Zur Lehre von den Götterbildern in der epikureischen Philosophie [Reprint 2021 ed.] 9783112579947, 9783112579930


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German Pages 46 [50] Year 1954

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Zur Lehre von den Götterbildern in der epikureischen Philosophie [Reprint 2021 ed.]
 9783112579947, 9783112579930

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DEUTSCHE A K A D E M I E DER WISSENSCHAFTEN ZU B E R L I N Institut für hellenistisch-römische Direktor: Prof. Dr. Johannes

Philosophie

Stroux

Veröffentlichung Nr, 2

GÜNTHERFREYMUTH

ZUR LEHRE VON DEN GÖTTERBILDERN IN DER EPIKUREISCHEN PHILOSOPHIE

1953

AKADEMIE-VERLAG • BERLIN

Copyright 1953 by Akademie -Verlag, Berlin Alle Rechte vorbehalten

Erschienen im Akademie -Verlag GmbH, Berlin W 8, Mohrenstr. 39 Lizenz-Nr. 202 . 100/8/53 Satz, Druck und Einband: Druckhaus ,,Maxim Gorki", Altenburg Bestell- und Verlagsnummer: 2053/2 Printed in Germany

Inhalt

Einleitung

5

Götterarten und Götterbilderarten in der epikureischen Philosophie Die Götterbilder bei Cicero, De natura deorurn I 49

9 .25

Literaturverzeichnis

39

Register

41

Einleitung Unter den Problemen, vor die uns die erhaltenen Reste der Lehre Epikurs stellen, ist das der Existenz unsterblicher Wesen innerhalb seines atomistischen Systems eines der schwierigsten. Wenn die Götter wie alles E n t s t a n d e n e Atomkomplexe, alle Atomkomplexe aber vergänglich sind, wie können dann die Götter unvergänglich sein % Und doch spricht Epikur durchaus dogmatisch von ihnen als dem „Unvergänglichen" (wf/dagrov), und vielleicht bewußt im Gegensatz zu Demokrit, dem ersten Schöpfer eines atomistischen Systems, der eine bestimmte Art dämonischer Wesen „zwar schwer vergänglich, aber nicht unvergänglich" genannt haben soll 1 ). Suchen wir die verlorengegangene Antwort Epikurs auf unsere Frage wiederzugewinnen, so ermutigt es uns ein wenig, daß er selbst (im Herodot-Brief § 78) das „auf mehrfache Weise" (nleova%ä>g) und das „sich auch anders Verhalten k ö n n e n " (rö évde%ó[ievov xal äXkmc; jkoq e%etv) f ü r die E r k l ä r u n g der eigentlichen U r s a c h e n des

göttlichen Phänomens ausdrücklich ausschließt. Wenden wir uns nun den Erklärungsversuchen der modernen Forschung zu, so ist der bisher konsequenteste entschieden der in den achtziger J a h r e n des vorigen J a h r h u n d e r t s veröffentlichte von WALTER SCOTT2) . E r stellt zunächst schon insofern einen Fortschritt gegenüber allen vorhergehenden dar, als SCOTT außer den wenigen antiken Zeugnissen, mit denen wir immer wieder operieren müssen (Cicero, also ein Gegner Epikurs, und späte Berichte), auch die Reste der in Herculaneum gefundenen theologischen Schriften der zu Beginn bzw. in der Mitte des ersten J a h r hunderts vor unserer Zeitrechnung wirkenden Epikureer Demetrios Lakon 3) u n d Philodemos von Gadara mit heranzieht. SCOTT gibt nun folgende, allerdings durch kein antikes Zeugnis gestützte Charakteristik der epikureischen Götter: im Gegensatz zu den Atomen, die nach sicherer Überlieferung ewig dauern, u n d allen nichtgöttlichen Atomkompositionen, die nur relativ, d. h. eine begrenzte Zeit dauern, Fr. 166: ... EIbuiXa . . . ra ¡ié.v . . . áyaftonoiá, ra dé xaxoTioiá . . . övotpftaQra fiév, ova aq)&aQTa dé . . . nach der Paraphrase des Sextus Empiricus, Adv. math. IX 19, DIELSKRANZ, Fragm. d. Vorsokratiker6, 2. Bd., 178. Wie Demokrit die Götter, so charakterisiert ein moderner Atomforscher die radioaktiven Abfallstoiie: „Zum ersten Male haben wir nun durch unsere Natureingriffe etwas hervorgebracht, das zwar nicht unsterblich, nach unserem Maß gemessen aber doch kaum sterblich ist ein Stückchen BeinaheEwigkeit ..." (Frankfurter Illustrierte, 40. Jhrg., Nr. 42, 12. 10. 1952, 37). 2 ) The physical Constitution of the Epicurean gods, Journal of Philology 12, 1883, 212ff. 3 ) Für SCOTT war der diesem gehörende pap. Hercul. 1055 noch anonym.

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Einleitung

•dauert die göttliche M a t e r i e a b s o l u t n i c h t , d. h. keinen M o m e n t , s o n d e r n sie e n t s t e h t u n d v e r g e h t b e s t ä n d i g n a c h A r t eines Wasserfalles. E s d a u e r t n u r die ewig gleichbleibende F o r m der G ö t t e r m a t e r i e . Ü b e r die E n t s t e h u n g der G ö t t e r liegen zwei Ä u ß e r u n g e n SCOTTS v o r 1 ) . N a c h der ersten s t r ö m e n unzählige „ B i l d e r " (elöwla), w o r u n t e r E p i k u r Abflüsse v o n Materie v e r s t e h t , v o n den Menschen a u s 2 ) , treffen a n b e s t i m m t e n B r e n n p u n k t e n z u s a m m e n , mischen sich, korrigieren gegenseitig ihre U n v o l l k o m m e n h e i t e n u n d p r o d u z i e r e n die ideale F o r m , den G o t t . D e m u n a u f h ö r lichen Z u s t r o m der Bilder, die die F o r m der einzelnen G ö t t e r herstellen, e n t s p r i c h t •ein ebenso b e s t ä n d i g e r A b s t r o m v o n Bildern, die v o n den G ö t t e r n zu den Menschen z u r ü c k s t r ö m e n u n d i h n e n d e n Begriff des G o t t e s bringen. D e r g a n z e Vorgang ist n a c h SCOTT d a s physikalische Ä q u i v a l e n t des geistigen Prozesses, der zur E r reichung einer I d e e d u r c h A b s t r a k t i o n v o n d e n Einzelheiten f ü h r t . Diese e r s t e F a s s u n g SCOTTS ist die k o n s e q u e n t e r e , n a c h ihr ist der epikureische G o t t eine S c h ö p f u n g des Menschen selbst 3 ). Die zweite F a s s u n g s c h r ä n k t diesen anthropologischen A s p e k t ein. J e t z t s t r ö m e n die Bilder von Menschen u n d D i n g e n 4 ) , g u t e n u n d schlechten in Journal of Philology 12, 1883, 230 und Fragmenta Herculanensia, Oxford 1885, 183 u. 202. — Vgl. auch S. 10 Anm. 3. A ) S C O T T neigt daher dazu, „ex innumerabilibus individuis" in dem problemreichen Kapitel I 49 von Ciceros De natura deorurn (vgl. dazu S. 25 ff.) nicht mit den meisten Interpreten und sicher richtig als „aus unzähligen Atomen", sondern als „von unzähligen Individuen aus" zu verstehen, vgl. The physical Constitution of the Epicurean gods, a. O. 231. 3 ) So sehr S C O T T grundsätzlich mit dieser rein anthropologischen Erklärung der epikureischen Götter in die Nähe von L U D W I G F E U E R B A C H rückt, so trägt seine Konzeption doch noch insofern idealistische Züge, als er wie G I U S S A N I (vgl. die folgende Anm.) diese Götter als eine Art von platonischer Idee auffaßt und seine Theorie durch eine schwer verständliche Äußerung H E G E L S stützen zu können glaubt (a. 0 . 230). Es handelt sich um eine kommentierte Übersetzung des Scholions zu Kyriai Doxai I bei Diog. Laertios X 139: „Sie(sc.die Götter) bestehen", sagtEpikur, „teils (einige) in der Zahl (xax ágt&ftóv vyeOTöiTag), •— wie die Zahl, sind Zahl"; d. h. ganz abstrakt vom Sinnlichen, Sichtbaren, — das Abstrakte im Sinnlichen. Wenn wir sagen, das höchste Wesen, so glauben wir weit über die epikureische Philosophie hinaus zu sein, und sind doch in der Tat nicht weiter. Also dieGötter sind teils wie die Zahlen — auf die nun folgenden Sätze H E G E L S beruft sich S C O T T —„teils sind sie (andere) das vollendete Menschenförmliche (in menschlicher Weise vollendet worden, ajioxeie'keajxÉvavz av&Qomoetöwg), was entsteht aus dem kontinuierlichen Zusammenfluß der gleichen Bilder auf eins und dasselbe", die wir empfangen — die ganz allgemeinen Bilder in uns. Das sind die Götter; einzeln fallen sie im Schlaf in uns. Dies allgemeine Bild, ein Konkretes, das zugleich menschlich vorgestellt ist, ist dasselbe, was wir Ideal nennen; nur daß eben hier der Ursprung so gegeben ist, daß Bilder aufeinanderfallen" (Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie, herausg. von MICHELET, Bd. XIV, 507). Der Wortlaut kann jedoch nicht als gesichert gelten, vgl. J U L . S T E N Z E L , H E G E L S Auffassung der griechischen Philosophie, Neue Jahrb. f ü r Wissenschaft und Jugendbildung 8, 1932, 43. — Vgl. S. 22 f. 4 ) S C O T T faßt daher auch in Philodems IIsol tisöjv I I I , col. 15,1 návra statt als Objekt irrig als Subjekt und übersetzt: „alle Dinge haben immer hervorgebracht und werden immer hervorbringen f ü r die Götter diejenigen Dinge, die ihrer Natur angemessen sind", d. h., wie S C O T T kommentiert, die ähnlichen Bilder, durch deren Zusammenströmen das göttliche Sein konstituiert wird. Vgl. zu dieser Stelle H. DIELS, Philodemos Über die Götter, Drittes Buch, I. Griechischer Text und II. Erläuterung des Textes 54, Abh. Ak. Berlin 1916, phil.-hist. Kl., Nr. 4 u. 6. — GIUSSANI, Lukrez-Ausgabe, Bd. I, 1896, 262, stimmt S C O T T S Übersetzung dieser Philodem-Stelle und seinem zweiten Erklärungsver-

Einleitung

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gleicher Weise, zu den Göttern aus. Alles, was nicht gottgleich ist, wird von diesen zurückgestoßen, alles Gottgleiche aber wird assimiliert und bildet so ihr Sein. SCOTT gibt selbst zu, daß die H e r k u n f t der Bilder, die die Götter konstituieren sollen, ungeklärt ist, und daß seine Hypothese in der Überlieferung nirgendwo eine Stütze findet. Man kann auch nicht sagen, daß seine zweite Fassung in irgendeinem P u n k t e eine Verbesserung der ersten bedeutet. Denn wie können sich die Götter die ihnen gemäßen ähnlichen Stoffe aus den zuströmenden Bildern auswählen, wenn diese Stoffe überhaupt erst zu ihrer Erzeugung dienen, sie sich also während ihrer Erzeugung die StofEe, aus denen sie erzeugt werden sollen, auswählen müßten ? Nun lehnt zwar CYRIL BAILEY in seiner bedeutenden Darstellung des antiken Atomismus 1 ) SCOTTS Hypothese von den göttererzeugenden Bildern ab, akzeptiert aber die von der nur formalen Dauer der epikureischen Götter. Aber auch in dieser beschnittenen F o r m befriedigt uns SCOTTS Theorie nicht. Denn wie kann sich das individuelle Leben der epikureischen Götter, das uns durch das dritte Buch der Schrift des Philodemos „Über die G ö t t e r " bezeugt ist, mit ihrer ständig wechselnden Materie vereinbaren ? K a n n ein wasserfalloder flammenartiger Gott noch eine Person sein'? SCOTTS Hinweis auf den erwachsenen Mann, der zwar nicht mehr körperlich, wohl aber personell mit dem Knaben von einst identisch ist und die Erinnerung daran bewahrt, macht doch den Unterschied zu den göttlichen Wasserfällen erst recht deutlich. Die Personalität der epikureischen Götter ist mit der eher heraklitisch als epikureisch gedachten Hypothese SCOTTS unvereinbar, sie setzt eine absolute Dauer der individuellen göttlichen Substanz trotz ständiger Erneuerung durch Zu- und Abstrom von Atomen voraus 2 ). D ü r f t e somit SCOTTS Theorie als Versuch, die epikureische Theologie zu rekonstruieren, mißglückt sein, so ist sie doch f ü r uns als ein produktives Mißverständnis u n d Wiederaufnahme materialistischen Denkens im 19. J a h r h u n d e r t von hohem geistesgeschichtlichem Interesse. Vergleicht man mit ihr etwa drei für einen weiteren Kreis bestimmte Deutungen aus den letzten Jahrzehnten 3 ), so muß man einen Rückschritt des Verständnisses feststellen. EDUARD ScHWARTZ sieht nur einen unlösbaren Widerspruch und gerade aus der Tatsache, daß, wie er meint, an den Göttern Epikurs ganze Weltkonstruktion scheitert, schließt er, daß sie ihm eine Wirklichkeit gewesen seien; nur eine von religiösen Impulsen geleitete Dogmatik flechte unvereinbare Gegensätze zusammen. Nach NEBEL ist die ewige Dauer der Götter vielleicht nur relativ gemeint, „wie man denn überhaupt bei Epikur auf Schritt und T r i t t begrifflichen Naivitäten begegnet, die im R a u m der akademischen Paideia nicht möglich gewesen wären". GLGON schließlich scheint den Aufenthalt der epikureischen Götter in den Räumen zwischen den einzelnen Welten, den sogenannten such überhaupt zu: „SCOTT schlägt dies alles als unsichere Vermutung vor; aber sie ist viel weniger als ungewiß. Sie nimmt an, daß Epikur das Bedürfnis hatte, in der Art Piatons ein Ideal, das reale und objektive Existenz besitzt, zuzugeben." 1 ) The greek atomists and Epicurus, 1928. 2 3

) Vgl. zur Kritik SCOTTS im Einzelnen S. 34f. ) ED. SCHWARTZ, Charakterköpfe aus der Antike, 1909, herausg. v. JOH. STROUX,

1943, 149; GERHARD NEBEL, Griechisoher Ursprung I, 1948, 2 8 1 — 8 2 ; OLOF GIGON, Epikur, 1949, X L I V .

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Einleitung

Intermundien, für die entscheidende Voraussetzung ihrer Unsterblichkeit zu halten, eine These, die wohl nur aus der Resignation vor der Schwierigkeit des Problems erklärt werden kann. Solchen Deutungen gegenüber müssen wir von dem wenigen Gesicherten ausgehen. Durch Philodem ist uns bezeugt, daß die Götter die Fähigkeit besitzen, feindliche Atome abzuwehren und sich durch ihnen gemäße zu ergänzen 1 ). Andererseits erleiden sie zweifellos durch die Abgabe von Bildern, die ja der einzige Kontakt zwischen ihnen und den Menschen sind, Verluste. Wenn eine Vermutung SCOTTS zutrifft, so ist es das gleichzeitige Wirken erhaltender und zerstörender Kräfte in den Intermundien, das den Göttern die ewige Dauer ermöglicht. In dem Naturgesetz der „gleichmäßigen Zuteilung" (laovofxia)2) sah Epikur eine Möglichkeit, diese besondere Situation der Götter der des Vergänglichen gegenüberzustellen. Denn e i n e Auswirkung dieses Gesetzes scheint er so formuliert zu haben: „Wenn es ein abwechselndes Wirken unendlich vieler erhaltender und zerstörender Kräfte gibt und damit auch deren Effekt, ewigen Wechsel von Geburt und Tod, dann muß es auch ein gleichzeitiges Wirken dieser Kräfte geben, und damit auch deren Effekt, ewige Dauer" 3 ). Neben dieses Argument für die Unsterblichkeit der Götter tritt ein zweites, das wie das erste die unendlich große Zahl der Atome zur Voraussetzung hat. Diese bewirkt Kontinuierlichkeit und Ewigkeit der den Göttern zuströmenden ähnlichen Stoffe und damit auch der wiederum von den Göttern zu den Menschen strömenden Bilder 4 ). Damit erhalten die G ö t t e r b i l d e r als einzige dem Menschen direkt spürbare Kunde von unsterblichen Wesen, die dem Weisen Vorbilder sein können, zentrale Bedeutung in der epikureischen Theologie. Das erste Kapitel dieser Abhandlung, das Philodeminterpretationen bringt, sucht, ausgehend von dem jahrhundertealten Problem, ob Epikur e i n e oder mehrere Götterarten annahm, erneut zu zeigen, daß es sich gar nicht um ein Problem der Götterarten, sondern der Götterbilderarten handelt und daß zwei Arten von Götterbildern zu unterscheiden sind. Dies Resultat wird zur Erhellung einer dunklen Aussage Ciceros über die Götterbilder Epikurs herangezogen. Das zweite Kapitel enthält eine kritische Ubersicht über die bisher vergeblichen Bemühungen, dieses Cicero-Zeugnis zu verstehen. Der Verfasser hofft, mit den beiden Kapiteln einen fast überwucherten Weg im schon hoffnungslos erscheinenden Dickicht der epikureischen Theologie wieder freigelegt zu haben. !) Vgl. S. 15. 2 ) Überliefert bei Cicero, N. D. I 50. s ) Diese Interpretation der Ciceroworte: „si quae interimant innumerabilia sint, etiam ea quae conservent infinita esse debere" wird in einem voraussichtlich im „Philologus" erscheinenden Aufsatz ausführlicher begründet. 4 ) Cicero, N. D. I 49, vgl. S. 32 Anm. 5 u. 38f.

Götterarten und Götterbilderarten in der epikureischen Philosophie D a s Problem, ob Epikur mehr als eine Götterart angenommen habe, ist alt. D e n n schon GASSENDI 1 ) suchte durch eine Konjektur die i m Scholion zu Kyr. D o x . I 2 ) erwähnten, sonst — wenn wir v o n den Papyri Herculanenses vorläufig absehen — nicht bezeugten zwei Götterarten zu beseitigen. Allerdings das scheinbar stärkste A r g u m e n t gegen die Zuverlässigkeit des Scholions, der Widerspruch zwischen dessen erstem Teil ,,ovg fjtev xar äpidpov wpeoTürtaQ" u n d der A n g a b e des Vellejus in Ciceros De natura deorum I 4 9 3 ) „eam esse vim et naturam deorum, ut primum non sensu sed mente cernatur, nec soliditate nec ad numerum" (Cicero: die Götter existieren nicht als Einzelwesen, Scholion: die einen (Götter), die als Einzelwesen existieren), k a n n nicht mehr als entscheidend angesehen werden 4 ). ') Opera omnia, Lugdun. 1658, tom. V, 129. 2 ) Vgl. den Text S. 22 Anm. 5. 3 ) Vgl. den Text S. 38. 4 ) So noch bei PH. MERLAN, Hermes 68, 1933, 196. — Gutes Referat über die Versuche, den angeblichen Widerspruch zwischen den beiden Berichten zu beseitigen, bei M E R L A N (a. O. 19611.), das ich hier ergänzend benutze. Entweder hielt m a n Ciceros Bericht f ü r zuverlässiger: dann harmonisierte m a n entweder durch Konjekturen das Scholion m i t Cicero ( G A S S E N D I , S C H O E M A N N N. D. 4 zur Stelle im Anhang, T H E O D . G O M P E R Z , wie ich seinem Handexemplar des Scoxxschen Aufsatzes (vgl. im folgenden) entnehme, B I G N O N E , Epicuro, 1920, 55/6 (anders 238, wo er PHILIPPSONS Lösungsversuch — vgl. S. 29 Anm. 2 — „ingegnoso" nennt), BAILEY, Epicurus, 1926, 348) oder n a h m ein Mißverständnis des Scholiasten an ( S C H W E N K E , Neue J a h r b . f. Philol. 28, 1882, 629, P H I L I P P S O N in seiner Diss. „ D e Philodemi libro qui est neo i ar¡fieímv xai orjfieiáaewv et Epicureorum doctrina lógica, Berlin 1881, 71£f., SCOTT, The physical Constitution of t h e Epicurean gods, J o u r n a l of Philology 12, 1883, 221f., G I U S S A N I , Lukrez I , 1896, 233f., P L A S B E R G in der editio maior von N. D. zu I 49, V O N D E R M Ü H L L in seiner Epikurausgabe, B A I L E Y , The greek atomists and Epicurus 460 Anm. 1, D I A N O , Epicuri Ethica 118). Oder das Scholion erschien glaubwürdiger: dann h a t t e Cicero die zwei Arten von Göttern, die E p i k u r a n n a h m , zu einer einzigen vermengt (HIRZEL, Untersuchungen zu den philosophischen Schriften Ciceros I, 1877, 46ff., ihm folgend ZELLER, Die Philosophie der Griechen 5 , 3. Teil, 1. Abt. 445f. u n d M A Y O R im K o m m e n t a r zu N. D., 1880, 147 A. 2). Differenzen bestanden allerdings hinsichtlich der Rangordnung der beiden Gruppen: H I R Z E L und ihm folgend Z E L L E R hielten die Gruppe xaz' ágt&fióv f ü r die eigentlichen Götter, die xará öfioeiöeiav dagegen f ü r die zweiten Ranges. M A Y O R dagegen sah umgekehrt in der Gruppe xazá ófioeídeiav die esoterischen, in der xar' áQV&fióv die exoterischen Götter. Die dritte Gruppe der Forscher n i m m t an, daß sich das Scholion ohne Änderung mit dem

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Götterarten und Götterbilderarten

in der epikureischen

Philosophie

Denn erstens ist es nicht sicher, daß Cicero mit „ad numerum" tatsächlich XCLT' a.Qvd'fjiöv in der Bedeutung „als Einzelwesen" übersetzt h a t 1 ) . Zweitens hat die Beziehung von „nec ad numerum"auf das vorhergehende esse in N . D . I 1 0 5 ,,nec esse in ea (seil, specie — dem „vim et naturam" entsprechend — dei) ullam soliditatem neque eandem (seil, speciem) ad numerum permanere" nicht unbedingt eine Stütze. Denn Cotta, der die Worte spricht, ist Gegner Epikurs und daher seine Rekapitulation der Rede des Vellejus nur mit Vorsicht zu verwenden; eine tendenziöse E n t stellung liegt j a gerade hier nahe 2 ). Die Beziehung von „nec ad numerum" auf esse 3 ) stellt also nur e i n e Interpretationsmöglichkeit dar, neben der die Beziehung auf cernatur (die Götter werden Bericht Ciceros in Einklang bringen lasse. Zu ihr gehören PHILIPPSON (Hermes 51, 1916, 579£f.), DIELS (Philodemos Über die Götter, Drittes Buch, I I . Erläuterung des Textes, Abh. Ak. Berlin 1916, phil.-hist. Kl., Nr. 6, 29 Anm. 3 u. 36), MERLAN (a. O.) und vielleicht auch GIGON, wenn er (Epikur, 1949, 69) „ad numerum" auf esse bezieht und daneben das Scholion zitiert (das Problem der Rangordnung der Götterklassen ignoriert er, a. O. X X X X V I I I ) . — Über PHILIPPSONS Harmonisierungsversuch vgl. S. 29f., über den von D I E L S u n d MERLAN u n t e n i n d e r D a r s t e l l u n g .

*) Vielmehr kann wie numero Tuscul. V 8, 22 (deinde ex maiore parte plerasque res nominari, etiamsi quae pars abesset, ut vires, ut valetudinem, ut divitias, ut honorem, ut gloriam quae genere, non numero cernerentur) die Zahl im Sinne von meßbarer Menge der Teile, so hier „ad numerum" die Ausmaße, das Meßbare bezeichnen. Die Götter werden dann nicht in ihrer inneren Festigkeit (soliditate = nvxvorrjs), die sie jedoch besitzen, und nicht in ihrem Ausmaße erkannt. Die Ermöglichung der Wahrnehmung ist die Körperlichkeit der Götter, die nicht irdisch, sondern ein quasi corpus (N. D. I 49, eine nvxvörrjg vorjrri, von der Philodem in De dis, col. 11, 18—20 spricht) ist, wobei der Akzent auf dem corpus liegt, während dem quasi „nec soliditate nec ad numerum" entspricht. — Unmöglich ist GIGONS Übersetzung: „einige besitzen zahlenmäßige Konstanz" (a. O. 77), womit er auf den Zwölfgötterkreis als erste Götterklasse Epikurs hinaus will (a. O. X X X X V I I I ) . 2 ) So auch I 110 ista rerum effigies; I 123 lineamentis dumtaxat extremis non habitu solido; I 75 istorum adumbratorum deorum lineamenta; I 98 deum tarnen nosse te dicis, modo lineamenta maneant. Daß andererseits Cottas Referat für die Interpretation des Vellejanischen Berichts durchaus nicht wertlos ist, zeigt der Passus über das Gesetz der Isonomie (I 109), der die entsprechenden Worte des Vellejus (I 50) erst wirklich verständlich macht (MERLAN a. O. 204f.). Man wird den Bericht Cottas überall dort zur Kommentierung des vellejanischen heranziehen dürfen, wo eine tendenziöse Entstellung der Lehre Epikurs nicht anzunehmen ist. Anders BIGNONE (Rivista di Eilologia 61, 1933, 437), der, um den „corpo tenue e fluente" der epikureischen Götter zu belegen, gleichklingende Äußerungen des Vellejus und Cotta gleich bewertet, undBAiLEY (Greek Atomists and Epicurus, 1928, 450), der durch solche Äußerungen des Cotta und des Baibus, über deren sarkastischen Charakter sich B. übrigens durchaus im klaren ist, seine Hypothese der epikureischen Götter als ,,hellow forms" bestätigt findet; ähnlich MERLAN (a. O. 205), dem die höhnische Bezeichnung Cottas „ista rerum effigies" ein Argument für die Identifizierung der epikureischen Götter mit Bildern bietet. 3 ) Entscheidend für die Ausgestaltung dieser Interpretation war HIRZELS (a. O. 54ff.) Hinweis auf den terminologischen Gebrauch von xar' ägi&pov = xaif exaarov im Gegensatz zu xar' eldog bei Aristoteles, der eine neue Deutung des xar doi&ßov vv axoiyßtojv als „Wesen, geformt aus A u f e i n a n d e r f o l g e n von ähnlichen Atomkombinationen" (vgl. dazu jedoch S. 7), die ivórr/reg ex TCOV avzcöv aror/ßiaiv als „andere Objekte, geformtaus mehr oder weniger d a u e r n d e n Kombinationen derselben Atome", d. h. als mehr oder weniger vergängliche Atomkomp l e x e . P H I L I P P S O N ( H e r m e s 5 1 , 1916,589FF.) h a t j e d o c h g e z e i g t , d a ß m i t d e n évó-crjveg ex Rwv

avrojv aroi'/eiojv nicht Atomkomplexe, sondern die Atome selbst gemeint sind. Denn diese sind Einheiten, die aus denselben Elementen, Teilchen, bestehen, die so eng aneinander geschlossen sind, daß zwischen ihnen keine Leere mehr besteht. Wie PHILIPPSON auch BAILEY, Greek Atomists and Epicurus 454. — Zu dem Philodem-Zitat tritt das AetiosZeugnis I 7,34, überliefert bei Plutarch, Epit. 1 7 und Stob. Ecl. 12,29 : 'Emxovgogàv&Qamoeióeíg ¡lèv Tovg deovg, Xóyco òè Ttávzag &EcoQr¡Tovg öia xr¡v ÄETzro/xeQsiav R f j g TCÖV eìòcókcov cpvOECog. ó ó' avròg aÀÀcog (v. 1. aXXag) rérraQag cpvasig xazà yévog ÀQTÀÀQTOVG Taoòe, rà arofia, TÒ XEVÓV, TÒ cbiEiQov, Tag oßoiorr/Tag.

aÍTai òè Myovxai

ó/ioio/iéoF.iai xat aror/EÌa. F ü r d i e i n d e r P l u t a r c h -

Überlieferung vorkommende (vgl. DIELS, Doxographi Graeci 306) Lesart äXXwg traten e i n GASSENDI, SCOTT ( J o u r n . of P h ü o l . 12, 1883, 231), GIUSSANI ( L u k r e z I , 1896, 261),

BAILEY (Greek Atomists 453 Anm. 2) und offenbar auchDiANO, der EpicuriEthica 117 das Wort zwar nicht mitzitiert, aber im Index 172 ó/aoiórrjTeg = rà ix TCÖV ófioícov vnáo'/ovra setzt, was die Lesung äXX.cog voraussetzt. Für äXXag waren SCHOEMANN (Schediasma deEpi-

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Götterarten und Qötterbilderarten

in der epikureischen

Philosophie

ähnlichen Elementen im Gegensatz zu Einheiten aus den gleichen Elementen, worunter nur die Atome verstanden werden können 1 ), ausdrücklich als Lehre Epikurs curi Theologia 6), D I E L S (a. 0.), U S E N E R (Epicurea 239), B I G N O N E (Boll, di Fil. Class. 17, 1910/11,135ff.) und offenbar auchPHiLiPPSON, der Hermes 51, 1916, 591 Amn. 1 B I G N O N E zustimmt). Eingehendere, allerdings zu einem völlig entgegengesetzten Resultat führende Interpretationen gaben S C O T T und B I G N O N E . Nach S C O T T muß das Wort dfioidzrfceq, da außer den Atomen, dem Leeren und der Summe beider, dem Universum, nur die Götter unsterblich sind, die Götter bezeichnen. ¿ßoidzrp:Eg ist daher ein verkürzter Ausdruck für die von Philodem, De pietate, col. 80 für Epikur bezeugten „Einheiten aus ähnlichen Elementen", von denen Philodem sagt, daß sie dauernde evöaifiovia besitzen. Die 6/j,ot6zrjzeg sind demnach Evözrjzeg EX z&>v ¿¡loimv OToiyzUüv bzw. vndgxovza EX zfjg ¿¡loidzrfzog, deren einziges Beispiel die Götter sind. Da S C O T T äXkojg liest und den abschließenden Satz als einen unglücklichen Versuch ansieht, das Wort ofiotÖTrjreg zu erklären, hält er somit die drei Sätze für drei voneinander unabhängige Scholien. Anders BIGNONE: für ihn bilden die drei Sätze eine Einheit. Aetius will bestimmen, welches die unzerstörbaren Elemente in der epikureischen Philosophie außer den Göttern sind. Nur die Lesart aXXag kann dann die richtige sein. Für Aetius bestand kein Anlaß, mit dem dunklen Terminus o/iowrr/reg auf die bereits im ersten Satz behandelten Götter zurückzukommen. Außerdem müßten die öfioi¿Tr[tEg, wenn man sie auf die Götter bezöge, der Bedeutung des Wortes entsprechend „Flüsse ähnlicher Materie, die die Götter bilden" sein (vgl. zu dieser Auffassung B I G N O N E S S. 36). Diese sind aber gerade nicht unsterblich, sondern vergehen beständig und werden durch neue Flüsse ersetzt. Die dßoidzrjzeg sind vielmehr die species, die formalen G l e i c h h e i t e n der verschiedenen Atomformen, die in die Bildung der Individuen derselben species eintreten. Die f o r m a l e n öfioidxrjZEg bei Aetios, die Gleichheiten der Atomformen innerhalb einer species, die zugleich im Verhältnis zu den species anderer Atomformen die charakteristischen Verschiedenheiten der Arten darstellen, sind also mit den bei Philodem erwähnten m a t e r i e l l e n ¿fiotözrjzsg (vndQxovza ix zfjg dßoiozrjzog) keineswegs identisch. Die Götter sind im Gegensatz zu den sterblichen Individuen, die nur in der species dauern, unsterblich, da die ähnliche Materie, die sie bildet, ewig dauert. Doch ist ihre Unsterblichkeit nur eine individuelle und ihr Fall somit dem Generalfall der species untergeordnet: sie sind eine Individualisierung der formalen ofiotdzrjzsg und somit unter diese vierte unsterbliche Wesenheit zu subsumieren. Der Unterschied der vier g e n e r e l l unsterblichen Naturen von der i n d i v i d u e l l e n Unsterblichkeit der Götter kommt in xazd y&og äip&dgzovg zum Ausdruck. — Die Entscheidung ist schwer. Hätte B I G N O N E recht, so müßte in der epikureischen Philosophie ein Terminus 6/uoiozrjzeg mit zwei voneinander völlig verschiedenen Bedeutungen angenommen werden. Die eine wäre die uns bekannte der materiellen öfiota, aus denen die Götter bestehen, die zweite die bisher völlig unbekannte der species, die zu den für Epikur bezeugten vier unsterblichen Wesenheiten als fünfte kämen. Wir müßten ferner eine starke Pressung von xazä yevog im Sinne von „generell" in betontem Gegensatz zu „individuell" hinnehmen. Auch eine von BIGNONE, Epicuro 261, herangezogene Epiphanios-Stelle (DIELS, Doxographi Graeci 588: 'EmxovQeioi azopa xai dfiEQfj ocb/taza o/xoio¡J-EQfj ZE xai anEiqa zrjv dgxrjv elvai ratv ndvzwv vnscszrjoavzo) spricht insofern nicht für seine Auffassung, als hier die Verbindung von ofioiopeQij mit acöfiaza eine konkretere Interpretation auch der ¿/¿oiozrjzeg nahelegt. Angesichts solcher Bedenken ist es wohl wahrscheinlicher, mit S C O T T und B A I L E Y eine Verkürzung des Ausdrucks und damit ein Mißverständnis der uns bekannten epikureischen Lehre von den Göttern als Einheiten aus ähnlichen Elementen anzunehmen. Ich isoliere daher den zweiten Satz von dem ersten und dritten, lese äAAcu; und übersetze: „Epikur sagt, die Götter hätten Menschengestalt, sie wären aber alle nur mit dem Geiste schaubar wegen der Feinteiligkeit der Natur ihrer Bilder. — Derselbe sagt in anderem Zusammenhang, es gäbe diese vier ihrer Gattung nach unvergänglichen Naturen, die Atome, das Leere, das Universum, die Ähnlichkeiten (d. h. die aus ähnlicher Materie bestehenden Wesen, die Götter). — Diese werden ,aus ähnlichen Teilen bestehende Urstoffe' und Elemente genannt." !) Vgl. S. 13 Anm. 4.

Götterarten und Götterbilderarten in der epikureischen Philosophie

15

überliefert. In dem gleichen Satz werden Wesen (vjiäfjyovxä), die aus der Ähnlichkeit bestehen, von Philodem für göttlich erklärt. Dazu tritt die bei Cicero, N. D. 149 von dem Epikureer Vellejus bezeugte Ergänzung der Götter durch ähnliche Stoffe , , . . . cum infinita

similium

rerum1) species ex innumerabilibus

individuis

existat et ad deos

adfluat .. , " 2 ) , ein Gedanke, der sich aus Philodems De dis noch dahin erläutern läßt, daß die Götter nur Verwandtes aufnehmen, Fremdes aber abstoßen und daher im Gegensatz zu allen anderen Atomzusammensetzungen, die Fremdes aufnehmen, unsterblich sind 3 ). Da nun die Gestirne ebenso wie alle anderen Atomkomplexe nicht in der Lage sind, nur „ähnliche" Atome aufzunehmen und alle „fremden" abzuwehren, können sie nicht unsterblich und damit keine Götter im Sinne Epikurs sein. Daß anderseits die Stellen, in denen Philodem, wie DlELS glaubte, die Gestirngötter anerkannt hatte, sämtlich anders aufzufassen sind, hat PHILIPPSON gezeigt 4 ). Auf zwei davon sei hier näher eingegangen, soweit das der trotz des großartigen Kommentars von H. DlELS noch im einzelnen sehr dunkle Text zu erlauben scheint. Col. 8,33 ff. heißt es — Philodem handelt von den Wohnsitzen der Götter — : x

) So DIELS für ,,simillumarum imaginum", vgl. S. 37 f.

) Vgl. S. 34ff. 3 ) Vgl. zum Ganzen

2

PHILIPPSON,

Herrn.

51,

1916,

589FI.

Pliilodem, De dis, Fr.

18

(PHILIPPSON a. 0 . 592; D I E L S a. 0 . I, 47; II, 62):

[ . . . rrjv övva/iuv TZEGITIFTEVTELS T]OV ¡ITJÖEV [ äXXotpvXov di%£odai, Tä d' olxela n[d]vca firjld' v\q> ivög xgaTEur&ai...

(die) Kraft zuschreibend nichts ... Fremdes in sich aufzunehmen, dagegen in bezug auf alles eigene Gut sich von nichts überwältigen zu lassen . . . " Philodem, De dis, Fr. 32a ( P H I L I P P S O N a. 0. 592; D I E L S a. 0. I 52; II 66): x(ai) xcaaaxevrjv /xexä xOV Xoyio/iov x(ai) zfjg rwv jieQiExövrcov. evXaßelag laxvei öiegsideo&a To aXXöqmXov v zu ergänzen, und die &eoi xax' ägi&fiöv ständen dann im Gegensatz zu anderen Götterarten. — Gegen die alle untereinander gleichen Götter DIANOS, die „soldatini di piombo" wendet sich mit Recht unter Berufung auch auf das aar' aQtdpdv des Metrodor-Fragments ALFIERI, Rezension von DIANO, Epicuri Ethica, Athenaeum 26, 1948, 137f. 3 ) Ich zitiere mit denÄnderungen und der Übersetzung PHILIPPSONS, Herrn. 5 3 , 1 9 1 8 , 3 6 7 ; zur Interpretation vgl. auch PHILIPPSON, Hermes 54, 1919, 216f. 4 ) A. O. 36. 5 ) Fr. 123, G O M P E R Z a. 0 . 138; D I E L S , Philodem De dis a. 0 . 30f.; P H I L I P P S O N , Hermes 56, 1921, 395f.

22

Oötlerarten

und Götterbilderarten xal

ó Mi-jTQÓÒa>Qog de rr/v

Toiavzrjv

Tai]

notel-

òiaaxoXrjv

èv Teòi]

TCEQÌ

f.iexa[ßo-

A57?] xal (prjaiv x[iva avv\xQiaiv T'

rcöv

Ò^QV&IJLÒV ov

ä.(fAdaorov, xaiòi\av

in der epikureischen

Philosophie

„Auch Metrodor macht eine derartige Unterscheidung*) in der Schrift „Über Veränderung" und sagt, (eine) der individuell bestimmten Zusammensetzungen sei nicht nur unvergänglich, sondern (auch ewig ?) ..

[xa-

/j,óv[ov

òXkà

...

Das xar àQidfxóv der Götter scheint durch diese beiden Zeugnisse gesichert zu sein, und so wäre die epikureische Gottheit dadurch „zahlenmäßig" oder, wenn wir die Wendung in aristotelischem Sinne verstehen dürfen 2 ), als Einzelwesen charakterisiert. Lösen wir jetzt aus dem nicht ganz klaren Bericht von DlELS seine zweite Theorie der Götterbilder (II) heraus. Entscheidend ist seine Interpretation der ófiola eìòwXa. DlELS bezieht ofzolog nicht auf die Ähnlichkeit der Bilder untereinander

(wie DIANO), sondern auf ihr Verhältnis zum Urbild und übersetzt es dementsprechend mit „(nur) ähnlich (den Göttern)" im Gegensatz zu „rein, individuell (die Götter wiedergebend)". Die rekonstruierte Götterbildertheorie von DlELS (II), die Aussicht hat, Epikurs Lehre wiederzugeben, sähe dann so aus 3 ): Es gibt nur e i n e Götterart, jeder Gott ist einzeln differenziert. Möglicherweise geben Bilder, die uns durch Uberspringen des Zwischenraums bzw. der in ihm befindlichen Gestirne direkt erreichen, diese Gottheit genau wieder (Bilder xax àQv&fjLÓv). Die anderen, durch Berührung der Gestirne getrübten Bilder sind ungenau und daher den Göttern nur ähnlich, von gleicher Art und daher nur als Gattungswesen erkennbar (O/ÌOMX eìòcoÀa, E ÌÒmXa xarà

ófioeiòeiav)4).

E s fragt sich nun, ob von diesem Ergebnis aus auch eine Neuinterpretation der beiden Zeugnisse möglich wird, mit denen man bisher immer wieder ergebnislos das Problem zu lösen suchte, nämlich des D.L.-Scholions 5 ) und des Cicero-Kapitels N.D. 1 ) Zu öiaoroXrj vgl.DIELS, Philodemos Über die Götter, B. I, 86 Anm. 5, zum Unterschied von wp&arnoq und àtòiog BIGNONE, Bollett. di Filol. Class. 17, 1910—1911, 138 Anm. 1: „ewig sind die Bewegung und die Zeit, aber sie würden aiöta und nicht ä^tfagra sein". 2 ) Vgl. S. 10 Anm. 3. 3 ) Vgl. Zeichnung. 4 ) Auch P H I L I P P S O N hat diese Möglichkeit erwogen (Herrn. 53, 1918, 362f.): „Aber auch wenn hier (sc. im Epikur-Zitat aus De pielat-e) von einer Unterscheidung der Götterbilder die Rede sein sollte, so bildeten nach dem xav Z. 8 die reinen Bilder nur einen Ausnahmefall, der sich im einzelnen gar nicht feststellen ließe, da wir kein Kriterion haben, um durch èmfiagrvQrjOig die reinen und entstellten Bilder zu unterscheiden. Jedenfalls träfe auch dann zu, daß Philodem nach Maßgabe seiner Worte die nur ähnlichen Bilder als eigentliche Quelle unserer Göttererkenntnis betrachtete." Mit einer wenn auch eingeschränkten Anerkennung einer Götterbilderart, die die Götter xar'aQt&fióv wiedergibt, liefert P H I L I P P S O N jedoch ein Argument gegen seine eigene Auffassung der epikureischen Theologie, vgl. S. 29 Anm. 2. 5 ) Diog. Laert. X 139: iv älkoig öe (prjai rovg.&sovg Xóyw decùQrftovg, ovg ¡ih v.ax' àoS/iòv vTag, ovg 6è xarà öfioeiöeiav éx rfjg avve%ovg èmQQVOEcag rcöv ófioicov elöcuAcov ènl ró avrò ànoTETeAeG/iéiiojv, àv&QconoeiSeig.

Gölterarten und Götterbilderarten

in der epikureischen

Philosophie

23

Übermittlung der Götterbilder

DielsH (S.22) I 49. Für das Scholion hat schon DlANO den, wie mir scheint, richtigen Schluß gezogen 1 ). ,,Ex his intellegis quo modo auctor scholii in eiusmodi errorem inciderit, ut quae duo genera simulacrorum (sc. Bilder xax' äod)fj,ov und Bilder xaTa o/ioeidsiav) erant duo genera fecerit deorum." Epikur unterschied nicht zwischen zwei Götterarten,sondern zwischen zwei Götterbilderarten. Auch bei Cicero gewinnen jetzt vielleicht wenigstens zwei Worte eine neue Be.deutung: similitudine und transitione. Der Terminus similitudo ist uns von den „ähnlichen" Götterbildern bekannt. Auf die Möglichkeit, daß transitio die Ubersetzung von VTiEQßaou; ist in der Bedeutung, die sie in den zitierten Stellen von De dis hat, haben, allerdings zweifelnd, DlELS 2 ) 1 2

) A. 0 . 118; vgl. auch 13: „ . . . nihil m u t a n d u m ; sententia falsa non corrupta est . . . " ) A. 0 . 28 Anm. 1.

24

Götterarten,-und, Götterbilderarten

in der epikureischen

Philosophie

und, ablehnend, B A I L E Y 1 ) hingewiesen. Nun hat P H I L I P P S O N 2 ) recht einleuchtend dargelegt, daß die Quelle des vellejanischen Berichtes (I 18—56) wohl eine Epitome der philodemeischen Werke De dis und De pietate war, die Philodem auf persönlichen Wunsch Ciceros anfertigte 3 ). Die Junktur „similitudine et transitions" könnte dann ein allerdings etwas trüber Keflex der epikureischen Lehre von den beiden Götterbilderarten sein, die Philodem in De dis vorgetragen hatte 4 ). 1

) Greek Atomists 449. ) Symbolae Osloenses 19, 1939, 15FF., 39f. PHILIPPSON stimmt zu DE LACY, Philodemus: on methods .of inference, Philadelphia 1941, 4. 3 ) Daß diese Quelle jedoch keineswegs die epitomae waren, aus denen Ambrosius (Us. 356, 6S. Fr. 385a) zitiert, und daß der pap. Hercul. 168 nicht ein Bruchstück dieser epitomae gewesen sein kann, wie PHILIPPSON a. 0 . 40 annimmt, zeigt W. LIEBICH in einem voraussichtlich im „Philologus" erscheinenden Aufsatz. 4 ) Vgl. S. 38 f. 2

Die Götterbilder in Ciceros N. D. I 49 Zur Rechtfertigung der am Ende des vorigen Abschnittes erwogenen Deutung der im § 49 von De natura deorurn I vorkommenden Termini similitudo und transitio diene eine k r i t i s c h e Ü b e r s i c h t über die bisherigen Versuche, die Wendung,,imaginibus similitudine et transitione perceptis" zu interpretieren und darüber hinaus das Problem der Götterbilder im ganzen Satz, d. h. des Verhältnisses der imagines der Partizipialkonstruktion zu den imagines im cum- Satz zu lösen. Wenn neben den noch u m s t r i t t e n e n I n t e r p r e t a t i o n s v e r s u c h e n v o n BAILEY, PHILIPPSON u n d MERLAN a u c h die v o n ScHOEMANN u n d HIRZEL z. T. r e f e r i e r t werden, die auf einer D e u t u n g d e s

Cicero-Kapitels beruhen, die längst widerlegt ist und somit nur noch interpretationsgeschichtlichen Wert hat 1 ), so wird dies wohl dadurch gerechtfertigt, daß Einzeldeutungen (wie hier die der transitio und similitudo) jeweils aus ganz verschiedenen Gesamtaspekten gewonnen bzw. übernommen werden können und so immer wiederkehren. „Similitudine et transitione" gehören als ablativi instrumenti zu perceptis2). Alle Interpreten außer MERLAN3) machen die Partizipialkonstruktion entweder von cernatur a b h ä n g i g (SCHOEMANN, SCHWENKE, LÖRCHER, BAILEY, DIANO) oder beziehen sie als a b l a t i v u s a b s o l u t u s auf d a s F o l g e n d e (HIRZEL, MAYOR, SCOTT, USENER, PLASBERG in der editio m a i o r , PHILIPPSON, AX in der editio m i n o r , GIGON).

Zur Interpretation der Worte trägt leider die Parallelstelle in der Rekapitulation Cottas § 105 nichts bei: „eamqueesse eius[seil, speciei4) dei] visionem ut similitudine et transitione cernatur'''', denn in ihr ist imaginibus einfach ausgefallen. Umstritten ist *•) Zur Kritik S C H O E M A N N S vgl. H I R Z E L a. 0 . 4 6 F F . , B A I L E Y a. 0 . 588f., zu d e r H i R Z E L S Hermes 51, 1916, 570, B A I L E Y a. 0 . 589f. 2 ) Die Interpretation S C O T T S (a. 0 . 219f.), der die beiden Ablative von pereeptis trennt und als ablativi qualitatis mit imaginibus verbindet (imaginibus similitudine et transitione = imaginibus similibus et transeuntibus, so auch G I G O N , Epikur, 1949, 68: „sondern ähnliche und vorübergehende Abbilder werden wahrgenommen"), ist sprachlich unmöglich, vgl. P H I L I P P S O N , Hermes 51, 1916, 602, B A I L E Y a. O. 448 Anm. 5. 3 ) Vgl. S. 33. 4 ) Species heißt hier Gestalt, aber nicht im Sinne von „Erscheinung", sondern von „Beschaffenheit" (vgl. H I R Z E L a. O. 70 über die doppelte Bedeutung von species); es wird durch visio „Erscheinung" wieder aufgenommen. PHILIPPSON,

Die Götterbilder

26 vor allem

in Ciceros N. D. I 49

die Bedeutung von transitio1).

SCHOEMANN2) verstellt darunter den

Ü b e r g a n g d e r B i l d e r v o n d e n G ö t t e r n z u d e n M e n s c h e n . Similitudo

faßt

er analog platonisierend als Ä h n l i c h k e i t d e r G ö t t e r b i l d e r m i t d e r m e n s c h lichen

S e e l e auf und nimmt dieselbe Bedeutung in dem xaxà

D. L.-Scholions an. W o r t e Eni TO avrò

Der transitio

entspreche ènÌQQvaig

ànorereXeaijAvojv

dem „ut e multis

òfxoeiòeiav

rwv óuolcov

una videatur"

eiöwkwv,

des die

in § 109. Nach

SCHOEMANN besagen also die fraglichen Stellen des § 49, § 109 und der zweite Teil des D. L.-Scholions dasselbe. HIRZEL 3 ) zieht zur Interpretation den § 48 des Herodotbriefes heran: gevaig rwv

GOJ/MÌTOJV

rrjv

àvxavcmXrjQwoiv.

frequenter"

rov

eninoXfjg

awexrjQ

Die ovve%r]g

ov/ußaivei, gevatg

ovx

ènidrjXog

entspricht

nach

aìa{hjoeii)

Hirzel

imagines

ferri ? " Die transitio

zwar nicht wörtlich, aber faktisch zuströmenden und

dià "fluentium

im § 1 0 9 5 ) , wenn auch nicht genau. E r findet aber die genau ent-

sprechende Bezeichnung in den folgenden Worten Cottas: „quomodo continenter

ano

der àvxavanXrjQOìaig:

Bilder treten immer das eine genau an

so erscheinen

probas

„die in großer

Zahl

die Stelle des andern,

die vielen nur wie ein B i l d " . Transitio

demnach nach HIRZEL den Ü b e r g a n g

enim

im § 109 entspricht nun nach HIRZEL

im § 109 bedeutet

d e s e i n e n B i l d e s in d a s

andere6).

Der ganze Satz ist nach H. inhaltlich dem oben zitierten des § 48 des HerodotBriefes analog und bezieht sich lediglich auf den Vorgang der Wahrnehmung. x ) I n einem anderen Stück der Rekapitulation Cottas, dem ersten Satz des §109, heißt es: „fluentium frequenter transitio fit visionum ut e multis una videatur" „es geschieht ein Übergang von häufig fließenden (anders B A I L E Y a. O. 456, der frequenter zu fit zieht) Erscheinungen (visiones = imagines, vgl. Augustin ep. 118, 34), so daß aus vielen eine gesehen wird." Zur Bedeutung von transitio an dieser Stelle vgl. die Paraphrase des ganzen Satzes bei Augustin, Ep. 118, 34: „cum autem quaerit.ur ab eis, quare una imago videatur corporis alicuius, a quo innumerabiliter imagines fluunt, respondent eo ipso quo frequenter fluunt et transeunt imagines quasi quadam earum constipatione et densitate fieri ut e multis una videatur". „Wenn man sie aber fragt, warum nur e i n Bild irgendeines Körpers gesehen wird, von dem doch zahllos Bilder fließen, so antworten sie, gerade dadurch, daß die Bilder häufig fließen und übergehen, geschehe es gleichsam durch ein gewisses Zusammendrängen und dichte Menge von ihnen, daß aus vielen eins gesehen wird." Die constipatio und densitas der Bilder erlaubt an dieser Stelle und damit wohl auch in N. D. 109, die Bedeutung „ U b e r g a n g d e s e i n e n B i l d e s in d a s a n d e r e " anzunehmen. Der Satz könnte ein Epikur-Zitat sein, das sich nur auf die Wahrnehmung von Steremnia bezieht. Doch spricht der Zusammenhang dafür, daß mit den visiones nicht Bilder der Steremnia, sondern der Götter gemeint sind. Man muß jedoch bezweifeln, daß die transitio des § 109 einen Hinweis für die Übersetzung der transitio des § 49 liefert. Anders S C H O E M A N N , H I R Z E L und

BAILEY.

) Im Kommentar 4 zur Stelle; ebenso B A I L E Y a. O . 5 9 4 . ) A. O. 58fl. 4 ) E r liest also nicht mit U S E N E R und B A I L E Y /leiwoei, sondern mit C O B E T (Ausgabe des Diog. Laert. 265) aio&rjoei für das überlieferte arjfieiwaei. 6 ) Vgl. Anm. 1. 6 ) Diese Auffassung von avravanXr/QCüaig geht wohl auf C O B E T zurück, der a. O. das Wort mit repletio reciproca übersetzt. Insofern H I R Z E L seine Deutung der transitio in § 109 auf dieser Auffassung von àvzavcvik^gcoatg aufbaut, ist sie unhaltbar, da àvravajiXrioaiatg nur „Wiederauffüllung" = „ E r s a t z " ist; abgesehen davon aber ist sie wahrscheinlich richtig, vgl. Anm. 1. 2

3

Die Götterbilder Die derart begründete transitio avro

in Ciceros

Bedeutung von transitio

N. D. J 49

27

überträgt HlRZEL nun auf die

des § 49 und erkennt sie, nur umständlicher ausgedrückt, auch in eni TO

änoxsTekeafievcov

(seil. etdcoAcov): „die, obgleich viele, doch a m E n d e nur eine

einzige (und zwar menschenähnliche) Gestalt ergeben". F ü r similitudo als zu transitio

nimmt er

analoge Bedeutung „ Ä h n l i c h k e i t d e r B i l d e r u n t e r e i n a n d e r "

a n 1 ) . Die ganze Wendung im § 4 9 entspricht nachHlRZEL inhaltlich dem Satz,

beschreibt

also auch nur den Vorgang der Wahrnehmung.

frequenter-

Die

Wahr-

nehmung eines Steremnion und die der Götterbilder, bzw. die A r t der Entsendung der Eidola bei beiden, sind also nach H. nicht voneinander verschieden. Eine die Götter charakterisierende Aussage können die W o r t e nach ihm daher nur in Verbindung mit dem folgenden cwm-Satz ergeben, mit welchem zusammen sie den Beweis für die Unsterblichkeit der Götter liefern 2 ). Daß HIRZELS These, die Art der Eidola-Entsendung sei bei den Göttern wie bei den Steremnia grundsätzlich die gleiche, unhaltbar ist, hat PHILIPPSON 3 ) gezeigt. BAILEYS 4 ) Interpretation der Partizipialkonstruktion 5 ) ist ein Versuch, den Unterschied der Wahrnehmung der Götter einerseits von der Sinneswahrnehmung, andererseits von anderen Fällen der geistigen Wahrnehmung zu bestimmen.

Wie

(im Kommentar zur Stelle) schließt sich in der Übersetzung von 'similitudo an an. Für transitio jedoch nimmt er, von Ovid, Bemedia amoris 6 1 0 , „multaque corporibus transitione nocent" ausgehend, als wörtliche Bedeutung „Vorübergehen vor den Augen" an. Cicero habe damit nicht ävrav sich erheben, um in unendlich vielen aufeinanderfolgenden Momenten zu Bildern, d. h. Formen der Götter zusammenzufließen): unser Geist und unsere Erkenntnis, die sich starr anspannen mit der höchsten Lust auf diese Bilder, kommen zum Verständnis, was die selige und ewige Natur ist." MAYOR

HIRZEL

5

) A. O. 447 ff.

28

Die Götterbilder in Ciceros N. D. I 49

PHILIPPSON sieht er den Unterschied von der Sinneswahrnehmung darin, daß hier ein ununterbrochener Strom von Bildern folgt, von denen aber keines einzeln gesehen wird, bei den Götterbildern zwar auch ein ununterbrochener Strom, aber von Einzelbildern, entsandt wird. Von andern Fällen der geistigen Wahrnehmung führt BAILEY die Bilder von Kentauren oder der Skylla einerseits, die Visionen im Schlaf anderseits an 1 ). Im ersteren Falle handelt es sich um eine zufällige Verbindung von Bildern, die von zwei oder mehreren Objekten entsandt werden, aber nur als Einzelbild den Geist erreichen, im letzteren um eine Aufeinanderfolge von einzelnen Bildern, deren jedes aber nur ein wechselndes Bild eines sich bewegenden Körpers ergibt. Die Götterbilder unterscheiden sich nun nach BAILEY von diesen Erscheinungen dadurch, daß sie als. Strom von Einzelbildern wahrgenommen werden, die aber durch ihre Ä h n l i c h k e i t untereinander nicht den Eindruck eines sich bewegenden und verändernden Objektes, sondern einer dauernden Form geben. Die transitio faßt B. als „Aufeinanderfolge" und hält sie für eine Übersetzung von ¡xerdßaaiq, eines Wortes, das Epikur für den „Übergang" zu immer kleineren Teilen bis ins Unendliche gebraucht 2 ). B. versteht nun unter den imagines Ciceros die aus der Aufeinanderfolge der einzelnen Götterbilder resultierenden