Wustmann Sprachdummheiten [11. Aufl., Reprint 2021] 9783112609422, 9783112609415

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Wustmann Sprachdummheiten [11. Aufl., Reprint 2021]
 9783112609422, 9783112609415

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WUSTMANN,

SPRACHDUMMHEITEN

Nehmt eure Sprache ernst! Wer es hier nicht zu dem Gefühl einer heiligen Pflicht bringt, in demistauch nicht einmal der Keim für eine höhere Bildung vorhanden. Hier kann sich zeigen, wie hoch oder wie gering ihr die Kunst schätzt und wie weit ihr verwandt mit der Kunst seid, hier in der Behandlung eurer Muttersprache. Aus den Basler Vorträgen Fr. N i e t z s c h e s 1871/72.

WUSTMANN SPRACHDUMMHEITEN V o l l s t ä n d i g e r n e u e r t e

elfte

A u f l a g e

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WERNER

SCHULZE

W A L T E R DE G R U Y T E R & C O vormals G. J Göschensche V e r l a g s h a n d l u n g • J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung

• Georg R e i m e r • Karl J. T r ü b n e r B E R L I N

i

943

Veit u

Comp.

Archiv-Nr. 45 22 43 Druck von Walter de Gruyter & Co., Berlin W 35 Printed in Germany

Vorwort zur 10. Auflage Als vor nunmehr 44 Jahren die „Sprachdummheiten" von Gustav Wustmann herauskamen, erwies sich diese „Kleine deutsche Grammatik des Zweifelhaften, des Falschen und des Häßlichen" — so erläuterte das Titelblatt — bald als starkes Bollwerk der Sprachfreunde in dem damals mit frischen Waffen geführten Kampf um eine Besserung der Muttersprache, und der Name Wustmann wurde sinnbildlich für das Gebaren schneidigen Angriffs auf diesem Gebiet. Es war ein selbstverständlicher Vorgang, daß mit der Zeit der alte Ruhm des Buches matter wurde, da neue Männer auf dem Plan erschienen und die einst gerügten Falschheiten und Häßlichkeiten der Sprache sich wenigstens zu einem Teil besserten oder — anderen Platz machten. Zudem war die polternde Urwüchsigkeit des „Wustmann", die ihm sein Gepräge und seinen Erfolg gegeben hatte, durch die mannigfachen Umarbeitungen von neun Auflagen abgeschwächt oder wohl ganz verloren gegangen. Wenn der Verlag sich daraufhin zu einer vollständigen Erneuerung des Buches entschloß, so erwuchsen dem Bearbeiter viele Aufgaben. Es galt, die ursprünglichen frischen Farben wieder zum Vorschein zu bringen: tatsächlich greift die vorliegende Ausgabe nicht selten auf die erste zurück; es galt vor allem, die neuen und neuesten sprachlichen Erkenntnisse fruchtbar zu machen. Es durfte nicht unberücksichtigt bleiben, was der Kreis der im Sprachverein wirkenden Männer erreicht hatte, was die Schriften der Matthias, Engel, Eitzen oder zuletzt der Schmidt-Rohr, Schneider, Steche, Weisgerber, Stoltenberg für Anregungen brachten. Es ging nicht mehr an, an der Enge der Forderungen fest-

VI

Vorwort

Zuhalten, mit denen Wustmann, im Geiste der damaligen Wissenschaft, an die Spracherscheinungen herangetreten war, und die lebendige Sprache in dem Schnürleib zu halten, den die Mode längst abgeworfen hat. Ihre Eigengesetzlichkeit mußte voll anerkannt, in ihr natürliches Wachstum durfte nur da regelnd eingegriffen werden, wo Lässigkeit oder Übermut drohten, wertvollen alten Bestand Zu gefährden. Gegen die wirklichen Sprachdummheiten unserer Zeit aber führt auch der neue Wustmann einen rücksichtslosen Kampf. Der Inhalt und Umfang des Buches mag zeigen, wieviel Unkraut noch immer auf dem deutschen Sprachboden wuchert. Gerade hier kann zimperliches Zugreifen nicht weiter führen; sollte sich jemand dabei getroffen fühlen, dann erinnern wir ihn an das Wort des alten Lichtenbergs E? ist unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch ein Gedränge zu, tragen, ohne hier einen Bart und dort ein Kopfzeug zu versengen. Der Wunsch, den alten zu einem wirklich „Neuen Wustmann" zu verjüngen, hat denn auch zu einer starken Umänderung des Früheren geführt. Was nicht mehr galt, mußte fallen; 18 Abschnitte wurden eingefügt, viele andere, wie die „Modewörter" oder „Fremdwörter", gänzlich umgearbeitet, im ganzen über die Hälfte neu geschrieben. Immer vernehmlicher klingt seit der Aufrichtung des dritten Reiches der Ruf durch Deutschland, auch auf dem Gebiet der Muttersprache den Kampf um das Bodenständige und echt Deutsche entschieden aufzunehmen. Verschweigen wir uns nicht, daß hier noch viel im argen liegt. Der Kampf um ein artgemäß schlichtes, klares und reines Deutsch darf nicht nur hier und da, er muß überall und jederzeit und von jedem Deutschen geführt werden. Der neue Wustmann will ein Helfer in diesem Kampfe sein. Dr. W e r n e r S c h u l z e

Vorwort zur I i . Auflage Den Geleitworten, die ich der 10. Auflage mitgab, habe ich in den Grundsätzen nichts Neues hinzuzufügen. Daß eine jede Auflage die Fehler der vorigen, deren sie habhaft wurde, zu beseitigen strebt, ist ihre selbstverständliche Pflicht; anders verdient kein Buch ein weiterwirkendes Dasein. So geschah es auch diesmal: wo sich Mängel der äußeren Form zeigten, wo Verhaltenheit oder Leidenschaftlichkeit ijicht ganz den rechten Ton getroffen hatten, griff die bessernde Hand ein. Vor allem aber ist derWechsel im Bestände der Sprachdummheiten, wie er sich auch in dem kurzen Zeitraum seit der letzten Auflage bemerkbar machte, überall berücksichtigt. Am meisten mag das im Abschnitt über „Modewörter" hervortreten, deren Sterne, den himmlischen gleich, in ewigem Auf- und Niedergang scheinen. Endlich zeigt sich die vorliegende Auflage insofern in hoch deutscherem Gewand, als sie endgültig auf alle fremdsprachlichen Fachwörter verzichtet. Möge sie wie die vorige vielen Sprachfreunden hilfreich zur Hand sein! Berlin-Lichterfelde, im Sommer 1943 Dr. W e r n e r S c h u l z e

Inhaltsverzeichnis Zur

Formenlehre

Das Hauptwort Starke und schwache Beugung Frieden oder Friede? Namen oder Name? Des Volkes, dem Volke — oder des Volks, dem Volk? Des Rhein oder des Rheins? . Des Roten Kreuz oder des Roten Kreuzes? Franz'oder Franzens? Goethe's oder Goethes? . . . Friedrich des Großen oder Friedrichs des Großen? . Kaiser Rotbarts Leopolds von Ranke oder Leopold von Rankes? . . . Bögen oder Bogen? Generäle oder Generale? Mann, Männer und Leute Die Stiefeln oder die Stiefel? . . . Worte oder Wörter? Das s der Mehrzahl Fünf Pfennig oder fünf Pfennige? Fünf Blätter und fünf Blatt . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schwankendes Geschlecht

i 2 3 4 6 9 12 13 14 16 16 17 18 19 21 22 24

Das Eigenschaftswort Jeden Zwanges oder jedes Zwanges? . Mit erhobenem rechten oder rechtem Arm? . . . . Sämtlicher deutscher oder sämtlicher deutschen Stämme? . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ein schönes Äußeres oder Äußere? Großer Gelehrter oder Gelehrten? Das Deutsche und das Deutsch . Wir Deutsche oder wir Deutschen? . . . . . . . . Nach Meldungen Dresdner Zeitungen . . . . . . . Steigerung der Eigenschaftswörter . . . . . . . .

26 28 29 30 32 33 33 35

X

Inhaltsverzeichnis

Das F ü r w o r t Gedenket unsrer oder gedenket unser? . . . . . . . Derer und deren Man und jemand . Mit niemand anders Das Z a h l w o r t

35 36 37 38 39

Das Z e i t w o r t Vertauschte und schwankende Zeitwörter . . . . . Falsche Befehlsform . . . . . . . . . . . . . . Übergeführt und überführt. Ich anerkenne? . . . . Das überlegte Gefängnis Ich bin gestanden oder ich habe gestanden? . . . . Singen gehört und Singen hören . . . . . . . . . Begänne oder begönne? Stände oder stünde? . . . . Zur

41 43 44 46 47 48 49

Wortbildungslehre

Arztin und Blockleiterin . . . . . . . . . Hingebung und Hingabe . . . . . . . . Bremener oder Bremer? . . . . . . . . . Hallenser und Weimaraner Kölner Dom und Kölnische Zeitung . . . Hallesches oder Hallisches Tor? . . . . . -ig, -lieh, vierwöchig, zugänglich . . . . . Schwerwiegender oder schwerer wiegend? Größtmöglichst . . . . . . . . . . . . Mißbrauch der Meiststufe

. . . . . . . . . . . .

51 52 55 55 56 58 59J 6r 62 63

. . . . . . . . . . . . . . . .

Zusammengesetzte Hauptwörter Das Binde-s . . . . . . . . . . . . . . . . . Tintefaß oder Tintenfaß? Äpfelwein oder Apfelwein? . . . . . . . . . . . Speisekarte oder Speisenkarte? . . . . . . . . . .

64 66 68 69

Z u r Sätzlehre Unterdrückung des Satzgegenstandes

.

71

Inhaltsverzeichnis Die Satzaussage Die Ausstattung war eine glänzende . . . . Eine Menge war oder waren? Noch eine Mehrzahl in der Satzaussage . . Die Anrede Die Leideform . Die Mitglieder sind gebeten? . . . . . . Die rückbezüglichen Zeitwörter Mißbrauch der Vergangenheit . . . . . . Der Kampf um das Worden Erzählung und Inhaltsangabe . . . . . . Zeitungsüberschriften . Zeitenverirrung bei der Nennform . . . .

XI . . . . . . . .

.

. . . . . . . . . . . . . . . .

72 75 76 77 78 80 80 81 85 87 88 91

Nebensätze Bezügliche Nebensätze. Welcher, welche, welches . . Das und was Familie „wo" Welch letzterer Einer der schwierigsten, der oder die? . . . . . . . Falsch fortgesetzte Relativsätze Relativsatz statt eines Hauptsatzes . Allerlei Bindewörter . . . . . . . . . . . . . . . Unterdrückung des Hilfszeitworts .

92 95 97 98 100 101 103 105 107

Die Aussageweisen Wirklichkeits- und Möglichkeitsform . . . . . . . Die Möglichkeitsform in der abhängigen Rede . . . Die sogenannte Zeitenfolge (consecutio temporum) . Die unkenntliche Möglichkeitsform . . . . . . . . Die Form der NichtWirklichkeit Vergleichssätze. Als wenn, ab ob Würde . .wolle zu den Akten . . . . . . . . . . . . . .

ixo 115 116 117 120 122 123 126

Nennform und Mittelwort Die Nennform mit um zu . . . . . . . . . . . . Das falsche zu . Das Mittelwort. Gefolgt von einem Sturm SA . . . Mittelwort statt eines Neben- oder Hauptsatzes . . . Falsch angeschlossenes Mittelwort. . . . . . . . .

127 132 132 136 138

XII

Inhaltsverzeichnis Die Beifügungen

In Ergänzung Die Beifügung Straßennamen Fachliche Bildung oder Fachbildung? schulisch . . . Die Goethemutter Schulze-Naumburg und Frankfurt-Oder Magistrat Berlin Ex libris Die Familie Nachfolger Weitere Mängel bei Geschäftsaufschriften Der grobe Unfugparagraph und das Übersetzungsrecht in fremde Sprachen Der glasweise Preis . Der Beisatz Als bei der Satzaussage Titel Der Doktor-Ingenieur Bindestriche

140 143 144 146 150 152 153 156 157 159 162 164 166 168 169 171 172

Fürwörter Der erstere und der letztere Derselbe, dieselbe, dasselbe Darin, daraus, daran; ohne es Derjenige, diejenige, dasjenige Jener, jene, jenes . . . . . . . . . . . . . . . .

175 177 183 186 188

Zur Fall-Lehre Zeitwörter mit unsicherem Fall Er hat mir oder mich auf den Fuß getreten ? . . . . Sich an etwas halten . . . . . . . . . . . . . . Zur Steuerung des Notstandes Zahlwörter . . . . . . . . .

188 191 193 193 196

Verhältniswörter Dank und trotz Anstatt und außer Nördlich, südlich, vorwärts

197 199 199

Inhaltsverzeichnis

XIII

Werdende Verhältniswörter: ungerechnet, unbeschadet, bis . . . . . . . . . . . . . 201 Ab 5. September gesperrt 203 204 Nach Schule und bei Vater . . . . . . . . . . . . Im oder in dem? zum oder zu dem? . . 205 Aus „Die Grenzboten" 208 Wegen Unfug 210 Zeitbestimmungen Donnerstag und donnerstags — nachmittag und nachmittags . . . . . . . . . . . . . Das Datum Aller vier Wochen? Vorsicht bei „während"!

210 211 212 213

B i n d e w o r t und G e s c h l e c h t s w o r t Und . Als, wie, denn beim Vergleich Die Verneinungen Warnen, daß nicht . Der Schwund des Geschlechtswortes Ihr oder Ihre Fräulein Tochter?

.

215 218 220 223 224 225

S t i l m ä n g e l und S t i l r e g e l n Mißhandelte Redensarten Vertauschung des Hauptworts und des Fürworts . . Die fehlerhafte Zusammenziehung Doppel und Überfluß Die Bildervermengung Vermengen zweier Fügungen

227 232 234 237 241 244

Zur Wortstellung Die alte gute Zeit oder die gute alte Zeit ? . . . . . . Die Umstellung nach „und" . . . . . . . . . . . Die Stellung der persönlichen Fürwörter Zwei Verhältniswörter nebeneinander . . . . . . .

246 247 249 252

Noch ein paar Stilregeln Schlechter Satzbau Ein paar Winke zur Z e i c h e n s e t z u n g . . . . . .

254 261 265

XIV

Inhaltsverzeichnis

Z u Wortschatz und Wortbedeutung Verwechselte Wörter Der gleiche oder derselbe? Der Dritte und der andre Verwechslung von Verhältniswörtern . Fort oder weg? . Hin und her; hoch und oben . Ge, be, ver, ent, er Neue Wörter Modewörter Der Gesichtspunkt und der Standpunkt . . . . . Das Können und das Fühlen . . . . . . . . . . Das Sicheinlebe'n Bedingen Fertigstellen und klarlegen In etwa Schwulst Einflußnahme und Verzichtleistung Die Sehnsüchte Anders, andersartig und anders geartet Aufblähung des Zeitworts . . . . . . . . . . . „Die Mutter", erschrak Lotte Vermittelst und sein Anhang Seitens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beziehungsweise Provinzialismen Fremdwörter Die Aküsprache . . . . . . . . . . . . . . .

. .

. .

.

Die Fachausdrücke der Sprachlehre W o r t - und S a c h v e r z e i c h n i s . . . . . . . .

.

271 275 276 277 281 282 285 289 297 318 321 322 323 326 328 329 332 333 334 335 337 339 343 346 349 351 379

386 388

Zur Formenlehre Der Wert der Sprache für die Wirkung einer Schrift ist unermeßlich. Im Grunde heißt nämlich an seiner Sprache arbeiten an seinem Denken und an seinem Fühlen arbeiten... Talent oder Genie ruhen in Gottes Hand; doch Reinschreiben sollte ebenso streng gefordert werd e n d e wir auf allen Gebieten vollendete Technik als selbstverständlich voraussetzen — selbst bei einem Drechsler und einem Schuster. H. St. C h a m b e r l a i n in einem Brief an den Grafen Keyserling. 4 . 1 2 . 0 4 .

Starke und schwache Beugung Da wir nicht einen Leitfaden der deutschen Sprachlehre schreiben wollen, sondern nur warnen und immer wieder warnen vor all dem Minderwertigen und Schlechten, was sich in unseren Sprachgebrauch eingeschlichen hat, so soll der Leser hier auch nicht Tafeln der deutschen Beugung vorgesetzt bekommen. Wir wollen ihn nur im Anfang daran erinnern, daß Jakob Grimm die Vielfältigkeit der Hauptwörterbeugung im Deutschen auf die Zweiheit der starken und schwachen Deklination einschränkte; indem er die formenreichen Gruppen, eben weil sie die Kraft zu unterschiedlichen Endungen, häufig auch zum Umlaut in der Mehrzahl bewahrt haben, die starke Deklination nannte und, die vom Wesfall der Einzahl an ein einförmiges n als Endung zeigen, schwach. Trotz des großen Reichtums unsrer Sprache an Hauptwörtern und der großen Mannigfaltigkeit, die innerhalb- der beiden Beugungen besteht, ist die Zahl der Fälle, wo sich 1

Wustmann, Spracbdummheiten.

2

Frieden oder Friede? Namen, oder Name?

heute Unsicherheit Zeigt, verhältnismäßig klein. Aber ganz fehlt es doch nicht daran. Eine große Nachlässigkeit macht sich darin breit, daß man in der Umgangssprache immer häufiger die schwachen männlichen Wörter: Mensch, Fürst, Held, Hirt, Narr, die im Werfall keine Endung haben, in allen anderen Fällen aber auf -en ausläuten müßten, im Wenfall und nachgerade auch im Wemfall ihrer Endung beraubt: Bildungen wie den Narr, den Kuhhirt usw. sind also fafsch; es heißt: den Menschen, den Fürsten usw. Frieden oder Friede? N a m e n oder N a m e ? Bei einer kleinen Anzahl von Hauptwörtern schwankt der Werfall mehr oder weniger zwischen einer Form auf e und einer auf en; es sind das Friede, Funke, Gedanke, Gefalle, Glaube, Haufe, Name, Same, Schade und Wille. Beide Formen haben als richtig zu gelten. Ursprünglich gingen die genannten Wörter auf e aus und zeigten als schwach gebeugt (außer Friede und Gedanke) in allen Fällen wieder zu einem Teil, und einem keineswegs geringen, beruht es auf gewissen Handgriffen beim Satzbau, die man eben kennen muß, um sie anwenden zu können. Sicher gibt es auch natürliche Anlage zu einem überraschend gefälligen und in Anmut dahinfließenden Stil; Kinder sind bis zum elften oder zwölften Jahr nicht selten damit begnadet. Daß er sich erhält, ist nicht unmöglich, aber in der überwiegenden Mehrzahl geht er verloren, nicht zuletzt durch Bildungseinflüsse, durch lesende Aufnahme der verschiedensten fremden Stilarten, der mannigfaltigsten Stoffe. Und ist die Unschuld des Plauderns, die Natürlichkeit des Schreibens einmal verloren, oder war sie einem von 1

) Hüten würde man sich dann z. B. vor der Häufung einsilbiger Wörter. Doch kann auch eine ziemliche Reihe davon noch ganz fließend klingen, wenn sie der Sprecher durch Betonung zu Gruppen zusammenfaßt, z. B.: ein Umstand, wie es ihn / bis jetzt / noch fast gar nicht / gegeben hat.

Noch ein paar Stilregeln

255

je versagt, kurz überall, wo Unsicherheit des Stils herrscht und andererseits der Wille, ihn nach Kräften zu pflegen, da hascht man gern nach ein paar handwerklichen Regeln, die sicher nicht mehr sein können und wollen als Fingerzeig? auf den Weg zu einer persönlichen Stilkunst. Den angenehmen Eindruck, daß jemand fließend schreibe, hat man dann, wenn beim Lesen das Verstähdnis, die geistige Aufnahme des Geschriebenen immer gleichen Schritt hält mit der sinnlichen, die durch das Auge vor sich geht. Ist das nicht der Fall, ist man öfter genötigt, anzuhalten, mit den Augen wieder zurückzukehren, einen ganzen, einen halben Satz oder auch nur ein paar Wörter noch einmal zu lesen, weil man sieht, daß man das Gelesene falsch oder unvollständig verstanden hat, so spricht man von holprigem oder höckrigem Stil. Im folgenden sollen einige Haupthindernisse eines fließenden Stils zusammengestellt werden. Ü b e r l a d e n e Beifügungen Vor allem gehört dazu die leider in unserer Sprache weitverbreitete, ungemein beliebte und doch das Verständnis, namentlich dem Ausländer, aber auch dem Deutschen selbst erschwerende Unsitte (so, wie sie hier soeben musterweis geübt istl), zwischen Geschlechts- und Hauptwort langatmige Bestimmungen einzuschieben, anstatt sie in Nebensätzen nachzubringen. Solche Wortknäuel sind eine Qual für den Leser."Man sieht ein Geschlechtswort: die. Dann folgt eine ganze Reihe von Bestimmungen, von denen man zunächst gar nicht weiß, worauf sie sich beziehen: verbreitete, beliebte, erschwerende. Endlich kommt das erlösende Hauptwort: Unsitte l Während also das Auge weiter gleitet, weiter irrt, wird unmittelbar hinter dem Geschlechtswort der Strom der geistigen Aufnahme unterbrochen, es entsteht eine Lücke, und der Strom schließt sich erst wieder, wenn endlich das Hauptwort kommt.

256

Noch ein paar Stilregeln

Und wie unerträglich würde ein solches Spähen nach dem Hauptworte erst dann, wenn allgemeine Kleinschreibung käme! Ein guter Schriftsteller muß ein feines Gefühl dafür haben, was er dem Leser bezüglich der eingeschobenen Bestimmungen zutrauen darf. Möchten doch all unsere Federführenden erst so weit sein, daß folgende erlesene Beispiele nur noch als traurige und bemitleidenswerte Zeugnisse einer vergangenen Zeit zu gelten hätten: von einer durch einen in einer Umwälzung in den wichtigsten Einrichtungen aller Kulturstaaten bestehenden Vorteil ausgezeichnten Erfindung sind einige Gewinnanteile zu verkaufen — oder: mit einem sondern hat das herrliche Mittelwort geattet erfunden und schreibt nun scheußlich von anders gearteten Verhältnissen und benutzt das Wort in tausend (Umlieft gearteten Fällen (vgl. den gelagerten Fall!). So spreizt man sich, und dabei ist man womöglich noch stolz auf seinen Scharfsinn, der den Unterschied, zwischen ähnlich und ähnlich geartet ausgetiftelt hat.

Aufblähung des Zeitwortes Zum Sprachschwulst gehört auch die immer weiter fressende, kaum noch irgendeinen Tätigkeitsbegriff verschonende Umschreibung einfacher Zeitwörter durch ziehen und bringen in der Tatform, gezogen oder gebracht werden, kommen, gelangen und finden in der Leideform. Kaum wird noch etwas erwogen, überlegt, erörtert, betrachtet, berücksichtigt, sondern fast alles wird in Erwägung, in Überlegung, in Erörterung, in Betracht, in Berücksichtigung gezogen. Kaum wird noch

336

Aufblähung des Zeitwortes

etwas vorgelegt, vorgetragen, aufgeführt, dargestellt, wiederhergestellt, ausgeführt, durchgeführt, angeregt, angerechnet, vorgeschlagen, angezeigt, verkauft, verteilt, versandt, ausgegegeben, angewandt, erledigt, entschieden, erfüllt, sondern alles wird zur Vorlage gebracht, zur Aufführung oder zur Darstellung gebracht, zur Ausführung oder zur Durchführung gebrächt, in Anregung, in Anrechnung, in Vorschlag gebracht, zur Anzeige, zum Verkauf, zur Verteilung, zur Versendung gebracht, zur Ausgabe, zur Anwendung, zur Erledigung, zur Entscheidung, zur Erfüllung gebracht, oder es kommt oder gelangt zum Vortrag, zur Wiederherstellung, in Vorschlag, zur Anzeige, es findet Anwendimg, Erledigung. Ein Schauspiel kommt zur Aufführung, ein Buch gelangt zum Druck, und dann gelangt es zur Ausgabe, das Kommißbrot gelangt zum Verzehr (l). Selbst von Häusern, die infolge eines Luftangriffs eingestürzt sind, heißt es, sie seien zum Einsturz gebracht worden. „Bilder werden zur Ausstellung gebracht" kann doch nur bedeuten, daß sie im eigentlichen Sinn in das Gebäude gebracht werden; meistenteils aber ist nichts weiter gemeint, als daß sie ausgestellt werden. Grund und Boden gelangt zur Aufforstung, alte Schiffe gelangen zur Außerdienststellung, ja sogar eine ßatsvorlage zur Ablehnung (als ob es Ziel und Bestimmung der Vorlagen wäre, abgelehnt zu werden). Ähnlich macht eine Verkehrsgesellschaft, die den Fahrpreis herabsetzen will, das so bekannt: Wir bringen hiermit zur Kenntnis, daß der seither giltige Fahrpreis von 15 Pfennigen in Wegfall kommt und ein neuer Tarifsatz von 10 Pfennigen zur Erhebung gelangt. So herrscht ein ewiges Kommen und Gelangen. Selbst die Toten läßt man nicht in Ruhe! Wie kann eine Zeitung schreiben: Die am Feiertage Gestorbenen kommen nach dem Fest zur Beerdigung — nein, sie werden beerdigt. Zur Beerdigung kommen die Leidtragenden. Wollen wir es dahin bringen, daß kommen und gelangen zu Hilfszeitwörtern werden!?

„Die Mutter !" erschrak Lotte

337

„Die Mutter!" erschrak Lotte Ein Stilmittel, bei dem viele scheitern, ist der Ersatz von sagte er durch alle möglichen Formen einer persönlichen Sprache. Ohne Zweifel stößt der Erzähler auf beträchtliche Schwierigkeiten, wenn er Redé oder gar Zwiegespräch mit der erwünschten Abwechslung einleiten will. Nicht der mündliche Erzähler: der kann sich durch den Wechsel seines Tons, durch allerlei kleine dramatische Mittel leicht helfen und wird gerade solche Stellen zu wirksamen Höhepunkten machen, aber für jeden Roman- und Geschichtenschreiber ergibt sich die Unleidlichkeit eines ewigen „sagte er" und ähnlicher gleichsam vom Staub der Jahrhunderte überdeckter Formeln. Der Wunsch also, hier selbst Hilfe zu suchen, ist begreiflich. Gelegentlich läßt sich bei einer Wechselrede ja einfach auf jedes Zeitwort des Sagens verzichten, der Druck, insbesondere die Gänsefüßchen machen die Sprechenden deutlich genug. Aber nicht überall geht das, und da gibt es bei vielen unserer Neusten ein fast aufregendes Suchen nach geeigneten Formen. Übrigens hat bereits ein so glänzender Stilkünstler wie C. F. Meyer sich dabei überraschende Freiheiten herausgenommen. Bei ihm wird eine angeführte Rede schon mit Ausdrücken geschlossen wie: ärgerte er sich, fieberte er, lächelte er, grinste er, ja mit Nachsätzen wie: winkte er dem Freund usw. Sollen wir hier rücksichtslos verwerfen oder uns willig zu einem neuen Stilmittel bekennen? Daß es die Tagesschriftstellerei „unter dem Strich" bevorzugt, vielleicht macht uns das besonders voreingenommen dagegen; daß es so saubere Erzähler wie der Sudetendeutsche Perkonig, so geschmackvolle wie Hermann Roßmann, so starke wie Alfred Neumann lieben, macht uns stutzig. Sicherlich liegt in diesem Mittel die Gefahr einer Sprachverlotterung, sicherlich aber in der Hand eines feinfühligen Schriftstellers auch die Möglichkeit zu starken und bunten Wirkungen. Ge22

Wustmann, Sprachdummheiten.

338

,ßie Mutter I" erschrak Lòtte

schmack und Stilgefühl werden hier eine große Rolle spielen und Gutes und Schlechtes scheiden müssen. Ich empfinde einen Satz wie den von Hermann Roßmann „Der Offizier rast fort, rast 'Funker' den Gang entlang" als schön und kühn; „'Das Geld gehört Ihnen', bot ihm Graeve an", als möglich; „'Er will mit mir allein sein', erschrak Bianka", als zwar ungewohnt, aber durchaus zu rechtfertigen. Über eine aus Perkonig herausgegriffene Stelle: „'Die Mutter', erschrak Ljuba" werden die Meinungen geteilt sein. Wenn dagegen Richard Dehmel schreibt: „'Wird morgen wieder schöne Hitze geben', trat der Alte aus dem Hausflur", — so habe ich schon das Gefühl einer, meinetwegen genialen, Liederlichkeit: die Verbindung zwischen dem Wort und der begleitenden oder folgenden Handlung ist nicht genügend gegeben. Einfach töricht aber schreibt die Marlitt: „'Ach das arme Ding, da muß es singen, wie er pfeift', lachte sie". Gesprochene Worte kann man eben nicht lachen 1 Bis zu welchem Unsinn das Mittel in seiner Übersteigerung führen kann, dafür ein abschreckendes Beispiel; bei Hans Rösler glänzt diese Perle: „'Warum hast du deine Freundin nicht heraufgebracht, statt dich zwei volle Stunden mit ihr vor der Haustür zu unterhalten?', war dem Ehemann inzwischen die Suppe angebrannt"1). Die Behörde Korf erhält vom Polizeibüro ein geharnischt Formular, wer er sei und wie und wo. Welchen Orts er bis anheute war, welchen Stands und überhaupt, wo geboren, Tag und Jahr. Einen geschichtlichen Überblick mit viel Stoff über „Die Einkleidung der Rede" bietet Henry du Fais in der Zeitschrift für Deutschkunde, 1932 Seite 503.

Vermittelst und sein Anhang

339

Ob ihm überhaupt erlaubt, hier zu leben und zu welchem Zweck, wieviel Geld er hat und was er glaubt. Umgekehrtenfalls man ihn vom Fleck in Arrest verführen würde, und drunter steht: Borowsky, Heck. Korf erwidert kurz und rund: „Einer hohen Direktion stellt sich, laut persönlichem Befund, untig angefertigte Person ab nichtexistent1) im Eigen-Sinn bürgerlicher Konvention vor und aus und zeichnet, wennschonhin fnitbedauernd nebigen Betreff, Korf. (An die Bezirksbehörde in —)." Staunend liest's der anbetroffen Chef. Aus Morgenstern: Palmström. Vermittelst und sein Anhang Auch die Verhältniswörter sind dem Schwulst verfallen. Früher gebrauchte man dafür eine Menge kleiner Wörtchen, die aus zwei, drei, vier Buchstaben bestanden. In unsern Sprachlehren findet man sie auch jetzt noch verzeichnet, dieses lustige Gesindel: in, an, zu, aus, von, auf, mit, bei, vor, nach, durch usw. Aber wie sehr hat dank unserer Amts- und Zeitungssprache das Völkchen sein Gesicht verändert! Inmitten der Kleinen haust nun eine Horde schwerfälliger, schleppender Ungetüme wie: betreffs, behufs, zwecks, l

) Korf wird bei Morgenstern zuerst mit dem schönen Verse eingeführt: „Palmström reist mit einem Herrn v. Korf in ein sogenanntes böhm'sches Dorf." Er begleitet ihn nur „des Reimes wegen", ist also ein „körperloser Geist" und bürgerlich „nichtexistent". 22*

340

Vermittelst and sein Anhang

seitens, angesichts, mittelst, vermittelst, vermöge, bezüglich, hinsichtlich, rücksichtlich, einschließlich, ausschließlich, anläßlich, gelegentlich, inhaltlich, ausweislich, antwortlich, abzüglich, zuzüglich, zusätzlich, vorbehaltlich usw. Soll es dahin kommen, daß unsere Sprachlehre diese Gebilde — oder vielmehr Mißgebilde — als die eigentlichen Verhältniswörter verzeichnet und die alten einfach in die Sprachgeschichte verweist? Früher wurde einer, der mit einem Messer gestochen worden war, mit einem Wagen ins Krankenhaus gebracht; so wird heute auch noch — gesagt. In der Zeitung geschieht es aber vermittelst eines Messers und vermittelst eines Wagens. Ein herrliches Wort, dieses vermittelst! Sieht wohl aus wie Bildung einer Höchststufe, ist aber keine: früher hieß es mittels, indem der Wesfall von Mittel ähnlich zum Verhältniswort gepreßt war wie behufs und betreffs, zu denen sich neuerdings noch zwecks, mangels und namens gesellt haben — lauter herrliche Erfindungen. Dann sprang ein t-Anhängsel daran, wie in jetzt, selbst und Obst, auch in nebst oder dem berlinischen ebent: hochgestellte Personen reisen stets mittelst Sonderzugs, und die in Riesensälen Versammelten hören den Reder mittelst mehrerer Lautsprecher; Handelswaren, die früher mit der Hand hergestellt wurden, werden jetzt mittelst Maschinen gewonnen. Endlich genügte auch das noch nicht. Und wo jemand durch freundliche Vermittlung eines Faustschlages seinen Gegner niedergestreckt hatte, da geschah es eben vermittelst des Faustschlags. Daß zu unter anderm auch den Zweck bezeichnet, scheint manchem Beamten und Zeitungsschreiber gänzlich unbekannt. Früher verstand man es sehr gut, wenn einer sagte: er ist der Polizeibehörde zum Einsperren überwiesen worden — wie oft liest man jetzt: behufs oder noch lieber zwecks Einsperrung, oder es möge sich jemand einfinden zwecks Feststellung der Krankenkassenbeiträge, zwecks Stellungnahme usw. — behufs Bildung einer Berufsgenossenschaft —

Vermittelst und sein Anhang

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ein dauerndes Bündnis Englands mit Rußland zwecks Niederhaltung Deutschlands — die Bank hat zwecks Erweiterung ihrer Räume das Nachbarhaus angekauft — so hufst und zweckeckeckst es durch die Spalten unsrer Presse. Einst verstand es jedermann, wenn man sagte: nach der Betriebsordnung oder nach den Bestimmungen der Bauordnung, nach dem Standesamtsregister, nach Punkt 5; das Volk spricht auch heute noch so. In den Bekanntmachungen der Behörden aber heißt es fast nur: auf Grund der Betriebsordnung, ausweislich des Standesamtsregisters, und was das Allerschönste ist: in Gemäßheit von Paragraph 5, in Gemäßheit des Beschlusses der Stadtverordneten. Also statt eines einsilbigen Wörtchens ein solches Ungetüm wie Gemäßheit, unterstützt von den beiden Verhältniswörtern in und von 1 Im Nachrichtendienst hat sich das umständliche zufolge über Gebühr eingebürgert. Warum geht es nicht mehr an zu sagen: nach Pariser Blättermeldungen herrscht dort starke Aufregung? Zwar fehlerhaft ist zufolge nicht, wie manche Gelehrte meinten, die da übersahen, daß das Wort den einschränkenden Sinn „wenn man folgen will" ganz gut vermittelt; aber es haftet ihm nun einmal ein unfrischer Beigeschmack an, und schließlich stört auch die Unsicherheit des Falles danach: ob es heißt zufolge dem „Völkischen Beobachter" oder des „Völkischen Beobachters" (falsch kann man keines von beiden nennen; vorläufig überwiegt der Wemfall, doch wird sich voraussichtlich der Wesfall durchsetzen entsprechend infolge und fast allen anderen in diesem Abschnitt aufgeführten Verhältniswörtern). In etwas verändertem Sinn lieben die Behörden das Wort infolge : infolge ministerieller Anordnung haben Sie . . . ; weshalb nicht einfach: auf ministerielle Anordnung? Früher sagte man: nach seinen Kräften, bei der herrschenden Verwirrung, durch den niedrigen Zinsfuß — jetzt heißt es: nach Maßgabe seiner Kräfte, angesichts der herrschenden Verwirrung, vermöge des niedrigen Zinsfußes. Eine

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Festschrift erschien früher zum Geburtstag eines Gelehrten, beim Jubiläum eines Rektors, zur Enthüllung eines Denkmals, jetzt nur noch aas Anlaß oder anläßlich des Geburtstags, gelegentlich des Jubiläums, bei Gelegenheit der Enthüllung. Für über heißt es betreffs oder bezüglich: das letzte Wort betreffs der Entscheidung ist noch nicht gesprochen — die Mitteilung der Theaterleitung bezüglich der Neueinstudierung des Don Juan war verfrüht. War es nicht jedermann verständlich, wenn gesagt wurde: mit der heutigen sind dieses Jahr zehn Versammlungen gewesen, ohne die heutige neun; jetzt heißt es umständlich: einschließlich und ausschließlich der heutigen Versammlung. Auch bei Zeitangaben sollte das Umstandswort einschließlich soweit irgend möglich wegbleiben (vgl. S. 202)! „Mein Urlaub dauert diesmal bis zum Dienstag, dem 11. Mai": dann ist der 11. Mai der letzte Urlaubstag. An diesem Gebrauch darf kein Zweifel sein. Des Zusatzes einschließlich hinter dem Wörtchen „bis" oder des neuerdings dafür versuchten „mit" bedarf es wahrhaftig nicht — mögen die Übergenauen in anderen Sprachen auch ähnliche Zusätze benutzen. Durch eine besonders blühende Verhältniswörtersprache Zeichnen sich Viele K a u i l e u t e aus, u n d die S t e u e r b e a m t e n

laufen ihnen gern den Rang ab! Kann man das noch für Deutsch halten, wenn jemand eine Zuschrift beginnt: Antwortlich Ihres Schreibens statt einfach: Auf Ihr Schreiben? In Beantwortung Ihres Schreibens ist nicht viel besser! Ferner reden unsere Kauileute davon, wieviel eine Ware zu stehen komme zuzüglich der Transportkosten, abzüglich der Fracht oder zusätzlich der Differenz, statt: mit den Transportkosten, ohne die Fracht, samt der Differenz, was doch wahrhaftig faßlicher wäre! Vereine machen bekannt, daß der fällige Beitrag zuzüglich der dadurch entstehenden Kosten

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durch Postauftrag erhoben werde, statt samt oder nebst den Kosten. Endlich: unter Zugrundelegung von, in der Richtung nach, in Höhe von, an Hand von, was sind alle diese Wendungen anderes als breitspurige Umschreibungen, zu denen man greift, weil man die Kraft und Wirkung der einfachen Verhältniswörter nicht mehr fühlt oder nicht mehr fühlen will. Der Staatsanwalt machte an Hand einer Reihe von Straftaten (!) die Schuld des Angeklagten wahrscheinlich — was heißt das anderes als: an einer Reihe? Ist es nötig, daß in Bekanntmachungen einer Behörde geschrieben wird, daß irgend ein Unternehmer Bürgschaft in Höhe von 5000 R M Zu erlegen habe, daß ein Weg neu gepflastert werden solle in seiner Ausdehnung von der Straße A bis zur Straße B ? Sind wir so schwachsinnig geworden, daß wir eine Bürgschaft von 5000 R M nicht mehr verstehen, uns bei dem einfachen von — bis keine Strecke mehr vorstellen können? Rührend ist es, wenn der Beamte auf dem Leipziger Hauptbahnhof ausruft: Abfahrt in Richtung nach Altenburg, Plauen, Hof, Bamberg, Nürnberg usw. Der Büromensch, der das ausgeheckt hat, verdiente zum Geheimen Regierungsrat ernannt zu werden! Bei einem bloßen nach könnte sich ja ein Reisender beschweren und sagen: Ich wollte nach Gaschwitz, das ist aber nicht mit ausgerufen worden, nun bin ich sitzen geblieben. Aber in Richtung nach — da kann sich niemand beschweren!

Seitens Aus dem Betrieb heutigen Verhältniswörterschwulstes verdient das Wort seitens noch besonders durchgesprochen zu werden. In den vierziger und fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts schrieben die Büros neben der Leideform mit Vorliebe von Seiten statt des einfachen von (ebenso auf Seiten statt bei). Das war natürlich unnötiger Schwulst, aber

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es war doch wenigstens richtig, ja man mochte sich sogar über den altertümlichen schwachen Wemfall Seiten freuen. Mit der Zeit wurde aber selbst den Kanzleimenschen dieses ewige von Seiten zu viel. Statt nun das einzig Vernünftige zu tun und wieder zu dem einfachen von zurückzukehren, ließ man das von weg und sagte nur noch Seiten. Aber das dauerte auch nicht lange. Kaum war die Neubildung fertig, so wurde sie einer abermaligen Umbildung unterzogen, man hängte gedankenlos, verführt durch Wesfälle wie behufs, betreffs, ein ungebührliches s an den Wemfall 1 ), und so entstand nun ein Ausdruck, der heute das Leib- und Lieblingswort unserer Amts- und Zeitungssprache ist. Sowie man eine Zeitung in die Hand nimmt, das erste Wort, das einem in die Augen fällt, ist: seitens. Da die Zeitungssprache mit Vorliebe in der Leideform erzählt, das Wörtchen von dabei ihr aber gänzlich unbekannt geworden ist, so kann sie tatsächlich nicht die kleinste Mitteilung mehr machen ohne seitens. Die Regierung, das Ministerium, das Gericht, der Magistrat, die Polizei, sie tun kaum noch etwas, fast alles wird getan, alles geschieht, erfolgt, findet statt seitens der Regierung, seitens des Ministeriums, seitens des Gerichts, seitens des Magistrats, seitens der Polizei usw. In künstlerischer Beziehung konnte dem Film auch seitens der Gegner nichts nachgesagt werden — gegen solche Unart muß endlich einmal mit Ernst vorgegangen werden, seitens der Schule, seitens der Partei, auch seitens der Beteiligten selbst — anders wird kaum geschrieben. Will man ja einmal abwechseln, auf das einfache, vernünftige von oder gar auf die Tatform verfällt man gewiß x) Ein solches s, wirklichen Wesfallbildungen wie flugs, falls nachgebildet, findet sich auch sonst, man denke an vollends, bereits, nirgends, zusehends, durchgehends, allerdings, platterdings, schlechterdings (um 1700 noch aller Dinge, schlechter Dinge), „neuerdings" auch öfters und unversehens, süddeutsch weiters und durchwegs.

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nicht; dann schreibt man lieber: englischerseits, staatlicherseits oder: regierungsseitig, gerichtsseitig. Ein Tierarzt macht darauf aufmerksam — wie simpel! Der Zeitungsschreiber sagt: tierärztlicherseits wird darauf aufmerksam gemacht. So klingt's vornehm! Aber auch bei Zeitwörtern in der Tatform heißt es: seitens des Herrn Polizeipräsidenten ist uns nachstehende Bekanntmachung zugegangen — seitens der Kurie hat man (!) sich noch nicht schlüssig gemacht — seitens der Regierung gibt man (!) sich der bestimmten Hoffnung hin; „man", das ist doch in diesem Falle die Kurie, die Regierung. Hier heißt seitens nicht mehr von Seiten, sondern auf Seiten, d. h. es vertritt dem alten schlichten bei den Weg. Damit stieß er seitens des Statthalters auf große Schwierigkeiten (statt: bei dem Statthalter) — wie er denn auch vielfache Anerkennung seitens der wissenschaftlichen Welt (bei der wissenschaftlichen Welt) gefunden hat. Damit ist aber die Anwendung des garstigen Wortes noch nicht erschöpft. Seitens wird nicht nur mit Zeitwörtern, es wird auch mit Zeithauptwörtern verbunden. Da schreibt man: die mangelhafte Verdunklung seitens des Besitzers — die Unsitte des Trampeins im Theater seitens der Studenten — Zeitungen wie Bücher sind voll von solchen Verbindungen! Wie soll man sie aber vermeiden? Nun, wie ist man denn früher ohne das Wort ausgekommen? Entweder durch vernünftige Wortstellung: die Beiträge der Arbeitgeber zur Unfallversicherung; oder ein anderes Verhältniswort: die Aufnahme des Gesandten beim König — oder dadurch, daß man Sätze bildete, anstatt die Gedanken, wie es jetzt geschieht, immer in Hauptwörter zusammenzuquetschen. Zu einem Zeitwort kann man ein halbes Dutzend näherer Bestimmungen setzen, da hat man immer freie Bahn und kommt leicht vorwärts; sowie man aber das flüssige Zeitwort in das starre Hauptwort verwandelt, verbaut man sich selbst den Weg, und dann werden so umständliche Verbin-

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düngen fertig wie: mit der Beherrschung von Raum und Kraft seitens der Menschen wäre es zu Ende (statt: die Menschen würdefi Raum und Kraft nicht mehr beherrschen) — die redliche Erwerbung der Kleidungsstücke seitens des Angeklagten ließ sich zum Glück nachweisen (statt: daß er sie redlich erworben hatte). Nun aber sind diese Verbindungen von Hauptwörtern mit seitens schon so geläufig geworden, daß man sie auch da anwendet, wo gar kein Anlaß dazu vorliegt, daß man geradezu den Wesfall damit umschreibt; dann heißt es statt: der Besuch des Publikums, die Anregung des Vorstandes, eine Erklärung des Wirts, freiwillige Pflichterfüllung eines einzelnen: der Besuch seitens des Publikums, die Anregung seitens des Vorstandes, eine Erklärung seitens des Wirts, freiwillige Pflichterfüllung seitens eines einzelnen, überall laufen einem jetzt solche Wesfälle über den Weg. Nur in einigen sehr wenigen Fällen kann seitens statt des bloßen Wesfalls einen Schein von Berechtigung haben. Lautet z. B. der fragliche Satz: „Es bedarf nur der Aufforderung eines geeigneten Mannes", so bleibt ungewiß, ob ein geeigneter Mann auffordern oder aufgefordert werden soll, lateinisch gesprochen, ob der genitivus subjectivus oder objectivus vorliegt. Aber läßt sich nicht auch hier der gen. subj. schlichter mit Hilfe von durch umschreiben? Aufforderung durch einen geeigneten Mann? Meist jedoch geht auch in solchen Fällen der Sinn schon aus dem Zusammenhang hinlänglich .hervor. Übergenauigkeit schädigt den Stil! Wer meint: „die Untersuchung des Arztes" — da könnte man ja denken, der Arzt wäre untersucht worden; darum schreibe ich ja unmißverständlich: „Untersuchung seitens des Arztes" — wer so denkt, ist ein Tiftler und Gschaftelhuber! Beziehungsweise Ein Juwel unserer Papiersprache, der höchste Trumpf der Bildungsphilisterlogik ist das Bindewort beziehungsweise.

Beziehungsweise

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Noch heut ist im Deutschen das schöne Wort respektive, geschrieben: resp., nicht ganz tot; früher war es durchaus Mode zu sagen: der Vater resp. Vormund — der Rektor der Schule, resp. dessen Stellvertreter — nachlässige, resp. rohe Eltern. Was wollte man mit dem Worte? Warum sagte man nicht: der Vater oder Vormund? Hätte man das nicht verstanden? I nun, der gesunde Menschenverstand des Volkes hätte es schon verstanden; aber der große Logiker, der Kanzleimensch, sagte sich: ein Kind kann doch nicht zugleich einen Vater und einen Vormund haben, es kann doch nur entweder einen Vater oder einen Vormund haben. Dieses Verhältnis kann man nicht mit dem bloßen oder ausdrücken, für dieses feine, bedingte oder: der Vater oder (wenn nämlich das Kind keinen Vater haben sollte!) Vormund gibt es im Deutschen überhaupt kein Wort, das läßt sich nur durch — respektive sagen, dadurch aber auch „voll und ganz". Als man nun auch im Kanzleistil den Fremdwörterzopf abzuschneiden anfing, erfand man als Übersetzung von respektive das herrliche Wort beziehentlich oder beziehungsweise. Das war natürlich etwas zu lang, es immer Zu schreiben und zu drucken, und so wurde es denn zu bzw. abgekürzt 1 ). Daß das Wörtchen oder auch nur vier Buchstaben hat und dabei ein wirkliches Wort ist, kein bloßer Wortkrüppel wie bzw., auf diesen naheliegenden Gedanken verfiel merkwürdigerweise niemand. Und doch was bedeutet in folgenden Beispielen das bzw. anderes als oder: Windschirme mit japanischer Malerei bzw. Stickerei — der Zusammenschluß zu einem genossenschaftlichen bzw. landschaftlichen Kreisverbande — die wieder bzw. neu berufenen Volksvertreter — ein angeborenes bzw. durch Erfahrung geschultes Geschick — nicht benutzte bzw. nicht abgeholte Bücher werden wieder eingestellt — jede Reihe umfaßt 15 bzw. 12 Hefte x

) Eine noch häßlichere Abkürzung ist gefl. für gefälligst. Schreibt man gefällig etwa mit einem 1?

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— die Bemerkung befindet sich in dem Vor- bzw. Nachwort der Ausgabe — es ist anziehend, zu sehen, wie sich der Wortinhalt im Laufe der Sprachentwicklung verengert bzw. erweitert. In anderen Beispielen könnte man statt bzw. ruhig and setzen: ein Haus an der Beethoven- bzw. Rhodestraße — Zwei Kinder im Alter von fünf bzw. drei Jahren — alle Bestellzettel bzw. Quittungen sind mit Tinte auszufüllen — Anfragen bzw. Anmeldungen sind an den Vorstand des Kunstvereins zu richten — die Zinsen werden zu Qstern bzw. Oktober gezahlt. Gelegentlich hat dieses bzw. (aus welchem sprachlichen oder gedanklichen Grund ist nicht zu erkennen) noch eine besondere Färbung angenommen; es soll dann den vorausgehenden Ausdruck gleichsam verbessern und dafür einen neuen einsetzen. Z. B. wo Vineta liegt bzw. gelegen hat — die Bände haben Wert als geschichtliche bzw. kulturgeschichtliche Erinnerungsstücke — es wird mit dem Kellergeschoß bzw. Erdgelschoß des Museums begonnen. Wie wäre es hier mit dem Ersatz des Wortes durch „oder vielmehr" ? Einigermaßen gibt beziehungsweise einen Sinn, wenn sich Zwei Aussagen auf zwei verschiedene Satzgegenstände beziehen: die Zehn- und die Fünfpfennigmarken waren damals von roter bzw. grüner Farbe. Wer so schreibt, denkt gewiß, wenn er und gebrauche, so könnte ihn jemand auch so verstehen, als ob „sowohl" die Zehnpfennig- „als auch" die Fünfpfennigmarken zweifarbig gewesen wären, nämlich beide Arten rot und grün. Solche^ „Gefahren" wird natürlich durch bzw. vorgebeugt; nun weiß man genau, daß die Zehnpfennigmarken rot und die Fünfpfennigmarken grün waren — Zehnpfennigmarken: Fünfpfennigmarken = rot: grün — darin liegt die tiefe Bedeutung von bzw.! Schließlich wird noch der Familienvater, der für seine Kinder zu Weihnachten Spielzeug eingekauft hat, zu seiner Frau sagen: ich habe für Fritz und Mariechen eine Schachtel Solda-

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ten beziehungsweise eine Puppe mitgebracht! Ein unübertreffliches Beispiel solcher logischen Schaumschlägerei ist folgender Zeitungssatz: alle Musik- bzw. Trompeterkorps und alle Spielmannszüge bliesen bzw. schlugen den Präsentiermarsch bzw. die Paradepost. Provinzialismen Für Provinzialismen ist in der Schriftsprache kein Raum, mögen sie stammen, woher sie wollen. Sicherlich ist es zu begrüßen, wenn unser Sprachvorrat aus den Mundarten aufgefrischt, verjüngt, bereichert, befruchtet werden kann. Dann aber handelt es sich nicht um Fügungen oder Bildungen, die der Hochsprache widerstreben, sonden um anschauliche und kräftige Bildhaftigkeit oder um Wörter, die bestehende Lücken willkommen ergänzen. Was wir aber mit dem Fremdwort Provinzialismus bezeichnen, dient nicht' eben dazu, die Sprache zu bereichern oder zu verschönern. Da gibt es eine Reihe von donauländischen, besonders Wiener Ausdrücken und Wendungen, die durch wörtlichen Abdruck aus dortigen Zeitungen in unsere Schriftsprache hereingeschleppt und schließlich auch nachgeahmt worden sind. Vgl. auch S. 105 und 188. Für brauchen z. B. sagt der Donauländer benötigen. In der Studentensprache ist das schöne Wort unterfertigen Mode (statt unterzeichnen)', das ist nichts als eine lächerliche Mischlingsbildung. Der Wiener sagt: der Gefertigte. Das rann den Studenten, die sich damit spreizen wollten, mit dem Unterzeichneten in eine Mischform zusammen, und seitdem erfüllte fast in allen akademischen Vereinigungen beim „Ablebefi" eines Mitgliedes der unterfertigte Schriftführer „die traurige Pflicht, die geehrten a. H. a. H. und a< o. M. a. o. M. geziemend (!) in Kenntnis zu setzen". Unangenehm fallen die donauländischen Verbindungen auf: an etwas vergessen (jetzt glücklicherweise in der Um-

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gangssprache aussterbend; aber 2. B. oft bei Rosegger) und auf etwas erinnern: heute schien die junge Schar an den Sportplatz vergessen zu haben — a u f die Einzelheiten des Stückes konnte ich mich nicht mehr erinnern und ähnliches. Es ist leicht zu erkennen, daß diese landschaftlich durchgesetzten Fehler aus falscher Entsprechung über Kreuz herstammen: sich auf etwas besinnen, sich an etwas erinnern. Eine ganze Reihe von Eigenheiten hat der Donauländer im Gebrauche der Umstandswörter. Er sagt: im vorhinein statt von vornherein, rückwärts statt hinten, beiläufig (bailaifig) statt ungefähr (bis zur höchsten Spitze sind es beiläufig 2000 m — dies ist beiläufig der Inhalt des hübschen Buches — der zweite Band erscheint in beiläufig gleicher Stärke), während in der Hochsprache beiläufig nur bedeutet: nebenbei, im Vorbeigehen (beiläufig will ich bemerken). Neuerdings, das hochdeutsch nichts andres heißt als: in neuerer Zeit (neuerdings ist das Gerät noch vervollkommnet worden), wird an der Donau in dem Sinne von wiederum, nochmals, von neuem gebraucht, z. B.: es kommt mir nicht darauf an, oft Gesagtes neuerdings zu wiederholen — er hat mich hierdurch neuerdings zu Dank verpflichtet. So' gewaltig der Einfluß Berlins auf das Reich auch in sprachlicher Beziehung ist, kraft seiner politischen Stellung, aber auch kraft der Lebendigkeit seiner Art, so wenig ist die Hauptstadt ein Nährboden für eigentliche Sprachdummheiten, wie sie hier zur Sprache stehen. So ist einerseits die Anekdote von dem Berliner Jungen „wahr", der zur Erholung in ein bayrisches Dorf durfte, und als er wieder zu Hause von seinen Freunden .gefragt wurde „Mensch, haste nu bayrisch jelernt?", stolz erwidern konnte: „Nee, aber det janze Dorf berlinat", und andererseits ist es ebenso Tatsache, daß die gesamte in Berlin erscheinende Presse nicht berlinert, ja daß man ihr die Herkunft wohl weniger anmerkt als in irgendeinem anderen Teil des Reiches. So

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hat die bodenständige Berliner Mundart das Schriftdeutsche fast gar nicht beeinflußt, ihm keine Provinzialismen zugeführt ! Wie im übrigen die hier zusammengeströmten Millionen von Berlin aus als dem Hauptmittelpunkt deutscher Wirtschaft, deutschen Kunst- und Geisteslebens sprachlich nach außen gewirkt haben, davon ist jeweils in diesem Buch die Rede gewesen. (Der Berliner läuft, auch wenn er nicht rennen meint, sondern einfaches Zufußgehen — was er freilich mit dem Südwestdeutschen gemeinsam hat — : wollen wir laufen oder fahren? der Berliner hat seine Binder im Schrank zu hängen; der Berliner frägt; er braucht nicht lange überlegen, um zu antworten usw.).

Fremdwörter Die Muttersprache zugleich reinigei) und bereichern ist das Geschäft der besten Köpfe. Goethe. Modenachtreter, Welschanbeter, Fremdwortkneter, doch wie oft er entgleist — empor sich ringender, nicht umzubringender, ureigner Gebt! Friedrich Theodor Vis eher. Wollte man alle Sprachdummheiten aufführen, die unter das Kapitel Fremdwörter fallen, so müßte dieser Abschnitt die Hälfte des ganzen Buches füllen. Das verbietet sich von selbst, und so soll eine Auswahl genügen von dem, was hier zu sagen wäre. Eins aber sei vorausgeschickt. Wir sind keine Fremdwortjäger, die hinter jedem Wild her sind, um es zu erlegen; wir halten nicht den Gebrauch eines jeden Fremdwortes für eine Sprachdummheit oder Schlamperei. Wir wissen wohl, daß einige Fachsprachen kaum ohne Fremdwörter auskämen, daß diese darin zum mindesten Vorteile bieten, auch

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durch eine gewisse Überlieferung geheiligt sind; ja wir billigen dem bewußt, will heißen mit Sinn und Absicht angewandten Fremdwort selbst jenseits des Fachgebiets sein Recht zu; aber wir glauben, wissen, verfechten dies : in neun von zehn Fällen besitzt das in die Volkssprache gemengte Fremdwort sein Recht nicht, ist es nur aus Bequemlichkeit, Gewohnheit, Mode gewählt, oder vielmehr gerade nicht gewählt, sondern einfach gesetzt worden! Überall da aber ist es nicht nur zu meiden, sondern als Schädling zu bekämpfen. Die Gründe für einen solchen Kampf sollen sich aus dem folgenden ergeben. Großenteils sind auch unsere Fremdwörter Modeware und haben darum deren bezeichnende Schwächen, vor allem eine überraschende Vergänglichkeit. Da sie nicht im Mutterboden der Sprache wurzeln, sondern nur von einem günstigen Wind auf seine Oberfläche hingeweht sind, sterben die meisten Von ihnen schnell wieder ab. Wer sich überzeugen will, um wieviel kurzlebiger die fremden Bestandteile der deutschen Sprache sind als ihre eignen, der blättre etwa in den Prosaschriften unserer Klassiker: er wird sehen, daß dreiviertel von den Fremdwörtern, die Lessing, Goethe oder Schiller (z. B. in seinen ästhetischen Schriften) dem Zeitgebrauch entsprechend eingestreut haben, uns nicht mehr verständlich sind, daß sie geradezu das Verständnis dieser Schriften stören oder sie veraltet erscheinen lassen. Man denke aber auch an die Franzosenwörter, die unseren Eltern oder Großeltern noch geläufig waren und über die wir jetzt lächeln. Ging man früher zur Bahn, so löste man ein Billet oder ein Retourbillet, schritt dann zum Perron, suchte siph einen guten Waggon und in diesem ein angenehmes Coupé, dann kam der Conducteur und coupierte das Billet; wenn er höflich war, zog er noch das Rouleau ain Fenster herunter, damit die Sonne einen nicht echauffiere. Schon wurde die Barrière an der nächsten Chaussee geschlossen, ein Zeichen, daß der Zug abfahre. Alle diese Wörter sind heute einfach

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iiicht mehr „Mode". Auch viele andere, die vor fünfzig Jahren noch für fein galten, fristen heute nur noch ein kümmerliches Dasein 1 Man denke an Madame, Logis, vis-àvis, peu à peu, retour, charmant, inkommodieren, sich revanchieren und viele andere. Wo ist das Párapluie geblieben, das doch auch einmal fein war? In den Befreiungskriegen gab es nur Blessierte', wer hat 1870 noch von Blessierten gesprochen?Wer nach demKrieg 1914—18 von Invaliden wie nach dem Deutsch-Französischen Krieg? Auch existieren, genieren, passieren (für geschehen oder begegnen: es ist ein Unglück passiert) sind so heruntergekommen, daß man sie in gehobener Sprache kaum noch gebrauchen kann. Wenn Hofmannsthal in seiner von Richard Strauß vertonten Arabella den Grafen Elemer dem Mädchen zurufen läßt: „So schön wie heut hab ich dich nie gesehen! Mit dir ist was passiert 1", so dünkt uns das schon unerträglich. Leider tauchen an Stelle veraltender Fremdwörter ständig wieder neue auf. Manche — vor allem in den Fachgebieten — halten sich auch zäh durch langen Zeitraum, ohne daß die Sprache die Kraft oder den Willen gehabt hätte, sie einzudeutschen. Kurz, der Bestand der Fremdwörter ist noch immer unerhört groß. Das Fremdwörterbuch von Petri enthält rund hunderttausend Wörter, das von Heyse nicht viel weniger, wenn auch dem einzelnen Deutschen natürlich nur ein kleiner Bruchteil davon geläufig ist. Aber gibt es nicht schon zu denken, daß diese Zahl überhaupt da ist, möglich ist?! Zugegeben, auf einigen Gebieten sind wir beträchtlich vorwärts gekommen ! Im Postwesen sind dank dem Vorgehen Heinrich v. Stephans mit einemmal 700 Fremdwörter durch deutsche ersetzt worden; sie haben sich trotz des großen Widerspruchs gehalten und sind uns Heutigen selbstverständlich. Auf dem Gebiet der Eisenbahn sind im Laufe der letzten 50 Jahre etwa 1300 Fremdwörter getilgt worden, ohne daß neuer Nachwuchs erstand. Die Heereissprache hat, 23

Wmtmann, Spr«chdummh«iten.

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Schritt für Schritt vorgehend, über tausend ausgemerzt, während z. B. das Exerzierreglement für die Infanterie 1870 noch 156 Fremdwörter enthält, ist die Zahl jetzt auf 18 gesunken. Auch unsere Kanzleisprache hat sich im Laufe eines Jahrhunderts gewaltig gereinigt. Noch 1810 konnte ein deutsches Stadtgericht an -das andere schreiben: „ E w . Wohlgeboren werden in subsidium juris et sub oblatione ad reciproca ergebenst ersucht, die anliegende Edictalcitation in Sachen des Kaufmanns R. daselbst loco consueto affigiren zu lassen Und selbige effluxo termino cum documentis äff- et refixiönis gegen die Gebühr zu remittiren." Heute hat sich, wenigstens unter den höheren Beamten, doch fast allgemein die Einsicht Bahn gebrochen, daß das beste und vornehmste Amtsdeutsch das ist, das die wenigsten Fremdwörter enthält. Auch bei den Unterbeamten, die Folium und Volumen, Repositoriwn und Repertorium nicht unterscheiden konnten und doch gebrauchten, tut sich kaum einer mehr etwas zu-gute auf ein sub oder ad (das gehört unter sub A, sagte er), auf ein a. c. (anni currentis), ein s. p. r. (sub petito remissionis), ein cf. pg. (confer paginam) u. dgl.; noch vor einem Menschenalter fühlte sich jeder gehoben, wenn er solche geheimnisvolle Zeichen in die Akten hineinmalen konnte. Wundern muß man sich dagegen, daß die Männer der Wissenschaft, bei denen man doch die größte Einsicht voraussetzen sollte, noch vielfach in dem Wahne befangen sind, sie könnten durch Fremdwörter ihrer Sache Glanz und Bedeutung geben. Im fachwissenschaftlichen Schrifttum steht die Fremdwörterei noch.in voller Blüte. Der deutsche Professor glaubt immer noch, daß er sich mit editio princeps, terra incognita, Edition, Publikation, Argumentation, Modifikation, Aquisition, Kontroverse, Resultat, Analogie, intellektuell, individuell, identisch, irrelevant, adäquat, edieren, dokumentieren, polemisieren, modifizieren, identifizieren vornehmer ausdrücke als mit den entsprechenden deutschen

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Wörtern. Er fühlt sich wunderlicherweise auch gehoben (wie der kleine Rats- und Gerichtsbeamte), wenn er lexikalisches Material sagt statt Wortschatz, wenn er von heterogenen Elementen, intensiven Impulsen, prägnanten Kontrasten, approximativen Fixierungen oder einer aggressiven Tendenz, einem intellektuellen oder moralischen Defekt, einem Produkt destruktiver Tendenzen redet, oder wenn er eine Idee ventiliert statt einen Gedanken zu erörtern. Der Student macht es dem Professor leider meist gedankenlos nach; die wenigsten haben die geistige Freiheit, sich darüber zu erheben. In der Sprache all£r Wissenschaften gibt es ja gewisse Händedrücke, an denen sich die Leute von der Zunft erkennen. Wie stolz ist der Student der Kunstgeschichte, wenn er zum erstenmale Cinquecento sagen kann 1 Zwei Semester lang tut er, als ob er sechzehntes Jahrhundert gar nicht mehr verstünde. Und wenn er dann seine Prüfungs- oder Doktorarbeit baut, wie freut es ihn, wenn er alle die schönen vom Katheder aufgeschnappten Wörter und Redensarten darin anbringen kann! Mag diese .Sprache, nach jahrhundertelanger Gepflogenheit, sich, in den Schriften gefallen, die für den engeren Kreis der Zünftigen bestimmt sind; überall da sollte man darauf verzichten, wo man sich eine erweiterte Leserschaft wünscht. Das Schlimme aber ist, wer sich gewöhnt hat, so zu schreiben, der kann von seinen Dingen kaum noch in einer anderen Sprache reden, der glaubt womöglich, daß seine Wissenschaft durch die Aufgabe solcher Terminologie, solcher Fach- oder Geheimsprache, Schaden nehme. Denke er doch daran, daß er damit die Kluft zwischen Wissenschaft und Volk grundlos aufreißt, daß er dadurch die Märe vom weltfremden Gelehrten, vom staubbedeckten Büchertisch nährt und fördert. Leider wuchert das Fremdwort in der Wissenschaft am bösesten, die in steter Berührung mit dem Volke lebt, ja die für die Allgemeinheit selbst da ist, in der der Ärzte. 23*

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Mag sein, daß im Einzelfall der lateinische oder griechische Ausdruck dazu dient, dem Kranken nicht die blanke Wahrheit zu sagen, daß er für viel Einzelnes bequem zur Hand liegt; aber vor dem Kranken, der die Wahrheit hören will, soll sich der Arzt nicht gelehrt aufspielen, sondern soll die Dinge beim deutschen Namen nennen. Desgleichen verfehlt es seinen Zweck, in Vorträgen oder in Zeitschriften, die sich an weitere Kreise wenden, mit Fachwust zu kommen, den kein Hörer oder Leser versteht. Was sollen Sätze wie der: die Autopsie konstatierte die Existenz eines sarlguinolent tingierten Serums im Perikardium (statt: bei der Öffnung der Leiche zeigte sich, daß der Herzbeutel blutig gefärbte Flüssigkeit enthielt). Was hat die Lokalanästhesie vor der örtlichen Betäubung voraus? Ein bekannter Berliner Arzt spricht, nicht in einer Sitzung von Fachgenossen, sondern auf einer öffentlichen Versammlung des „Bundes für Frauen- und Jugendschutz" über „Psychopathie und Verwahrlosung." Der Vortragende stellt sich — und das ist fast der einzige Satz dieses Berichtes, dessen Sinn ein einfacher Hörer ganz versteht —, auf einen Standpunkt, nämlich auf den Standpunkt — und damit hört die Verständlichkeit schon auf — des energetischen Transformismus, um die psychosomatische Einheit des Individuums zu beweisen. Energie-Akkumulation und Transformation mache auch das Wesen der psychischen Vorgänge verständlich. In diesem Tone geht es weiter, und wie wimmelnde Schneeflocken tanzen vor den Augen des Lesers und wie klirrende Schellen klingen in den Ohren des Hörers die Wörter: Atypen, Hypotypien, Paratypien, Atypien, ontogenetisch, psychogenetisch, phylogenetisch, soziogenetisch, Familiosen, Miliosen, Sexuosen, affektiv, intellektuell, voluntaristisch, Funktion, Parafunktion, Sozialsuggestion, Sublimierungsmechanismen, determinierende Faktoren, psychosexuelle Komplexe, homopsychische Komponente, infantil-puerile, juvenile Züge, lavierte Homo-

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Sexualität, Transvestit, unsublimiert, psychosensorische Parafunktion, gerontophile Fixation usw. usw. Dieser Bericht ist, wie man heute sagt, eine Spitzenleistung unerhörter, dem Leser ganz undurchdringlicher Fremdwörterei, die den Verfasser selbst aber sichtlich befriedigt. Das verrät deutlich eine Stelle, wo sich ihm zunächst das natürliche, einfache deutsche Wort aufdrängt. Aber kaum ist es ihm entschlüpft, so deckt er das fremde als Schleier darüber: „Der eben erwähnte Lebensdrang, ich will ihn Biotropismus nennen." Sicherlich begegnen solche Verirrungen auf sprachlichem Gebiet, oder sagen wir unbekümmert mit der Fachsprache dieses Buches: solche Sprachdummheiten von Fachleuten nur ausnahmsweise! Müßten sie nicht die unverbildete Menge abstoßen oder, auf ärztlichem Gebiet, geradezu Mißtrauen säen? Ich bin überzeugt, daß es auch Fachmänner schwer fallen muß, einen Schriftsatz zu verstehen, der so lautet: „Schwarz (Wien) GW. kl. W.' 1929, 51) lehnt die Annahme des Begriffes eines männlichen Klimakteriums grundsätzlich ab. Eine Ausnahme gesteht er jedoch für die ganz seltenen Fälle zu, in denen es bei Männern mit Constitutionen stark ausgeprägter Intersexe zu einem Phänomen kommt, in dem der ganze Symptomcomplex des weiblichen Klimakteriums mit Dominanz von vasomotorischen Symptomen reproduciert wird. Diese Männer machen ein typisches weibliches Klimakterium durch in einer gewissen tragikomischen Coordination zu ihrer genotypischen Incoordination." Wie kommt es denn, daß die maßgebenden Wörterbücher der ärztlichen Kunstsprache (Guttmann, Grießbach), die sich doch zuerst an den Mediziner wenden, eine immer steigende Auflagenzahl zeigen? Sollten die Herren Ärzte ihrer eigenen Sprache nicht mehr ganz folgen können? Schon 1-883 hatte der große Virchow einen lesenswerten Aufsatz gegen das ärztliche Kauderwelsch geschrieben.

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Nicht sehr viel besser sieht es in der Sprache der Erzieher aus, ich meine nicht die des Unterrichts selbst, der wird meist herzerfrischend deutsch und lebhaft geführt, sondern jene Auslassungen über die Fragen der Seelenführung und Erziehung, wie sie Dozenten an den .Hochschulen und Lehrerhochschulen in Vorträgen und Schriften bringen. Da regnet es nur so von exakt, theoretisch, empirisch, empiristisch, didaktisch, psychisch, psychologisch, ethisch, Lustrum, Dezennium, Koedukation usw. Selbst Theodor Litt, der klarÄ Denker und Lehrer, schreibt allzu oft' anstandslos in dieser Mischsprache. Denn kann man solche Sätze noch deutsch geschrieben nennen, wie sie sich in seinen „Möglichkeiten und Grenzen der Pädagogik" finden: „Die Erwartungen, die man an die Auswirkungen dieses Prinzips knüpft, können alle Grade der Skala durchlaufen, die die skeptische Resignation mit dem überschwenglichsten Enthusiasmus verbindet. Und gerade auf diese Nuancen kommt es in der Praxis ganz besonders an/' Und dann: Wo der Geist sich im Worte ausspricht, „da projiziert er sich selbst in eben die ideale Sphäre hinein, in der die erkennende Intention ihr eigendiches Feld hat: die Sphäre des Begriffes. Im Logos wird der Nus sich selbst transparent." Aber ob in dieser Sprache der Sinn vielen nicht gerade un-durchsichtig wird? Und wie die Meister es halten, so halten es nacheifernd natürlich die Kleineren in unendlich viel Betrachtungen und Aufsätzen, der pädagogischen, psychologischen und Lehrer-Zeitschriften. Weniger zu verwundern ist der Massenverbrauch von Fremdwörtern bei Geschäftsleuten. Viele von ihnen stecken tief in dem Wahne, daß ein Fremdwort stets vornehmer sei als das entsprechende deutsche. Weil es auf sie selbst einen so gewaltigen Eindruck macht, so meinen sie, es müsse ihn auf alle Menschen machen. Sie wissen nicht, wie sehr sie irren, ja wie sehr sie sich damit selbst schaden, in wieviel Fällen man den Käufer

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mit unverständlichen Worten eher kränkt als ihm schmeichelt. Zur Ehre des deutschen Kaufmanns aber sei es gesagt, daß 'sein Brief, dessen „Geschäftsstil" früher im ganzen Lande verschrien war, sich beim letzten Geschlecht erheblich gebessert hat. Die Vorlagen, die der junge Kaufmann auf den Handelsschulen erhält, sind von einsichtigen und deutschbeflissenen Männern geschrieben. Bleibt die Sprache der Geschäfte selbst, der Kataloge, der Warennamen vor allem. Mir will-scheinen, im ersten der genannten Gebiete, im Kundendienst, wäre bei gutem Willen leicht zu helfen. Die reich assortierten Lager, die Qualitäten und Quantitäten, die Branchen und Partien zu bereinigen, die ä (der Franzose fordert stets de) und per und pro hinauszuwerfen, dazu gehört ja nicht gerade heldenhafter Mut, sondern einzig guter Wille. Mit einem Federstrich gleichsam läßt sich den Wörtern der Garaus machen, die den Käufer bis Zum Überdruß wiederholt gleichsam persönlich ansprechen und umschmeicheln sollen. Freilich übersteigt der Vorrat davon nicht ein Dutzend, und da dieser armselige Schatz immer und immer wiederkehrt, glaubt kein Mensch mehr an die Kraft oder Aufrichtigkeit dieser Wörter. Es sind etwa: solide, dezent, chic, elegant, flott, graziös, prima, effektvoll, modern, Spezialqualität. Diese paar Bazillen vererben sich wie eine ewige Krankheit. Höchstens tritt einmal eins ab, um einem noch glänzenderen Neuling Platz zu schaffen. So ist die kulante und die prompte Bedienung schon einigermaßen altmodisch geworden; übrigens stellte sich jedermann unter prompt etwas anderes vor, nur wenige, was es im Französischen einzig bedeutet: schnell. Ebenso halten viele das schon etwas backfischmäßige chic für einen echten Franzmann. Und dabei stand die Wiege des Wortes mitten in Deutschland: was sich schickt, ist sein Sinn, und ein Unsinn ist es, etwa chic zu schreiben. Leicht ließen sich auch die anspruchsvollen Blumen des

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Reklamestils knicken: die Seidenarrangements, die Tafeldekorationen für intimen Kreis, die charakteristischen Effekte usw. Warum preist ihr ein Tuch, eine Seide „mit Goldeffekten", mit „Silbereffekten", mit „Metalleffekten" an? Ist der Kaufmann in seine Effekten so verliebt, daß er diese Liebe nun auch auf die Effekte übertragen muß? Tatsächlich hat das Modewort in den letzten Jahren allerorts seinen Einzug gehalten und die harmlosen Muster oder Streifen oder Wirkungen verjagt. Eine lohnende und bald lösbare Aufgabe wäre es auch, die paar welschen Namen, wie sie für Farben noch immer umgehen, auszumerzen. Ich erinnere an täupe, zu deutsch Maulwurf, beige sandfarben und das famose bleu, das bei den Franzosen, die das Wort einst von uns entlehnt haben, nichts anderes als blau bedeutet, während wir ihm eine besondere, eine ganz besondere „Nuance" gegeben haben. Ich erinnere an fraise erdbeer, was mancher Geschäftsmann als zwei verschiedene Farben nebeneinander aufführt! Da mag ein so feiner Unterschied sein wie zwischen Bouillon und Fleischbrühe, worüber freilich ein Grunewaldkellner kürzlich erklärte: „Fleischbrühe wird von Knochen und Fleisch gekocht und Bouillon von Suppenwürfeln." Wieviele deutsche Wörter gibt es, die unserem heute so starken Bedürfnis nach Farbabtönungen genugtun können! Hier ist die Liste der roten Farben, die ich in einer einzigen Stoffliste sah: himbeer, rosenholz, korallen, ziegel, weinrot, rotbraun, mahagoni, flieder, Veilchen, lachs, erika. Und ähnlich ließen sich die anderen Grundfarben abwandeln. Einen erbarmungslosen Kampf aber gilt es gegen die Warennamen zu führen. Wie sproßt es da in ewigem Frühling an Kunstwörtern, Stummelwörtern und Fremdwörtern, und wo einmal ein deutsches auftaucht, schaut man fast verwundert darauf. Bisweilen entsteht der Eindruck, als ob es überhaupt nicht anders ginge. Da erscheinen die elektrischen Kühlschränke auf dem Markt; das erste Erzeugnis

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trägt den französischen unmöglichen Namen Frigidaire. Im N u aber folgt ihm ein ganzer Narrenzug, und laut ertönt das Feldgeschrei: Es lebe die sprachschöpferische Kraft in fremden Zungen! So kamen im Lauf eines einzigen Jahres zur Welt: nächst dem preisgekrönten Evercold der Kelvinator (zugegeben, daß die Forschungen Lord Kelvins den Grund gelegt haben zu der „Kelvination", der Erhaltung von Genußmitteln innerhalb der sogenannten'Kelvinationszone von 4 bis 8 Grad — hatte es eine deutsche Gesellschaft nötig, in den Namen ihrer Erzeugnisse den Engländer zu verewigen? Während die Ausländer z . B . den Namen Röntgen nach Möglichkeit unterdrücken, rühren die Deutsche^ die Werbetrommel für den englischen Lord!), Autofrigor, Polaris, Autopolar und die Santokühlschränke der A E G . Man erlebt es immer wieder: wie einer vortanzt, so tanzen die anderen nach! Unerbittlich müßte man gleich dem Führer das Handwerk legen; der alte Hans Sachs hat schon recht in seinem „Narrenschneiden": „Schnitt' man das Nest dir nicht heraus, so brütest du jung' Narren aus." Zur Seite des Zuges stand hier nur ein einziges Bürschlein, das wie ein deutsches aussah, und das trug, fast als schämte es sich, eine Maslce. Aber hinter den starren Zügen der Maske D K W kommt etwas Hübsches zum Vorschein: das Kühlwunder. Von all den Zweigen des Handels aber scheint das Webstoffach am tiefsten in dieser Flut des Fremden versunken. Freilich würde der irren, der behaupten wollte, früher sei es viel besser gewesen auf dem Gebiet. Versetzen wir uns nur einmal in das Jahr 1767 zurück und lesen einige Zeilen aus Lessings Hamburgischer Dramaturgie. Lessing erzählt, er sei mit ein paar Gevatterinnen aus dem Theater gegangen und habe belauscht, wie jene das eben gesehene Gellertsche Lustspiel „ D i e kranke Frau" bekrittelten. Die eine ruft: „ I c h habe noch etwas zu erinnern. Der Dichter schrieb zu den Zeiten unserer Mütter. Eine Adrienne!

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Welche Schneidersfrau trägt denn noch eine Adrienne? Ist es nicht erlaubt, daß die Actrice hier dem guten Manne nicht ein wenig nachgeholfen! Konnte sie nicht Roberonde, Benedictine, Respectueuse — (ich habe die andern Namen vergessen, ich würde sie auch nicht zu schreiben wissen) dafür sagen! Mich in einer Adrienne zu denken; das allein könnte mich krank machen!" Man sieht, es war damals wie heut, und wie macht sich Lessing über die Wichtigtuerei der schnatternden Weiber lustig! Denn er selbst wußte wohl, daß die meisten dieser Namen weiblicher Bekleidung Zufallsbildungen sind, daß die fremden kein Heimatsrecht bei uns haben, daß die heut hochgeehrten morgen verlacht, verschollen, vergessen sind, ja, daß man gut täte, die naseweisen Eindringlinge mit kräftigem Fußtritt hinauszubefördern. Darf es in einer so deutschgesinnten Zeit wie der unseren in unsern Warenverzeichnissen noch immer von rein französischen Namen für Kleider und Stoffe wimmeln? Bei manchen können selbst die gebildetsten Damen keine Auskunft geben, was sie eigentlich vorstellen! Wie muß es da den einfachen Frauen ergehen, die doch schließlich auch ein Recht darauf haben, die Katze nicht im Sack zu kaufen, sondern zu hören, um was es sich eigentlich handelt. Am ärgsten ist es mit den Seiden! Vielleicht erwartet man da besonders vornehme Käufer, ob mit Recht, scheint mir sehr fraglich in einer Zeit, wo fast jedes weibliche Wesen lieber in Seide als in Wolle geht. Wenigstens einen Brautschleier möchte jede tragen! Und da liest sie unter der Überschrift „Brautschleier" bei einem Berliner Seidenhaus: Crepe-Marocain, Crepe-Drape, Crepe-Armüre, CrepeMongole, Crepe-Viktoria, Crepe-Atlantic, Crepe-Jersey, Borken-Crepe. Glück zur Wahl! Daß dem vornehmen Halbfranzosen von Geschäftsinhaber da allerlei Fehler untergelaufen sind, wird sie ebenso wenig gemerkt haben wie dieser selbst. Oder glaubt der, crepe dadurch zu einem

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deutschen Wort zu machen, daß er ihm einfach den französischen Akzent abnimmt? Ebenso wie Crepe-Drape, wo das Eigenschaftswort groß geschrieben und ohne Akzent dasteht; aber wir wollen nicht ankreiden. Das könnte jemandem kleinlich vorkommen oder den Mann zu lächerlich machen. Der es im übrigen wag t,seine deutschen Käufer damit zu blenden, daß er ihnen nicht derbe Waschseide anbietet, sondern toile de soie lavable! Man mag eine Reihe von anderen Namen damit entschuldigen, daß die Stoffe Wohl unter dieser Marke weithin bekannt und beliebt seien, obgleich wahrhaftig kein besonderer Mut dazu gehört, auf recht Deutsch Krepp zu schreiben und statt Crêpe de Chine Chinakrepp zu sagen, oder statt Crêpe toile Leinkrepp oder für Japon Japanseide oder statt Milanese Mailändische; bei all dem mag man immerhin sagen, es handele sich um Namen, aber unwürdig und zum Lachen ist es, wenn selbst für die Kennzeichen und Eigenschaften der Ware ein welsches Wort bemüht wird. Da lese ich Crêpe gaufré, und weil es am Ende doch nicht alle verstehen, steht verschämt in Klammern die Übersetzung dahinter: leicht gepreßtes Gewebe. Da findet sich der Satin riche, Satin fulgurant, Crêpe ondoyante, wieder mit der schüchternen Verdeutschung daneben: leicht fließendes Gewebe; dann Crêpe onduline. Ein anderer Geschäftsherr weiß wenigstens, daß es ja für das onduline auch das deutsche wellig oder gewellt gibt, aber das klingt ihm doch zu gewöhnlich; flugs eine französische Endung daran und welliné mit einem echten deutschen w vorn und einem echten französischen Akzent hinten. Mit welchem Stolz wohl der Schöpfer auf seinen Zwitter blickt! Ebenso herrlich ist „Perline" (bitte nicht Praliné, sondern Perliné, nach Perlenart oder perlig). Ein Franzose, der das läse, käme aus dem Lachen gar nicht heraus! Der deutsche Name für deutsche Ware sollte eine Selbstverständlichkeit sein! Ich füge den Brief bei, den ein Ber-

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liner Universitätsprofessor an eins der vornehmsten alten Geschäftshäuser Berlins gerichtet hat, als er dessen Frühjahrsmodenanzeige erhielt: „Da ich zu Ihrem Kundenkreis gehöre, bekomme ich seit einiger Zeit Ihre Geschäftsankündigungen. Vor kurzem wurde mir wieder eine Ankündigung übersandt mit der Einladung zu einer Modenschau. Ihre Mitteilung hat mir wenig Freude gemacht, und es ist immerhin erstaunlich, zu welchen Geschmacklosigkeiten sich eine sonst bekannte Firma verirren kann. Ich bin nicht gebildet genug, um Ihr Kauderwelsch zu verstehen. Ich kann mir auch unter: Flocklaine, Armure Cabotine, Diagonette anglaise, Basquetailleur, Chainic mêlée» Afghalaiqe uni, Lunaire façonné imprimé nichts denken. Vorstellen kann ich mir aber, daß sich eine Firma durch derartige Sprachverhunzungen lächerlich macht und sich der Kundenkreis, der auch auf solche Dinge Wert legt, verliert." Wohl ist uns bekannt, daß viele eingetragene Zeichen unangreifbar sind; aber die Mehrzahl des Angebotenen hat diesen Schutz nicht. Und warum müssen in Deutschland hergestellte Waren mit Namen kokettieren, die vorspiegeln, sie seien ausländische Erzeugnisse?! Wird im Inland nifcht auch Gutes geschaffen, nicht ebenso Gutes? Kann sich die sächsische Charmeuse und Fleureuse nicht sehen lassen oder die westfälische Doupionseide? Und doch müssen sie armselig unter geborgten Namen gehen? Wenn aber von jetzt an gelten soll, deutsche Waren zu bevorzugen, so kann der deutsche Name ein Schutz und Ehrentitel für die deutsche Herkunft und so zugleich im völkischen wie im praktischen Sinn von höchstem Nutzen sein. Gehen die Warenverzeichnisse unserer Geschäfte durch Tausende und Abertausende von Händen, so ist diese Zahl für die großen Zeitungen noch zu vervielfachen; der Rundfunk endlich spricht zu Millionen deutscher Menschen, zum

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ganzen Volk. Je weiter der Kreis der Empfänger sich spannt, um so stärker müßte, sollte man meinen, in den Gebenden das Gefühl der Verantwortung sein. Es soll hier nicht noch einmal, das alte Lied von der Verdorbenheit der Zeitungssprache angestimmt werden. Taucht irgendwo ein neues Stichwort auf, so hallt es alsbald im ganzen deutschen Blätterwalde wider von Sektoren und Sparten, von Kriegspotential und Aggressionen, als ob es bisher dafür nicht deutsche Wörter gegeben hätte, die in ihrer Weise und aus der Muttersprache heraus diese Begriffe deckten. Daß unsere Zeitungswelt in vieler Hinsicht schuldig ist, weiß sie selbst. Aber es sind Männer am Werk, die hier mit heißem Herzen Besserung wünschen und nachhaltig dafür eintreten. Ein Vergleich unserer Presse mit der vor hundert oder hundertfünfzig Jahren würde ganz gewiß nicht zugunsten der früheren ausfallen. Immer mehr aber sollte ein jeder Schrifdeiter es als Ehrenpflicht ansehen, in seinem Bereich, so schwierig es im Einzelfall sein mag, für eine reine und saubere und jedem Volksgenossen verständliche Sprache zu wirken. Was für die Presse, gilt in wenigstens dem gleichen Maß für den Rundfunk. Am empfindlichsten stört noch immer das Straßenbüd unserer Großstädte ein wahrhaft deutsches Empfinden. Bis heute spürt man hier nur wenig von dem Umbruch, der sich überall so siegreich vollzogen hat. Wenn schon die Destillationen allmählich abgestorben sind, so stehen die Restaurants und Restaurationen noch immer in Blüte, und mancher scheint nicht begreifen zu können, daß man bis vor 100 Jahren vorzüglich ohne dies Wort auskam. Die seit wenigen Jahren aufgetauchten „Gaststätten" vermehren sich allerdings zusehends, und erfreulicherweise hat das neue Wort einen recht vornehmen Tön behalten. Arg steht es gemeinhin mit den Ladenschildern: vom Friseur und Installateur über den Konfitüren- und Delika-

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teß-Laden bis zur Giro-Kasse ist so ziemlich alles vertreten, was man sich an Worten nicht wünscht. Wenn alle die Auftraggeber und Maler doch wüßten, wie wenig sie mit gar manchen dieser Aushängeschilder ein „echtes" Französisch treffen: bedeutet doch Konfitüren jenseits der Vogesen so viel wie Eingemachtes und Delikatesse nur Zartgefühl! Kann man da einem französischen Schriftsteller den Spott verdenken: „Wie könnte die Gesittung Europas euch Deutschen je etwas verdanken, die ihr aus dem Wort Delikatesse einen Namen für Wurstwaren gemacht habt ?" Wann werden wir endlich so weit sein, daß wir über allen „Delikatessengeschäften" das vornehme Wort „Feinkost" lesen? Auch das WortCompagnie fristet noch immer ein kümmerliches Dasein in unserer Geschäftswelt. Wer die Bezeichnung „Hamburger Hutcompanie" liest, möchte versucht sein, an eine Companie kerzengerade ausgerichteter 'Hüte zu decken. Im Gegensatz zu diesem aussterbenden Wort greift ein anderes immer mehr um sich: die Zentrale. Da gibt es Hut-Zentralen, Photo-Zentralen, ja sogar Hosen-Zentralen; natürlich steht solch anspruchsvoller Name meist über Geschäften, deren Größe dem Hohn spricht. In Italien hat Mussolini ähnlichen Zuständen gegenüber kurzen Prozeß gemacht. Er verfügte, das öffentliche Leben seines Landes von Fremdwörtern zu reinigen, besonders da, wo diese im Straßenbild, im geschäftlichen und gesellschaftlichen Getriebe den Gästen Italiens auffällig wären. Mit gewohnter Tatkraft ging er auch hier vor; Listen der „Fremdwörter mit den entsprechenden italienischen Wörtern v , die sie „endgültig" ersetzen sollen, durchflatterten das Land, Fristen wurden gesetzt, die Reinigung durchzuführen, Strafen angedroht. Lassen wir noch einmal in der Reihe die Gründe aufmarschieren, die gegen die entbehrlichen Fremdwörter, gegen die Fremdwörternarrheit oder -dummheit ins Feld Zu führen wären. Voran müßte jedem Deutschgesinnten der

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vaterländische Stolz stehen. Soll die deutsche Erneuerung, die uns auf so vielen Gebieten zur Selbstbesinnung, rief, es nicht auch auf diesem schaffen? Warum soll gerade das stärkste und urtümlichste der Volksgüter in der' allgemeinen Erneuerung zu kurz kommen? Als 1914, zu Beginn des ersten Weltkrieges, eine Woge deutscher Gesinnung durch das Land flutete, da versäumte man nicht, manches Undeutsche und Unwürdige des Sprachgutes zu beseitigen; auf gemeinsame Verabredung des ganzen Deutschlands wurde der welsche Gruß Adieu verfemt, und viel anderes mehr geschah; soll nicht auch heut der Kampf auf der ganzen Linie entbrennen? Soll nicht wieder der Kampfruf gelten: Deutscher, sei deutsch, auch in deiner Sprache!Und gibt es neben der Sünde wider das Blut nicht auch die Sünde wider den Geist? Der Geist deiner Sprache aber ist urtümlich, unverfälscht, bodenständig, rein deutsch; das mag dich Fichte lehren, auf dessen Worte du auch heut noch hören darfst. Schweren Schaden bringt die Fremdwörterei auch der Vollendung echter Volksgemeinschaft. Solange sich eine Schicht des Volkes in einer Sprache ausdrückt, die in allen möglichen Brocken auf ihren Zusammenhang mit anderen Welten zu weisen scheint, kann sein schlichterer Volksgenosse nicht unbefangen mit ihr verkehren. Bleibt diesem doch immer etwas fremd am Gehörten, und er weiß nicht, ob er es bewundern oder verlachen soll, nachahmen oder meiden. Nur klare, rein deutsche Rede vermag die Glieder unseres Volkes, die Angehörigen aller Stände zu einer großen Gemeinschaft zusammenzuschließen, aber auch nichts anderes so wie dies. Könnte man doch nur den Aberglauben loswerden, daß das Fremdwort vornehmer sei als das deutsche Wort, daß momentan vornehmer klinge als augenblicklich, transpirieren vornehmer als schwitzen (der Hufschmied bei seiner Arbeit schwitzt bekanntlich, aber der Herr im Ballsaal transpiriert;

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ist ihm das zu gewöhnlich, dann sei er doch auf deutsch erhitzt!), eine elegant möblierte Pension vornehmer als ein fein aasgestattetes Fremdenheim, konsequent ignorieren vornehmer als beharrlich übersehen, ein Collier etwas Vornehmeres als ein Halsband oder eine Halskettel Sehr bitter spottete einmal darüber ein junger französischer Student. „Die deutschen Mädchen", sagte er, „glauben, sie müßten Colliers tragen, weil jeder Hund ein Halsband trägt. In Paris trägt aber doch jeder Hund ein Collier l" Schon der Umstand, daß wir für niedrige, gemeine Dinge so oft zum Fremdwort greifen, sollte uns von diesem Aberglauben befreien. Als Dr. Goebbels seine Gegner von der „Asphaltpresse" treffen wollte, da schleuderte er ihnen die vernichtende Bezeichnung Journaille entgegen. Wenn uns ein Gesicht recht ekelhaft ist, sprechen wir von einer Visage; das Tier krepiert und hinterläßt einen Kadaver; der Mensch aber stirbt und hat einen Leichnam. Wäre perfid, frivol, anonymer Denunziant nicht zehnmal gemeiner als. treulos, leichtfertig, ungenannter Ankläger? Und stehen noble Passionen nicht tief unter edeln Leidenschaften, ein Amüsement nicht tief unter dem Vergnügen? Um etwas Niedriges zu bezeichnen, dazu sollte uns das Fremdwort gerade gut genug sein. Manche Fremdwörter berauschen die Menschen offenbar durch ihren Klang, wie historisch, original, säkular, Material, Charakter und die zahlreichen auf -ion. Generation hat's den Leuten angetan, obwohl es zu den zahlreichen unklaren Fremdwörtern gehört, denn es bedeutet ja Geschlecht und auch Menschenalter; man kann zuweilen geradezu lesen von der Generation, die vor drei Generationen gelebt hat! Aber es klingt, und das ist die Hauptsache. Wenn sich bei einer Festtafel nach dem zweiten Gange, wo der Wein schon zu wirken anfängt, einer erhebt, und, nachdem er einigemale mit glorreicher Epoche, Moment, Faktor, zielbewußt, unentwegt um sich geworfen hat, schließ-

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lieh, ehe er „in diesem Sinne" sein Glas leert, noch einmal donnert: von Generation zu Generation! so muß ja alles auf dem Kopfe stehen vor Entzücken. Von Geschlecht zu Geschlecht — damit tut man keine Wirkung. Nun aber gar noch Wörter wie enorm, kolossal, imposant, markant: die und viele andere dienen vor allem dem Klangbedürfnis. Sehr bezeichnend ist es, daß gerade die Geschäftssprache soviele Fremdwörter hat — eben weil sie so schreiend wirken, wie manche Reklamebilder — eines will das andere überschreien. Stammt nicht das Wort Reklame selbst vom lateinischen clamare — schreien? Aber Vornehmheit und marktschreierisches Wesen haben nichts miteinander zu schaffen. Man komme auch nicht immer mit der Behauptung, deutsche Wörter seien doch länger und schwerfälliger als entsprechende ausländische. Einen guten Gegenbeweis liefert W. Genseis „Schlagender Grund": „Reinheit der Sprache", — so sagt der fremdwortfreundliche Deutsche, „Reinheit, sie kümmert mich nicht; Kürze verdienet den Preis 1" Siehe, nun weißt du, warum er die Not stets Kalamität nennt Und von der Mehrheit sagt immer: die Majorität. Wirt heißt Restaurateur, und Räume sind Lokalitäten; Taugt eine Sache, so heißt's, daß sie sich qualifiziert. Wahl? Nein, Alternative; Verwalter? Nein, Administrator. Ändert er irgend etwas? Nicht doch, er modifiziert. Gebt euch nur die Mühe, nach kernigem Deutsch zu suchen, ihr werdet es allemal finden: „Kan die deutsche Sprache schnauben, schnarren, poltern. donnern, krachen — kan sie doch auch spielen, schertzen, liebeln, gütteln, kürmeln, lachen", rühmt ein Sinngedicht des klugen alten Logau, den Lessing den ersten Epigrammendichtern der Welt beigesellt. Besitzen die Fremdwörter ihre vermeintlichen Vorzüge selten, in den meisten Fällen gar nicht, so leidet ein großer 24

Wustinann, Sprachdummheiten.

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Teil von ihnen an einem empfindlichen Mangel: viele sind in ihrem Gebrauch unklar, verschwommen, vieldeutig. Was wird nicht alles durch konstatieren ausgedrückt! Feststellen, behaupten, erklären, wahrnehmen, beobachten, nachweisen — alles legt man in dieses alberne Wort! Da ist wieder etwas Überraschendes zu konstatieren — was heißt das anderes als: da macht man wieder eine überraschende Wahrnehmung oder Beobachtung? In 99 von 100 Fällen ist konstatieren nichts weiter als ein ganz überflüssiger Henkel für einen Aussagesatz. Man sagt nicht: der Hund hat einen Schwanz, sondern man konstatiert, daß der Hund einen Schwanz hat. Was soll intensiv nicht alles bedeuten: groß, stark, lebhaft, heftig, eifrig, kräftig, genau, scharf, straff! Man nutzt die Zeit intensiv aus, lernt ein Volk intensiv kennen, bespricht eine Rechenaufgabe intensiv, liebt intensive Farben usw. Selbst Intensivierung war eine Zeitlang sehr Mode. Was soll direkt nicht alles bedeuten! Bald unmittelbar (die direkte Umgebung von Augsburg, eine Ware wird direkt bezogen, einer ist der direkte Schüler des andern, ein Aufsatz wird unter direkter Beteiligung des Ministeriums geschrieben), bald gleich (sie gingen direkt von der Arbeit ins Wirtshaus), bald dicht oder nahe (der Gasthof liegt direkt am Bahnhof), bald gerade (die Straße führt direkt nach der Ausstellung), bald geradezu (die Verschiedenheit der Darstellung wird als direkt störend empfunden — die Stelle wirkt in dieser Fassung direkt erschütternd — die Dichtung ist in ihrer Art direkt klassisch), bald wirklich (bist du in Berlin gewesen, direkt in Berlin?). Was für ein unklares Wort ist Konsequenz! Einmal soll es Folge heißen (die Konsequenzen tragen), dann Folgerung (die Konsequenzen ziehen). Was für ein unklares Wort ist Tendenz I Bald soll es Bestrebung bedeuten, bald Absicht, bald Richtung, bald Neigung. Was für ein unklares Wort ist System! Man spricht von einem philosophischen System und meint eine Lehre oder ein Lehrgebäude, von einem Röhrensystem

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und meint ein Röhrennetz, von einem Festungssystem und meint eine Festangsanlage, von einem Achsensystem und meint ein Achsenkreuzvon einem Sternsystem und meint eine Sterngruppe, von einem Verwaltungssystem und meint dfe Grundsätze der Verwaltung, von den Systemparteien und meint diejenigen, die Deutschland nach dem Weimarer System, der Weimarer Verfassung lenken wollten, insbesondere den Parlamentarismus bejahten, ja man kann nicht ein Hemd auf den Leib ziehen, ohne mit einem System in Berührung zu kommen, entweder dem System Prof. Dr. Jäger oder dem System Lahmann oder dem System Kneipp — was mag sich die Verkäuferin im Wollgeschäft unter all diesen Systemen denken? Man sagt: hier fehlt es an System, und meint Ordnung oder Plan, man spricht von systematischem Vorgehen und meint planmäßiges. Wie kann man den Reichtum des Deutschen so gegen die Armut des Fremden vertauschen! Das Erstaunlichste von Vieldeutigkeit und infolgedessen völliger Inhaldosigkeit sind jedoch Interesse, interessant und interessieren. Im Jahre 1925 hat der Sprachverein in einer Riesenliste alle möglichen Wiedergaben dieser Wörter zusammengestellt, 351 an der Zahl. Da zeigte sich, daß es kaum ein deutsches Zustimmungswort gibt, das nicht durch interessant übersetzt werden könnte! Ein so nichtssagendes „Bemmelwort" sollte doch anständigerweise in keinem Buche und keinem Aufsatze mehr vorkommen. Statt das Urteil „Interessant" abzugeben, das vielfach nur Verlegenheitsurteil ist, sollte man lieber schweigen oder — Farbe bekennen. Freilich ist es bequem, nach einem zur Hand liegenden Fremdwort zu greifen und den apderen erraten zu lassen, welche „Nuance" man jeweils meine, und es macht Mühe, aus dem schöpferischen Reichtum der deutschen Sprache Zu wählen. Aber es gibt- kaum ein wirksameres Mittel der Sprachzucht. „Wer sich gewöhnt", schrieb H. Dunger, 84*

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„unnötige Fremdwörter zu vermeiden, wird unwillkürlich aufmerksamer auf seine Sprache und sorgfältiger in der Wahl seiner Worte. Er wird immer mehr inne, welche Fülle von Wörtern und Wendungen die Muttersprache darbietet, und so wird der sprachliche Ausdruck schärfer, klarer und schöner." Da gibt es Fremdwörter, die so leer sind, daß man es gar nicht merkt, wenn man sie wegnimmt. Es sind reine Zierstücke; Zierstücke derart, wie man sie jetzt allenthalben von unseren Häusern abschlägt, wo eines im Sinn neuen Kunstempfindens zweckmäßig und klar wirken soll. Zu den nichtsnutzigsten Klingklangwörtern dieser Art gehören Element, Moment (das Moment!) und Faktor', sie werden ganz sinnlos mißbraucht. Es sind ja eigentlich lateinische Wörter (elementum, momentum, factor); wenn man aber einen Satz, worin eins von ihnen vorkommt, in wirkliches Latein übersetzen wollte, könnte man meist gar nichts Besseres tun, als die Wörter einfach — wegzulassen. Liberale Elemente, bedenkliche, unzuverlässige, gefährliche Elemente — das ist doch nichts anderes als Männer, Menschen Leute. Glücklicherweise bildeten die anständigen Elemente die Majorität — schlicht und deutsch gesprochen: die anständigen Leute bildeten die Mehrheit. Hier sind drei Momente zu berücksichtigen, oder hier wirken drei Faktoren: Zusammen — bei Lichte besehen ist es weiter nichts «als dreierlei. Das wichtigste Moment — schlechterdings nichts anderes als das Wichtigste. Wenn diejenigen Momente in den Vordergrund gestellt werden, die für die Technik von Wert sind — die Feinhörigkeit ist von osteologischen Momenten abhängig — die gestrige Sitzung bot verschiedene interessante Momente — sind nicht Moment und Faktor hier ganz taube, inhaltleere Wörter? Bisweilen kann man wohl Moment durch Umstand, Tatsache, Zug, Seite wiedergeben, ebenso Faktor bisweilen durch Macht, Kraft, Mittel, aber in den meisten Fällen ist es nichts als: etwas; ein beun-

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rahigendes Moment, ein differenzierendes Moment — es sind doch nur gespreizte, wichtigtuerische Umschreibungen von Beunruhigung und Unterschied. Nicht viel anders ist es mit Charakter. Diese Fesdichkeiten haben deshalb einen wertvollen und interessanten Charakter — was bedeutet das anders als: sie sind deshalb wertvoll? „Die Raumbildung ist der wesentlichste Faktor, der dem Architekten zur Verfügung steht. Daneben ist ein zweiter, sehr wichtiger Faktor, einem Raum individuellen Charakter zu geben die Art seiner Beleuchtung. Das dritte Charakterisierungsmoment, das dem Architekten zur Verfügung steht, ist die Farbengebung". In solch albernem Schwulst wird der einfache Gedanke ausgedrückt: der Architekt wirkt durch drei Mittel: Raum, Licht und Farbe! Auch Material ist ein solches Allerweltsstück, ein „Schwammwort für alles, woraus irgendetwas entsteht". Man bedenke einmal, was einem alles begegnet an Brenn-, Bau-, Denk-, Kunst-, Menschen-, Richter-, Heiz-, Schrift-, Zahlen-, Schüler-, Kranken*, Beweis-Material usw. usw. und was für einen Reichtum das Deutsche dafür einzusetzen hätte — wo es sich nicht empfiehlt, das Wort einfach auszulassen. Da die meisten Gebraucher der Fremdwörter Herkunft und Grundbedeutung von ihnen gar nicht kennen, so entspringen aus dieser Unklarheit allerlei tragikomische Verirrungen, Verwechslungen, Verkoppelungen, Verdoppelungen und dergleichen mehr. Wie oft stellt sich da die Unkenntniß bloß! Wie leicht verwechselt der einfache Mann Zwei Ausdrücke, da er der fremden Sprache nicht mächtig ist: er sagt absorbieren, wo er absolvieren meint (meine Tochter hat die höhere Töchterschule absorbiert), er fordert Reduzierung der Arbeitslöhne (statt Regulierung) und erbietet sich, wenn er eine Stelle sucht, Primadifferenzen vorzulegen, spricht von rabiater Geschwindigkeit (statt von rapider), und wenn die Regierung zur Solidarität aller Volks-

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genossen mahnt, so denkt und versteht er Solidität. Er verwechselt luxuriös und lukrativ (wir können nicht so lukrativ bauen wie die reichen Leute), entstellt Initialen zu Initalien, versteht intakt als in Takt, leitet affektiert von Affe ab, oder, um es nun ja recht zu machen, bringt überall ein bißchen „französische" Aussprache an: Orschester, Sanktimeter, Büfeh; er sagt hartnäckig Drojen, obwohl sich das Wort französisch drogue schreibt und überhaupt nur ein Lehnwort vom deutschen trocken her ist, er läßt den Herrn Sohn statt der Reifeprüfung das Abitür machen, damit er dann bei einer Bank Volonteur wird. Weit verbreitet ist der falsche Gebrauch von irritieren. Wie oft hört man: ich bin ganz irritiert (soll heißen irr oder wirr geworden), oder: der falsche Wegweiser konnte ihn nicht irritieren. Gefühlsmäßig bringt man es so mit dem Deutschen irr in Zusammenhang, während das französische irriter und somit auch unser Fremdwort erregen» reizen bedeutet. — Für evakuieren hat sich ganz allgemein ein törichter Gebrauch eingeschlichen. Das aus dem Lateinischen und Französischen abgeleitete Fremdwort heißt nichts anderes als entleeren, räumen. So kann sehr wohl eine gefährdete Stadt von ihren Bewohnern evakuiert werden; wenn nun aber allenthalben die Fortgeführten selbst als Evakuierte bezeichnet werden, so ist das weiter nichts ab eine schon fast zum Siege gelangte Sprachdummheit. Aus der Unkenntnis und Gleichgültigkeit im Gebrauch der Fremdwörter kommen dann auch die „weißen Schimmel" dieser Gattung: dekorativer Schmuck, neu renovierter Saal, Grundprinzip, Einzelindividuum, Attentatsversuch, defensive Abwehr. Und wie oft werden die Fremdwörter vom „Mann aus dem Volk", und nicht nur von diesem, falsch geschrieben und erregen damit den Spott der Besserwisser — die vielleicht gerade schuld sind an ihrem Gebrauch! — und vor allem der Ausländer, die daheim erzählen, wie rührend und wie unbeholfen die Deutschen um die Ver-

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Wendung fremden Abfalls bemüht sind. Mustert doch einmal die Speisekarten auf die Schreibung der Fremdwörter, laßt einmal die Bäckerfräulein, die euch Sahnenbaisers verkaufen, das Ding aufschreiben, fragt bei der Post an, wie die Anschriften der Briefe aussehen, die nach dem Gendarmenmarkt oder der Courbierestraße in Berlin gehen, und ihr werdet aus dem Wundern nicht herauskommen. Ganz glücklich sind die Leute, wenn sie in einem Fremdwort ein y anbringen können; gewöhnlich tun sie's aber gerade an der falschen Stelle, wie in Syphon und Logogryph. Sehr verbreitet ist auch die Verwechslung von satirisch mit satyrisch. Denn die meisten Menschen, die satirisch gebrauchen wollen, meinen, es hinge mit Satyr zusammen, während doch das Wort nicht griechisch, sondern lateinisch tind eine Ableitung von satura ( = bunte Schüssel) ist. Hat so ein jedes falsch angewandte oder falsch geschriebene Fremdwort eine Demütigung vor dem Ausländer zur Folge, so soll man sich auch nicht einbilden, ihm durch den Gebrauch recht vieler Fremdlinge den Zugang zu uns Zu erleichtern oder überhaupt die Verbindung zwischen den Kulturvölkern enger zu knüpfen. Ja oft kann ein Fremdwort bei Erlernung der betreffenden Sprache sogar hindern, weil man es weiter im geläufigen Sinn nimmt. Was nützen Fremdwörter, die im Ausland eine ganz andere Bedeutung haben als bei uns oder die es dort überhaupt nicht gibt, weil wir sie in allzu williger Hörigkeit selbst bildeten? Wer „draußen" einen Smoking oder Cutaway, ein Herrenjackett oder Complet verlangte, der würde sehr unerwartet bedient werden. Und weiter: plaid heißt in England der Mantel der Bergschotten sowie der schottische gestreifte oder großgewürfelte Stoff, nie aber eine Reisedecke. Napkin ist dort ein Mundtuch oder Taschentuch, uns gilt es als Bezeichnung eines Wachsleinens. Gewiß sind einige dieser Bezeichnungen jetzt im Absterben, aber beileibe nicht ihrer sprachlichen

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Unvollkommenheit halber, sondern einfach, weil die Mode ihnen den Rücken wandte. So räumt der Schlips dem Binder schnell das Feld, und damit schwindet eine unrühmliche Sprachleistung dahin. Denn Schlips war weiter nichts als die mißverstandene Mehrzahl des englischen slip, und das hat viele andere Bedeutungen, wie Kinderkleidchen, Schürze, Schwimmhose,- Möbelschoner usw., nur nicht die eines deutschen Schlipses! Noch spaßhafter war es mit der in Deutschland erfundenen Pleureuse, einer Hängefeder am Damenhut; bei den Franzosen nennt man Pleureuse ein zum Heulen neigendes Mädel, das wir Weinliesê oder Heultrude rufen würden, auch führt dort der Trauerflor am Ärmel diesen Namen. Nun, Pleureuse und Schlips sind nachgerade ausgeschifft; abef Frivolitätenspitzen lieben unsere Hausfrauen noch sehr, obschon frivolités drüben nur „Schlüpfrigkeiten" bedeuten, und allzuoft spricht man noch vom Plumeau statt vom Federbett oder Fußbett. Nur gerade in Frankreich nennt man plumeau einen aus Federn bestehenden Staubwedel! Doch was stört solch Bedenken den Gebrauch, der sich nun einmal festgesetzt hat?'Solches nur nicht zu genau nehmen ! Gilt es doch Offerten von Fabrikaten, die man unter allen Umständen an den Mann bringen möchte, wozu ein welscher Name am Ende verhelfen könnte. (Im Vertrauen gesagt: für den Franzosen ist une offerte „eine Aufopferung", und ein fabricat kennt er überhaupt nicht!) Um die Liste solcher sprachlichen Unstimmigkeiten ein wenig zu vervollständigen, führe ich noch ein paar allgemeine Ausdrücke an, die im Webfach gang und gäbe sind. Der deutsche Kaufmann prèist die Waren als apart und originell, obwohl die französische Sprache darunter abgesondert und ursprünglich versteht; sein Geschäft als reell, obgleich das „wirklich" bedeutet; man unterscheidet sehr sorglich Samt und Velours, obgleich der Franzose jeden Samt velours nennt. Den Lagervorrat nennen wir Inventar,

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nach dem lat. inventarium (der Franzose ähnlich inventaire), dagegen die Bestandsaufnahme Inventur in eigener neulateinischer Bildung. Der Franzose kennt das nicht; er sagt faire son inventaire. Vorliebe für diese lat. Endung auf -ura läßt unsere Kaufleute auch von Appretur sprechen; frz. heißt die Glätte apprêt, das Glätten l'apprêtage. Die chimärische Appretur ist also vorn französisch, hinten lateinisch: heraus kommt ein deutsches Wort! 1930 ist ein ungemein reiches und geistvolles Buch erschienen, das ich jedem Verteidiger der „Weltwörter" in die Hand drücken möchte: „ D e r Irrgarten der Sprachen" von "Wilhelm Eitzen. An über 1200 gefährlichen Fremdwörtern weist er nach, daß sie bei unseren welschen und angelsächsischen Nachbarn, von denen sie meist herrühren, anderes oder gar nichts mehr besagen* Die Verschiedenheit der Bedeutungen der vermeintlichen „Weltwörter" ist viel, viel stärker, als man ohne Studium annimmt; sie greifen bis in die Bezirke, wo es sich um unverirrbar feste Begriffe zu handeln scheint: in Musik und Mathematik. Unser Ton H ist im Englischen B, unser Trapez Trapezoid, unser Trapezoid hinwieder Trapezium; ja eine Billion hat für Deutsche und Engländer eine Million Millionen, für Franzosen und Amerikaner nur tausend! Nun noch ein letzter Grund für die, die sich aus deutschem Stolz, die sich aus Nützlichkeitsgründen, die sich durch seine, Verschwommenheit und Gleichgültigkeit noch nicht haben bewegen lassen, den Kampf gegen das überflüssige Fremdwort aufzunehmen. Vielleicht tun sie es aus Gründen des Geschmacks. Denn nur ein ungebildeter oder verderbter Geschmack kann es billigen, wenn die stilreine Schönheit eines Bauwerks durch fremde Zutaten gestört wird oder ein anmutendes schlichtes Mädchenkleid durch ein paar grelle Schleifen verschönt werden soll! Auch die Laut- und Sprachgesetze der eigengewachsenen deutschen Sprache werden durch ausländische Einschiebsel gestört,

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durch Bildungen, die anderen Gesetzen gehorchen, von anderen Zungen gesprochen werden und sich im deutschen Sprachlande wohl manchmal märchenhaft bunt und lockend, aber stets auch anspruchsvoll und daher störend ausnehmen. Wohl übt das Ferne einen geheimnisvollen Zauber auf alle Menschen; aber wir Deutschen haben die leidige Schwäche, leicht zu bewundern, wo es nichts zu bewundern gibt, das Eigene zu unterschätzen, weil es nicht weit hgr ist, dem Fremden zu huldigen, auch wo es uns nicht ansteht, und allzu oft auch unser sprachliches Gewand mit buntem Auslandsflitter zu behängen. Halten wir doch immer die Warnung im Herzen, die ein Dichtersmann am Ende deS Dreißigjährigen Krieges seinen deutschen Landsleuten gab: „Aus Rot und Grün, aus Gelb und Weiß bekleiden sich die Lappen (Laffen); aus aller Sprach mit allem Fleiß macht ihm (sich) einr ein Narrenkappenl" Wie ist der Kampf gegen diese Sprachdummheit zu führen? Fremdwörter sind nur dadurch zu vernichten, daß man sie außer Gebrauch setzt. Aber nicht ein jedes Fremdwort läßt sich einfach in ein entsprechendes deutsches „übersetzen"; gar oft gilt es, den ganzen Gedanken umzudenken und ihn in einer unserm deutschen Sprachdenken ganz gemäßen Form wiederzugeben. Wer das tut, gelangt von selbst dazu, mit den Möglichkeiten seiner Muttersprache auszukommen. Wer aber überhaupt den Entsprechungen der einzelnen Fremdwörter im Deutschen nachdenkt, der wird dankbar die Arbeit benutzen, die von Männern wie Heinrich Campe (lange hat man aufgehört, über ihn zu spotten, wie es einst Mode war) und Goethe, von Chr. Wolf und dem Turnvater Jahn geleistet ist. Er wird es insbesondere als unvergängliches Verdienst des Deutschen Sprachvereins anerkennen, daß er, wiewohl sein Arbeitsfeld sich durchaus nicht auf dies Gebiet beschränkt, seit einem halben Jahrhundert unermüdlich für reines, unverfälschtes

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Deutsch wirbt. Wohl ist die Geschichte der Sprachreinigung im Deutschen älter, und seit 300 Jahren glänzt der eine oder andere Name von Sprachfreunden, die dem Vaterland auf diesem Gebiet dienten; aber nie ist der Kampf mit solcher Geduld und Ausdauer geführt worden wie hier, niemals von einer über das ganze Reich verteilten Heerschar, nie auch bei allem Eifer mit solchem Maßhalten und solcher Wissenschafdichkeit.

Die Aküsprache Die Art, wie man heut in Abkürzungen schwelgt, wie sie vielfach im öffentlichen Leben als etwas unumgänglich Gebotenes aufgestellt und hingenommen werden, ist ein deutliches Erkennungs- und Warnungszeichen dafür, in welchem bedrohlichen Zustande sich unser Sprachleben befindet. Jeder Volksgenosse, der seine Muttersprache noch liebt und ehrt, wehre sich an seinem Teile, wie es in seiner Macht steht, dagegen, diesen immer weiteren Abfall der Sprache in die Mechanisierung mitzumachen ! O t t o B r i e g l e b (Wider die Entartung der Sprache). Die amtlichen Stellen sollten mit besonderem Eifer das Eindringen von Sprachsünden in die Amtssprache verhindern. Dieser Forderung widerspricht . . . der zunehmend beobachtete Gebrauch von Abkürzungswörtern. Abgekürzte Namen oder Zeichen sind nur ein künstlicher Notbehelf und vor allem dann eine Gefahr für das Leben einer Sprache, wenn sie als wirkliche Wörter behandelt und in den täglichen Sprachgebrauch überführt werden. D i e S c h a f f u n g von A b k ü r z u n g s w ö r tern ist zu v e r b i e t e n . Aus einer Verfügung des Reichsministeriums des Innern Vom 4. April 1934.

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Ist der Drang zum Kurzwort und Kunstwort, wie er seit dem ersten Weltkriege mächtig und mächtiger das Sprachleben der Öffentlichkeit erfüllt, eine gefahrdrohende Seuche im freien, natürlichen Wachstum bodenständiger Sprache, oder ist er Selbsthilfe, vielleicht gar ein Fortschritt, wodurch am Ende dem Sprachleben vorher nicht geahnte Möglichkeiten erwachsen? Mit allen Mitteln wissenschaftlicher Untersuchung ist man gegen die neumodische Aküspra (Abkürzungssprache) zu Felde gezogen, alle Kübel des Spottes hat man über die Kuwö (Kunstwörter) ausgegossen: Hunderte sind verschollen, Tausende sind gekommen; die Flut ist im Steigen, und der Nichteingeweihte weiß sich in der Tat kaum vor ihren Wellen zu retten: Ich frage Dich: Wer heißt denn so? Wer Voriga, wer Ibiko Und Rob, Rehabu, Habebfo? Was ist Ahag, Mübag, Ala? Was Viag, Preußag, Habämfa? Was Ambi, Adka, Darzuf, Mifa? Was Gagfah, Edeka, Debewa ? Zu guter Letzt das neuste Nette, Die preisgekrönte Debegette? (Die Deutsche Buchgemeinschaft hatte für eine Ausgabe guter Erzählungen nach einem Preisausschreiben die Spottgeburt „Debegette" preisgekrönt.) Nun all das da ist, bleibt uns nichts übrig, als uns mit Besonnenheit damit auseinanderzusetzen; erst dann werden wir ein Urteil haben, wie weit wir eine Sprachdummheit vor uns sehen, wie weit anderes. Sicher ist, daß das Zeitmaß, das „Tempo" gegenwärtigen Lebens nach Kürze drängt. Das Fieber der Menschheit, sich Zeit und Raum Untertan zu machen, schafft sich in einem Haß gegen alles Schleppende, Träge, Langatmige Luft. Der Mensch der Großstadt, der Maschine, der Arbeit steht am Steuer der Zeit. Elektrische Wellen umjagen im Dienste der Menschheit die Erde; aber dem einzelnen

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stehen sie bloß gegen teures Geld zur Verfügung. Vielleicht haben wir gerade hier, also in einer wirtschaftlichen Frage den Ursprung der Kurzsprache: wer mit verabredeten Buchstabenfolgen billiger drahten konnte, der tat es. Im Depeschenstil treten die Schlüssel- und Zifferwörter zuerst auf. Dann schuf der Krieg 1914—18 mit seiner Fülle von Gliederungen und dem Zwang, in kürzester und schnellster Form zu melden, Scharen von Buchstaben- und Silbenwörtern (d. u., a. v., I. R., Flak, A. O. K . usw. usw.). Schon damit war der Damm gebrochen, und ein breiter Strom von Kunstwörtern ergoß sich alsbald alles überschwemmend hinein in das geschäftliche Leben. Zur Zeit ist die Lage so, daß auf dem Gelände der Warenerzeugung bis auf einzelne Inseln fast alles von diesem zum Meere aufgeschwollenen Strom bedeckt ist, daß seine Wellen aber immerfort auch hinüberspritzen in andere Bezirke, in Verkehrsleben und Politik vor allem, aber selbst das Heim des einzelnen Deutschen nicht mehr verschonen. Ein wahres Abkürzungsfieber geht im Lande um. Uns allen werden schon die markigen Kurzwörter aufgefallen sein, mit denen Kellner und Kellnerinnen die Bestellungen der Gäste am Schanktisch weitergeben: ein Pils! ein Stamm 1 usw. Ludwig Finckh, der kernige Dichter vom Bodensee, erzählt darüber folgendes „Erlebnis": Ich komme mit meiner Tochter in ein Kaffeehaus in der Stadt. „Was willst du haben? Tee, Kaffee, Kakao?" „Schokolade, bitte". Die Kellnerin: „Eine Tasse Schock. — Und der Herr?" — „Bringen Sie mir eine Tasse Kak." Von den Warenerzeugern und der Geschäftswelt wird das „Markenwort" so verteidigt: für Tausende und Abertausende von Erzeugnissen werden Namen gesucht, die sich zur gesetzlichen Eintragung eignen und andererseits als auffallende Erkennungszeichen dienen können. Dafür passen nur kurze, möglichst klangvolle Lautfügungen, die

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sich stark und auffallend von ihrer Umgebung abheben und auch hinlänglich voneinander unterscheiden. Gerade dies fordert eine solche Fülle von Namen, daß man dabei unmöglich mit nur deutschen Stamm- und Kurzwörtern auskommen kann. Enthält doch zum Beispiel ein Wörterbuch mit Markennameä des Bürofachs allein unter dem Buchstaben A zweihundert geschützte Markenwörter! Ich glaube, dieser rein praktischen Erwägung kann sich niemand verschließen, und im Grunde ist es auch ziemlich gleichgültig, ob ein Füllstift Älivar, ein Löscher Alinco oder anders heißen. Das mag als eine Art von Formel gelten, wie die Chemie von je mit solchen Formeln arbeitet oder die Arzneien ihre Kunstnamen erhalten. Ganz anders aber wird das Bild, wenn wir wahrnehmen, daß diese Kunstwörter allenthalben die ihnen gesetzte Grenze überspringen und Einlaß in das Sprachleben selbst fordern. Hier verbieten wir ihnen den Zugang. In das Gesicht einer deutschen Straße gehören sie nicht! Den Namen einer Firma oder eines Warenhauses abzugeben, dafür wird der Wortschatz unserer Muttersprache wohl ausreichen, die bekanntlich zu den reichsten der Erde gehört. Es ist bloß Geschmacklosigkeit, wenn eins der größten Warenhäuser der Reichshauptstadt sich unentwegt Kadewe (Kaufhaus des Westens) benennt oder die heiseren Kehlen der Zeitungsausrufer ununterbrochen B. Z. (Berliner Zeit am Mittag) oder I. B. (Illustrierter Beobachter) dröhnen. Hier lauert die Gefahr der Ansteckung. Leider wird der Völkische Beobachter im „Volksmund" auch zum V. B. verhunzt! Es war ein Armutszeugnis, wenn so viele große deutsche Ausstellungen keine besseren Namen fanden als Stummelwörter. Mit der Iba und Bugra begann es, dann >kam die berüchtigte Gesolei, ein seltsames Gemenge aus „sinnvollen" Silben; wer es nicht mehr weiß, der sei erinnert, daß es sich um die große Düsseldorfer Ausstellung für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen handelte.

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Ein Kritiker gab damals beredt wieder, was ganz Deutschland dachte: „Hätte die Gesolei einen Reklamechef, dann verdiente er mit Gesoleiern, aber mit faulen, beworfen, mit Gesoleinen aufgehängt und auf einem Gesoleiterwagen unter den Klängen des Gesoleierkastens zu Grabe gefahren zu werden. Auf alle Fälle sollte man ihn tüchtig versohlen, um dieses Gesolei willen. Wir haben es wirklich schon weit gebracht in der Verunstaltung der deutschen Sprache und in der öffentlichen Geschmacklosigkeit, wenn selbst so ernste Unternehmungen wie die Gesolei sich so schauderhaft verkürzen lassen dürfen! Wenn man schon wirklich abkürzen mußte — eine Modekrankheit —, so hätte man es besser machen sollen. Man hätte die Worte umstellen können! Wäre es nicht hübscher gewesen zu sagen: Leisoge oder Sogelei? Da liegt eine gewisse Stimmung drin! Auch in Geleiso oder Leigeso finde ich noch Rhythmus. Selbst Soleige ist zu ertragen. Aber Gesolei! Man denkt an Eselei und Kinderei, an Zänkerei und allenfalls an Lorelei. Dann frage ich: soll denn ausgerechnet das Sol-Ei gehen? Das kann ihm niemand zumuten, höchstens kann es kullern! Nun, wie dem auch sei; nie wieder Gesolei! Der Teufel hole die Abkürzerei." Selbstverständlich konnte man nicht die Ausstellung mit dem umständlichen Namen nennen, den die Silben Gesolei wiedergeben sollen. Es hätte eben von vornherein ein kurzer deutscher gesucht werden müssen! Warum ging es denn später mit der Wochenendausstellung oder der „Deutsches Bauen" oder „Deutsches Volk — deutsche Arbeit"? Gegen die Schlangennamen wehrt sich das Volk mit Recht. Volksbund für das Deutschtum im Auslande, Wohlfahrtsunterstützungsfürsorge, Allgemeiner Studentenausschuß auszusprechen, dafür fehlt uns allerdings Zeit und Lust, und es ist kein Wunder, wenn an ihrer Stelle jedermann VDA, Wolu und Asta bevorzugt. Kurze und brauchbare Namen brauchen nicht verkürzt zu werden.

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Neuerdings verfallen auch einige eingesessene Fremdwörter der Abkürzung: Auto und Kino haben sich durchgesetzt, der Akkumulator räumt dem Akku rasch das Feld, in Fachkreisen ist Lok für Lokomotive und Labor für Laboratorium üblich geworden. Daß gerade diese Fremdlinge der Verstümmelung anheimfallen, zeigt, wie sehr sie noch immer nur Gebrauchsmarken für das Volk darstellen. Gegen diese Kürzungen läßt sich vom Standpunkt deutschen Sprachlebens nichts bemerken. Sonst aber stellen wir nach dem Gesagten folgende Forderung auf: weg mit dem Kunstwort, da wo es in unser öffentliches Leben, in das Sprachleben des Volkes selbst eindringt 1 Hier haben nur lebendige, d. h. aus deutschem Blut und Boden geborene Wörter Platz, aber keine Retortenmischungen, die irgendwelchen augenblicklichen Bedürfnissen genügen wollen. Machen wir uns doch einmal klar, was für Zufallsgeburten die meisten darstellen. Da gibt es die Silbenwörter; sie bestehen aus den Anfangs- oder Endsilben der Herkunftswörter: unter den schon genannten etwa Danat und Gesolei; dann die Buchstabenwörter verschiedenster Art: an Stelle der Silben treten hier einfach die Anfangsbuchstaben, und falls Mit- und Selbstlaute glücklich gemischt sind, ergeben sich sprechbare Silben: Wust für Warenumsatzsteuer (amtlich sogar von der Steuerbehörde gebraucht: Wustverheimlichung!), Eszet-Schokolade, Bubiag für Braunkohlen- und Brikett-Industrie-A. G. sind ein paar der tagtäglich begegnenden Beispiele. (Schon sind wir so weit, daß der Ausgang -ag infolge seiner häufigen Wiederkehr allmählich zu einer geläufigen Endung wird.) Sind unter den in Betracht kommenden Buchstaben nicht genug Selbstlaute, so spricht man oder schreibt man einfach die Mitlaute mit ihren Sprechnamen: KPD hieß Kommunistische Parte} Deutschlands, heute haben wir: RDO Reichsverband deut-

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scher Offiziere, DDAC (Der (!) Deutsche Automobil-Club, der sich selbst ganz munter abwandelt: der des dem den DDAC !),Pg. Parteigenosse oder ausgeschrieben Vaudea oder Hajot, und es braust jemand mit seinem 2 Peesser(!) durch die Gegend. Wie haltlos im Grunde all diese Wörter inmitten des deutschen Lebens stehen, dafür zeugt schon die Tatsache, daß man ihren Sinn ja erst lernen muß; nachdem es bereits Handbücher der Handels- und Firmenkürzungen gibt, werden allmählich auch „Allgemeine Kürzungs-Verdeutschungs bücher" notwendig werden! Sogar die Betonung müßte erst angewiesen werden. Kann doch zum Beispiel kein Mensch wissen, ob Photömaton, Photomäton oder Photomatön „richtig" ist. Am wenigsten wäre noch gegen die Buchstäbenwörter von der Art des MdR. einzuwenden, weil sie schon ihrer Schreibung nach Zeichen bleiben und daher, gar nicht den Anspruch machen, unter die Wörter aufgenommen zu werden. Erst wo eine deutsche Endung daran tritt, wird die Lage anders: wer Pg.s schreibt, fügt die Buchstabenfolge in die Gemeinschaft der abwandelbaren deutschen Wörter ein, obgleich sie dort nichts zu suchen hat. (Bei dem üblichen Pgn. Parteigenossin kann es sich nur um eine abgekürzte Schreibung handeln, da sicherlich niemand ein Pegeen gesprochen erwartet.) Noch einmal denn: lassen wir uns unser gesundes, gewachsenes und wachsendes Deutsch nicht mit künstlichen Stücken durchsetzen! Das hieße zur Sommerzeit Papierblumen in einen lebendigen Strauß stecken! Was aus Silben und Buchstaben zusammengeleimt wird, ist noch lange kein Wort; es bleibt eine Marke, die gleich einem anderen mit Pinsel oder Stift hergestellten Zeichen gut ihren praktischen Zweck erfüllen kann, sich aber unter allen Umständen innerhalb dieser Grenze halten und bescheiden sollte. 25

Wustmann, Sprachduxmnheiten.

Die Fachausdrücke der Sprachlehre sind in diesem Buch auf ein möglichst geringes Maß eingeschränkt worden. Wo sie vorkommen, werden sie aus dem Zusammenhang und den Beispielen ohne weiteres verständlich sein. Es ist selbstverständlich, daß den deutschen Ausdrücken überall der Vorrang vor den früher üblichen lateinischen gebührte, wo sie bequem zur Hand lagen und in ihrer Form leicht anwendbar waren (gemäß dem Erlaß des Herrn Ministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung vom 31. Dez. 1937). Hier ist die Liste: Die W o r t k l a s s e n Substantiv . . . Adjektiv Pronomen . . . . Verbum Adverb Präposition . . . . Konjunktion .. Artikel . . . . . . .

Hauptwort Eigenschaftswort Fürwort Zeitwort Umstandswort Verhältniswort Bindewort Geschlechtswort

Zur F o r m e n l e h r e Deklination . . . . . . . . Singular Plural Nominativ Genitiv Dativ Akkusativ

Beugung Einzahl Mehrzahl Werfall Wesfall Wemfall Wenfall

387 Komparation Positiv Komparativ Superlativ Konjugation Aktiv Passiv Präsens Imperfektum Perfektum Plusquamperfektum . . . Futurum Infinitiv Partizipium Indikativ Konjunktiv transitiv intransitiv

28*

Steigerung Grundstufe Mehrstufe Meiststufe (Abwandlung) Tatform Leideform Gegenwart Vergangenheit Vorgegenwart Vorvergangenheit Zukunft Nennform Mittelwort Wirklichkeitsform Möglichkeitsform zielend ziellos

Satzlehre Subjekt Prädikat Objekt Attribut Apposition

Satzgegenstand Satzaussage Satzergänzung Beifügung Beisatz

Z u r Zeichensetzung Komma Semikolon

Beistrich Strichpunkt

Wort- und Sachverzeichnis ab 203 f. abend, abends 2 i o f . abgesagt 134 abhängige Rede 115 f. Abhilfe des Notstands 194 abschlägig, abschläglich 60 abseits 200 abzüglich 342 Achtung für 279 • Adelsbezeichnungen 14—16 Aküsprache (Abkürzungsspr.) 379—385 alle 29 f. alle sein 166 aller, vier Wochen 2i2f. allmählich 61 als, beim Vergleich 2i8f., beim Beisatz 167, bei Satzaussage 168 f., 220 als wenn, als ob 122 f. Amtssprache 332, 335 f., 338 bis 348, 354 An- und Verkauf 289 anbelangen, anbetreffen 331 der andere 276 anders, andres 38 f., 334 andersartig 334f. anfallende Altstoffe 294 Anfang, anfangs 211 Anführungsstriche 208—210 angängig 61 angeben 299 ankurbeln 29g

anläßlich 19g, 278 Anrede 36, 77 f. anscheinend 275 anschließend 139 anschneiden 300 Anschrift 170 anstatt 199 apart 376 Apfelwein, Äpfelwein 68 f. Appretur 377 -artig 335 Arztsprache 355—357 auch, statt und 218 Aufblähung des Zeitworts 335 f. Aufforderung i26f., 138 Ausfuhr 54 ausgeschlossen! 300 außer 199 Autarkie 310 Bad Nauheim 173 Band, Bande 20 Bandwurmsätze 264 beachdich 300 bedingen 323—326 Bedingungssätze 107, 120 Bedürfnis nach 196 beeidigen 287 Befehlsformen 43 Begehrssätze 114 beheizen 286 behufs 340 bei 205, 280

Wort- und Sachverzeichnis Beifügung (Attribut) 143 bis 156 beiläufig 350 Beisatz i66f. Beistrich 246L, 267—269 bekannt geben 300 Beklagter 286 benötigen 34g Bereich 25 berichten 191 Berlinisches 132 f., 3 50 f. bescheren i93f. beschwingt 301 besitzen 272 bestimmt 301 betreffs 342 Beugung 1—24 bevor 224 unter Beweis stellen 301 bewohnt 133 beziehungsweise 346—349 Bezug, Bezugnahme 54 Bildervermengung 241—244 bin oder habe 47f. Binde-s 64—66 Bindestriche 144—146, 172 bis 175, 217 Bindewörter 105—07 bis 202 f*> 224 Blatt, Blätter 23 Bleistift 24 Block 22 Blockleiter 22, 51 Bogen 16 brauchen 43, 132, 286, 35i Bräutigam 22 Bremer 55 Brüche 197 Buchhandel 158, 280 Buchstabenwörter 380—85 Buchtitel 7, 169 f., 216 f. Bund 24

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-chen 226 Chor 25 Cie und Co 159 Collier 368 Compagnie 366 Couch 30z ff. da (relativ) 98, daran, darin usw. 183—185 dank 198 dantesk 303 darstellen 303 daselbst 180 Datum 2 1 1 f. Delikatessen 366 denn (im Vergleich) 218 bis 220 Depeschenstil 84, 381 derer, deren 36 f. derjenige 186—188 derselbe 177—183,207,232, 275 f. dessen, deren 34, 102, 233 Deutsch 32 f. Dienst am 195 Ding 20 Diplomatensprache 317 direkt 370 doch 303 Doktor 52 Doktor-Ing. 171 Donnerstag, donnerstags 210 Doppel (Tautologie) 237 bis 241, 374 drängen, dringen 42 Dritter 276 f. durch 214, 277 f.» 280 dürfen, überflüssig 240 echt 57 Effekte, Effekten 17, 360 ehe 224

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Wort- und Sachverzeichnis

Eigenschaftswörter, mit Hauptwort 28—31, Steigerung 35, in der Satzaussage 72—75, statt Umstandsw. 229 f., von Namen 56—59, zwei Eigenschaftswörter 28—31 ein, bei Satzaussage 72—75 Einflußnahme usw. 332 Einfuhr 54 einig sein 272 einschließlich 202, 342 einstellen 304 Einwohnerbezeichnungen 55 bis 56 Element 372 Englisches 84, 157, 171, 280 Entbeamtung 295 entblöden 288 entgegengesetzt als 220 enthaften 28 entnüchtern 286, 288 f. entregnen 292 entrümpeln 293 in Entsprechung 142 entwarnen 293 Erblehre, Erbhege 292 erblicken 273 erbringen 287 Erfolg 271 erfolgen 240, 258, 304 Erhalt 295 erheblich 304 erneut 295 erster 196 f. ersterer 98 f., 175 f. erstmals 305, 331 Erziehersprache 358 euer, eurer 36 evakuieren 374 Examen 17 ex libris 156 f. Exzellenz 36, 78

Fabrikat 376 Fabriks- 65 fachliche Bildung, Fachbildung 146 Fahrtrichtungsanzeiger 294 Faktor 373 Fall, falscher u. unsicherer 188—193 Farbbezeichnungen 32, 360 Feindflug 294 Fels, Felsen 3 fertigstellen 326 Fließkohle 292 Fluginsel 292 Flugzeuge 5 f., 25 f. Folge 272 folgen 48, 136 Forderung auf 196 fort oder weg 281 f. fragen 42 f. Fragesätze, abh. 114 Frankfurt-Oder 153 französischer Einfluß 156, 170 f. Fräulein Tochter 225 f. Freiherr, Freifrau 52 fremde Silben, Vorsilben 56 Nachsilben 55f,, i 4 7 f . fremdsprachig, -lieh 61 Fremdwörter 351—79, Beugung 8, Mehrzahl 16 f., 22 Friede 2, 231 Friedrich des Großen 12 f. Funke 2 Fürst 2, 14 Fürstennamen 12—14 Fürwörter, Beugung 35 f., hinweisende 177—178, vertauscht 244, Stellung der persönl. 249—252 Gänsefüßchen 208—210 Gasschleuse 293

Wort» und Sachverzeichnis ge- 286 gebrauchen 286 Gebrüder 157 Geburtstag 197 Gedanke 2 Gefalle 2 gefolgt von 136 Gehalt 2 x geht in Ordnung 305 Geisel 25 gekonnt 306 gekündigt, gefragt 193 gelagert 306 gelegentlich 199, 278 General 17 Gesckäftsaufschriften 159 bis 162 Geschlecht, schwankendes 24 bis 26, 225—227 Geschlechtswort, fehlend 224 f., mit Verhältnisw. verschmolzen 205—208 Geschmack 20 geschweige 223 Gesichte, Gesichter 19 Gesichtspunkt 318—321 gestanden 47, 135 Gestehungskosten 295 glasweise 164 glatt 306 Glaube 2 der gleiche 275 f. gleichschalten 310 Goethemutter 150 Goethesch oder goethisch

59

groß 306 größtmöglichst 62 habe gehabt mit Mittelwort

85

haben zu 132 Häkchen (Apostroph) 9 f., 12

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Halle-Saale 153 Hallenser 55 Hallesch oder Hallisch 58 sich halten an 193 hängen 41 ,Jiattewarstil" 107—110 Haufe 2 Hauptwörterei 256—259 heißen 48, 189 Held 2 Hemmung 307 Hilfszeitwort, unterdrückt 107—110 hin- oder her-? 282'—284 hinter 284 Hirt 2 Hitlerfahnen 151 hoch 284 f. • hochfein usw. 307 hoffen 244 hundert, Hunderte 23, 196 Ich, Beug. 8, unterdrückt 71 f. - i g 59—6i im oder in dem 205—208 Imrnobiliengesellschaft 152 imstande 206 im Wege 280 in, Verkauf in 161,279 -in (Nachsilbe) 51 f. in Ergänzung usw. 140—142 in etwa 328 f. in memoriam 157 in Wäsche 161 infolge 2 7 7 1 ; 34i insofern 106, 245 intensiv 370 interessant 371 Inventar, Inventur 376 f. Irreführung 25gf. irritieren 374 -isch 56—59

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Wort- and Sachverzeichnis

-ismus 12 jeder 26 jemand 38 jener 188 Kanzleisprache 330—333, 335 f., 338—349, 354 Katalog 17 Katzenauge 292 Kaufmannssprache 157—162, 358—360, 376 kein 29, statt nicht 74, 220 bis 222 Klafter 23 f. klar sein 272 klarlegen 326 kleiden 191 Kleinstkind 293 Kleistgrab 151 Knäuel 25 Komma (Mehrzahl) 17 Komplex 307 können, überflüssig 24of. Können 321 konstatieren 370 Kork 19 kosten 189 Kratzputz 292 Kühlschränke 360 f. kündigen, Kündigung 194 Lager, Läger 16 landen 307 Landsmann, Landesherr 3 lassen 48 f., 169 laufen 351 laut 198, 210 legen 326 f. Leideform 78—81, 85—87, 193 f. -leistung 332f. lernen, lehren 132, 189 f.

letzten Endes 308 letzterer g8f., 175—177, 229 -lieh 59—61, 146—149 Lichte, Lichter 19 Liebes- 65 links 199 lohnen 191 löschen 42 Luftschutz 293 machen 49, 300 Magen, Mägen 16 Magistrat Berlin 153 Magnet 17 man 37 f. manch 9, 99. Mandel 23 mangels 210 Mann 17 f. Mark 23 Maße 23 f. Material 373 meckern 308. mehrere 30, 35 Mehrzahl, Umlaut 16, -n 18 f., -er igf., -s 21 f., mit oder ohne e 22 f. stark oder schwach 29—33, von Abstrakten 333 f. Meisterschüler 296 Meiststufe 35, 62f. Menge, Mengenbegriff 75 fMensch 2, 308 Meter 25 mir oder mich? 191—193 miß- 46 Mittelwörter 132—140, als Hauptw. 30 f., mit bin oder habe 47 f., gefragt usw. 193 f., überflüssige 239

Wort- void. Sachverzeichnis Modewörter 297—318 mögen 91, 244 Möglichkeitsform 110—120, Gegenw. oder Vergang. 117—120 möglichst 63, 274 Moment 372 Monatsnamen 5 f. Monolog 17 Mündel 25 müssen 91, überflüssig 240 f. Mutter, Muttern 18 nach 204 f. nachahmen 189 nachdem 105 Nachfolger 157 -nähme 332 f. Namen, erdkundl. 4 f., 33 f., 55—59, Straßen 144—46, Personen 5, 9—12, Fürsten 12—14, Adel 14—16, Monate 5 f., 211, Wochentage 7, Schiffe 5 f., 26, Flugzeuge 5 f., 25 f., Zeitungen 5, Werke 208 bis 210, Zusammensetzungen 150—156, Bindestriche 172 f. Napkin 375 Narr 2 Neigung für 279 Nennform 91 f., 127—132 Neue Wörter 289—296 neuerdings 350 Neuheit, Neuigkeit 271 nicht 220—224 nicht nur, sondern auch 77 nicht so — als vielmehr 215 nichts weniger 223 Nichtwirklichkeit 120—122 niemand 38 f. 26

Wustmann,

Sprachilummheiten.

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noch und noch 309 nördlich 199 oben 284 f. obliegen 45 Obmann 18, 53 oder 77 Offerte 376 ohne daß 121, 224 ohne es 185 f. ohne zu 130 ordentlich 309 originell 376 Ort 21 österreichisches 105,188,349 Pendel 25 Pfennig, Pfennige 22 f. Plaid 375 Plattform 321 Pleureuse 376 Plumeau 376 politische Schlagwörter 309 Preisangaben 23 f.. preiswert 161 Preßgesetz, Pressefest 67 prima 3iof. Prinz 13 Prinzgemahl, Prinzregent 171 Propaganda 310 Provinzialismen 349—351 prozentig 311 Qualität 161 f. rechts 199 Redensarten, mißhandelte 227—232 regelmäßig 275 Relativsätze 92—104, 230 f., 233 Rest 20

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Wort- und Sachverzeichnis

restlos 312 richtiggehend 305 Rückbezügliche Zeitwörter 80 f., 168, 322 f. Rückerneuerung, rückvergüten usw. 239, 33 1 Rückstrahler 292 „ s - Krätze" 64—66 sagte er 337 f. Same 2 sämtliche 29 f. satirisch 375 Satzgegenstand, unterdrückt 71 f. Schachtelsätze 261 ff. schade, Schade 2, 229 schaffen 42 schalten 312 Scheck 22 scheinbar 275 Schiffsnamen 5 f., 26 Schild 20 Schlips 376 Schmalz 24 schmelzen 41 Schmidtbonn 153 schulisch 149 Schulze-Naumburg 152 Schwerstarbeiter 293 Schwulst 265 f., 329—332 sehen 273 Sehnsüchte 333 f. seinerzeit 244 seitens 343—346 seitlich 199 selbdritt 40 selten 312 sich (falsch bei Leideform) 80 f. sich zeigen, erweisen usw. 168 Sicheinleben usw. 322 f.

solch 100 Solidarität 310, 373 sollen, überflüssig 240 sonst 186 sowohl — als auch 77 Spannung, Spannweite 272 Speisekarte 69 Standpunkt 318—321 statt 199, 245 Stattgabe des Antrags 194 stattgefunden, stattgehabt 134 staunend billig 161 stechen, stecken 273 stehen 47, 49 Steigerung 35, 61—63 stellen 326 f. Steuerung des »Notstandes 193 Stilregeln 254—265 Straßenbild 365 f. Straßennamen 144—146 Struktur 307 südlich 199 System 370 f. tausend, Tausende 23, 196 technisch 313 Teil 24 teils — teils 76 teilweise 165 Tintefaß, Tintenfaß 66 Titel 7, 13, 169—171, Fürsten 12—14, Anrede 36, 78, weibliche 52, Bücher 7, Werke 208—210, 216 f. treten, mir oder mich 191 trotz 198 trotzdem 106 Trumm, Trümmer 19 über- 44—46 überführt, übergeführt 45 f.

Wort- und Sachverzeichnis überhöht 46 überzogen 47 um (Modewort) 313 f. um zu 127—131 umgehängt 134 umgekehrt als 220 Umlaut, bei Hauptwörtern 16 f., bei Zeitwörtern 49 f. Umstandswörter mit Eigenschaftswort vertauscht 229 f. Umstellung nach „ u n d " 247 bis 249 unbeschadet 201 f. und 214—218 unerfindlich 314 unfern 200 -ung 52—54 ungeachtet 201 ungefrühstückt, ungepredigt 134 ungerechnet 201 unser, unsrer 36 f. unweit 200 unwidersprochen 194 unzulässig, unzuläßlich 61 veranschlagen '330 verderben 41 f. Verdienst 21 vereinnahmen 330 Vergangenheit 81—85 vergessen an 349 Vergleich 218—220 Vergleichssätze 122 f. Vergroßstädterung 295 Verhältniswörter 197—215, 252 f., 277—281, 339 bis 346 verheerend 314 verhohlen 42 Verlag 16 verlauten 274

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verlegen 288 vermeinen 287 vermittelst 339 Verneinung 220—223 verschroben 42 versichern 190 verwunschen 42 Verzichtleistung usw. 333 Vielfalt 295 Volksbegehren auf 196 voll und ganz 314 vorausgesetzt 138 vordringlich 315 Vorsilben 284—289 vorwärts 200 Wagen 16 während 106, 213—2x5 Waise 25 warnen 223 f. -wärts 200 was oder das 95—97 Webstoffach 361—364 weder — noch 76 weg 281 f. wegen 277 f. wegen Unfug 210 Weimaraner 55 -weise 164—166 welch letzterer 98—100 welcher 92—95, 98 Wemfall-e 3 f. Wesfall, -s, -es 3 f., Aussterben 4—9, 150, 154 f., 157 bis 160,211, von Personen 5, 9—16, Eigenschaftsund Hauptwort 26—31, unkenntlicher Wesfall 33 bis 35, von Zahlen 40 wie 77, 98, Vergleich 218 f., mit Beisatz 167 wie wenn 123 Wille 2

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Wort- und Sachverzeichnis

Wirkung, Wirksamkeit 72 Wissenschaftssprache 354 f. wo, worin usw. S7 f* wollen, zu den Akten 126 f., überflüssiges 240 womöglich 274 worden 84—86, 234 Worte, Wörter i g f . Wortstellung 245—253 Worttrennung 67 wünschen 244 würde 123—126 Zahlwörter 39 f., 196 f. Zehe 25 Zeichensetzung 28, 247, 265 bis 270 Zeich(n)enheft 69 Zeitenfolge 116 f. Zeitungen 5, 82, 365

Zeitungsüberschriften 88—91 zu Hause usw. 204, mit Nennform 128—132, 240 Zufolge 341 zugängig, zugänglich 60 zugegeben 138 zumal i o s f . Zusammensetzung, Hauptwörter 66—70, Zeitwörter 44—47, Eigenschaftswort oder Zusammensetzung 146—149, mit Namen 150 bis 153, mit falscher Beifügung 162 f., falsche 171 bis 173 Zuwiderhandlung des 194 zuzüglich 342 Zwecks 339—341 zwei 39 zwischen 203