Einführung in die Logik: Zweisprachige Ausgabe 9783787326600, 378732660X

William of Sherwoods Einführung in die Logik zählt zu den herausragenden und wirkungsgeschichtlich fruchtbarsten Beiträg

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German Pages 368 Year 1995

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Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung der Herausgeber
William of Sherwood: Person und Werk
Textüberlieferung und erste Erschließungen der ›lntroductiones‹
Zur vorliegenden Ausgabe
William of Sherwood: Introductiones in logicam / Einführung in die Logik
I. Die Aussage
Der Laut
Die Äußerung
Das Nomen
Das Verb
Satz und Aussage
Die kategorische Aussage
Die hypothetische Aussage
Die Äquipollenzen
Die modale Aussage
Die adverbialen Modi
Die nominalen Modi
Die Dispositionen der modalen Aussage
Die Äquipollenzen der Modi
II. Das Prädikabile
Die Gattung
Die Art
Die Differenz
Das Proprium
Das Akzidens
III. Der Syllogismus
Vollkommene und unvollkommene Syllogismen
Die Konversion
Figur und Modus
Die erste Figur
Die zweite Figur
Die dritte Figur
Die Zurückführungen der Modi
IV. Die Örter
Die inneren Örter
Die Örter aus der Substanz
Der Ort aus der Definition
Der Ort aus der Deskription
Der Ort aus der Interpretation eines Nomens
Die Örter aus dem eine Substanz Begleitenden
Der Ort aus der Gattung
Der Ort aus der Art
Der Ort aus dem integralen Ganzen
Der Ort aus dem quantitativen Ganzen
Der Ort aus dem zeitlichen Ganzen
Der Ort aus dem räumlichen Ganzen
Der Ort aus dem Ganzen bezüglich Art und Weise
Die Örter aus den Ursachen
Der Ort aus der materialen Ursache
Der Ort aus der formalen Ursache
Der Ort aus der Wirkursache
Der Ort aus der Zweckursache
Der Ort aus dem Entstehen
Der Ort aus dem Vergehen
Der Ort aus dem Gebrauch
Der Ort aus gemeinsam Zukommendem
Die äußeren Örter
Der Ort aus der Autorität
Der Ort aus dem Gleichartigen
Der Ort aus dem Größeren
Der Ort aus dem Kleineren
Der Ort aus der Proportion
Die Örter aus Entgegengesetztem
Der Ort aus der Übertragung
Die gemischten Örter
Der Ort aus Zusammengehörigem
Der Ort aus Kasus
Der Ort aus der Einteilung
V. Die Eigenschaften der Termini
Die Supposition
Zur Einteilung der Supposition
Zur einfachen Supposition
Zur personalen Supposition
Die Kopulation
Die Appellation
VI. Die Fehlschlüsse
Die sophistischen Örter innerhalb des Wortes
Die Äquivokation
Die Amphibolie
Verbindung und Trennung
Der Akzent
Die Form des Wortes
Die sophistischen Örter außerhalb des Wortes
Das Akzidens
Hinsichtlich etwas und schlechthin
Die Unkenntnis der Widerlegung
Die Beanspruchung von Vorausgesetztem
Das Konsequens
Die Nicht-Ursache als Ursache
Mehrere Fragen als eine
Anmerkungen der Herausgeber
Appendix I. Marginalien fols. 1r, 14r und 14v
Appendix II. Abweichungen Codex W gegenüber P
Appendix III. Abweichungen Codex V gegenüber P
Literaturverzeichnis
Index rerum et auctorum
Namenverzeichnis zu Einleitung und Anmerkungen
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Einführung in die Logik: Zweisprachige Ausgabe
 9783787326600, 378732660X

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Philosophische Bibliothek · BoD

William of Sherwood Introductiones in Logicam Einführung in die Logik Lateinisch – Deutsch

Meiner

I.••

WILLIAM OF SHERWOOD

Introductiones in Logicam Einführung in die Logik Textkritisch herausgegeben, übersetzt, eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von Hartmut Brands und Christoph Kann

Lateinisch-Deutsch

FELIX MEINER VERLAG HAMBURG

PHILOSOPHISCHE BIBLIOTHEK BAND 469

Im Digitaldruck »on demand« hergestelltes, inhaltlich mit der ursprünglichen Ausgabe identisches Exemplar. Wir bitten um Verständnis für unvermeidliche Abweichungen in der Ausstattung, die der Einzelfertigung geschuldet sind. Weitere Informationen unter: www.meiner.de/bod

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliogra­phi­­sche Daten sind im Internet über ‹http://portal.dnb.de› abrufbar. isbn 978-3-7873-1463-8 ISBN eBook: 978-3-7873-2660-0

© Felix Meiner Verlag GmbH, Hamburg 1995. Alle Rechte vorbehalten. Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Übertragungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, soweit es nicht §§  53 und 54 URG ausdrücklich gestatten. Gesamtherstellung: BoD, Norderstedt. Gedruckt auf alterungsbeständigem Werkdruck­ papier, hergestellt aus 100 % chlor­frei gebleich­tem Zellstoff. Printed in www.meiner.de Germany.

INHALT

Vorwort .........................................................

IX

Einleitung der Herausgeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XI William of Sherwood: Person und Werk ............. XI Textüberlieferung und erste Erschließungen der >lntroductiones< . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XX Zur vorliegenden Ausgabe ............................. XXIX

WILLIAM OF SHERWOOD

Introductiones in logicam I Einführung in die Logik

Text und Übersetzung I.

Die Aussage . . . .. .. . . .. .. .. .. .. . . .. .. .. .. .. .. .. .. . .. .. .. . Der Laut ................................................. Die Äußerung . . .. .. .. . . .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . .. . .. Das Nomen ............................................. Das Verb ...... .......................................... Satz und Aussage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die kategorische Aussage .. .... .... .. ........ ........ Die hypothetische Aussage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Äquipollenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die modale Aussage .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. Die adverbialen Modi ...................... .......... Die nominalen Modi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Dispositionen der modalen Aussage . . . . . . . . . Die Äquipollenzen der Modi .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .

3 5 5 7 9 9 13 23 23 31 35 37 41 43

II.

Das Prädikabile .... ....... ........... ......... ......... Die Gattung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Art ......... ..........................................

49 49 51

Inhalt

VI

Die Differenz Das Proprium Das Akzidens III

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Der Syllogismus Vollkommene und unvollkommene Syllogismen Die Konversion Figur und Modus Die erste Figur Die zweite Figur Die dritte Figur Die Zurückführungen der Modi 0

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Die Örter Die inneren Örter Die Örter aus der Substanz Der Ort aus der Definition Der Ort aus der Deskription Der Ort aus der Interpretation eines Nomens Die Örter aus dem eine Substanz Begleitenden Der Ort aus der Gattung Der Ort aus der Art Der Ort aus dem integralen Ganzen Der Ort aus dem quantitativen Ganzen Der Ort aus dem zeitlichen Ganzen Der Ort aus dem räumlichen Ganzen Der Ort aus dem Ganzen bezüglich Art und Weise Die Örter aus den Ursachen Der Ort aus der materialen Ursache Der Ort aus der formalen Ursache Der Ort aus der Wirkursache Der Ort aus der Zweckursache Der Ort aus dem Entstehen 0

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Inhalt

VII

Der Ort aus dem Vergehen ...................... Der Ort aus cem Gebrauch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Ort aus gemeinsam Zukommendem ..... Die äußeren Örter .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . Der Ort aus der Autorität ........................ Der Ort aus dem Gleichartigen . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Ort aus dem Größeren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Ort aus dem Kleineren .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. Der Ort aus der Proportion .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. Die Örter aus Entgegengesetztem . . . . . . . . . . . . . . Der Ort aus der Übertragung ................... Die gemischten Örter ............ .... .. ............... Der Ort aus Zusammengehörigem ............. Der Ort aus Kasus .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . Der Ort aus der Einteilung .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. ..

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V.

Die Eigenschaften der Termini ..................... Die Supposition ... . . ........... ........ ............ .... Zur Einteilung der Supposition ...... .......... .... Zur einfachen Supposition ........ ...... ............. Zur personalen Supposition .... .. .......... ...... ... Die Kopulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . Die Appellation . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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VI.

Die Fehlschlüsse .. .. .. . .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . Die sophistischen Örter innerhalb des Wortes . . Die Äquivokation .. .. .. .. .. . .. .. .. .. .. .. .. . .. .. .. .. . Die Amphibolie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verbindung und Trennung .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. Der Akzent . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Form des Wortes ... . . .................. ....... Die sophistischen Örter außerhalb des Wortes . Das Akzidens .. .. .. .. .. .. .. . . .. .. .. .. .. . .. .. .. .. .. .. . Hinsichtlich etwas und schlechthin . . . . . . . . . . . . . Die Unkenntnis der Widerlegung .............. Die Beanspruchung von Vorausgesetztem . . . . . Das Konsequ··:ns .. .. .. .. .. .. . .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .

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VIII

Inhalt Die Nicht-Ursache als Ursache ..... ........ ..... 215 Mehrere Fragen als eine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219

Anmerkungen der Herausgeber ............................ 225 Appendix I. Marginalien fols. 1r, 14r und 14v ......... 307 Appendix II. Abweichungen Codex W gegenüber P . . . 309 Appendix 111. Abweichungen Codex V gegenüber P ... 313 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 7 Index rerum et auctorum .......... .... .............. .. .. . . . . 321 Namenverzeichnis zu Einleitung und Anmerkungen . . . 329

VORWORT

Die Erforschung der Logik des Mittelalters hat in jüngerer Zeit, nicht zuletzt dank der großartigen Arbeiten L. M. de Rijks, bedeutende Fortschritte erzielen können. Zugleich ist ein wachsendes Interesse an den Inhalten der mittelalterlichen Logik festzustellen. Daher ist es auch ein besonderes Anliegen des vorliegenden Buches, welches eine Neuedition des lateinischen Textes und die erste Übersetzung der lntroductiones in logicam Williams of Sherwood ins Deutsche enthält, die Leistungen dieses bedeutenden englischen Logikers einem größeren Kreis von Interessenten zugänglich zu machen. Danken möchten wir Christian Strub, der eine frühe Version der Übersetzung gelesen und wertvolle V erbesserungsvorschläge gemacht hat. Zu besonderem Dank sind wir Klaus Jacobi verpflichtet, der durch seine Arbeiten das Verständnis der Logik Williams of Sherwood in unvergleichlicher Weise gefördert und unsere Bemühungen stets mit Wohlwollen, Rat und Tat begleitet hat. Wir widmen dieses Buch Angela.

Hartmut Brands und Christoph Kann Trotz schwerer Krankheit hat Hartmut Brands bis kurz vor Abschluß der Endredaktion seine ganze Energie der vorliegenden Arbeit gewidmet. Sein Wunsch, das Erscheinen des Buches noch zu erleben, hat sich leider nicht erfüllt. Hartmut Brands starb im Dezember 1994. Für die langjährige freundschaftliche Zusammenarbeit schulde ich ihm großen Dank.

Christoph Kann

EINLEITUNG

William

oJ Sherwood: Person und

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Zur Person des englischen Logikers William of Sherwood 1 liegen nur wenige gesicherte Daten und Informationen vor. Vermutlich wurde er zwischen 1200 und 1210 in Nottinghamshire geboren. Oxford und Paris gelten als wahrscheinliche bzw. mögliche Studienorte Sherwoods. Im Jahre 1252 ist er als Magister in Oxford quellenmäßig faßbar 2 • 1257 wurde Sherwood Schatzmeister der Kathedrale von Lincoln. Zudem ist er Rektor in Attleborough (Norfolk) und in Aylesbury (Buckinghamshire) gewesen. Sein Tod ist zwischen 1266 und 1272 anzunehmen3. t Für den englischen Ortsnamen »Sherwood« sind wie bei vielen Namen des Mittelalters verschiedene Schreibweisen möglich und gebräuchlich. U.a. folgende Versionen haben in mittelalterlichen und modernen Erwähnungen Williams of Sherwood Verwendung gefunden: Schirewode, Schirwood, Schyrwode, Schyrwodus, Shyreswood, Shyreswode; sie wurden mit verschiedenen mittelalterlichen Schreibweisen des Vomamens verbunden, u.a. Guilelmus, Wilhelmus, Willelmus; weitere Varianten nennt Kretzmann, 1966, S. 3, Anm. 1. 2 Vgl. Kretzmann, 1966, S. 8. 3 Verschiedene Quellen und Dokumente enthalten zusätzliche, zum Teil spekulative und einander widersprechende Auskünfte; vgl. Dictionary of National Biography 52, 1897, S. 146 f.; P. Glorieux, Repertoire des maitres en thlologie de Parisau XIII' siede I, Paris 1933, S. 289f. (Guillaume de Durham); J. C. Russell, Dictionary of Writers of Thirteenth-Century England, London 1936, S. 200; A. B. Emden, A Biographical Register ofthe Univerrity oJ Oxford to A.D. 1500 III, Oxford 1959, S. 1693 f.; Informationen zum Lebensgang und zur Bedeutung Sherwoods, an die sich die hier gegebene Darstellung in den wesentlichen Informationen anschließt, enthalten Grabmann, 1937, S. 10-15; Kretzmann, 1966, S. 3-12; ders., 1967, S. 317f.; ders., 1968, S. 3; de Rijk, 1976b, S. 391; Jacobi, 1980, S. 41-48; Lohr, 1983, S. 219.

XII

Hartmut Brands und Christoph Kann

Zu der Frage einer Lehrtätigkeit Sherwoods in Paris bzw. Oxford liegen kontroverse Auffassungen und Rekonstruktionsversuche vor. So hält Kretzmann für sehr wahrscheinlich, daß Sherwood von etwa 1235 bis etwa 1250 in Paris gelehrt habe. Neben der eher allgemeinen Annahme, daß die angeblich direkt von Sherwood beeinflußten Philosophen wie fast alle bedeutenden Scholaren der Zeit in Paris gelebt hätten, macht Kretzmann geltend, daß in einem Beispielsatz der Introductiones in logicam, im folgenden kurz Introductiones, die Seine und in einem Beispielsatz des zweiten Hauptwerks Syncategoremata Paris als Universitätsstadt erwähnt werden 4 • Diesem Argument widersprechen de Rijk und J acobi, die darauf hinweisen, daß Beispielsätze als verbreitete Bestandteile des Schulguts von den Autoren nicht jeweils neu erfunden wurden5 • Daher mögen die beiden Sätze zwar in Paris geprägt sein, belegen aber damit noch nicht eine Lehrtätigkeit Sherwoods an der dortigen Universität. Kretzmanns These, nach der von einem Aufenthalt Sherwoods in Paris auszugehen sei, da die von ihm direkt beeinflußten Philosophen zur fraglichen Zeit ebenfalls dort gelebt hätten, erweist sich schon dadurch als problematisch, daß die behaupteten Abhängigkeiten selbst keineswegs als nachgewiesen gelten können, wie Jacobi im Anschluß an de Rijk ausführlich darlegt6 • Kretzmann behauptet einen direkten Einfluß Sherwoods auf die Tractatus des Petrus Hispanus 7, auf die

4 Kretzmann, 1966, S. 4; entsprechend argumentiert Grabmann (1937, S. 17) für Paris als vermutlichen Entstehungsort der Introductiones. Bei den Beispielsätzen handelt es sich um den Fehlschluß »quidquid currit, habet pedes; Secana currit; ergo Secana habet pedes« (vgl. unten S. 172,7sr.) und das Sophisma »nullus homo legit Parisius nisi ipse sit asinus« (Syncategoremata, S. 82). 5 de Rijk, 1976a, S. 32 ff.; Jacobi, 1980, S. 43. 6 Jacobi, 1980, S. 43ff.; de Rijk, 1972, S. LXVII-LXXXIV. 7 Ed. de Rijk, Assen 1972; die Tractatus waren nicht nur das weitestverbreitete Logik-Kompendium des 13. Jahrhunderts, sondern blieben auch für die Logik der Spätscholastik und der Renaissance als

Einleitung

XIII

Logica des Lambert von Auxerre 8 , auf das Opusculum De modalibus des Thomas V0:'1 Aquin, sowie auf die logischen Arbeiten des Albertus Magnus 9 • Die Behauptung dieser Abhängigkeiten übernimmt Kretzmann von Grabmann, der sich seinerseits auf Prantl bezieht 10 • Indessen hat de Rijk grundsätzlich geltend gemacht, daß terminologische und inhaltliche Übereinstimmungen für die hier vorliegende Art der Schulphilosophie insgesamt prägend sind und nicht ohne weiteres als direkte Abhängigkeiten gedeutet werden dürfen 11 • Hinsichtlich der Frage einer Abhängigkeit der Tractatus des Petrus Hispanus von den lntroductiones Sherwoods gelangt er nach gründlicher Untersuchung und der Feststellung signifikanter Unterschiede zu dem Ergebnis, daß beide Werke unabhängig voneinander entstanden seien 12 • Noch deutlicher sind die U nterschiede der Introductiones Sherwoods zu der Logica Lamberts von Auxerre, so daß auch hier keine direkte Abhängigkeit anzunehmen ist 13 • Auch Behauptungen, die Schrift De modalibus des Thomas von Aquin sowie die logischen Schriften des Albertus Magnus seien direkt von Sherwood beeinflußt, verdanken sich wiederum vor allem einer Vernachlässigung des Schulcharakters dieser Werke und sind vonJacobi im Anschluß an de Rijk als unhaltbar zurückgewiesen worden 14 • Damit kann der Nachweis einer Pariser Lehrtätigkeit Sherwoods nicht mit Bezug auf eine direkte Abhängigkeit anderer, gleichzeitig in Paris lebender Autoren geführt werden. Auch die Tatsache, daß die lntroductiones nur in der genannten Lehrbuch und Bezugstext maßgeblich; vgl. de Rijks umfassende Einleitung. 8 Ed. F. Alessio, Florenz 1971. 9 Kretzmann, 1966, S. 4-f. 10 Grabmann, 1937, S 28f.; Prantl, 1867,8.10-25, S.106, S.l17. II de Rijk, 1972, S. LXVIIIf. 12 de Rijk, 1972, S. LXII-LXXX. 13 Vgl. de Rijk, 1972, S. LXXX-LXXXIV; ders., 1976a, S. 3842; Jacobi, 1980, S. 44. 14 Jacobi, 1980, S. 44f.; de Rijk, 1972, S. LXVIII, Anm. 4, S. LXIX, Anm. 1.

XIV

Hartmut Brands und Christoph Kann

Pariser Handschrift überliefert sind, kann hier nicht als Argument dienen, da es sich nach Erkenntnis de Rijks um eine englische Handschrift handelt 15 • Dagegen erscheint ein von Jacobi zur Geltung gebrachter Hinweis auf eine Lehrtätigkeit Sherwoods in Oxford bereits seit den 30er Jahren des 13. Jahrhunderts 16 , der dem 1271 verfaßten Compendium studii philosophiae des Roger Bacon entstammt17, als plausibel. J acobi zitiert eine Passage, in der Bacon regressive Tendenzen der Wissenschaft zu seiner Zeit im Vergleich mit der vorangegangenen Generation beklagt und Sherwood innerhalb einer lobenden Aufzählung anderer Magister nennt, für die ausnahmslos eine Lehrtätigkeit in Oxford während der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts nachgewiesen ist, so daß dasselbe auch für Sherwood angenommen werden darf. Diese Quelle bewertet Braakhuis zusätzlich als einen Hinweis auf die Datierung der lntroductiones 18 • Da es sich nach seiner Rekonstruktion bei den erwähnten Magistern um zwischen 1240 und 1250 lehrende Theologen handelt, sieht er auch Sherwood zur seihen Zeit als Magister der Theologie in Oxford und nimmt an, daß die den artes zugehörigen Introductiones davor, d.h. etwa zwischen 1230 und 1240, und damit dann nicht, wie de Rijk meint, um 1250 entstanden seien 19 • Eine zweite ausdrückliche Erwähnung Sherwoods durch Roger Bacon betrifft dessen Ansehen als Logiker. Die bereits von Grabmann, Kretzmann und J acobi angeführte Textstelle 20 sei hier nochmals zitiert, zumalessich um den vergleichsweise seltenen Fall handelt, daß ein mittelalterlicher Autor sich ausdrücklich und unter Nennung des Namens wertend über einen Zeitgenossen äußert. Bacons Urteil über Sherwood, das 15 16

Vgl. Jacobi, 1980, S. 45. Jacobi, 1980, S. 45.

17 Fr. Rogeri Baconi Opera quaedam hactenus inedita I, ed. J. S. Brewer, London 1859 (repr. 1965), S. 428. 18 Braakhuis, 1977, S. 141, Anm. 93. 19 de Rijk, 1971, S. 80, Anm. 28. 20 Grabmann, 1937, S. 14; Kretzmann, 1966, S. 5f.;Jacobi, 1980, S. 46f.

Einleitung

XV

dem Widmungsschreiben des 1267 verfaßten Opus tertium an Papst Clemens IV. entstammt, lautet wie folgt 21 : »Und da ich überlegte, daß Eurer Hoheit nur etwas Großes, Eurer Seligkeit nur etwas außerordentlich Gutes, Eurer Weisheit nur etwas ganz Herrliches dargeboten werden dürfe, ist es kein Wunder, wenn ich mich beim Verfassen verweilte. Ihr könnt meinen Traktat im Vergleich mit den berühmteren unter den Weisen der Christenheit prüfen. Einer von ihnen ist Bruder Albert aus dem Dominikanerorden, ein anderer Magister Wilhelm von Shyreswood, Schatzmeister der Kirche von Lincoln in England. Er ist noch bei weitem weiser als Albert; denn in der allgemeinen Philosophie (in philosophia communi) ist niemand weiser als er. Euer Weisheit schreibe ihnen also, welche Artikel ich in den Werken, die ich bereits geschickt habe, und in dieser dritten Schrift behandelt habe, und Ihr werdet sehen, daß zehn Jahre vergehen werden, ehe sie Euch etwas senden, was dem, was ich geschrieben habe, gleichkommt. Gewiß werdet Ihr an die hundert Stellen finden - über Gegenstände, von denen sie schon etwas verstehen -, welche sie bis an ihr Lebensende nicht erreichen werden. Ich kenne nämlich ihr Wissen bestens; und ich weiß, daß sie Euch nicht das bieten werden, was ich geschrieben habe, jedenfalls nicht in der Zeit, die seit Eurem Gebot verstrichen ist, weder Wilhelm noch AlbertThe Second Tract on lnsolubilia found in Paris, B. N. Lat. 16.617. An Edition of the Text with an Analysis of lts Contentsechte< Übersetzung verzichtet, wo sich der lateinische Ausdruck bereits als deutscher Terminus etabliert hat, wie im Falle von »Supposition« für »suppositio«. Grundsätzliches Ziel war weitestgehende terminologische Konstanz, d.h. zur Wiedergabe eines lateinischen Ausdrucks möglichst durchgehend denselben deutschen Ausdruck beizubehalten. Wörter wie »et«, »item« und »autem« wurden dort, wo ihnen anstatt einer bedeutungstragenden eine rein stilistische oder auch textgliedernde Funktion zukommt, in der Regel nicht übersetzt. Kursivdruck wurde in der Übersetzung dort verwendet, wo ein Terminus weder eindeutig der Ebene des Gebrauchs noch der der Erwähnung von Sprachzeichen zuzuordnen war. In den Anmerkungen der Herausgeber dient Kursivdruck gelegentlich auch der Hervorhebung. 79 Vgl. Anm. 27.

Einleitung

XXXIII

Hochgestellte Ziffern im deutschsprachigen Text verweisen auf die Anmerkungen der Herausgeber, die meist bewußt kurz gefaßt sind. Sie enthalten neben Erläuterungen zum Text Begründungen für wichtige Übersetzungsentscheidungen sowie sachliche und terminologische Interpretationshilfen und vereinzelte Verweise auf klassische und moderne Autoren oder Lehren. Abweichend von Kretzmann, der im Kommentar zu seiner Übersetzung durchgehend Angaben zu entsprechenden Textstellen bei Aristoteles macht, wurden hier Verweise auf Aristoteles und andere Bezugsautoren meist nur in den Fällen gegeben, wo diese Autoren namentlich erwähnt sind. Der Versuch, überall dort Verweise zu geben, wo dies möglich und sachlich angemessen wäre, müßte wohl ebenso wie ein durchgehender Vergleich mit anderen Logik-Kompendien und -Traktaten zwangsläufig unvollständig bleiben und wäre auch dem hier vorrangigen Interesse, eine erste Hilfe zum Textverständnis zu leisten, kaum dienlich. Sherwoods Beispielsätze sind überwiegend der Tradition entnommen oder stellen Abwandlungen traditioneller Beispiele dar. Auf entsprechende Parallelstellen in anderen Werken wurde in den Anmerkungen aber nur insoweit Bezug genommen, als dies zur Klärung eines Problems beitragen konnte. Der Anmerkungsteil soll eine Interpretation des Lesers nicht ersetzen, sondern ihn hierbei unterstützen, und beansprucht daher auch keine erschöpfende Analyse der Sachfragen. Verzichtet wurde ferner auf den Versuch, von Sherwood diskutierte dubitationes oder z.B. durch >>aliqui dicunt« kenntlich gemachte alternative Positionen bestimmten Autoren zuzuweisen. Der Versuch einer solchen Zuweisung wäre in der Mehrzahl der Fälle nicht nur ohne sachlichen Erklärungswert für den Leser, sondern vor allem auch der Tatsache nicht gerecht geworden, daß in der mittelalterlichen Logik-Diskussion derartige Fragen der Urheberschaft einer Position zumeist eine eher zweitrangige Rolle spielen. Schon die Tatsache, daß die Positionen meist anonym zugewiesen werden, deutet auf diese Zweitrangigkeit hin, kann übrigens aber auch bedeuten, daß der betreffende Standpunkt in der referierten Form überhaupt

XXXIV

Hartmut Brands und Christoph Kann

nicht mit einem dem heutigen Leser bekannten Autor, sondern vielmehr mit einem an der damaligen mündlichen Sachdiskussion beteiligten Magister zu identifizieren ist. Auf die den Forschungsstand der Introductiones hauptsächlich repräsentierenden Werke vonJacobi und Kretzmann sowie die Arbeiten de Rijks, insbesondere Logica modernorum II -1, sei nachdrücklich hingewiesen. In den ..Anmerkungen der Herausgeber« finden sich dort, wo die von diesen Autoren vorgelegten Analysen nicht ausführlich wiedergegeben werden konnten, Hinweise zur ergänzenden Lektüre ihrer Werke. Auf Anmerkungen Kretzmanns wird vor allem dort Bezug genommen, wo sie aufgrundvon Lesefehlern ihres Bezugstextes (Grabmann, 1937) irreführend und korrekturbedürftig erscheinen.

WILLIAM OF SHER WOOD INTRODUCTIONES IN LOGICAM EINFÜHRUNG IN DIE LOGIK

Conspectus siglorum P V W G L LK M add. com. om. trp. 1. m.

s.l.

?

Codex Paris Bibliotheque Nationale lat. 16617 (Sorb. 1797) Codex Venezia Biblioteca Marciana Z. lat. 302 (1873) Codex Worcester Cathedral Library Q. 13 Grabmann (1937) Lohr (1983) Lohr (1983) gemäß Kretzmann (1966) Maleolm (1971) addit coniecit (coniecimus) omittit transponit in margine supra lineam usque ad scripsi(t) lectio incerta

I'

INTRODUCTIONES MAGISTRI GUILLELMI DE SHYRESWODE IN LOGICAM Cum duo sunt tantum rerum principia, scilicet natura et anima, duo erunt rerum genera. Quaedam enim sunt res, quarum principium est natura. Et de his est naturalis scientia communiter dicta. Et quaedam, quarum principium est anima. Et hae sunt duplices. Cum enim anima sine virtutibus et scientiis sit creata, quasdam facit operationes, per quas deveniat ad virtutes. Et de his est ethica. Quasdam autem facit operationes, per quas deveniat in scientiam. Et de his est sermocinalis scientia. Haec autem tres habet partes: grammaticam, quae docet recte loqui, et rhetoricam, quae docet ornate loqui, et logicam, quae docet vere loqui. I

5

10

15

Haec autem est de syllogismo principaliter, ad cuius cognitionem necesse est cognoscere propositionem. Et quia omnis propositio est ex terminis, necessaria est termini cognitio. Quia ergo propositio et enuntiatio idem sunt secundum rem, licet differant in eo, quod enuntiatio significat aliquid absolu- 20 te, propositio autem significat aliquid in comparatione ad aliud, ideo prius de enuntiatione agendum. Prius est enim aliquid cognoscere in se quam in comparatione ad aliud. Ex nomine autem propositionis patet, quod significat in comparatione ad aliud. Est enim propositio positio pro alio, scilicet 25 pro conclusione concludenda. Unde si in se consideratur, est

1-3 Introductiones ... logicam] add. in summa pagina P sint G

4 sunt]

WILLIAM OF SHER WOOD EINFÜHRUNG IN DIE LOGIK

Da es nur zwei Prinzipien der Dinge gibt, nämlich Natur und Seele, wird es auch nur zwei Arten von Dingen geben. Einige nämlich sind diejenigen Dinge, deren Prinzip die Natur ist. Von ihnen handelt das, was allgemein Naturwissenschaft genannt wird. Einige sind diejenigen Dinge, deren Prinzip die Seele ist. Und diese sind von zweierlei Art. Da nämlich die Seele ohne Tugenden und Wissenschaften erschaffen ist, führt sie bestimmte Operationen aus, durch welche sie zu den Tugenden gelangt. Von ihnen handelt die Ethik. Ferner führt sie bestimmte Operationen aus, durch welche sie zur Wissenschaft gelangt. Von ihnen handelt die Wissenschaft von der Rede 1 • Diese besteht aus drei Teilen: der Grammatik, die lehrt, korrekt zu reden, der Rhetorik, die lehrt, kunstvoll zu reden, und der Logik, die lehrt, wahr zu reden.

I.

DIE AUSSAGE

Die Logik behandelt vor allem den Syllogismus, zu dessen Verständnis man wissen muß, was eine Proposition ist; und weil jede Proposition aus Termini besteht, ist auch das Verständnis des Terminus notwendig2. Da nun Proposition und Aussage der Sache nach dasselbe sind, sie sich jedoch darin unterscheiden, daß die Aussage etwas absolut bezeichnet, die Proposition aber etwas in Hinsicht auf etwas anderes, ist deshalb zunächst die Aussage zu behandeln. Denn eine Sache ist zunächst für sich selbst, dann in Hinsicht aufetwas anderes zu verstehen. Der Name .. Proposition« macht deutlich, daß diese in Hinsicht auf etwas anderes bezeichnet. Denn eine Proposition ist eine Setzung für etwas anderes, und zwar für eine herzuleitende Konklusion. Daher gilt

4

Introduetiones in logicam

1'

enuntiatio; si autem eonsideratur, ut est in syllogismo, sie est propositio. Cum igitur agendum sit de enuntiatione, prius agendum est de suis partibus, quae sunt nomen et verbum. Et dieuntur hae 30 partes enuntiationis, quia potest ex his fieri enuntiatio et ex nullis aliis. Quamvis enim ex pronomine et verbo vel partieipio et verbo fiat enuntiatio, tarnen hoe est per naturam nominis, quam pronomen et partieipium habent. Undeinquantum naturam nominis partieipant, sub nomine eomprehenduntur. 35 Prius autem agendum est de nomine quam de verbo, quia est prineipalior pars quam verbum. ldeo ab eo inehoandum est. Et quia omne nomen est vox, et omnis vox est sonus, ideo a sono tamquam a primo inehoandum est. Est autem sonus proprium sensibile aurium. Et dividitur sie: 40 sonus alius vox, alius non vox. Sonus vox est vox, ut quod fit ab ore animalis. Sonus non vox, ut strepitus pedum, fragor arborum et similia. Vox sie dividitur: alia signifieativa, alia non signifieativa. Vox signifieativa est, quae aliquid signifieat; non signifieativa, 45 quae nihil signifieat, ut >buba blietrixSignificativa< ponitur ad differentiarn vocis non significativae, >ad placitum< autem ad differentiarn vocis signi- 60 ficantis naturaliter. >Sine tempore< apponitur ad differentiam verbiet participii, quae significant cum tempore. >Cuius nulla pars separataFinita< ponitur ad differentiarn nominis infiniti, quod non est 65 nomen proprie loquendo, quale est haec dictio >non-homoRecta< ponitur ad differentiarn nominis obliqui, quod non est nomen secundum logicum, I quia ex ipso et verbo non potest fieri enuntiatio. Est tarnen nomen secundum grarnmaticum. Et nota, quod no- 70 men significat tempus, non tarnen per modum temporis, ut •annusmensisdies< et huiusmodi.

50 huiusmodi) huius GL 54 infinitum) infinitium G 56 definitio nominis add. i.m. P 67 infinite) coni. indeterminate coni.G ea, quae infinita sunt coni. L

Die Aussage

7

ken und ähnliches; durch Konvention, wenn sie durch menschliche Einführung eine Signifikation annehmen6 • Von dieser Art sind Nomen und Verben. Eine durch Konvention signifikative Äußerung ist entweder komplex, wie der Satz7 , oder inkomplex, wie das Wort. Inkomplexe Äußerungen bezeichnen mit Zeitenbildung, wie die Verben, oder ohne Zeitenbildung, wie die Nomen. Beide werden eingeteilt in bestimmte und unbestimmte, direkte und oblique. Das Nomen

Das Nomen ist eine durch Konvention signifikative Äußerung ohne Zeitenbildung, von der kein Teil für sich etwas bezeichnet; es ist bestimmt und direkt. Es wird Äußerung genannt zur Unterscheidung von demjenigen Laut, der keine Äußerung ist, wie das Brechen von Bäumen. »Signifikativ« wird zur Unterscheidung von der nicht signifikativen Äußerung hinzugefügt, »durch Konvention« aber zur Unterscheidung von der natürlicherweise bezeichnenden Äußerung. »Ohne Zeitenbildung« wird zur Unterscheidung gegenüber Verb und Partizip hinzugefügt, welche mit Zeitenbildung bezeichnen. Die Bestimmung ••von der kein Teil für sich [etwas bezeichnet]« wird zur Unterscheidung vom Satz hinzugefügt, dessen Teile für sich etwas bezeichnen, wie noch deutlich wird 8 • >>Bestimmt« wird zur Unterscheidung vom unbestimmten Nomen hinzugefügt, welches kein Nomen im eigentlichen Sinne ist, wie z.B. das Wort >>Nicht-Mensch«; dieses wird unbestimmt genannt, weil es auf unbestimmte Weise bezeichnet9 • ••Direkt« wird zur Unterscheidung vom obliquen Nomen hinzugefügt, welches im Sinne des Logikers kein Nomen ist, weil aus ihm und einem Verb keine Aussage gebildet werden kann 10 • Es ist jedoch ein Nomen im Sinne des Grammatikers. Es sei angemerkt, daß auch Nomen eine Zeit bezeichnen, wie »] ahrnon-curritnon-laboratRecta< vero ponitur ad differentiam verbi obliqui. Et sciendum, quod rectum dicitur verbum indicativi modi, et verbum alterius modi dicitur verbum obliquum. Sed tarnen magis proprie dicitur rectum solum verbum praesentis temporis indicativi modi. Verba autem alterius temporis ad hoc 85 inclinant et obliquantur. Et sciendum, quod in utraque definitione per hanc particulam •significativa< separantur omnes partes indeclinabiles, quia non significant proprie, sed consignificant, id est cum alio significant. Hoc enim, quod significant, significant, ut sunt dis- 90 positiones alterius. Quia ad cognitionem enuntiationis exigitur cognitio orationis, videndum est, quid sit oratio. Est autem oratio vox significativa ad placitum, cuius partes separatae significant. Et tres primae particulae idem operantur hic et in prioribus. Haec au- 95 tem particula >cuius partes etc. veni leetumutinam legeremcum legamSocratern legerequis homo eurritverum est< vel >falsum estde aliquo•, inhaerentiam praedieati in subieeto; et per hoe, quod dieit >ab aliquoSoerates eurritSoerates< est subieetum, quia de eo fit sermo. >Currit< autem est praedieatum, quia dieitur de alio. Et dieunt quidam, quod haee partieula >est< I est tertia pars, quae seilieet est eopula. Sed non est ita. Cum enim sit verbum, signifieat id, quod de altero dieitur, et sie erit praedieatum. Sed eonsignifieat compositionem, quae est copula, et omne aliud verbum sie eonsignifieat per naturam illius. Dividitur autem enuntiatio in partes subieetivas penes naturam subieeti vel praedicati sie: enuntiatio alia una, alia plures. Et est una, in qua praedieatur unum de uno; plures, in qua praedieatur unum de pluribus, vel plura de uno, vel plura de pluribus. ltem. Dividitur penes substantiam enuntiationis sie: enuntiatio alia eategorica, alia hypothetiea. Categoriea est, euius substantia eonsistit ex subieeto et praedieato. Et dieitur eategoriea a >eategorizo, -zaspraedieo, -eashypossubthesishypothetieahomo eurritaffirmativa< vel >negativaomnis homo eurritomnisnullusquilibetuter- 165 quequantuslibetquodlibetqualelibet< et similiao Partieularis autem est, in qua subieitur terminus eommunis determinatus signo partieulari, ut haee: >aliquis homo eurrit< Et est signum partieulare, quod signifieat praedieatum diei de subieeto vel removeri pro aliqua parteo Et huiusmodi sunt haee: 170 >aliquisquidamalter•, >aliquantusaliquotaliqualis< et similiao Quae dieuntur signa, eo quod signifieant, an de toto an de parte fiat sermoo Indefinita est, in qua subicitur terminus eommunis nullo signo determinatuso Et dieuntur indefinita, quia non determinant, an de toto an de parte fiat sermoo 175 Singularis est, in qua subieitur terminus diseretus, et hoe potest esse proprium nomen vel pronomen demonstrativum, ut >Soerates eurrit< vel >iste eurritquanta< respondendum est aliquod istorumo 180 Est et alia divisio enuntiationis, quae aeeidit ei sieut una ordinatur ad aliamo Et ad hane habendam divisionem, ab alia divisione est ineipiendum sie: Enuntiationum quaedam eommunieant in altero termino et quaedam in nullo; in altero, ut 0

156 igitur] solo P 161 hie] haee L 166 qualelibet] quelibet G 168 ut] est G 174 determinatus] ut haee: >Homo eurrit< addo, conio L 174 versus: quae ea vel hypo qualis ne vel af un quanta par in sin addo iomo P omo GL 177 demonstrativum] determinatum G 179 igitur] solo P 181 est et] et est G 184 altero2] aliquo G

Die Aussage

15

sprachen wird, wie »Ein Mensch läuft nicht«. Auf die Frage nach der Qualität ist demnach >>affirmativ« oder >>negativ« zu antworten. Der Quantität nach werden die kategorischen Aussagen in universelle, partikuläre, indefinite und singuläre eingeteilt. Universell ist eine Aussage, in der ein allgemeiner Terminus, der durch ein universelles Zeichen bestimmt wird, Subjekt ist, wie ••Jeder Mensch läuft«. Ein allgemeiner Terminus ist ein Terminus, der von mehrerem ausgesagt werden kann. Ein universelles Zeichen bezeichnet, daß das Prädikat dem Subjekt universell zu- oder abgesprochen wird, d.h. in Bezug auf jeden beliebigen Teil25 • Solche Zeichen sind ·~eder«, >>kein«, >>jeder beliebige«, >>jeder von beiden«, »ein beliebig großer«, >>jedes beliebige«, >>ein beliebig beschaffenes« und ähnliche. Partikulär ist eine Aussage, in der ein allgemeiner Terminus, der durch ein partikuläres Zeichen bestimmt wird, Subjekt ist, wie »lrgendein Mensch läuft« . Ein partikuläres Zeichen bezeichnet, daß das Prädikat dem Subjekt für einen Teil zu- oder abgesprochen wird. Solche Zeichen sind >>irgendein«, >>ein gewisser« 26 , »der eine«, »ein ziemlich großer«, >>einige••, >>ein irgendwie beschaffenercc und ähnliche. Sie werden deshalb Zeichen genannt, weil sie bezeichnen, ob von einem Ganzen oder von einem Teil die Rede ist. Indefinit ist eine Aussage, in der ein allgemeiner Terminus, der durch kein Zeichen bestimmt wird, Subjekt ist27 • [Solche Aussagen] werden indefinit genannt, weil sie nicht bestimmen, ob von einem Ganzen oder von einem Teil die Rede ist. Singulär ist eine Aussage, in der ein diskreter Terminus - und dies kann ein Eigenname oder ein Demonstrativpronomen sein - Subjekt ist, wie >>Sokrates läufthomo est animalasinus est animalhomo est animalasinus curritomnis homo est animalaliquis homo est animalomnis homo est animalquoddam animalest homo•. Item. Seeundum eundem ordinem aut utraque est universalis, aut utraque partieularis, aut altera universalis et altera partieularis. Si utraque universalis, tune erunt diversae qualitatis. Aliter enim essent idem. Cum enim I utroque eommunieant termino seeundum eundem ordinem et fuerint etiam eiusdem quantitatis, oportet eas esse diversae qualitatis, et sie erunt eontrariae, ut hae: >omnis homo eurrit•, >nullus homo eurritquidam homo eurrit•, >quidam homo non eurritomnis homo eurritquidam homo eurritnullus homo eurritquidam homonon eurritomnis homo eurrit•, >quidam homonon eurritnullus homo eurritquidam homo eurritindefinitumsingulare< non oportet apponere eadem ratione, nisi quod in tantum differunt, quod si utraque sit singularis et diversae qualitatis, non erunt sub-

186 altero] aliquo G 188 utroque] in utroque GL 203 universalis et] vel G 211-212 indefinitae et particularis] indefinite et particulariter GL

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Die Aussage

17

in einem, wie »Ein Mensch ist ein Lebewesen«, »Ein Esel ist ein Lebewesen«; in keinem, wie »Ein Mensch ist ein Lebewesen«, »Ein Esel läuft«. Von denjenigen Aussagen, die einen Terminus gemeinsam haben, stimmen einige in nur einem überein, wie im vorletzten Beispiel, einige in beiden, wie »Jeder Mensch ist ein Lebewesen«, »lrgendein Mensch ist ein Lebewesen«. Von denen, die in beiden Termini übereinstimmen, tun dies einige bei gleicher Reihenfolge [der Termini], wie im letzten Beispiel, einige bei umgekehrter Reihenfolge, wie ••Jeder Mensch ist ein Lebewesen«, »lrgendein Lebewesen ist ein Mensch«. Bei gleicher Reihenfolge sind entweder beide Aussagen universell oder beide partikulär oder die eine universell und die andere partikulär. Wenn beide universell sind, dann sind sie von verschiedener Qualität, denn sonst wären sie identisch. Insofern sie nämlich bei gleicher Reihenfolge in beiden Termini übereinstimmen und auch von gleicher Quantität sind, müssen sie von verschiedener Qualität sein; sie sind dann konträr zueinander, wie »Jeder Mensch läuft«, »Kein Mensch läuft«. Wenn beide partikulär sind, dann sind sie aus dem genannten Grund von verschiedener Qualität und somit subkonträr zueinander, wie »lrgendein Mensch läuft«, »lrgendein Mensch läuft nicht«. Wenn die eine universell und die andere partikulär ist, dann sind sie entweder von gleicher Qualität und somit subaltern zueinander, wie »Jeder Mensch läuft«, »lrgendein Mensch läuftcc; ebenso »Kein Mensch läuft«, »lrgendein Mensch läuft nicht«; oder sie sind von verschiedener Qualität und somit kontradiktorisch zueinander, wie »Jeder Mensch läuft«, »Irgendein Mensch läuft nicht«; »Kein Mensch läuft«, »lrgendein Mensch läuft«. Man beachte, daß in dieser Einteilung die Bestimmung »indefinit« nicht angeführt werden muß, weil das Urteil der indefiniten Aussage dem der partikulären entspricht28 • Auch muß aus demselben Grund die Bestimmung »singulär« nicht angeführt werden, nur mit dem Unterschied, daß sich [singuläres und partikuläres Urteil] insofern unterscheiden, als zwei singuläre Aussagen von verschiedener Qualität nicht subkonträr,

18

Introductiones in logicam

2V

contrariae, sed ratione contradietoriae, ut sunt hae: •Soerates eurritlrgendein Lebewesen ist ein Mensch«, was wahr ist, und entsprechend >>lrgendein Lebewesen ist nicht ein Mensch••, was gleichermaßen

20

Introductiones in logicam

3'

mal non est homoaliquod animal est homoaliquod animal non est homo< non est falsa. Et sie patet, quod si affirmativa sit falsa, negativa non est falsa. Similiter est e converso. Lex autem subalternarum est, quod si universalis sit vera, particularis est vera; et non e eonverso. Similiter si partieularis est falsa, et universalis est tune falsa; et non e converso. Lex eontradietoriarum est, quod neque possunt simul esse verae neque simul falsae, ut satis patet. Notandum etiam, quod enuntiationum triplex est materia, seilieet naturalis, contingens et remota. Naturalis materia est, quando subieetum per suam naturam reeipit praedieatum, ut >homo est animalhomo eurrithomo est asinus>Ein Mensch ist ein Lebewesen«, kontingent, wenn es kontingenterweise das Prädikat annimmt, wie in »Ein Mensch läuft«, und ausgeschlossen, wenn das Subjekt dem Prädikat natürlicherweise nicht zukommt, wie in ••Ein Mensch ist ein Esel«. Man beachte, daß, wenn eine partikuläre Aussage bei natürlicher Materie wahr ist, dann die zu ihr subkonträre Aussage nicht wahr sein kann, weil das, was [in einer partikulären Aussage] bei natürlicher Materie einem einzelnen zukommt, jedem zukommt. Entsprechend kommt bei ausgeschlossener Materie das, was einem einzigen nicht zukommt, jedem nicht zu. Entsprechend sind bei diesen Materien die partikuläre und die universelle Aussage austauschbar, weshalb hierbei die subkonträren Aussagen nicht zugleich wahr sein können. Ebenso folgt im subalternen Verhältnis aus der Wahrheit der partikulären Aussage die Wahrheit der universellen. Diese Wahrheiten kommen [den genannten Aussagen] jedoch nicht aufgrund der parti-

22

lntroductiones in logicam

universalis subalternantis. Sed hae veritates non accidunt per naturam particularis, sed solum per naturam materiae. Quoniam autem, quae huc usque dicta sunt, ad categoricam pertinent enuntiationem, restat nunc agere de hypothetica. Et habita est superius expositio nominis, per quam potest haberi definitio eius, scilicet haec: Enuntiatio hypothetica est, quae ex duabus categoricis coniungitur. Et hoc potest esse tripliciter: aut per copulativam coniunctionem, et dicitur tune copulativa, ut haec: >Socrates currit, et Plato disputatSocrates est homo vel asinussi Socrates est homo, Socrates est animalhypothesi< dicta, quod est >conditioomnis homo non curritomne< significat praedicatum cum suis dispositionibus inesse cuilibet parti subiecti. Ergo cum sequitur praedicatum cum negatione, significabit ipsum negatum inesse cuilibet parti subiecti, et sie ipsum secundum se removeri a qualibet parte. Et sie aequipollet signo universali negativo. Item. Si dicatur >omnis homonon curritnon aliquis< aequipollet ei, quod est >nullusullus< et >aliquis< aequipollent; ergo eodem apposito aequipollebunt, ut haec: >non aliquisnon ullusnullusaliquisnon aliquis< et similiter >nullusnon aliquis homo curritaliquis homo curritnullus omnis non< >non aliquis< add. i. m. P om. G 316 negativae] negativo GL 317 qualiter >omnis< aequipollet >nullus non< >non aliquis non< add. i. m. P om. G qualiter om. L 319 alia] altera GL

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Die Aussage

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unterschiedliche Hinzufügung ein unterschiedliches V ermögen, bleibt noch zu betrachten, welches Vermögen ein Zeichen durch welche Hinzufügung einer Negation erhält. Man muß nun wissen, daß, wenn eine Negation einem universell affirmativen Zeichen wie in »Jeder Mensch läuft nicht« nachgestellt wird oder einem partikulären Zeichen vorangestellt wird, beide mit einem universell negativen Zeichen äy_u~­ pollent werden. Dies kann so deutlich werden: Das Zeichen »jedes« bezeichnet, daß das Prädikat mit seinen Dispositionenjedem beliebigen Teil des Subjekts zukommt. Wenn ihm also ein Prädikat mit einer Negation folgt, dann bezeichnet es, daß das negierte Prädikat jedem beliebigen Teil des Subjekts zukommt, und daß somit das Prädikat für sich jedem beliebigen Teil nicht zukommt. Daher ist [»jedes nicht«] mit einem universell negativen Zeichen äquipollent. Wenn gesagt wird »Jeder Mensch läuft nicht«, dann ist klar, daß diese Aussage aufgrund des [distributiven] Zeichens universell ist und negativ. Also gilt oben Gesagtes. Ebenso ist klar, daß »nicht irgendein« mit >>kein« äquipollent ist, weil »Überhaupt ein« und »irgendein« äquipollent sind. Sie sind also bei Hinzufügung desselben äquipollent, wie »nicht irgendein«, »nicht überhaupt ein«, also »kein«. Ebenso ist »irgendein« kontradiktorisch zu »nicht irgendein« und entsprechend zu »keinNullus< et >aliquis< contradicunt; similiter >nullus< et >non nullusnon nullus< et >aliquis< idem, quia contradicunt eidem. Eadem ratione >aliquis< et >non omnis non< eadem sunt, quia contradicunt ei, quod est >omnis

324 sive] seu GL 330 affirmatum] affirmativum GL 335 praedicta] dicta G 344 qualiter >aliquis< aequipollet >non nullus< >non omnis non< add. i.m. P om. G qualiter om. L 347 nullus2,3] ullus G

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345

Die Aussage

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Der Beweis hierfür ist folgender: Ein universell negatives Zeichen bezeichnet, daß das Prädikat mit seinen Dispositionenjedem beliebigen Teil des Subjekts nicht zukommt. Wenn also eine Negation folgt und das Prädikat verneint, dann muß das negierte Prädikat bzw. die Negation des Prädikats jedem beliebigen Teil des Subjekts nicht zukommen, und somit muß das bejahte Prädikat bzw. die Bejahung des Prädikats jedem beliebigen Teil des Subjekts zukommen. Daher ist [ein universell negatives Zeichen mit nachgestellter Negation] mit einem universell affirmativen äquipollent. Das negierte Prädikat fällt unter die erste Negation. Also kommtjenesjedem beliebigen Teil [des Subjekts] nicht zu. Es bezeichnet also sein Gegenteil, nämlich, daß das bejahte Prädikat jedem beliebigen Teil des Subjekts zukommt. Und daher ist das dritte Zeichen35 mit einem universell affirmativen äquipollent. Ebenso ist offenkundig, daß ein partikuläres Zeichen mit vorangestellter Negation mit einem universell negativen Zeichen äquipollent ist, wie aus bereits Gesagtem hervorgeht. Wenn daher beiden Zeichen eine weitere Negation nachgestellt wird, bleiben sie äquipollent, weil, wenn Gleichem dasselbe hinzugefügt wird, das Ganze gleich bleibt. Und da ein universell negatives [Zeichen] mit nachgestellter Negation mit einem universell affirmativen äquipollent ist, ist somit klar, daß ein partikuläres [Zeichen] mit voran- und nachgestellter Negation mit demselben äquipollent ist3 6 • Und nochmals: ••lrgendein nicht« und ••jeder« sind kontradiktorisch, ebenso »irgendein nicht« und ••nicht irgendein nicht«. Folglich sind ••jeder« und ••nicht irgendein nicht« der Sache nach gleich, weil, was auch immer zu Gleichem kontradiktorisch ist, gleich ist. Ein partikulär affirmatives Zeichen ist äquipollent mit einem universell negativen mit vorangestellter Negation37 • Die Begründung hierfür ist folgende: ••Kein>nicht kein«. Folglich sind »nicht kein« und ••irgendein« gleich, weil sie zu demselben kontradiktorisch sind. Aus demselben Grund sind auch ••irgendein« und ••nicht jeder nicht« gleich, weil sie zu

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Introductiones in logicam

nonaliquis< contradicat ei, quod est >omnis nonomnis non< et >nullus< idem sunt. Item. Signo particulari negativo, quale est >aliquis nonNon omnis< contradicit ei, quod est >omnisaliquis nonnon omnis< et •aliquis non< idem sunt. Item. >Non nullus< et >aliquis< aequipollent. Ergo eodem apposito aequipollebunt. Ergo •non nullus non< et •aliquis non< aequipollebunt. Sciendum ergo, quod quodlibet signum aequipollet suo contradictorio cum negatione praeposita. Similiter quodlibet signum aequipollet suo subalterno cum negatione praeposita et postposita. Similiter omne signumuniversale aequipollet suo contrario cum negatione postposita. Et omnia iam dicta possunt retineri in his versibus: Aequivalent >omnisnullus nonnon aliquis nonNullusnon aliquisomnis non< aequiparantur. >Quidamnon nullusnon omnis non< sociantur. >Quidam nonnon nullus nonnon omnis< adhaerent. Vel hoc versu: Prae contradic, post contrar, prae postque subalter. Item. Sciendum, quod si duo signa sint in una locutione, quorum primum sit universale, tune primum aequipollet contrario et secundum suo contradictorio. Et hoc dico, si primum extendit se ad secundum. Cuius ratio est haec: Si primum sit universale affirmativum, significabit praedicatum cum altero signo convenire cuilibet

352 qualiter> aliquis non< aequipollet •non nullus non< >non omnis< add. i.m. P om. G qualiter om. L 357 nullus] ullus G 358 nullus] ullus G 365 versus add. i.m. P om. GL 368 nullus] ullus G 369 nullus] ullus G 371 contradic] contradicit GL 371 contrar] contrariatur GL 372 subalter] subaltemantur GL 373 sint] sunt G 377 nota rationem] add. i.m. P om. GL

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Die Aussage

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»jeder nicht« kontradiktorisch sind. Und da das Zeichen »irgendein« zu »jeder nicht« kontradiktorisch ist, ist klar, daß »jeder nicht« und ••kein« gleich sind. Ein partikulär negatives Zeichen wie »irgendein nichtomnis homo eurritSoeratem eurrere non est eontingensDaß Sokrates läuft, ist nicht kontingent«59. Dagegen aber [könnte jemand einwenden]: Das Prädikat des Ausgesagten ist in einer Hinsicht das Hauptprädikat. Also muß demnach die Negation auf dieses selbst bezogen werden, wie wenn man sagt »Daß Sokrates nicht läuft, ist kontingent«. Man muß sagen, daß, wenn das Subjekt seiner sprachlichen Form nach betrachtet wird, die Negation auf den Modus bezogen werden muß. Wenn es aber der Sache nach betrachtet wird, dann muß sie auf das Prädikat des Ausgesagten bezogen werden, jedoch unter Einschließung des Modus, wie wenn man sagt »Daß Sokrates nicht läuft, ist kontingent«. Aristoteles meint ersteres.

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lntroductiones in logicam

Sequitur videre, quantae sunt huiusmodi propositiones. Et videtur secund um Aristotelem, quod sunt singulares. Dictum enim subicitur, quod est singulare et de unosolo praedicabile. Sed contra: Ex hac >omnem hominem currere est contingens< et ex singulari fit syllogismus. Sed non est syllogismus sine universali; ergo ista est universalis. Ad hoc patet responsio: Cum enim quantitas attenditur penes subiectum et in omnibus talibus est subiectum duplex, potest in omnibus talibus esse duplex quantitas. Si enim consideretur dieturn ut subiectum, sunt omnes singulares. Si autem consideretur subiectum dicti, quod est secundum rem subiectum, quaedam sunt universales, quaedam particulares, quaedam indefinitae, quaedam singulares. Restat considerare comparationem modalium ad invicem secundum consequentiam. Seiend um igitur, quod hi duo modi possibile et contingens convertuntur. Hi autem contradicunt ei, quod est impossibile, et consequuntur ad necessarium, et non convertitur. Unde quasi subalternantur et convertuntur illi. Isti autem modi impossibile et necessarium sunt contraria. Sed quia potest unusquisque istorum modorum sumi quadrupliciter, scilicet sine negatione vel cum negatione, et hoc dupliciter, scilicet aut cum una aut cum pluribus, et cum una dupliciter, scilicet aut ante aut post, potest unusquisque istorum modorum alteri quattuor modis fieri aequipollens et oppositus. Omnis enim modus aequipollet suo contradictorio cum negatione praeposita et suo subalterno cum negatione duplici. Item. Modus cum negatione sequente aequipollet contradic-

536 de quantitate modalium add. i.m. P om. G 536 sunt] sint GL 537 sunt] sint G 539 obiectio add. i.m. P om. GL 542 ergo add. i.m. P om. GL 543-544 talibus ... omnibus] i.m. P 544 talibus] om. G 549 de consequentia seu aequipollentia ac comparatione modalium add. i.m. P om. G consequentia seu, ac comparatione om. L 562-563 Item ... praecedente] i.m. P 562 contradictorio] coni. contrario PGL

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Die Aussage

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Es folgt die Untersuchung, von welcher Quantität derartige Propositionen sind. Nach Aristoteles scheinen sie singulär zu sein 60 • Subjekt nämlich ist das Ausgesagte, was etwas Singuläres ist und von nur einem ausgesagt werden kann 61 • Dagegen aber [könme jemand einwenden]: Aus der Proposition »Daß jeder Mensch läuft, ist kontingent« und einer singulären Proposition wird ein Syllogismus gebildet. Es gibt aber keinen Syllogismus ohne universelle Proposition. Also istjene [erste Proposition] universell. Die Antwort hierauf ist klar: Wenn man die Quantität nach dem Subjekt bestimmt und in allen derartigen Propositionen ein zweifaches Subjekt vorkommt, kann in ihnen auch die Quantität zweifach sein. Wenn nämlich als Subjekt das Ausgesagte betrachtet wird, sind sie alle singulär. Wird aber das Subjekt des Ausgesagten betrachtet, welches der Sache nach das Subjekt ist, können sie universell, partikulär, indefinit oder singulär sein.

Die A'quipollenzen der Modi Zu betrachten bleibt die wechselseitige Beziehung modaler Propositionen hinsichtlich der Folge. Man muß also wissen, daß die beiden Modi möglich undkontingentaustauschbar sind. Sie sind kontradiktorisch zu unmöglich und folgen aus notwendig, nicht aber umgekehrt. Daher sind sie [zu notwendig] gleichsam subaltern, und sie sind austauschbar. Die Modi unmöglich und notwendig aber sind konträr zueinander. Da nun jeder dieser Modi auf viererlei Weise verwendet werden kann, nämlich ohne Negation oder mit Negation, und dies auf zweierlei Weise, nämlich mit einfacher oder mehrfacher Negation, und im Falle der einfachen auf zweierlei Weise, nämlich mit voran- oder nachgestellter Negation, kann jeder dieser Modi mit einem der übrigen auf viererlei Weise äquipollent sowie entgegengesetzt gemacht werden. Jeder Modus ist nämlich mit dem ihm kontradiktorischen mit vorangestellter Negation und dem ihm subalternen mit zweifacher Negation äquipollent. Ein Modus mit nachgestellter Negation ist mit dem

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Introductiones in logicam

torio suo cum duplici negatione, suo subalterno cum una praecedente. Item. Modus cum negatione praecedente aequipollet suo contradictorio et suo subalterno cum negatione sequente. Item. Modus cum duplici negatione aequipollet suo contradictorio cum unica sequente et suo subalterno simpliciter. U nde quattuor sunt ordines: Possibile est esse, contingens est esse, non impossibile est esse, non necesse est non esse. Exemplum secundae lineae: Possibile est non esse, contingens est non esse, non impossibile est non esse, non necesse est esse. Exemplum tertiae: Non possibile est esse, non contingens est esse, impossibile est esse, necesse est non esse. Exemplum quartae: Non possibile est non esse, non contingens est non esse, impossibile est non esse, necesse est esse. Est ergo primus ordo ad secundum per subcontrarietatem, et tertius ad quartum per contrarietatem, et primus ad tertium contradictoriae, et secundus ad quartum contradictoriae, et primus ad quartum ut subalternatum ad subalternans, et similiter secundus ad tertium. Et possunt haec retineri per hos versus: Sit tibi linea subcontraria prima secundae. Tertius est quarto semper contrarius ordo. Tertius est primo contradictorius ordo. Pugnat cum quarto contradicendo secundus. Prima subest quartae vice particularis habens se. Hac habet ad seriem se lege secunda sequentem. Et haec omnia patent in figura. Posset tarnen figura aliter ordinari, ut ordines contrarii ponerentur in prima linea, quae est superior, et subcontrarii in inferiori. Sed iste magis competit modo Aristotelis.

563 una] uno G 565 contradictorio] i.m. P 587 hac] haec L

583 tertius] tertio L

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Die Aussage

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ihm kontradiktorischen mit zweifacher Negation und dem ihm subalternen mit einer vorangestellten Negation äquipollent. Ein Modus mit vorangestellter Negation ist mit dem ihm kontradiktorischen und dem ihm subalternen mit nachgestellter Negation äquipollent. Ein Modus mit zweifacher Negation ist mit dem ihm kontradiktorischen mit einer nachgestellten Negation und dem ihm subalternen ohne Negation äquipollent. So ergeben sich vier Zuordnungen. [Ein Beispiel für die erste Reihe:] Es ist möglich, zu sein; es ist kontingent, zu sein; es ist nicht unmöglich, zu sein; es ist nicht notwendig, nicht zu sein. Ein Beispiel für die zweite Reihe: Es ist möglich, nicht zu sein; es ist kontingent, nicht zu sein; es ist nicht unmöglich, nicht zu sein; es ist nicht notwendig, zu sein. Ein Beispiel für die dritte [Reihe]: Es ist nicht möglich, zu sein; es ist nicht kontingent, zu sein; es ist unmöglich, zu sein; es ist notwendig, nicht zu sein. Ein Beispiel für die vierte [Reihe]: Es ist nicht möglich, nicht zu sein; es ist nicht kontingent, nicht zu sein; es ist unmöglich, nicht zu sein; es ist notwendig, zu sein. Die erste Zuordnung ist also zur zweiten subkonträr, die dritte zur vierten konträr, die erste zur dritten kontradiktorisch, die zweite zur vierten kontradiktorisch, die erste der vierten subaltern, und ebenso die zweite der dritten. Dies kann in folgenden Versen 62 festgehalten werden: Es sei für dich die erste Reihe zur zweiten subkonträr. Die dritte Zuordnung ist immer zur vierten konträr. Die dritte Zuordnung ist zur ersten kontradiktorisch. Die zweite steht der vierten kontradiktorisch entgegen. Die erste ist unter der vierten an Stelle der partikulären. Nach diesem Gesetz verhält sich die zweite zur folgenden. Dies alles wird im [folgenden] Schema deutlich. Jedoch könnte das Schema anders angeordnet werden, indem die konträren Zuordnungen in die erste, d.h. obere Reihe gesetzt würden und die subkonträren in die untere. Aber diese [folgende Anordnung] entspricht mehr der aristotelischen53 •

Introductiones in logicam

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Non possibile - - contrariae - - Non possibile est non esse. est esse. Non contingens Non contingens est non esse. est esse. Impossibile Impossibile est non esse. est esse. Necesse Necesse est esse. est non esse. subalternae

I

contradictoriae

subalternae

~

I

Possibile / Possibile est esse. est non esse. Gontingens Gontingens est esse. est non esse. Non impossibile Non impossibile est esse. est non esse. Non necesse Non necesse est non esse.- subcontrariae - - est esse.

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Guicumque attribuitur possibile, eidem attribuitur contingens, 610 sive sit affirmativa propositio sive non. Ab eodem removetur impossibile. Ab eius opposito removetur necesse. Et ista regula continet primum et secundum ordinem. Alia regula est, quae continet tertium et quartum ordinem. Et est talis: A quocumque removetur possibile, ab eodem removetur contingens. Ei- 615 dem attribuitur impossibile, eius opposito addatur necesse.

600 subalternael] contradictoriae L

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Die Aussage

Es ist nicht - - konträr--- Es ist nicht möglich, möglich, zu sem. nicht zu sein. Es ist nicht kontingent, Es ist nicht kontingent, zu sei~. nicht zu sein. Es ist unmöglich, Es ist unmöglich, zu sein. nicht zu sein. Es ist notwendig, Es ist notwendig, zu sein. / nicht sein.

r

subaltern

I

kontradiktorisch

subaltern

.. I'1ch . mog Es 1st , / ""' Es ist möglich, nicht zu sein. zu sein. Es ist kontingent, Es ist kontingent, zu sein. nicht zu sein. Es ist nicht unmöglich, Es ist nicht unmöglich, nicht zu sein. zu sein. Es ist nicht notwendig, Es ist nicht notwendig, nicht zu sein. subkonträr - - zu sein.

Allem, dem möglich zugesprochen wird, wird auch kontingent zugesprochen, sei die Proposition affirmativ oder nicht. Demselben wird unmöglich abgesprochen. Und dessen [subkonträrem] Gegenteil wird notwendig abgesprochen. Diese Regel betrifft die erste und zweite Zuordnung. Eine zweite Regel betrifft die dritte und vierte Zuordnung. Sie lautet: Allem, dem möglich nicht zukommt, kommt auchkontingentnicht zu. Demselben kommt unmöglich zu, dessen [konträrem] Gegenteil notwendig.

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Introductiones in logicam II

Intendentes de praedicabili primo videamus, quid sit praedicabile, deinde, quomodo dividitur. Sicut ergo praedicatum est, quod de altero dicitur, ita praedicabile, quod est de altero dicibile. Praedicabile autem dicitur communiter et proprie. Com- 5 muniter dicitur praedicabile omne, quod mediante hoc verbo >est< potest alii adiungi, sive sit commune sive individuum; proprie praedicabile solum est commune. Et est individuum, quod de uno solo est praedicabile, ut est nomen proprium et pronomen et dictio communis cum pro- 10 nomine. Dicitur enim individuum eo, quod non dividitur in partes subiectivas. Commune autem et universale idem sunt. Dicitur enim commune, quia unit multa simul, id est in unam naturam; universale autem, quod plura vertit in unum, quale est hoc nomen >homoquod prae- 20 dicatur de pluribusdifferentibus specie< ponitur ad differentiam speciei et proprii, quae non praedicantur de pluribus differentibus specie, id est de pluribus speciebus. Hoc autem membrum >in eo, quod quid< poni- 25

2 intendentes] attendentes G 4 altero dicitur] alio predicatur G 4 praedicabile] est add. GL 4 altero2] alio G 13 quia] quod G 19 de genere add. i.m. P 20 quod2] quid G 25 speciebus] specibus L

Das Prädikabile

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II. DAS PRÄDIKABILE Bei der Behandlung dt~s Prädikabile wollen wir zunächst sehen, was ein Prädikabile ist, dann, wie es eingeteilt wird. Wie also etwas ein Prädikar ist, was von dem anderen ausgesagt wird, so ist etwas ein Prädikabile, was von dem anderen ausgesagt werden kann. V!m einem Prädikabile aber spricht man in einem weiten und in einem engen Sinn. Im weiten Sinn wird all dasjenige Prädikabile genannt, was vermittels des Verbs »ist« etwas anderem hinzugefügt werden kann, sei es ein Allgemeines oder ein Individuum64 ; ein Prädikabile im engen Sinn ist nur ein Allgemeines. Ein Individuum ist, was von einem einzigen ausgesagt werden kann, wie ein Eigenname, ein Pronomen und ein allgemeines Wort mit einem Pronomen. Es wird nämlich Individuum genannt, weil es nicht in untergeordnete Teile65 eingeteilt wird. Ein Allgemeines und ein Universale sind dasselbe. Man spricht von einem Allgemeinen, weil es vieles vereinigt, und zwar zu einer natürlichen Einheit; von einem Universale aber, weil es mehreres zu einem einzigen macht, wie das Wort »Menschcc 66 • Das Universale aber wird folgendermaßen definiert: Ein Universale ist, was im Unterschied zum Individuum von mehreremausgesagt werden kann. Das Universale wird unterteilt in Gattung, Art, Differenz, Proprium und Akzidens.

Die Gattung Eine Gattung ist, was von mehrerem der Art nach Verschiedenem hinsichtlich dessen, daß etwas ein Was ist, ausgesagt wird. Die Bestimmung »was von mehreremausgesagt wirdcc ist in dieser Definition die Angabe der Gattung und ist gleichbedeutend mit »Universale«. Die Bestimmung »der Art nach Verschiedenem« wird zur Unterscheidung gegenüber Art und Proprium hinzugefügt, welche nicht von mehrerem der Art nach Verschiedenem, d.h. von mehreren Arten, ausgesagt werden. Die Bestimmung ·•hinsichtlich dessen, daß etwas ein Was

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lntroductiones in logicam

tur ad differentiam differentiae et accidentis, quae non praedicantur in quid, sed in quale. Illud enim praedicatur in quid, quod respondetur ad quaestionem factam per •quidquid est homoanimalquod praedicatur< est loco generis in hac definitione. Hoc membrum >differentibus numero< ponitur ad differentiam generis, quod praedicatur de pluribus speciebus et non de pluribus differentibus numero, id est individuis primo dico, sed mediante specie; similiter nec proprium. Hoc autem membrum >in eo, quod quid< ponitur ad differentiam differentiae et accidentis, sicut prius. Verbi gratia, homo praedicatur de pluribus differentibus numero, id est individuis primo; sie nec animal, quod est genus, nec risibile, quod est proprium. Utrumque enim per prius praedicatur I de homine. Et praedicatur in eo, quod quid. Qaestioni enim >quid est Socrates< bene respondetur >homodomus est; ergo pariesestdomus eontinet; ergo paries eontinetdomus videtur; ergo paries videturdomus est alta; ergo fundamenturnest al- 170 turnquaelibet pars domus, quia domus est, est; paries est pars domus, quia domus est; ergo paries esthaee est domus; ergo haee est pariesparies non est; ergo domus non est>Ein Haus wird gesehen; also wird eine Wand gesehen«; und auch nicht dieser: »Ein Haus ist hoch; also ist ein Fundament hoch.« Derartige Prädikate kommen dem Ganzen nämlich nicht hinsichtlich einzelner Teile zu. Weiterhin kann irgendetwas dem Ganzen hinsichtlich kleinster Teile - wie ein Steinehen eines Hauses - zukommen, was nicht einem Teil wie Wand, Dach oder Fundament zukommt, die seine kenntlichen Teile ausmachen. Die Argumente werden nach diesem Ort auf den dritten Modus der ersten Figur wie folgt zurückgeführt: »Ein beliebiger Teil eines Hauses ist, weil ein Haus ist. Eine Wand ist Teil eines Hauses, weil ein Haus ist. Also ist eine Wand.>niemals« angezeigt wird. Hiernach wird affirmativ so argumentiert: >>Sokrates läuft immer; also läuft Sokrates jetzt.« Maxime: Was hinsichtlich des zeitlichen Ganzen zukommt, das kommt hinsichtlich der Teile zu. Dies wird auf den dritten Modus der ersten Figur wie folgt zurückgeführt: >>Sokrates läuft immer. jetzt fällt unter immer. Also läuft Sokrates jetzt.« Denn es ist möglich, aus [Propositionen mit] obliquen [Termini] und mittels austauschbarer Termini einen Syllogismus zu bilden, wie Aristoteles in Analytica Priora lehrt 125 • Aus dem zeitlichen Teil aber wird destruktiv so argumentiert: >>Sokrates läuft nicht jetzt; also läuft Sokrates nicht immer.« Es liegt ein Ort aus dem zeitlichen Teil vor. Maxime: Was hinsichtlich eines Teils nicht zukommt, das kommt hinsichtlich des Ganzen nicht zu. Dies kann auf den fünften Modus der dritten Figur wie folgt zurückgeführt werden: >>Sokrates läuft nicht jetzt. Jedesjetzt fällt unter immer. Also läuft Sokrates nicht immer.« Der Ort aus dem räumlichen Ganzen Es folgt die Behandlung des Ortes aus dem räumlichen Ganzen. Das räumliche Ganze wird durch das universell ausgesagte affirmative Adverb >>Überall« und das negative Adverb >>nirgends« angezeigt. Hiernach wird konstruktiv so argumentiert: >>Sokrates ist überall; also ist Sokrates hier.« 126 Es liegt ein Ort aus dem räumlichen Ganzen vor. Maxime: Was hinsichtlich des räumlichen Ganzen zukommt, das kommt hinsichtlich des Teils zu. Dies wird auf den dritten Modus der ersten Figur wie folgt zurückgeführt: »Sokrates ist überall. Hier fällt unter überall. Also ist Sokrates hier.« Entsprechend wird negativ durch das Ad-

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Introductiones in logicam

sub eo, quod est ubique; ergo hic est SocratesnusquarnSocrates non est hic; ergo Socrates non est ubiquehic non est Socrates; ornne hic est sub eo, quod est ubique; ergo ubique non est SocratesSocrates non currit; ergo Socrates non currit benenon Socrates currit; bene currere est currere; ergo non bene currit Socratesbene currit Socrates; ergo currit SocratesMauri habent arma; ergo Mauri habent ferrumomnes habentes arma habent ferrum; Mauri sunt habentes arma; ergo Mauri sunt habentes ferrumDaedalus non habet pennas; ergo Daedalus non potuit volarenullum non-habens pennas potuit volare; Daedalus non-habuit pennas; ergo Daedalus non potuit volareMauri habent formam armorum; ergo Mauri habent armaMauri non habent formam armorum; ergo Mauri non habent armaMaurus habet arma; ergo Maurus habet formam armorumquilibet habens arma habet formam armorum; Maurus habet arma; ergo Maurus habet formam armorum>Die Mauren haben Waffen; also haben die Mauren Eisen.•• Maxime: Wenn etwas materiell Gefertigtes existiert, dann existiert eine Materie. Dies kann auf den dritten Modus der ersten Figur wie folgt zurückgeführt werden: »Alle, die Waffen haben, haben Eisen. Die Mauren haben Waffen. Also haben die Mauren Eisen·" Der Ort aus der formalen Ursache Nach dem Ort aus der formalen Ursache wird nach Boethius destruktiv argumentiert 132 • Eine Form ist, wie Aristoteles sagt, was etwas war zu sein 133 • Z.B.: »Daedalus hat keine Flügel; also konnte Daedalus nicht fliegen.« Maxime: Jeder vermag so viel, wie seine natürliche Form zuläßt. Dies wird auf den vierten Modus der ersten Figur wie folgt zurückgeführt: ••Nichts, das keine Flügel hat, konnte fliegen. Daedalus hatte keine Flügel. Also konnte Daedalus nicht fliegen.« Dies ist kein Ort aus der Wirkursache, weil eine Sache nicht ihr eigenes Vermögen bewirkt. Flügel bewirken nämlich nicht das Vermögen zu fliegen. Dennoch kann destruktiv und konstruktiv durch den Ort aus der formalen und entsprechend aus der materialen Ursache argumentiert werden, wie z.B.: »Die Mauren haben die Form der Waffen; also haben die Mauren Waffen«; und destruktiv: »Die Mauren haben nicht die Form der Waffen; also haben die Mauren keine Waffen.« Maxime: Wenn eine Form existiert, dann existiert Geformtes134 • Aus dem Geformten aber wird konstruktiv so argumentiert: »Ein Maure hat Waffen; also hat ein Maure die Form der Waffen.« Maxime: Wenn etwas Geformtes existiert, dann existiert eine Form. Dies wird auf den dritten Modus der ersten Figur wie folgt zurückgeführt : »]eder, der Waffen hat, hat die Form der Waffen. Ein Maure hat Waffen. Also hat ein Maure die Form der Waffen.« Auch destruktiv wird [hiernach] argumentiert.

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Introductiones in logicam

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A causa effieiente arguitur eonstruetive et destruetive. Immediata dieo; a mediata enim arguitur destructive solum. Est autem eausa efficiens prineipium unde motus, ut dieit Aristoteles, ut a fabrieante fabrieatio. Verbi gratia: •eongregatio hominum facit iustitiam et est naturalis; ergo iustitia est naturalisomnis eongregatio hominum iustitiam faeiens est naturalis; iustitia est effeeta ab hoe, quod est eongregatio hominum faeiens iustitiam; ergo iustitia est naturalisnatura non est; ergo motus naturalis non estnon est natura; motus naturalis est a natura; ergo non est motus naturalisnullum corruptum eorruptione sanitatis, cum corruptio sanitatis sit mala, est malum; sanitas est corrupta etc.; ergo sanitas non est malaequitare est bonum; ergo equus est bonusomne equitare est bonum; equus est ad equitare; ergo equus est bonusequitare est agere; ergo equus est agereequitare non est bonum; ergo equus non est bonusastronomi dieunt eaelum esse volubile; ergo eaelum est volubileomne dieturn ab astronomis esse volubile est volubile; eaelum est dieturn ab astronomis esse volubile, eum astronomi dieunt eaelum esse volubile; ergo eaelum est volubilesimilis< communiter, ut complectitur unitatem in quacumque dispositioneo Est enim locus a simili hic: >Socrates et Plato sunt aequales, et Socrates est bicubitus; ergo Plato est bicubitusaeque est Socrates homo ut Plato, sed Socrates est homo; ergo Plato est homo>Keiner, der kleiner ist als ein König, kann eine Festung erobern, weil ein König eine Festung nicht erobern kann. Ein Soldat ist kleiner usw. Also kann ein Soldat nicht usw.>Ein Elefant kann nicht durch eine Tür eintreten; also kann ein Mensch nicht usw.Ein Priester kann nicht heiraten; also kann auch ein Subdiakon nicht usw.>Ein Soldat kann eine Festung erobern; also kann auch ein König usw .>] eder, der größer ist als ein Soldat, kann eine Festung erobern, weil ein Soldat eine Festung erobern kann. Ein König ist größer usw. Also kann ein König usw ,sicut se habet corpus ad substantiam, similiter albedo ad qualitatem, sed corpus est species substantiae; ergo albedo est species qualitatissicut se habet rector navis ad navem, sie se habet rector scholae ad scholam, sed rector navis non est eligendus sorte; ergo rector scholae non est etc.< Maxima: Quae prius. Reducitur in quartum primae sie: >nullus proportionatus rectori navis, cum rector navis non sit eligendus sorte sed arte, est eligendus sorte; rector scholae est proportionatus etc.; ergo rector scholae non est eligendus sorte sed arteSocrates est albus; ergo Socrates non est nigernon-restrictushomo, qui fuit, est non-enShomo currithomo< secundum se potest supponere pro praeteritis, praesentibus et futuris, sed coarctatur hic ad praesentes per verbum praesentis temporis. Hocmembrum >habens sufficientiam appellatorum< apponitur, quia si non habeat, potest supponere pro non-enti. Et intellige, quod sufficientia appellatorum in tribus consistit ad 313 et ... praedicatum] om. G 314 secundum ... praedicatum] i.m. P 314 praedicatum] praedicatur M 317 nota differentiam inter suppositum et appellatum add. i.m. P om. GL 317 etiam] om. G 318 appellatum] appellativum G 321 regula add. i.m. P om. GL 322 supponens] et suppositiones G 331 talibus] tribus G 332 hic] haec L

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Die Eigenschaften der Termini

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supponiert, an Prädikatstelle aber [nur] gemäß der Definition der habituellen Supposition. Auch muß man wissen, daß ein Terminus an Subjektstelle seine Gegenstände benennt, aber nicht, insofern er Subjekt ist. An Prädikatstelle aber benennt er sie auch, insofern er Prädikat ist. Insofern er aber Prädikat ist, wird er seinem Subjekt durch irgendeinen seiner Gegenstände zugeordnet, und insofern benennt er. Man beachte auch, daß das Suppositum eines Terminus manchmal ein Seiendes ist und manchmal ein Nicht-Seiendes. Ein Appellatum aber ist schlechthin ein Seiendes. Und daher sind ein Suppositum und ein Appellatum manchmal dasselbe und manchmal nicht. Damit man weiß, wann sie dasselbe sind und wann nicht, wird folgende Regel gegeben: Ein nicht eingeschränkter allgemeiner Terminus, der hinreichend viele Appellata hat und mittels einer Verbform der Gegenwart, die kein erweiterndes Vermögen hat, supponiert, supponiert nur fiir dasjenige, was ist203 • Die Bestimmung »nicht eingeschränkter« wird hinzugefügt, weil [ein Terminus], wenn er eingeschränkt ist, für etwas NichtSeiendes supponieren kann, wie in »Ein Mensch, der gewesen ist, ist etwas Nicht-Seiendes«. Man erkenne aber, daß einschränken eigentlich besagt, etwas auf einen engeren als seinen natürlichen Bereich zu begrenzen 204 • In diesem Sinne spricht man auch von lmplikation 205 • Und entsprechend sagt man, daß ein Adjektiv einen allgemeinen Terminus einschränkt. Daher ist hier an solche Einschränkungen zu denken und nicht an Verben, mögen auch sie manchmal einschränken, wie in >>Ein Mensch läuft«. Der Terminus »Mensch« an sich kann für vergangene, gegenwärtige und zukünftige [Menschen] supponieren, wird hier aber durch die Verbform der Gegenwart auf gegenwärtige begrenzt. Die Bestimmung »der hinreichend viele Appellata hat« wird hinzugefügt, weil [ein Terminus], wenn er diese nicht hat, für etwas Nicht-Seiendes supponieren kann. Man erkenne, daß die Anzahl der Appellata dann hinreichend ist, wenn sie mindestens drei beträgt. Daher kann, wenn nicht so viele Appel-

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Introductiones in logicam

minus. Unde, si non sint tot appellata, potest terminus I supponere pro non-enti, ut si sint tantum duo homines, haec est falsa: >omnis homo estomnis< imponitur ad distribuendum pro summa multitudine et hoc signum >uterque< pro minima. Cum ergo minima multitudo sit in binario, hoc signum >uterque< distribuit pro duobus tantum. Maior autem multitudo est in ternario et superioribus numeris. Unde hoc signum >omne< distribuit pro tribus ad minus. Cum igitur in hoc casu sint duo supposita existentia, et vult iste sermo, quod praedicatum insit tertio, vult, quod insit non-existenti. Et sie haec falsa est: >omnis homo estaliquis homonon esthomo non esthomo< supponit pro non-existenti. Sed contra: Haec est vera: >omne animal estomnis homo estanimal< habet sufficientiam appellatorum. Dicendum est, quod in hoc casu non sequitur >omne animal est; ergo omnis homo estanimal< habet sufficientiam appellatorum. Unde supponit pro existenti tantum. >Homo< autem non habet. Unde supponit pro non-enti. Et eadem ratione non tenet >homo non est; ergo animal non estomne animal est; omnis homo est animal; ergo omnis homo estomne animal estomnis homo est animalhomo< supponit pro homine non-existenti. Ergo sub eo est non-existens, cui non convenit praedicatum. Unde non est dici de omni. Hocmembrum >supponens verbo de praesenti< apponitur, quia si terminus communis verbo de praeterito et futuro supponeret, posset supponere pro non-enti, ut hic >homo cucurrit< verum est pro Caesare. Et solet assignari talis regula: Terminus communis supponens verbo de praeterito supponit tarn pro praesentibus quam pro praeteritis; et similiter supponens verbo de futuro supponit tarn pro praesentibus quarn pro futuris. Sed contra: Verbumper consignificationem temporis restringit suppositionem termini. Ergo verbum praeteriti temporis solum restringit ad praeteritos et futuri ad futuros. Dicendum, quod huiusmodi sermones, ubi praedicatur verbum praeteriti temporis vel futuri, sunt duplices, ut •homo

369 ponitur] s.l. P 377 est] s.l. P 383 cucurrit] currit G 384 regula add. i.m. P om. GL 390 suppositionem] suppositum G 393 duplices] duplice M

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Die

Eig~:·nschaften

der Termini

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les Sein ausgesagt. Und 1nsofern sie notwendig ist, hat [die zweite Proposition] den Sinn des Konditionals »Wenn [etwas] ein Mensch ist, dann ist [es] ein Lebewesen.« Denn wenn »ist« gleichsam als etwas Vermittelndes zwischen die Satzglieder ••Mensch« und »Lebewesen« gesetzt wird, drückt es eine vermittelnde Beziehung zwischen diesen beiden aus. Daher ist klar, daß seine Signifikation in der ersten von der in der zweiten Proposition verschieden ist. Deshalb folgt die Konklusion nicht 207 • Außerdem scheint die Aussage »Jeder Mensch ist« wahr zu sein, weil Aristoteles sagt, daß dici de omni vorliegt, wenn nichts usw. 208 Aber unter das Subjekt [»Mensch«] darf nichts subsumiert werden usw ., weil nur zwei Menschen existieren, von denen dieses Prädikat ausgesagt wird. Also liegt hier dici de omni vor. Man muß [jedoch] sagen, daß der Terminus »Mensch« [auch] für einen nicht-existierenden Menschen supponiert. Also fallt unter diesen Terminus etwas Nicht-Existierendes, dem das Prädikat nicht zukommt. Daher liegt dici de omni nicht vor. Die Bestimmung »der mittels einer Verbform der Gegenwart supponiert« wird hinzugefügt, weil ein allgemeiner Terminus, wenn er mittels einer Verbform der Vergangenheit oder der Zukunft supponierte, fiir etwas Nicht-Seiendes supponieren könnte, so wie »Ein Mensch ist gelaufen« für Caesar wahr ist. Dem pflegt man folgende Regel hinzuzufügen: Ein allgemeiner Terminus supponiert mittels einer Verbform der Vergangenheit sowohl für Gegenwärtiges als auch für Vergangenes und entsprechend mittels einer Verbform der Zukunft sowohl für Gegenwärtiges als auch für Zukünftiges. Dagegen aber [könnte jemand einwenden] : Ein Verb schränkt durch die Konsignifikation der Zeit die Supposition des [Subjekt-]Terminus ein. Also schränkt eine Verbform der Vergangenheit allein auf Vergangenes und der Zukunft auf Zukünftiges ein209 • Man muß [jedoch] sagen, daß derartige Sätze, in denen eine Verbform der Vergangenheit oder der Zukunft Prädikat ist, wie »Ein Mensch ist gelaufen«, von zweierlei Art sind. Dieser

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Introduetiones in logicam

17r

eueurrithomo< supponit pro praeteritis et non pro praesentibus, nisi in quantum sunt praeterita. Si divisus, tune debet discontinue proferri sie: >homo cucurritalbum videbatur a Socrate; ergo Socrates videt albumnon habenti vim ampliandi< apponitur, quia, si sit verbum amplians, potest subiectum supponere pro non-enti, ut >homo laudaturomnis homo curritquicumque sunt episcopi, sunt saeerdotes; isti asini sunt episeopi; ergo isti asini sunt saeerdotesquidquid eurrit, habet pedes; Seeana eurrit; ergo Seeana habet pedesquidquid ridet, habet os; pratum ridet; ergo pratum habet osquidquid expedit, est bonum; I malum expedit; ergo malum est bonumeurritexpeditridet< prineipaliter signifieant unum et transumuntur ad aliud propter aliquam similitudinem. Expedire enim proprie dicitur de bono et est idem quod bonum simpliciter. Tune mutatur autem ad utile et dicitur de malo. Exemplum tertii: >quidquid sanabatur, sanus est; laborans sanabatur; ergo laborans sanus estlaborans< nee de se nee transumptive dat intelligere nisi praesens, sed ex coniunetione eum hoe verbo >sanabatur< dat intelligere praeteritum. Nee tarnen dieo, quod sie sit praeteriti temporis, sed quod de se eonsignifieat praesens simplieiter, hie autem praesens respeetu praeteriti. Et hoe seeundum rem praeteritarn est. Diversitas ergo, quae eorrespondet unitati vocis, est praesens simpliciter et praesens respeetu praeteriti. Et non dico, quod isti modi sint essentialiter differentes. Haee enim diversitas est solum ex parte non-existentiae. Ubique enim unitas voeis simplieiter eadem, sed ex parte signifieatorum differentia. Et intellige, quod in seeundo exemplo primi modi uno modo potest esse figura dietionis, seilieet seeundum quod identitas terminationis huius dietionis >episeopi< et non identitas totalis voeis faeit apparere identitatem consignifieati. Solvere

82 mutatur] i.m. P 84 quidquid] quisquis GL 92 et] s.l. P 92 praeteriti] perfecti GL 93 quod] s.l. P 97-98 identitas ... non] i.m. P

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Die Fehlschlüsse

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sind Priester. Jene Esel sind des Bischofs. Also sind jene Esel Priester .« 229 Ein Beispiel für den zweiten Fall: »Was auch immer läuft, hat Füße. Die Seine läuft. Also hat die Seine Füße.>läuft«, »dient« und »lacht« bezeichnen nämlich ursprünglich eines und werden wegen einer Gleichartigkeit auf etwas anderes übertragen. Denn zu dienen wird im eigentlichen Sinn von etwas Gutem ausgesagt und ist dasselbe wie etwas schlechthin Gutes. Dann verändert es sich aber zu etwas Nützlichem hin und wird von etwas Schlechtem ausgesagt. Ein Beispiel für den dritten Fall: »Was auch immer geheilt wurde, ist gesund. Ein Leidender wurde geheilt. Also ist ein Leidender gesund.« Jener Terminus »Leidender« nämlich läßt sowohl im eigentlichen als auch im übertragenen Sinn nur an Gegenwärtiges denken, aber in Verbindung mit dem Verb »wurde geheilt« läßt er an Vergangenes denken. Dennoch sage ich nicht, daß er somit [ein Terminus] der Vergangenheit sei, sondern daß er an sich schlechthin Gegenwärtiges mitbezeichnet, hier aber Gegenwärtiges in Hinsicht auf die Vergangenheit, d.h. hinsichtlich einer Sache als vergangener. Die Verschiedenheit also, die der Einheit der Äußerung entspricht, ist [die von] schlechthin Gegenwärtigem und in Hinsicht auf die Vergangenheit Gegenwärtigem. Ich sage nun nicht, daßjene Weisen [der Äquivokation] wesensmäßig verschieden seien. Diese Verschiedenheit nämlich liegt allein auf seiten der Nicht-Existenz. Denn überall ist die Einheit der Äußerung schlechthin dieselbe, jedoch besteht auf seiten der Signifikate ein Unterschied. Man erkenne, daß im zweiten Beispiel der ersten Weise [der Äquivokation] in bestimmter Weise [ein Fehlschlußaufgrund der] Form des Wortes vorliegen kann, nämlich insofern die Gleichheit der Endung des Wortes »episcopi« und nicht die Gleichheit der gesamten Äußerung den Anschein einer Gleichheit des Konsignifikats bewirkt. Derartige Paralogismen aufzulösen heißt

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Introductiones in logicam

18•

huiusmodi paralogismos est ostendere ipsum terminum sumi 100 multipliciter. Contra ultimum modum sie: Dictio est prior natura quam oratio. Retinet ergo esse dictionis, antequam ingrediatur orationem. Hoc autem habet ex sua significatione. Suam ergo significationem habet, antequam ingrediatur orationem et non 105 ex ordinatione sui in oratione. >Laborans< ergo, cum ex se significet unum, non significabit aliud ex ordinatione sui cum alio. ltem. Deceptio, quae provenit ex ordinatione unius cum altero, non est ex dictione, sed potius ex oratione. N am sie non esset aequivocatio. 110 Dicendum est, quod necesse est dictionem habere significationem ante orationem et ab ea nullam potest habere. Verumtarnen significatio, quam habet ex adiuncto suo, poterit permutari. Et hoc est non in omni dictione, sed in illa, cuius significatio vel consignificatio est una intentio participata a plu- 115 ribus secundum prius et posterius. Et tune illa dictio significabit de se illud, quod primo participat illam intentionem. Ex adiunctione autem potest significare illud, quod posterius eam participat. Sie est hic. Haec dictio enim >laborans< consignificat praesens, quod primo salvatur in praesenti simpliciter, per 120 posterius autem et diminute in praesenti de praeterito. Ad aliud dicendum, quod non est idem dictionem ordinatam significare plura et orationem. Neque deceptio ex illo, i.e. dictione ordinata, ex hoc, i.e. in oratione, est deceptio. Hic enim in simplici dictione est apparentia, illic autem in oratione. 125

102-103 natura quam oratio] unaquaque oratione G 108 altero] alio G 111 estd om. G 118 autem] aut G 123 neque] nec GL 123-124 i.e. dictione ordinata] s.l. P 124 i.e.] s.l. P 125 oratione] sequitur add. L

I:ie Fehlschlüsse

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zu zeigen, daß derselbe 1.erminus in mehrfacher Weise verwendet wird. Gegen die letzte Wei~e [der Äquivokation könnte jemand] folgendes [einwenden] : Ein Wort ist von Natur aus früher als ein Satz. Es behält also das Sein eines Wortes bei, [das es hat,] bevor es in einen Satz eingehen mag. Dieses [Sein] aber hat es aufgrundseiner Signifikation. Seine Signifikation hat es folglich, bevor es in einen Satz eingehen mag, und nicht infolge seiner Zuordnung inm:rhalb eines Satzes230 • Da also [das Wort] ••Leidender« aus sich selbst eines bezeichnet, wird es infolge seiner Zuordnung zu etwas anderem nicht etwas anderes bezeichnen. Auch beruht die Täuschung, die aus der Zuordnung des einen zu dem anderen hervorgeht, nicht auf einem Wort, sondern vielmehr auf einem Satz. Somit läge keine Äquivokation vor. [Zum ersten Punkt] ist zu sagen, daß ein Wort notwendig eine dem Satz vorhergehende Signifikation hat und keine von diesem erhalten kann. Gleichwohl kann sich diejenige Signiflkation, die es infolge von etwas mit ihm Verbundenen hat, verändern. Dies trifft nicht auf jedes Wort zu, sondern auf dasjenige, dessen Signifikation oder Konsignifikation eine einzige Intention ist, an der mehreres in erster und in zweiter Linie teilhat. Und daher wird jenes Wort von sich aus dasjenige bezeichnen, was in erster Linie an jener Intention teilhat. Aufgrund einer Verbindung aber kann es dasjenige bezeichnen, was in zweiter Linie an ihr teilhat. So ist es hier. Denn das Wort »Leidender« bezeichnet Gegenwärtiges mit, weil es in erster Linie auf schlechthin Gegenwärtiges zutrifft, in zweiter Linie und weniger auf hinsichtlich der Vergangenheit Gegenwärtiges231 . Zum zweiten Punkt ist zu sagen, daß es nicht dasselbe ist, daß ein zugeordnetes Wort mehreres bezeichnet und daß ein Satz [mehreres bezeichnet]. Auch nicht ist eine Täuschung aufgrund von jenem, d.h. einem zugeordneten Wort, eine Täuschungaufgrund von diesem, d.h. einem Satz. Denn hier liegt der Anschein in einem einzelnen Wort, dort aber in einem Satz.

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Introduetiones in logieam

18•

Sequitur de amphibolia. Est igitur amphibolia diversitas sententiae ex unitate orationis proveniens; vel sie: diversa orationis signifieatio. Et tango apparentiam per unitatem orationis et non-existentiam per diversitatem signifieationis. Sieut enim in aequivoeatione uniea est dietio seeundum substantiam et ae- 130 turn et diversitas in signifieato, sie est hie unitas orationis seeundum substantiam et actum, diversitas autem in signifieato. Aeeidit autem deeeptio ex hoe triplieiter, seilieet ex eo, quod oratio prineipaliter plura signifieat; vel non prineipaliter, sed ex translatione; aut quia de se unum, eoniuneta autem eum 135 altero signifieat I duo. Exemplum primi: •quemeumque verum est panem eomedere, panis eomedit illum; sed eanem verum est panem eomedere; ergo panis eomedit illumquieumque arat litus, movet arenam; iste arat litus, demonstrato aliquo frustra laborante; ergo iste movet 140 arenamquidquid saeeulum seit, saeeulum habet seientiam de illo; sed hoe seit saeeulum, demonstrato aliquo eognoseente saeeulum; ergo saeeulum habet seientiam de illoquidquid seit saeeulum< et haee >hoe seit saeeulum< amphibolia est primo modo. Haee 145 autem >seit saeeulum< amphibolia est tertio modo. De se enim non signifieat plura, sed eoniunetum eum alio. Et non differunt modi essentialiter, quia non differunt per eausas apparentiae, sed solum non-existentiae. Nee est verum, quod omnis amphibolia sit ex diversa eonstruetione. Quod patet 150

126 sequitur de amphibolia et eius tribus modis add. i.m. P (sequitur] om. L) 131 hie] s.l. P 132 autem] s.l. P 133 ex!] et ex G 140 movet] arat G 142 hoe] hie GL 145 hoe] hie GL

D1e Fehlschlüsse

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D1e Amphibolie Es folgt die Behandlung der Amphibolie. Eine Amphibolie also ist eine Verschiedenheit des Urteils, die aus der Einheit eines Satzes hervorgeht, bzw. die verschiedene Signifikation eines Satzes. Ich deute den Anschein durch die Einheit des Satzes an und die Nicht-Existenz durch die Verschiedenheit der Signifikation. Denn wie bei der Äquivokation das Wort hinsichtlich seiner Substanz und seines Vollzugs ein einziges ist und die Verschiedenheit im Signifikat liegt, so besteht hier Einheit des Satzes hinsichtlich seiner Substanz und seines Vollzugs, Verschiedenheit aber im Signifikat23 2. Hierdurch kommt es auf dreierlei Weise zu einer Täuschung, und zwar daher, daß ein Satz entweder ursprünglich mehreres bezeichnet; oder nicht ursprünglich, sondern infolge einer Übertragung; oder, weil er von sich aus eines, verbunden mit etwas anderem aber zweierlei bezeichnet. Ein Beispiel für den ersten Fall: >>Es ist wahr, daß, wer auch immer ein Brot verzehrt, jenen ein Brot verzehrt. Es ist aber wahr, daß ein(en) Hund ein Brot verzehrt. Also verzehrt ein Brotjenen.«233 Ein Beispiel für den zweiten Fall: »Wer auch immer einen Strand pflügt, bewegt Sand. Dieser pflügt einen Strand - wobei man auf einen vergeblich Arbeitenden zeigt. Also bewegt dieser Sand.« 234 Ein Beispiel für den dritten Fall: »Was auch immer ein Zeitalter kennt, von jenem hat ein Zeitalter Wissen. Ein Zeitalter aber kennt dieses - wobei man auf jemanden zeigt, der ein Zeitalter kennt. Also hat ein Zeitalter Wissen von jenem.« Man erkenne aber, daß der Satz »Was auch immer ein Zeitalter kennt« und der Satz »Ein Zeitalter kennt dieses« eine Amphibolie der erstgenannten Art ist. Der Satz »Ein Zeitalter kennt« ist aber eine Amphibolie der dritten Art. Denn erbezeichnet nicht von sich aus mehreres, sondern als mit etwas anderem Verbundenes 2:15 • Die Weisen [der Amphibolie] unterscheiden sich nicht wesensmäßig, da sie sich nicht durch Gründe des Anscheins, sondern allein der Nicht-Existenz unterscheiden. Auch ist nicht wahr, daß jede Amphibolie auf einer verschiedenen Konstruk-

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Introductiones in logicam

in secundo exemplo. Distinguendum est igitur in huiusmodi paralogismis ipsam amphibolicam orationem manifestando, quod quandoque sumitur in una significatione, quandoque in alia. Sequitur de compositione et divisione. Est enim compositio coniunctio aliquorum, quae magis volunt componi. Divisio autem est separatio aliquorum, quae magis volunt dividi. Et dico hanc coniunctionem et Separationern in actu proferendi. Causa apparentiae in compositione est identitas orationis compositae ad orationem divisam in substantia sermonis. Et causa non-existentiae diversitas earum secundum actum, cui respondet diversitas ex parte rei. Oportet enim orationem sumptam in syllogismo eandem manere, et per hoc, quod deficit ab hac conditione, deficit ab esse syllogismi. Apparentia autem in divisione est identitas secundum substantiam orationis divisae ad orationem compositam. Causa autem nonexistentiae est diversitas earum secundum actum. Et cum dico hanc diversitatem, simul cum hac dico diversitatem secundum rem. Et intellige, quod haec compositio non dicit causam apparentiae, divisio non-existentiae. Sed dicit actum unum sermonis et divisio dicit alium. Qui quidem actus fundantur in una substantia vocis. Iuxta compositionem paralogizatur sie: •quidquid est possibile, erit verum; albumesse nigrum est possibile; ergo album esse nigrum erit verumalbum< et >esse nigrum< possunt eomponi respeetu eius, quod est >possibileesse nigrum< ad aliud, quod tune est >albumalbum< eo, quod dividitur ab hoe praedieato >essepossibilealbum esse nigrum< in minori divisa et in eonclusione composita. Aliter enim non est conclusio falsa. Et propter hoc deficit ibi haec conditio syllogismi, quod sit oratio manens eadem. Apparet autem, quod maneat eadem, quia apparet, quod ipsa minor composita eadem sit divisae. Item: >quidquid vivit semper est; Soerates vivit; ergo Socrates semper estsemper est< sumitur divisa in maiori, in conclusione composita. Et sie deficit a syllogismo, apparet tarnen non deficere. Apparet enim in maiori sumi composita propter identitatem compositae ad divisam. Item aliud exemplum: >quidquid desinit nunc esse, de cetero non erit; I sed Deus desinit nunc esse; ergo Deus de cetero non eritnunc esse< in maiori

182 >esseesse< coni. L 185-186 propositio vera] vera propositio G 188 esset] i.m. P 190 in!] s.l. P 195 item] idem G 202 enim] om. G 202 esse] om. G

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Die Fehlschlüsse

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mehrdeutig ist, und zwar dadurch, daß die beiden [Ausdrücke] »Weißes« und ••ist schwarz« hinsichtlich ••möglich« verbunden werden können. Somit wird bezeichnet, daß dieses Ausgesagte238 als verbundenes möglich ist. Und so ist es ein verbundener Satz. Oder (die beiden Ausdrücke] können voneinander getrennt werden. Und dann wird bezeichnet, daß die Verbindung des Prädikats ••ist schwarz« mit dem anderen, das dann »Weißes« ist, möglich ist, weil ••Weißes« - dadurch, daß es von dem Prädikat ••ist.«, welches die umfassendste Zeit durch das hat, was ich »möglich« nenne, getrennt wird - seine Supposition nicht vonjenem [Prädikat] bezieht, so daß es für weiße Dinge jener umfassendsten Zeit supponierte. Es supponiert vielmehr für diejenigen Dinge, diejetzt weiß sind. Also ist der Untersatz als getrennter wahr2 39 . Und weil er als verbundener hinsichtlich der Substanz derselbe ist wie jener [getrennte], glaubt man, daß er schlechthin derselbe sei und dasselbe bezeichne. Wie der Syllogismus bei verbundener Auffassung (des Untersatzes] gültig wäre, so glaubt man, sei er auch bei getrennter Auffassung gültig. Der Satz »daß etwas Weißes schwarz ist« wird also im Untersatz getrennt und in der Konklusion verbunden aufgefaßt. Denn anderenfalls ist die Konklusion nicht falsch. Und daher wird dort gegen die Bedingung für einen Syllogismus verstoßen, daß ein Satz derselbe bleibt240 . Es hat aber den Anschein, daß er derselbe bleibt, weil es den Anschein hat, daß der Untersatz als verbundener und als getrennter derselbe sei. Ebenso: ••Was lebt immer ist. Sokrates lebt. Also Sokrates immer ist.« Der Satz ••immer ist« wird im Obersatz getrennt und in der Konklusion verbunden aufgefaßt. Und so wird gegen die Bedingung für einen Syllogismus verstoßen, obwohl es nicht den Anschein hat. Denn [»immer ist«] scheint wegen der (substantiellen] Gleichheit von verbundenem und getrenntem Satz [auch] im Obersatz verbunden aufgefaßt zu werden241. Ebenso ein weiteres Beispiel: ••Was auch jetzt zu sein aufhört, wird fortan nicht sein. Aber Gott hört jetzt zu sein auf. Also wird Gott fortan nicht sein.« Denn der Satz ••jetzt zu sein«

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lntroductiones in logicam

divisa, in minori composita. Potest tarnen hic esse deceptio secundum compositionem uno modo, quia si in maiori sumeretur composita, esset ipsa oratio eadem. Hoc autem potest credi propter unitatem compositae ad divisam. Potest etiam alio modo esse deceptio secundum divisionem. Si enim in minori sumeretur divisa, esset bonus syllogismus. Hoc autem potest credi, quod sumatur divisa, propter unitatem divisae ad compositam. Est ergo in primo exemplo in minori diversitas orationum, in secundo in maiori, in tertio in medio. Sed quaeret aliquis, quare magis dicatur haec oratio >Deus desinit nunc esse< composita a compositione eius, quod est >nuncessedesinit< a compositione eius vel a divisione. Et dico, quod sicut dicit Priscianus in fine tractatus de adverbio, quod adverbia magis proprie habent praecedere suum verbum. Et ideo magis vult hoc adverbium >nunc< determinare hoc verbum >essequinque sunt duo et tria; ergo quinque sunt paria et impariaduo et tria< sumitur composita. Si sumeretur divisa, teneret argumentum. Videtur divisa ex unitate divisae ad compositam. Et sie est apparentia divisionis, ut diximus. Item: >maius est tantumdem et amplius; ergo est aequale et inaequaletantumdem et amplius< divisa, tenet argumentum. Modo

207 sumeretur] sciretur G 214 compositam] compositum GL 228 exemplum divisionis add. i.m. P om. GL 231 divisa] diversa G 232 tantumdem] tarndem G 233 sumatur] sumeretur G 234 tantumdem] tarndem G

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Die Fehlschlüsse

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wird im Obersatz getre::mt und im Untersatz verbunden aufgefaßt. Jedoch kann hier einerseits eine Täuschung hinsichtlich der Verbindung vorliegen, weil dieser Satz, wenn er im Obersatz verbunden aufgefaßt würde, derselbe wäre. Dies aber kann man glauben wegen der [substantiellen] Einheit des verbundenen mit dem getrennten Satz. Andererseits kann auch eine Täuschung hinsichtlich der Trennung vorliegen. Denn wenn [»jetzt zu sein«] im Untersatz getrennt aufgefaßt würde, dann wäre der Syllogismus gültig. Dies aber, daß er getrennt aufgefaßt wird, kann man glauben wegen der [substantiellen] Einheit des getrennten mit dem verbundenen Satz242 • Es liegt also im ersten Beispiel die Verschiedenheit der Sätze im Unterbegriff, im zweiten Beispiel im Oberbegriff und im dritten Beispiel im Mittelbegriff2 43 • Aber es wird jemand fragen, weshalb der Satz »Gott hört jetzt zu sein auf,, eher verbunden genannt wird aufgrund der Verbindung von ••jetzt« mit dem Verb »ZU sein« und getrennt aufgrund seiner Trennung von jenem, als aufgrund der Verbindung mit bzw. der Trennung von dem Verb »hört auf«. Und ich sage, wie auch Prisc1an am Ende des Traktats über das Adverb sagt244 , daß Adverbien strenggenommen ihrem Verb vorangehen sollen. Daher strebt das Adverb »jetzt« eher danach, das Verb »ZU sein« zu determinieren, weil es diesem und nicht dem anderen Verb [»hört auf«] vorangeht245 . Wir haben ferner gesagt, daß eine Verbindung die Verknüpfung desjenigen ist, was eher verbunden zu werden verlangt 246 • Ein Beispiel für die Trennung: »Fünf ist zwei und drei; also ist fünf gerade und ungerade.« Der Satz »zwei und drei« wird verbunden aufgefaßt. Würde er getrennt aufgefaßt, wäre das Argument gültig2 47 • Er erscheint getrennt aufgrund der [substantiellen] Einheit des getrennten mit dem verbundenen Satz. Somit liegt der Anschein der Trennung vor, wie wir gesagt haben 248 • Ebenso: »Etwas Größeres ist ebensoviel und mehr; also ist es gleich und ungleich.« Wenn der Satz »ebensoviel und mehr« getrennt aufgefaßt wird, dann ist das Argument gültig. Er scheint aber nur so aufgefaßt zu werden aufgrund der [sub-

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Introductiones in logicam

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autem sie videtur sumi ex unitate divisae ad compositam. Patet ergo per hunc paralogismum, quod non semper apparet in compositione et divisione esse una determinatio et duo determinabilia, sed solum aliquod, quod possit componi et dividi ab illo, sive cum alio componatur sive non. Sequitur de accentu. Est igitur accentus regularis modulatio vocis secundum elevationem et depressionem. Et est triplex accentus: acutus, gravis, circumflexus. Acutus est, qui incipit ab imo et tendit in altum. Est autem gravis ei contrarius. Circumflexus est, qui incipit ab imo et tendit in altum et iterum tendit in imum. Est ergo quandoque deceptio ex eo, scilicet quod aliqua vox sub diversis accentibus diversa significat. Videtur tarnen una significatio et una dictio esse propter identitatem vocis in substantia. Fit autem quandoque deceptio eo, quod aliqua vox primo regitur uno accentu, deinde alio; quandoque autem eo, quod primo regitur uno, deinde duplici, vel e converso. Ut: >quidquid debet pendere, debet suspendi; iustus debet pendere; ergo iustus debet suspendiomnis populus est gens; populus est arbor; ergo arbor est gensomnis quies est requies; tu es, qui es; ergo tu es requiesquodquod fit invite, fit contra voluntatem; uva fit in vite; ergo etc.< Solutio istorum est distinguere unum nomen ab alio. Sed quaero sie: Sicut compositio et divisio ad orationem,

240 de accentu add. i.m. P

255 est] et G

255 quodquod] quod G

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Die Fehlschlüsse

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stantiellen] Einheit des getrennten mit dem verbundenen Satz. Durch diesen Paralogismus ist also klar, daß es bei Verbindung und Trennung nicht immer eine Bestimmung und zwei Bestimmbare zu geben scheint, sondern lediglich etwas, was [mit einem anderen] verbunden und von jenem getrennt werden kann, sei es, daß es mit dem anderen verbunden wird oder nicht 249 • Der Akzent Es folgt die Behandlung des Akzents. Ein Akzent also ist die geregelte Betonung einer Äußerung hinsichtlich Hebung und Senkung. Es gibt dreierlei Akzente, den Akut, den Gravis und den Zirkumflex. Der Akut geht von unten nach oben. Der Gravis verläuft umgekehrt. Der Zirkumflex geht von unten nach oben und wiederum nach unten 250 • Manchmal also beruht eine Täuschung darauf, daß nämlich eine Äußerung bei verschiedenen Akzenten Verschiedenes bezeichnet. Dennoch scheint es sich wegen der Gleichheit der Äußerung hinsichtlich der Substanz um ein und dieselbe Signifikation und um ein und dasselbe Wort zu handeln. Eine Täuschung entsteht manchmal dadurch, daß eine Äußerung zunächst durch einen Akzent und dann durch einen anderen bestimmt wird; manchmal aber dadurch, daß sie zunächst durch einen [einfachen], dann durch einen zweifachen Akzent bestimmt wird, oder umgekehrt. Z.B.: »Was auch immer hängen muß, muß aufgehängt werden. Ein Gerechter muß hängen. Also muß ein Gerechter aufgehängt werden.« 251 Oder so: »Jedes Volk ist eine Sippe. Eine Pappel ist ein Baum. Also ist ein Baum eine Sippe.« Oder so: »Jede Ruhe ist Erholung. Du bist, der du bist. Also bist du Erholung.« Oder: »Was auch immer durch Zwang entsteht, entsteht gegen den Willen. Eine Traube entsteht an der Rebe. Also usw.cc 252 Die Auflösung hiervon besteht darin, die Wörter voneinander zu unterscheiden. Aber ich frage: So wie sich Verbindung und Trennung zum Satz [verhalten], so [verhält sich] der Akzent zum Wort. Wenn

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Introduetiones in logicam

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sie aeeentus ad dietionem. Ergo si sint ibi plures fallaeiae, sie est hic; vel si hie sit una, ita ibi. Item. Dictum est, quod unitas voeis seeundum substantiam et aetum est apparentia in aequivoeatione et amphibolia, unitas autem voeis seeundum substantiam est prineipium apparentiae in eompositione, divisione et aeeentu. Haee autem divisio >unitas voeis aut est dietionis aut orationis< videtur esse solum per differentias materiales. I Et sie non videtur essentialher dividi. Non ergo debemus essentialiter dividere aequivoeationem ab amphibolia, nee eompositionem et divisionem ab aeeentu. Sed solum videtur, ut differant per materiam. Dieo ad primum, quod minus differt aetus eompositionis ab aetu divisionis quam unus aeeentus ab alio. Et propterea dieit Aristoteles, quod non est utile dialeeticis faeere paralogismum seeundum aeeentum nisi in sermonibus poematicis, ubi non expresse exprimitur aeeentus. In eommuni enim sermone diversitas aeeentus statim exprimit diversitatem dietionum. Non sie in eompositione et divisione. Sed ipsa eompositio potest esse prineipium apparentiae respeetu divisionis et e eonverso, unus autem aeeentus nullo modo respeetu alterius, ubi solum est prineipium apparentiae ex unitate voeis in substantia. Ad aliud dieo, quod illa divisio non fit solum per differentias materiales, sed per essentiales. Cum enim dieo unitatem dietionis, dieo unitatem voeis magnam. Cum autem dieo orationis, dieo minorem. ldem est ergo, ae si dieerem: Unitas vocis aut eompleta, ut dietionis, aut ineompleta, ut orationis.

259 dietionem] divisionem G 260 est] et G ni G 275 statim] om. G 278 ubi] s.l. P idem] id GL

274 eommuni] om279 ex] et G 283

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Die Fehlschlüsse

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es also dort mehrere Fehlschlüsse gibt, dann so auch hier; oder wenn es hier einen gibt, dann so auch dort. Auch wurde gesagt2! 3, daß die Einheit der Äußerung hinsichtlich Substanz und Vollzug der Anschein bei Äquivokation und Amphibolie ist, die Einheit der Äußerung [allein] hinsichtlich der Substanz aber das Prinzip des Anscheins bei Verbindung, Trennung und Akzent. Aber die Unterteilung »die Einheit einer Äußerung ist entweder die eines Wortes oder die eines Satzes« scheint allf~in eine Unterteilung nach materialen Unterschieden zu sein. Und daher scheint (die Einheit einer Äußerung hier] nicht wesensmäßig unterteilt zu werden. Folglich dürfen wir die Äquivokation von der Amphibolie nicht wesensmäßig unterscheiden, und auch nicht Verbindung und Trennung vom Akzent. Es scheint vielmehr, daß sie sich allein durch die Materie unterscheiden 254 • Zum ersten Punkt sage ich, daß der Vollzug einer Verbindung sich von dem einer Trennung weniger unterscheidet als ein Akzent von einem anderen. Deswegen sagt Aristoteles, daß es für den Dialektiker nicht von Nutzen ist, einen Paralogismus hinsichtlich des Akzents zu bilden, außer in poetischer Rede, wo ein Akzent nicht explizit ausgedrückt wird 255 • In der allgemeinen Rede nämlich drückt eine Verschiedenheit des Akzents sogleich eine Verschiedenheit der Wörter aus. Dies ist nicht so bei Verbindung und Trennung. Jedoch kann die Verbindung selbst das Prinzip des Anscheins hinsichtlich der Trennung sein und umgekehrt, in keiner Weise aber der eine Akzent hinsichtlich des anderen, wo das alleinige Prinzip des Anscheins auf der Einheit der Äußerung hinsichtlich der Substanz beruht. Zum zweiten Punkt sage ich, daß jene Trennung nicht allein durch materiale, sondern durch wesensmäßige Unterschiede zustande kommt. Denn wenn ich von der Einheit eines Wortes rede, dann rede ich von einer starken Einheit der Äußerung. Rede ich aber [von der Einheit] eines Satzes, dann rede ich von einer schwächeren [Einheit der Äußerung]. Dies ist also so, wie wenn ich sagte: Die Einheit einer Äußerung ist entweder vollständig, wie die des Wortes, oder unvollständig, wie die des Satzes.

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lntroduetiones in logicam

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Sequitur de figura dietionis. Est igitur figura proprie dieta, quae eonsistit in terminatione quantitatis. Et ad eius similitudinem ipsa dietionis terminatio dieitur hie figura. Fit autem hie deeeptio ex eo, quod creditur ex identitate terminationis duarum dietionum vel eiusdem dietionis diversimode sumptae esse identitas in modo praedicandi. Est ergo eausa apparentiae identitas dictionis seeundum terminationem. Causa autem non-existentiae est diversitas praedieamenti vel in modo praedicandi. Ex eo enim, quod dietio unius praedieamenti similiter terminatur ut dictio alterius, utimur uno praedicamento pro alio; verbi gratia: >Soerates operatur; ergo patituroperatur< sit passivum vel in praedieamento passionis propter terminationem passivorum. Est tarnende praedieamento actionis. Sed quaeritur, quae sit apparentia in huiusmodi paralogismis: •quidquid heri emisti, hodie eomedisti; erudum heri emisti ete.heri emisti album; ergo hodie eomedisti albumalbum< vel >erudum< sub eo, quod est >quidquid•, tune eadem ratione esset hie paralogismus: •quidquid heri vidisti, hodie vides; heri vidisti albedinem; ergo hodie vides etc.< Quod falsum est. Ad primum dieendum, quod haee dietio >album< sive >erudum< sub una terminatione appellat hoe aliquid et sie quid et signifieat quale. Et ideo ereditur, quod signifieet quid, sicut quid appellat.

285 de figura dictionis arid. i.m. P 287 figura] faeta G 293 enim] 299 in huiusmodi paralogismis] huius paralogismi G 310 significet J signifieat G i.m. P

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Die Fehlschlüsse

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Die Form des Wortes Es folgt die Behandlung der Form des Wortes. Eine Form im eigentlichen Sinn ist nun diejenige, die in der Begrenzung einer Quantität besteht. Aufgrund der Gleichartigkeit mit ihr wird hier die Endung eines Wortes Form genannt 256 • Hier entsteht die Täuschung dadurch, daß man glaubt, aufgrundder Gleichheit der Endungzweier Wörter oder desselben, auf verschiedene Weise aufgefaßten Wortes bestehe Gleichheit im Prädikationsmodus. Der Grund des Anscheins ist also die Gleichheit eines Wortes hinsichtlich der Endung. Der Grund der Nicht-Existenz aber ist eine Verschiedenheit der Kategorie oder im Prädikationsmodus. Denn dadurch, daß ein Wort einer Kategorie wie ein Wort einer anderen Kategorie endet, verwenden wir eine Kategorie für eine andere; z.B.: »Sokrates handelt; also leidet er.« Man glaubt nämlich, daß das Verb >>Operaturcc 257 aufgrund der Endung passiver [Verbformen] passiv bzw. der Kategorie des Erleidens zugehörig sei. Jedoch gehört es zur Kategorie der Handlung2 58 • Man fragt aber, welcher Anschein bei solchen Paralogismen vorliege: »Was auch immer du gestern gekauft hast, hast du heute verzehrt. Gestern hast du etwas Rohes gekauft usw.cc, oder: >>Gestern hast du etwas Weißes gekauft. Also hast du heute etwas Weißes verzehrt.« Auch frage ich, welcher Grund der Nicht-Existenz vorliege. Wenn man sagt, daß von der Kategorie der Substanz zu der Kategorie der Qualität übergegangen wird, insofern »Weißes« oder »Rohes•• für »was auch immer« angenommen wird, dann würde aus demselben Grund dies ein Paralogismus sein: »Was auch immer du gestern gesehen hast, siehst du heute. Gestern hast du Weiße gesehen. Also siehst du heute usw .« Dies ist falsch 259 • Zum ersten Punkt ist zu sagen, daß das Wort »Weißes« oder »Rohes« bei ein und derselben Endung ein Dieses-Etwas und somit ein Was benennt und ein Wie bezeichnet. Und daher glaubt man, daß es ein Was bezeichne, sowie es ein Was benennt260 •

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Ad aliud dicendum, quod cum decem sint genera modi praedicandi, modus praedicandi superioris de inferiori in quolibet genere est modus praedicandi in quid, ut si dicatur >animal est substantiaanima et vita sunt idemanima et vita sunt idem; mors et vita sunt eontraria; generatio et eorruptio sunt eontraria; mori est eorrumpi; ergo vivere est generarianima et vita sunt idem< videtur esse eausa eonclusionis, eum non sit. Videtur esse tarnen impossibile, quod sequitur, et non est. Huiusmodi deeeptio non eadit in aliis quam in syllogismis ad impossibile. Uniea enim propositio non est eausa eonclusionis, sed falsitas unius propositionis est eausa falsitatis eonclusionis. Erit ergo non-eausa ut eausa solum in syllogismo eoncludente falsum et non in omni tali. Si enim fuerit syllogismus ostensivus eoncludens falsum, non euramus, quae praemissarum sit eausa falsitatis, sed quod aliqua praemissarum est falsa. Cum autem euramus propter impossibilitatem eonclusionis interimere aliquam praemissarum, tune euramus, quae praemissarum fuerit eausa ipsius, et tune interimitur. Et ita huiusmodi deeeptio solum in syllogismis aeeidit ad impossibile. Sie ergo patet, quod mentiuntur, qui seeundum istum loeum ponunt tale exemplum: >omne animal est substantia; omnis homo est animal; sol est in eanero; ergo omnis homo est substantiasuntne Socrates et Plato domi?< uno existente et alio non. Si dicat, quod sie, tune Socrates, qui non est domi, est domi. Si dicat, quod non, tune Plato, qui est domi, non est domi. Sirnilher duo, quarum unum bonum est et reliquum malum, demonstrentur: >suntne ista bona vel non bona?< Si concedat, redarguitur de necessitate. Sequitur enim, quod non bonum est bonum. Si autem neget, videtur sequi redargutio

672 insyllogisticae] in syllogizante GL 681 de fallacia secundum plures interrogationes ut unam add. i.m. P (fallacia] fallaciis GL) 682 unam] GL una P 687 existente] exeunte G 691 reliquum] aliquum G

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Die Fehlschlüsse

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ehe gesagt haben. Aristoteles nämlich sagt, daß derartige Argumentationen nicht schlechthin [un]syllogistisch sind301 . Sie sind nämlich syllogistisch, insofern sie aufUnmögliches führen. Es wird nämlich korrekt auf Unmögliches geschlossen. Aber das Vorausgesetzte betreffend sind sie unsyllogistisch. Denn tatsächlich wird nicht eine der Prämissen wegen etwas solchem Unmöglichen beseitigt. Der Anschein bei derartigen Paralogismen aber ist der, daß eine Proposition, die keine Ursache ist, einen Zusammenhang hat mit Propositionen, die Ursachen sind, und mit einer Konklusion sowie mit etwas Unmöglichem, das folgt, und daher ist sie wie eine Ursache. Wenn nämlich irgendeine Proposition vorausgesetzt würde, die keinen Zusammenhang mit dem Unmöglichen hätte, läge eine Nicht-Ursache vor, aber nicht als Ursache, wie Aristoteles im zweiten Buch von Analytica priora aufzeigt302 . Mehrere Fragen als eine Es folgt die Behandlung der Paralogismen, die hinsichtlich mehrerer Fragen als einer entstehen. Man beachte, daß eine Frage und eine Proposition hier dasselbe sind. Um eine Frage aber handelt es sich, wenn vor einem Syllogismus gefragt wird. Um eine Proposition handelt es sich, wenn sie in einem Syllogismus zugeordnet wird3°3. Eine Täuschung aber kommt dadurch zustande, daß eine mehrfache Proposition eine einfache zu sein scheint304 und mit einer einzigen Antwort auf sie geantwortet wird, wie bei »Sind Sokrates und Plato zu Hause?cc, während es der eine ist und der andere nicht. Wenn man sagt, daß es so ist, dann ist Sokrates, der nicht zu Hause ist, zu Hause. Wenn man sagt, daß es nicht so ist, dann ist Plato, der zu Hause ist, nicht zu Hause. Ebenso mag auf zwei Dinge, von denen das eine gut und das andere schlecht ist, gezeigt werden: »Sind diese gut oder nicht gut?cc Wenn man es bejaht, wird es [zugleich] notwendig widerlegt. Denn es folgt, daß etwas nicht Gutes gut ist. Wenn man es aber verneint, scheint die Widerlegung zu folgen, folgt

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et non sequitur. Non enirn sequhur >non sunt bona; ergo illud 695 istorurn non est bonurn'. Propterea dieh Aristoteles, quod si proponatur propositio, quae sirnilher est in pluralibus sicut in singulari, sequetur de necessitate. In singulari enirn verurn est dicere >hoc est non I bonurn; ergo rnalurnista non sunt bona; ergo sunt rnalatuniea est alba< est plures >tuniea< existente aequivoeo. 710 Ad hoe dieendurn, quod haee propositio >tuniea est alba< signifieat plura. Non tarnen interragans eam interrogat plura, sed unurn solurn, quia nornine sernel posito non utirnur aequivoee. Et propterea non est interrogatio plures, quamvis sh pro715 positio plures. Apparentia autern huiusrnodi paralogisrnorurn est ex rnodo interrogandi. Interragare enirn uniea interrogatione est rnodus interrogandi unieam interrogationern. Ad unarn enirn interrogationern utirnur una nota interrogandi et ad plures pluribus. Unde si quaeritur >estne Soerates dorni? estne Plato 720 dorni?ie Fehlschlüsse

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aber nicht. Denn es gilt nicht der Schluß >>Sie sind nicht gut; also ist jenes von ihnen nicht gut.« Deshalb sagt Aristoteles, daß, wenn eine Proposition vorausgesetzt wird, die sich in entsprechender Weise auf mehreres wie auf etwas einzelnes bezieht, dann der Schluß mit Notwendigkeit gültig sein wird 305 • Wenn sie sich auf etwas einzelnes bezieht, dann ist es nämlich wahr zu sagen: »Dieses ist nicht gut; also [ist es] schlecht.!I'unica•• äquivok ist 307 • Hierzu muß man sagen, daß die Proposition »Eine Tunica ist weiß" mehreres bezeichnet. Dennoch fragt man, wenn man aus ihr eine Frage bildet, nicht mehreres, sondern nur eines, weil wir, wenn ein Wort nur einmal gesetzt ist, es nicht äquivok gebrauchen. Und deshalb ist die Frage nicht mehrfach, mag auch die Proposition mehrfach sein. Der Anschein bei derartigen Paralogismen aber beruht auf der Weise des Fragens. Mittels einer einzigen Frage zu fragen nämlich ist die Weise, eine einzige Frage zu stellen. Denn für eine einzige Frage gebrauchen wir ein einziges Kennzeichen des Fragens und für mehrere Fragen mehrere Kennzeichen. Wenn man daher fragt »Ist Sokrates zu Hause? Ist Plato zu Hause?«, so hat dies nicht den Anschein einer einzigen Frage. Wenn man aber mittels eines einzigen Kennzeichens des Fragens fragt, dann hat dies den Anschein einer einzigen Frage.

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Haec sufficiant de paralogismis, qui fiunt secundum locos sophisticos tarn in dictione quam extra dictionem.

Die Fehlschlüsse

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Dies mag über die Paralogismen genügen, die hinsichtlich sophistischer Örter sow:thl innerhalb als auch außerhalb des Wortes entstehen.

ANMERKUNG~~N

DER HERAUSGEBER

I Bereits im 11. Jahrhundert wird in der Dialectica des Garlandus Compotista, S. 86,4, die Logik als »sermocinabilis vel disputabilis scientia« bezeichnet. In den Tractatus des Petrus Hispanus, S. 29,16, ist »Sermocinalis« neben »naturalis« und »moralis« Einteilungsbegriff der Wissenschaften. Aufgrund der darunterfallenden Disziplinen Grammatik, Rhetorik und Logik ist der Ausdruck »scientia sermocinalis« mit den gebräuchlichen Übersetzungsvarianten wie »science oflanguage« (Moody, 1953, S. 1) oder »science of discourse« (Kretzmann, 1966, S. 21) nur unzureichend erfaßt. Jacobi (1980, S. 13) schlägt unter Bezugnahme auf die Einleitung der Logica Lamberts von Auxerre vor, die Übersetzung »Sprachwissenschaft« dort zu verwenden, wo die drei genannten Wissenschaften des Triviums insgesamt gemeint sind, die Logik speziell aber als ..Wissenschaft von der wissenschaftlichen Rede« oder ..Argumentationswissenschaft« zu bezeichnen. Die hier gewählte Übersetzung »Wissenschaft von der Rede« soll beiden Verwendungsweisen gerecht werden. Mit .. Rede« ist dabei ••sermo«, gr. »logos«, als allgemeiner Begriff für eine sprachliche Verbindung wiedergegeben. 2 Die mittelalterlichen Logiker übernehmen die aristotelische Systematik des Zurückgehens vom Syllogismus über die Aussage zum Terminus, von dessen Analyse als letztem signifikativen, d.h. selbständig bezeichnenden Element ihre sprachlogischen Untersuchungen ausgehen. Sie werden daher auch als Terministen bezeichnet. Auf die Relevanz des Wortsinns von »terminus« als Grenze verweist Sherwood in Traktat 111, Abschnitt Figur und Modus, S. 65. 3 Sherwood verweist hier auf die von Boethius geprägte und für das gesamte Mittelalter maßgeblich gebliebene Tradition, nach der »enuntiatio« und »propositio« insofern synonym sind, als beide für einen Satz stehen, der Wahres oder Falsches bezeichnet (»oratio verum falsumve signiflcans«) (vgl. Anm. 16). Jedoch kann »propositio« die zusätzliche Bedeutung einer These oder Prämisse, insbesondere der ersten Prämisse eines Syllogismus, haben und ist in diesem Sinn auch schon bei Cicero (De inventione l, 59) nach-

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Anmerkungen der Herausgeber

weisbar. Sherwood hält indessen die von ihm angeführte terminologische Unterscheidung nicht konsequent durch, sondern verwendet z.B. bei der Behandlung der modalen Aussagen häufig »propositio«, wo ••enuntiatio K Da K unmöglich bzw. falsch ist, nehmen wir seine Negation als zweite Prämisse hinzu: (2) - K Aus (1) und (2) folgt dann durch modus tollens: (3) - (P' 1\ P, 1\ P2) Hält man nun an der Wahrheit von P' und P 1 fest, so ergibt sich als weitere Prämisse: (4) (P' 1\ P 1) Aus (3) und ( 4) folgt dann: (5) - p2 Damit wäre P 2 indirekt bewiesen, ohne daß ein Fehlschluß der Nicht-Ursache als Ursache vorliegen würde. Ein solcher entsteht erst, wenn man an P 1 und P 2 festhält, woraus sich dann als weitere Prämisse (anstatt ( 4)) ergibt: (4') (P 1 1\ P2) Aus (3) und (4') folgt dann: (5') - P' Erst jetzt liegt deshalb ein Fehlschluß der Nicht-Ursache als Ursache vor, weil -P' indirekt bewiesen wurde, obwohl P' keine Ursache der Herleitung von K gewesen ist. 301 Kretzmann (1966, S. 164, Anm. 165, 166 und 167), der allerdings (wie auch Grabmann, 1937, S. 103,7 und Lohr, 1983, S. 290,295) von einer falschen Lesart (»in syllogizante« anstatt »insyllogisticae«) ausgeht, hält Sherwoods Ausführungen in diesem Absatz teils für »obscure«, teils für »Confused«. Zusätzlich verändert er »propositum« zu »propositahomo cucurrithomo currit< immo formalis respectu etc. Etiam secundum quod currere inest alicui supposito contradictorie, unde nomen est, significatio formalior est. Dico, quod sie tarnen utraque pars materialis ad nomen constituendum, tarnen in significatione nominis materialia sunt. add. V 215 dicendum] est add. V 218 determinatum] determinatio V 220 licet ... multis] om. V enim] tarnen V 221 et!] om. V 222 locutionis] sermonis V 226-228 tenendi ... potentia] om. V 230 licet supponit] supponit ibidem V tarnen potest] potest tarnen ibidem V 231 ibi] om. V etl] om. V 232 totiens] quotiens V quotiens] totiens V 233 ergo] om. V 234 vel ab aliquo] et V vim] in V 236 confundit] om. V 243 ad] suppositionem add. V 244 ut] om. V 245 sequitur] removetur V 247 determinatum] om. V 249 sequitur] ergo add. V a2] om. V 250-251 sed ... homine] om. V 252 consequens] sequens V in antecedens] magis V 253 confusarn et distributivarn] confusa autem et distributiva V 254 ut J unde V 256 solum J hominem add. V bene ... homo J sequitur unde omnis hominem videt hominis homo V 258 ad] a V 259 a confusa] ad confusarn V 261 ut ... tantum] om. V 263 aliquando] om. V 263-264 non ... currit] nominis omnis homo currit tantum hominis homo V 265 non possumus] om. V 269-270 suppositio ... supposita] supposito generaliter V 270 est] erit V 272 alia] quaedarn V 273 alia!] quaedam V ethaec] om. V 275 dictio] omne V 275-276 si ... copulans] om. V 278 est] et V 280 invenimus] invenies V copulatione] scilicet add. V 281 determinata] determinat V confusa2] tantum add. V 283 in praedicto] praedicato V 284 albus] asinus V in] de V 285 qualia] cuiusmodi V 289 substantivorum] est add. V 291 ad] a V 291-292 qualislibet ... ergo] om. V 292 et niger etc.] niger homo currit V 294 homo J currit add. V Socrates J currit add. V

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Appendix III

tale] enim add. V 295 accidens aliquod] trp. V sui] om. V 296 etiam] enim V distributivam] et add. V 297 etc.] homo currit V

LITERATURVERZEICHNIS

Bochenski, I.M. (1978): Formale Logik, 4. Aufl., Freiburg-München. Braakhuis, H. A. G. (1977): >The Views ofWilliam of Sherwood on Some Semantical Topics and Their Relation to Those of Roger BaconDie zweifache Einteilung der formalen Supposition bei William of Sherwood Topik und Syllogistik bei William ofSherwood