Eine Schweizer Kleinepiksammlung aus dem 15. Jahrhundert [1 ed.] 9783110955996, 9783484200395


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German Pages 111 [112] Year 1965

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INHALT
EINLEITUNG
I. VORREDE
II. FUCHS UND WOLF IM EIMER
III. FALKE UND EULE
IV. ZWEIERLEI BETTZEUG
V. EIN BÖSES WEIB SCHEIDET EINE EHE
VI. RESPICE FINEM
VII. DAS SÄCKLEIN WITZ
VIII. EIN SOHN BEISST DEM VATER DIE NASE AB
IX. DER WOLF ALS FISCHER
X. DER PFAFFE MIT DER SCHNUR
XI. DIE KATZE ALS NONNE
XII. ST.PETRUS UND DER HOLZHACKER
XIII. DER PFAFFE IM KÄSKORB
XIV. DER KOCH
XV. DIE ZWEI BROTE
XVI. DER WOLF UND DIE GEIGE
XVII. DER DANKBARE LINDWURM
XVIII. ZWISCHENREDE
XIX. DER BEICHTENDE STUDENT
XX. DIE GESTOHLENE MONSTRANZ
XXI. DER HÄSSLICHE PFAFFE
XXII. DIE SÜNDERIN
XXIII. DAS GESCHÄNDETE SAKRAMENT
GLOSSAR
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Eine Schweizer Kleinepiksammlung aus dem 15. Jahrhundert [1 ed.]
 9783110955996, 9783484200395

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TEXTBIBLIOTHEK

Begründet von Hermann Paul Fortgeführt von Georg Baesedce Herausgegeben von Hugo Kuhn Nr. 65

Eine Schweizer Kleinepiksammlung des 15. Jahrhunderts Herausgegeben von Hanns Fischer

M A X NIEMEYER VERLAG T Ü B I N G E N 1965

Mit 3

Abbildungen

© Max Niemeyer Verlag Tübingen 1965 Alle Rechte vorbehalten · Printed in Germany

INHALT

Einleitung

VII

I II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII

1 2 5 9 13 18 22 27 31 35 44 47 51 56 63 67 69 80 81 84 86 89 93

Vorrede Fuchs und Wolf im Eimer . . . . Falke und Eule Zweierlei Bettzeug Ein böses Weib scheidet eine Ehe . Respice finem Das Säcklein Witz Ein Sohn beißt dem Vater die Nase ab Der Wolf als Fischer Der Pfaffe mit der Schnur Die Katze als Nonne St. Petrus und der Holzhadcer . . . Der Pfaffe im Käskorb Der Koch Die zwei Brote Der Wolf und die Geige Der dankbare Lindwurm Zwischenrede Der beichtende Student Die gestohlene Monstranz . . . . Der häßliche Pfaffe Die Sünderin Das geschändete Sakrament . . .

Glossar

96

EINLEITUNG

Das in diesem Bändchen herausgegebene wenig bekannte Corpus spätmittelalterlicher Kleinepik verdankt seine Entstehung der literarischen Laune eines Dilettanten. Diesen war, während er Ulrich Boners .Edelstein' abschrieb, die Lust angekommen, selbst audi „bischaft zu machen", und da er gerade so schön im Zuge war, fügte er das Produkt dieser Anwandlung - 21 episch-didaktische Kurzerzählungen in Boners Manier - gleich seiner Abschrift an. Nicht ohne selbstkritische Zweifel und Bedenken. Zwei Stellen legen davon Zeugnis ab, die „Zwischenrede" vor den Mirakelgeschichten des Schlußviertels und die Praefatio, die mit ihrer Anfangszeile Sid dis buoch ein ende hat unmittelbar an den Schlußvermerk des Boner-Teils Also hat dis buch ein ende / got vns sin göttlichen segen send / Amen anknüpft. Wer dieser Mann war, ist nicht überliefert, und was sich indirekt über ihn ermitteln läßt, bleibt dürftig.1 Seine Mundart zeigt, daß er in der nördlichen Schweiz zuhause war. Vielleicht darf man an den Aargau denken, weil in X X ein beim Städtchen Brugg geschehenes Hostienwunder berichtet wird. Dieses Geschehnis könnte auch einen genaueren Anhaltspunkt für die Lebenszeit des Autors liefern, doch ist eine historische Identifizierung bisher nicht gelungen. 2 So Vgl. Hans-Friedrich Rosenfeld, Mittelhochdeutsche Novellenstudien. Leipzig 1927 (Palaestra 153) S. 108-122 [speziell zu Nr. VHj und Samuel Singer, Die mittelalterliche Literatur der deutschen Schweiz. Frauenfeld/Leipzig 1930. S. 91 f. ' In der Zusammenstellung P. Browes (Die eucharistischen Wun-

1

VII

müssen wir uns vorläufig mit der groben Datierung „erste Hälfte des 15. Jahrhunderts" begnügen. Die Handschrift, die unser Denkmal - nicht im Original, sondern bereits wieder als Abschrift - enthält, ist der Codex 643 der Stiftsbibliothek St. Gallen, der aus dem Nachlaß des Schweizer Staatsmanns und Gelehrten Aegidius Tschudi (1505-1572) dorthin gelangte. Es handelt sidi um einen Papiercodex von 260 Seiten in Folio,3 von denen allerdings nur die Seiten 1-239 dem ursprünglichen Bestände angehören; der Rest wurde erst durch Tschudi beigebunden. Was dieser ursprüngliche Bestand an Texten enthält, ist bis auf winzige Splitter auf den Seiten 157, 158 und 183 durchwegs von einer Hand, wenn auch nur bis S. 157 in einem Zuge, dann mit größeren Intervallen geschrieben. Schreiber war, nach E. Dürrs (s. Anm. 3) glaubwürdiger Vermutung, der Landschreiber von Glarus, Rudolf Mad. Als Entstehungszeitraum ergibt sich aus den historischen Mitteilungen das dritte Viertel des 15. Jahrhunderts.

3

der des Mittelalters. Breslau 1938) fehlt jeder Hinweis. Die von J. von Laßberg geäußerte Ansicht (Anz. f. Kunde d. dt. Vorzeit 5, 1836, Sp. 192-195¡ dort Sp. 195), daß es sich um das für den 24. Mai 1447 und den Ort Ettiswil bezeugte Hostienwunder handelt, ist irrig, wie sich allein aus der Diskrepanz der Lokalisierung ergibt. Auch im Archiv von Brugg finden sich nach freundlichem Hinweis von Dr. Max Banholzer keine Belege. Die Nachricht in S. Heubergers .Geschichte der Stadt Brugg bis zum J a h r e 1415'. Brugg 1900. S. 55f. beruht auf J. Baechtolds Textabdruck (s.u.) und auf E. L. Rochholz, Wanderlegenden aus der oberdeutschen Pestzeit von 1348 bis 1350. Aarau 1886 (= Argovia XVII). Alle Angaben nach: Gustav Scherrer, Verzeichnis der Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen. Halle 1875. S. 210f.¡ J o h a n n e s Dierauer (Hrsg.), Chronik der Stadt Zürich. Mit Fortsetzungen. Basel 1900. S. XXXIIf.; Emil Dürr, Die Chronik des Rudolf Mad, Landschreibers von Glarus (Dritte Fortsetzung der Chronik der Stadt Zürich), Basler Zs. f. Gesch. u. Altertumskde 9 (1910) S. 95-110; dort S. 95f. Für Hinweise danke ich HerrnStiftsbibliothekar Dr. Duft.

VIII

Inhalt: 1-89 Ulrich Boners .Edelstein' in der 3. Redaktion (84Fabel-Text), und zwar sind vorhanden (nach der Ausgabe von F.Pfeiffer, Leipzig 1844): IX 28-49, XII, IV, VIII, 36-46, Χ, XI, XIII, XIV, X X V I I - X C V I . 80 Federzeichnungen im Text. 89-128 21 Kleinerzählungen des Schweizer Anonymus. 131-157 Von Rudolf Mad überarbeiteter Auszug aus der .Zürcher Chronik', die Jahre 1313-1433 umfassend (teils in den Lesarten berücksichtigt, teils im vollen Wortlaut abgedruckt durch J. Dierauer [s. Anm. 3] besonders S. 226-232). 159-201 Sog. Glarner Fortsetzung der .Zürcher Chronik' von Rudolf Mad, die Jahre 1460-1478 umfassend (abgedruckt durch J. Dierauer [s. Anm. 3] S. 233-271). Daß die poetischen Fähigkeiten unseres Anonymus nicht allzu hoch zu veranschlagen sind, zeigt schon ein Blick auf den mangelhaften Versbau und die geringe sprachliche Variationsbreite der Erzählungen. Sein allgemeines Bildungsniveau kann indessen nicht ganz schlecht gewesen sein. Immerhin war er imstande, Stoff aus schriftlicher („als ich las" VII, 2; XVII, 2; XXII, 2; „als man an den buochen geschriben tìnt" VIII, 4; „als ich an einem buoche las" IX, 6; „als man list" XIX, 2) oder mündlicher Quelle („als ich ein bredgi han gehört" XVIII, 4¡ „han ich gehört sagen" XX, 2) aufzunehmen. Immerhin zeigte er sich in der Lage, das lateinische Zitat VI, 35 sprachlich und metrisch korrekt wiederzugeben (das falsche agas möchte ich auf das Konto des Abschreibers setzen). Und schließlich besaß er auch die gewiß nicht alltägliche Fähigkeit, die Melodie eines Liedes zu notieren. Dieses Lied XII, 78 a-e ist recht eigentlich das Glanzstück der Sammlung. Schon der Einfall allein, einer Erzählung durch Einschub einer funktional verankerten Gesangspartie einen besonderen Effekt zu verleihen - in der mittelalterIX

lichen deutschen Kleinepik ist dies ein Unikum -, verdient Beachtung. Noch mehr die Eigenart des Lieds. Es handelt sich ja um eine textlich auf die besondere Situation ihrer „Aufführung" eingerichtete Parodie eines kirchlichen Prozessionslieds. Der Zielpunkt dieser Parodie ist aber nicht einfach ein literarischer und liturgischer Typus, sondern ein ganz bestimmtes, wahrscheinlich sehr bekanntes Lied, das in seiner ursprünglichen Gestalt anscheinend verloren ist, sich aber - wie Walter Salmen gezeigt hat 4 - in seiner Spätwirkung im 16. und 17. Jahrhundert deutlich fassen läßt. Wenn diese Parodie von unserem Autor selbst geschaffen wurde, ihm also nicht bereits aus einer Quelle zufloß, so zeigt sie ihn uns als einen Mann von Witz und geistiger Beweglichkeit. Die nachfolgend gedruckten Texte sind nach einem ersten Hinweis durch Joseph von Laßberg (mit Mitteilung von Nr. I und XII, s. Anm. 1) vor 77 Jahren bereits einmal vollständig veröffentlicht worden, 5 doch begnügte sich der Herausgeber Jacob Baechtold mit einem rohen (in manchen Punkten recht ungenauen) Handschriftenabdruck. Was diesen Abdruck vor allem beeinträchtigt, ist eine Reihe von z. T. schwerwiegenden Lesefehlern wie mir statt ü t (XIII, 49), den statt ein (XIII, 13), sachen statt sach nu (X, 110), niends statt niems (III, 59), rat statt iar (XXIII, 6) u. a. Der Baechtoldschen Editio princeps gegenüber weist die neue Ausgabe folgende Einrichtung auf: 1. Der Text wurde interpungiert und in Abschnitte gegliedert (die Absetzung des Epimythions von der Erzählung ist in den meisten Fällen bereits in der Handschrift durch das Alinea-Zeichen am Rande angezeigt, dessen Vorkommen ich stets im Apparat vermerke). 4

6

X

Zur Geschichte eines mittelalterlichen geistlichen Fahrtenliedes, Jb. f. Liturgik u. Hymnologie 10 (1965) [im Druck], Einundzwanzig Fabeln, Schwanke und Erzählungen des XV. Jahrhunderts, Germania 33 (1888) S. 257-283.

2. Groß- und Kleinschreibung, Worttrennung und Wortverbindung wurden einheitlich geregelt. 3. Abkürzungen wurden aufgelöst (" = n, en, m¡ ñ = en; vn = und, vii = umb¡8 = τ, er¡ dz = das-, wz = was-, spch = sprach; dazu die Abbreviatur für quid und für et). 4. i und j, u und ν wurden in der üblichen Weise geschieden. 5. y wurde stets durch i ersetzt, ζ durch s in Fällen wie ieidz (II, 44 u. ö.), halbz (III, 55), ichz (V, 29), wirtzhus (VII, 21), gütz (XIII, 49 u.ö.), woltz (VIII, 118), ziechentz (XIII, 78 c), ¡andz (XXIII, 3), sacramentz (XXIII, 29). 6. Graphische Doppelkonsonanz (dazu tz und de, nicht aber ss) wurde nach Konsonant, Diphthong und Langvokal vereinfacht, ebenso in ett- (ettwas u. ä), -inn (darinn u. ä.), -11 in (kindellin), -schafft, schrifft, hell ff en. Ein besonderes Problem stellte die Wiedergabe der diakritischen Zeichen über den Vokalen α, o und u. über α und o findet sich nur der doppelte Punkt. Er bezeichnet über o bis auf folgende sechs Ausnahmen: fröwen (V, 21), schöwen (IX, 42. X, 124), getön (IX, 93), tön (XVI, 23), zerhöwen (X, 190), spött (XII, 52), wo es sich einfach um einen Schreiberirrtum handeln dürfte, stets den Umlaut. Uber α ist diese Funktion nur in einem Teil der Fälle zu sichern (und nur dort gebe ich die Punkte wieder). Was der Schreiber in den anderen Fällen damit gemeint haben kann, ist mir unklar geblieben, über u begegnet einmal der Zirkumflex, der konsequent zur Bezeichnung des Umlauts von u (kurz und lang; beide Male durch ü wiedergegeben) verwendet ist, zum andern ein Zeichen, das je nach der Sorgfältigkeit der Ausführung als Kreis, oben offener Halbkreis, zwei kurze senkrechte Striche oder zwei Punkte erscheint. Damit ist sowohl der Diphthong uo als sein (viel seltenerer) Umlaut üe bezeichnet. Da der graphische Befund keine Differenzierung des Gemeinten erlaubte, mußte ich auf Grund sprachgeXI

schichtlicher Erwägungen zwischen den beiden Möglichkeiten entscheiden. Der Apparat verzeichnet bei den wenigen im Text notwendigen Besserungen - die von Baechtold übernommenen sind durch Β beim Lemma gekennzeichnet - die überlieferte Lesung der Handschrift. Das kleine Wörterbuch am Schluß ist als eine erste Hilfe zum Einlesen, besonders für den studentischen Benutzer gedacht und glossiert entsprechend nur eine bescheidene Auswahl seltener Wörter und Wortformen. Die Übertragung der Liedmelodie aus XIII besorgte W. Salmen. Die Notation (s. Abb.) zeigt f-Schlüssel und Distinktionsstriche zur Abtrennung der Wörter und der dazugehörigen Noten. Was die regellosen Aufwärts- und Abwärtskaudierungen bedeuten sollen, bleibt unklar. Die Annahme eines 4 A-Taktes ist durch jüngere Überlieferung der Melodie gesichert, die Rhythmisierung im einzelnen nur aus Andeutungen erschlossen, weshalb die Taktstriche gestrichelt eingezeichnet wurden. Die b-Vorzeichnung ist ergänzt.

XII

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S e i t e 124

^ S

I

VORREDE Sid dis buoch ein ende hat,

89 a

so wil ich ouch ein torentat in dis buoch s c h r i b e n , ob ich nu möcht beliben 5

an hinderred um dis sach, das ich ouch bischaft mach und doch nit Witzen darzuo han. e s dunkt mich ouch s e l b s t o r l i c h getan, doch mag ich e s nit underwegen lan.

10

min narrenwort muos ich h i e r i n han und wil e s s c h r i b e n hiein, sölt joch ich i e m e r ein t o r e sin. doch wem e s nit gevalle wol, dem r a t ich, das e r sol

15

underwegen lassen sin lesen und sol mich ouch l a s s e n gnesen. also heb ich es an, e s s i joch wol aid übel getan.

Nach 18 13 Zeilen Leerraum

1

II

FUCHS UND W O L F IM E I M E R ( E ) i n s m a i s kam ein fuchs gérant,

89b

da e r einen galtbrunnen fand, e r luoget v i i fast darin, e r gedacht: „was mag das s i n ? " 5

zwen e i m e r darab Mengen, die uf und nider giengen. in einen e i m e r e r do s p r a n g , d e r e i m e r mit dem fuchs nider t r a n g . der ander e i m e r gieng ü b e r sich do.

10

des ward d e r fuchs g a r unfro, won e r muost beliben darin, das was g a r sin ungewin. Ein wolf kam darzuo geloufen. e r s p r a c h : „ina woffen woffen!

15

sag an, l i e b e r g e s e l l e min, m i c h wundert, wie das müg sin, das du in dem tiefen loch l i s t und dir doch nüt g e b r i s t . " der fuchs hofflichen s p r a c h ,

20

do e r den wolf e r s t a n s a c h : „ l i e b e r wolf, ich sag dir das, das m i r all min tag nie so wol was." 2

90 a

der wolf sprach: „lieber geselle min, hilf m i r ouch zuo dir hinin." 25

e r sprach: „uf min eid,das sol sin, won du bist der best geselle min. tritt in den eimer, das rat ich dir, so kunst wol herab zuo mir." Der wolf in den e i m e r s a s s .

30

davon der fuchs vil fro was, won der wolf zoch mit dem e i m e r nider. damit kam der fuchs herwider. der wolf muost in dem brunnen sin. das was gar sin unge win.

35

do e r nebent den fuchs kam, do ruoft der fuchs in faltschlich an und sties in darumb, das er im nit endrunn und dester f a s t e r wägi nider.

40

der fuchs sprach: „nu hin, ich kum nit wider; und l a s s dir vil wol wesen. ich bin nu wol genesen." Wer allen zungen geloubet wol, der wirt vil dik herzleids vol

45

und wirt betrüebt an sinem herzen

35

nebent B] nement

43

geloubet B] gelobet

3

und muos liden g r o s s e n s c h m e r z e n , v a l s c h e zunge stiftet das, das bruoder bruoder wirt gehas. das selb der v a t t e r ouch tuot. 50

b ö s e wort werdent n i e m e r guot. den v a l s c h e n ruochte, wie e s g s c h ä c h e , das e r sin fründ in k u m e r s ä c h e , durch das e r in fröiden möcht w e s e n . v o r im kan nieman genesen .

55

w e r wil sin in der wolnüst, die im nit erkant i s t , und si nit erkennen wil und nit s i e h t , ob e s s i ein gewüs spil, und gälich darzuo ziechen wil,

60

genüst e r des, das ist nit v i l . w e r züchet ab e i n e r guoten statt, da e r sich mit e r e n wol begat, und e r da vil wol möcht b e s t a n , d e r dunkt mich ein unwiser man.

65

i m möcht wol a l s dem wolf b e s c h e c h e n . doch wil ich dawider nit m e j e c h e n .

50

b . w o r t werdent B] b . w o r t wort werdent

53

mocht

4

90b

ob e i n e r ziicht an ein s t a t t , d a e r s i c h m i t e r e n wol begat und s i i m ist v i l wol kunt getan 70

und b e w e r t von m ä n g e m b i d e r m a n : hätt d e r wolf a l s o getan, s o möcht e r noch wol sin l e b e n han.

III F A L K E UND E U L E ( E ) i n v a l k floug in einen wald. d e r f i e n g g a r s c h n e l l und bald v i l vogel, die e r do v a n d . e r w a s d e r ü l e n wol e r k a n t . 5

Zuo d e m v a l k e n k a m die üle do m i t i r o Worten und s p r a c h a l s o : „ach v a l k , küng und h e r r e m i n , m ö c h t e s an ü w e r n gnaden sin, sid i r d e r Voglen s o vil v a c h e n t ,

10

s o bitt ich üch, d a s i r nit gachint und m i r m i n e kind nit e s i n d . d e r t r ü w wil ich n i e m e r v e r g e s s e n . "

Nach 72 9 Zeilen Leerraum 5

der valk sprach: „wer sint dine kint?" si sprach: „die schönschten,die im wald sint, 15

(die essint nit,)die sint min." e r sprach:„wolhin, das sol sin. die schönschten wil ich lassen gan und wil die ungeschaffnen alle van und wil si essen alle gar."

20

Der falk floug hin an alle var und kam zuo der ülen kind, e r sprach: „ich sich wol, das die sint die ungeschaffnesten, die man fint. si sint nit der ülen kind,

25

won si sprach, es werint die schönschten vögelin, die in dem wald möchten sin." der valk all jung ülen verschland, die er in dem wald iena fand. Die alt ül kam zuo dem valken do

30

gar truriklich und sprach also: „o her, wie hant i r min v e r g e s s e n ! mine kind hant i r alle gessen und hant enkeines hin lan komen."

15

Ergänzung gestützt durch V. 11 u. 39

25

schonschte; vögelin BJ vög el

6

Ί

5

gib

der valk sprach: „ a l s ich han vernomen, 35

so hau ich e s nit getan. die schönschten han ich l a s s e n gan und han die ungeschaffne st en f r e s s e n . " s i sprach: „das kan ich niemer v e r g e s s e n , die ir assent, die warent min. -

40

mich wundert, wie das müge sin. ich wand, si werint die schönschten kint. nu merk ich, das si sint die ungestaltesten vögelin die in dem wald mügent sin."

45

Sölicher lüten man ouch vil vint, der ungezogen sint ir kint und darzuo enkeinen -wandel hant und ouch selten in Schönheit stant und ouch niemer kunnent werden

50

und doch wend, das uf erden kein schöner kreentur müg sin denn dieselben kindelin, und was s i tuond, das dunkt s i guot. s i hant sicher ein tumen muot.

36

han Β] an

51

müg B] mug

40

muge 52

45