Zur Geschichte Friedrich Wilhelms des Großen, Churfürsten von Brandenburg: Drei Aktenstücke. Mit erläuternden Anmerkungen und biographischen und genealogischen Beilagen [Reprint 2019 ed.] 9783111644660, 9783111261683


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Zur Geschichte Friedrich Wilhelms des Großen
Zur Geschichte Friedrich Wilhelms des Großen
Churfürst Friderici Wilhelm! Dispositio
Codicill
Erb-Vergleich Seiner Churfürstlichen Durchlaucht re. (Friedrich 111.) mit Marggraff Philip Wilhelm dm 3ten Martij 1692.
Anmerkungen zur Erläuterung des vorstehenden Testaments, nebst einer Stammtafel der Markgrafen von Brandenburg - Schwedt
Stammtafel der Markgrafen von Brandenburg-Schwedt
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Zur Geschichte Friedrich Wilhelms des Großen, Churfürsten von Brandenburg: Drei Aktenstücke. Mit erläuternden Anmerkungen und biographischen und genealogischen Beilagen [Reprint 2019 ed.]
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Zur Geschichte Friedrich Wilhelms des Großen Churfürsten von Brandenburg.

Drei Aktenstücke.

Mit erläuternden Anmerkungen und biographischen und

genealogischen Beilagen

von

Karl Heinrich Siegfried Roebenbeek, deS Vereins für die Geschichte der Mark Brandenburg zu Berlin ordentlichem Mitgliede, und der Oberlausitzischen Gesellschaft für Wissenschaften zu Görlitz, des Thüringisch-Sächsischen Verein- zur Erforschung des vaterländischen Alterthums zu Halle, der Schlesischen Gesell­ schaft für vaterländische Kultur zu BreSlau und des Altmärkischen Vereins für vaterlän­ dische Geschichte und Industrie zu Salzwedel correspondirendem Mitgliede.

Berlin 1851. Verlag von Veit und Comp.

£Jie im Jahr 1840 eingetretene Jubelfeier des Regie­ rungsantritts des Churfürsten Friedrich Wil Helm' s des

Großen von Brandenburg, welche damals mehrere Schrif­

ten zu seinem ruhmvollen Gedächtniß hervorrief, gab auch uns Veranlassung, mit der vorliegenden Schrift einen Bei­ trag dazu zu liefern, der nm so weniger überflüsflg zu sein

schien, da er einen nicht unwichtigen von namhaften Historikern vielfach besprochenen und bestrittenen Umstand in der Geschichte dieses großen Fürsten

betrifft.

Die damals bestehende Censur verweigerte aber das Imprimatur, weshalb der Druck dieser Aktenstücke unter­

bleiben mußte.

Da nun diese jetzt nicht mehr Statt fin­

det, das Interessante dieser Schrift an keinen besonderen Zeitpunkt gebunden ist, und immer seinen Werth behält, so glauben wir uns schmeicheln zu dürfen, daß auch jetzt noch den Freunden der vaterländischen Geschichte, die Mit-

1*

theilung dieser Aktenstücke, so wie die beigefi'igten Erläuternngen und Probationen rc. willkommen sein werden.

Wir müssen jedoch gleich hier einige Einwendungen besprechen, welche gegen diese Aktenstücke — gleichsam

unbesehens damals gemacht worden sind und wohl noch gemacht werden möchten.

In der von dem Herrn v. Orlich 1836 herausge­ gebenen Schrift: Friedrich Wilhelm der große Kurfürst re. heißt es Seite 52, wo von dem von Moser erwähnten

Testamente des Kursivsten die Rede ist: „Außer diesem Testament ist dem Verfasser noch die

„Abschrift eines Testaments mitgetheilt: Kurfürst Fried­ erich Wilhelms Dispositio, Potsdam d. 16.Zan. 1686 „und Codicill, Potsdam den 28. April 1688, dessen

„Aechtheil jedoch nicht verbürgt werden kann." Da dies nun genau der Titel eines unserer drei Ak­ tenstücke ist, dem Herrn v. Orlich auch bekannt war, daß

es sich in unserem Besitz befinde, und er es auch von uns mitgetheilt verlangte (worin wir ihm jedoch nicht dienen konnten, da es damals gerade nicht in unsern Händen

war), so könnte es scheinen, daß das Urtheil des Herrn v. Orlich sich auf unsere Abschrift beziehe, oder doch dar­

auf Anwendung finde. Es ist nun allerdings sehr wohl mög­ lich, daß der Herr v. Orlich nachher noch anderweit eine

Abschrift mit wörtlich gleichem Titel erhalten hat; von

5 gleichem Inhalt aber mit der unsrigen kann sie nicht gewesen sein, denn sonst würde dieses Testament

von ihm, einem so fleißigen und gründlichen Historiker, ge­ wiß nicht so wie geschehen, erwähnt, und der bei unserer Handschrift befindliche Erbvergleich Friedrich's III,, eine

Folge des Testaments, ganz übergangen worden sein, da die Wichtigkeit und Aechtheit dieser Abschriften zu einleuch­

tend ist. Es enthält unsere Handschrift auch eine ausführliche

Nachricht von den Ländern, welche den Prinzen aus zwei­

ter Ehe des Kurfürsten zugetheilt wurden, von welchen Herr

v. Orlich S. 52 selbst sagt, daß er sie bei Oelrich vergeblich gesucht habe; und er würde diese also ge­

wiß in sein Werk ausgenommen haben, hätte er eine der unsrigen ganz gleiche Abschrift vor sich gehabt.

Hieraus ergiebt sich nun schon zur Genüge, daß das, was Herr v. Orlich von der

„Unverbürgbarkeitu

der

Dispositio rc. gesagt hat, nicht auf die vorliegende Ab­

schrift bezogen, oder angewendet werden kann.

Dagegen

wird ihre Aechtheit durch die, in der, von ihm

später verfaßten werthvollen Schrift: Geschichte

-es Preußischen Staates rc., ans dem Testa­ mente mitgetheilten einzelnen Punkte, außer Zwei­

fel gesetzt.

Indessen scheint es, daß auch bei diesem gehaltreichen

6

Werke, dem Herrn Verfasser die vollständigen Akten­ stücke nicht vorgelegen haben, und die daselbst mit­

getheilten Bruchstücke nur aus einzelnen Anführungen, auS Schwerin's Papieren entnommen worden sind, weshalb wir denn die vollständige hier folgende Mittheilung der­

selben nicht für überflüssig'halten.

Beiläufig bemerke» wir noch, daß wir in unserm Exemplar von Zwanziger's Jncrementa rc. nirgends

haben finden können, daß, wie Herr v. Orlich in seinem ersteren Werke S. 53 daraus anführt: das Testament in des Zwanziger's Gegenwart verbrannt worden sei,

vielmehr erscheint diese Angabe, nach dem was wir weiter hin in den Erläuterungen ans Zwanziger's Handschrift

angeführt haben, als unrichtig und völlig grundlos.

Zur Geschichte

Friedrich Wilhelms des Großen Churfürsten von Brandenburg.

Drei A k t e n st ü ck e.

1) Dispositio (Testament) des Churfürsten Friedrich Wilhelm

vom 16. Januar 1686. 2) Codicill, vom 28. April 1688. 3) Vergleich des Churfürsten Friedrich III., welchen er in Folge

jenes Testaments beim Antritt der Regierung, mit seinem Halb­ bruder, dem Markgrafen Philipp Wilhelm, errichtet hat.

ist bekannt, daß der Churfürst Friedrich Wilhelm ein Testament hinterlassen hat, in welchem er den Prinzen, seinen Söhnen zweiter Ehe, mehrere Landestheile vermacht hatte, indem

er glaubte, daß, da diese aus neuen von ihm selbst gemachten Erwerbungen beständen,

seiner Anordnung die Pacta familiae,

nämlich die bekannte Dispositio Alberti Achillis de Ao. 1473,

so auch der Geraische Vertrag von 159|, nach welchen sämmt­ liche Länder unter dem jedesmaligen Regenten stets unzertrennt

beisammen bleiben sollten, nicht entgegen stehe. Das Testament Friedrich Wilhelm's ist nun auch des­

halb merkwürdig, weil es die Veranlassung zu dem berüchtigten Revers gewesen sein soll*), welchen Friedrich III. als Chur­

prinz an Oestreich ausstellte, und in welchem er sich verpflichtete, nach seinem Regierungsantritt den Schwiebusser Kreis wieder an Oestreich zurückzugeben.**) In den Staatsschristen, welche in den Jahren 1740 und

1741 — betreffend die Ansprüche des Churhauses Brandenburg auf einige schlesische Fürstenthümer — in Druck erschienen, kommt

dieser Gegenstand mehrere Male zur Sprache.

(S. Kurze Beant­

wortung der Churbrandenburgischen näheren Ausführung des ic. gegründeten

Eigenthums des re. Preußisch - Brandenburgischen

Hauses auf die Schlesischen Fürstenthümer rc. Ao. 1741.

*) Pölih Geschichte der Preuß. Monarchie. S. 356. **) Siehe Oleuschläger'ö Geschichte des Intcrrcgni ! 281.

Da-

10

mit ist zu vergleichen die Preußische Widerlegung, welche den Titel hat: Kurze Remarken über die von Seiten der Königin von Ungern publicirte, so genannte:

Kurze Beantwortung ic.)

Namentlich wurde östreichischer Seits behauptet:

„Es habe sich

der Churfürst (Friedrich Wilhelm) von dem nexu imperii los­ machen wollen, und wäre zu dem Ende im Begriff gewesen,

eine dem Reiche und Churhause schädliche Alliance zu schließen, welche dahin abgezielt hätte, daß der Churfürst (den übelgesinnte

Leute gegen den Kaiser ausgebracht hätten) bei Gelegenheit der

von Frankreich angestellten Beunions-Kammer sich mit Frankreich habe verbinden, und NB. von dem Reiche abziehen wollen.

Zu

dem Ende hätte der Churfürst das zum Präjudiz des Churprinzen verfertigte Testament bei gedachter Krone niederlegen, und

den Churprinzen dadurch nöthigen wollen, bei diesem schädlichen Bündniß zu verbleiben (!).

Weil aber der Churprinz gesehen

hätte, daß er dadurch dem Willen einer fremden Macht würde

unterworfen sein, die Zeiten auch so beschaffen, daß man leicht einen neuen Krieg, der auch 1688 erfolgt, voraussehen können;

so hätte derselbe bei dem (Kaiserl. Gesandten) von Freitag, Rath gesucht, diesen gefährlichen Streich zu Hintertreiben, und

demselben ultro den vorangeführten Revers (nach seinem Regie­ rungsantritt den Schwiebusser Kreis zurückzugeben) offerirt und ausgestellt, welcher den Effekt gehabt, daß der Churfürst sein Testament geändert,

alles was gefährliches darin

(gegen den

Churprinzen) geflossen, ausgelassen*), und solchergestalt sei das

Churhaus von seiner innerlichen Spaltung mithin von dem Un­

tergang gerettet worden."

Ferner heißt es daselbst:

„Dieses

alles (das Testament ic.) sei bereits am 19. Januar 1680 bei dem erzürnten Churfürsten (durch

böse dem Kaiser abgeneigte

Leute) zu Wege gebracht, das Testament selbst aber (von wel­ chem niemand als der Canzler Jena und ein Secretarius an­

fangs Wissenschaft gehabt) noch bis 1681 geheim gehalten, in diesem Jahre aber am 18. Mai in dem geheimen Rathe dem

Churprinzen zugemuthet worden, es in dorso nebst denen ge­ heimen Räthen zu unterschreiben."

*) Dieses ist nicht geschehen. XXXVI. ad 89.

Man sehe: Kurze Remarquen ic. Seite

11 Ob nun gleich Friedrich d. G. in seinen memoires pour servir ä l’histoire de Brandebourg in zweifelnden Ausdrücken

von einem solchen Testament zu sprechen scheint; so ist es doch keinem Zweifel unterworfen, daß es wirklich vorhanden gewesen

ist.

Es geht dies auch schon aus der oben angeführten Schrift:

Kurze Remarquen ic. hervor, wo Seite XXXIV. ad 80, des eben erwähnten Protokolls vom 18. Mai 1681 als wirklich vor­ handen gedacht wird; ferner auch, daß ein späteres Testament, welches vom Churfürsten am 9. Febr. 1686 vollzogen worden,

in Wien niedergelegt wurde.

Und wir werden auch aus dem

hier folgenden Testamente ersehen, nicht nur, daß der Churfürst Friedrich Wilhelm am 30. Januar*) 1680 wirklich ein Te­

stament errichtet, und es am 18. Mai 1681 vollzogen hat, son­ dern auch, daß er schon früher mehrere „Testamenta, Dispositiones und Codicille" errichtet gehabt.

Von allen frühern und spätern Testamenten dieses Chur­ fürsten, ist nur das vom 23. März des Jahres 1664 öffentlich

bekannt; es befindet sich in Lünig's Reichsarchiv Pars special: Cent: II. p. 182.

Von den früheren Dispositiones rc. hat man

bis jetzt keine genaue und bestimmte Kenntniß gehabt.

F. K.

Moser in seinem Patriotischen Archiv T. IX. S. 139 ff. giebt eine

sehr weitläufige Abhandlung über diesen Gegenstand;

er

erwähnte darin das obengedachte Testament von 1664 und sodann

ein anderes vom 16. Januar 1686.

Von diesem

letzten soll

Gundling eine Abschrift erhalten haben, zum Behuf der Ge­ schichte Friedrich's I., welche er schreiben sollte.

Nach seinem

Tode ist diese Abschrift mit andern Gundling'schen Papieren in die Hände des Königl. Pr. Geheimen-Raths von Berg

gekommen, der sie Buchholzen mittheilte, welcher dann in seiner

Geschichte der Churmark Brandenburg Theil IV. S. 173 einen kürzen Auszug daraus gegeben hat. Ein drittes Testament theilt Moser a. a. O. S. 188 voll­ ständig mit, aus einer Handschrift, die ihm „aus einem Archiv"

mitgetheilt worden war.

Es soll auch sein Vater (der Königl.

*) I» den Remarken steht wahrscheinlich irrthümlich der 19. Januar, oder es hat der Verfasser der Remarquen nach dem neuen Styl gerechnet, welcher im 18. Jahrhundert um 11 Tage differirt.

12

Dänische Staatsrath Joh. Jac. Moser) eine Abschrift davon besessen haben, welche aber schon 1775 nicht mehr vorhanden

gewesen. Dieses dritte Testament ist unterschrieben: „So geschehen auf meinem Lusthaus Potsdam, den 20. Martii

1688 und im 78 (!!) Jahre meines Alters, auch im 58 (!) meiner Gottlob glücklichen Regierung. Friedrich Wilhelm,

Churfürst zu Brandenburg." Es befinden sich in diesem Aktenstücke so viele Irrthümer

und Widersprüche, ja sogar klarer Unsinn, daß es offenbar als unächt erscheint; und Moser selbst, der S. 214 alle Widersprüche

durchgeht, gesteht, „daß, wenn es der Churfürst wirklich verfaßt

habe, man ihm wohl nicht zu viel thue, wenn man den sonder­

baren Inhalt mit einer Fieberhitze entschuldige, in der er halb gedacht und halb gefabelt, gleich wohl aber das zu dictiren an­

gefangene opus ununterbrochen fortgesetzt hat." Was

nun das von uns hier mitgetheilte Testament und

Codicill Friedrich Wilhelm'ö, und den Vergleich Friedrich'S

III. betrifft, so scheint unsere Handschrift (welche auch noch die Dispositio Alberti Achillis, von 1473, den Gemischen Vertrag

de Ao. 1598 revidirt 1599

und confirmirt 1603,

und

„ein

Verzeichniß der Stifter, welche nach dem Passauischen Vertrag

eingezogen und reformirt worden, auch was von unterschiedlichen Fürsten nach der Zeit dawider gehandelt worden", enthält) eine

gleichzeitige Abschrift, von einer geübten Kanzellistenhand zu sein. Das Testament ist datirt: Potsdam, den 16. Januar 1686, und an demselben Tag vollzogen.

Es leidet wohl keinen Zweifel,

daß es dasselbe ist, wovon das Original, wie in den Kurzen

Remarquen gesagt wird, (siehe oben) am 9. Febr. 1686 in Wien deponirt wurde,

mithin das wahre zuletzt verfaßte Testament.

Der kurze Auszug, welchen Buchholz a. a. O. daraus giebt, ist zwar sehr mangelhaft und unvollständig,

enthält jedoch keine

Unrichtigkeit, oder Etwas was dem Inhalte unseres Manuskripts

widerspräche.

Ebenso verhält es sich mit dem, was Zwanziger

in der noch ungedruckten Schrift: Incrementorum Domus Brandenburgicae Tom. VIII. Cap. VI. daraus anführt.

schichte

des Testaments

Zur Ge­

geben wir noch folgende Notizen aus

13 diesem Jncrement.

L. c. heißt es:

»Wie von denen Familien-

Pacten weder Churfürst Johann Siegmund noch George Wil­ helm

abgeschritten,

auch

der

glorwürdigste Churfürst Friedrich

Wilhelm, die Glorie Reputation und Ausnahme der Churfürstlich Brandenburgschen Familie,

in Zusammenhaltung

des gesamten

Churfürstenthums Herzogthümer Fürstenthümer und Lande, alle­ zeit gesetzet,

und bei seinem Leben,

von keiner Zergliederung

derselben sonst wissen noch hören wollen,

auch

desfalls

schon

präliminariter Ao. 1666 (?) per Testamentum unter seine da­

maligen drei Herren Söhne, den Churprinzen Carl Emilium, Prinz Friedrichen und Ludewichen, gewisse provisional Vorsehung gethan.

Also ist es auch nach seinem Tode dabei verblieben,

und sind seht regierende Churfürstliche Durchlaucht Friedrich III. Alleiniger Regente der Churfürstl. Brandenb. Lande.

Indessen

hat Churfürst Friedrich Wilhelm doch Ao. 1688 (?) vor seinem

Absterben ein Testament gemacht, wie es unter seinen Herren Söhnen nach seinem erfolgten Tode soll gehalten werden; hat

auch zum Executore sothanen Testament den Römischen Kaiser Leopold I. verordnet, und das Testament am Kaiser!. Hofe bei­

legen lassen.

Es

ist aber sothanes Testament oder Dispositio

inter liberos also beschaffen, daß darin die obberührte Pacta familiae und die ewige Pragmatische Sanction in vielen Stücken

praeteriret oder geändert, und sonderlich vieles praesudicirliches

wider des Chur-Erbens Interesse darinnen verordnet worden,

desfalls denn solches Testament auch keinen Bestand haben können." Cap. VII. Tit. III. — „Ob zwar der höchstselige Churfürst

(F. W.) sothanes Testament, dem Churprinzen jetzigen Churfür­ sten Friedrich III. zu unterschreiben vorgelegt, er auch solches un­

terschrieben; so ist doch das Testament verschloßen gewesen, und Ihm vorhero nicht communiciret worden.

Wie er denn auch

nicht vermeinet, daß contra Pacta familiae darin etwas enthalten,

anderergestalt

er die Untcrschreibung desselben würde refusirt

haben." Cap. IX. Tit. III. etc. — „ Hierbei ist zu annotiren, daß,

wie obgedacht der höchstselige Churfürst Friedrich Wilhelm Jhro Kaiserliche Majestät zum Executore des Testaments verordnet, und davon ein Original nach Wien verschloßen legaliter deponiren lassen, solches Original bis dato noch aldorten gelegen, und

14

nicht eröffnet ist.

Denn weil weder der Churfürst Friedrich III.

noch die Herren Markgrafen um Eröffnung, weniger exequirung

desselben angehalten; so ist selbiges Testament also verschloßen liegen geblieben.

Da nun selbiges durch derer hohen Interes­

senten gütliche und anderweitige Unterhandlung cassitet und un­

gültig ist, und die Herren Gebrüder, und deren Nachkommen ihre Reversales halten müssen.

Als ist selbiges Testament Hinwider

abgefordert und cassiret, damit es nicht etwa in anderer und widriger Gemüther Hände gerathen möchte.

Es hat sonst die

Disposition (Deposition?) sothanen Testaments schon Ao. 1696. und 1697.

Seiner Churfürst!. Durchlaucht Lehns negotio ver­

schiedenen Verdruß gemacht, denn die Kaiserlichen, so lange so-

thanes Testament annoch depontret war, allerhand difficultaeten gemacht, die obigen Reversalien zu agnosciten und in dem Lehn­

briese, derselben,

anstatt der alten auch obberührten Divisions

Clausul*) auf welcher das Testament größtentheils beruhet, zu gedenken.

Sonsten vermeinten

Reichs Viee-Kanzler,

die Kaiserl. Ministri und der

wenn das Testament vom Kaiser sollte

abgefordert werden; so müsten alle Interessenten darum schrift­ lich per Memoriale sollicititen und die Abfederung legaliter, so

wie die Disposition (Deposition) gewesen erfolgen.

Allein Se.

Churfürstl. Durchlaucht wollten die Retradition ohne Solennitaeten haben, wie sie auch endlich wohl darin reussitet."

Bald nachher sind jedoch diese Reversales, welche die bei dem Testamente betheiligten Prinzen, dem mit Churfürst Fried­

rich III. geschlossenen Erbvergleich gemäß, ausgestellt hatten, dem Reichs Hofraths-Collegio als dem Lehngerichte producirt, von dem Kaiser für gültig erkannt und auch „dem adjustirten Neuen *) Dies bezieht sich darauf, daß in den Churfürstlichen Lehnbriefen, na­

mentlich in den Reichslehnbriefen von 1685, so der Testator, Churfürst Fried­ rich Wilhelm, von dem Kaiser Leopold L empfangen, die Clausula extensiva,

die der Kaiser Friedrich III. ber Confirmation über Alberti Achillis Dispo­

sition inseriret, enthalten ist, nach welcher

„denen Churfürsten und Markgrafen zu Brandenburg freistehen soll, von (mit) ihren Schlößern, Landen und Leuten, frei unter sich zu thun, und solche einander zu übergeben." Was gegen diese Clausula extensiva zur Begründung der Ungültigkeit des Testamentes Friedrich Wilhelms angeführt wird, kann bet Zwanziger

Cap. VII. Tit. III. nachgelesen werden.

Anmerk. d. H.

15 Churfürst!. Neichslehnbriefe", in dem Concept und Original, nach­

folgenden Inhalts inseriret worden,

(wie) „Auch die, in dem Chur- und Fürstlichen Hause Bran­

denburg hiebevor aufgerichteten, und zwischen des jetzigen

Churfürsten (F. III.) Liebden und Dero Brüder jüngst­ hin von neuem durch Deroselben des Churfürsten Libden

angestellte bei uns producirten Reversales bestätigte Ver­ fassungen solches weitläuftiger mit sich führen. “

Von dem zweiten Aktenstücke, dem Codicill de dato Pots­ dam d. 28. April 1688. (also einen Tag vor des Churfürsten

Tod errichtet) ist, so viel uns bekannt, noch nirgends Erwähnung geschehen.

Das dritte Aktenstück, der Vergleich, welchen Churfürst Fried­

rich 111. den 3. März 1692 in Folge des väterlichen Testaments mit seinem Halbbruder Philipp Wilhelm errichtete, ist eben­

falls (seinem ganzen Umfange nach) noch nicht öffentlich bekannt. Nur ein sehr unvollständiger Auszug von wenigen Zeilen befindet sich in: Buchholz Geschichte der Churmark.

Theil 4. S. 184.

Die Authenticität aller dieser Aktenstücke ist keinem Zweifel

unterworfen.

Nicht nur der ganze Inhalt, der Zusammenhang

und die Uebereinstimmung unter einander, so wie die ganze Fas­ sung derselben sprechen dafür, sondern auch alle vollkommen er­

wiesene Nachrichten von dem Leben und der Stellung der betheiligten Prinzen ergeben sich als Folgen jenes Erbvergleichs, der ihre Verhältnisse ic. ordnete und feststellte, *) und der wie­ der mit dem Testamente in der genauesten Beziehung und Ueber­ einstimmung steht.

Es findet sich in allen drei Aktenstücken auch

nicht ein Umstand, der mit den aus der Brandenburgischen Ge-

*) Man kennt zwar bi» jetzt kein Aktenstück über den Vergleich, weleben

der Churfürst mit seinen übrigen Halbgcschwistern geschloffen hat, allein cs

leidet keinen Zweifel, daß er in gleicher Art, wie mit dem Markgrafen Phi­ lipp Wilhelm, so auch mit den Uebrigen stattgefundcn hat, wie sieb aus ihrer ganzen Stellung ic. «giebt.

16 schichte überhaupt als erwiesen bekannten Thatsachen in einigem Widerspruch stände; vielmehr wird alles darin Enthaltene durch selbige bestätigt, wie fich unter mehrerem auch besonders aus den schon erwähnten Staatsschriften über die Ansprüche des Preußisch-Brandenburgischen Hauses aus einige schlesische Fürstenthümer (die bekanntlich nach archivarischen Aktenstücken ver­ faßt sind) ergiebt. Uebrigens bemerken wir noch, daß in dem Ab­

druck die Orthographie rc. der Handschrift beibehal­

ten ist.

Churfürst Friderici Wilhelm!

Dispositio. Im Nahmen der heiligen unzertrenten Drey-Einigkeit, Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen

Geistes.

Amen.

28ir Friedrich Wilhelm von Gottes Gnaden Marggraff zu

Brandenburg des Heil: Röm: Reichs Ertz-Cämmerer und Chur­

fürst ic.

Thun kund und bekennen hiemit öffentlich:

Nachdem

Wir in Erinnerung Unserer Sterblichkeit, und damit Wir aller Unordnung Streit- und Widerwärtigkeit und Mißverständniß bei

Unsern Nachkommen, nach Unserm Tödtlichen Hintritte, welcher in Gottes Händen stehet, zuvorkommen und verhüten möchten,

vor diesem allbereit zu verschiedenen mahlen einige Dispositiones

und letzte Willen gemachet und aufgerichtet, seither» aber aus ungezweifelter Schickung Gottes Unß mit der Durchlauchtigsten Fürstin, Frauen Dorotheen, Marggräffin und Chur Fürstin zu

Brandenburg,

gebohrnen

Hertzögin

zu

Schleswig Holstein ic.

wieder vermählet, und der Allgütigste Gott Unß mit Ihrer Ld:

in Unserm Ehestände, nach seiner väterlichen Barmherzigkeit mit Printzen und Printzeßinnen reichlich gesegnet; Alß find Wir da­ her bewogen worden alle vorhergehende Testaments, Dispositio­ nes und Codicille, so wir vor diesem jedesmahl gemachet, und in

specie desjenige Testament, welches Wir am 29ten Januar Ao. 1680. verfertigen laßen, und den 18ten May 1681. vollenzogen,

hiedurch dergestalt zu ändern, zu cassiten und auf zu heben, daß

dieses nachgesetzte nunmehr» einig und alleine Unser Testament, letzter Wille und endliche Disposition seyn und dafür gehalten werden soll.

Thun auch solches hiermit und Krafft dieses in

2

18 der allerbesten Form, wie solches nach Recht und Gewohnheit, am beständigsten geschehen soll, satt oder mag, bedingen darnebenst auch und wollen, daß da dieser Unser letzter Wille nicht

als ein zierlich Testament in allen seinen Stücken, requisitis und

Solennitaeten, wie die auch Nahmen haben, und ersordert wer­ den möchten, zumahlen Wir auch ohne dem daran nicht gebun­

den, bestehen könnte, daß es doch alß ein Codicill dispositio inter

Liberos, Donatio mortis causa, und vor allen Dingen als ein recht Churfürstl: Testament,

alß welches denen Gemeinen So­

lennitaeten nicht unterworfen, zu allen Zeiten gelten, dafür ge­

halten, und von Niemand in Zweifel gezogen oder gesetzt wer­

den möge. Anfänglich nun, nachdem Wir Unsere Seele Unserem Himm­ lischen Vater, durch Jesum Christum in Krafft seines Heil: Gei­

stes jetzo und zu aller Zeit anbefohlen haben, wollen Wir, daß Unser Hinterbliebener Cörper, von Unsern Erben und Successoren in der Chur zu Cölln an der Spree in der Kirchen zur

Heiligen Dreyfaltigkeit, 'an dem Ohrte da Unsere verstorbene Gemahlin beygesetzet, Churfürstl: Gebrauch nach beerdiget und

bestätiget werde. So viel hiernechst Unser Churfürstenthum, Hertzogthümer, Fürstenthümer, Graffschafften und Herrschafften, in und außer­

halb Reichs, auch alle Unsere andern Erbschafft, es sey an Land Leuthen, Ritterschafften, Städten, Vestungen, Schlößern, Flecken,

Dörfer, auch denen Zubehörungen, Recht und Gerechtigkeiten,

actionen und Zusprüchen, Mobilien und Immobilien, Artillerie,

Munition,

Magazinen,

Zeughäusern,

Bibliothec, Stall Rüst-

Cammer, sammt allen, was darin zu befinden, alle Stuttrreyen befindlichen Pferden, Schilderepen Tapeten, Silberwerk, Pretiosen, welche zur selben Zeit vorhanden seyn

mit allen darin

werden, angehet; In denen setzen und constituiren Wir, den Durchlauchtigsten Fürsten,

Unsern

vielgeliebten

Ältesten Sohn,

Herrn Friedrichen Marggraffen und Chur Fürsten zu Branden­ burg re. zu einen Universal Erben, hiermit und Krafft dieses ein,

und wollen daß deßelben Ld: alsobald nach die gewöhnliche Huldigung

Unserm Todesfall,

geleistet werden soll.

Alldieweilen

auch zur Erhaltung des Chursürstl: Hauses Ehre und Aufneh­

men daran gelegen, daß die jüngern Printzen Ihren zureichen-

19

den Unterhalt haben, Ihren Fürstl: Staudt führen und also die

Nngelegenheiten verhütet werden mögen, welche in andern Fürstl: Häusern ein und der ander Junge Fürst mit Enderung der Re­

ligion, und andern schädlichen Vornehmen, zu des Hauses höch­ sten Schaden und Nachtheil verursachet, überdem zu der Zeit

alß die Pacta Familiae

aufgerichtet, die

Sache sich gantz in

einen andern Zustand sich befunden, und darauf so viel diesen

Solchem-

Punct belanget, vorjetzo nicht reflectirct werden kann. nach ordnen, setzen und wollen Wir, daß

Unser

vielgeliebter

zweyter Sohn erster Ehe, Herr Ludewig Marggraff zu Bran­ denburg ic. alle und jede Ein- und Aufkünffte des Fnrstenthums

Mind en ohne Unterschied haben, einnehmen und behalten, und

zu Ihrer Ld: Fürstl: Unterhalt anwenden, auch Ihre Residentz in gedachten Fürstenthum nehmen und haben möge, zu welchen

Ende auf Unser nach Gottes Willen erfolgenden Absterben, alle Beamte

und berechnete

Diener, an

Sie

verwiesen, auch die

Regierung in Ihrem Nahmen gesühret, die von dem Fürsten­ thum dependirende Lehne von Jhro conferiret, die Huldigung nechst dem Chur Fürsten Ld: auch Jhro geleistet, und die Räthe,

auch andere Beamte und Bediente dergestalt in ihren Eyden und Pflichten stehen sollen, daß überall nichts befohlen oder gethan

werde, was auf einigerley Weise zu des Chursürstl: Hauses praejuditz und Nachtheil gereichen könnte, dahero dann auch Ihre Ld: mit Vorwißen und Brüderlichen Einrathen des Churfürstens,

Räthe und Beamte annehmen und erlaßen mögen.

Was auch

Unsere in Gott verstorbene Gemahlin, diesen Unsern Sohn Printz Ludewigen an Geld und Einkünffte auf Unsere Veranlaßung ver­

machet, solches alles bleibet Ihrer Ld: gleichergestalt, und soll

dahin gesehen werden,

im Fall es nicht allbereit bei Unserm

Leben geschehen, daß selbiges Geld, an ein anständiges Stück

Guht angeleget, und also endlich stets bei Unserm Chursürstl: Hause verbleiben möge.

Ferner

ist

Unsere

beständige

Willens Meinung,

setzen und wollen auch, daß Unser vielgeliebter

Erster

ordnen, Sohn,

zweyter Ehe Herr Philipp Wilhelm ic. tot: tit: des Fürstenthums

Halb erst adt und Graffschafft Reinstein alle und jede Auf- und Einkünffte ohne Unterschied haben, einnehmen behalten und zu

Ihrer Ld: Fürstl: Unterhalt anwenden, auch Jhro Residentz in 2*

20 gedachten Fürstenthum nehmen und haben mögen, gestalt dmn auch alles, waS von Anweisung der Beamte auch Führung der

Regierung, Collation der Lehne, Huldigung und Annehm- und Erlaßung der Räthe und Beamte, beydem Fürstenthum Minden

vorhero verordnet, auch

alhier bey

dem Fürstenthum Halber­

stadt, in allen Stücken geordnet und wiederholet seyn soll. Alß auch die Ämter, welche von der Graffschafft Hohenstein, Unß

in dem Westfälischen Friedens Schluß zugeeignet, und jetzo die Graffen von Witgenstein inne haben, zu dem Fürstenthum Hal­ berstadt und deßen Hoheit gehören.

Wir hiermit

Unsers

So erinnern und ermahnen

vorhochgedachten Sohnes, Herrn Philip

Wilhelms Ld: daß dieselbe dahin sehen, damit gemeldete Hohensteinsche Ämter, wieder hergebracht werden, auf welchen Fall

den Ihre Ld: sich derselben eben wie des Fürstenthums Halber­ stadt zugebrauchen.

Von wegen dieser beiden Fürstenthümer Minden und Hal­ berstadt, sollen unsere vielgeliebten Söhne, Herr Ludewig und Herr Philip

Wilhelm,

auf den

Reichs-Tagen

Sessionem

et

votum zwar behalten, doch daß das Votum alle zeit in ihrem

Nahmen von dem Churfürst!: Gesandten geführet, daßelbe auch dem Churfürst!: Voto allezeit conform sey.

Damit es aber, in

dem Halberstadt welches den Vorsitz hat, dem jüngern Sohn Herrn Philip Wilhelm, auf Arth und Weise wie vorstehet, des Votirens und unterschreibens des Reichs-Schlußes halber keine

Irrung gebe; so soll der Churfürst!: im votiren sagen:

Im Nahmen Herr Marggraffs Ludewigs und Herr Philip Wilhelms wegen Halberstadt und Minden suo loco et ordine.

Wenn sie aber den Reichs-Abschied unterschrieben, so soll ihrer beyder bey Halberstadt und Ihrer beyder bei Minden gedacht werden, alß Herr Marggraff Ludewig und

Herr

Marggraff

Philip Wilhelm wegen Halberstadt, und eben so auch beyder bey dem Fürstenthum Minden gedacht werden.

Waß die Cräyß-

Tage belanget, sollen sie zwar dieselben beschicken, davon aber zuvor allezeit mit dem Churfürsten communiciten, und diejenigen, welche Sie dahin abschicken,

anders nicht instruiren, als wie

es der Churfürst für das Churfürstl: Hauses besten befinden und krachten wird.

21 Wegen Unsers zweyten Sohnes der andern Ehe Herr Al­ brecht Friedriche» Marggrafens zu Brandenburg ic. tot: Tit:,

wollen, setzen und ordnen Wir, daß gleich wie deßen Brüder Herr Ludewig und Herr Philip Wilhelm alle Ein- und Aus­ künfte des Fürstenthums Minden und Halberstadt, auch die Collation der der Lehen, Huldigung und Annehm- und Erlaßung

der Räthe und Beamten gegeben, Herr Marggraff Albrecht Friedrichs Ld: auf gleiche Weise die Graffschafft Ravensberg

haben, behalten, gebrauchen, regieren und genießen, auch die Crays-Tage beschicken solle. Ferner ordnen, wollen und setzen Wir, daß unser dritter Sohn aus der zweyten Ehe Herr Carl Philip Marggraff zu

Brandenburg re. haben, behalten und wie deßen vorige Herrn Brüder die Fürstenthümer und Graffschafften genießen und re­ gieren solle die Graffschafften Neugardten und Massow, die Herrschafften Lauenburg und Bütow wie auch die Sta­

rostey Draheim, würde aber die Crone Pohlen, die auf die Staroftey stehende Forderung der 120,000 Thaler abtragen, alßdann sollen Ihre Ld: diese Summe zu Erkaufung eines ansehn­ lichen Stück-Gutes anwenden, und daßelbe gleichfalls erblich behalten. Soviel die renovation der Lehen wegen Lauenburg und Bütow bei der Cron Pohlen betrifft, so soll deßhalb der Chursürst Sorge tragen, und dieselbe nach Anweisung der Bran­ denburgischen Pacten verrichten laßen. Über diesen soll dieser

Unser dritter Sohn zweyter Ehe Carl Philip bei sich ereignender Vacantz, auch die Dohm-Probstey zu Magdeburg bekommen und Ihrer Ld: dieselbe ohne alle Wieder Rede und Difficultaet conferirct und gelaßen werden, wie Wir den Unserm ältesten

Sohn und Chur Printzen hiemit injungiten und ernstlich vermah­ nen, dieses alsdann dahin zu richten, und seinen Bruder zu dieser DohmProbstey zu helfen, und denselben dabei zu schützen. Endlich so wollen, ordnen und setzen Wir daß Unser vierter Sohn anderer Ehe, Herr Christian Ludewig Marggraff zu

Brandenburg ic. haben, behalten, und wie Dero Herrn Brüder das Ihrige, genießen soll das Amt Egeln, ingleichen daß jetzt gedachten Unsers Herrn Sohnes Christian Ludewigs Ld: zum

Herr-Meisterthums Sonnenburg erwehlet und declamet werden,

und denn auch bei ereignender Vacantz die DohmProbstey zu

22 Halberstadt überkommen solle.

Wie Wir denn auch alhier wie­

derum Unsern ältesten Sohn und Chur Printzen injungiten und

jhn ernstlich ermahnen dieses auf begebende Fälle dahin zu rich­

ten, und seinen Bruder zum Meisterthum und Dohm Probstey zu befördern und zu verhelfen. Über diesem allen, wollen Wir auch setzen und ordnen, daß ein jedweder von Unsern jünger»

Söhnen, welcher bei Unserm Leben damit nicht allbereit versehen worden, von Unserm hinterlassenen Silberwerk ein Servis auf

der Tafel gegeben werde. Gleich wie es nun bei vorgehenden allen sein unveränder­

liches Bewenden hat,

allso wollen setzen und ordnen Wir je-

dennoch hiemit und Krafft dieses, daß über allen diesen Stücken, Fürstenthümer, Graffschafftcn, Herrschafften und Ämtern, aus welchen Wir Unsere jünger» Herrn Söhnen aus beiden Ehen,

alle Ein- und Aufkünffte erblich verschrieben, die superioritaet, als Landes-Folge Contribution und derselben Austreibung, das Recht Bündniß zu machen oder Jus Foederum, das Recht an­

dern den Durchzug zu verstatten, die (Sinquartirung der Soldaten und das Jus Praesidii Unserm ältesten Sohne und allezeit (dem)

regierenden Churfürsten verbleibe, und dieselbige Jura allein und privative zu exerciren habe, jedoch mit solcher Brüderlichen mo­ derat ion, daß dadurch die Unsern jüngern Herren Söhnen ver­

ordnete Fürstl: Standmäßige Einkünfte nicht geschmälert vielwe­ niger gar absorfcirct werden, dann sich denn auch Unsern jün­ gern Herren Söhne in allem gehorsam zu bezeigen, und Unser sonderbare Väterliche Vorsorge, welche Wir vor Sie tragen, und

in der That auch in diesen Unserm letzten Willen bezeiget mit Dank zu erkennen.

Dahingegen ist Unser künftiger Successor

der Churfürst gehalten, diese seinen Herrn Brüdern zu Ihren

Unterhalt angewiesene Lande und Stücke wieder alle von aus­ wärtigen befahrenden Auflagen, Contributiones, Marches, Einquartirung, Durchzüge, Still-Lager, und dergleichen nicht weniger

zu schützen und zu vertheidigen, als Dero übrige Lande, wovon

Ihre Ld: die Einkünfte selber genießen. Die

Gouverneurs

und

Commendanten

sollen

auch von

Unserm ältesten Sohn dahin angewiesen werden, daß wenn deßen

jüngere Herren Brüder gegenwärtig, Sie die Gouverneurs und Commendanten von Ihnen das Wort nehmen, auch sonst Ihnen

23 allen gebührlichen und schuldigen Respect erweisen.

Es sollen

aber auch Unsere jüngere Herren Söhne schuldig und gehalten

seyn, das nöthige Holtz

für die Garnison wie auch zu denen

Pallisaden und andern nöthigen Gebäuden abfolgen, und durch

die Unterthanen ohne entgeld

zu laßen.

ansühren

Jngleichen

dem Churfürsten, so offt derselbe vor sich oder auch mit seine

Hoffstaat in die Clevische Lande, oder wieder herausziehet, mit bedürfenden Fuhre versehen laßen. Wenn nun ein und der andere von Unsern jüngern Söh­

Männliche Erben verstürbe, so

nen nach Gottes Willen ohne sollen die von des verstorbenen

Antheil

fallenden Einkommen

unter die übrigen jüngern Brüder gleich getheilet, und die Ad­

ministration und die Regierung in aller Nahmen geführet werden. Damit auch so wohl Unsers ältesten Sohnes und künftigen Churfürstens Ld: desto beßer

bedienet, Unsere jüngere

aber auch mehrere Ergötzlichkeit und Unterhalt haben.

Söhne

So er­

mahnen Wir Ihre Ld: hiemit Väterlich, wollen es auch eigent­

lich, daß Sie in den Landen, in welchen Stadthalter nöthig, niemand anders als Dero Brüder, darzu nehmen, und bestellen,

indem Sie derer Treu und Affection vor andern allezeit zur Gnüge versichert seyn können.

Dafern es aber dem Allerhöchsten

nach seinem unveränderlichen Willen gefallen sollte, Unsern älte­ sten Sohn ohne eheliche Männliche Leibes-Erben, aus diesem ver­

gänglichen Leben ab und zu sich zu fordern, denen Wir doch vielmehr

langes Leben glückliche Regierung und Erben bis an den jüng­

sten Tag von dem Allerhöchsten substituircn

Wir Ihm hiermit

Gott wünschen, Unsern

Ludewig Marggrafen zu Brandenburg

solchenfallß

zweyten Sohn Herrn und deßen

Männliche

descendenten

Und wenn dieser und deßen Eheliche Männliche

Leibes-Erben

nicht mehr wären, Unsern dritten Sohn Herrn

Philip

Wilhelm Marggrafen

zu Brandenburg ic.

und

deßen

Männliche Descendentes, und wenn die auch nicht mehr wären, Unsern Vierten Sohn, Herrn Albrecht Friedrichen Marggrafen

zu Brandenburg u. und deßen Männliche Eheliche Leibes-Erben, wären Unsern fünften Sohn,

und wenn die auch nicht mehr

Herrn Carl Philippen Marggrafen zu Brandenburg, und deßen

Männliche Descendentes, und wenn die auch nicht mehr wären, Unsern sechsten Sohn, Herrn Christian Ludewigen Marggrafen

24 zu Brandenburg und

deßen Eheliche Männliche Leibes-Erben,

Einen nach dem andern, dem bei Unserm Churfürstlichen Hause gebräuchlichen Juri Primogeniturae gemäß.

Und weil Wir Unserer hertzvielgeliebten Gemahlin Ld: be­

ständige Liebe und gewünschete Beywohnung, auch getreue Pfle­ gung in Unsern Krankheiten,

und daß Sie

Unß bei Unsern

vielen schweren mühsamen Reisen und Märchen mit ihrer höch­

sten Ungelegenheit allezeit begleitet, und nimmer verlaßen, wie

nicht weniger Ihrer Ld: recht Mütterliche Sorgfalt für Unsere

sämmtliche Kinder, zu Unsern

sonderbaren

Vergnügen

allezeit

verspühret, und Unß dabei erinnern daß Ihrer Ld: in denen mit Ihr aufgerichteten Ehe-Pacten nach nicht also versorget, daß

Sie Unß zu Ehren und wie es sich gebühret, Ihren Staat im Wittwenstande führen könnte; So ordnen setzen und wollen Wir

hiemit und Krafft dieses, daß

Ihrer Ld: über dasjenige was

Ihr in den EhePactis, und darnechst, wegen der Sylowischen Dörfer verschrieben, auch die Einkünfte Unsers in dem Hertzogthum Preußen gelegenen Amtes Tilsit nebst Quekernese (gelas­

sen werden sollen, und zu dem Ende solches Amt wie auch Que­ kernese) Ihrer Ld: zeit Ihres Lebens eingeräumt werden soll,

und weil Wir Potsdam mit Unsern eigenen Geldern eingelöset, und die dazu gelegte Adliche Güter erkaufet, so soll nicht allein besagtes Potsdam Unsrer Hertzvielgeliebten Gemalin Ld: Zeit

Ihres Lebens nebenst allen Nutzungen und Pertinentien, wie

auch befindlichen Mobilien und Silber zum Genieß verbleiben, sondern es sollen auch Dero mit Unß erzeigte Kinder eS nicht

ehender schuldig

seyn abzutreten, bis denenselben die Summa

von Ein mal hundert und Sechzig Tausend Rthaler erleget,

immaßen es Unß außer dem Bau noch ein viel mehres gekostet.

Sollte auch Unsere hertzvielgeliebte Gemahlin nach Gottes Willen vor Unß versterben, so soll dennoch dieses vorhergesetzte Ihren mit Unß erzeigten Kindern also verbleiben, und Sie nicht schul­

dig seyn Potsdam zu räumen bis ihnen worden.

solches

Geld

erleget

Sollten Wir nun nach diesem noch mehr zu dem ge­

dachten Potsdam kaufen, so wollen Wir deßhalb eine Specification hinterlaßen, und soll sodann derjenige welcher Churfürst,

über die vorgemeldete Summe der 160,000 RTHaler auch das­

jenige was in Unsrer Specification enthalten seyn wird zahlen,

25 und Potsdam Ihm nicht eher abgetreten und eingeräumt werden. Wenn aber Potsdam wieder eingelöset werden sollte, so bleiben

dennoch alle die Meublen, Schilderten und Silber, worunter auch daßjenige zu rechnen, welches wir in Unserm Gemache und

Cammer stets gebrauchet, Unserer Gemahlin Ld: Kindern.

gleichen soll Ihre Ld:

In­

haben und behalten, den Trauring so

Dieselbe Unß gegeben, wie auch die beiden Trau- und Ver-

sprechungS-Ringe, so Wir von Unser!« Gott ruhenden Gemah­ lin Seel: empfangen, welche, da Wir solche Ihrer Ld: bey Un­ serm Leben nicht übergeben würden, derselben alsofort nach Un­

serm Absterben zu überliefern seyn.

Sollten Wir auch sonsten Ihrer Ld: in Einem Eigenhän­ digen Codicill noch etwas verschreiben und vermachen, soll sol­

ches eben so fest, gehalten werden, als wenn es diesem Testa­ ment mit inseriret wäre.

Unsere sämtliche Töchter und Deroselben Fürst!: Unterhalt und Versorgung, soll stch Unser ältester Sohn, allezeit auf das

beste angelegen seyn laßen und wenn Sie ausgesteuert worden, soll einer jedweden benebenst demjenigen was sonsten bei Unserm Churhause

gebräuchlich gewesen, auch nach

Proportion

deßen

waß aus der Chur Brandenburg an Fräulein-Steuer aufgebracht

wird, eben so viel aus andern währender Unserer Regierung Unß zugefallenen Landen, entrichtet werden.

Daferne es stch aber zutrüge, daß endlich auch Unsere Söhne zeitlichen Todes verfahren, und keine Eheliche Leibes-Erben hinter

stch verlaßen würden, so ist es zwar außer Streit, daß alßdann

auß Unsern Agnatis,

Herr Marggraff Christian

Ernsten zu

Culmbach Ld: und Deroselben Eheliche Männliche Leibes-Erben; Rach Deroselben Abgang aber Herr George Albrechts Mark­

grafen zu Brandenburg Hochseel: Gedächtniß hinterlaßene Söhne nach dieser Abgang aber Herr Marggraff Johann Friedrich zu Anspach Ld: und Dero Männliche descendentes an der Chur, und was derselben anhänget, die recht und nechste Erben seyn.

Wie auch, wenn nechst Unsern sämtlichen Söhnen, auch Unsere beiden Töchter,

welches der Liebe Gott in Gnaden verhüten

wolle, ohne Leibes-Erben abgehen, sollen in denen Clevischen und angehörigen Landen Unser vielgeliebten ältesten Schwester

der Hertzogin in Curland Frauen Louysen Charlotten hochseel:

26 Gedächtniß leibliche Erben und Descendenten,

und wenn die­

selben nicht mehr wären Unserer Schwester der Land-Gräffin in

Hessen Frau Hedwig

Sophien Hochseel: Gedächtniß

Erben und Descendenten die rechte Erben sein.

Wir auch deßwegen

allhier

einige sonderliche

Leibliche

Also haben

Disposition

zu

machen leine Uhrsach, sondern wie Wir auf solchen Fall, denen-

selben es gerne gönnen, darum so laßen Wir es auch dabey,

jedoch mit diesem ersuchen, daß Sie alles dasjenige, was Wir in diesem Unsern letzten Willen verordnet, ohne einige Disputat und Contradiction seine Krafft haben laßen.

Was aber Unsere allodialia, Fahrnis, Mobilia und Moven-

tia angehet, werden solche auf vorgesetztem Fall, da nähmlich, welches der Liebe Gott gnädiglich verhüten wolle, alle Unsere

Kinder ohne Descendenten abgehen sollten, alle ingesamt Unser sämtlichen Kinder AllodiaKStben, so alßdann die nechsten seyn werden billig zugewendet und gelaßen-

Es sollen auch Unsere Erben und Successoren verbunden

seyn, von nun an bis zu ewigen Zeiten die Evangelische, sowohl die Reformirte, alß die also genanndte Lutherische Religion bei dem freyen Exercitio jhres Gottes-Dienstes, auch den Genuß und Besitz aller Kirchen und Schulen, Renten und Hebungen wie

sie dieselbe anjetzo besitzen, oder künftig bekommen möchten, in allen und jeden Unsern Landen und

Herrschafften ungehindert,

und ungesperret, wie denn insbesondere bey der

auch die Reformisten

Dohm-Kirchen zu Heil: Dreyfaltigkeit genanndt, wie

auch bei ruhigem Besitz der andern Kirchen, so Wir vor sie all­

hier und anderswo, entweder bereits gestifftet und gewidmet, oder noch stifften möchten, gegen Männiglich, wer der auch wäre, zu

mainteniten und zu schützen, und dieses wollen Wir in specie von der Universitaet zu Erfurt an der Oder, der Reformirten Kirchen daselbst, und der sogenanndten Joachirnstbalschen Schule,

verstanden haben, daß nemlich dieselbe nicht allein bey denen von Unsern in Gott ruhenden Herrn Vater, und Unß gemachten Verordnung, und darzu gelegten Einkünfften allerdings erhalten, sondern auch die Professores und Praeceptores, so der Refor­ mirten Religion zugethan, bey Ihren Bedienungen, und indem

Stande, wie Sie sich bei Unsern Absterben befinden werden,

gelaßen, und in deren abgelebten Stelle andere so sich zu der

27 Reformisten Religion bekennen, und derselben

aufrichtig zuge­

than sind bestellet, und es damit zu ewigen Zeiten also gehalten

werden solle; Gestalt denn so viel jetzt gedachter Dohm-Kirche und Joachimstalsche Schule betrifft, wann ein Churfürst anderer

als Reformirtet Religion würde die Vocation der Prediger bey der Kirche der Gemeine daselbst, wie auch die Beruffung des Rectoris und der Praeceptorum bey der Schule denen Predi­ gern und Ältesten lediglich zukommen, und gelaßen, und Sie

darüber auf keinerley Weise geirret noch beeinträchtiget, besonders diejenige, welche also vocitet seyn, von der Herrschafft welche

alsdenn jedesmahl seyn wird, ohne Verzögerung und Wieder-

stehung confirmiret, Ihnen auch alle hierzu gehörige Einkünffte gelaßen werden sollen.

Und dieses ist auch Unsere Meinung,

wegen der RömischCatholischen Religion, daß nemlich an denen

Ohrten und Enden in Unsern

Landen,

woselbst dieselbe ver­

möge Instrumenti Pacis und andern aufgerichteten Accordaten,

Erbverträgen üblich und im Schwange, dawider nichts neuer­ liches und gewaltsahmeö vorgenommen, sondern derselbigen zuge-

thane Geistliche und andere Personen, bey Ihren Kirchen Clöstern Praebenden, Renten und Einkommen, nicht weniger als

die Evangelische bey dem Ihrigen geschützet, und dawieder in

keine Wege gekränket, noch beeinträchtiget werden sollen, Wir jederzeit vor allem

gestalt

Gewissens Herz und ReligionsVerfol­

gung abhorriret, und nach dem Exempel des löblichen und from­ men Kaisers Maximiliani Gott allein die Beherrschung über die Gewißen, welche Er Ihm vorbehalten, überlaßen haben.

Und

wie Wir Uns zu Unsern Erben und Successoren, ein solches,

und daß Sie über diesen Unsern letzten Willen feste halten wer­ den, gäntzlich versehen; So wollen Wir hingegen, da Sie sich unterstehen würden, heimlich und öffentlich mit Raht oder That

dagegen etwas vorzunehmen, Christlich und alles Ernstes war­ nen und erinnern, der schweren Straffe und Züchtigung die Ihnen als Übertretern und Verbrechern desjenigen Gottseligen Willens, welcher demselben der letzte gewesen, von weme Sie

so viel stattliche Lande und Leuthe geerbet, wiedersahren würde,

Sie ersuchende, Sie wollen in sich gehen, Ihre Gedanken en-

dern, Unsern Verordnungen statt geben,

und damit entgehen,

daß Ihnen oder den Ihrigen nicht von des

gerechten Gottes

28 Hani) wiedergeltlich wiederfahren, was Sie an Uns und denen Unsrigen mit merklicher Undankbarkeit begangen.

Damit Wir aber der Vesthaltung dieses Unsers letzten Wil­ lens desto mehr versichert seyn mögen; So wollen Wir die Rö­

misch Kayserl: Mayestät unterthänigsten

Fleißes ersuchen, daß

Dieselbe nicht allein diesen Unsern letzten Willen gnädigst contirmiren, sondern auch die Execution deßelben unbeschwert über

sich nehmen, über denselben und allen deßen Clauseln und Punc­ ten mit gehörigen Nachdruck halten, und deme zuwieder von

Niemand nichts vornehmen laßen wollen.

Deßen Wir UnS denn

um so viel mehr versehen, weile Wir zu Unsern Kindern ins­

gesamt, insonderheit aber zu Unsern Erben und Nachkommen an der Chur, nicht allein das gute Vertrauen haben, sondern auch

Väterlich dahin anweisen und vermahnen daß Sie Ihrer Kai-

serl: May: als den höchsten und von Gott gesegneten Oberhaupt des Reichs mit schuldigem Respect jederzeit begegnen, und Dem­

selben mit Ihren von Gott verliehenen Kläfften zu Erhalt- und

Beschützung des Reichs, und deßelben Rechten und Gerechtig­ keiten wieder deßen andringende Feinde Treulich an Hand gehen, auch mit dem löbl: Ertz-Hause Österreich in einer beständigen aufrichtigen Nachtbarlichen Freundschafft in Verständniß und Zu­

sammensetzung verharren solle. Dieses ist Unser letzte Wille, Verordnung und Disposition, welche Wir fest, und unverbrüchlich wollen gehalten haben; Doch

behalten Wir Unß ausdrücklich vor, zu allen Zeiten solches zu

endern.

Und Wir haben demnach zu Bekräfftigung und Zeug­

niß, daß dieses Unser Testament und letzter Wille sey, solches

mit eigener

Hand unterschrieben, und mit Unsern

Churfürstl:

Jnsiegel bekräfftiget. So geschehen Potsdam den löten Januarij des Ein Tau­ send Sechs Hundert und Sechs und Achtzigsten Jahres.

Friedrich Wilhelm Churfürst. Ich Friedrich Wilhelm ChurFürst bekenne mit dieser meiner Hand ltnd vorgedruckten Siegel, daß dieses mein wohlbedachtes Testament und letzter Wille sey, worüber ich gehalten haben will.

Potsdam d. löten Januar Ao 1Ö86. (L.

8.)

Codicill demnach Ich Friedrich Wilhelm Marggraff zu Brandenburg, in Meinem vorhin aufgerichteten Testament mir ausdrücklich Vorbe­ halten, Codicillen zu verfertigen, und Ich mich dann erinnere, daß Ich in gedachten meinem Testament meinen aus zweyter Ehe erzielten Kindern an Baaren Gelde nichts vermacht oder

hinterlaßen, deßen Sie gleichwohl zu ihrer ersten Einrichtung benöthigt seyn werden, alß vermache und legire ich hiemit und Krafft dieses Codicills denenselben, aus den restirenden spani­ schen subsidien Geldern die Summa von Ein mahl Hundert und

fünfzig Tausend RTHaler welche dergestalt unter ihnen zu Thei­ len daß einjeder von Meinen vier Söhnen, als Printz Philip Wilhelm, Printz Albrecht Friedrichen, Printz Carl Philippen und Printz Christian Ludewigen Ld: Ld: Ld: Ld: die Summ von Fünf und Dreyßig Tausend RTHaler, machen zusammen 140,000 Rthaler haben, die übrige 10,000 Rthaler aber Mei­ ner freundlich geliebten Tochter Printzeßin Elisabeht Sophien Ld: zu Erkaufung eines Kleinods gezahlet werden sollen. Ich gesinne demnach an Meines freundlich vielgeliebten Sohnes des Chur-Printzen Ld: hiemit Freund-Väterlich, daß Seine Ld: die Verfügung thun wollen, damit wann gedachte Spanische subsidien

Gelder gezahlt werden, diese Summa von 150,000 Rthaler

daraus an obbemeldete meine Kinder zweyter Ehe specificirter maßen gezahlet werden mögen. Und soll dieses Codicill als ein

Appendix meines Testaments geachtet werden, und gleiche Krafft

mit demselben haben. Zur Uhrkund habe Ich eS selber unterschrieben und mit

meinem vorgedruckten Daumen Ring bestärken wollen. So geschehen Potsdam d. 28sten April 1688. (L.

S.)

Friedrich Wilhelm.

Erb-Vergleich Seiner Churfürstlichen Durchlaucht re. (Friedrich 111.) mit

Marggraff Philip Wilhelm dm 3ten Martij 1692. Wir Friederich der Dritte von Gottes Gnaden Marggraff zu

Brandenburg des Heil: R. R. ErtzCämmerer und Churfürst ic. t. t. Wie auch Wir Philip Wilhelm von deßelben Gnaden Marggraff zu Brandenburg in Preußen ic. t. t. Urkunden und

bekennen hiermit vor Unß, Unsern Erben und Nachkommen Chur­ fürsten und Marggrafen zu Brandenburg gegen Männiglichen denen es zu wißen nötig, oder dieses vorkommen möchte. Alß nach Tödtlichen Hintritt des Weyland Durchl: Fürsten und Herrn, Herrn Friedrich Wilhelm Marggrafen zu Branden­

burg, des H. R. R. Ertz-Cämmerer und Chur-Fürst ic. einige Differentien über die Disposition und dem Buchstäblichen Inhalt

des Testaments, welches Unsers in Gott ruhenden Herrn Vaters Gnd: unterm dato den 16ten Januar 1686 verfertiget und hin­ terlaßen, entstunden, indem Unß dem Marggrafen in demselben das Fürstenthum Halberstadt auf gewiße Maaße, und mit ge­ wißen reservatis, so bey der Chur verbleiben sollen, vermachet

worden, ümb deßen Erfüllung Wir Freund- Brüder- und Dienst­ lich angesuchet, Wir der Churfürst aber, ob Unß zwar der Wille Unsers großen Herrn Vaters heilig ist, und Wir nach der hertzlichen und tendren Liebe und Affection, so Wir vor Unsers

freund!: geliebten Bruders Ld: haben, auch ein mehreres zu thun begierig gewesen, dennoch Unß zu Erfüllung einer solchen Dis­ position, nach dem Buchstäblichen Inhalt, in keine Wege ver-

31 stehen können, nach demmahlen Manifeste wieder die GrundGesetze dieses Churfürst!: Hauses inspecie wieder das Testamentum Alberti Achillis und den sogenannten Gerawisctien

Vertrag kniffet, das ernstliche Verboht, aller Zertheilungen von Land und Leuchen, so darin mit so vielen und theuern Worten

begriffen ist, und worauf die Macht das Ansehen und Splendor des Chur- und Fürstlichen Hauses Brandenburg eintzig und allein

gegründet, welches auch nun mehr über die 200 Jahr in dem

Hause Brandenburg pro lege fundamental! heilig und unab­

brüchig observiret, und unterhalten worden zu einem mahl übern Haufen wirset andern

höchsterheblichen und

Nechtsgegründeten

Ursachen zu geschweigen, welche Wir Ihrer Ld: so wohl bey verschiedenen deßfals gepflogenen Conferentzien zwischen beyder­

seits darzu bevollmächtigte Commissarien in zweyen Schrifften,

wovon die erste am

Juny 1690. und die andere am || Fe-

brary 1692 datiret sind,

gantz

klärlich

vorstellen laßen, und

Unß dabeneben erbothen, daß ob Unß zwar wegen würklicher

Abtrett- und Einräumung des

Fürstenthums Halberstadt durch

jetztgel: Grund-Gesetze des Hauses die Hände gebunden wären, Wir jedennoch zu Bezeigung des Respects so Wir vor Unsers Gottseel: Herrn Vaters Gnaden, auch

in deßen. Grube haben,

so denn auch der aufrichtigen Hertz Brüderlichen Liebe und Af-

fection, so Wir zu Unsers ältesten freundlich geliebten Brudern Ld: beständig tragen, Ihrer Ld: und Dero werthen Posteritaet

Männlichen Stammes und Geschlechtes, daserne Sie der Höchste

damit versehen möchte, wo nicht mehr, dennoch wenigstens so viel Emolumente zusließen laßen wollen, als wenn Sie das

Fürstenthum Halberstadt aus Art und

Weise

und

mit denen

reservatis wie im Testament enthalten, überkommen hätten, wo­

durch denn die Chur-Fürst Väterliche Disposition, ob zwar nicht nach dem Buchstaben, dennoch so viel der Effect betrifft aller­

dings erfüllet würde, Ihre Ld: aber daraus Unsern Jhro zu­

tragende hertzliche Affection desto mehr zu erkennen haben, weil Wir Deroselben zu legen, was Wir Unsern eigenen leiblichen

Postgenitis, wenn Unß der Höchste dieselbe verleihen wolle, in Unserm aufgerichteten Testament abgeschnitten, als deren Kon­

dition Wir über die Helste deßen was Wir Ihre Ld: verschreiben vergeringert haben.

32 Und dann Wir der Marggraff, nachdem Wir aus denen

Unß communicitten

Schafften

auch

mündlichen

Vorstellungen

den Inhalt der Grund-Gesetze dieses Churfürstlichen Hauses, und Deroselben beständige Observantz ersehen, auch wohl begriffen,

daß Wir vermöge Deroselben, und mit Bestände Rechtens auf die litterliche Praestation deßen, was Unsers Hochgeehrten in

Gott ruhenden Herrn Vaters Ged: in Unser Faveur in obange­ zogenem Dero Testament disponiret haben, nicht bestehen konn­

ten, Uns auch überdem aus einem mit eigener hoher Hand von

höchstgedachtem Unsers Herrn Vatern Gd. beschriebenen und pro Instructione aeterna eineS zeit!: Chur-Fürsten zu Brandenburg

hinterlaßenen Monumento

gezeiget worden, wie höchst schädl:

seine Gd: Zertheilung und transferirung von Land und Leuten ge­ achtet, und selbige ernstlich verbohten und untersaget, woraus Dero­ selben eigentliche und wahrhaffte Intention alle Lande zusammen,

und vor dem Chur Fürsten allein zu halten, satsamlich und gründ­ lich erhellet.

Und Wir von selber dergestalt vor der Hoheit,

Macht und Splendeur dieses Churfürst!: Hauses,

aus welchen

entsproßen zu seyn, Wir vor das gröseste Glück so Unß auf der

Welt begegnen kan, achten, und inspecie vor daS darin befe­

stigte jus primogenitura nebenst allem, was daran klebet, portiret seyn, daß Wir lieber das Leben verliehren, als etwas da­

wieder zu begehren oder zu verlangen, Unß mehrmahlen erkläret

haben.

Wozu denn noch

kommet, daß

Unsers HochgeEhrten

Herrn Brudern des Churfürsten Gnd: sich wie jederzeit, also auch bey dieser wichtigen Handlung so mildreich, Brüderlich und

gütig gegen Unß erwiesen und erkläret haben, daß Wir gewiß ein mehrers nicht hätten verlangen können, und dabey die Con-

solation haben, daß die Väterliche Disposition in Unser Faveur

obgleich nicht nach dem Buchstaben dennoch nach dem Effect vollkommentlich praestiret und erfüllet wird, welches

dem Marggraffen nach reifer Überlegung und

alles Unß

vorgepflogenem

Raht mit Unsern nähesten Verwandten, inspecie Unsers freund­

lich geliebten Schwagern Herrn Hertzogen Moritz Wilhelmen zu Sachsen-Zeitz Ld: bewogen, auf dasjenige was in Testamenlo Paterno wegen des Fürstenthums

Halberstadt disponiret wird,

nicht ferner zu bestehen, sondern mit Annehmung deßen, was Unsers Herrn Brudern des Chur Fürsten Gnd:, Unß an deßen

33 Statt offeriret haben, allem

kräfftigst

übrigen

und auf Ihre Gnd: Treu Brüderliche

über alles in der Welt aestimirtn, und Unß zu gründen.

zu renuncireit,

Affection welche

eintzig

Wir

und allein Fußen

Daß dannenhero zwischen Unß dem Chur

Fürsten, und Unß dem Marggrafen an heutigen Dato, zu Befoderung der Ehre Gottes, zu Befestigung der Grund-Gesetze,

und des darauf beruhenden Wohlstandes dieses Churfürstl: und Fürst!: Hauses, wie auch zu Erhaltung Brüderlicher Liebe und Einigkeit nach

gepflogener richtigen Handlung

folgender

Erb-

Vergleich, welcher zwischen Unß und beyderseits descendenten in diesem

Chur- und Fürst!: Hause

zu ewigen Zeiten gelten,

und neben dem Gerauischen Vertrag pro Lege et pacto fun­ damental! Domus geachtet werden solle, benähmet und getroffen. 1) Nemlich Wir der ChurFürst, setzen

ordnen und ver­

schreiben vor Unß und Unsern Descendenten Erben, und Nach­

kommen, an der Chur zu ewigen Zeiten, und versprechen bey wahren Churfürstl. Worten und Glauben, daß an Unsers freund­ lich geliebten Brudern des Marggraffen zu Brandenburg Philip

Wilhelms Ld: und Deroselben ehelichen Männlichen Descenden­

ten Erben und Nachkommen allein zu ewigen Zeiten alljährlich ausgezahlet

und

eine verbindliche Hypothec quoad Summam

concorrentem hiermit in Eventum constituiret werden solle, die Summa von Zwantzig Tausend (Thl:) in Reichs und Landgän­ gigen Sorten, und das ohne eintzigen Abgang, es habe derselbe

Nahmen wie Er wolle, denn ob zwar in dem sogenandten Ge-

rawischen Vertrage das Deputat, oder wie es heutiges Tages

genennet wird Appenagium der Postgenitorum nur auf 6000 Rthl:

jährlich gerichtet ist, wegen des Fürstenthums Halberstadt auch, als welches ein Surrogatum von Pommern ist, nach der Dis­ position des

Pacti

Geraviensis

keine

praetendirct

Erhöhung

werden fönte, So haben Wir jedennoch aus Bewegenden Ur­ sachen, welche anhero zu setzen

Wir

zwar überfließig

achten,

aber die dennoch dieses ChurHauses Glorie und Conservation begreiffen und concerniren, das Appennagium Unsers freundlich

geliebten ältesten Brudern und nechsten Erben an der Chur ex-

latere nicht allein auf die letztgedachte Zwantzig Tausend Thaler, sondern nebst den folgenden additamento von 4000 RThl: we­

gen einer Stadthalterschafft vor Ihre Ld: Posteritaet auf Vier

3

34

und Zwantzig Tausend Thaler determiniren und richten,

aber

daneben ausdrücklich bedingen wollen, daß diese Unsere gute

und freywillige Verordnung von Unsern andern freundlich ge­ liebten Brüdern in gantz keine Consequentz gezogen werden Damit aber Ihre Ld: und Dero Descendenten dieser Jhro aus Unsern Domainen verschriebenen 20,000 Thl:, welche als Aliment-@elt>er zu achten, vollkommen versichert seyn können,

solle.

so setzen Wir Jhro davor zum wahren und würklichen Unter­ pfande und Hypothec cum Clausula Constituti Possessorij fol­ gende Ämter als, Wolmirstedt im Hertzogthum Magdeburg und Wanssieben auch in selbigen Hertzogthum belegen, Colbatz im

Hertzogthum Hinter Pommern; auch Alvensleben im Hertzogthum Magdeburg, und zwar also, und dergestalt,

daß die Bestell-

und Erlaßung der Beamten, und die Administration oder Ver­ pachtung der Ämter bey Unß und Unserer Cammer zwar ver­ bleiben, die jetzige Beamte Arrendatores und Pächter aber wie

auch so offt derselben andere bestellt werden, sich vermittelst eines

Cörperlichen Eydes verbinden und an Ihre Lbd: und Dero Descendenten verwand machen sollen, daß Sie die aus jedes Amt verschriebene Summe als 6000, auf Wolmirstedt 5000 aus Wansleben 5000 auf Colbatz und 3500 auf Alvensleben an keinen Menschen anders als an Ihre Ld: oder Dero Männ­ liche Descendenten auszahlen wollen, zu welchem Ende Wir und Unsere Descendenten dieselbe quoad hunc passum der Unß

gethanen EydesLeistung erlaßen, so gar, daß Sie auf die von Unß verschriebene Summe keine andere Assignation, wenn auch selbige von Unß selber, oder Unsern Erben an der Chur unter­ schrieben wäre, annehmen, vielweniger daraus zahlen, sondern die von Ihrer Ld: oder Dero Descendenten ausgesielte qui-

tungen anstatt baaren Geldes der Cammer ausliesern, diese auch selbige ohne einzige Wiederrede, anzunehmen gehalten seyn solle. Damit auch die Cammer keine Ausgaben an das Amt verord­ nen, wodurch die verschriebene Summe im geringsten könne gekürtzet werden, ob es auch gleich notorie zu des Amtes Aus­ nahme und bestes gereichet«, als wenn einige nützliche Stücke

zum Amte sollen erkauffet werden, oder einige Gebäude aufge-

führet, oder die alten repariret werden, so wollen und verordnen

35

Wir, daß wenn aus dem Amte, nach richtiger Abtragung deßcn was Ihrer Ld: verschrieben, nicht so viel überbleibet, alß zu solchen nöthigen Ausgaben ersordert wird, die Cammer solches aus andern Cammer Gefällen nehmen und allezeit dahin sehen solle daß die Ihrer Ld: und Dero Descendenten verschriebene Summe ungeschmälert verbleibe. Weil es sich auch leicht zutragen fönte, daß die hierin verschriebene Ämter durch UnglücksFälle, als Mißwachs, Hagel-Schaden, Mäuse-Fraß, VieheSterben, Brand, Waßer-Göße und dergleichen, oder auch durch Kriegs-Verderb, gantz oder zum Theil fönten ruiniret und zu Abtragung der Ihrer Ld: und Dero Descendenten verschriebener Summe untüchtig gemacht werden, so setzen und verschreiben Wir hiermit Ihrer Ld: und Dero Descendenten zur zweyten oder zur affter Hypolhec, und zwar ebenmäßig cum Clausula Constituti Possessorij folgende Ämter, als Jerichau auf 7000 rthl: Sandau auf 3000 rthl: beyde mit den WaßerZöllen, Alterplaten auf 1000 rthl: Derben auf 1000 rthl: Zinna auf 7000 rthl: und Coburg auf 1000 rthl: also und dergestalt, daß wenn auß denen ersten die verschriebene Summe der 20,000 rthl: entweder

gar nicht oder nur zum Theil erleget werden solle, der Abgang, aus diesen letzt verschriebenen Ämtern vollfommentlich ersehet werden, und von der Summe der verschriebenen 20,000 rthl: feinen Groschen ermangeln solle. Zu welchem Ende denn diese letztem Ämter auch, und mit eben denen Conditionibus wie die

vorige zu Ihrer Ld: Versicherung eingesetzet und verschrieben werden. Dahingegen bleibet zu Unser und Unserer Descenden­ ten Erhebung und Disposition alles was nach richtiger Aus­ zahlung der verschriebenen Summe an Ihrer Ld: und Dero De­ scendenten bey denen Ämtern übrig bleibet, und dieselbe mehr ertragen haben. 2) Ferner versprechen Wir hiermit für Unß und Unsere Erben und Nachfommen an der Chur bey Chursürstl: wahren Worten und Glauben, daß Ihrer Ld: Eheliche Descendenten

und zwar jedesmahl der Primogenitus ex Familia mit einer

Stadthalterschafft in Unsern Lande, und einem dabey verordne­

ten Gehalt von Vier Tausend Rthl: jährlich versehen werden

solle, es soll aber dieselbe alsosort conferiret werden wann der 3*

36 Todesfall Ihrer Ld: oder des Primogeniti in ihrer Familie wie sie nach einander folgen, entstehet, obgleich der Successor noch minderjährig, ja ein Kind seyn möchte, weil Wir hierunter dar­

auf alleine sehen, daß in Ihrer Ld: Familie 24000 rthl: jähr­

liche Einkünffte beständig seyn und bleiben mögen, und soll dieses appointement der 4000 rthl: wegen der Stadthalterschafft alle

Jahr aus denen bereitesten Mitteln des Landes worin die Stadt­ halterschafft gegeben wird, richtig und quartaliter ohne eintzigen Abgang ausgezahlet werden.

Wenn auch Ihre Ld: und Dero

Descendenten die jhnen angewiesene Stadthalterschafft würklich bekleiden und versehen, soll denenselben zugelaßen seyn, zu Ihrer

Lust und Ergötzung zu jagen, und vor Ihre Person nicht allein

an kleinen Wilde, als Haasen, Rebhüner, Schneppen,

Hasel-

hüner, Enten ohne determinirung zu schießen und zu fangen,

sondern auch an hohen Wilde, als Hirschen und wilde Schweine von jedem 12 Stück jährlich zu fällen. Überdem aber was Ihrer Lbd: solchergestalt Persönlich zu Ihrem Lustschießen, be­

halten Wir und Unsern Descendenten Unß bevor, nach

Gele­

genheit der Lande und Ohrte zu determiniren, was und wie­ viel Wild, wie auch an welchen Ohrten zum Deputat gefastet werden solle, wie Wir solches auch wegen Fische und Brennholz thun werden. Weile es sich aber zutragen fönte, daß entweder die auf

Unsern Domainen verschriebene 20,000 rthl: aus denen primo

et secundo Loco hypothecirten Ämtern, oder auch die wegen der

Stadthalterschafft

determinirte

4000 rthl:

aus

deßelben

Landes-Gefällen oder auch beydes zugleich entweder gantz oder

zum Theil nicht abgeführet werden fönte; so setzen und wollen Wir, daß alsdann der Abgang, aus andern richtigen Einkünften des Churhauses rhnweigerlich ersetzet, und Ihrer Ld: Männlichen Posteritaet die verschriebene 24,000 rthl: jährlich als AlimentGelder

Unsers

ältesten

Brudern und nähesten Erben an der

Chur ex latere, ohne eintzigen Abgang von nechst verfloßenen

Quartal Lucia des abgelegten lGOl.ten Jahres gemachet werden sollen.

Allermaßen Wir dann hiemit Unsern Erben und Nach­

kommen an der Chur bey Ehre und Gewißen verbinden, dieser

Unserer Verordnung eigentlich zu geloben, über der jährlichen

37 Abtragung solcher 24000 rthl: stricte zu halten, und nicht zu

gestatten, daß in Entstehung deßen, Anlaß zu schädlichen praetensionen, welche über lang oder kurtz des Churhauses Ruhe­ stand und Sicherheit

alteriren

fönten,

werde.

gegeben

Uber

obige erblich verschriebene 20000 rthl: aus denen Doma inen und

4000 rthl: wegen der Stadthalterschafft welche vor Unsers sreund-

lich geliebten Brudern Ld: und Dero Männliche Posteritaet zu ewigen Zeiten verbleiben,

haben

Wir Ihrer Ld:

noch

einige

personelle avantagen zufließen laßen, und auch dadurch Unsere treu gemeinte Affection zu erkennen geben wollen.

Wie Wir

denn Ihrer Ld: hiemit die Stadthalterschafft des Hertzogthums

Magdeburg zulegen,

und zwar also,

daß dieselbe anstatt der

4000 rthl: welche sonst bey der Stadthalterschafft verschrieben, zeit Ihres Lebens jährlich 6000 rthl: deßhalb zu erheben und

zu genießen haben sollen. Ferner soll der Primogenitus so durch Gottes Seegen von

Ihrem Leibe kommen wird, ebenmäßig bey der Stadthalterschafft welche Ihm alßdann wird gegeben werden, zum jährlichen Ge­

halt Sechs Tausend Thaler haben und erheben.

Es soll aber

dieses in keine consequentz gezogen werden, sondern wenn Ihre Ld: und Deroselben Primogenitus nach des Höchsten Willen ver­

fallen sollten, welches doch Gott lange verhüten wolle, haben Nepotes und Descendenten mehr nicht denn Vier Tausend Rthl:

jährlich wegen der Stadthalterschafft zu praetendiren. Daneben stellten Wir Ihrer Ld: frey, entweder zu Halle

oder zu Magdeburg, oder sonst anders wo im besagten Hertzogthum Magdeburg, oder auch bey Unserm Hose, oder auf Ihren

Gütern zu residiren.

Und wollen Wir wann Ihre Ld: im Mag­

deburgischen verbleiben, und den Ohrt Ihrer Residentz benen­ nen, wegen des Jagens der Fische und des Brennholzes behö-

rige Anstalt machen und Uns darüber declariren.

So offte Ihre

Ld: an Unsern Hofe kommen, oder seyn, bleibet Ihnen Ihr Platz

an Unser Tafel, und hat Einer von Dero Cavaliern den seinen an Unser Marschals Tafel, zwey Pagen und ein paar Laquaien

eßen mit denen Unsrigen.

Ferner so nehmen Wir Ihre Ld: stracks

nach Vollenziehung dieses Erb Vergleichs in Unserm würklichen Geheimen Rath, daß Sie darinnen Sessionen, et Votum haben

38 sollen, und wollen Wir Ihrer Lbd: über alle andern obspecificirte Emolumenta, deßhalb jährlich zwey Tausend Thaler zuge­

legt haben, und die Verordnung ergehen laßen, daß Ihr solches richtig aus denen Nagdeburgschen Cammer-Gefällen quartaliter

mit 500 rthl: gezahlet, damit aber Unser Magdeburgscher Cammer

Etat dadurch nicht beschweret werde, demselben solches aus Unser

Hoff-Remhey wieder ersetzet werden soll. Wir versprechen auch vor Unß und Unsern Nachkommen

an der Chur Ihrer Ld: und Dero Descendenten bey dem ge­ ruhigen Besitz und Genuß von Schwedt, Wildenbruch und an­

derer inne habenden Stücken wieder Männiglichen An- und Zu­ spruch kräfftigst zu mainteniren und zu schützen und nicht zu ver­

statten, daß Dieselbe in einige Wege darüber beeinträchtigt wer­ den möge. Daneben wollen Wir Ihrer Ld: dasjenige was Unsers in

Gott ruhenden Herrn Vatern Gnaden Deroselben von denen restirenben Spanischen Subsidien legitet, gern gönnen, und wenn etwas von solchen restirenben Subsidien einkommet und gezah­

let wird, Sie davon pro rata participiten lassen. Schließlich weile Ihre Ld: Profession vom Kriege machen, so wollen Wir auch darauf bedacht seyn, wie Wir Deroselben

alle möglichste avantagen durch avancitung

zu höher» Kriegs

Chargen und anderen davon dependirenden Emolumenten zu­ fließen lassen können.

Weile nun Wir der Markgraff aus obigen allen die auf­ richtige hertzbrüderliche

Treugemeinte Affection und Liebe,

so

Unsers HochgeEhrten Herrn Brudern des Churfürsten Gnaden

Unß zutragen, zu Unsern höchsten Vergnügen und Consolation

sattsamlich verspühret, und Unß dadurch zu einer hertzlichen Dank­

barkeit und Treu Brüderlichen Gegen Bezeigung

verbunden be­

finden und gäntzlich entschloßen seyn Unseren und Unserer Des­

cendenten wann Gott Uns dieselbigen verleyhen würde, Wohl­

stand und Erhaltung und Sicherheit eintzig und alleine auf Ihre Gnd: und Dero Nachkommen an der Chur

und Schutz zu gründen und zu befestigen.

Affection Gnade Alß declariren und

bezeugen Wir hiermit öffentlich vor Unß und Unsern Erben und

Nachkommen zu ewigen Zeiten, daß wir mit allem dem waß

39 Ihre Gnd. Unß, Unserer Posteritaet in diesem Brüderlichen ErbVergleich zugeleget und verschrieben haben,

vollenkommen ver-

günget und zufrieden seyn, und in vester Zuversicht, daß solches zu ewigen Zeiten so lange von Unß Männliche Erben vorhan­ den, werde gehalten und praestiret werden,

acceptiten Wir

daßelbe mit gebührendem Dank, renunciren auch.hiermit für Unß, Unsere Erben und Nachkommen kräfftigstermaßen und bey Fürsil:

wahren Worten und Glauben, allem demjenigen, was Wir etwa

sonst aus dem Väterlichen'Testament, in specie wegen des ver­ schriebenen Fürstenthums Halberstadt, und andern darin benann­ ten Landen, möchten haben zu praetendiren gehabt, weil doch

solches als wider die Grund-Gesetze Observantz des Hauses, und in specie wieder das darin stabilste Jus primogeniturae

laufend int Stande Rechtens Unß nicht hätte dienen oder helfen

können.

Dahingegen und weilen Wir die Hoheit Macht und

Splendeur dieses Churhauses woraus Wir die Ehre haben ent­ sproßen zu seyn, höher als Unser Leben achten, und dabei Unser Blut aufzusetzen begierig seyn, auch wohl begreiffen, daß selbige

nicht bestehen können, es sey dann, daß die Grund-Gesetze des

Hauses, nehmlich das Testamentum Alberti Achillis, und der so genannte Gerauische Vertrag, unzerbrüchlich unterhalten werde

Alß verbinden Wir Unß hiemit nicht allein dazu, sondern Wir legen es auch auf Unsere Descendenten Ehre und Gewissen, daß

Sie so viel an ihnen darob kräfftigst halten, und nichts was

dawider läufft in einige Wege gestatten sollen.

Und weile in besagten Gerawischen Pacto ausdrücklich er­ fordert wird, daß alle Nachkommen, wenn einer oder der ander

zur Regierung oder dem geordneten Deputat gelaßen wird, schul­

dig seyn soll die Geräusche Erb-Vereinigung, nach dem verbind­ lichen Formular, so deßsals vorgeschrieben zu ratificiren, solches aber eine zeithero fürnehmlich darin nachgeblieben, weil die ver­

storbene Chur-Fürsten nur einen Sohn und Erben hinterlaßen, so wollen Wir jetzo solch heilsames Werk wieder zum erstenmahl

einführen, und besagten Revers zugleich mit diesem Erb-Vergleich

unterschreiben und Vollenziehen. Diesem vorgängig Uhrkunden und Bekennen Wir der Chur-

Fürst nochmals hiemit, daß alles was in diesem Brüderlichen

40 Erb-Vergleich enthalten, Unser unwandelbahrer Wilke Gemüth und Meinung sey, Wir wollen auch allem demjenigen, waS Wir al-

hier vor Unß Unsern Erben und Nachkommen an der Chur zugesaget und verschrieben, fest, stet, Chur-Fürst!: und unwieder-

ruflich nachkommen welches Wir kräfftigst und an wahren EydeS

statt angeloben. Dahingegen versprechen

Wir

Markgraff Philip Wilhelm

vor Unß und Unsere Männliche Descendenten daß Wir eben­

mäßig schuldig seyn sollen und wollen, allem demselben Fürstlich nachzuleben, waS von Punct zu Punct in diesem Erb-Verlgeich verfaßet und enthalten ist; Jmmaßen Wir dann daßelbe alles

hiemit bey Fürstl: Ehre Treue und Glauben, wollen,, beliebet,

acceptitet und angenommen, auch wie obstehet des bisher ex Testamente Paterno gehabten Ansprache auf das Fürstenthum

Halberstadt und Zubehör hiermit würklich und gäntzlichen aus

wohlbedachtem Gemüthe und oben gedeuteten Ursachen an eines Eydes statt verziehen und begeben haben, auch unsere andern

vielgeliebte Brüdern dahin weifen und anmahnen wollen, daß Eie sich ebenmäßig demjenigen, was in dem Gerauischen Ver­ trage enthalten, bequemen, und dawieder weder thun, noch han­ deln, sondern vielmehr nebst Unß Ihre Gnd: den Chur Fürsten

als das Haupt in dem Churhause Brüderlich respectiren und Ehren

und ingesamt bey des Hauses Brandenburg Wohlfahrt

und gedeihlichen Aufnehmen treulich halten mögen.

Im übrigen

verziehen Wir der ChurFürst und Wir der Marggraff samt und

sonders Unß aus wohlbedachtem Rathe und Gemüthe aller und jeder Exceptionen, Actionen Befehlen und Wohlthaten der Rechte

wie die Rhamen haben mögen, nichts überall ausgeschloßen, so zur annulirung dieses Unsers Brüderlichen Erb-Vergleichs in Rechten erfunden und ausgedacht werden können, und insonder­

heit der Exception metus, laesionis, rei non sic sed aliter gestae,

benesicii restitutionis

in integrum,

reductionis

ad

arbitrium

boni viri, renunciationem generalem non valere, nisi specialis praecesserit etc. etc. alles freywillig und wohlbedachtlich in der

besten Form Rechtens.

Zur Urkund deßen haben Wir der Chur-

Fürst, und Wir der Marggraff, Gebrüdern, nicht allein diesen verbindlichen stets wehrenden Erb-Vergleich gedoppelt ausfertigen

41

laßen, eigenhändig unterschrieben, und mit Unsern vorgedruckten

Jnsiegel bekräfftiget,

sondern

auch

Unsers

freundlich

geliebten

Vettern, Schwagern, und respective Gevattern, Herrn Hertzog Moritz Wilhelmen zu Sachsen-Zeitz Lbd: freund Vetterlich ver­ mocht, daß auch von Ihrer Lbd: als Unterhändler und Zeugen

dergleichen erfolget ist.

So geschehen und gegeben zu Potsdam

den 3. Martij 1692.

(L. 8.) Philip Wilhelm. (L. S.) Moritz Wilhelm (L. S.)

Friedrich Churfürst.

Hertzog zu Sachsen.

Anmerkungen zur

Erläuterung

des vorstehenden Testaments, nebst

einer Stammtafel der Markgrafen von

Brandenburg - Schwedt. Die in dem Testament erwähnte Dispositio Alberti Achillis, befindet

sich in Lenz's Markgräflich-Brandenb. Urkunden.

Th. II.

S. 676.

Der Geraische Vertrag ist gedruckt in Hempel's Staats-Lericon Th.

IV. S. 553, und in I. D. Köhler's Schrift: Vom Kreisausschreib­ amt re.

Leipzig 1741. S. 77.

Ueber die Geschichte dieser beiden Staats-Grundgesetze ist nachzulesen: Professor Dr. Balz, Entwickelung der Brandenburgischen Haus­

verträge, in Hinsicht auf Theilung und Erbfolge.

Leipzig 1794.

Biographische Nachrichten, Anekdoten rc. von einigen Markgrafen von

Brandenburg-Schwedt findet man in folgenden Schriften: Die Stadt und Herrschaft Schwedt.

Ein historischer Beitrag.

— Historisches Portefeuille 1786.

Schwedt 1834.

Januar-Stück. — Halberstädter

gemeinnützige Blätter, Jahrgang 1789, Nr. 51.

Zur Geschichte dieser Brandenburgischen Nebenlinie dienen noch folgende Schriften: Ueber die Frage, ob der weiblichen Nachkommenschaft der beiden Ge­

brüder Markgrafen Friedrich

und

Markgrafen

Heinrich

von

Brandenburg-Schwedt, die aus der Herrschaft Schwedt her­ auszuzahlenden Gelder zu gleichen Theilen zustehen?

8°.

Berlin 1789.

52 Seiten.

Ausführung der Gerechtsame, der Frauen Prinzessinnen Töchter des hochsel. Markgrafen Friedrich Heinrich zu Brandenburg-Schwedt,

wider die Frauen Prinzessinnen Töchter des hochsel. Markgrafen

Friedrich Wilhelm zu Brandenburg-Schwedt.

Dessau 1789. Fol.

43 Bemerkungen über die Ausführung der Gerechtsame rc. Berlin 1789. Folio. 60 Seiten. Ausführung und Vertheidigung der Ansprüche Ihrer Herzogl. Durch­ laucht, der verwittweten Frau Herzogin zu Mecklenburg geb. Her­

zogin zu Würtemberg rc. an die von dem Kurhause Brandenburg, jetzt nach Abgang des Mannsstammes der Markgrafen zu Branden­ burg-Schwedt, der MarkgrLflich weiblichen Linie zu erstattenden Reluitions-, Kauf- und Meliorationsgelder. Schwerin s. a. Fol. 64 Seiten. Erzählung und Beurtheilung der über den Gerichtsstand in der Schwedter Successions - Angelegenheit entstandenen Streitigkeiten. Berlin 1790. Folio. 42 Seiten. Erklärung der Markgräslich Friedrich'schen Prinzessinnen rc. über die Ausführung und Vertheidigung der Ansprüche der verwittweten Frau Herzogin zu Mecklenburg rc. (in der vorstehend aufgeführten Schrift). Berlin s. a. Folio. 14 Seiten. Weitere Darstellung der Gerechtsame der Markgräflich Friedrich'schen Prinzessinnen re. zur zweiten Instanz. Berlin 1792. Fol. 46 S. Der neue Schwedter Prozeß, oder Rechtfertigungsschrift, nach Beru­ fung auf die zweite Instanz rc., nebst 25 Beilagen. Rostock 1794. Folio. 193 Seiten. Alle diese Schriften betreffen blos die streitigen Erbschaftsan­ sprüche der weiblichen Nachkommenschaft der Markgrafen Philipp, Friedrich und Heinrich unter sich, und namentlich nur auf die, nach der Pfandverschreibung vom 28. Juni 1670 (s. weiter unten) ihnen aus der Herrschaft Schwedt zu erstattenden Kauf- und Reluitionsgelder, also nicht auf die Herrschaft selbst.

Stammtafel der Markgrafen von Brandenburg-Schwedt.*) Friedrich Wilhelm der Große, Churfürst von Brandenburg, ge­ boren den 6. Februar 1620, gestorben den 29. April 1688.

Dessen zweite Gemahlin Dorothee, des Herzogs Philipp von Holstein-Glücksburg Tochter, geb. den 28. Septbr. 1636, gest, in Karlsbad den 6. August 1689. Ihr erster Gemahl war der Herzog Christian Ludwig von Braunschweig-Celle, nach dessen Tode sie sich am 14. Juni 1668 mit dem Churfürsten vermählte. Deren Kinder (a.L—a.7.). » 1. Philipp Wilhelm, geb. zu Königsberg i. Pr. den 19. Mai 1669, gest, den 19. Dec. 1711 zu Schwedt, begraben in Malchow. Er war Mitglied des Geheimen Staatsraths, Statthalter des Herzogthums Magdeburg, Generalfeldzeugmeister, Chef eines Infanterie-Regiments (in der alten Armee-Liste Nr. 12) und eines Kürassier-Regiments (a. A.-L. Nr. 5). Vermählt hatte er sich am ^.Januar 1699 mit Johanna Charlotte, des Fürsten Johann George II. von Anhalt-Dessau Tochter, geb. •) Die Herrschaft Schwedt war von dem Churfürsten Friedrich Wil­ helm 1664 an einen schlesischen Grafen Gustav Adolph von Varenöbach für ein Anlehen von 25,000 Thlr. verpfändet worden. Als die Ein­ lösung vom Churfürsten zur bestimmten Zeit nicht geschehen konnte, zahlte seine (zweite) Gemahlin Dorothee diese Summe und noch 1500 Thlr. für die vom Grasen berechneten Meliorationen an die Churfürftliche Regierung aus ihrem eigenen Vermögen, und erhielt dafür unter dem 28. Juni 1670 eine Pfandverschreibung. In der Folge kaufte sie noch Wilden­ bruch und Mehreres hinzu. Diese Herrschaft und Güter sollten nun an ihre mit dem Churfürsten erzeugten Söhne und deren männliche Nachkommen fal­ len, nach deren Aussterben aber an das Churhaus zurückkommen, und die weibliche Descendenz dann nur die von der Churfürstin vorgeschoffene Summe erstattet erhalten. Nachdem auf diese Weise die Herrschaft Schwedt und Zu­ behör an die Halbbrüder des Churfürsten gekommen war, führten sie den Namen: Markgrafen von Brandenburg-Schwedt.

45

b. 1b 2.

c. 1.

e* 2.

e* 3.

e. 4.

den 6. April 1682. Sie starb den 30. Marz 1750 zu Herford, wo sie 1729 als Aebtisstn eingefübrt worden war. Deren Kinder (b.l. — b 6.). Friederike Dorothee Henriette, geb. den 24. Fbr. 1700, gest, den 7. Febr. 1701. Friedrich Wilhelm, General-Lieutenant, Chef des Küras­ sier-Regiments seines verstorbenen Vaters (Nr. 5.), geb. den 27. Decbr. 1700, gest, den 5. März 1771. Er hatte sich ver­ mählt am 10. Novbr. 1734 mit Sophie Dorothee Marie, Friedrich's des Großen Schwester, geb. den 25. Januar 1719, gest, den 13. Novbr. 1765. Deren Kinder (c 1.—c.4.). Friederike Dorothee Sophie, geb. den 18. Decbr. 1736, gest, den 9. März 1798. Sie war vermählt seit dem 29. Nov. 1753 mit dem Herzog Franz Friedrich Eugen von Würtemberg, welcher den 23. Decbr. 1797 starb. Anna Elisabeth Louise, geb. den 22. April 1738, gest, den 10. Febr. 1820. Mit ihr erlosch die Schwedter 91 benlinie gänzlich. Sie war vermählt seit dem 27. Septbr. 1755 mit Friedrich's d. G. Bruder, dem Prinzen August Ferdinand, welcher den 2. Mai 1813 starb. Philippine Auguste Amalie, geb. den 10. Octbr. 1745, gest, den 1. Mai 1800. Sie war vermählt seit dem 10. Jan. 1773 mit dem Landgrafen zu Hessen, Friedrich, welcher den 31. Oct. 1785 starb. George Philipp Wilhelm, geb. den 3. Mai 1749, gest. Nachts den 14. Aug. 1751.

b. 3. Henriette Marie, geb. den 2. März 1702, gest, den 9. Mai 1783. Sie war vermählt seit dem 8. Decbr. 1716 mit dem Erbprinzen Friedrich Ludwig von Würtemberg-Stuttgart, geb. den 14. Decbr. 1698, gest, den 23. Nov. 1731. Die aus dieser Ehe entsprossene Tochter Louise Friederike war ver­ mählt an Herzog Friedrich von Mecklenburg-Schwerin. Sie trat nach des Markgrafen Heinrich Tode als Miterbin auf. b« 4. George Wilhelm, geb. den 10. März 1704, gest, den 26. März desselben Jahres. b. 5. Eine todtgeborne Prinzessin im Oct. 1705. b» 6. Friedrich Heinrich, Domprobst zu Halberstadt, Comthur zu Lietzen, General-Major, Chef eines Infanterie-Regiments (alte A.-L. Nr. 12.) und eines Kürassier-Regiments (Nr. 5.).

4G Er war geboren den LI. August 1709 und starb den 12. Dec. 1788. Mit ihm erlosch die männliche Linie der Markgrafen von Brandenburg-Schwedt. Am 13. Febr. 1739 hatte er sich vermahlt mit Leopoldine Marie, des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau Tochter, geb. den 18. Decbr. 1716, gest, den 27. Januar 1782 in Dessau. Deren Kinder (d.l.—d.2.).

d. 1. Friederike Charlotte Leopoldine Louise, geb. den 18. August 1745, ward 1766 als Aebtissin zu Herford einge­ führt und starb im Februar 1808. d.2. Louise Henriette Wilhelmine, geb. den 24. Sept. 1750, gest, den 21. Decbr. 1811. Sie war vermählt seit dem 25. Juli 1765 mit dem Fürsten Leopold Friedrich Franz von An­ halt-Dessau, geb. den 10. Aug. 1740, gest, den 9. Aug. 1817.

«♦2. Marie Amalie, geb. den 16. Nov. 1670, gest, den 10. Nov. 1739 zu Schleusingen, ihrem Wittwensitz. Sie hatte sich ver­ mählt 1) am 8. August 1687 mit Christian Karl, Erbprin­ zen von Mecklenburg-Güstrow, welcher den 15. März 1688 starb; 2) am 25. Juni 1689 mit Moritz Wilhelm, Herzog zu Sach­ sen-Zeitz, geb. den 12. März 1664, gest, den 14. Nov. 1718. a. 3. Albrecht Friedrich, Heermeister des Johannüerordens, Statt­ halter in Hinterpommern, General-Lieutenant, Chef eines In­ fanterie-Regiments (Nr. 19. der alten Armee-Liste) und eines Kürassier-Regiments (Nr. 11. d. a. A.-L.). Er war geb. den 14. Januar 1672 und starb den 21. Juni 1731. 1694 hatte er den Feldzügen in Italien beigewohnt. Vermählt war er seit dem 30. Octbr. 1703 mit Marie Dorothee, des Herzogs Friedrich Casimir von Curland Tochter (aus dessen erster Ehe), geb. den 23. Juli 1684, gest, den 17. Jan. 1743. Sie hatte Friedrich den Großen über die Taufe gehalten. Deren Kinder (6.1.—e.7.). e. 1. Friedrich Karl Wilhelm, geb. den 9. Aug. 1704, gest, den 15. Aug. 1707. e* 2. Friedrich Karl Albrecht, Heermeister des Johanniterordens, General der Infanterie und Feldzeugmeister, Chef eines Infan­ terie-Regiments (Nr. 19. d. a. A.-L.) und eines Kürassier-Re­ giments (Nr. ll. d. a. A.-L.), geb. den 10. Juni 1705, gest, (unvermählt) den 22. Juni 1762 zu Breslau. Er hat allen drei schlesischen Kriegen beigewohnt und in acht Schlachten mit gro­ ßem Muth gefochten; bei Molwitz, Hochkirch und Torgau

47 ward er verwundet; auch hatte er unter dem Prinzen Eugen

den Feldzügen am Rhein beigewohnt.

e« 3. Anna Charlotte Sophie, geb. den 22. Decbr. 1706, gest, den 6. Jan. 1751, war vermählt seit dem 3. Juni 1723 mit

Herzog Wilhelm Heinrich von Sachsen-Eisenach, welcher

den 27. Juli 1741 starb.

e* 4. Louise Wilhelmine, geb. den 11. Mai 1709, gest, den 19. Febr. 1726.

e. 5. Friedrich, Oberster und Commandeur des Karl'schen Infan­ terie-Regiments (Nr. 19.), geb. den 13. Aug. 1710.

Er ward

am 10. April 1741 in der Schlacht bei Molwitz erschossen.

e. 6. Sophie Friederike Albertine, geb. den 21. April 1712, gest, den 7. Sept. 1750.

Sie war vermählt seit dem 23. Mai

1733 mit Fürst Victor Friedrich von Anhalt-Bernburg, welcher den 18. Mai 1765 starb.

e. 7. Friedrich Wilhelm, General-Major, Commandeur der Leib­ garde, geb. den 28. März 1715.

Er wurde den 12. Sept. 1741

in den Laufgräben vor Prag erschossen, bei Molwitz war er

verwundet worden.

1734 hatte er als Freiwilliger den Feldzug

am Rhein mitgemacht.

a» 4. Kurl Philipp, geb. den 26. Decbr. 1672 auf dem Sparen­ berg bei Bielefeld, gestorben in Italien zu Casale in Piemont den 13. Juli 1695.

Er war seit 1693 Heermeister des Johan­

niterordens und seit 1688 Inhaber eines Infanterie - Regiments (Nr. 7. d. a. A.-L.).

Welchen Rang er eigentlich in der Armee

gehabt, darüber finden sich keine Nachrichten.

In dem dama­

ligen Kriege der Deutschen gegen Frankreich unter Ludwig XIV., an welchem auch der Churfürst Friedrich III. Theil nahm, machte der Markgraf die Feldzüge bei den Brandenburgischen Truppen in den Niederlanden und dann in Italien mit.

In der blutigen

Schlacht bei Neerwinden am 29. Juli 1693, an der auch sein Regiment Theil nahm, that er sich durch vorzügliche Tapferkeit

hervor.

(S. Behmer, Versuch einer Geschichte des Preußischen

Heeres, Berlin 1803, Th. 2., S. 118 und Veckmann's Geschichte

des Johanniter-Ordens, S. 287.) Ueber die letzten traurigen Schicksale dieses heldenmüthigen

und hochherzigen Prinzen theilen wir am Schlüsse dieser Stamm­ tafel sehr interessante Nachrichten mit.

a. 5. Elisabeth Sophie, geb. den 26. Marz 1674, gest, den 23. Nov. 1748 zu Römhild, war vermählt 1) seit dem 19. April

48 1691 mit Friedrich Casimir Kettler, Herzog von Curland, geb. den 6. Juli 1650, gest, den 22. Jan. 1698; 2) den 30. März 1703 mit Christian Ernst, Markgrafen zu Baireuth sals dessen dritte Gemahlin), geb. den 27. Juli 1644, gest, den 10. Mai 1712; 3) den 3. Juni 1714 mit Ernst Ludwig, Herzog zu Sachsen-Meiningen, geb. den 7. Oct. 1672, gest, den 27. Nov. 1724. »•6. Dorothee, geb. den 27. Mai 1675, gest, den 1. Sept. 1676. a.7. Christian Ludwig, Statthalter zu Halberstadt, Domprobst zu Magdeburg, Comthur zu Lagow, General-Lieute­ nant, Chef eines Infanterie-Regimenrs (a. A.-L. Nr. 7., dann Nr. 12.). Er war geb. den 14. Mai 1677 und starb zu Mal­ chow am 3. Septbr. 1734.

Der Prinz Karl Philipp verliebte sich zu Turin in eine Savoyische Dame, Catharina Maria de Balbiani, die Wittwe eines Grafen von Salmour. Sie verband mit den schönsten körperlichen Reizen die glänzendsten Talente des Geistes. Da sie alle Anträge des jungen feurigen Prinzen verwarf, so entschloß er sich, sich heimlich mit ihr zu vermählen, was denn auch geschah. Das Jahrbuch der Preußisch-Brandenburgischen Staatengeschichte, Theil IV. S. 40, enthält darüber Folgendes, was wahrscheinlich aus Pöllnitz Memoires pour servir a l’histoire des quatre derniers Souverains de la maison de Braudebourg entnommen ist. Als der Churfürst davon Nachricht erhielt, wollte er diese Mißheirath nicht gut heißen, und ertheilte dem Obersten von der Kavallerie, Hackeborn, den Be­ fehl, sich des Prinzen zu versichern und ihn nach Berlin zu führen. Der Oberst nahm nun seine Maßregeln, und überraschte mit vier Of­ fizieren eines Morgens vor Tagesanbruch den Prinzen in den Armen seiner Geliebten. Der Prinz vertheidigte sich lange Zeit wie ein Ver­ zweifelter mit dem Degen, aber am Arm verwundet und von der Uebermacht bewältigt, mußte er sich ergeben. Die Frau von Salmour ward nach einem Kloster geführt. Der Schmerz des Prinzen über diese Trennung war unbeschreiblich, er überhäufte den Oberst Hacke­

born mit den bittersten Vorwürfen und wollte sich durchaus nicht verbinden lassen. Er verlor darüber so viel Blut, daß er in Ohn­ macht sank. In der Nacht verfiel er in ein heftiges Fieber und den fünften Tag war er todt, nachdem er bis zum letzten Athemzuge den Namen seiner Geliebten genannt hatte. Der Leichnam ward nach Ber­ lin gebracht und mit aller Pracht beerdigt. Die Frau von Salmour erhielt sogleich nach des Prinzen Tode ihre Freiheit.

Sie nahm nun

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den Namen einer Frau von Brandenburg an, und forderte ihr Wittwengehalt.

Der Churfürst bot ihr ein für allemal 100,000 Thlr.,

unter der Bedingung, den Namen von Brandenburg abzulegen;

sie gab aber die großmüthige Antwort: „die Ehre, die Gemahlin des Markgrafen gewesen zu sein, entschädige sie für alles Uebrige, und keine Schätze der Erde würden je im Stande sein, sie zu vermögen

.einen Schritt zu thun, welcher zeigte, sie wäre blos seine Maitresse

gewesen." Sie legte auch nicht eher den Namen von Brandenburg ab, als bis sie sich 1707 mit dem sächsischen Staatsminister und GeneralFcldmarschall Grafen August Wilhelm von Wackerbart vermählte.

In dem jetzt sehr seltenen Buche: La guerre d’Italie ou Me-

moires da Comte D ... ä Cologne 1707. p. 197, werden die Um»

stände von dem Tode des Prinzen anders, und wie uns dünkt richtiger erzählt.

Hiernach war der Prinz selbst bei dem nächtlichen Ueberfall

nicht verwundet worden, hatte aber einige Begleiter des kommandirenden Offiziers (sein Name ist hier nicht genannt) leicht verwundet.

Eben so wenig ist hier die Rede davon, daß auch der Prinz, nach dem Befehl deS Churfürsten, seines BruderS, hat verhaftet und nach

Berlin geführt werden sollen.

Weil man aber fürchtete, der Prinz

möchte versuchen die Gräfin auS dem Kloster zu befreien,

er eine kurze Zeit bewacht.

wurde

Nach seiner bald erfolgten Freilassung

soll er doch hiezu einige Versuche gemacht haben, die aber immer

verrathen wurden und also mißlangen.

Unterdeß bestürmte er den

Churfürsten, seinen Bruder, unablässig mit Bitten, seine Verbindung mit der Gräfin gut zu heißen und anzuerkcnnen.

Als dies vergeblich

war, verließ er Turin und ging aus Verzweiflung zu dem Belage­

rungscorps nach Casale ab, um hier den Tod zu suchen.

Allein ob­

gleich er sich den größten Gefahren auSsetzte, fand er ihn nicht, und ward nicht einmal verwundet; aber der Gram über den Verlust seiner

Geliebten zog ihm eine Krankheit zu,

an welcher er am 13. Juli

1695 starb. Eine andere, von einem Piemonteser verfaßte französische Schrift enthält noch verschiedene höchst interessante Einzelnheiten.

Da der Ver­

fasser die Geschichte etwas romanhaft gestaltet hat, so nehmen wir hier davon nur diejenigen Züge auf, welche mit anderen bekannten und

erwiesenen geschichtlichen Thatsachen übereinstimmen, und also glaub­ würdig sind.

Dahin gehören unter andern die Namen der branden­

burgischen Offiziere, welche mit dem Prinzen zugleich bei den Truppen in Piemont und Savoyen gestanden haben und AehnlicheS. In den oben erwähnten Memoires du Comte D... wurde auch gesagt: daß ein

4

50 deutscher, damals in Turin gegenwärtig gewesener Prinz, schon einmal

die Trauung des Prinzen Karl Philipp mit der Gräfin Salmour,

als die Ceremonie eben Statt finden sollte, gewaltsam verhindert hatte.

Hier erfahren wir, daß dies ein Prinz von Hessen, ein naher Ver­ wandter von Karl Philipp gewesen ist.*)

Dieser hatte nämlich ihn

und viele Offiziere des brandenburgischen Truppenkorps, angeblich blos zu einem fröhlichen Feste eingeladen, ohne ihnen zu sagen, daß der Haupt­

zweck seine Trauung mit der Gräfin Salmour sei. Diese Offiziere — es werden hier genannt: v. Barenne, v. Hoffmann, de la Motte

Fouquet, v. Hackeborn, de Courneau, de Camas, v- Kap­ hengst, de Despres — welche die höchste Ungnade des Churfür­

sten zu fürchten hatten, wenn sie sich bei diesem Akt der Trauung durch ihre Gegenwart betheiligten, unterstützten natürlich den Prinzen

von Hessen, daß also der Markgraf Karl Philipp diesmal sein Vor­ haben aufgeben mußte.

Durch diesen Vorfall sand sich Herr v. Varenne (er wird Ge­ neral-Major genannt) veranlaßt, bei dem Herzog von Savoyen, Vic­

tor Amadeus, auf Verhaftung des Prinzen Karl Philipp und

der Gräfin Salmour anzutragen.

Der Herzog war bereit, die Gräfin

verhaften zu lassen, was auch bald nachher auf kurze Zeit zum Schein

geschah, aber in Betreff des Prinzen erklärte er sich sehr bestimmt, daß

er

sich

nimmermehr

entschließen

werde,

ohne

eigenhändige

schriftliche Aufforderung des Churfürsten, das heilige Recht der Gast­ freundschaft auf eine so unerhörte Art zu verletzen und die Hand an

einen jungen Helden zu legen, der Seinesgleichen sei.

Darauf sandte

Herr v. Varenne einen Courier an den Churfürsten nach Berlin,

berichtete den Vorfall und bat um Verhaltungsbefehle.

Unterdeß war

es dem Prinzen doch gelungen, sich heimlich mit der Gräfin Salmour ttauen zu lassen.

Nach sechs Wochen kehrte der Courier von Berlin

zurück und überbrachte dem Herrn v. Varenne drei Briefe vom Chur­ fürsten.

Der eine, an den Prinzen Karl Philipp war offen, damit

ihn Herr v. Varenne zuerst lesen könne, und ihn nur dann abgeben solle, wenn die Heirath des Prinzen noch nicht geschehen sei.

Ter

*) Es war der damalige Erbprinz von Heffenkaffel, Friedrich. Durch seine Großmutter Hedwig Sophie, eine Tochter George Wilhelm'-, Churfürsten von Brandenburg, war er mit dem Prinzen Karl Philipp verwandt. 1700 hatte er sich mit Louise Dorothee, Tochter des Chur­ fürsten Friedrich III. von Brandenburg, vermählt und nach deren 1705 er­ folgtem Tode, 1715 mit Ulrike Eleonore, Schwester Karl'öXIl. Königs von Schweden. Bon 1703 bis 1715 war er Chef eines Preußischen Infan­ terie-Regiments (nach der alten Armee-Liste Nr. 10). Er starb als König von Schweden den 5. April 1751.

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Churfürst hatte darin seinen Bruder, den Prinzen, ermahnt, von der Mißheirath abzustehen und zu bedenken, was er der Würde seiner Vor­ fahren, seines Souverains und seiner eigenen schuldig sei, und wolle

er ihm sein ganzes Wohlwollen zuwenden, unter der Bedingung, daß er sogleich das Commando der brandenburgischen Truppen in Piemont

niederlege, und dagegen das des am Rhein stehenden brandenburgi­ schen Contingents übernehme.

Unterdeß werde man auf eine ihm an­

ständigere Verheirathung bedacht sein rc.

Der zweite Brief war an

den Herzog von Savoyen gerichtet, und

enthielt die gebräuchlichen

Höflichkeitsbezeugungen, zugleich aber auch das Gesuch, der Mißheirath des Markgrafen Karl Philipp mit aller Kraft (eflicacement) ent­

gegen zu wirken, mit der hinzugefügten Drohung, daß sonst die bran­ denburgischen Hilfstruppen sogleich zurück gerufen werden sollten.

In

dem dritten für Herrn v. Varenne selbst bestimmten Briefe billigte der Churfürst dessen Verfahren in allen Stücken, und dankte ihm und dem Prinzen von Hessen, so wie den anderen Offizieren, für die Festig­

keit,

mit der sie die Trauung des Prinzen mit der Gräfin Sal-

mour verhindert hatten.

Sodann trug er dem Herrn v. Varenne

auf, alle Brandenburger, die sich unterstehen würden das Vorhaben

des Prinzen zu unterstützen, mit seiner, des Churfürsten, höchsten Un­ gnade und mit der Haft in Spandau zu bedrohen.

Ferner befahl er

ihm, auf den Fall, daß der Prinz seine Unbesonnenheit auf's Höchste

getrieben haben sollte, mit aller Klugheit,

Vorsicht und Behutsam­

keit Maßregeln zu treffen, die Gräfin aufzuheben, wenn irgend mög­ lich, in Abwesenheit des Prinzen und der brandenburgischen Truppen, weil diese ihm bis zur Anbetung ergeben seien und nicht anstehen würden

ihm zu helfen,

wenn

er

es

verlange.

Hierüber

solle er, v. Varenne sich mit dem Savoyischen Gouvernement be­ sprechen. Der Herr v. Varenne scheint bei Ausführung dieser Aufträge

eben nicht viel Klugheit und Behutsamkeit angewandt, und die Abwe­ senheit des Prinzen weder abgewartet noch veranlaßt zu haben, denn — wie wir gesehen haben — überfiel er mit einigen piemontesischen Offizieren das liebende Paar des Nachts im Bette, und ließ die Gräsin nach einem Kloster bringen. Die Schilderung, die unser Gewährsmann von dieser nächtlichen Scene entwirft, übergehen wir, weil sie, wenigstens theilweise, vielleicht zu den „Episoden" gehören könnte, die er sich geständlich „cn sa quallte de romancier“ mitunter erlaubt hat. Uebrigens geschieht dabei weder einer Verwundung des Prinzen, noch einer beabsichtigten Ver­

haftung desselben Erwäbnung, wie denn auch in der dem Herrn von

4*

52 Varenne ertheilten Instruktion des Churfürsten davon nichts ent­

halten ist.

Der Leichnam des Prinzen ward nach Berlin gebracht und in dem Gewölbe der Domkirche am 28. August 1695 beigesetzt.

DaS

prachtvolle Leichenbegängniß beschreibt Beckmann a. a. O. S. 288. Die Sage, welche Buchholz in seiner Geschichte der Churmark

Brandenburg, Th. IV. S. 180, anführt, daß aus dieser Verbindung des Prinzen mit der Frau von Salmour ein Sohn geboren wor­

den, und dieser der in den 1750er oder 6ver Jahren verstorbene Säch­

sische Staatsminister, welcher den Namen von Wackerbart-Salmour geführt,

gewesen sei, ist irrig.

Der oben

genannte Graf

A. CH. v. Wackerbart, hatte mit seiner Gemahlin, der Salmour, keine Kinder, und nahm kurz vor ihrem Absterben, 1719, ihren in ihrer ersten Ehe erzeugten Sohn, Joseph Anton Gabaleomi von Salmour, an Kindesstatt an, damit derselbe den Namen Wacker­

bart fortsühren sollte, dieser schrieb sich denn: Graf von W acker -

bart-Salmour.

S. Gauhen's AdelS-Lericon, 1. Th. S. 2013.

Gedruckt bei Julius Siktenfeld in Berlin.