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German Pages 96 Year 1846
Einige
Betrachtungen über das
Weltgebäude.
Einige
Betrachtungen über das
Weltgebäude. Von
Alexander Freiherrn v. Forstner, Oberst-Lieutenant a. D.
Zweite, mit den neuesten Entdeckungen vermehrte Austage.
Berlin. Druck und Verlag von G. Reimer. 1846.
aus Götemitz, auf der Insel Rügen,
widmet
diese Blätter
der Verfasser.
Vorwort. Die nachfolgenden Blätter sind der beson dere Abdruck eines Aufsatzes in der Neißer Wochenschrift, Nr. 17—36,
vöm Jahre
1821 und 22, für welches Blatt ich, wäh rend meines Aufenthaltes in Schlesien, diese
Betrachtungen niederschrieb.
Daß sie auch
außerhalb des Kreises, für den sie zunächst bestimmt waren,
Beifall
finden
würden,
konnte ich schwerlich denken; und daß sie
in jener Gestalt, wie sie, entfernt von allen
Hülfsmittteln, niedergeschrieben wurden, vor
einem größeren Publikum zu erscheinen wa gen, würde mindestens anmaßend scheinen,
wenn nicht vielleicht gerade die einfache Form,
in der diese Betrachtungen geschrieben sind,
es ist, die ihnen einigen Beifall gewann,
VIII
so, daß ich wiederholt Abschriften derselben besorgen mußte, da die wenigen besondern
Abdrücke der Blätter jener
Wochenschrift,
worin der Aufsatz steht, bald
weggegeben
waren, bis ich mich entschloß, sie besonders abdrucken zu lassen. Zahlenangaben, so
unverständlichen
—
Alle überflüssige
wie die,
größtentheils
Beweise, welche man ost
in populären Schriften über die tiefsten Ge
genstände der Natur- und Größenlehre fin
det, sind auch in diesem Abdrucke wegge blieben, der überhaupt unverändert erscheint.
— Möchte der geneigte Leser mit nicht mehr Ansprüchen diese Blätter zur Hand nehmen,
als der Unterzeichnete macht, indem er sie dem öffentlichen Urtheile übergiebt.
Berlin, im Frühjahr 1825.
v.
Forstner.
Vorwort zur zweiten Auflage.
Die erste Auflage dieser Betrachtungen ist im Buchhandel
längst verschwunden, und
eine neue Auflage, vermehrt mit den wich tigsten Entdeckungen in der Astronomie seit
den zwanzig letzten Jahren, Rechtfertigung.
Daß
bedarf keiner
von
den
neueren
Entdeckungen nur solche ausgenommen sind,
die auch für Nichtsternkundige vom Fache, Interesse haben, ist dem Zwecke dieser Be
trachtungen gewiß angemessen.
An geeig
neten Stellen, gewöhnlich
in Noten,
nur
habe ich dieser neuen Ausgabe einige Noti
zen: berühmte Astronomen betreffend, zuge fügt,
natürlich nur da,
wo
von diesen
Männern die Rede war, ohne diejenigen zu
erwähnen, auf deren, oft unsterblichen Ar beiten, nicht speciell hingewiesen ward. Auch
einige
andere
Notizen
in
diesem Sinne
sind angeführt. — Gern wäre ich noch näher die
aus
schöne
Untersuchung
Bessel's:
„Ueber die Entfernung des Sterns 61 im Sternbilde des Schwans," so wie auf die
neuesten Untersuchungen
über die Doppel
sterne, eingegangen; aber sie schienen mir für diese Betrachtungen nicht ganz geeignet.
Mögte auch diese neue Auflage anregen, über
die
Verbindung
der
Außen-
Innenwelt die Betrachtungen womit
dieses
und
fortzusetzen,
Schriftchen schließt; sie zu
verfolgen, bedarf es keiner tieferen Kennt
nisse der erhabenen Astronomie,
als das
Verständniß dieser Blätter sie geben soll. Berlin, im August 1846.
^LUenn das Gestirn
des Tages
entschwunden
ist, wenn auch jener lichte Schimmer, den wir Dämmerung zu nennen pflegen, nach und nach unsern Gesichtskreis verlassen hat, und wenn eS die Heiterkeit der uns umgebenden Luft gestattet:
so werden uns allmählig jene lichte Punkte, die wir Sterne nennen,
spähenden Auge
bis
sichtbar,
sich dem
zuletzt das ganze Firmament
in seiner Herrlichkeit darstellt. — Wer hätte nie,
jener Pracht
wenn auch nur auf Augenblicke,
seine Aufmerksamkeit
geschenkt;
wer hätte nie
entfernt einen Zusammenhang geahndet, zwischen diesen Erscheinungen Betrachtung
mehr
und denen,
gewidmeten
die,
in der
Stunden,
der
Seele als Bilder einer andern Welt vorschwe ben; und wer hätte wol nie den leisen Wunsch gehegt, einen Blick in die Geheimnisse des äu
ßern Himmels zu thun, oder doch zu erfahren, Forstncr'S Betrachtungen re.
1
2 was der Sterbliche schon von diesen Erschei
nungen erforscht hat? — Und wenn selbst der
ungebildete Mensch gestehen würde, daß er wol zuweilen Fragen dieserArt an sich gerichtet hat)
wenn sogar der Wilde in den hell leuchtenden Punkten des Himmels oft Wesen einer höhern Art sucht: so ist es in der That auffallend, daß noch ein großer Theil der gebildetern Menschen
die mangelhaftesten Kenntnisse über einen Ge genstand besitzt, der doch wesentlich dazu bei
trägt, uns unsere wahre Würde kennen zu lehren, zumal es nur wenige Mühe kostet, auch ohne wissenschaftliche Vorkenntnisse, sich wür dige Vorstellungen über das Weltgebäude zu er
werben. Auf Betrachtungen dieserArt werde ich am Schluffe dieser kleinen Abhandlung zurück kommen, welche denen gewidmet ist, die ohne mathematische
und
physikalische Vorkenntniffe
einen Blick in das Heiligthum des äußeren Him mels wagen wollen, das freilich nur dem Ein-geweihten eine tiefere Einsicht gewährt,
aber
selbst dem Weisesten nie die Bekanntschaft mit
seinen letzten Geheimnissen gestattet, während es
jedem unbefangenen Gemüthe schon einen hohen
3 Genuß bereitet,
wenn es seinen Gesetzen
nur
einigermaßen Aufmerksamkeit schenkt. Beim ersten Anblicke deß gestirnten Himmels,
fehlen alle Hülfsmittel, einer
nähern
die den Menschen
Bekanntschaft
führen könnten.
mit
den
zu
Sternen
Aber nur einiger Zeit bedarf
es, — selbst die einer Nacht ist hinreichend —
um den aufmerksamen Beobachter schon zu über
zeugen, daß auch hier Gesetze obwalten müssen; denn die sichtbare Bewegung des ganzen Fir maments nach einer Richtung,
linken Hand gegen
die
von der
die rechte des Beobachters
stattfindet, das Verschwinden einiger, das Erschei nen anderer,
so
wie daß stete Sichtbarbleiben
noch anderer Sterne,
müssen
Gesetze schließen lassen.
nothwendig auf
Wird die Beobachtung
am folgenden Abende fortgesetzt, so findet man
um
dieselbe Zeit ungefähr denselben Stand
der Sterne gegen die festen Gegenstände auf der
Erde.
Um zu erfahren,
auch täglich erfolgt,
ob diese Wiederkehr
wird es nöthig,
gewisse
Kennzeichen an den Sternen selbst zu nehmen, um diese sowol für sich, als in ihren gegensei
tigen Lagen wieder zu erkennen.
Man giebt ra-
1*
4
her einigen der durch ihre scheinbare Größe und
ihren Glanz ausgezeichneten
Sterne besondere
Namen, während man verschiedene Gruppen von
Sternen, unter eine beliebige Figur, von Menschen oder von hergenommen,
sei diese
andern Gegenständen
zusammenfaßt,
und
sie wieder
mit einem eigenen Namen benennt; diese Grup
pen heißen Sternbilder. — Auf Sternkar ten findet man diese Bilder nebst den zu ih nen gehörenden Sternen verzeichnet.
Werden die Beobachtungen Tage und Jahre
hindurch fortgesetzt, so wird es bald sichtbar, daß die Scene sich doch täglich ändert, wenn auch nur unbedeutend; daß nach einer gewissen
Zeit, um die Abendzeit der ersten Beobachtung,
die meisten jener damals sichtbaren Sterne ver schwunden sind, und ganz andere sich an deren
Stelle eingefunden haben; daß aber nach Verlauf einer ganz bestimmten Zeit, die erste Ordnung sich
allmählig wieder hergestellt hat, und nun in derselben Ordnung die Bewegungen stets wie derzukehren scheinen. Die Zwischenzeit, in wel
cher ein Stern um dieselbe Abendzeit genau auch
wieder an demselben Orte
des Himmels
sich
5 zeigt, oder die Dauer jener so eben erwähnten
ganzen Wiederkehr ver sichtbaren Bewegung des Himmelsgewölbes, heißt ein Jahr.
Hierdurch
ist ein großes Gesetz gefunden, und die Beob achtungen von Jahrhunderten gehören dazu, um
Abweichungen von diesem Gesetze zu finden; ja, Jahrtausende werden oft erfordert, ehe die Periode gewisser Wieverkehren vollendet ist.
So tragen
nicht selten Beobachtungen, die durch viele Zeit
alter hindurch fortgesetzt worden sind, erst dazu bei uns Gesetze in den Bewegungen der Sterne
kennen schätzbar
zu lehren.
Man
sieht hieraus,
wie
der Himmelskunde recht alte Wahr
nehmungen des gestirnten Himmels, deren sich zwei- bis dreitausend Jahr alte vorfinden, sind; nur hat man sie oft, wie sie sich aufbewahrt
finden, von vielen Irrthümern zu reinigen, ehe sie benutzt werden können. Zu den aus bloßen Beobachtungen sich er
gebenden Gesetzen gehören nun noch folgende. Man nimmt nämlich bald wahr, daß die mei
sten Sterne stets ihre gegenseitige Lage unter einander behalten > während einige andere
nach
ganz
verschiedenen
sich
Richtungen, zwischen
6 Alle Sterne scheinen
jenen hindurch, bewegen. jedoch gemeinschaftlich
an
derselben
Decke des
Himmels geheftet zu seyn, und folgen dem er
wähnten täglichen Umschwünge des ganzen Him melsgewölbes, um uns.
Jene größere Menge,
ihre Stellung gegen einander behaltenden Sterne,
heißen
feste
oder Firsterne,
im
Gegensatze
der wenigen letzteren, die Jrrsterne oder Pla neten genannt werden.
Alle Mühe bleibt ver
gebens, aus einer blos sinnlichen Betrach
tung des Himmels, für diese Jrrsterne Gesetze
ihrer Bewegung zu erforschen, die so bestimmt wären, daß man immer ihr Erscheinen auf län
gere Zeit ohne Fehler vorher bestimmen könnte,
wie man es doch so leicht bei den Firsternen
kann; ja nicht selten schrieb man dem unmit telbaren Einflüsse höherer Wesen,
die Bewe
gungen der Planeten leitend zu.
Außer den genannten Erscheinungen sind es noch einige, die hier nicht übergangen werden
können. — Unvorhergesehen, aus ganz verschie denen Gegenden des Himmels, nach
nicht be
stimmten Richtungen hineilend, erscheinen jene
lichte feurige Gestalten, die wir Kometen nen-
7 nen.
Von jeher nahmen sie des Himmelsfor-
schers Aufmerksamkeit ganz besonders in An spruch,
während sie dem großem Haufen der
Menschen als Unglück vorher verkündende Bo ten, oder als strafende Zeichen einer erzürnten überirdischen Macht erschienen.
Auch auf sie
werden wir zürückkommen. —
Alle jene Er
scheinungen der Nacht, werden aber verdunkelt
durch das herrlich leuchtende Bild des Mondes. Näthselhaft
ist seine Bewegung,
wie sie sich
dem sinnlichen Anblicke darstellt; viel giebt er zu erforschen
durch
seinen
Lauf
zwischen
einer
Menge Sterne, deren mehrere er auf einige Zeit
bedeckt, so wie durch seine nicht minder merk
würdige Gestaltveränderung; doch kommt auch hier die bloße Beobachtung
schon auf Gesetze,
denen seine Bewegung und Lichtveränderung un
terworfen ist. —
Noch ist die köstlichste aller
Erscheinungen am Himmel zu erwähnen übrig. — Die Sonne ist es. — Sie macht eine Aus
nahme von allen
Sternen, zu denen sie nebst
dem Monde im Allgemeinen gezählt wird; nie
ist sie des Nachts
mit den übrigen Sternen
sichtbar, und fast nie zeigt sich, wenn sie uns
s durch ihren herrlichen Einfluß beglückt und er--
freut, ein Stern am Himmel; doch erblickm wir zuweilen mit ihr gleichzeitig den Mond am
Himmelsgewölbe.
Die Gesetze d
Bewegungen
der Sonne, werden zwar schon zum Theil durch bloße fleißige Beobachtung uns klar; doch sind
sie viel zusammengesetzter als die der Firsterne. — Könnte
wohl die Meinung für so ungereimt
erklärt werden,
nach
welcher
die Sonne des
Abends nach ihrem Verschwinden denselben Weg am Himmel wieder zurücklegt, den sie bei Tage gegangen ist, und daß sie uns nur darum nicht sichtbar hierbei wird, weil es Nacht ist? — —
Und in der That, diese Erklärung ist nicht die
unsinnreichste,
die man von den himmlischen
Erscheinungen wohl öfters gab, oder mit denen der mit ihnen Unbekannte sich zuweilen noch be
gnügt; nur der kann sie bei näherer Betrachtung
noch belächeln, der nie erkannt hat, was es heißt, aus einer Menge sich zu Widerstreiten scheinender Erscheinungen das Wahre zu finden; die Ver
wechselung der Ursache mit der Wirkung sehen
wir noch täglich, und dieser Irrthum spielt eine wichtige Nolle bei den ersten Erklärungen über
9 die wahren Gesetze deS Himmels. — Noch sind chier zu erwähnen jene beiden Erscheinungen, durch
welche zu gewissen Zeiten die Sonne, so wie
der Mond, am heitern Himmel, auf Zeiten von verschiedener Dauer, ihr Licht zum Theil over
ganz
verlieren; diese Erscheinungen sind unter
dem Namen der S onnen- und Mondfinster
nisse bekannt.
—
Wenn
auch aufmerksame
Beobachtungen vieler Jahre hier'manches Gesetz gefunden haben — z. B. daß des Mondes Ver finsterung nur zur Zeit des Vollmondes, die
Sonnenfinsterniß aber nie,
wenn der Mond
leuchtet, stattfindet; so bleibt doch das Nähere hierüber ein Gegenstand weiterer Untersuchung.
Alles hier anzuführen, was durch eine bloße
Beobachtung
des gestirnten Himmels gefunden
werden kann, würde eben so weit führen, als
es ganz dem Zwecke dieser Blätter zuwider wäre; das Genannte war nöthig, theils um die ersten
Spuren einer Wissenschaft zu zeigen, die auf Beobachtung sich gründet und in ihrem weiteren
Verfolge
so
wichtige Resultate liefert,
theils
war es nöthig, hier jenes vorauszuschicken, um das Folgende verständlich zu machen.
10 Niemand
kann gedankenlos beobachten;
er
muß im Gesehenen Gesetze, und unter den Gesetzen eine Verknüpfung aufsuchen. — Wenn demnach
dem Himmelsforscher alle jene Erscheinungen am Himmel vorübergehen, oder wenn er das, was
die Erfahrungen von Jahrtausenden ihm hinter ließen,
zusammenstellt und prüfend vergleicht:
wie kann es da fehlen, daß der, aller Erkennt niß zum Grunde liegende Glaube, der hier Glaube an das Gesetzliche ist, ihn dahin führt, auch beim Sternenhimmel einen Zustand
oder einen Zusammenhang
anzunehmen,
aus
dem, als aus einer Einheit, alle jene Mannig
faltigkeiten sich herleiten lassen. — Aber, woher soll dieses Grundgesetz dem Beobachter kommen? Nur
aus
einer
geschickten Verknüpfuug des
Wahrgenommenen mit bekannten
und Möglichkeiten.
Wahrheiten
Nun wird kühn eine An-
nähme nach der andern gemacht; jede soll Al
les erklären, und fast jede läßt Erscheinungen unerklärt zurück: sie kann also nicht die wahre oder die gesuchte Erklärung seyn.
Könnte der
Mensch je müde werden, lange vergeblich ge
suchten Wahrheiten immer von neuem nachzu-
41 forschen;
wie hätte er es hier, in Beziehung
,auf den Sternenhimmel, nicht werden sollen?
Lausende von Jahren hatte man den Himmel beobachtet, viele Systeme über den wahren Zu
sammenhang des Gesehenen erdacht, und kein
befriedigendes war gefunden.
Ach! und es ist
so schwer, sich von Vorurtheilen loszureißen, die
von den ersten Eindrücken, welche die Außenwelt auf uns machte, herrühren, besonders wenn im mer nur für wahr angenommene Erscheinun gen, deren Ursachen man durch keine bekannten
Versuche und Untersuchungen — wie sich solche
doch in vielen anderen Zweigen der Naturwis senschaften anstellen lassen, — auf den Grund
kommen kann, hier zum Grunde liegen.
Und
eines solchen Losreißens bedurfte es hier; denn
unser, uns so gewaltig groß scheinender Wohn platz, die Erde, sie mußte als das zuerst ver
schwinden, was sie theils schien, theils was sie für
uns,
durch
Vorurtheile geblendet,
ge
worden war. —
Nicolaus Copernicus*) ist es, der von *) Geboren den 19. Februar 1473 (nach Anderen
12 uns als derjenige verehrt wird, welcher, durch die Erfahrungen seiner Vorgänger vorbereitet, die wahre Ordnung in jenen Bewegungen ent
deckte.
Alles ward nun klar und dem Kinde
selbst verständlich.
Erklärt waren jetzt die wich
tigsten Erscheinungen, und in die schönste Ord
nung lösete sich das scheinbar Verwirrte auf — Doch hiermit nicht zufrieden, wollte man alle
jene Erscheinungen auch auf das Genaueste vor herbestimmen,
und alle etwa noch bemerkbare
Abweichungen von den entdeckten Hauptgesetzen, sollten
gleichfalls
zeigen.
Dazu gab aber die bloße Beobachtung
ihre Harmonie
mit
diesen
keinen hinlänglichen Aufschluß; man sah
sich
nach andern Hülfsmitteln um, und fand sie in
jener uralten Wissenschaft, die, abgesehen von
aller Anwendung auf äußere Gegenstände, die
herrlichsten Wahrheiten schon
gefunden hatte;
jene Wissenschaft, die vorzugsweise den Namen Wissenschaft führt, die Mathematik, bot
den 19. Ianunr 1472) zu Thorn, flarb am 24. Mai (nach Anderen am 11. Juni) 1^43 zu
Frauenburg, woselbst er Domherr war.
13 den Himmelsforschern unerschöpfliche Mittel zu ihren Zwecken dar.
Und wenn diese Wissen
schaft in ihren Elementen auch schon dem bloßen Beobachter von Nutzen war, ja, wenn er ohne sie nicht Beobachter seyn konnte; so machte den
noch durch die Anwendung der mathematischen Lehren die Sternkunde (Astronomie) nun
mehr
die größten
Mit bewun
Fortschritte.
derungswürdiger Genauigkeit wurden die Er scheinungen vorherbestimmt, und diese Vorher bestimmungen
zeigen
noch
jetzt
dem
in der
Sternkunde Ungeweiheten, die Unfehlbarkeit der astronomischen Berechnungen und die Wahrheit der denselben zum Grunde liegenden Gesetze. — Mit diesen Anwendungen der Mathematik ver
band sich, aber viel später,
eine große Erfin
dung, ohne welche manche jetzt bekannte Wahr
heit unbekannt geblieben wäre, nämlich die Er findung der Fern röhre, welche man bald auf
den Himmel richtete, und hierdurch außerordent liche Entdeckungen machte, so
wie man
eine
sichtbare Bestätigung in vielen der entdeckten Lehren fand. Der Zweck kann es hier nicht seyn,
eine
14 Geschichte der Astronomie*) geben,
oder
zeigen zu wollen, wie nach und nach die Gesetze
gefunden sind, die wir nun näher betrachten
wollen.
Eben so wenig sollen hier Beweise
für die Wahrheit des jetzt Folgenden gegeben werden; sondern dies soll nur eine einfache Dar
stellung des von den Astronomen bereits Gefun denen und als wahr anerkannten Weltsystems seyn. Wenn daher jetzt erst das folgt, waS vielleicht von Einigen gleich am Anfänge schon erwartet
wurde: so bitte ich um Nachsicht über diese Ein
leitung,
die
ich hier kurz voran schickte. —
Ferner erwarte man hier nicht überall die vielen, gewöhnlich Abhandlungen dieser Art beigefügten
Zahlenwerthe und Vergleichungen bei Entfer
nungen und andern Angaben ; diese findet man in jedem Lehrbuche der Sternkunde, — auf das
doch ein Zeder verwiesen bleibt, der mehr als
eine kurze Uebersicht über das Weltgebäude ver langt, — sowie in ausgebreitetern Betrachtun-
♦) Ueber die Geschichte der Astronomie, giebt eö ältere und neuere schätzbare Werke.
15 gen über unser Sonnensystem.
Nur da, wo es
nöthig erscheint, folgen solche Zahlenangaben*).
Unsere Sonne ist einer jener Firsterne; sie
hat, wie diese,
ihr eigenes Licht, welches sie
um sich herum verbreitet.
Sie ist nicht der
größte Firstern, aber auch wahrscheinlich nicht
der kleinste.
Für uns hat sie im Vergleich mit
den übrigen Firüernen nur eine so scheinbare
Größe, weil sie uns am nächsten von allen die sen ist; ihre Entfernung von uns beträgt bei
läufig 21 Millionen Meilen.
Im unendlichen
Welträume schweben alle Firsterne, so wie unsere
Sonne, doch in noch ungemessenen Fernen von einander; und in diesem Raume haben sie um sich
ihr eigenes Gebiet.
Innerhalb dieses Gebietes
bewegen sich um die Firsterne, in Bahnen, die
dem Kreise nahe gleichen, dunkle und kalte Kör per, welche in ihrer Gestalt kugelförmig sind, und von ihrerSonne (ihrem Firsterne) ihrLicht
•) Bon anderen Weltsystemen — unter denen das de- Tycho de Brahe (geb. 24. Juni 1546, starb 29. Octvbcr 1601 zu Prag) bemerkenswerth ist, — wird hier die Rede nicht seyn.
16 und ihre Wärme empfangen; — die Sterne,
welche wirJrrsterne oderPlaneten nannten, und unsere Erde, sind
in Beziehung auf unsere
Sonne, jene kugelförmigen Körper; wir bewe
gen uns gemeinschaftlich mit ihnen um unsere Sonne, von ihr aus gesehen, alle in der Nichtung von der rechten gegen die linke Hand. Diese
gemeinschaftliche Bewegung
erklärt hinlänglich
die scheinbar unregelmäßige Bewegung der Pla
neten, von der Erde aus gesehen. Betrachten wir unser Sonnensystem näher,
so bewegt sich zunächst der Sonne um diese ein Planet, den wir Merkur nennen,
der aber
wegen seiner Nähe bei der Sonne unö selten,
und dann auch nur dem aufmerksamen Beobach ter, sichtbar wird; er ist 8 Millionen Meilen
von der Sonne entfernt; dann
folgt in der
Entfernung von 15 Millionen Meilen von der Sonne die Venus,
welcher
herrliche Stern
Jedem bekannt ist; denn sie zeigt sich, durch ihre abwechselnde Stellung gegen die Sonne,
uns bald als Abendstern, bald als Morgenstern; nun folgt in der Entfernung von 21 Millionen Meilen von der Sonne, unsere Erde; ihr folgt
17 der Mars, der 32 Millionen Meilen von der Gönne entfernt ist, und als ein schöner Stern
uns oft des Nachts sichtbar ist; ihm folgen, in fast gleichen Entfernungen von der Sonne, fünf Planeten: Vesta
(49
M. M),
Juno (55
M. M.), Pallas (58 M. M.), Ceres (auch
58MillionenMeilen von derSonne) und Asträa
genannt; sie sind unter dem Namen der fünf neuen Planeten bekannt,
sie,
da
die vier
zuerst genannten, erst im Anfänge dieses Jahr hunderts, die Asträa aber erst vor ganz kürzer
Zeit: am 8. Dezember 1845 (zu Driesen, vom Herrn Hencke) entdeckt sind; dem unbewaffne
ten Auge sind sie nicht sichtbar, und oft hat der Astronom Mühe, sie durch Fernröhre zu finden.
Ihnen folgt der uns so herrlich leuchtende Ju
piter in der Entfernung von 108 Millionen Meilen von der Sonne; diesem folgt Saturn,
den das bloße Auge noch sehr gut wahrnimmt, und
der 199 Millionen Meilen von der Sonne ent fernt ist; und diesem folgt endlich der Uranus,
der entfernteste bekannte Planet unsers Sonnen systems, der in der Entfernung von 398 Mil
lionen Meilen
seinen Umlauf um die Sonne
Forstner's Betrachtungen rc.
o
18 vollendet;
er ist übrigens ohne Fernrohre nur
dem geübten Auge sichtbar, und auch nur als dann, wenn man seinen Ort genau kennt*). —
Man hat Gründe, zu vermuthen,
daß inner
halb der Bahnen dieser bekannten
zwölf Pla
neten unsers Sonnensystems, sich kein uns be kannter mehr befindet, es sey denn, daß zu jenen
fünf, verhältnißmäßig nur sehr kleinen Planeten, sich noch mehrere gesellten.
Die Entfernungen
der genannten Planeten von der Erde, sind in verschiedenen Zeiten auch verschieden, da sie sich nach den gegenseitigen Stellungen der Planeten
zur Erde und Sonne richten, und also sich ver
ändern; so ist z. B. die Venus in ihrer größ ten Entfernung 36 Millionen Meilen, und nur 6 *) In der Sitzung der Pariser Akademie der Wis
senschaften vom I.Juni 1846, las Herr Lever
ri er eine Abhandlung, in welcher er aus Grün den der physischen Astronomie nachzuweisen suchte, daß jenseit- der Bahn des Uranus, in fast dop
pelter Entfernung
wie dieser von der Sonne,
sich noch ein Planet bewegen müsse. — Sollte dieser aber bereits der Entfernteste unsers Son
nensystems sein?---------
19 Millionen Meilen in ihrer größten Nähe von
der Erde entfernt. — Die genannten Abstände der Planeten von der Sonne, folgen nach einem Gesetze, in dem die
schönste Harmonie herrscht, und mit diesen Ent fernungen stehen die Zeiten, welche die Planeten zu einem
Umlaufe um die Sonne brauchen,
in einem höchst merkwürdigen Verhätnisse; das selbe hier näher zu erklären, führen.
würde zu weit
Die Zeit, welche ein Planet braucht,
um seine Bahn zu vollenden, heißt sein Jahr, und dies ist bei uns die Einheit der Zeitrech
nung für größere Zeitabschnitte. beträgt das
Beim Merkur
Jahr 88 unserer Tage, bei der
Venus 225 Tage, bei der Erde 365 Tage 6
Stunden, beim Mars 1 Jahr 321 Tage, bei der Vesta 3 Jahr 224 Tage, bei der Juno 4 Jahr
131 Tage, bei der Pallas 4 Jahr 220 Tage, bei der Ceres 4 Jahr 221 Tage, bei der Asträa 4 Jahr 64 Tage, beim Jupiter 11 Jahr 315 Tage, beim Saturn 29 Jahr 167 Tage, und
beim Uranus 84 Jahr 9 Tage unserer Zeitrech nung. — Wer möchte es wohl der Mühe werth
halten, aus den hier angegebenen Entfernungen o*
20 der Planeten von der Sonne und ihren Um-
laufszeiten um diesen Körper, jenes merkwürdige Verhältniß zu suchen, waö zwischen den Ent
fernungen und Umlaufszeiten stattfindet; — der unsterbliche Jo Hann Keppler*) suchte es viele
Jahre vergeblich, ehe er es fand, und hierdurch eine der wichtigsten Entdeckungen für die Astro
nomie machte.
—
Die Umdrehung der Erde
um die Sonne, erklärt hinlänglich jene früher erwähnte Wiederkehr der scheinbaren Bewegung des
ganzen
Himmelsgewölbes
binnen
einem
Jahre von der Erde aus gesehen; denn, wenn wir nach einem halben Jahre auf der entgegen
gesetzten Seite der Sonne uns befinden und Nacht haben, so müssen uns um diese Zeit alle die
jenigen Sterne zugekehrt seyn,
die vor einem
*) Geboren am 27. Dezember 1571 zu Weil in Würtemberg, starb am 15. November 1630 zu
Regensburg. Die Biographie dieses großen Deut schen erschien 1831
zu Stuttgart:
Keppler's Leben und Wirken;
Johann
von Breit
schwert. — Eine Ausgabe der sämmtlichen Werke
Keppler's steht in Aussicht.
21 halben Jahre bet Tage nach der Sonne zu lagen
und uns
daher unsichtbar waren;
und gerade
umgekehrt ist es mit denen Sternen, die uns damals bei Nacht sichtbar wurden.
Ganz auf
ähnliche Art stellt sich diese jährlich beobachtete Umwälzung des Himmels dar,
denkt,
wenn man sich
das; man diese Beobachtung, von einem
der andern Planeten aus, anstellen könnte; ver
steht sich, binnen einem Jahre dieses Planeten. Jeder Planet bewegt sich um sich selbst oder
um seine Achse, und hierdurch entsteht bei ihm,
wie bei unserer Erde, Tag für denjenigen Theil,
welcher der Sonne zugekehrt ist, und Nacht sirr diesen Theil, wenn er durch jene Umwälzung sich der Sonne wieder abkehrt.
Es ist also in
jedem Augenblicke für eine Hälfte des Plane
ten Tag,
und
für die
andere
Nacht,
weil
eine Kugel (der Planet) von einem leuchtenden Körper (der Sonne) immer nur zur Hälfte be schienen wird.
Bei den verschiedenen Planeten
ist auch die Zeit dieser Umdrehung verschieden;
doch richtet sich dieselbe weder nach der Größe des Planeten, noch nach seiner Entfernung von der Sonne;
bei der Erde nennen wir die Zeit
22 der Umwälzung: einen Tag: sie beträgt (nach
unseren Stunden gerechnet) beim Merkur24%O,
bei der Venus 23%, beim Mars 24% Stun den; bei den fünf neuen Planeten ist sie unbe kannt; beim Jupiter 9%„, beim Saturn 10% und beim Uranus 10% Stunden; alle die An gaben sind nur in runden Zahlen hier gegeben,
jedoch zeigen sie, daß Merkur, Venus und Mars
eine fast mit der Erde gleiche Achsendrehung ha ben, während
diese bei den drei entferntesten
Planeten, noch nicht die Hälfte dieser Drehungs zeit der Erde (welche 24 Stunden ist) beträgt.
Diese Drehung
erklärt uns
vollkommen
das
Erscheinen des Firmaments bei Nacht, wo wir,
ungeblendet von den Strahlen der Sonne, die
andern viel schwächer leuchtenden Himmelskörper gewahr werden, dagegen bei Tage die ebenfalls
am
Himmel befindlichen
nehmen,
eben
Sterne nicht wahr
weil dies der stärkere Eindruck
des hellen Sonnenlichtes auf unser Auge nicht
zuläßt.
Daß die anderen Planeten, wenn man
sich von ihnen aus den Himmel betrachtet denkt, durch ihren Tag und Nachtwechsel, innerhalb eines ihrer Tage,
dieselbe Erscheinung
ge-
23 währen, ist klar.
Und eben-diese Umdrehung
des Planeten um sich, muß die scheinbare Um
drehung des ganzen Himmelsgewölbes nach der entgegengesetzten Richtung zur Folge haben. — Endlich erklärt der Astronom noch den Wechsel
der Jahreszeiten durch den Umlauf der Erde um die Sonne, verbunden mit der schiefen Lage der Erdare gegen die Ebene der Erdbahn) allein diesen
klar zu verstehen,
gehören
einige Be
griffe und Vorstellungen, die, näher zu erläu
tern, hier ihren Ort nicht finden möchten.
Noch haben wir die wahre Größe der Pla neten zu betrachten. den Entfernungen
Diese richtet sich nicht nach derselben
von
der
Sonne,
und man entdeckt kein Gesetz, wonach der Wech
sel dieser Größen, in aufsteigender Ordnung der Planeten von der Sonne,
sich bestimmen ließe.
Inzwischen kennen wir die Größe der Planeten,
und es mag hier dieselbe in Vergleich mit unse
rer Erde folgen.
Daß diese Körper kugelähnlich
geformt sind, wurde schon früher erwähnt. Un
sere
Erde
ist
nun
zuerst
eine
Kugel,
deren
Durchmesser 1719 Meilen beträgt, und hiernach
läßt sich
ihr Inhalt,
so
wie
ihre Oberfläche
24 nach mathematischen Gesetzen leicht bestimm-y,
Merkur ist 16mal kleiner an Inhalt als die Erde;
Venus
ist nur um den zehnten Theil
des Erdinhalts kleiner als dieser, folglich der
Erde ziemlich gleich an Größe; Mars hat fast
nur den 5ten Theil von der Erde an Inhalt, oder er ist 5mal kleiner als diese; die fünf
neuen Planeten sind bedeutend kleiner als die
Erde:
so
ist Juno 188mal kleiner,
37mal kleiner,
Pallas
Ceres 15mal kleiner,
die
Vesta und Asträa so klein, daß die Astronomen noch nicht mit Bestimmtheit ihre Größe angeben
können.
Dagegen folgt nun Jupiter, der größte
Planet unsers Sonnensystems, denn er ist sei
nem Inhalte nach 1484mat größer als die Erde;
der ihm folgende Saturn ist lOZOrnal größer, und Uranus ist 83mal so groß als die Erde.
— Die Sonne aber,
der Mittelpunkt dieses
Systems, muß natürlich an Größe die Planeten
übertreffen;
sie ist 1,448,000mal größer als
die Erde. — Wersen wir noch kurz einen Blick auf die Gestalt der Planeten,
so ist sie kugelför-
mig, d. h. nicht genau die einer Kugel, son-
25 Vern sie zeigt sich bei den größeren Planeten,
alö eine etwas
einer Form,
abgeplattete Kugel,
die man
oder von
erhalten würde,
wenn
man eine Kugel von weicher Masse etwas zu
sammendrückt
Für unsere Erde ist diese Form
durch viele
Messungen und Berech
nungen zur Genüge bekannt; desgleichen für die sechs anderen größeren Planeten durch Messung
der Scheiben, als welche sie sich durch Fernröhre zeigen.
Die Sonne und der Mond zeigen uns
dagegen ganz kreisrunde Scheiben.
Gewiß
wird hier
ein bekannter Vergleich
nicht am unrechten Orte stehen, wodurch wir
uns auf eine sinnliche Art das scheinbare
Erscheinen des Himmelsgewölbes in seinen bei den Bewegungen, der täglichen und jährli chen, erklären können; denn diese beiden Be
wegungen sind es hauptsächlich, welche auf die Kenntniß der wahren beiden Hauptbewegungen
der Erde, und so zur Kenntniß des Weltge bäudes, geführt haben, daher wir sie auch ganz verstehen müssen. — Man denke sich einen freien
Platz, und auf diesem einen festen Gegenstand, z. B. einen Baum, welcher die Sonne verstellt;
26 alle
übrige Gegenstände
in größerer oder ge
ringerer Entfernung vom Platze, bedeuten die Sterne, die sich nach, allen Richtungen hin ver-
theilt
befinden.
Man
stelle
selbst die
Erde
vor, und umgehe den Baum in einiger Ent
fernung von demselben so, daß, von ihm aus
gesehen, diese Bewegung von der rechten nach der linken Seite hin geschiehet.
Diese Bewe
gung stellt die jährliche Bewegung der Erde um
die Sonne vor,
und wir betrachten sie zuerst.
Alle Gegenstände, die nach der Seite des Bau
mes zu liegen,
muß
man
sich als unsichtbar
denken, da der Baum (die Sonne vorstellend) die Sichtbarkeit derselben hindert.
Wenn man
nun so nach und nach diesen Mittelpunkt um
geht, so werden die Gegenstände, die nach ihm zu liegen,
sich eben so solgeweise von ihm zu
entfernen scheinen, bis man nach vollendeter hal
ben Bahn alle jene, früher nach ihm zu liegende Punkte, von ihm abgekehrt finden wird, dagegen die, ihm früher abgekehrten Punkte, jetzt ihm
zugekehrt sind; diese werden uns nun unsichtbar, während uns jene dann erscheinen.
Nach aber
mals zurückgelegter halber Bahn ist das Jahr
27 vollendet und die Erscheinung geht von neuem an.
—
Während man diese Bewegung macht,
muß man aber zweitens sich um sich selbst im
mer drehen,
stets
und zwar so,
daß
hierbei
man
mit dem linken Auge den Baum zuerst
erblickt,
und das rechte Auge ihn zuletzt sieht.
Diese eigene Drehung stellt die Umwälzung der Erde um sich vor, und jenes Sichtbarwerden und Verschwinden des Baums, stellt den Aufund Untergang der Sonne dar. Die dem Baume
werden
abgekehrten Gegenstände
wir
erblicken,
wenn wir den Baum nicht sehen, d. h.
wenn
wir Nacht haben, und die ihm jetzt zugekehrten
Punkte, müssen uns einer
Vollendung
unseren Nächten, nach
in
der
halben
Bahn
um
ihn
(nach einem halben Jahre) sichtbar werden. —
Denkt man sich nun, daß man von diesen bei
den Bewegungen, die man macht, nichts wüßte, so würde es sehr verzeihlich
seyn
zu meinen,
daß, während man eine Umdrehung um sich selbst
macht, sich der ganze Platz , sammt Baum und allen Gegenständen, in entgegengesetzter Richtung um uns herum bewegte.
Wir würden ferner
meinen, daß, indem wir die Bahn um den Baum
28 vollenden, nach und nach alle die entfernten Ge genstände vom Baume weggingen, und sich ge
gen uns bewegten, bis
nach Vollendung des
ganzen Umlaufes, sich die ganze Erscheinung er
neuert.
Da wir nun in der That von der Be
wegung der Erde nichts wissen oder merken, so befinden wir uns genau in dem erwähnten Falle. — Oder sollte Jemand meinen, wir müßten die
genannten
zwei Bewegungen der Erde wahr
nehmen, da wir uns doch in ihnen befinden; so
erinnere man sich an das bekannte Bei
spiel der Bewegung in
einem Kahne auf ru
higem Wasser; wir würden vielleicht nie mer ken, daß wir uns bewegen, wenn nicht die an
uns vorübereilenden Gegenstände am Ufer uns von unserer Bewegung in Kenntniß setzten; und
was würde man von dem glauben, der hier be haupten wollte: wir wären in Ruhe, die Ufer
mit ihren Punkten bewegten sich aber? —. Ich komme zu unseren Betrachtungen zurück. Nachdem wir im Vorigen einen Blick auf
den Zustand unseres Sonnensystems warfen, die Menge der zu ihm gehörigen Planeten, die
Entfernungen derselben von der Sonne, die
29 Umlaufszelten um dieselbe,
ihre
Größe,
ihre Umwälzung um sich selbst, so wie ihre Gestalt betrachteten; so haben wir bei den Pla
neten auch noch der Nebenplaneten oder der
Monde zu gedenken.
Unsere Erde wird von
dem Monde, der uns Allen als solcher bekannt
ist, begleitet; in etwa 27%. Tagen vollendet er
seine kreisförmige Bahn um uns*);
er folgt
wie alle Sterne, der scheinbaren täglichen Bewegung des Himmelsgewölbes um uns, d. h.
er geht täglich auf und unter.
Meilen von der Erde entfernt
Er ist 51,000 (daher er uns
400mal näher als die Sonne ist), und sein ku gelförmiger Körper ist an Inhalt 50mal klei ner als die Erde.
Er kehrt uns
dieselbe Seite zu, die sich
beständig
aber durch seine
Stellung gegen die Sonne, von uns aus gese
hen, verschieden erleuchtet zeigen muß; denn er
*) Genau in 27 Tagen, 7 Stunden, 43 Minuten,
ll56/100 Sekunden (Siderischer Monat).
Seine
Wiederkehr zur Sonne, von der Erde aus gese hen, beträgt dagegen 29 Tage, 12 Stunden, 44 Minuten, 29/10 Sekunden (Synodischer Monat).
30 ist, wie die Hauptplaneten, ein dunkler kalter Körper, der sein Licht von der Sonne empfängt,
immer an sich zur Hälfte
und der daher auch
erleuchtet ist, nur daß die Erleuchtung innerhalb 29% Tagen nach und nach jedem seiner Punkte zu Theil wird, also auch der andern Hälfte, die
wir nie zu sehen bekommen;
wonach folglich
jeder Punkt auf ihm, ungefähr 14% unserer
Tage hindurch, immer das Sonnenlicht empfängt, und es dann wie der 14% Tage entbehrt. — Steht nun der Mond, von der Erde aus gesehen, der
Sonne
gegenüber,
so kehrt er der Erde seine
vollerleuchtete Scheibe zu,
und
während einer
Umwälzung der Erde um sich selbst, wo jeder Punkt auf dieser Nacht erhält, wird uns der Vollmond in dieser Gestalt sichtbar.
Dagegen
können wir nichts vom Monde sehen, wenn er zwischen Erde und Sonne sich
befindet,
denn
nun ist seine, der Sonne stets zugekehrte er leuchtete Hälfte, von uns abgekehrt; wir sagen
alsdann:
wir
haben
Neumond.
Zwischen
diesen beiden, allmählig wechselnden Zuständen, zeigt uns der Mond seine verschiedenen Erleuch
tungen, unter denen wir die sogenannten Vier-
31 tel besonders bemerken oder beachten.
Alle Er
scheinungen, diederMond noch darbietet, sind dem
Astronomen völlig bekannt) nur sind sie sehr
und
zusammengesetzt
schwierig
zu
verstehen.
Wenn sich der Mond zwischen Erde und Sonne befindet, und es trifft sich, daß er, von uns aus
gesehen,
in gerader Linie mit der Sonne steht,
so muß er uns offenbar während der Zeit seines
Vorüberganges
einen Theil der Sonnenscheibe
unsichtbar machen, und wir sagen: es ist eine Sonnenfinsternis;,
da
wir
doch
eigentlich
sagen sollten: es sei eine Erdfinsterniß, in dem
die
alsdann
zum Theil
nicht
erleuchtete
Erde verfinstert wird, die Sonne aber nur scheinbar ihr Licht verliert. — Jeder dunkele Körper wirft, wenn er von Einer Seite erleuch tet wird, hinter sich einen Schatten, d. h. ab gekehrt von dem erleuchtenden Körper; folglich
auch unsere Erde, in deren von der Sonne ab
gekehrtem den;
Schatten,
dieser
Schatten
wir uns erstreckt
Nachts befin
sich
100,000 Meilen hinter die Erde.
fast
auf
Wenn nun
der Mond, zur Zeit seines vollen Lichtes, von uns aus gesehen, der Sonne abgekehrt sich befindet:
32 so ist er in der Gegend dieses Erdschatten-, und
es wird bei seiner Nähe von 51,000 Meilen
möglich, daß er durch diesen Schatten geht oder
sich gleichsam auf einige Zeit mehr oder minder, ja oft ganz in ihn versenkt; alsdann wird ihm
natürlich sein von der Sonne erborgtes Licht genommen; er wird verfinstert, und wir haben
im wahren Sinne des Wortes eine Mondfin
stern iß.
Es wird hiernach klar seyn, warum
die Mondfinsternisse immer zur Zeit des Voll
mondes, so wie die Sonnenfinsternisse nur beim Neumonde sich ereignen können.
Uebrigens wirft
der Mond auch einen Schatten hinter sich, der zur Zeit der Sonnenfinsterniß, gegen die Erde
gekehrt ist, und in dem wir uns alsdann be finden können.
Was die Dauer dieser Verfin
sterungen betrifft, so
wie viele andere hierbei
sich ereignende Erscheinungen, kann hier nicht näher untersucht werden.
Erwähnt sei nur noch,
daß der Vollmond und die Sonne uns Erdbe
wohnern ungefähr von gleicher Größe schei nen; doch wird leicht erklärlich seyn, daß dies,
ungeachtet der großen Verschiedenheit der wah
ren Größe beider Himmelskörper, einfach aus
33 der nicht minder großen Verschiedenheit
ihrer
beiderseitigen Entfernungen von der Erde sich
herleiten läßt.
Jedoch ändert, sich diese schein
bare Größe selbst,
indem bei genauerer Be
trachtung der Bahnen der Erde und des Mon des sich bald ergiebt, daß der Mond von uns,
und wir von der Sonne nicht immer genau in derselben Entfernung bleiben,
daher uns auch
die scheinbare Größe des Mondes und der Sonne
verschieden, zu verschiedenen Zeiten vorkommen muß.
Diese scheinbare Größe spielt eine wich
tige Rolle bei den Sonnenfinsternissen, und je nachdem es die Umstände mit sich bringen, kann es sich bei diesen Erscheinungen ereignen, daß
die Sonne total vom Monde auf wenige Au genblicke verdeckt wird, oder auch auf einen Au
genblick das prächtige Bild der ringförmigen Sonnenfinsterniß darstellt, wo die in der Mitte
ganz verfinsterte Sonne einen hell leuchtenden Ring, den ihr Rand bildet, uns zeigt.
Der
schnelle Vorübergang des Mondes vor der Sonne,
und die ziemlich gleiche scheinbare Größe beider Körper, verursachen die kurze Dauer der Son nenfinsternisse, die noch kürzere Zeit nur total Forstner'S Betrachtungen rc. Z
34 oder ringförmig seyn können.
Dagegen sind die
Mondfinsternisse oft von langer Dauer, die auf
3 bis 4 Stunden unter den günstigsten Um
ständen der totalen Verfinsterung dauern können, denn der Erdschatten hat eine bedeutendere Größe
in der Gegend der Mondferne, als der Durch
messer der Mondscheibe beträgt. — Denkt man sich
zum
Schluffe
dieser Betrachtung
unseres
Mondes, einen Beobachter auf diesem Körper; so sind die Erscheinungen des Himmels,
von
ihm aus gesehen, viel schwerer zu verstehen, und die wahren Bewegungen viel schwerer zu ent decken, als für den Beobachter auf der Erde.
Aber auch einige der andern Planeten sind
mit Monden, freilich nur durch Fernrohre sicht bar, versehen; man nennt sie auch Trabanten
dieser Planeten.
Jupiter hat deren vier, Sa
turn sieben, und Uranus sechs; wir kennen
also nebst unserm Monve, achtzehn dieser soge nannten Nebenplaneten in unserm Sonnen systeme. Diese Monde bringen für ihre Planetey
dieselben,
nur
natürlich
sich
öfter
ereignende
Erscheinungen hervor, als unser Mond für die Erde, und die Verfinsterungen der Jupiter-Tra-
35 bauten, welche durch den Eintritt derselben in
den Schatten des Jupiters
entstehen,
werden
von den Astronomen berechnet, beobachtet und
für geographische Zwecke benutzt. die
Entfernungen
und
die
Man kennt
Umlaufszeiten der
Trabanten um ihre Hauptplaneten,
so gut als
die unsers Mondes für uns) auch die Größe der Monde des Jupiters ist uns bekannt, wäh rend diese Größen bei den Monden des Saturns und
des Uranus,
noch verschieden angegeben
werden, indem diese Monde nur von wenigen Astronomen alle beobachtet sind, weil sie viel zu
klein erscheinen,. als daß selbst gute Fernröhre sie alle zeigen könnten; und sogar bei den voll
kommensten
Fernröhren
ist
diese scheinbare
Größe fast zu gering, um eine sichere Messung derselben anstellen zu können,
Berechnung
der
wahren
worauf erst die
Größe
beruht.
—
Alle Monde bewegen sich um ihre Planeten, von diesen aus gesehen,
in der Richtung von der
rechten gegen die linke Hand, in fast kreisför
migen Bahnen, und in diesen Gesetzen folgen sie ganz den Bewegungen, die wir bei den Haupt
planeten in Hinsicht der Sonne kennen. 3*
Ganz
36 eben so erkennt man bet Vergleichung der Ent
fernungen
und der Umlaufszeiten
der Monde
um ihre Hauptplaneten, jenes merkwürdige Ver hältniß wieder, dem die Entfernungen und Um
laufszeiten der Planeten um die Sonne unter
worfen sind. — Bei einem Planeten, nämlich
beim Saturn, finden wir eine Erscheinung, die nur bei ihm uns bekannt ist.
Er ist mit einem
sogenannten Ringe umgeben, d. h. mit einer ringförmigen, also in der Mitte offenen, Scheibe,
die ihn, in einer bedeutenden Entfernung von ihm ab, umgiebt, so daß also keine Verbindung zwischen dem Planeten und dem Ringe stattfin
det.
Dieser Ning empfängt, als ein fester dun
keler Körper, sein Licht von der Sonne, und leuchtet,
außer den
bereits
erwähnten
sieben
Monden, seinem Planeten, während er ihm an
einigen
der
Sonne
Sonnenlicht nimmt.
zugekehrten
Stellen
daS
Der Ning hat seine eigene
Bewegung um den Saturn, nach der Richtung der Bewegung dieses Planeten um sich selbst,
doch nicht gleichzeitig in der Dauer mit dieser. Nach seinen verschiedenen Stellungen gegen die Sonne und gegen die Erde, gewährt uns die-
37 ser Ring verschiedene Ansichten, indem er ver
schieden geöffnet erscheint;
ja
es giebt Zeiten
von kurzer Dauer, wo uns der Ring fast ganz verschwindet,
wo
und
Fernrohre nur
als
eine
ihn die vorzüglichsten äußerst zarte gerade
Linie, mitten durch den Saturn gehend, zeigen.
Noch haben wir mit der Betrachtung unsers Sonnensystems, bei den Cometen zu verweilen.
Ihre Theorie ist eine der schwierigsten für den Astronomen.
Alle uns sichtbar werdende Co
meten gehören unserm Sonnensystem an; doch ist die Menge derselben nicht bekannt.
ßiger Ueberschlag
Ein mä
läßt uns dieselbe aber weit
über tausend annehmen.
Viele von ihnen wer
den uns gar nicht sichtbar, denn theils sind sie
zu klein nnd nur durch gute Fernröhre sichtbar,
theils bleiben sie zu fern von der Sonne, oder
sind ihr auch wohl zu nahe, und dann können sie im letztem Falle, wo das Sonnenlicht uns blendet, ebenfalls nicht sichtbar werden
Bahnen sind sehr länglich
gestaltet,
Ihre
und die
Sonne steht keineswegs im Mittelpunkte der
selben; sie können in dem Punkte ihrer Bahn, wo sie der Sonne am fernsten sind, viele tau-
38 sendmal weiter von derselben entfernt seyn,
als
in dem Punkte, wo sie ihr am nächsten sind.
Fast nur,
wenn sie diesem Punkte ihrer Son
nennähe nahe kommen, werden sie uns sichtbar; und selbst alsdann wird ihre
mögliche Sicht
barkeit, durch ungünstige Stellungen oder an
dere Umstände, uns oft nicht zu Theil.
Ihre
Geschwindigkeit ist von sehr verschiedener Dauer
in den verschiedenen Punkten
ihrer Bahn;
je
näher sie der Sonne sind, je schneller bewegen sie sich;
und da im Punkte
der Sonnennähe
ihre Geschwindigkeit die größtmöglichste ist, so
halten sie sich hier nur kurze Zeit auf, und trifft sich dies bei Tage für uns, so werden
sie durch diesen Umstand wieder unserm Auge entzogen, so wie wir viele Cometen, wegen übe-
ler Witterung und anderer Zufälligkeiten (au ßer den bereits erwähnten) nicht zu sehen be kommen.
Die Cometen bewegen sich ferner in
allen Richtungen durch den Himmel, und gehen selbst, von der Sonne aus gesehen, nicht, wie
wir es doch bei den Planeten fanden, nach ei
ner Richtung.
Ihre Bahnen gehen oft zwischen
den Bahnen der Planeten hindurch; doch sind
39 sie dann so gelegt, daß sich diese Körper wech selseitig aus weichen können.
Nur von vier
Cometen kennen wir bis jetzt die Bahnen genau,
und die Wiederkehr schon einmal da gewesener
Cometen
ist nicht immer sicher zu bestimmen,
da die Beobachtung derselben, und folglich auch die
hierauf
beruhende
Berechnung,
Schwierigkeiten ausgesetzt ist*).
manchen
Die Größe der
Cometen ist nicht bekannt, doch sind höchst wahr scheinlich die meisten kleiner alsdieErde.
Ihr
eigentlicher Kern ist von einer Lichtmasse, ähnlich der des schön leuchtenden Kometenschweifes, um
geben,
und
selten
genau zu beobachten.
Die
Schweife der verschiedenen Cometen, stellen sich uns auf sehr mannigfaltige Weise in ihren For men dar, ja sie ändern sich nicht selten während
*) Jene, ihren Bahnen nach genau bekannten Co
meten, führen die Namen der Astronomen, welche ihre Bahnen zuerst bestimmten; nemlich der Comet von Halley, welcher 76 unserer Jahre,
der von OlberS, der 74 Jahre, von Encke, der 3% Jahre und von Biela, welcher 6’4
Jahre zum Umlauf um die Sonne braucht.
40 der Dauer
ihrer Sichtbarkeit bei einem
und
demselben Kometen. — Was diese rätselhaften
Körper sind? — darüber weiter unten eine Ver muthung.
In der Mitte dieses so reich ausgestatteten Systems, befindet sich unsere Sonne, deren Größe
schon erwähnt ist.
Aber auch sie ist nicht in
Ruhe, denn sie bewegt sich in etwa 26 Tagen
um sich selbst,
was wir durch Bewegung von
Flecken, die sich sehr häufig auf ihrer Oberfläche
zeigen, erkennen können, wenn diese Flecke auch
selbst nicht beständig bleiben, sondern oft in kurzer Zeit wieder vergehen und neue entstehen.
Die
analoge Wahrnehmung
von Flecken
bei
einigen Planeten, hat zur Kenntniß von ihrer Umdrehungszeit um ihre Achse geleitet. — Wenn
man sich zum Schluffe dieser Betrachtung un
sers Sonnensystems, noch durch eine Vorstellung einen Begriff von der Größe der Sonnenkugel machen will: so denke man sich dieselbe hohl;
in der Mitte dieser Hohlkugel denke man sich
die Erde
gesetzt;
dann
könnte innerhalb
der
Sonne der Mond, selbst wenn er doppelt so
weit von uns entfernt wäre, als er wirklich ist,
41 also in der Entfernung von 102,000 Meilen,
seinen Umlauf um die Erde vollenden, ohne den innern Rand der
gewaltigen Sonnenkugel zu
berühren.' — —
Dies kann mit der größten
Schärfe bewiesen werden; und nun halte man es nicht für ungereimt,
daß diese ungeheure
Sonne täglich in der großen Entfernung von
21 Millionen Meilen von der Erde, ihren Um lauf um dieselbe vollendet, wie es der Augen
schein zeigt, während es nur nöthig ist, daß die kleine Erde in einem Tage sich um sich selbst drehet, um jene Erscheinung zu erklären. — Ja
es müßten alle Firsterne, alle Planeten und Ko meten, täglich in ihren so großen Entfernun
gen von uns ihren Umlauf um uns vollenden,
wenn man die tägliche Umwälzung der Erde um sich läugnen,
und den Zustand der Ruhe
für sie setzen wollte.
Wir verlassen unser Sonnensystem, um den übrigen Sonnen- oder Firsternsystemen unsere
Betrachtung zu schenken.
warten,
daß jeder
—
Es läßt sich er
Firstern
ein System von
Planeten um sich bewegt; dafür bürgt die au ßerordentliche
Größe der
Firsterne,
und
der
42 Raum, den sie um sich haben. Doch sehen ton
selbst durch die besten Fernrohre diese ihre Pla neten nicht, denn die Entfernung der Firsterne (worüber gleich ein Mehreres folgen wird) ist
zu ungeheuer, und ihre Planeten ohne Zweifel
in Vergleich ihrer zu klein, als daß sie mit dem
von ihrer Sonne geborgtem Lichte uns scheinen oder sichtbar werden könnten; denn wie schwach ist schon das Licht, das der Uranus, dieser Pla
net unsers Systems, uns sendet; und was ist dessen Entfernung unbedeutend gegen die, selbst der nächsten, Firsterne! — Der Astronom hat
verschiedene Maaßstäbe, um die Entfernungen int
Welträume zu messen. Der kleinste ist der Halb oder auch der Durchmesser der Erdkugel (welcher
letztere, wie früher erwähnt wurde, 1719 Mei len beträgt);
doch bald wird ein größerer nö
thig, und die Sonnenferne (21 Millionen Mei len) wird die Einheit der Messung.
Aber es
reicht auch dieser nicht mehr hin, wenn man zum Firsternhimmel aufsteigt.
Das Licht ist es, das
hier zum Maaßstabe dient.
In der Zeit von
einer Secunde durchläuft der Lichtstrahl eine Weite von 40,000 Meilen, und hiernach bedarf
43 das Licht 8 Minuten 13 Secunden, um von un
serer Sonne zu unserm Auge zu gelangen. Um vom nächsten Firstern zu uns zu kommen, be
darf das Licht mindestens drei Jahre; um von dem
Hellen
Sterne erster Größe
Vega
(im
Sternbilde der Leier) zu uns zu gelangen zwölf
Jahre;--------- und noch sind Firsterne sichtbar, deren Lichtstrahl, wenn er heute erst von ihnen ausgehen sollte, Jahrtausende brauchen würde,
ehe er zu uns gelangen könnte*);--------- ja, es
•) In einer jüngst erschienenen Schrift: „Die Gestirne und die Weltgeschichte von F. P. Breslau 1846," ist ein Gedanke aus geführt, welcher der kühnsten Phantasie reichen Spielraum überlaßt. Nämlich: So viel Zeit das Licht eines Sterns braucht, um zu uns zu ge langen, braucht auch das Licht der Erde, um zu jenem Sterne zu gelangen, versteht sich unter der (aus Gründen des schwachen Lichtes der Planeten nicht wol anzunehmenden) Voraussetzung, daß das erborgte Erdlicht überhaupt bis zum Sterne gelangt. Denkt man sich nun ferner, daß die auf der Erde vor sich gehenden sichtbaren Handlungen, durch das ihrer Sichtbarkeit dann
44 läßt sich mit Gründen annehmen, daß 2 Millio nen Jahre Zeit erfordert werden,
damit
das
Licht — mit seiner doch in der That alle sinn liche Vorstellung übertreffenden Schnelligkeit —
von einigen jener Flecken, die wir Nebelflecke
nennen, zu uns kommen kann.--------- Noch ist
indeß hier keinesweges die Gränze der erschaffe nen Welt; denn unendlich erstrecken sich die Räume hinter jene Nebelflecke, und kein Raum der Schöpfung ist leer, — nur für unser kurz
sichtiges
Auge
ist hier die schwindelnde Tiefe
wie begränzt.--------- Was die Entfernnng der
einzelnen Firsterne von unserer Erde anbelangt, ausströmende Licht, zu jenem Sterne gelangen; so wird sich unter der unendlichen Menge der
Firsterne, leicht immer einer sinden, auf wel chem die Handlungen, die vor jeder belie bigen Zeit aus der Erde vorgingen, erst jetzt sichtbar werden.-------- Es sind daher gleich
zeitig im Welträume, noch jetzt alle Hand
lungen, die je auf der Erde vor sich sichtbar.
—
—
—
Eine
ältere
gingen,
Schrift:
Huyghens Weltbeschauer, gewährt Freunden ähnlicher Gedankenpfiüge, reichliche Nahrung.—
45 so kennt sie der Astronom nicht, nur die Gränze,
über welche die Firsterne hinaus stehen, ist ihm bekannt) und wollte der Astronom auch eine
Meßruthe von 42 Millionen Meilen anlegen — sie würde keinen Ausschlag bei jenen Entfer nungen geben, denn sie ist viel zu unbedeutend,
als brauchbar hierzu zu werden; mehr als hun dert tausendmal übenrifft die Entfernung des nächsten Firsterns von der Sonne, diese Meß ruthe von 42 Millionen Meilen; was eine Ent
fernung von über vier Billionen Meilen giebt! — Ganz andere Mittel mußten erdacht werden,
um die eben erwähnten Entfernungen zu finden,
wo es wiederum gar nicht darauf ankommt, ob das Licht
ein Paar Jahr mehr oder weniger
Zeit gebraucht, um solche Fernen zu durchlau fen. — Erst in der neuesten Zeit hat man Mit
tel gefunden und
Methoden
erdacht, um die
Entfernungen einiger Firsterne von der Erde,
oder was hier ziemlich
dasselbe
ist,
von der
Sonne zu bestimmen, und namentlich hatBesfel*) hierin Wesentliches geleistet.
Wir müssen
*) Bessel, einer der größten Astronomen der neue-
46 für den mehrerwähnten Zweck dieser Blätter das
Nähere hierüber übergehen.
Die Größe der Fir-
sterne muß hiernach ungeheuer seyn, denn was aus solchen Entfernungen noch sichtbar werden
kann, kann nicht unbedeutend groß seyn.
Was
würde es nützen, hier Zahlen angeben zu wol len,
wie die Größe unserer Sonne sich gegen
die Größe
der
Firsterne
Ueberhaupt hat noch kein
verhalten
muß!
—
unbewaffnetes Auge
je den Kern eines Firsterns gesehen;
— was
wir von ihnen sehen, ist nur der köstliche Glanz» den sie selbst haben, und welchen sie durch ihr
Gebiet
senden,
um
ihre Planeten
erwärmen
und erleuchten zu können. — Wenn man durch
gute
Fernröhre
die
Firsterne
betrachtet,
so
schwindet jener Glanz zum Theil, und statt die
Sterne vergrößert zu finden,
verkleinert; denn es gehört
sehen
wir sie
eine Vergröße
rung von mehreren tausendmalen dazu, um nur
den Kern, d. h. den eigentlichen Körper des Fir
sterns, zu sehen, der sich alsdann erst als eine
sten Zeit, geb. 22. Juli 1784 zu Minden, starb am 17. März 1846 zu Königsberg in Preußen.
47 kleine Scheibe zu zeigen anfängt. —
Was für
ein Glanz muß es seyn, den diese Sterne ha
ben!; denn daß dieser kein erborgtes Licht seyn kann, mit dem sie leuchten, wird wohl Jedem
nach dem Gesagten klar seyn, so wie es nun
auch deutlich seyn muß,
warum wir die Pla
neten der übrigen Firsterne nicht sehen können, da wir ja fast nicht einmal die Firsterne selbst
wahrnehmen; denn die Fernrohre, welche deren Kern bei außerordentlichen Vergrößerungen zei gen,
sind nur höchst selten. — Und wer hätte
bei einer aufmerksamen Betrachtung des gestirn ten. Himmels den Unterschied nicht gemerkt, den das
Licht
der Firsterne gegen
das
unserer
Planeten hat? Das Brennen der Firsterne, ihr stetes Flimmern, das
einer Feuermasse
gleicht
und von verschiedenen Farben sowol bei ihnen
als bei den Planeten ist — wie sticht es ab gegen das ruhige Licht,
selbst der schönsten
Planeten (Venus, Mars und Jupiter); denn dieser Glanz ist ja nur ein von unserer Sonne
geborgtes Licht. —
Noch giebt es manche Erscheinungen am Sirsternhimmel, die hier unerwähnt bleiben muffen,
48 da bloße Beschreibungen nicht genügen.
Doch
mögen noch die sogenannten veränderlichen Sterne erwähnt werden, die eine periodische Licht
veränderung zeigen. Die Erklärung dieser merk würdigen Erscheinung ist noch nicht sicher genug,
um sie 511 einem Lehrsätze der Sternkunde zu
erheben. Was die Menge der Firsterne betrifft, so ist
sie unzählbar, ja unendlich. — Wohin der Astronom sein Fernrohr richtet, findet er Sterne,
nur an manchen Orten gehäufter als an andern,
so daß wir keine Ordnung in ihrer Austheilung
wahrnehmen. — Doch giebt es gewisse Stellen, welche die Aufmerksamkeit des Beobachters mehr reizen,
als
andere
Gegenden
des
Himmels.
Hierzu gehört jener lichte Gürtel, der den Him mel, in einer ziemlichen Breite, ganz zu umge
ben
scheint,
nennen.
Bei
und
den wir die Milchstraße
schon mittelmäßigen Fernröhren,
löset sich ein Theil derselben in eine Unzahl von Sternen auf, und ihr lichter Schimmer ist nichts anders, als der vereinigte Glanz unzähliger Son
nen! --------- Die bereits erwähnten Nebelflecke
sind nicht minder einer genauen Beobachtung
49 würdig; sie sind Stellen, wo ein ewiger trü ber, dem Nebel ähnlicher,
seyn scheint.
Schimmer uns zu
Durch Fernröhre zeigen sie manche
köstliche Erscheinung; ja einige dieser Flecke, die
uns wahrscheinlich am nächsten sind, sangen an, sich in einzelne Sterne aufzulösen; doch reichen auch die vollkommensten Gläser nicht hin, ge wisse Nebelflecke aufzulösen, sie bleiben Nebel. Wahrscheinlich ist, daß auch sie ein Meer von
Sonnen sind; und erhaben ist die Idee zu nen
nen, wonach die Nebelflecke Milchstraßen jenseits unserer Milchstraße sind; wer weiß, wo sie im
Welträume sich befinden.--------- Nach der An sicht einiger Astronomen ist der sogenannte Ne
bel, eine Lichtmasse, aus der sich erst die Fir-
sterne bilden*)..— So schwimmt also unsere Sonne im Weltall lange nicht dem Tropfen im Weltmeere, ge
gen jene Unzahl von Sonnen, vergleichbar! — Ohne Zweifel ist, wenn wir uns einen Beob-
*) I. Herschel (der Jüngere) gab 1833 zu Lon don einen Catalog heraus, in welchem 2306 Nebelflecke verzeichnet find. Forstner's Betrachtungen rc. 4
50 achter in den Firsternen denken, unsere Sonne,
von den meisten derselben aus, gar nicht einmal sichtbar,
oder, sie erscheint doch nur als
unbedeutender Stern;
ein
von unserer Erde aber,
so wie von den übrigen Planeten unsers Sy
stems, wird natürlich auch gar nichts wahr genommen. —
Sollten denn aber wirklich die Sterne ohne alle Ordnung im Raume vertheilt seyn? Gewiß läßt sich dies nicht annehmen.
die Gesetze nicht,
nach
Wir kennen nur
welchen die schaffende
Hand des Allmächtigen ihnen ihren Platz an
wies, und die Verbindung gab, die sie gewiß unter einander haben.
Und wer hat uns denn
eingebildet, daß wir den vornehmsten Platz im Welträume einnehmen, aus dem, wie aus einem Mittelpunkte, sich alles in die schönste Ordnung
auflösen kann? Wer weiß, in welchem Winkel der erschaffenen Körperwelt unsere Sonne ihren
Platz hat? — Wirklich wagte der kühne Mensch
Annahmen über den Bau des Himmels, — und nicht ohne Grund hat man Formen erdacht und angenommen, welche wohl die sichtbare Körper welt in sich schließen können; selbst die Lage der
51 Milchstraße läßt Vermuthungen über die Ge stalt des Weltalls zu; — aber,
das Nähere
hierüber zu verstehen, erfordert eine genaue Be
kanntschaft mit dem gestirnten Himmel selbst,
die sich hier nicht voraussetzen läßt.
Ist denn nun in diesem unendlichen Weltge bäude ein Zustand der Ruhe unter den,Sonnen,
und bewegen sich die Planeten und Konnten nur
allein um ihre Hauptsonne und die. Monde um
die Planeten? — Dies läßt sich gewiß nicht an nehmen; der Zustand der Ruhe ist hier undenkbar
und unmöglich. — Alles bewegt sich beständig, und nur die schönste Harmonie in den Bewe gungen der Himmelskörper allein kann dieselben in ihrem Seyn erhalten.
Aber auch hier
—
sind wir noch von heute,
um die Gesetze
und Ordnungen der Bewegungen der Firsterne
unter sich genau zu kennen.
Mit fast unnenn
barer Geschwindigkeit muß sich ein Firstern im Welträume bewegen, und doch haben Jahrhun derte kaum eine Veränderung in den gegensei
tigen Stellungen der Firsterne bemerkbar ge macht; ich sage kaum, denn wirklich hat man
bereits nicht unwesentliche Veränderungen dieser
4*
52 Art beobachtet, und diese benutzend, hat wiederum der nie rastende Forscher sogleich ziemlich glück
liche Vermuthungen über die Bahn gewagt, die unsere Sonrre,
und
mit ihr ihr Gefolge von
Planeten und Kometen, im Raume beschreibt.
Unsern Nachkommen wird es aufbewahrt seyn, über diesen Punkt neue Entdeckungen zu machen,
wenn sie durch Aufbewahrung unserer genauen
Beobachtungen mehr hierzu in den Stand ge setzt sind, als wir, denen nur spärliche Beob
achtungen früherer Zeiten, und diese noch sehr
unsicher, zugekommen sind. — Alle Weltkörper müssen in
der schönsten Beziehung gegen ein
ander stehen, und jeder ist um des Ganzen wil len geschaffen. — Unfehlbar bewegt sich hiernach
unsere Sonne gemeinschaftlich mit andern Firsternen
um
einen
Firstern
höherer Art;
wir
kennen nur diesen nicht; und dieser Firstern be
wegt
sich
mit
andern Firsternen höherer Art
wieder um einen noch bedeutendern Firstern, den
wir natürlich noch
viel weniger kennen;
und
dieser — — und dieser---------------- führt uns immer weiter, bis die ermüdete Einbildungskraft
bei einer Sonne ausruhet, auf die da-
ganze
53 Äeltall eine Beziehung hat. — —
—
Eine
solche Centralsonne ist schon von vielen Astro nomen angenommen; aber wo ist sie? Ganz vor
Kurzem hat Professor Mädler
(in Dorpat)
die früheren Untersuchungen hierüber mit seinen
eigenen bereichert, zusammengestellt, und durch Hülfe günstiger Voraussetzungen gefunden, daß Alcyone, einer der hellen Sterne im Sternbilde
des Siebengestirns (Plejaden),
wahrscheinlich
die Centralsonne ist*)!----------
Wird denn, so
frägt der Denkende gewiß,
wird denn diese geschaffene Welt noch vermehrt,
oder ist der Schlußstein des Weltbaues gefügt, und erhält sich nur das Geschaffene? — Wel
cher unwürdige Begriff von der schaffenden All macht wäre dies! —
auf
der
Erde
die
Sehen wir nicht überall
Vergänglichkeit
und
das
Entstehen neuer Schöpfungen? Warum sollten die
erschaffenen
Welten eine Ausnahme von
diesem Naturgesetze machen? — Erscheinungen verschiedener Art haben es sogar dem Astrono*) Ihre Entfernung von unserer Sonne ist nach Mädlerö Berechnnngen 34 Millionen Sonnensternen lderen jede, wie wir Seite 16 sahen, 2 l Millionen Meilen beträgt); der Licht strahl durchläuft diese Weite in 537 Jabren (vergl. Seite 42), und unsere Sonne umkreiset in Millionen 200000 Jahren diese Centralsonnc!
54 men gezeigt,
wichtige Veränderungen im
daß
Welträume und in unserm Sonnensysteme vor gehen; es sind Sterne verschwunden, die früher sichtbar waren. — Doch sind die Vermuthun gen und Annahmen hierüber sehr mannigfaltig, und sie näher an diesem Orte zu prüfen, wäre unzweckmäßig.
Erwähnt sei nur, daß man auch
oft die Cometen als solche Körper betrachtete,
die erst in spätern Zeiten einen planetarischen
Zustand erhalten, daher erst im Werden begrif fene Planeten wären. — Zum Schluffe dieser
Betrachtungen über den Zustand bäudes,
des Weltge-
sei nur noch der Vorstellung gedacht,
daß, wenn es der Hand des Allmächtigen gefiele, einen jener Firsterne zu vernichten, wir ibn doch
nachher noch so lange sehen würden, als sein Licht Zeit braucht,
um zu uns zu gelangen,
d. h. also, wir würden ihn noch viele Jahre
nach seiner Vernichtung sehen, indem der Strahl, den er zuletzt vor seinem Untergange noch ab
sandte,
diese ganze Zeit über noch unterwegs
seyn würde, ehe sein Ende zu uns kommt, oder
wir das Verschwundenseyn des Sterns bemer ken könnten.
es führen,
—
Zu welcher Vorstellung kann
wenn wir hiernach
bedenken,
daß
55 möglicherweise viele jener so
schön leuchtenden
Kirsterne vielleicht schon seit Zähren nicht mehr vorhanden sind.--------Nicht zufrieden, die bisher genannten und
viele
andere Gesetze über die Bewegungen der
Himmelskörper und über den Bau
des Him
mels, besonders aber die genauere Kenntniß un
sers Sonnensystems, erforscht zu haben; wagte der Mensch vielleicht einen der kühnsten Gedan
ken, der ihm je entstieg: er wagte es, die Gründe aller dieser bekannten Gesetze aufzusuchen, d. h.
die Ursachen zu suchen, warum denn nun gerade Alles so beschaffen seyn müßte, wie es sich fin det, und nicht anders seyn könnte. —
Freilich
ist der Gedanke wohl nie den Astronomen ge
kommen, als könnten sie die Endursachen erfor schen, die den Schöpfer bewogen, gerade so und
nicht anders die Welt zu erschaffen; — denn
wer
wollte läugnen,
daß
es
seiner
Allmacht
möglich wäre, nach, von uns nicht geahndeten,
Grundgesetzen, auch eine ganz andere, als die bestehende
Schöpfung
hervorzurufen;
—
nur
das wollten die Astronomen erforschen, was für ein in die Natur gelegtes Gesetz es sei, das,
56 sobald es einmal zum Naturgesetze vom Schöpfer
bestimmt war, alle die übrigen zusammengesetz tem Gesetze zur nothwendigen Folge haben
müßte, und welches daher, wenn es aufhören
könnte zu wirken, die Zerstörung des Weltge bäudes
zur Folge haben müßte;
folglich soll
ten die Kräfte erforscht werden, die das Ganze
des Weltalls in seiner schönen Verbindung er hielten.
—
Sollte dies Gesetz aber das seyn,
was es unter jener Bedingung seyn müßte-, d. h. ein Naturgesetz; so mußten die Erscheinun gen der Bewegungen und der diese bewirkende
Kräfte auf der Erde, ihm auch unterworfen
seyn; hier bei der Erde mußte der Anfang ge macht und erforscht werden,
auf welchen Ge
setzen die Bewegungen der Körper beruhen, und
dann mußte man prüfen, ob die hier gefundenen Gesetze auch
auf die Erscheinungen der Him
melskörper anwendbar sind. — Vielleicht ist nie
eine größere Entdeckung gemacht worden, als die dieses Gesetzes, und noch ist es so sehr lange nicht her, daß die Ursach einer den ersten Men schen schon bekannten Erscheinung: die des freien
Falles der Körper zur Erde, auch als Grund jenes
57 (Gesetzes anerkannt ist. —
Isaac Newton*)
war es, der, vorbereitet durch die Entdeckungen
Keppler's und des Galiläus Galiläi, das Gesetz der Schwere entdeckte,
nach welchem
die Körper sich wechselseitig anziehen,
wonach
kein Sonnenstäubchen der Erde, -keine Erde ihrer
Sonne, und keine Sonne dem Körper, der sie
um sich schwingt, entfliehen kann.
Mit diesem
Gesetze war aber nicht Alles gefunden, was man brauchte, sondern man mußte auch das Gesetz
erforschen, nach welchem diese Anziehung bewirkt
wird;
des
und man fand dasselbe in den Gesetzen
freien Falles der Körper gegen die Erde.
Mit dem glücklichsten Erfolge wurde dieses Ge setz, das gleich die Entdeckung anderer Gesetze
ur Folge hatte, auf den Himmel angewendet,
und bei der Bewegung unsers Mondes um die Erve fand es sich schön bestätigt; unabhängig
*) Geb. am 2). Dezember 1642 zu Woolsthorpe (in der Herrschaft Lincolnshire) starb am 20. Marz 1727 zu London. — Siehe Newton'S Leben von Brewster, übersetzt von Goldberg. Leipzig 1833.
58 von der Erfahrung fand man, nach jenen Ge setzen, daß der Mond genau in der Zeit seinen
Lauf um die Erde vollenden mußte, als die Er fahrung hatte.
es
seit Jahrtausenden schon gefunden
Man ging zu den Planeten, die man in
Beziehung auf die Sonne eben so betrachtete, als die Erdkörper und den Mond in Beziehung zu der Erde; und auch hier fand man, daß sich
das Gesetz aufs glücklichste bestätigte.
Jenes,
früher schon beiläufig erwähnte Gesetz, wonach
die Umlaufszeiten der Planeten um die Sonne
mit ihren
Entfernungen von dieser,, in dem
merkwürdigsten Verhältnisse stehen, wurde nach
dem Gesetze der Schwere für nothwendig er
kannt.
Eben
warum die
so
bewies
Planeten
in
man
die Ursachen,
länglich
runden
Bahnen (in Ellipsen) um die Sonne laufen,
warum die Sonne nicht im Mittelpunkte (son^
dern im Brennpunkte) der Planeten- und Cometen-Bahnen sich
befindet;
warum bei den
Bahnen der Monde um ihre Hauptplaneten sich diese Gesetze wiederholen, und warum die meisten
Erscheinungen bei dem Laufe der Haupt- und Ne
ben-Planeten, ja selbst bei den Cometen gerade
59 die seyn mußten, wie man sie durch die Ent deckungen des schon früher genannten Keppler
bereits kannte, während die Entdeckungen dieses großen Mannes dazu mitgewirkt hatten,
daß
der unsterbliche Newton seine Lehren entdekken konnte. — Alle die großen Männer zu nen nen,
die sich auf den
jener Untersuchungen
nun eröffneten Feldern
berühmt gemacht haben,
und ihren Antheil an den schönsten Entdeckun
gehört, aus öfter erwähnten
gen zu nennen;
Ursachen, hier nicht her.
Eben so wenig kön
nen die Entdeckungen selbst alle genannt werden; denn um sie zu verstehen, und um einen tiefern
Blick in diese Gesetze zu thun, gehört auch eine
tiefere Kenntniß der Mathematik und der Na turwissenschaften.
einen
Nicht ein Jeder würde sich
klaren Begriff
davon
machen
können,
was es heißt: die Planeten ziehen sich wechsel seitig nach bestimmten Gesetzen einander an; sie
stören sich, einander in ihrem Laufe;
sie üben
selbst auf die Sonne eine Anziehungskraft aus; der Mond hat durch seine Anziehungskraft einen
Einfluß auf die Bewegung der Erde, und der gleichen mehr.
Kurz, man verfolgte das Gesetz
60 der Schwere in die mannigfaltigsten Erscheinun gen,
die unser
Sonnensystem darbietet,
und
sand es überall auft herrlichste bestätigt; alle zusammengesetzteren Gesetze
ließen sich
einfach
zuletzt auf jene Grundgesetze zurückführen, oder
wie aus einer Einheit unmittelbar daraus her
leiten.
—
Eine, seit Jahrhunderten bemerkte,
äußerst langsame — gleich im Anfänge dieser Betrachtungen
beiläufig
erwähnte
—
schein
bare Bewegung des Himmelsgewölbes, hat ihren
Grund auch in jenen Gesetzen; denn vorzüglich
durch die Anziehungskraft des Mondes auf die Erde, werden langsame Veränderungen in den Bewegungen. der letztern erzeugt; und da wir
diese natürlich nicht selbst wahrnehmen, so müs
sen sie uns durch eine entgegengesetzte schein bare Bewegung des Himmelsgewölbes bemerk
bar werden, wie wir schon früher sahen, daß wir diesem Gewölbe Bewegungen zuschreiben, die wir selbst entgegengesetzt machen. — Merkwür
dig, höchst merkwürdig ist der Lauf der fünf neuen Planeten (Vesta, Zuno, Pallas, Ceres und
Asträa), die, wie früher erwähnt wurde, fast in gleichen Entfernungen von der Sonne sich be-
61 finden.
Wenn man ihre Bahnen näher betrach
tet, so scheint es, als könnten diese Planeten so
nahe zusammenkommen, daß sie sich einander durch ihre Anziehung gleichsam vernichten oder vereinigen müßten; aber gerade Lurch Anwen
dung der Gesetze der Bewegungen und der Anziehungen erfahren wir, wie bewundernswürdig sie einander ausweichen, und wie an eine ge
genseitige Zerstörung
nicht zu denken ist. —
Auch sei erwähnt, Laß durch das Gesetz der Schwere auf eine direkte Art bewiesen wurde,
daß unsere Erde sich um sich selbst bewegt*);
und so kann selbst derjenige von Lieser Bewe gung überzeugt werden, der hartnäckig dieselbe
läugnen, und die aus diesem Läugnen alsdann unmittelbar
als
nothwendig
folgende
tägliche
Bewegung des Firsternheeres um unsere Erde lieber annehmen wollte. — Endlich bewies man
auf eine direkte Weise den jährlichen Laus der Erde um die Sonne, durch eine gewisse Lichter-
*) Professor Benzenberg,
direkte Versuche anstellte,
der
starb
1846 zu Bilbick bei Düsseldorf.
zuerst
hierüber
am 8. Juni
62 scheinung bei den Firsternen, auf die hier nicht
näher einzugehen ist. Wenn man nun der Entdeckung eines sol
chen Gesetzes, als das der Schwere ist, zumal
wenn man näher weiß, was dasselbe
in seinen
mannigfaltigen Anwendungen leistet, die gebüh
rende Bewunderung nicht versagen kann: so kann man
bei
einer gründlichen
Prüfung
desselben
dennoch nicht läugnen, daß dasselbe nicht als ein
Urgesetz
werden
anerkannt
kann;
denn
ohne
Zweifel giebt es noch, uns freilich unbekannte,
Gesetze, die jenes Gesetz in sich schließen.
Denn
wem drängen sich nicht die natürlichen Fragen
auf: worin liegt denn nun die Eigenschaft der Anziehung
der Körper
selbst?
was
begründet
denn die ersten Gesetze dieser Anziehung so, als
wir sie finden, und wodurch wir neue Gesetze
der Bewegung erforschen und diese in die Räume des Weltalls übertragen können? — Diese und
ähnliche
Fragen
sind
von
jeher
aufgeworfen
worden; noch jetzt werden sie an die Naturfor scher gerichtet, und verschieden hat man sie zu
beantworten keine
gesucht.
hinlängliche
Noch
hat
Erklärung
man
hierüber
indessen geben
63 können.; und könnte man sie geben, so wäre es
eben so gewiß, daß die etwa hierbei entdeckten Gesetze eben so wenig die gesuchten letzten Grund Ursachen seyn würdm; denn diese von ir
gend
einer Erscheinung
zu
erforschen,
liegt außerhalb der, dem menschlichen Forschen
angewiesenen Schranken,
die,
allerdings selbst
unendlich weit gesteckt, dennoch Unendlichkeiten hinter sich lassen.---------- Nie werden tiefe Na
turforscher den Gedanken aufgeben, jenes Gesetz in seinen Gründen
zu verfolgen,
während es
selbst in seiner Anwendung unangreifbar da steht; denn nach dem Unendlichen, wie nach dem
nie zu Ergründenden,
soll der Mensch
immer
streben; nur auf dem Wege dahin kann er das
Unendliche ahnden und ewige Wahrheiten fin den.
—
Man hat geglaubt,
in ganz neueren
Zeiten erst'Kräfte entdeckt zu haben, die dem
Gesetze der Schwere zum Grunde liegen; doch hat diese Vermuthung noch keinen Erfolg gege
ben.
Wenn aber gleichfalls in neuern Zeiten
wirklich ernsthafte Versuche gemacht worden sind,
das Gesetz der Schwere selbst anzugreifen: sind
diese
völlig
unfruchtbar
geblieben,
so und
64 größtentheils von solchen Menschen gemacht, Vie, trotz ihres oft nicht zu läugnenden Scharfsin nes , dennoch nicht gewußt haben,
was sie ei
gentlich hier zu suchen hatten, und eben so we
nig das gründlich kannten, was das gedachte
Gesetz in seinen Anwendungen leistet. abgesehen von
den
mancherlei
Aber,
handgreiflichen
Irrthümern, welche man diesen Männern be weisen kann, so tragen ihre oft scharfsinnigen Einwürfe nur dazu bei, das Gesetz der Schwere
zu befestigen, denn es giebt einfache Mittel, je nen Einwendungen zu begegnen; dann aber die nen diese neuen Lehren
einmal,
um treffliche
Bemerkungen zu sammeln über die Wege, und
Abwege, die der menschliche Verstand bei Un tersuchungen betritt, und ferner wird von sol
chen Leuten dennoch nicht selten etwas gefunden, was jedem Naturforscher,
und überhaupt der
Wahrheit, von Nutzen ist.
Eine Kraft, zumal
eine unsichtbare Kraft zu läugnen, und alsdann das ganze Gebäude, das man auf die Annahme dieser Kraft gebaut hat, oder einfach aus ihr
herleiten mußte, für unrichtig auszugeben, ist nicht schwer; auch ist es nicht schwer, ein an-
65 deres, vielleicht dem ersten Anscheine nach ein leuchtenderes,
Gesetz
zu
erfinden;
aber
wenn
dieses Gesetz nun auch alle Erscheinungen erklä
ren, und tüchtig seyn soll, diese Erscheinungen
auf das Genaueste vorher zu bestimmen; dann leistet das Neue oft gar nichts. — So viel über
das Gesetz der Schwere. — Es konnte nicht fehlen, daß man auch Fra
gen über die physische Natur der Himmelskör per aufwarf, sobald man anfing, diese für das
zu erkennen, was sie sind.
Die neuere Zeit ist
hierin glücklicher gewesen als die frühern Zei ten;
denn um
auf diesem Wege zu forschen,
mußte die Naturlehre (Physik) Hülfsmittel
darbieten.
Auch das, was auf diesen Feldern
des menschlichen Forschens entdeckt ist, kann hier nicht erwähnt werden, eben weil es eine genaue
Bekanntschaft der Astronomie
und der Physik
voraussetzt, und dann, weil sich hier Meinun
gen und Annahmen so vielfältig durchkreuzen, daß
noch
eigentlich
wenig als unumstößliches
Gesetz allgemein anerkannt ist, an diesem Orte aber keine Untersuchungen angestellt werden sol len. Die Lehren der Physik werden in der Folge Forstner'S Betrachtungen rc.
5
66 immer mehr dazu beitragen, auch den übrigen Thei
len der Sternkunde eine Erweiterung zu geben, die man auf diesem Wege zu finden vielleicht früher
Als ein Beispiel sei nur
nicht einmal ahnete.
erwähnt, daß man bereits ziemlich darin ein-
verstanden ist, daß der Kern unserer Sonne ein dunkler und kalter Körper ist, und daß man
nicht unfruchtbar in den Untersuchungen war, wie es unter diesen Umständen kommenkönnte, daß die
Sonne
uns
dennoch
ein
leuchtender
und
wärmender Körper zu seyn scheint. Die Un
tersuchungen über die Wirkung der Erleuch
tung und namentlich der Erwärmung durch die Sonne, gehören weniger der Astronomie als der Physik im engern Sinne an. — So wer
den mühsam Beiträge aller Art gesammelt, um das große Lehrgebäude der Sternkunde auf alle
Weise zu befestigen und zu erweitern. Werfen wir einen Blick auf das zurück, was
wir bisher von der Sternkunde gemeinschaftlich
betrachteten: so sei es zuerst noch einmal wie
derholt, daß es nur ein oberflächlicher Auszug aus demjenigen ist,
der Gestalt,
was diese Wissenschaft in
wie sie schon jetzt dasteht,
uns
67
kehrt; und doch ist gewiß schon Zeder, der die sem Wenigen unbefangen folgte, von dem Werthe durchdrungen, den diese erhabene Wissenschaft hat. Ich versuchte eS, diese Uebersicht so zu geben, wie die Wahrheiten ungefähr nach ein ander gefunden sind, und wie sie ausführlich in den Lehrbüchern der Astronomie gelehrt werden. Vielleicht haben schon einige Leser in den ver schiedenen Abschnitten dieses Aufsatzes, auch eine wesentliche Verschiedenheit in den Lehren der Sternkunde selbst gefunden; und diese ist in der That ihrer Natur nach vorhanden, ganz dem Gange des menschlichen Geistes hierin angemes sen, und die Wissenschaft macht selbst diese ver schiedenen Abschnitte. Im ersten Abschnitte wird alles nur gelehrt, wie es dem Menschen scheint: dies giebt die sphärische Astrono mie; im zweiten Abschnitte wird gelehrt, wie eS wirklich im Weltgebäude beschaffen ist: dies giebt die theorische Astronomie; im dritten Theile endlich werden die Gründe un tersucht, warum alle die Gesetze im Welträume f* seyn müssen: und diesen Theil nennt man die physische Astronomie. — Der Theil, 5*
68 welcher die physische Beschaffenheit der Him
melskörper untersucht, und den man die Phy sik des Himmels nennen könnte, ist kein ei
gener Theil
der Astronomie,
sondern
gehört
mehr der Naturlehre im engern Sinn des Wor tes-an. Was man dagegen praktische Astro
nomie,
im
Gegensatze
jener genannten
drei
Theile der theoretischen Astronomie, nennt;
so lehrt diese nur, die genauen Beobachtungen und Untersuchungen anstellen, die allen Lehren
der Sternkunde zum Grunde liegen.
Wer das bisher Gesagte verstanden hat, kann unmöglich glauben, daß die Wahrheiten, welche die Sternkunde zu ihrem Gegenstände hat, be reits alle gefunden seien, und daß den Astrono
men nichts mehr zu erforschen bleibe. dings
ist die
Aller
Genauigkeit bewundernswürdig,
mit der die Astronomen die von ihnen vorher
verkündigten Erscheinungen berechnen; es gereicht dem Menschen zur höchsten Ehre, mit welchem
Scharfsinne er die Gesetze unsers Sonnensystems bereits ergründet hat oder noch verfolgt;
und
die Schwierigkeiten in den Berechnungen wer den immer großer, je mehr man die feinsten
69 Entdeckungen, besonder- bet den Wirkungen des Gesetzes der Schwere, macht; denn die geringste Einwirkung
desselben
auf
die
Himmelskörper
muß bei manchen genauen Berechnungen mit in
Anschlag gebracht werden,
was
besonders bei
den Vorherbestimmungen der Erscheinungen des Mondes viele Mühe macht;
durch seine Nähe
bei der Erde bemerken wir auch leicht jede Un
regelmäßigkeit in seinem Laufe, die alsdann so gleich näher untersucht werden muß.
Aber ber
gen kann man es sich nicht, daß selbst in un serm
Sonnensysteme noch
viele Erscheinungen
unerklärt bleiben; und daß beim Firsternhimmel noch unendlich viel zu entdecken bleibt, ist aus dem früher hier Genannten gewiß einleuchtend.
Den künftigen Himmelsforschern bleibt keine ge
ringe Aufgabe, wenn sie ihren Vorgängern nicht nachstehen wollen in der Größe und Menge der
Entdeckungen.
Diese Aufgabe wird um so schwie
riger, da es scheint, daß eine eben so große Er
findung, als die der Fernröhre war, wieder ge macht werden muß, ehe man besonders den Fir
sternhimmel näher untersuchen kann; denn leider
scheint es, als wären wir ziemlich an der Gränze
70 der Entdeckungen,
die uns die Femröhre und
die Meßinstrumente in gewisser Beziehung ge währen können.
dem
Astronomen
In neuern Zeiten sind diese, unentbehrlichen
Instrumente
außerordentlich vervollkommnet, und manche neue
Entdeckung ist hierdurch gemacht, oder eine frü
here berichtigt und erweitert.
Die Astronomen
sind unaufhörlich beschäftigt mit Forschungen im
Raume, und oft lohnt
ihren Fleiß.
eine neue Entdeckung
Namentlich
ist die Beobachtung
der sogenannten Doppelsterne ein vorzüglicher Gegenstand der neueren Astronomie, und haben die Untersuchungen über sie bereits wichtige Er
folge gehabt.
Die Entfernungen der Firsterne
von uns zu finden, scheinen sie vorzüglich ge eignet zu sein. —
Einen Catalog der doppel-
und mehrfachen Sterne, gab Struve 1837 zu Petersburg heraus;
cher Sterne.
—
er
Wann
enthält 2787 sol
wird man aber das
Gesetz der Schwere beim Firsternhimmel ganz
anwenden könnm, wo wir es zwar als vorhan den annehmen, aber doch noch nicht die speciel len Wirkungen desselben, wie bei unserm- Gon-
stnensyeme, bis jetzt wahrnehmen, wenn gleich
71 einige Erscheinungen, namentlich bei den Dop pelsternen, auch hierauf schon hindeuten. —
Betrachten wir noch die Geschichte der Stern kunde als Wissenschaft, so ist sie so alt, als die
Nachrichten in der Geschichte überhaupt reichen, ja vielleicht noch älter, da sich hierüber Spuren und Denkmale finden, die, aller Wahrscheinlich
keit nach, weiter hinausreichen, als unsere ge summte Zeitrechnung.
und Beobachtungen
Manche
Entdeckungen
haben ohne Zweifel schon
die ältesten Völker gemacht, die für uns zum
Theil ganz verloren gegangen sind,
oder von
denen wir unzusammenhängende Nachrichten ha
ben.
Bei den Erklärungen der wahren Beschaf
fenheit des Weltgebäudes, haben nicht selten der -Aberglaube
oder andere mißverstandene Lehren
einen Einfluß gehabt, und gewiß wären schon früher manche Gesetze entdeckt oder bekannt ge worden, wenn nicht Vorurtheile mancherlei Art
hier hemmend gewirkt hätten.
Auch in dieser
Hinsicht ist die Geschichte der Sternkunde nicht ohne Interesse, um einen tiefern Blick in den innern Menschen zu thun.
Wir könnten die Betrachtungen über daS
72 Weltgebäude beschließen,
wenn
unwillkührlich die Frage könnte:
mie
nicht vielleicht
aufgeworfen
werden
ob denn wol die Lehren der Astrono
überhaupt einen Nutzen gewähren?
—
Wenn ich nun auch ungern diese Frage denen beantworte,
die einen äußeren Nutzen bei allen
Dingen verlangen, und wenn überhaupt derje nige, der nicht schon den hohem Vortheil sogleich
erkennt, den ihm eine richtige Ansicht des Welt gebäudes
gewährt,
keiner Berücksichtigung
in
Beziehung zu jener Frage, bedarf; so ist es den noch ein zwiefacher Nutzen, den die Lehren der Sternkunde uns gewähren:
und diesen so
oft verkannten Anwendungen mögen die folgen
den Zeilen noch gewidmet seyn. Der erste Nutzen besteht in der unmittelba
ren Anwendung der Astronomie auf das bür
gerliche Leben;
denn keinen Augenblick könnte
unser gesellschaftlicher Verein so bestehen, wie
wir ihn jetzt finden, wenn der Einfluß der astro nomischen Lehren aufhörte. — Kein Ausspruch
ist wahrer als der: erst seitdem der Mensch
den Himmel kannte, konnte er die Erde kennen lernen.
—
Was für einen Begriff
73 würden wir noch von unserm Wohnplatze, der
Erde, haben, hätten wir die Bewegungen der Himmelskörper nicht für das erkennen gelernt, was sie wirklich sind? — Welchen Nutzen für
die verschiedenen Verbindungen
der Menschen
und der Völker unter einander haben wir nicht dadurch, daß wir jetzt die Oberfläche unserer
Erde nach
allen Richtungen
hin fast kennen,
und Landkarten besitzen, die uns das Bild die ser'Erdoberfläche darstellen? Wir hätten diesen Nutzen nicht ohne Astronomie. — Und seit wann
können denn die Schiffer sich sicher dem Welt
meere anvertrauen, gewiß, daß da,
wo alle
Hülfsmittel, ihnen den richtigen Weg zu zeigen, fehlen, sie dennoch den Hafen ihrer Bestimmung
erreichen werden? Erst seitdem die Gestirne als sichere Wegweiser für den Schiffer anerkannt
touren; und dies konnte erst nach einer richti gen Kenntniß des Himmels erfolgen.
Erwähnt
sei hier beiläufig, daß leider die Reisenden zu
Lande noch nicht allgemein genug die Sterne,
zum Orientiren sowohl als zu Wegweisern, da zu brauchen verstehen, wo sie ihnen vom größ
ten Nutzen seyn könnten. — Unsere Zeitein-
74 theilung und Zeitrechnung ist ferner rein
ein Gegenstand der Astronomie; und wie wür den die mannigfaltigen Geschäfte der Gesellschaft
ferner wie bisher bestehen können, wenn dieser
Einfluß aufhörte? Es ist ein großes Glück, daß wir mechanische Uhren besitzen, die uns auf
kurze Zeit die Stunden u. s. w. zeigen;
wer glauben könnte,
aber
daß diese Menschenwerke
allein hinreichend sind, uns unsere Zeit einzutheilen, der würde doch von denselben noch kei
nen richtigen Begriff haben; und wenn wir uns
selbst, aus triftigen Gründen, nicht mehr nach Sonnenuhren allein richten: so muß dennoch die
Sonne immer von neuem dienen, uns den Gang unserer Uhren zu berichtigen. — Die Zeitrech
nung endlich, welche sich mit den größern Zeit abschnitten beschäftigt, ist von ungemeiner Wich tigkeit für die menschliche Gesellschaft, und für
die Geschichte insbesondere.
Wie viele Beispiele
könnte man anführen, wo die Zeitrechnung un mittelbar in die Geschäfte des Lebens eingreift;
auch unsere Festrechnung Zeitrechnung.
ist ein Theil der
So wird z. B. Ostern, wo
nach die meisten unserer kirchlichen Feste sich
75 richten, nach astronomischen Lehren, insbesondere nach dem Laufe des Mondes, berechnet.
Frei
lich haben sich in die Zeitrechnung, wie sie ge
genwärtig besteht, mancherlei Festsetzungen und
Bestimmungen eingefunden, die auf rein mensch lichen Satzungen
beruhen;
aber ist
es
nicht
überall der Fall, daß da, wo die Wissenschaft in das äußere Leben übertritt, sich nothwendig
Beziehungen finden müssen, die durch das Leben erzeugt oder durch dieses bedingt sind? — End
lich weiß ein Jeder, was für einen Nutzen ein Kalender gewährt; ihn zu berechnen, ist aber
ein Gegenstand der Astronomie. — Nun denke man sich eine noch so kurzeZeit, wo wir ohne
Einfluß aller jener Anwendungen der Astrono
mie wären: ob hierdurch nicht eine nothwendige Hemmung in unserer gesellschaftlichen Ordnung entstehen müßte? — Oft hat man aber auch den Himmelskörpern
gewisse Einflüsse auf unsere Erde, und wol auch aufdasSchicksaldereinzelnenMenschen, zugeschrie
ben, von denen die Astronomie gar nichts lehrt.
Mißverstandene Beziehungen haben hierzu größtenthkils den ersten Anlaß gegeben, die bei nä-
76 herer Prüfung andere Resultate liefern.
Von
jenen Einflüssen will ich hier nu^ die auf die Vor herbestimmung
die
der Witterung erwähnen,
man noch jetzt nicht selten mit dem Mond wechsel in Verbindung bringen will, ohne doch von bestimmten Resultaten genauer Beobachtun gen auszugehen, während es andererseits nicht
zu bezweiflen ist, daß der Mond Einflüsse auf
den ganzen Luftkreis der unsere Erde umgiebt, gleichwie auf die Erzeugung der Ebbe und Fluth des Weltmeeres, hat.
Astronom hat es
Es sei hier bemerkt: der
in keiner Hinsicht mit der
Vorherverkündigung der
Witterung
zu
thun;
und wenn Kalender wol noch zuweilen dieselbe angeben, so ist dies eine Folge der eigenen Thor
heit der Menschen, die sich oft ohne eigene Prü fung täuschen lassen, wenn sie Nutzen von
Täuschung erwarten können.
de
Längst hat man
schon in dem Kalender die, auf Wahrscheinlich
keit angegebene Witterungsvorherverkündigungen weglassen wollen; aber sie wurden, angeführten Gründen,
aus
wieder verlangt.
eben
Nicht
nur nicht der Astronom, sondern noch Nie
mand kennt die Gesetze, wonach die Witte-
77 rung sich stets vorherbestimmen läßt, und Alles,
beruht auf einigen,
was wir hiervon wissen,
zuweilen richtigen,
Merkmalen,
wodurch
man auf ganz kurze Zeit ziemlich richtig das Wetter für gewisse Orte vorherbestimmen kann. In neuester Zeit begann erst die Witterungs kunde (Meteorologie) einen wissenschaftlichen Cha
rakter anzunehmen, und als Theil der Natur lehre, unabhängig von der Sternkunde, auszu treten.
Ich eile zum zweiten Nutzen, den die rich tige Kenntniß des Weltgebäudes uns gewährt. Freilich ist er von
einer höhern Art als der
ersterwähnte, denn er betrifft das innere Leben des Menschen, das doch wiederum so innig mit dem äußern Leben in Verbindung steht. —
Nur wenige Worte kann ich hier über diesen Nutzen, aus verschiedenen Ursachen, sagen, und diesen wenigen Worten
muß eine längere
Einleitung erst vorhergehen, die bis an diesen Ort ausgesetzt wurde. — Was wir bisher vom Weltgebäude betrachteten, betraf nur das Räum
liche und Zeitliche, und leicht möchte dies alle Vorstellungen
übertreffen,
welche
die
kühnste
78 Einbildungskraft noch zum Möglichen rechnet. — Was ich von diesem erhabenen Gebäude hier einfach darzustellen mich bemühete, betraf alles, Gegenstände und Wahrheiten, an welchen kein
Sternkundiger mehr zweifelt; denn da, wo noch Meinungen herrschen, wo noch nicht unumstöß liche Gewißheit vorhanden ist, habe ich meine
persönliche Ansicht nicht genannt; Fragen aber über die Entstehung und Vergänglichkeit des
Weltalls, hat der Astronom als solcher nicht zu beantworten,
wie sie denn noch Niemand mit
Bestimmtheit zu beantworten vermag. — Nun aber frägt gewiß der Denkende: Wozn schuf denn wohl der Schöpfer dieses Meer von Welten? Sind denn die unzähligen Sonnensysteme fobte
Massen, bestimmt durch Jahrtausende ihren Lauf
im Raume immer wieder zu erneuern? Sind sie etwa geschaffen,
um
dem Erdbewohner
seine
Nächte zu erleuchten, was doch nur auf eine sehr unvollkommene Weise geschieht? Oder viel
leicht, um dann und wann dem Menschen einen
schönen Anblick zu gewähren, wenn er es ein mal beiläufig der Mühe werth achtet,
Blick zu ihnen zu erheben?
seinen
Sind sie blos da,
79 um unter tausenden von Menschen kaum einen
zu reitzen, ihre Gesetze zu erforschend — Diese
und viele ähnliche Fragen liegen zu nahe, als auf sie nicht zu gelangen; und wer wollte sie aufzuwerfen für unerlaubt halten? Ist nicht der Mensch recht eigentlich darauf angewiesen, über all die Wahrheit zu erforschen? — Betrachten wir doch einmal unser Sonnensystem allein, das wir, was die früher genannten 12 Planeten und
18 Monde anbetrifft, so ziemlich genau kennen: und wir werden finden, daß gerade unsere
Erde auch gar keinen Vorzug vor den andern Planeten hat.
—
Wir sind der
Sonne nicht am nächsten und nicht am fernsten;
wir bewohnen nicht den kleinsten und auch nicht nicht den,
der in der
kürzesten Zeit seinen Umlauf um
die Sonne
den größten Planeten;
vollendet, nicht den der die längste Zeit hierzu gebraucht; nicht den der durch die meisten Monde
geziert ist, nicht den, der die wenigsten zu sei ner Begleitung hat: kurz wir haben.auch nicht
einen Vorzug.
Von allen Planeten aus ge
sehen, stellt sich das Weltgebäude auf fast die selbe Art dar, als von uns aus gesehen, und
80 denken wir uns auf den andern Planeten einen unserer Astronomen mit guten Fernrohren ver sehen hin versetzt; so würde die Erde ihm, von
den entfernteren Planeten aus gesehen, wahr scheinlich gar nicht einmal sichtbar werden, wäh
rend sie, von den nähern Planeten aus betrach tet, der Größe nach als ein gewöhnlicher Stern erscheinen wird. — Daß unser Sonnensystem
im Welträume ebenfalls keinen ausgezeichne ten Platz einnimmt, ist auch schon früher er wähnt, und daß man von keinem Firsterne
aus unsere Erde gewahr wird, läßt sich mit der
größten Strenge beweisen,
vorausgesetzt, daß
man mit unsern Mitteln und Fernröhren von
dort aus die Erde aufsuchen wollte. *— Nur der Mensch, ohne Zweifel auf der obersten Stufe der Erdgeschöpse
stehend, bildet sich
ein, den
Vorzug zu haben, auch das vornehmste Geschöpf
in der Welt zu seyn!--------- Aber kann der, der auch nur mit einiger Aufmerksamkeit die
aufgeworfenen Fragen
und Bemerkungen,
in
Verbindung mit dem vom Weltgebäude früher Genannten,
prüft, wol noch einen Augenblick
an derBewohnbarkeit aller Weltkörper zwei-
81 sein? und w r diese nicht läugnen kann, kann
der wol glauben, daß der Schöpfer sie unbe wohnt gelassen tjat?--------- Nie hätte sich ein Mensch die Allmacht und Weisheit des Schöpfers als derjenige, der an dem
kleinlicher gedacht,
wirklichen Bewohntseyn des ganzen Welt alls noch zweifeln wollte, wenn er das Obige anerkannt hat.
unsere
Erde;
Betrachten wir doch wieder
—
ist sie denn nur mit den Ge
schöpfen geschmückt, die unser blödes Auge wahr nimmt? Haben wir nicht schon neue Schövfungen lebendiger Wesen
kennen gelernt,
seitdem
wir die Kunst verstehen, das dem bloßen Auge
unsichtbare Leben
Waffertropsen
im
und
im
Blüthenstaube uns sichtbar zu machen? Und wer
weiß, welche Entdeckungen uns bevorstehen, wenn
der Mensch dahin kommt, daß er das Leben in Allem sieht, was auf der Erde geschaffen ist! Schon zeigen die neueren Entdeckungen der In
fusorien,
daß auch
wie Zweifels
ohne
im unendlich kleinen, im
unendlich
großen
Raume, die Organisation lebendiger Wesen statt
findet!
—
Und nun sollte diese unbedeutende
kleine Erde nur allein so herrlich geschmückt und Forstner's Betrachtungen rc.
6
82 so reichlich ausgestattet seyn, mitMiriaden von
Geschöpfen? — Nein; als die Hand Gottes daWeltgeLäude schuf, wurden unzählbare Geschöpfe bestimmt, alle Theile desselben zu bewohnen, die
Allmacht und Weisheit ihres Schöpfers in sei nen Offenbarungen zu erkennen und ihn in sei
ner Liebe zu verherrlichen. —
Nur der Stolz
des Menschen will hier nicht erkennen, was doch klar vor Augen liegt; — denn in seinem Dün
kel hat er sich manche Stelle angemaßt, die er
freilich aufgeben muß, wenn er die Wahrheit nicht mehr laugnen kann, daß er gewiß noch
lange nicht das vornehmsteGeschöpfder Schöpfung
ist. — — Oft wol hat man aber auch aus mißverstandenem thörichtem
Wahrheiten gestritten,
Eifer gegen
diese
oder wissentlich das
nicht verstehen wollen, was man doch nicht läug-
nen könnte; ja man war nicht minder oft dreist genug, sich selbst die Ueberzeugung hiervon ab zustreiten.
—
Es ist kein kleiner Beittag zur
Kenntniß des innern Menschen, wenn man die Urtheile zusammenstellt, die man wol oft über
diesen Gegenstand hört.--------- Aber es können jene Ueberzeugungen nicht gewonnen
werden,
83 ohne einen tiefen Blick in das eigene Innere
zu thun, wo man eine neue Welt entdeckt, von
der das leibliche Auge keine Spur wahrnimmt. Wo sollte ich aber hier anfangen und wo auf hören, um auf ähnliche Art die Erscheinungen,
Gesetze und Gründe zu verfolgen, die uns der
Einblick in den innern Himmel gewährt?! — — Die hier entdeckten Wahrheiten, in Verbin
dung mit den Lehren der Sternkunde, oder bes
ser der Naturlehre im weitesten Sinne des Wortes, geben uns also den überirdischen Nutzen, uns selbst näher zu verstehen und un ser Verhältniß zur Welt zu erkennen. — Manche Vorurtheile müssen natürlich verschwinden, wenn
man die Ueberzeugung von einer höhern Ansicht der Welt und des Menschen gewinnt, während
andere, leider oft als
Wahrheiten,
Vorurtheile ausgebene
in ihrem hellsten Lichte alsdann
erscheinen, und die Wunder uns klar werden, die ja das kindliche unbefangene Gemüth schon
tief fühlt. — Es ist kein Gedanke der Verzweif
lung, der die Folge der Anerkennung unsers Standpunktes in dem Weltall wird; sondern
im Gegentheile muß es die innigste Beruhigung 6*
84 gewähren, wenn wir Alles nach den herrlichsten Gesetzen, nur für ein höheres Leben vorberei tend, sich entfalten sehen; und das,
was den
Stolz der Menschen in jener Hinsicht allerdings demüthigen muß, muß den richtigen Betrachter
erheben:
denn wie herrlich müssen die höheren
Gaben seyn, die uns die Allmacht verlieh, durch welche wir doch nur diese unendliche Fülle der
Herrlichkeit
ahnen
und
bewundern
können!
Müssen sie nicht selbst ein Ausfluß des Höch sten seyn? — Mag der Mensch immerhin hier
noch nicht bestimmt seyn, die letzten Gründe der Schöpfung zu erforschen und zu verstehen:
der
Geist, der jene ewigen Gesetze ahnet, und
ihr
Bestehen im Glauben begründet findet, muß selbst für die Ewigkeit bestimmt seyn. —
Ewigkeit in der Zeit und Unendlich
keit im Raume, im Großen wie im Kleinen, begegnen uns überall beim Forschen nach Wahr
heit, und wo wir eine solche entdecken, — nie
sind wir bei deren Anfänge —
überall mitten
Inne. — Lernten wir in vorstehenden Betrach
tungen kennen, daß Millionen von Meilen noch keine Meßruthe für die Entfernung der
85 Firsterne abgeben; so erkennt der Astronom auch bald, daß Millionen von Jahren — diese
Pendelschläge in der Uhr der Ewigkeit, — noch
zu klein sind,
um als Maaßstab
für gewisse
Bewegungen der Firsterne zu dienen.
—
Aber
auch im Kleinen erscheint die Unendlichkeit; —
noch sind gewiß im Raume die Jnsusionsthierchen, deren Größe kaum den tausendsten Theil
einer Linie beträgt, nicht die kleinsten lebenden
Geschöpfe, und in der Zeit sind gewisse von den
Physikern bereits erkannte Bewegungen, deren Dauer kaum der tausendste Theil einer Secunde ist, nicht die kleinsten Bewegungen! —
Eine eigene Richtung
mag
allerdings
das
Leben derer haben, die ihr Daseyn als bestimmt
erkennen, unaufhörlich nach den Wahrheiten der innern und der
äußern Welt
zu
forschen,
die Verbindung beider, und hierdurch deren ge genseitiges
suchen;
die
dieselbe Weisheit
ist,
Jneinanderaufgehen
erkannt haben:
daß es
zu
welche die Weltkörper und das Leben der gering sten Geschöpfe regiert; die aber auch dann das für allein wahr Erkannte, unter allen Um
ständen in ihrem Leben zu bewähren und dar-
86 zustellen suchen; stetS mit.der Liebe, die qlS
Abglanz der unendlichen Liebe erscheint, die dm Schöpfer bewog, daS Weltall zu erschaffen, und in der wahren Demuth, die allein dem nach
Wahrheit Forschenden geziemt.
—
Sind denn
aber nicht alle Menschen zu diesem Daseyn, je
der in seiner Art, berufen? — Doch — hierüber gehört das Weitere wol nicht hierher. —
—
Und so schließe ich diese Betrachtungen mit dem Bekenntniß: ich weiß nicht, ob die Tiefen des
äußern oder des innern Himmels erhabener sind; denn beide finde ich unendlich, und, ei
nen
gemeinschaftlichen
Ursprung habend,
sich
auch wieder vereinigen in einem Ziele: in Gott, welcher die Liebe ist; — aber das weiß ich, daß ich keinen dieser Himmel ohne den andern
verstehe. —