Golf als auch für das heutige Rote Meer resultiert daraus, dass beide Gewässer als Teil des Indischen Ozeans betrachtet wurden (vgl. Mela 1,9). Die Flottenpräsenz im Persischen Golf dürfte vor allem auf die Kontrolle des Seehandelswegs nach Indien abgezielt haben, vgl. Hartmann, Ziele der Orientpolitik Trajans 621, der zudem an die neue Grenze entlang des Tigris denkt. wie Ägypten durch Bewässerungskanäle fruchtbar Bereits Herodot 1,193 zieht hinsichtlich der Bewässerung Babyloniens (d. h. Assyrien) den Vergleich mit Ägypten, vgl. dazu P. Christensen, The Decline of Iranshahr: Irrigation and Environment in the Middle East, 500 B.C. – A.D. 1500, New York 2016, 57. Mit der sasanidischen Herrschaft über Babylonien wurde im 3./4. Jahrhundert die Bewässerungsfeldwirtschaft noch weiter intensiviert, vgl. Christensen 67–9. (3) Mesopotamiam, Assyriam Da im Paralleltext bei Eutr. 8,3,2 tres provincias fecit, Armeniam, Assyriam, Mesopotamiam die drei Provinzen in einer anderen Reihenfolge aufgezählt werden, haben Förster und Wagener Eutrops Reihenfolge gewählt. Da aber Festus c. 14,3 zweimal Arme1

Für die nicht seltene Verschreibung von optima für opima vgl. Cic. dom. 23: opimam ceteri codd. optimam H; Paneg. 10(2),7,5: opimam h optimam M; Eutr. 1,14: opimam GF optimam ceteri codd.

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nia, Mesopotamia, Assyria in derselben Reihenfolge wie hier aufzählt, ist es möglich, dass er an dieser Stelle bewusst die von seiner Quelle gegebene Reihenfolge geändert hat. Natürlich ist auch möglich, dass Eutrop dies getan hat. Aus diesem Grund ist kein Eingriff in den überlieferten Text erforderlich. Hadrian war … neidisch auf Traians Ruhm Vgl. Komm. zu 14,4. 21. (1) sed ist hier nur leicht adversativ und markiert bei der Fortführung der Erzählung den Übergang zu etwas Neuem, vgl. H.-Sz. 487 und Fele, Il breviarium 441. ingenti gloria Der Ablativ gloria bezeichnet nicht nur den Ruhm, mit dem der Triumph einherging, sondern kann (ähnlich wie der modale Ablativ in c. 22,1 pompa spectabili) auch den Prunk und den Pomp bei einem Umzug angeben, vgl. ThLL s. v. Sp. 2083,34–36, der diese Stelle nicht angibt, aber Hist. Aug. Alex. 57,4 cum ingenti gloria … Palatium conscendit, vgl. ebenso Vulg. 1 Macc. 10,58. als Augusti … gleichmäßig verteilt ‚Augustus‘ fungiert hier als Amtstitel des Kaisers, vgl. hierzu Aur. Vict. 13,12. Die Bemerkung über die Aufteilung der Weltherrschaft (vgl. Komm. zu 26,1 Herr der Welt) auf zwei gleichrangige Kaiser spielt natürlich auf Valens und Valentinian I. an, vgl. Rohrbacher, Historians 62. Marc Aurel und Lucius Verus fällt hierbei gewissermaßen die Rolle von primi inventores zu (vgl. Eutr. 8,9,2). Aus der Passage lässt sich gegen den Boer, Minor Roman Historians 208 aber keineswegs der Schluss ziehen, Festus sei „undoubtedly in favour of the principle of joint monarchy”. Er eroberte Seleukeia, eine Stadt in Assyrien, samt 400.000 Feinden Gemeint ist Seleukeia am Tigris, das zusammen mit Ktesiphon eine Metropole bildete, vgl. Hauser, Art. Seleukeia-Ktesiphon 238–40. Laut Plin. nat. 6,122 trug Seleukeia den Beinamen Babylonia (vgl. Cedr. 189 p. 320), der vermutlich daraus resultierte, dass die um 300 v. Chr. gegründete Stadt das alte Babylon gewissermaßen ersetzte, vgl. Cohen, The Hellenistic settlements 157–9. So erklärt sich wohl die Anwendung des Namens auch auf das benachbarte Ktesiphon, siehe dazu Komm. zu 15,1 Babylon. Zu dem Gebiet, das mit „Assyrien“ gemeint ist, vgl. hist. Komm. zu 14,3. Offenbar um die Bedeutung des errungenen Sieges zu steigern, hat Festus die Angabe der EKG-Tradition zur Einwohnerzahl der „bedeutendsten Stadt Assyriens“ in Höhe von 400.000 „Personen“ (vgl. Eutr. 8,10,2 = KFHist B 1 fr. 33 a) vorsätzlich verändert, handelt es sich bei ihm nunmehr um 400.000 „Feinde“, was wohl als „Kombattanten“ verstanden werden darf

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und Verus’ enormen Ruhm (21,1) begründet; anders Fele, Breviarium 442, die in der Veränderung von hominum zu hostium lediglich eine Frage der Prosodie sieht. Zu Lucius Verus’ Feldzug in den Osten vgl. Edwell, Rome and Persia 43–5. (2) in Arabia Aufgrund der Parallele Eutr. 8,3,2 Arabiam postea in provinciae formam redegit entscheidet sich Arnaud-Lindet für das von ε überlieferte arabiam, während alle übrigen Herausgeber wie B in arabia (in arabiam von G und P scheint sekundär von B abgeleitet zu sein) schreiben. Zwar kommt aliquid provinciam facere auch c. 20,3 vor (provincias fecit Armeniam, Mesopotamiam, Assyriam), während für die Junktur mit dem Ort im Ablativ und in keine Parallelen bei Festus vorhanden sind (vgl. etwa c. 8,2 für den Gebrauch einer lokalen Angabe Daciam trans Danuvium in solo barbariae provinciam fecit). Hingegen spricht die parallele Stelle über Severus in Eutr. 8,18,4 Arabas eo usque superavit, ut etiam provinciam ibi faceret für in Arabia. Daher sollte man an der Lesart von B festhalten, vgl. auch Fele, Il breviarium 445. Severus, … Adiabenicus, Parthicus und Arabicus genannt Die Taten des Severus werden knapp referiert, wobei die Eroberung der Residenzstadt Ktesiphon erstaunlicherweise unerwähnt bleibt. Der gesamte Abschnitt scheint stark von der Vorlage Eutrops und/oder der EKG geprägt zu sein, vgl. Bleckmann, Komm. zu KFHist B 1 fr. 48. Ebenso wenig wie Aurelius Victor oder Eutrop nennt auch Festus bei keinem anderen Kaiser die erworbenen Siegerbeinamen. Was dem Zufall der Vorlage geschuldet zu sein scheint, dürfte jedoch Festus mehr als zupassgekommen sein in seinem Anliegen, Valens zu einem Krieg gegen die Perser zu bestärken; denn auch Valens erwirbt sich so die Aussicht auf die Verleihung eines solchen Beinamens (Persicus). Zum Partherfeldzug des Septimius Severus vgl. Edwell, Rome and Persia 46–8. (3) propria morte Da im Spätlatein proprius oft anstelle von suus steht (vgl. Komm. c. 4,5 propria voluntate), bedeutet die Junktur propria bzw. sua morte obire „eines natürlichen Todes sterben“, vgl. ThLL s. v. mors Sp. 1507,32–4 und Fele, Il breviarium 448 f. Als Antoninus … starb er in der Osrhoene bei Edessa eines natürlichen Todes In Übereinstimmung mit der bei Eutr. 8,20,2 und Aur. Vict. 21,5 f. fassbaren EKG wird Caracalla ein natürlicher Tod bescheinigt, obwohl er in Wirklichkeit ermordet wurde, vgl. Bleckmann, Komm. zu KFHist B 1 fr. 61. Die Angabe über Caracallas Bestattung vor Ort legt jedoch den Schluss nahe, dass Festus hier nicht die EKG direkt benutzt hat,

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weil darin Rom als Bestattungsort genannt war, s. Aur. Vict. 21,6. Da hingegen Eutrop nur die Bestattung, aber nicht den Ort erwähnt (funere publico elatus est), dürfte er die von Festus benutzte Quelle sein. Denn – offenbar in Unkenntnis über die Beisetzung in Rom – lies sich Festus anscheinend von Eutrops etwas unvermittelter Angabe über die Bestattung dazu verleiten, diese einfach mit dem zuvor genannten Sterbeort zu verbinden: et ibidem sepultus est. Jedenfalls lässt sich keine Erklärung dafür ausmachen, weshalb Festus die Bestattung vorsätzlich von Rom in die Osrhoene verlegt haben sollte. Denkbar wäre allenfalls, dass der Bestattungsort in der EKG nicht genannt war und Victor dieses Detail demnach einer anderen Quelle entnommen hat, was aber wenig wahrscheinlich ist, da auch Eutrops Erwähnung des funus publicum Rom als Austragungsort dieses Staatsakts impliziert. Zu Caracallas militärischen Unternehmungen im Osten vgl. Edwell, Rome and Persia 48–50. 22. (1) admodum Durch das abgeschwächte admodum wird hier iuvenis gesteigert (vgl. H.-Sz. 163), richtig Fele, Il breviarium 451, und nicht relativiert, wie Baldwin, Festus 213 meint, der admodum mit fere gleichsetzt. Aurelius Alexander … wiedergeborener Alexander Erst mit der Erhebung zum Caesar nahm der zuvor Bassianus (Cass. Dio 79,30,3) bzw. Alexianos (Hdn. 5,3,3) Genannte den Namen Alexander an, vgl. Kienast, Kaisertabelle 171. Inwiefern damit ein Anspruch auf eine imitatio Alexandri ausgedrückt werden sollte oder von den Zeitgenossen so aufgefasst wurde, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, vgl. Kühnen, Die Imitatio Alexandri 187. Festus’ Stilisierung des Severus zum neuen Alexander dürfte mit der Verwendung der EKG-Tradition zusammenhängen (vgl. die identische Namensform in KFHist B 1 fr. 64 [= Eutr. 8,23 und Aur. Vict. 24,1]), die ein überaus positives Bild von Severus Alexander bot. Dieses wiederum schmückte der Autor der Historia Augusta später weiter aus, indem er behauptet, Severus habe versucht, „seines Namens würdig zu erscheinen, ja sogar den Makedonen zu übertrumpfen“ (Alex. 50,4); ferner kommt dort auch das Motiv der Reinkarnation vor, indem fälschlich behauptet wird, dass Severus’ Geburtstag auf den Todestag Alexander des Großen fiel (Alex. 5,1), vgl. Kühnen 188. Bemerkenswert, aber angesichts von Festus’ Einstellung nicht erstaunlich ist, wie der Alexanderzug (und damit auch der Severus-Alexanderzug) ganz auf den „Untergang des persischen Volkes“ zugespitzt ist. Die zum Alexanderzug gezogene Parallele könnte daraus resultieren, dass Severus Alexander den Talionsgedanken Alexan-

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ders auch für seinen Krieg gegen die Invasion Ardaschirs I. beansprucht zu haben scheint, vgl. Edwell, Rome and Persia 72. Er besiegte auf ruhmvolle Weise … triumphierte … in Rom Die Nachricht über den erzielten Erfolg trifft historisch nicht zu. In Wirklichkeit scheiterte der Feldzug und endete mit großen Verlusten, vgl. Hdn. 6,5,9–6,3. Dementsprechend fand auch keine Triumphfeier statt und ist die diesbezügliche Angabe in Hist. Aug. Alex. 56,1 ebenfalls wertlos. Zurückzuführen sind diese Aussagen auf das überhöhte Severus-Alexander-Bild in der EKG-Tradition, s. dazu auch Bleckmann, Komm. zu KFHist B 1 fr. 64 c mit weiterer Literatur. Xerxes Gemeint ist Ardaschir I., der Begründer des sasanidischen Reiches. Sein Name wird im Griechischen als Ἀρταξέρξηϲ wiedergegeben, vgl. Cassius Dio (80,3,2) und Herodian (6,2,1), von dem wiederum die Historia Augusta (Alex. 55,1) den Namen als Artaxerxes übernimmt. Die unvollständige Namensform Xerxes geht auf die EKG zurück, vgl. KFHist B 1 fr. 64 a–d. Das Attribut nobilissimus ist vielleicht eine eigenständige Zutat des Festus, dem Xerxes als ein Namensvetter des berühmten Xerxes I. erschienen sein könnte. Weshalb der Verfasser der EKG Xerxes schrieb und ob er dabei an den achaimenidischen König dachte (vgl. etwa Ampel. 13,4), oder ob es sich schlicht um einen (Schreib-)Fehler handelt, lässt sich nicht klären. hatte als Kanzleivorsteher Ulpian, den Rechtsgelehrten Die Angabe über Ulpian sticht heraus, weil Festus vergleichbare Details aus dem Umfeld der Kaiser sonst nicht bietet und sich in dieser Hinsicht entschieden von den biographisch orientierten Breviatoren Victor und Eutrop unterscheidet, vgl. aber Komm. zu 28,3 Nachdem er trotz Verletzung. Die Notiz, die ähnlich in Eutrop 8,23 vorkommt (dazu Fele, Breviarium 454, vgl. auch KFHist B 1 fr. 65), ist umso bemerkenswerter, als sie nicht in einem ersichtlichen Zusammenhang mit Severus Alexanders Perserkrieg steht (vgl. zu Ulpians Tätigkeiten und Verhältnis zu Alexander Hist. Aug. Alex. 15,6; 31,2 f.; 51,4). Gleichwohl wird durch die Platzierung der Notiz zwischen Sieg (vicit) und Triumph (triumphavit) ein Kausalverhältnis zwischen Ulpian und dem erfolgreichen Ausgang des Feldzugs insinuiert, das es in Wirklichkeit natürlich nicht gab. Die Erwähnung Ulpians wird am ehesten aus der Intention des Festus begreiflich, eine Parallele zwischen sich (als magister memoriae) und Ulpian zu ziehen, der als scriniorum magister des Severus Alexander irgendwie zu dessen Sieg über die Perser beigetragen habe, vgl. Wölfflin, Breviarium 74. Grote, Another look 711 fasst

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die Erwähnung Ulpians so auf, dass es sich um einen diskreten Fingerzeig des Festus auf „the justice of [Severus] Alexander’s campaign“ handele. In Analogie dazu würde es Festus zukommen, Valens über die Rechtmäßigkeit des bevorstehenden Perserkrieges zu beraten. (2) quod Fele, Il breviarium 461 bezieht das von β überlieferte Relativpronomen quod nicht auf das unmittelbar davorstehende Circensio, sondern auf das weiter entfernte tumulum, das in spätlateinischen epigraphischen Texten als Neutrum verwendet werde (vgl. die Belege bei Fele, die auch eine Genusangleichung an ein nur gedachtes Synonym im Neutrum wie sepulchrum oder monumentum erwägt, vgl. dazu H.-Sz. 441). Damit wolle Festus angeben, dass Gordians Grabstätte zu seiner Zeit noch existierte (nunc exstat). Doch wäre dies der einzige Fall bei Festus, in dem er bezüglich des Geschlechts eines Wortes von den Regeln des klassischen Lateins abweicht. In diesem Fall wäre es besser, qui von γ (vielleicht ist auch que von E eine Verschreibung von qui und nicht von quod) zu folgen und auf tumulum zu beziehen. Dass Festus aber den Relativsatz auf ein weiter entferntes Substantiv bezieht, ist unüblich. Da schließlich die Parallelüberlieferung in Eutr. 9,2,3 miles ei tumulum vicesimo miliario a Circesio, quod castrum nunc Romanorum est Euphratae inminens, aedificavit den Relativsatz ebenfalls auf das Kastell in Kirkesion bezieht, sollte man auch in Festus der Überlieferung von β folgen und den Relativsatz wie Arnaud-Lindet mit dem unmittelbar davorstehenden Circensio verbinden und „les soldats lui construisirent un tertre funéraire à vingt milles de l’actuel camp de Circésium“ übersetzen. cum maxima venerationis reverentia venerationis ist offensichtlich, was im Spätlatein häufig vorkommt, ein epexegetischer Genetiv (von K.St. 1,418–20 als genetivus appositivus und von H.-Sz. 63 als genetivus inhaerentiae bzw. identitatis bezeichnet), dessen Funktion darin besteht, einen Ausdruck zu verstärken und zu erweitern. Unter Gordian … aufgerieben Als ungefähr 17-jähriger zog Gordian III. 242 in den Krieg, um der aggressiven Politik des neuen sasanidischen Königs Schapur I. zu kontern, vgl. Eutr. 9,2,2 (Parthis bellum intulit, qui iam emoliebantur erumpere) mit Mosig-Walburg, Römer und Perser 32 f. Hierbei konnte Gordian einen Erfolg in der Schlacht bei Resaina in der Osrhoene verbuchen (vgl. Amm. 23,5,17), aber wurde anschließend rund 100 km vor Ktesiphon bei Misiche geschlagen, s. nächstes Lemma. Er selbst wurde … durch die Heimtücke Philipps … getötet Diese Version der Ereignisse, die den nachmaligen Kaiser Philippus Arabs für

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Gordians Tod verantwortlich macht, ist historisch glaubwürdiger (vgl. KFHist. B 1, fr. 71) als die offizielle sasanidische Fassung (ŠKZ 6 f.), laut der Gordian III. im Kampf bei Misiche gefallen sei, vgl. Nickbakht, Komm. zu Aur. Vict. 27,8. Möglicherweise war Gordian aber im Kampf verletzt worden, was das Komplott gegen ihn überhaupt erst ins Rollen gebracht hat, vgl. L. de Blois, Image and Reality of Roman Imperial Power in the Third Century AD, London 2019, 63. Unabhängig von der Frage, inwiefern solche Details Festus bekannt waren, kann dennoch davon ausgegangen werden, dass ihm die Version von Gordians militärischen Erfolgen für sein eigenes Anliegen sehr zupasskam. In dieser Episode wird er vermutlich auch einen nützlichen Hinweis für Valens gesehen haben, nämlich immer auf der Hut zu sein vor zu ehrgeizigen Militärs aus dem eigenen Umfeld. die sich auflehnenden Parther Historisch lässt sich nur schwerlich von einer „Auflehnung“ der Perser sprechen. Zwar wäre angesichts des Sieges des Severus Alexander (22,1) – unabhängig von der Frage der Historizität – eine solche Formulierung vielleicht noch nachvollziehbar, vgl. Eutr. 10,2 (Feldzug des L. Verus gegen die Parther, die sich damals „zum ersten Mal nach Traians Sieg erhoben“ [rebellaverant]). Gleichwohl war zuvor nicht die Rede davon, dass die Perser durch Severus Alexander unterworfen oder in irgendeiner Weise vertraglich gebunden waren. Die eigentümliche Verwendung des Verbs rebellare, die vielleicht von Eutrop oder der gemeinsamen Quelle inspiriert ist, gehört zu dem von Festus vertretenen Anspruch Roms auf Universalherrschaft, vgl. Komm. zu 17,1 gegen die sich auflehnenden Parther. Parther Das Ethnikon Parthi wird hier und später (28,1) wie ein Synonym zu Persae für die Bezeichnung der Perser als Volk verwendet. Anders als der moderne Gebrauch des Begriffs Parther, der auf die Dynastie bzw. die Epoche zwischen Seleukiden- und Sasanidenherrschaft beschränkt ist, werden die historischen (Neu-)Perser auch für die Zeit nach 224 n. Chr. im griechisch-römischen Diskurs häufig als Parther bezeichnet, weil das persische Volk unter sasanidischer Herrschaft nicht mit einem eigenen Namen belegt wurde. Vielmehr heißen sie laut Herodian (6,2,2 und 2,7) wieder Perser, vgl. Cass. Dio 80,3,2. Aufschlussreich sind die kaiserlichen Siegerbeinamen im 3. Jh., die einen entsprechenden Wandel erkennen lassen, wobei es eine Übergangszeit von einer Generation (ca. 244 bis 275/282) gibt, in der beide Namen vorkommen: Während bis Caracalla (vielleicht sogar noch bis Maximinus Thrax) Parthicus verliehen wird, tritt ab Philip-

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pus Arabs Persicus hinzu. Beide Namen führt zuletzt Aurelian (vielleicht auch noch Probus), bis ab Carus lediglich Persicus vorkommt, vgl. die Übersichtstabellen bei P. Kneissl, Die Siegestitulatur der römischen Kaiser, Göttingen 1969, 242–8 mit A. Chauvot, Parthes et Perses dans les sources du IVe siècle, in: M. Christol (Hg.), Institutions, société et vie politique dans l’empire romain au IVe siècle ap. J.-C., Rom 1992, 115–25, hier 116. Ausserdem dient der abwechselnde Gebrauch von Parthi und Persae bei Festus laut Chauvot, Opinions romaines face aux barbares 217 „peutêtre pour éviter des répétitions », wie man etwa aus Kap. 21 unschwer den Eindruck gewinnt. Vgl. auch Alidoust, Natio molestissima 430 f. einen Grabhügel in 20 Meilen Entfernung von Kirkesion, das gegenwärtig noch existiert Das Grabmonument Gordians III. befand sich etwa 30 km südlich von Kirkesion auf dem östlichen Euphratufer bei einem römischen Kastell, vgl. Eutr. 9,2,3 und Amm. 23,5,7. Ammian, der als Teilnehmer von Julians Perserfeldzug den schon von Weitem sichtbaren tumulus selbst gesehen hat, gibt als Toponym den Ortsnamen Zaitha (aram. ‚Ölbaum‘) an. Die Schreibweise Ζαυθά bei Zos. 3,14,2 dürfte eine Verschreibung für Ζαιθά sein. Epit. Caes. 27,3 nennt den Ort hingegen Sepulcrum Gordiani. Er wird von A. Musil, The Middle Euphrates, New York 1927, 337 mit dem heutigen Al-Merwânijje im Südosten Syriens identifiziert. Der Hinweis darauf, dass Kirkesion „gegenwärtig noch existiert“, wird erst durch den Vergleich mit Eutr. 9,2,3 richtig verständlich: „Das Heer errichtete ihm einen Grabhügel 20 Meilen entfernt von Kirkesion, was gegenwärtig noch ein Lager der Römer am Euphrat ist.“ Hervorgehoben wird die Tatsache, dass Rom weiterhin dieses strategisch bedeutsame Kastell an der Euphratgrenze besaß, und zwar vor dem Hintergrund, dass im Vertrag von 363 unter anderem 15 römische Kastelle an die Perser abgetreten worden waren, vgl. Komm. zu 29,2. Die (verkürzte) Übernahme dieser persönlichen Bemerkung des Eutrop (quod … nunc … inminens) durch Festus (quod nunc exstat), darf als entscheidender Beleg dafür gelten, dass er das Breviarium des Eutrop eingesehen und benutzt hat. Kirkesion Das latinisierte Toponym Circesium tendiert dazu, in der Überlieferung häufig verschrieben zu werden, vgl. Eutr. 9,2,3 (KFHist B 3,160) sowie Hist. Aug. Gord. 34,2 ed. Paschoud jeweils mit kritischem Apparat. Siehe generell zu dem am Zusammenfluss von Chaboras und Euphrat gelegenen Ort die bei Cohen, The Hellenistic settlements 81 genannte Literatur.

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überführten seine Überreste … nach Rom Es ist nicht ganz sicher, dass Gordians Überreste nach Rom überführt wurden, wie die EKG-Tradition behauptet, vgl. Eutr. 9,2,3 (= KFHist B 1 fr. 72). Obwohl Eutrop ebenfalls Teilnehmer an Julians Perserzug war, zieht M. J. Johnson, The Roman Imperial Mausoleum in Antiquity, Cambridge 2014, 40 f., den Bericht Ammians vor, der als Augenzeuge von dem Totenopfer berichtet, das Julian am tumulus dargebracht hat (bei Amm. 23,5,8). Vor allem stützt sich Johnson auf die Aussage Julians, der mit den Worten „ubi sepultus est“ auf den Standort des tumulus verweist (Amm. 23,5,17). Auch Epit. Caes. 27,3 (corpus eius prope fines Romani Persicique imperii positum) geht von einer Bestattung vor Ort aus. Vgl. aber Körner, Philippus Arabs 92 Anm. 90, der der EKG-Tradition den Vorzug gibt. 23. (1) Es widerstrebt … zu Der Grund hierfür liegt natürlich an Valerians Gefangennahme durch die Perser, die zur Beschädigung nicht nur seiner persönlichen Reputation geführt, sondern als eine historisch beispiellose Niederlage auch einen dauerhaften Schandfleck in der Geschichte Roms hinterlassen hat. Darüberhinaus spielt hier auch das Anliegen des Festus hinein, der mit dem Überblick über die römisch-persischen Kriege Valens darin bestärken möchte, einen Krieg gegen die Perser zu führen, vgl. Einleitung 231 f. Es ist daher mehr als verständlich, dass er nur ungern auf dieses Fiasko zu sprechen kommt. die Herrschaft zusammen mit Gallienus … zum Kaiser gemacht Die Notiz basiert auf der EKG (vgl. KFHist B 1 fr. 82), in der das Verwandtschaftsverhältnis zwischen Valerian und Gallienus offenbar auch nicht explizit genannt war, vgl. hingegen Aur. Vict. 32,3 (eius filium Gallienum senatus caesarem creat). Bezüglich Gallienus unterbleibt zudem ein Hinweis auf seine gestufte Rangerhöhung: erst Caesar, dann Augustus (vgl. neben Eutrop wiederum Aur. Vict. 32,3); stattdessen werden kurzerhand Valerian und Gallienus jeweils zum imperator gemacht. Vgl. zu den Ereignissen Glas, Valerian 116–8. Der unterschiedlichen Erhebung durch Heer bzw. durch Senat ist gegen den Boer, Minor Roman Historians 210 keine tiefere Bedeutung beizumessen, zumal Valerian keineswegs schlechter dasteht als Gallienus. Beide haben versagt: Valerian aufgrund seines Unglücks, Gallienus aufgrund seiner Untätigkeit, vgl. Eutr. 9,7: „Ihre Herrschaft war für das Römertum verderblich und fast tödlich, sei es durch die Erfolglosigkeit (infelicitate) der Kaiser oder durch ihre Passivität.“ Als Valerian … in schmählicher Knechtschaft Die Schilderung der Gefangennahme Valerians ist weitgehend identisch mit Eutr. 9,7 (vgl.

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KFHist B 1 fr. 82 c), einschließlich der Vagheit, ob die Provinz Mesopotamien gemeint ist oder die gleichnamige Landschaft, die unterteilt ist in die Provinzen Osrhoene und Mesopotamien, vgl. Bleckmann, Komm. zur Stelle (KFHist B 3,238). Im ersteren Fall wäre die Ortsangabe ungenau, weil Valerian in der Umgebung von Edessa in der Provinz Osrhoene gefangen genommen wurde, vgl. Glas, Valerian 167–80. (2) coeperant, nisi Das rhetorische Plusquamperfekt in der vorangestellten Apodosis bezeichnet nach H.-Sz. 328 „die lebhafte Vorwegnahme des Erfolgs der Handlung, der dann durch den folgenden nisi-Satz wieder verneint wird“. palmyrenischer Stadtrat Die Beschreibung des Odainathos als „Stadtrat“ von Palmyra, obwohl er in Wirklichkeit wie ein Fürst über Palmyra herrschte (vgl. Hartmann, Das palmyrenische Teilreich 347–50), dient zur Betonung des Kontrasts zwischen ihm und Gallienus. Denn aus Sicht des Festus ist es eine ungeheure Schande (turpe dictu), dass das römische Reich – statt durch den amtierenden Kaiser – durch eine marginale Amtsperson wie Odainathos gerettet wurde. Dies bedeutet nicht, dass Festus „markedly hostile towards Odenathus“ (Baldwin, Festus 211) ist oder ihn als „devil“ (den Boer, Minor Roman Historians 210) erachtet.1 Festus folgt hierbei der Sichtweise der EKG, die einen scharfen Gegensatz zwischen Gallienus und Odainathos konstruierte, wobei die Verunglimpfung des Gallienus von Festus aber nicht weiter ausgeführt wird, vgl. Bleckmann, Komm. zu Eutr. 9,11,1 (KFHist B 3,243) und Komm. zu KFHist B 1 fr. 85. Dazu fügt sich ferner, dass Odainathos die Verteidigung angeblich nur mit einer kleinen, aus lokalen Bauern bestehenden Truppe bewerkstelligt, obwohl natürlich – so die implizierte Erwartung – die kaiserlichen Legionen hierzu verpflichtet wären. Odainathos geht sogar von der Verteidigung zum Angriff über, stößt bis zur persischen Hauptstadt vor, (vgl. Hartmann 353) und verübt damit die rechtmäßige Rache (ultor) an den Persern, wofür ihm höchste Achtung gezollt wird (mirum dictu). Indem Festus nach dem Argumentationsschluss a minori ad maius nahelegt, dass, wenn schon ein decurio mit einer kleinen Miliztruppe in Ktesiphon Rache an den Persern verübt, der imperator mit seinen vielen Legionensverbänden dies umso mehr tun muss, instrumentalisiert Festus auch die Episode um Odaina-

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Auch ich habe in KFHist B 2,241 verkannt, dass Festus’ turpe dictu gegen Gallienus gerichtet ist, der in seiner (vermeintlichen) Untätigkeit weder das Reich noch seinen entführten Vater zu retten versucht habe.

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thos für seine Agenda, Valens zu einem Rachefeldzug gegen Persien zu bewegen. unser Territorium Die Qualifikation des limes als noster legt die Bedeutung „Territorium“ nahe (so die Übers. von Arnaud-Lindet), d. h. als das Gebiet des römischen Reiches, in das die Perser bereits eingebrochen sind (Mesopotamia invasa) und von dem sie sich noch mehr anzueignen begannen (Syriam sibi … vindicare). Vgl. in diesem Sinn Amm. 14,8,5 (limes für das ‚Territorium‘ zwischen Euphrat, Sarazenen, Nilmündung und Mittelmeer) mit Isaac, The meaning of the terms 365 (= 138). 24. (1) Zum Ruhm des Kaisers Aurelian kam noch Zenobia Obwohl das Eheverhältnis zwischen Zenobia und Odainathos, der zuvor als römischer Patriot gepriesen wurde, nicht verschwiegen bleibt, evoziert Zenobia stereotypische Vorstellungen einer exotisch anmutenden orientalischen Alleinherrscherin (vgl. feminea dicione), die zugleich eine gefährliche Feindin der Römer ist, vgl. dazu Nickbakht, Komm. zu Aur. Vict. 34,7 (KFHist B 2,257 f.). Entsprechend nebulös bleibt bei Festus, wie sich die Frau des palmyrenischen Stadtrats nach seinem Tod in eine mächtige Gebieterin des Osten verwandeln konnte; vgl. zur Loslösung Zenobias von der römischen Zentralregierung Hartmann, Das palmyrenische Teilreich 358–78 und N. J. Andrade, Zenobia, Oxford 2018, 167–211. Umso leichter kann Festus aber auf diese Weise den Konflikt zwischen Aurelian und Zenobia (die seit der Annahme des Augusta-Titels eher eine römische Usurpatorin ist) als einen Ost-West-Konflikt stilisieren und in seinen Überblick über die römischpersischen Kriege aufnehmen. Aurelian besiegte sie … vor seinem Wagen herziehen Ein Triumph über eine Frau erscheint keineswegs weniger ruhmvoll als über einen Mann, zumal wenn diese über „zahlreiche Panzerreiter und Tausende von (berittenen) Bogenschützen“ verfügt. Allerdings hätte Festus Mühe gehabt, in seinen Quellen ein geeigneteres kaiserzeitliches Beispiel eines im Triumph mitgeführten Staatsoberhaupts zu finden (der ebenfalls in Aurelians Triumph mitgeführte Tetricus kam als Repräsentant des Westens [Gallisches Sonderreich] nicht in Betracht, vgl. Eutr. 9,13,2). Es sind genau diese gefährlichen Kampfverbände, auf die auch Valens bei seinem Perserfeldzug stoßen würde (vgl. Amm. 29,1,1: „Am Ende des Winters [sc. 370/71] hatte Schapur … Panzerreiter, Bogenschützen und Fußvolk in unser Gebiet geschickt.“); aber wie in der Vergangenheit – so die Quintessenz bei Festus – wird auch in Zukunft wieder über sie triumphiert werden.

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Panzerreiter Paneg. 4(10),22,4 erklärt clibanarii als einen Begriff aus dem Militärjargon für die gepanzerten Reiter (catafracti equites) sowohl der Römer als auch der Perser, vgl. auch 4(10),23,4. 6; beschrieben werden sie als: „Pferde und Männer in gleicher Weise von einem Eisenmantel umhüllt (…) Im oberen Teil waren die Männer ganz von ihrer Rüstung bedeckt, und ein Panzer, der über die Brust der Pferde herabhing und bis zu ihren Beinen hinunter reichte, schützte sie, ohne ein Hindernis bei der Fortbewegung zu sein, vor einem Verletzungsschaden.“ Die aus dünnen Metallplättchen gefertigen Schuppenpanzer beschreibt Amm. 16,10,8, vgl. das berühmte Graffito aus Dura-Europos in: Ghirshman, Iran 51 Abb. 63 c. Obwohl auch Ammianus clibanarii als Bezeichnung für die catafracti equites erwähnt, bestehen Zweifel daran, dass es sich um vollständige Synonyme handelt, vgl. generell M. Mielczarek, Cataphracti and clibanarii: studies on the heavy armoured cavalry of the ancient world, Łódź 1993. (2) invidiam caelestis indignationis Zum Genetivus inhaerentiae vgl. Fele, Il breviarium 477 und Komm. c. 22,2 cum maxima venerationis reverentia. quasi nullo eam obsistente Das von B überlieferte Demonstrativum eam, das Objekt zu vastavit ist und sich auf Persidam bezieht, passt besser als ei von ε, das Objekt zu obsistente ist und sich auf das Demonstrativum is bezieht. Daher wird es trotz der Stellung innerhalb des absoluten Ablativs von Eadie und Fele gehalten, während die übrigen Handschriften wie G und P ganz auf ein Pronomen verzichten. Einerseits verwendet Festus in ähnlichen Konstruktionen durchaus das Demonstrativum, vgl. c. 5,1 postea ad Hispanos tumultuantes Sylla missus eos vicit. Andererseits weist die ungewöhnliche Stellung von eam ebenso Parallelen auf, etwa c. 18,2 bellum Parthis intulit et primis eos proeliis vicit. Daher ist die von Hartke, De historiarum scriptoribus 64 vorgeschlagene Umstellung zu obsistente eam nicht nötig. Vgl. dazu auch Eadie, The Breviarium 40 und Fele, Il breviarium 479. quasi ohne auf Widerstand zu stoßen Der relativ problemlose Durchmarsch bis nach Ktesiphon, der hier vielleicht auch deshalb erwähnt wird, um das (zu) große Kriegsglück des Carus hervorzuheben (vgl. Hist. Aug. Car. 8,1 nullo sibi occurrente), könnte mit einem internen Konflikt im sasanidischen Herrscherhaus zusammenhängen, der eine nur schwache Abwehr des Feindes zur Folge gehabt hätte, vgl. Bleckmann, Komm. zu Eutr. 9,18,1 (KFHist B 3,256).

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Koche und Ktesiphon Die persische Hauptstadt Ktesiphon am Tigris bildete eine Metropole zusammen mit dem am westlichen Gegenufer gelegenen Koche (von Ardaschir I. als Veh-Ardaschir neugegründet), zu der auch Seleukeia hinzuzuzählen ist, vgl. Komm. zu 28,2 gegenüber von Ktesiphon. Die prestigeträchtige Einnahme der „alten Hauptstadt Babylon“ feiert auch Nemesian im Jahr in 283, der die Eroberung des zwischenzeitlich gestorbenen Carus deshalb seinem Sohn und Feldzugsbegleiter Numerian, dem frater des Carinus, zuschreibt: intima frater / Persidos et ueteres Babylonos ceperit arces (cyn. 71 f.). Als er … am Tigrisufer lagerte Fast wortgleich wie Eutr. 9,18,1 (s. KFHist B 1 fr. 99 a) berichtet Festus von dem Heerlager am Tigris, wo sich Carus nach der erfolgreichen Eroberung Ktesiphons aufhielt. Der Lagerstandort wird von U. Hartmann, Der Blitzschlag am Tigris, in: Goltz / Schlange-Schöningen, Zeitalter Diokletians und Konstantins 21–72, hier 38 f. „jenseits des Tigris“ verortet, aber beruht auf einem Missverständnis von supra Tigridem; auch Altmayer, Herrschaft des Carus 108 vermutet das Lager auf der östlichen Seite des Tigris. Logistische und strategische Gründe sprechen eher dafür, dass das Hauptlager auf der sichereren Flussseite belassen wurde, zudem nennt Origo Rom. 77 (excessit Seleuciā Babylonis) ausdrücklich das auf der westlichen Seite gelegene Seleukeia als Sterbeort des Carus. Das Wesentliche an der Angabe ist, dass Carus siegreich bis zu dem berühmten Fluss gelangt ist, der quasi Persien selbst symbolisiert (vgl. etwa Ampel. 6,11). Die Ursache der göttlichen Strafe liegt auch keineswegs im Überschreiten des Tigris, wie Grote, Another look 714 vermutet, sondern in Carus’ (beinahe zu leicht erworbenem) militärischen Erfolg begründet, der in der Eroberung der beiden Städte gipfelte. Hierbei ist die Handlung des Kaisers aber nicht als ein Fall von Hybris anzusehen, vielmehr hat Carus durch sein Kriegsglück schlicht den Neid der Götter – d. h. den bösen Blick – auf sich gezogen und wurde zum Opfer seines (zu) großen Erfolges; vgl. R. A. Kaster, Invidia, νέμεσις, φθόνος, and the Roman emotional economy, in: D. Konstan / K. Rutter (Hgg.), Envy, spite and jealousy, Edinburgh 2003, 253–76, hier 259: „invidia frequently targets virtus and … invidia strikes the ‘summits’ (the pinnacles of achievement, fame and so on) just because they are the summits.“ Festus unterscheidet sich hierin von der Darstellung bei Aurelius Victor (38,3 f.), einem Autor mit ausgeprägtem Interesse an Orakeln und Weissagungen, dem zufolge Carus deshalb vom Blitz getroffen wurde, weil er über Ktesiphon hinausmarschiert sei, obwohl ihm Orakel davon abgeraten hatten. Für

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Festus hingegen hat sich Carus nichts zu Schulden kommen lassen. Vielmehr verkörpert er das Ideal eines tüchtigen Kaisers, dem lediglich der Segen höherer Mächte vorenthalten blieb, vgl. auch den Komm. zu 30,2 Willlen des Gottes. Zu den unterschiedlichen Erklärungen, die in den Quellen zu Carus’ Tod geboten werden, siehe ausführlich Altmayer, Herrschaft des Carus 120–8 und Hartmann 37–47. 25. (1) Triumphzug unter Diokletian … ist berühmt Der auf Diokletian beschränkte Eingangssatz verzichtet auf die Nennung Maximians, weil dieser als Augustus des Westens nicht am Krieg gegen Persien beteiligt war. Gleichwohl hielten Diokletian und Maximian den Triumph am 20. November 303 in Rom gemeinsam ab. Gefeiert wurden neben dem bereits 297 von Galerius errungenen Sieg über die Perser (vgl. Zonar. 12,32 vol. 3,163,15 ἐπὶ τῇ νίκῃ τῶν Περϲῶν) auch die Vicennalien. Dass die nachgeholte Triumphfeier auch allen anderen in der 20-jährigen Amtszeit der Augusti errungenen Siegen galt (was ich im Komm. zu Origo Rom. 79 [KFHist B 5] 133 noch für denkbar hielt, vgl. zuletzt Pfund, Von Picus 333 „wahrscheinlich“), ist unwahrscheinlich, weil sich die Bemerkung bei Eutrop 9,27,2, dass dieser „berühmte Triumph“ ex numerosis gentibus abgehalten wurde, lediglich auf die dem Großkönig unterstehenden Völker zu beziehen ist. Hierfür sprechen zum einen die vier Siegerbeinamen, die die Tetrarchen in diesem Zusammenhang annahmen (Persicus, Armenicus, Medicus, Adiabenicus, vgl. Kienast, Kaisertabelle 259). Zum anderen wird diese Deutung durch die Notiz in der Origo gentis Romanorum selbst nahegelegt: regem Persarum cum omnibus gentibus ⟨***〉 et tunicas eorum ex margaritis numero XXXII circa templa domini posuerunt. Auch wenn der überlieferte Text eine Lacuna aufzuweisen scheint, ist dennoch klar, dass ein Triumph über den Perserkönig „mit allen seinen Völkern“ gemeint ist, s. Stein, Komm. zu KFHist B 5,128 Anm. 2; zu weiteren Einzelheiten dieses ‚legendären‘ Triumphzugs vgl. Nickbakht ebend. 132–4. Der Caesar Maximianus … vor dessen Wagen her trabte Die Schilderung des ersten Gefechts zwischen Galerius und Narseh, das 296 stattfand, stimmt weitgehend mit Eutrop (9,24, vgl. KFHist B 1 fr. 108) überein, der zusätzlich das Schlachtgeschehen zwischen Karrhai und Kallinikon (heute Harran und Raqqa) in der Osrhoene zu verorten weiß. Auch die merkwürdige Episode, dass Diokletian dem im Kampf unterlegenen Galerius „mit Entrüstung“ begegnete, kommt sinngemäß bei Eutrop vor (dort insolentia „mit Verachtung“), allerdings mit einem markanten Unterschied. Galerius läuft dort neben Diokletians Wagen her (ad vehiculum),

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während er bei Festus voran geht (ante carpentum), was an das Bild eines gedemütigten Gefangenen im Triumphzug erinnert (vgl. 24,1 captam Romae triumphans ante currum duxit). Letztere Version, die später etwa auch bei Hier. chron. 227c (Galerius Maximianus victus a Narseo ante carpentum Diocletiani purpuratus cucurrit) und Amm. 14,11,10 (Augusti vehiculum irascentis per spatium mille passuum fere pedes antegressus est Galerius purpuratus) begegnet, ist unzutreffend. Sie erklärt sich vielleicht aus der nicht verstandenen oder missverständlichen Junktur ad vehiculum („neben dem Wagen“), die mithin zu dem dramatischeren ante carpentum und dergleichen modifiziert wurde.1 Dieser Verdacht wird zusätzlich durch das Verb currere erhärtet, das nicht mit dem ‚Vorangehen‘ wie vor einem Triumphwagen kompatibel ist. Vielmehr meint es das ‚Traben‘ derjenigen, die mit dem Wagen oder dem Pferd der höhergestellten Person, die sie begleiten, Schritt zu halten versuchen, vgl. Eutr. 7,10,4 (auswärtige Könige begleiten Augustus), Suet. Galba 6,3 (Galba begleitet Caligula) und Suet. Cal. 26,2 (in Verkehrung der eigentlich freiwilligen Geste werden Senatoren von Caligula dazu genötigt). Aber selbst die ‚richtige‘ Version bei Eutrop, in der Galerius neben dem Wagen her trabt, wirkt befremdlich.2 Nur schwerlich mag man glauben, dass Galerius, als er dem ‚ungehaltenen‘ Diokletian begegnete, in dieser Form der Ehrerbietung gegenüber dem Höhergestellten reagierte. Zwar wird die Anekdote bei Amm. 14,11,10 geradezu als exemplum zur Illustration der hierarchischen Abstufung zwischen einem Augustus und einem Caesar angeführt. Aber um Fragen des Ranges und der Hierarchie dreht es sich bei Eutrop nicht und auch nicht bei Festus. Vielmehr ist hier die militärische Niederlage unter Galerius’ Kommando der Angelpunkt, der bei Ammian bezeichnenderweise fehlt. Die inhärente Unstimmigkeit der Anekdote rührt offenbar daher, dass darin disparate Elemente miteinander verschmolzen sind (Verärgerung/Entrüstung und Kotau). Hinzukommt, dass bereits Eutrop selbst die Glaubwürdigkeit der Anekdote eindeutig relativiert (fertur, tradatur). Es erscheint in der Tat auch historisch völlig undenkbar, dass Diokletian einen etwaig gehegten

1 Bezeichnenderweise wird ad vehiculum in Eutr. 7,10,4 von modernen Übersetzern häufig missverstanden: „zu seinem Wagen“ (Müller; Groß), „vers sa litière“ (Hellegouarc’h), „au devant de sa litière“ (Ratti), „verso il suo carro“ (Bordone), vgl. auch Eutr. 9,24 „après le véhicule“ (Hellegouarc’h) und „dietro il carro“ (Bordone). 2 Obgleich es der Text nicht hergibt, wird cucurrisse gelegentlich so übersetzt, als ob Galerius nebenher traben „musste“ (Müller; Groß), vgl. „dovette correre“ (Bordone). Dieser Phantombefehl Diokletians geht vermutlich auf die Übersetzung von Friedrich Hoffmann (1829) zurück.

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Groll wegen der Niederlage kundgetan hätte und Galerius daraufhin in eine Geste der öffentlichen Selbsterniedrigung verfallen wäre. Die ganze Anekdote erklärt sich daher vielleicht am plausibelsten, wenn man als historischen Kern einen klassischen Adventus annimmt, bei dem Galerius dem anreisenden Diokletian ein Wegstück entgegengegangen war und diesen dann respektvoll (zu Fuß?) in die Stadt begleitete, was später aber in die vorliegende galeriusfeindliche Anekdote umgeformt wurde; so in etwa W. Seston, L’«humiliation» de Galère, REA 42 (1940) 515–19, vgl. W. Kuhoff, Diokletian und die Epoche der Tetrarchie, Frankfurt 2001, 171 f. und Bleckmann, Komm. zu Eutr. 9,24 (KFHist B 3,267), der die Rolle der „suetonischen Vorlage“ betont. Als literarisches Versatzstück auf die Begegnung zwischen Diokletian und Galerius appliziert, erklärt diese Vorlage, in der neben der Distanz (per aliquot passuum milia) auch die Kleidung der trabenden Senatoren hervorgehoben wird (togati), weshalb der in Purpur gekleidete Caesar Galerius (purpuratus) gerade im Laufschritt den Wagen des Augustus Diokletian begleitet. (2) limitaneis Festus ist der erste Autor, der das Wort limitanei verwendet, um die Grenzsoldaten zu bezeichnen, vgl. Fele, Il breviarium 489. eventum Martis Zusammen mit dem metonymisch, in der Bedeutung „Krieg“ gebrauchten Mars bedeutet die Junktur eventum Martis wohl das „Kriegsgeschehen“ bzw. „Kriegsglück“, was aus den Parallelen in Lucan. 5,67 f. solus in ancipites metuit descendere Martis / Appius eventus oder Amm. 31,15,7 contra Gothi reputantes difficiles Martis eventus hervorgeht.Vgl. dazu auch Fele, Il breviarium 488, die „la sorte della guerra“ übersetzt. durch Grenztruppen von Dakien Festus scheint zu besagen, dass Galerius bestehende Truppen aus der Dacia (Ripensis) in den Osten verlegt hat; die genannte Provinz dürfte auf die Verbände der ripenses schließen lassen, die mit den limitanei gleichzusetzen sind, vgl. generell S. Janniard, s. v. limitanei, ERA 2, 587–9. Eutrop spricht unspezifisch von Truppen, die in „Illyricum und Moesia“ zusammengezogen wurden (9,25,1 contractis copiis). Laut Aurelius Victor (39,34) hingegen zog Galerius „ein Heer aus Veteranen und Rekruten“ zusammen, was aber von C. Zuckerman, Les campagnes des tétrarques, 296–298, AnTard 2 (1994) 65–70, hier 68 Anm. 22 bezweifelt wird: „J’accorde peu de poids au topos qui apparaît chez Aurelius Victor, selon lequel Galère aurait fait appel aux vétérans et aux nouvelles recrues.“ Leadbetter, Galerius 91, der mit Aurelius Victor von Neuaushebungen ausgeht, hält die Truppenstärke von 25.000 Mann für relativ

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gering und erklärt sie mit „the haste with which Galerius was compelled to break off the process of raising and training it and bring it into action”. (Ob zudem gotische Hilfstruppen beteiligt waren, wie Iord. Get. 110 behauptet, ist äußerst fraglich, vgl. P. Van Nuffelen / L. Van Hoof, Jordanes, Liverpool 2020, 275 Anm. 426.) Die Ursache für Galerius’ Niederlage im Jahr zuvor soll gerade durch die zu niedrige Truppenstärke (25,1 cum paucis) verursacht gewesen sein, vgl. Eutr. 9,24. Julian zog im Vergleich mit mehr als doppelt so vielen Soldaten gegen die Perser zu Felde, vgl. Komm. zu 28,1 Gebieter über den ganzen Erdkreis. forschte er … als Kaiser persönlich … die Feinde aus Die Episode vom heldenhaften Einsatz des Kaisers begegnet auch bei Eutr. 9,25,1 (speculatoris munus … susceperit), bei Amm. 16,10,3 (ohne Namensnennung) und in abgewandelter Form bei Faust. Buz. 3,21 p. 98 (Galerius spioniert als Händler verkleidet mit zwei Begleitern das gegnerische Lager aus). Leadbetter, Galerius 92 hält die Anekdote für mehr als bloß „a tale of folkloric invention“ und begründet dies mit den (scheinbar) eigenständigen Überlieferungstraditionen. Unklar bleibt, wie die Version bei Faustus von Buzand mit der bei Philost. (KFHist E 7) 1,6b,4 in Verbindung steht, denn obwohl Philostorg über Kaiser Konstantin schreibt, steht diese Anekdote inhaltlich der Episode bei Faustus näher. Eine weitere Version bietet anscheinend Syn. regn. 17,1 (ein nichtgenannter Herrscher späht als Gesandter getarnt das Land der Feinde aus). Über den Wahrheitsgehalt der Episode(n) kann nur spekuliert werden, vgl. aber N. J. E. Austin / N. B. Rankov, Exploratio. Military and political intelligence in the Roman world, London 1995, 62 f. Jedenfalls wird Galerius als eifriger Krieger präsentiert, wodurch gleichzeitig an Valens die Botschaft vermittelt wird, dass der Sieg über die Perser im Wesentlichen durch die unmittelbare Beteiligung und den persönlichen Einsatz des Kaisers zustande kam. (3) admiratione Vgl. Komm. c. 17,3 ter cum summa admiratione. utilis perduravit Vgl. Komm. c. 14,7 reservata duravit. unter größter Bewahrung ihrer Keuschheit Der Hinweis auf das respektvolle Verhalten gegenüber den weiblichen Mitgliedern des sasanidischen Königshauses begegnet in den Parallelberichten sonst nicht. Er erinnert an den noblen Umgang Alexander des Großen mit den Frauen des achaimenidischen Königshauses, nachdem Dareios III. geflohen war und sie im Stich gelassen hatte (e. g. Arr. an. 2,12,3–8; Plut. Alex. 21). Die historische Parallele wird allerdings nicht explizit gemacht, Galerius schon gar nicht zum neuen Alexander stilisiert. Vielmehr wird aus der Episode

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ein Beweis für den Edelmut und die moralische Überlegenheit des Römertums abgeleitet, was selbst von den Persern eingestanden worden sei. gaben Mesopotamien mit den transtigritanischen Gebieten zurück Da Mesopotamien zuvor römische Provinz gewesen war, kann die Vertragsvereinbarung des Friedens von 298/9 bezüglich Mesopotamiens mit Recht als ‚Rückgabe‘ beschrieben werden, vgl. bereits 14,6 Mesopotamia est restituta. Für die „transtigritanischen Gebiete“ hingegen trifft dies nicht zu. Vielmehr wurden sie erstmals unter römische Oberhoheit gestellt, also zusätzlich (vgl. cum) zu Mesopotamien abgetreten. Vgl. R. C. Blockley, East Roman foreign policy, Leeds 1992, 5–7. Ein für den Staat vorteilhafter Frieden wurde geschlossen, der bis in unsere Zeit anhielt Die Vorstellung, dass ein Friedensabkommen einen Nutzen für die res publica darstellt, liegt auch dem Vorstoß des Prätoriumspräfekten Musonianus zugrunde, der um 357 eigenmächtig ein Abkommen mit den Persern treffen wollte (Amm. 17,5,12 negotium publicae utilitati conducens). In der Festus zeitlich nahestehenden Schrift De rebus bellicis (20,1 f.) wird die Sorge um die Reichsgrenzen im weiteren Sinne als etwas für den Staat Nützliches erachtet, weil dadurch die Ruhe in den Provinzen gewährleistet wird. Im vorliegenden Fall bezieht sich der ‚Nutzen‘ des Friedensvertrags jedoch auf dessen Klauseln, die zugunsten der Römer ausfielen. Konkret sind die Territorialbestimmungen gemeint, durch die die persische Seite zu Gebietsabtretungen an das römische Reich verpflichtet war. Hierdurch wird der aktuelle Vertrag von 363 evoziert, der an dieser Stelle mitzudenken ist, denn gemessen an dessen „nachteilige Bedingungen“ (29,2 condicionibus … dispendiosis), d. h. römische Territorialverluste, nimmt sich der „vorteilhafte Frieden“ von 298/9 äußerst positiv heraus. Obgleich Festus „fortwährende Angriffe“ der Perser bereits gegen Ende von Konstantins Herrschaft konstatiert (vgl. 26,2 mit Komm.), datiert er die faktische Aussetzung des Vertrags in die Amtszeit des Constantius II. (14,7), mit dem die großen römisch-persischen Gefechte verbunden sind (27,1). Als wohl frühestes Zeugnis der neuen Feindseligkeiten kann eine im Zusammenhang mit Galerius’ Sieg gemachte Randbemerkung des Aurelius Victor (um 360) gelten: „Als diese (sc. transtigritanische Gebiete) vehement zurückgefordert wurden, brach jüngst ein sehr schwerer und verlustreicher Krieg aus“ (39,37). Vgl. ferner den bei Ammianus (17,5,6) überlieferten Brief Schapurs II., in welchem Mesopotamien und Armenien von Constantius II. zurückgefordert werden.

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26. (1) Konstantin … einen Feldzug gegen die Perser vor Im Frühjahr 337 brach Konstantin von Konstantinopel zu einem Feldzug gegen die Perser auf, aber erkrankte schon nach kurzer Zeit und starb am 22. Mai in der Nähe von Nikomedeia, vgl. KFHist B 1 fr. 125 und Origo Const. 35 (cum bellum pararet in Persas). Sein plötzlicher Tod wird geschickt übergangen und das vorzeitig beendete Unternehmen elegant mit expeditionem paravit in Persas umrissen. Mosig-Walburg, Römer und Perser 206 ist vielleicht zu kritisch, wenn sie in der Wahl des Terminus expeditio (anstatt bellum) eine Verzerrung zugunsten Konstantins sieht, weil mit dem Begriff die Vorstellung eines „vom Kaiser geplanten, offensiven Unternehmens“ geweckt werde, was in dieser Form aber nicht der Fall gewesen ist, s. weiter Komm. zu 26,2 wegen der fortwährenden Angriffe. Herr der Welt Die Bedeutung der Wendung, die in diesem Sinne bereits bei Verg. Aen. 1,282 rerum dominos (auf die Römer bezogen) begegnet, wird aus Amm. 19,2,11 ersichtlicher, wo die Hochpreisung des Constantius II. als dominus rerum et mundi erwähnt ist, vgl. Fele, Breviarium 493 f. Als Epitheton des Kaisers reflektiert die Wendung den Anspruch Roms auf universale Herrschaft, vgl. generell Ch. Wendt, Die Oikumene unter Roms Befehl, in: E. Baltrusch u. a. (Hgg.), 2000 Jahre Varusschlacht. Geschichte – Archäologie – Legenden, Berlin 2012, 95–115 und S. Bönisch-Meyer, Dialogangebote. Die Anrede des Kaisers jenseits der offiziellen Titulatur, Leiden 2021, 234–41. Vor diesem Hintergrund vermag die Deutung von Costa, Rufio Festo 184 nicht zu überzeugen, der die Wendung als „ormai (unico) padrone dello Stato“ verstehen möchte; vgl. auch den Gebrauch des Epithetons für den christlichen Gott etwa bei Tert. apol. 48,10. Da nämlich die Völker auf dem ganzen Erdkreis … ruhmreicher geworden Welche Völker Konstantin offiziell befriedet hat, bezeugt die Reihe seiner Siegerbeinamen, vgl. die Übersicht bei Kienast, Kaisertabelle 289. Mit dem Hinweis auf den „ganzen Erdkreis“ wird das Attribut „Herr der Welt“ aus dem Satz zuvor aufgegriffen, wobei der Partikel enim kaum mehr als eine anknüpfende Funktion zukommt, vgl. hierzu Komm. zu 28,1 fehlte gegen die Perser. Die selbstverständlich positiv besetzte Ruhmsucht Konstantins wird auch von Eus. vit. Const. 4,56,1 als Motiv für dessen Perserfeldzug angeführt, allerdings ging dem ein „Aufruhr der Perser“ (βαρβάρων κίνηϲιϲ) voran. Dies wirft Licht auf das zweite Motiv bei Festus, das am Ende von 26,2 eher nebenbei anklingt, aber den Feldzug Konstantins als Reaktion auf vorangegangene Aggression der Perser („fort-

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währende Angriffe“) zu erklären scheint. Die beiden ineinandergreifenden Motive dürften auch für Valens relevant gewesen sein. Hingegen trifft das Detail, Konstantin sei „mit allen Truppen“ losmarschiert, gewiss nicht zu, erklärt sich aber aus der komplementären Behauptung, dass alle übrigen Völker befriedet seien. Vgl. generell A. Luther, Konstantins letzte Pläne. Die „unvollendete Persienexpedition“, in: K. Ehling / G. Weber (Hgg.), Konstantin der Grosse, Darmstadt 2011, 110–17. durch den jüngsten Sieg über die Goten Gemeint ist der Feldzug gegen die terwingischen Goten jenseits der Donau im Jahr 332, vgl. Cons. Const. (KFHist G 1) 332 mit Komm. Die Erwähnung dieses Sieges, der mit der Annahme des Beinamens Gothicus maximus verbunden war, zielt auf Valens ab, der selbst erst kürzlich einen Sieg de Gothis (30,1 f.) verbuchen konnte, vgl. Kelly, Roman world 84. Damit wird Konstantin, soweit dies möglich ist angesichts seines plötzlichen Tods (der deswegen unerwähnt bleibt), zu einem historischen Exemplum erhoben, an dem sich Valens hinsichtlich der Haltung gegenüber den Persern besonders orientieren kann, vgl. auch den Komm. zu 26,2 eine Gesandtschaft der Perser. brach er … auf Die Übersetzung des Verb descendere (‚marschieren‘) mit „aufbrechen“ gibt den ingressiven Aspekt des lateinischen Imperfekts wieder, vgl. H.-Sz. 316. (2) sub Zum seltenen temporalen Gebrauch der Präposition sub in der Bedeutung von „annährend um“ vgl. H.-Sz. 279. in tantum – ut Vgl. Komm. c. 6,1 tantum – ut. regna Nur hier kommt der Plural regna in der Bedeutung ‚Reich‘ vor; einerseits wird in den spätantiken Quellen bei ausländischen Reichen oft der Plural regna ohne Bedeutungsunterschied zum Singular verwendet; andererseits wird damit aber auch auf das System der persischen Satrapien angespielt, die damit bezeichnet werden, weshalb der Plural auch sachlich richtig ist, vgl. Suerbaum, Staatsbegriff 159 und Fele, Il breviarium 497 f. ut supplex – mererentur Der Konsekutivsatz, der die Folgen der bevorstehenden Ankunft Konstantins auf die Perser enthält, beschreibt nicht nur die Entsendung einer Gesandtschaft (legatio Persarum), sondern wird auch auf die weiteren Folgen ausgedehnt: die Versprechen der Perser, die in einer Constructio ad sensum das Subjekt sowohl von facturos se imperata promitterent als auch von nec … veniam mererentur sind. ängstigte sich das Reich Babylons Das Motiv, sich vor der drohenden Ankunft eines Gegners oder dem bloßen Hören seines Namens zu fürchten, ist ein versatiler Topos, um Roms (vermeintliche) militärische Über-

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legenheit zu veranschaulichen, vgl. etwa Paneg. 4(10),3,5 und Itin. Alex. 5 (Persae), … qui Romana tamdiu arma tremuerint. Das Nebeneinander von Babyloniae regna und trepidarunt entbehrt nicht einer gewissen Ironie, als dass das Macht und Majestät evozierende „Reich Babylons“ sogleich eine Bittgesandtschaft (supplex) entsendet, sobald sich der Kaiser auf den Marsch begab: das Perserreich als Koloss auf tönernen Füßen. Suggeriert wird, dass es ganz groß und mächtig erscheint, aber in Wirklichkeit schwach ist und mühelos von Valens besiegt werden kann. Reich Babylons Als poetischer Plural steht regna für das (parthische) Reich als Ganzes, so bereits Wölfflin, Breviarium 174, vgl. Ov. ars 1,198 regna für das Partherreich und generell Verg. Aen. 1,206 regna … Troiae; 1,244 regna Liburnorum; 6,84 und öfter. Dass hierbei vielleicht auch dessen strukturelle Zusammensetzung mitschwingt (vgl. Plin. nat. 6,112 regna Parthorum duodeviginti sunt omnia, ita enim dividunt provincias), ist möglich, aber angesichts desselben Begriffs für das Lyderreich (10,3), nicht zwingend; wesentlicher sind dessen Macht und Größe. Bei Ammianus Marcellinus kommen gleichermaßen regnum und regna für das Perserreich vor und meinen stets das Reich als Ganzes, vgl. Suerbaum, Staatsbegriff 159. 296. Auch in Paneg. 10(2),7,5 zielt regna Persarum, wie aus dem Kontext hervorgeht, auf das Reich als Ganzes. Zum metonymisch gebrauchten Namen der Stadt Babylon s. Komm. zu 15,1 Babylon. eine Gesandtschaft der Perser Über den Empfang einer Gesandtschaft der Perser durch Konstantin hat auch Euseb berichtet, wie aus dem Inhaltsverzeichnis der Vita Constantini hervorgeht (4,57 Ὅπῶϲ Περϲῶν πρεϲβείαϲ δεξάμενοϲ). Der Text des 57. Kapitels selbst ist nicht überliefert, aber aus der relativen Chronologie darf immerhin auf einen Zeitpunkt vor dem Osterfest am 3. April 337 geschlossen werden. Gemäß Libanios forderte Schapur II. die 298/9 an Rom abgetretenen Gebiete zurück und drohte andernfalls mit Krieg. Empört wies Konstantin dieses Ansinnen zurück und reagierte seinerseits mit einem Feldzug, über den er aber schon nach kurzer Wegstrecke verstarb (Lib. or. 59,71 f.). Während bei Libanios die Perser – historisch zutreffend – Forderungen stellen, verhält sich die Kausalität bei Festus genau umgekehrt: die persische Gesandtschaft erfolgt erst als Reaktion auf den schon begonnenen Anmarsch Konstantins, bei dem sie als Bittsteller (supplex) vorspricht. Beide Autoren verfolgen auf ihre Weise eine positive Darstellung Konstantins: Libanios schlechthin, um Constantius II. zu loben (vgl. or. 59,73 f.), Festus mit dem Ziel, die militärische Überlegenheit der Römer und – komplementär dazu – die Furcht der

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Perser zu kolportieren, vgl. auch Mosig-Walburg, Römer und Perser 206. Vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund, dass zuletzt Rom im Vertrag von 363 Territorien abgetreten hat, lässt sich Festus’ Version der Ereignisse am ehesten mit seiner offenkundigen Absicht erklären, für eine Revision dieses Vertrags zu werben. Daher bleibt die ähnlich gelagerte Revisionsforderung Schapurs, die sich kaum mit Festus’ chauvinistischer Sicht vereinbaren läßt, ausgeblendet und stattdessen werden der wahre Zeitpunkt und das Anliegen der persischen Gesandtschaft tendenziös zugunsten Konstantins entstellt. Das Motiv der persischen Furcht vor dem Kaiser (trepidarunt) findet sich auch bei Libanios (or. 59,74), gilt hier aber nicht Konstantin, sondern Constantius II. als dem ebenbürtigen Nachfolger seines Vaters. wegen der fortwährenden Angriffe … unter dem Caesar Constantius Durch den Hinweis auf das Caesariat des Constantius bildet 335 n. Chr. den Terminus post quem, als die Diözese Oriens Constantius unterstellt wurde, vgl. Origo Const. 35 und Philost. (KFHist E 7) 3,1a,2 mit Komm. In dieser Zeit sorgte Constantius auch für den Ausbau der Stadtbefestigungen von Amida und Antoninopolis/Constanti(n)a (Amm. 18,9,1), von dem Mosig-Walburg, Römer und Perser 221 f. annimmt, dass er im Sommer 337 geschah, nachdem Schapur II. im Frühjahr offiziell den Krieg erklärt hatte. Schwieriger gestaltet sich eine Bewertung der „fortwährenden Angriffe“ der Perser, die quasi nebenbei als Begründung für Konstantins Feldzug nachgereicht werden. Mosig-Walburg 207 versteht darunter die „ersten persischen Einfälle, die den faktischen Beginn des von den Persern ausgehenden Krieges kennzeichnen“, die aber von Festus verharmlost würden, um die Initiative zu dem Krieg auf Konstantin zu übertragen; anders gedeutet von Maier, Palastrevolution 23, vgl. zur Kausalität Iul. or. 1,18B (Perser verstießen gegen den Friedensvertrag, aber entgingen ihrer Bestrafung, weil Konstantin über der Kriegsvorbereitung starb) und Aur. Vict. 41,16 („Konstantin war dabei gegen die Perser zu Felde zu ziehen, die einen Krieg zu entfesseln begonnen hatten“). Angesichts der als überaus erfolgreich dargestellten Außenpolitik Konstantins wird man konstatieren dürfen, dass Festus die harte Reaktion des Kaisers gegenüber der Gesandtschaft nicht nur gutheißt (vgl. 17,1), sondern als eine Haltung erachtet, die sich auch Valens im Umgang mit den Persern zu eigen machen soll. Vgl. zudem die Abweisung eines persischen Verhandlungsangebots durch Julian (Lib. or. 12,76 f.).

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27. (1) acriori Zur Komparativendung im Ablativ auf -i statt -e vgl. Fele, Il breviarium 501. Constantiniensi Eadie, The Breviarium 40 bevorzugt dem von den übrigen Codices überlieferten Constantiniensi die Lesart constantiensi von O, weil es sich seiner Meinung nach um eine unter Constantius gegründete und Constantia genannte Stadt handeln muss (ThLL s. v. Constantia Sp. 570,69–72 nennt eine Stadt dieses Namens in Mesopotamien); das von den übrigen Codices überlieferte constantiniensi sei der Fehler eines Kopisten. Weil es auch, wie Fele, Il breviarium 505 f. (in der Edition schreibt aber auch sie wie Eadie Constantiensi) mit Recht bemerkt, eine Stadt Constantina in Mesopotamien gab, vgl. ThLL s. v. Constantina Sp. 571,62–71 (Amm. 18,7,9 nennt eine Stadt Constantina, die 359 von Schapur in Mitleidenschaft gezogen worden ist), sollte man an der von den übrigen Codices überlieferten Form Constantiniensi festhalten. Als attributives Adjektiv ist es mit pugnis zu verbinden. mit unterschiedlichem und eher misslichem Ausgang Während „mit unterschiedlichem Ausgang“ (bereits in 6,2 und 14,5) problemlos verständlich ist (vgl. S. P. Oakley, A commentary on Livy. Books VI–X, Vol. 2, Oxford 1998, 173), nämlich dass mal die Römer, mal die Perser als Sieger aus dem Kampf hervorgingen, ist die Bedeutung des difficili eventu mitunter nicht so recht verstanden worden, obwohl Oros. hist. 7,29,6 (parum prospere decertavit) eine Interpretationshilfe bietet, vgl. auch Eutr. 10,10,1. Die Junktur begegnet zudem in Amm. 31,15,7: Gothi reputantes difficiles Martis eventus. Den niederländischen Kommentatoren erscheint „the phrase highly problematical“ und sie kommen zu dem Schluss, dass „it is highly likely that the text should be emended to reputantes dissimiles Martis eventus“, vgl. den Boeft, Commentary on Ammianus XXXI, 266. Historischer Hintergrund ist der sensationelle Erfolg der Goten bei Adrianopel, die bei der anschließenden Belagerung der Stadt selbst jedoch ins Stocken gerieten und über die „misslichen Ausgänge des Kriegs räsonierten“. Eine gewisse Analogie hierzu lässt sich in der Nachtschlacht von Eleia/Singara erkennen, die Festus in diesem Kapitel ausführlich beschreibt (27,3 f.): nachdem die Römer das feindliche Lager eingenommen und den Perserkönig erfolgreich vertrieben hatten, konnten sie sich ihres Sieges nicht erfreuen, weil sie in eine Falle geraten waren. Die Phrase magis difficili eventu am Beginn von Kap. 27, die auf die Gesamtbilanz der Feldzüge gegen die Perser zu beziehen ist, lässt sich auch als Urteil über die Nachtschlacht auffassen, deren Schilderung mehr als die Hälfte des

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Kapitels einnimmt; beschrieben wird ein eventus, der negativ ausfällt, weil die überlegene Partei am Ende einen Rückschlag einstecken musste. Vor diesem Hintergrund ist das in Amm. 31,15,7 überlieferte difficiles beizubehalten und dahingehend zu verstehen, dass die Goten sich zwar als die überlegenen Sieger sahen, aber über den „misslichen Ausgang“ (poetischer Plural?) reflektierten, weil sie sich um die Feldkasse des Valens betrogen fühlten, die in der verbarrikadierten Stadt lagerte (Amm. 31,15,13). neunmal in heftigerem Kampf Die neun größeren Zusammenstöße zwischen Römern und Persern unter Constantius II. – hierzu zählen sowohl Feldschlachten als auch Stadtbelagerungen – werden nicht chronologisch, sondern gemäß ihrem Ausgang geordnet, aufgezählt und nach persönlichem Oberbefehl (zweimal) bzw. delegiertem Kommando (siebenmal) unterschieden. Anders Portmann, Die 59. Rede des Libanios 16, der elf Schlachten zählt, indem er Constantiniensi und Eliensi hinzunimmt, obwohl Hier. chron. 236l die Zahl der schweren Schlachten ebenfalls mit neun angibt (VIIII gravissimis proeliis). Auch die Ansicht von R. C. Blockley, Constantius II and Persia, in: Studies in Latin Literature and Roman History, Bd. V, Brüssel 1989, 476 Anm. 64. 489 f., dass es sich hier insgesamt nur um acht Schlachten handele, weil er Narasarensi und Eliensi auf dieselbe Nachtschlacht bei Singara bezieht, überzeugt nicht. Von Festus werden zunächst die vier Orte der fünf römischen Niederlagen genannt: Sisarva, Singara (zweimal), Sicgara und Amida. Als (Quasi-)Siege werden dann die drei abgewehrten Belagerungen von Nisibis verbucht, auf die schließlich als vollgültiger Sieg die Schlacht von Narasara folgt. Ob und in wiefern die im stadtrömischen Festkalender des Philocalus markierten und Constantius II. zugeschrieben ludi Persici vom 13. bis zum 17. Mai (vgl. CIL I2 p. 264 mit J. R. Curran, Pagan city and Christian capital, Oxford 2000, 226) mit einem dieser Siege in Verbindung gebracht werden kann, ist unklar. Vgl. auch McCormick, Eternal victory 39 f. zu einer Notiz bei Theophn. p. 37,11 zum Jahr 342, die einen Triumph über die Perser festhält: Τούτῳ τῷ ἔτει Κωνϲτάντιοϲ Ἀϲϲυρίουϲ νικήϲαϲ ἐθρίαμβευϲεν. Mango / Scott, The Chronicle of Theophanes 61 Anm. 1 beziehen die Notiz auf die Nachtschlacht bei Singara, was angesichts der schweren Verluste wenig plausibel erscheint. Vielleicht steht die Notiz mit einer Bemerkung bei Athan. hist. Arr. 16,2 in Verbindung, wonach die Bischöfe des Ostens die Teilnahme an der Synode von Serdica (342 oder 343 n. Chr.) mit der Begründung absagen, „der Kaiser habe ihnen einen Brief über einen Sieg über die Perser geschrieben“. Anlass hierfür könnte die Erobe-

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rung einer persischen Stadt gewesen sein, deren Name aber nicht bekannt ist, vgl. Lib. or. 59,83 f. Da sich diese Aktion aber nicht mit dem einzigen hier registrierten Sieg (27,3: Narasara) identifizieren lässt, ist fraglich, ob dieser nicht spezifizierbare Sieg des Constantius überhaupt unter die neun „größeren Schlachten“ fällt. Der Triumph bei Theophn. p. 37,11 (siehe oben) ist daher vielleicht eher mit der abgewehrten Belagerung von Nisibis im Jahr 346 in Verbindung zu bringen, vgl. Komm. zu 27,2 Dreimal indes wurde Nisibis. von Sisarva Amm. 18,6,9 erwähnt den Ort (in der Schreibweise Sisara) eher beiläufig im Zusammenhang mit persischen Brandschatzungen im Jahr 359. Damit kann aber kaum die hier angeführte größere Schlacht bei oder um Sisarva gemeint sein, die sich anscheinend nicht näher fassen lässt. Der Ort wird mit Sarbane, das östlich von Nisibis lag, identifiziert, vgl. P. de Jonge, Commentary on Ammianus XVIII, Groningen 1980, 174 mit Hinweis auf Tab. Peut. 10,5. Singara und wiederum Singara, wo Constantius zugegen war Bei der erstgenannten Schlacht von Singara (heute Sindschar) im Osten der Provinz Mesopotamien handelt es sich um die erfolgreiche Belagerung durch Schapur II. im Jahr 360. Außer den Bewohnern der zerstörten Stadt wurden auch die zwei dort stationierten Legionen sowie weitere Hilfstruppen als Gefangene nach Persien verschleppt, vgl. Amm. 20,6,1–7,1. Die zweite Schlacht, bei der Constantius II. persönlich kommandierte, meint die Nachtschlacht von Eleia bei Singara, auf die unten (27,3 f.) separat und ausführlicher eingegangen wird. Sie ereignete sich bereits 344 und liegt somit zeitlich vor der zuerst genannten „Singarenischen Schlacht“, vgl. zur Datierung Portmann, Die 59. Rede des Libanios und Nickbakht, Komm. zu Cons. Const. 348 (KFHist G 1,98 f.). von Sicgara sowie von Constantia Das aus dem Adjektiv Sicgarena (oder Segarena ε) erschlossene Toponym Sicgara (oder Segara ε) lässt sich mit keiner bekannten Ortschaft verbinden. Mosig-Walburg, Römer und Perser 285 Anm. 1301 erwägt daher eine Verschreibung für Singarena, vgl. auch Fele, Breviarium 505. Hiergegen spricht aber, dass ein iterum anstatt ac vor dem Adjektiv zu erwarten wäre und eine dritte Schlacht bei Singara sonst nicht belegt ist. Eventuell ist an dieser Stelle an Bezabde bzw. das Adjektiv Bezabdicena zu denken. Jedenfalls zählt Hieronymus Bezabde zu den neun gravissima proelia contra Persas. Er denkt dabei an die Eroberung durch die Perser: chron. 236l (Nisibis obsessa, Bizabde et Amida captae sunt). Diesen stark befestigten und strategisch bedeutsamen

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Ort am Tigris, der im Frühjahr 360 erobert wurde (Amm. 20,7,1–16), versuchten die Römer gegen Ende des Jahres wieder zurückzugewinnen. Ausführlich wird von Ammian die großangelegte Stadtbelagerung geschildert, die Constantius II. zu diesem Zweck im Herbst 360 persönlich leitete (20,11,6–25; 31 f.). Obgleich aus dem Bericht die Dauer der langwierigen Belagerung nicht exakt zu erschließen ist, muss es sich um mehrere Wochen im Oktober/November gehandelt haben, bevor das „aussichtslose Unterfangen“ mit Einsetzen des Winters schließlich aufgegeben wurde. Die Belagerung Bezabdes zählt jedenfalls zu den größeren Unternehmungen gegen die Perser in der Zeit des Constantius. Sie forderte einen nicht geringen Blutzoll auf römischer Seite und drohte am Ende sogar in einen „Aufstand der verbitterten Soldaten“ zu münden (Amm. 20,11,12 und 31). Es ist immerhin bemerkenswert, dass weder die Eroberung Bezabdes noch der Versuch der Rückeroberung unter den neun größeren Schlachten bei Festus erscheint, zumal bei letzterem Constantius persönlich anwesend war. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob es sich bei dem verdächtigen Sicarena/Segarena vielleicht um eine Korruptel für Bezabdenica handelt. Für diese Annahme könnte sprechen, dass das nachfolgende Constantiniensi ebenfalls fehlerhaft zu sein scheint (vgl. phil. Komm.). Denn ein weiterer Schlachtort (Constantina?) ist schon deshalb ausgeschlossen, weil die Gesamtzahl von neun (noviens) dies nicht zulässt. Umgekehrt fehlt im überlieferten Text die Angabe, bei welcher anderen Schlacht Constantius noch zugegen war (vgl. ipse praesens bis adfuit), so dass das überlieferte Constantiniensi in seiner ursprünglichen Form den Hinweis beinhaltet haben dürfte, dass Constantius auch (quoque) bei dieser Schlacht persönlich anwesend war. Die Angabe seiner Anwesenheit geschah vielleicht in der adjektivischen Form Constantiana, d. h. dass die betreffende Schlacht zugleich auch eine „constantianische“ war. Unabhängig von der Frage, in welcher sprachlichen Form Constantius’ Anwesenheit am Kampfgeschehen ausgedrückt worden war, sprechen also mehrere Gründe dagegen, das überlieferte sicgarena (segarena), constantiniensi für authentisch zu halten. Hingegen kann Bezabdenica Constantiana oder eine ähnliche Konjektur eine gewisse Wahrscheinlichkeit für sich beanspruchen. Der gut bezeugte Rückeroberungssversuch von Bezabde, an dem Constantius persönlich teilnahm, hätte auf diese Weise den ihm zustehenden Platz in der Liste der fünf großen Niederlagen wiedererlangt, die die Römer unter seiner Herrschaft hinnehmen mussten.

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als Amida eingenommen wurde Das am oberen Tigris gelegene Amida (heute Diyarbakır) befand sich am nördlichen Rand der Provinz Mesopotamien und grenzte an die transtigritanischen Gebiete. Nach gescheiterten Verhandlungen mit Constantius II. über die Rückgabe Armeniens und Mesopotamiens (Amm. 17,5; Zonar. 13,9,25–31 vol. 3,202,19–203,5) marschierte Schapur II. im Jahr 359 in die Provinz ein und griff Amida an. Die Belagerung der Stadt, die von Ammianus Marcellinus als Augenzeuge berichtet wird (Amm. 19,2,1–8,5, vgl. 20,11,4 f.), dauerte 73 Tage. Sie endete in der Zerstörung Amidas und der Verschleppung der Bewohner nach Persien, vgl. Mosig-Walburg, Römer und Perser 289–96 und K. Farrokh u. a., The siege of Amida (359 CE), Siedlce 2018. (2) maiore sui detrimento ist ein instrumentaler Ablativ, der von adfectus est abhängt, vgl. Fele, Il breviarium 508. Besonders im Spätlatein kann das Personalpronomen im Genetiv als Objekt an die Stelle des Possessivpronomens suo (wie es in E steht, was aber wohl eine sekundäre Korrektur eines Schreibers ist) treten, vgl. H.-Sz. 61 (β). Dreimal indes wurde Nisibis von den Persern belagert Das im Osten der Provinz Mesopotamien gelegene Nisibis (heute Nusaybin) galt wegen seiner Lage und starken Mauern als das Orientis firmissimum claustrum (Amm. 25,8,14). Die erste Belagerung fällt in das Jahr 337, vgl. Hier. chron. 234d (zum Jahr 338): Sapor rex Persarum Mesopotamia vastata duobus ferme mensibus Nisibin obsidit. Chron. Pasch. p. 533,18–20 und Theophn. p. 34,32–35,7 (beide zum Jahr 337) beziffern die erfolglose Belagerung auf 63 Tage. Zur Datierung vgl. R. W. Burgess, The dates of the first siege of Nisibis and the death of James of Nisibis, Byzantion 69 (1999) 7–17, der die Belagerung von Mitte Juni bis Mitte August 337 ansetzt; akzeptiert von Mosig-Walburg, Römer und Perser 216–8. Die zweite Belagerung fand laut Hieronymus im Jahr 346 statt und wurde nach drei Monaten abgebrochen (chron. 236h rursum Sapor tribus mensibus obsidet Nisibin), vgl. Theophn. p. 38,9–11 (78 Tage). Die berühmte dritte Belagerung im Jahr 350 (Chron. Pasch. p. 536,18 f.) dauerte je nach Quelle zwischen 70 Tagen (Thdt. h. e. 2,31,4) und vier Monaten (Iul. or. 1,28D). Neben dem Einsatz der üblichen Mittel wie Tunnelbau, Aufschüttungen und Belagerungsmaschinen, wurde der Fluss Mygdonius in nicht mehr genau rekonstruierbarer Weise so aufgestaut und umgeleitet, dass ein Teilstück der Stadtmauer zum Einsturz gebracht wurde. Dennoch gelang den Persern die Erstürmung nicht, vgl. C. S. Lightfoot, Facts and Fiction: The Third Siege of Nisibis (A.D. 350), Historia 37 (1988) 105–25.

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Ob bereits der erste Belagerungsabbruch der Perser als Sieg verbucht wurde, ist fraglich. Dass aber die Beendigung der zweiten Belagerung als ein solcher gefeiert wurde, scheinen numismatische Befunde aus der Zeit um 346 zu belegen. Diese für Largitionszwecke geprägten Edelmetallemissionen mit Siegesikonographie würden gut zu Triumphfeierlichkeiten in Antiocheia passen, vgl. J. Wienand, The empire’s golden shade, in: Ders., Contested Monarchy 423–47. Vielleicht bezieht sich auch die kuriose Notiz bei Theophn. p. 37,11 (zum Jahr 342) über einen Triumph über Assyrer (= Perser) in Wahrheit auf das Jahr 346 (vgl. Komm. zu 27,1 neunmal in heftigerem Kampf). Gerade angesichts der Niederlage bei Eleia/Singara zwei Jahre zuvor ist es denkbar, dass die (vielleicht) durch das Anrücken des Constantius II. vorzeitig abgebrochene Belagerung von Nisibis als Sieg ausgelegt wurde, um das Ansehen des Kaisers aufzubessern. Spätestens im Zuge der abgewehrten Belagerung im Jahr 350 dürfte die dreimal bewiesene Standhaftigkeit als eine Serie (indirekter) Siege gewertet worden sein. (3) Nasarensi sc. pugna, vgl. Komm. Fele zu einer Konjektur Markwarts und hist. Komm. zur Stelle. Schlacht von Narasara Der lediglich hier erwähnte Ort lässt sich nicht lokalisieren, vgl. K. Maksymiuk, Geography of Roman–Iranian wars, Siedlce 2015, 51 Anm. 133: „Uncertain location.“ Portmann, Die 59. Rede des Libanios 16 erwägt zwar, dass das Toponym aus dem Namen des persischen Heerführers abgeleitet sein könnte, aber scheint die Überlieferung selbst nicht anzuzweifeln. Dennoch ist nicht auszuschließen, dass mit Narasarensi eine Korruptel vorliegt. Vom Tod Narsehs berichtet auch Theophn. p. 20,22–26 („Im selben Jahr fiel Narseh, der Sohn des Perserkönigs, über Mesopotamien her und nahm die Stadt Amida ein. Gegen ihn kämpfte der Caesar Constantius, der Sohn Konstantins, und nach einer geringfügigen Niederlage war er im Kampf schließlich so derart überlegen, dass er sogar Narses selbst tötete“). Allerdings kann die Datierung dieses Ereignisses ins Jahr 322/23 ebenso wenig korrekt sein wie die dem Constantius zugeschriebene Tötung des Narseh. Ferner ist die Identifizierung des Narseh mit dem Sohn Schapurs II. fehlerhaft, da es sich vielmehr um dessen Bruder handeln dürfte, vgl. PLRE 1,616 Narses (1 und 2) und Mosig-Walburg, Römer und Perser 216–8, die den Einfall und Tod des Narseh in das Jahr 337 datiert. In der nächtlichen Schlacht … hätte zurückrufen können Die ausführliche Schilderung der bereits oben in der Gesamtübersicht kurz er-

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wähnten Schlacht (27,1 iterum … Constantio) belegt die Prominenz dieses Ereignisses, das auch in der sonstigen Überlieferung breit bezeugt ist, vgl. etwa Iul. or. 1,23A, die Notiz der Cons. Const. (KFHist G 1) 348 und die Hervorhebung bei Eutr. 10,10,1; Hier. chron. 236l erachtet sie als die schwerste der neun Schlachten; in Amm. 18,5,7 wird die Schlacht als bekannt und besonders heftig herausgehoben (acerrima illa nocturna concertatione), weil sie einen hohen Blutzoll von den Römern gefordert hat. Vor diesem Hintergrund erklärt sich wohl die etwas eigenartige Logik der Behauptung, dass diese Schlacht im Falle des Erfolgs die Verluste aller übrigen Feldzüge aufgewogen hätte. Zudem fällt auf, dass Constantius II. für die Niederlage nicht verantwortlich gemacht oder gar kritisiert wird. Zwar verschweigt Festus keineswegs, dass der Kaiser es nicht vermochte, die Soldaten durch seine Worte (adloquendo) zurückzuhalten, aber daraus ergibt sich nicht, dass er der Schuldige an der Katastrophe ist, anders Neri, Medius princeps 151 f. Vielmehr bezweckt die Erwähnung dieses Appells, Constantius als den klugen und weitsichtigen Befehlshaber zu präsentieren, der die mit den „unvorteilhaften Örtlichkeiten“ (d. h. Wasserknappheit) und dem Hereinbrechen der Nacht (d. h. Dunkelheit) verbundenen Gefahren vorhergesehen hatte. Die Verantwortung für die Niederlage wird stattdessen auf die Soldaten geschoben, die sich dem kaiserlichen Befehl widersetzt haben. Diese Sicht der Dinge ist auch bei Eutrop erkennbar, laut dem der „unzweifelhafte Sieg bei Singara“ dem Kaiser „durch die Kampfwut der Soldaten [entglitt], die aufrührerisch und töricht (stolide) gegen die Logik der Kriegführung den Kampf forderten, obwohl der Tag schon zu Ende ging“ (Eutr. 10,10,1), vgl. auch Hier. chron. 236l. Diese apologetische Erklärung für die Ursache des Fiaskos, die den Kaiser entlastet, geht zweifellos auf die offiziöse zeitgenössische Auslegung zurück. Beispiele dieser tendenziösen Interpretation der Nachtschlacht zugunsten von Constantius finden sich sowohl in der Lobrede des Libanios (or. 59,99–120), der ausdrücklich zeigen will, dass „der Kaiser gleichzeitig über die Perser und die eigenen Truppen siegreich war“ (or. 59,99), als auch im Enkomion Julians auf Constantius (or. 1,22D–25B). Diese beschönigende Auslegung macht sich wiederum Festus für sein Anliegen zunutze, aufzuzeigen, dass man – und wie man – gegen die Perser siegen kann: indem man bei Dunkelheit Vorsicht walten lässt und stets genug Trinkwasser mitführt. Auffallend in dem Constantius II. gewidmeten Itinerarium Alexandri sticht als warnende Einsicht formuliert die Feststellung heraus, dass man bei Tageslicht Kampfhandlungen weitaus sicherer einschätzen kann als bei

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Dunkelheit (Itin. Alex. 58 reabse … metantur). Bei dieser Randbemerkung muss es sich um eine Reaktion auf die Niederlage von Eleia/Singara handeln, so dass die Nachtschlacht des Jahres 344 den Terminus post quem dieser Schrift bildet, es sei denn, es handelt sich hierbei um einen späteren Nachtrag. Schlacht von Eleia nahe Singara Während oben bloß Singara als Schlachtort angeführt wird (27,1 iterum Singarena), wird hier abweichend von „Eleia nahe Singara“ gesprochen, was sich aus dem topographischen Verlauf der Schlacht erklärt. Nachdem die beiden Heere zunächst bei Singara aufeinandergetroffen waren, zogen sich alsbald die Perser ‚flüchtend‘ in östliche Richtung zurück, wo sie hergekommen waren. Die Römer verfolgten sie über eine Strecke von etwa 100 Stadien/20 km (Iul. or. 1,24B) oder 150 Stadien/30 km (Lib. or. 59,107) und erreichten gegen Abend das Lager der Perser, das sich bei Eleia befand. Dort kam es zu der besagten Nachtschlacht, in der die scheinbar überlegenen Römer am Ende hohe Verluste hinnehmen mussten. Vgl. bei Amm. 18,5,7 „apud Hileiam et Singaram“ als den Schauplätzen der „berühmten Nachtschlacht“. (4) invicti viribus ist eine epische Reminiszenz, die in Verg. Aen. 6,394 vorkommt und der Aussage des Festus eine epische Aura vermittelt, vgl. Fele, Il breviarium 513. inprovisis adversum sitim aquarum subsidiis Nach ThLL s. v. improvisus Sp. 700,80 f. bedeutet das Adjektiv improvisus an dieser Stelle soviel wie inopinatus, inexspectatus, repentinus („plötzlich, unerwartet“). In diesem Fall ist der Ablativus causae („aufgrund unerwarteter Wasservorräte gegen den Durst“) ein weiterer Grund (wie invicti viribus) für das nächtliche Vorrücken der Soldaten. Dagegen übersetzt Arnaud-Lindet improvisis aktivisch (vgl. dazu die wenigen Belege im ThLL s. v. improvisus Sp. 701,8–12 wie z. B. Amm. 31,11,5 suorum globos … inprovisos adoriens, wo das Wort allerdings „nichts ahnend, ahnungslos“ bedeutet) „sans se soucier de se pourvoir de l’eau contre le soif“ und macht aus der Junktur einen nominalen absoluten Ablativ, was angesichts der folgenden Erzählung, gemäß der sich die Soldaten auf das Wasser im persischen Lager stürzten, wohl richtig ist (ebenso Bettenworth / Schenk „hatten aber keinerlei Wasservorräte gegen den Durst“. Dagegen lässt Fele, Il breviarium 513 improvisis … subsidiis als Dativ von incumbente iam vespere abhängen und übersetzt „quando ormai l’approssimarsi della sera metteva in forse l’insperato approvvigionamento di acqua contro la sete“. Doch diese Lösung ist unbefriedigend. Es fehlen nämlich Belege für incumbente mit

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Dativ in der Bedeutung „im Weg stehen“, „behindern“; vielmehr ist nach ThLL s. v. Sp. 1073,44–52 incumbere bei Ausdrücken wie nox, tenebrae etc. immer zeitlich; die Angabe incumbente iam vespere gehört zum folgenden und gibt den Zeitpunkt an, an dem die Soldaten ihre Aktion starteten. Man muss vielmehr annehmen, dass für Festus analog zu c. 27,3 intempestivus und c. 28,3 incautius, die dasselbe wie non tempestivus bzw. non cautius bedeuten, auch inprovisus das gleiche wie non provisus bedeutete, als ob es ein Verb improvidere gäbe. praetentis luminibus Das Verb praetendere in der Bedeutung von „vor sich hertragen“ ist erst in der spätlateinischen Prosa belegt, vgl. ThLL s. v. Sp. 980,49–61. An dieser Stelle drückt das Partizip Perfekt Passiv wohl die Gleichzeitigkeit aus (vgl. H.-Sz. 391 f.), wie Fele, Il breviarium 515 mit Recht vermutet. certius Das Adverb von certus kommt im späten Latein häufig ohne Bedeutungsunterschied im Komparativ statt im Positiv vor, vgl. ThLL s. v. certus Sp. 941,46 f. 28. (1) infesta in Parthos signa commovit Da das auf infestus folgende Objekt meist mit Dativ und nur selten mit einer Präposition verbunden wird (vgl. ThLL s. v. Sp. 1406,61), bezieht sich in Parthos trotz des Hyperbatons am ehesten auf commovit, vgl. Fele, Il breviarium 520 f. von bewährtem Glück gegen äußere Feinde Der Hinweis, der sich auf Julians militärische Erfolge an der Rheingrenze, vor allem den berühmten Alamannensieg von 357 bei Straßburg bezieht (vgl. P. Heather, The Gallic wars of Julian Caesar, in: Rebenich / Wiemer, Companion to Julian 64–96), dient dazu, Julians Feldzug gegen Persien als ein rationales und erfolgversprechendes Unternehmen hinzustellen (s. nächstes Lemma). Der sich daraus ergebende Kontrast „to the general assessment of Constantius’ record as successful in civil wars and a failure in foreign ones” (Kelly, Roman world 84 Anm. 56) ist eher ein sekundärer Effekt, aber keine intendierte Anspielung auf Constantius II., zumal Festus nicht sonderlich darauf aus ist, Constantius als außenpolitischen Versager bloßzustellen, vgl. Komm. zu 27,3 In der nächtlichen Schlacht. fehlte gegen die Perser das Maß. Er zog nämlich … Die direkt zu Beginn geäußerte Beurteilung Julians bezieht sich nicht auf den Perserfeldzug schlechthin, sondern nimmt den vermeintlichen Grund für das Scheitern des an sich erfolgreichen Unternehmens vorweg, der darin lag, dass Julian sich mit dem Erreichten nicht zufriedengab, vgl. Antiqueira, Festus 305 und Komm. zu 28,3 einen so großen Ruhm. Daher ist der Vorwurf der

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Maßlosigkeit auch nicht auf die gewaltige Rüstung zu beziehen (vgl. utpote), wie Bleckmann, Komm. zu Eutr. 10,16,1 (KFHist B 3,314) annimmt. Denn das nachfolgende enim hat keine begründende Kraft, sondern dient bei Festus häufig nur zur Anknüpfung des Nachfolgenden, vgl. zu diesem spätlateinischen Gebrauch H.-Sz. 508 und G. Galdi, Syntaktische Untersuchungen zu Jordanes, Hildesheim 2013, 320. Anders hingegen das Urteil beim Autor der Epitome de Caesaribus (43,7 f.), der Julian ein fehlendes Gespür für das rechte Maß in verschiedenen Dingen – darunter sein „zu großes Verlangen nach Ruhm“, das ihn zum Krieg gegen Persien verleitete –, bescheinigt und den Feldzug an sich für eine Fehlentscheidung erachtet. Eine ähnliche Argumentation liegt vor bei Eutrop (10,16,3 „er war begierig nach Ruhm und deswegen meistens von maßloser Gesinnung“), allerdings bringt Eutrop die Ruhmsucht nicht in einen expliziten Zusammenhang mit dem Perserfeldzug, den er eher neutral beschreibt, vgl. F. Bordone, Eutropio. Storia di Roma, Santarcangelo di Romagna 2014, 439 Anm. 92. Gebieter über den ganzen Erdkreis Wie mit dem ähnlichen Epitheton bei Konstantin (rerum dominus) kommt auch hier der römische Anspruch auf universale Herrschaft zum Ausdruck, vgl. Komm. zu 26,1 Herr der Welt und J. Weisweiler, From empire to world-state, in: M. Lavan u. a. (Hgg.), Cosmopolitanism and Empire, Oxford 2016, 187–208, hier 197–9 (zur Zunahme einer „ecumenical language“ in inoffiziellen Kaisertitulaturen des 4. Jh.). Als totius orbis regnator steht Julian folglich auch ein „gewaltig ausgerüstetes Heer“ zu; dessen Stärke beziffert Zos. 3,13,1 auf 65.000 Mann, vgl. McLynn, The Persian expedition 293 Anm. 1. eine mit Proviant beladene Flotte über den Euphrat herankommen Die Angaben zum Umfang der Flotte variieren zwischen 1000 Lastschiffen für Verpflegung, Waffen und Belagerungsmaschinen sowie 50 Kriegsschiffen (Amm. 23,3,9) und 1250 insgesamt (Ioh. Mal. 13,329 Dind.), vgl. dazu den Boeft, Commentary on Ammianus XXIII, 54 f. Die Ankunft eines solchen Schiffkontingents in Kirkesion erwähnt Amm. 23,5,6 im Zusammenhang mit einem Unterbeamten, der wegen der Verspätung der Kornlieferung hingerichtet wurde. Mit dem Hinweis auf die Maßnahmen zur Proviantversorgung hebt Festus die Bedeutung logistischer Vorkehrungen als wichtige Voraussetzung für das Gelingen eines Perserfeldzugs hervor. (Julian selbst hatte dies in Caes. 323 C thematisiert.) die Kapitulation vieler Städte und Festungen … mit Gewalt ein Details zum militärischen Verlauf der Eroberung bieten neben dem Feldzugs-

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teilnehmer Ammianus Marcellinus (24,1–24,6,3) auch Libanios (or. 18, 218–48) und Zosimos (3,12–24), vgl. dazu McLynn, The Persian expedition 300–9. (2) fuisset Der Konjunktiv im Relativsatz drückt hier eine Bedingung aus, vgl. Fele, Il breviarium 525. terrore subito miscuerunt miscere in der Bedeutung von „in Verwirrung bringen“ ist vor allem poetisch (etw. Verg. Aen. 1,191 volgus et omnem miscet agens telis … turbam), vgl. dazu ThLL s. v. Sp. 1081,77–84, der auch diese Stelle Sp. 83 f. anführt. gegenüber von Ktesiphon am Ufer der schon miteinander vermischten Flüsse Das römische Heer lagerte südlich von Veh-Ardaschir (vormals Koche) auf dem westlichen Ufer des Tigris, vgl. die topographischen Karten bei McLynn, The Persian expedition 308 und Hauser, Art. Seleukeia-Ktesiphon 238. Die Behauptung, dass Tigris und Euphrat an dieser Stelle „schon miteinander vermischt“ seien, scheint sich aus dem Erzählfluss selbst zu ergeben, da Julian kurz zuvor noch über die Flotte auf dem Euphrat kommandierte (28,1) und jetzt bereits am Tigris lagerte. Was auf der narrtiven Ebene der ohnehin knapp gehaltenen Erzählung akzeptabel erscheint, lässt sich auch faktisch erklären. Die beiden Flüsse haben sich zwar nicht in dem Sinne vermischt, dass der Euphrat sich in den Tigris ergoss. Aber beide Flüsse waren durch ein Kanalsystem miteinander verbunden, dessen Hauptzweig, der ‚Königskanal‘ (Naarmalcha) mitunter als ein Arm des Euphrats aufgefasst wurde, der in den Tigris mündete, vgl. Plin. nat. 5,90 und 6,122, wo Seleukeia „beim Zusammenfluss des durch einen Kanal abgeleiteten Euphrats mit dem Tigris“ verortet wird.1 Über diesen Wasserweg war Julians Flotte vom Euphrat nahtlos in den Tigris gelangt, wobei Julian auf dem letzten Teilstück wiederum einen anderen Kanalzweig wählte, so dass die Flotte nördlich von Veh-Ardaschir zum Tigris gelangte (Lib. or. 18,244–7; Amm. 24,6,1 f.; Zos. 3,24,2), vgl. die Karte bei McLynn, The Persian expedition 301. So erklärt sich auch das eingeschobene Adverb iam, das auf diesen nur unweit oberhalb von Julians Lagerstätte gelegenen Zusammenfluss von Euphrat(kanal) und Tigris Bezug zu nehmen scheint und die zuvor nicht explizit genannte Verbindung vom Euphrat zum Tigris bestätigend nachreicht.

1 Plinius spricht deshalb vom Zusammenfluss bei Seleukeia, weil zu seiner Zeit der Tigris noch direkt an der Stadt vorbeifloss, während Julian bei Veh-Ardaschir an den Tigris gelangte, dessen Flussbett sich zwischenzeitlich nach Osten verlagert hatte.

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Spiele auf dem Feld Der intendierte Zweck („um dem Feind die Sorge zu nehmen“) suggeriert ein völlig harmloses und unterhaltsames Geschehen, durch das sich die Perser, die als Zuschauer auf der anderen Uferseite impliziert sind, in vermeintlicher Sicherheit wiegen sollten. Eingehender berichtet etwa Libanios (or. 18,249): Julian „ließ einen Hippodrom ebnen, rief Reiter zum Wettkampf auf und setzte Siegespreise für die Pferde aus. Zuschauer waren außer den eigenen Leuten auch die Feinde: Erstere saßen um die Kampfbahn, Letztere schauten von den Mauerzinnen aus zu und priesen den Kaiser glücklich, weil er Festlichkeiten wie für Sieger veranstaltete.“ (In Lib. or. 1,134 ist neben hippischen auch von gymnischen Agonen die Rede, weitere Quellenbelege bei den Boeft, Commentary on Ammianus XXIV, 174 f.) Jedenfalls lässt auch bei Libanios die weitere Schilderung der Ereignisse es zu, dass das fröhliche Treiben als Täuschungsmanöver gedacht war, vgl. McLynn, The Persian expedition 306 f.: „this was probably less of an imitation of Alexander than a diversion to distract the garrison of Ctesiphon, since the cavalry would have no role in the river-crossing; their own morale was also no doubt a consideration.” Die Erwähnung dieser Episode (s. auch nächstes Lemma) dient dazu, Valens an die Bedeutung von Strategemen für eine erfolgreiche Kriegführung zu erinnern. setzte er mitten in der Nacht … in die Flucht geschlagen Die Darstellung der nächtlichen Tigrisüberquerung, die als erfolgreiche Umsetzung des tagsüber eingefädelten Täuschungsmanövers präsentiert wird, hebt vor allem auf das Moment der Überraschung ab, das den Römern den Sieg über die unvorbereiteten Perser beschert. In diesem bezeichnenden Detail unterscheidet sich Festus’ Bericht wesentlich von der ausführlicheren Schilderung Ammians (24,6,4–13), bei dem die keineswegs überrumpelten Perser in der Nacht und auch noch am nächsten Tag heftigen Widerstand gegen das römische Heer leisten, bevor sie sich – anders als bei Festus, bei dem vorsätzlich im Unklaren gelassen bleibt, wohin die Perser sich begeben – hinter die Stadtmauern von Ktesiphon zurückziehen; vgl. zu den Parallelberichten McLynn, The Persian expedition 309–14. hätte die Armee als Sieger … eintreten können Mit dem Hinweis auf die „offenen Tore Ktesiphons“ wird der Eindruck erweckt, die persische Hauptstadt sei gefallen. Zur Erklärung, warum die siegreichen Römer (victor) es versäumten, die Stadt einzunehmen und zu unterwerfen, wird die blinde Habgier der Soldaten vorgeschoben. Hierdurch verfälscht Festus die historische Faktenlage zugunsten der Vorstellung, dass der errungene Sieg

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einfach nicht zur Gänze ausgeschöpft worden sei. Dabei hatten sich in Wirklichkeit die persischen Truppen hinter den Mauern verschanzt und wäre der Versuch einer Eroberung nur mit einer „kühnen und beschwerlichen“ Belagerung der Stadt verbunden gewesen, wie es bei Amm. 24,7,1 f. heißt. Daher hat Julian nach reiflicher Abwägung wohlweislich auf ein solches Unterfangen verzichtet, vgl. McLynn, The Persian expedition 316 f. Der wahre Sachverhalt wird durch Festus’ raffinierte Darstellung jedoch verschleiert und somit Valens vorenthalten. (3) inductus vgl. dazu Komm. c. 17,1 inductus. compendia sectaretur Während Arnaud-Lindet die Junktur mit „suivait des chemins de traverse“ übersetzt, glaubt Fele, Il breviarium 529, dass hier sectari nicht „folgen“, sondern soviel wie „suchen“ (wie Macr. somn. 1,6,45) bedeute, und übersetzt daher „cercava scorciatoie“. Da aber Julian einem falschen Führer vertraute, folgte er diesem auf der Abkürzung nach Madena. adversa Tigridis ripa Paschoud, Chronique d’historiographie tardive 317 hat gezeigt, dass hier adversa Tigridis ripa wie in Liv. 21,31,2 profectus adversa ripa Rhodani nicht, wie von der bisherigen communis opinio angenommen, flussaufwärts (so Fele, Il breviarium 529 f.) bedeutet, sondern bei Livius für die aus Spanien kommenden Karthager das gegenüberliegende, östliche Rhoneufer bezeichnet; adversa ripa ist ein instrumentaler Ablativ der örtlichen Erstreckung bei den Verben der Bewegung (vgl. H.-Sz. 131). Hier ist für die aus Westen her marschierenden Römer das gegenüberliegende Ufer des Tigris das östliche. ereptus e suorum conspectu Während B und G erepto überliefern, das zusammen mit conspectu einen absoluten Ablativ ergibt, hat ε ereptus e … conspectu; dagegen ergibt erepte von P keinen Sinn in diesem Satz. Von den modernen Herausgebern folgt Arnaud-Lindet ε und übersetzt „dérobé à la vue des siens“, ebenso Bettenworth / Schenk, die „und aufgewirbelter Staub ihn dem Anblick der Seinen entzog“ übersetzen. Fele, Il breviarium 531, die aufgrund der Übereinstimmung zwischen B und G die Lesart erepto vorzieht, meint, dass conspectum eripere „togliere la vista“ bedeute (so etwa Sen. nat. 5,3,2 ut conspectum in vicino stantium eripiat), übersetzt aber „sottratto alla vista dei suoi“. Häufiger kommt hingegen die Junktur e conspectu mit einem Verb des Entfernens vor, etwa bei Cic. Sest. 53 cum ego me e complexu patriae conspectuque vestro eripuissem (für weitere Beispiele mit anderen Verben vgl. ThLL s. v. conspectus Sp. 491,56–80). Aus diesem Grund sollte man ε und Arnaud-Lindet folgen.

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so einen großen Ruhm … an sein Vorhaben Den Ruhm hat sich Julian in Festus’ Augen für die (virtuelle) Eroberung der persischen Hauptstadt erworben. Mit dem Erreichen Ktesiphons ist der Zweck des Feldzugs erfüllt, wie die Gefährten meinten, die deshalb zur Rückkehr mahnten. Aber Julian will sich mit dem Erreichten nicht zufriedengeben, sondern weitermarschieren und zwar ins Reichsinnere (in Madenam), vgl. Philost. (KFHist E 7) 7,15a,1 (Einnahme Ktesiphons stachelt Julian zu mehr an); anders McLynn, The Persian expedition 313, der die intentio Julians als „his own plans for the return journey“ auffasst, die sich demnach von den Rückreiseplänen der Gefährten nur hinsichtlich der gewählten Route unterscheidet. Aber auch in der Parallelüberlieferung bei Amm. 24,7,3 will Julian, der von alexanderhaftem Verlangen erfasst ist (avidae semper ad ulteriora cupiditatis), weitermarschieren, um sich das „nahezu schon eroberte Perserreich“ (prope iam parta regna Persidis) nicht aus der Hand entgleiten zu lassen, vgl. noch Lib. or. 18,260 und 282. Bei Festus wird das πόθοϲ-Motiv nicht explizit bemüht, weil es sich für sein Anliegen nicht instrumentalisieren lässt. Aber Julians fehlende Mäßigung gegenüber den Persern, die zu Beginn des Kapitels konstatiert wurde (28,1), tritt hier zutage. Hinzu kommt noch seine Eigensinnigkeit (intentioni suae magis credidit), die bewirkt, dass er den Rat der treuen und wohlwollenden Gefährten ausschlägt. Auch, oder gerade, wenn ein Feldherr erfolgsverwöhnt ist und sich auf ein riesiges Heer stützen kann, muss er – so die diskrete Botschaft an Valens – diese schlechten Charakterzüge Julians tunlichst vermeiden, um dem Feldzug einen nachhaltigem Erfolg zu sichern. Vgl. McLynn, The Persian expedition 313, der zu der Neigung Julians, lieber seinen eigenen Vorstellungen als denen seiner Ratgeber zu folgen, lakonisch feststellt: „an ominous preference, in an account written by an imperial advisor“. Trotz der Behauptung des Festus und anderer Quellen, dass Julian zu weiteren Eroberungszügen ins Reichsinnere marschieren wollte, geht die Communis opinio davon aus, dass er sich – entlang des Tigris (wie einst Xenophon) – sehr wohl auf den Rückmarsch begab, wobei er vielleicht anfangs eine etwas abseits des Flusses verlaufende Route einschlug, aber diese wieder aufgab. nach der Verbrennung der Schiffe Die Entscheidung dazu liegt allein bei Julian und unterstreicht seine Entschlossenheit, nicht zurückkehren zu wollen; auch allen anderen wird hierdurch (scheinbar) die Rückkehr verunmöglicht. Der Notiz kommt vielleicht auch eine ominöse Bedeutung zu, ähnlich wie der bei Plut. Crass. 19,6 f. von Crassus geäußerten Absicht, die

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Schiffsbrücke abzubrechen, um eine Rückkehr der Soldaten zu verhindern, was auf den Tod des Heerführers vorausweist. Amm. 24,7,4 nennt durchaus nachvollziehbare Gründe für die Zerstörung der Schiffe, vgl. dazu den Boeft, Commentary on Ammianus XXIV, 213. Gleichwohl bleibt Ammians Darstellung dahingehend vage, dass auch göttliches Einwirken oder sogar persische Verräter, die sich als Pfadfinder angeboten haben, irgendwie auf Julians Entscheidung eingewirkt haben könnten. von einem Überläufer verleitet Die Historizität des Überläufers wird mitunter in Frage gestellt, zumal die Episode in verschiedenen Varianten überliefert ist, vgl. McLynn, The Persian expedition 315. Die verhängnisvolle Begebenheit kann zusammen mit dem Präzedens unter Crassus (vgl. 17,1) in jedem Fall Valens als warnendes Beispiel vor falschen Überläufern dienen. durch die Lanze eines entgegenkommenden feindlichen Reiters Mit dem contus (κοντόϲ) ist die schwere und lange Lanze gemeint, die zur Ausrüstung der sasanidischen Reiterei gehörte, vgl. den Boeft, Commentary on Ammianus XXV, 25 und die Reliefdarstellungen des berittenen Königs in: Ghirshman, Iran 129 Abb. 166; 179 Abb. 220. Bei Amm. 25,3,5 f. befinden sich die Perser auf dem Rückzug, als Julian von einer Reiterlanze (equestris hasta) getroffen wird, wobei zuvor die gepanzerte Reiterei der Perser herankam und die römischen Reihen mit conti und multiplicata missilia traktierte; so erklärt sich vielleicht, dass einerseits bei Festus der Reiter auf den Kaiser zugeritten kommt (obvio), andererseits in Epit. Caes. 43,3 (ab uno ex hostibus et quidem fugiente conto percutitur) der Kaiser durch einen fliehenden Feind verletzt wird.1 Bei Philost. 7,15,2 wird Julian durch einen der „lanzentragenden Sarazenen“ (κοντοφόροι Ϲαρακηνοί) verletzt, die zum Aufgebot des persischen Heeres gehören. Zweifel daran, dass Julian seine tödliche Verletzung von persischer Seite zugefügt wurde, bestehen bei Festus nicht, vgl. zur alternativen Täterschaft durch einen (christlichen) Römer den Boeft, Commentary on Ammianus XXV, 69. Nachdem er … Ordnung in die Reihen gebracht hatte Ähnlich wie bei Libanios (or. 18,268 f.), wo der verletzte Julian vom Pferd stürzt, aber wieder aufsteigt und zu Soldaten spricht, lässt Festus den Kaiser als heldenhaften und selbstlosen Heerführer quasi bis zum Schluss das Komman1

In der Epitome de Caesaribus könnte auch bloß die zu einem literarischen Topos erstarrte Taktik der vorgetäuschten Flucht vorliegen, vgl. zum ‚flüchtenden‘ Perser etwa zeitgleich Claud., 3 cons. Hon. 201 f. (zitiert im Komm. zu 30,2 Siegespalme) und Lerouge, L’image des Parthes 297–300.

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do über die Schlachtreihen führen. Anders Amm. 25,3,7–9, wo der verwundete Julian direkt ins Lager gebracht wird und bloß noch den Willen äußert, in die Schlacht zurückzukehren. hauchte er … seine Seele aus Die Notiz über die ausführliche Rede des sterbenden Julian zu seinen engen Vertrauten (vgl. auch Amm. 25,3,15–20) ist bemerkenswert, denn für das Wissen um den Feldzug ist diese Angabe völlig unerheblich. Festus, der biographische Einzelheiten aus dem Leben der Kaiser gewöhnlich beiseitelässt (vgl. Komm. zu 22,1 hatte als Kanzleivorsteher), erweist hier seine besondere Reverenz gegenüber Julian, indem er ihn subtil dem Philosophen Sokrates angleicht (vgl. Plat. Phaid.). Hierbei dient die Erwähnung der „Seele“ (animam … efflavit) als Hinweis auf Sokrates’ Ausführungen über die Seele, die er an seine Freunde richtete (vgl. hier multa suos adloctus). Bei dem Parallelvergleich handelt es sich jedoch nicht um einen originellen Einfall des Festus, hat doch bereits Libanios im Epitaphios (or. 18,272) den sterbenden Julian ausdrücklich mit Sokrates verglichen. Von Festus stammt allerdings das Partizipialattribut der Seele (cunctantem animam). Die „zaudernde Seele“ steht hierbei geradezu im Widerspruch zu der Leichtigkeit, mit der Sokrates aus dem Leben schied (vgl. auch Amm. 25,3,23 zu Julians Tod: vita facilius est absolutus). Es liegt Festus aber mehr daran, den Lebenswillen und ungebrochenen Tatendrang Julians hervorzuheben, als die Parallele zu Sokrates stringent einzuhalten und ihn als Philosophen zu charakterisieren. Vielmehr ist und bleibt Julian zuvorderst Feldherr und Eroberer. Gleichwohl ist die dezente Hommage an Julian als untrügliches Bekenntnis des Festus zu den hellenischen Idealen und religiösen Anschauungen des heidnischen Kaisers zu verstehen, vgl. auch Momigliano, Pagan and Christian historiography 95 und Eadie, Breviarium 9 Anm. 2: „Another indication of Festus’ pagan sympathies is his fair and relatively lengthy treatment of Julian, the archpagan.“ Verlust von zu viel Blut … seine Seele aus Das korrelative Verhältnis zwischen dem (langsamen) Ausfließen des Blutes, das schließlich zum Tod führt, und dem (langsamen) Aushauchen des Lebens, wird durch Alliteration unterstrichen: effusionem nimii sanguinis … animam … efflavit. 29. (1) amissi Das adjektivisch verwendete amissus ist hier pleonastisch und bedeutet dasselbe wie mortuus, vgl. ThLL s. v. amitto Sp. 1922,11 f. und Fele, Il breviarium 535.

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mediorum Im Gegensatz zu a fronte und a tergo, mit denen der Ort der Attacke angegeben wird, wird mediorum (sc. militum) auf latera bezogen, vgl. dazu auch Fele, Il breviarium 539. (1 f.) zuerst von den Persern das Gespräch auf Frieden gebracht wurde Insgesamt wird ein überaus positives Bild vom römischen Heer gezeichnet, das nicht nur vor Julians Tod den Persern stets überlegen war, sondern sich auch von den anschließenden Widrigkeiten nicht unterkriegen ließ (vgl. Amm. 25,7,1). Daher geht der erste Schritt zu Friedensverhandlungen von persischer Seite aus. Eine etwas andere Akzentuierung setzt hingegen Eutrop, bei dem Jovian „in dem einen oder anderen Gefecht schon besiegt worden war“ (10,17,1) und die persische Friedensinitiative gänzlich unerwähnt bleibt. Das Verhandlungsangebot, an dem aus historischer Sicht keine Zweifel bestehen, wird auch von Ammian (25,7,5) erwähnt, der gerade darin – wie Festus – die militärische Überlegenheit der Römer bestätigt sieht; vgl. auch die optimistische Sichtweise bei Lib. or. 18,268. (2) nach dem Verstreichen von einigen Tagen Gemeint ist die Zeitspanne zwischen Jovians Amtsbeginn am 27. Juni und dem Verhandlungsangebot der Perser. Nach den chronologischen Angaben bei Ammian zu schließen waren zwischenzeitlich etwa elf Tage verstrichen, vgl. 25,6,9 (1. Juli), 25,6,11 (vier Tage) und 25,7,4 (zwei Tage). Der Verweis von Fele, Breviarium 540 auf Amm. 25,7,7 (dies quattuor sunt evoluti) beruht auf einem Missverständnis, weil diese Angabe sich auf die viertägige Dauer der Verhandlung selbst bezieht. Vgl. zur Chronologie den Boeft, Commentary on Ammianus XXV, xvii und Drijvers, Jovian 193 f. nachdem aber … Nisibis und ein Teil Mesopotamiens abzutreten seien Mit der Nennung der strategisch bedeutendsten Stadt Nisibis (zugleich Provinzhauptstadt), die zuletzt im Jahr 350 erfolgreich verteidigt worden war (vgl. 27,2), und (des östlichen) Teils der Provinz Mesopotamia konzentriert sich Festus auf die wesentlichen Bestimmungen des Vertrags von 363. Nähere Einzelheiten nennt Amm. 25,7,9, demzufolge neben Nisibis, auch Castra Maurorum und das bereits 360 eroberte Singara (Ruf. Fest. 27,1), in persischen Besitz übergingen (vgl. den Rekonstruktionsversuch des neuen Grenzverlaufs bei A. Comfort, Fortresses of the Tur Abdin and the Confrontation between Rome and Persia, AS 67 [2017] 181–229, hier 185–7); ferner fünf größtenteils östlich des Tigris gelegene Gebiete bzw. Satrapien (regiones Transtigritanes), nämlich die Arzanene, Moxoene, Zabdikene, Rehimene und Korduene samt 15 Kastellen, vgl. Zos.

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3,31,1; diese fünf Satrapien begegnen in der Unterschriftenliste der Synode des Patriarchen Isaak von 410 als Diözesen des Metropolitensitzes Nisibis, vgl. W. Enßlin, Zur Ostpolitik des Kaisers Diokletian, München 1942, 46 Anm. 3. Bezweckt wurde damit eine Revision des Vertrags von 298/9 (vgl. Ruf. Fest. 14,6; 25,3), wobei die neuerlichen Gebietsrestitutionen nicht exakt den Abtretungen von 298/9 entsprachen (die Ingilene mit der Sophene blieben offenbar bei Rom, wofür stattdessen die Moxoene und Rehimene abgetreten wurden). Außerdem wurde Rom untersagt, Armenien militärisch beizustehen (Amm. 25,7,12), vgl. Faust. Buz. 4,21 p. 154 und Lib. or. 1,134. Siehe zum Abkommen von 363 generell E. Chrysos, Räumung und Aufgabe von Reichsterritorien. Der Vertrag von 363, BJ 193 (1993) 165– 202; R. Schulz, Die Entwicklung des römischen Völkerrechts im vierten und fünften Jahrhundert n. Chr., Stuttgart 1993, 101–7; Mosig-Walburg, Römer und Perser 305–22 und Drijvers, Jovian 33–62. Wesentlich wichtiger als die einzelnen Vertragsbestimmungen ist für Festus die Feststellung, dass so etwas „zuvor niemals vorgekommen ist“ (vgl. nächstes Lemma). Hierbei scheint sich Festus selbst zu wiedersprechen, nachdem er oben in 20,1 den Verlust Armeniens unter Nero, in 20,3 den Gebietsverlust unter Hadrian und in 8,2 die Aufgabe Dakiens erwähnt hat. Der entscheidende Unterschied liegt aber darin, dass im vorliegenden Fall der Gegner die „nachteiligen Bedingungen“ diktiert und der Kaiser sie akzeptiert hat. Dabei ist die Entscheidung Jovians in Festus’ Augen vollkommen unnötig gewesen und mithin inakzeptabel, wie unschwer aus seiner Bemerkung über die Tapferkeit des römischen Heeres und der persischen Verhandlungsbereitschaft ersichtlich wird. Dementsprechend sieht Festus – gegen Mouchová, Das Breviarium des Festus 151 – auch keine Mitschuld bei Julian für das Zustandekommen dieses groben Fehlers, vgl. Drijvers, Jovian 56 f. und den Komm. zu 28,1 fehlte gegen die Perser und zu 21,3 Als Antoninus. was zuvor niemals vorgekommen ist Die parenthetische Bemerkung, die zur Anprangerung der harten Vertragsbedingungen diese als noch nie da gewesen hinstellt (quod numquam antea accidit), begegnet auch bei Eutrop (10,17,2 numquam accidit) und dürfte sogar direkt von ihm entlehnt sein, vgl. zu Festus’ Kenntnis des Breviariums des Eutrop Komm. zu 22,2 einen Grabhügel. der … unerfahrene Jovian, der begieriger nach Macht … war Wesentlicher und verwerflicher als Jovians mangelnde Regierungserfahrung (für die er eigentlich nichts kann, vgl. Amm. 25,9,7) ist aus Festus’ Sicht dessen verächtliche Machtgier (cupidior regni), auf die er dessen Nachgie-

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bigkeit gegenüber den Persern zurückführt, obwohl die verzweifelte Lage des Heeres freilich nicht völlig verschwiegen wird (confectus inedia); Sehlmeyer, Geschichtsbilder 86 weist auf den „negativen Unterton“ des Begriffs regnum hin. Festus’ tendenziöse Bewertung wird ersichtlich beim Vergleich mit Eutrop, der Jovians Herrschsucht in dieser Form nicht kennt. Vielmehr erklärt er dessen Vernachlässigung des Ruhms (10,17,3 gloriae parum consuluit) zugunsten einer raschen Rückkehr mit dessen Furcht vor einer potentiellen Usurpation im Reich. Weil sich genau Derartiges mit der Erhebung des Procopius ereignet hatte, als Valens sich im Jahr 365 in den Osten begab (vgl. Lenski, Failure of Empire 72), muss Festus in seiner Absicht, Valens zum Krieg gegen Persien anzuspornen, die Beweggründe Jovians umdeuten. Eutrops Einschätzung fällt gegenüber Festus wohl auch in der Hinsicht realistischer aus, dass er den Friedensvertrag als notwendig, wenn auch schmachvoll erachtet (10,17,1 necessariam quidem, sed ignobilem), während Ammian wiederum der Ansicht ist, „man hätte lieber zehnmal kämpfen sollen, damit nichts ausgeliefert werde“ (25,7,10). Dies hätte auch aus Festus’ Mund stammen können, der implizit die Position vertritt, dass es ehrenvoller gewesen wäre, im Kampf zu unterliegen, anstatt widerstandslos römisches Gebiet preiszugeben (vgl. zu dieser zeittypischen militaristischen Gesinnung auch Nickbakht, Einleitung [KFHist B 2] 11). Das Schlusskolon antizipiert zugleich die nachfolgende Peroratio. Hierzu bildet Jovian ein negatives Kontrastbild, dem nicht nur die nötige Erfahrung fehlt, sondern vor allem römischer Kampfmut, zwei Eigenschaften, die implizit aber seinem Nachfolger Valens zugeschrieben werden, vgl. Sehlmeyer, Geschichtsbilder 86 f. 30. (1 f.) Mit welch erhabener Sprache … babylonischen Friedens Die letzten drei Sätze bilden den Schluss des Werkes, der analog zur Praefatio als Kaiserapostrophe formuliert ist und in zwei Hälften zerfällt. Hierbei schließt der erste Paragraph inhaltlich unmittelbar an das vorige Kapitel an, indem er streng chronologisch fortfährt, während der zweite Paragraph in die Zukunft blickt, so dass die beiden Hälften der Peroratio in einem ringkompositorischen Verhältnis zu den entsprechenden Hälften der Praefatio stehen (vgl. Fele, Breviarium 545): 1,1 (Blick in die Vergangenheit) ~ 30,2 (Blick in die Zukunft); 1,2 (Antizipation des Nachfolgenden) ~ 30,1 (Anschluss an das Vorhergehende). Der panegyrische Tenor trägt hierbei nicht nur zum feierlichen Abschluss dieses dem Kaiser zugedachten Werkes bei, sondern stimmt auch schon auf die in 30,1 angekündigte Schilderung seiner Kriegstaten (Siege über Goten und Perser) ein.

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Mit welch erhabener Sprache … zu verlautbaren Mit der Apostrophe an Valens setzt Festus chronologisch da fort (deinceps), wo die Kette der erzählten Kriegsereignisse mit dem Amtsvorgänger Jovian endete (29,2). Gleichzeitig wird die Regierungszeit des Valens aber aus dem ei gentlichen Werk ausgeklammert, was trotz der bisherigen militärischen Erfolge des Kaisers zunächst damit zusammenhängt, dass die Darstellung inhaltlich auf die Perserkriege beschränkt ist (vgl. 15,1). Allerdings wird die Darstellung der Taten des Valens magno … ore in Aussicht gestellt; Festus verpflichtet sich quasi selbst dazu: me … parabo (paronomatischer Rückbezug auf 1,1 parebo; Fele, Breviarium 547). Mit „erhabener Sprache“ ist das Genre der Lobrede gemeint, so dass die Ausklammerung des Valens auch mit der unprätentiösen Form des vorliegenden Werkes, das unter der Würde der kaiserlichen Großtaten liegt, begründet zu sein scheint. Nebenbei erfüllt Festus hierdurch das geläufige Postulat der Geschichtsschreibung, das den Ausschluss des lebenden Herrschers fordert, um den Vorwurf der Voreingenommenheit zu vermeiden, vgl. nur die Bemerkung Eutrops, der ebenfalls am Ende seines Breviarium ein gesondertes Werk in Aussicht stellt (10,18,3): „Da man aber zu berühmten und verehrungswürdigen Kaisern (sc. Valens und Valentinian) gelangt ist, wollen wir einstweilen diesem Werk ein Ende setzen. Denn die ausstehenden Dinge, die wir jetzt nicht so sehr übergehen, als für eine größere Sorgfalt beim Schreiben (maiorem scribendi diligentiam) aufsparen, müssen in einem erhabeneren Stil (stilo maiore) erzählt werden.“ Vgl. zur Problematik F. Paschoud, Biographie und Panegyricus: Wie spricht man vom lebenden Kaiser?, in: K. Vössing (Hg.), Biographie und Prosopographie, Stuttgart 2005, 103–18, hier 100 f. und G. Kelly, The Sphragis and Closure of the Res Gestae, in: J. den Boeft u. a. (Hgg.), Ammianus after Julian, Leiden 2007, 219–41, hier 225–31. Da es sich hierbei ebenso um einen rhetorischen Topos handelt wie bei der Bescheidenheitsgeste in der Praefatio (vgl. Komm. zu 1,1 facultas latius eloquendi), wird der offenkundige Widerspruch zwischen der beteuerten Unfähigkeit, ausführlich darzulegen, und dem Gelöbnis, die kaiserlichen Taten „mit erhabener Sprache“1 darzustellen, nicht als solcher empfunden, zumal hier wiederum der Bescheidenheitstopos (Anstrengung und Alter) bemüht wird.

1

Die Junktur magno ore (dazu Fele, Breviarium 545) bedeutet auch „mit lauter Stimme“, vgl. Aetna 57 und Plin. nat. praef. 5 quanto tu ore patris laudes tonas; entsprechend „voix sonore“ (Arnaud-Lindet) bzw. „mit tragender Stimme“ (Bettenworth / Schenk).

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unbesiegbarer Princeps Dem panegyischen Stil der Peroratio entsprechend, tritt nach gloriossisime (1,2) und inclyte (15,1) nunmehr invicte zu princeps hinzu, ein gängiges Epitheton der Apostrophe in der spätantiken Kaiserpanegyrik (vgl. etwa Paneg. 10[2],1,4; 8[5],1,1; 9[4],21,2), das im vorliegenden militärischen Kontext besonders passend wirkt. Vgl. zur Entwicklung des Epithetons McCormick, Eternal victory 21–4, der es allerdings als „unconquered“ begreift. Obwohl Festus für den bevorstehenden Feldzug göttlichen Beistand erhofft (30,2), was eine Übersetzung als „unbesiegbar“ strenggenommen ausschließt, lässt sich in der Tat die Bedeutung von invictus kaum zwischen ‚unbesiegt‘ und ‚unbesiegbar‘ unterscheiden, vgl. ThLL s. v. I („i. q. non victus, invincibilis, insuperabilis“) gegen OLD s. v. Die Anrede des Kaisers als princeps statt des hier vielleicht sinnigeren imperator erklärt sich aus der Absicht, ringkompositorisch an die Praefatio (1,2) bzw. das Binnenproömium (15,1) anzuknüpfen, vgl. Fele, Breviarium 545. (2) modo Zur Funktion von modo mit nachfolgendem Konjunktiv in Wünschen in der Bedeutung von „nur“ vgl. H.-Sz. 616. dei nutu et ab amico … numine indulta felicitas Die Verwendung von deus und numen gehört zur panegyrischen Topik (vgl. Plin. paneg. 2,3 nusquam ut deo, nusquam ut numini blandiam) und ist kein Indiz dafür, dass Festus Christ war; vielmehr ist der Hinweis auf die felicitas typisch heidnisch, so Baldwin, Festus 202 f., Fele, Il breviarium 32 f. und mit Recht Marconi, Rez. Fele 423, der betont, dass Festus „doveva essere pagano, dato che l‘augurio ch’egli fa nel congedarsi … sarebbe privo di senso se fosse fatto da un correligionario cristiano.“ Dagegen Kelly, The Roman World of Festus’ Breviarium 76 f., für den möglicherweise numen auf Christus und deus auf Gottvater hinweist. Vgl. auch hist. Komm. cui credis et creditus es Zu beachten ist die Kombination der intransitiven (credis) und transitiven (creditus es) Konstruktion von credere in der Bedeutung „anvertrauen“ mit persönlichem Passiv, vgl. ThLL. s. v. Sp. 1134,73–5, François, Rez. Arnaud-Lindet 418 und Fele, Il breviarium 549. ad hanc ingentem de Gothis etiam Babyloniae tibi palma pacis Fele, Il breviarium 551 f. erklärt die Konstruktion des Satzes damit, dass palma zeugmatisch und in variatio – einmal mit dem präpositionalen Objekt de Gothis (zu de in der Bedeutung „hinsichtlich“ vgl. K.-St. 1,500 [ζ]) und einmal mit dem Genetiv pacis, zu dem das adjektivisch gebrauchte Babyloniae gehört (vgl. ThLL s. v. Babylonius Sp. 1656,19 f.) – verwendet wird (möglich ist aber auch der Genetiv des von Festus substantivisch ge-

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brauchten Babylonia). Während für ThLL s. v. palma Sp. 145,73–78 und 147,34 f. palma an dieser Stelle nicht nur „Siegespreis“, sondern soviel wie „Ruhm“ bedeutet, meint Fele, dass es im elliptischen Ausdruck hanc ingentem de Gothis in der Bedeutung „Sieg“ hinzuzudenken ist und erst an der zweiten Stelle „Ruhm“ bedeutet. Daher hat schon Kelly, The Roman World 76 Anm. 21 auch mit Verweis auf 26,1 (recenti de Gothis victoria) vorgeschlagen, victoriam hinter de Gothis zu ergänzen. Möglich ist auch, dass ein Kopist wegen des am Ende stehenden palma das davorstehende palmam übersehen hat. Die Auslassung des Substantivs palmam nach hanc ingentem ist ziemlich kühn, aber für den Leser in der ἀπὸκοινοῦ-Stellung aus dem Kontext leicht zu ergänzen und im Schlußsatz des Werks als stilistische Besonderheit, die zwar sonst kaum Parallelen aufweist (vgl. zur Figur ἀπὸ κοινοῦ auch H.-Sz. 834–36), aber von Festus an dieser Stelle beabsichtigt ist, anzusehen. Möge nur das Glück … fortdauern Gemeint ist das dem Kaiser eigentümliche Kriegsglück, das seinen Unternehmungen den erwünschten Erfolg beschert; daher die epexegetische Übersetzung „glücklicher Erfolg“ bei Bettenworth / Schenk (in 16,1 und 28,1 sogar als „Glück und Erfolg“), vgl. zum Begriff E. Wistrand, Felicitas imperatoria, Göteborg 1987, bes. 71–8 zur spätantiken Panegyrik. Es schimmert hier die römische Siegesideologie oder „théologie de la Victoire impériale“ (J. Gagé) durch, gemäß der die militärische felicitas eines Kaisers mit seiner religiösen pietas korreliert und die seit dem 2. Jh. in der Form der Beinamen pius und felix auch fester Bestandteil der offiziellen Kaisertitulatur ist (vgl. J. Gagé, Art. Felicitas, RAC 7 [1969] 711–23, hier 717), und zwar unabhängig davon, ob der Kaiser pagan oder – wie Valens – Christ ist, vgl. zu dessen Kaisertitulatur etwa ILS 771 und RIC IX, Index V s. v. DN Valens PF. Willen des Gottes ... der wohlgesonnenen Gottheit Die nicht leicht zu deutende Passage hat entsprechend unterschiedliche Interpretationen erfahren und überdies zu Mutmaßungen über Festus’ Religionszugehörigkeit geführt. Die neuere Forschung neigt inzwischen dazu, hier einen „purposely vague monotheism“ am Werk zu sehen, der typisch in nachkonstantinischer Zeit sei, so Kelly, Roman world 76, vgl. Bettenworth / Schenk, Rufius Festus 12–4; 132: „Die religiöse Anspielung ist weder eindeutig christlich noch eindeutig pagan“. Dies mag scheinbar für deus zutreffen, unter dem sowohl der christliche Gott als auch ein summus deus im nichtchristlichen Sinne verstanden werden kann. Ob auch das amicum numen, zu dem Valens eine besonders enge Beziehung unterhält, so aufzufassen ist,

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scheint jedoch zweifelhaft. Offen bleibt ferner die Frage, weshalb zwei Gottheiten (deus und numen) erwähnt werden, die den Kaiser im Kampf unterstützen sollen (nicht überzeugend M. Dahm, A hendiadys in the Breviarum of Festus, Prudentius 31 [1999] 15–22). Es ist daher näherliegend, amicum numen auf den Christengott des Valens zu beziehen. Auch das etwas schwerfällige Attribut („auf die du vertraust und der du anvertraut bist“) fügt sich gut in eine christliche Deutung, auch wenn das Nomen Christi nicht explizit fällt (Zu numen für den christlichen Gott vgl. Th. Gärtner, Art. Numen, RAC 25 [2013], 1167–71). Letzteres wiederum erklärt sich am plausibelsten dadurch, dass Festus selbst kein Anhänger des Christentums war. Da aber der religionspolitisch tolerante Valens als Auftraggeber über Festus’ Glauben im Bilde gewesen sein dürfte, wird man den nicht näher charakterisierten deus (zwischen dem und Valens nicht dasselbe Verhältnis wie zu dem numen besteht) nicht als unbestimmten monotheistischen Gott, sondern im engen paganen Sinn verstehen dürfen, selbst wenn (oder gerade weil) dies ebenso wenig explizit signalisiert wird wie das Christliche am amicum numen; in diesem Sinne bereits Peter, Die geschichtliche Litteratur 137, Momigliano, Pagan and Christian historiography 95 und andere (genannt bei Kelly, Roman world 76 Anm. 22), anders Neri, Medius princeps 140 f. Wenn also göttlicher Beistand erbeten wird – ohne den kein Erfolg (felicitas) gegen die Goten möglich war und in Zukunft gegen die Perser sein wird –, dann sollen selbstverständlich beide religiöse Strömungen der kaiserlichen Sieghaftigkeit wohlgesinnt bleiben, vgl. Eadie, Breviarium 9 Anm. 2. Auf diese Weise und ohne viel Aufhebens lässt der Heide Festus keinen Zweifel an seiner Loyalität aufkommen und bezeugt nicht zuletzt durch die unterschiedliche Kolonlänge gleichzeitig seine Reverenz gegenüber dem christlichen Kaiser. gewaltigen Sieg über die Goten Valens’ panegyrisch überhöhter Erfolg über die tervingischen Goten fiel in Wirklichkeit sehr bescheiden aus. Der zwischen 367 und 369 nördlich der unteren Donau geführte Krieg wurde im dritten Jahr eingestellt und es kam zum Abschluss eines Friedensvertrags zwischen Valens und dem Gotenführer Athanarich, vgl. Amm. 27,5 und Zos. 4,11. Vermutlich hielt Valens eine Triumphfeier in Konstantinopel ab, aber explizit belegt ist dies nicht, vgl. Bird, Breviarium xiii; Lenski, Failure of Empire 127–38 und P. J. Heather, Goths and Romans, Oxford 1991, 116–120. Siegespalme des babylonischen Friedens Mit dem „babylonischen Frieden“ ist weniger an ein Friedensabkommen zwischen Rom und ‚Baby-

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lon‘ auf gleicher Augenhöhe gedacht. Vielmehr steckt dahinter die Erwartung, Babylon zu unterwerfen. ‚Babylon‘ steht hierbei für die persische Hauptstadt bzw. das persische Reich schlechthin (s. Komm. zu 15,1 Babylon) und stellt das Ziel des anvisierten Feldzugs dar. Auf diese Weise soll Valens das vollbringen, was zuletzt Julian versäumt hat, nämlich als Sieger die Stadt Ktesiphon zu betreten (vgl. 28,2 apertas Ctesiphontis portas victor). Gleichzeitig schwingt hierbei der Anspruch mit, die persische Hauptstadt nicht nur einzunehmen, sondern wie Traian auch über sie zu herrschen (vgl. 20,2 accepit ac tenuit). In diesen überaus optimistischen Siegeshoffnungen hallt vermutlich der Tonfall der aktuell an Valens’ Hof vorgetragenen Kaiserpanegyrik wieder. Jedenfalls findet sich der imperiale Anspruch auf ‚Babylon‘ durchgehend seit dem 1. Jh. (vgl. Stat. silv. 4,1,40) bis zu Claudian und noch darüberhinaus. So endet Claudian den Panegyrikus von 396 auf Honorius mit einem Ausblick auf den bevorstehenden Sieg: „Schon sehe ich, dass Babylon eingenommen wird und der Parther gezwungen ist, in echter Flucht davonzulaufen“ (Claud., 3 cons. Hon. 201 f.). Ganz ähnlich schließt auch der Panegyrikus von 398, in dem der Ostkaiser Arcadius „beladen mit Beutestücken des eroberten Babylons“ als zukünftiger Sieger über Persien imaginiert wird (Claud., 4 cons. Hon. 653 Arcadius captae spoliis Babylonos onustus). Mit palma wird auf das Attribut der Göttin Victoria angespielt; daher die metonymisch gefärbte Übersetzung „Siegespalme“. Angesichts des panegyrischen Tonfalls der gesamten Passage wird vielleicht sogar die Vorstellung evoziert, dass die Siegesgöttin persönlich an den Kaiser herantritt (vgl. accedat) und ihn auszeichnet. Nicht nur in der Plastik und auf Münzen ist dies eine geläufige Ikonographie (vgl. LIMC 8, s. v. Victoria, Nr. 325, 328b, 348, und das unter Valens verbreitete Reversmotiv der [zum Siegesort?] eilenden Victoria: RIC IX S. 18 Nr. 21b1; S. 281 Nr. 36b; S. 299 Nr. 5b). Gerade die von der Epik beeinflusste Panegyrik neigt zum Stilmittel der Personifikation und lässt z. B. in Paneg. 6(7),21,4 eine Epiphanie des Apollo, begleitet von Victoria, dem Kaiser Konstantin Lorbeerkränze überreichen oder in Claud. Stil. III 202–16 die Siegesgöttin zur ‚leibhaftigen‘ Begleiterin des Stilicho werden. Mit dem herbeigesehnten Sieg über Babylon geht zugleich die ‚Befriedung‘ Babylons einher, was auf eine Unterwerfung Persiens hinausläuft, jedenfalls gemäß der Ideologie, dass Frieden durch Siege geschaffen wird, vgl. etwa August. RG 13 (parta victoriis pax), Ruf. Fest. 11,3 (victos in 1

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perpetuam pacem redegit) und Flor. epit. praef. 6 f. zur Weltherrschaft des römischen Volkes (Italiam subegit … totum orbem pacavit); H. Fuchs, Augustin und der antike Friedensgedanke, Berlin 1926, 201: „Betrachtete der Römer die pax immer nur als den Erfolg des Sieges, war in der Sprache seines geschichtlichen und politischen Schrifttums pacare der gebräuchliche Ausdruck für die durch Kampf herbeigeführte Unterwerfung eines Volkes und seine Einfügung in den römischen Machtbereich“. Als Ausblick am Ende eines Werkes, welches die sukzessive Ausdehnung des Imperium Romanum anhand der unterworfenen Provinzen rekapituliert, und zwar in der Erwartung, dass „dadurch der Drang deiner Güte (sc. Valens), den du an ihrer Erweiterung hast, weiter angespornt werde“ (10,1), wird hier gemäß der Ideologie der Universalherrschaft (vgl. 26,1 und 28,1) der Anspruch erhoben, auch Persien als Provinz ins römische Reich zu holen, eine Erwartung, die der Verfasser des Itinerarium Alexandri bereits um 340 gegenüber Constantius II. explizit aussprach (Itin. Alex. 5: „Du hast die Erbpflicht gegen die Perser, dass sie, die schon seit langem römische Waffen fürchten, schließlich durch Dich, indem sie unseren Namen erhalten und in deinen Provinzen mit dem römischen Bürgerrecht beschenkt werden, dank der Wohltat ihrer Beherrscher (d. h. Römer) lernen frei zu sein …“).

Index zum Breviarium des Rufius Festus (B 4) Alle Jahreszahlen bei den Konsulaten verstehen sich als ‚vor Christus‘.

Achaia/Achaier 3,2; 7,2 f.; 8,3 Adherbal 4,4 Adiabener 21,2 Adria 7,1 Aemilius Paullus, L. (cos. 168) 7,4 Africa/Africaner 3,2; 4,3. 5 f.; 5,1 Ägypten 3,3. 4; 13,3; 20,2 Albaner 16,3; 20,2 Alexander d. Gr. 20,2 Alexandriner 13,3 Alpen 6,2 f. Amantiner 7,6 Amida 27,1 Ancus Marcius 2,2 Andriskos (Pseudophilipp) 7,3 Anicius Gallus, L. (cos. 160) 7,5 Anthemusium 20,2 Antiocheia am Orontes 16,3; 24,1 Antiochos III. 3,3; 10,2; 11,3; 12,2 Antoninus, M. (Mark Aurel) 14,5; 21,1 Antonius, M. (Triumvir) 13,3; 18,3 Apollonia Pontica 9,3 Aquitanien 6,4 Arabia/Araber 3,3 f.; 14,2; 16,3; 20,2; 21,2 Archelaos von Kappadokien 11,4 Ardaschir I. (‚Xerxes‘) 22,1 Ariarathes (Apafrace) von Kappadokien 11,4 Ariobarzanes I. von Kappadokien 11,4 Aristarchos, Kg. der Kolcher 16,3

Armenien/Armenier 14,1–4; 15,3 f.; 16,2; 18,3; 19,1 f.; 20,1–3 Arsakes 15,2; 19,2 Artakes 16,3 Artaxata 16,2 Asia (Provinz) 3,3; 10,2; 12,2 Assyrien/Assyrer 3,4; 14,3 f.; 20,2 f.; 21,1 Asturier 5,2 Athener 7,2 Attalos I. 10,2 Attalos III. 10,2 Augusta Vindelicum 8,1 Augustus; 2,4; 4,5; 5,2; 7,6; 11,3 f.; 13,3; 19,1–3; 20,2 Aurelian 8,2; 24,1 Babylon 15,1; 20,2; 26,2; 30,2 Baetica 5,3 Barbaren 6,3; 8,1 f. Bato 7,6 Belgien 6,4 Besser 9,3 Bithynien 11,2 Bocchus 4,5 Bosporos/Bosporaner 16,1. 3; 20,2 Britannien 3,2; 6,3 f. Brutus, L. Iunius 2,3 Brutus, D. 5,1 Byzacium 4,6 Cabyle 9,3

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(B 4) Rufius Festus

Caecilius Metellus, M. (cos. 115) 4,2 Caecilius Metellus Creticus (cos. 69) 7,1 Caecilius Metellus Macedonicus (cos. 143) 7,3 Caecilius Metellus Numidicus (cos. 109) 4,4 Caecilius Metellus Pius (cos. 80) 5,2 Caesarea (Mazaca) 11,4 Camillus 6,1 Caprusgebirge 18,2 Caracalla 21,3 Carthaginiensis 5,3 Caria 10,3 Carus 24,2 Cassius Longinus, C. 17,3 Cato d. Jüngere 13,1 Claudius Marcellus, M. (cos. 222) 4,1 Claudius Pulcher, Ap. (cos. 79) 9,2 Corinth 7,2 Cornelius Scipio, P. (cos. 218) 5,1 Cornelius Scipio Asiaticus (cos. 190) 12,2 Cornelius Scipio Africanus d. Ä. (cos. 205) 12,2 Cornelius Scipio Africanus d. J. (cos. 147) 4,3; 5,2 Constantina 27,1 Constantius II. 14,7; 26,2; 27,1–4 Corsica 4,2 Cottischen Alpen 3,4 Creta 7,1; 8,3 Curio, C. Scribonius (cos. 76) 7,5 Dakien/Daker 8,2 f.; 25,2 Dalmater 3,2

Dalmatia 8,3 Daphne 16,3 Dardania/Dardaner 3,2; 7,5; 8,2 f. Decebalus 8,2 Deiotaros 11,3 Didius, T. 9,2 Diokletian 14,6; 25,1 Donau 3,2. 4; 7,5; 8,1 f.; 9,3 Donnes 19,2 Drau 7,6; 8,1 Edessa 21,3 Eleia 27,3 Epirus 8,3 Epiroten 7,3 Eumolpias 9,3 Euphrat 14,4; 17,1. 3; 20,2. 3; 28,1– 2 Europa (Provinz) 9,2. 4 Flavia Caesariensis 6,4 Gades 5,1 Gaius Caesar 19,2 Galatien/Galater 11,3 Gallaecia 5,3 Gallien/Gallier 3,2; 6,1–4; 11,3 Gallienus 8,2; 23,1 f. Gallus, Cornelius 13,3 Genthios 7,5 Germanien 6,4 Gordian III. 22,2 Goten 26,1; 30,2 Graischen Alpen 6,4 Griechen 7,2 Großarmenien 14,3; 16,2; 20,2; 25,2 Hadrian 14,4; 20,3

Index

Hadrianopolis 9,3 Haemimontus/Haemimontaner 9,3 f. Hebrus 9,2 Hellespontus 10,3 Hiempsal 4,4 Hieron II. 4,1 Hirtius, Aulus (cos. 43) 2,3 Histrus 9,3 Iberien/Iberer 16,3; 20,2 Jerusalem 16,3 Illyricum/Illyrer 3,2; 7,1. 5; 8,3 Immae 24,1 Indien/Inder 19,3; 20,2 Insulae (Provinz) 10,4 Ionisches Meer 7,1 Jovian 2,4; 29,1 f. Isaurier 12,3 Istrer 3,2 Italia 3,2; 6,1 f.; 7,3 Iuba 4,5 Judäa/Judäer 3,3, 16,3; 14,2 Jugurtha 4,4 Julian 28,1–3 Iulischen Alpen 7,6 Iulius Caesar, Gaius 6,2 Kallatis 9,3 Kantabrer 5,2 Kapitol 6,1 Kappadokien/Kappadokier 11,4 Karduener 3,3; 20,2 Karthago 4,3. 6 Keltiberer 5,2 Kilikien/Kilikier 3,3; 12,3 Kirkesion 22,2 Kleinarmenien 3,3 f.; 16,1 Kleopatra 13,3

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Koche 24,2 Kolcher 16,3; 20,2 Konstantin d. Gr. 26,1 f. Konstantinopel 9,4 Ktesiphon 17,1; 20,2; 23,2; 24,2; 28,2 Kyrene 13,2 Labienus, Q. 18,1 f. Liburner 3,2 Libya 13,2 Licinius Crassus, M. (cos. 70) 17,1– 3; 18,2; 19,3 Livius Drusus, M. (cos. 112) 9,2 Lollius, M. (cos. 21) 11,3 Lucullus, L. (cos. 74) 14,1; 15,3 Lucullus, M. (cos. 73) 9,3 Lugdunenses 6,4 Lusitania/Lusitaner 5,1. 3 Lycia 11,1 Lydia 10,3 Macedonia/Macedonen 3,2; 7,2–5; 8,3 Madena/Medien 15,4; 18,3; 28,3 Magaba 11,3 Magnesia 12,2 Marcomannen 8,1 Marius, C. 4,4; 6,2 Markomeder 20,2 Mauren 4,5 Mauretania 4,5 f. Maxima Caesariensis 6,4 Maxima Sequanorum 6,4 Maximianus (Galerius) 25,1 Mazaca 11,4 Mazzaros 17,1 Medien 18,3

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(B 4) Rufius Festus

Mediolanum 6,1 Melitene 15,4 Mesopotamien 3,3. 4; 14,1. 3–6; 15,4; 16,2; 20,2. 3; 23,1. 2; 25,3; 29,2 Micipsa 4,4 Minucius Rufus, M. (cos. 110) 9,2 Mithridates VI. 3,3; 11,4. 5; 15,3; 16,1–3 Modiacus 11,3 Moesien/Moesier 3,2. 4; 7,5; 8,1–3; 9,4 Mummius, L. (cos. 146) 7,2; 11,3 Narasara 27,3 Narbonensis 6,4 Narseh (Großkönig) 14,6; 25,3 Narseh (Prinz) 27,3 Nero 20,1 Nikomedes IV. von Bithynien 11,2 Nisibis 14,1; 15,4; 27,2; 29,2 Noricum/Noricer 3,4; 7,6; 8,1. 3 Novempopulana 6,4 Numa Pompilius 2,2 Numantia 5,2 Numidia 4,4. 6

Palaestina 14,2 Pamphylia 11,1 Pannonien/Pannonier 3,4; 7,6; 8,1. 3 Pansa 2,3 Paphlagonia/Paphlagonier 11,5 Parthenopolis 9,3 Parther 3,3; 14,5; 15,2; 17,1; 18,1–3; 19,1 f.; 20,2; (21,1); 21,2; 22,2; 28,1 Perseus 7,4 Persien/Perser 14,4; 15,4; 16,3; 17,1. 3; 18,1–3; 19,3; 20,1–3; 21,1 f.; 22,1 f.; 23,1 f.; 24,2; 25,1–3; 26,1 f.; 27,1 f.; 27,4; 28,1 f.; 29,1 f. Philippopolis 9,3 Philippos V. 7,2. 4 Philippus Arabs 22,2

Odainathos 23,2; 24,1 Olympos, Berg in Galatien 11,3 Orodes v. Albanien 16,3; Orient/Osten 3,4; 10,1; 19,2 f.; 24,1; 26,2 Osrhoene/Osrhoener 14,1; 21,2; 20,2 Ostia 3,1 Ozean 5,1

Phönikien 14,2; 16,2 Phrygia 10,3 Pisidia 11,1 Po 3,2 Pompeius, Cn. 5,2; 11,5; 14,2; 16,1– 3; 18,1; 19,2 Pontus 3,3 f.; 11,5; 15,3 Pontus (Euxinus) 9,3 Portus (bei Rom) 3,1 Praevalis 8,3 Pseudophilipp 7,4 Ptolemaios von Zypern 13,1 Ptolemaios VIII. 13,2 Ptolemaios Apion v. Kyrene 13,2 Publicola (cos. 509) 2,3 Pylaemenes 11,5 Pyrrhus 7,3

Pakoros (pers. Prinz) 18,2

Quaden 8,1

Index

Quinctius Flamininus, T. (cos. 198) 7,4 Raetien 3,4 Rhein 6,3 Rhodier 10,4 Rhodopa 9,4 Rhodopen 9,2 Rhodos 10,4 Rom (Stadt) 2,1–3 ; 3,1; 6,1; 11,4; 13,1; 22,1 f.; 24,1 Römer 3,3; 7,2; 8,1 f.; 10,2. 4; 11,3. 4; 14,4. 6; 15,1; 20,2; 25,3; Romulus 2,2 Rotes Meer 20,2 Rubicon 6,1 Sarazenen 3,3; 14,1; 16,3 Sardinien/Sarden 4,2 Save 7,6 Savia 8,3 Schapur I. 23,1 Schwarzes Meer 9,3 Scythia 9,4 See-Alpen 3,4; 6,4 Seleukeia am Tigris 20,2; 21,1 Septimius Severus (Pertinax) 14,5; 21,2 f. Servilius Vatia, P. (cos. 79) 11,1; 12,3 Servius Tullius 2,2 Severus Alexander 22,1 Sicgara 27,1 Sizilien 4,1 Silas 17,1 Singara 27,1. 3 Sisarva 27,1 Sizilier 4,1¸4,3 Skordisker 9,1

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Skythen 9,3 Spanien/Spanier 3,2; 5,1; 5,2 f. Sulla, L. 5,1; 15,2 Surena 17,1 Syrien 3,3; 10,2; 12,2; 14,2; 16,2; 17,3; 18,1 f.; 19,2; 23,2 Tarquinius Superbus 2,2 Tarraconensis 5,3 Taurus 12, 1 f.; 12,1. 3; 14,1 Thessalien/Thessaler 7,3; 8,3 Thrakien/Thraker 3,2; 9,1. 3 f. Tiberius 11,4 Tigranes II. 14,2; 15,3; 16,2 Tigranocerta 15,4 Tigris 14,3. 6; 20,2; 24,2 ; 28,2. 3 Tomoi 9,3; Traian 8,2; 14,3. 4; 20,2. 3 Transtigritanische Gebiete 25,3 Tripolis (Provinz) 4,6 Tullus Hostilius 2,2 Ulpianus (Jurist) 22,1 Uscudama 9,3 Valeria (Provinz) 8,1. 3 Valerian 23, Valerius Laevinus, M. (cos. 210) 7,1 Ventidius Bassus, P. (cos. 43) 18,2 Verus, L. 14,5; 21,1 Vespasian 10,4 Viennensis 6,4 Xerxes (= Ardaschir I.) 22,1 Zenobia 24,1 Zeugma 17,1 Zypern 13,1