Wie leitet man Diskussionen. Ein Ratgeber für Leiter von Diskussionen: Merksätze für die Praxis 9783486776454, 9783486776447


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German Pages 58 [60] Year 1948

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Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung des Verlags
Wie leitet man Diskussionen
1. Weshalb Diskussionsmethoden?
2. Die Aufgaben eines Leiters
3. Die Vorbereitung der Treffen
4. Die ersten Treffen
5. Die Zeit zwischen den Treffen
6. Die späteren Treffen
7. Mögliche Misserfolge
Merksätze für die Praxis
Der römische Brunnen
DISKUSSION - TURNIER DES GEISTES
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Wie leitet man Diskussionen. Ein Ratgeber für Leiter von Diskussionen: Merksätze für die Praxis
 9783486776454, 9783486776447

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Ce Roy £. Bowman

WIE L E I T E T MAN D I S K U S S I O N E N Ein R a t g e b e r f ü r L e i t e r von D i s k u s s i o n e n U b e r s e t z t von Madelaine Erdmann und B a r b a r a

Johnson

M E R K S Ä T Z E FÜR DIE PRAXIS * J o s e p h H. P f i s t e r

DISKUSSION - TURNIER DES GEISTES * M i t 26 Z e i c h n u n g e n von H. H. I G L

M Ü N C H E N

L E I B N I Z

1948

V E R L A G

B I S H E R R. O L D E N B O U R G V E R L A G

Der Titel der amerikanischen Originalausgabe lautet: How to lead discussion. £e Roy £. Bowman ist ehemaliges Mitglied des Child Development Institute, Teadiers College, Columbia University; Organisator von Diskussionstreffen und Leiter für staatliche Planung von Diskussionen in Zusammenarbeit mit dem US. Office of Education. Ins Deutsche übertragen wurde dieser »Ratgeber für Leiter von Diskussionen« von Ttladelaine Erdmann und Barbara Johnson. Translated and reprinted with the permission of The Women's Press, 600 Lexington Avenue, New York, 22, N.Y., U.S.A. Copyright 1934 beim National Board of the Young Womens Christian Association der Vereinigten Staaten von Amerika. Zweite Auflage 1935. Dritte Auflage 1938. Vierte Auflage 1939. Fünfte Auflage 1942. Sechste Auflage 1944. Siebente Auflage 1945. Achte Auflage 1946. Die »Merksätze für die Praxis« wurden aufgestellt vom United States Department of Agriculture. 1948 veröffentlicht unter Zulassungs-Nr. US-E-179 der Nachrichtenkontrolle der Militärregierung vom Leibniz Verlag, bisher R. Oldenbourg Verlag (Dr. Manfred Schröter und Dr. Rud. C. Oldenbourg), München. Aufl. 20000. Druck- und Buchbindearbeiten: R. Oldenbourg, Graph. Betriebe GmbH., München. Joseph H- Pfister, geb. am 13. 8. 1903 in München.

INHALTSVERZEICHNIS

Vorbemerkung des Verlags

5

Wie leitet man Diskussionen (Le Roy E. Bowman) Einführung in den Gebrauch des Budies

7 7

1. WESHALB DISKUSSIONSMETHODEN? Die Vorteile für die einzelnen Mitglieder einer Gruppe . 9 Gemeinsames Denken durch Diskussionen 11 Wann sind Diskussionen angebracht und wann nicht? 11 Viele wichtige Fragen brauchen eine Diskussion, damit sie verstanden werden 12 2. DIE AUFGABEN EINES LEITERS Wie der Diskussionsleiter sein soll Die Tätigkeit des Leiters Die Beteiligung des Leiters Übertragung der Verantwortung auf die Gruppe



14 15 15 15

3. DIE VORBEREITUNG DER TREFFEN Was die Teilnehmer erwarten Die Aufgaben eines Leiters Zunehmende Mitarbeit der Gruppe Gestaltung einer Gruppe Der äußere Rahmen für Diskussionen

16 16 16 17 17

4. DIE ERSTEN TREFFEN Allgemeine Regeln für die Leitung Ungezwungen sein! Die Gruppe verantwortlich machen! Fragen stellen! Alle mitmachen lassen! Zeigen, daß die Diskussion tatsächlich Fortschritte macht Früheres Kennenlernen als Ausgangspunkt für die Arbeit Herausstellen lebensnaher Probleme und Interessen Entwurf eines Programms Analyse besser als Lösung von Problemen Vorschläge für ergänzende Arbeit in der Zwischenzeit

19 19 19 20 22 23 24 24 25 26 27

5. DIE ZEIT Z W I S C H E N DEN TREFFEN Grundlegende Bedeutung der Zwischenzeiten Beobachtungen, Begegnungen, Lesen, Fahrten

29 29

Führung durch den Leiter Diskussion in kleinen Gruppen Unterhaltungen mit einzelnen Mitgliedern

29 29 30

6. DIE SPÄTEREN TREFFEN Zusammenhang der Arbeit zwischen den Treffen Stärkere Betonung von Themen als von Problemen Kurze Überblicke

31 31 33

7. MÖGLICHE MISSERFOLGE Der Leiter Die Mitglieder Die Gruppe Programme Einstellung der Mitglieder

34 34 36 36 37

MERKSÄTZE FÜR DIE PRAXIS Für Leiter von Diskussionen Für Teilnehmer an Diskussionen Für eine Podium-Diskussion

39 39 42 44

DISKUSSION — TURNIER DES GEISTES (Joseph H . Pfister)

49

Vorbemerkung des Verlags In Fragen des täglichen Lebens, seien sie praktischer oder geistiger Art, vor allem in der Politik im weitesten Sinn spielt die Diskussion eine entscheidende Rolle. W e r gewandt zu diskutieren weiß, wer schlagfertig und sicher seine Meinung vorzutragsn und zu vertreten versteht, hat den Erfolg auf seiner Seite. Vor allem dann, wenn er gescheit genug ist, durch Rede und Widerrede die eigene Auffassung zu erweitern und zu vertiefen. In allen freien und ldugen Menschen schlummert diese Gabe; sie braudit nur geweckt zu werden. Hier will das vorliegende Buch ein Helfer sein. 5

Von zwei Seiten wird das Thema in Angriff genommen — eine Diskussion über die Diskussion. Le Roy E. Bowman trägt auf Grund einer reichen Praxis seine Erfahrungen im Diskutieren vor, er zeigt die Elemente auf, die eine Aussprache fruchtbar gestalten. Er führt den Schüchternen, den Einzelgänger aus seiner Isoliertheit heraus, er macht auf die Gefahren aufmerksam, die in einer allzugroßen Schnabelfertigkeit liegen, und ausführlich behandelt er die oft schwierige Aufgabe, die der Leiter eines Rundgespräches übernimmt. Im zweiten Teil stellt Joseph H. Pfister die großen Gesichtspunkte der Geistesgeschichte des Abendlandes dar, die in ihren lebendigen Perioden immer große Gespräche hervorgebracht und dadurch dem Suchen und Ringen ihrer und der kommenden Zeit neue Inhalte gegeben hat. Die gute Diskussion muß zwei Klippen umsteuern: Das Zerflattem der Erörterung und den Zank, bei dem die Gegner unversöhnt auseinandergehen. Die gute Diskussion gleicht der Spirale, die immer höher führt und den Überblick weitet. Die gute Diskussion verlangt einen sicheren Leiter und im Zuhören wie im Sprechen Teilnehmer, die wissen, auf was es bei einer Diskussion ankommt. Möge das vorliegende Buch viele gute Diskussionen zur Folge haben. Mündben, November

i948 L e i b n i z

V e r l a g

bisher R. Oldenbourg Verlag

6

Einführung in den Qebraudb des

Budes

Der Ausgangspunkt: Den größten Nutzen von dieser Anweisung hat der, der zunächst einmal das Heft von A bis Z durchliest. Er gewinnt den notwendigen allgemeinen Überblick, er sieht, was er zur Erweiterung der eigenen Auffassung brauchen kann, er begreift, wie die einzelnen Teile zueinander und wie sie zum Ganzen passen. Er wird eine Menge neuer Anregungen finden, die für sich allein genommen nicht voll verstanden werden können. Liest man sie aber im Hinblick auf den Sinn und Zweck der Diskussion, so wird man sie gründlicher erfassen. Zuerst soll der Leser durch den ersten Abschnitt: Weshalb Diskussionsmethoden? verstehen lernen, was eine Diskussion fruchtbar macht. Viele Fehlgriffe, die Diskussionsleiter

früher gemadit haben, wären vermieden worden, hätten sie diese Anweisung befolgt. Als Fortsetzung zeigt Abschnitt zwei: Die Aufgaben des Leiters. Hier soll ihm das Ziel gezeigt werden, das jeder Diskussionsleiter ständig vor Augen haben muß. Es empfiehlt sich dringend, sowie man sich die allgemeinen Gesichtspunkte irgendeines Abschnittes klargemacht hat, einige Minuten darüber nachzudenken, inwieweit das Gesagte mit der eigenen Auffassung und mit den Aufgaben eines Leiters übereinstimmt. Ist das Ziel dieser beiden Abschnitte auch das meine? Erhalte ich neue Einsichten in der Beurteilung der Aufgabe eines Diskussionsleiters? Alle folgenden Abschnitte sollte man unter dem Gesichtspunkt lesen, daß sie geschrieben wurden, um anzuraten, wie man das Ziel einer richtigen Diskussion erreichen kann. Die Reihenfolge der Kapitel ist gewählt worden, weil sie zeigt, wie man Menschen dazu bringen kann, ihre eigenen Probleme zu diskutieren, aufeinander einzugehen, Stoff zum Beweis ihrer Ansichten zu beschaffen, selbständige Schritte zur weiteren Unterriditung zu unternehmen, um 30 gemeinsam zu vernünftigen Ansichten über die diskutierten Fragen zu gelangen. Das schließt aber nicht aus, daß es vielleicht gerade für Sie noch andere Wege gibt, das erstrebte Ziel zu erreichen. Aus diesem Grunde sollten die Abschnitte 3—7 zuerst gelesen werden, möglicherweise ohne auf einzelnes einzugehen oder längere Unterbrechungen zu machen. Denn es handelt sich hier darum, z u e r s t ein einheitliches Bild des Ganzen zu gewinnen und d a n n zu erkennen, warum jeder einzelne Schritt empfohlen wurde. Später sollen auch die Einzelheiten jedes Abschnitts genauer durchgearbeitet werden. Jedenfalls aber sollte man nicht einen einzelnen Abschnitt herausgreifen, um nachzusehen, was man alsDistkussionsleiter gerade in einem bestimmten Fall tun muß. Man sollte zum Beispiel nicht Abschnitt 3 über die Vorbereitung einer Zusammenkunft lesen, ohne sich gleichzeitig darüber klar zu werden, wie man das Treffen selbst leiten muß. Zur Vorbereitung soll man

sich mit all den Dingen befassen, welche die Diskussion lebendig und gewinnbringend machen. Ein Programm darf nicht etwa aufgestellt werden, nur um einer einzelnen Zusammenkunft ein besonderes Gesicht zu geben, sondern es muß erstens dazu dienen, die Gedankengänge der vorhergegangenen Treffen zu vertiefen, und zweitens, um Begegnungen, Beobachtungen, Lesestoff oder Fahrten zwischen dieser und der nächsten Zusammenkunft erlebnisreicher zu gestalten. Jeder Schritt sollte zum nächsten Gedanken überleiten und sollte außerdem die eigenen Ansichten in die allgemeine Diskussion der Gruppe einflechten. Dringend wird empfohlen, beim Anwenden einzelner Anweisungen immer den Inhalt des gesamten Ratgebers im Auge zu behalten. Einige praktische Fragen werden durch Abschnitt 7: Mögliche Mißerfolge, zumindest teilweise beantwortet. Viele andere werden aber nur beantwortet werden können, wenn man immer wieder zum Hauptgedanken zurückkehrt, der dem Ganzen zugrunde liegt, und das Problem im Lichte aller hier gegebenen Vorschläge beleuchtet. Die beste Antwort wird der Leiter immer nur dann erhalten, wenn er ganz allgemein die in Diskussionen bewährten Methoden sich zu eigen macht und sie bei seinen besonderen Schwierigkeiten verständig anwendet.

1. W E S H A L B

DISKUSSIONSMETHODEN?

Die V o r t e i l e f ü r die einzelnen M i t g l i e d e r einer G r u p p e . Wohl jeder Teilnehmer zieht aus der Mitarbeit in einer Diskussionsgruppe irgendeinen Nutzen. Wer bei der Auswahl der zu diskutierenden Themen mitwirkt, wird gewiß mehr bei der Sache sein als jemand, der ein von einem anderen vorbereitetes Programm anhören muß. Seine eigene Teilnahme trägt dazu bei, die Diskussion auf Gebiete zu leiten, die ihm besonders am Herzen liegen. Schon das Sprechen an sich ist der größte Ansporn zur Aufmerksamkeit und gibt gleichzeitig die Gewißheit, daß das Besprochene in der Erinnerung haftet. Eine weitere Förderung liegt darin, daß andere gleichen Alters und gleicher geistiger Entwidc9

kussionen sprechen. Eine Vorlesung nimmt ihren Gang, gleichgültig, ob die Zuhörer den Sinn der Worte erfaßt haben oder nicht. W e n n dagegen die Mitglieder einer Gruppe in der rechten Weise an einer Diskussion teilnehmen, wird das volle Verständnis für das Besprochene mit der Entwicklung der Auseinandersetzung stets Schritt halten können. Durch Fragen, durch Anhören anderer, durch gegenseitige Erklärungen stellen die Teilnehmer alle Seiten eines Themas besser heraus, als es je ein Vortragender tun könnte. Die verschiedenen Ansichten, die in jedem Diskussionsabschnitt geäußert werden, lassen keinen Raum für Mißverständnisse oder für das Gefühl einer einseitigen Behandlung des Themas. In einer Diskussionsgruppe lebt das Gefühl der Gleichheit und damit der Sicherheit. In keinem Hörsaal oder Klassenzimmer läßt sich die Schulluft ganz vermeiden, so wenig wie ein gewisser schulmeisterlicher Ton, der den Jüngeren oder weniger Fortgeschrittenen Lehren 10

erteilt. Von größerer Bedeutung als alle anderen Vorteile ist daher der, daß die Diskussion Möglichkeiten bietet, einen gemeinsamen Weg zu finden, auf dem jeder durch eigenes Bemühen sein Denken weiter entwickeln kann. G e m e i n s a m e s D e n k e n d u r c h D i s k u s s i o n . Eine Diskussionsgruppe kann auf zweierlei Weise vorgehen: Sie kann entweder durch Abstimmen herausfinden, ob ein Arbeitsplan angenommen werden soll oder nicht, und nach Mehrheitsbeschluß mit seiner Verwirklichung beginnen; oder aber sie hat die zwar umständlichere, aber dafür auch nutzbringendere'Möglichkeit, daß sie ein Thema aufnimmt, das alle packt, Meinungen dazu äußern läßt, Tatsachen herauszufinden sucht und damit allmählich so weit kommt, daß ein Arbeitsplan festgelegt werden kann, an dessen Entstehen dann jeder wirklich Anteil genommen hat. Es ist klar, daß für Leute, die denken können, der zweite W e g bei weitem vorzuziehen ist. W a n n sind Diskussionen angebracht und wann nicht? Freilich kommt es vor, daß für lange Diskussionen keine Zeit ist, wenn in irgendeiner Angelegenheit schnell entschieden werden muß. In einer solchen Lage ist es für eine Diskussionsgemeinschaft das beste, schnell herbeizuschaffen, was zur Unterrichtung dienen kann, und dann entsprechend zu handeln. Vielleicht wird dabei auch festgestellt, daß die Frage noch eingehender diskutiert werden muß, und daß mehr Unterlagen notwendig sind. In diesem Falle wird man die Frage in einer zukünftigen Diskussion oder Diskussionsreihe weiter besprechen. Nach Möglichkeit wird man Entscheidungen über Fragen, die noch nicht diskutiert wurden, auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Kann die Stellungnahme aber nicht aufgeschoben werden, so sollte sie keine endgültige sein und jederzeit geändert werden können. In der Regel sollten alle Fragen diskutiert werden, in denen die Diskussionsteilnehmer eine Entscheidung treffen müssen. Je nach Bedarf wird Tatsachenmaterial in der Diskussion vorgebracht. Bei bestimmten Themen wird allerdings eine gewinnbringende Fortsetzung der Diskussion erst möglich sein, wenn zur Beantwortung grundlegender Fragen ein gut unterrichteter Fachmann heranH

gezogen worden ist. Man sieht also, daß die Diskussion leicht dem Wissensumfang der Teilnehmer angepaßt werden kann und daß es genug Möglichkeiten zur weiteren Unterrichtung gibt. Viele wichtige Fragen b r a u c h e n eine D i s k u s s i o n , dam i t sie v e r s t a n d e n w e r d e n . Ein weiterer Grund für die Teilnahme an Diskussionen wird selten und nur ungern zugegeben: Man muß heute über gewisse Fragen aus Wirtschaft, Gesellschaftsordnung und Politik einfach Bescheid wissen, ü b e r solche Dinge wird von Menschen, die sich den Anschein der Fachkenntnis geben, viel geredet; Tag für Tag wird in den Zeitungen darüber geschrieben, und dennoch wissen die meisten nicht einmal, was die Ausdrücke eigentlich bedeuten. In den meisten Fällen sind die Begriffe einfach; ein paar Zusammenkünfte, bei denen man von Grund auf beginnt und die Dinge so bespricht, daß man einander auch versteht, werden jedem der Beteiligten den Grundgedanken des besprochenen Themas vermitteln. Solche Aussprachen helfen sehr, den Teilnehmern das Gefühl zu geben, daß sie wirklich zu der Welt gehören, in der sie leben. Das gleiche gilt für den Fortschritt der Wissenschaften. Jeder weiß, daß Einstein ein „hervorragender mathematischer Philosoph" ist, aber nur wenige wissen, meist dazu 12

höchst verschwommen, inwiefern seine Forschungen sie selbst angehen. Die Wissenschaft sollte unser Denken umgestalten. Sie tut es aber nicht, weil wir nicht über sie nachdenken, und wir denken nicht über sie nach, weil wir nur ein paar große Worte in den Mund nehmen, statt klare Vorstellungen in unserem Kopf zu bilden. Diskussionen bringen uns dagegen die großen Gedanken der Menschheit nahe. 13

2. D I E A U F G A B E N

EINES LEITERS

W i e d e r D i s k u s s i o n s l e i t e r s e i n s o l l . Die Leitung von Gruppendiskussionen verlangt ein anderes Führen als sonst; hier hilft weder der falsche Glanz noch das gute Beispiel. Der Leiter darf nicht versuchen, sich die Gruppe hörig zu machen

oder bei ihr durch seine Kenntnisse Eindruck zu schinden. Er sollte seine Sicherheit lieber dadurch zeigen, daß er den Weg vorschlägt, auf dem herausgefunden werden kann, was als Nächstes geschehen soll; er soll ihn aber nicht selbst einschlagen und erwarten, daß die anderen folgen. Der gute Leiter führt die Teilnehmer so weit, bis sie selbständig weitergehen können. Es gibt allerdings auch Gruppenangelegenheiten, in denen er selbst die Initiative ergreifen muß. Gerade bei Diskussionen muß der Leiter die Hintergründe kennen und über die persönlichen Meinungen, die Hoffnungen und Befürchtungen der einzelnen Mitglieder Bescheid wissen. 14

Es darf auch nicht das Hauptziel des Leiters sein, möglichst rasch und bis ins einzelne ein Thema durchzupauken, denn Diskussionen brauchen viel Zeit, und ihr wichtigster Zweck ist, daß überhaupt Meinungen geäußert werden, wenn auch oft nur, damit sie berichtigt werden können. Der Leiter sollte die Ansicht der anderen als „Meinung" achten und nicht so sehr bestrebt sein, sie zu ändern, als vielmehr ihr zu folgen, bis sie- sich selbst berichtigt. Ein guter Diskussionsleiter ist also einfühlend, zurückhaltend, überlegen, nicht aggressiv. Sein Aussehen und Gehaben ist nicht so wichtig. Aber das ist wichtig: daß er Verständnis zeigt und daß er eine ausgeglichene Persönlichkeit ist. D i e T ä t i g k e i t d e s L e i t e r s . Die Aufgabe des Leiters besteht darin, die Hauptinteressen der Mitglieder möglichst noch vor der Diskussion herauszufinden, die Aussprache dann in Gang zu bringen und im Fluß zu halten, nötigenfalls wesentliche Punkte der Themen während der Diskussion zu wiederholen und die Auseinandersetzung in diese oder jene Richtung zu lenken. Er macht also den Anfang, hält die Sache in Gang und bringt sie zu Ende, aber er führt sie nicht selbst aus. D i e B e t e i l i g u n g d e s L e i t e r s . Abgesehen von diesen Aufgaben sollte sich der Leiter benehmen wie alle anderen Mitglieder der Gruppe auch; er kann persönlichen Ansichten Ausdruck geben, wo immer es angebracht erscheint, darf dabei aber nicht mehr reden als irgendeiner der anderen Teilnehmer. Es ist für den Leiter nicht schwer, durch Gebaren und Stimme allgemein deutlich zu machen, was er als Diskussionsteilnehmer und was er als Leiter der ganzen Gruppe ausspricht. Ü b e r t r a g u n g d e r V e r a n t w o r t u n g auf d i e G r u p p e . Der Diskussionsleiter kann sich seine Aufgabe sehr erleichtern und sie wirksamer gestalten, wenn er gewisse Sonderaufgaben anderen überträgt, zum Beispiel die Aufnahme von Protokollen, das Notieren von Aufträgen, das Nachschlagen besonderer Punkte, das Einholen von Auskünften, die sich bei früheren Treffen als zur Unterrichtung notwendig erwiesen haben, sogar die Zusammenfassung der Hauptpunkte am Ende der Aussprache. 15

3. DIE V O R B E R E I T U N G DER T R E F F E N Ein an sich guter Diskussionsleiter, der sidi jedoch nicht entsprechend vorbereitet, wird wahrscheinlich weniger interessante und bestimmt nur weniger Gewinn bringende Aussprachen zustandebringen als ein Leiter, der die Diskussion zwar mangelhaft führt, aber vorher gewissenhaft die Verbindung zu den Mitgliedern aufgenommen hat. W a s d i e T e i l n e h m e r e r w a r t e n . Es ist von größter Wichtigkeit, daß die Mitglieder der Gruppe ihre Erwartungen auf die Methode abstimmen, die angewandt werden soll. Unerfahrene Neulinge werden selbst von der besten Gruppendiskussion leicht enttäuscht und übersehen oft gerade die Punkte, von denen sie eigentlich den meisten Nutzen haben sollten. Einige der Teilnehmer werden gewöhnt sein, bei Aussprachen viel zu nehmen, aber selbst wenig zu geben. Auf irgendeine Weise, aber ohne Zwang, müssen solche Mitglieder schon vor der Zusammenkunft in Diskussionsstimmung im Sinne des „Lernens durch Mittun" gebracht werden. D i e A u f g a b e n e i n e s L e i t e r s . D e r Leiter muß also in den Teilnehmern an der Diskussion die Freude zur Mitarbeit wecken. Ein guter W e g dazu ist es, schon vor Beginn der Aussprache natürliche und zwanglose persönliche Beziehungen herzustellen und herauszufinden, was dem einzelnen besonders am Herzen liegt. Durch diese Kenntnis wird der Leiter in die Lage versetzt, die Diskussion mit solchen Fragen zu beginnen, auf die mit Sicherheit Antworten gegeben werden. Aus solchen Unterhaltungen mit den Teilnehmern wird der Leiter auch zur Überlegung veranlaßt, an welche Quellen er später wegen weiterer Information verweisen wird, wenn entsprechende Themen behandelt werden. Z u n e h m e n d e M i t a r b e i t d e r G r u p p e . Durch diese persönlichen Unterhaltungen wird zumindest erreidit, daß die Mitglieder sich auf den Leiter einzustellen beginnen. Sie bekommen bereits etwas Übung darin, sich über die Themen zu äußern, die sie bei der Zusammenkunft besprechen werden. Das Eis ist gebrochen; sie fühlen, daß eine Ansicht, die zu große Unwissenheit verrät, 16

in der privaten Unterhaltung berichtigt wird, und gewinnen genug Selbstvertrauen,

um

sich

an

der

allgemeinen

Diskussion

zu

beteiligen. Viele sehr selbstsichere Menschen empfinden es bei den ersten Diskussionen sehr unangenehm, wenn ihre Meinung auf Widerspruch stößt. Ihr Selbstbewußtsein

wird weniger

verletzt,

sie

werden nachhaltiger beeindruckt, und der Gruppe wird manche langweilige Viertelstunde erspart, wenn ihnen vorher angedeutet wird, welche Aufnahme ihre Ansichten wahrscheinlich zu erwarten haben. Bei dieser persönlichen Fühlungnahme genügt es durchaus, in großen Zügen die Ansichten des Betreifenden kennenzulernen. Z u s a m m e n s e t z u n g e i n e r G r u p p e . Viele Diskussionsgruppen werden sidi bereits gebildet haben, ehe der Leiter auf die Art ihres Aufbaus einen Einfluß ausüben konnte. W e n n der Leiter die Möglichkeit hat, Leute in die Gruppe zu bringen, an denen ihm besonders liegt, so sollte er folgende Punkte beachten: Den meisten Leitern werden Gruppen von nicht mehr als fünfzehn Köpfen am liebsten sein, aber manchmal genügen auch schon sechs Teilnehmer. W e n n die Mitglieder schon

öfter zusammengekommen

sind, wird

es

verhältnismäßig einfach sein, die Gruppe zu leiten. Sind sie gut miteinander

bekannt

und

haben

schlechte

Diskussionsgewohn-

heiten, wie Abweichen vom Thema, Leeres-Stroh-Dreschen„Rechthaberei usw., so muß man eingreifen, indem man entweder die Zusammensetzung der Gruppe ändert oder mindestens neue Mitglieder hereinbringt. Besteht eine Gruppe aus Teilnehmern mit gleicher Weltanschauung, ungefähr

gleichen

Besitzverhältnissen,

gleicher

Erziehung

gleicher Nationalität, so ist sie in der Regel zwar leichter

und zu

leiten, ist aber dafür oft uninteressant, engstirnig in den Ansichten und geistig unbeweglich. Menschen verschiedenster Herkunft und unterschiedlichster Ansichten bringen Leben in eine Diskussionsgruppe, erfordern aber auch mehr Geschicklichkeit und Energie, wie auch mehr persönliche Fühlungnahme seitens des Leiters. D e r ä u ß e r e R a h m e n f ü r D i s k u s s i o n e n . Es ist gut, wenn die Gruppe über möglichst vieles selbst entscheidet, auch über Versammlungsraum und Einrichtungsgegenstände, obgleich es in i7

vielen Fällen für den Leiter unvermeidlich sein wird, Anordnungen von sich aus zu treffen. Ab und zu wird die Gruppe auf Grund früherer Erfahrungen oder auf den Anstoß einzelner hin eigene W e g e gehen. Einige Regeln gibt es jedoch, die für jeden Fall gelten: Ein Zimmer, das der Gruppe gerade genügend Platz bietet, ist für eine Diskussion am geeignetsten. Ein ansprechender Raum hat oft einen größeren Einfluß als man glaubt. In manchen Fällen genügt auch ein Teil eines Saales, wenn er vom übrigen Raum entsprechend abgetrennt ist und man gut hören kann. —

Die einzelnen

Mitglieder sollten einander gut sehen können; es ist deshalb praktisch, im Kreis oder im Viereck zu sitzen. Ein zu langer Tisch trennt die an den Enden Sitzenden zu sehr voneinander. In einem solchen Falle ist es ratsam, in der Mitte der beiden Längsseiten etwas zurückzurücken und einen flachen Bogen zu bilden. D e r Leiter sitzt am besten in der Mitte der einen Längsseite. Die Diskussion wickelt sich leichter ab, wenn die Gruppe sich an ihren Treffpunkt gewöhnt hat. Eine Wohnung ist mitunter zu persönlich. D e r Zusammenkunftsort sollte zu der Gruppe und ihren

Die Stühle sollten bequem sein. AuOerilem braucht man einen oder mehrere

Tische,

auf denen man Aufzeichnungen machen kann oder wenigstens

damit

sich die F ü ß e v e r bergen lassen.

45

Zielen irgendwie Beziehung h a b e n . Bilder, Tabellen oder sonstiges, was zum behandelten

T h e m a paßt, ist nützlich, denn

mancher

Schüchterne wird sich sicherer fühlen, wenn er über etwas spricht, das alle vor Augen haben.

4. DIE E R S T E N T R E F F E N A l l g e m e i n e R e g e l n f ü r d i e L e i t u n g . Nach Möglichkeit sollte das erste Diskussionstreffen einfach eine Weiterbesprechung

der

T h e m e n sein, die in kleinerem U m f a n g schon vorher bei der persönlichen Fühlungnahme angeschnitten wurden. D e r Leiter sollte aber von Anfang an immer gewisse Grundregeln beachten, die für jede Diskussion gelten. U n g e z w u n g e n s e i n ! D a s sei das oberste G e b o t für jede D i s kussion.

Begrüßungen, private

Bemerkungen

und

Scherze

vollkommen am Platze, solange sie kurz und beiläufig

sind

bleiben.

D a u e r n sie allerdings zu lange, so lenken sie vom Programm ab. Ein ungezwungener T o n ist vor allem für die befangeneren T e i l nehmer eine Hilfe, wenn auch unerfahrene Leute leicht den Eindruck gewinnen, d a ß nichts Wesentliches gesagt wurde, weil die Worte Je

so

kleiner

ganz die

Unterhaltung

natürlich Gruppe,

sein,

und

ohne

desto

allen

Prunk

ungezwungener

nur besteht

daherkamen.

kann

bei sehr kleinen

auch

die

Gruppen

die

G e f a h r , daß aller Sinn für Ernsthaftigkeit verlorengeht und das G a n z e in eine Art Kannegießerei ausartet. D e r Leiter m u ß also darauf achten, d a ß in allen Zusammenkünften

Ungezwungenheit

zur Regel wird, daß sie aber nur eine angenehme Beigabe bleibt und nicht als Anlaß zu leerem Gerede dient. Die Gruppe

verantwortlich

m a c h e n ! D i e s e zweite Regel

enthält im Grunde das ganze Geheimnis jeder Diskussionsleitung. Soweit Zeit und U m s t ä n d e es gestatten, soll die Verantwortung für alles, was

unternommen wird,

auf die Gruppe

übertragen

werden. Die Teilnehmer müssen erkennen, daß alles, was in der Gruppe

geschieht, jeden

jemand

eine Frage stellt oder auf irgendeine Schwierigkeit

einzelnen

angeht. W e n n

zum

Beispiel auf-

merksam macht, so ist der Leiter oft versucht, selbst die Antwort 19

zu geben oder den rechten W e g zu zeigen. Aber auch wenn ihm das richtige W o r t noch so sehr auf der Zunge liegt, sollte er doch schweigen und lieber die Gruppe über die Frage diskutieren lassen, bis schließlich die Antwort aus der vernünftigen Überzeugung der Mehrheit erwächst. Es ist besser, die ganze Gemeinschaft entscheiden zu lassen, was nun als erster Schritt zur Behebung einer Schwierigkeit unternommen werden soll, oder einen Teilnehmer zu beauftragen, etwa bei einer Auskunftsstelle oder durch ein Buch die richtige Antwort herauszufinden, als daß der Leiter selber die Lösung gibt. Auch wenn die Frage durch die Feststellung beantwortet werden könnte, zu der man vorher schon einmal in der Gruppe gelangt war, so ist es besser, wenn die Mitglieder von selbst darauf kommen, als daß der Leiter darauf hinweist. Es gibt eine Einschränkung dieser allgemeinen Regel über die Verantwortung: Mangel an Zeit, immer wieder dasselbe zu diskutieren. Der Leiter mag in diesem Fall einen Teilnehmer bitten, das bisher Erreichte kurz zusammenzufassen, oder er kann es selbst tun, damit man zu interessanteren oder wichtigeren Dingen übergehen kann. Die Gruppe ist nicht nur für die Ergebnisse verantwortlich, zu denen man schließlich gelangt, sondern in wachsendem Maße und entsprechend dem Grade, in dem die Mitglieder die Diskussionsmethode zu beherrschen beginnen, auch für die Art und Weise, in der die Aussprachen durchgeführt werden. Stellt ein Mitglied Fragen, die bereits beantwortet wurden, so muß die Gruppe von sich aus darauf aufmerksam machen, daß die Angelegenheit schon früher durchgesprochen wurde. Der Leiter muß dafür sorgen, daß die Ordnung aufrechterhalten wird, daß die Diskussion bei der Sache bleibt und daß niemand der Allgemeinheit seine Meinung aufzuzwingen sucht. Der Leiter wird herausfinden, daß seine eigene Sicherheit am größten ist, wenn er lernt, sich auf die Gruppe zu stützen, und wenn die Mitglieder erkennen, daß die Verantwortung für das, was geschieht, bei ihnen selbst liegt. F r a g e n s t e l l e n ! Als dritte Regel halte sich der Leiter stets seine wichtigste Aufgabe vor Augen: Fragen zu stellen. Außer der Zu20

sammenfassung des bisher Gesagten und der Äußerung seiner eigenen Meinung kleide der Leiter seinen Beitrag zur Diskussion in eine Form, die auf natürliche Weise die anderen zum Antworten anregt. Sogenannte „rhetorische Fragen", die nur der Form nach als Frage erscheinen, in Wirklichkeit aber Stellungnahmen darstellen, verfehlen diesen Zweck völlig; sie schneiden die Diskussion nur ab. Andererseits sind sadiliche Feststellungen manchmal in Wirklichkeit Fragen, wenn sie nämlich darauf aufmerksam machen, daß das zur Diskussion stehende Thema zwei Seiten hat oder daß noch mehr dazu zu sagen wäre. Ein Beispiel: In einer Gruppe wurde über Prüfungen gesprochen und über die Bedingungen, unter denen man dabei gut abschneidet. Die ganze Unterhaltung drehte sich um die Vorbereitung durch das Studium, es war aber nichts darüber gesagt worden, daß man dabei auch unbefangen sein müsse. Da warf der Leiter ein: „Hm, ich für meinen Teil habe keinen Erfolg, wenn ich nidit einen gutsitzenden Anzug anhabe", und nun gab es gleidi eine ganze Flut 21

von Bemerkungen über den Einfluß von Kleidung, Aussehen, früheren Prüfungserfahrungen und vielem anderen mehr. Die Bemerkung des Leiters war in Wirklichkeit eine ausgezeichnete Frage. Geschickte Fragen des Leiters bringen die Diskussion in Gang, führen das Gespräch auf neue W e g e und stellen neue Gesichtspunkte heraus. Ebenso zu empfehlen sind Fragen nach der Meinung über die Richtigkeit eben gefundener Feststellungen,

des-

gleichen Fragen nach dem Urteil einzelner { oder Fragen, die auf irgendwelche Umstände hinweisen, unter denen eine Feststellung nicht ganz so zutreffend wäre, wie es zuerst schien. Ausgezeichnet sind Fragen nach dem „ W a r u m " , weil sie zu den Ursachen vordringen, nicht minder Fragen, unter welchen Bedingungen etwas richtig sei. Leicht hingeworfene Zwischenrufe, wie: „ W a s Sie nicht sagen!" oder „ D a sieh mal a n ! " , sind ebenfalls gut, wenn sie, aber höflich, andeuten, daß es auch a n d e r e Meinungen gibt, und daraufhin auch den Gründen dafür nachgegangen wird. Diese Gründe können in den Besitzverhältnissen liegen oder religiöser, rassischer, sozialer oder sonstiger Art sein. W e n n es gelungen ist, den Grund der Meinungsverschiedenheiten gegenseitig verständlich zu machen, soll der Leiter umgekehrt fragen, wieweit dennoch eine g e m e i n s a m e Grundlage gefunden werden kann. D e r Leiter frage jedoch nur, wenn es sonst niemand tut, denn er muß immer den Teilnehmern reichlich Gelegenheit geben, sich die Fragen gegenseitig selbst zu stellen. Allmählich lernen sie dann, wie man fragen muß, um zu den Ursachen vorzudringen, auf denen die besprochenen Ereignisse oder die geäußerten Meinungen beruhen. A l l e m i t m a c h e n l a s s e n ! Die vierte Regel ist im vorher Gesagten schon enthalten: Alle sollen an der Diskussion teilnehmen. Dafür gibt es viele Gründe: die Befriedigung, die im Mittun liegt; der Beitrag, den jeder einzelne liefern kann, wenn man nur dafür sorgt, daß die Diskussion Themen behandelt, die alle interessieren und von allen verstanden werden; das Gefühl dazuzugehören und so fort.

Es sollte allerdings möglichst jedem selbst

überlassen

bleiben, wann und wieweit er sich beteiligen will. Ein schweigsamer Teilnehmer

kann durch die Frage zum Reden

gebracht

werden: wie er darüber denke, oder die Bemerkung: er persönlich habe wohl andere Erfahrungen gemacht, oder: das, was eben gesagt 22

wurde, stimme mit dem nicht ganz überein, was er kürzlich dazu bemerkte. Hat man mehrere Schweiger in der Gruppe, so kann man eine bessere Teilnahme dadurch erreichen, daß man durch Handaufheben eine Stellungnahme zu verschiedenen, vorher behandelten Fragen herbeiführt, bis man bei dem einen und anderen Schweigsamen eine abweichende Meinung feststellt und nun nach dem Wieso und Warum fragt. Andererseits tut es denen, die gewöhnlich viel reden, gut, gelegentlich auch einmal zu schweigen. Vor allem müssen die Mitglieder der Diskussionsgruppe lernen, nur dann zu sprechen, wenn sie etwas zu sagen haben, das die Diskussion auch wirklich fördert.

Zeigen, d a ß die D i s k u s s i o n t a t s ä c h l i c h F o r t s c h r i t t e m a c h t ! Als fünfte allgemeine Regel gelte für den Leiter: W e n n die Diskussion sich lange genug mit einem Thema befaßt hat, oder wenn Übereinstimmung erzielt wurde, oder wenn sich ein Abschweifen bemerkbar macht, dann zeige er im geeigneten Augenblick, wieweit die Diskussion vorangekommen ist und führe sie zum nächsten logischen Schritt weiter. Der Leiter sollte seine ganze Urteilskraft diesem Zwecke dienstbar machen. Es soll weder die Aufmerksamkeit des einzelnen gestört, noch die Äußerung derer, die noch nicht zu W o r t gekommen sind, unterbunden 23

werden. Die Bemühungen des Leiters, das Thema weiter zu entwickeln, dürfen nicht den Eindruck einer Unterbrechung erwecken, sondern sie sollen vielmehr nur die Leitgedanken der einzelnen Sprecher aufgreifen, sie zusammenfassen und ganz natürlich zum nächsten Punkt weiterleiten. In Gruppen, denen die Diskussion noch fremd ist, wird der Leiter wohl noch öfter das bisher Erreichte klarstellen und — gewöhnlich in Form von Fragen — Vorschläge machen müssen, was am besten anschließend diskutiert werden soll. W e n n die Gruppe keine Teilnahme für das gerade diskutierte Thema zeigt und die Mehrzahl offenbar ein anderes behandeln möchte, so sollte der Leiter diesem Wunsch nachgeben. Manchmal braucht es volle zwei weitere Zusammenkünfte, bis der Leiter auf das Thema zurückkommen kann, von dem er zuerst glaubte, es müsse sofort behandelt werden. Ist es dann aber soweit, so werden sich inzwischen viele Vorurteile und allzu ausgefallene Ansichten über das betreffende Thema gemildert haben. Das allernächste, was man in einer Diskussion tun sollte, ist nicht der nächste logische Schritt selbst, sondern daß man die Gruppe in logischer Weise zu ihm hinführt. F r ü h e r e s K e n n e n l e r n e n als A u s g a n g s p u n k t f ü r die A r b e i t . W e n n dem Leiter diese Hauptregeln in Fleisch und Blut übergegangen sind, kann er das erste Diskussionstreffen festsetzen. Er vermeide soweit wie möglich den Eindruck eines Neubeginns und gebe dem Treffen statt dessen möglichst die Note einer Fortsetzung der persönlichen Aussprache. Das Herausstellen der Aufgaben der Gruppe und die Ansichten einzelner Mitglieder darüber sowie über das, was sie dabei als die Hauptprobleme ansehen, geben einen guten Anfang. W e n n einem nichts Persönlicheres einfällt, kann man auch auf den Arbeitsplan zurückgreifen, sofern einer besteht, oder auf die Vorstellungen, die einem bei der Gründung der Gruppe vorschwebten. Der Leiter versuche dabei stets, die Teilnehmer zum Sprechen anzuregen. Herausstellen lebensnaher Probleme und Interessen. Allgemeine Themen sind für den Anfang nicht ratsam, sie sind unpersönlich und trocken. Die eigenen Probleme der einzelnen 24

Mitglieder, wie sie sie selber sehen, sind weitaus die besten Ausgangspunkte.

G r o ß e Verschiedenheit schadet

dabei nichts, nur

sollten sie immer die Gemeinschaft angehen, wie das etwa bei Fragen über Beruf, Gesundheit oder Erholung der Fall ist. D a s Hauptziel muß dabei sein, diejenigen Dinge, die jeden einzelnen betreffen, vor die ganze Gruppe zu bringen. Sicherlich erwacht in allen ein Gefühl der Kameradschaft, wenn jeder in seinen eigenen W o r t e n über seine Interessen spricht. Es ist auch gar nicht nötig, die Fragen' jetzt schon sozusagen in „druckfertiger" Form behandeln zu lassen. Ebensowenig braucht man seine Gedanken

über Stellung, Gesundheit und

Erholung

derart auszudrücken, wie man es in einer allgemeinen Abhandlung tun würde. Die allgemeinen Grundsätze stellen sich bei der Diskussion im Laufe der Zeit dann schon heraus. Es ist für die Teilnehmer am Anfang vor allem wichtig zu erkennen, daß andere dieselben oder ähnliche Sorgen und Nöte haben wie sie; es ist gut zu sehen, daß das Schicksal anderer Menschen dem eigenen ähnelt, und dadurch wird man sich in der Gemeinschaft sicherer fühlen und das Gespräch untereinander allmählich freier und lebendiger führen können. E n t w u r f e i n e s P r o g r a m m s . Nachdem man sich darüber einig geworden ist, welche Probleme die Gruppe interessieren, kann der Leiter einen Überblick über die in Aussicht genommenen Themen geben und eine Aussprache darüber eröffnen, wie und in welcher Reihenfolge man sie am besten anpackt, und nach welchem Plan die Zusammenkunft weiter verlaufen soll. Manchmal kann man beim ersten Treffen gleich einen Arbeitsplan für eine ganze Reihe von Diskussionen festlegen. Es kann aber auch besser sein, damit bis zum zweiten- oder drittenmal zu warten. Viel hängt davon ab, wie oft man zusammenkommen will, welche Erfahrungen die Mitglieder der Gruppe bereits haben und welches T h e m a behandelt wird. Man sollte sich aber nicht zu sehr an irgendein Programm gebunden fühlen. Meist nehmen Themen, für die drei Abende zu genügen scheinen, das Doppelte oder gar mehr in Anspruch. Programme sollte man daher immer nur für einen T e i l der Zeit aufstellen und genügend Raum für Ergänzungen sowie für die Diskussion der einzelnen persönlichen Ansichten 25

zum Thema freilassen. Bei der Ausarbeitung eines Plans denkt die Gruppe gewöhnlich nur an die Themen selbst, in der Diskussion aber behandelt sie alle Fragen, die mit ihnen zusammenhängen, wie das ja auch richtig ist. A n a l y s e b e s s e r als L ö s u n g v o n P r o b l e m e n . Mit Ausnahme von Angelegenheiten, die eine sofortige Entscheidung der ganzen Gruppe verlangen, werden die diskutierten Probleme, wenn überhaupt, so meist nur von jedem einzelnen für sich selbst gelöst. Aus diesem Grund sollte die Diskussion in der Gruppe nicht versuchen, Probleme zu l ö s e n oder zu endgültigen und vielleicht voreiligen Antworten kommen. Es ist vielmehr die Aufgabe der Gruppe zu analysieren, zu zerlegen und aufzugliedern. Das geschieht, indem man die nach Ansicht der Teilnehmer wichtigste Frage aufgreift und ihr auf den Grund zu kommen sucht.

So brachte einmal ein Mädchen vor, sie sei unbeliebt und fände sich in Gesellschaft nidit zurecht. Die andern wurden nun nach ähnlichen Erfahrungen gefragt, und es ergab sich, daß dies Gefühl nidit nur ziemlich häufig ist, sondern daß im Gegenteil jeder bis 26

zu einem gewissen Grad darunter leidet. D a s Mädchen, von dem die Anregung ausgegangen war, und noch einige andere wurden gefragt, w e r sie am wenigsten leiden möge, w i e das zum Ausdruck gekommen sei, ob sie damit gerechnet hätten, unwillkommen zu sein, ob sie sich bemüht hätten, freundlich und entgegenkommend zu sein, ob das Gefühl des Unbeliebtseins vielleicht auf religiöse oder andere Unterschiede zurückzuführen sei. M a n versuchte Anhaltspunkte zu finden, nicht nur in bezug auf einzelne, sondern gegenseitig jeder für jeden der Anwesenden, wo eben die Ursache dafür liegen könne, in ihnen selbst, in den Anschauungen, im eigenen Mißtrauen oder in einem Mangel an Verständnis für andere. U n d natürlich wurde darüber gesprochen, wie dem Übel abzuhelfen sei. Hier schaltete sich die Leiterin ein und bemerkte, daß es sich um ein ganz allgemeines Problem handle; sie stellte die Frage, ob nicht manche der gefundenen Erklärungen für alle, andere nur für einzelne Fälle zuträfen; ihr schien es für die ganze Gruppe von Interesse, wenn einzelne Mädchen etliche der gegebenen Anregungen versuchen würden, damit man beim nächsten

Zusammentreffen

über ihre Brauchbarkeit

stellte

sprechen

könne.

Sie

fest,

daß

über einige Hauptursachen gesprochen worden sei, und fragte, ob man eine von ihnen näher untersuchen solle, zum Beispiel die Frage des Unterschieds der Religion. Auf diesen Vorschlag hin ging die Diskussion zu einer Betrachtung religiös begründeter Gegensätzlichkeiten über. Zum Schluß gab die Leiterin eine zusammenfassende Übersicht und bat, vor dem nächsten Treffen mit Persönlichkeiten des religiösen Lebens Rücksprache zu nehmen. In diesem Fall drang die Diskussion bis zu den Ursachen vor, kam zu einer Zusammenfassung, führte zu weiterer Untersuchung und schließlich zu besserem Verständnis. Niemand unter

den Teil-

nehmerinnen wird wohl eine endgültige Antwort auf die gegebene Frage erleben. Dafür aber findet jedes der Mädchen seine eigenen Probleme verständlicher; der Gesichtskreis hat sich erweitert, das Selbstgefühl gefestigt. Vorschläge

für ergänzende

Arbeit

in d e r

Zwischen-

z e i t . Das Beispiel zeigt, auf welche Weise jede Diskussion jedem einzelnen Teilnehmer Anregungen geben sollte und wie er für sich die in der Gruppe ausgesprochenen 27

Gedanken

weiterverfolgen

kann. Er sieht, wie wichtig es ist, sich selbst zu beobachten, nachdem die Vermutung ausgesprochen wurde, daß oft die Ursache der eigenen Schwierigkeiten in einem selbst liegt. Er sieht aber auch, wie wichtig es ist, andere zu beobachten, ohne darüber zu reden; wieviel Nutzen es bringt, andere Menschen zu befragen. Ebenso ist es empfehlenswert, zu einer Krankenschwester oder einem befreundeten Arzt zu gehen, um mit ihnen über Fragen der Gesundheit zu sprechen, wenn derlei in der Gruppe aufgetaucht ist.

Ein ausgezeichneter Weg, seine Bildung zu erweitern, ist der Versuch, in Unterhaltungen mit Freunden Antworten auf Fragen zu finden, die sich einem während eines Diskussionsabends aufdrängten. Vielleicht versucht man auch Aufschluß und Klarheit zu bekommen, indem man geeignete Aufsätze oder Bücher liest. W a s man so liest, behält man. In einer Art von Pflichtgefühl ein ganzes Buch durchzuackern, weil von einem erwartet wird, daß man sich mit dem Thema befaßt, bringt dagegen meist wenig Gewinn oder Anregung. 28

Solche Ergänzungsarbeiten zwischen den Zusammenkünften sollten dann in der nächsten Diskussion verwendet werden; manchmal in F o r m eines Berichts über gewisse Fragen, die sich in vorhergehenden Besprechungen ergaben, oft auch nur in Form eines Beitrags von Seiten eines nunmehr besser unterrichteten Teilnehmers.

5. DIE Z E I T Z W I S C H E N D E N Grundlegende

Bedeutung

TREFFEN

d e r Z w i s c h e n z e i t e n . Aus all

dem bereits Gesagten geht klar hervor, d a ß die Zeit zwischen den Zusammentreffen für die Diskussion von größter Bedeutung ist. D i e Diskussion gerät in einen Leerlauf, wenn die Mitglieder in der Zwischenzeit nicht über die T h e m e n sprechen, nachdenken und die Anregungen wirklich erproben. Beobachtungen,

Begegnungen,

Lesen,

Fahrten.

Bereits

während der Diskussion sollte der Leiter die Vorschläge für die späteren Ergänzungsarbeiten überlegen. Er könnte angeben, wer vielleicht über die diskutierten T h e m e n und die einschlägige Literatur Bescheid w e i ß ; er könnte die Gruppe zur Besichtigung von Einrichtungenaller Art, Ämtern, Fabriken usw., die zum T h e m a gehören, veranlassen, damit ausführlicher darüber gesprochen werden kann. Abschließend sollte der Leiter noch einmal betonen, was bis zum nächsten T r e f f e n unternommen werden soll. Führung

durch

den

Leiter.

Im allgemeinen ist eine Ü b e r -

wachung der Arbeiten der Mitglieder durch den Leiter in

der

Zwischenzeit kaum nötig. W e n n bestimmte Teilnehmer mit besonderen Aufgaben betraut wurden, so ist es vielleicht

zweckmäßig,

kurz vor der nächsten Zusammenkunft einmal über den Stand der Arbeit nachzufragen. D e r Leiter erreidit am meisten, wenn er sich mit den Mitgliedern völlig ungezwungen und

kameradschaftlich

über ihre Beobachtungen, über ihren Lesestoff und über ihre G e spräche mit anderen Leuten unterhält. D i s k u s s i o n i n k l e i n e n G r u p p e n . W e n n es nicht gelingt, die Fragen an den Diskussionsabenden wirklich zufriedenstellend zu beantworten, und wenn das Gefühl entsteht, daß zuviel Zeit verlorengeht, dann ist es besonders wünschenswert, die Gruppe in 29

mehrere kleinere.Kreise aufzuteilen, die über das strittige Thema weiterspi echen. Der Leiter mag sich der Unterstützung dieser kleinen Gruppen bedienen, wenn jedes einzelne Mitglied für sich selbst zu einer eigenen Analyse des betreffenden Problems kommen soll. Gelegentlich kann der Leiter dann die Untersuchung weiterführen und sie vor der ganzen Gruppe umfassender behandeln, als es im kleinen Kreise geschah, damit wiederum der Vorteil der Diskussion in größeren Gruppen deutlicher hervortritt. U n t e r h a l t u n g e n m i t e i n z e l n e n M i t g l i e d e r n . Ebenso wichtig wie das Ausfindigmachen der Interessen einzelner Teilnehmer bereits vor der ersten Zusammenkunft, ist es später, durch Gespräche zwischen den Treffen die Entwicklung der Ansichten im einzelnen fortlaufend zu beobachten, ö f t e r ist festzustellen, daß jemand das Gefühl hat, in der Aussprache eine eigene Schwäche verraten zu haben oder von andern an die W a n d gedrückt worden zu sein. In solch einem Fall hilft meistens eine Aufmunterung weiter. Manchmal kommt es auch vor, daß jemand Sinn und Methode der Diskussion nicht versteht und die Arbeit stört. Ein paar Worte unter vier Augen können hier oft schon Abhilfe schaffen. Der größte Gewinn solcher persönlichen Auseinandersetzungen zwischen den Treffen liegt aber darin, herauszufinden, welche Vorteile oder besonderen Eigenheiten einem vollen Verständnis der Diskussion im Wege stehen. Auch hierfür ein Beispiel: In einer Gruppe nahm ein Teilnehmer Anstoß daran, daß die Mitglieder — seiner Ansicht nach — keine Ahnung von den Rechten und Pflichten des Staatsbürgers hatten. In einer Unterhaltung mit ihm stellte sich heraus, daß er dem Vorstand einer Vereinigung zur Erledigung ganz bestimmter bürgerlicher Aufgaben angehörte. Als er in dernächsten Diskussion aufgefordert wurde, den Unterschied zwischen „Bürger30

r e c h t " im engeren Sinne seiner Vereinigung und dem allgemeinen Gebrauch dieses Begriffs durch die Gruppe klarzustellen, war er sofort Feuer und Flamme und erwies durch seine Ausführungen und seine Anteilnahme den Zuhörern einen wertvollen Dienst.

6. DIE S P Ä T E R E N

TREFFEN

Z u s a m m e n h a n g d e r A r b e i t z w i s c h e n d e n T r e f f e n . Alle Aussprachen sollen immer eine Fortsetzung des Vorhergegangenen sein. Es sollte stets eine gedankliche Linie von einer Besprechung über

die

eigenen

sönlichen

Beobachtungen,

Begegnungen

Stärkere

Betonung

bis von

zur

den

Lesestoff

nächsten

Themen

als

und

Besprechung von

die

per-

führen.

Problemen.

A u d i nach den ersten Zusammenkünften wird man in der Diskussion noch Interessen

und Probleme der einzelnen behandeln

m ü s s e n ; es kann aber doch schon größerer W e r t auf die allgemeinen Themen

selbst gelegt werden. Nach einigen Diskussionen

wird

die Gruppe erkennen, d a ß das, was die einzelnen an Kenntnis durch Beobachtungen und aus Büchern beibringen, nicht genügt, um ihr das Gefühl zu geben, das in Angriff genommene T h e m a wirklich meistern zu können. Sie wird sich leicht zu anderen

Dingen

ablenken lassen, wenn nicht durch neue Unterlagen das Interesse für das angeschnittene T h e m a wachgehalten wird, zu dessen Behandlung die Gruppe gegründet wurde. D r o h t also ein gewisser toter Punkt, dann m u ß etwas geschehen, um neues L e b e n in die Diskussion z u bringen. Mitglieder, die genügend Zeit und die nötige Vorbildung h a b e n , können beauftragt werden, einschlägige Bücher und Zeitschriften zu Rate zu ziehen und der Gruppe darüber zu berichten. Ein Fachmann

kann hinzugezogen werden, um

die fehlenden

Auf-

schlüsse und Ratschläge zur Materialbeschaffung zu geben. Es g.bt über jedes T h e m a eine M e n g e Bücher, manche zu fachlich für Laien, andere zu einseitig geschrieben, viele überhaupt wertlos, weil ihre 31

Verfasser das T h e m a selbst nicht genügend beherrschen.

Eine

Persönlichkeit, die genügend Überblick hat, um die Gruppe auf zuverlässige, wertvolle und trotzdem auch für den

Durchschnitts-

menschen lesbare Bücher hinzuweisen, ist oft gerade das, was der Diskussionsgruppe fehlt. Das erste Treffen dient dazu, die Probleme klarzumachen, im gegenseitigen Abwägen der Fragen Anregung zu gewinnen und die wichtigsten Gesichtspunkte herauszustellen. Nach persönlichen Beobachtungen, Besprechungen mit anderen und nach dem Lesen einschlägiger Bücher zeigt dann das zweite Treffen meist schon den Erfolg in Form einer Diskussion auf einer Basis höheren Verständnisses. Entweder zum Schluß dieser zweiten Zusammenkunft, besser aber erst beim nächsten Treffen, wird ein Sachverständiger zugezogen, der den Teilnehmern Rede und Antwort stehen kann. Man sollte ihn aber erst zu sprechen bitten, wenn er aus dem Verlauf der Diskussion die Hauptpunkte des Themas genügend kennengelernt hat. Schließlich kann er, wenn er W e r t darauf legt, mit einer kurzen Zusammenfassung abschließen, die die Grundsätze und die wichtigsten Punkte hervorhebt. Eine ausgezeichnete Anregung für die weitere Diskussion

sind

Tabellen oder graphische Darstellungen zum besprochenen T h e m a . Ebenso wie die sachverständigen Sprecher, so sollten auch diese Hilfsmittel nur herangezogen werden, um bereits in Gang befindliche Diskussionen zu ergänzen. Sie haben aber nur einen W e r t , wenn sie leicht verständlich oder leicht erklärbar sind.

32

Kurze Überblicke. Im ersten oder in den beiden ersten Treffen faßt der Leiter das Gesagte am Ende zusammen, um die Hauptgesichtspunkte klarzustellen und in der Gruppe ein Gefühl der Vervollkommnung und zunehmenden Einheitlichkeit ihres Denkens zu erwecken. Bei den späteren Besprechungen wird derLeiter aus seiner Erinnerung, aus seinen Aufzeichnungen oder aus den Besprechungsprotokollen erkennen, daß die Gruppe diest oder jene Seite eines Themas betont, andere wichtige Seiten aber übersehen hat. In solchen Fällen macht er in einem gelegentlichen zusammenfassenden Überblick darauf aufmerksam, daß in der Diskussion wesentliche Gesichtspunkte außer acht gelassen wurden. So wird eine erneute Diskussion auf erweiterter Grundlage angeregt. Die Zusammenfassung dient in der ersten Besprechung dazu, das übereinstimmende hervorzuheben und eine gewisse Einheitlichkeit zu sichern. Später kann jedoch durchaus die Tatsache unterstrichen werden, daß völlige Übereinstimmung nie zu erreichen, ja nicht einmal wünschenswert ist, und daß es für kein Problem eine vollkommene Lösung gibt. Ist eine Gruppe fähig, teilweise selbst die Fragen zu beantworten, die sich in der Diskussion herausgestellt haben, so sollte die Zusammenfassung des Leiters zu Gruppenunternehmungen anregen oder sie sogar vorschlagen. Hat eine Diskussionsgruppe schon eine Zeitlang gemeinsame Besprechungen geführt, so sollte sie versuchen, eine Verbindung zu den Grundthemen anderer Gruppen oder Vereine herzustellen, wie etwa zu den Gewerkschaften, zu Konsumvereinen, Parteien und Kirchengemeinschaften, denen die Mitglieder angehören oder angehören sollten. 33

7. M Ö G L I C H E Der

Leiter.

MISSERFOLGE

Es ist für einen Diskussionsleiter kaum möglich,

Fehler zu vermeiden. A b e r auch hier gibt es einige allgemeingültige Vorsichtsmaßregeln. D e r häufigste

Fehler ist der, daß sich

der

Leiter von seinem Eifer, in der Diskussion etwas zu erreichen, fortreißen läßt. Es tut der Sache aber wirklich keinen Abbruch, wenn nicht alles gesagt wird, was gesagt werden könnte. Viel wichtiger ist es, d a ß die Gruppe lernt, wie man eine Diskussion anzupacken hat, wenn man Erfolg haben will. Auch der Ehrgeiz eines Leiters, seine Gruppe möglichst schnell mit bewährten Diskussionsmethoden vertraut zu m a c h e n , ^ a n n zu Fehlern, nämlich fortwährender Kritik und ewigen Verbesserungsvorschlägen führen. D e n rechten W e g der Diskussion lernt man aber besser durch praktische Ü b u n g als durch kluge Ratschläge. D e r Leiter m u ß eben T h e o r i e und Praxis, Gewährenlassen und Kritik weise z u verbinden wissen. Vielen Diskussionsleitern macht der Mangel an gegenseitigem V e r trauen zu schaffen. Sie möchten ein festes Schema h a b e n , nach dem sie sich richten können, oder selbst einen wesentlichen T e i l der Unterrichtung

beisteuern, um

erfolgreiche T r e f f e n

zu

erzielen.

D a f ü r zwei Hinweise. Erstens: übertrage Verantwortung und Arbeit hauptsächlich auf die Gruppe, zweitens: richte deine Aufmerksamkeit auf die Diskussion selbst und nicht auf peinlich ausgearbeitete Pläne. D e r S p a ß an einer kleinen geistigen Balgerei und ihr glücklicher Ausgang werden das Vertrauen bald herstellen. Die

Mitglieder.

Immer wieder

findet

sich einer, der zuviel

redet und womöglich eingeschnappt ist, wenn er im Verlauf der Diskussion

von

der

Gruppe

deswegen

zurechtgewiesen

wird.

W e n n es auch kaum eine Möglichkeit gibt, solchen Leuten Zurückhaltung beizubringen, ohne sie zu kränken, so treten sie doch selten deshalb gleich aus. M a n sollte ihren Betätigungsdrang zur Lösung von Sonderaufgaben ausnutzen und ihnen somit Gelegenheit geben, sich in fruchtbarer W e i s e hervorzutun. D i e Zurückhaltenderen können, wie bereits gezeigt, mit etwas Geschick dazu gebracht werden, an der Diskussion sich zu beteiligen.

Für den

noch unerfahrenen Leiter wird es eine Genugtuung sein, zu sehen, daß manche der anfänglich Schüchternen sich später oft als tätige Mitglieder der Gruppe erweisen.

34

Zwei Arten von Teilnehmern sind besonders schwierig zu behandeln: Zum ersten jene, die eine einmal geäußerte Ansicht um keinen Preis ändern wollen und auch noch glauben, jede andere Meinung lang und breit und mit Nachdruck widerlegen zu müssen. Solchen Menschen muß klargemacht werden, daß alle gleichmäßig zu W o r t kommen müssen, und daß ein denkender Mensch sehr wohl seine Meinung ändern kann. Manchmal führen nur wiederholte Bemühungen während der Diskussion und in Privatunterhaltungen hierbei zu einem Erfolg. Manch einer ist eben besonders verbohrt und beharrt deswegen so zäh auf seinem Standpunkt, weil er die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich lenken will, vielleicht auch aus Stolz oder wegen eines anderen unklaren Gefühls, dessen Ursprung mit der Diskussion gar nichts zu tun hat.

Der zweite T y p ist jedoch weit häufiger. Es ist derjenige, der seine Probleme schnell und ohne viel Fragen gelöst sehen möchte. Jede gründliche Untersuchung widerstrebt ihm. Nach seiner Ansicht muß es für jedes Obel auch ein Heilmittel geben, und das möchte er kennenlernen. Oder er erwartet gebrauchsfertige Lösungen auf Fragen, deren Beantwortung nur in ihm selbst liegt. Für derartige Leute ist es das beste, ständig und nachdrücklich den Zweck der Diskussion zu wiederholen und darauf hinzuweisen, zu welch mangelhafter Art des Denkens eine solche Methode führen würde. D i e G r u p p e . Gruppen als Ganzes sind im allgemeinen zu ehrgeizig. Sie wollen die Diskussion unbedeutenderer Fragen übergehen, um zum Wesentlichen zu kommen. Erfahrung und Wissen können aber nur durch praktische Übung zunehmen. Diskussion und Einigung über die Art der Gruppenführung sowie Abmachungen über die Besprechungen sind meist ein guter Anfang. Schlechte Diskussionsgewohnheiten setzen sich oft dadurdi fest, daß aus dem Ehrgeiz, Weltprobleme zu entscheiden, niemand die kleineren Angelegenheiten behandeln will. Keine Gruppe ist für Diskussionen so ungeeignet, wie sie es zuerst zu sein scheint. Man muß ihr nur Zeit lassen, Erfahrungen zu sammeln und sich zu entwickeln. Es ist falsch zu sagen, eine Diskussionsgruppe sei „einfach durch ihre ganze Art" unbrauchbar. Sie hat vielmehr nur ab und zu ermunternden Zuspruch nötig. Man hüte sich auch vor dem großen Fehler, die Zusammenkunft einer Diskussionsgruppe als etwas Einmaliges und in sich Abgeschlossenes anzusehen wie andere Veranstaltungen, bei denen es schließlich gleichgültig ist, ob man dabei war oder nicht. Das Ziel der Diskussionsarbeit ist vielmehr ein ständiges Weiterentwickeln des Denkvermögens jedes einzelnen Mitgliedes, und bei unregelmäßiger Teilnahme läßt sich dieses Ziel nicht erreichen. Das gleiche ist bei einem Wechsel der Teilnehmer zu befürchten, es sei denn, eine Folge von Diskussionen ist abgeschlossen und man steht vor einem neuen Beginn. P r o g r a m m e . Manche Leiter halten sich krampfhaft an das von der Gruppe entworfene oder erwartete Programm und machen damit einen großen Fehler. W e n n die Gruppe nach einer ganz 36

bestimmten Richtung strebt, so sollte der Leiter seine eigenen Vorbereitungen beiseite lassen und mit der Gruppe gehen. Eine andere Schwierigkeit, die Leitern oft begegnet, ist die, daß die Gruppe nicht nur für das festgelegte T h e m a kein Interesse zeigt, sondert} auch nicht in der Lage zu sein scheint, ein anderes statt dessen vorzuschlagen. Es wird darum gut sein, für solche Fälle immer Vorschläge

bereitzuhalten. Ein

anderer Fehler, in den manche

Leiter verfallen, ist der, alle und alles zu loben. Diskussionsgruppen sollten frühzeitig

lernen,

daß

Fehler unvermeidlich und

sogar

wünschenswert sind, und daß sie durchaus kein Grund zu sein braudien, die weitere Arbeit einzustellen. Gewöhnlich gibt es von Zeit zu Zeit Reibereien zwischen einzelnen Mitgliedern oder zwischen dem oder jenem Mitglied und dem Leiter. Auch dem jedoch soll man die gute Seite abzugewinnen suchen und offen darüber spredien. W e n n die Kernpunkte eines Streites klar herausgestellt worden sind, sollte der Leiter versuchen, seine Ursachen herauszufinden, weitere Tatsachen festzustellen und allmählich auf der Grundlage einer höheren Einsidit zu einer Verständigung

zu

gelangen.

Manche

Meinungsverschiedenheiten

können durchaus auch als solche bestehen bleiben. Aus einem Konflikt, dem man ohne Angst und Zögern zu Leibe rückt und dessen Schlichtung schließlich zu besserem Verständnis führt, kann eine Gruppe am meisten lernen. Einstellung

der

Mitglieder.

In dieser ganzen Abhandlung

haben wir immer völlige Offenheit und Unbefangenheit als selbstverständlich vorausgesetzt. Jeder Versuch, über Tatsachen hinwegzugehen, jedes Zögern bei Vorurteilen der Mitglieder oder angesichts „gefährlicher" Themen, wie sexueller Fragen oder radikaler Ansichten, wird für den wirklichen Fortschritt der Gruppe gefährlich. Ein Fehler von besonderer Wichtigkeit, der aber von den Sündern selbst oft gar nicht erkannt wird, ist die Gewohnheit, so zu reden, als wüßte man mehr, als man tatsächlich weiß. Wenige Menschen sagen: „Das weiß ich nicht." Die meisten verwenden W o r t e und Phrasen, die sie nie wirklich verstanden haben, und, schlimmer noch, viele haben sich ganz gedankenlos so an manche Ausdrüdce gewöhnt, daß sie in Verlegenheit geraten, wenn sie erklären sollen, was sie damit sagen wollen. Obwohl viele in solch einer Lage 37

ärgerlich werden, ist es notwendig, in einer Diskussionsgruppe gegen solche Untugenden anzugehen und die Gruppe allmählich dahin zu bringen, daß es den einzelnen schließlich Spaß macht, ihre eigenen Seifenblasen zerplatzen zu sehen. Zum Schluß: Eine Scheu, auch tiefere Gefühle zum Ausdruck zu bringen, ist in einer Diskussionsgruppe nicht am Platze. Zumal wenn die Gruppe die Probleme des Einzelmenschen zur Sprache bringt, ist Gefühl durchaus in der Ordnung und belebt die Anteilnahme. Es darf aber den Fortschritt der Gruppe nicht hemmen, sondern sollte als ein Teil menschlicher Empfindungen behandelt und frei besprochen werden, und man sollte auch hier nach den Ursachen forschen. Es gehört ja gerade zu dem hohen Ziel einer jeden Diskussionsgruppe, den Mitgliedern dazu zu verhelfen, einander so zu verstehen, daß ein guter gefühlsmäßiger Zusammenklang entsteht und jeder, der dessen bedarf, darüber hinaus in sich selbst zu größerer seelischer Ausgeglidienheit gelangt.

38

M E R K S Ä T Z E FÜR DIE PRAXIS FÜR LEITER V O N

DISKUSSIONSGRUPPEN

A. Vorbereitung: 1. Jeder soll jeden sehen können. 2. Darum wähle eine dieser Sitzordnungen:

3. Während der Diskussion bleibt jedermann sitzen, auch der Leiter. Ungezwungenheit ist wichtig! 4. Jeder soll es sidi bequem machen. Kontrolliere Beleuchtung und Lüftung. 5. Achte darauf, daß man sich allgemein kennt. Darum sollen sich die Teilnehmer beim ersten Zusammentreffen untereinander vorstellen. Kommt später ein Neuling dazu, so stelle dich ihm vor und mache ihn dann mit der Gruppe bekannt. 39

6. Lerne die Namen der Teilnehmer sobald wie möglich kennen. 7. Sorge rechtzeitig für Wandtafel, Kreide und Schwamm. Ernenne im gegebenen Fall einen „Tafel-Sekretär". 8. Beginne pünktlich und schließe die Sitzung zur vorgesehenen Zeit. 9. Bei der Eröffnung betone: Jedermann soll sich beteiligen. Wenn der Standpunkt eines Teilnehmers nicht bekannt wird, kommt die Diskussion darum zu kurz. 10. Aber: Keine langen Reden des Leiters oder eines Teilnehmers. Kein Sprech- und Meinungsmonopol. Nadi der Eröffnung: Sprechzeit etwa eine Minute. B.

Durchführung:

1. Bereite dich selbst für die Diskussion vor. Denke die Frage vorher durch. Versuche Verbindungen herzustellen zwischen dem Inhalt des vorliegenden Materials, der Erfahrung und den Ideen der Teilnehmer. 2. Bemühe dich von Anfang an, der Gruppe eine genau formulierte Frage vorzulegen. Laß drei oder vier Möglichkeiten an die Tafel schreiben, wenn du meinst, dies könnte helfen. Dann überlasse der Gruppe die Wahl: „Mit welcher wollen Sie anfangen?" „Verstehen Sie diese Frage?" 3. Stelle im allgemeinen keine Fragen an einzelne Teilnehmer, es sei denn, daß eine Meinung irgendwie zu Wort kommen will: „Frau Meyer, Sie wollten etwas sagen?" Oder: „Diese Frage können wir ja besprechen..." „Will sich dazu niemand äußern?" „Wir haben jetzt den männlichen Standpunkt gehört; was halten nun die Frauen davon?" „Welche Erfahrungen haben nun die Norddeutschen unter Ihnen in diesem Punkt gemadit?" usw. 4. Bei Unterbrechungen immer taktvoll bleiben: „Weil wir gerade bei diesem Thema sind, wollen wir auch hören, was andere Teilnehmer dazu zu sagen haben. Dürfen wir den anderen Punkt nachher besprechen?" 5. Halte die Diskussion im Fluß; leite sie, aber lasse die Gruppe ihren eigenen Weg gehen! Lege keine enge Begrenzung fest; versuche es 40

6. Bedenke: Die Meinung des Leiters zählt nicht in der Diskussion. Halte deshalb mit deinen Ansichten zurück. D u mußt vielmehr dafür sorgen, daß die anderen ihre Meinung sagen! 7. Wenn du bemerkst, daß ein wichtiger Gesichtspunkt unberücksichtigt bleibt, dann führe die Gruppe darauf hin: „Hans Müller sagte mir neulich, er meine . . . ; was denken Sie darüber?" 8. Sorge für gute Stimmung. Fördere Bequemlichkeit, Ungezwungenheit, gute Laune. Jeder soll sich wohlfühlen. Ermuntere zu e n t g e g e n k o m m e n d e n Äußerungen gegenteiliger Ansichten. Höre dir mit Verständnis und Achtung alle Meinungen an, aber hole das Wichtige heraus und führe die Diskussion vom Unwichtigen weg. 9. Suche Gelegenheit, etwa alle 10 Minuten eine Zwischenbilanz zu ziehen: „LassenSie uns sehen,wie weit wir gekommen sind." Sei in dieser Zusammenfassung so gerecht und sicher wie irgend möglich. Beschließe die Diskussion mit einer Zusammenfassung entweder durch dich selbst oder den „Sekretär". 10. Lenke die allgemeine Aufmerksamkeit auf unbeantwortete Fragen, damit sie später behandelt oder an die Sprecher zurückverwiesen werden. Halte durch die Art deiner abschließenden Zusammenfassung das Verlangen nach Fortsetzung des Studiums und der Diskussion wach. 4i

FÜR T E I L N E H M E R

AN

DISKUSSIONEN

1. S a g e d e i n e M e i n u n g f r e i h e r a u s . Die Diskussion ist für dich da, benütze die Gelegenheit und sage, was du denkst. Deine Gedanken zählen mit. Ein Gedanke ist so viel wert wie der andere, und der deine ist vielleicht noch besser. 2. P a ß g u t a u f , w a s d i e a n d e r e n s a g e n . Versuche den Standpunkt des anderen zu verstehen; prüfe, auf welchen Erfahrungen und Überlegungen er beruht. Denke daran: ü b e r jede Frage gibt es dreierlei Ansichten: deine, meine und die richtige. 3. B l e i b e b e i m S p r e c h e n s i t z e n . O b du Teilnehmer oder Leiter bist, stehe zum Sprechen nicht auf. Eine Diskussion ist nicht da, um Reden zu halten. Zwanglosigkeit ist das einzig Wahre. 4. N i m m d i e D i s k u s s i o n n i c h t f ü r d i c h a l l e i n in Anspruch. Sprich nicht länger als eine Minute. Die anderen wollen auch ihre Meinung sagen. N u r wirklich Wichtiges vorbringen, keine Nebensächlichkeiten. Sage deine Ansicht in wenigen Worten, dann sollen andere aus dem Kreis dazu Stellung nehmen. W e n n die Diskussion stockt, so hilf dem Leiter durch neue Fragen, neues Leben in die Sache zu bringen. 5. L a ß d i r d i e D i s k u s s i o n n i c h t d a v o n l a u f e n . W e n n du nicht mehr mitkommst, so sage es. Frage nach Beispielen und Einzelheiten, bis du im Bilde bist. Suche das Gehörte durch das eigene Wissen zu ergänzen. 6. B l e i b e b e i M e i n u n g s v e r s c h i e d e n h e i t e n i m m e r freundlich. W e n n du anderer Meinung bist, dann sage es und sage auch warum. Aber sage es freundlich! Es gibt nur e i n e Wahrheit, hinter der jedermanns Meinung zurückstehen muß. Eine gutgelaunte Diskussion läßt sie am ehesten finden. 42

M