Wie bekomme ich einen Kredit für mein Unternehmen?: Ein Rating- und MaK-Ratgeber [2 ed.] 9783896739780, 9783896442130

Kredit- und Ratinggespräche werden in Zusammenhang mit der Finanzierung anstehender Investitionen bzw. der Finanzierung

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Wie bekomme ich einen Kredit für mein Unternehmen?: Ein Rating- und MaK-Ratgeber [2 ed.]
 9783896739780, 9783896442130

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Arno Kastner

Wie bekomme ich einen Kredit für mein Unternehmen? Ein Rating- und MaK-Ratgeber

Arno Kastner

Wie bekomme ich einen Kredit für mein Unternehmen? Ein Rating- und MaK-Ratgeber

© 2005 Alle Rechte vorbehalten 2. Auflage

RKW - Verlag

Düsseldorfer Straße 40 65760 Eschborn RKW-Nr. 1466 ISBN 3-89644-213-9 Layout: RKW, Eschborn Druck: Druckpartner Rübelmann, Hemsbach

Inhaltsverzeichnis

Seite I

Einleitung

II

Rating / Basel II

10

1

Grundlagen

10

Geschichtlicher Hintergrund der Baseler Eigenkapitalverordnung 1.2 Inhalt des 1. Baseler Konsultationspapiers (Basel I) 1.3 Inhalt des 2. Baseler Konsultationspapiers (Basel II) 1.4 Die Bewertungsansätze 1.4.1 Der Standardansatz 1.4.2 Der interne Ratingansatz 1.4.3 Erleichterungen für mittelständische Unternehmen

9

1.1

2

3

11 12 12 15 16 17 20

Definition und geschichtlicher Hintergrund des Ratingbegriffs

22

Einsatz von Rating verfahren im Rahmen der Kreditvergabe der Banken

23

3.1 Externe Ratinganalysen 3.1.1 Vorgehensweise externer Ratingagenturen 3.1.2 Namhafte Ratingagenturen und deren Beurteilungsverfahren 3.1.2.1 Bewertung internationaler Ratingagenturen für das langfristige Rating 3.1.2.2 Bewertung von Moody's als Beispiel für das kurzfristige Rating 3.1.3 Zielgruppen des externen Ratings 3.1.4 Vorteile, Nachteile und Grenzen des externen Ratings 3.2 Länderrating 3.3 Branchenrating 3.4 Bankinterne Ratinganalysen 3.4.1 Grundlagen der bankinternen Informationsanforderung 3.4.2 Der Einsatz bankinterner Ratingsysteme

23 24 27 28

30 31 34 36 39 40 40 41

5

43 43 46 47 49 49 54 57 58 59 60

3.4.2.1 Hard-Facts 3.4.2.1.1 Bilanz-, G+V- und Kennzahlenanalyse 3.4.2.1.2 Branchenvergleiche 3.4.2.1.3 Kontokorrentkontenanalyse 3.4.2.2 Soft-Facts 3.4.2.2.1 Beurteilung des Managements 3.4.2.2.2 Berücksichtigung ökologischer Faktoren 3.4.2.2.3 Branchenentwicklung 3.4.2.2.4 Länderrisiko 3.4.3 Vor- und Nachteile des Kreditratings 3.4.4 Beispiel für ein mögliches Rating eines Kreditinstitutes

4

Wesentliche Funktionen des Ratings

5

Die Bedeutung von Sicherheiten im Rahmen der Kreditgewährung und -beurteilung 66

III

Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft der Kreditinstitute (MaK)

64

68

1

Anwendungsbereich

69

2

Allgemeine Anforderungen

70

2.1 2.2 2.3 2.4

Verantwortung der Geschäftsleitung Kreditrisikostrategie Organisationsrichtlinien Anforderungen an die Dokumentation

70 70 71 72

3

Organisation des Kreditgeschäfts

73

3.1 3.2 3.3 3.3.1 3.3.2 3.3.3 3.3.4 3.3.5 3.3.6

Funktionstrennung Votierung Anforderungen an die Prozesse Kreditgewährung Kreditweiterbearbeitung Kreditbearbeitungskontrolle Intensivbetreuung Behandlung von Problemkrediten Risikovorsorge

73 75 76 77 79 80 81 83 85

6

4

Risikoklassifizierungsverfahren

87

5

Identifizierung, Steuerung und Überwachung der Risiken im Kreditgeschäft

88

5.1 5.2 5.3 5.4

Allgemeine Anforderungen an die Verfahren Begrenzung der Risiken im Kreditgeschäft Berichtswesen Rechtsrisiken

88 88 89 90

6

Auslagerung

92

7

Prüfungen

92

IV

Strategische Vorgehensweise von Unternehmen bei anstehenden Kredit-, Bilanz- und Ratinggesprächen

93

Künftige Anforderungen an Kredit-, Bilanz- und Ratinggespräche

93

Tips zur Vorbereitung von Kredit-, Bilanz- und Ratinggesprächen mit Banken

94

1

2

V

Für die Kreditbearbeitung benötigte Unterlagen

100

VI

Checkliste zur Vorbereitung von Ratinggesprächen und -beurteilungen

103

Literaturverzeichnis

106

Zum Autor

110

7

Abkürzungsverzeichnis

BWA

Betriebswirtschaftliche Auswertung

bzw.

beziehungsweise

evtl.

eventuell

gern.

gemäß

ggf.

gegebenenfalls

G+V

Gewinn und Verlust

i. d. R.

in der Regel

KMU

klein- und mittelständische Unternehmen

MaK

Mindestanforderungen an das Kredit­ geschäft der Kreditinstitute

sog.

sogenannte

u. a.

unter anderem

z. B.

zum Beispiel

8

I

Einleitung

Kredit- und Ratinggespräche, deren Bedeutung vor dem Hintergrund einer sich abzeichnenden zunehmenden Globalisierung stetig zunimmt, finden seitens der Unternehmen im Zusammenhang mit der Finanzie­ rung anstehender Investitionen bzw. der Finanzierung des Betriebsab­ laufes statt. Da sich aber optimale Gesprächs- und Verhandlungs­ ergebnisse nur bei Kenntnis des Informationsbedarfs sowie der Interessenslage des jeweiligen Verhandlungspartners erzielen lassen, sind Unternehmen gehalten, sich auch mit den Grundlagen der Entscheidungsfindung von Kreditinstituten auseinander zu setzen. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Internationalisierung hat sich der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht, der das Ziel der Harmonisierung der Bankenaufsicht auf internationaler Ebene verfolgt, erneut mit der Eigenkapitalunterlegung der Banken beschäftigt und eine neue Eigenkapitalvereinbarung (Basel II) erarbeitet, die voraussichtlich ab 2006 zu beachten ist und vorsieht, dass Kredite mit hoher Bonität künftig mit weniger Eigenkapital unterlegt werden müssen als Kredite mit niedri­ ger Bonität. Bezüglich der Beurteilung der Bonität sieht Basel II u. a. auch den Einsatz von Ratingverfahren vor, was besonders in Deutsch­ land zu entsprechenden Diskussionen geführt hat. Unabhängig von den Basel II - Vorgaben wurden Ende 2002 seitens der deutschen Bankenaufsicht die Mindestanforderungen an das Kredit­ geschäft der Kreditinstitute (MaK) erlassen, die sich intensiv mit der Kreditvergabe an Unternehmen und der hierzu erforderlichen Aufbauund Ablauforganisation bei den Banken auseinandersetzen. Die MaK, die seitens der Banken ab Mitte 2004 zu beachten sind, nehmen prak­ tisch einige Vorschriften von Basel II vorweg. Sie wurden eingeführt, weil diverse Kreditinstitute allgemeingültige Standards bei der Kredit­ vergabe außer Acht gelassen haben, was bei diesen Instituten in nicht wenigen Fällen zu entsprechenden Schieflagen bis hin zur Insolvenz geführt hat.

Der vorliegende Ratgeber gibt einen Überblick über die neue Basler Eigenkapitalverordnung sowie die wesentlichen Vorschriften der Mak und deren Auswirkungen auf die Kreditvergabe an klein- und mittel­ ständische Unternehmen. Er zeigt auf, welche Mittel Unternehmen

9

gegebenenfalls einsetzen können, um eine anstehende Kreditvergabe bzw. die laufende Kreditbeurteilung zu ihren Gunsten beeinflussen zu können.

II

Rating / Basel II

1

Grundlagen

Die aktuelle Ratingdiskussion wurde durch ein Konsultationspapier des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht ausgelöst. Dieser Ausschuss ver­ folgt das Ziel der Harmonisierung der Bankenaufsicht auf internationa­ ler Ebene. Angesichts zunehmender Risiken in der Bankenbranche hat sich der Ausschuss im Rahmen des vorgenannten Konsultationspapiers erneut auch mit der Eigenkapitalunterlegung der Banken auseinander gesetzt. Die bisherigen Regelungen sehen vor, dass alle Kredite an inländische Unternehmen zu 100% als Risikoaktiva zu behandeln sind und mit 8% Eigenkapital unterlegt werden müssen. Die gleichmäßige Eigenkapitalunterlegung hat zur Folge, dass unter Risikogesichtspunkten alle Kredite gleich behandelt werden und lediglich eine Differenzierung über die Sicherheiten stattfindet.

Die neue Basler Eigenkapitalvereinbarung (Basel II) sieht vor, dass Kredi­ te mit hoher Bonität künftig mit weniger Eigenkapital unterlegt werden müssen, während die Eigenkapitalunterlegung für Schuldner mit gerin­ ger Bonität steigt. Somit wird das individuelle Kreditrisiko, welches von der Ausfallwahrscheinlichkeit des Kreditnehmers und des bankseitig gewählten Analyseverfahrens (Ratingverfahren) abhängt, zum maßgeb­ lichen Faktor für die Preiskalkulation der Banken. Da die Eigenkapitalunterlegung der Banken auch mit entsprechenden Kosten verbunden ist, wird dies in der Praxis zu einer risikogewichteten Konditionengestaltung der jeweiligen Kreditinstitute führen. Hieraus ergibt sich als konkrete Folge, dass bonitätsschwache Unternehmen künftig höhere Kreditkonditionen bezahlen müssen als besser einge­ stufte Unternehmen.

10

Insbesondere bei bonitätsschwachen Unternehmen wird die Vorgehens­ weise der Banken mit großer Wahrscheinlichkeit zu erheblichen Wettbewerbsnachteilen führen, da sich die höheren Kreditkosten über die Produktkalkulation direkt auf die jeweiligen Warenpreise niederschla­ gen und diese entsprechend verteuern. Um die sich hieraus resultieren­ den Nachteile bereits im Vorfeld zu verhindern oder zumindest abzu­ mildern, bleibt den bonitätsschwachen Unternehmen letztlich nur die Möglichkeit, über die Stellung entsprechender bzw. weiterer Sicherhei­ ten den Folgen einer negativen Ratingbeurteilung entgegenzuwirken. Die Sicherheiten werden zwar beim Rating der Banken nicht berück­ sichtigt. Sie haben aber dennoch erhebliche Auswirkungen auf die Konditionengestaltung, da bei ausreichender Stellung von Sicherheiten die Kredite nicht mit entsprechenden Eigenkapitalanteilen unterlegt werden müssen, was sich bankseitig wiederum positiv auf die Kosten und somit auf die Gestaltung der Konditionen auswirkt. Aus dem vorgenannten resultiert, dass sich Banken bei der Festlegung des Konditionen künftig von den Entscheidungsparametern des Rating­ ergebnisses und der zur Verfügung stehenden Sicherheiten leiten las­ sen.

1.1

Geschichtlicher Hintergrund der Baseler Eigenkapi­ talverordnung

Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht wurde 1975 vor dem Hinter­ grund der zu Beginn der 1970er Jahre einsetzenden Internationalisie­ rung des Finanzwesens als ein Ausschuss von Aufsichtsbehörden von den Präsidenten der Länder der Zehnergruppe (G10-Länder) gegrün­ det. Er setzt sich heute aus Vertretern der Zentralbanken und Bankauf­ sichtsbehörden von Frankreich, Großbritannien, Belgien, Luxemburg, Italien, Schweden, den Niederlanden, Schweiz, Kanada, Japan, den USA und Deutschland zusammen. In der Regel tagt der Ausschuss im 3Monats-Turnus bei der Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel. Vor dem Hintergrund der bestehenden und künftigen Risiken im internationalen Kreditgeschäft verfolgt der Ausschuss das Ziel, durch Erlassung einheitlicher Richtlinien und Empfehlungen, welche in natio­ nales Recht umzusetzen sind, die Sicherheit und Solidität des globalen Finanzwesens zu stabilisieren. Vor diesem Hintergrund ist auch die Auf­ stellung der Baseler Eigenkapitalforderungen zu sehen, mit denen die

11

Schaffung eines Rahmens für die Risikomessung und die Festlegung branchenaufsichtsrechtlicher Mindestkapitalanforderungen für Kredit­ institute geregelt wurde bzw. wird.

1.2

Inhalt des 1. Baseler Konsultationspapiers (Basel I)

Der Hintergrund für die Aufstellung der ersten Baseler Eigenkapital­ verordnung von 1988 lag in der Sorge der Zentralbankpräsidenten der G10-Länder begründet, dass das vorhandene Eigenkapital der interna­ tional tätigen Banken, welches seinerzeit auf Grund eines intensiven Verdrängungswettbewerbes einen bedrohlichen Tiefstand erreicht hat­ te, zur Absicherung von Kreditausfällen nicht ausreichen könnte. Vor diesem Hintergrund wurde die Forderung aufgestellt, dass internatio­ nal tätige Banken unter Berücksichtigung des Risikogehaltes mindestens 8 % ihrer Risikoaktiva mit Eigenkapital unterlegen müssen. Dies hatte zur Folge, dass eine Bank maximal das 12-fache ihres haftenden Eigen­ kapitals als Risikoaktiva ausreichen kann. Falls eine Bank darüber hinaus Risikoaktiva ausreichen möchte, muss diese mit entsprechenden Sicher­ heiten unterlegt werden. Obwohl diese Regelungen ausschließlich für international tätige Ban­ ken konzipiert wurden, haben sie sich zu einem weltweit anerkannten Standard entwickelt. In Deutschland wurden die Regelungen 1988 im Zusammenhang mit der vierten und sechsten KWG-Novelle in nationa­ les Recht umgesetzt.

1.3

Inhalt des 2. Baseler Konsultationspapiers (Basel II)

Das 2. Baseler Konsultationspapier verfolgt nach wie vor das Ziel, die Sicherheit und Solidität des Finanzsystems zu stärken. Allerdings möch­ te man im Vergleich zu Basel I dies durch eine den tatsächlichen Risiken entsprechende Eigenkapitalunterlegung erreichen. Die neuerliche Re­ gelung war erforderlich geworden, weil die bisherigen Regelungen nur sehr pauschal für das Kreditrisiko ausgelegt waren und das individuelle Risiko des einzelnen Kreditnehmers nur in unzureichendem Umfang berücksichtigt wurde. Hinzu kam, dass verschiedene Risikopositionen wie z. B. das operationale Risiko und das Zinsänderungsrisiko bisher überhaupt nicht berücksichtigt worden sind. Weiterhin waren die Ban-

12

ken im Zeitverlauf vor dem Hintergrund der steigenden Eigenkapital­ kosten teilweise verstärkt dazu übergegangen, in zunehmendem Ausmaß bestehende Kreditrisiken über gesetzlich erlaubte Ver­ briefungsaktionen zu verringern. Dies hatte zur Folge, dass die durch Eigenkapital zu unterlegenden Risikoaktiva zwar verringert wurden, die Verringerung aber nicht im gleichen Maße zur Verringerung des wirt­ schaftlichen Risikos beitrug. Da diese Vorgehensweise der aufsichts­ rechtlichen Zielsetzung zuwider lief, was sowohl seitens der Bank als auch von der Bankenaufsicht bemängelt wurde, soll dem Kreditrisiko künftig durch eine differenzierte Eigenkapitalunterlegung Rechnung getragen werden.

Aus Bild 1 ist zu entnehmen, dass die neue Baseler Eigenkapital­ verordnung auf sich gegenseitig bedingende und ergänzende Ansätze, den sog. Säulen, beruht.



Säule 1

Säule 2

Säule 3

Mindesteigenkapital­ anforderungen

Bankaufsichtliche Prüfung der Kapitaladäquanz

Marktdisziplin

Kreditrisiko - Standardansatz - Interne RatingAnsätze - Kreditsicherungs­ techniken



Zinsänderungsrisiken



Überprüfung, ob Methoden der inter­ nen Risikomessung den regulatorischen Anforderungen ent­ sprechen

• Operatives Risiko •

Als Konsequenz einer Abweichung kann die Aufsicht eine Erhöhung des regulatorischen Kapitals fordern

....

• Offenlegung des Eigen­ kapitalniveaus, des Risikoexposures und der Kapitaladäquanz • Bestandteil der Zulassungsvoraus­ setzung für die Anwendung von Optionen in Säule 1

Quelle: Dresdner Bank AG

Bild 1: Die Säulen von Basel II

13

1. Säule: Mindestkapitalanforderungen Die erste Säule enthält teilweise sehr genau ausformulierte Vorgaben für die Bemessung des Kredit- sowie operationalen Risikos. Den Banken wird dabei einerseits aufgezeigt, wie sie im Rahmen vorgegebener An­ sätze Bonitätsgewichte und Sicherungswerte ermitteln können. Andererseits bekommen die Banken aufgezeigt, wie ihre Systeme und Prozesse optimal ausgestaltet sein müssen. Diese Regelungen, unter die auch die bankseitig verwendeten Ratingsysteme fallen, werden nach Ansicht vieler Fachexperten bei vielen Banken eine umfassende Neu­ organisation des Kreditprozesses auslösen, die sich auch auf die Firmen­ kundenkreditvergabe sowie die regelmäßig durchzuführende Beurtei­ lung der Sicherheiten auswirken wird. Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle aber auch ausgeführt, dass den Banken durchaus noch Spielräume für eine bankenindividuelle Ausgestaltung der Regelungen verbleiben.

2. Säule: Supervisory Review Process Diese Säule regelt im Wesentlichen den bankenaufsichtsrechtlichen Überwachungsprozess. Dabei wird seitens der Bankenaufsicht banken­ individuell überprüft, ob die Anforderungen der ersten Säule bankintern in angemessenem Umfang umgesetzt wurden und ob die jeweilige Bank darüber hinaus entsprechende Vorkehrungen getroffen hat, um ihre speziellen Kreditrisiken abzubilden und zu steuern.

3. Säule: Marktdisziplin Diese Säule regelt entsprechende Publikationspflichten von Banken. Diese müssen dem Kapitalmarkt künftig folgende Informationen zur Verfü­ gung stellen: • Aussagen über den Umfang des Konsolidierungskreises • Angaben, aus welchen Komponenten sich das aufsichtsrechtliche Eigenkapital zusammensetzt • Aussagen zur Eigenkapitalunterlegung der einzelnen Risken • Detaillierte Angaben zu Kredit-, Marktpreis- und operationalen Risi­ ken sowie den Zinsänderungsrisiken des Anlagebuches Durch diese Informationen soll der Markt in die Lage versetzt werden, die Risikosituation des jeweiligen Kreditinstituts zu beurteilen und Ver­ gleiche mit entsprechenden Konkurrenzkreditinstituten anzustellen. Da sich die Banken wiederum über den Kapitalmarkt refinanzieren müs­ sen, geht man davon aus, dass durch diese Vorgehensweise der Markt selbst eine gewisse Regulierungsfunktion für die Banken übernimmt.

14

1.4

Die Bewertungsansätze

Während bei der bisherigen Eigenkapitalunterlegung der Banken alle Unternehmen, unabhängig von ihrer Bonität, gleich behandelt wurden, sehen die neuen Vorschriften vor, dass jeder einzelnen Adresse im Rah­ men einer einzelfallorientierten Betrachtungsweise ein Bonitäts­ gewichtungsfaktor zugewiesen wird. Dies hat zur Folge, dass ein Un­ ternehmen künftig einer bestimmten Ratingklasse zugeordnet wird, deren Gewichtungsfaktor davon abhängt, für welchen Berechnungs­ ansatz bezüglich der Eigenkapitalunterlegung sich das jeweilige Kredit­ institut entschieden hat. Die Eigenkapitalunterlegung ergibt sich aus folgender Formel: Eigenkapitalunterlegung = Risiko(äquivalenz)betrag* x Risikogewicht**

* ** ***

Risiko(äquivalenz)betrag = Bemessungsgrundlage der Forderung x Umrechnungsfaktor Risikogewicht = Bonitätsgewicht des Kontrahenten*** x Solvabilitätskoeffizient Gewichtungsfunktion = (Verlust bei Ausfall x Ausfallwahr­ scheinlichkeit x Restlaufzeit) x Exposure bei Ausfall

Wie aus Bild 2 ersichtlich wird, stehen den Banken für die Beurteilung des Kreditrisikos der Standardansatz oder der interne Ratingansatz zur Verfügung.

Bild 2: Ratingsätze

15

Für welchen Ansatz sich ein Kreditinstitut entscheidet, hängt von deren Eigenkapitalausstattung und strategischer Ausrichtung ab. Unterneh­ men sollten in Erfahrung bringen, für welchen Ansatz sich das finanzie­ rende Kreditinstitut entschieden hat, da sie durch diese Information in die Lage versetzt werden, in Bezug auf das Rating richtige Entscheidun­ gen zu treffen (z. B. Einschaltung einer externen Ratingagentur oder nicht) und sich optimal auf anstehende Kreditverhandlungen und Bank­ gespräche vorbereiten zu können.

Unabhängig von den Beurteilungsverfahren ist von den Unternehmen auch zu beachten, dass sich Kreditrisiken durch die Zurverfügungstellung entsprechender Sicherheiten, Garantien, Kreditderivate usw. minimie­ ren lassen. Für die finanzierenden Banken bedeutet dies, dass trotz ei­ ner evtl, schlechten Ratingbeurteilung eine Reduzierung der Eigenkapi­ talunterlegung erzielt werden kann.

1.4.1 Der Standardansatz Der Standardansatz beruht praktisch auf der Eigenkapitalunterlegung des 1. Baseler Akkords und geht von einer Risikogewichtung von 100 % bei nicht gerateten Unternehmen aus. Die Unternehmen haben bei die­ sem Verfahren jedoch die Möglichkeit, ihre Kreditkosten durch die Vor­ lage externer Ratingergebnisse bei der finanzierenden Bank wie folgt zu senken:

Rating - Einstufungen AAA bis AA-

Risikogewichtung staatlicher Unter­ nehmen

0 %

Risikogewichtung normaler Unter­ 20 % nehmen

A+ bis A-

unter B nicht geratet

BBB+ bis BBB-

BB+ bis BB-

20 %

50 %

100 % 100 %

150 %

100 %

50 %

100 % 100 % 150 %

150 %

100 %

B+ bis B-

Bild 3: Risikogewichtungsfaktoren der Rating-Einstufungen

16

Im Hinblick auf die Kreditvergabe kann ein Unternehmen nur dann mit günstigeren Kreditkonditionen rechnen, sofern die externe Rating­ beurteilung im Bereich von AAA bis A- liegt. Bei einer externen Rating­ beurteilung ab B+ wird ein Unternehmen auf die Vorlage des Ergebnis­ ses bei der Bank verzichten, da es aufgrund der dann erforderlichen höheren Eigenkapitalunterlegung der Bank mit schlechteren Kredit­ konditionen rechnen muss. Vor dem Hintergrund, dass eine externe Ratingbeurteilung mit erhebli­ chen Kosten für das Unternehmen verbunden ist, gilt es unternehmens­ intern im Rahmen einer Kosten-Nutzen-Analyse genauestens abzuklä­ ren, ob es sich nachhaltig lohnt, eine externe Ratingexpertise einzuho­ len. Bei der Entscheidung ist weiterhin zu beachten, dass die Verwen­ dung der externen Ratingergebnisse der Zustimmung der jeweiligen nationalen Bankaufsichtsbehörde bedarf, die sich im Rahmen ihrer Ent­ scheidung intensiv mit der Qualität des Bonitätsbeurteilungssystems der jeweiligen Ratingagentur auseinander setzt. Hieraus folgt, dass ein Un­ ternehmen bei der Auswahl einer Ratingagentur vor der Auftragsvergabe abklären muss (z. B. durch Nachfrage bei der Agentur und der finanzie­ renden Bank), ob das eingesetzte Ratingverfahren der Agentur geprüft wurde und den bankaufsichtsrechtlichen Anforderungen entspricht.

Sofern sich eine Bank für den Standardansatz entschieden hat, ist vom kreditsuchenden Unternehmen zu beachten, dass das jeweilige Kredit­ institut im Rahmen seiner Kreditentscheidung und -beurteilung den­ noch interne Ratingverfahren einsetzen kann, ohne dass diese Auswir­ kungen auf die Eigenkapitalunterlegung haben.

1.4.2 Der interne Ratingansatz Vor dem Hintergrund, dass in Europa externe Ratings bei mittelständi­ schen Unternehmen nur in sehr geringem Umfang verbreitet sind, wur­ de im Rahmen des 2. Konsultationspapiers des Baseler Ausschusses geregelt, dass bei der Festlegung der Eigenkapitalunterlegung unter bestimmten Voraussetzungen auch bankinterne Ratingsysteme zum Einsatz kommen können. Um hierbei eine internationale Vergleichbar­ keit zu gewährleisten, müssen bankinterne Ratings nachfolgende Krite­ rien bei der Risikoeinschätzung eines Kreditnehmers erfüllen, deren Ein-

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Haltung von den nationalen Aufsichtsbehörden überwacht wird

• Vergangene und prognostizierte Fähigkeit, Erträge zu erwirtschaf­ ten, um Kredite zurückzuzahlen und anderen Finanzierungsbedarf zu decken, wie z. B. Kapitalaufwand für das laufende Geschäft und zur Einhaltung des Cashflows. • Kapitalstruktur und die Wahrscheinlichkeit, dass unvorhergesehene Umstände die Kapitaldecke aufzehren könnten und dies zur Zah­ lungsunfähigkeit führt. • Finanzielle Flexibilität in Abhängigkeit vom Zugang zu Fremd- und Eigenkapitalmärkten, um zusätzliche Mittel erlangen zu können. • Grad der Fremdfinanzierung und die Auswirkungen von Nachfrage­ schwankungen auf Rentabilität und Cashflow. • Qualität der Einkünfte, d. h. der Grad, zu dem die Einkünfte und der Cashflow des Kreditnehmers aus dem Kerngeschäft und nicht aus einmaligen nicht wiederkehrenden Quellen stammen. • Position innerhalb der Industrie und zukünftige Aussichten. • Risikocharakteristik des Landes, in dem ein Unternehmen seine Ge­ schäfte betreibt und deren Auswirkungen auf die Schulden­ dienstfähigkeit des Kreditnehmers einschließlich des Transferrisikos, wenn sich der Sitz des Kreditnehmers in einem anderen Land befin­ det und er evtl, keine Fremdwährung zur Bedienung seiner Verbind­ lichkeiten beschaffen kann. • Qualität und rechtzeitige Verfügbarkeit von Informationen über den Kreditnehmer einschließlich Verfügbarkeit testierter Jahresabschlüs­ se, die anzuwendenden Rechnungslegungsstandards und Einhaltung dieser Standards. • Stärke und Fähigkeit des Managements, auf veränderte Bedingun­ gen effektiv zu reagieren und Ressourcen einzusetzen sowie der Grad der Risikobereitschaft versus Konservativität. Sofern sich ein Kreditinstitut für den internen Ratingansatz entscheidet, muss es die Aktiva seines Anlagebuches in folgende Klassen einteilen:

• • • • • •

18

Staaten und Zentralbanken Banken Nicht-Banken Retail-Business Projektfinanzierung Eigenkapital

Für die Unternehmen sind hierbei insbesondere die Auswirkungen auf das Nicht-Banken-Geschäft sowie die Projektfinanzierung von beson­ derer Bedeutung.

Im Rahmen des internen Ratingansatzes hängt die Höhe der Eigen­ kapitalunterlegung von den verschiedenen Risikokomponenten, einer stetigen Risikogewichtungsfunktion und den daraus resultierenden Risikogewichten ab. Weiterhin ist zu beachten, dass hinsichtlich der Verwendung der internen Ratingverfahren Banken auch noch eine Viel­ zahl von Mindestanforderungen beachten müssen. Sie sind z. B. ver­ pflichtet, über einen Zeitraum von 2 Jahren anhand von tatsächlichen Ausfallwahrscheinlichkeiten nachzuweisen, dass ihre Ratingverfahren zu korrekten Ergebnissen geführt haben. Hieraus resultiert, dass eine Bank, bei Nutzung des internen Ratingansatzes, das Verfahren bereits in 2003/2004 einsetzen muss, um diese Anforderung zu erfüllen. Dies bedeutet aber gleichzeitig auch, dass Unternehmen ab diesem Zeit­ raum bankintern mit den neuen Verfahren beurteilt werden. Der interne Ratingansatz umfasst einen Basis- und einen Fortgeschritte­ nenansatz.

Der Basisansatz (Foundation Approach) Beim Basisansatz schätzt die Bank auf Basis der Ratingbeurteilung lediglich die Ausfallwahrscheinlichkeit und greift bei der Beurteilung der weiteren Risikokomponenten auf die Vorgaben der Bankenaufsicht zurück. Der fortgeschrittenen Ansatz (Advanced Approach) Der fortgeschrittenen Ansatz unterscheidet sich vom Basisansatz da­ durch, dass die Bank sämtliche Risikokomponenten eigenständig ein­ schätzt. Die Verwendung des fortgeschrittenen Ansatzes bedingt die Beachtung zahlreicher Mindestanforderungen sowie die Beachtung umfangreicher Dokumentationsanforderungen, so dass davon ausge­ gangen werden kann, dass dieser Ansatz nur von großen Bank bzw. großen Bankorganisationsverbänden gewählt wird.

19

1.4.3 Erleichterungen für mittelständische Unternehmen Grundsätzlich sieht Basel II ein Rating für alle Kreditnehmer vor, was zur Folge hat, dass diese Anforderungen auch für die Kreditvergabe an die mittelständische Wirtschaft gelten. Vor dem Hintergrund hat sich im Juli 2002 der Basler Ausschuss speziell mit den klein- und mittelständi­ schen Unternehmen befasst und nachfolgend aufgeführte Besonder­ heiten diskutiert: Grundsätzliche Begünstigung klein- und mittelständischer Unternehmen

Die vorgeschriebene Eigenkapitalunterlegung kann je nach Größe des Unternehmens bis zu 20 % gegenüber der Eigenkapitalunterlegung von größeren Unternehmen verringert werden. Insgesamt wird eine durchschnittliche Verringerung der Eigenkapitalunterlegung von 10 % angestrebt. Kleinkreditbegünstigung für klein- und mittelständische Unternehmen Kreditvergaben an Kleinunternehmen, die in ihrer Gesamtheit die Grenze von 1 Mio. EUR nicht überschreiten, sollen wie Privatkundenkredite behandelt werden. Weiterhin soll das Risikogewicht der Privat­ kundenkredite auf 75 % (vormals 100 %) reduziert werden.

Begünstigung längerfristiger Kreditvergaben

Längerfristige Kredite, welche an inländische Unternehmen mit einem konsolidierten Umsatz von bis zu 500 Mio. EUR gewährt werden, sollen ohne Risikoaufschläge ausgereicht werden. Hierbei liegt zu Grunde, dass eine Kreditlaufzeit von mehr als 2,5 Jahren normalerweise als risiko­ reicher eingestuft wird. Unabhängig von den geplanten Erleichterungen ist aber davon auszu­ gehen, dass die Banken nach wie vor alle Unternehmen einer Rating­ beurteilung unterziehen werden. Daher besteht auch für die Unterneh­ men, die unter die möglichen oder tatsächlichen Erleichterungen fallen, die Notwendigkeit, sich intensiv auf Ratingbeurteilungen seitens ihrer Bank vorzubereiten und alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten einer positiven Ergebnisbeeinflussung zu nutzen, um hierdurch bessere Konditionen zu erhalten.

20

Zusammenfassung: • Basel II regelt u. a. die Eigenkapitalunterlegung bei der Kredit vergäbe der Banken und sieht vor, dass risikobehaftete Kredite mit einem höheren Eigenkapitalanteil zu unterlegen sind. • Zur Messung des Risikogehaltes können Banken Ratingverfahren einsetzten. • Die Banken können zwischen verschiedenen Ansätzen (Standard­ ansatz und Interner Ratingansatz) wählen. • Sofern die Bank zur Risikobeurteilung interne Ratingansätze ver­ wendet, muss sie anhand tatsächlicher Ausfallwahrscheinlichkeiten die Aktualität des eingesetzten Ratingverfahrens nachweisen. • Für die Kreditvergaben an KMU können Banken voraussichtlich Erleichterungsregelungen in Anspruch nehmen.

21

2

Definition und geschichtlicher Hinter­ grund des Ratingbegriffs

In der Literatur findet man keine allgemein verbindliche Definition des Ratingbegriffs. Einerseits wird Rating als Beurteilungsverfahren bezeich­ net und andererseits als Ergebnis einer Bewertung gesehen.

Beispiel „Der Begriff Rating bezeichnet Beurteilungsverfahren, die die Bewer­ tungsobjekte hinsichtlich einer bestimmten Zielsetzung in eine ordinale Rangordnung bringen" (Definition nach Serfling/Badack/Jeiter)

„Ein Rating ist das Ergebnis einer Bewertung wirtschaftlicher Sachver­ halte, das durch nichtnumerische Symbole dargestellt wird und durch einer Änderungsdynamik zu Grunde liegenden Sachverhalten entspre­ chenden, periodischen Aktualisierung jederzeit eine Klassifikation der betrachteten Sachverhalte durch einen Entscheidungsträger, der nicht der Produzent des Ratings ist, mit ordinalem Skalenniveau zulässt." (De­ finition nach Sönnichsen) Der Begriff Rating wurde erstmals 1850 in den USA im Zusammenhang mit der Bonitätseinstufung von Schuldnern als Klassifikation qualitati­ ver, wirtschaftlicher Tatbestände verwendet. Vor dem Hintergrund der Erschließung der USA und dem damit verbundenem Kapitalbedarf nahm in der Folgezeit die Bedeutung des Ratings stetig zu. 1867 erfolgte erstmals eine kommentierte Bewertung einer Eisenbahnanleihe, um den weitgehend unerfahrenen Geldgebern eine Orientierungshilfe über den Risikogehalt eines etwaigen Engagements zu geben. Im Jahr 1900 kam es schließlich zur Gründung der ersten kommerziellen Ratingagentur. In der Folgezeiterstellten die Ratingagenturen Unternehmens- und Länder­ ratings, welche den Kreditinstituten und Kapitalanlegern oftmals zu­ sätzlich als Entscheidungsgrundlagen dienten. Während die permanen­ te Verbreitung des Ratings zunächst auf die steigende Industrialisierung und die Folgen der Weltwirtschaftskrise von 1929 zurückzuführen war, ist ihre heutige Bedeutung im Zusammenhang mit der stetigen Globalisierung und der Bewältigung des damit verbundenen Informationsflusses sowie der betriebswirtschaftlichen Notwendigkeit der Risikominimierung zu sehen.

22

3

Einsatz von Ratingverfahren im Rahmen der Kreditvergabe der Banken

Im Rahmen der Kreditvergaben werden Ratingverfahren seit ca. 20 Jah­ ren intensiv eingesetzt. Dabei lassen sich die verschiedenen Rating­ verfahren wie folgt klassifizieren: a) nach der beurteilenden Stelle - bankinterne Ratinganalysen - Analysen von Ratingagenturen

b) nach dem Ratinggegenstand - Firmenkundenrating - Branchenrating - Länderrating

3.1

Externe Ratinganalysen

Vor dem Hintergrund von Basel II kommt den Ergebnissen aus externen Ratinganalysen eine zunehmende Bedeutung zu. Die Unternehmen set­ zen sich derzeit intensiv mit der Frage auseinander, ob sie sich einer externen Ratinganalyse unterziehen sollen und welche Vorteile damit verbunden sind.

Sofern ein Unternehmen von einer externen Rating-Agentur beurteilt wurde, wird die „Note" seitens der Kreditinstitute im Rahmen der Kredit­ entscheidung und Kreditbeurteilung neben den eigenen Analysen so­ wie der Berücksichtigung aktueller Erkenntnisse (z. B. aus Finanz­ informationssystemen wie Reuters, Telerate, Bloomberg sowie der Ta­ gespresse und den Analysen von Researchgesellschaften) mit zur Unter­ nehmensbeurteilung herangezogen. Für das Kreditinstitut hat diese Vorgehensweise den Vorteil, dass eigene Erkenntnisse mit Experten­ meinungen von Dritter Seite verglichen und Abweichungen umgehend analysiert werden können. Hierzu ist jedoch Voraussetzung, dass die jeweiligen Analysten der Banken über ausreichende Informationen be­ züglich des Zustandekommens der Ergebnisse externer Rating-Agentu­ ren verfügen.

23

Sofern ein Kreditinstitut keine eigenständigen Ratinganalysen durch­ führt, kann das Ergebnis der externen Ratinganalyse im Rahmen des Standardansatzes verwendet werden. Dies bedingt jedoch, dass die Ratingagentur die Vorgaben nach Basel II erfüllt. Sofern sich ein Unter­ nehmen ausschließlich zum Zwecke der Kreditaufnahme bei Banken beurteilen lässt, empfiehlt es sich dringend, mit der Ratingagentur und der finanzierenden Bank zu klären, ob die Agentur die Anforderungen erfüllt und ob das Ergebnis im Rahmen der Kreditentscheidung und beurteilung berücksichtigt wird.

3.1.1 . Vorgehensweise externer Ratingagenturen Externe Ratinganalysen werden von unabhängigen Rating-Agenturen durchgeführt. Diese beschäftigen Spezialisten, die neben grundlegen­ den Fachkenntnissen i. d. R. auch über eine mehrjährige praktische in­ ternationale Berufserfahrung in diversen Branchen verfügen. Im Rah­ men ihrer Analysen beurteilen diese Spezialisten - je nach Aufgaben­ stellung - die lang- bzw. kurzfristige Schuldentilgungsmöglichkeit des zu beurteilenden Unternehmens unter Berücksichtigung des sozialen und ökonomischen Umfeldes. Dabei werden i. d. R. folgende Informa­ tionen berücksichtigt:

• Allgemein verfügbare Unterlagen (Jahresabschlussunterlagen, Registerauszüge usw.) • Wirtschaftsdaten aus renommierten Quellen (Branchenverbände, In­ formationen der Weltbank usw.) • Diverse Publikationen (Nachrichten, wissenschaftliche Artikel oder Abhandlungen, Fachzeitschriften usw.) • Ergebnisse aus Gesprächen mit Wissenschaftlern, Branchenexperten usw. • Informationen aus Börsen- und sonstigen Wertpapierprospekten • Unternehmeninterna, die im Rahmen des Ratingprozesses in Erfah­ rung gebracht werden. Der eigentliche Ablauf des Ratingprozesses selbst hängt von der mit der Durchführung der Ratinganalyse betrauten Ratingagentur ab. Im we­ sentlich stellt sich der Ablauf bei renommierten Ratingagenturen wie folgt dar:

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Informelle Vorgespräche

Im Rahmen der informellen Vorgespräche stellt sich die Ratingagentur sofern sie nicht schon bekannt ist - vor. Danach wird das Unternehmen über die Vorgehensweise der Agentur sowie die verschiedenen Phasen des Ratingprozesses informiert. In diesem Zusammenhang wird dem Unternehmen auch mitgeteilt, welche Unterlagen die Ratingagentur benötigt und was die Schwerpunkte des durchzuführenden Rating­ gespräches sein werden. Weiterhin werden die Dauer und die Kosten für den durchzuführenden Ratingprozess festgelegt. Auf Basis der Vor­ gespräche sowie der Kosten entscheidet das Unternehmen, welche Agentur mit der Durchführung des Ratings beauftragt wird. Benennung des Analyseteams Nachdem eine Ratingagentur einen Auftrag erhalten hat, wird sie unter Berücksichtigung der branchenspezifischen Kernkompetenz des Unter­ nehmens ein Analyseteam zusammenstellen. Dem Team steht normalerweise ein Teamverantwortlicher vor, der Hauptverantwortung für die Durchführung des Ratingverfahrens und die künftige analyti­ sche Betreuung trägt. Falls erforderlich werden von dem Analyseteam nach vorheriger Rücksprache mit dem Unternehmen weitere Unterla­ gen angefordert

Analytische Vorbereitung Die analytische Vorbereitung findet sowohl seitens des Unternehmens als auch auf Seiten der Ratingagentur statt. Das Unternehmen wird sich, gegebenenfalls unter Hinzuziehung eines externen Experten, in­ tensiv auf den bevorstehenden Ratingprozess und hier insbesondere auch auf das Ratinggespräch vorbereiten. Es erstellt das sog. Rating­ handbuch, dass auch bei späteren Ratinganalysen nach entsprechender Aktualisierung als Grundlage für das Rating dienen kann. Auf Seiten der Ratingagantur bereiten sich die Analysten unter Berücksichtigung vorhandener Unternehmenspezifika und weiterer Informationen inten­ siv auf den bevorstehenden Ratingprozess vor. Ratinggespräch mit dem Unternehmen

Beim Ratinggespräch (auch Management Meeting genannt) stellt sich das Unternehmen den Analysten vor. Gegenstand des Gespräches kön­ nen z. B. sein:

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• bisherige Unternehmensentwicklung • Organisationsstruktur des Unternehmens • momentan verfolgte Unternehmensstrategie und deren Umsetzung unter Berücksichtigung der Unternehmensführungsgrundsätze • derzeitige Marktstellung des Unternehmens • aktuelle Finanzierungen und Finanzierungsformen • weitere relevante Sachverhalte, wie z. B. laufende Rechtsstreitigkeiten und durchgeführte Risikoausgleichstransaktionen (Stichwort: Derivatefinanzierung) • Darstellung des Unternehmensumfeldes Analyse und Ratingentscheidung In der Analysephase beurteilt die Ratingagentur die Unternehmensrisiken. Ausgehend von der Bilanzanalyse verschafft sie sich einen Überblick über die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage. Darauf aufbauend er­ folgt die Bewertung der

• einzelnen Fachabteilungen (z. B. EDV, Beschaffung, Produktion, Ab­ satz, Rechnungswesen) • Zusammensetzung der Produktpalette unter Berücksichtigung der jeweiligen Absatzmöglichkeiten • Kostenrechnungs- und Kalkulationssysteme • Beziehungen zu verbundenen Unternehmen (Sicherungs- und Gewinnabführungsvereinbarungen usw.). Um hierbei zu verlässlichen Aussagen zu gelangen, werden im Unter­ nehmen Gespräche geführt, um einerseits Informationen über bekann­ te und vertrauliche Unternehmensinformationen zu erhalten und andererseits, um Aussagen über die Qualität des Managements ma­ chen zu können. Falls die Möglichkeit gegeben ist, führen die externen Analysten auch direkt Gespräche mit den Mitarbeitern, um sich einen Einblick über die Abwicklung des Tagesgeschäftes zu verschaffen. Die Analyse wird durch eine intensive Beurteilung des Branchenrisikos und des rechtlichen Umfeldes (u. a. Länderrisiko) abgerundet. Die eigentliche Entscheidung über die Ratingeinstufung wird vom Rating­ komitee getroffen. Dieses Komitee setzt sich aus Branchenspezialisten, dem verantwortlichen Analysten und gegebenenfalls aus weiteren Führungskräften des Ratingunternehmens zusammen.

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Veröffentlichung des Ratingergebnisses

Die Entscheidung über die Veröffentlichung des Ratingergebnisses wird vom Unternehmen getroffen. Falls sich das Unternehmen für die Veröf­ fentlichung entscheidet, wird seitens der Ratingagentur eine entspre­ chende Pressemitteilung erstellt, deren Inhalt mit dem Unternehmen abgesprochen wird, um sicherzustellen, dass keine vertraulichen Infor­ mationen an die Öffentlichkeit gelangen.

Überwachung und Überprüfung In den darauf folgenden Jahren erfolgt eine permanente Überprüfung der ermittelten und publizierten Resultate. Sofern man hierbei zu dem Ergebnis gelangt, dass mit einer Veränderung der Bonitätseinstufung zu rechnen ist, wird das Unternehmen auf eine „Watchlist" gesetzt und nochmals intensiv analysiert. Über diese Vorgehensweise und das Analyseergebnis wird zunächst die Unternehmensleitung und im An­ schluss daran die Öffentlichkeit über eigene Publikationen sowie über diverse Medien informiert.

3.1.2 Namhafte Ratingagenturen und deren Beurteilungsverfahren Den nachfolgend aufgeführten Agenturen kommt aufgrund ihrer inter­ nationalen Ausrichtung eine besondere Bedeutung zu: Moody's Investors Service und Standard & Poor's Corporation, New York

Diese Unternehmen sind weltweit die führenden Ratingagenturen. Sie bewerten sowohl Banken als auch Industrie- und Handelsunternehmen hinsichtlich ihrer Fähigkeit, eingegangene Zahlungsverpflichtungen ord­ nungsgemäß zu erfüllen.

Fitch/IBCA Limited, London Diese Agentur hat sich auf die Analyse von Banken (Schwerpunkt Europa) spezialisiert. Aufgrund ihres Standortes beurteilt sie darüber hinaus noch Industrieunternehmen aus Großbritannien.

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Companhia Portuguesa de Rating S.A., Lissabon Die CPR analysiert Banken, Versicherungen, Kapitalanlage- und Leasing­ gesellschaften. Die Agentur, die 1988 ursprünglich zur Förderung des portugiesischen Kapitalmarktes gegründet wurde, erlangte schnell in­ ternationale Bedeutung.

Euronation France, Paris Die Gründung dieses Unternehmens wurde von Privatinvestoren und diversen Wirtschaftsverbänden aus Frankreich initiiert. Das Unterneh­ men hat sich auf die Analyse von französischen Emittenten spezialisiert. Durch den angestrebten europäischen Binnenmarkt werden dieser Ratingagentur künftig sehr gute Entwicklungschancen eingeräumt.

Neben den bekannten internationalen Ratingagenturen wurde vor dem Hintergrund der Anforderungen von Basel II auf nationaler Ebene eine Vielzahl von Ratingunternehmen gegründet, welche die Unternehmen zwischenzeitlich intensiv umwerben.

3.1.2.1 Bewertung internationaler Ratingagenturen für das langfristige Rating Im Folgenden wird ein Überblick über die verschiedenen Ratingkategorien und deren Modifikationen gegeben. Bezüglich der Bewertung ist anzu­ merken, dass bei allen Ratingagenturen die beste Bewertung das sog. „Triple A" darstellt, wobei sich die daraus abzuleitenden Interpretatio­ nen je nach Analysegegenstand (Unternehmenstyp: Industrieunter­ nehmen, Bank, Versicherungen sowie Finanzierungstyp: langfristige Wertpapieremission usw.) unterscheidet. Sofern innerhalb einer Kate­ gorie entsprechende Rangabstufungen festzustellen sind, wird dies durch die Rangmodifikatoren (1-3 bzw. +/-) dargestellt, wobei z. B. bezogen auf eine Unternehmensanalyse die Vergabe einer 1 (+) bedeutet, dass das Unternehmen in das obere Drittel und bei der Vergabe einer 3 (-) in das untere Drittel einer Rangkategorie einzuordnen ist.

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Agentur Moody's S&P's

Fitsch/ IBCA

ENF

CPR

AAA AA A BBB BB B CCC CC C D 1 2 3

AAA AA A BBB BB B CCC CC C D +

Bereich

Kapitalanlage­ bereich

Spekulations­ bereich

Rang­ modifi­ katoren

Aaa Aa A Baa Ba B Caa Ca C 1 2 3

AAA AA A BBB BB B CCC CC C D +

AAA AA A BBB BB B CCC CC C

-

-

+

-

Bild 4: Langfristige Rating-Einstufungen Ratinglegende für langfristige Verbindlichkeiten (mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr) nach Moody's:

• Investmentbereich Aaa Aa1, Aa2, Aa3 A1, A2, A3 Baal, Baa2, Baa3

• Spekulationsbereich Ba1, Ba2, Ba3 B1, B2, B3 Caa1, Caa2, Caa3 Ca C

erstklassig von hoher Qualität obere Mittelklasse von mittlerer Qualität

mit spekulativen Elementen mangelnde Eigenschaften einer erstrebens­ werten Kapitalanlage geringes Standing hochgradig spekulativ niedrigste Kategorie; äußerst schlechte Voraussetzungen, jemals echte Anlage­ eigenschaften zu entwickeln

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3.1.2.2 Bewertung von Moody's als Beispiel für das kurzfristige Rating Kurzfristige Ratings werden i. d. R. für die Beurteilung von Schuldver­ schreibungen und Wertpapieremissionen wie den sogenannten CP's (Commercial Papers) verwendet. Im Gegensatz zum langfristigen Ra­ ting, wo zwischen den führenden Ratingagenturen kaum Unterschiede bezüglich der Symbole für die jeweiligen Kategorien festzustellen wa­ ren, sind beim kurzfristigen Rating zwar erhebliche Unterschiede in der verwendeten Symbolik, jedoch nicht in der Aussagekraft festzustellen. Als Beispiel wird im Folgenden die Bewertung von Moody's für das kurz­ fristige Rating dargestellt:

Fristigkeit Bereich

langfristig

\

Kapitalanlage­ bereich

Spekulations­ bereich

Aaa — Aa1 Aa2 Aa3 A1 A2 A3 Baal Baa2 Baa3 Ba1 — Ba2 Ba3 B1 B2 B3 Caa Ca C —

Bild 5: Kurzfristige Rating - Einstufungen

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kurzfristig

Prime-1

—Prime-2

_j^

Prime-3

Not-Prime

Ratinglegende für kurzfristige Verbindlichkeiten

• Prime-1 • Prime-2 • Prime-3 • Not Prime

höchste Qualität hohe Qualität befriedigende Qualität entspricht dem „Spekulationsbereich''

Sofern Schuldverschreibungen bzw. sonstige Wertpapieremissionen ei­ nes Unternehmens geratet wurden, werden die jeweiligen Ergebnisse und eventuell festgestellte Veränderungen im Zeitablauf bei der Kredit­ entscheidung und -beurteilung seitens der Banken mit berücksichtigt.

3.1.3 Zielgruppen des externen Ratings Durch ein entsprechend „gutes Rating" verschaffen sich die gerateten Unternehmen einen schnelleren Zugang zu den Finanzmärkten sowie zinsgünstigen Finanzierungsmöglichkeiten (Beteiligungen, Kredite). Vor diesem Hintergrund stellt der Adressatenkreis der potentiellen Kreditund Kapitalgeber zunächst die wichtigste Zielgruppe dar. Daneben gibt das externe Rating aber auch dem Unternehmen und seinen Anteils­ eignern sowie den Aufsichtsgremien wichtige Hinweise auf mögliche Krisenindikatoren. Da die Unternehmen im Rahmen ihres Marketings in zunehmendem Umfang dazu übergehen, ihre positiven Ratingergebnisse einem breiten Publikum zur Kenntnis zu bringen, ist künftig davon aus­ zugehen, dass die Ratingbeurteilung erhebliche Auswirkungen auf die Meinungsbildung der Kunden, strategischer Partner sowie die breite Öffentlichkeit haben wird. Kredit- und Kapitalgeber Wesentliche Kreditgeber des Unternehmens sind neben den Banken in nicht unerheblichem Umfang auch die Lieferanten, die den Unterneh­ men Lieferantenkredite dergestalt zur Verfügung stellen, dass sie Wa­ ren gegen Zahlung auf Ziel liefern. Da den Lieferanten normalerweise seitens des Unternehmens keinerlei Sicherheiten zur Verfügung gestellt und sie nicht so umfangreich wie Banken informiert werden, sind diese Kredite durchaus als risikoreich einzustufen. Dies hat in der Praxis zur Folge, dass der Lieferantenkredit normalerweise der teuerste Kredit ist, den ein Unternehmen in Anspruch nehmen kann. Durch ein entspre­ chendes Rating erhalten die Lieferanten von neutraler Seite eine Beur­

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teilung ihrer Kreditnehmer. Da sich ein Lieferant auch entsprechend fi­ nanzieren muss, stellt die Ratingkennziffer einerseits ein wichtiges Indiz für die Realisierbarkeit der Kundenforderung dar. Andererseits kann es dem gerateten Unternehmen die Möglichkeit eröffnen, längere Zah­ lungsziele zu erhalten oder die tatsächliche Zahlung über das eigentli­ che Zahlungsziel hinaus zu verlängern, was sich wiederum positiv auf die Höhe der Kreditkosten auswirkt.

Bereits vorhandene oder potentielle Kapitalgeber können neben Ge­ sellschaftern und Anteilseignern auch Beteiligungsunternehmen sein, die sich entweder permanent oder nur vorübergehend an einem Unter­ nehmen beteiligt haben bzw. beteiligen möchten. Diese Gruppe erhält durch das externe Rating wichtige Informationen im Hinblick auf die Sicherheit ihrer Beteiligung. Diese Informationen haben erheblichen Ein­ fluss auf die Entscheidung, ob ein Engagement eingegangen, aufrecht­ erhalten oder aufgelöst werden soll. Sofern ein Engagement bereits eingegangen wurde, stellt die Ratingkennziffer einen wichtigen Anhalts­ punkt auf den ordnungsgemäßen Bilanzansatz sowie möglicherweise erforderlicher Wertberichtigungen bei den jeweiligen Kapitalgebern dar. Das Unternehmen und seine Arbeitnehmer Für das Unternehmen selbst besteht zunächst ein wesentlicher Vorteil darin, dass es sich intensiv und diszipliniert auf die Ratingbeurteilung vorbereiten muss. Im Rahmen dieser Vorbereitung lassen sich bereits frühzeitig mögliche Krisenindikatoren und Problemfelder erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten. Durch die unabhängige und objektive Beurteilung der externen Ratingagentur erfolgt dann eine Bestandsaufnahme, die entweder die Analyseergebnisse des Unterneh­ mens bestätigt oder zur Aufdeckung weiterer Krisenindikatoren und Problemfelder führt.

Die Führungsebene eines Unternehmens erhält durch die Beurteilung einer externen Ratingagentur eine gute Gelegenheit, ihre Performance unter Beweis zu stellen. Des Weiteren bieten die Ergebnisse der exter­ nen Ratingagentur eine wichtige Grundlage für die Gesprächsvor­ bereitung mit den Anteilseignern, dem Aufsichtsrat sowie den Mitar­ beitern des Unternehmens.

Angehörige von Familienunternehmen, die nicht in die Unternehmens­ leitung eingebunden sind, können durch die Beurteilung einer unab-

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hängigen Institution die Chancen und Risiken ihrer Beteiligung besser beurteilen. Die externe Beurteilung trägt weiterhin zur Versachlichung von Diskussionen bei evtl, aufkommenden Problemen bei und bietet darüber hinaus eine wesentliche Grundlage für die Bewertung von Unter­ nehmensanteilen sowie Preisfindung bei der Übertragung von Unter­ nehmensanteilen. Gegenüber den Arbeitnehmern kann durch ein positives Rating vermit­ telt werden, dass ihr Arbeitsplatz zumindest derzeit sicher ist. Hierdurch kann bei den Arbeitnehmern ein Gefühl der Sicherheit hervorgerufen werden, was sich wiederum positiv auf deren Leistungsbereitschaft und die Identifikation mit dem Unternehmen auswirken kann. Ein schlech­ tes Rating hingegen kann eine Signalwirkung auf die Leistungsträger des Unternehmens haben, da die Gefahr besteht, dass sich diese nach bekannt werden des Ratingergebnisses evtl, nach einem anderen Ar­ beitgeber umschauen werden.

Kunden, strategische Partner und die Öffentlichkeit

Bei strategischen Partnern handelt es sich um Unternehmen, die am gerateten Unternehmen nicht selbst beteiligt sind, jedoch im Hinblick auf ihre Produktion, die innerbetriebliche Abwicklung oder den Absatz von der wirtschaftlichen Entwicklung des gerateten Unternehmens ab­ hängig sind. Vor dem Hintergrund dieses Abhängigkeitsverhältnisses ist auch das Interesse der Partnerunternehmen an einem externen Rating zu sehen, da diese Beurteilung wiederum Grundlage für deren Beurtei­ lung durch Dritte ist. Kann ein Partnerunternehmen z. B. nachweisen, dass der Hauptabnehmer ein positiv gerateter Kunde ist, kann sich dies im Rahmen von Kreditgesprächen durchaus positiv auf die Verhandlungs­ position und die Kreditmarge auswirken. Im Hinblick auf die Kunden kann sich ein positives Rating in zweierlei Hinsicht auswirken. Einerseits wird dem Kunden durch das externe Ra­ ting bescheinigt, dass es sich bei dem Partner/Lieferanten um ein soli­ des Unternehmen handelt, bei dem zumindest zum Zeitpunkt des Ra­ tings keine wesentlichen Krisenfaktoren zu erkennen waren. Andererseits werden die Kunden bei größeren Aufträgen oftmals zu Anzahlungen aufgefordert. Da Anzahlungen aber nichts anderes als eine Vorfinanzie­ rung sind und somit eine Kreditgewährung an den Lieferanten darstel­ len, kann sich ein entsprechendes Rating des Lieferanten durchaus po­

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sitiv auf die Entscheidungsfindung und Beurteilung des Forderungs­ bestandes des Kunden auswirken. Die Wirkung eines positiven Ratings über Jahre hinweg darf in Hinblick auf die Öffentlichkeit nicht unterschätzt werden, da hierdurch ein Un­ ternehmen seinen betriebswirtschaftlichen Erfolg und seine Kompetenz über einen längeren Zeitraum hinweg unter Beweis stellen kann. Sollte es in der Folgezeit dennoch zu einer Unternehmensschieflage kommen, so wird diese voraussichtlich ganz anders gewertet werden als bei ei­ nem Unternehmen, das in der Vergangenheit nur schlechte Ratingnoten erhielt.

3.1.4 Vorteile, Nachteile und Grenzen des externen Ratings Grundsätzlich ist auszuführen, dass Ratings weder eine Empfehlung für eine Beteiligung oder Kreditgewährung noch für den Verkauf einer Be­ teiligung oder Kreditkündigung darstellen. Sie stellen auch keine Ga­ rantie dar, dass ein Unternehmen seinen Zahlungsverpflichtungen nach­ kommen kann. Ratings sind lediglich ein Indikator für einen möglichen Kreditausfall oder Kostenanfall aufgrund von unvollständigen Zahlun­ gen, Zahlungsverzug oder Zahlungsunfähigkeit des beurteilten Unter­ nehmens. Durch ein entsprechend „gutes Rating" dokumentiert ein Unterneh­ men, dass sich eine entsprechende Investition von dritter Seite mit gro­ ßer Wahrscheinlichkeit lohnt und keinen spekulativen Charakter hat. Hierdurch wird dem Unternehmen die Möglichkeit eröffnet, sich neben Bankkrediten entweder auf dem nationalen oder internationalen Finanz­ markt (abhängig von der Ratingagentur) mit zinsgünstigen Finanzierungsmöglichkeiten (z. B. Beteiligungen) zu versorgen. Hinzu kommt, dass sich ein gutes Rating auf den Bekanntheitsgrad und den Unternehmenswert (good will) auswirkt. International tätige Unterneh­ men machen sich diese Vorteile im Rahmen ihrer Finanzierungspolitik und Marketingstrategie zu Nutze, um sich durch die Setzung entspre­ chender Benchmarks positiv von der Konkurrenz abzuheben. Im Um­ kehrschluss kann ein „schlechtes Rating" bzw. eine Herabsetzung der Ratingkennziffer die Finanzierungsmöglichkeiten eines Unternehmens erheblich erschweren bzw. verteuern.

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Von erheblicher Bedeutung ist auch die Tatsache, dass eine Unter­ nehmensbeurteilung durch eine externe Ratingagentur mit erheblichen Kosten verbunden ist. Dies hat zur Folge, dass sich gerade für kleinund mittelständische Unternehmen eine externe Ratingbeurteilung oftmals überhaupt nicht lohnt, weil etwaige Zinsvorteile die Kosten für die Ratingbeurteilung nicht aufwiegen. Dies auch insbesondere dann nicht, wenn die finanzierende Bank ihre Kreditentscheidung weiterhin auf der Basis eines bankinternen Ratings trifft. Sofern dies der Fall ist, muss sich das Unternehmen ohnehin ernsthaft mit der Frage nach dem Sinn eines externen Ratings auseinander setzen. Soll ein externes Ra­ ting ausschließlich als Grundlage für Verhandlungen mit der Bank die­ nen, kann es für das Unternehmen wesentlich kostengünstiger sein, sich intensiv auf die anstehenden Bankgespräche und die Beeinflus­ sung des bankinternen Ratings vorzubereiten anstatt eine externe Rating­ beurteilung anzustreben. Bei der Entscheidung für ein externes Rating ist weiterhin zu beachten, dass es sich um eine permanente Unternehmensbeurteilung handelt, die auch in den Folgejahren entsprechende Kosten nach sich zieht. Ge­ rade diese Tatsache wird von den Unternehmen oftmals nicht beachtet, was zur Folge hat, dass sich ein positiver Zinsvorteil zum Zeitpunkt der Kreditgewährung in den Folgejahren aufgrund der Kosten der neuerli­ chen Ratingbeurteilungen in einen entsprechenden Nachteil umkehrt.

Beispiel Die Kosten für ein externes Rating belaufen sich auf 15.000 EUR. Das Unternehmen erhofft sich, durch ein entsprechendes Rating den Kredit­ zins um 0,5 % günstiger gestalten zu können. Um die Kosten der Rating­ analyse im Jahr der Kreditaufnahme decken zu können, muss das Un­ ternehmen einen Kredit in Höhe von 3 Mio. EUR aufnehmen. Lassen sich die Kreditkosten jedoch nur um 0,3% günstiger gestalten, lohnt sich ein externes Rating erst bei einer Kreditaufnahme von 5 Mio. EUR. Kommt hingegen die Bank im Rahmen ihrer internen Ratinganalyse zu dem gleichen Ergebnis wie die externe Ratingagentur, sind dem Unter­ nehmen zusätzliche Kosten in Höhe der Ratinggebühr entstanden, wel­ che sie anderweitig decken muss. In der Fachliteratur taucht in jüngster Zeit immer häufiger die Kritik auf, dass Ratingagenturen auf negative Entwicklungen lediglich im Nach­ hinein reagieren. Als Beispiel hierfür werden oftmals die Mexiko- (1994),

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Asien- (1997) und Japankrise (1998) angeführt. Dieser Kritik ist jedoch entgegenzusetzen, dass eine Ratingkennziffer lediglich eine Meinung hinsichtlich der Eintrittswahrscheinlichkeit von Zahlungsströmen unter Berücksichtigung entsprechender Bonitätsrisiken zu einem bestimmten Zeitpunkt darstellt. Die Kreditinstitute tragen diesem Sachverhalt dergestalt Rechnung, dass sie externe Ratings im Rahmen ihrer Kredit­ entscheidung und -beurteilung berücksichtigen und darüber eigenstän­ dige Überlegungen hinsichtlich Aktualität und Aussagegehalt anstellen.

Zusammenfassung: • Externe Ratinganalysen werden von den Ratingagenturen nach ei­ nem vorgegebenem Schema erstellt. • Externe Ratinganalysen sind nur sinnvoll, falls die daraus resultieren­ den Kosten durch eine entsprechende Reduzierung der Zinsen kom­ pensiert werden können oder das Unternehmen einen sonstigen Vorteil (z. B. positives Unternehmensimage) aus dem Analyseergebnis ziehen kann. • Für die langfristigen und kurzfristigen Ratingeinstufungen werden von den Ratingagenturen vergleichbare Symbole (z. B. „AAA") ver­ wendet. • Erforderliche Folgebewertungen führen zu einer permanenten Kostenbelastung. • Externe Ratingergebisse werden von der Bank nur anerkannt, falls die beurteilende Ratingagentur entsprechende Vorgaben nach Ba­ sel II erfüllt.

3.2

Länderrating

Bei Kreditgewährungen an ausländische Unternehmen bzw. an Unter­ nehmen mit grenzüberschreitenden Kunden- und Lieferanten­ beziehungen müssen Banken neben den normalen Kreditrisiken (Liquiditätsrisiko, Währungsrisiko und Adressenausfallrisiko) auch das jeweilige Länderrisiko berücksichtigen. Dies vor dem Hintergrund, dass trotz der guten Bonität des Kreditnehmers bzw. Absicherung Verluste entstehen, falls ausländische staatliche Stellen den Devisentransfer für Zinsen und Tilgungen verbieten (Transferrisiko) oder die Verwertung

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von Sicherheiten nicht gestatten. Dieses Risiko besteht in der gleichen Form auch bei international agierenden Unternehmen.

Die Beurteilung von Länderrisiken gewinnt vor dem Hintergrund einer zunehmenden Globalisierung von Unternehmen und Kreditinstituten immer mehr an Bedeutung. Angesichts dieser Tatsache wurden seitens der Ratingagenturen und Banken spezielle Ratingverfahren entwickelt, mit denen die jeweiligen Risiken analysiert und mittels einer Länder­ ratingkennzahl quantifiziert werden. Während die gewerbsmäßigen An­ bieter (BERI, Bl-Country Ratings, Economic System International des IFOInstituts, Euromoney-Index, Institutional Investor-Country, mm-Ländertest, World Political Risk Forecast usw.) ihre Ratingkennziffern veröf­ fentlichen, dienen die bankintern ermittelten Kennziffern als Grundla­ ge für die Kreditentscheidung und -beurteilung sowie zur Steuerung des Risikoportfolios. Für die Banken dient das Länderrating einerseits als Grundlage für eine einheitliche Risikobetrachtung, die wiederum als Voraussetzung für die Steuerung des Auslandsobligos der Banken angesehen wird. Andererseits wird das Länderrating zur Unterstützung der Entscheidungsfindung bei der Beurteilung von Einzelkreditvergaben herangezogen. Unter Berück­ sichtigung der jeweiligen Geschäftsbeziehungen und der gestellten Si­ cherheiten erfolgt bei den Einzelgeschäften eine entsprechende Konditionengestaltung unter Beachtung des jeweiligen Länderrisikos. Dabei ist unternehmensseitig zu beachten, dass es, gerade im Hinblick auf gestellte Sicherheiten (z. B. Forderungsabtretung), bei der Beurtei­ lung der Sicherheiten der Banken zu erheblichen Abschlägen aufgrund eines schlechten Länderratings eines Landes kommen kann. Sofern das Unternehmen in derart gelagerten Fällen keine zusätzlichen Sicherhei­ ten zur Verfügung stellen kann, ist davon auszugehen, dass sich diese Tatsache in Form von Risikoaufschlägen bei der Gestaltung der Konditi­ onen der Bank auswirkt. Um eine permanente Aktualität der eingesetz­ ten Ratings zu gewährleisten, werden sowohl seitens der Banken als auch der externen Ratingagenturen unterjährige Länderbeurteilungen durchgeführt.

Diejeweiligen Länderratingverfahren setzen sich i. d. R. aus quantitati­ ven und qualitativen Faktoren zusammen. Im einzelnen können dies sein:

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Quantitative Faktoren

• • • • • • •

Wirtschaftswachstum Inflationsrate Verschuldungsgrad Entwicklung der Handelsbilanz Entwicklung der Leistungsbilanz Wechselkursschwankungen Devisenreserven

Qualitative Faktoren

• Innovationsfähigkeit • Sozialklima • politische/religiöse Extremisten • innere/äußere Sicherheit • Effizienz des inländischen Zahlungssystems Die zuvor aufgeführten Faktoren werden im Wesentlichen durch die Wirtschaftsstruktur, die Wirtschaftspolitik, die Sozialstruktur und die Konjunktur des jeweiligen Landes beeinflusst. Im Rahmen der Analyse werden die einzelnen Faktoren kritisch durchleuchtet und je nach Aus­ gestaltung des Ratingsystems entsprechend ihrer Bedeutung gewich­ tet. Das so gewonnene Ergebnis in Form der Ratingkennziffer stellt ei­ nen wichtigen Indikator für die Beurteilung der landesbezogenen Zahlungswahrscheinlichkeit dar, was zur Folge hat, dass die jeweiligen Faktoren des Länderratingsystems permanent auf deren Aktualität hin analysiert und bei Bedarf angepasst werden.

Unternehmen mit grenzüberschreitenden Kunden- und/oder Lieferanten­ beziehungen bzw. Unternehmen, die Zweigniederlassungen im Aus­ land haben und/oder an ausländischen Unternehmen beteiligt sind, beschäftigen sich i. d. R. ebenfalls intensiv mit dem jeweiligen Länder­ rating, um mögliche Risiken aus den vorhandenen Risiken frühzeitig erkennen und entsprechend eingrenzen zu können.

Zusammenfassung: • Das Länderrating erfolgt anhand quantitativer und qualitativer Fak­ toren. • Es ist die Grundlage für die Kreditentscheidung von Banken für Kredite an ausländische Unternehmen.

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• Es ist bedeutsam bei inländischen Unternehmen mit intensiven aus­ ländischen Kunden- und/oder Lieferantenbeziehungen.

3.3

Branchenrating

Im Rahmen des Branchenratings erfolgt unter Berücksichtigung von kurzund langfristigen Einflussfaktoren eine Beurteilung des Risikogehaltes der jeweiligen Branchen. Gegenstand der Bewertung können sein:

• Auftragslage • Höhe der Umsätze • Kapazitätsauslastung • Eigenkapitalausstattung • erwartete Ertragsentwicklung der Branche • kurz-, mittel- und langfristige Nachfragetrends auf den jeweiligen Märkten • künftige Konkurrenzfähigkeit der Anbieter auf den Märkten • Saisonabhängigkeit • Konjunkturabhängigkeit • Wachstumsentwicklung • inländische Wettbewerbsfähigkeit • ausländische Wettbewerbsfähigkeit Die einzelnen Faktoren gehen entsprechend ihrer Bedeutung gewichtet in die Bewertung ein, wobei sich die Zusammensetzung der Faktoren und deren Gewichtung entsprechend ihrer Bedeutung verändern kann. Mit dem Branchenrating wird das Ziel verfolgt, Risiken darzustellen, die aus dem Umfeld des Unternehmens resultieren. Die bankinternen Branchenbeurteilungen werden normalerweise von den volkswirtschaft­ lichen Abteilungen erstellt. Sofern es sich für eine Bank aufgrund ihrer Größe nicht lohnt, bankeigene Brachenratings zu erstellen, hat sie die Möglichkeit, kommerzielle Branchenratings zu verwenden, die am Markt (z. B. FERI GmbH) angeboten werden.

Im Rahmen des Branchenratings erfolgt grundsätzlich keine Beurtei­ lung von Einzelunternehmen. Vor dem Hintergrund, dass das Kredit­ institut das Unternehmensumfeld kritisch analysiert, können Unterneh­

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men bereits im Vorfeld evtl. Probleme, die sich aus der Branchenzu­ gehörigkeit (z. B. Baubranche) ergeben, entkräften und mögliche Stär­ ken des Unternehmens im Vergleich zu den Branchenwerten darstellen.

Zusammenfassung: • Im Branchenrating werden Branchen unter Berücksichtigung von kurz, mittel- und langfristigen Einflussfaktoren beurteilt. • Die Ergebnisse der Beurteilung werden teilweise veröffentlicht (z. B. FERI-Branchenindex) • Sie sind Grundlage für Kennzahlenvergleiche der Banken

3.4

Bankinterne Ratinganalysen

3.4.1 Grundlagen der bankinternen Informationsan­ forderung Gemäß § 18 Kreditwesengesetz sind Banken gehalten, sich einen Über­ blick über die wirtschaftliche Lage der von ihnen finanzierten Unter­ nehmen zu bilden. In der Vergangenheit geschah dies im Wesentlichen durch die Analyse der eingereichten Unternehmensunterlagen mit den klassischen Analyseinstrumenten:

• Bilanz- und Kennzahlenanalyse • Analyse der Investitions- und Finanzierungspläne • Branchenanalyse • Sicherheitenanalyse Angesichts steigender Unternehmensinsolvenzen gegen Mitte der 80er Jahre erkannten die Banken sehr schnell, dass diese Verfahren nicht ausreichten, um drohende Unternehmensrisiken und -schieflagen früh­ zeitig zu erkennen und zusammen mit dem Unternehmen zu beseiti­ gen. Sie entwickelten daraufhin unter Zuhilfenahme der mittlerweile zur Verfügung stehenden DV-Möglichkeiten moderne Analyseverfahren wie:

• •

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Insolvenzprognose Managementbeurteilung

• Kontokorrentkreditanalyse • Expertensysteme/Neuronale Netze • Analyse von Umweltrisiken • Rating-Systeme Die moderne Analysesysteme wurden im Rahmen der Unternehmens­ beurteilung zunächst parallel zu den klassischen Analysesystemen ein­ gesetzt. Nach und nach kam aber dem Rating eine besondere Bedeu­ tung zu, da hier die Analyseergebnisse diverser Einzelanalysen zu einem „Gesamtergebnis" zusammengefügt und dem Vorstand zur Entschei­ dung bzw. Information vorgelegt werden konnten.

3.4.2 Der Einsatz bankinterner Ratingsysteme Aufgrund namhafter Unternehmenszusammenbrüche und der zuneh­ menden Informationsflut werden seitens der Banken seit ca. 15 Jahren im zunehmenden Umfang bankinterne Ratingsysteme bei der Kredit­ entscheidung und -beurteilung eingesetzt. Bei den bisher eingesetzten Ratingsystemen handelt es sich praktisch um eine Zusammenfassung der Ergebnisse von verschiedenen klassischen und modernen Analyse­ systemen. Gegenüber der Einzelanalyse hatte die Ratinganalyse den Vorteil, dass eine Vielzahl unterschiedlicher Aspekte im Rahmen der Kreditentscheidung und -Überwachung entsprechend ihrer Bedeutung berücksichtigt werden konnte. Als Ergebnis erhielt man i. d. R. eine ziffernmäßige Beurteilung der einzelnen Unternehmen in Form der sog. „Ratingkennziffer", welche mit dem Ergebnis externer Ratings vergleich­ bar war. Wie beim externen Rating wurde auch hier das Ziel verfolgt, Firmenkunden oder auch strukturierte Finanzierungen und Länder in entsprechende Bonitätsstufen einzugruppieren, um somit Aussagen über den Risikogehalt eines einzelnen Engagements und die Zusammenset­ zung des gesamten Kreditportfolios der Bank zu erhalten. Die verschiedenen Komponenten (hard-facts und soft-facts) eines Rating­ systems wurden bei der Einführung der Ratinganalyse unter Berück­ sichtigung des Informationsbedarfs und der Vorgaben des Management­ informationssystems der analysierenden Bank festgelegt. Dabei konn­ ten je nach Bank und Anwendungsbereich auch unterschiedliche Rating­ systeme (z. B. Konsortialkreditrating, Bauträgerrating) zum Einsatz kom-

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men, die den Besonderheiten der jeweiligen Kreditvergaben Rechnung trugen. Als Ergebnis erhielt die analysierende Bank eine Kennziffer oder „Schulnote", die als Risikoindikator für die Zahlungsfähigkeit des Un­ ternehmens galt und somit die Grundlage für das Pricing (Höhe des Zinssatzes für den Kredit) darstellte. Da viele Einzelanalysen (z. B. Bilanzanalyse, Kennzahlenanalyse) mittels Datenverarbeitungsprogrammen durchgeführt wurden, bediente man sich auch bei der Ratinganalyse entsprechender Programme, die auf die Ergebnisse bereits durchgeführter Analysen zugriffen, um sie je nach Bedeutung zu gewichten und weiterzuverarbeiten. Sofern bei den vor­ liegenden Analysen subjektive Faktoren (z. B. Beurteilung des Manage­ ments) zum Tragen kamen, wurde das Ergebnis normalerweise systemseitig mittels Plausibilitätskontrollen überprüft.

Bild 6: Funktion von Ratingverfahren

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Die eingesetzten Ratingsysteme unterschieden sich in der Vergangen­ heit von Kreditinstitut zu Kreditinstitut. Aufgrund der Anforderungen von Basel II ist künftig mit einer erheblichen Angleichung der Rating­ systeme zu rechnen. Dies auch vor dem Hintergrund, dass die Eigenkapitalunterlegung für ausgereichte Bankkredite vom individuel­ len Kreditrisiko des Kreditnehmers abhängig ist. Da die Aktualität der Ratingsysteme künftig anhand von tatsächlichen Ausfallwahrscheinlichkeiten nachzuweisen ist, wird die Entwicklung dahin gehen, dass künftig nur noch eine begrenzte Anzahl von Banken ein instituts­ eigenes Rating einsetzen wird, während bei einer Vielzahl von Banken ein entsprechendes Verbandsrating oder das Standardverfahren zum Einsatz kommen wird.

In Folgendem wird auf die wesentlichen Komponenten eines Rating­ systems eingegangen. Dabei wird einerseits aufgezeigt, worauf es bei der Analyse besonders ankommt und andererseits wird aufgezeigt, wie Unternehmen agieren können, um Falschinterpretationen der einge­ reichten Unterlagen bereits im Vorfeld zu vermeiden.

3.4.2.1

Hard-Facts

Zu den sogenannten hard-facts eines Ratingsystems zählen jene Kom­ ponenten, die den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens wider­ spiegeln. Dieser Erfolg ist i. d. R. anhand von Unternehmensunterlagen (z. B. Bilanzen, Kontokorrentkreditunterlagen) eindeutig quantifizierbar und kann mit den Ergebnissen von Konkurrenzunternehmen verglichen werden.

3.4.2.1.1 Bilanz-, G+V- und Kennzahlenanalyse Die Bilanz- und G+V-Analyse nimmt eine zentrale Stellung im Rahmen der Kreditprüfung und -beurteilung ein, weil mit ihr tiefgreifende Ein­ blicke in das Unternehmen und die Unternehmensentwicklung gewon­ nen werden können. Allerdings muss die Bank bei der Analyse berück­ sichtigen, dass es sich bei den vorliegenden Daten um

• stichtagsbezogene und somit oftmals veraltete • teilweise unvollständige • und i. d. R. um manipulierte (Stichwort: Bilanzpolitik)

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Daten handelt. Hinzu kommt, dass in der Bilanz und G+V keine Aussa­ gen über wesentliche Sachverhalte wie schwebende Geschäfte Innovationskraft- und technisches Know-how Sortimentspolitik kalkulatorische Kosten verdeckte Gewinnausschüttungen Abschreibungspolitik Qualität des Managements Qualität und Motivation der Mitarbeiter Kunden, Lieferanten Innovationskraft und technisches Know-how Unterversicherungen möglicher Ausweis von Forschungs- und Entwicklungskosten in ver­ schiedenen Positionen usw. beinhaltet sind.

• • • • • • • • • • • •

Die Bank analysiert die Zusammensetzung und Entwicklung der einzel­ nen Bilanz- und G+V-Postitionen gegenüber den Vorjahren. Dabei kommt ein besonderer Augenmerk den wesentlichen Veränderungen gegenü­ ber der Vorjahresbilanz (z. B. Verkauf von Immobilien, Bildung von Rück­ stellungen, Ausweis von gravierenden Bestandserhöhungen oder akti­ vierten Eigenleistungen, Abschreibungen, Leasinggebühren) sowie den jeweiligen Erläuterungen (z. B. Wechsel der Abschreibungs- oder Bewertungsmodalitäten) zu. Sofern die festgestellten Auffälligkeiten in den Erläuterungen nicht ausreichend dokumentiert sind, wird der Analyst bei dem Unternehmen die Gründe für die Veränderung bzw. für die Durchführung einer Aktivität hinterfragen. Daher empfiehlt es sich, die Bilanzunterlagen bereits vor Einreichung bei der Bank kritisch durchzu­ sehen und bei Bedarf entsprechende Erläuterungen beizufügen.

Um bei dem Vorjahresvergleich zu verlässlichen Ergebnissen zu gelan­ gen, wird der Analyst - falls erforderlich - entsprechende Umgliederungen einzelner Bilanzpositionen mit dem Ziel vornehmen, eine erkennbare und gesetzlich erlaubte Bilanzpolitik zu eliminieren. So wird er z. B. Erlöse, die aus einem Grundstücksverkauf eines Industrieunternehmens resultieren und in der G+V-Rechnung unter der Position „Umsatzer­ löse" oder „Sonstige Erlöse" ausgewiesen wurden aus dieser Position heraus rechnen und beim außerordentlichen Betriebsergebnis berück­

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sichtigen. Dies hat in der Praxis zur Folge, dass bei der Analyse des Betriebsergebnisses und bei den zu bildenden Kennzahlen nur jene Unter­ nehmenswerte berücksichtigt werden, die mit dem Unternehmenszweck in Verbindung stehen. Ähnliches gilt auch für die Vergleichbarmachung von Jahresabschlüssen unterschiedlicher Rechnungslegungssysteme wie HGB, IAS und US-GAAP.

Die Umgliederungen im Rahmen der Bilanz- und G+V-Analyse bilden die Grundlage für die Kennzahlenanalyse, bei der unterschiedliche Bi­ lanz- bzw. G+V-Positionen zueinander ins Verhältnis gesetzt und mit den Kennzahlen der Vorjahre (Darstellung der Unternehmens­ entwicklung) sowie Branchenkennzahlen (Vergleich des Unternehmens mit der Konkurrenz) verglichen werden. Im Rahmen der Analyse kommt nachfolgend aufgeführten Kennzahlen - unter Beachtung der jeweili­ gen Kennzahlendefinitionen - eine besondere Bedeutung zu:



Kennzahlen zur Ertragslage - Return on Investment - Umsatzrentabilität (Ertragskraftbeurteilung) - Cash-Flow-Rate (Selbstfinanzierungskraft, Schuldentilgung) - Betriebsrentabilität (Unternehmensentwicklung) - Personalaufwandsquote (Arbeitsintensität) - Material- und Rohertragsquote (Eigen-/Fremdfertigung) - Abschreibungsaufwandsquote (Ertragskraftbeurteilung) - Zinsaufwandsquote (Schuldentilgung)



Kennzahlen zur Vermögenslage - Gesamtkapitalumschlag (Risiken im Anlage- und Umlaufvermögen) - Anlageintensität (Vermögensaufbau) - Intensität des Umlaufvermögens (Sortimentsaufbau, Fertigungs­ zeiten) - Lagerdauer (Beurteilung der Vorratshaltung und Liquidität) - Debitorenlaufzeit (Beurteilung der Angemessenheit der Außenstände)



Kennzahlen zur Finanzlage - Dynamischer Verschuldungsgrad (Unternehmensverschuldung) - Eigenkapitalquote (Finanzielle Stabilität und Vermögensaufbau) - Anlagendeckung (Einhaltung der „Goldenen Bilanzregel" und Beurteilung der finanziellen Stabilität) - Kreditorenlaufzeit (Finanzierung/Liquidität) - Selbstfinanzierungsquote (Selbstfinanzierungsspielraum)

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Die Kenntnis der verwendeten Kennzahlen hat für das Unternehmen den Vorteil, dass es die eigene Kennzahlenentwicklung im Rahmen ei­ nes permanenten aktiven Bilanzstrukturmanagements z. B. durch

• Leasing • Factoring • Asset Backed Securities • aktive Lenkung von Zahlungsströmen • Verkauf nicht unternehmensrelevanter Aktiva zu seinen Gunsten beeinflussen und somit ein wesentlich besseres Rating­ ergebnis erzielen kann.

3.4.2.1.2 Branchenvergleiche Um die Aussagekraft der Kennzahlenanalyse zu erhöhen, werden von den Banken interne und/oder externe Branchenvergleiche durchge­ führt, in denen ein Unternehmen anhand von Kennzahlen mit anderen vergleichbaren Unternehmen der Branche (normalerweise gemessen an den Umsatzerlösen) verglichen wird. Dabei gehen beim internen Branchenvergleich nur die Daten von anderen Kunden des gleichen Kreditinstitutes ein, weswegen ein solcher Vergleich nur bei sehr gro­ ßen und in der Regel überregional tätigen Kreditinstituten sinnvoll ist und zu aussagekräftigen Ergebnissen führt. Beim externen Branchen­ vergleich werden auch Unternehmensdaten und -analysen von ande­ ren Banken und Institutionen berücksichtigt. Als Beispiele seien hier aufgeführt:

• EBIL-/STATBIL-Auswertungen der Sparkassen • Betriebsvergleich des Einzelhandels (Uni Köln) • Branchendienst (Deutscher Sparkassen- und Giroverband e.V.) • Systematik der Wirtschaftszweige (statistisches Bundesamt) Der Branchenvergleich stellt für Banken eine wertvolle Ergänzung zum Periodenvergleich dar, da beim reinen Zeitvergleich nach Schmalenbach die Gefahr besteht, dass „Schlendrian mit Schlendrian" verglichen wird. Durch den Branchenvergleich erhält die Bank entsprechende Aufschlüsse über das Standing und die Entwicklung des analysierten Unternehmens im Vergleich zu anderen Konkurrenzunternehmen.

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Ein gewisses Problem ergibt sich, sofern ein Unternehmen branchen­ mäßig nicht eindeutig zuzuordnen ist. Liegt ein solcher Fall vor, wird das Unternehmen normalerweise mit jener fachspezifischen Branche ver­ glichen, in der seitens der analysierenden Bank der Schwerpunkt der Unternehmensaktivitäten zu sehen ist. Dies wirft jedoch gewisse Pro­ bleme auf, sofern das Unternehmen selbst seine Unternehmens­ schwerpunkte in einer anderen Branche sieht. Daher ist es wichtig in Erfahrung zu bringen, welcher Branche und welcher Größenklassi­ fizierung sie seitens der analysierenden Bank tatsächlich zugeordnet wird. Sofern das Unternehmen mit der Zuordnung seitens der Bank nicht einverstanden ist, hat es durch die Kenntnis die Möglichkeit, auf eine korrekte Zuordnung hinzuwirken.

3.4.2.1.3 Kontokorrentkontenanalyse Ein Kontokorrentkredit ist ein Kredit in „laufender Rechnung", der im Normalfall auch als ein solcher genutzt wird. Die Praxis hat jedoch gezeigt, dass sich Unternehmen mit beginnenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten häufig über den Kontokorrentkredit Liquidität zur Fi­ nanzierung von langfristigen Investitionen (z. B. Maschinen und Fuhrpark­ finanzierung) bzw. zur Deckung der laufenden Kosten (z. B. Lager­ produktion, Gehaltszahlungen usw.) besorgen, wovon aus betriebs- und finanzwirtschaftlicher Sicht dringend abzuraten ist. Da der Kontokorrent­ kredit für derartige Finanzierungen nicht vorgesehen ist, kommt der Analyse der Kontokorrentkreditinanspruchnahme eine immer stärker werdende Bedeutung zu, weil sich hieraus frühzeitig Indikatoren für eine beginnende wirtschaftliche Krise des Unternehmens ableiten lassen.

Im Rahmen der Kontokorrentkontenanalyse wird von Banken unter Zuhilfenahme von EDV-Programmen die laufende Inanspruchnahme des Kontokorrentkredites untersucht und je nach Programmausgestaltung auch entsprechend benotet (=geratet). Neben der reinen Analyse der Kreditinanspruchnahme wird seitens der Banken auch analysiert, ob sich aus der Art der Kontenführung konkrete Hinweise auf mögliche Verschleierungstaktiken seitens des Unternehmens ergeben. Hierbei sind die nachfolgend aufgeführten Analysepunkte wichtig: • Sinkt die Anzahl der verschiedenen Kontenbewegungen (Hinweis auf eine mögliche Verlagerung der Aktivitäten)?

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• Sind in zunehmendem Umfang Eigenumsätze zu verzeichnen (Hin­ weis auf Generierung zusätzlicher Kreditlinien)? • Sinken die Habenumsätze bzw. wird das Konto permanent im Soll geführt und sind damit evtl, steuerliche Konsequenzen verbunden? • Werden in zunehmendem Umfang neue Bankverbindungen einge­ gangen, wobei grundsätzlich berücksichtigt wird, dass Unterneh­ men ab einer bestimmten Größenordnung mehrere Bank­ verbindungen haben? • Sind in verstärktem Umfang Bonitätsanfragen anderer Banken zu verzeichnen? Aus dem Ergebnis dieser Untersuchung kann die jeweilige Bank u. a. frühzeitig erkennen, ob das analysierte Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr seine Ein- und Auszahlungen zu anderen Kreditinstituten verlagert. Derartige Verschleierungstaktiken sind häufig bei beginnen­ den wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu beobachten.

Unternehmen können ihre Kontokorrentkreditinanspruchnahme ebenfalls kritisch analysieren, da sich hieraus einerseits oftmals erhebli­ che Einsparungspotentiale z. B. durch die Umschuldung des permanent in Anspruch genommenen Kontokorrentkreditbetrages ergeben. Andererseits wird das Unternehmen durch die Analyse in die Lage ver­ setzt, mögliche Fragen, die seitens des Kreditinstituts gestellt werden können, bereits im Vorfeld zu erkennen.

Zusammenfassung: • Grundlage sind eindeutig beurteilbare Unternehmensunterlagen • Bilanz- und G+V- und BWA-Unterlagen werden mit den Vorjahres­ ergebnissen verglichen • Mittels Kennzahlenanalysen wird die Unternehmensentwicklung be­ urteilt. Die verwendeten Kennzahlen können sich von Bank zu Bank unterscheiden. • Durch Branchenvergleiche wird ermittelt, welches Standing ein Un­ ternehmen innerhalb der jeweiligen Branche einnimmt. • Mittels der Kontokorrentkontenanalyse lassen sich frühzeitig Unter­ nehmensprobleme erkennen.

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3.4.2.2 Soft-Facts Bei den Soft-Facts eines Ratingsystems handelt es sich im Wesentlichen um Komponenten, die sowohl auf der Unternehmensseite als auch auf der Analyseseite von subjektiven Faktoren beeinflusst werden.

3.4.2.2.1 Beurteilung des Managements Vor dem Hintergrund, dass die Zahlungsschwierigkeiten bei ca. 50% der mittelständischen Betriebe auf mangelnde Branchenerfahrung, nicht mehr zeitgemäße Betriebsführung, übermäßige Betriebsausweitung und überhöhte Privatentnahmen zurückzuführen sind, ist die Analyse der Managementqualifikation im Rahmen der Kreditvergabe und Kredit­ überwachung notwendig. Das wird auch daraus ersichtlich, dass bei den bisher im Einsatz befindlichen Ratingsystemen die Management­ beurteilung ein fester Bestandteil der Ratinganalyse war. Bei den künf­ tig eingesetzten Ratingsystemen nimmt die Beurteilung des Manage­ ments ebenfalls einen breiten Raum ein, wobei im Rahmen von Basel II noch in verstärktem Umfang Vorgaben zur Managementbeurteilung erlassen werden, um eine umfassende und den tatsächlichen Gege­ benheiten entsprechende Beurteilung zu gewährleisten.

Bei der Managementbeurteilung versucht sich der Analyst ein Bild über die unternehmerischen Qualitäten der Unternehmer bzw. Unter­ nehmensvertreter zu machen. Dieses Bild wird in der Regel vom per­ sönlichen Erscheinungsbild, den persönlichen Eigenschaften, der kauf­ männischen und technischen Qualifikation, den eingeräumten Vertretungsbefugnissen, dem Führungsverhalten und den privaten Vermögensverhältnissen (bei Personengesellschaften) geprägt. Dabei werden als Grundlage für die Beurteilung neben den persönlichen Ge­ sprächen sämtliche vom Unternehmen zur Verfügung gestellten Unter­ lagen und ihre Aussagekraft (z. B. Bilanzen, Umsatz- und Rentabilitäts­ prognosen, Investitions- und Finanzplanungsunterlagen usw.) genutzt.

Im Rahmen der Analyse werden folgende Punkte beurteilt:

• Qualität und Dokumentation der Unternehmensorganisation - Aufbauorganisation - Abgrenzung von Managementaufgaben

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- Nachfolge- und Vertretungsregelungen - Krisenmanagement

• Zukunftsorientierung des Unternehmens - Unternehmensstrategie - Wettbewerbssituation - Umwelteinflüsse - Beschaffungs- und Absatzsteuerung - Personalkonzeption / Personalfluktuation - Produkte / Produktlebenszyklen • Leistungsfähige Controllinginstrumente - Berichtswesen - Planung sowie Soll-Ist-Analysen - Finanz- und Liquiditätsplanung - Finanz- und Krisenstrategien • Dokumentation der wirtschaftlichen Verhältnisse - Jahresabschluss - Berichterstattung an Kreditinstitute - Unternehmensergebnisse Von besonderer Bedeutung bei der Beurteilung der einzelnen Punkte sind:

Aufbauorganisation Aus der gewählten Aufbauorganisation und deren tatsächlichen Um­ setzung ergeben sich erste Hinweise auf mögliche Probleme bei der Entscheidungsfindung und dem Informationsfluss innerhalb des Unter­ nehmens. Das Unternehmen muss begründen, weshalb die gewählte Aufbauorganisation für das Unternehmen ein Optimum darstellt und wie man in der Vergangenheit evtl, aufgetretene Probleme gelöst hat. Abgrenzung von Managementaufgaben Die Managementaufgaben eines Unternehmens sind stellenbezogen klar abzugrenzen und müssen anhand eines Organigramms und Kompetenz­ planes nachvollziehbar sein. Hierdurch wird gewährleistet, dass es in­ nerhalb des Unternehmens nicht zu Kompetenzstreitigkeiten und den damit verbundenen negativen Auswirkungen kommt. Die Bank prüft, ob die schriftlich fixierten Vorgaben mit den tatsächlichen Gegebenhei­ ten übereinstimmen.

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Nachfolge- und Vertretungsregelungen Vorhandene Nachfolge- und Vertretungsregelungen sind eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Unternehmensweiterführung bei Krankheits- und Todesfällen. Bei der Analyse derartiger Regelungen wird untersucht, ob die Regelungen im Hinblick auf die Qualität und Fähig­ keit der jeweiligen Personen sinnvoll und rechtlich einwandfrei sind und ob die vorgesehen Personen im sog. Worst Case auch zur Verfügung stehen. Krisenmanagement

Ein im Unternehmen installiertes Krisenmanagement ist eine wesentli­ che Grundlage, um sich abzeichnende Krisen schnell in den Griff zu bekommen. Ausgehend vom Aufbau des Managementinformationssystems (MIS) des Unternehmens analysieren die Banken, ob das Unter­ nehmen in der Lage ist, sich abzeichnende Krisen anhand von Krisen­ indikatoren frühzeitig zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnah­ men einzuleiten. Unternehmensstrategie

Die Vorlage realistischer kurz-, mittel- und langfristige Unternehmens­ planungsunterlagen (Absatzplanung, Produktionsplan, Beschaffungs­ plan, Personalplanung, Ergebnisplan usw.) wird erwartet.

Wettbewerbssituation Es wird erwartet, dass sich die Unternehmen mit ihren wesentlichen Wettbewerbern und deren Strategien auseinandersetzen und hierüber in Bankgesprächen Aussagen machen können. Umwelteinflüsse

Bei Umwelteinflüssen handelt es sich um externe Einflüsse (z. B. anste­ hende Gesetzesänderungen, Änderungen des Verbraucherverhaltens, neue wissenschaftliche Erkenntnisse), welche sich negativ auf das Un­ ternehmen auswirken können. Hier kann das Unternehmen aufzeigen, welche Unternehmenskonzepte vorhanden sind, um derartigen Einflüs­ sen zu begegnen.

Beschaffungs- und Absatzsteuerung Die Banken analysieren die Lieferanten- und Kundenstruktur sowie die

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Beschaffungs- und Absatzwege des Unternehmens und die damit ver­ bundenen Risiken. Die Unternehmen sind i. d. R. in der Lage, unterneh­ mensbezogen die vorhandenen Vor- und Nachteile der gewählten Ab­ satzform aufzuzeigen. Personalkonzeption / Personalfluktuation

Vor dem Hintergrund, dass es sich bei Personalkosten um sog. sprungfixe Kosten handelt, erfolgt die Analyse der Personalplanung, der derzeiti­ gen Personalsituation und der Personalfluktuation vor dem Hintergrund, dass Fehlentscheidungen in diesem Bereich direkt auf die Ertragslage des Unternehmens durchschlagen und erst mit zeitlicher Verzögerung (Einhaltung von Kündigungsfristen) wieder korrigiert werden können. Von den Unternehmen wird erwartet, dass Personalentscheidungen anhand von Qualifikationsmerkmalen und Auftragslage entsprechend begründet werden können, dass eine diesbezügliche Kosten­ überwachung stattfindet und dass aus evtl. Fehlentscheidungen ent­ sprechende Konsequenzen gezogen wurden. Die Personalfluktuation dient den Banken als Grundlage zur Beurteilung des Betriebsklimas. Hierbei deutet eine hohe Personalfluktuation auf ein schlechtes Betriebs­ klima hin, welches die Gefahr birgt, dass in absehbarer Zeit weitere gute Mitarbeiter das Unternehmen verlassen könnten. Produkte / Produktlebenszyklen

Der unternehmerische Erfolg hängt im Wesentlichen von der Angebots­ palette des Unternehmens ab. Sofern der Unternehmenserfolg nur von wenigen Produkten, den sog. „cash cows", bestimmt wird, erfolgt eine intensive Analyse der einzelnen Produkte und deren Produktlebenszyklen. Damit die Bank hierbei zu richtigen Ergebnissen kommt, ist es erforder­ lich, dass sie unternehmensseitig über aktuelle Verkaufszahlen sowie Produktweiter- bzw. -neuentwicklungen informiert wird.

Leistungsfähige Controllinginstrumente Während der Einsatz des Controllings bei den Großunternehmen seit Jahren eine Selbstverständlichkeit ist, kommt es derzeit nur bei ca. 50% der mittelständischen Firmen zum Einsatz. Sofern ein Unternehmen über keine eigenständige Controllingabteilung verfügt, sollte es gegenüber der Bank zumindest nachweisen können, dass Unternehmensplanungen in regelmäßigen Abständen überwacht und bei Bedarf korrigiert wer­ den.

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Planung sowie Soll-Ist-Analysen

Unternehmensentscheidungen sind auf der Basis umfangreicher Pla­ nungen unter Berücksichtigung von sog. Best- und Worst-Case-Szenarien zu treffen. Nach der Entscheidungsfindung sind die Planungsan­ sätze auf der Basis der tatsächlich erwirtschafteten Ergebnisse auf ihre Korrektheit zu überprüfen. Bei Abweichungen vom Soll sind entspre­ chende Soll-Ist-Analysen durchzuführen, um einerseits die Hintergrün­ de für die Abweichung in Erfahrung zu bringen und andererseits zu gewährleisten, dass bei künftigen Planungen mit den korrekten Planan­ sätzen kalkuliert wird.

Finanz- und Liquiditätsplanung

Eine ordnungsgemäße Finanz- und Liquiditätsplanung wird auf der Ba­ sis durchgeführter bzw. durchzuführender Investitionen und deren bis­ herigen und künftigen Finanzierung getroffen. Um hierbei zu optima­ len Planungsansätzen zu gelangen, ist es erforderlich, dass die Planung des Erfolges der unternehmerischen Tätigkeit so genau wie möglich ist, da hiervon auch die Planung der optimalen Finanzierungsstruktur (Außen-/Innenfinanzierung bzw. Eigen-/Fremdfinanzierung) abhängt. In der Regel werden bankseitig regelmäßig Informationen zur Finanz- und Liquiditätsplanung zwecks Beurteilung der Tilgungsfähigkeit des Unter­ nehmens angefordert. Diese Unterlagen werden in der Folge dann mit den tatsächlich erwirtschafteten Daten verglichen. Aus dem Ergebnis lassen sich fundierte Rückschlüsse auf die planerischen Fähigkeiten des analysierten Unternehmens ziehen. Finanz- und Krisenstrategien Gut positionierte Unternehmen verfügen über entsprechende Finanzund Krisenstrategien. Diese beinhalten eine Vielzahl möglicher Krisen­ indikatoren, angefangen vom einfachen kurzfristigen Ausfall der DVAnlage bis hin zum Ausfall des Hauptlieferanten bzw. Hauptkunden und werden in regelmäßigen Abständen auf ihre Aktualität überprüft. Hierdurch wird gewährleistet, dass ein Unternehmen bei einer tatsäch­ lich auftretenden Krise der neuen Situation nicht vollkommen unvorbe­ reitet gegenübersteht. Jahresabschluss

Im Rahmen der Jahresabschlussanalyse wird untersucht, ob die vom Unternehmen prognostizierten Werte erreicht wurden. Bei Abweichun­

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gen sind die jeweiligen Gründe zu erläutern. Weiterhin werden im Rah­ men der Jahresabschlussanalyse und der damit verbundenen Gesprä­ che mögliche unternehmensbezogene Krisenindikatoren analysiert. Dabei wird von dem Unternehmen erwartet, dass es umfassende Aus­ künfte über das Zustandekommen der Situation und der eingeleiteten bzw. einzuleitenden Maßnahmen zur Problembeseitigung geben kann.

Berichterstattung an Kreditinstitute Im Rahmen der Berichterstattung wird das Kommunikationsverhalten des Unternehmens gegenüber der Bank beurteilt. Hierbei wird analy­ siert, in welchem Umfang und wie zeitnah Informationen seitens des Unternehmens zur Verfügung gestellt wurden.

Un ternehmensergebnisse

Besonders in Krisenzeiten oder bei krisenanfälligen Zeiten besteht für die Unternehmen die Möglichkeit, die Banken mittels betriebswirt­ schaftlicher Auswertungen (BWA) oder anderer Unterlagen (z. B. Auf­ tragsbestand, erzielte Kosteneinsparungen) über das aktuelle unterjährige Unternehmensergebnis zu informieren. Bei der Beurteilung des Managements wird auch beurteilt, ob und in welchem Umfang das Unternehmen eine unterjährige Informationspolitik betrieben hat.

3.4.2.2.2 Berücksichtigung ökologischer Faktoren Angesichts eines ständig wachsenden Umweltbewusstseins in der Öf­ fentlichkeit und der sich permanent verschärfenden nationalen und in­ ternationalen Gesetzgebung werden mögliche Umweltrisiken in zuneh­ mendem Umfang auch im Rahmen der Kreditgewährung und Kredit­ beurteilung beachtet. Unternehmen, die gegen bestehende Umwelt­ vorschriften verstoßen, müssen einerseits mit erheblichen Strafen sei­ tens des Gesetzgebers und andererseits mit nicht vorhersehbaren Reak­ tionen des Unternehmensumfeldes rechnen. Hinzu kommt, dass sich künftig anfallende Kosten für die Einhaltung von Umweltvorschriften sowie evtl, anfallende Strafen negativ auf die Kredittilgungsfähigkeit auswirken können und im Verwertungsfall, z.B. bei bestehenden Ver­ unreinigungen, mit erheblichen Verwertungsabschlägen gerechnet wer­ den muss.

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Die möglichen Umweltrisiken können wie folgt eingeteilt werden:

Bild 7: Darstellung der Umweltrisiken

Risiken aus Altlasten

Unter Risiken aus Altlasten versteht man einerseits Bodenverunreini­ gungen und andererseits unterlassene Instandhaltungen der Produktions­ anlagen unter Beachtung der gesetzlichen Vorschriften. Sofern derarti­ ge Risiken bestehen, ist davon auszugehen, dass sie über kurz oder lang auf jeden Fall beseitigt werden müssen, was im Regelfall mit Kos­ ten und im Extremfall auch mit entsprechenden Strafen verbunden ist. Die Banken versuchen, derartige Risiken im Rahmen von Betriebsbesichtungen mittels Checklisten aufzudecken und zu beurteilen. Produktrisiken

Produktrisiken sind Risiken, die im direkten Zusammenhang mit dem jeweiligen Produkt des Unternehmens stehen (z. B. Inhalt von bestimm­ ten Chemikalien oder mögliche Gefahren, die aus dem Einatmen resul­ tieren). Wird im Rahmen von Produktanalysen erkannt, dass von einem Produkt entsprechende Gefahren ausgehen, so ist das Unternehmen gehalten, mittels geeigneter Verfahren auf diese Gefahrenquelle hinzu­ weisen, um spätere Haftungsansprüche gegen das Unternehmen bereits im Vorfeld abzuwenden. Sofern mögliche Produktrisiken vom Unter­ nehmen nicht frühzeitig erkannt werden, kann dies im Extremfall zu massiven Umsatz- und Erlöseinbrüchen und zu entsprechenden Image­ schädigungen führen. 55

Risiken aus dem Produktionsprozess Mögliche Risiken, die aus dem Produktionsprozess resultieren, werden häufig weder von Unternehmen noch von Banken in ausreichendem Maße beachtet. Dies ist einerseits auf die oftmals geringe Eintritts­ wahrscheinlichkeit und andererseits auf die Tatsache, dass derartige Ri­ siken sehr komplex und somit schwer erfass- und qualifizierbar sind, zurückzuführen. Treten im Betriebsablauf aber dann tatsächlich produk­ tionsbedingte Störfälle auf (z. B. undichte Stelle im Produktionsablauf, welche zu einer entsprechenden Umweltbelastung führt), ist dies für das verursachende Unternehmen oftmals mit erheblichen finanziellen Konsequenzen, die aus Schadensersatzansprüchen sowie der Umset­ zung behördlicher Auflagen resultieren, verbunden. Änderung externer Vorschriften

Die Änderung externer umweltrechtlicher Vorschriften, die von Unter­ nehmen normalerweise nicht beeinflussbar ist, kann für die betroffe­ nen Unternehmen zu folgenden Konsequenzen führen:

• Vorhandene Produktionsanlagen müssen dergestalt angepasst oder im Extremfall sogar ausgetauscht werden, dass sie die neuen Anfor­ derungen erfüllen, • Bestimmte Materialien oder Produkte dürfen bei der Produktion nicht mehr oder nur in eingeschränktem Umfang eingesetzt werden, • Die öffentliche Hand erhöht die Abgabenlast (z. B. Einführung einer Ökosteuer, Erhöhung der Abwasserabgaben). Die Berücksichtigung und Umsetzung der geänderten gesetzlichen Vor­ schriften führen bei den Unternehmen i. d. R. zu entsprechenden Zu­ satzkosten für die Umrüstung und Anpassung der vorhandenen Produktionsanlagen. Im Extremfall müssen die Unternehmen die Pro­ duktion eines Produktes oder einer Produktlinie sogar einstellen, sofern die neuen Rechtsvorschriften dies vorsehen oder es nicht gelingt, die neuen Rechtsnormen zu erfüllen. Seitens der betroffenen Unterneh­ men kann ein gewisser Vorteil darin gesehen werden, dass sich die möglichen Änderungen der Rechtsnormen frühzeitig abzeichnen, so dass die Unternehmen die Folgen aus der Rechtsänderung im Rahmen ihrer Planung und Kalkulation berücksichtigen und wenn möglich ab­ mildern können.

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Änderung der Marktverhältnisse

Von den Unternehmen wird erwartet, dass sie auf die Änderungen der Marktverhältnisse reagieren. Wird z. B. bekannt, dass von einem ver­ wendeten Produktionsstoff entsprechende gesundheitliche Risiken aus­ gehen, so ist damit zu rechnen, dass sich die Abnehmer des Produktes einem anderen vergleichbaren Produkt zuwenden, bei dessen Herstel­ lung der schädliche Stoff nicht verwendet wird.

Zur möglichen Schadensbegrenzung ist es unabdingbar, dass Unterneh­ men frühzeitig mögliche Umweltrisiken und deren Begrenzungs­ möglichkeiten erkennen. Bezüglich der Begrenzung der Risiken bietet sich z. B. an, ein entsprechendes Frühwarnsystem in den Betriebsablauf zu implementieren und Vorkehrungen zu treffen, welche Art der Öf­ fentlichkeitsarbeit man im sog. Worst-Case-Fall betreiben möchte. Gegebenenfalls kommt für das Unternehmen auch eine Zertifizierung nach dem EG-Öko-Audit oder nach der ISO 1400 ff. in Frage, die sich in der Folge auch erfolgswirksam vermarkten lassen.

3.4.2.2.3 Branchenentwicklung Im Rahmen des Branchenratings analysieren Kreditinstitute die kurz-, mittel- und langfristige Entwicklung einer Branche mit dem Ziel, mögli­ che Trends zu erkennen und Hinweise auf etwaige Unternehmensrisiken aufgrund der jeweiligen Branchenzugehörigkeit zu erhalten. Um dies­ bezüglich zu verlässlichen Aussagen zu gelangen, wird von den Banken eine Vielzahl von Informationskanälen (Kammern, Branchendienste, Presse usw.) genutzt, um fundierte Aussagen über Problemkreise wie

• • • • • • • •

Standortvorteile und -nachteile Arbeitskräfteangebot Rohstoffverfügbarkeit bzw. -abhängigkeit aktueller und erwarteter Entwicklungsstand Auftrags- und Nachfragebestand Konkurrenzfähigkeit vorhandene und potentielle Risiken usw.

zu erhalten. Probleme können hierbei auftreten, sofern sich ein Unter­ nehmen nicht eindeutig einer bestimmten Branche zuordnen lässt und

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in den verschiedenen Teilbranchen unterschiedliche Entwicklungen zu verzeichnen sind. Sofern ein Unternehmen nicht eindeutig einer be­ stimmten Branche zuzuordnen ist, sollte es diesbezüglich mit dem Kredit­ institut abklären, welche Branchenzuordnung am sinnvollsten ist.

3.4.2.2.4 Länderrisiko Bei Kreditgewährungen an Unternehmen mit internationalen Geschäfts­ beziehungen gewinnt die unternehmensbezogene Analyse der jeweili­ gen Länderrisiken zunehmend an Bedeutung. Die Banken möchten sich dabei einerseits einen Überblick über die Länder, zu denen Geschäfts­ beziehungen unterhalten werden, und andererseits über die Risiken, bezogen auf die jeweiligen Geschäftspartner aus diesen Ländern, ver­ schaffen. Um hierbei zu verlässlichen Aussagen zu gelangen, greift man zunächst auf vorhandene interne (z. B. Länderrating, interne Bank­ kenntnisse) sowie externe Analyseergebnisse (z. B. externes Unter­ nehmensrating einer Ratingagentur) zurück und lässt diese in das Er­ gebnis der jeweiligen Einzelanalyse einfließen. Hierdurch erhält die Bank fundierte Aussagen über länderbezogene Einzelrisiken, die z. B. gravie­ rende Auswirkungen auf die Bewertung der Sicherheiten und die Beur­ teilung des Managements haben können.

Zusammenfassung: • Analyse von Faktoren, die subjektiv beeinflusst sind. • Bei der Managementbeurteilung werden die unternehmerischen Qualitäten anhand der vorliegenden Unternehmensorganisation, der getroffenen Unternehmensentscheidungen sowie dem Verhalten bei Gesprächen mit der Bank beurteilt. • Bei der Beurteilung ökologischer Faktoren werden mögliche Um­ weltrisiken und deren Einfluss auf das Unternehmen und die Si­ cherheiten, welche das Unternehmen zur Absicherung von Kredi­ ten zur Verfügung stellt bzw. gestellt hat, analysiert. • Hinsichtlich der Branchenentwicklung versuchen die Banken einzu­ schätzen, wie sich die Branche insgesamt entwickelt (Trend) und wo das Unternehmen innerhalb der Branche einzuordnen ist. • Bei der Beurteilung des Länderrisikos werden die vorliegenden bzw. geplanten Kunden- und Lieferantenbeziehungen mit dem Ausland analysiert.

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3.4.3 Vor- und Nachteile des Kreditratings Kreditinstitute sehen in der Kreditvergabe und -beurteilung mittels Ratingverfahren folgende Vorteile: • Gegenüber den Einzelverfahren wird eine Vielzahl von Informatio­ nen berücksichtigt und verwertet. • Akquisitionsfehler können frühzeitig erkannt und entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. • Aufgrund der Informationenvielfalt können bei einem guten Rating Entscheidungen schnell und unbürokratisch getroffen werden. • Es besteht die Möglichkeit einer risikoorientierten Gestaltung der Konditionen, die gleichzeitig die Grundlage für eine optimale Steue­ rung des Kreditportfolios darstellt. Bezüglich der Analyseergebnisse ist zu berücksichtigen, dass die Kredit­ institute im Vergleich zu professionellen Ratingagenturen normalerweise nur einen sehr eingeschränkten Einblick in diverse Unternehmensinterna haben. Daraus können sich folgende Nachteile ergeben:

• Den Ratingergebnissen liegen oftmals veraltete Zahlenwerte zugrunde. • Aufgrund fehlender Informationen gehen subjektive Eindrücke in die Analyse ein. • Es werden falsche Ratingergebnisse ermittelt, die im Extremfall zu einem risikoreichen Kreditportfolio führen können. • Es werden verschiedene Risiken ermittelt und zueinander ins Ver­ hältnis gesetzt, ohne genau sagen zu können, welche Verteilung den tatsächlichen Gegebenheiten entspricht. • Es liegt oftmals keine ausreichende Transparenz vor. Lässt man diese bei der Interpretation der Ergebnisse außer acht, wird eine entspre­ chende Scheingenauigkeit vorgetäuscht. Die angewandten Ratingsysteme werden seitens der Kreditinstitute ei­ ner permanenten Prüfung auf deren Aktualität unter Berücksichtigung möglicher Vor- und Nachteile unterzogen. Sofern man dabei zu dem Ergebnis kommt, dass das eingesetzte Ratingsystem nicht mehr den aktuellen Gegebenheiten entspricht, werden unverzüglich entsprechende Korrekturmaßnahmen eingeleitet, um möglichen Schaden vom Kredit­ institut abzuhalten.

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3.4.4 Beispiel für ein mögliches Rating eines Kredit­ institutes Im Folgenden wird die Ermittlung der Ratingkennziffer für ein Unter­ nehmen der Automobilbranche (Zulieferunternehmen) dargestellt. Die Ratingkennziffer wird von der Bank mittels eines DV-Programms ermit­ telt. Dabei werden die jeweiligen Daten entweder aus einem bereits vorhandenen Datenbestand übernommen oder vom zuständigen Kreditsachbearbeiter manuell eingegeben. Die Notenvergabe (1-9) er­ folgt nach einem zuvor festgelegten Schema. Im Rahmen der Kennziffernermittlung werden dv-seitig Plausibilitätskontrollen durch­ geführt, um zu gewährleisten, dass evtl, negative maschinell ermittelte Werte nicht durch manuelle Eingaben im Nachhinein positiv beeinflusst werden. Da aber eine derartige Situation tatsächlich eintreten kann (z.B. schlechte wirtschaftliche Lage hervorgehend aus der Bilanzanalyse des Vorjahres und eine hervorragende Beurteilung des Managements, das im laufenden Jahr komplett neu besetzt wurde), ist der Kreditsach­ bearbeiter verpflichtet, diesen Sachverhalt im Anhang zur Rating-Er­ mittlung schriftlich zu dokumentieren und die Ratingkennziffer entspre­ chend zu korrigieren. Es ergibt sich folgender Sachverhalt: Kon tokorren tkon tenanalyse

Die maschinell durchgeführte Kontokorrentkontenanalyse ergibt, dass die eingeräumte Kontokorrentkreditlinie im Betrachtungszeitraum nur zweimal geringfügig überschritten wurde. Ansonsten schwankte die Kontokorrentkreditinanspruchnahme in einer Größenordnung von 60-80 %. Systemseitig wird die Note „5" vergeben, die mit dem Gewichtungs­ faktor 2 in die Ratingkennziffernermittlung eingeht. Wirtschaftliche Verhältnisse

Die wirtschaftlichen Verhältnisse werden anhand von nachfolgend auf­ geführten Jahresabschlusskennzahlen ermittelt:

• Umsatzrentabilität • Return on Investment • Eigenkapitalquote • Anlagendeckung • dynamischer Verschuldungsgrad

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• •

Kreditorenlaufzeit Debitorenlaufzeit

Nach der maschinellen Ermittlung und Beurteilung der Kennzahlen wird anhand eines vorgegebenen Rasters systemseitig die Note „5" verge­ ben, die mit dem Gewichtungsfaktor 3 in die Ratingkennziffern­ ermittlung eingeht.

Branchenvergleich Der systemseitig durchgeführte Branchenvergleich bezüglich der Bilanzund G+V-Analyse ergibt, dass das Unternehmen im Mittelfeld liegt. Daher wird vom System die Note „5" vergeben, die normalerweise mit dem Gewichtungsfaktor 3 in die Ratingkennziffernermittlung eingehen wür­ de. Angesichts der Tatsache, dass das Unternehmen im Laufe des aktu­ ellen Geschäftsjahres wichtige Branchentrends verpasst hat, was bereits aus heutiger Sicht kurzfristig zu erheblichen Schwierigkeiten führen wird, wird vom zuständigen Kreditsachbearbeiter die systemseitig vergebene Note in diesem Bereich auf „9" korrigiert.

Beurteilung des Managements Aufgrund des verpassten Branchentrends sowie weiterer unqualifizier­ ter Aussagen des Managements im Rahmen diverser Besprechungen mit der Bank wird das Management seitens des Kreditsachbearbeiters mit der Note „9" bedacht, die mit dem Gewichtungsfaktor 1 in die Ratingkennziffernermittlung eingeht.

Branchensituation und -prognose Die Branchensituation ist aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Lage sehr angespannt, weshalb Insider von einem beginnenden Verdrängungs­ wettbewerb ausgehen. Aufgrund dieses Sachverhaltes sowie auf der Grundlage des Gesprä­ ches mit der Unternehmensleitung (siehe Managementbeurteilung) wird seitens des Kreditsachbearbeiters die Note „9" vergeben, die mit dem Gewichtungsfaktor 1 in die Ratingkennziffernermittlung eingeht.

Umweltrisiko Da es bei dem zu analysierenden Betrieb zu Umweltbelastungen kom­ men kann, hat sich die Hausbank im Rahmen einer Betriebsbesichtigung auch intensiv mit dieser Problematik auseinander gesetzt. Im Rahmen

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der Betriebsbesichtigung wurden diverse Bodenverunreinigungen (z. B. Bodenverfärbungen neben gelagerten Ölfässern) festgestellt. Des Wei­ teren wurde festgestellt, dass vorgeschriebene Abluftfilter und diverse Auffangwannen nicht installiert wurden. Bei einer aufsichtsrechtlichen Kontrolle rechnet die Bank mit der Verhängung von empfindlichen Geld­ strafen, da das Unternehmen bezüglich der Nichteinhaltung von Um­ weltvorschriften in der Vergangenheit den zuständigen Behörden bereits mehrfach negativ aufgefallen war. Während der Kreditsachbearbeiter im Normalfall die Note „5" verge­ ben hätte, vergibt er jetzt im Hinblick auf die sich abzeichnenden Schwie­ rigkeiten (wahrscheinliche Geldstrafen sowie Mindererlöse bei einer evtl, erforderlichen Verwertung des Grundstücks im Konkursfall), die Note „9", die mit dem Gewichtungsfaktor 1 in die Ratingkennziffern ­ ermittlung eingeht.

Länderrisiko Das Unternehmen erhält ca. 25 % seiner Aufträge aus dem benachbar­ ten Ausland. Bei der Abwicklung der Aufträge hat es in der Vergangen­ heit keinerlei Schwierigkeiten gegeben. Die ausländischen Kunden zah­ len überwiegend unter Ausnutzung der Skontiermöglichkeit. Aus der derzeit verfolgten Politik der jeweiligen Staaten ergeben sich momen­ tan keine negativen Erkenntnisse. Aufgrund dieses Sachverhaltes vergibt der Kreditsachbearbeiter die Note „5", die mit dem Gewichtungsfaktor 1 in die Ratingkennzifferermittlung eingeht.

Gesamtergebnis: Note Gewichtungsfaktor Punktzahl 10 Kontokorrentkontenanalyse 5 2 15 Wirtschaftliche Verhältnisse 5 3 9 3 27 Branchenvergleich Beurteilung des Managements 9 1 9 1 9 Branchensituation und -prognose 9 Umweltrisiko 9 1 9 Länderrisiko 5 1 5 84

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Bewertungstabelle:

Punkte 12-22 23-34 35-45 46-57 58-68 69-70 71 -84 85-95 96-108

Note 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Beurteilung gutes Unternehmen gutes Unternehmen normales Unternehmen normales Unternehmen normales Unternehmen risikobehaftetes Unternehmen * risikobehaftetes Unternehmen * stark risikobehaftetes Unternehmen stark risikobehaftetes Unternehmen

* Bei dieser Beurteilung wird künftig gern. MaK (siehe Kapitel III) eine Prüfung bezüglich der Abgabe des Engagements in den Intensivbetreuungs- oder Sanierungs- und Abwicklungsbereich der Bank erforderlich sein. Der Gesamtpunktzahl „84" wird anhand der systemseitig hinterlegten Bewertungstabelle die Gesamtnote „7" als abschließende Rating­ kennziffer zugewiesen. Im Normalfall wird das Gesamtergebnis ein­ schließlich der Gesamtnote ausgedruckt und zusammen mit der Kredit­ vorlage und/oder der Bilanzauswertung den Entscheidungsträgern der Bank vorgelegt. Angesichts des erzielten Ergebnisses sowie der Tatsa­ che, dass in vier von acht zu beurteilenden Bereichen die Note „9" vergeben wurde, wird das Unternehmen künftig seitens seiner Haus­ bank sehr intensiv überwacht werden und dies aufgrund der Äußerun­ gen und Fehlentscheidungen der Unternehmensleitung. Hätte das Un­ ternehmen bei seinen Aussagen die aktuelle Branchenentwicklung ent­ sprechend berücksichtigt und die daraus resultierenden Maßnahmen in die Wege geleitet, wäre es seitens des Kreditsachbearbeiters wahrschein­ lich besser beurteilt worden.

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4

Wesentliche Funktionen des Ratings

Die wesentlichen Funktionen des Ratings sind in der

• • • • zu

Kapitalbeschaffung optimalen Konditionengestaltung Verbesserung des Unternehmenserscheinungsbildes Grundlage für die Kreditentscheidung und -beurteilung sehen.

Kapitalbeschaffung Durch ein entsprechend „gutes Rating" verschaffen sich die gerateten Unternehmen einen schnelleren Zugang zu den Finanzmärkten sowie zinsgünstigen Finanzierungsmöglichkeiten (Beteiligungen, Kredite). Vor diesem Hintergrund stellt der Adressatenkreis der potentiellen Kreditund Kapitalgeber zunächst die wichtigste Zielgruppe dar. Daneben gibt das Rating aber auch dem Unternehmen und seinen Anteilseignern so­ wie den Aufsichtsgremien und Kunden wichtige Hinweise auf mögliche Krisenindikatoren.

Konditionengestaltung Ein gutes Ratingergebnis signalisiert, dass das geratete Unternehmen mit großer Wahrscheinlichkeit seinen Zahlungsverpflichtungen nachkom­ men kann, womit auch eine entsprechende Reduzierung der Ausfall­ wahrscheinlichkeit verbunden ist. Diese Tatsache schlägt sich i. d. R. auch auf die Konditionengestaltung nieder und hat zur Folge, dass gut geratete Unternehmen Kredite zu günstigeren Konditionen erhalten kön­ nen.

Verbesserung des Unternehmenserscheinungsbildes Vor dem Hintergrund von Basel II werden sich die Unternehmen künftig in verstärktem Umfang von kommerziellen Ratingagenturen raten las­ sen. Bei einem positiven Ergebnis der Ratinganalyse ist davon auszuge­ hen, dass die gerateten Unternehmen im Rahmen ihres Marketings in zunehmendem Umfang dazu übergehen werden, das Analyseergebnis einem breiten Publikum zur Kenntnis zu bringen. Durch diese Vorgehens­ weise erhoffen sich die Unternehmen eine positive Beeinflussung des Meinungsbildes bei den Kunden, den strategischen Partnern sowie der breiten Öffentlichkeit. Da die Ergebnisse der externen Ratingagenturen

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seitens der Banken im Rahmen des Standardansatzes berücksichtigt werden können, ist sicherzustellen, dass die Ermittlung der Rating­ ergebnisse auch den Anforderungen der bankaufsichtsrechtichen Stel­ len genügt. Grundlage für die Kreditentscheidung und -beurteilung

Die Banken erhalten über die Ratingbeurteilung des Unternehmens wich­ tige Informationen bezüglich der Kreditwürdigkeit der kreditnach­ fragenden Kunden bzw. Kreditnehmer und deren Möglichkeiten, Zahlungsverpflichtungen vollständig und termingerecht zu erfüllen. Bei einer grenzüberschreitenden Kreditvergabe bzw. einer Finanzierung von Unternehmen mit grenzüberschreitenden Kunden- und/oder Lieferanten­ beziehungen erhalten die Banken aus dem Länderrating, bezogen auf das jeweilige Land, wichtige Hinweise auf bestehende und mögliche Risiken im Hinblick auf das bestehende Transferrisiko. Die bankseitigen Informationen werden durch das Branchenrating, welches u. a. Infor­ mationen zur Beurteilung der Marktentwicklung, Wettbewerbsfähigkeit, Erlössituation und Nachfrageverlauf einer Branche zur Verfügung stellt, vervollständigt.

Sofern Banken bei Unternehmen mit einem externen Rating dennoch bankinterne Ratinganalysen durchführen, können die externen Rating­ ergebnisse zur Beurteilung der Aussagekraft interner Ratingmodelle herangezogen werden. Durch diese Vorgehensweise erhält die Bank frühzeitig Hinweise auf evtl, nicht ordnungsgemäß durchgeführte haus­ interne Ratingverfahren bzw. auf sich ändernde Beurteilungsparameter und deren Auswirkungen.

Zusammenfassung: • Auf Basis eines positiven Ratings kann sich ein Unternehmen Zu­ gang zu den internationalen Finanzmärkten verschaffen bzw. bei der Bank zinsgünstige Kredite in Anspruch nehmen. • Ein positives Rating trägt zu einem besseren Erscheinungsbild bei Kunden, Lieferanten, Anteilseignern und den Beschäftigten des Un­ ternehmens bei.

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5

Die Bedeutung von Sicherheiten im Rahmen der Kreditgewährung und -beurteilung

Das Basler Konsultationspapier beinhaltet auch in Bezug auf Sicherhei­ ten und Garantien umfangreiche Regelungen. Kann ein Unternehmen zur Absicherung der Kredite werthaltige Sicherheiten zur Verfügung stellen, kann dies bei der erforderlichen Eigenkapitalunterlegung der Bank berücksichtigt werden. Sicherheiten werden wie folgt eingeteilt:

Bild 8: Einteilung der Sicherheiten Sicherheiten sind im Rahmen der Kreditentscheidung und -Überwachung von erheblicher Bedeutung. Zwar treffen Banken i. d. R. ihre Entschei­ dungen grundsätzlich auf der Basis betrieblicher Aktivitäten und Prog­ nosen des jeweiligen Unternehmens, da diese aber mit entsprechenden Unsicherheitsfaktoren behaftet sind, versuchen Kreditinstitute, dieses Risiko durch die Bestellung von Kreditsicherheiten zu minimieren und sich gegen einen möglichen Kreditausfall abzusichern.

Da der jeweilige Wert einer Sicherheit im Zeitablauf aufgrund von Ab­ schreibungen und sonstigen wertbeeinflussenden Faktoren erheblichen Schwankungen unterworfen sein kann, findet im Rahmen der Kredit­ überwachung eine permanente Überprüfung und gegebenenfalls eine Neubewertung der Sicherungswerte statt. Hierbei sind bankseitig insti­

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tutsinterne Beleihungswertvorschriften zu beachten. Diese sehen nor­ malerweise vor, dass den zur Verfügung gestellten Sicherheiten zunächst ein sog. Beleihungswert beigemessen wird. Hierbei handelt es sich um den Wert, der normalerweise jederzeit durch die Verwertung der Sicherheit erzielt werden könnte. Da bei einer Verwertung der Sicherheiten durch die Bank aber oftmals Abschläge in Kauf genommen werden müssen, wird, auf Basis der Erfahrungswerte der jeweiligen Bank, der ermittelte Beleihungs­ wert um einen sogenannten Risikoabschlag verringert. Über das Ergebnis der Sicherheitenbewertung werden die jeweiligen Entscheidungsträger mit­ tels Kredit- bzw. Engagementberichte unterrichtet.

Sofern ein Unternehmen in entsprechendem Umfang werthaltige Si­ cherheiten zur Verfügung gestellt hat, können diese auch im Rahmen der Eigenkapitalunterlegung berücksichtigt werden. Istz. B. der gesamte Kreditbetrag nachhaltig durch ausreichende Grundschulden abgedeckt, besteht für die Bank bei einer entsprechenden Verwertung der Sicher­ heiten praktisch kein Ausfallrisiko. Dieser Tatsache kann bei der Eigenkapitalunterlegung dergestalt Rechnung getragen werden, dass trotz eines evtl, schlechten Unternehmensrating für die ausgereichten Kredite an das Unternehmen bankseititg keine Eigenkapitalanteile zu unterlegen sind. Da die Bank Kosten für die Eigenkapitalunterlegung einspart, ist sie auch in der Lage, dem Unternehmen einen Kredit zu günstigeren Konditionen anzubieten. Aus dem Vorgenannten wird deutlich, dass die Unternehmen ein er­ hebliches Interesse an einerwerthaltigen Absicherung ihrer Kredite bzw. eingeräumten Kreditlinien haben müssen. Eine Auseinandersetzung mit dem aktuellen Wert der Vermögensgegenstände des Unternehmens und deren wertbeeinflussenden Faktoren (z. B. Umwelteinflüsse, Veralterung) ist daher unabdinglich. Dabei ist es auch durchaus sinnvoll in Erfahrung zu bringen, welchen Wert die finanzierende Bank den jeweiligen Si­ cherheiten beimisst.

Zusammenfassung: • Durch die Stellung entsprechender Sicherheiten können negative Auswirkungen von Basel II abgemildert werden. • Bei der Beurteilung der Sicherheiten sind Risikoabschläge zu be­ rücksichtigen. • Sicherheiten sind permanent auf ihre Werthaltigkeit hin zu analysieren.

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Ill

Mindestanforderungen an das Kredit­ geschäft der Kreditinstitute (MaK)

Die MaK sind nach Jochen Sanio, dem Präsidenten der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin), der „Aufgalopp" zu Basel II. Die Vorschriften sind seitens der Banken ab Mitte 2004 zu beachten.

Ein Grund für die Einführung der MaK war, dass in zwei Jahren seitens der BAFin ca. 240 Problemfälle registriert wurden, die bei über 100 Kreditinstituten sogar zu Schieflagen oder Insolvenzen führten. Dabei wurde festgestellt, dass zahlreiche Banken bei der Kreditentscheidung und Kreditabwicklung die banküblichen Standards außer Acht gelassen haben. Wesentliche festgestellte Mängel waren:



• • • • •

Erforderliche Funktionstrennungen wurden nicht optimal eingerich­ tet und in vielen Fällen sogar durchbrochen. Es wurden keine risikoorientierten Kalkulationen durchgeführt. Kreditentscheidungen waren trotz eingesetzter Ratingverfahren nicht optimiert. Die vertragliche Ausgestaltung der Kredit- und Sicherheitenverträge wies Mängel auf. Es wurde oftmals nur eine unzureichende oder in Extremfällen überhaupt keine Kreditüberwachung durchgeführt Möglichkeiten der Früherkennung von Krisen wurden nicht genutzt.

Durch die MaK erfolgte erstmals eine schriftliche Fixierung qualitativer Standards für die Kreditvergabe und -Überwachung. Die MaK, für de­ ren Einhaltung unabhängig von internen Ressortzuständigkeiten die gesamte Geschäftsleitung einer Bank verantwortlich ist, beinhalten fol­ gende Punkte:

Bild 9: Aufbau der MaK

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Durch die konsequente Anwendung der Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft, deren Einhaltung durch die Bankenaufsicht überwacht wird, soll bankseitig das Eingehen übermäßiger Risiken verhindert wer­ den. Dies wird zur Folge haben, dass viele Banken ihr Firmen­ kundenkreditgeschäft kritisch durchleuchten und - falls erforderlich den geforderten Mindestanforderungen anpassen werden. Um die Mindestanforderungen zu erfüllen, benötigen die Banken wesentlich umfangreichere Unternehmensinformationen als bisher, die bei den Unternehmen angefordert werden. Durch die Kenntnis der MaK wer­ den Unternehmen in die Lage versetzt, sich optimal auf Bankgespräche vorzubereiten, da sie dadurch wissen, welche Problemfelder Banken abarbeiten müssen. Wenn die Unternehmen künftig nicht in der Lage sind, den zusätzlichen Informationsanforderungen der Kreditinstitute nachzukommen, müssen sie mit entsprechenden Risikoaufschlägen im Rahmen der Kreditvergabe bzw. in Extremfällen mit der Ablehnung ihrer An­ träge (Kreditantrag, Änderung der Sicherheiten usw.) rechnen. In Folgendem wird auf jene Mindestanforderungen, die eine direkte Auswirkung auf die Kreditvergabe an die Unternehmen haben, einge­ gangen und Konsequenzen sowie mögliche Handlungsalternativen für Unternehmen aufgezeigt.

1

Anwendungsbereich der MaK

Die MaK sind grundsätzlich von allen Kreditinstituten und deren Zweig­ niederlassungen im Ausland sowie von ausländischen Kreditinstituten mit Niederlassungen in Deutschland zu berücksichtigen. Daneben ha­ ben sie auch Bedeutung bei Unternehmen, die einer Institutsgruppe angehören, bei denen ein Kreditinstitut übergeordnetes Unternehmen ist. Die MaK sind bei folgenden Kreditentscheidungen zu berücksichtigen:

• Neukredite • Überziehungen • Krediterhöhungen • Prolongationen • Änderungen risikorelevanter Sachverhalte (z. B. Änderung der Sicherheiten) • Festlegung kreditnehmerbezogener Limite • Beteiligungen

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2

Allgemeine Anforderungen

Die allgemeinen Anforderungen der MaK regeln die:

• Verantwortung der Geschäftsleitung • Kreditrisikostrategie • Organisationsrichtlinien • Qualifikation der Mitarbeiter • Kreditgeschäfte in neuartigen Produkten oder in neuartigen Märkten

2.1

Verantwortung der Geschäftsleitung

Nach den MaK sind alle Geschäftsleiter einer Bank - unabhängig von der internen Zuständigkeitsregelung - für die ordnungsgemäße Organi­ sation des Kreditgeschäfts, deren ordnungsgemäßen Weiterentwick­ lung sowie der ordnungsgemäßen Steuerung und Überwachung der Risiken aus dem Kreditgeschäft verantwortlich. Sie werden dieser An­ forderung nur gerecht, wenn sie die Risiken beurteilen und erforderli­ che Maßnahmen zu deren Begrenzung treffen können. Für Unternehmen bedeutet diese Anforderung, dass sie ihre Unterla­ gen derart aufbereiten müssen, dass sie im Extremfall auch für die ressort­ fremden Geschäftsleiter einer Bank verständlich sind.

2.2

Kreditrisikostrategie

Unter Berücksichtigung der Risikotragfähigkeit des Kreditinstitutes ist die Geschäftsleitung verpflichtet, auf der Grundlage einer Analyse der geschäftspolitischen Ausgangssituation sowie der Einschätzung der mit dem Kreditgeschäft verbundenen Risiken, eine Risikostrategie für das Kreditgeschäft (Kreditrisikostrategie) festzulegen und für deren Umset­ zung Sorge zu tragen. Die Strategie ist jährlich auf ihre Aktualität zu überprüfen und bei Bedarf den geänderten Gegebenheiten anzupassen. Bei der Festlegung der Strategie sind folgende Punkte zu berücksichtigen:

• Planung nach Branchenschwerpunkten • Planung nach geographischer Streuung (Länder, Regionen usw.) • nach Kreditarten

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• nach Verteilungen der Engagements im Risikoklassifizierungsverfahren • Größenklassenverteilung Eine besondere Bedeutung kommt den Klumpenrisiken zu (Anhäufung von Risiken in einem bestimmten Bereich), deren Begrenzung in ange­ messenem Umfang Rechnung zu tragen ist. Gehört ein Unternehmen einer Risikobranche an, wird ein besonders risikoreicher Kredit beantragt, gibt es Probleme hinsichtlich der geogra­ phischen Lage oder hat die finanzierende Bank in dem zu finanzieren­ den Bereich bereits Klumpenrisiken, so muss ein Unternehmen bei der Kreditantragstellung und der daran anschließenden Kreditbearbeitung mit erheblichen Problemen rechnen.

2.3 Organisationsrichtlinien Kreditgeschäfte dürfen nur innerhalb aktueller Rahmenbedingungen durchgeführt werden. Die Organisationsrichtlinien beziehen sich unter Berücksichtigung von Umfang, Komplexität und Risikogehalt des Kredit­ geschäfts auf folgende Bereiche:

• Aufgaben-, Kompetenz- und Kontrollregelungen • Vorgaben für die Kreditgewährung, Kreditweiterbearbeitung, Kredit­ weiterbearbeitungskontrolle, Intensivbetreuung sowie Problemkredit­ bearbeitung • Risikoklassifizierungsverfahren (z. B. Rating- und Scoringsysteme) • Frühwarnsystem • Verfahren, die der Vorlage erforderlicher Unternehmensunterlagen dienen • Verfahren zur Behandlung von Überziehungen einschl. dem damit verbundenen Mahnverfahren • Verfahren zur Bildung von Wertberichtigungen und Rückstellungen • Verfahren zur Bewertung, Überprüfung, Verwaltung und Verwer­ tung von Kreditsicherheiten • Regelungen von Bagatellgrenzen • Sonderregelungen • Regelungen bezüglich der DV-Ausstattung und der DV-Verfahren

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In den Organisationsrichtlinien sind explizit die Kreditbearbeitungs­ grundsätze, die zu akzeptierenden Sicherheitenarten, die Kriterien für die Engagementeinstufung, die Regelungen für die Engagement- und Sicherheitenüberprüfung sowie die Art der Einbindung der Risiko­ klassifizierungsverfahren in die Prozesse darzustellen. Für die Unternehmen bedeutet dies, dass sich die Mitarbeiter der Ban­ ken im Rahmen der Kreditantragsbearbeitung, der Kreditbeurteilung sowie der Bearbeitung möglicher Änderungsanträge konsequent an die schriftlich vorgegebenen Organisationsrichtlinen halten müssen. Dies kann in Einzelfällen durchaus zu unterschiedlichen Sichtweisen zwischen verschiedenen Banken führen (z. B. bei Anwendung unterschiedlicher Vorschriften bei der Bewertung der Sicherheiten, Vorlage erforderlicher Unterlagen). Diese sind als solche zu akzeptieren, da mögliche Diskussio­ nen mit den jeweiligen Mitarbeitern der Banken i. d. R. kaum zu einem anderen Ergebnis führen werden.

2.4 Anforderungen an die Dokumentation Jedes Kreditinstitut hat, soweit dies möglich und zweckmäßig ist, stan­ dardisierte Kreditvorlagen zu verwenden, deren Ausgestaltung von Art, Umfang, Komplexität und Risikogehalt der Geschäfte abhängig ist. Alle für die Beurteilung der Geschäfte und Risiken notwendigen Unterlagen sind systematisch und für sachkundige Dritte nachvollziehbar abzufas­ sen und aufzubewahren, wobei die Aktualität und Vollständigkeit der Aktenführung sicherzustellen ist.

Aufgrund der Anforderungen an die Dokumentation sind Unter­ nehmensunterlagen dergestalt aufzubereiten, dass sie von fachkundi­ gen Dritten problemlos nachvollzogen werden können. Dies kann z. B. in Einzelfällen bedeuten, dass Textpassagen mit erläuternden Aussagen ergänzt werden müssen oder dass man bezüglich vorzulegender Planungsunterlagen die der Planung zu Grunde liegenden Prämissen beifügt.

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Zusammenfassung: • Alle Geschäftsleiter einer Bank sind für die ordnungsgemäße Or­ ganisation sowie der Steuerung und Überwachung der Risiken des Kreditgeschäfts verantwortlich. • Banken sind verpflichtet, eine Kreditrisikostrategie festzulegen und diese entsprechend umzusetzen. • Kreditgeschäfte dürfen nur innerhalb der festgesetzten Organi­ sationsrichtlinien betrieben werden. • Bei Aufnahmen von Geschäften in neuen Produkten, Geschäfts­ arten oder neuen Märkten ist i. d. R. zuvor eine Kreditrisikostrategie auszuarbeiten. • Kreditgeschäfte sind nachvollziehbar zu dokumentieren und so­ weit möglich mittels standardisierter Kreditvorlagen zu bearbeiten.

3

Organisation des Kreditgeschäfts

In den MaK werden bezüglich der Organisation des Kreditgeschäftes Aussagen zu folgenden Punkten getroffen:

• Funktionstrennung • Votierung • Anforderung an die Prozesse - Kreditgewährung - Kreditweiterbearbeitung - Kreditbearbeitungskontrolle - Intensivbetreuung - Behandlung von Problemkrediten - Risikovorsorge

3.1

Funktionstrennung

Maßgeblicher Grundsatz für die Ausgestaltung der Prozesse im Kredit­ geschäft ist die klare funktionale Trennung folgender Bereiche:

• Die Bereiche, die Geschäfte initiieren und bei den Kreditentschei­ dungen über ein Votum verfügen („Markt")

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• Die Bereiche, die bei den Kreditentscheidungen über ein weiteres vom „Markt" unabhängiges Votum verfügen („Marktfolge") Bezüglich der Zuteilung ist weiterhin zu beachten, dass die Aufgaben des Kreditrisikocontrollings (unabhängige Risikoüberwachung und Be­ richterstattung) außerhalb des Marktbereiches durchzuführen sind. Die Zuordnung der Prozesse • Kreditbearbeitung • Kreditbearbeitungskontrolle • Intensivbetreuung • Problemkreditbearbeitung • Risikovorsorge liegt im Ermessen der Kreditinstitute, sofern keine anderen Regelungen vorliegen. Allerdings ist die Verantwortung für deren Entwicklung und Qualität außerhalb des Marktbereiches anzusiedeln. Hieraus ergibt sich folgende Aufteilung:

Bild 10: Einteilung bei der Ausgestaltung der Prozesse

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Der Bereich „Markt" ist vom Bereich „Marktfolge" aufbauorganisato­ risch bis einschließlich der Ebene der Geschäftsleitung zu trennen, wo­ bei die Trennung auch im Vertretungsfall zu beachten ist. Für die Unternehmen bedeutet diese Aufteilung, dass Unterlagen für die Bank so aufzubereiten sind, dass sie auch von Mitarbeitern, die im Bereich der Marktfolge tätig sind, verstanden und entsprechend den Vorstellungen der Unternehmen analysiert werden können.

3.2 Votierung Eine Kreditentscheidung erfordert zwei zustimmende Voten der Berei­ che „Markt" und „Marktfolge" in Abhängigkeit von Art, Umfang, Kom­ plexität und Risikogehalt des Kreditengagements. Sofern die Beschluss­ fassung durch einen Ausschuss erfolgt, sind die Mehrheitsverhältnisse im Ausschuss so festzulegen, dass der Bereich Marktfolge nicht über­ stimmt werden kann. Sofern die Voten voneinander abweichen, sind in der Kompetenzordnung klare Entscheidungsregelungen zu treffen. In diesen Fällen ist der Kredit abzulehnen oder auf eine höhere Kompetenz­ stufe zu verlagern (Eskalationsverfahren). Bezüglich der Zuordnung in eine Kompetenzstufe sind in den Organisationsrichtlinien entsprechende Kriterien einzurichten (z. B. Risikoeinstufung, Höhe der Konditionen). Der unternehmerische Handlungsspielraum einzelner Geschäftsführer soll durch die Regelungen zur Votierung und Funktionstrennung nicht eingeschränkt werden. So kann jeder Geschäftsleiter eigenständige Kreditentscheidungen im Rahmen seiner Einzelkompetenz treffen und Kundenkontakte wahrnehmen. Soweit es unter Risikogesichtspunkten erforderlich ist, sind jedoch zudem zwei Voten einzuholen. Weicht die Entscheidung des Geschäftsleiters von den Voten ab, oder wird die Ent­ scheidung von einem Geschäftsleiter getroffen, der nicht für den Be­ reich „Markt" zuständig ist, so ist die Entscheidung im Risikobericht darzustellen.

Für die Unternehmen bedeutet diese Vorschrift, dass Kreditentschei­ dungen von mehreren Personen getroffen werden, die den Unterneh­ men oftmals nicht alle bekannt sind. Aus diesem Grund sind seitens der Unternehmen klar strukturierte Unterlagen vorzulegen, damit sich alle

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an der Kreditentscheidung Beteiligten ein Bild über das Unternehmen und die vorhandenen Risiken machen können. Aufgrund der Anzeige­ pflichten bei abweichenden Voten ist davon auszugehen, dass derarti­ ge Kredite künftig nur noch in sehr eingeschränktem Umfang geneh­ migt werden.

3.3 Anforderungen an die Prozesse Bei den Banken müssen klare Definitionen und Abstimmungen für die Prozesse

• Kreditbearbeitung • Kreditbearbeitungskontrolle • Intensivbetreuung • Problemkreditbearbeitung • Risikovorsorge sowie den damit verbundenen Kompetenzen und Verantwortlichkeiten vorliegen. Die Verantwortung für deren Entwicklung und Qualität muss außerhalb des Marktbereiches angesiedelt sein. Vorgenanntes gilt auch für die Festlegung sowie die regelmäßige Überprüfung der maßgebli­ chen Kriterien für den Übergang von Engagements in die Intensiv­ betreuung bzw. Problemkreditbearbeitung.

Weiterhin sind alle bedeutsamen Aspekte für das Adressenausfallrisiko eines Engagements herauszuarbeiten und zu bewerten, wobei auch auf externe Quellen zurückgegriffen werden kann. Kritische Punkte ei­ nes Engagements sind hervorzuheben und, falls erforderlich, unter der Annahme verschiedener Szenarien (z. B. Best-Case-/Worst-Case-Szenarien) darzustellen. Sofern es sich um Auslandsengagements handelt, sind quantitative und qualitative Länderrisiken zu erstellen bzw. derarti­ ge externe Analysen bei der Beurteilung heranzuziehen. Bei anstehenden ProjektVObjektfinanzierungen ist im Rahmen der Kredit­ bearbeitung neben der wirtschaftlichen Betrachtungsweise sicherzustel­ len, dass das Projekt auch technisch machbar ist. Weiterhin ist die Ent­ wicklung zu überwachen (z. B. durch Bautenstandskontrollen), und die mit dem Projekt/Objekt verbundenen rechtlichen Risiken sind zu beur­ teilen.

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Im Rahmen der Kreditentscheidung und bei späteren Beurteilungen sind in Abhängigkeit vom Risikogehalt der Kreditgeschäfte die Risiken eines Engagements mit Hilfe eines Risikoklassifizierungsverfahrens zu bewer­ ten. Des Weiteren hat jährlich eine entsprechende Überprüfung der Risikoeinstufung zu erfolgen und es sollte ein sachlicher Zusammen­ hang zwischen der Einstufung im Risikoklassifizierungsverfahren und der Gestaltung der Konditionen bestehen. Im Hinblick auf die erforderlichen Kreditunterlagen ist ein Verfahren einzurichten, welches die zeitnahe Einreichung überwacht und eine zeitnahe Auswertung gewährleistet. Für ausstehende Unterlagen ist ein Mahnwesen einzurichten. Für die Unternehmen bedeuten diese Vorschriften, dass sie der finan­ zierenden Bank fristgerecht umfangreiche Unterlagen zur Beurteilung einreichen müssen. Bei der Erstellung der Unterlagen ist unter Berück­ sichtigung verschiedener Szenarien auf mögliche Risiken einzugehen und aufzuzeigen, was unternehmensseitig zu deren Begrenzung unter­ nommen wird bzw. wurde.

Bei anstehenden ProjektVObjektfinanzierungen kommt der Darstellung der Machbarkeit und den im Projekt/Objekt innewohnenden Risiken und deren Begrenzung sowie der Dokumentation und Abwicklung eine besondere Bedeutung zu.

Die Forderung, dass ein Zusammenhang zwischen der Risikoeinstufung der Kreditinstitute und deren Kondititonengestaltung bestehen soll, macht deutlich, dass Unternehmen bereits ab Mitte 2004 und nicht erst ab Ende 2006 (Termin für die Einführung von Basel II) mit risikoab­ hängigen Konditionen rechnen müssen. Daher gilt es schon heute, die Risikoeinschätzung der Banken durch entsprechende unternehmerische Maßnahmen (z. B. Bilanzstrukturmanagement, aktives Kreditmarketing) positiv zu beeinflussen.

3.3.1 Kreditgewährung Unter dem Prozess der Kreditgewährung versteht man alle bis zur Be­ reitstellung des Kredits, zur Vertragserfüllung oder Einrichtung einer Li­ nie erforderlichen Arbeitsabläufe. Dabei sind alle für die Bearbeitung

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des Risikos wichtigen Faktoren bei der Kreditgewährung unter beson­ derer Berücksichtigung der Kapitaldienstfähigkeit des Kreditnehmers bzw. des Projektes/Objektes zu analysieren und zu beurteilen, wobei die Intensität vom jeweiligen Risikogehalt abhängt. Sofern Sicherheiten zur Verfügung gestellt werden, ist die Werthaltigkeit der Sicherheiten grundsätzlich vor jeder Kreditvergabe zu beurteilen. Hierbei können die Banken auf bereits vorhandene Sicherheiten zurück­ greifen, sofern keine Hinweise auf mögliche Wertveränderungen vor­ liegen.

Sofern Kreditanträge abgelehnt werden, sind sie in geeigneter Form (z.B. Aufnahme eines Warnvermerks in der EDV) zu erfassen. Im Rahmen der Kreditgewährung kommt der Beurteilung der Kapital­ dienstfähigkeit eine besondere Bedeutung zu. Diese wird bei den Ban­ ken unter zu Hilfenahme des Cashflow bzw. des erweiterten Cashflow beurteilt. Ist der erweiterte Cashflow größer als der zu tragende Kapital­ dienst, geht die Bank davon aus, dass das Unternehmen in der Lage ist, die Zins- und Tilgungsraten aufzubringen.

Der Cashflow wird in seiner einfachsten Art wie folgt ermittelt: Betriebsergebnis + Abschreibung Cashflow + Zinsen erw. Cashflow Da die Verwendung dieser Kennzahl unter bestimmten Voraussetzun­ gen aber zu einem falschen Ergebnis führt, kommt neuerdings in zu­ nehmendem Umfang der sog. modifizierte Cashflow bzw. free Cashflow zum Einsatz. Der modifizierte Cashflow errechnet sich wie folgt:

erweiterter Cashflow - Erträge, denen keine Einzahlungen gegenüberstehen + Aufwendungen, denen keine Auszahlungen gegenüberstehen modifizierter Cashflow

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Bezüglich der Beurteilung der Sicherheiten sind seitens der Unterneh­ men sämtliche Unterlagen vorzulegen, die für die Ermittlung der aktu­ ellen Werte der Sicherheiten erforderlich sind. Hierbei ist zu berücksich­ tigen, dass seitens der Banken bei Vorliegen bestimmter Gegebenhei­ ten (z. B. Auslandsforderungen, Bodenverunreinigungen) neben den Standardabschlägen zusätzliche Risikoabschläge in Ansatz gebracht wer­ den.

3.3.2 Kreditweiterbearbeitung Seitens der Banken ist im Rahmen der Kreditweiterberarbeitung zu über­ wachen, ob seitens der Kreditnehmer die vertraglichen Vereinbarungen eingehalten werden. Sofern zweckgebundene Kredite vergeben wur­ den, ist im Rahmen einer Kreditverwendungskontrolle zu überprüfen, ob die valutierten Mittel der vereinbarten Verwendung zukommen. Jährlich ist eine Beurteilung des Adressenausfallrisikos durchzuführen, wobei die Intensität der laufenden Beurteilung vom Risikogehalt des Engagements abhängt (z. B. Kreditwürdigkeitsprüfung, Risikoeinstufung im Risikoklassifizierungsverfahren oder eine Beurteilung auf der Grund­ lage eines vereinfachten Verfahrens). Weiterhin ist, ab einer vom Kredit­ institut unter Risikopunkten festzulegenden Grenze, in angemessenen Abständen und in Abhängigkeit von der Sicherheitenart die Werthaltigkeit zu überprüfen. Der Turnus der Überprüfung ist in den Organisationsrichtlinien der Bank festzulegen. Sofern dem Kreditinstitut aus externen oder internen Quellen Informationen bekannt werden, die auf eine negative Änderung der Risikoeinschätzung des Engage­ ments oder der Sicherheiten hindeuten, ist unverzüglich eine außeror­ dentliche Überprüfung des Engagements und der Sicherheiten durch­ zuführen. Derartige negative Informationen sind bankintern unverzüg­ lich an alle betroffenen Stellen weiterzuleiten.

Diese Vorschriften bedeuten für die Untenehmen, dass sie seitens ihrer finanzierenden Banken mindestens einmal jährlich einer Kreditwürdigkeitsprüfung und einer erneuten bankinternen Rating­ einstufung unterzogen werden. Weiterhin erfolgt eine Überwachung der vertraglichen Vereinbarungen mit dem Kreditnehmer. Im Rahmen dieser Überwachung wird überprüft, ob angeforderte Unterlagen ord­

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nungsgemäß eingereicht worden sind. Eine besondere Bedeutung kommt auch der Kreditverwendungskontrolle zu. Hier wird (falls erfor­ derlich auch vor Ort) überprüft, ob die ausbezahlten Kredite auch tat­ sächlich dem angegebenen Verwendungszweck zugeführt wurden. Angesichts dieser Vorschriften wird deutlich, dass es für die Unterneh­ men erforderlich ist, die finanzierenden Banken permanent über die aktuellen Unternehmensentwicklungen einschließlich der Schulden­ tilgungsfähigkeit zu informieren, damit die jährlich durchzuführende Kreditwürdigkeitsprüfung und Risikoeinschätzung nicht zu negativen Erkenntnissen führt. Sofern überein Unternehmen negative Informatio­ nen (z. B. Pressemitteilungen, Gerüchte) in Umlauf sind, ist zwecks Rich­ tigstellung bzw. Erläuterung mittels aussagekräftiger Unterlagen un­ verzüglich Kontakt zu den finanzierenden Banken aufzunehmen. Sofern zur Kreditabsicherung Sicherheiten zur Verfügung gestellt wur­ den, kommt den Unternehmen die Aufgabe zu, durch entsprechende Aktivitäten (z. B. Vermeidung von Bodenverunreinigungen, Durchfüh­ rung erforderlicher Maschinenwartungen) auf eine Wertbeständigkeit zu achten. Werterhaltende bzw. werterhöhende Maßnahmen oder Er­ eignisse sind den finanzierenden Banken anzuzeigen und nachzuwei­ sen. Sofern sich der Wert der zur Verfügung gestellten Sicherheiten nachhaltig verschlechtert hat (z. B. Kreditdepot), müssen die Unterneh­ men im Normalfall mit Sicherheitennachforderungen, Kreditkürzungen und im Extremfall mit Kreditkündigungen rechnen.

3.3.3 Kreditbearbeitungskontrolle Im Rahmen der Kreditbearbeitungskontrolle sind prozessabhängige Kontrollen einzurichten, welche die ordnungsgemäße Einhaltung der Organisationsrichtlinien gewährleisten. Dabei ist bezogen auf die Un­ ternehmen zu überprüfen, ob bei der Kreditvalutierung die Valutie­ rungsvoraussetzungen vorgelegen haben und die Auflagen aus dem Kreditvertrag erfüllt sind. Sofern die Kreditgewährung an ein Unternehmen mit der Erfüllung von Voraussetzungen oder Auflagen verbunden ist, muss das Unternehmen künftig damit rechnen, dass die Erfüllung dieser vertraglichen Vorga­ ben auch vor Ort geprüft wird. Daher empfiehlt es sich gegenüber der

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Bank nur wahrheitsgemäße Angaben (z. B. Bautenstandsanzeige) zu machen, um bei einer möglichen späteren Überprüfung nicht negativ aufzufallen. Je nach Umfang und Bedeutung der Vertragsvorausset­ zungen oder -auflagen kann auch unternehmensseitig eine entspre­ chende Dokumentation der Erfüllung dieser Vorgaben sinnvoll sein.

3.3.4 Intensivbetreuung Unternehmenskrisen zeichnen sich in der Regel frühzeitig ab und sind anhand von Krisenindikatoren zu erkennen. Durch das Instrumentari­ um der Intensivkreditbetreuung soll seitens der Bank sichergestellt wer­ den, dass mögliche Krisenengagements frühzeitig erkannt und zusam­ men mit dem Unternehmen Schritte zur Abwendung der Krise eingelei­ tet werden. Daher sind in den Organisationsrichtlinien der Bank durch eine vom Marktbereich unabhängige Stelle Kriterien festzulegen, wann ein Engagement der Intensivbetreuung zuzuführen ist. Sofern ein En­ gagement der Intensivbetreuung unterliegt, hat die Bank in regelmäßi­ gen Abständen die Weiterbearbeitung des Engagements zu überprüfen. Mögliche Kriterien für sich abzeichnende Unternehmensschieflagen und eine erforderlich werdende Intensivbetreuung können sein:



• • • • • •

Permanente Inanspruchnahme der Kontokorrentkredite am „Kredit­ limit" Ungenehmigte Überziehungen des Kontokorrentkreditrahmens Ein Kreditnehmer gerät mit seinen Tilgungsraten in Rückstand Zahlungsverlagerung auf andere Bankverbindungen Scheck- und/oder Lastschriftrückgaben Beim Kreditnehmer zeichnen sich wirtschaftliche Schwierigkeiten ab Erforderliche oder vorhandene Risikovorsorge für den Kreditnehmer

Durch die Vorgabe, Engagements, die der Intensivbetreuung unterlie­ gen, in regelmäßigen Abständen zu überprüfen und Aussagen über deren Weiterverarbeitung zu treffen, soll eine angemessene Bearbei­ tung dieser Engagements gewährleistet werden. Das Ergebnis der zu dokumentierenden Überprüfung kann zu folgender Engagementweiter­ bearbeitung führen:

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Ergebnis der Überprüfung von Engagements in der Intensivbetreuung

Bild 11: Ergebnis der Überprüfung von Engagements in der Intensivbetreuung Die Vorschriften bezüglich der Intensivbetreuung dienen dem Schutz und Weiterbestand des Unternehmens. Dies bedingt allerdings auch, dass sich die Unternehmen selbst mit möglichen Krisenindikatoren aus­ einandersetzen und bei sich abzeichnenden Problemen frühzeitig Kon­ takt zu den finanzierenden Banken aufnehmen, um die Chancen für den sich abzeichnenden Turn-Arround-Prozess so gut wie möglich zu gestalten.

Es ist davon auszugehen, dass die Intensivbetreuung der Banken durch speziell geschultes Personal erfolgt. In der Praxis kann dies zur Konse­ quenz haben, dass das Engagement schon in der Intensivbetreuungs­ phase bankintern auf andere Firmenkundenbetreuer übergeht. Für die Unternehmen, denen die bankinternen Kriterien bezüglich der Über­ führung in die Intensivbetreuung normalerweise nicht bekannt sind, kann dies zur Folge haben, dass sie als Intensivbetreuungsengagement angesehen werden, obwohl überhaupt keine Krisensituation vorliegt. Um in dieser Phase negative Konsequenzen (z. B. Verzögerungen bei einer anstehenden Neukreditgewährung, negatives Image) für das Un­ ternehmen zu verhindern, muss es in der Lage sein, entsprechende Anfragen der finanzierenden Bank schnell und korrekt zu beantworten.

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Hierbei kann es von erheblichem Vorteil sein, Aussagen durch entspre­ chende Analysen der Controllingabteilung bzw. durch die Vorlage betriebswirtschaftlicher Auswertungen (BWA), deren Bedeutung stetig zunimmt, zu unterlegen.

3.3.5 Behandlung von Problemkrediten Sofern die Intensivbetreuung nicht zu dem gewünschten Erfolg führt oder die Intensivbetreuung nicht die geeignete Maßnahme darstellt, ist das Engagement in den Sanierungs- bzw. Abwicklungsbereich der Bank zu überführen, deren Federführung außerhalb des Marktbereiches an­ zusiedeln ist. Für die Überführung sind in den Organisationsrichtlinien der Bank Kriterien festzulegen, bei deren Erfüllung eine Prüfung der Sanierungswürdigkeit bzw. -fähigkeit des Kreditnehmers durchzufüh­ ren ist. Sofern sich das Kreditinstitut zur Durchführung oder Begleitung einer Sanierung entscheidet, ist von den an der Sanierung Beteiligten ein Sanierungskonzept zu erarbeiten und umzusetzen. Die Umsetzung des Sanierungskonzeptes sowie die Auswirkungen der Maßnahmen sind vom Kreditinstitut zu kontrollieren. Falls erforderlich kann beim Sanierungsprozess auch auf externe Spezialisten zurückgegriffen wer­ den. Bei bedeutenden Engagements muss der zuständige Geschäfts­ leiter in regelmäßigen Abständen über den Stand der Sanierung infor­ miert werden.

Im Fall der Abwicklung eines Engagements ist ein Abwicklungskonzept zu erstellen. In den Prozess der Verwertung der Sicherheiten sind Mitar­ beiter oder falls erforderlich externe Spezialisten mit entsprechenden Kenntnissen einzubeziehen (siehe Bild 12).

Für alle Problemkredite ist eine Ursachenanalyse durchzuführen. Aus den Erkenntnissen der Analyse sind Schlussfolgerungen auf Mängel in der Organisation des Kreditgeschäfts zu ziehen.

Bezüglich der Sanierung ist auszuführen, dass bei frühzeitiger Feststel­ lung zusammen mit den Banken auch eine Sanierung außerhalb eines Insolvenzverfahrens z. B. mittels spezieller Förderkredite (Liquiditätshilfe­ darlehen, Bürgschaften usw.) möglich ist. Dies bedingt jedoch, dass Pro­ bleme frühzeitig erkannt und alle Beteiligten zum Ergebnis kommen, dass der angestrebte Turn-Arround des Unternehmens noch möglich ist.

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Sanierung

Abwicklung

Ursachenanalyse und ggf. Anpassung der Organisation

Bild 12: Darstellung des Sanierungs- und Abwicklungsprozesses Sofern es zu einem Insolvenzverfahren kommt, wird auch in diesem zunächst die Sanierungswürdigkeit und -fähigkeit des Unternehmens analysiert. Dabei können die von der Insolvenz betroffenen Unterneh­ men im Rahmen des sog. Insolvenzplanverfahrens auch eigene Pläne zur Beseitigung der Insolvenz vorlegen. Dabei ist jedoch zu berücksich­

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tigen, dass die Vorlage sog. „Nullpläne", d. h. alle Betroffenen verzich­ ten auf ihre Forderungen, im Normalfall von den betroffenen Gläubi­ gern negativ beschieden werden. Sofern man sich für die Durchführung der Sanierung entscheidet, muss das betroffene Unternehmen in der Folgezeit nachweisen, dass es die aufgestellten Planvorgaben auch erfüllt. Dies bedingt, dass die Firma durch Vorlage aktueller Unternehmensdaten (z. B. Auftragsbestände, BWA) in der Lage ist, die finanzierenden Banken über den aktuellen Unternehmensstand zu informieren. An dieser Stelle sei auch darauf verwiesen, dass Banken durchaus ein großes Interesse an einer erfolg­ reichen Unternehmenssanierung haben. Dies auch vor dem Hintergrund, dass bei einer evtl, erforderlich werdenden Abwicklung die Banken mit noch größeren Verlusten und möglichen Imageschäden rechnen müssen. Sofern ein Unternehmen nicht mehr sanierungswürdig bzw. -fähig ist, muss es bankseitig abgewickelt werden. In diesem Fall können sich die von der Abwicklung betroffenen Unternehmen aktiv am Abwicklungs­ prozess beteiligen. Dies auch insbesondere vor dem Hintergrund, dass ein Unternehmer einerseits zu einer besseren Preisfindung und somit zu einem entsprechenden Schuldenabbau beitragen kann, andererseits sein Engagement bei der Abwicklung und die Entscheidung über eine mög­ liche Restschuldbefreiung nach Ablauf einer vorgegebenen Wohlver­ haltensperiode positiv beeinflussen kann.

3.3.6 Risikovorsorge In den Organisationsrichtlinien der Bank sind Kriterien festzulegen, auf deren Grundlage Wertberichtigungen, Abschreibungen und Rückstel­ lungen für das Kreditgeschäft (einschließlich der Länderrisikovorsorge) gebildet werden (z. B. ein institutsinternes Forderungsbewertungs­ verfahren). Sofern eine Risikovorsorge erforderlich ist, ist diese zeitnah zu bilden und fortzuschreiben. Dies hat zur Folge, dass Kredit­ engagements seitens der Banken permanent zu überwachen sind (kei­ ne Saisonvorsorge). Hieraus resultiert für die betroffenen Unternehmen die Anforderung, den Banken permanent aktuelle Informationen zur Unternehmensentwicklung sowie zur Werthaltigkeit der Sicherheiten (evtl, unterlegt mit einem Wertgutachten) zur Verfügung zu stellen.

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Zusammenfassung: • Bei der Kreditentscheidung ist eine funktionelle Trennung der Be­ reich „Markt" und „Marktfolge" zu beachten. • Eine Kreditentscheidung erfordert i. d. R. zustimmende Voten der Bereiche „Markt" und „Marktfolge". • Im Rahmen der Kreditgewährung sind alle wichtige Faktoren, die sich auf den Risikogehalt auswirken bzw. auswirken können, zu beachten. • Im Rahmen der Kreditweiterbearbeitung wird analysiert, ob der Kreditnehmer seinen Verpflichtungen nachkommt. Weiterhin ist mindestens jährlich eine Beurteilung des Adressenausfallrisikos durchzuführen. • Die Organisationsrichtlinien der Bank sind permanent auf ihre Ak­ tualität zu überprüfen. • Bei sich abzeichnenden Problemen ist ein Engagement der Intensiv­ betreuung zuzuführen. • Falls sich abzeichnet, dass die Intensivbetreuung nicht erfolgreich ist, ist das Engagement an den Sanierungs- oder Abwicklungs­ bereich der Bank abzugeben. • In den Organisationsrichtlinien der Bank sind die Grundlagen für die Bildung von Risikovorsorgen festzulegen.

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Risikoklassifizierungsverfahren

Jedes Kreditinstitut hat aussagekräftige Risikoklassifizierungsverfahren für die erstmalige bzw. turnusgemäße oder anlassbezogene Beurtei­ lung von

• Adressenausfallrisiken, • Objekt-/Projektrisiken, • Branchenrisiken und • Länderrisiken einzurichten. Bezüglich der Bestimmung des Adressenausfallrisikos sind als maßgebliche Indikatoren neben quantitativen soweit als möglich auch qualitative Kriterien heranzuziehen. Bezüglich der Zuständigkeit für die Entwicklung, Qualität und Überwachung der Anwendung der Risiko­ klassifizierungsverfahren ist darauf zu achten, dass diese außerhalb des Marktbereiches angesiedelt sind. Die Klassifizierungsverfahren sind in die Prozesse der Kreditbearbeitung, die Kompetenzordnung, die Risiko­ vorsorge und die Intensität der Kundenbetreuung einzubeziehen.

Bezüglich der Erfüllung dieser Vorgaben stehen den Banken verschie­ dene Möglichkeiten offen. So können sie einerseits einfache Risiko­ klassifizierungsverfahren wie z. B. Punktbewertungsverfahren oder andererseits komplexe Verfahren wie z. B. Ratingsysteme zum Einsatz bringen.

Zusammenfassung: • Jede Bank hat aussagekräftige Risikoklassifizierungsverfahren ein­ zurichten. • Die Beurteilung der Risiken hat anhand nachvollziehbarer Indika­ toren zu erfolgen.

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Identifizierung, Steuerung und Überwa­ chung der Risiken im Kreditgeschäft

Banken müssen entsprechend der Art, dem Umfang, der Komplexität und dem Risikogehalt Verfahren einrichten, die

• eine frühzeitige Identifizierung von Risikopotentialen im Kredit­ geschäft, • die Steuerung der Risiken und • die Überwachung der Risiken gewährleisten.

5.1

Allgemeine Anforderungen an die Verfahren

Die eingesetzten Verfahren, die in angemessenem Umfang schriftlich zu dokumentieren sind, müssen gewährleisten, das auch auf Gruppen­ ebene alle wesentlichen Risiken im Kreditgeschäft

• frühzeitig erkannt, • vollständig erfasst, • in angemessener Weise dargestellt und • überwacht werden können. Des Weiteren ist auch eine laufende Überwachung der Risiken auf Portfolioebene zu gewährleisten, wobei insbesondere darauf zu achten ist, dass die Risikostreuung ausgewogen und mit der Kreditrisikostrategie vereinbar ist. Für die Unternehmen können sich Probleme ergeben, sofern bei den finanzierenden Kreditinstituten keine ausgewogene Risikostruktur auf Portfolioebene vorliegt. In derart gelagerten Fällen werden die finanzie­ renden Banken eher zurückhaltend sein, ohne dass die Gründe für die Firmen erkennbar sind. Unternehmen können hier ihre Situation ver­ bessern, indem sie selbst solche Systeme einsetzen.

5.2

Begrenzung der Risiken im Kreditgeschäft

Durch geeignete Maßnahmen hat die Geschäftsleitung einer Bank si­ cherzustellen, dass die Risiken im Kreditgeschäft begrenzt werden kön-

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nen. So darf ohne kreditnehmerbezogenes Limit - also ohne einen Kredit­ beschluss - kein Geschäft abgeschlossen werden. Alle Geschäfte mit einem Kunden sind unverzüglich auf das kreditnehmerbezogene Limit anzurechnen. Außerdem ist in Abhängigkeit vom Risikogehalt der Kredit­ geschäfte die Einhaltung der kreditnehmerbezogenen Limite in ange­ messenen Abständen zu überwachen.

Bezüglich der Überziehungen von Kundenseite sind entsprechende Ver­ fahren einzurichten und in der Kompetenzordnung des Kreditinstitutes zu verankern, die regeln, wie die Überziehungen zu behandeln sind. Überziehungen der Kunden und die in diesem Zusammenhang getrof­ fenen Maßnahmen sind zu dokumentieren. Für Unternehmen bedeutet dies, dass Kreditgewährungen nur im Rah­ men der vorgegebenen Limite möglich sind. Sofern ein Kreditantrag das vorgegebene Limit übersteigt, kann dem Antrag nur nach vorheri­ ger Limiterhöhung stattgegeben werden. Sofern ein Unternehmen die eingeräumte Kreditlinie überzieht, ist das Engagement einem entspre­ chenden Entscheidungsträger vorzulegen und die getroffenen Maßnah­ men sind von der Bank zu dokumentieren. Der gesamte Vorgang wird somit aktenkundig und kann dazu führen, dass das Engagement in die Intensivbetreuung oder den Sanierungsbereich abgegeben wird. Weiterhin ist auch davon auszugehen, dass sich ein- und mehrmalige Überziehungen negativ auf die Unternehmensbeurteilung im Rahmen des Ratingverfahrens (z. B. Beurteilung des Managements) auswirken können.

5.3

Berichtswesen

Die Geschäftsführung einer Bank ist mittels eines Risikoberichtes mindestens vierteljährlich durch eine vom Marktbereich unabhängige Stelle über die wesentlichen Merkmale des Kreditgeschäftes zu infor­ mieren. In Abhängigkeit von der Größe und den Geschäfts­ schwerpunkten des jeweiligen Kreditinstitutes muss der Kreditbericht Informationen zu folgenden Punkten enthalten:

• Entwicklung des KreditportfoliosAgeschäfts • vorgegebene Limite und deren Auslastung • bedeutende Überziehungen

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• • • • • • •

Großkredite / bedeutende Engagements Darstellung der Länderrisiken, sofern vorhanden Entwicklung der Risikovorsorge Abweichungen von der Kreditrisikostrategie Neugeschäft Laufzeitstruktur Einzelkreditentscheidungen der Geschäftsführer, die diese im Rah­ men ihrer Krediteinzelkompetenz geschlossen haben, soweit diese von den Voten abweichen oder wenn sie von einem Geschäftsleiter getroffen werden, der nicht für den Marktbereich zuständig ist.

Sofern im normalen Geschäftsverlauf Ereignisse von wesentlicher Be­ deutung eintreten, sind diese der Geschäftsleitung der Bank sowie den eingebundenen Kompetenzträgern unverzüglich mitzuteilen. Sofern ein Unternehmen zu dem Kreis der bedeutenden Unternehmen einer Bank gehört, wird die Geschäftsleitung dieser Bank in regelmäßi­ gen Abständen über die wesentlichen Veränderungen des Unterneh­ mens informiert. Dies bedingt zwangsläufig, dass das betroffene Unter­ nehmen die entsprechende Bank permanent mit aktuellen Informatio­ nen über den geschäftlichen Fortbestand versorgen muss, um eine ord­ nungsgemäße und im Sinne des Unternehmens verlaufende Berichter­ stattung zu gewährleisten.

5.4 Rechtsrisiken Den Rechtsrisiken haben Banken dergestalt Rechnung zu tragen, dass vertragliche Vereinbarungen im Kreditgeschäft auf der Basis rechtlich geprüfter und korrekt dokumentierter Unterlagen abzuschließen sind. Dabei sind bei den einzelnen Kreditverträgen rechtlich geprüfte Standard­ texte zu verwenden, die unter Berücksichtigung allgemeiner Geschäfts­ gepflogenheiten, aufsichtsrechtlicher Vorgaben, Gesetzesänderungen sowie der höchstrichterlichen Rechtsprechung permanent zu aktuali­ sieren sind. Sofern von den Standardtexten im Rahmen von Individual­ vereinbarungen abgewichen wird, ist eine Prüfung des Vertragstextes durch eine unabhängige sachverständige Stelle erforderlich.

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Diese Vorschrift wird dazu führen, dass speziell im Kreditbereich in zu­ nehmendem Umfang Standardtexte zum Einsatz kommen werden. Für die Unternehmen hat dies den Vorteil, dass sich die Vertragsformulare der Banken aufgrund der allgemeingültigen Rechtslage immer mehr einander angleichen und somit vergleichbar werden. Bei einer evtl, er­ forderlichen Abweichung von einem Standardtext muss die Bank vor Vertragsabschluss durch unabhängige Experten (normalerweise die Rechtsabteilung) prüfen lassen, ob die Individualvereinbarungen Recht und Gesetz entsprechen. Auch diese Vorschrift dient eigentlich dem Schutz der Unternehmen, da bei einem Rechtsstreit oder im Rahmen des Insolvenzverfahrens korrekt abgeschlossene Verträge Grundlage für eine schnelle und kostengünstige Verfahrensdurchführung sind. Ange­ sichts erforderlich gewordener aufsichtsrechtlicher Vorgaben im Bereich der Vertragsgestaltung von Banken empfiehlt es sich auch für die Un­ ternehmen, sich mit der Frage auseinander zu setzen, ob durch die Verwendung geprüfter Standardtexte bei der Vertragsgestaltung evtl, vorhandene Rechtsrisiken im Unternehmensbereich nicht ebenfalls reduzierbar sind.

Zusammenfassung: • Banken müssen Verfahren zu Identifizierung, Steuerung und Über­ wachung von Risiken im Kreditgeschäft einführen. • Die eingesetzten Verfahren müssen vorgegebene Anforderungen erfüllen. • Es sind geeignete Maßnahmen zur Begrenzung von Risiken einzu­ führen. • Die Geschäftsleitung ist in regelmäßigen Abständen über die Risiko­ situation der Bank zu unterrichten. • Zur Begrenzung von Rechtsrisiken sind soweit möglich Standard­ texte zu verwenden. • Individualvereinbarungen bedürfen einer Prüfung durch eine un­ abhängige Stelle.

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Auslagerung

Sofern ein Kreditinstitut Tätigkeiten oder Funktionen, die das Kredit­ geschäft betreffen, auslagert, muss es sicherstellen, dass die Vorschrif­ ten bezüglich der MaK eingehalten werden. Vor diesem Hintergrund müssen kreditnachfragende Unternehmen damit rechnen, dass im Finanzierungsbereich arbeitende Unternehmen, die für eine Bank tätig sind, im Rahmen der Entscheidungsfindung und Vertragsabwicklung die gleichen Vorgaben wie eine Bank zu beachten haben. Dies hat zur Folge, dass diesen Unternehmen genauso aussagekräftige Unterlagen vorzulegen sind, wie sie normalerweise bei den Banken einzureichen sind. Weiterhin ist auch zu beachten, dass für diese Unternehmen insbesondere auch die Vorschriften bezüglich der Risikobeurteilung so­ wie der Intensivbetreuung und der Problemkreditbehandlung gelten.

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Prüfungen

Bezüglich der Einhaltung der Vorschriften der Bankenaufsicht sehen die MaK auch entsprechende Prüfungen der internen und externen Revisi­ onen vor, in dessen Rahmen auch die vorgelegten Unterlagen der Un­ ternehmen kritisch zu analysieren sind.

Zusammenfassung: • Falls Bankfunktionen auf ein anderes Unternehmen ausgelagert werden, sind die MaK analog anzuwenden. • Die Einhaltung der MaK ist durch die interne und externe Revision der Bank zu prüfen.

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IV Strategische Vorgehensweise von Unternehmen bei anstehenden Kredit-, Bilanz- und Ratinggesprächen 1

Künftige Anforderungen an Kredit-, Bilanz- und Ratinggespräche

Den seitens der Kreditinstitute zu beachtenden MaK sowie dem Einsatz unterschiedlich ausgeprägter Analyse- und Ratingverfahren müssen auch die betroffenen Unternehmen im Rahmen der Vorbereitung auf anste­ hende Kredit- bzw. Kreditbeurteilungsgespräche Rechnung tragen. Dies hat zur Folge, dass es sich ein Unternehmen heute praktisch nicht mehr erlauben kann, unvorbereitet in derartige Gespräche zu gehen, weil es sich sonst der Gefahr einer „schlechten Benotung" mit der Folge einer verteuerten Kreditvergabe aussetzt. Um dieser Gefahr entgegenzuwir­ ken, ist unternehmensseitig ein entsprechendes Kreditmarketing mit dem Ziel einer optimalen Unternehmensdarstellung durchzuführen.

Sofern den Banken vorab Unterlagen zur Verfügung gestellt werden, sind diese kritisch auf ihre Aussagekraft zu überprüfen. Ergeben sich dabei negative Aspekte oder sonstige Ungereimtheiten, sollten diese in einem Begleitschreiben oder Informationsgespräch seitens des Unter­ nehmens angesprochen und mögliche Lösungswege aufgezeigt wer­ den. Weiterhin empfiehlt es sich, alle Bereiche des Unternehmen mit­ tels Checklisten mit möglichen Fragen, die im Rahmen eines Kredit­ gespräches gestellt werden können, kritisch zu durchleuchten. Bei der Beantwortung der jeweiligen Fragen wird dem Unternehmen empfoh­ len, sich zunächst mit den möglichen Hintergründen der Fragestellung auseinander zu setzen, bevor man sich in einem weiteren Schritt der Aussagekraft der jeweiligen Antworten zuwendet. Im Rahmen des eigentlichen Kredit- bzw. Kreditbeurteilungsgespräches sollte das Unternehmen anstreben, von dem Kreditinstitut Informatio­ nen über seine Beurteilung zu erhalten. Optimal wäre dabei, wenn das Unternehmen seine eigene Ratingkennziffer in Erfahrung bringen könn­ te, weil sich aus dieser wichtige Erkenntnisse über die Stellung des Un-

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ternehmens am Markt unter Berücksichtigung der Konkurrenzsituation aus Sicht der finanzierenden Bank ableiten lassen. Abschießend empfiehlt es sich, das geführte Gespräch entsprechend nachzubereiten. Hierdurch soll einerseits gewährleistetwerden, dass in der Besprechung evtl, begangene Fehler künftig vermieden werden und andererseits lässt sich aus dem abgelaufenen Gespräch oftmals eine Strategie für künftige Gespräche entwickeln.

2

Tipps zur Vorbereitung von Kredit-, Bilanz- und Ratinggesprächen mit Banken

Nachfolgende Tipps dienen der Vorbereitung, Durchführung und Nach­ bereitung von Kredit- und Ratinggesprächen mit Kreditinstituten.

1. Kredit- und Ratinggespräche bedürfen einer sorgfältigen Vorberei­ tung und sollten nicht dem Zufall überlassen werden. Im Rahmen einer aktiven Kreditmarketingstrategie sind Ziele festzulegen, deren Umsetzung zu überwachen ist.

2. Kredit- und Ratinggespräche sollten grundsätzlich nicht unter Zeit­ druck geführt werden. Vereinbaren Sie daher frühzeitig einen Gesprächstermin mit dem für Sie zuständigen Firmenkundenbetreuer.

3. Teilen Sie der Bank im Rahmen der Terminvereinbarung mit, was sie mit ihr besprechen möchten und fragen Sie nach, welche Unterla­ gen für das Gespräch erforderlich sind. 4. Bereiten Sie die erforderlichen Unterlagen sorgfältig vor. Denken Sie daran, dass Ihre Unterlagen bei der Bank auch von Personen analy­ siert werden, die bei dem Gespräch nicht dabei sind und die Sie nicht persönlich kennen. Die Unterlagen müssen daher so aussage­ kräftig aufbereitet sein, dass sie auch fachkundige Dritte problem­ los analysieren können.

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5. Sofern der Bank bereits diverse Unterlagen vorliegen (z. B. Handels­ registerauszug, Gesellschaftsvertrag, Unterschriftenliste) ist abzuklä­ ren, ob diese Unterlagen noch aktuell sind. Sofern dies nicht der Fall ist, sollten der Bank unaufgefordert aktuelle Unterlagen vorgelegt werden. 6. Überprüfen Sie Ihre Unterlagen auf mögliche Krisenindikatoren oder sonstige Ungereimtheiten. Sofern derartige Faktoren in Ihren Unter­ lagen vorhanden sind, sollten sie umfassend erläutert werden. Weiterhin empfiehlt es sich aufzuzeigen, welche Schritte das Unter­ nehmen bereits eingeleitet hat, um evtl, vorhandene Missstände zu beseitigen.

7. Reichen Sie die erforderlichen Unterlagen frühzeitig und vor allem vollständig der Bank zur Gesprächsvorbereitung ein. 8. Fragen Sie vor dem Gesprächstermin gegebenenfalls bei der Bank nach, ob die Unterlagen ausreichend waren. Weiterhin sollten Sie abklären, ob sich aus der Analyse Ihrer Unterlagen Fragen ergeben haben, zu deren Klärung weitere Informationen benötigt werden. 9. Falls Sie die erforderlichen Unterlagen im Vorfeld nicht der Bank zur Verfügung stellen, bringen Sie sie vollständig zum Gesprächstermin mit (hier kann eine kleine Checkliste der vorzulegenden Unterlagen durchaus sinnvoll sein).

10. Sofern an dem Kredit- oder Ratinggespräch weitere Personen (Steu­ erberater, Wirtschaftsprüfer, Gesellschafter, Mitarbeiter des Unter­ nehmens) teilnehmen, sind diese in die Planung und Vorbereitung des Gespräches mit einzubeziehen. Dabei ist insbesondere zu klä­ ren, wer für die Beantwortung welcher Fragen bzw. Themen­ komplexe verantwortlich ist und wer letztendlich bei dem Gespräch die Antworten vorträgt (wichtig wegen Beurteilung der Qualität des Managements).

11. Überlegen Sie sich im Vorfeld, mit welchen Fragen Sie seitens der Bank rechnen müssen (siehe hierzu auch Checkliste zur Vorberei­ tung von Ratinggesprächen S. 103) und bereiten sie hierfür im Rah­ men Ihrer Gesprächsvorbereitung die entsprechenden Antworten

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vor. Hierbei kann es durchaus sinnvoll sein, sich in die Lage eines Kreditsachbearbeiters, Ratinganalysten oder eines sonstigen Exter­ nen zu versetzen, der Aussagen zu Ihrem Unternehmen machen und darauf aufbauend Entscheidungen treffen soll.

12. Seien Sie an dem Gesprächstermin pünktlich. Planen Sie genügend Zeit für die Anreise ein. Sollte es wider Erwarten doch zu Verzöge­ rungen kommen, informieren Sie rechtzeitig Ihre Gesprächspartner. 13. Sofern seitens der Bank kein Zeitlimit für das Gespräch vorgegeben wurde, sollten Sie sich entsprechend viel Zeit reservieren. Je nach Umfang der zu besprechenden Maßnahme kann es dabei durchaus sinnvoll sein, sich einen ganzen Tag für das Kredit- und Rating­ gespräch zu reservieren. 14. Fragen seitens der Bank sollten umfangreich und sachlich beant­ wortet werden. 15. Sofern eine Frage nicht oder nicht umfassend beantwortet werden kann, sollte dies offen zugegeben und die Antwort kurzfristig nach­ gereicht werden. 16. Bei der Darstellung Ihrer Wünsche und der Beantwortung von Fra­ gen sollten Sie einen kompetenten Eindruck vermitteln. Dabei ist auch insbesondere darauf zu achten, dass Fragen bezüglich Planungsund betriebeswirtschaftlichen Unterlagen (z. B. Bilanz, BWA) nicht ausschließlich vom Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer beantwor­ tet werden. Denken Sie immer daran, dass das Bankgespräch eine zentrale Grundlage für die Beurteilung der Qualität des Manage­ ments bildet.

17. Vermitteln Sie der Bank einen Eindruck von der Solidität und der Leistungsfähigkeit Ihres Unternehmens. Achten Sie dabei aber stets darauf, dass sie kein zu positives Bild von Ihrem Unternehmen oder dem geplanten Vorhaben zeigen (weniger kann auch hier oftmals mehr sein). 18. Sehen Sie in kritischen Fragen der Bankmitarbeiter keinen persönli­ chen Angriff auf Sie. Begreifen Sie diese Fragen vielmehr als Chance

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und Möglichkeit, sich als kompetenten und verlässlichen Geschäfts­ partner darzustellen. Besonders bei der Beantwortung solcher Fra­ gen lassen sich oftmals die wesentlichen Punkte erzielen, die für eine positive Einschätzung des Managements benötigt werden.

19. Skizzieren Sie gestellte Fragen und gegebene Antworten mit oder beauftragen Sie einen bei dem Gespräch anwesenden Mitarbeiter Ihres Unternehmens dies zu tun. Die Skizzen leisten einen wesentli­ chen Beitrag zur Gesprächsnachbereitung und Vorbereitung weite­ rer Gespräche. 20. Haben sich bei eingereichten Unterlagen oder Aussagen aus der Vergangenheit (z. B. bei Rentabilitätsvorschauen oder Aussagen be­ züglich der Jahresabschlussentwicklung) gravierende Änderungen ergeben, sprechen Sie diese an, erläutern Sie nachvollziehbar, wie es dazu kam und welche diesbezüglichen Schritte Sie zwischenzeitlich eingeleitet haben.

21. Sofern Sie über Konditionen verhandeln, was im übrigen absolut legitim ist, sollten Sie bedenken, dass das billigste Angebot nicht unbedingt immer das beste Angebot sein muss. Sofern Ihnen eine Bank einen Kredit zu höheren Konditionen anbietet, sollten Sie eine Entscheidung grundsätzlich unter Berücksichtigung des Kosten-Nut­ zen-Verhältnisses der gesamten Bankverbindung treffen. Dabei soll­ ten Sie auch bedenken, dass eine entsprechende Übertragung von Sicherheiten von einer auf eine andere Bank mit entsprechenden Kosten verbunden sein kann, die günstigere Kreditkonditionen schnell in einen Nachteil verkehren können. 22. Wesentliche Gesprächsergebnisse sollten von beiden Seiten über­ einstimmend schriftlich festgehalten werden.

23. Zum Abschluss des Gespräches ist die weitere Vorgehensweise zwi­ schen den Gesprächspartnern abzustimmen. Sofern hierbei Termin­ absprachen getroffen werden, ist darauf zu achten, dass diese ein­ gehalten werden können und auch tatsächlich eingehalten werden.

24. Die Beurteilung Ihres Unternehmens kann durch eine Betriebs­ besichtigung positiv beeinflusst werden. Laden Sie daher Ihre Bank

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vor einer anstehenden Kreditentscheidung und/oder Rating­ beurteilung sowie in regelmäßigen Abständen zu einem Besichtigungstermin vor Ort ein. Bereiten Sie die Betriebsbesichtigung entsprechend vor, damit diese reibungslos verläuft. Hierzu gehört auch, dass Sie die Route der Betriebsbesichtigung festlegen, diese im Vorfeld abgehen und Ihr Unternehmen mit den kritischen Augen eines externen Betrachters analysieren. Sofern die Analyse zu ent­ sprechend negativen Erkenntnissen führt (z. B. Bodenverun­ reinigungen, Nichteinhaltung von Sicherheitsvorschriften), sorgen Sie dafür, dass dieses Problem bis zum wirklichen Besichtigungs­ termin beseitigt ist.

25. Nach Ablauf des Gespräches sollte der Gesprächsverlauf und die daraus resultierenden Ergebnisse unbedingt nachgearbeitet werden. Dabei sollte auch ein wesentlicher Augenmerk auf gemachte Fehler bei der Gesprächsführung und der Datenaufbereitung geworfen werden. Da davon auszugehen ist, dass die gestellten Fragen auch bei weiteren Gesprächen mit Banken gestellt werden können, dient die Nachbearbeitung gleichzeitig auch als Vorbereitung für weitere Gespräche. 26. Sofern der Bank weitere Unterlagen zugesagt wurden, sind diese umgehend zusammenzustellen und der Bank spätestens zum ver­ einbarten Termin vorzulegen. 27. Kommen Sie bei der Nachbearbeitung zu dem Ergebnis, dass Ihr Bankgespräch nicht optimal gelaufen oder der Bank bei der Beurtei­ lung Ihres Unternehmens oder der eingereichten Unterlagen ein Feh­ ler unterlaufen ist, sollten Sie auf den für Sie zuständigen Bank­ mitarbeiter zugehen und um entsprechende Klärung der Angele­ genheit bitten. Von einer übereilten Beschwerde beim Vorgesetzten des Bankmitarbeiters wird an dieser Stelle dringend abgeraten.

28. Sofern eine Bank Ihrem Ansinnen nicht nachkommt, fragen Sie sach­ lich nach den Gründen. Sehen Sie die Antwort der Bank als Chance, es beim nächsten Mal besser zu machen. Bei der Ablehnung eines Kredites sollten Sie sich auch kritisch mit der Frage auseinander setzen, ob Sie die Bank möglicherweise auch nicht vor einem erheb­ lichen Verlust bewahrt hat.

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29. Falls ein Kredit seitens einer Bank, bei der Sie auch ein Kontokorrent­ kreditkonto mit noch freien Kreditlinien unterhalten, abgelehnt wird, darf die geplante Investition auf keinen Fall durch eine nicht geneh­ migte Inanspruchnahme der besagten freien KK-Kreditlinie durch­ geführt werden. In der Vergangenheit hat die besagte Vorgehens­ weise i. d. R. immer zu einer schweren Vertrauenskrise zwischen Bank und dem Kunden geführt. 30. Stellen Sie nach dem Kredit- oder Ratinggespräch fest, dass von Ihnen gemachte Vorhersagen nicht eintreffen bzw. dass sich die von Ihnen gemachten Prognosen nicht realisieren lassen, sollten Sie un­ verzüglich Kontakt zu Ihrer Bank aufnehmen und diesen Sachver­ halt mitteilen. Im Vorfeld der Mitteilung empfiehlt es sich, eine Ana­ lyse der Gründe für die Abweichung und deren Auswirkungen durch­ zuführen. Die Ergebnisse dieser Analyse sowie die seitens des Un­ ternehmens daraufhin eingeleiteten Maßnahmen sollten der Bank ebenfalls mitgeteilt werden.

31. Erarbeiten Sie sich aus den Erfahrungen des Bankgespräches eine Strategie, wie Sie es beim nächsten Bankgespräch besser machen können. Setzen Sie die Strategie in die Praxis um und kontrollieren Sie Ihre Erfolge. Passen Sie bei Bedarf Ihre Strategie den sich än­ dernden oder geänderten Gegebenheiten an.

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Für die Kreditbearbeitung benötigte Unterlagen

V

Die folgende Aufstellung gibt einen Überblick über Unterlagen, die eine Bank im Rahmen der Kreditentscheidung sowie der Kunden- und Rating­ beurteilung benötigt. Die Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Voll­ ständigkeit. Im Einzelfall hängt es von dem jeweiligen Kreditinstitut und deren internen Vorgaben sowie dem zu finanzierenden Vorhaben ab, welche Unterlagen zu welchem Zeitpunkten tatsächlich benötigt wer­ den. Unternehmen sollten darauf achten, dass sich die der Bank vorlie­ genden Unterlagen immer auf dem aktuellsten Stand befinden. Soweit sich im Geschäftsverlauf Änderungen ergeben, sollte die finanzierende Bank hierüber frühzeitig informiert werden.

• Angaben zu den Personen der Geschäftsleitung - Lebenslauf - Güterstand - Private Vermögensverhältnisse - Aktueller Einkommenssteuerbescheid (ggf. Einkommensteuer­ erklärung) • Aktueller Gesellschaftsvertrag sowie Informationen über aktuell anstehende Veränderungen

• Aktueller Handelsregisterauszug •

Umsatz- und Rentabilitätsvorschau - Besonders wichtig bei Existenzgründungen - Bankvordrucke (falls vorhanden) verwenden



Business-Plan - Besonders wichtig bei Existenzgründern - Informationen über die Prämissen, die der Planung zu Grunde lagen - Bankvordrucke oder Vordrucke aus dem Internet verwenden

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Investitions- und Finanzierungsplanung - Informationen über die Prämissen, die der Planung zu Grunde lagen - Begründung der Entscheidungsfindung



Kurz- und langfristige Liquiditätsplanung - ggs. mit Übersicht der vorliegenden Aufträge unterlegen

• Die vollständigen Jahresabschlüsse der vergangenen drei Jahre. Bit­ te achten Sie darauf, das Sie die Jahresabschlüsse unterzeichnet der Bank vorlegen. •

Ergänzende Angaben zum Jahresabschluss, sofern diese nicht im Anhang enthalten sind - Aufstellung der Anlagen und Verbindlichkeiten - Verwendete Abschreibungsmethode - Höhe der Geschäftsführergehälter (rechtsformabhängig) - Mietzahlungen an Angehörige bzw. verbundene Unternehmen - Begründung zu wesentlichen Abweichungen im Vergleich zu Vorjahr - Angaben über bereits eingeleitete Korrekturmaßnahmen (sofern erforderlich) bei wesentlichen Abweichungen



Einnahmenüberschussrechnung - Falls keine Bilanzpflicht besteht - Ergänzende Angaben wie bei Jahresabschluss

• Aktuelle betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) einschließlich der Summen- und Saldenliste - BWA sollte unterschrieben sein - Ergänzende Angaben wie bei Jahresabschluss - Bedeutung der BWA als zeitnaher Nachweis des Unternehmens­ erfolges nimmt vor dem Hintergrund von Basel II und den MaK stetig zu! • Aktuelle Sicherheitenaufstellung - Aktueller Grundbuchauszug (bei Grundschulden) - Aufstellung des Warenbestandes einschließlich der dazugehö­ renden Lieferantenverbindlichkeiten (bei Sicherungsüber­ eignungen)

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- Aktuelle Aufstellung des Forderungsbestandes * Gegliedert nach Fälligkeiten * Gegliedert nach Auslands-Zlnlandsforderungen

• Weitere unternehmens- und/oder kreditspezifische Unterlagen sofern erforderlich

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VI Checkliste zur Vorbereitung von Ratinggesprächen und -beurteilungen Die nachfolgend aufgeführte Checkliste gibt einen Überblick über mög­ liche Fragen, die im Zusammenhang mit der Vorbereitung von Ratinggsprächen und -beurteilungen von Bedeutung sein können. Die Liste gibt erste Anhaltspunkte für die Gesprächsvorbereitung und sollte seitens des Unternehmens aufgrund eigener Erfahrungen ergänzt wer­ den.

1

• • • • • • •

• •

Beurteilung durch Externe Ratingunter­ nehmen Handelt es sich bei der Ratingagentur um ein seriöses Unterneh­ men? Kann die Ratingagentur entsprechende Referenzen vorweisen? Wird das Ergebnis der Ratingagentur auch von Banken anerkannt? Welche Vorteile sind mit einer externen Ratinganalyse für das Unter­ nehmen verbunden? Wie hoch sind die Kosten der Ratinganalyse und wurden entspre­ chende Kostenvergleiche angestellt? Werden die mit der Ratinganalyse verbundenen Kosten durch mög­ liche Vorteile aufgewogen? Wurden bei der Entscheidung für das externe Rating auch die anfal­ lenden Folgekosten für künftige Ratinganalysen berücksichtigt? Hat sich das Unternehmen bereits im Vorfeld mit den Anforderung im Zusammenhang mit einer Ratinganalyse auseinandergesetzt? Welche möglichen Probleme könnten aus einer schlechten RatingBeurteilung entstehen?

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Beurteilung durch bankinterne Rating­ verfahren



Ist dem Unternehmen bekannt, für welches Verfahren der Eigenkapitalunterlegung sich die finanzierende Bank entschieden hat?

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• • • • •

• •

• • • •

• • • • • •



Hat das Unternehmen Kenntnis, welche Unternehmensfaktoren (hardfacts und soft-facts) in die Rating-Beurteilung der Bank eingehen? Erfolgte eine Analyse der Bilanz-, G+V- und BWA-Unterlagen im Hin­ blick auf mögliche Krisenindikatoren? Ist bekannt, welche Kennzahlen und Kennzahlendefinitionen die fi­ nanzierenden Banken verwenden? Wie hat sich das Unternehmen im Vergleich zu den Vorjahren entwi­ ckelt? Wie hat sich das Unternehmen im Vergleich zu anderen Unterneh­ men der Branche (korrekte Branchenzugehörigkeit beachten!) ent­ wickelt? Ergeben sich aus der Kontokorrentkreditinanspruchnahme negative Aspekte (z. B. permanente Inanspruchnahme)? Liegen der Bank aktuelle Handelsregisterauszüge, der Gesellschafts­ vertrag und ein aktuelles Organigramm des Unternehmens vor? Bestehen sinnvolle Nachfolge- und Vertretungsregelungen? Über welche Qualifikationen verfügen die Mitglieder des Manage­ ments? Verfügt das Unternehmen über ein leistungsfähiges Controlling? Verfügt das Unternehmen über ein schlagkräftiges Krisenmanage­ ment? Wie sieht die Unternehmensplanung aus? Werden bei Planabweichungen entsprechende Abweichungsanalysen durchgeführt? Welche Produkte fertigt das Unternehmen und wie sind deren Produktlebenszyklen zu bewerten? Welche möglichen Umweltrisiken sind seitens des Unternehmens zu beachten und welche Risiken ergeben sich aus diesen? Welche Branchentrends sind zu beachten und wie ist das Unterneh­ men bezüglich dieser Trends positioniert? Welche Sicherheiten hat das Unternehmen zur Absicherung von Kre­ diten zur Verfügung gestellt bzw. welche Sicherheiten kann das Un­ ternehmen zur Verfügung stellen? Welche wertbeeinflussende Faktoren sind bei der Sicherheiten­ beurteilung zu beachten?

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Länderrating (wichtig bei Auslandsbeziehungen)

• • •

• • •



4 • • •

• •

Unterhält das Unternehmen ausländische Kunden- und/oder Lieferantenbeziehungen? Bestehen bezüglich des jeweiligen Landes Transferrisiken? Hat das Unternehmen Zugriff auf entsprechende Länderbeurteilungen von gewerbemäßigen Anbietern oder der Hausbank? Ergeben sich aus vorliegenden Länderbeurteilungen negative Aspekte? Hat sich das Unternehmen gegen mögliche Transferrisiken bereits abgesichert oder beabsichtigt es, dies zu tun? Wie sind evtl, vorhandene „offene Transferrisiken" zu beurteilen und welche Risiken können aus den Risiken im sog. „Worst-Case-Fall" entstehen? Wie werden Banken und externe Ratingagenturen derartige Risiken bezogen auf das Unternehmen bewerten?

Branchenrating Hat das Unternehmen Zugriff auf externe Branchenbeurteilungen bzw. Branchenratings? Welcher Branche ist das Unternehmen korrekt zuzuordnen? Liegen dem Unternehmen Erkenntnisse vor, welcher Branche es sei­ tens der finanzierenden Bank zugeordnet wurde und ist diese Zu­ ordnung korrekt? Gehört das Unternehmen einer sog. „Problembranche" an? Weicht das Unternehmen positiv oder negativ vom Branchendurch­ schnitt und/oder Branchentrend ab und worauf ist dies zurückzu­ führen?

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Kastner, Arno Kredit- und Bilanzgespräche fachlich vorbereiten und erfolgreich führen 5. Auflage, RKW, Eschborn, 2003



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Reuter, Arnold: PC-Programme machen Risiken „kalkulierbar", Betriebswirtschaftliche Blätter, 8/94



Reuter, Arnold: Profundes Kredit-Rating für Firmenkunden, Betriebswirtschaftliche Blätter, 7/94



Reuter, Arnold: Unternehmnes-, Konto- und Bilanzanalyse, Betriebswirtschaftlicher Blätter, 8/94



Riebell, Claus: Die Praxis der Bilanzbewertung Deutscher Sparkassenverlag GmbH, Stuttgart, 1994

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Riebell, Claus: Kreditaufnahme und Bilanzanalyse, Deutscher Sparkassenverlag GmbH, Stuttgart, 1994



Riehl, Frank Vorbereitung auf das Bankgespräch Bundesverband öffentlicher Banken Deutschlands, Bonn, 2001



Rützler / Harzern: Wegweiser zur Nachfolgeregelung im Unternehmen, RKW, Eschborn, 1995

• Sanio, Joachim Die MaK sind der „Aufgalopp" zu Basel II in: RATINGaktuell 01/2003 • Schachten, Wyludda, Schwope, Becker, Kastner Aspekte der Kreditrisikosteuerung, in: Fachbeiträge zur Revision des Kreditgeschäftes, HR Schriftenreihe Bd. 34, Erich Schmidt Verlage, Berlin 2002 • Weber, Joachim Der neue Baseler Akkord in: RATIO Nr. 3, 2002 Hrsg.: RKW Baden-Württemberg

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Dipl.-Kfm. Arno Kastner ist seit 1986 bei einer namhaften deutschen Bank beschäftigt. Nach seiner Tätigkeit als Kreditsachbearbeiter im Firmenkundenbereich mit Aufgabenschwerpunkt Firmensanierung wechselte er in den Revisions­ bereich, wo er heute in leitender Funktion tätig ist. Nebenberuflich be­ fasst sich Herr Kastner mit der Finanzierung und Steuerung mittelstän­ discher Unternehmen und den damit verbundenen Prüfungshandlungen aus Bankensicht (Stichwort: Analyse von Krisenindikatoren und Aufbau von Frühwarnsystemen). Er ist sowohl auf Firmen- wie auch auf Banken­ seite als Seminartrainer, Berater und Buchautor tätig und verantwortli­ cher Redakteur der Zeitschrift „Controller-News".

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