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German Pages 16 [20] Year 1937
SCHRIFTEN DER CORONA XV
RUDOLF G. BINDING LIEBESKALENDER Statt einer Schachtel Konfekt — monatlich aufgefüllt
R. OLDENBOURG ' MÜNCHEN-BERLIN
Zweite Auflage
Alle Rechte vorbehalten Copyright 1937 by R. Oldenbourg, München-Berlin
JANUAR
W
ENN du einmal satt der Liebe bist will ich gern dich mit Konfekt versöhnen. Doch solange du die Einzig-Liebe bist will ich dich nicht mit Konfekt verhöhnen. Weißt du nicht daß Liebe süßer ist ? süßer als mit Süßem dich verwöhnen. Wenn Konfekt der Liebebüßer ist wird dich Liebe auch nicht mehr verschönen.
5
FEBRUAR
I
ST auch der kürzeste Mond für deine Liebe nicht lang: wo sie sich selber belohnt sei um die Liebe nicht bang.
Spute dich! Küsse! dich zwingt fliehend der kürzeste Mond. Wie uns die Liebe verjüngt hat sich dein Eifer belohnt.
MÄRZ
J
UNGER Frühling, komm und hilf sie, die Junge, zu umlieben. Flüsterst du in Gras und Schilf, hör ihr Ohr geflüstert Lieben. Mit dem Mund voll jungen Küssen mit dem Blühn vor ihren Füßen mit dem Glanz in ihren Augen soll sie lieben - uns zu taugen.
APRIL
A
PRIL 1 April! - Das Wetter narrt den der ihm vertraut. April 1 April I Der Bräutigam harrt schwankend auf die Braut. Ist der Monat wetterwendig - uns ist's einerlei. Liebe ist aprilbeständig - und dann kommt der Mai.
MAI
u
BER dir im Blau horch: die Lerche lacht. Leib zu Licht gemacht, Licht und Leib Gesang. Taumel faßt dich an schaust du hell empor. Trunken Aug und Ohr -
trunken tief vom Mai. Tut er dir Gewalt ? Schwankst in meinen Arm daß sich dein erbarm über dir der Raum. Horch ! Die Lerche lacht: Alles Hell ist dein. Doch das Hellste mein: Deiner Jugend Tag.
9
JUNI
W
OHIN steigt er - unserer Liebe verliebter Kalender ? Auf zur Höhe des Jahrs mit der steigenden Sonne.
Lassen wollen wir auch die Erde nicht wenn sie sich sonnab wendet in ihrem Laufe. Aber wir werden ihr doch nur zögernd folgen mit dem großen Vorrat unserer Sommer.
IO
JULI
D
AS Lied des hohen Sommers vom Reifen schwellt das Herz. Was frommt des späten Kommers nachzüglerischer Schmerz ?
Daß tiefer uns ergreife des Lebens Glut vom Grund singt sich das Lied der Reife von selbst in unsern Mund. Entfliehe nicht dir selber. Laß aller Zeit den Flug. Reif mit dem Korn der Felder. Des Blühens war genug.
ii
AUGUST
E
RNSTER August! Versengst du mit dörrenden Stürmen die Liebe ? Brechen Wellen des Meers ein in die Müde der Augen ? Zittert das Licht aus zu hoher Wölbung des Äthers ? oder wehrt sich das Herz übermächtiger Glut ? Nun sind die Felder geleert. Die Wälder verdunkeln. Lichter süßer und liebender hat uns der Mai einst umarmt. Wehre dich, Herz! Sammle das Süße in dir. Sammle es heimlich zum Süßesten. Jetzt reift die süßeste blutend reift die Brombeere unter dem Dornengerank.
12
SEPTEMBER
T
RUNKEN steht nun der Baum. Rundum gestützt trägt sein Schoß tausend Früchte des Jahrs. Liebe des Sommers war groß. Tropft auch der Seim aus der Frucht, klopft auch der Apfel ins Gras keine des Blühens im Mai, keiner der Liebe vergaß.
Reife, reife auch du, Liebe, in uns wie der Saft der in der reifenden Frucht Keim neuen Lebens erschafft.
OKTOBER
G
ROSSES Jahr ! In jedem Faß schwillt der Wein zu süßer Schwere. Herbst berauscht ohn Unterlaß wo ich liebe und begehre. Weiß ich noch von Lieb und Haß wenn ich herbstlich so sie büße ? Licht! O, Licht wird niemals blaß wo ich liebe, wo ich grüße.
14
NOVEMBER
E
RGREIFE meine Hand. Das Dunkel bricht herein. Das Dunkel ist zu zwein nur halb so groß, das Grau nur halb so grau. Wo bist du die mich liebt ? Die Nächte wachsen schnell. Mach sie die Liebe hell! Und Nacht ist Nichtnacht, Grau ist nicht mehr Grau.
15
DEZEMBER
I
N kurzen Tagen sacht, durch langer Nächte Macht wird still zum End gebracht jährliche Bahn.
Doch Liebe endet nicht. Noch in der Dunkelschicht sucht sie das neue Licht hebt neu sie an.
INITIALEN VON ANNA SIMONS DRUCK VON R. OLDENBOURG / MÜNCHEN-BERLIN