Ehering und Eisenkette: Lösegeld- und Mitgiftzahlungen im 12. und 13. Jahrhundert 9783515113748

Lösegelder und Mitgiften waren im Mittelalter wichtige Bestandteile adligen Lebens und gängige Formen der Geld- und Zahl

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Vorwort
INHALT
I. EINLEITUNG
1. FORSCHUNGSSTAND
2. QUELLEN UND QUELLENPROBLEME
3. MEtHODISCHES VORGEHEN
II. DIE BEDEUTUNG DES GELDES FÜR DEN ADEL DES 12. UND 13. JAHRHUNDERTS
III. DER PREIS DER FREIHEIT: DIE LÖSEGELDER
1. DIE URSPRÜNGE
1.1. Kontinuität und Novität
1.2. Ethos, Turnier und Pragmatismus
2. DIE BEDEUTUNG VON LÖSEGELDERN INNERHALB DES MITTELALTERLICHEN KRIEGSWESENS
3. LÖSEGELDER IN RECHt UND BEWUSSTSEIN
3.1. Die Suche nach dem Ethos
3.2. Recht und Pflicht
4. ZWISCHEN GEFANGENNAHME UND FREILASSUNG
4.1. Haftbedingungen
4.2. Reden ist Silber: Die Verhandlungen
4.3. Sicherheiten
5. DIE LÖSEGELDER CHRISTLICHER GEFANGENER
5.1. Gefangene Könige
5.2. Si aliquis… ab hostibus caperetur – Fürsten, Grafen, Ministeriale
5.3. Kleriker als Gefangene
IV. BRAUTSCHATZ ODER SCHATZ BRAUT: DIE MITGIFTEN
1. EHEN UND MITGIFTEN IN DER CHRISTLICHEN GESELLSCHAFT DES MITTELALTERS
2. DURCH WORTE ZUM ERFOLG: DIE VERHANDLUNGEN
3. DIE MITGIFTEN CHRISTLICHER HERRSCHERDyNASTIEN
3.1. Die Ehen der Stauferkönige
3.2. Geld, Herrschaft, Macht: Die Heiratsverbindungen der Plantagenêts
4. DIE MONETÄREN MITGIFTEN DES EUROPÄISCHEN FÜRSTEN-, HOCH- UND MITTLEREN ADELS IM RÖMISCH-DEUTSCHEN rEICH UND IN FRANKREICH
4.1. Vorbemerkung
4.2. Der Wunsch nach sozialem Aufstieg: Hermann I. von Henneberg
4.3. Ehen und ihre politische Funktion
4.4. Modalitäten der Mitgiftzahlungen
5. EXKURS: VERWOBEN UND VERSTRICKT: DIE EHEN DER KREUZFAHRER MIT DEM KöNIGREICH ARMENIEN
6. MITGIFTEN OHNE GELDBEZUG
V. AUF DER SUCHE NACH EINEM TARIFSYSTEM: DIE LÖSEGELD- UND MITGIFTSUMMEN DES 12. UND 13. JAHRHUNDERTS IM VERGLEICH
1. LÖSEGELDER
1.1. Moral und Realität: Die Bewertung von Lösegeldern durch die zeitgenössischen Autoren
1.2. Nur nackte Zahlen? – Die Analyse der Lösegeldbeträge
1.3. Verweigerung der Auslösung
2. MITGIFTEN
2.1. Mitgiften und ihre Verbindung zur sozialen Stellung der Brautleute und Brauteltern
2.2. was die Zahlen sagen
2.3. Die Betragsspannen
VI. DIE LöSEGELDER UND MITGIFTEN IM 12. UND 13. JAHRHUNDERt – EINE BILANZ
VII. ANHANG
VIII. ABKÜRZUNGEN
IX. QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS
1. UNGEDRUCKTE QUELLEN
2. GEDRUCKTE QUELLEN UND REGESTEN
3. LITERATUR
X. REGISTER
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Ehering und Eisenkette: Lösegeld- und Mitgiftzahlungen im 12. und 13. Jahrhundert
 9783515113748

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Janis Witowski

Ehering und Eisenkette Lösegeld- und Mitgiftzahlungen im 12. und 13. Jahrhundert

Geschichte Franz Steiner Verlag

VSWG – Beiheft 238

Janis Witowski Ehering und Eisenkette

vierteljahrschrift für sozialund wirtschaftsgeschichte – beihefte Herausgegeben von Günther Schulz, Jörg Baten, Markus A. Denzel und Gerhard Fouquet

band 238

Janis Witowski

Ehering und Eisenkette Lösegeld- und Mitgiftzahlungen im 12. und 13. Jahrhundert

Franz Steiner Verlag

Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Deutschen Forschungsgesellschaft

Umschlagabbildung: Vertragsurkunde aus dem Jahr 1225, die die Auslösung Waldemars II. von Dänemark und seines Sohnes regelt. Signatur: Landeshauptarchiv Schwerin, 1.1–13–2 Verträge mit außerdeutschen Staaten – Dänemark, Nr. 5b. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. © Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2016 Druck: Offsetdruck Bokor, Bad Tölz Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. Printed in Germany. ISBN 978-3-515-11374-8 (Print) ISBN 978-3-515-11375-5 (E-Book)

Vorwort Dass aus einer Idee eine Dissertation und aus einer Dissertation ein gedrucktes Buch wurde, ist nicht das Verdienst eines einzelnen, sondern das von vielen: Meine besondere Dankbarkeit gilt meinem Doktorvater, Herrn Professor Dr. Bernd Schneidmüller (Heidelberg), der mir die einzigartige Gelegenheit gab, meine Fragestellung im rahmen des Forschungsprojektes „Geld, Gunst und Gnade. Die Monetarisierung von Politik und Frömmigkeit im 12. und 13. Jahrhundert“ zu entwickeln und der meine Untersuchung stets mit wohlwollen und konstruktiver Kritik unterstützte. Darüber hinaus möchte ich Herrn Professor Dr. Niklas Jaspert (Heidelberg) danken, der bereit war, das Zweitgutachten der Arbeit zu übernehmen. An dieser Stelle möchte ich auch die Philosophische Fakultät der ruprecht-Karls-Universität Heidelberg dankend erwähnen, die meine Arbeit 2015 als Dissertation angenommen hat. Ich freue mich sehr, dass diese von den Herausgebern der Vierteljahrschrift für Sozialund wirtschaftsgeschichte, in Person von Professor Dr. Günther Schulz (Bonn) und Professor Dr. Gerhard Fouquet (Kiel), in die reihe der VSwG-Beihefte aufgenommen wurde. Dankbarkeit schulde ich zudem der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), ohne deren finanzielle Förderung des oben genannten Projektes diese Arbeit vermutlich nicht in dieser Form entstanden wäre. Meine Projektkollegen, Herrn Dr. Andreas Büttner und Herrn Alexander wolny (beide Heidelberg), möchte ich in besonderer weise danken. Mit ihnen verbindet mich nicht nur eine stets fruchtbare, dreijährige Zusammenarbeit im Projekt, sondern auch die während dieser Zeit entstandene Freundschaft. Mit großem Interesse und nützlichen Hinweisen hat Herr Professor Dr. Klaus van Eickels (Bamberg) den Fortgang meiner Studien begleitet. Für Gespräche und einen anregenden eMail-Verkehr möchte ich mich bei Frau Dr. des. Mirjam reitmayer (Bochum) und Dr. Bastian walter-Bogedain (wuppertal) bedanken, deren Forschungen zu spätmittelalterlichen Gefangenschaften mir zahlreiche methodische Anregungen gaben. Zum Schluss und aus tiefstem Herzen möchte ich meiner Familie und meinen Freunden danken, ohne deren tatkräftige Unterstützung und gelegentlichen Ablenkungen es wohl nicht möglich gewesen wäre, eine Dissertation in drei Jahren und ohne Stressmomente zu verfassen. Dank gebührt vor allem meiner Ehefrau und großen Liebe Lisa witowski, die mir alle Freiräume zum Arbeiten eingeräumt und mir zu jeder Zeit Mut für die berufliche Zukunft gemacht hat. Wegen des stundenlangen Korrekturlesens und ihres fachkundigen rats kommt ihr ein großer Anteil an dieser Arbeit zu. Groß ist auch die Dankbarkeit, die ich meinen Eltern, Betina witowski und Dr. Bernd witowski, schuldig bin, nicht nur weil sie mir das Studium ermöglichten, sondern auch weil sie mich zu jeder Zeit in meiner Entscheidung zum Geschichtsstudium unterstützt haben. Namentlich möchte ich auch alldenjenigen Dank sagen,

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Vorwort

die die Kapitel meiner Dissertation mit stoischer ruhe gelesen und geprüft haben: meiner Schwiegermutter Angela rommeiß, meinem Vater Dr. Bernd witowski, meinem Bruder Elias witowski sowie wiebke Gröbel-Uhlig, Johanna Hilpert, Anastasia Krügel, Martin Gretscher, Sven Henkies, Andreas Hilpert, Marc Holland-Cunz und Andy Uhlig. Ein letzter Dank sei meinem kleinen Sohn theodor radu ausgesprochen, der mit seiner Geburt solange gewartet hat, bis ich das Promotionsverfahren abschließen konnte. Dadurch war es mir möglich, mich ohne Ablenkung auf sein Erscheinen zu freuen. Bamberg, September 2015

Janis witowski

INHALt

INHALt

INHALt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 I.

EINLEItUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Forschungsstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Quellen und Quellenprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Methodisches Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

11 14 17 22

II. DIE BEDEUtUNG DES GELDES Für DEN ADEL DES 12. UND 13. JAHrHUNDErtS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 III. DEr PrEIS DEr FrEIHEIt: DIE LöSEGELDEr. . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 1. Die Ursprünge. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 1.1. Kontinuität und Novität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 1.2. Ethos, turnier und Pragmatismus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 2. Die Bedeutung von Lösegeldern innerhalb des mittelalterlichen Kriegswesens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 3. Lösegelder in recht und Bewusstsein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 3.1. Die Suche nach dem Ethos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 3.2. recht und Pflicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 4. Zwischen Gefangennahme und Freilassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 4.1. Haftbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 4.2. reden ist Silber: Die Verhandlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 4.3. Sicherheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 5. Die Lösegelder christlicher Gefangener . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 5.1. Gefangene Könige . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 5.1.1. Balduin II. von Jerusalem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 5.1.2. richard I. von England . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 5.1.3. waldemar II. von Dänemark . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 5.1.4. richard von Cornwall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 5.1.5. wenzel von Böhmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 5.2. Si aliquis… ab hostibus caperetur – Fürsten, Grafen, Ministeriale. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 5.2.1. Lösegelder unter Johann ohneland . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 5.2.2. Das Heer der Gefangenen von Bouvines . . . . . . . . . . . . . . 115 5.2.3. Die Gefangenschaften ottos und Albrechts von Braunschweig-Lüneburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 5.2.4. Kollektivlösegeld: Der Kreuzzug Ludwigs IX. von Frankreich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 5.2.5. Von weh und Leid der Quelleninterpretation: Die Gefangenschaft Markgraf ottos IV. von Brandenburg . . . 138

8

Inhalt

5.3. Kleriker als Gefangene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3.1. Im Auftrag des Papstes: Die Gefangenschaft des Bamberger Bischofs Heinrich von Bilversheim . . . . . . . . 5.3.2. Königswahl und Lösegeld: Gerhard von Dhaun, Erzbischof von Mainz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3.3. Die gescheiterten Ambitionen der Kölner Erzbischöfe Konrad von Hochstaden, Engelbert II. von Falkenburg und Siegfried von westerburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

146

IV. BrAUtSCHAtZ oDEr SCHAtZ BrAUt: DIE MItGIFtEN . . . . . . . 1. Ehen und Mitgiften in der christlichen Gesellschaft des Mittelalters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Durch worte zum Erfolg: Die Verhandlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Die Mitgiften christlicher Herrscherdynastien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1. Die Ehen der Stauferkönige . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.1. Konrad III. und Byzanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.2. Herrschaft und Geld: Die Mitgiften Barbarossas und seiner Söhne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.3. Die Mitgift als Köder: Die Heiratsangebote für Heinrich (VII.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.4. Eine Ehe zur Konsolidierung: Friedrich II. und Isabella von England . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2. Geld, Herrschaft, Macht: Die Heiratsverbindungen der Plantagenêts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.1. territoriale Mitgiften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.2. Monetäre Mitgiften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Die monetären Mitgiften des europäischen Fürsten-, Hoch- und mittleren Adels im römisch-deutschen reich und in Frankreich . . . . . 4.1. Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2. Der wunsch nach sozialem Aufstieg: Hermann I. von Henneberg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3. Ehen und ihre politische Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4. Modalitäten der Mitgiftzahlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Exkurs: Verwoben und verstrickt: Die Ehen der Kreuzfahrer mit dem Königreich Armenien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Mitgiften ohne Geldbezug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

175

V. AUF DEr SUCHE NACH EINEM tArIFSyStEM: DIE LöSEGELD- UND MItGIFtSUMMEN DES 12. UND 13. JAHrHUNDErtS IM VErGLEICH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Lösegelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1. Moral und realität: Die Bewertung von Lösegeldern durch die zeitgenössischen Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2. Nur nackte Zahlen? – Die Analyse der Lösegeldbeträge . . . . . . . 1.3. Verweigerung der Auslösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

147 154 158

175 178 179 179 180 182 193 196 201 201 203 215 215 216 219 223 228 235

241 241 243 247 257

Inhalt

2. Mitgiften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1. Mitgiften und ihre Verbindung zur sozialen Stellung der Brautleute und Brauteltern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2. was die Zahlen sagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3. Die Betragsspannen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

9 260 261 263 265

VI. DIE LöSEGELDEr UND MItGIFtEN IM 12. UND 13. JAHrHUNDErt – EINE BILANZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269 VII. ANHANG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275 VIII. ABKürZUNGEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299 IX. QUELLEN- UND LItErAtUrVErZEICHNIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Ungedruckte Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Gedruckte Quellen und regesten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

301 301 301 311

X. rEGIStEr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329

I. EINLEItUNG

I. EINLEItUNG

I. EINLEItUNG Dem modernen Europäer stehen Mitgiften und Lösegelder nahezu fern. Heiratenden Frauen eine Aussteuer mitzugeben, gilt als antiquierte Unsitte, die mehr den Charakter eines Verkaufs der Braut hätte als den einer selbstständigen Lebensentscheidung. Von dem Fortbestehen dieses Brauches in Indien ist kaum etwas bekannt.1 Allein die Praxis des Lösegeldes besitzt eine gewisse Aktualität. Nicht ohne berechtigte Anteilnahme hervorzurufen, berichteten die Medien dieser tage wiederholt von Entführungen von Geschäftsleuten, Journalisten und touristen im Irak und auf den Philippinen, für deren Freilassung hohe Geldsummen gefordert wurden. In den Zeitungen war von ganzen Schiffsbesatzungen zu lesen, die von somalischen Piraten erst gegen Zahlung gewaltiger Lösegelder freigelassen worden waren. wer in potentielle Gefahrengebiete reist, kann durch Abschluss einer Lösegeldversicherung das risiko der Zahlungsunfähigkeit mindern.2 Als Mittel terroristischer und paramilitärischer Kriegsfinanzierung bleibt die Praxis des Freikaufs im Bewusstsein einer sich freiheitlich-demokratisch rühmenden Gesellschaft aber ebenso randständig wie die Mitgiften früherer Epochen. In der Adelsgesellschaft des hohen und späten Mittelalters war dies anders. Dort waren Verhandlungen über Mitgiften und Lösegelder fester Bestandteil des gemeinschaftlichen Lebens. Vor allem aber waren sie Mittel der Politik – erstere besonders in Zeiten des Friedens, letztere in Zeiten des Krieges. wie eng beide Phänomene mit der adligen Lebenswelt verknüpft waren, zeigt eine Anekdote aus der Vie de Saint Louis des französischen ritters Johann von Joinville († 1317). Johanns Bericht soll an dieser Stelle kurz paraphrasiert werden: Graf Heinrich I. von Champagne (amt. 1151–1181) sei dereinst auf dem weg zur Messe von einem mittellosen ritter und seinen beiden töchtern aufgehalten worden. Kniend bat dieser seinen Herrn, ihm etwas zu geben, damit er die Mädchen aussteuern und verheiraten konnte. Noch ehe der Graf antworte, habe ein reicher Bürger aus dem gräflichen Gefolge das Wort an sich gerissen und den Bittenden gescholten, dass er seinen Herrn auf so ungenierte weise anbettle. Erzürnt über die Hartherzigkeit des Mannes habe Heinrich von Champagne dem ritter erlaubt, diesen zu seinem Gefangenen zu machen. Der eben noch mittellose ritter habe den wink sofort verstanden und den Bürger ergriffen.

1

2

Nur im Zuge von besonders grausamen Gewalttaten, die im Zusammenhang mit der Mitgiftpraxis gesehen werden, erreichen Informationen zur Sitte der Aussteuer in anderen teilen der welt den gebildeten Europäer. So erschien 2001 im Spiegel (Ausg. 3/2001) ein Artikel mit dem titel „Blutbad um Mitgift“, in welchem die Mitgift-Mordstatistik Indiens mit damals aktuellen Beispielen untermauert wurde. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-18257552.html; zuletzt ges. 22.01.2015. Vgl. dazu den onlineartikel der FAZ vom 17. November 2014 auf http://www.faz.net/aktuell/ politik/deutsche-unternehmen-versichern-opfer-von-entfuehrungen-13268025.html; zuletzt ges. 11.12.2014.

12

I. Einleitung

Erst als dieser sich für 500 Pfund losgekauft hätte, sei er freigelassen worden.3 Dass sich die Episode tatsächlich so zugetragen hat, muss in Zweifel gezogen werden. Johann von Joinville ging es vor allem darum, die gerechtfertigte Verleihung des Beinamens Heinrichs von Champagne, Le Large (der Freigiebige), herauszustellen. Ungeachtet dessen zeigt der Autor die Exklusivität der französischen Adelsgesellschaft an, in der die angemessene Ausstattung der eigenen töchter keine Lappalie darstellte. Graf und ritter wussten um die Bedeutung der Angelegenheit. Nur der Bürger verkannte die Situation, da er sich in eine Lebenswelt hineinzudrängen versuchte, deren werte er weder kannte noch verstand. Natürlich wurden Bürgerstöchter bei ihrer Hochzeit ebenfalls mit einer Mitgift bedacht. Der bürgerliche Protagonist in Joinvilles Anekdote verkannte allerdings die im Adel vorherrschenden Moralvorstellungen. Einem Lehnsherrn stand es gut an, seinen Vasallen, zu denen der ritterliche Bittsteller sicherlich gehörte, in Notzeiten zu helfen. Letztlich wurde der Bürger ein opfer seiner eigenen Unverfrorenheit und Unwissenheit. Auch ohne explizite Aufforderung war dem bittenden ritter bewusst, welches Angebot ihm der Standesgenosse gemacht hatte. Die bedeutsame rolle von Mitgiften und Lösegeldern geht auch aus dem Mo­ ralium dogma philosophorum, einem Cicero-Kommentar aus dem 12. Jahrhundert, hervor. Darin richtete der Verfasser einen Appell an die Großen seiner Zeit: Die tugend der Freigiebigkeit solle sich auch dadurch ausdrücken, dass man einen Gefangene bei der Aufbringung seines Lösegeldes ebenso unterstützte wie einen Freund, der die Mitgift seiner tochter nicht aufzubringen vermochte.4 wenn die irdenen Mächte passiv blieben, konnte man sich immer noch an die himmlischen wenden: Sowohl Gefangene als auch Frauen, die um ihre Mitgift fürchteten, beteten etwa zum Heiligen Nikolaus von Myra.5

3

4 5

Or avint chose que le conte Henri descendi de ses sales de Troies pour aler oïr messe a Saint Estienne le jour d’une Penthecouste. Aus piez des degrez s’agenoilla un povre chevalier et li dit ainsi: ‚Sire, je vous pri pour Dieu que vous me donnés du vostre par quoy je puisse marier mes .II. filles que vous veez ci.‘ Ertaut, qui aloit dariere li, dist au povre chevalier: ‚Sire chevalier, vous ne faites pas que courtois de demander a mon seigneur, car il a tan donné que il n’a mez que donner.‘ Le large conte se tourna devers Ertaut et li dist: ‚Sire vilain, vous ne dites mie voir de ce que vous dites que je n’ai mez que donner, si ai vous meismes. Et tenez, sire chevalier, car je le vous donne, et si le vous garantirai.‘ Le chevalier ne fu pas esbahi, ainçois le prist par la chape et li dist que il ne le lairoit jusques a tant que il avroit finé a li; et avant que il li eschapast ot Ertaut finé a li de .VC. livres. Monfrin (Hg.): Jean de Joinville, S. 46. Holmberg (Hg.): Das Moralium dogma philiosophorum, S. 20f. Siehe dazu auch Lachaud (2010): Freigebigkeit, Verschwendung und Belohnung, S. 92. Grundlage für diese Zuschreibung war die Legende von der Ausstattung der drei verarmten Schwestern, die auch Eingang in die Legenda aurea des Jakob von Voragine († 1298) gefunden hatte. Grässe (Hg.): Jacobus de Voragine: Legenda aurea, Kap. 3, S. 22f. Daneben wurde Nikolaus von denen verehrt, die sich gegenwärtig oder einstmals in Gefangenschaft befanden. Grundlage bildete vermutlich die Verehrung des Heiligen im lothringischen Saint-Nicolas-de-Port (Dép. Meurthe-et-Moselle, Frankreich), das gegen Ende des 12. Jahrhunderts zu einem Nikolauswallfahrtsort aufstieg. Den Gründer der Kirche, ein ritter aus der Gegend, soll der Heilige aus muslimischer Gefangenschaft befreit haben. Becker-Huberti (2005): Der Heilige Nikolaus, S. 38, 66.

I. Einleitung

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Die vorliegende Arbeit knüpft an die bei Johann von Joinville und dem Moralium dogma philosophorum betonte Bedeutsamkeit von Lösegeldern und Mitgiften für die Adelsgesellschaft des Mittelalters an. Es ist hierbei vor allem die monetäre Bedeutung beider Phänomene herauszuarbeiten und in die Phase gesteigerten Geldgebrauchs im 12. und 13. Jahrhundert einzuordnen. Durch Umrechnungen sollen die in den Quellen zahlreich kursierenden Beträge vergleichbar gemacht werden. Damit wird nicht nur der wert der einzelnen Zahlungen verständlich. Es ist auch ebenfalls möglich, die Preisspannen auszuloten, in denen sich die Mitgiften und Lösegelder des Untersuchungszeitraums bewegten. Dadurch gelingt nicht zuletzt eine Antwort auf die Frage, ob das Mittelalter in beiden Zahlungsangelegenheiten ein tarifsystem kannte und benutzte. Im Vordergrund der Studie steht das Anliegen, über die Höhe mittelalterlicher Lösegeld- und Mitgiftzahlungen Klarheit zu schaffen und die Konsequenzen solcher Zahlungsverpflichtungen darzulegen. Letzteres ist freilich nicht allein durch mathematische rechnungen möglich. Mit den heuristischen Mitteln des Historikers wurden daher Quellen verschiedener Gattungen nach Informationen hinsichtlich organisation, rechtlicher Grundlagen, politischer und wirtschaftlicher Folgen befragt. Die Verbindung von numismatischen, wirtschaftshistorischen, sozialund kulturwissenschaftlichen Erkenntnissen stellt für dieses Untersuchungsfeld ein Forschungsdesiderat dar. Es ist jedoch ausdrücklich zu betonen, dass es sich hierbei nicht in erster Linie um eine geld- oder wirtschaftsgeschichtliche, sondern vor allem um eine kulturhistorisch ausgerichtete Arbeit handelt. Da die hier zu besprechende thematik in ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes Forschungsvorhaben eingebettet war, wurde der Untersuchungszeitraum von Anfang an durch die Vorgaben desselben limitiert. Das Projekt „Geld, Gunst und Gnade. Die Monetarisierung von Politik und Frömmigkeit im 12. und 13. Jahrhundert“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, den gegenüber vorangehender Jahrhunderte gesteigerten Geldgebrauch im 12. und 13. Jahrhundert anhand ausgewählter Einzelbetrachtungen nachzuvollziehen.6 Um der Analyse eine breite Quellenbasis zu ermöglichen, konnte nicht allein der raum des römisch-deutschen reiches betrachtet werden. Neben den randzonen des reiches erfuhren die Königreiche Frankreich und England eine Fokussierung. Diese ist durch die gute Quellenlage sowie durch die intensive wissenschaftliche Aufarbeitung allemal zu rechtfertigen. Zudem befanden sich die genannten reiche in gegenseitigem Austausch, was sich in einer Vielzahl grenzüberschreitender Gefangennahmen und Heiratsverbindungen niederschlug. Die trias des römisch-deutschen reiches, Englands und Frankreichs wurde durch die Einbeziehung der Kreuzfahrerherrschaften im Nahen osten ergänzt. Ihre Geschicke wurden maßgeblich von Persönlichkeiten aus den drei Königreichen beeinflusst. Als Kampfgebiet, Grenzregion und Kontaktzone zwischen Christen und Muslimen erlauben die Kreuzfahrerherrschaften außerdem eine interessante Perspektiverweiterung. während der Kreuzzüge kam es zwischen Angehörigen beider religionen zu zahlreichen Gefangenenaustauschen, bei denen nicht selten Lösegeld gezahlt wurde. 6

Derzeit arbeitet Andreas Büttner an einer Untersuchung zum Zusammenspiel von Geld und herrschaftlicher Gnade. Alexander Wolny betrachtet die Quantifizierung von Frömmigkeit am Beispiel der Ablässe der Bistümer Naumburg und Halberstadt.

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I. Einleitung

Durch die umfangreichen recherchen konnten für die Untersuchung schließlich 103 Lösegeld- und 80 Mitgiftbeträge ausgewertet werden. Die Anlage einer projektinternen Datenbank gewährte nicht nur einen schnellen Zugang zu Daten und Metadaten, sie stellte auch Vergleichswerte zur Verfügung, die bei der Bestimmung der wertigkeit einer Lösegeld- oder Mitgiftsumme besonders hilfreich waren. trotz der als repräsentativ zu bezeichnenden Befundmenge kann und möchte die Arbeit nicht den Anspruch erheben, alle für den Untersuchungszeitraum relevanten Lösegelder und Mitgiften erfasst zu haben. Dafür wäre eine Bearbeitungszeit nötig gewesen, welche die für das Projekt veranschlagte Laufzeit von drei Jahren um ein Vielfaches überstiegen hätte. Ungeachtet dessen konnte, – so bleibt zu hoffen – neben einer Vielzahl bedeutender Beispiele, eine methodische Anregung geliefert werden, wie mit Zahlungen in mittelalterlichen Quellen umgegangen werden kann. 1. ForSCHUNGSStAND 1. ForSCHUNGSStAND Forschungen zur Geldentwicklung, zu Eheschließung und Heiratsverbindungen, Gefangenschaft und Freikauf im hohen und späten Mittelalter sind alles andere als randerscheinungen der jüngeren Geschichtswissenschaft und der mit ihr verwandten Disziplinen. Im vorletzten Viertel des 20. Jahrhunderts begann man sich für die tiefen Einschnitte in wirtschaft und Handel an der wende vom 12. zum 13. Jahrhundert zu interessieren, die mit einem gesteigerten Geldgebrauch einhergingen oder von diesem angestoßen wurden. Unter der Bezeichnung „kommerzielle revolution“ wurde diese fundamentale Zäsur in Historikerkreisen artikuliert.7 In der Folge entstanden einige verdienstvolle numismatische, wirtschafts- und sozialhistorische Untersuchungen, die das mittelalterliche Münzsystem ebenso in den Blick nahmen wie dessen Auswirkung auf das wirtschaftliche, politische und religiöse Leben.8 Die Beschäftigung mit Geld und wirtschaft des Mittelalters setzte aber bereits früher ein. Aus wirtschaftshistorischer und numismatischer Perspektive entstanden dabei Arbeiten, die noch immer einigen Nutzen für die Forschung haben. 1906 erschien in München und Berlin die Handelsgeschichte der romanischen Völker des Mittel­ meergebiets bis zum Ende der Kreuzzüge des Historikers und Gymnasiallehrers Adolf Schaube. Das als Handbuch angelegte werk enthält, neben einer nicht mehr in allen Punkten zeitgemäßen Abhandlung über den früh- und hochmittelalterlichen Handel, eine Münztabelle, welche eine Umrechnung gängiger Gold- und Silbermünzen sowie dreier Gewichtseinheiten des Untersuchungszeitraums bietet.9 Das große Manko 7 8

9

Vgl. roover (1969): the commercial revolution; Lopez (1971): the commercial revolution. In Auswahl: Fuhrmann (2010): wirtschaftlicher Ertrag; Kluge (2010): Die Monetarisierung Europas; LeGoff (2008): wucherzins und Höllenqualen; Vogtherr (2008): Die deutschen Königswahlen und das Geld; Kamp (2006): Moneta regis; Aichhorn (2005): Geld- und Kreditwesen; Fryde/rothmann (2002): Nouvelle approches; Gölmann (2002): Das Geld des Königs; Bolton (1999): English Economy; Stromer (1996): Hochfinanz, Wirtschaft und Politik; Rösch (1993): wirtschaftsexpansion und Münze; weitkamp (1993): Das Hochmittelalter; Spufford (1988): Money and its use; Fried (1984): Die wirtschaftspolitik Friedrich Barbarossas; Sprandel (1975): Das mittelalterliche Zahlungssystem. Schaube (1906): Handelsgeschichte, S. 812f.

1. Forschungsstand

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dieser Umrechnungen besteht allerdings im Fehlen notwendiger Nachweise, die eine überprüfung der Umrechnungswerte möglich machen würden. Die Ankündigung, eine separate Monographie auf die Quellengrundlagen und rechenwege zu verwenden, blieb ein leeres Versprechen. Somit können Schaubes diesbezügliche Erkenntnisse neueren Untersuchungen nur mehr unterstützend zur Seite gestellt werden. Grundlegend für die Auflösung von Mark- und Pfundgewichten ist die Allgemeine Münzkunde und Geldgeschichte des Arnold LuSchin von ebengreuth aus dem Jahre 1926. Das Werk ist 1976 bereits in vierter Auflage erschienen. Auf fünf Seiten bietet der Autor eine Vielzahl mittelalterlicher Gewichte an, wobei er Abweichungen ebenso festhielt wie die entsprechenden Nachweise aus der Fachliteratur.10 Jüngeren Datums ist das von Peter Spufford zusammengestellte Handbook of Medieval Exchange, welches durch seine minuziös aufgelisteten wechselkurse die wertmessung auch weitgehend unbekannter (und z. t. unerforschter) währungen ermöglicht.11 Zuverlässige Informationen rund um die mittelalterliche Numismatik und Geldgeschichte liefert der, trotz einer Zahl von über 500 Buchseiten, überaus kompakte erste Band der Numismatik des Mittelalters aus der Feder des ehemaligen Direktors des Berliner Münzkabinetts Bernd KLuge. Den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gemäß erläutert KLuge darin die Methodik der Numismatik. Ferner bietet er eine nach regionen geordnete Münz- und Geldgeschichte, eine umfangreiche, kommentierte Bibliographie sowie farbige Fotokopien mittelalterlicher Münzen aus dem Münzkabinett in Berlin.12 Dieses Handbuch und weitere Aufsätze Bernd KLuges waren ein für die Arbeit häufig benutztes Wissensreservoir. Die von Hendrik MäKeLer unlängst vorgelegte Studie zu den reichsmünzen im späten Mittelalter konnte aufgrund ihres Schwerpunktes im 14. Jahrhundert nur vergleichend herangezogen werden.13 Gefangenschaften und Lösegelder Die historische Erforschung von Gefangenschaften erfreut sich heute wie damals einiger Beliebtheit. Die reihe der in den letzten zwei Jahrzehnten, nicht selten als resultat internationaler, vergleichender tagungen entstandener Sammelbände aus dem Gebiet der Friedens-, Gewalt- und Konfliktforschung legt davon umfangreiches Zeugnis ab.14 Die Mediävistik zeigte sich hier besonders umtriebig. Neben zahlreichen werken zu Gewalt und Frieden im Mittelalter,15 welche das Phänomen Gefan10 11 12

13 14 15

Luschin von Ebengreuth (1976): Allgemeine Münzkunde und Geldgeschichte, S. 166ff. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1. Die bei Kluge abgebildeten Münzen können mit ausführlichen Informationen versehen im Interaktiven Katalog des Münzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin online eingesehen werden (http://ww2.smb.museum/ikmk/; zuletzt ges. 10.12.2014). Mäkeler (2010): reichsmünzwesen. Z. B. Afflerbach/Strachan (Hg.): How fighting ends; Bömelburg/Carl (Hg.): Lohn der Gewalt; Dornik u. a. (Hg.): Krieg und Wirtschaft; Burrer/Müller (Hg.): Kriegskosten und Kriegsfinanzierung; overmans (Hg.): In der Hand des Feindes. Etwa Mauntel (2014): Gewalt in wort und tat; Pohl (2014): Fliehen, Kämpfen, Kapitulieren; Naegle (2012): Frieden schaffen; Benham (2011): Peacemaking in the Middle Ages; Clauss (2010): Kriegsniederlagen im Mittelalter; Christie/yazigi (Hg.): Noble Ideals and Bloody rea-

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genschaft häufig streiften, entstanden diverse Veröffentlichungen, die sich ausschließlich mit Freiheitsentzug, Einkerkerung, Geiselhaft und Freilassung beschäftigten.16 Erst jüngst konnten die Arbeiten von Mirjam reitMayer und Philipp goridiS abgeschlossen werden, die interessante Erkenntnisse zur literarischen und individuellen wahrnehmung von Gefangenschaften erwarten lassen.17 Die gefangenen Könige des Spätmittelalters werden derzeit im rahmen eines Habilitationsprojekts von Bastian WaLter-bogedain untersucht.18 Lösegelder fristeten dagegen nur ein Dasein am rande der genannten themenfelder. An einen allgemeinen überblick wagten sich lediglich Carolyn oSieK (1981) und Adalbert erLer (1978).19 Für die hier zu behandelnde thematik sind beide Arbeiten nur bedingt von wert, da sie sich keineswegs nur auf die Epoche des Mittelalters beschränken. Zudem leuchten sie in besonderem Maße die rechtsgeschichtlichen Dimensionen des Loskaufs aus; geld- oder sozialgeschichtlich relevante Aspekte werden weitgehend ausgespart. Einen dezidierten Blick erfuhr die mittelalterliche Lösegeldpraxis nur in Einzelfällen. Aufgrund einer beispiellos guten Dokumentation regte vor allem die Phase des Hundertjährigen Krieges zur Untersuchung an.20 Die englische Haft (1356–1360) des französischen Königs Johanns des Guten (reg. 1350–1364) strahlte hier besondere Attraktivität aus, erlaubte doch die günstige Quellenlage genaue rückschlüsse auf die Kosten der Gefangenschaft, auf die Akquise und den Zahlungsablauf des Lösegeldes.21 Für den Zeitraum vom 12. bis 13. Jahrhundert bilden die Kreuzzüge (sowohl jene in den Nahen osten als auch jene auf die Iberische Halbinsel) und die Gefangennahme des englischen Königs richard Löwenherz beliebte Forschungsfelder.22

lities; Braun/Herberichs (2005): Gewalt im Mittelalter; ohler (1997): Krieg und Frieden; Contamine/Guyotjeannin (Hgg): La guerre, la violence et les gens, Bd. 1 (v. 1996). 16 Kosto (2012): Hostages in the Middle Ages; Cassidy-welch (2011): Imprisonment; Kosto (2003): Hostages during the first century of the Crusades; Ogris (2003): Die persönlichen Sicherheiten; Dunbabin (2002): Captivity and Imprisonment; Kintzinger (1995): Geiseln und Gefangene; Lawn (1977): „Gefangenschaft“; Pfaff (1971): Der gefangene König. 17 Mirjam reitmayers Dissertationsprojekt behandelte, unter dem Arbeitstitel Räume der Unfreiheit – Das Erfahren von Gefangenschaften in spätmittelalterlichen Konflikten anhand von Selbst­ zeugnissen, die Erfahrungen von Gefangenschaft im Spätmittelalter. Philipp Goridis arbeitete unter dem titel Gefangen im Heiligen Land. Verarbeitung und Bewältigung christlicher Gefan­ genschaft bei den Muslimen zur Zeit der Kreuzzüge, 1096–1291. Erst kürzlich ist seine Arbeit als Monographie erschienen. Goridis (2015): Gefangen im Heiligen Land. 18 Die Untersuchung von walter-Bogedain steht unter folgendem Arbeitstitel: Rex captivus. Ge­ fangene Könige im westeuropäischen Hoch- und Spätmittelalter (12.–16. Jahrhundert). 19 osiek (1981): the ransom of captives; Erler (1978): Der Loskauf Gefangener. Ergänzend sei zudem auf den Aufsatz Ernst Levys hingewiesen, der sich mit den römisch-rechtlichen Voraussetzungen des Loskaufs beschäftigt. Levy (1943): Captivus redemptus, S. 159ff. 20 Ambühl (2013): Prisoners of war; Bériac/Given-wilson (2001): Edward III’s Prisoners of war. 21 Henneman (1976): royal taxation; Broome (1926): the ransom of John II. 22 Friedman (2002): Encounter between enemies; Cipollone (1996): Les trinitaires; Friedman (1996): the ransom of Captives; Brodman (1986): ransoming captives in Crusader Spain; Fichtenau (1966): Akkon, Zypern und das Lösegeld; Caro (1906): Ein aktenmäßiger Beleg.

2. Quellen und Quellenprobleme

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Ehen und Mitgiften Ein den Lösegeldern des hohen und späten Mittelalters ähnliches Bild zeigt auch die Erforschung der Mitgiften. Eine spezialisierte Betrachtung der Aussteuern geschah bisher nur vereinzelt und beschränkte sich nicht selten auf hochherrschaftliche Einzelfälle.23 Hervorzuheben ist die Analyse der Mitgiften ausgewählter Adelstöchter an rhein und Main, die Karl-Heinz SpieSS in seine 1993 veröffentlichte Monographie zu Familie und Verwandtschaft im deutschen Hochadel des Spätmittelalters einbettete.24 Dabei hätte die gesteigerte Aufmerksamkeit der Frauen- und Geschlechtergeschichte seit den 1970er Jahren durchaus zu einer eingehenden Analyse der mittelalterlichen Mitgiftverschreibungen führen können – insbesondere, weil man zur rekonstruktion von Frauenbildern und -schicksalen die zeitgenössische Heirats- und Ehepolitik in den Blick nahm.25 Doch rückte die eintönig anmutende Untersuchung von Geldbeträgen gegenüber der Darlegung der sozialen und politischen Dimension mittelalterlicher Heiratsverbindungen in den Hintergrund. Einen relativ jungen Beweis liefert die wegweisende Publikation tobias WeLLers zur Heiratspolitik im 12. Jahrhundert. Prägnant und schlüssig legt der Autor die weitgespannten Eheverbindungen der großen Adelsgeschlechter und -dynastien des römisch-deutschen reiches offen und macht dabei immer wieder auf die politischen Motive der Beteiligten aufmerksam. was allerdings die Summen der Brautschätze anbelangt, so belässt es WeLLer bei der bloßen Nennung derselben, ohne das dem Leser deren Größenordnung klar gemacht würde.26 Bisher musste für die meisten Mitgiftbeträge gelten, was Peter raSSoW schon 1950 in seiner Abhandlung über den zwischen Friedrich Barbarossa (reg. 1152–1190) und Alfons VIII. von Kastilien (reg. 1158–1214) abgeschlossenen Ehevertrag aus dem Jahre 1188 feststellte: „Leider lässt der Stand der geldgeschichtlichen und preisgeschichtlichen Forschung nicht zu, hinsichtlich der 42 000 aurei die Frage zu beantworten: war das eine hohe oder geringe Mitgift?“27

2. QUELLEN UND QUELLENProBLEME 2. QUELLEN UND QUELLENProBLEME Aufgrund der räumlichen Breite der beiden Untersuchungsfelder war es unmöglich, auf ein fest umrissenes Quellenkonvolut zurückzugreifen. Vielmehr mussten, um eine zufriedenstellende Basis an auswertbaren Daten zu erhalten, unterschiedliche 23 24 25

26 27

Z. B. Schnack (2014): Heiratspolitik und Handlungsspielräume, S. 185ff. Bougard u. a. (Hg.): Dots et douaires (v. 2002); Niederkorn (1986): Die Mitgift der Kaiserin Irene; Hughes (1978): From Brideprice to Dowry; Köhler (1969): Die Heiratsverhandlungen. Spieß (1993): Familie und Verwandtschaft, S. 14ff. In Auswahl: Fößel (Hg.): Die Kaiserinnen des Mittelalters; Signori (2011): Von der Paradiesehe; Mitchell (2007): Family life in the Middle Ages; Dies./rueß (Hg.): Die Frauen der Staufer; Duby (2002): Die Frau ohne Stimme; Ennen (1999): Frauen im Mittelalter; Frakes (1994): Brides and doom; Shahar (1988): Die Frau im Mittelalter; Gaudemet (1987): Le mariage en occident; Gies/Gies (1987): Marriage and the family; Duby (1985): ritter, Frau und Priester. Siehe z. B. weller (2004): Die Heiratspolitik, S. 117, 137. rassow (1950): Der Prinzgemahl, S. 28.

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I. Einleitung

Quellenarten und –gattungen gesichtet werden. Urkunden, Verträge und Briefe waren hierbei ebenso zu berücksichtigen wie testamente und Chroniken. Darüber hinaus komplettierten hagiographische Schriften, rechtstexte, traktate, Steuer- und Preislisten die gewonnenen Erkenntnisse. Vereinzelt konnten Bildquellen die aus der Analyse der Schriftquellen resultierenden Eindrücke zu den Lösegeldern und Mitgiften des 12. und 13. Jahrhunderts bestätigen. Eine Vorauswahl relevanter Betrachtungsgegenstände und des dazugehörigen Schriftguts konnte mittels einschlägiger regestenwerke wie den Regesta Imperii und jenen der Erzbischöfe von Mainz und Köln oder der Pfalzgrafen bei rhein28 sowie der wissenschaftlichen Fachliteratur getroffen werden. Einen Großteil des Quellenmaterials lieferten die zahlreich vorhandenen Urkundenbücher. Durch die Sammlung thematisch und chronologisch zusammengehörender Quellen gestatteten sie einen schnellen Zugang zu maßgeblichem Untersuchungsmaterial – umso mehr da sie nicht selten im Internet verfügbar und mit einer virtuellen Suchfunktion ausgestattet sind. Zur Konkretisierung seien an dieser Stelle einige ausgewählte Beispiele genannt: Urkunden und Verträge, die im Zusammenhang mit den römisch-deutschen Herrschern stehen, konnten der Diplomata-reihe der Monumenta Germaniae His­ torica entnommen werden. Für den französischen hohen und mittleren Adel stellten die Layettes du Trésor des Chartes eine besondere Fundgrube dar.29 Hinzu kamen zahlreiche regionale Konvolute, so z. B. die mittel- und niederrheinischen Urkundenbücher oder die Monumenta Wittelsbacensia.30 Für England und die Normandie steht mit den Pipe und Close Rolls eine besondere Quellengattung zur Verfügung, die wertvolle Einblicke in die Finanzpolitik der englischen Krone gewährt.31 Die Pipe Rolls waren unverzichtbar, als es darum ging, einige der vielen auf dem Pergament geforderten oder versprochenen Lösegeldbeträge auf ihre realisierung hin zu überprüfen. Für die Bearbeitung zweier wichtiger Lösegeldfälle waren Archivaufenthalte zielführend. Auf der Suche nach der Provenienz der vier Vertragsurkunden um die Auslösung König waldemars II. von Dänemark und seines Sohnes musste das Landeshauptarchiv Schwerin aufgesucht werden. Durch die Sichtung dieser Urkunden konnte zusätzlich eine überprüfung der in den ersten Band des Mecklenburgischen Urkundenbuchs aufgenommenen Editionen vorgenommen werden.32 Die dichte Dokumentation der Zahlungsbemühungen des Bamberger Bischofs Heinrich I. von Bilversheim (amt. 1242–1257) ist für die Untersuchung klerikaler 28

29 30 31 32

Alle Bände der rI sind über den rI-opac einsehbar und konnten digital durchsucht werden. http://opac.regesta-imperii.de/lang_de/; zuletzt ges. 16.04.2014. Böhmer/will (Hg.): regesta archiepiscoporum Maguntinensium, Bd. 2; Knipping (Hg.): Die regesten der Erzbischöfe von Köln, Bd. 3.1; Koch (Hg.): regesten der Pfalzgrafen am rhein, Bd. 1. Für Ludwig I. war zusätzlich die 2013 erschienene regestensammlung von Schlütter-Schindler hilfreich: Dies. (Hg.): Die regesten der Herzöge von Bayern, S. 25ff. teulet/Laborde (Hg.): Layettes du trésor des Chartes, Bd. 1–3. Hardt (Hg.): Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen territorien, Bd. 4–5; Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Bd. 2; wittmann (Hg.): Monumenta wittelsbacensia, Bd. 1. Zu den Pipe Rolls siehe auch Moss (1994): Normandy and England, S. 185–195. MUB 1, Nr. 290, S. 273ff., Nr. 305, S. 290ff., Nr. 317, S. 305ff.

2. Quellen und Quellenprobleme

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Gefangenschaften von großem wert. Da beinahe alle hierzugehörigen Quellen nicht ediert sind, war ein Besuch des Staatsarchivs Bamberg unumgänglich. Ferner konnten die zwischen dem rheinischen Pfalzgrafen Ludwig II. (amt. 1253–1294) und dem römisch-deutschen thronanwärter richard von Cornwall († 1272) 1256 abgeschlossenen Ehevereinbarungen im original eingesehen werden konnten. Sie gehören in das Umfeld der im Jahr darauf erfolgten Königswahl und werden im Münchner Hauptstaatsarchiv verwahrt. Auch Chroniken und andere historiographische opera stellten unabdingbare Informationsquellen dar. Ihren wert bewiesen sie nicht allein bei der Suche nach Lösegeld- oder Mitgiftsummen. Sie lieferten zusätzlich zeitgenössische Bewertungen von Hochzeiten, Gefangenschaften und den damit verbundenen Zahlungsvorgängen. Keine Quelle schildert den Aufwand, den der französische König Ludwig IX. der Heilige (reg. 1226–1270) in der Mitte des 13. Jahrhunderts betrieben hatte, um das stattliche Lösegeld von 400.000 Pfund Silber für seine Männer aufzubringen, so detailliert wie der Zeit- und Augenzeugenbericht des ritters Johann von Joinville.33 Bei aller Euphorie dürfen jedoch die Schwierigkeiten, die sich bei der Interpretation historiographischer Quellen ergeben, nicht verschwiegen werden. Joinvilles Lebensbeschreibung Ludwigs IX. etwa entstand aus der rückschau und im wunsch, die Heiligsprechung des Königs voranzutreiben.34 So verbürgt das Geschilderte auch immer wirken mag, es muss stets mit einer Verfälschung der Fakten – sei es aus willkür oder wegen der fehlenden Erinnerung – gerechnet werden. Die mangelnde objektivität mittelalterlicher Autoren ist ein bekanntes Phänomen. Insbesondere die über die Historiographie transportierten Geldbeträge muss der Mittelalterhistoriker unter den Generalverdacht der Instrumentalisierung stellen – umso mehr da mittelalterliche Zahlenangaben nicht selten formelhaft benutzt worden sind. Dies gilt besonders für runde tausenderzahlen wie 10.000, 12.000, 30.000 und 100.000 usw., die im Kontext von Mitgiften und Lösegeldern häufig vorkommen.35 Neben Chroniken sind gerade Formelbücher mit der gebotenen Vorsicht zu betrachten. Für den Untersuchungszeitraum gibt es nicht viele solcher Verzeichnisse von Musterurkunden. Unter den zahlreichen Diplomen, die das Formelbuch des Notars der böhmischen Könige Ottokar II. und Wenzel II., Heinrich Italicus, enthält, befindet sich eine Urkunde zum Jahr 1230. Darin legte König o. von Böhmen fest, dem thüringer Landgrafen H. seine tochter zur Frau geben zu wollen. Die Mitgift solle, so liest man, 1.000 Mark reinen Goldes betragen.36 Es ist anzunehmen, dass die Inhalte der Urkundenformulare nicht gänzlich der Fantasie entsprangen, sondern zum teil rationalisierte Abschriften tatsächlich angefertigter Diplome dargestellt haben dürften. Die angebliche Heiratsurkunde von 1230 konnte für die Untersuchung jedoch nicht 33 34 35 36

Monfrin (Hg.): Jean de Joinville, S. 164ff. Fossier (2008): Das Leben im Mittelalter, S. 431. Meyer/Suntrup (Hg.): Lexikon der mittelalterlichen Zahlenbedeutungen, S. XIIIff. und zu den einzelnen Zahlen siehe die Art. Sp. 891ff.; weiland (1955): Die Zahlenangaben in den erzählenden Geschichtsquellen, S. 76ff., 91ff., 102ff. et sibi pro se et suis heredibus recipienti dedimus et tradidimus in dotem et nomine dotis prefate filie nostre […] eidem matrimonialiter copulante mille marcas auri puri. Voigt (Hg.): Das urkundliche Formelbuch des königlichen Notars Heinricus Italicus, Nr. 181, S. 167.

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I. Einleitung

nutzbar gemacht werden. Nicht nur, dass die Identifizierung der von Heinrich Italicus mit o. und H. abgekürzten Vertragspartner unsicher ist, es existieren auch keinerlei Nachrichten über eine ludowingisch-přymeslidische Eheschließung zu dieser Zeit.37 Bedenken sind dort angeraten, wo eine Parallelüberlieferung fehlt. Bedauerlicherweise war die Suche nach einer zweiten überlieferung nicht bei allen für die Abhandlung betrachteten Fällen erfolgreich – ein Schicksal, das der Mittelalterhistoriker mit seinen Kollegen anderer Epochen teilt.38 Der Quellenwert vieler historiographischer Informationen wurde nicht zuletzt dadurch gemindert, dass die Angaben bezüglich Eheverbindungen, Gefangennahmen und der daraus hervorgehenden Geldübergaben rudimentären Charakter besaßen. oftmals beließen es die Autoren beim bloßen Hinweis auf eine Hochzeit oder eine Inhaftierung. Meist wurde ein konkreter Geldbetrag nur dann genannt, wenn er aufgrund seiner Größenordnung als nennenswert erachtet wurde. Von der unermesslichen Höhe der Aussteuer der ungarischen Königstochter Sophia, die 1139 mit dem Sohn König Konrads III. (reg. 1138–1152) vermählt wurde, berichten gleich zwei Autoren. Auch der spätere Versuch der Prinzessin, wenigstens einen teil der Mitgift vom Schwiegervater zurückerstattet zu bekommen, ist dokumentiert.39 über den numerischen wert derselben schweigen sich die Quellen aber aus. Andere Autoren waren weitaus weniger mitteilsam: Von der Vermählung Herzog Friedrichs II. von österreich (amt. 1230–1246) mit einer tochter des bayerischen Herzogs otto II. (amt. 1231–1253) berichtet die Continuatio Garstensis nicht mehr, als dass sie im Jahre 1243 in wels (Bez. wels-Land, oberösterreich) stattgefunden habe.40 reserviert zeigt sich auch die Chronik des Erfurter Petersklosters bei der Mitteilung über die erkaufte Freiheit des sächsischen Pfalzgrafen Friedrich IV. von Putelendorf († 1125) aus dem Jahre 1114. Sie hält lediglich fest, dass der Pfalzgraf bei der Belagerung teucherns (Burgenlandkreis, Sachsen-Anhalt) in kaiserliche Gefangenschaft geraten war und nach zwei Jahren freigekauft wurde.41 37

Die Diskussion über die Namen in aller Kürze bei Dobenecker (Hg.): regesta diplomatica, Bd. 3, Nr. 174, S. 35. Zweifel erregen bereits die 1.000 Goldmark. Gold war in Böhmen des 13. Jahrhunderts noch ein ungewöhnliches Zahlungsmittel. über eigene Goldminen ist in dieser Zeit nichts bekannt; eigene Goldmünzen ließen die Herrscher erst ab 1320 prägen. Die Könige setzten noch ganz auf den Ausbau ihrer Silbervorkommen, was die Erschließung der Mine bei Jihlava zwischen 1220 und 1230 hinreichend zu belegen vermag. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 171; Haidmann (2001): Silberbergbau und Münzprägung, S. 121ff.; Spufford (1988): Money and its use, S. 119, auch S. 120, Karte 12. Zu den Schwierigkeiten von Formelbüchern als Quellen siehe wutke (1919): über schlesische Formelbücher, S. 3f. 38 Für die römische Antike hat reinhard wolters dieses Problem längst erkannt. wolters (2008): Triumph und Beute, in: Burrer/Müller (Hg.): Kriegskosten und Kriegsfinanzierung, S. 230f. 39 Iussitque apportari omnia regalia sua, […] cum universis paraturis et utensilibus aureis et argenteis, […], insuper aurum et argentum absque ulla aestimatione, dona genero suo ac filiae. Köpke (Hg.): Herbordi dialogus de vita ottonis, Buch 1, Kap. 38, S. 718; Per idem tempus Sophia Ungarorum regis Belae filia, a filio Chunradi regis Romanorum desponsata, et regaliter ipsi cum inestimabili pecunia transmissa. wattenbach (Hg.): Gesta archiepiscoporum Salisburgensium, Kap. 19, S. 44. Jaksch (1888): Zur Lebensgeschichte Sophias, Nr. 7, S. 375f. 40 Item eo anno [d. i. 1243] idem dux iuravit ducere filiam Ottonis ducis Bawarie in uxorem, utro­ que apud Welsam constituto. Pertz (Hg.): Continuatio Garstensis, S. 597, z. J. 1243. 41 Friedrich hatte sich gegen Kaiser Heinrich V. empört, angeblich weil dieser ihm die Hilfe gegen

2. Quellen und Quellenprobleme

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Die häufige Knappheit der Quelleninformationen darf nicht ausschließlich mit einem bewussten weglassen erklärt werden. Sie war wohl in erster Linie dem Nichtwissen der Autoren geschuldet.42 In der regel waren die Verfasser von Viten und Chroniken, obgleich sie den Akteuren zuweilen nahegestanden haben mögen, an den Verhandlungen über Gefangenenaustausche, Freilassungen und Eheschließungen nicht beteiligt. Für Auskünfte über deren resultate mussten sie sich auf das HörenSagen Dritter, Vierter oder Fünfter verlassen.43 Doch selbst explizit genannte Geldbeträge lieferten nicht notwendigerweise verwertbare Untersuchungsdaten: Im Zuge der Beschreibung der am 4. August 1265 zwischen dem englischen Kronprinzen Eduard († 1307) und Simon von Montfort († 1265) geschlagenen Schlacht bei Evesham teilte der Benediktiner wilhelm von rishanger († um 1312) mit: Capti sunt tot comites, barones, et mediæ manus milites, quod estimabatur redemptio eorum ad centum libras et amplius.44 Nicht nur macht die fehlende Anzahl der auf Seiten der englischen Krone gemachten Gefangenen eine Quantifizierung unmöglich, auch die Angabe der Lösegeldsumme ist vage. Es wäre freilich einseitig, allein den narrativen Quellen die Gefahr von Fehlinterpretationen zuzuschreiben. Schließlich teilten auch jene Dokumente, in denen die Bedingungen für eine Heiratsverbindung oder eine Gefangenenentlassung festgelegt wurden, nur einen Soll-Zustand mit. Die Ehe- und Lösegeldverträge dokumentieren einen idealen Plan, dessen Einhaltung die Unterzeichner durch Sanktionen zu gewährleisten suchten. Für die Auswertung bedeutet dies, dass sie zwar einen verlässlichen Bericht bezüglich der Konditionen und Zahlungsvereinbarungen liefern, für sich allein genommen aber keine rückschlüsse auf die realisierung derselben erlauben. obgleich mit 103 Lösegeld- und 80 Mitgiftbeträgen eine ausreichende Datenbasis zusammengetragen werden konnte, wären weitere Quellenangaben wünschenswert gewesen. Insbesondere die Existenz einer größeren Anzahl von Verträgen hätte tiefergehende Vergleiche ermöglicht. Die Mehrheit dieser Dokumente hat die Zeit jedoch nicht überdauert. Kann ein solcher Schwund auch für alle Quellengattungen den thüringer Grafen Ludwig den Springer verweigert hatte. Ahlfeld (Hg.): Die Gosecker Chronik, Buch 2, Kap. 3, S. 35. Die Empörung des Pfalzgrafen endete 1112 mit seiner Arretierung auf Burg teuchern, aus der er sich 1114 freikaufen konnte: Hermannus Ludewici comitis filius et Fridericus frater illius uterinus in castello Tuchure obsidentur et VII Idus Iunii dedicioni se cuidam Hogeri tradentes, captivi acducti, sub potestate regis Heinrici in vincula detruduntur; sed Fridericus post annos duos resolvitur. Holder-Egger (Hg.): Cronica Sancti Petri Erfordensis, S. 160, z. J. 1112. 42 Dahingehend muss die 1998 formulierte these Peter thoraus, die Mitgift Margarethes von österreich († 1266) sei deshalb in den Quellen unerwähnt geblieben, weil sie nicht besonders hoch gewesen war, um den Zusatz ergänzt werden: oder weil die Autoren den Geldbetrag schlicht nicht kannten. Siehe thorau (1998): König Heinrich (VII.), das reich und die territorien, S. 257. 43 Die zeitgenössische Vorstellung von den „Geheimbereichen“ der Herrschaft mag für eine hohe Verschwiegenheit der an den Verhandlungen beteiligten Personen gesorgt haben, sodass nur wenige Informationen nach außen drangen. Von solchen regalia misteria berichtete erstmals widukind von Corvey († 973) in seiner Sachsengeschichte. Hirsch/Lohmann (Hg.): widukindi monachi Corbeiensis rerum gestarum saxonicarum, Buch II, Kap. 25, S. 87. Dazu auch Althoff (2012): Die Macht der rituale, S. 19. 44 Halliwell (Hg.): the Chronicle of william de rishanger, S. 52f.

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I. Einleitung

der vergangenen Jahrhunderte angenommen werden, so gilt er doch umso mehr für Verträge, Zahlungsaufforderungen und Quittungen. Da es den Adelsfamilien des 12. und 13. Jahrhunderts fernlag, Hausarchive mit einer lückenlosen Dokumentensammlung anzulegen, wurden schriftliche Zeugnisse nur dann für längere Zeit aufbewahrt, wenn sie für das Fortbestehen des Familienvermögens von Bedeutung waren. Dieser punktuellen Archivierung dürften zahlreiche Schriftstücke zum opfer gefallen sein, die im Zusammenhang mit der Zahlung von Mitgiften und Lösegeldern standen. Sie verloren ihren Beweischarakter spätestens mit der Erledigung des Zahlungsvorgangs. Das sich einige dieser Dokumente dennoch erhalten haben, mag nicht zuletzt dem bloßen Zufall zu verdanken sein. Der besonderen Quellensituation ist auch die elitär anmutende Auswahl der in den Kapiteln behandelten Einzelfälle geschuldet, die beinahe ausschließlich Einblicke in hochadlige Schicksale bieten. Das ungewöhnliche Leben herausragender Persönlichkeiten hat die Zeitgenossen und die ihnen folgenden Generationen in besonderem Maße beeindruckt. Es kann daher kaum verwundern, dass dieses verhältnismäßig gut dokumentiert ist. Die Eheschließungen und Gefangenschaften der europäischen Könige liefern in dieser Hinsicht den besten Beweis. Die adligen Brautwerber und Gefangenen, die sich sozial unterhalb der Grafenebene befanden, können sich in den meisten Fällen lediglich einer kurzen Erwähnung rühmen. Für gewöhnlich verschwinden sie völlig hinter dem Schleier des historischen Vergessens. wie viele (adlige) Personen etwa im 12. und 13. Jahrhundert das Los der Gefangenschaft teilten, kann daher nicht einmal geschätzt werden. 3. MEtHoDISCHES VorGEHEN 3. MEtHoDISCHES VorGEHEN Dem nicht selten begegnenden Paradigma, wonach Geld vor der Einführung des Papiergeldes ausnahmslos aus Münzen bestand, muss widersprochen werden. Neben gemünztem Silber und Gold stellte im gesamten Mittelalter abgewogenes Edelmetall – etwa in Form von Barren – ein beliebtes Zahlungsmittel für größere Beträge dar. In thüringen sind gleich 16 Silberbarren gehoben worden, die man auf das ausgehende 12. sowie das 13. Jahrhundert datiert.45 Im Jahre 1896 fanden sich im badischen oos (Stadtteil von Baden-Baden, Baden-württemberg) die gleiche Anzahl Silberbarren, von denen jeder ein Gewicht von 197,14 g auf die waage brachte. Durch die in diesem Fundkomplex befindlichen Münzen konnte eine relative Datierung der Barren auf das 12. und 13. Jahrhundert vorgenommen werden.46 Barrensilber hatte den Vorteil, für die weiterverarbeitung offen zu bleiben: Das (relativ) reine Edelmetall konnte für den späteren Gebrauch eingelagert, zu lokalen Münzen ausgeprägt oder auf andere weise weiterverarbeitet werden. Auch die Schriftquellen weisen mit Bezeichnungen wie marca argenti examinata oder ponderata 45

46

Diese Barren wurden als stille reserven vergraben. Drei Stücke kamen in Gotha zu tage (Verbergung um 1185), sechs Barren in Nordhausen (Verbergung nach 1205) und sieben in teistungen (Kr. Eichsfeld; thüringen; Verbergung um 1265). Schlapke (2011): Die Münzen und Barren des Erfurter Schatzfundes, S. 60. wielandt (1950/51): Beiträge zur oberrheinischen Münz- und Geldgeschichte, S. 68ff.

3. Methodisches Vorgehen

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auf nicht gemünztes Geld hin.47 Ein Beispiel sei an dieser Stelle angeführt: Im Verbund mit einem 1264 abgeschlossenen Freundschaftspakt verlobte die sächsische Herzogin Helena († 1309) ihre Stieftochter mit dem jungen Grafen Helmold III. von Schwerin (amt. 1262–1295, † um 1299). Bei den Verhandlungen hatte man sich auf eine Mitgift von 6.000 Mark abgewogenen Silbers (examinatum argentum) geeinigt.48 Für die vorliegende Untersuchung bedeutete das, dass ihr ein weiter gefasster Geldbegriff zugrunde gelegt werden musste. Geld bezeichnet im Folgenden also sowohl gemünztes als auch gewogenes Edelmetall. Dort, wo versucht wurde, die Mitgift- und Lösegeldzahlungen in die Monetarisierung des 12. und 13. Jahrhunderts einzuordnen, wurde unter dem Begriff „Monetarisierung“ nicht allein die Steigerung des Münzgebrauchs verstanden, sondern gleichermaßen die vermehrte Benutzung von gewogenem beziehungsweise Barrengeld. Der Umgang mit mittelalterlichen währungen und Edelmetallgewichten ist kein einfaches Unterfangen. Die fehlende Staatlichkeit brachte eine reihe von Einzelwährungen hervor, von denen viele, trotz der unermüdlichen Bemühungen der Numismatik, bis heute weitgehend unbekannt sind. Die damit einhergehenden Erkenntnisdefizite machen die Erklärung und Umrechnung einer Reihe der in dieser Arbeit analysierten Lösegelder und Mitgiften nicht immer leicht. Oft ist die Identifizierung eines in den Quellen unzureichend bezeichneten Geldbetrages nur aufgrund von Plausibilitäten und Indizien möglich. Das gilt insbesondere für das nach bestimmten Gewichten abgewogene Edelmetall. wenn demnach der englische König dem Baron Gilbert Fitz reinfred († 1220) ein Lösegeld von 12.000 Mark abverlangte, so muss das wissen um die Londoner Mark als maßgebliches Gewichtsmaß des englischen Königreichs genügen, um die Summe als nach diesem berechnet anzusprechen.49 47 48

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Vgl. Luschin von Ebengreuth (1976): Allgemeine Münzkunde und Geldgeschichte, S. 181. Sane sciant vniuersi et presentibus protestamur, quod nos et filii nostri Johannes et Albertus Saxonie duces super amicicia et pacis confederacione inuiolabiliter obseruanda cum uiris nobilibus Guncellino et Helmoldo comitibus Zwerinensibus placitauimus in hunc modum, ita quod filia nostra iam dicto comiti Helmoldo iuniori de Zwerin legitimali copula desponsetur. Huic nobili uiro cum filia nostra dabimus sexcenta milia [sic!] examinati argenti aut pro marca qualibet duo talenta Luneburgensis monete secundum tempus et inducias inter nos ordinatas: primo termino dabimus ad presens mille marcas examinati argenti ante festum epiphanie; se­ cundo termino, hoc est in die beati Martini, presentabimus iam dicto comiti filiam nostram in domum suam et duo milia marcarum argenti puri presentabimus ipso termino cum filia nostra, tali cum pacto, ut nobis et filiis nostris, iam dictis ducibus, castrum Parchem cum opido et terra adiacenti a comitibus iam prelibatis libere presentetur secundum terminos distinctos inter ducatum nostrum et terminos marchionum, quod in medio fluminis aque, que Eldena dicitur, termini nostri et marchionum diuiduntur. Jpsi etiam coloni totius terre et ciues opidi Parchem tenebuntur iam dictis comitibus ad id theoloneum et ad eandem exactionem, quam dare con­ sueuerunt temporibus domini Pripezclawi. Tria uero milia marcarum, que adhuc dare tenermur, in quibus nos obligauimus, dabimus in termino ipsius anni et spacio eiusdem, caucione sufficenti iam dictis comitibus data pro pecunia eadem, hoc etiam interposito, quod ipsi comites a nobis et a nostris filiis iam dictis ducibus villam, que Radun dicitur, sitam in terra Parchem, in terminis suis, quibus nunc gaudet, et cum omni iure, tenebunt iure feodali. MUB 2, Nr. 1025, S. 255f. Bei dem in der Quelle genannten Betrag von 600.000 Mark handelte es sich um einen Schreibfehler. Die Summe war nicht nur exorbitant hoch, sondern die Zusammenrechnung der im Vertrag angegebenen raten ergibt auch lediglich 6.000 Mark. Hardy (Hg.): Rotuli de oblatis et finibus, S. 570f. Zum Gewicht der Londoner Mark siehe Kluge

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I. Einleitung

Dabei ist es nicht von Vorteil, dass man im Untersuchungszeitraum der Arbeit die Gewichtsmark ebenso wie die Zählmark kannte. Im Falle der ersten musste ein bestimmtes Silbergewicht (nur selten Goldgewicht) aufgebracht werden. Die zweite bezeichnete eine definierte Anzahl von Pfennigmünzen (meistens 144 Stück pro Mark).50 Erschwerend kommt hinzu, dass Abweichungen an der tagesordnung waren. Dafür waren unter anderem handwerklich-technische Fertigungsdefizite verantwortlich. In der theorie hoben die Silber- und Goldgewichte auf einen Feingehalt von 100% ab. Die zeitgenössische Verhüttung ließ die Herstellung von reinem Silber aber nicht zu.51 Außerdem sorgten temporäre und lokale Kursschwankungen zuweilen dafür, dass ein- und dieselbe Gewichtseinheit in der realität eine unterschiedliche Schwere besaß.52 Glücklicherweise lässt die tatsache, dass die Schwankungen innerhalb eines Edelmetallgewichts sowie zwischen den verschiedenen Marken nur marginal waren, – es handelte sich um Abweichungen von wenigen Gramm oder Milligramm – die Umrechnung in den Silberfeingehalt nicht zu einem aussichtslosen Unterfangen werden. Die überregionale Zirkulation von Standardmünzen und -gewichten (Sterling, Kölner Mark und Pfennig), deren numismatische Merkmale und Feingehalte von der Forschung eingehend untersucht wurden,53 vermag die Auflösung der in den Quellen befindlichen Geldbeträge zusätzlich zu erleichtern. Um einen Vergleich der Zahlungen zu ermöglichen, war die Umrechnung der einzelnen Beträge in eine gemeinsame währung erforderlich. Aufgrund ihrer über(2004): Münze und Geld, S. 10. Kluge (2005): Numismatische Einführung, S. 22. theoretisch galt dies auch für das Pfund. Man geht aber allgemein davon aus, dass im hohen und späten Mittelalter das Pfund beinahe ausschließlich als Zählpfund (zu in der regel 240 Pfennigen pro Pfund) benutzt wurde. Ebd., S. 20. 51 Sprandel (1975): Das mittelalterliche Zahlungssystem, S. 33; vgl auch Kotelmann (1884): Geschichte des Geld- und Münzwesens, S. 1ff. 52 Die Mark von Montpellier schwankte zwischen 235 g und 239 g Silber. Noch größere Kursschwankungen musste die Mark von Avignon-Marseille aushalten, die zwischen 233 g und 239 g wiegen konnte. Die Kölner Mark wurde erst im 13. Jahrhundert auf 233,812 g standardisiert, obgleich sich dennoch für das gesamte Mittelalter abweichende Gewichte finden lassen. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 38; ders. (2004): Münze und Geld, S. 10; Bompaire/Dumas (2000): Numismatique médiévale, S. 298, tab. 2; Luschin von Ebengreuth (1976): Allgemeine Münzkunde, Nr. 33, S. 167. 53 Der 1180 durch Heinrich II. eingeführte Sterling schlug mit einem Normgewicht von 1,458 g und einem Silberanteil von 925/1000 zu Buche. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 154; witthöft (1989): über den lübischen und andere deutsche Münzfüße, S. 87. Der Sterling stellte bis ins 14. Jahrhundert eine stabile währung mit durchgehend hohem Silbergehalt dar; zwischen 1180 und 1377 fanden lediglich zwei Prägewechsel statt. Kluge (2005): Numismatische Einführung, S. 24; vgl. auch Allen (2012): Mints and Money, S. 144f. (tabelle). wert und Stabilität des Sterlings führten im Gebiet der heutigen Niederlande zu zahlreichen Nachahmungen. Mayhew (1979): the circulation and imitation of Sterlings, S. 57ff. Der Kölner Denar wog im 13. Jahrhundert durchschnittlich 1,46 g, sein Feinsilbergehalt schwankte zwischen 923/1000 und 939/1000; in der regel entsprach er aber demjenigen des englischen Sterling (925/1000). Hävernick (1930): Der Kölner Pfennig, S. 46, 51; Voßberg (1843): Geschichte der preussischen Münzen, S. 65. Vgl. auch witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 77. Zum Gewicht der Kölner Mark siehe Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; Schaube (1906): Handelsgeschichte, S. 813. 50

3. Methodisches Vorgehen

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regionalen Gültigkeit bot sich die Kölner Mark mit einem Gewicht von 233,812 g54 als gemeinsame Bezugsgröße an. Diese Umrechnung wird im Fließtext nicht angegeben, soll dort doch mit den in den Quellen tatsächlich genannten Geldwerten operiert werden. Der transfer der originalwährungen in die Mark Kölner Gewicht wurde aber in den angehängten tabellen 1 und 2 in einer eigenen Spalte festgehalten.55 Damit der Rechenweg nachvollzogen werden kann, findet sich dort auch die jeweilige Berechnungsgrundlage. Um dem Leser das Verständnis für den wert der untersuchten Beträge zu erleichtern, wurden die Summen zusätzlich auf ihr entsprechendes Silbergewicht zurückgeführt, welches in Kilogramm angegeben und bis auf drei Nachkommastellen gerundet wurde. Das Silbergewicht ist im Fließtext – meist in Klammern – zu finden. Es ist ebenfalls in den Tabellen verzeichnet. Durch einen Blick auf die dazugehörigen Fußnoten kann die Berechnung nachvollzogen werden. Bei der Suche nach den Umrechnungsparametern wurde den numismatischen Erkenntnissen von durchschnittlichem Münzgewicht und Silberfeingehalt der Vorzug gegenüber den bei Spufford gesammelten wechselkursen gegeben. Zwar liefern auch sie nur ungefähre und keinesfalls unangreifbare werte, weil z. B. eine Normierung der Kölner Mark, des Sterlings oder der französischen tournosen erst ab der Mitte des 13. Jahrhunderts erreicht wurde. Allerdings können diese Angaben gegenüber den lediglich punktuellen und zum teil stark voneinander abweichenden wechselkursen die größere Glaubwürdigkeit für sich beanspruchen. In einigen Fällen war es erforderlich, verschiedene Berechnungsvarianten anzugeben. Auf die Umrechnung in eine moderne währung wurde hingegen verzichtet. Dies würde zu schwerwiegenden Irrtümern führen, ließe sie doch zwangsläufig die unterschiedliche Geldsubstanz sowie die geänderten wertvorstellungen von Mittelalter und Moderne außer Acht.56 Aus arbeitsökonomischen Gründen schien es angeraten, die Abhandlung so zu konzipieren, dass die separate Betrachtung von Lösegeldern und Mitgiften erst am Schluss der Arbeit in eine Gesamtauswertung einmündet. Innerhalb der beiden themenfelder sollen vielmehr repräsentative Fallbeispiele auf wesentliche Merkmale aufmerksam machen (Kap. III und IV). Je nach Situation werden diese für sich allein stehend oder in komparatistischer weise betrachtet. wird den Geldbeträgen bereits in diesen Kapiteln höchste Priorität eingeräumt, erfährt die Gesamtheit der Lösegelder auf der einen, die Gesamtheit der Mitgiften auf der anderen Seite in einem eigenen Abschnitt besondere Aufmerksamkeit (Kap. V). Im Fokus steht dabei die Frage nach einem tarifsystem der Einzelsummen. Kapitel VI, das gleichsam den Schluss der Untersuchung bildet, ist der vergleichenden Analyse der Beträge beider themengebiete gewidmet. An dieser Stelle wird auf Gemeinsamkeiten zwischen den Phänomenen aufmerksam gemacht. Außerdem erfolgt dort eine Einordnung in die monetäre Entwicklung des Untersuchungszeitraums. Neben einer obligatorischen Einleitung mit Forschungsstand, Quellenlage und Methodik (Kap. I) ist den eigentlichen Ausführungen eine übersicht vorangestellt, welche in aller Kürze die Bedeutung des Geldes für den Adel des 12. und 13. Jahrhunderts darlegt (Kap. II). 54 55 56

Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; Schaube (1906): Handelsgeschichte, S. 813. Siehe Anhang: tabellen 1 und 2. Zu diesem Problem vgl. Klüßendorf (2009): Münzkunde, S. 52.

II. DIE BEDEUtUNG DES GELDES Für DEN ADEL DES 12. UND 13. JAHrHUNDErtS

II. DIE BEDEUtUNG DES GELDES Für DEN ADEL Der Zeitraum vom 12. zum 13. Jahrhundert wird gemeinhin als Periode der Monetarisierung bezeichnet.1 Der intensivierte Umgang mit Geld hatte die Entwicklung eines komplexen Handels- und wirtschaftskreislaufes zur Folge, dessen Ansprüchen man nur noch mit der Prägung hochwertiger Silber- und Goldmünzen gerecht werden konnte. Die Forschung hat diesen Vorgang gemeinhin als „kommerzielle revolution“ bezeichnet.2 Die gesteigerte rolle des Geldes rief bereits im Mittelalter theoretiker auf den Plan, die sich über den Nutzen des Kapitals Gedanken machten. Einer von ihnen war Nikolaus von oresme († 1382). Die primäre Funktion des Geldes sah der Geistliche im warenaustausch: Moneta […] est instrumentum mer­ caurae.3 Für den westeuropäischen, christlichen Adel besaß diese Funktionszuschreibung nur bedingte Gültigkeit. Geld – für das Mittelalter waren dies gleichermaßen Münzen und Edelmetallbarren4 – stellte im 12. und 13. Jahrhundert ein universell einsetzbares Machtinstrument dar. So überzeugte König rudolf I. (reg. 1273–1291) 1276 den wankelmütigen Herzog Heinrich von Niederbayern mit einem stattlichen Geldbetrag, sich ihm beim Feldzug gegen den König von Böhmen, dem notorischen widersacher der Habsburger in österreich, anzuschließen.5 Kriegszüge verschlangen enorme Summen, da man die teilnehmer versorgen und entlohnen musste.6 Doch 1

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Kluge versteht unter Monetarisierung „den zum Alltag gehörenden selbstverständlichen Gebrauch von Münzgeld in allen Schichten der Gesellschaft“. Kluge (2010): Die Monetarisierung Europas, S. 325. Folgt man dieser Definition, so waren die Menschen des 12. und 13. Jahrhunderts sicherlich noch weit davon entfernt, sich in einer monetarisierten welt zu bewegen. Zumindest aber bildeten sich die Grundzüge einer so gearteten Gesellschaft während dieser Jahrhunderte heraus: Der Geldbedarf war auch beim Adel derart gestiegen, dass es zur Gründung zahlreicher neuer Münzstätten kam. Dazu ebd., S. 326f. Aufgrund der tatsache, dass ab dem 12. Jahrhundert Geld ein allgemeiner Messwert für Besitz und Erträge wurde, hat Johannes Fried für das Stauferreich von der „Monetarisierung aller Lebensbereiche“ gesprochen. Fried (1984): Die wirtschaftspolitik Friedrich Barbarossas, S. 199. Z. B. Fuhrmann (2010): wirtschaftlicher Ertrag, S. 380; Lopez (1976): the Commercial revolution, S. 56ff.; roover (1969): the commercial revolution, S. 23ff. Schorer (Hg.): Nicolaus oresme, Kap. 3, S. 38. Dazu auch Mäkeler (2010): reichsmünzwesen, S. 31ff. sowie ders. (2003): Nicolas von oresme, S. 56ff. Vgl. Dopsch (1930): Naturalwirtschaft und Geldwirtschaft, S. 167. Die Zahlung mit Silberbarren setzte sich im 12. Jahrhundert zunächst im Groß- und Fernhandel durch; gelangte aber schon bald für große Zahlungen jeder Art zur Anwendung. Spufford (1988): Money and its use, S. 226; Lamprecht (1960): Deutsches wirtschaftsleben, Bd. 2, S. 386f. Dazu zusammenfassend Krieger (2003): rudolf von Habsburg, S. 139ff. Schätzungen zufolge habe Eduard I. von England für den Krieg gegen den französischen König zwischen 1294 und 1298 nicht weniger als 750.000 Pfund Sterling, das entspräche 242.757 kg reinem Silber, für die Verteidigung der Gascogne ausgegeben. Le Goff (2011): Geld im Mittelalter, S. 68; Berechnungsgrundlage ist der 1180 durch Heinrich II. eingeführte Sterling mit einem

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II. Die Bedeutung des Geldes für den Adel

eine große Barschaft vermochte weit mehr: Einer Belehnung war nicht selten eine Zahlung vorausgegangen, um den Lehnsherrn dem Ansinnen des Vasallen gewogen zu machen.7 Selbst Königswahlen konnten mit Geld in die gewünschte richtung gelenkt werden. Dies zeigen die beiden römisch-deutschen Doppelwahlen von 1198 und 1256/57 eindrücklich.8 Adelige töchter wiederrum mussten bei der Hochzeit mit einer angemessenen Mitgift ausgestattet werden, wollten sie eine vorteilhafte Eheverbindung eingehen. Die mittelalterliche Lösegeldpraxis offenbart darüber hinaus, dass realer oder vermuteter monetärer wohlstand Leben retten und Freiheit wiederherstellen konnte. Das Dasein eines mittelalterlichen Adligen war kostspielig, auch wenn ihn die Vorliebe für rauschende Feste nicht – wie Zeitgenossen es von welf VI. († 1191) behaupteten – in den finanziellen Ruin stürzte.9 Das Einkommen der oberschicht speiste sich sowohl aus regelmäßigen Einkünften, wie etwa Steuern und Zöllen, als auch aus Einmalzahlungen, unter denen Lösegelder und Mitgiften zu den größten gehörten. Glücklich durfte sich derjenige nennen, der Zugriff auf eigene Silbervorkommen hatte. Die böhmischen Herrscher wurden auch deshalb zu den wohlhabendsten Fürsten im reich gezählt, weil ihr Herrschaftsgebiet ergiebige Silberminen einschloss.10 Heinrich der Löwe († 1195) beabsichtigte sich in den Besitz einer unerschöpflichen Finanzquelle zu setzen, als er 1176 in Ravenna die Teilnahme am Italienzug Friedrich Barbarossas von der übereignung der Goslarer Silberminen abhängig machte.11 Insbesondere die mannigfachen Maßnahmen der Könige, ihre Finanzkraft zu steigern, künden vom allgegenwärtigen Gebrauch monetärer Mittel, welcher im 12. Jahrhundert einsetzte und sich in den folgenden Jahrhunderten kontinuierlich verstetigte: In England ließ Heinrich II. (reg. 1154–1189) die tradition des Schildgeldes (scutagium) wieder aufleben, um die Kronvasallen an der Finanzierung von Söldnerheeren zu beteiligen.12 Kaiser Friedrich I. errichtete nicht allein zwölf neue Münzstätten, um das Silber seines Herrschaftsgebietes in hartes Geld schlagen zu lassen. Er bestand auch darauf, die fälligen Servitien kirchlicher EinNormgewicht von 1,458 g und einem Silberanteil von 925/1000. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 154; witthöft (1989): über den lübischen und andere deutsche Münzfüße, S. 87. Der Sterling stellte bis ins 14. Jahrhundert eine stabile währung mit durchgehend hohem Silbergehalt dar; zwischen 1180 und 1377 fanden lediglich zwei Prägewechsel statt. Kluge (2005): Numismatische Einführung, S. 24; vgl. auch Allen (2012): Mints and Money, S. 144f. (tabelle). Friedrich II. klagte während seiner Militärkampagnen wiederholt über Geldmangel. Maschke (1980): Die wirtschaftspolitik Kaiser Friedrichs II., S. 5. Um auf einen Militärschlag gegen Antiochia vorbereitet zu sein, nahm der christliche Patriarch Aimerich († 1193) viel Geld in die Hand, um Söldner anzuwerben. Vgl. Huygens (Hg.): willelmi tyrensis archiepiscopi Chronicon, Bd. 2, Buch 17, Kap. 10, S. 773. 7 Kamp (2005): Gutes Geld, S. 93; Hucker (1990): Kaiser otto IV., S. 390; Fried (1984): Die wirtschaftspolitik Friedrich Barbarossas, S. 198. 8 rI V, 2.4, Nr. 11771; Kaufhold (2007): Interregnum, S. 62ff.; Stehkämper (1978): Geld bei deutschen Königswahlen, S. 83ff.; Haider (1968): Die wahlversprechungen, S. 76. 9 König (Hg.): Historie welforum, S. 70, 72. 10 Bumke (2008): Höfische Kultur, S. 55. 11 opll (1998): Friedrich Barbarossa, S. 235f. 12 Krieger (2009): Geschichte Englands, S. 130.

II. Die Bedeutung des Geldes für den Adel

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richtungen fernerhin in Geld zu erhalten.13 In dem Bestreben, ein einheitliches und verlässliches Geldsystem zu schaffen, hatte der französische König Ludwig IX. das Münzgeld seines Einflussgebietes einer acht Jahre andauernden Reform unterzogen.14 Für den Adel des 12. und 13. Jahrhunderts bedeutete Geld, wenn auch nicht alles, so doch viel. Edelmetall war ein maßgebliches Instrument hoch- und spätmittelalterlichen Machterhalts. Mit welcher Beharrlichkeit man das eigene Kapital zu schützen oder zu vermehren suchte, wird nur allzu oft am Beispiel von Lösegeldern und Mitgiften deutlich. II. DIE BEDEUtUNG DES GELDES Für DEN ADEL

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Fried (1984): Die wirtschaftspolitik Friedrich Barbarossas, S. 200, 229. Zu Friedrichs besonderem Umgang mit Geld siehe Dirlmeier (1992): Friedrich Barbarossa – auch ein wirtschaftspolitiker?, S. 501ff., bes. S. 509ff. 14 Le Goff (2000): Ludwig der Heilige, S. 214. Zu den einzelnen Maßnahmen des Königs siehe Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 135ff.; ders. (2004): Münze und Geld, S. 14.

III. DEr PrEIS DEr FrEIHEIt: DIE LöSEGELDEr III. DEr PrEIS DEr FrEIHEIt: DIE LöSEGELDEr 1. DIE UrSPrüNGE 1. DIE UrSPrüNGE 1.1. Kontinuität und Novität

Der französische Mediävist und Militärhistoriker Philippe contaMine überschrieb ein Kapitel seines 2000 erschienenen Buches War and competition between states mit dem titel The End of the Middle Ages: The Golden Age of Private Ransom. Dieser titulierung lag die Erkenntnis contaMines zugrunde, dass im 14. und 15. Jahrhundert, insbesondere in der Periode des Hundertjährigen Krieges (1337–1453), unzählige Fälle von Lösegeldzahlungen belegt sind.1 Dem ist insofern nicht zu widersprechen, als dass die Menge an großen Schlachten und kleineren Scharmützeln besonders viele gefangene Grafen, edle Herren und ritter zur Folge hatte, deren Freilassungsbedingungen zudem sehr gut dokumentiert sind. Ein eindrückliches Beispiel jenes umkämpften Jahrhunderts liefert die Gefangennahme König Johanns des Guten von Frankreich (reg. 1350–1364). Der französische Monarch war nach der Niederlage seines Heeres bei Poitiers am 19. September 1356 in die Hände seines rivalen Eduards III. von England gefallen.2 Erst nach vier Jahren Gefangenschaft und der Unterzeichnung eines Friedensvertrages wurde Johann auf freien Fuß gesetzt. Die Freiheit freilich war teuer erkauft: Drei Millionen Goldmünzen (écus d’or) sollten als Lösegeld innerhalb von sechs Jahren bezahlt werden. obendrein musste der König seinem widersacher mehrere Provinzen übereignen.3 Durch die Erhebung von Sondersteuern, die alle Untertanen des französischen Königs zu zahlen hatten, sollte die gewaltige Summe aufgebracht werden.4 Eigens für das Lösegeld schlugen königliche Münzer einen neuen typ von Goldmünzen, der seinen Namen, Franc à cheval, dem aufgeprägten Münzbild des französischen Königs zu Pferd verdankte.5 Es verwundert nicht, dass es angesichts der Höhe der zu zahlenden raten (600.000 écus d’or innerhalb von vier Monaten, 400.000 écus d’or jedes weitere Jahr) zu Verzögerungen bei der Bezahlung kam. Bereits zur fristgerechten Bedienung der ersten rate sah sich Johann außerstande.6 Die drei Millionen écus 1 2 3 4

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Contamine (2000): war and competition, S. 164ff. Zur Schlacht von Poitiers siehe zusammenfassend Neillands (2001): the Hundred years war, S. 125ff. Der am 8. Mai geschlossene Vertrag von Brétigny ist abgedruckt bei Cosneau (Hg.): Les grands traités, Nr. 2, S. 33ff. Eine Zusammenfassung der Verhandlungen bietet Neillands (2001): the Hundred years war, S. 156ff. Henneman (1976): royal taxation, S. 86ff. Erhalten ist eine Quelle, welche die Zahlungsverpflichtungen mehrerer französischer Städte festlegte. Hiernach sollte Paris ein Sechstel der ersten rate allein Schultern, mit einigem Abstand folgten Lille (12.000 écus d’or) und Douai (10.000 écus d’or); die Quelle ist abgedruckt bei Delachenal (1909): Histoire de Charles V., S. 440ff. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 139. Dazu Broome (1926): the ransom of John II., S. viiif., 1–40. Zum Zahlungsablauf ebd., S. xff.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

d’or wurden nie vollständig bezahlt. Beinahe die Hälfte des Geldes (1,4 Millionen écus d’or) blieb man den Engländern schuldig.7 Die Auslösung Johanns des Guten folgte einer lang geübten tradition, einer routinemäßigen Praxis, die sich im 12. und 13. Jahrhundert ausgebildet hatte. Das Verweisen auf traditionen spielte für das gesamte europäische Mittelalter eine wichtige rolle, wenn es darum ging, einmal getroffene Entscheidungen zu rechtfertigen. Und so führen die Bemühungen um die Akquise des Lösegeldes Johanns II. von Frankreich unumwunden in den Untersuchungszeitraum dieser Darstellung. Die königlichen Geldeintreiber begründeten nämlich die Erhebung einer allgemeinen Sondersteuer mit dem Verweis auf ein analoges Vorgehen ihrer Amtskollegen während der muslimischen Gefangenschaft König Ludwigs IX. von Frankreich (reg. 1226–1270) während des Sechsten Kreuzzugs (1248–1254). Von dieser wird noch zu berichten sein.8 Tatsächlich erscheint die Gepflogenheit, seinem gefangenen (Kriegs-)Gegner Leben und Freiheit gegen Geld zu schenken, bereits im 12. und 13. Jahrhundert als etablierte Praxis, deren Ausübung sowohl im christlichen als auch im muslimischen Herrschaftsbereich auf allgemeine Akzeptanz stieß.9 ohne moralische Bedenken bescheinigte roger von wendover (†1236) seinem englischen Landsmann richard Marshal († 1234), juxta legem guerræ gehandelt zu haben, als dieser seine in der Schlacht gemachten Gefangenen gegen ein respektables Lösegeld laufen ließ.10 In einer Zeit, in der Krieg ein Dauerzustand war11 und die solide Panzerung des Adels für mehr Gefangene als tote sorgte,12 stellte die Auslösung des Gegners ein

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Vermutungen über den Zahlungsablauf hatte zuvor schon roland Delachenal in seiner dem Nachfolger Johanns gewidmeten Monographie angestellt. Delachenal (1909): Histoire de Charles V., S. 325ff. Kluge (2004): Münze und Geld, S. 14. Henneman (1976): royal taxation, S. 111. Zur Auslösung Ludwigs IX. und seines Heeres siehe S. 130ff. Den Vergleich zwischen dem muslimischen und christlichen Umgang mit Kriegsgefangenen aus rechtlicher und religiöser Perspektive unternahm Erwin Gräf. Gräf (1963): religiöse und rechtliche Vorstellungen, S. 104ff. Zum Jahr 1234: ipse Richardus et sociis ejus, quosdam milites in finibus Walliæ sibi adversan­ tes juxta legem guerræ ceperunt et ad gravem redemptionem compelerunt. Hewlett (Hg.): rogeri de Wendover liber, Bd. 3, S. 78. Ein Jahrhundert später spezifizierte der Benediktiner Honoré Bonet († 1410) in seinem Kriegshandbuch die Ansicht rogers, indem er die Zulässigkeit, Lösegeld eines Kriegsgegners zu fordern, an eine angemessene Behandlung band. Nys (Hg.): L’arbre des batailles, teil 4, Kap. 47, S. 138ff. sowie Kap. 60, S. 160ff. obgleich man sich von der leichtfertigen Ansicht längst verabschiedet hat, dass das Mittelalter eine unkontrolliert kriegführende Epoche gewesen sei, in der sich jeder selbst der nächste war, darf nicht vergessen werden, dass – im Gegensatz zur Gegenwart – der Krieg als gegebener Zustand betrachtet wurde. Frieden dagegen musste extra beschlossen werden. In dem wunsch, die allzu häufig auftretende willkürliche Gewaltanwendung einzudämmen, entwickelte sich im Laufe des hohen Mittelalters eine Friedensbewegung heraus, die Kategorien einer rechtmäßigen gegenüber einer unrechtmäßigen Kriegführung festlegte. Die gesteigerte Friedenssehnsucht mündete in mehreren größeren und kleineren Friedensbewegungen, von denen aber viele ephemerer Natur waren. Dazu ausführlich ohler (1997): Krieg und Frieden, bes. S. 13 ff., S. 66ff., S. 293ff.; siehe ebenso Kwiatkowski (2012): Friedensbestrebungen im Mittelalter, S. 15ff.; walde (2001): Landfriede, Strafe, recht, bes. S. 103ff. und Arnold (1987): De bono pacis, S. 133ff. Der Historia Welforum ist zu entnehmen, dass in einer 1164 zwischen welf VII. und dem Pfalz-

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lukratives Geschäft dar. Nicht von ungefähr feierte Heinrich († 1150), der älteste Sohn König Konrads III., nach seinem Flochberger Sieg über die welfen im Februar 1150 die stattliche Anzahl von dreihundert gefangenen rittern.13 Die große Zahl der Gefangenen zeigte nicht nur die Großartigkeit des triumphs an. Sie versprach auch materiellen Gewinn, mit dem die Ausgaben des Feldzuges gedeckt und die Verbündeten entlohnt werden konnten. Nicht nur die Christen, auch ihre muslimischen widersacher auf der Iberischen Halbinsel, in Nordafrika und im Nahen osten verstanden sich auf den Freikauf von Gefangenen: Nach dem Bericht des Chronisten Abȗ Sâma († 1267) hätten die muslimischen Emire nach dem grandiosen Sieg über das Heer der Kreuzfahrer bei Hattin im Sommer 1187 vehement gegen die geplante Hinrichtung der christlichen Gefangenen protestiert. Anlass für die Intervention sei die bange Sorge um einen Verlust des Lösegeldes gewesen. Saladin (reg. 1171–1193), so heißt es weiter, habe auf den Protest verständnisvoll reagiert: Er ließ seinen Emiren die Gefangenen. Nur die templer und Johanniter habe er ihnen für eine Kopfpauschale von 50 Dinaren abgekauft, um wenigstens seine erbittertsten Feinde aus der welt schaffen zu können.14 Berichte wie dieser führen zwangsläufig zu der Frage: Ist die Lösegeldpraxis ein Kind des Mittelalters? Dies muss klar verneint werden. Vielmehr scheint die Sitte, einen wertvollen Menschen durch eine Gegengabe freizubekommen, so alt wie die schreibende Menschheit selbst zu sein. Bereits der griechische Ependichter Homer († 8. Jh. v. Chr.) machte die weigerung des Agamemnon, die tochter des Priesters Chryses für ein Lösegeld freizulassen, für den Zorn des Gottes Apoll verantwortlich. τὴν δ’ ἐγὼ οὐ λύσω· – „Diese löse ich nicht“, habe der hochmütige König dem verzweifelten Priester entgegnet, als dieser ihm die Kostbarkeiten gezeigt hatte, mit denen er seine tochter freizukaufen gedachte.15 In der griechischen und römischen Antike konnten Gefangene auf Schonung hoffen, wenn ihre Freilassung einen materiellen oder anderweitigen Gewinn versprach. Einen Anspruch auf Gnade hatte aber niemand.16 wenn sie auch weniger den tod zu fürchten hatten, so erwartete die meisten Gefangenen doch ein Leben in Sklaverei. In seiner Politeia stellt der Philosoph Platon die rhetorische Frage:

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grafen Hugo von tübingen geführte Schlacht nur ein Mann sein Leben, 900 aber ihre Freiheit verloren hatten, obwohl der Kampf zwei Stunden andauerte. König (Hg.): Historia welforum, Kap. 30, S. 64; ebenso Grandaur (Hg.): Eine alte Genealogie, S. 37; siehe auch Althoff (1995): Compositio, S. 70. Capti sunt equites CCC et equorum non parvus numerus extinctus est, partim lanceis confossus, partim gladiis cesus. Hausmann (Hg.): Urkunden Heinrichs (VI.), Nr. 10, S. 531, Nr. 11, S. 532. Auch rI IV, 1.2, Nr. 651. Gerade wegen ihrer gewinnbringenden Freilassung dürfte die Zahl der Gefangenen in den Quellen des Mittelalters als Kennzeichen für die Größe des Sieges gegolten haben. Vgl. Prietzel (2006): Kriegführung im Mittelalter, S. 119. De Meynard (Hg.): Abû Sâma: Le livre de deux jardins, 277. Cauer, Paul (Hg.): Homers Ilias, Gesang 1, Vers 12–52, S. 1ff. overmans (1999): In der Hand des Feindes, S. 2; auch Kortüm (2012): Surrender in Medieval times, S. 48.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder „Der aber, der von den Feinden lebendig gefangen genommen wird, muss man diesen nicht als Geschenk an jene geben, damit sie mit ihrer Beute machen können, was sie wollen? – Freilich doch!“17

Das Schicksal eines Gefangenen lag in der Hand seines Häschers. Daran änderte auch die Etablierung des Christentums nichts. Die moralischen werte dieser neuen religion sorgten allerdings für eine Akzentverschiebung: Der (Kriegs-)Gefangene wurde nicht mehr nur als Kriegsbeute, als zukünftiger Sklave, als objekt wahrgenommen, sondern als schicksalsgeplagter Mensch, der Gnade und Nächstenliebe verdient hatte. In diesem Sinne wurde die Auslösung von unschuldig Gefangenen (gemeint waren jene, die sich keiner Verbrechen schuldig gemacht hatten und nicht von Gesetzes wegen in Haft waren) eine Aufgabe christlicher Caritas. Im ersten Jahrhundert vor Christus hatte Clemens von rom Gott um die Auslösung seiner inhaftierten Glaubensbrüder gebeten.18 Gewiss erwartete er nicht, dass göttliche Boten wagenladungen voll Gold und Silber auf die Erde trugen und Verhandlungen mit den Kerkermeistern aufnahmen. Gleichwohl machte er auf eine Vorstellung von christlicher Nächstenliebe aufmerksam, die das Mittelalter stark prägen sollte.19 Das Decretum Gratiani förderte und forderte den Freikauf gefangener Christen.20 Dies war nur konsequent, wollte man doch schon den Kreuzestod Jesu Christi als Loskauf der von der Sündhaftigkeit gefangenen Menschheit verstanden wissen. Die lateinischen Begriffe redemptio und redimere, die im klassischen Latein vor allem den Loskauf von Gefangenen sowie den (rück-)Kauf von Gütern meinten,21 fanden als Bezeichnung sowohl für eine Lösegeldzahlung als auch für den tod Jesu Verwendung. Der zweite wortsinn wird im Markusevangelium klar artikuliert: nam et Filius hominis non venit ut ministraretur ei sed ut ministraret et daret animam suam red­ emptionem pro multis 22 Der deutsche übersetzer darf sich hier zweier Varianten bedienen, um daret animam suam redemptionem aufzulösen: 1. „Er gab seine Seele [d. i. sein Leben] zur Erlösung“ oder 2. „Er gab seine Seele als Lösegeld.“ Schon die Autoren der Bibel hatten den Sühneopfertod Christi im zweiten Sinne verstanden. Das Lösegeld, das der Gottessohn für die Menschen bezahlt habe, bestand dabei aus dem am Kreuz vergossenen Blut.23 Der Erlöser der Menschheit wurde zugleich zum Prototyp des mildtätigen Freikäufers seiner Brüder stilisiert. Aufgrund dieser theoτὸν δὲ ζῶντα εἰς τοὺς πολεμίους ἁλόντα ἆρ᾽ οὐ δωρεὰν διδόναι τοῖς ἑλοῦσι χρῆσθαι τῇ ἄγρᾳ ὅτι ἂν βούλωνται; κομιδῇ γε. Burnet (Hg.): Platonis opera, Politeia, Buch 5, Vers 468a-b. 18 λύτρωσαι τοὑς δεσμίους ἡμῶν. – „löse unsere Gefangenen aus.“ 1 Clem. 59,4, ediert bei Knopf (Hg.): Der erste Clemensbrief, S. 144. 19 Zu den wurzeln des Freikaufs im frühen Christentum siehe osiek (1981): the ransom of captives, S. 365ff. 20 Friedberg (Hg.): Decretum, Dist. 86, Kap. 14 und Kap. 18 sowie Causa 12 q. 2, Kap. 70. Dazu weiterführend Erler (1978): Der Loskauf Gefangener, S. 29ff. 21 Siehe dazu Georges (Hg.): Lateinisch-deutsches Handwörterbuch, Stichwort redēmptio, Bd. 2, Sp. 2248. 22 Mk 10, 45. Die Begrifflichkeiten der lateinischen Bibelübersetzung wurden durch mittelalterliche Autoren übernommen. In einem Exempel des 13. Jahrhunderts heißt es über die Erlösung des Menschen: Ergo caveas tibi, licet sis servus Domini, licet ab eo factus et redemptus. welter (Hg.): La tabula exemplorum, Nr. 46, S. 15f. 23 Vgl. 1 Petr. 1, 18f.; 1 Clem. 7, 4; Hebr. 9, 11ff. röhser (2006): Erlösung als Kauf, S. 186, 191. 17

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logischen Interpretation ist erklärlich, warum während der Kreuzzüge geistliche orden wie die trinitarier den Loskauf von Christen aus muslimischer Gefangenschaft zu ihrer Profession machten24 und warum Kleriker wie Laien gleichermaßen bereit waren, diesem Ideal zu folgen.25 1.2. Ethos, turnier und Pragmatismus Der Ursprung einer allgemein geübten und anerkannten Lösegeldpraxis, wie sie sich im Hoch- und Spätmittelalter zeigte, ist in der Forschung vielfach diskutiert worden. Aus diesem Forschungsdiskurs resultierten drei Erklärungsversuche, von denen zwei nach Frankreich weisen, einer dagegen in die Levante der Kreuzzugszeit. Matthew StricKLand und John giLLinghaM verfochten seit den 1990er Jahren die these, die Lösegeldpraxis sei im Zuge der Ausbildung eines christlichen ritterethos entstanden. Dieses habe sich im 10. und 11. Jahrhunderts von Nordfrankreich aus über die christlichen reiche Europas ausgebreitet. Das besagte Ethos habe im französischen Adel zu einer Ablehnung der tötung von Standesgenossen geführt, insbesondere da die Adelssippen über weitreichende familiäre und vasallitische Bande zueinander verfügt hätten. weil das Christentum zudem die Versklavung von Kriegsgefangenen26 verpöne, habe man sich durch die Forderung von Lösegeldern zu bereichern versucht.27 Einer solchen Erklärung wollte die Kreuzzugsexpertin yvonne friedMan nicht folgen. Den Keim einer im christlichen Europa und darüber hinaus akzeptierten Verfahrensweise sah sie weniger in einem wandel religiös-moralischer wertvorstellungen als vielmehr im Pragmatismus der Kreuzzugszeit. Die weichen habe die für 24

Die ordensregel hielt fest, dass ein Drittel des Besitzes der trinitarier zum Freikauf inhaftierter Christen verwendet werden sollte: Tertia vero pars reservetur ad redemptionem captivorum, qui sunt incarcerati pro fide Christi a paganis. Abgedruckt bei Cipollone (1996): Les trinitaires, S. 314. trinitarier begaben sich zuweilen sogar selbst als Geiseln in muslimische Gefangenschaft und blieben dort solange, bis das Lösegeld vollständig bezahlt worden war. ohler (1997): Krieg und Frieden, S. 271. 25 Der Bischof von Sebaste kaufte Glaubensbrüder frei, die 1184 in die Hände Saladins gefallen waren: Deinde Neapolim transiens villam spoliavit et postea concremavit [gemeint ist Saladin]; inde progrediens ad urbem Sebastæam pervenit, ubi episcopus civitatis villam et ecclesiam suam octoginta captivis redemit. Hewlett (Hg.): rogeri de wendover liber, Bd. 1, S. 133. Im Bewusstsein, ein gottgefälliges werk zu verrichten, versprach der Katalane Berengar von ripoll in seinem testament vom 23. Februar 1145, nach seinem Ableben zwölf Morabitini an das Kloster San Cugat (Provinz Barcelona) zu spenden, welche für die Auslösung eines Gefangenen ausgegeben werden sollten: Concessit xii morabetinos ut rediment i captivum. rius y Serra (Hg.): Cartulario de ʺSant Cugatʺ, Nr. 961, S. 142. Dazu auch Brodman (1986): Ransoming captives, S. 12. Eine moralische Pflicht zum Loskauf gefangener Glaubensbrüder kannten auch die Muslime. Gräf (1963): religiöse und rechtliche Vorstellungen, S. 111ff. 26 Der terminus des Kriegsgefangenen war dem Mittelalter unbekannt; erst ab 1420 taucht er im Umfeld des Hundertjährigen Krieges zur Kennzeichnung gefangener Kämpfer auf, ohne jedoch einen Sonderstatus proklamieren zu wollen. Dazu Ambühl (2013): Prisoners of war, S. 4f., 19. 27 Strickland (1992): Slaughter, slavery or ransom, S. 41ff.; ders. (2001): Killing or clemency, S. 93ff.; Gillingham (1994): 1066 and the introduction of chivalry, S. 21ff.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

die Christen verlorengegangene Schlacht von Hattin 1187 gestellt. wegen des Verlusts der gesamten Jerusalemer Streitmacht sei es notwendig geworden, die Heimkehr der überlebenden Kämpfer auf dem Verhandlungsweg zu erreichen.28 Bei dem Versuch, die Kontroverse um den Ursprung der mittelalterlichen Lösegeldpraxis zusammenzufassen, wies rémy aMbühL unlängst auf die Bedeutung ritterlicher turniere in diesem Kontext hin.29 Das ritterliche turnier nahm seinen Anfang auf dem Gebiet der nordfranzösischen Langue d’oïl des 11. Jahrhunderts und war eine wiederspiegelung des realen Krieges, ein „fausse guerre“, wie Michel pariSSe es 1986 treffend bezeichnete.30 Auf die Art bekam die ritterbürtige Kriegerschicht Gelegenheit, den Umgang mit Pferd und waffe zu trainieren und ihre Standesgenossen, allen voran ihre Lehensherrn, von ihren Fähigkeiten zu überzeugen. Im Laufe des Mittelalters avancierte das Turnier zu einem höfischen Spektakel, das mit der Aussicht auf ruhm und materieller Bereicherung ritter und Edelleute von nah und fern anzog. Angesichts seines spielerischen, kompetitiven Charakters war es üblich, den besiegten Gegner zu schonen und ihn gegen ein Entgelt freizulassen.31 über die transaktionen von Geld und militärischer Ausrüstung im Zuge des Kampfspiels informieren verschiedene Quellen. In seinem vor dem Jahr 1200 verfassten Verbum abbreviatum referiert der reimser theologe Petrus Cantor († um 1198) über einen miles captus in tirocinio. Dieser hatte einen nicht näher bekannten Fürsten um Hilfe bei der Aufbringung seines Lösegeldes gebeten.32 Besonders einträglich war der turnierbesuch, wenn man sich mehr als eines Gefangenen rühmen konnte. Dem namhaften wilhelm Marshal († 1219) war es gelungen, in zehn Monaten nicht weniger als 103 Kombattanten in seine Gewalt zu bringen.33 Um die Aussicht auf Beute zu steigern, bildete er sogar Kampfgemeinschaften mit anderen turnierteilnehmern.34 wilhelm zögerte nicht, auch den Zufall zu seinem Vorteil zu nutzen: Als bei einem ritterlichen wettstreit in Saint-Pierre-sur-Dives (Dép. Calvados, Basse-Normandie) 28 29 30

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Friedman (2002): Encounter between enemies, S. 7. Ambühl (2013): Prisoners of war, S. 3. Dazu Parisse (1986): Le tournois en France, S. 176f. Nichtsdestotrotz führten Unfälle und der übermut der Beteiligten immer wieder zu toten. Das Zweite Laterankonzil reagierte auf die sinnlosen opfer, indem es 1139 den Gefallenen ein kirchliches Begräbnis verweigerte: Detesta­ biles autem illas nundinas vel ferias, in quibus milites es condicto convenire solent et ad osten­ tationem virium suarum et audaciae temerarie congrediuntur, unde mortes hominum et anima­ rum pericula saepe proveniunt, omnino fieri interdicimus. Quod si qui eorum ibidem mortuus fuerit, quamvis ei poscenti poenitentia et viaticum non negetur, ecclesiastica tamen careat sepultura. wohlmuth (Hg.): Dekrete der ökumenischen Konzilien, Nr. 14, S. 200. Caesarius von Heisterbach bescheinigte den auf einem turnier Verstorbenen ein Schicksal in der Hölle. Nösges/ Schneider (Hg.): Caesarius von Heisterbach, Kap. 16, S. 2212f., Kap. 17, S. 2214f. Ebd., S. 200; rösener (1986): ritterliche wirtschaftsverhältnisse, S. 329. Quelle bei Baldwin (1970): Masters, princes and merchants, S. 140f.; zu diesem Fall auch Flekkenstein (1986): Das Turnier als höfisches Fest, S. 253. Zu Werk und Autor siehe Gutjahr (1899): Petrus Cantor Parisiensis, S. 5ff., 59ff. Meyer (Hg.): L’histoire de Guillaume le Maréchal, Bd. 1, Vers 3420ff., S. 125; rösener (1986): ritterliche wirtschaftsverhältnisse, S. 312. Beispiele finden sich bei Crouch (2002): William Marshal, S. 193. Zum Vorteil der Kampfgemeinschaften auf turnieren siehe Neumeyer (1998): Vom Kriegshandwerk zum ritterlichen turnier, S. 73, 100 sowie bei Armstrong (2006): william Marshal, S. 112.

1. Die Ursprünge

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1183 einer der Kombattanten bewusstlos aus dem Sattel fiel, eilte Wilhelm, der den Sturz beobachtet hatte, herbei, nahm den Unglücklichen gefangen und erpresste von ihm einen nicht genannten Geldbetrag.35 Noch auf seinem Sterbebett soll er sich der früheren turniererfolge gerühmt haben. Das Lösegeld von über 500 rittern habe er bei den besagten wettkämpfen verdient: Car j’ai priz .v. cenz chevaliers / Don j’ai & armes & destriers / Et tot lor herneis retenu.36 Ein weiteres Indiz für die Lukrativität der turnierlösegelder stellt die Existenz von Geldverleihern rund um die Kampfplätze dar. Ulrich von Liechtenstein († 1275) spricht von jüdischen Kreditgebern, die im Jahre 1224 in Friesach alle Hände voll zu tun hatten, die zum Freikauf Gezwungenen mit Barmitteln zu versorgen.37 Es ist hier freilich kein Platz für eine ausführliche Stellungnahme zu der eben skizzierten Diskussion über die Ursprünge der Lösegeldpraxis des hohen und späten Mittelalters. Auch lässt die Quellenlage selbst derzeit noch kein abschließendes Urteil zu. ohne Zweifel aber lagen der Praxis des Loskaufs gewisse zeitgenössische Vorstellungen ebenso zugrunde wie pragmatische Erwägungen. Das engmaschige Beziehungsgeflecht des mittelalterlichen Adels dürfte in einigen Fällen die Schonung des Gegners begünstigt haben – besonders dann, wenn die eigene Familie großzügige Angebote machte, um ihre Angehörigen wiederzubekommen. Für den Häscher wird wohl vor allem die eigene finanzielle Bereicherung eine Rolle gespielt haben. Die Generierung derartiger Einnahmen stellte nicht nur einen Nebenverdienst dar, sondern war vielmehr eine kriegsökonomische Notwendigkeit. Die Kreuzzüge führten zu einer quantitativen Erhöhung des Loskaufs von Gefangenen und dadurch wahrscheinlich auch zu einer Professionalisierung des Prozederes. Ihren Ursprung hatte die mittelalterliche Lösegeldpraxis aber dort wohl nicht. Zu zahlreich sind die Belege von Lösegeldtransfers vor dem Ersten Kreuzzug (1096–1099).38 Die oben vorgenommene Befundbeschreibung zeigt deutlich, dass – neben dem Phänomen der Sklaverei – das Phänomen des ritterturniers bei der Analyse von Lösegeldern besondere Beachtung verdient. warum turnierlösegelder in den folgenden Ausführungen trotzdem nicht behandelt werden, ist dem Fehlen konkreter Informationen geschuldet. Die Lösegeldverhandlungen, die abseits des turnierplatzes stattfanden, sind nicht dokumentiert. Sie waren vollständig in den privaten Bereich verwiesen; etwaige von der turnierleitung angelegte Listen über gezahlte Lösegelder existieren nicht. Die ausführlichste Beschreibung eines spätmittelalter35 36 37

Meyer (Hg.): L’histoire de Guillaume le Maréchal, Bd. 1, Vers 7209ff., S. 260. Ebd., Bd. 2, Vers 18483ff., S. 305. dô muosten dâ hin ze den juden varn / si alle, di dâ gevangen wârn. / man sach si setzen alzehant / vil maniger hande kostlîches pfant. Bechstein (Hg.): Ulrich’s von Liechtenstein Frauendienst, Str. 311, S. 110. 38 Bereits für die frühen Christen bemühten sich, in Gefangenschaft geratene Glaubensbrüder freizukaufen. Siehe dazu osiek (1981): the ransom of captives, S. 365. Der teppich von Bayeux zeigt die Gefangennahme Harold Godwinsons durch Guido von Ponthieu aus dem Jahre 1164/65 sowie die anschließenden Freilassungsverhandlungen. Kintzinger (2008): Kontakt und Konflikt, S. 282 sowie ebd., Abb. 6 und 7; vgl. auch Wilson (2005): Der Teppich von Bayeux, S. 178. Dazu passend berichtet der normannische Chronist wilhelm von Poitiers († 1090), dass Harold für viel Geld ausgelöst werden musste. Chibnall/Davis (Hg.): the Gesta Guillelmi, Buch 1, Kap. 41, S. 68ff.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

lichen Turniers, das 1285 in Chauvency-le-Château (Dép. Meuse, Lothringen) abgehalten wurde, enthält keinerlei Informationen zu Lösegeldbeträgen.39 Sie liefert demnach kein verwertbares Material. Der Verschwiegenheit der Quellen musste sich 2003 auch die britische Historikerin Juliet barKer geschlagen geben. Ihre Monographie zum turnierwesen in England verliert kaum ein wort über die dort vereinbarten oder gezahlten Lösegelder.40 2. DIE BEDEUtUNG VoN LöSEGELDErN INNErHALB DES MIttELALtErLICHEN KrIEGSwESENS 2. DIE BEDEUtUNG VoN LöSEGELDErN Da das turnierwesen des 12. und 13. Jahrhunderts nicht das ersehnte Datenmaterial erbrachte, stellt beinahe ausschließlich der militärische Konflikt das Untersuchungsfeld dieser Arbeit dar. In seiner Chronica slavorum berichtet Arnold von Lübeck († um 1211) von einem Streit zwischen Graf Adolf III. von Holstein († 1225) und Herzog Heinrich dem Löwen († 1195), der den rechtmäßigen Besitz der auf dem Feldzug gegen den Kölner Erzbischof gemachten Gefangenen zum Gegenstand hatte.41 Dem Zerwürfnis war ein herzoglicher Befehl vorausgegangen, der alle Gefolgsleute zur übergabe der Gefangenen an Heinrich den Löwen aufforderte. Dieses Anerbieten hatte der Graf von Holstein allerdings abgelehnt.42 In den Augen Arnolds von Lübeck stellte die weigerung Adolfs III. ein Unrecht (inuria) dar. Die Beharrlichkeit, mit der Heinrich auf den Gefangenen bestand, geriet zu einer Machtdemonstration. Der Chronist legte dem welfenherzog gebieterische worte in den Mund: „Aber er kann keinen gerechtfertigten Grund vorbringen, warum er uns im letzten Konflikt die Gefangenen nicht ausgeliefert hat. Nun aber soll er die Gefangenen, die er in seiner Gewalt hat, übergeben, damit nicht andere durch sein Beispiel verleitet werden, die ihren zu behalten.“43

weit davon entfernt ein schlechtes Beispiel geben zu wollen, verwies der Holsteiner auf die rechtmäßigkeit seines Anspruchs. Die Verluste und Ausgaben betonend, die ihm auf Heinrichs Kriegszug entstanden waren, suchte er den welfen bei seiner Ehre zu packen. Er wies nämlich daraufhin, dass bei Abgabe der Kriegsgefangenen ihm

39 Delbouille (Hg.): Jacques Bretel, S. 1ff. 40 Barker (2003): the tournament in England, S. 1ff. 41 Dazu Pohl (2014): Fliehen, Kämpfen, Kapitulieren, S. 269ff.; Ehlers (2008): Heinrich der Löwe, S. 333. Ehlers sieht in diesem Streit einen der Gründe für das übergehen Adolfs zu Friedrich Barbarossa im darauffolgenden Jahr. Ebd., S. 338. 42 Facta est autem disceptatio inter ducem et comitem Adolfum et ceteros nobiles de captivis. Dicebat enim dux, sui iuris esse, ut omnes captivi sibi redderentur. Cui conentiebat Guncelinus comes, Conradus de Rothe, redditis captivis suis, et alii de domo ducis familiariores. Econtra illi dicebant, se de propriis stipendiis militare, et ideo iustum esse, ut de captivis sua reciperent, nec omnino stipem militie se habere posse dicebant, si eorum captivi in usus alienos tollerentur. Hiis contradictionibus comes Adolfus animum ducis graviter irritavit. Pertz (Hg.): Arnoldi Chronica Slavorum, Buch 2, Kap. 13, S. 51f. 43 Sed in hoc nihil iuste pretendere potest, quod in proximo conflictu captivos nobis non reddidit. Nunc autem captivos, quos habet, reddat, ne alii eius exemplo suos etiam detineant. Ebd., Buch 2, Kap. 16, S. 56f.

2. Die Bedeutung von Lösegeldern

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nichts anders übrig bleiben würde, nisi ut pedes ad domum meam revertar.44 Die rede Adolfs von Holstein impliziert einen an Heinrich gerichteten moralischen Vorwurf: wollte der welfe für eine rangminderung eines Standesgenossen, Lehnsmanns und Verbündeten verantwortlich sein, indem er ihn besitzlos und – eines ritters unwürdig – barfuß heimschickte? Dass Adolf von Holstein hier zum Stilmittel einer Hyperbel griff, um sein vermeintliches Anrecht argumentativ zu untermauern, ist wahrscheinlich. Das darf nicht über den wert hinwegtäuschen, den hochrangige Gefangene als Einnahmequelle kämpferischer Auseinandersetzungen darstellten. Die Kompensation von Kriegskosten durch die Lösegelder von Edelmännern, die in der Schlacht ergriffenen worden waren, war gängige Praxis.45 Das wohlgeborene Publikum des wirnt von Grafenberg dürfte allenfalls zustimmend genickt haben, als es beim Lauschen der Abenteuer des Artusritter wigalois folgende Zeilen hörte: drî grâven vuortens mit in hin / gevangen; daran lac grôz gewin. / sus kêrten dan die geste; ieglîcher an sîne veste / brâhte grôze rîcheit.46 über Stephan von Blois (reg. 1135–1154) wurde gemunkelt, er habe die Unterstützung seiner Getreuen durch die Lösegelder gefangener ritter vergolten.47 Nicht Belohnung, sondern Kompensation versprach sich der Ministeriale Gerhard von Sinzig, als er der Jahresabrechnung für die ihm anvertraute Herrschaft Sinzig im Mai 1242 eine Supplik hinzufügte, in der er Konrad IV. (reg. 1237–1254) um Entschädigung für den Verlust von 400 Mark bat. Der Fehlbetrag, so Gerhards Begründung, sei ihm entstanden, weil er einer königlichen weisung Folge geleistet habe, wonach alle einstigen Staufergegner unverzüglich freizulassen seien.48 was Domne, noveritis, ait, me in hac expiditione omnia mea consumpsisse, equos militum, runcinos servorum, innumeros perdidisse, et nunc si captivos vobis reddidero, nichil superest, nisi ut pedes ad domum meam revertar. Ebd., Buch 2, Kap. 16, S. 57. 45 Dies lässt sich für die Zeit ab dem 11. Jahrhundert besonders deutlich machen. Gillingham (2012): Surrender in Medieval Europe, S. 70ff. Der Biograph Ludwigs VI. von Frankreich, Abt Suger von Saint-Denis († 1151) teilte mit, wie eifrig die französische Seite bemüht war, ihre englischen Gefangenen gegen Lösegeld freizulassen, um die eigenen truppen bezahlen zu können: Verum Anglie captos ad redemptionem celerem militaris stipendii acceleravit anxietas, Francorum vero longa diuturni carceris maceravit prolixitas, nec nullo modo evinculari potue­ runt, donec, suscepta ejusdem regis Anglie militia, hominio obligati, regnum et regem impugnare et turbare jurejurando firmaverunt. waquet (Hg.): Suger: Vie de Louis VI, S. 10. 46 Seelbach/Seelbach (Hg.): wirnt von Grafenberg, Vers 11195ff., S. 251; noch früher heißt es: die gevangen [be]schatzte ein ieglîch man / ders ȗz dem wal brâhte dan / als er hôhest mohte. Ebd., Vers 11195ff., S. 249. über den Verfasser ist kaum etwas bekannt, er war wohl ein fränkischer ritter, der seine Burg zwischen Nürnberg und Bayreuth hatte. Sein Artusroman Wigalois entstand in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Zu werk und Autor siehe Ziegeler, Hans-Joachim: Art. wirnt von Grafenberg, in: VerfLex 10, Sp. 1252ff.; Schiewer, Hans-Jochen: Art. wirnt von Grafenberg, in: LexMA 9, Sp. 250f. Zu den Gefangenschaften im Wigalois siehe Lawn (1977): „Gefangenschaft“, S. 279ff. 47 Die Gesta Stephani schreibt im Zuge der Einnahme Faringdons 1145: Hoc itaque dispositione contradito castello, plurimum gloriæ, cumulum fortunæ regis, Deus aspirato adiecit, quia non solum ex militum captione, qui se illi sub redimendi conditione commiserant, uel ex armorum et spoliorum copiis […] suos largissime commilitones ditauit. Potter (Hg.): Gesta Stephani, Buch 2, Kap. 94, S. 121. 48 Gerhard hatte seine Gefangenen vermutlich bei der 1241 erfolgten Erhebung der Erzbischöfe 44

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

für Konrad IV. ein Akt herrschaftlicher Gnade in der Hoffnung auf Versöhnung mit den ehemaligen widersachern war, hatte für Gerhard den Verlust vermutlich einkalkulierter Lösegeldeinnahmen bedeutet. Da er die wiedergutmachung schwerlich direkt fordern konnte, appellierte er an die Gnade Kaiser Friedrichs II. und seines Sohnes.49 Schonung auf dem Schlachtfeld durften vor allem Adlige erwarten. Sie verfügten über das finanzielle Potential und den personellen Rückhalt, um eine Auslösung attraktiv zu machen. Als teilnehmer der Kampfhandlungen bezeugte der Katalane ramon Muntaner († 1336), wie bei einem Flottengefecht 1284 alle Feinde vorsätzlich erschlagen wurden. Eine Ausnahme bildeten nur die Grafen und Barone, die man wegen der Aussicht auf Geld am Leben ließ. Er selbst hatte, in der Hoffnung auf Lösegeld, einen Berengar von Entenza in seine Gewalt gebracht.50 Noch im Verlauf der Schlacht bei Bouvines 1214 kam es zum Streit zwischen mehreren französischen rittern über die Gefangennahme rainalds von Boulogne († 1227). Nachdem dieser vom Pferd gestürzt war, eilten gleich drei ritter herbei, um ihn für sich zu beanspruchen. Kurz danach tauchte ein vierter ritter aus dem Getümmel auf, der ihn ebenfalls als seinen Gefangenen abführen wollte. Es kam zum Streit. Als der Konflikt entschieden war, waren die Sieger darauf bedacht, Rainald umgehend an einen sicheren ort zu bringen.51 Selbst der königliche oberbefehlshaber, Philipp II. Augustus (reg. 1180–1223), sann darauf, möglichst viele Gefangene für sich zu behalten. Philipps Befehl, ihm alle Gefangenen auszuliefern, kommentierte wilhelm der Bretone († 1226) – des Königs Kaplan und ein Augenzeuge der Schlacht – folgendermaßen: Nec voluit rex quod sui sequerentur fugientes hostes, nisi tantum per unum milliare propter loca incognita et noctis vicinitatem, et ne casu aliquo viri magni qui capti tenebantur evaderent vel de custodum manibus raperentur, qui timor illum maxime coarctabat.52 König Philipp dürfte die Sicherung der Gefangenen nicht ausschließlich unter wirtschaftlichen Aspekten betrachtet haben. Die stattliche Zahl der besiegten Dignitäre war als Zeichen des triumphs ebenso geeignet wie zur Demonstration kapetingischer Vormachts- und Herrschaftsansprüche. Zudem mag

von Mainz und Köln gemacht. In den Konfliktgebieten Aachen, Köln und Mainz verzeichnete er jedenfalls einige Ausgaben, die ihm wohl durch die Stellung von truppen für den reichsdienst entstanden waren. Zeumer (Hg.): Quellensammlung, Bd. 1, Nr. 66, S. 85. Abgedruckt auch bei weiland (Hg.): Conradi IV. constitutiones, Nr. 338, S. 447. Siehe auch Heinrichs (1985): Gerhard von Sinzig, S. 57, 63. Zum Aufstand der Erzbischöfe siehe Schätzle (2012): Papsttreue oder Königsverräter?, S. 52ff. 49 Captivos quos habebat dimisit ad mandatum nostrum solutos, de quibus poterat habere, ut dicit, CCCC marcas. Super his exspectat gratiam imperatoris et nostram. weinrich (Hg.): Quellen zur Deutschen Verfassungs-, wirtschafts- und Sozialgeschichte bis 1250, Nr. 129, S. 526; auch Zeumer (Hg.): Quellensammlung, Bd. 1, Nr. 66, S. 85. 50 Dazu Sablonier (1971): Krieg und Kriegertum, S. 86. 51 Delisle (Hg.): Gesta Philippi Augusti, S. 99; auch Delaborde (Hg.): oeuvre de rigord et de Guillaume le Breton, Bd. 1, Kap. 196, S. 288f. Auch Duby (2002): Der Sonntag von Bouvines, S. 53. 52 Delisle (Hg.): Gesta Philippi Augusti, S. 99; auch Delaborde (Hg.): oeuvre de rigord et de Guillaume le Breton, Bd. 1, Kap. 198, S. 290.

2. Die Bedeutung von Lösegeldern

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er gehofft haben, diejenigen, die er als abtrünnige Vasallen der Krone betrachtete, in seine Gefolgschaft zurückzuzwingen. Die Aussicht auf ein ordentliches Lösegeld war dazu angetan, die eigenen truppen im Kampf anzuspornen. Auf einen Motivationsschub hob etwa odericus Vitalis († 1142) ab, als er zum Jahre 1097 von der Inhaftierung dreier Normannen berichtete.53 Die Gier nach Beute konnte freilich auch eine gegenteilige wirkung haben: weil sich die Soldaten mehr um die Bergung ihrer Gefangenen denn um die Fortführung des Kampfes gesorgt hatten, sahen sich Eduard III. von England (reg. 1327– 1377) und der burgundische Herzog Johann ohnefurcht (amt. 1404–1419) gezwungen, in ihren Heeren das Plündern und die Gefangennahme von Kriegsgegnern bei schwersten Strafen zu verbieten.54 Mithin dürfte es wohl zu den erforderlichen Fähigkeiten eines Kriegsherrn gehört haben, die viel beschworene goldene Mitte zu finden: Um ihre Loyalität zu belohnen, musste man seinen Gefolgsleuten das Beutemachen erlauben. Zugleich war es unabdingbar, das Verlangen nach Bereicherung zu zügeln, damit nicht die Bereitschaft zum Kämpfen versiegte und die Schlachtreihen in destruktiver Unordnung zerfielen. wo das Lösegeld den Kreislauf des Krieges in Gang hielt, nämlich als Anreiz zum Kampf und als Akquise finanzieller Mittel zur Ausrüstung und Anwerbung neuer ritter und Kriegsknechte, dort konnte es auch zu seinem Ende beitragen – insbesondere deshalb, weil zahlreiche Auslösungsverträge mit einem Friedensschluss einhergingen. Dabei kam eventuellen Friedensbestrebungen der Umstand zugute, dass meist einer der Kriegsgegner durch seine Inhaftierung aus dem Kampfgeschehen abgezogen wurde und die Sorge um seine Freilassung dessen Anhänger – zumindest eine Zeitlang – von kriegerischen Unternehmungen abhielt. Dass die Konfliktparteien zu Verhandlungen über die Freilassung des Gefangenen persönlich oder durch Boten zusammenkamen, mag nicht selten die zeitnahe Unterbreitung eines Friedensangebotes befördert haben. Nach der für die welfen verlorenen tübinger Fehde (1164–1166), in der eine Vielzahl ihrer Anhänger ins Verlies des Pfalzgrafen Hugo II. von tübingen (amt. 1152–1182) geraten war, zeigte sich welf VI. redlich bemüht, deren Freilassung zu erwirken. Die um 1170 entstandene Historia Welforum spricht von Verhandlungen und einem Abkommen, das nicht nur die überlebenden der Kämpfe aus tübinger Haft befreite, sondern auch einen einjährigen Frieden herstellte.55 Der 1217 unter53

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Quadam die dum Normanni super Francos irruerent. et ipsi nichilominus eis insigniter occuer­ rerent, Tedbaldus Paganus de Gisortis et Gualterius de Amfrediuilla Geroldusque de Embremou capti sunt. quorum redemptionibus opimis egentes Franci ad dimicandum animati sunt. Chibnall (Hg.): the ecclesiastical history of orderic Vitalis, Bd. 5, Buch 10, Kap. 5, S. 216. Nach Froissart habe Eduard III. seinem Heer vor der Schlacht folgende worte verkündet: nuls ne se meuvist ne desroutast de son renck pour cose qu’il veist, ne alast ou gaaing, ne despouil­ last mort ne vif, sans son congiet, coumment que li besoigne tournaist; car, se li fortune estoit contre yaux, chacuns veuroit assés à tamps et à point au gaaing; et, se il fortune estoit contre yaux, il n’ avoient que faire de gaegnier. Luce (Hg.): Chroniques de Jean Froissart, S. 406. Auch Jäger (1981): Aspekte des Krieges, S. 170. Der entsprechende Befehl Johanns von Burgund ist ediert bei Schnerb (1989): La Bataille rangée, S. 25. Eine englische übersetzung bei Ambühl (2013): Prisoners of war, S. 104f. Eodem tempore Gwelfo pater de Italia reversus audito, quod acciderat, pro redimendis captivis

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

zeichnete Frieden zwischen Philipp II. Augustus (reg. 1180–1223), König Heinrich III. von England (reg. 1216–1272) und den gegen diesen rebellierenden Baronen enthielt sogar genaue Anweisungen zum Umgang mit den Gefangenen: Jene, die vor dem Friedensschluss ihre Freilassung ausgehandelt hatten, sollten ihren creditores das vereinbarte Lösegeld zahlen. Allein die bei Dover und Lincoln Festgesetzten sollten ohne den Verlust ihrer Geldmittel freikommen.56 Der Inhalt dieser Vereinbarung lässt den dahinterstehenden Pragmatismus deutlich zu tage treten: Jene Häscher, die bereits erfolgreich ein Lösegeld ausgehandelt hatten, wagten die Könige nicht dadurch zu verärgern, dass sie die gemachten Verhandlungsergebnisse für ungültig erklärten. Dieses Zugeständnis dürfte vor allem im Interesse Heinrichs III. gelegen haben, der seinen Herrschaftsbeginn nicht dadurch erschüttern wollte, dass er sich weitere Feinde schuf. Eine Lösegeldzahlung war natürlich nicht in jedem Fall mit einem förmlichen Frieden verbunden. Ein pazifizierendes Element war jedoch allen Auslösungsvereinbarungen gemein: Der Freigelassene musste seinem Häscher gegenüber Urfehde schwören, was bedeutete, dass er von jeglicher rache abzusehen versprach.57 Ein unbedeutender niederrheinischer ritter wie Heinrich Koc hatte auf Vergeltung ebenso zu verzichten wie der dänische König waldemar II.58 Materieller Gewinn, waffenstillstandsvereinbarung oder Friedensschluss können als positive Effekte von Lösegeldern bezeichnet werden – die letzten beiden werden zuweilen sogar allen Konfliktparteien zum Vorteil gereicht haben. Wo allerdings die eine Seite Gewinn einfuhr, da musste die andere Verluste hinnehmen. Angesichts der Abgabe von nicht selten erheblichen teilen des eigenen Edelmetallvorrates trat in jedem Fall eine finanzielle Schwächung des Gegners ein. Die Schwächung der einen sowie die Stärkung der anderen Seite verhalten sich dabei reziprok. Die Vermutung, dass die Höhe der Lösegelder bewusst gewählt wurde, um den Gegner die Kapazitäten zur Fortsetzung des Krieges zu nehmen, erscheint auf der Grundlage logischer Überlegungen plausibel. Unglücklicherweise finden sich in den Quellen keinerlei Hinweise, die auf eine dahingehende Strategie bei der Forderung von Lösegeldern hindeuten würden.

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agebat. Hugo igitur inito consilio captivos reddidit, et facta compositione terra eius ab omni infestatione per annum quievit. König (Hg.): Historia welforum, Kap. 31, S. 64. Zur vorrausgegangenen Schlacht vor den toren tübingens siehe Ebd., Kap. 30, S. 60ff. Prisones omnes, qui ante hanc pacem provisam se redemerant, et suæ redemtionis jam factæ pecuniæ partem suis creditoribus solverant, quod solutum est non reddatur eis; sed, si quid superfuerit ad solvendum, debitori penitus relaxetur. Prisones universi, qui apud Lincolniam capti erant vel in prælio navali apud Doveram sive in parte regis, vel in parte Ludowici, ubicumque statim sine omni redemptione et censu liberarentur. Hewlett (Hg.): rogeri de wendover liber, Bd. 2, S. 224. Die Urfehde als grundsätzlicher Verzicht auf racheaktionen spielte bei hoch- und spätmittelalterlichen Friedensschlüssen im Allgemeinen eine große rolle. Hierzu ohler (1997): Krieg und Frieden, S. 285. Zu Heinrich Koc siehe Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Nr. 855, S. 505 (v. 11. Februar 1288). Zu waldemar II. siehe LHA Schwerin, 1.1–13–2, Nr. 5a (v. 17. November 1225). Edition bei MUB 1, Nr. 317, S. 305ff.

3. Lösegelder in recht und Bewusstsein

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Augenscheinlich ist aber: Wer finanzielle Einbußen durch die Zahlung von Lösegeldern erlitten hatte, dessen weitere Bemühungen waren darauf gerichtet, diese Verluste schleunigst auszugleichen. Seinem dilectus familiaris et fidelis Gottfried von Hohenlohe († 1266?) überschrieb König Konrad IV. (reg. 1237–1254) per Diplom vom August 1251 die Stadt rotenburg an der Fulda. An den Einnahmen der ortschaft sollte sich Gottfried für die ihm entstandenen Kriegskosten bis zu einer Summe von 3.000 Mark Silber schadlos halten. Ausdrücklich werden hierunter auch diejenigen Ausgaben gefasst, die ihm durch die Gefangenschaft seiner ritter entstanden waren. Der König ließ seinem Gefolgsmann also Hilfe bei der Kompensation der Lösegelder angedeihen, die Gottfried zuvor für die Freilassung hohenlohischer ritter gezahlt hatte. Da diese am 5. August 1246 in der Schlacht von Nidda (wetteraukreis, Hessen) für den König gefochten hatten, mag Konrad eine gewisse Verpflichtung empfunden haben, die Auslösung zu unterstützen.59 3. LöSEGELDEr IN rECHt UND BEwUSStSEIN 3. LöSEGELDEr IN rECHt UND BEwUSStSEIN 3.1. Die Suche nach dem Ethos Im Jahr 1990 dachte Volker SchMidtchen die mittelalterliche Lösegeldpraxis auf einen für ihn immanenten, christlich-moralischen Grundsatz zurückführen zu können: Die Ächtung des tötens von Glaubensbrüdern habe im Verbund mit der Herausbildung adliger Ehrvorstellungen zu einer allgemeinen Achtung des Lebens von Standesgenossen geführt. In der ritterlichen Gesellschaft sei das Bewusstsein entstanden, dass meist Lehensbande und der Eid, diese einzuhalten, nicht aber tiefgreifender Hass zu einer militärischen Gegnerschaft führten.60 Die zahlreichen chronikalischen Erwähnungen von Kapitulationen scheinen SchMidtchens these entgegenzukommen. Die Nachweisbarkeit ostentativer Gesten, wie das Heben der rechten Hand als Zeichen des Kapitulationswillens, suggeriert die Existenz einer gesellschaftlich akzeptierten Verfahrensweise, in welcher einem Krieger, der bereit war, den Kampf einzustellen, Schonung gewährt wurde.61 Bezogen auf das Lösegeldverfahren lässt die Verwendung des oben bereits diskutierten Begriffs redemptio eine dem Vorgang selbst zugrundeliegende Gnadenkonzeption christlichen Ursprungs erkennen. wirft man dagegen einen Blick auf das, was die historischen Quellen mitteilen beziehungsweise verschweigen, so entsteht ein heterogenes Bild von Gefangenschaften und Freilassungen, das eine Verallgemeinerung kaum zulässt. Die ritterromane 59 60 61

weller (Hg.): Hohenlohisches Urkundenbuch, Nr. 245, S. 159f. Auch Dobenecker (Hg.): regesta diplomatica, Bd. 3, Nr. 1955, S. 310. Schmidtchen (1990): Kriegswesen im späten Mittelalter, S. 64 und S. 68. Bei der Beschreibung der Schlacht von Arsuf 1101 erwähnte Albert von Aachen das Aufzeigen mit der rechten Hand als sichtbaren Hinweis auf die Kapitulationsbereitschaft einzelner Kombattanten. Edington (Hg.): Albert of Aachen, Buch 9, Kap. 6. Zu diesem Beispiel auch Friedman (2002): Encounter between enemies, S. 106. Zu den ritualen der Kapitulation vgl. auch Zug tucci: Art. Kriegsgefangene, in: LexMA 5, Sp. 1529.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

des Hoch- und Spätmittelalters zeichnen ein immer wiederkehrendes stereotypes Menschenbild, das von einem altruistischen Gerechtigkeitssinn und von Milde geprägt war. Der titelheld in Hartmann von Aues († zw. 1210 und 1220) Iwein hatte nach mannhaftem Kampf den Grafen Aliers in seine Gewalt gebracht. Auf sein Ehrenwort hin wurde der Gefangene freigelassen, damit er das begangene Unrecht an seiner Herrin, für die Iwein das Schwert führte, sühnen konnte. Auf Garantien oder gar ein Lösegeld bestand Iwein nicht. Lediglich der besagten Dame sollte er solange gîsel und pfant geben, bis er das Unrecht vergolten hatte.62 Der als geziemend betrachtete Umgang mit adligen Kriegsgefangenen wird noch aus einer anderen Passage des Iwein deutlich: Voller Abscheu werden die Misshandlungen aufgezählt, die der riese Harpin an gefangenen Königssöhnen begangen hatte.63 Hartmann gedachte seinem höfischen Publikum die Infamie des Ungeheuers darzustellen, indem er die schlechte Behandlung von dessen hochgeborenen Gefangenen ausschmückte: Geschunden, mit zerschlissenen Kleidern und Fesseln an Händen und Füßen habe er sie mit sich geführt. Die in Kapitel 4.1 behandelten Haftbedingungen werden zeigen, dass eine solche Behandlung von Arrestanten in der realität öfter vorkam, als man nach Lektüre von ritterromanen und Minnelyrik meinen könnte. Noch ein letzter Hinweis zur Bewertung höfischer Romane sei an dieser Stelle gemacht: Der ritterliche Heros Wigamur wird ohne Zweifel ein kaum erreichtes (und meist wohl auch nicht angestrebtes) Ideal verkörpert haben, wenn er einen ihm sozial gleichgestellten widersacher unentgeltlich freiließ und darüber hinaus dessen Schwur auf Urfehde mit dem Hinweis abwies: wan ez wære mir zuo vil.64 Dessen ungeachtet ist die Freilassung ohne offensichtliche Bereicherung eine Verhaltensweise, der man auch in der realität begegnen konnte: An der wende zum 14. Jahrhundert zeigte ein Bilsteiner Burgmann namens Konrad seinen Häschern aus Erfurt gegenüber besondere Versöhnlichkeit, quod eundem Conradum gratuito liberum dimiserint.65 ob aber als Ersatz für das Lösegeld immaterielle Vereinbarungen getroffen wurden, ist nicht bekannt. Mildtätigkeit gegenüber besiegten Gegnern stand einem ritter gut an. 1146 hatte der noch junge Friedrich Barbarossa den Grafen Konrad von Dachau († 1159) in einem hektischen Buhurt zu seinem Gefangenen gemacht. obwohl der Staufer von seinen Beratern gedrängt wurde, ein hohes Lösegeld von seinem Gefangenen zu verlangen, setzte er ihn ohne weitere Bedingung auf freien Fuß.66 Friedrichs Bio62 63

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Benecke u. a. (Hg.): Hartmann von Aue: Iwein, Vers 3771ff., S. 70. An den het er begangen / grôze unhövescheit. / in wâren aller hande cleit / ze den zîten vremde, / niuwan diu boesten hemde / diu ie küchenkneht getruoc. / sî treip ein getwerc, daz sî sluoc / mit sîner geiselruoten / daz sî über al bluoten. / die herren riten ungeschuoch: / ir hemde was ein sactouch, / gezerret, swarz, unde grôz: / die edelen rîter wâren blôz / an beinen unde an armen. / […] ir pfärit wâren, diu sî riten, / tôtmager und vil kranc: / ir ietwederz strȗchte und hanc. / die vüeze wâren in unden / zesamene gebunden / und die hende vaste / ze rücke mit baste. / […] ern kann sich lasters niht schamen, / daz ers ir geburt unde ir namen / niht entkan geniezen lân, / swaz sî im joch haeten getân. Ebd., Vers 4918ff., S. 90. Busch (Hg.): wigamur, Vers 766–793, S. 54. Der Autor des zwischen 1220 und 1250 abgefassten romans ist nicht bekannt. Brunner (2006): Hie Enist Niht aventiure, S. 590. Beyer (Hg.): Urkundenbuch der Stadt Erfurt, Nr. 489, S. 340. Cumque a multis sibi suaderetur, ut pecuniam magnam ab eo extorqueret, ipse ex innata sibi

3. Lösegelder in recht und Bewusstsein

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graphen otto von Freising († 1158) war mit dem Bericht des weitzurückliegenden Ereignisses daran gelegen, die Herrschertugenden seines Protagonisten herausstellen. tatsächlich ist eine solche Güte nur äußerst selten in den Quellen dokumentiert, weshalb nicht von einer weiten Verbreitung einer so gearteten sittlichen Einstellung unter den rittern des christlichen Europas ausgegangen werden kann. wechselt man die Perspektive vom Häscher zum Gefangenen, so drängt sich die Frage auf, ob Gefangennahme und Gefangenschaft von den Betroffenen als etwas Entwürdigendes empfunden wurden. über die Ehre des mittelalterlichen Adels sind in der Forschung ganze Fässer von Gelehrtentinte vergossen worden.67 Hans-Hennig KortüMs Auffassung nach war sie ein Kennzeichen des sozialen Status, den eine Person innerhalb ihres Gemeinwesens innehatte.68 Dazu passend gab Malte prietzeL folgende Definition: „Ehre war alles, was die Stellung des Individuums in der Gemeinschaft und gegenüber anderen äußerlich beschrieb.“69 Es ist wichtig, auch bei Gefangenschaften und dem erzwungenen Freikauf durch Lösegeld nach einem eventuellen Ehrverlust zu suchen. Die unmittelbar nach ihrer Haft erneuten Königskrönungen Stephans von Blois und richard Löwenherz’ mögen in diese richtung gedeutet werden.70 Doch scheint bei diesen Akten weniger der wunsch nach wiederherstellung verlorener Königsehre als vielmehr nach Bestätigung und Demonstration des Herrschaftsanspruches im Vordergrund gestanden zu haben. Angesichts der Umtriebe von richards Bruder, Johann ohneland († 1216), der versucht hatte, die Königsgewalt an sich zu reißen, besaß eine solche Manifestation von Macht zumindest für richard Löwenherz ihre Berechtigung.71 was den Verlust der Freiheit und die ranzionierung anbelangt, so lassen sich den Quellen diesbezüglich keine Negativbewertungen entnehmen. Dies verdankt sich nicht zuletzt der Herausbildung anerkannter Formen der Konfliktbeilegung. Einer deditio etwa, der rituellen Unterwerfung, lag der Gedanke zugrunde, dass eine Seite durch eine festgelegte Form ihre Absicht erklären konnte, auf die weiterführung des bewaffneten widerstands zu verzichten und sodann auf die Gnade der anderen Seite hoffen durfte.72 Natürlich gerieten die meisten Schlachtenteilnehmer nicht nach einem förmlichen Akt in Gefangenschaft. Das Bemühen um eine einigermaßen gütliche und unblutige Konfliktbeendigung ist aber der rituellen Unterwerfung ebenso immanent wie der Kapitulation auf dem Schlachtfeld.

nobilitate pravorum declinavit consilia. Nam, sicut fortiter captum, sic eum liberaliter dimissum ad propria redire sine precuniae exactione permisit. waitz (Hg.): ottonis et rahewini Gesta, Buch 1, Kap. 26, S. 44. Auch rI IV, 2, Nr. 16 und Görich (2011): Friedrich Barbarossa, S. 63f. 67 Bes. Görich (2006): Die Ehre des reiches, S. 36ff.; ders. (2001): Die Ehre Friedrich Barbarossas; Althoff (1995): Compositio, S. 63ff. 68 Kortüm (2010): Kriege und Krieger, S. 93. 69 Prietzel (2006): Kriegführung im Mittelalter, S. 30. 70 Vgl. Schramm (1937/ND 1970): Geschichte des englischen Königtums, S. 58f. und Pfaff (1971): Der gefangene König, S. 33f. Zur Krönung richard Löwenherz’ siehe außerdem Görich (2003): Verletzte Ehre, S. 73f.; Johnston (Hg.): the Crusade and Death of richard I, Kap. 48ff., S. 43ff. 71 Zu Johanns Versuchen der Machtergreifung siehe Crouch (2002): william Marshal, S. 79f. 72 Zur deditio genauer Krieb (2000): Vermitteln und Versöhnen, S. 33, 49; Althoff (1997): Das Privileg der deditio, S. 18ff.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

Kritik erregte beinahe ausschließlich die Art und weise, wie man in Gefangenschaft geriet oder wie man sich aus selbiger befreite. Hier galt der wortbruch als besonders schändliches Vergehen.73 Mit Geringschätzung strafte der tatenbericht Stephans von Blois das angebliche Gebaren der Anhänger Kaiserin Mathildes († 1167), die sich ihrer rangabzeichen und Pferde entledigt sowie falsche Namen benutzt hätten, um Strafe und Lösegeld zu entgehen.74 wenig standesgemäß soll sich auch ein gewisser wilhelm Lovel der Gewalt eines Bauern (rusticus) entwunden haben. Zu dem Sohn eines dem Autoren verhassten ritters schreibt odericus Vitalis: Dem Bauern seine ritterlichen waffen überlassend sei wilhelm in der Verkleidung eines Knappen nach Hause zurückgeschlichen. Die Seineüberfahrt habe er mit seinen Stiefeln bezahlt. Nudisque pedibus sei er schließlich Zuhause angekommen.75 Der Vorwurf odericus’ wiegt in der tat schwer, unterstellt dieser dem wilhelm Lovel nichts weniger, als dass dieser seinen hohen Stand verleugnet und sich somit entehrt hatte. Als ehrenrührig wurde auch die Fesselung des Gefangenen empfunden. Der Chronist radulf von Diceto († um 1200) rechnete es Herzog Leopold von österreich hoch an, als dieser seinen königlichen Gefangenen, richard Löwenherz, nicht durch Fußfesseln erniedrigt hatte.76 Ein anderer englischer Sympathisant beklagte dagegen, dass der König die überführung von Dürnstein (Krems-Land, Niederösterreich) nach Speyer in Eisen geschlagen erdulden musste.77 In die Hände eines Christen zu geraten, zumal wenn dieser aus der gleichen sozialen Schicht wie man selbst stammte, schien in aller regel keine Ehrverletzung dargestellt zu haben. Anders lag die Sache, war man als Christ in muslimischen Gewahrsam geraten – eine Situation, in der man sich in den Kreuzzugsgebieten der Iberischen Halbinsel, des Nahen ostens und Nordafrikas nur allzu schnell wieder73

Die Flucht von Geiseln wurde in der theorie als ehrenrührig betrachtet, da dadurch die Versprechungen des Herrn gegenüber dem Häscher wertlos wurden. Schmidtchen (1990): Kriegswesen im späten Mittelalter, S. 64. Das hielt viele Geiseln jedoch nicht davon ab, sich durch Flucht der Haft frühzeitig zu entziehen. 74 Quid loquar de militibus immo et de summis baronibus, qui omnibus militandi abiectis insigniis, pedites et inhonori, nomen suum et fugam mentiebantur? Potter (Hg.): Gesta Stephani, Kap. 66, S. 88. 75 Guillelmus vero Lupellus a quodam rustico captus arma sua illi pro redemptione sui dedit, et ab eo tonsus istar armigeri manu palum gestans ad Sequanam confugit, et incognitus ad tran­ situm fluminis pro naulo caligas suas nauclero impertiuit, nudisque pedibus proprios lares reuisit, gaudens quod de manu hostili utcumque prolapsus euaserit. Chibnall (Hg.): the ecclesiastical history of orderic Vitalis, Bd. 6, Buch 12, Kap. 39, S. 352. wilhelm Lovel hatte gegen Heinrich I. rebelliert. In der Schlacht von Bourgthéroulde 1124 wurde das rebellenheer vernichtend geschlagen. Die Eile, mit der wilhelm die Heimkehr suchte, wird erklärlich, wenn man die rache Heinrichs I. betrachtet, die seine Feinde erwartete. Zwei von wilhelms Kampfgefährten etwa wurden kurzerhand geblendet. Ebd., S. 352. Zu odericus’ Meinung über wilhelms Vater Ascelin Goel siehe S. 57. 76 Qui licet pedes regis in compedibus non humiliaverit. Waitz (Hg.): Ex Radulfi de Diceto ymaginibus historiarum, S. 281, z. J. 1192. 77 O fera pessima, tigribus et lamiis, omnique fera crudelior, qui filium meum militem Christi, Christum Domini, peregrinum Crucifixi, vinculis alligatum imperatori vendidit et tradidit. Giles (Hg.): Petri Blesensis Bathoniensis archidiaconi opera omnia, Nr. 145, S. 64.

3. Lösegelder in recht und Bewusstsein

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finden konnte. Bei den seit 1096 stattfindenden Kriegszügen nach Jerusalem ist zu beobachten, dass bis zur Zeit des Zweiten Kreuzzugs (1147–1149) in der Mitte des 12. Jahrhunderts Gefangennahmen sowie Gefangenschaften nicht Gegenstand christlicher Chroniken waren. Eine Ausnahme bildete lediglich die Haft König Balduins II. (reg. 1118–1131) in den Jahren 1104 (noch als Graf von Edessa) und 1124, über welche Fulcher von Chartres († 1127) zwar bereits zeitnah berichtete,78 die ausführlich aber erst von den Chronisten des späteren 12. Jahrhunderts behandelt wurde.79 yvonne friedMan konnte überzeugend darlegen, dass das Fehlen derartiger chronikalischer Hinweise weniger aus fehlender Kenntnis der Ereignisse als vielmehr aus vorsätzlichem Verschweigen hervorging. Zu Beginn der Kreuzzugsbewegung galt die muslimische Gefangenschaft als Schande.80 Diese Denkweise muss das 12. Jahrhundert überdauert haben. Noch 1212 fühlte sich Papst Innozenz III. genötigt, die in übersee gefangen gesetzten Glaubensbrüder in Schutz zu nehmen, indem er sie als Leidende Christi bezeichnete und denjenigen Lohn verhieß, die sich für ihren Freikauf einsetzten.81 Damit kündigte sich ein nicht unerheblicher Paradigmenwechsel an, der insbesondere im Vergleich von Balduin II. von Jerusalem zu Ludwig IX. von Frankreich deutlich wird: Vermochte die muslimische Gefangenschaft des ersten 1124 die Legitimität seiner Herrschaft in Frage zu stellen, schien letzterer – trotz schwerer Niederlage – keinerlei Prestigeverlust davongetragen zu haben.82 Den durch die Kreuzzugsprediger propagierten wegen des Kampfes gegen die Sarazenen,83 78

Hagenmayer (Hg.): Fulcheri Carnotensis Historia, Buch 2, Kap. 28, S. 477ff., Buch 3, Kap. 23f., S. 676ff., Kap. 38, S. 749ff. 79 Ebd., Buch 3, Kap. 24, S. 680ff.; Huygens (Hg.): wilhelmi tyrensis archiepiscopi Chronicon, Bd. 1, Buch 11, Kap. 8, Buch 13, Kap. 15; Chabot (Hg.): Chronique de Michel le Syrien, Buch 15, Kap. 10; tritton/Gibb (Hg.): the First and Second Crusades, S. 80f.; Chibnall (Hg.): the ecclesiastical history of orderic Vitalis, Buch 11, Kap. 26. 80 Friedman (1999): Jämmerlicher Versager, S. 121. Eine Negativbewertung von Gefangenschaft findet sich noch bei Wilhelm von Tyrus. Über die Niederlage der Kreuzfahrer bei Mahla 1157 schrieb er: Capta est illa die de principibus nostris maxima multitudo, cesi vero pauci, nam omnis indifferenter, tam qui rei militaris dicebantur habere prudentiam et usum precipuum quam gregarii, hostibus, tanquam vilia mancipia ignominiose servitutis iugum et perpetue infamie notam non abhorrentes, ut misere vite consulerent sine contradictione se tradebant. Huygens (Hg.): willelmi tyrensis archiepiscopi Chronicon, Bd. 2, Buch 18, Kap. 14, S. 830f. In ähnlichem tenor bewertete der Chronist die Schlacht bei Artah sieben Jahre später. Ebd., Buch 19, Kap. 9, S. 874f. 81 Verendum est enim ne secundum Apostolum non sint iustitie divine subiecti, si que forsitan contra hoc suam iustitiam statuerunt, legem Dei propter traditiones hominum dimittentes, volendo plus rebus consulere quam personis, pecunias magis quam animas diligentes, quod irrefragabili videtur argumento convinci, si certe quos liberant pro precuniis acquirendis, nolint pro redi­ mendis fratribus liberare. Die entsprechende Stelle des päpstlichen Briefes ist abgedruckt bei Cipollone: Christianità-Islam, Nr. 40, S. 530. 82 Diese Meinung vertritt auch Friedman (1999): Jämmerlicher Versager, S. 140. Zum Prestigeverlust Balduins: Omnipotente Deo favente, de Turcorum custodia Hierosolymorum rex IVo Kal. Septembris exiit, cum mensibus XVIa pauloque magis sub eorum vinculis detentus fuisset. sed quia pro redemptione sui obsides eis electos primitus contradere oportuit, non omnino liber exiit, cum se et illos incerta et pendula spe sic anxius obligaverit. Hagenmayer (Hg.): Fulcheri Carnotensis Historia, Buch 3, Kap. 38, S. 750ff. 83 Friedman (1996): the ransom of captives, S. 180.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

nämlich Sieg oder tod, hatte die wirklichkeit eine Alternative beigesellt: den Freikauf der christlichen Gefangenen. Die Suche nach den Motiven des Handelns wird durch die Quellenlage massiv beeinträchtigt. Die Beweggründe, welche die Akteure zur Freilassung ihrer Gefangenen veranlassten, werden nur selten genannt oder waren einer bestimmten Autorenabsicht unterworfen. Es bleibt daher ungeklärt, ob jemand seinem gefangenen Gegner das Leben ließ, weil er sich an einen moralischen Kodex gebunden fühlte oder weil ihn die Aussicht auf ein stattliches Lösegeld reizte. Im Dunkeln bleibt auch, ob ein ehemaliger Gefangener rache übte, weil er durch die Inhaftierung seine Ehre verletzt sah oder weil er danach trachtete, materielle Verluste zu tilgen. Die Suche nach einem allgemein verbreiteten Ethos führt letztlich in eine Sackgasse. Sittliche und moralische Grundsätze, die den Umgang mit den Gefangenen beeinflussten, lassen sich in der Überlieferung zwar ausmachen, von einer Allgemeingültigkeit derselben bzw. einer allseits beachteten Norm kann freilich nicht die rede sein. 3.2. Recht und Pflicht Bleibt die Suche nach einem Ethos der Gefangenschaft auch unbefriedigend, so lassen sich hinsichtlich rechtlicher Bestimmungen klare Aussagen treffen. Ein gesellschaftlich fixiertes Anrecht auf Gnade hatten Gefangene nicht. Ob adlig oder gemein, alle waren von der willkür ihrer Feinde abhängig. Das Fehlen einer Garantie auf Schonung findet ihren schriftlichen Niederschlag in der Chronik des Matthias von Neuenburg († 1364). Der habsburgerfreundliche Geschichtsschreiber teilt darin mit, wie überrascht Herzog Leopold I. von österreich (amt. 1308–1326) war, als er erfuhr, dass König Ludwig der Bayer († 1314–1347) seinen Bruder Friedrich den Schönen († 1330) nach der Schlacht bei Mühldorf (1322) am Leben gelassen hatte.84 Vermutlich hatte er fest damit gerechnet, dass der Bayer die günstige Gelegenheit nutzen und seinen habsburgischen Kontrahenten, der ihm nichts weniger als die Königskrone streitig machte, durch Hinrichtung ausschalteten würde. ob man den unterlegenen Gegner am Leben ließ, war situationsabhängig. Dabei spielten Standesgepflogenheiten ebenso eine Rolle wie die Aussicht auf ein lohnendes Lösegeld. Nach der Schlacht bei Hausbergen im März 1262 hatte ein Straßburger Bürger das Schlachtfeld aufgesucht, um sich an den Habseligkeiten der Gefallenen zu bereichern. So berichtet es jedenfalls der Mönch richer von Senones († um 1266). Auf seiner Suche sei der Straßburger auf einen schwerverwundeten ritter gestoßen, der ihm ein verlockendes Angebot unterbreitete: ‘Ego sum frater episcopi Argentinensis dictus advocatus Alsacie’, et subiunxit: ‘O si me ad tutum locum velles deducere et michi vitam reservare, ego te omnibus bonis ditarem.’85 Das Anerbieten des ritters stieß auf taube ohren. Der Bürger tötete den Unglücklichen und 84 85

Lúpoldus autem hec intelligens dolenter reccessit mirans, quod rex Romanorum in discordia captus est, non occisus. Hofmeister (Hg.): Die Chronik des Mathias von Neuenburg, Kap. 49, S. 121. Dazu auch rogge (2004): Attentate und Schlachten, S. 38ff. reimer (Hg.): richeri Gesta Senoniensis ecclesiae, Kap. 17, S. 343.

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stahl dessen rüstung. wahrscheinlich war der Mord gleichermaßen ein resultat von Angst wie von Pragmatismus: Das wagnis, welches mit der Annahme des Angebotes des Verletzten verbunden war, schien dem Bürger wohl zu groß. tatsächlich hätte er kaum den nötigen Druck aufbauen können, um den verheißenen Lohn einzufordern. Stattdessen musste er davon ausgehen, seinerseits von den Männern des erbosten ritters gefangengenommen oder gar getötet zu werden. Die rüstung indes erweckte den Eindruck einer sicheren Beute. Um ihrer habhaft zu werden und keine Vergeltung fürchten zu müssen, nahm er dem wehrlosen Edelmann das Leben. Von der Befolgung eines Ehrencodex oder irgendeiner Norm kann hier keine rede sein. Sieht man von diesem Fall einmal ab, so konnten gerade hochrangige Gefangene ruhigen Gewissens darauf vertrauen, von ihren Häschern am Leben gelassen zu werden. Immerhin versprach ihre Auslösung einen ordentlichen Gewinn. In der irrigen Annahme, dass ihr Gemahl in die Hände von Muslimen gefallen war, soll die Landgräfin Elisabeth von Thüringen († 1231) voller Zuversicht ausgerufen haben: Si captivus detinetur frater meus […] dei et amicorum nostrorum poterit liberari adiutorio.86 In England verschonten königliche Armbrustschützen nach der Schlacht von Northampton (5. April 1264) das Leben des Barons Heinrich von Isham in der Hoffnung, für seine Freilassung Lösegeld zu erhalten. Der englische thronfolger persönlich unterzeichnete eine diesbezügliche Vereinbarung, in welcher er die übergabe eines Lösegeldes garantierte.87 Die Lukrativität des Auslösens führte zuweilen zu Auswüchsen, die Sicherheit und Frieden gefährdeten. So sah sich der Salierkaiser Heinrich IV. 1103 gezwungen, einen reichslandfrieden zu gebieten, in welchem er allen Untertanen untersagte, jemanden des Geldes wegen gefangen zu nehmen.88 Das Edikt sollte wohl verhindern,

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rener (Hg.): Dietrich von Apolda, Buch 4, Kap. 6, S. 116ff. Omnibus Christi fidelibus ad quos presentes Henricus de Isham salutem in domino. Noveritis me finem fecisse cum Martino Senche, Martino filio Petri et sociis suis, balistariis domini regis Anglie et domini Edwardi per quadraginta marcas pro eo quod me nuper ceperunt apud Northampt’ in insultu facto ibidem per dominum regem et suos magnates, et me tanquam pris­ onem detinuerint unde solvam deferenti litteras istas quicunque fuerit quindecim marcas a die Pasche proximo venturi in quindecim dies ubicunque tunc dominus rex fuerit; et viginti et quinque marcas in quindena Pentecostes proximo sequenti. Et ad solucionem hujusmodi modo predicto faciendam obligo me et omnia bona mea mobilia et immobilia ubicunque fuerint inventa et plegios inveni subscriptos; videlicet, dominum Ricardum de Hanrad, Willelmum de Nunnecurt, Greleng’ de Islep’, Willelmum de Craneford, Walterum le Butiller et Johannem de Oxendon, quorum quilibet debitor principalis pro me devenit et pro me manucepit solvere dictas quadra­ gintas marcas ad predictos terminos et locum, si in solucione dicte pecunie defecero. Et si contingat predictos plegios et prefatum Henricum in solucione pecunie ad predictos terminos et locum deficere, volunt et concedunt pro se et heredibus suis quod unusquisque eorum solvat prefatis balistariis quadraginta marcas pro defectu solucionis pecunie supradicte. Et ad hujus rei securitatem huic scripto tam predicti plegii quam ipse Henricus sigilla sua apposuerunt. Data apud Northamt’ die Mercurii proxima ante diem Dominicam in Ramis Palmarum anno regni regis H. filio regis J. xlviijo. Stamp (Hg.): Calendar of Close rolls, Bd. 12, S. 376f. Siehe auch treharne (1986): Simon de Montfort, S. 312. nullus aliquem capiat propter pecuniam, nec vulneret, nec percutiat, nec interficiat. weiland (Hg.): Heinrici IV. Constitutiones, Nr. 74, S. 125.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

dass durch Entführungen Schulden eingetrieben wurden oder man sich anderweitig an den Unglücklichen bereicherte. Was die Pflichten der Vasallen zur Auslösung ihrer Herren anbelangte, so war der westeuropäische und levantinische Hochadel bemüht, zu verbindlichen regelungen zu gelangen. Unter dem Eindruck des langwierigen Prozesses um den Freikauf Richards I. von England (reg. 1189–1199) verpflichtete dessen Nachfolger Johann ohneland (reg. 1199–1216) in der 1215 unterzeichneten Magna Carta alle Kronvasallen, ihren königlichen Lehnsherrn im Falle seiner Gefangennahme freizukaufen.89 Diese Vereinbarung stellte ein Novum dar. Ein Gedicht richard Löwenherz’ an seine Halbschwester Maria von der Champagne († 1198) belegt noch die Enttäuschung des englischen Königs, die er hinsichtlich der tatenlosigkeit seiner Vasallen empfunden hatte. Nur halbherzig hätten diese sich um seine Freilassung bemüht.90 Inwiefern richards Vorwurf der wahrheit entsprach, sei dahingestellt. Seine Klage verdeutlicht aber, dass die Hilfe seiner Kronvasallen auf Freiwilligkeit basierte. Durch Aufnahme der vasallitischen Unterstützungspflicht in die Magna Carta wurde ein durch Johann bereits elf Jahre vorher vertretener Standpunkt zu einer rechtsverbindlichen Norm erhoben. Schon 1204 hatte der König die Lehnsmänner rogers von Chester († 1211) aufgefordert, ihrem Herrn bei der Beschaffung seines Lösegeldes unter die Arme zu greifen.91 Die Mahnung zielte vor allem darauf, Johann als Geldgeber zu entlasten, denn ohne Zweifel hatte roger zuerst am königlichen Hof um Unterstützung nachgesucht. Immerhin war er bei dem Versuch, die englischen Festlandbesitzungen in Frankreich zu verteidigen in französische Gefangenschaft geraten. König Johann beabsichtigte die finanzielle Verantwortung für die Befreiung rogers von Chester an dessen Vasallen weiterzugeben.92 Auch am Königshof in Jerusalem reagierte man auf die ständige Bedrohung durch die muslimischen Nachbarn, indem man allen ligischen Vasallen vorschrieb, sich mit einem Prozent an der Auslösung des Königs zu beteiligen. Um die Ausgaben für die Kronvasallen einigermaßen gering zu halten und willkürliche Geldforderungen zu vermeiden, wurde das Edikt aber auf jene Fälle beschränkt, in denen der König nicht aus eigener Kraft in der Lage war, sein Lösegeld zu bezahlen oder ihm 89 Nullum scutagium vel auxilium ponatur in regno nostro, nisi per commune consilium regni nostri, nisi ad corpus nostrum redimendum, et primogenitum filium nostrum militem faciendum, et ad filiam nostram primogenitam semel maritandam, et ad hec non fiat nisi recionabile auxi­ lium; simili modo fiat de auxiliis de civitate London. Bémont (Hg.): Chartres des libertés anglaises, Nr. 5, Art. 12, S. 29. 90 Or sapchon ben miey hom e miey baron, / Angles, Norman, Peytavin e Gascon, / Qu’ieu non ay ja si paure compagnon, / Qu’ieu laissasse, per aver, en preison; / Non ho dic mia per nulla retraison, / Mas anquar soi ie pres. Mahn (Hg.): Die werke der troubadours, Vers 7ff., S. 129. 91 Mandam[us] vob[is] firmit[us] p[rae]cipientes q[u]atin[us] efficax auxiliu[m] […] p[rae]d[i] c[t]o const[abulo] d[omi]no v[est]ro ad rede[m]c[i]o[n]e[m] sua[m]. Hardy (Hg.): rotuli Litterarum Patientium, Bd. 1.1, S. 41. 92 Dieser Plan ging nicht auf. Die königliche Schatzkammer musste roger 1.000 Pfund Sterling leihen. Hardy (Hg.): rotuli de Liberate, S. 103. Stricklands Auffassung, bei den 1.000 Pfund habe es sich um den Gesamtbetrag des Lösegeldes gehandelt, kann nicht ohne weiteres zugestimmt werden. Da Hinweise auf die tatsächliche Gesamtsumme fehlen, kann es sich bei den 1.000 Pfund auch nur um einen teil des Lösegeldes gehandelt haben. Vgl. dazu Strickland (1996): war and chivalry, S. 192.

3. Lösegelder in recht und Bewusstsein

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ein Kredit verweigert wurde.93 Hinter dieser Praxis stand freilich der wunsch, den Monarchen möglichst schnell wieder in die regierung einzusetzen. Vor dem Eindruck der Gefangenschaften König Balduins II. (reg. 1118–1131) und Guidos von Lusignan (reg. 1186–1190, † 1194) dürfte ein Artikel des während der regierungszeit Amalrichs II. (reg. 1197–1205) zusammengestellte Livre au roi entstanden sein: Im Falle einer mesaventure des Königs oblag es den Vasallen, sich an der Aufbringungen des Lösegeldes zu beteiligen und sich nötigenfalls sogar selbst als Geiseln zur Verfügung zu stellen.94 Letzteres wurde nötig, wenn der Häscher auf Garantien für die Zugeständnisse des Königs bestand. Doch nicht nur der König von Jerusalem lief Gefahr, auf dem Schlachtfeld oder nach einem Hinterhalt seine Freiheit einzubüßen. Die Seigneurs und Barone seines reiches konnte ein so widriges Schicksal gleichfalls ereilen. Der um 1200 kompilierte Livre au roi fand für den gesamten Adel des Königreiches eine passende Lösung: Der zum Schutz vor Entfremdung verbotene Verkauf von Lehen wurde im Falle einer Lösegeldforderung gelockert. Sah man keinen anderen Ausweg mehr, konnte also der Lehnsbesitz zur Akquise des Lösegeldes verpfändet oder verkauft werden. Besitzveräußerungen waren aber lediglich unter Christen möglich. Dem Feind sollte er nicht auf diese weise in die Hände fallen.95 Das gesamte 13. Jahrhundert hindurch widmeten sich rechtstexte und herrschaftliche Erlasse dem Freikauf von Gefangenen. Mit den Konstitutionen von Melfi 1231 machte es der Stauferkaiser Friedrich II. (reg. 1212–1250, Ks. seit 1220) seinen sizilischen Untertanen zur Pflicht, eine mögliche Auslösung ihres Herrn finanziell zu unterstützen.96 Das Gleiche schrieben die Brandenburger Markgrafen Johann II. (amt. 1266–1281), otto IV. (amt. 1266–1308) und Konrad I. (amt. 1266–1304) am 1. Mai 1281 ihren Vasallen in der Altmark vor. Einen halben Vierdung, also den 16. teil einer Mark,97 sollten diese zum Lösegeld beisteuern.98 Ein Jahr später wurde 93

Diese Bestimmung fand Eingang in das rechtsbuch des Johann von Ibelin († 1266). Edbury (Hg.): John of Ibelin, Kap. 216, S. 559ff.; auch Beugnot (Hg.): rHC Lois 1, Kap. 249, S. 397. 94 S’il avient, par aucune mesaventure, que li rois soit desconfis en bataille et que Turs l’aient pris et retenu en prison, et puis avient que li rois fait tant parler as Turs que il metent à raenson par pris fait, et il mande à la roine et à ces homes liges qu’il porchassent sa raençon, et il ne pevent, por ce que il ne treuvent qui tant leur preste, et li rois s’acorde o les Turs de bailler leur en hostage pour luy de ces homes liges tant qu’il se tienent por paiés, en jusques i lor ait porchacé lor raenson: la raison juge et comande ce enci à juger, que se li rois mande à ces homes liges par nom à tant com li Turs se sont acordés o luy de prendre, qui li veignent à luy por entre en hostage por luy, tant qu’il ait porchassé sa raenson, il sont tenus par dreit d’aler iqui et de entrer en ostage por leur cheif seignor par dreit, en jusques à tant qu’il ait porchassé sa raenson. Greilsammer (Hg.): La livre au roi, Kap. 7, S. 151ff. 95 Ebd., Kap. 45, S. 269ff. Dazu auch Mayer (1995): Herrschaft und Verwaltung, S. 695, Anm. 2. 96 statuimus dominos nonnisi in subscriptis casibus tantum ab hominibus eorum adiutorium petere: videlicet in redimenda persona domini, si forte ab inimicis Nostris servitio captus fuerit. Stürner (Hg.): Die Konstitutionen Friedrichs II., III.20, S. 385. 97 Legt man der Berechnung das Gewicht der im 13. Jahrhundert im reich weitverbreiteten und standardisierten Kölner Mark mit 233,812 g Silber zugrunde, so ergebe sich eine Zahlungspflicht von gerundet 14,61g Silber pro Lehnsmann. Zum Gewicht der Kölner Mark siehe Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; Schaube (1906): Handelsgeschichte, S. 813. 98 riedel (Hg.): Codex diplomaticus Brandenburgensis, teil 3, Bd. 1, Nr. 9, S. 11.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

den Bürgern von Stendal (Kr. Stendal; Sachsen-Anhalt) und Prenzlau (Kr. Uckermark; Brandenburg) das Zugeständnis abgerungen, je 200 Mark Silber, was etwa 46,762 kg entsprach, für die Befreiung der Markgrafen aufzuwenden.99 Einer der markgräflichen Brüder verfügte bereits über Hafterfahrung. Im Jahre 1278 hatte sich otto IV. nach verlorener Schlacht dem Magdeburger Elekten Günther I. von Schwalenberg (amt. 1277–1278) ergeben müssen. Erst nach Zahlung eines keineswegs marginalen Lösegeldes bekam er seine Freiheit zurück.100 Dasselbe Schicksal hatte der gleichnamige onkel ottos IV. in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erlitten. Unfreiwillig hatte Otto III. († 1267) 1238 das bischöfliche Gefängnis von Halberstadt kennengelernt.101 Diese und andere Erfahrungen mögen die drei Brandenburger Markgrafen veranlasst haben, für den Fall einer Gefangennahme vorzusorgen. Dabei weist die Urkunde für Prenzlau eine Besonderheit auf: Die Anmerkung, dass 200 Mark zu zahlen seien et non amplius, lässt anklingen, dass die finanzielle Unterstützung Grenzen hatte. Mit dieser Einschränkung bekamen die Stadtbewohner rechtssicherheit. Man wollte verhindern, dass sie von ihren Herrn über die vereinbarte Summe hinaus belastet werden konnten. Die Pflicht zum Freikauf beruhte auf Gegenseitigkeit. Hatte ein Lehnsherr seine Vasallen zu den waffen gerufen, wurde von ihm erwartet, sie ebenfalls aus einer daraus resultierenden Gefangenschaft auszulösen. Ein anonymer Verfasser vermerkte in der Chronik des Petersklosters in Halle an der Saale ausdrücklich, dass der Magdeburger Erzbischof Albrecht II. (amt. 1205–1232), nachdem er 300 seiner ritter an otto IV. verloren hatte, zur Auslösung derselben gezwungen war.102 Ähnlich erging es welf VI. Als dieser aus Italien zurückgekehrt war, betrieb er persönlich die Freilassung seiner Anhänger, die bei der tübinger Fehde 1164 ihre Freiheit eingebüßt hatten.103 In seiner rolle als Lehnsherr hatte er die Verhandlungen zu besorgen, obwohl sein Sohn derjenige gewesen war, der den Kampf so schmählich verloren hatte. Neben den Lehnsbeziehungen schufen auch familiäre Bande moralischen Druck. Der Schwabenspiegel etwa gestattete Eltern, ihren Kindern deren Erbe vorzuenthalten, wenn diese es versäumt hatten, sie aus der Gefangenschaft zu befreien.104 In der Mitte des 13. Jahrhunderts existierte ein solcher Beschluss auch im Königreich

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Ebd., teil 1, Bd. 21, Nr. 9, S. 94 (v. 30. November 1282); Krabbo (Hg.): regesten der Markgrafen von Brandenburg, Lieferung 5, Nr. 1298, S. 336f. (v. 20. Mai 1282). Schum (Hg.): Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium, S. 424. weiland (Hg.): Sächsische weltchronik, Kap. 384, S. 252. Deinde cum impetu ad eos convertens omnes in fugam convertit trecentis fere militibus capti­ vatis. Que pugna maximum episcopo dampnum procuravit: cum ipse captivos solvere cogeretur et Imperator, quicquid solvere poterant, ab eis non negligenter extorqueret. Ehrenfeuchter (Hg.): Chronicon Montis Sereni, S. 183f. Eine deutsche übersetzung bei Kirsch (Hg.): Chronik vom Petersberg, S. 119. Zu den Ereignissen siehe Springer (2009): otto IV. als Feldherr, S. 259f. Eodem tempore Gwelfo pater de Italia reversus, audito, quod acciderat, pro redimendis captivis agebat. Hugo igitur inito consilio captivos reddidit, et facta compositione terra eius ab omni infestatione per annum quievit. König (Hg.): Historia welforum, Kap. 31, S. 64. Wi kint vater erbe verwvrket […] daz zehnd ob er den [Vater] von vancnvsse niht losen will. Eckhardt/Eckhardt (Hg.): Studia iuris suevici, Art. 15, S. 114.

3. Lösegelder in recht und Bewusstsein

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Aragón.105 tatsächlich waren es vielerorts Verwandte, die bei den Bemühungen um die Freilassung von Gefangenen als Akteure in Erscheinung traten. Nach der Ergreifung des englischen Barons wilhelm von Aubigny († 1236) im winter 1215 scheute dessen Gemahlin Agathe keine Mühen, ihn aus den widrigen Umständen zu befreien, die ihn ereilt hatten. wiederholt reiste sie an den Hof Johann ohnelands, um über die Entlassung ihres Ehemannes aus dem Kerker zu verhandeln.106 Anschließend lieferte sie die einzelnen Lösegeldraten im königlichen Schatzamt ab.107 Im Januar 1194 übergaben die Erzbischöfe von Mainz und Köln den befreiten richard Löwenherz in manu Alienor, matris sue. Die zu diesem Zeitpunkt bereits siebzigjährige Eleonore von Aquitanien († 1204) hatte es sich nicht nehmen lassen, von England ins reich überzusetzen, um ihren Sohn persönlich nach Hause zu geleiten.108 Für den bei westkapelle (Prov. Zeeland, Niederlande) am 4. Juli 1253 geschlagenen Grafen theobald II. von Bar (amt. 1240–1291) und seinen Bruder rainald († 1271) soll der mit diesen verwandte Herzog von Brabant die Zahlung des schuldigen Lösegeldes übernommen haben.109 Graf Gebhard von Sigmaringen konnte sich bei seiner Auslösung auf den Bruder verlassen: Am 21. Juni 1253 inserierten und bestätigten Herzog otto II. von Bayern und seine Söhne eine Urkunde Bischof Bertholds von Passau (amt. 1250–1254), wonach er ihnen eine stattliche Summe für die Freilassung seines Bruders anbot. Um die Freilassung zu beschleunigen, verpfändete Berthold den wittelsbachern sogar die strategisch bedeutende Grenzfestung Fürsteneck (Kr. Freyung-Grafenau; Bayern).110 Am Beispiel Heinrichs I. von Mecklenburg († 1302) zeigt sich, dass das Engagement der eigenen Familie zuweilen zugunsten von Experten zurücktrat. Am 14. August 1289 leiteten Präzeptor und Kapitel des Deutschen ordens die rückzahlung einer Summe von 2.000 Mark Silber an die Ehefrau und die Söhne des Fürsten von Mecklenburg ein.111 wegen seiner Präsenz, seiner Erfahrung und weitreichender Kontakte im Heiligen Land schien der ritterorden bestens geeignet, um ihn mit der Auslösung des Mecklenburger regenten zu beauftragen. Der Befreiungsversuch war letztlich aber nicht von Erfolg gekrönt, sodass die ordensbrüder das für den Loskauf bestimmte Geld zurückerstatteten. 105 Aquel iudicio [gem. i. die Enterbung] es del fillo o de la filla qui non traye al padre o a la madre de captividat, si lo podiere fer. tilander (Hg.): Fueros, Nr. 236.6. 106 König Johann hatte Agatha zw. 1215 und 1216 mehrere Geleitbriefe ausgestellt. Hardy (Hg.): rotuli Litterarum Patientium, Bd. 1.1, S. 160f., 164f. 107 Z. B. ebd., S. 190. Für weitere Beispiele siehe S. 107ff. 108 Liebermann/Pauli (Hg.): Ex rogeri de Hovden chronica, S. 168. Fischer (2006): richard Löwenherz, S. 209. Zu Eleonores Aufenthalt im reich siehe auch Knipping (Hg.) Die regesten der Erzbischöfe von Köln, Bd. 2, Nr. 1466–1471, S. 294f. 109 Butkens (Hg.): trophés tant sacrées que profanes du Duché de Brabant, Bd. 1, S. 93, 258. Siehe auch rI V, Nr. 11678a. Die Aussagen des Antwerpener Zisterziensers Christophe Buskens († 1650) müssen mit einiger Vorsicht betrachtet werden. Das ihm vorgelegene Quellenmaterial gibt er meist nicht an, sodass eine überprüfung seiner Angaben oft nicht möglich ist. 110 Frenz/Herde (Hg.): Das Brief- und Memorialbuch, Nr. 114, S. 435ff. Abgedruckt auch bei wittmann (Hg.): Monumenta wittelsbacensia, Nr. 51, S. 114ff. 111 MUB 3, Nr. 2030, S. 354. Am 01.02.1290 bestätigte die Fürstin Anastasia die rücküberweisung. Ebd., Nr. 2059, S. 374. Zum Verlauf des Kreuzzuges von Heinrich I. siehe wigger (1875): Pilgerfahrten meklenburgischer regenten, S. 39ff.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

Zum Abschluss sei noch auf eines hingewiesen: Angesichts der sich überschneidenden sozialen Beziehungen innerhalb des westeuropäischen Adels ist nicht immer klar zu trennen, ob eine Person bei der Auslösung half, weil sie durch Lehnseid zur Unterstützung verpflichtet war oder weil sie die personelle Stärke der eigenen Sippe wiederherstellen wollte. Insbesondere beim engeren Kreis der Familie muss man von zwei Motiven ausgehen: Eleonore von Aquitanien veranlasste nicht nur die Mutterliebe zur Befreiung des Sohnes, sondern auch die Sorge um die Stabilität des englischen Königreiches. Anastasia von Mecklenburg († 1317) und ihre Kinder schmerzte die Abwesenheit von Ehemann und Vater. Gleichzeitig mussten sie die rückkehr Heinrichs I. herbeisehnen, damit die Herrschaftsansprüche der Familie aufrechterhalten werden konnten. Das Fernbleiben des Fürsten hatte zu erbitterten Streitereien um das Fürstentum geführt, die von den Grafen von werle sogar mit der waffe in der Hand ausgefochten wurden.112 Zwar hatte Heinrich seine Frau und einen sorgfältig ausgewählten Beraterstab mit der Herrschaft betraut, dennoch fehlte ein durchsetzungsfähiges und charismatisches oberhaupt, das die Familieninteressen wahren und die Autorität der Mecklenburger Fürsten durchzusetzen vermochte. Die Söhne Heinrichs waren dazu aufgrund ihres geringen Alters nicht imstande. 4. ZwISCHEN GEFANGENNAHME UND FrEILASSUNG 4. ZwISCHEN GEFANGENNAHME UND FrEILASSUNG Bevor sich die Darstellung auf die Analyse konkreter Einzelbeispiele verengen wird, sollen einige Beobachtungen zur Haftzeit dargelegt werden. Hierbei werden die Haftbedingungen beschrieben und Hinweise zu den Verhandlungsabläufen zusammengetragen. Darüber hinaus sind einige Bemerkungen zu den Sicherheitsbestimmungen zu machen, mit denen man die Lösegeldzahlungen abzusichern beabsichtigte. 4.1. Haftbedingungen In den zu erfüllenden Freilassungsbedingungen hatte eine Gefangenschaft ein kurzes oder auch längeres Nachleben. Die Nachrichten über das Dasein, dass Gefangene während dieser Zeit fristeten, sind für den untersuchten Zeitraum rar gesät. Eine Erklärung ist sicherlich in der relativen Isolation zu suchen, die eine Gefangenschaft für gewöhnlich mit sich brachte, eine andere in der Missverständlichkeit der Quellen. In carcere, in prisona oder in vinculis sind typische Formulierungen, die Autoren benutzten, um das Verweilen eines Protagonisten in der Gefangenschaft zu beschreiben. Dies bedeutet aber nicht immer, dass der Gefangene in ein feuchtes, fensterloses Verließ gesperrt wurde, wo Dunkelheit und ratten seine einzige Gesellschaft waren. tatsächlich schienen viele der adligen Gefangenen bei ihren Standesgenossen eine den Umständen entsprechend angenehme Haftzeit verbracht zu haben; die Quellen versäumen aber häufig, dieses Detail hervorzuheben. Sowenig die Unterbringung an sich die Autoren interessierte, sowenig differenzierten sie zwischen der 112 Huschner/Huschner: wer regierte in Mecklenburg?, S. 19ff.

4. Zwischen Gefangennahme und Freilassung

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Qualität der Verwahrung.113 wo die Zustandsbeschreibung akkurater ist, liegt eine bestimmte Absicht vor: Eine im 13. Jahrhundert entstandene Elegie aus der Feder eines dänischen Autors, welche die heimtückische Entführung König waldemars von Dänemark und seines Sohnes durch den Grafen von Schwerin beklagte, bediente sich dem Stilmittel der Hyperbel, als sie Christus selbst aufforderte, die königlichen Gefangenen aus der Haft zu befreien: Libera nunc de carcere / Reges tuos, Rex glorie! / Hos erue de vinculis / Nos bellorum periculis!114 wo Poeten und Geschichtsschreiber die Beherbergung eines Gefangenen erwähnten, da wollten sie ihre Leserschaft zumeist auf die Grausamkeit des Kerkermeisters und das in ihren Augen begangene Unrecht aufmerksam machen. Daher muss mit rhetorischen Ausschmückungen gerechnet werden. welche verbürgten Informationen zu den Haftbedingungen im 12. und 13. Jahrhundert halten die historischen Quellen nun aber bereit? Buchillustrationen, wie jene der Festnahme des Amalekiterkönigs Agag durch die truppen Sauls in der sogenannten Maciejowski-Bibel von 1250, zeigen immer wieder hochgestellte Persönlichkeiten, die in Fesseln vom Kampfplatz geführt werden.115 Geht man davon aus, dass der Illustrator die Gepflogenheiten seiner eigenen Zeit auf die Darstellung der biblischen Geschichte übertragen hatte, darf in der Fesselung eine zeitgenössische Konvention vermutet werden. Da das Festbinden des Gefangenen die Fluchtgefahr drastisch reduzierte, wird man dieser Annahme leichthin zustimmen. So berichten auch Chroniken des öfteren von Arm- oder Fußfesseln. richard Marshal wurde nachgesagt, er habe nach der Schlacht von Monmouth (Monmouthshire, wales) 1233 über vierzig ritter und eine Vielzahl einfacher Soldaten in Ketten vom Kampfplatz geführt.116 Der Slawenchronik Arnolds von Lübeck zufolge war auch der besiegte Bischof waldemar von Schleswig (amt. 1182–1208) einst an Händen und Füßen gefesselt worden.117 Es gab freilich Stimmen, die eine derartige Behandlung adliger Gefangener als ehrenrührig geißelten.118 waren die Gefangenen in ihrer Unterkunft angekommen, blieben sie nicht zwangsläufig in Ketten. Nicht selten wurde inhaftierten Standesgenossen eine ihrem rang entsprechende, ehrenvolle Behandlung zuteil. 1179 hatte Heinrich der Löwe die Bischofsstadt Halberstadt geplündert. Der amtierende oberhirte Ulrich (amt. 113 Insbesondere im Falle der Beschreibungen von Fesselungen drängt sich zuweilen der Verdacht auf, dass diese einfach als Pars pro toto, also synonym, für eine generelle Inhaftierung benutzt wurden. 114 Gertz (Hg.): Planctus de captivitate, Vers 101ff., S. 479. 115 New york, the Morgan Library, MS M. 638, fol. 24v. Vgl. auch 1 Sam. 15, 2–9. 116 Ex castellanis autem capti sunt quindecim et plurimi servientes, quos Marescallus in vinculis cum equis et armis ac manubiis multis abduxit. Hewlett (Hg.): rogeri de wendover liber, Bd. 3, S. 63. über die Haftbedingungen englischer Adliger im Allgemeinen siehe Strickland (1996): war and chivalry, S. 196ff. 117 Talibus ille consiliis acquiescens, volubilitatem fortune expertus, non solum compedibus, sed et maicis ferreis fortissime astrictus est. Pertz (Hg.): Arnoldi Chronica Slavorum, Buch 5, Kap. 17, S. 173. 118 Luard (Hg.): Matthaei Parisiensis, monachi Sancti Albani, Chronica Majora, Bd. 2, S. 479; Meyer (Hg.): L’histoire de Guillaume de Maréchal, Bd. 2, Vers 12507ff., S. 85f. Dazu auch Eickels (2002): Vom inszenierten Konsens zum systematischen Konflikt, S. 123.

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1149–1181) wurde auf seinen Befehl gefangen genommen und nach Braunschweig verschleppt. Der Löwe empfing ihn freundlich und befahl seine würdevolle Unterbringung. Die Herzogin selbst sorgte für alle erdenklichen Annehmlichkeiten, um dem greisen Bischof die Haftzeit so angenehm wie möglich zu machen. Ein Jahr später ließ ihn Heinrich der Löwe frei, nachdem er Ulrich nicht näher spezifizierte conditiones pacis abverlangt hatte.119 Die Kosten für Verpflegung und Logis musste der Inhaftierte mitunter selbst tragen. Von einem gewissen rainer Soppe forderte Gerhard IV. von Blankenheim († 1308) per Urkunde vom 27. Juli 1275 34 Mark Sterling für alle Ausgaben, die er für die Verpflegung seines Gastes verauslagt hatte.120 was hier für den Einzelfall geregelt wurde, machte die Lex Godefredi für Gefangene, die in Combrai der städtischen rechtsprechung zugeführt werden sollten, zu einer allgemeinen Norm.121 Abschließend ist zu konstatieren, dass die Haftbedingungen für sozial hochgestellte Gefangene in der regel nicht unerträglich waren. Die archäologische Ausgrabung der räumlichkeiten Ludwigs des Heiligen, welche ihm während seiner ägyptischen Gefangenschaft in Mansourah (im Jahre 1250) zugewiesen worden waren, förderte geräumige Kammern zutage, in denen Beklemmung nur schwer aufkommen konnte.122 Gleichwohl war der französische König kein gewöhnlicher Gefangener. Seine Unterbringung kann demnach kaum verallgemeinert werden. wurde die Bewegungsfreiheit eingeschränkt oder die Internierung verschärft, dann geschah dies aus praktischen Gründen: 1264 gerieten der englische König Heinrich III., sein Sohn Eduard und sein Bruder richard von Cornwall in die Fänge der englischen Adelsopposition. Nach der Flucht des Kronprinzen und einem gescheiterten Befreiungsversuch wurde richard dem Kerkermeister des gut gesicherten tower von London überstellt und dort zeitweise in Ketten gelegt. Die Chronik des Londoner Kaufmanns Arnold Fitz thedmar († 1275) behauptet sogar, man habe den König und seinen Bruder hungern lassen.123 ob der Autor willentlich die wahrheit verzerrte, um die Situation seines Königs zu dramatisieren, oder ob die revoltierenden Barone tatsächlich zu diesem Druckmittel gegriffen hatten, um Heinrich zum Einlenken zu bewegen, ist nicht zu klären. Denkbar ist beides: In seinem werk präsentierte sich Arnold zwar stets königstreu, doch übt er auch Kritik an Heinrichs Regierung, sodass nicht zwangsläufig von der Absicht des Autors ausgegangen werden kann, seinen König in ein günstiges beziehungsweise die Barone in ein 119 Ebd., Buch 2, Kap. 15, S. 54f. 120 In der zwischen beiden geschlossenen Sühneurkunde heißt es dazu: Item propter expensas, quas predictus G. de blankenheim fecit, cum ego Reinerus captus persolui XXXIIII marcas sterlin­ gorum. Hardt (Hg.): Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen territorien, Bd. 5, Nr. 447, S. 295. 121 Liberi homines debent cotidie pro expensis duos solidos, alii vero duodecim denarios, quamdiu in prisione erunt sive prepositi sive iustitie sive creditoribus. Meijers (Hg.): Le droit coutumier de Combrai, Nr. 35, S. 9. 122 Effendi (1887): Sur la prison de Louis IX, S. 79ff. 123 Egreditur ergo Ricardus de molendino, et abducitur a baronibus vinculis cathenatus in firma custodia detinendus. Stevenson (Hg.): Chronica de Mailros, S. 196. Zur towerhaft heißt es: Rex vero Alemannie, et quamplures alii prisones positi sunt in Turrim Londoniarum. […] et tunc nichil allocatum est ei vel Regi Alemannie […]. Stepleton (Hg.): Cronica maiorum, S. 63.

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schlechtes Licht zu rücken. wollte man auf einen Ausgleich hinarbeiten, wäre es seitens der Barone allerdings wenig umsichtig gewesen, den königlichen Lehnsherren durch so widrige Umstände leiden zu lassen. Auch andere Autoren schildern strenge Haftbedingungen. Caesarius von Heisterbach erzählt von einem jungen ritter, der 1219 in Gefangenschaft geraten war und eine Zeit lang in einem dunklen Kerker schmachten musste. Erst nachdem er sich zur Zahlung eines Lösegeldes bereitgefunden hatte, habe man ihm ein angenehmeres Gemach in der Burg zugewiesen, wo er – allerdings in Ketten – wohnen durfte.124 Ähnliches berichtet odericus Vitalis: wilhelm von Breteuil († 1104) sei von seinem eigenen Vasallen, dem ritter Ascelin Goel, derart respektlos behandelt worden, dass er in einer schmutzigen Zelle habe hausen müssen, wo man ihn noch dazu gepeinigt habe. Drei lange wintermonate sei er in dem zugigen raum untergebracht gewesen. überdies habe Ascelin seinen armen Gefangenen gezwungen, als Buße für seine Sünden, zu fasten.125 Bevor wilhelms tortur ein Ende fand, habe er einen bitteren Frieden schließen müssen.126 Die Glaubwürdigkeit der Schilderung mag man zu recht in Zweifel ziehen. Der Autor zeigt sich eifrig bemüht, die moralische Verworfenheit Ascelins herauszuarbeiten. Dass diesem Zweck auch die Beschreibung der Haftbedingungen unterworfen wurde, ist anzunehmen. Zu gut passt gerade die Forderung nach einer Fastenbuße zum negativen Porträt eines Laien, der sich priesterliche rechte anmaßte. Den historischen Ereignissen am nächsten kommt wohl eher die Annahme, dass wilhelm eine gewisse Zeit nur wenig Essen bekam, um Verhandlungsbereitschaft zu erzwingen. Unumstritten ist jedoch, dass die zitierten Autoren solche Narrative ihren eigenen Zeitgenossen glaubhaft machen konnten. Daher muss man davon ausgehen, dass die miserable Behandlung von Gefangenen zumindest im rahmen des Möglichen 124 Nöseges/Schneider (Hg.): Caesarius von Heisterbach: Dialogus miraculorum, Bd. 3, Kap. 28, S. 1380ff. 125 Guillelmum autem cum multis aliis captum uinculis iniecit. et in squalore carceris sequenti quadragesima crudeliter afflixit, et rigorem quadragesimalis penitentiæ inuitum pro peccatis suis subire coegit. Denique per hanc occasionem Ricardus de Monteforti et Hugo de Monte Gomerici, Geruasius de Novo Castello aliique plures Francorum et Normannorum una conue­ nerunt. et pacem inter Guillelmum et Goellum apud Breheruallum composuerunt. Tunc Guillel­ mus ut pactum exigebat Goello Isabel filiam suam in coniugium sociauit. et pro redemptione sua mille drocensium libras et equos et arma et alia multa donauit, quin etiam arcem Ibreii tristis et inuitus adiecit. Nefarius itaque predo his opibus admodum ditatus intumuit, et castellum suum quod reuera spelunca latronum erat fossis et densis sepibus ad multorum damna conclu­ sit. ubi totam uitam suam rapinis et cedibus finitimorum exercuit. Chibnall (Hg.): the ecclesiastical history of orderic Vitalis, Buch 8, Kap. 12, S. 202. Hac itaque uictoria elatus nimis in­ tumuit. dominumque suum et Rogerium de Glotis aliosque quos ceperat crudeliter cruciauit. Nam per tres menses in castro Breheruallo eos in carcere strinxit, et multociens dum nimia hiemps seuiret. in solis camisiis aqua largiter humectatis in fenestra sullimis aulæ boreæ uel circo exposuit, donec tota uestis circa corpus uinctorum nimio gelu diriguit. Tandem intercur­ rentibus amicis pax inter eos facta est. ac tali tenore Guillelmus egredi de carcere permissus est. Isabel filiam suam Goello coniugem dedit, et tria milia librarum cum equis et armis aliisque multis sumptibus erogauit, et arcem de Ibreio permisit. His ita compositis Guillelmus liber ex­ titit. sed pax quam pepgerant parum durauit. Ebd., Buch 8, Kap. 24, S. 286. 126 Ebd., Buch 8, Kap. 14, S. 216, Kap. 24, S. 286ff.

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lag. Tatsächlich lässt sich eine ganze Serie von Beispielen ausfindig machen, welche die schlechte Unterbringung und Gewaltanwendung gegenüber Inhaftierten zum thema haben. Von einem englischen Juden etwa wird gesagt, Johann ohneland habe ihn 1210 zur Zahlung eines Lösegeldes von 10.000 Mark Silber (2.338,12 kg Silber)127 veranlassen wollen. Als dieser die Zahlung einer so immensen Summe verweigerte, habe der König ihm jeden tag einen Backenzahn ausschlagen lassen. Am achten tag endlich habe der Gefolterte die Schmerzen nicht länger ertragen können und das Lösegeld zugesagt.128 wenngleich der für eine Einzelperson ausgesprochen hohe Geldbetrag Einwände hinsichtlich der Glaubwürdigkeit dieser Episode rechtfertigt, belegen zahlreiche ähnlich gelagerte Fälle den grundsätzlichen Gebrauch physischer Gewalt zur Erpressung von Lösegeldern.129 4.2. reden ist Silber: Die Verhandlungen Sah sich ein Gefangener außer Stande, seine Haft durch Flucht oder gewaltsame Befreiung zu beenden, stand es ihm offen, über seine Freilassung zu verhandeln. Eine bildhafte Darstellung aus dem sogenannten Codex Manesse hält eine solche Verhandlungsszene bildlich fest (Abb. 1). obgleich stilisiert und auf markante Merkmale beschränkt, vermag sie einige Hinweise auf den sonst unbekannten Ablauf der Unterredung und die personelle Zusammensetzung zu geben. Am linken Bildrand sitzend ist ein mit Fußfesseln belegter Mann zu erkennen, der die rechte Hand hebt. Seiner blau-roten, mit Pelz besetzten Kleidung und dem Hut (Herren- oder Grafenhut?) zufolge handelt es sich bei ihm um einen Adligen. Anscheinend ist es der oben benannte tuginthaften Schriber. Das abgebildete wappen und die historische Persönlichkeit des „tugendhaften Schreibers“ sind weitgehend unbekannt. Die historische Forschung zeigt jedoch tendenzen, in dem Anonymus einen Kanzler des Landgrafen Hermann I. von thüringen (amt. 1190–1217) zu vermuten.130 127 Das Londoner towerpfund lag im 13. Jahrhundert bei 233,812 g pro Mark. Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10. Luschin von Ebengreuth gibt das Markgewicht mit 229,456 g an. Luschin von Ebengreuth (1976): Allgemeine Münzkunde, Nr. 40, S. 168. Aufgrund der ausgewiesenen Expertise des Autors und wegen des jüngeren Erscheinungsdatums der Publikation wurde Kluges Angaben der Vorzug gegeben. 128 Anno Dominicæ nativitatis MCCX. rex Johannes fuit ad natale apud Windleshores […]. Deinde, rege jubente, capti sunt Judæi per totam Angliam utriusque sexus et incarcerati pœnisque gra­ vissimis afflicti, ut de pecunia sua regis facerent voluntatem, quorum quidam graviter torti dederunt omnia quæ habebant et plura promittebant, ut sic possent evadere tot genera tormen­ torum; inter quos unus apud Bristollum variis dilaceratus tormentis, cum se redimere nec finem facere voluisset, jussit rex tortoribus suis, ut diebus singulis unum ex molaribus excuterent dentibus, donec regi decem millia marcas argenti persolvisset; cumque tandem per dies septem tot dentes cum intolerabili cruciatu excussissent, et die octavo simile opus agere tortores jam incepissent, Judæus ille utilium tardus provisor dedit pecuniam memoratam, ut, septem dentibus evulsis, octavum sibi salvare liceret. Hewlett (Hg.): rogeri de wendover libri, Bd. 2, S. 54f. 129 Keen (1965): the laws of war, S. 180. 130 Dazu walter (Hg.): Codex Manesse, S. 206 sowie ort, Norbert H.: Art. Heinrich der tugendhafte Schreiber, in: NDB 8, S. 423f.

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Abbildung 1: Auslösung eines Gefangenen (links). Illustration aus einer Handschrift des Codex Manesse (1300–1340). Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. pal. germ. 848, 305r.

Hinter einem tisch in der Mitte der Darstellung stehen, in langem roten und grünen Gewand, zwei Männer, deren Blicke auf den Gefangenen gerichtet sind. Durch ihre tracht können sie, wie der Gefangene selbst, als Mitglieder des Adels angesprochen werden. Sie führen mit dem Sitzenden ein Gespräch, wobei sie sich einer dem zeitgenössischen Betrachter sicherlich bekannten Zeichensprache bedienen. Von den anderen unbemerkt erscheint am rechten Bildrand – vom rahmen zur Hälfte verdeckt – ein vierter Mann. Dieser, vermutlich ein Diener, entleert auf den tisch einen Sack voller Silberstücke oder -münzen. Die im Vordergrund befindliche Waage sollte dem Abwiegen des ausgebreiteten Silbers dienen. Dass es sich bei den Silberstücken um Münzen handelte, ist nicht eindeutig zu klären, da das Mittelalter auch runde Edelmetallbarren kannte.131 131 In der Staatlichen Münzsammlung München werden teile von runden Silberbarren aus dem 12. Jahrhundert aufbewahrt. Aufgeführt bei wieczoreck u. a. (Hg.): Saladin und die Kreuzfahrer, S. 422 (D.6.p). Ein Silberbarrenfund aus der Zeit Ludwigs des Bayern ist besprochen bei Emmerig (2014): Kopie eines mittelalterlichen Silberbarrens, S. 329.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

was im Codex Manesse einen illustrativen Niederschlag findet, ist der Dialog zwischen Häscher und Gefangenem (oder einem Interessenvertreter), der für gewöhnlich einer Freilassung vorausging. Dabei wurden die Freilassungs- und Zahlungsmodalitäten ausgehandelt. Eine Ausnahme bildet das am 19. Mai 1285 vom königlichen Hofgericht gefällte Urteil bezüglich eines Streites zwischen dem Bischof von Lausanne und den Bürgern der Stadt. Als teil einer Entschädigung, die Bischof wilhelm II. (amt. 1274–1301) zugesprochen wurde, sollten die gefangenen Lausanner (wer sich unter diesen befand, ist nicht bekannt) von erprobten und ehrenvollen Männern taxiert werden – Experten also, die den monetären wert des einzelnen zu beurteilen verstanden.132 Das Lösegeld dürfte in diesem Fall wohl kaum mit den Gefangenen verabredet worden sein. obwohl es in den meisten Fällen Verhandlungen gab, war das Kräfteverhältnis in diesen wohl recht ungleich verteilt. Nicht selten mag der Häscher die Freilassungsbedingungen und die Art des Lösegeldes diktiert haben. über den genauen Ablauf der Gespräche ist allerdings kaum etwas bekannt: Dass es im ritualaffinen Mittelalter einen festen formalen rahmen für die Unterredung gab, ist lediglich zu vermuten. Ebenso wenig können dezidierte Aussagen über die personelle Zusammensetzung der jeweiligen Verhandlungsseite getroffen werden. Einzig einige Vermittler lassen sich zuweilen finden: 1173 vermittelte der Reichslegat und Erzbischof Christian I. von Mainz (amt. 1160–61 und 1165–1183) einen Gefangenaustausch zwischen Pisa und Florenz auf der einen und Genua und Lucca auf der anderen Seite.133 Mediatoren konnten insbesondere dort ihren wert beweisen, wo kaum noch Gesprächsbereitschaft bestand und wo die Vertrauenswürdigkeit des Verhandlungspartners von der Gegenpartei in Frage gestellt wurde. Andeutungen einer Strategie bei der Gesprächsführung scheinen bei einem Mandat des Erzbischofs von Pisa, Ubaldo Lanfranchi (amt. 1176–1208), auf. Seinem Gesandten Marzucco teperti, der 1207 mit dem Auftrag zu Saladins Bruder Al-Adil (reg. 1200–1208) (ad sultanum Babillonie Egipty) geschickt wurde, pisanische Gefangene heimzuholen, empfahl der Erzbischof ein großes Maß an Zurückhaltung. teperti sollte sich nachgiebig zeigen und bereitwillig auf die Forderungen des Sultans eingehen. Er sollte versuchen, wenigstens einen teil der Gefangenen freizubekommen.134 Nicht selten wurden höhere Autoritäten gebeten, die Gesprächsführung zu übernehmen. Im Sommer 1267 schickte der Vogt Nikolaus von Hunolstein († 1308) ein Schreiben an seinen Lehnsherrn, den Grafen Heinrich IV. von Salm (amt. 1245– 132 Item predicti capti taxari debent per aliquos probos et honestos ab illis de Lausanna communiter ad hoc electos et fieri debet taxatio bona fide et secundum illam taxationem debent a dicto episcopo capti predicti liberari. Et si quid ex eorum taxacione deficeret de summa sex millium librarum ad quas dicti capti tenentur, alii cives lausannenses illum defectum dicto episcopo persolvere debent et complere. Anex-Cabains/Poudret (Hg.): Les souces du droit, Bd. 1, Nr. 201, S. 362. In deutscher Zusammenfassung und mit anderer Datierung bei Diestelkamp (Hg.): Urkundenregesten, Nr. 435, S. 309f. 133 weiland (Hg.): Friderici I. Constitutiones, Nr. 238, S. 332. Dazu auch Hägermann (1969): Beiträge zur Reichslegation, S. 194ff. Zur Bedeutung von Vermittlern bei mittelalterlichen Konflikten siehe Althoff (1994): Genugtung, S. 250. 134 Amari (Hg.): I diplomi arabi, Nr. 20, S. 280f.

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1292). Darin erklärte er, dass er 200 Mark Lösegeld für drei Knechte aufgebracht habe, die sich in der Gewalt Graf theobalds II. von Bar befänden. Mit der Benachrichtigung war die Bitte verbunden, die Männer auszulösen.135 Man mag vermuten, dass die Knechte aus dem Haushalt des Vogtes stammten, sodass dieser für die Aufbringungen des Lösegeldes verantwortlich war. Die Verhandlungen, vielleicht auch nur die Auslösung, sollte aber der Graf von Salm übernehmen, dessen Gleichrangigkeit mit theobald ihm in dieser Angelegenheit sicherlich größeren respekt einbrachte, als sie der Hunolsteiner Vogt genoss. In den Kreuzzugsgebieten der Levante waren die Mitglieder geistlicher ordensgemeinschaften beliebte Unterhändler. Neben trinitariern und Mercedariern, welche die Befreiung christlicher Gefangener aus muslimischen Kerkern zu ihrer vornehmlichen Aufgabe gemacht hatten, waren es vor allem die geistlichen ritterorden, die bevorzugt um Mithilfe beim Loskauf christlicher Glaubensbrüder gebeten wurden. Durch ihre weitreichenden Kontakte, auch zu muslimischen Magnaten, waren sie in der Lage, Häscher und Gefangene ausfindig zu machen. Sie wussten, an wen sie sich für eine Auslösung wenden mussten und wurden als Verhandlungspartner akzeptiert. Nicht selten zahlte es sich für die ordensgemeinschaften aus, hilfesuchende Christen beim Freikauf zu unterstützen.136 Selbstverständlich endeten (Freilassungs-)Verhandlungen nicht selten im Misserfolg. 1261 war die dänische Königin Margarethe Sambiria († 1282) zusammen mit ihrem Sohn, dem späteren König Erich V. Kipping (reg. 1259–1286), in die Gefangenschaft der Grafen von Holstein geraten. Diese waren ihrerseits Verbündete des Herzogs Erich Abelsen von Schleswig (amt. 1242–1272), einem erklärten Feind der Königin. Margarethe hatte versucht, das Erich Abelsen das Herzogtum Schleswig zu entreißen, um es ihrem Sohn zu überschreiben.

135 Venerabili viro domino suo domino comiti de Salmis Nicholaus aduocatus de Hunolstein, suus castrensis et fidelis, tam debitum quam paratum ad queque beneplacita servitium. Benignitati vestre duxi significandum, quod a filio domini Johannis comitis de Spanheim pro famulis, qui adhuc in captivitate detinentur, cautionem fideiussoriam recepi sufficientem in summa ducen­ tarum marcarum, pro quibus vero marcis me apud vos tenore presentium obligatum esse reco­ gnosco, rogans omni quo possum ampliori studio, quatinus hos tres servos, quos dominus comes Barrensis detinet captivos, Henricum Hallerum et Gabellonem fratrem ipsius nec non et Th. de Kumberna absolui procuretur; paratus enim ero vobis tam in dampno quam de pecunia princi­ pali per omnia respondere. In cuius rei testimonium presentem paginam sigilli mei munimine tradidi roboratam. Datum anno domini Millesimo CCLX septimo, XII Kalendas Septembris. Hardt (Hg.): Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen territorien, Bd. 4, Nr. 946, S. 635. Auch bei toepfer (Hg.): Urkundenbuch für die Geschichte, Bd. 1, Nr. 41, S. 30f. 136 Im Februar 1215 ratifizierte die Gräfin von Troyes die Gewährung einer Rente an die Johanniter. Die Gattin eines gräflichen Lehnsmannes hatte die Ordensritter mit 10 Pfund jährlich bedacht, nachdem diese dessen Sohn aus der Gefangenschaft befreit hatte. Delaville Le roulx (Hg.): Cartulaire général, Bd. 2, Nr. 1434, S. 171. Das Grafenpaar Ferdinand und Johanna von Flandern versprachen dem Johanniterorden 700 Pfund Valancienner Münze, sollten sie die Entlassung des Gerhard von Mons aus muslimischem Gewahrsam bis zu weihnachten 1213 erwirken. Ebd., 1385, S. 142 (v. 16. Mai 1212). Zur Beteiligung der ritterorden am Loskauf Gefangener während der Kreuzzüge siehe Friedman (2002): Encounter between enemies, S. 200ff. und Forey (1991): the Military orders, S. 259ff.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

Im Frühjahr 1262 kamen die Konfliktparteien in Quedlinburg zusammen, um über die Entlassung der königlichen Gefangenen und über ein Ende des Konfliktes zu beraten. Als königlicher Unterhändler trat Herzog Albrecht von Braunschweig (amt. 1252–1279) auf; zu Mediatoren wurden die Markgrafen von Brandenburg bestimmt. Die Holsteiner brachten zu diesem Anlass sogar die Königin und ihren Sohn mit, die sich bis dahin in Hamburg in honesta custodia befunden hatten.137 Eine Einigung ließ sich zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht erzielen, sodass die Gefangenen wieder nach Hamburg zurückgeschickt wurden.138 Der Abbruch der Verhandlungen war für die dänische Seite alles andere als günstig. In der Zwischenzeit hatten nämlich die Potentaten aus Schweden und Norwegen, die einst mit Margarethe verbündet waren, ihre Bündnistreue gegenüber der dänischen Krone aufgekündigt und erhoben selbst Ansprüche auf Gebiete in Dänemark.139 Erst nach neuerlichen Verhandlungen in Salzwedel konnte Margarethe Sambiria ihre Freiheit wiedererlangen. Als Garant für die künftige Friedfertigkeit der dänischen Königin wurde ihr Sohn Erich in die obhut der Markgrafen von Brandenburg gegeben.140 Die allgemeine Verschwiegenheit der mittelalterlichen Quellen ist als Indiz für die Geheimhaltung von Freilassungs- und Lösegeldverhandlungen zu bewerten. Bedeutende Zusammenkünfte, wie jene anlässlich der Gefangenschaft Margarethe Sambirias und ihres Sohnes, nahmen die Zeitgenossen zwar wahr, Inhalte blieben aber unter einem Schleier der Vertraulichkeit verborgen. Dazu gehörte auch, dass die dabei geführten Gespräche weder protokolliert wurden, noch Eingang in die Verträge fanden, die aus ihnen resultierten. 4.3. Sicherheiten waren die Verhandlungen zu einem erfolgreichen Abschluss gekommen und ein Lösegeld festgelegt, so suchte der Häscher die ihm gemachten Zugeständnisse abzusichern. Dies war dringend erforderlich, da die verabredeten Summen aufgrund ihrer Höhe meist nicht umgehend bezahlt werden konnten, sondern vielmehr in mehreren raten beglichen werden mussten. Exemplarisch sei auf die Freilassungsvereinbarungen zwischen dem Kölner Erzbischof Siegfried von westerburg (amt. 1275–1297) und dem Grafen Adolf VII. von Berg (amt. 1259–1296) sowie seinem Bruder Heinrich († 1298) verwiesen. In der Schlacht bei worringen (St.-Bez. Chorweiler, Köln) hatte sich der Kölner Prälat der militärischen überlegenheit des Herzogs von Brabant ergeben müssen. Dieser überließ den hochrangigen Gefangenen seinem 137 Lappenberg (Hg.): Annales Hamburgenses, S. 385, z. J. 1262. 138 Anno Domini 1262. Regina Hamborg in captivitate detenta, fit tractatus de pace. Dux [d. i. Albrecht von Braunschweig] et marchiones, Iohannes et Gerardus comites conveniunt in Que­ delingeborch et postea in Saltwedele. Regina quoque interfuit, sed tamen postea reversa est Hamborch, et colloquium, redeunte regina, ad placitum sic finem accepit, quod Holsati trans­ gressores reconciliati sunt comitibus, bonis suis obtentis, et regina reversa est in Daciam. Ebd., S. 385, z. J. 1262. Auch Hegel (Hg.): Detmar-Chronik, Kap. 314, S. 346. 139 Unverhau, Henning: Art. Margarethe Sambiria von Pommerellen, in: NDB 16, S. 158. 140 Krabbo (Hg.): regesten der Markgrafen von Brandenburg, Lieferung 3, Nr. 875, S. 209; Lappenberg (Hg.): Annales ryenses, S. 409.

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Kampfgefährten, dem Grafen von Berg. Am 19. Mai 1289 verständigten sich Siegfried und Adolf auf die Freilassungsbedingungen: Nicht weniger als 12.000 Mark Kölnische Pfennige, zu je 12 Schilling pro Mark, sollte die Freiheit des Erzbischofs kosten. Das waren immerhin 1.728.000 Münzen mit einem Feinsilbergehalt von insgesamt etwa 2.333,66 kg.141 Die ersten 1.000 Mark (144.000 Münzen zu 194,47 kg Silber) waren infra tres menses postquam fuerimus vinculis emancipati fällig, den rest gedachte Siegfried in raten von je 1.000 Mark über einen längeren Zeitraum hinweg zu begleichen.142 weil sich die Schuldentilgung über viele Jahre hinziehen würde, bestanden die Gebrüder von Berg auf umfangreiche Sicherheiten. Vier erzbischöfliche Burgen musste Siegfried als Pfänder einsetzen.143 Für den Unterhalt der Festungen war der Kölner weiterhin verantwortlich, Verfügungsgewalt sollten aber nunmehr Adolf VII. und dessen Bruder Heinrich besitzen. Erst nach Erfüllung des Vertrages sollte die übertragung rückgängig gemacht werden. Die Verpfändung von Gütern war eine Gewähr, die gern angenommen wurde, konnte man die Immobilien doch gut für die eigenen Zwecke nutzbar machen. während Siegfried von Köln mit der Abgabe seiner Burgen wichtige Herrschafts- und Machtmittel einbüßte, gewannen Adolf und Heinrich entlang der Grenze zum Erzbistum an Einfluss. Das Schreiben Papst Nikolaus’ IV. (amt. 1288–1292) vom Januar 1290, in welchem Siegfrieds Amtskollegen aus Mainz und trier den Auftrag erhielten, die entfremdeten Güter mit allem Nachdruck zurückzufordern,144 dürfte daher wohl auf die Initiative des Kölner Kirchenmannes zurückzuführen sein, der seinen Machtverlust zu revidieren wünschte. Eine vielgenutzte Alternative (oder Ergänzung) zur Verpfändung von Grundbesitz und Herrschaftsrechten war die Stellung geeigneter Bürgen und Geiseln. Hierbei fungierten Menschen als Erfüllungsgaranten, welche die Zahlungsbereitschaft des Schuldners auf absehbare Zeit erzwingen sollten. Im Gegensatz zur Geisel wurde der Bürge nicht immer gezwungen, sich in eigener Person in die Hände des Gläubigers zu begeben. Diesen Bedeutungsunterschied machte das Mittelalter durch die Benutzung differenzierter Begrifflichkeiten auch sprachlich deutlich: Während der plegius vor allem mit seinem wort und zuweilen mit seinem Vermögen für den guten willen des Schuldners eintrat, haftete der hostagius mit seinem Körper. 141 Der Kölner Denar wog im 13. Jahrhundert durchschnittlich 1,46 g, sein Feinsilbergehalt schwankte zwischen 923/1000 und 939/1000; in der regel entsprach er aber demjenigen des englischen Sterling (925/1000). Hävernick (1930): Der Kölner Pfennig, S. 46, 51; Voßberg (1843): Geschichte der preussischen Münzen, S. 65. Vgl. auch witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 77. 142 Item pro dampnis eidem comiti et suis hominibus per nos et nostros homines illatis indebite soluemus ipsi comiti vel suis heredibus duodecim milia marcarum Colonensium denariorum bonorum et legalium, duodecim solidis pro marca qualibet computandis, de quibus soluemus mille marcas infra tres menses postquam fuerimus vinculis emancipati, liberati et absoluti, et infra tres menses alios continuos extunc proximo subsequentes mille marcas monete predicte persoluemus. Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Bd. 2, Nr. 865, S. 508. 143 castra ecclesie nostre Wede, Waldenberg, Rodenberg et Aspele eidem comiti titulo pignoris obligamus. Ebd., S. 509. 144 Ebd., Nr. 879, S. 522f.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

Mittelalterliche Bürgschaften waren formenreich. Der Bürge war Erfüllungsgarant in einem weitgefassten Sinn. Im Zusammenhang mit Lösegeldzahlungen treten vor allem Zahlungs- und Einlagerbürgen in Erscheinung. Erstere hafteten mit dem eigenen Vermögen für die durch den Freigelassenen zugesicherte Zahlung des Lösegeldes. Der Einlagerbürge erklärte sich bereit, den Platz des Gefangenen solange einzunehmen, bis dieser seine Schulden beglichen hatte. Jedoch besaß er eine andere rechtsstellung als die Geisel.145 Zu Beginn des Jahres 1284 erwartete der Bischof Leopold von Graz-Seckau (amt. 1283–1291), dass der Kärntner Graf Ulrich III. von Heunburg († 1308), gemäß seiner Bürgschaft für den säumigen Friedrich von Hafnerburg, die Summe von 600 Mark Silber zahlte oder sich solange in bischöflichen Gewahrsam begab, bis Friedrich die Schuld beglichen hatte.146 Hatte Ulrich von Heunburg hier noch die freie Entscheidung, ob er zahlte oder als Stellvertreter in Gefangenschaft ging, so war die Form der Bürgschaft in aller regel genau festgelegt. über die obliegenheiten eines Einlagerbürgen gibt eine rheinische Urkunde vom 17. März 1276 Auskunft. Für ihren Standesgenossen Hermann vom turm und dessen Diener wigand verbürgten sich bei Graf Adolf VII. von Berg gleich neun ritter.147 Adolf hatte seine beiden Gefangenen pro quadringentis marcis coloniensium dena­ riorum bonorum et legalium, XII solidis pro marca qualibet computatis, also 77,79 kg Silber in 57.600 Kölner Pfennigmünzen,148 aus der Haft entlassen. Die Bürgen wollten bereitwillig Hermanns Platz im Siegburger Gefängnis einnehmen, sollte er es versäumen, entweder das geschuldete Geld bis zum 4. April zu bezahlen und Urfehde zu schwören oder wieder in die Gefangenschaft des Grafen zurückzukehren. Adolf von Berg wollte sicherstellen, möglichst schnell an das Geld zu kommen. Die Urkunde bestimmte daher, dass, wenn die neun ritter länger als einen Monat in der Haft verharren müssten, dem Grafen das recht zustand, sich das Geld von den Juden zu leihen; und zwar zu einem wöchentlich Zinssatz von bis zu drei Denaren. Die Bürgen würden in diesem Fall solange auf der Siegburg bleiben, bis Hermann vom turm dem Grafen sowohl in der Sache des Lösegeldes (de sorte) als auch betreffs der entstandenen Zinsen (de dampno) wiedergutmachung geleistet hatte.149 Adolf 145 Siehe dazu ogris (2003): Die persönlichen Sicherheiten, S. 512f. 146 Steinacker (Hg.): regesta Habsburgica, Abt. 2, Bd. 1, Nr. 137, S. 33. 147 Hardt (Hg.): Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen territorien, Bd. 5, Nr. 709, S. 475. 148 Der Kölner Denar wog im 13. Jahrhundert durchschnittlich 1,46 g, sein Feinsilbergehalt schwankte zwischen 923/1000 und 939/1000; in der regel entsprach er aber demjenigen des englischen Sterling (1, 458 g, 925/1000). Hävernick (1930): Der Kölner Pfennig, S. 46, 51; Voßberg (1843): Geschichte der preussischen Münzen, S. 65. Vgl. auch witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 77. 149 Et si per mensem iacentes permanserimus, extunc idem dominus comes dictas CCCC marcas conquirere potest ad iudeos, marcam quamlibet pro tribus denariis qualibet septimana, et de iacendo non recedemus, donec predicto domino comiti tam de sorte quam de dampno fuerit integraliter satisfactum. Sed si dicti H. et W. [d. i. Hermann und wigand] ad eandem, qua nunc exeunt, non redirent captivitatem et dictas CCCC marcas perso[l]uerent, quilibet eorum quinque marcarum redditibus de allodio suo domino comiti predicto resignabit, quos ipsi et eorum he­ redes ab ipso domino comite et suis heredibus iure hereditario nomine pheodi in perpetuum possidebunt. Hardt (Hg.): Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen territorien, Bd. 5, Nr. 709, S. 475.

4. Zwischen Gefangennahme und Freilassung

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von Berg durfte aber getrost darauf vertrauen, dass es soweit nicht kam. In ihrem eigenen Interesse würden die für Hermann vom turm haftenden ritter alles daran setzen, diesen zur zeitnahen Bezahlung des Lösegeldes zu veranlassen. Vom Einlagerbürgen rechtlich verschieden war die Geisel. Geiseln bewirkten meist eine Umverteilung des Lösegeldes in mehrere kleinere Beträge. Dem Häscher übergeben mussten sie auf ihre eigene Auslösung warten. Selten ließ ein Gefangener nur eine Geisel als Sicherheit zurück. Insbesondere bei größeren Lösegeldverpflichtungen wurde die Gesamtsumme auf möglichst viele Personen verteilt, was einen allzu langen Verbleib der einzelnen Geisel in der Gefangenschaft verhindern sollte. Auch der regelmäßige Austausch von Geiseln stellte eine Möglichkeit dar, die Verweildauer des Einzelnen nicht allzu lange zu strapazieren. Für gewöhnlich traten die männlichen Familienangehörigen, aber auch Vasallen die Geiselhaft an.150 Für einen nicht identifizierbaren englischen Edelmann namens Amphulsus tillo boten sich 1207 sein Sohn, sein Bruder sowie zwei seiner töchter zum Einlager bei König Johann ohneland an.151 14 Jahre zuvor hatte sich der ritter robert von Nunant, ein Bruder des Bischofs von Couventry, geweigert, als Geisel für König richard Löwenherz ins römisch-deutsche reich zu gehen. Er rechtfertigte seinen widerstand mit dem Argument, dass er nicht richards Vasall, sondern der seines Bruders sei.152 Fatale Auswirkungen hatte die vasallitische Pflicht zur Geiselhaft für Margarethe von Passavant. Nach der verlorenen Schlacht von Pélagonia (im Jahre 1259) hatte sich die Herrin von Acova im peleponnesischen Fürstentum von Achaia für ihren Herrn wilhelm II. von Villehardouin († 1278) in nicäische Gefangenschaft begeben. Da sie wilhelm jedoch weder den Lehnseid geleistet hatte, noch dies – wegen ihrer Haft – innerhalb der vorgeschriebenen Frist von Jahr und tag tun konnte, zog dieser die Herrschaft Acova kurzerhand ein. Unter Protest wandte sie sich daraufhin an wilhelm und forderte ihn auf, ihr die Herrschaft zu belassen. Zwar gab sie zu, ihm den Homagialeid nicht geleistet zu haben, aber nur deshalb, weil sie mit der Geiselhaft ihre ihm schuldige Vasallenpflicht erfüllt habe. Eine vernünftige Argumentation, die wilhelm jedoch unbeeindruckt ließ. Er gab das Lehen nicht zurück.153 Aus Sicht des Gefangenen bedeutete die Pflicht, Geiseln zu stellen, den zeitweiligen Verlust wichtiger Gefolgsleute. Blieb ihm die Auswahl selbst überlassen, so konnte er aus der Not eine tugend machen, indem er missliebige Verwandte und Vasallen in die Hände seines Häschers und Gläubigers gab. Auf diese weise konnte er sich ihrer wenigstens für eine weile entledigen. In jedem Fall jedoch baute das Stellen von Geiseln ebenso wie das von Bürgen Druck zu Lasten des auf Freiheit sinnenden Gefangenen auf. Für ihn war es obligatorisch, seine Anhänger auf schnellstem wege freizubekommen. Dabei dürfte weniger die Angst um Leib und Leben der ausschließlich adligen Geiseln zur Eile getrieben haben, obgleich Misshandlungen 150 Kosto (2012): Hostages in the Middle Ages, S. 111, 128; Mitteis (1974): Lehrecht und Staatsgewalt, S. 617f. 151 rymer (Hg.): Foedera, Bd. 1.1, S. 96. 152 Stubbs (Hg.): Chronica Magistri rogeri, Bd. 3, S. 233. Siehe auch Benham (2011): Peacemaking in the Middle Ages, S. 165. 153 Bouchet (Hg.): Chronique de Morée, Vers 4494ff., 7301ff.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

wegen nicht geleisteter Versprechen durchaus vorkamen.154 Die Lehnsbande schufen eine moralische Verpflichtung: Dem Lehnsherren musste der Schutz und das Wohlergehen seiner Vasallen ein Hauptanliegen sein. wer die Auslösung eines Gefolgsmanns vernachlässigte, musste damit rechnen, sich diesen zum Feind zu machen. Feindschaft konnte ebenfalls entstehen, wenn sich der Häscher weigerte, bereits ausgelöste Geiseln gehen zu lassen. Am 11. Dezember 1260 hatten der Pariser Bischof reinald und König Ludwig IX. eine Abmachung getroffen, die zum Gegenstand die Inhaftierung des Herrn von tournan (heute tournan-en-Brie, Dép. Seine-et-Marne) hatte. Diesen hatte der König verhaften lassen, weil er sich trotz königlicher Aufforderung geweigert hatte, die Söhne eines zuvor gefangengehaltenen Edelmannes freizulassen, obgleich deren Lösegeld längst bezahlt war.155 5. DIE LöSEGELDEr CHrIStLICHEr GEFANGENEr 5. DIE LöSEGELDEr CHrIStLICHEr GEFANGENEr 5.1. Gefangene Könige Ein Herrscher in Gefangenschaft stellt in vielerlei Hinsicht eine Besonderheit dar. Nur selten erlitten Könige ein derartiges Schicksal. Das hatte mit der vergleichsweise geringen Anzahl von Entscheidungsschlachten des 12. und 13. Jahrhunderts zu tun, in denen Könige beteiligt waren.156 wählte ein westeuropäischer Herrscher doch einmal den Kampf anstelle friedlicher Verhandlungen, so konnte er sich des besonderen Schutzes seiner Getreuen sicher sein. Seine ritter schirmten ihn vor den Angriffen des Feindes und deckten seinen rückzug. Der römisch-deutsche König Adolf von Nassau (reg. 1292–1298) gehört zu den wenigen Ausnahmen derjenigen Herrscher, die im Gefecht fielen.157 Es ist bezeichnend, dass nur zwei der auf nächsten Seiten zu betrachtenden Herrscher im Verlauf einer Schlacht gefangen genommen worden waren. Der 1257 zum römisch-deutschen König gewählte richard von Cornwall geriet in die Hände opponierender englischer Barone, als er seinen Bruder Heinrich III. bei der Niederschlagung der Adelsrevolte zu unterstützen.158 Sein Leidensgenosse, König Balduin 154 Vgl. Benahm (2011): Peacemaking in the Middle Ages, S. 164f.; Friedman (2003): Violence and Cruelty toward Captives, S. 21ff. 155 Notum facimus quod, cum excellentissimus dominus, Ludovicus, Dei gracia Francorum rex, teneret in prisione dominum Turnomii, et servientes misisset apud Turnomium, et homines et res domini de Turnomio predicti cepisset, quia ad mandatum domini regis non liberaverat filios domini Hugonis de Praeriis, militis, quos tenebat dictus dominus Turnomii in ostagio. Laborde (Hg.): Layettes du trésor, Bd. 3, Nr. 4659, S. 566f. 156 während des 12. und 13. Jahrhunderts war es dennoch üblich, dass der Herrscher sein Heer persönlich anführte und, im Falle einer Schlacht, an dieser partizipierte. Erst im Verlauf des Spätmittelalters trug man der Ansicht rechnung, dass sich der König als oberhaupt nicht einer solchen Gefahr aussetzen dürfe, sondern den Kampf den truppen, die Heerführung den Hauptmännern überlassen solle. Dazu Kantorowicz (1990): Die zwei Körper des Königs, S. 266ff. 157 rI 6.2, S. 365ff. Zur Herrschaft Adolfs siehe auch reinle (2003): Adolf von Nassau, S. 360ff. 158 treharne (1986): Simon de Montfort, S. 78ff.; Denholm-young (1947): richard of Cornwall, S. 129f.

5. Die Lösegelder christlicher Gefangener

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II. von Jerusalem, verlor seine Freiheit an muslimische Gegner. wegen des ständigen Kriegszustands gehörten die Kreuzzugsgebiete auf der Iberischen Halbinsel, in outremer, später auch im Baltikum und in Nordafrika zu den potentiell größten Gefahrenherden für Freiheit und Leben. Im Gegensatz dazu wurden die Könige richard I. von England (reg. 1189–1199), waldemar II. von Dänemark (reg. 1202–1241) und wenzel II. von Böhmen (reg. 1278–1305) in einem Moment größter Schutzlosigkeit ergriffen. Der Däne waldemar wurde – so jedenfalls will es die Chronik des Lübecker Dominikaners Hermann Korner aus dem 15. Jahrhundert wissen – im Schlaf von Heinrich von Schwerin († 1228) entführt. richard Löwenherz befand sich auf dem rückweg vom Kreuzzug, als Leopold von österreich († 1194) seiner habhaft wurde. Von seinem älteren Cousin, otto V. von Brandenburg († 1298), wurde wenzel von Böhmen kurzerhand vom Mündel zum Gefangenen gemacht.159 Ein signifikantes Merkmal der Gefangenschaft hoch- und spätmittelalterlicher Herrscher war die politische reichweite der Freilassungsbedingungen. Lösegeld war bei weitem nicht die einzige und substantiellste Forderung an die Gefangenen, wenngleich es einen hohen Stellenwert in den Verhandlungen einnahm. Die Häscher suchten nicht nur Geld zu erpressen, sondern sich auch politische Vorteile zu verschaffen. Allein Markgraf otto V. von Brandenburg schien sein Heil ausschließlich in materiellem Gewinn gesucht zu haben. Jedenfalls ist nicht bekannt, dass wenzel ihm darüber hinausgehende Zugeständnisse gemacht hätte. Über den finanziellen und politischen Profit, den Leopold von Österreich, Heinrich von Schwerin, die englischen Barone und otto von Brandenburg aus ihren Gefangennahmen zogen, informieren die Quellen sehr genau. Dies gilt in besonderer weise für die Haft richards von England und waldemars von Dänemark. Dank der guten Quellenlage lässt sich hier eine dezidierte rekonstruktion vom Verlauf der Verhandlungen, vom Inhalt der Auslösungsverträge sowie von der Art und weise der Geldbeschaffung und deren Folgen anstellen. 5.1.1. Balduin II. von Jerusalem Gleich zweimal musste Balduin le Bourcq die muslimische Gefangenschaft kennenlernen. Sein Fall legt damit beredtes Zeugnis von der gefahrvollen Kriegssituation ab, die in der Periode der Kreuzzüge im Heiligen Land herrschte. Für die hiesige 159 über die Gefangennahme waldemars: Woldemarus rex Dacie capitur cum filio suo a Hinrico comite de Swerin in nocte sancti Iohanni ante portam latinam in tentorio suo, dum Dani inebriati dormirent, et in Dannenberg gravi custodia coartatur. Schwalm (Hg.): Die Chronika Novella, Nr. 74, S. 10. Zu richard heißt es: Circa Wiennam siquidem latenter moratus pedes, duobus sociis tantum comitatus, in uili hospicio per exploratores inuentus et captus est ab hominibus ducis Austrię. Cum itaque idem dux illustris Austrię plures causas aduersus ipsum efficientes habuerit, iure ipsum in manus eius diuino iudicio traditum tenuit, sed tamen preter meritum ipsum honeste tractauit et in castro suo Tyernstein iuxta Danobium sito seruari precepit. tauschinski/Pangerl (Hg.): Ansbert: Historie, S. 79f. Siehe auch Csendes (1993): Heinrich VI., S. 123. Zu wenzel zusammenfassend Krabbo (Hg.): regesten der Markgrafen von Brandenburg, Lieferung 5, Nr. 1324, S. 345f.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

Untersuchung von besonderer relevanz ist die tatsache, dass Balduin zunächst als Graf von Edessa (amt. 1100–1118), später als König von Jerusalem (reg. 1118–1131) seine Freiheit verlor. Der numerische Unterschied zwischen den jeweiligen Summen, die er für seine Freilassung zahlen musste, weist unverkennbar auf die soziale Stellung, aber auch die politische und militärische Bedeutung als wichtige Determinanten bei der Berechnung von Lösegeldern hin. Im Jahre 1104 wurde Balduin als Graf von Edessa das erste Mal in Haft genommen. In der Schlacht von Harran (7. Mai 1104) unterlag sein Heer den Seldschuken. Er selbst hatte sich der übermacht der Feinde ergeben. Die Sieger brachten ihn nach Mosul, wo man ihn einsperrte. Zu Balduins Leidensgenossen gehörte sein Vetter und wichtigster Gefolgsmann Joscelin von Courtenay († 1131), dem die Seldschuken 1105 das Versprechen abrangen, sich für 20.000 goldene Besanter freizukaufen.160 Dieser Betrag entsprach einem Silbergewicht von 647,352 kg.161 Nachdem Joscelin auf freiem Fuß war, zeigte er sich eifrig um die Entlassung seines Lehnsherrn bemüht. Nach der Chronik des syrischen Patriarchen Michael Syrus († 1199) bot er den Seldschuken 30.000 der von ihnen geforderten 70.000 Besanter als Sofortzahlung an. Für den rest des Lösegeldes stellte er sich bereitwillig als Geisel zur Verfügung.162 Die Seldschuken nahmen das Angebot an. Da Joscelin bald nach dem Antritt der Geiselhaft die Flucht gelang, wurde die Begleichung der Folgeraten jedoch überflüssig.163 Viele Jahre später büßte Balduin seine Freiheit erneut ein. Bei dem Versuch, die Verteidigung der Grafschaft Edessa zu leiten, wurde er 1122 als König von Jerusalem gefangengenommen. Das Gefängnis in Harput teilte er sich mit einem alten Bekannten, dem neuen Grafen von Edessa, Joscelin von Courtenay.164 Die Seldschuken zeigten sich zunächst wenig geneigt, den König freizugeben. Erst im Juni 1124 konnte eine Einigung erzielt werden. Balduin musste harten Bedingungen zustimmen: 160 Kosto (2003): Hostages during the first century of the Crusades, S. 18; Runciman (2001): Geschichte der Kreuzzüge, S. 420. 161 Der wechselkurs des Besanter lag 1162 bei 1 Besanter zu 2 Schillingen englischer Sterlinge. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 295. 162 La rançon de Baudoin fut fixée à 70 mille dinars. Josselin en prit 30 mille, alla à Qala’ Dja’bar, et se donna lui-même comme otage pour le reste, et il délivra Baudoin. Chabot (Hg.): Chronique de Michel le Syrien, Buch 15, Kap. 10, S. 195. 163 Sequente anno, qui erat ab incarnatione domini millesimus centesimus nonus, dominus Baldui­ nus comes Edessanus, cum annis quinque continuis fuisset apud hostes detentus in vinculis, una cum Ioscelino, cognato suo, datis obsidibus pro certa summa pecunie, quam pro sua redemptione pepigerant, in suam se libertatem receperunt, redeuntes ad propria. Cum quibus etiam satis misericorditer fecit dominus. Nam obsides eorum, in quodam presidio custodibs deputatis commissi, casu sive somno sive mero gravatis mortem intulerunt, unde postmodum ad propria clam et per diverticula de nocte errabundi pervenerunt. Huygens (Hg.): willelmi tyrensis archiepiscopi Chronicon, Bd. 1, Buch 11, Kap. 8, S. 506. Dazu auch Chabot (Hg.): Chronique de Michel le Syrien, Buch 15, Kap. 10, S. 195. 164 Joscelin wurde später zur Aufbringung seines Lösegeldes freigelassen. wieder war es die Flucht der Geiseln, die eine realisierung der Zahlung hinfällig machte. Zum Gedenken an die glückliche Flucht habe Joscelin eine eiserne und eine goldene Fessel anfertigen lassen. Hagenmayer (Hg.): Fulcheri Carnotensis Historia, Buch 3, Kap. 24, S. 680ff.; tritton/Gibb (Hg.): the First and Second Crusades, S. 80f.; siehe auch Friedman (2002): Encounter between enemies, S. 131f.

5. Die Lösegelder christlicher Gefangener

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Er war gezwungen, seinen Gegnern fünf Städte des Königreiches abzutreten und musste militärischen Beistand gegen einen Beduinenführer versprechen, der seinen Häschern lästig geworden war. Zusätzlich sollte er ein Lösegeld von 100.000 Besanter (3.236,76 kg Silber) zahlen. 20.000 Besanter waren sofort, der rest später – wieder durch Geiseln verbürgt – zu erbringen.165 Der exakte Betrag lässt sich nicht ermitteln, da die erzählenden Quellen Summen nennen, die voneinander abweichen. während wilhelm von tyrus († 1186), Fulcher von Chartres und Matthäus von Edessa († 1137)166 von 100.000 Besantern sprechen, meinte odericus Vitalis, von 150.000 Besantern (4.855,14 kg Silber) gehört zu haben.167 welcher der Autoren der tatsächlichen Summe am nächsten kommt, ist letztlich nicht zu entscheiden. In jedem Fall war das Lösegeld hoch. Folgende Vergleichswerte mögen dies beweisen: Zum Preis von 5.000 Goldmünzen ließ Saladin im Sommer 1188 die gesamte Kreuzfahrerbesatzung Darbasâks (Prov. Hatay, Türkei) am Leben und gewährte ihnen den ungehinderten Abzug auf christliches territorium.168 Ein muslimischer Edelmann wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts als einer der reichsten Männer von Damaskus bezeichnet, weil ihm vom Atabeg von Mosul 1.000 Besanter als Startkapital und noch einmal 20 Besanter monatlicher Einkünfte gegeben worden waren.169 König Balduin von Jerusalem war sich der immensen Belastung bewusst, welche die Erfüllung der Vertragsbedingungen für ihn und sein reich bedeutete. Aus diesem Grund tat er zunächst nichts, um seine seldschukischen Gläubiger zufriedenzustellen. Anschließend verweigerte er nicht nur die übergabe der geforderten Städte und des Lösegeldes, sondern verbündete sich auch mit den muslimischen Feinden seiner einstigen Häscher. Erst nach der siegreichen Schlacht von Azāz (1125) hatte

165 Dicitur autem summa pro se pactæ pecuniæ fuisse centum millia michaelitarum, quæ moneta, in regionibus illis, in publicis commerciis er rerum venalium foro, principatum tenebat. Rever­ sus igitur Antiochiam, anxius quomodo pactam solvere posset pecuniam, et suos ad se revocare obsides, cum prudentioribus deliberat, quid ad suum expedimentum facere possit. Igitur per­ suasum est ei, ut Halapiam, alimentorum inopia laborantem et quasi pene vacuam, obsideat, eaque via facile obtinere posse, ut civibus obsidione angustiatis, aut obsides sibi restituant, aut pecuniam conferentes tantam summam tribuant, quantam pro sui liberatione ab initio pepigerat. Huygens (Hg.): willelmi tyrensis archiepiscopi Chronicon, Bd. 1, Buch 13, Kap. 15, S. 603; auch Hagenmayer (Hg.): Fulcheri Carnotensis Historia, Buch 3, Kap. 38, S. 750f., Kap. 39, S. 755f.; Barbier de Maynard (Hg.): Extrait de la chronique d’Alep, S. 644. 166 Dostourian (Hg.): Armenia and the Crusades, Buch 3, Kap. 96, S. 232. 167 Vnde Gazis Balduinum regem pro redemptione centum quinquaginta milia bizanteorum de carcere dimisit, et xl obsides electos de precipuis Ierosolimorum et circumiacentis prouinciae pueris accepit, securitatemque reddendi omnes paganos quos in carcere fideles habebant requisiuit. His itaque concessis regem dimisit, et apud Gis castrum in regione Caesareae Philippi constituto tempore expectauit. Tunc Christiani cum auro quod pro redemptione regia pactum erat perrexerunt et assultu in nomine Christi fortiter facto admiralium et castrum et obsides suos ceperunt, alacresque Deo gratias canentes Ierusalem regressi sunt. Gazis autem centum milibus bizanteis aureis sese redemit firmamque pacem Christianis pepigit. Chibnall (Hg.): the ecclesiastical history of orderic Vitalis, Bd. 6, Buch 11, Kap. 26, S. 126. 168 Goergens (Hg.): Arabische Quellenbeiträge, Bd. 1, S. 108. 169 Ebd., S. 41.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

der König genug Kriegsbeute gemacht, um die Geiseln zu befreien, die seine Zahlungsbereitschaft sichergestellt hatten.170 Die Informationen hinsichtlich der Freikäufe Balduins II. von Jerusalem sind insgesamt recht spärlich. Zahllose Fragen bleiben unbeantwortet. Dennoch fördert ihre Auswertung ein wichtiges resultat zutage: Stieg ein christlicher Adliger in der Hierarchie der Kreuzfahrerherrschaften auf, so hatte das Einfluss auf das Lösegeld, dass für ihn verlangt wurde. 70.000 Besanter verlangten die Seldschuken vom Grafen Balduin. Gegenüber den 20.000 Besantern, die man seinem wichtigsten Vasallen abverlangte, war diese Summe bereits um einiges höher. weil Balduin bis zu seiner zweiten Gefangennahme zum König von Jerusalem und damit zum weltlichen oberhaupt der Kreuzfahrer im Nahen osten aufgestiegen war, hielten es seine seldschukischen Kontrahenten für angebracht, die frühere Summe fundamental zu erhöhen: um 30 % oder 54 %. Freilich erlauben die zurückhaltenden Informationen zu den Verhandlungen kein Urteil darüber, inwiefern die jeweilige finanzielle und politische Situation des Königs dem Lösegeld ihren Stempel aufgedrückt hatte. Auch das wissen der Seldschuken um die nicht erfüllten Bedingungen bei Balduins erster Gefangennahme könnten bei der Berechnung der zweiten Lösegeldforderung ins Gewicht gefallen sein: Möglicherweise suchten die Seldschuken den damals durch die Flucht der Geiseln erlittenen finanziellen Verlust zu kompensieren. 5.1.2. Richard I. von England Ein weithin bekanntes Beispiel für einen gefangenen mittelalterlichen Herrscher ist das des englischen Königs richard I. Löwenherz. Ihre Popularität verdankt seine Gefangenschaft in erster Linie der guten überlieferungssituation sowie der Bedeutung, die ihr durch nachfolgende Forschergenerationen beigemessen wurde. Bereits am Ende des 19. Jahrhunderts hatte Karl A. rueLLer die Nachrichten zu richards Haft im römisch-deutschen reich ausgewertet und seine Ergebnisse der öffentlichkeit präsentiert.171 Ihm folgten zahlreiche Untersuchungen nach.172 Auch im jungen 21. Jahrhundert beschäftigte sich eine Vielzahl wissenschaftlicher werke mit den verschiedenen Aspekten seiner Gefangenschaft.173 Zuletzt nahmen die Ereignisse um die Festnahme und Freilassung einen breiten raum in den deutschsprachigen richard-Biographien robert-tarek fiSchers und Dieter bergs ein.174 170 Barbier de Maynard (Hg.): Extrait de la chronique d’Alep, S. 651; Hitti (Hg.): An Arab-Syrian Gentleman, S. 133; Hagenmayer (Hg.): Fulcheri Carnotensis Historia, Buch 3, Kap. 44, S. 770f. Siehe auch Kosto (2003): Hostages during the first century of the Crusades, S. 19. Zu den Geiseln siehe auch Goridis (2015): Gefangen im Heiligen Land, S. 312. 171 rueller (1893/ND 2011): Des richard Löwenherz deutsche Gefangenschaft. 172 Z. B. Caro (1906): Ein aktenmäßiger Beleg; Fichtenau (1966): Akkon, Zypern und das Lösegeld; reither/Seebach (1997): Der englische König richard I. 173 2006 fanden gleich zwei Aufsätze zu diesem thema Eingang in einen Sammelband des trifelsvereins e. V.: Gillingham (2006): König richard I. Löwenherz als Gefangener, S. 125ff.; Görich (2006): Ein König in Gefangenschaft, S. 143ff. 174 Fischer (2006): richard Löwenherz, S. 187ff.; Berg (2007): richard Löwenherz, S. 187ff.

5. Die Lösegelder christlicher Gefangener

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Etappe 1: In der Hand Leopolds von Österreich richard Löwenherz befand sich auf dem rückweg von einem Kreuzzug ins Heilige Land, als er in ein Unwetter geriet und Schiffbruch erlitt. Bei dem Versuch, sich auf dem Landweg nach England oder Ungarn durchzuschlagen, war der König bereits zweimal der Festnahme entgangen. Als er ein drittes Mal versuchte, sich an seinen Feinden vorbeizuschleichen, verließ ihn sein Glück. trotz Verkleidung175 wurde er im Dezember 1192 erkannt und von Anhängern Herzog Leopolds V. von österreich (amt. 1177–1194) gefangengenommen.176 Auf der Feste Dürnstein (Bez. KremsLand, Niederösterreich) stellte man den König unter Arrest.177 Der Festnahme durch den Herzog von österreich war ein Streit bei der Erstürmung Akkons 1191 vorausgegangen. Damals hatte richard Leopold zutiefst gekränkt.178 Die unerwartete Ergreifung des englischen Königs sorgte im christlichen Europa für Empörung. Niemand geringerer als der Papst forderte die unverzügliche Freilassung des Kreuzfahrers und bedrohte den österreichischen Herzog mit dem Kirchenbann.179 Allen widrigkeiten zum trotz trat Leopold V. zu Beginn des Jahres 1193 in Verhandlungen mit Kaiser Heinrich VI. (reg. 1191–1197) ein. Besprochen wurde eine mögliche Auslieferung richards an den Staufer. Nachdem die Gespräche zunächst ergebnislos geblieben waren, weil man sich auf die Summe des Lösegeldes nicht einigen konnte, kam es am 14. Februar in würzburg zur Ausarbeitung eines Vertrages zwischen Leopold V. und Heinrich VI., der die übergabe des Gefangenen regelte.180 Darin hatte die Festsetzung eines Lösegeldes und der diesbezüglichen Zahlungsmodalitäten oberste Priorität: richard Löwenherz sollte Heinrich VI. 100.000 Mark Silber übergeben.181 Die Hälfte des Geldes versprach der Kaiser an Leopold weiterzuleiten. Bemerkenswerterweise vermied man es, den Betrag als redemptio, also als Geld für die Freilassung des Königs aus der Gefangenschaft, zu deklarieren. Die für den österreichischen Herzog bestimmten 50.000 Mark wurden vielmehr als Mitgift für die geplante Hochzeit von dessen Sohn mit einer Nichte 175 Die Verkleidung des Königs und sein Gebaren als Diener galten den Feinden als lächerliches, beschämendes Verhalten, dass der Ehre eines Königs Abbruch tat. Görich (2003): Verletzte Ehre, S. 66f. 176 Csendes (1993): Heinrich VI., S. 123. ob Heinrich VI. selbst die Gefangennahme richards betrieben und angeordnet hat, wie r.-t. Fischer meint, kann nicht eindeutig geklärt werden. Sein Verdacht geht auf den Vorwurf richard Devizes zurück, Heinrich habe befohlen, richard vivum vel mortuum zu ihm zu bringen. Siehe Fischer (2006): richard Löwenherz, S. 188; Liebermann/Pauli (Hg.): Ex ricardi Divisiensis chronicis, Kap. 96, S. 80. 177 wattenbach (Hg.): Annales Zwetlenses, S. 679, fälschlicherweise z. J. 1212. 178 Dazu Fischer (2006): richard Löwenherz, S. 192f.; Görich (2003): Verletzte Ehre, S. 70ff.; Dopsch u. a. (1999): Die Länder und das reich, S. 156f.; Gillingham (1999): richard I., S. 225f.; Csendes (1993): Heinrich VI., S. 121. 179 Im Juni 1194 verhängte Coelestin III. (amt. 1191–1198) die Exkommunikation tatsächlich. BUB 4.1, Nr. 927, S. 225. Dazu ebenfalls Koch, walter: Art. Leopold V., in NDB 14, S. 283. 180 BUB 1, Nr. 88, S. 120ff.; weiland (Hg.): Heinrici VI. Constitutiones, Nr. 354, S. 502ff. Zu den Verhandlungen zwischen Heinrich VI. und Leopold V. siehe Berg (2007): richard Löwenherz, S. 192; auch Cartellieri (1910): Philipp II. August, Bd. 3, S. 35, Anm. 1. 181 idem rex, sicut condictum est, donet domno imperatori centum milia marcarum argenti. BUB 1, S. 121.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

richard Löwenherz’ ausgewiesen.182 Man darf hierin eine zielgerichtete Verschleierung des Lösegeldes sehen, die vielleicht aus Furcht vor dem päpstlichen Bann resultierte. Das allein griffe als Erklärung aber sicherlich zu kurz. Durch die Ehe mit einer Plantagenêt beabsichtigte Leopold seinem gleichnamigen Sohn eine gute Partie zu verschaffen. Für die Zukunft mag er geplant haben, sich mit der neuen Verwandtschaft ins Einvernehmen zu setzen und politischen Gewinn aus der Verbindung zu ziehen. Heinrich VI. dürfte die babenbergisch-angevinische Eheschließung in dem Glauben begrüßt haben, den Einfluss der wenig befriedeten Welfen auf das englische Königshaus zu mindern. Er bestand denn auch darauf, dass die Ehe spätestens sieben Monate nach der Freilassung richards geschlossen wurde.183 Einen Großteil des Vertragstextes nehmen die Vereinbarungen hinsichtlich der Bezahlung der 100.000 Mark Silber ein. In Anbetracht ihrer Höhe ist es erstaunlich, dass Heinrich VI. und Leopold auf die vollständige Erlegung der Summe binnen Jahresfrist bestanden. Das war ein überaus kurzer Zeitraum.184 Leopold musste sich – und dies war ein geschickter Schachzug – nicht selbst um den Erhalt des Lösegeldes bemühen. Dies überließ er seinem mächtigeren Lehnsherrn. Damit Heinrich VI. ihn nicht betrügen konnte, verlangte Leopold von diesem 200 Geiseln. Die weiteren Klauseln des Vertrages tangierten den Herzog von österreich nur noch am rande. Es waren vorrangig Forderungen, die Kaiser Heinrich seinerseits an den englischen König stellte und die ihm allein zum Vorteil gereichten: die Ausrüstung von 50 Kriegsschiffen sowie 200 rittern, die bei der Eroberung Siziliens behilflich sein sollten. Darüber hinaus hatte Richard der Übergabe von 200 englischen Geiseln als Gewähr für die Einhaltung des Vertrages sowie der Freilassung des Königs von Zypern und seiner tochter zustimmen müssen.185 Formal und inhaltlich erweckt der Vertrag den Eindruck, als sei er ein Diktat der staufischen und babenbergischen Seite. Das Protokoll nennt allein Heinrich und Leopold als Vertragspartner. richard, der nicht namentlich erwähnt, sondern nur als rex Anglie bezeichnet wird, war im Kontext der Urkunde nur der Verhandlungsgegenstand, über den entschieden wurde: Hęc est forma conventionis sive tractatus habiti inter domnum Heinricum Romanorum imperatorem et Liupoldum ducem Austrię super incolumitate et pace regis Anglorum aliisque negotiis.186 Auch bei den Konditionen der Freilassung, die ausschließlich dem englischen König zum Nachteil gereichten, wird die Dominanz der römisch-deutschen Partei deutlich, was angesichts der Inhaftierung richards nicht sonderlich überrascht. Das Ungleichgewicht der Vertragsparteien darf freilich nicht darüber hinwegtäuschen, 182 Vermutlich dachte er an Eleonore († 1241), die 1184 geborene tochter Herzog Gottfrieds II. von der Bretagne (amt. 1166–1186). Csendes (1993): Heinrich VI., S. 125. 183 Vertrag vom 29. Juni 1193: weiland (Hg.): Heinrici VI. Constitutiones, Nr. 355, S. 505. 184 Et medietas de iam dictis centum milibus marcarum argenti, videlicet quinquaginta milia mar­ carum argenti in eodem termino [d. i. in festo beati Michaelis = 29. Sept. 1193] erit solvenda, quarum domnus meus imperator unam medietatem recepturus est et ego aliam. Altera vero medietas de eisdem centum milibus marcarum, videlicet quinquaginta milia marcarum quę restant, persolvenda est usque ad initium quadragesimę proxime venturę [d. i. 23. Februar 1194]. BUB 1, Nr. 88., S. 121. 185 Ebd., S. 121f. 186 Ebd., S. 121.

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dass ein solcher Vertrag nur dann eine Chance auf realisierung hatte, wenn ihm von englischer Seite zugestimmt wurde. Dass die Engländer in die Verhandlungen eingebunden waren, wird gleichwohl nur an einer Stelle deutlich. über die übergabe des Lösegeldes heißt es nämlich zu Anfang des Kontraktes: idem rex, sicut condic­ tum est, donet domno imperatori centum milia marcarum argenti.187 Die Benutzung des wortes condictum macht nur dann Sinn, wenn beide Herrscher – also Heinrich VI. und richard Löwenherz – gemeinsam zu einer Einigung gelangt waren. wahrscheinlich hatten schon vor dem Vertragsabschluss in würzburg Gespräche zwischen Kaiser, König und Herzog stattgefunden. Etappe 2: In der Hand Heinrichs VI. Für das englische Lager wurde die Erlangung der königlichen Freiheit zu einem dringlichen Anliegen – nicht nur, weil die über richard verhängte Isolationshaft für einen Mann, der zu jeder Stunde von Dienern und Gefährten umgeben war, zermürbend sein musste.188 Heinrich VI. hatte bereits vor richards rückkehr vom Kreuzzug ein Bündnis mit dessen rivalen, dem französischen König Philipp II. Augustus geschlossen, welches die Herrschaft des englischen Königs in hohem Maße gefährdete.189 Löwenherz musste fürchten, an seine Feinde ausgeliefert zu werden: Sowohl Philipp von Frankreich als auch richards Bruder Johann boten dem Kaiser stattliche Summen Geldes (50.000 und 30.000 Mark Silber), um den englischen Monarchen in ihre Hände zu bekommen.190 Philipp Augustus hatte die Abwesenheit seines widersachers genutzt, um in die englischen Festlandbesitzungen einzufallen.191 Hatten nicht bereits diese Punkte die Verhandlungsbereitschaft richards entfacht, so dürfte spätestens der vom Kaiser inszenierte, öffentliche Prozess dem Engländer vor Augen geführt haben, in welch prekärer Situation er sich befand: Vor dem Hofgericht in Speyer (22. März) konfrontierte Heinrich VI. seinen Gefangenen mit einer Vielzahl ungeheuerlicher Vergehen und suchte dadurch die Ergreifung des kreuz187 Ebd., S. 121. 188 Nöding (1999): „Min Sicherheit is din“, S. 111. radulf von Diceto spricht ausdrücklich davon, dass Heinrich den englischen König unter harten Bedingungen auf dem trifels gefangen hielt, um die Bereitwilligkeit zur Lösegeldzahlungen zu beschleunigen: Postmodum ut imperator ad immoderatam pecuniae quantitatem nomine redemptionis solvendam regem Anglorum terroribus et exemplis impelleret, eum retrudi praecepit in castello quod dicitur Trevelles, quod situm est in confinio Alemanniae et Lothoringiae; ubi inter alios montes quidam mons naturali arduitate praeminet universis. In cujus cacumine praedictum castellum situm est, ad hoc ibi specialiter in loco munitissimo constitutum, ut illuc deportarentur et perpetuo traderentur carceri quicun­ que fuissent contra imperium de perduellione notati. Stubbs (Hg.): Radulfi de Diceto Decani Lundonesis opera historica, Bd. 2, S. 106f. Es ist denkbar, dass Heinrich VI. die strenge Haft seines Gefangenen bewusst demonstrierte, um die englischen Gefolgsleute in Zugzwang zu bringen. Damit ist freilich noch nicht davon auszugehen, dass richard Löwenherz tatsächlich unter bedrückenden Bedingungen gefangen gehalten wurde. Diese Meinung vertritt auch Knut Görich. Görich (2003): Verletzte Ehre, S. 76f. 189 Gillingham (1999): richard I., S. 223; toeche (1965): Kaiser Heinrich VI., S. 255f. 190 roger von Howden meinte sogar, Heinrich habe die Angebote benutzt, um richard unter Druck zu setzen. Liebermann/Pauli (Hg.): Ex rogeri de Hovden chronica, S. 167f. 191 Davidsohn (1888): Philipp II., S. 14f.

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fahrenden englischen Königs zu entschuldigen. Der Angeklagte soll sowohl mit Saladin kollaboriert, als auch die Ermordung des Königs von Jerusalem betrieben haben. Zwar glückte richard seine Verteidigung, doch dürfte der Prozess ihm gezeigt haben, dass er in Heinrich VI. einen entschlossenen und umtriebigen Kerkermeister hatte.192 Die Gefangenschaft stellte eine Bedrohung für richards Herrschaft in England dar. Die Umstände zwangen ihn zu einer baldigen Einigung mit dem Kaiser. Bereits im Februar 1193 war die Nachricht von der Entführung des Königs am englischen Hof eingetroffen. Unverzüglich wurden Boten ins reich entsandt, die sich nach Richards Wohlbefinden erkundigen sollten. Am 19. März trafen sie in Ochsenfurt ein.193 Dass die nächsten sechs tage von intensiven Verhandlungen geprägt waren, kann nur vermutet werden. Jedenfalls kamen Heinrich VI. und richard I. am 25. März zu einer ersten übereinkunft. Der englische Geschichtsschreiber roger von Howden († 1201) überliefert die wesentlichen Klauseln des Vertrages. Die Festlegung des Lösegeldes folgte dem Formular des Abkommens vom 14. Februar: Festgehalten wurde, quod rex Anglie dabit imperatori Romanorum 100 milia marcharum argenti de redempcione et inveniet ei 50 galeas cum omni apparatu per unum annum in servicio sue et 200 milites per unum annum in servicio suo; et quod ipsi interfu­ erunt paci illi.194 Das vormals zwischen Heinrich und Leopold getroffene Arrangement hatte man einfach in den neuen Vertrag übernommen. Der Kaiser stellte auf diese weise die Einhaltung seiner Versprechen gegenüber dem österreichischen Herzog sicher. Auch wenn roger von Howden die englisch-deutschen Absprachen als concordia bezeichnete, so muss man sich doch davor hüten, diesen Begriff allzu wörtlich zu nehmen. Er ist weit mehr Ausdruck eines (juristischen) Konzepts, in welchem ein dauerhafter Ausgleich und Frieden nur durch gegenseitige Einigkeit zustande kommen konnten. In wirklichkeit dürfte Kaiser Heinrich in den Verhandlungen die Zügel in Händen gehalten haben. Durch seine Zustimmung verpflichtete sich der gefangene richard zur Einhaltung eines für ihn ungünstigen Vertrages. Gleichzeitig gelang es ihm aber, sein Gesicht zu wahren.195 Den Eindruck eines Diktatfriedens wollte man unbedingt vermeiden; an der Legitimität des Vertrages sollte es keine Zweifel geben. Gleichwohl stand richard nicht der Sinn danach, 100.000 Mark Silber allein für seine Freiheit zu bezahlen. Eingedenk der guten diplomatischen Beziehung Heinrichs VI. zum französischen König war es vermutlich die englische Seite, die die kaiserliche Vermittlung bei englisch-französischen Friedensgesprächen einforderte. Dass Heinrich dieses Zugeständnis eher lästig war, zeigt folgende Einschränkung: Et quia rex Anglie optulerat se iuri pariturum in curia domini sui regis Francie de omnibus

192 Zu Prozess und Anklagepunkten siehe Chroust (Hg.): Historia de expeditione, S. 83; auch Berg (2007): richard Löwenherz, S. 195; Fichtenau (1966): Akkon, Zypern und das Lösegeld, S. 23. 193 reither/Seebach (1997): Der englische König richard I. Löwenherz, S. 13. 194 Liebermann/Pauli (Hg.): Ex rogeri de Hovden chronica, S. 161. 195 Nach dieser Absicht muss vermutlich auch das freiwillige Angebot richards gedeutet werden, Lösegeld zu bezahlen. Dazu ausführlicher Görich (2003): Verletzte Ehre, S. 83f.

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que rex Francie vel aliquis alius de suis partibus ei imponeret, imperator cepit colloquium inter ipsum et regem Francie, sed non fuit prosecutus.196 Der Vertrag vom 25. März besaß nur ephemeren Charakter. Zu einem verbindlichen Abschluss gelangten die Verhandlungspartner erst drei Monate später.197 Im Kontrakt vom 29. Juni wurden die bisherigen Verabredungen spezifiziert, was besonders für das Lösegeld zutraf. war bisher lediglich von marcarum argenti die rede, hatte man nun sowohl die Qualität des Silbers sowie eine Gewichtseinheit festgelegt: Domnus imperator mittet nuncios suos cum nunciis domini regis, qui in Londonias ibunt et ibi recipient C milia marcharum puri argenti ad pondus Colo­ nie.198 Nicht weniger als 23.381,2 kg reinen Silbers forderte Heinrich VI. von seinem Gefangenen.199 Die Absprache von Güte und Gewicht sollte einer willkürlichen Abwertung des Silbers durch die Engländer – entweder durch Untermischung unedlen Metalls (lötige Mark) oder durch Verwendung eines leichteren Markgewichts – vorbeugen. Die Furcht vor Betrug bedingte diese Festschreibung weit mehr als der wunsch, das Lösegeld in Barrensilber zu erhalten. Zwar wurde es seit dem 12. Jahrhundert üblich, große Summen Geldes in Barren anstatt in Pfennigmünzen zu erbringen. Die marca argenti konnte aber auch ein rechenwert sein, auf den Geldeingänge umgerechnet wurden.200 Man ließ richard wohl die wahl, ob er gemünztes und nichtgemünztes Silber zahlen wollte. Von einem Bedürfnis nach Absicherung zeugen noch andere Bestimmungen. Die kaiserlichen Boten wurden angewiesen, dass Geld nicht nur in London in Empfang zu nehmen, das Silber sollte auch in Gegenwart der Gesandten versiegelt werden, nachdem diese es einer strengen Prüfung unterzogen hatten. Bis zu seiner Ankunft im reich oblag die Bewachung des transports einer englischen Eskorte. Damit lag auch die riskante überfahrt über die Nordsee im Verantwortungsbereich der Engländer. Erst an der römisch-deutschen reichsgrenze wurde der Geleitschutz von kaiserlichen wachen abgelöst.201 Sobald Heinrich VI. die 100.000 Mark erhal196 197 198 199

Liebermann/Pauli (Hg.): Ex rogeri de Hovden chronica, S. 161. weiland (Hg.): Heinrici VI. Constitutiones, Nr. 355, S. 504f. Ebd., S. 504; siehe auch Liebermann/Pauli (Hg.): Ex rogeri de Hoveden chronica, S. 163f. Die Kölner Gewichtsmark schlug mit 233,812 g pro Mark zu Buche – da im 12. Jahrhundert noch keine Normierung der Kölner Mark eingesetzt hatte, konnte es zu geringen Abweichungen kommen. Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; Luschin von Ebengreuth (1976): Allgemeine Münzkunde, Nr. 33, S. 167. Zum gleichen Silberanteil kommen Dopsch, Brunner und weltin. Dies.: Die Länder und das reich, S. 157. 200 Spufford (1988): Money and its use, S. 226; Castaing-Sicard (1961): Monnaies féodales, S. 63f.; Lamprecht (1960): Deutsche wirtschaftsleben, S. 386f. 201 Que pecunia a nunciis imperatoris accepta et ponderata sigillabitur in presencia nunciorum ipsius et in conductu regis per regni sui terminos ducetur, ita ut si eam in regno suo perdi con­ tigerit, periculo regis perdatur. Postquam vero ad terminos imperii venerit dicta pecunia, per nuncios regis nunciis domini imperatoris presentabitur, qui eam ilico ibi recipient, et si forte in partibus imperii eam perdi contigerit, periculo imperatoris perdetur, et rex in ea non tenebitur nec obsides sui. weiland (Hg.): Heinrici VI. Constitutiones, Nr. 355, S. 504. Der transport großer Geldsummen stellte ein logistisches Problem dar. Konvoys von Packpferden und Maultieren mussten das Edelmetall über weite Strecken transportieren. Um nicht Ziel von Diebstählen und überfällen zu werden, mussten die transporte über eine ausreichend stattliche Eskorte verfügen. Mayhew (2000): Sterling, S. 20.

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ten hatte, sollte richard freigelassen werden. Auf eine ratenzahlung ließ sich der Staufer nicht ein. Das Vertragswerk vom Juni 1193 enthielt noch eine reihe weitere Abmachungen, darunter auch die Ablösung der im März zugesicherten 50 Schiffe und 200 ritter durch weitere 50.000 Mark Silber. Diese Summe durfte richard allerdings in raten abzahlen, wobei die einzelnen teilbeträge durch Geiseln abgesichert werden mussten.202 Das Lösegeld und seine Folgen Im Frühjahr 1194 war es endlich soweit: Die Freilassung König richards stand unmittelbar bevor. Eine englische Delegation hatte sich auf den weg ins reich gemacht, um ihren Herrn freizukaufen. Im Gepäck hatten sie ein Lösegeld von 100.000 Mark Silber. Sogar Eleonore, die greise Mutter des Gefangenen, verkehrte unter den reisenden. Sie wollte ihren Sohn persönlich in Empfang nehmen. Nach mehr als einem Jahr in Haft war richard Anfang Februar endlich frei.203 Die zügige Beschaffung des gewaltigen Lösegeldes von über 23.000 kg Silber darf als finanzielle und logistische Meisterleistung der englischen Verwaltung bezeichnet werden. Bereits nach der schriftlichen Fixierung der Auslösungsbedingungen im März 1193 setzte der englische Monarch alles daran, den Geldfluss in der Heimat in Bewegung zu setzen. Dabei stand er unter erheblichem Zeitdruck: Die Frist zur Aufbringung des Geldes war eng bemessen. Am 19. April verließ ein königlicher Brief das Gefängnis auf Burg trifels – ob Heinrich VI. dessen Abfassung erzwungen hatte, ist unbekannt. Das Schreiben war an richards Mutter, an die Justiziare Englands sowie alle königlichen Untertanen – hier hatte richard vor allem den englischen Adel im Blick204 – gerichtet. Darin informierte der König die Seinen über das Ergebnis der Verhandlungen. Minutiös gab er die Bedingungen des Vertrages vom 25. März wieder. Im Anschluss bat er, die königlichen Güter zum Zwecke der Bereitstellung des Lösegeldes zu belasten. Er selbst wolle seinen Untertanen mit gutem Beispiel vorangehen, in der Hoffnung, dass auch sie sich an der Akquise des Geldes beteiligen würden.205 Von einer Pflicht zur Mithilfe ist hier keine Rede.206 richard 202 Ebd., S. 504. Zu den weiteren Bedingungen siehe zusammenfassend Krieger (2009): Geschichte Englands, S. 138. 203 Acht (Hg.): Mainzer Urkundenbuch, Bd. 2, Nr. 590, S. 975f.; Fischer (2006): richard Löwenherz, S. 209. Zu Eleonores Anwesenheit siehe auch Liebermann/Pauli (Hg.): Ex rogeri de Hoveden chronica, S. 168; Knipping (Hg.): Die regesten der Erzbischöfe von Köln, Nr. 1466–1471, S. 294f. sowie Ennen (1999): Frauen im Mittelalter, S. 128. 204 roger von Howden bediente sich einer literarischen Hyperbel, als er schrieb: Rex humiliter postulavit, ut universi tam clerici quam laici tale auxilium facerent ei ad redimendum eum, unde ipse sciret eis grates. Liebermann/Pauli (Hg.): Ex rogeri de Hovden chronica, S. 161. 205 Quare vos rogamus et in fide qua nobis tenemini adiuramus, quatinus in hac pecunia perquirenda solliciti sitis, et vos iusticiarii nostri, qui aliis in regno nostro preestis, exemplum aliis prebeatis, ut ita honorifice et magnifice de proprio nobis subveniatis et etiam de his que de aliis mutuo accipere poteritis, ut aliis fidelibus nostris exemplum detis similia faciendi. Ebd., S. 162. 206 Dass es zur Zeit der Gefangenschaft Richards eine verbindliche Pflicht der englischen Kronvasallen zur Auslösung ihres Königs gab, wie weithin behauptet, erscheint fragwürdig. obgleich man zuweilen unter dem Lehnseid des auxilium auch die Aufbringung eines Lösegeldes verstanden haben mag, lässt sich eine verbindliche Festschreibung erst in der Magna Carta von

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suggerierte, dass jeder englische Untertan freiwillig entscheiden konnte, ob er die Auslösung seines Königs unterstützte. In diese richtung weist auch die Anordnung, wonach jedwede Abgabe von Gold und Silber von den königlichen Beamten bereitwillig angenommen werden sollte. Nach einer Echtheitsprüfung sollte der Empfang des Edelmetalls quittiert werden, damit es den Spendern zu einem späteren Zeitpunkt zurückerstattet werden könne. Darüber hinaus stellte richard seinen wohltätern die Gewinnung seiner Gunst als Belohnung für ihre Mühen in Aussicht. Durch die Niederschrift der Namen sowie der Höhe der Hilfszahlung gedachte er sich an diejenigen zu erinnern, denen er seinen Dank schuldete.207 Der Brief richards I. ist lediglich sekundär, nämlich in der Chronik rogers von Howden, überliefert. Da sich roger im Allgemeinen gut informiert zeigt, kann davon ausgegangen werden, dass ihm ein Exemplar der königlichen Mitteilung zur Abschrift vorgelegen hatte. Dass der Geschichtsschreiber ihn zu seinen Zwecken abgewandelt hat, ist möglich, aber unwahrscheinlich. wenngleich sich richard Löwenherz mehr bittend als fordernd an seine adligen Untertanen wandte, so dürfte die Methode der schriftlichen Fixierung der Unterstützer beabsichtigten moralischen Druck aufgebaut haben. Genauso wie man sich den Dank und die Gunst des Königs erwerben konnte, indem man sich in die Liste der Geldgeber einreihte, musste man mit einem Entzug der königlichen Huld rechnen, wenn man seine Unterstützung verweigerte. Der König brachte jeden Edelmann in England damit in Zugzwang. Dieses Vorgehen unterstreicht ein weiteres Mal die Dringlichkeit der Angelegenheit. Um den Forderungen richards Nachdruck zu verleihen und die Zahlungsbereitschaft zu erhöhen, richtete auch Kaiser Heinrich VI. ein Schreiben an die englischen Magnaten (19. April 1193).208 Die kaiserliche Epistel war vor allem darauf aus, die Einvernehmlichkeit der Abmachungen zwischen den Herrschern hervorzuheben. So versicherte Heinrich den Adressaten, quod imperatoria sublimitas cum regia ipsius nobilitate in concordia et bona pace consistit.209 Die Strategie, die von der Kanzlei Heinrichs VI. verfolgt wurde, bestand in der Vermeidung des Eindrucks, der Kaiser habe richard zur Unterzeichnung des Friedens- und Auslösungsvertrages gezwungen. Als sichtbares Zeichen seines guten willens gestattete Heinrich dem englischen 1215 feststellen. Bémont (Hg.): Chartres des libertés anglaises, Nr. 5, Art. 12, S. 29. Zur Annahme, es bestand schon 1193 eine verbindliche Pflicht zur Auslösung des Königs vgl. Csendes (1993): Heinrich VI., S. 126; trautz (1961): Die Könige von England, S. 86f.; Poole (1955): From Domesday Book to Magna Carta, S. 364ff. 207 Universum autem aurum et argentum ecclesiarum diligenti observacione et scripti testimonio ab ipsarum ecclesiarum prelatis accipitis eisque per sacramentum vestrum et aliorum baronum nostrorum, quos volueritis, affirmetis, quod eis plenarie restituentur. […] Quem autem in ne­ cessitate nostra promtum invenimus, in suis necessitatibus amicum nos reperiet et remuneratorem, graciusque nobis erit, si quis in absencia nostra in aliquo nobis subveniat, quam si in presencia nostra in duplo quis nobis subveniret. Volumus autem, ut singulorum magnatum nomina et subevnciones, que presencialiter fient, per sigillum matris nostre nobis significentur, ut sciamus, quantum unicuique in gratiarum accionibus teneamur. Liebermann/Pauli (Hg.): Ex rogeri de Hovden chronica, S. 162. 208 Ebd., S. 162f. 209 Ebd. S. 162.

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König den Empfang von Gesandten, die mit der Beschaffung des Lösegeldes beauftragt waren. Der Bischof von Salisbury, Hubert walter (amt. 1189–1193, danach Erzbischof von Canterbury bis 1205), war im Gefängnis seines Herrn ein oft gesehener Gast.210 Er empfing seine Befehle direkt von Richard. Auf den Britischen Inseln und in den englischen Festlandbesitzungen gingen die königlichen Beamten voller Eifer daran, das Lösegeld herbeizuschaffen. Die Erhebung von Sondersteuern stellte dabei eine der ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zur Geldakquise dar. Der Exchequer, das königliche Schatzamt, richtete sogar eigens eine Sonderabteilung ein (den sogenannten scaccarium red­ emptionis), die ausschließlich mit dem Einzug der Lösegeldsteuern beauftragt war. Die von richard in seinem Brief an die Untertanen beschworene Freiwilligkeit wich spätestens jetzt der lehensbedingten Verpflichtung. Das im 13. Jahrhundert kompilierte Red Book of the Exchequer enthält einen Eintrag, der jedem Inhaber eines ritterlehens die Abgabe von 20 Schilling vorschrieb. Das entsprach der Summe von 240 Pfennigen mit einem Feinsilbergehalt von 1,35 g pro Münze.211 Ausgenommen waren allein diejenigen Lehensträger, die in der Normandie gegen Philipp II. von Frankreich kämpften und ihr Geld für die Verteidigung des Königreichs benötigten.212 In der Stadt Caen erhob wilhelm Poignant im Namen des Königs eine taille genannte Steuer von 4.000 Mark (etwa 93,52 kg Silber) ad redemptione[m] R[egis]. Innerhalb kürzester Zeit brachten die einzeln verzeichneten Einwohner eine Gesamtsumme von 2007 Pfund, 9 Schilling und 6 Pfennigen in Sterlingen (etwa 65,12 kg Silber) auf; das waren mehr als Zweidrittel der geforderten Steuersumme.213 Bedauerlicherweise ist aus dem Eintrag des Exchequer nicht ersichtlich, ob es sich bei dem eingetriebenen Betrag um eine Kompensation des im Frühjahr 1193 im reich entrichteten Lösegeldes von 100.000 Mark handelte oder ob das Geld in die 50.000 210 Berg (2007): richard Löwenherz, S. 197. 211 Berechnungsgrundlage ist der 1180 durch Heinrich II. eingeführte Sterling mit einem Normgewicht von 1,458 g und einem Silberanteil von 925/1000. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 154; witthöft (1989): über den lübischen und andere deutsche Münzfüße, S. 87. Der Sterling stellte bis ins 14. Jahrhundert eine stabile währung mit durchgehend hohem Silbergehalt dar; zwischen 1180 und 1377 fanden lediglich zwei Prägewechsel statt. Kluge (2005): Numismatische Einführung, S. 24; vgl. auch Allen (2012): Mints and Money, S. 144f. (tabelle). Ein im preußischen Münzkabinett zu Berlin aufbewahrter Sterling aus der Zeit Heinrichs II. weist, nach Spuren von Abnutzung, ein Gewicht von 1,39 g auf. http://ww2.smb.museum/ ikmk/object.php?id=18229768; zuletzt ges. 12.06.2014. richard Löwenherz ließ die unter seinem Vater geprägten Sterlingtypen unverändert; er änderte nicht einmal den Herrschernamen HENrICUS auf der Umschrift. Siehe Skingley (Hg.): Coins of England, Nr. 1346–1348B. 212 anno vj regis Ricardi fuit scutagium assisum ad redemptionem ejus. Vero multi adquietantur, quia fuerunt cum rege in exercitu Normanniae; et fuit XXs. Hall (Hg.): the red Book, Bd. 2, S. 747. Zur Einrichtung des scaccarium redemptionis siehe trautz (1961): Die Könige von England, S. 86. 213 Stapleton (Hg.): Magni rotuli scaccarii, Bd. 1, S. 172ff. Siehe auch Caro (1906): Ein aktenmäßiger Beleg, S. 554. An andere Stelle heißt es: les evesqes avoient fait lever a son ranceon de checun fee de chivaler .xx. soldz, et la quarte partie des rentes de leies gentz, et touz les chalices et tresors de Seinte Esglise, et la quarte partie de touz les rentes de Seinte Eglise; et ce feust fait en Engleterre et en touz les terres qe estoient demorrez en la seisine le Roi Richard, dont il estoit durement enrichez. Johnston (Hg.): the Crusade and Death of richard I, Kap. 46, S. 43.

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Mark schwere Ablösesumme der sizilianischen Militärhilfe fließen sollte. Der Vermerk des Zahlungseingangs stammte bereits aus dem Jahr 1195. Auf die vom Kaiser geforderte Militärhilfe bezog sich eine andere Eintragung des Exchequer: Den kaiserlichen Gesandten rufus von Volto und dem Kämmerer Eberhard214 waren zu diesem Zweck 16.000 angevinische Pfennige übergeben worden, die zur Deckung von 6.000 Mark bestimmt waren. Von einem Lösegeld kann man hier gleichfalls sprechen, da die Bezahlung die Freilassung englischer Geiseln zur Folge hatte.215 Die Akquise des königlichen Lösegeldes machte auch vor den Kirchen Englands nicht halt. Der Dekan der St. Pauls-Kathedrale in London, radulf von Diceto (amt. 1180–um 1200), berichtet, dass der hohe Klerus liturgisches Gerät ebenso abgeben musste wie den vierten teil seiner jährlichen Einnahmen. Andere geistliche Institutionen kamen nicht umhin, zehn Prozent ihrer Einkünfte abzutreten. Sogar die Zisterzienser, die normalerweise von königlichen Abgaben befreit waren, hatten den Jahreserlös ihres wollverkaufs eingebüßt. In apologetischer Absicht versichert radulf, dass die Forderungen des Königs assensu communi und somit legitim waren.216 Dass der Zugriff auf die liturgische Ausstattung von Gotteshäusern trotzdem einen aufsehenerregenden Akt darstellte, beweist seine explizite Erwähnung in der Chronik des otto von St. Blasien († im 13. Jahrhundert).217 Eine gewisse Empörung über die Ereignisse, vor allem über das Einschmelzen gottesdienstlich relevanter Gerätschaften zum Zwecke der Edelmetallgewinnung, kann man aus den anonym überlieferten Itinerarium peregrinorum et gesta regis Ricardi herauslesen, ein werk, das den Kreuzzug richards I. und seine Nachwehen zum thema hat.218 Betrachtet man die dortige Beschreibung im Ganzen, gewinnt man hingegen den Eindruck, dass für den Frevel weniger die Geldeintreiber des Königs als vielmehr eine durch die Gier Heinrichs VI. und Leopolds V. entstandene Not verantwortlich gemacht wurden. Für die staufischen und babenbergischen Forderungen bringt der Autor keinerlei Ver214 Vielleicht Eberhard von Aachen. Vgl. Ertl (2002): Studien zum Kanzlei- und Urkundenwesen, S. 96. 215 Ruffo de Volto et Evrardo Cam[er]ario et socijs eo[rum] nu[n]tijs Imp[er]atoris Aleman[iae] xvi [milia] li. And[egavensis] p[ro] vi [milia] marc[is] arg[enti] p[ro] delib[er]andis ob­ sidib[us]… expensa eo[rum]d[em] n[un]tio[rum] expectanciu[m] p[rae]dicta[m] pecunia[m] ap[ud] Roth[magum] ccc li. xiiii li. vii so. iii d. p[er] id[em] br[eve]. Stapleton (Hg.): Magni rotuli scaccarii, Bd. 1, S. 136. 216 Maiores quidem ecclesie thesauros ab antiquis congestos temporibus, ecclesie parochiales argenteos calices premiserunt; archiepiscopos, episcopos, abbates, priores conventualium ec­ clesiarum, comites, barones quartam partem annorum redditum, monachos Cistercienses, ca­ nonicos ordinis Albi totam lanam unius anni, clericos viventes de decimis decimam partem de redditibus provenientem, statutum est assensu communi persolvere. Waitz (Hg.): Ex Radulfi de Diceto ymaginibus historiarum, S. 281. Zur Steuerbefreiung der Zisterzienser siehe Fischer (2006): richard Löwenherz, S. 208. 217 Hoc autem sciendum, quod ecclesiastici thesauri per omnes Anglie ecclesias collecti, huius census pars maxima constabat calicibus, crucibus aliisque diversis speciebus conflatis. Pertz (Hg.): Chronici ab ottone Frisigensi episcopo conscripti continuatio, S. 324. 218 Redemptionis quidem occasione, ut ad taxatam summam census excresceret, in omni gente sua fiebat collecta plurima et variarum rerum distractio. Accipiebantur calices ab ecclesiis, et vasa aurea vel argentea in usus ecclesiasticos sacrata. Stubbs (Hg.): Itinerarium peregrinorum, Buch 6, Kap. 37, S. 443.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

ständnis auf. Dazu passt auch, dass er betonte, wie sehr sich König richard später um die restitution der beschlagnahmten Kleinodien bemüht habe. Es sei einzig seinem frühzeitigen tode anzulasten, dass noch immer nicht alle Kirchen im Besitz ihrer einstigen Schätze wären.219 Die Zahlungsfähigkeit der englischen Krone wurde durch einen breit angelegten Zugriff auf die ressourcen des Königreichs sichergestellt. Darüber hinaus steuerte König wilhelm I. von Schottland (reg. 1165–1214) einen Betrag von 2.000 Mark Silber bei.220 Die Unterstützung des schottischen Herrschers darf jedoch keinesfalls als Akt altruistischer Nächstenliebe betrachtet werden. Sie gliederte sich vielmehr in eine lange reihe monetärer Galanterien ein, mit deren Hilfe wilhelm Northumbrien zurückzugewinnen versuchte. Der weitläufige Landstrich im Norden Englands war zwischen den Königen von England und Schottland umkämpft.221 Ein Aufenthalt König richards in Köln und die Privilegierung der Bürgerschaft im Jahre 1194 legt nahe, dass auch die oberschicht der rheinmetropole an der Auslösung des englischen Monarchen beteiligt war.222 Unter Vorbehalt gelingt es sogar, eine konkrete Person auszumachen: In einer Anweisung des Exchequers, in welcher einem Gerhardus de Colonia 165 Pfund, 16 Schilling sowie 8 Pfennige ausbezahlt werden sollten, um eine Schuld von 250 Mark seitens der Krone zu tilgen, vermutete Sonja zöLLer eine Entschädigung für geliehenes Geld, das richard für seine Freilassung oder für die Ablösung der Militärhilfe erhalten hatte.223 zöLLer wie auch Bernd-Ulrich hucKer identifizierten den dort genannten „Gerhard aus Köln“ als Gerhard Unmaze, welcher seinerzeit zu den einflussreichsten Bürgern der Stadt zählte.224

219 Item advertens forte nonnullas ecclesiarum campestrium argenteis carere calicibus, cum didi­ cisset eos suæ redemptionis occasione olim ablatos, sibi tanquam reo imputans ad culpam divina minus digne in hac parte celebrari, jussit fieri calices per loca diversa quam plurimos, ecclesiis scilicet indignentibus passim distribuendos. Ea tamen præmatura morte prævenit; non est ad plenum secuta restitutio. Alterantur nimirum status verum pro diversitatibus personarum, et post mortem mandatoris ejusdem exspirat mandatum. Ebd., S. 449f. 220 Willelmus rex duo milia marcas argenti ad redemptionem Ricardi regis Anglie de Rokesburch misit. Stevenson (Hg.): Chronica de Mailros, S. 100. Auch Lawrie (Hg.): Annals of the reigns of Malcolm and william, Nr. 137, S. 291. Zwischen wilhelm und richard bestanden gute Beziehungen. Bereits bei der rebellion gegen ihren Vater hatte der Schotte die Plantagenêts unterstützt, in deren Folge er von König Heinrich II. gefangen genommen wurde. Schließlich war es richard Löwenherz, der den für die schottische Krone demütigenden Frieden zwischen Heinrich II. und wilhelm I. (Frieden von Falaise, Juli 1174) rückgängig machte und die Lehnsunabhängigkeit des schottischen Königs wiederherstellte. Macquarrie (2004): Medieval Scotland, S. 103ff. 221 Barrow/Scott (Hg.): the Acts of william I, S. 15; Barrow: Art. william the Lion, in: LexMA 9, Sp. 130f. 222 Knipping (Hg.): Die regesten der Erzbischöfe von Köln, Bd. 2, Nr. 1194, S 229f. 223 Et Gerardo de Colonia C et LXV li. et XVI s. et VIII d. per breve G. f. Petri quod attulit de computandis sibi CC et L m. nec debent ei plusquam c et LXV li. et XVI s. et VIII d. per breve illud computari. Stenton (Hg.): the Great roll of the Pipe, richard 7, S. 243. Zöller (1993): Kaiser, Kaufmann und die Macht, S. 111f. 224 Zöller (1993): Kaiser, Kaufmann und die Macht, S. 111ff.; Hucker (1990): Kaiser otto IV., S. 29.

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Man mag den Umstand bedauern, dass auf den Prozess der Lösegeldakquise, bedingt durch die Quellenlage, nur mehr Schlaglichter geworfen werden können. Sie sind dennoch ausreichend, um zu belegen, dass die englische Verwaltung gezwungen war, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um „ein gewaltiges Lösegeld von zuletzt insgesamt 150.000 Mark Silber“225 aufzubringen. Der Hauptstrom des Geldes floss aus dem Herrschaftsbereich des englischen Königs. Ergänzt wurde er durch Geldgeschenke (wilhelm von Schottland) und Darlehen (Gerhard Unmaze). Einen restbetrag von 17.000 Mark erließ der Kaiser seinem englischen Amtsbruder 1195, als er verhindern wollte, dass dieser sich mit dem französischen König verbündete.226 Die einzigartige Höhe des Lösegelds machte auf die Zeitgenossen und ihre unmittelbaren Nachfahren großen Eindruck. Einer von diesen dürfte Arnold von Lübeck gewesen sein, der prompt die von richard zu zahlenden Kosten von 150.000 Mark Silber auf Subsidien übertrug, die der König seinem Neffen otto IV. († 1218) zu Beginn des staufisch-welfischen Thronstreites (1198–1215) gewährt haben soll.227 Dabei will es nicht so recht einleuchten, dass richard Löwenherz willens und zugleich in der Lage war, eine solch immense Summe nur wenige Jahre nach seiner Freilassung nochmals aufzubringen. Ein weiterer Beweis für den außerordentlichen Attraktionsgrad des Lösegeldes liefert die mannigfache rezeption desselben in den werken englischer und deutscher Autoren. roger von wendover vermerkte im 13. Jahrhundert, Leopold V. habe den englischen König für 60.000 Pfund Kölner Gewicht an den Kaiser verkauft.228 Außer den Beträgen (roger nimmt 140.000 Mark anstelle 225 Krieger (2009): Geschichte Englands, S. 138. Ehrlicherweise muss hierbei angemerkt werden, dass allein 100.000 Mark auf die Freilassung Richard Löwenherz’ verfielen. Die anderen 50.000 Mark lösten die Verpflichtung ab, Heinrich VI. eine englische Flotte zur Eroberung Siziliens bereit zu stellen. 226 et ad recuperandam quod rex Angliæ amiserat per captionem suam, perdonavit ei imperator de redemptione sua septemdecim millia marcarum argenti. Stubbs (Hg.): Magistri rogeri de Hovedene, Bd. 3, S. 304. Siehe auch Poole (1951): From Domesday Book to Magna Carta, S. 366 und Landon (1935): the itinerary, S. 78. 227 Pertz (Hg.): Arnoldi Chronica Slavorum, Buch 7, Kap. 5, S. 287. 228 Anno gratiæ MCXCIII. rex Richardus remansit in custodia ducis Austriæ, donec ipsum vendidit imperatori Romano pro sexaginta millibus libris argenti ad pondus Coloniensium, et tunc feria tertia post Ramos palmarum ipsum adducens diligenter custodiri fecit. Hewlett (Hg.): rogeri de wendover liber, Bd. 1, S. 221f. weiter heißt es: His ita gestis, amicis hinc inde mediantibus, pro redemptione regis diutius tractatum est; tandem ad hoc est perventum, ut pro redemptione ejus imperatori darentur centum quadraginta millia marcæ argenti ad pondus Coloniensium, antquam inter eos conveniret. Præstitum est ab episcopis, ducibus ac baronibus, juramentum die apostolorum Petri et Pauli, ut, quam citius prænominatam pecuniam rex persolvisset, con­ tinuo liber proprium regrederetur ad regnum. Perlata autem in Angliam hujus concordiæ sen­ tentia a regis cancellario Willelmo, Eliensi episcopo, qui literas domini regis et bullam auream imperatoris secum detulit, continuo exiit edictum a justiciariis regis, ut omnes episcopi, clerici, comites et barones, abbatiæ sive prioratus, quartam partam reddituum suorum ad regis redemp­ tionem conferrent; et insuper, ad illud pietatis opus, calices aureos et argenteos sustulerunt. Johannes vero, Norwicensis episcopus, per totam diocesim suam dimidium pretii de calicibus sumpsit, et dimidium de rebus habitis regi donavit. Orde Cisterciensis, qui hactenus liber ab omni exactione exstiterat, lanam suam universam ad regis redemptionem dedit. Nulla denique ecclesia, nullus ordo, nullus gradus vel sexus est prætermissus, qui non cogeretur ad liberatio­ nem regis. Ebd., Bd. 1, S. 224f.

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von 150.000 Mark Lösegeld an) decken sich die Angaben rogers mit der unmittelbaren überlieferung der 1190er Jahre. wie die nummerischen Abweichungen zustande kamen, lässt sich kaum nachvollziehen. Für die angegebenen 60.000 Pfund mag man die Vermutung äußern dürfen, dass der Chronist die Gewichtsmark von 100.000 Mark Silber kurzerhand in Gewichtspfund umgerechnet hatte.229 Der exakten Bezifferung des Lösegeldes maß roger von wendover sicherlich nicht die höchste Priorität bei. wichtig war ihm, dass seine Leser die Summe als außergewöhnlich hoch wahrnahmen. In der Hauptsache kam es dem Autor aber darauf an, die bereitwillige Hilfe der englischen Untertanen hervorzuheben womit er das reibungslose Funktionieren des reichsgefüges darzustellen beabsichtigte. Abgesehen von roger von wendover, war zahlreichen Quellen der exakte Lösegeldbetrag bekannt. Eine englische Quelle des 13. Jahrhunderts gibt an: „Später musste König richard für seine Freilassung 100.000 Mark Kölner Gewicht zahlen und er musste dem Kaiser 50 Galeeren und 200 ritter in Dienst stellen oder dafür weitere 50.000 Mark bezahlen.“230

Die Hennegauer Chronik des Gislebert von Mons († 1224) spricht ebenfalls von 100 milia marchae argenti magno pondo.231 Den Vorarlberger Epiker rudolf von Ems († 1254?) inspirierten die 100.000 Mark Kölnisch möglicherweise dazu, seinen titelhelden, den guoten Gêrhart, die gleiche Summe für die Freilassung der Dame Irene und ihrer ritter aufwenden zu lassen.232 Dies mutet umso wahrscheinlicher an, als das Schicksal des romankönigs willehalm, der Gerhard vor den Nachwirkungen einer Gefangenschaft warnt, unübersehbare Parallelen zu demjenigen von richard Löwenherz aufweist.233 Die negativen Folgen seiner Gefangennahme hatte auch der historische richard Löwenherz zu bewältigen. Die Intrigen seines Bruders Johann und des französischen Königs gefährdeten seine Herrschaft. Durch die Anerkennung seiner Untertanen und eine erneute Krönung zu weihnachten 1193 gelang es richard aber, seinen thronanspruch gegenüber Johann ohneland zu behaupten. Um die französischen Ambitionen zurückzuweisen, zog er alsbald ins Feld, wo er bei der Belagerung von Châlus am 6. April 1199 den tod fand.234

229 Das Gewichtsmark wog in der Regel etwa ⅔ des Gewichtspfundes. Kluge (2004): Münze und Geld, S. 9. Demnach hätten 100.000 Mark rund 66.000 Pfund entsprochen, was den von roger vielleicht willkürlich abgerundeten 60.000 Pfund nahe kommt. 230 Après, la deliverance du Roi Richard estoit taillee en ceste forme, c’est assavoir qe le Roi dur­ reit .c. mille marcs de pois de Coloigne, et trovereit a l’Emperour .l. galies ove tout lour appa­ raille, et .ii.c. chivalers d’aler en son service pur un entier, ou il durreit pur cel service .l. mille marcs. Johnston (Hg.): the Crusade and Death of richard I, Kap. 46, S. 42. 231 Vanderkindere (Hg.): La chronique de Gislebert, Kap. 198, S. 284. 232 Asher (Hg.): Der guote Gêrhart, Vers 1176f., S. 41, Vers 1205ff., S. 42. Dazu auch Zöller (1993): Kaiser, Kaufmann und die Macht, S. 313. 233 mîn lant mit ungerihte stât; / mîn vrömde ez entrihte hât; / von mînenthalben niemen wert, / swie sêre man daz rîche hert. […] ein teil der lantherren mîn / wellent selbe künige sîn / und hânt sich underwunden dâ / der veste ein teil und anderswâ / vîl des rîches urborn. / sî hânt selbe sich erkorn, / ob ich niht kume in kurzen tagen. Ebd., Vers 5145ff., S. 174. 234 Johnston (Hg.): the Crusade and Death of richard I, Kap. 47–51, S. 43ff.

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In London führte die fiskalische Belastung, die dem englischen Volk durch die Lösegeldforderung entstanden war, 1196 zu einem Aufstand unter wilhelm Fitz osbert († 1196), der gewaltsam niedergerungen werden musste.235 richard blieb bis zum Ende seiner regierung bestrebt, das an den Kaiser verloren gegangene Geld wiederzuerlangen. Zu diesem Zweck richtete er eine Appellation an den Papst. Noch im Mai 1198 – Heinrich VI. war bereits verstorben – schickte Innozenz III. (amt. 1198–1216) einen Brief an den Erzbischof von Magdeburg, in welchem er den sächsischen Metropoliten aufforderte, bei Heinrichs Nachfolger, Philipp von Schwaben (reg. 1198–1208), zu Gunsten einer rückerstattung zu intervenieren.236 Erfolg zeitigten die Bemühungen des Papstes indes nicht, sodass die zwischen den Jahren 1199 und 1204 in England herrschende Münzknappheit als eine Konsequenz der exorbitanten Ausfuhr von Edelmetallvorräten im Zuge der Lösegeldzahlung betrachtet werden muss.237 wo richard den Verlust von Finanzmitteln beklagt haben dürfte, ermöglichte der Gewinn den Nutznießern die realisierung wichtiger politischer und ökonomischer Projekte. wie vereinbart teilten Heinrich VI. und Leopold von österreich die 100.000 Mark paritätisch unter sich auf. Der Großteil des kaiserlichen Anteils, wenn nicht sogar alles, floss in Heinrichs 1194 durchgeführten Sizilienfeldzug. Der triumphale Einzug des Kaisers in Palermo, der so eindrücklich im Liber ad honorem Augusti des Petrus von Ebulo († 1220) abgebildet ist,238 sowie die Königskrönung am 25. Dezember dürften ihr Stattfinden vor allem den unfreiwilligen Subsidien des englischen Königs zu verdanken haben. was von dem Geld übrig geblieben war, gereichte vielleicht noch Philipp von Schwaben zum Vorteil. In der Auseinandersetzung mit otto IV. (reg. 1198–1218), in deren Zentrum die Erlangung der alleinigen Königsherrschaft stand, bot der Staufer ausgewählten reichsfürsten für ihre Unterstützung hohe Geldsummen an.239 Möglicherweise konnte Philipp noch auf rücklagen zurückgreifen, die sein Bruder mit dem einstigen Lösegeld gebildet hatte. Für Herzog Leopold war der Erhalt seines Anteils in zweifacher Hinsicht segensreich. Das Geld symbolisierte die wiederherstellung seiner auf dem Kreuzzug durch richard verletzten Ehre240 und verschaffte dem Babenberger zugleich einen gewaltigen materiellen Zugewinn. Leopold investierte vor allem in den Ausbau der herzoglichen Grundherrschaft. In seiner Hauptstadt wien richtete er 1194 eine Münzstätte ein, wo das englische Silber in die gebräuchlichen wiener Pfennige umgeprägt 235 McEwan (2004): william Fitzosbert and the Crisis, S. 18ff.; turner/Heiser (2000): the reign of richard, S. 158; Barrow (1969): the bearded revolutionary, S. 683ff. 236 Mülverstedt (Hg.): regesta archiepiscopatus Magdeburgensis, Bd. 2, Nr. 100, S. 47. Vgl. auch die päpstlichen Schreiben in BUB 4.1, Nr. 935f., S. 231f. Die Appelation richards an den Papst bei Cheney/Semple (Hg.): Selected Letters, Nr. 2, S. 4. Zur päpstlichen Intervention auch trautz (1961): Die Könige von England, S. 87. 237 Zur Münzknappheit in England siehe Bolton (1999): English Economy, S. 31. 238 Burgerbib. Bern, Cod. 120 II [Nr. 7–8], fol. 134r.; den prächtigen Einzug schildert auch otto von St. Blasien: Hofmeister (Hg.): ottonis de Sancto Blasio chronica, S. 62f. 239 Diesen Verdacht erhob 1993 Sonja Zöller. Da jegliche Hinweise hinsichtlich der Provenienz der durch Philipp getätigten Geldangebote fehlen, bleibt diese Vermutung allerdings größtenteils nachvollziehbare Spekulation. Siehe Zöller (1993): Kaiser, Kaufmann und die Macht, S. 116. 240 Dies hat Knut Görich überzeugend herausgearbeitet. Görich (2003): Verletzte Ehre, S. 65ff.

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wurde.241 Mit dem Geld konnten sowohl der Bau der wiener Neustadt als auch die Befestigung von Enns (Bez. Linz-Land, oberösterreich) und Hainburg (Bez. Bruck a. d. Leitha, Niederösterreich) finanziert werden.242 Bis auf einen kleinen rest schien Leopold das gesamte erworbene Vermögen in Umlauf gebracht zu haben. Kurz nach seinem lebensgefährlichen Jagdunfall im Dezember 1195 versprach er dem Erzbischof Adalbert von Salzburg (amt. 1183–1200), richard Löwenherz von den 1193 erzwungenen Zugeständnissen zu befreien. Er wolle ihm sowohl die Geiseln als auch das verbliebene Lösegeld zurückschicken. Allerdings, so beteuerte er, seien von dem Geld bloß noch 4.000 Mark übrig.243 5.1.3. Waldemar II. von Dänemark Annähernd dreißig Jahre nach der Auslösung richards von England geriet der dänische König waldemar II. „der Sieger“ (reg. 1202–1241) mitsamt seinem Sohn und thronfolger, waldemar III. († 1231), in die Gefangenschaft eines römisch-deutschen Magnaten. wie schon 1193 schaltete sich auch diesmal der Kaiser ein und versuchte, sich des inhaftierten Königs zu bemächtigen. In einer Mainacht hatte man die beiden waldemare betrunken und schlafend von der ostseeinsel Lyø entführt. So behauptet es jedenfalls die Lübecker Chronik des Hermann Korner († 1438) aus dem 15. Jahrhundert.244 Als Anstifter der tat gab sich alsbald Graf Heinrich I. von Schwerin (amt. 1194–1228) zu erkennen. Heinrich war eigentlich ein Vasall des Dänenkönigs.245 Für ein besseres Verständnis der Ursachen der Gefangennahme sei die Vorgeschichte kurz skizziert: 1201 war waldemars Vorgänger, Knut VI. (reg. 1182–1202), mit Billigung des um die römisch-deutsche Krone kämpfenden otto IV., die Annexion Nordalbingiens gelungen, eines ausgedehnten

241 BUB 4.1, Nr. 928, S. 226. Koch (1994): CNA, Bd. 1, S. 38; ders. (1983): Der wiener Pfennig, S. 14; Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 119. Kluge hält es für möglich, dass sich unter dem bezahlten Lösegeld auch geprägte Sterlinge befanden, die sich so in besonderem Maße im reich verteilten. Kluges Behauptung kann jedoch quellenkundlich nicht belegt werden. Kluge (2010): Die Monetarisierung Europas, S. 328. 242 Fichtenau/Zöllner (Hg.): BUB 4.1, Nr. 929f., S. 226ff., Nr. 941, S. 234f. Auch Dopsch u. a. (1999): Die Länder und das reich, S. 158. 243 BUB 4.1, Nr. 941, S. 234f. Vergeblich soll Heinrichs Sohn versucht haben, das Geld an richard zu übermitteln. Ebd., Nr. 944f., S. 237f.; vgl. auch BUB 4.2, Nr. 964, S. 16. Siehe ebenso wattenbach (Hg.): Magni presbyteri annales reicherspergense, S. 522; Fichtenau (1966): Akkon, Zypern und das Lösegeld, S. 32. 244 Woldemarus rex Dacie capitur cum filio suo a Hinrico comite de Swerin in nocte sancti Iohan­ nis ante portam latinam in tentorio suo, dum Dani inebriati dormirent, et in Dannenberg gravi custodia coartatur. Schwalm (Hg.): Die Chronika Novella, Kap. 74, S. 10. Die Zuverlässigkeit von Korners Chronik steht im Allgemeinen in keinem besonders guten ruf. obgleich in jüngerer Zeit einiges zu seiner Ehrenrettung getan wurde. Zuletzt Stefke (2008): Der Lübecker Bürgermeister Johan wittenborch, S. 5, 11f. 245 Die Vetus Chronica Sialandie (d. i. Seeland) hält fest: Captus est Waldemarus rex cum filio suo Waldemaro rege a Henrico comite, homine suo, in dolo. Gertz (Hg.): Vetus Chronica Sialandie, S. 59, z. J. 1223.

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reichslandstrichs nördlich der Elbe.246 waldemar II. konnte diesen territorialgewinn weiter ausbauen und rückte bedrohlich nah an die Grafschaft Schwerin heran. Die dadurch entstandenen Spannungen entluden sich in gewaltsamen Auseinandersetzungen: 1208 brandschatzten dänische truppen die Boizenburg. Sechs Jahre später fiel ihnen die Burg Wotmunde (beide Kr. Ludwigslust-Parchim; Mecklenburg-Vorpommern) zum opfer.247 Der Druck auf Heinrich von Schwerin und seinen Bruder Gunzelin II. (amt. 1195–1220) war 1214 schließlich so groß, dass beide notgedrungen die Lehnsabhängigkeit vom dänischen König akzeptierten.248 Damit war der Konflikt aber keinesfalls beendet. 1217 verheiratete Waldemar seinen unehelichen Sohn Nikolaus von Halland († um 1218) mit der tochter Graf Gunzelins, was zur Folge hatte, dass nach dem tode des Grafen im Jahre 1220 Nikolaus die Hälfte der Grafschaft erbte. Da er noch minderjährig war, übernahm der dänische König als dessen Vormund die Herrschaft. Heinrich, der sich während dieser Zeit auf einem Kreuzzug befand, sah sich nach seiner rückkehr vor vollendete tatsachen gestellt. Er mag gewiss erwartet haben, dass man ihm die Verwaltung der brüderlichen Hälfte bis zur Volljährigkeit des jungen Nikolaus anheimstellen würde.249 Dass Heinrich von Schwerin sich darüber hinaus über ein Liebesverhältnis zwischen seiner Gemahlin und dem unbeliebten Lehnsherrn erboste, scheint nicht mehr als ein Gerücht gewesen zu sein.250 Verhandlungen mit den Staufern Mit der Entführung seines langjährigen Gegners konnte Heinrich von Schwerin hoffen, sich durch einen günstigen Ausgang der Freilassungsverhandlungen vom dänischen Joch zu befreien. wie schon bei richard Löwenherz mischte sich aber der Papst in die Angelegenheit ein. Da der Dänenkönig kurz vor seiner Ergreifung einen Kreuzzug ins Heilige Land gelobt hatte, forderte Papst Honorius III. den Schweriner Grafen zur unverzüglichen Freilassung seines Gefangenen auf. Bei Nichterfüllung drohte er Heinrich und seinen Helfern die Exkommunikation an.251 wie seinerzeit Leopold von österreich in Heinrich VI. einen mächtigen Verbündeten gefunden hatte, so fand ihn Heinrich von Schwerin in Kaiser Friedrich II. Der Kaiser, der zu dieser Zeit in Italien weilte, betraute seinen Sohn Heinrich (VII.) († 1242) 246 Lappenberg (Hg.): Annales Stadenses, S. 353; Ders. (Hg.): Arnoldi abbatis Lubecensis chronica, Buch 4, Kap. 13f., S. 220f.; weiland (Hg.): Braunschweigische reimchronik, Vers 5650ff., S. 530. 247 Usinger (1863): Deutsch-dänische Geschichte, S. 166. 248 Anerkennung der Lehnshoheit durch Heinrich I. siehe MUB 1, Nr. 217, S. 202; auch Hoffmann (1977): Die Bedeutung der Schlacht von Bornhöved, S. 24. 249 thorau (1998): König Heinrich (VII.), S. 202; Hoffmann (1977): Die Bedeutung der Schlacht von Bornhöved, S. 24. 250 Eine Affäre unterstellt allein die Jütländische Chronik aus dem 14. Jahrhundert. Ihre Glaubwürdigkeit wird allerdings durch die Fehlerhaftigkeit einiger anderer Angaben erschüttert. Siehe Gertz (Hg.): Chronica Jutensis, S. 442. 251 Androhung der Exkommunikation bei MUB 1, Nr. 292–297, S. 278ff. Auch Hoffmann (1977): Die Bedeutung der Schlacht von Bornhöved, S. 26. Dass waldemar dem Papst die teilnahme an einem Kreuzzug gelobt hatte, erfährt man aus einem Brief Honorius‘ III. an Erzbischof Engelbert von Köln. rodenberg (Hg.): Ex Honorii III registro, Nr. 238, S. 167.

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mit Verhandlungen über eine Überführung Waldemars und seines Sohnes in staufischen Gewahrsam.252 Sicherlich erinnerte Friedrich sich an die günstigen Zugeständnisse, die sein Vater dem englischen König drei Jahrzehnte zuvor abgerungen hatte. Vermutlich gedachte er, dem väterlichen Beispiel zu folgen und Profit aus der Situation zu ziehen. Im Vordergrund der staufischen Bemühungen dürfte die Rückgewinnung Nordalbingiens gestanden haben. 1214 war Friedrich noch gezwungen gewesen, seinem nördlichen Nachbarn die gewaltsame Aneignung des Landes zu bestätigen, da er sich in der Auseinandersetzung mit otto IV. um die römisch-deutsche Krone den rücken freihalten musste. Nun bot sich ihm eine günstige Gelegenheit, die Gebietsabtretung zu revidieren, ohne eine militärische Intervention riskieren zu müssen.253 Die Staufer beauftragten sowohl Erzbischof Engelbert I. von Köln (amt. 1216– 1225) als auch den Hildesheimer Bischof Konrad II. von riesenberg (amt. 1221– 1246) damit, in ihrem Namen Verhandlungen zum Zwecke einer überstellung des Inhaftierten zu führen.254 Die Inhalte dieser Gespräche sind nicht überliefert. Dass sie zunächst zufriedenstellend verliefen, zeigt die Ausstellung eines zu Nordhausen aufgesetzten Vertrages vom 24. September 1223.255 Der Beginn des textes erinnert an das übereinkommen, das Heinrich VI. und Leopold V. am 14. Februar 1193 erzielt hatten. Die forma conventionis legte zuerst den wert der Ablösesumme fest, welche die Staufer für waldemar zu zahlen bereit waren. Als Äquivalent zu den C milia marcharum puri argenti ad pondus Colonie,256 die seinerzeit Heinrich VI. versprochen hatte, war 1223 von boni argenti q[u]inq[u]aginta milia marca[rum] die rede. Eine Festlegung des Silbergewichts fehlte zwar, doch ist anzunehmen, dass die Akteure hier ebenfalls die Kölner Mark als bonum argentum betrachteten. Das zwischen Heinrich von Schwerin und Heinrich (VII.) abgeschlossene Vertragswerk war aber keinesfalls eine Kopie der Urkunde von 1193, bei der man lediglich den Geldbetrag angepasst hatte. In wesentlichen Bestimmungen gab es erhebliche Abweichungen: So sollte nicht nur der Graf von Schwerin abgefunden werden. Die Summe von 2.000 Mark war für seine amici vorgesehen. Hier dachte man wohl in erster Linie an die Verwandten und Getreuen des Grafen, die ihm bei der Entführung der dänischen waldemare geholfen hatten. Von den Festlegungen des Jahres 1193 entfernten sich auch die Zahlungstermine. Dies lässt sich leicht mit der tatsache erklären, dass die Staufer zunächst nicht darauf bestanden hatten, das Heinrich von Schwerin versprochene Geld von waldemar II. zu erpressen. Die Zahlungsraten trugen vielmehr der Möglichkeit rechnung, dass die 52.000 Mark Silber zu Lasten der kaiserlichen Kasse gingen. wenigstens für die ersten 10.000 Mark wurden die teilbeträge und Fristen genau festgelegt: 500 Mark waren bis zum 11. November zu erbringen, weitere 500 Mark sollten Heinrich von 252 Von Mai 1223 bis zum Frühjahr 1225 weilte Friedrich in Sizilien, wo er einen muslimischen Aufstand niederschlagen musste. Houben (2008): Kaiser Friedrich II., S. 41f. 253 MUB 1, Nr. 218, S. 202ff. Auch rörig (1927): Die Schlacht bei Bornhöved, S. 285. 254 MUB 1, Nr. 287f., S. 271ff. 255 LHA Schwerin, 1.1–13–2, Nr. 3. Editionen bei Skyum-Nielson (Hg.): Diplomatarium Danicum, r. 1, Bd. 5, Nr. 217, S. 272ff. und MUB 1, Nr. 290, S. 273ff. 256 BUB 1, Nr. 88, S. 120.

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Schwerin 15 tage später zugeführt werden. Die nächsten 1.000 Mark wurden zu Epiphanias (6. Januar 1224) fällig und so weiter. Erst nachdem die Gesamtsumme bezahlt worden wäre, indem man entweder den Dänen das Geld abverlangte, es aus eigener tasche bezahlte oder aber für ausstehende raten Geiseln stellte, sollte Heinrich von Schwerin König und Königssohn an Heinrich (VII.) ausliefern. Friedrich II. und Heinrich (VII.) einen gewissen Spielraum bei der Geldbeschaffung einzuräumen, war sicherlich ein kluger Schachzug Heinrichs von Schwerin. Immerhin verhandelte er mit den Herrschern des römisch-deutschen reiches. Eine allzu fordernde Haltung oder das Bestehen auf die minutiöse Ratifizierung der Zahlungsvereinbarungen hätten zu einem Affront führen können, der sich nachteilig auf das Verhältnis zwischen den Staufern und Heinrich von Schwerin ausgewirkt hätte. Graf Heinrich dürfte sorgfältig zwischen dem Verlangen nach einem zeitnahen Zugriff auf das Silber und der Bewahrung der kaiserlichen Gunst abgewogen haben. Als diplomatischer Leisetreter erscheint der Schweriner dagegen nicht. So bestand er beispielsweise darauf, dass die Verantwortung für den sicheren transport des Geldes bei Friedrich II. und seinem Sohn lag.257 Langes warten war ebenso wenig im Interesse des Grafen. Aus diesem Grund rang er den Stauferherrschern das Zugeständnis ab, den Vertrag für ungültig betrachten zu dürfen, wenn die 52.000 Mark nicht nach einem Jahr und acht tagen vollständig bei ihm eingegangen seien. In diesem Fall hätte es ihm frei gestanden, anderweitige Arrangements zu treffen.258 Letzteres erwies sich im Nachhinein als äußerst vorrausschauend. tatsächlich müssen die Zahlungen des Herrscherhofes alsbald ins Stocken geraten sein. Jedenfalls suchte Heinrich von Schwerin am 4. Juli 1224 seinen eigenen Frieden mit waldemar II. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt die am 24. September 1223 festgelegte Frist von einem Jahr und 8 tagen noch nicht vorbei. Man darf demnach vermuten, dass die Staufer entweder ihr Desinteresse an der Einhaltung der Versprechungen oder aber ihr Unvermögen gegenüber dem Schweriner bekundetet hatten. Dass die 1223 zu Nordhausen ausgestellte Urkunde lediglich einen vorläufigen Entwurf darstellte, ist ausgeschlossen. Zwar ist sie schlicht gehalten, die staufische Kanzleischrift weist aber einen sauberen Duktus auf und selbst das thronsiegel Heinrichs (VII.) wurde an prominenter Stelle angehängt.259 Es ist wohl viel eher davon auszugehen, dass Friedrich II. und Heinrich (VII.) dem Grafen von Schwerin die Eigeninitiative zubilligten, weil sie festgestellt hatten, dass die monetären Zusagen ohnehin nur mit Geld aus dänischen Kassen realisiert werden konnten. Der Umweg über die Staufer erschien daher nicht mehr nötig. Und tatsächlich blieben Friedrich II. und das reich auch in 257 inco[n]ductu [et] p[er]iculo d[omi]ni Imp[erator]is et d[omi]ni regis transportanda. LHA Schwerin, 1.1–13–2, Nr. 3. 258 Hec om[n]ia q[u]e p[rae]d[i]c[t]a su[n]t debe[n]t e[ss]e [com]pleta [et] soluta afesto pasche p[ro]ximo uent[ur]o adannu[m] et octo dies q[uo]d si f[a]c[tu]m n[on] fu[er]it comes h. de zwerin et amici sui debe[n]t e[ss]e absoluti cu[m] bona gra[tia] [et] uoluntate d[omi]ni Im­ p[erator]is [et] regis et Imp[er]ii ab om[n]i pacto [et] p[ro]misso in hac lit[er]a co[m]prehenso. Ebd, Nr. 3. 259 Dass es sich um das Siegel Heinrichs (VII.) handelt, ist im gegenwärtigen Erhaltungszustand nicht mehr erkennbar. Der Bearbeiter des MUB konnte seinerzeit die Umschrift größtenteils noch lesen und fertigte folgende transkription an, auf deren richtigkeit man sich verlassen muss: HEN(rI)CU – rE(X). MUB 1, Nr. 290, S. 277.

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den folgenden Verträgen Nutznießer der Vereinbarungen. Bestimmt waren sie auch weiterhin am Zustandekommen einer Einigung zwischen waldemar und Heinrich von Schwerin beteiligt. In diese richtung weist jedenfalls die Kölner Königschronik, die zum Jahr 1224 berichtet, der Deutschordensmeister Hermann von Salza (amt. 1210–1239) sei vom Kaiser beauftragt worden, im Streit der beiden Kontrahenten für Versöhnung (reconciliacio) und Sühne (conposicio) zu sorgen.260 Einigung zwischen Waldemar und Heinrich von Schwerin Ein Blick auf die am 4. Juli 1224 zwischen Heinrich von Schwerin und waldemar II. von Dänemark ausgestellte Vertragsurkunde verrät sofort, dass es sich nicht um ein Diplom der kaiserlichen (bzw. königlichen) Kanzlei handelte.261 Im Gegensatz zum Kontrakt von 1223 ist das Dokument erstaunlich klein. Die Schrift ist keineswegs so akkurat wie die kaiserliche Kanzleischrift, der Duktus wirkt fahrig. Ein staufisches Herrschersiegel fehlt. An seiner Stelle hängen die zwei einen Lindenbaum flankierenden Drachen des Grafen von Schwerin. Dennoch ist im text selbst ein Zutun der Staufer erkennbar. Der Meister des Deutschen ordens Hermann von Salza, ein wichtiger Vertrauter Friedrichs II., war bei der Unterzeichnung ebenso anwesend wie „andere Boten des reiches“. Zudem 260 Venientes itaque ad Alviam fluvium predicti principes, Hermannum magistrum hospitalis Teu­ tonicorum, qui ab imperatore in Teutoniam missus fuerat causa reconciliacionis et conposicionis faciende, ad utroque, scilicet regem et comitem, premittunt. Quo mediante, ad hoc inductus est idem rex, ut totam terram quam imperio abstulerat reddere et coronam de manu imperatoris suscipere, insuper centum milia marcarum pro absolucione sua dare promitteret. Quod cum acceptarent principes qui cum rege presentes aderant, Albertus comes de Ůrlemunde, filius sororis ipsius regis, et barones Dacie hanc composicionem reprobantes et ea que promissa erant cassantes, ascensis navibus cum indignacione recesserunt, infinitam pecuniam, quam ad redi­ mendum regem attulerat, secum deferentes. waitz (Hg.): Chronica regia Coloniensis, S. 254, z. J. 1224. Dass die dänische Seite bereits ein Angebot vorgelegt hatte, ist durchaus realistisch. ob es sich dabei allerdings wirklich um 100.000 Mark gehandelt hatte oder der Autor diese hohe Summe wählte, um in Analogie zum Lösegeld richard Löwenherz’ bei seinen Leser den Eindruck einer übermäßig hohen Summe Geldes zu wecken, muss unbeantwortet belieben. wenig glaubwürdig erscheint die Aussage, die Gesandten hätten bereits einen sehr großen teil des Geldes (wenn nicht sogar alles) ins reich mitgebracht, hätten dann aber unverrichteter Dinge nach Hause zurückkehren müssen, da die dänischen Großen mit dem Angebot nicht zufrieden waren. woher soll denn eine so große Summe gekommen sein, wenn nicht von den dänischen Großen selbst? Diese hätten wohl kaum gezahlt, wenn sie mit dem Angebot ihres Königs nicht einverstanden gewesen wären. Höchstwahrscheinlich hatte der Autor Ereignisse zusammengebracht, die sich auf verschiedenen Zeitebenen abgespielt hatten. Mit aller gebotenen Vorsicht wäre der Verhandlungsablauf folgendermaßen zu rekonstruieren: 1. waldemar unterbreitet seinem Häscher ein Geldangebot für seine Freilassung. 2. Die dänischen Großen sind nicht bereit, das als zu hoch eingeschätzte Angebot ihres Monarchen anzunehmen. 3. Sie unterbreiten stattdessen ein moderateres Angebot; mit ihrem Gegenvorschlag senden sie eine Anzahlung ins reich. 4. Dieses Angebot wird seitens Heinrichs von Schwerin (und des Kaisers) abgelehnt; vielleicht deshalb, weil es die rückerstattung der verlorenen reichsgebiete und die Aufhebung der Lehnsabhängigkeit vom dänischen König nicht zum Gegenstand der Auslösung gemacht hatte. 261 LHA Schwerin, 1.1–13–2, Nr. 4. Editionen bei Nielson-Skyum (Hg.): Diplomatarium Danicum, r. 1, Bd. 6, Nr. 16, S. 25ff. und MUB 1, Nr. 305, S. 290ff.; LaChartre u. a. (Hg.): Codex diplomaticus Lubecensis, Nr. 26, S. 29ff.

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fanden die dänischen Verpflichtungen, das dem Reich entfremdete Nordalbingien zurückzugeben sowie die Krone Dänemarks vom Kaiser zu Lehen zu nehmen, das besondere Gefallen Friedrichs II. und Heinrichs (VII.).262 Im Einzelnen ist es freilich schwer, die staufischen Anteile an der Übereinkunft zu benennen, da alle Bedingungen genauso dem Grafen von Schwerin zugutekamen. Durch die übergabe Nordalbingiens an das reich hielt der Schweriner den lästigen dänischen rivalen auf Abstand. Dies war umso wirkungsvoller, da waldemar sich durch eine erneute Annektion des Landes der Felonie gegenüber dem römisch-deutschen König schuldig gemacht hätte. Bei einem Angriff auf die Grafschaft Schwerin hätte sich Heinrich der Unterstützung Friedrichs II. sicher sein können. Die Befreiung Schwerins vom dänischen Zugriff genoss allerhöchste Priorität. So verwundert es nicht, dass die diesbezüglichen Absprachen die erste Hälfte des Abkommens einnahmen und im obligatorischen Schwur der Urfehde (orvede) seitens der waldemare mündeten. Die Einhaltung des Friedens sollten elf Geiseln garantieren, unter denen sich ein weiterer Sohn des Dänenkönigs befinden sollte. Diese Geiseln sollten nicht Heinrich, sondern dem reich und seinen Fürsten übergeben werden, womit jene zu Bewahrern des Friedensschlusses stilisiert wurden. Erst danach folgte die Festschreibung des Lösegeldes: „So soll der [dänische] König“ dem Grafen Heinrich für seine Freilassung 40.000 Mark Silber geben, welche dem reich und den Fürsten gezeigt werden sollen. Das Geld ist in abgewogenem Silber zu übergeben, nämlich jede Mark in Kölner Gewicht abzüglich eines Lotes.“263

Bemerkenswert ist vor allem die vorgesehene Prüfung des Geldes durch das reich und seine Fürsten. In gleicher weise wie bei den Geiseln versicherte sich Heinrich auch an dieser Stelle einer mächtigen Kontrollinstanz, die ihm bei der ordnungsgemäßen Abwicklung der Vereinbarungen unterstützend zur Seite stand. Hinter dem abstrakten Begriff des reiches dürften sich namentlich Friedrich II. sowie sein Sohn Heinrich (VII.) verborgen haben, denen an der realisierung der dänischen Versprechungen ebenso gelegen war wie Heinrich von Schwerin. Daher machten sie nicht nur das Lösegeld, sondern vielmehr den Frieden als solchen zu einer reichsangelegenheit. Letztendlich deutet dies die Bereitschaft Friedrichs II. an, die Vertragsbedingungen nötigenfalls mit Gewalt zu erzwingen. Ließ sich der Kaiser auch bereitwillig in die Friedens- und Freilassungsabsprachen einbinden, stand die Akzeptanz der Vereinbarungen durch den Papst in Frage. Es war wohl kein Zufall, dass ausgerechnet Hermann von Salza bei der Aufsetzung des Vertrages von 1224 unter den Anwesenden weilte. Bereits die 1220 in rom vollzogene Kaiserkrönung Friedrichs II. hatte der thüringer vermittelt. Bei Papst Honorius III. genoss er hohes Ansehen.264 Es ist denkbar, dass Hermann wieder nach rom geschickt 262 It[em] rex t[er]ra[m] transalbina[m] i[n]tegralit[er] restituet imp[er]io. weiter unten heißt es: Ite[m] d[omi]n[u]s rex accipiet regnu[m] datie de manu imp[er]ii [et] ei homagiu[m] faciet. LHA Schwerin, 1.1–13–2, Nr. 4. 263 Ite[m] rex dabit p[ro] rede[m]pt[i]o[n]e sua quadraginta milia marcar[um] argenti comiti henrico que presentabu[n]tur imp[er]io [et] principalib[us]. Jsta pecunia dabitur i[n] pondere colon[iensi] uno lothone min[us] ualente in una quaq[ue] marca examinato argento. LHA Schwerin, 1.1–13–2, Nr. 4. 264 Houben (2008): Kaiser Friedrich II., S. 38. Zur Person Hermanns als Unterhändler zwischen

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wurde, um beim apostolischen Stuhl für die Anerkennung des deutsch-dänischen Abkommens zu werben. Das Versprechen, mit 100 Schiffen über Spanien ins Heilige Land zu segeln, welches Heinrich von Schwerin waldemar II. abrang, mag als Anreiz für den Papst gedacht gewesen sein, den Auslösungsvertrag zu akzeptieren.265 Genau wie der Vertrag vom September 1223 harrte auch derjenige vom Juli 1224 vergebens seiner Ausführung. wegen des provisorischen Eindrucks, den die Urkunde aufgrund ihrer geringen Größe, des gedrängten Schriftbildes sowie des relativ unsauberen Duktus macht, kann vermutet werden, dass sie lediglich einen ersten Entwurf darstellte, dessen Bestimmungen in den Verhandlungen jedoch nicht auf allgemeine Zustimmung stießen. Ausgeschlossen werden kann, dass es ein Schweriner Angebot an die dänische Seite war. Die Herkunft der angehängten Siegel lässt erkennen, dass neben Schweriner und kaiserlichen Parteigängern auch dänische Unterhändler an der Ausfertigung beteiligt waren.266 woran die realisierung des Vertrages letztlich scheiterte, kann nicht gesagt werden. Die Gefangennahme waldemars II. und waldemars des Jungen offenbart eine für die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts einmalige Quellenüberlieferung. Nicht weniger als vier Vertragsurkunden sind erhalten, die die Haftentlassung des Dänenkönigs und seines Sohnes zum Gegenstand hatten. Sie geben einen dezidierten Einblick in die Modifikation der Abmachungen und erlauben damit Rückschlüsse auf den Ablauf der Verhandlungen. Von der letzten und endgültigen übereinkunft zwischen Graf Heinrich von Schwerin und den nordischen Königen (17. November 1225) sind gleich zwei Dokumente erhalten, von denen eines das in Schweriner Besitz verbliebene original,267 das andere einen vorläufigen Entwurf darstellte.268 Schon bei der äußeren Urkundenkritik ist der unterschiedliche Charakter beider Schriftstücke offenkundig. während sich das Original durch ein sauberes und gradliniges Schriftbild empfiehlt, zeigt die Ausführung des Konzeptes, das jeglicher Datierung entbehrt, durch zahlreiche Streichungen und Ergänzungen die Vorläufigkeit des Niedergeschriebenen an. Einen Passus am Ende des Schriftstücks etwa, in dem die restauration Nordalbingiens festgehalten wurde, hatte man nachträglich gestrichen. Nach der Streichung fügte vermutlich ein zweiter Schreiber in Kursivschrift weitere Forderungen hinzu: Der dänische König war nunmehr angehalten, om[n]es terras ult[ra] Eidora[m] abzutreten, was die rückgabe Nordalbingiens auf das Gebiet der sogenannten Dänischen Mark beschränkte. Fernerhin musste waldemar mit der Auslieferung der reinholdsburg (Kr. rendsburg-Eckernförde; Schleswig-Holstein) und der Abgabe von 100 Pferden (darunter 50 Streitrösser) seinen Gegnern wichtige Instrumente zur Vertei-

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Kaiserhof und Kurie vgl. auch Hechelhammer (2007): Mittler zwischen Kreuz und Krone, S. 31ff. sowie Kluger (1987): Hochmeister Hermann von Salza, S. 36ff., S. 39ff., S. 142ff. accipiet crucem itur[us] in subsidiu[m] t[er]re s[an]c[t]e […] [et] ibit ducens secu[m] centu[m] naues cockonibus et sneccis computatis, ut prima yeme post exitu[m] suu[m], si d[omi]nus ded[er]it, sit in yspania [et] estate proxima subsequente ueniat i[n] t[er]ra[m] sancta[m]. LHA Schwerin, 1.1–13–2, Nr. 4. Dazu die Siegelbeschreibung bei MUB 1, Nr. 305, S. 293. LHA Schwerin, 1.1–13–2, Nr. 5a. LHA Schwerin, 1.1–13–2, Nr. 5b. Eine Edition beider Urkunden bei Skyum-Nielsen (Hg.): Diplomatarium Danicum, r. 1, Bd. 6, Nr. 42, S. 61ff. und MUB 1, Nr. 317, S. 305ff.

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digung des wiedergewonnen Landes überlassen. Beide Bedingungen fanden schließlich Eingang in den endgültigen Freilassungsvertrag. Abgesehen von den durch zweite Hand hinzugefügten Bestimmungen neigte sich der Inhalt des Konzeptes eher der dänischen als der Schweriner Seite zu, was vor allem im Vergleich mit dem endgültigen Vertrag deutlich wird. Das Lösegeld, das im Gegensatz zum Abkommen vom 4. Juli des Vorjahres an oberster Stelle genannt ist, sollte nach dem Entwurf 45.000 Mark Silber (xlv. milia marc[arum] arg[enti]) betragen. Im tatsächlichen Vertrag hatte man das Markgewicht genau bestimmt.269 Auch die Haftentlassung des Königs gestaltete sich im original schwieriger als im Konzept. Es wurde eine textpassage herausgestrichen, wonach waldemar II. bereits nach Zahlung von 6.000 Mark, der Verpfändungen oder der übergabe von Geiseln freikommen sollte.270 Eine Freilassung des Königs war jetzt nur noch durch die übergabe von Geld möglich. Darüber hinaus hatte der Vertragsentwurf die Entlassung Albrechts II. von orlamünde vorgesehen, sofern dieser bereit wäre, die reinholdsburg dem Grafen von Schauenburg zurückerstatteten. Albrecht, der mit den Dänen verbündet war, hatte den Schauenburger zuvor aus seinen Gebieten jenseits von Elbe und Eider vertrieben.271 Seit dem Januar 1225 befand er sich in Schweriner Gefangenschaft. Albrechts Freiheit war am Ende nicht mehr Gegenstand der vertraglichen Einigung mit waldemar von Dänemark. Der Vertragsentwurf vom 17. November 1225 scheint ein Vorschlag der dänischen Seite an den Grafen von Schwerin gewesen zu sein. Umso wahrscheinlicher wird dies, da sich in der Urkunde selbst ein Däne als Verfasser zu erkennen gibt.272 Das Konzept enthielt daher auch alle Punkte, die den Dänen wichtig waren. In den gemeinsamen Gesprächen fand sich die Partei Heinrichs von Schwerin aber nicht bereit, alle dänischen Vorschläge zu akzeptieren und bestand auf Änderungen. Sie forderte Klarheit über die Qualität des ausbedungenen Silbers. Noch vor der Freilassung seines kostbaren Gefangenen wollte Heinrich Geld sehen. Besitzverschreibungen und Geiseln waren ihm und seinen Anhängern wohl als unzuverlässige Pfänder erschienen, sodass sie sie ablehnten. Die Freilassung Albrechts von orlamünde, welche dem Konzept noch nachträglich hinzugefügt wurde, ließ die Schweriner Seite aus dem Abkommen mit dem dänischen König tilgen. Da man mit ihm sicherlich einen Separatfrieden anstrebte, dürfte es unzweckmäßig erschienen sein, über seine Freilassung „nebenbei“ zu entscheiden.

269 Siehe S. 92. 270 Q[uod] si in p[r]ima solutio[n]e scilic[et] .vi. miliu[m] p[ro] seniore rege ad ea soluenda p[r]incipes danie n[on] suffec[er]int .t[amen]. exibit rex p[re]stita eis securitate p[ro] remane[n]te pecunia de sex milib[us] u[e]l p[er] inpignoratio[n]em u[e]l p[er] obsides q[u]ib[us] acq[u]iesce[n]t [et] similit[er] erit de rege iuuene. LHA Schwerin, 1.1–13–2, Nr. 5b. 271 Si comes albert[us] res[ig]nare uoluerit castra q[ue] habet ip[s]e [et] homines sui i[n]t[er] eidora[m] [et] albia[m] [et] obsides restituet liber exibit. f[ac]ta ta[men] securitate q[ue] orueida dicit[ur]. Ebd., Nr. 5b. Zu Albrecht siehe auch theuerkauf: Art. Albrecht von orlamünde, in: Hamburgische Biografie 1, S. 18f. 272 Si a[m]bo mortui fueri[n]t an[te] solutio[n]em debiti de debito totalit[er] erim[us] lib[er]i. LHA Schwerin, 1.1–13–2, Nr. 5b.

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Das Lösegeld und seine Folgen Zwischen der Auslösung richards von England und der waldemars von Dänemark bestehen Parallelen, die den Verdacht erhärten, letztere sei durch die erste beeinflusst worden. Mit Sicherheit ist davon auszugehen, dass die gewinnbringende Gefangenschaft des englischen Monarchen im kollektiven Gedächtnis der Staufer fest verankert war. Kaum anders ist es zu erklären, dass Friedrich II. und Heinrich (VII.) ebenfalls versuchten, den dänischen König durch Austausch in ihre Gewalt zu bekommen. Eine willentliche rückbesinnung auf die Vereinbarungen zwischen Heinrich VI. und richard Löwenherz ist umso plausibler, da sich Friedrich II., ebenso wie sein Vater zuvor, um den Erhalt des Lehnseides bemühte.273 Ob auch Heinrich von Schwerin die finanziellen und politischen Zugewinne Heinrichs VI. oder Leopolds von österreich bewusst waren, ist letztlich nicht zu entscheiden. Da ihm, im Gegensatz zu Leopold V., die übergabe seines Gefangenen an den Kaiser misslang, ist ein Vergleich der Verträge in diesem Punkt nicht zielführend. tatsächlich sind die Abmachungen zwischen den dänischen waldemaren und dem Grafen von Schwerin von individuellen Begehrlichkeiten geprägt. Zwar unterscheidet sich die Art des 1225 geforderten Lösegeldbetrages auf den ersten Blick nicht sonderlich von der dreißig Jahre zuvor vereinbarten Summe. Abgesehen vom Zahlenwert waren beide in Mark puri argenti berechnet und sollten nach Kölner Gewicht abgewogen werden.274 Bei näherer Betrachtung muss dieser erste Eindruck allerdings revidiert werden. Einzig Heinrich VI. und Leopold von österreich hatten sich nämlich die mit 233,812 g Silber berechnete Kölner Mark ausbedungen. Der Graf von Schwerin verlangte zwar ebenfalls reines Silber, was bedeutete, dass er eine Verfälschung mit unedlem Metall nicht duldete, er gestand den Dänen aber zu, es auf folgende weise abzuwiegen: P[ro] liberat[i]o[n]e eor[um] [d.i. waldemar und sein Sohn] dabunt[ur] comiti henrico de zverin xlv. milia marcar[um] puri arg[e]nti. unaq[u]aq[ue] marca lotone min[us] val[e]nte cu[m] pond[er]e colo­ nensi.275 Gegenüber der 16-lötigen, also reinen Mark gab sich Heinrich mit der 15-lötigen Mark zufrieden. Das heißt, die 45.000 Mark Silber sollten zu je 219,199 g Silber bemessen werden. Die 15-lötige Kölner Mark entsprach somit der in waldemars reich üblichen Dänischen Mark.276 waldemar und seine Untertanen hatten 273 Im Vertrag von 1224 heißt es beispielsweise: Ite[m] d[omi]n[u]s rex accipiet regnu[m] datie de manu imp[er]ii [et] ei homagiu[m] faciet. LHA Schwerin, 1.1–13–2, Nr. 4. Zum Lehnseid richards von England siehe Stubbs (Hg.): Chronica rogeri de Hoveden, Bd. 3, S. 202f. sowie Liebermann/Pauli (Hg.): Ex rogeri de Hoveden chronica, S. 169; auch Krieger (2009): Geschichte Englands, S. 138. 274 weiland (Hg.): Heinrici VI. Constitutiones, Nr. 355, S. 504; LHA Schwerin 1.1–13–2, Nr. 5a. 275 LHA Schwerin, 1.1–13–2, Nr. 5a. 276 Die dänische Mark wog 215,38 g, 217,53 g oder 217,55 g. Luschin von Ebengreuth (1976): Allgemeine Münzkunde, Nr. 20, S. 167: Eingedenk der tatsache, dass die Kölner Mark mit 233,812 eine Standardisierung erst im Verlauf des 13. Jahrhunderts entsprach, mag ihr Silbergewicht um 1225 um ein oder zwei Gramm geringer gewesen sein, sodass sie 15-lötig ziemlich genau den 215–217 g der dänischen Mark entsprach. Gerechnet wird aber mit der historisch verbürgten Kölner Mark von 233,812 g; die sich daraus möglicherweise ergebenden Abweichungen von den 1225 tatsächlich benutzten Gewichten sind allerdings sehr gering.

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damit eine Bringschuld von 9.863,955 kg Silber. Diese war jedoch deutlich geringer als die 23.381,200 kg, die richard Löwenherz seinerzeit zu zahlen hatte.277 Doch auch der von Heinrich von Schwerin geforderte Betrag stellte eine enorme Summe dar, insbesondere weil davon auszugehen ist, dass der dänische König über weit geringere Einkünfte verfügte als sein englischer Amtsbruder. Von einem Vergleich des 1225 geforderten Lösegeldes mit dem vermuteten Jahreseinkommen waldemars II. von angeblich 33.000–40.000 Mark Silber ist allerdings abzuraten.278 Solche Schätzungen sind aufgrund der ungenauen und lückenhaften überlieferung sowie der tatsache, dass es keine Buchführung über den reichsetat gab, nur wenig belastbar. Die mittelalterlichen Autoren nahmen die Höhe der dänischen Lösegeldsumme – und darin ist durchaus ein Indiz für ihre Bedeutung zu sehen – zur Kenntnis. Sie geben allerdings unterschiedliche Beträge, Gewichte und währungen an. In den Annales Lundenses aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist von 90 librae examinatae, hoc est 45 milibus marcarum die rede, in den Annales ryenses aus dem letzten Viertel desselben Jahrhunderts von 60.000 Mark Lübecker Gewicht (60 milia marcae in pondere Lubicensi).279 Die Stader Annalen geben das Lösegeld mit 45.000 Mark Silber an.280 Die 90 Pfund in den Annales Lundenses müssen vermutlich als übertragungsfehler oder schlichtweg als Irrtum angesprochen werden. Der realen Lösegeldsumme kommen 90.000 Pfund weitaus näher – allerdings nur unter der Prämisse, dass damit das Gewichtspfund und nicht das in dieser Zeit übliche Zählpfund gemeint war, das in aller regel dem 1,5-fachen der Mark entsprach.281 Die in den Annales ryenses erwähnte Summe von 60.000 Mark Lübecker Gewicht erzielt mit den vertragsgemäßen 45.000 Mark relative übereinstimmung, sofern man der Lübecker Mark die üblichen 215–216 g zugrunde legt.282 Der Autor hatte sich 277 In einem Aufsatz hat sich 1989 Harald witthöft mit den unterschiedlichen Markgewichten in den dänisch-schweriner Verträgen von 1224 und 1225 auseinandergesetzt. witthöft führt die Nennung unterschiedlicher Markgewichte in den Verträgen von 1224 und 1225 auf unterschiedliche Berechnungsgrundlagen, nicht aber auf eine Erhöhung des Betrages zurück. So seien marcae argenti in pondere Colonensi schwerer gewesen als marcae puri argenti, im ersten Falle bestehe die einzelne Mark aus 9-, im zweiten aus 8-lötigem Silber. Die unterschiedlich genannten Summen in den Verträgen führt witthöft auf die Ausstellung in verschiedenen Kanzleien zurück, die der Berechnung des Lösegeldes ihrerseits verschiedene Marken zugrunde gelegt haben. Letztlich seien die Lösegeldsummen von 1224 und 1225 aber dieselben. Ist dies auch nachvollziehbar, so kann witthöfts these, wonach das Lösegeld lediglich 4.702,92 g bzw. 4.702,924 g Silber entsprochen habe, nicht zugestimmt werden. Dass nur von einer 8- bzw. 9-lötigen Mark ausgegangen werden muss, erschließt sich aus den Verträgen nicht. Vgl. witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutschen Münzfüße, S. 96f. 278 Hoffmann (1977): Die Bedeutung der Schlacht von Bornhöved, S. 23. 279 Kroman (Hg.): Annales Lundenses, z. J. 1226, S. 62; Lappenberg (Hg.): Annales ryenses, S. 406, z. J. 1223. 280 Lappenberg (Hg.): Annales Stadenses, S. 359, z. J. 1225. 281 Kluge (2004): Münze und Geld, S. 9. Das Gewichtspfund allerdings entsprach dem Doppelten der Gewichtsmark. Klüßendorf (2009): Münzkunde, S. 66. 282 Schäfer (Hg.): Die Ausgaben der apostolischen Kammer, S. 645. Vgl. auch Luschin von Ebengreuth (1976): Allgemeine Münzkunde, Nr. 41, S. 168. Man kann dieses Markgewicht, das zugegebener Maßen nur für das 14. Jahrhundert überliefert ist, auf keinen Fall bedenkenlos auf

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vermutlich die Mühe gemacht, den originalbetrag in einen wert umzuwandeln, der in seinem Umfeld gebräuchlich war. Die immense Geldforderung Heinrichs von Schwerin entbehrte keineswegs einer gewissen logischen Kalkulation. Immerhin gebot waldemar II. zum Zeitpunkt seiner Gefangennahme über ein ausgedehntes Großreich, das neben Jütland, Fünen und Seeland die Südspitze Schwedens (Skåne, Halland, Blekinge), Nordalbingien, das wendenland, Pomerellen, Samland, wirland und Estland sowie die Inseln rügen, Bornholm, öland, osel und Dago umfasste. Mit dem Besitz großer teile Estlands (und bis 1220 auch Livlands) hatte sich waldemar den Markt für die im westen gefragten Handelsgüter des ostseeraums gewinnbringend erschlossen. Mit der Einverleibung der aufstrebenden Hansestadt Lübeck im Jahr 1201 verschaffte sich der Dänenkönig nicht nur die Kontrolle über den norddeutschen Fern-, sondern auch über den transithandel. Das begehrte Lüneburger Salz etwa musste durch die Grafschaft ratzeburg geführt werden, wo waldemar einträgliche Zölle verlangte.283 Dem Chronisten Arnold von Lübeck war die Lukrativität des dänisch kontrollierten Schonenhandels nicht entgangen, der Kaufleute aus dem ganzen Norden anlockte, die dort aurum et argentum et cetera queque preciosa gegen gepökelten Hering und andere waren eintauschten.284 Mit einigem recht wird Graf Heinrich von Schwerin das erhebliche finanzielle Potential des dänischen Königs erahnt haben und seine Lösegeldwünsche dieser Ahnung entsprechend formuliert haben. Der Umstand, dass der Graf seinem Gefangenen nicht mehr als zwei Jahre Zeit gab, die Schuld von 45.000 Mark zu tilgen, verleiht dieser Vermutung zusätzliches Gewicht.285 über die Bemühungen der dänischen Seite, das Lösegeld bereitzustellen, ist kaum etwas bekannt. Nur bezüglich der Hilfe Nikolaus’ von Halland, Sohn und Halbbruder der Gefangenen, teilen sich die Quellen mit: In einer Urkunde von 1282 bestätigte König Erich von Dänemark (reg. 1259–1286) einem Nachfahren den Lehnsbesitz des nördlichen Hallands, von dem ausdrücklich gesagt wird, dass es Nikolaus als Entschädigung für Gebietsverluste in Schwerin erhalten hatte, die dieser wegen der Auslösung waldemars II. hinnehmen musste.286 Am 01. Februar

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das 13. Jahrhundert übertragen. In der regel hatte die Lübecker Mark im 13. Jahrhundert dasselbe Gewicht wie die Kölner. Kluge (2005): Numismatische Einführung, S. 22; ders. (2004): Münze und Geld, S. 10. Wille-Jᴓrgensen (2003): Das Ostseeimperium, S. 26ff.; Hammel-Kiesow (2003): Der Handel im ostseeraum, S. 40; Pelc (2003): Lübeck unter der Herrschaft waldemars II., S. 45, 48. Zur Bedeutung Lübecks im ostseehandel der zweiten Hälfte des 12. bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts siehe Jahnke (2008): Handelsstrukturen im ostseeraum, S. 156ff. Pertz (Hg.): Arnoldi Chronica Slavorum, Buch 3, Kap. 5, S. 77. Jn assu[m]pt[i]o[n]e b[eat]ę vi[r]ginis seq[ue]nte p[os]t s[e]c[un]d[u]m pascha [1227]. summa toti[us] pecunię remanentis debet e[ss]e p[er]soluta. LHA Schwerin 1.1–13–2, Nr. 5a. Noverint igitur universi, tam posteri, quam presentes, quod, quia ex relatu memoriali et testi­ monio nobilium satis evidenter intelleximus, gloriosum principem dominum regem Waldemarum preclare memorie, avum nostrum, ex consilio regni sui meliorum medietatem terre Hallandie cum omnibus proventibus, libertatibus domino comiti Nicholao et suis heredibus pro terra sua in Zwerin, cum qua a captivitate inimicorum redemptus fuisse dinoscitur. MUB 3, Nr. 1698, S. 104.

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1241 hatte Nikolaus’ königlicher Vater die übertragung der Ländereien rechtlich fixieren lassen.287 überdies partizipierte die dänische Geistlichkeit an der Schuldentilgung. wohl im Sommer 1231 sprach der Klerus der Erzdiözese Lund Papst Gregor IX. seinen Dank aus, weil dieser den für die Finanzierung päpstlicher truppen geforderten Zehnten auf nur mehr 1.000 Mark reduziert hatte. Ihre finanziellen Unzulänglichkeiten hatten Erzbischof und Suffragane damit entschuldigt, dass sie wegen des Lösegeldes ihres Königs alle monetären Kapazitäten eingebüßt hätten. Zum Beweis der prekären Finanzsituation verwiesen sie auf das Einschmelzen des örtlichen Kupfergeldes, wozu sie genötigt seien, um wenigstens einen teil der apostolischen Zehnterhebung aufbringen zu können.288 Es deuten sich hier erstmals die fatalen Auswirkungen der Lösegeldforderung auf den Edelmetallvorrat des dänischen Königreichs an: Die monetäre Doppelbelastung des Klerus hatte offenbar dazu geführt, dass man nicht nur – sofern überhaupt vorhanden – auf deponiertes Silber zurückgegriffen hatte, sondern auch dem Geldverkehr in hohem Maße Silbermünzen entzogen wurden. Als obendrein die päpstliche Geldforderung hinzukam, musste ein teil des für Alltagsgeschäfte verwendeten Kupfergeldes akquiriert, eingeschmolzen und gegen Silber eingetauscht werden. Inwiefern man die Notlage argumentativ überhöhte, um von der Zahlung des Zehnten auch ganz bestimmt ausgenommen zu werden, lässt sich freilich nicht ermessen. Der König jedenfalls kam nach Zahlung der im Vertrag von 1225 festgelegten ersten rate von 6.000 Mark Silber frei. wie vereinbart begaben sich mit der Freilassung des Monarchen zwei seiner Söhne und 40 weitere Geiseln in die Hände des Grafen von Schwerin. Auch die zweite rate von 9.000 Mark dürfte vertragsgemäß erbracht worden sein. Die Summe sollte den thronerben und neun Geiseln aus ihren Gefängnissen befreien.289 Dies zumindest kann aus einer fünf Jahre später erfolgten Vereinbarung geschlossen werden, welche die Freilassung aller Königssöhne und 287 MUB 1, Nr. 524, S. 509. offen bleibt freilich, ob Nikolaus seine Güter in Schwerin verkauft hat, um das daraus gewonnene Geld Heinrich von Schwerin auszuliefern oder ob er die Güter dem Grafen übergeben hat, wobei deren wert mit dem fälligen Lösegeld verrechnet wurde. Da die Gebiete in Schwerin lagen, ist es nicht unwahrscheinlich, dass Nikolaus dem Grafen von Schwerin, die Lehen übergab zu einem bestimmten Geldwert übergab, welcher mit dem noch offenen Lösegeld verrechnet wurde. 288 Per litteras, quas magistro Symoni, scriptori vestro, noviter destinastis, intelleximus specialem nobis a clementia vestra gratiam esse factam, super eo videlicet, quod benignitate paterna compatientes nobis, qui artamur grandi inopia tum propter redemptionem serenissimi regis et quorundam ex coepiscopis nostris ac fere omnium nobelium terre, quos proditor ille tirannus peccatis nostris exigentibus detinebat captivos […] eidem magistro mandastis, quod summam mille marcarum argenti pro satisfaction decime reciperet, a nobis et subditis nostris in subsid­ ium apostolice sedis oblatas. […] nam, cum argentum et aurum nostrum hostes nostri posside­ ant in detrimentum animarum suarum, compulsi sumus liquefacere cupream monetam nostrum et eligere inde argenti modicum portionem. MUB 10, Nr. 7162, S. 471. 289 Im Vertrag war festgelegt worden: Jn exitu regis senioris dabunt[ur] vi. milia marcar[um]. […] Exeunte rege antiq[uo] duo filij ei[us] intrab[un]t cu[m] xl obsidib[us] aliis .xx. seniorib[us] [et] totide[m] iuuenib[us] q[uo]s comes henric[us] de dacia elige[re] uolu[er]it. Jte[m] in pascha p[ro]ximo dabunt[ur] noue[m] milia marcar[um] cu[m] q[ui]b[us] dux eric[us] int[ra]bit [et] exibit rex iunior [et] cu[m] eo ix obsides. LHA Schwerin, Nr. 5a.

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der übrigen Geiseln zum Gegenstand hatte. Heinrich von Schwerin war zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben. Sein Sohn Gunzelin III. (amt. 1228–1274) setzte die Gespräche mit dem dänischen Hof fort. 1230 befanden sich die Prinzen Abel († 1252) und Erich († 1250) noch im Gewahrsam des neuen Schweriner Grafen. Erich hatte 1225 als Geisel für seinen Bruder waldemar die Haft angetreten.290 Der 1230 ausgefertigte Vertrag lässt nicht nur die Einhaltung einiger der fünf Jahre zuvor getroffenen Vereinbarungen vermuten. Er dokumentiert zugleich die Verzögerung der Lösegeldzahlung – denn bereits im Jahr 1227 hatte der Schweriner Hof den Erhalt der vollständigen Lösegeldsumme erwartet. Prinz Erich seinerseits – so hatte man 1225 festgelegt – sollte eigentlich bereits am Festtag des Heiligen Michael, am 29. September 1226, wieder nach Hause zurückkehren dürfen.291 Stattdessen befand er sich 1230 noch immer in Haft. Vorstellbar ist, dass die dänische Krone den Geldtransfer nach Schwerin vorübergehend unterbrochen hatte. waldemar hatte bald nach seiner Freilassung beim Papst um Unterstützung für eine Stornierung der erzwungenen übereinkunft nachgesucht. In den Jahren 1226 und 1228 intervenierten die Päpste zugunsten des Königs. Sie forderten sowohl die rückerstattung des bereits bezahlten Lösegeldes als auch die Freilassung der Königssöhne und aller dänischen Geiseln.292 während dieser Zeit wurde der ton des dänischen Hofes gegenüber Heinrich von Schwerin und seinen Helfern zunehmend rauer. Ihr Heil suchten die Dänen schließlich in der militärischen Auseinandersetzung, die für sie allerdings in der Schlacht von Bornhöved (Kr. Segeberg; Schleswig-Holstein) am 22. Juli 1227 mit einer Niederlage endete.293 was immer den reibungslosen Ablauf der Auslösung gestört haben mag, König waldemar und Graf Gunzelin waren 1230 um eine Lösung bemüht. Für die Freiheit der verbliebenen Gefangenen wurden nun 7.000 Mark, ita quod marca sit pura preter lotonem in pondere Lvbicensi, festgesetzt, welche die Dänen nach kurzer Frist zu zahlen versprachen.294 Da nicht rekonstruiert werden kann, in welchem Maße die Vereinbarungen zwischen waldemar und Heinrich von Schwerin durch die Neuregelung beeinträchtigt worden waren, kann nicht gesagt werden, ob die 7.000 Mark dem noch ausstehenden restbetrag des Lösegeldes entsprachen. Auffällig ist aber, dass man das Silbergewicht geändert hatte. Gewogen wurde nicht mehr nach Kölner, sondern nach Lübecker Gewicht.295 290 MUB 1, Nr. 374, S. 359. 291 Die tatache das Erich von Schleswig sich 1230 noch immer in Schweriner Gefangenschaft befand, nährt die Annahme, dass es zu Verzögerungen kam. Zwar sollten die Dänen für die wahrung des Friedens auf zehn Jahre Geiseln stellen, die in gewissen Zeitabständen ausgetauscht wurden, dass zu diesen aber auch der Königssohn gehörte, erscheint wenig plausibel. 292 Skyum-Nielsen (Hg.): Diplomatarium Danicum, r. 1, Bd. 6, Nr. 55f., S. 72ff., Nr. 59, S. 78f.; MUB 1, Nr. 361, S. 347. 293 Hoffmann (1977): Die Bedeutung der Schlacht von Bornhöved, S. 28. 294 MUB 1, Nr. 374, S. 359. 295 ob damit eine bewusste Herabsetzung des Silbergehaltes einherging, kann nicht ohne weiteres postuliert werden. Im Allgemeinen war die Lübecker Mark ebenso stabil wie die Kölner und lag wie diese bei 233, 812 g pro Mark. Kluge (2004): Münze und Geld im Mittelalter, S. 10; Luschin von Ebengreuth (1976): Allgemeine Münzkunde, Nr. 41, S. 168. In Karl H. Schäfers Edition der Ausgaben der apostolischen Kammer aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts

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5.1.4. Richard von Cornwall Im Unterschied zu Richard Löwenherz und Waldemar von Dänemark fiel Richard von Cornwall, der seit 1257 römisch-deutscher König war, seinen Feinden nach verlorener Schlacht in die Hände. Der Plantagenêt hatte am 14. Mai 1264 bei Lewes (Gft. East Sussex, Südengland) seinem Bruder König Heinrich III. von England im Kampf zur Seite gestanden. Schließlich hatte er sich mit diesem zusammen der siegreichen Adelsopposition um Simon von Montfort ergeben müssen. Allein Heinrichs Sohn, dem späteren König Eduard I. (reg. 1272–1307), gelang die Flucht.296 Ihren unfreiwilligen Aufenthalt nahmen die Gefangenen zunächst im tower von London.297 Dass eine strenge Sicherungsverwahrung angebracht war, belegt ein Befreiungsversuch königstreuer truppen.298 Nachdem dieser fehlgeschlagen war, suchte der König sein Glück in Verhandlungen, an deren Ende die sogenannte Mise of Lewes stand, den Meilenstein einer veränderten Herrschaftskonzeption im englischen Königreich darstellte.299 während Heinrich III. nach Abschluss des Friedens und der Stellung von vornehmen Geiseln300 freikam, musste sein Bruder richard seine Haftentlassung durch ein Lösegeld erwirken. Dieser Umstand sollte jedoch nicht verwundern. Der König hatte durch die Unterzeichnung der Mise of Lewes bereits maßgebliche Eingriffe in seine Machtkompetenzen hinnehmen müssen, sodass man ihn durch die Erpressung eines Lösegeldes nicht übermäßig kompromittieren wollte. Diesem wunsch entsprach auch die schonungsvolle Behandlung während der Haft.301 Darben musste auch richard von Cornwall nicht. Da seine Schwester Eleonore († 1275) die Gemahlin Simons von Montfort war, durfte er sich zahlreicher Annehmlichkeiten erfreuen. In

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findet sich allerdings auch ein Silbergewicht von 215 g für die Lübecker Mark. Schäfer (Hg.): Die Ausgaben der apostolischen Kammer, S. 645. Es ist freilich bedenklich, ob man dieses Gewicht, das gut 100 Jahre später dokumentiert ist, für die 1220er Jahre annehmen darf. Zu Ursachen und Verlauf der Streitigkeiten sowie zur Schlacht von Lewes siehe Stubbs (Hg.): Gesta regum continuata, S. 237; Stapleton (Hg.): Cronica maiorum, S. 62f.; Krieger (2009): Geschichte Englands, S. 152ff. Zur Gefangennahme Heinrichs III. und richards ausführlich Carpenter (1985): Simon de Montfort and the Mises of Lewes, S. 1ff. Zur Flucht Eduards I. siehe Gransden (Hg.): Chronica Buriensis, S. 28. Rex vero Alemannie, et quamplures alii prisones positi sunt in Turrim Londoniarum. […]. et tunc nichil allocatum est ei [d. i. Heinrich III.] vel Regi Alemannie. Stapleton (Hg.): Cronica maiorum, S. 63. Hearne (Hg.): robert of Gloucester’s Chronicle, S. 549f. Dazu in aller Kürze treharne (1986): Simon de Montfort and baronial reform, S. 166ff. Ausführlicher bei Carpenter (1996): the reign of Henry III, S. 281ff. Zu den Verhandlungen zwischen Heinrich und Simon siehe Shirley (Hg.): royal and other historical letters, Nr. 615, S. 258f. und Nr. 617–620, S. 261ff. Unter den Geiseln waren Heinrichs III. Sohn Eduard und richards Sohn Heinrich von Almain († 1271). Helliwell (Hg.): the Chronicle of william de rishanger, S. 38; Stubbs (Hg.): Gesta regum continuata, in: Ders. (Hg.): the Historical works of Gervase of Canterbury, S. 237; Stapleton (Hg.): Cronica maiorum, S. 63. Regem Anglie licet ceperunt, tamen non quasi captum sed curialiter tanquam dominum custo­ dierunt. Gransden (Hg.): Chronica Buriensis, S. 28. Siehe auch Meddicott (1983): the Mise of Lewes, S. 592.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

seinem Gefängnis in Kenilworth konnte der römisch-deutsche König seltene Gewürze, schmackhaftes Fleisch und erlesene weine genießen.302 trotz alledem dürfte sich richard nichts sehnlicher gewünscht haben, als der Haft zu entkommen. wieviel richard von Cornwalls Freiheit kostete, verrät die Chronik des schottischen Klosters Melrose (Co. roxburghshire, Südschottland): Egreditur ergo Ri­ cardus de molendino, et abducitur a baronibus vinculis cathenatus in firma custodia detinendus. Ex qua quia pecuniosus erat valde, liberatus est post quinque circiter menses pro redemptione plurima, videlicet pro xvij. milibus libris sterlingorum, et quinque milibus libris auri desiderabilis thesauri.303 Diese Chronik ist die einzige Quelle, die ein Lösegeld überliefert. Eine quellenkritische überprüfung der dort genannten Summen ist daher unmöglich. Die Informationen sind dennoch brauchbar. Die schottische Chronik ist in vielerlei Hinsicht zuverlässig: Die Schlacht von Lewes mit ihrem Verlauf und ihren teilnehmern schildert sie – kleinere Irrtümer ausgenommen – den rekonstruierbaren Ereignissen entsprechend.304 Die Erwähnung der Gefangennahme zweier hochadliger Schotten, die auf Seiten Heinrichs III. gefochten hatten, lässt es plausibel erscheinen, dass sich die Beschreibungen zum teil auf Augenzeugenberichte stützten.305 Ein genauer Blick auf das von der Melrosechronik angegebene Lösegeld erscheint demnach gerechtfertigt. Zunächst bleibt zu konstatieren, dass die Verwendung des Pfunds Sterling den Gepflogenheiten englischer Geldforderungen entsprach. Es ist also nicht möglich, der Quelle allein wegen währungstechnischer Unstimmigkeiten die Glaubwürdigkeit abzusprechen. Die Forderung nach Gold vermag allerdings zu erstaunen. Hierüber wird noch zu sprechen sein. Das Lösegeld, welches die Barone in klingender Münze verlangten, war ansehnlich hoch: 17.000 Pfund entsprachen nicht weniger als 4.080.000 Silbermünzen. Bei einem Durchschnittsgewicht von 1,458 g und einem Feinsilbergehalt von 925/1000 je Münze ergab sich daraus ein Gewicht von 5.502,492 kg reinen Silbers, das richard allein für den ersten teil der Forderung aufzutreiben hatte.306 Fernerhin hatten sich die Barone 5.000 Pfund in Gold ausbedungen. Da während dieser Zeit in England noch keine Goldmünzen geprägt wurden und keine auswärtige Münzsorte genannt ist, muss davon ausgegangen werden, dass die Häscher in reinem Gold, nicht in 302 Dazu genauer Botfield (1841): Manners and Household Expenses, S. 8, 14, 23, 25f., 31, 67, 71. Siehe auch Denholm-young (1947): richard of Cornwall, S. 130. 303 Stevenson (Hg.): Chronica de Mailros, S. 196. 304 Vgl. ebd., S. 192ff. 305 In eodem bello duo nobiles de Scotia, Robertus de Brus et Johannes Cumin, capti sunt er car­ cerali custodie mancipati in castello de Dora. Ebd., S. 192. Bei diesen Männern handelte es sich um robert V. von Brus, den Lord von Annandale (amt. 1233–1295) und Johann II. Comyn († 1302). 306 Der 1180 durch Heinrich II. eingeführte Sterling blieb mit einem Gewicht von 1,458 g und einer reinheit von 92,5% über das 13. Jahrhundert hinaus die stabilste währung. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 154f.; witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 87. Zu Gewicht und Feingehalt des Sterlings vgl. auch Allen (2012): Mints and Money, S. 144f. (tabelle); Hävernick (1930): Der Kölner Pfennig, S. 46. Aufgrund seiner zuverlässigen Stabilität fand der Sterling in ganz westeuropa Nachahmer. Für die Niederlande siehe Mayhew (1979): the circulation and imitation of Sterlings, S. 54ff.

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Münzen bezahlt werden wollten.307 Die Prämisse, es müssten 5.000 Pfund auri thesauri sein, gibt diesem Verdacht zusätzliche Nahrung. Sicherlich tasteten die englischen Barone ganz bewusst das reichhaltige reservoir an wertgegenständen an, dem richard nicht nur Geschenke für seine Verbündeten entnahm, sondern das ihm gleichfalls als finanzielle Reserve diente.308 Berechnet wurde dieser teil des Lösegeldes nach dem 1180 durch Heinrich II. eingeführten towerpfund. Ein Pfund entsprach 344,184 g Gold.309 über die 5.500 kg Silber hinaus musste richard zusätzlich 1.720,92 kg in Gold für seine Freilassung aufwenden. Legt man den in dieser Zeit üblichen Umtauschkurs von 1:10 bis 1:12 zugrunde, dann hätten die 5.000 Goldpfund den wert der 17.000 Pfund Silbermünzen um das Doppelte überstiegen.310 Der Preis, den richard von Cornwall für seine Freilassung zahlen sollte, rangierte unter den höchsten Lösegeldsummen des 12. und 13. Jahrhunderts. Lediglich die Auslösung richard Löwenherz’ in den 1190er Jahren und des französischen Heeres Ludwigs IX. 1250 kostete mehr. König waldemar II. von Dänemark war es möglich, sich seine Freiheit und die seines Sohnes für gerade einmal die Hälfte zu erkaufen.311 richard von Cornwall war seit 1256 selbst römisch-deutscher König und obgleich der Verfasser der Melrosechronik seinen Lesern glauben machen wollte, dass dies in England kaum eine rolle spielte, wird dieser Status den wert des Gefangenen sicherlich gesteigert haben.312 Freilich werden die Barone nicht gewusst haben, dass 307 Das Hantieren mit Goldgewichten war selten, lässt sich aber auch in anderem Zusammenhang feststellen. Im Juni 1236 hatte Kaiser Friedrich II. dem thüringischen Kloster Bürgel dessen bisherige Privilegien bestättigt; in der Sanctio kündigte er jedem, der diese missachtete ein Strafgeld von triginta librarum auri puri an. Mitzschke (Hg.): Urkundenbuch von Stadt und Kloster Bürgel, Bd. 1, Nr. 72, S. 91. 1253 determinierte der Erzbischof von Mainz das Pfund Gold auf zwei Goldmark. Bischoff (Hg.): Mittelalterliche Schatzverzeichnisse, Nr. 45, S. 54. 308 über den Schatz von richards Sohn Edmund († 1300) hieß es: In cuius thesauria inuenta est quasi infinita summa auri et argenti ac preciosorum lapidum. Gransden (Hg.): Chronica Buriensis, S. 158. In seiner Darstellung der regierungszeit Heinrichs III. hat sich David A. Carpenter ausführlich mit dem Schatz des Königs auseinandergesetzt. Carpenter (1996): the reign of Henry III, S. 107ff. 309 Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 37. 310 Zum Goldkurs in Europa allgemein siehe Kluge (2004): Münze und Geld im Mittelalter, S. 12; Spufford liefert ähnliche Goldkurse für das beginnende 14. bis 16. Jahrhundert. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. lxiii (tabelle II). Es muss freilich von Abweichungen von diesem pauschalen Kurs ausgegangen werden: 1182 ist in Magdeburg ein Gold-Silber-Kurs von 1: 10 belegt. Abgedruck bei Mehl (2011): Münz- und Geldgeschichte des Erzbistums Magdeburg, Bd. 1, S. 24. In der Mitte des 13. Jahrhunderts dokumentierte Albert Behaim einen Gold-SilberKurs der zwischen 1:8 und 1:10 gegenüber der Passauer Mark (?) schwankte. Frenz/Harde (Hg.): Das Brief- und Memorialbuch, Nr. 126, S. 468f. In Bamberg ist für das Jahr 1247 sogar ein Goldkurs von 1:7 gegenüber Silber nachweisbar. Aufgrund der speziellen Hintergründe muss hier freilich davon ausgegangen werden, dass es sich um einen äußerst ungünstigen wechsel gehandelt hat. StA Bamberg, rep. B 86, Nr. 240, fol. 58; Edition bei Bischoff (Hg.): Mittelalterliche Schatzverzeichnisse, Nr. 8, S. 20; in regensburg ist um das Jahr 1165 ein Kurs von 12:1 nachweisbar. Mone (1858): Geldkurs vom 9. bis 15. Jahrhundert, S. 80. richard galt als überaus wohlhaben; tatsächlich müssen seine finanziellen Mittel enorm gewesen sein. Dazu genauer Denholm (1947): richard of Cornwall, S. 58ff. 311 Vgl. Anhang: tabelle 1. 312 In der Chronik von Melrose wird er vornehmlich als comes Cornubie bezeichnet. Dass richard

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die umstrittene Krone ihrem träger kaum materiellen Zugewinn einbrachte. Vielmehr dürfte die Durchsetzung seiner Herrschaftsansprüche die finanziellen Mittel Richards in hohem Maße beansprucht haben. Größeren Einfluss auf die baroniale Lösegeldforderung hatte sicherlich das wissen um den ressourcenreichtum der Grafschaft Cornwall. Als Herr dieser Ländereien verfügte richard über eigene Silberminen. Er besaß darüber hinaus reichhaltige Zinnvorkommen, deren Verkaufserlös nicht unterschätzt werden darf.313 Dies alles machte richard von Cornwall zu einem reichen Mann. Dass das finanzielle Potential des Grafen kein Geheimnis war, beweisen die in den historiographischen Quellen sorgsam dokumentierten Geldgeschenke, mit deren Hilfe richard seine wahl zum römisch-deutschen König vorangetrieben hatte.314 Für Heinrich III. war der Bruder ein machtvoller Verbündeter im Kampf gegen die rebellierende Adelsopposition. Dessen waren sich die Barone um Simon von Montfort sehr wohl bewusst. Ihre Lösegeldforderung verfolgte einen Plan: Der Entzug monetärer ressourcen sollte die Seite des englischen Königs nachhaltig schwächen. Auch ohne dezidierte Kenntnisse über die Finanzlage richards von Cornwall konnten die Barone sicher sein, dass das Lösegeld einen massiven rückgang der gräflichen Liquidität bedeutete. Der bisherige Strom von Hilfsgeldern an den Bruder würde alsbald versiegen. Man konnte hoffen, dass die königliche Seite zumindest für die Zeit der Abzahlung zu groß angelegten Militäraktionen kaum im Stande sein dürfte. Anders die opposition: Mit Erhalt des Lösegeldes verfügte sie über genügend Kapital, um dem König auch weiterhin widerstand zu leisten. Durch die materielle Divergenz der Gesamtforderung erreichten die Aufständischen zudem ein hohes Maß an finanzieller Flexibilität: Die 17.000 Pfund Sterling konnten im gesamten Herrschaftsgebiet des englischen Königs für kleine oder große transaktionen eingesetzt werden. Das Gold selbst konnte als rücklage deponiert werden. Da es keinerlei Münzverrufung unterlegen war und jederzeit zu günstigen Konditionen in eine beliebige währung eingetauscht werden konnte, blieb es wertstabil. Auf diese weise war es in England, aber auch außerhalb einsetzbar. Um die unmittelbaren Auswirkungen des Lösegeldes eruieren zu können, wären Kenntnisse über die Zahlungskonditionen hilfreich. Diese können aus den überlieferten Quellen jedoch nicht gewonnen werden, sodass man seine Zuflucht zu einigen wenigen plausiblen Vermutungen nehmen muss. Eingedenk der Höhe des Betrages war aller wahrscheinlichkeit nach eine ratenzahlung angedacht worden. Dass richard bereits fünf Monate nach seiner Inhaftierung frei war, wie es die Chronik von paulo ante zum König der römer gewählt worden war, meinte der Chronist den Lesern eigens erklären zu müssen. Fuerat enim paulo ante rex Allemanie, propter quod vocavit se semper Augustum, et regem Romanorum. Stevenson (Hg.): Chronica de Mailros, S. 196. „Kurz vorher“ war freilich eine maßlose Untertreibung. Zum Zeitpunkt der Schlacht von Lewes lag die Königswahl beinahe acht Jahre zurück. Die meisten anderen der über die Schlacht, ihre Vorgeschichte und ihr Nachwirken berichtenden Chroniken trugen der veränderten Situation denn auch rechnung, indem sie richard konsequent als rex Alemanniae ansprachen. Z. B. Stubbs (Hg.): Gesta regum continuata, S. 237; Stapleton (Hg.): Cronica maiorum, S. 62. 313 Hierzu Allen (2012): Mints and Money, S. 244ff.; Hatcher, John: Art. Cornwall. II. wirtschaft, Siedlungs- und Agrarwesen, in: LexMA 3, Sp. 250. 314 Dazu siehe z. B. Edgington (Hg.): Albert of Aachen, Buch 7, Kap. 7, S. 496. Ausgewertet bei Kaufhold (2007): Interregnum, S. 62ff.

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Melrose mitteilt, mag zutreffend sein. Dass die mehr als 7.000 kg in Gold und Silber schon bei seiner Haftentlassung bezahlt waren, ist dagegen kaum vorstellbar. ohnehin ist fraglich, ob richard von Cornwall den Baronen überhaupt jemals einen teil des Lösegeldes übergeben hatte. Bereits am 4. August 1265 gelang es dem englischen thronfolger, die rebellen bei Evesham (worcestershire, west Midlands) vernichtend zu schlagen, wobei deren Anführer, Simon von Montfort, zu tode kam. wenn richard bis dahin einen teil des Lösegeldes bezahlt hatte, dann dürfte sich spätestens zu diesem Zeitpunkt die Begleichung der Schuld erledigt haben. Vermutlich waren die Besiegten sogar gezwungen, bereits erhaltene raten zurückerstatten. 5.1.5. Wenzel von Böhmen König wenzel II. von Böhmen (reg. 1278–1305) war nicht durch Entführung oder fehlendes Schlachtenglück, sondern aufgrund einer unglücklichen Entscheidung seines Vaters in Gefangenschaft geraten. ottokar II. (reg. 1253–1278) hatte nämlich seinen Verwandten otto V. von Brandenburg zum Vormund seines Sohnes für den Fall gemacht, dass er vor dessen Volljährigkeit sterben sollte.315 Diese Vorsorgeregelung trat im Jahre 1278 in Kraft, nachdem der böhmische König in der Schlacht bei Dürnkrut gegen den Habsburger Monarchen rudolf I. gefallen war. otto V. benutzte die Vormundschaft, um sich selbst zu bereichern: Er stellte sein Mündel unter strenge Bewachung.316 Erst fünf Jahre und ein stattliches Lösegeld später fand er sich bereit, den Jungen gehen zu lassen. Die elegischen wie pathetischen töne allerdings, die Peter von Zittau († 1339) bei der Beschreibung der unwürdigen Unterbringung des böhmischen Königssohns anstimmte, gehören wohl ins reich der Legenden. Als Abt des Zisterzienserklosters Königssaal, das eine Gründung wenzels II. war, fühlte sich der Chronist vermutlich moralisch verpflichtet, die Unbilden seines Gönners besonders dramatisch zu schildern.317 Einhellig geben zwei böhmische Quellen an, dass der Brandenburger Markgraf insgesamt 35.000 Mark Silber von den Böhmen erpresst habe.318 Mit einiger Verachtung bemerkt der Fortsetzer der Chronik des 1125 verstorbenen Cosmas von Prag, der Markgraf habe dem jungen wenzel stimulo cupiditatis accensus 20.000 Mark für den Verzicht auf seine Vormundschaftsrechte abverlangt, obwohl er bereits 15.000 Mark de collecta generali empfangen habe. Der böhmische Autor hielt des weiteren fest, dass otto für die Summe eine reihe wehrhafter Festungen als Pfänder beansprucht hätte.319 Es mag sein, dass die 15.000 Mark die Einnahmen bezeichneten, 315 Krabbo (Hg.): regesten der Markgrafen von Brandenburg, Lieferung 4, Nr. 1156, S. 295. 316 Wenceslaus autem civibus Pragensibus pro tempore custodiendus traditur, a quibus, ne ad marchionis potestatem perveniat, cum dilligencia custoditur. Emler (Hg.): Chronicon aulae regiae, Kap. 9, S. 15. 317 Ebd., Kap. 10, S. 16. 318 Köpke (Hg.): Cosmae chronica Boemorum, S. 208; Mencken (Hg.): Anonymi Chronicon Bohemicum, Kap. 78, Sp. 1729. 319 Idem marchio, dudum accepta pecunia 15000 marcarum argenti de collecta generali, adhuc stimulo cupiditatis accensus, pudore hominum adiecto, exegit a duce Bohemorum 20000 mar­ carum argenti pro absolutione suae tuitionis, non attendens, quod in eisdem legibus promulga­

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die otto V. als Stellvertreter wenzels in Böhmen verdient hatte.320 Die 20.000 Mark Silber betrachtete der Brandenburger demgegenüber wohl als Entschädigungssumme für die in Zukunft verlorenen Einkünfte. Das Verhalten ottos von Brandenburg weist alle Elemente einer Lösegeldforderung auf: Der böhmische thronerbe wurde in den Ländereien des Markgrafen solange gewaltsam festgehalten, bis seine Untertanen die geforderte Geldsumme entrichtet hatten. Bis dahin musste er seinem Kerkermeister strategisch bedeutsame Burgen an der böhmischen Nordostgrenze verschreiben, von denen aus otto V. etwaige böhmische Vergeltungsschläge unterbinden konnte. wie groß der Druck gewesen sein musste, der auf den Schultern des jungen wenzels und der böhmischen Magnaten lag, wird durch die im Königreich entstandenen Unruhen sowie die Hungersnot von 1281/1282 angedeutet.321 Den Böhmen musste daran gelegen sein, den thronprätendenten alsbald freizubekommen, um die aufgewühlten Untertanen mittels königlicher Autorität an Frieden und ordnung zu gemahnen. wenzel und seinen Anhängern blieb keine andere wahl, als die von otto V. diktierten Bedingungen anzunehmen. Dass man die rechnung des Markgrafen von Brandenburg vorübergehend akzeptiert hatte, wird aus einem Urteil des römisch-deutschen Königs rudolf I. vom 23. August 1283 ersichtlich. Der vor dem königlichen Hofgericht in Freiburg urkundlich fixierte Richterspruch hielt die dem Brandenburger versprochene Summe von 20.000 Mark ebenso fest wie die ersatzweise geleistete Pfandverschreibung von vier böhmischen Städten und sieben Festungen.322 Das von rudolf in Auftrag gegebene Dokument zeigt aber auch, dass otto von Brandenburg mit seinen überzogenen Forderungen letztlich scheiterte. wenzel, der sich spätestens bei Abgabe des königlichen Urteils, wahrscheinlich aber schon einige Zeit früher in Freiheit befand, prozessierte vor Gericht, um eine revision der abgenötigten Versprechungen zu erwirken. Als Lehnsherr der beiden Streitparteien dürfte dem römisch-deutschen König die Urteilsfindung nicht leicht gefallen sein. Am Ende gab Rudolf der böhmischen Klage statt und erklärte die Verpflichtungen Wenzels II. für ungültig. Seine Entscheidung begründete er mit dem Hinweis auf den Zwang, dem wenzel ausgesetzt tum esse reperiatur, quod non solum tutores vel curatores pupillis vel adultis caeteris personis ex amministratione teneantur, sed etiam in eos qui satisdationes accipiunt subsidiariam actionem esse ipsis pupillis, quae ad ultimum eis praesidium possit afferre. Detinuit etiam idem marchio pro eadem summa pecuniae ratione pignoris munitiones firmissimas, videlicet Dieczin, Ustie, Pontem, Ronow, Bezdiezie castrum, cum civitatibus, donec praedictae pecuniae summa solvere­ tur ex integro. Köpke (Hg.): Cosmae chronica Boemorum, S. 208. 320 otto V. hatte von 1279–1283 die Verwaltung Böhmens inne. Heinemann, otto V.: Art. otto V., in: ADB 24, S. 663. 321 Emler (Hg.): Chronicon aulae regiae, Kap. 11f., S. 16ff. Auch an diesen beiden Stellen dürfen die Aussagen Peters von Zittau nicht allzu wörtlich genommen werden. wie bei der Beschreibung der Haftumstände wird sich der Geschichtsschreiber einiger übertreibungen bedient haben, um die Dramatik der Situation zu unterstreichen. Als Gewährsmann für die Hungersnot tritt der Fortsetzer der Prager Chronik des Cosmas auf. Köpke (Hg.): Cosmae chronica Boemorum, S. 208. 322 Schwalm (Hg.): Rudolfi regis Constitutiones, Nr. 360, S. 344. Die angesprochenen Orte sind aufgelöst bei rI VI, Nr. 1799. Die hier angegebene Anzahl der Pfandgüter weicht erheblich von den bei Cosmas von Prag genannten Zahlen ab. Vgl. Anm. 319, S. 101f..

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war und welcher contra ius gewesen sei. Markgraf otto von Brandenburg wurde beschuldigt, wider sein wort gehandelt zu haben: Dem Vater habe er nämlich versprochen, den Schützling in die Heimat zu entlassen, sobald dieser alt genug sei, die regierung in Böhmen anzutreten. Diese Zusage habe er gebrochen.323 Das für die Böhmen günstige Urteil kann als Versuch rudolfs von Habsburg gewertet werden, die böhmische Seite zu beschwichtigen, um die kürzlich erkämpften Besitzungen der Habsburger in österreich nicht durch die Provokation eines alten Feindes zu gefährden.324 Mit der Appellation an das königliche Hofgericht war wenzel den weg des rechts gegangen. Er hätte freilich auch durch Fehde versuchen können, sich von den aufgenötigten Verpflichtungen zu befreien. Dies hat er – sicherlich ganz bewusst – nicht getan. Die Ausrüstung eines Heeres wäre mit massiven Kosten verbunden gewesen. Auch war der Ausgang einer militärischen Auseinandersetzung ungewiss. Ein Verfahren vor dem Gericht des Königs versprach dagegen, die Angelegenheit (relativ) schnell und kostengünstig beizulegen. Mit dem Gewinn des Prozesses bekam er in König rudolf einen ernstzunehmenden Verbündeten. rudolf würde die rückerstattung des Lösegeldes durchsetzen, um nicht seine königliche Autorität einzubüßen. Sollte sich otto von Brandenburg weigern, musste er befürchten, die reichsacht auf sich zu ziehen. Natürlich hatte wenzel auch mit einem für ihn unerwünschten Urteil rechnen müssen. Um die Gefahr eines Freispruchs Markgraf ottos zu bannen, hatte er im Vorfeld sicherlich mit kundigen Beratern und Juristen eine Strategie ausgearbeitet. Diese findet sich denn auch im Urteil des Königs angedeu323 quod sepe dictus heres regni Boemie ad complecionem dictorum pactorum, promissionum, fi­ deiussionum necnon quarumcumque obligacionum ab eo taliter extortarum per dictum mar­ chionem nullatenus sit astrictus , sed a predictis omnino per sentenciam debeat liberari et utique penitus absolvi, obligaciones eciam dictorum bonorum, promissiones, fideiussiones ipso iure nulle debent pro cassis et irritis estimari. Unde nos videntes et provida meditacione pensantes ipsam sentenciam de bono et equo iure subnixam, eam auctoritate regia approbantes obligaciones dictorum bonorum seu pignorum, fideiussiones, promissiones, prout superius expressum existit, cum contra ius et equum sint extorte a dicto marchione in dicti heredis preiudicium ac gravamen, per sentenciam prout coram nobis extitit sentenciatum irritantes, fideiussores a suis promission­ ibus absolventes, cives, burgenses et alios quoscumque homines dictorum castrorum, oppidorum seu civitatum a sacramentis seu promissionibus dicto marchioni ad mandatum dicti heredis vel alio quocumque modo prestitis eciam absolvendo, mandamus vobis universis et singulis, quat­ inus ipsum heredem regni Boemie, quem mediante dicta sentencia ab obligacione dictorum bonorum et aliis pactis, fideiussionibus cum fideiussoribus datis absolvimus et denunciamus absolutum, a predictis omnibus et singulis dicto modo prestitis habeatis penitus absolutum, scientes eum ad perfectionem seu consumacionem dictarum obligationum aliqualiter non teneri. Schwalm (Hg.): Rudolfi regis Constitutiones, Nr. 360, S. 345. Eine Zusammenfassung bei Diestelkamp (Hg.): Urkundenregesten, Bd. 3, Nr. 425, S. 302ff. Schon im Jahr 1280 hatte rudolf einen Feldzug nach Böhmen gegen otto von Brandenburg unternommen. In einem Kompromiss versprach otto dem König, für 15.000 Mark sein Mündel bis zum Mai 1281 heimkehren zu lassen. rI VI.1, Nr. 1223a; Nr. 1230a. 324 Zum Konflikt zwischen Habsburgern und Přemysliden siehe Krieger (2003): Rudolf von Habsburg, S. 127ff.; bereits unmittelbar nach gewonnenem Kampf gegen ottokar II. war rudolf auf einen Ausgleich mit der böhmischen Herrscherfamilie bedacht. Er gewährte den Kindern des Böhmen „Gnade, Schutz und Zuflucht“. RI VI.1, Nr. 1017; Krieger (2003): Rudolf von Habsburg, S. 154.

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tet.325 Anstatt unverzüglich auf den konkreten Fall zu sprechen zu kommen, verlangten die böhmischen Boten allgemeine Auskunft darüber, ob ein Fürst oder Adliger Bedingungen einhalten müsse, denen er unter Zwang zugestimmt hatte. Die Abstrahierung des Einzelfalls war weise, denn der König urteilte in dieser Sache nicht allein, sondern mit principes, comites, nobiles et alii imperii fideles.326 Die von den Böhmen erwartete abschlägige Antwort der richter beruhte nicht so sehr auf der Hoffnung, Empathie für die Situation König wenzels zu erzeugen. Vielmehr wollten die Ankläger einen Präzedenzfall schaffen. weil jeder Adlige in eine solche Lage wie wenzel von Böhmen geraten konnte, dürfte es jedem der Anwesenden ein grundsätzliches Bedürfnis gewesen sein, unter Zwang gegebene Zusagen als widerrechtlich zu brandmarken.327 Damit war der weg für das eigentliche Anliegen der böhmischen Partei geebnet: Der richterspruch des Hofgerichts musste nun ebenso für den Einzelfall gelten. Doch zurück zum Lösegeld: will man sich über den wert der 20.000 Mark teuren Auslösesumme im Klaren werden, sieht man sich mit Schwierigkeiten konfrontiert. Ursächlich dafür ist vor allem die mangelnde Exaktheit der Quelleninformationen. Die Verfasser gaben weder eine währung noch ein Gewichtsmaß an. Eine Erklärung für diese Absenz ist in der Autorenintention zu suchen: Den Chronisten ging es um nicht mehr als um die Nennung eines imposanten Geldbetrages. Um die Leserschaft zu beeindrucken, war die genaue Bezeichnung einer Münzsorte oder einer Gewichtseinheit nicht von Belang. Das Gerichtsurteil rudolfs I. konzentrierte sich dagegen auf die Ungültigkeitserklärung der wenzel’schen Versprechungen; auch hierbei war eine Spezifizierung der Lösegeldsumme unnötig. Aufgrund dessen muss man sich bereits bei der Einschätzung, ob es sich bei den 20.000 Mark um Gewichts- oder Zählmark handelte, auf Hypothesen stützen. Die Höhe der Summe und ein Vergleich mit ähnlichen Beträgen bei Königen wie richard Löwenherz, waldemar von Dänemark und richard von Cornwall erlaubt die Annahme, dass es sich bei dem vorliegenden Betrag um Silbermark eines bestimmten Gewichts handelte. welches Markgewicht der rechnung explizit zugrunde gelegt wurde, ist hingegen nur schwer zu ermitteln. Die tatsache, dass die Chronisten Böhmen waren, spricht dafür, die 20.000 Mark nach der seit dem 11. Jahrhundert bekannten böhmischen Mark (im 13. Jahrhundert als Prager Mark bezeichnet) von etwa 210 g zu berechnen.328 Auf dieser Grundlage ergibt sich ein Gesamtgewicht von 4.200 kg Silber. Dies würde allerdings voraussetzen, dass otto von Brandenburg seinerseits 20.000 böhmische Mark gefordert hatte oder die Autoren den ursprüng325 Schum (Hg.): Schwalm (Hg.): Rudolfi regis Constitutiones, Nr. 360, S. 344. 326 Quod ad instanciam dictorum nunciorum per sentenciam postulavimus diffiniri et sentenciatum extitit a principibus, comitibus, nobilibus et aliis imperii fidelibus, qui ipsi iudicio presentes aderant: quod princeps vel quilibet alius ad ea, que vi metuve coactus promitteret vel quibus­ cumque pactis obligatoriis se astringeret, factus sui compos nullatenus teneretur et tales pactiones obligatorie qualescumque cesende forent irrite penitus et inanes. Ebd. 327 Persönliche Erfahrungen der Beteiligten sucht man indes vergebens. Von den in der Zeugenliste des Urteils genannten Personen, die an der Urteilsfindung beteiligt waren, kann keiner mit einer bereits erlebten Gefangenschaft in Verbindung gebracht werden. Die Zeugenliste ist ebd., Nr. 360, S. 345. 328 Pošvář (1970): Die Währung in den Ländern, S. 20.

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lichen Sollbetrag in ein ihnen geläufiges Gewicht umgewandelt hatten. Das erscheint aber wenig wahrscheinlich. Viel eher muss den Chronisten unterstellt werden, dass sie die ihnen zu ohren gekommene Summe einfach aufgegriffen und in ihre werke übernommen hatten. Aus den Zahlungsgewohnheiten ottos V. und der seiner Verwandten lässt sich keinerlei Erkenntnis über ein bevorzugtes Silbergewicht gewinnen. Zwischen den Jahren 1276 und 1283 hantierten die Brandenburger Markgrafen mit verschiedenen Markgewichten. Sie benutzten Brandenburgisches, Stendaler oder Bautzener Gewicht.329 Daraus können freilich keine rückschlüsse auf die Forderung des Brandenburgers gezogen werden. wurde zu Beginn des Kapitels auf die Unzuverlässigkeit der historiographischen Quellen aufmerksam gemacht, so ist die Fortsetzung der Chronik des Cosmas von Prag doch dazu geeignet, ein wenig mehr Licht ins Dunkel zu bringen. Bei der Beschreibung einer ersten Einigung zwischen otto V. und dem Bischof tobias von Prag (amt. 1278–1296) im Dezember 1280 versprach der Brandenburger Markgraf, seinen Pflegling nach Prag zurückzubringen, sofern er am 1. Mai des Folgejahres 15000 marcae argenti ponderis Pragensis erhalten habe.330 Der anonyme Fortsetzer zeigt sich bezüglich der Verhandlungen um die Freilassung wenzels II. im Allgemeinen gut informiert, sodass man mit einiger Zuversicht davon ausgehen kann, dass er die ausgemachten Geldsummen ebenfalls kannte. Es ist sicherlich nicht zu weit hergeholt, auch für die 20.000 Mark die Prager bzw. Böhmische Mark als Berechnungsgrundlage anzunehmen. Ein restzweifel bleibt freilich weiterhin bestehen, da nicht mit Sicherheit bewiesen werden kann, dass den 1283 geforderten 20.000 Mark noch immer die Prager Abwiegung zugrunde gelegt wurde. Darüber hinaus haben sich keine Hinweise erhalten, ob je eine Mark in die Schatzkammer Ottos IV. geflossen ist. Die im Urteil rudolfs I. erwähnte Pfandverschreibung legt viel eher nahe, dass die Geldzahlung durch Pfänder ersetzt wurde. Obgleich die Auflösung der relevanten Beträge nur unter Vorbehalten möglich ist, kann kein Zweifel an ihrer Höhe und den Unbilden bestehen, die ihre Bezahlung den Böhmen bereitete bzw. bereitet hätte. Aufgrund der Besonderheit des Falls und der zahlreichen Unsicherheiten bei der Identifizierung des Metallgewichtes wurde das Lösegeld Wenzels von Böhmen nicht in die angehängte Tabelle 1 eingepflegt. Allerdings kann kein Zweifel daran bestehen, dass es sich zumindest bei den 20.000 Mark Silber um ein Lösegeld handelte. Spätestens mit der zweiten Geldforderung hatte sich der Status des jungen thronfolgers vom Mündel zum Gefangenen gewandelt, was den böhmischen Adel vor große Probleme stellte. Es zeugt jedoch von einiger Umsicht, dass wenzel und seine Berater die revision der Zusagen nicht durch das Schwert, sondern durch ein Gerichtsurteil suchten. Letztlich erwies sich dieser weg als der richtige, fällte rudolf doch das gewünschte Urteil. wie otto V. von Brandenburg auf die königliche weise reagierte, bleibt verborgen.

329 Z. B. Krabbo (Hg.): regesten der Markgrafen von Brandenburg, Lieferung 4, Nr. 1102, S. 279, Nr. 1115, S. 284, Nr. 1142f., S. 291. 330 Köpke (Hg.): Cosmae chronica Boemorum, S. 203.

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5.2. Si aliquis… ab hostibus caperetur – Fürsten, Grafen, Ministeriale „wenn irgendeiner von uns im Krieg oder bei einer anderen unerwarteten Gelegenheit von den Feinden gefangengenommen werden sollte“ (Si aliquis nostrum occa­ sione gwerre siue aliter casu inopinato ab hostibus caparetur), dann sollte dies die einzige Ausnahme sein, in der die Bewohner von wittenburg und Boizenburg ihre Herren, die Grafen von Schwerin, mit einer Bedezahlung unterstützen wollten. Am 27. Juli 1279 hatten sie den amtierenden Grafen Helmhold (amt. 1262–1295) und Nikolaus († 1323) das Versprechen abgerungen, von weitergehenden Sonderzahlungen verschont zu bleiben.331 Die Schweriner Brüder gestanden ihren Untergebenen dieses Privileg zwar zu, sie dachten aber nicht im Geringsten daran, auf die vasallitische Finanzhilfe im Falle von Gefangenschaft und Auslösung zu verzichten – und das aus gutem Grund. In die gierigen Hände eines Konkurrenten zu fallen, stellte eine große Gefahr für den Adligen des Mittelalters dar. Allzu oft wartete die Gefangenschaft am glücklosen Ausgang eines bewaffneten Konflikts. Die occasio gwerre wurde denn auch explizit in der Urkunde der Schweriner erwähnt. Ein derart widriges Schicksal vermochten die Grafen in der eigenen Familiengeschichte zu finden: In den Kämpfen um den Norden des reiches, in denen Heinrich der Löwe seine Vormachtstellung zurückzuerlangen suchte, war 1189 Graf Helmhold I. (amt. 1185–1194) zum Gefangenen geworden. Angeblich habe er sich ein Jahr später für 300 Mark Silber freikaufen müssen.332 Das Privileg Helmholds und Nikolaus’ von Schwerin spricht aber auch von „unerwarteten Fällen“ (casus inopinatus) durch die man seiner Freiheit verlustig gehen konnte. Möglicherweise hatten sie hier die tat des Großvaters vor Augen: Heinrich I. hatte 1223 den dänischen König hinterrücks überfallen und auf seine Burg entführt.333 Mit Blick auf die Vielzahl der ranzionierungen von 1100 bis 1300 nehmen sich die gefangenen Könige als Sonderfälle aus. Weit häufiger gerieten Herzöge, vor allem aber Grafen, ritter und Ministeriale in die Hände des Gegners. Diese Akkumulation auf den unteren rangstufen des europäischen Adels kann mit der fehlenden Exklusivität dieser Personengruppe(n) auf dem Schlachtfeld erklärt werden: während die Sicherheit des Königs besondere Aufmerksamkeit genoss,334 konnten ritter und 331 Recognoscimus publice protestantes et ad uniuersorum volumus noticiam deuenire, quod de mera animi nostri liberalitate cum dilectis ac fidelibus nostris militibus et vasallis in terra Wittenborch manentibus super quadam gracia eisdem facienda placitauimus et conuenimus in hunc modum: quod subditi ipsorum hoc anno tantum dabunt nobis pro peticione de quolibet manso marcam Lubicensium denariorum, ea tamen condicione, quod nos et heredes nostri ipsos ab omni peticione perpetuo habebimus supportatos; hoc tamen excepto, si aliquis nostrum occasione gwerre siue aliter casu inopinato ab hostibus caperetur, quod dominus auertat, vel saltem parwlos nostros thoro legitimo pro amicorum nostrorum consilio locaremus, tunc terram nostram petere possumus, ut nobis subueniant in subsidium expensarum. MUB 2, Nr. 1504, S. 609f. 332 Pertz (Hg.): Arnoldi abbatis Lubecensis Chronica, Buch 5, Kap. 2, S. 180. 333 Siehe S. 84ff. 334 Vasallenpflicht und Ehre geboten es, den Lehnsherrn auch in der Schlacht vor Gefahr zu schüt-

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Ministeriale nicht erwarten, dass sich die Kampfgefährten der Gefahr des todes oder der Gefangennahme aussetzten, um sie zu retten. Auf der anderen Seite machen sowohl die Gefangenschaften ottos und Albrechts von Braunschweig-Lüneburg als auch diejenige Markgraf ottos von Brandenburg deutlich, dass die Bemühungen der Vasallen, ihre Lehnsherren vor feindlichen übergriffen zu schützen, nicht selten fehlschlugen. Das Verlangen nach Ausschaltung von Banner- und Heerführer – sei es durch deren Gefangennahme oder deren tod – dürfte den Gegner erst recht beflügelt haben, gerade den hochrangigen Schlachtenteilnehmern zu Leibe zu rücken. So findet sich unter den Gefangenen des 12. und 13. Jahrhunderts die ganze soziale Bandbreite des europäischen Adels. 5.2.1. Lösegelder unter Johann Ohneland Amphulsus Tillo Der Umstand, dass sich der englische König Johann ohneland während der 17 Jahre seiner regierung wiederholt in kriegerischen Auseinandersetzungen mit seinen Baronen aufrieb und dabei zahlreiche Gefangene machte, prädestiniert seine Herrschaftszeit für die Suche nach einer Systematik von Freilassungsbedingungen. Der soliden englischen Verwaltung ist es zu verdanken, dass mit den sogenannten Pipe Rolls eine optimale Dokumentation der Gefangenschaften und Auslösungsvereinbarungen zur Verfügung steht. was die Existenz von Lösegeldern angeht, so übertrifft die Anzahl der Einträge unter Johanns Herrschaft die seiner unmittelbaren Vorgänger und Nachfolger deutlich. Die Lösegeldforderungen des englischen Königs folgten einem Muster: Am 6. September des Jahres 1207 traf er mit einem in der Forschung weitgehend unbekannten Mann namens Amphulsus tillo eine versöhnliche übereinkunft (finis)335. zen. Als Philipp II. im Gefecht von Bouvines vom Pferd geschlagen wurde, waren es die ritter seines Banners, die herbeigeeilt waren und den bedrängten König aus dem Griff seiner Feinde befreiten. Siehe dazu Bennett u. a. (2005): Kriege im Mittelalter, S. 115. 335 Die Jovis, proximo ante nativitatem beate Mariæ, apud Holewell, in Blakamor, convenit inter Dominum Johannem Regem Angliæ & Amph. Till. de redemptione ipsius Amph. Till. videlicet, quod idem Amph. debit domino Regi decem millia Marcarum, de quibus pacabit, antequam exeat de prisona, duo milia Marcarum. Et decem equos, quilibet de pretio triginta Marcarum, vel triginta Marcas pro quolibet. Et de septem millibus & septingentis Marcis dabit Domino Regi obsides, scilicet, fratrem suum, & filium suum, & duas filias suas, & quinque de militibus suis prisionibus, quos Dominus Rex eligere et retinere voluerit. Prædictos vero obsides suos, scilicet, fratrem, & filium & filias suas venire faciet in Angliam, antequam exeat de prisona, & infra natale Domini, Anno, & c. Nono. Et per prædictam redemptionem & obsides suos libera­ buntur omnes milites ipsius Amph. quos idem Rex habet in prisona, præter prædictos quinque, qui remanebunt similiter obsides donec prædicta pecunia tota persolvatur. Sed ipse Amph. postquam reddiderit prædicta duo millia Marcarum, & decem equos, vel pretium eorum, sicut dictum est, & prædictos obsides venire fecerit, ut dictum est, tunc liberabitur & ibit in patriam suam ad quærendam redemptionem suam; &, si eam perquirere, & reddere potuerit ad terminos, quos Dominus Rex ei constituet, in recessu suo eam reddet ad gratum Domini Regis, &, ea soluta, liberabntur prædicti obsides sui, tam milites quam alii. Si vero eam reddere non poterit, sicum dictum est, idem Amph. redibit, & ponet se in prisona Domini Regis; & tunc liberabntur

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Johann schwor, seinen Gefangenen freizulassen, sobald er von diesem 10.000 Mark erhalten habe. Da spezifische Angaben fehlen, handelte es sich bei dem Betrag entweder um 2.338,120 kg Silber (Gewichtsmark, berechnet nach der Londoner Mark) oder um 1.942,056 kg Silber in 1.440.000 Sterlingmünzen (Zählmark).336 Im Angesicht der relativen übereinstimmung der errechneten werte wirkt sich der Informationsmangel hinsichtlich des Gewichtes und der währung nicht besonders gravierend auf die Erkenntnisse über das Lösegeld aus. In jedem Fall war die Summe hoch. Beide Seiten waren sich darüber im Klaren, dass ein solcher Betrag nicht in einer einmaligen Zahlung abgegolten werden konnte. Daher kam man überein, dass Amphulsus dem König 2.000 Mark, was entweder 467,624 kg (Londoner Mark) oder etwa 388,411 kg (Sterlingmünzen) Silber entsprach, sowie zehn Pferde im wert von jeweils 30 Mark im Vorfeld seiner Freilassung übergeben sollte. Der restbetrag von 7.700 Mark wurde durch Geiseln sichergestellt, die vor der Freilassung des Gefangenen nach England zu kommen hatten. Diese Geiseln waren enge Verwandte einerseits (Bruder, Sohn und zwei töchter) sowie fünf ritter andererseits, die mit ihrem Herrn gemeinsam im Gefängnis des Königs einsaßen. Das Lösegeld sollte nicht nur Amphulsus’ Freilassung erwirken. Vielmehr handelte es sich um ein kollektives Lösegeld: König Johann versprach, für die ausgemachte Summe sowohl den Baron als auch seine ritter aus der Haft zu entlassen. Noch am Ausstellungstag der Vertragsurkunde richtete Johann ohneland ein Schreiben an seine Baillis, in welchem er sie über den Abschluss der finis informierte und sie aufforderte, den Bemühungen um die Aufbringung des Geldes nicht im wege zu stehen.337 Eine Verzögerung der Lösegeldzahlung war unerwünscht. offensichtlich erkannte der König die Herausforderung, die die Akquise von 10.000 Mark frater, & filius, & filiæ ipsius, & quinque milites prædicti remanebunt in prisona; & remanebunt Domino Regi duo milia Marcarum prædicta, & decem equi, vel pretium eorum quieta in deper­ dito ipsius Amph. Debet autem idem Amph. facere constare Domino Regi, per Hospital. fide dignos, antequam eat de prisona, quod prædictus frater, & filius, & filiæ ejus sunt ei germanæ, & de matrimonio. Et, si præfatus Amph. redierit in prisona, & reduxerit secum in prisona de prædictis militibus suis, qui cum eo liberati fuerunt, Dominus Rex reddet ei, de prædictis millibus Marc. & de pretio prædictorum 10 equorum, quæ cum aliis millibus Marc. sunt in deperdito, ut dictum est, quæ tamen pertinent ad prædicta millia Marc. & pretium decem equorum præ­ dictorum, secundum numerum militum suorum qui secum redierint in prisonia. Et in huius rei testimonium Dominus Rex sigillum suum apposuit parti hujus Cyrograhæ, quæ prædicto Amph. remanebit; & idem Amph. similiter sigillum suum apposuit parti quæ Domino Regi remanebit. rymer (Hg.): Foedera, Bd. 1.1, S. 96. 336 Da der englische Sterling die einzige in England zirkulierende Münze war, deren Prägung ausschließlich in Händen des englischen Königs lag, war es nicht nötig, die währung explizit zu erwähnen. Dazu Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 154f. Da am königlichen Hof gleichermaßen in Gewichtsmark und Zählmark gerechnet wurde, kann unmöglich entschieden werden, auf welche Berechnungsgrundlage am 6. September 1207 zurückgegriffen wurde. Die Londoner Gewichtsmark brachte 233,812 g auf die waage; die Zählmark enthielt 144 Sterlingmünzen, von denen jede ein Gewicht von durchschnittlich 1, 458 g (Feingehalt 925/1000) hatte. Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 87; vgl. auch Hävernick (1930): Der Kölner Pfennig, S. 46. 337 Hardy (Hg.): rot. Litt. Pat., Bd. 1.1, S. 75.

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darstellte. Dieser Sorge rechnung tragend ließ Johann eine Klausel in den Vertrag vom 6. September aufnehmen, die verlangte, dass Amphulsus tillo in die Gefangenschaft zurückkehren sollte, sofern er nicht in der Lage wäre, seine Zusagen zu erfüllen.338 würde seine rückkehr freiwillig erfolgen, sollten die Geiseln aus der Haft entlassen, sowie die bereits bezahlten 2.000 Mark und die bis dahin übergebenen Pferde zurückerstattet werden. In einer Klausel des Vertrages klingt an, dass Johann die leiblichen Verwandten seines Gefangenen nicht persönlich kannte oder er sie zumindest lange Zeit nicht mehr gesehen hatte. Um einem Betrugsversuch bei der Auslieferung der Geiseln vorzubeugen, wurde Amphulsus zu dem Schwur genötigt, dass es sich bei den zu Geiseln bestimmten Angehörigen tatsächlich um Mitglieder seiner Familie handelte. Personen nämlich, die in keinem familiären (und vasallitischen) Verhältnis zu ihm standen, waren als Zahlungsgarantie nur wenig geeignet. Johann erhielt, wen er erwartet hatte. Am 25. Juli 1213 erging ein herrschaftlicher Erlass an den Sheriff Engelhard von Cigogné, in welchem dieser aufgefordert wurde, Bruder, Sohn sowie die beiden töchter des Barons an den königlichen Hof zu senden.339 Engelhard war vom König mit der Unterbringung der Geiseln beauftragt worden. Da er sie nun zu sich an den Hof beorderte, bedeutet dies wohl, dass er die Geiseln nach Hause schicken wollte. Es ist anzunehmen, dass er einen teil des Lösegeldes, vielleicht sogar alles, erhalten hatte. wegen der unzureichenden Quelleninformationen lässt sich aber keine Gewissheit darüber erlangen, ob die 10.000 Mark vollständig in die königliche Schatzkammer geflossen sind oder ob ein Teil der Schulden erlassen worden ist. Wilhelm von Aubigny Einzahlungen in das königliche Schatzamt lassen sich am Beispiel von Amphulsus tillo nicht nachweisen. Anders liegt der Fall des englischen Barons wilhelm von Aubigny († 1236), des Herrn von Belvoir (Co. Leicestershire, East-Midlands). Unter richard Löwenherz noch Sheriff wurde wilhelm bald nach dem Herrschaftsantritt Johann ohnelands zum Gegner des Königs. Im Verlauf des Jahres 1215 schloss er sich den gegen Johann rebellierenden Baronen an. Am Ende blieb wilhelm jedoch nichts weiter übrig, als sich den truppen der Krone zu unterwerfen. Seine Güter wurden konfisziert, er selbst in Gewahrsam genommen.340 Nach strenger Haft auf der Festung Corfe (Co. Dorset, Süd-west-England) erteilte Johann ohneland am 12. November den Befehl, die bei rochester gemachten Gefangenen, zu denen auch wilhelm von Aubigny gehörte, in salva custodia unterzubringen.341 Die Milderung 338 rymer (Hg.): Foedera, Bd. 1.1, S. 96. über die Finanzmittel englischer Barone ist nur wenig bekannt. Göllmann (2002): Das Geld des Königs, S. 44. 339 Hardy (Hg.): rot. Litt. Pat., Bd. 1.1, S. 102. 340 Dazu Hardy (Hg.): rot. Litt. Claus., Bd. 1, S. 241f., S. 352, S. 358; Ders. (Hg.): rot. Litt. Pat., Bd. 1.1, S. 165. Siehe auch Göllmann (2002): Das Geld des Königs, S. 167; Appleby (1958): Johann „ohneland“, S. 215ff. 341 Tunc rex, licet invitus, consilio ejus et aliorum virorum prudentum adquiescens Willelmum de Albeneio […] misit ad castrum de Corf sub arcta custodia deputandos. Hewlett (Hg.): rogeri de wendover liber, Bd. 2, S. 151; Hardy (Hg.): rot. Litt. Claus., S. 241.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

der Haftumstände war gleichbedeutend mit der Bereitschaft des englischen Königs, seinen Gefangenen freizugeben. Die Verhandlungen über die Freilassung führte wilhelms Ehefrau Agathe trussebut, der in dieser Sache mehrmals freies Geleit zum Königshof gewährt wurde.342 Der Umstand, dass Agathe zwischen November 1215 und Februar 1216 wiederholt bei Johann vorsprach, lässt darauf schließen, dass die Verhandlungen nicht sofort zu einem Ergebnis geführt hatten. Erst im August 1216 konnte eine Einigung erzielt werden. Das Lösegeld wurde mit 6.000 Mark beziffert.343 Im Moment der übereinkunft gab Johann seinen Amtsmännern den Befehl, Agathes Bemühungen ad faci­ endum inde denarios ad redempcionem ejusdem Wilhelmi nicht zu behindern.344 Der ausdrückliche Verweis auf die Denare legt die Vermutung nahe, dass der König die 6.000 Mark in englischen Sterlingen erwartete. Die Familie des Gefangenen sollte 864.000 Sterlingmünzen mit einem Feingehalt von 1.165,234 kg Silber im Exchequer abliefern.345 Die Beschaffung des Lösegeldes besorgten Agathe trussebut und der Kaplan wilhelm von Bidford. Beide bekamen dafür eine königliche Vollmacht, die ihnen gestattete, im gesamten Herrschaftsgebiet Geld zu sammeln.346 Als erstes suchten sie bei Anverwandten und Verbündeten um finanzielle Unterstützung nach. Diese Bemühungen hatten Erfolg. Bereits nach wenigen wochen verzeichneten die königlichen Schatzmeister: Agatha Trussebut uxoris Willelmi de Albiniac et Willelmi capellani sui quingentas marcas de fine nobiscum facto per redempcione iam dicti Willelmi de Albiniac.347 Die Suche nach fremder Hilfe war nicht ausreichend, um die Schuld gegenüber der Krone vollständig begleichen zu können. Deshalb durfte Agathe mit königlicher Erlaubnis, die Holzreserven auf den Ländereien ihres Mannes verkaufen. Agathe hatte Johann ohneland um eine Verkaufsgenehmigung gebeten, um aus dem Erlös den zweiten teil des Lösegeldes aufzubringen.348 Bald darauf gelangten weitere 200 Mark in die Kasse des Königs.349 Johann war so sehr an dem Geld gelegen, dass er seinen Sheriff Philipp Marc anwies, die zuvor von seinem Gefangenen eingezogenen Ländereien wieder an die Baronin auszuhändigen, damit sie aus deren Erträgen Kapital schlagen konnte.350 342 Ders. (Hg.): rot. Litt. Pat., S. 160f., S. 164, S. 166. 343 Will[elmu]s de Albiniac[a] fine[m] fecit cu[m] d[omi]no Reg[i] p[er] sex mil[lia] marc[as] p[ro] delib[er]ac[i]one sua a p[ri]sona d[omi]ni Reg[is]. Ders. (Hg.): rot. ob. Fin., S. 599. 344 Ders. (Hg.): rot. Litt. Claus., Bd. 1, S. 280. 345 Eine Mark bestand aus 144 Sterlingmünzen, von denen jede ein Gewicht von durchschnittlich 1, 458 g (Feingehalt 925/1000) hatte. Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 87; vgl. auch Hävernick (1930): Der Kölner Pfennig, S. 46. 346 Willelmus de Buteford, capellanus Willelmi de Albiniac habet litteras de conductu in eundo per totam potestatem domini Regis ad redempcione domini sui perquirendam. Hardy (Hg.): rot. Litt. Pat., S. 187 (18.06.1216). Die Erlaubnis Agathes siehe ebd., S. 191 (18.07.1216). 347 Ebd., S. 190. 348 Hardy (Hg.): rot. Litt. Claus., S. 277. 349 recepimus […] ducentes marcas per manum Agathae Trussebute uxoris ipsius Willelmi. Ders. (Hg.): rot. Litt. Pat., S. 192. 350 Ders. (Hg.): rot. Litt. Claus., S. 287.

5. Die Lösegelder christlicher Gefangener

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Angesichts der fortwährenden Unruhen, die das englische reich heimsuchten, war die Sicherstellung des finanziellen Nachschubs ein existenzielles Anliegen Johann ohnelands. Als zu Beginn des Sommers 1216 auch der französische König im osten Englands landete, wurde die Bereitstellung von Barmitteln zur Bezahlung von truppen und Kriegsgerät zu einer umso dringlicheren Angelegenheit. Die Sheriffs von warwick und Leicester mussten sogar wilhelm von Aubignys Getreuen freilassen, damit diese bei der Geldakquise helfen konnten.351 Die Bereitschaft des Königs, alle widrigkeiten zu beseitigen, die Agathe von der Beschaffung des ersehnten Geldes abhielten, spricht für die Bedeutung des Lösegeldbetrages. Es handelte sich hierbei – und dies zeigt ein Blick auf die in der regel geforderten Lösegelder – nicht um eine Pauschalsumme, sondern um einen Geldwert, den der König nur selten bekam. Johann überließ deshalb nichts dem Zufall. Der König richtete sich sogar an die Vasallen des Ehepaares und forderte sie auf, ihren teil zur Beschaffung der 6.000 Mark beizutragen. Der örtliche Sheriff erhielt den Auftrag, diesen Befehl zu verbreiten.352 In welchem Umfang die königliche weisung Erfolg zeigte, kann im Einzelnen nicht gezeigt werden. Angesichts der weiteren, kurzfristigen Zahlungseingänge (240 Mark im September, 100 Mark im oktober)353 kann aber getrost davon ausgegangen werden, dass die Vasallen den Anweisungen Folge leisteten. Innerhalb eines Jahres hatten Agathe trussebut und ihre Helfer 1.050 Mark (etwa 203,916 kg Silber) an den königlichen Exchequer abgeführt. Das entsprach mehr als einem Sechstel des Gesamtbetrages. Diese teilsumme erlaubt einen zaghaften Eindruck von der Belastung, die eine solche Geldschuld darstellte. Die ressourcen der eigenen Ländereien reichten zur Begleichung nicht aus, wollte man die eigene, standesgemäße Lebensführung nicht beeinträchtigen. Verwandte und Freunde, die sich über ganz England verteilten, mussten um Mithilfe gebeten werden. Betrachtet man die im Vergleich zum Gesamtbetrag geringen raten, kann deren Unterstützung nicht allzu groß gewesen sein. wie viele Jahre die Abzahlung der 6.000 Mark in Anspruch genommen hätte, bleibt ungeklärt. Bereits am 19. oktober 1216 verstarb Johann ohneland, ohne das er auch nur die Hälfte des Lösegeldes erhalten hatte. Zum 25. November vermerkte roger von wendover in seinen Flores Historiarum: Eodem tempore, in die beatæ Catharinæ virginis et martyris, exivit de carcere no­ bilis vir Willelmus de Albeneio, facto prius fino pro redemptione sua sex millium marcarum.354 Der Nebensatz mit dem Adverb prius deutet an, dass wilhelm von der Zahlung weiterer raten verschont geblieben war. womöglich hatte Johanns Nachfolger Heinrich III. die umgehende Freilassung des Barons angeordnet, aus Angst, seinen Herrschaftsantritt durch die Forstsetzung einstiger Querelen zu gefährden.

351 Ebd., S. 287. 352 Hardy (Hg.): rot. Litt. Claus., S. 287; Ders. (Hg.): rot. Litt. Pat., S. 191. Dazu auch Göllmann (2002): Das Geld des Königs, S. 167. 353 Hardy (Hg.): rot. Litt. Pat., S. 187, 199. 354 Hewlett (Hg.): rogeri de wendover liber, Bd. 2, S. 200. Das wilhelm frei war, beweist auch Hardy (Hg.): rot. Litt. Claus., S. 298, S. 301 usw.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

Die Systematik königlicher Lösegeldforderungen Dass Johann ohneland bei der Berechnung der baronialen Lösegelder die Schwere ihres Vergehens gegen sein Amt und seine Person mit einkalkulierte, beweist der Fall Gilbert Fitz reinfreds, des Barons von Kendal (Co. Cumbria, Nord-westEngland). Bis zum November 1215 kämpfte Gilbert an der Seite wilhelms von Aubigny und war, wie dieser, beim Fall der Burg rochester in Gefangenschaft geraten.355 Die übereinkunft zwischen Gilbert und Johann ohneland hält ausdrücklich fest, dass sich der Baron für eine Summe von 12.000 Mark (vermutlich 2.589,408 kg reinsilber in Sterlingen)356 nicht nur seine Freilassung und die dreier ritter (darunter sein Sohn wilhelm) erkaufen durfte sondern auch benivolencia und gra[tia] des Königs. Eine reihe von Geiseln und zwei Burgen sollten Johann des Geldes sowie der künftigen treue des Gefangenen versichern.357 Die 12.000 Mark stellten nicht nur ein Lösegeld dar, sie waren auch der Preis für die wiedererlangung der königlichen Gnade, die Gilbert durch seinen Aufstand verloren hatte. Einen einmaligen Fehltritt mochte Johann verzeihen. Den König ein zweites Mal zu hintergehen war dagegen ein gefährliches Spiel. wie unversöhnlich er sich gegenüber seinen Feinden gebärden konnte, musste wilhelm von Braose († um 1211) erfahren. Im Jahre 1208 hatte Johann, der die Braoses als Verräter verdächtigte, den Baron als Geisel und Garanten für die Loyalität der Familie gefordert. Die überstellung an den Königshof suchte wilhelm zu verhindern. Zusammen mit seiner Frau Mathilde († 1220) und den gemeinsamen Söhnen ergriff er die Flucht, welche die Familie zuerst nach Irland, anschließend nach Schottland führte. Dort angekommen endete der strapaziöse Fluchtversuch jäh, als die Braoses von Männern des Königs aufgegriffen wurden. Als wiedergutmachung und Lösegeld boten die Braoses die enorme Summe von 40.000 Mark, die Johann nach anfänglichem Zögern akzeptierte. Die vorübergehende Freiheit, die Johann dem Familienoberhaupt gewährte, um die Bezahlung zu organisieren, nutzte wilhelm zu einer erneuten Flucht. Diesmal nahm er Zuflucht in Frankreich, wo er wenig später starb.358 Der rache beraubt verlagerte sich der Zorn des englischen Königs auf Mathilde und ihre Kinder. Sie mussten für wilhelms wiederholtes Vergehen büßen. Ihre Freiheit erlangten sie nicht wieder. Gleich mehrere Quellen überliefern, dass Mathilde und ihr ältester Sohn in ihren Zellen in windsor verhungert wären.359 Noch vier Jahre nach deren Ableben befan355 Burke (1883): A genealogical History, S. 313. Zur wenig bekannten Person Gilbert Fitz reinfreds siehe auch Göllmann (2002): Das Geld des Königs, S. 187. 356 Eine Mark bestand aus 144 Sterlingmünzen, von denen jede ein Gewicht von durchschnittlich 1, 458 g (Feingehalt 925/1000) hatte. Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 87; vgl. auch Hävernick (1930): Der Kölner Pfennig, S. 46. Es ist freilich nicht auszuschließen, dass der Betrag nach dem Londoner Gewicht zu 233,812 g berechnet wurde. Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10. In diesem Fall hätte Gilberts Lösegeld 2.805,744 kg Silber betragen. 357 Hardy (Hg.): rot. ob. Fin., S. 570f. 358 Luard (Hg.): Annales monastici, Bd. 1, S. 30, z. J. 1210; auch warren (1997): King John, S. 185ff. 359 Bei roger von wendover heißt es: Eodem tempore Matildis, fœmina nobilis et uxor Willelmi de Brausia, et filius ejus et hæres Willelmus, et uxor ejusdem Willelmi, apud Windleshores carcali custodiæ deputati, jubente Anglorum rege, fame perierunt. Hewlett (Hg.): rogeri de wendover liber, Bd. 2, S. 57. Vgl. auch Stevenson (Hg.): radulphi de Coggeshall Chronicon, S. 164; Luard

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den sich Anverwandte der Braoses in königlichem Gewahrsam: Am 2. Juli 1214 befahl Johann ohneland Engelhard von Cigogné, die Unterbringung der nepotes wilhelms von Braose sub salva custodia fortzusetzen.360 Die eingezogenen Ländereien hatte Johann unterdessen an treuere Vasallen weitergegeben.361 Das Beispiel wilhelms von Braose enthüllt, dass das Angebot eines Lösegeldes nicht permanent zur Verfügung stand, um die Gnade Johann ohnelands und die eigene Freiheit zu erlangen. Im Vergleich zu den Summen, die Gilbert Fitz reinfred, Amphulsus tillo und wilhelm von Aubigny für die gleiche Leistung zahlten, waren die 40.000 Mark (7.768,224 kg Silber in Sterlingen oder 9.352,48 kg Silber Londoner Gewicht), die der Baron von Braose angeboten hatte, unverhältnismäßig hoch. Ihre Höhe richtete sich nach dem Vergehen, dessen sich dieser gegenüber seinem Lehnsherrn schuldig gemacht hatte. Anders als bei den vorgenannten Baronen, bestand Wilhelms Unrecht nicht allein aus der Auflehnung gegen den König. Mit der Zahlung musste auch für die anschließende Flucht wiedergutmachung geleistet werden, durch welche sich wilhelm der königlichen Gerichtsbarkeit zeitweilig entzogen hatte. Als er die Vereinbarungen mit Johann wiederum brach, indem er das Vertrauen des Königs ein zweites Mal missbrauchte, machte er sich des erneuten treuebruchs schuldig. Der rückfall zwang Johann zu härteren Sanktionen. Der Plantagenêt entschied sich, auf Lösegeld zugunsten eines Exempels zu verzichten. Da er wilhelms selbst nicht mehr habhaft werden konnte, nahm er an seiner Familie rache. Die rigorose Behandlung Mathildes von Braose und ihrer Söhne steht allerdings als ein Sonderfall neben den zahlreichen Gefangenschaften in der regierungszeit Johann ohnelands. In der regel stand an deren Ende die Freilassung der Gefangenen. Auf der Ebene der ritterschaft ist zu beobachten, dass Johann Lösegelder gezielt zum Erwerb der königlichen Gnade und zur Freilassung aus dem Gefängnis eintrieb. Dabei entwickelte er eine gewisse Planmäßigkeit, die aus den vielfach erhaltenen fines (d. i. mit Strafen verbundene Vereinbarungen zur wiederherstellung der königlichen Huld) herausgelesen werden kann. Von den rittern, die sich zwischen 1213 und 1216 an den gegen ihn gerichteten Aufständen beteiligt hatten, verlangte er in aller regel einen zwei- oder dreistelligen Geldbetrag, der in einigen Fällen durch die Abgabe eines oder zweier Pferde ergänzt wurde.362 100 Mark und zwei reitpferde sollte Arnold Emerich abgeben und bis dahin einen Bürgen stellen. Er war von Handlangern des Königs bei der Belagerung von Peterborough (Co. Cambridgeshire, ostengland) gefangen genommen worden.363 Zwei andere ritter, die ebenfalls bei Peterborough in Haft geraten waren, hatten die gleiche Summe für ihre Freiheit zu

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(Hg.): Annales monastici, Bd. 1, S. 30, z. J. 1210, S. 59, z. J. 1210; Bd. 2, S. 81, z. J. 1211, S. 265, z. J. 1210; Bd. 4, S. 399, z. J. 1210. Hardy (Hg.): rot. Litt. Claus., Bd. 1, S. 159. Johann informierte am 7. Juni 1213 Engelhard von Cigogné, dass er Land, dass wilhelm von Briouze innehatte und sich nun in der Hand des Königs befinde, den Templern schenke. Ebd., S. 159. Nur in äußerst seltenen Fällen gab sich der König ausschließlich mit einer Anzahl von Pferden zufrieden. Z. B. Hardy (Hg.): rot. ob. Fin., 495. Ebd., S. 465f. 1213 hatte Johann angeordnet, Arnold sub salva custodia ad nos mittatis; vielleicht um mit ihm über ein Lösegeld zu verhandeln. Ders. (Hg.): rot. Litt. Claus., Bd. 1, S. 136. 1214 wird die Zahlungsverpflichtung immer noch geführt; Arnold hatte demnach noch nichts einge-

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zahlen.364 Man kann sich des Eindrucks nur schwer erwehren, dass man den ranggleichen Gefangenen von Peterborough aus Pragmatismus denselben Lösegeldbetrag auferlegte. Möglicherweis hatte man dies mit den drei Männern in gemeinsamer Verhandlung abgesprochen. Ein Betrag von 100 Mark war bei den Lösegeldern Johann ohnelands keine seltene Forderung. Auch wilhelm von Cusack einigte sich mit dem König im Jahre 1213 auf diese Summe. wieder sollte ein Bürge die Zahlung sicherstellen.365 Den gleichen Betrag musste Gottfried von Kenfach Johann bieten, als er seinen Sohn aus königlicher Haft zu erlösen hoffte.366 Die Lösegelder unter König Johann bewegten sich für gewöhnlich innerhalb einer Preisspanne von wenigstens 20 Mark bis höchstens 500 Mark. Den Mindestbetrag etwa bekam im oktober 1216 Johann von Grasmeinnil auferlegt, „der durch Diener [des Königs] bei Berkhamsted (Co. Hertfordshire, ostengland) festgenommen worden war und im Gefängnis des Herrn Königs mit diesem eine fines […] für ein Lösegeld von 20 Mark machte.“367

Ein anderer ritter schaffte es, von den ihm auferlegten 500 Mark innerhalb von zwei Jahren 92% (460 Mark) zu begleichen.368 In einem anderen Fall nahm der König einen robert von rokella wieder in seine Gunst auf, nachdem dieser 500 Mark bezahlt hatte.369 Die Lösegelder wurden nicht nur in Mark berechnet. Auch das Zählpfund, welches 240 Pfennigen entsprach, findet sich in den Dokumenten des englischen Exchequer. Zum Jahr 1207 fixierten die Pipe Rolls das Lösegeld eines Adam von tyndale. Für seine Freilassung hatte dieser der rechnungskammer des Königs zehn Pfund, also 2.400 Sterlinge, zu übergeben. Da er neun Pfund bereits bezahlt habe, so der Vermerk des Schreibers, blieb Adam dem König nunmehr 20 Schilling (zu je zwölf Sterlingen) schuldig.370 Im Jahr darauf verzeichnete das Schatzamt den Erhalt des noch ausstehenden Geldes und erklärte die Angelegenheit für erledigt.371

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zahlt. Sein Bürge, ein Major von Angoulême, verblieb beim König. Ders. (Hg.): rot. ob. Fin., S. 524. Ebd., S. 466. Ebd., S. 479 sowie Hardy (Hg.): rot. Litt. Pat, Bd. 1.1, S. 102. Das Geld sollte der Erzbischof von Dublin an den königlichen Hof schicken. Ders. (Hg.): rot. Litt. Claus., Bd. 1, S. 174; Ders. (Hg.): rot. Litt. Pat., Bd. 1.1, S. 143. Die tatsache, dass die vollständige Summe zwei Jahre später immer noch in den Unterlagen des Exchequer erscheint, ist ein Indiz dafür, dass bis 1215 kein Geld geschickt worden ist. Ders. (Hg.): rot. ob. Fin., S. 551. Zu wilhelm von Cusack siehe Chruch (1994): the earliest English muster roll, S. 3, Anm. 15. Hardy (Hg.): rot. ob. Fin., S. 552. q[ui] capt[us] fuit p[er] s[er]vientes de Berkhamsted (Co. Hertfordshire, Ostengland), [e]t in p[ri]sona d[omi]ni Regis fuit fine[m] fec[it] cu[m] d[omi]no Reg[i] […] p[ro] redempc[i]o[n]e sua p[er] viginti m[arcas], [e]t d[omi]no Regi dedit in obsidem filiu[m] suu[m] p[ri]mogenitu[m] p[ro] redempc[i]o[n]e sua de fine p[rae]d[i]c[t]o d[omi]no Regi solvendo. Hardy (Hg.): rot. ob. Fin., S. 601. Ebd., S. 470f. sowie S. 552. Ebd., S. 596f., S. 604; Hardy (Hg.): rot. Litt. Claus. Bd. 1, S. 267. Kirkus (Hg.): the Great roll of the Pipe, John 9, S. 66. Stenton (Hg.): the Great roll of the Pipe, John 10, S. 94.

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Viele der Beträge konnten nur ratenweise bezahlt werden, was nicht selten durch die Stellung von Bürgen oder Geiseln abgesichert wurde. Zuweilen kam es vor, dass sich der Zahlende bei der Einwerbung des Geldes verrechnete. Den Beweis für eine derartige Fehlkalkulation liefert ein Vermerk in den Pergamentrollen des Exchequer vom Sommer 1213. Dort heißt es, robert Le Bigod seien fünf Mark und sieben Schilling zurückzuerstatten, welche dessen Frau zu viel bezahlt habe. Dass sich möglicherweise die königlichen Beamten bei der Eintreibung der festgelegten 500 Mark von einer Art übereifer haben fortreißen lassen, mag ursächlich für die ausdrückliche Anordnung gewesen sein, robert und seine Ehefrau zukünftig in dieser Sache nicht mehr zu belästigen.372 Johann zeigte sich durchaus bereit, auch seine eigenen Männer für Verfehlungen und Nachlässigkeiten zu bestrafen. Dies hatte im Jahr 1212 Hugo von Neville zu spüren bekommen. weil zwei Gefangenen, mit deren Bewachung er betraut worden war, der Ausbruch gelang, musste er eine Strafzahlung von 6.000 Mark an den König leisten.373 Die Summe entsprach vermutlich dem Lösegeld, das sich der König für die beiden Flüchtigen erhofft hatte. 5.2.2. Das Heer der Gefangenen von Bouvines Die Quellen Von den wenigen Entscheidungsschlachten des Mittelalters ist die Schlacht von Bouvines eine der bekanntesten. Ihre Bekanntheit verdankt sie nicht allein den prominenten teilnehmern und ihrem folgenreichen Ausgang, sondern auch dem Umstand, dass sie von den Zeitgenossen mit großem Interesse verfolgt und ausführlich dokumentiert worden ist. wer sich die Erforschung von Gefangennahmen und Lösegeldern zur Aufgabe gesetzt hat, kann von dieser achtbaren Überlieferung profitieren. Eine detailreiche Schlachtbeschreibung374 sowie Zahlen und Namen der Gefangenen liefert wilhelm Brito. Als Kaplan des französischen Königs Philipp II. Augustus war er persönlich zugegen, als die Schlacht am 27. Juli 1214 nahe des flandrischen Örtchens Bouvines (heute Reg. Nord-Pas-de-Calais, Frankreich) geschlagen wurde. Zum ruhm seines Herrn schrieb wilhelm die Ereignisse in gleich zwei werken nieder: Nicht lange nach den Kämpfen entstand seine Verschronik Philippidos, die er bis zum Jahr 1224 mehreren überarbeitungen unterzog. Eine

372 D[omi]N[u]S Rex p[er]donavit Rob[er]to le Bigod v. marc[as] [e]t vij. solidos, qui resta[n]t reddendi de fine quinq[ua]ginta marc[arum], q[ue]m Aelina ux[or] ej[us] nobisc[um] fecit p[ro] redempt[i]o[n]e ej[us]de[m] Rob[er]ti dum fuit i[n] p[ri]sona d[omi]ni Reg[is]. Et mandat[um] [est] bar[onibus] de scacc[ar]io q[uo]d ip[su]m Rob[ertu]m [e]t p[rae]d[i]c[t]am Aelina[m] in[de] quietos esse faciatis. Hardy (Hg.): rot. ob. Fin., S. 465. 373 Hugo de Neuill’ r. c. de vj milia m. pro habenda beneuolentia R. pro duobus prisonibus captis in castro de Carcferegus qui fuerunt in custodia sua et euaserunt. Stanton (Hg.): the Great roll of the Pipe, John 14, S. 157. 374 Eine gut lesbare, an wilhelm Brito orientierte Schlachtbeschreibung bietet Cartellieri (1922): Philipp II. August, Bd. 4.2, S. 460ff.

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zweite Schilderung des Kampfgeschehens fügte der Bretone den 1196 durch einen rigord verfassten Gesta Philippi Augusti hinzu.375 wie es die Eigenheit beinahe aller historiographischen werke des Mittelalters ist, richten auch die Schlachtenbeschreibungen wilhelm Britos den Fokus lediglich auf auserlesene Persönlichkeiten und ihre herausragenden taten, was auch für die Gefangenen gilt. Notgedrungen also muss die Untersuchung der Lösegelder auf ein paar wenige Personen beschränkt bleiben, obgleich bei Bouvines mehr als 150 Adlige aus dem Heer Kaiser ottos IV. in die Hände des französischen Königs gefallen waren.376 Der historische wert der wilhelminischen werke muss trotzdem als hoch gelten. Der Autor – obgleich seine Sympathie für die Sache Philipps II. unverkennbar ist – brachte auch dem Gegner respekt entgegen, indem er von pauschalen Verunglimpfungen absah und den Mut vieler der auf Seiten des Feindes kämpfenden ritter würdigte. Die Gefangenschaft eines Großteil der bei wilhelm Brito angegebenen Personen lässt sich anhand zweier Gefangenenlisten verifizieren, die Philipp von Frankreich wohl nicht lange nach Beendigung der Schlacht zum Zwecke einer übersicht anfertigen ließ. Eine dieser Listen wurde dem am 29. oktober 1214 zwischen Philipp II. und der Gräfin Johanna von Flandern († 1244) unterzeichneten Vertrag angehängt, der die Freilassung von Johannas Gemahl Ferdinand (amt. 1212–1233) zum Gegenstand hatte. Hier wurden 22 Namen flandrischer Adliger gemeinsam mit jenen Männern verzeichnet, die sich als Bürgen oder Geiseln für deren Lösegelder zur Verfügung gestellt hatten.377 Bedauerlicherweise sind der Vertrag und die Liste nur sekundär, nämlich in dem bereits angesprochenen tatenbericht des wilhelm Brito, überliefert. Beide texte erwecken den Eindruck, zu demselben Dokument zu gehören: einer Einigungsurkunde, die nicht nur über das weitere Schicksal des Grafen von Flandern, sondern auch über das seiner Vasallen entschied. Gegen die Authentizität dieses Schriftstücks können nur wenige Einwände erhoben werden. Als königlicher Kaplan wird wilhelm Brito selbst – aktiv oder passiv – an den Verhandlungen teilgenommen haben. war er nicht selbst anwesend, so wird er den Inhalt der Gespräche doch zumindest aus erster Hand erfahren haben. Unbestreitbar dürfte jedenfalls sein, dass er in den daraus entstandenen Kontrakt Einsicht nehmen und ihn für sein werk kopieren konnte. Formulierungen wie Inhalt entsprechen den Standards der königlichen Urkunden. Darüber hinaus ist es nicht einsichtig, warum sich wilhelm die Mühe machen sollte, das Ergebnis der Verhandlungen zu fingieren und in die Form einer Urkunde zu gießen. Umfangreicher als die flandrische Gefangenenliste ist ein zweites Verzeichnis, das die Unterbringung aller namentlich bekannten, adligen Gefangenen festhielt. 375 Delisle (Hg.): Gesta Philippi Augusti, S. 62ff.; Ders. (Hg.): Philippidos libri XII, S. 117ff. 376 Pertz (Hg.): Flandria generosa, Kap. 22, S. 333. Eine der Gefangenenlisten Philipps II. hält weit mehr Namen von Gefangenen fest. waitz (Hg.): Catalogus captivorum, S. 391ff. 377 Vertrag und Liste hatte wilhelm Brito seinen Gesta Philippi Augusti beigegeben. Delisle (Hg.): Gesta Philippi Augusti, S. 105ff. Eine neuere Edition der Ausgabe bei Baldwin (Hg.): Les registres de Philippe Auguste, Bd. 1, Nr. 41ff., S. 409ff. Im Folgenden wird aber nach der älteren Edition von Delisle zitiert, weil sie den Kontext der Gefangenliste deutlich erkennen lässt und auch Baldwin keine abweichende Lesart hat.

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Unglücklicherweise lag der Erstellung dieses Schriftstückes allein der wille zugrunde, die Aufenthaltsorte der einzelnen Gefangenen zu registrieren. Geldsummen werden nur für vier der über 160 Inhaftierten angegeben.378 Es kann gemutmaßt werden, dass die Liste bald nach der Schlacht angelegt worden war. Nach wilhelm Brito habe sich König Philipp nämlich noch am Abend des 27. Juli alle unterlegenen Adligen vorführen lassen und ihnen in einem Akt königlicher Gnade das Leben geschenkt. Anschließend habe er befohlen, sie zu fesseln und auf Karren an verschiedene orte zur Einkerkerung zu bringen.379 Vermutlich ließ der König noch im Heerlager die Namen der besiegten Gegner sowie deren Bestimmungsorte niederschreiben. Spätestens jedoch nach dem Abtransport dürfte das Verzeichnis niedergeschrieben worden sein. Die Nennung der vier Lösegeld- bzw. Bürgschaftssummen weist darauf hin, dass bereits zu diesem frühen Zeitpunkt erste Gespräche über die Auslösung der Gefangenen stattgefunden hatten und erste Einigungen erzielt worden waren. Schlachtausgang und Gefangennahmen über den Ablauf der Schlacht bei Bouvines seien an dieser Stelle nur wenige worte verloren, da er für die Untersuchung nur bedingt von Belang ist und in der historischen Literatur bereits ausführlich besprochen wurde.380 Am Sonntag, dem 27. Juli 1214, standen sich auf einem Feld nahe dem ort Bouvines zwei feindliche Heere gegenüber. Auf der einen Seite lagerte das Heer des französischen Königs.381 Schätzungen zufolge soll Philipp II. zwischen 750 und 2.000 ritter ins Feld geführt haben.382 Nachdem er seine Männer auf das bevorstehende Kräftemessen eingeschworen hatte, teilte er seine truppen in drei treffen.383 Auf der anderen Seite des Kampfplatzes hatte in der Zwischenzeit Kaiser otto IV. Aufstellung genommen. Anfang Juli war der welfe von Aachen aus nach Flandern aufgebrochen, um sein Heer mit dem des flandrischen Grafen Ferdinand zu einer starken Streitmacht zu vereinen.384 Ferdinand hoffte, mit diesem Bündnis die Lehnsabhängigkeit gegenüber dem französischen König abschütteln zu können. Ein weiteres prominentes Mitglied der antiphilippinischen Koalition war rainald I., Graf 378 waitz (Hg.): Catalogus captivorum, S. 391ff., Geldbeträge auf S. 393. 379 Delisle (Hg.): Gesta Philippi Augusti, S. 99f.; auch Delaborde (Hg.): oeuvre de rigord et de Guillaume le Breton, Bd. 1, Kap. 198, S. 290f. Von einer Vorführung der Gefangenen kündet ebenso der Vitae odiliae liber III. Heller (Hg.): Vitae odilae liber III., S. 188. 380 Z. B. Springer (2009): otto IV. und die Schlacht von Bouvines, S. 275ff.; Duby (2002): Der Sonntag von Bouvines, S. 120ff.; Bradbury (1998): Philip Augustus, S. 304ff.; Hadengue (1978): Philippe Auguste et Bouvines, S. 181ff. Eine gut lesbare, an wilhelm Brito orientierte Schlachtbeschreibung bietet auch Cartellieri (1922): Philipp II. August, Bd. 4.2, S. 460ff. 381 Die vornehmsten Namen erwähnt die um 1220 geschriebene anonyme Chronique française des rois de France, die für Robert VII. von Béthune († 1248), einem flandrischen Teilnehmer der Schlacht, verfasst worden war. Delisle (Hg.): Extrait d’une Chronique française, S. 768. Angaben zu den französischen Kämpfern macht auch wilhelm Brito. Ders. (Hg.): Gesta Philippi Augusti, S. 95. 382 Bradbury (1998): Philip Augustus, S. 283. 383 Heller (Hg.): Vitae odiliae liber III, S. 188. 384 Gauthier (2002): Philippe Auguste, S. 301.

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von Boulogne (amt. 1190–1211), dem es durch aktives werben um Verbündete gelang, den englischen König Johann ohneland für einen gemeinsamen Angriff auf den Kapetinger zu gewinnen.385 Das blutige Aufeinandertreffen beider Armeen endete mit einem grandiosen Sieg Philipps II. während sich der Kaiser durch Flucht einer Gefangennahme entzog, geriet eine Vielzahl seiner Anhänger in die Hände der Franzosen. Die Gefangenschaft so vieler hochrangiger Männer war ungewöhnlich und wurde durch die zeitgenössische Chronistik mit stolzem oder wehmütigem Staunen zur Kenntnis genommen. Der englische Chronist roger von wendover spricht von comites memorati, die trotz ihrer militärischen tüchtigkeit in Ketten gelegt worden seien. obendrein seinen drei von ihnen samt ihrem ritterlichen Gefolge in französische Gefangenschaft gegangen.386 Den Namen eines dieser „berühmten Grafen“ offenbart eine nach 1220 verfasste französische Chronik: „was sonst soll ich euch sagen? Die Männer des Kaisers sowie die des Grafen Ferdinand waren vollständig geschlagen. Ferdinand ist gefangen genommen worden und mit ihm – und wie ich euch bereits gesagt habe – eine Vielzahl hochgeborener Männer seines Landes.“387

Auch die zeitnah entstandene flandrische Relatio Marchianensis weiß über die Ergreifung Ferdinands von Flandern und seiner edlen Gefolgsleute zu berichten.388 Von den Umständen seiner Gefangennahme berichtet der Augenzeuge wilhelm Brito ausführlich. Dem unglückseligen Ferdinand bescheinigt der Bretone dabei große tapferkeit. Erst nachdem er zu Boden geworfen und schwer verwundet worden sei, hätten ihn die Brüder Hugo und Johann von Mareuil vom Schlachtfeld schleppen können.389 Ferdinands Verbündeter, Graf rainald I. von Boulogne, war nur knapp mit dem Leben davon gekommen. Seine Feinde waren so heftig auf ihn eingestürmt, dass sie ihm und seinem Streitross schwere Blessuren zugefügt hatten, worauf das Pferd zu 385 Dazu ausführlich Bradbury (1998): Philip Augustus, S. 291f. 386 sicque comites memorati, cum acie tota cui præerant, post maxima probitatem capti sunt et vinculis mancipati. […] Tres quoque comites supradicti, cum militum et aliorum numerosa multitudine, vinculis constricti abducti sunt carcerali custodiæ mancipandi. Hewlett (Hg.): rogeri de wendover liber, Bd. 2, S. 108f. 387 Que voz en diroie je plus? Totes furent disbaretées les gens l’empereor et les gens le conte Ferrant. Li cuens Ferrans meismes fu pris, si com je voz ai devant di, od grant plenté des haus homes de sa terre. Delisle (Hg.): Extrait d’une Chronique française, S. 769. 388 Fernandus tamen comes Flandrie et Renaldus comes Bolonie in bello moram facientes et contra impetum Francigenarum viriliter dimicando resistentes, tandem a Francigenis vulnerati sunt et retenti ac postea cum inumeris nobilibus, quorum videlicet nomina scribere non curavimus, in variis Gallie oppidis carcerum sunt custodie mancipati. Otto autem, quem auctoritate domini pape imperatorem nominare prohibemur, ab omnium solatio et auxilio destitutus et ab equo sive ab equis, prout quidam recolunt, ter ad terram depulsus, quasi solus, solo quidem comite contentus, fugam celerem arripere festinavit. waitz (Hg.): relatio Marchianensis, S. 391. 389 tandem totum pondus belli versum est in Ferrandum et in suos. Nam et ipse multis confossus vulneribus, prostratus in terram, captus ductus est, et plurimi de militibus ejus cum eo. Ipse quidem fere exanimis diuturnitate pugnandi Hugoni de Maruel et Johanni fratri ejus specialiter se reddidit; alii omnes qui in ea parte campi pugnabant, aut interfecti aut capti aut turpi fuga Francis insequentibus sunt salvati. Delisle (Hg.): Gesta Philippi Augusti, S. 97.

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Boden stürzte und seinen reiter unter sich begrub. wieder waren es zwei Brüder, die sich daranmachten, den Verletzten zu fesseln und aus dem Kampfgeschehen fortzuschaffen. Das Unterfangen scheiterte jedoch. Ein anderer ritter beanspruchte den Gefangenen für sich. Damit war das Leiden des Grafen von Boulogne keineswegs ausgestanden. Unverhofft soll ein Knecht des bischöflichen Elekten von Senlis in der Absicht aufgetreten sein, rainald mittels eines Dolches zu kastrieren. Nur der beherzte Einsatz Garins, des Elekten und späteren Bischofs von Senlis (amt. 1213/14– 1227), habe die Ausführung der abscheulichen tat verhindert.390 Die Festnahme Ferdinands von Flandern und rainalds von Boulogne macht auf den schmalen Grad aufmerksam, der zuweilen zwischen Leben und tod verlief. Die theoretische Aussicht auf Lösegeld hielt die französischen ritter keinesfalls davon ab, mit aller Härte zu streiten. Dennoch waren sie allemal bemüht, kampfunfähige Gegner eiligst aus der Gefahrenzone zu befördern, um sie für eine bevorstehende Auslösung zu sichern. Das knappe überleben des Grafen von Boulogne deutet zudem an, dass die für das 12. und 13. Jahrhundert feststellbare Praxis, einen (hochgeborenen) Kriegsgegner zu schonen, vor allem unter Adligen üblich war. Die tatsache, dass rainald bereits wehrlos dalag und im Begriff war, von seinen Standesgenossen fortgeführt zu werden, hielt den von wilhelm beschriebenen Knecht nicht davon ab, Hand an ihn zu legen. Dass es sich bei dem Exzess des bischöflichen Lakaien allerdings um einen seltenen Vorfall, gar eine Kuriosität handelte, ist durch die ausführliche Darstellung des Ereignisses in wilhelm Britos Verschronik Philippidos offenkundig. Dabei scheint sich wilhelm der moralischen Erwartungshaltung seines erlauchten Publikums bewusst gewesen zu sein. Beinahe apologetisch wirkt seine treuherzige Bemerkung, die Umstehenden hätten dem wüten des Knechts kein Ende bereitet, weil sie um rainalds Leben fürchteten.391 Dies wiederum deutet auf die Existenz einer sittlichen Norm innerhalb des französischen Adels hin, wonach der Häscher für den Schutz seines standesgleichen Gefangenen zu sorgen hatte. Das Abweichen von dieser stillen Norm bedurfte der rechtfertigung. Auslösung und Lösegelder Die Verlierer zeigten sich schockiert über den Umgang Philipps II. mit seinen Gefangenen; ihre öffentliche Zurschaustellung erregte besondere Verbitterung. Die Flandria generosa vermerkte jedenfalls, dass Philipp seine Gefangenen im triumph nach Frankreich zurückführte und sie an Händen und Füßen gekettet in strenge Haft nahm.392 Der König ging nicht zimperlich mit seinen besiegten Gegnern um. Den Grafen von Flandern und Boulogne zürnte er besonders, hatten sie sich doch in seinen Augen durch Huldigung des englischen Königs des Hochverrats schuldig 390 Delisle (Hg.): Philippidos libri XII, S. 269, Vers 676ff. 391 Jamque parabat ei guttur resecare; nec ullus / Arcet eum, quin mox occidat, si queat, illum. Delisle (Hg.): Philippidos libri XII, S. 269, Vers 698f. 392 Regresso autem rege in Franciam cum triumpho nobili et captivis insignibus atque multis, et eisdem per diversa loca repositis in firma custodia et ligatis in manicis et compedibus ferreis, quasi Flandria satis adhuc penarum solverit, mittuntur alii reges a Domino contra eam, vide­ licet ignis et aqua. Pertz (Hg.): Flandria generosa, Kap. 23, S. 333.

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gemacht.393 Es verwundert daher nicht, dass beide in Kerkerhaft gehalten wurden.394 Gegenüber rainald von Boulogne blieb Philipp unversöhnlich. Der Graf blieb bis zu seinem tode im Jahre 1227 eingesperrt. Ferdinand von Flandern verbrachte drei Monate in Gefangenschaft, ehe seine Gemahlin Johanna Freilassungsbedingungen aushandeln konnte. wilhelm Brito schreibt hierzu: „Der großherzige König kehrte nach Paris zurück, wo er mit Ferdinands Ehefrau und den Flandrern Verhandlungen begann. Am 17. oktober ordnete der König gegen die Hoffnungen und den willen aller seiner Leute die Auslieferung Ferdinands an, unter der Bedingung, dass man ihm Gottfried, den Sohn des Herzogs von Brabant für fünf Jahre als Geisel gab. Zusätzlich bestand er darauf, dass alle Festungen in Flandern sowie im Hennegau auf eigene Kosten niedergerissen und dass sowohl für Ferdinand als auch für seine Mitgefangenen Lösegelder nach Maßgabe der jeweiligen Schuld bezahlt werden. Dann sollten sie aus dem Kerker freigelassen werden.“395

wortwörtlich gab der Autor die Vereinbarungen zwischen Philipp II. und Johanna von Flandern wieder, die beide per Vertrag am 29. oktober 1214 festgelegt hatten. Eine Lösegeldsumme wurde darin nicht fixiert. Der Vertrag drückte daher wohl nur ein vorläufiges Verhandlungsergebnis aus, dass zu einem späteren Zeitpunkt ratifiziert werden sollte.396 tatsächlich vergingen mehr als zehn Jahre bis die Haftentlassung konkretisiert wurde. Mittlerweile hatte sich auch die päpstliche Kurie eingeschaltet: Im April 1224 verließ ein Brief römischer Kardinäle den Lateran, der den Sohn des 1223 verstorbenen Philipp, Ludwig VIII., aufforderte, Ferdinand endlich freizugeben.397 Doch es sollte weitere zwei Jahre dauern, bis die unermüdliche Johanna von Flandern eine Zusage in Händen hielt, in welcher Ludwig erklärte, den Grafen zu weihnachten aus seinem Arrest zu entlassen. Als Gegenleistung forderte der König 50.000 Pfund Pariser Münze. Die Hälfte des Geldes hatten die Flandrer bis zum tag der Haftentlassung zu entrichten. Für die restliche Summe drang Ludwig auf Pfänder, zu denen er die Städte Lille und Douai bestimmt hatte.398 Selbstverständlich schloss die über393 Delisle (Hg.): Gesta Philippi Augusti, S. 100 und S. 103. 394 Ders. (Hg.): Philippidos libri XII, Vers 138ff., S. 272, Vers 163ff., S. 273. 395 rex magnanimus revertitur Parisius, ubi initio cum uxore Ferrandi et Flandrensibus colloquio, sexto decimo novembris contra spem et voluntatem fere omnium, de consueta mansuetudine sua concessit ut, Godefrido, filio ducis Brabantie quinquenni, in obsidem sibi dato, et omnibus munitionibus Flandrie et Henoldie eorumdem sumptibus omnino destructis, tam ipsum Ferran­ dum quam alios proceres, reddita pro unoquoque legitima redemptione tanto delicto debita, ad propria remitteret carcere libertos. Delisle (Hg.): Gesta Philippi Augusti, S. 104f. 396 Zum Lösegeld heißt es lediglich: Completis autem omnibus istis, sicut dictum est, erit in volun­ tate domini Regis de domino meo F. Comite Flandriæ et Haynoniæ, et de aliis hominibus meis de Flandria et Haynonia, pro beneplacito suo de tali guerra redimendis. Ebd., S. 105. 397 teulet/Laborde (Hg.): Layettes du trésor, Bd. 2, Nr. 1645, S. 28f. 398 Ludovicus, Dei gratia Francie rex, omnibus presentes litteras inspecturis salutem. – Noverimus quod nos craantavimus dilecte consanguinee et fideli nostre comitisse Flandrie, sicut dominus suus ligius, quod Ferrandum comitem Flandrie liberabimus de prisona in instanti festo Nativi­ tatis Domini, anno ab incarnatione Domini Mo CCo vicesimo sexto. Et, antequam idem comes exeat de prisona, tenetur comes et comitissa Flandrie nobis vel certo mandato nostre solvere viginti quinque millia librarum Parisiensium. – Et antequam liberetur comes, debent nobis

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einkunft die Unterlassung zukünftiger Aggressionen gegen den französischen Monarchen und seine Lehnsmänner ebenso mit ein, wie den Eid, der Krone zukünftig die geziemenden Lehnspflichten zu erbringen.399 Es ist wenig verwunderlich, dass der Vertrag den französischen König Ludwig VIII. (reg. 1223–1226) als denjenigen ausweist, der in den Verhandlungen die stärkere Position einnahm. Die Forderungen waren einseitig und zudem sehr hoch: 50.000 Pfund entsprachen zwölf Millionen Pariser Pfennigen, die nicht weniger als 5.025 kg reinen Silbers enthielten.400 Die zehnjährige Abwesenheit des Landesherrn dürfte freilich genügend Druck erzeugt haben, um die flandrische Seite dazu zu bewegen, den Bedingungen zuzustimmen. Letztlich war Ludwig VIII. selbst nicht mehr in der Lage, die übergabe Ferdinands an seine Frau zu arrangieren. Er starb im November 1226. Erst Blanka von Kastilien, welche die Vormundschaft für ihren noch minderjährigen Sohn Ludwig IX. übernommen hatte, ließ den langjährigen Gefangenen endlich seiner wege ziehen. Dies geschah vermutlich in der Absicht, die angespannte Situation zwischen der Krone und dem mächtigen Vasallen zu entschärfen und auf lange Sicht einen loyalen Verbündeten für ihren Sohn zu gewinnen. Ferdinands Lehnsleute hatten das Glück, sich sehr viel schneller und für ein wesentlich moderateres Lösegeld freikaufen zu dürfen. Die in Pariser troymark401 und Pfund Pariser Pfennigen berechneten Beträge bewegen sich zwischen 35,784 kg und maximal 1.566,413 kg Silber.402 Die mit Abstand höchste Summe war mit

399 400

401 402

tradere, comes et comitissa, villam que dicitur Insula, et Dou[a]cum, et Exclusam, cum eorum pertinentiis universis, sicut ea tenet ad presens comitissa, tenendas in manu nostra, ad usus et consuetudines quibus ville predicte duci solent et tractari, donec alia viginti quinque milia librarum Parisiensium nobis solventur. Ebd., Nr. 1761, S. 76. Ebd., S. 77. Die Umrechnung wurde wie folgt vorgenommen: 1221 und 1222 entsprach 1 Pfund tournosen 16 Schillingen Pariser Münze zu je 12 Pfennigen. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 172, dasselbe Verhältnis gibt Bompaire an: 4 Pariser Pfennige dem wert von 5 Deniers tournois. Bompaire (2000): Numismatique médiévale, S. 315f. 1266 bekam der Denier tornois ein Normgewicht von 1,12 g bei einem Feingehalt von 299/1000. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 135. während der regierungszeit Philipps II. war der Denier parisis die Standardmünze der französischen Könige. Sie zirkulierte zwischen orléans und Flandern. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 172. Das waren 244, 752 g pro Mark. Bompaire (2000): Numismatique médiévale, S. 298, tab. 1; Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 135. Zu den einzelnen Beträgen siehe Anhang: tabelle 1. Bernd Ulrich Hucker unterlag einem Irrtum, als er in der flandrischen Liste eine allgemeine Taxierung der Ritter mit 100–300, seltener 400 Pariser Pfund sehen wollte und nur die Lösegelder Arnolds von Aldenarde und Eustachius von reu als von der Norm abweichend betrachtete. Hucker (1990): Kaiser otto IV., S. 308, Anm. 68. tatsächlich verzeichnen die mit Geldbeträgen versehenen Namen lediglich die Bürgen und Geiseln, Personen also, die für eine, in der regel, dreistellige Summe garantieren – nicht wenige von ihnen können als königstreue Teilnehmer der Schlacht bei Bouvines identifiziert werden. Lösegelder ergibt erst die Zusammenrechnung der jeweiligen Einzelbeträge, sodass die aufgeführten Gefangenen vielmehr hohe dreistellige, vor allem aber vierstellige Geldsummen zu bezahlen hatten. Hucker schien dieses Missverständnis später erkannt zu haben; in seiner 2003 überarbeiteten Biographie ottos IV. ist die Anmerkung getilgt. Vgl. Ders. (2003): otto IV., S. 403ff.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

6.400 troymark robert von Courtenay († 1239) auferlegt worden. Darüber, warum gerade er so viel zahlen musste, kann nur spekuliert werden. Denkbar ist, dass Philipp II. ihm die Gegnerschaft besonders übel nahm, weil seine Familie traditionell – dies galt für den Großteil der Courtenays auch in der Schlacht bei Bouvines – auf Seiten des französischen Königs stand.403 womöglich hatte sich robert in den Augen Philipps eines schweren Treubruchs schuldig gemacht. In der flandrischen Gefangenenliste ist unter seinem Namen ausdrücklich festgehalten, dass er dem König für alle seine Besitzungen den treueid geleistet habe,404 sodass die Vermutung begründet erscheint, der Gefangene habe nicht ausschließlich für seine Freiheit, sondern auch für die Gunst des Königs und den wiedererhalt seiner Ländereien bezahlen müssen. Ist dies der Fall, so muss der beträchtliche Preis, den robert zu zahlen hatte, als signifikanter Ausdruck für den Wert königlicher Gnade bzw. deren Wiederherstellung betrachtet werden. Dass die Schwere des Vergehens, dessen sich die Gegner Philipps schuldig gemacht hatten, Einfluss auf die Höhe des Lösegeldes ausübte, zeigt auch die Auslösung des wilhelm von Cayeux. Er, der ebenfalls auf Seiten seines Lehnsherrn, des Grafen von Flandern, gefochten hatte, entrichtete eines der niedrigsten Lösegelder. Dass seine Befreiung 500 Pfund (59,64 kg Silber in 120.000 Pariser Pfennigen) nicht überschritt, hatte wohl zuvorderst mit der königlichen Anerkennung zu tun, quod nunquam erit adversator domino Regi, neque domino Lu­ dovico.405 weil sich wilhelm von Cayeux nicht zum Feind des französischen Monarchen erklärt hatte, sondern lediglich seiner Vasallenpflicht folgend an der Seite Ferdinands von Flandern in die Schlacht gezogen war, gab sich Philipp mit einem moderaten Lösegeld zufrieden. Seine königliche Gnade musste nicht eigens erkauft werden. Für die Bedeutung Roberts von Courtenay innerhalb der französisch-flandrischen Adelsgesellschaft spricht die tatsache, dass sich zahlreiche Grafen und Edelherren als Bürgen für das Lösegeld von 6.400 Pfund zur Verfügung stellten. Einige von ihnen gehörten sogar zu den Siegern der Schlacht: etwa Walther III. von Châtillon, Graf von Saint-Pol (amt. 1205–1219), Matthäus II. von Montmorency († 1230) oder Graf Johann von Beaumont († 1222). Sie und robert waren also bei Bouvines Gegner gewesen. Die Bereitschaft zur Unterzeichnung von Bürgschaften für einen Schlachtengegner legt beredtes Zeugnis von der engen personellen Verflechtung der mittelalterlichen Adelsgesellschaft ab. Auch walther von Voormezele (bei ypern, Flandern) konnte königstreue Männer zu seinen Freunden zählen. Für eine Summe von 50 Mark (etwa 12,238 kg Silber), was einem Zehntel des gesamten Lösegeldes entsprach, war Graf Arnold II. von Guînes († 1220) bereit, sich für walther als eine von zehn Geiseln zur Verfügung zu stellen.406 Spätestens im April 1217 musste Arnold die Geiselhaft auch wirklich antreten. Auf diesen Zeitpunkt datiert jedenfalls 403 Vgl. Delisle (Hg.): Gesta Philippi Augusti, S. 98. 404 Isti sunt Plegii pro Roberto de Curtiniaco, de fideli servitio domino Regi faciendo contra omnem rem terrenam. Ebd., S. 107. 405 Delisle (Hg.): Gesta Philippi Augusti, S. 105. wilhelm Brito weist ausdrücklich daraufhin, dass die Lösegelder nach Maßgabe der persönlichen Schuld der Gefangenen berechnet worden waren. Siehe S. 120, Anm. 395. 406 Ebd., S. 106.

5. Die Lösegelder christlicher Gefangener

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ein Schreiben Philipps II. an seinen Marschall mit der Aufforderung, die Geiseln, die er durch walther von Voormezele erhalten hatte, an einem sicheren ort einzuquartieren. Für das Wohlbefinden der königlichen Gäste haftete der Marschall höchstpersönlich. walther von Voormezele seinerseits hatte nach Erhalt der Zahlungsaufforderung 15 tage Zeit, die Männer für jeweils 50 Mark auszulösen.407 Eine stolze Schar von Bürgen vermochte der Seneschall von Flandern,408 Hellin II. von wavrin, aufzubieten. 15 Herren und Kastellane waren willens, für die ansehnliche Summe von 6.100 Pfund Pariser Münze (727,608 kg Silber) Gewähr zu leisten. Der finanzielle Beitrag Hellins war dessen herausgehobener politischer Stellung sicherlich angemessen. Er dürfte sogar noch höher gewesen sein, denn einer der Bürgen haftete de domo suo, ohne dass irgendwelche Angaben zum wert dieses Hauses gemacht worden wären.409 Von einigen der Garanten – einer von ihnen war Hellins gleichnamiger onkel – haben sich Bürgschaftsurkunden erhalten.410 Diese prägnanten Dokumente liefern nicht nur die Einverständniserklärung der Personen mit den in der Gefangenliste fixierten Abmachungen, sie geben ebenso Aufschluss über die währung, in welcher der König das Lösegeld gefordert hatte. Hellins onkel versicherte, dass er dem französischen Monarchen quingentae librae Parisienses für den Neffen zahlen werde. Natürlich waren die Gefangenen bemüht, das Lösegeld aufzubringen, ohne das Vermögen ihrer Bürgen zu belasten. Der gemeinsam mit Hellin von wavrin im Pariser Grand Châtelet eingesperrte Gerhard von Randerath setzte 1216 der Kölner Kirche die Vogtei roergau zum Pfand aus, um 300 Mark Kölnisch (etwa 70,144 kg Silber) für seine Auslösung zu erhalten.411 In Bouvines hatte Gerhard auf Seiten ottos IV. gekämpft. Nach der Flucht des Kaisers war er von den Franzosen überwältigt und gefangen genommen worden.412 Da die vollständige Lösegeldsumme Gerhards von randerath nicht überliefert ist, kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, 407 Philippus, Dei gratia Francorum rex, Neveloni marescallo, salutem. Mandamus tibi ut hostagiis Galteri de Formeseles, quorum nomina subscribuntur quandam diem assignes ad aliquem locum, et de ipsis accipias securitatem. […] Haec autem sunt nomina hostagiorum: castellanus Sancti Audomari [Wilhelm], Jacobus, frater ejus, Hellinus de Waverin, avunculus, Hellinus, nepos, senescallus Flandrie, Hugo de Miro Monte, Johannes de Duaco, comes Guisnarum [Arnold II.], Michael de Harnes, Adam de Wauleincurt, castellanus Lensensis [Balduin]. Quilibet isto­ rum erit hostagius erga nos de quinquaginta marcis, quas tenentur reddere infra quindecim dies postquam inde submoniti fuerint. Ders. (Hg.): Catalogue des Actes, Nr. 1726, S. 519f. 408 In dieser Funktion ist er in der anonymen Chronik von Béthune erwähnt: Il fut pris Hellins de Waverin, li seneschaus de Flandre, qui assés noveaus chevaliers estoit. Ders. (Hg.): Extrait d’une Chronique française, S. 769. 409 Ders. (Hg.): Gesta Philippi Augusti, S. 106. 410 teulet/Laborde (Hg.): Layettes du trésor, Bd. 1, Nr. 1102, S. 411; Nr. 1104, S. 412f. (v. August 1215). Solche Bürgschaftsurkunden sind zahlreich erhalten. Zu den die Schlacht bei Bouvines betreffenden siehe ders. (Hg.): Catalogue des Actes, Nr. 1552ff., S. 353; Nr. 1578ff., S. 358f.; Nr. 1593ff., S. 361f.; Nr. 1611ff., S. 365f. 411 Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch zur Geschichte des Niederrhein, Bd. 2, Nr. 59, S. 32; zusammenfassend auch Knipping (Hg.): Die regesten der Erzbischöfe von Köln, Bd. 3.1, Nr. 148, S. 28f. Zum Gefängnis Gerhards siehe waitz (Hg.): Catalogus captivorum, S. 393. 412 Delisle (Hg.): Philippidos libri XII, Vers 391ff., S. 264ff.; ders. (Hg.): Gesta Philippi Augusti, S. 98.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

ob die 300 Mark zum Freikauf ausreichten. ob sein französischer Häscher die Kölner Pfennige akzeptierte, ist ebenso wenig zu eruieren. Denkbar ist, dass die Kölner Münzen mit der mutmaßlich verlangten Pariser währung verrechnen wurden. Vielleicht mussten sie sogar erst gegen Pariser Pfennige eingetauscht werden. In die Reihe der bei Bouvines ergriffenen flandrischen Herren, von denen einer 300 Pariser Pfund (35,784 kg Silber, was 153,046 Mark Kölnisch entsprach) und immerhin drei 500 Pariser Pfund (59,64 kg Silber, was 255,077 Mark Kölnisch entspricht) für ihre Freiheit bezahlten, fügen sich die 300 Mark jedenfalls gut ein. Eingedenk der tatsache, dass der Großteil des mit einem Lösegeldbetrag rekonstruierbaren Bouviner Gefangenenkreises Geldsummen im wert von etwa 107 kg (etwa 459 Mark Kölnisch) bis 120 kg reinsilber (etwa 523 Mark Kölnisch) auferlegt bekamen,413 dürfte der Preis für Gerhards Freiheit nicht allzu weit von den 300 durch Verpfändung akquirierten Kölner Mark entfernt gewesen sein. Die Gesamtsumme der nach der Schlacht bei Bouvines durch die Franzosen gemachten Lösegelder muss enorm gewesen sein. Allein die Addition der Betragswerte aus der flandrischen Gefangenenliste ergibt ein Gewicht von 4.663,505 kg reinem Silber, was dem wert von 19.054,157 Pariser oder 19.945,533 Kölner Mark entsprach. Das übertraf die meisten der zeitgenössischen Lösegelder. Einzig diejenigen der europäischen Herrscher waren um mindestens das Doppelte höher. Allein der Betrag Ferdinands von Flandern vermag den direkten Vergleich mit den Lösegeldern einiger Monarchen für sich zu entscheiden. Einige Vergleichszahlen mögen ausreichen, einen Eindruck von der Lukrativität der Bouviner Lösegelder zu geben: Auf 20.000 Mark Silber hatte ein unbekannter Elsässer Schreiber im ausgehenden 13. Jahrhundert die Jahreseinnahmen des bayerischen Herzogs geschätzt. über das gleiche Einkommen soll auch der Erzbischof von Salzburg verfügt haben.414 1257 war ein pisanisches Schiff von Genueser Seemännern gekapert worden, das den jährlichen Förderertrag der Silberminen von Sardinien, insgesamt 20.000 Mark, an Bord gehabt haben soll.415 Um das Jahr 1200 entsandte otto IV. seine Brüder nach England, damit diese das stattliche Erbe von 25.000 Mark Silber heimholten, welches richard Löwenherz dem welfen hinterlassen hatte.416 Dem Markgrafen otto von Meißen (amt. 1156–1190) brachte der Besitz von 30.000 Mark den Beinamen „der reiche“ ein.417 obgleich die Genauigkeit der hier zum Vergleich angeführten wertangaben durchaus diskutiert werden kann, so 413 Zu den Vergleichswerten siehe ders. (Hg.): Gesta Philippi Augusti, S. 105ff. sowie ergänzend waitz (Hg.): Catalogus captivorum, S. 393. Die Umrechnungen sind der Lösegeldtabelle im Anhang zu entnehmen. Anhang: tabelle 1. 414 unus palatinus, id est dux Bavarie, et hic habet viginti milia marcarum in redditibus, quinque milia de palatio et quindecim de ducatu […]. […] Salzburgensis [erg. archiepiscopus], qui 7 habet suffraganeos et 20 milia marcarum redditus habere et amplius computatur. Jaffé (Hg.): Discriptio theutoniae, S. 238. 415 Siehe dazu Spufford (1988): Money and its use, S. 119. Bernd Fuhrmann äußerte unlängst Zweifel an der Höhe des Betrages, da er die Ausschüttung der sardinischen Minen als zu gering einschätzt, um einen so hohen Betrag aufbringen zu können. Fuhrmann (2010): wirtschaftlicher Ertrag, S. 381. 416 rI V, 1.1, Nr. 215a. 417 Pertz (Hg.): Annales Pegavienses, S. 266f., z. J. 1189; Le Goff (2011): Geld im Mittelalter, S. 60.

5. Die Lösegelder christlicher Gefangener

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vermögen sie doch zu zeigen, dass es sich bei der Gesamtheit der durch Philipp erbeuteten Lösegelder um einen überaus großen Gewinn handelte. Zu guter Letzt sei darauf hingewiesen, dass dem englischen König Johann ohneland in den englischfranzösischen Auseinandersetzungen von 1214, zu denen auch die Schlacht von Bouvines gehörte, Kriegskosten von etwa 40.000 Mark entstanden waren.418 Der zulasten der gefangenen Edelmänner gehende Gewinn führte der französischen Krone wichtige finanzielle Ressourcen zu. Allerdings behielt der König seine wertvollen Gefangenen nicht ausschließlich für sich. Augenscheinlich trug die lokale Aufteilung der zahlreichen Gefangenen419 nicht nur den logistischen Problemen der Unterbringung und Verpflegung Rechnung. Sie dürfte zugleich dem Wunsch entsprochen haben, die Hilfe der eigenen Anhänger durch Anteile am Lösegeld zu entlohnen. Den Herrn von oudenaarde420 beispielsweise übergab Philipp II. dem Grafen raoul von Soissons (amt. 1185–1235). Die für einen teilnehmer der Schlacht von Bouvines von unbekannter Hand um 1220 verfasste Chronique française des rois de France421 gibt ein Gespräch zwischen Philipp Augustus und dem Herzog von Burgund wieder, in welchem das Schicksal Arnulfs von oudenaarde kontrovers diskutiert wird.422 Der herzoglichen Kritik, den Gegner gemäß des geltenden Kriegsrechts nicht selbst ausgelöst, sondern diesen an seinen Verwandten, den Grafen von Soissons, übergeben zu haben, soll Philipp erwidert haben: „Bei der Lanze des Heiligen Jakob, Herzog von Burgund, das [d. i. das recht den Feind auslösen zu lassen] weiß ich sehr wohl. Aber niemals stand ihm der Sinn nach Krieg und stets ermahnte er seinen Herrn, keinen [gegen uns] zu führen; niemals wollte er, als es die anderen getan haben, dem König von England den Lehnseid leisten. wenn er mir Unrecht getan hat, dann weil er seinem Herrn treu gedient hat, deshalb hege ich keinen Groll gegen ihn.“423

Mit der Niederschrift dieser Antwort, die wohl kaum den tatsächlichen wortlaut wiedergibt, beabsichtigte der Chronist den Nimbus eines edelmütigen Königs aufscheinen zu lassen. Womöglich fühlte er sich aber auch verpflichtet, die Entscheidung Philipps II. für ein weiterreichen des Gefangenen zu rechtfertigen. Dass der französischen König sich aus Gründen der Ehrerbietung geweigert hatte, von Arnulf von oudenaarde persönlich Lösegeld zu fordern, entsprach wohl nur der halben wahrheit. 418 Facte est autem haec belli congressio mense Julio, sexto kalendas Augusti. In hoc autem casu rex Anglorum quadraginta millia marcas, […], inaniter consumpsit. Hewlett (Hg.): rogeri de wendover liber, S. 109. 419 Vgl. waitz (Hg.): Catalogus captivorum, S. 391ff. 420 über die Umstände seiner Festnahme berichtet wilhelm Brito. Delisle (Hg.): Gesta Philippi Augusti, S. 99. 421 Siehe S. 117, Anm. 381. 422 Ernols d’Audenarde, qui flames estoit, fu ensement pris; mais li rois l’ostega tantost al conte de Soissons, qui cousins il estoit, et à Rogier de Rossoi, qui fille il avoit. Par qoi li dus de Bourgoigne dis al roi, le soir: ‚Voz avés droit qui l’ostegiés; car voz eussiés deus cens chevaliers plus en vostre prison que voz n’aiés se il ne fust.‘ Et li rois respondi al duc: ‚Par la lance saint Jacque, dus de Borgoigne, ce crois je bien; mais il n’ama onques la guerre, et toz jors l’a desloée à son seignor, ne onques n’en volt faire homage al roi d’Engleterre quant li autre le fistrent; et se il m’a fait damage par son seignor loiaument servir, de ce ne li sai je nul mal gré.‘ Icest honor dist li rois à Ernol d’ Audenarde. Delisle (Hg.): Extrait d’une Chronique française, S. 769. 423 wie S. 125, Anm. 422.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

weit mehr ist die übergabe des Gefangenen an raoul von Soissons als Belohnung für erbrachte Dienste während der Schlacht zu verstehen.424 raoul seinerseits zögerte nicht, Gewinn aus der Situation zu ziehen: Für 1.000 Mark ließ er Arnulf frei.425 war der französische Herrscher auch bereit, auf einige der Lösegelder zugunsten seiner Vasallen zu verzichten, stieß ihm der Schwund durch Ausbrüche unangenehm auf. Der bei Soissons inhaftierte Graf Konrad von Dortmund entzog sich der kostspieligen Auslösung, indem er sich einen tunnel in die Freiheit grub.426 Nachdem im Spätherbst 1215 in Tours ein paar der Kerkerinsassen geflohen waren und sich nach England abgesetzt hatten, verlangte Philipp vom Kapitel der Abtei Sankt Martin, das mit der Bewachung beauftragt worden war, die Herausgabe der Ländereien der Geflohenen. Waren die Flüchtlinge willens, in die Obhut der Krone zurückzukehren, wurde ihnen nicht mehr nur ein Lösegeld sondern auch eine Schadensersatzzahlung wegen des Ausbruchs in rechnung gestellt.427 5.2.3. Die Gefangenschaften Ottos und Albrechts von Braunschweig-Lüneburg Otto I. von Braunschweig-Lüneburg Nachdem König waldemar II. von Dänemark durch seine Gefangenschaft (1223– 1225) Macht und Einfluss im niederdeutschen Raum eingebüßt hatte, strebte er danach, wenigstens das wohlhabende Lübeck wieder unter seine Botmäßigkeit zu zwingen. Zu diesem Zweck rückte er 1227 mit Heeresmacht gegen die Hansestadt vor. Die im 15. Jahrhundert niedergeschriebene Chronica Novella des Hermann Korner beschreibt die Ereignisse ausführlich. Hermann, selbst Lübecker und gute 200 Jahre nach dem Geschehen schreibend, bezog ganz unverhohlen Stellung gegen den dänischen okkupationsversuch. Nachdem die norddeutschen Fürsten den verzweifelten Hilferuf der Lübecker Bürger vernommen hatten, bezogen sie geschlossen Front gegen den Dänenkönig und stellten sich seiner Armee am 22. Juli 1227 bei Bornhöved (Kr. Segeberg; Schleswig-Holstein) entgegen.428 Die norddeutsche Koalition konnte dabei den Sieg davon tragen. 424 Duby beurteilt ihn als einen der ranghöchsten teilnehmer auf Seiten Philipps II. Duby (2002): Der Sonntag von Bouvines, S. 27. 425 waitz (Hg.): Catalogus captivorum, S. 393. 426 Ebd., S. 392; Hucker (1990): Kaiser otto IV., S. 310f. 427 Philippus, Dei gratia Francorum rex, Roberto de Cresperiis, salutem. Mandantes tibi precipimus quatinus capitulo Beati Martini Turonensis reddi facias terras illorum qui abierunt in Angliam contra nos, que terre movent de Beato Martino Turonensi, et terras illorum prisonum qui eva­ serunt de prisonia nostra, si pagare nobis voluerint ipsorum redemptionem, tali modo quod exitus et proventus terrarum eisdem computentur in solutionem. Actum Parisius, anno Domini Mo CCo Xo Vo, mense Novembri. Delisle (Hg.): Catalogue des Actes, Nr. 1610, S. 519. 428 Also quam der stad to hulpe bisschop Gherd van Bremen, hertich Albrecht van Sassen, greve Allef van Holsten, greve Hinrik van Sweryn unde Borwin de here der Wende. Desse vorsten unde heren quemen den van Lubeke mit grotem volke. […] Also dat de koningh sach unde markede ok der Lubesschen hulpere in den banneren, do wart he sere untsed. […]Also dat erbare heer

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Der welfe otto I. von Braunschweig (amt. 1223–1252; ab 1235 Herzog von Braunschweig-Lüneburg), dessen Mutter eine dänische Prinzessin war, hatte bei Bornhöved auf der Seite der Verlierer gestanden: de here Otte van Lunenborch unde twe bisschoppe van Dennemarken myt velen ridderen unde knapen wurden als Gefangene vom Schlachtfeld geführt. Hermann Korner berichtet weiter, die Lübecker hätten die überwältigten Gegner ihren norddeutschen Helfern überantwortet, die diese na erer begher unter sich aufteilten.429 Der transfer der Gefangenen ist durchaus vorstellbar, dürfte jedoch weniger eine freiwillige Geste gewesen sein, wie es der Autor suggeriert. weit eher dürften die Sieger die Ergriffenen zum Zeichen des triumphes, zur Aushandlung günstiger Separatfrieden sowie zum Lohn für ihre Hilfe gefordert haben. Herzog otto von Braunschweig soll bei dieser Gelegenheit in die obhut Herzog Albrechts von Sachsen (amt. 1212–1260) gelangt sein. Die zeitliche Entfernung des Chronisten zu den Ereignissen von 1227 erschwert Aussagen über den wahrheitsgehalt seiner Angaben.430 Dass Heerführer hochrangige Gefangene zuweilen für sich beanspruchten, ist hinreichend durch den oben angesprochenen Streit zwischen Heinrich dem Löwen und Graf Adolf III. von Holstein belegt.431 Der Vollzug der von Hermann Korner beschriebenen Gefangenenübergabe ist demnach nicht wenig plausibel. Können hier trotzdem Zweifel angemeldet werden, so ist wenigstens die Gefangennahme ottos I. von Braunschweig-Lüneburg eine unumstößliche tatsache. Eine am 10. Mai 1228 ausgestellte Urkunde des Bischofs von Verden belegt, dass sich der welfe in diesem Jahr noch im Gewahrsam seiner Gegner befand. Inhalt des Schriftstückes war ein Privileg, wonach otto für Lehen, die er von der Verdener Kirche erhalten hatte, die fällige Erneuerung seines Lehnseides binnen Jahr und tag nach seiner Gefangenschaft vornehmen durfte.432 Erst zu Beginn des Jahres 1229 kam der Braunschweiger frei.433 ob er sich jemals in der Gewalt Albrechts von Sachsen befunden hatte, ist indes fraglich. Urfehde schwor er jedenfalls dem Grafen Gunzelin III. von Schwerin, quod nos captiuauerat pater eius.434 In der mit otto von Braunschweig geschlossenen Vereinbarung ver-

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do quam uppe de heyde to Bornehovede, do vunden se den koningh aldar myt den synen. Schwalm (Hg.): Die Chronica Novella, Kap. 120, S. 537f. Ebd., Kap. 120, S. 538. Von der Schlacht und der Ergreifung ottos ist auch in der DetmarChronik aus dem 14. Jahrhundert zu lesen. Hegel (Hg.): Detmar-Chronik, Kap. 201, S. 307. Korners weltchronik hat in der Forschung einige Skepsis hervorgerufen. Insbesondere, weil er zuweilen tatsachen und chronologische Handlungsabläufe nach Belieben veränderte. Da Korners werk aber eine Kompilation älterer Quellen darstellte, verdienen viele der Informationen, die außerhalb seiner Lebenszeit lagen, Beachtung. Dazu Graßmann, Antjekatrin: Art. Herman Korner, in: NDB 12, S. 590; Colberg, Katharina: Art. Hermann Korner, in: VerfLex 5, Sp. 317ff. Siehe S. 38f. Condictum etiam fuit. quod illi qui a nobis inpheodati sunt de bonis illis. uel adhc a domino de luneborch infeodandi. si infra diem et annum. postquam a captiuitate sua fuerit liberatus pro recipiendis bonis accesserit ad eundem sine difficultatee eis porrigantur. Sudendorf (Hg.): Urkundenbuch zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig, Bd. 1, Nr. 11, S. 12; auch MUB 1, Nr. 353, S. 339. In einem Schreiben vom 7. März beglückwünschte König Heinrich III. von England seinen Verwandten zur gewonnen Freiheit. MUB 1, Nr. 366, S. 351f. MUB 1, Nr. 364, S. 349. Heinrich I., Gunzelins Vater, war ein Jahr zuvor verstorben. MUB 1, Nr. 350, S. 338; auch Jordan, Karl: Art. Heinrich I., Graf von Schwerin, in: NDB 8, S. 401.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

zichtete Gunzelin auf einen Geldbetrag. Stattdessen wünschte er die Bestätigung eines befestigten Hofes in Lüneburg, den sowohl sein Vater wie auch sein Großvater zu Lehen gehabt hatten. Außerdem sollte den Schweriner Händlern und Untertanen ungehinderter Zugang zu den gräflichen Besitzungen in Lüneburg gewährt werden. Darüber hinaus rang man otto das Versprechen ab, den dänischen König künftig bei keiner Aggression gegen Gunzelin und seine Nachfolger zu unterstützen.435 Die Forderungen des Grafen von Schwerin zeigen, dass eine Freilassung nicht notwendigerweise mit der übergabe von Edelmetall und Münzen verbunden war. In welcher Form Nutzen aus der Gefangennahme eines Kontrahenten gezogen wurde, lag in der Entscheidung des Häschers. Für Gunzelin lag die lehnrechtliche Fixierung seiner Lüneburger Besitzungen und, damit verbunden, ein ruhiges Verhältnis zum amtierenden Herzog am Herzen. Das Verlangen eines Lösegeldes hätte dieses Verhältnis nachhaltig getrübt. wenngleich dem Braunschweiger Herzog monetäre Ausgaben erspart geblieben waren, zeigte er sich mit den Bedingungen seiner Freilassung alles andere als zufrieden. Der Verlust der eingezogenen Lehen sowie die erzwungene Entfremdung vom dänischen Königshof waren ihm in vielerlei Hinsicht ein Dorn im Auge. Daher ersuchte er den Papst, die dem Schweriner Grafen geleisteten Eide ignorieren zu dürfen. In einem Schreiben bediente sich der welfe aller ihm zur Verfügung stehenden Stilmittel, um seine Situation zu dramatisieren: So behauptete er, Gunzelin habe an ihm großes Unrecht begangen, vor allem aber sei er diuitissime detentus in vin­ culis ferreis, a quibus eripi non potui.436 wie hart die Haftbedingungen für otto tatsächlich waren, ist aufgrund fehlender Quellenzeugnisse nicht zu ermessen. Dass sie so drückend waren, wie otto gegenüber dem Papst beteuerte, ist eher unwahrscheinlich. Dass die Schilderungen des Herzogs zumindest an der päpstlichen Kurie für glaubwürdig gehalten wurden, zeigen die Bemühungen Papst Gregors IX. um die Befreiung ottos von Braunschweig-Lüneburg.437 Albrecht I. von Braunschweig-Lüneburg Im Gegensatz zu otto I. wurde dessen Sohn, Herzog Albrecht der Lange (amt. 1252–1269), um ein stattliches Lösegeld erleichtert. Albrecht hatte zugunsten seiner Schwiegermutter Sophie von Brabant († 1275) in den thüringisch-hessischen Erbfolgestreit eingegriffen.438 Im Zuge einer militärischen Interaktion in meißnerischem Gebiet musste er sich allerdings dem hiesigen Markgrafen geschlagen geben. Er

435 Ad hec sciant omnes, quod nos eidem G[uncelino] comiti Zwerinensi et matri sue et sorori porreximus ea bona, que pater suus et patrui et auus suus a patre nostro et ab auo de iure te­ nuerunt, curiam etiam castrensem Luneborgensem cum centum marcarum redditibus annuatim […]. Juravimus etiam et fide data promisimus, quod auxilium nullum prestabimus regi Danorum contra Guncelinum aut suos heredes. Mercatores et homines Guncelini in eundo ea libertate fruentur, qua de iure uti debent. MUB 1, Nr. 364, S. 349. 436 MUB 1, Nr. 367, S. 352. 437 Vgl. dazu rI V, 2.4, Nr. 11041. 438 Zu diesem dynastischen Konflikt siehe Rogge (2009): Die Wettiner, S. 62ff. sowie Goez (1998): Lebensbilder aus dem Mittelalter, S. 487ff.; Stobbe (1997): Sophie von Brabant, S. 60ff.

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selbst und viele seiner ritter wurden gefangen genommen.439 Die überlieferung zur Gefangenschaft des welfenherzogs ist nicht eben dicht. Die darüber berichtenden Annalen und Chroniken waren allesamt bemüht, die Informationen auf das wesentlichste zu beschränken.440 über die Haftumstände verlieren sie ebenso wenig ein wort wie über Albrechts Bemühungen, seine Freiheit wiederzuerlangen. Davon einmal abgesehen stimmen die Quellen aber in Bezug auf Haftdauer und Höhe des Lösegeldes überein: Nach etwas mehr als einem Jahr konnte der Braunschweiger Herzog sein Gefängnis für 8.000 Mark und die übergabe von acht Burgen verlassen.441 Von Burgen, quas dux Albertus pro redemptione sua dederat, ist in der Chronik des ludowingischen Hausklosters reinhardsbrunn (Kr. Gotha; thüringen) im Zusammenhang mit einem Kompromiss zwischen den im Erbfolgekrieg streitenden Parteien die rede. Danach sollten die Befestigungsanlagen in die Verfügungsgewalt Landgraf Heinrichs von Hessen, des Sohnes der Sophie von Brabant, übergehen.442 was sich hinter dem Lösegeldbetrag von 8.000 Mark verbarg, ist ohne eine nähere Spezifizierung durch die Quellen nicht eindeutig zu klären. So sehr man sich diese für eine angemessene Interpretation auch wünscht, so sehr wird man von den Chronisten enttäuscht. Keinem war es bedeutsam erschienen, die Gewichtsgrundlage der Mark mitzuteilen. Freilich werden die uns durchweg unbekannten Autoren gewusst haben, welches Vorwissen sie bei ihrer Leserschaft voraussetzen konnten. Dass es sich um Silber handelte, musste nicht explizit erwähnt werden. Es erklärte sich mit der uneingeschränkten Dominanz des Silbergeldes, das die wirtschaft westeuropas im 13. Jahrhundert determinierte. ob die Leserschaft der reinhardsbrunner Chronik die 8.000 Mark mit einer gewissen Anzahl von Münzen oder mit abgewogenem Barrensilber assoziieren würde, 439 Eodem anno dux Luneburgensis, de Dacia rediens, cum magna multitudine ingressus est fines marchionis Misnensis et captus est ab eo cum multis comitibus et dominis terrarum; et detentus est uno anno et septimanis. Captus est in vigilia Symonis et Iudae apostolorum. Lappenberg (Hg.): Annales Hamburgenses, S. 385, z. J. 1263. Die Hamburger Annalen halten scheinbar Albrechts Bruder Johann für den Anführer des Heeres und Gefangenen des Meißner Markgrafen; in den anderen Quellen findet Johann keine Erwähnung. So auch die Braunschweiger Reimchronik: von Brunswich herzoge Albrecht / wart gevangen an dhem strite / und sin ritterscapht al mite. weiland (Hg.): Braunschweigische reimchronik, Vers 8516ff., S. 564. 440 Eine Zusammenfassung der relevanten Quellen bei Dobenecker (Hg.): regesta diplomatica, Bd. 3, Nr. 3216, S. 506f. 441 Eodem anno dux Albertus de Brunswic, cum per annum captivus detentus esset, redemit se a captivitate cum octo milibus marcarum et VIII municionibus. Holder-Egger (Hg.): Chronicon St. Petri Erfordensis, S. 254, z. J. 1264. Dux Albertus de Brunswic redemit se a captivitate cum VIII milibus marcarum et VIII castellis. Ders. (Hg.): Chronica minor, S. 670, z. J. 1264. Die Braunschweigische reimchronik gibt an, Albrecht sei mit obergrozer kost aus der Gefangenschaft entlassen worden. weiland (Hg.): Braunschweigische reimchronik, Vers 8530, S. 564. 442 Hiis eciam diebus facta est composicio mediante duce Alberto inter marggravium Heinricum et filios suos et inter Sophiam ducissam et Heinricum lantgravium Hassie, filium suum. Que com­ posicio talis erat: Heinricus lantgravius Hassie, ut abrenuncciaret omni iuri suo in terra Thurin­ gie, recepit in suam potestatem omnes municiones, quas dux Albertus pro redemptione sua dederat, scilicet Aldendorf, Witczenhusin cum aliis prope Werram aquam adiacentibus et sex­ centum marcas, pro quibus recepit in suam potestatem civitatem Wizense. Holder-Egger (Hg.): Cronica reinhardsbrunnensis, S. 624.

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dürfte für den Verfasser kaum von Belang gewesen sein. Allein die genannte Zahl sollte für die Höhe des Lösegeldes sprechen. Ein Blick auf andere Lösegeldbeträge des 13. Jahrhunderts und auf die übereinstimmung, mit denen die Quellen diesen Betrag sowie die damit verbundene Abtretung der acht Burgen wiedergeben, beweist, dass die 8.000 Mark keineswegs eine Erfindung der Chronisten mit dem Ziel waren, Erstaunen hervorzurufen. Berücksichtigt man den Umstand, dass die die Summe nennenden Chronisten ausnahmslos aus Erfurter Institutionen stammten, darf man annehmen, dass das Lösegeld in Mark Erfurter Gewicht bemessen wurde. will man die einseitige Herkunft der Autoren als bloßen überlieferungszufall abtun, so kann man vielleicht die tatsache akzeptieren, dass die Erfurter Mark des 13. Jahrhunderts in ihrem Gewicht mit der im reich weitverbreiteten Kölner Mark übereinstimmte, sodass die obengenannte these nicht mehr nur eine vage Verengung auf eine einzige Stadt bedeutet.443 Unter der Prämisse, dass es sich um die Gewichtsmark handelte, kamen die 8.000 Mark Erfurter Gewicht 1.870,50 kg Silber gleich. Hiermit ist der Untersuchung des Lösegeldes aber auch schon die Grenzen aufgezeigt. Die zeitgenössischen Berichte geben schlichtweg zu wenig preis. Sämtliche Informationen zur Zahlungsbereitschaft und -fähigkeit Albrechts von Braunschweig-Lüneburg fehlen. 5.2.4. Kollektivlösegeld: Der Kreuzzug Ludwigs IX. von Frankreich Entgegen einer weitverbreiteten Meinung wurde das zwischen Ludwig IX. von Frankreich und den Ayyubiden vereinbarte Lösegeld nicht für die Freilassung des Königs, sondern die seines Heeres gefordert. Für die eigene Haftentlassung musste Ludwig die zuvor eroberte Stadt Damiette an die Muslime zurückgeben.444 Der von den muslimischen Häschern geforderte Geldbetrag muss deswegen als Kollektivlösegeld angesprochen werden, da er ohne Binnendifferenzierung für die Freilassung einer ganzen Personengruppe erhoben wurde. Kollektivlösegelder wurden in den Fällen verlangt, in denen die Masse an Gefangenen gleichen oder ähnlichen sozialen 443 Zur Erfurter Mark vgl. Luschin von Ebengreuth (1976): Allgemeine Münzkunde, Nr. 22, S. 167; Grote (1862): Die numismatische Metrologie, S. 37. Von Schrötter gibt die Erfurter Mark mit 233, 862 g pro Mark an. Schrötter (Hg.): wörterbuch der Münzkunde, S. 371. Zusammenfassend Schlapke (2011): Die Münzen und Barren des Erfurter Schatzfundes, S. 54. 444 Et lors le conseil e’en rala parler au soudanc, et raporterent au roy que se la royne vouloit paier .XC. mile besans d’or, qui valoient .VC. mile livres, que il delivreroit le roy. Et le roy leur demanda par leur seremens se le soudanc les delivreroit pour tant, se la royne le vouloit faire. Et il rale­ rent parler au soudanc, et au revenir firent le serement au roy que il le delivreroient ainsi. Et maintenant que il orent juré, le roy dit et promist aus amiraus que il paieroit volentiers les .VC. mille livres pour la delivrance de sa gent, et Damiete pour la delivrance de son cors, car il n’estoit pas tel que il se deust desraimbre a deniers. Quant le soudanc oÿ ce, il dit: ″Par ma foy, larges est le Frans, quant il n’a pas bargigné sur si grant somme de derniers. Or li alés dire, fist le soudanc, que je li donne .C. mile livres pour la reançon paier.″ Monfrin (Hg.): Jean de Joinville, S. 168. Den Eindruck, dass die Geldsumme für die Freilassung des Königs bezahlt werden musste, erwecken z. B. Pagès (2014): From Martyr to Murder, S. 119; Ehlers (2009): Geschichte Frankreichs, S. 161, ebenso Le Goff (2000): Ludwig der Heilige, S. 166.

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Standes so groß war, dass die Schätzung jedes Einzelnen zu zeitaufwendig schien oder man sich außer Stande sah, eine angemessenen Schätzung ihres wertes abzugeben. überwiegend die oberhäupter eroberter oder kapitulierender Städte hatten eine solche Gemeinschaftssumme für die Freiheit ihrer Einwohnerschaft zu zahlen.445 Doch wurden zuweilen auch Heerführer mit solchen Zahlungen konfrontiert, wenn ein Großteil ihrer Armee in Gefangenschaft geraten war und deren Mitglieder nicht unter ihren Feinden aufgeteilt wurden. Die Auslösung des Kreuzfahrerheeres König Ludwigs des Heiligen legt von dieser Praxis Zeugnis ab. Ludwig IX. von Frankreich hatte im Dezember 1244 das Kreuz genommen. Es sollte aber noch vier Jahre dauern, ehe er in den Nahen osten aufbrach. Sein Ziel war es, den seit der desaströsen Schlacht von La Forbie (17. oktober 1244) stark bedrängten Kreuzfahrerherrschaften im Heiligen Land Hilfe zu bringen.446 Sein zunächst erfolgreich verlaufender Kriegszug, in dessen Verlauf Ludwig die ägyptische Hafenstadt Damiette am 6. Juni 1249 erobern konnte, scheiterte schließlich kläglich. König Ludwig und der überwiegende teil seines Heeres, darunter zahlreiche Magnaten, gerieten in Feindeshand.447 Ein muslimischer Zeitgenosse schreibt hierzu, die Sieger hätten dem König und seinen Männern die Füße gefesselt und sie anschließend nach al-Manṣūra verschleppt.448 Das Gebäude, in welchem man Ludwig untergebracht hatte, ist im 19. Jahrhundert archäologisch untersucht worden: Es war äußerst geräumig; einem König in Gefangenschaft also durchaus angemessen.449 Kaum im Gefängnis angekommen, begannen die ersten Gespräche über eine Auslösung des Königs. Im Vordergrund der Verhandlungen stand die rückgewinnung Damiettes. Dank der Chronik des ägyptischen Höflings Ibn Wāṣil († 1298) ist sogar der Name des muslimischen Unterhändlers bekannt, der mit dem König über die übergabe Damiettes verhandelte.450 über die Verhandlungen berichten auch christlichen Quellen. Von vorsätzlicher Verklärung und mangelnder Informiertheit ist die Schilderung des französischen Chronisten wilhelm von Nangis († um 1300) geprägt. wilhelm selbst hatte nicht am Sechsten Kreuzzug teilgenommen. Auch brachte er seine Vita Ludovici erst 35 Jahre nach Ablauf der Ereignisse zu Pergament.451 So verwundert es nicht, dass der Autor die zwischen Ludwig und seinen muslimischen 445 Siehe zum Beispiel die Kapitulation Brescias 1166/67: Pertz (Hg.): Annales Mediolanenses, S. 376, z. J. 1167; Holder-Egger (Hg.): Gesta Frederici I. imperatoris, S. 60, z. J. 1167; Güterbock (Hg.): Das Geschichtswerk des otto von Morena, S. 182. 446 Ehlers (2009): Geschichte Frankreichs, S. 160; Jaspert (2006): Die Kreuzzüge, S. 53; Mayer (2005): Geschichte der Kreuzzüge, S. 301; Jordan (1979): Louis IX. and the challenge, S. 74. 447 Accidit quoque permissione divinâ, peccatis fortasse aliquorum exigentibus, ut rex Lodovicus cum duobus fratribus suis,[…], videlicet Alphonso Picavensi, et Carolo Andegavensi comitibus, ac cæteris qui cum eis redibant, in manus Sarracenorum inciderint et capti sunt. Daunou/Naudet (Hg.): Guillaume de Nagis, S. 376. Siehe auch den Bericht des muslimischen Autors Ibn Wāṣil bei Jackson (Hg.): The Seventh Crusade, S. 148 und Gabrieli (Hg.): Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht, S. 353f. 448 Ebd., S. 354. 449 Effendi (1887): Sur la prison de Louis IX, S. 79ff. 450 Von einem Lösegeld für das französische Heer berichtet er allerdings nichts. Er vermittelt vielmehr den Eindruck, dass die rückgabe der Stadt die einzige Forderung gewesen sei. Jackson (Hg.): the Seventh Crusade, S. 153f. 451 Zu Autor und werk siehe Le Goff (2000): Ludwig der Heilige, S. 306ff.

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Häschern geschlossene Freilassungsvereinbarung wie einen Friedensschluss auf Augenhöhe beschreibt, in dem der ägyptische Sultan gleichsam als Bittsteller auftritt. Seine angeblichen Zugeständnisse werden denn auch an den Anfang der Verhandlungen gestellt. Auch bei der Summe des Lösegeldes untertrieb wilhelm maßlos: Zusätzlich zur Aufgabe Damiettes und der Freilassung gefangen gehaltener Muslime habe Ludwig IX. gerade einmal 8.000 Besanter für die Freilassung seiner Männer zahlen müssen.452 weit verlässlicher muten die Angaben Johann von Joinville († 1317), eines königlichen Vertrauten und teilnehmers des Kreuzzugs, an. Allerdings darf nicht verschwiegen werden, dass Johann seine Vie de Saint Louis ebenfalls aus der rückschau verfasst hatte und sich von dem wunsch leiten ließ, die Heiligsprechung des französischen Königs literarisch zu unterstützen.453 Aus diesem Grund müssen die vom Autor kolportierten Informationen hinterfragt werden. Dies gilt zum Beispiel für die strikte weigerung Ludwigs, grenznahe Kreuzfahrerburgen gegen seine Freiheit einzutauschen. Selbst als die Ägypter mit Folter drohten, soll der König von seinem Standpunkt nicht abgewichen seien. Stattdessen habe er lakonisch geantwortet, „er sei ihr Gefangener und sie könnten mit ihm machen, was sie wollten.“454 ob Ludwig eine so selbstvergessene Antwort im Angesicht angedrohter körperlicher Marter gegeben hätte, muss stark bezweifelt werden. Vielmehr verleitet die Passage zu der Vermutung, dass der Autor die tugenden seines Herrn, nötigenfalls über die wahrheit hinaus, emporheben wollte. Allerdings ist die muslimische Forderung von Festungen durchaus plausibel: Die Kreuzfahrerburgen entlang der ägyptischen-jerusalemitanischen Grenze stellten eine konsequente Bedrohung des ägyptischen Sultanats dar. Deren Inbesitznahme versprach nicht nur politische Entspannung, die Bollwerke konnten auch als Ausgangsbasen zur Bekämpfung des Kreuzfahrerkönigreichs genutzt werden.455 Erster Versuch der Auslösung Johann von Joinville, der zusammen mit dem König im April 1250 in Gefangenschaft geraten war, berichtet ausführlich vom Umgang mit den Gefangenen und den Freilassungsverhandlungen.456 Bevor die Christen einquartiert worden waren, hatte man die 452 Rex autem Ludovicus tenebatur ei reddere Damietam et octo millia Byzantiorum Sarracenorum pro liberatione captivorum et damnis ac expensis prædictis. Insuper etiam liberare omnes Sarracenos eo tempore in Ægypto captos à Christianis, necnon et illos qui capti fuerant in regno Hierosolymtiano. Daunou/Naudet (Hg.): Guillaume de Nangis, S. 378. 453 Fossier (2008): Das Leben im Mittelalter, S. 431. 454 A ces menaces leur respondi le roy que il estoit leur prisonnier et que il pouoient fere de li leur volenté. Montfrin (1998): Jean de Joinville, S. 168. wo Joinville Standhaftigkeit und willenskraft Ludwigs IX. hervorhob, rekurrierte der muslimische Autor al-Dhahabī († 1348) auf dessen angebliche Starrsinnigkeit mit dem Ziel der Diskreditierung des französischen Monarchen. Jackson (Hg.): the Seventh Crusade, Kap. 74(h), S. 160. Beide textstellen sprechen für eine instrumentalisierte und damit anachronistische Zuschreibung des jeweiligen Autors. 455 Joinville ist der einzige Gewährsmann für diese muslimische Forderung. Siehe dazu auch reitz (2005): Die Kreuzzüge Ludwigs IX., S. 156. Von christlichen Festungen als Gegenstand der Freilassungsverhandlungen sprechen die muslimischen Chronisten nicht. 456 En ce point nous envoia le soudanc son conseil pour parler a nous, et demenderent a cui il di­

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hochrangigen Gefangenen vom einfachen Heer separiert.457 Eine solche trennung war angesichts der darauffolgenden Ereignisse sinnvoll. In die Unterkunft der Adligen, unter denen sich Joinville befand, schickten die Ägypter nämlich einen Boten, welcher mittels eines Dolmetschers Erkundigung über deren Bereitschaft zur Auslösung einholte. Im Einvernehmen mit den Franzosen habe der Nuntius Sultan turan Schahs (reg. 1250) nach der Summe gefragt, welche sie zu zahlen bereit seien. Eine derartige Sondierung der Lage schien aus Sicht des Sultans geboten, muss man doch vermuten, dass er über keine ausreichenden Kenntnisse verfügte, die es ihm erlaubt hätten, den finanziellen Wert seiner weitgereisten Häftlinge zu ermessen. Wie man es schon bei König Ludwig versucht hatte, trug man auch seinen Gefolgsmännern die Abtretung strategisch wichtiger Burgen an. Vielleicht versuchte man auf diese weise, die weigerung des Königs zu unterminieren. Ebenso nachvollziehbar wie pragmatisch mutet die Antwort Peters, des einstigen Herzogs von der Bretagne (amt. 1213–1237, † 1250) an, den die Inhaftierten zu ihrem Sprecher ernannt hatten: wahrheitsgemäß wies er die ägyptische Forderung mit der Begründung zurück, dass man die Burgen des Heiligen Landes nicht ausliefern könne, weil sie den Baronen Jerusalems, den templern und Johannitern, nicht aber den französischen Kreuzfahrern gehörten. Ungeachtet der besitzrechtlichen Komponente dürften die Franzosen auch sonst nicht bereit gewesen sein, die christlichen Glaubensbrüder durch Preisgabe der grenzsichernden Festungen zu schwächen. Die abschlägige Antwort hatte freilich Konsequenzen. Die Ägypter verstiegen sich nun auf das Mittel der Einschüchterung. Johann von Joinville berichtet von bewaffneten Schergen des Sultans, die in der Nacht die Zelle der Gefangenen stürmten und mit deren Ermordung drohten, ohne dies jedoch in die tat umzusetzen. Schließlich war es der König, der die Befreiung seiner Gefolgsleute aushandelte.458 Es ist durchaus vorstellbar, dass Ludwig und die Seinen den Blick ihrer Feinde ganz zielstrebig von den Festungen outremers weg, hin auf ein monetäres Lösegeld gelenkt hatten. Der Verlust von Geld stellte zwar gleichfalls ein großes opfer dar, gab er den Ägyptern doch wertvolle ressourcen zur Eroberung der Kreuzfahrerterroient ce que le soudanc nous mandoit; et nous leur deismes que il le deissent au bon conte Perron de Bretaigne. Il avoit gens illec qui savoient le sarrazinnois et le françois, que l’en appele drugemens, qui enromançoient le sarrazinois au conte Perron. Et furent les paroles teles: „Sire, le soudanc nous envoie a vous pour savoir se vous vorriés estre delivrés“. Le conte respondi: „Oïl“. „Et que vous dourriés au sondanc pour vostre delivrance? – „Ce que nous pourrions faire et soufrir par reson“, fist le conte. „Et donriés vous, firent il, pour vostre deli­ vrance nulz des chastiaus aus barons d’outre mer.“ Le conte respondi que il n’i avoit pooir, car en les tenoit de l’empereor d’Alemaingne qui lor vivoit. Il demanderent se nous renderions nulz des chastiaus du Temple ou de l’Ospital pour nostre delivrance. Et le conte respondit que ce ne pooit estre, que quant l’en y metoit les chastalains, en leur fesoit jurer sur sains que pour deli­ vrance de cors de homme il ne renderoient nulz des chastiaus. Et il nous respondirent que il leur sembloit que nous n’avions talent d’estre delivrez, et que il s’en iroient et nous envoieroient ceulz qui jouroient a nous des espees, aussi comme il avoient fait aus autres; et s’en alerent. Monfrin (Hg.): Jean de Joinville, S. 164f. 457 Von der Aufteilung des Heeres berichtet auch der in muslimischen Diensten stehende koptische Christ al-ˈAmīd († 1273). Eddé/Micheau (Hg.): Al-Makīn ibn al-ˈAmīd: Chronique des Ayoubides, S. 88. 458 Et ne tarja gueres aprés quant les gens le sondanc vindrent, qui nous distrent que le roy avoit pourchacié nostre deliverance. Ebd., S. 166.

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ritorien an die Hand. Jedoch wäre die übergabe der Befestigungsanlagen weit gravierender gewesen, da sie die süd-westliche Flanke des Königreichs Jerusalem entblößt hätte. Davon abgesehen wäre die Zusage, die Burgen zu übergeben, ein unerfüllbares Versprechen gewesen. Die eigentlichen Burgherren hätten sich wohl kaum zur Aufgabe ihres Besitzes bereitgefunden. Aus diesem Grund hatten sich Ludwig und der muslimische Herrscher turan Schah auf ein Lösegeld von einer Million Besanter geeinigt. Den Gegenwert dieser Goldmünzen gibt Joinville mit 500.000 Pfund (Deniers Tournois) wieder, von denen der Sultan den Franzosen wenig später sogar 100.000 Pfund nachgelassen habe. Demnach seien 400.000 Pfund, nicht weniger als 32.160 kg Silber,459 zu zahlen gewesen.460 Zweiter Versuch der Auslösung obwohl man sich über Art und Höhe des Lösegeldes geeinigt hatte, verzögerten innermuslimische Machtkämpfe die Freilassung der Gefangenen. Sultan turan Schah wurde nämlich am 2. Mai 1250 durch seine mamlūkische Leibwache ermordet.461 Der dadurch entstandene Aufschub der Freilassung währte indes nicht lange. Die neuen Machthaber setzten alsbald die Gespräche mit Ludwig und seinen Männern fort. über ihren genauen Inhalt ist nichts bekannt, da Johann von Joinville an diesen nicht beteiligt war.462 Das Ergebnis der Verhandlungen unterschied sich jedoch nicht oder nur sehr geringfügig von jenen Vereinbarungen, welche man zuvor mit turan 459 Nach seiner Münzreform von 1266 legte Ludwig für den Denier tournois ein Normgewicht von 1,12 g bei einem Feingehalt von 299/1000 fest. Möglicherweise waren rau- und Feingewicht um 1250 etwas geringer. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 137. Zu 1175 berichtet Burchard von Straßburg, der Hafen von Alexandria hätte 50.000 Besanter an Zolleinnahmen eingebracht, was einem Betrag von 8.000 Mark Silber entsprach: Sciendum etiam, quod predictus portus solvit annuatim de pedagio quinquaginta milia aureorum, qui faciunt plus quam octo milia marcas puri argenti. Pertz (Hg.): Arnoldi Chronica Slavorum, Buch 7, Kap. 8, S. 267. Eine Umrechnung entspricht dem von Joinville angegebenen Verhältnis von Goldbesanter zu Deniers tournois. Einen ähnlichen Silberbetrag erhält man auch, wenn man die bei Spufford vermittelten Umrechnungen als Berechnungsgrundlage nimmt: 1213: 1 Besanter = 1 Schilling und 9 Pfennige (Sterling); 1292: 1 Besanter = 8 Schillinge (troyes); 1248: 1 Besanter (von Akkon!) = 7 Schillinge (troyes). Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 295. 460 Et lors le conseil e’en rala parler au soudanc, et raporterent au roy que se la royne vouloit paier .XC. mile besans d’or, qui valoient .VC. mile livres, que il delivreroit le roy. Et le roy leur demanda par leur seremens se le soudanc les delivreroit pour tant, se la royne le vouloit faire. Et il rale­ rent parler au soudanc, et au revenir firent le serement au roy que il le delivreroient ainsi. Et maintenant que il orent juré, le roy dit et promist aus amiraus que il paieroit volentiers les .VC. mille livres pour la delivrance de sa gent, et Damiete pour la delivrance de son cors, car il n’estoit pas tel que il se deust desraimbre a deniers. Quant le soudanc oÿ ce, il dit: „Par ma foy, larges est le Frans, quant il n’a pas bargigné sur si grant somme de derniers. Or li alés dire, fist le soudanc, que je li donne .C. mile livres pour la reançon paier“. Monfrin (Hg.): Jean de Joinville, S. 168. 461 Mayer (2005): Geschichte der Kreuzzüge, S. 307f. 462 L’endemain nous firent traire les amiraus de la prison la ou nous estions, et nous dirent ainsi leur message que nous alissions parler aus amiraus pour renouveler les couvenances que le soudanc avoit eues avec nous; et nous dirent que nous feussions certein que se le soudanc eust vescu, il eust fait coper la teste au roy et a nous touz aussi. Cil qui y porent aler y alerent; le conte de Bretaingne et le connestable et je, qui estions griefs malades, demourames; le conte

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Schah getroffen hatte: Nach wie vor waren die eroberte Hafenstadt Damiette sowie 400.000 Pfund abzugeben. Bevor einer der Gefangenen freigelassen werden sollte, mussten 200.000 Pfund bezahlt sein. Den restbetrag sollten die Kreuzfahrer zu einem späteren Zeitpunkt erbringen. Um die Verwundeten versprachen die Mamlūken sich solange zu kümmern, bis Ludwig Schiffe zu deren Abtransport geschickt habe. Die Schwüre, die sich beide Seiten gaben, wurden schriftlich festgehalten.463 Auf diese Versprechungen hin wurden König Ludwig und der Großteil seines Heeres (unter ihnen auch Johann von Joinville) aus dem Kerker entlassen.464 Die Beschaffung des Geldes Für die historische Forschung bedeutet es einen Glücksfall, dass Johann von Joinville bei der Akquise und der übergabe des Lösegeldes zugegen war. Dadurch können Aussagen über die Art der Zahlung und die techniken des Aufwiegens des Geldes getroffen werden. Die erste rate, durch die ein Großteil des Heeres freikam, wurde von den Franzosen wohl pünktlich bezahlt. woher das Geld stammte, kann im Einzelnen nicht mehr nachvollzogen werden. Meinungen, wonach Genueser Geldverleiher Ludwig Kredite für diesen Zweck gewährt und Kaiser Friedrich II. sich mit einer Finanzspritze beteiligt hatte,465 können nur ungenügend belegt werden. Joinville beteuert, dass Ludwig ihn selbst zu den templern geschickt hatte, um einen Kredit zu erbitten. Das Darlehen sollte eine Summe von 30.000 Pfund decken, die dem König noch gefehlt de Flandres, le conte Jehan de Soissons, les .II. freres d’Ibelin et les autres qui se porent aidier y alerent. Monfrin (Hg.): Jean de Joinville, S. 176. 463 Et le roy leur devoit jurer aussi a leur faire gré de .IIC. mille livres avant que il partisit du flum et .IIC. mille livres en Acre. Les Sarrazins, par les couvenances qu’il avoient au roy, devoient garder les malades qui estoient en Damiette, les arbelestres, les armeures, les engins, les chars salees, jusques a tant que le roy les envoieroit querre. Ebd., S. 176f. 464 Aussi comme Dieu voult, qui n’oublie pas les siens, il fu acordé entour solleil couchant que nous serions delivrez. Ebd., S. 184. Der viele Jahrzehnte nach den Ereignissen schreibende Al-Dhahabī zitiert einen Zeitzeugen, der berichtet, Ludwig habe, in Freiheit gesetzt, den Emiren eine Botschaft geschickt, in welcher er sie für die Ermordung ihres Sultans rügte und sich über die geringe Höhe des Lösegeldes beklagte. Der Autor gibt die worte des königlichen Gesandten in direkter rede wieder. Darin hieß es, die Ägypter besäßen nur wenig Klugheit, da sie für einen König seines Formates lediglich 400.000 Dinare verlangt hätten. Jackson (Hg.): the Seventh Crusade, Kap. 74 (j), S. 162f. Der Bericht al-Dhahabīs entsprach wohl kaum der Wahrheit. Nicht allein die zeitliche Ferne des Autors zum Geschehen (über den erwähnten Zeitzeugen ist nichts bekannt!) sowie die fehlende Paralellüberlieferung machen die Episode unwahrscheinlich. Für Ludwig selbst wurde gar kein monetäres Lösegeld verlangt, über dessen Höhe er enttäuscht gewesen sein könnte. Abgesehen davon war die Beschaffung des Lösegeldes mit einigen Mühen verbunden, wie weiter unten zu sehen sein wird (S. 138ff.), sodass der Preis von den Kreuzfahrern vermutlich nicht als gering abgetan worden wäre. Der von al-Dhahabī hergestellte Zusammenhang zwischen der Höhe des Lösegeldes und dem rang des Königs beruht nicht auf einer profunden Kenntnis der Gebräuche seiner Feinde. Er ist konstruiert und soll lediglich zeigen, wie vermessen und überheblich sich der besiegte Ludwig gegenüber seinen einstigen Häschern zeigte. 465 Dazu Monfrin (Hg.): Jean de Joinville, S. 216f.; Schaube (1898): Die wechselbriefe König Ludwigs des Heiligen, S. 738.

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hätten.466 Neben der Aufnahme von Krediten bekam Ludwig sicherlich Unterstützung aus seinem Herrschaftsgebiet, vielleicht auch aus dem Königreich Jerusalem, zu dessen Nutzen er den Kreuzzug immerhin unternommen hatte. Beide reiche mussten ein dringendes Interesse daran haben, den König und sein Heer freizubekommen: Frankreich, weil es seine Magnaten zur inneren Stabilität benötigte, die christlichen Herrschaften outremers, da sie hoffen konnten, sich gemeinsam mit dem französischen Heer der muslimischen Aggression zu erwehren. Dass zur Begleichung der Schuld ein teil des Geldes vorübergehend aus dem Schatz der französischen Krone abgeschöpft wurde, kann mit einigem recht vermutet werden. Der trésor bildete im Zahlungsgefüge des Königreiches eine feste Größe. Die französischen Könige griffen immer wieder auf diesen reichhaltigen Fundus von Edelmetallbarren und wertgegenständen zurück, wenn sie sich eine hohe Liquidität verschaffen mussten.467 In seinem Schatz besaß der Herrscher einen finanziellen Rückhalt, den er seinen gefangenen Untertanen als Geschenke oder Darlehen zur Verfügung stellen konnte. Bevor das gesammelte Geld den Ägyptern übergeben wurde, wog man es. Nach Joinville hatte jede der zu diesem Zweck herbeigeschafften waagen ein Fassungsvermögen von 10.000 Pfund, also 803,712 kg Silber.468 Das Abwiegen ist ein Hinweis darauf, dass es sich bei dem aufgebrachten Lösegeld nicht nur um Münzen, sondern ebenso um Barren, Schmuck oder silberne Gerätschaften handelte. Durch die Uneinheitlichkeit der Zahlungsmittel war Betrug tür und tor geöffnet. Ludwig – so berichtet Johann von Joinville – sei sehr zornig geworden, als man ihm mitteilte, dass man bei der Bezahlung des Lösegeldes absichtlich 20.000 Pfund unterschlagen hatte.469 Ludwigs Zerknirschung mag dadurch erklärt werden, dass er die damit verbundene Nichteinhaltung seiner Zusagen als ehrenrührig empfand. Aller wahrscheinlichkeit nach hatte Joinville hier auf einen topos zurückgegriffen, mit dem er die tugendhaftigkeit seines Protagonisten demonstrieren wollte. wenigstens 180.000 Pfund haben die Kreuzfahrer an die Ägypter gezahlt. Bestimmt hatte man die erste rate von 200.000 Pfund beglichen, um den größten teil des Heeres freizubekommen. wie viel Zeit die Beschaffung des Geldes in Anspruch genommen hatte, ist aus den Quellen nicht ersichtlich. Uneinigkeit schien darüber geherrscht zu haben, wie mit der zweiten rate zu verfahren war. In Joinvilles Lebensbeschreibung heißt es, der rat des Königs sei in Akkon zusammengetreten, um entweder die weiterführung des Kreuzzuges oder die unverzügliche Heimkehr zu beschließen. Nach seiner Meinung gefragt, will der Autor Ludwig geraten haben, 466 L’en commença a fere le paiement le samedi au matin, et y mist l’en au paiement faire le samedi et le dymanche toute jour jusques a la nuit, que en les paioit a la balance; et valoit chascune balance .X. mille livres. Quant ce vint le dymanche a vespre, les gens le roy qui fesoient le paiement manderent au roy que il leur failloit bien encores .XXX. mille livres. […] Lors dis je au roy que il seroit bon que il envoiast querre le commandeur et le marechal du Temple, car le mestre estoit mort, et que il leur requeist que il li prestassent .XXX. mile livres pour delivrer son frere. Le roy les envoia querre, et me dit le roy que je leur deisse. Monfrin (Hg.): Jean de Joinville, S. 186. 467 Zur Untersuchung des Schatzes siehe Schmidt (2010): Schatz, Geld und rechnungsführung, S. 199ff. 468 Ebd., S. 186. 469 Ebd., S. 190.

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im Heiligen Land auszuharren, um die Befreiung der restlichen Gefangenen sicherzustellen.470 Die persönliche Sorge um die Auslösung derjenigen Gefangenen, die nur niederen ranges waren,471 wie vermutlich auch der zu stellenden Geiseln472 stilisierte Joinville zu einer moralischen Pflicht des Königs. Der Loskauf der verbliebenen Gefangenen wurde schließlich mit der Unterzeichnung eines Allianzvertrages zwischen Ludwig IX. und den Ägyptern hinfällig. Darin versprachen sie, den französischen Kreuzfahrern die zweite rate des Lösegeldes erlassen, wenn diese ihr kriegerisches Interesse nur noch auf die syrischen Ayyubiden richten würden.473 Einige Zeit nach Beendigung des Sechsten Kreuzzug notierte der Abt des pikardischen Klosters St. riquier, König Ludwig hätte Ledergeld in Umlauf bringen müssen, weil das Lösegeld die finanziellen Mittel Frankreichs zur Gänze erschöpft hätte.474 Zu recht ist des öfteren darauf hingewiesen worden, dass es sich dabei um eine Legende handelte. Zwar bescherten die Kosten des Kreuzzuges, einschließlich der geleisteten Lösegeldzahlung, dem französischen Königreich nicht unerhebliche finanzielle Einbußen, ein katastrophaler Mangel an Silber(-geld) ist aber nicht feststellbar.475 Das Ausbleiben eines nachweisbaren Geld- bzw. Edelmetallmangels vermag die oben geäußerte Vermutung zu stützen, dass ein guter teil des Lösegeldes aus dem königlichen Schatz bezahlt wurde, sodass dem laufenden Geldverkehr selbst keine ressourcen entzogen wurden. Allerdings dürfte der Verlust von 200.000 Pfund Lösegeld für Ludwig und seine Entourage einen herben moralischen und finanziellen Verlust bedeutet haben, selbst wenn man den von william C. Jordan vielfach von Spekulationen und unzureichender Quellenbasis herrührenden 250.000 Pfund geschätzter Jahreseinnahmen der französischen Krone keinen Glauben schenken möchte.476

470 „et par sa demouree seront delivrez les povres prisonniers qui ont esté pris ou servise Dieu et ou sien, qui jamés n’en istront se li roys s’en va.“ Monfrin (Hg.): Jean de Joinville, S. 210. 471 In diesem Sinne gab der Autor einen rat wieder, der ihm vor seiner reise gegeben worden sei: „Vous en alez outre mer, fist il. Or vous prenés garde au revenir, car nulz chevaliers, ne pouvre ne richez, ne peut revenir que il ne soit honni se il lesse en la main des Sarrazins le peuple menu Nostre Seigneur en la quel compaingnie il est alé.“ Ebd., S. 206. 472 Einer der Geiseln war der Graf Afons von Poitiers. Kosto (2012): Hostages in the Middle Ages, S. 169f. 473 Ebd., S. 229f.; Mayer (2005): Geschichte der Kreuzzüge, S. 309; Friedman (2002): Encounter between enemies, S. 153. 474 Saint Louis prisonnier, pour sa ranchon payer, fit courir monoie de cuir bouly en son dit royaume. Abgedruckt bei Hénocque (1895): Histoire de l’abbaye et de la ville de Saint-riquier, Bd. 1, S. 513. 475 Vgl. dazu Jordan (1979): Louis IX and the challenge, S. 65ff., 103; Schaube (1898): Die wechselbriefe König Ludwigs des Heiligen, S. 731ff. 476 Jordan (1979): Louis IX and the challenge, S. 79.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

5.2.5. Von Weh und Leid der Quelleninterpretation: Die Gefangenschaft Markgraf Ottos IV. von Brandenburg Nachdem in den vorangegangenen Kapiteln, trotz der notorischen überlieferungslücken, relativ zuverlässige Aussagen zum historischen Geschehen gemacht werden konnten, ist der nachstehende Fall in besonderer weise dazu angetan, den Historiker ratlos zu machen. Die Gefangenschaft des Brandenburger Markgrafen ottos IV. (amt. 1267–1308), wegen einer späteren Kriegsverletzung „mit dem Pfeil“ genannt, soll gerade deshalb nicht ausgespart werden. Zur Begründung dieser Entscheidung ist nicht bloß auf die Exemplifizierung chronikalischer Quellennachrichten und die Schwierigkeit ihrer Interpretation hinzuweisen. Die Beschreibung der Auslösung ottos von Brandenburg in den anonymen Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium erhält ihren besonderen reiz dadurch, dass sie zum einen konkrete Informationen zu Verhandlungen sowie zur Höhe des Lösegeldes liefert. Auf der anderen Seite aber scheint sie sich, etwa bei der Beschreibung des Spottes oder eines angeblichen Schatzes in tangermünde (Kr. Stendal; Sachsen-Anhalt), in geradezu märchenhaften Sphären zu bewegen. In Ermangelung einer Parallelüberlieferung ist es kaum möglich, historische wirklichkeit von narrativer Fiktion zu unterscheiden. Dadurch ist der tatenbericht der Magdeburger Erzbischöfe für den Historiker aber keinesfalls unbrauchbar, enthält er doch wohlbekannte Elemente mittelalterlicher Lösegeldarrangements. Aus diesem Grunde soll eine Betrachtung dieser hochinteressanten Quelle angestellt werden, wobei die Interpretation nicht selten aus einer Zusammenstellung gleichrangiger Argumente bestehen wird, ohne dass eine klare Positionierung möglich ist. Historisch verbürgt ist, dass Markgraf otto IV. von Brandenburg im Frühjahr 1278 während der Schlacht bei Frohse in die Hände des Magdeburger Elekten Günther von Schwalenberg (amt. 1277–1278, † 1310) fiel.477 Dem bewaffneten Aufeinandertreffen war ein Streit um die Besetzung der 1277 verwaisten Magdeburger Kathedra vorausgegangen. otto hatte versucht, mit seinem eigenen Bruder Erich († 1295) einen ihm gewogenen Kandidaten als Erzbischof einzusetzen.478 Diesem Ansinnen stellte sich aber der Großteil der Magdeburger Domherren entgegen. Statt Erichs von Brandenburg erkor man sich Günther von Schwalenberg zum neuen Gemeindeleiter. weil aber die päpstliche Bestätigung während Günthers kurzer Amtszeit ausblieb, kam er über den Status eines Elekten niemals hinaus. Der verprellte otto von Brandenburg bemühte sich alsbald, Günther durch waffengewalt von seiner neugewonnenen Position zu verdrängen – ein Versuch, der mit seiner Gefangennahme ein vorzeitiges Ende fand.479 477 Dazu Krabbo (Hg.): regesten der Markgrafen von Brandenburg, Lieferung 4, Nr. 1131, S. 288 und Mülverstedt (Hg.): regesta archiepiscopatus Magdeburgensis, Bd. 3, Nr. 266–271, S. 106ff. 478 Erich von Pommern ist seit 1264 als Domherr in Magdeburg nachweisbar. wentz/Schwineköper (1972): Das Erzbistum Magdeburg, Bd. 1.1, S. 476. 479 In lakonischer Knappheit vermerkte die Chronik der sächsischen Fürsten: Ottonem, qui ducit exercitum contra Magdeburgenses, et inter Vrose et Magdeburch cum ipsis confligens in bello, captus est anno Domini 1278, 4. Idus Ianuarii. Holder-Egger (Hg.): Cronica principum Saxoniae, S. 479. Dass man den Markgrafen würdelos in einen eilig gezimmerten Holzkäfig einpferchte,

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Eine ausführliche Beschreibung der nachfolgenden Ereignisse liefern die Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium.480 Sie setzen mit den Verhandlungen um die Freilassung des Markgrafen ein. über eine persönliche Unterredung zwischen otto IV. und Günther von Schwalenberg verlieren die Gesta kein wort, was dem geschilderten consilium der Markgräfin Heilweg († 1285) und Ottos Ratgeber Johann von Buch mit dem Magdeburger Domkapitel und wichtigen erzbischöflichen Vasallen eine konspirative Aura verleiht. Dieser Eindruck erfährt durch den weiteren Bericht zusätzliche Nahrung. Nach dem Gespräch mit der Markgräfin seien die erzbischöflichen ratgeber derart für otto von Brandenburg eingenommen gewesen, dass sie wie die Gesta und die in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstandene Magdeburger Schöffenchronik zu wissen glauben, ist nicht gesichert. Egressi autem omnes viri bellatores cum archiepiscopo electo et cum vexillo sancti Mauricii, viriliter contra hostes pugnaverunt, et auxiliante Deo et sancto Mauricio gloriose triumphaverunt et marchionem captivaverunt et captivum duxerunt ad civitatem, et facta una cista de trabibus, ipsum captum in ea incluserunt. Schum (Hg.): Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium, S. 423. Dar was dat volk reide to und vorhoven sik menliken und bestunden den markgreven bi Brose und wunnen den strid und ven­ gen den margreven mit vielen ridderen und knapen und vorden on to Magdeborch in de stad und leiten on besmeden und beholden also lange, dat me om makede eine kiste van dicken bolen: dar stallede me on in. de kiste stont in des van Quernforde hove. Janicke (Hg.): Magdeburger Schöppenchronik, S. 157. Die Schöffenchronik wurde um 1360 begonnen. Keil, Gundolf: Art. Magdeburger Schöppenchronik, in: VerfLex 5, Sp. 1132–1142. 480 Quod consilium domina marchionissa posuit in effectum, et sic omnes consiliarios archiepiscopi subornavit. Cumque ipsa pro redemcione domini cum archiepiscopo loqueretur, ipse electus, accersito consilio suo, cum eis locutus est. At illi omnes favorabiliter locuti sunt pro marchione, persuadentes, quod non nimium emungi deberet, quia marchio posset servire ecclesie in futurum. Ipse ergo electus nolens consilio suorum contradicere, de eorum consilio dedit marchioni in­ ducias per quatuor septimanas, et tunc deberet redire ad captivitatem vel se redimere cum quatuor milibus marcarum in prompta pecunia. Et sic dimissus marchio, vocato consilio suo simul cum illo de Bůk, proposuit, rogans, ut vias conquirendi illam pecunie summam invenirent, ne oportet eum ad captivitatem redire. Qui tale dederunt consilium, quod per singulas ecclesias calices et queque aurea et argentea ornamenta deberent tolli et civitates omnes marchionatus exactionari, et sic tanta summa pecunie posset conquiri. Quo consilio audito, dixit ille de Bůk ad marchionem: ‚Domine, ista esset una via que tacta est pecuniam conquirendi, sed, si velletis me recipere ad graciam vestram pristinam, ego vobis ostenderem viam meliorem‘. Et cum marchio promitteret sibi multa bona, ipse assumpsit marchionem cum fatre suo seorsum et duxit eos ad sacristam in Angermundis et ibi ostendit eis unum magnum truncum ferris bene circumseptum et magno thesauro in auro et argento plenum, dicens: ‚Istum thesaurum pater vester michi recommendavit ad fidem meam pro neccessitatibus vestris, quando michi videretur, si uteremini consilio meo, et sic habetis pene tantam summam pro nunc requisitam‘. Tunc illi valde gavisi, summam taxatam pro redempcione archiepiscopo transmiserunt. Veniens autem marchio Otto, soluta pecunia, ad archiepiscopum, coram multis dominis allocutus est archi­ episcopum hiis verbis: ‚Domine episcope, sumne modo liber a vestra captivitate?‘ Quo respon­ dente, quod sic, subiunxit marchio: ‚Vos nescitis exactionare unum marchionem; vos debuissetis me posuisse super uno dextrario cum elevata hasta et sic me cum argento et auro circumfuisse usque ad summum, tunc fuissem debite exactionatus‘. Post hec innotuit archiepiscopo electo, quomodo consiliarii sui, tam canonici quam vasalli, corrupti fuerant pecunia; de quo valde commotus, renuncciavit electioni, dicens: ‚Quia vos estis fideles ecclesie vestre et sancto Mau­ ricio, idcirco ego nolo esse vester episcopus‘. Schum (Hg.): Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium, S. 424. Eine deutsche übersetzung der in diesem Kapitel besprochenen Passage findet sich bei Peters/Michaëlis (Hg.): Magdeburger Bischofschronik, S. 171f.

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ihren Herrn, den Elekten, zur sofortigen Entlassung des Gefangenen drängten. Der plötzliche Sinneswandel der Berater mag zu recht verwundern, waren sie dem Markgrafen doch noch auf dem Schlachtfeld bei Frohse kampfbereit entgegengetreten. Der anonyme Autor der Gesta gibt eine Erklärung für dieses Verhalten: Unmittelbar auf die Freilassung des Markgrafen folgend berichtet er vom plötzlichen rücktritt Günthers von Schwalenberg. Der Grund für die spontane resignation des Elekten sei die Bestechlichkeit seiner Vertrauten gewesen ([…] consiliarii sui, tam canonici quam vasalli, corrupti fuerant pecunia […]).481 So habe Johann von Buch seiner Herrin den rat gegeben, sich nach Magdeburg zu begeben, um mit einzelnen Domkanonikern und Vasallen aus dem rat des Erzbischofs Gespräche zu führen. Bei diesen geheimen treffen sollte sie jedem, seinem Stand entsprechend, eine Summe von entweder 100 oder 60 Mark anbieten.482 Der anonyme Verfasser der Gesta konstruierte einen Kausalzusammenhang zwischen der Freilassung ottos IV. und der Amtsaufgabe Günthers von Schwalenberg. Dies wird auch stilistisch deutlich gemacht, bildeten Verhandlung und rücktritt doch Anfang und Ende der Erzählung, in deren Mitte die übrige Schilderung in der Art einer erläuternden Parenthese eingebaut ist. Dass die Brandenburger Markgräfin in Verhandlungen mit den Häschern ihres Mannes eintrat, um dessen Haftentlassung zu veranlassen, muss keinerlei Argwohn erwecken, entsprach dies doch einem häufig zu beobachtenden Vorgehen. Die Gemahlin des englischen Barons wilhelm von Aubigny wurde in einer solchen Angelegenheit mehrfach beim englischen König vorstellig. In den 1280er Jahren übergab die Fürstin Anastasia von Mecklenburg dem Deutschen orden Geld mit der Bitte, ihren Mann aus den Händen der Muslime zu befreien.483 Es spricht demnach nichts gegen die Annahme, dass Heilwig, in Begleitung eines überschaubaren Gefolges, tatsächlich nach Magdeburg gereist war, um die Freilassung ihres Gatten in die wege zu leiten. Begründete Zweifel erweckt freilich der Zusammenhang zwischen der Bestechung und dem rücktritt Günthers von Schwalenberg. Dabei bildet weniger die Anschuldigung der Korruption den Stein des Anstoßes. Es erscheint durchaus denkbar, dass die Brandenburger Seite die zeitnahe Freigabe ottos durch Kauf derjenigen zu erwirken suchte, die bei dessen Häscher Gehör finden würden.484 Dass allerdings 481 Ebd., S. 424. 482 Sed prefatus de Bůk, vir prudens, primo se excusans et retrahens se a consilio [otto habe ihn gebeten, für seine Auslösung zu sorgen], pro eo quod marchio eum a suo consilio repulisset, tandem tamen precibus et fletibus domine devictus, tale dedit consilium, quod ipsa domina deberet se munire multa pecunia et transire in Magdeburgh et secreto singulos potenciores consilio archiepiscopi electi tam de canonicis quam de vasallis ad se sigillatim et clandestine accersire et cuilibet eorum bonam summam pecunie dare, uni centum marcas, alteri 60 , et sic de singulis unicuique secundum mensuram status sui. Quod consilium domina marchionissa posuit in effectum, et sic omnes consiliarios archiepiscopi subornavit. Ebd., S. 423f. 483 MUB 3, Nr. 2030, S. 354. 484 Der Einfluss insbesondere des Domkapitels auf die politische Tätigkeit der Erzbischöfe und Bischöfe im 13. Jahrhundert ist nicht zu unterschätzen. Dass die Markgräfin Hedwig von Brandenburg diesen für sich nutzbar zu machen suchte, ist nachvollziehbar. Verwandtschaftliche Beziehungen (Erich von Brandenburg war Mitglied des Domkapitels) ebneten ihr den weg zu

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ein frisch gewählter Elekt von der würde eines Erzbischofs zurücktrat, nur weil ein teil seiner Berater in dieser Sache Geld empfangen hatte, mutet angesichts der tatsache, dass Günther zuvor bereit war, die rechtfertigung seiner wahl in der Schlacht zu suchen, nicht unbedingt konsequent an. Nun ist die Logik des menschlichen Handelns freilich nicht immer nachvollziehbar – noch weniger für jene, welche die Geschichte anhand rudimentärer Auskünfte nachzeichnen müssen. Dennoch bleibt es nur schwer begreiflich, wie Günther von Schwalenberg, der nicht nur die wahl gegen Erich von Brandenburg gewonnen, sondern sie – wie gesagt – auch in der Schlacht verteidigt hatte, das hart erkämpfte Amt aufgeben konnte, nur weil er von der Käuflichkeit seiner Ratgeber erfahren hatte. Möglicherweise steckte hinter dem rücktritt des Elekten mehr. Die Gründe der Amtsaufgabe sind nicht weiter rekonstruierbar, was dem Fehlen diesbezüglicher Informationen geschuldet ist. Das Misstrauen gegen die Schilderung der Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium wird indes durch die weitere Analyse des textes geschürt. Mit dem Ziel, die bemerkenswerten taten der Magdeburger Prälaten für die Nachwelt aufzuzeichnen, entwirft der Autor von den Protagonisten seines textes zwei miteinander im Kontrast stehende Persönlichkeitsbilder. In Günther von Schwalenberg tritt dem Leser eine integre, die Konventionen ihrer Zeit berücksichtigende Person entgegen. wie es von einem guten Fürsten erwartet wurde, wog der Magdeburger die Sicherheit seines Bistums gegen die wünsche seiner ratgeber ab. Letztlich beugte er sich dem willen der Mehrheit und gab seinen widersacher frei – nicht zuletzt, weil er den treuherzigen Versicherungen seines Domkapitels und seiner Vasallen geglaubt hatte, wonach otto IV. die Magdeburger Kirche künftig nicht mehr bedrängen wolle. Augenscheinlich folgte Günther bei seiner Amtsniederlegung den christlichen werten der Demut und Bescheidenheit. Als er gewahr wurde, dass er auf den rat korrumpierter Männer hin eine für das Bistum fatale Entscheidung getroffen hatte, gab er die zu schwer gewordene würde ab. Völlig anders das Bild Markgraf ottos IV. von Brandenburg! Er, der als Bedrücker der Magdeburger Diözese in Gefangenschaft geraten war, plante, sich seine Freiheit durch die Beraubung der Kirchen seines Herrschaftsgebietes zu erkaufen. Gerade noch rechtzeitig war es Johann von Buch gelungen, seinen Herrn von diesen verderbten Zwecken abzubringen, indem er ihn auf einen bei tangermünde versteckten Schatz aufmerksam machte, den sein Vater einst an jenem ort vergraben haben soll. Damit nicht genug: Unverhohlen stellte otto seine Schlechtigkeit zur Schau, als er, aus der Gefangenschaft soluta pecunia entlassen,485 vor den Erzbischof trat und dessen Milde mit folgenden worten verspottete: „Herr Bischof, bin ich etwa Gesprächen mit ausgewählten Mitgliedern des Domkapitels, Geld oder gewinnbringende Versprechungen dürften dem ein oder anderen die Entscheidung einfacher gemacht haben. Zum Einfluss des Domkapitels auf die Regierungstätigkeit der Magdeburger Erzbischöfe siehe Wentz/ Schwineköper (1972): Das Erzbistum Magdeburg, S. 187ff., bes. 191f. wichtige Entscheidungen durch Geld zu beeinflussen war dem Mittelalter nicht fremd: 1099 soll Daimbert von Pisa seine wähler bestochen haben, um das Patriarchenamt von Jerusalem zu gewinnen. Im Vorfeld der Doppelwahl von 1257 hatte Richard von Cornwall großzügige Geldgeschenke an einflussreiche Königswähler verteilt. Siehe Edgington (Hg.): Albert of Aachen, Buch 7, Kap. 7, S. 496; Kaufhold (2007): Interregnum, S. 62ff. 485 Schum (Hg.): Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium, S. 424.

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nicht auf diese weise frei von eurer Gefangenschaft?“ Der rhetorischen Frage ließ er sogleich die Schmähung folgen: „Ihr versteht es nicht, einen Markgrafen zu schätzen; ihr hättet mich mit aufgerichteter Lanze auf ein Streitross setzen und mich so bis zur Spitze mit Gold und Silber überhäufen müssen; dann wäre ich ordentlich geschätzt gewesen.“486

Soweit die beiden Charakterbeschreibungen in den Gesta archiepiscoporum Mag­ deburgensium. Zweifellos sind sie einem klaren Narrativ unterworfen. Die Betrachtung der textstelle erlaubt die wenig überraschende Schlussfolgerung, dass der Verfasser aus dem magdeburgischen Lager stammen musste. Vermutlich war er selbst Mitglied des dortigen Klerus, vielleicht sogar ein Domkanoniker. Ein Zeitgenosse ottos von Brandenburg und Günthers von Schwalenberg war er aber nicht. Die Forschung ist sich einig, dass der teil der Gesta, zu dem der hier betrachtete Ausschnitt gehört, erst im 14. Jahrhundert verfasst worden ist.487 Der Autor hatte sich aber sicherlich auf ihm vorliegende Berichte aus dem letzten Viertel des 13. Jahrhunderts gestützt. Die Herkunft und die fehlende objektivität des Autors stellen überzeugende Gründe dar, um an der Glaubwürdigkeit der Quelle zu Zweifeln. Viele Elemente der Erzählung passen zu einer Darstellungsabsicht, welche das Handeln Günthers von Magdeburg rechtfertigen, das Verhalten ottos von Brandenburg aber anprangern wollte. trotzdem lohnt es sich, die Funktion einzelner Passagen genauer zu prüfen. Dies gilt insbesondere für die vermeintliche Beschwerde des Markgrafen von Brandenburg. Dass otto tatsächlich erwartet hatte, zu Pferde sitzend mit Gold und Silber überschüttet zu werden, ist wohl kaum anzunehmen. Der Verfasser der Gesta mag also darauf spekuliert haben, seinen Leserkreis in die gewünschte Befremdung zu versetzen, wenn er otto IV. eine derart unübliche Forderung stellen ließ. war dies also nur ein topos? Ganz vereinzelt lässt sich in den mittelalterlichen Quellen ein Verfahren greifen, das einige Ähnlichkeit mit der von otto postulierten Art der Schatzung hatte. Das Aufwiegen einer Person in Gold oder Silber ist nicht nur eine durch Märchen und Legenden geprägte redensart.488 Sie hatte Bezug zur historischen wirklichkeit. Ein prominentes Beispiel ist die auf diese weise erfolgte Schatzung König wenzels von Böhmen (reg. 1378–1400). Aus Freude über die Geburt des lang ersehnten Erbens soll Kaiser Karl IV. 1361 das Gewicht des Säuglings in Gold aufgewogen und das Edelmetall anschließend der Aachener Marienkirche zum weihegeschenk gemacht haben.489 Dass otto von Brandenburg auf eine derartige Praxis 486 ‚Domine episcope, sumne modo liber a vestra captivitate?‘ Quo respondente, quod sic, subiun­ xit marchio: ‚Vos nescitis exactionare unum marchionem; vos debuissetis me posuisse super uno dextrario cum elevata hasta et sic me cum argento et auro circumfuisse usque ad summum, tunc fuissem debite exactionatus‘. Ebd., S. 424. 487 Peters/Michaëlis (Hg.): Magdeburger Bischofschronik, S. 23, 31. 488 Vgl. dazu etwa Schemann (Hg): Deutsche Idiomatik, S. 278, Stichwort nicht mit Gold aufzu­ wiegen sein. 489 Post hec imperator disponit visitare limina beate virginis Aquisgrani, set deliberat mittere of­ ferium illuc pro filio suo nato. Unde iubet filium ponderare in statera cum auro, qui ponderavit XVI marcas auri, quas mittit Aquisgrani. Bresslau (Hg.): Die Chronik Heinrichs taube von Selbach, S. 117.

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angespielt haben könnte, die Gesta also tatsachen wiedergaben, ist damit längst noch nicht bewiesen. Unter den für diese Arbeit untersuchten Lösegeldern findet sich kein einziger Fall einer so gearteten Lösegeldfestsetzung.490 Bedenken sind auch in der Sache des markgräflichen Spottes angebracht. Zwar mag man versucht sein, in der ungenierten Provokation eine jener symbolischen Handlungen zu sehen, die Klaus Schreiner als inszenierte Akte beschrieb, welche den willen zur Fortführung des Krieges gegen das Erzstift Magdeburg für die Gegenpartei unmissverständlich ausdrückten.491 Beweisbar ist das aber nicht. Die nachweisbaren Ereignisse können gleichwohl so gedeutet werden, da otto bald nach seiner Freilassung die Kampfhandlungen gegen Günther von Schwalenberg und die Magdeburger Kirche wieder aufnahm.492 Auch das Argument der wiedergutmachung einer Ehrverletzung kann als Möglichkeit der Erklärung in Betracht gezogen werden. In diesem Fall dürfte die Interpretation in zwei verschiedene richtungen führen. Bei der ersten müsste man dem Elekten von Magdeburg die opferrolle zuschreiben: Dabei hätte die verbale Attacke ottos von Brandenburg eine massive Ehrverletzung Günthers von Schwalenberg bedeutet, die militärische Vergeltungsmaßnahmen gerechtfertigt hätte. Einzuwenden wäre hier freilich, dass der Chronist selbst kein wort über die Aufnahme kriegerischer Handlungen seitens der Magdeburger berichtet. Demgegenüber könnte man sich bei der Deutung der textstelle auch auf die Seite des Markgrafen stellen und die unangemessene Festsetzung des Lösegeldes als eine schwere Schmach desselben bewerten, die dieser seinem Häscher später durch harte worte anzeigte. Auch bei einem solchen Erklärungsmodell wäre der Verweis auf die schwere Kränkung ausreichend, um ein militärisches Vorgehen zu exkulpieren.493 Hierbei würde man allerdings nach dem Nutzen für den Verfasser der tatenberichte der Magdeburger Erzbischöfe fragen müssen. Eine solche Deutung stünde den bisherigen Bemühungen des Autors im weg, die Integrität Günthers respektive die Bosheit ottos herauszustellen. Jede dieser Interpretationen hat ihre Schwächen. Zudem helfen sie bei der Unterscheidung von realität und Fiktion des Beschriebenen letztlich nicht weiter. Zum Abschluss dieses Kapitels sei noch das angeblich von den Magdeburgern geforderte Lösegeld in den Blick genommen. Die Gesta archiepiscoporum Magde­ 490 wo von einer Schätzung der Gefangenen die rede ist, da ist die Methode nicht angegeben. Im Falle der Lausanner Gefangenen, die 1284 durch Fachleute geschätzt werden sollten, war an eine Aufwiegung aufgrund der Masse nicht gedacht worden.Vielmehr muss davon ausgegangen werden, dass man ihnen auf der Grundlage ihres sozialen Standes, ihres Vergehens gegen den Häscher sowie ihrer Finanzkraft ein Lösegeld zugedacht hatte. Anex-Cabains/Poudret (Hg.): Les souces du droit, Bd. 1, Nr. 201, S. 362; Diestelkamp (Hg.): Urkundenregesten, Bd. 3, Nr. 435, S. 309. 491 Vgl. Schreiner (2011): rituale, Zeichen, Bilder, S. 85ff. 492 Krabbo (Hg.): regesten der Markgrafen von Brandenburg, Lieferung 4, Nr. 1145, 1147f., S. 292f. 493 Dass eine gravierende Ehrverletzung in äußerster Konsequenz ein gewaltvolles Vorgehen erforderte oder doch wenigstens rechtfertigte, hat Knut Görich am Beispiel Friedrich Barbarossas ausführlich dargelegt. Görich (2001): Die Ehre Friedrich Barbarossas, z. B. S. 1. Unzweifelhaft und für das spätmittelalterliche England erst jüngst herausgearbeitet verlangte eine Beleidigung eine angemessene, unverzügliche Beantwortung, welche nicht selten im quid pro quo bestand. Vgl. Behrens (2014): Scham, S. 220ff.

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burgensium geben einen Betrag von 4.000 Mark in prompta pecunia an.494 Darunter ist zweifellos die unverzügliche Bezahlung des kompletten Lösegeldes zu verstehen – eine Forderung, die, in Anbetracht der angespannten Situation, ein großes Maß an realitätssinn erkennen lässt. Die rasche wiederaufnahme der Kämpfe von Brandenburger Seite ist ein deutliches Indiz, dass otto IV. nach seiner Gefangenschaft keinesfalls gezähmt war. Sicherlich war sich Günther von Schwalenberg der tiefsitzenden Feindschaft sehr wohl bewusst. wenn er sich auch des friedlichen Miteinanders nicht versichern konnte, so konnte er doch wenigstens den Erhalt des Lösegeldes sicherstellten, indem er es in einem Stück forderte und vermutlich auch die Freigabe des Markgrafen von der vollständigen übergabe des Geldes abhängig machte. Aufgrund der örtlichen Nähe des Autors zu seinem Publikum kann kaum ein Zweifel an der Echtheit des überlieferten Lösegeldbetrages bestehen. Er dürfte sich kaum getraut haben, die Summe zu verfälschen, wo doch viele seiner adligen Leser um die Gefangenschaft des Brandenburgers gewusst haben mussten. Auch die schnelle Zahlung des Lösegeldes mutet plausibel an. Schon im März 1279 schien sich otto IV. wieder in Freiheit befunden zu haben.495 Dagegen straft ein Vergleich des Geldbetrages mit den Lösegeldern aus der Mitte und aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die dem Markgrafen in den Mund gelegte Beschwerde Lügen. 4.000 Mark, immerhin 876,795 kg Silber,496 waren durchaus keine lapidare Summe. Erzbischof Gerhard von Mainz sowie Herzog Albrecht von Braunschweig-Lüneburg hatten 1257 und 1264 das Doppelte für ihre Haftentlassung zahlen müssen.497 Und selbst den Grafen theobald von Bar hatte um 1254 die Freiheit 8.000 Mark Silber gekostet.498 Gerade die besonderen Umstände der zuerst genannten Fürsten vermögen das Bild allerdings zu relativieren. Gerhard musste angesichts der Doppelwahl von 1256/57 sehr daran gelegen sein, der Gefangenschaft des Braunschweiger Herzogs zu entgehen, sodass er wohl kaum die Zeit fand, ausgiebig über eine vertretbare Höhe seines Lösegeldes zu verhandeln. Er dürfte sich vielmehr mit der ihm von seinem Häscher angebotenen Summe zufrieden gegeben haben. Diese war sicherlich hoch, wollte doch der Braunschweiger den Verhandlungsrahmen erst einmal abstecken. Bei der Gefangenschaft Albrechts von Braunschweig-Lüneberg wiederum kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, dass 494 Schum (Hg.): Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium, S. 424. 495 Am 19. März untersiegelte er, gemeinsam mit dem Pfalzgrafen bei rhein und den Herzögen von Sachsen, die Bestätigungsurkunde einer königlichen Schenkung an den Papst. riedel (Hg.): Codex diplomaticus Brandenburgensis, teil 2, Bd. 1, Nr. 182, S. 137f. 496 In Magdeburg und Brandenburg war vom 13. bis 14. Jahrhundert die Kölner Mark die gängige Gewichtseinheit. Diese mit 233,812 g gerechnete Mark wurde jedoch ganz unterschiedlich ausgeprägt, sodass man in Brandenburger und Magdeburger Quellen der Mitte des 13. Jahrhunderts vor allem von Stendaler Mark, seltener von Brandenburger Mark liest; beide hatten das gleiche Gewicht wie die als rein erachtete Kölner Mark. Ihr Silberfeingehalt lag aber durchschnittlich nur bei 937,5/1000. Mehl (2011): Münz- und Geldgeschichte des Erzbistums Magdeburg, S. 63ff., 304f.; vgl. auch Kotelmann (1884): Geschichte des Geld- und Münzwesens der Mark Brandenburg, S. 1ff. 497 Albrecht von Braunschweig hatte noch dazu acht Burgen abzutreten, deren wert nicht unerheblich gewesen sein dürfte. Zu beiden Fällen siehe S. 128ff., 154ff. 498 Butkens (Hg.): trophées, Bd. 1, S. 258.

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die Lösegeldsumme für ihn allein oder nicht auch für seine mitgefangenen Vasallen gedacht war. Es ist ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass otto von Brandenburg sein Lösegeld in kürzester Zeit zu erlegen hatte. Ihm stand es also nicht frei, seine Finanzlage durch ratenzahlung mit längerer Laufzeit zu konsolidieren. wie der Markgraf von Brandenburg hatte auch der Erzbischof von Köln, Konrad von Hochstaden, bei seinem Freikauf 1242 eine Summe von 4.000 Mark an den Grafen von Jülich verloren. Im Gegensatz zu otto IV. war aber der Gesamtbetrag auf drei raten aufgeteilt worden. Gerechterweise muss man auch bei diesem Beispiel anmerken, dass die Summe womöglich durch das Versprechen des Kölner Prälaten niedrig gehalten wurde, sich für seinen Häscher beim Papst um die Lösung vom Kirchenbann einzusetzen. Die Festsetzung eines moderaten Lösegeldes kann ebenso für otto IV. angenommen werden. Das Drängen der ratgeber sowie die tatsache, dass die männlichen Familienmitglieder mit Gewalt versuchten, den Bruder zu befreien,499 dürften Günther von Schwalenberg kaum eine wahl gelassen haben, Freilassungsvereinbarungen zu finden, die schnell erfüllt werden konnten. Unter diesen Umständen war das Lösegeld ziemlich hoch ausgefallen. 1238 waren ottos onkel, Markgraf otto III. (amt. 1220–1267), nur mehr 1.600 Mark abgenötigt worden. Hinzu kam die Burg Alvensleben (Kr. Börde; Sachsen-Anhalt), deren Geldwert leider nicht beziffert werden kann.500 Zusammenfassend kann gesagt werden, dass 4.000 Mark für die Freilassung ottos IV. von Brandenburg an die Höchstwerte der Lösegelder von Personen vergleichbarer sozialer Stellung nicht heranreichten. Unter Berücksichtigung der besonderen Umstände und der kurzen Fälligkeitsfrist war ein solcher Betrag jedoch beileibe nicht so despektierlich wie die Lektüre der Gesta archiepiscoporum Mag­ deburgensium nahelegt. Sicherlich lag genau in diesem widerspruch die Darstellungsabsicht des Autors: Vom ruchlosen Markgrafen wurde ein Geldbetrag als gering verhöhnt, der es eigentlich nicht war. tatsächlich werden in den Gesta Schwierigkeiten bei der Beschaffung der Barmittel angedeutet: otto soll erwogen haben, die Gotteshäuser seines Herrschaftsbereiches zu plündern, um sich von seiner Zahlungspflicht zu befreien. Letztlich sei ein magnus thesaurus cum argento et auro nötig gewesen, um die erforderliche Summe aufwenden zu können.501 ob man hinsichtlich des Schatzes den über mehr als ein Jahrhundert zurückliegenden Ausführungen Georg SeLLos folgen sollte, der ihn als historische Entität betrachtete, muss in Anbetracht des Umstandes, dass SeLLo lediglich Indizien beibringen konnte, bezweifelt 499 Dies legen jedenfalls deren Vorstöße in Magdeburger Gebiet nahe. In cuius vindictam Iohannes et Conradus, fratres eius, adiuncto sibi Alberto duce de Brunesvik, totam terram ecclesie Mag­ deburgensis depopulantes, castrum Huneldesborch et Ovesvelde ceperant. Holder-Egger (Hg.): Cronica principum Saxoniae, S. 479. Auch Schultze (1961): Die Mark Brandenburg, Bd. 1, S. 183f. 500 weiland (Hg.): Sächsische weltchronik, Kap. 384, S. 252. 501 Schum (Hg.): Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium, S. 424. Das otto nicht nur aus Schlechtigkeit, sondern auch aus der Not heraus handelte, wird im text dadurch deutlich, dass er den Plan zum raub ins Auge fasste, um nicht in die Gefangenschaft zurückkehren zu müssen (ne oportet eum ad captivitatem redire).

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werden.502 Als eine durch die Unbilden der Auslösung bedingte reaktion können zumindest die 1281 und 1282 erfolgten Anweisungen ottos von Brandenburg und seiner Brüder bezeichnet werden. Sie verpflichteten die markgräflichen Vasallen in der Altmark zu einem Beitrag von einem Vierdung, sollten irgendjemand sie gefangen nehmen und zur Zahlung von Lösegeld zwingen. Die Städte Stendal und Prenzlau hatten sich in dieser Angelegenheit mit einer fixen Summe von 200 Mark Silber zu beteiligen.503 5.3. Kleriker als Gefangene Zum Zwecke einer besseren überschaubarkeit werden die Gefangenen aus den reihen des Klerus in einem eigenen Abschnitt behandelt. Dies spiegelt aber mitnichten eine im Mittelalter vorhandene Differenzierung zwischen geistlichen und weltlichen Gefangenen wieder. In der Haft besaßen Geistliche keinen Sonderstatus. Die vielen Gefangenschaften von Erzbischöfen und Bischöfen belegen, dass man im 12. und 13. Jahrhundert keine Skrupel hatte, einen Kirchenmann festzunehmen und erst gegen Lösegeld freizulassen. wenn im Jahre 1248 der Mainzer Erzbischof Siegfried von Eppstein verkündete, dass denjenigen der Zugang zu geistlichen Ämtern und Pfründen verwehrt bleiben solle, deren Eltern Kleriker für Lösegeld entführt hatten,504 dann verweist das auf ein nicht seltenes Problem. Die Gefangennahme von Geistlichen konnte aus zwei Gründen attraktiv sein: Zum einen brauchte der Häscher bei der Ergreifung keine allzu heftige Gegenwehr zu befürchten, da Kleriker in aller regel unbewaffnet waren. Zum anderen konnte er ruhigen Gewissens davon ausgehen, dass der Unglückliche von der Kirche, seiner Heimatdiözese oder seinem Heimatkloster nicht im Stich gelassen wurde. Das Unternehmen einer gewaltsamen Befreiung war von Seiten geistlicher Kommunitäten nicht zu erwarten, sodass die wahrscheinlichkeit einer gütlichen Erledigung der Angelegenheit hoch war. Das war freilich vom willen und dem Handlungsspielraum der jeweiligen geistlichen Einrichtung abhängig. Als Kaiser Friedrich II. 1241 hochrangige Prälaten verschleppt hatte, um sie daran zu hindern, auf einem vom Papst einberufenen Konzil seine Absetzung zu beschließen, war Innozenz IV. (amt. 1243–1254) nicht bereit, mit seinem widersacher in Verhandlungen einzutreten. Vielmehr forderte der sich in der Position des überlegenen wähnende Papst die sofortige Freilassung der 502 Sello stützte seine Behauptung auf drei Beobachtungen: 1. Johann von Buch war in tangermünde mehrfach Vogt gewesen. 2. Er, der zuvor bei otto IV. in Ungnade gefallen war, erhielt seine verwirgte Stellung nach der Freilassung des Markgrafen wieder. 3. ottos Vater Johann I. (amt. 1220–1266) ist am 3. Juni 1266, also kurz vor seinem tod, in tangermünde nachweisbar. Sello (1888): Brandenburgisch-Magdeburgische Beziehungen, S. 147. Zugegebenermaßen schließen diese Anhaltspunkte die Existenz eines Schatzes nicht aus, für einen Beweis derselben reichen sie gleichfalls nicht aus. 503 riedel (Hg.): Codex diplomaticus Brandenburgensis, teil 1, Bd. 21, Nr. 9, S. 94; ebd., teil 3, Bd. 1, Nr. 9, S. 11; auch Krabbo (Hg.): regesten der Markgrafen von Brandenburg, Lieferung 5, Nr. 1298, S. 336f. 504 Böhmer/will (Hg.): regesta archiepiscoporum Maguntinensium, Bd. 2, Nr. 630, S. 299.

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Konzilsteilnehmer.505 Als Prälaten standen sie unter dem besonderen Schutz der Kirche. Personen, die sich dieses Privilegs rühmen konnten (Kleriker, Kreuzfahrer u. a.), durften auf päpstliche Unterstützung hoffen, wenn es darum ging, ihre Haftentlassung zu fordern oder eingegangene Freilassungsbedingungen zu revidieren. Infolge päpstlichen Engagements hatte Urban IV. (amt. 1261–1264) die Kölner Bürgerschaft 1263 exkommuniziert.506 Anlass bot die Festnahme des Kölner Erzbischofs, womit die Kölner sich gegen ihren rechtmäßigen Stadtherrn erhoben hatten. weil das widerrechtliche Aufbegehren gegen den Erzbischof zugleich ein Angriff auf die Kirche war, meinte der Papst, sich der ganzen Härte des Kirchenrechts bedienen zu können. 5.3.1. Im Auftrag des Papstes: Die Gefangenschaft des Bamberger Bischofs Heinrich von Bilversheim Als Heinrich I. von Bilversheim im Jahre 1242 die Bamberger Kathedra erklomm, stand er noch in Diensten Kaiser Friedrichs II., der seinerseits erwartete, dass der Gefolgsmann die staufischen Interessen auch in seiner neuen Funktion vertreten würde.507 Bereits drei Jahre später sah sich der Kaiser um diese Hoffnung betrogen, da Heinrich nunmehr die Partei Papst Innozenz IV. ergriff.508 Mit Nachdruck engagierte sich der Bamberger für die Belange roms: Als päpstlicher Nuntius reiste er durch das reich, um die Absetzung Friedrichs II. zu verkünden und um die Fürsten anzuhalten, die apostolische Sache zu unterstützen.509 weit kam er nicht: In thüringen wurde Heinrich im Dezember 1245 durch den stauferfreundlichen Grafen Berthold von Schwarzburg-Käfernburg († nach 1249) überfallen und auf dessen Burg festgesetzt.510 Vom Papst dazu aufgefordert, erwirkte der seit Mai 1246 regierende (Gegen-)König und Landgraf von thüringen Heinrich raspe die Freilassung seines

505 rodenberg (Hg.): Ex Innocentii IV registro, Nr. 7, S. 7. Zu den Ereignissen siehe Eickels/Büsch (Hg.): Kaiser Friedrich II., S. 376ff.; Engels (2005): Die Staufer, S. 183. 506 Vgl. Hardt (Hg.): Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen territorien, Bd. 4, Nr. 682, S. 466f.; Ennen/Eckertz (Hg.): Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, Bd. 2, Nr. 478, S. 525f. Zusammenfassend Ennen (1865): Geschichte der Stadt Köln, Bd. 2.1, S. 173. 507 Bethmann (Hg.): Annales wormatienses, S. 45; Störmer (1999): Franken von der Völkerungszeit bis 1268, S. 142; Schaller, Hans M.: Art. Heinrich I., Bischof von Bamberg, in: NDB 8, S. 338. 508 Für den übertritt kann zum einen die Exkommunikation Friedrichs, zum anderen die noch ausstehende päpstliche Bestätigung der wahl Heinrichs verantwortlich gemacht werden. Pauler (1995): Bischof Heinrich I. von Bamberg, S. 501ff.; Houben (2008): Kaiser Friedrich II., S. 85ff. Die apostolische Approbation der Bischofswahl erfolgte kurz nach dem übergang Heinrichs zur päpstlichen Partei. rI V, 2.3, Nr. 7586; Störmer (2004): Franken bis zum Ende der Stauferzeit, S. 34. 509 Die Arengen der mit der Auslösung zu tun habenden Urkunden StA Bamberg, BU 635 und StA Bamberg, rep. B 21, Nr. 1, fol. 116r. verweisen explizit auf die Gefangennahme Heinrich in servicio Rom[ana] eccl[es]ie. Zur Absetzung Friedrichs II. siehe Schubert (2005): Königsabsetzungen im deutschen Mittelalter, S. 217ff. 510 Pertz (Hg.): Annales Erphordenses, S. 34, z. J. 1245; Eberl (1995): Die frühe Geschichte des Hauses Schwarzburg, S. 114f.

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Bamberger Namensvetters. Ein genaues Datum der Haftentlassung ist nicht bekannt.511 Der erste Weg der Lösegeldakquise führte über die Inpfandgabe bischöflichen Mensalgutes. weil diese Liegenschaften, welche den Unterhalt des Diözesanherrn sicherstellten, ausschließlich dem Zugriff des Bischofs oblagen, waren sie bestens dazu geeignet, Finanzmittel schnell und unkompliziert flüssig zu machen. Aus einer falsch datierten512 Pfandverschreibung geht hervor, dass sich Heinrich vom Bamberger Kloster Michelsberg 200 Mark Silber (zw. etwa 46,762 kg und etwa 47,714 kg Silber)513 lieh, welches er zum Zwecke seiner Auslösung einsetzen wollte. Als Gegenleistung gab der Bamberger oberhirte den ort Geisfeld (Kr. Bamberg; Bayern), einen Hof in Germansdorf (abgeg. bei Bamberg) sowie zwei Höfe in villa forhen (vermutlich die Stadt Forchheim nahe Bamberg)514 in Zahlung.515 Aus den Einnahmen der Pfänder durfte das Kloster jährlich 40 Pfund Bamberger Pfennige516 behal511 Quem episcopum postea lantgravius Heinricus, in regem electus, a vinculis absolvit. HolderEgger (Hg.): Cronica Sancti Petri Erfordensis, S. 240, z. J. 1246. Da der Papst Heinrich raspe erst im Juni des Jahres zum Handeln drängte, muss man davon ausgehen, dass Heinrich innerhalb der zweiten Jahreshälfte 1246 freikam. Potthast (Hg.): Regesta pontificum, Bd. 2, Nr. 12170a, S. 1031. Unter den Anwesenden bei wahl Heinrich raspes in Veitshöchsheim bei würzburg ist Heinrich nicht zu finden, was nur damit erklärt werden kann, dass er noch auf der Käfernburg einsaß. Vgl. rI V, 1.1, Nr. 3555a sowie rI V, 1.2, Nr. 4865d; dazu auch reuling (2003): Von Lyon nach Veithöchsheim, S. 299. 512 Datiert ist die Urkunde auf den 4. Januar 1246, ausgestellt wurde sie aber am 4. Januar 1247. Siehe dazu witowski (2014): Das Lösegeld, S. 494f. 513 Es ist nicht klar, mit welchem Gewichtsmaß gerechnet wurde. Da es eine eigene Bamberger Mark im 13. Jahrhundert nicht gegeben hat, müssen die zweihundert Mark, aufgrund der örtlichen Nähe zu würzburg und Nürnberg, entweder nach der würzburger Mark (238,569 g pro Mark) oder der Nürnberger Mark (237,523g pro Mark) berechnet worden sein. Luschin von Ebengreuth (1976): Allgemeine Münzkunde, Nr. 56, S. 168, Nr. 86, S. 170. Darüberhinaus kann auch die Kölner Mark als überregionales Silbergewicht nicht ausgeschlossen werden. 514 Forhheim gehörte jedenfalls zum Bistum Bamberg. Störmer (2004): Franken bis zum Ende der Stauferzeit, S. 30. 515 Ad Noticiam vniu[er]sor[um] scripto volumus p[er]venire p[rae]sente q[uo]d urgente nos grauissimo hon[orand]e debitorum dampnis quoque accessionib[us] [et] usuris que p[ro]pt[er] absolut[i]o[n]em p[ri]sone n[ost]re coacti sumus incurr[er]e in seruicio Rom[ana] eccl[es]ie captuati mutuo recepimus ab abbate [et] conuentu Sa[ncti] mich[ae]lis in Bamb[er]c ducentas marcas argenti p[ro] quibus obligauimus eis villam n[ost]ram in Gisuelt cum o[mn]ibus suis p[er]tinenciis curtim quoque n[ost]ram in Germanstorf [et] duas curtes invilla forhen sitas. StA Bamberg, BU 635. 516 über Gewicht und Silbergehalt der Bamberger Pfennige zur Zeit Heinrichs I. von Bilversheim ist nichts bekannt. Ausgeschlossen werden kann, dass bereits die einmalige Zurückbehaltung der 40 Pfund Pfennige die Schuld von 100 Mark tilgte, da ansonsten der einzelne Bamberger Pfennig – je nach Berechnungsgrundlage – zwischen etwa 2, 436 g und etwa 2, 485 g hätte wiegen müsssen. Da zu dieser Zeit Kölner Pfennig und englischer Sterling zu den schwersten und wertstabilsten Münzen gehört haben, wird man sowohl das Gewicht wie auch den Silbergehalt des Bamberger Pfennigs weit unter 1, 5 g annehmen dürfen. Zwei Pfennigexemplare aus der Amtszeit Bischof Hermann II. von Bamberg (amt. 1170–1177) brachten gerade einmal 0,68 und 0,93 g auf die waage. ruß (2008): Zur Bamberger Münzprägung, S. 105. Im benachbarten Bistum würzburg wogen die vorort gerpägten Pfennige zur Amtszeit Hermanns I. von Lobdeburg (amt. 1225–1254) gerade einmal 0,6–0,85 g. Dazu ruß (2011): Die würzburger Münzprägung,

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ten. Auf diese weise sollte die Hälfte des Darlehens zurückbezahlt werden. Die restlichen 100 Mark wollte Heinrich separat aufbringen. Aus einem Schreiben Papst Innozenz’ IV. vom 12. Juni 1249 wird ersichtlich, dass auch Kronach (Cranach) und rosenberg (Rosemberc, Kr. Kronach; Bayern) vom Bamberger Bischof verpfändet worden waren.517 wer die Nutznießer dieser transaktion waren, ist allerdings unbekannt. Von einer vorübergehenden Veräußerung bischöflichen Grundbesitzes erfährt man auch durch eine am 4. Januar 1247 ausgestellte, nur noch kopial überlieferte Urkunde. In dieser wurde eine von Heinrich eingegangene Verpflichtung gegenüber dem Bamberger Domkapitel fixiert. Drei Kreuze, die er dem Domschatz entnehmen und verpfänden durfte, musste er binnen einer festgelegten Zeitspanne wieder auslösen. Mit der Erlaubnis zur Entnahme der Kleinodien wurde dem Bischof außerdem gestatteten, die Kreuze, sofern erforderlich, in ihre Einzelteile zu zerlegen.518 Die Dekonstruktion des liturgischen Schmucks versetzte Heinrich in die Lage, auch bei Gläubigern vorstellig zu werden, die nur kleinere Darlehen geben konnten oder wollten. Doch die Freigiebigkeit des Domkapitels hatte ihren Preis: Sollte es dem Schuldner nicht gelingen, die Kreuze in einem Stück an den Mann zu bringen, so blieb ihm nichts weiter übrig, als – zusätzlich zu den ausgelösten Pfandstücken – 150 Mark Silber für deren restauration zu erlegen.519 Als Gewähr verlangten die Bamberger Stiftsherren das bischöfliche Strullendorf (Kr. Bamberg; Bayern).520 Die Rückhol- und Haftungsverpflichtung Heinrichs I. verweist auf die Verpfändung des Kirchenschatzes als eine zweite Quelle der Geldbeschaffung. Aus der Amtszeit des Bischofs ist ein (ebenfalls nur kopial überliefertes) Pfandverzeichnis erhalten, das mutmaßlich um 1247521 von Mitgliedern des Domkapitels zum Zwecke einer übersicht der veräußerten Pretiosen erstellt worden war. Der Zusammenhang zwischen ebendieser Aufstellung und der Gefangenschaft Heinrichs von Bilversheim geht aus dem Dokument nicht unmittelbar hervor. Eingangs heißt es dort lediglich Ista pignora ec[c]l[es]ie sunt obligata p[ro] d[omi]no n[ost]ro ep[iscop]o, ohne dass im Folgenden deutlich gemacht wird, aus welchem Anlass das Verzeichnis angelegt worden war.522 Zugegebenermaßen kann der Bezug des Schriftstückes zum

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S. 426. Zum Gewicht von Kölner Pfennig und englischem Sterling siehe Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 77, 87; Hävernick (1930): Der Kölner Pfennig, S. 46, 51; Voßberg (1843): Geschichte der preussischen Münzen, S. 65. oesterreicher (Hg.): Denkwürdigkeiten der fränkischen Geschichte, Bd. 2, Nr. 2, S. 108f.; auch Potthast (Hg.): Regesta pontificum, Bd. 2, Nr. 13404, S. 1124. Et licet easde[m] occasione p[rae]d[i]c[t]a potuissemus licite distraxisse. StA Bamberg, rep. B 21, Nr. 1, fol. 116r. Si vero ca[s]u aliquo interuenie[n]te sup[ra]d[i]c[t]as cruces distrahi co[n]tigerit […] Centum [et] Quinquaginta marcas argenti pro restauro dabimus. StA Bamberg, rep. B 21, Nr. 1, fol. 116r. Et ut stabilior sit p[rae]missa conditio villam n[ost]ram in Strullendorf cum omnib[us] suis attinentiis in ma[n]ib[us] fideiussor[oum] posuim[us] p[rae]dictorum. vt eam teneant donec ad solutionem pecunie meorate [et] redditus medio t[em]p[or]e. StA Bamberg, rep. B 21, Nr. 1, fol. 116r. So jedenfalls lautet die Datierung im repertorium. StA Bamberg, rep. B 86, Nr. 240, fol. 58; Edition des Dokuments bei Bischoff (Hg.): Mittelal-

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Freikauf Heinrichs I. nur aufgrund von Indizien hergestellt werden. Diese sind jedoch ausreichend plausibel. Der deutlichste Hinweis ist ein dem Verzeichnis inhärenter: Im vorletzten Abschnitt ist von drei Kreuzen die rede, die einem Berengar von Gunzendorf (heute teil der Gem. Buttenheim, Kr. Bamberg; Bayern) in Zahlung gegeben worden waren.523 Da es sich bei diesen drei Kreuzen, um neue Stücke handelte, ist denkbar, dass das Domkapitel für derartige wertgegenstände besondere Regelungen zur Rückgewinnung traf. Die oben erwähnte Erstattungsverpflichtung vom 4. Januar nahm womöglich auf diese Kreuze Bezug. Vorstellbar ist aber auch, dass die Urkunde drei andere im Pfandverzeichnis festgehaltene Kreuze meinte, von denen eines zerlegt (fracta est)524 und bereits für 50 Mark (genau einem Drittel der am 4. Januar festgelegten restaurationssumme) ausgelöst wurde.525 So oder so, es können kaum Zweifel daran bestehen, dass sich die am 4. Januar unterzeichnete Auslösungsverpflichtung Heinrichs von Bilversheim, in der ja ausdrücklich auf die Gefangenschaft des Bischofs verwiesen wurde, auf drei der in der Pfandliste verzeichneten Kreuze bezog. Nimmt man das mutmaßliche Datum der Ausstellung und die Tatsache, dass in dieser Zeit keine anderen großen Zahlungsverpflichtungen Heinrichs von Bamberg belegt sind, so erhärtet sich der Verdacht ungleich mehr, dass die Pfandliste im Zusammenhang mit dem Lösegeld des Prälaten stand. Unterzieht man die um 1247 zusammengestellte Pfandliste einer eingehenden Betrachtung, so fallen verschiedene Aspekte ins Auge. Zu den banalsten Feststellungen gehört, dass Heinrich dem Domschatz eine Vielzahl kostbarer Gegenstände ganz unterschiedlicher Art entnommen hatte. Neben liturgischen Geräten, wie Kelchen oder Kreuzen, wurden vor allem Schmuck und Kleidungsstücke verpfändet. Und sogar reliquien wurden nicht verschont: Neben der tunika Kaiser Heinrichs II. († 1024) vertraute man dem Propst des Bamberger Stiftes Sankt Jakob sogar die Krone des Heiligen an. Dabei entfiel nur ein Teil des Darlehens (22 Mark und zwei Humpen im Gewicht von 5 Goldmark) auf das recht des Stiftes, die kostbare reliquie zu beherbergen (pro husen). Fünfeinhalb Mark erhielten die Boten, die die Krone abholten.526 Da der transportweg ausgesprochen kurz war, diente die gute Bezahlung der Boten wohl in erster Linie dazu, einen Diebstahl der reliquie auf terliche Schatzverzeichnisse, Nr. 8, S. 20f. 523 § It[em] d[e] novo i[m]pignoravit ep[is]c[opus] Berngero d[e] Guntzendorf iii cruces, una[m] cu[m] smaragd[is], / alt[er]am arabie. Tercia[m] cu[m] speculo. StA Bamberg, rep. B 86, Nr. 240, fol. 58. In Ermangelung prosopographischer Studien kann nicht gesagt werden, ob dieser Berengar ein früher Vertreter des dort ansässigen Adelsgeschlechts der ochs von Gunzendorf war. Zu den ochs von Gunzendorf vgl. Ulrichs (1997): Vom Lehnshof zur reichsritterschaft, S. 213. 524 tatsächlich ist nicht ganz klar, ob das Kreuz schon beschädigt war oder bewusst zerlegt wurde. 525 Et crux aurea p[ar]ua. […] Crux arabie et p[ar]u[us] calix aureus era[n]t i[n] pignore p[ro] p[re]posito maiore p[ro] l libris. I[n] cui[us] solucio[n]e calix ide[m] dat[us] e[st] i[n] vsuras ad rede[m]pc[i]o[n]em crucis. Alia crux fracta e[st], q[ue] h[ab]ebat i[n] po[n]d[er]e VI marcas auri [et] dimidia[m] […]. I[n] rede[m]pc[i]o[n]e crucis date su[n]t l marce. StA Bamberg, B 86, Nr. 240, fol. 58. 526 Es ist nicht klar, ob die Krone in Bamberger Dom oder weiter außerhalb aufbewahrt wurde. wäre ersteres zutreffend, muss davon ausgegangen werden, – da die Distanz von Domberg zum Stift St. Jakob nicht einmal 500 m betrug – dass ein erheblicher teil des Botengeldes für den Schutz der reliquie ausgegeben wurde.

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dem weg vom Dom zum Stift zu vermeiden. An der Krone Heinrichs II. verdiente ein gewisser rüdiger weitere 240 Pfennige (talentum). welche Aufgabe er bei der transaktion hatte, bleibt allerdings unerwähnt.527 Mit rund 78 Silbermark528 war die Krone das einträglichste Einzelstück in der gesamten Pfandliste. richtet man den Blick auf die verschiedenen in der Liste genannten Pfandnehmer, so ist auffällig, wenngleich nicht sonderlich verwunderlich, dass diese vor allem aus dem lokalen und personellen Umfeld Heinrichs von Bamberg stammten. Gunzendorf lag nur wenige Kilometer entfernt. Michelsberg und Sankt Jakob hatten ihren Sitz im Amtsbereich des Bamberger Bischofs. trotz etwaiger Immunitätsbestrebungen waren die beiden geistlichen Institutionen Bischof und Domkapitel in der Mitte des 13. Jahrhunderts in jurisdiktioneller und personeller Hinsicht eng verbunden.529 Am weitesten entfernt war die in der Pfandaufstellung nicht namentlich genannte Gräfin von Abenberg, die in Mittelfranken, etwa 25 km südwestlich der reichsstadt Nürnberg residierte.530 Da im Bamberger Bistum anscheinend nicht ausreichend vertrauenswürdige und kapitalkräftige Gläubiger zu finden waren, musste Heinrich schließlich auch in die benachbarten Diözesen würzburg und Mainz ausweichen.531 Die Strategie, die der Auswahl der Pfandnehmer zugrunde lag, war denkbar einfach: Um die wiedererlangung der kostbaren Pfänder sicherzustellen, mussten Personen gefunden werden, an deren Integrität möglichst wenig Zweifel bestand. wichtig war auch, dass die Pfandstücke in reichweite blieben. Dass die Kronenreliquie Heinrichs II. an das Stift Sankt Jakob ging und damit buchstäblich in Sichtweite blieb, war daher kein Zufall. weil viele Stiftskanoniker zugleich Mitglieder des Bamberger Domkapitels waren, konnte der Verbleib der reliquie stets überprüft werden. Dass das Kalkül des Bischofs (und vermutlich auch des Domkapitels) nur ein gewisses Maß an Sicherheit brachte, beweist das bereits erwähnte Schreiben Papst Innozenz’ IV. vom 12. Juni 1249, in welchem er den Abt des würzburger

527 Corona s[an]c[t]i heinrici e[st] i[n] pignore apud Iacobu[m], p[ri]mo p[ro] xx marcis, q[ue] date su[n]t p[re]posito p[ro] husen, s[e]c[un]do p[ro] v marcis [et] dimidi[a] i[n] expe[n]sis nu[n]cior[um]. Et p[ro] tal[ento] q[uod] datu[m] e[st] Rudig[er]o. Tercio p[ro] duob[us] cyphis aureis po[n]dera[n]tib[us] v marcas q[ui] s[e]c[un]d[u]m estimac[i]o[ne]m ve[n]dic[i]o[n]is redde[n]di su[n]t. StA Bamberg, rep. B 86, Nr. 240, fol. 58. 528 Dies ist eine grobe Schätzung: Zugrundegelegt wurde der durchschnittliche Goldkurs von 1:10 gegenüber Silber sowie die Annahme, dass – im Vergleich mit den stabilen Sterling- und Kölner Pfennigmünzen der Zeit – 240 Bamberger Pfennig nicht mehr als maximal 1,5 Mark entsprochen haben dürften. Von bei Scheßlitz (Kr. Bamberg; Bayern) gefundene (leider bereits um 1125–1130 datierende) Bamberger Pfennige überstieg keiner ein Gewicht von 0, 86 g. Hess (1990): Ein oberfränkischer Münzfund, S. 69ff. Zum Goldkurs allgemein vgl. Kluge (2004): Münze und Geld im Mittelalter, S. 12. 529 Göller (2007): Domstift und Kollegiatsstifte, S. 46; dies. (2007): Männerklöster, S. 157f.; reindl (1969): Die vier Immunitäten des Domkapitels, S. 232, 238f., 262. 530 Quarta[m] modo obligauit Comitisse d[e] abenb[er]ch q[uae] porta[r]i sol[et] an[te] ep[iscopu] m. StA Bamberg, rep. B 86, Nr. 240, fol. 58. Abenberg (Kr. roth; Bayern). 531 Vgl. dazu oesterreicher (Hg.): Denkwürdigkeiten der fränkischen Geschichte, Bd. 2, Nr. 2, S. 108f.; auch Potthast (Hg.): Regesta pontificum, Bd. 2, Nr. 13404, S. 1124.

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Klosters Sankt Stefan beauftragte, die längst überfällige Herausgabe Bamberger Pfänder zu erzwingen.532 Und noch etwas wird durch die archivalischen Quellen zum Lösegeld Heinrichs von Bilversheim offenkundig: Die Anstrengungen um die Besorgung des Geldes lastete nicht allein auf den Schultern des Bischofs. wie in der Pfandliste von 1247 ersichtlich, beteiligten sich die Domherren aktiv an der Versetzung des Domschatzes. In dieser Funktion trat der Dompropst Hertnid auf, der nicht nur ein Pferd verkaufte, sondern auch mehrere Kleinodien aus der Schatzkammer verpfändete. Es ist nicht auszuschließen, dass die Pfandliste, die sicherlich nach der Freilassung Heinrichs von Bilversheim niedergeschrieben worden war, zeitlich voneinander abweichende Vorgänge dokumentierte. Vielleicht hatten sich die Domherren schon um eine Anzahlung des Lösegeldes bemüht, während ihr Bischof selbst noch auf der Käfernburg eingesperrt war.533 Gleichgültig wie diesbezüglich die realität aussah, der Enthusiasmus des Domkapitels beziehungsweise einiger seiner Mitglieder dürfte nicht ausschließlich altruistischen Motiven entsprungen sein. Die Kapitelherren werden kein unwesentliches Interesse daran gehabt haben, über das Schicksal des Domschatzes eine gewisse Kontrolle zu behalten und diese nach außen und gegenüber Heinrich von Bilversheim auch zu demonstrieren. Heinrich jedenfalls musste den Konsens mit dem Domkapitel finden, bevor er die begehrten Gegenstände dem Kirchenschatz überhaupt entnehmen durfte.534 Indem die Domherren die Verpfändung zu großen teilen selbst in die Hand nahmen, konnten sie Anspruch auf eine Beteiligung sowohl an der Auswahl der in Frage kommenden Gläubiger als auch an der Festlegung der Pfandbedingungen erheben. Die exponierte Stellung, die das Bamberger Domkapitel bei der Freilassung Heinrichs I. zu spielen beabsichtigte, fügt sich vorzüglich in die Autonomiebestrebungen ein, die sich während des 12. und 13. Jahrhunderts in beinahe allen Domkirchen des römisch-deutschen reiches bemerkbar machten.535 Inwieweit die Bamberger Domkanoniker ihre Interessen über die Verfügungsgewalt des Bischofs stellten, deuten die strengen regelungen der Pfandverschreibungen an. Nicht genug damit, dass jeder Gegenstand, 532 oesterreicher (Hg.): Denkwürdigkeiten der fränkischen Geschichte, Bd. 2, Nr. 2, S. 108f.; auch Potthast (Hg.): Regesta pontificum, Bd. 2, Nr. 13404, S. 1124. 533 Dass von einem Domkapitel erwartet wurde den oberhirten bei Gefangenschaft auszulösen, belegt eine textstelle aus den Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium. Als nach der Ergreifung Erzbischofs Erich weder dessen Bruder noch die Magdeburger Domherren aktiv wurden, musste der Magdeburger Stadtrat den Gefangenen auslösen. Unde cum ipse postmodum in ob­ sidione castri Harlighebergh captus esset, et nec frater suus marchio nec capitulum vellent eum redimere, cives ipsum redimerunt, solventes pro sui liberacione quingentas marcas, quas tamen ipse liberatus postmodum eis gratanter restituit. Schum (Hg.): Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium, S. 425. 534 Die Pflicht, die Zustimmung des Domkapitels bei Verpfändungen des Kirchenschatzes einzuholen, ist besonders gut für das Erzbistum Magdeburg belegt. Dazu Mülverstedt (Hg.): regesta archiepiscopatus Magdeburgensis, Bd. 1, Nr. 1653, S. 689f; Bd. 3, Nr. 250, S. 98; siehe ebenso weber (1912): Das Domkapitel von Magdeburg, S. 104, 108. 535 Die Bestrebung nach Selbständigkeit fand ihren Ausdruck vor allem in der Bischofswahl. Für Franken vgl. dazu Eickels (2007): Bamberger Bischofswahlen, S. 127ff., bes. S. 128; Abert (1905): Die wahlkapitulationen der würzburger Bischöfe, S. 15f. Allgemein auch Schimmelpfennig (1990): Papst- und Bischofswahlen, S. 173ff.

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welchen Heinrich dem Domschatz abspenstig gemacht hatte, zum Zwecke einer lückenlosen Rückerstattung festgehalten wurde, Heinrich haftete mit bischöflichem Besitz für die rückführung der Kleinodien und hatte auch für etwaige Beschädigungen aufzukommen. Zum Abschluss des Kapitels soll die eingangs erwähnte these oskar Krenzers bezüglich des bedrückenden Lösegeldes ausgewertet werden. Aus den hier besprochenen Quellen lässt sich ein Betrag von rund 630 Mark Silber (zw. etwa 147,302 kg und 150,298 kg Silber) herauslesen. Die Gesamtsumme war aber um ein Vielfaches höher, denn zum einen sind nur für einen kleinen teil der Verpfändungen die eingeworbenen Geldbeträge überliefert (wieviel die Verpfändung der Festungen Kronach und rosenberg eingebracht hatte, bleibt völlig im Dunkeln), zum anderen muss die Unvollständigkeit der schriftlichen überlieferung angenommen werden. Stellt man Heinrich die Lösegelder zur Seite, die seine zeitgenössischen Amtsbrüder für ihre Freilassung bezahlen mussten, so darf man vermuten, dass auch Heinrichs Haftentlassung einen vierstelligen Betrag zum Preis hatte. Die 8.000 Mark, die Erzbischof Gerhard von Mainz 1257 an den Herzog von Braunschweig verlor, erreichte er sicherlich nicht. Aufgrund seiner Stellung als Bischof und Gesandter des Papstes wird seine Freiheit aber wenigstens die 1.600 Mark wert gewesen sein, die Ludolf von Halberstadt (amt. 1236–1241) im Jahre 1238 versprechen musste, um die Fesseln des Markgrafen otto III. von Brandenburg ablegen zu können.536 Sind dies auch nur Vermutungen, so lässt sich doch wenigstens konstatieren, dass das Lösegeld Bischof Heinrichs von Bamberg kein geringes war. ob dieses aber für eine Finanznot im Bistum Bamberg verantwortlich gemacht werden kann, wie es wolfgang Krug in einer Monographie zu den bischöflichen Münzen tat,537 ist nicht beweisbar, da die Quellen in dieser Sache nicht ausreichend belastbar sind. Die Inpfandgabe von bischöflichen Mensalgütern und liturgischen Utensilien dürfen nicht zwangsläufig als letztes Mittel episkopaler Geldbeschaffung betrachtet werden. Die Verpfändungen konnten auch Ausdruck einer Schuldenumverteilung mit dem Ziel sein, die Einkünfte und Barschaft des Bischofs nicht allzu stark zu belasten. Gegenüber der römischen Kirche legte Heinrich von Bamberg überzeugend dar, dass die Gefangenschaft seine finanziellen Möglichkeiten erschöpft hatte. Jedenfalls wies ihm Innozenz IV., der sich bereits vorher für die rückgewinnung des verpfändeten Besitzes eingesetzt hatte, per Schreiben vom 19. oktober 1247 die Verwaltung des Bistums Chiemsee an. Zur Begründung seiner Entscheidung fügte der Papst hinzu, dass Heinrich von Bilversheim zu diesem Zeitpunkt beinahe aller seiner 536 Zu Gerhard von Mainz und Konrad von Köln siehe S. 154ff., 158ff. Zu Bischof Ludolf von Halberstadt siehe Schum (Hg.): Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium, S. 422; weiland (Hg.): Sächsische weltchronik, S. 253f.; auch Krabbo (Hg.): regesten der Markgrafen von Brandenburg, Lieferung 2, Nr. 669, S. 148; Mülverstadt (Hg.): regesta archiepiscopatus Magdeburgensis, Bd. 2, Nr. 1101, S. 504f. 537 Krug vermutete im Bistum eine große Finanznot und führte als Beleg die Gefangenschaft des Bischofs und die Verpfändung von drei Kreuzen aus dem Domschatz an. tatsächlich aber kann eine derartige Krise nicht auf der Grundlage der Quellen zum Lösegeld Heinrichs von Bamberg geschlossen, geschweige denn auf die Situation im Bistum übertragen werden. Siehe Krug (1999): Die Münzen des Hochstifts Bamberg, S. 16.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

Bamberger Güter beraubt sei.538 Inwieweit die römische Kurie die Klagen des Bamberger Bischofs einer genauen Prüfung unterzogen hatte, bleibt im Dunkeln. 5.3.2. Königswahl und Lösegeld: Gerhard von Dhaun, Erzbischof von Mainz Erzbischof Gerhard I. von Mainz (amt. 1251–1257) büßte seine Freiheit zu einem ungünstigen Zeitpunkt ein. während einer territorialen Auseinandersetzung mit dem Herzog von Braunschweig geriet er am 16. Januar 1256 in Gefangenschaft desselben.539 Zwölf tage später begann mit dem tod wilhelms von Holland (reg. 1234– 1256) die Sedisvakanz des römisch-deutschen Königsthrons. Gerhards Haft vereitelte die Einberufung eines wahltages, welche traditionell dem Mainzer Metropoliten oblag. Das Fehlen des Mainzer Erzbischofs dürfte wesentlich dazu beigetragen haben, dass eine Königswahl während des Jahres 1256 ausblieb.540 Gerhard von Mainz hatte jedoch noch immer Kontakt zur Außenwelt. Albrecht von Braunschweig gestattete ihm, Besucher zu empfangen. Einer von ihnen war der Erzbischof von Köln, mit welchem Gerhard zweifellos über die Planung eines wahltages sprach und dem er schließlich seine Kurstimme übertrug.541 Als im Januar 1257 richard von Cornwall die Krone erhielt und dessen wahl drei Monate später durch die Kur Alfons X. von Kastilien († 1284) torpediert wurde, befand sich Gerhard noch immer in der Gewalt des Braunschweiger Herzogs. Durch die angespannte Situation im reich musste ihm die Entlassung aus dem Gefängnis umso dringlicher erscheinen. Daher ist es kaum verwunderlich, dass sich zum Frühjahr 1257 die Nachrichten über eine Auslösung Gerhards häuften. Der Druck der Situation dürfte zu einer schnellen Einigung zwischen Häscher und Gefangenem geführt haben. Die Hallenser Peterschronik behauptet, der Mainzer habe sich ein Jahr lang in den Händen Albrechts von Braunschweig befunden, ehe er freigelassen wurde. offen bringt der Verfasser Gerhards Loskauf mit der Königswahl richards von Cornwall in Zusammenhang. richard, in der Absicht, magnis muneribus die deutschen Fürsten von seiner Eignung zum römisch-deutschen König zu überzeugen,

538 rodenberg (Hg.): Ex Innocentii IV registro, Bd. 2, Nr. 446, S. 321; auch rI V, 2.3, Nr. 7886. 539 Holder-Egger (Hg.): Cronica Sancti Petri Erfordensis, S. 248, z. J. 1256: Der tod wilhelms von Holland wird hier chronologisch nicht korrekt vor der Gefangennahme genannt. Siehe auch weiland (Hg.): Sächsische weltchronik, S. 296; ders. (Hg.): Braunschweigische reimchronik, S. 558; Holder-Egger (Hg.): Cronica principum Saxoniae, S. 475. Der eigentliche Häscher war wohl Graf Dieter V. von Katzenelnbogen († 1276), dem richard von Cornwall am 16. August 1258 urkundlich attestierte, dass er ihm die Ergreifung Gerhards von Mainz nicht nachtragen werde. Demandt (Hg.): regesten der Grafen von Katzenelnbogen, Bd. 1, Nr. 128, S. 93. Zum Konflikt mit Albrecht von Braunschweig siehe Jürgensmeier (Hg.): Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte, Bd. 1, S. 359. 540 Dazu Kaufhold (2007): Interregnum, S. 52f. 541 weinrich (Hg.): Quellen zur Verfassungsgeschichte, Nr. 12, S. 42; Böhmer/will (Hg.): regesta archiepiscoporum Maguntinensium, Bd. 2, Nr. 168, S. 335; Gerlich (1967): rheinische Kurfürsten und deutsches Königtum, S. 66.

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„befreite deshalb den Mainzer Erzbischof Gerhard von den Fesseln, indem er ihm 8.000 Mark gab, auf dass dieser ihn zum König der römer wähle. Die anderen Fürsten sollte er dazu überreden, dasselbe zu tun.“542

Die Bereitstellung des Lösegeldes durch den englischen Prätendenten erweckt hier den Eindruck, ein wahlgeschenk oder, drastischer ausgedrückt, Bestechungsgeld zu sein. Diese Verbindung stellen auch die Annales Hamburgenses her, indem sie ebenso lapidar wie prägnant vermerkten: Tunc Maguntinus erat captus, quem Richardus redemit octo milibus marcarum, ut ad suam esset benivolus electionem.543 Die aus dem Umfeld der trierer Erzbischöfe stammenden Gesta Treverorum versahen ihre Erklärung mit einem kritischen Unterton: Propter pecuniam innumeram hätten die Erzbischöfe von Köln und Mainz sowie der Pfalzgraf bei rhein ihre wahlstimme an den Grafen von Cornwall verkauft. Gerhard von Dhaun selbst habe 8.000 Mark in englischen Sterlingen erhalten, die er für seinen Freikauf eingesetzt habe.544 Die Negativbewertung der Gesta sind nicht erstaunlich, hatte doch der trierer Erzbischof Arnold II. von Isenburg (amt. 1242–1259) seine Stimme an richards Konkurrenten, König Alfons von Kastilien, gegeben. Der Vorwurf der Bestechung war aufs Beste dazu angetan, die Legitimität der Königswahl richards von Cornwall infrage zu stellen. Dennoch erhält der tatenbericht der trierer Erzbischöfe, trotz seiner Parteilichkeit, durch die übereinstimmung mit den anderen Quellen große Glaubwürdigkeit. Dass die 8.000 Mark dazu gedacht waren, die Bereitschaft Gerhards zu steigern, sich für richard von Cornwall als König auszusprechen, ist umso wahrscheinlicher, als da sie von englischer Seite ebenfalls bezeugt ist. Der über die wahl gut unterrichtete thomas wykes († um 1300) informiert über die Absprachen, die der thronaspirant mit dem Mainzer Metropoliten hinsichtlich der Königswahl getroffen haben soll. Er bestätigt die übergabe von 8.000 Mark Kölner Pfennigen zur Befreiung des Prälaten. wykes ist der einzige Autor, der von einer Disposition des Betrages spricht: Nach seinen Angaben waren nur 5.000 Mark auf das Lösegeld entfallen. Die übrigen 3.000 Mark hätten den finanziellen Bedarf des Erzbischofs während der Gefangenschaft gedeckt.545 ob die Angaben des englischen Chronisten der wahr542 Eodem anno Gerhardus Mogontinus episcopus a captivitate, qua per annum detentus erat, solutus est. Quidam e namque comes, frater regis Anglie, Ritsardus nomine, cupiditate regni ductus, cum esset multum locuplex, principes Teutonie, ad quos electio pertinebat imperii, magnis muneribus flectere temptabat, ut eum ad regni gubernacula eligerent; propter quod Gerhardum Mogontinum episcopum datis VIII milibus marcarum a vinculis liberavit, ea scilicet racione, ut eum eligeret in regem Romanorum et aliis principibus idem facere persuaderet. Holder-Egger (Hg.): Cronica Sancti Petri Erfordensis, S. 88, z. J. 1257. 543 Lappenberg (Hg.): Annales Hamburgenses, S. 383f., z. J. 1257. 544 Dominus enim Conradus Coloniensis archiepiscopus propter pecuniam innumeram sibi datam virum Anglicum, dominum Ricardum comitem Cornubie, germanum regis Anglie, non zelo iusticie, sed disiderio pecunie, in regem elegit, et dominum Gerardum Moguntinum episcopum, tunc captum in Turingia et liberatum pro octo milibus sterlingorum marcarum ex parte dicti comitis Cornubie, comitemque palatinum Reni, pro decem milibus marcarum allectum, in par­ tem suam traxit. Cardauns (Hg.): Gesta treverorum continuata, S. 412. 545 Pepigerunt igitur nuncii supradicti cum principibus, primo cum Maguntio, ad cuius preeminen­ tiam pertinet prima vox in electione, quique tunc temporibus vinctus detinebatur in carcere cuiusdam potentis illius provincie, qui eum paulo ante in bello ceperat, cum quo pro liberacione sua pacem fecerat pro quinque milibus marcarum Coloniensium, videlicet quod comes daret ei

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heiten entsprachen, kann kaum entschieden werden. Andere Belegstellen fehlen und über die Nähe wykes zu richard von Cornwall oder den Verhandlungen über die Königswahl liegen keine Erkenntnisse vor. Die Genauigkeit und Zuverlässigkeit, mit welcher der englische Chronist viele der Begebenheiten um die Doppelwahl von 1257 schildert, vermag an dieser Stelle nicht mehr, als davor zu warnen, die textstelle als unzuverlässig abzutun. Soviel kann aber dennoch gesagt werden: Die Unterhaltskosten auf den Gefangenen abzuwälzen, war eine vielfach geübte Praxis.546 Dass Gerhard von Mainz auch während seiner Haft den Lebensstil eines reichsfürsten pflegte und hierfür keine Kosten scheute, ist mehr als wahrscheinlich. Als sicher kann gelten, dass richard von Cornwall das Lösegeld in Höhe von 8.000 Mark für den Mainzer Erzbischof bezahlt hat. Hierin stimmen alle Quellen überein. Keinesfalls eindeutig ist aber, ob das Lösegeld ausschließlich von richard kam. In einem konzisen Urkundentext vom 1. Februar 1257 versprach Gerhard von Mainz seinem Bruder Emicho († 1289) die rückzahlung von 60 Mark Sterlingen, die er sich in necessitates ecclesie geliehen hatte.547 Das Fehlen eines inhaltlichen Bezuges zu Haft und Auslösung Gerhards machen das Dokument allerdings für eine Einordnung in die Gefangenschaft des Erzbischofs nur wenig belastbar. Nichtsdestotrotz, der Ausstellungszeitpunkt nährt den Verdacht, dass mit den „Notwendigkeiten der Kirche“ der episkopale Geldbedarf während der Haft gemeint war. ob Emicho das Lösegeld seines Bruders oder dessen Lebenshaltungskosten bezuschusste, ist nicht geklärt. In der Erwähnung von Sterlingen eine Analogie zur Finanzhilfe richards von Cornwall und damit einen Beweis sehen zu wollen, dass Emicho seinem Bruder Gerhard einen teil des Lösegeldes geliehen hatte, wäre allerdings zu kurzsichtig und würde die sich widersprechenden Quellenhinweise ignorieren. Es ist nämlich nicht bekannt, welche währung man für die 8.000 Mark festgelegt hatte. während der Engländer wykes die Zahlung mit 8 milia marcarum Colonensium veranschlagt (wobei noch nicht geklärt ist, ob es sich dabei um Mark Kölner Gewicht oder Kölner Pfennige handelte), beteuern sowohl die Gesta Treverorum als auch die Annales Hamburgenses, dass das Geld in Mark Sterlingen berechnet worden sei. welche Auskunft man für authentisch hält, hängt vor allen Dingen damit zusammen, für wie glaubwürdig man die berichtenden Quellen halten möchte. rational ist das kaum zu entscheiden. Alle drei Chroniken sind zeitgenössisch, keiner der Autoren gibt seine 8 milia marcarum Colonensium, de quibus 5 milia cederent captivatori pro liberacione sua, tria milia residua cederent usibus captivati. Liebermann/Pauli (Hg.): Ex annalibus oseneiensibus et thomae de wykes Chronico S. 492, z. J. 1256. 546 Siehe S. 56. 547 Nos Gerhardus die gratia sancte Maguntine sedis archiepiscopus, sacri imperii per Germaniam archicancellarius, recognoscimus et presentibus publice confitemur, quod nobilis vir Emecho comes sylvestris iunior, germanus noster carissimus, sexaginta marcas bonorum et legalium sterlingorum nobis liberaliter mutuavit in necessitates ecclesie utiliter expendendas, ad quarum solutionem sibi absque sua indempnitate qualibet faciendam nos et ecclesiam nostrum obligamus per has litteras sigilli nostril munimine roboratas. Datum apud Lonstein Kal. Februarii anno domini MCC quinquagesimo septimo. Eltester/Goerz (Hg.): Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen territorien, Bd. 3, Nr. 1385, S. 1000. Zusammenfassend bei rI V, 2.4, Nr. 11777.

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Informationsquellen an. Ein Auslösungsvertrag, mit dessen Hilfe man die chronikalischen Angaben überprüfen könnte, ist nicht überliefert. wegen der Ausführlichkeit ihrer Beschreibungen kann den Gesta Treverorum und dem Bericht des thomas wykes eine gewisse Nähe zu den streitenden Parteien unterstellt werden. Bemerkenswert ist, dass die Autoren die währung angeben, die im Heimatland des jeweils anderen gebräuchlich waren: wykes spricht von der Kölner Mark, der anonyme trierer von englischen Sterlingen. über die Zuverlässigkeit ist damit freilich nichts gesagt. Es ist enttäuschend, dass auch die textimmanente Analyse in dieser Sache keinen Aufschluss bringt. Beide Quellen sind sowohl bei der Beschreibung der Königswahl als auch der Gefangenschaft Gerhards von Mainz sehr ausführlich und zeichnen sich durch Detailwissen aus. Auf der anderen Seite vermögen aber Ungenauigkeiten und Fehlinformationen das solide Bild zu trüben. Zwei Beispiele sollen als Beleg dafür genügen: Der trierer tatenbericht verlegt die Gefangennahme Gerhards fälschlicherweise nach thüringen. Außerdem beziffert er das wahlgeschenk richards von Cornwall für den Pfalzgrafen Ludwig II. bei rhein mit 10.000 Mark.548 wykes dagegen unterstellt dem rheinischen Pfalzgrafen, nicht weniger als 18.000 Mark erhalten zu haben.549 tatsächlich sind aber zwischen richard und Ludwig nachweislich nur 12.000 Mark geflossen.550 Die sich aus der jeweiligen Umrechnung (Kölner Mark, Kölner Pfennige und englische Sterlinge in Kilogramm Silber) ergebene Differenz des Silbergehaltes mag, auch eingedenk der Unzuverlässigkeit der numismatischen Erkenntnisse, nicht allzu stark ins Gewicht fallen – besonders angesichts der tatsache, dass der Silberfeingehalt der 8.000 Mark je nach Berechnungsgrundlage entweder 1.870,496 kg (Kölner Gewicht), 1.553,645 kg (Sterlinge) oder 1.555,776 kg (Kölner Pfennige) betrug.551 In jedem Fall stellte das Lösegeld in den Ausgaben Gerhards von Mainz einen nicht unerheblichen Posten dar. Die Höhe lässt sich mit dem sozialen Status des Gefangenen erklären, der außer dem Mainzer Bischofsstuhl auch das Amt eines Erzkanzlers des römisch-deutschen reiches bekleidete. Einen nicht unwesentlichen Ausschlag für die Festsetzung des Betrages dürfte obendrein die aktuelle Situation im reich gegeben haben, die Gerhards Freilassung dringend erforderlich machte. obwohl keinerlei Nachrichten über den Verhandlungsablauf existieren, muss wohl vor dem Hintergrund der strittigen wahl richards von Cornwall angenommen werden, dass Gerhard sich nicht allzu lange mit zeitraubenden Unterredungen aufhalten wollte. In der tat ist die Haftzeit mit nur einem Jahr relativ kurz. Bereits am 25. Januar 1257 befand sich der Erzbischof wieder in Freiheit.552 Vermutlich hatte Ger548 Siehe S. 155, Anm. 544. 549 Liebermann/Pauli (Hg.): Ex annalibus oseneiensibus et thomae de wykes Chronico S. 492, z. J. 1256. 550 Dies belegt der im original erhaltene Vertrag. HStA München, HU 18. Edition bei wittmann (Hg.): Monumenta wittelsbacensia, Bd. 1, Nr. 63ff., S. 157ff. 551 Zu den Berechnungen siehe Allen (2012): Mints and Money, S. 144f. (tabelle); Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 154f.; Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 77, 87; Hävernick (1930): Der Kölner Pfennig, S. 46, 51; Voßberg (1843): Geschichte der preussischen Münzen, S. 65. 552 Zu diesem Datum war Gerhard unter den Zeugen einer Urkunde richards von Cornwall. rI V, 2.4, Nr. 11775.

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hard schon einem ersten Angebot Albrechts von Braunschweig keinen übermäßigen widerstand entgegengebracht. Vorstellbar ist sogar, dass er selbst seinem Häscher die Zahlung von 8.000 Mark vorgeschlagen hatte, inständig hoffend, dass sie stattlich genug sei, den Herzog zum sofortigen Einlenken zu bewegen. Unter den Lösegeldern seiner Zeitgenossen jedenfalls rangierte der Betrag Gerhards von Mainz weit oben. Von den Kirchenfürsten, die im 12. und 13. Jahrhundert für ihre Haftentlassung Geld zahlen mussten, übertrafen nur die 12.000 Mark Kölner Pfennige Erzbischof Siegfrieds von Köln aus dem Jahr 1289 die Mainzer Summe.553 Nur wenige Mitglieder des westeuropäischen Hochadels waren in der Lage, sich über einen herberen Verlust zu beklagen. Neben – und dies überrascht keineswegs – den westeuropäischen und levantinischen Königen waren dies allein Ferdinand von Flandern, über dessen besondere Situation bereits gesprochen wurde, die im Königreich Jerusalem überaus mächtigen Herren Balduin und thomas von Ibelin (im Jahre 1179)554 sowie die gegen Johann ohneland rebellierenden Barone Amphulsus tillo und Gilbert Fitz reinfred. Ein mit dem Preis Gerhards von Dhauns vergleichbar hohes Lösegeld konnten lediglich Herzog Albrecht von Braunschweig, der sich seinerseits acht Jahre nach der Gefangennahme Gerhards aus den Händen des Markgrafen von Meißen freikaufen musste, sowie Graf theobald II. von Bar (amt. 1240–1291) für sich reklamieren.555 5.3.3. Die gescheiterten Ambitionen der Kölner Erzbischöfe Konrad von Hochstaden, Engelbert II. von Falkenburg und Siegfried von Westerburg Die Kölner Erzbischöfe Konrad I. von Hochstaden (amt. 1238–1261), Engelbert II. von Falkenburg (amt. 1261–1274) und Siegfried I. von westerburg (amt. 1275–1297) gehörten zu den streitbarsten Kirchenfürsten der Kölner Diözese. Alle drei suchten ihre politischen Ambitionen, vor allem den Ausbau der Kölner Macht am Niederrhein, unter Inkaufnahme aller Konsequenzen zu verwirklichen. Dabei schreckten sie nicht davor zurück, sich des Krieges als eines Instruments zur Interessendurchsetzung zu bedienen. Der Ehrgeiz der Prälaten wurde jedoch durch Niederlagen und Gefangenschaften gebremst, als deren Folge sie auf ihre Ansprüche verzichten mussten. Konrad von Hochstaden verlor den Kampf im Februar 1242 bei Lechenich. Engelbert wurde die Schlacht von Zülpich (17. oktober 1267; Kr. Euskirchen; Nordrheinwestfalen) zum Verhängnis. Sein Nachfolger Siegfried von westerburg unterlag seinen Gegnern am 5. Juni 1288 in worringen.

553 Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Bd. 2, Nr. 865, S. 508ff. 554 Richards (Hg.): The Chronicle of Ibn al-Athīr, Bd. 2, S. 264; Meynard (Hg.): Abû Sâma: Le Livre des deux gardins, S. 199; Mas Latrie (Hg.): Chronique d’Ernoul, S. 56ff.; Goergens (Hg.): Arabische Quellenbeiträge, Bd. 1, S. 10. 555 Butkens (Hg.): trophés tant sacrées que profanes du Duché de Brabant, Bd. 1, S. 258. Zu Albrecht von Braunschweig-Lüneburg siehe S. 128ff.

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Konrad von Hochstaden Zu Beginn des Jahres 1242 führte Graf wilhelm IV. von Jülich (amt. 1225–1278) im Auftrag Kaiser Friedrichs II. ein Heer in das Gebiet des Kölner Erzbistums.556 Sein Ziel war die Niederringung der antistaufischen Opposition, an deren Spitze sich der amtierende Erzbischof Konrad I. von Hochstaden gesetzt hatte. Nach zunächst erfolgreicher Gegenwehr der erzbischöflichen Truppen wurde Konrad im Februar bei Lechenich (heutiger Stadtteil von Erftstadt, rhein-Erft-Kreis, rheinland-Pfalz) überwältigt und als Gefangener auf die Burg Nideggen (Kr. Düren; Nordrheinwestfalen) verschleppt. Die Kölner Königschronik berichtet, dass Adel und Klerus der Bischofsstadt König Konrad IV. inständig gebeten hätten, sich für die Freilassung Konrads zu verwenden.557 Alternierend beteuert eine französische reimchronik aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Fortsetzung der Kampfhandlungen durch Anhänger des Kölner Metropoliten.558 Konrad IV. soll vergeblich versucht haben, eine Auslieferung des wertvollen Gefangenen zu erwirken. Nach Konsultation seiner ratgeber habe wilhelm von Jülich das Anerbieten des Kaisersohns abgelehnt, weil er auf den Erhalt eines ordentlichen Lösegeldes gehofft habe – so der Bericht in den Gesta Treverorum con­ tinuata.559 Zweifellos wäre dem König ein geschicktes Manöver gelungen, hätte er einen der führenden Köpfe der antistaufischen Koalition im Reich in seinen Besitz bringen können. Das in den Gesta Treverorum continuata dargelegte Unterfangen dürfte also durchaus auf tatsachen beruhen. wenngleich Konrad die überstellung des Gefangenen nicht erreichte, so gelang es ihm doch wenigstens, wilhelm von Jülich das Versprechen abzuringen, Konrad von Hochstaden weiterhin in seinem Gewahrsam zu behalten. Der Staufer hoffte auf diese weise, die Gefahr, die von dem

556 Die Kölner Königschronik spricht von großen Verwüstungen und kaiserlichen Geldversprechen, die den Grafen von Jülich zum Einmarsch verleitet hätten. waitz (Hg.): Chronica regia Coloniensis, S. 282, z. J. 1242. 557 ante castrum Lechenich dimicarunt. Ubi post acerrimam pugnam et longam resistentiam epis­ copus capitur, et quidam milites cum eo. […] Episcopus cum concaptivis in castro Niedecken custodie mancipatur. Quo in captivitate detento, Conradus, filius imperatoris, se habens pro rege, Treverim venit; ubi multi nobiles adfuerunt et priores Colonienses pro domino suo capto sie profectu supplicantes. Ebd., S. 283, z. J. 1242. weitere Nachrichten zur Schlacht und Gefangennahme siehe Knipping (Hg.): Die regesten der Erzbischöfe von Köln, Bd. 3.1, Nr. 1047, S. 156. 558 L’arceveske waita, sel prist, / Mais miervelles d’armes i fist. / En prison le tint il et autre. / Si ami a lance sor fautre / Sor le conte de Juler traisent / Et sa tiere moult li desgraisent. tobler (Hg.): Ex Philippi Mousket Historie regum Francorum, Vers 30805ff., S. 818. Siehe auch Engel (1995): Konrad von Hochstaden, S. 307. 559 Rex autem Aquisgranum, pro persona domini Cunradi archiepiscopi Coloniensis habenda, qui quasi capitaneus cum dicto domino suo Moguntinensi archiepiscopo imperium impugnavit, quem comes Iuliacensis in conflictu habito prope castrum Lechenich captivaverat et in vinculis apud castrum Nidecke tenuit, cum festinatione processit. Et licet multa comiti obtulerit, suam tamen in eo non obtinuit voluntatem, quia comes, saniori usus consilio, dominum suum, cuius fidelis extitit, pro pecunia assignare tam crudeliter non decrevit; quem postmodum cum suo maiori commodo et utilitate dimisit. Cardauns (Hg.): Gesta treverorum continuata, S. 405f.

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Kölner ausging, gebannt zu haben. Bedauerlicherweise sollte sich der Graf von Jülich nicht lange an seine Zusage halten.560 Nicht einmal ein Jahr musste Konrad in der Haft ausharren. Bereits im November 1242 kam er frei.561 Nach der zeitgenössischen Kölner reimchronik hatte der brabantinische Graf Arnold V. von Diest († 1258) die Verhandlungen um eine Auslösung zu einem erfolgreichen Ende gebracht, in deren Verlauf sich Konrad von Hochstaden geneigt gezeigt habe, 5.000 Mark für seine Freiheit zu bezahlen.562 Zumindest in diesem Punkt irrte sich die Chronik: Der am 2. November 1242 von wilhelm von Jülich und Konrad von Köln besiegelte Vertrag gab als Lösegeldsumme 4.000 Mark (935,248 kg Silber)563 und nicht 5.000 Mark an.564 weniger die Höhe dieses eher durchschnittlichen Lösegeldbetrages dürfte den Jülicher Grafen dazu veranlasst haben, auf die Erfüllung seines Versprechens gegenüber Konrad IV. zu verzichten. Für den Sinneswandel ausschlaggebend war wohl insbesondere die offerte des Kölners, sich persönlich um die Befreiung des Grafen vom päpstlichen Bann zu bemühen. Hinzu kamen weitere wertvolle Versprechen, wie auf rache zu verzichten, keine Burgen zum Nachteil des Jülicher Herrschaftsgebiets zu bauen und vier Ämter am erzbischöflichen Hof wieder mit gräflichen Vertrauensmännern zu besetzen.565 Um diese Zugeständnisse, die auf die Gewährleistung eigener Sicherheit und auf eine Kontrolle zukünftiger erzbischöflicher Handlungen abzielten, erweitert, wurde die Auslösung Konrads von Hochstaden für den Jülicher Grafen zu einem lukrativen Geschäft. Vorteilhaft war auch die Zusage des Kölner Prälaten, wilhelm im Falle eines staufischen Angriffes (immerhin hatte Wilhelm seine Zusage an den König verletzt) beizustehen. Für das 4.000 Mark schwere Lösegeld wurden drei Zahlungstermine vereinbart. Am 11. November 1243 (in proximo subsequenti festo b. Martini hyemalis) sollte wilhelm den gesamten Betrag erhalten haben. Konrad von Hochstaden wollte hierfür Kapital aus den kirchlichen Einkünften seiner Diözese abschöpfen. Im ersten Jahr mussten die seiner obhut unterstehenden geistlichen Institutionen auf den 560 Schätzle (2012): Papsttreue oder Königsverräter, S. 54. 561 waitz (Hg.): Chronica regia Coloniensis, S. 283, z. J. 1242; ders. (Hg.): Chronici rhytmici Coloniensis fragmenta, Vers 85ff., S. 308; auch Leying (1971–1973): Niederrhein und reich, S. 204f. 562 comitem rogat, ut redimatur, / Cum sit parvus ibi fructus, quod plus teneatur. / Astat consilio de Diist Arnoldus eidem, / Ut domino proprio capto parcatur ibidem. / Mense nono cedit precibus comes; ante nequivit; / Milia quinque dedit marcharum presul, abivit. waitz (Hg.): Chronici rhytmici Coloniensis fragmenta, Vers 93ff., S. 308. 563 Da bei der Nennung des Lösegeldes sowie in den detaillierten Angaben zur Abzahlung des Betrages nirgends auf Münzgeld verwiesen wird, muss davon ausgegangen werden, dass der Markbetrag in Kölner Gewichtsmark berechnet worden ist. 564 Item quod […] quatuor milia marcarum recompensabimus de bona et spontanea voluntate nostra dicto comiti. Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch zur Geschichte des Niederrhein, Bd. 2, Nr. 270, S. 140. 565 nullam queremus vindictam […] vel inimicitias contra eos. […] Item nec nos, nec amici nostri […] aliquam munitionem nouo construere vel dirutam reedificare in dampnum vel grauamen comitis […]. Insuper absoluimus comitem […] et interdictum terre sue relaxauimus […]. Item nos faciemus fideliter renouari […] comiti omnia priuilegia, que habet super IIII oficiis in curia nostra. Ebd., Nr. 270, S. 140.

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zehnten, im zweiten Jahr auf den zwanzigsten teil ihrer Einkünfte verzichten.566 Als Gegenleistung bekamen sie im Mai 1244 vom Erzbischof einen Ablass. Die Adressaten der entsprechenden Urkunden waren der Kölner Klerus im Allgemeinen wie auch namentlich die städtischen Stifte Sankt Gereon, Sankt Andreas, Sankt Aposteln, Sankt Kunibert und Sankt Severin.567 Engelbert II. von Falkenburg Seinen Machtausbau eröffnete Engelbert II. durch den Versuch, die seinen Vorgängern entglittene Kölner Stadtherrschaft wieder ganz in seine Hände zu bekommen. Sein rivale in dieser Sache war das städtische Patriziat, welches er unerbittlich bekämpfte. Bei diesen Bemühungen musste der Erzbischof alsbald eine vorläufige Niederlage hinnehmen: Ende des Jahres 1263 setzten ihn die Kölner fest. 568 Diese erste Gefangenschaft Engelberts von Köln war jedoch nur von kurzer Dauer. Nach nicht einmal einem Monat ließen die Bürger ihren unliebsamen Stadtherrn wieder frei. Inwieweit die Verhängung des päpstlichen Interdikts über die Stadt für eine rasche Aussöhnung beider Parteien gesorgt hatte, ist nicht ganz klar. Engelbert zeigte sich jedenfalls in der Folge redlich bemüht, die römischen Sanktionen rückgängig zu machen. Vermutlich hatte die Kölner Bürgerschaft die rücknahme des Interdikts zur Bedingung von Engelberts Freilassung gemacht.569 Ein als solches deklariertes Lösegeld hatten die Kölner nicht gefordert. Sie sprachen vielmehr von einer Sühneleistung, die Engelbert für seine Vergehen gegen die Bürger der Stadt Köln zu erbringen habe. Dass es sich, zumindest teilweise, um ein Lösegeld handelte, legt folgender Abschnitt nahe: Vort den heren van Valkinburg, heren Heintzin den scholtizen van Andernachge, heren Winriche den drutzetzen van Hoinstaden, heren Arnoldt von Bienzeuelt, inde die andere alle die mit unsme heren geuangin worden, die sal die stat los inde quit lassen van ierme geuencknisse inde sal unseme herin inde allen den geuangenin wieder geuen alle dat in genommen wart do sy wurden geuangin.570 Diese erste Freilassung soll hier aber nicht weiter interessieren, da eine genaue Summe des Sühne- bzw. Lösegeldes im Vertrag nicht genannt wird und auch aus keiner anderen Quelle erschlossen werden kann. Es muss offen bleiben, ob eine genaue Festsetzung der Zahlung überhaupt nicht oder in einem nicht mehr auffindbaren Dokument erfolgte. Die erste Inhaftierung Engelberts von Köln sei an dieser 566 Per idem tempus domno archiepiscopo causam sue captivitatis coram prioribus et clero expo­ nente et eos pro subventione sibi nomine gratie impendenda adiectis precibus admonente, priores et clerus petitioni eius ex evidenti causa annuentes, uno anno dederunt decimam omnium red­ dituum suorum ecclesiasticorum in subsidium archiepiscopi, et sequenti anno vicesimam red­ dituum eorundem. waitz (Hg.): Chronica regia Coloniensis, S. 283f., z. J. 1243. Vgl. auch werner (1993): Prälatenschulden und hohe Politik, S. 554. 567 Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Bd. 2, Nr. 285, S. 148; Knipping (Hg.): Die regesten der Erzbischöfe von Köln, Bd. 3.1, Nr. 1143ff., S. 169. 568 Zum Konflikt siehe Ennen (1865): Geschichte der Stadt Köln, Bd. 2.1, S. 162ff. 569 Hardt (Hg.): Urkundenbuch zu Geschichte der mittelrheinischen territorien, Bd. 4, Nr. 682, S. 466f.; Ennen/Eckertz (Hg.): Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, Bd. 2, Nr. 478, S. 525f. 570 Hardt (Hg.): Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen territorien, Bd. 4, Nr. 481, S. 332. Der verkürzte Vertrag auch bei Ders. (Hg.): Urkundenbuch der Herrschaft Sayn, Bd. 1, Nr. 159, S. 117f.

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Stelle vor allem aus dem Grunde angeführt, weil sie von einem tiefgreifenden und langwierigen Zerwürfnis zwischen dem Stadtherrn und den Kölner Eliten kündet. Es erklärt, warum die Kölner auch bei der zweiten Gefangennahme Engelberts eine entscheidende rolle spielten. Ist aus dem Jahre 1263 zwar ein Vertrag erhalten, aus dem aber keine Informationen zu einem Lösegeldbetrag gewonnen werden können, ist bei Engelberts zweiter Gefangenschaft 1267–1271 das Gegenteil der Fall. Eine schriftliche Vereinbarung über die Höhe des Lösegeldes ist nicht überliefert. Diesem Manko zum trotz geben andere Nachrichten zumindest Aufschluss über während der Haft erfolgte Zahlungen, zumal der Kölner Kirchenfürst dabei sowohl als Ausgelöster wie auch als Auslöser auftrat. Der Ursprung des erneuten Freiheitsverlustes lag in einem neuerlichen Versuch des Kölner Metropoliten, die oberherrschaft über Köln einerseits sowie die Hegemonie am Niederrhein andererseits wiederherzustellen. Anlass zur gewaltsamen Auseinandersetzung bot die Erhebung erzbischöflicher Durchgangszölle in Neuss, die den Protest des Grafen von Jülich hervorgerufen hatten. Engelbert II. war bestrebt, die Jülicher Einwände durch militärische Intervention im Keim zu ersticken. Anfang Oktober fiel er mit Heeresmacht in das Gebiet Graf Wilhelms IV. ein, dessen Feldherrenqualitäten schon Engelberts Amtsvorgänger, Konrad von Hochstaden, leidvoll kennengelernt hatte. Gemeinsam mit seinen Verbündeten, zu denen auch die Kölner Bürgerschaft gehörte, forderte wilhelm den Erzbischof am 12. oktober bei Zülpich zur Schlacht heraus, an welche sich eine dreieinhalbjährige Gefangenschaft Engelberts anschloss.571 Das Elend der Haft wird in der von Johann Koelhoff dem Jüngeren († 1502) 1499 erstmals gedruckten Cronica van der hilliger Stat van Coellen mit besonderer Empathie geschildert. Dieser spätmittelalterlichen Chronik zufolge ließ der Graf von Jülich im Umgang mit seinem vornehmen Gefangenen jeglichen Sanftmut vermissen. Auf der Burg Nideggen soll er Engelbert in einem eisernen Vogelkäfig eingepfercht haben. Die Voliere habe er an die Außenmauer seines Schlosses hängen lassen, sodass sich die Vorbeigehenden am Unglück des Insassen weiden konnten.572 Den wahrheitsgehalt dieser Schilderung bewerten zu wollen, ist ein aussichtsloses Unterfangen, da zeitgenössische Darstellungen der Zustände auf Burg Nideggen, die dem Autor der Cronica als Vorlage gedient haben könnten, gänzlich fehlen. Angesichts der in der Chronik erwähnten päpstlichen Exkommunikation, die 1270 tatsächlich durch den Legaten Bernhard von Castanet († 1317) verhängt worden war,573 kann ein gewisser Zugang des Chronisten zur schriftlichen überlieferung 571 Knipping (Hg.): Die regesten der Erzbischöfe von Köln, Bd. 3.1, Nr. 2489; rI V, 2.4, Nr. 12039. 572 Wye bysschoff Engelbert sere hart und schentlich in der gefencknisse gehalden wart. ind dairu[m]b die Stat va[n] Coellen in de[m] Ban was .iiiJ. iair. So der Greue van Guylche mit synen hulperen bysschoff Engelbert ind diesijn neder geworpen ind gefangen hadde / bracht he Sy zo Nydecke vp dat starcke Sloß. vnd lacht yn in so groiss ind starck ijseren vessere / ind in eyn so vnbequeme plaetze / dat he bynae doitblenen was. Item dair zo macht men dem Bysschoff vurß eyn yseren geremsse as eyn vogels korff buyssen an der muyren vam Sloß. vmb den tzo beschymppen. HAB wolfenbüttel, 131.2, Hist. 2° (2), fol. 235. 573 Ebd., fol. 235, 235r. Der Bannspruch des päpstlichen Nuntius bei Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Bd. 2, Nr. 601, S. 351ff.; auch Knipping (Hg.): Die regesten der Erzbischöfe von Köln, Bd. 3.2, Nr. 2394f., S. 36f.; Nr. 2397, S. 37; Nr. 2416, S. 39f.

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aus dem 13. Jahrhundert angenommen werden. obschon im päpstlichen Bannspruch von 1270 die rede von squalores duri carceris ist, legt ein am 16. April 1271 aufgesetzter Schuldschein Engelberts II. nahe, dass der Kölner während seiner Haft nicht darben musste. Dort gesteht Engelbert, seinem Häscher 400 Mark Kölner Pfennige, etwa 77,789 kg Silber in 57.600 Pfennigmünzen,574 schuldig zu sein. Von dieser Summe entfielen 100 Mark auf Ausgaben, die er auf der Burg Nideggen gehabt hatte. weitere 100 Mark waren für das Lösegeld eines trierer Dompropstes namens theoderich bestimmt, der möglicherweise zusammen mit Engelbert in Gefangenschaft geraten war. Bis zur Begleichung seiner Schulden wollte der Kölner wilhelm von Jülich Güter in Sindorf (Stadtteil von Kempten, rhein-Erft-Kreis, Nordrheinwestfalen) überlassen.575 wenngleich der Verwendungszweck der 100 Mark Kölner Pfennige (etwa 19,447 kg Silber in 14.400 Münzen), die auf Burg Nideggen ausgegeben worden waren, nicht genannt ist, kann doch vermutet werden, dass es sich dabei um die Lebenshaltungskosten (hier vor allem Kleidung und Essen) gehandelt hatte, die der Gefangene selbst tragen musste. wenn dem so war, dann hatte Engelbert ausreichend zu Essen. In den Jahren 1252–1275 konnte die tonne roggen in Norddeutschland für 3–6 Lübische Schilling (36–72 Lübische Pfennige) erworben werden.576 Ein Huhn konnte man im 13. Jahrhundert für 2–5 Lübische Pfennige, ein Schwein für 5–8 Lübische Schilling erstehen.577 Der Lübische Pfennig des 13. Jahrhunderts mit einem Durchschnittsgewicht von 0,486 g entsprach in seinem wert nur einem Drittel des Kölner Pfennigs.578 Von einem Durchschnittseinkommen von 100 Gewichtsmark, etwa 23,381 kg reinem Silber, hatte ein niederadliger ritter den Lebensunterhalt für ein 574 Der Kölner Denar wog im 13. Jahrhundert durchschnittlich 1,46 g, sein Feinsilbergehalt schwankte zwischen 923/1000 und 939/1000; in der regel entsprach er aber demjenigen des englischen Sterling (1, 458 g, 925/1000). Hävernick (1930): Der Kölner Pfennig, S. 46, 51; Voßberg (1843): Geschichte der preussischen Münzen, S. 65. Vgl. auch witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 77. Das Durchschnittsgewicht von 60 unter Engelbert geprägten Kölner Münzen (zw. 1263 und 1274) lag bei 1,323 g (höchstes Einzelgewicht 1,48 g); die Feingehaltsprobe von 2 Exemplaren ergab einen Silbergehalt von 790/1000. Der tatsächliche Silberwert der oben angegebenen 400 Mark Kölner Pfennige könnte demnach geringer gewesen sein. Hävernick (1975): Die Münzen von Köln, S. 9, tab. a), Nr. 689, S. 10, tab. a), Nr. 689, S. 157, Nr. 689. 575 Notum facimus uniuersis presentes litteras inspecturis, quod nos Wilhelmo comiti Juliacensi et eius heredibus in quadringentis marcis denariorum Coloniensium existimus debitores; quas quidem quadringentas marcas ipse comes pro nobis soluit apud Nydecke, pro expensis factis ibidem centum marcas et pro liberatione Th(eoderici) prepositi Treuerensis et archidiaconi centum marcas et pro debito, quo fratri suo Walrami de Juliaco et suis heredibus existimus debitores, ducentas marcas. Pro dictis vero quadringentas marcis obligamus eisdem comiti et suis heredibus bona nostra de Seindorp cum suis pertinentiis tenenda er possidenda. Hardt (Hg.): Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen territorien, Bd. 4, Nr. 1378, S. 934. 576 Preisangaben liefern Jessen (1922): Entstehung und Entwicklung der Gutwirtschaft, S. 50; LaChartre u. a. (Hg.): Codex diplomaticus Lubecensis, Bd. 1, Nr. 224, S. 205; Leverkus (Hg.): Urkundenbuch des Bisthums Lübeck, Nr. 609, S. 771. 577 Lautemann (Hg.): Mittelalter, S. 833; wegemann (1916): Zustände Schleswig-Holsteins, S. 89; Messer (1926): Beiträge zur Geschichte des Klosters Preetz, S. 76. 578 witthöft (1989): über den lübischen und andere deutsche Münzfüße, S. 87.

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Jahr zu bestreiten.579 100 Silbermark entsprachen 1241 dem alljährlichen Steueraufkommen mittlerer Städte wie Breisach, Neuenburg (beide Kr. Breisgau-Hochschwarzwald; Baden-württemberg) und Lindau (Kr. Lindau; Bayern).580 Bei aller gebotenen Vorsicht im Umgang mit solchen Vergleichswerten, – weichen sie doch zeitlich, örtlich und vor allem währungstechnisch von den Ausgaben Engelberts II. ab – sie vermögen doch einen Eindruck vom wert der 100 Mark Kölner Pfennige zu vermitteln, die der Kölner Erzbischof während seiner Haft ausgab. Das Geld reichte aus, um Engelbert ein erträgliches Dasein in Gefangenschaft zu ermöglichen. Der Gesamtbetrag des erzbischöflichen Lösegeldes ist nicht bekannt. Es existieren aber kleinere Hinweise. Am 7. September 1273 verpfändete das Kloster werden auf drei Jahre seine Güter in Helmstädt. Den Erlös führten die Mönche ihrem Diözesanbischof zur Bezahlung seines Lösegeldes zu.581 Auch König richard von Cornwall blieb nicht tatenlos: Bereits im September 1271 forderte er den Grafen von Jülich auf, seinem Gefangenen 2.000 Mark Aachener Münze (duo millia marcarum Aquensium)582 zukommen zu lassen oder diesen Betrag wenigstens mit den Schulden (de debito, hiermit war vielleicht das zwischen Engelbert und wilhelm vereinbarte Lösegeld gemeint) zu verrechnen, die Engelbert oder seine Geiseln beim Grafen hatten.583 Im selben Jahr quittierte Graf wilhelm den Erhalt von 7.196 Kölner Pfennigen (quinquaginta marcas, IIII denariis minus, Coloniensium denariorum bonorum et legalium, duodecim solidi pro marca qualibet computatis; das entsprach 9,718 kg reinen Silbers),584 welche ihm vom Kölner Sankt-Kunibert-Stift sowie von den Dekanaten von Deutz und Duisburg überwiesen worden waren.585 wegen der administrativen Zugehörigkeit dieser Institutionen zum Kölner Erzbistum, muss die Zahlung im Zusammenhang mit der Auslösung Engelberts II. oder anderer bei Zülpich gefangener Mitglieder der Kölner Diözese gestanden haben. Vermutlich waren das Stift und die Dekanate ihrer Pflicht zur Auslösung nachgekommen. Ob auch der von 579 rösener (1986): ritterliche wirtschaftsverhältnisse, S. 321f. 580 weinrich (Hg.): Quellen zur Deutschen Verfassungs-, wirtschafts- und Sozialgeschichte bis 1250, Nr. 127, S. 514, 516; Edition auch bei Schwalm (Hg.): Notitia de precariis, Nr. 40f., 88, S. 3f. 581 Knipping (Hg.): Die regesten der Erzbischöfe von Köln, Bd. 3.2, Nr. 2514, S. 54. Am 6. September hatte Papst Gregor X. Engelbert von seinen Zusagen gegenüber wilhelm von Jülich entbunden. Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Bd. 2, Nr. 630, S. 370. was die Zahlung des Lösegeldes anbelangte, entfaltete diese Gewährung offenbar keine wirkung. 582 Die Existenz einer Aachener Gewichtsmark ist für das 13. Jahrhundert nicht feststellbar. Allerdings war Aachen eine königliche Münzstätte, sodass hier vielleicht königliche Silbermünzen geprägt wurden, wohl im Gewicht der Kölner Pfennige (1,46 g). Krumbach (1995): Aachener Münzen, S. 49. Zu den Aachener Geprägen unter richard von Cornwall siehe ebd., S. 104, Nr. 63; Danneberg (1874): Die Aachener und Kölner Münzen, S. 78f. 583 Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Bd. 2, Nr. 618, S. 365. 584 1 Schilling entsprach 12 Pfennigen. Der Kölner Denar wog im 13. Jahrhundert durchschnittlich 1,46 g, sein Feinsilbergehalt schwankte zwischen 923/1000 und 939/1000; in der regel entsprach er aber demjenigen des englischen Sterling (1, 458 g, 925/1000). Hävernick (1930): Der Kölner Pfennig, S. 46, 51; Voßberg (1843): Geschichte der preussischen Münzen, S. 65. Vgl. auch witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 77. 585 Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Bd. 2, Nr. 624, S. 367.

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Engelbert getätigte rückkauf der zuvor verpfändeten Schaumburg (8. oktober 1271) oder das von ihm geleistete rückzahlungsversprechen gegenüber dem Burggrafen von Kaiserswerth (21. November 1271) ebenfalls in Verbindung mit der Akquise des erzbischöflichen Lösegeldes stand, muss dagegen offen bleiben.586 Siegfried von Westerburg Engelberts Nachfolger, Siegfried I. von westerburg, setzte die Fehden seines Vorgängers fort. Dabei hatte er bei seinem Amtsantritt noch versucht, eine konziliante Haltung einzunehmen und die Spannungen zwischen ihm und der Kölner Bürgerschaft einerseits, dem Grafen von Jülich andererseits zu lösen. Im Juni 1275 befreite er Köln und seine Einwohner sogar von Interdikt und Exkommunikation.587 Vier Jahre später unterzeichnete er in Pingsheim (Kr. Düren; Nordrhein-westfalen) einen Friedensvertrag mit dem Jülicher Grafenhaus.588 Durch die Intervention Siegfrieds im Limburger Erbfolgestreit schuf sich der Kölner Prälat aber alsbald neue Feinde und gab alten die Gelegenheit, sich einer mächtigen Koalition anzuschließen.589 Der Zwist um das Limburger Erbe fand seinen Höhepunkt in der Schlacht bei worringen (heute nördlichster Stadtteil von Köln), in der sich am 5. Juli 1288 Siegfried von Köln auf der einen, Herzog Johann I. von Brabant (amt. 1267–1294), im Verbund mit Graf Adolf VII. von Berg und den Kölner Bürgern, auf der anderen Seite gegenüber standen. Für Siegfried von westerburg nahm die Konfrontation ein schlechtes Ende: Nach verlustreichem waffengang590 verlor er nicht nur seine Freiheit, sondern büßte sowohl die Kölner Stadtherrschaft ein als auch seine zuvor an rhein und in westfalen errungene Machtposition.591 586 Hardt (Hg.): Urkundenbuch für die Geschichte der mittelrheinischen territorien, Bd. 4, Nr. 1427, S. 963f.; Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Bd. 2, Nr. 621, S. 366. 587 Knipping (Hg.): Die regesten der Erzbischöfe von Köln, Bd. 3.2, Nr. 2606, S. 69. 588 Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Bd. 2, Nr. 730, S. 429ff.; auch waitz (Hg.): Chronica regia Coloniensis, S. 356, z. J. 1278; Pertz (Hg.): Annales Agrippinenses, S. 736, z. J. 1279; Cardauns (Hg.): Notae Colonienses, S. 364, z. J. 1279. 589 Zum Streit um das Limburger Erbe siehe Gruss (1994): Geschichte des Bergischen Landes, S. 158ff.; Corsten (1988): Der limburgische Erbfolgekrieg, S. 227ff. 590 Der Chronist und mögliche Augenzeuge Jan van Heelu spricht von mehr als 1.100 toten: Daer beven doot / Elf hondert manne. willems (Hg.): rymkronyk van Jan van Heelu, Buch 2, Vers 7314f., S. 270; eine hochdeutsche übersetzung des werkes van Heelus liefert Schäfke (Hg.): Jan van Heelu: Die Schlacht von worringen, S. 105ff. ottokar von Steier, der selbst nicht bei worringen dabei war, behauptet, dass mehr als 700 Kölner witwen den tod ihrer Männer betrauerten. Seemüller (Hg.): ottokars österreichische reimchronik, Vers 58768ff., S. 782, Eine kritische Auswertung der Quellen liefert Lehnert (1993): Die Schlacht von worringen, S. 154ff. 591 Schäfke u. a. (Hg.): Mittelalter in Köln, S. 71. Zum Schlachtverlauf siehe zusammenfassend Knipping (Hg.): Die regesten der Erzbischöfe von Köln, Bd. 3.2, Nr. 3193, S. 168ff.; auch rosen/wirtler (Hg.): Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, Bd. 1, Nr. 37, S. 238. Eine poetische Schilderung der Ereignisse bieten ottokar von Steier und Jan van Heelu: Seemüller (Hg.): ottokars österreichische reimchronik, Bd. 2, Vers 58245ff., S. 775ff. Sloet (Hg.): oorkondenboek der Graafschappen Gelre en Zutfen, Bd. 3, Nr. 1150, Vers 6365ff., S. 1110ff.; vollständige Edition der Chronik Jan van Heelus bei willems (Hg.): rymkronyk van Jan van Heelu, Vers 1ff., S. 2ff., bes. Buch 2, Vers 3920ff., S. 147ff. wissenschaftliche Darstellungen zum Verlauf

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

Ulrich Lenhart legte 1988 erstmals eine Aufstellung der namentlich bekannten teilnehmer der Schlacht vor, aus welcher die große Zahl adliger Gefangennahmen ersichtlich ist.592 Der im Allgemeinen als zufriedenstellend zu bezeichnenden Quellenlage zum trotz ist so gut wie nichts über die Auslösungsbemühungen der Gefangenen erhalten. Zu den wenigen Hinweisen gehört das Schicksal des ritters theoderich Flecke, der zum Preis für seine Freiheit dem Grafen von Jülich die Hälfte seines Hofes Merat im Kirchspiel richrath (Stadtteil von Langenfeld, rheinlandPfalz) übergeben hatte.593 Von anderen teilnehmern, wie etwa dem späteren römischdeutschen König Adolf von Nassau oder dem Grafen rainald von Geldern (amt. 1271–1320), ist bekannt, dass sie gar kein Lösegeld zahlen mussten. Ihre Freiheit gewannen sie für politische Zugeständnisse.594 Aufgrund des Quellenmangels muss sich die Untersuchung der Lösegelder daher zwangsläufig auf den prominentesten teilnehmer der unterlegenen Seite beschränken: Erzbischof Siegfried von Köln. Noch im Jahr 1282 hatten Siegfried von westerburg und Johann von Brabant eine Allianz geschlossen. Damals hatten sie für den Fall eines militärischen Konfliktes vereinbart, dass anfallende Lösegelder paritätisch aufgeteilt werden sollten.595 wie bitter muss es dem Erzbischof aufgestoßen sein, als er sich sechs Jahre später selbst auf der Seite der Geschröpften wiederfand. Es dürfte ihm kaum trost gespendet haben, dass es immerhin nicht der ehemalige Bündnispartner war, bei dem er sich freikaufen musste. Johann hatte nämlich seinen kostbaren Fang Graf Adolf VII. von Berg überantwortet, der ihn nach Burg an der wupper (Novum Castrum; heute Stadtteil von Solingen, Nordrhein-westfalen) verbrachte.596 Adolf war ein notorischer Feind Siegfrieds: Nach dem tod Engelberts II. im oktober 1274 hatte er vergeblich versucht, seinen eigenen Bruder als Nachfolger im Kölner Erzstift zu installieren.

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der Schlacht und den Folgen für das Kölner Erzstift liefern Lehnert (1993): Die Schlacht von worringen, S. 137ff.; Erkens (1988): Die Schlacht bei worringen und der Erzbischof von Köln, S. 211ff.; Diederich (1988): Die Auswirkungen der Schlacht von worringen, S. 233ff. Lehnert (1988): Teilnehmer der Schlacht bei Worringen, S. 148ff.; ein Katalog findet sich auch bei Ders. (1993): Die Schlacht von worringen, S. 202ff. Nos Theodericus, miles, dictus Flecke notum facimus uniuersis per presentes, quod nos ratione captiuitatis nostre apud Worinc et pro liberatione eiusdem resignamus et supportamus medietatem curtis nostre dictam Merat in parrochia Richrode sitam iuxta Můnheim, que nostrum est purum allodium et proprietas, in manus venerabilis viri Walrami comitis Juliacensis ratione homagii et fidelitatis pro septuaginta marcis Coloniensium denariorum, de qua vero medietate dicte curtis cum suis attinentiis nos et nostri progenitores ipsi comiti prenotato et suis heredibus, qui pro tempore fuerint, dictum facient homagium iuramento cum fidelitate, fraude et dolo penitus exclusis. Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch zur Geschichte des Niederrheins, Bd. 2, Nr. 877, S. 521 (v. 30. November 1289). Einige bruchstückhaft überlieferte Lösegeldsummen abgedruckt bei Historisch Genootschap Utrecht (Hg.): Kronijk van het Historisch Genootschap, Bd. 11, S. 172ff. Ebd., Bd. 11, S. 172. rainald von Geldern musste alle Ansprüche auf das Herzogtum Limburg aufgeben und zudem 8.600 Mark Kölnisch an Johann I. von Brabant zahlen, damit dieser die wassenburg (Kr. Heinsberg; Nordrhein-westfalen) aus dem Besitz des Erzbischofs von Köln auslösen konnte. Venner (1988): Die Grafschaft Geldern, S. 283; Corsten (1988): Der limburgische Erbfolgekrieg, S. 261. Knipping (Hg.): regesten der Erzbischöfe von Köln, Bd. 3.2, Nr. 2971, S. 133; auch Gruss (1994): Geschichte des Bergischen Landes, S. 156. Zschaeck (Hg.): Die Chronik der Grafen von der Mark, S. 49.

5. Die Lösegelder christlicher Gefangener

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Das Unterfangen scheiterte jedoch, da das Domkapitel mehrheitlich die Kandidatur Siegfrieds von westerburg unterstützte. obendrein fühlte sich der Berger durch die Ausbreitung der erzbischöflichen Macht bedrängt. Als Siegfried Adolfs erblichen Anspruch auf das Limburger Herzogtum bestritt, kam dies einer Kriegserklärung gleich.597 Es ist nicht auszuschließen, dass Adolf seine teilnahme am Feldzug Johanns von Brabant von der Bereitschaft des Herzogs abhängig machte, Siegfried von Köln, im Falle seiner Ergreifung, an ihn zu übergeben.598 Immerhin versprach die Gewalt über den unlieb gewordenen Erzbischof eine prompte Lösung der gräflichen Misere. Dass Adolf diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen ließ, spiegeln die Auslösungsvereinbarungen wieder, die Siegfried am 19. Mai 1289 durch Unterzeichnung eines umfangreichen Sühnevertrages akzeptieren musste.599 Eine Lösegeldzahlung von 12.000 Mark Kölner Pfennigen gesellte sich zu einer reihe von Forderungen, die zum einen die wiedergutmachung erlittenen Schadens, zum anderen die nachhaltige Stabilisierung des Bergischen Besitzstandes zum Gegenstand hatten. Ganz zu Anfang des Kontraktes sind die Zahlungsmodalitäten für das Lösegeld vermerkt. Adolf von Berg bestand auf duodecim milia marcarum Colonensium de­ nariorum bonorum et legalium, duodecim solidis pro marca qualibet computandis und versicherte sich damit eines Betrages von 2.333,664 kg Silber in 1.728.000 wertechten Kölner Pfennigen.600 Der Feingehalt der Münzen konnte durch Zuhilfe597 Gauert, Adolf: Art. Adolf V. (VII.), in: NDB 1, S. 76. Adolf VII. verkaufte seine Ansprüche an Johann I. von Brabant. wampach (Hg.): Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der altluxemburgischen territorien, Bd. 5, Nr. 71, S. 73f.; auch Klucke (1994): Die Aussenbeziehungen der Grafen von Jülich, S. 175. 598 Ein handfestes Indiz für ein solches Anerbieten liefert Jan van Heelu, der ausdrücklich erwähnt, dass Adolf den Herzog von Brabant um die Auslieferung Siegfrieds gebeten habe. Maer vanden Berge die grave bat / Heeren Godevaerde van Brabant dat, / Beide hi ende sine neven / Van Simpoel, si hem wouden geven / Den eerstbisscop ghevaen; […]. willems (Hg.): rymkronyk van Jan van Heelu, Buch 2, Vers 6089ff., S. 226. Die positive Antwort des Herzogs ebd., Vers 6107ff., S. 227. 599 Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Bd. 2, Nr. 865, S. 508ff. Siegfried schließt an diesem tag auch Verträge mit dem Herzog von Brabant und anderen. Ebd., Bd. 2, Nr. 866ff., S. 511ff.; wampach (Hg.): Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der altluxemburgischen territorien, Bd. 5, Nr. 273, S. 292 (nur ausführliches regest). ottokar von Steier berichtet von der unsanften Behandlung des Erzbischofs. Zwar habe man ihn in die Kemenate einer Burg einquartiert. Dort habe er aber in seiner kompletten rüstung sitzen müssen, nur zum Essen habe er seinen eisernen Helm abnehmen dürfen. Seemüller (Hg.): ottokars österreichische reimchronik, Bd. 2, Vers 58796ff., S. 783. ottokar, der selbst kein Augenzeuge war, mag hier übertrieben haben oder einer falschen Information aufgesessen sein (zumal er fälschlicherweise annimmt, Siegfried von Köln habe sich in der Gefangenschaft des Herzogs von Brabant befunden). Dass Adolf von Berg Druck auf den Erzbischof ausgeübt hat, scheint dagegen einleuchtend, vor allem, wenn man bedenkt, welche Zugeständnisse der Kölner bei seiner Freilassung zu machen bereit war. 600 Der Kölner Denar wog im 13. Jahrhundert durchschnittlich 1,46 g, sein Feinsilbergehalt schwankte zwischen 923/1000 und 939/1000; in der regel entsprach er aber demjenigen des englischen Sterling (1,458 g, 925/1000). Hävernick (1930): Der Kölner Pfennig, S. 46, 51; Voßberg (1843): Geschichte der preussischen Münzen, S. 65. Vgl. auch witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 77. Das Durchschnittsgewicht von 5 unter Siegfried geprägten Kölner Münzen (1282–1288) lag bei 1,372 g (höchstes Einzelgewicht 1,46

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

nahme eines Prüfsteins stichprobenartig kontrolliert werden.601 Um eine derart gewaltige Menge Geldes stemmen zu können, teilte man das Lösegeld in raten auf. Einen ersten Abschlag von 1.000 Mark versprach Siegfried innerhalb von drei Monaten, postquam fuerimus vinculis emancipati, liberati et absoluti. Nochmal 1.000 Mark wollte er drei Monate später zahlen. Auf diese weise sollten 2.000 Mark (388,944 kg Silber in 288.000 Pfennigen) innerhalb eines Jahres, der rest in einem Zeitraum von zehn Jahren überwiesen werden.602 Die Aufteilung der hohen Summe – zum Vergleich: rainald von Geldern hatte 1288 seinen Anspruch auf das Herzogtum Limburg für 40.000 Mark Brabantiner Pfennige (1.942,056 kg Silber in 5.760.000 Münzen)603 verkauft604 – erlaubt einen verschwommenen Blick auf die Finanzkraft des Kölner Prälaten – wenigstens insoweit, als dass eine Sonderzahlung von 1.000 Mark jährlich zusätzlich zu den regulären Ausgaben des Kölner Erzbischofs von Siegfried ebenso wie von Adolf von Berg als realisierbar eingeschätzt wurde. Auf welche Kalkulationen die Festlegung der einzelnen raten zurückging, kann bedauerlicherweise nicht ermessen werden. weil Siegfried bereits vor der Zahlung der ersten rate auf freien Fuß gesetzt werden sollte, insistierten die Begünstigten der Sühne, Adolf von Berg und sein Bruder Heinrich von windeck († 1298), auf den Erhalt von Pfändern, die sie unverzüglich benannten: Für die gesamte Laufzeit des Vertrages sollte Siegfried sowohl auf opidum nostrum Tuicense wie auch auf die castra ecclesie nostre Wede, Walden­ berg, Rodenberg et Aspele eidem comiti titulo pignoris verzichten.605 Mit übergabe

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g); die Feingehaltsprobe von 2 Exemplaren ergab einen Silbergehalt von 785/1000. Der tatsächliche Silberwert der oben angegebenen 12.000 Mark Kölner Pfennige könnte demnach geringer gewesen sein. Hävernick (1975): Die Münzen von Köln, S. 9, tab. a), Nr. 704, S. 10, tab. a), Nr. 704, S. 160, Nr. 704. Die zu prüfende Münze wurde dabei über einen Lyditstein gestrichen. Die Verfärbung des Abriebs wurde anschließend mit einer sogenannten Prüfnadel verglichen. Die Farbe verriet die reinheit des Edelmetalls. Einen solchen Probestein kam 1996 bei Ausgrabungsarbeiten in Köln zu tage. Schäfke u. a. (Hg.): Mittelalter in Köln, S. 300, obj. V.1.8. Ähnliche Prüfmethoden für Gold- und Silbermünzen sowie -barren nennt schon ein lateinisches Gedicht aus dem beginnenden 3. Jahrhundert. Geus (Hg.): Carmen de poneribus et mensuris, Vers 84ff., S. 28ff. Auch durch Einschmelzen konnte man den Feingehalt der Münzen erproben. Bei einem Lösegeld in der Höhe desjenigen Siegfrieds von Köln rechtfertigte der Nutzen den erheblichen Aufwand des Einschmelzverfahrens, wie es für das englische Schatzamt um das Jahr 1180 beschrieben wurde. Siegrist (Hg.): richard von Ely, Buch 1, Kap. 6f., S. 79ff. Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Bd. 2, Nr. 865, S. 508f. Um das Jahr 1279 entsprachen 4 Brabantiner Pfennige dem wert von einem englischen Sterling. Mayhew (1979): the circulation and imitation of Sterlings, S. 59. Zum wert des Sterlings siehe Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 154f.; witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 87. Zu Gewicht und Feingehalt des Sterlings vgl. auch Allen (2012): Mints and Money, S. 144f. (tabelle); Hävernick (1930): Der Kölner Pfennig, S. 46. wampach (Hg.): Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der altluxemburgischen territorien, Bd. 5, Nr. 231f., S. 228ff. Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Bd. 2, Nr. 865, S. 508f. Als opidum wurde die Stadt Deutz (heute Stadtteil von Köln) bezeichnet, bei den Burgen handelte es sich um Altenwied (Kr. Neuwied; rheinland-Pfalz), waldenburg (Kr. olpe; Nordrheinwestfalen), rodenberg (Märkischer Kreis; Nordrhein-westfalen) und Aspel (Kr. Kleve; Nordrhein-westfalen). Von der Verpfändung wusste noch der westfälische Chronist Levold von

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der erzstiftischen Festungen behielten die Berger alle trümpfe in der Hand, konnten sie doch gewiss sein, dass Siegfried dem rückkauf jener Instrumente der Herrschaftsdurchdringung höchste Priorität einräumen würde. wenn er die Erfüllung der ihm abgerungenen Konditionen vernachlässigte oder sich vielleicht sogar zur gewaltsamen revision anschickte, konnten Adolf und Heinrich von den befestigten Stützpunkten aus Druck auf den Erzbischof und das Kölner territorium ausüben. Betrachtet man den Sühnevertrag von 1289 genau, insbesondere das Arrangement der Zahlungsmodalitäten, so fällt auf, dass an keiner Stelle von einem Lösegeld die rede ist. Die Benutzung der Begriffe redemptio oder redimere hatte man augenscheinlich vermieden. Auch wurden die 12.000 Mark nicht als Bedingung für die Freilassung Siegfrieds angesprochen. Einzig der Hinweis, dass die erste rate innerhalb von drei Monaten nach der Freilassung zu zahlen sei, stellt eine Verbindung zwischen der Geldsumme und der Gefangenschaft des Erzbischofs her. ohne Zweifel folgte die diesbezügliche Zurückhaltung einer beabsichtigten Darstellung: Nachdem Siegfried von Köln versprochen hatte, Besitz und rechte der Grafen von Berg von nun an und auf ewig zu respektieren, sicherte er denselben die exorbitante Summe von 12.000 Mark Kölner Pfennige pro dampnis, also wegen der ihnen zugefügten Schäden, zu.606 Adolf von Berg und Heinrich von windeck rangen ihrem Gefangenen damit nichts anderes ab als ein Schuldeingeständnis. Für die begangene rechtsverletzung hatte Siegfried Wiedergutmachung zu leisten. Durch die erzbischöfliche Erklärung wollten die Brüder den eigenen Forderungen, gegenüber den möglichen Einwänden Dritter, Legitimität verleihen. Dieses Ansinnen war jedoch nicht von Erfolg gekrönt. Im August 1289 schaltete sich Papst Nikolaus IV. (amt. 1288–1292) ein. Mit einem Brief an König rudolf I. meinte er auf die unverzügliche Freilassung Siegfrieds von westerburg hinwirken zu können. Das gemeinsame Handeln Johanns von Brabant, Gerhards von Jülich, Adolfs von Berg und der Kölner Stadtbürger brandmarkte Nikolaus als conspiratio, coniuratio und confederatio.607 Die Schuld an der Eskalation gab er den Verschwörern. Die Gefangennahme Siegfrieds bezeichnete er als scandalum. Unter Androhung kirchlicher Exkommunikation und weltlicher Acht (sub excommunicationis ac privationis feudorum) wollte der Papst dessen Haftentlassung erzwingen.608 Von Rom aus wurden alle an dem Konflikt beteiligten Personen über die päpstliche Drohung in Kenntnis gesetzt.609 Eine für den aposto-

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Northof († 1359). Allerdings fügte er seiner Aufzählung eine fünfte Burg hinzu; über das Lösegeld verliert er kein wort: Archiepiscopus vero Syfridus interim in castro comitis de Monte, quod Novum Castrum vocatur, in captivitate detentus pro liberacione sua comiti de Monte Walden­ berch, Rodenberch, Mendene, Asple, Wide et quedam alia obligat, et sic liberatus post aliquan­ tum temporis intervallum inde recedit. Zschaeck (Hg.): Die Chronik der Grafen von der Mark, S. 49. Ebd., Nr. 865, S. 508. Audivimus etenim, quod nobiles viri Iohannes dux Brabantie ac Gerardus de Iuliaco et Adulfus de Monte, comites, qui, sicut dicitur, ecclesie prefate tenentur, temere venientes, conspirationem, coniurationem et confederationem cum civibus Coloniensibus adversus venerabilem fratrem nostrum Sifridum, Coloniensem archiepiscopum, et eandem ecclesiam duxerunt nequiter ineun­ das. Kaltenbrunner (Hg.): Actenstücke zur Geschichte des Deutschen reiches, Nr. 358, S. 369. Ebd., Nr. 358, S. 370. Ebd., Nr. 359ff., S. 371f.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

lischen Stuhl zufriedenstellende wirkung entfaltete sie wohl nicht. Am 31. Januar 1290 sah sich Nikolaus gezwungen, Siegfrieds Amtsbrüder, die Erzbischöfe von Mainz und trier, aufzufordern, die dem Kölner Prälaten entfremdeten Güter zurückzuholen. Damit waren auch die für das Lösegeld verpfändeten Burgen gemeint.610 Die beiden Metropoliten leisteten der Anweisung umgehend Folge. Gegen die Stadt Köln eröffneten sie 1290 sogar einen Prozess, in dem die Beteiligung der vermeintlich treulosen Untertanen an der Niederlage bei worringen sowie an der Haft des Stadtherrn aufgedeckt werden sollte.611 Die protokollierten Zeugenaussagen dieses Gerichtsverfahrens werfen kein günstiges Licht auf die rheinische Kommune. Der Domscholaster wikbold von Holte († 1304) sagte aus, dass der Kölner Klerus Siegfried cum maxima pecuniarum quantitate et in grave dispendium ecclesie Coloni­ ensis freigekauft hätte, nachdem er die Bedrängung des Erzstifts durch seine Feinde realisiert hätte. Derselbe Zeuge meinte zu wissen, dass die Auslösung deshalb so lange gedauert hatte, weil sowohl die Kölner als auch Graf Eberhard I. von der Mark (amt. 1277–1308) Adolf VII. dazu überreden wollten, den bedauernswerten Siegfried auf ewig einzukerkern. Beharrlich seien sie auf ihn mit dem Vorschlag eingedrungen, seinen eigenen Bruder Konrad zum neuen Leiter der Kölner Diözese zu machen. weil Graf Adolf mit diesem Gedanken gespielt habe, so der Befragte weiter, habe er anfänglich jeden Verhandlungsversuch seitens des Kölner Klerus abgelehnt.612 Die Aussagen der 26 im Prozess angehörten Zeugen sind freilich mit Skepsis zu betrachten. Zu devot redeten viele der Befragten den Anklägern nach dem Mund. Gerade wikbald von Holte, selbst Mitglied des Domkapitels, hatte allen Grund auf einen Schuldspruch hinzuarbeiten. Als dessen Berater stand er Siegfried von westerburg nahe. In seiner Funktion als erzbischöflicher Unterhändler hatte er eine maßgebliche rolle beim Loskauf des Kölner Domherrn gespielt.613 Dass wikbald 610 Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Bd. 2, Nr. 880, S. 523ff. Zuvor hatte Nikolaus Siegfried von seinen Versprechungen entbunden. Ebd., Bd. 2, Nr. 879, S. 522f. 611 Der Prozess endete mit einem Schuldspruch für die Kölner. Dieser blieb aber beinahe wirkungslos, da er die Kölner – trotz päpstlichem Interdikt – weder dazu bewegen konnte, Siegfried die Stadtherrschaft wiederzugeben, noch ihm die geforderte Entschädigung von 200.000 Mark zu zahlen. Stehkämper (1988): Die Stadt Köln und die Schlacht bei worringen, S. 389–406; Herborn (1988): Die Stadt Köln und die Schlacht von worringen, S. 290f. 612 Dicit insuper, quod, cum prelati ecclesie Coloniensis viderunt, quod inimici ecclesie Colonien­ sis non quiescerent, non cessarent ipsam ecclesiam Coloniensem ledere et in bonis destruere domino archiepiscopo captivo existente, ne ecclesia periret funditus, prelati ecclesie Colonien­ sis dominum suum archiepiscopum predictum multis prehabitis tractatibus cum maxima pecu­ niarum quantitate et in grave dispendium ecclesie Coloniensis a prefato comite de Monte, qui ipsum captivum tenuit, liberarunt […].Dicit insuper ipse testis, quod dudum archiepiscopi liberacio fuit impedita principaliter propter hoc, quia comes de Marka et cives Colonienses ad hoc instantissime laborabant, ut archiepiscopus predictus perpetuo carcere detinetur, quod ex eo scit ipse testis, quia cives et comes de Marka predicti suggerebant comiti de Monte, qui ar­ chiepiscopi captivum tenebat, ut ad hoc laboraret apud prelatos, quod prepositus maior, frater ipsius comitis de Monte [d.i. Konrad von Berg], tutor preficeretur ecclesie Coloniensi. Ad quod idem comes inductus fuit nec aliquem tractatum longo tempore audire voluit super liberacione domini archiepiscopi predicti. Ebd., Nr. 37, S. 242. 613 Ebd., Nr. 37, S. 238f.; Lehnert (1993): Die Schlacht von worringen, S. 158. womöglich stellte

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in die Freilassungsverhandlungen involviert war, hat aber nicht zwangsläufig eine Verurteilung seiner Aussagen als unwahr zur Folge: Adolf von Berg mag durchaus mit dem Gedanken gespielt haben, den unangenehmen Gegner gegen seinen Bruder Konrad zu ersetzen, zumal er sich bereits 1274/75 für die dessen wahl zum Erzbischof eingesetzt hatte. ob Adolf VII. diesen Gedanken für so durchführbar hielt, dass er seine Politik darauf ausrichtete, ist allerdings fraglich. Es wäre müßig, weitere überlegungen an die Pläne Adolfs von Berg und seiner Verbündeten zu verschwenden – die Gedankenwelt der Bergischen Partei wird für immer verborgen bleiben. Jedenfalls verbrachte Siegfried von Köln nicht allzu lange in der obhut seines Häschers: Am 5. Juni 1288 war er in Gefangenschaft geraten. Die Einigungsverträge mit Adolf von Berg und seinen Bündnispartnern sind auf den 19. Mai 1289 datiert. Vermutlich durfte der Kölner bald nach der Unterzeichnung der Dokumente nach Hause zurückkehren. Im Vergleich zu Siegfrieds Vorgänger, Engelbert von Falkenburg, der dreieinhalb Jahre auf Burg Nideggen verweilen musste, war Siegfrieds Zeit im Gefängnis mit ungefähr einem Jahr also recht kurz. Der kurze Gefängnisaufenthalt war vor allem von der Bereitschaft des Erzbischofs abhängig, die von Adolf und seinen Helfern diktierten Bedingungen zu akzeptieren. Als sicher kann gelten, dass Siegfried sich nur deshalb zur Zahlung der 12.000 Mark, einschließlich der in diesem Zuge vereinbarten Zahlungsmodalitäten, bereit erklärte, weil er damit rechnete, dass seine finanziellen Kapazitäten ausreichen würden, um das Geld innerhalb des vorgesehenen Zeitraums aufzubringen. Es bleibt aber die Frage, aus welcher Kasse eine derartige Barschaft genommen wurde. trotz der beachtenswerten Quellensituation sind Informationen über die erzbischöflichen Bemühungen, das geforderte Lösegeld zu beschaffen, äußerst fragmentarisch. Allzu leicht ist man versucht, von Siegfried in dieser Zeit aufgenommene Darlehen mit dem Lösegeld in Verbindung zu bringen. Eine dieser strittigen Kredite stellen 300 Mark Kölner Pfennige dar, die sich der Kölner im Jahre 1291 von seinem Marschall Heinrich von Drachenfels († 1306) lieh.614 Zwar schließt die zeitliche Nähe zum Vertrag von 1289 sowie die tatsache, dass Heinrich von Drachenfels sowohl Vasall des Kölner Erzbischofs als auch teilnehmer der Schlacht bei worringen war,615 einen Zusammenhang zwischen Darlehen und Lösegeld nicht aus. Auf der anderen Seite findet sich aber in der von Siegfried ausgestellten Schuldverschreibung kein Verweis auf den Verwendungszweck des Geldes. ob es also für die Begleichung des Lösegeldes, für die zahlreichen Entschädigungen der bei worringen kämpfenden erzstiftischen Verbündeten616 oder für andere Geschäfte verwendet wurde, kann nicht rekonstruiert werden.

die Verleihung der Propstei Kerpen (rhein-Erft-Kreis, Nordrhein-westfalen) eine Belohnung für wikbolds Bemühungen dar. Knipping (Hg.): Die regesten der Erzbischöfe von Köln, Bd. 3.2, Nr. 3248, S. 182 (v. vor November 1289). 614 Korth (Hg.): Das Gräflich Mirbach’sche Archiv zu Haff, Nr. 9, S. 21f. 615 Lehnert (1993): Die Schlacht von worringen, S. 205 (14). 616 Vgl. Knipping (Hg.): Die regesten der Erzbischöfe von Köln, Bd. 3.2, Nr. 3335f., S. 197. Zu den finanziellen Verlusten des Erzbischofs siehe auch Lehnert (1988): Die Schlacht bei Worringen, S. 162f.

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III. Der Preis der Freiheit: Die Lösegelder

Eindeutig identifizierbar ist dagegen ein Neusser Bürger mit Namen Hermann, der zum Lösegeld und zu anderen nicht näher benannten Ausgaben 1.060 Mark beigesteuert hatte.617 wie schon bei Engelbert von Falkenburg wurden auch die geistlichen Institutionen der Kölner Diözese zur Kasse gebeten. Im Dezember 1289 ließ Siegfried einen speziellen Zehnten einziehen. Ein teil dieser Sondersteuer, nämlich 400 Mark, investierte er in die Begleichung seiner Lösegeldschulden.618 Es ist davon auszugehen, dass Siegfried nur einen kleinen teil des Lösegeldes wirklich bezahlt hat. Das Betreiben des Papstes sowie der Erzbischöfe von Mainz und trier hatten dafür gesorgt, dass die Berechtigung der Bergischen Forderungen stark ins wanken geriet. Das Bündnis, welches der Kölner Erzbischof mit seinen römisch-deutschen Amtskollegen am 10. März 1290 schloss, war vielleicht dazu angetan, die revision der Zwangsverpfändungen nötigenfalls mit Gewalt durchzusetzen.619 Spätestens zu Beginn des Jahres 1296, wahrscheinlich aber schon wesentlich früher, müssen die 1289 getroffenen Vereinbarungen von Siegfried und Adolf von Berg als erledigt betrachtet worden sein. Zu dieser Zeit erschien der Graf nämlich als einer von mehreren Belagerern vor der erzbischöflichen Stadt Recklinghausen, die sich nach achtwöchiger Blockade den Angreifern ergab.620 Es ist wenig plausibel, dass Adolf VII. an einer gegen den Kölner Erzbischof gerichteten Militärexpedition teilnahm, während die Konditionen der Aussöhnung noch Gültigkeit besaßen. Schlussfolgerungen In ihrer rolle als mächtige und ambitionierte territorialfürsten am rhein ließen sich Konrad von Hochstaden, Engelbert von Falkenburg und Siegfried von westerburg gleichermaßen in lokale und überregionale Konflikte verwickeln. Wiewohl die Art der Auseinandersetzung sich einmal mehr (Konrad von Hochstaden), einmal weniger (Engelbert von Falkenburg, Siegfried von westerburg) voneinander unterschieden, so schreckte doch keiner der geistlichen Fürsten davor zurück, sein Heil in der Schlacht zu suchen. Durch ihre Gefangenschaften lernten alle drei die risiken eines waffenganges kennen. Sowohl was die Dauer der Haft als auch die Bedingungen der Freilassung betraf, offenbart jedes der Schicksale seine Eigenheit. während Engelbert II. über drei Jahre den zweifelhaften Komfort seines Gefängnisses auf Burg Nideggen erdulden musste, waren seine Amtsbrüder bereits nach einem Jahr oder weniger wieder frei. über die Ursachen der langen Haft Engelberts von Köln kann nur spekuliert werden: Anscheinend hatten politische oder finanzielle Unstimmigkeiten die Auslösung hinausgezögert. Unterschiede sind gleichfalls bei der Höhe des Lösegeldes zu erkennen. Aus dem monetären Vergleich muss Engelbert allerdings herausgenommen werden, da 617 Die Geldschuld gestand Siegfried am 11. oktober 1289 schriftlich ein. Lau (Hg.): Quellen zur rechts- und wirtschaftsgeschichte, Bd. 1, Nr. 16, S. 48; Knipping (Hg.): Die regesten der Erzbischöfe von Köln, Bd. 3.2, Nr. 3242, S. 180. 618 Ebd., Nr. 3256, S. 183; Nr. 3289, S. 189. 619 Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Bd. 2, Nr. 884, S. 527f. 620 Cardauns (Hg.): Notae Colonienses, S. 364, z. J. 1295. Zur Datierung siehe Knipping (Hg.): Die regesten des Erzbischofs von Köln, Bd. 3.2, Nr. 3477, S. 222.

5. Die Lösegelder christlicher Gefangener

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seine Auslösungssumme nicht rekonstruiert werden kann. Das Lösegeld Konrads von Hochstaden lag mit 4.000 Kölner Gewichtsmark (935,248 kg Silber) im wert deutlich hinter den 12.000 Mark Kölner Pfennigen (2.333,64 kg Silber) Siegfrieds von westerburg zurück. Dieser Unterschied lässt sich am ehesten mit der Schwere der jeweiligen Auseinandersetzung erklären: Die Schlacht bei worringen, in deren Verlauf Siegfried gefangen genommen wurde, bildete den Endpunkt eines nicht nur langwierigen und blutigen, sondern auch kostspieligen Streites um das Herzogtum Limburg. In diesen war Siegfrieds Häscher Adolf VII. von Berg in besonderer weise involviert, da er selbst Anspruch auf die Herzogswürde erhob. Zwar hatte er 1283 seine selbst beanspruchte Anwartschaft gewinnbringend an Johann I. von Brabant verkauft,621 setzte sich seitdem aber energisch für dessen Sache ein. Die enormen finanziellen Auslagen, die Adolf während des Konflikts zu tragen hatte, beabsichtigte er sicherlich zu einem guten teil durch das Lösegeld seines Kölner Gefangenen zu decken. Zugleich wollte er aber sicherlich auch einen beträchtlichen finanziellen Gewinn machen. Mit Blick auf die Zeitspannen, die beiden Prälaten zur Bezahlung eingeräumt wurden, lässt sich die wertdifferenz alsbald relativieren. während Siegfried eine großzügige Zahlungsfrist von zehn Jahren eingeräumt wurde, wobei er im ersten Jahr mit 2.000 Mark Kölner Pfennige (388,944 kg Silber) die höchste rate erbringen musste, hatte Konrad von Hochstaden innerhalb eines Jahres die Gesamtsumme des Lösegeldes aufzubringen. Diese war zudem beinahe zweieinhalbmal so hoch wie die höchste rate Siegfrieds von westerburg. Für die Freiheit Geld ausgeben, das wollten freilich weder Konrad, noch Engelbert oder Siegfried – umso mehr, da ihre Freilassung mit zahlreichen Machtbeschneidungen verbunden war. Als bedeutende Kirchenmänner des römisch-deutschen reiches suchten sie ihr Heil in einer Appellation an die römische Kurie. tatsächlich ist die Intervention des Papstes zu Gunsten der Gefangenen allen drei Fällen immanent. Den Auswirkungen des päpstlichen Eingreifens ein gerechtes Urteil angedeihen zu lassen, gestaltet sich jedoch schwierig. Siegfried von westerburg dürfte der Dispens Nikolaus’ IV. die nötige rückendeckung gegeben haben, um eine revision seiner Zugeständnisse zu betreiben. Im Falle Konrads von Hochstaden kann vermutet werden, dass dessen relativ zügige Freigabe (und damit verbunden die Festsetzung eines erschwinglichen Lösegeldes) nicht zuletzt vom wunsch Graf wilhelms von Jülich beseelt war, die Aufhebung der Exkommunikation und eine Verbesserung des jülich-päpstlichen Verhältnisses zu erreichen.622

621 Siehe wampach (Hg.): Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der altluxemburgischen territorien, Bd. 5, Nr. 71, S. 73f.; auch Janssen (1988): „Quod dinceps liberi essent ab archiepiscopo Coloniensi“, S. 432. 622 In der Tat findet sich Wilhelm in der Folge für eine gewisse Zeit auf der Seite der päpstlichen Anhänger. Harleß, woldemar: Art. wilhelm (IV.), Graf von Jülich, in: ADB 43, S. 94f.

IV. BrAUtSCHAtZ oDEr SCHAtZ BrAUt: DIE MItGIFtEN

IV. BrAUtSCHAtZ oDEr SCHAtZ BrAUt: DIE MItGIFtEN 1. EHEN UND MItGIFtEN IN DEr CHrIStLICHEN GESELLSCHAFt DES MIttELALtErS 1. Ehen und Mitgiften in der christlichen Gesellschaft des Mittelalters Vor geraumer Zeit schon hat Ernst Schubert die mittelalterlichen Ehe als eine überlebensgemeinschaft charakterisiert, in welcher Mann und Frau nicht nur das Fortbestehen der Menschheit durch die Zeugung von Nachkommen sicherstellen mussten, sondern in der sie auch gezwungen waren, mit ihrer Hände Arbeit für den gemeinsamen Lebensunterhalt zu sorgen.1 Dieses drastische Lebenskonzept besitzt – besonders in Bezug auf die gemeinsame Arbeit – seine Gültigkeit in erster Linie für die bürgerlichen und bäuerlichen Mitglieder der mittelalterlichen Gesellschaft. Die Männer und Frauen des Adels, welche in der regel auf einer stabilen Existenzgrundlage standen, kamen nur selten in die Verlegenheit, ihre körperliche Kraft – jenseits von Krieg und Jagd – zur Sicherung der eigenen Existenz einsetzen zu müssen. Die Hochgeborenen verfolgten bei der Eheschließung andere Motive. Ihre primäre Absicht lag natürlich im Zeugen von Nachkommen, insbesondere männlichen, die Besitz und Herrschaft der Eltern erben, zusammenhalten und vergrößern sollten. Unter kirchlicher Ägide hatte sich die Ehe zu der einzigen Form partnerschaftlichen Zusammenlebens entwickelt, in der Fortpflanzung legitim war.2 Nach thomas von Aquin, der eine unter theologen und Geistlichen weitverbreitete Meinung artikulierte, hatte die Frau ihren maßgeblichen Nutzen im Gebären von Kindern.3 Doch besaßen Eheschließungen eine weit größere Bedeutung für das soziale Gefüge des Mittelalters. Mit recht machte Georges duby für die Befriedung Frankreichs im 12. Jahrhundert nicht zuletzt das Sakrament der Ehe verantwortlich. Zahllose unstete Gemüter waren durch eine lukrative Heirat sesshaft geworden.4 Die Vermählung adliger Frauen und Männern besiegelte Friedens- und Freundschaftsbündnisse zwischen Menschen und reichen.5 Dazu war sie aber nicht im Stande, weil die Braut allein ihren Liebreiz in die waagschale warf. Die christliche Ehe konnte nur deshalb ein Stabilitätsfaktor sein, weil sie vorteilhafte Allianzen, sozialen Aufstieg und materielle Bereicherung versprach. Letzteres gelang vor allem kurzfristig durch die übergabe der Mitgift, welche auch als Brautschatz oder Aussteuer bezeichnet wird. Dabei diente sie nicht mehr, wie einst vorgesehen, der Existenzgründung der frisch Vermählten, sondern stellte vor allen Dingen eine Vorwegnahme 1 2 3 4 5

Schubert (2002): Alltag im Mittelalter, S. 237ff. Nolte (2011): Frauen und Männer, S. 56; Duby (2002): Die Frau ohne Stimme, S. 17. Christmann (Hg.): Summa theologica, Bd. 7, Buch 1, q. 92, Art. 1, S. 36f. Duby (1997): Mütter, witwen, Konkubinen, S. 96. tobias weller machte in seiner umfangreichen Untersuchung zur Heiratspolitik des römischdeutschen Hochadels vier Motivationsformen einer Ehe aus. weller (2004): Die Heiratspolitik, S. 798ff.

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IV. Brautschatz oder Schatz Braut: Die Mitgiften

des rechtmäßigen Erbes der Braut dar.6 Eine aus Bargeld bestehende Aussteuer war also nichts weniger als eine finanzielle Abfindung für Erbrechte, auf welche die weiblichen Mitglieder der Familie verzichtet hatten. Aus Sicht der Brauteltern lag der Vorteil einer finanziellen Abfindung darin, die eigenen Besitzungen vor Entfremdung zu schützen. Mit einer Alienation musste insofern gerechnet werden, als die Frau ihren Erbteil zwangsläufig in die Verfügungsgewalt des Mannes geben musste. Konstanze von Aragón († 1222), die einstige Gemahlin Friedrichs II., hatte dies am eigenen Leib erfahren. Ihrem ersten Ehemann, dem ungarischen König Emmerich (reg. 1196–1204), hatte sie 1199 einen ansehnlichen Brautschatz (vielleicht 30.000 Mark Silber) überantwortet.7 Als Emmerich nach nur fünf Ehejahren starb, gingen der witwe sowohl die Mitgift als auch das zur Versorgung gedachte wittum verloren. Noch 1220, Konstanze hatte wieder geheiratet, bemühte sich Papst Honorius III. (amt. 1216–1227) um Kompensation.8 wie einträglich eine Mitgift sein konnte, lässt sich am Beispiel der 1114 erfolgten Eheschließung zwischen dem Salier Heinrich V. (reg. 1106–1125) und der englischen Prinzessin Mathilde beobachten. Intensive Verhandlungen und ein mehrfacher Austausch von Gesandten waren erforderlich, um das kaiserlich-königliche Heiratsbündnis auf den weg zu bringen. Im Frühjahr 1110 reiste die achtjährige Königstochter endlich ins reich, wo sie am 10. April in Utrecht mit ihrem zukünftigen Ehemann verlobt wurde.9 Im Gepäck hatte Mathilde eine Mitgift von 10.000 oder 15.000 Mark (etwa 2.338,120 kg oder 3.507,180 kg Silber)10 – die chronikalische überlieferung ist diesbezüglich nicht eindeutig.11 Kurz darauf, im Herbst 1110, brach Heinrich V. zu seinem romzug auf, um sich vom Papst die Kaiserkrone aufs 6 7

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Spieß (2008): Fürsten und Höfe, S. 37; Brauneder, wilhelm: Art. Mitgift, in: HrG 3, Sp. 610f.; Schwertheim, Elmar: Art. Mitgift, in: LexMA 6, Sp. 682. Die Höhe der Mitgift kann nur aus einem späteren Beschwerdeschreiben Papst Honorius‘ III. abgeleitet werden. Darin ermahnte er den Erzbischof von Salzburg und andere, auf Emmerichs Nachfolger einzuwirken, Konstanzes wittum im wert von 30.000 Mark auszuhändigen. Es handelte sich hier möglicherweise um die widerlegung einer ebenso hohen Mitgift. Siehe rodenberg (Hg.): Ex Honorio III. registro, Nr. 152, S. 107. Ebd., Nr. 152f., S. 107f. Zey (2011): Mathilde von England, S. 162. Berechnungsgrundlage ist die Kölner Mark mit dem seit Mitte des 13. Jahrhunderts festgelegten Normegweichts von 233, 812 g pro Mark. Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; Schaube (1906): Handelsgeschichte, S. 813. Hoc anno misit rex filiam suam Matildim imperatori Henrico desponsandam cum quindecim milibus marcis argenti et aliis multis donariis, cum esset puella 8 annorum et 15 dierum, iurata sibi prius Anglia iure hereditario ab omnibus Anglie capitaneis. Pauli/Liebermann (Hg.): Ex annalibus wintoniensibus, S. 452, rez. A, z. J. 1110. Henricus rex Anglorum Mathildem filiam suam imperatori in uxorem dedit, quam Rogerius Rogerius filius Ricardi cognatus regis cum nobili comitatu de Anglia in Alemanniam duxit. Argenti quoque decem milia marcos cum filia sua rex opulentus ei donauit, et regali more munera insignia destinauit. Chibnall (Hg.): the ecclesiastical history of orderic Vitalis, Bd. 5, Buch 10, Kap. 1, S. 200. Durch die Erhebung einer Sondersteuer zog der Brautvater das Geld von seinen Untertanen ein: Tempestate sequen­ tis anno, missi sunt ab Heinrico imperatore Romano nuntii, mole corporis et cultuum splendi­ oribus excellentes, filiam regis in domini sui coniugium postulantes. Tenens igitur curiam suam apud Lundoniam, qua numquam splendidiorem tenuerat, sacramenta depostulans de conubio filie sue, ab imperatoris recepit legatis ad Pentecosten […] Anno igitur sequenti, data est filia

1. Ehen und Mitgiften in der christlichen Gesellschaft des Mittelalters

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Haupt setzen zu lassen. Die prunkvolle Ausstattung seines Gefolges dürfte zu einem großen Teil durch den englischen Brautschatz finanziert worden sein.12 Von der besonderen Bedeutung der Mitgift legt der Umstand Zeugnis ab, dass kaum einer der erhaltenen Eheverträge auf eine Festlegung der Aussteuer verzichtet. Die Niederschrift der Zahlungsmodalitäten nimmt meist einen breiten raum in Anspruch. Das gilt freilich nicht für die Braut selbst, welche eigentlich die offizielle Empfängerin des Brautschatzes war. Sie trat sowohl in den Verhandlungen als auch in den Eheverträgen hinter die Männer zurück und erscheint vor allem als tauschobjekt, wie es 1994 der englische Historiker Jerold C. fraKeS so nüchtern wie ernüchternd formulierte.13 Die relativ junge Disziplin der Frauen- und Geschlechterforschung hat sich redlich bemüht, das zuvor vielfach propagierte Jammertal weiblichen Ehelebens im Mittelalter weniger traurig erscheinen zu lassen. In diesem Sinne könnte man die Praxis deuten, wonach die Braut von ihrem zukünftigen Gemahl ein wittum14 erhielt, das ihr als lebenslange Versorgungsgrundlage dienen sollte.15 Auch mag man den durchaus zweifelhaften Fakt anführen, dass meist auch der Bräutigam beim Arrangement der eigenen Heirat keinerlei Mitspracherecht besaß. Dies ändert aber nichts an dem für die folgende Untersuchung relevanten Befund: was die Mitgift angeht, so wurde deren Art und Höhe zwischen den Eltern (meist den Vätern) von Braut und Bräutigam ausgehandelt oder aber von Brautvater und zukünftigem Ehemann. Die Beteiligung der heiratsfähigen Mädchen und Frauen war nicht erwünscht. Für die weiblichen Mitglieder der adligen oberschicht ist deshalb zu bezweifeln, dass es sich bei den Mitgiften des 12. und 13. Jahrhunderts noch um Brautschätze, im Sinne eines reservoirs von wertgegenständen für den Lebensunterhalt von Frau und Ehemann, handelte. Die Braut schien vielmehr selbst zum Schatz zu werden, da ihre Heirat dem Bräutigam finanziellen Reichtum, dem Brautvater politischen Gewinn versprach.

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regis imperatori, ut breviter dicam, sicut decuit. Rex itaque cepit ab unaquaque hida Anglie tres solidos. Greenway (Hg.): Henry of Huntington, Buch 7, Kap. 27, S. 456. Chibnall (1992): the Empress Matilda, S. 22. Frakes (1994): Brides and doom, S. 64. Das ursprüngliche Vorhaben, das wittum als wertmesser für die Mitgift heranzuziehen, hat sich als nicht praktikabel erwiesen. Nicht nur, dass das Wittum nicht zwangsläufig als wertgleiches Äquivalent zur Mitgift betrachtet werden kann. Die vielfache Verschreibung von Landbesitz ohne monetäre wertangabe machte es zudem unmöglich, diesen Besitz mit einem Geldwert und damit mit den überlieferten Mitgiften in Beziehung zu setzen. 1229 setzte etwa waldemar II. von Dänemark der Gemahlin seines Sohnes, Eleonore von Portugal († 1231), Land und Burgen als wittum aus. teulet (Hg.): Layettes du trésor, Bd. 2, Nr. 2005, S. 157. Ungefähr im Jahre 1136 nahm der ritter Arnold von Ghent Mathilde, die tochter des Kastellans wilhelm von Saint-omer zur Frau. Als wittum bekam die Braut tournehem zugesprochen, eine winzige Herrschaft im Norden Frankreichs (heute Département Pas-de-Calais). Heller (Hg.): Lamberti Ardensis Historia, Kap. 47, S. 584; siehe dazu auch die neuere englische übersetzung bei Shopkow (Hg.): Lambert of Ardres, Kap. 47, S. 90. Vgl. Nehlsen-von Stryk, Karin: Art. wittum, in: LexMA 9, Sp. 275f. Siehe auch Signori (2011): Von der Paradiesehe, S. 68f.; Mitchell (2007): Family Life, S. 126; Feller (2002): „Morgengabe“, dot, tertia, S. 1ff.; Goody (1989): Die Entwicklung von Ehe und Familie, S. 258.

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IV. Brautschatz oder Schatz Braut: Die Mitgiften

2. DUrCH wortE ZUM ErFoLG: DIE VErHANDLUNGEN Der Unterzeichnung des Ehevertrages sowie der anschließenden trauung in der Kirche ging die sogenannte Eheabredung voraus. Hierbei stimmten sich die Parteien, die im Begriff waren sich familiär zu verbinden, – zuweilen äußerst verbissen – über die Bedingungen der Eheschließung ab. Dabei waren vor allem finanzielle Aspekte zu klären: Mitgift und Wittum mussten bestimmt und schriftlich fixiert werden. Vertrauenswürdige Personen sollten die getroffenen Vereinbarungen schließlich bezeugen.16 Die notorische Quellenknappheit, die schon bei den Verhandlungen um die Lösegelder eingestanden werden musste, kann in gleicher weise für die Eheabredungen des 12. und 13. Jahrhunderts moniert werden. Nichtsdestotrotz vermögen kleinere Hinweise das Dunkel wenigstens ein wenig zu erhellen. Das Verhandlungen stattfanden, bezeugt die Historia de expeditione Friderici imperatoris, eine anonyme Quelle, die sich zum Ziel gesetzt hatte, über den Kreuzzug des greisen Friedrich Barbarossa zu berichten. Sie thematisiert die eheliche Verbindung einer tochter Herzog Bertholds IV. († 1204) aus dem Hause der Andechs-Meranier mit dem Neffen des Großžupans von Serbien. Das Ehebündnis diente vor allem dazu, die serbische Unterstützung auf dem weg nach Konstantinopel sicherzustellen.17 wie die Historia mitteilt, fanden im kaiserlichen Lager in Niš (Bez. Nišavski orkrug; Serbien) dahingehende Unterredungen (negotium primitus agitatam) statt, die schließlich zu der für den 24. April 1190 verabredeten deutsch-serbischen Hochzeit führten.18 Letzte Absprachen konnten zuweilen noch kurz vor den Hochzeitsfeierlichkeiten getroffen werden. Der Ungarnkönig Béla IV. (reg. 1235–1270) hatte noch am Abend vor der Vermählung seines Sohnes mit einer böhmischen Königstochter das Zelt des Brautvaters aufgesucht, um mit diesem die Mitgift zu vereinbaren (ordinat dotem propter nuptias).19 Nur selten aber begaben sich die Monarchen Europas persönlich an den Verhandlungstisch. Für gewöhnlich überließ man das zeitraubende Parlieren Gesandtschaften aus handverlesenen teilnehmern, die sich an die Vorgaben ihrer Herren hielten. Dezidierte Informationen zur personellen Konstellation solcher Diplomatengruppen lassen sich besonders am Beispiel der Eheabsprachen Kaiser Friedrichs II. und König Heinrichs III. von England gewinnen, was aber erst in einem späteren Kapitel geschehen soll.20 Stattdessen sei auf ein anderes Beispiel aus der Stauferzeit verwiesen: Im Anschluss an die 1153 erfolgte Auflösung der nur sechs Jahre andauernden Ehe mit Adela von Vohburg († 1187) nahm Friedrich Barbarossa Gespräche mit dem byzantinischen Kaiserhof auf. Der Kaiser wünschte sich, Maria († 1182), die erst 1152 purpurgeborene tochter Manuels I. Komnenos (reg. 1143– 16 17 18

Signori (2011): Von der Paradiesehe, S. 68f. Zur Begegnung von Niš und ihrer Bedeutung siehe opll (1989): Das treffen von Niš, S. 435ff. Aliud vero negotium primitus agitatam domno imperatori aperuerunt agentes precibus, ut in sui pręsentia imperiali auctoritate terminaretur, scilicet ut filia illustris ducis Dalmatię quę et Chroatia seu Merania dicitur, eiusdemque marchionis Histrię Pertholdi filio fratris sui Merzilai comitis et principis Chelmenię et Crazzie, quę provincię contiguę sunt Dalmatię, in matrimonio daretur. Chroust (Hg.): Historie de expeditione, S. 31. Vgl. auch weller (2004): Die Heiratspolitik, S. 723. 19 Köpke (Hg.): Annales otakariani, in: MGH SS 9, S. 187, z. J. 1264. 20 Siehe S. 193ff.

3. Die Mitgiften christlicher Herrscherdynastien

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1180), als zukünftige Gemahlin heimführen zu können. Im Jahre 1155 erreichte eine byzantinische Delegation die italienische Hafenstadt Ancona, um über die Heiratspläne des römisch-deutschen Königs zu sprechen.21 wegen politischer Differenzen scheiterten die Verhandlungen jedoch, sodass eine staufische Eheverbindung mit den Komnenen nie zustande kam. Glücklicher verliefen die Sondierungsgespräche zwischen Heinrich II. von England und seinem sizilischen Amtsbruder wilhelm II. (reg. 1166–1189) im Jahre 1176. Ein Brief König wilhelms enthielt die Direktive, die Einigung wechselseitig zu beeiden.22 Das Ende einer erfolgreichen Verhandlung markierte die Aufsetzung eines Ehevertrages. Dieses textuelle Element der Eheschließung, welches nachhaltige rechtssicherheit gewährleisten sollte, setzte sich im Verlauf des 12. Jahrhundert durch und blieb bis in die Neuzeit hinein konstitutiv.23 Die Unterzeichnung eines Kontraktes, in dem vornehmlich die Höhe der Mitgift und des wittums festgelegt wurde, bedeutete freilich nicht die unumstößliche Bindung der Beteiligten an die gegebenen Versprechen, in deren Folge der Brautvater ärmer, die Familie des Bräutigams reicher wurde. Der Ehevertrag sollte vor allem als Ausdruck des guten willens und gegenseitiger Einigkeit verstanden werden: Durch die überlassung einer angemessenen Mitgift erwies man dem zukünftigen Schwiegersohn und seiner Sippe respekt, erkannte deren hohe soziale Stellung an und demonstrierte zugleich die Bedeutung des Ehevorhabens. Die sozialen Bande, die man sich durch die Verbindung erhoffte, wurden schon während dieses Vorgangs gefestigt. Im Dialog einigte man sich schließlich auf die Prämissen des familiären Bündnisses; mit der Unterzeichnung eines Dokuments verständigte man sich auf die Einhaltung konventioneller Verhaltensregeln und akzeptierte die Gegenseite als teil ein- und derselben (adligen) Lebenswelt. Eine übergabe der Mitgift erfolgte meist weit nach dem Abschluss der Verhandlungen. Die transaktion des Geldes fand für gewöhnlich erst im Augenblick der Hochzeit oder kurz danach statt.24 3. DIE MItGIFtEN CHrIStLICHEr HErrSCHErDyNAStIEN 3. DIE MItGIFtEN CHrIStLICHEr HErrSCHErDyNAStIEN 3.1. Die Ehen der Stauferkönige Die Heiratsverbindungen der Staufer waren wie bei allen Hochadelsfamilien von dynastischem Selbstverständnis und politischen Ambitionen geprägt. Eine Eheschließung unterhalb des eigenen sozialen Standes war ausgeschlossen. Zum Fundus 21 22 23 24

opll (1998): Friedrich Barbarossa, S. 275f. Den Brief vom 23. August hat radulf von Diceto in seine Chronik aufgenommen. Stubbs (Hg.): Radulfi de Diceto Decani Lundonesis opera historica, Bd. 1, S. 413f.; siehe auch Benham (2011): Peacemaking in the Middle Ages, S. 146. Greyerz (2010): Passagen und Stationen, S. 144f.; Spieß (1993): Familie und Verwandtschaft, S. 20f. Diese Prämisse nahm der englische rechtsgelehrte roger Vacarius († um 1200) in seine summa de matrimonio auf: ita dotis datio et natura in nuptiis perficitur et non in sponsalibus. Maitland (Hg.): Magistri Vacarii Summa, S. 15, § 5.

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IV. Brautschatz oder Schatz Braut: Die Mitgiften

staufischer Ehepartner gehörten sowohl die vornehmen Fürsten- und Herrscherfamilien des römisch-deutschen reiches, Frankreichs und Englands als auch Damen königlichen Blutes aus Dänemark, Kastilien und Sizilien. Auch die byzantinischen Porphyrogennetai durften sich zu den Umworbenen zählen. Gewiss hat man sehr wohl einzuwenden, dass nicht wenige der unter Barbarossa angedachten und geschlossenen Ehen keine nachhaltige wirkung entfalteten, da sie entweder früh getrennt oder gar nicht erst geschlossen wurden.25 Sowohl über die Aussteuern der staufischen Ehepartnerinnen als auch über diejenigen der Stauferinnen sind nur sehr wenige Informationen verfügbar. Barbarossas Vater, Herzog Friedrich II. von Schwaben (amt. 1105–1147), hatte zwischen 1116 und 1121 die tochter seines Standesgenossen Herzog Heinrich des Schwarzen (amt. 1120–1126) geehelicht. Hinweise auf die Mitgift dieser Welfin, die den Namen Judith († zw. 1130 und 1131) trug, sind ebenso rar gesät wie Angaben zur Hochzeit selbst. tobias WeLLer vermutet, dass die Mitgift möglicherweise aus der Propstei öhningen (Kr. Konstanz; Baden-württemberg) bestanden hatte.26 Als Judith zu Beginn der 1130er Jahre verstarb, ging Friedrich durch die Vermählung mit Agnes von Saarbrücken († 1147) ein Zweckbündnis ein, das zum Ziel hatte, die Bemühungen König Lothars III. (reg. 1125–1137) um den Herrschaftsaufbau im Elsass und in rheinfranken im Verbund mit dem Grafen Friedrich I. von Saarbrücken (amt. 1105–1135) zu unterbinden.27 Auch in diesem Fall ist die Mitgift der Braut unbekannt. 3.1.1. Konrad III. und Byzanz Die erste als gesichert geltende Mitgift der Staufer fällt in die regierungszeit König Konrads III., genauer gesagt, in die Zeit des Zweiten Kreuzzuges (1145–1149). Nach einem misslungenen Angriff auf Damaskus kehrte der geschlagene Stauferkönig mit den kümmerlichen resten seines Heeres nach Hause zurück. Vorher, im oktober 1148, hatte er sich mit dem byzantinischen Basileus Manuel I. Komnenos in thessalonike getroffen, um ein bereits früher geschlossenes Bündnis gegen die süditalienischen Normannen zu erneuern.28 Bei dieser Gelegenheit erinnerte der Basileus den römisch-deutschen König an die noch ausstehende Mitgift, die dieser ihm bei

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Zu den Ehen der Staufer siehe ausführlich weller (2004): Die Heiratspolitik, S. 187ff. Zur dynastischen Autorität vgl. Engels (1996): Beiträge zur Geschichte der Staufer, S. 91–115. weller (2004): Die Heiratspolitik, S. 23. Ebd., S. 27f. Zur Bekräftigung des Bündnisses wurde Bertha von Sulzbach 1142 dem damaligen Kaisersohn Manuel Komnenos anverlobt. Hofmeister (Hg.): ottonis episcopi Frisingenisis Chronica, Buch 7, Kap. 28, S. 354; vgl. auch Hausmann (Hg.): Die Urkunden Konrads III., Nr. 126, S. 226ff. Zu Inhalten des staufisch-byzantinischen Bündnisses siehe Mayer (2005): Geschichte der Kreuzzüge, S. 132f.; Niederkorn (2001): Die Bündnisverhandlungen, S. 189ff.; Vollrath (1977): Konrad III. und Byzanz, S. 341f. Zu den genauen Umständen des stufisch-byzantinischen Bündnisses siehe Dendorfer (2013): Konrad III. und Byzanz, S. 63ff.

3. Die Mitgiften christlicher Herrscherdynastien

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der Eheschließung mit Bertha/Irene von Sulzbach († 1158/1160, Konrads Adoptivtochter) 1146 versprochen hatte.29 Der griechische Geschichtsschreiber Johannes Kinnamos († nach 1185) berichtet, dass sich der Basileus damals Italien zur Aussteuer seiner Braut ausbedungen habe.30 wohlbegründet geht die Forschung davon aus, dass Ἰταλίαν lediglich das von den Normannen besetzte Süditalien meinte, Manuel demnach nur vormals byzantinische Gebiete in Apulien und Kalabrien zurückforderte.31 obgleich der Brautschatz Berthas von Sulzbach für die Untersuchung monetärer Mitgiften auf den ersten Blick eine gewisse redundanz zu offenbaren scheint, ist sie doch ein eindrücklicher Beweis für die Situationsbezogenheit und die politische relevanz hochund spätmittelalterlicher Mitgiften. Berthas Aussteuer folgte keinem festen Formular, das ihr eine obligatorische Beschaffenheit vorgeschrieben hätte. Auf diese weise konnten die regelungen, die Konrad III. und Manuel I. gefunden hatten, bündnisbezogen sein. Durch die Vermählung hatte sich der Basileus nicht mehr nur einen sicheren Verbündeten für die bevorstehende Invasion Süditaliens geschaffen. Er konnte auch hoffen, mögliche Eroberungen in diesem Gebiet zu sichern und sie gegen etwaige Ansprüche seines königlichen Schwiegervaters – mit dem Hinweis auf die ihm von rechtswegen zustehende Mitgift – zu verteidigen. Auf der anderen Seite hatte Konrad einen verlässlichen Partner im Kampf gegen den ambitionierten Normannenkönig roger II. (reg. 1130–1154). womöglich hegte er die nicht unberechtigte Hoffnung, dass der Kaiser des ostens nach dem Sieg über roger kaum in der Lage sein würde, die „erheirateten“ Gebiete in Besitz zu nehmen.32 1986 behauptete Jan P. niederKorn, dass es sich bei der vereinbarten Mitgift um eine geschickte Verschleierung gehandelt habe. Der Stauferkönig, der in politisch unglücklicher Lage nach Konstantinopel gekommen war, habe auf byzantinisches Geld spekuliert, um die Aushebung eines neuen Kreuzheeres zu finanzieren. Als Gegenleistung habe er dem Basileus die teilnahme an einem Feldzug gegen roger 29 30

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Dendorfer (2005): Adelige Gruppenbildung, S. 100; Engels, odilo: Art. Bertha von Sulzbach, in: LexMA 1, Sp. 2023. Ὀ δὲ βασιλεὺς τῶν πάλαι προομολογηθέντων ἀνεμίμνηκεν αὐτῷ· ἦσαν δὲ ταῦτα, ὅπως Ἰταλίαν εἰς ἔδνον τῇ βασιλίδι ἀνασώσαιτο Εἰρήνῃ, ἥν καὶ αὐτὸς ξυγγενῆ οὖσαν τῷ βασιλεῖ καττηγγύσεν. Meineke (Hg.): Iohannis Cinnami Epitome, Buch 2, Kap. 19, S. 87. übersetzung: „Der Basileus aber rief [Konrad] das in Erinnerung, auf das sie sich früher geeinigt hatten. Das war dieser Art, dass er [d. i. Konrad] als Mitgift der Irene Italien wiederherstellen sollte, als jener [d. i. Manuel] die Verwandte des Kaisers geheiratet hatte.“ Niederkorn (1986): Die Mitgift der Kaiserin Irene, S. 126; Falkenhausen (1967): Untersuchungen über die byzantinische Herrschaft, S. 45ff. Hanna Vollrath hat argumentiert, dass Konrad sich von der Last der versprochenen Mitgift durch ein neuerliches Heiratsprojekt 1150 zu befreien versuchte. Für seinen Sohn, Heinrich (VI.) nämlich habe Konrad eine byzantinische Prinzessin auserkoren, als deren Mitgift der Basileus jene Ἰταλία an Konrad zurückgeben sollte. Sie sprach in diesem Zusammenhang von einem „Mitgifthandel“ zwischen beiden Herrschern. Vollrath (1977): Konrad III. und Byzanz, S. 357ff., der Begriff „Mitgifthandel“ fällt auf S. 361, Anm. 154. rudolf Hiestand widersprach Vollrath und führte einige Unstimmigkeiten zwischen Vollraths theorie und den Aussagen der Quellen ins Feld und vermutete, dass dem wunsch, Heinrich (VI.) mit einer Byzantinerin nicht erst 1150 taten folgten, sondern eine entsprechende Eheabsprache bereits in den Verhandlungen bestand. Hiestand (1993): Neptis tua, S. 514ff.

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IV. Brautschatz oder Schatz Braut: Die Mitgiften

von Sizilien zusagen müssen, mit dessen Hilfe Manuel frühere byzantinische Besitzungen zurückerobern wollte. Dieses Gebiet als Bestandteil der Aussteuer der Bertha von Sulzbach zu deklarieren, sei letztlich eine rechtfertigung gegenüber dem Papst gewesen.33 In Bezug auf den apostolischen Stuhl wirkt eine solche Argumentation allerdings wenig stichhaltig. Es bleibt fraglich, ob der Papst die Lehnsabhängigkeit der Normannen34 aufs Spiel gesetzt hätte, um sich einen unkontrollierbaren Nachbarn wie den byzantinischen Kaiser an die Seite zu holen, der keinerlei Bindungen an rom hatte. Das (Ehe-)Bündnis harrte bis zuletzt seiner realisierung. Zwar hatte Konrad noch 1150 seine Bereitschaft angekündigt, die Vereinbarungen einzuhalten. Als das Heer aber schließlich gerüstet war und auf den Marschbefehl wartete, starb der König (15. Februar 1152).35 Unter Konrads Nachfolger endete die Allianz in einer diplomatischen Sackgasse. Friedrich I. Barbarossa dachte nicht im Geringsten daran, Bertha/Irene und ihrem Gemahl Unteritalien als Mitgift zu überlassen und auf eigene Ansprüche zu verzichten. Allem Anschein nach trifft rudolf hieStands Behauptung zu, wonach die Diskrepanz um die Mitgift das Normannenreich vor Schaden bewahrte, weil sie einen kombinierten Angriff des byzantinischen und des römischdeutschen reiches verhinderte.36 3.1.2. Herrschaft und Geld: Die Mitgiften Barbarossas und seiner Söhne Eine die Art der Mitgift betreffende Zäsur ist auch unter Friedrich Barbarossa nicht zu erkennen. Zwei Ehen war der Staufer im Laufe seines Lebens eingegangen; bei keiner bestand – soweit bekannt – die Aussteuer aus Geld. Die erste dieser beiden Heiratsverbindungen schloss Friedrich noch vor seiner Krönung zum römisch-deutschen König. Seine Braut war Adela von Vohburg, tochter des nordbayerischen Markgrafen Diepold III. († 1146). Der Zusammenschluss mit den Vohburgern diente vor allem dem Zweck, Barbarossas Machtbereich zu festigen und ihn gleichzeitig durch den Erwerb der Mitgift nach osten zu erweitern.37 In Ermangelung eines Ehevertrages bleibt der Gründungsbericht des durch Diepold von Vohburg ins Leben gerufenen Zisterzienserklosters waldsassen (Kr. tischenreuth; Bayern) der einzige, marginale Hinweis auf die Art des Brautschatzes. Dem Bericht zufolge hatte Diepold seiner tochter respektive seinem Schwiegersohn das Egerland (das gesamte Gebiet um das Kloster waldsassen herum) verschrieben.38 Die relativ späte Entstehungszeit 33 34 35 36 37 38

Zur Argumentation Niederkorn siehe Niederkorn (1986): Die Mitgift der Kaiserin Irene, S. 131ff. Loud (Hg): roger II. and the Making of the Kingdom of Sicily, S. 14; Houben (2010): roger II., S. 53f. Hausmann (Hg.): Die Urkunden Konrads III., Nr. 224, S. 396f., Nr. 229, S. 404ff.; Niederkorn (1986): Die Mitgift der Kaiserin Irene, S. 138f. Hiestand (1993): Neptis tua, S. 551. opll (1998): Friedrich Barbarossa, S. 32, 230. Cui imperatori supradictus Theobaldus princeps filiam suam dudum ante hos dies desponsaverat, quam eciam toto illo territorio dotaverat, in quo monasterium illud est constructum. waitz (Hg.): Fundatio monasterii waldsassensis, S. 1092.

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(Mitte 13. Jahrhundert) und die legendenhaften Züge der Quelle lassen Zweifel an ihrer Verlässlichkeit aufkommen. Die translation des Egerlandes an die Staufer hat Jan P. niederKorn allerdings so überzeugend dargelegt, dass der Schilderung der waldsassener Chronik zugestimmt werden darf.39 Auch die zweite Eheschließung hatte die territoriale Machterweiterung Barbarossas zum Ziel. Im Juni 1156 gab der Kaiser Beatrix von Burgund († 1184) das Jawort. Diese war Erbin der Freigrafschaft Burgund. Durch seine Frau zur Herrschaft legitimiert war Barbarossa in den darauffolgenden Jahren emsig bemüht, seinen Einfluss in der Neuerwerbung sowie im gesamten regnum Arelatense geltend zu machen.40 Beim Versuch der Herrschaftsdurchdringung in Burgund dürfte sich die Mitgift der Braut als sehr nützlich erwiesen haben. Die Chronik Burchards von Ursberg († 1230/31) berichtet von 5.000 rittern, welche die Burgunderin als „höchst opulente Aussteuer“ (opulentissima dos) in die Ehe einbrachte.41 Ein dezidiertes Urteil über die Authentizität der Personenzahl, also darüber, ob es sich tatsächlich um 5.000 oder vielleicht doch eher nur um 500 Bewaffnete handelte, erlaubt die Quellenlage derzeit nicht. Davon einmal abgesehen, waren die ritter in jedem Fall ein wertvolles Geschenk. Die neuen Schwerter bedeuteten eine erhebliche Steigerung der staufischen Militärmacht. Mit der Indienststellung der Ritter war vermutlich ebenfalls die Lehnshuldigung verbunden. Dieser Rechtsvorgang machte die staufische Herrschaftsübernahme in der Freigrafschaft amtlich. Die Mitgift kann demnach als ein symbolischer Akt der Herrschaftsübertragung gesehen werden. Der Einfluss der sozialen Stellung auf die Mitgift: Ein staufisch-dänisches Eheprojekt Bei den Eheschließungen von Friedrich Barbarossas Söhnen ist ein zunehmender Gebrauch monetärer Mitgiften zu beobachten. Die Prinzen stellten in dieser Hinsicht aber keinesfalls ein Novum unter den Staufern dar. Bereits bei der geplanten Vermählung Heinrichs (VI.) († 1150), des ältesten Sohnes Konrads III. und der Königstochter Sophia von Ungarn, soll der Brautvater die tochter mit viel Geld und unermesslichen reichtümern ausgestattet haben. Eine Untersuchung dieser Mitgift verbietet sich allein dadurch, dass die Quellen nur unspezifisch von „einer Menge Gold und Silber“ sprechen.42 Die Brautschätze, welche die Gemahlinnen Konrads II. von 39 Niederkorn (1991): Der übergang des Egerlandes, S. 616ff. 40 Görich (2011): Friedrich Barbarossa, S. 257. Dazu genauer Locatelli (1992): Frédéric I et le royaume, S. 169ff.; Mariotte (1963): Le comté de Bourgogne, S. 115ff. 41 Imperator vero dominam Beatricem de genere Burgundionum, nobilissimam filiam comitis Bisuntini, que illi unica erat heres omnium bonorum ipsius, duxit uxorem, cuius opulentissima dote, ut fertur, etiam quinque milia militum eius subduntur imperio. Holder-Egger/Simson (Hg.): Die Chronik des Probestes Burchard von Ursberg, S. 26. 42 Per idem tempus Sophia Ungarorum regis Belae filia, a filio Chunradi regis Romanorum de­ sponsata, et regaliter ipsi cum inestimabili pecunia transmissa. wattenbach (Hg.): Gesta archiepiscoporum Salisburgensium, Kap. 19, S. 44. Iussitque apportari omnia regalia sua, […] cum universis paraturis et utensilibus aureis et argenteis, […], insuper aurum et argentum absque ulla aestimatione, dona genero suo ac filiae. Köpke (Hg.): Herbordi dialogus, Buch 1, Kap. 38, S. 718. obgleich die Braut samt ihrer Mitgift ins römisch-deutsche reich gekommen war, wurde die Ehe nie geschlossen. Ins Kloster Admont abgeschoben richtete Sophia einen Brief an den

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IV. Brautschatz oder Schatz Braut: Die Mitgiften

rothenburg († 1196) und Heinrichs VI. in ihre Ehen einbrachten, können dagegen alle beziffert werden. Auf den ersten Blick mag es nicht sonderlich befremden, dass sowohl bei der Vermählung Konrads von rothenburg mit einer Prinzessin aus dem fernen Kastilien als auch bei der Verbindung Heinrichs VI. mit Konstanze von Sizilien Geld Gegenstand der Mitgift war. Immerhin war die Heimat der Ehefrauen soweit vom reich entfernt, dass es aus Gründen der Verwaltung und der Präsens nicht weise war, den Kaisersöhnen dort Landbesitz und Herrschaftsrechte zu verschaffen. Schon zuvor hatte Barbarossa im Namen seines Sohnes, Herzog Friedrich V. von Schwaben (amt. 1170–1191), auf Land verzichtet, als er plante, diesen mit einer tochter waldemars I. von Dänemark (reg. 1157–1182) zu verheiraten. 1162 hatte der nördliche Nachbar dem Kaiser den Lehnseid geleistet. Dieser Bund hielt viele Jahre. Seiner Vasallenpflicht gemäß unterstützte der Dänenkönig seinen Lehnsherrn bei der Unterwerfung Heinrichs des Löwen.43 Das Band, das Friedrich und waldemar Anfang der 1160er Jahre zu knüpfen begonnen hatten, sollte durch eine Doppelhochzeit zusätzliche Stabilität erhalten. Diese Absicht jedenfalls unterstellte der Däne Saxo Grammaticus († 1220) dem Angebot Friedrichs I., seine beiden Söhne Heinrich VI. und Friedrich V. mit den töchtern des dänischen Monarchen zu vermählen.44 Die Heiratspläne des Stauferkaisers dürften auf die Neutralisierung der dänischwelfischen Kontakte abgezielt haben: 1164 hatte Heinrich der Löwe seine Tochter mit waldemars Sohn verlobt. Seit dem Sturz des Löwen 1180/81 bestand für Friedrich I. die Gefahr, dass diese Verbindung in der staufisch-welfischen Auseinandersetzung zugunsten des welfen ins Gewicht fallen könnte.45 Der Ehebund zwischen Heinrich VI. und einer der nordischen Prinzessinnen scheiterte bereits bei den Verhandlungen. über die Höhe der Mitgift – so Saxo Grammaticus – habe man sich nicht einigen können. Für den thronfolger habe Friedrich nämlich nicht weniger als 30.000 Mark (6.526,5 kg Silber) verlangt. Für seinen zweiten Sohn, den Herzog von Schwaben, soll er weitere 8.000 Mark (1.740,4 kg Silber) gefordert haben.46 In Bezug auf Heinrich VI. soll waldemar das Ansinnen

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Erzbischof von Salzburg, in welchem sie diesen bat, auf Konrad III. dahingehend einzuwirken, dass dieser ihr wenigstens einen teil der Aussteuer wiederzugeben. Brief abgedruckt bei Jaksch (1888): Lebensgeschichte Sophias, Nr. 7, S. 375f. rI 4.2, Nr. 1149, weller (2004): Die Heiratspolitik, S. 131. Summa postmodum Cæsaris in attentando Saxoniæ principe calladitas patuit: non enim minorem expugnandi eius spem in acumine quam viribus reponebat. Imprimis Waldemarum, quem eidem certius affuturum credebat, astutia tentat. Siquidem binas eius filias totidem filiis suis, quorum alterum successioni imperii destinarat, alterum Sueviæ satrapam constituerat, per legatos in matrimonium postulabat, non quod sanguini suo bonæ fidei nuptias quæreret, sed ut hostem amicis abundantem auxiliis spoliaret. Quod callidius an impudentius egerit, ingnoverim. Ad illum enim falsas iungendæ affinitatis preces dirigere non erubuit, quem olim perfidiæ laqueis complicatum ad obsequia sibi paciscenda pertraxit. Friis-Jensen/Zeeberg (Hg.): Saxo Grammaticus, Bd. 2, Buch 15, Kap. 5.1, S. 498f. Ehlers (2008): Heinrich der Löwe, S. 159. Berechnungsgrundlage ist die dänische Mark im Gewicht von 217,55 g pro Mark. Luschin von Ebengreuth (1976): Allgemeine Münzkunde, Nr. 20, S. 167. Die Vermutung, dass es sich bei den Angaben um dänische Mark gehandelt hat, basiert einzig auf der dänischen Herkunft des Autors. Es ist darüberhinaus ebenso plausibel, dass Saxo Grammaticus die von Friedrich gefor-

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des Kaisers abgelehnt haben, weil er sich außerstande gesehen habe, eine derart große Summe aufzubringen. Der Vermählung des jüngeren Staufersohnes habe er dagegen zugestimmt. Der König von Ungarn soll sich schließlich bereitgefunden haben, für die 8.000 Mark teure Mitgift zu bürgen.47 Soweit berichtet Saxo Grammaticus. Die Slawenchronik des Arnold von Lübeck, die nur die Heirat Friedrichs V. erwähnt, bestätigt Saxos Angaben, wonach nur diese eine Ehe realisiert werden konnte.48 Der Lübecker Autor spricht von einer pactio desponsationis zwischen den Herrschern, in der man eine Mitgift von 4.000 Mark vorgesehen habe. Der erste teil des Geldes sollte bei der übergabe der Braut abgeliefert werden, der rest sechs Monate nach der Verlobung. Diese sollte erst dann stattfinden, wenn die Braut in heiratsfähigem Alter sei.49 wie es zu der Abweichung zwischen der Mitgiftsumme des Saxo Grammaticus und der des Arnold von Lübeck kam, ist kaum aufzulösen. Ein weiteres rätsel gibt der Hinweis Arnolds von Lübeck auf, wonach der 4.000 Mark schwere Brautschatz nach dem allgemeinen Pfund Karls des Großen berechnet worden sei (librata pondere publico quod Karolus Magnus instituerat). Das Gewicht des Karlspfundes kann nur geschätzt werden.50 derten Geldbeträge aufgeschnappt und unkritisch übernommen hat. In diesem Fall läge die Annahme, dass es sich hier um Mark Kölner Gewicht (233,812 g pro Mark) gehandelt habe, vermutlich näher an der wahrheit; es ergäbe sich dann folgende Umrechnung: 30.000 Mark sind 7.014,36 kg, 8.000 Mark sind 1.870,496 kg Silber. Zum Gewicht der Kölner Mark siehe Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; Schaube (1906): Handelsgeschichte, S. 813. 47 Interea filios regiam navem petere inque ea sub specie lusitandi morari præcipit, carissimorum pignorum familiari conversatione, in quanto regis adventum poneret, ostendere cupiens. De quorum nuptiis condicto in loco mentionem orsus, maiori triginta millia talentum, minori octo in matrimonii condicionem deposcit. Quæ res suspecta Danorum maioribus fuit, virgines nondum ad nubendi ætatem provectas fraudulenter ab eo postulari credentibus. Sed Waldemarus, maiorem summam suis opibus imparem arbitratus, minorem Ungariæ regis, arta sibi propinquitate coniuncti, fiducia pollicetur. Huic pactioni iureiurando firmitas adiecta est, desponsionisque vin­ culum sacramenti religione constrictum. His actis, rex navigia, Caesar castra repetiit. FriisJensen/Zeeberg (Hg.): Saxo Grammaticus, Bd. 2, Buch 15, Kap. 5.9, S. 504. Das lateinische talentum, das sowohl „Mark“ als auch „Pfund“ bedeuten kann, bezeichnet an dieser Stelle wohl Mark, da das Pfund weder durch eine Münzwährung spezifiziert ist, noch die bei solchen Geschäften übliche Nenngröße ist. 48 Rex vero Waldemarus cum multo comitatu veniens in presentiam imperatoris, cum magna iac­ tantia glorie sue ei se exhibuit et filiam suam filio ipsius, duci videlicet Suevie, desponsavit, et episcoporum iuramentis firmata sunt sacramenta coniugalia. Pertz (Hg.): Arnoldi Chronica Slavorum, Buch 2, Kap. 21, S. 63. 49 Hec enim pactio desponsationis fuerat inter imperatorem et regem Dacie, ut quatuor milia marcarum cum filia persolveret, librata pondere publico quod Karolus Magnus instituerat, et ut in ipso tempore, quo filiam representaret, partem pecunie, prout sibi visum fuisset, persolveret, et post sex annos desponsationis, dum nubilis etas advenisset – quia tunc puella septennis erat – sex hebdomadibus prius pecunia tota ex integro solveretur. Ebd., Buch 3, Kap. 2, S. 70. 50 Im Allgemeinen wird das Karlspfund mit 408 g pro Pfund angegeben. will man den Erkenntnissen der Numismatik folgen, wonach die Gewichtsmark zwei Dritteln des Gewichtspfundes entsprochen habe, so ergebe sich, im Falle der bei Arnold angegebenen 4.000 Mark ein Silbergehalt von 1.088 kg. Zum Karlspfund und dem Verhältnis zwischen Mark und Pfund siehe Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 87; ders. (2004): Münze und Geld, S. 9; witthöft (1984): Münzfuß, S. 87, S. 92, 116.

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Der Vergleich mit den anderen Mitgiften aus dem späten 12. und der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts weist die 8.000 Mark des Dänen Saxo als die plausiblere Summe aus. Umgerechnet 2.039,159 kg Silber forderte Friedrich Barbarossa 1188 als Mitgift für Berengaria von Kastilien († 1246), die seinem Sohn Konrad II. von rothenburg angetraut werden sollte.51 Es mutete nur wenig wahrscheinlich an, dass Friedrich I. vom Vater einer kastilischen Königstochter so viel mehr Geld forderte, als er es kurz zuvor von waldemar I. getan hatte – und das obwohl sein Sohn nicht einmal ein Herzogsamt bekleidete. Eine Aussteuer von 7.000 Mark sollte 1236 Friedrich II. von österreich für seine Schwester Margarethe bezahlen, die designierte Braut Heinrichs (VII.).52 Friedrich Barbarossa war sich der Bedeutung seiner Söhne, die nicht nur selbst politische Macht ausübten, sondern zugleich die Kinder eines Kaisers waren, sehr wohl bewusst. Den damit einhergehenden sozialen wert wollte er nicht nur in der Stellung der Bräute (Königstöchter), sondern auch in der Quantität der Mitgift ausgedrückt sehen. Der von ihm erwartete Brautschatz spiegelte aber zugleich die hierarchische Ungleichheit seiner beiden Sprösslinge wieder: Als Friedrichs Erstgeborener und designierter thronfolger stand Heinrich VI. an der Spitze der familiären rangfolge. Für das Privileg, sich mit dem zukünftigen Herrscher des römischdeutschen reiches vermählen zu dürfen, erschien dem Kaiser eine Mitgift von 30.000 Mark angemessen. wie selbstbewusst diese Summe war, lässt sich aus der weigerung des Dänenkönigs ablesen, diese Aussteuer zu bezahlen.53 Die Ehe mit Friedrichs drittgeborenem Sohn war da weitaus günstiger. Friedrich V. entstammte zwar gleichfalls kaiserlichem Geblüt und war außerdem Inhaber eines Herzogtums, Aussichten auf eine Erhebung zum römisch-deutschen König hatte er aber nicht. Daher war die Mitgift seiner Braut mit 8.000 Mark Silber zwar fürstlich, nicht aber königlich. Die Bräute dagegen scheinen, abgesehen davon, dass sie aus dem dänischen Königshaus stammten, keinerlei Einfluss auf die unterschiedlichen Höhen der Mitgiften gehabt zu haben. Die zeitgenössische Historiographie nennt nicht einmal die Namen der jungen Frauen,54 geschweige denn irgendeinen Vorzug, der die eine vor der anderen ausgezeichnet hätte. Der dänische König wählte letztlich eine Heirat, die er sich leisten konnte. Bedauerlicherweise war er selbst nicht mehr in der Lage, das Eheprojekt zum Abschluss zu bringen. Am 12. Mai 1182 starb er. Dass sein Nachfolger Knut VI. der staufischdänischen Eheverbindung nur eine untergeordnete Priorität einräumte, wurde offen51 52 53

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Siehe S. 191ff. weiland (Hg.): Friderici II. constitutiones, Nr. 201, S. 270. Dorthe Wille-Jᴓrgensen führt die Weigerung Waldemars einzig auf die vermeintliche Tatsache zurück, dass die Mitgift, die finanziellen Kapazitäten des Dänenkönigs überstiegen hätte. WilleJᴓrgensen (2003): Das Ostseeimperium, S. 30. Es sei hier aber zur Vorsicht geraten, weil das Quellenmaterial zum dänischen Königreich des 12. Jahrhunderts keinerlei Hochrechnungen des königlichen Vermögens erlauben. Zugestimmt werden kann lediglich bei der Vermutung, waldemar habe die Eheschließung zwischen Heinrich VI. und seiner tochter abgelehnt, weil ihm die Mitgift zu hoch erschien, nicht, dass sie unmöglich zu zahlen war. weller vermutete, dass es sich bei der für Friedrich V. bestimmten Gemahlin um Ingeborg († 1236), die spätere Ehefrau Philipps II. von Frankreich gehandelt haben könnte. weller (2004): Die Heiratspolitik, S. 134.

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kundig, als der Kaiser Gesandte nach Dänemark schickte, welche die Braut und den ersten teil der Mitgift abholen sollten. Nur äußerst widerwillig gab Knut dem Gesuch der römisch-deutschen repräsentanten nach.55 Arnold von Lübeck ist Kronzeuge der darauffolgenden Eskalation: Ihren Anfang nahm sie 1187. Eine zweite Delegation war vom kaiserlichen Hof aufgebrochen, um den rest der Aussteuer einzuholen. Der dänische König wollte das Geld aber nicht herausgeben, sodass die Gesandtschaft unverrichteter Dinge heimkehren musste. Die weigerung Knuts VI. betrachtete Friedrich Barbarossa als Vertragsbruch, woraufhin er die Verlobte seines Sohnes kurzerhand nach Dänemark zurückschickte. Knut empfand die Verschmähung seiner Schwester nun seinerseits als beleidigend, was – so jedenfalls die Erklärung Arnolds – die Ursache für die nachfolgenden Feindseligkeiten gewesen war.56 ob die misslungene Hochzeit der einzige Grund für das schlechte Verhältnis war, darüber lässt sich streiten. Unbestreitbar ist, dass die Beziehungen zwischen den beiden Herrschern in dem Moment einfroren, in dem der Kaiser die dänische Prinzessin zurückschickte. Dass der Bericht Arnolds von Lübeck zumindest in seinen Grundzügen die realen Ereignisse richtig wiedergab, beweist die tatsache, dass zwischen Friedrich V. und einer dänischen Prinzessin niemals Hochzeit gefeiert wurde. Zum anderen informieren auch die dänischen Annales Bartholiniani über die rücksendung der Königstochter.57 Die vom Lübecker Autor seinen Protagonisten unterstellten reaktionen auf die erlittenen Beleidigungen sind ebenso glaubwürdig, da sie nicht bloß spontane Gefühlsregungen darstellten, sondern als stereotype Reflexe in das diplomatische Gebaren der Zeit passten. Friedrich Barbarossa hatte die Abweisung seiner zweiten Gesandtschaft als Vertragsbruch auffassen müssen, sofern er, sich an die Abmachungen haltend, seinen Sohn mindestens sechs Monate zuvor mit waldemars tochter verlobt hatte. König Knut VI. konnte die rücksendung der Schwester als Herabsetzung ihrer und seiner Person betrachten, wenn er davon ausging, den Vertrag seines Vaters nicht gebrochen zu haben, als er die Auszahlung der Mitgift vorübergehend verweigerte. Es läge aber durchaus im rahmen mittelalterlicher Politik, wenn Knut einen Vertragsbruch vorsätzlich provoziert hatte, um die Lehnsabhängigkeit Dänemarks abschütteln zu können. ohne eine vernünftige Quellenbasis bleiben solche überlegungen freilich ohne wert. Als sicher kann gelten: Der Streit um den zweiten teil der Mitgift war bloß der Anlass, nicht aber die Ursache für einen offenen Bruch zwischen Dänemark und dem römisch-deutschen reich. Zündstoff bot bereits die Eheschließung Knuts VI. mit Gertrud, der tochter Heinrichs des Löwen. Allerdings dürfte sich die strikte weigerung Knuts VI., die Lehnshuldigung seines Vaters gegenüber Friedrich I. zu erneuern, auf die staufisch-dänischen Beziehungen 55 56

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Pertz (Hg.): Arnoldi Chronica Slavorum, Buch 3, Kap. 2, S. 70f. Eo autem tempore misit imperator ad Kanutum regem legatos honoratos pro pecunia, quam pater illius Waldemarus cum filia sua ipsius filio socianda pollicitus fuerat, quam etiam idem Kanutus partim persolverat. Qui propter occasiones supra dictas, que inter imperatorem et ipsum versabantur, pecuniam persolvere timuit. Imperator vero non propter repudii occasionem sed propter pactionis immutationem regi sororem suam intactam cum tali apparatu, quo eam receperat, restituit. Quod Kanutus graviter accipiens, manifestas ex illa die inimicitias contra imperatorem exercere cepit. Ebd., Buch 3, Kap. 21, S. 110. Imperator CANUTO sororem remittit. Langebek (Hg.): Annales Bartholiniani, S. 341, z. J. 1188.

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noch destruktiver ausgewirkt haben.58 Unter diesem Gesichtspunkt wird man des Dänenkönigs anfängliches, obschon widerwilliges Festhalten an den Ehevereinbarungen lediglich als Aufschub eines bereits schwelenden Konfliktes interpretieren dürfen. Der Ausgriff nach Süden: Heinrich VI. und Konrad II. von Rothenburg Auf dem Heiratsmarkt war Heinrich VI. zunächst leer ausgegangen. Zu hoch war die Mitgift, die sein Vater für ihn disponiert hatte. Endlich, am 27. Januar 1186 schloss Heinrich in der Mailänder Basilika Sant’Ambrogio einen Ehebund,59 der ihm mehr politischen Nutzen brachte, als es die Heirat mit einer dänischen Prinzessin jemals vermocht hätte. Schon zwei Jahre zuvor war in Augsburg die Verlobung des jungen Staufers mit der dreißigjährigen Konstanze von Sizilien († 1198) feierlich verkündet worden. Kurz darauf zog sein Vater Friedrich Barbarossa mit einem Heer nach Italien, wo er auch die zukünftige Gemahlin seines Sohnes abholte.60 Konstanze war die einzige tochter des verstorbenen Königs roger II. von Sizilien und seiner dritten Ehefrau Beatrix von rethel († 1185). Da ihr Vater tot war, hatte Konstanzes Neffe, wilhelm II., die Verheiratung der tante besorgt und war schließlich mit dem Kaiser übereingekommen. Nach den Annalen des österreichischen Klosters Zwettl (Bez. Zwettl, Niederösterreich) soll der Brautschatz 40.000 Mark, umgerechnet 9.352,48 kg Silber,61 betragen haben – eine Summe, die die Prinzessin bei ihrer übersiedelung von Sizilien ins reich in voller Höhe mitgebracht haben soll.62 Dieser Betrag war sicherlich der in den Verhandlungen ausgemachte Nennwert. In andere Quellen ist lediglich von einer unspezifischen Menge Gold und Silber sowie zahlreicher Kostbarkeiten die rede.63 Abgesehen davon, dass sie sowohl die vereinbarte Mitgift als auch eine sicherlich herrschaftliche Ausstattung mit sich führte, welche in den Beschreibungen der zeitgenössischen Autoren subsummiert sind, darf die Nennung von Gold und Silber im literarischen Kontext nicht einfach als topos zur 58

Vgl. Pertz (Hg.): Arnoldi Chronica Slavorum, Buch 3, Kap. 7, S. 150; Ehlers (2008): Heinrich der Löwe, S. 159; Wille-Jᴓrgensen (2003): Das Ostseeimperium, S. 31; Opll (1998): Friedrich Barbarossa, S. 240f. 59 An weihnachten 1185 traf die damals 32 Jahre alte Konstanze zum ersten Mal auf ihren zwölf Jahre jüngeren Verlobten. weller (2011): Konstanze von Sizilien, S. 216f. 60 Görich (2011): Friedrich Barbarossa, S. 522; Schlichte (2005): Der „gute“ König, S. 265; Kölzer (1998): Konstanze von Sizilien, S. 86f. 61 Da davon auszugehen ist, dass der Verfasser des Annaleneintrages die Summe, wie gehört, übernommen hatte, muss wohl die im reich weitverbreitete Kölner Mark als Berechnungsgrundlage angenommen werden. Dass sich der Annalist die Mühe machte, den Betrag in die heimische wiener Mark umzurechnen, erscheint unwahrscheinlich. Eine sizilische Silbermark ist nicht bekannt. Zum Gewicht der Kölner Mark siehe Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; Schaube (1906): Handelsgeschichte, S. 813. 62 Imperator invitatus in Italiam, a Lucio Romano pontifice et Lombardis honeste suscipitur, et filio suo regi Heinrico in Theutonia remanenti cognata regis Siculi, datis in arram quadraginta milibus marcarum, desponsatur. wattenbach (Hg.): Continuatio Zwetlensis altera, S. 542, z. J. 1184. 63 Pertz (Hg.): Annales Placentini Guelfi, S. 415, z. J. 1184; ders. (Hg.): Annales Placentini Gibellini, S. 465, z. J. 1184; Vanderkindere (Hg.): La Chronique de Gislebert de Mons, Kap. 33, S. 66.

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Beschreibung großer reichtümer abgetan werden. Dass die Mitgift auch aus Gold bestanden haben könnte, rückt insbesondere durch den Umstand in den Bereich des Möglichen, dass große Summen im normannischen Sizilien häufig in Goldmünzen ausgewiesen wurden. Spätestens seit der Einführung der ducales im Jahre 1140 verfügte das Königreich aber auch über Silbergeld.64 was die Pracht von Konstanzes Schätzen anbelangt, so zeichnen die Annalen der Stadt Piacenza (Annales Placentini Guelfi) von diesen ein imposantes Bild: Danach sein Barbarossa bei seiner Ankunft in Italien wie geplant auf seine zukünftige Schwiegertochter getroffen. Diese sei in Begleitung von „mehr als 150 stattlichen Pferden“ gewesen, die auf ihrem rücken „Gold, Silber, Samt, Gewänder, Pelze und verschiedene andere Güter“ trugen.65 Schon das Gewicht der 40.000 Mark, immerhin mehr als 9.300 kg, lässt die Anzahl der Packtiere als nicht übertrieben erscheinen. Bei einer geschätzten traglast von etwa 120 kg pro tier66 mussten allein für die Aussteuer 78 Pferde abgestellt werden. Aufgrund der widrigen Straßenverhältnisse des späten 12. Jahrhunderts hatte man das Pferd den sperrigen Holzkarren für die weite Strecke von Sizilien ins römisch-deutsche reich vermutlich vorgezogen.67 Zweifel an der richtigkeit der nur einmalig genannten Mitgiftsumme können durch den Vergleich mit anderen Aussteuern des 12. und 13. Jahrhunderts weitgehend ausgeräumt werden. wenige Jahre zuvor hatte Barbarossa vom dänischen König 30.000 Mark Silber für die Eheschließung mit seinem ältesten Sohn verlangt. Angesichts des offensichtlichen Finanzpotentials des sizilischen Königs68 war es wohl 64

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Vgl. dazu Houben (2010): roger II., S. 163f.; Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 127; Grierson/travaini (1998): Medieval European Coinage, Bd. 14, S. 103, 120; Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 59ff. obgleich sich der ducalis selbst als Münze nicht durchsetzen konnte, existierten auch unter wilhelm Silbermünzen. Dazu Grierson/travaini (1998): Medieval European Coinage, Bd. 14, S. 133ff. Post circa Kalendas Iulii predictus imperator ivit cum Theothonicis et cum aliquantis Lonbardis ad accipidendum dominam Constantiam amitam regis Guillelmi de Apulia in nurum et uxorem Anrici regis filii sui, et habuit ex ea plus 150 equos honeratos auri et argenti et xamitorum et paliorum et grisiorum et variorum et aliarum bonarum rerum. Pertz (Hg.): Annales Placentini Guelfi, S. 415, z. J. 1184. Kriegspferde mussten im 13. Jahrhundert nicht selten einen rossharnisch von 20–30 kg Gewicht tragen, dazu die rüstung des reiters, die noch einmal soviel wog. rechnet man nun noch den reiter mit Schätzungsweise 70–80 kg Körpergewicht hinzu, so musste ein Schlachtross etwa 110–140 kg Fremdgewicht stemmen können. Günther (2007): Pferde und reiter, S. 137. Ein Lastenpferd hatte wohl mindestens genauso viel zu tragen vermocht. Mit sogar 170 kg gibt Norbert ohler die traglast eines mittelalterlichen Packpferdes an. ohler (2004): reisen im Mittelalter, S. 46. Es ist aber fraglich, ob, erstens, alle Pferde eine solche Last heben konnten und ob man, zweitens, die Gesundheit des Pferdes aufs Spiel setzte, indem man es bis zum Maximum belud. Zur Qualität mittelalterlicher Straßen siehe Ericsson (2009): wege, wegbegleiter, Furten und Brücken, S. 155ff.; Szabó (2007): Die Straßen in Deutschland und Italien, S. 71ff.; ohler (2004): reisen im Mittelalter, S. 56ff. wenn man dem Chronisten Bernold von Konstanz glauben möchte, so besaß schon der erste sizilische Graf Roger I. von Hauteville das finanzielle Potenzial, seine Tochter Maximilla, über die nur wenig bekannt ist (S. 225), mit dem Salier Konrad (+ 1101) cum inaudita pecunia zu vermählen (im Jahre 1095). Pertz (Hg.): Bernoldi chronicon, S. 463. Und auch Philipp von Frankreich (amt. 1060–1108), obgleich kirchenrechtlich noch immer verheiratet, bat den Grafen

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IV. Brautschatz oder Schatz Braut: Die Mitgiften

keinesfalls vermessen, diese Summe im Falle einer Vermählung Konstanzes mit dem Thronfolger zu erhöhen. Beträge von 40.000 Mark finden sich im 13. Jahrhundert wiederholt als Mitgiften prestigeträchtiger Ehen. 1276 hatten sich die Könige rudolf I. und ottokar II. auf die gleiche Aussteuersumme geeinigt, als sie eine habsburgischpřemyslidischen Doppelhochzeit verabredeten, die den Frieden zwischen beiden Herrschern forcieren sollte.69 Drei Jahre später ehelichte der Sohn Herzog Heinrichs XIII. von (Nieder-)Bayern (amt. 1253–1290) die Königstochter Katharina von Habsburg († 1282) für eine Mitgift von ebenfalls 40.000 Mark.70 Schon aus diesen wenigen Vergleichsbeispielen dürfte ersichtlich werden, dass der Betrag von 40.000 Mark den Zeitumständen und dem rang der eheschließenden Parteien durchaus entsprach. weitergehende Aussagen über die Festlegung gerade dieser Summe verbieten sich allein dadurch, dass über die Beweggründe der Heiratsverbindung keine gesicherten Kenntnisse vorliegen.71 was Friedrich Barbarossa und Wilhelm von Sizilien antrieb, eine staufisch-normannische Heirat zu vereinbaren, bleibt Mutmaßungen vorbehalten. Fakt ist, dass otto von St. Blasien in der Annahme fehlgeht, Heinrichs Ansprüche auf die Krone Siziliens hätte er „im Namen der Mitgift“ (dotis nomine) erhoben.72 ottos diesbezügliche Anschauung war der rückschau entsprungen. Zur Abfassungszeit der Chronik hatte Heinrich VI., vermittelt durch die Ehe mit Konstanze, die Herrschaft im süditalienischen Königreich bereits angetreten. Es ist ausgeschlossen, dass wilhelm II. schon im Jahre der Verhandlungen, also vor dem 29. oktober 1184, voraussehen konnte, dass ihm seine Gattin Johanna Plantagenêt († 1199) keinen männlichen Erbe mehr schenken würde. Dass zu einem späteren Zeitpunkt vorsorglich Regelungen zu einer staufischen

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um eine seiner töchter Emma, die dieser ihm prompt cum multis sponsalibus und cum pluribus thesaurorum exeniis schickte. Pontieri (Hg.): Gaufredus Malaterra, Buch 4, Kap. 8, S. 90. Siehe auch Becker (2008): Graf roger I., S. 225. Zum wirtschaftspotential rogers II. siehe Houben (2010): roger II., S. 162ff. Die unter Konstanzes Neffen wilhelm II. zu beobachtende reformierung bzw. Professionalisierung der Finanzverwaltung hatte nur Sinn, wenn eine ausreichende Basis an Edelmetal im Königreich vorhanden war. Zur Finanzverwaltung wilhelms II. siehe Schlichte (2005): Der „gute“ König, S. 34ff. Zum reichtum Siziliens siehe außerdem Finley u. a. (1989): Geschichte Siziliens, S. 90. Schwalm (Hg.): Rudolfi regis constitutiones, Nr. 113, S. 104f.; auch Krieger (2003): Rudolf von Habsburg, S. 141. rI VI.1, Nr. 598a. Zu den mannigfachen Spekulationen um die Motive siehe zusammenfassend Schlichte (2005): Der „gute“ König, S. 265ff. Fridericus imperator missis legatis ad Willehelmus Sicilie regem filium Rogerii sororemque eius filio suo Heinrico regi desponsari fecit ac per hoc regnum Sicilie cum ducatu Apulie principatuque Capue Hainrico regis dotis nomine post mortem suam a socero delegatum recipiens Romano imperio restituit, quod post mortem Lotharii quondam imperatoris a Rogerio, capto papa Inno­ cencio regioque nomine ab eo extorto, imperio ablatum fuerat. Hofmeister (Hg.): ottonis de Sancto Blasio chronica, Kap. 28, S. 39. Peter Csendes hat in eine ähnliche richtung Mutmaßungen angestellt. Seiner Meinung nach war bei den Verhandlungen um die Eheschließung die Eventualnachfolge Heinrichs VI. bereits thema gewesen. Csendes (1993): Heinrich VI., S. 54. Diese Behauptung lässt sich quellenkundlich nicht einmal durch Indizien stützen.

3. Die Mitgiften christlicher Herrscherdynastien

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Nachfolge in Sizilien getroffen worden waren, soll dabei aber nicht ausgeschlossen werden.73 Im Gegensatz zur normannischen Heirat wartet die nur einige Jahre später geschlossene kastilische mit einer optimalen überlieferung der Motive der Vertragspartner auf. Mit Hilfe der Vermählung seines Sohnes Konrad II. von rothenburg mit Berengaria, der tochter König Alfons VIII. von Kastilien, beabsichtigte Friedrich Barbarossa die verwandtschaftlichen Beziehungen der kastilischen Krone zu den englischen Plantagenêts zu neutralisieren. Der König von England hatte dem entmachteten Heinrich dem Löwen Zuflucht und Unterstützung bei der Rückeroberung der welfischen Macht im römisch-deutschen Reich gewährt.74 Der Isolation des englischen Königshauses und seiner welfischen Verwandten räumte Friedrich oberste Priorität ein. Die Verbindung zwischen den Staufern und dem kastilischen Königshaus sollte allerdings eine ephemere Erscheinung bleiben. 1188 ins Leben gerufen, wurde die Ehe 1191 oder 1192 wieder getrennt. Der günstigen überlieferung ist es zu verdanken, dass die zwischen den Vätern ausgehandelten Modalitäten im wortlaut untersucht werden können. Es hat sich nämlich ein Exemplar des am 23. April 1188 aufgesetzten Ehevertrags erhalten. Dieses Dokument ist eines von zwei staufischen Ehekontrakten, die den Schwund der Jahrhunderte überdauert haben. Neben dem Schriftstück von 1188 existiert ein Verlobungsvertrag zwischen Philipp von Schwaben und Herzog Heinrich von Brabant (amt. 1183–1235) vom 9. Februar 1207. Bedauerlicherweise enthält dieser keine Angaben zur Mitgift der Braut, sodass er für eine Untersuchung nicht herangezogen werden konnte.75 Die Urkunden von 1188 kann in drei thematische Abschnitte untergliedert werden: Am Beginn des textes stehen die Versprechen des Kaisers. Hier wurde das wittum der Braut festgeschrieben, das aus Allodialgütern in würzburg und ostfranken bestand.76 Den ungleich kürzeren Mittelteil nahmen die Zugeständnisse Alfons VIII. ein, die vor allem Berengarias Aussteuer betrafen. Den größten raum beanspruchte die Definition der künftigen Stellung Konrads II. innerhalb des kastilischen Machtgefüges. Damit wird das wesentliche Anliegen des Abkommens sichtbar: Dem zu diesem Zeitpunkt kinderlosen König war sehr an einer Nachfolgeregelung gelegen. Es wurde festgehalten, dass der männliche Spross, der aus der Ehe der spanischen Königstochter und ihres staufischen Gemahls hervorgehen würde, die Krone Kastiliens tragen sollte. Diese Abmachung sollte freilich nur dann in Kraft treten, wenn Alfons die Vaterschaft eines Sohnes auch weiterhin versagt blieb.77 73 Die Existenz einer solchen Vereinbarung lässt die Aussage roberts von Auxerre vermuten, Heinrich habe nach wilhelms tod das sizilische Königtum pacto promissionis übernommen. Holder-Egger (Hg.): roberti Antissiodorensis Chronicon, S. 254, z. J. 1189. 74 opll (1998): Friedrich Barbarossa, S. 161, 296. Zur politischen relevanz der Ehe siehe ausführlich rassow (1950): Der Prinzgemahl, S. 51ff. 75 weiland (Hg.): Philippi regis constitutiones, Nr. 12, S. 15f. Zur historischen Bewertung dieses Ehebündnisses siehe auch rückert (2006): Irene-Maria, S. 84. 76 Appelt (Hg.): Die Urkunden Friedrichs I., Nr. 970, S. 248. 77 Dazu ausführlich ebd., Nr. 970, S. 249ff. Erläuterungen bei weller (2004): Die Heiratspolitik, S. 145ff.; rassow (1950): Der Prinzgemahl, S. 31ff.

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IV. Brautschatz oder Schatz Braut: Die Mitgiften

Im Gegensatz zu den ausschweifenden Erbschaftsbestimmungen wirkt die Passage zur Mitgift beinahe nebensächlich.78 Konrad musste sich verpflichten, zur Hochzeit nach Kastilien zu reisen, wo er im Juli 1188 tatsächlich nachweisbar ist.79 Im Gegenzug versprach Alfons VIII., seine tochter innerhalb von zwei Jahren ins reich zu schicken. Da Berengaria bei Abschluss des Vertrages erst acht oder neun Jahre alt war, konnte die Ehe nicht schon in Kastilien vollzogen werden. Die Mitgift von 42.000 Goldmünzen, was dem Gegenwert von ungefähr 8.721,362 Kölner Mark, also 2.039,159 kg Silber entsprach,80 gedachte der König seiner tochter erst mitzugeben, wenn diese ins reich aufbrechen würde. Dem Kaiser wurde versichert, neun Monate vor dem reise- beziehungsweise Zahlungstermin ort und Zeit anzugeben, damit er seiner Schwiegertochter entgegengehen könne. Hinter der Bekanntmachung steckte sicherlich auch die Absicht, der Braut und ihrer Aussteuer nur für einen teil der weiten Strecke Geleit zu geben. Darüber hinaus enthielt der Vertrag kaum weitere 78

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Et ego predictus Aldefonsus rex Castelle et Toleti promitto cum consensu filie mee Berengarie vobis imperatori, quod dictam filiam meam Berengariam tradam in sponsam et uxorem legitime filio vestro Conrado. Et a proximo festo nativitatis domini usque ad duos annos ibit filia mea B(erengaria) ad terram imperatoris et deferet secum XL duo milia aureorum ita, quod impera­ tor premoneatur super hoc per spacium novem mensium ante terminum prefixum, ut assignetur locus, ubi ei occurrere faciat. Ebd., Nr. 970, S. 249. Siehe Brea (Hg.): Chronica latina regnum Castelle, Kap. 11, S. 43f. Auf den maurischen Goldprägungen aufbauend schlugen die Könige Kastiliens im 12. Jarhundert die sogenannten Morabitinos. Das durchschnittliche Gewicht des Marabitino lag zw. 3,2 und 3,8 g. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 130; torres (2006): El procés de fabricació, S. 66. Das oben stehende Silbergewicht wurde gemäß des in den Jahren 1180–1200 belegten wechselkurses von 1 Morabitino zu 3 Schillingen englischer Sterlinge berechnet. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 157. Es soll nicht verschwiegen werden, dass andere bei Spufford zu findenden Umrechnungskurse zu ganz anderen Ergebnissen führen. So wird der Kurs des Morabitino in der Zeitspanne von 1180–1200 im Verhältnis 1:60 Deniers tournois sowie 1:60 Deniers provinois angegeben. Auf der Grundlage des 1266 auf 1,12 g und 299/1000 Feingehalt festgelegten Deniers tournois ergeben sich somit ein entsprechendes Silbergewicht von lediglich etwa 843,898 kg. Ebd., S. 157; Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 137. Da für den Deniers provinois ein sicherer Feingehalt nicht bestimmt werden kann, muss in diesem Fall ein weiterer Umrechnungskurs hinzugezogen werden: 1202/03 war das Pfund von Provins zu 176,5 oder zu 179 Pfennigen von Paris erhältlich. Noch 1180 wurden unter dem französischen König Ludwig VII. die Pariser Pfennige mit 0,48 g Feinsilber geprägt; danach hätten die 42.000 Morabitinos entweder 889,056 kg oder 902,361 kg Silber entsprochen. Spuford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 157, 166; Dumas (1979): Comparison, S. 29. Zu einem höheren Ergebnis gelangt man, wenn man dem wechselkurs des Morabitino und des angevinischen Pfennigs folgt. 1180–1200 konnte der Morabitino zu 84 Pfennigen dieser währung umgerechnet werden. Eingedenk eines zweiten Kurses, wonach das Pfund von Anjou in den Jahren 1202 und 1203 167 Pariser Pfennigen entsprach, ergibt sich – unter der Vorraussetzung, man läge die unter Ludwig VII. nachgewiesenen Prägungen zugrunde – eine Mitgift der Berengaria im wert von etwa 1.178,634 kg Silber. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 157, 194; Dumas (1979): Comparison, S. 29. trotz der unterschiedlichen Ergebnisse, die bei der Umrechnung erzielt wurden, sind wahrscheinlich die 2.039,159 kg Silber als die glaubwürdigere Entsprechung der 42.000 Morabitinos anzusprechen. Nicht nur, dass die niedrigeren werte durch die umständliche Berechnung und die chronologische Divergenz innerhalb derselben besonders anfällig für Irrtümer sind, auch entsprechen sie nicht dem üblichen „tarif“ königlicher Bräute. Zu letzterem vgl. Anhang: tabelle 1.

3. Die Mitgiften christlicher Herrscherdynastien

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regelungen. Auf die Verabredung von Akontozahlungen hatten beide Seiten zu Gunsten einer Einmalzahlung verzichtet. Vonseiten Barbarossas war damit die Notwendigkeit obsolet geworden, auf Sicherheiten zu bestehen. Im Vergleich zu anderen Mitgiften königlicher Bräute mutet der Brautschatz Berengarias bemerkenswert gering an. Dessen Beschaffung dürfte nicht allzu viele Mühen gekostet haben. Die Summe auf mehrere teilbeträge aufzuteilen, war demnach nicht notwendig, zumal die Zahlung nicht sofort, sondern innerhalb von zwei Jahren fällig war. wie der Kaiser die Mitgift verwenden wollte, ist nicht bekannt. obendrein kann es als sicher gelten, dass die Aussteuer Berengarias von Kastilien niemals ausgezahlt wurde. Jedenfalls deutet keine Quelle einen Aufenthalt der kastilischen Prinzessin im reich vor der Annullierung der Ehe 1191 oder 1192 an. Davon, dass Barbarossa erwog, die 42.000 Goldmünzen oder zumindest einen wesentlichen teil davon in eigener Sache zu verwenden, darf man mit Sicherheit ausgehen. Dies ist umso wahrscheinlicher, da er seit Oktober 1187 seine finanziellen Mittel in die Aushebung eines schlagkräftigen Kreuzheeres zur Befreiung Jerusalems fließen ließ.81 Der Kaiser mag gehofft haben, durch die Mitgift seiner Schwiegertochter die bisherigen Ausgaben kompensieren oder anderweitige Investitionen tätigen zu können, zu deren Stundung er wegen der Kreuzzugsvorbereitungen gezwungen war. 3.1.3. Die Mitgift als Köder: Die Heiratsangebote für Heinrich (VII.) Nachdem sich Friedrich II. als König des römisch-deutschen reiches durchgesetzt und durch die 1220 erfolgte Kaiserkrönung seinen Ehrenrang in Europa bekräftigt hatte, suchten frühere Gegner den Ausgleich. Die englischen Plantagenêts hatten, aufgrund ihrer familiären Bindung zu den welfen, viele Jahre zu den notorischen Gegenspielern der Staufer gehört. Nun, zwei Jahre nach dem tod ottos IV., schien die Zeit reif, einen ersten Annäherungsversuch zu wagen. Die englischen Bemühungen um das Zustandekommen eines Konnubiums zwischen Heinrichs III. Schwester Isabella († 1241) und des Kaisers Erstgeborenem Heinrich (VII.) intendierten die Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Die Niederlage bei Bouvines 1214 hatte das englische Königshaus geschwächt; indes waren die Herrscherhäuser Frankreichs und des römisch-deutschen reiches enger zusammengerückt. Heinrich III. war daran gelegen, sein reich aus der politischen Isolation zu befreien. Verhandlungen über eine Eheschließung waren bestens dazu angetan, Kontakt mit dem Kaiser aufzunehmen. Dem ambitionierten englischen Monarchen wurde jedoch bald bewusst, dass der älteste Sohn des Kaisers eine begehrte Partie auf dem europäischen Heiratsmarkt darstellte. Außer ihm waren nämlich auch die Könige von Böhmen und Ungarn darangegangen, mit den reizen ihrer töchter und mit lukrativen Versprechungen um die Gunst des Staufersprosses zu werben. Der zum Zwecke der Forcierung der 81

Dazu Görich (2011): Friedrich Barbarossa, S. 537ff., bes. S. 538.

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IV. Brautschatz oder Schatz Braut: Die Mitgiften

englischen Ehebemühungen an den staufischen Hof entsandte Bischof Walther von Carlisle (amt. 1223–1246) schilderte in einem Brief an seinen königlichen Herrn ausführlich die Umtriebe der Nebenbuhler.82 Demnach hätte sich ottokar I. von Böhmen (reg. 1198–1230) den bayerischen Herzog Ludwig I. zum Anwalt seiner Sache erkoren. Dieser sei im Januar 1225 in Ulm an Heinrich (VII.) herangetreten und habe dem Staufer im Namen seines Klienten eine Erhöhung der zuvor für die Ehe in Aussicht gestellten und von Heinrich abgelehnten Mitgift von 30.000 Mark (7.014,36 kg Silber) auf nunmehr 45.000 Mark (10.521,54 kg Silber)83 angeboten. Daneben hätten auch die Gesandten Andreas’ II. von Ungarn (reg. 1202–1235) den Versuch unternommen, den jungen Staufer mit „sehr viel Geld“ für eine ungarische Prinzessin zu begeistern. Anders als bei dem Angebot des Königs von Böhmen nannte walther in diesem Fall keine konkrete Geldsumme. Möglicherweise kannte er sie nicht. Nach Aufzählung der tatsachen lieferte walther seinem Herrn eine persönliche Einschätzung der Lage: Heinrich (VII.) würde nichts anderes zufriedenstellen als Geld, welches er anzuhäufen trachte (Ipse vero non sitit nisi pecuniam, ut illam accumulet). Diese Charakterbeschreibung suchte der englische Unterhändler durch empirische Daten zu untermauern: Ihm selbst habe Heinrich geraten, eiligst ein ähnlich respektables Angebot zu unterbreiten, wenn er im rennen bleiben wolle. Der Brief Bischof walthers von Carlisle meinte die Handlungsmotive Heinrichs (VII.) auf das wesentliche reduziert zu haben, als er seinem König versicherte, dass Geld der Schlüssel zum Erfolg wäre. Dieses Erkenntnis implizierte zugleich die Bitte, schnellstmöglich weiterführende Instruktionen zu senden, damit die Verhandlungen entweder fortgesetzt oder aber abgebrochen werden konnten. Die Einschätzung walthers von Carlisle stellt eine nüchterne Analyse der Verhandlungssituation dar, die der moralischen Kritik an Heinrichs (VII.) vermeintlicher 82 Ex altera parte, dux Bavariæ venit cum maxima pompa ad colloquium Ulmæ, et obtulit pro maritagio filiæ regis Boemiæ, quæ est neptis ipsius, quindecim millia marcarum, quam ipse rex Boemiæ prius obtulerat. Sed rex Alamanniæ respondit ei quod nunquam eam duceret; præterea adjecit quod rex Hungariæ misit ad dominum imperatorem, et pro maritagio filiæ suæ obtulit ei pecuniam maximam. Ipse vero non sitit nisi pecuniam, ut illam accumulet; unde consuluit ut nos sub festinantione talem oblationem offerremus, qualem acceptare deberet. Shirley (Hg.): royal and other historical letters, Bd. 1, Nr. 213, S. 252, auch rI V, 1.2, Nr. 3958a. Zu den böhmisch, ungarischen Bemühungen vgl. auch wegele (Hg.): Annales reinhardsbrunnenses, S. 192f. Dazu auch Lothmann (1993): Erzbischof Engelbert I. von Köln, S. 351. 83 Beide Beträge waren wohl auf Grundlage der Kölner oder Londoner Mark berechnet worden. Um die Kölner Mark muss es sich gehandelt haben, wenn man davon ausgehen möchte, dass walther von Carlisle den von ottokar von Böhmen angebotenen Betrag einfach übernahm. Sicherlich wird der Böhmenkönig den Klang, den seine Beträge beim Kaisersohn haben sollten, nicht dadurch getrübt haben, dass er ein niedrigeres Gewicht als die wertstabile Kölner Mark verwendete. Ein böhmisches Markgewicht von etwa 210 g pro Mark findet sich im 12. Jahrhundert; es ist aber nicht nachweisbar, dass dieses auf eine bis 1200 dauernde Münzreform bezogene Gewicht noch im 13. Jahrhundert Verwendung fand. Dazu Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 169. Von der Verwendung der Londoner Mark muss dann ausgegangen werden, wenn man meint, walther von Carlisle habe seinem König die Informationen im von ihm benutzten Gewichtssystem übermittelt; eine Umrechnung hatte er sich in diesem Fall freilich sparen können, wog die Londoner doch soviel wie die Kölner Mark, nämlich 233,812 g. Ders. (2004): Münze und Geld, S. 10.

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Gewinnsucht zunächst einmal entbehrte. Der Entstehungszusammenhang des Dokumentes lässt im Großen und Ganzen keine Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit zu. Zur Entscheidungsfindung Heinrichs III. war die ungetrübte Mitteilung dessen erforderlich, was Bischof walther beobachtet und erfahren hatte. Selbstverständlich war der Bericht des englischen Abgesandten nicht frei von einer Selektion der Informationen sowie von persönlichen Mutmaßungen. Das für den Kaiser und seinen Sohn ausschließlich monetärer Zugewinn den Anreiz für eine Ehe gab, geht wohl an der historischen wahrheit vorbei. wie bei allen Heiratsplänen werden Friedrich II. und Heinrich (VII.) auch in diesem Fall sowohl wirtschaftliche als auch politische und dynastische Vorteile abgewogen haben, ehe sie eine Entscheidung fällten. Doch dürfte walthers Gespür ihn nicht getrübt haben, wenn er meinte, dass die Höhe der Mitgift das sprichwörtliche Zünglein an der waage sein konnte. Hinsichtlich ihres politischen und dynastischen Profits waren die böhmischen und ungarischen Ehen der englischen wohl ebenbürtig. Die Staufer ihrerseits waren sich des trumpfes wohl bewusst, den sie in Händen hielten. wenn man bei den Monarchen Europas als Ehepartner so begehrt war, dann musste man versuchen, den größtmöglichen Vorteil daraus zu ziehen. Zu guter Letzt wird Heinrich (VII.) auch darauf bedacht gewesen sein, seine hohe würde als römisch-deutscher König und Sohn eines Kaisers in der Mitgift augenscheinlich zu machen. Seine wohlkalkulierte Zurückhaltung veranlasste die königlichen werber jedenfalls, ihre töchter durch das Angebot großer Mengen Silber noch begehrenswerter erscheinen zu lassen. Am Ende gingen sie alle leer aus. Kaiser Friedrich verheiratete seinen Sohn mit der tochter des österreichischen Herzogs Leopold VI. (amt. 1198–1230). Die Verbindung zwischen Heinrich (VII.) und Margarethe von österreich († 1266) war eingebettet in die am 29. November 1225 in Nürnberg inszenierte Doppelhochzeit, mit der Staufer, Babenberger und die thüringer Ludowinger einen Dreibund bekräftigten.84 Für walther von Carlisle bedeutete das, dass er über ein halbes Jahr vergebens am staufischen Hof zugebracht hatte.85 über die Mitgift der Babenbergerin verlieren die Quellen kein wort, weswegen Peter thorau schon 1998 konstatierte, sie sei derart niedrig gewesen, dass die mittelalterlichen Historiographen ihre Erwähnung nicht für nötig gehalten hätten.86 Diese Einschätzung scheint möglich, sie ist jedoch wenig belastbar. Die tatsache, dass auch hinsichtlich der von Andreas von Ungarn gebotenen Mitgift lediglich von pecunia maxima die rede ist,87 lässt erahnen, dass den zeitgenössischen Chronisten die genauen Beträge nicht bekannt waren und Dokumente über die Verhandlungen, sofern sie überhaupt angefertigt wurden, nicht erhalten geblieben sind.

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Ille tempore celebrate sunt nuptie Heinrici regis Romanorum cum filia ducis Austrie, et soror lantgravii cum filio ducis Austrie in ipsa solempnitate suas eciam nuptias compleverunt glori­ osissime in Norenberg civitate imperiali. Holder-Egger (Hg.): Cronica reinhardsbrunnensis, S. 603. Zu den Beweggründen für die Eheschließung siehe thorau (1998): König Heinrich (VII.), S. 257. Penth (2006): Margarete von Babenberg, S. 91. thorau (1998): König Heinrich (VII.), S. 257. Siehe S. 914, Anm. 82.

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IV. Brautschatz oder Schatz Braut: Die Mitgiften

Die Aussteuer Margarethes scheint immerhin so hoch gewesen zu sein, dass die Verschleppung der Auszahlung bei Heinrich (VII.) Gedanken an eine Eheauflösung aufkommen ließen. Dies jedenfalls glaubte der Sankt Gallener Mönch Konrad von Fabaria († 1. Hälfte 13. Jahrhundert).88 ob die ausstehende Mitgift Grund genug gewesen wäre, eine trennung in Betracht zu ziehen, sei einmal dahingestellt. Dass es tatsächlich Probleme bei der Entrichtung gab, belegt eine Anklageschrift vom Juni 1236 gegen den Sohn Leopolds VI., Herzog Friedrich den Streitbaren (amt. 1230–1246). Aus dieser geht hervor, dass Heinrich (VII.) den Herzog iure ac viribus zur überweisung der Mitgiften zu zwingen versucht hatte, woraufhin der Kaiser ihm 7.000 Mark als Entschädigung versprochen hatte.89 ob Heinrich (VII.) der Brautschatz jemals vergönnt war, muss auf der Grundlage dieses Schriftstücks bezweifelt werden. Da der Prozess gegen Friedrich von österreich zur Ächtung des Herzogs und anschließender Kämpfe führten,90 kann nicht ernsthaft angenommen werden, dass die Mitgift bis 123991 ausgezahlt worden war. Seit der Mitte des Jahres 1235 konnte Heinrich (VII.) selbst die Einlösung der 1225 abgesprochenen Ehemodalitäten nicht mehr einfordern. Nach misslungener rebellion gegen den Vater, musste er den rest seines Lebens in Haft verbringen.92 Höchstwahrscheinlich hatten sich damit die staufischen Bemühungen in dieser Sache erledigt. 3.1.4. Eine Ehe zur Konsolidierung: Friedrich II. und Isabella von England Die 1188 verabredete Heirat Konrads II. von rothenburg und der kastilischen Prinzessin Berengaria zielte auf die politische und diplomatische Isolation der englischen Krone als der Hauptstütze der welfischen Revindikationsbemühungen. Zwei Generationen später hatten sich die Verhältnisse in westeuropa derart geändert, dass sie den Staufern die Aufnahme von direkten Kontakten zu den Plantagenêts gestatteten. Die Belästigungen durch die welfen waren, wenn auch nicht vollständig beendet, Habuit namque prefatus rex voluntatem faciendi divorcii in contractu filie ducis Austrasiorum hortatu quorundam principum, postquam sobolem de ipsa perceperat. Fuit autem causa divor­ cii, quia filiam regis Poemie desponsaverat de futuro tamen et non contractu de presenti; fuit item alia divorcii causa, quia mortuo duce Austrasiorum prenominato dotalia sibi sponsalicia nondum fuere exhibita. Mayer von Konau (Hg.): Conradi de Fabaria Continuatio, Kap. 35, S. 88ff. 89 Quem venientem venerabili affeccione recepimus, satagentes ei verbo et opere complacere, tantam insuper sibi graciam facientes, quod pro sopienda lite, quam in exaccione dotis sororis sue filius noster contra eum iure ac viribus attemptabat, septem milia marcharum ei promisimus exhibenda, non obmittentes ei satisfacere de pulcris equis et aliis donativis ac libentissime procurare que suis essent affectibus acceptata, ut eum redderemus nostris aspectibus graciorem. weiland (Hg.): Friderici II- constitutiones, Nr. 201, S. 270. Andere Quellen nennen die Summe von 8.000 Mark. rI V, 1.1, Nr. 2175. 90 rI V, 1.1, Nr. 2204h, 2270; rI V, 2.4, Nr. 11195a, 11208a, 11211a, rI V 4.6, Nr. 360. 91 In diesem Jahr söhnten sich die beiden Friedriche miteinander offiziell aus. RI V, 2.4, Nr. 11234b. 92 Hewlett (Hg.): rogeri de wendover liber, Bd. 3, S. 112; Luard (Hg.): Matthaei Parisiensis, monachi Sancti Albani, Chronica Majora, Bd. 3, S. 323. Zusammenfassend auch das Vorwort von Eickels/Brüsch (Hg.): Kaiser Friedrich II., S. 269f. 88

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so doch zumindest unter Kontrolle. Friedrich II. hatte sich erfolgreich gegen seinen rivalen otto IV. durchsetzen können.93 Der tod ottos im Jahre 1218 führte zu einer deutlichen Abschwächung der Feindschaft zwischen Staufern auf der einen, welfen und Plantagenêts auf der anderen Seite. 1235 konnte denn auch auf einem Mainzer Hoftag die Versöhnung zwischen den ehemaligen Feinden offiziell verkündet und durch die Erhebung otto des Kindes zum Herzog von Braunschweig-Lüneburg zementiert werden.94 Doch nicht allein die Beilegung der unlängst zurückliegenden welfisch-staufischen Konfrontationen war die triebfeder für das von Friedrich II. 1235 herbeigeführte Ehebündnis mit Isabella, einer tochter König Johann ohnelands, die bereits zehn Jahre zuvor als Braut Heinrichs (VII.) im Gespräch gewesen war. Das Ehebündnis war auch dazu angetan, dem päpstlichen widerstand gegen die Herrschaft des Staufers, der 1227 durch die Exkommunikation Friedrichs offenkundig geworden war, eine wirkungsvolle Allianz entgegenzusetzen. Mit diesem Bündnis verband Friedrich die Hoffnung, bei einem neuerlichen Ausbruch des kaiserlich-päpstlichen Konfliktes die Monarchen Europas zum Stillhalten bewegen zu können. Das Zusammengehen mit dem nordwestlichen Nachbarn fügte sich in eine reihe von Maßnahmen zur Konsolidierung friderizianischer Herrschaft ein.95 Unter den Zeitgenossen fanden sich dagegen einige, die vor allem den reichtum des englischen Königs als Grund für die Heiratsverbindung ansahen. Der englische Chronist Matthäus Paris († 1259) fühlte sich bemüßigt, diesem Gerücht beizukommen, indem er die würde der englischen Prinzessin betonte, die das Vermögen ihrer Familie bei weitem überträfe.96 Matthäus’ Landsmann, roger von wendover, räumte den prunkvollen Hochzeitsfeierlichkeiten vom 14. Februar 1236 zwar breiten raum in seiner Chronik ein, über die Mitgift verlor er indes kein einziges wort. Vermutlich kannte er die Summe nicht oder war zu früh gestorben, um ihr Eintreffen im reich noch zur Kenntnis nehmen zu können. Jedenfalls hatte nur das Eingang in sein Geschichtswerk gefunden, was für ihn wahrnehmbar war, etwa die von Friedrich II. als Geschenk entsandten drei Leoparden, die wappentieren des englischen Königshauses.97 Bezüglich der Anbahnung der englisch-staufischen Ehe verraten die Quellen interessante Einzelheiten: Im Februar 1235 machte sich erstmals eine kaiserliche Delegation, unter welcher roger von wendover zwei Brüder des templerordens hervorhob, auf den weg nach England, um Heinrich III. über die Absichten Friedrichs II. zu unterrichten. Als man den Gesandten die Heiratskandidatin präsentierte, seien 93 94 95

Dazu in aller Kürze Engels (2005): Die Staufer, S. 152ff. Schneidmüller (2014): Die welfen, S. 280ff.; Houben (2008): Kaiser Friedrich II., S. 64f. Eickels (2010): Kreuzzugsidee und Europäisierung, S. 465. Hubert Houben erblickte den wert der Eheverbindung vorrangig in der Verbesserung des welfisch-staufischen Verhältnisses. Houben (2008): Kaiser Friedrich II., S. 53ff., 64f. 96 Erant autem in imperio Romano quibus nimis videbatur indignum, quod imperator tam potens et in omnibus pollens divitiis, qui quasi dominus et moderator totius orbis extiterat, sororem duxerit regis Anglorum. Sed cum omnibus sit notissimum quod major dignitas est esse genere nobilem quam divitem, sciendum est, hujus imperatricis patrem fuisse regem Anglorum Johan­ nem. Luard (Hg.): Matthaei Parisiensis, Monachi Sancti Albani, Chronica Majora, Bd. 3, S. 325. 97 Hewlett (Hg.): rogeri de wendover liber, Bd. 3, S. 112. Zu den Hochzeitsfeierlichkeiten siehe ebd., S. 108ff.

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diese von der Erscheinung der jungen Frau äußerst angetan gewesen. Euphorisch pries roger von wendover den Liebreiz Isabellas: quam reverenter apud Westmo­ nasterium perducentes in presentia regis, puellam, vicesimum primum aetatis agen­ tem annum, speciosam, flore virginitatis insignitam, indumentis et moribus regiis decenter ornatam, nuntiis imperialibus exhibebant.98 Später, als man sich bereits auf eine Mitgift von 30.000 Mark (7.014,36 kg Silber)99 geeinigt hatte, stattete Friedrich den Hofrichter Petrus von Vinea († 1249)100 mit Instruktionen und Vollmachten aus, auf dass dieser die Verhandlungen zu einem Abschluss bringen konnte. Die Summe von 30.000 Mark betrachtete der Kaiser nun als nicht mehr verhandelbar: „wir verleihen ferner dem mehrfach genannten richter die Vollmacht und gaben ihm besonderen Auftrag, betreffs der uns zustehenden Mitgift der besagten Herrin mit dem genannten König Verträge und Abmachungen zu schließen oder eine erste Übereinkunft entgegenzunehmen, die durch den Bruder G. von Merk und denselben richter, die dazu von uns längst ausdrücklich bestimmten Gesandten, mit dem englischen König geschlossen und durch unsere Hoheit bestätigt wurde, oder die alte Verpflichtung aufgrund einer feierlichen Erneuerung aufzuheben. Er darf jedoch nicht mit einer geringeren Summe der versprochenen Mitgift einverstanden sein als der von 30.000 Mark Silber, welche entweder uns ausgezahlt werden sollen oder unserem bevollmächtigten Gesandten an einem ort und zu einer Zeit, die der vorgenannte richter bestimmen soll.“101

Dass Friedrich zu diesem Zeitpunkt der Verhandlungen keine Schmälerung der Mitgiftsumme duldete, kann wohl mit dem akuten Geldbedarf des Kaisers erklärt werden: Erst 1227 hatte er sich bereit erklärt, große Mengen an Silber und Gold für den geplanten Kreuzzug zur Verfügung zu stellen. obwohl er selbst die reise ins Heilige Land nicht antrat, ist doch davon auszugehen, dass große teile des kaiserlichen Geldes als Subsidien überwiesen wurden.102 Der 1230 zwischen Kaiser und Papst geschlossene Friede von San Germano ging mit weiteren Zahlungsverpflichtungen einher.103 Darüber hinaus wird man wohl in der Höhe der Mitgift – wie schon bei Friedrich I. zu sehen war – den Ausdruck eines besonderen rangverständnisses 98 Hewlett (Hg.): rogeri de wendover liber, Bd. 3, S. 108. 99 rechnerisch spielt es hierbei keine rolle, ob das Gewicht auf Kölner oder Londoner Mark festgelegt worden ist, da beide denselben wert von 233, 812 g pro Mark hatten. Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10. 100 Petrus gehörte zu den engen Vertrauten des Kaisers. Dies änderte sich erst 1249, nachdem Friedrich des Verrats gewahr wurde, dessen sich Petrus von Vinea angeblich schuldig gemacht hatte. Zur Strafe ließ er ihn blenden, woraufhin dieser sich das Leben nahm. Houben (2008): Kaiser Friedrich II., S. 93; Schaller, Hans M.: Art. Petrus de Vinea, in: LexMA 6, Sp. 1987f. 101 Eickels/Brüsch (Hg.): Kaiser Friedrich II., S. 284. Die lateinische Edition des kaiserlichen Schreibens ist zu finden bei Huillard-Bréholles (Hg.): Historie diplomatica, Bd. 4.1, S. 503ff., hier S. 505. 102 weiland (Hg.): Frederici II. constitutiones, Nr. 102, S. 129f. In einer Antwort auf die vom Papst ausgesprochene Exkommunikation versicherte Friedrich die versprochenen 100.000 Unzen Gold zur Finanzierung des Kreuzzuges vereinbarungsgemäß gezahlt zu haben. Ebd., Nr. 116, S. 153f. (15). 103 Siehe z. B. Hampe (Hg.): Die Akten des römischen Hauptregisters, Nr. 12, S. 71f. Einen teil der geforderten Entschädigungen hatte Friedrich wohl bezahlt. Vgl. Pertz (Hg.): Annales Placentini Gibellini, S. 470, z. J. 1230.

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sehen müssen: Nach Meinung Friedrichs II. hatte die Mitgift die würde des Kaisers aufzuwiegen. Ein Betrag, der unter den bereits ausgehandelten 30.000 Mark gelegen hätte, wäre einer Herabsetzung der kaiserlichen Majestät gleichgekommen. Dass das englische Königreich eine solche Summe stemmen konnte, hatte sich bereits bei der Akquise des Lösegeldes für richard Löwenherz Ende des 12. Jahrhunderts gezeigt. Für den Fall, dass er stürbe und Isabella ohne Kinder zurückließe, stellte Friedrich II. seiner künftigen Gemahlin, ihrem Bruder oder dessen Nachfolger die rückerstattung der Mitgift in Aussicht, sofern sie dies fordern würden.104 Man geht wohl nicht zu weit, will man aus dieser Vollmacht bereits wesentliche Paragraphen des späteren, nicht erhaltenen Verlobungs- und Ehevertrages herauslesen. Die vom König erteilte Ermächtigung beziffert Mitgift und wittum,105 verlangt und gewährt Sicherheiten – all dies waren die obligatorischen Elemente eines Ehevertrages. Vom wunsch eines schnellen Vertragsabschlusses zeugt die Ausstellung einer Generalvollmacht, die Petrus von Vinea gestattete, einen articulus aliquis in­ excogitatus nach eigenem Ermessen auszuhandeln.106 Anfang des Jahres 1235 war die Hochzeit beschlossen. Bereits am 23. Februar unterrichtete Heinrich III. Johanna, die Königin von Schottland, dass die gemeinsame Schwester nun mit dem Stauferkaiser verlobt sei.107 Ein zweites Schreiben gleichen Datums offenbart die Mittel, mit denen der englische Monarch die Aussteuer der Braut heranzuschaffen beabsichtigte. Seinen für Irland verantwortlichen Justiziar Maurice Fitz Gerald forderte er darin nämlich auf, alle bisher nicht beglichenen fines einzutreiben.108 obgleich der König keinen ausdrücklichen Grund für das plötzliche Edikt angibt, spricht die zeitliche übereinstimmung mit der Bekanntmachung des Ehevorhabens bei Johanna von Schottland für einen engen Zusammenhang beider Schreiben. Der Chronica Majora des Matthäus Paris lässt sich entnehmen, dass Heinrich III. außerdem eine allgemeine, als carucagium bezeichnete Steuer erhob. Es handelte sich dabei um eine Form der Vermögenssteuer. wer ausreichend (Acker-)Land besaß, musste zwei Mark Silber (467,624 g Silber)109 an die königliche Schatzkammer abführen.110 Die königlichen Beamten bemühten sich nach besten Kräften, die rech104 Huillard-Bréholles (Hg.): Historie diplomatica, Bd. 4.1, S. 505. 105 Als wittum bot Friedrich seiner zukünftigen Gemahlin die Gegend um das Val di Mazara (Prov. trapani, Sizilien) mit allen Städten, Burgen und Dörfern an. Darüber hinaus sollte sie Monte Sant’Angelo (Prov. Foggia, Apulien) erhalten. Die Urkunde vermerkt ausdrücklich, dass dies dem traditionellen wittum der sizilischen Königinnen entsprach. Ebd., S. 504. Für das Gelingen des Eheprojektes war es von großer Bedeutung, ein wittum zur Verfügung zu stellen, dass sowohl die Forderung nach der 30.000 Mark schweren Mitgift aufwog als auch der Braut den (besitzrechtlichen) Status einräumte, welchen sie als Gemahlin Friedrichs II. haben würde. 106 Super quibus omnibus et singulis, ut est dictum, prefatum judicem nuncium et procuratorem statuimus, adjicientes quod si articulus aliquis excogitatus emerserit, super quo speciale man­ datum eidem judici non contulerimus, per presentes eumdem in emergentibus procuratorem statuimus generalem; dantes eidem generalem et liberam potestatem. Ebd., S. 505. 107 Shirley (Hg.): royal and other historical letters, Bd. 1, Nr. 383, S. 459. 108 Ebd., Nr. 384, S. 460ff. 109 Berechnet nach der Londoner Mark mit 233,812 g. Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10. 110 Eodem tempore cepit rex carucagium, scilicet duas marcas de caruca, ad maritagium sororis suæ Isabellæ. In cujus maritagio rex imperatori triginta milia marcarum sine ornatu impera­

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nung Kaiser Friedrichs II. zu begleichen. Durch ihren unermüdlichen Einsatz konnte eine erste rate von 10.000 Mark fristgerecht bezahlt werden, wie dem Schreiben Heinrichs III. an seinen staufischen Amtsbruder vom Juni 1236 zu entnehmen ist. Bei der folgenden rate von 5.000 Mark war er allerdings in Verzug geraten, wofür er sich bei seinem Schwager höflich entschuldigte. Er versicherte dem Kaiser, den überfälligen Betrag so bald wie möglich dem Abt von Aachen mitzugeben.111 Abt Florenz II. (amt. 1220–1247) weilte vermutlich im Auftrag Friedrichs II. am englischen Hof, um die erste Hälfte des Brautschatzes ins reich zu bringen. Das Schreiben Heinrichs III. gibt noch über andere Details Auskunft. So bat sich der englische Herrscher eine Quittung über den Empfang der ersten 15.000 Mark Silber aus. Auf diese weise wollte er einer eventuellen reklamation vorbeugen. Möglicherweise handelte es sich hierbei lediglich um einen formellen Akt; vielleicht hatte Heinrich aber auch Angst, der Kaiser würde den Erhalt des Geldes leugnen. Heinrichs Bitte um Aufschub der dritten rate (5.000 Mark) von September 1236 auf ostern 1237 offenbart die fehlerhafte Kalkulation der Zahlungstermine. Am Michaelistag (29. September) 1237 wollte Heinrich III., nach Zahlung der noch ausstehenden 10.000 Mark, seine Mitgiftschulden getilgt haben.112 Zum Erreichen dieses Zieles setzte der Plantagenêt klare Prioritäten. Nachdrücklich forderte er von seinen Beamten solange die Stundung unnötiger Ausgaben, bis man den Kaiser zufrieden gestellt habe.113 Spätestens seit dem 6. Juli 1237 warteten die kaiserlichen Boten am englischen Hofe darauf, den letzten teil des Geldes nach Hause transportieren zu können. wieder hat es den Anschein, als sei es zu Versäumnissen im Ablauf gekommen. Jedenfalls hielt Heinrich III. einen seiner Schatzbeamten dazu an, den Abgesandten Friedrichs II. die Summe wenigstens bis ostern 1238 zu übergeben.114 Die Bezahlung der Mitgift Isabellas von England nahm vermutlich drei Jahre in Anspruch.115 Unter der vergleichsweise großen Zahl von Dokumenten, welche die Beschaffung und den Transfer des Geldes zum Inhalt hatten, findet sich nach dem

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tricis et corona impretiabili ipsius in brevi termino numeravit. Luard (Hg.): Matthaei Parisiensis, monachi Sancti Albani, Chronica Majora, Bd. 3, S. 327. Zur Interpretation diese Beschreibung siehe auch weiler (2008): Stupor Mundi, S. 65. Huillard-Bréholles (Hg.): Historie diplomatica, Bd. 4.2, S. 884. Von einer kaiserlichen Gesandtschaft, welche die Mitgift abholen sollte, berichtet Matthäus Paris. Luard (Hg.): Matthaei Parisiensis, monachi Sancti Albani, Chronica Majora, Bd. 3, S. 364. Ebd., S. 885. Public Record Office (Hg.): Calendar of the Liberate Rolls, Bd. 1, S. 264f. Ein Schreiben des Königs vom 6. Juli 1237 an den thesaurar lautet wie folgt: Rex fideli suo H de Patesbull’ (Thesaurario suo) salutem. Sciatis quod suscepimus litteras domini Imperatoris de solucione decem Milium Marcarum de termino Pasche pro[ximo………. fratre Egidio Bertrand’] et Magistro Waltero nunciis ipsius Imperatoris qui ad nos venerunt usque Wudestok’ et de plena solucione .xxx. Milium Marcharum in quibus tene[bamur]……….. et litteras illas penes nos retinuimus vna cum litteris predictorum nunciorum solucionem predictam testifican­ tibus et hoc vobis significamus. ut predicta de[cem milia marcharum]………. nunciis secure liberetis. Teste Rege apud Wudestok‘ .vj. die Iulii anno .xxjo. Chaplais (Hg.): treaty rolls, Nr. 55, S. 22. Die Hochzeit fand im Sommer 1235 in worms statt. Houben (2008): Kaiser Friedrich II., S. 64. Die Zeitspanne von knapp drei Jahren ergibt sich, wenn man ostern 1237 als Zahlungstermin der letzten 10.000 Mark annimmt.

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Sommer 1237 kein Hinweis, der den Verdacht nähren würde, dass ein teil der Aussteuer noch ausgestanden hätte. Stattdessen spricht die Beteiligung englischer Soldaten an der Belagerung Mailands durch den Kaiser für die wirksamkeit des Ehebündnisses.116 Nicht die Potenzierung der kaiserlichen Finanzmittel erregte das Aufsehen der Zeitgenossen, sondern die tatsache, dass der Kaiser der römer und der König von England mit der Heirat im Begriff waren, ein mächtiges Bündnis zu besiegeln. Dies weckte in besonderem Maße den Unmut des französischen Königs, der sich nun von zwei Seiten bedroht sah. Friedrich II. suchte diese Befürchtungen durch einen Brief zu zerstreuen, in welchem er Ludwig IX. seines wohlwollens versicherte. Mit der Entschuldigung, die Ehe mit Isabella allein aus Gründen des Fortbestandes seines Geschlechts geschlossen zu haben, bot er dem Kapetinger ein treffen an, auf dem beide Herrscher ihr Freundschaftsbündnis erneuern konnten.117 3.2. Geld, Herrschaft, Macht: Die Heiratsverbindungen der Plantagenêts Ebenso deutlich wie für die staufischen Ehen kann bei der Untersuchung der Heiratsverbindungen der englischen Plantagenêts ein politisches Konzept herausgearbeitet werden. Dieses war darauf ausgerichtet, die Macht der Plantagenêts entweder zu festigen oder aber auszubauen. Den Mitgiften kam dabei nicht selten eine tragende rolle zu. 3.2.1. Territoriale Mitgiften Bereits Heinrich II. konnte durch die Verbindung mit einer ehemaligen französischen Königin – der berühmt-berüchtigten Eleonore von Aquitanien – die Herrschaft über tours, Aquitanien und die Gascogne erwerben. Zusammen mit seinen anderen Ländereien war er damit im Besitz ausgedehnter Ländereien, welche die seines Lehnsherrn König Ludwig VII. von Frankreich um ein Vielfaches übertrafen. Eleonore hatte keinen Vormund und bot sich Heinrich aus eigenem Antrieb zur Gemahlin an.118 Bei dieser unkonventionellen Eheschließung wurde eine Mitgift wohl nicht festgelegt. Durch die teilhaberschaft am Erbe der aquitanischen Herzogstochter dürfte dieser Umstand beim Bräutigam zu keinem sonderlich großen Verdruss geführt haben. Die Königskrönung Heinrichs II. 1154 hatte das Verlangen nach territorialem Zugewinn auf dem französischen Festland nicht gestillt. Eleonores großzügiges Erbe stellte eine willkommene Erweiterung der Machtbasis des Plantagenêts dar. Vier Jahre darauf griff Heinrich erneut zu, als sich ihm die Gelegenheit bot, die Bretagne an das Haus der Plantagenêts zu binden. Indem der König seinen Sohn 116 Luard (Hg.): Matthaei Parisiensis, monachi Sancti Albani, Chronica Majora, S. 491. 117 Huillard-Bréholles (Hg.): Historie diplomatica, Bd. 4.1, S. 539f. 118 Salmon (Hg.): Chronicon turonensis magnum, S. 135; auch turner (2012): Eleonore von Aquitanien, S. 143, 148; Martindale (1997): Eleanor of Aquitaine, S. 41f.

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Gottfried († 1186) mit der einzigen tochter des zur Abdankung gezwungenen Herzogs Conan IV. (amt. 1155–1166, † 1171) vermählte, erwartete er, das Herzogtum dauerhaft in der eigenen Familie halten zu können.119 Von einer Mitgift ist auch hier nichts bekannt. Es ist freilich nicht auszuschließen, dass Conan seiner tochter die Bretagne als Brautschatz geben musste. Das territoriale Erbe mit der Mitgift zu verknüpfen, war nicht unüblich. Einen derartigen Besitzwechsel nahmen König Heinrich und sein französischer Amtsbruder Ludwig VII. im Sommer 1158 vor. Heinrichs zweiter Sohn Heinrich der Jüngere († 1183) sollte Ludwigs tochter Margarethe († 1197) heiraten. Die im Nordwesten Frankreichs gelegene Grafschaft Vexin sowie einige wichtige Grenzburgen fungierten als Brautschatz.120 Die Abtretung des Vexins, „einer strategischen Schlüsselposition nördlich der Seine“,121 sollte die gütliche Einigung zwischen englischem und französischem König signalisieren. Nach 1183 aber wurde das nämliche Gebiet zum Zankapfel beider reiche, forderte doch der Nachfolger Ludwigs VII. die Aussteuer seiner Schwester wegen des frühzeitigen todes Heinrichs des Jüngeren zurück.122 richard Löwenherz, der Heinrich II. 1189 als König von England beerbt hatte, setzte die tradition seines Vaters fort. 1195 arrangierte er mit dem schottischen König, wilhelm dem Löwen, eine Eheverbindung. richard musste die Gelegenheit gewittert haben, seinen Einfluss auf Schottland auszudehnen, umso mehr, da es sich bei dem Brautvater um einen Mann handelte, der bereits 52 Jahre zählte und außer einer tochter (noch) keine Kinder hatte. Zum Bräutigam der Prinzessin Margarethe von Schottland († 1259) bestimmte Richard seinen welfischen Neffen Otto, den späteren Kaiser otto IV. Nach der Entmachtung Heinrichs des Löwen hatten die welfen am englischen Hof Asyl gefunden. Zwar durften sie wenige Jahre später ins römisch-deutsche Reich zurückkehren, ihre dortige Position war aber empfindlich geschwächt.123 Mit der schottisch-englischen Hochzeit tat sich für die welfen das tor zur Besetzung einer neuen Machtbasis auf. Durch die Ehe mit der einzigen tochter des schottischen Monarchen sollte otto in den Besitz der Grafschaft Lothian gesetzt werden, die König wilhelm seinem Kind als Aussteuer versprochen hatte.124 Mit der Ernennung ottos zum Grafen von Lothian verfolgte richard handfeste Eigeninteressen. wie roger von Howden wissen lässt, zeigte sich der schottische Adel wenig erfreut über die Heiratspläne seines Königs.125 wahrscheinlich hatten seine 119 120 121 122 123 124

Krieger (2009): Geschichte Englands, S. 128. Dazu turner (2012): Eleonore von Aquitanien, S. 180; Csendes (1993): Heinrich VI., S. 119. Fischer (2006): richard I., S. 59. Ebd., S. 59; Eickels (2002): Vom inszenierten Konsens, S. 93. Schneidmüller (2014): Die welfen, S. 234ff. Convenerat enim inter Ricardum regem Angliæ, et Willelmum regem Scotiæ, quod idem rex Scotiæ daret prædicto Othoni Margaretam filiam suam in uxorem cum toto Loennais; et quod rex Angliæ daret Othoni, et filiæ regis Scotiæ, et hæredibus eorum, totam Northymbriam et comitatum Carleoli; et rex Angliæ haberet in custodia totum Loennais cum castellis suis; et rex Scotiæ haberet in custodiam totam Northymbriam et comitatum Carleoli cum castellis suis. Sed quia regina Scottorum tunc temporis prægnans erat, noluit rex Scotiæ stare prædictæ conventioni, sperans quod Dominus daret ei filium. Stubbs (Hg.): Chronica Magistri rogeri de Hovedene, Bd. 3, S. 308. 125 Eodem anno Willelmus rex Scottorum ægrotavit, in villa sua quæ dicitur Clacmanam; et statuit

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vornehmsten Vertreter selbst auf eine Vermählung mit der Prinzessin spekuliert. Auch wenn der Ehebund zwischen otto und Margarethe zustande gekommen wäre, hätte richard Löwenherz im Falle eines kinderlosen Ablebens wilhelms I. sicherlich mit dem widerstand der Schotten rechnen müssen. Die Mitgift sowie das von richard zugesicherte wittum, welches aus Northumberland und Carlisle bestehen sollte, waren dazu angetan, diesen widerstand gegebenenfalls militärisch zu brechen. Zu einer Machtprobe kam es indes nicht. Sobald wilhelm von Schottland erfahren hatte, dass seine Frau mit einem zweiten Kinde schwanger war, trat er von den Vereinbarungen zurück.126 3.2.2. Monetäre Mitgiften Mathilde von England, Gemahlin Heinrichs des Löwen Anders als die Plantagenêts des 12. Jahrhunderts zeichnen sich die Mitgiften der im 13. Jahrhundert lebenden Vertreter der Dynastie (Heinrich III., richard von Cornwall und Eduard I.) durch einen ausschließlich monetären Charakter aus. Eine durch die Herrscher bewusst gesetzte Zäsur ist aus diesem Befund aber nur schwer abzuleiten. ob sich die Potentaten des 13. Jahrhunderts bewusst Geld ausbedungen hatten, um einer gesteigerten Monetarisierung ihrer Gesellschaft rechnung zu tragen, ist nicht beweisbar. Der Nachweis misslingt vor allem deshalb, weil die Beispiele, in denen eine Mitgiftsumme tatsächlich bekannt ist, in dem Konvolut der durch die Plantagenêts angedachten und geschlossenen Ehen nur in geringer Zahl vertreten sind. Als Einwand gegen die Ausschließlichkeit territorialer Mitgiften der Plantagenêts im 12. Jahrhundert sei zudem auf die Hochzeit Mathildes von England († 1189) mit dem welfenherzog Heinrich dem Löwen zu Beginn des Jahres 1168 verwiesen.127 Im Sommer des Vorjahres war eine herzogliche Gesandtschaft unter Führung Graf Gunzelins I. von Schwerin (amt. 1167–1185) nach England aufgebrochen, um die Braut in ihre neue Heimat zu geleiten.128 Die Mitgift soll der Hochzeitszug bei dieser Gelegenheit mitgenommen haben. obgleich deren Höhe in den Quellen unOthonem filium Henrici ducis Saxoniæ, nepotem Ricardi regis Angliæ, sibi successurum in regnum Scottorum, ita quod ipse Otho filiam suam primogenitam in uxorem cum regno duceret. Et quamvis rex plures haberet qui voluntati suæ in hoc consentirent, tamen comes Patricius et alii multi contradixerunt, dicentes quod filiam suam non reciperent reginam, quia non erat consuetudo regni illius, quod mulier regnum illud haberet, quamdiu frater vel nepos esset in progenie sua, qui regnum de jure habere posset. Et paulo post per Dei misericordiam rex Scot­ torum de illa convaluit infirmitate, manens in eodem proposito, quod habebat, de filia sua maritanda prædicto Othoni cum regno suo. Ebd., Bd. 4, S. 298f. 126 In diese richtung geht jedenfalls die Erklärung rogers von Howden. Siehe S. 202f., Anm. 125. Bernd U. Hucker betrachtete den Druck des schottischen Adels als ursächlich für das Abstehen wilhelms von seinen früheren Zusagen. Hucker (1990): otto IV., S. 13. 127 Als ein weiteres Beispiel für Geldmitgiften im 12. Jahrhundert wäre die Hochzeit von Mathildes Namensvetterin mit Kaiser Heinrich V. 1110 zu nennen, bei der die Braut 10.000–15.000 Mark zur Aussteuer erhielt. Siehe S. 176f. 128 Knipping (Hg.): Die regesten der Erzbischöfe von Köln, Bd. 2, Nr. 816, S. 135f.; ebenso Ehlers (2008): Heinrich der Löwe, S. 185f., 190f.

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IV. Brautschatz oder Schatz Braut: Die Mitgiften

benannt bleibt, wird sie nicht eben klein gewesen sein. Mit frenetischer Begeisterung pries der normannische Dichter Stephan von rouen († um 1169) die reichtümer und Kostbarkeiten, die Mathilde mit sich führte: Cum quantis opibus dicere nullus habet. Aurum quis numeret, argenti copia tanta; Vasorum sepcies mens memorare nequit.129 Der Brautschatz der Prinzessin machte Eindruck auf die Zeitgenossen.130 Ein Blick in die Pipe Rolls gestattet eine vage Vorstellung von der Dimension des Geldbetrages. Durch Erhebung einer Sondersteuer (auxilium) im Jahre 1167 suchte König Heinrich II. von England die Zahlung auf seine Kronvasallen abzuwälzen.131 Die Höhe der Abgaben richtete sich zum einen nach der sozialen Hierarchie des Lehensinhabers, zum anderen nach der Größe des Lehens und der Zahlungskraft der Lehensmänner. Dem Bischof von Norwich wurden auf diese weise 60 Mark, rund 14,029 kg Silber,132 abverlangt, von denen er die Hälfte unverzüglich begleichen konnte. Der Baron von Albiniac musste 20 Pfund (etwa 6,474 kg Silber in 4.800 Münzen)133 abliefern. Auch er war in der Lage, den größten teil des Geldes sofort zu bezahlen.134 Mit einem Beitrag von 108 Pfund, trug Hugo Bigod, Graf von Norfolk (amt. 1141–1177), die größte finanzielle Last.135 Auch die englischen Städte wurden in die Pflicht genommen. Ipswich (Suffolkshire, ostengland) hatte 53 Pfund, 6 Schilling und 8 Denare (etwa 17,263 kg Silber in 12.800 Münzen) an den königlichen Fiskus abzuführen. Es spricht für die Kapitalkraft der Ipswicher Bürger, dass sie etwa 46 % des geforderten Geldes, näm129 Howlett (Hg.): the „Draco normannicus“, Buch 3, Kap. 4, Vers 200ff.,S. 719. 130 Pertz (Hg.): Annales Egmundani, S. 466, z. J. 1167; Schmeidler (Hg.): Helmholds Slavenchronik, Buch 2, Kap. 106, S. 209. Von Geld spricht expressis verbis der normannische Geistliche robert von torigni († 1186): Mathildis, filia regis Henrici, cum infinita pecunia et apparatu maximo ducta est in Alemanniam ad sponsum suum Henricum, ducem Sausoniæ et Baioariæ. Howlett (Hg.): Chronica roberti de torigneio, S. 234. 131 Zu dieser Praxis vgl. Keefe (1981): King Henry II, S. 197. 132 Berechnungsgrundlage ist die Londoner Mark von 233, 812 g pro Mark. Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10. obgleich es sich hierbei theoretisch auch um 160 Münzen pro Mark gehandelt haben könnte, erscheint es wahrscheinlich, dass der Beitrag des Bischofs in Silbergewicht aufgewogen wurde. ob er das Geld dem Exchequer in Barren- oder Geldform zukommen ließ, ist damit freilich noch nicht gesagt. 133 Berechnet nach dem 1180 durch Heinrich II. eingeführten Sterling, der ein Normgewicht von 1,458 g und einem Silberfeingehalt von 925/1000 besaß. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 154f.; witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 87. Diese Angaben können mit ruhigem Gewissen für die Berechnung der 1167/68 zirkulierenden Münzen benutzt werden, haben Untersuchungen doch ähnliche werte für den Zeitraum 1158–1279 ergeben. Vgl. Allen (2012): Mints and Money, S. 142ff., bes. S. 143f. (mit tabelle 5.2). 134 Pipe roll Society (Hg.): the Great roll of the Pipe, Henry 14, S. 3, 39. 135 Ebd., S. 22. wie Keefe bei einer eingehenden Untersuchung der Pipe rolls festgestellt hat, wurde der Graf von Norfolk bei allen Sonderzahlungen unter Heinrich II. arg in die Pflicht genommen. Keefe führt ein angeblich zwischen König und Graf entstandenes Missverhältnis an, welches Heinrich dazu gebracht habe, Norfolks Macht durch solche Forderungen zu schwächen. Keefe (1981): King Henry II, S. 202f.

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lich 24 Pfund und 10 Schilling (etwa 7,930 kg Silber in 5.880 Münzen), auf der Stelle entrichten konnten.136 Der wesentlich kleinere ort Newton (Suffolkshire, ostengland) wurde nur mit 40 Schilling (etwa 0,647 kg Silber in 480 Münzen) zur Kasse gebeten. Auch die Londoner Münzmeister hatten ihren obolus zu entrichten: Ein Münzer namens Archardus war dem König 100 Schilling (1,618 kg Silber in 1.200 Münzen) schuldig. Sein Berufskollege Edmund Seintier übergab dem Exchequer, seine Schuld damit begleichend, drei Mark (0,701 kg Silber).137 In seiner Monographie über Heinrich den Löwen hat sich Joachim ehLerS die Mühe gemacht, die in den Pipe Rolls angegebenen Zahlungen zusammenzurechnen. Im Ergebnis stand die beeindruckende Summe von 5.102 Pfund, die gerundet 1.651,395 kg Silber entsprachen. Noch in den 1180er Jahren waren die Beamten des Schatzamtes damit beschäftigt, reste des Betrages einzutreiben.138 In die Summe nicht eingerechnet waren Nebenkosten, wie die Bezahlung von Boten139 und Schiffen für die überfahrt ins römischdeutsche Reich, die sicherlich ebenfalls nicht unerheblich ins Gewicht fielen.140 Das auxilium für die Eheschließung Mathildes war die höchste der fünf Forderungen, die Heinrich II. während seiner regierungszeit erhob.141 Das allein spricht für die Höhe des Brautschatzes. Im Vergleich zu den Mitgiften der englischen Prinzessinnen Mathilde (1110), Isabella (1234) und einer nur vorgetäuschten, jedoch nicht existenten tochter richards von Cornwall (1256), über die noch zu handeln sein wird, nehmen sich die 5.102 Pfund aber als eher gering aus. Dabei ist weniger davon auszugehen, dass Heinrich der Löwe seine Frau nur für diesen Preis erhielt, zumal Mathilde in dem ruf stand, aines rîchen kniges barn zu sein.142 richtiger wird wohl sein, die in den Pipe Rolls verzeichneten Beträge als einen Ausschnitt der Gesamtsumme zu betrachten. Zur Mitgift zugehörig waren denn auch die prachtvollen textilien, mit denen die Prinzessin zu ihrem Gemahl gereist war. Der englische Exchequer nennt Sättel, seidene Gewänder und Zobelfelle im wert von insgesamt 145 Pfund 2 Schilling und 7 Denaren (46,975 kg Silber in 34.831 Münzen).143 Mit dem Brautschatz Mathildes hatte Heinrich II. seinen Schwiegersohn großzügig ausgestattet. Das Geld sowie das Prestige der Braut unterstrichen den königsgleichen rang des welfen, den dieser seit Jahren für sich und sein Geschlecht beanspruchte.144 Dieser Anspruch wurde denn auch von den Zeitgenossen wahrgenommen, insbesondere von denen, die den welfen wohlgesonnen waren. Dementsprechend stellte der Chronist Gerald von wales († 1223) Heinrich den Löwen in eine Linie mit den Königen von Kastilien 136 137 138 139 140 141 142 143

Pipe roll Society (Hg.): the Great roll of the Pipe, Henry 14, S. 24f. Ebd., S. 5. Ehlers (2008): Heinrich der Löwe, S. 190. Einige Zahlungen sind aufgeführt bei Schröder (2004): Macht und Gabe, S. 230f. Pipe roll Society (Hg.): the Great roll of the Pipe, Henry 14, S. 208. Ehlers (2008): Heinrich der Löwe, S. 191. Kartschoke (Hg.): Das rolandslied, Vers 9025, S. 604. Pipe roll Society (Hg.): the Great roll of the Pipe, Henry 13, S. 2f. Zur Ausstattung siehe auch Ehlers (2008): Heinrich der Löwe, S. 191f.; Schröder (2004): Macht und Gabe, S. 229ff.; Ehlers (1998): Anglonormsnisches am Hof Heinrichs des Löwen?, S. 211, Anm. 28; Spieß (1997): Unterwegs zu einem fremden Ehemann, S. 26f. 144 Ehlers (2008): Heinrich der Löwe, S. 193.

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IV. Brautschatz oder Schatz Braut: Die Mitgiften

und Sizilien.145 Der Normanne Stephan von rouen († um 1169) setzte ihn sogar mit Kaiser Friedrich Barbarossa gleich.146 Die provenzalischen Ehen Heinrichs III. und Richards von Cornwall wenig genug gibt es über die Grafentochter Eleonore von der Provence († 1291) zu berichten. Die Gemahlin Heinrichs III. gehört ohne Zweifel zu jenen englischen Königinnen, die nicht sonderlich fest im Gedächtnis der Nachwelt verankert sind.147 Eleonore war eine von vier Schwestern, deren berühmteste Margarethe war. Sie war die Gemahlin Ludwigs IX. von Frankreich und hatte sich während des Sechsten Kreuzzuges durch die Verteidigung Damiettes 1250 ausgezeichnet.148 Ihrer geringen Bekanntheit zum trotz gibt die überlieferung diverse Informationen zu Eleonore von der Provence und ihrer Aussteuer preis: Als junges Mädchen wurde sie am 14. Januar 1236 in der Kathedrale von Canterbury ihrem zukünftigen Ehemann, dem König von England, angetraut.149 Ihrem Gatten gebar sie neun Kinder, von denen das älteste 1272 als Eduard I. auf den englischen thron gelangte. Dass die Mitgift dieser wenig präsenten Königin bekannt ist, verdankt sich weder einem erhaltenen Vertrag noch chronikalischer Nachrichten. Es ist das testament des Vaters, Graf raimund Berengar V. (amt. 1209–1245), das Auskunft über die Höhe des Brautschatzes gibt. 1238 hatte raimund seinen letzten willen niederschreiben lassen und hatte dabei auch seine töchter bedacht. Eleonore wollte er nur noch 100 Mark Silber vererben, da er ihr bereits 10.000 Mark Silber (2.370 kg Silber)150 als Mitgift festgesetzt hatte. Mehr sollte sie nicht fordern.151 Davon, dass er auch nur eine Mark an das seit zwei Jahren verheiratete Paar ausbezahlt hatte, ist nicht die rede. Die Mitgift stand wohl noch aus. Jedenfalls gab der Brautvater zu, von der ebenso hohen Mitgift seiner ältesten tochter Margarethe, die zwei Jahre vor Eleonore König Ludwig IX. von Frankreich geheiratet hatte, bisher gerade einmal 145 warner (Hg.): De principis instructione liber, dist. 2, Kap. 2, S. 159. 146 Howlett (Hg.): the „Draco normannicus“, Buch 3, Kap. 4, Vers 193ff., S. 718f. 147 Ihrer Unbekanntheit zum trotz legte 1998 Margaret Howell eine Monographie Eleonores vor. Howell (1998): Eleonor of Provence. 148 Vgl. richard, Jean: Art. Margarete von Provence, Kgn. v. Frankreich, in: LexMA 6, Sp. 236f. Zu Margarethe siehe auch Pernoud (1993): Frauen zur Zeit der Kreuzzüge, S. 182ff. 149 über die Passage nach England und die Hochzeit berichtet Matthäus Paris ausführlich. Luard (Hg.): Matthaei Parisiensis, monachi Sancti Albani, Chronica Majora, Bd. 3, S. 334ff. Zur Vorgeschichte der Eheschließung siehe auch Pécout (2004): L’invention de la Provence, S. 229ff. 150 Der Umrechnung wurde die in der Provence übliche Mark von Montpellier zugrunde gelegt. Da ihr wert in der numismatischen Literatur mit unterschiedlichen Zahlenangaben zwischen 235 bis 239 g angegeben wird, was besonders von der jüngeren Forschung betont worden ist, schien es angeraten, sich für den strategischen Mittelwert von 237 g zu entscheiden. Zu den unterschiedlichen Gewichtsangaben der Mark von Montpellier siehe Bompaire/Dumas (2000): Numismatique médiéval, S. 298 (tabelle 2); Luschin von Ebengreuth (1976): Allgemeine Münzkunde, Nr. 50, S. 168; Schaube (1906): Handelsgeschichte, S. 813. 151 Item Elionors filiam nostram, illustrem reginam Anglie, heredem istituimus in x. milibus mar­ charum argenti, quas sibi in dotem constiueramus, et instituimus eam heredem in c. marchis argenti ultra, et istam sibi jure institucionis assignamus, mandates et volentes istis ipsam esse contentam et nichil amplius posse petere vel exigere de bonis nostris. teulet/Laborde (Hg.): Layettes du trésor, Bd. 2, Nr. 2719, S. 379 (v. 20. Juni 1238).

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2.000 Mark bezahlt zu haben.152 Hiermit waren vermutlich jene 2.000 Mark gemeint, für welche der Erzbischof von Aix am 17. Mai 1234 die Bürgschaft übernommen hatte, wofür ihm Raimund Berengar die Einnahmen des gräflichen Schlosses in Aix versprach.153 Für die verbliebenen 8.000 Mark hatten der Graf und seine Frau eine Pfandurkunde ausgestellt, die Ludwig IX. bis zur Begleichung der restsumme die provenzalische Burg tarascon (Terasconis, Dép. Bouches-du-rhône, ProvenceAlpes-Côtes d’Azur) antrug.154 Dass Eleonores königlicher Gemahl bei Ankunft der Braut keine Mitgift bekam, mag auch durch den Umstand plausibel werden, dass keiner der schreibwütigen englischen Chronisten des 13. Jahrhunderts die Aussteuer der neuen Königin erwähnte. König Heinrich III. sah sicherlich wohlwollend über den Verzug hinweg, konnte er seine Augen doch auf ein weit attraktiveres Ziel lenken: Die sukzessive übernahme der Grafschaft Provence.155 Auffällig ist, dass raimund Berengar V. seinen beiden ältesten töchtern einen Brautschatz in gleicher Höhe zugesagt hatte. Das wird man wohl mit der Gleichrangigkeit ihrer Ehemänner erklären dürfen. Die eine nannte den französischen, die andere den englischen König ihren Gemahl. Beide Männer waren einflussreiche Herrscher, denen raimund aber nicht die Lehenstreue schuldete. Aufgrund der zeitlichen Nähe beider Eheschließungen (die eine 1234, die andere 1236) kann man es für wahrscheinlich halten, dass Heinrich III. von der Eheschließung seines königlichen Amtsbruders in Frankreich wusste und es für ihn, aus Gründen der betonten ranggleichheit, nicht in Frage kam, eine geringere Aussteuer zu akzeptieren. Für raimund Berengar allerdings stellte die königliche Aussteuer seiner tochter Eleonore eine enorme Bürde dar. Sie wog ungleich schwerer, da die finanzielle Belastung durch die noch ausstehende Mitgift Margarethes beinahe verdoppelt wurde. Seiner dritten tochter, der erst 13 Jahre alten Sancha († 1261), setzte er denn auch nur noch 2.000 Mark (474 kg Silber) zur Mitgift aus.156 Nachdem seine ältesten töchter zu Königinnen avanciert waren, rechnete der provenzalische Graf für seine jüngste tochter vielleicht nur noch mit einem Bräutigam aus dem Herzogen- oder Grafenadel. Und fürwahr, Sancha heiratete im Jahre 1243 „nur“ einen Grafen, keinen geringeren aber als den Bruder des englischen Königs.157 Möglicherweise hatte 152 153 154 155

Ebd., 379. Benoit (Hg.): recueil de actes des comtes de Provence, Bd. 2, Nr. 206, S. 301. Ebd., Bd. 2, Nr. 204, S. 300f. Die kurz vor dem tod raimund Berengars erfolgte Pfandnahme von fünf provenzalischen Burgen kann in diese richtung gedeutet werden. wurstemberger (Hg.): Peter der Zweite, Bd. 4, Nr. 167, S. 92; Benoit (Hg.): recueil des actes des comtes de Provence, Bd. 2, Nr. 373, S. 455f.; auch Howell (1998): Eleanor of Provence, S. 39f. 156 Item Sancha filiam nostram heredem instituimus in quinque milibus marchis argenti, scilicet in duobus milibus marchis argenti, quas ei in dotem assignaveramus, et tribus milibus marchis argenti ultra. teulet/Laborde (Hg.): Layettes du trésor, Nr. 2719, S. 379. 157 wurstemberger (Hg.): Peter der Zweite, Bd. 4, Nr. 154, S. 87 (v. 17. Juli 1242); Liebermann (Hg.): Ex Mathei Parisiensis chronicis maioribus, S. 229; ders. (Hg.): Ex Mathei Parisiensis Historia Anglorum, S. 416. richard war aber keinesfalls die erste wahl; noch 1240 wurde eine Verlobungsvereinbarung aufgesetzt, wonach Sancha dem Dauphin der Grafschaft Vienne, Guigues VII. († 1269), zum Ehemann angetragen worden war. Benoit (Hg.): recueil de actes des

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IV. Brautschatz oder Schatz Braut: Die Mitgiften

richard von Cornwall eine stattlichere Mitgift erwartet. Sicherlich waren er und sein Bruder bereit, auch das Angebot von 2.000 Mark zu akzeptieren, lag ihnen doch viel daran, die Macht der französischen Krone mittels des südfranzösischen Verbündeten zu konterkarieren.158 In der Hauptsache dürfte Heinrich III. derjenige gewesen sein, der für die Anbahnung einer zweiten Ehe der Plantagenêts mit dem provenzalischen Grafenhaus verantwortlich zeichnete. Zumindest hatte er keine Bedenken, das Verwandtschaftsverhältnis für seine eigenen Ziele zu benutzen: Ende Januar 1243 untersagte er raimund Berengar jeglichen Kontakt mit dem französischen König. Auch durfte dieser Sancha, die designierte Braut richards von Cornwall, nicht durch französisches Gebiet reisen lassen.159 Der englische König befürchtete wohl, die zukünftige Gemahlin seines Bruders könnte von Ludwig IX. gefangenen genommen und als Druckmittel eingesetzt werden. Mit richard von Cornwall ehelich verbunden stieg Sancha wie ihre Schwestern als römisch-deutsche Königin zu höchsten würden auf. ob richard die Mitgift seiner Braut jemals erhielt, lässt sich nicht mehr feststellen. Es sollte aber berücksichtigt werden, dass sich raimund Berengar V. 1244 gezwungen sah, dem englischen König fünf Burgen zu verpfänden, damit dieser ihm ein Darlehen von 4.000 Mark Sterling (etwa 776,822 kg Silber)160 gewährte.161 Diese Bitte um Kredit weist auf eine keinesfalls konsolidierte Finanzsituation des Grafen hin. Die wahrscheinlichkeit, dass Sancha ihre Mitgift erhalten hat, rückt damit in weite Ferne. Wahlstimme gegen Hochzeit: Die Eheabsprachen zwischen Richard von Cornwall und Pfalzgraf Ludwig bei Rhein Als richard von Cornwall Sancha von der Provence zum Altar führte, war er Graf von Cornwall. Mehr als zehn Jahre später bot sich die Gelegenheit, selbst König zu werden. Seit dem tode wilhelms von Holland (reg. 1248–1256) am 28. Januar 1256 waren die Fürsten des römisch-deutschen reiches auf der Suche nach einem neuen Monarchen. Neben dem König von Kastilien war auch richard als potentieller Nachfolger im Gespräch. Angesichts der Doppelkandidatur sah sich richard von Cornwall gezwungen, den Großteil der Königswähler durch lukrative Versprechungen auf seine Seite zu ziehen. Geld, das ihm die cornwallisischen Silber- und Zinnminen in ausreichenden Mengen zur Verfügung stellten,162 war dabei ein substan-

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comtes de Provence, Bd. 2, Nr. 316, S. 403. Auch Graf raimund VII. von toulouse (amt. 1222–1249) hatte Interesse an der provenzalischen Grafentochter angemeldet. Ebd., Nr. 336, S. 414, Nr. 346, S. 425. Dazu Pécout (2004): L’invention de la Provence, S. 231ff. wurstemberger (Hg.): Peter der Zweite, Bd. 4, Nr. 163, S. 90. Berechnungsgrundlage ist der 1180 durch Heinrich II. eingeführte Sterling mit einem Normgewicht von 1,458 g und einem Silberanteil von 925/1000. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 154; witthöft (1989): über den lübischen und andere deutsche Münzfüße, S. 87. wie S. 207, Anm. 155. Allen (2012): Mints and Money, S. 244ff.; Hatcher, John: Art. Cornwall. II. wirtschaft, Siedlungs- und Agrarwesen, in: LexMA 3, Sp. 250. Beträchtliche Einnahmen dürfte richard zudem der in seiner Verantwortung stehenden Münzreform gezogen haben. Im Zuge der reform ließ

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zielles Handelsgut. Dem Erzbischof von Köln stellte er insgesamt 12.000 Mark Silber in Aussicht. Von dieser Summe sollten 8.000 Mark auf dessen Bemühungen um richards wahl entfallen. Das oberhaupt der Mainzer Diözese bekam für seine Stimme ebenfalls 8.000 Mark.163 Dem rheinischen Pfalzgrafen Ludwig II. dem Strengen versicherte richard eines besonderen Gewinns. In Stellvertretung des in England weilenden Königsbruders traf im November 1256 der Graf von Hennegau, Johann von Avesnes (amt. 1246–1257), mit Ludwig II. zusammen, um die englischen wahlzusagen zu konkretisieren. Niemand geringeren als eine englische Prinzessin sollte Ludwig zur Frau bekommen.164 Dass richard von Cornwall die tochter seines Bruders Heinrich III. von England – hier kann nur Beatrix († 1275) gemeint gewesen sein – als Heiratskandidatin ins Feld der Verhandlungen führen konnte, darf als Beleg dafür gewertet werden, dass der englische König in die Pläne seines Bruders fest eingebunden war. Mit welcher Beharrlichkeit man die familiäre Verbindung zum Pfalzgrafen bei rhein suchte, zeigt die Klausel über eine eventuelle Ersatzbraut. Stand keine Nachkommin Heinrichs III. zur Verfügung, sicherten die Plantagenêts Ludwig dem Strengen eine tochter der gemeinsamen Schwester Eleonore zu. Der Königskandidat selbst konnte keine eigene tochter anbieten. Aus seiner Ehe mit Sancha von der Provence waren nur Jungen hervorgegangen. obgleich sich bei näherem Hinsehen die zweite Heiratsoption zum Zeitpunkt der Verhandlungen als wenig aussichtsreich erwies, da Eleonore 1256 keine tochter (mehr) hatte, kann man die geplante Eheschließung wohl kaum als Finte abtun, die nur dazu angetan war, die Bestechung er, im Auftrag seines königlichen Bruders, neue Münzen schlagen, den anfallenden Schlagschatz behielt er ein. trautz (1969): richard von Cornwall, S. 36. 163 weiland (Hg): richardi regis constitutions, Nr. 383, S. 482ff.; rI V 2.4, Nr. 11771; Kaufhold (2007): Interregnum, S. 62ff.; Groten (1993): Konrad von Hochstaden, S. 504f.; Stehkämper (1978): Geld bei deutschen Königswahlen, S. 83ff.; Haider (1968): Die wahlversprechungen, S. 76. Zu Konrad von Hochstaden Siehe S. 159ff. 164 Vniuersitati uestre volumes esse notum, quod nos ab illustri principe domino nostro Rykardo comite Cornualie, fratre regis Anglie ad partes Alymanie destinati pro negociis eiusdem ibidem exequendis, ex speciali mandato ipsius filia fratris regis aliquo casu contingente non existat, magnifico principi Ludowico ducy Bauwarie et comiti palatino cum duodecim milibus marcarum sterlingorum legalium, duodecim solidis pro marca qualibet conputandis, ab ipso desponsandam dare promisimus in uxorem, de qua quidem summa pecunie quatuor milia marcarum eidem soluere promittimus et tenemur infa tres ebdomadas proximas post diem natiuitatis domini proximum uenturum, assignantes eidem dicta quatuor milia marcarum apud Vorstenberg siue Woluesberg, residuum uero predicte pecunie uidelicet octo milia marcarum eidem assignabimus in die, in qua electio regis Alymanie est a principibus celebranda […]. Ad predicta quidem inuiolabiter obseruanda iuramento super hoc a nobis prestito per presentes litteras nos obliga­ mus dantes in obsidem super predictis obseruandis vnum filiorum nostrorum Baldewinum seu Buchardum, statuentes preterea ad maiorem cautelam fideiussores venerabilem dominum nos­ trum N. cameracensem episcopum, Ottonem prepositum aquensem, Cunradum filium domini de Sleyda, Wiricum dominum de Duna, Henricum militem de Gymmenig, qui se obligauerunt sub tali forma, quod si predicta tam solucio nominate pecunia quam alia a nobis preomissa perducta non fuerit ad effectum, tam nos quam fideiussores nostri predicti Leodium intrabimus inde non exituri, quousque dicto L. comiti palatino de predictis omnibus plenarie fuerit satisfactum. wittmann (Hg.): Monumenta wittelsbacensia, Bd. 1, Nr. 66, S. 159f. Edition auch bei weiland (Hg.): richardi regis constitutiones, Nr. 379, S. 480f.

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IV. Brautschatz oder Schatz Braut: Die Mitgiften

Ludwigs des Strengen zu verschleiern. Beatrix war nämlich 1242 geboren worden und daher in heiratsfähigem Alter.

Johann  Ohneland   von  England  († 1216)  

Richard  von   Cornwall  († 1272)  

Margarethe     († 1275) Heirat 1251  

Heinrich  III.     († 1272)  

Katarina   (1253-­‐1257)  

Johanna     († 1238)  

Beatrix     († 1275)  

Isabella     († 1241)  

Tochter     († 1251)  

Eleonore     († 1275)  

Eleonore   (1258-­‐1282)  

Margarethe     († 1270) Heirat 1254/55  

Abbildung 2: Stammbaum der legitimen Nachkommen Johann Ohnelands und deren Töchter

Von Seiten des Pfalzgrafen sprach nichts gegen eine Vermählung, hatte er doch seine erste Frau unlängst wegen Ehebruchs hinrichten lassen. Auch aus dem Blickwinkel der Herrschaftskontinuität schien eine wittelsbachisch-englische Ehe angeraten: Ludwig II. war onkel und Vormund Konradins († 1268), des legitimen Erbens der Stauferdynastie. Durch eine familiäre Verbindung mit dem zukünftigen römischdeutschen König konnte der wittelsbacher hoffen, die Erbansprüche seines Mündels auf das Herzogtum Schwaben durchzusetzen.165 Für die Plantagenêts bedeutete die Heiratsallianz mit dem Wittelsbacher die nochmalige Anknüpfung an die staufische Herrschaftslinie, die durch die Ehe Friedrichs II. mit Isabella von England im Sommer des Jahres 1235 ihren Anfang genommen hatte. Die geplante Hochzeit wurde durch die Zusicherung von 12.000 Mark Silber begleitet, die der Pfalzgraf in zwei raten überwiesen bekommen sollte. Die Güte des Geldes sollte nicht nur die Festlegung einer Mark zu zwölf Schilling verbürgen,166 sondern auch der Zusatz, dass es sich bei den Münzen um marcae sterlingorum le­ galium, das heißt, durch die englische Krone geprüfte Münzen, handeln solle. Durch die Bestimmungen abgesichert, durfte sich Ludwig auf nicht weniger als 2.330,467 kg Silber freuen.167 Einzig der Zusammenhang mit den Ehevereinbarungen erlaubt 165 Vgl. dazu rI V 1.2, Nr. 4772b. 166 Dies stand im Gegensatz zur Summe, die richard dem Kölner Erzbischof versprach: 8.000 Mark zu 13 Schilling und 4 Pfennigen pro Mark. weiland (Hg.): richardi regis constitutiones, Nr. 383, S. 482ff. 167 Der 1180 durch Heinrich II. eingeführte Sterling blieb mit einem Gewicht von 1,458 g und einer reinheit von 92,5% über das 13. Jahrhundert hinaus die stabilste währung. Kluge (2007):

3. Die Mitgiften christlicher Herrscherdynastien

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die Vermutung, dass das Geld als Mitgift für die designierte Prinzessin gedacht war. Eine ausdrückliche Bezeichnung der Summe als dos oder pro maritagio wurde nicht vorgenommen. Den eigentlichen Zweck der Zahlung lässt indes die schriftliche Vereinbarung der einzelnen raten erkennen: Die ersten 4.000 Mark (etwa 776,822 kg Silber) wollte richard dem Pfalzgrafen in Fürstenberg (Schwarzwald-Baar-Kreis, Baden-württemberg) und wolfsburg (b. Neustadt a. d. weinstraße, rheinland-Pfalz) auszahlen. Anscheinend beabsichtigte er, sich nach weihnachten zur Königswahl ins reich zu begeben und bei dieser Gelegenheit seine Versprechen einzulösen. In diesem Sinne hatte er Johann von Avesnes befugt, Ludwig II. die restsumme für den tag der wahl (in die, in qua electio regis Alymanie est a principibus celebranda)168 zuzusagen. Eine Sammelurkunde aus dem Hauptstaatsarchiv München macht auf diesen Zusammenhang aufmerksam.169 Das Pergament hält drei separate Urkundentexte fest, die am 25. und 26. November 1256 niedergeschrieben worden waren. Der erste text enthält die Zusage Ludwigs des Strengen, eine tochter aus dem Hause Plantagenêt zu ehelichen, der zweite fixierte die Bereitschaft des Wittelsbachers, Richard zum römisch-deutschen König zu wählen. Der letzte der teile kann als Korrelat des ersten betrachtet werden. Darin garantierte der Pfalzgraf, die englische Königstochter umgehend zu heiraten. Das Diplom stellt wohl das wittelsbachische Äquivalent zu den Zusagen richards von Cornwall dar. Von einer Geldsumme ist in diesem jedoch nicht die rede, sodass die Konzessionen Ludwigs II. den Eindruck erwecken, von Ehe und Geld unbeeinflusste Entscheidungen zu sein. Dass sowohl die wittelsbachisch-englische Heiratsverbindung als auch die 12.000 Mark Sterling170 als Lockmittel Erfolg hatten, zeigt sich in der Königswahl von 1257. Vor den toren Frankfurts wählten die zwei rheinischen Erzbischöfe sowie Pfalzgraf Ludwig II. richard von Cornwall zum römisch-deutschen König.171 obwohl jeglicher Anhaltspunkt auf eine erfolgte Zahlung fehlt, ist nur schwer vorstellbar, dass Ludwig seine Stimme abgab, ohne wenigstens einen teil der im November des Vorjahres vereinbarten Geldsumme erhalten zu haben. wie gewissenhaft die Bemühungen um eine Eheschließung betrieben wurden, lässt sich nicht feststellen. Das Eheprojekt jedenfalls blieb unvollendet. Statt einer englischen Königstochter heiratete Ludwig II. 1260 Anna von Schlesien-Glogau († 1271). Eduard I. und Rudolf I. 1277/78 Der Habsburger rudolf I. knüpfte an die im 13. Jahrhundert nachweisbaren englischdeutschen Beziehungen an, als er 1277 mit Eduard I. Longshanks (reg. 1272–1307)

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Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 154f.; witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 87. Zu Gewicht und Feingehalt des Sterlings vgl. auch Allen (2012): Mints and Money, S. 144f. (tabelle); Hävernick (1930): Der Kölner Pfennig, S. 46. wittmann (Hg.): Monumenta wittelsbacensia, Nr. 66, S. 160. HStA München, HU 18. Edition bei wittmann (Hg.): Monumenta wittelsbacensia, Bd. 1, Nr. 63ff., S. 157ff. Die anonymen Gesta treverorum sprechen irrtümlich von 10.000 Mark. Siehe S. 155, Anm. 544. Schwarz (2010): Herrschaft und Herrschaftskonzeptionen, S. 63; Kaufhold (2000): Deutsches Interregnum, S. 27ff. Auch Groten (1993): Konrad von Hochstaden, S. 483ff.

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IV. Brautschatz oder Schatz Braut: Die Mitgiften

über ein Ehebündnis verhandelte. Die Freundschaft mit England versprach dem Habsburger in zweierlei Hinsicht Gewinn: In Eduard konnte ihm in naher Zukunft ein machtvoller Verbündeter entstehen, der seinen Nutzen gegen die kapetingischen widerstände bei der Machtübernahme im sogenannten Arelat unter Beweis stellen konnte. Die burgundische Peripherie hatte rudolf der habsburgischen Hausmacht einzuverleiben versucht, indem er sie seinem Sohn Hartmann († 1281) übergab. Diesem wurde nun eine englische Prinzessin als Gemahlin zugedacht, sodass die Plantagenêts beim Ausbruch eines offenen Konfliktes nicht umhinkamen, Partei für die Habsburger zu ergreifen. Auf der anderen Seite – so die Meinung ruth KöhLerS – habe sich der römisch-deutsche König durch ein Ehebündnis mit England die Bewahrung des Friedens im westen erhofft, um seine Kräfte vollständig auf die Auseinandersetzung mit dem böhmischen rivalen ottokar I. konzentrieren zu können.172 Es erscheint freilich widersprüchlich, dass rudolf den Frieden im westen gesucht haben soll, ihn aber zeitgleich durch seine Politik im Arelat gefährdete. Für ihn dürfte weniger der Frieden im gesamten westen als vielmehr die Befriedung der Grafschaft Savoyen im Vordergrund gestanden haben. Der Graf von Savoyen war zu einem gefährlichen Konkurrenten der Habsburger geworden. Die englischen Könige unterhielten ihrerseits gute Kontakte zu den Savoyarden, mittels derer sie für ein Stillhalten des Grafen an den Grenzen der habsburgischen Stammlande sorgen konnten. Dies wiederum hätte rudolf Gelegenheit gegeben, seine Kräfte im Kampf mit den Přemysliden in Österreich und der Steiermark zu bündeln.173 Auch Eduard I. konnte durch ein Bündnis mit rudolf I. auf eine Verbesserung seiner gegenwärtigen politischen Lage hoffen. Die Sicherung des englischen Kontinentalbesitzes ließ sich am ehesten durchsetzen, wenn man den römisch-deutschen König an seiner Seite wusste. Die französische Krone, als notorische rivalin Englands, lief dadurch Gefahr zwischen die Fronten zu geraten. Außerdem ließen sich die Interessen rudolfs und Eduards in Südwestfrankreich vereinen: wo der erste das Arelat für sein Haus zu sichern suchte, bemühte sich letzterer, die Grafschaft Provence an sich zu ziehen.174 Für beide Herrscher war der gemeinsame Schulterschluss politisch opportun. In diesem wissen trat im April 1277 Bischof Gerhard von Verdun (amt. 1275–1278) vor König rudolf, um im Auftrag seines Herrn über ein Bündnis zu verhandeln.175 Spätestens im September war der Gedanke an eine Heiratsverbindung vollständig ausgereift. Am 25. des Monats jedenfalls erteilte der Habsburger dem Bischof von Basel, Heinrich II. von Isny (amt. 1275–1286, † 1288), sowie dem Magister Andreas von rode176 die Vollmacht, die Hochzeit zwischen Hartmann von Habsburg und Johanna von England († 1307) zu arrangieren.177 172 Köhler (1969): Die Heiratsverhandlungen, S. 2. 173 Krieger (2003): rudolf von Habsburg, S. 204; Prestwich (1988): Edward I, S. 317. 174 Ebd., S. 2; zu den weiteren überlegungen beider Herrscher siehe Krieger (2003): rudolf von Habsburg, S. 203. 175 Chaplais (Hg.): treaty rolls, Nr. 178, S. 73. 176 Andreas war von 1274–1281 als Kanzler rudolfs von Habsburg tätig und unternahm für diesen mehrfach diplomatische Missionen. Zur Person Andreas‘ von rode siehe Grossmann, Herbert: Art. Andreas von rode, in: VerfLex 1, Sp. 348ff. 177 Schwalm (Hg.): Rudolfi regis constitutiones, Nr. 158, S. 152.

3. Die Mitgiften christlicher Herrscherdynastien

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Im Januar 1278 hatten die Unterhändler ihre Mission erfüllt. Die Monarchen schworen sich, ihre Kinder miteinander zu verheiraten.178 Als Mitgift musste Eduard seiner tochter 10.000 Mark verschreiben. Dass die Summe in 1.440.000 englischen Sterlingen, das heißt in den zwischen 1247–1279 sich im Umlauf befindlichen sogenannten Long-Cross-Sterlingen,179 bezahlt werden sollten (in dotem decem milia Sterlingorum), geht aus einem Schreiben des englischen Königs hervor. Dieses ist in der von thomas ryMer und robert SanderSon 1739 herausgegebenen Quellensammlung zu den politischen Schriftstücken der englischen Könige abgedruckt, fand jedoch keinen Eingang in die einschlägigen MGH Constitutiones. Das Schriftstück aus der Kanzlei Eduards I. stellte nicht etwa den Ehevertrag dar. Es ist vielmehr als ein nachträgliches Dementi zu betrachten, welches nötig geworden war, weil per errorem scriptorem omissum fuerit verbum unum, videlicet, in loco, in quo dicitur, quod nos dicto Hartmanno cum dictâ Filiâ nostrâ promittimus dare in dotem decem milia Sterlingorum Libris vel Marcis nequam expressis.180 Vor dem Hintergrund dieses Schreibens lässt sich vermuten, dass es zwischen dem englischen und dem römisch-deutschen König, was die Bemessung des Brautschatzes anbelangte, zu Missverständnissen gekommen war. tatsächlich hätte es einen grundlegenden Unterschied bedeutet, wenn Eduard seine tochter mit 10.000 Pfund Sterling, was dem Gegenwert von 3.236,76 kg Silber in 2.400.000 Münzen entsprochen hätte, anstatt mit den in wirklichkeit angedachten 10.000 Mark Sterling, also 1.942,056 kg Silber in 1.440.000 Münzen, hätte ausstatten müssen.181 Der englische Herrscher war nicht bereit, ein Vielfaches der von ihm ursprünglich angedachten Summe zu verlieren. Die richtigstellung muss rechtzeitig eingetroffen sein. Als nämlich im Januar 1278 die englischen Zusagen schriftlich fixiert wurden, war ausdrücklich von Mark die rede.182 Scheinbar hatte die englische Seite auch die Verwendungsmöglichkeiten des Geldes eingeschränkt. Am 4. Mai versicherte rudolf dem Plantagenêt in einem kurzen Schreiben, dass der Brautschatz der Prinzessin Johanna in communem utili­ tatem verwendet werden würde.183 was genau als „dem allgemeinen Nutzen dienlich“ empfunden wurde, ist nicht weiter ausgeführt. Eduard dürfte sich wohl vor allem gewünscht haben, dass das Geld den jungen Brautleuten respektive seiner tochter zugutekam. 178 179 180 181

Ebd., Nr. 160f., S. 153f. Vgl. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 155 und taf. 69, Abb. 1168f. rymer/Sanderson (Hg.): Foedera, Bd. 1.2, S. 172. Berechnungsgrundlage ist der 1180 durch Heinrich II. eingeführte Sterling mit einem Normgewicht von 1,458 g und einem Silberanteil von 925/1000. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 154; witthöft (1989): über den lübischen und andere deutsche Münzfüße, S. 87. Der Sterling stellte bis ins 14. Jahrhundert eine stabile währung mit durchgehend hohem Silbergehalt dar; zwischen 1180 und 1377 fanden lediglich zwei Prägewechsel statt. Kluge (2005): Numismatische Einführung, S. 24; vgl. auch Allen (2012): Mints and Money, S. 144f. (tabelle). 182 nos damus et concedimus […] caucionem de decem milibus marcarum sterlingorum , quas dicto Hartmanno cum eadem filia nostra dare tenemur in dotem, nobis vel dicte filie nostre restidu­ endas, si dictum Hartmannum decedere contigerit, filia nostra superstite supradicta. Schwalm (Hg.): Rudolfi regis constitutiones, Nr. 163, S. 155. 183 rymer/Sanderson (Hg.): Foedera, Bd. 1.2, S. 171.

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IV. Brautschatz oder Schatz Braut: Die Mitgiften

Im Mai verpflichtete sich König Rudolf, seiner zukünftigen Schwiegertochter ein der Höhe der Mitgift entsprechendes wittum zu gewähren.184 Darauf hatte der englische König von Anfang an gedrängt.185 Dass die Sorgen um die angemessene Versorgung seiner tochter berechtigt waren, zeigen zwei englische Briefe an den königlichen Unterhändler Gerhard von Verdun, aus denen hervorgeht, dass rudolf auch im November noch keine widerlegung des Brautschatzes festgelegt hatte. Als Folge dieses Versäumnisses stellte Eduard die Hochzeitsfeierlichkeiten solange zurück, bis seiner tochter ein wittum zugesprochen wurde.186 Der Habsburger seinerseits sorgte für eine Verschleppung der Angelegenheit, indem er vom englischen Monarchen die Entsendung eines weiteren Bevollmächtigten verlangte.187 Bis zu Hartmanns tod in den Fluten des rheins am 21. Dezember 1281 und der damit einhergehenden Erledigung des englisch-deutschen Eheprojektes blieb der römischdeutsche Herrscher seiner Zusage säumig. Vielleicht hatte – wie von ruth KöhLer vermutet – die Ausstellung eines so hohen wittums gar nicht in rudolfs Macht gestanden.188 In ihrer Untersuchung dieses speziellen Ehebündnisses hat sich KöhLer vor allem auf dessen politische tragweite fokussiert.189 Die herausragende Bedeutung von Hochzeiten als Mittel mittelalterlicher Politik mag diese Konzentration durchaus rechtfertigen. Doch ist die Mitgiftsumme von 10.000 Mark sowie das dementsprechende wittum mehrfach Gegenstand der Betrachtung, ohne dass dem Leser ein ungefährer Eindruck von der Dimension dieser Zahlung gewährt wird. Ein Vergleich mit den Mitgiften anderer englischer Königstöchter macht deutlich, dass die von Eduard versprochenen 10.000 Mark für englische Verhältnisse eher niedrig waren. Dafür mögen die soziale Stellung rudolfs sowie die politische Brisanz der Eheverbindung verantwortlich gewesen sein. wo bei Heinrich V. und Friedrich II. der Kaisertitel sowie die Herrschaftstradition ihrer Geschlechter den Brautschatz zu ihren Gunsten beeinflusst haben dürfte, konnte der Sohn Rudolfs I. „nur“ auf einen königlichen Vater verweisen sowie auf eine Familie, die erst auf vier Jahre Königtum zurückblicken konnte. Dies mag die Mitgift, die Eduard für seine tochter zu zahlen bereit war, sicherlich zu Ungunsten des Bräutigams beeinflusst haben.

184 Schwalm (Hg.): Rudolfi regis constitutiones, Nr. 167, S. 156f. 185 So auch in den Instruktionen an seine Gesandten. Ebd., Nr. 162, S. 154. Beide Herrscher hatten diesbezüglich einen Eid abgelegt: Promisimus insuper bona fide, quod super dotis et donacionis propter nupcias certificatione plenaria dicto regi Anglie vel nunciis suis, quos ad hoc deputare decreverit, competens caucio prestabitur, ut oportet. Ebd., Nr. 160, S. 153. 186 Porro vestram paternitatem, de qua specialissime confidimus, affectione qua possumus requiri­ mus et rogamus, quatenus negocium matrimonii, quod inter nobilem domicellum Hartmannum illustris regis Romanorum filium et Iohannam filiam nostram per vos quasi ab inicio fuerat prelocutum, taliter effectui votivo mancipari procuretis. Ebd., Nr. 174f., S. 160f., hier Nr. 174, S. 161. 187 Ebd., Nr. 172, S. 159f.; auch Köhler (1969): Die Heiratsvereinbarungen, S. 32f. 188 Köhler (1969): Die Heiratsverbindungen, S. 68f. Johanna ehelichte stattdessen 1290 den Grafen von Hertford und Gloucester, Gilbert von Clare († 1295). über die Hintergründe siehe Morris (2008): A great and terrible King, S. 223ff., zur Heirat, S. 224f. 189 Allein zwei Kapitel der recht kurzen Darstellung verfallen auf die Bündnispolitik rudolphs von Habsburg und Eduards von England. Ebd., S. 36ff., 58ff.

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Unter den Mitgiften königlicher Bräute, die einen Kaiser- oder Königssohn heirateten, ist die Hartmann und seiner Braut in Aussicht gestellte Summe ebenso als gering anzusprechen. Dennoch übertraf sie die Aussteuern der Gemahlinnen von Herzögen und Grafen, sodass man konstatieren kann, dass ihre Höhe hinsichtlich des Standes sowohl von Braut und Bräutigam als auch von Braut- und Bräutigamvater adäquat war.190 1269 erscheinen den Kölner Bürgern 10.000 Mark Sterling als hohe aber gerechte Kompensation für den Fall, dass der Herzog von Limburg aus der Gefangenschaft floh. 10.000 Mark (2.338,12 kg Silber) gaben fünf zypriotische Barone im Jahre 1229 an Friedrich II., um die Verwaltung der Insel übernehmen zu können. Bei der wahl richards von Cornwall zum römisch-deutschen König hatte die gewichtige Stimme des Kölner Erzbischofs 8.000 Mark Sterling gekostet.191 Diese wenigen Beispiele mögen genügen, um hervorzuheben, dass die Mitgift Johannas – immerhin beinahe 2.000 kg reines Silber – nicht exorbitant, aber doch ausreichend hoch war, um das Ehebündnis auch finanziell attraktiv zu machen. Dass Eduard I. ein wertgleiches wittum der von ihm zu zahlenden Mitgift verlangte, mag als Ausdruck von Egalität gewertet werden. Auf Grundlage der kleinen habsburgischen Hausmacht und den geringen Machtmitteln, die das Königtum mit sich brachte, leuchtet KöhLers Erklärung durchaus ein, dass rudolf sich außer Stande sah, Landbesitz im wert von fast 2.000 kg Silber für seine Schwiegertochter aufzubringen. In den finanziellen Mitteln offenbarte sich, dass eine Gleichrangigkeit zwischen den Königen rudolf und Eduard nur nominell, keinesfalls aber materiell und wohl auch nicht politisch bestand. 4. DIE MoNEtÄrEN MItGIFtEN DES EUroPÄISCHEN FürStEN-, HoCH- UND MIttLErEN ADELS IM röMISCHDEUtSCHEN rEICH UND IN FrANKrEICH 4. DIE MoNEtÄrEN MItGIFtEN DES EUroPÄISCHEN ADELS 4.1. Vorbemerkung Eine praktische Schwierigkeit bei der Bearbeitung mittelalterlicher Mitgiften unterhalb der Herrscherebene besteht vor allem darin, dass das zutage geförderte Material lückenhaft ist und oft kaum mehr als die Summe des Brautschatzes wiedergibt. Das Quellendefizit beeinflusste die Konzeption und Präsentation der Untersuchungsergebnisse nicht unwesentlich. Eine bloße Abschrift von tobias WeLLers maßgeblicher Darstellung zu den Heiratsverbindungen der reichsfürstlichen Familien des 12. Jahrhunderts sollte vermieden werden. WeLLer kommt der Verdienst zu, die „Entwicklung des Heiratsverhaltens reichsfürstlicher Familien während des 12. Jhs.“192 anhand von dreizehn der bedeutendsten Adelsgeschlechter des römisch-deutschen reiches gründlich erforscht zu haben. Die Mitgiften, sofern diese überliefert sind, wurden von ihm in ihrer jeweiligen Bedeutung erkannt und in die Untersuchung 190 Vgl. Anhang: tabelle 1. 191 rI V 1.1, Nr. 1755a; rI V, 2.4, Nr. 11771. 192 So definierte Weller die eigenen Bemühungen in seinem Vorwort. Weller (2004): Die Heiratspolitik, S. 1.

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eingebunden. WeLLer ergänzte damit die bereits seit 1993 vorliegende Arbeit KarlHeinz SpieSS’, die sich der Analyse hochadliger Verwandtschaftsbeziehungen vom 13. bis 16. Jahrhundert widmet. Aus arbeitsökonomischen Gründen beschränkte SpieSS seine Beobachtungen auf den fränkischen, hessischen, mittel- und oberrheinischen Grafen- und Herrenadel.193 Auch er räumte dem Erb- und konnubialen Güterrecht der Frauen einen breiten raum ein. Ein eigenes Kapitel widmete der Autor der dezidierten Untersuchung von Mitgiftbeträgen, welche er zu recht als wertindikatoren für den rang der sich verbindenden Familien verstanden wissen wollte.194 SpieSS’ Methode, wonach zunächst die Mitgiften innerhalb eines einzelnen Geschlechts einer Analyse unterzogen worden waren, eignet sich nicht für die in diesem Kapitel interessierenden Adelsfamilien. Einmal mehr muss die überlieferungssituation hierfür verantwortlich gemacht werden: tobias WeLLer hatte in seiner Einleitung für das 12. Jahrhundert einen Mangel an (erhaltenen) Eheverträgen beklagt.195 Gleiches gilt für das 13. Jahrhundert. Es war daher nicht praktikabel, die Entwicklung der Brautschätze einzelner römisch-deutscher, französischer und englischer Adelsgeschlechter von 1100 bis 1300 zu betrachten. Stattdessen erschien es angeraten, eine Vergleichsstudie der Mitgiften des römisch-deutschen wie französischen Adels vorzunehmen. Auf diese weise wurde das bloße Kopieren der Erkenntnisse WeLLers (und SpieSS’) vermieden und stattdessen ein überblick über die Mitgiftpraxis des römisch-deutschen und französischen raumes gewährleistet, ohne zugleich Gefahr zu laufen, die noch ausstehende Gesamtauswertung der Geldbeträge vorwegzunehmen. Aufgrund der Quellenfülle musste das englische Königreich an dieser Stelle leider ausgespart werden. Natürlich wäre auch hier eine intensive Betrachtung lohnenswert. 4.2. Der wunsch nach sozialem Aufstieg: Hermann I. von Henneberg Bei ihren Heiratsbeziehungen verfolgten die im römisch-deutschen reich ansässigen Adelsfamilien klar abgesteckte Ziele. wo sich die ihnen Gelegenheit bot, ehelichten sie höherrangige Partner, um selbst aufsteigen zu können. Dieser wunsch war wohl auch für Hermann I. von Henneberg († 1290) handlungsleitend, als sich dieser 1249 die Schwester König wilhelms von Holland zur Frau nahm. Als zweitgeborener Sohn des Grafen von Henneberg hatte er nur einen kleinen teil der väterlichen Lande im thüringischen raum geerbt.196 wie ambitioniert der Henneberger war, lässt sich deutlich daran ersehen, dass er erfolgreich die Erweiterung seines bescheidenen Erbes betrieben hatte. Nach dem tod Heinrich raspes 1247 war er sogar als thronkandidat im Gespräch.197 Durch die Heirat mit König wilhelms Schwester Margare193 194 195 196 197

Vgl. Spieß (1993): Familie und Verwandtschaft, S. 14ff. Ebd., S. 327ff., zu den Mitgiften S. 344ff. weller (2004): Die Heiratspolitik, S. 6. Gerland, otto: Art. Hermann, Graf zu Henneberg-Struf, in: ADB 12, S. 124f. Wölfing (1996): Die Grafen von Henneberg, S. 18f.

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the († 1276) mochte er gehofft haben, in den erlauchten Vertrautenkreis des Königs aufzusteigen und dort Karriere zu machen. Unberechtigt war diese Hoffnung nicht: Der frisch gewählte römisch-deutsche König musste zusehen, die politischen Kräfte des reiches auf seine Seite zu ziehen, um sich gegen Friedrich II. behaupten zu können. Hermann von Henneberg war freilich nicht der unentbehrliche Verbündete, ohne dessen Hilfe ein Sieg über den Staufer nicht zu erwarten war. Gleichwohl hatte er wilhelm von Holland seit 1247 tatkräftig unterstützt198 und konnte ihm auch weiterhin von Nutzen sein. Möglicherweise betrachtete der König die Vermählung des Hennebergers mit seiner Schwester als eine fällige Belohnung für dessen bisherige Dienste. Dass Hermann keineswegs zu den Mitgliedern des Hochadels zählte, ist auch an der Höhe der Mitgift zu erkennen: 4.000 Mark wertechter Kölner Pfennige (quatuor milia marcarum bonorum et legalium Colon. denariorum) sicherte wilhelm seiner Schwester zu.199 Das entsprach einem Gewicht von 777,888 kg Silber in 576.000 Pfennigmünzen.200 Als der Sohn Herzog Heinrichs XIII. von (Nieder-) Bayern im Jahre 1276 die tochter des ebenfalls erst seit Kurzem regierenden Königs Rudolf I. von Habsburg zum Altar führte, sollen ihm profitable 20.000 oder sogar 40.000 Mark Silber (4.676,24 kg oder 9.352,48 kg Silber)201 versprochen worden sein.202 Dem Pfalzgrafen Ludwig II. waren 1256 12.000 Mark Sterling (2.589,408 kg Silber) vertraglich zugesichert worden, wenn dieser eine weibliche Verwandte richards von Cornwall, der bereits alle weichen gestellt hatte, um zum König des römisch-deutschen reiches gewählt zu werden, zur Gemahlin nähme.203 waren in den genannten Fällen auch das Bedürfnis nach Befriedung einerseits, die Vorbereitung der Königswahl andererseits maßgebliche Faktoren, die für eine Erhöhung der Mitgift sorgten, so hinkt die Aussteuer der Margarethe von Habsburg diesen in ihrer Größenordnung nichtsdestoweniger hinterher. 198 Ebd., S. 125. 199 Bergh (Hg.): oorkondenboek van Holland, Bd. 1, Nr. 495, S. 265 (v. 4. Juli 1249). 200 Der Kölner Pfennig wog im 13. Jahrhundert durchschnittlich 1,46 g, sein Feinsilbergehalt schwankte zwischen 923/1000 und 939/1000; in der regel entsprach er aber demjenigen des englischen Sterling (1,458 g, 925/1000). Hävernick (1930): Der Kölner Pfennig, S. 46, 51; Voßberg (1843): Geschichte der preussischen Münzen, S. 65. Vgl. auch witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 77. 201 Berechnungsgrundlage ist die Kölner Mark mit 233,812 g Silber. Zum Gewicht der Kölner Mark siehe Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; Schaube (1906): Handelsgeschichte, S. 813. 202 Die Quellen sind widersprüchlich: Die Continuatio Vindobonensis spricht von 20.000 Mark, die Continuatio Praedicatorum Vindobonensium von 40.000 Mark. Pertz (Hg.): Continuatio Vindobonensis, S. 708f., z. J. 1277; ders. (Hg.): Continuatio Praedicatorum, S. 729, z. J. 1277, 730, z. J. 1278. Die Mitgift war möglicherweise auch deshalb so hoch, weil rudolf das Bündnis mit dem bayerischen Herzog zur Verfolgung seines vornehmlichsten Ziels, der Unterwerfung ottokars von Böhmen, benötigte. Um eine Intervention gegen den Böhmenkönig zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen, musste rudolf den niederbayerischen Herzog zur Unterstützung, wenigstens aber zum Stillhalten bewegen. Der hohe Geldbetrag muss letztlich vor allem diesem Zweck gedient haben. tatsächliche hatte das Ehebündnis die Aufhebung der Donausperren zur Folge, was dem König einen freien Zugang nach österreich gewährte. Siehe dazu Krieger (2003): rudolf von Habsburg, S. 139; Kustering (1979): Probleme um die Kämpfe zwischen rudolf und ottokar, S. 237, Anm. 53. 203 Siehe S. 208ff.

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IV. Brautschatz oder Schatz Braut: Die Mitgiften

Dennoch bedeutenden 4.000 Mark Kölner Pfennige für wilhelm von Holland keinen belanglosen Ausgabeposten. Das lässt sich besonders daran ablesen, dass er keine Anstalten machte, das Geld in irgendeiner weise aufzubringen. Stattdessen verpfändete er die Zolleinnahmen von Geervliet (Prov. Süd-Holland, Niederlande). Von diesen durfte Hermann alljährlich am 30. November 400 Mark Kölner Münze abschöpfen, solange bis die Schuld abgegolten war.204 Um dieser Verleihung größtmögliche Geltungskraft zu geben, ließ der König sie durch den reichskanzler und Erzbischof Christian II. von Mainz (amt. 1249–1251), durch Erzbischof Konrad I. von Köln sowie durch die Bischöfe von Utrecht und Lüttich besiegeln. offenbar kamen wilhelm bereits früh Zweifel, dass die Zolleinnahmen bei Geervliet ausreichen würden, um den Finanzbedarf Hermanns I. zu decken. Daher beschloss er, dem Henneberger nötigenfalls auch den Zoll von Amberg (Bez. oberpfalz, Bayern) zu verpfänden. Für den König war die Verpfändung ein beliebtes Mittel, seine unzureichende Barschaft zu entlasten. Die Ausgabe von Pfändern war freilich nicht unproblematisch. Ein Beispiel aus der Zeit wilhelms von Holland soll das verdeutlichen: Im Sommer des Jahres 1253 unterzeichnete Gottfried von Hohenlohe ein Schriftstück, in welchem er seinem Schwiegervater treuherzig versicherte, er werde die verpfändeten Güter zurückgeben, sobald er für seine Braut eine Mitgift von 1.000 Mark erhalten habe.205 Die Ausfertigung eines solchen Schreibens ging zweifellos auf die Initiative des Brautvaters zurück, der fürchtete, ihm könnten die ausgegebenen Pfänder entfremdet werden. Einem solchen wagnis setzte sich König wilhelm nicht aus, da er nicht die Zollstationen, sondern lediglich die Zolleinnahmen in einer limitierten Höhe versetzte. Der Verdacht liegt nahe, dass wilhelm von Holland, trotz des vergleichsweise niedrigen ranges des Bräutigams, bei der Festlegung des Brautschatzes eine gewisse Höhe nicht unterschreiten durfte, wollte er sein Amt als König ausreichend repräsentiert wissen. Als am 5. November 1214 Herzog Heinrich I. von Brabant (amt. 1183–1235) seine frisch verwitwete tochter Mathilde († 1267) mit dem Sohn von wilhelms gleichnamigen Großvater verlobte, gab er dieser 2.500 Mark Kölner Gewicht (584,53 kg Silber) zur Mitgift.206 wenn schon ein Herzog einem Grafen einen solchen Betrag zusagte, durfte ein König, selbst wenn Margarethe nur seine Schwester war, hinter dieser Summe wohl kaum zurückstehen. Es muss diese Annahme zunächst lediglich als Arbeitshypothese gelten, da dem Auswertungskapitel (V. 2. Mitgiften) nicht vorweggegriffen werden soll. Andererseits soll sie auch nicht völlig 204 ut singulis annis in festo sancti Andree apostoli qudragintas marcas in nummos Colonienses de dicto theonio percipere debeat plena sorte, quo dum promissa ei pecunia in integram fuerit persoluta. Bergh (Hg.): oorkondenboek van Holland, Bd. 1, Nr. 495, S. 265. 205 Gotfridus comes de Lewenstein presenti scripto recognosco et fateor, quod ego universa bona tam in Rotingen quam in Strute obligata mihi per socerum meum dominum Gotfridum de Ho­ hinloch pro mille marcis argenti, quas dedit pro maritagio filie sue Cunigundi coniugi mee, promisi et teneor dare ad redimendum ipsi socero meo vel eius heredibus pro summa pecunie prenotata. weller (Hg.): Hohenlohisches Urkundenbuch, Bd. 1, Nr. 255, S. 169. 206 Dux autem filiæ suæ bis mille & quingentas marcas Coloniensis monetæ donavit. […] & ipse Dux ipsum Comitem hos redditus quietè possidere faciet annuatim donec persolvantur bis mille & quingentæ marcæ prænotatæ; quibus persolutis, prædicti redditus ipsi Duci liberi erunt. Dumont (Hg.): Corps universel diplomatique, Bd. 1.1, Nr. 285, S. 152.

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unkommentiert bleiben, existieren doch andere Quellen, welche die Höhe der Mitgift als von der rangordnung der Brautväter abhängig ausweisen. Ein eindrückliches Beispiel gibt das gemeinsame testament König Peters II. von Aragón (reg. 1196– 1213) und Graf Alfons II. von der Provence (amt. 1185–1209) vom 4. oktober 1204. Die beiden Brüder hatten darin die Hochzeitsausstattung ihrer töchter festgelegt. Der König setzte eine Aussteuer von 6.000 Mark (1.402,872 kg Silber)207 an, der Graf gab sich mit der Hälfte zufrieden.208 Die Herrschaftstitel der Väter determinierten den (Geld-)wert der Bräute. Physiognomie, moralische Integrität oder das Alter der Frauen schien bei der testamentarischen Festlegung dieser Mitgiften keinerlei Einfluss auf deren Summe gehabt zu haben. So bedachte Wilhelm VIII., Herr von Montpellier (amt. 1173–1203), seine beiden noch nicht verheirateten töchter Agnes und Adelheid gleichermaßen mit 100 Mark Silber (23,7 kg Silber)209, zuzüglich den ornamenta nuptialia, womit die den Grafentöchtern gebührende Ausstaffierung an Schmuck und Kleidern gemeint war.210 4.3. Ehen und ihre politische Funktion Ehen mit Bündnischarakter Abseits der Suche nach sozialem Aufstieg verbanden die Brautväter mit der Verheiratung ihrer weiblichen Nachkommen handfeste politische Absichten. In der regel war dies die freundschaftliche Annäherung an eine mächtige Familie. Das klassische Bündnis suchte rainald I., der Graf von Geldern (amt. 1271–1320, † 1326), als er sich am 21. April 1286 mit der tochter seines Standesgenossen, des Grafen von Flandern, verlobte. Aufgrund der Nähe Flanderns zum Limburger territorium musste rainald Guido von Flandern (amt. 1251–1304) als geeigneten Verbündeten im Kampf um die Herzogswürde betrachten. Im Erbfolgestreit um das Herzogtum Limburg, von welchem im Zusammenhang mit der Gefangennahme Erzbischof Siegfrieds von Köln bereits die rede war,211 standen sich der Graf von Geldern und der Herzog von

207 Berechnungsgrundlage ist die Aragóneser Mark, die von ihrem Gewicht her demjenigen der Kölner Mark entsprach. Luschin von Ebengreuth (1976): Allgemeine Münzkunde, Nr. 4, S. 166. Die Kölner Mark besaß ein Gewicht von 233,812 g. Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; Schaube (1906): Handelsgeschichte, S. 813. 208 Benoit (Hg.): recueil des actes des comtes de Provence, Bd. 2, Nr. 40, S. 54f. 209 Der wert der Mark von Montpellier wird in der numismatischen Literatur mit unterschiedlichen Zahlenangaben zwischen 235 bis 239 g angegeben. Da die jüngere numismatische Literatur die Spannweite des Markgewichts in besonderem Maße betont, schien es angeraten, sich für den strategischen Mittelwert von 237 g zu entscheiden. Zu den unterschiedlichen Gewichtsangaben der Mark von Montpellier siehe Bompaire/Dumas (2000): Numismatique médiéval, S. 298 (tabelle 2); Luschin von Ebengreuth (1976): Allgemeine Münzkunde, Nr. 50, S. 168; Schaube (1906): Handelsgeschichte, S. 813. 210 Filiabus meis Agneti et Adalaiz matitandis, dimitto cuique c marchas argenti, jure institutionis, et ornamenta nuptialia. Ainé (Hg.): Liber instrumentorum memoralium, Nr. 99, S. 198 (v. 4. November 1202); auch Hughes (1978): From Brideprice to Dowry, S. 280. 211 Siehe S. 165.

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Brabant unversöhnlich gegenüber.212 Zwar konnte sich rainald I. mit dem Kölner Erzbischof und dem Grafen von Luxemburg prominenter Verbündeter rühmen, sie allein waren jedoch keine Garantie für einen Sieg. Der ausgestellte Verlobungsvertrag war denn auch mit einiger Rücksicht auf den umworbenen, flandrischen Verbündeten formuliert. Die Zahlung der 30.000 Pfund tournosen (2.411,136 kg Silber in 7.200.000 Münzen),213 die rainalds zukünftige Braut Margarethe († 1331) als Mitgift erhalten sollte, sollte zwar bereits im Mai (15.000 Pfund) und November (15.000 Pfund) fällig werden, doch wurde Guido vorsorglich eine Fristverlängerung eingeräumt.214 trotz des vorab gewährten Zahlungsaufschubs trachtete rainald von Geldern danach, die Mitgift seiner Gemahlin in absehbarer Zeit seinem Vermögen hinzuzufügen. In einer weiteren Urkunde brachte der Graf von Flandern 21 namentlich aufgeführte ritter und Edelherren bei, die für die versprochene Summe bürgten. Geriet der Brautvater mit der Zahlung in Verzug, wollten diese den Ausstand begleichen.215 Ebenso wichtig wie das Bündnis, wenn nicht sogar noch wichtiger, war dem Grafen von Geldern die Akquise von Finanzmitteln. Die Auseinandersetzung mit Johann von Brabant und seinen Verbündeten hatte schon damals große Summen des gräflichen Vermögens verschlungen. Seit dem Beginn des Erbfolgestreits im Jahre 1283 litt rainald unter permanenter Geldnot.216 Zum Zeitpunkt der Verlobung lag ein Ende des Zwistes noch in weiter Ferne. Friedenstiftende Ehen Mit den Limburger Erbfolgestreitigkeiten hatte auch eine zwischen walram von Jülich (amt. 1278–1297) und Siegfried von Köln vereinbarte Heirat zutun. In der 212 Gruss (1994): Geschichte des Bergischen Landes, S. 158ff.; Corsten (1988): Der limburgische Erbfolgekrieg, S. 227ff. 213 Nach der unter Ludwig IX. von Frankreich 1266 durchgeführten Münzreform hatte der Denier tournois ein Normgewicht von 1,12 g, bei einem Feingehalt von 299/1000. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 137. 214 Item, concordatum est et ordinatum inter me et ipsos, quod dictus comes Flandrensis debet mihi tradere et deliberare in matrimonium cum Marghareta, filia sua praedicta, in solutionem ven­ dagii quod eadem Marghareta fecit dicto comiti, genitori suo, de suo dotalito quod ipsa habere solebat in Scotia, et de arreragiis ejusdem dotalii, triginta millia librarum Turonensium quas dictus comes Flandriae mihi tenebitur reddere et solvere, videlicet quindecim millia librarum Turonensium infra mensem, postquam matrimonium de me et filia sua praedicta perfectum fuerit et consummatum; et reliqua quindecim millia librarum Turonensium infra octavas festi­ vitatis beati Martini hyemalis proximo subsequentis, nisi ita esset quod dicta comitissa Flandriae praedicta prorogaret solutionem illius termini in antea usque ad Pascha proximo post sequens. reiffenberg (Hg.): Monuments pour servir à l’histoire, Bd. 1, Nr. 63, S. 209. Das altfranzösische Äquivalent von rainald von Geldern bei Spaen (Hg.): oordeelkundige inleiding tot de histoire van Gelderland, Nr. 37, S. 81. 215 reiffenberg (Hg.): Monuments pour servir à l’histoire, Nr. 64, S. 214f. 216 Dazu Venner (1988): Die Grafschaft Geldern, S. 267ff. Aus dem Limburger Erbfolgestreit ging rainald von Geldern nicht nur ohne das ersehnte Herzogtum hervor. Es hatten sich auch enorme Schulden angehäuft, zu deren tilgung er sogar dem Schwiegervater die Grafschaft Geldern verpfänden musste. Noch 1295 standen Beträge zur Bezahlung, der bei worringen aufseiten Gelderns kämpfenden ritter aus. Lehnert (1988): Die Schlacht von worringen, S. 104ff.

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Schlacht bei worringen 1288 waren beide noch erbitterte Feinde gewesen. 1290 beabsichtigte walram die Nichte des Kölner Erzbischofs zur Frau zu nehmen. Beide besiegelten am 9. März eine amicabilis compositio seu ordinatio.217 Compositio wird man in diesem Zusammenhang getrost als „Aussöhnung“ übersetzen dürfen, bezog sich der erste teil des Vertragstextes doch ausschließlich auf die zwischen den Unterzeichnern strittigen Vogteirechte in Zülpich. Schon durch den Sieg bei worringen und die Gefangennahme Siegfrieds von westerburg hatte der Jülicher seine Ansprüche auf die Vogteien Vilich (St.-Bez. Beuel, Bonn) und Zülpich de facto durchsetzen können.218 rechtlich abgesichert waren sie hingegen nicht; der Papst hatte alle Sühnebriefe, einschließlich des an walram adressierten, für ungültig erklärt.219 Nun aber empfing der Jülicher die offizielle Zusicherung der Vogteirechte von seinem widersacher persönlich. Zusätzliche Festigung erfuhr die Einigung durch die Eheabsprache, die sich der Klärung der Vogteirechte unmittelbar anschloss. Mit der Nichte des Kölners, deren Namen unerwähnt bleibt, sollte der gräfliche Bräutigam zusätzlich in den Besitz von 5.000 Mark Kölner Pfennigen (972,36 kg Silber in 720.000 Münzen)220 gelangen, die man als Mitgift ausgehandelt hatte. Auf diese weise gewann walram von Jülich nicht nur den Besitz der begehrten Vogteien, ihm gelang auch ein finanzieller Zugewinn. Nun dürfen die Vorteile des Grafen von Jülich nicht zu der irrigen Annahme verleiten, walram habe die Gefangenschaft des Erzbischofs zu persönlicher Bereicherung missbraucht. Bei Abschluss des Vertrages befand sich Siegfried von westerburg bereits seit einem halben Jahr in Freiheit. Die Beschlüsse des Vertrages sprechen viel eher für die ernsten Versöhnungsabsichten der beiden ehemaligen Kontrahenten, in deren Vorfeld Siegfried den Preis sowie den Vorteil des Paktes sorgfältig abgewogen hatte. So wirken die Zahlungsmodalitäten bei weitem nicht so streng wie man sie bei einem einseitig aufgezwungenen Handel erwartet würde: Es wurde des Kölners freier Entscheidung überlassen, ob er die 5.000 Mark als Gesamtsumme erbringen wolle oder dem Grafen solange Einnahmen seiner Güter von höchstens 500 Mark Kölner Pfennigen überließ, bis die Schuld beglichen war. Desgleichen war die zeitweilige Verpfändung der Burg wassenberg (Kr. Heinsberg; Nordrhein-westfalen) eine option, die der freiwilligen Entscheidung des Erzbischofs anheimgestellt wurde.221 217 Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Bd. 2, Nr. 907, S. 539ff. 218 Klucke (1994): Die Aussenbeziehungen der Grafen von Jülich, S. 183f. 219 Kaltenbrunner (Hg.): Actenstücke zur Geschichte des Deutschen reiches, Nr. 375, S. 385; Nr. 377, S. 385ff., Nr. 394, S. 405ff.; Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Bd. 2, Nr. 879f., S. 522f. 220 Der Kölner Pfennig wog im 13. Jahrhundert durchschnittlich 1,46 g, sein Feinsilbergehalt schwankte zwischen 923/1000 und 939/1000; in der regel entsprach er aber demjenigen des englischen Sterling (1, 458 g, 925/1000). Hävernick (1930): Der Kölner Pfennig, S. 46, 51; Voßberg (1843): Geschichte der preussischen Münzen, S. 65. Vgl. auch witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 77. 221 Item nos Walramus comes Juliac. predictus cum […] filia nobilis viri quondam Henrici domini de Westerburg [d. i. Siegfrieds Bruder] matrimonium contrahemus. Item nos archiepiscopus dabimus eidem Walramo quinque milia marcarum Colonensium denariorum, et erit in optione nostra obligare eidem Walramo quingentarum marcarum redditus in bonis nostris recipiendis

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IV. Brautschatz oder Schatz Braut: Die Mitgiften

Vielleicht war die Anbahnung der familiären Verbindung sogar aus der Initiative Siegfrieds von Köln hervorgegangen. Nach wiedererlangung seiner Freiheit war sein Hauptaugenmerk auf die rückgewinnung der verlorengegangenen Kölner Stadtherrschaft gerichtet. Zu diesem Zweck hatte der Papst – sicherlich nach Klage des Kölner Metropoliten – einen Prozess gegen die Bürger der Bischofsstadt angestrengt.222 Genauso eifrig wird Siegfried die Einstellung der Lösegeldzahlung sowie die rückgabe der verpfändeten Burgen Altenwied (Kr. Neuwied; rheinland-Pfalz), waldenburg (Kr. olpe; Nordrhein-westfalen), rodenberg (Märkischer Kreis; Nordrhein-westfalen) und Aspel (Kr. Kleve; Nordrhein-westfalen) sowie des Städtchens Deutz (heutiger Stadtteil von Köln) betrieben haben.223 Um mit dieser revindikationspolitik nicht abermals in einen aussichtslosen Konflikt zu stolpern, versuchte sich der Kölner Prälat mit einigen seiner weniger missliebigen Gegner auszusöhnen. Walram von Jülich gehörte zu den Profiteuren dieser Politik. Die als Mitgift gebotene Summe von 5.000 Mark Kölner Pfennigen war jedenfalls für eine tochter aus dem Herrenadel ausgesprochen hoch.224 Als Erzbischof von Köln verfügte der onkel des Mädchens freilich über ein anderes Finanzpotential als es ihr Vater getan hatte und Siegfried von westerburg wird die Summe als durchaus angemessenen Preis für die künftige Loyalität des Jülicher Grafen betrachtet haben. tatsächlich war die Aussöhnung von sichtbarer Nachhaltigkeit: Von Feindseligkeiten zwischen den Vertragspartnern ist in der Folge nichts mehr zu hören. ob allerdings die zugesagten 5.000 Mark die einstigen Spannungen lösten, muss bezweifelt werden. Keine Quelle legt Zeugnis von einer realisierung der Eheabsprache ab. Einen dezidiert friedensstiftenden Charakter hatte die eheliche Verbindung zwischen walther VII. Berthout († 1286) und Maria von Auvergne († 1280). Sie ging aus einem Frieden hervor, den walthers Vater und Marias onkel, Herzog Heinrich II. von Brabant (amt. 1235–1248), 1238 miteinander geschlossen hatten. In dem am 1. Dezember aufgesetzten Ehevertrag einigten sich die Vormünder des jungen Brautpaares auf eine Mitgift von 1.000 Pfund Flandrische Münze (97,236 kg Silber in 240.000 Münzen), die aus den jährlichen Einnahmen bestimmter herzoglicher Güter abgeschöpft werden sollten. Diese wollte Herzog Heinrich von Brabant seinem Schwiegersohn solange zu Pfändern geben, bis dieser die Gesamtsumme erhalten hatte.225 Marias Aussteuer vermochte die Zeitgenossen sicherlich nicht übermäßig zu beeindrucken; ihre überlieferung ist denn auch nur auf den erhaltenen Vertragstext beschränkt. Für einen Ehemann von der Bedeutung wilhelms VII. Berthouts

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et in sortem minime computandis, quousque predicta quinque milia marcarum plenarie persolu­ amus eidem, vel castrum Wassinberg pro quinque milibus marcarum predictis ponere et oblig­ are. Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Bd. 2, Nr. 907, S. 540. rosen/wirtler (Hg.): Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, Bd. 1, Nr. 37, S. 238ff. Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Bd. 2, Nr. 865, S. 509. Siehe Anhang: tabelle 2. Sanè notum sit Universis, quod prædictus Dux consanguinem suam Mariam primogenitam sororis suæ Comitissa de Alvernia, Waltero Berthout primogenito Walteri Berthout prædicti, tradet in uxorem legitimam, & cum ea dabit eidem Waltero mille libras Flandrenses annautim percipiendas, in certis bonis & firmis prædicto filio suo super hoc assignandis, quoadusque prædictas mille libras persolverit eidem. Dumont (Hg.): Corps universel diplomatique, Bd. 1.1, Nr. 334, S. 176.

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war die Summe sicherlich adäquat. Er war weder Inhaber einer Herrschaft ersten ranges, noch konnten die Berthouts auf eine hochadlige Genealogie verweisen. Im Herzogtum Brabant stellten sie nichtsdestotrotz einen bedeutenden Machtfaktor dar. welchen wert die Loyalität der Familie hatte, zeigte sich nach dem Ableben Heinrichs II. Damals war es vor allem wilhelm Berthout, der die Nachfolge von Heinrichs Sohn im Herzogtum Brabant durchsetzte.226 4.4. Modalitäten der Mitgiftzahlungen In den Eheabsprachen des 12. und 13. Jahrhunderts bildete die Aussteuer eine feste Komponente. Da es sich bei der Mitgift in aller regel um eine kostenintensive Gewohnheit handelte, spielten zeitgenössische Historiographen zuweilen mit dem Motiv, auf eine solche Zahlung zu verzichten. Ein derartiges Ansinnen unterstellte die Chronik des Benediktinerklosters reinhardsbrunn (Kr. Gotha; thüringen) keinem geringeren als Kaiser Friedrich II. Dieser habe sein Mündel Agnes († vor 1247), die tochter des verstorbenen Landgrafen von thüringen, dem Heinrich von österreich († 1227 o. 1228) zur Gemahlin gegeben, damit dessen Vater, Herzog Leopold VI. (amt. 1198–1230), keine Mitgift für die Ehe seiner tochter mit Heinrich (VII.) zahlen musste.227 ob die Entbindung Herzog Leopolds von seiner Zahlungsverpflichtung tatsächlich in der Absicht des Kaisers lag oder der Verfasser der Reinhardsbrunner Chronik zufällige Ereignisse zweckgebunden deutete, ist nicht zu entscheiden. Nach inhaltlicher Betrachtung der Eheverträge kann man folgendes Fazit ziehen: obschon die Ehe ein persönliches Band zwischen zwei Familien knüpfte, waren die Zahlungsmodalitäten rational und von juristischen Grundsätzen durchzogen. Allein die standardmäßige Anfertigung eines Ehevertrages legt davon beredtes Zeugnis ab. Dabei lassen sich immer wiederkehrende Elemente finden, die den Unterzeichnern größtmögliche Sicherheit bieten sollten. Insbesondere die Verpfändung von Besitz sowie das Einfordern von Bürgschaften oder Geiseln waren anerkannte Garantien. Forderungen seitens des Bräutigams Dem Bräutigam war es ein besonderes Anliegen, dass die verabredete Mitgift tatsächlich bezahlt wurde. Die 6.000 Kölner Mark (1.402,872 kg Silber),228 die Herzog otto II. von Braunschweig-Lüneburg (amt. 1266–1330) zusammen mit der Hand 226 ridder, Paul de: Art. Berthout, in: LexMA 1, Sp. 2037. Die enge Bindung zu den brabantinischen Herzögen hielt walthers gleichnamiger Sohn aufrecht. Bei der Schlacht von worringen 1288 gehörte er zu den Bannerherren des Herzogs. Vgl. Lehnert (1988): Die Schlacht von worringen, Nr. 13, S. 255. 227 Et cum causam negocii diligentius inspexisset, rennuit desponsacionem filie regis Bohemie cum filio suo Heinrico rege Romanorum et indulsit filie ducis Austrie contrahere matrimonium cum filio suo in hunc modum, ut filius ducis Austrie sine donatione contraheret cum sorore lantgra­ vii Ludewici. Holder-Egger (Hg.): Cronica reinhardsbrunnensis, S. 607. 228 Die Kölner Mark wurde mit 233,812 g Silber berechnet. siehe Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; Schaube (1906): Handelsgeschichte, S. 813.

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IV. Brautschatz oder Schatz Braut: Die Mitgiften

der tochter des Herzogs von Bayern erhalten sollte, mussten innerhalb eines festgelegten Zeitraums in die Kasse des Ehemanns fließen. Die erste Hälfte des Geldes hatte der Brautvater, Ludwig II., zum Zeitpunkt der Hochzeit, die zweite ein Jahr später in Mainz vorzulegen.229 Vornehme Einlagerungsbürgen gewährleisteten, dass die Mitgift gezahlt wurde. Sollte einer besagten Bürgen während dieser Zeit eines natürlichen todes sterben, hatte otto von Braunschweig Anspruch auf einen Ersatzmann.230 Dem Grafen Amadeus von Savoyen (amt. 1233–1253) mussten, presencialiter vel per suas patentes litteras, tolosaner Bischöfe, Grafen, Vizegrafen und Edelherren Bürgschaft geben. Zwölf namenhafte Vertreter der Grafschaft toulouse mussten für eine von Graf raimund VII. (amt. 1222–1249) am 22. November 1244 versprochene Mitgift von 6.000 Pfund Vienner Münze (419,328 kg Silber)231 einstehen.232 Das von raimund bestätigte Schriftstück war zu diesem Zeitpunkt nichts mehr als ein Vorvertrag. Als Vormund der designierten Braut musste raimund von toulouse erst noch darauf hinwirken, dass Cecilie von Baux († 1275) den Grafen von Savoyen zum Manne nahm.233 Drohte der Brautvater während der Auszahlungsphase zu sterben, sprangen für gewöhnlich dessen Erben ein. Die Übernahme der Zahlungsverpflichtung war allerdings keine Selbstverständlichkeit. Es kam daher vor, dass sie in den Eheverträgen dezidiert aufgeführt wurde. Gegenüber Johann von Châtillon, dem Grafen von Blois (amt. 1248–1279), erklärten sich die männlichen Nachkommen Herzog Johanns von der Bretagne (amt. 1221–1286) bereit, die Verantwortung für die Ableistung der auf sieben Jahre angelegten raten zu übernehmen, wenn den Herzog ein plötzlicher tod ereilen sollte.234 Die Zusicherung trug nicht etwa dem greisen Alter des Herzogs 229 Prefatus etiam dominus dux Bawarie promisit eisdem nostris procuratoribus nostro nomine sex milia marcarum puri argenti colonensis ponderis nobis in dotem pro ipsa sua filia se daturum, quorum sex milium tria milia consumato inter nos et eam matrimonio usque ad anni spacium et abinde, a solutionis tempore primo facte ad annum, residua tria milia Moguntie nobis soluet et conducet in quolibet premissorum terminorum solutione facta inibi per terminos sui dominii seu districtus, et ulterius, quantum poterit. wittmann (Hg.): Monumenta wittelsbacensia, Bd. 1, Nr. 165, S. 404. Gemeint war wohl der Mainzer Hoftag rudolfs I. im Jahr 1288. rI VI, Nr. 2149, Nr. 2149a. Zu dieser Eheverbindung ausführlich Schnack (2014): Heiratspolitik und Handlungsspielräume, S. 193ff. 230 wittmann (Hg.): Monumenta wittelsbacensia, Bd. 1, Nr. 165, S. 405. 231 Die Vienner Pfennige des 13. Jahrhunderts unterlagen großen Gewichtsschwankungen. Erhaltene Exemplare haben ein Gewicht von 0,56–0,87 g. Chareyron (2006): Numismatique féodale dromoise, 12ff.; Morin (1854): Numismatique féodale, S. 21. Untersuchungen zum Silberfeingehalt gibt es dagegen nicht, sodass man sich auf den bei Spufford angegebenen wechselkurs verlassen muss. Der Kurs des Vienner Pfennigs lag in den Jahren 1249–1252 bei 276 Pfennigen zu 240 Deniers tournois. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 183; auch Schaube (1906): Handelsgeschichte, S. 813. Der Deniers tournois hatte ein Gewicht von 1,12 g und ein Feinsilbergehalt von 299/1000. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, S. 137. 232 teulet (Hg.): Layettes du trésor, Bd. 2, Nr. 3206, S. 542. 233 Et prefatus comes Tolosanus sollempniter promisit se effecturum quod dicta nobilis Cecilia accipiet in maritum prefatum dominum comitem Sabaudie. Ebd., Nr. 3206, S. 542. 234 E sui tenuz ensorquetout de rendre à icelui conte, on à ses hoirs, quinze mile livres de Tornois dedenz set anz ensivanz e commençanz dès le decès de la fille devant dite, c’est assavoir deus

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rechnung, sondern resultierte schlichtweg aus der Ungewissheit eines mittelalterlichen Menschenlebens. Eine weniger personalisierte Form der Gewähr stellte die Abtretung von Pfändern dar. Für eine noch nicht geleistete Mitgiftzahlung musste der Vater der Braut Immobilien an den Schwiegersohn abtreten. Aus deren Erträgen konnte das Brautpaar solange bedient werden, bis der ausstehende Betrag getilgt war. Auf diese weise hatte wilhelm von Holland versucht, Hermann von Henneberg zufriedenzustellen.235 Eine zweite Variante der Verpfändung bestand darin, den Besitz solange zu verwahren, bis der Eigentümer das Geld auf anderem wege besorgt hatte. So geschah es im Falle zweier württembergischer ritter: Am 20. April 1295 verzichtete Heinrich von Bartelstein auf Güter in Knetzenweiler (Kr. ravensburg; Baden-württemberg), die ihm sein Schwiegervater Berthold von Ebratsweiler einst für eine Mitgift von 21 Mark Silber (4,91 kg Silber)236 verpfändet hatte.237 Da er diese erhalten hatte, erstattete er seinem Schweigervater das Pfand zurück. Forderungen seitens der Brauteltern Auch die Eltern respektive die Vormünder der Braut stellten Ansprüche. So musste Graf Johann II. von Sayn (amt. 1284–1324) seinem Schwiegervater versprechen, dass er die Mitgift seiner Gemahlin erst nach Erhalt des päpstlichen Ehedispenses einfordern würde.238 Von Zeit zu Zeit knüpfte derjenige, der seine tochter zu vermählen bereit war, die übergabe des Brautschatzes an einen bestimmten Verwendungszweck. Ein entfernter Verwandter des nämlichen Grafen von Sayn plante in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts Adelheid († 1296) zu heiraten, eine tochter des im pfälzischen raum begüterten Grafen Emicho IV. von Leiningen (amt. 1237– 1281). Per Vertrag vom 15. März 1265 musste sich Johann I. von Sponheim (amt. 1265–1290), der erst kürzlich die Grafschaft Sponheim geerbt hatte, bereit erklären, einen teil der empfangenen Aussteuer zum Kauf von Grundbesitz einzusetzen. Von den Adelheid zustehenden 1.200 Kölner Mark sollten 500 Mark auf den Erwerb nicht näher bezeichneter Güter im Dorf Sprendlingen (Kr. Mainz-Bingen; rheinland-Pfalz)

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mile livres chascun an, jusque à sis anz ensiranz, e au septieme an trois mile livres. Laborde (Hg.): Layettes du trésor, Bd. 3, Nr. 4131, S. 223 (v. 11. Dezember 1254). Siehe S. 216ff. Berechnet nach der im gesamten reich weitverbreiteten, seit Mitte des 13. Jahrhunderts standardisierten Kölner Mark. Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; Schaube (1906): Handelsgeschichte, S. 813. Königliches Staatsarchiv Stuttgart (Hg.): württembergisches Urkundenbuch, Bd. 10, Nr. 4656, S. 335f. Berthold von Ebratsweiler verkaufte die Güter umgehend, um mit dem Erlös seine Schulden, vielleicht die Mitgift, zu tilgen. Ebd., Nr. 4657, S. 336f. Johannes Seynensis tenore presentium protestamur, quod mille marcas denariorum pecunie numerate, quas nobis illustris vir, socer noster, Dominus Lantgravius cum dilecta nostra coniuge, sua filia, dotis nomine assignauit, non requiremus ac ipso nisi dispensatione habita super casu, quem dispensationem idem Dominus Lantgravius reputat indigere, postquam vero ipsi Domino Lantgravio certitudonaliter de dispensatione constabit memorata detunc ad anni reuolutionem quingentas marcas de mille predictorum solvere procurabit, reliquas autem quingentas marcas soluere nobis tenebitur in anno proximo sequente. Hardt (Hg.): Urkundenbuch der Herrschaft Sayn, Bd. 1, Nr. 243, S. 189 (v. 23. August 1287).

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entfallen.239 Das Verb redemere weist daraufhin, dass der Besitz zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses den Sponheimern, vermutlich durch Verpfändung, entfremdet war. über die Beweggründe des Brautvaters, auf den rückkauf zu bestehen, kann nur spekuliert werden. Möglicherweise wollte Emicho sicherstellen, dass seine tochter und deren Erben über ausreichend Grundbesitz für ihren Unterhalt verfügten. Ähnlich entschlossen zeigte sich 1239 Adelheid von Neuffen († 1248), die witwe des Grafen Egino von Urach (amt. 1230–1236). Nach dem Stattfinden der Hochzeitsfeierlichkeiten – die noch einige Zeit auf sich warten ließen, da der auserkorene Gemahl erst 1239 zur welt gekommen war – wollte sie ihrem zukünftigen Schwiegersohn Gottfried I. von Habsburg († 1271) innerhalb eines Jahres eine Mitgift von 600 Mark Silber (etwa 140,287 kg Silber)240 übergeben. Statt die Summe bar auszuzahlen, versprach Adelheid ein Gut zu kaufen, welches sie den Eheleuten zum Geschenk machen wollte.241 Das Vorhaben ging womöglich nicht ausschließlich auf den willen der Brautmutter zurück. Dem Vater des Bräutigams, Graf rudolf III. von Habsburg (amt. 1232–1249), musste ebenso daran gelegen sein, das Erbe seines zweitgeborenen Sohnes durch Neuerwerbungen zu vergrößern. weil die Eheabsprachen geraume Zeit vor der eigentlichen Hochzeit getroffen worden, mussten die Brautväter stets ein Nicht-zustande-Kommen der Ehe fürchten. Niemand wollte der tochter eine imposante Mitgift zahlen, ohne sicherzustellen, dass sie auch wirklich geheiratet und versorgt würde. Einen finanziellen Schaden hatten die Väter auch dann zu beklagen, wenn die Braut frühzeitig starb, ohne Erben zu hinterlassen. Im wissen um die Möglichkeit eines Verlustgeschäftes hatte Graf Philipp von Flandern (amt. 1168–1191) Vorkehrungen getroffen. Als er 1179 die Ehe seiner Nichte Mathilde von Boulogne († 1210) mit Heinrich von Löwen, dem späteren Herzog von Brabant,242 plante, insistierte er darauf, den Brautschatz von 1.500 Pfund Flandrischer Münze (145,854 kg Silber)243 beim erbenlosen tod Mathildes zurückzuerhalten. Bis zur rückvergütung des Betrages hätte Heinrich von Löwen dem Schwiegervater die Stadt Brüssel als Unterpfand geben müssen.244 Diese Be239 Emicho comes de Lyningen […] promisimus et iurarimus Adelheidim filiam nostram Johanni, Sy­ monis comitis de Spanheim [d. i. Simon I., † 1264] filio, bone memorie filio legitime copulare, dabimus eidem Johanni ad filiam meam iam dictam mille et duecentas marcarum coloniensium, de quibus mille et ducentis marcis quingentas marcas infra istius anni spatium dabimus et cum eidem quingentis marcis bona in Sprendlingen redementur. Hardt (Hg.): Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen territorien, Bd. 4, Nr. 645, S. 441. 240 Berechnet nach der im gesamten reich weitverbreiteten, seit Mitte des 13. Jahrhunderts standardisierten Kölner Mark. Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; Schaube (1906): Handelsgeschichte, S. 813. 241 Steinacker (Hg.): regesta Habsburgica, Abt. 1, Bd. 1, Nr. 170, S. 41f. (v. 18. Februar 1239). 242 Vgl. Avonds, Piet: Art. Heinrich I., Hzg. v. Brabant, in: LexMA 4, Sp. 2066f. 243 Im Jahr 1187 konnten 240 flandischer Pfennige gegen 72 Kölner Pfennige eingetauscht werden. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 214. Der Kölner Pfennig wog im 13. Jahrhundert durchschnittlich 1,46 g, sein Feinsilbergehalt schwankte zwischen 923/1000 und 939/1000; in der regel entsprach er aber demjenigen des englischen Sterling (1, 458 g, 925/1000). Hävernick (1930): Der Kölner Pfennig, S. 46, 51; Voßberg (1843): Geschichte der preussischen Münzen, S. 65. Vgl. auch witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 77. 244 Si vero Mathildis decesserit non suscepto herede ex Henrico, comes Flandrie tenebit Brusselam

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dingung war für den Bräutigam dennoch annehmbar, rückte er durch die Hochzeit mit Mathilde näher an das mächtige flandrische Grafenhaus heran und gewann außerdem eine Braut, die sich königlicher Abstammung (Mathildes Großvater war der englische König Stephan von Blois) rühmen konnte. Auf eine rückerstattung der Mitgift beharrte auch der Graf thomas I. (amt. 1189–1223) von Savoyen: Im Sommer 1218 hatte er seinem Standesgenossen, dem Grafen von Kyburg, seine tochter zur Gemahlin angetragen. Nachdem beide handelseinig geworden waren, setzten sie am 1. Juni einen Ehevertrag auf. Die Mitgift von 2.000 Mark (467,624 kg Silber)245 beabsichtigte thomas wie folgt zu zahlen: die erste Hälfte in vier Monaten, die andere Hälfte im Mai des nächsten Jahres. Das Geld wollte er zwei Vertrauensmännern übergeben, die beide Seiten einvernehmlich zu überbringern bestimmt hatten.246 Zwei Boten waren besser als einer, unterlagen sie doch der gegenseitigen Kontrolle. Falls der Kyburger seine Braut nach der Hochzeit verstoßen würde, war er gezwungen, eine Geldstrafe von 2.000 Mark zu entrichten. Die Strafzahlung war gleichbedeutend mit der rückerstattung der Mitgift.247 Von einer scharfsinnigen Beurteilung der Lage zeugt der rückerstattungsvorbehalt Archembalds VIII. von Bourbon († 1242). Vermutlich weil Graf theobald IV. von der Champagne (amt. 1201–1253) die Ehe mit seiner ersten Frau, Gertrud von Dachsburg († 1225), nach nur zwei Jahren plötzlich beendet hatte,248 musste er Archembald vertraglich zusichern, dass er im Falle einer Scheidung von dessen tochter beinahe den gesamten Brautschatz binnen eines Jahres zurückerstatten würde. Davon ausgenommen sollten nur 7.000 Pariser Pfund sein, de quibus idem Theobal­ dus comes suam poterit facere voluntatem.249 Außerdem bestand Archembald auf die teilung der Gesamtsumme von 36.000 Pfund (3.616,704 kg Silber)250 zu neun

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quousque ei reddantur mille et quingente libre Flandrensis monete, quas dedit duci. wauters (Hg.): Analectes de diplomatique, Nr. 14, S. 135ff. Berechnungsgrundlage ist die im gesamten reich weitverbreitete und seit Mitte des 13. Jahrhunderts standardisierten Mark Kölner Gewichts mit 233,812 g. Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; Schaube (1906): Handelsgeschichte, S. 813. Auszuschließen ist jedoch nicht, dass die Mitgift nach den in Frankreich geläufigen Troymark mit 244,752 g aufgewogen wurde. Bompaire (2000): Numismatique médiévale, S. 298, tab. 1; Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 135. In diesem Fall müsste man von einem Silberbetrag von 489,504 kg sprechen. Bei der gräflichen Münzprägung orientierten sich die Grafen von Savoyen an den Vienner Münzen; ein Vienner Gewicht ist jedoch nicht bekannt. Vgl. dazu die Ausführungen bei Perrin (1872): Le Monnayage en Savoie, S. 25ff. Comes autem Sabaudiæ promisit dare ipsi Comiti Art. in dotem pro Filia sua, mille marchas argenti, quas debet reddere in proximo festo omnium Sanctorum, & alias mille marchas, à præfenti festo Pentecosten, ad unum annum, & hæc duo millia marcharum argenti debet reddere in manu Domini Bertoldi Comitis de Novo-castro, & Domini Vuillelmi d’Estavayé. Dumont (Hg.): Corps universelle diplomatique, Bd. 1.1, Nr. 294, S. 158. Si verò, quod absit, ipse Comes Artemanus ante nuptias vel post, ipsam Margaritam dimitteret, incurreret pœnam duarum millium marcharum argenti. Ebd., Nr. 294, S. 158. Siehe dazu Brand, Hanno: Art. theobald I., König von Navarra, in: LexMA 8, Sp. 520. teulet (Hg.): Layettes du trésor, Bd. 2, Nr. 2231, S. 246. Die Umrechnung wurde wie folgt vorgenommen: 1221 und 1222 entsprach 1 Pfund tournosen 16 Schillingen Pariser Münze zu je 12 Pfennigen. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 172, dasselbe Verhältnis gibt Bompaire an: 4 Pariser Pfennige dem wert von 5 Deniers tournois. Bompaire (2000): Numismatique médiévale, S. 315f. 1266 bekam der Denier

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IV. Brautschatz oder Schatz Braut: Die Mitgiften

gleichen raten. Diese versprach er für jedes Jahr zu bezahlen, das die Ehe hielt.251 theobald seinerseits, der diesem Handel wohl nicht ganz traute, forderte Geiseln, welche die Zahlung der vereinbarten Summe gewährleisten sollten. Archembalds strenge Forderungen dürften nicht nur auf die Angst vor einem gravierenden finanziellen Verlust zurückgehen, sondern waren wohl auch der berechtigten Sorge um die Zukunft einer tochter geschuldet, deren zukünftiger Ehemann ihre Vorgängerin verstoßen hatte. Die Vehemenz des Brautvaters hat ihre wirkung anscheinend nicht verfehlt: Die Ehe zwischen theobald von der Champagne und Margarethe von Bourbon († 1256) hielt über zwanzig Jahre. 5. EXKUrS: VErwoBEN UND VErStrICKt: DIE EHEN DEr KrEUZFAHrEr MIt DEM KöNIGrEICH ArMENIEN 5. EXKUrS: VErwoBEN UND VErStrICKt Die Erforschung der Mitgiften in den Kreuzfahrerherrschaften outremers hat sich als weitgehend glückloses Unterfangen herausgestellt. Natürlich waren auch in deren beinahe zweihundertjährigem Bestehen unzählige Ehen vereinbart worden. Allein, die Informationen über die finanzielle Ausstattung der Bräute lassen sich an den Fingern einer Hand abzählen. Just drei Eheverträge sind im wortlaut erhalten. Einer von diesen dokumentiert eine Heiratsvereinbarung zwischen Guido von Lusignan und dem titulargrafen von Edessa aus dem Jahre 1186. Der Braut war dabei eine aus Landbesitz bestehende Mitgift zugedacht worden. Hierüber wird etwas später noch zu sprechen sein. Ein zweiter Kontrakt wurde am 28. Mai 1234 im Fürstentum Antiochia besiegelt. Er gibt aber vornehmlich über das wittum Auskunft, wohingegen die Mitgift kaum eine rolle spielt.252 Für diese Untersuchung relevant ist nur ein 1252 ausgefertigtes Schriftstück, welches die Anbahnung eines Konnubiums zwischen einer armenischen Königstochter und dem letzten Grafen von Sidon zum Gegenstand hatte. Der Urkundentext bietet reichlich Anlass, um genauer über die rolle der Kreuzfahrer innerhalb der Heiratspolitik der christlichen Könige Armeniens nachzudenken. Das armenische Königreich von Kilikien hatte seine Ursprünge im 11. Jahrhundert. Als Folge der Schlacht von Manzikert und der daraus resultierenden Schwächung der Byzantiner in Kleinasien konnte das vormalige Klientelkönigtum seine Abhängigkeit von Konstantinopel lösen und behauptete sich in den Bergen erfolgreich gegen die Einfälle der Seldschuken.253 Die Ankunft der Kreuzfahrer am Ende des tornois ein Normgewicht von 1,12 g bei einem Feingehalt von 299/1000. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 135. während der regierungszeit Philipps II. war der Denier parisis die Standardmünze der französischen Könige. Sie zirkulierte zwischen orléans und Flandern. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 172. 251 Preterea dictus Archambaldus recognovit quod ipse promiserat dicto Theobaldo comiti, pro maritagio predicte Margarete filie sue, triginta sex milia librarum Parisiensium, tali conditione quod, pro uno quoque anno completo quo dicta Margareta vixerit cum dicto Theobaldo comite Campanie, cadent quatuor milia librarum Parisiensium de predictis triginta sex milibus libra­ rum Parisiensium. Ebd., Nr. 2231, S. 246. 252 Hiestand (2008): Zum Problem der Herrschertestamente, S. 703. 253 Payaslian (2007): the History of Armenia, S. 79, 81f.; Ghazarian (2000): the Armenian King-

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Jahrhunderts wurde von den Armeniern begrüßt, versprach sie doch die wirksame Bekämpfung des gemeinsamen Feindes. Es bestanden hernach enge Kontakte zu den Franken. Armenische Edelleute kleideten sich nach westlicher Mode und gaben ihren Kindern sogar fränkische Namen.254 Auch das roupenidische Königshaus hatte seinen Anteil an den guten Beziehungen: Im Jahre 1198 hatte Leo I. (reg. 1198–1219) die armenische Königskrone als Vasall Kaiser Heinrichs VI. empfangen und Elemente westlicher Verwaltung übernommen.255 Im Kampf gegen die Muslime vereint wurden Eheschließungen zwischen Kreuzfahrern und armenischen Königstöchtern zu einem Instrument langlebiger Allianzen. Bereits der söhnelose tod Leos I. bot Gelegenheit, die fränkisch-armenische Zweckgemeinschaft auf die Probe zu stellen. 1222 feierten Leos tochter Isabella und der Antiochener Fürstensohn Philipp († 1226) Hochzeit, als deren Folge letzterer die armenische Krone erhielt.256 Durch diesen Schachzug meinte man die Existenz des bedrohten Königreiches gerettet zu haben. Die Ausstellung einer Mitgift hatte man anscheinend als überflüssig erachtet, gewann Philipp von Antiochia doch immerhin die regentschaft über Armenien – eine Ehre, die nicht länger als zwei Jahre andauern sollte. Bereits zu Lebzeiten hatte sich Leo von Armenien auf eine eheliche Verbindung mit den Kreuzfahrern eingelassen. 1212 gab er eine seiner älteren töchter mit Namen Stephanie († 1220) dem einstigen Jerusalemer König und nunmehrigen regenten Johann von Brienne (Kg. 1210–1212, regent 1212–1225, † 1237) zur Frau. ob der armenische König, der keine männlichen Nachkommen hatte, schon zu diesem Zeitpunkt an eine thronfolge außerhalb der roupidendynastie dachte, bleibt im Dunkeln. Fern etwaiger Sukzessionspläne suchte Leo den (familiären) Anschluss an das Jerusalemer Herrschaftshaus. Er selbst hatte zwei Jahre zuvor die älteste tochter König Amalrichs II. geheiratet. Durch ein Bündnis mit dem gegenwärtigen regenten durfte Leo hoffen, einen für seine Herrschaft vorteilhaften Einfluss auf die Geschicke des (eines gekrönten Herrschers bedürftigen) Kreuzfahrerkönigreiches zu nehmen. Vor allem aber war er bemüht, durch den Bund mit Jerusalem den erblichen Anspruch seines Großneffen auf das Fürstentum Antiochia durchzusetzen, was ihm mit der Hilfe seines neuen Schwiegersohnes auch tatsächlich gelingen sollte.257 Johann von Brienne seinerseits sah in der Eheschließung ebenfalls mehr als den Erwerb einer exotischen Braut. In Leo von Armenien hoffte er auf einen Schwiegervater, der ihn bei der Durchsetzung seiner regentschaft unterstützen würde. Vielleicht erwog er auch, sich – im Falle des erbenlosen Ablebens Leos I. – mit der armenischen dom, S. 45ff.; Boase (1978): the History of the Kingdom, S. 3ff. 254 Halfter (1995): Die Staufer und Armenien, S. 189f.; zur positiven Stimmung siehe auch Lüders (1964): Die Kreuzzüge im Urteil, S. 78f., 81. 255 Académie des Inscriptions et des Belles-Lettres (Hg.): Chronique du royaume de la Petite Arménie, S. 633, z. J. 646; Bloch (Hg.): Annales Marbacenses, S. 64; auch Halfter (1995): Die Staufer und Armenien, S. 193ff.; Lüders (1964): Die Kreuzzüge im Urteil, S. 85f.; Payaslian (2007): the History of Armenia, S. 84; Csendes (1993): Heinrich VI., S. 147. 256 Académie des Inscriptions et des Belles-Lettres (Hg.): Chronique du royaume de la Petite Arménie, S. 647, z. J. 670. Zu den Umständen auch Chahin (2001): the Kingdom of Armenia, S. 249. 257 Mayer (2005): Geschichte der Kreuzzüge, S. 295f.; runciman (2001): Geschichte der Kreuzzüge, S. 912.

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über den Verlust der Jerusalemer Krone hinwegzutrösten. weil diese Hoffnung von Zufällen abhängig war, auf die er selbst keinen Einfluss hatte, musste Johann insbesondere in der Mitgift Stephanies seinen Vorteil gesehen haben. Deren Größenordnung lässt sich leider nur indirekt ermitteln. In das Archiv des Johanniterordens haben zwei Diplome Leos I. Eingang gefunden, die erkennen lassen, dass sich der armenische König das nötige Bargeld für die Aussteuer seiner tochter von den ordensrittern beschafft hatte. In einer der Urkunden vermachte er den Hospitaliern das Casale Vaner mit dem dazugehörigen Hafen. obwohl als Almosen angepriesen, ähnelte die übergabe doch mehr einem Verkauf. In demselben Dokument bekundete der König nämlich den Erhalt von 10.000 sarazenischen Besantern in auxilio sup­ plendi matrimonii dilecte mee filie. weitere 20.000 Besanter Akkoner Gewicht erhielt er für die terra Giguerii et casalia in eadem sita, welche er dem orden auf zwei Jahre verpfändete.258 Inwieweit Leos wahl für die Johanniter als Geldgeber vom wissen um das beachtliche Finanzpotential des ordens determiniert wurde, ist nur schwer zu sagen. Im Allgemeinen schien er keine weitreichenden Kontakte zu den ordensrittern gehabt zu haben. Auffällig ist aber, dass Leo den Hospitalitern 1210 gleich zwei Städte seines reiches zum Geschenk gemacht hatte.259 Möglicherweise muss man ein wie auch immer geartetes Zusammengehen zwischen Leo und den Johannitern um diese Zeit annehmen, was letztlich die Entscheidung des Ersteren beeinflusst haben mag, sich ausgerechnet bei jenen zum Schuldner zu machen. Vorstellbar ist, dass der Monarch den wunsch hegte, den ritterorden in seinem Herrschaftsgebiet als mächtigen Verbündeten zu etablieren.260 Vielleicht revanchierten sich die ordensritter für die Großzügigkeit des Königs mit günstigen Konditionen bei der Verleihung des für Stephanies Mitgift bestimmten Geldes. Es kann nicht genau gesagt werden, ob das Geld der Johanniter ausschließlich in die Aussteuer der armenischen Prinzessin geflossen ist. Ebenso unsicher ist, ob Leo seinem Schwiegersohn nicht eine höhere Mitgift als die 30.000 Besanter, die aus den erhaltenen Quellen extrahiert werden können, versprochen hatte. Beides scheint zumindest wahrscheinlich, denn der Armenier verschaffte sich eine währung, die in seinem Herrschaftsbereich gemeinhin nicht umlief. Goldmünzen waren im vom Silbergeld geprägten Armenien eher unüblich.261 Die Besanter, die Leo von den Johannitern bekam, waren die im Königreich Jerusalem für große transaktionen 258 Delaville Le roulx (Hg.): Cartulaire général, Bd. 2, Nr. 1426f., S. 165f. (beide von 23. April 1214). 259 Ebd., Nr 1344, S. 115f., Nr. 1349, S. 118f. 260 Die Besitzverschreibungen aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts können nurmehr als zaghafte Anfänge der Johanniter in Armenien bezeichnet werden. Das Königreich rückte erst nach der Vertreibung der Kreuzfahrer aus dem Heiligen Land ins Blickfeld der ordenspolitik. Dazu Luttrell (1978): the Hospitallers‘ interventions, S. 118ff. Eine Komturei lässt sich erst 1248 feststellen. Delaville Le roulx (Hg.): Cartulaire général, Bd. 2, Nr. 2482, S. 675; auch riley-Smith (2010): templars and Hospitalers, S. 95, Anm. 62. 261 Darüberhinaus besaß Armenien offenbar eigene Besanterprägungen, die aber nur etwa ein Viertel des wertes der Kreuzfahrerbesanter erreichten. Siehe dazu den Ehevertrag Hethums I. von 1252 abgedruckt bei Langlois (Hg.): trésor des chartes d’Arménie, Nr. 20, S. 146f. Diese Goldprägungen blieben aber Stückware, der überwiegende teil des armenischen Geldes bestand

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gebräuchlichen Münzen.262 Die Erwähnung des pondus Accon ist zugleich ein Hinweis darauf, dass es sich um Geldstücke handelte, die nach einem vom Bräutigam festgelegten Gewicht berechnet waren. Immerhin war Akkon nach dem Fall Jerusalems die Hauptstadt des Kreuzfahrerkönigreichs. Das Akkoner Gewicht selbst ist der Forschung zwar unbekannt, doch existiert ein wechselkurs, der eine Umrechnung der besagten Münzen möglich macht: Die 30.000 goldenen Besanter entsprachen demnach etwa 850 kg reinem Silber.263 Gemessen an jenen Mitgiften, mit denen die christlichen Könige ihre Töchter normalerweise auszustatten pflegten, wenn diese im Begriff waren, einen König oder Königssohn zu heiraten, war Prinzessin Stephanies Ausstattung nicht gerade hoch.264 Das gilt selbstverständlich nur unter der Prämisse, dass die 30.000 Besanter dem Gesamtbetrag der Mitgift entsprachen. Unter Berücksichtigung der besonderen Position des Bräutigams wird eine solche Summe allerdings erklärlich: Zum Zeitpunkt der Eheverabredung mit Leo I. führte Johann von Brienne die regierungsgeschäfte lediglich als Vormund seiner tochter Isabella († 1228). König war er nicht mehr und auch der Vormundschaftsregierung war, entweder mit der Volljährigkeit oder der Hochzeit des Mädchens, ein zwangsläufiges Ende beschieden.265 Hinzu kam, dass Johann über keine Hausmacht im Heiligen Land verfügte. Der nachgeborene Sohn des in Frankreich ansässigen Grafen von Brienne war erst 1210 als designierter Ehemann der Maria la Marquise (reg. 1205–1212) nach Jerusalem gekommen. Eine Seigneurie hatte er niemals inne. Den ranghöheren Schwiegervater um eine größere Mitgift zu ersuchen, dürfte ihm demnach kaum möglich gewesen sein. Auf der anderen Seite bleibt festzuhalten, dass 850 kg Silber keine lapidare Summe darstellte. Zur Verdeutlichung mögen ein paar wenige Beispiele genügen. Einige Zeit nach der armenisch-jerusalemitanischen Ehevereinbarung stellte Friedrich II. dem Grafensohn Konrad von Hohenlohe in Akkon ein jährliches Geldlehen

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aus Silber- und Kupfermünzen. Vgl. Dazu die Stücke bei Azzopardi (2006): Coinage of the crusaders, S. 127ff.; auch Boase (1978): the History of the Kingdom, S. 22. Die Münzen waren Imitate der muslimischen Prägungen; bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts finden sich sogar arabische Inschriften (auch mit dem Namen Mohammeds) auf den christlichen Münzen. In der regel bestanden die Stücke aus zwei Dritteln Gold und einem Drittel unedlem Metall oder aus vier Fünfteln Gold und einem Fünftel unedlem Metall. Ebd., S. 65. Für 1248 gibt Spufford einen wechselkurs von 1:84 gegenüber dem Deniers tournois an. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 298. Eingedenk der tatsache, dass Ludwig IX. den Deniers tournois 1266 auf ein Gewicht von 1,12 g pro Münze (Feingehalt 299/1000) festlegte, ergibt sich für die 30.000 Besanter ein Silbergehalt von etwa 843,898 kg. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, S. 137. Ein ähnliches Ergebnis erhält man, wenn man den 1213 nachgewiesenen Wechselkurs eines (unspezifischen) Besanter zu 21 Pfennigen Sterling zur Umrechnung benutzt. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 295. Bei einem Gewicht des Sterlings von durchschnittlich 1,458 g (Feingehalt 925/1000) ergäbe sich so ein Silbergewicht von etwa 849,65 kg. Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 87; vgl. auch Hävernick (1930): Der Kölner Pfennig, S. 46. Siehe Anhang: tabelle 2. Ein Ende der regentschaft trat schneller ein als Johann erwarten mochte. Sobald Kaiser Friedrich II. Johanns tochter Isabella zum Altar geführt hatte, degradierte er den Schwiegervater zum politischen Statisten, worüber dieser mehr als erbost war. Stürner (2009): Friedrich II., S. 97.

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von 6.000 Besantern aus, damit dieser im Auftrag des Kaisers im Heiligen Land agieren konnte. Humfried IV. von toron (amt. 1179–1183, † 1192) bekam 1180 vom König von Jerusalem ein ausgesprochen hohes Geldlehen von 7.000 sarazenischen Besantern. Die Belehnung war vermutlich auch deshalb so großzügig ausgefallen, weil Humfried im Gegenzug sein Kronlehen, die Herrschaft toron, zurückzugeben versprach. Zur Vorbereitung seiner Ankunft im Heiligen Land vermachte Friedrich II. dem durch ihn begünstigten Deutschen orden demonstrativ eine Summe von 6.400 Besantern, wobei er darauf rekurrierte, dass das Geld zum Seelenheil seiner Vorfahren eingesetzt werden solle. Man darf davon ausgehen, dass der Kaiser zu einem so wichtigen Anlass nicht eben geizte. 1244 führte eine rente von 7.000 Besantern aus den Hafeneinkünften von Akkon zu einem handfesten rechtsstreit zwischen dem Deutsche orden und einem Jerusalemer Edelmann.266 Für die Mitgift seiner armenischen Frau hätte Johann von Brienne theoretisch einige ländliche orte erwerben können. Eine eigene Seigneurie vermochte er damit aber nicht aufzubauen. Als sich der Deutsche orden im Mai 1220 zum Kauf des Erbes der titulargrafen von Edessa entschloss, musste er 7.000 Mark Silber und 5.250 Besanter aus seinen Kassen nehmen – ein Betrag, der etwa 1.721,074 kg Silber entsprach.267 obschon der Betrag von 30.000 Besantern nicht ausreichte, um umfangreiche Ländereien zu erwerben, so war er doch dazu geeignet, um den politischen Handlungsspielraum Johanns von Brienne zu erweitern. In jedem Fall dürft das Geld eine willkommene Aufstockung seiner Barmittel bedeutet haben – umso mehr, da die Herrscher von Jerusalem von jeher unter einer chronischen Geldknappheit litten.268 Dass Johann in den nächsten Jahren hohe Ausgaben tätigte, lässt sich indes nicht feststellen, wofür freilich die schmale überlieferung der königlichen Dokumente verantwortlich sein könnte. Johann von Briennes Interaktionen als Ehemann einer armenischen Prinzessin müssen, in Anbetracht ihres resultates, als unglücklich bezeichnet werden. Nachdem Leo I. im Mai 1219 gestorben war, sah der entthronte Johann die günstige Gelegenheit gekommen, sich abermals eine Königskrone anzueignen. Seine armenische Ehe verstrickte ihn alsbald in heftige thronkämpfe, die er bereits nach kurzer Zeit verloren geben musste. Die Herrscher Armeniens hielten aber weiterhin an der Bündnispolitik mit den Kreuzfahrern fest. König Hethum I. (reg. 1226–1269) verheiratete gleich drei seiner töchter mit christlichen Potentaten des Heiligen Landes. Durch die Hochzeit Sybilles († 1290) mit dem Antiochener Fürsten Bohemund VI. (amt. 266 weller (Hg.): Hohenlohisches Urkundenbuch, Bd. 1, Nr. 71, S. 48f.; Mayer (Hg.): Die Urkunden der Lateinischen Könige, Bd. 2, Nr. 422, S. 717f.; Huillard-Bréholles (Hg.): Historia diplomatica, Bd. 3, S. 122f.; röhricht (Hg.): regesta regni Hierosolymitani, Nr. 1120f., S. 298f. 267 Mayer (Hg.): Die Urkunden der Lateinischen Könige, Bd. 3, Nr. 639, S. 1041ff. Berechnungsgrundlage der 7.000 Mark ist die Kölner Mark mit 233, 812 g pro Mark. Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; Schaube (1906): Handelsgeschichte, S. 813. Zur Berechnung des Besanter, siehe S. 231, Anm. 263. Aufgrund der überaus liberalen Erbfolgeregelung in den Kreuzfahrerstaaten kam es nur selten vor, dass eine der wenigen Seigneurien frei wurde. Vgl. dazu Mayer (1995): Herrschaft und Verwaltung, S. 701f. 268 Ebd., S. 704, 709; zu Johann von Brienne speziell siehe ebd., S. 736f. Zur Finanzverwaltung des Königreiches siehe bes. S. 727ff.

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1252–1268) konnte denn auch ein lang schwelender Konflikt zwischen den Nachbarn ausgeräumt werden.269 Im wortlaut erhalten ist nur noch die französische Version eines Verlobungskontraktes, in welchem sich Hethum und die verwitwete Gräfin Margarethe von Sidon († 1254) gegenseitig zusicherten, ihre Kinder zu Mann und Frau zu machen.270 Dem text nach hatte Margarethes Sohn, Julian Garnier († 1275), Prinzessin Euphemia († 1309) zu ehelichen. Zur Mitgift wurden dem Mädchen 25.000 sarazenische Besanter nach Akkoner Gewicht (etwa 703,248 kg Silber)271 ausgesetzt. Dem Brautpaar sollte aber keineswegs bloß Bargeld zugehen: Etwa ein Drittel der Summe gedachte der armenische König seiner tochter in Schmuck und wertsachen zu übergeben. Die übrigen 17.000 Besanter wollte er zu einem festgelegten wechselkurs von vier einheimischen Besantern zu einem sarazenischen Besanter Akkoner Gewicht in Bar erbringen.272 Die Festlegung lässt erkennen, dass Hethum – im Gegensatz zu seinem Amtsvorgänger Leo I. – nicht vorhatte, sich das Geld von finanzstarken Institutionen zu leihen. Der Schmuck dürfte sich bereits in seinem Besitz befunden haben. Vielleicht waren es sogar Gegenstände, die Euphemia ohnehin schon zu ihren Wertsachen zählte. Vermutlich beabsichtigte er, den Restbetrag von den finanziellen reserven seines reiches abzuschöpfen. Da die armenische währung schwächer war als die des Königreichs Jerusalem, taten Julian von Sidon und seine Mutter gut daran, den Geldkurs genau festzulegen, um nachmaligen Enttäuschungen vorzubeugen. überhaupt war der Vertragstext mit zahlreichen Sicherheitsmechanismen versehen. Die Spezifizierung der Münzsorte war nur einer davon. Im Interesse Hethums dürfte die Aufnahme einer Klausel gewesen sein, wonach die Aussteuer erst fällig wurde, wenn die Vermählung vollzogen war. Dieser Vorbehalt sollte eine verfrühte Auszahlung verhindern. Der König fürchtete wohl, den hohen Brautschatz zu zahlen, ohne dass der Herr von Sidon seine tochter heiraten würde. wäre ein solches Szenario eingetreten, hätte Hethum die Rückforderung seiner finanziellen Auslagen wohl kaum durchsetzen können, ohne 269 Ghazarian (2000): the Armenian Kingdom, S. 60. 270 Langlois (Hg.): trésor des chartes d’Arménie, Nr. 20, S. 146f. 271 Berechnungsgrundlage ist der 1248 nachweisbare wechselkurs von 1 Besanter zu 84 Deniers tournois. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 298. Der Deniers tournois wog 1266 1,12 g pro Münze (Feingehalt 299/1000). Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, S. 137. Ein ähnliches Ergebnis erhält man, wenn man den 1213 nachgewiesenen wechselkurs eines (unspezifischen) Besanter zu 21 Pfennigen Sterling zur Umrechnung benutzt. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 295. Bei einem Gewicht des Sterlings von durchschnittlich 1,458 g (Feingehalt 925/1000) ergäbe sich so ein Silbergewicht von etwa 708,041 kg. Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 87; vgl. auch Hävernick (1930): Der Kölner Pfennig, S. 46. 272 Si donous notre filie damoiselle Fémie à son fis avant dit sire Yulian, al stabiliments de Deu, en loyal espoz, et li donons en mariage xxv. m. besans sarrazins au pois d’Acre par tele manière qui nos li doirons les viij. m. besans en mans. So é a saver or é argent é pierres pretiozes é perles, chascune choze a sun proffit; é so que remandra de xxv. m. besans, so é à dire le xvij. m. besans, nos payeruns besans sarrazinas al pois d’Acre, ce que nos aurons é so qui remendra chascun besans a sa valor, so é aire qui quatre besans de nos staurat por un besant sarrazinas, é so payeruns compliement san nule demoransce quant les esposalies cerunt complies. Langlois (Hg.): trésor des chartes d’Arménie, Nr. 20, S. 146.

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die Beziehungen zu Sidon und auch zu einigen anderen Kreuzfahrerherrschaften zu beeinträchtigen. Auf die Allianz mit den Kreuzfahrern war er aber angewiesen. Im Zeitraum von 1233–1245 waren die Seldschuken in das Königreich eingedrungen und hatten eindrucksvoll demonstriert, dass sie nach wie vor einen ernstzunehmenden Gegner darstellten.273 Zudem war aus den Steppen der Mongolei ein neuer Feind herangerückt: Die Mongolen hatten Zentralasien und russland überrannt und den Seldschuken von Iconium 1243 eine vernichtende Niederlage beigebracht.274 Es schien nur eine Frage der Zeit, bis die ungestümen reiterhorden ihr Augenmerk auf das armenische Königreich richten würden. Der Schulterschluss mit den christlichen Nachbarn war Hethums einziges Mittel, um seine Position gegen die seldschukische und die mongolische Bedrohung zu stärken. Das Ehebündnis mit dem Herrn von Sidon versprach für sich allein genommen freilich keine beruhigende Prävention. weil aber Julian von Sidon sowohl der Spross einer alteingesessenen Kreuzfahrerfamilie als auch ein ligischer Vasall des Jerusalemer Königs war, konnte Hethum von Armenien erwarten, mit dem neuen Schwiegersohn auch die Unterstützung des Königreichs Jerusalem zu erhalten – immerhin waren der Großmeister des Johanniterordens, Wilhelm von Châteauneuf (amt. 1242–1258), sowie der Herr von Jaffa und Bailli des Königreichs, Johann von Ibelin († 1266), als Garanten der Eheabsprachen zwischen Hethum und Margarethe von Sidon eingetreten.275 überhaupt war die Verbindung zwischen Euphemia von Armenien und Julian von Sidon in ein weitgespanntes, durch Heiratsabkommen gefestigtes Beziehungsnetz eingebettet: Johann von Ibelin selbst war bereits seit 1238 mit Hethums tochter Maria († um 1310) verheiratet. 1254 führte Fürst Bohemund VI. von Antiochia eine weitere tochter des armenischen Königs zum Altar.276 Für Julian von Sidon und seine Mutter dürften Prestige und das Geld der Mitgift eine maßgebliche rolle bei der Eheschließung gespielt haben. tatsächlich gehörte der Herr von Sidon zu einer Gruppe Kreuzfahreradliger, die sich im 13. Jahrhundert mit fortschreitender Verarmung konfrontiert sah. Ab 1253 hatte Julian große teile seines Besitzes an die geistlichen ritterorden, insbesondere an den Deutschen orden, verkauft. Als die Mongolen die Grafschaft 1260 verwüsteten, sah er sich gezwungen, sie an die Johanniter zu veräußern.277 Mit der gräflichen Herrschaft ging auch die armenische Ehe zu Grunde, was Hethum allerdings in Kauf nahm. Der armenische

273 Ghazarian (2000): the Armenian Kingdom, S. 55. 274 May (2012): the Mongol Conquests, S. 52; Hogh (2005): Der Mongolensturm, S. 66f. 275 par tel convenant qui l’avant dit sire Julian é l’avant dite sa mère dame Margarite nostrunt les convenansces qui sunt faites par la main do tres religios maistre de la sainte maisson de l’os­ pital de saint Johan de Jérusalem, frère Guilliam de Chastelnov é par la main do gentil cunte de Jafe, sire Johan d’Ibilin. Langlois (Hg.): trésor des chartes d’Arménie, Nr. 20, S. 146. 276 Siehe die Chronik des armenischen Chronisten Smpat Sparapet († 1276) abgedruckt bei Nersessian (1959): the Armenian Chronicle, S. 158, z. J. 1253. 277 Delaville Le roulx (Hg.): Cartulaire général, Bd. 2, Nr. 2852, S. 836f.; Nr. 2856, S. 839 und Bd. 3, Nr. 2995, S. 14; röhricht (Hg.): regesta regni Hierosolymitani, Nr. 1217, S. 321; Nr. 1220, S. 322; Nr. 1253f., S. 329; Nr. 1257, S. 330; Nr. 1300f., S. 340. Siehe auch Mayer (2005): Geschichte der Kreuzzüge, S. 322; Hilsch (1980): Der Deutsche ritterorden im südlichen Libanon, S. 178f., 188.

6. Mitgiften ohne Geldbezug

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König war 1253 ein Bündnis mit den Mongolen eingegangen.278 Der daraus resultierende Bruch mit der ein Jahr zuvor durch die Ehe mit Julian und Euphemia geschlossenen Allianz mit den Kreuzfahrern und wohl auch der effektlose Verlust der Mitgift musste der Armenier angesichts der Verhinderung eines Mongoleneinfalls als opportun empfunden haben. Seine lateinischen Schwiegersöhne indes reagierten sofort: Nicht nur Julian von Sidon, auch Johann von Jaffa trennte sich umgehend von seiner armenischen Gemahlin.279 Den Heiratsverbindungen der armenischen Könige Leo I. und Hethum I. lagen vornehmlich politische überlegungen zugrunde. Die Furcht vor den muslimischen Nachbarn und vor den Mongolen übte auch Einfluss auf die angebotenen Mitgiften aus. Der Bund mit den Kreuzfahrerpotentaten war Leo wenigstens 30.000 Besanter, Hethum 25.000 Besanter wert. obgleich diese Aussteuern wohl kaum drohten, das Königreich in den ruin zu stoßen, waren es hohe Summen, die beide Könige nicht aus dem Stegreif bezahlen wollten bzw. konnten. Auch für den Kreuzfahreradel outremers lag der reiz der Eheschließung mit den Armeniern in diplomatischem, machtpolitischem und finanziellem Zugewinn. Die Mitgiften spielte dabei eine nicht unwesentliche rolle. Sie wurden zur Verbesserung der eigenen Position und zur Konsolidierung maroder Finanzen herbeigesehnt. Der Exkurs zu den armenischlateinischen Heiratsverbindungen macht außerdem auf die enge Verflechtung des christlichen Königreichs Armenien und des Herrschaftsbereichs der Kreuzfahrer aufmerksam. Es wurde nicht nur reichsübergreifend geheiratet, man wendete sich auch – wie im Falle Leos I. – an „auswärtige“ Institutionen, um sich in den Besitz großer Summen Geldes zu setzen, mit dessen Hilfe man seine Allianzen schmieden konnte. 6. MItGIFtEN oHNE GELDBEZUG 6. MItGIFtEN oHNE GELDBEZUG Ergänzend zur eigentlichen Zielsetzung der Untersuchung wird sich dieses Kapitel mit den nichtmonetären Mitgiften beschäftigen. Dies scheint aus dem Grund geboten, weil durch die bisherige Lektüre allzu leicht der Eindruck entstehen könnte, im 12. und 13. Jahrhundert habe die Aussteuer adliger Bräute beinahe ausschließlich aus gemünztem oder ungemünztem Edelmetall bestanden – ein Befund, der keineswegs der wahrheit entspräche. Für die Plantagenêts wurden die territorialen Mitgiften als bedeutungsvolle politische Entitäten bereits angesprochen. Auch darüber hinaus finden sich zahlreiche Belege für Brautschätze, die überhaupt keine oder lediglich anteilig Geldzahlungen umfassten. Aus der Masse an Belegstellen wurden hier nur einige repräsentative Beispiele ausgewählt. König Jakob I. von Aragón (1213–1276) beispielsweise hatte seinem rivalen, dem König von Frankreich, die wahl zwischen pecunia vel terra überlassen, sofern dieser bereit sei, durch die Heirat seines Sohnes mit einer aragonesischen Prinzessin 278 Payaslian (2007): the History of Armenia, S. 90ff.; Chahin (2001): the Kingdom of Armenia, S. 250f.; Ghazarian (2000): the Armenian Kingdom, S. 56ff. 279 Mayer (2005): Geschichte der Kreuzzüge, S. 320.

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IV. Brautschatz oder Schatz Braut: Die Mitgiften

einen Frieden zu beiderseitigem Nutzen zu besiegeln.280 In aller regel lässt sich die übergabe von Landbesitz, im Verbund mit den dort auszuübenden Herrschaftsrechten, als die übliche Form eines nichtmonetären Brautschatzes diagnostizieren. Die Entscheidung über die Art der Mitgift oblag wohl in erster Linie dem Brautvater. Dieser musste abwägen, ob er, mit der Absicht seine Ländereien zusammenzuhalten, einen gewissen Geldbetrag anbieten mochte oder ob sein geringes Vermögen die Abgabe von immobilen Besitztümern geratener erschienen ließ. In England entsprach die Ausstattung der Braut mit Immobilien noch im 13. Jahrhundert so sehr den Gepflogenheiten, dass verschiedene zeitgenössische Gesetzestexte es für nötig hielten, den Umgang mit solcherlei Mitgiften verbindlich zu regeln.281 In Südfrankreich waren Brautschätze in Geld besonders selten – auch dann, wenn nicht – wie im Falle der Gräfin Beatrix von Melgueil († 1190) – die Weitergabe des Lehens auf dem Spiel stand. Als Mutter einer einzigen tochter unterzeichnete sie am 12. Dezember 1172 einen folgenschweren Ehevertrag. Der gleichnamige Sohn Graf raimunds V. von toulouse (amt. 1148–1194) wurde damit zum designierten Gemahl von Beatrix’ tochter Ermissende († 1176), welche die Grafschaft Melgueil zur Mitgift bekam.282 Den Versuch, südfranzösische Gewohnheiten zu durchbrechen, unternahm Alfons II. von der Provence, indem er 1209 testamentarisch beschloss, seine Tochter mit einer finanziellen Absicherung, auf keinen Fall jedoch mit teilen seines Landes, in die Ehe zu entlassen.283 Die Ehe war ein beliebtes Mittel zur Erweiterung oder Festigung des eigenen Machtbereichs. Besonders lukrativ gestaltete sich die Heirat für Peter von Aragón. Die Ehe mit Marie von Montpellier († 1213) brachte ihm die an seinen Herrschaftsbereich angrenzende Grafschaft roussilion ein.284 weiter im osten zelebrierten im Jahre 1260 der Brandenburgische Markgrafensohn Konrad († 1304) und die polnische Herzogstochter Konstanze († 1281) ihre Vermählung auf der Burg Santok (wojewodschaft Lebus, Polen). Mit Ausnahme des Feierorts, der Burg selbst, sollte die Kastellanei Santok in Gestalt der Mitgift an das Brautpaar übergehen. Den Askaniern gelang damit eine Ausdehnung ihrer Einflusssphäre nach Osten – ein Schritt, der jedoch nicht unangefochten bleiben sollte.285 280 Laborde (Hg.): Layettes du trésor, Bd. 3, Nr. 4400, S. 398f., bes. S. 398. 281 Ein Beispiel ist eine normannische Quelle aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts, die den Verkauf solcher Mitgiften durch den Ehemann verbot. Bateson (Hg.): Bourough Customs, Bd. 2, S. 102f. Dieses und weitere Beispiele bei McCarthy (Hg.): Love, sex and marriage, S. 113f., 122. 282 et dono tibi in dotem, nomine filii tui supradicti, totum ex integro comitatum Melgorii. teulet (Hg.): Layettes du trésor, Bd. 1, Nr. 238, S. 102. 283 Aubenas (Hg.): Le testament en Provence, S. 8f.; auch Hughes (1978): From Brideprice to Dowry, S. 281. 284 Benoit (Hg.): recueil des actes des comtes de Provence, Bd. 2, Nr. 37, S. 52 (v. 15. Juni 1204). 285 Anno itaque Domini 1260. Polonie dux Boleslaus predictus Constanciam, olim Przemislonis ducis Polonie, fratris sui, filiam, Cunrado filio marchionis de Branthborg fecit copulari in uxorem et solempnitatem nupciarum in castro Santhok cum eisdem celebravit. Cui castellaniam Santhocensem pro dote eiusdem obligavit, sed non ispum castrum. Perlbach (Hg.): Annales capituli Posnaniensis, S. 460; auch Holder-Egger (Hg.): Chronica principum Saxoniae, S. 479. Zu den späteren Konflikten siehe Krabbo (Hg.): Regesten der Markgrafen von Brandenburg, Lieferung 3, Nr. 911, S. 220, Nr. 923, S. 223f.; ebd., Lieferung 4, Nr. 979, S. 241, Nr. 982, S. 242, Nr. 1008, S. 250; ebd., Lieferung 6, Nr. 1645, S. 438.

6. Mitgiften ohne Geldbezug

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Der französische König Ludwig der Heilige instrumentalisierte 1235 die Ehe seines Bruders, um neuerworbenes Gebiet für die Kapetinger zu sichern. Ein bei Compiègne ausgehandeltes Arrangement zwischen dem König und der Gräfin Johanna von Flandern sah vor, dass des Königs Bruder, robert von Artois († 1250) und Johannas tochter, Maria von Flandern, den Bund der Ehe eingingen, si sancta Ecclesia consenserit.286 was die Schritte betraf, die bis zur Hochzeit zu gehen waren, ist die Urkunde äußerst genau: Hatte man den Dispens des Papstes erhalten, sollte Maria Ludwig IX. übergeben werden. Sobald das Mädchen das zwölfte Lebensjahr vollendet hatte, wollte er sie mit robert von Artois verheiraten. Zu diesem Ereignis schwor die Mutter der Braut, ihrem Kind die Stadt Douai samt Burg und dazugehörigen Gütern als Aussteuer zu übereignen. Douai hatte man nicht zufällig ausgewählt. Sie lag innerhalb der Grafschaft Artois, welche robert einst von Ludwig als Apanage erhalten hatte.287 Der Nutzen der urbanen Erwerbung lag auf der Hand: Für Ludwig und robert bedeutete der Erwerb Douais einen Schritt hin zur territorialen Durchdringung in einer region, die sich seit noch nicht allzu langer Zeit in der Hand der Kapetinger befand.288 Dem nicht genug war Johanna von Flandern bereit, den Eheleuten auch Lille abzutreten, wenn sie Eltern eines Sohnes würden.289 Auch die Kreuzfahrerpotentaten des Nahen ostens hatten ihren töchtern nicht nur Geldmitgiften ausgesetzt. Niemand geringerer als der bekannte Kreuzzugschronist wilhelm von tyrus hatte den ersten Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Arnulf von Choques (amt. 1099 und 1112–1118), postum angegriffen, weil dieser willkürlich Kirchengut entfremdet habe. Den schweren Vorwurf suchte er durch die Eheschließung des Herrn von Caesarea mit Arnulfs Nichte Emma zu untermauern. Dem Patriarchen warf wilhelm vor, Emmas Ehemann, Eustach I. Garnier (amt. 1101–1123), bei dieser Gelegenheit die Stadt Jericho mit den dazugehörenden Herrschaftsrechten als Mitgift übereignet zu haben. Dem Chronisten zufolge handelte es sich dabei aber um den unveräußerlichen Besitz der Jerusalemer Kirche.290 Vom Standpunkt Eustach Garniers aus betrachtet, bedeutete Jericho einen wichtigen Zugewinn, konnten doch durch deren Einkünfte Mittel zur Verteidigung des jungen Königreichs sowie der eigenen Herrschaft erworben werden. Für die stetig bedrohten Kreuzfahrerstaaten war die Akquirierung neuer Ländereien aus diesem Grunde 286 wegen zu naher Verwandtschaft bedurfte die Ehe eines päpstlichen Dispenses. Der Ehevertrag ist ediert bei teulet (Hg.): Layettes du trésor, Bd. 2, Nr. 2387, S. 293f.; das oben genannte Zitat auf S. 293. 287 Schon der Vater roberts, Ludwig VIII., hatte das Artois für seinen jüngeren Sohn vorgesehen, sein tod 1226 machte eine Verleihung aber unmöglich. Erst 1237 setzte Ludwig IX. seinen Bruder in die Herrschaft ein. teulet (Hg.): Layettes du trésor, Bd. 2, Nr. 2562, S. 349, sowie Le Goff (2000): Ludwig der Heilige, S. 117, 636. 288 Das Artois war zwar schon 1180 als Mitgift Isabellas von Hennegau an Philipp Augustus gelangt, doch fielen alsbald nicht unwesentliche Teile der Herrschaft an die Grafen von Flandern. Erst 1212 konnten diese Gebietsverluste rückgängig gemacht werden. Fossier, robert: Art. Artois, Grafschaft, in: LexMA 1, Sp. 1072f. 289 teulet (Hg.): Layettes du trésor, Bd. 2, Nr. 2387, S. 293. 290 Huygens (Hg.): willelmi tyrensis archiepiscopi Chronicon, Bd. 1, Buch 11, Kap. 15, S. 519. Die urkundliche überlieferung bestätigt das rechtsgeschäft. Siehe röhricht (Hg.): regesta regni Hierosolymitani, Nr. 104, S. 25.

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IV. Brautschatz oder Schatz Braut: Die Mitgiften

essentiell. Der Empfang eines nichtmonetären Brautschatzes konnte hier – neben Eroberung, Erbe oder Kauf – Abhilfe schaffen. In diesem Zusammenhang besonders markant ist der am 21. oktober 1186 in Akkon aufgesetzte Ehevertrag zwischen König Guido von Jerusalem und dem Seneschall des Königreichs und titulargrafen von Edessa, Joscelin III. von Courtenay († vor 1200). Inhalt des rechtstextes sind die Bedingungen, die eine eheliche Verbindung zwischen Joscelins tochter und dem bei Vertragsabschluss noch in Frankreich weilenden Bruder des Königs generieren sollten. Dazu gehörte auch eine Mitgift, welche die Burgen tebnine (Torono; Südlibanon) und Qal’at Hunin (Castro Novo; in Galilea, Nordisrael) beinhalten sollte.291 Diese lagen im christlich-muslimischen Grenzgebiet und waren daher bestens dazu geeignet, bedeutende Kreuzfahrerstädte wie Akkon oder tyrus vor Angriffen aus Damaskus zu schützen. Der Brautvater wusste um den besonderen wert dieser Mitgift und behielt sich vor, die übergabe der Festungen durch eine lebenslange Zahlung von jährlich 4.000 Besantern (etwa 129,47 kg Silber)292 abzulösen. Nichtmonetäre Mitgiften konnten auch Mittel eines Kompromisses sein. Dies war der Fall in den langwierigen Streitigkeiten um die Herzogsgewalt in Niederlothringen in der Mitte des 12. Jahrhunderts. Nach kräfteraubenden Auseinandersetzungen vereinbarten die beiden Kontrahenten, Heinrich II. von Limburg (amt. 1139– 1167) auf der einen, Gottfried III. von Löwen (amt. 1142–1190) auf der anderen Seite, eine Heirat, die Frieden stiften sollte: 1155 wurde dem Löwener Grafen Heinrichs II. tochter Margarethe angetraut, welche das umstrittene Herzogtum als Brautschatz erhielt.293 Gottfried von Löwen konnte damit im Bewusstsein Ruhe finden, das umkämpfte Erbe seines Vaters bewahrt zu haben. Der Schwiegervater hatte dagegen sein Gesicht wahren können. Er hatte seine Ansprüche nicht durch eine Niederlage verloren. Vielmehr trat er sie aus freien Stücken an die eigene tochter ab. was allerdings die tatsächliche realisierung des formulierten Kompromisses anbelangt, sind in der Forschung berechtigte Zweifel geäußert worden. Schon im 291 Ego Guido […] Latinorum rex octavus notum fieri volo tam presentibs quam futuris, quod comes Ioscelinus senescalus meus Gilhelmo de Ualence fratri meo primogenitam filiam suam donat et concedit in uxorem cum Torono et Castro Nouo et pertinenciis eorum universis et cum omni terra, quam a Iohanne camerario comparavit, et cum Cabor et eius pertinenciis universis ita tamen, quod si infra annos nubiles eam mori contigerit, idem Gwillelmus frater meus reliquam nichilominus ducere teneatur. … Qua in uxorem accepta in voluntate et beneplacito erit ipsius comitis Ioscelini ducat terram universam, quam Guillelmo fratri meo cum filia sua donat, eidem Guillelmo dimittere aut IIIIor milia bisantiorum, quamdiu ipse comes Ioscelinus vixerit, annua­ tim Guillelmo fratri meo donare. Mayer/richard (Hg.): Die Urkunden der Lateinischen Könige, Bd. 2, Nr. 475, S. 803. 292 Berechnungsgrundlage ist der 1162 nachgewiesene wechselkurs, nach dem ein Besanter 24 Pfennigen Sterling entsprach. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 295. Das Durchschnittsgewicht eines Sterlings lag bei 1,458 g (Feingehalt 925/1000). Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 87; vgl. auch Hävernick (1930): Der Kölner Pfennig, S. 46. 293 Godefridus iunior, dux Lotharingiae, filiam Heinrici comitis Lemburgensis, in coniugio sortitus est; per quod tandem rebus omnibus pace compositis, contentio longo tempore protracta ea conditione finita est, ut Godefridus confirmitatum sibi ducatum, advocantiam Sancti Trudonis, castellum Rode obtineat. Bethmann (Hg.): Sigeberti Gamblacensis chronica, S. 397, z. J. 1155; dazu auch ebd., S. 403, z. J. 1155.

6. Mitgiften ohne Geldbezug

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19. Jahrhundert hatte Simon P. ernSt auf die Diskrepanz zwischen dem angestrebten Ausgleich und der durch nachfolgende Generationen rekonstruierten wirklichkeit hingewiesen.294 Die Anbahnung einer Vermählung und die damit verbundene Aussetzung einer territorialen Mitgift mussten freilich nicht nur dem Frieden dienstbar sein. Frühestens am Ausgang des Jahres 1147, sicher aber 1148 oder 1149,295 hatte Heinrich der Löwe eine zähringische Herzogstochter zur Frau genommen. Clementia von Zähringen († um 1167) brachte die Festung Badenweiler (Kr. Breisgau-Hochschwarzwald; Badenwürttemberg) mit 100 Ministerialen und 500 Hufen Land in die Ehe ein. Dies kann aus einer späteren Urkunde geschlossen werden, durch welche Heinrich der Löwe die nämliche Burg an Friedrich Barbarossa weitergab.296 Clementias Vater, Herzog Konrad I. (amt. 1122–1152), verfolgte mit der Verschreibung Badenweilers einen eigennützigen Plan. Er trachtete danach, den Welfen in die zähringisch-staufischen Machtkämpfe im südwestlichen Schwaben hineinzuziehen. Den in diesem raum bereits begüterten Sachsenherzog betrachtete der Zähringer als wirkungsvollen Verbündeten, um die unaufhörlichen Ausgriffe der Staufer auf seinen Einflussbereich zu unterbinden. Konrad mag gehofft haben, den Staufern mit dem welfisch besetzten Badenweiler einen Sperrriegel entgegenzusetzen. Außerdem konnte er damit rechnen, dass künftige Angriffe der Staufer den Schwiegersohn auf den Plan rufen würden, musste dieser doch die Feindseligkeiten gegen den Schwiegervater automatisch als Aggressionen gegen sich selbst betrachten. tatsächlich war die Bedrohung akut. Die Staufer waren nicht lange vor der Hochzeit mit Heeresmacht gegen Zähringer Gebiet vorgerückt, wobei ihnen Zürich in die Hände gefallen war.297 Stellte die Heirat zwischen Clementia und Heinrich des Löwen erst einmal nur eine verwandtschaftliche Verbindung zwischen beiden Geschlechtern her, so verwies die Mitgift auf das konkrete Anliegen des Paktes. Ein monetärer Brautschatz hätte das familiäre Band zwar ebenso gefestigt. Konrad I. hätte aber keinen Einfluss auf dessen Verwendung nehmen können, zumal es den Anschein hat, dass er den Schwiegersohn nicht zum offenen Kampf gegen den rivalen auffordern konnte.298

294 Ernst (Hg.): Histoire du Limbourg, Bd. 3, S. 109ff.; auch weller (2004): Die Heiratspolitik, S. 487f. 295 Ein genaues Hochzeitsdatum ist nicht überliefert. Die Forschung schwankt zwischen 1147 und 1149. Dazu z. B. Schneidmüller (2014): Die welfen, S. 187; Ehlers (2008): Heinrich der Löwe, S. 48; weller (2004): Die Heiratspolitik, S. 260. 296 Notum sit igitur omnibus tam futuris quam presentibus Christi imperiique nostri fidelibus, qualiter dilectissimus nepos noster Heinricus illustris Bawarię et Saxonię dux hereditatem uxoris suę Clementię, quam habebat in Sueuia, castrum videlicet Baden et centum ministeriales et quin­ gentos mansos nobis in proprium contradidit hac videlicet ratione, ut nos quedam regni predia ex vicinitate sibi magis competentia proprietatis donatione in eum conferremus. Appelt (Hg.): Die Urkunden Friedrichs I., Bd. 1, Nr. 199, S. 333. 297 Waitz (Hg.): Ottonis et Rahewini Gesta, Buch 1, Kap. 27, S. 44. Zum Konflikt zusammenfassend Görich (2011): Friedrich Barbarossa, S. 67ff. 298 Vielleicht weil Heinrich und Friedrich Barbarossa zu dieser Zeit keinen Groll gegeneinander hegten. Der Staufer hatte sogar Heinrichs onkel in der Auseinandersetzung mit Konrad III. beiseite gestanden. Görich (2011): Friedrich Barbarossa, S. 66f.

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IV. Brautschatz oder Schatz Braut: Die Mitgiften

Für Heinrich den Löwen stellte Badenweiler zwar einen materiellen Zugewinn dar, die Burg blieb aber lediglich ein Außenposten des welfen, der seinen Besitzschwerpunkt in Sachsen hatte. Indem er die Zähringerin Clementia zur Frau nahm, hegte Heinrich sicherlich nicht den Wunsch, ein neues Konfliktfeld zu eröffnen. Ihm dürfte es wohl mehr um die Unterstützung des reichsfürsten Konrad von Zähringen bei der Durchsetzung seiner bayerischen Ansprüche gegangen sein.299 Der welfe behielt Badenweiler nicht lange in seinem Besitz. 1158 veräußerte er Burg, Land und Leute an Friedrich Barbarossa, der sie gegen drei Festungen im Harz eintauschte.300

299 Ehlers (2008): Heinrich der Löwe, S. 77f., 96ff.; weller (2004): Die Heiratspolitik, S. 261. 300 Appelt (Hg.): Die Urkunden Friedrichs I., Nr. 199, S. 232f.

V. AUF DEr SUCHE NACH EINEM tArIFSyStEM: DIE LöSEGELD- UND MItGIFtSUMMEN DES 12. UND 13. JAHrHUNDErtS IM VErGLEICH V. AUF DEr SUCHE NACH EINEM tArIFSyStEM 1. LöSEGELDEr 1. LöSEGELDEr

Die in Klammern angegebenen Nummern beziehen sich auf die Positionsnummern der im Anhang aufgeführten tabelle 1.

Die Betragsspanne der Lösegelder des 12. und 13. Jahrhunderts ist in der tat breit. Ihr Maximum bilden die 400.000 Pfund (32.160 kg Silber), die 1250 von den Mamlūken als Lösegeld für das Heer Ludwigs IX. von Frankreich deklariert wurden. Die niedrigsten Lösegelder verlangte Saladin 1187: Den überlebenden Einwohnern Jerusalems und Jaffas gestattete der Sultan den freien Abzug, sofern sie bereit waren, ihn sich mit Geld zu erkaufen. Dabei wurde jeder Mann mit zehn (etwa 0,324 kg Silber), jede Frau mit fünf (etwa 0,162 kg Silber) und jedes Kind mit zwei bis drei Besanter (etwa 0,065 kg – 0,097 kg Silber)1 taxiert.2 Gemessen am wert des überlebens stellten diese Beiträge einen recht niedrigen Preis dar. Auf den Sklavenmärkten Afrikas und des Nahen ostens erzielten christliche Gefangene im Durchschnitt nur etwas weniger als 50 Besanter.3 Für einige stellten aber auch diese Beträge unüberwindbare Hürden dar. Muslimische wie christliche Quellen berichten,

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Alle drei rechnungen wurden wie folgt vorgenommen: 1162 entsprachen 24 Sterlinge einem Besanter. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 295. Berechnungsgrundlage ist der 1180 durch Heinrich II. eingeführte Sterling mit einem Normgewicht von 1,458 g und einem Silberanteil von 925/1000. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 154; witthöft (1989): über den lübischen und andere deutsche Münzfüße, S. 87. Qua parte se potius defenderent ignorant obsessi; sine cessatione perseverat insultus tota die; cujus vehementiæ forte cederent obsessi superati, nisi Deo dispensante præsens adesset nuper creatus patriarcha, qui nec est fractus mortis formidine, nec imminentis mole discriminis dis­ solutus. Ipse nimirum, quem ad argumenta fecit argutum necessitas, mandavit Salahadino, ejusdemque fratrum Saphadinum interpellavit, ut impetraret super oppugnanda turri inducias liberaliter, saltem usque in crastinum, ea conditione ut sie forte ante horam nonam non venisset obsessis undecunque auxilium, pro redimendis tanti temporis induciis, quilibet eorum qui in turri supererant, solveret Salahadino decem bizantia auri; mulieres singulæ quinque bizantia, puer tria; et super his fideliter observandis se ipsum patriarcha contraderet obsidem, cum aliis viris nobilioribus, alligandis in compedibus usque in crastinam horam nonam. Stubbs (Hg.): Itinerarium peregrinorum et gesta, Bd.1, Buch 6, Kap. 13, S. 402f.; auch Mayer (Hg.): Das Itinerarium peregrinorum, Kap. 9, S. 264; Morgan (Hg.): La continuatio de Guillaume de tyr, S. 69; Pertz (Hg.): Arnoldi abbatis Lubecensis Chronica, Buch 4, Kap. 5, S. 169. Dieselben Beträge überliefert der arabische Chronist Imad ad-Din al-Isfahani († 1201) bei Goergens (Hg.): Arabische Quellenbeiträge, Bd. 1, S. 84. Auch Kosto (2012): Hostages in the Middle Ages, S. 102. Friedmann (2002): Encounter between enemies, S. 149.

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V. Auf der Suche nach einem tarifsystem

dass viele der Einwohner Jerusalems Sklaven wurden, weil sie die taxe für ihre Freilassung nicht zahlen konnten.4 Die ebengenannten Summen sind kaum wirklich miteinander zu vergleichen. Bei den 400.000 Pfund handelte es sich schließlich um einen Betrag, der für ein Kollektiv festgesetzt worden war. Saladin dagegen verlangte für jeden Christen eine Kopfpauschale. Der soziale Stand oder das Vermögen des einzelnen spielte dabei offensichtlich keine rolle. Der regel mittelalterlicher Freikäufe entsprach beides nicht. Gemessen an der Vielzahl der Lösegelder des 12. und 13. Jahrhunderts kamen Pauschal- und Kollektivlösegelder vergleichsweise selten vor. Auf diese Formen griff man vor allem dann zurück, wenn eine separate Schatzung aufgrund der hohen Anzahl der Gefangenen, ihres ähnlichen sozialen Standes oder der mangelnden Expertise seitens der Häscher, sinnlos erschien.5 Saladin wünschte eine schnelle Übergabe der eroberten Städte. Die angemessene Beurteilung des finanziellen Wertes jedes einzelnen der kapitulierenden Christen hätte viel Zeit gekostet und wäre wohl, angesichts der tatsache, dass es sich bei vielen um nicht adlige Einwohner handelte, der Mühe kaum wert gewesen. Ähnlich effizient handelte 1261 der Erzbischof von Magdeburg. Er hatte Juden festnehmen lassen, die an einem ihrer Festtage zusammengekommen waren. Für ihren Loskauf erlegte ihnen der Prälat 100.000 Mark Silber (23.381,2 kg Silber)6 auf, welche sich die erzbischöflichen Gefolgsleute eigenhändig aus den jüdischen wohnhäusern zusammenstahlen.7 Auch in diesem Fall wurde auf eine differenzierte Schätzung der Einzelpersonen verzichtet. Dieses Vorgehen kann in diesem Fall aber nicht allein mit der Menge der Gefangenen erklärt werden. Die eingesperrten Juden waren Mitglieder einer randgruppe. Sicherlich musste der Magdeburger Kirchenfürst keinen allzu großen Protest fürchten, wenn er Juden eines so hohen Betrages beraubte, ohne rücksicht auf das Zahlungsvermögen der einzelnen Gefangenen zu nehmen. Unter diesem Gesichtspunkt dürfte auch dem Erzbischof ruprecht von Querfurt (amt. 1260–1266) die Inhaftierung der Querfurter Juden als ein einfacher weg erschienen sein, sich liquide zu machen. Dem Verdacht der Bereicherung setzte sich auch Eduard I. von England aus, als er am 2.

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Qui vero predictam pecuniam non haberent, pro redemptione vite servi essent et ancille. Pertz (Hg.): Arnoldi abbatis Lubecensis Chronica, Buch 4, Kap. 5, S. 169. Das bestätigt al-Isfahani. Der Leiter der Verteidigung Jerusalems, Balian von Ibelin († 1193), soll 30.000 Besanter aufgebracht haben, um wenigstens einem teil der Zahlungsunfähigen die Knechtschaft zu ersparen. Georgens (Hg.): Arabische Quellenbeiträge, Bd. 1, S. 84. 1166/67 konnte sich die italienische Stadt Brescia Schonung und Freiheit erkaufen, indem es Friedrich Barbarossa Geld bot. rI IV, 2, Nr. 1610. 1213 ließ Philipp II. Augustus Brügger und Genter Geiseln für 20.000 Pfund Pariser Münze frei. Delisle (Hg.): Catalogue des Actes, Nr. 1519, S. 518f.; Samaran u. a. (Hg.): recueil des actes, Bd. 3, Nr. 1351f., S. 497f. Berechnungsgrundlage ist die im gesamten reich weitverbreitete Kölner Mark mit dem seit Mitte des 13. Jahrhunderts festgelegten Normgewichts von 233,812 g pro Mark. Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; Schaube (1906): Handelsgeschichte, S. 813. et eodem anno Iudeos ad festum tabernaculorum congregatos in Magdeburgh diciores captiva­ vit et, ut dicitur, de redempcione eorum centum milia marcarum recepit, et in Halle et Magdeburgh domos eorum violenter intrans et seras eorum aperiens, quitquit auri et argenti invenit, aspor­ tari fecit. Schum (Hg.): Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium, S. 422f.

1. Lösegelder

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Mai 1287 unverhofft sämtliche Juden seines Königreich festnehmen ließ. Erst nach einer Zahlung von 12.000 Pfund Sterling durften sie in ihre Häuser zurückkehren.8 1.1. Moral und realität: Die Bewertung von Lösegeldern durch die zeitgenössischen Autoren weil jeder Mensch in Gefangenschaft geraten konnte, konnte von jedem Menschen ein Lösegeld verlangt werden. Diese banale Feststellung besaß auch für das 12. und 13. Jahrhundert Gültigkeit. Adel, Geschlecht oder Volljährigkeit waren nicht unbedingt die Kriterien, anhand derer entschieden wurde, ob ein Loskauf in Frage kam oder nicht. wenzel von Böhmen hatte das Mannesalter noch vor sich, als sich die obhut seines Vormunds zur Haft wandelte, aus der ihn seine Vasallen für viel Geld freikaufen mussten. Im Jahre 1218 bemühte sich der christliche Bischof Christian von Preußen (amt. 1215–1250) um den Freikauf von Mädchen, die von den heidnischen Prussen zum tode verurteilt worden waren.9 wie bereits zu sehen war, hatte Sultan Saladin während seines Siegeszuges durch das Königreich Jerusalem nicht nur Männern, sondern auch Frauen und Kindern Lösegelder abverlangt. Diese drei Fälle dürfen allerdings – mit Blick auf die allgemeine Einschätzung der Zeitgenossen – als unrühmliche Ausnahmen bezeichnet werden. Für gewöhnlich pflegte man im Lateinischen Abendland keine Lösegelder für Frauen und Kinder zu erheben. Zwei Beispiele sollen dies veranschaulichen: 1129 befehdete Friedrich Barbarossas Vater, Herzog Friedrich II. von Schwaben (amt. 1105–1147), König Lothar III. Da Friedrichs Anwesenheit an anderer Stelle vonnöten war, ließ er seine Gemahlin in der von Lothar belagerten Stadt Speyer zurück. Ihre Präsens, so die Hoffnung des Schwabenherzogs, sollte den Durchhaltewillen der Verteidiger stärken. Der optimismus des Herzogs verflog jedoch rasch, als sich die Stadtbewohner dem Kaiser ergaben und ihm Judith von Schwaben auslieferten. Lothar III. ließ die Herzogin aber alsbald frei, ohne aus ihrer Gefangenschaft materiellen Profit zu ziehen.10 Als einmal welf V. († 1120) die Ehefrau eines widersachers in seine Gewalt bekam, nahm er sie benigne et bene consolans auf und übergab sie ihrem Vater.11 Etwaige Forderungen an diesen werden nicht erwähnt. Aus Sicht der Zeitgenossen galt sowohl die gewaltsame Festsetzung als auch die finanzielle Schröpfung Wehrloser, zu denen man Frauen und Kinder zählte, als unangemessen. Ausgenommen Iudei per totam Angliam cuiuscumque etatis aut sexus die ueneris in crastino apostolorum Philippi et Iacobi secure sunt custodie mancipati. Qui tandem dominum regem de xii. libris ei soluendum certificantes ad propria quique redierunt. Gransden (Hg.): Chronica Buriensis, S. 89. 9 Philippi (Hg.): Preußisches Urkundenbuch, Bd. 1.1, Nr. 24, S. 17f., hier bes. S. 18 sowie ebd., Nr. 29, S. 20f.; auch Dobenecker (Hg.): regesta diplomatica, Bd. 2, Nr. 1792, S. 327. 10 rI 4.1, Nr. 208. Lothar hatte Judith wohl auch mit rücksicht auf ihren Vater Heinrich den Stolzen freigelassen. Der welfe war ein wichtiger Gefolgsmann des Königs. Verbindliche politische Zugeständnisse vermochte Lothar Judith ohnehin nicht abzuringen. Dazu Görich (2011): Friedrich Barbarossa, S. 60f.; weller (2004): Die Heiratspolitik, S. 24. 11 Adducitur autem uxor illius, quae et ipsa in castro obsessa fuerat, quam dux benigne suscipiens et bene consolans patri suo palatino commisit. König (Hg.): Historia welforum, Kap. 22, S. 41f. 8

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V. Auf der Suche nach einem tarifsystem

waren hier selbstverständlich Personen, die sich wegen eines Verbrechens vor Gericht verantworten mussten. obgleich die Forderung von Lösegeldern ein fester Bestandteil des mittelalterlichen Kriegswesens war, existierten moralische Vorstellungen, die von den Kombattanten ein Maßhalten einforderten. Der englische Chronist und Zeitzeuge wilhelm von Malmesbury († 1143) tadelte die ritter der thronrivalen Stephan von Blois und Kaiserin Mathilde, weil sie ebendieses Maß überschritten hätten. Nicht genug damit, dass sie die Hütten armer Bauern plünderten. Die gefangenen Landbesitzer hätte man solange gefoltert, bis sie bereit waren, sich mit all ihre Habe aus ihrem Elend freizukaufen.12 Der durch physische Gewalt erzwungene Loskauf erregte auch bei roger von wendover Abscheu. Er betrachtete diese Unsitte als ein Kennzeichen skrupelloser tyrannei. Dem Friedensbrecher wilhelm von Forz (Willelmus quoque de Forz volens pacem regni turbare) unterstellte der Autor, er habe englische Dörfer überfallen, die Einwohner gefangen genommen und von diesen mit Gewalt horrende Lösegelder erpresst.13 Nicht weniger zurückhaltend ist die Kritik der Petersberger Klosterchronik an einem der Äbte von Nienburg (Salzlandkreis, Sachsen-Anhalt).14 In einem anderen Fall bezeichnete der okzitanische Autor wilhelm von Puylaurens († 1275) die im Frühjahr 1229 durch die französische Krone und raimund VII. von toulouse beschworenen Friedensbedingungen als Lösegeld (quasi ad redemptionis precium), um sie im selben Augenblick als grausames Zwangsmittel zu brandmarken.15 Ungeachtet der Kritik an der gewaltsamen Erzwingung von Lösegeldern durch einige Chronisten, war sie doch ein beliebtes Mittel, um den Gewinn an den Gefangenen in die Höhe zu treiben.16 Seltene Fälle sind belegt, in denen die Geschädigten 12 Milites castellorum abducebant ab agris et pecora et pecudes, nec aecclesiis nec cimiteriis parcentes. Domibus miserorum ruricolarum usque ad stratum expilatis, ipsos uinctos incarce­ rabant; nec, nisi omnibus quaecumque habebant, et quocumque modo adquirere poterant, in redemptionem consumptis, dimittebant. Plures in ipsis tormentis quibus ad se redimendum constringebantur dulces efflabant animas, quod solum poterant, Deo miserias suas applorantes. King (Hg.): william of Malmesbury, Kap. 36, S. 70ff. 13 villam etiam de Depinge cum aliis ejusdem provinciæ villis spoliavit, homines cepit et post gravissimum membrorum cruciatum ad redemptionem coegit. Hewlett (Hg.): rogeri de wendover liber, Bd. 2, S. 255. 14 Der Verfasser der Chronik vom Petersberg kritisierte den Abt des Klosters Nienburg, weil dieser einen Bauern causa tali contra ipsum composita gefangennehmen ließ und mit der Folter bedrohte, in der Hoffnung, jener würde sich mit seinem Besitz freikaufen. Der Bauer, seine Unschuld weiterhin beteuernd, wurde schließlich entgegen des rates des richters aufs rad geflochten und starb. Der unehrenhafte Abt aber wurde später zur Bestrafung seiner Sünde an demselben ort geblendet (In eodem autem campo, quo ille accepit sentenciam, abbatem post­ modum contigit excecari, credo, ut ex hoc intelligeret, se ad tanti reatus penitenciam commoneri.). Ehrenfeuchter (Hg.): Chronicon Montis Sereni, S. 196. Eine deutsche übersetzung bei Kirsch (Hg.): Chronik vom Petersberg, S. 152. 15 In primis enim ipsius regis auspiciis, de tam prolixa guerra ipsius comitis, sic Deus eius pueri­ ciam honoravit, quod de pluribus conditionibus in predicta pace optentis et contentis unaqueque per se sola sufficeret quasi ad redemptionis precium. Duvernoy (Hg.): Guillaume de Puylaurens, Kap. 37, S. 140. 16 Vgl. dazu Kortüm (2010): Kriege und Krieger, S. 255; Mitchell (2006): the torture of military captives, S. 103.

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versuchten, auf dem weg des rechts wiedergutmachung zu erlangen. Der Apell wenzels von Böhmen an das Hofgericht König rudolfs I. wurde bereits ausführlich dargelegt.17 Als zweites Beispiel sei die Anklage eines südfranzösischen Edelmanns angeführt, die einen Einblick in die persönlichen Umstände seiner Festnahme gewährt: Im Jahr 1247 hatte Niger von La redorte dem Hofe Ludwigs IX. von Frankreich eine Klageschrift vorgelegt. In dieser bezichtigte er den Seneschall von Carcassone, wilhelm von ormoy, der widerrechtlichen Erpressung eines Lösegeldes.18 Zur Begründung seines Vorwurfs schilderte er die Umstände seiner Gefangennahme: Als Kind (essem minor XII annis) habe er im Haus seines Ziehvaters in Carcassone gewohnt. Nachdem wilhelm von ormoy mit der französischen Krone gebrochen hatte, habe der Ziehvater den Jungen, aus Furcht und Liebe zum König, nach Narbonne in Sicherheit gebracht. Als die Kampfhandlungen auch diese Stadt erreichten, seien Niger und seine Mutter auf das 35 km entfernte Familienanwesen nach La Redorte (Dép. Aude, Languedoc-Roussillon) geflohen. Dieses sei wenig später vom Seneschall besetzt worden, der von der Familie per vim 3.000 Schilling (etwa 12.056 kg Silber in 36.000 Münzen)19 für die rückgabe des Besitzes und die Freilassung des Knaben verlangt habe. Nun, viele Jahre später, bat Niger von La redorte den König um die rückerstattung des gezahlten Lösegeldes.20 Der Kläger wähnte sich nicht nur deshalb im recht, weil er selbst zum Zeitpunkt der Erpressung ein Kind gewesen war. Er hob auch die gewaltsame Erzwingung des Geldes hervor. Leider ist die reaktion des königlichen Gerichts auf die Klage Nigers von La redorte nicht bekannt. Ebenso negativ wie übergroße Grausamkeit wurde allzu große Nachsicht konnotiert. Den Sanftmut König Ludwigs des Bayern gegenüber den nach der Schlacht von Gammelsdorf (9. November 1313) gemachten Gefangenen rügte der Autor der Chronica de gestis principum mit scharfen worten: „o wie sehr hätte es ihm genützt, wenn er einige enthauptet, andere bis zum letzten Heller geschröpft hätte! In der tat, man hätte ihn heute den allermächtigsten Kaiser genannt.“21 17 Siehe S. 101ff. 18 Laborde (Hg.): Layettes du trésor, Bd. 3, Nr. 3627, S. 572f. 19 Berechnungsgrundlage waren die auch in Südfrankreich verbreiteten Deniers tournois. Ein Schilling beinhaltete 12 Pfennige. Nach seiner Münzreform von 1266 legte Ludwig für den Denier tournois ein Normgewicht von 1,12 g bei einem Feingehalt von 299/1000 fest. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 137 20 et tunc, cum vicecomes et sui valitores aripuissent fugam, ego cum matre mea, domina Sibeuda, venissem apud Redortam in domum meam […] tunc occupavit domum meam et omnia bona mea, de a[u]ctoritate domini senescalli, et tamdiu tenuit bona mea et domum occupatum, donec dictus dominus G[uillelmus] de Hulmeiis, senescallus, extorsit et habuit a me per vim tria milia solidorum contra justiciam. Idcirco peto michi restuti predictos M. M. M. solidorum, quos a me habuit injuste. Ebd., S. 572f. Dass wilhelm von omroy die Lösegeldsumme in Schillingen und nicht in Pfund berechnete, entsprang vermutlich seiner Amtspraxis als Seneschall. Steuern, Abgaben sowie Soldzahlungen oblagen dem Aufgabenbereich der französischen Seneschalle und wurden üblicherweise in Schilling berechnet. Zu den Aufgaben der Seneschalle vgl. Lalou, Élisabeth: Art. Seneschall. Frankreich 1200–1500, in: LexMA 7, Sp. 1753f. 21 O quantum profecisset, si aliquos decapitasset, alios usque ad ultimum quadrantem depecuni­ asset! Profecto hodie esset potentissimus imperator. Leidinger (Hg.): Chronica de gestis principum, S. 69f.

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Natürlich darf nicht außer Acht gelassen werden, dass der bayerische Chronist die Ereignisse bei Gammelsdorf aus der rückschau beschrieb. Im Nachhinein erschien ihm die Hinrichtung und finanzielle Ruinierung als geeignete Präventivmaßnahme, die Friedrich den Schönen das Potential genommen hätte, sich ein Jahr später als Gegenkönig Ludwigs des Bayern zu präsentieren. Die Vorstellung von einer obligatorischen Verhältnismäßigkeit von Lösegeldern muss das gesamte Mittelalter hindurch als moralische Prämisse gegolten haben. Auf dem Höhepunkt des Hundertjährigen Krieges mit seinen unzähligen Lösegeldtransaktionen schrieb der Benediktiner Honoré Bonet († um 1410) eine kriegstheoretische Schrift, den L’arbre des batailles. Darin bekräftigte er die Legitimität der Lösegeldpraxis. Der Häscher habe aber darauf zu achten, den Arrestanten nicht in den ruin zu stürzen. Im gleichen Atemzug kritisiert Bonet, dass diese Maxime seinerzeit nur allzu selten beachtet werde. Als besonders verwerflich geißelte der Kirchenmann die Schröpfung der Armen.22 Honoré deutet hier bereits an, dass die Schere zwischen Ideal und realität zuweilen weit auseinander klaffte. Dass man sich vor einem ruinösen Lösegeld in Acht nehmen musste, deutet ein 1416 gemachter Vorschlag des Grafen von Alençon an. Nachdem der Graf seinen englischen Gegner umzingelt hatte, unterbreitete er dem Hauptmann des feindlichen Heeres ein Angebot: Sollte dieser geneigt sein, seine Stellungen kampflos aufzugeben, wollte der Graf ihm lediglich ein moderates Lösegeld abnehmen.23 Dass ein derartiges Angebot als Kapitulationsgrund gelten konnte, verrät einiges über die spätmittelalterliche ranzionierung. Eingedenk des Potentials, Kriegskosten zu kompensieren und darüber hinaus für wirtschaftlichen Gewinn zu sorgen, besitzt die Annahme, dass ein Lösegeld den Inhaftierten stets schwer belastete, sicherlich nicht nur für den Hundertjährigen Krieg Gültigkeit. Immer wieder sprechen die Quellen des 12. und 13. Jahrhunderts von drakonischen Strafen, weil Gefangene sich geweigert hätten, den für ihre Freiheit geforderten Geldbetrag zu akzeptieren.24 Dies taten sie sicherlich weniger, weil 22

Nys (Hg.): L’arbre de batailles, teil 4, Kap. 47, S. 140. Dazu auch Jäger (1981): Aspekte des Krieges, S. 145. 23 Misit ergo comes Alenconie quemdam armorum nuncium ad comitem Doretanum qui diceret, ‘Ecce, conclusus es inter nos et mare, nec superest tibi locus euadendi. Quapropter, ne pereas in manu gladii, redde te michi tractandum satis honorifice iuxta nobilitatem tuorum natalium, non excessiue sed rationabiliter redimendum. taylor u. a. (Hg.): the St Albans chronicle, Bd. 2, S. 686. 24 Der 1179 in die Gefangenschaft Saladins geratene Balduin von Ibelin verweigerte die Zahlung eines Lösegeldes. Angeblich habe Saladin daraufhin befohlen, dem Querulanten die Zehen abzuschneiden. Nach der Amputation von zwei Zehen hätte der Gefangene um Gnade gefleht und die Summe von 200.000 Besantern angenommen. Mas Latrie (Hg.): Chronique d’Ernoul, S. 57. Eine englische übersetzung bei Edbury (Hg.): the Conquest of Jerusalem, S. 151. Für weitere Beispiele aus outremer siehe die Studien von Mitchell (2006): the torture of military captives, S. 103ff. Ebenso zahlreiche Beispiele lassen sich für Europa feststellen. Von den Grausamkeiten Johann ohnelands und des wilhelm von Forz war bereits die rede. Siehe S. 58, 244. Einen schockierenden Fall von Gewalt während der Haft stellt die Gefangenschaft Suplizius’ II. († 1153), des Herren von Ambroise, dar. Dieser geriet in der Mitte des 12. Jahrhunderts in die Gewalt theobalds II. von Champagne (amt. 1125–1152), der ihn auf einer seiner Burgen einkerkern ließ. Dort wurde er von seinem Kerkermeister – vermutlich auf Anweisung theobalds – auf grausame weise gequält. Freilassen wollte ihn der Graf aber erst, wenn er ihm die Burg

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sie durch eine Zahlung ihre ritterehre beeinträchtig sahen. Die weigerung ist wohl vielmehr auf die unangemessene Höhe des Lösegeldes zurückzuführen. 1.2. Nur nackte Zahlen? – Die Analyse der Lösegeldbeträge Die numerischen Pole der untersuchten Lösegelder sind bereits zu Beginn des Kapitels angesprochen wurden. Diese Zahlen allein sagen gewiss nur wenig über die Summen aus, die im 12. und 13. Jahrhundert für Lösegelder allgemein gebräuchlich waren. Sie sind erst einmal nur Extreme, denen jeglicher referenzrahmen fehlt. Holt man dagegen die Personen hinter den Beträgen hervor, wird eine Achse sichtbar, an deren einem Ende der Hochadel, an deren anderem Ende die einfache Stadtbevölkerung von Jerusalem und Jaffa ihren Platz findet. Das Heer, welches Ludwig IX. für 400.000 Pfund Deniers tournois freikaufen musste, bestand zu einem guten teil aus angesehenen französischen Bischöfe und Kronvasallen. Unter ihnen gehörten die Königsbrüder Alfons von Poitiers († 1271) und Karl von Anjou († 1285) zweifellos zu den vornehmsten Gefangenen. Die Arbeitsthese, die sich aus dieser Beobachtung ableitet, lautet demnach: Je vornehmer die Herrschaftstitel eines Gefangenen, desto höher das für ihn verlangte Lösegeld. Nur der Titel zählt? Die in der Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium otto IV. von Brandenburg zugeschriebene Beschwerde über dessen vermeintlich niedrige Freilassungssumme verweist auf die Bedeutung des titels im Zusammenhang mit der Festsetzung eines Lösegeldes. Ausdrücklich hob otto auf seine würde als Markgraf ab, als er den Elekten von Magdeburg beschuldigte, ihn nicht angemessen geschätzt zu haben.25 Der hohe Stellenwert des Herrschaftstitels scheint sich beim ersten Blick auf die tabelle 1 im Anhang dieser Arbeit zu bestätigen.26 Nach dem Heer Ludwigs des Heiligen konnten sich die Könige richard Löwenherz (Nr. 2), richard von Cornwall (Nr. 3) und waldemar von Dänemark (Nr. 4–6) der stattlichsten Summen rühmen. Das wertniveau war allerdings sehr unterschiedlich. Nur die Lösegelder der beiden ersten Herrscher nähern sich mit rund 23.000 kg Silber einander an. weniger als die Hälfte dessen, nämlich etwa 10.000 kg Silber, musste waldemar von Dänemark bezahlen. Mit einem Lösegeld von umgerechnet nicht einmal 2.300 kg Silber ist Balduin le Bourcq, der König von Jerusalem (Nr. 10), weit abgeschlagen. Bei diesem

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Chaumont (südlich von Blois, Dép. Loir-et-Cher, Zentralfrankreich) übergab. theobald soll jedes monetäre Angebot des Herrn von Ambroise abgelehnt haben. Sulpizius selbst soll unter der Folter verstorben sein: Supplicius, Castro Duno incarceratus, cujusdam nequissimi servi, Bartholomei Guine, custodie traditur, qui eum multis tormentis, diabolicis suggestionibus, afflixit. Exigebat comes ut Supplicius Calvimontem sibi redderet, aliter enim neque auri neque argenti neque alterius pecunie redemptionem pro ipso capere volebat. Quod quia amici et ho­ mines ejus facere renuebant, in catasta sepe positus, paulatim deficiebat. Halphen/Poupardin (Hg.): Gesta Ambiaziensium Dominorum, S. 129. Siehe S. 139, Anm. 480. Vgl. Anhang: tabelle 1.

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Befund stellt sich unweigerlich die Frage, warum solche Unterschiede zwischen den Lösegeldern dieser Herrscher bestanden. war es eine Frage des ranges innerhalb der europäischen throne und Königsfamilien, der dazu führte, dass der englische König so viel mehr Geld für seine Freiheit aufbringen musste als seine Amtsbrüder in Dänemark und Jerusalem? Es ist keine formale Hierarchie unter den Herrschern des lateinischen Europas feststellbar, die Einfluss auf den monetären Wert ihrer Freiheit hatte. Im Allgemeinen möchte man zwar durchaus zustimmen, dass der König von England ein bedeutender Protagonist auf der politischen Bühne des Mittelalters war. Das gilt besonders für richard Löwenherz, dessen Aktivitäten ihn zum Feind des Kaisers, des Königs von Frankreich sowie des Herzogs von österreich gemacht hatten. Dass hingegen die englische Königswürde vor derjenigen des throninhabers von Jerusalem rangierte, ist nicht anzunehmen. Als Herr über die wirkungsstätten Jesu Christi und vieler bedeutender Heiliger genoss der Jerusalemer Monarch qua Amt größtes Ansehen, obgleich dieses in seinen politischen Handlungsspielräumen nur selten Ausdruck fand. Es bleibt vorsichtig zu konstatieren, dass das Führen eines oder mehrerer Herrschaftstitel den Zeitgenossen eine orientierungshilfe bei der Festsetzung von Lösegeldern war. Das einzige Bemessungskriterium stellte es aber nicht dar. Im Falle richards von Cornwall sind grundsätzliche Zweifel angebracht, inwiefern die wahl zum römisch-deutschen König überhaupt Einfluss auf das 1265 durch die englischen Barone verlangte Lösegeld hatte. richards Geldwert dürfte nicht so sehr durch das Führen eines für den ort seiner Gefangennahme irrelevanten titels determiniert worden sein. Seine Stellung als Vertrauensmann und Bruder König Heinrichs III. sowie sein reichtum als Graf von Cornwall war sicherlich weit mehr ins Gewicht gefallen. Dass der Herrschaftstitel allein noch kein Kriterium für die monetäre Einschätzung eines Gefangenen beziehungsweise seiner Freiheit war, wird an den folgenden Fallbeispielen deutlich. Die den Herren Balduin († 1187) und thomas von Ibelin († 1188) 1179 abgetrotzten Lösegelder (Nr. 7, 9) waren genauso hoch (oder höher)27 wie das des Jerusalemer Königs Balduin II. im Jahre 1124 (Nr. 10). Nun mag man versucht sein, diese als Sonderfälle abtun, mit der Begründung, dass hier Christen von Muslimen zum Loskauf angeboten worden, sodass diese Fälle zur Erklärung kultureller Gepflogenheiten des lateinischen Abendlandes überhaupt nicht herangezogen werden können. Auch mag es eine rolle gespielt haben, dass die gefangenen Adligen von unterschiedlichen Gegnern, in unterschiedlichen Situationen und zu unterschiedlichen Zeiten in Haft genommen worden waren. Solchen Argumenten ist wahrlich schwer beizukommen. Saladin befand sich in einer prekären Lage, als ihm seine Feinde 1179 bei der Schlacht an der Jakobsfurt in die Hände fielen. Sein vornehmliches Ziel war die Schwächung der Kreuzfahrerherrschaften. Gleichzeitig waren ihm in den Herrschern von Aleppo und Mosul neue 27

Für das Lösegeld Balduins II. und Balduins von Ibelin werden in den Quellen unterschiedliche Beträge angegeben. Richards (Hg.): The Chronicle of Ibn al-Athīr, Bd. 2, S. 264; Meynard (Hg.): Abû Sâma: Le Livre des deux gardins, S. 199; Mas Latrie (Hg.): Chronique d’Ernoul, S. 56ff.; Goergens (Hg.): Arabische Quellenbeiträge, Bd. 1, S. 10.

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Gegner erwachsen, zu deren Unterwerfung er sich schleunigst rüsten musste.28 Die erfolgreiche Durchführung dieser ambitionierten Projekte war von der Bereitstellung ausreichender finanzieller Mittel abhängig. Das gewaltige Heer des Sultans musste schließlich unterhalten werden. Die hohen Lösegelder der Ibelins mögen dieser Notwendigkeit rechnung getragen haben. Eine solche Erklärung erhärtet aber gleichzeitig das Argument, dass die Lösegeldbeträge des 12. und 13. Jahrhunderts an kein unverbrüchliches ranggefüge und auch an kein feststehenden tarifsystem gebunden waren, sondern das sie viel eher das resultat situativer Entscheidungen darstellten. Kriterien zur Festsetzung einer Lösegeldsumme Zweifellos hatte das soziale Prestige eines Gefangenen gewichtigen Einfluss auf die Bedingungen der Freilassung im Allgemeinen und die Größenordnung des Lösegeldes im Besonderen. Man unterläge aber einem fatalen Irrtum, wollte man dieses Prestige allein über die Herrschaftstitel, mit denen sich eine Person schmückte, definieren. Das geht besonders deutlich aus der Gefangenschaft Gerhards von Athée († 1213) hervor, für dessen Haftentlassung König Johann ohneland nicht weniger als 2.000 Mark (467,624)29 bezahlte (Nr. 31). Dieser Preis überrascht, bedenkt man, dass Gerhard lediglich ein französischer Söldner war. Verächtlich sahen die alteingesessenen Lords in ihm einen Emporkömmling. Er verfügte weder über nennenswerte titel noch über familiäre Verbindungen zu den altehrwürdigen englischen Adelsfamilien. Diese gesellschaftlichen Defizite kamen in dem 1205 oder 1206 von den Männern Philipps II. von Frankreich geforderten und vom englischen König akzeptierten Lösegeld augenscheinlich nicht zum tragen. Im Gegenteil, es lag weit über dem, was Philipp II. für gewöhnlich von seinen gefangenen rittern verlangte. 28 Eddé (2008): Saladin, S. 96ff., 203f.; Möhring (2006): Muslimische reaktionen, S. 92, 94ff. Mayer (2005): Geschichte der Kreuzzüge, S. 154. 29 Mit 233,812 g hatte die Londoner towermark das gleiche Gewicht wie die Kölner Mark. Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10. obgleich Gerhard von Männern Philipps II. gefangen gehalten wurde, sprechen klare Indizien dafür, dass die 2.000 Mark in Londoner und nicht in Pariser towermark berechnet wurden. Nicht nur, dass die Nennung des Betrages aus englischen Quellen hervorgeht, 1206 richtete Johann ein Gesuch an den Meister der englischen templer, in welchem er bis zum 24. Juni um übersendung von 2.000 Mark für die Freilassung Gerhards bat. Darauf, dass das Geld nach der Pariser towermark abgewogen werden sollte, machte Johann nicht aufmerksam. Hardy (Hg.): rotuli Litterarum Patientium, Bd. 1.1, S. 184 (v. 14. Mai 1206). weil er bei den templern keinen Erfolg hatte, verlangte er vom Großprior der englischen Johannitern 1.000 Mark. Diese waren jedoch nur geliehen, sodass er 1207 seinen Schatzmeister anwies, dem orden 1.000 Mark de novis den[ariis], womit nichts anderes als englische Sterlinge gemeint sein konnten, zurückzuerstatten. Delaville Le roulx (Hg.): Cartulaire général, Bd. 2, Nr. 1270, S. 75 (Urkunde vom 21. September 1207); ebenso Hardy (Hg.): rotuli Litterarum Clausarum, Bd. 1, S. 92. Der Hinweis auf Münzen erweckt freilich Zweifel, ob es sich bei den geforderten 2.000 Mark um Mark mit dem Gewicht der Londoner towermark handelte oder nicht doch um die Zählmark zu 144 Pfennigen je Mark. Beweisbar ist letzteres jedoch nicht. Selbst wenn es sich um Zählmark gehandelt haben sollte, wäre ein Betrag von rund 388,411 kg Silber in 288.000 Sterlingen immer noch sehr hoch. Der einzelne Sterling hatte ein Gewicht von durchschnittlich 1, 458 g (Feingehalt 925/1000). Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 87; vgl. auch Hävernick (1930): Der Kölner Pfennig, S. 46.

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Nach der Schlacht von Bouvines im Sommer 1214 bekamen viele flandrische Ritter die Gelegenheit, ihre Gefangenschaft für 1.000 Pfund Pariser Münze (119,28 kg Silber)30 oder weniger zu beenden (Nr. 52–54, 71, 78). Selbst Herren wie Alard von Burgela (Nr. 49) und walther von Voormezele (Nr. 50) hatte die Freilassung lediglich 500 Pariser troymark (122,376 kg Silber) gekostet.31 Das Lösegeld Gerhards von Athée lag auch weit über dem, was sich Johann ohneland von den in seinem Gewahrsam befindlichen Rittern übereignen ließ. Für Gewöhnlich verlangte er von Gefangenen dieses Standes zwischen 500 und 10 Mark (Nr. 59–63, 76, 84–88, 94–99, 101–103). Zuweilen war der König sogar bereit, Barone für eine derartige Summe auf freien Fuß zu setzen. Den ältesten Sohn des Barons von Helmsley ließ Johann für 500 Mark frei.32 Auch außerhalb Englands hätte das Lösegeld Gerhards von Athée Neid erregen können: Für einen deutlich geringeren Preis wurde 1269 der Bischof von Como, raimund vom turm (amt. 1262–1272), in die Freiheit entlassen (Nr. 40: 10.000 Pfund tertioli entsprechen 267,904 kg Silber).33 1253 bereitete der Herzog von Bayern der Haft des Grafen Gebhard von Sigmaringen-Pietengau für 700 Mark regensburger Gewicht (etwa 172,301 kg Silber)34 ein Ende (Nr. 45).35 Die Höhe des Lösegeldes für Gerhard von Athée, zu dessen Forderung sich die Franzosen berechtigt sahen, erklärt sich aus der Unentbehrlichkeit des Söldners für die Politik Johanns von England. Bei der Verteidigung der englischen Festlandbesitzungen hatte er sich als überaus loyaler Gefolgsmann erwiesen. Selbst als die Burgbesatzungen um ihn herum vor der übermacht Philipps II. kapitulierten, weigerte er sich, das ihm von Johann anvertraute Loches (Dép. Indre-et-Loire, Zentralfrankreich) zu übergeben. wegen dieser und anderer taten darf Gerhard von Athée als einer der wenigen Vertrauensmänner des eher misstrauischen englischen Königs gelten.36 Es war diese rolle, die in den Augen seines Herrn das Prestige und den 30

Die Umrechnung wurde wie folgt vorgenommen: 1221 und 1222 entsprach 1 Pfund tournosen 16 Schillingen Pariser Münze zu je 12 Pfennigen. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 172, dasselbe Verhältnis gibt Bompaire an: 4 Pariser Pfennige dem wert von 5 Deniers tournois. Bompaire (2000): Numismatique médiévale, S. 315f. 1266 bekam der Denier tornois ein Normgewicht von 1,12 g bei einem Feingehalt von 299/1000. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 135. während der regierungszeit Philipps II. war der Denier parisis die Standardmünze der französischen Könige. Sie zirkulierte zwischen orléans und Flandern. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 172. 31 Delisle (Hg.): Gesta Philippi Augusti, S. 106f. Die troymark hatte ein Gewicht von 244,752 g. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 135; Bompaire (2000): Numismatique médiévale, S. 298, tab. 1. 32 Hardy (Hg.): rotuli Litterarum Patientium, Bd. 1.1, S. 197. 33 Pertz (Hg.): Annales Placentini Gibellini, S. 538, z. J. 1269; ders. (Hg.): Annales Ianuenses annorum, S. 265, z. J. 1269. Auf ein Silbergehalt der tertioli kommt man nur über Umwege: Im 13. Jahrhundert waren 2 Mailänder tertioli 1 Imperialis wert. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 123. Zwischen 1252 und 1278 wiederum konnte man 144 Imperiales gegen 1 Florene tauschen. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 97. 1 Florene entsprach in den Jahren 1265–1268 96 Deniers tournois. Ebd., S. 172. 34 Die regensburger Mark brachte durchschnittlich 246,144 g auf die waage. Luschin von Ebengreuth (1976): Allgemeine Münzkunde, Nr. 67, S. 169. 35 wittmann (Hg.): Monumenta wittelsbacensia, Bd. 1, Nr. 51, S. 114ff. 36 warren (1997): King John, S. 188. Die Vertrautheit mit Johann ohneland neideten ihm die

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wert Gerhards in hohem Maß gesteigert hatte. Diese durch Verdienst erworbene soziale Stellung wurde von den Kriegsparteien ebenso erkannt wie akzeptiert. Die Franzosen trugen ihr durch die Festsetzung eines angemessenen Lösegeldes rechnung, König Johann dadurch, dass er die geforderte Summe annahm. Um eine zügige Auslösung seines unentbehrlichen Gefolgsmannes zu erreichen, lieh er sich einen teil des Geldes von den Johannitern.37 Eine bestenfalls bedingte wirkmächtigkeit entfalteten die Herrschaftstitel bei der Auslösung Graf Helmholds I. von Schwerin und Jordans von Blankenburg († 1196?). Die beiden Männer waren 1189 in Norddeutschland in die Hände Herzog Bernhards III. von Sachsen (amt. 1180–1212) gefallen, wo sie vergeblich versucht hatten, die frühere Machtstellung Heinrichs des Löwen wiederherzustellen. Bis zu ihrer Auslösung mussten die Gefangenen Quartier auf Burg Segeberg nehmen.38 Der obolus, den Helmhold (Nr. 79) und Jordan (Nr. 49) für ihre Entlassung entrichten mussten, war ungleich verteilt: Der Graf übergab seinem Häscher 300 Mark Pfennige (etwa 32, 659 kg Silber in 57.600 Münzen)39, Jordan von Blankenburg 600 Mark Silber (etwa 140,287)40. Damit hatte der welfische Ministeriale mehr als das Vierfache des gräflichen Lösegeldes zu amortisieren. Auch dieser Fall versetzt einen auf den ersten Blick in Erstaunen. Umso wichtiger ist der Appell, nicht bloß die titel als ursächlich für die Höhe von Lösegeldern zu betrachten. Arnold von Lübeck, der über Gefangennahme und Auslösung der beiden Gefolgsleute Heinrichs des Löwen berichtet, fand seine ganz eigene Erklärung für die Differenz der Beträge: Jordan von Blankenburg habe mehr bezahlen müssen, quia pecuniosus erat. weil er über die größere Finanzkraft verfügt habe, hätte Jordan für seine Freiheit den höheren Preis zahlen müssen.41

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englischen Barone. In der Magna Carte vom 15. Juni 1215 verboten sie ihm und seinen Nachkommen auf Ewig die Inhaberschaft einer Baillage: Nos amovebimus penitus de balliis parentes Gerardi de Athyes, quod decetero nullam habeant balliam in Anglia, Engelardum de Cygony, Petrum et Gionem et Andream de Cancellis, Gionem de Cygony, Galfridum de Martinny et fratres ejus, Philippum Marc. et fratres ejus, et Galfridum nepotem ejus, et totam sequelam eorundem. Bérmont (Hg.): Chartes des libertés, S. 34, § 50. Zu Ansehen und Assimilationsversuchen der „Fremden“ im England des 13. Jahrhunderts siehe ray (2006): Alien knights, S. 451ff. Delaville Leroulx (Hg.): Cartulaire général, Nr. 1270, S. 75. Hardy (Hg.): rotuli Litterarum Clausarum, Bd. 1, S. 97, 99. Ehlers (2008): Heinrich der Löwe, S. 247. Dass es sich bei dem von Arnold von Lübeck angegebenen Betrag um Lübecker Pfennige handelte, ist lediglich eine Vermutung, die sich aus der geographischen Herkunft der Beteiligten ergibt. In Norddeutschland, wo der berichtende Chronist, der Graf von Schwerin und Bernhard von Sachsen agierten, waren die Lübecker Pfennige eine verbreitete währung. Die Lübecker Mark bestand aus 192 Pfennigen. Um 1185/90 lag der Lübecker Münzfuß bei 0,567 g Silber pro Pfennig. Klüßendorf (2009): Münzkunde, S. 79; witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 86. Im Allgemeinen war die Lübecker Mark ebenso stabil wie die Kölner und lag wie diese bei 233,812 g pro Mark. Kluge (2004): Münze und Geld im Mittelalter, S. 10; Luschin von Ebengreuth (1976): Allgemeine Münzkunde, Nr. 41, S. 168. Et exeuntes de civitate Lyubeka non longe, in fugam versi sunt, et captivatus est Helmoldus et Iordanis dapifer cum aliis fuga elapsus est. Sed et multi in flumine Trabene submersi sunt. […] Helmoldus vero et Iordanis in castro Sigeberg manicis ferreis astricti sunt. Postea vero a cap­ tivitate soluti sunt, Helmoldo persolvente trecentas marcas denariorum et Iordane, quia

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V. Auf der Suche nach einem tarifsystem

Die Behauptung Arnolds von Lübeck ist durchaus nachvollziehbar. Bereits bei richard Löwenherz, richard von Cornwall und waldemar von Dänemark lag der Verdacht nahe, dass die Summen ihrer Lösegelder wegen ihres mutmaßlichen reichtums besonders hoch angesetzt worden waren. Da über das Gesamtvermögen dieser Herrscher keine gesicherten Aussagen möglich sind, ist dies aber kaum mit Fakten zu belegen. Zur Skizzierung des monetären Potentials mag es an dieser Stelle vielleicht genügen, an die generösen Zahlungen richards von Cornwall zu erinnern, mit welchen er sich die römisch-deutsche Königskrone zu sichern suchte.42 Auch sein Verwandter richard Löwenherz war keineswegs arm. 1191 hatte er reliquien im wert von 55.000 sarazenischen Besantern (1.780,218 kg Silber)43 zurückgekauft, die Saladins Männer dereinst erbeutet hatten.44 Für Jordan von Blankenburg aber verläuft die Suche nach solcherlei Indizien gänzlich erfolglos. Hinweise auf seinen reichtum oder seine Einkünfte verlieren sich im Dunkel der überlieferung. Es ist daher umso sinnvoller, sich über seine Stellung im Gefolge Heinrichs des Löwen ins Bild zu setzen. Die Blankenburger konnte sich zu den ältesten und vornehmsten Ministerialgeschlechtern der welfischen Herzöge zählen. Jordan selbst begegnet als scheinbar unentbehrlicher Begleiter seines Herrn. obgleich man die ihm zugeschriebenen hochmütigen worte anzweifeln muss, mit denen er den kaiserlichen Kniefall in ravenna kommentiert haben soll,45 so ist doch unstrittig, dass den Zeitgenossen die vertrauliche Nähe nicht entgangen war, die Jordan zu Heinrich dem Löwen hatte. wie unerschütterlich seine Loyalität war, bewies der Blankenburger nach dem Sturz des Löwen. Nicht nur, dass er mit Hilfe englischer Subsidien versuchte, der Entmachtung des welfen entgegenzuwirken. Er stellte sich auch – zusammen mit den Grafen von Schwerin und ratzeburg – an die Spitze eines Heeres, das den neuen sächsischen Herzog in seine Schranken weisen wollte.46 Bei dieser Unternehmung gerieten Jordan und Helmhold von Schwerin in die besagte Gefangenschaft. Man wird vermuten dürfen, dass in gleichem Maße wie das finanzielle Potential des Blankenburgers auch sein Status innerhalb des welfischen Haushaltes sowie die Hartnäckigkeit seiner Opposition zu Bernhard von Sachsen die waagschale seines Lösegeldes beschwerte. würde und Finanzkraft waren wesentliche Voraussetzungen für die Bemessung eines Lösegeldes. Die Höhe hing aber nicht zuletzt von der mehr oder weniger willkürlichen Entscheidung des Häschers sowie von der wechselseitigen Beziehung von Gefangenem und Fänger ab. Schließlich tat der Verhandlungsablauf ein übriges, um persönliche Befindlichkeiten zu wecken, die auf die Geneigtheit der Beteiligten zur Auslösung und auf den Preis einwirkten. Einem Gefangenen, der einem zuvor pecuniosus erat, sexcentas marcas argenti. Pertz (Hg.): Arnoldi abbatis Lubecensis Chronica, Buch 5, Kap. 2, S. 180. 42 Siehe S. 208f.; zusammenfassend Edgington (Hg.): Albert of Aachen, Buch 7, Kap. 7, S. 496; rI V, 1.2, Nr. 5488a; Kaufhold (2007): Interregnum, S. 62ff. 43 wechselkurs von 1162: 1 Besanter entsprechen 2 Schilling englischen Sterlings. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 295. 44 Hewlett (Hg.): rogeri de wendover liber, Bd. 3, S. 47. 45 Siehe dazu Görich (2011): Friedrich Barbarossa, S. 483; Ehlers (2008): Heinrich der Löwe, S. 223f. 46 Zur Stellung Jordans von Blankenburg siehe besonders Ebd., S. 246f.

1. Lösegelder

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übel mitgespielt hatte, mochte man mehr Geld abnehmen und härtere Bedingungen stellen als demjenigen, den man respektierte und den allein die treue zu seinem Lehnsherrn in die reihe der Feinde gestellt hatte. Letzteres begünstigte die Freilassungskosten des wilhelm von Caieu (Nr. 71). Mit 500 Pfund zahlte er eines der niedrigsten Lösegelder der Flandrer, die bei Bouvines in die Hände Philipps II. Augustus gefallen waren. Zur Begründung des geringen Entgeltes wurde vom französischen Kanzleischreiber vermerkt, dass „er dem Herrn König niemals ein Feind gewesen war und auch nicht dem Herrn Ludwig [d. i. der thronfolger Ludwig VIII].“47 Im Gegensatz dazu müssen die außerordentlichen Lösegelder, welche für die Freilassung Graf Ferdinands von Flandern (Nr. 8) sowie für einige andere flandrische Gefangene festgelegt worden waren, als signifikante Merkmale eines von Philipp empfundenen treue- und rechtsbruchs betrachtet werden. Nicht von ungefähr bemerkte wilhelm Brito unter der in seine Chronik eingefügten Abschrift des Friedensvertrages, dass die Flandrer außer dem Freikauf keine andere Strafe erdulden mussten, obwohl der König sie wegen Majestätsbeleidigung hätte verurteilen können.48 Der Autor rekurrierte dabei auf die Meinung seines Königs. Als Herzensentscheidung möchte man das freilich nicht bezeichnen. Man wird Philipp II. Augustus und seinem Beraterstab unterstellen müssen, dass für die Einschätzung von Schuld und Gnade weitgehend rationale, formalrechtliche Kriterien angesetzt wurden. Die subjektive, innere Entscheidung bleibt für den Historiker weitestgehend unsichtbar. Sie tritt in den stilisierten historiographischen und den nüchternen rechtsquellen nicht hervor. Nichtsdestoweniger dürfen auch persönliche Gefühle als Entscheidungshilfen bei Lösegeldfestlegungen nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Gab es ein Tarifsystem? Nachdem die Kriterien ausführlich diskutiert wurden, ist nun der passende Zeitpunkt gekommen, das Erarbeitete noch einmal zusammenzufassen und sich der Suche nach ordnungsmustern, vielleicht sogar einem tarifsystem, zuzuwenden. Die Schriftzeugnisse des 12. und 13. Jahrhunderts lassen einen Bemessungsschwerpunkt erkennen, der von verschiedenen, aus den Quellen mehr oder weniger deutlich hervortretenden Faktoren bestimmt wurde: Die soziale Stellung des Adligen, die den Wert des Individuums innerhalb ihres gesellschaftlichen Umfeldes definierte, war abhängig von Herrschaftstiteln, seiner realen Machtposition und Finanzkraft sowie vom Verhältnis des Gefangenen zu seinem Häscher. Auch bei der Erhebung von Lösegeldern wurde der Versuch unternommen, dem gesellschaftlichen Ansehen einer Person mit der Geldforderung rechnung zu tragen. Auf diese weise war es möglich, dem ideellen wert der Freiheit nach einigermaßen rationalen Gesichtspunkten einen Geldwert beizumessen.

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Delisle (Hg.): Gesta Philippi Augusti, S. 105. Comiti vero […], et aliis quos suspectos habebat, licet eos de majestate læsa potuisset damnare, nullam pœnam, aliam inflixit, nisi quod de fidelitate erga ipsium, saltem in posterum observanda, ab eis jusjurandum exegit. Delisle (Hg.): Gesta Philippi Augusti, S. 107.

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V. Auf der Suche nach einem tarifsystem

Der Besitz von Herrschaftstiteln stellte bei der Berechnung ein nicht unwesentliches Merkmal dar. Könige bedachte man ohne Ausnahme mit auffällig hohen Lösegeldern. Gleiches gilt, diesmal mit Ausnahmen, für (Erz-)Bischöfe, Herzöge und hochrangige Grafen, zu denen, wegen ihrer Machtfülle, auch die Seigneurs der Kreuzfahrerherrschaften sowie eine Vielzahl englischer Barone zu zählen sind. Als selektive Beispiele seien Ferdinand von Flandern (Nr. 8), thomas von Ibelin (Nr. 9) und Gilbert Fitz reinfred (Nr. 10) genannt. In aller regel wurden ihnen Lösegelder auferlegt, die mehr als 300 kg Silber betrugen. Dass nur die Erzbischöfe von Brandenburg (Nr. 65) und trier (Nr. 68), der Bischof von Como (Nr. 40) sowie Herzog Ludwig I. von Bayern (Nr. 80) unterhalb dieser Grenze verortet werden müssen, kann als die die regel bestätigende Ausnahme angesehen werden. Zudem wird man das Lösegeld Ludwigs von Bayern aus dem Jahre 1214 aus der Statistik getrost herausrechnen dürfen, da der überlieferte Betrag den Anschein erweckt, lediglich teil einer höheren Gesamtsumme gewesen zu sein.49 49

Der staufisch-welfische Thronstreit lag in den letzten Zügen, als Ludwig I. von Bayern bei einem Feldzug an der Seite Friedrichs II. in die Hände des Grafen von Jülich geriet. Pertz (Hg.): reineri annales, S. 672, z. J. 1214. über die vermeintliche Höhe des Lösegeldes berichtet einzig Abt Konrad (amt. 1206–1226) aus dem bayerischen Kloster Scheyern. In seiner Chronik lamentierte er, dass mit dem Herzog ganz Bayern in Haft genommen worden sei, weil jeder, ob arm oder reich, durch eine Steuer zum Lösegeld von 100 Pfund beitragen musste: Eodem anno dux Ludowicus captivatur. Cum quo omnis Bawaria captivata est; quippe dives, pauper, nobilis, ignobilis steura data hunc redemerunt. Cuius captivitati locus iste 100 talenta persolvit. Pertz (Hg.): Chounradi Schirensis Annales, S. 632, z. J. 1215. tatsächlich waren 100 Pfund, verglichen mit den Lösegeldern dieser Zeit, alles andere als ein hoher Betrag, egal, ob es sich bei diesen um Gewichts- (etwa 35,072 kg Silber; Berechnungsgrundlage: Kölner Mark, das Gewichtspfund entsprach etwa ⅔ der Mark, siehe Kluge (2004): Münze und Geld, S. 9) oder Zählpfund (32,412 kg Silber in 24.000 Münzen, Berechnungsgrundlage: Kölner Pfennig) handelte. Betrachtet man die älteste erhaltene Handschrift (1215–1230), so scheinen etwaige Beschädigung weitere Zahlzeichen nicht ausgelöscht zu haben: Zwischen den Wörtern ‚iste‘ und tal[entum] befindet sich das Zahlzeichen ‚c‘, eng begrenzt durch je einen Punkt zu beiden Seiten des Buchstabens. Ungewöhnlich breite Lücken, die vermuten ließen, dass neben dem ‚c‘ für 100 noch andere Zeichen standen, die den Zahlenwert um weitere 100 oder sogar 1000 Pfund vergrößert haben, fehlen völlig. BSB München, Clm 17401(1, fol. 6r. (51). ob Konrad von Scheyern hinsichtlich der Höhe des Lösegeldes falsch informiert war, ist eine Frage, die aufgrund fehlender Vergleichsquellen nicht beantwortet werden kann. In vielerlei Hinsicht zeigt sich Konrad gut informiert, allerdings gibt gerade die unkorrekte Datierung der Gefangennahme Ludwigs I. und dessen Belehnung mit der rheinischen Pfalzgrafschaft (1215 statt eigentl. 1214) Anlass, zur Skepsis. Plausibel erscheint es, dass Konrad in seiner Chronik nur einen teil der Gesamtsumme nannte, nämlich die, welche genau jenen, den sein eigenes Kloster zur Befreiung des Herzogs beizusteuern hatte. Dass Scheyern seinen teil zur Befreiung beitragen musste, ist mehr als wahrscheinlich, kam man es doch bis ins 14. Jahrhundert hinein als Hauskloster der wittelsbacher ansprechen. Möglicherweise übte Konrad sogar Kritik an der herzöglichen Praxis, Scheyern wegen des Lösegeldes zu schröpfen. tatsächlich war das Verhältnis zwischen Konrad und Ludwig nicht immer konfliktfrei. Siehe dazu Reichold (1988): Konrad I. von Luppburg, S. 22f. Das Lösegeld hatte das Kloster aber keineswegs ruiniert. Zum Jahre 1215 vermeldete Konrad die Neuerrichtung der Pfarrkirche des Heiligen Andreas und der Allerheiligenkapelle. Pertz (Hg.): Chounradi Schirensis Annales, S. 623, z. J. 1215. Zur Gefangennahme Ludwigs I. siehe zusammenfassend Schlütter-Schindler (Hg.): Die regesten der Herzöge von Bayern, Nr. L1 222, S. 100.

1. Lösegelder

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Sind schon bei den Lösegeldern der weltlichen und geistlichen Großen vielfache überschneidungen zu erkennen, zeichnet sich auf der Ebene der unbedeutenderen Grafen, der Herren und ritter ein weitaus heterogeneres Bild ab. Eine wirkliche Hierarchisierung kann hier nicht festgestellt werden. Grafen wie Friedrich IV. von Putelendorf (Nr. 66, auch Pfalzgraf von Sachsen), Gebhard von Sigmaringen-Pietengau oder Helmhold von Schwerin fanden sich inmitten einer Vielzahl von Herren und rittern wieder, deren Lösegelder entweder über oder unter den ihren lagen. 1226 brachte die Ergreifung Graf Friedrichs von Isenburg (Nr. 30) dem Vizegrafen von waremme einen ordentlichen Ertrag ein. warum dem Kölner Erzbischof die Auslieferung Friedrichs 2.100 Mark (etwa 491,005 kg) wert war, muss mit besonderen Umständen erklärt werden. Der Isenburger war der gesuchte Mörder Erzbischof Engelberts I. von Köln. Engelberts Nachfolger, Heinrich I. von Müllenark (amt. 1225–1238), war viel daran gelegen, den übeltäter in seine Gewalt zu bekommen. Er wollte das Verbrechen sühnen, dass nicht nur gegen die Person Engelberts von Köln, sondern auch gegen die würde des Bischofsamtes gerichtet war. Das Aussetzen einer respektablen Belohnung war das geeignete Lockmittel, um die umliegenden Potentaten zur Jagd auf den Delinquenten anzuspornen. Diese taktik hatte Erfolg: Heinrich von Köln konnte den Isenburger aus der Gefangenschaft Balduins von Jeneffe († 1248) auslösen und ihn bestrafen. Am 23. November 1226 gelang es ihm, den tod seines Amtsvorgängers durch die Hinrichtung Friedrichs von Isenburg zu sühnen.50 Der Preis, den die Festnahme des übeltäters dem Vizegrafen von waremme beschert hatte, war vor allem deshalb so hoch ausgefallen, weil Heinrich von Müllenark ein dringendes Anliegen hatte, Friedrich in seine Gewalt zu bekommen. Dieses besondere Beispiel macht die situative wertfestsetzung von Lösegeldern offenkundig. Entgegen der ansonsten in dieser Arbeit behandelten Loskäufe verschafften die 2.100 Mark dem Isenburger nicht die Freiheit. Von einem Lösegeld kann man aber dennoch sprechen, insofern der Kölner Erzbischof Geld zahlte, um den Isenburger aus der Haft Balduins von Jeneffe herauszuholen. Die Statistik bestätigt die eben entworfene Skizze. Die Betragsspannen, die sich für die trägergruppen von Herrschaftstiteln ergeben, warten mit mannigfachen überschneidungen auf. Auf Seiten der gefangenen Herrscher lassen sich sechs recht unterschiedliche Lösegeldbeträge finden, die von rund 23.400 kg Silber (etwa 100.000 Mark Kölner Gewicht) bis etwa 4.900 kg oder 3.200 kg Silber (etwa 20.800 oder 13.800 Mark Kölner Gewicht) reichen. Von Erzbischöfen und Bischöfen wurden 2.300 kg Silber (etwa 10.000 Mark Kölner Gewicht) bis 3,5 kg Silber (etwa 15 Mark Kölner Gewicht) gefordert (acht Belege). Herzöge, Fürsten und Markgrafen wurden für Summen im wert von 1.900 kg Silber (etwa 8.000 Mark Kölner Gewicht) bis zu 32,4 kg Silber (etwa 139 Mark Kölner Gewicht) ausgelöst (fünf Belege). Bei den 14 Belegen für (vize-)gräfliche und baroniale Gefangene lag das Maximum der Lösegelder bei 5.000 kg Silber (etwa 21.500 Mark Kölner Gewicht), das Minimum bei 50 Knipping (Hg.): Die regesten der Erzbischöfe von Köln, Bd. 3.1, Nr. 599, S. 93. Zum tod Engelberts II. ausführlich Finger (2010): Der gewaltsame tod, S. 21ff.; Andermann (2010): Die Verschwörung gegen Engelbert I., S. 35ff.; Lothmann (1993): Erzbischof Engelbert I. von Köln, S. 387ff.

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V. Auf der Suche nach einem tarifsystem

32,4 kg Silber (etwa 139 Mark Kölner Gewicht). Hierbei ist freilich zu beachten, dass innerhalb dieser Gruppe große soziale und machtpolitische Unterschiede bestanden. wegen ihrer ausgedehnten Ländereien und ihrer weitreichenden Machtfülle sind die Inhabern der Jerusalemer Seigneurien viel eher mit dem europäischen Grafen- als dem Herrenadel gleichzusetzen. Dies wird am wert ihrer Lösegelder deutlich. Für die Gebrüder Ibelin werden in den Quellen Lösegelder von etwa 6.500 kg (etwa 27.700 Mark Kölner Gewicht) bis 4.900 kg Silber (etwa 20.800 Mark Kölner Gewicht) angegeben. Ebenso ausgedehnt wie bei den Grafen und Baronen war der finanzielle Spielraum beim Loskauf von Herren, rittern und Ministerialen. Diese Personengruppen sind vor allem deshalb zusammengefasst, weil der Versuch einer weiteren Einteilung zu Irrtümern geführt hätte. Nicht immer liegen eindeutige Informationen darüber vor, ob es sich bei einer Person um einen freien ritter, einen Ministerialen oder schon um einen kleinen Herren handelte. Die mittelalterlichen Quellen sind bei der Betitelung nicht besonders exakt. Die in ihnen genannten Protagonisten werden äußerst inkonsequent als domini, miles oder ministeriales bezeichnet. Eine besitzrechtliche Unterscheidung verbietet sich ebenso, da die Schriftzeugnisse auch in dieser Hinsicht zurückhaltend sind. Das schwerste Lösegeld, dass für die Freilassung eines Vertreters der oben genannten Gruppe gefordert worden war, entsprach einem Silbergewicht von gerundet 1.500 kg (etwa 6.700 Mark Kölner Gewicht). Dieses hatte 1214 der bei Bouvines gefangene robert von Courtenay zu bezahlen (Nr. 19). Dieser Höchstsatz kann aber keineswegs als unumstritten gelten. Im Jahre 1207 nämlich stellte Johann ohneland einem Amphulsus tillo 10.000 Londoner Mark (2.338,12 kg Silber bzw. 10.000 Mark Kölner Gewicht) in rechnung (Nr. 12). Leider ist nicht bekannt, ob es sich bei diesem Mann um einen besonders reichen adligen Landbesitzer im Stande eines ritters handelte oder um einen Baron. Er wurde deshalb vorsichtshalber aus den bisherigen statistischen Erhebungen herausgenommen. Eindeutig zu bestimmen ist dagegen die Untergrenze der Lösegelder. Dieser Platz gebührt dem Herren Gerhard von Blankenheim, der für seine Haftentlassung lediglich 300 trierer Pfennige hinterlegen musste, die den wert von ungefähr 170 g Silber (etwa 0,7 Mark Kölner Gewicht) nicht überstiegen (Nr. 103). wie bei den Grafen und Baronen lässt sich die erhebliche Differenz der Geldbeträge auf die großen sozialen, machtpolitischen und wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den Vertretern dieses Personenkreises zurückführen. Dennoch gehörten sie alle einer risikogruppe an. Die 62 gefundenen Belegstellen zeigen eindrücklich, dass die Gefahr einer Gefangenschaft für Herren, ritter und Ministeriale besonders groß war. Dies mag nicht weiter verwundern, rekrutierte sich doch die Mehrheit der Kombattanten von Schlachten und Scharmützeln aus dieser sozialen Gruppe. Zudem konnten sich deren Mitglieder eines ungleich geringeren Personenschutzes erfreuen als ihre höhergestellten Standesgenossen. wo Herrscher, Herzöge und Grafen auf ein

1. Lösegelder

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eigenes Banner handverlesener ritter als Leibgarde vertrauen konnten, fehlte Herren und rittern diese Entourage zumeist.51 Ein allgemein beachtetes, abgestuftes tarifsystem mit obligatorischen Lösegeldsummen wird man für das 12. und 13. Jahrhundert nicht konstatieren dürfen. Zu weit schlagen die untersuchten Beträge zu beiden Seiten der Skala aus, zu häufig kommen überschneidungen zwischen den Personengruppen vor. Die Festsetzung von Lösegeldern geschah situativ. Dabei wurden von den Häschern verschiedene Faktoren berücksichtigt, die ein System mit festen Parametern nicht praktikabel machten. Auf den Klang des Herrschaftstitels allein wollte man sich nicht verlassen. Sich der Ergreifung eines Königs zu rühmen, half nur wenig, wenn dieser das von ihm verlangte Lösegeld nicht zahlen konnte.52 In einem weit kleineren geographischen und personellen Rahmen lassen sich vereinzelte Fälle von beinahe tariflich zu bezeichnenden Abwicklungen der Lösegelder aber durchaus feststellen. Ein eindrückliches Beispiel dessen geben die Freikäufe unter Johann ohneland. während er den aufständischen Baronen hohe Summen auferlegte, bewegten sich die Lösegelder der ritter und kleineren Herren in einem fest abgesteckten rahmen. In der regel bezahlten sie zwischen 100 und 500 Mark für ihre Freilassung. Auch Saladin hatte während seiner 1186 begonnenen Kampagne gegen das Königreich Jerusalem auf eine feste taxierung zurückgegriffen, um der Masse der christlichen Einwohner in den kapitulierenden Städten Herr zu werden. Ähnlich einem Händler, der sein immer gleiches warensortiment nach festgelegten Preisen verkauft, entfalteten normierte Lösegelder ihre Praktikabilität besonders in Situationen, in denen eine Vielzahl an gleichrangigen Gefangenen in die Gewalt eines einzigen Häschers geriet. Im Falle der christlichen Einwohner Jerusalems oder Jaffas war dies eine zweifelhafte Gnade. Es wurde nämlich keinerlei rücksicht darauf genommen, ob einer der Betroffenen das Lösegeld zahlen konnte oder nicht. wer zahlungsfähig war, den erwarteten die Sklavenmärkte des Nahen ostens und Nordafrikas.53 1.3. Verweigerung der Auslösung obwohl die Freilassung gegen Lösegeld eine im christlichen Adel Europas weitverbreitete Praxis war, bestand für niemanden eine Garantie, sich seine Freiheit erkaufen zu dürfen. Dieser Fakt ist wichtig, da er die Vorstellung eines paradigmatischen

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Zur mittelalterlichen Schlachtordnung siehe Lehnart (1988): Die Schlacht von worringen, S. 69. Siehe auch S. 106f., Anm. 334. 1115 gehörte der Chronist Usâma Ibn Munqidh († 1188) zu den Belagerern einer christlichen Festung. Er berichtet, wie nach der Einnahme der Feste Sieger und Besiegte ihr Lösegeld aushandelten. während der Gespräche habe ein christlicher Sergeant die Forderung von 600 Besantern mit der Begründung zurückgewiesen, sein monatlicher Sold betrage gerade einmal zwei Besanter. Die geforderte Summe würde er niemals bezahlen können. rotter (Hg.): Usama Ibn Munqidh, S. 99. Siehe S. 242, Anm. 4.

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V. Auf der Suche nach einem tarifsystem

Modells der mittelalterlichen Lösegeldpraxis zu verhindern hilft. Einige wenige Beispiele mögen genügen, um die Grenzen der Gnade aufzuzeigen. Selbst Gruppen, die außerhalb der christlichen Glaubensgemeinschaft standen, hatten die Möglichkeit nicht grundsätzlich verwirkt, bei Gefangenschaft ihre Freiheit mittels einer finanziellen Gabe zu erwirken. Sowohl Juden als auch Muslime konnten sich aus der Gewalt ihrer christlichen Häscher freikaufen.54 Ganz anders wurde mit vermeintlichen Häretikern verfahren: Die dem Katharertum bezichtigten Bewohner des südfranzösischen Béziers wurden am 22. Juli 1209 von den Kreuzfahrern massakriert. Nach seiner Kapitulation am 10. November verschmachtete der Vizegraf von Béziers im Kerker.55 Vor einer apodiktischen Verallgemeinerung ist freilich zu warnen: Ketzer konnten sich zuweilen ebenso aus der Hand ihrer Häscher freikaufen, wie es auch Juden und Muslime gab, denen diese Gnade verwehrt wurde. Es waren vor allem machtpolitische Erwägungen, die einen Häscher veranlassten, die Freilassung eines Gefangenen zu verweigern. 1106 erteilte König Heinrich I. (reg. 1100–1135), der jüngste Sohn wilhelms des Eroberers, dem Freilassungsgesuch seines älteren Bruders eine Absage, weil er befürchtete, dieser könne ihm den okkupierten englischen thron streitig machen.56 während seines ersten Italienzuges eroberte Friedrich Barbarossa die Burg rivoli (Prov. turin, Piemont), die von Männern aus Verona verteidigt worden war. Das Angebot eines Lösegeldes ausschlagend hängte er die dort gefangenen Adligen bald danach auf. Das erbarmungslose Vorgehen des Staufers interpretierten die Annales Palidenses als abschreckende Maßnahme, die den italienischen widerstand brechen sollte.57 Nach der Aufdeckung einer angeblichen Verschwörung der Familie tankreds von Lecce († 1194) hatte Heinrich VI. alle Verdächtigen festnehmen lassen. Eine Freilassung kam für ihn nicht in Frage, bot sich dem Kaiser doch die günstige Gelegenheit, seine politischen Gegner in Sizilien endgültig loszuwerden. Daher ließ er alle männlichen Konspirateure blenden und einkerkern. Die Frauen verbannte er ins Kloster.58 In ähnlicher weise verfuhr Eduard I. von England mit seinen walisischen 54

Zu den Muslimen siehe Huygens (Hg.): willelmi tyrensis archiepiscopi Chronicon, Bd. 1, Buch 11, Kap. 3, S. 499f.; ebd., Bd. 2, Buch 20, Kap. 8, S. 921; rotter (Hg.): Usama Ibn Munquidh, S. 89. Zu den Juden siehe Schum (Hg.): Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium, Kap. 35, S. 422f.; Hewlett (Hg.): rogeri de wendover liber, Bd. 2, S. 54f. 55 Marvin (2008): the occitan war, S. 299f. Jörg oberste hat festgestellt, dass die religiöse Motivation des Albigenserkreuzzugs die Anwendung „ritterlicher Spielregeln“ in vielen Fällen verhindert hatte. oberste (2003): Der „Kreuzzug“ gegen die Albigenser, S. 70, 78, 106, 153f. 56 Eine Zusammenfassung bei Krieger (2009): Geschichte Englands, S. 96. 57 Fridericus rex pascha Magdeburg celebrans, mense Maio cum valida manu Italiam ingreditur. Difficultatem autem a Veronensibus perpessus, Rivolam castrum ipsorum cum nobilioribus eorum cepit, ac pertimescendo cunctis exemplo, spreta quam prebuerant auri copia, patibulis eos affigit precepit. Pertz (Hg.): Annales Palidenses, S. 88, z. J. 1154. Dazu auch wattenbach (Hg.): Vincentii Pragensis annales, S. 665, z. J. 1156 (falsche Datierung). 58 Anno dominice incarnationis MCXCV. […]. Nam filium Tancredi regis adhuc puerum Reciam Curiensem perductum oculis privari et in castro Amiso perpetue captivitati addictum custodiri precepit. […] Sponsam vero ipsius, filiam Constantinopolitani imperatoris, imperator Philippo fratri suo desponsavit reginamque eius apud monasterium virginum Hohinburc dictum in Alsa­ cia custodie mancipavit. Margaritam vero archipiratam et Ricardum comitem, imperatricis consanguineum, luminibus, ut dictum est, privatos eternis vinculis apud Trivels deputavit.

1. Lösegelder

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widersachern. Den Bruder des letzten Fürsten Llywelyn ap Gruffydd (amt. 1258– 1282) ließ er 1283 in Shrewsbury den Prozess machen, an dessen Ende eine Hinrichtung wegen Hochverrats stand.59 wales geriet daraufhin unter die Kontrolle der englischen Krone. Solcherlei unnachgiebige Härte wurde von den Zeitgenossen nicht selten positiv bewertet. Für roger von wendover war das rigorose Vorgehen Friedrichs II. gegen seine sizilischen Gegner im Jahre 1230 ein legitimer Schritt, habe der Kaiser damit doch lediglich die verloren gegangene ordnung wieder hergestellt.60 Der Grat zwischen Bewunderung und Abscheu war schmal. Die lebenslange Inhaftierung Heinrichs (VII.) hielt roger dem Kaiser vor. Friedrich habe sowohl das gebotene Maß an Milde vermissen lassen, als auch die hohe Stellung des Sohnes (hier war sein titel als römisch-deutscher König von Bedeutung, nicht sein familiärer Status als ältester Sohn des Kaisers) missachtet.61 Kritik an der augenscheinlichen Hartherzigkeit richard Löwenherz’ gedachte Benedikt von Peterborough († 1194) gleich gar nicht erst aufkommen zu lassen. Vor seinem Herrschaftsantritt war richard in seiner Funktion als Graf von Poitou in eine Fehde mit raimund V. von toulouse verstrickt gewesen. 1188 hatte der tolosaner zwei ritter de domo familie regis Angliae festgenommen und einen Unterhändler geschickt, der über deren Freilassung verhandeln sollte. Dass richard dieses Gespräch vehement ablehnte, war nicht eben üblich. Der Chronist zeigte sich sogleich um eine Apologie bemüht: Für richard Löwenherz wäre die Aufnahme von Freilassungsbedingungen unmöglich gewesen, da raimund kein recht hätte, Männer gefangen zu nehmen, die unter dem besonderen Schutz der Kirche standen. Dass raimund unbescholtene Pilger entführt hatte, habe richard außerordentlich erzürnt.62 Es gab allerhand Situationen, in denen die Freilassung eines Gefangenen verworfen wurde. In manchen Schlachten wurde sogar das Machen von Gefangenen verboten. Aus dem Hundertjährigen Krieg haben sich königliche weisungen erhalten, die bereits die Gefangennahme des Gegners untersagten. Im Vorfeld der Gefechte bei Azincourt im Jahre 1415 hatte der englische König Heinrich V. seinen Männern Hofmeister (Hg.): ottonis de Sancto Blasio chronica, S. 65f. Siehe auch Csendes (1993): Heinrich VI., S. 155f. 59 Morris (2008): A great and terrible King, S. 188ff.; Prestwich (1988): Edward I, S. 200, 202f. 60 Hewlett (Hg.): rogeri de wendover liber, Bd. 2, S. 383. übersetzung bei Eickels/Brüsch (Hg.): Kaiser Friedrich II., S. 207. 61 Luard (Hg.): Matthaei Parisiensis, monachi Sancti Albani, Chronica Majora, Bd 3, S. 323. Um das Bild des Kaisers zu glätten, übernahm Matthäus Paris bei der überarbeitung der Chronik rogers Kritik nicht. Vielmehr fügte er der Vorlage eine Begründung für die Erbarmungslosigkeit des Kaisers hinzu. Heinrich (VII.) hätte nämlich jegliche Gnade erstickt, als er einen Giftanschlag auf seinen kaiserlichen Vater plante. Broekmann (2005): ‚rigor iustitiae‘, S. 362, 364f. 62 Unde factus est, quod unus ex illis scilicet Radulfus Fraser, permissus exire ad comitem Ricar­ dum Pictavensem propter suam er praedicti servientis comitis de Sancto Aegidio liberatio­ nem. Sed comes Ricardus audiens quod ipsi redeuntes de Sancto Jacobo, in peregrinatio capti essent, respondit illi, quod per illum nec prece nec pretio liberarentur. Dicebat enim quod ipse magis offenderet Deum et beatum apostolum suum Jacobum quam pateretur, si ipse pro eis dedisset redemptionem, quia sola peregrinationis reverentia sufficiebat ad liberandum eos. Stubbs (Hg.): Gesta regis, Bd. 2, S. 35.

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verboten, während der Schlacht Gefangene zu machen.63 Durch das Verdikt meinte Heinrich die Kampfkraft seiner truppen aufrechterhalten zu können, wohlwissend, dass viele gleich nach Ergreifen des ersten Gegners das Schlachtfeld verließen, um ihre Beute in Sicherheit zu bringen. 2. MItGIFtEN 2. MItGIFtEN

Die in Klammern angegebenen Nummern beziehen sich auf die Positionsnummern der im Anhang aufgeführten tabelle 2.

Die Ehen des abendländischen Adels dienten nicht ausschließlich der Zeugung von Nachkommen. Brautväter, die ihre töchter verheirateten, verfolgten ebenso unterschiedliche Ziele wie diejenigen, die bereit waren, diese zur Frau.64 In jedem Fall sannen beide Seiten darauf, eine Verbindung einzugehen, die den eigenen Ansprüchen gerecht wurde. Die soziale Position der sich ehelich verbindenden Parteien sollte nicht geschmälert werden.65 In der Höhe der Mitgift konnte ein solches Standesbewusstsein Ausdruck finden. Sie war aber auch ein geeignetes Mittel, um den Brautwerber aus der Masse der heiratsfähigen Männer herausstechen zu lassen. wie sehr die Mitgift als Möglichkeit der Bereicherung wahrgenommen wurde, beweisen die 1231 von Friedrich II. erlassenen Konstitutionen von Melfi in besonderer weise. Um die Unsitte der klandestinen Eheschließungen zu regulieren, beschloss der Kaiser, dass eine Ehe erst nach der öffentlichen Verlobung und der priesterlichen Einsegnung gültig sei. Paare, die sich diese Verfügung ignorierten, wurden mit dem Verlust des Brautschatzes bestraft. Eine derartige Sanktion konnte freilich nur ihren Zweck erfüllen, wenn die finanzielle Einbuße von den Zeitgenossen als katastrophaler Verlust betrachtet und gefürchtet wurde.66 Die mittelalterliche Aussteuer stellte eine binäre Größe dar: Aus Sicht der Brautfamilie war die Mitgift ein Mittel, mit welchem man für ein begehrtes Ehebündnis werben konnte. Für die Seite des Bräutigams war sie ein willkommener finanzieller Zuschuss, zumal auch ihr durch die Heirat Kosten entstanden.

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Kintzinger (1995): Geiseln und Gefangene, S. 51. Ähnliche Anweisungen der englischen Monarchen sind auch aus dem 14. Jahrhundert bekannt. Vgl. Bériac/Given-wilson (2001): Edward III’s Prisoners of war, S. 827. 64 weller hat vier Arten mittelalterlicher Eheschließungen ausgemacht. weller (2004): Die Heiratspolitik, S. 798ff. 65 In diesem Sinne hatte Dendorfer die Ehe zwischen dem byzantinischen Kaiser und Konrads III. Adoptivtochter Bertha/Irene als „rangbestätigung und Auszeichnung“ gedeutet. Dendorfer (2013): Konrad III. und Byzanz, S. 63. 66 Stürner (Hg.): Die Konstitutionen Friedrichs II., III. 22, S. 387.

2. Mitgiften

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2.1. Mitgiften und ihre Verbindung zur sozialen Stellung der Brautleute und Brauteltern Für den Adel bot die öffentlichkeit einer Hochzeitsfeier eine passende Gelegenheit der repräsentation. Die tatsache, dass zahlreiche mittelalterliche Autoren Beschreibungen von Pracht und Glanz fürstlicher Hochzeiten in ihre werke aufnahmen, spricht eine deutliche Sprache. Auch Mitgiften waren – obgleich nicht immer konkrete Zahlen genannt wurden – beliebte objekte der Darstellung. In seiner Lebensbeschreibung Elisabeths von thüringen hob Dietrich von Apolda († nach 1302) die prunkvolle Ausstattung der kindlichen Prinzessin hervor, mit der sie ihr Vater an den thüringischer Landgrafenhof geschickt hatte, um Ludwig IV. (amt. 1217–1227) zu ehelichen.67 Mit der Aufnahme dieser Episode in sein werk verfolgte der Hagiograph eine ganz bestimmte Absicht. Er wollte den bewusst gewählten Lebenswandel der jungen Frau – von der im Luxus lebenden Königstochter hin zur selbstvergessenen wohltäterin – konturenreich modellieren. Sich diesem Ziel verschreibend legt er zugleich Zeugnis von der zeitgenössischen Vorstellung ab, wonach die würde einer adligen Dame Ausdruck in ihrer Hochzeitsausstattung finden musste. Es überrascht daher nicht, dass sich Mitgiften, die zwischen hohen Dignitären ausgetauscht wurden, durch eine exponierte Höhe auszeichneten. Die Spitze der Mitgiftbeträge des 12. und 13. Jahrhunderts führte eine tochter ottokars I. von Böhmen an (Nr. 1). Das Mädchen war auserkoren, den Kaisersohn Heinrich (VII.) zu heiraten. weil auch andere heiratswillige Kandidaten Heinrich bedrängten, offerierte ottokar dem Staufer eine Erhöhung der Mitgift von zuvor 30.000 Mark auf 45.000 Mark Silber (10.521,54 kg Silber).68 Der böhmischen Prinzessin folgten weitere Königstöchter nach, die ihren königlichen oder kaiserlichen Gemahlen wahrhaft royale Brautschätze anbieten konnten (Nr. 3–10, 13, 15). Ein analog dazu erfolgendes Absinken der Mitgiftbeträge zum sozialen Stand ist ebenfalls nachweisbar.69 Anna, die tochter des Herzogs von Schlesien-Glogau bekam nur 3.000 Mark (701,436 kg Silber)70 zur Aussteuer, als sie 1260 die zweite Gemahlin Herzog Ludwigs von Bayern wurde.71 Die Summe war zwar nicht klein, das Ausmaß einer hochherrschaftlichen Ausstattung erreichte sie jedoch nicht. Mit einem noch geringeren Kapitalzuwachs mussten sich kleinere Grafen zufriedengeben: Am 18. Februar 1239 wurde die Ehe zwischen der tochter des Grafen von Freiburg 67

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rener (Hg.): Dietrich von Apolda, Buch 1, Kap. 2f., S. 32ff. Deutsche übersetzung bei Dies. (Hg.): Dietrich von Apolda, Buch 1, Kap. 1f., S. 32ff. Schon Gregor von tours hatte die Mitgiften, welche die Bräute der Merowingerkönige in den ehelichen Haushalt einbrachten, genauestens beschrieben. Sonntag (1987): Studien zur Bewertung von Zahlenangaben, S. 53f. Siehe S. 194, Anm. 82. Zu einer ähnlichen Erkenntnis war Karl-Heinz Spieß nach der Untersuchung der spätmittelalterlichen Aussteuern ausgewählter römisch-deutscher Adelsgeschlechter gelangt. Diese Erkenntnis lässt sich auf das 12. und 13. Jahrhundert übertragen. Vgl. Spieß (1993): Familie und Verwandtschaft, S. 361f. Berechnungsgrundlage ist die Kölner Mark. Die Kölner Mark wurde mit 233,812 g Silber berechnet. siehe Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; Schaube (1906): Handelsgeschichte, S. 813. Voigt (Hg.): Das urkundliche Formelbuch des königlichen Notars Heinricus Italicus, Nr. 60, S. 70f.

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und Urach und dem frisch geborenen Graf Gottfried I. von Habsburg-Laufenburg († 1271) vereinbart (Nr. 63). Zur Besiegelung der Verbindung wurden dem Grafensohn 600 Mark (140,287 kg Silber)72 in Aussicht gestellt.73 Kunigunde, die tochter des Herrn von Hals (Nr. 68), bekam bei ihrer Hochzeit mit dem Herrn von Horbach im Jahre 1268 250 Pfund regensburger Pfennige (53,7 kg Silber).74 Anna, deren Vater ein nicht näher genannter ritter war, konnte 1283 sogar nur 20 Mark (4,676 kg Silber) in die Ehe mit dem standesgleichen Burkhard von tobel einbringen (Nr. 79). Wie reich eine Mitgift ausfiel war von der sozialen Stellung der Brautleute abhängig. Auf Brautseite war der Vater der Gradmesser, sein Prestige, nicht das der Tochter, fielen ins Gewicht.75 wie entscheidend die Position des Vaters bei der Festlegung des Brautschatzes war, zeigt sich besonders in testamenten europäischer Potentaten. Da sie die Partei des Bräutigams meist völlig ausblenden, erlauben sie einen ungetrübten Blick auf das Selbstverständnis des testierers. König Peter II. von Aragón legte schriftlich nieder, dass bei seinem tode den töchtern eine Aussteuer von 6.000 Mark (1.402,872 kg Silber)76 zustehen sollte (Nr. 265). In demselben Schriftstück gestand Alfons II., der sich lediglich der würde eines Grafen von Provence rühmen konnte, seinen weiblichen Nachkommen eine Aussteuer von 3.000 Mark zu (Nr. 43).77 Alfons’ Nachfolger, raimund Berengar V., wählte 1238 eine ähnlich hohe Mitgift: Seiner tochter Sancha versprach er 2.000 Mark (474 kg Silber)78 (Nr. 46).79 Dagegen konnte der Herr von Montpellier, wilhelm VIII., seinen beiden töchtern nur 100 Mark (23,7 kg Silber)80 in die Ehe mitgeben.81

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wie S. 261, Anm. 70. Fürstliches Hauptarchiv (Hg.): Fürstenbergisches Urkundenbuch, Bd. 1, Nr. 398, S. 177ff. Berechnung: 1285 schlug man aus der regensburger Mark 274,5 Pfennige. Steinherz (1893): Die Erhebung des Lyoner Zehnten, Nr. 66, S. 84; auch Emmerig (1993): regensburger Pfennig, S. 30. Die regensburger Mark schlug mit 245,545 g Silber zu Buche. Fengler u. a. (Hg.): Lexikon Numismatik, S. 272. Die Heiratsabsprachen wurden am 12. Januar 1268 durch Herzog Heinrich XIII. von Bayern beglaubigt. wittmann (Hg.): Monumenta wittelsbacensia, Nr. 94, S. 226f. Siehe dazu auch Spieß (2008): Fürsten und Höfe, S. 37. Die Aragoneser Mark hatte wie die Kölner oder die Londoner Mark ein Gewicht von 233,812 g. Luschin von Ebengreuth (1976): Allgemeine Münzkunde, Nr. 4, S. 166. Siehe S. 219. Berechnungsgrundlage: Mark von Montpellier. Da ihr wert in der numismatischen Literatur mit unterschiedlichen Zahlenangaben zwischen 235 bis 239 g angegeben wird, was besonders von der jüngeren Forschung betont worden ist, schien es angeraten, sich für den strategischen Mittelwert von 237 g zu entscheiden. Zu den unterschiedlichen Gewichtsangaben der Mark von Montpellier siehe Bompaire/Dumas (2000): Numismatique médiéval, S. 298 (tabelle 2); Luschin von Ebengreuth (1976): Allgemeine Münzkunde, Nr. 50, S. 168; Schaube (1906): Handelsgeschichte, S. 813. Siehe S. 207. wie S. 262, Anm. 78. Ainé (Hg.): Liber instrumentorum memoralium, Nr. 99, S. 198.

2. Mitgiften

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2.2. was die Zahlen sagen Rangunterschiede in Zahlen ausgedrückt wie gezeigt werden konnte, hatte die soziale Position der eheschließenden Parteien einen maßgeblichen Einfluss auf die Summe, welche die Braut als Aussteuer in die Ehe einbrachte. Dies wird umso deutlicher, da rangniedrigere Brautväter ihren töchtern höhere Brautschätze mitgaben, wenn diese höhergestellte Ehemänner heirateten. Augenscheinlich ist dies beim Konnubium Gerhards III. von Landskron († 1296) mit einer gewissen Blancheflor (Nr. 58). Dem Testament Gerhards vom 17. September 1278 ist zu entnehmen, dass er vom Vater seiner Gemahlin 900 Mark Kölner Pfennige (194,472 kg Silber)82 zur Mitgift erhalten hatte, die zu zwölf Schilling auf die Mark berechnet waren.83 Mit einem Gegenwert von beinahe 200 kg Silber war dies keine geringe Summe. Dies war sie umso weniger, da Gerhard adlig war, seine Frau aber lediglich die tochter eines Kölner Schöffen. Sicherlich wird die bürgerliche Herkunft Blancheflors und ihres Vaters Dietrich für die lukrative Mitgift verantwortlich gemacht werden dürfen. Der Kölner Schöffe strebte für seine Nachkommen eine rangerhöhung an, indem er die tochter in den lokalen Niederadel einheiraten ließ.84 was seine Familie an Geburtsrecht nicht bieten konnte, versuchte der Vater mit Geld aufzuwiegen. Gerhard von Landskron seinerseits zeigte sich wohl erst dann bereit, eine nicht standesgemäße Ehefrau zu akzeptieren, nachdem die Höhe des Brautschatzes das eigene Standesbewusstsein überflügelt hatte. Auch für den Adel kann belastbares Quellenmaterial ins Feld geführt werden, das die oben geäußerte these zu bestätigen vermag. Dabei ging es freilich weniger um ein Ausgreifen in einen anderen Stand, denn zum Adel gehörte der Edelfreie ebenso wie der Kaiser. Innerhalb dieser Gruppe gab es aber große soziale Unterschiede, die man nicht selten durch vorteilhafte Heiraten zu verkleinern suchte. 1232 oder 1233 bot Archembald VIII., der Herr von Bourbon (amt. 1228–1242), dem Grafen theobald von Champagne die gewaltige Summe von 36.000 Pfund Pariser Münze an, um diesen geneigt zu machen, seine tochter zur Frau zu nehmen (Nr. 12).85 theobalds Politik war von großen Erfolgen geprägt,86 weswegen eine familiäre Verbindung für den Herrn von Bourbon einen gewaltigen Prestigegewinn bedeutet hätte. 3.600 kg Silber87 dürften verlockend genug gewesen sein, um das 82

Ein Schilling bestand aus zwölf Pfennigen. Der Kölner Pfennig wog im 13. Jahrhundert durchschnittlich 1,46 g, sein Feinsilbergehalt schwankte zwischen 923/1000 und 939/1000; in der regel entsprach er aber demjenigen des englischen Sterling (1, 458 g, 925/1000). Hävernick (1930): Der Kölner Pfennig, S. 46, 51; Voßberg (1843): Geschichte der preussischen Münzen, S. 65. Vgl. auch witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 77. 83 Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Bd. 2, Nr. 914, S. 608f. 84 Dietrich gehörte zu den einflussreichen Mitgliedern des städtischen Patriziats. 1272 war er sogar zum Schöffenbürgermeister aufgestiegen. Groten (1998): Köln im 13. Jahrhundert, S. 292. 85 teulet (Hg.): Layettes du trésor, Bd. 2, Nr. 2231, S. 245f. 86 Vgl. Bur (1975): La Champagne féodale, S. 130ff.; ders.: Art. Champagne. III. Der Graf von Champagne und Brie, in: LexMA 2, Sp. 1682. 87 Gerundeter wert. 1221 und 1222 entsprach 1 Pfund tournosen 16 Schillingen Pariser Münze zu je 12 Pfennigen. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 172, dasselbe Verhältnis gibt Bompaire an: 4 Pariser Pfennige dem wert von 5 Deniers tournois. Bompaire (2000):

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Interesse des mächtigen Grafen zu wecken. tief griff im Jahre 1300 auch der burgundische Herzog robert II. (amt. 1272–1305) in die tasche (Nr. 11). Seine tochter Margarethe wollte er mit dem thronfolger König Philipps IV. von Frankreich (reg. 1285–1314) zusammenbringen, um auf diese weise familiäre Nähe zum amtierenden und zum zukünftigen Herrscher Frankreichs herzustellen. Einen Brautschatz von 100.000 Pfund kleinen tournosen betrachtete robert als geeignetes Mittel, um diesen wunsch wirklichkeit werden zu lassen.88 Umgekehrt musste ein Brautvater, der seine tochter einem rangniedrigeren zur Frau gab, in der regel eine nicht so hohe Mitgift aussetzen.89 Von Prinzessin Margarethes Vermählung mit Hermann von Henneberg war bereits die rede.90 obgleich die Größenordnung der von wilhelm von Holland verschriebenen 4.000 Mark Kölner Pfennige nicht zu unterschätzen ist, muss sie unter den Brautschätzen europäischer Prinzessinnen ganz hinten platziert werden (Nr. 37). Eine quantitative Differenz ist gleichfalls bei den Mitgiften der töchter Heinrichs II. von Brabant festzustellen. Bei ihrer Hochzeit mit dem Herren von Dendermonde erhielt Beatrix († 1288) 12.000 Pfund (776,822 kg Silber)91 (Nr. 38).92 Ihre Halbschwester Elisabeth († 1261) durfte sich wenige Jahre später über immerhin 4.000 Mark (935,248 kg Silber)93 freuen, als sie in Albrecht I. von Braunschweig-Lüneburg einen Ehemann fand, der ihrer herzoglichen Stellung entsprach (Nr. 34).94 Weitere Beeinflussungskriterien wenngleich der Herrschaftstitel der Brautleute beziehungsweise Brauteltern einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den Betrag der Aussteuer hatte, so war er doch bei weitem nicht das einzige Bemessungskriterium. wie schon bei den Lösegeldern existierten auch für Mitgiften verschiedene Faktoren, an denen die Höhe des Brautschatzes gemessen wurde. Dabei spielte auch eine rolle, ob der Vormund für seine eigenen Kinder oder nur für ein ihm anvertrautes Mündel einen Ehepartner suchte. während die Brautschätze seiner leiblichen töchter 780 kg und 940 kg Silber schwer waren, konnte Heinrich II. seine Nichte Maria von Auvergne mit nur Numismatique médiévale, S. 315f. 1266 bekam der Denier tornois ein Normgewicht von 1,12 g bei einem Feingehalt von 299/1000. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 135. 88 dabimus in maritagium cum prædicta filia nostra, centies mille libras parvorum Turonensium in pecunia numerata, solvendas terminis qui sequuntur. Dumont (Hg.): Corps universel diplomatique, Bd. 1.1, Nr. 568, S. 324. 89 Vgl. auch Spieß (1993): Familie und Verwandschaft, S. 361f. 90 Siehe S. 216ff. 91 Berechnungsgrundlage ist der Brabanter Pfennig. In den Jahren 1270–1275 hatte ein Pfund Sterling den wert von 720 Brabantiner Pfennigen. Ebd., S. 210. 92 Saint-Genois des Mottes (Hg.): Inventaire analytique, Nr. 68, S. 23f. (v. August 1247), Nr. 157, S. 51 (v. 30. November 1271). Auch rI V 1.2, Nr. 5587. wie die Urkunde erkennen lässt, standen 1271 noch etwa 30 % der Mitgift aus. 93 Berechnungsgrundlage ist hier die im gesamten reichsgebiet verbreitete Kölner Mark mit 233,812 g pro Mark. Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; Schaube (1906): Handelsgeschichte, S. 813. 94 Eine entsprechende Verpfänungsurkunde ist abgedruckt bei Noessel (1770): De ditione Hassiaca, S. 27f. Siehe auch rI V 2.4, Nr. 11692.

2. Mitgiften

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1.000 Pfund Flandrische Pfennige (97,236 kg Silber)95 verheiraten (Nr. 67).96 Die Summe entsprach nur einem winzigen Bruchteil dessen, was Marias herzogliche Cousinen bekamen und ist mit Marias nur leicht herabgesetzter Stellung als Grafentochter allein nicht zu erklären. Eine bedeutende rolle dürften auch die politische Zweckmäßigkeit gespielt haben, die einer ehelichen Verbindung zugrunde lag. Die Motive der armenischen Könige sind bereits ausführlich dargelegt worden. Das ersehnte Bündnis mit den Kreuzfahrern versprach für den materiellen Verlust zu entschädigen, welchen Leo I. und Hethum I. zugunsten ihrer Schwiegersöhnen erlitten hatten (Nr. 36, 40). Am Beispiel richards von Cornwall konnte gezeigt werden, wie eng der transfer einer stattlichen Mitgift mit dem Ziel der Königswahl verknüpft war (Nr. 14). Um sich der Kurstimme des rheinischen Pfalzgrafen zu versichern, war richard eine Mitgiftzahlung von 2.500 kg Silber nicht zu hoch. Hatte eine zuvor geplante Verheiratung ihre politische Zugkraft verloren, zeigten sich die Brauteltern nicht selten bereit, auf die Bezahlung der Mitgift zu verzichten. Die herzoglichen Brüder der Elisabeth von Bayern († 1273) etwa enthielten ihrer Schwester die schuldige Aussteuer vor.97 Mit ihrer 1254 geschlossenen Ehe mit dem Grafen von Görz-tirol konnten sie nur wenig zufrieden sein. Eingedenk Elisabeths vormaligen Stellung als römisch-deutsche, sizilische und jerusalemitanische Königin mussten die Brüder ihre Liaison mit Meinhard II. (amt. 1257–1295) als Herabstufung empfinden. Hinzu kam, dass die eheliche Verbindung mit einem wenig bedeutenden Grafen am rande des reiches keinerlei Machtgewinn versprach. Sicherlich hatten die bayerischen Herzöge Ludwig II. und Heinrich XIII. nach dem tode Konrads IV. gehofft, die ältere Schwester zu instrumentalisieren, um mit dem neuen träger der Königskrone familiäre Kontakte zu knüpfen. 2.3. Die Betragsspannen Die Bedingungen einer Eheschließung, unter denen der Brautschatz eine exponierte Stellung einnahm, wurden auf dem Verhandlungswege festgelegt. Im Bemühen um eine Einigung nahmen die verhandelnden Parteien verschiedene Kriterien in den Blick, welche die Summe beeinflussten. Listenpreise gab es keine. In den 1980er Jahren legte die österreichische Historikerin Heide dienSt eine Monographie über Agnes von waiblingen († 1143) vor. Die tochter Kaiser Heinrichs 95

Für ein Pfund Flämisch erhielt man im Jahr 1187 72 Kölner Pfennige. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 214. Der Kölner Denar wog im 13. Jahrhundert durchschnittlich 1,46 g, sein Feinsilbergehalt schwankte zwischen 923/1000 und 939/1000; in der regel entsprach er aber demjenigen des englischen Sterling (1, 458 g, 925/1000). Hävernick (1930): Der Kölner Pfennig, S. 46, 51; Voßberg (1843): Geschichte der preussischen Münzen, S. 65. Vgl. auch witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 77. 96 Dumont (Hg.): Corps universel diplomatique, Bd. 1.1, Nr. 334, S. 176. 97 Goez (2006): Elisabeth von Bayern, S. 154. Ehen, welche die Erwartungen der Brautfamilie nicht erfüllten, konnte mit Missachtung und Kontaktabbruch bestraft. Lyon arbeitete dies für die Andechserin Agnes (+ 1201), umstrittene Gemahlin König Philipps II. von Frankreich, heraus. Lyon (2013): Princely brothers and sisters, S. 156f.

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IV. hatte 1079 den Schwabenherzog Friedrich I. (amt. 1079–1105) und in zweiter Ehe den Markgrafen Leopold III. von österreich (amt. 1095–1136) geheiratet. Unter dem Eindruck dieser beiden Hochzeiten zog dienSt bezüglich der Mitgifthöhen des 11. und 12. Jahrhunderts folgendes resümee: Aussteuern von 1.000 Pfund, nach der Autorin umgerechnet 240 kg Silber, wären keine Seltenheit gewesen und hätten eher die untere Grenze hochadliger Mitgiften markiert.98 Mit Blick auf das 12. und 13. Jahrhundert ist dieser Behauptung nicht grundsätzlich zu widersprechen. Die niedrigste Aussteuer einer Hochadligen lag bei 1.000 Mark, also etwa 234 kg Silber (Nr. 52–56). Für diesen Betrag wurde die tochter König Philipps von Schwaben mit dem ältesten Sohn des Herzogs von Brabant verheiratet (Nr. 55). Auch der thüringische Landgraf Ludwig IV. soll seine Braut Elisabeth mit einer Mitgift von 1.000 Mark empfangen haben (Nr. 54). Den Gipfel der Mitgiftbeträge belegt die 1225 durch Gesandte ottokars von Böhmen versprochene Summe von 45.000 Mark Silber, die einem Silbergewicht von ungefähr 10.500 kg entsprach (Nr. 1). Die dazwischen liegenden Beträge bieten ein facettenreiches Bild, bei dem überschneidungen signifikant sind. Dies gilt noch nicht so sehr für den oberen Bereich der Skala, in welcher die töchter europäischer Könige Brautschätze von umgerechnet etwa 6.500 kg bis 9.400 kg Silber erhielten (Nr. 2–10). Hier deutet sich sogar zaghaft eine regelmäßigkeit der Beträge an: Posten von 30.000 (Nr. 7–10) und 40.000 Mark (Nr. 2–5) sind mehrmals belegt. tiefergehende Erkenntnisse lassen sich aus diesem Befund allerdings nicht gewinnen. Zwei der vier Belege für das Versprechen einer Mitgift von 40.000 Mark Silber entfallen auf die 1276 vereinbarte Doppelhochzeit, die rudolf von Habsburg und ottokar von Böhmen zur Beilegung ihrer Streitigkeiten um österreich ins Auge gefasst hatten (Nr. 3–4). Die identischen Summen erklären sich aus dem Kontext der Eheschließung: Sie sollten die Gleichrangigkeit der beiden königlichen Väter ausdrücken und müssen daher als Sonderfall gelten. Freilich bewegten sich die Mitgiften, die bei königlichen Hochzeiten den Besitzer wechselten, nicht ausschließlich in dem oben umrissenen Bezugsrahmen. oft wurde weit weniger Geld geboten. König waldemar I. von Dänemark stattete seine tochter Ingeborg mit 10.000 Mark, also ungefähr 2.400 kg Silber, aus (Nr. 15).99 Bei dem Eheprojekt seiner tochter Johanna mit dem Sohn rudolfs von Habsburg verschrieb König Eduard I. von England dem Paar nur mehr 10.000 Mark englischer Sterlinge, die ein Silberfeingehalt von 1.900 kg besaßen (Nr. 21).100

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Dienst (1985): Agnes, Herzogin, Markgräfin, S. 38. Placuit regi consilium sobrium, jussitque legatos aliud dicere, si quid haberent. Illi vero expirante petitione prima, decem marcarum argenti milia petierunt. Ad hæc rex magnanimus: rem (inquit) rex Francorum a rege Dacorum nunc petit pertenuem ratione negotii & personarum. Petitionem ejus grate suscipimus, & votum mature implebimus. Tunc pactis initis, & sacramento a legatis præstito pro completione pactorum, ornatam (ut decuit) cum summa postulata tradidit virginem, & de suis honoratos quosdam qui prosequerentur eam usque in Franciam una direxit. Howlett (Hg.): First four books, Buch 4, Kap. 26, S. 368f. Siehe auch Davidsohn (1888): Philipp II. Augustus und Ingeborg, S. 21ff. 100 Freilich muss bei der Bewertung des Betrages in Erwägung gezogen werden, dass Eduard in rudolfs Sohn Hartmann sicherlich nicht den künftigen römisch-deutschen thronfolger sah, was die Höhe der Mitgift nach unten korrigiert haben dürfte. Mit Sicherheit kannte er – nicht zuletzt

2. Mitgiften

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Der finanzielle Gewinn, den die Eheleute aus den ebengenannten Brautschätzen zogen, war trotzdem beträchtlich. Eine anonyme Beschreibung des römisch-deutschen reichskörpers und seiner Glieder aus dem 13. Jahrhundert schätzte das Jahreseinkommen des sächsischen Herzogs auf gerade einmal 2.000 Mark Silber, das des Pfalzgrafen bei rhein auf 5.000 Mark.101 Die jährlichen Einnahmen der bedeutenden reichsabtei Sankt Gallen wurden 1275, im Zuge der Erhebung eines Kreuzzugszehnten, auf lediglich 1.024 Mark Silber geschätzt.102 Demgegenüber eröffneten 10.000 Mark beträchtliche Möglichkeiten. ortschaften und Burgen konnte man für einiges weniger erwerben.103 Das Besondere ist, dass Aussteuern dieser Höhe nicht auf die Königshäuser beschränkt waren. In einer gewaltigen Spanne von 2.500 kg bis 25 kg Silber offenbart sich die Varianz mittelalterlicher Mitgiftzahlungen. Die Höhe der Brautschätze scheint hierbei nicht immer an die im Herrschaftstitel ausgedrückte soziale Stellung der Ehepartner gekoppelt zu sein, kam es doch zu einigen überschneidungen. Mit 2.400 kg durfte sich Margarethe, tochter des Grafen von Flandern, einer wahrhaft prächtigen Hochzeitsausstattung erfreuen (Nr. 16). In ihrem wert schob sich die Mitgift Margarethes sogar noch vor diejenige der Prinzessinnen von Böhmen, Kastilien, England und Dänemark (Nr. 19–21, 23). Letztlich übertraf sie sogar den ausgehandelten Brautschatz für eine tochter Kaiser Friedrichs II., die in den 1230er Jahren einen Sohn des österreichischen Herzogs zum Mann nehmen sollte (Nr. 22). Gewiss gehörten die Grafen von Flandern zu den großen Vasallen der französischen und römisch-deutschen Könige. Von der Ausdehnung ihres territoriums und der Prosperität ihrer Landschaften her konnten sie so manchem Herzog den rang ablaufen. trotz der nicht unbedeutenden Position des Grafen von Flandern muss aber konstatiert werden, dass Margarethe nur dem Grafen von Geldern anverlobt wurde. Für die oben genannten Königstöchter waren dagegen Ehemänner im range von Herzögen und Landgrafen vorgesehen. Um die Höhe der flandrischen Mitgift ermessen zu können, ist ein genauerer Blick auf die Umstände der um 1285 arrangierten Ehe notwendig. Seit 1283 begehrte rainald von Geldern den titel eines Herzogs von Limburg, auf welchen er durch Erbfall Ansprüche erhob.104 Mit Erzbischof Siegfried von Köln und Graf Heinrich IV. von Luxemburg (amt. 1281–1288) besaß er mächtige Verbündete, die einen glücklichen Ausgang der rainaldinischen Forderungen nicht unwahrscheinlich machten. Als Graf Guido von Flandern die Ehe seiner tochter mit rainald vereinbarte, erkannte er die Ansprüche des Grafen auf das Limburger Herzogtum sicherlich an,

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wegen der Versuche seines onkels richard von Cornwall, die Krone zu gewinnen – das wahlprinzip der römisch-deutschen Fürsten. Jaffé (Hg.): Descriptio theutoniae, S. 238. Zu dieser Quelle auch rösener (2006): Die ritterlichhöfische Kultur, S. 128. Person-weber (Hg.): Der Liber Decimationis, S. 345; Zur Interpretation siehe rösener (1986): ritterliche wirtschaftsverhältnisse, S. 322. 1220 übergab Friedrich II. dem amtierenden Erzbischof von Magdeburg das Schloß Schönenberg und die Stadt wesel, um eine Geldschuld von 2.000 Mark zu tilgen. Mühlverstedt (Hg.): regesta archiepiscopatus Magdeburgensis, Bd. 2, Nr. 592, S. 273. Gruss (1994): Geschichte des Bergischen Landes, S. 158ff.; Corsten (1988): Der limburgische Erbfolgekrieg, S. 227ff.

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V. Auf der Suche nach einem tarifsystem

sodass er seinen Schwiegersohn nicht nur als einen Grafen von Geldern, sondern als zukünftigen Herzog von Limburg betrachtete. Einem Herzog aber stand eine höhere Mitgift zu als einem Grafen. Zusätzlich dürfte der wunsch nach Unterstützung der Sache rainalds zu einer Niveausteigerung der töchterlichen Aussteuer geführt haben. Denn rainalds Anwartschaft war nicht unumstritten. Der Festsetzung der Mitgift dürften also politische Kalkulationen seitens des Grafen von Flandern vorausgegangen sein. Um Nutzen aus der Verbindung mit dem Limburger Herzog ziehen zu können, musste Guido mittels finanzieller Unterstützung dafür sorgen, dass Rainald nicht wieder auf den rang eines Grafen von Geldern abrutschte. Das eben erläuterte Beispiel macht darauf aufmerksam, dass zur adäquaten Bewertung einer mittelalterlichen Mitgift in jedem Fall eine genaue Prüfung der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Hintergründe (sofern letzteres möglich ist) erfolgen muss. was die Größenordnung der Summen angeht, so kann nur eine ausgesprochen labile Hierarchisierung registriert werden. wenn der Graf von Savoyen seine tochter mit der beinahe gleichen Aussteuer bedachte (Nr. 27) wie der König von Frankreich die seine (Nr. 28), dann darf daraus nicht automatisch geschlossen werden, dass der Savoyner sich oder seinem Schwiegersohn eine königsgleiche Stellung zuschrieb. Dies würde den Blick dafür verstellen, dass die Festlegung einer Mitgift nicht nur vom titel der beteiligten Personen abhing, sondern von diversen Variablen, die dafür sorgten, dass ein herrenadliger Brautvater manchmal 5.000 kg Silber für die Verheiratung seiner Tochter zahlte (Nr. 12), ein gräflicher manchmal nur 1,4 kg (Nr. 80). Diese Variablen ausfindig zu machen, fällt aber in vielen Fällen schwer.

VI. EINE BILANZ

VI. DIE LöSEGELDEr UND MItGIFtEN IM 12. UND 13. JAHrHUNDErt – EINE BILANZ

VI. EINE BILANZ trotz ihrer Inkohärenz hatten die mittelalterlichen Lösegeld- und Mitgiftpraxis einiges gemeinsam. Beide waren substanzielle Bestandteile adligen Zusammenlebens und adliger Performanz. Ihre Festlegung erfolgte im Allgemeinen in gemeinsamen Verhandlungen, obgleich besonders im Falle des Lösegeldes nicht unbedingt von einer Gleichberechtigung der Gesprächspartner ausgegangen werden darf. Nichtsdestoweniger sind Mitgiften und Lösegelder Indikatoren für die Bereitschaft zu Kommunikation und gegenseitigem Einvernehmen innerhalb des christlichen Adels im Europa des Hoch- und Spätmittelalters. Insbesondere die Lösegelder können als Element gütlicher Konfliktbeilegung betrachtet werden, welches über die Grenzen des Christentums hinaus Anwendung fand. Geld spielte dabei eine wichtige rolle, war es doch sowohl bei den Lösegeldern als auch den Mitgiften das vornehmliche Medium zur realisierung einer Eheschließung oder einer Haftentlassung. Erst nachdem der vereinbarte Preis bezahlt war, galt der Vorgang als abgeschlossen, die Eheabrede als gültig1 und die Freilassung als vollzogen. Dabei war es gleichgültig, ob eine Summe nur für eine Person – wie in allen Mitgift- und den meisten Lösegeldfällen – oder für eine Personengruppe (Kollektivlösegelder) gezahlt wurde. Das Geld gab ideellen Dingen (Leben, Freiheit, Fruchtbarkeit usw.) einen rationalisierten, monetären, ja letztlich greifbaren wert. obgleich sowohl Lösegelder als auch Mitgiften individuelle Zahlungen waren, trat die Persönlichkeit des „Verhandlungsobjektes“, das heißt der Braut beziehungsweise des Gefangenen, hinter ein Konglomerat von Merkmalen zurück, die man im Mittelalter taxieren zu können glaubte. Eine derartige Praxis passt allzu gut in eine Gesellschaft, die sich bemühte, eine gottgegebene ordnung der welt zu erkennen und zu respektieren. In diesem ordnungsgefüge hatte jeder Mensch seinen festgeschriebenen Platz, den zu kennen für das soziale Leben des Mittelalters von immenser wichtigkeit war. Die Höhe der in dieser Arbeit untersuchten Zahlungen verrät daher immer auch etwas über die Position des Einzelnen innerhalb des Sozialgefüges, in dem er sich bewegte. Diese Position entbehrte insofern der Stagnation, als dass sie nicht ausschließlich durch geburtsrechtliche Voraussetzungen determiniert war. Durch erworbene Qualitäten wie reichtum, Machtentfaltung und Beziehungen war die soziale Stellung einer Einzelperson einer gewissen Dynamik unterworfen. Die Skala dieser Dynamik war freilich nicht unendlich breit. Der soziale Status einer Person war untrennbar mit ihrer Ehre verbunden. Der hoch- und spätmittelalterliche Adel besaß ein dezidiertes Verständnis von Ehre, was sein Handeln auf normativer Ebene beeinflusste.2 Das bedeutet nichts anderes, als 1 2

Das galt freilich nicht für den Eheschluss selbst. Eine vor Gott geschlossene Ehe wurde nicht für ungültig erklärt, nur weil die Mitgift oder teile davon nicht bezahlt worden waren. Görich (2006): Die Ehre des reiches, S. 36ff.; Prietzel (2006): Kriegführung im Mittelalter, S. 30; Görich (2003): Verletzte Ehre, S. 68, 89; ders. (2001): Die Ehre Friedrich Barbarossas; Althoff (1995): Compositio, S. 63ff.

270

VI. Eine Bilanz

dass man im Bewusstsein agieren musste, die mit der eigenen sozialen Stellung verbundenen Erwartungen zu erfüllen und gleichsam die Position seines Gegenübers zu respektieren. Da Ehe- und Freilassungsverhandlungen zum tätigkeitsspektrum des Adels gehörten, galt dies im besonderen Maße für die Festsetzung von Mitgiftund Lösegeldbeträgen. Strebte ein Brautvater die Vermählung seiner tochter mit einem ranghöheren Bräutigam an, so vermochte die Zahlung einer stattlichen Mitgift die bestehenden Standes- und rangunterschiede zuweilen auszugleichen. Die wahrung des sozialen Status respektive der Ehre tritt in den Quellen nicht explizit heraus. Dies sollte jedoch nicht für allzu große Verwunderung sorgen. Als richtlinie war sie derart etabliert, dass ihre Betonung den Zeitgenossen des 12. und 13. Jahrhunderts überflüssig erschien. Greifbar wird sie vor allem dann, wenn eine Ehrverletzung vorlag: wie im Falle des Markgrafen otto von Brandenburg, der sich über die unzureichende Schätzung seiner Person beschwert haben soll.3 Mitgiften und Lösegelder können gleichermaßen als kostenintensive Sonderzahlungen gelten. Dies lässt sich besonders daran ablesen, dass die Abzahlung in vielen Fällen einen großen Zeitraum in Anspruch nahm oder überhaupt nicht erfolgte. wurde die vereinbarte Zahlung vollständig beglichen, dann verschaffte sie demjenigen, der das Geld erhielt, einen nicht eben kleinen, einmaligen Finanzzuwachs. Dieser ist auch bei den Mitgiften noch beträchtlich, obgleich zu konstatieren ist, dass eine Hochzeit auch dem Bräutigam erhebliche Kosten verursachte. Dem Zahlenden dagegen entstand ein punktueller, nicht selten aber nachhaltiger ressourcenverlust. trotz einer offen anmutenden Skalierung bis hinunter zu einem Kilogramm Silber, bewegten sich viele der durch die Quellen überlieferten Lösegeld- und Mitgiftbeträge im drei-, vier- oder fünfstelligen Bereich. Für die Zeitgenossen stellten solche Summen große Geldwerte dar. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts suchte der thüringer Augustinerchorherr Nikolaus von Bibra († 1307) die Integrität eines ihm bekannten Kustos dadurch zu beweisen, dass er behauptete, dieser würde nicht einmal Geld für sich behalten, selbst wenn er in seiner Kirche 6.000 Mark Silber (1.402,872 kg Silber)4 fände. treuherzig gab der Autor zu, dass ein solches Abstehen von Geldgier kaum zu glauben sei (quod puto rarum!).5 Im Jahre 1303 erhitzte ein in Mainz gemachter Hortfund die Gemüter der Stadtbewohner. Mit Silbermünzen im wert von 600 Mark (etwa 141,206 kg Silber)6 war das entdeckte Vermögen derart aufsehenerregend, dass es als außergewöhnliches Ereignis in die zeitgenössische Chronistik einging.7 Eingedenk der tatsache, dass bereits ein Streitross für 100 Mark Silber das Jahreseinkommen eines ritters vollständig verzehren konnte,8 3 4 5 6 7 8

Siehe S. 141f. Berechnet nach der Kölner Mark mit einem Gewicht von 233,812 g. Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; Schaube (1906): Handelsgeschichte, S. 813. Mundhenk (Hg.): Der occultus Erfordensis, S. 137, Z. 288ff. Berechnungsgrundlage ist die Mainzer Mark mit 235,343 g. Hilliger (1932): Gold und Silbergewichte, S. 5. In Maguntia rustici fodientes cellarium, invenerunt 600 marcas argenti in magnis denariis, quorum quilibet plus quam 12 Hallenses dicitur valuisse. Jaffé (Hg.): Annales Colmarienses maiores, S. 228, z. J. 1303. Dazu auch Nicklis (1983): Geldgeschichtliche Probleme, S. 159f. Jaffé (Hg.): Annales Basileenses, S. 196, z. J. 1274; rösener (1986): ritterliche wirtschaftsverhältnisse, S. 321f. Kriegspferde von 100 Mark entstammten den besten Züchtungen. Normale

VI. Eine Bilanz

271

müssen viele der Mitgiften und Lösegelder den meisten Zeitgenossen als übermäßige reichtümer erschienen sein. Die durchschnittlichen Preisvorstellungen jedenfalls hatten andere Dimensionen: 1231 kostete ein ochse im reich waldemars II. von Dänemark 2,8 Mark.9 Zwei Jahre zuvor hatten die Zisterziensermönche von Eberbach (rheingau-taunus-Kreis, Hessen) das Zehnfache gegeben, um einen teil von Stadtmauer und –graben Oppenheims (Kr. Mainz-Bingen; Rheinland-Pfalz) zu finanzieren.10 Die Brüder des Jakobs-Klosters zu Lüttich lösten 1202 einen kostbaren Altarvorhang für 20 Mark Silber aus.11 Auslagen im tausenderbereich standen nur sehr selten an und markierten Geldgeschäfte von besonderer tragweite. 1185 hatte etwa der sächsische Adlige Dedo von Groitzsch († 1190) 4.000 Mark bezahlt, um mit der Markgrafschaft Lausitz belehnt zu werden.12 Freilich kann auf der Grundlage der eben genannten Kosten keine allgemeingültige Preisliste Europas im 12. und 13. Jahrhundert erstellt werden, vermögen sie doch lediglich ein orts- und zeitgebundenes Schlaglicht zu werfen. Indes, sie genügen als orientierungshilfe dafür, mit welchen Geldwerten man im Alltag hantierte. Die meisten Lösegelder und Mitgiftsummen standen weit über den im alltäglichen Zahlungsverkehr üblichen Geldbeträgen. Sie fügen sich vortrefflich in die für den Untersuchungszeitraum konstatierte Monetarisierung der Gesellschaft ein – nicht nur deshalb, weil in beiden Fällen vorzugsweise mit gemünztem oder gewogenem Geld (Gold und Silber) umgegangen wurde. Für das ausgehende 12. und das 13. Jahrhundert ist auch ein merklicher Anstieg der Zahlungen dokumentiert. Dies ist nur zu einem teil auf eine Ungleichgewichtung der Quellen zurückzuführen.13 Insbesondere Chronisten schien die Erwähnung konkreter Mitgift- und Lösegeldbeträge wichtiger geworden zu sein. Dieses gesteigerte Interesse wird mit Sicherheit der zunehmenden Häufigkeit monetärer Transaktionen auf diesem Gebiet Rechnung getragen haben. Die minutiösen Zahlungsmodalitäten, die speziell in den Verträgen zum Vorschein kommen, belegen das Verständnis der (adligen) Zeitgenossen für monetäre werte. Immer wiederkehrende Elemente wie raten, Bürgen oder Geiseln sprechen für eine hinreichende Professionalisierung. Aufgrund der in den Pipe Rolls verzeichneten Zahlungseingänge und anderer Indizien wird deutlich, dass das System – zumindest in England – im wesentlichen funktionierte: Die Forderungen konnten ganz oder teilweise realisiert werden und waren damit nicht bloß symbolische Akte, die den guten willen der Heiratsparteien oder den triumph des Häschers über seinen gefangenen Gegner gegenüber dem sozialen Umfeld ausdrückten. Gleichwohl kann von einer planvollen, systematisierten Finanzökonomie moderner Prägung nicht Schlachtrößer konnten schon für etwa 5 Mark erstanden werden. Schneider (Hg.): Codex Hirsaugiensis, S. 48; wegemann (1916): Zustände Schleswig-Holsteins, S. 89. 9 wegemann (1916): Zustände Schleswig-Holsteins, S. 89. 10 rossel (Hg.): Urkundenbuch der Abtei Eberbach, Bd. 1, Nr. 153, S. 268. 11 Pertz (Hg.): reineri Annales, S. 656, z. J. 1202. 12 Ehrenfeuchter (Hg.): Genealogia wettinensis, S. 230. 13 Die Quellenlage ist vielfach, mit Blick auf die Nennung von Mitgiften, für beide Jahrhunderte ungünstig. tatsächlich aber sind die meisten relavanten Verträge aus dem 13. Jahrhundert überliefert.

272

VI. Eine Bilanz

gesprochen werden. regelmäßig wies das Netz der Sicherheiten risse auf, die es der zahlenden Seite ermöglichten, die transaktionen einzustellen. Flohen etwa die sorgsam eingeforderten Geiseln aus ihren Verwahrzellen, stand kaum eine option zur Verfügung, um doch noch an das verabredete Geld zu gelangen. Auch behielt man sich die Möglichkeit demonstrativer Mildtätigkeit vor. Zum Zeichen der Versöhnung und nach politischen Erwägungen hatte 1195 Heinrich VI. seinem ehemaligen Gefangenen, dem englischen König richard Löwenherz, 17.000 Mark Silber nachgelassen.14 Die in den Mitgift- und Lösegeldverhandlungen zu tage tretende Erfahrung im Umgang mit Geld schließt grundsätzliche Zweifel an der wahrhaftigkeit der durch die Quellen überlieferten Zahlenangaben aus. Das heißt jedoch keinesfalls, dass nicht mancher Chronist die Summe einer bestimmten Mitgift oder eines bestimmten Lösegeldes hyperbolisch auf- oder abgerundet hat. Nicht wenige chronikalisch überlieferte Beträge gewinnen aber durch den dezidierten Vergleich an Glaubwürdigkeit. Das Lösegeld von 4.000 Mark zum Beispiel, dessen mangelnde Höhe otto IV. von Brandenburg nach der reichlich mysteriösen Schilderung der anonymen Gesta ar­ chiepiscoporum Magdeburgensium beklagt haben soll, bewegte sich im rahmen konventioneller Lösegelder, obgleich der Autor mit seiner Nennung eine bestimmte Absicht verfolgte. Die tatsache, dass viele der Beträge in die mittelalterliche Zahlensymbolik passen,15 vermag nicht an ihrer grundsätzlichen Faktizität zu rütteln. In einer auf äußere Zeichen wertlegenden Gesellschaft konnten Symbolik und realität anstandslos eine Symbiose eingehen. Vielleicht wollte man den Kölner Erzbischof Siegfried von westerburg nach seiner Gefangennahme bei worringen gerade an die Bescheidenheit der zwölf Apostel gemahnen, als man ihm 12.000 Mark Kölner Pfennige zur Sühne und zum Freikauf auferlegte. Durch die Niederschrift sehr konkreter Zahlungsbedingungen wird aber deutlich, dass Adolf von Berg sich mit einer symbolischen rüge allein nicht zufrieden gab. Er knüpfte die gewährte wiedergutmachung nur gegen bare Münze. Die Untersuchung von Lösegeldern und Mitgiften im 12. und 13. Jahrhundert vermag in vielen Bereichen wichtige Erkenntnisse zu liefern. Sie gibt ebenso Aufschluss über die wirtschaftlichen und sozialen Facetten adligen Lebens wie über das allgemeine ordnungsgefüge des Mittelalters. Das Einbetten dieser Zahlungen in einen weiteren Kontext liefert überdies Erkenntnisse über das politische Handeln bedeutender Akteure des Untersuchungszeitraumes. Darüber hinaus macht die Konzentration auf die überlieferten Geldbeträge Aussagen über den Stellenwert monetärer Zahlungsmittel in einer Gesellschaft möglich, deren Geldwirtschaft noch in der Entwicklung begriffen war. Durch Abstraktion können die resultate der hier vorge14 15

Stubbs (Hg.): Magistri rogeri de Hovedene, Bd. 3, S. 304; vgl. auch Poole (1951): From Domesday Book to Magna Carta, S. 366; Landon (1935): the itinerary of King richard I, S. 78. Ein Blick in Heinz Meyers und rudolf Suntrups fundiertes ‚Lexikon der mittelalterlichen Zahlenbedeutungen‘ zeigt, dass viele der auf uns gekommenen Mitgift- und Lösegeldbeträge religiös gedeutet werden konnten: z. B. 200.000 (Lösegeld, das Saladin versprach, 1191), 10.000 (richard Löwenherz‘ Lösegeld 1193), 50.000 (Lösegeld waldemars II. von Dänemark, 1223), 40.000 (Mitgift der Konstanze von Sizilien) u. s. w. Vgl. Meyer/Sintrup (Hg.): Lexikon der mittelalterlichen Zahlenbedeutungen, Sp. 891ff., Sp. 895ff.

VI. Eine Bilanz

273

nommenen Spezialstudie gleichzeitig für die Makroebene der hoch- und spätmittelalterlichen Geldgeschichte nutzbar gemacht werden. Die Erforschung der mittelalterlichen Mitgiften und Lösegelder ist freilich auch nach Abschluss dieser Arbeit keineswegs erschöpft. An die Präsentation der vorliegenden Analyse ist aber die Hoffnung geknüpft, durch die Zusammenführung von numismatischen und kulturgeschichtlichen Methoden, erste Schritte zur Beseitigung eines Forschungsdesiderates gegangen zu sein.

1193

1265

2

3

6

4 5

richard von Cornwall / römischdeutscher König, Graf von Cornwall

Heer König Ludwigs IX. von Frankreich / Herzöge, Grafen u. s. w. richard Löwenherz / König von England

Heinrich VI. / römischer Kaiser, römischdeutscher König; Leopold V. / Herzog von österreich Simon V. von Montfort / Graf von Leicester

Mamlūken

Häscher2 / Titel

17.000 Pfund Sterling, 5.000 Pfund Gold

100.000 Mark

400.000 Pfund

Geldbetrag (in den Quellen)

22.711,592

23.381,2

32.160

Umrechnung (in kg Silber)

97.136,126

100.000

Umrechnung (in Mark Kölner Gewicht) 137.546,41

Englische Sterlinge / Das Gold ist nach dem Londoner towerpfund berechnet (Verhältnis Gold:Silber = 1:10)6

Mark Kölner Gewicht5 / Die Hälfte des Lösegeldes sollte Heinrich VI., die andere Leopold VI. erhalten

Deniers tournois3 / Betrag entspricht der in den Quellen angegebenen Umrechnung von 1.000.000 Besantern4

Berechnungsgrundlage / Anmerkungen

Gemeint ist das Jahr, in welchem das Lösegeldangebot belegt ist. Gemeint ist derjenige, der das Lösegeld verlangte. 1266 bekam der Denier tornois ein Normgewicht von 1,12 g bei einem Feingehalt von 299/1000. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 135. Monfrin (Hg.): Jean de Joinville, S. 168. Die Kölner Mark wurde mit 233,812 g Silber berechnet. Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; Schaube (1906): Handelsgeschichte, S. 813. Berechnet nach dem 1180 durch Heinrich II. eingeführten Sterling, der ein Normgewicht von 1,458 g und einem Silberfeingehalt von 925/1000 besaß. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 154f.; witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 87. Das Londoner towerpfund wog 344,184 g. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 37.

1250

1

Gefangener / Titel

Tabelle 1: Lösegelder

1 2 3

Datum1

Nr.

VII. ANHANG VII. ANHANG

Die Einträge sind nach der Höhe der Lösegelder in absteigender reihenfolge sortiert. Die Umrechnungen sind auf drei Nachkommastellen gerundet.

1225

1224

1179/80

1226

1179

1124

1216

5

6

7

8

9

10

11

Gilbert Fitzreinfred / Baron von Kendal

thomas von Ibelin / Herr von ramla und Mirabel Balduin le Bourcq / König von Jerusalem

Ferdinand / Graf von Flandern

waldemar II. / König von Dänemark Balduin von Ibelin / Herr von ramla

waldemar II. / König von Dänemark waldemar II. / König von Dänemark

Gefangener / Titel

Johann ohneland / König von England

Philipp II. Augustus / König von Frankreich Saladin / Sultan von Ägypten Gazi / Sultan der Seldschuken

Heinrich I. / Graf von Schwerin Saladin / Sultan von Ägypten

Heinrich I. / Graf von Schwerin Heinrich I. / Graf von Schwerin

Häscher / Titel

12.000 Mark

150.000 syrische Dinare 150.000 o. 100.000 Besanter

50.000 Pariser Pfund

40.000 Mark Kölner Gewicht 200.000 oder 150.000 Besanter

45.000 Mark Kölner Gewicht

50.000 Mark

Geldbetrag (in den Quellen)

2.805,744

4.855,14 oder 3.236,76

4.855,14

5.025

6.473,52 oder 4.855,14

9.352,48

9.863,955

11.690,6

Umrechnung (in kg Silber)

20.765,145 oder 13.843,43 12.000

20.765,145

21.491,626

27.686,86 oder 20.765,145

40.000

45.000

Umrechnung (in Mark Kölner Gewicht) 50.000

Mark Londoner Gewicht10

Sarazenische Besanter (wechselkurs 1) Sarazenische Besanter (wechselkurs 1)

Sarazenische Besanter (wechselkurs 1)7 / in den Quellen sind beide Beträge angegeben8 Pariser Pfennige9

Mark Kölner Gewicht abzüglich eines Lotes pro Mark Mark Kölner Gewicht

Berechnungsgrundlage / Anmerkungen Mark Kölner Gewicht

wechselkurs von 1162: 1 Besanter entsprechen 2 Schilling englischen Sterlings. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 295. Richards (Hg.): The Chronicle of Ibn al-Athīr, Bd. 2, S. 264; Meynard (Hg.): Abû Sâma: Le Livre des deux gardins, S. 199; Mas Latrie (Hg.): Chronique d’Ernoul, S. 56ff.; Goergens (Hg.): Arabische Quellenbeiträge, Bd. 1, S. 10. 1221 und 1222 entsprach 1 Pfund tournosen 16 Schillingen Pariser Münze zu je 12 Pfennigen. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 172, dasselbe Verhältnis gibt Bompaire an: 4 Pariser Pfennige dem wert von 5 Deniers tournois. Bompaire (2000): Numismatique médiévale, S. 315f. 1266 bekam der Denier tornois ein Normgewicht von 1,12 g bei einem Feingehalt von 299/1000. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 135. Die Londoner Mark schlug mit 233,812 g zu Buche. Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10.

1223

4

10

9

7 8

Datum

Nr.

276 VII. Anhang

1104

1257

1254

1264

1179

1214

1202

1250

14

15

16

17

18

19

20

21

otto I. / Graf von Geldern waldemar / Sohn des Herzogs von Schleswig

raimund III. / Graf von tripolis robert von Courtenay / Herr von Courtenay?

Albrecht I. / Herzog von Braunschweig-Lüneburg

theobald II. / Graf von Bar

Amph. till. / titel unbekannt Siegfried von westerburg / Erzbischof von Köln Balduin le Bourcq / Graf von Edessa Gerhard I. von Dhaun / Erzbischof von Mainz

Johann ohneland / König von England Adolf V. / Graf von Berg Ilghazi (Seldschuken) Albrecht I. / Herzog von BraunschweigLüneburg wilhelm von Holland / römischdeutscher König Heinrich III. / Markgraf von Meißen Saladin / Sultan von Ägypten Philipp II. Augustus / König von Frankreich Heinrich I. / Herzog von Brabant Konrad von Hochstaden / Erzbischof von Köln 6.000 Mark

6.000 Mark

55.000 syrische Dinare 6.400 Mark

8.000 Mark

8.000 Mark Kölner Gewicht

12.000 Mark Kölner Pfennige 70.000 syrische Dinare 8.000 Mark Kölner Gewicht

10.000 Mark

1.402,872

1.402,872

1.566,413

1.780,218

1.870,496

1.870,496

1.870,496

2.265,732

2.333,664

2.338,12

6.000

6.000

6.699,455

7.613,886

8.000

8.000

8.000

9.690,401

9.980,942

10.000

Mark Kölner Gewicht

Sarazenische Besanter (wechselkurs 1) Pariser troymark12 / teilnehmer der Schlacht von Bouvines Mark Kölner Gewicht

Mark Kölner Gewicht

Mark Kölner Gewicht

Sarazenische Besanter (wechselkurs 1) Mark Kölner Gewicht

Mark Londoner Gewicht Kölner Pfennige11

Der Kölner Denar wog im 13. Jahrhundert durchschnittlich 1,46 g, sein Feinsilbergehalt schwankte zwischen 923/1000 und 939/1000; in der regel entsprach er aber demjenigen des englischen Sterling (925/1000). Hävernick (1930): Der Kölner Pfennig, S. 46, 51; Voßberg (1843): Geschichte der preussischen Münzen, S. 65. Vgl. auch witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 77. 12 Die troymark hatte ein Gewicht von 244,752 g. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 135; Bompaire (2000): Numismatique médiévale, S. 298, tab. 1.

1289

13

11

1207

12

tabelle 1: Lösegelder

277

1179

1242

1278

1214

1163

1105

23

24

25

26

27

28

15

Hellin von wavrin / Herr von wavrin, Seneschall von Flandern raimund I. trencavel / Vizegraf von Béziers und Carcassonne Joscelin I. von Courtenay / ritter

wilhelm von Aubigny / Herr von Belvoir Hugo II. / (titular-)Fürst von tiberias Konrad von Hochstaden / Erzbischof von Köln otto IV. / Markgraf von Brandenburg

Gefangener / Titel

Malik al-Afdal / Herrscher der Fatimiden

Philipp II. Augustus / König von Frankreich raimund V. / Graf von toulouse

Johann ohneland / König von England Saladin / Sultan von Ägypten wilhelm IV. / Graf von Jülich Günther I. / Elekt von Magdeburg

Häscher / Titel

20.000 syrische Dinare

3.000 Mark

6.100 Pfund

4.000 Mark

55.000 syrische Dinare 4.000 Mark

6.000 Mark

Geldbetrag (in den Quellen)

647,352

717,36

727,608

2.768,686

3068,106

3.111,936

3750

4000

935,248 876,795

7.613,886

Umrechnung (in Mark Kölner Gewicht) 4.983,636

1.780,218

1.165,234

Umrechnung (in kg Silber)

Sarazenische Besanter (wechselkurs 1)

Mark Kölner Gewicht nach Stendaler und Brandenburger wiegung14 Pariser Pfennige / teilnehmer der Schlacht von Bouvines Mark von Montpellier15

Sarazenische Besanter (wechselkurs 1) Mark Kölner Gewicht

Berechnungsgrundlage / Anmerkungen Englische Sterlinge13

Zur Begründung siehe S. 110. In Magdeburg und Brandenburg war vom 13. bis 14. Jahrhundert die Kölner Mark die gängige Gewichtseinheit. Diese mit 233,812 g gerechnete Mark wurde jedoch ganz unterschiedlich ausgeprägt, sodass man in Brandenburger und Magdeburger Quellen der Mitte des 13. Jahrhunderts vor allem von Stendaler Mark, seltener von Brandenburger Mark liest; beide hatten das gleiche Gewicht wie die als rein erachtete Kölner Mark. Ihr Silberfeingehalt lag aber durchschnittlich nur bei 937,5/1000. Mehl (2011): Münz- und Geldgeschichte des Erzbistums Magdeburg, S. 63ff., 304f.; vgl. auch Kotelmann (1884): Geschichte des Geld- und Münzwesens der Mark Brandenburg, S. 1ff. Da ihr wert in der numismatischen Literatur mit unterschiedlichen Zahlenangaben zwischen 235 bis 239 g angegeben wird, was besonders von der jüngeren Forschung betont worden ist, schien es angeraten, sich für den strategischen Mittelwert von 237 g zu entscheiden. Zu den unterschiedlichen Gewichtsangaben der Mark von Montpellier siehe Bompaire/Dumas (2000): Numismatique médiéval, S. 298 (tabelle 2); Ebengreuth (1976): Allgemeine Münzkunde, Nr. 50, S. 168; Schaube (1906): Handelsgeschichte, S. 813.

1216

22

13 14

Datum

Nr.

278 VII. Anhang

1206

1214

1122

1240

1238

1119

31

32

33

34

35

36

robert Fulcoy / Herr von Sahyun

otto III. / Markgraf von Brandenburg

Joscelin I. von Courtenay / Graf von Edessa Ludolf I. / Bischof von Halberstadt

Gerhard von Athée / ritter rasse von Gavre / Herr von Gavre, Mundschenk von Flandern

Gruppe von Lausanner Gefangenen / ritter und Bürger? Friedrich / Graf von Isenburg

tughtakin / Atabeg von Damaskus

Ludolf I. / Bischof von Halberstadt

otto III. / Markgraf von Brandenburg

Seldschuken

Philipp II. Augustus / König von Frankreich

Balduin von Jeneffe / Vizegraf von waremme Englische Barone

wilhelm II. / Bischof von Lausanne

10.000 syrische Dinare

1.600 Mark

12.000 Goldstücke 1.600 Mark

3.600 Pfund, 250 Mark

2.000 Mark

6.000 Pfund Lausanner Pfennige 2.100 Mark

323,676

350,718

350,718

388,411

422,858

467,624

491,005

521,579

1.384,343

1.500

1.500

1.661,211

1808,538

2.000

2.100

2.231,579

Pariser Pfennige, Pariser troymark / teilnehmer der Schlacht von Bouvines Sarazenischer Besanter (wechselkurs 1) Mark Kölner Gewicht nach Stendaler und Brandenburger wiegung / zusätzlich übergabe der Burg Alvensleben Mark Kölner Gewicht nach Stendaler und Brandenburger wiegung / zusätzlich übergabe der Burg Alvensleben Sarazenischer Besanter (wechselkurs 1)

Mark Londoner Gewicht

Mark Kölner Gewicht

Lausanner Pfennige16

Im Jahre 1275 entsprach 1 Pfund Deniers tournois 221,75 Lausanner Pfennigen. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 184. Die 0,72 g bis 1,09 g schweren Lausanner Pfennige mussten demnach einen Silberanteil von etwa 50% haben. Zum Gewicht der Pfennige siehe Dolivo (1961): Les monnaies de l’Évêché de Lausanne, Nr. 12ff., S. 13ff.

1226

30

16

1284

29

tabelle 1: Lösegelder

279

1214

1254

1269

1233

1214

1214

38

39

40

41

42

43

Gerhard / Herr von Grimberg

Arnulf / Herr von oudenaarde

raimund vom turm / Bischof von Como Hugo / Herr von Baux

rainald von Bar / Herr von Pierrepont

rainald von Burgund / Graf von Montbéliard Eustach / Herr von reu

Gefangener / Titel

Philipp II. Augustus / König von Frankreich

Philipp II. Augustus / König von Frankreich wilhelm von Holland / römischdeutscher König Konrad von Venosta / Herr von Venosta raimund VII. / Graf von toulouse raoul von Nesle / Graf von Soissons

unbekannt

Häscher / Titel

2.000 Pfund

1.000 Mark

10.000 Pfund tertioli 1.000 Mark

1.250 Mark Esterling

8.000 Pfund kleine tournosen 3.000 Pfund

Geldbetrag (in den Quellen)

238,56

244,752

244,752

267,904

269,73

301,392

321,408

Umrechnung (in kg Silber)

1.020,307

1.046,79

1.046,79

1.145,809

1.153,619

1.289,036

Umrechnung (in Mark Kölner Gewicht) 1.374,643

Pariser troymark / teilnehmer der Schlacht von Bouvines Pariser Pfennige / teilnehmer der Schlacht von Bouvines

Pariser troymark20

Mailänder tertioli19

Pariser Pfennige / teilnehmer der Schlacht von Bouvines Englische Sterlinge18

Berechnungsgrundlage / Anmerkungen Mailles tournois17

Der Maille tournois (Halbpfennig) wurde 1266 durch Ludwig IX. eingeführt. Er hatte ein Gewicht von 0,62 g und einen Silberfeingehalt von 270/1000. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 135. 18 Gerechnet wurde mit englischen Sterlingen. Vielleicht handelte sich hierbei aber auch um niederländische Nachahmungen. Aufgrund der im Gewicht und Feingehalt kaum zu unterscheidenden Kopien der 1250er bis 1270er Jahre dürfte dies aber nur einen geringen Einfluss auf die Rechnung haben. Dazu Mayhew (1979): the circulation and imitation of Sterlings, S. 57f. 19 Auf ein Silbergehalt der tertioli kommt man nur über Umwege: Im 13. Jahrhundert waren 2 Mailänder tertioli 1 Imperialis wert. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 123. Zwischen 1252 und 1278 wiederum konnte man 144 Imperiales gegen 1 Florene tauschen. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 97. 1 Florene entsprach in den Jahren 1265–1268 96 Deniers tournois. Ebd., S. 172. 20 Aufgrund der Ausdehnung des königlichen Einflusses auf Südfrankreich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts mag es sich hier wohl schon um die Pariser troymark gehandelt haben. Bompaire: Numismatique médiévale, S. 298, tab. 1; Kluge: Münze und Geld im MA, S. 10. Möglicherweise lag aber auch die Mark von Montpellier zugrunde.

1284

37

17

Datum

Nr.

280 VII. Anhang

1284

1214

1214

1189

1214

1214

1233

1214

46

47

48

49

50

51

52

53

23

Manassés von Conti / ritter

4 ritter aus der Provence

walther / Herr von Vormezele

Jordan von Blankenburg / truchsess Heinrichs des Löwen Alard / Herr von Burguela

roger / Herr von tournon

Gebhard / Graf von Sigmaringen-Pietengau Friedrich / Herr von Hafnerburg? Johann von Arcis / ritter?

rainer von orio / ritter

Philipp II. Augustus / König von Frankreich Philipp II. Augustus / König von Frankreich raimund VII. / Graf von toulouse Philipp II. Augustus / König von Frankreich

Simon I. / Herr zu Lippe otto II. / Herzog von Bayern Leopold I. / Bischof von Seckau Philipp II. Augustus / König von Frankreich Philipp II. Augustus / König von Frankreich Bernhard III. / Herzog von Sachsen

1.000 Pfund

500 Mark

500 Mark

500 Mark

600 Mark Silber

600 Mark

600 Mark

600 Mark

700 Mark

1.000 Mark

119,28

122,376

122,376

122,376

140,287

146,851

146,851

153,618

163,668

233,812

510,153

523,395

523,395

523,395

600

628,073

628,073

657,015

700

1.000

Pariser Pfennige / teilnehmer der Schlacht von Bouvines

Pariser troymark / teilnehmer der Schlacht von Bouvines Pariser troymark / teilnehmer der Schlacht von Bouvines Pariser troymark23

Mark regensburger Gewicht Mark Salzburger Gewicht21 Pariser troymark / teilnehmer der Schlacht von Bouvines Pariser troymark / teilnehmer der Schlacht von Bouvines Mark Lübecker Gewicht22

Mark Kölner Gewicht

Die Salzburger Mark wog 256,03 g. Ebengreuth (1976): Allgemeine Münzkunde, Nr. 70, S. 169. Im Allgemeinen war die Lübecker Mark ebenso stabil wie die Kölner und lag wie diese bei 233, 812 g pro Mark. Kluge (2004): Münze und Geld im Mittelalter, S. 10; Ebengreuth (1976): Allgemeine Münzkunde, Nr. 41, S. 168. Aufgrund der Ausdehnung des königlichen Einflusses auf Südfrankreich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts mag es sich hier wohl schon um die Pariser troymark gehandelt haben. Bompaire: Numismatique médiévale, S. 298, tab. 1; Kluge: Münze und Geld im MA, S. 10. Möglicherweise lag aber auch die Mark von Montpellier zugrunde.

1253

45

21 22

1284

44

tabelle 1: Lösegelder

281

Datum

1214

1214

1214

1214

1214

1216

1216

1216

1216

1213

1213

Nr.

54

55

56

57

58

59

60

61

62

63

64

Hugo Huese / ritter

robert von rokella / ritter roger von Lenham / ritter robert Le Bigod / ritter

wilhelm von ros / Sohn roberts von ros / Baron von Helmsley radulf von Normannville / ritter

robert von rumes / ritter

Daniel von Masquelines / ritter

Philipp von Gastina / ritter

Balduin von Prat / ritter

Peter von Melvin / ritter

Gefangener / Titel

Johann ohneland / König von England Johann ohneland / König von England Johann ohneland / König von England Johann ohneland / König von England

Johann ohneland / König von England

Philipp II. Augustus / König von Frankreich Philipp II. Augustus / König von Frankreich Philipp Augustus / König von Frankreich Philipp II. Augustus / König von Frankreich Philipp II. Augustus / König von Frankreich Johann ohneland / König von England

Häscher / Titel

500 Mark

500 Mark

500 Mark

500 Mark

500 Mark

500 Mark

1.000 Pfund

1.000 Pfund

1.000 Pfund

1.000 Pfund

1.000 Pfund

Geldbetrag (in den Quellen)

116,906

116,906

116,906

116,906

116,906

116,906

119,28

119,28

119,28

119,28

119,28

Umrechnung (in kg Silber)

500

500

500

500

500

500

510,153

510,153

510,153

510,153

Umrechnung (in Mark Kölner Gewicht) 510,153

Mark Londoner Gewicht

Mark Londoner Gewicht

Mark Londoner Gewicht

Mark Londoner Gewicht / muss außerdem fünf Pferde zahlen Mark Londoner Gewicht

Berechnungsgrundlage / Anmerkungen Pariser Pfennige / teilnehmer der Schlacht von Bouvines Pariser Pfennige / teilnehmer der Schlacht von Bouvines Pariser Pfennige / teilnehmer der Schlacht von Bouvines Pariser Pfennige / teilnehmer der Schlacht von Bouvines Pariser Pfennige / teilnehmer der Schlacht von Bouvines Mark Londoner Gewicht

282 VII. Anhang

1214

1129

1277

1216

1214

1214

1214

67

68

69

70

71

72

73

Fastre von Ligne / Herr von Monstreuil

walther II. / Herr von Ligne

wilhelm von Cayeux / ritter

Hermann vom turm / ritter Gerhard / Herr von randerath

Meginher von Falmagne / Erzbischof von trier

walther I. / Herr von Ghiselles

Erich von Brandenburg / Erzbischof von Magdeburg Friedrich IV. / Graf von Putelendorf, Pfalzgraf von Sachsen Albrecht I. / Herzog von BraunschweigLüneburg Heinrich V. / römischer Kaiser, römisch-deutscher König Philipp II. Augustus / König von Frankreich Konrad III. / römisch-deutscher König Adolf V. / Graf von Berg Philipp II. Augustus / König von Frankreich Philipp II. Augustus / König von Frankreich Philipp II. Augustus / König von Frankreich Philipp II. Augustus / König von Frankreich 500 Pfund

500 Pfund

500 Pfund

400 Mark Kölner Pfennige 300 Mark

600 Pfund

900 Pfund

500 Mark

500 Mark

59,64

59,64

59,64

73,426

77,79

96,516

107,352

116,906

116,906

255,077

255,077

255,077

314,037

332,7

412,793

459,138

500

500

Pariser troymark / teilnehmer der Schlacht bei Bouvines Pariser Pfennige / teilnehmer der Schlacht von Bouvines Pariser Pfennige / teilnehmer der Schlacht bei Bouvines Pariser Pfennige / teilnehmer der Schlacht von Bouvines

Kölner Pfennige

Pariser Pfennige / teilnehmer der Schlacht bei Bouvines trierer Pfennige24

Mark Kölner Gewicht

Mark Kölner Gewicht

Das Durchnittsgewicht der zwischen 1102 und 1124 gefundenen trierer Pfennigen betrug im Durschnitt 0,766g.. Die Münzen Erzbf. Brunos von Bretten (1102–1124) sollen einen Feingehalt von 875/1000 (14lötig) gehabt haben. Erst für Meginhers Nachfolger Albero (1132–1152) sei die Feinheit auf 12 Lot (750/1000) gefallen. weiller (1988): Die Münzen von trier, S. 102, 105.

1114

66

24

1283

65

tabelle 1: Lösegelder

283

1213

1161

1214

1189

1214

1214

1214

1271

1216

75

76

77

78

79

80

81

82

83

27

26

theoderich / Domprobst von trier reuland Bloet / ritter

rainer von Croisillis / ritter

Helmhold I. / Graf von Schwerin Ludwig I. / Herzog von Bayern Johannes von Nigella / ritter

Gerhard von Mons / ritter robert von Castello Kairiko / ritter Johann Gothmann / Kanoniker vom Heiligen Grab zu Jerusalem Jakob von rueth / ritter

Gefangener / Titel

wilhelm V. / Graf von Jülich Johann ohneland / König von England

Guido von Hoden / ritter

Philipp II. / König von Frankreich Bernhard III. / Herzog von Sachsen wilhelm III. / Graf von Jülich Hugo / Herr von Gastines

Johann ohneland / König von England Sarazenen

Sarazenen

Häscher / Titel

100 Mark

100 Mark

100 Mark

100 Mark

300 Mark Pfennige 100 Pfund

300 Pfund

1.400 Besanter

700 Pfund Valenciennes 200 Mark

Geldbetrag (in den Quellen)

23,381

23,381

24,475

24,475

32,412

32,659

35,784

45,315

46,762

56,643

Umrechnung (in kg Silber)

100

100

104,678

104,678

138,624

139,681

153,046

193,81

200

Umrechnung (in Mark Kölner Gewicht) 242,259

Mark Londoner Gewicht

Pariser troymark / teilnehmer der Schlacht von Bouvines Pariser troymark / teilnehmer der Schlacht von Bouvines Mark Kölner Gewicht

Kölner Pfennig27

Lübecker Pfennige26

Pariser Pfennige

Sarazenische Besanter

Mark Londoner Gewicht

Berechnungsgrundlage / Anmerkungen Pfennige von Valence25

Die Berechnung wurde wie folgt vorgenommen: 1 Schilling Brabantiner Münze entsprechen 16 Pfennige Valenciennes (Mitte 13. Jh.); 60 Schilling Brabantiner Pfennige entsprechen 1 Pfund Sterling (1270–1275). Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 210, 230 Die Lübecker Mark bestand aus 192 Pfennigen. Um 1185/90 lag der Lübecker Münzfuß bei 0,567 g Silber pro Pfennig. Klüßendorf (2009): Münzkunde, S. 79; witthöft (1989): über den lübischen und andere norddeutsche Münzfüße, S. 86. Vermutlich einigten sich der nord- und der süddeutsche Fürst auf eine überregionale währung, womit der Kölner Pfennig wahrscheinlich wird. Zu Problemen bei der Interpretation dieser Summe siehe S. 254, Anm. 46.

1212

74

25

Datum

Nr.

284 VII. Anhang

1215

1213

1115

1253

1247

1215

1264

1215

1213

1215

1216

86

87

88

89

90

91

92

93

94

95

96

Gottfried von Minton / ritter Ivo von Dyen / ritter

Heinrich von Isham / ritter Adam von Capella / ritter wilhelm Hose / ritter

Richard Noël / Ritter

Gottfried / Herr von Hohenlohe Niger von La redorte / ritter

Sergeant

Alexander von Hoypetot / ritter wilhelm von Cusack / ritter Gottfried von Kenfach / ritter Arnold Emerich / ritter

wilhelm von ormoy / Seneschall von Carcassone Johann ohneland / König von England Martin Senche / ritter Johann ohneland / König von England Johann ohneland / König von England Johann ohneland / König von England Johann ohneland / König von England

Engelhard / ritter

Sarazenen

Johann ohneland / König von England Johann ohneland / König von England Johann ohneland / König von England Johann ohneland / König von England

24 Mark

30 Mark

40 Mark

40 Mark

40 Mark

50 Mark

3000 Schilling

600 syrische Dinare 400 Pfund Heller

100 Mark

100 Mark

100 Mark

100 Mark

5,611

7,014

9,352

9,352

9,352

11,691

12,056

16,184

19,421

23,381

23,381

23,381

23,381

24

30

40

40

40

50

51,56

69,218

83,062

100

100

100

100

Mark Londoner Gewicht

Mark Londoner Gewicht

Mark Londoner Gewicht

Mark Londoner Gewicht

Mark Londoner Gewicht

Mark Londoner Gewicht

Deniers tournois

Mark Londoner Gewicht / muss außerdem zwei Pferde zahlen Sarazenische Besanter (wechselkurs 1) Heller28

Mark Londoner Gewicht

Mark Londoner Gewicht

Mark Londoner Gewicht

Der Heller besaß Mitte des 13. Jahrhunderts den wert von acht Sterlingen. Kluge (2005): Numismatische Einführung, S. 23, Kluge (2004): Münze und Geld im Mittelalter, S. 11.

1215

85

28

1216

84

tabelle 1: Lösegelder

285

1215

1252

1207

1215

1216

1262

98

99

100

101

102

103

30

Gerhard III. / Herr von Blankenheim

Adam von tyndale / ritter robert Le Sauvage / ritter Johann von Hout / ritter

Johann Arborio / Bischof von turin

roger von Grasmeisnnil / ritter roger tuit / ritter

Gefangener / Titel Johann ohneland / König von England Johann ohneland / König von England thomas II. von Savoyen / Herr von Piémont Johann ohneland / König von England Johann ohneland / König von England Johann ohneland / König von England Friedrich / Herr von Erpeldange

Häscher / Titel

300 trierer Pfennige

100 Schilling

10 Mark

10 Pfund

50 Pfund Pfennige

20 Mark

20 Mark

Geldbetrag (in den Quellen)

0,174

1,618

2,338

3,237

3,494

4,676

4,676

Umrechnung (in kg Silber)

0,744

6,92

10

13,844

14,944

20

Umrechnung (in Mark Kölner Gewicht) 20

trierer Pfennige30

Englische Sterlinge

Mark Londoner Gewicht

Englische Sterlinge

Vienner Pfennige29

Mark Londoner Gewicht

Berechnungsgrundlage / Anmerkungen Mark Londoner Gewicht

1249–52 lag das Pfund tournosen bei 23s. Vienner Pfennigen. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 183. Dies stimmt auch mit Schaubes Angaben überein. Er hatte den Vienner Pfennigen einen durchschnittlichen Silberanteil von 0,282g zu geschrieben. Schaube (1906): Handelsgeschichte, S. 813. Zum Vienner Pfennig als währung Savoyarden siehe Perrin (1872): Le Monnayage en Savoie, S. 25ff. Der Großteil der zwischen 1245 und 1259 geprägten Münzen hatte ein raugewicht von 0,60g. Der Feingehalt des trierer Pfennigs in der Mitte des 13. Jahrhunderts lag bei etwa 966/1000. weiller (1988): Die Münzen von trier, S. 105. Die Gegenprobe mit dem Verhältnis Kölner Mark zu trierer Mark von 1242 bringt ein ähnliches Ergebnis. Ebd., S. 104; witthöft (1985): Die rechnung und Zahlung, S. 34f.; Hilliger (1934): Die reichssteuerliste, S. 102ff.

1216

97

29

Datum

Nr.

286 VII. Anhang

tabelle 1: Lösegelder

287

Quellenangaben: Nr. 1: Monfrin (Hg.): Jean de Joinville, S. 168. Nr. 2: BUB 1, S. 121. Nr. 3: Stevenson (Hg.): Chronica de Mailros, S. 196. Nr. 4: Nielson-Skyum, Niels (Hg.): Diplomatarium Danicum, r. 1, Bd. 5, Nr. 217, S. 274; Nr. 5: Ebd., r. 1, Bd. 6, Nr. 42, S. 61ff. Nr. 6: Ebd., r. 1, Bd. 6, Nr. 16, S. 27. Nr. 7, 23: Mas Latrie (Hg.): Chronique d’Ernoul, S. 57; Meynard (Hg.): Abû Sâma: Le Livre des deux gardins, S. 199f. Nr. 8: teulet/Laborde (Hg.): Layettes du trésor, Bd. 2, Nr. 1761, S. 77. Nr. 9, Nr. 18: Goergens (Hg.): Arabische Quellenbeiträge, Bd. 1, S. 10. Nr. 10: Huygens (Hg.): willelmi tyrensis archiepiscopi Chronicon, Bd. 1, Buch 13, Kap. 15, S. 603; Hagenmayer (Hg.): Fulcheri Carnotensis Historia, Buch 3, Kap. 38, S. 750f., Kap. 39, S. 755f.; Chibnall (Hg.): the ecclesiastical history of orderic Vitalis, Bd. 6, Buch 11, Kap. 26, S. 126. Nr. 11, 22, 60–64, 75, 83–87, 91, 93–98, 101: Hardy (Hg.): Rotuli de oblatis et finibus, S. 465f., 470f., 473, 481, 551f., 554f., 564, 570f., 576, 591, 596f., 598–601. Nr. 12: rymer (Hg.): Foedera, conventiones, litterae […], Bd. 1.1, S. 96. Nr. 13: Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Bd. 2, Nr. 865, S. 508ff. Nr. 14, 28: Chabot (Hg.): Chronique de Michel le Syrien, Buch 15, Kap. 10, S. 195. Nr. 15: Liebermann/Pauli (Hg.): Ex annalibus oseneiensibus et thomae de wykes Chronico S. 492, z. J. 1256. Nr. 16, 39: Butkens (Hg.): trophées tant sacrées que profanes du Duché de Brabant, Bd. 1, S. 258. Nr. 17: Holder-Egger (Hg.): Chronicon St. Petri Erfordensis, S. 254, z. J. 1264. Nr. 19, 26, 32, 38, 43, 47–48, 50–51, 53–58, 67, 71–73, 77: Baldwin (Hg.): Les registres de Philippe Auguste, Bd. 1, Nr. 41ff., S. 409ff.; Delisle (Hg.): Gesta Philippi Augusti, S. 105ff. Nr. 20: waitz (Hg.): Chronica regia Coloniensis, S. 177f., z. J. 1202; Nr. 21: Lappenberg (Hg.): Annales ryenses, S. 408, z. J. 1250. Nr. 24, 82: Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch zur Geschichte des Niederrhein, Bd. 2, Nr. 270, S. 140, Nr. 608, S. 360. Nr. 25: Schum (Hg.): Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium, S. 424. Nr. 27: Vic/Vaisette (Hg.): Histoire générale de Languedoc, Bd. 5, Nr. 653, Sp. 1268f. Nr. 29: Anex-Cabains/Poudret (Hg.): Les souces du droit, Bd. 1, Nr. 201, S. 362. Nr. 30, 70: Knipping (Hg.): Die regesten der Erzbischöfe von Köln, Bd. 3.1, Nr. 148, S. 28f., Nr. 599, S. 93. Nr. 31, 59, 102: Hardy (Hg.): rotuli Litterarum Patientium, Bd. 1.1, S. 65, S. 190, S. 197. Nr. 33: tritton/ Gibb (Hg.): the First and Second Crusades, S. 80f. Nr. 34: Schum (Hg.): Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium, S. 422; weiland (Hg.): Sächsische weltchronik, S. 253f. Nr. 35: weiland (Hg.): Sächsische weltchronik, Kap. 384, S. 252. Nr. 36, 88: rotter (Hg.): Usama Ibn Munqidh, S. 99, S. 143f.Nr. 37, 46: Steinacker (Hg.): regesta Habsburgica, Abt. 2, Bd. 1, Nr. 137, S. 33, Nr. 150, S. 36. Nr. 40, 52: Pertz (Hg.): Annales Placentini Gibellini, S. 538, z. J. 1269; ders. (Hg.): Annales Ianuenses annorum, S. 265, z. J. 1269. Nr. 41: Benoit (Hg.): receuil de actes des comtes de Provence, Bd. 2, Nr. 180, S. 276. Nr. 42, 80–81: waitz (Hg.): Catalogus captivorum, S. 393. Nr. 44: Knipping (Hg.): Die regesten der Erzbischöfe von Köln, Bd. 3.2, Nr. 3038, S. 142f.. Nr. 45: wittmann (Hg.): Monumenta wittelsbacensia, Bd. 1, Nr. 51, S. 114ff. Nr. 49, 78: Pertz (Hg.): Arnoldi Abbatis Lubecensis Chronica, S. 180. Nr. 65: Mülverstedt (Hg.): regesta Archiepiscopatus Magdeburgensis, Bd. 3, Nr. 396, S. 154. Nr. 66: rI IV, 1.1, Nr. 194 (Kommentar). Nr. 68: waitz (Hg.): Annales Sancti Disibodi, S. 24, z. J. 1129. Nr. 69: Hardt (Hg.): Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen territorien, Bd. 5, Nr. 709, S. 475. Nr. 74: Delaville Le roulx (Hg.): Cartulaire général, Bd. 2, Nr. 1385, S. 142. Nr. 76: röhricht (Hg.): regesta regni Hierosolymitani, Nr. 368, S. 97. Nr. 79: Pertz (Hg.): Chounradi Schirensis Annales, S. 632, z. J. 1215. Nr. 89: Königliches Staatsarchiv Stuttgart (Hg.): württembergisches Urkundenbuch, Bd. 5, Nr. 1253, S. 13. Nr. 90: Laborde (Hg.): Layettes du trésor, Bd. 3, Nr. 3627, S. 572f. Nr. 92: Stamp (Hg.): Calendar of Close rolls, Bd. 12, S. 376f. Nr. 99: rI V, 2.4, Nr. 13875. Nr. 100: Kirkus (Hg.): the Great roll of the Pipe, John 9, S. 66. Nr. 103: Hardt (Hg.): Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen territorien, Bd. 4, Nr. 246, S. 173.

33

31 32 34

Pariser troymark Mark Kölner oder Mark Londoner Gewicht33 Mark von Aragón34

Goldunze32

Mark Kölner Gewicht Mark Kölner Gewicht

Mark Kölner Gewicht

Berechnungsgrundlage / Anmerkungen Mark Kölner Gewicht Mark Kölner Gewicht

Gemeint ist das Jahr, in welchem die Mitgift belegt ist. Das Datum bezeichnet nicht zwangsläufig das Jahr der Eheschließung. 1268 hatte die sizilianische Unze den wert von 505 Deniers tournois. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 62. Berechnungsgrundlage ist die Aragoneser Mark, die von ihrem Gewicht her demjenigen der Kölner Mark entsprach. Luschin von Ebengreuth (1976): Allgemeine Münzkunde, Nr. 4, S. 166. Die Kölner Mark besaß ein Gewicht von 233,812 g. Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; Schaube (1906): Handelsgeschichte, S. 813. Beide hatten dasselbe Silbergewicht.

Nr. Datum31 Braut / Brautvater / Bräutigam / Titel o. Stellung Geldbetrag Umrechnung Umrechnung Titel des Brautvaters des Bräutigams (in den Quellen) (in kg Silber) (in Mark Kölner Gewicht) 1 1225 tochter ottokars I. / Heinrich (VII.) / Sohn des 45.000 Mark 10.521,54 45.000 König von Böhmen römischen Kaisers 2 1276 Katharina / rudolf otto III. / Sohn des Herzogs 40.000 Mark 9.352,48 40.000 I. von Habsburg / von (Nieder-)Bayern römisch-deutscher König 3 1276 tochter rudolfs I. / wenzel II. / Sohn des Königs 40.000 Mark 9.352,48 40.000 römisch-deutscher von Böhmen König 4 1276 tochter ottokars II. / Sohn rudolfs I. / Sohn des 40.000 Mark 9.352,48 40.000 König von Böhmen römisch-deutschen Königs 5 1184 Konstanze / roger II. / Heinrich VI. / römisch40.000 Mark 9.352,48 40.000 König von Sizilien deutscher König, Sohn des römischen Kaisers 6 1262 Konstanze / Manfred / Peter III. / Sohn des Königs 50.000 Unzen 8.455,72 36.164,611 König von Sizilien von Aragón Gold 7 1255 Berengaria / Alfons X. Ludwig / Sohn des Königs 30.000 Pariser 7.342,56 31.403,692 / König von Kastilien von Frankreich troymark 8 1234 Isabella / Heinrich III. Friedrich II. / römischer 30.000 Mark 7.014,36 30.000 / König von England Kaiser, römisch-deutscher König 9 1220 Konstanze / Alfons II. Emmerich / König von 30.000 Mark 7.014,36 30.000 / König von Aragón Ungarn

tabelle 2: Mitgiften

289

Tabelle 2: Mitgiften

Die Einträge sind nach der Höhe der Mitgiften in absteigender reihenfolge sortiert. Die Umrechnungen sind auf drei Nachkommastellen gerundet.

1110

1256

1193

1286

1238

Berechnungsgrundlage ist die Aragoneser Mark, die von ihrem Gewicht her demjenigen der Kölner Mark entsprach. Luschin von Ebengreuth (1976): Allgemeine Münzkunde, Nr. 4, S. 166. Die Kölner Mark besaß ein Gewicht von 233,812 g. Kluge (2004): Münze und Geld, S. 10; Schaube (1906): Handelsgeschichte, S. 813. Die dänische Mark hatte ein Silbergewicht von 217,55 g. Ebengreuth (1976): Allgemeine Münzkunde, Nr. 20, S. 167. Dass es sich bei der Mitgift der dänischen Königstochter um dänische Mark gehandelt hatte, ist bloß eine Vermutung. Denkbare wäre auch, dass man sich auf die im reich weitverbreitete Kölner Mark geeinigt hatte. Möglicherweise war der eigentliche Silberanteil geringer, da die Mitgift auch nach der dänischen Mark berechnet worden sein könnte.

13

14

15

16

17

34

36

35

1232/33

tochter richards von Cornwall / Graf von Cornwall, Bruder des Königs von England Ingeborg / waldemar I. / König von Dänemark Margarethe / Guido I. / Graf von Flandern Margarethe / raimund Berengar V. / Graf von Provence Ludwig IX. / König von Frankreich

Philipp II. Augustus / König von Frankreich rainald I. / Graf von Geldern

Ludwig II. / Pfalzgraf bei rhein, Herzog von Bayern

30.000 Pfund tournosen 10.000 Mark

10.000 Mark

12.000 Mark Sterling

2.351,88

2.411,136

2.447,52

2.589,408

100.000 Pfund 4.017,6 kleine tournosen 36.000 Pfund 3.616,704 Pariser Münze 15.000 Mark 3.507,18 Silber

10.058,851

10.312,285

10.000 Mark

11.074,744

15.000

15.468,428

17.183,036

Mark von Montpellier

Deniers tournois

Pariser troymark36

Mark Kölner oder Mark Londoner Gewicht Englische Sterlinge

Pariser Pfennige

Mailles tournois

Mark Dänischen Gewichtes35

12

Margarethe / robert II. / Herzog von Burgund Margarethe / Archembald VIII. / Herr von Bourbon Mathilde / Heinrich I. / König von England

27.913,452

1300

6.526,5

11

Heinrich VI. / römischdeutscher König, Sohn des römischen Kaisers Ludwig X. / Sohn des Königs von Frankreich theobald IV. / Graf von Champagne Heinrich V. / römischer Kaiser, römisch-deutscher König 30.000 Mark

1184

10

Emmerich / König von Ungarn

Konstanze / Alfons II. / König von Aragón tochter waldemars I. / König von Dänemark

Berechnungsgrundlage / Anmerkungen Mark von Aragón34

1220

Geldbetrag Umrechnung Umrechnung (in den Quellen) (in kg Silber) (in Mark Kölner Gewicht) 30.000 Mark 7.014,36 30.000

9

Bräutigam / Titel o. Stellung des Bräutigams

Braut / Brautvater / Titel des Brautvaters

Nr. Datum

290 VII. Anhang

1184

1236

1287

1204

1180–1200 enprach der Morabitino 3 Schillingen Sterling. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 157. Die Aragóneser Mark hatte wie die Kölner oder die Londoner Mark ein Gewicht von 233,812 g. Ebengreuth (1976): Allgemeine Münzkunde, Nr. 4, S. 166.

23

24

25

26

37 38

tochter Friedrichs II. / römischer Kaiser, römisch-deutscher König Mathilde / Ludwig II. / Pfalzgraf bei rhein, Herzog von Bayern töchter Peters II. / König von Aragón

1236

22

nicht festgelegt

otto II. / Herzog von Braunschweig-Lüneburg 6.000 Mark

6.000 Mark Kölner Gewicht

Friedrich IV. / Herzog von 8.000 Mark Schwaben, Sohn des römischen Kaisers Friedrich II. / Herzog von 7.000 Mark österreich

Hartmann von Habsburg / Sohn 10.000 Mark des römisch-deutschen Königs Sterling Sohn des Herzogs von öster8.000 Mark reich

1.402,872

1.402,872

1.636,684

1.740,4

1.870,496

1.942,056

6.000

6.000

7.000

7.443,587

8.000

8.306,058

8.721,362

Mark Aragoneser Gewicht38 / testamentarische Festlegung der Mitgift zusammen mit seinem Bruder. Peter hatte zu dieser Zeit keine töchter; siehe auch Nr. 42

Mark Kölner Gewicht

Mark Kölner Gewicht

Mark dänischen Gewichtes

Mark Kölner Gewicht

Englische Sterlinge

Mark Kölner Gewicht / wechselkurs Gold:Silber = 10:1 Morabitinos37

1278

2.039,159

1.000

Mark von Montpellier

21

42.000 Morabitinos

2.338,12

10.058,851

1188

1.000 Goldmark

2.351,88

20

Hermann II. / Sohn des Landgrafen von thüringen Konrad II. von rothenburg / Sohn des römischen Kaisers

10.000 Mark

1230

Heinrich III. / König von England

19

Eleonore / raimund Berengar V. / Graf von Provence tochter ottokars I. / König von Böhmen Berengaria / Alfons VIII. / König von Kastilien Johanna / Eduard I. / König von England tochter Friedrichs II. / römischer Kaiser, römisch-deutscher König tochter waldemars I. / König von Dänemark

1238

18

tabelle 2: Mitgiften

291

1205

1285

1254

1181

Hätte auch wiener Mark (in der zweiten Hälfte 13. Jahrhundert etwa 275,347 g) gewesen sein können. wäre dem so, hätte man es aber sicherlich im Urkundentext vermerkt. Zum Gewicht der wiener Mark siehe Ebengreuth (1976): Allgemeine Münzkunde, Nr. 85, S. 169.

32

33

34

35

39

Beatrix / Amadeus IV. / Graf von Savoyen Konstanze / raimund VI. / Graf von toulouse tochter Meinhards II. / Graf von tirol Elisabeth / Heinrich II. / Herzog von Brabant tochter waldemars I. / König von Dänemark

1241

31 4.000 Mark

4.000 Mark

Friedrich I. / Sohn des Landgra- 4.000 Mark fen von thüringen Albrecht I. / Herzog von 4.000 Mark Braunschweig-Lüneburg Friedrich V. / Herzog von 4.000 Mark Schwaben, Sohn des römischen Kaisers

Guigues VII. / Dauphin von Vienne Peter Bernhard / Herr von Sauve

walram I. / Graf von Jülich

870,200

935,248

935,248

948

948

972,36

3.721,794

4.000

4.000

4.054,54

4.054,54

4.158,726

Mark dänischen Gewichtes

Mark Kölner Gewicht

Mark Kölner Gewicht39

Kölner Pfennige / Vormund der Braut war Siegfried von westerburg, Erzbischof von Köln Mark von Montpellier / siehe auch Nr. 26 Mark von Montpellier

Deniers tournois

1290

5.156,143

30

Johann I. / Graf von Blois

1.205,568

1254

29

15.000 Pfund tournosen 5.000 Mark Kölner Pfennige

1257

28

Guigues VII. / Dauphin von Vienne Heinrich IV. / Sohn des Herzogs von Brabant

Beatrix / Amadeus IV. / Graf von Savoyen Margarethe / Ludwig IX. / König von Frankreich Alix / Johann I. / Graf von Bretagne tochter Siegfrieds IV. / Herr von westerburg

1242

27

Geldbetrag Umrechnung Umrechnung Berechnungsgrundlage / (in den Quellen) (in kg Silber) (in Mark Köl- Anmerkungen ner Gewicht) 5.000 Mark 1.223,76 5.233,949 Pariser troymark / siehe auch Nr. 30 15.000 Pfund 1.205,568 5.156,143 Deniers tournois tournosen

Braut / Brautvater / Bräutigam / Titel o. Stellung Titel des Brautvaters des Bräutigams

Nr. Datum

292 VII. Anhang

1249

1271

1255

1226

1252

1260

1204

37

38

39

40

41

42

43

Hermann I. / Graf von Henneberg

Johann von Brienne / regent von Jerusalem

12.000 Pfund Provenzalisch 3.000 Mark

12.000 Pfund

4.000 Mark Kölner Pfennige

30.000 Besanter

töchter Alfons’ II. / Graf von Provence

nicht festgelegt

3.000 Mark

Euphemia / Hethum I. Julian Garnier / Graf von Sidon 25.000 Besanter / König von Armenien Anna / Konrad II. / Ludwig II. / Pfalzgraf bei 3.000 Mark Herzog von Schlesien- rhein, Herzog von Bayern Glogau

wilhelm von Flandern / Herr von Dendermonde, Sohn des Grafen von Flandern Margarethe / theobald Friedrich III. / Herzog von I. / König von Navarra Lothringen Blanca / theobald IV. / otto II. / Sohn des Herzogs von Graf von Champagne Meranien

Margarethe / wilhelm von Holland / römisch-deutscher König Beatrix / Heinrich II. / Herzog von Brabant

Stephanie / Leo I. / König von Armenien

701,436

701,436

703,248

734,256

771,564

776,822

777,888

843,898

3.000

3.000

3.007,75

3.140,369

3.299,933

3.322,421

3.326,981

3.609,301

Pariser troymark / zusätzlich sollte die Mitgift aus Landbesitz im wert von 500 Pfund bestehen Sarazenische Besanter (wechselkurs 2) Mark Kölner Gewicht / Das Geld wird von Annas onkel König ottokar II. von Böhmen aufgebracht Mark Aragoneser Gewicht / testamentarische Festlegung der Mitgift zusammen mit seinem Bruder; siehe auch Nr. 25

royeaux Coronats42

Brabantiner Pfennige41

Sarazenische Besanter (wechselkurs 2)40 / nicht sicher, ob dies die gesamte Mitgift war Kölner Pfennige

40 Für das Jahr 1248 betrug der wechselkurs für einen Besanter 48 Deniers tournois. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 298. 41 In den Jahren 1270–1275 hatte ein Pfund Sterling den wert von 720 Brabantiner Pfennigen. Ebd., S. 210. 42 Die 1186 erstmals geschlagenen royeaux Coronats stellten die Standartmünze der Provence dar. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 117. 1268 konnten 240 royeaux Coronats gegen 192 Deniers tournois getauscht werden. Ebd., S. 119.

1212

36

tabelle 2: Mitgiften

293

1219

1238

1218

1271

1244

1231 1265

1223/24

1253

1211

45

46

47

48

49

50 51

52

53

54

wilhelm II. / Vizegraf von Béarne Gottfried III. / Graf von Löwenstein Ludwig IV. / Landgraf von thüringen

Aymo / Herr von Faucigny Johann I. / Graf von Sponheim

wilhelm VII. / Markgraf von Montferrat Amadeus IV. / Graf von Savoyen

Hartmann / Graf von Kyburg

467,624

474 2.000

2.027,27

1.000 Mark

1.000 Mark

24.000 Schilling 1.200 Kölner Mark 1.000 Mark

233,812

233,812

237

358,688 280,574

1.000

1.000

1.013,635

1.534,087 1.200

2.000 Mark (jähr- 458,912 (jähr- 1.962,739 lich) lich) (jährlich) 6.000 Pfund 419,328 1.793,441 Vienner Münze

2.000 Mark

2.000 Mark

Geldbetrag Umrechnung Umrechnung (in den Quellen) (in kg Silber) (in Mark Kölner Gewicht) 2.500 Mark Köl- 584,53 2.500 ner Gewicht 2.000 Mark 474 2.027,27

Mark Kölner Gewicht

Mark Kölner Gewicht

Mark von Montpellier

Vienner Pfennige / Vormund Cecilies war der Graf von toulouse Vienner Pfennige44 Kölner Pfennige

Kastilische Mark43

Mark Kölner Gewicht

Mark von Montpellier

Mark von Montpellier

Mark Kölner Gewicht

Berechnungsgrundlage / Anmerkungen

43 Da König Alfons von Kastilien der Aussteller der Zahlungszusage ist, darf man davon ausgehen, dass die 2.000 Mark in Kastilischer Mark berechnet wurden. Diese hatte ein Gewicht von 229,456 g. Ebengreuth (1976): Allgemeine Münzkunde, Nr. 14, S. 166. 44 Die währung ist kaum zu rekonstruieren. Da die Herren von Faucigny ein savoyardisches Adelsgeschlecht waren, schien es ratsam, auf die dort verbreiteten Vienner Pfennige zurückzugreifen. Es hätte sich aber auch um Genfer oder Lausanner Pfennige handeln können.

Flota Adelheid / Emicho IV. / Graf von Leiningen Gersende / Alfons II. / Graf von Provence Kunigunde / Gottfried / Herr von Hohenlohe Elisabeth / Andreas II. / König von Ungarn

Mathilde / Heinrich I. / Herzog von Brabant Beatrix / thomas I. / Graf von Savoyen Sancha / raimund Berengar V. / Graf von Provence Margarethe / thomas I. / Graf von Savoyen Beatrix / Alfons X. / König von Kastilien Cecilie / Herr von Baux

1214

44

Florens IV. / Sohn des Grafen von Holland raimund Berengar V. / Graf von Provence nicht festgelegt

Braut / Brautvater / Bräutigam / Titel o. Stellung Titel des Brautvaters des Bräutigams

Nr. Datum

294 VII. Anhang

1179

1282

1270

1239

1186

1171

Es ist nicht davon auszugehen, dass sich der Graf von Sayn mit den in Hessen und thüringen üblichen Brakteaten zufrieden gegeben hat. Zu diesen siehe den überblick bei Kluge (2007): Numismatik des MA, Bd. 1, S. 101. Aufgrund der Entfernung der sich verbindenden Familien ist es wahrscheinlich, dass man sich auf eine überregional akzeptierte währung einigte – die Kölner Pfennige boten sich an. Für ein Pfund Flämisch erhielt man im Jahr 1187 72 Kölner Pfennige. Spufford (1986): Handbook of Medieval Exchange, S. 214.

60

61

62

63

64

65

45

46

1268

59

wilhelm von Valence / Sohn des Herren von Lusignan, Bruder des Königs von Jerusalem Adelheid / raimund V. roger II. / Vizegraf von tran/ Graf von toulouse cavel

Gottfried I. / Graf von Habsburg-Laufenburg

walther / Herr von Geroldseck

500 Mark

4.000 Besanter

118,5

129,471

600 Mark Kölner 140,287 Gewicht 600 Mark 140,287

506,817

553,735

600

600

600

623,809

700

831,745

Mark von Montpellier

Sarazenische Besanter (wechselkurs 1)

Mark Kölner Gewicht

Mark Kölner Gewicht

Mark Kölner Gewicht

Flandrische Pfennige46

Mark Kölner Gewicht

Kölner Pfennige

Mark Kölner Gewicht / vermutlich nur eine teilsumme der eigentlichen Mitgift Kölner Pfennige45

1278

924,161

1.000

Mark Kölner Gewicht

58

1.000 Mark Pfen- 216,08 nige Gerhard von Landskron / Burg- 900 Mark Kölner 194,472 graf von Landskron Pfennige Gerhard V. / Herr von Blan700 Mark 163,668 kenheim Heinrich I. / Graf von Brüssel, 1.500 Pfund 145,854 Sohn des Herzogs von Brabant Flämisch Konrad / Herr von Lichtenberg 600 Mark 140,287

Johann I. / Graf von Sayn

233,812

1.000

1287

1.000 Mark

233,812

57

Johann I. / Herzog von Braunschweig und Lüneburg

1.000 Mark

1296

Sohn des Herzogs von Brabant

56

tochter Philipps von Schwaben / römischdeutscher König Luitgard / Gerhard I. / Graf von Holstein und Schauenburg Elisabeth / Heinrich I. / Landgraf von Hessen Blancheflor / Kölner Schöffe Ermesinde / Gerhard / Graf von Durbuy Mathilde / Matthäus / Graf von Boulogne Agnes / Konrad II. / Herzog von teck Imagina / Simon I. / Graf von Sponheim Adelheid / Egino V. / Graf von Freiburg und Urach Beatrix / Seneschall von Frankreich

1207

55

tabelle 2: Mitgiften

295

1270

1200– 1230 1121

1121

1050 wurde eine Münzreform im böhmischen Herzogtum durchgesetzt, bei der auch ein neues Markgewicht von etwa 210 g pro Mark eingeführt wurde. Kluge (2007): Numismatik des Mittelalters, Bd. 1, S. 169. 1285 schlug man aus der regensburger Mark 274,5 Pfennige. Steinherz (1893): Die Erhebung des Lyoner Zehnten, Nr. 66, S. 84; auch Emmerig (1993): regensburger Pfennig, S. 30. Die regensburger Mark schlug mit 245,545 g Silber zu Buche. Fengler u. a. (Hg.): Lexikon Numismatik, S. 272. 1129 und 1155 wurden aus einer Mark Silber von Montpellier 576 Pfennige von Melgueil geschlagen. Bompaire (2000): Numismatique médiévale, S. 577. Es kämen allerdings auch wormser Pfennige in Betracht.

70

71

72

73

47

49 50

48

1157

nicht festgelegt

rupert / raugraf

wilhelm VII. / Herr von Montpellier nicht festgelegt

Adelheid / wilhelm V. nicht festgelegt / Herr von Montpellier

Mathilde / odo II. / Herzog von Burgund Verwandte der Johanna / Gräfin von toulouse tochter werners III.? / Herr von Bolanden Irmgard / wilhelm V. / Herr von Montpellier

Heinrich / Herr von Horbach

5.000 Schilling von Melgueil

5.000 Schilling von Melgueil

100 Pfund

24,908

24,908

32,412

40,186

49,32

53,7

106,53

106,53

138,624

171,873

210,939

229,672

Pfennige von Melgueil / testamentarische Festlegung der Mitgift Pfennige von Melgueil / testamentarische Festlegung der Mitgift

Deniers tournois / testamentarische Festlegung der Mitgift Kölner Pfennige50

Pfennige von Melgueil49

Flandrische Pfennige / Vormund Marias war der Herzog von Brabant regensburger Pfennige48

69

Kunigunde / Herr von Hals

415,872

1268

97,236

68

1.000 Pfund Flandrische Münze 250 Pfund regensburger Pfennige 10.000 Schilling von Melgueil 500 Pfund tournosen

1238

67

Leopold IV. / Markgraf von österreich walther VII. Berthout / Herr von Mechelen

Maria / Soběslav I. / Herzog von Böhmen Maria / Guido II. / Graf von Auvergne

1138

66

Geldbetrag Umrechnung Umrechnung Berechnungsgrundlage / (in den Quellen) (in kg Silber) (in Mark Köl- Anmerkungen ner Gewicht) 500 Mark Silber 105 449,079 Böhmische Mark47

Braut / Brautvater / Bräutigam / Titel o. Stellung Titel des Brautvaters des Bräutigams

Nr. Datum

296 VII. Anhang

1202

1202

1154

1149

1295

1283 1272

74

75

76

77

78

79 80

Ademar / Herr von Murviel

wilhelm VII. / Herr von Montpellier

nicht festgelegt

Heinrich von Bartelstein / ritter Anna / ritter Burkhard von tobel / ritter Elisabeth / Ludwig III. Ulrich I. / Herr von Hanau / Graf von rieneck

Hedwig / ritter

Adelheid / wilhelm VIII. / Herr von Montpellier Beatrix / raimund I. trencavel / Vizegraf von Béziers und Carcassone titburga / Herr von Aumelas

Agnes / wilhelm VIII. nicht festgelegt / Herr von Montpellier

20 Mark 1.000 Kölner Pfennige

21 Mark Silber

1.000 Schilling von Melgueil

2.000 Schilling von Melgueil

100 Mark

100 Mark

4,676 1,351

4,91

4,982

9,963

23,7

23,7

20 5,778

21

21,308

42,611

101,363

101,363

Mark Kölner Gewicht Kölner Pfennige

Pfennige von Melgueil / zusätzlich sollte die Mitgift aus Landbesitz Mark Kölner Gewicht

Mark von Montpellier / testamentarische Festlegung der Mitgift Mark von Montpellier / testamentarische Festlegung der Mitgift Pfennige von Melgueil

tabelle 2: Mitgiften

297

298

VII. Anhang

Quellenangaben: Nr. 1: Shirley (Hg.): royal and other historical letters, Bd. 1, Nr. 213, S. 252. Nr. 2: Pertz (Hg.): Continuatio Vindobonensis, S. 708f., z. J. 1277; ders. (Hg.): Continuatio Praedicatorum, S. 729, z. J. 1277, S. 730, z. J. 1278. Nr. 3–4: Schwalm (Hg.): Rudolfi regis constitutiones, Nr. 113, S. 104f. Nr. 5: wattenbach (Hg.): Continuatio Zwetlensis altera, S. 542, z. J. 1184. Nr. 6: Capasso (Hg.): Historie diplomatica regni Siciliae, Nr. 369, S. 219f. Nr. 7, 28, 39: Laborde (Hg.): Layettes du trésor, Bd. 3, Nr. 4192, S. 254f., Nr. 4341, S. 358, Nr. 4182, S. 245f. Nr 8: Huillard-Bréholles (Hg.): Historie diplomatica, Bd. 4.1, S. 505. Nr. 9: rodenberg (Hg.): Ex Honorii III registro, Nr. 152, S. 107. Nr. 10, 23: olrik (Hg.): Saxonis gesta Danorum, Bd. 1, Buch 15, Kap. 5.9, S. 533. Nr. 11, 44, 47, 67: Dumont (Hg.): Corps universel diplomatique, Bd. 1.1, Nr. 285, S. 152, Nr. 294, S. 158, Nr. 334, S. 176, Nr. 568, S. 324. Nr. 12, 17–18, 27, 40, 46, 49: teulet/Laborde (Hg.): Layettes du trésor, Bd. 2, Nr. 1738, S. 65, Nr. 2231, S. 245f., Nr. 2719, S. 378f., Nr. 3206, S. 542. Nr. 13: Liebermann/ reinhold (Hg.): Ex annalibus wintoniensibus, S. 452, rez. A, z. J. 1110. Nr. 14: HStA München, HU 18. Nr. 15: Howlett (Hg.): First four books, Buch 4, Kap. 26, S. 368f. Nr. 16: reiffenberg (Hg.): Monuments pour servir à l’Histoire, Bd. 1, Nr. 63, S. 209. Nr. 19: Voigt (Hg.): Das urkundliche Formelbuch des königlichen Notars Heinricus Italicus, Nr. 181, S. 167. Nr. 20: Appelt (Hg.): Die Urkunden Friedrichs I., Nr. 970, S. 249. Nr. 21: Schwalm (Hg.): Rudolfi regis constitutiones, Nr. 163, S. 155. Nr. 22, 24: weiland (Hg.): Friderici II. constitutiones, Nr. 201, S. 270. Nr. 25, 68: wittmann (Hg.): Monumenta wittelsbacensia, Bd. 1, Nr. 94, S. 227, Nr. 165, S. 404. Nr. 26, 43, 45: Benoit (Hg.): receuil de actes des comtes de Provence, Bd. 2, Nr. 36, S. 120, Nr. 40, S. 54f. Nr. 30, 58: Lacomblet (Hg.): Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Bd. 2, Nr. 907, S. 540, Nr. 914, S. 608f. Nr. 31: Carutti (Hg.): regesta Comitum Sabaudiae, Nr. 665, S. 235. Nr. 32: Castaing-Sicard (1961): Monnaies féodales, S. 64. Nr. 33: Pertz (Hg.): Continuatio Vindobonensis, S. 713, z. J. 1285. Nr. 34: Noessel (1770): De ditione Hassiaca, S. 27f.; rI V 2.4, Nr. 11692. Nr. 35: Pertz (Hg.): Arnoldi Chronica Slavorum, Buch 3, Kap. 2, S. 70f. Nr. 36: Delaville Le roulx (Hg.): Cartulaire général, Bd. 2, Nr. 1426f., S. 165f. Nr. 37: Bergh (Hg.): oorkondenboek van Holland, Bd. 1, Nr. 495, S. 265. Nr. 38: Saint-Genois des Mottes (Hg.): Inventaire analytique, Nr. 157, S. 51. Nr. 41: Langlois (Hg.): trésor des chartes d’Arménie, Nr. 20, S. 146f. Nr. 42: rI V, 2.4, Nr. 11868. Nr. 48: rI V, 1.2, Nr. 5516. Nr. 50: Chevalier (1889): Quarante années de l’histoire, S. 18. Nr. 52: Miret y Sans (1901): La casa de Montcada, Nr. 26, S. 236. Nr. 53: weller (Hg.): Hohenlohisches Urkundenbuch, Bd. 1, Nr. 255, S. 169. Nr. 54: rener (Hg.): Die Vita der heiligen Elisabeth, S. 26. Nr. 55: weiland (Hg.): Philippi regis constitutions, Nr. 12, S. 15. Nr. 56: Sudendorf (Hg.): Urkundenbuch zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig, Nr. 143, S. 88. Nr. 57: Hardt (Hg.): Urkundenbuch der Herrschaft Sayn, Bd. 1, Nr. 243, S. 189. Nr. 51, 59, 62: Hardt (Hg.): Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen territorien, Bd. 4, Nr. 645, S. 441. Nr. 1047, S. 708f., Nr. 1342, S. 909. Nr. 60: wauters (Hg.): Analectes de diplomatique, Nr. 14, S. 135ff. Nr. 61: württembergisches Urkundenbuch online, Bd. 12, Nr. 5993. Nr. 63: Steinacker (Hg.): regesta Habsburgica, Abt. 2, Bd. 1, Nr. 170, S. 41f. Nr. 64: Mayer (Hg.): Die Urkunden der Lateinischen Könige, Bd. 2, Nr. 475, S. 803. Nr. 65, 70: Vic/ Vaisette (Hg.): Histoire générale de Languedoc, Bd. 8, Nr. 8, Sp. 278, Nr. 535, Sp. 1695ff. Nr. 66: Köpke (Hg.): Canonici wissegradensis continuatio, S. 144, z. J. 1138. Nr. 69, 72–73, 76–77: Vic/ Vaisette (Hg.): Histoire générale de Languedoc, Bd. 5, Nr. 474, Sp. 892, Nr. 576, Sp. 1108ff. Nr. 599, Sp. 1171ff., Nr. 614, Sp. 1202. Nr. 71, 80: Böhmer/will (Hg.): regesta archiepiscoporum Maguntinensium, Bd. 2, Nr. 274, S. 381, Nr. 594, S. 203. Nr. 74–75: Ainé (Hg.): Liber instrumentorum memoralium, Nr. 99, S. 198. Nr. 78: Königliches Staatsarchiv Stuttgart (Hg.): württembergisches Urkundenbuch, Bd. 10, Nr. 4656, S. 335f. Nr. 79: Königliches Staatsarchiv Stuttgart (Hg.): württembergisches Urkundenbuch, Bd. 8, Nr. 3243, S. 396.

VIII. ABKürZUNGEN

VIII. ABKürZUNGEN Allgemeine Deutsche Biografie amtiert; Amtszeit eines Papstes, (Erz-)Bischofs, Abtes, Herzogs oder Grafen usw. BUB Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in österreich, hg. v. H. Fichtenau und E. Zöllner CCCM Corpus Christianorum. Continuatio mediaevalis CNA Corpus Nummorum Austriacorum, hg. v. B. Koch Co. County CtH Collection de textes pour servir à l’étude et à l’enseignement de l’histoire Gft. Grafschaft HBA Herzog-August-Bibliothek (wolfenbüttel) HGbll Hansische Geschichtsblätter HrG Handwörterbuch zur Deutschen rechtsgeschichte HStA Bayerisches Hauptstaatsarchiv (München) HZ Historische Zeitschrift JbGMoD Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und ostdeutschlands JBth Jahrbuch für Biblische theologie JNG Jahrbuch für Numismatik und Geldgeschichte LexMA Lexikon des Mittelalters LHA Landeshauptarchiv MGH Const. Monumenta Germaniae Historica, Constitutiones et acta publica imperatorum et regum MGH DD Monumenta Germaniae Historica, Diplomata MGH Dt. Chron. Monumenta Germaniae Historica, Diplomata. Deutsche Chroniken MGH Epp. saec. XIII Monumenta Germaniae Historica, Epistolae saeculi XIII e regestis pontificum Romanorum selectae MGH Epp. sel. Monumenta Germaniae Historica, Epistolae selectae in usum scholarum MGH SS Monumenta Germaniae Historica, Scriptores MGH SS rer. Germ. Monumenta Germaniae Historica Scriptores in usum scholarum MGH SS rer. Germ. N.S. Monumenta Germaniae Historica Scriptores in usum scholarum, Nova series MIöG Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung MUB Mecklenburgisches Urkundenbuch des Vereins f. Mecklenburgische Geschichte und Alterthumskunde NNB Numismatisches Nachrichtenblatt ADB amt.

300 ND NDB Prov. reg. rHC Lois rHC or. rHGF rI rot. Litt. Claus. rot. Litt. Pat. Rot. Ob. Fin. rS SMD StA VerfLex VSwG ZBLG ZfN ZHF ZSHG ZVLGA

VIII. Abkürzungen

Nachdruck (von Printausgaben) Neue Deutsche Biographie Provinz regiert; regierungszeit eines Herrschers recueil des historiens des croisades. Lois recueil des historiens des croisades. Historiens orientaux receuil des historiens des Gaules et de la France regesta Imperii rotuli Litterarum Clausarum in turri Londinensi asservati rotuli Litterarum Patentium in turri Londinensi asservati Rotuli de oblatis et finibus in Turri Londinensi asservati rolls Series = rerum Britannicarum medii aevi scriptores Scriptores minors Historiae Danicae medii aevi Staatsarchiv Die deutsche Literatur des Mittelalters.Verfasserlexikon Vierteljahrschrift für Sozial- und wirtschaftsgeschichte Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte Zeitschrift für Numismatik Zeitschrift für Historische Forschung Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte Zeitschrift für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde

IX. QUELLEN- UND LItErAtUrVErZEICHNIS IX. QUELLEN- UND LItErAtUrVErZEICHNIS 1. UNGEDrUCKtE QUELLEN

Burgerbibliothek Bern, Cod. 120 II [Nr. 7–8]: Petrus de Ebulo: Liber ad honorem Augusti. BSB München, Clm. 17401(1: Scheyerer Matutinalbuch, Bd. 1. HAB wolfenbüttel, 131.2, Hist. 2° (2): Die Cronica van der hilliger stat van Coellen. HStA München, Geheimes Hausarchiv, HU 18. LHA Schwerin, 1.1–13–2 Verträge mit außerdeutschen Staaten – Dänemark, Nr. 3. LHA Schwerin, 1.1–13–2 Verträge mit außerdeutschen Staaten – Dänemark, Nr. 4. LHA Schwerin, 1.1–13–2 Verträge mit außerdeutschen Staaten – Dänemark, Nr. 5a. LHA Schwerin, 1.1–13–2 Verträge mit außerdeutschen Staaten – Dänemark, Nr. 5b. StA Bamberg, BU 635. StA Bamberg, rep. B. 21, Nr. 1, fol. 116r. StA Bamberg, rep. B 86, Nr. 240, fol. 58. the Morgan Library New york, MS M. 638, fol. 24v

2. GEDrUCKtE QUELLEN UND rEGEStEN 2. GEDrUCKtE QUELLEN UND rEGEStEN

Acht, Peter (Hg.): Mainzer Urkundenbuch, Bd. 2, Darmstadt 1971. Ahlfeld, richard (Hg.): Die Gosecker Chronik. Chronicon Gozecense, in: JbGMoD 16/17 (1968), S. 1–49. Académie des Inscriptions et des Belles-Lettres (Hg.): Chronique du royaume de la Petite Arménie. Extrait, in: rHC. Documents arméniens 1, Paris 1869, S. 605–679. Akademie der wissenschaften und der Literatur Mainz (Hg.): regesta Imperii IV-VI. onlineausgabe: http://opac.regesta-imperii.de/lang_de/; zuletzt ges. 07.08.2014. Ainé, Jean M. (Hg.): Liber instrumentorum memoralium. Cartulaire des Guillems de Montpellier, Montpellier 1884–86. Amari, Michele (Hg.): I diplomi arabi del r. Archivio Fiorentino. teste originale, Florenz 1883. Anex-Cabanis, Danielle/Poudret, Jean-François (Hg.): Les sources du droit du Canton de Vaud. B. Droits seigneuriaux et francises municipales, Bd. 1, Aarau 1977 (= Les sources du droit Suisse 19). Appelt, Heinrich (Hg.): Die Urkunden Friedrichs I. 1181–1190, in: MGH DD F I, Bd. 1 und 4, Hannover 1975–1990. Asher, John (Hg.): rudolf von Ems: Der guote Gêrhart, tübingen 31989 (= Altdeutsche textbibliothek 56). Aubenas, roger (Hg.): Le testament en Provence dans l’ancien droit, Aix-en-Provence 1927. Baldwin, John w. (Hg.): Les registres de Philippe Auguste, Bd. 1, Paris 1992 (= recueil des historiens de la France 8). Barbier de Maynard, Charles A. C. (Hg.): Extrait de la chronique d’Alep par Kemal Ed-Din, in: rHC or. 3, ND v. 1872, westmead 1967, S. 577–690. Barrow, Geoffrey w. S./Scott, william w. (Hg.): the Acts of william I King of the Scots. 1165–1214, Edinburgh 1971 (= Gesta regum Scottorum 2). Bateson, Mary (Hg.): Bourough Customs, Bd. 2, London 1906 (= the Publications of the Selden Society 21). Bechstein, reinhold (Hg.): Ulrich’s von Liechtenstein Frauendienst, Bd. 1, Leipzig 1888 (= Deutsche Dichtungen des Mittelalters 6).

302

IX. Quellen- und Literaturverzeichnis

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2. Gedruckte Quellen und regesten

303

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326

IX. Quellen- und Literaturverzeichnis

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3. Literatur

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328

IX. Quellen- und Literaturverzeichnis

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4. INtErNEt Virtueller Katalog des Münzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin: http://ww2.smb.museum/ ikmk/index.php; zuletzt ges. 19. Dezember 2014. württembergisches Urkundenbuch online des Landesarchivs Baden-württemberg: http://wubonline. de; zuletzt ges. 19. Dezember 2014.

X. rEGIStEr

X. rEGIStEr

X. rEGIStEr Das römisch-deutsche Reich, Frankreich und England werden durchgehend genannt und sind daher im register nicht aufgeführt. Ebenso wurde mit Mark und Pfund ohne spezifische Gewichts- oder Währungsangaben verfahren. Ebenfalls nicht erfasst sind die Namen, Gewichts- und währungsangaben in den angehängten tabellen 1 und 2.

Aachen, 117 –, Marienkirche, 142 –, Kornelimünster, Abt Florenz II., 200 Abenberg, Gräfin, 151 Abû Sâmâ, 33 Achaia, 65 Acova, 65 Afrika, 241, 257 Ägypten, 131–137 Aix, 207 –, Erzbischof raimund Audibert, 207 Akkon, 71, 231f., 238 Al-Adil, 60 Al-Manṣūra, 131 Albiniac, Baron von, 204 Alençon, Graf Johann II., 246 Aleppo, Atabeg von, 248 Aliers, 44 Altenwied (Burg), 168, 222 Altmark, 51, 146 Alvensleben (Burg), 145 Amberg, 218 Ancona, 179 Andechs-Meranien, Herzog Berthold IV., 178 Andernach, Schultheiß Heinz, 161 Anjou, Karl von, siehe Neapel, König Karl I. von Anjou Anna (Ehefrau des Burkhard von tobel), 262 Antiochia, 228f. –, Fürst Bohemund IV., 232–234 –, Fürstin Sybille von Armenien, 232, 234 –, Philipp von, siehe Armenien, König Philipp von Antiochia Apolda, Dietrich von, 261 Apoll, 33 Apulien, 181 Aquin, thomas von, 175

Aquitanien, 201 Aragón, 52f. –, Isabella von, siehe Frankreich, Königin Isabella von Aragón –, Jakob I., 235 –, König Peter II., 219, 236, 262 –, Königin Maria von Montpellier, 236 –, Konstanze von, siehe römisch-deutsches reich, Kaiserin Konstanze von Aragón Arcardus (Münzer aus London), 205 Arelat, 183, 212 Armenien, 228–230, 232–235 –, Euphemia von, siehe Sidon, Euphemia von Armenien –, König Hethum I., 232–235, 265 –, König Leo I., 229–231, 235, 265 –, König Philipp von Antiochia, 229 –, Königin Isabella, 229 –, Königin Sybille von Lusignan, 229 –, Maria von, 234f. –, Stephanie von, 229–232, 265 –, Sybille von, siehe Antiochia, Fürstin Sybille von Armenien Artois, 237 –, Graf robert I., 237 Asien, 228, 234 Aspel (Burg), 168, 222 Athée, Gerhard von, 249–251 Aubigny –, Baron wilhelm, 53, 109–113, 140 –, Baronin Agathe trussebut, 53, 110, 140 Aue, Hartmann von, 44 Auvergne, Maria von, 222, 264 Ayyubiden, 130, 137 Azāz, Schlacht von, 69f. Azincourt, Schlacht von, 259f.

330

X. register

Badenweiler (Burg), 239f. Bamberg, 19, 153 –, Bischof Heinrich I. (von Bilversheim), 18, 147–154 –, Domkapitel, 147–154 Bar –, Graf theobald II., 53, 61, 144, 158 –, rainald von, 53 Bartelstein, Heinrich von, 225 Basel, Bischof Heinrich II. von Isny, 212 Baux, Cecilie von, siehe Savoyen, Gräfin Cecilie von Baux Bayern, 124 –, Elisabeth von, siehe Römisch-deutsches reich, Königin Elisabeth von Bayern –, Herzog Heinrich IX. der Schwarze, 180 –, Herzog Heinrich XIII. von (Nieder-)Bayern, 27, 190, 217, 265 –, Herzog Heinrich der Löwe, 28, 38f., 106, 127, 184, 191, 202–206, 239f., 251f. –, Herzog Ludwig I., 194, 254 –, Herzog Ludwig II. der Strenge, siehe rhein, Pfalzgraf Ludwig II. der Strenge –, Herzog otto II., 20, 53 –, Herzog otto III. von (Nieder)Bayern, 190, 217 –, Herzog welf II., 243 –, Herzogin Mathilde von England, 203–206 –, Herzogin Katharina von Habsburg, 190, 217 –, Judith von, 180 –, Mechthild von, siehe Braunschweig-Lüneburg, Herzogin Mechthild von Bayern Beaumont, Graf Johann, 122 Beduine, 69 Belvoir, 109 Berg –, Graf Adolf VII., 62–65, 165–173, 272 –, Heinrich von, siehe windeck, Heinrich von –, Konrad von, 166, 170f. Berkhamsted, 114 Berlin, 15 Berthout, 223 –, walther VI., 222 –, walther VII., 222f. Besanter, 68–70, 134, 232, 235, 238, 241 –, Akkoner Gewicht, 230f., 233 –, Sarazenischer, 230, 232f., 252 Béziers, 258 –, Vizegraf raimund-roger trancavel, 258 Bibra, Nikolaus von, 270 Bidfort, wilhelm von, 110 Bigod –, Hugo, siehe Norfolk, Graf Hugo Bigod –, robert Le, 115

Bilstein, Burgmann Konrad, 44 Binzfeld, Arnold von, 161 Blancheflor (Ehefrau Gerhards III. von Landskron), 263 Blankenburg, Jordan von, 251f. Blankenheim, Gerhard von, 256 Blekinge, 94 Blois –, Graf Johann I. von Châtillon, 224 –, Stefan von, siehe England, König Stephan von Blois Böhmen, 28, 103, 267 –, König Ottokar I. Přemysl, 193f., 212, 261 –, König Ottokar II. Přemysl, 19, 27, 101, 190, 266 –, König wenzel II., 19, 67, 101–105, 243, 245 –, König wenzel IV., 142 Boizenburg, 85, 106 Bonet, Honoré, 246 Bornholm, 94 Bornhöved, Schlacht von, 96, 126 Boulogne –, Graf rainald I., 40, 117–126 –, Mathilde von, siehe Brabant, Herzogin Mathilde von Boulogne Bourbon –, Archembald VIII. von, 227f., 263 –, Margarethe von, siehe Champagne, Gräfin Margarethe von Bourbon Bouvines, 115 –, Schlacht von, 40, 115–126, 193, 250, 253, 256 Brabant, 223 –, Beatrix von, 264f. –, Elisabeth von, siehe Braunschweig-Lüneburg, Herzogin Elisabeth von Brabant –, Gottfried von, 120 –, Herzog Heinrich I., 120, 191, 218, 226f. –, Herzog Heinrich II., 222f., 264–266, 295 –, Herzog Heinrich III., 53, 223 –, Herzog Johann I., 62, 165–167, 169, 173, 219f. –, Herzogin Margarethe von Frankreich, 268 –, Herzogin Mathilde von Boulogne, 226f. –, Mathilde von, siehe Holland, Gräfin Mathilde von Brabant –, Sophie von, 128f. Brandenburg –, Erich von, siehe Magdeburg, Erzbischof Erich von Brandenburg –, Markgraf Johann I., 62 –, Markgraf Johann II., 51f., 146 –, Markgraf Konrad I., 51f., 146, 236 –, Markgraf otto III., 52, 62, 145, 153

X. register –, Markgraf otto IV. mit dem Pfeil, 51f., 107, 138–146, 247, 270, 272 –, Markgraf otto V., 67, 101–105, 243 –, Markgräfin Heilweg, 139 –, Markgräfin Konstanze von Polen, 236 Braose –, Baron wilhelm von, 112f. –, Baronin Mathilde von, 112f. Braunschweig-Lüneburg –, Herzog Albrecht I., 62, 107, 128–130, 144, 153f., 158 –, Herzog otto I. das Kind, 107, 126–128, 197 –, Herzog otto II., 223f. –, Herzogin Elisabeth von Brabant, 264f. –, Herzogin Mechthild von Bayern, 224 Breisach, 164 Bretagne, 201f. –, Herzog Conan IV., 202 –, Herzog Gottfried II., 201f. –, Herzog Johann I., 224 –, Herzog Peter I., 133 –, Herzogin Konstanze, 202 Brienne –, Graf Erhard II., 231 –, Johann von, siehe Jerusalem, König/regent Johann von Brienne Brito, wilhelm, 115–126, 253f. Brüssel, 226 Buch, Johann von, 139, 141 Burg (a. d. w.), 166 Burgela, Alard von, 250 Burgund, 183 –, Beatrix von, siehe Römisch-deutsches reich, Kaiserin Beatrix von Burgund –, Herzog Johann ohnefurcht, 41 –, Herzog odo III., 125 –, Herzog robert II., 264 –, Margarethe von, 264 Byzanz, 182, 228 –, Kaiser Manuel I. Komnenos, 178–182 –, Kaiserin Berta/Irene von Sulzbach, 181f. –, Maria von, 178f. Caen, 78 Caesarea –, Emma, 237 –, Eustach I. Garnier von, 237 Caieu, wilhelm von, 253 Canterbury (Kathedrale), 206 Cantor, Petrus, 36 Carcassone, 245 Carlisle, 203 –, Bischof walther, 194f.

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Castanet, Bernhard von, 162 Cayeux, wilhelm von, 122 Châlus (Burg), 82 Champagne –, Graf Heinrich I. Le Large, 11f. –, Graf theobald IV., 227f., 263f. –, Gräfin Gertrud von Dachsburg, 227 –, Gräfin Margarethe von Bourbon, 228, 263 –, Gräfin Maria, 50 Chartre, Fulcher von, 47, 69 Châtillon, Walther III. von, siehe Saint-Pol, Graf Walther III. von Châtillon Chauvency-le-Château, 38 Chester, Baron roger von, 50 Chiemsee, 153 Christus, Jesus, 34, 248 Chryses, 33 Cicero, 12 Cigogné, Engelhard von, 109, 113 Como, Bischof raimund vom turm, 250, 254 Compiègne, 237 Corfe, 109 Cornwall, Graf richard, siehe römisch-deutsches reich, König richard von Cornwall Courtenay –, Beatrix von, 238 –, Joscelin I. von, 68 –, Joscelin III. von, 228, 238 –, robert von, 122, 256 Couventry, 65 Cusack, wilhelm von, 114 Dachau, Graf Konrad II., 44 Dachsburg, Gertrud von, siehe Champagne, Gräfin Gertrud von Dachsburg Dago, 94 Dhaun, Emicho von, 156 Damaskus, 69, 180, 238 Damiette, 130–132, 206 Dänemark, 62, 180, 186f., 248, 267 –, König Abel, 96 –, König Erich V. Kipping, 61f., 94 –, König Knut VI., 84, 184, 186f. –, König waldemar I., 184, 186, 189, 266 –, König waldemar II., 18, 42, 67, 84–97, 99, 104, 106, 126, 247, 252, 271 –, König waldemar III., 84–96, 99 –, Königin Gertrud von Dänemark, 184, 187 –, Königin Margarethe Sambiria, 61f. –, Erich von, 96 –, Ingeborg von, 266 Dänische Mark (Landschaft), 90 Darbasâk, 69

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X. register

Dendermonde, wilhelm von, 264 Deniers, siehe Pfennig Deutscher orden, 53, 61, 140, 232, 234 Deutz, 168, 222 –, Dekanat, 164 Diceto, radulf von, 46, 79 Diest, Graf Arnold V., 160 Dinar, 33 Dortmund, Graf Konrad, 126 Douai, 120, 237 Dover, 42 Drachenfels, Heinrich von, 171 Ducales (Münzsorte), 189 Duisburg (Dekanat), 164 Dürnkrut, Schlacht von, 101 Dürnstein (Burg), 46, 71 Eberbach (Kloster), 271 Eberhard (Kämmerer Kaiser Heinrichs VI.), 79 Ebratsweiler, Berthold von, 225 Ebulo, Petrus von, 83 Écus d’or, 31f. Edessa, 68 –, Graf Balduin von Le Bourcq, siehe Jerusalem, König Balduin II. –, Matthäus von, 69 Egerland, 182f. Eider, 90f. Elbe, 85, 91 Elsass, 48, 180 Emerich, Arnold, 113 Ems, rudolf von, 82 England –, Beatrix von, 209–211 –, Eleonore von, 97, 209 –, Isabella von, siehe Römisch-deutsches reich, Kaiserin Isabella von England –, Johanna von England, 212–215, 266f. –, Gottfried von, siehe Bretagne, Herzog Gottfried II. –, König Eduard I. Longshanks, 21, 49, 97–101, 203, 206, 211–215, 242f., 258f., 266 –, König Eduard III., 31, 41, 66 –, König Heinrich I., 258 –, König Heinrich II., 28, 99, 179, 191, 201f., 204f. –, König Heinrich III., 42, 97–101, 178, 193, 195, 197, 199–201, 203, 206–209, 248 –, König Heinrich V., 259f. –, König Heinrich der Jüngere, 202 –, König Johann ohneland, 45, 50, 53, 65, 73, 82, 107–115, 125, 140, 158, 197, 249–251, 256f.

–, König richard I. Löwenherz, 45f., 50, 53, 65, 67, 70–86, 92f., 97, 99, 104, 109, 124, 199, 202f., 247f., 252, 259, 272 –, König Stefan von Blois, 39, 45f., 227, 244 –, König wilhelm der Eroberer, 258 –, Königin Eleonore von Aquitanien, 53f., 76, 201 –, Königin Eleonore von der Provence, 206f. –, Königin Mathilde, siehe römisch-deutsches reich, Kaiserin Mathilde von England –, Mathilde von (tochter Heinrichs II. von England), siehe Bayern, Herzogin Mathilde von England Enns, 84 Entenza, Berengar von, 40 Erfurt, 44 –, Peterskloster, 20 Estland, 94 Europa, 193, 196f., 257, 271 Evesham, Schlacht von, 21, 101 Exchequer, 78f., 114f., 199, 205 Fabaria, Konrad von, 196 Flandern, 117, 120, 219 –, Graf Ferdinand von Portugal, 116–126, 158, 253 –, Graf Guido I., 219f., 267f. –, Graf Philipp I., 226 –, Gräfin Johanna, 116, 120f., 237 –, Margarethe von, siehe Geldern, Gräfin Margarethe von Flandern –, Maria von, 237 Flecke, theoderich, 166 Flochberg, Schlacht von, 33 Florenz, 55 Forchheim, 148 Forz, wilhelm von, 244 Franc à cheval (Münze), 31 Franken, 151, 180, 191 Frankenreich, Kaiser Karl der Große, 185 Frankfurt, 211 Frankreich –, König Johann II. der Gute, 31f. –, König Ludwig VII., 201f. –, König Ludwig VIII., 120f., 253 –, König Ludwig IX. der Heilige, 19, 29, 32, 47, 66, 99, 121, 130–137, 201, 206–208, 235, 237, 241, 244f., 247, 268 –, König Philipp II. Augustus, 40–42, 73, 78, 82, 111, 115–126, 202, 248–250, 253 –, König Philipp III. der Kühne, 235 –, König Philipp IV., 264 –, Königin Blanka von Kastilien, 121

X. register –, Königin Isabella von Aragón, 235 –, Königin Margarethe von der Provence, 206f. –, Margarethe von (tochter König Ludwigs VII.), 202 –, Margarethe von (tochter König Ludwigs IX.), siehe Brabant, Herzogin Margarethe von Frankreich Freiburg (Hofgericht), 102f., 245 Freising, Bischof otto, 45 Friesach, 37 Frohse, Schlacht von, 138 Fünen, 94 Fürstenberg, 211 Fürsteneck (Burg), 53 Gammelsdorf, Schlacht von, 245f. Gascogne, 201 Geervliet, 218 Geisfeld, 148 Geldern –, Graf rainald I., 166, 219f., 267f. –, Gräfin Margarethe von Flandern, 219f., 267 Genua, 55, 124, 135 Gerald, Maurice Fitz, 199 Germansdorf, 148 Görz-tirol, Graf Meinhard II., 265 Goslar, 28 Grafenberg, wirnt von, 39 Grammaticus, Saxo, 184–186 Grand Châtelet (Burg), 123 Grasmeinnil, Johann von, 114 Graz-Seckau, Bischof Leopold I., 64 Groitzsch, Dedo von, 271 Guîne, Graf Arnold II., 122 Gunzendorf, Berengar von, 150 Guter Gerhard (guoten Gêrhart), 82 Habsburg –, Gottfried I. von, 226, 261f. –, Graf Hartmann, 212, 214, 266 –, Graf rudolf III., 226 –, Katharina von, siehe Bayern, Herzogin Katharina von Habsburg Hafnerburg, Friedrich von, 64 Hainburg, 84 Halberstadt, 52 –, Bischof Ludolf, 153 Halland, 94 –, Nikolaus von, 85, 94f. Halle (a. d. Saale), Peterskloster, 52 Hals, Kunigunde von, 262 Hamburg, 62 Harpin, 44

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Harran, Schlacht von, 68 Harz, 240 Hattin, Schlacht von, 33, 36 Hausbergen, Schlacht von, 48 Helmsley, Baron robert von ros, 250 Helmstädt, 164 Henneberg –, Graf Poppo VII., 216 –, Hermann I., 216–219, 225, 264 Hennegau, 120 –, Graf Johann von Avesnes, 209, 211 Hermann (Bürger aus Neuss), 172 Hertnid (Dompropst von Bamberg), 152 Hessen, Landgraf Heinrich I., 129 Heunburg, Graf Ulrich III., 64 Hildesheim, Bischof Konrad II., 86 Hochstaden –, Konrad von, siehe Köln, Erzbischof Konrad I. von Hochstaden –, truchsess winrich, 161 Hohenlohe –, Gottfried von, 43, 218 –, Konrad von, 231 Holland –, Graf Florens IV., 218 –, Gräfin Mathilde von Brabant, 218 –, Margarethe von, 216–219, 264 Holstein, 61f. –, Graf Adolf III., 38f., 91, 127 Holte, wikbold von, 170f. Homer, 33 Horbach, Heinrich von, 262 Hospitaliter, siehe Johanniterorden Howden, roger von, 74, 77, 202 Hundertjähriger Krieg, 31, 246, 259 Hunolstein, Nikolaus von, 60f. Ibelin –, Balduin von, 158, 248f., 256 –, Johann von, 234f. –, thomas von, 158, 248f., 254, 256 Ibn Wāṣil, 131 Iconium, 234 Ipswich, 204 Italicus, Heinrich, 19f. Irland, 112, 199 Isenburg, Graf Friedrich, 255 Isham, Baron Heinrich von, 49 Italien, 181f., 188f., 258 Iwein, 44 Jaffa, 234, 241, 247 –, Johann von, siehe Ibelin, Johann von

334

X. register

Jakobsfurt, Schlacht an der, 248 Jericho, 237 Jerusalem, 50, 132–134, 136, 193, 229–234, 237, 241–243, 247f., 257 –, König Amalrich II., 51, 229 –, König Balduin II. le Bourcq, 47, 51, 66–70, 247f. –, König Balduin IV., 232 –, König Guido von Lusignan, 51, 228, 238 –, König/regent Johann von Brienne, 229–231 –, König Konrad von Montferrat, 74 –, Königin Isabella II., 231 –, Königin Maria la Marquise, 231 –, Patriarch Arnulf von Choques, 237 Johanniterorden, 33, 61, 133, 230, 234, 251 –, Großmeister Wilhelm von Châteauneuf, 234 Joinville, Johann von, 11–13, 19, 132–137 Jude, 37, 64, 242f., 258 Jülich –, Graf Gerhard V., 169 –, Graf walram I., 166, 220–222 –, Graf wilhelm IV., 145, 159f., 162–165, 173 Jütland, 94 Käfernburg, 147, 152 Kaiserswerth, Burggraf, 165 Kalabrien, 181 Kärnten, 64 Kastilien, 180, 184, 191f., 205, 267 –, Berengaria von, 184, 186, 191–193, 196, 267 –, König Alfons VIII., 186, 191f. –, König Alfons X., 154f., 208 Katharer, 258 Kendal, 112 –, Baron Gilbert Fitz reinfred, 23, 112f., 158, 254 –, Baron wilhelm von Lancaster, 112 Kenfach, Gottfried von, 114 Kenilworth (Burg), 98 Kinnamos, Johannes, 181 Knetzenweiler, 225 Koc, Heinrich, 42 Koelhoff, Johann, 162 Köln, 18, 38, 53, 80, 123, 147, 159, 161f., 165, 169f., 215, 222 –, Erzbischof Engelbert I. von Berg, 86, 255 –, Erzbischof Engelbert II. von Falkenburg, 147, 158, 161–165, 171–173 –, Erzbischof Heinrich I. von Müllenark, 255 –, Erzbischof Konrad I. von Hochstaden, 145, 154f., 158–161, 172f., 209, 211, 215, 218 –, Erzbischof Siegfried I. von westerburg, 62f., 158, 165–173, 219–222, 267, 272

–, Gerhard von Köln, siehe Unmaze, Gerhard –, Schöffe Dietrich, 263 Königssaal (Kloster), 101 Konstantinopel, 178, 181, 228 Korner, Hermann, 67, 84, 126f. Kronach, 149, 153 Kyburg –, Graf Hartmann IV., 227 –, Gräfin Margarethe von Savoyen, 227 La Forbie, Schlacht von, 131 La redorte, 245 –, Niger von, 245 Landskron, Gerhard III. von, 263 Lausanne, 60 –, Bischof wilhelm II., 60 Lausitz, 271 Lecce, tankred von, siehe Sizilien, König tankred von Lecce Lechenich, Schlacht von, 158f. Leicester, 111 –, Graf Simon V. von Montfort, 21, 97–101 Leiningen –, Adelheid von, siehe Sponheim, Gräfin Adelheid von Leiningen –, Graf Emicho IV., 225f. Lewes, Schlacht von, 97f. Liechtenstein, Ulrich von, 37 Lille, 120, 237 Limburg, 165, 167f., 173, 219, 267f. –, Erbfolgestreit, 165, 173, 219f. –, Herzog Heinrich II., 238 –, Herzog walram V., 215 –, Margarethe von, siehe Löwen, Gräfin Margarethe von Limburg Lincoln, 42 Lindau, 164 Livland, 94 Loches, 250 London, 75, 79, 83, 97 Lothian, 202 Lothringen, 238 Lovel, wilhelm, 46 Löwen –, Graf Gottfried III., 238 –, Gräfin Margarethe von Limburg, 238 –, Heinrich von, siehe Brabant, Herzog Heinrich I. Lübeck, 67, 94, 126 –, Arnold von, 38, 81, 185, 187, 251f. Lucca, 55 Lund, 95 Lüneburg, 128

X. register Lusignan –, Guido von, siehe Jerusalem, König Guido von Lusignan –, wilhelm von, 238 Lüttich –, Bischof Heinrich III. von Geldern, 218 –, Jakobs-Kloster, 271 Luxemburg, Graf Heinrich VI., 220, 267 Lyø, 84 Magdeburg, 83, 138–146 –, Domkapitel, 138–146 –, Erzbischof Albrecht II., 52 –, Erzbischof Erich von Brandenburg, 138, 141, 254 –, Erzbischof-Elekt Günther von Schwalenberg, 52, 138–146, 247 –, Erzbischof ruprecht von Querfurt, 242 Magna Carta, 50 Mailand, 201 Main, 17 Mainz, 18, 53, 63, 151, 197, 224, 270 –, Erzbischof Christian I. von Buch, 55 –, Erzbischof Christian II. von Bolanden, 218 –, Erzbischof Gerhard I. von Dhaun, 144, 153– 158, 209, 211 –, Erzbischof Gerhard II. von Eppstein, 170, 172 –, Erzbischof Siegfried III. von Eppstein, 146 Malmesbury, wilhelm von, 244 Mamlūken, 134f., 241 Manzikert, Schlacht von, 228 Marc, Philipp, 110 Mareuil –, Hugo von, 118 –, Johann von, 118 Mark –, Bautzener, 105 –, böhmische, 104f. –, brandenburgische, 105 –, dänische, 92 –, Erfurter, 130 –, Londoner, 23, 108, 113, 256 –, Lübecker, 93, 96 –, Kölner, 24f., 75, 82, 86, 89, 92, 96, 130, 156f., 173, 192, 218, 223, 225, 255f. – Pariser troymark, 121f., 124, 250 –, Prager, siehe Mark, Böhmische –, regensburger, 250 –, Stendaler, 105 Mark, Graf Eberhard I., 170 Marshal –, richard, 32 –, wilhelm, 36f.

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Mecklenburg, 54 –, Fürst Heinrich I., 53f. –, Fürstin Anastasia, 53f., 140 Meißen –, Markgraf Heinrich III., 128f., 158 –, Markgraf otto der reiche, 124 Melfi, Konstitutionen von, 260 Melgueil, 236 –, Ermissende von, 236 –, Gräfin Beatrix, 236 Melrose (Kloster), 98–101 Merat (Gut), 166 Mercedarierorden, 61 Merk, G. von, 198 Michelsberg (Kloster), 148 Mongolei, 234 Mongolen, 234f. Mons, Giselbert von, 82 Montfort, Simon V. von, siehe Leicester, Graf Simon V. von Montfort Montmorency, Matthäus II. von, 122 Montpellier –, Adelheid von, 219, 262 –, Agnes von, 219, 262 –, Maria von, siehe Aragón, Königin Maria von Montpellier –, wilhelm VII. von, 219, 262 Mossul, Atabeg von, 69, 248 Mühldorf, Schlacht von, 48 München, 19, 211 Muntaner, ramon, 40 Münze, siehe Pfennig Myra, Nikolaus von, 12 Nangis, wilhelm von, 131f. Narbonne, 245 Neapel, König Karl I. von Anjou, 247 Neuenburg, 164 –, Matthias von, 48 Neuffen, Adelheid von, siehe Urach, Gräfin Adelheid von Neuffen Neuss, 162 Neville, Hugo von, 115 Newton, 205 Nidda, Schlacht von, 43 Nideggen (Burg), 159, 162f., 171f. Niederbayern, siehe Bayern Nienburg, 244 Niš, 178 Nordalbingien, 84, 86, 89f., 94 Nordhausen, 86f. Nordsee, 75 Norfolk, Graf Hugo Bigod, 204

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X. register

Normandie, 18, 78 –, Herzog robert II. Curthose, 258 Normanne, 180–182 Northampton, Schlacht von, 49 Northumberland, 203 Northumbrien, 80 Norwegen, 62 Norwich, Bischof wilhelm turbe, 204 Nunant, robert von, 65 Nürnberg, 151, 195 osbert, wilhelm Fitz, 83 ochsenfurt, 74 Öhningen (Propstei), 180 Öland, 94 oos, 22 oppenheim, 271 oresme, Nikolaus von, 27 orlamünde, Graf Albrecht II., 91 ormoy, wilhelm von, 245 osel, 94 Österreich, 27, 103, 212, 266 –, Herzog Friedrich II. der Streitbare, 20, 186, 196, 267 –, Herzog Heinrich der Grausame, 223 –, Herzog Leopold I., 48 –, Leopold III., 266 –, Herzog Leopold V., 46, 67, 71–86, 92, 248 –, Herzog Leopold VI., 195f., 223 –, Herzogin Agnes von thüringen, 223 –, Herzogin Margarethe, 186 –, Margarethe von, 195f., 223 ostsee, 94 oudenaarde, Arnulf von, 125f. Palermo, 83 Papst, 96, 145, 153f., 161, 173, 182 –, Coelestin III., 71 –, Gregor IX., 95, 128, 198, 237 –, Honorius III., 85, 89f., 176 –, Innozenz III., 47, 83 –, Innozenz IV., 146f., 149, 151, 153 –, Nikolaus IV., 63, 169f., 172f., 221f. –, Urban IV., 147 Paris, 120 –, Bischof reinald III. Mignon de Corbeil, 66 –, Matthäus, 197, 199 Passau, Bischof Berthold von Pietengau, 53 Passavant, Margarethe von, 65 Peterborough, 113f. –, Abt Benedikt, 259 Petersberg (Kloster), 244 Pfennig

–, Aachener, 164 –, Angeviner, 79 –, Bamberger, 148 –, Brabantiner, 168 –, Flandrischer, 222, 226, 265 –, Kölner, 24, 63f., 123f., 155–158, 163f., 167– 169, 173, 217f., 221f., 263f. –, Lübecker/Lübischer, 163 –, Pariser, 120f., 123f., 250, 263 –, regensburger, 262 –, tournois, 134, 220, 247, 264 –, trierer, 256 –, Vienner, 224 –, wiener, 83 Pfund –, Karlspfund, 185 –, Kölner, 81, 171 –, Pariser 124, 227 –, tertioli, 250 –, towerpfund, 99 Piacenza, 189 Pingsheim, 165 Pisa, 60, 124 –, Erzbischof Ubaldo Lanfranchi, 60 Platon, 33 Poignant, wilhelm, 78 Poitiers –, Alfons von, siehe Poitou, Graf Alfons von Poitiers –, Schlacht von, 31 Poitou, Graf Alfons von Poitiers, 247 Polen, Konstanze von, siehe Brandenburg, Markgräfin Konstanze von Polen Pomerellen, 94 Prag, 105 –, Bischof tobias von Bechin, 105 –, Cosmas von, 101, 105 Prenzlau, 52, 146 Preußen, Bischof Christian I., 243 Provence, 207, 212 –, Eleonore von der, siehe England, Königin Eleonore von der Provence –, Gersende von der, 236 –, Graf Alfons II., 219, 236, 262 –, Graf raimund Berengar V., 206–208, 262 –, Gräfin Beatrix von Savoyen, 207 –, Margarethe von der, siehe Frankreich, Königin Margarethe von der Provence –, Sancha von der, siehe römisch-deutsches reich, Königin Sancha von der Provence Prusse, 243 Puylaurens, wilhelm von, 244

X. register Qalʼat Hunin (Burg), 238 Quedlinburg, 62 randerath, Gerhard von, 123f. ratzeburg, Graf Bernhard I., 252 ravenna, 28, 252 recklinghausen, 172 reichslandfrieden, 49 reinfred, Baron Gilbert Fitz, siehe Kendal, Baron Gilbert Fitz reinfred reinhardsbrunn (Kloster), 129, 223 reinholdsburg, 90f. richrath, 166 rigord, 116 rishanger, wilhelm von, 21 rivoli (Burg), 258 rhein, 17, 214 –, Niederrhein, 162 –, Pfalzgrafen, 18, 267 –, Pfalzgraf Ludwig II. der Strenge, 19, 155, 157, 208–211, 217, 224, 250, 261, 265 –, Pfalzgräfin Anna von Schlesien-Glogau, 211, 261 –, Pfalzgräfin Maria von Brabant, 210 rochester, 109, 112 rode, Andreas von, 212 rodenberg (Burg), 168, 222 roergau, 123 rokella, robert von, 114 rom, 89, 169, 176, 182 –, Bischof Clemens I., 34 römisch-deutsches reich –, Kaiser Friedrich I. Barbarossa, 28, 44f., 178– 180, 182–193, 198, 206, 239f., 243, 258 –, Kaiser Friedrich II., 40, 51, 84–96, 146f., 159, 176, 178, 193, 195–201, 210, 214f., 217, 223, 231f., 259f., 267 –, Kaiser Heinrich II., 150f. –, Kaiser Heinrich IV., 49, 265f. –, Kaiser Heinrich V., 176f., 214 –, Kaiser Heinrich VI., 71–86, 92, 184, 186–188, 190, 229, 248, 258, 272 –, Kaiser Karl IV., 142 –, Kaiser Lothar III., 180, 243 –, Kaiser Ludwig IV. der Bayer, 48, 245f. –, Kaiser otto IV., 52, 81, 83f., 86, 115–126, 193, 196, 202f. –, Kaiserin Beatrix von Burgund, 183 –, Kaiserin Isabella von England, 193, 195–201, 205, 210 –, Kaiserin Konstanze von Aragón, 176 –, Kaiserin Konstanze von Sizilien, 184, 188–190

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–, Kaiserin Mathilde von England, 46, 176, 205, 244 –, König Adolf von Nassau, 66, 166 –, König Alfons X. von Kastilien, siehe Kastilien, König Alfons X. –, König Friedrich III. der Schöne, 48, 246 –, König Heinrich (VI.), 33, 183 –, König Heinrich (VII.), 85–89, 92, 186, 193– 197, 223, 259, 261 –, König Heinrich raspe, 147, 216 –, König Konrad III., 20, 33, 180–183 –, König Konrad IV., 39f., 43, 159f., 265 –, König Philipp von Schwaben, 83, 191, 266 –, König richard von Cornwall, 19, 66, 97–101, 104, 154–157, 164, 203, 205, 207–211, 215, 217, 247f., 252, 265 –, König rudolf I. von Habsburg, 27, 101–105, 169, 190, 211–215, 217, 245, 266 –, König wilhelm von Holland, 154, 208, 216– 219, 225, 264 –, Königin Adela von Vohburg, 178, 182 –, Königin Elisabeth von Bayern, 265 –, Königin Sancha von der Provence, 207–209, 262 ros –, robert von, siehe Helmsley, Baron robert von ros –, wilhelm von, 250 rosenberg, 149, 153 rotenburg (a. d. Fulda), 43 rothenburg, Herzog Konrad II. von, 183f., 186, 191f., 196 rouen, Stephan von, 204, 206 roussilion, 236 russland, 234 Saarbrücken –, Agnes von, 180 –, Graf Friedrich I., 180 Sachsen, 240 –, Herzog, 267 –, Herzog Albrecht I., 127 –, Herzog Bernhard III., 251f. –, Herzog Heinrich der Löwe, siehe Bayern, Herzog Heinrich der Löwe –, Herzogin Helena, 23 –, Pfalzgraf Friedrich IV. von Putelendorf, 20, 255 Saint-Pierre-sur-Dives, 36f. Saint-Pol, Graf Walther III. von Châtillon, 122 Saladin, 33, 69, 241–243, 248f., 252, 257 Salisbury, Bischof Hubert walter, 78 Salm, Graf Heinrich IV., 60f.

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X. register

Salza, Hermann von, 88f. Salzburg, 124 –, Erzbischof Adalbert III. von Böhmen, 84 Salzwedel, 62 Samland, 94 San Germano, Friede von, 198 Santok (Burg), 236 Santok (Kastellanei), 236 Sarazene, 47 Sardinien, 124 Savoyen, 212 –, Beatrix von Savoyen, 268 –, Graf Amadeus IV., 224, 268 –, Graf Philipp I., 212 –, Graf thomas I, 227 –, Gräfin Cecilie von Baux, 224 –, Margarethe von, siehe Kyburg, Gräfin Margarethe von Savoyen Schauenburg, Graf Adolf III., siehe Holstein, Graf Adolf III. Sayn, Graf Johann II., 225 Schaumburg, 165 Schilling, Lübische, 163 Schlesien-Glogau –, Anna von, siehe Rhein, Pfalzgräfin Anna von Schlesein-Glogau –, Herzog Konrad II., 261 Schleswig, 61 –, Herzog Abelsen, 61 Schonen, 94 Schottland, 98, 112, 202 –, König Alexander II., 203 –, König wilhelm I. der Löwe, 80f., 202f. –, Königin Irmgard von Beaumont, 203 –, Königin Johanna von England, 199 –, Margarethe von, 202f. Schwaben, 186, 210, 239 –, Herzog Friedrich I., 266 –, Herzog Friedrich II., 180, 243 –, Herzog Friedrich V., 184–187 –, Herzog Konradin, siehe Sizilien, König Konradin –, Herzogin Judith, 243 Schwarzburg-Käfernburg, Graf Berthold, 147 Schweden, 62 Schwerin, 18, 85, 89 –, Graf Gunzelin I, 203 –, Graf Gunzelin II., 85 –, Graf Gunzelin III., 96, 127f. –, Graf Heinrich I., 67, 84–96, 106 –, Graf Helmhold I., 106, 251f., 255 –, Graf Helmhold III., 23, 106 –, Graf Nikolaus I., 106

–, Gräfin, 85 Scutagium, 28 Seeland, 94 Segeberg (Burg), 251 Seine, 46, 202 Seintier, Edmund (Münzer aus London), 205 Seldschuken, 68–70, 229, 234 Senlis, Bischof Garin, 119 Senones, richer von, 48 Serbien, Großžupan Stefan Nemanja, 178 Shrewsbury, 259 Sidon, 234 –, Graf Julian Garnier, 228, 233–235 –, Gräfin Euphemia von Armenien, 228, 233– 235, 265 –, Gräfin Margarethe, 233f. Siegburg, 64 Sigmaringen-Pietengau, Graf Gebhard, 53, 250, 255 Sindorf, 163 Sinzig, Gerhard von, 39f. Sizilien, 72, 83, 180, 188–191, 206, 258 –, König Konradin, 210 –, König roger II., 181f., 188 –, König tankred von Lecce, 258 –, König wilhelm II., 179, 188, 190 –, Königin Beatrix von rethel, 188 –, Königin Johanna von England, 190 –, Konstanze von, siehe römisch-deutsches reich, Kaiserin Konstanze von Sizilien Skåne, 94 Soissons, Graf raoul I., 125f. Speyer, 46, 73, 243 Sponheim, 225 –, Graf Johann I., 225 –, Gräfin Adelheid von Leiningen, 225f. Sprendlingen, 225f. St. Ambrogio, 188 St. Andreas (Stift), 161 St. Aposteln (Stift), 161 St. Blasien, otto von, 79, 190 St. Gallen (Abtei), 267 St. Gereon (Stift), 161 St. Jakob (Stift), 150 St. Kunibert (Stift), 161, 164 St. Martin (Abtei), 126 St. Pauls (in London), 79 St. riquier (Kloster), 137 St. Severin, 161 St. Stefan (Kloster), 151f. Staufen, Maria von, 266, 295 Steiermark, 212 Stendal, 52, 146

X. register Sterling, 24, 78, 98–100, 108, 110, 112–114, 155–157, 204f., 208, 210f., 213, 215, 217, 242, 266 Straßburg, 48 Strullendorf, 149 Sulzbach, Berta/Irene von, siehe Byzanz, Kaiserin Berta/Irene von Sulzbach Syrien, Patriarch Michael, 68 tangermünde, 138, 141 tarascon (Burg), 207 tebnine (Burg), 238 templerorden, 33, 61, 133, 135, 197 teperti, Marzucco, 55 teuchern, 20 thessalonike, 180 thüringen, 22, 147, 157 –, Landgraf, 19 –, Landgraf Heinrich raspe, siehe römischdeutsches reich, König Heinrich raspe –, Landgraf Ludwig IV., 261, 266 –, Agnes von, siehe österreich, Herzogin Agnes von thüringen –, Landgraf Hermann I., 54, 223 –, Landgräfin Elisabeth, 49, 261, 266 tillo, Amphulsus, 65, 107–109, 113, 158, 256 tobel, Burkhard von, 262 toron, 232 –, Humfried IV. von, 232 toulouse, 224 –, Graf raimund V., 236, 259 –, Graf raimund VI., 236 –, Graf raimund VII., 224, 244 tournan, 66 tournose, 25 tours, 126, 201 trier, 63 –, Dompropst theoderich, 163 –, Erzbischof, 155 –, Erzbischof Arnold II. von Isenburg, 155 –, Erzbischof Bohemund I. von warsberg, 170, 172 –, Erzbischof Meginher von Falmagne, 254 trifels (Burg) 76 trinitarierorden, 35, 61 trussebut, Agathe, siehe Aubigny, Baronin Agathe tübingen –, Fehde von, 41, 52 –, Pfalzgraf Hugo II., 41 turan Schah, 133–135 turm, Hermann vom, 64f. tuszien, Markgraf welf VI., 28, 41, 52

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tyndale, Adam von, 114 tyrus, 238 –, Bischof wilhelm, 69, 237 Ulm, 194 Ungarn, 71 –, König Andreas II., 193–195 –, König Béla III., 185 –, König Béla IV., 178 –, König Emmerich, 176 –, Sophia von, 20, 183 Unmaze, Gerhard, 80f. Urach –, Adelheid von, 261 –, Graf Egino V. der Jüngere, 226, 261f. –, Gräfin Adelheid von Neuffen, 226 Ursberg, Burchard von, 183 Utrecht, 176 –, Bischof Gozewin von Amstel, 218 Vaner (Casale), 230 Verden, Bischof Iso, 127 Verdun, Bischof Gerhard von Granson, 212, 214 Verona, 258 Vexin, 202 Vienne, Dauphin Guigues VII., 268 Vierdung, 51, 146 Vilich (Vogtei), 221 Villehardouin, wilhelm II. von, 65 Vinea, Petrus von, 198f. Vitalis, odericus, 41, 46, 69 Vohburg –, Adela von, siehe Römisch-deutsches reich, Königin Adela von Vohburg –, Markgraf Diepold III., 182 Volto, rufus von, 79 Voormezele, walther von, 122f., 250 waiblingen, Agnes von, 265 waldenburg (Burg), 168, 222 waldsassen (Kloster), 182 wales, 259 –, Dafydd ap Gruffydd von, 259 –, Fürst Llywelyn ap Gruffydd, 259 –, Gerhard von, 205 waremme, Vizegraf Balduin von Jeneffe, 255 warwick, 111 wassenberg (Burg), 221 wavrin –, Hellin I. von, 123 –, Hellin II. von, 123 welf V., siehe Bayern, Herzog welf II. welf VII., 52

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X. register

wels, 20 wendenland, 94 wendover, roger von, 32, 81f., 111, 118, 197f., 244, 259 werden (Kloster), 164 werle, 54 westerburg –, Siegfried von (Erzbischof von Köln), siehe Köln, Erzbischof Siegfried I. von westerburg –, Siegfried IV. von, 222 westkapelle, Schlacht von, 53 westminster (Abtei), 198 wien, 83f. wigalois, 39 wigamur, 44 wigand (Diener des ritters Hermann vom turm), 64 wilhelm der Bretone, 40 willehalm, 82 windeck, Heinrich von, 62f., 168f.

windsor, 112 wirland, 94 wittenburg, 106 wolfsburg (rheinland-Pfalz), 211 worringen, Schlacht von, 62, 158, 165, 170f., 173, 221, 272 wotmunde, 85 würzburg, 71, 73, 151, 191 wykes, thomas, 155–157 Zähringen –, Clementia von, 239f. –, Herzog Konrad I., 239f. Zisterzienserorden, 79 Zittau, Peter von, 101 Zülpich –, Schlacht von, 158, 162, 164 –, Vogtei, 221 Zürich, 239 Zwettl (Kloster), 188 Zypern, Kaiser Isaak Komnenos, 72

Lösegelder und Mitgiften waren im Mittelalter wichtige Bestandteile adligen Lebens – und gängige Formen der Geld- und Zahlungspraxis. Kriege waren an der Tagesordnung, Bündnisse wurden häufig mittels Hochzeiten geschlossen: Beides waren zugleich Gelegenheiten, sich finanziell zu bereichern. Der berühmte englische König Richard Löwenherz musste für seine Freilassung aus deutscher Gefangenschaft die sagenhafte Summe von 100 000 Mark bezahlen, was seine Herrschaft vor große Probleme stellte. Doch wie hoch war der Betrag wirklich?

Auf diese und andere Fragen gibt Janis Witowski in seiner Studie Antworten. Anhand zahlreicher Beispiele erhält der Leser einen tiefen Einblick in die Lösegeld- und Mitgiftpraxis des 12. und 13. Jahrhunderts. Im Fokus der Betrachtung steht neben der Ereignisgeschichte vor allem die Erläuterung der verschiedenen mittelalterlichen Währungen sowie der Gold- und Silbergewichte. Die große Anzahl der ausgewerteten Quellen und eine vergleichende Arbeitsweise liefern wichtige neue Erkenntnisse zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des hohen und späten Mittelalters.

www.steiner-verlag.de Franz Steiner Verlag

ISBN 978-3-515-11374-8