Dr. Burtons Werk über die Häresieen des apostolischen Zeitalters 9783111472485, 9783111105598


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German Pages 113 [112] Year 1838

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Vorwort
Die Gäresieen des apstolischen Leitalters
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Dr. Burtons Werk über die Häresieen des apostolischen Zeitalters
 9783111472485, 9783111105598

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Dr. Durtos Werk über

-ie Häresieen des

ap-stolischen Leitalters im Auszuge von I-h. Ludwig König,

Königl. Pttuß. Gamisonprchiger zu Mainz.

Berlin, gedruckt und verlegt bei G. Reimer. 1 8 3 8.

B o r w o r t. jDtt6 Englische Werk, von welchem hier ei» Auszug gegeben wird, führt den Titel: An Inquiry into the Heresies of the Apostolic Age, in Eight Sermons preached before the University of Oxford, in the Year 1889.

At theLecture founded by the Rev.

John Bampton, M. A. Canon of Salisbury. — By the Rev. Edward Burton, D. D. Regius Pro­ fessor of Divinity and Canon of Christ Chnrcb. Oxford.... 1889 XXXII. und 600 S. gr. 8. (Untersuchung über die Häresieen des apostolische» Zeitalters, in acht Predigten, gehalten vor der Uni­ versität Oxford im Jahre 1829, bei Gelegenheit der von Johann Bampton, A. M., Stiftsherrn von Sa­ lisbury, gegründeten Vorlesung, von Eduard Bnrton, Doktor der Theologie, Königl. Profeffor der Theologie und Stiftsherm von Christ Church [ Kollegium zur Christkirchel u. s. f.

Mein Auszug selbst verdankt seine Entstehung einer freundlichen Aufforderung, für eine sehr gelesene theologische Zeitschrift von ienem Werke eine Anzeige z« Mache«, welche — dieser Auszug — für dieselbe i» ausführlich ausgefallen war; dem Wunsche, ste auf die Hälfte zusammenzuziehen, konnte ich nicht entsprechen und so lasse ich denn jene Anzeige als besonderes Büchlein erscheinen, und Haffe denen einen Dienst zu leisten, die das Englische so höchst schähenswerthe Original nicht besitzen, und durch diesm Aüszug seinem Inhalte nach kennen lernen. Auf Beurtheilung jenes höchst gelehrtennnd zugleicht im chriMchen Sinne geschriebenen Werkes in seinen Gnzelnheiten war es überhaupt nicht abgesehen; vielleicht aber könnte ich getadelt werden, nicht lieber das Ganze übersetzt zu haben, wozu es jetzt mir an Zeit gebricht. Die Druckfehler mögen durch meine weite Entfemung vom Druckorte ihre Entschuldigung finden; die vorzüglichsten find bemerklich gemacht worden. Mainz den 18. Juli 1838.

König, Ä. Pr. Garnlsvllpredig«.

Johann BamptoN, Stift-Herr in Salisbury, vermachte seine liegenden Gründe der Universität Oxford, damit für immer auf dieser Universität acht Divinilj Lectore Sermons d. h. acht Predigten, in der Form einer Vorlesung über theologische Gegenstände, gehalten würden. Als solche theol. Gegenstände werden im Testamente desselben ausdrücklich folgende bezeich­ net: Bestätigung und Befestigung des christlichen Glaubens; daö göttliche Ansetzn der heiligen Schrift; das Ansetzn der Schriften der frühesten Väter in Beziehung auf den Glauben und Worte der ftühesten Kirche; die Gottheit unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus; die Gottheit des heil. GeisteS; die Artikel des christlichen Glaubens, wie sie im Apostolischen und Nicänischen Glaubensbekenntnisse enthalten find. Im Jahr« 1829 hat diese Predigten Burton, Doktor und Pro­ zessor der Theologie zu Oxford, gehalten, und unter dem in der Vorrede angegebenen Titel herausgegeben, wozu Jeder, der dieselben hält, und wenigstens den Magistergrad auf einer der beiden Universitäten Oxford oder Cambridge erlangt ha­ ben muß, durch das Testament verpflichtet ist; ehe sie gedruckt sind, hat derselbe keine Ansprüche auf die damit verbundenen Emolumente. Auf die Einleitung (IX — XXXII) folgen zunächst die acht Vorlesungen, mit kürzeren Noten unter dem Texte (S. 1 — 253), sodann 103 zum Theil außerordentlich lange 1 *

4 Noten über dasjenige, wa- in den Vorlesungen berührt oder seinem Resultate nach angegeben war, und in den Noten weitläufig und mit großer Gelehrsamkeit und vielem Scharf­ sinne begründet wird (S. 255 — 594.); von 595 — 600. sind die Stellen der heiligen Schrift zusammengestellt, welche erklärt worden sind oder auf welche verwiesen wurde. In der Einleitung führt der Vers. die vorzüglichsten Werke an, die er für eine Darstellung der Geschichte der früheren Ketzereien für nützlich hält. Nach Fabricius, Care, besonders aber nach Jttig (de Haeresiarchis aevi Apostoliei et Apostolico proximi 1690.) nennt er nach einander, mit mehr oder weniger Notizen über Leben, Schriften, Ausgaben und Werth derselben, folgende Häresiologen: Justinus Martyr, in der ersten Hälfte des 2ten Jahrhunderts, dessen Werk gegen Marcion und gegen alle Häresieen verloren gegangen ist; Jrenäus, blüht um 185; Tertullian um 200; Philaster oder Philastrius um 380; Hieronymus über die Häresieen (ver­ loren), der von Menardus 1617 herausgegebene Jndiculus de Haeresibus Jodaeorum ist unecht; Epiphanias, blüht um 368; Augustinus, die von Sirmond 1643 herausgegebenen Prädestinatus (ob Primasius, Arnobius jun., Wincentius oder ein Anderer Verf. ist, sei noch unentschieden); Theodoret um 452; Leontius von Byzantium de sectis, am Ende des 6. Jahrh.; Jsidorus von Sev., blüht 595; Anastasius in s. Hodegns, am Ende des 6. Jahrh.; Sophronius Patr. v. Sems. )rm.H29; Timotheus Presbyter zu Konstantinopel im Ans. des 6. oder 7. Jahrh.; Johannes Domiascenus, s. 8; Rabanus Maurus, s. 9; Enthymius (Zigabenus) s. 12; Zonaras, blüht im Ans. desselben Jahrh.; in demselben Jahrh. Honorius Presbyter zu Autun, und Constantinus Harmenopulus; Nicetas Choniates, im Ans. des 13. Jahrh., kaum sei es nothwendig später zu erwähnen, doch nennt er noch nach Jttig: Guido de Perpiniano 1330, Matthäus Blastares 1335, Bern-

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hchcduS Luxenburgensis 1520, Gabriel Prodeoli 1570, Ma Castro 1540, Theodorus Petrejus 1594, Bonaven» tura Malvasia und Daniel Cramerus. phonsus

In der Kirchengeschichte giebt er den Franzosen und Deutschen vor den Engländem den Vorzug, und nennt von den ersten Dü Pin, und ganz besonders Tillemont, von den zweiten ganz vorzüglich von Mosheim, und Neander's Mg. Geschichte der christlichen Religion und Kirche, von welcher er die Hoffnung ausspricht, sie möge ganz ins Englische übersetzt 'werden, und verweist für neuere Kirchengeschichtsschreiber auf FabriciuS Bibi. Gr., und Salotaris Lux Et., Illig Histor. Eccl. primi a Chr, nato eec. seh capp., Und Weismann Hist. Ecc. N. T. Von den Specialwerken über die frühesten Häresieeu nennt er nächst Jttig noch Budotus, Colberg,, Van Till,. Fabricius, Weismann, Lampe in seinem Comment. aiiaLexegetic. Ev. sec. Joanoem 1724, Vitringa Obscrvatt. sacr. besonders de Sephiroth Kabbalist., de Occas. ct scopo Frologi ev. Joannis Ap., de Statu Eccl. Cbr. a Nerone ad Trajanum,

Bloß die Titel führt Lange Haeresiologia, Pfaff Iostitt. Hist. Ecc. 8. primi, Hartmann de rebns gestis Christs 6ub App., Dodwell Disseitatt. in Iren., Altsted Chronoh Haeres., und verweist weiter auf Mosheim, Sagittarius, Walch Bibi. Tbeol., auch nennt er Travasa, Arnold's Unpart. K. und Ketzer-Historie und Walch's Entwurf einer vollst. Hist, der Ketzereien. Für besondere Gegenstände nennt er noch die Diseertar tiones in 4 Fol. als Anhang zu den Critici sacr., Säuberte» de voce Aöyoq, Stolberg de Agapis, Roth de Nicolaitie, de Hacrcsibus nalis in Eccles. Apost.

er an von Voigt

Bibi. Haercsiol.,

Lange de Genealogiis nunquam fiiiiendis.

Für die Manichäer, deren Lehrsätze schon vor ihnen unter

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verschiedenen Namen da gewesen seien, führt er an Wolf Mauicbaeisfn ante Manieb. Utlb Beausodre.

Von Engländern ndrnt er noch besonders Lardner the Credibilky es the Gospel Hietory und die Werke von Waterland besonder- in Beziehung auf die HLrefieen von Cerinthus und Gbion. Mir di« Gnostiker nennt er außer Iren, und die angegesührten K.vätrr noch besonders den Platoncker PlotinuS Eunead. II. üb. IX.

Za Beziehung auf die Meinungsverschiedenheit über die Anspielungen deS N. T. auf den Gnosticismus, führt er Mat« ter an, daß man von beiden Seiten zu weit gegangen sei, sowohl Hammond, Brücker, Michael;-,'Mosheim, Herder [ju denen der Vers, hinzufügt Grotius, Walch, Seniler), die überall im 91. T. Spuren von der oriental. Philos., dem Gaoßici-muS und ZorastriSmus fanden, als auch Ernesti und Llttmann, die alle Anspielungen leugnen. Für die Geschichte de-,Gnvstic. nennt er hier noch Maseoet. in s. Ausgabe deS Iren., und vorzüglich Matter Histoire crit. du Gnosticisme 1828. „ vielleicht giebt es kein Werk, welches diesen dunkeln Gegenstand so weitläufig behandelt, oder welches soviel Be­ lehrung darüber enthält." ft bedauert folgende Werke nicht im Stande gewesen zu sein zu erhalten: Lewald Comment, de doctr. Goostica 1818. Münter Versuch über die kirchl. Alterthümer des Gnosticism. 1790 Neander Entwicklung der vomehmsten gnostischen Systeme 1818. und empfiehlt noch Matter Essai histor. sur l’Ecole d’Alexandrie 1820. Die vorzüglichsten Werke über die Kabbala, eine der drei Hauptquellen des Gnosticismus (die beiden anderen nämlich find die Orientalische Lehre von den zwei Principien und die Platonische Philosophie) giebt er in Note 14. Für die Orient. Philosophie nennt er das allgemein empfohlene Werk von Hjde Yelcrum Persarum et Partbor. et Medor. Religioois

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Historia, 2te Ausg. 1760. De! der 3ten Quell«, der Plat. Phil., macht er auf die Nothwendigkeit aufmerksam, Platon's Schriften, deren Studium wesentlich nothwendig ist, von den Schriften und Ideen der späteren Platoniker zu unterscheiden. Um den Mangel eigener Schriften der Nachfolger und An­ hänger Platon's in de» dreihundert Jahren vor Chr. zu er. gänzen dafür ist des Eusebius Praepar. Kräng, eine sehr werthvolle Quelle, obgleich Euf. über einige Punkte Platon'S Gedanken mißverstand. Das Studium der spateren Platoni­ ker, wie Plotinus, Proclus u. s. f. kann nicht gänzlich er­ lassen werden; am förderlichstes wttbtn folgende- Schriftsteller fein: ChalcidiuS in seinem Kommentar über den LimäuS; um die vielen und gewaltigen Veränderungen in den Lehrsätzen ihres Meisters und die Wirkung kennen zu lernen, welche daS Christenthum auf die Gedanken und Sprache der Heiden ausgeübt habe, müsse man Plvtious lesen, besonders Buch Y i Jtf£u TOV rauov «gj, Klemens

Jrenäus und

Alex. keinesweges eine Probe zu bestehen befürchten

gegen Plutarch, Lucian oder Athenäus.

Der Gnosticismus

freilich sei voll von

aber sind ja auch

Abgeschmacktheiten,

ganze Bände über die Narrheiten des Epikurus geschrieben worden; wenn aber die Apostel selbst sich aufgefordert fühl­ ten, seinem Fortschritte sich entgegenzusetzen, so müssen wir wünschen mit Lehren bekannt zu sein, welche die Aufmerk­ samkeit des heil. Paulus und

Johannes beschäftigten.

ES

war der Gnostic. keine neue Philosophie, sondern benutzte bei­ nahe ein jegliches System; wir finden darin die plat. Lehre von den Ideen, offenbare Spuren jenes mystischen Geschwätzeder Kabbala; viele Gnostiker nahmen die orient. Vor­ stellung von zwei gleich ewigen unabhängigen Urwesen an,

2

'

20 zuletzt finden wir die gnostische Theologie voll voq Ideen und Ausdrücken, die dem Evangelium entnommen sein müssen; in allen ihren Systemen kommt Jesus

Christus

unter der

einen oder andern Gestalt, als Aeon, Ausfluß (Emanazion) oder unkörperliches Phantom vor. Von S. 35 — 41 giebt der Vers, eine gedrängte Ueber» sicht der theoret. und praktischen Lehren der Gnostiker, ganz vorzüglich nach dem Systeme des Valentinus, cf. S. 50., wobei er besonders, als den Schlüssel zu vielen Theilen ihres Systemes den Grundsatz bezeichnet, daß die Materie innerlich für böse gehalten wurde;

S. 42. giebt er als Lehrsätze, die

beinahe von allen Gnostikern anerkannt wurden, an: „daß der oberste Gott oder das gute Urwesen nicht der Urheber der Welt, sondern daß,, diese durch ein böses oder wenigstens ein geringeres Wesen sden Demiurgosf Gott aus sich eine Folge von Aeonen

erschaffen sei; daß oder Ausströmungen

(Emanazionen) hervorgebracht habe, die mit ihm im Pleroma wohnten; daß einer dieser Aeonen Christus sei, welcher auf die Erde gekommen, um die Erkenntniß des wahren Gottes zu offenbaren; daß er nicht Fleisch wurde, sondern entweder einen wesenlosen oder immateriellen (unsubstaozial) Leib ange­ nommen habe, oder auf Jesus bei seiner Tauft herabgestiegen sei; und daß die Propheten nicht von dem höchsten Gotte in» spicirt seien; daß es keine Auferstehung oder jüngstes Gericht gebe".

Das System, Christenthum und Gnosticismus zu ver­

einigen, habe mit Simon Magus seinen Anfang genommen. Wenige Thatsachen darüber mögen des Ignatius kurze Briefe enthalten, Just. M. kann über viele Punkte, die zwischen den Christen und Gnostikern bestritten waren, Licht verbreiten, aber Jrrnäus ist die rechte Borrathskammer dafür, der, unterrichtet von Polykarp, dem unmittelbaren Schüler deS Johannes, ge­ wiß früher in Klein-Asien gewohnt hatte, und gut über die gnostischen Lehren zu urtheilen im Stande war; als Bischof

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nach Lyon versetzt, konnte er die Häresie«», welche die westli­ chen Kirchen beunruhigten, kennen lernen. Lertullian gehört einer anderen großen Abtheilung der christl. Kirche, der (Nord-) Afrikanischen an. Mit vorzüglichem Interesse müssen wir auf die Väter der alexandrinischcn Kirche sehen, nicht allein we­ gen ihrer katechetischen Schulen, sondern weil Alex, und Aegyp­ ten die großen Verbreiter der plat. Lehren waren, mit denen die gnostischen so nahe zusammenhingen; ihre Angaben stim­ men mit den Schriftstellern der Asiatischen, Westlichen und (Nord-) Afrikanischen Kirchen überein; alle Kirchenväter be. haupten einstimmig, daß das Evangelium bei Lebzeiten der Apostel von den Gnostikern entstellt sei, und geben viele Stel­ len in den apostolischen Schriften an, die gegen diese Entstel­ lungen gerichtet waren; nach äußerlichem Zeugnisse also enthält ohne allen Zweifel das N. T. Anspielungen ans den Gnosticismus. Von S. 44 — 55 verbreitet sich der Vers, über die wahrscheinlichsten Ursachen, welche zu denselben hinführten; er meint, daß diejenigen den natürlichsten und wahrscheinlich den richtigsten Weg eingeschlagen hätten, welche glaubten, daß so­ wohl die morgenländische Vorstellung von einem guten und bösen Urwesen, als auch die Kabbala, und die Lehren der späteren Platoniker dazu beigetragen, das monströse System des Gnosticismus aufzubauen. Von der persischen Lehre handelt er S. 45 — 49, ver­ gleicht dann beide Systeme des Parsismus und Gnosticismus, und schreibt besonders den Systemen des Cerdo, Marcion und Manes eine Aehnlichkeit mit den persischen Lehren zu; schließt aber damit, daß diese nicht die vorzügüchste Ursache, die zum Gnosticismus hinführte, gewesen seien. Von der Kabbala spricht der Vers. S. 51 — 54; wenn aber auch Einige den kabbalistischen Lehren zu vielen Einfluß zugeschrieben, so sei doch Niemand vielleicht der Meinung ge-

22 trtjtn, daß sie die einzige Quelle des Gnosticismus gewesen seien; freilich entnahmen diejenigen,

welche Judaismus und

Gnosticismus vermischten, wahrscheinlich aus der Kabbala. In einem Sinne borgten alle Gnostiker von der jüdischen, von der christlichen Religion, d. h. sie betrachteten

wie

die jüd.

und christliche als Offenbarungen, welche durch Wesen einer höheren Ordnung

geschehen

seien;

dieses

gnostische von jeder anderen Philosophie, Der Vers, erklärt die

jüdische

unterscheidet

die

die ihr vorherging.

Kabbala als ein mystisches

System in Beziehung auf Theorie und Praxis in der Reli» gion, welches auf mündlicher Ueberlieferung gegründet sei, und habe ihren Namen von einem hebr. Worte, welches empfan­ gen, überkommen bedeute; daß es dergleichen ungeschriebene Ueberlieferung über einzelne Punkte gegeben habe, z. B. vor Moses übex die Schöpfung, giebt der Verf. zu; gewiß gab es auch schon vor dem Ende des 2ten Jahrh., wo eine Samm­ lung der zerstreuten Ueberlieferungen veranstaltet wurde, münd­ liche Ueberlieferungen.

Auch beruhte die mystische Erklärung

der Schrift — ein anderer wichtiger Punkt der Kabbala — nicht ganz auf falschem und künstlichem Grunde,

wie der

Apostel Paulus uns lehrt; in Beziehung auf beide Punkte, mündliche Ueberlieferung und Schrifterklärung, hatten die Kab­ balisten und. Gnostiker eine schlagende Aehnlichkeit; besonders aber hat man sie wegen der Emanazionen in Zusammenhang gebracht.

Wenige Gegenstände seien so verwickelt als die zehn

Sephiroth oder Emanazionen aus der ersten Ursache;

das

System der Kabbala nähere sich dem des Spinoza so sehr, daß beide dem Vorwurfe des Atheismus ausgesetzt sein könn­ ten; das Verlangen, den Ursprung der Materie und des Bösen zu erklären, habe sich bei den Kabbalisten wie bei den Gnostikern gefunden.

Sie nahmen so wenig mit den Grie­

chen die Ewigkeit der Materie an, als mit den Persern zwei entgegengesetzte Urwesen; sie hielten aber daS Weltall nicht

23 für materiell, sondern für geistig, welches durch Ausströmung von Gott herkomme.

Die erste Ausströmung hieß der erste

Mensch oder der Erstgeborne Gottes; mittelst seiner entstanden die anderen neun Sephiroth.

Auch die Gnostiker nahmen

verschiedene Aeonen oder Ausströmungen zwischen dem höchsten Gort und der Schöpfung der Welt an; einiger gnostischen nommen.

auch die Namen

Aeonen find offenbar aus dem Hebr. ge»

Dennoch bieten beide

Systeme bedeutende Ver­

schiedenheiten dar, und viele Fragen bleiben bei Voraussetzung der Entstehung des Gnosticismus aus der Kabbala unbeant­ wortet, die durch eine Betrachtung der plat. Lehren erledidiget werden. Der Verf. schließt mit der Betrachtung, daß die Philo» sophie der edelste Schwung des menschlichen Geistes sei; wenn der Mensch aber vergesse, daß er seine geistigen Kräfte von Gott empfangen habe, so sei er in Gefahr sich selbst zu ver­ lieren. Mur,das Evangelium, welches Kopf und Herz in An­ spruch nehme, leite seine Anhänger zur wahren Erkenntniß. Nach der Auseinandersetzung über den Parsismus und die Kabbala, und wie der Gnosticismus beide Systeme mit dem Christenthume zu vermischen gestrebt habe, geht der Verf. in der dritten Vorlesung (Text: 1 Tim. 6, 20. 21.) dazu fort, nachzuweisen, daß die platon. Lehren die Hauptquelle des Gnosticismns seien, oder der gemeinsame Stamm, auf den diese verschiedenen Systeme gepfropft wurden, ja daß sie auch auf die kabbalistische Philosophie der Juden einwirkten. diesem Zwecke stellt er Platon's

ursprüngliche

Zu

Lehren selbst

dar, den Zustand dieser Philos. im ersten Jahrh., und warum sich jene Philosophie so weit verbreitet habe. Nach einer Vorerinnerung über die Schwierigkeiten die­ ses „Systemes von fast undurchdringlicher Dunkelheit") wel­ ches eine Gefangengebung unserer Vernunft verlange, woge­ gen die christliche Offenbarung Einfachheit fei, welche Schwie«

24 rigkeit noch durch die späteren Platvniker vergrößert werde, indem sie die Gedanken ihres Stifters entstellten und ihn, wegen des immer mehr überhand nehmenden Christenthums, um ihn mit diesem auszusöhnen, Etwas sagen ließen, woran er auch nicht einmal gedacht hatte, setzt er Platon's Vorzug» lichste Lehren S. 59 — 63. kurz auseinander.

Ein Haupt­

punkt dieser Philosophie, wie aller philosophischen Schulen des griechischen Alterthums, war der Gedanke von der Ewigkeit der Materie, um Gott davon zu befreien, Urheber des Bösen zu sein, wahrend sie seine Allmacht beschränkten; nur aus Offenbarung wissen wir, daß Gott die Materie aus Nichts geschaffen habe; jenes war die falsche, unphilvsophische Grundlage, auf der alle griechischen

Weisen

ihre Systeme erbauten.

Aber obgleich

Platon die Ewigkeit der Materie annahm, so nahm er doch nicht, wie Aristoteles, die Ewigkeit der Welt an; von der Gottheit ging die Anordnung und Harmonie

des Weltalls

aus; hier beginne die verwickelte Schwierigkeit (iutricacj) des Platon. Systems.

Jegliches Ding, dir Gottheit ausgenommen,

hatte einen Anfang, es gab eine Zeit wo es nicht bestand; aber immerdar war die Idee d. h. die Form oder der Urh;pus im Verstände (miuo) der Gottheit, weshalb so Viele von drei Prinzipien bei Platon sprächen, der Gottheit, der Idee, und der Materie.

Auch wir glauben, sagt der Verf., es habe

eine Zeit gegeben, wo die Welt nicht bestand, aber immerdar waren die Werke der Schöpfung dem Verstände der Gottheit gegenwärtig; es kann also das Bild des Dinges bestehen, ehe es materielle Form erhalten habe, oder (nach Platon) es kann das Siegel ohne seinen Abdruck bestehen.

Platon gab

diesen vorausgesetzten Bildern wirkliches Dasein, und nannte sie Form, Beispiel, Urtypus (Urbild) oder Idee; er wies ihnen als Sitz den Verstand oder die Vernunft der Gottheit an; diese rein geistigen Wesen nannte er, zur Volksmeinung sich herablassend, Götter; sie erhielten von Gott den Auftrag,

25 Wesen einer geringeren Ordnung zu schaffen; hierdurch wollte Platon den Gedanken abweisen, daß Gott Urheber deBösen sei. Die Gnostiker, wie Platon, machten die Materie gleich ewig mit Gott, und glaubten, daß die materielle Welt nach einer ewigen und geistigen (intellectual) Idee, (welche die wahre Seele des Platonismus ist) gebildet wurde; beide glaubten an Mittelwesen zwischen dem höchsten Gotte und den Erdbewohnern; dieselben gingen nach Beiden aus dem Verstände oder der Vernunft Gottes hervor; die Aeonen der Gnostiker sind bloß eine Personifikazion der Ideen Platons, oder die Gnostiker bildeten ihr System von Aeonen durch Verbindung der geistigen Wesen der platon. Philosophie mit den Engeln der jüdischen Schriften; auch glaubten die Gno» stiker wie Platon an die Seelenwanderung. Ein wesentlicher Unterschied beider Systeme ist aber der, daß Gott jenen We­ sen nach Platon Befehl ertheilte die Weit zu schaffen; daß nach den Gnostikern hingegen der Demiurgos, einer der un­ tergeordneten Aeonen, ohne Gottes Wissen die Welt geschaf­ fen habe; die eine Hypothese mag sehr natürlich we'chrend der häufigen Ventilirung der Frage über den Ursprung des Bösen in die andere übergegangen sein; die beständige Feindschaft aber zwischen dem höchsten Gotte und dem schaffenden Aeon oder Demiurgos findet keine Parallele in der platon. Philo­ sophie; wahrscheinlich ist sie aus dem Parsismus entlehnt; auch die Lehre vom Satan mag zur Gestaltung jener Lehre beigetragen haben. Von S. 65. an betrachtet der Verf. die Umstände in der Geschichte der Philosophie, welche zu einer Vereinigung so vieler und verschiedener Systeme hinführten; als solche bezeich­ net er ganz vorzüglich Alexanders Zug und Veranstaltungen, sich mit den Naturerzeugnissen und Meinungen des Orients beV/mnt

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.

irrn

26 Schule ein besonderer Vorzug wurde, und wohin die beiden ersten Ptolemäer durch Gründung der berühmten Bibliothek und andere Beweise der Freigebigkeit viele Philosophen hinzo­ gen; besonders sollen die Platoniker, nach ihren verschiedenen Schulen, zahlreich gewesen sein, die wahrscheinlich von der morgenländischen Theologie nicht unberührt blieben, und sür die Aegypten selbst, wohin Platon wie Pythagoras und andere griechische Weise hingereist waren, ein vorzügliches Interesse hatte; auch die Aegypter glaubten an die Ewigkeit der Ma­ terie, ihre Vorstellung von der Gottheit ist schwer anzugeben, Osiris scheint in ihrer symbolischen Theologie der höchste Gott, Isis eine Personiftkazion der Materie, und Typhon das Prin­ zip des Bösen, welches in der Materie seinen Sitz hat, zu sein.

Die Aechtheit der platonischen Lehren mitten unter so

vielen Sekten — auch Pythagoräer gab es daselbst — mochte wahrscheinlich von den Platonikern nicht festgehalten werden. Im 2ten Jahrh. v. Chr.,

unter Ptolomäus Physkon hörte

Alexandria auf, das allgemeine und friedliche Asyl der Ge­ lehrten zu sein; die Meisten zogen sich nach Griechenland oder Klein-Asien zurück; daher die meisten Spuren des Gnostic. bei seinem Entstehen in den Städten Klein-Asiens.

Noch

von einer anderen Seite kamen bedeutende Modifikazionen in die Gedanken der späteren Platoniker, nämlich von der Juden.

Seiten

Eine zahlreiche Kolonie derselben in Alexandria

stiftete bereits der Gründer dieser Stadt mit eben denselben Privilegien, wie Macedonier und andere Ansiedler sie hatten. Jüdische Religion und Sitten wurden von jetzt an viel besser bekannt als sie es früher waren.

Seleucus Nicator erzeigte

ihnen dasselbe Wohlwollen; Ptolomäus Philadelphus wenige Jahre später, setzte durch die von ihm bewirkte Uebersetzung des A. T. ins Griechische, die Philosophen in den Stand, diesen neuen Zweig des Studiums anzubauen.

Die jüdischen

Schriften wurden von den heidnischen Philosophen, untr um»

27

gekehrt wahrscheinlich die heidnischen Systeme, vorzüglich daS platonische, von den Juden studirt. Diese selbst hatten vor ihrer Wegführung und seit ihrer Rückkehr aus der babyloni­ schen Gefangenschaft jenes gemischte Volk zu Nachbaren, wel­ ches sich unter Salmanassar in Samaria niederließ, eine Mannichfaltigkeit von Götzendiensten errichtete und sie mit der Verehrung des Gottes der Juden vereinigte (2. Kön. 17, 24 — 34.); die Meisten desselben waren aus Völkem jenseits des Euphrats her, und viele der zuerst Rückkehrenden schlossen mit denselben Ehen (Esra 9, 2.); viele Juden blieben jen­ seits des Euphrats, besuchten aber die Feste, zahlten für den Tempel das Didrachma, und sandten ihre Geburtslisten ein, damit sie in Jerusalem eingetragen würden (s. Note 3 und Bracker Vol. II. p. 654.); durch dieß Alles bestand ein fort­ gehender Verkehr zwischen den Juden und den östlichen Völ­ kern, wo durch Zoroaster die Religion der Magier reformirt worden war. Die Perser, selbst keine Götzendiener, hatten den größten Einfluß auf die Meinungen der Juden; die Kabbala und ihre allegorische Erklärung der heil. Schrift sing bald nach der Gefangenschaft an; in Zeiten der Sicherheit waren sie nur zu geneigt, von ihren väterlichen Gewohnhei­ ten abzuweichen. Durch den gegenseitigen Einfluß der Juden auf die Griechen und umgekehrt, entstand in Alexandria eine neue Schule, welche die der platonisirenden Juden heißen könnte, und aus demselben Systeme entstanden die judaisi, renden Platoniker, welche mit wenigen anderen Zuthaten spä­ ter die Gnostiker wurden. Dieser Einfluß des Platonismus aus die Juden zeigt sich offenbar in dem apokryphischen Buche der Weisheit, geschrieben int 2ten Jahrh, vor Chr., cf. 11,17. (Materie nicht geschaffen). 18, 15. (vom Logos Gottes ganz im platonischen Sinne). Einen noch stärkern Beweis hier­ für liefert Philo Judäus, gleichzeitig mit dem Entstehen deS Christenthumes; er selbst giebt unö wie JosephuS viele Be»

28 weis« von jenem Gemische von Meinungen, welche- der eigen» thümliche Karakter der alexandrinischen Schule ist.

Ihre Be-»

richte über die Essener zeigen, daß die Meinungen zu jenem eklektischen und mystischen Systeme des Gnosticismus sich hin» neigten.

Die praktischen Essener — nach Philo — in Sy»

rien und Palästina waren nicht zahlreich, und lebten in Dör» fern; sie schienen ursprünglich Pharisäer gewesen zu sein; die kontemplativen oder Therapeuten waren vorzüglich zahlreich in Aegypten und um

Alexandria; sie können jüdische oder

vielmehr platonische Mönche genannt werden.

Menschen von

dieser Sinnesweise waren sehr geeignet den Gnosticismus vor­ zubereiten; und so war denn die platonische Schule zu

Alexandria die

wahre Quelle desselben.

Um

die Frage Unde malmn et qnare? zu lösen, erbauten die Gnost. ihr monströses System durch die Vereinigung vieler Glaubens, weisen; die Lehren der Magier, Platons, der Kabbala und des Christenthumes, sobald eS erschien, brachten die verschiede» nen Gestalten des Gnosticismus hervor.

Wann er entstand,

ist nicht möglich anzugeben; den Namen Gnostiker finden wir zuerst bei Irenaus, der ihn als einen gemeinsamen Ausdruck zur Bezeichnung aller Häretiker gebraucht, die das Christen­ thum auf die heidnische Philosophie pfropften; sie selbst eigne­ ten sich jenen Titel an.

Immer behaupteten die Platoniker,

eine vollkommene Erkenntniß der göttlichen Wahrheiten zu besitzen, und in den Platonischen Schulen zu Alexandria lernten Klemens und andere Väter es, den Ausdruck yvd>ai$ für eine volle und vollkommene Erkenntniß der christlichen Lehre zu gebrauchen.

Wir können es als einen hinreichend feststehenden

Punkt annehmen, daß eS vor und nach unseres Heilandes Geburt, jüdische und heidnische Philosophen gab, welche sag­ ten, daß Gott zu erkennen die einzige Weisheit sei, und welche sich damit brüsteten, diese Erkenntniß zu besitzen. Solche Vorstellungen würden vorübergegangen sein/ohne

29

von den Aposteln beachtet zu werden, wenn nicht die Gnosti­ ker dazu fortgegangen wären, auch das Christenthum in ihren Strudel hineinzuziehen. Jetzt hielt cs Paulus für Zeit, den Kolossern 2, 8. zuzurufen. Deutlicher hatte er schon zu Ti­ motheus gesprochen, 1 Tim. 6, 20. 21; die uvxixHoug xrjg ip£väwv6(.iov yvü'joHog scheinen so bestimmt gegen die An­ maßungen der Gnostiker gerichtet zu sein, daß wir kaum an des Apostels Meinung zweifeln können; auch wenden die Vä­ ter ganz einstimmig den Ausdruck auf die Gnostiker qn; ob die Gegensätze auf die dem Evangelium entgegengesetzten Lehren sich beziehen, oder auf die Gegensätze von Licht und Finsterniß, Gott und Materie u. s. f., darüber wird gestritten. Wenn die Beziehung dieser Stelle auf die Gnostiker richtig ist, so bezieht sich auch 2 Tim. 2, 14 —18. auf dieselben (in einer Anmerkung spricht der Vers, über die Verschiedenheit der Lesart xevoyavLag und xaivocpomag); Hymenaus und Philetus mögen sich als Häupter jener Sekte ausgezeichnet haben. Andere Stellen des Apostels sind: 1 Tim. 6, 3. (in i£Tv. 17. p. 287. 288.) nie eine solche Ansicht gehegt worden. Selbst die Arianer behaupteten in ihrem Sinne, daß Christus Gott sei. Wenn Eheodotus von Athanasius nicht ist übersehen worden, so haben wir in den drei ersten Jahrh, keinen Beweis von den Lehren der Unita­ rier. Kein Punkt ist mehr des Beweises fähig, als daß Artemon und Paul von Samohata nicht die bloße Menschheit Jesu Christi annahmen. Paul von Samohata betrachtete Christum als die äußerliche Offenbarung des Logos Gottes, welcher von aller Ewigkeit her bei Gott existirt, aber nicht eine gesonderte persönliche Existenz gehabt hatte, bis Jesus von Maria geboren wurde, und der Logos mit ihm sich ver­ einigte. Der Osten und Westen sind aber nicht mehr ein­ ander entgegengesetzt, als die Lehren des Sabellius und die der Unitarier. Wer sagte, daß der Vater und der Sohn bloß zwei Namen oder Wirkungsweisen derselben Gottheit seien, der mußte die Natur Christi in einem oder dem anderen Sinne für mehr als menschlich halten. Der Vers. schließt die Vorlesung mit Bemerkungen über seinen Plan, über die Schriften des N. T., die Gnostiker, den Gegensatz zwischen Ebioniten und Unitarien, unseren freudigen und trostreichen Glauben als Christen, und daß wir nicht bloß an Christum glauben, sondern auch ihm gehorchen müssen.

Den Inhalt von Note 1. habe ich oben bereits ange­ geben, und nur noch nachzutragen, daß der Vers. eine der wichtigsten Zeitbestimmungen im Leben St. Pauli, nämlich seine erste Ankunft in Rom, mit Petav., Capellus und Bischof

60 Burgess unter den Neueren, und der ausdrücklichen Auktorität von Euseb. und Hieron. ins I. 56. setzt; Cave setzt sie 57, andere Chronologen 59, 60, 61, 63. Note 2. Ungeachtet der Taufe des Kornelius, (der vor­ her ein Proselyt war Act. 10, 2. 22. cf. Actor 13, 16 und 26 mit 43.) wurde das Evang. den Heiden nicht öffentlich verkündigt, bis die Geduld des Paulus zu Antiochien in Pri» sivien (Actor. 13, 46.) erschöpft war, cf. 14, 27. Auch der Streit über die Nothwendigkeit der Beschneidung Act. 15, 1. macht es sehr unwahrscheinlich, daß irgend ein Apostel das Evang. in fernen Gegenden gepredigt hatte. Daß Petrus im I. 42. oder 43. nach dem einzigen Zeugnisse des Hieron. nach Rom. gekommen sei, ist von Valesius selbst, Papebroche, Pagi und Anderen in der römischen Kirche aufgegeben worden. Note 3. Der Juden, welche aus fernen Gegenden zu den Festen kamen, waren im Verhältnisse zu denen, die aus Palästina hinkamen, nur wenige. Die Anzahl der Juden in Rom nicht lange nach Christi Geburt muß mehrere 1000 be­ tragen haben; sie waren auf der ganzen Erde und auf jeder Insel zerstreut; jenseits des Euphrats lebten nach Josephus viele Myriaden; sie sendeten jedes Jahr 'uQOTiofxnovg mit Geld für den Tempel (das SidQa%fia); ein beständiger Ver­ kehr wurde zwischen den Juden zu Jerusalem und ihren Lands­ leuten in der ganzen Welt gepflogen; Philon sagt ausdrück­ lich, daß eine Unendlichkeit von Juden aus einer Unendlichkett von Städten aus allen Weltgegenden zu jeglichem Feste kam. Das Laubhüttenfest wurde nach Philon in Alexandrien ge­ feiert (gegen Deut. 16, 16.). Daß diese Myriaden auswär­ tiger Juden oft in ihrem Leben diesen Besuch in Jerusalem machten, kann schwerlich vorausgesetzt werden. Note 4. Die xaToixovvreg stoovg Act. 2, 14, sind nicht cives Hierosolymitaiii, sondern Gaste, cf. 2, 5; Petrus scheint 2, 22. auf Alle sich zu berufen, wenn er sie an die

61

Wunder Jesu erinnert. Vers 12 scheint sich auf die fremden Juden; V. 13 auf die einheimischen zu beziehen. Viele also der 3000 Getauften scheinen fremde Juden gewesen zu sein, «•s. die bekehrten hellenistischen Juden, 6, 1. vor dem Tode des Stephanus. Note 5. Am Psingsttage werden keine Menschm aus dem eigentlichen Griechenlande erwähnt, Kreta ausgenommen; das Evangelium mochte deshalb später hinkommen als nach Rom, Aegypten und Cyrenaika. In Galatien war Paulus der erste Apostel, der hier predigte; oder Gal. 4, 14. 15. könnte uns bestimmen anzunehmen, daß sie schon vorher ge­ neigt gemacht waren auf seine Lehren zu hören; auch waren ja Menschen aus den umliegenden Gegenden von Pontus, Cappadocien und Phrygien am Psingsttage in Jerusalem ge­ genwärtig gewesen. Diese fünf Noten gehören zur ersten Vorlesung; zur zwei­ ten gehören die Noten 6 — 16, zur dritten die von 17 — 37, zur vierten die von 38 — 52, zur fünften 53 — 66, zur sechsten 67 — 85, zur siebenten 86 — 96, zur achten 97 — 103. Note 6. Dodwell setzte den Anfang der Häresie ins I. 116, aber die Stelle bei Klemens Al. Strom. VII. 17. p. 898. spricht wohl nur von Basilides, Valentinus und Marcion, von solchen, die neue Häresieen erfanden (inivo^auvTfg); ähnlich Iren., und Fireiclian (bei Cyprian) der dieß ebenfalls bestätigt. Die des 1. Jahrh, waren in keinem Sinne Christen, während die des 2ten Apostaten waren oder vorgaben, das Evangelium anzunehmen. Eusebius III. 32. (auf des Hegesippus Worte anspielend) sagt, wenn früher Häretiker vorhanden waren, diese in Dunkelheit verborgen waren, und leitet IV. 22. Marcion, Valentinus u. s. f. von Simon Magus und Anderen zur Zeit der Apostel ab. Tittmaiin, gegen die Existenz des Gnosticismus tm 1. Jahrh., kommt doch im Wesentlichen hiermit überein: Quod cum di-

62 cebamns sub Hadriano factum esse, noltimns qiiiilem inficiat iri atidacius, foisse qui ante baec tempora in multis opinioiiilms cum Gnosticis conspicarcnt (p. 249).

Note 7. Gegen Mosheim's Herleitung des Gnostic. aus dem Parsismus, als der vorzüglichsten Quelle; und ge­ gen Buddeus, der in der Ableitung desselben aus der jüdischen Kabbala zu weit gegangen zu sein scheint, obgleich er zugab, daß die platonischen und orientalischen Lehren auf die Kabbala und den Gnostic. Einfluß hatten. Der Vers, zitirt mehrere Stellen aus Buddeus, Lange (am Ende der Crit. Sam), Brücker, Beausobre und Lampe, von denen die beiden letzten am treffendsten die Sache darstellen. Plotinus selbst behaup­ tete, daß die Gnost. Platon's Lehren verfälschten, dieselben aber zur Basis ihrer Philosophie machten. Note 8 — 12. über die orientalische Religionslehre. Note 8. Der höchste Gott hieß wahrscheinlich Yezdan (= Snpplicandus), das gute Princip, was aus ihm hervor­ ging, Ormuzd; das böse Prinzip Ahmnan bedeutend pollutus oder Sediictor. Ueber die verschiedenen Meinungen, was Or­ muzd bedeute. Note 9. Von Aristoteles an beschäftigte die Religion der Magier mehrere griechische Schriftsteller, am ausführlichsten ist Plut. de Isid Abslr. p. 369; nachher spricht der Vers, über den etwaigen Zusammenhang mehrerer griechi­ schen philosophischen Systeme mit den persischen. Note 10. Nach Hyde muß die Religion der alten Perser unter drei Gesichtspunkten aufgefaßt werden: 1) als Verehrung eines höchsten Gottes, 2) als abergläubische Hochachtung vor den himmlischen Körpern, 3) als Feuerverehrung. Der erste Schritt zum Aberglauben war die Verehrung der Sonne und der Himmelskörper (SabäismuS, nach einem dem Hebr. ähnlichen persischen Worte). Der Feuerdienst war vielleicht der erste Schutt in dem, was ihr Götzendienst heißen könnte, und ging dem Bilderdienste voran. Nach mehreren Anführun-

63 gen über Mithra hält der Vers. ihn für den Namen, welcher der schaffenden Kraft Gottes,

ienem beseelenden

Prinzipe,

welches das Weltall durchdringt, dessen Emblem die Sonne war, gegeben wurde.

Note 11.

Die beiden entgegengesetz­

ten Principe scheinen ursprünglich Gott untergeordnet gewesen und von ihm ausgegangen zu sein.

Wenn Hyde Recht hätte,

daß es zwei Parteien unter den Magiern gab, die orthodoxe, welche glaubte, daß das gute Urwefcn ewig sei, die andere (die Dualisten), welche beide Prinzipe für ewig hielt, so würde man sagen müssen, daß die Perser einen ewigen Gott, den Urheber des Guten, und ein böses Princip glaubten, welches einen Anfang hatte.

Note 12.

Pythogoras oder Platon

machten zuerst vie Griechen mit Zoroaster bekannt, die, wie die Lateiner,

außerordentlich über sein Zeitalter verschieden

find. Viele haben deshalb viele Männer dieses Namens an­ genommen; er erscheint als Chaldäer, Baktrer, Perser, Pamphylier, Prokonnesier, und als einer, der den Pythagoras in Babylon unterrichtet habe.

Nach mehrern Angaben über die

Bedeutung des Namens meint der Vers. (mit Hyde, Beaus, und Brücker), daß der wahre Zoroaster in der Zeit von Darius Hystaspis lebte; die gewöhnlichste Form (unter 18 an­ deren) seines Namens ist Zerduscht; er scheint ein Meder ge­ wesen zu sein, und seine Neligionsmeinungen ohne Zweifel

den Juden

scheint er mit Dayiel

zu

verdanken;

umgegangen zu

Schriften hatte er gewiß gelesen.

nach

sein;

Prideaux

die jüdischen

Nach kurzer Angabe seiner

Lehren erwähnt der Vers. nur des Zend-Avesta und hält W. Jones' Meinung für wahrscheinlich, daß derselbe eine neuere Kompilazion ser; bei der Litteratur über Zoroaster und den Zend-Avesta vermißt man mehrere deutsche Schriftsteller. Note 13.

Es wäre zu wünschen,

wir kenneten vor

Manes diejenigen, welche Christenthum und Parsismus ver­ mischten ; Beausobre nennt drei Vorläufer desselben, Bastlides,

64 Marcion und Bardesanes. Basilides war ohne Zweifel ein Gnost., und soll in Persien gelehrt, nicht gelernt haben; nachdem der Verf. mehrere Punkte seiner thcoret. und prakti­ schen Lehren berührt, und über die Zeit desselben (Ans. des 2. Jahrh.) gesprochen, verbreitet er sich weitläufiger über Mar­ kion, der ein Schüler Cerdon's war; dieser unterschied bereits den Vater Jesu Christi und den vom Gesetze und den Propheten verkündigten Gott; dieser war gerecht, jener gut. Iren, leitet Gerben von Simon M. ab; gewiß war er früher Christ. Nach Anführung der Vater über Marcion's mehrere Principien spricht der Verf. über seine Leugnung der Jnkarnazion, und Behauptung, der Leib Jesu sei ein wesenloser (uiisubstaotial) und ein Scheinleib gewesen; sein Schüler Apelles aber lehrte, daß Christus einen Leib, zusammengesetzt aus den vier Elementen, vom Himmel mitgebracht habe; Valentinus aber, ein anderer Schüler, lehrte nach Epiphanius ävw&fv y.arivr,vo-/Jvcu rb oiiiua xal wg Sta mo/.sjvog Sia Maoiag rijg n'aQ&kvo v ÖuhjXvxHvaf Skv Sk anb rijg na q&ev hxijg firtT(>ag eiXtjffkvai,, uX'ka ävco&ev rd oufia ’tzuv. Die Marcivniten glaubten an

vSioq,

keine Auferstehung des Fleisches, sondern eine Seelenwande­ rung; schärften Abtödtung des Leibes ein, verwarfen das A. &., und vom 9t. T. 1 und 2 Tun., Sit., Hebr. und Apoka­ lypse ; auch verfälschte Marcion dieses, best das Evang. des Lukas. Er lebte zwischen 130 und 160. Bardesanes scheint an die zwei Prinzipe im Sinne der Perser geglaubt zu haben; er lebte um 160 oder 170. Daß der Leib Jesu ein Scheinbild war und vom Himmel kam, scheint er von Valen­ tinus entnommen zu haben; ebenso verwarf er die Auferste­ hung. Manes hegte ohne Zweifel die Lehre von zwei Prin­ zipien. Beausebre's einer Grund gegen die „Disputazion zwischen Archelaus und Manes" die um 278 in Caschar ge­ halten sein sollte, weil es keine Stadt solches NamenS gebe,

65 Wird in Dr. Nouth's Reliquiae Sacrae Vol. IV. p. 130. ob* gewiesen.

In dem Punkte über Scythianus, als einem Zeit­

genossen der Apostel, hat der Verfasser jener Disput, jedenfalls sich geirrt.

Nach Beausobre sing er 268 seine Häresie an,

und wurde getödtet 277; die Lebensumstände giebt der Verf. nach Beausobre, „der alles gesammelt hat, was über ihn be­ kannt ist".

Die Materie hielt er für gleichewig mit Gott;

die Znkarnazion leugnete er; wahrscheinlich behauptete er den heil. Geist (dessen Existenz als einer göttlichen Person er voll­ kommen zugab, auf eigenthümliche Weise zu besitzen.

Ver­

werfung des A. T., einiger Theile des N. T., der Auferste» hung und Annahme der Seelenwanderung werden noch ange­ führt.

Der Verf. macht auf die verschiedenen Bedeutungen

von ccQxn aufmerksam; und meint, oaß der Ursprung der Ma­ terie und des Bösen nicht gar sehr die alten Perser interessirte; als aber Persien und Griechenland

in

Berührung

kamen,

wirkte die griech. Philosophie ebenso sehr auf die persische ein und führte ebenso viele Veränderungen in dieselbe ein, als diese auf jene.

Die Gnost. sprachen mehr im griechischen als

dem persischen Sinne von zwei Prinzipien (anfangsloscn Ur­ sachen, was sich nicht von Ormuzd und Ahriman sagen lasse). Note 14.

Ueber die Kabbala verweist der Vers, beson­

ders auf Brücker in dem Abschnitte de Pbilos. Jiidacor. esoter. s. Cabbalisiiva und die dort gegebene Litteratur, aus der er

vorzüglich hervorhebt J. Pirns Mirandnla in s. Apologie; Tb. Hackspaniiis, Cabbalae Jud. brevis Expoailio; Biiddcus, lutrod. ad Hist. Pbilos. Ebraeomm; J. Capnio (gemeiniglich genannt Reuchlinos), d. Arte Cab baiist.; Ch. Knorrius a Roseurolh, Kabb. denudata.

Die Sammlung der zerstreuten Ueberliefe­

rungen geschah um 190 durch Rabbi Jcsuda.

Der karakte-

ristische Zug der Mlschna (gleichsam des Textes der späte­ ren Rabbinen, wozu die G emar a der Kommentar ist), besteht darin, daß sie die mündliche Ueberlieferung dem geschriebenen König über Burton.

66 Worte Gottes gleich setzt. R. Jesuda soll der Abkömmling von Hillet Haffaken sein, geb. 112 -f* *2 vor Chr.; ihm folgte sein Sohn Simeon, nach Einigen derselbe mit dem Luk. 2, 25. erwähnten; diesem s. Sohn Gamaliel, cf. Aetor 5, 34. 22, 3; diesem s. Sohn Simeon, der während der Be­ lagerung Jerusalems umkam; diesem s. Sohn Gamaliel; die­ sem s. Sohn Simeon, der 3te dieses Namens; und der Sohn von ihm war Jehuda Hakkadosch. R. Aklbha und N. Simeon Ben Jochas gehörten zu den ausgezeichnetsten Lehrern nach der Einnahme der Stadt; das dem Akibha + 120 n. Chr. Geb. zu­ geschriebene Buch Jezirah-Schöpfung ist voll von Abgeschmackt­ heiten, die verschiedenen heidnischen Philosophiern entnommen sind. Simon Ben Jochai, sein Zögling, wird als das Haupt der Kabbalisten angesehen, und soll das Buch Sohar (— Glanz) oder wenigstens einen Theil davon verfaßt haben. Die Vor­ gänger von Hillel werden bis auf d. I. 291 vor Chr. zurück­ geführt, wo Antigonus von Socho als erster Lehrerder Mischn» angesehen wird; seine Nachfolger waren die Schriftgelehrten und Gesetzeslehrer des N. T., cf. Matth. 15, 6. Der kabba­ listische Begriff von Gott, als einem reinen undausgedehnten Lichte, war der der Orientalen; die Vorstellung der Emanazionen leitet Matter sehr natürlich aus dem Osten ab; der Verf. hält aber Babylon nicht für die vorzüglichste Gegend, aus der die kabbal. Lehren herkamen; Vieles wurde aus der pythagoreischen und platonischen Philosophie entnommen. Durch eine gezwungene Erklärung suchten sie ihre geschriebe­ nen Bücher mit diesen fremden Zuthaten in Uebereinstimmung zu bringen. Die praktische Kabbala bestand in einem aber­ gläubischen Gebrauche von Gedanken und Worten der Schrift, um eine übernatürliche Wirkung hervorzubringen (beinahe --Magie), Wichtigkeit der rabbinischen und talmudischen Schrit­ ten für die Erkl. des A. T., wobei außerordentliche Kritik nothwendig ist. In Beziehung aus den doppelten Sinn in

67 der Herl. Schrift, cf. 1 Kor. 9, 9. 10, 4. 9. Galat. 4, 22. rc. verweist der Verf. auf die Bampton-Vorlesungen des 1.1824 v. I. 3- Conybeare. Note 15. Ueber die Uebereinstimmung der Gnost. und Kabbalisten in Beziehung auf die Geheimlehre bei Beiden, wofür er zitirt Iren. I. 25. 5. p. 104. III. 2, 1. p. 174. Tertnll. de Praescr. 22. p. 209. 25. p. 210. Theodor, ad 1 Tim. 6, 20.

Note 16. Brücker stellt als die erste Grundlage des kabbalistischen Systemes auf, daß Nichts aus Nichts hervor» gebracht worden, und deshalb alle Dinge aus Gott meanirten. Platon machte die Materie gleichewig mit Gott, die Kabba­ listen betrachteten sie als eine Emanazion aus Gott, aber nicht als eine unmittelbare, welche der erste Adam Kadmon (der erste Mensch) hieß, und eine große Aehnlichkeit mit Dr, muzd, einer Emanazion aus dem Lichte, hat, und auch der Jntellektualwelt Platon's, einer metaphysischen Emanazion aus dem Verstände oder der Vernunft der Gottheit, wie auch den ersten Paar Aeonen der Gnost. gleicht, welches nur eine Personisikazion des platonischen Logos war. Der Adam Kadmon brachte durch eine einzige Emanazion alle Kreaturen hervor, die zuerst alle reine und gute Geister und in zehn Ordnun­ gen oder Sephiroth eingetheilt waren. Die Namen dieser Sephir. waren: Corona, Sapientia, Prodeutia, Magoificentia, Severitas, Pulchritndo, Victoria, Gloria, Fnndamentnm, Regnom,

und waren nur Attribute Gottes. Nach Iren. I. 30. 1. p. 108. hat man guten Grund, die Aeonen der Gnost. mit den Sephiroth der Kabbalisten in Zusammenhang zu bringen, cf. auch Theodor. Haer. Fab. I. 14. p. 205. Die letzten 7 Sephir. wurden böse; von den letzten ging die materielle Schöpfung aus; der Geist wurde die Materie. Die Platoniker dagegen nahmen die Materie für gleichewig mit Gott an; und dieses bestimmt den Verf., die Kabbala nicht für ö *

68 die ursprüngliche Ursache dis Gnostic. anzusehen; auch war die beiderseitige Vorstellung

von

Emanazion nicht dieselbe;

nach der Kabb. war sie eine Ausdehnung der Substanz der Gottheit, nach Platon war sie rein geistig.

Die Quelle der

kabbal. Emanazionslehre ist die persische Philosophie, nach welcher Orm. und Ahriman Emanazionen aus der Quelle des Lichtes sind; und jegliches Ding floß nach Zoroaster aus biet sen beiden Prinzipien.

In Alexandria entstand die kabbal.

Emanazionslehre; aus einer Mischung des

Orient,

jüd. und

platonischen entstand die gnostische Lehre über die Aeonen; aber Grundlage und Wurzel des Gnostic. ist, (des. wegen der Ewigkeit der Materie) die platon. Philosophie.

Die zwei

Arten Gnost. (nach Buddeus), welche ursprünglich Juden oder Heiden waren, sind höchst wahrscheinlich.

Viele der Gnost.

sprechen von den Aeonen als nQoßoXai, welchen Ausdruck die Väter zuweilen gelten lassen vom Sohne, andere bekämpfen. Zuletzt spricht der Vers, über das Verhältniß der Kabbala und des Spinozismus; während Spinoza sage: „Deum sc rcrum Omnium causam immanentem non vero transeuntem statuerc”

würden die Kabbalisten sagen: „Deutn rcrum ornn. caus. esse, non immanentem, sed trausenntur et emanantem”, während

Spinoza's Deus immanens nur ein anderer Ausdruck für Na­ tur sei, die nothwendig einer höheren Ursache bedürfe, könne die Kabbala nicht mit Recht angeklagt werden, daß sie zum Atheismus führe. Note 17.

Die Schwierigkeit, den Ursprung des Bösen

zu erklären, führte die griech. Philosophen dahin, die Materie gleichewig mit Gott zu machen, und die Perser, Kabbalisten und Gnostiker zu ihren Systemen. Note 18.

Besonders über den dem Platon von Just.

M., Epiphanius, Cyrill. Alex., und allen, scheint es, christl. Vätern schuldgcgcbenen Widerspruch, daß er die Materie bald unerschaffcn bald erschaffen sein lasse; außerordentlicher ist es,

69 daß die späteren Platoniker Hierokleö, Hermias, Damascius, Plotinus, Jamblichus u. s. f. u. s. f. ihren Gründer als nicht glaubend darstellten, daß die Materie ewig sei; Chalcidius (im 4. Jahrh.) sah den Gegenstand in seinem wahren Lichte.

Es

kann kein Zweifel sein, daß Platon nicht glaubte, die Materie sei von Gott hervorgebracht; er glaubte, sie habe ohne An­ sang bestanden und sei gleichewig wie Gott; aber die Welt hielt er für hervorgebracht, und daß sie einen Anfang gehabt habe.

In der Ansicht von der Ewigkeit der Materie stimm­

ten die Gnost. mit Platon überein, wie Iren., Valentinus selbst, und Tertull. es sagen.

Da die Stoiker offener und

systematischer als die Platoniker lehrten, daß die Materie die Ursache des Bösen sei, so kann auch die stoische Philosophie als Bestandtheil für den Gnostic. genannt werden, obgleich jene Lehre implicite auch in der platonischen Philosophie lag. Note 19.

Gegen Mosheim's Meinung, daß die Phi­

losophie des Orpheus und der alten Lheogonieen auf dem Emanazionssysteme gegründet gewesen. Note 20.

Bei Gelegenheit von der Ewigkeit der Ma­

terie sagt der Vers, von Platon, daß er nach einem sorgfälti­ gen Studium seiner Werke nicht umhin könne, viele feiner Vorstellungen für roh, unvernünftig und abgeschmackt anzu­ sehen; vieles davon entstand daraus, daß er nur die mensch­ liche Vernunft nicht, die Offenbarung, zur Führerin hatte. Note 21.

Alle alten Philosophen konnten nicht begrei­

fen, daß Gott die Materie ins Dasein rufen, oder dem Existenz geben könne, was vorher keine Existenz hatte; Chalcidius erwähnt nur die Hebräer als solche, die da glaub­ ten, daß die Materie hervorgebracht sei; Euseb. ver­ sichert

ausdrücklich

ebendasselbe.

Beausobre

erkennt

an,

daß alle oder fast alle christl. Väter glaubten, die Materie sei von Gott erschaffen; wenn er aber sagt, daß rs keine Stelle im A. T. gebe, die uns nöthige, ihr diese Erklärung zu ge-

70

ben, so vergißt er hinzuzufügen, daß es auch keine Stelle gebe, welche von der Materie als ewig spreche. Der Vers, nimmt mit MoSheim an, daß die Juden in alten Zeiten, die überhaupt nachdachten, niemals eine andere Ansicht unterhiel­ ten, als daß Gott die Welt aus Nichts geschaffen habe, ver­ wirft aber den Beweis Mosheim's aus 2 Makk. 7, 28. (r'§ ovx oVTtov) cf. 1 Kor. 1, 28. (t« [iq ovra == xct ij-ovS'evrjfiivu) Rom. 4, 17. (t« fiij ovtcc --- die Todten) und Aehnliches bei Platon, Lertullian und Methodus. Weitläu­ figer spricht der Vers, über Philon's Ansicht; führt zunächst Stellen an, die dafür zu sprechen scheinen, er habe an eine Schöpfung der Materie geglaubt, behauptet aber, es könne bewiesen werden, daß Philon selbst nicht eine solche Vorstel­ lung mit jenen Ausdrücken verbunden habe, (dort führt er an: Quis reritm div. Haer. Vol. I. p. 495. Leg. Alleg. III. Vol. I. p. 89. De Nom. Mut. p. 585. Quod a Deo milt. Somo. p. 632. De Profog. p. 550. De Mos. III. Vol. II. p. 150. 176; hier führt er an: De decem Orac. p. 199. De Spe­ cial. Leg. p. 271. de Humanit. p. 397. De Jnstit. p. 367. De Anmd. Incorrupt. p. 488. De Plant. Noe Vol. I. p. 329. De Profagis p. 547. Quod a D. mitt. Somo. p. 656. 665. De vit. cootempl: Vol. II. p. 472.). Ebenso spricht

ein anderer platonisirender Jude, Buch der Weisheit 11, 17. Der Vers, stimmt mit Beausobre überein, daß die Stellen des N. T. Röm, 4, 17. Hebr. 11, 3. und Apocal. 4, 11. nicht die Frage entscheiden, man müsse mit Lertullian zufrie­ den sein zu bemerken, daß wenn die heil. Schrift nicht aus­ drücklich erkläre, daß alle Dinge aus Nichts gemacht seien, sie wahrlich nicht die Ansicht begünstige, daß die Materie präexistitt habe, Mit der Vernunft ist's nicht verträglich zu glau­ ben, daß die Materie ohne Gottes Willen bestand, der Trug­ schluß liegt darin, a priori vorauszusetzen, daß das Böse nicht da sein sollte, da es doch philosophischer ist, a posteriori zu

71 schließen, daß, da das Böse da fei, es deshalb da sein müßte. Bei der Jnhalsangabe dieser Note ist mir recht oft die Dürf­ tigkeit meiner Angabe gegen den außerordentlichen Reichthum entgegentreten, mit welchem der Vers. wre überall, nach allen Seiten hin litterarische Nachweisungen giebt; sollte aber m in Auszug nicht zu lang werden, so mußte ich jene übergehen. Note 22.

Zn Beziehung auf die Frage, ob Platon

zwei oder drei Prinzipien

dabei der Unterschied zwi­

schen uQxn und gotxuov) annahm, erklärt sich der Verf. für zwei, Gott und die Materie; doch aber sei es eher einzusehen, von der Idee als einem dritten zu sprechen, als vier oder gar fünf Prinzipien anzunehmen. Note 23.

Ueber Platon's Jdeenlehre, und ob er ihnen

eine wirkliche Existenz (real existence)

getrennt vom Ver­

stände der Gottheit gegeben habe; war aber

der Verstand

selbst nicht ein getrenntes Wesen, so kann auch nicht dasjenige, was in demselben seinen Sitz hat, es sein.

Die ovoLa, ist

nach Pl. Etwas votjtqv, hat also metaphysische Existenz. Note 24.

Platon spricht von zwei Arten von Göttern;

die ersten sind die Ideen, ihr Aufenthalt die Jntellektualwelt, welche der Verstand der Gottheit ist; die zweiten sind, das Bild von den ersten.

Diese zweiten oder himmlischen Götter

waren der erste Schritt im

Werke

der

Schöpfung;

dieses

Weltall und seine Theile sind nur das Bild der Jntellektual­ welt, und als solche selbst Götter (so die Sonne, die Sterne, die Erve, aber sie sind

„sichtbare und geschaffene Götter").

Er nennt bte himmlischen Körper

a; ihre Natur ist von

der der Menschen verschieden und höher als diese, sie mehr Antheil am Göttlichen; ihnen

haben

gab er vorzüglich den

Namen Dämonen; die späteren Platomker

sahen

diese als

dieselben mit den Engeln der Schrift an. Note 25.

Ueber die Aehnlichkeu zwischen Platonismus

73 und Gnostic. in Beziehung auf den Zusammenhang der um sichtbaren, der Jntellektualwelt und der sichtbaren Welt. Note 26. Ueber die Zeitbestimmungen im Leben des Pythagoras (geboren nach Bentley 603 vor Chr., nach Lloyd 586, nach Dodwell 568). Könnte bewiesen werden, daß er einige Jahre in Persien zubrachte, und während Zoroaster's Leben dort war, so ist's gewiß nicht unwahrscheinlich, daß er mit Juden Umgang gehabt und die jüdischen Schriften gele­ sen hätte; aber Alles ist äußerst unsicher. Note 27. Ueber die Übersetzung des A. T. ins Grie­ chische, and des Aristeas Zeugniß; nach einer Stelle des Tal­ mud waren es nur 5 Aelteste, nach andern Stellen ebenfalls 72, die dazu gebraucht wurden. Daß das A. T., oder we­ nigstens ein Theil desselben unter Ptolom. Philad. übersetzt worden, unterliegt keinem Zweifel; wenigstens 100 I. vor Chr. war die ganze Uebersetzung vorhanden. Ob es eine ältere Uebers., als die der 70, gegeben, darüber erklärt sich der Vers, nicht, führt aber die Quellen an. Note 28. Ueber die Vorstellungen der Juden über Engel und Geister vor und nach dem babylonischen Eril; es giebt viele Spuren von dem Glauben an Engel schon vor denselben. Aber die kabbalistischen Lehren in Betreff der En­ gel erhielten große Vermehrungen. Note 29. Ueber die Aufnahme fremder Sitten und Gebräuche bei den Juden, besonders seit Alexander dem Gr., auch die griechische Sprache wurde immer gebräuchlicher un1er ihnen. Note 30. Daß der Vers, des Buches der Weisheit, (geschrieben am Ende des 2. Jahrh, vor Chr.), platonische Lehren mit jüdischen vermischte, zeigen bes. 1, 7. 7, 22. 25. 8, 7. 20. 9, 8. 11, 17. 16, 12. 18, 15. Note 31. Das sprichwörtliche ‘H IIXutmv cftXmi^tt, V &iXcov nlaxuiviQu findet sich auch im Talmud; außer

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Platon hielt er ganz vorzüglich Pythagoras sehr hoch. Philon's Uebereinstimmung mit Plat. in der Lehre von den Ideen, und von den Sternen; seine Liebe, die Schrift zu allegorisiren; wann diese Erklärungsweise begann läßt sich nicht genügend nachweisen, wahrscheinlich aber in den philosophischen Schulen Alexandria's. Note 32. Philon spricht von den Therapeuten wahr, scheinlich nicht als einer jüdischen Sekte, obgleich viele Juden dazu gehört haben mögen; der Vers, stimmt Neander bei, daß die Therapeuten nicht mit den Essenern zusammenhingen. Note 33. Der Vers, stimmt Brücker bei, daß Potarnen, der Gründer einer eklektischen Schule, gegen das Ende des 2. Jahrh, gelebt habe; der Eklektizismus selbst aber ent­ stand schon vor Chr. Geb., in Alexandria unter den Ptole­ mäern. Die fünf aufeinander folgenden Schulen innerhalb der» Akademie bilden den Uebergang zu den eigentlichen Eklek­ tikern. Zwar werden seit 78 vor Chr. (Antiochus) Platoniker genannt, aber die eigentliche platonische Philosophie wurde durch Ammonius Saccas wiederbelebt (+ 243); von dieser Zeit übte das Christenthum direkt oder indirekt auf alle heid­ nischen Philosophen Einfluß aus. Plotinus, Amelius, Porphyrius (4* 304.), Jamblichus + 333; Porphyr's Zeitge­ nosse war Chalcidius; alle späteren wurden verdunkelt von Proklus + 485; nach Damascius, um 540/waren die ver­ schiedenen Systeme nur erfolglose Kämpfe einer untergehen­ den Partei. Note 34. Ueber den Gebrauch von yvüaig u. yvoivcu bei Platon, als Erkennen desjenigen, was wahrhaft ist; yvMgixög für sich, als Name für Anhängen eines besonderen Systemes kommt bei ihm nicht vor. Der Vers, meint mit Buddeus, daß die früheren Väter Recht hatten, Gnostiker sei ein Gattungsname für viele Häresieen, nicht der Name für eine einzelne Häresie gewesen.

74 Note 35. Ueber ymau; im N. T. und bei den Bätem; yvugixög aber, von wahren Christen gebraucht, kommt erst bei Klem. Mer. vor. Note 36. Ueber oocpLa bes. bei Philon Judäus; und bei dieser Gelegenheit über Prov. 8, 22. 23, worauf vielleicht 1 Kor. 1, 24. 30. angespielt wird; für den persönlichen Ge­ brauch von aotfia stellt der Berf. bes. noch zusammen Luk. 11, 49 und Matth. 23, 24. (dort: die Weisheit, hier: ich), und daß die Gnost. einen Aeon Sophia hatten; die von Jak. 3, 13 — 18. verdammte Weisheit mag die vermeintliche der Gnostiker sein. Note 37. Bon wem 1 Tim. 6, 20. 21. auf die Gnost. bezogen ward, und von wem nicht. Note 38. Beweise dafür, daß Simon MaguS der Gründer derjenigen Häretiker war, welche Christenthum und ihre falsche Philosophie vermischten und vorgaben, sie feien Christen, aus den Vätern. Note 39. Die Autoren für und gegen einen doppel­ ten Simon M., und daß er wirklich der erste Häretiker gewesen. Note 40. Dositheus muß mit Theudas, Judas von Galil., und anderen Betrügern zusammengestellt werden, welche sich für den Messias ausgaben, als die allgemeine Erwartung der Juden ihre höchste Höhe erreicht hatte; er lebte vor dem Auftritte unseres Heilandes, und war gewiß wohl ein Zeitge­ nosse des Simon M.; zwei dieses Namens hat es höchst wahrscheinlich nicht gegeben; einige Meinungen hegte er, die den Gnostikern und ihm gemeinsam waren; Simon M. kannte wahrscheinlich seine Lehren. Note 41. Nachweisungen über die wunderbare Ge­ schichte von Simon's Tod. Daß Arnobius einen Bericht der Art gelesen habe, kann schwerlich geleugnet werden; „auch — sagt der Berf. — kann ich Nichts Unwahrscheinliches darin

75 sehen, vorauszusetzen, daß irgend ein solches Ereigniß wirklich stattfand." Ueber Eusebius, Epiphanius, Theodoret in Be» ziehung auf diese Geschichte. Das Zusammentreffen der Zeit, nach Dio Chrysost. Oral. XXL p. 271. ed. 1604. und Sueton. Nero 12 cf. Juvenal. III. 79. 80, mit einem Menschen, wel­ cher unter Nero, wie Ikarus, zu fliegen versuchte und dabei umkam, ist bemerkenswerth, aber es ist kein Grund, voraus­ zusetzen, daß die eine Geschichte der andern ihre Entstehung gab. Note 42. Der Vers. ist geneigt, die Erzählung von der dem Simon auf der Tiberinsel — nach Just. M., Iren., Tertull., Cyrill, von Jerus., August, und anderen Vätern — errichteten Statue zu glauben; Justin würde nicht in einer an den Kaiser gerichteten Vertheidigungsschrift Etwas behaup­ tet haben, was Jedermann in Rom als falsch würde aner­ kannt haben; die späteren Schriftsteller würden sich gehütet haben, den Irrthum, der unmittelbar wäre entdeckt worden, zu wiederholen. Der Vers. führt die Einwohner von Lystron, Actor. 14, 11. und den Apollonius von Tyana, der an vie­ len Orten mit Altären und Statuen als Gott verehrt wurde, für die Geneigtheit an, göttliche Ehrenerweisungen zu gewäh­ ren ; ferner die Einwohner von Troas, welche nach Athenago­ ras einem damals lebenden Manne, Nerullinus, Bildsäulen errichteten, und die Einwohner von Cephallene, die den Epiphanes, des Karpokrates Sohn, mit einem Tempel, Altar, Opfern u. s. f. als Gott verehrten. Aus Caligula's Verbote, Sueton. Cal. 34. geht selbst hervor, wie häufig Statuen wa­ ren; nach Iren, wurde die des Simon von Claudius selbst, nach Augustin von Staatswegen errichtet. In derselben Apologie spricht Justin von der göttlichen Verehrung des AntinouS; der Verf. will nicht ein Argument aus der Inschrift Semoni Saoco u. s. f. auf dem 1574 gefundenen Marmor gegen Justin gelten lassen, welches uns zwingen würde zu glauben, daß er nicht eine Inschrift habe lesen können. Des Origines

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Worte, contr. Geh. I. 57. beziehen sich auf die Simonianer ttt der Mitte des 3. Jahrh, (gegen seiner Zeit, b. Neander), nicht auf Simon bei seinen Lebzeiten selbst. Die Autoren für und gegen werden aufgeführt. Die ganze Frage ist- nicht sehr wichtig. Note 43. Zitate für die Verwechselung von Sama­ ritaner und Christ, Vopisc. p. 959. ’ed. 1661 und Lamprid. p. 462; daß die Samaritaner den Ruf hatten, mit bö­ sen Geistern vertraut zu sein, dafür spricht auch Joh. 8, 48. Note 44. Zitate aus Iren, über die Magie des Simon, seiner Anhänger und anderer Guost., und aus Plotin über 'dieselbe bei den Gnost., auch wird dieselbe durch die AbraxasAmulette bewiesen. Alle drei Quellen des Gnostic. — der Parsismus, die Kabbala und der spatere Platonismus — führten zur Magie.' - Die Magier waren ursprünglich die höchste Priesterklaffe der Perser und fern von allen Zaubereien; der Ausdruck erhielt erst spater eine schlechte Bedeutung. „Aegypten war gewiß ebenso wirksam, als Persien, abergläu­ bische Zärimonieen zu verbreiten; auch mochten alexandrinische Juden manchen aus Babylon mitgebrachten Aberglauben aus­ breiten; besonders war die Cabbala Practica wenig Anderes als ein System von Magie und Goötenkünsten. Die hebräi­ schen Buchstaben, welche man auf vielen alten gnostischen .Gemmen findet, zeigen klar, daß die Kabbala zur Bildung des Gnostic. beitrug. Auch die Nachfolger des Pythagoras und Platon brauchten mysteriöse Worte, denen sie eine über- natürliche Wirkung zuschrieben. Ueber die Eintheilung der Magie in ■d-tavQyia und endlich die Quellen über ; die Meinungen der Alte» in Betreff guter und böser Dämo­ nen und die von ihnen über die Menschen ausgeübte Gewalt. Note 45. Der Ausdruck bei Sueton. Nero 16. maleficus bezieht sich am natürlichsten auf Magie, cf. Tacit. Ana. II. 69, wie in den Gesetzbüchern in den Artikeln de Maleficis.

77 Der Vorwurf der Magie traf die Christen ohne Zweifel des. halb, weil sie mit den Gnostikern verwechselt wurden.

Auch

Actor. 28, 22. mag sich wohl darauf beziehen, daß die Christen

mit den Nachfolgern des Simon Mag. verwechselt wurden; eine Hauptursache der Christenverfolgungen lag ohne Zweifel in diesem Irrthume. Note 4«. Simon M. gab sich gewiß für eine @tw nazion von Gott aus; daraus läßt sich ohne Schwierigkeit verstehen, was die Väter über ihn aussagen; auch sagt Hieron. dieß ausdrücklich:

„Simon Mag. und seine Schüler gaben

sich für göttliche Kräfte (Dei Virtutes) aus" adv. Lucif. 23. Vol. II. p. 197; und in den Recognitt. sagt er von sich, „ Ego sum prima Yirtus.” III. 47; seine Anhänger sahen auf ihn als xtdav Tiva övva/j.iv, und nach den Klementinen (18, 7) sagt er ausdrücklich „ich bin nicht der Sohn", wenn er aber in den Recognitt. III. 47. sich so nennt, so geschah es wohl im figürlichen Sinne. gewiß nicht.

Des Sabellius Ansicht hatte er

Die Ueberlieferung von der ihm erwiesenen gött«

lichen Ehre mag dahin geführt haben zu meinen, daß Simon sich selbst für den höchsten Gott ausgegeben habe. Note 47.

Ueber Simon's Gefährtin Helena.

Es ist

möglich, daß Mißverstand der Stelle Tertull. de Anim. 34. p. 290. oder einen ähnlichen spätern Schriftsteller dahin führte zu sagen, daß Helena der heil. Geist gewesen.

Der Name

Luna in den Recognitt. II. 12. p. 513. ist der lateinische für Selene (wie auch einige Ausgaben des Iren, für Helena le­ sen), welches Wort dem Worte Helena nicht sehr unähnlich ist, cf. Clem. Rom. II. 23. p. 633. Simon mag, wie er sich für eine Emanazion aus Gott ausgab, auch gesagt haben, daß eine andere Emanazion in seiner Gefährtin wohne; und so mögen sie sich für das erste Aeoncnpaar gehalten haben; die mystischen oder allegorischen Theile der Geschichte mögen die späteren Schriftsteller hinzugethan haben

Die Aussage,

78 daß sie die spartanische Helena gewesen, bestätigt die Seelen» Wanderung als «in« Lehre Simons. Note 48. Da Simon wahrscheinlich der erste Gnost. war, der den Namen Christi in das Aeonensystem, diese Mythologie, einführte, so ist's interessant, die Zahl und Namen seiner Aeonen zu kennen. Nach Theodoret I. 1. p. 192. nahm er als Wurzel (gifafia) aller Dinge eine unendliche Feuer­ kraft an, die eine doppelte Wirksamkeit, eine erscheinende und eine verborgene, hatte, welche letztere zunächst drei Paare (ovguyiag) hervorbrachte, die er auch Wurzeln nannte 1) Novg Und ’Enivoia 2) (P(ovy und "Evvoict 3) yioyio/uos und *'Evd-v[n}ois. Nun ist es Thatsache, daß Balentinus die erste Ogdoas d. h. die acht ältesten und vorzüglichsten seiner 30 Aeonen von den früheren Gnostikern entlehnte, und diese 30 Aeonen in 15 männliche und 15 weibliche schied. Die 4 er« sien Paare waren nun 1) Bothos und Sige, 2) Nus und Aletheia, 3) Logos und Zoe, 4) Antbropos und Ecclesia. Diese acht waren höchst wahrscheinlich von Simon M. entlehnt (welches Elias Cretensis ausdrücklich sagt); Bv&og und Siyr} sind die Gottheit selbst und ihr Verstand; jene verborgene Wirksamkeit (bei Theodoret.) ist wohl dasselbe mit der Styq aber dem göttlichen Verstände. Der Verf. meint, Theodoret habe von 2 an, statt des jedesmaligen weiblichen Aeons, dem männlichen nur einen anderen Namen gegeben, so daß Nus (sonst auch Mooogenes) von Theod. den Zunamen Epinoea erhielt;